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H E G E L · G E S A M M E LT E W E R K E 2 7, 3
GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL
G ESAMM E LT E W E RK E
IN VERBINDUNG MIT DEM
FORSCHUNGSZENTRUM FÜR KLASSISCHE DEUTSCHE PHILOSOPHIE / HEGEL-ARCHIV
H E R AU S G E G E B E N VO N
WA LT E R J A E S C H K E
BA ND 27 I N F ÜNF TE ILB Ä ND EN
F E L I X M E I N E R V E R L AG H A M BU R G
GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL
VO R L ES UN GE N ÜBE R D IE PHIL OSO PH IE D E R WELTG E S CH IC HT E
U N T E R M I TA R B E I T V O N
CHRISTOPH JOHANNES BAUER UND CHRISTIANE HACKEL
H E R AU S G E G E B E N VO N
WA LT E R J A E S C H K E
BA ND 27, 3 N ACHS CHRI F T EN ZU M KO LL EG D E S W I NT E RS EMESTER S 1826/27
F E L I X M E I N E R V E R L AG H A M BU R G
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über 〈http://portal.dnb.de〉 abrufbar. ISBN 978-3-7873-2961-8
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INHALTSVERZEICHNIS
WINTERSEMESTER 1826/27 NACHSCHRIFT JOSEPH HUBE mit Ergänzungen und Varianten aus den Nachschriften Johann Eduard Erdmann und Stefan Garczynski UND NACHSCHRIFT FERDINAND WALTER mit Varianten aus den Nachschriften Johann Eduard Erdmann und Stefan Garczynski UND NACHSCHRIFT STEFAN GARCZYNSKI mit Varianten aus der Nachschrift Johann Eduard Erdmann . . . . . . . . . . . . 789 Philosophie der Geschichte nach den Vorlesungen des Herrn Professor Hegel. WinterSemester 1826/27 Berlin I. Theil. Joseph Hube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 791 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 Eintheilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 818 Geographie der Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 I.) Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A.) Erste Periode der Weltgeschichte. Das Kindesalter oder: II.) Orientalische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846 1.) China. und Mongolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 2.) Indien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 893 3.) Persien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 919 Zweite Periode der Weltgeschichte: (III. Europa.) A.) Griechenland oder das Jünglingsalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 979 3. Periode der Weltgeschichte. Das Mannesalter oder die römische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1038 Vierte Periode. – Das Germanische Princip und Reich . . . . . . . . . 1086 ANHANG Zeichen, Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1149
WINTERSEMESTER 1826/27 NACHSCHRIFT
JOSEPH HUBE MIT ERGÄ NZU NGEN U N D VA RIA NTEN AUS DEN NACHSCHRIFTEN
JOHANN EDUARD ERDMANN UND STEFAN GARCZYNSKI UND NACHSCHRIFT
FERDINAND WALTER MIT VA RIA NTEN AUS DEN NACHSCHRIFTEN
JOHANN EDUARD ERDMANN UND STEFAN GARCZYNSKI UND NACHSCHRIFT
STEFAN GARCZYNSKI MIT VA RIA NTEN AUS DER NACHSCHRIFT
JOHANN EDUARD ERDMANN
Philosophie der Geschichte nach den Vorlesungen des Herrn Professor Hegel. WinterSemester 1826/27 Berlin 5
I Theil. Joseph Hube |
1–6 Philosophie der … Hube] Ga: Philosophie der Geschichte. / vorgetragen im WinterSemester 1826/27 von dem / Ordentlichen Professor der Universität zu Berlin / Dr. G. W. Hegel. / gehört / von Stefan Garczy ski Hegel / Vorlesungen über: / Philosophie der Weltgeschichte. / nachge10 schrieben von / Ed. Erdmann. / Berlin. Wintersem. 1826–27. / | Philosophie der Weltgeschichte / nach Hegels Vorlesungen. / Berlin Wintersem 1826–27. / J. Eduard Erdmann.
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Die Grösse des Umfangs der Weltgeschichte nöthigt uns kurz zu seyn. Das Mittel der Abkürzung ist in der Nähe, es ist der Gedanke. Das Viele und die Besondernheit muss in Allgemeinheit gefasst werden. Was die Geschichte zur Weltgeschichte gemacht, und kurz dargestellt seyn soll, so kann dies nicht auf so eine Weise geschehen, dass man eine gewisse Anzahl von Facten überspringe, sondern Reihen von Begebenheiten, mussen in Allgemeine Vorstellung gefasst werden. Wenn man zb ausgesprochen hat, jener Sieg habe über die Herschaft der Weltgeschichte entschieden, so hat man das ganze gesagt nichts weggelassen. Wenn man sagt diese oder jene Armee habe gesiegt so fasst die allgemeine Weise in sich was die Einzelnheiten enthalten. Wir wollen also die Geschichte denkend betrachten. Die Form des Gedankens welche aufgefasst wird, ist die Form der allgemeinen Vorstellungen und Begriffe. In der gewohnlichen Geschichte ist schon zwar das Denken vorhanden. aber noch nicht in der Form der Allgemeinheit, in der Form der Begriffe. Es muss ferner bemerkt werden, dass man 1 Einleitung.] Ga: P h i l o s o p h i e d e r G e s c h i c h t e von Hegel im WinterSemester 1826/27. / E i n l e i t u n g Er: Philosophie der Weltgeschichte / Einleitung. 2–4 Die Grösse … werden.] Er: Wenn schon bei der gewöhnlichen Geschichte eine gewisse Auswahl und Anordnung der Begebenheiten und Thaten Statt findet, wenn es auch i h r Zweck nicht ist, a l t e s Geschehen darzustellen, so ist dies noch mehr bei einer philosophischen Betrachtung der Geschichte, der Fall. Bei der großen Menge von Stoff tritt das Bedürfniß der Abkürzung ein und wir besitzen dazu ein Mittel an dem G e d a n k e n , der das viele Mannigfaltige und Besondre in ein Allgemeines faßt und auch in der Geschichte seine Anwendung gefunden hat. 4 gefasst werden.] Ga: zu fassen. Dieser Epitomator, der Gedanke muß bei der Geschichte überhaupt und vorzüglich bei der WeltGeschichte wirken. 5–6 so kann … geschehen] Er: Die Abkürzung muß aber nicht so gemacht werden 6 gewisse Anzahl von Facten] Er: Menge Begebenheiten 7 Reihen von Begebenheiten] Er: Begebenheiten, die in der Wirklichkeit eine große Reihe ausmachen mussen] Er: müssen auf eine Einheit bezogen 8 werden] Er: werden, die dann alles enthält was in dem Einzelnen vorkommt. Man hat auch in der Geschichte die Forderung gemacht, die Begebenheit für die Anschauung darzustellen, aber es gehört eine kurze Reflexion dazu das Unstatthafte dieses Begehrens zu finden. 10–11 Wenn man … enthalten.] Er: Wenn zum Beispiel von Schlacht, Sieg und dergleichen gesprochen wird, so sind dies allgemeine Vorstellungen, die eine Menge Thaten und dergleichen in sich faßt, die jedes Einzelnen. Es müßten also diese, und zwar in jedem Augenblicke dargestellt werden, um die Schlacht anschaulich zu machen. In dem Ausspruch: die Armee hat gesiegt ist die ganze Menge von Vermittlungen vollkommen ausgesprochen in einer allgemeinen Vorstellung. 11–12 Wir wollen … betrachten.] Er: Dieser Character der Allgemeinheit rührt vom Gedanken her und unsere Betrachtung der Geschichte ist die d e n k e n d e . Diejenigen die die Geschichte nicht so sondern anschauend betrachten, wissen nicht, was sie wollen, denn auch die Anschauung ist etwas Allgemeines, Denken. 12 welche aufgefasst wird] Er: die zunächst angeführt ist
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dies wohl allgemein zugibt, dass man die Geschichte mit Verstand betrachten müsse, das heist dass der Zusammenhang der Ursachen und Wirkungen klar werde. Die Begebenheiten sollen einerseyts anschaulich | andererseyts begreiflich seyn. zb nimmt man die Umwälzung die Rom durch Caesar und später durch das Einstürzen nördlicher Volckerschaften erlitt. Bey diesem können die einzelnen Facten angegeben werden, aber man muss einsehen können wie die grossen Individuen es vermochten das mächtige Gebäude umzustürzen, oder wie die wilden nordischen Völcker ohne Kenntnis der Römischen Kriegskunst genug Kraft gehabt haben um das grosse Römische Volck zu zertrümmern. Diese 2te Forderung heisst nichts andres als man soll vernunftig die Zusammenhänge auffassen, und dieses ist man soll sich denkend verhalten. Das wesentliche (dies war die erste Forderung) soll hervorgehoben das Unwesentliche übergangen werden. Was ist nun das Wesentliche? Dies ist eine allgemeine Verstands Bestimmung. Der Verstand ist es der dieses hervorhebt. Wesentlich ist es einerseyts etwas formelles. Was in einem Kleinen Staate wesentlich ist, ist es nicht in einem andern. Das Wesentliche nun hat das Denken hervorzuheben. Das Wesentliche ist ein Allgemeines, worunter | das besondre zu subsumiren ist. Was nicht wichtig ist nach einem allgemeinen Zwecke muss übergangen werden. Das was sich begeben hat ist noch keine Geschichte. Dies thut etwa ein Chroniken Schreiber, grosse Begebenheiten die still vergehen bemerkt er gar nicht. Das Wesentliche ist also ein gewisser Zweck. Die Zwecke können nun aber von grosster Mannigfaltigkeit seyn. Es kann solcher Zweck die Religion, Wissenschaft seyn. Da betrachtet man wie dieser Zweck verwirklicht worden ist, da thut sich aber gleich drittens in unserem Bewusstseyn der Unterschied hervor von nur particulairen Zwecken eines besondern Landes, einer besondern
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2–3 das heist … werde] Er: Man will die Begebenheiten nach den Kathegorien von Ursache und Wirkung dargestellt haben, und nicht nur wissen w a s , sondern auch w i e ’s geschah. 3–4 einerseyts anschaulich andererseyts begreiflich] Er: nicht nur vorstellbar, sondern auch begreiflich 7 die grossen … vermochten] Ga: dieses große Individuum vermochte mächtige] Ga: große mächtige 9 Volck] Ga: Reich 10 vernunftig] Ga: mit Verstand 12 wesentliche] 30 Er: Wesentliche, an und für sich gültige erste] Ga: eine 12–13 das Unwesentliche übergangen] Er: vom Unwesentlichen getrennt 15 einerseyts] Ga: anderseits 15–16 Was in … andern.] Er: bei genauerer Untersuchung findet sichs, daß was in einem Fall das Wesentliche ist, im andern unwesentlich erscheint 18–19 Was nicht … werden.] Er: Den Gedanken hat der Verstand hervorzuheben, alles auf diese Einheit zu beziehn und das nicht zweckmäßige zu 35 übergehen. 19–21 Dies thut … nicht.] Er: Dies ist der Unterschied des Geschichte und Chronikenschreibens, welches alles Geschehen erzählend, auch viele Veränderungen, die still im Innern vorgehn, übersieht. 21–23 Die Zwecke … seyn.] Er: Die Zwecke, nach denen der Geschichtsschreiber die Begebenheiten betrachtet – solches sind zb. Staat, Volk, Wissenschaft, Kunst pp – können jedoch sehr relativ seyn 40 18 allgemeinen] allgemeinem
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Zeit, und von solchen die dem Geiste der Vernunft dem Gemühte theuer sind. Wenn wir mit diesem letztem das gegebene vorhandene vergleichen, so wird sich uns sogleich ein Missverständnis zwischen beyden aufdrängen, wir werden verzichten darauf, dass dasjenige schon interessant sey, was geschehen ist, es biethet sich uns zugleich der Inhalt des Geistes der Vernunft dar | welcher für sich interesirt den wir nicht auf eine gleiche Linie stellen mit dem was sich zugetragen hat. Die grossen Interessen der Religion der Kunst des Rechts diese erscheinen uns sogleich als ein an und für sich wichtiges, und das was geschieht nur in sofern wichtig als es sich auf solche an und für sich wichtige Zwecke bezieht. Welche Zwecke nun sind von dieser Art? Wenn man die Geschichte liesst wird der Geist auf mannigfaltige Weise bewegt. Es wechseln die verschiedensten Gemutsbewegungen. Dabey hat der Geist etwa kein Bewusstseyn darüber welche Interessen ihn anziehen. In dem wir hier die Geschichte denkend philosophisch betrachten wollen, so müssen wir ein Bewusstseyn über die allgemeinen Zwecke haben, die uns wesentlich interessieren, und diese kennen lernen. Dieser Zweck wie er sich für die denkende Vernunft zunachst darbietet ist der Endzweck der Welt überhaupt der Gottliche Endzweck selbst, und diesen in der Geschichte zu erkennen, seyne Verwirklichung | zu sehen, ist was unser Gegenstand seyn unsere Absicht ausmachen soll. Die denkende Vernunft kann keine endlichen besondern Zwecke sich zu ihrem wesentlichem Interesse machen, sondern nur den absoluten Zweck an und für sich. Nur dieser ist es der die Vernunft zu interessiren vermag, – es ist das Vernunftige was die Vernunft interessiren kann. Ein Inhalt, den der Geist selbst in sich verwahrt, der selbstandig ewig ist, in dem alles seynen Halt hat, was dem Menschen sich sonst zum Gegenstande dargebothen hat, der Endzweck von dem alles abhängt und durch den alles, was für den Menschen Werthe haben kann existirt, dessen Ehre und Verherrlichung als die höchste und lezte Befriedigung anzuerkennen ist.
2 diesem letztem] Er: dem Zwecke der Vernunft 7 Die grossen … Rechts] Er: Alles, die Schicksale der Völker, der Religion Wissenschaft pp 9 wichtige] Er: seyenden 11 der Geist] Er: 11–12 Es wechseln … Gemutsbewegungen.] Er: wird zur Bewunderung oder 30 unser Gemüth Trauer hingezogen und fühlt sein Interesse bald befriedigt, bald gekränkt 12–13 Dabey hat … anziehen.] Er: oft fehlt ihm das Bewußtseyn der Interessen, die es hin und her bewegen 14 Bewusstseyn] Er: bestimmtes Bewußtseyn 15 und diese kennen lernen] Er: über die Zwecke, die unserer Betrachtung der Geschichte zu Grunde liegen 16 ist] Er: ist kein andrer, als 17 die35 sen] Er: Nicht ein einzelnes Interesse des Gemüthes, der Vernunft, sondern den göttlichen Endzweck 19 Die denkende] Er: Alle anderen Zwecke, Gesichtspunkte sind gegeben, endliche, besondere; die denkende 21 Zweck] Ga: Endzweck Nur dieser … der] Er: Wenn wir nun diesen Zweck näher betrachten, so finden wir, daß es d a s Ve r n ü n f t i g e ist, was allein 23 interessiren] Ga: betrachten 23–25 Ein Inhalt, … hat] Er: ein Endzweck vor dem sich jeder andre 40 zurückstellen muß, zu dessen Verherrlichung alles dienen muß 1 von solchen] vom solchem
15 kennen] können
23 verwahrt] verwährt
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Das Vernünftige hat unterschiedene Formen. Es ist das logisch Vernünftige, wie es sich im Elemente des Gedankens explicirt, dann giebt es auch die Gestalt des Systems der Natur, auch in der Natur ist die Vernunft. Beydes ist nicht unser Gegenstand, sondern das Vernunftige wie es sich im selbstbewussten Geiste, und als selbstbewusster Geist manifestiert, aber auch | nicht wie er sich uberhaupt als selbstbewusster Geist manifestirt, in dem Systeme wo der Geist als Geist, sondern wie der Geist sich seyne Explication durch Thaten und Handlungen in der Welt gibt, wie durch sie der Geist seyn Wesen und Vernunft ausfuhrt. Der Geist ist der Boden auf dem wir uns befinden, wie sich der Geist in den vielfältigen Gestaltungen, die wir Völcker nennen manifestirt hat, sollen wir kennen lernen, auf so eine Weise ist das Vernunftige unser Gegenstand. Die Vernunft ist vorhanden in sich ewig, aber das Vernunftige ist auch wesentlich Thätigkeit. Diese Vernunft thut nichts als das Vernünftige, sie bestimmt sich aus dem Innern hervor. Sie ist die Thatigkeit die was sie ist ausführt. Wir haben in der Geschichte das Schauspiel der sich ausfuhrenden Vernunft in den Gestaltungen die wir Völker heissen. Das Denken muss sich dieses allgemeinen Endzwecks bewusst werden. Den Begriff zu beweisen kann es hier die Absicht nicht seyn. Diesen nehmen wir als eine Voraussetzung die die übrige Philosophie ausführt. Wir konnen hier nur an Vorstellungen erinnern die wir sonst anerkennen und die mit diesen Voraussetzungen übereinstimmen. | Die eine Voraussetzung ist diese dass es überhaupt in der Welt vernunftig zugegangen ist, dass die Vernunft die Begebenheiten der Welt regiert, und zwar nicht diese oder jene Vernunft sondern die gottliche und absolute Vernunft. Diese Voraussetzung machen wir hier, sie liegt in dem was in religiosem Glauben vorhanden ist, dass die Vorsehung die Welt regiert, und immer regiert hat. Die Welt hat einen Verlauf in der Zeit und diese ist auch von der Vorsehung regiert worden. Sie hat nur einen Endzweck mit der Geschichte gehabt. Somit wollen wir uns anders ausdrucken, wir wollen d e n P l a n d e r Vo r s e h u n g d e r We l t ve r s t e h e n ler-
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3 Natur1] Er: N a t u r , die eine Abspiegelung, ein Leiblich seyn der Vernunft ist 11 das Vernunftige] Er: er (sc. der Geist) 12 vorhanden in sich ewig] Er: an und für sich ewig ruhend 13 thut] 30 Ga: hat bestimmt] Er: bringt 14 Sie ist … ausführt.] Er: und ist so Hervorgebrachtes, ein Zw e c k , indem sie ausführt was sie ist 18–19 Diesen nehmen … ausführt.] Er: er kann nur vorausgesetzt und plausibel gemacht werden, die frühern Sphären der Philosophie enthalten seinen Beweis 19–20 Wir konnen … übereinstimmen.] Er: Die Voraussetzungen, die wir hier zu machen haben, können hier genannt werden, um an Vorstellungen zu erinnern, die im Gesagten 35 enthalten sind, und die mit denen die wir auch im gewöhnlichen Bewußtseyn haben, übereinstimmen. 23 und absolute] Er: an und für sich seyende 24 Glauben] Er: Bewußtseyn 25 regiert, und … hat] Er: gelenkt habe und lenke 25–26 Die Welt … Zeit] Er: daß sie den Verlauf der Begebenheiten geleitet 28 P l a n ] Er: Endzweck, Plan 16 heissen] hiessen
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nen. Sofern kann man die Geschichte die Rechtfertigung Gottes Theodicee nennen. Leibnitz hat eine Theodicee geschrieben, um die göttliche Vorsehung zu rechtfertigen, dass sie das Uebel in der Welt bestehen lässt. Wir haben auch in der Weltgeschichte ein concretes Bild des Bösen vor uns. Die Weltgeschichte ist dieser allgemeine Altar auf dem unendliche Opfer gebracht werden, wo die herrlichsten | Schlachtopfer gefallen sind. Wir scheinen daher unter Trümmern und Ruinen zu wandern, deswegen hat man gesagt, dass die Weltgeschichte nur ein trauriges Bild des Untergangs des Vortrefflichsten darbietet, und es seye nur die Trauer zurückgeblieben. So wäre kein Gewinn für die Wirklichkeit davon übriggeblieben. Wir haben dann freylich auch auf diesem Schauplatze den angenehmsten Anblick das Bild der Tugenden. Auch hier kann es aber scheinen dass diese Tugenden nichts hervorgebracht haben, als dass die Individuen die sie besassen, sich ihres Daseyns gefreut und Befriedigung ihrer Zwecke erreicht haben, dass aber ihre Werke wie anderes endliche vernichtet worden sind. Hierin aber ist nur die Cathegorie des Vergänglichen enthalten, des Negativen ohne des Affirmativen. Die Vernunft verwirft die Cathegorie des blossen negativen, sie behauptet als Produkt einen affirmativen Zweck, der zu stande gekommen ist, der aus diesem Entstehen und Vergehen, aus diesem negativ aufgefassten, aus diesem | allgemeinen Streben und dieser allgemeinen Thatigkeit des MenschenGeschlechts ein Werk herausgekommen ist. Sie behauptet einen Zustand der geblieben ist, und eine gegenwärtige Wirklichkeit hat; sie behauptet, dass die Gegenwart ein Resultat ist der Arbeyt des ganzen Menschengeschlechts. Eben deswegen kann auch die Vernunft dabey nicht stehen bleiben, dass Volcker nur besondere Zwecke erreicht haben. Die endlichen Zwecke sind allerdings einerseyts Momentane, aber anderseyts sind sie wesentliche Momente des allgemeinen Zweckes. Das endliche enthalt ein unvergangliches Unendliches, die Affirmation, die Befriedigung der Genus ist für uns nicht blos in der Erinnerung
2–3 um die … lässt] Er: und gezeigt, wie das Uebel in der Welt mit der Vorsehung Gottes übereinstimmend könne gedacht werden 4 Bösen] Er: Uebels […] in seiner größten Existenz 5–6 die30 ser allgemeine … sind] Er: eine Schlachtbank, auf der Individuen und ganze Völker geopfert worden, das Edelste und Schönste sehen wir zu Grunde gehen 9–10 So wäre … übriggeblieben.] Er: Kein wirklicher Gewinn scheint hervorgegangen und höchstens dies und jenes vergängliche | Werk nachgeblieben zu seyn, das den Stempel der Verwesung auf seiner Stirn trägt und bald von einem eben so vergänglichen verdrängt wird. 14–16 Hierin aber … Affirmativen.] Er: Wenn wir das Allgemeine 35 dieser Betrachtung hervor heben, so ist es die Kategorie des N e g a t i v e n , der Vergänglichkeit, die in derselben enthalten ist. 15–16 des Negativen … Affirmativen] Ga: das Negative ohne das Affirmative 22 Arbeyt] Er: Geschichte 26 endliche] Er: Vergängliche unvergangliches Unendliches] Er: Unvergängliches, das sich vermittelst dieser Zwecke hervorgebracht hat 5 dem] den
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19 diesem allgemeinen Streben] (1) dieser allgemeinen Be22 Menschengeschlechts] Menschenge-
40 thätigung (2) diesem (Ms: dieser) allgemeinen Streben
schlechts ist
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auf behalten, sondern es ist ein Produkt das der wirklichkeit angehort, das wir nicht erst zu dem Unsrigen zu machen haben sondern das bereits das unsrige ist, ein Produkt dem wir angehören. Wenn wir die Werke der Vergangenheit studiren so vergegenwärtigen wir sie in uns und erwecken dadurch gegenwärtige Gefuhle, aber dies thun wir durch unsere Bemuhung. Aber auch unabhängig von | unserem Tun hat die Vergangenheit sich von selbst continuirt sich von selbst zu einem Ringe in der gegenwärtigen Wirklichkeit gemacht. Wir haben nur das Bewusstseyn darüber hervorzubringen. Die zweyte Voraussetzung betrifft die Möglichkeit dass wir dies einsehen, dass wir den Plan der Vorsehung verstehen können. Dies scheint unangemessen und der Forderung der Religion entgegen zu seyn. Vors erste aber ist der Glaube an die Vorsehung ein religioser Glaube und es ist also kein Wiederspruch in unserem unternehmen, gegen die religiöse Vorstellung. Die Philosophie hat der Religion ins Angesicht zu schauen, sie geht nicht neben ihr her. Dergleichen Behauptungen geschehen nur damit man sich den Rücken decke. Die Religiose Behauptung ist wesentlich diese, dass eine Vorsehung die Welt regiere. Der unbefangene Glaube begiebt sich nun einer näheren Einsicht. Er bleibt bey diesem allgemeinen Glauben stehen, er versucht nur dabey in der Geschichte ob hier und da Spuren der Vorsehung sich erkennen lassen, es ist nur eine andere Erkenntnisweise. Es gibt verschiedene | Stufen der Erkentniss. Diejenigen die bey diesem allgemeinen Glauben stehen bleiben, sind darum nicht zu tadeln, wohl aber die die hier polemisch werden, und eine weitere Einsicht anfeinden. Es ist eine Behauptung der Unwissenheit die göttliche Vernunft nicht erkennen zu können, weil diese sich für die hochste ausgibt. – Der erste Punct ist dass man wissen müsse was Gott ist. Es ist eine schlechte Demuth wenn man sagt, man wisse nicht was Gott ist. Von den Heiden heisst es in der heiligen Schrifft, sie wissen nicht was Gott ist. In keinem Volcke hat es an der reinsten erhabensten Moral gefehlt. Die Erkenntnis Gottes ist das Wesentliche der christlichen Religion. Der Mensch soll Gott erkennen, seyne Eigenschaften sind seyne Handlungsweisen und diese soll man wissen. Die Athenienser hatten einen Altar der
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10 verstehen können] Er: zu wissen, zu erkennen vermögen unangemessen] Ga: anmaßend Er: ganz gegen die Demuth 12 an die Vorsehung] Er: an die Weltregierung der Vorsehung 16–20 Der unbefangene … Erkenntnisweise.] Er: Ferner sagt man, der Glaube solle sich der nähern Einsicht begeben und sich damit begnügen, S p u r e n der Vorsehung hier und dort nachzuweisen. 22 wohl aber … anfeinden] Er: nur muß er sich nicht polemisch gegen die stem- 35 men, die damit nicht zufrieden sind, sondern nahere Einsicht verlangen 25 ist1] Er: ist, der sich in der christlichen Religion offenbart hat 27 ist.] Er schließt an: Der christliche Gott ist der, der sich den Menschen offenbart hat. 27–28 In keinem … gefehlt.] Er: Nicht das Moralische macht das Höchste aus im Christenthum, denn auch die Heiden haben eine sehr hohe Moral gehabt. 22 die2 versehentlich gestr.
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dem unbekannten Gott gewidmet war. Wüssten wir nicht was Gott ist so wüssten wir nichts weiter als die Athenienser. Die Erkenntnis Gottes geschieht auf religiöse Weise, dass man seyne Weissheit bewundert, in Pflanzen, Blumen | soll man sie erkennen können, dh. die Vernunftigkeit die eine Existenz hervorbringt. Warum soll man nicht zugeben dass diese Anwendung der Vernunftigkeit auch auf die Weltgeschichte gemacht werde. Im kleinen giebt man sie zu, warum soll es nicht in diesem grossen Stoffe geschehen. Man stellt sich die Vorsehung vor, als wenn sie nur Individuen Gutes thäte, dass sie aber die Volcker sich selbst überlasse. Wenn man meynen sollte der Stoff sey zu gross, so ist eben die Weisheit Gottes, die göttliche Vernunft eine und dieselbe im kleinsten wie im grössten. Der Stoff kann für uns keinen Werthe haben, wenn er sich uns nicht als ein Werk der Vernunftigkeit zeigt. Es soll der Begriff auf verschiedene Gegenstande angewendet seyn. Wir halten dafür dass Gottes Vorsicht im Grossten wie im Kleinsten walte. Die Geschichte der Volcker ist ihr würdigstes Werk. Bewaffnet mit dem Begriffe der göttlichen Vernunft, brauchen wir uns auch nicht vor diesem Stoffe zu scheuen. Aus diesem sind folgende Gegensätze die sich uns darbieten. – Diese Gegensätze sind im allgemeinen | die Gegensatze der subiectiven Vernunft zum Gegenstande, zu der Geschichte (theoretische Gegensätze) und zweytens die Gegensätze von dem allgemeinen Endzweck zur Nothwendigkeit (praktische Gegensätze). 1.) Wie man zur Geschichte gelangt, setzen wir voraus. Der andere Gegenstand ist aber der Endzweck der Welt, das Vernünftige, wie gelangen wir dazu diesen Endzweck das Vernunftige zu wissen? – und näher in seyner Anwendung auf die Geschichte. Diese zwey Seyten sind enthalten in dem was die Bestimmung unserer Vorlesungen ist. Die Idee ist die Einheit dieser Gegensätze, aber wir haben uns näher über sie zu verständigen. Der erste Gegensatz kann so ausgedrückt werden – wie gelangen wir zur Kenntnis des Vernunftigen in der Geschichte? Der nächste Weg scheint die Weltgeschichte wie sie ist zu betrachten zu seyn, daraus muss hervorgehen was der Endzweck von allem diesem
30 5–7 Warum soll … werde.] Er: macht man die Anwendung auf die Weltgeschichte, so scheint das
gegen die Demuth zu seyn 11 eine und … grössten] Er: im Großen wie im Kleinen dieselbe ist und daß sich die Demuth entweder jeder Erkenntniß begeben soll, oder nach allem fortgehen darf – 17 Aus diesem … darbieten.] Er: Die beiden Voraussetzungen also waren: 1. daß eine Vorsehung die Welt regiere 2. daß es möglich sei den Plan derselben zu erkennen. Das Nächste was 35 wir in der Einleitung zu beachten haben, sind die Gegensätze, die sich bei näherer Betrachtung der Weltgeschichte ergeben. 19–20 die Gegensätze … Nothwendigkeit] Er: das Verhältniß der Freiheit zur Nothwendigkeit 24–25 Diese zwey … ist.] Er: In der Idee ist zweierlei enthalten a. die Idee als solche b. das daseyn des Volkes, die empirische Seite der Existenz. 25 Idee] Er: allgemeine Idee 26 wir haben … verständigen] Er: die beiden Seiten sind doch verschieden. Die 40 erste Seite ist die t h e o r e t i s c h e .
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sey. Die Geschichte aber wird zur Grundlage gemacht. Nur aus dem was geschehen ist kann erkannt werden, was der Gottliche Wille damit wollte | Man sagt auch sonst dass aus der Geschichte und der Erfahrung viel gelernt werden könne. Man studirt sie also um aus ihnen die allgemeinen Grundsätze zu lernen. Was das Studium der Geschichte uberhaupt betrifft so bedarf dies weiter keiner Bemerkung dass zur Bildung eines Menschen die Kenntnis der Geschichte gehöre. Dass das Studium der Geschichte bildend sey und in wie fern, können wir auf der Seyte liegen lassen; aber insofern wir unter diesem Lernen nicht uberhaupt die Bildung verstehen, sondern dass gelernt werden soll Grundsätze für die Glückseligkeit der Völcker aus der Geschichte zu ziehen, so ist dies allerdings eine allgemeine Vorstellung. Auch bey Johannes von Müller finden wir sie in Briefen an seynen Bruder, er schreibt er habe unendliche Maximen aus der Geschichte gezogen, und führt sie der Zahl nach auf; in seynem späteren Briefe schreibt er dann einmal wieder, er habe aufs neue siebenzehen Maximen entdeckt. Die Geschichte und die Erfahrung zeigen aber gerade, dass die Volcker aus der Geschichte und der Erfahrung nichts gelernt haben. Jedes Volck ist auf einem | so eigenthumlichen Standpuncte, dass es dessen Sache für sich auszufuhren hat, und sich nicht richten kann nach anderen Volckern. Mit ganz allgemeinen Grundsätzen ist nichts geholfen, um diese kennen zu lernen braucht man die Geschichte nicht. Es sieht wohl plausibel aus, dass aus der Geschichte und der Erfahrung Lehren genommen werden sollen, aber dies verschwindet bey näherer Betrachtung als eine gehaltlose Reflexion. Was aber das andere betrifft, das lernen und das kennen lernen des Absoluten Endzwecks, so mussen wir uns daruber verständigen, was es mit diesem Beobachten und Erfahren für eine Bewandnis hat. Wenn man sagt der Endzweck der Welt solle erst aus der Geschichte hervorgehen, so zeigt dies eine Unbekanntschaft mit der Natur des Denkens. Das allgemeine in den Beobachtungen ist das Vernunftige, um dies zu sehen muss man die Vernunft mitbringen. Ein gebildeter Mensch beobachtet und dabey kommen ihm die Gedanken, aber nicht von aussen sondern er hat sie in seynem gebildetem Geiste. Die Gegenstände sind das Reizmittel, | die Veranlassung für seyn Nachdenken. Um etwas Verständiges wahrzunehmen
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1 Die Geschichte … gemacht.] Er: Das Empirische, die gewöhnliche Geschichte wird zu Grunde gelegt 4 Grundsätze] Er: Gesetze für Staatskunst u s w. lernen] Er: sammeln, nach denen sich Regierungen und einzelne Individuen richten könnten 9–10 Grundsätze für … Völcker] Er: die allgemeinen Verhaltungsregeln für Völker und Regierungen 18 Volckern] Er: Völkern, die vor 35 ihm lebten 23 Endzwecks] Er: Endzwecks aus dem vorliegenden, der Existenz 26 zeigt] Ga: scheint 27 Das allgemeine … Vernunftige] Er: Wir haben hier das Allgemeine und die Begebenheiten, das Allgemeinste aber ist der Endzweck der Welt. 28 mitbringen] Er: zum Studium der Geschichte mitbringen, wie man, um blau zu erkennen, Augen haben muß gebildeter] Er: vernünftiger 40
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muss man den Verstand mitbringen, wie man die Welt anschaut, so schaut sie einen wieder an. Geht man an sie mit Vernunft, so schaut sie einen auch vernunftig an, kommt man aber mit einseitigen Gedanken an die Welt, so findet man überall zu tadeln, weiss vor allem wie es seyn soll, dies ist dann eine sehr beliebte Betrachtung, die der Eitelkeit des Menschen schmeichelt, er sagt sich zu sich selbst mein Gedanke ist besser als der Wille derer die es so gewollt haben. Wenn man die Welt in Gedanken betrachtet, so findet man viele Gegenstande allerdings von denen man einsieht dass sie nicht sind wie sie seyn sollen, allein alles dieses was wahrhaft tadelnswert seyn kann, kann nur Particularitäten betreffen, nur einen ganz vergänglichen Inhalt. Der grosse substantielle Inhalt ist für sich vernünftig, mit diesem Glauben müssen wir an die Geschichte gehen, dass der Göttliche Wille die Vernunft Macht habe, sich wirklich zu machen. Wir halten dafür dass der göttliche Wille sich auf die | Wirklichkeit beziehe. was der Zufälligkeit überlassen ist, ist das Unwichtige, es ist aber nur der Zweck, das Substantielle zu erkennen. Dazu muss man aber den Sinn mitbringen, für die sinnliche Wahrnehmung ist dies verdorben. Das Substantielle ist verborgen unter dem Wald der Erscheinungswelt, das bunte Gewühl unendlicher Gestaltungen, schliesst das wahrhafte in sich, das Auge der Vernunft durchdringt die Oberfläche, die Vernunft aber muss man mitbringen. Dieses was hier gesagt ist, setzt sich einem sehr bekannten Vorwurfe aus. Wenn wir den Glauben an die Vernunftigkeit der Welt mitbringen, so betrachten wir die Geschichte a priori. Dies nun stellt man sich vor als ein Verkehren der Geschichte. Man erklärt dies für ein Unrecht an und für sich. Ueber diesen Vorwurf muss die Philosophie hartschlägig seyn. Wenn das Verfahren a priori für einen Schaden erklärt wird, so ist ihr dies gleichgültig; es steht fest und bewiesen dass Vernunft in der Welt sey. Dies ist allerdings wichtig, dass man das Geschichtliche | nicht nach einseitigen Reflexionsbestimmungen verkehren müsse so zb ist es lange eine Einseitigkeit gewesen, dass man geglaubt habe die
30 3 einseitigen Gedanken] Er: subjectiven einseitigen Ansichten
4 soll] Er: s o l l und also nicht ist 12–14 dass der … Unwichtige] Er: daß sie vernünftig sind, und den Willen Gottes nicht für so ohnmächtig halten, daß er sich nicht ausführen könnte, denn unser Gott ist kein epikuräischer, der sich um nichts kümmernd in den Zwischenräumen der Welten wohnt. Man muß aber einen Unterschied machen zwischen dem, was das wesentlich Wahre ist und dem Unwesent16 den Sinn] Er: das Bewußtseyn darüber verdorben] Er: verborgen 17 verborgen 35 lichen. unter … Erscheinungswelt] Er: so wie der Hund, was Farbe ist, auch der Verstand, der das Endliche begreift, sieht es nicht 18 unendlicher Gestaltungen] Er: aller Gestalten und Erscheinungen 19 Oberfläche] Er: Hülle 25 hartschlägig] Ga: inpossible hartschlägig Er: gleichgültig 26–27 gleichgültig; es … sey] Er: einerlei, denn sie sieht die Vernunft als die Sub28 einseitigen] Er: einseitigen subjectiven 29 eine Einseitigkeit] 40 stanz der Begebenheiten an Er: ein einseitiges Princip bei Behandlung der Geschichte
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Priester bey den alten Volckern seyen Betrüger gewesen. Dies ist eine Voraussetzung, die aus einer subiectiven Meynung angenommen ist. Mit solchen Maximen hat die Philosophie nichts zu thun. Sie ist grade die die Kopfe von solchen Verucktheiten reinigt, Philosophie wird am wenigsten im Glauben an die Vernunft die Geschichte verdrehen. Die philosophische Betrachtung braucht unbekümmert zu seyn, in seyner Gewissheit dass die Vernunft in der Welt regiert, was wahrhaft geschehen ist wird sich der Idee angemessen zeigen. – Mit Recht konnte man wohl eher manchen Historikern den Vorwurf bey der Geschichte a priori zu verfahren machen. Es ist Mode geworden die Geschichte a priori zu schreiben. Die sogenannte höhere Critik ist es, welche viel solches aprioristisches in die Geschichte hineinbringt. In Niebuhrs Römischer Geschichte, sind die ungeheuersten Hypothesen, was man auch sonst das aprioristische genannt hat. | Je kühner verwegener solche Hypothesen sind, für desto geistreicher halten sie die Deutschen. Auch Müllers Geschichte ist so. Wir Philosophen müssen wünschen dass das Historische nur einfach vorgelegt werde, denn sonst wissen wir nicht wo wir mit dem Aprioristischen hin sollen. 2. Der zweyte Gegensatz ist der praktische oder objektive Gegensatz. Es sind zwey Bestimmungen. Auf der einen Seyte die allgemeine Idee gegen die vorhandene Einzelnheit. Diese beyden Seyten müssen uns daher in grossem Wiederspruche erscheinen, es ist dies der Gegensatz den wir als Gegensatz von Freyheit und Nothwendigkeit fassen, Freyheit nimmt man hier für Willkühr, Plane der Menschen gegen die Natur, das ausserlich Nothwendige. Diesen Kampf der Zwecke mit der ausseren Nothwendigkeit, konnen wir beyseyte liegen lassen, der höhere Gegensatz aber ist dass wir ihn nehmen, als Gegensatz der göttlichen Nothwendigkeit und Freyheit. Der Mensch mit seyner Freyheit seynen eignen Zwecken, steht der Gottlichen Nothwendigkeit gegenüber, die Menschliche Willkühr gegen das Vernünftige. | Der Widerspruch scheint so gross, die menschliche Wilkuhr so hoch, dass man sie nicht aufzugeben glaubt und dass
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1–2 gewesen. Dies … ist.] Er: gewesen seyn und an ihre lehren nicht geglaubt hätten. Eben so die 30 Annahme Niebuhrs daß die Römer früher einen eigenen Priesterstamm gehabt hätten, ein eignes großes Epos und dergleichen mehr. 3–4 die Kopfe … Verucktheiten] Er: den Verstand von solchen subjektiven Gescheidtheiten 19 die allgemeine Idee] Ga: die allgemeine Idee auf der andern Seite das Empirische, die Idee Er: 1. die Idee an sich und 2. das Empirische oder die Idee 22–23 Freyheit nimmt … Nothwendige] Er: Freiheit im subjectiven Sinn ist das Treiben 35 der Menschen gegen äußere Schicksale die sie bald besiegen, denen sie bald unterliegen. 26–27 seynen eignen Zwecken] Er: dem Interesse seiner Vernunft und seinen Leidenschaften 28–803,5 Der Widerspruch … stände.] Er: Wie ist nun dieser Gegensatz zu vereinigen? – / Unter Nothwendigkeit ist nicht das Außerliche zu verstehen, sondern das Unwiderstehliche des Göttlichen, das Zweck an und für sich ist, im Verhältniß zur Freiheit. 40
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viel mehr der Gedanke aufgehoben werden könnte, dass eine Nothwendigkeit herrsche und sich geltend mache. Der absolute Endzweck möchte nun seyn welcher er will, der endliche Wille setzt sich seyne Zwecke. Das Vernünftige konnte sich aber nicht ausführen in der Geschichte, wenn der Wille des einzelnen so absolut gegenüber stände. Die Auflosung dieses Widerspruchs kann hier nicht in ihrer Ausfuhrlichkeit betrachtet werden, sondern es konnen nur die Gesichtspuncte angegeben werden, von denen aus der Gegensatz zu betrachten ist. Wir können sie nur verständlich machen, an Grundsätze die aus dem gemeinen Leben bekannt sind erinnern. Das Beyspiel das wir zunächst anführen konnen, haben wir im täglichen Leben, das gesetzliche Rechtliche giebt sich von selbst. Die Erhaltung des Eigentums zb. ist vorhanden. Jedes Individuum geht täglich durch die Strassen und ist seyner und seynes Eigenthums sicher. Dies macht sich von selbst. Solcher rechtlicher Zustand gilt. | Die besonderen Interessen der Menschen existiren dabey ohne dass das Substantielle verletzt werde. Die besondren Charaktere haben ihr freyes Spiel auf diesem Boden. Dieser wird dadurch nicht getrübt ebenso wenig als diese feste Ordnung es verhindert, dass die Particularität sich ergehen konnte. Im Technischen haben wir dasselbe. Ein Haus ist die Sache der Menschlichen Wilkuhr, diesem Plane der menschlichen Willkühr steht entgegen die Macht der Elemente, diese werden selbst angewendet. Das Eisen wird geschmolzen durch das Feuer, das durch den Luft Zug angeregt wird, wie dieser durch das Wasser. Da wirken alle Elemente ihrer Eigentümlichkeit gemäss. Das Produkt ist dann so beschaffen, dass der Mensch dadurch geschutzt werde, gegen dieselben Elemente die dazu geholfen haben. Die Elemente haben sich nach ihrer Naturnothwendigkeit gehalten, und doch haben sie das Produkt hervorgebracht, das sie abhält. So ist es auch im Sittlichen, in dem der wahrhafte Zweck hervorgebracht wird, so geschieht dies durch die menschliche Willkühr. Die entgegen | gesetzt zu seyn scheint diesem allgemeinen Endzwecke. Die besonderen Interessen erreichen nur ihre Befriedigung dadurch, dass der allgemeine Endzweck in der Wirklichkeit vorhanden ist. Die Leidenschaften führen sich aus, und sie selbst sind es die ein festes Gebaude hervorbringen, die Gesellschaftliche Ordnung. Was das Besondere betrifft so können wir näher sehen, wie dadurch der Endzweck hervorgebracht wird. Zu dem besonderen gehort vorzüglich, was wir die Menschlichen Leidenschaften nennen. Sie sind das eine Ingredienz in der Ge-
35 5 Die Auflosung] Er: Die Schwierigkeiten und die Auflösung
13 gilt] Er: gilt gegen die Willkühr 19 Macht] Er: freie Macht 23–24 Die Elemente … gehalten] Er: So vereint sich das Zweckmäßige mit der Naturnothwendigkeit 24 gehalten] Ga: verhalten 1 eine] Hu: keine
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schichte, der vernunftige Endzweck das andere. Wenn wir es aber näher betrachten so enthalten die Leidenschaften allerdings die Besondernheit des Menschlichen Willens; aber überhaupt sind sie das bethätigende, das wahrhafte. Dies ist auch was wir uberhaupt das Gute nennen. Das allgemeine ist ein abstractum, das verwirklicht werden muss, so wie die Gesetze für sich ein treges sind und lebendig werden müssen. Das lebendig werden des Allgemeinen begreifen wir nur unter den Leidenschaften. Dies ist kein gutes Wort da wir unter Leidenschaften | nur das bethätigende des Allgemeinen verstehen wollen. In den Leidenschaften ist zunächst mein Interesse es ist mir zu thun um meine Befriedigung. So scheint die Leidenschaft dem moralischen Gesichtspuncte entgegen. Dies ist aber auch anderseyts unrichtig gesprochen. Der Zweck ist immer mein Zweck, im Handeln bin ich immer darin. Ich habe nur meinen Zweck befriedigt. Es ist ein leeres Reden, dass das Handeln ohne Interesse seyn soll. Das andere ist die Allgemeine Form der Thätigkeit, die der Individualität zukommt. Das eine ist der allgemeine Zweck, das andere der Zweck der Individuen, die Thätigkeit, die ihn verwirklicht. Sie sind das ministrirende des Zwekkes. Diese Zwecke der Individuen müssen besondere Zwecke und Interessen seyn, die sich auf solche als particuläre Interessen beziehen. Dies ist durchaus nichts wiedersprechendes; darum dass das Interesse ein Besonderes ist, ist es dem allgemeinen nicht entgegen gesetzt. Das Eine hat auch die Seyte sich zu besondern, das Negative des Substantiellen ist das Böse. Das substantielle ist nur das was wahrhaft Macht hat, das Negative kann formellerweise für sich gefasst werden, aber es ist ein Vergängliches welches | dem Substantiellen kein Hinderniss in den Weg legen kann, das besondere ist was in einen Kampf mit einem andern kommt, und dies macht das Spiel aus, das uns in der Weltgeschichte vor den Augen liegt. Aus diesem Kampfe des besonderen gegen das andere, resultirt dann das Allgemeine. Was verlezt werden kann, ist nur die endliche Seyte. Durch das Abreiben dieser kommt gerade das Allgemeine zum Vorschein. Es ist nicht das Allgemeine als solches, welches sich in Kampf und Gegensatz begiebt, sich der Gefahr aussetzt. Das Allgemeine hält sich unangegriffen und entnommen aller Möglichkeit der Beschadigung in dem Hintergrund. Was es heraus-
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3 bethätigende] Er: Bethätigende des Allgemeinen 6–7 Das lebendig … Leidenschaften.] Er: So sind sie die allgemeinen Zwecke verwirklichend. 11 entgegen] Ga: entgegen, der Uneigennützigkeit fordert 14–15 Das andere … zukommt.] Er: Das Thätige Handelnde ist die Individualität. 19–20 darum dass … gesetzt] Er: Die Art hat die ganze Natur der Gattung in 35 sich, ist dem Allgemeinen nicht entgegengesetzt, ein Gold nicht dem Metall. 22 Negative] Er: Negative, Böse 23–24 welches dem … kann] Er: es ist das besondre überhaupt, wodurch das Allgemeine in die Wirklichkeit treten muß 24–25 das besondere … kommt] Er: Das Besondre macht sich gegenseitig geltend, | zerstört sich aber nicht. 29 das Allgemeine als solches] Er: das Allgemeine, Wahrhafte und Substantielle 40
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schickt ist eine besondere Weise, man kann dies die List der Vernunft nennen; sie selbst lässt sich nicht ein, sie lässt die Leidenschaften aus, die Arten, das besondere ist es was sich aneinander abreibt, die Idee bezahlt den Tribut der Verganglichkeit, aber nicht an sich selbst, sondern mit den Leidenschaften der Individuen. Das besondere der Individuen wird aufgeopfert. Caesar ist es der das Nothwendige vollbrachte, dem Zustande des Moders der | Republik ein Ende zu machen. Er ist aufgeopfert worden, aber die Sache ist geblieben. 3) Das dritte ist die Bestimmung des Inhalts desjenigen war wir Endzweck geheissen haben. Dies ist ein allgemeines Wort. Der Endzweck steht für sich fest, darf nicht erst aus der Geschichte bewiesen werden, ist gesagt worden. Es ist nicht ein Kunststück das gemacht werden soll, nicht ein Feuerwerk das briliant aussehen könnte, das aber für sich gelten wollte, sondern die Grundlage wird in der Philosophie als an und für sich stehend angenommen. Den Endzweck der Welt nennt man auch das Gute. Das Gute soll in der Welt zu Stande kommen. Dies ist ein richtiger aber ein unbestimmter Ausdruck. Die Weltgeschichte ist durchaus auf dem Boden, auf dem Boden des Geistes nicht auf dem Boden der Natur, so kann das bestimmen des Endzweckes darum nur gefasst werden aus der Natur des Geistes. Die Weltgeschichte ist das Theater des Geistes der seyne Wirklichkeit gewinnt. Wir müssen also den Begriff des Geistes fassen und dann des bestimmten Geistes. Dies ist der Staat. Der Geist in seyner | Realität ist der Staat. Der Geist ist zu betrachten nicht die Völcker in ihrer Bestimmtheit des Staates. Es ist also um dies zu thun dass wir den allgemeinen Geist, den Geist als Weltgeist, den Geist im Begriffe seyner Totalität begreifen. Natur des Geistes. – Den Geist setzen wir der Materie entgegen. Die Substanz der Materie ist die Schwere, die Substanz des Geistes ist die Freyheit. Beydes wenn wir sie zugleich betrachten hat dieselbe Bestimmung. Dass die Materie schwer ist, heisst es nichts anderes, als dass sie einen Mittelpunkt sucht, die Einheit. Materie ist ein Aussereinander seyn. Eine unendliche Menge von Einzelnheiten, wovon jede für sich ist, die andere reppelirt, dabey ist aber jede getrieben die Einheit, den Mittelpunkt zu suchen; erreichte ihn die Materie so wäre das Aussereinanderseyn aufgehoben. Die Materie ist das Ungluckliche nur den Mittelpunct zu suchen, in diesem Suchen stehen zu bleiben; der Geist dage-
1 nennen] Er: nennen, daß sie das Besondre in Kampf schickt 5–7 Caesar ist … worden] Er: So zb. Caesar der die Freiheit Roms untergraben sollte aber selbst mit dem Leben darfür 6 Nothwendige] Ga: Besondre 9 für sich] Er: an und für sich 19–20 Wir müssen … 35 büßte. Geistes.] Er: Also: a) Begriff des Geistes. b. Begriff des sich realisirenden Geistes 24 Natur des Geistes.] Er: Natur des Geistes überhaupt gehört in die Speculative Philosophie. Die Weltgeschichte ist das ganz Concrete. 30–31 so wäre … aufgehoben] Er: so würde sie ganz ideel gemacht 9 geheissen] geheisst
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gen hat die Einheit nicht ausser sich, sondern er ist die Einheit seyner selbst in sich, bey sich zu seyn. | Darin liegt seyne Freyheit. Diese Bestimmung dass er frey ist, ist seyne Substanz. Der Zweck in der Weltgeschichte kann man sagen, ist nichts als seyne Freyheit zu erweisen. Wenn man sagt der Geist ist, so kann dies Ist einen Sinn haben als ob er ein ruhiges wäre, ein festes; solches aber ist ein Todes. Der Geist ist aber lebendig. Der Geist hat durchaus die Bestimmung, Thätigkeit zu seyn. Seyne Thatigkeit ist Seyn für sich. Was seyne Thatigkeit hervorbringt, ist nur er selbst. Es ist hier ein Anfang, aber im Anfange ist er nicht das wahrhafte Seyn, da seyn Seyn Thätigkeit ist, so ist er nur das wozu er sich macht. Das Product seyner selbst. Er ist das sich Unterscheiden, und ewig diesen Unterschied aufgeben, ewig diese Unterschiede aufzugeben um bey sich zu seyn. Das Beysichseyn ist die Freyheit. Die Freyheit ist nur durch die Negative, der Unmittelbarkeit, Abhängigkeit, des Andern. Der Geist ist dies sich zu produzieren, sich zum Produkte seyner selbst zu machen, dass er wisse was er ist, er ist das was er ist nur in diesem Produciren. | Man kann uberhaupt sagen, der Geist müsse von sich wissen. Dies ist das eine, er muss sich Gegenstand werden, so ist er für sich selbst. Die natürlichen Dinge sind nicht für sich selbst, sie sind für uns. Der Geist hat sich zum Gegenstande, das ist seyne Freyheit. Wenn wir andere Gegenstände haben, so sind wir nicht frey, wir sind dann bey etwas anderem, so im sinnlichen Bewusstseyn. Das eine ist dass der Geist bewusstseyn von sich hat, das andere dass er in diesem Wissen sich realisirt, dass er das wovon er weiss zu seyner Welt macht. Was der Geist von sich hällt, was für Bewusstseyn er über sich selbst hat, darauf kommt alles an. Wenn zb der Mensch weiss, dass er als Mensch frey ist, so ist dies ein ganz anderes Bewusstseyn, von seynem Wesen als wenn er es nicht weiss. Wenn der Geist dies nicht von sich weiss, so ist er mit der Sclaverey zufrieden, so weiss er sich nur als Sinnliches, so ist er damit zufrieden wenn er zu essen und trinken hat. – Er weiss dass es eine Gewalt gegen ihn gibt, und dieser unterwirft er sich, oder man kann sagen er unterwirft sich nicht, sondern es ist seynem | Bewusstseyn gemäss, dass er der Gewalt gehorcht und mit Zufriedenheit gehorcht. Wir sprachen davon, in verschiedenen Volckern sey ein verschiedenes Recht, dies gelte in einem Volcke, dies seyen seyne Sitten, seyne Gesetze. Dies ist nichts anderes als der Begriff den der Geist von sich hat. Das Recht das Sittliche ist das Bewusstseyn des Geistes über sich. Auf das kommt es zunachst
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1 hat] Er: Er ist die absolute Idealität, er hat 2 Darin liegt seyne Freyheit.] Er: Also eine Welt der 35 Freiheit der Natur und Nothwendigkeit gegenüber. 4 erweisen] Ga: erreichen 5 festes] Ga: fertiges 12–13 durch die … Abhängigkeit] Ga: durch die Negation des Unmittelbaren der Abhängigkeit Er: vermittelst des Auf hebens der Negation 14 Produkte] Er: Gegenstande 22 weiss] weisst
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an bey allen Volckern und diese sittlichen und rechtlichen Begriffe sind nichts anderes als der Begriff den der Geist von sich hat. Den Begriff weiss der Geist als seyne Substanz. Dies macht also den grossen Unterschied zunächst aus, das wissen von sich was der wesentliche Begriff des Menschen ist. Weder Plato noch Aristoteles haben gewusst, dass der Mensch nicht Sklave seyn soll, sie wissen nicht dass der Geist als solcher frey ist. Noch weniger hat dies das sogenannte Volck gewusst. Sie haben nur gewusst dass das Atheniensische, Spartanische, Romische Volck frey seyn muss, nicht dass der Mensch als Mensch frey seyn soll. Es fragt sich also was der Geist von sich weiss. Davon hängt das Bewusstseyn des Volcksgeistes | ab. Die lezte Bestimmung ist das Bewusstseyn des Geistes über seyne Freyheit. Hiernach kann man die Weltgeschichte in drei Theile eintheilen. 1. Die orientalische Welt, das Bewusstseyn dass nur einer frey ist. 2. Die griechische Welt, das Bewusstseyn, dass einige frey sind 3. Die christliche Welt, das Bewusstseyn, dass der Mensch als Mensch frey ist. Das zweyte ist dass der Geist sich nach seynem Bewusstseyn eine Welt erschaft, dies ist dann z b. d e r Vo l c k s g e i s t . Das Bewusstseyn des Geistes über seyn Wesen realisirt, ist, dass dieses Bewusstseyn sich zu einer Welt macht, dass es eine Natur wird, dass es als Freyheit auf die Weise der Nothwendigkeit existirt. Es ist dies ein Volck überhaupt. Der Boden jener Realisirung, das Material derselben, ist nichts anderes als das Geistige, das Bewusstseyn. Dieser realisirte Begriff ist das allgemeine | Bewusstseyn. Das Bewusstseyn eines Volckes, ist, dass die Individuen desselben dieses Bewusstseyn haben, und dieses Bewusstseyn in ihnen, dies Wissen von ihrem Wesen, macht die Grundlage ihrer Existenz und Thätigkeit aus. Dies allgemeine Bewusstseyn ist das, wonach sich alle richten, worauf sich alle verlassen. Durch diesen Boden wächst alles, auf diesem hat alles seyne Festigkeit. Alles was ich thue hat eine Grundlage, worauf ich mich verlasse, an die ich gar nicht mehr denke, so gehe ich jetzt über die Strasse, ohne daran zu denken, dass ich bestohlen werden kann. Diese Sicherheit ist meine Existenz, sie beruht auf dem allgemeinen Bewusstseyn des Volckes. Dies Bewusstseyn macht des Volckes Recht, Sitte, Religion aus. Dies ist dasjenige was wir das substantielle des Volcksgeistes nennen. Wir sagen so sind wir, dies macht unser concretes Seyn aus, es ist mir eine Nothwendigkeit in der ich lebe, das Individuum wächst in dieser Athmosphere auf, es ist die geistige Muttermilch die es einsaugt. So wird das Individuum ein Burger dieses Volcksgeistes. | 6 der Geist als solcher] Er: der Mensch als Mensch 13 orientalische Welt] Ga: Orientalen ner] Er: Einer (der Despot) 15 der Mensch als Mensch] Er: der Mensch an und für sich 2 weiss] weisst
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Wenn wir von Erziehung und Unterricht sprechen so heisst dies nichts, als dass dies aus ihm entwickelt wird. Was in ihm zur Existenz gebracht wird, ist die Besondere Art und Weise der Sittlichkeit. Jedes Individuum steht in dieser Substanz, ist frey darin. Es ist das seynige. Dies ist dann der vernünftige Wille desselben, es ist nicht die Willkühr; diese ist der Substanz ganz untergeordnet, ohnmächtig gegen sie. Dieser Substanz gehoren alle Individuen des Volckes an, jedes Individuum ist der Sohn seynes Volckes, der Sohn seyner Zeit. Kein Individuum kann über den Geist seynes Volckes, seyner Welt, seyner Zeit hinaus. Er kann sich vielfach unterscheiden von andern Individuen, aber Geistreicher als der Geist seynes Volckes ist, kann er nicht seyn. Nach diesem wesentlichen Geiste sind sie alle identisch. Den Geist seynes Volckes kann kein Individuum übertreffen, eben so wenig ihn uberfliegen. Diejenigen Individuen welche wissen was an der Zeit ist, sind die Ausgezeichneten. Diese grossen Menschen | vollbringen viel, weil sie das wollen was der Geist der Zeit und des Volckes bedarf. Wenn einer das Bedürfnis der Zeit ausspricht so wird das innere Bedürfnis der Menschen befriedigt und sie müssen ihm folgen oder gehorchen. Nicht das Individuum imponiert, es ist die Sache. Das andere was in Rucksicht auf diese Substanz zu betrachten ist, ist dass ein solcher Volcksgeist ein Bewusstseyn von vielen, ein bestimmter Begriff ein bestimmter Geist ist, und dass dieser Geist ein concretes ganzes ist nicht ein abstractes. Ein concretes, welches ein Princip in sich hat, sich aber in sich organisirt und entfaltet. Wir haben also die Geister des Volckes in ihren Principien zu betrachten. Der Gedanke ist das Epitomirende, das Princip des Volckes reducirt sich zu einer ganz einfachen Bestimmtheit, dies Princip entfaltet sich: zu dieser Entwickelung die es in sich hat gehört alles was uns interessiren kann Religion, Verfassung, Wissenschaften, Sitten, Kunste, Schicksale, Begebenheiten eines Volckes. Diese letzten sind auch nichts Zufälliges, denn es ist der Geist der hier regiert. Auch seyne Naturbestimmtheit hängt damit zusammen. Wir sagen Volck Nation, dies kommt von Natur her, wo jemand geboren ist. | Diese Principien sind Strahlen eines und desselben Geistes. Es sind an dem regen Volcksgeiste die unterschiedenen Mächte zu sondern, als da sind Religion, politische Verfassung, Rechtssystem, System der Industrie, Kunst und Wissenschaft. Wenn wir die besondern Geister der Volcker betrachten, so sind es vornehmlich diese Seyten, worin wir die Bestimmtheit des Princips zu erkennen haben. Das erste
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7 der Sohn] Er: ein Kind 18–20 Das andere … ist1] Er: Der Volksgeist ist das Substantielle, er 35 schafft sich Individuen, bringt sie sich selbst hervor. Er ist ein concretes Ganzes in sich. 18 andere] Ga: zweite 22–23 Wir haben … betrachten.] Er: Der Geist der Völker ist also das Princip der Geschichte. 22 des Volckes] Ga: der Volker 28 zusammen] Er: zusammen. (natio von natus) 30 eines] eines eines
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allgemeine ist zu bemerken, dass alles dieses sofern es sich nach aussen verhalt von dem einen Principe des Volcksgeistes abhängt. Da muss man nicht meinen eine Griechische Verfassung zB. die Atheniensische Democratie, sey möglich in der christlichen Religion, eben so wenig müssen wir dafür halten, dass Griechische Kunst zusammen seyn könne mit unserer Zeit. Dies alles ist in der ängsten Vereinigung. Ebenso die Wissenschaft ist gebunden an das besondere des Geistes seynes Volckes. Die Griechische Philosophie die Platonische und Aristotelische konnte so wenig in unseren Zeiten als unsere Philosophie in Griechischer Zeit sich entwickeln. | Unter denjenigen die reflectirt haben ist es vornehmlich Montesquieu der diesen grossen Gesichtspunct gefasst hat. Dass die Gesetze zusammenhängen mit der Religion eines Volckes. Der grosse Geist dieses Werckes ist dass Gesetze Sitten etc nothwendig im engsten Zusammenhange zu einander stehen. Es ist dies Werk mit grosser Kenntnis und innigem Geiste geschrieben. Einzelnheiten die die historischen Juristen aufzeigen können als falsch, thun dem grossen Ganzen keinen Eintrag. Es sind noch kurz die Seyten die wir angeführt haben, zu erwähnen. Das erste ist die Religion, sie ist das Bewusstseyn des Volckes von dem absoluten Wesen. Dies an und für sich seyende, dies Wesen ist zugleich auch ein Wesen eines Volckes. Gott ist das Wesen von allem, darin liegt unmittelbar dass in der Religion das Verhaltnis des Menschen zu Gott ist. Wie ein Volck sich Gott vorstellt so stellt es sich seyne Beziehungen zu demselben vor. Seyne Beziehung zu Gott hängt ab von der Vorstellung die es von demselben hat. Wie sich das Volck seyne Beziehung zu Gott vorstellt, so stellt es sich selbst vor was es selbst ist. | Seyne Beziehung auf die Wahrheit ist was der Mensch für seynen Begriff hällt. Das Princip eines Volckes das es sich vom Gott macht, und diejenigen welche es sich vom Recht macht hängen auf das engste zusammen. Ein Volck welches das Natürliche für das hochste hällt kann nicht frey seyn. Seyne hochste Beziehung ist die Beziehung zur natur. Erst wenn ein Volck sich geistig verhallt weiss es auch seyne Geistigkeit als die hochste Bestimmung. Auf der ersten Stuffe ist seyne hochste Bestimmung seyne natürliche. Eben so wo Gott das Wesen ist hat das Volck ihn nur als Macht gegenüber, und hat keine Freyheit, so ist es bey den Mahomedanern. Recht, Politik, Verfassung, Kunst, Wissenschaft beruhen auf Religion. Seyn ganzer Zustand ist aus ihr hervorgegangen. Wenn man aber in neueren Zeiten oft gesagt hat, die Erhaltung des Staates beruhe auf Religion, so scheint es darnach man musse erst Religion in den Staat hineinbringen um ihn fest zu machen. Daruber ist zu sagen es liegt 5–6 in der ängsten Vereinigung] Er: im genausten Zusammenhange 10 Montesquieu] Er: cf. Montesquieu Geist der Gesetze 33–810,2 Wenn man … hineinbringen.] Er: Zur Religion müssen die Menschen erzogen werden, allein die Religion muß nicht hineingetragen werden um des Staates willen
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das schiefe darin man müsse | um des Staatswillen damit er grössere Festigkeit habe in ihn das Band der Religion hineinbringen. Dies ist ein schiefes Verhaltnis. Der Staat ist aus der Religion hervorgegangen. Ein christlicher Staat ist nach seyner Verfassung und seynen Gesetzen ein ganz anderer als ein nicht christlicher. Das zweyte ist die politische Verfassung. Das Princip eines Volckes ist in seyner hochsten Einheit in der Religion niedergelegt. Das andere ist, dass das 2. Princip so zu sagen als angewendet erscheine in der Wirklichkeit. Dies ist dann Regierung. Die Gedanken die man insofern hat, das Bewusstseyn insofern es sich wissenschaftlich macht, ist was zusammengefasst werden kann unter dem Namen Weltweisheit. Herr Friedrich v. Schlegel hat diesen als einen Spitznamen für die Philosophie aufgewärmt. Darüber ist zu sagen dass die Philosophie von der Welt weiss, dabey auch von Gott, und dass die Weltweisheit hinzukommen muss zu der Religion. Das Göttliche muss sich im Menschlichen Geiste Daseyn geben. Die Religion ist das neuere abstrakte Verhaltnis des Selbstbewusstseyns zum Wesen des Geistes. | Je reiner die Religion ist, desto tiefer steigt sie in die Innerlichkeit. Enthält sie die tiefste concentration des Menschen, und mit dieser sinkt das Ausserliche in seynem Werthe herunter. Diese Innerlichkeit der Religion enthält eine Gleichgultigkeit gegen das Weltliche. Es ist Grundsatz der Christlichen Religion, dass man aus den zeitlichen Gütern sich nichts zu machen habe. Da muss man den einen Unterschied machen, dass die Religion dies bey ihrem Erscheinen festgestellt hat, und dass sie nach dem der Geist des Menschen, mit sich versohnt ist, auch an das ausserliche geht. Dies ist dann die Weltweisheit. Das Entsagen auf alles Weltliche ist nicht nur vereinbar mit der Religion, sondern ihr sogar gemäss. Obwohl auch im Weltlichen alle jene Pflichten gelten die in religioser Hinsicht gleichgultig erscheinen. Im Ersten Erscheinen der christlichen Religion, ist also jene Gleichgultigkeit gegen alles Weltliche ausgesprochen. Dies aber wenn das innen fest geworden ist ist nicht mehr so. Das ausserliche tritt | in seyne Rechte, es tritt ein die Einwendung des inneren Princips auf die Wirklichkeit. Mit der Erbauung eines weltlichen Reiches war es nicht herausgetreten aus den Principien der Religion. Das erste ist immer bey dieser Ausbildung des Inneren Princips zur Wirklichkeit des Staates geworden. Der Ausdruck Staat hat einen zum Theil beschränkten Sinn, ein Volck ist ein Haufe. Wir haben nicht Volcker uberhaupt zu betrachten, sondern nur solche die sich in sich organisiert haben. Den Ausdruck Staat schränkt man bloss auf das politische Verhaltnis ein. 7 niedergelegt] Er: ausgesprochen Er: politisch rechtliche 2 ihn] ihm
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Unter dem Staat versteht man aber ein organisirtes Volck. Dahin gehort auch Religion Kunst und Wissenschaft. Die Verfassung ist also die zweite Hauptsache, die Regierung ist die zweyte Einheit der Bethätigung des Staats. Mit der Fortsetzung dieses Mittelpunctes tritt ein Verhaltnis zu den Individuen als solchen ein und dies ist die Verfassung. Die Regierung tritt in Verhaltnis zu den Vielen, der Volcksgeist ist ein Individuum, und dies ist als eines vorhanden in seyner Regierung. Es ist aber auch ein Vieles, und so ist es ein Verhaltnis zu sich als des Einen | zu den Vielen. Die Thätigkeit eines Volckes theilt sich in Massen ein, und diese Massen sind die Stände. Jedes Individuum hat dann den Willen oder ist auch von Natur dazu bestimmt, diesem oder jenem Gescheft anzugehören. Dann gehört dazu Kunst und Wissenschaft, diese schliessen sich wieder mit dem Princip der Religion zusammen, es sind Weisen des Bewusstseyns, in denen das allgemeine Princip für den Gedanken zur Wissenschaft kommt. In allen diesen Seyten ist ein Princip. Dies aufzuweisen wird unser Gescheft seyn. 3. Das Dritte enthält zugleich das Moment des Ueberganges eines Volcksgeistes in den andern, und überhaupt den Stand eines Volckes in der Weltgeschichte. Dies Dritte ist dass der Volcksgeist ein natürlich existirendes das Individuum ist, als solches hat er das Schicksal der natürlichen Individualität. Die Gattung macht sich wirklich durch die Individualität, aber sie macht sich auch als Gattung geltend, behauptet das Recht der Substantialitat gegen das Individuum. Das Individuum ist vorubergehend, und sofern auch das Volck, aber seyn Vorubergehen ist ein Uebergehen in eine | höhere Existenz. Der natürliche Tod des Volcksgeistes ist kein eigentlicher Tod, nur das was wir Gewohnheit nennen. Wenn ein Volck die Befriedigung seynes Geistes erreicht hat, so ist kein Streben mehr in ihm, es lebt fort in dieser Befriedigung. Die Gewohnheit dieser Befriedigung ist das Gegensatzlose, es ist kein Interesse mehr vorhanden. Thätigkeit, Interesse, Regsamkeit ist nur mit dem Gegensatze vorhanden, nicht mit der Befriedigung. Wenn ein Volck die Bestimmung seynes ursprünglichen Begriffes erreicht hat, verfällt es in die Gewohnheit, dann ist die Lebendigkeit aus ihm entflohen. Dies ist der natürliche Tod des Volckes, bey dem es sich übrigens sehr glucklich befinden kann, aber Glück und Glückseligkeit sind keine Cathegorie innerhalb der
6–8 der Volcksgeist … Vielen.] Er: Verfassung ist das Verhältniß der Einzelnen zu den Vielen, der Einzelnen zu den Einzelnen (Rechtsverhältnis überhaupt) 8–9 Die Thätigkeit … Stände.] Er: und dann die Vertheilung der verschiedenen Geschäfte des Volks (an die verschiedenen 12 mit] Er: unter 13 für den … kommt] Er: sich in Gedanken und für die Anschau35 Stände.) ung ausspricht 14 Seyten] Er: Zweigen 19–20 sich auch … Substantialitat] Er: die Allgemeinheit geltend 20–21 Das Individuum … Volck] Er: Der Volksgeist hat als Individuum einen Tod. 23 Gewohnheit] Er: Gewohnheit, daß kein Interesse mehr vorhanden ist, keine Thätigkeit 28–29 Wenn ein … es] Ga: Wenn ein VolksGeist die Befriedigung seines ursprüng40 lichen Geistes erfüllt hat, verfällt er
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Idee des Geistes. Glückseligkeit ist Befriedigung der Bestimmung des Begriffes, aber es kommt darauf an welcher Begriff es ist. Die Gewohnheit ist also dieser Tod, wo das Volck aus dem Leben der Geschichte | zurücktritt. Solches Volck kann dann für sich fort bestehen aber es hat kein Interesse mehr in der Weltgeschichte, es sinkt dazu herab Material zu werden einem anderen Volcke in dem ein hoheres Princip vorhanden ist. Die Unbedeutendheit der Gewohnheit ist Befriedigung des Princips eines Volckes. Das Princip zu dessen Wirklichkeit es gelangte verursacht doch gar nicht den Tod des Geystes denn dieser ist unsterblich, er geht zu einem hoheren Principe, drengt sich dies zu realisiren. Die Bestimmung also dass der Volcksgeist ein besonderes Princip in sich hat, leidet dadurch Anderung; dass der Geist nicht gehalten ist in Grenzen, über sie hinausgeht, dies ist der Punckt wo der Volcksgeist ein Glied in der Kette des Geistes wird. Das Dritte also ist der Geist sofern er der allgemeine Geist ist. C. Weltgeist. Gott und Weltgeist gränzt in der Vorstellung sehr nah an einander. Der Unterschied beruht darauf dass der Weltgeist der Geist in der Welt ist wie er sich im menschlichen Bewusstseyn | darstellt und explicirt. Die Individuen verhalten sich als einzelne zu diesem Weltgeiste der ihre Substanz ist. Der Geist wie er in der Welt existirt, ist der Gang sich zu dem machen was seyn Begriff ist. Diese Bewegung ist vernunftig, das heisst der Geist wie er sich in der Welt dem Bewusstseyn explicirt, ist gemäss der ewig an sich seyenden Vernunft. Gott ist in der Gemeinde, welche das Menschliche Geschlecht ist wesentlich gegenwärtig vorhanden. Es ist also das Erscheinen Gottes im Menschlichen Bewusstseyn. Der Geist ist lebendig, weil er nur das ist wo zu er sich selbst macht. In der abstrakten Bestimmung des Geistes ist als Begriff desselben gesetzt worden die Bestimmung der Freyheit, und seyne Thätigkeit bestimmt sich zum freyen zu machen. Dies ist auch der Begriff des Geystes in der Weltgeschichte. Sie ist diese That in welcher der Geist seynen Begriff gewinnt und ihn verwirklicht. Diese That ist keine einfache That, sondern sie enthält viele Momente in
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5 sinkt] Ga: steigt 9 Principe] Er: Bedürfniß und Princip 11 gehalten] Er: gebannt beschränkt 13 Geistes] GaEr: allgemeinen Geistes der allgemeine Geist] Ga: ein all- 30 gemeiner 14–15 Gott und … einander.] Er: Dieser allgemeine Geist, Weltgeist, ist nicht gleichbedeutend mit Gott. 16 menschlichen Bewusstseyn … explicirt] Er: Selbstbewußtseyn manifestirt Bewusstseyn] Ga: Geiste 18 Der Geist] Er: Es ist Vernunft in dem Geiste der Gang] Er: Seine Bewegung was] Er: was er ist, was 20 der ewig … Vernunft] Er: dem göttlichen Geiste 21 Gott ist in der] Er: Gott ist der Geist in seiner 23 lebendig] Er: lebendig und 35 thätig 23–26 weil er … Weltgeschichte.] Er: dem Begriff nach frei, was er sich aneignen (erringen) muß. Dies ist das Bestreben des Geistes in der Weltgeschichte, zu wissen was er ist, und dies Bewußtseyn seiner zu realisiren. Dies geschieht in der Erscheinung der Weltgeschichte. 28 Momente] Er: Vermittlungen 2 darauf ] daran
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sich, sie | ist ein Stufengang. Diese Stufen sind die besondern Volcksgeister. Ihr Bewusstseyn ist zu betrachten als Moment in diesem Stuffengange. Die Reihe der Völker die wir zu durchlaufen haben, sind die Stufen der Eroberung des Bewusstseyns seyner selbst, und die Verwirklichung dieses Bewusstseyns. Hierbey ist zweyerley zu betrachten. Es ist wieder aufzunehmen das Leben und Sterben eines Volckes. Wie in alten Zeiten schon gesagt ist, der Tod ist nur ein Uebergang in einen andern Zustand, oder das Leben geht in den Tod und der Tod in das Leben über. So enthält auch jener Tod auch den Uebergang zum Leben, und dies ist nicht die schlechte Veränderung die wir in der Natur finden, den Kreislauf die Langeweile der Natur. Es gibt nichts neues unter der Sonne sagte Salomo. Dies ist nur richtig in der Natur nicht in dem Geiste. Bey ihm ist dieses Fortschreiten dieser Thätigkeit aus niederen Stuffen zu höheren Principien. Das andere aber ist dass wir | dieses Fortschreiten nicht als ein unbestimmtes fassen müssen. Es ist viel von der Perfectibilität des Menschengeschlechts gesprochen. Dies System erregt noch heutzutage grosse Fragen bey denen die eine Immobilität in irgendeinem Zustande verlangen. Im Fortschreiten liegt die Bestimmung der Beweglichkeit, also ist dieses entgegengesezt. Diese Perfectibilität das Fortschreiten muss nicht auf abstracte Weise genommen werden, nach den Vorstellungen des schlechten unendlichen Prozesses, sondern der Begriff des Geistes ist die Rückkehr in sich selbst. Seynen Begriff zu fassen sich zu realisieren. Es ist also ein Fortschreiten das eine Rückbewegung in sich ist, das ein bestimmtes Ziel hat einen absoluten Endzweck der bestimmt ist durch den Begriff des Geystes, dieser ist Freyheit und ihre Verwirklichung. Ein besonderes Volck bildet sich aus, es hat sozusagen ein besonderes Amt bekommen eine besondere Seyte des Weltgeistes zu verwirklichen, und insofern dies nothwendig ist (nothwendig aber ist | es als Moment in der Entwickelung des Geistes), so ist durch die Ausfuhrung des Principes das Volck befriedigt. Insofern aber das Princip ein besonderes ist, tut sich diese Begrenztheit desselben am Volcke selbst hervor. Dies ist was wir ein Verderben in einem Volcke nennen. Anderseyts sind es die Wissenschaften und die Philosophie die dieses Verderben bezeichnen. Wenn ein Volck sich in seynem Princip befriedigt hat so geschieht eben dies dass das Denken hervortritt, der Gedanke über das was es gleichsam instinctmässig bisher getan hat. Die Zeiten des Instinktmassigen Handelns sind die Zeiten der Tugenden eines Volcks, aber weil es ein Geist ist der so
35 9–10 den Kreislauf … Natur] Ga: der Kreislauf der Natur
Er: diese Langeweile der Natur ist der Kreislauf des Lebens und Sterbens pp 15 grosse Fragen] Er: großen Widerspruch 32 geschieht] Er: geschieht in seiner Entwicklung
27 Geistes),] Geistes).
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handelt, so bleibt er nicht bey diesem Instinct stehen sondern erhebt sich über die rein sinnliche Wirkungsweise. Sittlichkeit nehmlich ist dass die Individuen im Geiste des Volckes leben, diesem gemäss Endzwecke haben wollen. Über diese unmittelbare Einheit erhebt sich das Denken, und insofern das Princip eines | Volckes ein besonderes ist, so erhält seyn Denken überhaupt als das allgemeine darüber die Macht so dass es keinen Respect mehr hat vor diesem Princip, sondern das besondere zwingt. Dies Erheben der Reflexion hat zwey Formen, dass die Individuen auf sich refflectiren, das Denken ist überhaupt das innerlich werden gegen die unmittelbare Sittlichkeit, das Heraustreten aus dieser Einheit des Bewusstseyns der Individuen mit ihrem substantiellen Geiste. Es ist also eine Trennung der Individuen von ihrem substantiellen Geiste, das Zurücktreten der Individuen für sich erscheint so, dass die Individuen sich Zwecke für sich machen, und diese verfolgen, sie dem substantiellen Wesen entgegensetzen, auf dessen Kosten sich befriedigen. Dies ist das Verderben eines Volckes. Bey diesem Zuruckziehen in das Innere mache ich mich zum entscheidenden was Recht sey. In der unmittelbaren Sittlichkeit ist die Sitte das Entscheidende. Wenn ich das Entscheidende bin, so kann ich auch nach meynen Leydenschaften | entscheiden. Wissenschaften und Verderben treten zugleich hervor, wenn das Princip einer Welt ein besonderes ist: aber wenn es ein allgemeines ist so ist es möglich dass mit dem Denken nicht zugleich das Verderben verbunden sey, dass die besonderen Interessen nicht im Widerspruche sind mit der Gegenwart, sondern sich nur im Gegentheil befriedigen können. Die Entzweyung ist ein Uebergang in ein höheres Princip und hiermit der Untergang des Volckes. Die Entzweyung ist also Bedingung und das Hervorbringen einer höheren Stuffe des Bewusstseyns. Dieser Tod des Volcksgeistes in sich enthällt das Bedurfnis der Vereinigung das Bedurfnis den Wiederspruch aufzuheben, weil der Geyst einer ist, und diese Vereinigung der entgegengesetzten ein höheres Princip ist als dasjenige war von welchem der Widerspruch hervorgegangen ist. Weil der Geist darin steht, das Substantielle darin ist so tritt der Geyst als Gegensatz gegen Ge-
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1 Instinct] Er: Instinctmäßigen 7 der] Er: | zur 8 Individuen] Er: Individuen als Sub- 30 jecte refflectiren] Er: reflectiren, auf sich zurückgehn 11 der Individuen … Geiste] Er: des Subjectiven, Einzelnen Persönlichen 18–21 Wissenschaften und … Gegenwart] Er: Mit dem Verderben tritt die Reflexion hervor, die Wissenschaft, das Gewissen. Das Zurückgehn in sich ist abstractes Denken. Mit diesem Zurückgehn in dies Denken fragt sich der Geist, ob ihm auch die Wirklichkeit zu komme. Das freie Denken an sich darf nicht in Widerspruch stehn mit dem sub- 35 stanziellen Geist der Wirklichkeit. 23–815,2 Die Entzweyung … Wahrhafte.] Er: Diese Entzweiung – der Tod des Volksgeists – enthält die Forderung ihrer Vereinigung. Der Tod, Untergang eines Volks ist eben die Entzweiung, ihre Vereinigung ist ein höheres Princip, das die Einigkeit ist, aber einen Gegensatz in sich schließt, – das concrete. 2 sinnliche Wirkungsweise] sinnlichewürkungsweise
19 einer] eigne (Lesung unsicher)
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setz aber als die absolute Gewissheit seyner Freyheit. | Dies ist dann das höhere das Logische Abstractum das concrete das Wahrhafte. Als Beyspiel können wir hier das Griechische Volck anführen. Das Griechische Leben ist uns überhaupt bekannt. Ihre schöne Sittlichkeit ihre Tugend ihre heitere Unbefangenheit als Weise ihrer Sitte, das war das Princip des Griechischen Volcksgeistes. Wenn wir diese Sittlichkeit von unserem Standpuncte betrachten, so finden wir das nicht was wir überhaupt dabey fordern würden, nicht das Princip der persönlichen Freyheit, nicht diese weitere Innerlichkeit die wir Moralität nennen, diese Reflexion des Individuums in sich, oder was wir näher Gewissen nennen, das Subject des Individuums in sich hat nichts zu entscheiden gehabt was für ihn zu thun war, dieses war schon durch das Gesetz des Staates, durch die allgemeine Sitte entschieden, in diesem Sinne kann man sagen, haben die Griechen kein Gewissen gehabt. Das was wir Moralität heissen | dass das Individuum sich nach seyner Willkühr entschliesst das ist nicht vorhanden gewesen im Griechischem Geyste. Erst bey Socrates der einen Uebergang zur Christlichen Welt ausmacht, hat dieses Refflectiren in sich und sich aus sich entschliessen angefangen. Die Individuen haben bis dahin in Einheit mit dem Allgemeinen gelebt. Jetzt wird das Individuum von dem was Sitte ist getrennt, es bestimmt sich nach seyner Einsicht nach seynem Denken. Da ist dann diese Trennung der formellen Innerlichkeit von dieser vorhandenen Einigkeit. Es ist dann das Bedurfnis diesen Wiederspruch zu vereinigen, und die höhere Vereinigung ist diese, dass bey der substantiellen Allgemeinheit zugleich die subjective Seyte des besonderen Inter4–5 Ihre schöne … Volcksgeistes.] Ga: der Gegensatz aber läßt sich noch nicht spühren wenn wir die griechische Zeit mit den Augen dieses vergangenen Zeitalters betrachten Er: In ihrer tugendhaften Zeit ist dieser Gegensatz noch nicht gewesen. Tugend ihre … Sitte] Ga: Heiterkeit, Freiheit und Tugend 7–8 nicht das … Freyheit] Ga: Die Freiheit der Person war den Griechen unbekannt 9–15 das Subject … Geyste.] Ga, ähnlich Er: Der Geist ist noch nicht bey den Griechen in sich gegangen, daß er was Recht und Pflicht ist, selbst ansehe und wisse. – Recht war allgemeine Sitte – die Ueberlegung ob sie auch gut sey war noch nicht vorhanden. Der Mensch hatte einen einfachen Glauben, das ist das pf¼u, kbsfkon (Er: kbpkon). – Ich bin aber kein freier Mensch wenn ich nicht selbst einsehe daß (Ga: das was unter dem Worte Recht bekannt wird mein Wille, mein sich so bestimmen ist Er: was der Staat fordert gut ist). 16 dieses Refflectiren … entschliessen] Ga: Diese Trennung dieses aus sich Anerkennen was Pflicht sey angefangen] Ga: begonnen. Wenn sich aber das Individuum so in sich zuruckzieht, so muß das Verderben entstehen 18–816,4 es bestimmt … Princip.] Ga: es zieht sich in sich zurück – wo es aber auf verschiedene Weise bestimmt werden kann, durch Leidenschaften oder auch durch das Denken. Diese Negation ist gegen die Einheit des Geistes – das Individuum | wird diese Widersprüche zu vereinigen getrieben – bei der substanciellen Allgemeinheit soll auch das Gewissen seine Wilkühr, seine Moralitaet, seine Zwecke erreichen, und auf diese Weise die Versöhnung des Substanciellen mit dem eigenen Gewissen statt finden. Dieße Verwirklichung, wo beyde Seiten ihr Recht erlangen, und wo das Ganze die Idee ausmacht, ist das höhere Princip. 4 schöne] schene
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esses, Zwecke der Individuen vollkommen ihr Recht erlangen, dass das allgemeine Substantielle aber auch sich verwirkliche und zur Ausführung komme, dass beyde durch einander bethätigt werden, und diese gleiche Befriedigung beyder die Idee seye. | Das ist das höhere Princip. Also der Volckergeist hat an seyner Endlichkeit das Princip seynes Todes, aber auch den Uebergang in eyne höhere Befriedigung des Geystes. Das Affirmative ist Resultat des hervorgehenden aber es ist ein tieferes als jenes war. Das war das Princip der Entwickelung des Volcksgeystes. Der Weltgeyst ist das System dieses Processes wodurch der Geist sich producirt, sich seynen Begriff realisirt. Es kann hinzugesetzt werden, dass diese Entzweyung von der oben gesprochen worden ist, einerseyts in das Höhere des Bewusstseyns selbst fällt, und dann erscheint sie als ein Verderben innerhalb dieses Princips, denn es ist das Negative dessen was Recht und Sittlichkeit war und so fällt es in das Bewusstseyn, aber dieses Hinausgehen hat auch seyne Seyte wo der Fortgang in das Innere des Begriffs eingeschlossen bleibt und dann ist dieses Fortgehen von dem Principe zum Negativen nicht als ein Verderben, nicht im Bewusstseyn des Volckes. Solche Völker schreiten | nicht fort, sie liegen träge da und das Fortschreiten ist nur für andere Volcker. Der Process wodurch der Geist zu höherem gelangt ist die Weltgeschichte. Wir haben darin den Verlauf unterschiedener Principe, existirende Volcksgeister welche unmittelbares Daseyn haben, es sind Nationen, sie haben die Seyte einer Naturbestimmtheit. Die Volcker sind verschiedene Stuffen in der Weltgeschichte. Dem geistigem Principe eines Volckes entspricht ein Naturliches Prin-
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5 Also der … Todes] Ga: In den besondern VolksGeistern liegt die Seite der Vergänglichkeit 6–7 Das Affirmative … war.] Ga: das Resultat aber ist tiefer als das Princip wovon sie ausgegangen 25 sind 9–10 wodurch der … realisirt] Er, ähnlich Ga: wodurch der Geist den wahrhaften Begrif seiner selbst für sich selbst producire 11–14 einerseyts in … Bewusstseyn] Ga: Die Entzweiung fällt in die Sphere der Bürgerlichen Gesellschaft und erscheint als Verderben, Negation des ersten Princips, dessen was Sittlichkeit war. Das ist die eine Seite. 11 selbst fällt] Er: selbst, hinausgehend über das ursprüngliche Prinzip 14–15 in das … bleibt] Ga: noch nicht in die Bürgerliche Gesell- 30 schaft, wo er noch in das Innere des Begriffs fällt. (ähnlich Er: Wenn das Princip der Subjectiven Freiheit vorhanden ist, so fällt auch der Fortgang des Geistes in das Bewußtsein.) Das Böse hat nur in ihm sein Leben. Für uns ist das Fortschreiten nur in einem Falle vorhanden 16–17 nicht im … Volckes] Ga: die Nationen sind nur Momente für uns Er: Eben dies Princip ist von Haus aus verdorben, weil es nicht sich selbst verdirbt. 17–18 das Fortschreiten … Volcker] Er, ähnlich Ga: | 35 Volksgeister sind Glieder in diesem Processe, wodurch der Geist zum freien Begrif seiner selbst gelangt. 20 Principe] Er, ähnlich Ga: Diese unterschiedenen Principien sind die Principien der Völker. Diese sind natürliche Existenzen Ga schließt an: (Wir haben mit dem Geiste als VolksGeiste zu thun) 21 unmittelbares] Er, ähnlich Ga: unmittelbares oder natürliches 3 bethätigt] betthätigt 7 hervorgehenden] vorhergehenden mit Einfügungszeichen: nicht) eingeschlossen
15 eingeschlossen] (über der Zeile 40
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cip. Daraus folgt unmittelbar dieses; dass das besondere Gescheft desselben dem Naturprincipe angemessen ist, dass also ein Volck nur ein mal ein Welthistorisches seyn kann. Seyn Naturprincip ist zwar für anderes empfänglich, aber es ist sehr verschieden, ob es dieses nur empfangt oder geltend und herrschend in der Welt macht. Es kann dem Volcke nur ein Gescheft übergetragen seyn in dem Processe des Geistes. Das war die Einleitung worin die Beziehung der einzelnen | Volcksgeister auf den allgemeinen Weltgeist angegeben worden. Der Endzweck kann bestimmter so ausgedrückt werden: die Freyheit ist die Substanz des Weltgeistes. Das Subject als solches soll für sich frey seyn, persönliche Freyheit haben, es soll Gewissen in sich haben und diesem folgen dürfen. Das Individuum als solches muss als absolutes gelten, muss als von unendlichem Werthe betrachtet werden. Dieses Extrem der Subjectivität soll den einen substantiellen Zweck hervorbringen, es soll nicht als unbefangene Sitte existiren, sondern diese Einheit muss durch eine unendliche Unabhangigkeit aller hervorgebracht seyn, und umgekehrt diese Substanz ist der Grund und Boden auf welchem Individuen zu dieser ihrer formellen Freyheit und Subjectivität gelangen. Es soll zugleich der Inhalt seyn dessen was ihr Gewissen ist. Diese unendliche Entzweiung in dem wahrhaften Unendlichen, und das Setzen der Sprödigkeit des Einzelnen zu vereinigen das ist die Grösse und das Ziel des Geistes. | Wir wollen eine Eintheilung vorausschicken und die Naturbestimmtheit, den Zusammenhang der Natürlichen Unterschiede der Volcksgeister, die sich als das Höhere in der Geschichte darstellen, angeben.
1–2 dass das … ist] Ga: daß ein Volk welches besondre Geschafte im WeltGeiste hat, seiner Na2–3 dass also … kann] Ga, ähnlich Er: und ein zweiter Schluß, daß jedes Volk nur eine Stufe hat, auf welcher es im WeltGeiste die erste Leitung besetzt 3 Seyn Naturprincip … empfänglich] Ga: Es kann wohl empfänglich sein für höhere Principien 8 Endzweck] Er: Endzweck dessen was der Weltgeist will 11 Gewissen in sich] Er: Gewissen in sich, eben so sein besonderes Interesse aus seinem sittlichen Zustande sich zu befriedigen 12 gelten] 30 Ga: gelte. In der christlichen Religion ist dies so ausgesprochen: Gott will daß allen Menschen geholfen werde. 13–15 Dieses Extrem … seyn] Er: so daß die Subjectivität zum Bewußtseyn dieser Extremität kömme. Diese Subjectivität bringt hervor den einen substanziellen Zweck der hervorgebracht wird durch die unendliche Unabhängigkeit aller. 18–20 Diese unendliche … Geistes.] Ga: Diese unendliche Entzweiung des Geistes in das Substancielle und in das sich setzen 35 auf die unendliche Sprödigkeit | des Subjects zeigt die Tiefe des Geistes – Die Vereinigung dieser Seiten ist sein Ziel, sein wahrhafter Endzweck.
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Sie bestimmt sich nach dem nothwendigen Begriffe des Geistes nach dem Processe der durch den Begriff des Geistes selbst bestimmt ist. 1. Die erste Form in der wir den Geist zu betrachten haben ist jene Form die mit dem Kindesalter parallelisirt. Das was man die Einheit des Geistes mit der Natur nennt. Wir sehen sie zunächst in der orientalischen Welt. Diese Einheit des Geistigen mit der Natur ist aber nur der Anfangspunct. Der natürliche Geist ist noch nicht zu sich selbst gekommen, er ist noch bey der Natur nicht bey sich selber, er hat den Process wodurch er seyne Freyheit erreicht noch nicht durchlaufen. Diese sittlichen geistigen Totalitaten sind die Staaten wo sich der Geist manifestirt. Sie sind Entwicklungen des Geistes | sie sind der Boden innerhalb welchem sich diese machen. Patriarchalische Zustände sind diese Punkte des Anfanges dieser Sphäre. Das politische sittliche geistliche überhaupt bleibt als ein substantielles an welchem das Individuum durchaus nur als ein Accidenz ist; und indem dieses substantielle Wirklichkeit hat, von einem Willen bestättigt ist, so ist der Wille dann als der Wille eines Ganzen, ein Wille des Despoten, zu dem sich die Unterthanen als unfreye, willenlose Accidenzen verhalten. Liebe, Unterwürfigkeit Gehorsam sind hier die herrschenden Empfindungen – Das zweyte Verhältnis ist das Auf brechen der Trennung es ist der Beginn des Niederganges des Geistes in sich selber aus seyner blossen Unmittelbarkeit – Reflexion des Geistes in sich. Alsdann entsteht das gegen die eigentliche Natur aber auch gegen seyne geistige Substantialität uberhaupt. Dieser zweyte Gegensatz ist die erste Befreyung des Geistes, | mit dem Jünglingsalter paral2–3 Sie bestimmt … ist.] Ga: Mit den bisher gegebenen Bemerkungen wollen wir die Einleitung bewenden lassen. Was die Eintheilung anbetrifft so ist folgendes zu bemerken. Derjenige Theil den wir zu durchgehen haben bestimmt sich nach dem Begriffe des Geistes, nach dem Begriffe des Processes der durch den Begriff des Geistes volzogen wird – So wie wir im Menschen Alter 4 Stufen bemerken, nemlich die des Kindes, Jünglings, Mannes und Greises, so konnen wir auch die ganze WeltGeschichte, oder die Entwicklung der Nationen in 4 Formen eintheilen: 7 Anfangspunct] Ga: Anfangspunkt der Entwicklung des Geistes 9–10 er hat … durchlaufen] Ga: sondern durch die Natur verkettet, mit ihr in Einheit 10–12 Diese sittlichen … machen.] Ga, ähnlich Er: Auch in dieser Form des Geistes haben wir schon Staaten vor Augen, und Ausbildungen (Er: und Entwicklungen) des Geistes zum Recht, (Er: Kunst, Wissenschaft,) Religion, etc. Ungeachtet dieser aber ist das Princip des ganzen Bodens die obenerwehnte Einheit. 15 dieses substantielle] Er: das Substanzielle Ganze Ga: das Substantielle bestättigt] Er: bethätigt, beherrscht Ga: beschützt 16 Despoten] Er, ähnlich Ga: Despoten, der zugleich Patriarch, Vater seines Volks ist 17 unfreye] Er: Kinder, Unfreie, 18 Gehorsam] Er: Zutrauen, Gehorsam Empfindungen] Ga: Empfindungen welche jedes Individuum zur Pflicht hat und hegt. – Mit dieser ersten Form beginnt erst das Aufgehen der Sonne des Geistes. 21–22 Alsdann entsteht … uberhaupt.] Ga: Damit entsteht der Gegensatz gegen die Natur, aber zugleich auch gegen die Substantialitaet des Geistes, gegen seine eigene Natur. 10 durchlaufen] durchgelauft
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lel. Es ist eine Freyheit wo das Selbstbewustseyn noch nicht absolut geworden ist, wo der Geist seyne Unendlichkeit und seyne absolute Tiefe noch nicht erfasst hat. Diese zweyte Bestimmung ist ein freyer Geist aber noch nicht von der Tiefe des Geistes hervorgebracht. Das ist die Griechische Welt. Die dritte Periode ist das Mannesalter die Romische Welt. Das Individuum wird für sich hat seyne Zwecke verhällt sich aber zu einem vorhandenen Ganzen zu einem Staate und steht im Dienste dieses Staates. Diese Dienstzeit des Geistes ist spröde Herschaft für sich ist aber dem Ganzen unterworfen. Hier ist das eigentliche Juristische Princip wo die Personlichkeit als solche von Wichtigkeit ist. Das vierte ist die Germanische Zeit, die christliche Welt. Man könnte sie mit dem Alter paralellisieren, aber der Verlauf des Geistes ist ein anderer wie der eines natürlichen Individuums. Dieses stirbt ab indem es zur Gattung, zur Allgemeinheit zurückkehrt, seyn Tod | ist die lebendige Ruckehr in seynen Begriff; im Geiste hingegen ist die Negativität von ganz anderer Art. In dieser Welt erlangt die Freyheit des Individuums im Geiste die vollkommene Ausbildung, ihr vollkommenes Recht, so dass die vollkommene substantielle Freyheit des Individuums in sich selbst, ebenso in Harmonie steht mit dem objectiven Geiste dem Geiste an und für sich. Dieses Verhaltnis ist die Versöhnung des Geistes, das Individuum wird in sich vollendet. Hier ist die Ausbildung beyder Seyten zur Totalität. Diese Totalität ist nicht die frühere Einheit mit der Natur, der Natürliche Geist sondern das Wissen, das Allgemeine, welches sich mit sich selbst versohnt hat, insofern es sich zur Einzelnheit zur Subjectivitat unterschieden gleichsam herausgeboren hat. Dieses ist die Bestimmung der christlichen Religion. Das ist das Aprioristische der Weltgeschichte. 1–2 Es ist … ist] Er, ähnlich Ga: Dies Erfassen des Geistes in sich, dies Freiseyn in sich selbst wo das Selbstbewußtseyn der Freiheit noch identisch ist mit seiner sustanziellen Natur wo die Trennung noch nicht absolut ist 2 absolute] GaEr: wahrhafte 3–4 ein freyer … hervorgebracht] Er: die Bestimmung des freien Geistes in dieser Einheit mit seiner Substanzialität wo noch nicht die Freiheit von der Tiefe des Geists hervorgebracht, wiedergeboren ist 4 die Griechische Welt] Ga: das Theater der Griechischen Welt 7 und steht … Staates] Ga: Es erreicht seine Ziele durch den Dienst des Allgemeinen – das Individuum steht immerwährend in diesem harten Dienste 8–9 Hier ist … ist.] Ga: Hier beginnt das Princip der Einzelnen Persönlichkeit – Auf der andern Seite ist noch der Dienst des Allgemeinen, des Staates vorhanden. Er: Gegensatz der persönlichen Einzelnheit und des Diensts gegen das Allgemeine. 11 Alter] GaEr: Greisenalter 13 seyn Tod … Begriff ] Er, ähnlich Ga: Was in diesem Tod, Rückkehr in seine Elemente ist in jenem lebendige Rückkehr in seinen Begrif. 14 In dieser Welt] Ga: In der Christlichen Periode 15 Freyheit] Ga: Subjektive Freiheit 16–19 so dass … vollendet.] Er, ähnlich Ga: Der göttliche Geist in seine Gemeinde herabgekommen und soll im Subjecte als solchen seinen Wohnsitz aufschlagen. Bestimmung: in sich vollkommen zu werden, dem Göttlichen gemäß zu werden, vollkommen frei, so daß diese (Er: vollkommne Freiheit im Verhältniß steht zum Ga: Subjective Freiheit in Einheit mit dem) objectiven Geist, nicht einer Aufopferung sondern einer freien Versöhnung des Geistes 20 Natürliche] Ga: unmittelbare Wissen] Ga: Wesen 22–23 Dieses ist … Weltgeschichte.] Ga: Das ist die Bestimmung der Christlichen Völker, und es ist der Begriff des Geistes, welcher sich in der Weltgeschichte abbildet. Er: Diese Bestimmungen ergeben sich aus dem Begriff des Geistes und die Erfahrung muß diesem gemäß seyn.
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Die Geister der Volcker sind die verschiedenen Stuffen des Processes wodurch der Geist zu sich selbst kommt. Die | unterschiedenen Weisen des Bewusstseyns des Geistes von sich selbst sind die unterschiedenen Volcker denen wieder die unterschiedenen Naturbestimmtheiten entsprechen. Das natürliche ist das unmittelbare womit angefangen werden soll. Hier muss es sich ergeben welche Weltpartien wir in unseren Betrachtungen abzuschneiden haben. Diese Bemerkung f ällt damit zusammen was man Einfluss des Climas auf den Geist eines Volckes nennt. Clima ist ein zu unbestimmter Ausdruck. Er bezieht sich auf gänzlich geographische Particularitäten womit wir hier nichts zu thun haben, eben so nicht mit dem allgemeinen Gerede der Einflüsse. Wir haben die allgemeinen Naturverhaltnisse nur hervorzuheben. Was den Einfluss des Climas anbetrifft, so sind die beyden Extreme der heissen und kalten Zone der freyen Entwickelung des Geistes durchaus ungünstig. Hier erlauben die Naturgewalten dem Menschen nicht seyn inneres auszubilden. Also nur | die gemässigte Zone kann das Theater der Weltgeschichte seyn und zwar nur die des nördlichen Himmels wo festes Land ist. Eben so mussen die ganz nördlichen Zo-
2 Die Geister] Ga: Ehe wir die angegebene Eintheilung zu betrachten anfangen, so haben wir noch über das Geographische der Geschichte ein paar Worte zu sagen. – Wir haben die Geister 5 denen wieder … entsprechen] Ga: Wir werden sie betrachten wie sie im WeltGeiste diesen Process machen. Als Völker fallen sie in Raum und Zeit auseinander. Dem besondern Principe des Geistes, muß also auch die NaturBestimmtheit gemäß sein. Von dieser haben wir zu sprechen. 10 gänzlich] Ga: kunstliche 11–12 Gerede der Einflüsse] Ga: Gerede von Klimat. Vom Einfluße desselben wird lang und breit geschwatzt. So sagt man zb. der Ionische Himmel habe Homer erzeugt – er ist aber bis jetzt noch wie er war, und einen zweiten Homer sehen wir nicht. 14–16 so sind … auszubilden.] Er: so müssen wir diesen als mächtig genug ansehn, daß Frost und Glühhitze und so weiter zu große Extremitäten sind, als daß das Innre geltend gemacht werden könnte gegen diese Eindrücke der Natur. Da bietet sie sich nicht so dar daß sie zum Mittel gemacht werden konnte. Diese Extreme von Kälte und Hitze sind nicht die Theater der Weltgeschichte Ga: In der ersten ist der Frost in der zweiten die Hitze zu groß, als daß der Mensch mit diesen unauf horend kampfend, sich auf sich beziehen könnte – daß ihn der Geist gegen diese eußerliche Natur zum innern Ziele werden sollte. 18 wo festes Land ist] Er: die mäßige Zone der nördlichen Hemisphäre, gegen Norden hat das feste Land diese breite Brust, gegen Süden wird es zu Spitzen. Diese nördliche gemäßigte Zone macht einen zusammenhängenden Continent aus auch in zoologischer und botanischer Hinsicht. Ga: wo sich der Menschliche Geist entwickelte und entwickelt. […] In botanischer und zoologischer Hinsicht sogar ist es auch erkannt daß die nordliche gemaßigte Zone die meisten Pflanzen und Thiere enthält – hingegen in den Spitzen der sudlichen individualisiren sich die Producte besonders gegen einander.
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nen ausgeschlossen werden. Wenn wir uns den Boden der Weltgeschichte bestimmen wollen so ist auch Amerika von unserer Betrachtung auszuschliessen und es können darüber nur wenige Bemerkungen gemacht werden über das Verhaltnis desselben zu Europa. Die neue Welt ist immer noch eine neue junge Welt. Amerika ist die Welt der Zukunft, wir haben uns aber mit den Profezeihen nicht abzugeben, wie überhaupt dieses von der Philosophie ausgeschlossen bleibt. Amerika ist noch im Werden begriffen. In Hinsicht des Phisikalischen ist dieselbe in nördliche und südliche getheilt. Das ist sogleich ein ganz anderer Charakter als der der alten Welt. Diese rundet sich um einen Mittelpunkt des Mittelländischen Meeres. Wie wir kunftig sehen werden ist das Mittellandische Meer der Mittelpunkt der Weltgeschichte | uberhaupt für die Welt der Alten. Es ist daher keine zufällige Eintheilung der alten Welt in drey Welttheile. Es ist dies die bestimmteste Weise sowohl nach der phisischen als nach der intellectuellen Seyte. Amerika ist mehr auseinandergerissen, seyn naherer geographischer Charakter ist der. In Südamerika sind die hohen Gebürge an einer Seyte in einer langen Reihe gelagert so dass nach Westen zu nur ein schmales Küstenland ist. Gegen Osten hingegen sind die ungeheuren Ströme die da ihr Spiel treiben. Diese ungeheuren Stromgebiete die sich da so hinziehen, haben einen ganz anderen Charakter als die Stromgebiete von Africa und Asien; sie sind nicht so geeignet die Wiege der Cultur zu werden als diese lezten. 1–2 Wenn wir … auszuschliessen] Ga: Das nähere was hier bemerkt werden kann ist die Eintheilung in die neue und alte Welt des ganzen historischen Schauplatzes; welche Eintheilung von der formacion des Geographischen auf den Geschichtlichen Standpunkt hergenommen ist und ankommt. – Diesen Unterschied wollen wir kurz angeben: – | Wir finden eine Trennung zwischen der alten und der neuen Welt. Unabhängig von der Bekanntschaft der Europeer ist noch eine junge Welt, und indem wir den Boden der WeltGeschichte betreten, so konnen wir die nördliche und heiße Zohne abscheiden – America kann auch ausgeschlossen sein. 5 Welt 2 ] Er: Welt. In dieser Beziehung schließen wir Amerika von unsrer Betrachtung aus und machen bloß einige Bemerkungen über sein Verhältniß zu Europa. Amerika] Ga: America fängt erst jetzt in die WeltGeschichte einzugehen an, oder sie 7 Amerika] Ga: Was das Allgemeine des Standpunktes zwischen America und Europa anbetrifft, so kann folgendes bemerkt werden: America 8–9 nördliche und südliche getheilt] Ga: Nord und SüdAmerica, welche Theile ein schmahles Land verbindet 10 rundet sich] Er, ähnlich Ga: lagert sich gleichsam 12 für die Welt der Alten] Ga: wir werden in der Geschichte sehen daß alle Formen um diesen MittelPunkt geboren sind, und die Entwicklung sich erst von hier nach Westen ausgebreitet hat 15–16 Amerika ist … der.] Ga: Nord und Sudamerica hingegen wird durch ein hufeisenformiges Land getrennt. Es ist da wohl auch ein MittelMeer vorhanden, aber es bringt nur Inseln und nicht Länder in Berührung. 17 Reihe] Ga: Kette 19 ungeheuren] Ga: mächtigen 19–20 haben einen … Asien] Ga: sammeln sich nicht so zusammen, wie wir es in Africa und Asien sehen werden, weil sie dem Aequator näher liegen 21 die Wiege … werden] Ga: solche KulturEbenen hervorzubringen 6 Profezeihen] Proferzeichen
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Von derselben geographischen Beschaffenheit ist der nördliche Theil von America. Beyde Theile haben ihre Ausgangspunkte ihrer Bildung zu Staaten sie haben aber unterschiedene Anfänge gegeneinander. So wie der Naturcharakter so ist auch der intellectuelle | Charakter dieser Länder verschieden. Wir haben hier zuerst die alten Amerikaner von denen ist gegenwärtig sehr wenig geblieben. Das Pferd und das Eisen sind zwey Instrumente die dahin gebracht worden sind. Die alte amerikanische Welt ist verschwunden. Die amerikanische Rasse nach ihrer natürlichen Beschaffenheit zeigt sich uberhaupt als ein schwachmüthiges Volck so dass alle diese Volcker ihrem ganzen Naturell nach einen solchen Unterschied gegen die Europeer machen dass sie von der fremdartigen Europeischen Kultur wie von einem Gifte angegriffen und durch dasselbe überwunden worden sind. Nur die geistlichen Körper-
1–2 Von derselben … America.] Ga: In NordAmerica ist ein schmahles Küstenland. Nach Osten ziehen sich die Apalaschen Gebirge, | und nach Westen die StromGebiete von Misissipi etc 3 Anfänge gegeneinander] Ga: Anfänge. Das Sudliche America ist durch die Spanier und Portugisen erobert worden. Mexico kann auch hierher gezählt werden. 3–4 So wie … verschieden.] Ga: Der NaturCaracter von den beiden Theilen Americas ist verschieden – aber die intellectuelle Seite als Bildung zu Staaten ist noch verschiedener. 6 geblieben] Ga: übrig. Binnen 20 oder 30 Jahren während welcher die Spanier SüdAmerica eingenommen haben ist ihre Zahl auf 20 Milionen (Mexico und Peru zusammengerechnet) zurück gedrengt. – Wenn also von Bildung zu Staaten in America gesprochen wird, so trit da die eigentliche Amerikanische Rasse wenig in Anspruch. Diese Länder, besonders aber Mexico und Peru hatten große Ausbildung. 6–7 Das Pferd … sind.] Ga: Zwei Instrumente fehlten ihnen, welche den Europeern den Sieg gewährten: das Pferd und das Eisen. 7 alte amerikanische Welt] Ga: eigentliche Amerikanische Welt Er: amerikanische Urnation verschwunden] Er, ähnlich Ga: zum Theil ausgerottet oder doch verdrängt worden 8–12 natürlichen Beschaffenheit … sind] Ga: NaturBeschaffenheit als eine schwache. Es gibt wohl starke Völker unter ihnen, aber im allgemeinen sind die Amerikaner eine schwachmütige Nation. Dies war die HauptUrsache weswegen die Amerikaner einen so großen Unterschied (ihrem naturelle nach) mit den Europaern bildeten, daß sie mit der Europaeischen Kultur auf keine Weise zusammenkommen konnten – vielmehr sind sie von dieser als von einem unerträglichem Gifte berührt worden und untergegangen – Die NordAmerikaner zu welchen die Englender weder mit dem Spanischen Phanatismus noch mit Habsucht angekommen sind sind auf eine andre Weise verdrängt worden. Durch haufige | und gewaltsame Kriege unter einander wurde ihre Anzahl sehr geschwächt. Den übrigen kauften die Englender theils ihr Land ab, theils wurden ihnen besondere Gegenden zum Wohnorte angewiesen. So sind die eingebornen Amerikaner in eine Unbekantschaft gerathen. – Mit America uberhaupt war nicht der Fall vorgekommen, wie mit den Asiatischen Kolonien, welche als Einsiedler nach Griechenland auch Griechische Kultur und Einheit eines Volkes angenommen 12–823,3 Nur die … anzuhalten.] Ga: In Brasilien und Kalifornien haben sich kathohaben. lische Priester angesiedelt. Diese haben die Amerikaner behandelt wie ihrem Character angemessen war. Sie imponirten ihnen durch ihre Würde, notigten sie zur Arbeit – und von diesen erhielten sie einen Unterhalt. 12 worden] geworden
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schaften haben die Amerikaner auf eine ihnen angemässene Art zu behandeln gewusst. Sie haben sich als Priester unter ihnen niedergelassen und sich Mühe gegeben sie zu einer gewissen Arbeitsamkeit anzuhalten. Dabey zeigte sich aber die ganze Schwäche und Stumpfsinn dieser Völcker. Viel thätiger und der | Europäischen Bildung f ähiger zeigen sich die Näger wenn sie frey sind. Nord und Südamerika haben ganz entgegengesezte Ausgangspuncte in denen sie sich dazu bilden wo wir sie erst als Staaten betrachten können. Südamerika hat sich aus der Sklawerey und dem Despotismus herausarbeiten müssen, Nordamerika musste sich aus einer Zerstreuung zu einem Mittelpunkte des Gehorsams treiben . Das erste war unterdrückt, es war nicht selbständig selbst in Ansehung seyner natürlichen Bedurfnisse, theils eine Provinz von der anderen, theils alle vom Mutterlande abhängig. Ebenso hat es bis jetzt in geistiger Unterdruckung gelebt. Das edle, freye, des Spanischen Charakters ist nach Amerika nicht hinuber gegangen oder ist darin
3–4 Dabey zeigte … Völcker.] Ga: So etwas ist dem sorglosen Amerikaner zuzumuthen. Die Amerikaner sind wie die gedankenlosesten Kinder – auch phisisch sind sie sehr schwach. Wenn wir heute zu Tage lesen von diesen SüdAmerikanischen Staaten die sich von der Herschaft der Spanier losgerissen haben – von diesen Brasilianern, welche ein Kaiserthum bildeten, so sind darunter nicht alte Amerikaner zu verstehen. Es sind Spanier, Portugisen, besonders aber Kreolen ein Gemische von Europaeischem und Amerikanischem oder Afrikanischem Bluthe – Ein Engländer der lange Zeit in Brasilien sich auf hielt und viel mit den Negern zu thun hatte spricht in seinen Reisen von ihrem Karakter. Unter der Portugiesischen Obermacht (sagt er) sind die Neger menschlicher behandelt worden als in den Holländischen und Englischen Colonien. – Unter der Portugiesischen Regierung hatten sie große Leichtigkeit | frei zu werden. Er spricht von vielen Negern die Geistliche geworden sind. 4–6 Viel thätiger … sind.] Ga: Die Neger zeigen sich im allgemeinen sehr thatig, hingegen sagt der Engländer war ihm kein eingeborner Amerikaner bekannt, der zu einer der großern Stufen sich herausgearbeitet hatte. Nur einen hat er gekannt, der Geistlicher wurde. Es ist eben diese sowohl phisische als moralische Schwäche welche verursacht hat, daß die Amerikaner untergegangen sind. Der jetzige Stamm besteht theils aus gebornen Europeern theils aus ihren Nachkommen. – Im allgemeinen sind es erst werdende Staaten, sie können als solche noch nicht in gleiche Linie mit den Europäern treten. Er: Neger bilden sich wohl in europäische Cultur hinein, aber kein geborner Amerikaner. Die südamerikanischen Staaten sind noch erst im Werden und in der Bildung begriffen. 8–9 Südamerika hat sich] Er: Im spanischen und portugisischen Amerika haben sich die Völker erst 10–11 Mittelpunkte des Gehorsams treiben] Ga: HauptPunkte vereinigen ohne welchen kein Staat moglich ist Er: Mittelpunkt sammeln, keine Provinz ist selbstständig, – alle abhängig vom Mutterland 11–14 Das erste … gelebt.] Ga: Industrie, Kultur ist theils föllig ausgeschlossen theils verdrängt worden in SüdAmerika. Nur in einigen Provinzen zb. hat man die TabaksAnlagen, und den WeinBau erlaubt. – Sie sind in der größten Abhangichkeit gehalten. Sie haben ihr Land erst zu bebauen um existiren zu konnen. 14–824,1 Das edle, … ausgeartet.] Ga: Auch was das Moralische anbetrifft, was der Spanier edles hat, dies ist nach America nicht gebracht worden.
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ausgeartet. Die hohlen Leidenschaften Ehrsucht, Titel Rangsucht machten das Interesse der höhern Stände aus, wehrend das niedrige Volck unter einer strengen Hierarchie lebte. | Aus diesem Geiste jeder Art von Knechtschaft hohler Interessen haben sich diese Völcker erst zu erheben gewusst. In Nordamerika ist das Gegentheil gewesen. Die Elemente welche sich darin nieder gelassen haben waren sehr heterogen, die Ansiedler waren schlecht gegeneinander gesinnt. Aus England kam das Princip der Industrie herüber, und nach diesem beruht das Individuum auf der Besonderheit seyner Geschicklichkeit und Betriebsamkeit und macht das Princip der Vereinzelung aus. NordAmerika ist der Auswurf von Europa, die sich hier bildende Gesellschaft war zugleich frey von allen den Beschrankungen die in Europa vorhanden sind. Damit hat sie den Vortheil gehabt, Europäische Cultur und Industrie mitgebracht zu haben. Was das Resultat tausendjähriger Entwicklung war damit fangen
1–4 Die hohlen … gewusst.] Ga, ähnlich Er: Die Kreolen lebten in einem Hochmuthe und Verachtung der eingebornen Amerikaner – und alle diese sind wieder dem Spanischen Stolze untergeworfen. | Die HauptLeidenschaft der Kreolen ist der Ehrgeiz Durst nach Orden und Titeln. – | Die GerichtsHöfe waren bestandig mit Processen, RangStreitigkeiten, Pretensionen die einer vom andern verletzt glaubte beschaftigt. Diese hohlen Leidenschaften machten auch das Interesse der höhern Klassen aus – / Das Volk steht unter der Herrschaft einer harten Hierarchie, dem Aberglauben ganz unterworfen. – Man muß die Zügellosigkeit der Geistlichen, und den großen Respect des Volkes für dieselben kennen – Aus diesem schlechten Geiste von Knechtschaft, hohler Interessen haben sich erst die Völker zu befreien. Der Geist des wahrhaften freien SelbstBewußtseins ist noch nicht genug um das Joch abschütteln zu können – dazu gehört eine eigene Erziehung und Ausbildung des Volkes. – In SudAmerica steht eine feste gesellschaftliche Ordnung, durch das feste Band der Religion zusammengehalten. Im Jahre 1809 in der Zeit wo eine ganze Provinz schon unabhengig sich erklährte, und den Krieg begonnen hatte, kahm ein gewaltiges Erdbeben; durch welches, da die Geistlichen es als eine Strafe ansahen die ganze Provinz zu ihren alten Verhaltniße zurückkahm. Er: Der Geist der Vernünftigkeit ist noch gar nicht da vorhanden. 5–7 Die Elemente … gesinnt.] Ga: Die Freistaaten wurden von andern Bewohnern bevölkert. Die Religions Uneinigkeiten in England, besonders die welche im 17 Jahrhundert entstanden sind, haben eine Menge von Personen nach America hinübergeführt. Auch andre, zb. Bankerotte, oder die in andern üblen Verhältnissen standen haben sich in NordAmerica angesiedelt. – Alle diese Ansiedler waren mehr der Religion sceptisch, als durch das Band der Einheit verbunden. 7–9 nach diesem … aus.] Ga: welches den neugebornen Staaten noch fremd war – das Princip daß das Individuum sich auf sich beziehe, auf seine Betribsamkeit alles gründe, und auf die Zufalligkeit der Bedurfniße andrer seine Arbeit baue. Mit einem Worte das Princip der Subjectivitaet des Bauens auf sich ist nach America herübergegangen. 10–13 die sich … haben.] Ga: Das Verhältniß NordAmerica’s zu Europa kann durch das Beispiel der Deutschen ReichsStädte erklährt werden. Es waren nämlich ReichsStadte zu denen man nicht leicht aufgenommen wurde. An diese haben sich andre angeknüpft – sie genossen den Vortheil der HauptStadte, und brauchten die Nachtheile nicht zu tragen. So entstand neben Hamburg Altona, neben Genf Carouge etc. 13 damit] Ga: mit dem fertigen Resultate der größten Anstrengungen 4 erheben] erhöben
6 Ansiedler] (1) Ansiedler (2) Einsiedler aus Ansiedler
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diese Staaten hier an. Nordamerikanische Freystaaten haben wir also zu betrachten als ein Land das erst als ein Staat in gleicher Linie mit Europa treten kann. | Es ist ein Küsten Land zunächst von Collonisten in Besitz genommen. Ackerbau und Handel nach Aussen ist seyne Bescheftigung. Das Land jenseyts der Gebirge ist noch nicht ganz occupirt. Erst wenn der Raum ganz ausgefüllt werden wird, wird sich eine Rückwendung zeigen . Es ist hier eine Burgerliche Gesellschaft die fortwehrend in Collonisiren begriffen ist. Wenn dieses Princip einmal cessirt, dann muss nothwendig ein ganz anderer Zustand eintreten . Ist die Gesellschaft einmal geschlossen dann rückt sie in sich selbst hinein und es muss ein festeres Band der geselschaftlichen Ordnung erfolgen. Der Schwerpunkt der Geselschaft sammelt sich noch nicht in sich selbst sondern fällt ausser ihr wie dies im fliessenden Zustande der Materie der Fall ist. – In Ansehung der Alten Welt, ist das erste wovon zu reden ist das Angeben der Naturverhälltnisse auf welche es in Beziehung auf den Charakter der | Völcker ankommt. Die Naturbeschaffenheit theilt sich in drei verschiedene Principe.
1–3 Nordamerikanische Freystaaten … kann.] Ga: Jedoch haben wir auch NordAmerica als einen Staat im Werden zu betrachten. Es werden zwar die vereinigten Stände Americas als ein Beispiel der Monarchischen Regierung entgegengesetzt; Weil andre zb. von der Schweiz leicht zu widerlegen sind – America aber wird als ein triumph Beweis citirt. Diese zeitige Republic und das Dauern derselben ist sehr leicht zu erklähren: 3 genommen] Ga: genommen und zum Sitze vieler tausender Städte gemacht wurde 4 Ackerbau und … Bescheftigung.] Ga: Der Ackerbau gehört zwar auch zu den Principien des Staates – der Handel aber ist die HauptBescheftigung der Einwohner. Dieser ist ein ganz einseitiges Princip. 4–5 Das Land … occupirt.] Ga, ähnlich Er: Seit 30 (Er: 30–70) Jahren haben sich die Einwohner von Zeit zu Zeit über die Apolaschen Gebirge hingewendet – diese Länder occupirt, und daselbst neue Colonien angelegt. Der Ackerbau wird in diesen Gegenden mit Sorgfalt getrieben. Auf diese Weise wird das Land immer besser cultivirt – der Fortschrit ist bewunderungswürdig, obgleich das Land noch nicht völlig angebaut ist. 6 sich eine Rückwendung zeigen] Ga: die Rückunft aus dieser Zerstreuung beginnen Er: eine Rückwirkung in sich selbst anfangen 6–7 Es ist … ist.] Er: Hier also eine bürgerliche Gesellschaft die immerfort Colonien aussondert. Ga: Die Bewohner haben viele Kinder. Bis jetzt werden mit diesen neue Collonien angelegt. – Auf diese Weise finden sie selbständige Existenz. 8 Princip] Ga: Princip Collonien auszuschicken 9 eintreten] Ga: eintreten. Ein Volk kann auf leichte Weise zusammengehalten werden, wenn der Ueberfluß von Bedurfnißen ausgeschieden wird, und dieses sich auf einen andern Punkt wirft. 12–13 ausser ihr … ist] Ga: außerhalb ihrer bis jetzt. – Es ist nichts so schiefes als mit Beispielen etwas beweisen zu wollen – In einer bestimmten | von Umständen abhängigen Zeit kann wohl ein bestimmtes Princip gelten – es folgt aber nicht daraus daß es immerwährend das beste sey. 14M D i e A l t e We l t .] Ga: Das Theater unserer WeltGeschichte ist die alte Welt. 15–16 auf welche … ankommt] Ga, ähnlich Er: auf welche es ankommt, und welche in wesentlicher Beziehung auf die verschiedenen VolksCaractere stehen
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A. Die überwiegende Erde, Hochland, dürftig mit Wasser versehene Ebenen. B. Vereinigung von Erde und Wasser, dies sind die Thäler von Flüssen bewässert von Bergen umgeben und durch Gebirgszüge durchgeschnitten. C. Das Princip wo das Wasser das uberwiegende ist, Küstenländer, Inseln. Auf diese drey Naturbeschaffenheiten kommt es wesentlich in der Weltgeschichte an, wir wollen sie einzeln durchgehen. A Die Wasserlosen Ebenen, sie werden von Asiatischen Volckern bewohnt und von den Nomaden in Affrica – es sind da überall Wüsteneyen wo kein Akkerbau getrieben werden kann. Diese Nomaden sind zuerst für sich von sanftem Charakter. Andererseyts sind sie das schweiffende unstätte Princip uberhaupt das sich nicht an einem Ort festhällt durch | Bebauung des Bodens und damit treten bey ihnen alle die andern Bande der Ausbildung der Gesellschaftlichkeit weg. Dies unstete also ist verbunden eynerseyts mit patriarchalischen Sitten andererseyts schlägt es aus in Gewaltthätigkeiten, Räubereyen und fortdauernde Kämpfe gegeneinander. Solche Volcker stürzen auf andere CulturLänder und überschwemmen ruhige Völcker der Thäler, unterjochen sie und vernichten die Cultur[.] Aber im Ganzen weil sie nichts mitbringen, müssen sie sich mit den Unterworfenen amalgamiren.
1 A. Die überwiegende Erde] Er: Vo n d e m b e s o n d e r e n Ve r h ä l t n i ß d e r E r d e z u m Wa s s e r / 1. die über wiegende Erde Hochland, dürftig … Ebenen] Ga: Hierzu gehören wasserlose Ebenen, oder solche welche dürftig mit Wasser versehen sind. Er: Hochebnen, umflossene wasserlose Ebnen 3 bewässert] Ga: durchströmt durch Gebirgszüge durchgeschnitten] Ga: des wegen auch mit Bergen umgeben 4 das uberwiegende ist] Ga: die Hauptrolle spielt 7–8 Die Wasserlosen … Affrica] Ga, ähnlich Er: Was das erste Princip – die Ebenen betrifft so können sie mehr oder weniger wasserlos seyn. Es giebt Gegenden welche der Regen manchmahl bewassert, oder die durch Bäche durchkreuzt sind. – Diese sind aber so unbedeutend daß sie einen sehr geringen Dienst dem Lande gestatten. Solche Gegenden die einen beschwehrlichen Zufluß an Wasser besitzen, sind meistentheils der Nomaden-Völker Aufenthalt. Die mongolischen Volker, die Araber (Ga: weit in Africa hindurch bis zur Wüste Sahara sind solche Nomaden Stamme Er: weit hinein nach Syrien und durch Africa hindurch bis ans atlantische Meer, wo kein Ackerbau getrieben werden kann). 9 getrieben werden kann] Ga: gar nicht getrieben wird, | und wo das einzige Vieh einige Nahrung finden kann. sanftem] Er: friedlichen 11–13 damit treten … weg] Ga: Indem sie so an den Boden gar nicht befestigt sind, so können bei ihnen auch Geselschaftliche Einrichtungen die an den Ackerbau gebunden sind nicht statt finden. 15 gegeneinander] Ga, ähnlich Er: untereinander oder in allgemeine Ausbrüche über andre Länder 15–17 Solche Volcker … Cultur] Er, ähnlich Ga: Durch zuf ällige Impulse gerathen sie in Bewegung, stürzen sich über ruhige Völker her, zerstö17–18 Aber im … amalgamiren.] Ga, ähnlich Er: Wie sie aber ren Cultur und Verfassung nichts von politischer Bildung mitbringen, so amalgamiren sie sich gewönlich mit den Unterjochten, und nehmen ihre Sitten an, wie es haufig in China, Indien der Fall war. 15 auf ] auf auf
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B Die Talebenen. Sie sind von Flüssen und Gebirgen gebildet. In ihnen thut sich vornämlich die Kultur hervor. Hier etabliren sich Festigkeit, Allgemeine Zwecke uberhaupt. Die Verhältnisse des Menschen zur Natur werden hier am meisten ausgebildet. Fester Besitz, Eigenthum knupft sich unmittelbar daran. Es tritt ein rechtlicher Zustand überhaupt ein. Die Thalebenen sind die Wiegen | grosser Völcker gewesen. C Das dritte Princip ist das KüstenLand. Die Richtung auf das Meer wird hier das Bestimmende seyn. Man hat verkehrt genug behauptet, die besten und sichersten Grenzen seyen Flüsse. Allein Wasser ist gerade das was am besten verbindet. GebirgsKetten sind wahrere Grenzen. Um dieselben zu passiren wird eine grosse Mühe und Ansträngung erforderlich. Dagegen kann man sehr leicht in entfernteste Gegenden sich zu Wasser versetzen. Die beyden Ufer eines Flusses eines Meeres stehen stetts in der engsten Verbindung. Wir sehen dann Beweise in der Geschichte. So ist Bretagne und die andern Provinzen und Küsten sehr lange von den Engländern besessen worden, Schweden beherrschte die Ostseeischen Provinzen von Deutschland. Dänemark und Norwegen waren lange Zeit |
2 die Kultur] GaEr: Ackerbau 3–4 Die Verhältnisse … ausgebildet.] Ga: Für den Ackerbau genügt nicht ein bloßer Augenblick. Der Mensch geht in seinem Sinne über das Jetzt hinaus – und seine Bedürfniße werden allgemeine Sorgen für das ganze Jahr. – Um diesen genug zu thun, spart er seinen Verstand in Erfindungen, in Mitteln auf. Er: Der Mensch sieht über den jetzigen Augenblick hinaus, ihre Sorge wird eine allgemeine, nicht nur für den Augenblick, – der Verstand, der Witz der Menschen wird hervorgerufen zur Erfindung von Werkzeugen pp 5 Zustand überhaupt ein] Ga: Zustand, ein Band des Rechtstandes über das Ganze ein. So entstehen die großen KulturLänder. 6 grosser Völcker] Ga: der Staaten und der großen Volker. – In der Orientalischen Welt werden wir mit solchen zu thun haben, die zwischen dem Tigris und Euphrat, Ganges und Indus sich gebildet haben Er: der gebildeten Staaten und Völker gewesen, wie China, Indien, Aegypten u s. w. 9–10 Man hat … Flüsse.] Ga: In neuerer Zeit, besonders in der Französischen Revolucion ist der Grundsatz aufgestelt worden, daß das Wasser die wahrhafte Grenze der Länder ausmachen könne und solle – Dieses Princip aber ist von Hause aus falsch. 10–11 GebirgsKetten sind wahrere Grenzen.] Ga: Hingegen Gebirge wie die Pyreneen zb. sind natürliche Grenzen[.] So sehen wir daß Cadix mehr mit America als mit Madrit verbunden stand. 11–13 Um dieselben … versetzen.] Ga: Einen Fluß kann man immer mit weniger Mühe durchschwimmen, als ungeheure Berge durchsteigen. 13–14 Die beyden …Verbindung.] Er: Das Bassin eines Flusses constituirt e i n Land, auch das Meer. 14–15 Wir sehen … Geschichte.] Ga: Was das Meer anbetrifft, obgleich wir schon ein Beispiel angeführt haben, so können wir doch noch ein paar Worte drüber sagen. 16–17 Schweden beherrschte … Deutschland.] Er: Liv und Estland mit Schweden […] verbunden Ga: Wir wissen daß Schveden ewig durch das Land mit Norvegen verbunden ist 17–828,1 Dänemark und … verbunden.] Ga: anderseits wissen wir auch daß Norvegen in engern Verhältnißen mit Dänemark als mit Schveden stand 10 am besten] ambesten
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verbunden. Griechenland hatte einen bestimmten Zusammenhang mit KleinAsien. Das Wasserelement ist nicht also ein trennendes, sondern ein verbindendes Moment. Es ist ein unbestimmtes Element und nöthigt den Menschen zu einer ganz andern Charakterweise. Das Meer hat zu grossen Zügen veranlasst, es erregt den Muth, erfordert Tapferkeit. Das Inländische Leben bringt hingegen dass der Mensch sich in beschränkte Kreise seyner Genüsse festsetzt. Das Meer wieder ist das unbeschränkte, schrankenlose, der Verkehr also mit ihm ist dem ruhigen Städtischem Leben entgegen. Diejenigen die es befahren, haben eine Absicht was zu erwerben. Sie wollen ihre Bedurfnisse befriedigen allein in dem sie sich dem Meere anvertrauen ergreifen sie ein verkehrtes Mittel, denn sie setzen allen ihren Erwerb ihre Habe ihr Leben aufs Spiel, und sind immer in Gefahr alles zu verliehren. Das Verhältniss | zum Meer begrundet also ein Verhaltniss der Tapferkeit, des Muths, der Verachtung des Lebens, des Besitzes und des Reichthums, der jedoch das einzige Ziel zu seyn scheint. Diese Beschränktheit des Eigennutzes wird durch das Meer über sich selbst erhoben indem sie es mit diesem unsicheren Elemente aufnimmt. Das Meer sieht ganz weich freundlich und unschuldig aus , und gerade diese Nachgebigkeit macht es zum gewalltigsten zum gefährlichsten Elemente. Ihm ställt der Mensch ein Stück Holz entgegen. Mit dieser einfachen Betrachtung setzt
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2–3 Das Wasserelement … Moment.] Ga: Dies alles überzeugt uns schon genug von dem Principe, daß das Meer vielmehr ein verbindendes als ein trennendes Element ausmacht 4 Es ist ein unbestimmtes] Er, ähnlich Ga: Das Küstenland in seinem Verhältniß zum Meere hat eine eigenthümliche von der des Binnenlandes verschiedene Bestimmung. Das Meer begründet eine eigenthümliche Art des Lebens. Es ist das unbestimmte unfeste 5 Charakterweise] Er: Character und Weise als wenn er sich auf festen Grund und Boden verlassen kann 6 Inländische Leben] Er: binnenländische Wesen 7 Genüsse] Ga: Güter 7–17 Das Meer … aufnimmt.] Ga: Das Meer ist das unbestimmte. Der Verkehr enthält eine andre Stimmung. Die MeerBewohner wollen ihre Bedurfniße tilgen – aber sie ergreifen ein Mittel, das allem Verkehr entgegen steht. Sie setzen sich, und All ihr Habe und Gut in Gefahr. Durch dieses wollen sie also das bewirken, was andre auf ruhigem Wege erwerben können. Die immer ihnen presente Gefahr mit einem Worte das ganze Verhaltniß des Meeres begründet einen Caracter des Muths, Verachtung oder wenigstens Geringschätzung des Reichthums, indem – der Reichthum ihnen auch wesentlicher Zweck bleibt. Durch das Verhaltniß zum Meere aber wird die bloße Richtung auf den Erwerb zu Etwas tapfern und edlem gemacht. – Diese Tapferkeit ist es auch die es durch List selbst mit dem Meere aufnimmt. 10 befriedigen] Er: befriedigen wie die Binnenländer 16–17 Diese Beschränktheit … aufnimmt.] Er: Dadurch wird die bloße Richtung auf Erwerb, durch diese Beziehung zum Meer über sich selbst erhoben, zu etwas Edlem Tapfern gemacht. 18 aus] Ga: aus, welches sich zu allem schmiegt 18–19 und gerade … ställt] Er: Der unermeßlichen Fläche des Meers, (durch ihre Nachgiebigkeit das gefahrvollste Element) setzt 11 ein verkehrtes] einen verkehrten
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er ein Mittel gegen die Gewalt des Meeres in dem er sich auf seyne List verlässt. Auf diesen unsicheren Boden nimmt er seynen eigenen Boden mit sich. Das Meer macht so den Menschen leichtsinnig, macht ihn gegen alles gleichgultig, erhebt ihn über alle beschränkten Rücksichten. Erwerb und Handel sind Principien die in Zusammenhange mit dem Meere liegen. Diese | drey Principien sind es auf die es in Ansehung der Naturbeschaffenheit am meisten ankommt. Der Mensch bildet sich aus unter der Macht dieser Naturverhältnisse. Das Küsten Leben und das Inländische charakterisieren sich ganz besonders.
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Sie zerfallt in drei Theile die zugleich einen Mittelpunkt haben, und diese Vereinigung macht das Meer und zwar das Mitteländische Meer. Rom Athen Jerusalem sind Centra der Weltgeschichte, jene Mittelpunkte aus denen das weitere Leben der Welt hervorgegangen ist, sind am Mittelmeer gelegen. Diese drei Welttheile haben wir bestimmt gegen einander zu charakterisiren.
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2–3 seynen eigenen … sich.] Er: seinen eignen Boden mit sich und weiß sich zu befestigen in dieser unwirthbaren Weite. Es macht dem Muth und der List des Menschen die größte Ehre das Meer zu seinem Mittel gemacht zu haben. 3 Meer] Er: Meer gebraucht zum Erwerb 3–4 gegen alles … Rücksichten] Ga: zu einem solchen, dessen | Gleichgültigkeit durch die Zufalligkeit des Meeres bestimmt wird 4–5 Erwerb und … liegen.] Er: Gewerbe und Handel sind der Character solcher Länder. 6–7 es auf … ankommt] Er: geschieden nach der Naturverschiedenheit und können auch geschieden werden indem der Mensch sich dieses Naturverhältnisses gemäß hält, nicht drüber hinausgeht Ga: Solche Scheidung des Inländischen und des MeeresPrincips finden wir auch in der Geschichte vor. zb. Wie sehr ist Portugal von Spanien unterschieden, und wie verschiedene Staaten bilden diese 2 Länder. – Holland macht das Küstenland des Rheins aus, und hat sich zu einem solchen bestimmt. Preußen ist auch ein Küstenland, wie sehr ist es von Polen unterschieden. Diese Principien haben sich so caracterisirt, daß jedes einem besonderm Staate angehängt werden kann. 8 Das Küsten Leben … besonders.] Ga: Der höher ausgebildete Staat aber vereinigt alle diese Principien in sich – das feste Halten an dem Innländischen – die Festigkeit des Lebens mit dem schweifendem Caracter eines KüstenEinwohners. 9–10 D i e a l t e We l t . Sie] Er: Jetzt ist die alte Welt näher zu betrachten. / Die alte Welt Ga: Dies sind also die NaturBestimmungen, auf welche es bey Landern ankommt, der Grund derselben ist wesentlich bestimmend in Rucksicht auf die Geschichte. Wir haben uns zum concreten zu wenden, und dieses bietet uns die alte Welt dar. Von der alten Welt ist eben bemerkt worden daß sie 13 Mittelmeer gelegen] Er, ähnlich Ga: Mittelmeer. Dahin drängt sich in der Geschichte alles hin und von da geht die weitre Entwicklung aus (Am Mittelmeer: Aegypten – Kleinasien, Athen – Jerusalem – Rom) Das Mittelmeer ist (Er: der geografische Mittelpunkt der alten Geschichte. Ga: das VereinigungsPrincip oder die Moglichkeit daß diese Gegenden so hoch standen). 14 Diese drei … charakterisiren.] Ga: Wir haben ehe wir weiter gehen | die 3 Theile der alten Welt zu caracterisiren. Ihr eigentlicher Caracter wird sich zwar in der Geschichte ergeben. hier wollen wir ihn nur beileufig angeben.
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In Affrica ist die Concentration der Sinnlichkeit der Unmittelbarkeit des Menschen. Die absolute Unbildsamkeit, absolute Unfehigkeit, weiter zu schreiten | sich weiter zu entwickeln. Asien ist das Land des Ausgangs, das Land des Gegensatzes überhaupt der Maaslosen Ausdehnung und Entzweyung so wie Affrica das Land der Concentration ist. Europa das Land des Niederganges des Geistes in sich selbst der höheren Geistigen Concentration in sich. Die orientalische Ausgelassenheit geht hier in geistige Einheit in Beherrschung des Maaslosen durch das Geistige Princip. Jeder dieser drey Welttheile hat die oben genannten drey phisikalischen Principien an ihm. Affrica enthällt sie ganz auseinander fallend, die Vollkommenheit besteht aber in der Vereinigung derselben, nur in Europa nimmt der Geist alle drey zusammen in sich auf. Africa zerfällt in drey in sich abgesonderte Theile die in keyne Gemeinschaft mit sich gekommen sind. | Der erste Theil ist das eigentliche Affrica das im Norden von der Wüste Sahara dieser undurchdringlichen trennenden Fläche begrentzt ist. Dieses eigentliche Affrica für sich erregt für sich wesentlich jetzt das Interesse der Europäer. Es ist das bis jetzt noch unaufgeschlossene Land, das noch in keyne Beziehung mit der Weltgeschichte getreten ist. An seynen Küsten ist es von einem schmalen Saume von Gebirgen umkränzt die durch Ströme durchbrochen sind, deren Schiff barkeit aber durch Stromwällen gehemmt ist so dass auf diese Weise dieses Land fast unzugänglich ist. Der zweyte Theil von Affrica ist das Hochland das in sich bleibende Affrica. Dahin gehort Egypten dessen Gott eine phisikalische Macht Nil gewesen ist. Es ist ein gedrungenes Volck wo sich Künste und Wissenschaften entwickelt haben. Die Egyptier haben wesentlich in den Fortgange der Geschichte eingegriffen. Egypten hat aber nie einen Theil an | der See gehabt weil es nie eine Seemacht gewesen ist. Der dritte Theil wo Carthago lag hat den Zusammenhang mit dem Meere zum bestimmenden Principe. Das Kustenland der Barbaresken hat nie einen
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2 Menschen] Er: Willens 3 entwickeln] Ga: gehen das Herschende 4 Ausgangs] GaEr: Aufgangs 7 orientalische Ausgelassenheit] Ga: Pracht, die orientalische Mannigfaltigkeit, die 30 Maaslosigkeit 8 in geistige Einheit] Er: in Maaß Bestimmtheit Vernünftigkeit über – 10–12 die Vollkommenheit … auf ] Ga: Die Vereinigung derselben ist den Europeern zugetheilt, dem Lande des sich in sich vollendeten Geistes. 13 Gemeinschaft] Er: wesentliche Gemeinschaft 15 dieser undurchdringlichen trennenden Fläche] Ga: von den wesentlich trennenden Flächen welche von Aegypten nach Westen übergehen 18 getreten ist] Er: getreten, das Hochland 19 umkränzt] 35 Er, ähnlich Ga: umgrenzt die hinter sich sogleich Gebirge haben, durch die zwar auch Ströme durchbrechen 20–21 deren Schiff barkeit … ist] Er: aber so daß sie nicht schiff bar sind wegen Stromschwellungen, usw – Aegypten 27–28 Der dritte … Principe.] Ga: Der 3 Theil ist der welcher an das MittelMeer grenzt so wie Aegyten. – Dieses greift schon in die WeltGeschichte ein. es hat aber an der SeeMacht keinen Theil gehabt. Der dritte Theil hingegen hengt mit der See zusam- 40 men. Cartago zb. kann hier erwähnt werden. Africa ist diese Gediegenheit in sich.
eintheilung und geographie
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entscheidenden Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt. Dieser letzte Theil gehort zum Daseyn des Mittellandischen Meeres. So wie man Spanien zu Affrica rechnete so kann man auch NordAfrica zu Europa ziehen. Der eigentliche gedrungene Affricanische Charakter ist aber eigentlich nur in dem südlichen Dreyecke von Affrica geblieben. Es ist der eigenthümliche Welttheil für sich gewesen und ist es jezt noch. In Asien ist der erste Theil das Hochland vom Westen vom Meere begrenzt nach Norden läuft es nach Sybirien zu wo die grossen Ströme belegen sind. Das eigentliche Hochland ist von einer Gebirgskette | umzogen welche höher ist als das Hochland. Seyne Ströme sind kleine Belebungspuncte. Der Sitz dieses Hochlands ist die Wiege von Volckern, die dann so heufig Asien und zum Theil Europa uberschwämmt haben. Sie sind es die jezt gegenwartig China beherrschen und 100 Jahre in Indien geherscht haben ohne den Charakter beyder Staaten zu verändern. Der zweyte Theil sind jene Thalebenen in den fetten Schlammländern des Ganges und Indus, also Indien und China gehören dazu, dann jene Theile die mit dem Caucasus zusammenhangen, Mesopothamien, die Lander am Tigris und Euphrat. In diesen Ebenen fängt die dritte Formation der dritte Theil von Asien an. Dieser befasst jene Parthie die das bewegliche Princip schon in sich enthällt. Die Völcker | der Flüsse in China, die Volcker die an den Ganges und Indus sich angesiedelt haben sind das was sie immer gewesen die hingegen die um den Eufrat leben gehoren schon dem bewegenden Principe an. Dort ist die Geschichte ruhend hier gegen Westen ist der Prozess der Weltgeschichte schon vorhanden. Die Volcker um das Caspische Meer um den Oxus Araxes, alles dieses gehort in die Bewegung; das
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5 geblieben] Ga: geblieben. Der nordliche Theil wurde oft von den Sarazenen eingenommen. 8 läuft] Ga: verleuft Er: verflacht 9 einer Gebirgskette] Er, ähnlich Ga: einem Gebirgsgürtel 10 Hochland] Ga: Hochland selbst. Die chinesische Tatarei, die Mongolei, ist mit einem solchen umzogen. Die nähern Gebirge sind: Himalaja – Altaische Gebirge nach Westen Nehustan, Menduka, nach Osten strecken sich GebirgsKetten aus, die bis an das Meer Seyne Ströme … Belebungspuncte.] Ga: Dieses werden wir aus unserer Betrachtung 30 reichen. ausschließen. – Dieses Land ist zwar mit Strömen durchkreuzt, aber diese sind keine Mittelpunkte, Belebungspunkte. 11–12 die dann … haben] Er: die den Impuls zu so vielen Wanderungen gegeben 12–14 Sie sind … verändern.] Ga, ähnlich Er: Volker die auch China und Indien einnahmen. Die Mantschu und Mongolen sind solche Nomaden. Obgleich sie aber diese Lander er15 fetten] Ga: fruchtbaren 16–17 jene 35 obert hatten; so sind sie doch wie früher geblieben Theile … zusammenhangen] Ga: Ein drittes Land welches von Flußen durchkreuzt, welche von den Caspischen Gebirgen herkommen, ist 20 der Flüsse in China] Er: des Hoangko Yantsekiang 21 um den Eufrat] Ga: zwischen Tigris und Euphrat 22 bewegenden] Ga: beweglichen 23 der Prozess] Ga: der Beginn des Prozesses 24 um den Oxus Araxes] Ga: 40 zwischen Oxus und Jaxartes, und die welche bei dem Araxes liegen 28 Altaische] Alpaische
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ganze westliche Asien Syrien Arabien berührt und drängt sich gegen das Mitteländische Meer. Eben so nach jenen drey Seyten muss Europa betrachtet werden. Der erste Theil ist das Mittelandische Meer, Türkey, Griechenland, Italien und Spanien, sudlich von den | Alpen überhaupt und dann von den Pyrenäen. Dieser Theil gehört der Mittleren Weltgeschichte an weil das Mittelmeer den Mittelpunkt der alten Weltgeschichte ausmacht. Es ist der nach aussen gerichtete Theil. Der zweyte Theil liegt diesen Gebirgszügen nördlich, es ist der feste in sich gedrungene Theil von Europa. Julius Caesar hat ihn aufgeschlossen. Er ist nun der Mittelpunkt der grossen wahrhaften Europeischen Cultur. Dahin gehoren Frankreich, Niederlande, Deutschland, England, Schweden. Der dritte Theil von Europa ist der nordöstliche Theil Polen und Russland. So wie der zweyte Theil die germanischen Völker zum Mittelpunkte hatte, so gehört dieser dem Slawischen Stamme an der das feste in sich gedrungene | ausmacht, auf der Stuffe der innern Gedrungenheit gehalten ist; obgleich er in mannigfacher Beziehung mit dem übrigen Europa steht. Der geographische Zug der Weltgeschichte ist von Sudosten nach Nordwesten. Das Mittelmeer ist die Axe der Wendepunkt der Weltgeschichte, daran liegen Jerusalem, Athen, Mecca, Rom, Alexandrien, diese Vereinigungspunkte alter Bildung mit der Christenwelt. Das war die Angabe von den Geografischen Bestimmungen des Theaters auf welchem sich die Weltgeschichte entwickelt hat. Auf diesem wollen wir jetzt den Verlauf des Weltgeistes betrachten. Als vorangehendes dem Zustande der eigentlichen Bildung als zur Weltgeschichte noch nicht gehörendes muss Africa betrachtet werden. |
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3 Der erste Theil] Ga: E u r o p a Der eine Theil 3–4 Türkey, Griechenland, … Spanien] Ga: Frankreich, Italien, die Türkei 6–7 Es ist … Theil.] Ga: Das Europeische Südland macht nicht einen Kern für sich aus, sondern ist nach außen gerichtet. So wie Mesopotamien das nach außen gekehrte Land in Asien war 9 aufgeschlossen] Ga: untergejocht hat. Er hat diesen Norden aufgeschlossen und ein andres Princip wurde begonnen. 9–11 Er ist … Schweden.] Ga: Die Erobe- 30 rung von Julius Caesar hat den Keim zu der großen Kultur in Frankreich, England und Teutschland gelegt. Wie sich Alexander nach Asien gewendet hat, so hat Julius Caesar die zweite heroische That volbracht – eine That die mehr zu schetzen ist als die Entdeckung der neuen Welt von Kolumbus. Julius Caesar hat den Nordlichen Theil Europas mit der WeltGeschichte verschwestert. 12 Russland] Ga: Russland und die beiliegenden ostlichen Länder 16 steht] Ga: steht aber in der größten 35 Gedrungenheit gehalten ist 18 Wendepunkt] Ga: Mittelpunkt 19–20 alter Bildung … Christenwelt] Ga: der neuen Bildung mit der alten 23 betrachten] Ga: bestimmen – | Wir gehen jetzt zur caracterisirung der alten Welt im allgemeinen. 28 Mesopotamien] Mesopatanie
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Wir betrachten Afrika in seiner Eigenthümlichkeit. – Wir können es rechnen zu dem Vorhergehenden der eigentlichen Bildung und Entwicklung. – China und Indien sind ruhend für sich, greifen nicht ein in den Fortgang, aber dessen ohngeachtet sind sie Ausgangspunkte für die Progresse der Geschichte. – Die Eigenthümlichkeit des afrikanischen Volksgeistes und Charakters ist zu betrachten. – Das Intresse ist, den Menschen in dieser vollkommnen Barbarei, die doch zugleich eine gewisse Entwicklung von sich gibt, auf dieser ersten vollkommnen Naturstufe zu sehen, – den Menschen, in seiner natürlichen Wildheit, insofern er nicht dem Kreise der Bildung angehört, kein integrirendes Moment ausmacht. – Der südliche Theil von Afrika, südlich von Habessinien und Sahara, ist den Europäern noch unbekannt. (Das Intresse bezieht sich vornehmlich auf diese Scheide im nördlichen Afrika gegen das südliche.) Er hat sich außer der Beziehung mit der Geschichte und Europa gehalten. Die Europäer besitzen die Küsten seit unseren Jahrzehnten; allein es ist die eigne Formazion von Afrika, daß die Küste schmal ist, – sich von da an Gebirge erheben, aus denen viele Ströme herabkommen; aber diese verbinden nicht, weil man auf Stromschnellen trifft, die von dem Schiffer nicht überschritten werden können (Fortsetzungen dieser Gebirge, die den Küstengebirgen parallel laufen) der Strom ist eingeengt, seicht, das Wasser sehr reißend. (cf die genauren gelehrten Untersuchungen R i t t e r s .) – Man hat itzt die bestimmtesten Vermuthungen, daß der Niger sich in den Meerbusen von Benin ergießt. Seit 2000 Jahren glaubte niemand Herodot, daß er gegen Osten fließt; den weiteren Verlauf weiß man nicht. Am Meerbusen von Benin ist kein Thalvolk, und es ist wahrscheinlich, daß da dieselben Verhältnisse mit den Stromschnellen obwalten. – Afrika ist so in sich gehalten; aber theils drangen Europäer hinein, theils Eingeborne heraus, so daß man daher ihren Charakter bestimmen kann. –
2–3 Wir betrachten … Vorhergehenden] Ga: Africa kann hier zuerst betrachtet werden. Wir konnen diesen Theil zur Vorausschickung 7 Das Intresse ist] Ga: Das eigentliche Interesse, welches 10 natürli30 wir bei der Betrachtung der CaracterZüge Africas haben konnen, ist das Interesse: chen] Ga: apriorischen dem Kreise] Ga: zum Processe 11 kein integrirendes Moment ausmacht] Er: nicht als integrierender Theil der Geschichte 11–12 Der südliche … unbekannt.] Er: Das Innere Africa’s ist seit 30–40 Jahren genauer untersucht. 12 unbekannt] Ga: ganz unbekannt, obgleich seit 30 Jahren mehrere Versuche es kennen zu lernen angestellt wurden 14 au15 Die Europäer … Jahrzehnten] Ga: 35 ßer der … Europa] Ga: außerhalb der WeltGeschichte Ungeachtet des KüstenBesitzes, konnten die Europeer, wie gesagt, es nicht genauer kennen lernen. 18–19 die von … können] Ga: welche den Schiffen die größte Gefahr zuziehen können 20 das Wasser sehr reißend] Ga: dass Wasser wühten 23–24 daß er … nicht] Ga: Schon Herodot hat den Nil nach Osten fließen lassen, es wollte ihm aber niemand glauben.
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Der Mensch ist Geist; der Geist i s t nur, wozu er sich macht.
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Der Anfang, das Erste ist, was unmittelbar für sich ist. So kann es scheinen, daß wir die Geschichte anzufangen haben mit dem Stand der Unschuld. Von diesem haben wir nicht auszugehen: er wird vorgestellt als Einheit des Menschen mit Gott und Natur, und damit als Stand der Bewußtlosigkeit und Thierheit. – Den Menschen hat Gott nach seinem Ebenbilde gemacht, – er ist Geist: Daher muß der Mensch das seyn, was er seyn soll; – seine Bestimmung, vernünftig zu seyn, erfüllen; er soll als Geist nicht stehen bleiben beim Ersten. – Der Geist ist nur, wozu er sich macht; er ist Thätigkeit, sich zu produziren, sich zu erfassen. Daher ist der Zustand, da der Mensch nicht in die Entzweiung getreten ist, aus der er sich | wiederherstellen soll, so wie thierischer Zustand, nicht der des Geistes. bqbejrou, Thiergarten; der thierische ist der unmittelbare Zustand. Nur das Thier, Kind, ist unschuldig; der Mensch muß Schuld haben, – d.h. nicht, er soll etwas Böses thun; er soll das Gute thun; aber es muß seine Schuld seyn, insofern er die That gewollt haben muß, sein Wille dabei ist. – Schuld ist nicht bloß der Unschuld entgegen, – Verbrechen, Sünde; – sondern Schuld ist, daß dem Individuo zugerechnet wird, was es thut, – und Zurechnung ist nur möglich im Zustande der Trennung, Unterscheidung des Bewußtseyns. Der Zustand der Vollkommenheit, als existirend ist der thierische. Der Mensch ist erst Geist, indem er sich weiß, zu dieser Entzweiung, Gegensatz gekommen ist, der diese nähere Bestimmtheit hat, das Gute und Böse zu seyn; der Mensch ist nur Mensch, sofern er das Gute weiß. Das Gute weiß er nur, wenn er es vom Bösen unterscheiden kann. – Daß der Zustand der Vollkommenheit, d.h. Angemessenheit des Menschen zu seinem Begriff, als das Erste ausgesprochen wird, hat diese Bestimmung, daß dieses Adäquatseyn mit seiner Bestimmung vorauszusetzen ist als das Wahrhaftige, als die Substanz die seinem Begriff zu Grunde liegt. Was der Mensch erstreben soll, muß seinem Begriff, dem Geiste angemes-
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1–2 Der Anfang, … Unschuld.] Ga: | Obgleich wir schon den Anfang gemacht haben, so müssen wir doch einige Bemerkungen vorausschicken, welche unser Verfahren rechtfertigen werden. 5 Geist] Ga: Vernunft – Geist 9–11 Daher ist … Geistes.] Ga: In dem ersten Zustande der Unschuld ist noch nicht die Entwicklung da, aus welcher er sich herauszuarbeiten, und seinem Begriffe gemäß zu 30 sein hat. 12 der Mensch muß] Ga: Der Mensch soll nicht in der Unschuld bleiben. Was er thut soll er wissen und daran 15–16 Schuld ist … ist] Ga: Wenn man Schuld der Unschuld gegenüber stellt, so begreift man unter dem ersten Worte ein Verbrechen. An und für sich aber druckt die Schuld nichts schahmhaftes aus – nur 18 Der Zustand … thierische.] Ga: Deswegen also haben wir hier von dem paradisischen Zustande der Unschuld nicht auszugehen. 21–22 sofern er … kann.] Ga: 35 insofern er sich weiß indem er zum Bewußtsein des Guten und Bösen gekommen ist 22–24 Daß der … hat] Ga: Indem wir aber in unserer Vorstellung, in der Religion und tradition der Griechen vom ersten Stande der Volkommenheit so oft hören, so ist auch dieses zu rechtfertigen inwiefern dieser Standpunkt der erste seyn soll. Das hat näher 26–835,1 Was der … seyn.] Ga: | Was dem Begriffe des Geistes nicht angemessen ist, das kann auch sein Ziel nicht sein. 40 28 unser] unseres
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sen seyn. Die Möglichkeit, das An sich des Zwecks muß das Ursprüngliche seyn. Das Ursprüngliche 1tens, was in der Idee an und für sich ist – und 2.) was zuerst existirt. Das Innre, das den Zweck Setzende, sich als Zweck Setzende, das Bewegende, was alle Äußerungen auf dieses Erste richtet, ist das Ursprüngliche. – Unschuld, diese Einigkeit des Menschen mit der Natur ist das absolut Erste, seine Bestimmung; nicht nur seine Bestimmung, insofern sie Zweck ist; (was Zweck ist, kann nur seyn als an und für sich;); sondern dieser Stand ist das absolute prius, aber nicht der Existenz nach. An sich ist dieser Stand die Grundlage. Ein Andres ist, ob diese Grundlage recht, dieser Zweck erfüllt ist. – Was dem Begriffe nach das Erste ist, ist vorgestellt worden, als existirend. Die Vorstellung des Vernünftigen geht in die Form über, daß gesprochen wird von ihm als etwas Vorhandnem. – Was das Ziel ist, wird in der Vorstellung gesetzt als erste Existenz, von der die Menschen abgefallen sind. – Diese Grundlage ist das Unbewegte, das Bewegende von Allem; für das religiöse p Vorstellen tritt es auf als eine Geschichte; was aber an sich nur, innre Grundlage, letzter Zweck ist, den der Geist erst Hervorbringen muß. – Für uns ist diese Idee die Substanz, das Ursprüngliche. – | Man hat auf diese Vorstellung (denn diese Meinung gehört nur der Vorstellung an), – daß diese Vollendung in der Existenz das Erste gewesen, viele weitre Vorstellungen gebaut. Da hat man gesagt: die Wahrheit, die Gesetze der Natur haben vor dem Urmenschen offengelegen. Das muß er erst hervorbringen, diese Kenntniß der geistigen und natürlichen Gesetze; in der Existenz ist das das Letzte. – Von den Astronomen der Indier und Chinesen ist viel erzählt worden, zb Balby Geschichte der Astronomie sagt, daß die tiefen astronomischen Kenntnisse der Indier und Chinesen aus dem Schiff bruch jenes Standes der Unschuld gerettet worden wären; Eben so Friedrich von Schlegel „Weisheit der Indier“, will Brama p für Fragmente ausgeben, aus jenem ersten Zustande, die sich erhalten haben, um Keime des Segens für die Völker zu werden. – Was nun diese hohen Vorstellungen von den gründlichen Kenntnissen, diese weit in die Vergangenheit zurückgehende (– oder zurück gehen sollende)
30 1 Die Möglichkeit, … Zwecks] Ga: Das Wahre
5 mit der Natur] Ga: und des Begriffes Er: mit seiner Bestimmung 8 absolute prius] Ga: Princip 9 ob diese … ist] Ga: ob der Zweck, der in ihr noch an sich ist in Erfüllung geht 9–13 Was dem … Existenz] Ga: Das ist der Unterschied, welchen die Vorstellung und der Gedanke aufstellt. Das erste ist in dem Mythischen, Mythologischen ausgesprochen. Dieses wird von der Vorstellung als ein glücklicher Zustand 13–16 ist das … muß] Ga: ist aber wie gesagt was anders als die Existenz. Obgleich 35 gepriesen für die Religiöse Vorstellung die wirkliche Grundlage, als wirkliche Existenz erscheint. – Auch für das Denken ist von dieser Seite her betrachtet die Unschuld Grundlage, aus welcher der Zweck hervorgebracht sein soll. 23 Balby] Ga: Bailly 23–25 sagt, daß … wären] Ga: geht von dem hohen Glauben der Astronomischen vormaligen Kenntnisse der Chinesen aus 26 will Brama … 40 ausgeben] Ga: alles das was von der Allmacht Bromo’s erzahlt wird, für gerettete Fragmente des Schif bruches anerkennen wollen
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Tradizionen von den Gesetzen der Bewegung des Himmels, betrifft, so sind wir erst in neurer Zeit mit diesen bekannt geworden, und es hat sich gezeigt, daß dieß triviale, ärmliche Gesetze sind; – die Fabelhaftigkeit hat sich dadurch, daß wir mit der Astronomie der Indier bekannt worden sind, aufgelöst. – Wir sprechen vom Geiste des Menschen in seiner Unmittelbarkeit. Diesen sehen wir im Afrikaner. Das ist der erste Mensch, nicht dem prius, sondern in seiner Bestimmung, was er an und für sich ist, nach. Der Mensch ist Denkendes überhaupt, und das Erste ist der Mensch, das Geistige, im Gegensatz gegen das Natürliche: so wie er auftritt ist er der Natur g e g e n ü b e r. – Das Thier lebt in dieser sogenannten glückseligen Einigkeit mit der Natur; es gehört ihr an. Das erste Erwachen, wodurch der Mensch Mensch ist, ist das Unterscheiden von der Natur. Der Mensch, insofern er sich nicht unterscheidet von der Natur, ist der natürliche Mensch, dieses unmittelbare Geistige, der Mensch mit allen seinen Begierden, mit dem Gefühle seiner Abhängigkeit, Bedürfniße einer Seits, und Stolzes, seiner Angst und seiner Macht. Der unmittelbare Mensch, der noch nicht diese große Konversion, Durchbildung durchgemacht hat, ist der rohe Mensch, mit allen seinen Leidenschaften. – In dieser ersten Rohheit, Wildheit sehen wir den afrikanischen Menschen; so lange wir ihn wissen, ist da keine Verändrung vorgegangen. – Um den Afrikaner zu fassen, müssen wir unsre europäischen Vorstellungen wegwerfen. Wir haben vor uns das Bewußtseyn von Gott, als reinem geistigen Wesen; wir wissen von moralischen Grund|sätzen; – alle diese Vorstellungen müssen wir wegwerfen; wie sich unser Bewußtsein über Gott gereinigt hat, müssen wir vergessen, daß Gott ein übersinnlicher, reiner Geist ist; wir müssen vergessen das Sittengesetz. – Es fällt uns schwer den Charakter zu erkennen, weil gefordert wird, auf das zu verzichten, was uns geläufig ist. Hineine m p f i n d e n können wir uns in die verschiedenen Volksgeister nicht; aber
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3 ärmliche] Ga: jämmerliche Gesetze sind] Ga: Kenntniße, die gar nicht mit den unsrigen verglichen werden können 3–4 die Fabelhaftigkeit … aufgelöst] Ga: Was das historische der Unschuld des Menschen anbetrifft, so sind es nur historische Fabeln die in’s Spiel kommen. 7–9 Der Mensch … g e g e n ü b e r .] Ga: Es ist hier aber vorleufig zu bemerken, was solchen Menschen anbe- 30 trifft, daß er immer ein denkender bleibt, und deswegen auch in seiner Unmittelbarkeit der Natur entgegen trit. 10 es gehört ihr an] Ga: der Mensch trit ihr gegenüber 12–17 Der Mensch, … Leidenschaften.] Ga: Dieses gegenübertreten ist aber bei dem unmittelbaren Menschen ganz abstract. Das unmittelbare Geistliche mit allen seinen Leidenschaften, mit der ganzen Größe des Gefühls der Unabhangigkeit, und anderseits mit dem höchsten Stolze, der sich als Gewalt weiß trit hier 35 auf. 14 Bedürfniße einer Seits] Er: Bedürfnissen, seinen Leidenschaften, Schwächen 19 den Afrikaner] Ga: solchen Menschen 19–20 europäischen Vorstellungen wegwerfen] Ga: ganze VorstellungsWeise auf die Seite legen 20 Bewußtseyn] Ga: hohe Bewußtsein 21 moralischen Grundsätzen] Ga: Moralitaet und Sittlichkeit 21–25 alle diese … ist.] Ga: Auf das alles müßen wir Verzicht thun, anders wäre es uns unmöglich die verschiedenen Formen des Menschen begreifen 40 zu können. 26–837,1 aber vorstellen] Ga: nur hineindenken ist uns gestattet
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vorstellen. Zb wir können nicht vor Jupiter niederfallen, uns nicht in die Empfindung eines Hundes versetzen. Zur Empfindung gehört, daß die Bestimmungen ganz unsre eigne sind. – Mit dem Gedanken können wir den Charakter des Afrikaners bestimmen. – Afrika ist noch ein von uns abgeschnittenes Land, in’s Innre drangen die Europäer nicht; aber sie hatten doch viel Verkehr mit den Völkern, die aus dem Inneren an den Saum der Küsten herausgekommen sind. Die Küsten sind schon seit Langem von den Europäern in Besitz genommen; aber sie sind schmal, und werden durch hohe Gebirge vom innern Afrika getrennt. Weiter gegen den Gebirgssaum tritt ein sumpfiges Land ein, – der Aufenthalt wilder Thiere, die Geburtsstätte der Löwen, Tieger, die den Europäern sind gefährlich. Vornehmlich haben die Portugisen die Küste vom südlichen Guinea; sie haben die Völker zu bekehren gesucht; aber mit wenig Erfolg; – in Mozambique sind sie weiter hineingedrungen. Auch die Holländer und Franzosen haben in Senegambia an der Küste Ansiedlungen gemacht. Bei der Mündung des Gambia und Senegal war vormals auch eine Brandenburgsche Kolonie, die aber bald wieder einging. – Gegen das Ende des 17. Jahrhundert drangen Völker zur Küste heraus. In den neuesten Zeiten lernen wir die Afrikaner auch durch Engländer kennen. – Diese Völker, die in Beziehung mit Europa kamen, haben sich in Beziehung gesetzt mit den Europäern, theils durch Krieg, theils durch Handelsverbindung; aber diese Fürsten haben den Europäern weiteres Vordringen verweigert; sondern sie haben den Handel monopolisirt; sie ließen Waren hineinbringen, aber nicht durch Europäer, – besonders Schießgewehre und Schießpulver. – Afrika ist unter eine große Menge von Völkern vertheilt, so daß es etwas Loses ist; daß ein Fürst sich viele Völker unterwerfen, aber bald wieder die Herrschaft verloren hat. Temporär sind sie unter Einem Zepter vereinigt. Dadurch haben wir hinreichende Nach|richten von Afrika. – In der ersten Unterscheidung des Menschen im Gegensatze von der Natur ist der Mensch noch ungebildet, nicht zur Sittlichkeit, zum Bewußtseyn seiner vernünftigen Freiheit erwacht. – Aber der Mensch hat doch wenigstens diese Empfindung: auf der einen Seite er, und auf der andern die Natur. Ihm muß das Natürliche sich unterwerfen; es gilt nichts gegen ihn, – das weiß er, auch wir;
2–4 Zur Empfindung … bestimmen.] Ga: so wenig können wir durch das Gefühl einen | so von uns heterogenen Menschen fassen. 6–7 die aus … sind] Ga: die am Saume wohnen 16–17 Gegen das … heraus.] Ga: Auch die Ausformungen dieser Volker, welche vornemlich im 15 Jahrhun17–18 lernen wir … kennen] 35 dert statt fanden, haben mit zu ihrer Kenntniß näher beigetragen. Ga: sind Engländer in mehrern von diesen Ländern herumgekommen. Banvitsch hat sich lange in Aschantes aufgehalten, welcher uns mehrere Nachricht mitgetheilt hat. 23 große Menge von Völkern] Ga: Menge von kleinen Völkern 24–25 so daß … hat] Ga: Im ganzen zeigte es sich sehr bevölkert. 40 17 zur] der
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aber das Geistige heißen wir das Göttliche; – aber im natürlichen Menschen ist die Scheidung des an und für sich seienden und endlichen Geistes noch nicht vorgenommen. – Der Mensch ist das Herrschende über das Natürliche, aber wir verstehen nicht darunter den Menschen, das Geistige, in seiner Unmittelbarkeit. – Herodot spricht zuerst von Afrika. Was er von den Afrikanern sagt, ist: daß sie alle Zaubrer seien. Zauberei ist, daß der Mensch gar keine Vorstellung hat von Gott, daß das Geistige ist nur der unmittelbare Mensch. Zauberei nannten wir, daß der Mensch sich Gewalt über die Natur anmaßt, für s e i n e Zwecke. – So sagen auch die Missionäre. – Die Menschen hängen, wie wir, von der Natur ab. Regen, wodurch sie ernten können, die trockne Jahreszeit, oder nasse, kann zu lange dauern. In diesem Verhältniß zur Natur, befehlen sie den Elementen: der König und seine Minister haben in der Natur zu gebieten. Es ist der Mensch, der sich als Mensch, als Geist, als Herr der Natur weiß. Es ist da nicht die Rede von Verehrung des Gottes; keine Unterscheidung, Erhebung des Geistes zum allgemeinen Geiste; das Geistige in seiner Unmittelbarkeit tritt dem Absoluten nicht gegenüber, sondern der Natur. Daß der Mensch der Natur gegenübertritt; das Vernünftige, Menschliche auf dieser ersten Stufe des Geistes ist darin, daß der Mensch sich als Herr weiß. – Die näheren Gestaltungen dieses Prinzipes, – diese Modifikazionen haben wir zu betrachten. – Der Mensch ist das Herrschende über die Natur. Es sind besondre Priester, Minister, die für sich einsam leben, die von den Völkern angegangen werden, und durch Beschwörung, drohende Bewegungen mit Stäben gegen den Himmel, dem Himmel Verändrung befehlen des Wetters. Sie speien auch Wasser gegen den Himmel; sie fluchen dem Himmel, und legen ihm mit diesen oder jenen näheren Weisen auf Regen zu schicken oder zu suspendiren. Eben so die anderen | Uebel, Krankheiten. Die Neger haben den Glauben,
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1–4 aber im … Unmittelbarkeit.] Ga: Die Unterscheidung des | Geistes an sich, gegen den An und für sich ist zwar noch nicht da – der Unterschied aber des geistigen und des Natürlichen schon vorhanden. Das ist das GrundVerhaltniß des unmittelbaren Zustandes des Menschen. 5 Herodot spricht zuerst von Afrika.] Er: Herodot ist die älteste Quelle über 30 Africa 7–8 Zauberei nannten … Zwecke.] Er: Die Willkühr der Menschen ist allgemein. 9–16 So sagen … gegenübertritt] Ga: Die Stufe der Africaner ist ganz niedrig 14 Verehrung] Er: Vorsehung 18 weiß] Ga: ist. Auf diese Weise kann der niedrigste Standpunkt des Menschen zu rechtfertigen, und auch in dem abstractesten die Vernunft zu erkennen seyn. 20 Natur] Ga: Natur sind, aber schlechterdings ihr zu gebieten haben – das Natürli- 35 Es sind] Ga: Die Könige che wird auf diese Weise bey ihnen durch den Menschen bestimmt haben 21–24 die von … Himmel1] Ga: denen es befohlen wird der Natur zu gebieten. So zb. wenn eine große Hitze herscht so müßen sie durch besondre Ceremonien den Regen herbeizurufen wissen. Die Missionare welche da waren beschreiben diese verschiednen Gebrauche. – Sie drohen dem Himmel, setzen sich in ein Zustand der Begeisterung, tanzen, nehmen Wasser in den 40 Mund und speien herum.
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daß der Mensch getödtet werde durch den Willen eines Feindes, Übelwollenden, – daß sie nicht natürlichen Todes sterben; davon sind sie überzeugt, daß es die Natur nicht vermag. – Diesen bösen Willen suchen sie auch durch Zauberei zu bekämpfen ; wenn der Mensch durch Flüsse schwimmt, daß er durch Krokodile verschlungen werde p[.] Alles dieß suchen sie durch Zauberei abzuwenden. – Die nächste Form ist 2.) der Beginn des Eintretens einer Vermittlung. – a.) Das Nächste ist, daß nicht jedem Einzelnen als solchem, diese Macht zugeschrieben wird, auf diese Weise zu zaubern. Diese Macht konzentriren sie bloß in einzelne Menschen, die Priester, die Chefs bei einzelnen Völkern, oder vom Könige befehligt sind, und die sich isoliren – dieses Verhältniß der Zauberer, der Priester, ist bei den verschiednen Völkern sehr verschieden. Am gründlichsten erscheint es bei den Schaggas oder Jaggas, – die im 16. Jahrhundert sich dem guineischen Reiche Kongo furchtbar gemacht; auch gegen Ancona, Mozambique, Haaeroh sich gewendet: denn auch hier werden die Völker, die die Einbrüche gethan Jaggas genannt. Diese Priester heißen S c h i t o m o . Europäische Portugiesen haben vielfach mit ihnen gelebt. Diese Singilla haben das Zutrauen, daß sie das Individuum durch Amulette, Knochen p gegen Gefahr schützen können, von wilden Thieren gerissen, von Flüssen verschlungen zu werden. – Ein Franziskaner Kabazzi, der sich lange dort auf hielt, erzählt sehr viele Züge, die hierher gehören. Die Katholischen Mönche ließen sich in einen Wettkampf ein, Amulette auszutheilen. Kabazzi erzählt, viele seien von wilden Thieren gerissen worden, obgleich sie Amulette getragen; die aber die seinigen gehabt, wären heil davon gekommen. – Diese Priester stehen unter den Fürsten, haben die Befehle derselben zu vollbringen; aber die Völkerschaften machen sie durch Geschenke geneigt, ihre Gewalt zu gebrauchen. Wenn der Schitome der Singilla, zaudert, – so nöthigen die Völker ihn oft. So sind es immer Menschen, denen
1–4 daß der … bekämpfen] Ga: daß diese nicht durch eine natürliche Weise erscheinen konnen, und daß niemand durch einen natürlichen Tod umkommt. – | Der Tod und die Krankheiten er30 folgen durch den Willen eines Feindes, und deswegen können sie auch durch Zaubereien bekampft werden. 13 Schaggas] Ga: Diakken und Schakka 13–14 dem guineischen Reiche Kongo] Ga: den Portugiesen 16 Jaggas] Ga: Diakken und Schakka 17 Diese Singilla] Ga: Auch unter dem Nahmen Syngillo werden solche Zauberer verstanden. – Diese 21 Die Katholischen Mönche] Er: katholische Priester, Capuciner und Franziskaner 22–24 Kabazzi erzählt, … gekom35 men.] Ga: Er sagt: Die Franziskaner theilten auch ihrerseits solche Amulette aus – und er fügt treuherzig hinzu, daß diejenigen welche mit den Christlichen Amuletten versehen waren, nie in Gefahr gerieten – hingegen die andern oft umkamen. 26–27 Wenn der … oft.] Ga: Wenn ihre Zaubereien keinen günstigen Ausgang bekommen, so werden die Zauberer gegängelt und mißhandelt – sie müßen andre Mittel anstellen. 40 14 Ancona lies Angola
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diese Gewalt zugeschrieben, und sie selbst behalten auch diese Gewalt über diese Individuen. Die Priester sprechen, üben diese Gewalt nicht ganz direkt aus, sondern setzen sich in einen begeisterten Zustand, in dem sie die Natur besprechen. Dieser Zustand wird hervorgebracht durch den Genuß von Wurzeln, durch Getränke, Tänze. In diesem Zustande lassen sie ihre Gebote ergehen. Um in diesem Zustande sich diese Macht gewiß zu machen, kommen schauerliche Zeremonien vor: es wird viel Menschenblut vergossen. | Es kann viele Tage dauern, daß der Priester in seiner Wuth umherrast mit einem Messer in der Hand, und deren Blut, die er zufällig oder absichtlich trifft, trinkt, und deren Glieder den Umstehenden zu essen gibt; – diese Priester erheben sich über ihren natürlichen Zustand durch scheußliche Begeisterung. – Die erste Weise der Vermittlung ist also, daß die Einzelnen diese Gewalt über die Natur einer gewissen Anzahl zuschreiben. – Eine 2te Art der Vermittlung ist durch ä u ß e r l i c h e G e g e n s t ä n d e , die sie sich zu ihrem Gott, zu ihrer Macht machen. Das sind die F e t i s c h e , der erste beste Stein, Schmetterling, Käfer, Baum, Fluß. – Der Fetisch eines Landes ist ein Elefant, Tiger, Fluß. Das Thier sperren sie in einen Käfig ein, verehren es, schreiben ihm die absolute Macht zu, versetzen diese so außer sich, außerhalb ihres Bewußtseyns; sie schreiben sie nicht ihrem Geist zu, sie wird auf ein Andres übergetragen, aber nur auf einen sinnlichen Gegenstand, nicht auf den allgemeinen Geist. – Der Fetisch bleibt auch in ihrer Gewalt. – Sie schnitzen sich ferner aus Holz Bilder, Götzen. Wenn ihr Fetisch nicht nach ihrem Willen thut, so verwerfen sie ihn, machen sich einen andern, zb an Statt des Flusses, Bäume. – das ist nur äußerliche Macht; sie machen Etwas zu Höheren gegen sich; behalten es aber auch in ihrer Gewalt; setzen es ein und verwerfen es. Eine d r i t t e Macht der Vermittlung, daß sie außer sich diese Macht setzen, ist, daß sie ihren v e r s t o r b e n e n Vo r ä l t e r n die Macht zusprechen. Das sind Menschen; aber nicht mehr unmittelbare, sondern solche, die ihre Unmittelbarkeit abgelegt haben. – Gegen diese ist besonders einer Seits Verehrung vorhanden, und besonders wenden sie sich an diese, vornehmlich schreiben sie es diesen zu, wenn ihnen Unglück widerfährt, wenn sie krank oder todt werden. Diese stellen sie also vor als Mächte über sie, und halten dafür, wenn ihnen Etwas widerfährt, die Verstorbenen seien nicht genug verehrt, von ihren Feinden gewonnen, hätten Schaden angerichtet, litten Hunger oder Durst p. Diese Verstorbnen sind
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4–5 Dieser Zustand … Tänze.] Er: Bei den Schamanen der Mongolen wird dieser durch Getränke, 35 Tänze hervorgebracht. 5 Tänze] Ga: am meisten aber durch rasende Tanze 14 Vermittlung] Ga: Vermittlung dieser Volker mit der Herrschaft über die Natur 15 Gott, zu ihrer Macht] Er: Gott und regierenden Macht 26 Macht] Ga: Form 27 Macht] Ga: höchste Macht 33 gewonnen] Ga: bestochen
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selbst wieder Menschen, und die Lebenden üben Gewalt über sie aus. Ein Hauptzauber der Singilla ist, | die Verstorbnen zu versöhnen, oder zu zwingen, dies oder jenes zu thun, oder zu unterlassen. Diese Veranstaltungen, daß die Todten herbei müssen, um diesem oder jenem abzuhelfen, sind von der ausführlichsten, aber auch schauerlichsten Art. – Da geschehen diese Ermordungen der Menschen, und aus Angst, aus Furcht, wird von den Betheiligten Vieles veranstaltet, und die Priester über große Macht aus, indem sie vorgeben, es geschehe auf Befehl von Verstorbenen, daß ihnen Opfer gebracht werden p. Eine Hauptvorstellung ist, daß sich ein Verstorbener dem Singilla einverleibe, und aus diesem seine Orakel, Befehle ergehen lasse. Wenn von einem Priester geglaubt wird, daß ein Todter sich ihm einverleibt, so ist ihm ungeheure Macht gegeben; er fordert neue Hilfsleistung, Speisen, neue Menschenopfer. – Der Singilla zeigt ein geistiges Außersichkommen. Er fordert im Namen der Verstorbenen Blut, – besäuft sich mit demselben, zertheilt die Leiber in Stücken und theilt sie aus unter den Umstehenden, die sie in dieser Wildheit eben so verzehren. – Das sind die unmittelbaren Formen, die wir die R e l i g i o n der Afrikaner nennen können. Weiter geht ihre Religion nicht, als bis zu dieser Angst vor den Todten, ihre Verehrung und Versicherung. Aber diese stehen zugleich unter der Gewalt der Priester. – Das Ve r h ä l t n i ß d e r M e n s c h e n z u M e n s c h e n , das R e c h t der Menschen gegen Andre. – Unter den Negern ist Sklaverei allgemein herrschend; die Vorstellung daß der Mensch an und für sich frei sei, ist nicht vorhanden. Mit dieser Wildheit, in der sich der Mensch als die allgemeine Macht über die Natur weiß, ist die vollkommne Rechtlosigkeit verbunden: denn der Mensch, der das Bewußtsein seiner Freiheit nicht gefaßt hat, hat auch den Unterschied seiner Persönlichkeit nicht begriffen. Sklaverei ist ein Grundverhältniß des Rechts, oder vielmehr des Unrechts. Es sind Schwarze gegen einander. Sie glauben, daß der Zufall den Menschen zum Sklaven bestimme, und haben keine Empfin|dung, daß dieß Unrecht sei; sie haben keine Empfindung der Trauer über diesen Zustand. Wenn die Negersklaven den ganzen Tag gearbeitet, sind sie vollkommen vergnügt und tanzen die ganze Nacht mit den heftigsten Bewegungen. – Diese Ungerechtigkeit des Sklavenverhältnisses geht in’s Grenzenlose. – Das erste sittliche Verhältniß ist Familienver-
3–5 Diese Veranstaltungen, … auch] Ga: Diese Zaubereien sind von der 10 Orakel, Befehle] Ga: Orakel-Sprüche 10–11 Wenn von … gegeben] Ga: Solch ein Sigello wird naturlicher Wei35 se um Rath und Prophezeiungen gebeten[.] Geschieht es daß er jemandem Noth und Unglück droht, so muß man ihm Menschen Bluth geben. 12 Speisen, neue Menschenopfer] Ga: | Nahrung für den Verstorbenen 12–15 Der Singilla … Umstehenden] Ga: stoßt den Umstehenden das Messer in die Seiten, haut diesem und jenem den Kopf ab – trinkt das Bluth, und theilt zum essen den Körper unter die Uebrigen aus 16 unmittelbaren] Ga: wesentliche 21 allgemein 40 herrschend] Ga: das Haupt Princip des Staates
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hältniß, Verhältniß von Mann und Frau, Kind und Eltern. Dieß sittliche Verhältniß ist bei den Negern aber so äußerlich und gleichgiltig: sie verkaufen Eltern, Frau und Kind. Familienempfindung, Sittlichkeit ist diesen Negern fremd. – Man erzählt von einem Neger welcher weinte, und der auf die Frage nach dem Grunde seines Weinens geantwortet: er habe Schwestern, Brüder, Frau, Söhne, Töchter, Vater und Mutter verkauft, und weine deswegen, weil er nun Nichts mehr zu verkaufen habe. – Familienrechte, Familienliebe, sind bei den Negern sehr schwach. Sehr häufig verkaufen Verwandte einander als Sklaven um sehr geringen Preis; sie sollen ihre kranken Anverwandten ohne sich um sie zu bekümmern, sich selbst überlassen, und sich mit dem Schitome berathen. Diese Krankheit schreiben sie bösen Mächten zu, besonders Feinden, welchen es gelang, mächtige Verwandte unter den Verstorbenen auf ihre Seite zu bekommen. – Nur das Leben des Menschen als vernünftigen, sittlichen, freien, hat Werth.– Bei den Negern ist das Leben werthlos. – (Von Regierungsverfassung kann nicht gesprochen werden.) Die Willkühr, Zufälligkeit des Monarchen macht sich wenig aus dem Leben des einzelnen Unterthanen.– Die Neger führen viele Kriege, und man hat viele Beispiele, daß Schlachten 5–8 Tage gedauert, daß ½ Million einander gegenüberstanden. Sie fochten tapfer; es war mehr ein Schlachten als eine Schlacht. 200 000 bleiben oft auf dem Platz. Eine Zufälligkeit gibt die Entscheidung, daß eine Partie flieht, – und, was erreicht werden kann, wird todtgeschlagen. – Einige Engländer mit Chapperton drangen neulich in eine Gegend, die noch kein Europäer erreichte. – Einer von diesen | saß in Sukatu vor dem Hause und sprach mit einem Neger. Ein Andrer kam herbei, der ihn anbettelte. Der Engländer wies ihn unwillig zurück, – der bei ihm sitzende Neger sagte, das sei ein Mann, der bei Allen Zutritt habe, der Scharfrichter. Die Art, wie dieser zum Amte gelangt, war folgende: Es war ihm auferlegt eine Probe seiner Kunst abzulegen. Er ging nach Haus, hieb seinem Bru-
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3 Frau und Kind] Ga: Geschwister und Kinder, ohne etwas dabey zu fühlen 3–4 Man erzählt … weinte] Ga: Es wird von einem Missionare folgende Geschichte angegeben: daß ein vornehmer Bürger in einer Afrikanischen Stadt in seine Kirche heulend angerant kahm 12–13 Nur das … Werth.] 30 Ga: Wenn der Mensch keine Freiheit hat, so hat auch gewönlich das Leben keinen Werth. 13–14 ist das Leben werthlos] Ga: bedeutet das Leben nicht viel 14–16 Die Willkühr, … Unterthanen.] Ga: Ohnehin ist die Zufälligkeit, der Einfall des Monarchen das disponirende Princip über die Existenz eines Individuum’s 21 Chapperton] Er: Charperton 22–23 Neger. Ein … anbettelte.] Ga: angesehenen Neger vor dem Hause, als ein armer Mann bettelnd ankahm 24–25 sagte, das … 35 Scharfrichter] Ga: aber theilte ihm ein Almosen aus. Auf die Frage des Englanders wer dieser Mann wäre, antwortete der Neger: „Dies ist unser Scharfrichter, wir sind verpflichtet ihn zu unterstützen. 25–843,1 Die Art, … Amt.] Ga: Er ist der Bruder des vorigen, der sein Handwerk auch recht gut verstand. – Er bekahm eine Lust das Handwerk zu treiben, wandte sich an den König – wurde aber abgewiesen mit der Antwort daß ein Schaftrichter schon da ist, der sein Handwerk 40 in | praxis habe – er aber müsse erst Beweise von seiner Geschicklichkeit geben. – Sogleich eilte er zu seinem Bruder, hieb ihm den Kopf herunter – brachte ihn dem König und wurde Scharfrichter.“
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der den Kopf ab, und erhielt das Amt. – Der Henker ist oft der erste Minister, und er hat diese Bestimmung, dem Fürsten den Kopf abzuschlagen, wenn die Ernte schlecht ausfällt p. – Hutchenson hielt sich lange als englischer Agent vor 10 Jahren am Hofe des Königs der Aschante auf: Er erhielt einst die Warnung: Heute Nacht wird der Engel des Todes viele treffen: „Es stand ein Krieg bevor. Die Vorbereitung dazu ist theils ein großes Fest. Hutchenson hielt sich eingeschlossen, – auch seine Leute. Der König schickte eine Menge aus von seinen unmittelbaren Dienern um jeden Aschante zu ermorden, der sich auf der Straße auf hielt. Drei Tage zogen diese Diener des Königs herum mit gezückten Schwertern. Am 3ten Tage bekam Hutchenson eine Botschaft, nach Hofe zu kommen: es solle ihm nichts geschehen. Er ging hin, fand den König sehr blaß, Alles sehr still in der Stadt. Der König ging nach seiner Gewohnheit auf den Markt, um zu Gericht zu sitzen; aber es fand sich Niemand ein. – Hutschenson erzählt von Zeremonien, – besonders das Abwaschen der Gebeine der Mutter und Verwandten des Königs bei feierlicher Prozession, wobei der König selbst zugegen ist. Die Gebeine werden mit Blut gewaschen, das andre Blut der Schlachtopfer, die zu diesem Zweck geschlachtet werden, trinkt der König und seine Umgebung. – Wenn es dem Könige einfällt, so läßt er Etwas seinem Vater sagen, indem er Einen ersticht, und ihm seinen Willen aufträgt. Die portugisischen Missionäre erzählen von einer Amazonenkönigin Zinka; diese gab dem Staate neue Gesetze. | Die Abstammung dieses Volks wird beschrieben, und eine ganze Reihe von ihren Schicksalen. Die Königin verbot Schweine- und Elefantenfleisch zu essen, und führte Verehrung der Todten ein. Sie bildete mit ihren Weibern ein Lager, Silombo genannt. Es wurde geboten, daß in dieser Stadt kein männliches Kind erzogen, sondern jedes ermordet würde. Die Weiber waren bewaffnet, fochten auf ’s Tapferste. Um das weibliche Geschlecht fortzupflanzen, nahmen sie Kriegsgefangne, die sie bedienten. Die Missionäre er-
2–3 wenn die … ausfällt p.] Ga: zb. wenn etwas im Lande übles erfolgt, schlechte Ernten vorfallen etc 3 Hutchenson] Ga: Der Engländer Hutschinson 5 Heute] Ga: „Europeer nehme 6 Die Vorbereitung … Fest.] Ga: Es wurden, dem Gebrauche nach, Cere30 dich in Acht – heute monien also angestellt, und Opfer gewidmet. 8–10 auf der … Schwertern.] Ga: auf der Straße begegnen sollten, und eine Anzahl von Beamten todschlagen zu lassen. 13 Niemand ein] Ga: niemanden da – bis den | dritten Tag das große Fest anging. 14–17 der Mutter … werden] Ga: der Königin und der ganzen Königlichen Familie mit Bluth: Nachher wurden Menschenopfer ge18 Vater] Ga: verstorbenem 35 bracht – das Bluth wurde theils zum Waschen genommen, theils Vater indem er … 19 aufträgt] Ga: so sagte er es dem besten ersten, und ließ ihn dann ermorden 19–20 Die portugisischen Missionäre erzählen] Ga: Der nemliche Engländer erzehlt 20–23 Amazonenkönigin Zinka; … ein.] Ga: Königin die einen Amazonen-Staat gestiftet hatte. Es wird eine Reihe von ihren Thaten angegeben. So zb. soll sie als die erste den 26–27 Um das … fortzupflanzen] Ga: Zu ihrer Bedie40 Dienst der Todten eingeführt haben. nung nahmen sie feindliche Gefangene.
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zählen, daß dieß Gesetz 120 Jahre gedauert, und daß sie viele Weiber gekannt, die ihre Kinder in den Fluß warfen, oder den wilden Thieren vorsetzten. 1648 ließ sich eine Fürstin taufen und schaffte dieß Gesetz ab. – Eine Frau, die in die Wochen kam, mußte außer dem Bezirk des Lagers das Wochenbett halten. – Die Stifterin dieses Reichs soll ihre eignen Knaben in einem Mörser zerstoßen und sich mit ihrem Blute bestrichen haben. Ein Kessel von geronnenenem Blut war immer zum Bestreichen fertig. – Diese Amazonen sind durch ihre fürchterliche Grausamkeit bekannt. Ihre Gefangenen tödteten und fraßen sie: denn dieser Amazonenstatt trieb keinen Ackerbau: daher nährten sie sich meist vom Fleisch der Gefangenen. – Menschenfresserei ist noch itzt bei den Aschante Sitte. Jenen Engländern zeigte man viele Chefs, von denen man ihnen erzählte, daß sie ihren Feinden das Herz aus dem Leibe rissen und es warm und blutig aßen. – Bei festlichen Mahlen werden Hammel unter dem Volke ausgetheilt; zuletzt wird ein Mensch zerrissen, dessen Fleisch von Allen, die etwas davon habhaft werden können, gierig verschlungen wird. – Der König von Tachamo, östlich von Aschantee, hat eine bestimmte Anzahl, nehmlich 3333 Weiber. Wenn der König stirbt, ist Alles aufgelöst. – Es gibt ein Volk, Eilo genannt, von dem man glaubt, es wären Abkömmlinge der Schaggas. Der König stirbt fast nie eines natürlichen Todes. – Wenn die Provinzen unzufrieden sind, machen ihm die Chefs ihre Aufwartung, halten ihm einen sehr langen Sermon, wie die Neger sehr gute Redner sind, – danken ihm für seine Mühe, und sagen ihm, er solle sich nun zu Bett legen. Drauf läßt sich der König von seinen Weibern ermorden. – Ein König aber sagte: er sei noch gar nicht müde. | Wenn der König stirbt, lassen sich alle Weiber im Palaste von ihren Sklavinnen ermorden. Feindschaften nehmen ihren Ausbruch. Allgemeines Morden, Rauben, Wuth und Unglück. Dieß Würgen dauert so
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1 120] Ga: 2000 4 außer dem … halten] Ga: in Wälder flüchten, und die Geburt volziehen 5 ihre eignen Knaben] Ga: ihr eigenes Kind sich] Ga: sich und die andern Weiber 6–7 war immer … fertig] Ga: wurde immer auf bewahrt von dieser Zeit an 7 Amazonen] Ga: Amazonen, die auch Diaken hießen 12–13 festlichen Mahlen] Ga: offentlichen 30 Festen 16–17 Der König … Weiber.] Ga: In Dakome haben sich auch mehrere Engländer aufgehalten. – Sie erzehlen daß der König eine bestimmte Anzahl Weiber hat, nemlich 3333. 18 Eilo] Ga: Ajo 19 Der König … Todes.] Ga: Wenn in diesem Lande der König stirbt, so wird alles aufgelöst. Aber er stirbt nie durch einen natürlichen Tod. 20 Provinzen unzufrieden sind] Ga: Minister’s und Beamten ihn schon satt bekommen 24–845,1 Wenn der … 35 gewählt.] Ga: Nach seinem Tode geht alles in Unordnung auf. – die Weiber bringen sich selbst um. Alles stürmt auf die Straßen, und die größten Feindschaften nehmen ihren Ausbruch. – Allgemeiner Raub und Mord beginnt. – Besonders in Dakome geschieht es daß diese Greuel so lange dauern bis ein neuer König […] erwahlt wird. Die Engländer erzahlen von Fällen, wo innerhalb von ein paar Stunden, an 500 Weiber schon erwürgt waren. 40 16 Tachamo lies Dahomey
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lange, bis die Chefs einen neuen König in Eile gewählt. Dann kehrt Alles zu seiner Ordnung zurück. Ein Mal dauerte es ein Paar Stunden, bis der neue König proklamirt wurde, – und über 500 Weiber und viele Andre waren getödtet. – Die Gleichgültigkeit geht soweit, daß auf dem Markte Menschenfleisch zu Verkauf steht. – Was die Ve r f a s s u n g betrifft, so bestimmt sich diese, wenn man von einer solchen noch sprechen kann, nach dem Vorhergehenden. – Es sind viele Völker. Das innre von Afrika ist äußerst bevölkert. Die Völker liegen immer im Kriege, Gefangne und Sklaven zu erhalten, um sie dann zu verzehren. – Die Amazonen haben durch Einfälle in fremde Länder sich ernährt und erhalten. Über die Völkerschaften gebieten Scheiks. Bald ist ein Volk dem andern unterworfen; bald empören sich Provinzen, und machen sich unabhängig. Die Aschantee haben jetzt am weitesten ihre Herrschaft ausgebreitet. – Die Thronfolge ist erblich; doch ist verschieden, ob Bruder, Sohn folgt. Die Succession geht selten auf ruhige Weise fort. Chefs oder Verwandte bemächtigen sich des Throns. Gewaltsame Umstürzungen der Dynastien sind an der Tagesordnung. Der Fürst wird sehr hoch verehrt; er kann aber nicht despotisch regieren, sondern muß die Tapferen, Heerführer zu Rathe ziehen. Um Krieg zu führen gehört nur Einwilligung dieser Chefs dazu. Eifersucht, Stolz dieser Chefs ist häufig. – Diese Chefs empören sich bald heimlich und verborgen, bald öffentlich. – Prozesse und Gerichte finden auf ihre Weise Statt. – Die S i t t e n dieser Afrikaner haben vornehmlich dadurch von Norden her neue Milderung erhalten, daß die Mauren weit gegen Süden den Muhamedanism verbreiteten. – Der Fürst, der sich besonders gut gegen die Engländer beträgt, ist ein Mohamedaner. Es grenzen Neger an seinen Staat. Gegen diese wurden Züge vorgenommen, um die heidnischen Neger zu Sklaven zu machen. Bei diesen Mohamedanern sind Menschenfresserei und Ermordungen selten. – Genug von dieser ersten wilden Form des Menschen. – |
4–5 Die Gleichgültigkeit … steht.] Ga: Die Europaer haben auch jetzt an vielen | Orten Menverkauft gesehen. 4 Gleichgültigkeit] Er: Gleichgültigkeit gegen das | Leben 18 Tapferen, Heerführer] Ga: Schef ’s 19 Stolz] Ga: Hochmuth 24–26 Der Fürst, … machen.] Ga: Die herschende Religion in den Ländern in welchen die Europaer bis heute zu Tage waren ist die Mohammedanische. 28 Genug von … Menschen.] Ga: Die benachbarten Völker jedoch, mit welchen diese im fortdauerndem Kriege stehen, sind Götzendiener.
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nachschrift walter · 1826/27 A.) E r s t e Pe r i o d e d e r We l t g e s c h i c h t e. D a s K i n d e s a l t e r oder: II.) O r i e n t a l i s c h e We l t .
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Was wir in Afrika sahen, ist der Mensch in dieser Ununterschiedenheit gegen sich, der Mangel an Bewußtseyn des An und für sich seienden; es ist der noch selbstische Mensch, der natürliche Wille ist noch nicht negirt. Aus der Negazion der Einzelheit, Unmittelbarkeit des Bewußtseyns geht hervor der allgemeine Wille. Das ist das erste Band, daß der Mensch Bewußtseyn hat an einem an und für sich Seienden, und Substanziellen. – Diese Sonne des Bewußtseyns geht auf. Vor diesem Bewußtseyn steht eine substanzielle an und für sich seiende Macht, zu der sich der Mensch in seiner Besonderheit verhält als zum Wesen. – In A s i e n tritt deßwegen das Verhältniß von Staat ein: wir haben nicht nur Verknüpfung von Menschen nach ihrer natürlichen Nazionalität, sondern ein Zusammenleben nach einem allgemeinen Prinzip. Dieß ist das wesentliche absolute Band.– diese substanzielle Macht hat 2 Bestimmungen, Momente in sich, wenn sie sich entwickelt: 1.) Moment der geistigen Macht; und
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2.) Moment der Natur-Macht. – In welches Verhältniß sie zu treten haben, davon später. Das Geistige muß das absolut Herrschende seyn. – Diese beiden Seiten sind hier noch zunächst in ungetrennter, unentwickelter Einheit; diese substanzielle Macht ist das innre Wesen der Individuen, die darin stehend und ihren Halt haben. Aber dieß innre Wesen tritt den Individuen auch gegenüber in Gesetzen, und sofern dieß allgemeine Wesen bethätigt werden muß, als Regierung; welches Gesetz aber nicht ein Naturgesetz ist, sondern das Herrschende wird als Geistiges gewußt. – Das
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4–5 Ununterschiedenheit gegen …An und für sich seienden] Ga: UnGeschiedenheit vom Wesent- 25 lichen insofern er Mangel an Bewußtseyn vom Absoluten, An und für sich seyendem leidet 7–8 der allgemeine Wille] Ga: das Wissen als Allgemeines 9 und Substanziellen] Ga: gegen seine particularitait 10 Macht] Ga: Welt 11 als zum Wesen] Ga: und nur insofern wahrhaft ist, als er sich zu ihr verhält Er: so daß der Mensch selbst nur ein Wesentliches Wahrhaftes ist, im Verhältnis zu derselben 12 tritt deßwegen … ein] Ga: haben wir nicht mehr bloße 30 Völkerschaften, sondern Staaten 14 Dieß ist … Band.] Ga: Das Verhältniß zur An und für sich seyenden Macht, macht das gewisse Band aus. 19 hier noch zunächst] Ga: Im Oriente 9 und] auf dem Rande angeschlossen: Bewußtseyns
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Bewußtseyn muß davon wissen, und dieß Gegenübertretende muß als Subjekt, als Regierung für das Individuum seyn, ein Herr, der das Substanzielle geltend macht. – Dabei müssen wir die Unterscheidung vergessen zwischen weltlichen Begriffen und dem geistigen Reiche. Die Ausbildung eines jeden Prinzips in sich selbst ist noch nicht v o r h a n d e n . Das Substanzielle bildet sich in einer höhern Stufe später aus zu einem innern Reiche, zu einem Reiche des denkenden Wissens, von dem unterschieden wird das w e l t l i c h e Regiment. Vom innern, moralischen Reiche, von dieser innern Region, dem Gewissen, unterscheiden wir weltliches Regiment! Jenes innre Reich, das seinen Sitz im Innern des Geistes hat, ist ein Reich der Freiheit. Im geistigen Reiche findet nun eigentlich keine vollständige Regierung Statt. Indem das An und für sich Seiende dem Bewußtseyn überhaupt gegenübertritt, ist hier dieser Unterschied noch nicht; | sondern es vereint die Regierung beide Bestimmungen in sich; es ist insofern im Allgemeinen im Orientalischen die Verfassung t h e o k r a t i s c h ; Reich Gottes, das zugleich weltlich ist, Gott, der zugleich weltliches Regiment ist. – Unser Gott ist erst vorhanden durch Scheidung des Geistigen vom Sinnlichen. Hier haben wir das Substanzielle, das gegenwärtiger Gott ist, ein w e l t l i c h e s R e g i m e n t als Gott, ein Gottmensch, der der allgemeine Despot ist, und auch die Seite regiert, die wir dem Gewissen anheim stellen.– Das ist der allgemeine Charakter des orientalischen Prinzips. – Was das Nähere betrifft, so haben wir in dieser ersten orientalischen Welt 4 Gestaltungen dieses Prinzips zu unterscheiden, wovon die 4te den Übergang zur oxidentalischen Bildung macht: 1.) C h i n a ; 2.) I n d i e n ; 3.) Pe r s i e n ; 4; Ä g y p t e n . – 1.) die erste Gestaltung ist C h i n a . Dabei sprechen wir auch von den mongolischen Völkern. – China ist das Reich der theokratischen Despotie; bei den Mongolen der patriarchalische Zustand, das Familienverhältniß: es ist der Vater der Familie, dem Alle zu gehorchen haben, und gegen den Alle unmündig
3 Dabei müssen wir] Ga: Wir müssen, die Orientalische Welt betrachtend 3–4 zwischen weltlichen … Reiche] Ga: welchen wir zwischen einem Herrn, Regierung und der geistigen 4–5 Die Ausbildung … vorhanden.] Ga: in Asien ist er noch nicht 30 Macht anstellen vorhanden 5–7 Das Substanzielle … Wissens] Ga: Späterhin werden wir sehen wie das Substancielle sich im Innern aufrichtet, durch Religion, Wissenschaften 8 moralischen] Er: moralischen religiösen 11–12 Indem das … nicht] Ga: Im Oriente fallen diese Bestimmungen noch zusammen. 16–19 Hier haben … stellen.] Ga: Im Oriente ist Gott Mensch welcher 35 regirt, der ein allgemeiner Despot ist, insofern also auch über Religion und Moralitaet waltet. 22–24 wovon die … Ä g y p t e n ] Ga: Eigentlich gehören hier nur 3 hierhin – nämlich die Chinesische, Indische und Persische Verfassung. – Die Aegyptische Gestaltung macht | den Uebergang zum Griechischen Leben. 25 China] Er: das chinesische und mongolische Reich 40 11 vollständige] folgt: (best.)?
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sind. Und, was wir der Moralität anheimstellen, darüber herrscht der Patriarch eben so. Er bestraft nicht bloß das politisch Unrechtliche, – so ist hier die Regierung ebenso das Ganze des Menschen – nicht bloß das Juridische, sondern auch die inneren Rechte sind der Regierung unterworfen. – In China ist dieß Prinzip zu einem Staatsleben durchgeführt, Verwaltungssystem ausgebildet . Bei den Mongolen bleibt dieß Prinzip unentwickelt. – Dalai Lama, ein Gottmensch steht an der Spitze, der seine Unterthanen regiert, so daß die Regierung nur auf einfache Weise Statt findet, indem das Leben sich nicht zum Unterschiede, der in einem entwickelten Staate Statt findet, ausbildet. – In China hingegen steht der Despot an der Spitze; seine Regierung ist vollkommen systematisch, geht in viele Stufen herunter. Hier ist das H i e r a r c h i s c h e , aber als ein geistliches und weltliches Regiment. – Die moralischen Gebote sind zugleich Staatsgesetze. Es ist hier Alles in den Händen der obersten Verwaltung. Religion, Wissenschaft, Familienverhältnisse, was der natürlichen Empfindung zwischen Vater und Sohn p anheimgestellt ist bei uns , ist durch Staatsgesetze juridisch abgemessen und bestimmt. | Diese substanzielle Einheit hat sich noch nicht geschieden in Innres und Äußres, und sie ist hier die Staatsverwaltung; die Individuen sind daher moralisch selbstlos. In der i n d i s c h e n Gestaltung ist das Feste nicht die hierarchische Regierung, sondern hier macht das Feste aus die Unterschiede, in die sich ein entwickeltes Volksleben nothwendig theilt, die Unterschiede der Stände. Diese sind hier das schlechthin Feste, woran die Individuen der Nazion gebunden sind. – Die K a s t e n unterschiede weisen einem Indier seine Rechte und Pflichten an. Es sind diese Unterschiede die Systeme, in welche sich das thätige Leben eines Volks theilt, die unmittelbar durch die Natur festgesetzt sind; so daß jedes Individuum einem solchen Geschäfte in Indien durch die Natur zugetheilt ist. – Die Stände sind auch bei uns, sie sind die Systeme in welche sich die Bethätigung der Bedürfnisse eines Ganzen, Staats, theilt; – aber hier treten sie so bestimmt hervor, daß jedes Individuum durch die Natur einer Kaste angehört. – In China ist theokratische Despotie; hier t h e o k rat ische A r istok rat ie.
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1–2 Und, was … eben so.] Ga: und welcher auch über das Moralische über das Gewissen seine Herrschaft ausdehnt 2 bestraft] Ga: bestraft und bewacht 4 die inneren Rechte] Ga: das Moralische 5 Prinzip] Ga: PatriarchPrincip 5–6 durchgeführt, Verwaltungssystem ausgebildet] Ga: organisiert 10 der Despot] Ga: ein Monarch oder vielmehr ein 35 Despote 11–12 Hier ist … Regiment.] Ga: Es ist eine weltliche und geistige hierarchie in eines verbunden. 14–15 was der … uns] Ga: Selbst FamilienVerhältnisse, wo die natürliche Empfindung in’s Spiel kommt 19 hierarchische] GaEr: substancielle
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Über diesen von Natur festgesetzten Unterschieden, über diesem steht die Regierung als solche. Das ist mehr die Gestalt der Willkühr und Zufälligkeit, ist den größten Abwechselungen ausgesetzt. – Über diesen festen Unterschieden erhebt sich auf der anderen Seite das Reich der Idealität, der Fantasie, Religion, als Idealität nicht des Geistes als solchen, sondern als Idealität, worin sich das Geistige vom Sinnlichen nicht geschieden hat . Hier hat die Fantasie ihr Spiel: eine Idealität, die zur reinen Einheit des Gedankens sich entwickelt, Brama, der Bildlose. Brama ist nur für den Gedanken, wie bei den Juden Jehowah. – Zu diesem Einen erhebt sich wohl der Geist; er dringt über die Fantasie hinaus; aber er kann auf der höchsten Spitze, dem Gedanken, sich nicht festhalten. Die Religion kann sich nicht zu einem geistigen Reiche entwickeln und ausbilden; sondern dieser ganze geistige Boden ist ein Taumel von einer Gestaltung zur andern; von Einem taumelt es kraus und bunt in Gestaltungen herum. Das ist der Zustand der Verrücktheit. Das ist Zustand einerseits der festen Partikularität, und drüber andrerseits eine schweifende Idealität, – die sich nicht erfüllen kann, sondern immer wieder herabfällt in Fantasie, Sinnliches. – Die 3te Gestaltung ist d i e p e r s i s c h e M o n a r c h i e . Hier ist das Prinzip dieselbe Substanz; das Geistige und Natur noch Eins , – der Mensch noch nicht zur Erhebung in sich selbst gekommen, – aber | die substanzielle Einheit ist zur Reinheit, ruhigen Einheit herausgehoben. Die natürliche Form dieses Prinzips ist das Licht, – die geistige Form – das Gute, – aber in gleich natürlicher Weise als das Licht. In diesem Lichtprinzip ist Verfassung Religion p nach diesem bestimmt und beschaffen . – Wenn wir in China theokratische Despotie und in Indien theokratische Aristokratie hatten, haben wir hier die Reinigung dieses Prinzips, t h e o k r a t i s c h e M o n a r c h i e . Die Bethätigung des Prinzips nimmt sich in Einem Subjekt zusammen; aber so, daß die Gesetzlichkeit herrscht. Der Monarch hat das Gute zu bethätigen, – das Gemeinschaftliche, was die zu bethätigen haben, die ihm gehorchen. – In diesem reinen, abstrakten Prinzip ist das Besondre im politischen Leben freigelassen,
1–3 Über diesen … ausgesetzt.] Ga: | Diese von Natur an gesetzte Unterschiede, oder die Regierung wie sie gestaltet ist, sind zufällig. 3–4 Über diesen … Seite] Ga: Was die Religion anbetrifft, so ist Indien 6 worin sich … hat] Ga: worin das Göttliche einerseits vom Sinnlichen geschieden ist 8 Brama, der Bildlose] Ga: Brama soll dieses bildlose eine seyn. 19 Substanz; 35 das … Eins] Ga, ähnlich Er: Substancielle Einheit des Geistigen und Naturlichen, wie wir sie in den 2 obigen Gestaltungen gesehen haben 24 beschaffen] Er: gedacht 26–28 Die Bethätigung … herrscht.] Ga: In einer Monarchie ist zwar der Herschende Brennpunkt von welchem alles bethatigt wird, aber das Walten nach seiner Wilkühr ist ihm verboten.
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noch nicht in sich konstituirt, organisirt. – Es ist das eigentlich herrschende Eine Volk, die Perser, die eine unzähliche Menge Völker unter sich haben, ihnen aber nach ihren Partikularitäten eigenthümliches Leben gewähren. Das persische Reich ist ein Kaiserreich, d.h. die Herrschaft eines Volks über verschiedne Völker, so daß diese in ihrer Eigenthümlichkeit leben. Das persische Reich ist eine Sonne, die die Völker beleuchtete: jedes besondre Prinzip konnte sich geltend machen. – Das persische Reich, aus den manigfaltigsten Völkern zusammengesetzt, – ist die äußerliche orientalische Totalität, – und diese Totalität drängt geografisch gegen das mitteländische Meer vor. Die Gebirge vom eigentlichen Persien ziehen sich in derselben Richtung, gegen Assyrien p. Das persische Reich tritt in ein Verhältniß ein, wodurch ein Verändrung im Gange der Weltgeschichte gesetzt ist. – China und Indien bleiben in ihrem Prinzipe fest; sie haben keine äußre Geschichte, die der Weltgeschichte angehört, ihre Geschichte fällt ihrer Partikularität anheim. – Persien ist der ä u ß e r l i c h e Ü b e r g a n g vom Orient zum Westen. – In die persische Totalität gehört auch Ä g y p t e n . Ägypten macht den i n n e r n Ü b e r g a n g zum folgenden Prinzip des freien griechischen Lebens aus, wie Persien den äußern. – Im ägyptischen Prinzip durchdringen sich die Gegensätze; im persischen sind sie wohl vereinigt, aber durch ein allgemeines Prinzip, das sie in ihrer Partikularität ruhig neben einander gewähren läßt; in Ägypten Widerspruch und Versuch, ihn zu versöhnen. Der ägyptische Charakter ist das Gährende, Wirkende, Begehrende, worin als Aufgabe gesetzt ist die Auflösung des Widerspruchs; es ist das Volk des Räthsels, das das Räthsel aufgegeben hat, das zum Bewußtseyn gekommen ist, daß im menschlichen Geiste ein Räthsel verborgen ist, das aufgelöst werden muß. – Der griechische Geist ist die Lösung dieses Räthsels . – |
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3 ihnen aber … gewähren] Er: die aber nach eignen Gesetzen und Sitten leben und deren Eigenthümlichkeit geschützt ist und frei befolgt werden kann 4 ein Kaiserreich] Ga: auf diese Weise das was wir heute Kaiserthum nennen 6 Sonne, die … beleuchtete] Ga: segnende Sonne über 30 die Völker, sie erwarmt und beschützt sie 15 vom Orient zum Westen] Ga: zum Griechischen Reiche 19–20 Gegensätze; im … Prinzip] Ga: Gegensätze, welche in Persien noch leblos bey einander liegen 21 Widerspruch und … versöhnen] Er: Widerspruch dieser Prinzipien und das Verlangen ihn zu lösen 26 Räthsels] Ga: Die Aegyptier haben schon wohl gewußt daß der Mensch ein Räthsel ist. – Wir wollen jetzt die einzelnen Reiche weitleufiger betrachten. 35
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1.) C h i n a . und Mongolen. –
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Seitdem die Europäer bekannt worden mit China, sind sie in Erstaunen gesetzt über dieß Land. Für sich abgeschlossen, und ohne ein Glied in der Kette der Tradizionen der Weltgeschichte zu seyn, ist es ohne Zusammenhang geblieben, der Einfluß auf das chinesische Leben gehabt. Es hat sich für sich ausgebildet, und erst in seiner vollständigen Ausbildung wurde es den Europäern bekannt. Keines der europäischen Reiche kann sich mit China in Größe und Bevölkerung messen. Das eigentliche China hat 2 bis 300 Millionen Einwohner; doch ist das nicht so genau bestimmt; sondern die geringste Anzahl, die man angibt, ist 150 Millionen, die Durchschnittzahl 250 Millionen. Dazu gehören nicht die chinesischen Tartaren, noch die sonst von den Chinesen abhängigen Völker. Die Macht China’s dehnt sich aus gegen das russische Sibirien, erstreckt sich gegen Westen bis an den Himmalaia, dann an die Gebirge nordwestlich vom Himmalaya bis Persien. Das ganze asiatische Hochland steht unter chinesischer Herrschaft. – Das eigentliche China wird von diesen Gebirgen begrenzt gegen Norden und Westen; gegen Süden und Osten vom Meere. Das eigentliche chinesische Reich ist ein Basin des gelben und blauen Flusses. (Hoangho und Yan-tse-kiang.); – ein 3ter Theil grenzt an das Südmeer, wo die Provinzen Kanton und noch zwei andre sind; diese werden durch eine Gebirgsreihe abgeschnitten von China. Die beiden großen Ströme ergießen sich in das östliche Meer. – Der südliche Gebirgszug macht den Damm aus für dieß Thalland. – Diese Masse steht unter einer höchstgeordneten Regierung, die gerecht, milde, weise ist, wo Alles vollkommen organisirt ist; Ackerbau, Gesetz, Wissenschaft ist in großer Blüthe. – Manche Städte haben 1, 2, 3 Millionen Einwohner. – Es hat keine Nazion solche Geschichtsbücher, die so weit in’s Alterthum reichen und in so bestimmter Aufeinanderfolge und ununterbrochenem Zusammenhange. Die Vedras der Indier mögen eben so alt seyn; aber es ist keine Reihe von Geschichten. – China ist von fremden Völkern erobert worden; aber
1 C h i n a . und Mongolen.] Ga: C h i n a Er: | Genauere Betrachtung dieser reinen Principien der oriWelt. 3 abgeschlossen] Ga: abgeschlossen, ohne Zusammenhang mit den Ausländern Kette] Ga: Kultur 8 2 bis 300] Er: 150–300 11 Macht] Ga: Herschaft 12–14 dehnt sich … Persien] Ga: geht nach Westen über Mataca bis an das Gebirge, welches sich von der Hinduku nordwestlich bis zu den Perser Gebirgen zieht. Auch von der Nördlichen Seite grenzt es an das Russische Siberien. Er: erstreckt sich von Sibirien bis an den Himalaya und 15 Das] Er: Es zerfällt in 3. Theile: das 17–18 ein 3t e r Theil … Provinzen] Er: 2. die 35 Hinduku Provinzen Tungusien und Mongolei und 3. die 3 südlichen Provinzen 22 höchstgeordneten] Ga: volkommenen 23 Ackerbau] Er: Ackerbau, Verkehr Gesetz] Ga: Gewerbe 27–28 es ist … Geschichten] Ga, ähnlich Er: eigentliche Geschichtsbücher sind es doch nicht
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diese Eroberungen haben keine Veränderung hervorgebracht. – Im 13. Jahrhundert von den Mongolen, unter einem Enkel Tschingischans. Die Herrschaft der Mongolen dauerte 89 Jahre. Zur Zeit des 30 jährigen Krieges, 1674 wurde es von den Mantschu erobert; (die 22ste Dynastie hat da angefangen); aber das brachte keine Veränderung in Gestaltung, Regierung p. – Wenn wir von China, seiner Lage und seines Prinzips wegen anfangen, so ist es auch der Chronologie nach das Älteste: nehmlich unter den bestehenden Reichen ist es das älteste, als seine objektive Geschichte einen fortlaufenden Zusammenhang in sich gehabt hat. | Indem wir vom ältesten Reiche sprechen, fangen wir die Geschichte mit einem jetzigen Reiche an, – von einem Reiche der Gegenwart sprechen wir. China ist von den ältesten Zeiten an, dem Prinzipe nach dasselbe gewesen. Indien ist weniger ein jetziges seiner Selbstständigkeit nach; früher unter den Mongolen, jetzt unter den Europäern. China ist das Resultat seiner eigenen Geschichte, wie es jetzt ist. Was die Chronologie betrifft, so ist hier zu merken, daß 2400 Jahre vor Christus das gewöhnliche Datum der Noachischen Fluth sind. Von dieser Zeit an treten bestimmte historische Figuren auf, was im Westen auf uns gekommen ist. 2400 Jahre vor Christus ist in Ansehung der geschichtlichen Tradizion wesentlich herauszuheben. Der berühmte Johannes von Müller setzt nach Grundlagen, auf die er sich beruft, die noachische Fluth auf 1000 Jahre früher. (Geschichte Band I.) 3473 nimmt er an. cf 8. Band seiner sämmtlichen historischen Werke. Die gewöhnliche Zahl 2400 beruht auf Zahlen, wie sie im masoretischen Texte des Alten Testamentes sich vorfinden; – nach Zahlen bei Josefus und LXX ergibt sich ein Jahrtausend früher als die Epoche der Sündfluth. – Die gewöhnliche Vorstellung ist, daß die chinesische Geschichte, und noch mehr die indische, Zahlen angeben, die weit hinausreichen über die Zeit, wo die Schöpfung der Welt angenommen wird. Ein Engländer (– in der Sammlung von Asiatic Recherches, Abhandlungen über Indien, Kalkutta, von Johns gestiftet,) Namens Bentley, macht die Bemerkung, daß die vornehmsten östlichen Nazionen den Anfang ihrer Reiche mannigfach von derselben Zeit an angeben; – das chinesische Reich habe begonnen 2207, unter der Dynastie der Hiar; – (Eine chinesi-
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3 1674] Er: 1644 9 ältesten] Ga: ersten ältestem sprechen] Ga: sprechen, so sprechen wir von dem jetzigen China 12 Selbstständigkeit] Er: Eigenthümlichkeit, Selbstständigkeit. Es ist ein schon itzt verändertes. 16 Noachischen Fluth] Ga: Sindfluth 20 die noachische Fluth] Ga: Noa’s Sindfluth 24 früher als … Sündfluth] Ga: früher. Die angenommene Meinung ist die 35 erste. 26–27 Zahlen angeben, … wird] Ga: daß die Indische und Chinesische Geschichte von der Zeit der Sundfluth und Schöpfung der Welt anfängt Er: kommen Zahlen vor, die über die sogenannte Schöpfung der Welt hinaus sind 29 die vornehmsten östlichen Nazionen] Er: die ältesten östlichen Nationen Ga: alle | östlichen Reiche 31 2207] Er: 2207 oder 2356 28 Johns lies Jones
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sche Geschichte setzt den Anfang 2205; ein anderer Geschichtsschreiber Kongmou 2386 vor Christus); – Anfang des ägyptischen Reichs 2207, des assyrischen Reichs 2221. Das Reich von Indien unter den Linien der Sonn- und Mondkinder 2204, – so daß die Zahlen ganz nahe zusammenfallen. Diese Zahlen steigen nicht über die Zahl hinauf, die man für die Epoche der noachischen Fluth annimmt. – Es finden sich Sagen bei den Chinesen, die den Anfang ihres Reichs noch weiter zurücksetzen. Die Zahl 2205 bezeichnet die Dynastie Hiar; ihr erster Regent Yao. – Über den Beginn dieser Dynastie hinauf wird genannt Fohi, als ein 2ter Prometheus, der zuerst menschliche Kultur unter die Chinesen gebracht. Die Zeit, in die sein Leben fällt, wird angegeben auf 2900 Jahre vor Christus. Im 24sten Jahrhundert fängt nach den bewährtesten chinesischen Geschichtsschreibern ihre bestimmtre Geschichte an. | Die Chinesen haben eine Anzahl von Grundbüchern ihrer Geschichte, Verfassung, Moral, – mit ganz wissenschaftlicher Bildung. Diese Bücher heißen K i n g . Es sind ihrer hauptsächlich drei; (es werden 5 angegeben). – 1. Der Y King; 2.) Shi-King; 3.) Shou-King. 4.) Ly-King; 5.) Lo-King. – 1.) Der Y- K i n g enthält Figuren, Zusammenstellungen von Strichen, die angesehen werden als Elemente der chinesischen Hieroglyfen. Der S c h i k i n g enthält Oden, moralische Gedichte, gottesdienstliche Gedichte und Gesänge. – Der S c h o u K i n g betrachtet die Regierung, Verhältnisse der alten Könige. Das 4te handelt von den Zeremonien und das 5te von der Musik. – Die beiden letzten sind nicht so alt. – Der Y k i n g ist das Buch der Grundsätze, Prinzipien, der Veränderung, Verbindung, Buch des Übergangs von Bewegung zu Ruhe, von Ruhe zu Bewegung; des Werdens. Es enthält Zeichen, Kua, was das Prinzip der ganzen chinesischen Metafysik ausmacht. – Es wird angegeben, Fohi sei auf einer Schildkröte aus dem Meere hervorgekommen, habe sie an einer Schildkröte gefunden und sie abgeschrieben. Das Alter, wann diese Zeichen bekannt worden, wird in die höchsten Zeiten hinaufgesetzt, in’s 22 Jahrhundert vor Christus. – Ein Haupttheil der chinesischen Weisheit, Wissenschaft, ist das Studium
4–6 Diese Zahlen … annimmt.] Er: woraus zu sehen, daß sie nicht höher hinaufsteigen als bis zur noahischen Fluth 7 2205] Er: 2209 8–9 Über den … Fohi] Ga: Vor diesen hat man Traditionen. Besonders Fuhi 9–10 als ein … gebracht] Ga: als Stifter des Gesetzlichen Zustandes 10 2900] Ga: 2935 13–14 ihrer Geschichte, … Bildung] Ga: in welchen ihre Bi14 K i n g ] Ga: im Allgemeinen King 19–20 Ge35 bel, Moralitaet, Verfassung alles zu finden ist dichte] Er: Gedichte die sich auf Verfassung und Regierung beziehn 23 sind nicht so alt] Ga: werden nicht für so alterthümlich gehalten 25 Zeichen] Ga: Zeichen, Zusammenstellungen von Linien 26 Es wird angegeben] Er: Es werden fabelhafte Erzählungen darin angegeben 29 in’s 22 Jahrhundert] Ga: auf 2000 Jahre 40 2 Kongmou lies Kang-mo, Tong-kien-kang-mu
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dieser Kuia, – worüber viele Kommentare existiren; auch ein Werk des Konfuzius ist Kommentar darüber. Mit diesen Zeichen hängt das Profezeien zusammen. – Man bedient sich dieser Kua, um die Schicksale draus zu finden. Kaiser und kaiserliche Dynastien sind besonders Gegenstände der Erklärung. – Der S c h i k i n g enthält Gedichte. Im 1ten Theil sind die Sitten des Reichs beschrieben; andre sind religiösen Inhalts, andre betrachten Personen der Monarchen. Dieß Buch der Verse, Gedichte, ist mit großer Sorgfalt gemacht, gesammelt worden. – Alles Wissenschaftliche ist wesentliche Angelegenheit der Administrazion: – auch diese Sammlung ist durch die Regierung veranstaltet. – Den S c h u k i n g hat Konfutsee (550 vor Christus) gesammelt und kommentirt. Ein Franzose hat ihn übersetzt: Peking und Paris 1770, und mit kritischen und Sprachbemerkungen versehen. – Konfutsee hat ihn revidirt. Er lebte 600 vor Christus, geboren 500 vor Christus. Der Schuking enthält die ältesten chinesischen bestimmteren Denkmale über Geschichte; noch keine zusammenhängende Geschichte. Er besteht aus verschiedenartigen einzelnen Stücken nach chronologischer Ordnung. Es kommt nur eine Anzahl von chinesischen Regenten vor; – auch ist der 4te Theil einer viel gebildeteren Zeit angehörig, als diese drei ersten Theile ausmachen. – Er besteht aus sehr verschiedenen Stücken. – Der | erste Regent, den er nennt, ist Ya o , aus der Dynastie Huar. Es sind Befehle des Kaisers an einen Minister, Vasallen, Prinzen, dem er angibt, wie er sich in seiner Stelle benehmen solle; Stücke, wo ein Minister Bericht erstattet über Krieg, Frieden p; besonders Kapitel, wo die Anzahl der Minister, Tribunale, obrigkeitlichen Personen bestimmt ist; – Ein besondres Stück enthält Angaben, wie ein Fürst seinen Nachfolger bestimmt. Das ist sehr naiv erzählt. Er gibt die Pflichten an, die er zu beobachten: sie betreffen das Verhältniß von Vater und Kinder, – 2.) des Königs und der Unterthanen, – 3.) der Eheleute, – 4.) der Alten, und was man ihnen schuldig ist; – 5.) der Freunde, – worüber ausführlich. – Auch eine Angabe der natürlichen Dinge und Kräfte, eine Fysik kommt im Schuking vor. – Diese Stücke machen die Hauptgrundlage der Regierung, Staatsmaximen, Moral aus. – Die vorzüglichsten Werke des
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3–4 Kaiser und … Erklärung.] Er: Besonders studiren es der Kaiser und die Kaisers Familie. 5 Sitten] Ga: Sitten, Rechte 13 500] Ga: 550 17 Regenten] Ga: Regenten (die aber nicht alle absorbirt) 21 ein Minister] Ga: der Monarch 24–25 Das ist … erzählt.] Ga: Er fragt die Minister’s wen sie auch dafür würdig halten. – Sie antworten ihm. Da erwidert er: der liebt zu sehr den Stolz und den Hochmuth – Die Minister’s schlagen ihm einen andern vor. Er sagt: Dieser liebt 35 den Widerspruch, er weiß mit niemandem zu leben, ohne ihn zu mißhandeln. Dann ernennt er selbst seinen Nachfolger 25 die1] Ga: 3erlei 27 der Alten, und … ist] Ga: der Jungen gegen Alte Freunde] Ga: Freunde unter | einander 28 worüber ausführlich] Er: dazu giebt es auch Commentare über die angeführten Werke 19 Huar lies Hsia (=Xia)
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Konfutsee sind Kommentare über den Yking und Schuking. – In diesen Grundlagen ist die chinesische Bildung in ihrem ersten naiven Anfange zu erkennen. Mit solchen Grundbüchern muß man anfangen, wenn man Geist und Charakter eines Volks kennen lernen will. – Die Chinesen haben viele Geschichtsschreiber. – Die französischen Missionarien in China sind sehr fleißig gewesen. Der chinesische Geschichtsschreiber Kangmon ist übersetzt von dem Jesuiten Maillard, und Abbé Grossier hat diese Übersetzung bekannt gemacht, in 13 Quartanten Paris 1777. Der 13te Band enthält eine Beschreibung des chinesischen Reichs, von Grossier neu aufgelegt 1818, in 7 Oktavbänden in dieser Erweitrung. – Außerdem viele Quellen über die chinesische Verfassung. – Eine Hauptquelle für das Nähere der Gesetze, Religion und andrer Umstände, haben wir in den Memoires, die von französischen Missionären nach Frankreich geschickt und herausgegeben wurden in 20 Quartbänden. Es sind einzelne Gegenstände, aber man kann sich doch sehr vollständige Vorstellung von Sitten, Religion, Vorurtheilen der Chinesen machen. – Was das Dürftigste, auch bei Groshier, ist, ist die Abhandlung in Ansehung der Religion. – Auch von der Gesandtschaft Mackartneys konnte nichts zu näherer Erkenntniß der Sitten beigetragen werden. Die Gesandten sind mit großer Eifersucht, wie Ge|fangne bewacht, nach der Hauptstadt geführt und zurückgeführt worden. – Die angegebenen Memoires sind von der höchsten Wichtigkeit. Was den Charakter der chinesischen Geschichte betrifft, können von der Geschichte eines Reichs, dessen Tradizionen über 4000 Jahre hinausgehen, nur die Hauptmomente angegeben werden: 1.) Die Tradizion geht bis zu dem rohesten Zustande zurück, zur ersten Ausbildung des rohen Zustandes, zu den ersten Momenten des Übergangs in einen mildern Zustand. – Die Menschen lebten zuerst, so wird erzählt, ohne Häuser, in Wäldern und Höhlen, aßen Feld und Gartenfrüchte, wilde Thiere, roh, und kleideten sich in Felle. Kein Gesetz war vorhanden. Einer ihrer Führer habe sie gelehrt, aus Baumzweigen Wohnungen und Feuer zu machen; – ein Prometheus der Chinesen; – ein Andrer habe sie gelehrt Fleisch zu kochen, – sie auf-
5 Die Chinesen haben] Ga: Außer Confucius, haben die Chineser 7 übersetzt] Ga: übersetzt. – Histoire generale de la Chine. 8–9 Der 13t e Band … Reichs] Ga: Es sind 12 Bänder, der 13 ist als Beschreibung China’s beigefügt. 10 viele] Ga: sind noch andre geschichtliche 14 Es sind einzelne] Ga: Diese Sammlung ist sehr schätzbar. Es sind wohl darin nur vereinzelnte 17–18 Auch 35 von … werden.] Ga: Zu einem neuen Studium der Chinesischen Sitten sind wir auch durch die letzte Gesandschaft der Engländer verleitet und sehr unterrichtet worden 18–19 Die Gesandten … bewacht] Ga: Diese Gesandschaft war unter einer strengen Beobachtung nach der Hauptstadt und wieder zurück geführt. 21–23 können von … werden:] Ga: so ist nicht hier der Ort weitleuftig zu sprechen 40 7 dem] den
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merksam gemacht auf die Abwechselung der Jahreszeiten, daß das vernünftige Bewußtseyn vom Himmel, Tien, komme. – Dann wurde erst Tausch eingeführt, – den Anfang dieser Gewerbsbeziehung. Die Menschen haben sich unterschieden von den Thieren nur dadurch, daß sie eine Seele hatten, die fähig war, ihnen Widerwillen gegen das thierische Leben beizubringen, – eine Lebensweise, wie wir sie bei den römischen Dichtern als goldenes Zeitalter, als Stand der Unschuld ausgesprochen finden. – In diese Zeit fällt die Tradition von Fohi. (Fo dagegen ist ein Gott, und hängt mit Budda zusammen in der indischen Religion.) Dieser Übergang aus dem goldnen Zeitalter, Stand der Unschuld, thierischem Zustande, der Beginn einer Kultur, wird in den nordwestlichen Winkel von China gesetzt, in den Thälern, die der Hoangho durchfließt, der von den Gebirgen herunterkommt, und durch den See Kesse nor fließt; dieser Fluß fällt durch Gebirgsthäler, in die der Ursprung des chinesischen Zusammenlebens gesetzt wird. cf Ritter. Auch die Hunnen gehören dahin, gegen diesen See. – Dieser Fohi wird als älter genannt, denn dieser Yao, von dem der Schuking spricht. Fohi wird 2953 vor Christus gesetzt. – Es | werden weitre Fortschritte in der Kultur angegeben, die die Chinesen dem Hoanghi zuschreiben, zB daß gebaut wird aus Backsteinen, – Seidenzucht, Transportiren der Lasten auf Wagen durch Ochsen, Brückenbau, Barken zum Schiffen, Bogen und Pfeile. – Diese alten Chefs, Fohi, Hoanghi und die Nachfolger derselben sind älter als Yao, als was im Schuking sich findet. Sämmtliche chinesische Geschichtsschreiber stimmen damit überein. Diese Namen sind nicht bloß mythisch, sondern ganz als historische Personen anzusehen. Die Zeit des Kaisers Hoanghi ist Grundepoche, von der an alle anderen Epochen gezählt werden, – und zwar ist das 61te Jahr seiner Regierung Grundepoche. 2698 vor Christus. Die Zahl 60 ist Grundzahl bei den Chinesen, wie wir das 50te Jahr der Regierung, des Amts als Jubiläum feiern. – Der vorige Kaiser von China hat über 60 Jahr regiert. Mackartney mußte ihm dazu gratulieren. – Über diese Anfänge sind also bestimmte data bei den chinesischen Historikern angegeben. Von Hoangho, dem nordwestlichen Winkel aus verbreitete sich das chinesische Volk und Herrschaft nach und nach weiter gegen Süden. Die
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2 Tausch] Er: Tausch unter den Menschen 3 Die Menschen haben sich] Ga: In diesem ersten Zustande haben sich die Menschen 7 Unschuld] Ga: Unschuld, von dem Ovid erzehlt 7–9 In diese … Religion.)] Er: Als der erste Stifter der Cultur wird Fuhi oder Fohi (nicht zu verwechseln mit dem Gott Fo) genannt 16 Fohi wird … gesetzt.] Er: Der Schu–king fängt an vom Jahr 35 2359. 17 Fortschritte in der Kultur] Ga: Kultur Progresse 20–21 Diese alten … findet.] Er: Alles dies soll sie Hoang–Ti zuerst gelehrt haben. 22 überein] Er: überein daß dieser und vor ihm Fohi und Yao historische Personen gewesen 23 als historische Personen anzusehen] Ga: von allen Chinesischen GeschichtsSchreibern als historische Personen angesehen 31 Volk und Herrschaft] Ga: Reich 12 Kesse nor lies Koko nor(?)
18 aus] auch
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geschichtlichen Intressen drehen sich zum Theil um diese Ausbreitung, – näher um den Kampf der Menschen mit den Elementen, – Da Kiang (Vom = tse – Kiang) und Hoangho, diesen großen Strömen. Der Kampf mit diesen Strömen ist ein Hauptelement der Geschichte von China. Diese ungeheuren Ströme richteten viele Überschwemmungen an. Bei uns sind die Ströme das belebende: so wird Berlin durch die Spree mit Bedürfnissen versehen. Bei den Chinesen leben viele Millionen Menschen bloß auf den Strömen, in kleinen Kähnen, in denen sie ein Gärtchen haben, und Thiere, Enten p halten. An der Küste ist Ackerbau, Korn, Reiß. Von den Strömen hängt auch hier das Leben ab – und Daseyn vieler Millionen. Aber es ist Hauptsorge der Regierung, die Ströme einzudämmen. Wenn ein Damm durchbrochen wird, so kann dieß viel Millionen Menschen das Leben kosten, die theils versinken, theils aller Mittel zur Existenz beraubt sind. – | Befehle dieser Art vom Kaiser an die Minister sind im Schuking zu finden. – Ein weitres damit zusammenhängendes Interesse sind die Kanäle und Brükken über die Ströme. Der Kaiserkanal ist der größte. Er verbindet den Hoangho und Kiang. Die Tartaren legten diesen Kanal an, der die nördlichen und südlichen Provinzen verbindet. Peking hat 3 Millionen Einwohner, die dadurch mit Lebensmitteln versehen werden. Auf diesem Kaiserkanal ist jene Gesandtschaft von Mackartney fortgeschifft worden, da man sie nur eine Tagereise zu Lande machen ließ, damit sie sich nicht umsehen könnten. – Mit dem Fortschritte der Herrschaft bei wilden Völkern hängt zusammen, daß die Residenzen oft verlegt werden: es werden neue Hauptstädte erbaut. In Ägypten waren Memfis, Theben, Hauptstädte. Um Kairo sind Hauptstädte herum, die immer bei neuer Herrschaft entstanden. – So wurden auch in China die Mittelpunkte der Regierung gewechselt: Peking, Hauptstadt der Mantschu, – Nanking, früher Hauptstadt. –
4 ein Hauptelement … China] Er: der nächste Gegenstand der chinesischen Schriftsteller ungeheuren] Ga: wilden 5–6 Bei uns … versehen.] Ga: diese nemlichen Ströme sind von viel größerer Wichtigkeit in China als bei uns 7 Menschen] Er: Menschen die sich vom Kähnen] Ga: Kähnen – der Fischfang ist ihre 30 Ertrag der Fischerei pp ernähren Bescheftigung 8–9 An der … Reiß.] Ga: An den Ufern haben sie kleine Gärtchen, von deren Früchten sie ihre existenz haben. 10 Aber es … einzudämmen.] Ga: Dieße wutenden Strome in den Grenzen zu halten ist die größte Thätigkeit der Regierung. die Ströme einzudämmen] Er: Diese Ströme von denen das Leben so vieler abhängt einzudämmen und Überschwemmungen zu 13 finden] Ga: die solchen Uebeln vorzubeugen den Zweck haben 14 weitres da35 verhüten mit zusammenhängendes Interesse] Er: andrer Gegenstand der Sorge 15 größte] Ga: vorzüglichste 16–17 die nördlichen … Provinzen] Ga: Nord und Südchina 18–20 Auf diesem … könnten.] Ga: Durch diesen Kanal ist sehr viel der Stadt Peking, die sehr groß ist an Transport von brauchbaren Materialien abgeholfen worden. 21 der Herrschaft … Völkern] Ga: der 22 es werden … erbaut] Ga: In Europa wo überhaupt das feste herscht, ist auch 40 Cultur in China die Hauptstadt fest. 25 der Regierung gewechselt] Ga: des Staats sehr verändert Hauptstadt der Mantschu] Ga: ist jetzt Hauptstadt
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Dieß große chinesische Reich ist vereint worden in Eines. Darüber herrscht Unbestimmtheit, wie und wann das jetzige chinesische Reich bestanden hat aus unterschiednen Reichen. Die nördlichen (am Hoangho) und südlichen (am Kiang) Reiche sind früher getrennt gewesen, und es war häufig, daß Provinzen sich empörten und eigne Staaten formirten, – daß besonders in den südlichen Provinzen Jahrhunderte lang eigne unabhängige Staaten bestanden haben, bis sie wieder unterworfen wurden. 590 post Christum ist bemerkt Vereinigung der nördlichen und südlichen Reiche, die 300 Jahre lang getrennt waren durch den Yan-tse-Kiang, – Krieg. Kriege giebt es viele in der chinesischen Geschichte, dem chinesischen Reiche losgerissene Staaten zu unterwerfen; ferner Rebellionen zu veranlassen gegen die Dynastien, die unabhängige Staaten zur Folge hatten; ferner Kriege mit den äußeren Feinden, Mongolen, Tartaren, | Bewohnern des asiatischen Hochlandes. Mit diesen hatten die Chinesen fortdauernde Kriege zu führen. Sie erschienen vornehmlich im Norden und jenem nordwestlichen Winkel, und machten von da Einfälle. Diesen Tartaren haben die chinesischen Kaiser eine Provinz eingeräumt, wenn sie ihnen beiständen gegen andre Staaten Tartaren oder Mongolen. Vergleiche die römischen Kaiser und Gothen, denen Jahrgeld bezahlt wurde. – Gegen die Mongolen ist 213 ante Christum von Schiwangti oder Chingti die große Mauer errichtet; er ist von der 4. Dynastie, Tsin; er hat viele Provinzen, die sich unabhängig gemacht, wieder unterworfen der Einen Herrschaft, und das Reich in 36 Provinzen eingetheilt, die Regierung nach Nanking verlegt. Er fand, daß die nördlichen Provinzen den Einfällen der Tartaren ausgesetzt seien, und errichtete daher jene Mauer. Er ließ eine große allgemeine Bücherverbrennung anstellen; – nur die Schriften des Konfutse und wenige moralische verschonte er; (– bei uns ist eine Überschwemmung von Büchern, aber in China ist ein Buch etwas Bedeutendes.) – Die Bücher aber, die die Rechte, Gewohnheiten einzelner Provinzen, chefs enthielten, ließ er verbrennen, um Alles auf Einem Fuße, nach Einem Style zu gründen, und die Tradizionen jener Rechte auszurotten. Innre Rebellionen folgten. Söh-
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1–3 Dieß große … Reichen.] Ga: Ein weiterer Zug der Chinesischen Geschichte | ist daß das große 30 Reich in Eins verbunden wurde. Unter den Geschichtschreibern herscht eine Uneinigkeit, aus welchen Reichen das jetzige China bestanden hat 7 wieder] Ga: eine den andern unterworfen] Er: vereinigt post Christum] Ga: vor Christus 9–12 Kriege giebt … hatten] Ga: Im Innern aber giebt es bis jetzt noch viele Kriege unter den einzelnen Provinzen die chinesisch sind. Kriege gegen einzelne Dynastien, Rebellionen entstehen hier haufig. 12 Mongolen, Tartaren] Ga: be- 35 sonders aber mit Tataren, Mongolen 13–14 Mit diesen … führen.] Ga: Gegen diese Tataren müßen sie immer gerustet seyn. 18 die Mongolen] Er: die Einfälle der Mongolen und Tartaren 19 große] Er: berühmte 27 Rechte, Gewohnheiten] Er: Gesetze Sitten Rechte chefs] Er: oder Familien 28 verbrennen] Er: verbrennen – mit Ausnahme der moralischen Schriften des Confucius 29 die Tradizionen … auszurotten] Ga: alles Andenken an die 40 Vergangenheit zu vernichten
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ne, Frauen empörten sich. Schwäche einzelner Monarchen, die die Zügel der Macht an ihre Günstlinge übergehen ließen, die diese Macht mißbrauchten und allgemeine Unzufriedenheit und Empörung erregten. Es ist schon im Allgemeinen gesagt, daß der ganze Zusammenhalt des Staats auf dem patriarchalischen Verhältnisse des Volks zum Kaiser beruhte. Dieser Staat ist nicht eine Familie, aber die Regierung erstreckt sich auf alle die Seiten, worüber ein Familienvater als solcher Macht hat. Er ist das verehrungswürdige Haupt, und er gilt dafür, daß er am besten Alles versteht, wie dieß vom Familienvater gilt. Er gilt für das moralischste, wissenschaftlich gebildetste Individuum, dem es allein um das Wohl seines Volks zu thun ist. – Was man vom chinesischen Kaiser erzählt, kann roman- und fabelhaft klingen. – Es hat eine Zeit gegeben, wo man sich gefiel, Ideale von Staaten aufzustellen, | wo das Glück der Völker vorgestellt ward, als allein bewirkt durch Ideale von Regenten, die religiös gebildet, in der Wissenschaft bewandert sind, den besten Willen haben, ihren Genuß allein im Glück ihres Volks setzen, die ihre Gunst nicht Unwürdigen zuwenden, nicht durch Schmeicheleien sich bestechen lassen, die die Geschicktesten und Gebildetsten zu ihrer Umgebung wählen, – die im Verhältniß zu ihren Völkern, wie Väter unter ihren Kindern sind, die gerecht das Gute belohnen und das Böse bestrafen, – die zu Behuf dieser Absichten sich in genaue Kenntniß setzen über Alles, was im Reiche vorgeht, was von den Beamten gethan wird. – Solche Vortrefflichkeit des Charakters muß hervorgehen daraus, daß die Erziehung eines Regenten auf ideale Weise eingerichtet sei. Ein Roman dieser Art ist Telemaque, wo Fenelon ein Muster von Regenten aufstellen wollte. Wir haben eine alte Tradizion von salomonischer Weisheit. Regenten, die in patriarchalischem Verhältnisse an der Spitze ihres Reichs stehen, m ü s s e n in dieser Weise seyn, daß Charakter und Geist vortrefflich und nach allen Seiten ausgebildet sind, – wenn nicht das Ganze untergehen soll. – Nach allen Nachrichten finden wir solche Regenten in der Dynastie der Mantschu; Seit 1½ Jahr-
2–3 diese Macht … erregten] Ga: Greuel ausübten kommen oft in der Geschichte China’s 5 des Volks zum Kaiser] Ga: des Schefs zum Volke 9 Er gilt … Individuum] Ga: so ist auch der Kaiser von China für den ersten, ehrwürdigsten, moralisch am besten gebildeten und gelehrtesten Menschen angesehen 11–20 Es hat … wird.] Er: Man hat oft in Romanen das Ideal eines vortreflichen Regenten und eines durch ihn beglückten Volks aufzustellen gesucht eines Regenten der aufs Genauste den Zustand seines Volkes kennt, sich nicht durch Günstlinge täuschen 35 und verführen läßt, der die Geschicktesten und Gebildetsten zu seinem Umgange wählt, der im Verhältnis zu seinem Volk wie ein Vater zu seinen Kindern ist, der gerecht das Gute belohnt, das Böse straft pp – dieses Ideal finden wir in dem Kaiser von China realisirt. Er ist das verehrungswürdige Haupt seines Volks, der Moralischste, Gebildetste, Gelehrteste unter allen, dem nur ums Wohl des Volks zu thun ist. 24–27 Regenten, die … soll.] Ga: In China aber sollen in der Rea40 litaet, Regenten die an der Spitze des patriarchalischen Zustandes stehen, so beschaffen seyn. – nur solche werden zu Regenten erfordert. 28 solche Regenten] Ga: mehrere von solchen Idealen 30 vor
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hunderten zeigen sich solche Monarchen; eine Reihe großer vortrefflicher Fürsten sind uns geschichtlich bekannt; die orientalische Größe zeigt sich hier in dieser Erhabenheit und Größe. Der Kaiser, Kein-long, dem Mackartney gratulierte, wird auf diese Weise beschrieben. Eben so der 2te von der Dynastie der Mantschu. – Was das Nähere betrifft, so sind es verschiedne Momente in dieser Hinsicht, die wir zu betrachten haben. Der Kaiser steht an der Spitze der Gelehrsamkeit, wird von Jugend auf darin erzogen. Das Haupt-Kollegium ist das Kollegium der Geschichte, Fanuli; in diesem befinden sich die gelehrten Männer des ganzen Reichs, die zwar, ehe sie aufgenommen werden, viele Stufen erlangt haben müssen. – In dieser Rücksicht ist zu bemerken, daß, um zur Würde eines Mandarin zu gelangen, langes Studium er|heischt, und mehrere Prüfungen bestanden werden müssen. Die Franzosen vergleichen es mit den drei Graden, Bachalaureus, Lizenziat, und Doktor. – In China ist kein Unterschied natürlichen Standes; die Geburt kommt nicht in Betracht; es giebt keinen Adel; Auszeichnung und Geschicklichkeit allein ist der Weg, auf dem das Individuum zu höheren Würden steigen kann. Diejenigen, welche diese Grade erreichten, vermöge deren sie in öffentliche Staatsdienste treten, heißen Mandarine. Dieser muß diese 3 Stufen der Bildung durchgemacht und strenge Prüfungen zur Zufriedenheit bestanden haben. Es gibt Gelehrte und Kriegs-Mandarin. Der Ersteren sind 40 000, der Anderen 20 000. Die Zivilseite steht in China über den Militärbeamten. – Außer den Mandarin gibt es auch wieder Beamte, zB Unterpolizeiaufseher; die höheren Staatsämter werden von Mandarinen besetzt. – Der Kaiser bringt jährlich 4 Opfer, als Hoherpriester, bei einer großen Prozession dar, wo er sein Volk mit dem Himmel versöhnt. Dabei befinden sich 2000 gelehrte Mandarinen; den Zug schließen 2000 Kriegs-Mandarine. – Zu Staatsdiensten führt allein Geschicklichkeit. Die Prüfung der 3ten Stufe, der Doktoren ist sehr genau und feierlich. Alle 4 Jahr wird Prüfung vorgenom-
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1 solche Monarchen] Ga: Monarchen von dem oben beschriebenen Caracter 3–4 Der Kaiser, … wird] Ga: Kaiser Konki, und der letzte Chinesische Kaiser der bis zum Jahre 1770 regirte, 30 werden 4 beschrieben] Er: gepriesen 7 der Gelehrsamkeit] Er: aller wissenschaftlichen Bildung 8 darin] Ga: zur Würde dieses Standes 9 Geschichte] Er: G e s c h i c h t e an dessen Spitze der Kaiser steht 10 viele] Ga: viele Prufungen bestanden, und viele 11 Mandarin] Ga: Mandarin, StaatsBeamter 13 es mit … Graden] Ga: die Prufungen und Stufen ehe man Mandarin wird mit den alten UniversitaetsStufen 17–18 welche diese … Mandarine] Ga: welche ir- 35 gend ein Amt erlangen wollen 20 40 000] Ga: 15 000 22 Unterpolizeiaufseher] Er: Zoll und Polizeiaufsehern 25 wo er … versöhnt] Ga: er ist es der die Vermittlung der Menschen mit dem Himmel ausmacht 26 gelehrte Mandarinen] Ga: Doctoren 28 genau und feierlich] Ga: schwehr zu bestehen 4 Jahr] Er: 3 Jahre Prüfung] Er: eine große Prüfung 3 Kein-long lies Ch’ien Lung
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men im kaiserlichen Pallast. Der für den ausgezeichnetsten erklärt und als solcher öffentlich proklamirt wird, erhält ein vollständiges, prächtiges Kleid vom Kaiser, in dessen Gegenwart er damit bekleidet wird; er steigt dann zu Pferde unten am Eingange des kaiserlichen Audienzsaales im Innersten des Pallastes; auf dem Pferde sitzt er; ein Kriegsmandarin hält den Zügel seines Pferdes, und führt ihn vom innersten Hofe aus durch alle Höfe des Pallastes, der einer Stadt zu vergleichen ist. Die Musik des Kaisers geht dem Pferde voraus; die vorzüglichen Mandarinen sind im Zuge; – er reitet auf dem Wege, der allein für den Kaiser bestimmt ist, durch die Pforte, die bloß dem Kaiser erlaubt ist zu passiren. An der letzten Pforte erwartet ihn der Gouverneur, die Garnison, das Volk, und von diesen wird er zu seinem Hause begleitet. – Es ist so für dieß gesorgt, | daß nur der Geschickteste Staatsbeamter werde. Das oberste Kollegium ist das Tribunal, der Gerichtshof der Geschichte. Geschichte und Moral ( –, besonders nach den Werken des Konfutse, –) sind die zwei Hauptzweige. Die Geschichte ist im moralischen Sinne abgefaßt, voll Beschreibungen edler Aufopferungen. – Dem obersten Kollegio der Geschichte ist die Erziehung der Prinzen und des Kronprinzen anvertraut. – Der Kaiser selbst ist bei der Prüfung der in dieß Kolleg Aufzunehmenden gegenwärtig; er nimmt die Prüfung der Subjekte vor und wählt sie. Ein Theil von ihnen hat an den 4 Pforten des Pallastes, wo sie wohnen, Vorlesungen zu halten, wobei die kaiserlichen Prinzen Theil nehmen, und widmet sich bloß der Wissenschaft; – ein Theil führt den kaiserlichen Pinsel – sind seine Sekretäre. Alle kaiserlichen Edikte müssen mit der größten Sorgfalt ausgearbeitet seyn. Das sind die Geehrtesten, die dieß Amt haben. – Der Kaiser selbst prüft diese Abhandlung, und es zittert Alles, wenn dergleichen ihm vorgelegt wird, daß nichts Mattes, Flaches sich finde. Edikte der Kaiser gelten durchaus für klassische Schriften in Styl, Abfassung und Inhalt. – Dieser Akademie ist anvertraut die Abfassung der großen historischen Sammlungen, Dixionäre, Wörterbücher, Ausgabe alter Schriften. Der
1–2 Der für … wird] Er: wer sich in derselben am meisten ausgezeichnet wird hoch geehrt. Sein Name 2 öffentlich] Ga: mit Ehren erhält] Ga: Die Prüfung geschieht im Kaiserlichen Pallaste. Er erhält 8 vorzüglichen] Ga: vornehmsten 10 Pforte] Ga: Pforte des Pallastes 10–11 Gouverneur, die … Volk] Ga: Gouverneur der Stadt und der Garnison 13–14 –, besonders] Ga: die Moral ist besonders 16 Aufopferungen] Er: Gesinnung 17 Kronprinzen anvertraut] Er: Nachfolgers anvertraut Ga: Kronprinzen. In dieses Collegium, wie schon gesagt ist, werden 20 Pallastes] Er: Kaiserlichen Palasts 21 und widmet] Ga: 35 die würdigsten Männer angenommen. der andre wohnt im Pallaste und widmet 21–22 ein Theil … Sekretäre] Er: ein andrer verfaßt die Decrete des Kaisers Ga: ein Theil bekleidet das Secretariat des Kaisers, und zu diesen werden die gebildetesten erkohren 26–27 in Styl, … Inhalt] Ga: (Lord Mackarnais beschreibt dieses) 27 Dieser Akademie] Ga: Der Prüfung und dem Fleiße des Collegium’s 28 Dixionäre, Wörterbücher, … 40 Schriften] Ga: Worterbücher, GeschichtsBeschreibungen und Commentarien 30 wird im Lande proclamirt
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Kaiser selbst zensirt sie, macht selbst eine Vorrede dazu. Die Werke werden auf Kosten des Gouvernements gedruckt, und der Kaiser theilt sie aus an die chefs, gouverneurs, Mandarine. Papier, Tinte, Schmuck, Einband ist auf ’s Geschmackvollste und Sorgfältigste behandelt. – Wo sonst Schriften verfaßt werden, kommen sie an die gouverneurs besonders an das höchste Kolleg. Finden sie sich bei der Prüfung als tauglich, wird der Verfasser gelobt; enthalten sie Grundsätze, die von der allgemeinen Moral abweichen, oder gegen die bestehende Verfassung, Gesetze, gerichtet sind, und revoluzionär sind, werden die Verfasser streng bestraft. – Der vorige Kaiser veranstaltete eine Sammlung von den großen Nazionalwerken; man hat sie, obgleich sie nicht vollendet ist, weil der | Kaiser starb, auf 26 000 Bände berechnet. – Diese große Revision der Nazionalschriften vertheilt unter verschiedne Kollegien. Ein Kolleg hatte zu revidiren, richtige Abschrift, so daß sie in sich selbst fehlerlos sei, zu machen, stufenweise wurden Behörden eingesetzt, die eine 2te, 3te Revision vornahm. An der Spitze des Kollegs standen kaiserliche Prinzen. Für jeden Fehler wurden große Strafen bestimmt: Abzug der jährlichen Einnahme. Wenn man fand bei einem höhern Kolleg, daß vom niedern Etwas versehen worden, – so wurde bei letztangeführter Revision ein kaiserlicher Prinz streng bestraft, weil er einen Fehler übersehen, der in einem Werke gewesen. – Ein Theil dieses Kollegs sind die Geschichtsschreiber des Volks. Drei sind um den Kaiser, und wissen, was in den Regierungssachen vorgeht. Sie haben aufzuschreiben, was der Kaiser sagt; seine täglichen Gespräche, die Handlungen seines gewöhnlichen Lebens mit den Handlungen der Regierung. Diese täglichen Aufzeichnungen legen sie wohlgeordnet in Kisten, und dieß sind die Materialien für die Reichsgeschichte. Das sind gelehrte, wissenschaftliche, hochgebildete Männer. Sie verfahren dabei vollkommen unabhängig, genau und rechtlich. Aus älteren Zeiten werden Beispiele angeführt, daß sie sich durch keine Drohung des Kaisers abhalten laßen, aufzuzeichnen, was der Kaiser gesagt und gethan hatte. Jeder Mandarin und Mitglied jenes obersten Kollegs hat das Recht, dem Kaiser Vorstellungen zu machen. Es wird erzählt, daß sich Einige in Sär-
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1 macht selbst eine Vorrede] Ga: Gewöhnlich macht dieser Vorreden 5 kommen sie … Kolleg] Ga: so müßen auch diese dem Kaiser vorgezeigt werden 7–8 bestehende Verfassung] Ga: Regierung 9 streng] Ga: exemplarisch vorige] Er: vorletzte 9–15 veranstaltete eine … Prinzen.] Ga: hat ein berümtes Werk ausgegeben, an welchem nicht nur das Collegium aber auch andre Schefs gearbeitet haben 20 Ein Theil dieses Kollegs] Er: Die obersten Mandarinen Drei 35 sind] Ga: Eine Anzahl von dem Collegium der Geschichte befindet sich immerwerend 21 wissen, was … Regierungssachen] Ga: sehen was im Staate 22 sagt] Ga: macht und spricht 28 aufzuzeichnen] Ga: alles pünktlich anzuzeigen 30 machen] Er: machen und es werden viele Beispiele ihrer Freimüthigkeit und Unerschrockenheit angeführt 12 revidiren] rediviren
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gen vor die innere Pforte des Pallasts haben bringen lassen, weil sie wußten, daß ihre Vorstellungen dem Kaiser unangenehm seyn würden. – Das ist die würdige Umgebung des Kaisers. – Die Erziehung ist streng, durchaus moralisch, und bezieht sich auf Alles, was in China dazu gehört, vollkommne wissenschaftliche Bildung und Kenntnisse zu haben. – | Diese Bildung ist vornehmlich moralischer Art; Mathematik und Fysik stehen weit zurück. Man hat viel gefabelt von den astronomischen Kenntnissen der Chinesen. Gegenwärtig sind es noch die Missionarien, die den chinesischen Kalender machen. Da ist ein KalenderKollegium von Mönchen, denen oft der Kopf abgeschlagen wurde, wenn eine Sonnen- oder Mondfinsterniß, was bei den Chinesen sehr wichtig ist, unrichtig angegeben war. Die Geschichte der Chinesen, wie sie verfaßt ist, ist ein Spiegel, Lehrbuch der Moral. Es hat etwas Erhebendes, wenn man ihre Geschichte voll der größten Beispiele liest. – So ist es eines der wichtigsten Reichsgeschäfte des Kaiser, Vorsteher der höchsten wissenschaftlichen Behörde im Reiche zu seyn. – Die Person des Kaisers selbst wird mit der größten Ehrerbietung behandelt. – Der Kaiser ist in seinem persönlichen Privatbenehmen sehr einfach – Mackartneys Legazionsrath Staunton hatte einen Sohn von 14, 15 Jahren. Der Kaiser benahm sich sehr freundlich und wohlwollend gegen ihn, zugleich sehr einfach und würdevoll. – Die Einfachheit der Persönlichkeit des Kaisers hängt damit zusammen, daß er aus der Dynastie der Mantschu ist. Alle Sommer bringt der Kaiser in der chinesischen Tartarei über der Mauer zu, lebt da unter seinen Pferden in Zelten, bringt die Zeit mit Jagen von wilden Thieren zu. Er muß auch im Speerwerfen, Bogenschießen p der Geschickteste seyn. – Die Etikette ist auf ’s genauste bestimmt. Es muß ihm mit der größten Ehrfurcht begegnet werden. Diese ist bestimmt bis auf die kleinsten Punkte, was dagegen läuft, wird sehr strenge bestraft. – Ein Vice-König hatte die Ehre, beim Kaiser vorgelassen zu werden, – ließ eine Theetasse fallen, und wurde hingerichtet. – Der Kaiser beaufsichtigt die Erziehung seiner Söhne sehr genau, und wohnt der Prüfung derselben bei. – Der jetzige fand, daß sein Sohn noch zurück sei im
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30 1–2 vor die … würden] Ga: zu den Kaisern hintragen ließen, um ihnen zu zeigen daß sie um Wahr-
heit zu sagen auch selbst den Tod nicht fürchten, und auf ihn vorbereitet sind Er: daß der Tod sie nicht davon abschrecken solle 7–8 Gegenwärtig sind … machen.] Ga: Sogar Kalender sind sie nicht im Stande einzurichten, was größtentheils die Europeer, nemlich Missionare verrichten. 9–11 von Mönchen, … war] Ga: in China vorhanden, und es werden viele Astrono15 Ehrer35 men genant, die ihren Irrthum in den Beobachtungen mit dem Leben abbüßen mußten bietung] Ga: Hochachtung 16 sehr einfach] Ga: höchst gebildet und einfach 17 Mackartneys Legazionsrath … Jahren.] Ga: Lord Mackarnais und der Legation’s Rath Staundon | waren sehr gut vom Kaiser angenommen. Auch den 14 jehrigen Sohn des Herrn Staundon ließ er vor sich kommen 26 Vice-König] Er: Mandarin 40 37 Mackarnais lies Macartney
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Versemachen, und gab sein Mißfallen öffentlich zu erkennen. – Das Partikularste wird so als Reichsangelegenheit bezeichnet. In englischen Zeitungen sind oft Auszüge aus den Zeitungen von Peking. – | Die R e g i e r u n g geschieht nothwendig durch Beamte, da der Kaiser sie nicht allein besorgen kann. Der Erstgeborne von der legitimen Frau, unter der die vielen Anderen stehen, folgt dem Kaiser. Es hängt jedoch von ihm ab, ob er zum Thronerben nicht einen andern Sohn bestimmen will. – Die höheren Beamten müssen Mandarine seyn, die in ihren Prüfungen bestanden sind. Man rechnet jetzt 15 000 gelehrte Mandarinen; aber noch mehr Asperanten, die ihre Prüfungen bestanden, aber noch nicht angestellt sind. – Diese Beamten theilen sich in verschiedne Klassen ein, Katao. Aus ihnen wählt der Kaiser die Minister, 2 ViceKönige, 3 Inspektoren der Truppen, 3 der Landstraßen, 5 des Brückenbaus, Flüsse, 6 des Meeresufers. Sie sind hochgeehrt, und die Ersten erhalten Ehrenbezeichnungen, wie sie nur dem Kaiser verwiesen werden. – Die Polizei in den Städten muß Alles beaufsichtigen, jede Straße hat ihre Thore, die in der Nacht geschlossen werden; an jedem Thore ist eine Wache. Bis auf das Äußerste hinaus ist Alles regulirt, und beaufsichtigt. – Die Regierung geht in diese Verzweigung hinaus. – Die Kollegien haben ihre Berichte an die Obergerichte zu machen, und von diesen an den Kaiser. Alle Behörden und Tribunale bestehen zur Hälfte aus Mantschu und Chinesen. Die Ersten haben große Verachtung gegen die Chinesen, und bezeugen sie auch selbst vor Europäern; doch dürfen sie sich Nichts herausnehmen; im Gegentheile: die Mantschu werden schärfer behandelt als die Chinesen. In jedem Tribunale ist ein Zensor, der kein Geschäft hat und keine Stimme, – ein Mitglied aber, das allen Sitzungen bei wohnt, dem alle Berichte vorgelegt werden müssen. Er macht aber durchaus keine Bemerkung, sondern er gibt stillschweigend der Oberbehörde oder dem Kaiser seinen Bericht darüber, worin er bemerkt, was er Tadelhaftes findet. Er heißt Katao, wird nie abgesetzt, ist sehr geehrt. Sie machen dem Kaiser selbst Vorstellungen gegen seine Be-
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2–3 In englischen … Peking.] Er: In den Zeitungen tadelt oder lobt der Kaiser die Beamten und gibt sehr weitläufig die Gründe dazu an. 3–4 Die R e g i e r u n g … kann.] Er: Was die Verwal- 30 tung und Regierung betrift so ist wie schon gezeigt der Kaiser die höchste Instanz. 11 Katao. Aus ihnen] Er: die dem Range und Geschäfte nach verschieden sind. Aus der ersten Classe 15 Straße] Er: Straße in den Städten 18 Obergerichte] Er: obern Tribunale 19 Alle] Ga, ähnlich Er: Jeder Mandarin erhält (Ga: große Ehrenbezeichnungen Er: Ehrenbezeugungen fast wie der Kaiser). Alle 21 doch] Er: und obgleich letztere die Herrschenden sind und die Chinesen 35 verachten 22–23 die Mantschu … Chinesen] Ga: Ungeachtet daß der Kaiser selbst ein Mantschu ist, so werden die Mantschu Mandarinen sehr streng von ihm behandelt. 23 Zensor] Ga: geheimer Censor 23–26 kein Geschäft … darüber] Ga, ähnlich Er: obgleich er keine Stimme hat, so ist er sehr wichtig. Durch seine Hände muß alles durchgehn, und er muß von jedem Mandarinen dem Kaiser Bericht geben 27–28 wird nie … geehrt] Ga: ist sehr ehrwürdig und un- 40 verletzlich
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schlüsse, sind selbst bei den Kollegien, wo der Kaiser zugegen ist. – Ein Katao schrieb selbst noch mit seinem Blute seine Protestazion auf den Boden. – Der | Katao ist im Kolleg sehr gefürchtet. Die Katao der Hauptstadt machen unter sich ein Tribunal aus, das Aufsicht führt über das ganze Reich, über alle Klassen von Regierungen. Jeder Mandarin muß alle 5 Jahr einen Bericht über sich an die Behörden eingeben, worin alle Fehler angegeben sind, die er in seinem Amte gemacht. Er hütet sich aber wohl, wegen des Berichts des Katao; Etwas zu verheimlichen. – Kein Mandarin darf angestellt werden in jener Provinz, wo er seine Familie hat, um Parteilichkeit abzuschneiden. Eben so darf er an dem Orte seiner Anstellung keine Güter kaufen. – Der Mandarin ist es nur durch den Willen des Kaisers. Er hat durch sein Amt diese hohe Würde; aber diese ist keine persönliche, sondern hängt vom Kaiser ab. Wenn ein Mandarin die höchsten Würden bekleidet hat, zB. ein ausgezeichneter Feldherr, – wird er nach Niederlegung des Kommando Aufseher über die Gassenkehrer. Durchaus darf er auf keine eigenthümliche Persönlichkeit Anspruch machen. – Mandarine, die fehlten, werden bei geringeren Fehlern um einige Grade herabgesetzt; die Knöpfe auf den Kappen werden verändert; in ihren Bekanntmachungen müssen sie dieß selbst anzeigen ihren Untergeordneten. Sie haben genau nach ihrer Instruxion die Pflege ihres Amtes zu versehen; aber sie sind für Alles verantwortlich, was in ihren Ressort eingreift; tritt Hungersnoth, Dammbruch, Seuche p ein, müssen sie berichten; sie haben aber Verantwortung, wenn sie nicht sogleich Maßnahmen zu Verhütung des Schadens ergreifen, auch ohne Intruxion. Sie sind für das Unterlassen Alles dessen verantwortlich, was sie thun könnten. – Das ist ein Ideal von Reichsverwaltung, und es entspricht vollkommen den Ideen, die in neurer Zeit gegeben worden sind. Solche Ideale, diese Beaufsichtigung, Staatsverwaltung, p hat man aufgestellt; man hat sie aufgestellt als Etwas,
1–2 Ein Katao … Boden.] Ga: Es wird von einem erzehlt, daß er seine Wahrheit in Torturen abbüßen mußte – und daß er sterbend schon mit seinem Bluthe auf der Erde noch gegen die Ungerechtigkeiten protestiert hat. 2–3 Der Katao … gefürchtet.] Er: Sie sind unverletzlich und wer4 ein Tribunal] Er: eine eigne Behörde 4–5 über alle … 30 den sehr geehrt und gefürchtet. Regierungen] Er: und dem Kaiser Vorstellungen machen können in den Angelegenheiten des Reichs 5–6 die Behörden eingeben] Ga: das OberAmt machen Er: die höhere Behörde abschicken 7–8 Er hütet … verheimlichen.] Ga: Ob der Mandarin nicht etwas verheimlicht hat, wird auf das strengste untersucht. 10 es] Er: Mandarin nicht durch sein persönliches Ansehen, 16–18 die Knöpfe … Untergeordneten] Ga: | Auch die Abnahme von Zeichen, beson35 sondern ders von Knöpfen an den Kleidern ist für Strafe angesehen. Der ein paar Grade heruntergesetzte Mandarin muß dieses seinen UnterBeamten selbst ankündigen. 18–19 Sie haben … versehen] Ga: Einerseits ist jeder Beamte streng an sein Amt gebunden 20 ihren Ressort eingreift] ErGa: (Er: seiner Provinz Ga: seinem Bezirke) vorgeht Hungersnoth, Dammbruch, Seuche] Ga: 24–25 Das ist … sind] Er: Das Ideal eines Staats und Regenten 40 Strömen Einbrüche, Rebellion ist also in China realisirt. Ga: Aus diesem allem sehen wir das Ideal der Regierung in China, welches so oft in unsern Romanen vorkommt
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das nicht existirt. Sie haben die moralische Aufspreizung gemacht, ein Gemälde von etwas Höheren | zu liefern, das nicht existirt. – Diese patriarchalische Verfassung ist die erste Weise des Zustandes der Regierung, und weil sie nothwendig ist, – existirt sie. Dieß Ideal von Vortrefflichkeit existirt hier. In einer langen Folge von Regenten war die eigenthümliche Persönlichkeit diesem Ideal angemessen. – Der orientalische Charakter ist viel ruhiger, leidenschaftsloser, von der Vielgeschäftigkeit entfernt, von den vielen Intressen, Leidenschaften, die den Europäer bestimmen. – Zugleich gibt es keinen verwerflicheren, degradirendern Zustand als den Zustand unter patriarchalischer Regierung von solcher Vortrefflichkeit. Was fehlt, ist das Element zur Würdigkeit des Menschen für sich und im gesellschaftlichen Zustande; es fehlt die Eigenthümlichkeit der moralischen Freiheit, Würdigkeit des Individuums. Diese Sfäre der moralischen Würdigkeit des Individuums, ist die innerliche, in sich, in seiner Einsicht, Gewissen, Vernunft überhaupt. Es ist aber nur der Kaiser, der in China persönliche moralische Würdigkeit hat; alles Andre ist selbstlos; – und der Mensch, der selbstlos, ohne moralische Freiheit in sich ist, ist verächtlich, hat weder religiöse noch sittliche Würde, und Werth. – Das ist die Kehrseite, – nicht bloß zufälliger Weise, daß sich dieß nur so fände; sondern die nothwendige Bestimmung, die diesem sogenannten Ideale anklebt, mit ihm verbunden ist, die nothwendige Folge solchen Zustandes. – Diese Seite ist zu bemerken in Beziehung auf Regierung, Beamte, – noch mehr in den anderen Verhältnissen des Lebens.– 1.) In Rücksicht auf R e g i e r u n g ist ein ruhiger, geordneter Zustand vorhanden; nothwendig ist die wache Wirksamkeit des Kaisers und seine Beaufsichtigung; nur diese ist das Gegengewicht gegen Willkühr, Trägheit und Schlechtigkeit der Individuen; es ist keine moralische Würdigkeit, daß das Individuum so handelt, weil es recht und gut ist; das Ganze beruht auf dieser | Beaufsichtigung von Oben. Der gesellschaftliche Zustand löst sich auf, wenn diese Zügel etwas nachgelassen werden; Unterdrückung der Mandarine und deren
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2–4 Diese patriarchalische … hier.] Ga: Aber so was ist nothwendig daß es Zustand der Regierung 30 sey, und deswegen trit das Ideal in Wirklichkeit – es existirt in China. 10 Was fehlt] Er: was bei einem solchen Zustand fehlt 12–14 Diese Sfäre … überhaupt.] Ga: Die Sphere also ist dem innerlichen des Menschen in sich, der Vernunft ganz entgegen. 18–20 Das ist …Zustandes.] Er: das ist nothwendig mit einem solchem patriarchalischen Ideal verknüpft 20 solchen] Ga: eines patriarchalischen 21–22 Diese Seite … Lebens.] Ga: Diese moralische Verworfenheit wird in 35 andern Verhaltnißen des Lebens besser hervorgehen. 23 R e g i e r u n g ] Ga: die Verfassung 23–24 ist ein … vorhanden] Er: um nur einen geordneten Zustand zu erhalten 24–26 nothwendig ist … Individuen] Ga, ähnlich Er: das kommt von der immerwahrenden Aufsicht des Kaiser 28 von Oben] Ga: der Obrigkeit auf ] Ga: auf – alles stürzt zusammen 29 der] Ga: von seite der 40
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Folge, Empörungen treten ein. Alles ist nur ein Befohlnes durch den Patriarchen. So ist die Willkühr nur äußerlich beschränkt; sobald diese Aufsicht nachläßt, ist kein moralischer Ton mehr vorhanden. Das ist der Hauptgrund, warum die Dynastien so häufig wechseln. Von 22 Dynastien sind die meisten durch Empörung auf den Thron gekommen. Auch die letzte ist verfallen in diese Verweichlichung, Saumseligkeit. Sehr häufig ist, daß Günstlinge, besonders Verschnittene, deren Zahl oft 10–20 000 beträgt, große Macht ausüben. – Als rühmlich wird bemerkt, daß einige Kaiser die Verschnittnen verjagten, oder ihre Zahl beschränkten – der letzte Kaiser von der Dynastie Ming, war Verehrer der Wissenschaft, Feind der Schmeichelei und Verschnittnen, Freund der Christen, obwohl der Religion der Bonzen zugethan; er hat aber die Zügel der Regierung nicht genug angezogen: Rebellionen brachen aus, und die Mantschu, die im nordwestliche Theile von China wohnten, verbunden mit einigen Chinesen, bemächtigten sich des Throns. Die Kaiserinn selbst und die Gemahlinnen 2ten Ranges, entleibten sich alle; der Kaiser tödtete seine 15jährige Tochter und sich selbst; auf den Saum seines Kleides schrieb er mit Blut: „thut mit mir, was ihr wollt, aber schont meines Volks!“ – Ein Mandarin, der bei ihm war, tödtete sich, nachdem er ihn begraben. – Ein Prinz von diesem Kaiser fiel in die Hände der Feinde. Alle Mandarine um ihn, tödteten sich. – Wenn ein Mandarin Fehler macht, wird er bestraft durch Herabsetzung, Degradazion, – auch durch Schläge. Der Bambusrohr ist ein Hauptmittel der Ordnung in China. Das geschieht nicht bloß Untergeordneten; Schläge bekommen die Mitglieder der höchsten Ministerien; auch der Umgebung des Kaisers und
1 Empörungen treten] Ga: Empörungen, mit einem Worte ein ganz wilder Zustand trit 2 ist die diese Aufsicht] Er: die Strenge der Regierung 3 ist kein … vorhanden] Ga: so wird die Wilkühr frei und alles stürzt zusammen 4–5 Von 22 Dynastien … gekommen.] Ga: Das ist es auch welches den Wechsel von 22 in China regirenden Dynastien bewirkt hat. Wenige von den regirenden Hauptern sind mit natürlichem Tode geschieden, die meisten wurden durch Empörungen vom Trohne nidergestürzt 5–14 Auch 30 die … Throns.] Er: Vor der jetzigen Dynastie der Mandschus haben die Verschnittenen deren 10– 20 000 im kaiserlichen Palast sind große Gewalt gehabt. Der letzte Kaiser vor den Mandschus hat sie Zwar aus dem Palast vertrieben ist aber nicht streng genug gewesen, da haben dann die Rebellen die Mandschus die im Norden Chinas sich angesiedelt auf den Thron kommen lassen. 7 oft 10–20 000] Ga: über 20 000 große Macht ausüben] Ga: haben großen Einfluß auf die Kaiser 9 von der Dy35 nastie Ming] Ga: der, von dem Stamme Mantschu vom Trohne gestürzt wurde, soll ein wirkliches Ideal von Chinesischem Regenten gewesen seyn 11–12 er hat … angezogen] Ga: Da er aber mit allen diesen Eigenschaften der Schwäche unterlag 16–17 „thut mit … Volks!“] Ga: | Ich bin von meinem Volke verlassen – verschohnt es aber! 18 tödtete sich, … begraben] Ga: nahm seine Leiche, begrub sie und todtete sich daselbst 20 Wenn ein … macht] Er: Die Mandarin sind in gewisse Grade 40 getheilt und bei Fehlern 23–868,1 auch der … oft] Ga: Der Kaiser läßt manchmahl 60, und 10 BambusPrügel dem ersten Minister, oder seinen Lieblingen aufzählen. 25 Willkühr] Er: sind die Leidenschaften und die Willkühr
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den Günstlingen desselben widerfährt dieß oft. – Bei einem Gedränge schlug der Zeremonienmeister, um dem Kaiser Platz zu machen, rechts und links auf die Köpfe der Minister und Gesandten von europäischen Höfen. – Die Chinesen sind zum Kaiser in der Stellung von Unmündigen, die keine subjektive | Freiheit, keine Innerlichkeit haben, die nicht in sich als moralische Personen betrachtet werden. Ein Missionär spricht über diesen Kontrast in den angeführten Memoires, im 15ten Quartbande, der erst 1825 erschien: „Man hat Ursache die chinesische Regierung zu loben und zu bewundern, die in der Theorie bewunderswürdig und vollkommen ist, kann dem Stoß der Leidenschaft nur widerstehn, indem der Prinz unermüdliche Aufsicht hat, und diese unterstützt durch die Härte einer unbeugsamen Justiz. Was uns am meisten auffällt, ist, daß der Kaiser immer mit seinem Volke spricht mit einer Majestät und Größe, mit der zugleich Alles verbunden ist, was Liebe, natürliche Empfindung, Zärtlichkeit, hat; daß das Volk aber nur niedrige Gesinnung von sich selbst hat, – sich selbst noch mehr verachtet, als es verachtet ist.“ – Diese Verachtung gegen sich selbst ist der andre, kontrastirende, mit der Bestimmung verbundne Zug, daß der Chinese nicht zu innrer moralischer Würde und Freiheit in sich selbst gekommen ist. – „Sich mit seinen Kindern zu verkaufen, um die Nothdurft des Lebens zu befriedigen, ist für den Chinesen nicht ein gewaltsamer Verlust, eben so ist die Raserei, sich das Leben zu nehmen, sehr gewöhnlich; – das geschieht sehr häufig bloß, um Rache den Anderen zu nehmen. – Zu den Strafen gehört: Züchtigung mit dem Stock. Jeder Mandarin darf Jedem, nach seinem Gutdüncken, 20 Bambusschläge geben lassen. „Das ist natürliche Züchtigung“, – aber nur mit unmündigen Kindern. – Hat man Freiheit in sich selbst erlangt, so ist solche Strafe empörend, weil der Mensch nur an seiner persönlichen Äußerlichkeit angegriffen wird, statt daß die Strafe sich an die Vernünftigkeit des Menschen richten sollte. Der Charakter der Strafen muß dem Vernünftigen sich entwickeln. In China ist Sklaverei: Hier also ist das Bewußtseyn der Persönlichkeit des Individuums
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1–3 Bei einem … Höfen.] Ga: Die Engländer nachdem sie ihre Gesandschaft volbracht, und den Hof verlassen wollten, so konnten sie vor der Menge der begierigen Prinzen und Minister nicht 30 durch den Saal durchgehen. Ein Aufseher ohne weitere Umstände zu machen schlug rechts und links mit einem großen Stocke wo er hintraf, und leerte so den Weg der Gesandschaft – So we12 immer] Ga: die höchste Aufsicht hat, die nig wird die Persönlichkeit in China geschetzt. Gerechtigkeit ausüben laßt, und doch 13 Alles] Ga: alle Güte und Sanftmuth 17 der Chinese … selbst] Ga: das Individuum hier zu keinem Selbstgefühle und Würde in sich 18 Kin- 35 dern] Er: Kindern und seiner Familie 25–26 an seiner … wird] Ga: nach seiner eußerlichen Person betrachtet. Nicht die Schande der Schläge, nur ihr Wehthun macht die Strafe aus. 28 der Persönlichkeit des Individuums] Ga: der Wesentlichkeit des Individuum’s, seiner Persönlichkeit 32 leerte] lehrte
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noch nicht anerkannt, nicht, daß der Mensch an sich frei ist; das Bewußtseyn der Unendlichkeit und Wesentlichkeit des Individuums ist nicht vorhanden. – Die Geschichte, wie sich die Sklaverei eingeführt hat, | ist in den Schriften genau angeführt. – Die Folge der Zustände, wie sich das Eigenthum eingeführt hat, ist sehr merkwürdig. Das Verhältniß des Eigenthums und der persönlichen Freiheit haben sich hier eben so, wie unter den europäischen Völkern gebildet. – Es wird angegeben, daß die ersten Sklaven nur Fremde, Flüchtlinge, waren, aus einem Lande, die Schutz suchten in einem andern chinesischen Lande, – und Kriegsgefangne. – In dieser älteren Zeit machten die Chinesen eine Familie so aus, daß die Ländereien, dem Staate angehörten (ager publicus bei den Römern) und vertheilt wurden zur Bebauung unter den Familien. – Die Gesetze hatten dieß genau bestimmt. 8 Theile hatten 10 Familien für sich zur Bebauung; den 9ten bebauten sie auch, aber um den Ertrag an den Staat abzugeben. Erst später ging dieser Besitz in eigentliches Privateigenthum über. 221 ante Christum. – Die Mächtigen bemächtigten sich einer großen Menge der Ländereien als Privateigenthums, die Viele außer Besitz setzten. Diese waren genöthigt, sich zu verkaufen, um ihren Unterhalt zu finden. Der nämliche Kaiser, unter dem dieß geschah, ließ die Bücher verbrennen, weil darin die Tradizion des gemeinsamen Eigenthums des Landes enthalten war. So wurde nach den Angaben die Hälfte der Chinesen zu Sklaven; manche Provinzen hatten 2000 Sklaven; Alle Landbauer wurden auf diese Weise Sklaven, und wenn der Kaiser Land verschenkte, ward es so ausgedrückt, daß der Kaiser so und soviel Bauerfamilien verschenkte. Die Gesetze bestimmten nach dem Range die Anzahl der Sklaven, die einer besitzen durfte. Nachher trat ein mildrer Zustand der Sklaverei ein; es wurden mehrere Sklaven wieder freie Bürger; – aber die Sklaverei ist gesetzlich vorhanden; der Vater darf seine Söhne verkaufen. Besonders durch die Tataren Mantschus, die von jeher Sklaven hatten, wurde die Sklaverei etwas Gesetzliches, mehr auf die Art, daß es nicht mehr Leibeigenschaft, sondern eigentliche Sklaverei war. Die Mantschu nennen | selbst sich Sklaven des Kaisers. – Sklaven
30 3–4 ist in … angeführt] Ga: wird von den Chinesischen Schriftstellern folgender Weise betrach-
tet und dargestellt 12 dieß] Er: diese Vertheilung 15–16 Die Mächtigen … setzten.] Ga: Es wird angegeben daß die Mächtigsten sich die geringen unterjochten, ihre Familie außer alles setzten 17 ihren Unterhalt zu finden] Er: um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen 18–19 weil darin … war] Ga: um die Tradition wie das Reich früher beschaffen 35 war ganz zu vernichten Er: um die Erinnerung an den ehemaligen Grundbesitz zu vertilgen 23 Sklaven] Ga: Leibeigenen einer] Ga: jeder seinem Stande gemäß 25–26 die Sklaverei … vorhanden] Ga: Bis heute zu Tage aber ist die Sklawerey in China noch vorhanden. 26–27 Besonders durch … Gesetzliches] Ga: Daß ein Vater seine Frau und Kinder verkaufte war unter den Tataren etwas ganz gewönliches. 29 Sklaven des Kaisers] Ga: 40 Stellvertreter des Kaisers in China
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werden härter bestraft als Freie. Ein Mensch, der nicht frei ist, kein moralisches Innre hat, für den hat das Leben auch keinen Werth. In China ist daher nichts so häufig als Selbstmord. Ehrgeiz, Rache, führt häufig dazu; besonders besitzt, wie die Missionäre berichten, das weibliche Geschlecht darin einen Muth, der schaudern macht; um des geringsten Wortes Willen hängen sie sich. Daher sind auch die Brunnenöffnungen auf Befehl der Regierung verschlossen, – und das ist zu vergleichen mit dem, was in Paris vor einiger Zeit sich zutrug. In einem Spielhause nehmlich stürzte sich ein Spieler, der all’ sein Geld verspielt hatte, zum Fenster hinaus: Die Regierung gab Befehl alle Fenster der Spielhäuser zu vergittern. – Ein Hauptgrund des Selbstmordes ist die Rachsucht. Wenn Einer sich selbst umgebracht hat, schreibt das Gesetz vor, daß die strengste Nachforschung über solche That angestellt werde, was der Mensch für Feinde gehabt. Diese Feinde werden festgesetzt, verhört, torquirt, um zu entdecken, ob sie nicht durch verletzendes Betragen an diesem Unglück Schuld gewesen sind, daß diese sich selbst umgebracht haben. Ergiebt sich, daß sie das Individuum geärgert, und dadurch zum Selbstmord veranlaßt haben, so wird der am Leben gestraft, der an dergleichen Schuld ist. So kann der Schwächste dem Angesehensten, Mächtigsten zittern machen, wenn er ihm droht, sich selbst zu ermorden. Will er seinen Feind umbringen, so ist dieß unsicher, und er wird, auch im Falle es gelingt, am Leben gestraft; Frauen und Kinder werden torquirt, das Vermögen wird konfiszirt. Auch das Vermögen des Feindes, wenn es herauskommt, daß er zum Selbstmorde gereizt hat, wird eingezogen. Der Mörder und | der von dem Gesetz bestrafte verliert die Ehre des Begräbnisses. Auf diese Weise erhält der Selbstmörder sich diese Ehre und entzieht sich dem Feinde. – Es ist eine Eigenthümlichkeit der chinesischen Gesetze, daß bei Verbrechen, die ganze Familie, Bekannte, Freunde, mit in’s Verderben hineingezogen werden. Bei uns ist ein wesentlicher Umstand die Imputazion, ob der Mensch den Vorsatz gehabt hat; bei uns ist wesentlicher Unterschied zwischen zufälligem Todschlag
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1 Ein Mensch, … ist] Ga: Das Andre was hier noch zu betrachten ist, ist die GeringAchtung des Lebens in China. – Einem unfreien Menschen ist nichts gewöhnlicheres als der Tod. Er: Ein 30 weitrer Umstand der die Chinesen characterisirt ist die Geringschätzung des eignen Lebens. Für einen Menschen 3 Ehrgeiz, Rache] Ga: Eigensinn, Eifersucht, Leidenschaften 3–5 besonders besitzt, … macht] Ga: Unter den Frauen besonders ist er sehr im Gebrauche. 5 um des … sich] Ga: Ein Mädchen hengt sich manchmahl um eine Kleinigkeit. 5–6 Daher sind … verschlossen] Ga: Das kommt so oft vor, daß die Polizey alle Brunnen verschließen und nur sie inso- 35 fern öffnen ließ, als man Wasser brauchte. 12 was der … gehabt] Ga: wer die Ursache seines Todes war, vorzüglich welche seine Feinde gewesen sind 14 verletzendes Betragen] Ga: ihre Ungerechtigkeit 15–17 Ergiebt sich, … ist.] Er: Wird einer überführt daß er durch Aerger den andern zum Selbstmord gebracht, so wird er hingerichtet und sein Vermögen eingezogen. 18 zittern machen] Ga: in Furcht setzen 27 der Mensch den Vorsatz] Ga: der Schuldige nemlich den 40 Vorsatz und Willen zu der That
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und Mord. Dieser Unterschied wird in China nicht gemacht, weil die moralische Freiheit eben sich bei ihnen nicht findet. – Zwischen Engländern und Chinesen gibt es so die größten Mißhelligkeiten. In Kanton haben die Engländer einen sehr kleinen Platz, wo die Vorsteher der Etablissements von der indischen Kompagnie angestellt werden. Daher geschieht es öfters, daß die Matrosen Händel bekommen. Kommt ein Chinese dabei um, so verlangt die Obrigkeit, daß der Thäter ausgeliefert und am Leben bestraft werde. Die Engländer retteten ihre Landsleute jedoch immer durch List; theils zeigten sie solche die eben gestorben waren, vor, – theils sagten sie, der Thäter müsse in England gerichtet werden, und erst vor Kurzem wurde in London ein Kapitän und Matrose, die des Todschlags beschuldigt worden, Freigesprochen. – Die Amerikaner lieferten einen solchen aus, – und dieß wurde für Infamie gehalten. Die Engländer thaten das nicht, und dieß drohte das Verhältniß in Kanton zu unterbrechen. – Bei den Chinesen ist der Unterschied, der sich auf Zurechnung einer Handlung bezieht, nicht vorhanden. – Besonders bei Staatsverbrechen, wenn Einer eine Schrift gegen den Kaiser verfaßt hat; so zB. wurde ein Solcher torquirt, am Leben bestraft, seine Familie, und alle Bekannte wurden hingerichtet. Einer hatte nur die Schrift gesehen, Einer sie in der Hand gehabt, sie, wie Drucker, Setzer, Buchbinder, | wurden hingerichtet. Die entfernteste Verbindung mit solchen Verbrechern wird am Leben bestraft. Auch das ist ein Zug, der sich daran knüpft, daß Kindermord sehr häufig ist. Die Mütter werfen das Kind in den Fluß; noch häufiger setzen sie es aus. Kindermord ist zwar durch Gesetze verboten, aber deßungeachtet sind solche Thaten sehr häufig. Die Missionäre nahmen solche Kinder zu 1000den auf, und erzogen sie in der christlichen Religion. Die moralische Empfindung der Liebe ist nur auf schwächere Weise vorhanden als bei uns. – Die Chinesen in ihrem Betragen gegen einander sind höchst abgemessen und gesittet. Im Ganzen ist es ein sanftmüthiges Naturell der Unmündigen; aber wegen dieser Haltungslosigkeit brechen sie in die heftigsten Leiden1 Dieser Unterschied] Er: Diese Imputation die eben das Moralische betrift
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30 findet] Ga: das moralische Selbstbewußtseyn nicht vorhanden ist. Zufallige Todschläge werden wie
absichtliche bestraft 5–6 Daher geschieht … bekommen.] Ga: Oft kommt es zwischen Englandern die in der Gegend den Handel treiben und den Chinesern zu Händeln. 6 Obrigkeit] Ga: Regierung 7 Thäter] Ga: Mörder 17 alle Bekannte] Ga: alle seine Verwandten, Freunde, Bekannten, ja sogar die mit denen er in den entferntesten Verbindungen stand 20 Zug] Ga: Zug des 23 Missionäre] Er: Missionäre der Jesuiten, die Klöster in Peking und Nan35 Chinesischen Caracters king haben 23–24 nahmen solche … auf ] Ga: die ein Kloster in Peking hatten, schickten alle Tage welche von ihrer Mitte aus die die ausgesetzten Kinder auffanden und sie ins Kloster nahmen 24 zu 1000d e n ] Er: 1–2000 Ga: | Zu hunderten fand man die armen Kinder manchmahl um die Mauern der Stadt liegen. Religion] Er: Religion und den Wissenschaften 26–27 höchst abgemessen und 28–872,1 aber wegen … aus] Ga: eine Sanftmuth die wegen 40 gesittet] Ga: aufs höchste gebildet Mangel am Moralischen leicht in Haß, Rache übergehen kann
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schaften aus. Bei ihnen ist die Höflichkeit auf ’s Genaueste regulirt, sie sind voller Komplimente, – nicht so sehr wohlwollend, als höflich. Im F a m i l i e n v e r h ä l t n i ß , wenn Zutraun, Liebe, das substanzielle Hauptmoment ausmacht, so ist dieß bei den Chinesen hochgeehrt; es ist keine Pflicht so hochgeboten, als die Pflicht der Familienglieder gegen einander; aber Alles, was aus Liebe hervorgehen soll, ist durch Gesetze regulirt, so daß dieß Verhalten bestimmte Vorschriften beobachtet. – Beim Kaiser ist das Familienverhältniß eben so hochgestellt; nichts ist im Pallaste so geehrt, als die Mutter des Kaisers. – Zuerst muß der Kaiser seiner Mutter seine Unterwürfigkeit versichert, ihr gehuldigt haben, ehe er die Regierungsgeschäfte antritt. Bei Allem muß er seine Mutter konsultiren. Von 10 zu 10 Tagen machte der vorige Kaiser seine Aufwartung bei seinen Eltern zu Fuß, bei schlechtem Wetter unbedeckt. – Die Ehrerbietung gegen die Eltern ist gesetzlich bestimmt und regulirt. Der Sohn hat kein Eigenthum, darf nicht in der Mitte der Thore hereingehen, sondern nur neben hereinschleichen, | er darf nicht seinen Vater anreden, ehe dieser ihn, – nicht von ihm weggehen ohne Erlaubniß. Der Sohn muß beim Tode seines Vaters 3 Jahre trauern, und verwaltet kein Geschäft. Selbst der Kaiser hört auf zu regieren, – Beamte werden dispensirt. Er darf in der Zeit nicht heirathen, in keine Gesellschaft gehen, muß streng fasten und bekommt nur wenn er krank ist Wein. In der Trauerzeit dürfen keine bunte Kleider getragen werden. Wenn der Sohn 60 Jahre alt ist, ist das Fasten nicht so streng, sondern die Entbehrung bezieht sich bloß auf auf Fleisch; ist er 70 Jahr alt, wird bloß die Kleidung verändert. So ist also die Trauer nach den Stufen der Jahre bestimmt. – Gleiche Ehrerbietung wird der Mutter erzeigt. Das Familienverhältniß ist im Allgemeinen die Grundlage des allgemeinen Staatsverhältnisses; aber das Verhältniß der Liebe, der freien Sittlichkeit, des Gemüths, ist verwandelt in äußerliche rechtliche Gesetzlichkeit. – Der Chinese hat
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1–2 Bei ihnen … höflich.] Ga: Ihr Wohlwollen machen sie sichtbar – die strengste Hoflichkeit wobei alles auf das mindeste regulirt ist, kommt allen zu. 3 Liebe] Er: Liebe Achtung 4–5 keine Pflicht … Pflicht] Ga: bei den Chinesern nichts so aufs feinste getrieben, als die 30 Verhältniße 5–6 Alles, was … durch] Ga: Alles was das Substancielle ausmachen soll, Liebe, Zutrauen ist hier durch bestimmte 5 aus Liebe] Er: aus der Empfindung 8–10 Zuerst muß … antritt.] Ga: Ehe er als Kaiser proclamirt wird, muß er ihr seine Unterwürfigkeit protestiren. 11–12 Von 10 … unbedeckt.] Ga: An ihrem NahmensTage ging der letzte Kaiser 10 Tage hintereinander früh morgens immer mit unbedecktem Kopfe, fast durch alle seine Höfe, 35 was vieleicht eine ½ Meile ausmacht zu ihr. 13 darf ] Ga: Der Sohn wenn er zum Vater kommt, so darf er 17–18 Selbst der … dispensirt.] Ga: Auch der Kaiser gibt die Regirung binnen dieser Zeit auf. Ein Mandarin erhält eine 3Jahrige Abloßung. 18 Gesellschaft] Er: öffentliche Gesellschaft 22 wird bloß … verändert] Ga: kann er Fleisch essen, und trägt nur TrauerInsignien an den Kleidern 23–24 Gleiche Ehrerbietung … erzeigt.] Er: Die Mutter, d.h. die legitime, 40 die erste Frau des Vaters muß eben so geehrt werden.
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mehrere Frauen, aber die Kinder derselben müssen die erste, legitime Frau auf ’s Höchste verehren. – Weiter ist bestimmt, was der Mann der Frau, ältere Brüder den jüngeren, und diese den älteren, Neffen dem Onkel p schuldig sind. – Besonders geht die Hochachtung und Verehrung der Eltern so weit, daß, was der Sohn thut, Alles dem Vater zugeschrieben wird, selbst dem todten. Der Sohn nennt sich nicht Sohn gegen seinen Vater, sondern setzt sich weiter zurück, nennt sich seinen Enkel. – Ein prémier Minister bat um einen Ehrentitel für seinen Vater, d.h. er bat um eine Belohnung für seine eignen Verdienste. Der Vater erhielt das prädicat der Weisheit, Treue, Wohlthätigkeit. Der Vater hatte Nichts gethan; Alles waren Handlungen des Sohns. – Sonstige Gesetze in Beziehung auf die Eltern enthalten dieselbe Bestimmung. | Wenn sich ein Sohn über seinen Vater, Großvater, Brüder, der Neffe über seinen Onkel p beschwert, – bekommt er dafür 100 Prügel und wird auf 3 Jahre verbannt, wenn die Anklage gegründet; ist sie falsch, wird er strangulirt. Wenn ein Sohn seinen Vater, Großvater, Mutter, älteren Bruder p nicht hilft und sie nicht unterstützt, wie sie es nöthig haben, bekommt er eben so den Bambus; gegen Schimpfwörter ist Enthauptung gesetzt; verwundet oder tödtet er sie, wird mit Gerten das Fleisch ihm Stückweise vom Körper gerissen. – Wenn der jüngre Bruder den ältern schimpft, bekommt er 200 Prügel; hebt er die Hand auf, wird er verbannt unter die Tartaren; thut er dieß gegen seinen Vater, wird er strangulirt. – Die sich verheirathen sollen, bekommen sich vorher nicht zu sehen; sondern da sind Mittelspersonen, Matronen. Da muß die Beschreibung der Braut ganz genau gemacht werden; wenn diese Beschreibung falsch ist, kann auf Ehescheidung angetragen werden – Untreue, Ehebruch, wird sehr streng bestraft. Die Frauen kommen aber sehr selten aus dem Hause. Als neugebornen Kindern werden ihnen die Füße so umwickelt und zusammengeschnürt, daß ihnen als Fuß nur ein kleiner Stumpf bleibt, und sie nicht gehen können, sondern sie in den Tempel getragen werden müssen. – Die Sitte hat ihren Grund darin, daß die Frauen zu Hause bleiben sollen. Dabei wird die Frau sehr geehrt vom Man-
30 1–2 auf ’s Höchste] Ga: als Mutter
2 bestimmt] Ga: pünktlich vorgeschrieben 7 Ein] Ga: Folgendes Beispiel wird von den Missionairen angegeben: Ein 8–9 Der Vater … Wohlthätigkeit.] Ga: Die Antwort des Kaiser lautet folgender Maaßen, welche an den Vater gerichtet ist: Du hast das Reich in der Hungersnoth gerettet, die Empörungen hast du gestillt – welche Treue! das Reich hast du eingerichtet, welche Weisheit! darum ertheile ich dir die Nahmen von Chen, Onad, 9–10 Der Vater … Sohns.] Ga: Dies sind also Titeln die der Kaiser dem Vater, der nichts 35 Ond. gethan hat, an der Stelle des Sohnes der premier Minister war zugibt. 15–16 nicht hilft … haben] Ga: nicht Dienste leistet 19 200] Ga: 100 27 sondern] Ga: sondern […] von Ort zu Ort herumhumpeln 28 den Tempel] Ga: Kirchen 29 sehr] Ga: aufs höchste 14 gegründet] gedründet
16 gegen Schimpfwörter] gegen Schimpfwörter gegen sie
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ne; er zieht sie bei Allem zu Rathe, und die legitime Frau hat sehr viel Auktorität im Hause. Die Frau muß seines Vermögens, seines Alters seyn. Ursprünglichen Stand gibt es nicht. Prinzip der Gleichheit ist Prinzip der Despotie. – (Vom Prinzip der Gleichheit war zu unsrer Zeit viel die Rede.) – Alle Unterthanen sind sich gleich. – Freiheit ist etwas Andres. Wenn von Ständen die Rede ist, so bedeutet dieß theils Reichthum, theils erworbnen Stand. –) Vielweiberei ist gesetzlich. Die anderen Weiber haben die legitime Frau zu bedienen, sind ihre Kammerzofen. Die Kinder dieser Frauen 2ten Ranges haben die erste Frau zu verehren, wie ihre Mutter; sie müssen sie 3 Jahre betrauern. Gegen ihre ächte Mutter finden diese Gesetze nicht Statt. – Fällt in diese | drei Jahre ihr Examen, Anstellung, wird zB. ein gouvernement zugetheilt, so kann das nicht angetreten werden. – Wenn ein Mann zum 2ten Mal heirathet, kann er eine Frau heirathen, die nicht seines Alters, Vermögens, sondern von 2tem Range ist. Ein Mandarin darf nicht an dem Orte seiner Anstellung heirathen. Der Mann muß seine erste Frau über Alles lieben; liebt er eine von seinen anderen mehr, so wird er von jener verklagt, und bekommt Prügel. Das Hauptinteresse des Chinesen ist, Kinder zu haben. Der Hausvater ist responsabel für seine Kinder und Hausgenossen. Was diese thun, dafür wird er gestraft, sogar mit dem Leben. Hat er nicht Kinder von der ersten Frau, so muß er sehen, daß er sie von einer Konkubine erhält. – Der Vater darf seine Kinder verkaufen; aber nicht an lüderliches Volk, besonders an Komödianten. Der Mandarin darf sie nicht verkaufen. – Das Hauptintresse ist, daß der Vater Jemanden hat, der ihn begräbt. Das Grab des Vaters und der Mutter zu besuchen und zu schmücken ist unerläßlich. Trauer, Schmerz, die bei uns den Individuen überlassen sind, sind hier etwas Befohlnes. Wenn Jemand beerdigt wird, müssen Viele Klagen, Thränen und Zeremonien Trauer bezeugen, und von Jahr zu Jahr
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2 Die Frau … seyn.] Er, ähnlich Ga: Die Frau muß ungefähr von gleichem Alter mit dem Mann seyn und auch von gleichem Vermögen und gleichem Stande d.h. einer bestimmten erworbnen Classe. 7–8 Die anderen … Kammerzofen.] Ga: die erste aber ist die echte, die andern zählt man zur zweiten Klasse, sie hengen von der ersten ab. Auch Dienste müßen sie ihr 30 leisten. 8–9 Die Kinder … verehren] Er: Die Frau wird vom Manne sehr geehrt und die Kinder der andern, nicht legitimen Weiber müssen sie mehr als ihre wirkliche Mutter verehren. 9 wie ihre Mutter] Ga: als ihre wahre Mutter sie2 ] Ga: sie nach deren Tode 12–14 Wenn ein … ist.] Ga: Die Frauen von der zweiten Klasse brauchen weder durch Stand noch durch das Alter dem Manne gleich seyn. 14 an dem Orte] Ga: aus der Provinz 16 wird er … Prügel] Ga: be- 35 kommt er auf Antrag der ersten fürchterliche Prügeln 17 Hauptinteresse des Chinesen] Ga: höchste Interesse des Vaters haben] Ga: haben, und dieses Verhältniß ist auch eins von den wichtigsten in China 18 seine Kinder und Hausgenossen] Er: alle Vergehen seiner Kinder und Hausgenossen 21 lüderliches Volk] Ga: geringes Volk Er: niedriges Gesindel 22 Hauptintresse] Ga: Hauptziel 24 unerläßlich.] Ga schließt an: Dies ist eine der begierigsten Handlungen 40 der Chineser. 25 Befohlnes] Er: Befohlenes, Gesetzliches
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müssen die Bezeugungen der Ehrfurcht und des Schmerzes wiederholt werden, wie bei der Bestattung: diese Thränen müssen Statt finden, dieser Schmerz ist vorgeschrieben. Wein und Fleisch wird auf ’s Grab gestellt; die Umgebung, Begleitung, wird traktiert. – Was die Beerdigung betrifft, so bleiben die Verwandten von Vornehmen oft 2 Monate beim Grabe, – in Zelten und Sälen, die sie erbauen lassen, und worin sie Kondolenz annehmen. Die Leiche eines Vaters wird oft drei Jahre im Hause behalten. Der Sohn darf, so lange der Vater todt im Hause liegt, auf keinem Stuhle sitzen, nur auf einem Schemel; muß nur auf einer Rohrmatratze, darf auf keinem Bette liegen. Sie haben einen Saal der Voreltern, ein weites Gebäude, das einer Familie angehört. Jährlich zu gewissen Zeiten versammeln sie sich, 6000 bis 8000. Das Alter gibt den Vorsitz. Da kommen die Verwandten von verschiednem Alter und Stande zusammen, die ersten Mandarine und die niedrigsten Bettler. In diesem langen Saale ist an der einen Seite ein großer Tische, mit verschie|denen Stufen, – ein Treppenförmiges Gerüste mit über einanderstehenden langen Tafeln. Da stehen die Büsten der vornehmen Verstorbnen. Der Niederen Namen sind nur auf Täfelchen geschrieben. Im Frühling ist das; Gebete und Gastmahle werden dabei angestellt. Die Reichen der Familie traktiren. Einer, der ein Christ wird, scheidet sich damit aus von diesem Dienste, und die Christen werden deßwegen verfolgt, weil sie diese Ehre nicht mehr ihren Voreltern verweisen. Was die W i s s e n s c h a f t betrifft, so ist man von der hohen Meinung zurückgekommen, die man von der Wissenschaft der Chinesen hatte. Sie ist nicht Ergehen, freie Bewegung des Geistes in sich; sie ist Gegenstand der Staatsverwaltung. Die Denkweise, Bildung des Volks steht unter Vormundschaft des Kaisers, und des höchsten Kollegiums der Geschichte. Was dieß für Theorien, Ansichten gelten läßt, hat auch Auctorität, was Andres zum Vorschein kommt, ist verboten. –
1 der Ehrfurcht … Schmerzes] Ga: von Schmerz und Trauer nach dem Tode des Vaters wiederholt] Er: auf dem Grabe wiederholt 2 wie bei der Bestattung] Ga: und dieses auf eine und dieselbe Weise 3–4 auf ’s Grab … traktiert] Ga: unter die Herumstehenden ausgetheilt 5 2 Mobeim Grabe] Ga: ums Grab gelagert 7 oft drei Jahre] Ga: 3 bis 4 30 nate] Er: einen Monat lang Jahre 9 Rohrmatratze] Ga: simplen Madratze 10 Voreltern] Er: Vorfahren 10–11 Jährlich zu gewissen Zeiten] Er: im Frühjahr 11 6000 bis 8000] Er: 2–3000 Das Alter … Vorsitz.] Ga: Das Alter macht hier den StufenRang, die Zeit in welcher sie zusammenkommen ist am heufigsten die FrühlingsJahrzeit. 15–16 Büsten der vornehmen Verstorbnen] Er: Bilder d e r ver35 storbnen Familienmitglieder aufgestellt sind, die eine höhere Staatswürde bekleideten Ga: Bildniße der Verstorbenen Mandarinen 16 Der Niederen … geschrieben.] Ga: während das Andenken aber von den Uebrigen Mitgliedern der Familie, die kein Amt besaßen, durch bloße Aufschrift ihrer Nahmen erhalten ist 17–18 Die Reichen der Familie] Ga: Der Vorzug der Reichen in so einer FamilienVersammlung besteht darin daß sie die andern 19 diesem Dienste] Ga: 23 Gegenstand der Staatsverwaltung] Er: Sache der Regierung 26 auch] Ga: im 40 der Familie ganzen Reiche was Andres … verboten] Er: jede andre Meinung ist in China verboten
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Die Hauptzweige sind Geschichte und Moral. – Die Moral enthält die schönsten Beispiele moralischer Aufopferungen, moralischen Adels. – Wenn man eine Sammlung moralischer Handlungen machen wollte, würde die chinesische Geschichte die beste Probe davon liefern. Ein Kaiser liebte seine Gemahlin sehr und gefiel sich sehr im Umgange mit ihr; die größte Zeit des Tages brachte er bei ihr zu. Er hatte dadurch die Regierung vernachläßigt. Wenn aber der Kaiser die Zügel aus den Händen läßt, brechen die Leidenschaften aus, Unterdrükkung, Willkühr haben freien Lauf. Dieß ward der Kaiserin berichtet. Sie that ihren Hauptschmuck ab, – schickte den ersten Verschnittnen, der immer ein rechtlicher, freier Mann ist, an den Kaiser, und klagte sich des Verbrechens an, ihn untreu gemacht zu haben gegen die Pflichten, die er seinem Volke schuldig sei; – sie werfe sich ihm zu Füssen und lasse ihn aussprechen, welche Strafe sie verdient habe. Dadurch soll der Kaiser große Energien angenommen haben in Ansehung der Angelegenheiten seines Volks.– Diese Geschichte ist historisch beglaubigt, wie durch die Missionäre berichtet wird. Die Schriften des Konfutse sind moralische Abhandlungen.– Die anderen Wissenschaften hingegen stehen den europäischen weit nach, und man ist vom Aberglauben zurückgekommen, daß die Chinesen, in Mathematik, Astronomie, Fysik es weiter gebracht, als die Europäer in diesen Wissenschaften gekommen sind. – | Wenn zusammengestellt werden sollte, wie weit sie in den besonderen Wissenschaften gekommen sind, würde sich ein sehr dürftiges Resultat ergeben. – Die Astronomie ist besonders eine Wissenschaft, deren Fortschritte bei den Chinesen sehr hoch angeschlagen werden. Delambre, Geschichte der Astronomie. 3 Bde, hat die chinesische und indische Astronomie untersucht. Auch Lablasse unter seinen Werken hat sehr alte Beobachtungen in China von Sonnen-
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2 moralischer Aufopferungen, moralischen Adels] Ga: von Handlungen, die als den höchsten Gipfel der Moralitaet erlangend vorgestellt seyn konnen 6 vernachläßigt] Ga: vernachläßigt, und wie oben schon bemerkt | worden 7–8 brechen die … Lauf ] Ga: so fällt alles auseinander. Dies geschah auch zu dieser Zeit 8–13 Dieß ward … habe.] Ga: Die Kaiserin vernimmt den traurigen Zustand des Reichs, und mit einem schönen Eifer begeistert beraubt sie sich ihres ganzen 30 Schmuckes, und schickt einen Beschnittenen zum Kaiser um sich als Ursache des ganzen Unfugs anzugeben, und als schuldige eine gerechte Strafe zu erlangen. 13–14 Dadurch soll … Volks.] Ga: Durch diese schöne That aufgemuntert fing der Kaiser ein neues Leben an, und gab mit diesem dem schon fast sinkendem Reiche ein neues wieder. 15–16 Die Schriften … Abhandlungen.] Ga: Confucius ist es der die meisten moralischen Bücher geschrieben hat. 22–23 deren 35 Fortschritte … werden] Ga: welche bey den Chinesern sehr niedrig steht 24–25 Auch Lablasse … alte] Ga: Laplace giebt seine Meinung in dem berühmten Werke welches er ausgegeben hat, welche für die Chineser gar nicht vorteilhafte ist. Wenn ein Mann von so vielen Astronomischen Kenntnißen so etwas ausspricht, so muß natürlicher Weise der frühere Ruhm der Chinesischen Astronomie sehr zusammenstürzen. Man hat wohl 40 37 Lablasse lies Laplace
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und Mondfinsternissen, die 2000 Jahr vor unsrer Zeitrechnung hinaufsteigen; aber solche Angaben im Schie-King sind nicht astronomisch, weil nicht angegeben wird, zu welcher Zeit, w i e Sonnen- und Mondfinsternisse vorfielen, sondern nur, d a ß sie waren; solche Beobachtungen kann Jeder machen, selbst der dümmste Bauer. – Sie hatten nähere Kenntnisse über das Jahr, daß die Sonne nach einem Jahre an demselben Punkt wieder stehe, an dem sie vor einem Jahre stand; aber dieß kommt von häufigen Beobachtungen her. Das Jahr ist nicht so bestimmt, wie bei uns, ungefähr 365½ Tag, – und so mehr das Verhältniß einer gewissen Anzahl von Umläufen des Mondes, oder der Sonne, der Erde, welche Anzahl von Umläufen des Mondes einer Anzahl von Umläufen der Sonne entspreche, haben sie empirisch gefunden; auch daß in 19 Jahren der Mond 235 Umläufe um die Erde gemacht hat. – Das ist ein ungefähres Verhältniß; nicht genau. Was die Bestimmung der Prozesse der Nachtgleichen betrifft, so erfordert dieser Umstand genaure Kenntnisse. Erst später haben sie darüber Kenntnisse bekommen, – und die Kenntniß dieser Prozesse findet sich bei ihnen erst 165 später nach Hipparch, der zuerst bei den Griechen diese Bestimmung gefunden hat, – so wie auch das Verhältniß der Mondumläufe zu den Sonnenumläufen. – Was sie gefunden haben, ist Resultat langer Beobachtungen, und diese sind nicht genau. – In optischen Beobachtungen sind sie zurück. In ihren Kalendern, die von Mönchen gemacht werden, werden Sonnen und Mondfinsternisse genau angegeben. Das sind große Feste, wo der Kaiser und die Mandarine bei sind, und lärmende Musik ist; alles Volk fällt auf die Erde, und die Mandarine beobachten durch Tuben, die keine Gläser haben, den Eintritt des Mondes z B und seinen Auszug aus der Finsterniß p – Vortreffliche astronomische und fysikalische Instrumente machten die Europäer, besonders die Holländer den Chinesen zum Geschenk. Diese werden im Pallaste auf bewahrt, ohne gebraucht zu werden, da sie ihren Werth nicht kennen. Wenn Fremde kommen, werden ih-
11 gefunden] Ga: zusammengerafft 12–13 Das ist … genau.] Ga: das Verhaltniß also seines jährlichen Umlaufs als 19 : 235 bestimmt, das ist aber auch gar nicht precise angegeben 13–17 Was 30 die … Sonnenumläufen.] Ga: Um ihre niedrige Stufe in der Astronomie anzugeben, so ist es genug zu sagen, daß sie einmahl etwas voraus sagen wollten welches nach Duparé erst 550 Jahre später eintreten konnte. 18–19 Was sie … genau.] Ga: Alle Chinesischen Betrachtungen also haben keine Genauigkeit. 19 In optischen … zurück.] Ga: Zur Astronomie gehört wesentlich die Optik, und diese kennen sie gar nicht. 19–21 In ihren … angegeben.] Ga: Der Kalender der jährli35 chen Sonnen und Mond-Finsternißen wird ihnen gewöhnlich von den Missionaren verfertigt. 21–22 Das sind … Erde] Ga: Wenn eine vorausgesagte Finsterniß eintrit so versammelt sich das Volk, es wird eine rauschende Musik gemacht, der Kaiser bethet 23 beobachten] Ga: betrachten die Finsterniß 24–27 Vortreffliche astronomische … kennen.] Ga: In Peking haben sie freilich die schönsten Astronomischen Instrumente die aller Wahrscheinlichkeit nach aus 40 Europa herkommen, aber sie wissen sich damit nicht umzugehen und kennen ihren Gebrauch nicht.
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nen diese mit vielem Eigendünkel gezeigt, als ob sie selbst sie verfertigt hätten. – Magnet kannten sie | früh. Sie sagen der Magnet zeige nach Süden; das ist Einerlei. – Buchdruckerei kannten sie früh; aber die Figuren sind in Holztafeln eingeschnitten, keine bewegliche Lettern, sind bei ihnen; weil die Sprachelemente, für die wir einzelne Zeichen, Laute haben, bei ihnen lauter Wörter sind; – gedruckt haben sie; aber die ganze Seite wird in Holz graviert, die Lettern zu einem Buche nehmen ein ganzes Zimmer ein. – In der Medizin haben sie Manches durch Beobachtung gefunden, was in Europa auch Aufmerksamkeit erregt hat. – Ein Hauptmittel bei den Chinesen, was auch in Europa Aufsehen erregt hat, ist eine feine goldene Nadel. Damit kann man Magen und Herz durchstechen, ohne daß es üble Wirkung hat. Um Appetit zu machen, wurde es in Paris gebraucht, – um den Magen in Thätigkeit zu setzen. – Die chinesischen Ärzte fühlen den Puls an allen Gliedern des Körpers. – Ihre Geometrie ist nicht Wissenschaft zu nennen. Von Logarithmen, Sinus, wußten sie Nichts; das lernten sie von den Europäern. – Unser arithmetisches System ist das Dezimalsystem; sie haben nur zwei Zeichen: einen Strich und eine Null: ihr System ist das dyadische, womit sich Leibnitz viel beschäftigte. – Bei uns haben die Ziffern einen Werth nach der Stelle, die sie im Raume haben; das System geht fort nach den Potenzen von 10; bei den Chinesen nach den Potenzen von 2: steht der Strich zur Rechten der Null, so gilt er 2, steht er eine Stelle weiter vor, so gilt er 4, noch weiter 8 p. Ist keine Stelle vor der 2ten, 3. Potenz da, so wird die Stelle mit 0 bezeichnet. Das ist ein sehr unvollkommnes Zahlensystem. – In mechanischen künstlichen Erfindungen sind die Chinesen sehr geschult; sie verstehen Alles, machen auch den Europäern Alles nach; aber für sich haben sie keine Pendeluhren, Teleskope, Perspektiven; aber das machen sie gleich nach. Hier haben sie sehr große Fertigkeiten, – Brücken, Eisenbau, Pozellanarbeiten. – Thürme von Porzellan sind bewundernswürdig. Daß sie das Schießpulver kannten, ist auch eine Tradizi-
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8 durch Beobachtung] Ga: durch lang angestellte Erfahrungen Er: manches Bemerkenswerthes 8–9 Aufmerksamkeit erregt hat] Ga: Staunen erweckte 14 Ihre Geometrie] Er: Von 30 der Geometrie besitzen sie Kenntnisse aber 14–15 Von Logarithmen, … Europäern.] Ga: Wenn ein Volk von Logaritmen und Synus keine Vorstellung hat, so kann freilich die Mathematik zu keiner Volkommenheit gelangen. 16 einen Strich] Ga: aus einer Eins 20–22 nach den … bezeichnet.] Ga: geht das ganze Sistem nach den Potenzen von zweien zb. 4 wird so ausgedruckt 100. Nach der Stelle welche das Eins in einer geschriebenen Zahl, von Rechter Hand an, ein- 35 nimmt (diese Stellen werden nach den Potenzen von 2 gerechnet) wird die ganze Zahl bestimmt zb. 16 wird geschrieben 10 000 22–23 Das ist … Zahlensystem.] Ga: Dies Sistem ist einfach aber ganz unvolkommen. 24 geschult] Ga: geschickt 26–28 Hier haben … bewundernswürdig.] Ga: Die Bauart der Hauser in China, ihrer Brucken, Schlößer und die PorcelanFabrikationen sind bewunderungswürdige Werke. 40
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on. Allerdings hatten sie Kunde von etwas Ähnlichem; aber Kanonen gossen zuerst im 17. Jahrhundert Jesuiten; die Flinten sind, wie sie diese von den Europäern zuerst kennen lernten; Lunten werden dabei gebraucht. – Im Lackiren, Gießen, | sind sie sehr geschickt. Die Insekten, die sie aus ganz dünnen Kupferplättchen gießen, sind ganz bewunderungswürdig, Alles, Fühlhörner p mit bewundernswürdiger Subtilität gemacht. Statuen, Figuren von 15 Fuß gießen sie ganz dünn. Aber, was Intresse für das freie Geistige betrifft, zB Gesetze zu finden. – das ist bei den Chinesen nicht vorhanden. – Eben so weit sind sie in den schönen Künsten zurück. – Das Ideal ist im frei gewordnen Geiste inwendig konzipirt. Daß diese Konzepzion dann heraus zur sinnlichen Anschauung kommt, ist nicht ihre Sache. – Sie malen leidenschaftlich, Figuren ganz subtil; aber Schatten und Licht, Perspektive sind nicht beachtet. Die Farbenausführungen sind zu bewundern; aber sie malen nach europäischen Kupferstichen, die die Engländer nach Kanton brachten. Die Genauigkeit, Präzision ist eine Hauptsache. Ein Maler kann seinen Schüler fragen, wie viel ein Fisch Schuppen hat. Ihre Gartenkunst ist besonders berühmt. Man räumt den Chinesen ein, daß sie die schönsten Parke haben; besonders über der Mauer. Seen, Flüsse, Brücken, Felsen, Baumpartien sind ganz geschmackvoll verbunden: es ist die Natur, die sie vor sich haben, und der sie geschmackvoll nachzuhelfen wissen. Mackartney und Stownton versichern, daß sie sich nicht 1–2 aber Kanonen … Jesuiten] Ga: den Gebrauch aber der Kanonen haben sie erst von den Jesuiten gelernt 4 sehr geschickt] Ga: sehr geübt Er: Meister 4–6 Die Insekten, … gemacht.] Ga, ähnlich Er: Sie gießen die schönsten Insekten aus Kupfer, mit einer so großen Genauigkeit, daß in diesen Abgüßen die kleinsten Adern und Muskeln zu sehen sind. 6–7 Statuen, Figuren … dünn.] Ga: Auch der Guß der Statuen von 15 und mehreren Fuß gelingt ihnen sehr gut. 9–10 Das Ideal … konzipirt.] Er: das Ideal das in einem freigewordnen Geist innerlich concipirt wird, kommt nicht in den Kopf eines Chinesen 10–12 Daß diese … beachtet.] Ga: Weil das Geistige überhaupt in China nicht statt findet, so kann auch ein Ideal, ein freies Product das zum Kunstwerke gehört nicht vorhanden seyn. In der LandschaftsMahlerei aber, überhaupt in allen geistlosen Stukken haben sie die größte Fertigkeit. Auch in der Ausführung des Schatten und Lichts sind sie noch nicht | weit gekommen. 12–14 Die Farbenausführungen … brachten.] Ga: Freilich hat hier selbst in Berlin ein von der SeeHandlung ausgeschicktes Schiff die wunderschönsten Gemahlde in dieser Art zuruckgebracht, wo das Farbenspiel bewunderungswürdig ist, man sieht aber gleich ein, daß alle diese Gemahlde nach Europeischen Originalen gemacht sind. Er: In der Landschaftsmalerei haben sie Geschicklichkeit gezeigt, allein sie zeichnen sie nach europäischen Kupferstichen, die ihnen die Engländer mitgebracht. 15–16 Ein Maler … hat.] Ga: so wird von einem Chinesischen Mahler erzehlt, daß er seine Schüler gefragt habe, wieviel ein Karpfen Schuppen besitzt 16 ein] Er: der und der 16–880,1 Man räumt … Herrlichkeiten.] Ga: Lord Mackarnais sagt daß er ihre GartenPartien gar nicht zu beschreiben im Stande ist. Die Natur sagt er ist hier am geschmackvolsten eingerichtet. – Cascaden, Felsen, Wasserschläge, Grotten, alles sieht man auf das niedlichste vereinigt etc. Er: Die Engländer haben Erlaubniß erhalten, sich in den Gärten zu ergehn und sie können die Schönheit und Mannigfaltigkeit derselben nicht genug rühmen. 38 Mackarnais lies Macartney
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satt sehen konnten an diesen Herrlichkeiten. Die Chinesen haben eine Menge Idole, aber sämtlich von der scheußlichsten Art. Sie enthalten durchaus Nichts Ideales; das Ideale liegt in der menschlichen Figur; aber in keinem Pallaste ward eine menschliche Figur von den europäischen Missionären gesehen, in der ein Gott abgebildet seyn soll. – In der Poesie haben sie Stanzen. Elegien, eine Menge Formen von Gedichten; auch Komödien. In neueren Zeiten sind einige übersetzt worden. In diesen herrschen die Intressen, von denen gesprochen worden. Diese werden auch vorgestellt in Theatern. – Bei großen Festen sind Feuerwerke, und die chinesischen Laternen; auf alle Weise gefärbt, machen großen Effekt. – Die Feste in China gehen mit Aufgang der Sonne an, und die Feuerwerke werden am Tage abgebrannt. Die Engländer räumen ihnen ein, daß sie die künstlichsten Feuerwerker sind. – Das Geistlose durchdringt und verdirbt Alles. Schöne Kunst ist durchaus nicht bei ihnen vorhanden. – Der Tanz ist Hauptstudium und äußerst ausgebildet; steht aber auch unter Herrschaft des Moralischen. – Was die Religion, so steht an der Spitze derselben der Kaiser. Die Nachrichten über die Religion | sind eigentlich die dürftigsten. – Wir haben weitläuftige Ausführungen über die Religionen; aber sie sind nicht gehörig gesondert. – Es ist 1.) eine a l t e S t a a t s r e l i g i o n , – dann eine Andre ist 2.) die R e l i g i o n d e s F o o d e r B u d d a , die erst später (60 post Christum) nach China kam. – 1 Die Chinesen haben] Ga: Die Chinesische Kunst verbindet sich mit der Religion. Sie haben 2–5 Sie enthalten … soll.] Ga, ähnlich Er: Das Ideal eines Gottes muß in der Menschlichen Figur vorgestellt seyn, und doch, sagen die Missionaire, haben wir kein SculpturWerk in China von so einer Gestalt gesehen. 6 In der … Gedichten] Ga: Was die Poesie anbetrifft, so besitzen die Chineser eine weitleuftige Literatur, Gedichte Er: Ihre Literatur ist sehr weitläuftig, sie haben Elegien und dergleichen 8 herrschen die … worden] Ga: sind gewöhnlich Verhaltniße des Vaters und Sohns, der Stiefmutter welche ihr Stief kind aus der Gnade des Vaters zu entfernen sucht und dergleichen das Bewegende und das HauptInteresse der Stucke 9 Theatern] Ga: Theater dargestellt. Die Englender sagen daß solche hauptsachlich auf großen Festen stattfinden, auch sind mehrere Comoedien ins Englische ubersetzt worden. 11–12 die Feuerwerke … abgebrannt] Ga: leider aber geschieht dieses fast immer beim Sonnenlichte 13–14 Das Geistlose … vorhanden.] Ga: Was die Einrichtung | des Theaters anbetrifft, so wird von den Engländern erzählt daß dieses außer der Bühne die in der Mitte ist, aus 2 HauptStücken besteht. – Auf der einen Seite sitzt der Kaiser, auf der andern die Mandarinen und die übrigen Zuschauer. – Damit also diese jede Gestikulacion genauer sehen konnten, so nehmen sie von Vorne und Hinten Masken an. – Auch versichern die Engländer daß sie in der Darstellung selbst ziemlich gewand sind, und viele Grimassen schneiden konnen. 15 steht aber … Moralischen] Ga: doch steht er auch wie alles übrige unter einer strengen moralischen Regierung Er: und geht Hand in Hand mit dem Moralischen 18 nicht gehörig gesondert] Ga: so mit einander vermengt und vermischt, daß eine klahre Absonderung fast unmöglich wird. Was man wissen kann ist folgendes: Es giebt zwei Religionen in China 20 F o ] Ga: Fo, welcher aber mit dem Fohi nicht verwechselt werden soll 42 verwechselt] verwandelt
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Die Missionäre berichten: erst 65 Jahre post Christum schickte ein Kaiser nach dem Abendlande, veranlaßt durch Gerüchte, daß im Abendlande eine neue vortreffliche Religion entstanden sei. Die Abgesandten hatten aber nicht die christliche Religion, von der er hörte, sondern die indische Religion des Budda mitgebracht. – Eine 3.) Sekte, Ta o t s e , ist noch etwas Altes und Eigenthümliches. – Die Hauptsache ist die eigentliche Staatsreligion, welche im Ganzen in Verehrung des T i e n (Himmels, als allgemeiner N a t u r m a c h t ) und in Verehrung der b e s o n d e r e n N a t u r m ä c h t e besteht. – Tien können wir als Gott übersetzen: solche Ausdrücke bei anderen Völkern für das, was ihnen das Höchste und Verehrungswürdigste ist, nennen wir auch Gott. – Wenn Tien auch Gott übersetzt wird, kommt es darauf an, wie der Gott ist, den die Chinesen verehren. 30, 40 Jahre waren Streitigkeiten über diesen Namen zwischen Jesuiten und Kapuzinern. Die Jesuiten werden angeklagt, sie hätten den Chinesen zugestanden, den christlichen Gott Tien zu heißen. Die Franziskaner behaupteten, das heiße die allgemeine Naturmacht als solche, und entspreche nicht dem, was wir Gott nennen. Um so mehr kann es verführerisch seyn, diesen Tien für einen Gott zu halten, der unserem Gotte entspricht, wenn man die moralische Beziehung zu diesem Tien hört. – Tien legt dem Menschen Gesetze auf; er liebt und will Tugend; vom Rechtthun hängt das Glück der Menschen ab; wer Unrecht thut, mißfalle diesem Gott; der Kaiser sei Vollstrecker dieser göttlichen Gesetze. – Es kommt aber auf die Beziehung, und das Verhältniß an, in dem man, zu dem, was Gott heißt, sich denkt; es kommt drauf an, was diese Rechte, Gesetze, Zwecke und dergleichen sind, für deren Ausübung der Mensch den göttlichen Beifall erwartet, und was es für Pflichten sind, die er gegen Gott zu beobachten hat. – In der eigentlichen ursprünglichen chinesischen Religion, die Staatsreligion genannt werden kann, ist Tien, der Himmel, das Höchste, und
1 Die Missionäre berichten:] Ga: Ihr Ursprung wird folgender Weise angegeben: 65] Ga: 63 2–3 veranlaßt durch … sei] Ga: um einige Nachrichten über die neu entstandene christliche Religion zu vernehmen 4 Budda] Ga: Fo 9–10 solche Ausdrücke … Gott] Ga: Man muß 11–13 30, 30 aber mit diesen Nahmen nur einen Nahmen | und nicht die Vorstellung verbinden. 40 Jahre … Kapuzinern.] Ga: Zwischen Jesuiten und Franziskanern hat man lange um diese eußerliche Benennung gestritten. 13–16 Die Jesuiten … nennen.] Er: Die Jesuiten verstatteten den christlichen Chinesen den christlichen Gott zu nennen und da ists zu bitteren Gehässigkeiten mit den Franciscanern gekommen. Ga: Die Jesuiten wurden verklagt daß sie den Chinesern einen 35 Gott zuschreiben wollten, und daß der chinesische Thien nichts anderes, nach der Franziskaner Meinung bedeuten kann als den Himmel – Der Streit wurde vor den Papst gebracht, der einen Bischof nach China ausschickte, aus welcher Gesandschaft aber nichts geworden ist, da der Bischof auf dem Wege starb. 18–21 Tien legt … Gesetze.] Ga: Seine Beschreibung ist folgende: Thien liebt die Tugend, sein Reichthum ist das Glück des Menschen, die guten werden belohnt die Bösen 19 Menschen] Er: 40 bestraft. Das alles sind Bestimmungen die wir auch unserem Gotte beylegen. Staaten 21–882,4 Es kommt … allmächtig p.] Ga: Die HauptSache ist aber der Zweck jedes Einzelnen Individuums’s, und die besondern Pflichten welche er sich vom Thien auferlegt glaubt.
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ihm die höchste Verehrung geweiht. – Auf das Wort „Gott“ kommt es nicht an, sondern auf den Inhalt der Religion, auf die Bestimmtheiten, Eigenschaften Gottes. Es kommt auch nicht darauf an, daß zB. wenn Gott die Gerechtigkeit handhabt, daß es denen, die Recht thun, gut geht. – Gott ist allmächtig p. Wenn der Mensch gekommen ist zum | Bewußtseyn des Allgemeinen, An und für sich Seienden, folgen solche Prädikate von selbst. Das ist allenthalben wohlfeil zu haben. Das Glänzendste, Erhabenste von dieser Art kann man bei den Chinesen lesen. – Worauf es ankommt, ist, was als Pflicht gegen Gott gilt. – Durch Rechtthun macht sich der Mensch Gott wohlgefällig; sein Rechtthun ist sankzionirt durch den göttlichen Willen. – Was ist Recht? Die Wohlgefälligkeit hat Belohnung, Seligkeit zur Folge: – da ist die zweite Frage: worin besteht diese Seligkeit? – Es ist sehr wichtig, daß der Mensch anerkennt ein An und für-sich Seiendes, sich erhebt über das Sinnliche. – Bei den Afrikanern ist diese Macht die einzelnen Individuen, – und dieß einzelne Individuum ist ein Zauberer. Da gibt es nur Willkühr, kein Recht. – Was in dieser Rücksicht von Gott, Himmel, ausgesagt werden kann, ist, und werden muß, findet sich auf höchst erbauliche Weise bei den Chinesen. Nicht nur die Schriften des Konfutse, sondern auch die kaiserlichen Edikte sind davon voll, daß, die abweichen vom Rechte, unglücklich sind, daß die Fürsten und Beamten, wenn sie am Unglücke der Staaten Schuld sind, dafür büßen müssen. – Bei dem kann es nicht stehen bleiben, was bloß auf der Oberfläche schwimmt, beim Allgemeinen, Abstrakten, sondern man muß fragen: worin bestehen die Rechte und die Beseligung? An ihren Werken sollt ihr sie erkennen. Dieß Bestimmte, was Recht ist, enthält Verfassung und Sitte. Das Andre sind allgemeine Vorstellungen, ohne Bestimmtheit; erst Verfassung, Gesetz, geltendes Recht, sind etwas Bestimmtes. – Die Religi-
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4 allmächtig] Er: allmächtig, allgütig 8–11 Worauf es … Folge:] Ga: Wie gesagt aber, das was Pflicht ist das ist zu betrachten. Die Frage was ist das Rechtliche muß beantwortet werden. Wenn der Mensch rechtlich handelt so ist er Gott wohlgefallig, dieses Thun hat den göttlichen Segen und Belohnung zur Folge. 11–13 worin besteht … Sinnliche.] Ga: was ist für Belohnung, für Segen dem Menschen zubestimmt 13 Macht] Ga: höchste Macht 14–15 Da gibt … Recht.] Ga: die 30 Wilkühr macht Recht, oder der ganze Zustand ist rechtlos 15–17 Was in … Chinesen.] Ga: Wenn ein Mensch aber zur Vorstellung des Allgemeinen kommt, so fragt sich nun dessen Umfang | und Bestimmungen. 18–20 daß, die … müssen] Ga: daß der Reichthum zb. des Staates und der Individuen vom Rechthandeln abhengt, daß die Verbrecher ins Unglück gestürzt werden etc. 20–21 Bei dem … Abstrakten] Ga: Wenn man bey diesen eußerlichen Bestimmungen ste- 35 hen bleibt, so ist die Religion der Chineser vortreflich 22–23 worin bestehen … erkennen.] Ga: worin besteht das rechtliche Sittliche, und welche ist die religiöse Belohnung dafür 22 Beseligung] Er: Seeligkeit 24 Sitte] Ga: Sitten der Volker 24–25 Das Andre … Bestimmtes.] Ga: Das alles haben wir schon gesehen, und auf diese Weise wird die allgemeine Vorstellung von Thien wenig Bedeutung in unsern Augen haben. 40 15 Himmel,] Himmel, von
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on muß man nicht von Staatsverfassung , Gesetz p unabhängig glauben, und umgekehrt; – sondern, sind die Gesetze schlecht, ist der Mensch nicht zum Bewußtseyn der Freiheit gelangt, so hat er nicht die Vorstellung, daß Gott frei ist . Ob er gewußt wird als frei in sich selbst, und so nur als wahr, das zeigt sich darin, ob die Gesetze die Bestimmtheit haben, die Freiheit zu befördern, zu verwirklichen. – Nach diesem lassen wir uns nicht täuschen durch die schöne Moral, die wir bei den Chinesen finden über das abstrakte Verhältniß zu Gott. – Die Chinesen verehren Gott, und dieser Gott ist der Himmel. Dieß Allgemeine ist zunächst die allgemeine Macht über die Natur, – und das, was sie wollen von diesem Gott, worüber er gebieten kann, was sie erlangen wollen, – ist das Natürliche, (daß keine Überschwemmung, Pest entstehen,) überhaupt, daß die Erndte gedeihe p. Diese äußerliche, sinnliche, natürliche Wohlfahrt, wird zusammengebracht mit dem Verhalten der Völker, Individuen, Fürsten, ob das ein Rechtthun ist. Dieß Rechtthun ist kein Rechtthun des Gemüthes, Herzens, Gewissens, sondern es ist ein Rechtthun, das vorgeschrieben ist, und im Unterlassungsfalle Prügel zur Folge hat. Das sind nicht Pflichten, die dem an sich freien Geiste vorgeschrieben werden. Pflichten können dem Geiste nur gegeben werden, sofern er frei ist; sie sind nur verbindlich für ihn, | sofern er sie in seiner innerlichen Freiheit anerkennt. – In Ansehung des Näheren beschränken wir uns auf das Allgemeine. – Der Himmel, Tien, ist C h a n g - t i , Herr von Allem. Dieser wird verehrt. Der Kaiser, Sohn des Tien, bringt ihm feierliche Opfer für sich, seine Familie und das ganze Volk. Es sind 2 Hauptfeste, die an die Jahreszeiten geknüpft sind , – im Wintersolstizium, Weihnacht, – und im Sommersolstizium, Johannes. Auch im Frühling ist ein Fest: das Äquinokziumfest des Ackers, wo der Kaiser eine Furch im Acker zieht, die Kaiserin Seidenwürmer pflegt, aus deren Faden heilige Gewänder gemacht werden. Im Herbst, wenn die Früchte reifen, scheint auch ein Fest Statt zu finden . – Über den Zustand des Sittlichen und der Religion ist wenig Vollständiges in den oben erwähnten Werken vorhanden. Bei diesen Festen wendet der Kaiser für sich sich an den Tien, im Namen seines Volks. Mit dem Tien steht nicht jedes Individuum in Verbindung, sondern nur der Kaiser. Bei uns hat jedes Indi-
1 Staatsverfassung] Er: Staat, Verfassung Gesetz] Ga: Sitten und Gesetzen 2–3 zum Bewußtseyn der Freiheit] Ga: zu seiner Freiheit, zu seinem Selbstbewußtseyn 3–4 so hat … ist] Ga: so 19 sie in … Freiheit] Er: 35 ist er ganz bestimmt zur Vorstellung des wahren Gottes nicht gelangt sie in seiner Innerlichkeit Freiheit Ga: seine Innerlichkeit 23 2 Hauptfeste, die … sind] Ga: 4 Festen 24–25 Auch im Frühling ist ein Fest:] Ga: das dritte mit unsern Ostern zusammenfällt 26 heilige] Er: seidene 28 Statt zu finden] Ga: statt zu finden, dieses aber ist unbestimmt 31 Tien1] Er: Tien was nur ihm frei steht
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viduum als Mensch, Verhältniß zu Gott, diesen unendlichen Werth und Würdigkeit. Bei den Chinesen ist der Einzelne, als solcher, Nichts, weil er nicht als Geist anerkannt ist. Eben so im Rechte. – Diese 3 bis 4 Feste sind eigentlich Naturfeste. Sie werden auf 4 Bergen, nach den 4 Weltgegenden vollbracht. Der 5te ist ein Berg in der Mitte: Tio. – Der Tien ist die allgemeine Naturmacht. Diese Natur besondert sich als Natur unmittelbar in verschiedne Elemente und Naturmächte. – Gott als Geist ist nur Einer: er hat keine Untergötter. Die Engel haben nur die untergeordnete Bestimmung von Boten, von Etwas, das zum Wesen unsrer Religion nicht gehört. – Die Chinesen haben so eine unendliche Menge von Naturgenien, die Chen heißen, wie die Hamadryaden der Seele, Mächte der natürlichen Elemente. Es sind Genien der 4 Himmelsgegenden, Berge, Flüsse, Provinzen. Die besonderen Berge haben ihre Genien, die besonderen Früchte, jedes Dorf hat seine besonderen Genien. Diese haben Tempel, theils vom Kaiser, theils von Privatpersonen erbaut und unterhalten. – Sie haben Priester, Bonzen, die im Zölibat leben. Das Volk wendet sich an diese Genien, an Tien nur der Kaiser. Diese Genien präsidiren als Mächte; aber der Kaiser setzt diese Genien ein. – Im Adreßkalender sind die Mandarinen der Provinzen und die Genien angegeben. Gerathen die Feldfrüchte nicht, tritt Überschwemmung oder Empörung ein, so setzt der Kaiser sie ab. Er steht mit Tien in Verbindung, und ist durch diese Verbindung der Statthalter, Regent über alles Besondre. An die besonderen Genien wendet das Volk sich, von ihnen für seine natürlichen | Übel, Mängel, Wünsche, über die Mächtigkeit des Natürlichen Abhilfe zu erbitten. – (Das ist keine Religion im Geiste und in der Wahrheit, wie die unsre.) – Das ist auch eine Art von Zauberei. Sie bringen Opfer, und wenden sich an die Bonzen. – Diese Genien sollen durch die Geschenke, die den Klöstern gemacht werden, dieß und Jenes verleihen, diese und jene Hilfe verschaffen. – Die Religion bezieht sich auf das Natürliche; der Segen besteht nur in natürlichen Gütern, in Abhilfe von Übeln. So sind die Genien nicht sehr
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3 anerkannt ist] Ga: anerkannt wird, muß er auch innerlich unfrei seyn Eben so im Rechte.] Er: In ihrem Rechte gilt der Einzelne auch nichts. 7 Naturmächte] Ga: andre Natur Mächte Gott 30 als … Untergötter.] Ga: Wenn Gott im Gedanken steht und befestigt ist, so kann er nur Einer seyn. 7–9 Die Engel … gehört.] Ga: In unserer Religion kommen zwar auch Engeln vor, diese sind aber Phantasie Wesen welche der reinen Religion nicht angehören. 9–11 Die Chinesen … Elemente.] Ga: Die besondern Gotter, in die sich das Allgemeine zerlegt heißen Chene, Machte der natürlichen Elemente. 12 Provinzen] Ga: Provinzen, Stadte, Dörfer, zu einzelnen Feldern 35 und Bächen 16 an Tien … Kaiser] Ga: weil mit Thien, mit dieser Obermacht, der Kaiser nur in Verbindung steht 17–18 Im Adreßkalender … angegeben.] Ga: Es kommt alle Jahre ein AdressKalender der Genien heraus. 18–19 Gerathen die … ein] Ga: Wenn Etwas Übeles in einer Provinz entsteht 19 ab] Ga: ab, und läßt andre in den Kalender einschreiben 24 Sie bringen Opfer] Ga: Das Volk bringt den Genien Opfer 25 Bonzen] Ga: Bonsen, welche als Vermitler 40 auftreten
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verehrt. Halten sie sich schlecht, zertrümmert das Volk diese Genien. – Wir haben Achtung vor den Kirchen, nicht vor den Steinen, aber vor diesem Lokale, wo die Gemeine zusammenkommt. Da soll nicht Erinnrung eintreten an die Geschäfte des gemeinen Lebens. – Die Tempel sind bei den Chinesen nicht verehrt, weil die Religion so ganz natürlich ist; – sie werden gebraucht als Gasthöfe, Ställe, Weinhäuser; es werden da die Wagen auf bewahrt, zB. vom Mackartney. – Bilder von diesen Idolen sind vorhanden. Das sind die einzigen Bilder bei den Chinesen; das sind die scheußlichsten Verzerrungen. Die Bonzen haben keine Achtung bei dem Volke, ihres Betragens und ganzen Zustandes wegen. Obgleich sie ehelos leben, erlangen sie durch diese Aufopferung Achtung in geringem Grade. Sie haben sich sehr vermehrt durch die Bequemlichkeit ihres Lebens. Ihre Güter sind zum Theil abgabenfrei, und sie selbst sind nicht konskriptionspflichtig. – Die Kaiser setzten der Vermehrung der Bonzen Grenzen, wenn die Staatseinkünfte leiden p. Es wird ein weitläuftiges Edikt von einem Kaiser angeführt, der eine große Menge von Klöstern säkularisirt hat. Er hob 4600 Bonzereien auf; säkularisirte 26 Wan (Myriaden); 260 000 Priestern befahl er, Soldaten zu werden; ihre Güter wurden wieder in die Pflichtigkeit gesetzt, Abgaben zu zahlen. Dieß Edikt drückt sich sehr verständig aus. – Wenn man bei uns in ähnlichen Fällen ein Edikt brauchte, ließe sich kein beßres finden, als dieses. – Doch vermehrten sie sich immer wieder von Zeit zu Zeit. Peking (3 Millionen Einwohner) zählt 10 000 Tempel; besonders die Frauen sind die größten Stützen der Verehrung, des Aberglaubens. In den Tempel dürfen sie bloß gehen bei Zeiten der Noth. Die Chinesen wenden sich an die Bonzen, und durch diese an die Genien. Das ist, mit einem Worte, Aberglauben, der von ganz unbeschränktem Umfange bei ihnen ist. Über alle Übel wenden sie sich an die Bonzen. Sie lassen sich auch von ihnen wahrsagen. Zu diesem Behufe brauchen sie auch die Kua und heilige Bücher. | Großen Aberglauben haben sie in Beziehung auf Räumlichkeit, Lage des Hauses und Begräbnisses. Jahr und Tage gehen sie damit um, wenn ihr Haus von einem andern flankirt ist, – haben
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30 1 Halten sie … Genien.] Ga: Ist das Volk unglücklich, so bricht es auf die Genien los, und zer-
trummert sie. 2 Achtung] Ga: eine gewiße Ehrfurcht 3 zusammenkommt] Ga: zum Gebete zusammenkommt 6–7 es werden … Mackartney] Ga: Pferde, Eseln alles kommt herein. Die Englander die in China waren wurden immer in solchen Tempeln logirt. Selbst in den Chinesischen Comoedien werden die Weinstuben in solchen Tempeln vorgestellt. 8 scheußlichsten] Er: 12–13 zum Theil … konskriptionspflichtig] Ga: sind weder zu Abgaben noch | 35 schauerliche Staatsdiensten verpflichtet 18 verständig] Ga: vernünftig 21 Tempel] Ga: Tempeln, und in jedem mehrere Bonsen 22 Stützen der … Aberglaubens] Ga: Verehrer dieser Priester – sie haben ihnen immer Etwas zu klagen!!! 25–26 wenden sie … Bonzen] Ga: wendet sich das Volk an die Bonsen und hofft von Ihnen Hülfe zu bekommen 27 Großen] Ga: Den größten 28 Be40 gräbnisses] Ga: BegräbnisPlatzes
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Furcht vor diesem Winkel, unter dem ihr Haus steht, gehen zu den Bonzen, lassen Bilder auf das Haus mahlen, besonders einen großen blechernen oder kupfernen Drachen, (ein heiliges Thier bei den Chinesen, das auch auf dem Mantel des Kaisers eingestickt ist), – gegen das Haus hin, von dessen Lage ihnen Gefahr droht. – Das Wichtigste, womit der Chinese umgeht, ist der Begräbnißplatz, einen solchen zu finden, daß keine nachtheilige Wirkung irgendwoher zu besorgen ist. – Indem diese Religion sich wesentlich auf die Substanz, als Macht des Natürlichen bezieht, ist allerdings das Bewußtseyn dieser absoluten Macht als eines Geistigen vorhanden; aber es ist nur diese allgemeine Bestimmung, es ist bloß das Bewußtseyn dieser Macht als eines Geistigen. – Dieses Geistige kann aber auf verschiedne Weise bestimmt seyn; – bei den Afrikanern hat es die zugleich sinnliche Bestimmung, daß es der Mensch ist, das empirische Individuum. So haben die Chinesen wohl das Bewußtseyn eines Geistigen, aber als eines lebendigen verstorbnen Menschen. – Vieles, was erzählt wird über Priester, Aberglauben, gottesdienstliche Gebräuche, gibt nicht an, welcher Sekte der Chinesen diese oder jene Einrichtung angehört. – Die Religion hat an ihrer Spitze theils den Dalai-Lama, theil ist’s Religion des Fo oder Budda. Diese beiden Religionen haben eigenthümliche Sitze, Völkerschaften, wo diese Religionen Haupt- oder einzige Religion sind. Diese Religionen sind bei den Chinesen mehr Sektenweise, theils verbunden mit der Staatsreligion. – Was die R e l i g i o n d e s F o betrifft, ist diese vornehmlich zu Hause in Indien jenseits des Ganges, bei den Birmanen, in Zeylon, Siam, in vielen Gegenden vom eigentlichen Indien. – Die Religion des Dalai-Lama hat bei den mongolischen Völkern ihren Sitz in Tibet. In beiden ist Bewußtseyn eines Geistigen und zwar theils eines Lebendigen Dalai-Lama, theils eines Verstorbnen, des Budda oder Fo. – Bei den Chinesen, die der Religion des Fo anhangen, findet abstrakte Spekulazion Statt, die man für die chinesische Filosofie ansehen kann. – Kua sind Zeichen, die auf dem Rücken einer Schildkröte gefunden werden; über diese Zeichen und in Verbindung damit, haben die Filosofen sehr viele abstrakte Spekulazionen gemacht. Was wir Dreieinigkeit nennen, das Eine, der Unterschied und die Einheit beider, was als Dreieck sinnlich vorgestellt wird, dieser abstrakte Gedanke,
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2 lassen] Ga: laßen sich zur Beschützung alles Uebels 7 daß keine … ist] Ga: der nach dem Raumlichen und der Lage kein Uebel zuziehen könnte 16–17 gibt nicht … angehört] Ga: ist nicht entscheidend genug um zu bestimmen zu welcher Religion sie gehören 17 diese oder jene 35 Einrichtung] Er: dieser oder jener gottesdienstliche Gebrauch 18 Dalai-Lama] Ga: Dalai Lama, ein Mensch 28–29 die auf … werden] Ga: Zeichen welche Fo auf einer Schildkröte gefunden haben soll 36 Dalai Lama1] Lamai Lama
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diese abstrakte Form, ist eine Grundlage von der Filosofie der Chinesen. Aus Laotse, einem Filosofen zu Zeit des Konfutse, | sind Auszüge gemacht worden, besonders in neueren Zeiten sind seine Werke von einem Franzosen übersetzt. Es hängt das mit der Buddaschen Religion zusammen. – Auf der andern Seite wird die Sekte des Tao (Vernunft) genannt. Da ist vieles ganz Abstraktes zum Vorschein gekommen. Die Vernunft hat das Eine hervorgebracht; das Eine die 2; die 2 die 3; diese Drei, als Totalität, hat das Universum hervorgebracht. Man sieht hierin Platonische Bestimmung. Die Triade ist da eine Hauptbestimmung. Die drückten sie auch konkreter, in mehr sinnlichen Formen aus. Das Athom der Vernunft ist das Produzirende der Mannigfaltigkeit. – Die Chinesen beschäftigen sich mit der abstraktesten Spekulazion, mit Gedanken von diesen ganz letzten reinen Abstrakzionen. Das ist also eigentlich keine Filosofie. In der Filosofie muß man vom Abstrakten zum Konkreten gehen. Dieß Abstrakte ist als das Unreifste, Unvollkommenste anzusehen. Das Denken beginnt ganz abstrakt, diese Abstrakzion und die Bemühung mit ihr führt nicht zum Innerlichen, zum Prinzip der Freiheit, das Gesetz, Verfassung der Freiheit erzeugt. Es kann mit einer Verfassung, die eine allgemeine Unfreiheit des Geistes enthält, oder produzirt, mit solchem Zustande kann solches abstrakte Filosofiren verknüpft seyn. – Die abstrakten Zeichen der Kua werden von den Chinesen als Elemente der Schriftsprache angegeben; andre gehen davon aus, die ersten Zeichen seien ein Nachbildliches gewesen, wie dieß bei Hieroglyfen gewöhnlich behauptet wird. – Wir haben eine Buchstabenschrift. Diese bezeichnet die Töne. Die Abstrakzion, die über das Wort reflektirt, macht Unterschiede des Tons und findet eigne Zeichen für die besondren Töne. – Die Schriftsprache der Chinesen ist eine Hieroglyfenschrift. Damit hängt ihr Zurückbleiben in geistiger Hinsicht zusammen. Falsch ist, was Leibnitz behauptet, daß die Hieroglyfenschrift vorzüglicher sei als die Andre. Bei der Buchstabenschrift ist das ganze Volk, Welt fähig, damit bekannt zu werden; diese Schrift ist ein Mittel zur Bildung des Volks. Aber 80 000 Charaktere werden angegeben. Gewöhnlich ken-
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übersetzt] Ga: übersetzt. – Man sieht darin daß die Speculation sich auf das abstracteste bezieht. 4 zusammen] Ga: eng zusammen 8 Hauptbestimmung] Ga: HauptBestimmung der Chinesischen Philosophie 9–10 Athom der Vernunft] Ga: Athome, das Tao zb. 15–16 zum Innerlichen] Er: zur Innerlichkeit 17–19 einer Verfassung, … seyn] Ga: der schlechtesten Verfassung vereinigt werden. Mit der Unfreiheit, Sklawerei 20 andre gehen davon aus] Ga: Die Chineser 35 kann eine Abstraction leicht zusammenhangen selbst geben es an 25–26 Zurückbleiben in geistiger Hinsicht] Ga: Zurückstehen in der geistlichen Ausbildung 26 Falsch ist, … behauptet] Ga: Leibnitz hat sehr geirrt 27–29 Bei der … Volks.] Ga: Unsere BuchstabenSchrift ist der Leichtigkeit der Erlernung wegen der Bildung des Volkes sehr analog. 29–888,1 Gewöhnlich kennen … 8000.] Ga: In China müßte man wenig40 stens mit 9 oder 10 000 Charakteren der mannigfaltigen Hyroglyphen bekannt seyn, um jedes Schreiben lesen zu können.
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nen die Chinesen 8000. Ein Engländer klassifizirte diese und überzeugte, daß man in einem Jahre eine Fertigkeit sich erwerben kann, die dazu hin reicht, chinesische Bücher zu verstehen. – Die Tonsprache bei einem Volke, das Hieroglyfen hat, bleibt | eben deswegen unausgebildet; Unsre Tonsprache bestimmt sich nach der geschriebenen. Die chinesische Tonsprache ist sehr unausgebildet; bei ihnen kommt es vornehmlich auf Ton an; sie haben Wörter, die 20 Bedeutungen haben; der Unterschied beruht bloß auf der Betonung, ob mehr oder weniger geschrien wird p. – Die Europäer verfallen da durch solche Betonung in die größten Lächerlichkeiten. Es ist eine unendliche Menge von Modifikazionen. – Die vollkommne Sprache ist ein parler sans accent; nicht jene Emfase. Das, was die Wörter ausdrücken, muß etwas Objektives seyn, der Unterschied muß in der Artikulazion bestehen, nicht aber bloß im Subjektiven der Betonung. – Die hieroglyfischen Zeichen werden sehr verehrt. Die Mandarinen senden Leute aus, mit Hieroglyfen beschriebne Papierchen zu sammeln, und verbrennen sie, um übeln Gebrauch zu verhüten. Was diese Religion betrifft nach seinen besonderen Modifikazionen, – ist das Eine der B u d d a . Budda steht an der Spitze, der betrachtet wird als Verstorbener, dem Gott sich ehemals inkarnirt; daß die Lehrer Nachfolger desselben in dieser Identität mit dem Absoluten stehen und dasselbe in sich bewahren. – Das Höchste, um mit dieser Einheit zu Gott zu kommen, ist Vernichtung aller Vorstellungen, Gedanken, vollkommne Gleichgiltigkeit gegen Alles, Unthätigkeit: – Dieß wird Nirvan genannt. Diese vollkommne Leerheit, objektiv von ihnen ausgesprochen, ist das Nichts, das Absolute, der Grund von Allem; es ist das, was das absolute We s e n , das vollkommne Leere, die Abstrakzion in sich ist, dasselbe, was dieß Nichts der Anhänger der Sekte des Fo ist. – Zu diesem Nichts soll der Mensch sich erheben, Alles in sich vollkommen vertilgen. – Das ist die eine Hauptsekte, die Lehre des Fo. –
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5 Die chinesische … unausgebildet] Ga: Die ThonSprache bleibt deswegen in China auch sehr unvolkommen, das Articuliren der Sprache, hangt mit dem Hyrogliphen Schreiben auf engste zusammen. 6 20] Ga: 10, 20 7–8 bloß auf … wird] Ga: auf dem bloßen articuliren des 30 Tones 8 Die Europäer … Betonung] Ga: Die Europeer können zwar das Chinesische erlernen, weil sie aber den Accent nicht gut kennen so verfallen sie im Sprechen 9–10 Es ist … Modifikazionen.] Ga: Manchmahl hangt die Bedeutung eines | Wortes von dem starken oder sanften Aussprechen desselben ab. 14 senden] Ga: schicken jeden Morgen 14–15 und verbrennen … verhüten] Ga: um die Hyrogliphen Wissenschaft dem gemeinen Gebrauche zu entziehen 15 sie] 35 Er: sie oder werfen sie in den Fluß 18–21 daß die … Gedanken] Ga: Deswegen wird die Einheit des Menschen mit Gott als das Höchste angesehen, das VerzichtThun auf alles besondere Interesse. 21 Unthätigkeit] Ga: Ruhe, Leerheit 22 Nirvan] Ga: Niban 23–25 das Absolute, … ist] Ga: als das Höchste aus dem alles entstanden ist angesehen 25 Nichts2 ] Er: Nivan 26 vertilgen] Ga: ausleeren und verbilden 40
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Die andre Secte, Religion, ist die R e l i g i o n d e s D a l a i L a m a , Ein Mensch, der als Gott angesehen und verehrt wird. Er ist sterblich als Mensch; aber der Gott inkarnirt sich, wenn er den Leib desselben verläßt, in den Leib eines Andern, – und dieser Leib wird aufgesucht von den Priestern. Da haben sie äußerliche Zeichen, dieß zu erkennen. – Dieser Dalai Lama ist nicht im eigentlichen China selbst, sondern es sind 3 Hauptlama außer China; aber sie stehen mit China in Verbindung. Der letzte Lama von Klein Tibet machte eine Reise | nach China, wurde feierlich eingeholt, bekam Rinder-Blattern und starb auf der Reise nach Peking. Sein Nachfolger wurde ein Knabe von 2 Jahren, der noch von der Mutter gesäugt wurde. Der englische Gesandte machte ihm seine Aufwartung, und der Junge hat sich sehr verständig und schicklich betragen. Der Kaiser von China selbst verehrt auch den Dalai Lama. – Von dieser Lama Religion haben wir bei den Mongolen mehr zu sprechen. Wie bei den Indiern überhaupt, so bei den Buddisten in China ist Hauptlehre die Lehre der Seelenwandrung. Da ist wie bei den Indiern die Hauptsache: die Seelenwandrung ist nichts Absolutes; das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist, zu diesem Nirvan, diesem reinen Schauen, Leeren, zu kommen; wer sich darin erhält, ist Eins mit Gott, bleibt unverändert, hat nicht mehr in thierische oder menschliche Gestalten überzugehen und in dieser untergeordneten partikulären Weise zu existiren. – Damit verbindet sich eine Menge von Aberglauben. Das Hauptbestreben ist, – (wie das Fegefeuer abzukürzen), – ist bei den Chinesen, diesem Fortleben in minderem Zustande zu entgehen. Damit verbindet sich eine Menge abergläubischer Mittel und Versuche. Die Priester – (die Religion des Fo hat ihre eigenthümlichen Priester, Klöster, die auch Bonzen heißen, wie die Priester der Staatsreligion: daher es oft zweideutig ist, welche Bonzen gemeint sind. – Die Hauptsache ist, die Voreltern zu verehren. Auf Unterlassung dieser Verehrung sind große Strafen gesetzt. – „Wenn Ihr diese
4 dieser Leib … Priestern] Ga: Die Priester sind es die den Dalai Lama als solchen anerkennen und zur Würde Gottes erheben. 7–8 Der letzte … Peking.] Ga: Einer der in Teschilam und Tibet herscht hat seine HauptResidenz in Go, nicht weit von Peking. Die Engländer haben ihn persönlich 9–11 Sein Nachfolger … betragen.] Ga: Nach dem Tode dieses Dalai Lama, hat sich 30 gekannt. Gott nach der Angabe der Priester in ein 2 Jahriges Kind einverleibt. 12–13 Von dieser … sprechen.] Ga: So viel ist | hier zu sagen, das übrige werden wir noch bei der Mongolischen Betrachtung zufügen. 14–19 Da ist … existiren.] Ga: Der Mensch soll sich so erheben um die ganze Abstraction, den Niban zu erreichen. Wer dazu gelangt, der stirbt nicht und wird nicht mehr geboren. Er 35 braucht durch Menschen und Thiere nicht mehr zu wandeln, auf ewig ist er mit Gott vereinigt. 19–20 eine Menge von Aberglauben] Er: großer Aberglaube 20–22 Das Hauptbestreben … Versuche.] Ga: Man ergreift alle Mittel, um in der Zukunft von dem Thierischen Leben (unserem Fegefeuer) befreit zu werden. 25–26 Voreltern zu … gesetzt.] Ga: VorEltern, besonders bei den Anhengern des Fo zu finden 26–890,5 „Wenn Ihr … Esels p.] Ga: Beim Leichenbe40 grabniß der Eltern verbrennt man Kleider, und legt Gold und Silber in die Grube herein. Es ist der Glaube daß alle die verbrannten Gegenstände dem Verstorbenen als neue ausgehändigt werden. Thut das, sagt Fo, anders werdet ihr in der Gestalt, eines Maulthieres, Hundes, etc erscheinen.
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Gebote nicht erfüllt, – heißt es zb. in einer ihrer Schriften, – bei den Leichenbegängnissen der Eltern nicht Gold und Silberpapiere verbrennt, – (diese sollen sich in Kleider für die Voreltern verwandeln) –, so wird eure Seele schlimmen Verwandlungen ausgesetzt seyn; diese wird wiedergeboren in Gestaltungen eines Hundes, Esels p.“ – Ein Kranker ließ einen Missionär, – so erzählt dieser Missionär selbst, – und sagte: die Bonzen versichern mich, und diese wissen das sehr genau, daß ich nach meinem Tode zu Dankbarkeit den Kaiser bedienen werde, und daß meine Seele zuverläßig in eines seiner Postpferde übergehen werde, um die Depeschen | des Hofs in die Provinzen zu bringen. Meine Pflicht ist, daß ich da nicht stolpere und beiße p das ist mir zu beschwerlich.“ Er wandte sich an den christlichen Priester um davon los zu kommen. An die Religion der Chinesen knüpft sich unmittelbar, was über die M o n g o l e n gesagt werden kann. – Mongolen ist ein allgemeiner Name von hinterasiatischen Völkern, Völkern Hinterasiens. Die Franzosen gebrauchen den Namen Ta t a r e n . „Tataren“ begreift die Völker von Turkestan, im Osten des kaspischen Meeres bis zum stillen Meer, die in diesem Striche wohnen, der sich nach Norden und Süden in der Breite erstreckt, und nach der Richtung vom kaspischen Meere bis zum Weltmeere, die Mitte ausmacht. – Einen allgemeinen Völkernamen, der dort einheimisch wurde, findet man dort nicht. Der Name Tartaren sei nicht wahrhaft, und dafür gebraucht man Mongolen; aber Mongolen ist eben so wenig einheimisch. – Unter Mongolen begreifen wir auch die Mantschu, die China beherrschen; aber mit diesen Mongolen im eigentlichen Sinne haben die Mantschu keinen Zusammenhang; sie sind von dem Stamme, der unter dem Namen Tungusen im russischen Sibirien vorkommt. Das gemeinschaftliche dieser Völker ist, in Ansehung ihrer Lebensart, daß es nomadische Völker sind, – und in Ansehung ihrer Religion, daß sie einen Dalai Lama als ihren höchsten Gott, Wesen verehren. Bei ihnen ist die eigenthümliche, höchste, Eine Religion, die des Dalai Lama. Diese Völker, die Hochasien bewohnen, sind größtentheils der chinesischen Herrschaft unterworfen. Die chinesische Herrschaft erstreckt sich bis zum engländischen Indien, über den Himmalaja. Die Engländer
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1 einer ihrer Schriften] Er: einem ihrer heiligen Bücher 5–11 Ein Kranker … kommen.] Ga: Es wird erzahlt, daß ein Kranker auf seinem Sterbebette einen Missionar kommen ließ, und folgendes ihm sagte: Sie wissen daß ich bei dem Kaiser Gnade gehabt habe die Bonsen versichern mich, daß meine Seele nach dem Tode in ein PostPferd des Kaiser herübergehen wird. – Befreien sie mich von dieser Makel wenn sie konnen. 16 diesem Striche] Ga: diesen Steppen sich] Ga: sich 35 auch bedeutend 26–28 daß sie … Dalai Lama.] Ga: entweder Puttaisten, oder auch dem Dalai Lama unterwürfig – diese ist ihre HauptReligion 29 Herrschaft 2 ] Ga: Herschaft über diese Völker
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versuchten oft in Klein Tibet über den Himmalaja zu dringen, aber sie fanden gleich Wachen in der größten Ordnung, die Nachricht an den nächsten Kommandanten sandten, der Vorkehrungen traf, so daß die Engländer Nichts ausrichteten. – Die ganze chinesische Tartarei ist von China so umstellt, daß weder die Engländer, noch auch die Russen von Norden her eindringen können. – Ihr Leben ist nomadisch. Vieh-, besonders Pferdezucht ist die Hauptsache, – und der chinesische Kaiser selbst bringt die Sommermonate auf nomadische Weise zu, bei seinen Pferdeheerden. Diese Völker haben (– ein Theil steht unter russischen Szepter.) – einen patriarchalischen Zustand, wie die Chinesen; aber bei ihnen hat sich derselbe in seiner ursprünglichen Einfachheit erhalten, ohne daß er sich ausgebildet zur Organisazion eines Staats. – Von der p o l i t i s c h e n Seite ist wenig | von ihnen zu sagen. In der Weltgeschichte waren sie vielfältig der Anstoß zu großen Revoluzionen. Die Völkerwandrung haben Gelehrte, besonders Deguignes, bis an die Grenze von China verfolgt, und den ersten Anstoß den Völkern Gliognu zugeschrieben, den Hunnen. Die Mongolen unter Dschingischan sind aus den Schluchten gegen die Hochebnen hinabgekommen. Der ursprüngliche Punkt ist mehr eine nordöstliche Seite von diesem Hochlande. – Die Mongolen oder Tataren, die mit Timur Asien verwüsteten, China, Ostindien erobert, das Reich des großen Mogul gestiftet, Rußland beherrscht, den Türken Bajazet überwunden und im Käficht umhergeführt haben, die bis an die Grenze Klein-Asiens vordrangen, sind mehr aus dem westlichen Abhange Hochasiens hervorgegangen, aus Turkestan, (wo Samarkand herrschte,) das sich durch die Steppen herabsenkt, durch welche der Oxus; Jaxartes fließen, die sich ins kaspische Meer ergießen. – Diese Völker fie-
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25 1–4 versuchten oft … ausrichteten] Ga: haben oft gesucht über die Gebirge, mit denen diese
Volkerschaften umgeben sind hinauszukommen – an den Grenzen aber haben sie chinesische Wachen gefunden, die ihnen weiter zu gehen nicht erlauben wollten 4 China] Ga: solchen Chinesischen Wachen 6–7 die Hauptsache] GaEr: ihre HauptBescheftigung 8 bei seinen Pferdeheerden] Ga: in der Mitte seiner Pferde und Jacht 11 Organisazion] Ga: 13 Anstoß zu großen] Ga: Anstoß und Ursache der fürchterlichsten 14 De30 Ausbildung guignes] Ga: Deckin der die Chinesische Geschichte studiert hat 15 den Völkern … Hunnen] Er: den Hiongnu (Hunnen) Ga: einem Kriege des Volkes Chianga | das in Europa unter dem Nahmen Hunnen bekannt ist 17 ursprüngliche Punkt] Ga: Brennpunkt, von welchem aus alle die in der Geschichte berühmten Einf älle gemacht wurden nordöstliche] Ga: Nord18 Timur] Er: Tamerlan Ga: Timur und Tamirlan 19 großen 35 ostliche und westliche Mogul] Er: Großmoguls 20 beherrscht] Er: eroberten Türken Bajazet] GaEr: Türkischen Kaiser Bajaset 21 Klein-Asiens] Ga, ähnlich Er: von Schlesien 22–23 wo Samarkand herrschte] Er: wo Samarkand die Hauptstadt ist Ga: aus den Gegenden von Samarkand, TaschKent 40 15 Gliognu lies Xiongnu
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len wie wilde Ströme über die kultivirten Länder herab, haben aber nichts Neues, Festes, Gründliches zurückgelassen; sie ließen nicht Spuren einer Organization zurück, sondern nur der Verwüstung. Wie ein Gußregen überschwemmten sie die Länder, aber eben so vertrockneten sie auch wieder. An der chinesischen Organization hat sich, wie wir sahen, durch die Mongolen nichts verändert: die Mantschu verachten die Chinesen, aber die hohen StaatsKollegien bestehen halb aus Mantschu, halb aus Chinesen. Sie haben das System der chinesischen Verfassung angenommen. – Die Mongolen überhaupt haben keine eigenthümliche politische Form irgendwo festgesetzt und gegeben. – Von den Mongolen, die damals Mohamedaner waren, erfuhren auch die Indier keine Verändrung unter Timur. Sie sind ihrem Charakter nach, wenn sie nicht so außer sich kommen, nicht in diesem Triebe, Drange des Verwüstens sind, ruhige, sanftmüthige Völkerschaften. Bei ihnen hat die Lama Religion vornehmlich ihren Sitz. – Der Dalai Lama ist nicht Einer, sondern es gibt 3 Oberste solcher Lama’s. Lama ist ein allgemeinerer Titel für Priester von höherer Klasse. Es gibt drei Hauptpunkte, wo solche Lama residiren. Der Eine in Klein Tibet, – das ist nordöstlich von Indien und dem Ganges. Sein Hauptsitz ist Taschisudan. Ein englischer Gesandter, Turner, wurde dahin geschickt. – Der höhere | Dalai Lama weiter nördlich in einem Kloster bei Lassa. Aber der Erste steht auch nicht in solcher Abhängigkeit von China, sonst hätten die Engländer nicht dahin kommen können. Dieser zweite wird als der höhere Dalai Lama betrachtet. – Der 3te befindet sich an der nördlichen Grenze der chinesischen Tartarei, in dem Theile, der unter Rußland steht. Er hat seinen Sitz in Karakorum. In der Nähe von diesem Punkte ging Tschingischan aus. – Diese drei sind Menschen, Regenten, die als Gott verehrt werden. Turner hat lange an dem Hofe des Dalai Lama gelebt, aber dieser war ein Junge von 2 Jahren, unter Vormundschaft. Dieser wird angesehen als Gott. der die Welt hervorbringt, beherrscht. Es ist der Sinn des Pantheismus, daß Eine Macht Alles hervorbringt, und daß diese Eine Macht sich konzentrire in ein geistiges Subjekt, das nicht für sich existirt, sondern in ein Individuum, eine Person, ein geistiges Subjekt, das äußerliche Existenz hat als ein Mensch. – Tur-
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2–4 sie ließen … wieder.] Ga: sondern sind in demselben Gebürge wo sie mit so einem Schrecken wütheten ganz abgetrocknet, ohne Spuren der mindesten Organisation gelassen zu haben 6 verachten] Ga: hassen 11–12 Sie sind … sind] Ga: Wenn die Tataren nicht außer sich kommen, wenn sie in den Trieb der Eroberung nicht verfallen 13 Sitz] Ga: wahren Sitz 16 solche Lama residiren] Ga: die 3 Dalai Lama’s ihre Residenzen haben 19–20 Aber der … können.] Ga: Der 35 erste lebt wohl in einer gewissen Abhangichkeit von China, nicht aber in einer großen, sonst konnte kein Englander in sein Land hereinkommen, was doch oft der Fall war. 26–27 Dieser wird … beherrscht.] Ga: Diese Dalai Lama’s werden als Beherscher und Hervorbringer der Welt angesehen. 27 hervorbringt, beherrscht] Er: beherrscht und erschafft 17 Taschisudan lies Taschilampu
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ner beschreibt den Dalai Lama als sehr verständig, ruhig, wohlwollend, frei von Hochmuth, Aberglauben, wissenschaftlich gebildet, einfach in seinen Sitten, in der Unterhaltung immer gehalten, würdevoll, fein, gesittet. – |
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Wir gehen zur 2ten Gestalt, zu Indien über. – In der Religion der Chinesen und Mongolen ist Anfang der Erhebung des Menschen zum Geistigen. Dieser religiöse Anfang ist in der Religion des Budda bezeichnet worden, – die Erhebung der unmittelbaren Substanz zum Geistigen; aber dieß ist in der beschränkten Form eines einzelnen Menschen, Dalai Lama, oder in Form eines verstorbnen Menschen, Budda, und seiner Nachfolger. – In Indien kommen wir zu einer höheren Stufe dem Begriff nach. Wir sehen zunächst das Verhältniß zur substanziellen Einheit, und diese bethätigt durch ein Individuum, welches das Regierende über die Individuen ist; dieses Eine, das die Substanz selbst in sich hat, oder ihr am nächsten steht. – Das Mangelhafte ist, daß die Substanz nur dazu kommt, ihren Sitz in Einem Individuo zu haben. Subjektive Freiheit ist in diesem Verhältnisse nicht vorhanden. – Bei der indischen Gestalt zerfällt dieß Eine, Ganze, in Unterschiede. Es ist in der Welt darum zu thun, daß Ein Geist, Eine Sittlichkeit, Ein Recht, Eigenthum der Individuen sei, daß dieß Eine zerfällt in diese unendlichen Sterne, die die Gemüther, Geister der einzelnen sind. – Das Moment der Besonderheit beginnt hier; aber diese Besonderheit geht nicht fort zu selbstständiger Freiheit der Individuen, nicht zu Sittlichkeit, Moralität. Gemüth, Freiheit, Gewissen, sind höhere Kategorien, die bei dieser Besonderheit noch nicht Statt finden können, die als Naturbestimmtheit hervortritt. Die Besonderheit kommt nicht zu ihrem Rechte; die Individuen sollen zu ihrem Rechte kommen, ihre eigene Religion, Sittlichkeit, Recht haben, zugleich, bei aller Einheit. – Hier ist die Besonderheit noch unmittelbar, die zu einer natürlich festen Bestimmtheit wird. Dieß macht die Seele der indischen Welt, den indischen Charakter aus. Über diese Besonderheit muß ein Höheres, eine Einheit, ein Allgemeines seyn. 1.) Dieses ist theils weltlich regierend, die
30 1–3 als sehr …gesittet] Ga: auf eine höchst rühmliche Weise
10 Budda] Er: Fo 16–17 dieß Eine, Ganze] Ga: das Eine der Chineser 19–20 Sterne, die … sind] Ga: Sterne der Individuen 26 bei aller Einheit] Ga: Diese Besonderheiten müßen aber auch anderseits durch das Eine verbunden seyn. Hier] Er: In Indien 29–894,3 1.) Dieses ist … Substanzialität.] Ga: Dieses ist zweierlei. 1mo das Band welches das außen verbindet, ist der Staat, aber hier ist Wilkühr 35 und Zufall das Herschende. 3 gesittet. –] die untere Hälfte der Seite ist nicht beschrieben
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Wirklichkeit bestimmend. in Indien kann dieß Eine, das die Wirklichkeit bestimmt, der Staat, nur ein absolut Unstätes, absolute Willkühr seyn. Das Band ist nur die Unstätigkeit der Willkühr, nicht die Substanzialität. – 2.)tens hat das Allgemeine die Form des Ideellen, Religiösen, Geistigen. Dieses ist über diesem Festen, Besondern; keine vernünftige Einheit, sondern hat zum Charakter diesen Taumel, diese Wildheit der Fantasie, die fortgeht zum höchsten Einen; aber dieß Eine, dieß Denken, | ist durchaus nur abstrakt, gewinnt durchaus keine Realisirung. Wird das Denken bestimmt nach seiner Natur, so wird Begriff, Vernünftigkeit. Da aber diese letzte Spitze auf ganz abstrakte Weise erreicht wird, entsteht hier keine Vernünftigkeit in Ansehung der Religion, der Verfassung der Weltlichkeit als solcher. Dieß ist ganz abstrakt ausgedrückt das Prinzip der Bestimmtheit des indischen Charakters, der indischen Gestalt. – Indem wir Indien näher betrachten, begegnet uns zunächst dieser alte Glaube, Ruhm indischer natürlicher Herrlichkeit, die Gewürze, Perlen, Rosen, alle Schätze, die nach dem Okzident von Indien herkommen; und eben so begegnet uns der Ruhm ihrer Weisheit. – Die ältesten Tradizionen sagen: die Weisheit sei aus Indien gekommen. Pythagoras soll nach Indien gereist seyn. Eben so begegnet uns, was besonders die neure Zeit zum Anschauen, unmittelbarer Kenntniß gebracht, – indische Poesie und Litteratur. Es ist ein großer Kreis von Litteratur uns bekannt geworden, der große Epopeen in sich schließt, dramatische und andre Poesie. Eben so begegnen uns wissenschaftliche Werke vielfacher Art. – Indien hat in jeder Rücksicht ein sehr großes Vorurtheil für sich. Daher, um uns nicht von diesem bestechen zu lassen, müssen wir absondern, worauf es ankommt, daß in einem Volke Vernünftigkeit, Verfassung, wahre Freiheit des Menschen vorhanden sei. Es findet sich Nichts von Schönheit der Fantasie, Nichts, was der Tiefe des Gedankens angehört, wovon nicht die Anfänge in der indischen Litteratur sich zeigen. Es sind die höchsten, tiefsten Ideen, bis zur letzten Abstrakzion zum Denken verfolgt, – die freisten, großartigsten, erhabensten Fantasien. Diese Schönheit in Rücksicht des Natürlichen und Geistigen zeigt sich, näher betrachtet, von eigenthümlicher Art. Sie ist zu vergleichen mit einer eigenthümlichen Weise der Schönheit der Frauen: Das Gesicht mit ganz reiner Haut, eine liebliche matte Röthe, die sich ankündigt als geistiger ätherischer
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3–4 das Allgemeine] Ga: Dieses Eine 10 keine] Ga: auch nicht die mindeste 10–11 in Ansehung … Weltlichkeit] Ga: weder in religiöser noch in Weltlicher Hinsicht 16 Weisheit] Ga: Weisheit – mit einem Worte wir kommen gewönlich mit Rosen der Vorstellung an das Indische 35 heran 21 Poesie] Ga: Poesie der Mannigfaltigsten Art 28–29 die freisten, … Fantasien] Ga: die Phantasie zu dem Erhabensten gegangen 31 ganz reiner] Ga: einer durchsichtigen delicaten 32 liebliche matte] Ga: matte aber sanfte
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Hauch von Innen, – der Blick des Auges, die Haltung des Mundes, läßt dieß fast nicht irdische Schönheit nennen. Solche weiche Schönheit ist eigenthümlich der Zeit der Frauen, sie tritt ein ein Paar Tage nach der Niederkunft, wo diese Mattigkeit gewichen ist mit allem Unreinen, nach der Anstrengung und Arbeit des Gebährens, und wo zugleich die Seelenfreude über die Geburt des Kindes aus allen Zügen strahlt. Diese Schönheit kann | man auch im magnetischen, somnambulen Schlafe sehen, wo die Person im Innern mit einer schönen Welt in Beziehung steht. Es ist ein Gemälde der sterbenden Maria vorhanden, das man Schorel zu schreibt, die man gleich nach einer Somnambulen gemalt. Es ist die Schwäche des Todes, alle Kraft des Lebens ist verschwunden; aber es zeigt sich zugleich der Gedanke des Geistes, der in diese Schönheit hineinschimmert. – Mit einer solchen Schönheit kann Indien verglichen werden. – Es ist ein schönes Licht; aber es ist zugleich der Tod der geistigen, lebendigen Kraft, in den dieses Licht hineinstrahlt. – Was das G e s c h i c h t l i c h e betrifft, so ist, wie bei den Chinesen, dieß der Fall, und noch mehr, daß uns schon vor langen Zeiten und noch in neurer Zeit, ungeheure Zahlen von Jahren angegeben werden, zu denen sich die Tradizion des indischen Volks zurückerstrecke. Daß man diese Zahlen nicht ganz wörtlich nimmt, ist leicht zu begreifen. Es kommen Millionen Jahre vor. Es wird von Königen gesprochen, die 70 000, 20 000 Jahre regiert haben. Man giebt zu, daß darunter ein ganzes Volk, Geschlecht, Periode gemeint sey, von der Fantasie in Ein Individuum zusammengefaßt. Dieß vermeintliche Alterthum indischer Tradizion ist verschwunden, oder vielmehr, hat sich gründlich widerlegt, und es hat sich gezeigt, welchen Ursprung diese Zahlen haben, wie sie zu nehmen sind. Q u e l l e n sind 1.) die G r i e c h e n einer Seits dadurch, daß die Perser mit den Indiern in Verbindung waren, und die Griechen vom Hofe der Perserkönige Nachrichten erhielten; – 2.)tens, dadurch, daß Alexander Persien erobert, und nach Indien vordrang. – 2.) Die 2te Quelle sind mohamedanische Geschichtsschreiber. – Indien wurde nehmlich so den Mahomedanern bekannt: Im 10ten Jahr-
1–2 der Blick … nennen] Ga: dieser Anmuthsvolle und doch schwache Blick der Etwas über Irrdisches 2 weiche] Ga: eigentümliche sanfte 3–4 wo diese … Unreinen] Ga: Sie sind von der Unreinigkeit des Blutes befreit 5–6 Seelenfreude über … strahlt] Ga: die Freude ein neues Geschenk des Himmels, ihr eigenes Kind zu erblicken, läßt sie die vergangenen Schmerzen vergessen und drückt sich in dem matten Blicke aus 6 Schönheit] Ga: Schönheit, solche concentrirung der matten Reitze 7–8 wo die … 35 steht] Ga: Sie scheinen mit einer andern Welt zu leben, und doch dieses Gottliche in der Mattigkeit des Materiellen, des Körpers, zu zeigen. 9 gleich] Er: glaubt 10–11 es zeigt … hineinschimmert] Ga: In der Mattigkeit des Leibes zeigt sich der Funke der Verklährung, der Funke des Göttlichen 13 in den … hineinstrahlt] Ga: wo das Geistige hereinschimmert 19 70 000, 20 000] Er: 10–70 000 Ga: etwa 17 000 22 Tradizion] Er: Geschichte 23 Ursprung] Ga: Ursprung und Quelle
30 in sich hat, die schönen Lippen denen das Geistige | zu entschlüpfen scheint
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hundert ist der Staat der Gaznaiden gegründet. (Gazna liegt nördlich von Indien.) Ein türkischer Sklave gründete eine eigne Dynastie, Sebuklari. Unter seinem Sohne Mahomed haben die Einfälle der Mahomedaner begonnen. Bei ihnen hat auch Fartusi, der Dichter der Perser, gelebt, – ein augenblicklicher Glanz. – Dadurch wurde Indien den Mahomedanern bekannt. Sie liefern Nachrichten, besonders über die Einfälle, die die Mahomedaner in Indien gemacht. Später fiel Timur ein, und gründete das mongolische Reich. 3.) Die sichersten Nachrichten haben wir durch die indische Litteratur selbst erhalten. Hier zeigt sich eine eigenthümliche Besonderheit. Bei den Chinesen sind ganz genaue, ins höchste Alterthum zurückgehende, zusammenhängende, bestimmte, verständig geschriebne Geschichten. Die Indier haben keine historia rerum gestarum. – (Geschichte heißt zweierlei: 1.) was geschehen ist, – und 2.) Auffassung dieser res gestae.) – | So groß der Umfang ihrer Litteratur sonst ist, haben sie doch keine subjektive Geschichte. Aus diesem Einen Umstande ließe sich der Charakter der Indier aufzeigen und deduziren. – Das Sicherste, was wir von Indien wissen, beruht auf alten Dokumenten, in Stein eingegraben, oder auf Kupferplatten. Die Engländer, besonders Obrist Mackartney, hat mehrere 1000 solcher Dokumente zusammengebracht; aber sie enthalten Nichts als Namen der Könige, die einer Pagode einen Acker, ein Stück Land zum Geschenk machten. Die Bestimmung in Ansehung des Chronologischen ist entweder für sich nicht angegeben, oder bezieht sich auf andre Äras, die uns eben so unbekannt sind. – In Ansehung des Chronologischen sollte man glauben, daß man Aufschluß erhalte durch die astronomischen Werke, die uns bekannt geworden sind, indem sie den Stand der Planeten, Präzesse der Nachtgleichen, bestimmt angeben; – indem die Autoren genannt sind, die diese Beobachtungen gemacht haben, bestimmt sich die Lebenszeit der Fürsten und Autoren. Ferner haben die Europäer sehr viele genealogische Tabellen gefunden, – eine Menge Werke, die man ansehen kann als trockne Geschichte der Nachfolge der Könige und Dynastien. – Die Dokumente beschränken sich bloß auf Schenkung und Angabe von Namen. Was die chronologischen und genealogischen Schriften betrifft, hat uns Kalkur und Bentley, Engländer, näher damit bekannt gemacht. Die früheren Schriftsteller ha-
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3 haben die … begonnen] Ga: sind die Türken in dieses Land eingedrungen 8–9 Die sichersten … erhalten.] Ga: Die dritte Quelle die wir besitzen sind die Urwerke der Indier, es läßt sich vermuten daß wir die größten Kenntniße davon erhalten haben. 11 geschriebne] Er: geschriebne, bis ins Alterthum gehnde 11–12 Die Indier … rerum gestarum.] Ga: bei den Indiern hinge- 35 gen ist das ausgezeichnetste derselben daß sie keine Historiam rerum gestarum besitzen 17 auf Kupferplatten] Ga: Blei 21 andre Äras] Ga: Data 2 Sebuklari lies Sebecthegin
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ben sich damit begnügt, allgemeine Prahlereien von Indiern und Europäern aufzunehmen, und aus diesem auf räsonirende Weise Schlüsse zu machen. Man ist jetzt mit Originalwerken aus dem höchsten Alterthume bekannt geworden, aber jeder Bramine, Abschreiber solcher Schriften, die zwar Astronomie verstanden, hat willkührliche Ändrungen darin gemacht in Beziehung auf die Stellung der Planeten, so daß diese Angaben ihrer Zeit entsprochen haben. Die verehrtesten ältesten Werke sind so interpolirt. Sehr vielfache astronomische Systeme sind herrschend bei den Indiern; einige davon sind näher bekannt geworden; – aber diese astronomischen Systeme, zb. Angabe des Verhältnisses des Sonnenjahres zu den Mondumläufen, drücken in Ansehung solcher Daten nur Verhältnißzahlen aus; diese sind aber als ganze Zahlen ausgedrückt, und es kommen immer sehr große Zahlen heraus. – Wenn wir sagen: auf 19 Sonnen|jahren kommen 235 Lunazionen, Mondläufe, so ist das nicht genau bestimmt. Die Dezimalstellen, den Bruch, drücken sie als ganze Zahlen aus; sie sagen nicht: 19 Sonnenjahre entsprechen 235 Ganzen, 70, 9/100, – (235,79) sondern sie sagen 9 mal 10 000, und so sprechen sie von 2 350 000 Mondesläufen. Dieß nahm man, als ob sie von etwas Geschichtlichem der Erinnrung und Tradizion sprächen; aber das sind nur Verhältnißzahlen. So kommen solch große Zahlen heraus. – Die genealogischen Listen sind theils tradizionell, theils von der Willkühr der Abschreiber entstellt, wie die Engländer melden. Es sind Reihen von Königen ausgelassen, – viele Jahrhunderte interpolirt, – man kann sich gar nicht darauf verlassen, daß man ein ältres authentisches Werk vor sich habe. – Diese bemerklich gemachten Quellen enthalten nur trockne Daten. Das weitre wäre die konkrete Geschichte, die Handlungen und Begebenheiten. – Was diese betrifft, so haben wir durchaus keine Quelle, als die Gedichte der Indier Ramajana und Mahabarada, die einen Geist haben, wie etwa Homer. – Homer ist kein Geschichtswerk der Griechen, aber diese Sage präsentirt sich als Etwas, das sich in der Folgezeit mit so vielen Zusammenhängen gezeigt hat, daß es als Geschichte erscheint. Ganz anders ist es mit der indischen eigenthümlichen Darstellungs und Auffassungsweise. – In Indien ist, was wir geschichtliche Person, Individu-
16 2 350 000] Er: 205 000 19–22 Die genealogischen … habe.] Er: Die Indier haben lange Listen von Königen aber die Engländer haben gefunden daß sie theils traditionell, theils durch die Willkühr der Braminen abgeändert sind so daß man sich nicht im geringsten darauf verlassen kann. Ga: Was die traditionellen Schriften anbetrifft, so herscht kann man sagen in den Indischen Manuscrip35 ten die vollige Gewissenslosigkeit der Braminen. Jeder von ihnen setzt zu oder zieht zusammen nach seiner Wilkühr mehrere Zeitalter und Könige. 26 die einen … Homer] Ga: Jedoch haben auch diese keine so große Auctoritaet wie wir sie dem Homer zuschreiben. 26–27 Homer ist … Griechen] Ga: Auch er war zwar kein Geschichtschreiber 29–898,2 Ganz anders … Handlung] Er: Allein auch in diesen herrscht die eigenthümliche Weise der Auffassung bei den Indiern. In die40 sen Gedichten herrscht keine Wirklichkeit sondern jede Gegenwart einer Person oder Handlung
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um nennen, gar nicht vorhanden; jede Gegenwart eines Vogels, Person, Handlung, verflüchtigt sich sogleich in der Fantasie in eine ganz unbestimmbare Vorstellung. Was wir Sagen nennen, Mythologie, ist von unendlich bestimmterem Charakter, als bei den Indern. Bei ihnen wird Alles so mythisch, daß es ein ganz Unbegrenztes wird. – Die eigentliche Geschichte beruht auf dem Beschränkten, was die Griechen berichtet; – (dieß bezieht sich nämlich nur auf gewisse Theile,) – und auf mohamedanische und arabische Quellen. Aus den heiligen Büchern der Indier können nur wenige Data geschöpft werden. Das ist ein eigenthümlicher Zug, diese vollkommne Vorstellungslosigkeit in Ansehung der Person und Handlungen. Es setzt dieß Unvollständigkeit des Innern voraus: ist dieß unvollständig, kann es auch das Äußre nicht vollständig auffassen; ist das Innre, das Gemüth unbestimmt, so verschwimmt auch das Geschehene in Unbestimmtheit. – Die Unwissenheit mit dem Geschehenen, mit den Quellen, andrer Seits die Sucht, einzelne Sagen auszuspinnen zu Hypothesen, hat hervorgebracht, was als Geschichte ausgegeben wird. – Da ist angegeben, daß die Braminen aus dem Norden eingewandert sind, ein eigenthümliches Priestervolk sind pp das sind geistreiche Behauptungen a priori, die aus der Weise herkommen, wie heute Geschichte behandelt wird. Das indische Volk, das der Weltgeschichte angehört, – das wir gleichsam vor Anfang der Weltgeschichte behandeln, – | das indische Volk ist eben so statarisch, wie die Chinesen. Es hat keine Geschichte über das, was es anders war, als wie es jetzt ist. Wir sehen es wie es immer war; in seiner Ausbildung, in der es erst verdient ein Staat, Volk genannt zu werden. – Ihre Vergangenheit ist also etwas Unbekanntes. 2.) Die Bestimmung, Grundlage der indischen Bestimmtheit, die Bestimmung von der w e l t l i c h e n Seite. Die Bestimmung in ihrem Daseyn wollen wir nun betrachten, das Feste im Unterschiede, im Innern des Volkes. – Diese Unterschiede, die sich zusammenfassen in einem Staate, haben wir weiter zu betrachten. Die Eine erste Substanz bei den Chinesen besondert sich hier bei den Indiern. Es treten unterschiedne Stände hervor; insofern Prinzip der Freiheit, denn dieß gründet sich darauf, daß das Individuum in sich, seinem
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3 Sagen] Ga: Sagen, Epische Werke 4–5 wird Alles … wird] Ga: trägt alles eine mythologische Gestalt, und versenkt sich in das Unendliche 7 auf mohamedanische … Quellen] Ga: Selbst aus demjenigen | was wir von den Arabern und Mahomedanern angegeben haben, können wir nur durftige Data herausbekommen. 8 Data] Er: unbestimmte Daten 9 Vorstellungslosigkeit] GaEr: Verstandlosigkeit 10–13 Es setzt … Unbestimmtheit.] Ga: Das ist aber leicht zu erklähren. Wenn 35 das Innere unvernunftig unbestimmt ist, so kann es auch weder Gegenwart noch Vergangenheit auffassen, sie verschwindet in der Unbestimmtheit. 10 Unvollständigkeit] Er: Unvernünftigkeit 12 das Geschehene] Er: Gegenwart und Vergangenheit 13–15 Die Unwissenheit … wird.] Ga: Man kann wohl viele Werke finden, in denen die verschiedenen Hypothesen erklahrt seyn sollen, das sind aber reine Erdichtungen 21 Geschichte] Er: Geschichte und kein Bewußtseyn 40
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Gemüthe gilt, Selbständigkeit hat, – nicht daß das Vernünftige auf eine äußerliche Weise nur vorhanden ist, sondern daß dieß Vernünftige ist wesentlich als Vernunft in seiner Überzeugung, Gewissen. – Hier beginnt die Partikularization; aber zugleich auf eine geistlose Weise ohne Subjektivität. Es ist ein Übergang von dem Einen Ansich seyn, ein Heraustreten in eine Partikularisazion, die nur einseitige natürliche Partikularisazion ist. – Bei den Chinesen sahen wir den Unterschied von Freien. Diese sind selbst unfrei und Sklaven. In Indien ist jeder in seiner Besonderheit schlechthin gebunden. Diese Unterschiede in der Idee sind zwar nothwendig. Das Leben, Thätigkeit, Thätigkeit eines Volks ist Ein großes Werk, das sich in verschiedne Geschäfte theilt. Es sind verschiedne Systeme, die das Eine Werk des Staats hervorbringen, – so wie sie auf dem Einen Werke des Staats beruhen. – Die Allgemeinheit besondert sich in die verschiednen Geschäfte: in sofern sind sie in allen Staaten. Aber bei den Indern sind diese verschiednen Geschäfte zu K a s t e n befestigt; ein jedes Individuum ist durch die Natur zu einem solchen Geschäfte bestimmt; es ist dazu geboren; nicht Wahl, Neigung, Geschicklichkeit bewegt es dazu. – Ein Hauptmoment in gebildeten Staaten ist, daß es der Partikularität überlassen ist, welchen Geschäften sich der Mensch widmen will; – e s ist ein Besondres, der Mensch ein Allgemeines. Die Besonderheit muß seine Wahl seyn, mit seinem besondern Charakter, Inneren übereinstimmen. – Hier in Indien hat sich das Innre nicht zum Besondern zu entschließen, sondern es ist geboren zu einem Geschäfte, das besondre Rechte, Privilegien hat. Schon bei Arrian (de exped. Alex. fqjἸne.) treffen wir diese Kasten: er führt 7 an – die Zahl ist etwas Umständiges. Es sind 4 Hauptkasten; es werden | aber mehr genannt. – Die 1te Kaste ist die der B r a m i n e n ,
1–2 das Vernünftige … ist1] Er: das Individuum Knecht des Vernünftigen ist 4 Subjektivität] Ga: Substancialitaet 6 die nur … ist] Er: die sich sogleich wieder befestigt und nur eine natürliche ist Ga: dieses wird aber eisern und steinern durch die Natur bestimmt 8 in seiner … gebunden] Er: in seinem Stande ein Gebundner 8–9 Diese Unterschiede … nothwendig.] Er: Diese Momente, die in Indien hervortreten sind n o t h w e n d i g 9 Das Leben, … Volks] Er: Der Staat, das vernünftige Leben eines Volks ist e i n e 30 in der Idee. Thätigkeit 10 Geschäfte] Er: Unterschiede, Geschäfte 10–12 Es sind … beruhen.] Er: Diese Geschäfte sind durch die Natur der Idee nothwendig, e i n nothwendiges System und diese bringen das e i n e Werk hervor, so wie sie umgekehrt auf diesem ganzen System, dem Staat beruhen. 12–13 Die Allgemeinheit … Staaten.] Er: Diese verschiedenen Geschäfte sind bei den 12 besondert sich] 35 Indiern hervorgetreten, das Allgemeine um zu existiren hat sich besondert Ga: zer|fällt 13 Geschäfte: in sofern … Staaten] Ga: Geschafte, diese sind durch die Natur nothwendig, diese bringen das Eine des Staates hervor wie sie auf diesem Einen beruhen 16 Neigung] Er: Fähigkeit Ga: Wilkühr 17–18 welchen Geschäften … will] Ga: auf welche Weise sie die Einheit derselben volbringen wollen 18–19 e s ist … Allgemeines] Er: Die Geschäfte sind 40 ein Besondres, der Mensch aber ist das Allgemeine und steht über der Besonderheit und ist die Macht über sie; hier aber ist er durch Natur dazu bestimmt. 23–24 Umständiges. Es … genannt.] Ga, ähnlich Er: vollig unbestimmtes – auch (Ga: 38 Er: 36–37) werden oft angegeben
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(Brachmanen bei Arrian). Diesen ist das Geschäft des intelligiblen, religiösen, wissenschaftlichen Lebens zur Bestimmung gemacht. – 2.) die praktischen Geschäfte und zwar das Geschäft der Tapferkeit, des Muths, als Gewalt des Staats in sich und nach Außen, – der Stand der K r i e g e r, S c h a t r i , (Schidri, Kitri, Ketri, Schatrias p) – das 3te Geschäft ist das des Gewerbes, also Handlung; (in allen Staaten sind die Unterschiede desselben), – Handwerkers, – Waislias. Dieß Gewerbe theilt sich wieder in mehrere Zweige: städtische Handwerker, zu unmittelbarer Sammlung der Naturprodukte, – durch Ackerbau, Viehzucht, Jagd. – Die 4te Kaste ist die Dienende, die nicht als besonders organisirter Stand angesehen wird, – kein Privatdiener, ein Getrenntes. – Die Vernunft in dieser Abtheilung ist das Eine; aber das Andre ist das Feste.– Der Ursprung dieser Kasten ist auch so ein Problem, worüber sich viele Hypothesen finden. – Man hat gefabelt von einem Priestervolke, das von Norden eingewandert ist. Am leichtesten ist anzunehmen, die Verschiedenheit sei ursprünglich, – was verschieden ist, ist von Natur verschieden – daß es verschiedne Stämme seien. – Zu dieser Hypothese a priori nimmt man auch sonst seine Zuflucht. – Ein solcher Unterschied kann nur vorhanden seyn in einem großen Volke. Im patriarchalischen Zustande ist Nichts verschieden. Odysseus ist Fürst, Schlachter, Priester, wie Abraham; die Frauen sind die Weber. Ein Priester ißt, kleidet sich auch, muß also die anderen Gewerbe auch in sich haben. Die Leviten sind ein einzelner Stamm; aber sie haben auch weltliche Geschäfte getrieben. Die bestimmten Unterschiede, als Stände, können erst in einem Ganzen hervortreten. – Bei Ar-
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6 Handwerkers] Er: Kaufleute Handwerker Waislias] Ga: B a i s i a s , B a i s e , B i s e 6 – 8 Dieß Gewerbe … Jagd.] Er: Diese Kaste theilt sich wieder. Die Stadthandwerker formiren die natürlichen Mittel, welche die Landhandwerker unmittelbar einsammeln. Auch gehören in diese Kaste 25 alle, welche Viehzucht Fischfang, Jagd treiben. 10–11 Die Vernunft … Feste.] Er: Das Vernünftige ist das eine in dieser Abtheilung der Stände, das Andre ist daß sie fest, unbeweglich ist. 11 das Eine; … Feste] Ga: das | Allgemeine – das unvernünftige das feste der Casten 12–15 worüber sich … seien.] Er: für die Geschichtsschreiber gewesen, die gemeint haben daß ursprünglich alle diese eigne Volksstämme gewesen seyn, daß die Priester als ein eignes Volk 30 von Norden eingewandert sey und dergleichen 16–17 Ein solcher … Volke.] Ga, ähnlich Er: Die Hauptsache aber ist daß solche Unterschiede nicht in einer (Er: bloßen) Menge sondern in einem Volke statt finden können. 18 Nichts verschieden] Ga: jeder alles 18–19 Priester, wie Abraham] Ga: So war Abraham nicht nur Anführer seines Stammes, sondern auch Oberpriester, und verrichtete alles was er nötig hatte. 19 die Frauen … Weber] Er: So schlachten Homers Helden 35 selbst ihr Vieh und ihre Frauen weben ihnen die Kleider und verfertigen andre Geräthschaften. Ga: der Konig schlachtet Ochsen, und seine Frau schneidet ihm Kleider zu 21–22 Die bestimmten … hervortreten.] Ga: Die HauptSache ist, daß Unterschiede nicht von Außen herkommen, sondern durch das sich Bilden des Volkes gebildet werden. 6 Waislias lies Vaishyas
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rian sind 7: In Ansehung des Gewerbes sind Unterschiede gemacht, die als Unterschiede der Kasten angesehen werden. Ein andrer Umstand ist, daß solche 4 Hauptkasten angegeben werden. – In vielen Gegenden gebildeten Lebens gibt es 130 Beschäftigungen, die zugleich erblich sind, und so, daß ein Jeder, der zu dieser Kaste gehört, durchaus nichts Andres verrichten darf. – Es ist absurd, zu sagen: es seien 130 Völker gewesen. Es ist freilich oft der Fall, daß eine Völkerschaft ein eignes Geschäft treibt. | In Benares Kalkutta sind Palankintträger (– Sitz der Vorhänge hat und an Stangen getragen wird) –. Diese haben nichts Andres zu thun; – die Bill haben nur den Indern bei ihren Expedizionen die Nahrungsmittel nachzuschaffen. – Man sieht bei dieser Ausbildung den Ursprung dieser Unterschiede in der bürgerlichen Gesellschaft; die Unterschiede sind zugleich an die Geburt gebunden. Der englische Offizier hat 30; der Obrist 50 Bediente: der Eine holt das Futter; der Andre futtert p; ein Indier bringt die Theetasse; hat aber der Europäer daraus getrunken, so würde der Indier sich für verunreinigt halten, wenn er diese Theetasse wegtrüge; diese muß ein andrer Bediente wegtragen. – Vertheilt und zugleich fest, sind diese vertheilten Geschäfte. Diese Kasten sind also festgestellt durch die Geburt, – und haben nicht nur verschiedne Geschäfte, sondern auch verschiedne Rechte. Diese sind Rechte im bürgerlichen Zustande der Gesellschaft; es sind aber eben so absolute, religiöse Rechte. – Die Gleichheit, die wir bei den Chinesen sehen, ist hier nicht vorhanden; und diese partikulären Rechte der Kasten, diese Ungleichheit geht zu einem schauderhaften Grade fort, – die das, was wir Recht nennen, was vernünftiges Recht ist, ganz und gar nicht fortkommen lässt. Die Braminen sind Hauptkaste. Ihre Rechte gegen die niederen Kasten sind in jeder Hinsicht sehr
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25 1–2 In Ansehung … werden.] Ga: in dem Maaße aber in welchem das Leben concreter ausgebil-
det wird vermehren sich noch die Unterschiede der Stande 3–4 In vielen … sind] Ga, ähnlich Er: deswegen werden manchmahl auch 35 Casten in Indien angegeben 6 es seien … gewesen] Ga: daß jede von den (Ga: 35 Er: 36–37) Casten aus einem eingewanderten neuen Stamme entstanden ist 6–7 eine Völkerschaft … treibt] Ga: einzelne Casten besondre Geschefte eingehen, 30 daß zb. der Stand der Bills nur mit Ochsenzucht umgeht, aber dieses kann nur von dem concreten Leben herkommen 7 sind Palankintträger] Er: hat jeder Kaufmann oder Vornehme mehrere Palankinträger 8–9 Diese haben … thun] Er: die nichts thun als ihren Herrn tragen Ga: es wäre absurd zu sagen daß ein Stamm von Palakin-Trägern deswegen nach Indien eingewandert ist 12–16 Der englische … wegtragen.] Er: Die englischen Officire haben auf ihren Märschen 35 viel Unannehmlichkeiten, | weil sie für jedes Geschäft einen eignen Diener haben müssen der Diener der das Pferd sattelt und zäumt halte sich für verunreinigt wenn er ihm auch Futter brächte – der Pfeifenstopfer bequemt sich zu keinem andren Geschäft – So abgeschmackt es nun wäre von einem besondern Pfeifenstopfervolk zu reden, eben so abgeschmackt ist, von einem Priester und Kriegervolk zu reden. 20 Gleichheit] Er: Gleichheit der Bürger nicht] Er: ganz und gar 40 nicht 7 Palankintträger lies Palakinträger
33 Palakin] Panlankinks
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vorzüglich gegen die Rechte Anderer, für uns etwas Unglaubliches. In der 4ten Kaste, Suder, sind die Paria oder Kontola. Diese entstehen vornehmlich durch die Heirath, die Zeugung von einer Frau aus einer höhern mit einem Manne aus einer niedern Kaste. Dieser Nachkomme ist im höchsten Grade verachtet. – Diese müssen den Braminen aus dem Wege gehen; thut einer dieß nicht, so hat der Bramine das Recht, ihn niederzustoßen. Ein Suder hat kein Recht überhaupt. Sie gelten dafür, als seien sie geboren zu den Füßen des Braminen. Der Bramine kann ihm das Eigenthum nehmen, hat die Befugniß ihn für sich zur Arbeit zu gebrauchen. – Die Veda’s gehören ausschließend den Braminen an. Es ist ihnen verboten, in Gegenwart Eines aus der 4ten | Kaste zu lesen; sie sollen ihnen nicht Rath ertheilen, ihnen nicht die gesetzmäßige Abbüßung der Sünde lehren, – ihnen Nichts von ihrer Tafel geben: denn sie werden als Thiere angesehen. Liest ein Suder die Vedas, so ist es Gesetz des Manu, daß ihm die Obrigkeit bitteres Öl heiß in den Mund gießt; hört er zu, wird ihm dieß Öl in die Ohren gegossen; weiß er Stellen auswendig, so ist die Todesstrafe darauf gesetzt. Wenn ein Bramin sich gegen einen Suder zu beschweren hat, daß er ihm beschwerlich sei, – auch Todesstrafe. – Die Braminen sind nicht nur natürlich, sondern auch aus dem Geiste, aus Brama’s Kopf hervorgegangen. Im Gesetzbuche des Manu, im Hindugesetzbuch sind Strafen für Vergehen festgesetzt; aber es ist immer angegeben, wie die Strafe beschaffen seyn soll gegen jede Kaste. Vieles geht bei einer höhern Kaste mit Straflosigkeit aus, was sonst streng bestraft wird. So, wenn ein Mensch aus einer niedern Kaste Einen von einer höhern anklagt, so hat er, – wenn die Anklage falsch ist, – die doppelte Strafe des Vergehens zu tragen, dessen er ihn angeklagt; aber dieser bleibt ungestraft, wenn Einer von einer höhern Kaste Einen aus einer niedern fälschlich anklagt. – Spricht ein Niedrer mit einer Obrigkeit aus einer höhern Kaste,
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4 Dieser Nachkomme … verachtet.] Ga: Es darf überhaupt keine solche Verbindung statt finden. Die Kinder die aus ihr entstehen, und das ganze Geschlecht derselben bildet diese verachtetste Caste aus. 5 nicht] Er: nicht oder berührt er den Braminen 7 zu den Füßen] Er: zum Dienst 13 Vedas] Er: Vedahs oder Puranas 15 gegossen] Ga: gegossen und die Ohren mit 30 Wachs zugeklebt ist die … gesetzt] Ga: wird er enthauptet 16–17 Wenn ein … Todesstrafe.] Er: Beklagt er sich über einen Braminen, so ist Todesstrafe darauf gesetzt. Ga: Die Veda’s gehören wesentlich den Braminen an. Mit ihnen kann ein Suter weder aus einer Tafel essen noch Ruhe im Hause finden – und es wird den Braminen verboten einen solchen Buße zu thun lehren wenn er gesündigt hat. Ueberhaupt wenn ein Suter im geringsten einem Braminen zur Last fällt, ihn zb. 35 zur Rede stellt, so wird er mit dem Tode bestraft. 17–18 Die Braminen … hervorgegangen.] Ga, ähnlich Er: Die Braminen heißen 2 Mahl geboren, aus Bramas Kopf sollen sie alle stammen. 22 sonst] Ga: in den niedrigen 26–903,1 Spricht ein … Kaste.] Er: Wenn einer aus einer niedern Kaste im gemeinen Leben sich eine Gleichheit mit dem einer höhern herausnimmt, zb vorlaut ist, so steht gesetzliche Strafe darauf. 40 14 gießt] ließ
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so ist Strafe an Geld drauf gesetzt, in dem Grade der Kaste. Der Diebstahl allein wird bei den höheren Klassen mehr bestraft, als bei den niederen. Da ist kein Recht, keine Gleichheit der Person – dieß bestimmt in Unparteilichkeit. – Die Braminen gehen immer straflos aus; für Mord, Verschwörung werden sie verbannt. Im Gesetzbuche des Manu steht: an einer Stelle soll die Strafe vollzogen werden, Zeugungsglied, p Eigenthum; – ein Bramine soll nur an einer dieser Stellen aus der Gemeine ausgeschlossen werden. – Das Prinzip der Strafe ist Widervergeltung im absurden Sinne der äußerlichen Gleichheit. Wenn Einer von niedrer Kaste Einen von einer höhern stößt, so wird ihm, womit er stößt, abgehauen, Hand oder Fuß p. – Eben so ist das Intresse in Ansehung des Geldes verschieden: Der Bramine bezahlt 2 pro.c.; der Schadri 3; die 3te Klasse 4 und der Schuder 5 per.c. Das Land der Braminen ist von Abgaben frei. Wenn ein e i n Mal geborner Mensch einen 2 Mal gebornen mit groben Invectiven insultirt, soll ihm seine Zunge geschlitzt werd|den; wenn er ihn schmäht, zB. du Auswurf des Brama, – wird ihm ein eiserner Stab 10 Zoll tief in den Hals gestoßen; wenn er dem Braminen Etwas einredet, wird ihm glühendes Öl in Mund und Ohren gegossen. – So sind die Rechte ganz und gar verschieden. – Der Bramine gilt für ein ganz höhres göttliches Wesen; ein Bramine gilt dafür, daß er in seinem Bewußtseyn Brama überhaupt, daß er der Gott für den Indier ist. Ein Indier von einer andern Kaste kann vor einem Braminen niederfallen und sagen: „Du bist mein Gott!“ – Nicht alle Braminen sind so angestellt und erhalten, daß sie unabhängig leben; viele stehen in Diensten bei den Engländern, als Schreiber p; sie zeichnen sich nur durch einen Strick aus, der vom Hals heruntergeht. Dieser ist unter der Kleidung verborgen; wird aber der Strick sichtbar, so fällt der Indier vor ihm nieder, küßt seine Füße und die Fußtapfen die er macht. –
2–3 Da ist … Unparteilichkeit.] Er: Das Recht, das in der Gleichheit der Personen vor dem Gesetz besteht, ist hier nicht vorhanden. 5–6 steht: an … Eigenthum] Ga: sind 10 Stellen des Körpers angegeben, auf welche bei den 3 niedern Klassen die Strafen sich erstrecken konnen 6–7 ein 8–10 Wenn Ei30 Bramine … werden] Ga: die höchste Strafe der Braminen ist die Verbannung ner … Fuß p.] Er: Wenn einer aus einer niedern Stufe einen aus einer höhern schlägt, so wird ihm die Hand abgehauen, stößt er ihn mit dem Fuß, der Fuß. 10–11 Eben so … verschieden:] Ga: Dieser Unterschied von Casten findet auch in andern bürgerlichen Verhältnißen statt. 13 insultirt] Er: beleidigt 15 Auswurf des Brama] Ga: Auswurf der Braminen 16–17 wenn er … ge35 gossen] Ga: Wenn er einen hohern anspuckt, so sagt der Gesetzgeber die Strafe soll so groß seyn daß sie gar nicht zu beschreiben ist. 23–24 vom Hals heruntergeht] Er: von der Schulter über die Hüfte geht Ga: vom Arme niederhängt 25–26 so fällt … macht] Ga: so fällt er auf die Erde vor ihm hin – Es wird von den Engländern angegeben, daß sie einmahl einen armen Braminen mit einem Briefe geschickt haben. Die Kleider in Stücken, die Füße mit Staub bedeckt kommt er an | 40 dem bestimmten Ort an. Die Indier die da wohnen erblicken den Strick. Alle fallen vor dem Braminen nieder, küßen ihm die bestaubten Füße, und verehren ihn aufs hochste.
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In Indien ist Vielweiberei. Die Braminen können sehr viele Frauen haben. Jeder schätzt sich’s zur Ehre, wenn ein Bramine seine Tochter verlangt. Eine ganze Menge von Weibern werden ihm angeheirathet: es wird bloß die Zeremonie des Heirathens vorgenommen. Er hat Frauen, die er nie sieht, – manche nur in vielen Jahren. Bei reichen Pagoden, wo viele Braminen sind, sind große Feste besonders im Frühling und Herbst. Da kommen Millionen zusammen, – zb südwestlich von Kalkutta. Bei solchen Festen können die Braminen die schönen Frauen sich herausnehmen. Der Mann muß stillschweigen, sonst geht es ihm schlecht. Der Bramine nimmt die Frau mit in seinen Tempel, behält sie einige Jahre und schickt sie dann wieder zurück. Der Bramine hat über Eigenthum, Frauen unbeschränktes Recht. – Die Gesetze sind nach den Kasten von unendlicher Verschiedenheit. Es ist in den Gesetzen dieser merkwürdige Umstand, daß zwar Strafen bestimmt sind für falsche Zeugen, Meineid; aber daß er auch in gewissen Fällen erlaubt und sogar verdienstlich ist. Wenn ein wahres Zeugniß einen Menschen um sein Leben bringen würde, – darf man falsches Zeugniß geben; auch wenn ein Mensch, der ein schwerer Verbrecher ist, den Tod verdient hat nach dem Gesetze, wenn er durch ein wahrhaftes Zeugniß verurtheilt wird, und der König ihn aus Unachtsamkeit oder Irrthum vertheidigt, so darf ein falsches Zeugniß gegeben werden; ja dieß ist selbst der Wahrheit vorzuziehen. – | Eben so, wenn eine Heirat durch falsches Zeugniß oder Meineid gestiftet werden kann, – ferner, wenn ein Mann bei einem Mädchen dadurch den Zweck erreicht, seine Lust zu befriedigen, ist es erlaubt. – Wenn es zu Gunsten des Braminen geschieht, ist Meineid erlaubt. – Die Gesetze sind selbst theils so beschaffen, daß sie Meineid, falsches Zeugniß erlauben. Der Punkt in Ansehung des Grundeigenthums ist noch zu erwähnen. Es ist schwierig, ob die Bauern eigentlich Recht haben an dem Boden, den sie bauen. Die Engländer, wie sie in Indien eindrangen, haben besonders Intresse gehabt, über diesen Punkt in’s Klare zu kommen. Es handelte sich darum, ob sie die Einwohner betrachten sollten als Grundeigenthümer, – oder nur die, denen sie
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2–5 Eine ganze … Jahren.] Er: Der Vater des Mädchens machts ihm nur bekannt und bittet um 30 seine Erlaubniß. Ga: Wenn ein Bramine reich ist, so werden ihm tausend Mädchen, von 10 Jahren an, die er manchmahl gar nicht sieht zu Frauen bestimmt. 7 Braminen] Ga: Braminen die auch in großer Anzahl da sind 8 schönen] Ga: schönsten Der Mann muß stillschweigen] Ga: Der arme Mann dessen Frau in so eine Gunst bey den Braminen gefallen ist, muß sich das gefallen lassen 10 zurück] Ga: nach Hause wenn sie ganz verblichen 11 Eigenthum, 35 Frauen] Er: Frauen und Eigenthum derer die in einer niedern Classe sind 15 einen Menschen] Er: eine Person bringen] Er: bringen, ein falsches sie retten 29 Einwohner] Er: Landbebauer
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Renten schuldig waren. Sie sahen provisorisch nur diese letzten dafür an, daß sie sich nur an diese in Ansehung der Abgaben hielten und ihnen überließen, die Renten von den Bauern zu beziehen; wer diese nicht abtragen konnte, wurde gradezu weggejagt. – Ein Dorf macht eine Gemeine aus. In dieser hat Jeder von dem Lande, das er baut, eine Porzion, die Hälfte des Betrages abzugeben. Von dieser Abgabe erhalten Beamte eine Porzion; was übrigbleibt, erhält der König. – Näher ist das Verhältniß dieß: von der Ernte erhält eine Porzion der Richter, Aufseher und Vertheiler des Wassers, (Gewöhnlich ist bei einem Dorfe ein See), der Bramine, der Astrolog, der gewöhnlich ein Bramine ist, Bettler, Schmidt, Zimmermann, Töpfer, Wäscher, Barbier, Tänzerinn, Musikus, Poet. – Vom übrigen Ganzen erhält der König die Hälfte, die andre behält der Bauer; – sonst ist kein Zusammenhang der Gemeine mit dem König. Sie haben keine Soldaten zu stellen. Die Gesetze sind ein für alle Mal gegeben; es ist da kein neues Gesetz wegen Straßenbau et.c. – Das sind Proben von der Hauptbestimmung der rechtlichen Verhältnisse. – Was den politischen Zustand betrifft, so ist über das Verfahren nichts Festes oder Eigenthümliches. Die Gesetze beruhen auf den Rechten, die jeder Kaste zu kommen. Der politische Zustand ist im Ganzen produzirt durch Willkühr, Gewalt, List und Tyrannei. Indien hat nie das ausgemacht, was wir ein Reich nennen, sondern ist von jeher in eine Menge kleiner Staaten vertheilt, die in ewigem Zwiste und Kampfe mit einander waren, wovon ein Theil von Mächtigeren, Listigeren, Charaktervolleren unterjocht worden | ist, so daß dieser wieder von seinen Söhnen, Schatzmeister oder seinem Nachbarn verdrängt worden ist. Die Geschichte von Indien ist eine Geschichte von Empörungen, nicht des Volks gegen den Fürsten, sondern von Generalen p gegen den König, – und innerlicher Kriege. – Die Indier sind mehr durch Nationalität Religion und Kastenverhältniß Eine Gesammtheit. Diese begreift eine sehr große zahlreiche Na-
1–3 Sie sahen … beziehen] Ga: | Das Resultat wurde so bestimmt, daß die Engländer sich nur an die Cemindars, DorfAufseher wenden brauchten um die Abgaben zu bekommen, und diese hatten 5 eine Porzion, … abzugeben] Ga: zwei Portionen zu 30 mit den einzelnen Bauern zu thun. machen die Hälfte] Er: oft die Hälfte 9 Bettler] Ga: Becker 10 Tänzerinn] Ga: Tänzerin bei der Pagode 12 sonst] Er: Außer dieser Abgabe der Gemeine … König] Er, ähnlich Ga: zwischen dem Fürsten und den Unterthanen 16 politischen] Ga: sittlichen, besonders den politischen über das Verfahren] Er: Ueber Verfassung 18 zu kommen] Er: zukommen, das 21 ewigem] Er: immerwährend 23 seinem Nachbarn] Er: 35 übrige ist unbestimmt Mächtigen 24 Indien] Er: Indiens so weit man sie kennt 24–26 von Empörungen, … Kriege] Ga: ewiger Empörungen und einheimischer Kriege. – Die Könige wurden am heufigsten von ihren Söhnen oder Schatzmeistern ermordet. 25–26 von Generalen … Kriege] Er: der Mächtigen die immer während im Kriege mit einander waren 40 29 Cemindars lies Zamindars
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zion; das Haupttheater ist westlich vom Himmalaja, das große Thal vom Ganges, der östliche Theil vom Indus, den Indus hinauf bis gegen die einzelnen Ströme, aus deren Zusammenfluß der eigentliche Indus entsteht. Bis zu diesen einzelnen Strömen im Norden drang Alexander. In den neusten Zeiten sind die Engländer bis an den Altar gedrungen, in der Gegend von Lahore, und nordwestlich weiter, den Alexander als Grenze seiner Züge geweiht hat. Von Alexander ist in den indischen Poemen Nichts anzutreffen. Von einer Sandrakutta kommt Etwas vor; das scheint zusammenzustimmen mit Sondrokottus, der nach Alexanders Tode von Seleukus sich unabhängig gemacht. H i n d u s t a n ist das eigentliche Land zwischen Indus und Ganges. Dieß Reich steht theils unter unmittelbarer englischer Herrschaft, theils sind die Fürsten abhängig von den Engländern; gegen Norden aber hat sich ihre Herrschaft nicht erstreckt. – Die S c h e i k s sind vornehmlich merkwürdig. Über sie fielen die Mohamedaner nur bei ihrem Eindringen in Indien zunächst her, weil sie an der Grenze sind, wo die Mahomedaner und Indier sich begegneten. Da hat sich eine Religion gegründet im ersten Drittheil des vorigen Jahrhunderts, die den indischen Götzendienst verwirft und das Eigenthümliche des Mahomedanismus. Sie leben patriarchalisch. Die Dörfer, Familien sind unabhängig von einander. Diese Scheiks sind es, die Kabu und Kandabar, diese von Indien nördlichen Gebirgstheile, erobert haben, – um deren Besitz sie jetzt mit den Engländern kämpfen. Das übrige Indien ist den Engländern unterworfen. 80–90 Millionen
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4–6 In den … hat.] Ga, ähnlich Er: ein Land welches die Griechen schon gekannt haben, jetzt Pentscha genannt macht den eigentlichen Hindustan aus. Die Engländer sind bis zu Lahor, zu diesem Altare Indiens eingedrungen, (Ga: wohin auch Alexander seinen Zug gefuhrt hat Er: den Alexander auf seinem Zuge hier aufgestellt. Diese Länder stehen noch nicht unter englischer 25 Herrschaft). 9 Tode von … gemacht] Ga: Abzuge diesen Theil von Indien beherschen sollte 10 H i n d u s t a n ist … Ganges.] Er: Das eigentliche Hindostan geht bis an die Nerbudda, die von Osten nach Westen fließt und sich in den Meerbusen von Gujarat ergießt. Ga: Die Halbinsel von Indien wird Dekan genannt. Die Englische Macht streckt sich heute zu Tage bis zu Pentschafta aus, wo ihr Halt gemacht wurde. Dieses Volk steht also unter keiner fremden Re- 30 gierung, und unterscheidet sich von den benachbarten Ländern nicht nur durch seine Verfassung, aber auch durch die Religion. Dieses Land ist es, welches nun so zusagen die Grenze zwischen dem Indischen Aberglauben, und dem Mahometanismus ausmacht. Die Bewohner werden Sigs genannt. 18 patriarchalisch. Die … einander.] Ga: in einem patriarchalischem Zustande, von Staatsverwaltung ist hier nicht die Rede 19–21 Diese Scheiks … kämpfen.] 35 Ga: Vor kurzem haben sie K a b u l , und K a n d a h a r erobert, und sind jetzt noch theils mit dem Krieg führen, theils auch mit dem Beherschen der eroberten Länder beschaftigt. 21 übrige] Ga: eigentliche 21–907,1 80–90 Millionen unmittelbare Unterthanen] Ga: 90 Milionen Einwohner 7 einer Sandrakutta lies einem Chandragupta 13 S c h e i k s lies S i k h s 19 Kabu und Kandabar 40 lies Kabul und Kandahar 23 Pentscha lies Pandschab 30 Pentschafta lies Pandschab
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unmittelbare Unterthanen zählt die ostindische Kompagnie: Die Massen, die unter ihrer indirekten Herrschaft | stehen, beträgt 120–130 Millionen. Die Engländer sind die ruhigsten Zuschauer in Ansehung dessen, was diese Staaten Eigenthümliches haben; sie haben die meiste Fähigkeit, Alles gewähren zu lassen. – Sie lassen es ruhig geschehen, daß sich die Frauen verbrennen; sie liefern Wachen, die den Todtschlägen auf großen Messen ein Ziel setzen; besonders Fakirs bemächtigen sich eines solchen Platzes der Messe, und verlangen Abgaben; da schlagen sich 20 000 von verschiednen Sekten oft herum. – Die Engländer respektiren die Kasten, lassen Alles ruhig gewähren. So erhalten sie ein so ungeheures Reich unter ihrer Herrschaft – die Franzosen sind dessen nicht fähig. Der Feldzug eines General fiel unglücklich aus, weil er den Indiern ihre Thorheit nicht gelten ließ, – die Indier schanzen und graben ließ, ohne den Unterschied der Kasten zu beobachten. – Die Indier liefen alle davon. Der General war Lady Tollandard, ein edler Mann, der aber die Indier wie Europäer behandelte. Er wurde hingerichtet, weil er den Franzosen den Verlust von Ostindien zuzog, – ihm ein Knebel in den Mund gesteckt, damit er Nichts sprechen könnte zu seiner Vertheidigung. – In der indischen Geschichte gibt es glänzende Reiche; aber sie sind mehr in sich beschlossen geblieben, wie die Chinesen; sie haben keine Schiffahrt getrieben; das Befahren der See, das Reisen weiter westlich gegen den Indus ist verboten. – (In alter Zeit findet man einige Spuren von Schiffahrt.) Das Prinzip des Meeres, was in dieser Betriebsamkeit, und Tapferkeit liegt, die verbunden ist mit der Schiffahrt, ist ihnen fremd. Die Engländer haben ihnen das in gro-
1–2 Die Massen, … stehen] Er: die ganze Masse der Völkerschaften die in Ostindien unter engliGa: Mit den Benachbarten Landereien die eigentlich zu Indien gerechnet werden konnen, beträgt die Zahl der Einwohner 2–5 Die Engländer … verbrennen] Er, ähnlich Ga: Die Engländer verstehn es vortreflich mit diesen Leuten umzugehn, sie dulden ihre Sitten und Gebräuche und verhalten sich ruhig und gemäßigt in Hinsicht der Religion und Aberglaubens dieser Völker. Sie wohnen auch zb den Verbrennungen der Frauen bei 6 Wachen, die … setzen] Er: 30 Wachen zu den Tempeln bei denen sich oft 3–4 Millionen Menschen versammeln und erhalten die Ordnung Ga: Englische Soldaten um Ruhe in ihren Tempeln, Pagoden zu erhalten 10–15 die Franzosen … behandelte.] Er: Die Franzosen verstehn es nicht so gut mit fremden Völkern umzugehn und ruhe zu erhalten. Ga: Anders waren die Franzosen gestimmt, zu der Zeit wo der General Ladi Tolandol in Indien einbrach. – Er nöthigte die Einwohner den Franzosen Dienste zu lei35 sten, Dienste welche den Unterschied der Casten | storten. Die Folge davon war daß die Franzosen ganz Indien verloren. 15–17 Er wurde … Vertheidigung.] Ga: Das ungluckliche Schicksal des Generals Ladi Tolanda ist allgemein bekannt. Er wurde enthauptet, – auf eine furchterliche weise 18–19 aber sie … geblieben] Er: die aber immer zu sehr in sich beschlossen gewesen sind, als daß sie mit fremden Völkern in Verbindung getreten sind 20–21 das Befahren … Schiff40 fahrt.)] Ga: Es giebt wohl dunkle Traditionen von Schiffahrt, diese aber sind nicht zu beglaubigen, weil ihnen nicht einmahl die Durchfahrt über den Indus gestattet ist
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25 scher Herrschaft stehn
12 Indier] Indiern
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41 gestattet] gestalt
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ßem Maaße abgewöhnt: sie schifften indisches Militär ein. – Nach und nach, aber nicht mit Gewalt, bringen die Engländer es dahin, daß die Inder die Anhänglichkeit an ihre strengen Gebote aufgeben. Das indische Militär wird von den Engländern uniformirt; aber kein Lederzeug darf aus den englischen Magazinen geliefert werden, weil sich darunter Kuhleder befinden könnte. – (die Kuh ist heilig); – die Kasten dürfen nicht mit einander essen; die Engländer behandeln sie genau, wie es ihre Gesetze verlangen. Durch diese Nachgiebigkeit verschwindet nach und nach Vieles von selbst. – Das Reich des Vikakamadia, an dessen Hofe die 9 Sterne gelebt haben, Dichter, Gelehrten, worunter auch der Verfasser der Sakantala, ist so ein glänzender Punkt. – Von diesem Vikakamadia | ist weit entfernt, allgemeiner Beherrscher von Indien gewesen zu seyn. Nördlich von Bengalen scheint sein Reich gewesen zu seyn. Von ihm an wird eine allgemein eingeführte Ära gerechnet. Man setzt seine Zeit, und die Abfassung der Sakantala um 1500 ante Christum: in neueren Zeiten hat man sich vereinigt, 50 Jahre ante Christum als dieß anzunehmen. Bentley weicht nach Originalschriften sehr davon ab; durch sein gründliches Quellenstudium sucht er zu beweisen, daß diese Ära in das 11. Jahrhundert post Christum fällt. So abweichend sind die Data selbst an dem, was sich am glänzendsten heraushebt. In politischer Hinsicht ist es kein fester, gerechter, regelmäßiger Zustand, keine Staatsverfassung, worin Recht, Sittlichkeit, Pflicht, giltig sind; sondern es ist im Ganzen Zustand der Gewaltthätigkeit, Rechtlosigkeit. – Die Geschichte der Indier, sagt ein Engländer, – ist eine Folge von Tyranneien, Rebellionen, Massakren, und Verräthereien. Die verschiednen Punkte unterscheiden sich sehr 1 sie schifften … ein] Ga: Schon aber haben die Engländer Indisches Militair gegen die Franzosen, welche in Aegypten einbrachen ausgeschickt. 2–3 die Anhänglichkeit … aufgeben.] Er: ihre strenge Anhänglichkeit an den Kasten aufgeben und sich sogar zur Schiffahrt bequemen Ga: Im Allgemeinen haben die Englender manche Noth mit dem Aberglauben der Einwohner. 6 die Kasten … essen] Ga: Auch essen die Indier nie mit den Europeern. 6–7 die Engländer … verlangen] Ga: Alle diese Gebreuche und Sitten ertragen die Engländer mit der größten Ruhe 8 nach und nach Vieles] Ga: vieles aberglaubische 8–10 Das Reich … Punkt.] Ga, ähnlich Er: Was die Indische Geschichte anbetrifft, so wird das Reich Vigramatadia als das berühmteste angegeben. Es wird gesagt daß bei Hofe des Beherschers dieses Reichs die 9 Sterne, und unter ihnen C a l i d a s a der Verfasser von S a c a n d a l a , lebten. 13–18 Man setzt … fällt.] Ga: Die Blüthe des Reichs und die Verfassung des Sacandala setzen einige 500 Jahre vor Christi, andere 50, und der Englender Bentley im 11 Jahrhundert nach Christi fest. 21 Staatsverfassung] ErGa: (Er: eigentliche Ga: gute) StaatsVerfassung 21–22 sondern es … Rechtlosigkeit] Ga: In den verschiedenen Volkerschaften, aus denen Indien zusammengesetzt ist, ist der Zustand der Gewaltthatigkeit, Rechtslosigkeit der Herschende. 23 Engländer] Ga: Bentley 23–24 eine Folge … Verräthereien] Ga: die Geschichte von Morden und Rebellionen 24 Punkte] Ga: Volker 9 Vikakamadia lies Vikramaditya
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durch die Bildung und Milde, oder Wildheit der Sitten. Die kriegerische Kaste hat mehr Tapferkeit und Muth als die andren. In Nord Indien traf Alexander kriegerische Völkerschaften an; in den Gebirgen, die östlich vom Indus sich herunterziehen, haben sich die Bewohner gegen die Engländer durch kriegerischen Muth und Unabhängigkeit ausgezeichnet; erst 1820 setzten sich die Engländer nördlich von Nerabutta, mehr gegen Westen, fest. Benares, der Mittelpunkt der Weisheit der Braminen und andre Orte, haben sie sich früher unterworfen. Gegen den westlichen Theil von Indien sind tapfre Völker; aber es ist auch zugleich fürchterliche Wildheit, – Muth von Räubern und Banditen, der zugleich mit der größten Feigheit verbunden ist. Sonst im Ganzen, außer der kriegerischen Kaste, halten die Engländer auf die Tapferkeit der Indier nicht viel. 500 Franzosen siegten über 60 000 Mann, und schlugen Alles in die Flucht; ein englischer Matrose nimmt 50 Indier auf sich. – Das Hauptverhältniß in Ansehung der Verfassung, kann man mit dem Feudalzustande vergleichen, – besonders unter den Maratten, die unter englischer Herrschaft stehen. – In den unabhängigen Staaten, nördlich von Narabutta, | ist ein Fürst, oder seine Frau, oder Kind, – ein Rath, Turba genannt, von mächtigen Chefs, auf denen die Entscheidung über Krieg oder Frieden liegt, und die gehorchen oder auch nicht. – In neurer Zeit sind indische Fürsten aus dem Stamme der Schadrias; aber sie können auch aus den Braminen seyn. Der letzte Kaiser der Maratten war ein Bramine: Von diesem hingen die anderen Fürsten ab; etwa wie die deutschen Fürsten abhingen vom deutschen Reiche; sie suchten Hilfe beim gemeinschaftlichen Oberhaupte, und gehorchten außerdem, wenn sie mogten. –
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25 2–3 In Nord Indien … an] Er: Im Norden Indiens hat Alexander Magnus kriegerische Völker an-
getroffen, die ihm bedeutenden Widerstand leisteten. Ga: Es giebt Gegenden zb. im Norden wo die Einwohner den großten Muth in der Geschichte gegen die Fluth des Siegers Alexanders gezeigt haben 4–5 durch kriegerischen … ausgezeichnet] Ga: am bravsten gehalten 5 1820] Ga: 1818, 19, 20 8–9 Gegen den … Wildheit] Er: In Dekan ist die Verschiedenheit der Völker eben 30 so groß und die Gegenden um die Nerbudda herum und im Westen haben große Tapferkeit gezeigt, eben so eine große Ungebundenheit und Wildheit. 10–12 Sonst im … viel.] Er: Im Ganzen halten jedoch die Engländer nicht viel auf den Muth der Indier, eine Armee von 6000 Indern ist von 600 Engländern geschlagen worden. Ga: Außer den kriegerischen Casten ist alles muthlos in Indien. 12–13 500 Franzosen … sich.] Ga: Der Sieg von 500 Franzosen gegen 60 000 Indier, 35 die nicht nur in die Flucht geschlagen, sogar aber gefangen genommen und hingemetzelt wurden, ist ein ziemlich guter Beweis von der Feigheit der andern Casten. 18 auf denen … liegt] Ga: Auf der | Entscheidung dieses Rathes, wird alles was geschehen soll gestützt. 19 nicht] Ga: nicht nach ihrem Gutdunken 19–20 In neurer … Schadrias] Ga: Die Raias sind gewonlich Mahomedaner, sie können aber auch Braminen seyn. 40 20 Schadrias lies Kshatriyas
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In Ansehung des s i t t l i c h e n Zustandes müssen wir uns nicht täuschen lassen durch das, was ihre Fantasie Schönes in ihren Gedichten aufstellt. Sie erscheinen da als indische Blumenkinder, weich, voll Empfindung, unschuldig, voll Liebe, wohlwollender, sanfter Empfindung. – Wir müssen u n p a r t h e i i s c h die Zeugen hören, die unter ihnen lange gelebt, unpartheiische, wohlwollende Männer. – Besonders authentische Zeugnisse sind die Sammlungen über den sittlichen Zustand. Alle Gouverneurs mußten über den sittlichen Zustand ihres Bereiches auf Befehl der indischen Kompagnie einen Bericht eingeben. – (in Bengalen waren 30 Millionen Einwohner.). Diese Berichte ließ das englische Parlament 1813 drucken. Außerdem haben wir Berichte von einer Menge von Menschen, die in ihren Ämtern und Ansichten verschieden sind, von Missionären, Agenten p. Alle stimmen darin überein, daß es nichts Verdorbneres, Elenderes, von allem sittlichen Gefühle mehr Entblößtes gibt, als die indische Natur. „Es existirt eine allgemeine Depravazion der Sitten, die zu einem gänzlichen Mangel aller religiösen und moralischen Grundsätze fortgeht, – und so nicht allein unter den niederen Ständen, sondern auch unter den Braminen. Alle Stände der Eingebornen, vornehmlich die Braminen, zeigen einen vollkommnen Mangel an moralischen Grundsätzen. Wenn auch die höheren Klassen nicht offen niederträchtige Handlungen begehen, so lassen sich im Verborgnen doch alle Beamte bestechen; alle betrügen ihre Vorgesetzten durch falsche Rechnungen; und im Amte machen sie keinen andern | Gebrauch von ihrer Gewalt, als, auf die schändlichste Weise Summen zu erpressen. – Wie sie keine Rücksicht auf Recht und Gerechtigkeit haben, so haben sie auch kein Gefühl von Mitleid und Barmherzigkeit. Das höchste ist ihre vollkommne Nichtachtung der Wahrheit. Es kann Nichts geglaubt werden, was ein Indier vor Gericht, – sie kommen nur mit der Absicht zu leugnen.“ – Das ist das allgemeine Gemälde ihres sittlichen Zustandes. Die Sittlichkeit ist in Indien nicht Etwas, das im freien Willen, Vernunft,
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3 indische] Ga: unschuldige Liebe] Ga: Liebe, Sanftmuth 6–8 Besonders authentische … eingeben.] Ga: Die besten sind die welche vom Comandierenden Englischen General anno 1801 gemacht worden sind. – Er hat allen Beamten anbefohlen ihm über das Sittliche Verhaltniß in ih- 30 ren Bezirken Berichte anzugeben 11 Missionären, Agenten p.] Er: englischen Missionären, Officiren und Gelehrten, die ganz verschiedne Menschen 12 Verdorbneres] Ga: verworfeneres 13 die indische Natur] Er: das indische Volk „Es] Er, ähnlich Ga: Ein Engländer sagt darüber ungefähr Folgendes. Es 14–15 zu einem … Grundsätze] Ga: bis ins Religiöse 15–16 und so … Braminen] Ga: Man erzehlt viel von der Indischen Unschuld, und 35 doch hoffe ich klahr beweisen zu konnen, daß diejenigen welche solchen Angaben Glauben zufügen am schrecklichsten getauscht werden. 18 moralischen] Ga: religiösen Er: moralischen und religiösen 18–20 Wenn auch … bestechen] Ga: Wenn sie nicht offentlich stehlen so lassen sie sich bestechen 22 erpressen] Ga, ähnlich Er: erpressen von allen denen die mit ihnen zu thun haben 24–26 Das höchste … leugnen.“] Ga: Wenn ein Indier vor Gericht trit so kommt er in 40 der Absicht zu betrügen. 27 Vernunft] Ga: Gemüthe
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Herz, seinen Ursprung hat; sondern ein Festes, gesetzlich Vorgeschriebnes. – Die vollkommne Unbarmherzigkeit der Indier gegen leidende Menschen und Thiere, ist noch zu erwähnen. Das Mitgefühl eines Europäers und dessen Hilfe ist dem Indier etwas Fremdes. Ein Bramine, wenn er Einen von einer geringern Kaste am Tode sieht, wenn er ihn mit einer geringen Gabe vom Tode retten könnte, thut es nicht sondern, wenn dieser ihm nicht aus dem Wege geht, wird ihm vielmehr die Brust durchstoßen. In Europa sind Hospitäler für Alte, Kranke, Gebrechliche; dergleichen finden sich in Indien nicht; es sei denn für die Kühe. Innerhalb der Familie selbst ist diese Vernachlässigung. Kranke Väter p werden an den Ganges gebracht, und so vernachlässigt sich selbst überlassen. In vielen Städten von Indien haben fromme Indier dagegen Hospitäler für Kühe gestiftet, zb in Surate. Dagegen werden wieder die Kühe gebraucht zum Pflügen, Lasttragen, und hier werden sie auf das Unbarmherzigste mißhandelt. – Die Engländer können diese Grausamkeit nicht genug schildern. Diese Unbarmherzigkeit ist allgemeiner Zug in ihren Lebensverhältnissen. Eben so schlecht ist die Kinderzucht. – Die Frau – (diese darf mit dem Manne nicht an einem Tische speisen) ist besonders der Ungezogenheit der Kinder ganz Preis gegeben: diese schlagen, prügeln sie. Gänzlicher Mangel der Achtung vor den Ältern ist hier, – besonders vor der Mutter. – Ein weiterer Zug, der näher mit der Religion zusammenhängt, ist die Gleichgiltigkeit gegen das Leben. Kindermord ist ganz gewöhnlich. Mütter werfen ihre Kinder in die Flüsse, legen ihr Kind auf einen Baumast in Blätter gewickelt, zum Umkommen. Die Verbrennung der Weiber gehört auch hierher, – und ist noch jetzt Sitte, die in manchen Provinzen mehr, in Anderen weniger allgemein ist. – Bei 2000 Weiber kommen auf diese Weise jährlich beim Tode ihrer Männer oder Kinder um. – | sie sind so selbstlos, gelten dafür, keinen Werth für sich zu haben; ihr Seyn ist ein nichtiges ohne Mann, ohne Kind, ihr Seyn hat keine Bestimmung für sich mehr. Die Engländer, die selbst diesem Gebrauch sich nicht wiedersetzen, sind
1 sondern ein … Vorgeschriebnes] Ga, ähnlich Er: wo die geistige Seite fehlt, da muß der sittliche 2 leidende Menschen] Er: Unglückliche 3 noch zu erwähnen] Ga: ein naherer Zug ihres Caracters 5 mit einer geringen Gabe] Ga: durch einen Trunk Wasser 9 Kranke Väter p] Ga, ähnlich Er: Verwandte die krank sind 12–13 zum Pflügen, Lasttragen] Er: zu Feldarbeit und dergleichen 13 Unbarmherzigste] Ga: fürchterlichste 14 schildern] Ga: beschreiben, auf welche Weise sie mit Thieren umgehen 15 in ihren Lebensverhältnis17 Ungezogenheit] Ga: 35 sen] Ga: den wir in dem Indischen Caracter vorfinden Geringschatzung 21 die Flüsse] Ga: den Ganges 22 zum Umkommen] Ga: und lassen sie durch die heftigen Sonnenstrahlen umkommen 23 Weiber] Er: Weiber und andre Aufopferungen hängt alles mit der Religion zusammen Ga: Weiber und die Aufopferung des Mannes 24 2000] Ga: 3000 25 um] Ga: auf dem Scheiterhaufen umkommen
30 Zustand nur ein verworfener seyn
40 6–7 sondern, wenn … durchstoßen. mit Einfügungszeichen am linken Rande
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oft Zuschauer dabei. Eine Frau wird unter Gesang und Begleitung der Braminen, mit rauschender Musik zu Tode geführt; sie trug ihr todtes Kind im Arme. – Beim Scheiterhaufen sprachen die Engländer mit ihr, und ihr Mann sagte, er habe noch 3 Frauen, außerdem bringe das große Ehre, wenn dieß in einer Familie geschehen sei. Die Frau blieb in der Stumpf heit und verbrannte. – Eben so häufig bringen sich Weiber selbst um. Oft stürzen sich diese reihenweise, oft zu 20 in den Ganges. So sahen Engländer 20, die sich bei der Hand hielten, und zugleich in denselben sprangen. Auch dieß gilt für verdienstlich. Bei einem großen Feste bei einem berühmten Tempel ist ein großer Wagen, worauf das Bild des Gottes um die Pagode herumgezogen wird. Darauf stellen sich auch mehrere 100 Menschen; viele 100 gehören dazu, ihn zu ziehen. Viele legen sich da unter die Räder und lassen sich zerquetschen. Das ist Werthlosigkeit, die der Mensch auf sich selbst legt. Niedriges Selbstgefühl ist der Grund der Geringschätzung des Lebens. – R e l i g i o n d e r I n d i e r. – Alles, was angegeben worden, besonders von den Pflichten der Kasten, Braminen, diese Unterschiede gelten als von Natur seiend, damit als göttliches Gebot, schlechthin, das so seyn muß. – Das, was von der Religion gesagt werden kann, kann nach 2 Seiten genommen werden: 1.) Vorstellung von Gott, und 2.) Kultus. – Die Realität Wirklichkeit der Indier ist im Allgemeinen bestimmt worden, – die Endlichkeit. Diese Bande sind schlechthin fest. – Das Höhere, Religiöse kann so nur etwas Träumendes, Taumelndes, Unfestes seyn, ein Taumel, der sich vom Niedrigsten zum Höchsten, als einer abstrakten Spitze erhebt und wieder zum Niedrigsten zurückfällt. Der Geist kann keine feste Stätte im Religiösen gewinnen. Der Grundzug bei den Indiern sind die Kontraste dieses Taumels. Das Eine ist die ganz sinnliche Vorstellung von Gott, daß das Gemeinste, bloß Lebendige mit dieser Achtung, Scheu, betrachtet wird und als Gott verehrt. – Unmittelbare Naturgegenstände werden als Gott verehrt. Sonne, Indus, Ganges, Kuh, Affe sind Götter. So ein schlechtes Bewußtseyn von sich selbst, von ihrem Wesen haben sie; so ungeistig ist der Indier, daß er diese Dinge für göttlich hält. Besonders ist es das Lebendige überhaupt. Doch verehrt er auch Sonne, Berge, Flüsse, allgemeine Naturkräfte. Die
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Symbole der allgemeinen Zeugungskraft, – männliche und weibliche Schaamtheile, – sind Hauptgegenstände der indischen Verehrung. Der größte Kreis von religiösen Vorstellungen dreht | sich um diese Verehrung der Zeugungskraft. Von diesem Sinnlichen hinauf erhebt sich taumelnd die Vorstellung zum höchsten Abstraktum, das ist Brama, Gott, oder näher, Braman, – das Neutrum von Brama, die Gottheit. Zwischen diesem ganz Sinnlichen und ganz Abstrakten überläßt sich die Fantasie allen möglichen Ausschweifungen. Schöne Bilder muß man im Ganzen nicht bei ihnen suchen, – ihre Götzenbilder sind meist scheußliche Fratzen; zu Kunst, eigentlicher Schönheit, ist die Vorstellung nicht gekommen. In diese Mitte zwischen ganz Sinnlichem und Abstraktem fallen auch diese Inkarnazionen. Schiwa, Krischna, Wischnu werden vorgestellt, daß sie gelebt haben in der Weise dieses Menschen. Da ist dann der Taumel im höchsten Grade zu Hause. Da ist ein König, von dem sich plötzlich zeigt, daß er Wischnu ist. Das Göttliche und Menschliche ist hier in keiner Scheidung. Das Göttliche ist nicht gereinigt auch nach der Weise seines Seyns, seiner Darstellung, sinkt unmittelbar hiermit in die gemeinste äußerliche Existenz, die wieder für ein Göttliches gilt. Braman ist das absolute Abstraktum, die absolute Macht, die Götter, Menschen, Alles hervorgebracht, – auf der andern Seite das reine Abstraktum ist. Braman sind keine Tempel errichtet; es werden keine Gebete an ihn gerichtet; er ist der Eine, der jüdische Gott, – der Herr; aber wenn ein Volk einen Gott als den Einen anerkennt, wendet es sich zu ihm; aber die Indier weihen diesem Einen keinen Kultus, Tempel. Dieß Eine ist in Allem, so daß zwar Brama, Wischnu, Schiwa eine Dreiheit Murti ausmachen, daß Wischnu, oder in andrer Form als Krischna, auch Schiwa selbst Braman sind. Wenn Wischnu von sich spricht, hat e r Alles gemacht. Brama ist so ungegenständlich, daß vorgestellt wird, der Mensch, der aller bestimmten Vorstellung entsagt, andächtig ist, betet, – (sie haben auch Rosenkränze) – was ein bloßes Plappern, sinnloses Wiederholen von Worten ist (– Om), – wenn er in diese ganze Stumpf heit sich hineingearbeitet, aller Gedanken, des Bewußtseyn sich
30 4 taumelnd die Vorstellung] Ga: der Indier taumelnd zur Vorstellung des Göttlichen
6 die Gottheit] Er: das Abstracte, die Gottheit 7 allen möglichen] Ga: den größten Bilder] Ga: Kunstbilder 10–11 In diese … auch] Ga: Unter diese phantastischen Ausschweifungen sind hauptsächlich 10 Abstraktem] Er: Brahma 12 gelebt haben] Ga: als Götter auf der Erde gelebt haben 13 König] Ga: heros oder König der lange als Mensch regirt hat 17 Braman ist … 35 Abstraktum] Ga, ähnlich Er: Der höchste Punkt in diesem Taumel ist dieser abstracte Brama 18–19 das reine Abstraktum] Ga: ein leeres abstractum 19 sind keine Tempel errichtet] Er: wird von den Indiern nicht verehrt, es hat keine Tempel 19–20 es werden … gerichtet] Ga: er wird nicht verehrt 23 Murti] Ga: Trimurti 26 der aller … entsagt] Er: als aller sinnlichen Vorstellungen ledig 28 sinnloses Wiederholen … (– Om)] Ga: oder monotoner Wiederho29–914,1 aller Gedanken, … entschlägt] Ga: von allem abstrahirt 40 lung der Silbe om
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entschlägt, – dann ist er Braman. Diese Leerheit, Ich. Dieß ganz Leere wird Brama genannt. Dieß höchste Eine wird nicht zum Gegenstande, daß der Geist sich auf dieß richte; – (der Geist erhält sich in dieser Stumpf heit) –; wenn er zurückkehrt in konkretes Vorstellen, Handeln, strahlt dieses Eine, dieser Gott nicht auf das konkrete Leben, Pflichten p. Bei einer geistigen Religion ist der Eine so, daß er Alles heiligt, daß von da aus Recht, Sittlichkeit, Pflicht bestimmt werden. Hier bleibt das Bestimmungslose ohne Einfluß auf irgend etwas Konkretes. Von Brama geht es in Wischnu p in alle diese Verrücktheiten wieder hinüber. Das ist der Taumel des Empirismus, der der Hauptcharakter der indischen religiösen Vorstellungen ist. – Der Kultus enthält dasselbe, was die religiöse Vorstellung enthält. Es ist ebenso dieser Gegensatz vom rohsten Sinnlichen bis zur höchsten Abstrakzion. Dieß ist der Tod, das Opfern des Menschen, daß er sein Leben aufopfert. Die Kastenunterschiede sind ein Festes, religiöses Gebot; die Kasten sind aus Brama entstanden: aus seinem Kopfe die Braminen, aus seinen Armen die Schetrias. – Unzähliche Gebräuche, Pflichten hat Jeder zu beobachten, besonders die Braminen. Wenn der Bramine aufwacht, ist ihm vorgeschrieben Dreiaadri, ein Gebet an die Sonne, | zu sprechen, wie er sich im Bette herumwenden muß, mit welchem Fuße er aus dem Bette muß; – die Zähne muß er mit einem Blatt reinigen, und dieß muß er nach dieser Himmelsgegend werfen. Das geht auf das Allersinnloseste hinaus. Da gibt es unendlich viele Handlungen, die verunreinigen. Besonders über das Pissen gibt es eine Menge Bestimmungen: am Abend muß man nach einer andern Himmelsgegend pissen, als am Morgen, und darf nicht auf etwas Bewegtes, nicht auf Holz, das zum Verbrennen bestimmt ist, oder Feuer sehen. – Solche Gebräuche sind unzähliche vorgeschrieben. – In einem Gedichte, „Nalus“, wird von einem Mädchen erzählt, die, weil sie schon alt war, (und die Mädchen, wenn sie in die Jahre fortgeschritten sind, dürfen sich dann selbst einen Mann wählen) – auch dieß that. Da versammelten sich um die
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1 Dieß ganz Leere] Er: Diese völlige Leerheit 2 wird] Ga: wird eigentlich wie bey | den Juden 2–3 daß der … richte] Ga: damit der Geist sich nach diesem richte 3–4 wenn er … 30 Handeln] Ga: Wenn der Geist als concreter aus dieser o m igen Leerheit in Leben wieder trit, so verschwindet das Eine 7–8 ohne Einfluß … Konkretes] Ga: ohne ins concrete zu gehen 9–10 Das ist … ist.] Ga: Die ganze religiöse Indische Vorstellung ist nur ein hin und herubergehen von der höchsten abstraction zum Taumel der Phantasie und des sinnlichen. 19 er aus … muß] Ga: sie aufstehen, welchen Fuß sie zuerst in den Pantoffel hereinlegen sollen, und 35 tausend andere Kleinigkeiten die sie am punktlichsten beobachten 22–23 Besonders über … Morgen] Ga: Selbst ihre Haltung beim Wasserabschlagen ist ihnen bestimmt. 25–915,8 In einem … betteln.] Ga: Die Geschichte von Nalus, der wegen Uebertretung einer Form unglücklich wurde ist von dem Herrn Bopp ins Deutsche übersetzt. 15 Schetrias lies Kshetrias
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Königstochter sehr viele Freier, besonders Genien: die Königs-Tochter wählte aber, da die Genien alle auf den Zehen standen, und nur Nalus als Mensch, auf seinen Füßen, diesen soliden Mann zum Gemahl. Das verdroß die Genien und sie suchten sich zu rächen. Weil aber Nalus Nichts versah, konnten sie ihm Nichts anhaben. Lange Zeit war er glücklich in Regierung und Ehe; aber endlich trat er beim Pissen auf ein Blatt, – und das war eine absolute Sünde. Sogleich fuhr ihm der Genius des Spiels in den Leib; Nalus verspielte Alles, Reich und Gabe, und mußte endlich betteln. – Im Kultus ist eben diese Unruhe, dieser Taumel, der von einem Extrem zum andern übergeht; einer Seits unendlich viele Förmlichkeiten, diese Fesseln über das vollkommen Gleichgiltige. Das Weitre ist diese Seite des Kultus, worin der Mensch sich den Genuß, Bewußtseyn gibt, seiner Einheit mit dem Göttlichen, Absoluten, – worin diese Andacht, Erhebung. Diese Seite des Kultus ist bei den Indiern auf durchaus roh sinnliche Weise. – Bei den Pagoden der Indier werden Mädchen unterhalten. In allen Künsten werden sie unterhalten, – in Musik, Tanz, auch in Pantomimen, sich reizend zu zeigen. Diese sind zu Gunsten derer, die bezahlen, bestimmt. Diese allein erhalten Bildung. Eben so gehen die Feste auf die roheste Sinnlichkeit hinaus. Es werden 2 Sekten unterschieden, von denen die Eine sich besonders in dieser Hinsicht auszeichnet. Die ausschweifendste Degradazion durch Sinnlichkeit kommt vor. – Das andre Extrem ist dieß Aufopfern, Quälen, Vernichten. Es ist die Erhebung in diese vollkommne Stumpf heit, Empfindungs-, Bewußtseyns-, Thatlosigkeit, die dem Indier als das Höchste gilt: Brama ist von Natur der 2 Mal Geborne; die Anderen haben durch Übung, Büßung, diesen letzten Punkt zu erreichen, – die Existenz der vollkommnen Abstraxion, diese Gewohnheit, Energie, sich auf dem letzten Punkt der Leerheit, des Negativen zu versetzen. Es ist die Absicht der Indier, auch in ihrer Filosofie, als nach dieser Seite ihres Gottesdienstes, von der Seelenwandrung frei zu werden. Der Mensch, als reiner konkreter Geist, als Geist für sich, kann hier nicht existiren; erst im Bewußtseyn der innern Freiheit entzündet sich der Glaube an die Unsterblichkeit, darin, daß er
12–13 worin diese Andacht, Erhebung] Ga: und dieser Erhebung genießt 14 Mädchen] Ga: schöne | Mädchen unterhalten] Er: zum Genusse eines jeden bestimmt 15 in Pantomimen] Ga: die Geberden, PantominenKunst ist ihnen nicht unbekannt 16–17 Diese allein erhalten Bildung.] Ga: Es sind die einzigen Mädchen in Indien welche eine gute Erziehung bekommen. 17–18 Eben so … hinaus.] Ga: Die Feste nemlich der Pa35 Zum Umgang werden sie bestimmt. goden sind so sinnlich daß sie sich durch die größte Roheit auszeichnen. 23 Brama] Ga: Der Bramin 23–24 2 Mal Geborne] Ga: 2 Mahlgeborne, er ist von Natur Brama selbst 24 Übung, Büßung] Ga: Büßungen, Quaalen und Strafen Er: Kasteiungen letzten] Ga: letzten und höchsten 27 Absicht der … Filosofie] Ga: höchste Absicht der Indischen Philosophie und der 40 Religion
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als Geist für sich ist. Sie unterscheiden das Geistige; aber der Mensch, indem er in den Intressen, Begierden des weltlichen Lebens | verflochten ist, so verfällt er nach dem natürlichen Tode eben so in eine beschränkte Existenz, – und hat er ein schuldvolles Leben geführt, d. h. jene Förmlichkeiten verletzt, so wird er degradirt in die Existenz eines Thiers, und hat da abzubüßen. Die sich zum Zustande der Abstraczion erheben, sind identisch mit Brama und von der Seelenwandrung befreit; ihre Existenz ist die des Brama, sie sind Eins mit Brama und bleiben in dieser Einheit, verfallen nicht in eine niedre Gestalt des Daseyns. – Dieß ist das andre höchste Ziel, und wird erreicht durch Filosofiren, – und das ist der Zweck aller Filosofie. Es gibt viele atheistische Systeme; aber, alle enthalten dieß vornehmlich. – Jedoch wird auch durch andre Strengigkeiten, Selbstpeinigung, dieß Ziel zu erreichen gesucht. Da sind die Indier unerschöpflich; sie setzen das Beten unmittelbar fort, versetzen sich in eine Begeisterung, die dann krampfartig wird. Der Mensch bleibt Jahre lang sitzen, ohne Arme oder Hände zu rühren. 10 Jahre ist die Zeit, wo dieß ausgehalten wird. Ein englischer Offizier ist einem solchen Jobi begegnet, der auf dem Pferde reiste, die Arme in die Höhe gehoben, die ganz vollkommen steif waren. Er war durch ganz Asien gereist; ein Paar gingen neben ihm, und sorgten für ihn. – Eine andre Übung ist, nie auf dem Boden zu liegen, stehend zu schlafen. Anfangs binden sie sich an einen Baum, wenn sie schlafen. Nach und nach werden sie es gewohnt. – Eine andre Übung ist, eine große Reise zu einer berühmten Pagode zu machen, so daß der ganze Leib auf dem Boden liegt, und sich auf diese Weise fortschiebt. Der berühmte Tempel auf der Küste von Koromandel liegt auf einem öden Strande, der ganz bedeckt ist mit Skeletten, von solchen, die dieser Übung unterlagen. Hat Einer 2 solche Übungen, jede von 10 Jahren gemacht, so stehen ihm noch 2 bevor, – daß 4 Feuer nach den verschiednen Himmelsgegenden
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1 das Geistige] Ga: das Geistige vom körperlichen 2 den Intressen, … Lebens] Ga: das Sinnliche 3 beschränkte] Ga: gleiche, sinnliche 4–5 wird er … abzubüßen] Ga: muß er in einer niedrigen Existenz in einem Thiere zb. nach seinem Tode leben 10–11 aber, alle … vornehmlich] Ga: diesen Zweck aber zu erreichen macht das Leben aller aus 12 Da sind … unerschöpflich] 30 Ga: In Erfindung der Quaalen Peinigungen, der völlig barbarischen Mitteln die höchste Abstraction zu erlangen, sind die Indier unerschopft. 14–15 Der Mensch … wird.] Ga: Ein Mensch sitzt manchmahl 10 Jahre auf einer Stelle – in der größten Gedankenlosigkeit sich auf die Spitze der Nase sehend. 16 Jobi] Ga: Jogi (so werden die Sonderlinge genannt) 17–18 Höhe gehoben, … ihn] Ga: Höhe haltend in seinem 9 ReiseJahr war, und fast ganz China durchzogen hatte. Seine Arme, 35 erzehlt der Englander waren ganz steif geworden, seine Führer behaupteten aber, daß durch verschiedene Einreibung sie wieder eines Tags ins Leben gerufen werden. 19 schlafen] Ga: schlafen, keinen Wohnsitz zu haben, und das ganze Leben auf Wanderung zu seyn 22 so daß … fortschiebt] Ga: nicht gehend; sondern den ganzen Leib auf der Erde schleppend 24 Skeletten] Ga: MenschenGerippen 26 bevor] Ga: übrig um ganz volkommen zu werden. Die dritte ist folgende. 40 6 identisch mit] identsich von
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angemacht werden; eine Stange in die Höhe, an dieser eine Querstange; daran geht ein Strick hinunter, an dem er 3¾ Stunde geschwenkt wird, so daß das Feuer seine Haare versengt. Keine Stunde hat das bei Einem gedauert, so war er todt. – Auch das ist eine Übung, zwischen 5 Feuern zu sitzen, – 4 nach den Himmelsgegenden und das Feuer der Sonne. – Die letzte Übung ist: Lebendig begraben; die Erde 2 Fuß tief auf ihm, bleibt er ¾ Stunden eingescharrt. Ist er dann noch lebendig, so ist er vollkommen. Der dieß bestand, ist König, Herr der Natur. Er kann Feuchtigkeit des Landes, Regen verleihen, kann gebieten, daß Heere entstehen, alle anderen Mächte ihm zu Gebote stehen. – Das ist diese Verrücktheit des Überganges vom Extreme der Rohheit zu dem der vollkommnen Abstraxion des Lebens. Zwischen diesen bewegt sich der indische Kultus und die Vorstellung vom Göttlichen. – | Das sind die Grundzüge des indischen Geistes. – Zu bemerken ist noch die Beziehung der Indier n a c h A u ß e n . – Indien ist im Ganzen ein Geschloßnes, mit der übrigen Welt nicht in offenbare Verbindung Gekommnes. – Indien scheint nie Eroberungen gemacht zu haben, wie es auch nie einen Staat bildete. – Das indische Volk hat sich in seine Naturgrenzen festgehalten. Es scheint zwar früher Handel getrieben zu haben und Schiffahrt mit den Völkern am arabischen und persischen Meerbusen, theils passiv, theils aktiv. Eine Verbindung mit Ägypten ist eine Lieblingsidee. Auch jetzt wird der Handelsweg nach Indien über Suez wieder hergestellt. Die Türken haben dem Handel Vorschub gethan, des Nutzens wegen, den sie daraus ziehen. Man begreift nicht, warum dieser Handelsweg nicht immer geöffnet bleibt. – Lebendige Kommunikazion verhindert, daß auf dem arabischen Meere von Indien nur 3 Monate lang die Schiffahrt möglich ist. Es sind alte Tradizionen von Schiffahrt p; aber später, nachdem das indische Kastenwesen sich bestimmter ausgebildet hat, ist ein religiöses Gebot darauf gelegt, nicht aus dem Lande zu gehen; be-
1 eine Stange … Querstange] Ga: 4 Stangen errichtet die mit Querstangen | verbunden 6 eingescharrt] Ga: gelassen, und nachher ausgegraben 7–9 Der dieß … stehen.] Ga: Von ihm wird 30 wie von einem Braminen gesprochen, daß er Herr der Natur ist, daß die Fruchtbarkeit des Landes in seiner Gewalt, daß er durch seinen Willen Heere ins Feld zu setzen im Stande ist etc 10–11 vom Extreme … Lebens] Ga: von dem Sinnlichen rohen zur Aufgebung der Lebendigkeit Er: diese Extreme der rohen Sinnlichkeit und der Abstraction von aller Innerlichkeit 15 Geschloßnes] Er: geschloßenes Reich wie China darstellt 18–19 Es 35 scheint … aktiv.] Ga: Früher, wie die Angaben lauten, sollte Indien zur See und zu Lande mit den Chinesern und Arabern einen großen activ und passiv Handel getrieben haben 18 Handel] Er: zu Lande und zu Wasser Handel 24–25 auf dem … ist] Ga: nur 3 Monate auf diesem Meere schiff bar sind, und es Fälle gab, wo einzelne Schiffe auf 7 Monate unter den Segeln standen 27 ist ein … gehen] Ga: wurde die Schiffahrt verboten 40 37 Meere] Monate
38 Segeln] Selgeln
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sonders darf ein Bramine nicht den Indus überschreiten; Überhaupt darf der Indier nicht zur See reisen: denn sie dürfen nur essen, was Körner sind, Reis, Wurzeln nicht, bloß Vegetabilien. Die Engländer haben es doch dahin gebracht, daß sie zu Schiffe gehen. Die Indier bilden die Infanterie. – Die Europäer fingen an, von den niedrigen Kasten Truppen aufzunehmen. Diese wurden aber verachtet, und die kriegerische Kaste wollte nicht mit diesen Zusammenseyn. Gegenwärtig sind es meist Indier von der Kriegerkaste. – Mehrere Regimenter ließen sie nach Aga übersetzen; ebenso bei der französischen Expedizion nach Ägypten. Den Braminen ist es besonders verboten, außer Landes zu gehen. – Übertritt der Indier dieß, so wird er aus der Kaste gestoßen, und damit von allem Zusammenhange des Lebens, Umgangs, Geschäftes. Es gibt aber Mittel, die Kaste wieder zu erhalten. ZB. durch Traktiren der Braminen. Andrer Seits wird ein Haken durch die Hüfte gezogen, und der Pazient wird hingeschleudert. Dergleichen haben die Engländer verboten. Sie haben darauf gesetzt, daß die, welche Theil haben, als Mörder gerichtlich belangt werden. – Ein Raja der sich bedrückt glaubte vom Gouverneur in Indien, schickte zwei Braminen nach England; diese gingen über den Indus und wurden aus der Kaste gestoßen. Aber der Raja brachte es doch dahin, daß sie wieder aufgenommen wurden. Die Braminen mußten wiedergeboren werden aus einer goldnen Kugel; und der Raja mußte sie machen lassen. In einem andren großen Zusammenhang ist es in neurer Zeit bekannt geworden durch die große Verbreitung, diese stumme Verallgemeinerung der Sprache. Die Sanskritsprache ist nicht mehr Volkssprache. Sie ist sehr ausgebildet. Man hält diese Sprache für die Mutter so vieler Sprachen, des Lateins, Griechisch, Teutsch. Dieß ist eine stumme, gleichsam sprachlose Verbreitung. – Die eigentliche Geschichte betrifft die Verhältnisse von Staaten zu Staaten, fängt erst | mit
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1–2 Überhaupt darf … reisen] Ga: Ueberhaupt kann sich die Schiffahrt mit vielen religiösen Gebreuchen der Indier nicht vertragen 3 Vegetabilien] Ga schließt an: welches doch nicht immer auf einem Schiffe statt finden konnte 3–4 gebracht, daß … gehen] Ga: gebracht daß sie im Kriege mit den Birmanen ein ganzes Korps von Sepais herüber geschifft haben Er: gebracht, aber 30 diese Truppen sind von dem ganzen Lande verachtet 8–9 ebenso bei … Ägypten] Ga: Auch gegen die Franzosen in Aegypten wurden die Indier von den Engländern gebraucht. 12 ZB. durch … Braminen.] Er: Oft freilich geschieht es durch Geschenke und Gastmähler, aber oft weit strenger. Ga: Manchmahl genügt ein guter Schmauß für den Braminen 12–14 Andrer Seits … verboten.] Ga: es giebt aber Fälle in welchen der berümte Indische Hackenschwung in 35 Ausübung kam, obgleich er jetzt nicht mehr gebraucht wird, weil er durch die Englender verboten wurde. 21–22 In einem … Sprache.] Er: Durch solche Gesetze hat sich Indien abgeschieden gehalten vom geschichtlichen Zusammenhange aber namentlich in neuern Zeiten ist eine Ausbreitung beachtet, die der Sprache. 25 gleichsam sprachlose] Ga: geschichtslose
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dem Staat an. Dieß ist eine instinktmäßige, naturgemäße Verbreitung; und insofern ungeschichtlich. – |
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Wie China und Indien außerhalb des äußerlichen Zusammenhanges mit der Weltgeschichte waren, – so beginnt hier der öffentliche, offenbar bewußte Zusammenhang der Weltgeschichte. Der Zusammenhang der bisherigen Gestaltungen ist ein Zusammenhang des Begriffs, innerer Nothwendigkeit, die aber nicht ein erscheinender Zusammenhang ist. Der Zusammenhang des Begriffs ist an und für sich das Innre des Geistes, das diese Gestaltungen hervorbringt, das nicht zu äußerlichem Zusammenhange wird. Der äußerliche Zusammenhang ist Zusammenhang mit äußerlicher Geschichte. Es kommt in Indien nicht zum Bewußtseyn der Zusammenhang des Begriffs. Die Übergänge in der Erscheinung machen sich durch Gewalt, durch empirisch konkrete Intressen, nicht ruhig durch den Begriff fort. Der innre Zusammenhang des Begriffs ist der geheime, der nur vorhanden ist für den denkenden Geist. – Mit dem persischen Reiche treten wir, kann man sagen, erst in die Geschichte ein, in ein Vergangenseyn. – China und Indien ist etwas Statarisches, so daß wir davon als von einem Gegenwärtigen gesprochen, wie sie gegenwärtig sind. – Wir treten hier in das Element des Beweglichen und damit Lebendigen, hier fängt die Abscheidung von der natürlichen Beschaffenheit, die in Asien Statt findet. Dieß östliche Asien, Hochasien, wo vornehmlich die mongolischen Völkerschaften sich befinden, charakterisirt sich durchaus verschieden gegen das westliche Asien, – und diese Abscheidung, so alt sie ist, ist noch gegenwärtig. Elpiston, ein Engländer, der vor 25 Jahren in den nördlichen Theil von Indien als Gesandter geschickt war, und der eine Beschreibung seiner Reise nach Kandabar p herausgab, dieser spricht von dieser Abscheidung so: „wenn ein Europäer von Europa
1–2 Dieß ist … ungeschichtlich.] Er: Dies ist ein mehr naturhistorischer und ungeschichtlicher Zusammenhang, denn das eigentlich Geschichtliche fängt erst mit dem Verhältniß von Staaten zu Staaten an. 3 3.) P e r s i e n ] Ga: | D a s P e r s i s c h e R e i c h . 1 0 – 11 Der äußerliche … Ge30 schichte.] Er: der äußere geschichtliche Zusammenhang macht sich nicht auf dem ruhigen Wege des Begrifs 12–13 in der Erscheinung] Ga: in die Geschichte 16–17 ein, in ein Vergangenseyn] Ga: einer Vergangenheit Er: die Vergangenheit und so ins Element des Lebendigen 23 Elpiston] Ga: Der General Elpheston 26 von dieser Abscheidung] Ga: von dem Unterschiede der zwischen Indien und Persien herscht 35 2 ungeschichtlich. –] der Rest der Seite ist nicht beschrieben
gestr. Völkergeschichte
23 Elpiston lies Elphinstone
17 Vergangenseyn (Lesung unsicher) über
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aus, durch die asiatische Türkei, Persien, gereist ist, so hat er unter nichteuropäischen Sitten, Natur, gelebt, aber er sei noch immer in etwas Bekanntem; dagegen in Indien werde Alles ganz anders für ihn; die vegetabilische Natur, die Pflanzen, sind ganz anders, die Fysiognomie, der Körperbau, das Religiöse, Rechtliche; hier findet er sich in einer ganz andern äußern fysischen und menschlichen Natur.“ In diesen Völkergestaltungen ist das persische Reich diese erste Gestaltung, die mit dem europäischen Westen im Zusammenhange steht und getreten ist, wovon äußerlich geschichtlich und innerlich der Fortschritt ausgeht. – Was das persische Prinzip betrifft, so ist die natürliche Bestimmtheit als solche in C h i n a , das Wesentliche, Absolute: da sehen wir den substanziellen Geist; diese Einheit des Geistes und des Natürlichen, die Substanzialität dieser Einheit ist Grundprinzip. In dieser Festigkeit der Substanzialität hat der Indier keine Freiheit, keine Persönlichkeit, keine Innerlichkeit, sondern von dieser Substanz aus, und deren Bethätigung, Dienern, wird dem Indier Alles bestimmt, was Recht, Pflicht ist. Nicht diese Innerlichkeit, Gewissen, Moralität, nicht das, was die subjektive Freiheit des Menschen ausmacht, ist vorhanden. In I n d i e n entfaltet sich dieß Eine, geht in Unterschiede aus einander; es treten damit besondre Rechte auf und die Besonderheit scheint sich zu entwickeln; es sind Unterschiede der sittlichen Idee, aber diese sind eben so fest, natürlich, bleiben durch die Natur bestimmt. Für das, was wahrhaftes Recht, Freiheit betrifft, ist hier eben so noch kein Überschritt gegeben. Die Partikularität ist fest;
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1–3 so hat … ihn] Ga: findet daselbst noch keinen so sehr ins Auge fallenden Unterschied – die Sitten sind zwar von dem Europeischen unterschieden, aber doch findet man daselbst noch etwas eigentümliches, sobald man aber die Persische Grenze überschreitet, so findet man sich wie von einem ganz 25 neuen unbekanntem Leben umgeben 8 äußerlich geschichtlich … Fortschritt] Ga: ein eigentlicher geschichtlicher Fortschrit 10–13 Was das … Grundprinzip.] Ga: Wir haben gesehen daß das Natürliche als solches das Wesentliche in Indien ausmachte, in China haben wir die Ungeschiedenheit des Sinnlichen und Geistigen betrachtet 13–14 In dieser … Innerlichkeit] Ga: indem die Substantialitaet des Regenten | das Feste ist, so hat die Person als solche keine Freiheit – das Subject 30 hat keinen Gehalt 14–15 sondern von … Bethätigung] Ga: Von der Substanz des Regenten aus 15 dem Indier] Ga: dem Individuum 17 Menschen] Ga: Menschen die Selbständigkeit der Person 19 die Besonderheit … entwickeln] Ga: es scheint daß das Subject frei werden wird 20–21 eben so … bestimmt] Ga: wieder eußerliche natürliche und so fest wie das Eine in China 21 wahrhaftes Recht, Freiheit] Ga: Sittlichkeit, Moral 22 hier eben so … gegeben] Ga: 35 noch kein Grund gelegt 22–921,2 Die Partikularität … Partikularität.] Ga: Die Particularitaet, ungeachtet ihrer Festheit, geht zwar in ein negatives des Sinnlichen zum Brama über, dieses ist aber nur ein Taumel von welchem sie bald wieder zurückfällt. 36 gelegt] gelegen
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über dieser ist ein Taumel, der wohl fortgeht zum Negativen, Brama, aber wieder zurückfällt in die Partikularität. – In Pe r s i e n beginnt die Erlösung des Menschen von der Natur. Hier ist reine Einheit, die zwar noch natürlich ist, noch das Moment der Natürlichkeit in sich hat, aber sie beginnt, indem die Natürlichkeit, die weltliche Endlichkeit zusammengefaßt ist in das Eine, das Natürliche, das L i c h t , – so ist die Einheit in’s Denken erhoben, | diese Einheit schwebt über der natürlichen Mannichfaltigkeit. Hier ist Erhebung zu dem Einen, Gott, so daß dieser der wahre ist, daß die Partikularität nur Werth hat, als erleuchtet von dieser Einheit, insofern das Besondre diese Einheit in sich spiegelt, den Strahl dieser Einheit in sich hat. – Es wird das Besondre nicht für sich verehrt, wie in Indien die Kuh, der Affe p; sondern nur insofern dieß Eine, das Licht in ihr ist. Hier ist Einheit des Geistes im Natürlichen; aber diese ist selbst Einheit, der Mensch ist auf das Eine gerichtet – die substanzielle Einheit bei den Chinesen, die Partikularität der Indier. Bei den Persern ist diese Partikularität zur Einheit, aber zur negativen Einheit, nicht wie bei den Chinesen, – reduzirt; so daß sie für sich ist, dem Endlichen gegenüber, und dieß nur Werth hat, als das Eine, das Licht, der Glanz, in demselben ist. Hier ist Ablösung vom Natürlichen, aber so, daß das Eine in dasselbe strahlt. Den Menschen ist gesetzt die Richtung auf dieß Eine, so, daß dieß Allgemeine der Grund des Handelns wird. Die wahrhafte Sittlichkeit besteht darin daß für den Menschen Zwecke sind das Allgemeine, daß ihm das Besondre nur gelte, insofern er das Allgemeine in sich selbst hat. Darin liegt die nähere Möglichkeit, daß der Aberglaube abgeschieden, entfernt ist, den wir in Indien und China sahen, daß dem Menschen alle seine Zusammenhänge mit dem Endlichen, Andren, bedeutsam sind, Werth für ihn haben, daß diese Zusammenhänge eine Abhängigkeit für ihn sind. Wenn die Richtung auf das Eine vorhanden ist, ver-
3 die Erlösung … Natur] Ga: der Unterschied vom Sinnlichen und Denken Er: die Unterscheidung von der natürlichen Bestimtheit 7 diese Einheit … Mannichfaltigkeit] Ga: obgleich das Eine ein Natürliches bleibt natürlichen] Er: bloß endlichen 9–10 nur Werth … hat] Ga: nur Widerstrahl von 30 demselben ist Er: wo alles nur Wahrheit hat in so fern es von jenem Einem bestrahlt ist 11 Besondre] Ga: Endliche 12–13 Hier ist … Natürlichen.] Ga: Es ist also in Persien eine Einheit des Geistigen und Natürlichen vorhanden, 14 Partikularität] Er: abstracte Particularität 17–18 und dieß … ist] Er: (Das Particulare gilt in so fern es im Allgemeinen begründet, gut ist). 18 Ablösung vom Natürlichen] Ga: Auflösung vom Endlichen 19 dieß Eine] Ga: das Eine das höchste 19–20 so, daß … wird] Ga: 35 weil das Eine einfach ist, so finden wir auch die größte Einfachheit in den Persischen Grundsatzen 20–22 besteht darin … hat] Ga: ist es aber die im Handeln des Individuums das Allgemeine als Grund und Zweck annimt, und das Besondere nicht als solches gelten läßt 23 Aberglaube] Ga: unendliche Aberglaube abgeschieden] Er: abgeschnitten 25 bedeutsam sind] Ga: als hohe Bedeutungen gelten Er: eine letzte Bedeutsamkeit haben 40 37 das Besondere nicht als solches] dem Besondern nicht als solchem
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liert das Endliche, verlieren alle Zusammenhänge des Individuums mit diesem Endlichen von dieser Wichtigkeit. – Der Chinese hat sein ganzes Leben mit dem Hausbau zu thun, daß sein Haus nicht flankiert wird p, bei dem Indier ist es von großer Wichtigkeit, wohin er spuckt p. Alle solche Wichtigkeit der endlichen Zusammenhänge versinkt vor der Richtung des Menschen auf das Eine. Die persische Einheit, obgleich sie abstrakt ist, dem Denken, als solchen zukommt, der Gedanke die Natur gereinigt hat, so ist doch noch das Moment der Natürlichkeit in gleicher Würde enthalten, um der Abstrakzion selbst Willen, ist sie, diese Einheit behaftet mit unauflöslichem Gegensatze, nehmlich vom Licht und Finsterniß, Gut und Böse, diesem Manichäismus. Dieser Dualismus, der einen Augenblick verschwindet bei den Römern und Griechen, ist heute wieder an der Tagesordnung. Da nennt man eine Filosofie, die diesen Dualismus auf hebt, Identitätsfilosofie, Pantheismus, p und läßt Gott auf der einen Seite, das Endliche auf der andern, das Endliche so als absolut. – Zu diesem persischen Dualismus gehören die, die sich mit der Religion als solcher begnügen, aber deren Bewußtsein nicht vollendet ist. – Das ist das Allgemeine über das Prinzip im Verhältniß zum Vorangehenden. Weil es auf diese Weise einseitig ist, hat es in sich die Nothwendigkeit, weiter zu gehen. Die Vorhergehenden sind statarisch. Die Unterschiede sind wohl für uns, nicht für sie, sie haben die Unbeweglichkeit des Natürlichen, die Bestimmtheit der Natürlichkeit. – Hier in Persien ist der Gegensatz nicht bloß für uns, sondern in der Idee, also ist darin selbst die Nothwendigkeit des Fortschreibens, Fortschreitens enthalten. Die Idee in ihrer ganz abstrakten Weise ist hier aufgefaßte. Was das Po l i t i s c h e betrifft, so sehen wir im persischen Reiche das, was wir itzt ein Kaiserthum nennen, einen herrschenden Volksstamm, der die zusammen-
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2–3 Der Chinese … wird] Ga: Bei den Chinesern haben wir zb. gesehen daß die Lage ihres Hauses ihnen von größter Wichtigkeit ist 3–4 bei dem … spuckt] Ga: und die Indier solche auf bedeutungslose Formen legen 6–8 obgleich sie … enthalten] Ga: obgleich sie dem Denken als solchem zukommt, so muß man doch gestehen daß sie noch eine ganz abstracte ist. Die Natur des Unmittelbaren, der NaturGegenstand als diese Einheit ist einerseits beibehalten. 9 behaftet mit 30 unauflöslichem Gegensatze] Ga: mit Gegensatzen ohne Versohnung behaftet Er: in einem ungeschlichteten Gegensatz 10–14 Dieser Dualismus, … absolut.] Ga: mit diesem Dualismus der selbst noch heute zu Tage bey uns herschend ist, mit der beliebigen Vorstellung Gott dem Endlichen gegenüberzustellen 15 persischen] Ga: alten gehören] Ga: gehen 16 aber deren … ist] Ga: und für die Philosophie nicht reif sind 18–20 Die Vorhergehenden … Natürlichkeit.] 35 Ga: In Indien und China sind ihre Principien statarisch, sie sind für uns zwar unvollkommen für sie aber sehr volkommen. 25–923,5 einen herrschenden … gewähren.] Ga: Das Persische Volk besteht aus Einheit vieler Völker, die alle aber in ihrer Individualitaet erhalten sind. Diese Einheit, welche alle Völker in ihrer Eigentümlichkeit läßt hält sie nur eußerlich in einer Herschaft, welche kein durchgreifender Despotismus ist. Auf diese Weise ist im Persischen Reiche sowohl das Allge- 40 meine als das Besondre vorhanden – das Besondre aber ist lebendig, und das Allgemeine läßt ihm gewehren.
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hängende Einheit vieler Völker ist, eben so, daß dieß Eine ohne Neid, gleichsam auf liebevolle Weise diese Partikularitäten gewähren läßt, sie nur allgemein | unter der Herrschaft hält und befaßt. Hier ist der Charakter eines freien Zusammenhanges; es sind Partikularitäten, aber lebendige Völkerindividuen; das Eine hält sie zusammen, läßt sie aber zugleich in ihrer Partikularität, Besonderheit gewähren. – Was das Nähere von diesem Reiche betrifft, so vereinigt es in sich diese große Mannichfaltigkeit. Hier tritt Konflikt ein des Hochlandes mit den weiten Bassins; Thalebnen der Ströme. – Die Ausbreitung des geselligen, industriösen Lebens, aber zugleich Despotie, sahen wir in Indien und China, auf der andern Seite die schweifenden Horden der Gebirge. Die Thalebnen China’s sind unterworfen von den Nomaden, Mantschu, aber erlitten keine Verändrung. In Persien ist die Vereinigung dieser beiden Prinzipe, China’s und Indiens. – Wir haben 1.) Pe r s i e n , dieß Hochland, im Allgemeinen im Osten vom Tigris; 2.) dem Assyrien und B a b y l o n unterworfen ist. Dieses ist das Heterogene, und dann drängt Persien gegen jenen Vereinigungs Wendepunkt des mittelländischen Meeres, 3. Sy r i e n . Diese beiden Arme des Mittelmeers erstrecken sich nach Ägypten und das Abendland. – Zu Pe r s i e n gehören: das Hochland, Iran; das eigentliche Persien. Zu diesem Hochlande gehört das Gebirge jenseits, östlich, vom kaspischen Meere, darin ergießt sich der Oxus und hat sich ergossen der Jaxartes. Dieser wurde später in den Aralsee abgeleitet. – Die unteren Ebenen dieser Ströme sind theils Sandtheils Sumpfwüsten. Weiter gegen Osten ist ein Gebirgszug, Belur Dag; einen Theil der Vorhügel dieses Gebirgs macht Sogdiana aus. Um den höhern Oxus herum liegt Baktrien, das seinen Mittelpunkt hat in diesem Winkel gegen Indien, – (so daß nur eine Tagesreise dahin ist,) das sich südlich herab erstreckt. Der Oxus durchläuft zum Theil Baktrien, und fließt in’s kaspische Meer. Im Süden ist ein Hochland, das tiefer liegt, als die Gebirge Korrasan p; im Westen des Gebirgs hat der Tigris und Eufrat seinen Lauf. Diese kommen her aus Armenien, und zwar aus dem Theile, den man oft auch zu Lydien zählt. Dieser Gebirgszug setzt sich fort, dem Laufe des Tigris nach, südöstlich. Hier lagen das alte
10–11 Die Thalebnen … Verändrung.] Er: In China haben wir einerseits das dumpfe Thalleben | und auf der andern Seite haben wir gesehn die schwärmenden Bergvölker des Hochlandes, die jene unterjochten aber in ihrer Individualität lassen und selbst in ihr bleiben. 12 dieser beiden … Indiens] Ga: dieser Lander 16–17 Sy r i e n . Diese … Abendland.] Ga: Syrien und Arabien strecken 18 Iran; 35 ihre beiden Arme nach dem Abendlande aus, und in der Mitte liegt der Kern von Persien. das eigentliche Persien] Ga: Iran genannt, welches aber keinen | bestimmten Nahmen hat 25 (so daß … ist,)] Ga: wovon nach Indien, Caschmir keine so große Entfernung ist 26 herab] Ga: herab gegen Hinduku 27 Im Süden … Korrasan p] Er: Südlich vom Oxus ist auch ein Hochland, Khorasan Ga: Gegen Süden des Oxus liegt Corasan 40 35 der] das
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Kurdistan. Die jetzigen Perserkönige sind Kurden. Gegen den persischen Meerbusen ist’s, wo die eigentlichen Perser ihren Sitz, ihre Heimat haben. – Das ist dann dieß Hochgebirge, wo denn zu suchen sind, theils auf, theils an ihm, das alte Iran, und der Stammsitz der eigentlichen Perser, von denen die Griechen sprachen. – In Persien haben wir dreierlei Völker: 1.) eigentliche Perser, 2.) Babylonier, Assyrer; 3.) das Zendvolk; – dann Aegypter p. Das, was näher mit Persien verbunden, amalgamiert war, sind die 3 genannten: 1.) d a s Z e n d vo l k , – so genannt, weil seine Sprache die Zendsprache ist. In dieser Sprache sind geschrieben die Bücher, in denen die Lehre Zoroasters auf bewahrt ist, Bücher, die noch bei den Parsen, Feueranbetern erhalten werden. Diese Feueranbeter werden von den Mahomedanern gewaltsam ausgerottet; doch erhielten sie sich, und zwar ein kleiner Theil am kaspischen Meere. Eine Kolonie der Perser existirt in Bombay. Dort hat Perron die Zendsprache gelernt, und diese Bücher nach Europa mitgebracht und übersetzt. – Viele Bücher, die sich auf die Religion der der Perser beziehen, sind auf der Pariser Bibliothek. Die Entdeckung der Zendbücher macht Perron die größte Ehre, der nach Indien kam, um den Sanskrit kennen zu lernen. Als gemeiner Soldat reiste er nach Indien. In Bombay ist er mit einem Priester der Parsen bekannt geworden, und ist abgelenkt worden von seinem eigentlichen Studio. – Über die Ächtheit dieser Bücher ist zuerst zu sprechen. – Wann Zoroaster | gelebt, ist sehr streitig; aber noch bewundernswürdiger ist, daß so alte Werke sich erhalten bei solchen kleinen Gemeinen der Feueranbeter. – Die Engländer wollten, was ihnen schlechte Ehre macht, aus Neid, ihre Ächtheit heruntersetzen. Ihre Authentizität gründet sich aber 1.) auf die innre Natur der Werke; 2.) auf die Übereinstimmung mit den Nachrichten über die 1–2 Gegen den … ist’s] Ga: Mehr gegen Süden ist das Thall 2 haben] Ga: hatten. Von Hinduku nachher zieht sich der Solimanische GebirgsZug nach Osten. 3 Hochgebirge] Ga: Hochland 5 eigentliche Perser,] Ga: Vom CentVolke. 11 gewaltsam ausgerottet] Ga: aufs grausamste verfolgt 12 Eine Kolonie der Perser existirt] Ga: Heute zu Tage | existirt noch ein Stamm von diesen alten Feueranbetern in Bombay] Er: in Bombay in Ostindien 15–19 Die Entdeckung … Studio.] Ga: Die Bekanntschaft mit ihren Schriften sind wir einem Franzosen namens Amendein schuldig. Als Soldat ist er nach Indien mit den Französischen Truppen gegangen um eigentlich die Samscriter Sprache zu erlernen. Als dieses seine Vorgesetzten erfuhren befreiten sie ihn von dem Dienste. Er aber gab das Samscrit auf, und legte sich auf das erlernen der Parsischen, CentSprache nachdem er in Bombey ankam. – Was er wollte hat er erlangt, und übersetzte alle Bücher die er bey ihnen vorfand ins Französische. 19 ist zuerst zu sprechen] Ga: wurde viel gestritten 20 ist sehr streitig] Ga: weiß man nicht bestimmt anzugeben 22–23 Die Engländer … heruntersetzen.] Ga: Wilhelm Schons ein Englander ist es besonders der diese Werke herunter setzen wollte. 24 Natur der Werke] Ga: Einrichtung des Landes die wir aus diesen Büchern vernehmen, zeigt deutlich an daß sie vom Alterthume herrühren müßen. Die Werke sind sehr untersucht worden, und es hat sich gezeigt daß nichts gemachtes von einem Modernen in ihnen statt findet. 26 Solimanische] Solindanische helm Schons lies William Jones
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Magier von den Griechen. – Die Quellen für dieß Zendvolk in Ansehung des Geschichtlichen, sind sehr sparsam; eben so haben wir über die Religion der Perser nur Herodot, Ktesias und diese Werke. Ein späteres modernes Werk wollte man auch dafür ansehen, woraus über die Perser Nachrichten geschöpft werden könnten, – das Werk Ferdusis (Schaname) ein poetisch episches Werk von sehr großer Ausdehnung. Siehe: Görres Auszug mit einer sehr großen Abhandlung über die Geschichte dieses Werks[.] Nach der Weise Görres fließt das Historische, Epische ineinander; er giebt an, daß das Mythische ein Historisches sei, wie er die Gedichte Homers für trockne geschichtliche Data nimmt. Aus Ferdusi kann man nicht allgemeine geschichtliche Umrisse entnehmen. Fardusi lebte im 12. Jahrhundert am Hofe Mahomets des Gaznaiden zu Kabul. Das ist so spät, daß, was an ihn hat kommen können, mährchenhafte Volkssagen sind. Wir können beurtheilen, wie das, was wir geschichtlich kennen, bei ihm behandelt ist: Alexanders Verhältniß zum persischen Reich ist etwas relativ Modernes. Davon hätte Ferdusi nähere Nachrichten haben können. Sind diese verkehrt, und verworren, so werden die Züge aus den älteren, früheren Begebenheiten auf ganz und gar nichts Bestimmtes beruhen.– Was das Zendvolk betrifft, so scheint es nicht unmittelbar die Voreltern der Perser des Zyrus gewesen zu seyn. Dieß Volk wohnte wahrscheinlich am oberen Oxus in Baktrien, zwischen Gebirgen, wo nördlich die Landschaft Fergana Baktra, heut zu Tage: Balk (Stadt überhaupt) liegt, an einem Flusse Balk, der in den Oxus fällt. Dieß Baktra ist 10 Tagereisen von Kabul und Kandahar entfernt. Auf dem Wege zwischen Kabul und Kandahar findet man die Trümmer einer alten Stadt, Bamian. Hier sei die Wiege des Menschengeschlechts gewesen, sa-
25 1 Griechen] Ga: Griechen, von Herodot
Er schließt an: so daß jetzt eigentlich kein Streit darüber ist 1–3 Die Quellen … Werke.] Ga: Alles was wir über die Religion der Parsen, und über das Geschichtliche derselben wissen sind wir dem Herodot und diesen Quällen schuldig. 6 sehr großer] Ga: der größten 8–9 er giebt … sei] Ga: Nach ihm soll das Mytische mit dem Historischen eng zusammenhängen. Wenn man aber dieses genauer ansieht, so erkennt man gleich daß in ihm gar nichts 13–14 Wir können … ist] Ga: Daß dieses sich so verhält können wir von 30 historisches zu suchen ist. diesem schließen was er uns aus den späteren Zeiten als Etwas historisches angiebt, und was wir aus andern Quällen sehr genau kennen. 14–15 Alexanders Verhältniß … können.] Ga: So stellt er das Verhältniß Alexanders zu Persien ganz schief dar, er konnte über so große Begebenheiten bessere Nachrichten haben. 17 beruhen.] Ga: beruhen. – Er spricht daß Dara (Darius) einen Krieg mit dem 35 Kaiser P h e i l e p u s führte – er habe sagte er die Rumier zurückgeschlagen und ihnen einen Tribut zu zahlen auferlegt. Dara heirathete die Tochter des Phelepus, da sie aber einen übeln Geruch vom Munde hatte, so schickte er sie dem Vater zurück – wo Sikander (Alexander) zur Welt kahm. – Man sieht wie dieser Zug geschichtslos dargestellt ist. 18–19 die Voreltern … Zyrus] Ga: der Stamm der Perser die uns unter Cyrus bekannt sind 20 Baktrien] Ga: Chiaka, Aman genannt Bactrien 21 Baktra, liegt] Ga: liegt, und südlich das Ge40 heut … überhaupt)] Ga: Bactriens allgemeiner Nahme ist Balk birge Albur, Hinduku Flusse] Ga: kleinen Fluße 24 Bamian] Ga: Bami 30 Daß] das
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gen die Indier. – Nach Baktrien scheint der Sitz des Zendvolks verlegt werden zu müssen. Von ihm kommt vornehmlich der Name Arier in jenen Büchern vor. Das Land heißt Iran, entgegen Puran, im Norden vom Oxus. Dieser Gegensatz ist zum Theil durchgehend bei Ferdusi dargestellt. Ariene-vecchio, Puran, und Ariene ma, kommt vor als das große Ari, Iran. – Herodot sagt: die Meder haben vormals sich Arier genannt. Noch andre Namen kommen in diesen Zendschriften vor, Namen, deren Sinn sich zum Theil schwer ausmitteln läßt. Zogi, das ist Zogdiana; Hari, vielleicht ist das Haran, woher Abraham nach Syrien gewandert seyn soll . – Die Sitten des Volks werden in den Zendbüchern als einfach beschrieben. – In Ansehung des Zoroasters sind schon früh verschiedne Meinungen über die Zeit aufgestellt worden. Diese Bücher sind geschrieben worden unter einem Könige Gustaps. (Aps, und Aspis heißt Pferd). Diesen nahm man für den König Histaspis, und hat dem Zoroaster zugeschrieben Einführung oder Reformazion der Lichtreligion unter der Regierung des Darius Histaspis. Perron und Heeren, in seinen Schriften über Politik und Handel, sind dieser Meinung. Es liegen unzuverlässige chronologische Kombinazionen zu Grunde. Es ist eine (schlechte) Vorstellung, daß in diesem bereits so gebildeten Perserreiche erst die Religion | des Lichts eingeführt sei. – In den Zendschriften kommen auch Puranier vor, und Indier; aber Babylonier, Meder, Perser, – kommen nicht vor. Die Darstellung der Sitten spricht ganz dagegen, daß diese Werke zu der Zeit des Histaspis ihren Ursprung haben. – Was wir über diesen Zustand bemerken können, so sind die Sitten einfach; wir sehen Ackerbau, Viehzucht, Krieger; Handel wird nicht erwähnt in den Zendschriften. Wir sehen 4 Stände: Krieger, Ackerbauer, Handwerker und Priester; aber wir sehen nicht, daß diese Stände Kasten sind, daß die Individuen dran gebunden sind von Natur. Auch über die Verheirathung, religiösen Gebräuche, bürgerlichen Gesetze, ist viel die Rede; aber es ist nicht die geringste Spur vorhanden, daß Heirathen unter verschiednen Ständen waren. Wir sehen diese Stände wie in Europa, diese wesentlichen Geschäfte des Lebens sondern sich in Massen. In diesen Büchern sind Oberhäupter von
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1 des Zendvolks] Ga: der alten Parsen 3 Puran] Ga: Turan 8 Zogi, das … Haran] Ga: Nesar, Neischapur, Haran 10 einfach] Ga: ganz einfach 12–13 Diese Bücher … Gustaps.] Ga: Die Bücher stellen ihn in einem Reiche vor in welchem der König Gustabs Aspes regirte 13–14 König Histaspis] Ga: Darius Histaspes 17 unzuverlässige chronologische … zu Grunde] Ga: dieser Angabe chronologische Combinationen zu Grunde die auf einer fabelhaften Vorstellung sich 35 stützen 19 Puranier] Ga: Turenier und Tacier 21 der Sitten] Ga: der Lebensweise des Volkes 22 Histaspis] Ga: Darius Histaspes 23 Ackerbau, Viehzucht, Krieger] Er: Ackerbau, Handwerkern, Kriegern und Priestern 26 daß die … Natur] Ga: sie sind nicht erblich 29 waren] Ga: verboten seyn sollte 3 Puran lies Turan
4 Ariene-vecchio lies Eeriene Veedjo, Eeriena Veedjo
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Orten, Bezirken, Straßen, Städten, Provinzen erwähnt; von Abgaben ist nicht die Rede; die Oberhäupter erhalten Gaben zu ihren Opfern. So sehr wir die Organisazion eines Staats hier sehen, so sehen wir doch Nichts, was auf einen ausgebildeten Staat deutete und sich bezöge. – Das religiöse Leben ist im Allgemeinen schon bemerkt, – daß das Licht, das Reine, Gute, es ist, was sie verehren. Dieß Licht ist natürlich, und insofern ist’s Naturdienst; aber dieß hat zugleich die Bedeutung des Guten, Geistigreinen, Wahren. Es ist kein Götzendienst, nicht Sonne, Flüsse; sondern das einfache fysische Wesen, das Licht, das als Einheit so rein, wie der Gedanke ist. (Wir nehmen mit Göthe gegen die Newtonsche Theorie an: das Licht für sich besteht nicht aus vielen Farben, das Reine, Helle, besteht nicht aus vielen Dunkelheiten.) Die Perser haben sich gerichtet in ihrer Anbetung des Absoluten zum Lichte, so daß es die allgemeine Substanz, daß Alles Offenbarung des Lichts ist, daß alles Natürliche geheiligt ist als Geburt des Lichts, daß alles Lebendige zu seiner affirmativen Bestimmung das Licht hat. In Allem haben sie das Edle, Schöne verehrt als Licht; aber sie verehrten nur das Allgemeine im Besondern. Diese Vorstellung schließt den fysischen Pantheismus in sich, – das Allgemeine, was ist, insofern es gedacht ist als Wahres, ist identisch mit diesem Affirmativen. Pantheismus muß man nicht verstehen in dem rohen Sinne derer, die der Filosofie den Vorwurf des Pantheismus machen, daß Alles Gott sei, daß alle endlichen Dinge Gott seien. Das ist keinem Menschen eingefallen, auch bei der Rohheit indischer Vorstellung nicht; dem Pantheismus wird zugeschrieben, daß das Endliche, Einzelne in seiner Besonderheit Gott sei. – Bleibt man dabei stehen, daß Gott die Eine Substanz ist, ohne zur Bestimmung des Geistes fortzugehen; so ist da alles Endliche verschwunden. Da läßt man das Endliche nicht in seiner Besonderheit gelten; sondern, was wahrhaft sei, das ist nur das Allgemei-
2 Gaben zu ihren Opfern] Ga: nur Opfer für Gottesdienste 5–6 daß das … verehren] Ga: Das Eine, Licht ist das Wahre. 8 Es ist kein Götzendienst] Ga: Solcher Religion können wir den Nahmen Götzendienst nicht geben 8–9 nicht Sonne, … Wesen] Ga: es ist kein Besonderes 9 ist] Ga: zunächst 30 das verehrt wird, nur ein allgemeines phisicalisches Wesen erscheint 12–13 gerichtet in … Lichte] Ga: an das Höchste, Absolute gerichtet 13 so daß … Substanz] Ga: sie sagen nemlich daß das Licht die Allgemeine Substanz von allem ausmacht 14–15 daß alles2 … hat] Ga: Das Leben der Thiere und Pflanzen, der Glanz der Sterne alles kommt vom Licht her, und ist Licht. 15–16 das Edle, Schöne] Ga: dieses Schöne 16 aber sie … Besondern] Ga: und das Besondre nur insofern inwie35 dieses Hohe, Affirmative fern es das absolute in sich schließt 17–18 Diese Vorstellung … Affirmativen.] Ga: Man konnte sagen, daß die Parsische Vorstellung Pantheismus ist, weil man doch einmahl den Pantheismus nicht verstanden hat, und dieser Nahme sehr beliebt geworden ist. 17 fysischen] Er: absoluten 19–21 Pantheismus muß … seien.] Ga: Der neuesten Philosophie will man ja einre21–22 auch bei … nicht] Ga: nicht einmahl dem rohen 40 den, daß sie alle Dinge zu Gott macht Volke der Parser
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ne. So ist in der Feuerreligion das Licht in allem Besondern, was als das Wahre gilt; in der Flamme ist es das Licht, was in jeder Gestaltung Affirmatives ist, ist das Erzeugniß des Ormuzd, Lichts. – Indem die Perser, dieß Zendvolk, auf dieß Eine gerichtet waren, so hat jedes Individuum ein direktes Verhältniß dazu. – In China steht nur der Kaiser mit dem Tien in Beziehung; in Indien ist der Brama ein abstraktes Moment, und Moment der Leblosigkeit. Hier offenbart sich das Allgemeine in jeder Gestaltung und für jedes Individuum, manifestirt sich in und für Jeden. Hiermit ist der Despotismus entfernt, | den wir in den früheren Gestaltungen gesehen; es tritt ein Freiheit und Gleichheit. – Die Religion des Zendvolks hat zu ihrem obersten und höchsten Gegenstande ein natürlich Einfaches gehabt, das Licht. Das Reich des Lichts entsteht, indem das Licht personifizirt wird als Ormuzd. – Näher treten Unterschiede hervor: diese auffallenden Lichter, Sonnen, Monden, Planeten, Amtschaskand, – es sind 7, Sonne, Mond und noch 5 andre; – man kann nicht bestimmt angeben ob, und welche Planeten, diesen 5 anderen entsprechen. Unter diesen ist Mithra. Ihnen ist die Erhaltung der Welt übergeben. Ormuzd bleibt aber Oberherr. Jene sind Gehilfen des Ormuzd; sie haben Zusammenhang mit Naturgegenständen. In den Zendbüchern tritt Mithra nicht besonders hervor; aber, daß er früh ausgezeichnet war, geht daraus hervor, daß Herodot den Mithra nennt. In der spätern Zeit ist Mithra eine Hauptfigur, und indem die morgenländische Welt in die abendländische, römische eindringt, macht der Mithrakultus eine sehr hervorstechende Seite aus: da ist Mithra mit Misetus eine Person. In den Mysterien bis zu den Tempelherrn, haben sich die Symbole des Mythradienstes erhalten: Essen des Brodes und Trinken des Weines. – Ob dieß schon der Religion des alten Zendvolks gehörte, ist sehr streitig. In den Zendbüchern kommen Gebete an den Mithra vor; aber er ist nicht besonders ausgezeichnet. – Zu den religiösen Vorstellungen der Perser gehört ein Geisterstaat des Ormuzd, – alle Existenzen, Menschen, in ihrer verklärten Wesenheit. Es ist immer von 2 Welten die Rede, eine unmittelbare und geistige, – von 2 Weisen der Wirklichkeit. – Diese Wesenheit ist, was wir Genius nennen, Schutzgeist, doch
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1–2 in der … gilt] Ga: auch bey den Parsen das Wahre in allem Besondern das Allgemeine 5–6 ist der … und] Ga: nur der Bramin im Verhältniße zu | Gott – und dieser nur in dem 13 Näher treten] Ga: im Lichte aber selbst treten verschiedene 16–17 Ihnen ist … übergeben.] Ga: Das sind die 7 Beherscher der Welt 17 Oberherr] Ga: an ihrer Spitze 18 Naturgegenständen] Ga: 35 Naturzustanden 19 Mithra] Ga, ähnlich Er: Mitra oder Mitras hervor] Ga: hervor, und wird nur als einer von den 7 Amschatspan erwehnt 22 sehr hervorstechende] Ga: große Epoche im Römischen Reiche 26–27 aber er … ausgezeichnet] Ga: die aber nichts vorzügliches enthalten 28 ein Geisterstaat] Ga: das Reich 30 eine unmittelbare und geistige] Ga: von denen die eine die Wesenheit der andern ausmacht 40
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mit Modifikazion. Jedem Menschen ist ein Feruer zugeschrieben, ein Genius. Es ist eine Ideenwelt, übersinnliche Welt, die unmittelbare Welt in ihrer Verklärung, Reinheit, Einfachheit. – Korodman heißt der Ort für die Geisterwelt, die der Spiegel ist, in dem die existirende Welt in ihrer Wahrheit enthalten ist. – Es ist damit ein Kultus verbunden, worin geboten wird, sich vor körperlicher Verunreinigung zu hüten, zB. todte Körper nicht zu berühren. Es sind 20 Vorschriften angegeben, wie ein todter Hund begraben werden soll, ohne daß man sich verunreinigt. Wie diese Reinigkeit im Äußerlichen, eben so ist Reinigkeit im Innern zum Grundsatz gemacht. Es ist hier ein Innres unterschieden. Diese Reinigkeit soll hervorgebracht werden durch Erhebung vielfacher Gebete zu Ormuzd, und zu den reinen Wesen. – Der älteste Theil des Zendbuches sind Gebete, Anrufungen, die innre Erhebung des Gemüthes. Es sind auch Opfer vorgeschrieben. Ein Hauptzug ist in diesem Kultus, daß einer Seits Opfer gebracht werden als Buße für Vergehungen; aber auf der andern Seite schließt Opfern nicht Entbehrung, Negazion, Schmerz, Entsagung in sich, das der Mensch sich auflegt; nicht wie in Indien, wo das Höchste in Negazion gesetzt ist, in Leblosigkeit. Die Hauptsache des Opfers ist Schlachten der Thiere; aber das Fleisch wird nicht nutzlos vergeudet, es ist nicht bloß negative Beraubung eines Besitzes. Ein Tödten des Thiers ist hier, aber zum Verbrauchen in der Haushaltung. Es wird vom Thiere Nichts der Gottheit dargebracht. Der Opferer holt sich von Gott nur den Segen, wie wir vor Tisch ein Gebet halten, vor Tisch vorangehen lassen Gedanken eines Höhern. Dem Perser ist vorgeschrieben überhaupt das Pflegen alles Lebendigen, Pflanzen, Graben der Quellen, ungestörten Gang den Quellen zu besorgen; | Bäume zu pflanzen und täglich eine Zeit auf Beschäftigung mit dem Natürlichen zu verwenden. – Dschemschet (Achaimenes, König von Theben, Zyrus ein Nachkomme desselben,) soll die Erde gespalten haben mit seinem goldnen Dolche, und dadurch fruchtbar gemacht, Flüsse, Kanäle geleitet, um die Pflanzen zu befruchten, gesorgt haben für Ackerbau, Bevölkerung p. Der Parse ist auf Pfle-
7 20] Ga: vielfaltige 9 Grundsatz] Ga: Wesentlichen 10–11 Erhebung vielfacher Gebete] Ga: Erhebung des Gemuthes, durch Gebete 11 reinen Wesen] Ga: Amschatspan soll sie hervorgebracht werden 11–12 Der älteste … Zendbuches] Ga: Die HauptPartie des Cultus 16–17 nicht wie … Leblosigkeit] Ga: Das Mönchische findet in der CentReligion nicht statt. 17–18 Die Hauptsache … Thiere] Ga: Die Opfer sind von verschiedener Art – 19 eines Besitzes] Ga: des Lebens oder 35 gewönlich werden Thiere geschlachtet Besitzens 19–20 Ein Tödten … Haushaltung.] Ga: Der Verbrauch ist dem Eigenthümer gelassen 25 pflanzen] Ga: cultiviren Zeit] Ga: gewisse Zeit 26–27 (Achaimenes, König … desselben,)] Ga: welchen die Griechen Arhemenes nennen wird vorzüglich geopfert 27 Erde] Ga: Erde beglückt 29–930,2 Der Parse … befleißigen.] Ga: Das Pflegen des | Lebendigen und 40 die Erhebung des Gemüths sind die HauptPflichten eines Parsers.
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gen, Ehren der äußerlichen Lebendigkeit der Natur angewiesen, und sich der innren Erhebung des Gemüths und sittlichen Reinigung zu befleißigen. „Der Mensch ist rein, heißt es in den Zendbüchern, – und des Himmels würdig erschaffen worden; er wird rein durch Ormuzdienst, Reinigkeit des Gedankens, Worts, der That. Siehe das ist das Gesetz. Reinigkeit des Gedankens ist Gehen auf den Anfang, d.h. Wesen, Allgemeines, Substanz der Dinge; das Wort ist Wort des Ormuzd, auch Ized genannt; das Wort des Ormuzd ist der lebendige Geist, die gesammte Offenbarung des Ormuzd; reine That ist Anrufen der Heerschaaren, reinen Wesenheiten, die im Anbeginn erschaffen wurden. – So gehen die Gesetze auch auf äußerliche Vergehen, und auf innre Gesinnung, Vorsatz. – Solcher Unterschied, wesentlich bei Imputazion, – auch bei uns, – ist in China und Indien nicht vorhanden. Hier ist dieser Unterschied bestimmt ausgesprochen; die Strafen sind auch darnach bestimmt unterschieden. Wenn das Verbrechen begangen und bestraft ist, so wird angegeben, daß dabei bekannt gemacht wird, daß der Verbrecher sich vornimmt, sich zu bessern; das wiederholte Verbrechen wird stärker bestraft, wohl zugleich, weil er sich nicht gebessert. Die Strafen sind äußerliche, unmittelbare, zb Ruthenstreiche, – oder Strafen (für Vergehen, die in diesem Leben unbestraft bleiben,) im jenseitigen Leben. Dort werden die Verbrecher in andrer Weise bestraft. – Es ist überhaupt der Charakter dieses Unterscheiden von Äußerlichem und Innerlichem. – Das sind die Hauptzüge in der Vorstellungsweise der Religion des Zustandes des Zendvolks. – Über die Geschichte des Volks ist Nichts zu sagen. Es sind überhaupt nur einzelne Züge und Namen, die in den Zendbüchern vorkommen, und die nicht eine eigentliche Geschichte bilden. Es kommt nur auf diese gegebne Grundlage an, die bei Medern, Persern, aber oft mit Modifikazionen, durchgeht. – A s s y r i e n und B a b y l o n i e n sind Namen, die in der Geschichte Vorderasiens berühmt sind. – Bei dem Zendvolk war das innre, geistige Element; in Assyrien und Babylonien: ist das äußre Element die Üppigkeit, Reichthum des Handels, mehr hervortretend; aber die Perser selbst nach ihrer allgemeinen Lebensweise, die auch dem Zendvolke zuzuschreiben ist, sehen wir mehr in einfachem Na-
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4 er wird … Ormuzdienst] Ga: Er wird in dieser Reinheit erhalten wenn er den Weg der Diener des Ormuzd einschlägt Er: rein durch das Gesetz des Ormuzd 6 Wort] Er: reine Wort 17 Die Strafen] Ga: Die Strafen haben 2 Gestalten äußerliche] Ga: eine eußerliche in diesem Leben volbrachte 18–19 Strafen (für … Leben] Ga: eine Innerliche der Zukunft des 35 kunftigen Lebens übertragene 28 berühmt] Ga: bekannte und berühmte war das … Element] Ga: haben wir den Reichthum des Geistigen gesehen 29 das äußre … Handels] Ga: das entgegengesetzte den Reichtum des Prunkes, Ueppichkeit und Handels 30–931,1 aber die … Kanälen] Ga: Das Leben des CentVolkes war einfach – ein Leben das den sie umschließenden Gebirgen sehr analog war 40
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turleben, Pflanzen von Bäumen, Graben von Kanälen. Die Babylonier und Assyrer schließen sich in Städte ein, umgürten sich mit Mauern. Das Zendvolk führt ein freies Naturleben als Gebirgsvolk; die Assyrer sind Völker des Thals. – Die Nachrichten über Assyrer und Babylonier sind dunkel, sparsam, widersprechend; eine Geschichte von ihnen ist mehr Versuch, die Nachrichten in einige Übereinstimmung zu bringen, als wirklich historisch. – Assyrien ist ein unbestimmter Name. Das Land Assyrien ist zu suchen am mittleren Tigris, östlich Medien, nördlich Armenien; südlich von Tigris und Eufrat Babylonien. – Assyrien begreift bei den Griechen das Land am mittleren Eufrat und Tigris, Mesopotamien. Insofern man es von Mesopotamien unterscheidet, ist es etwas mehr nördlich und östlich, als das eigentliche Mesopotamien. In Assyrien finden wir früh große Städte, und diese sind der ganze Staat. – Ebenso in Medien Ekbatana, mit 7 konzentrischen Kreisen, so daß innerhalb jedes dieser Kreise ein Stamm, Stand, gewohnt hat, so daß der ganze Staat in einer solchen Stadt konzentrirt war. Gründer der Städte sind Assur und Ninus. – Ninive liegt in einer sehr fruchtbaren Gegend am Tigris. Assyrien war zurück in seiner Kultur gegen Babylonien. Da kommt Ninus, Semiramis vor, die zum Theil der geschichtlichen Tradizion, zum Theil der Mythologie angehören. Ninus hat das große Assyrische Reich gestiftet, Baktrien sich unterworfen. Vielleicht war dieß ein Kampf mit dem eigentlichen Zendvolke; wenigstens stimmt die Schilderung überein: Baktrien sei schwer zugänglich bergigt, an Kräften ansehnlich. Ktesias läßt 1,200 000 Reiter, 10 000 bewaffnete | Wagen in Baktrien einrücken. –
2 schließen sich … Mauern] Ga: schließt sich an die Medier an, wo die Einfachheit nicht zu suchen 2–3 Das Zendvolk … Thals.] Ga: Fruchtbare ThalEbenen vertreten bei ihnen die hohen Gebirge des CentVolkes. 5–6 eine Geschichte … historisch] Ga: Eine Geschichte von diesen Volkern kann mehr als eine Kritik angesehen werden, von den verschiedenen Nachrichten | die wir vernommen haben. 10–11 Insofern man … unterscheidet] Ga: Unter dem Nahmen Assirien sind wir gewohnt Mesopotanien zu begreifen, wenn wir aber auch hier einen Unterschied machen 12–13 und diese … Staat] Ga: man könnte sagen daß das ganze Reiche anfangs, so wie in 30 wollen Medien der Fall war, eine Stadt ausmachte 13 in Medien Ekbatana] Ga: Ecbatane in Medien wurde auf diese Weise durch Dejoces erbaut 15–16 Gründer der … Ninus.] Ga: Die ersten Stadte in Assirien sind unter dem Nahmen, Alkur, Assur und Ninive am Tigris bekannt. 16–17 Assyrien war … Babylonien.] Ga: Alles aber was von Assirien gesagt werden kann steht gegenüber der Babiloni17 Da kommt] Ga: In der Babilonischen Geschichte kommen diese be35 schen Cultur sehr zurück. rühmten Nahmen 19–20 Ninus hat … unterworfen.] Ga: Nynus soll das Assirische Reich gestiftet und Bactrien erobert haben. 21–22 Baktrien sei … ansehnlich.] Ga: Es wird gesagt daß dieses Volk schwehr zugänglich war – und daß man mit der Localitaet selbst viel kampfen mußte. 22–23 Ktesias läßt … einrücken.] Ga: Thesias in Herodot läßt ihn große Armeen gegen das CentVolk ins Feld 1,200 000 Reiter, … Wagen] Ga: 1 200 000 Infanterie, 200 000 Reiter und 10 000 Streit40 führen. wagen Er: 1 Million 700 000 Mann Infanterie 200 000 Reiter und 10 000 Wagen
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Semiramis ist eine Person, die zwischen der Historie und Mythologie schwankt. Sie hat Babylon erweitert. – Es wurden auch von diesen Fürsten Züge nach Ägypten, Äthiopien, und nach der andern Seite, nach Indien, angegeben. Die assyrische Herrschaft soll bestanden haben 1000 Jahr bis Sardanapal, bei dessen Namen man an einen weichlichen Menschen denkt, dessen Tod aber keine Muthlosigkeit anzeigt, keine feige Unterwerfung unter die Sieger, sondern diese Hartnäckigkeit. – Nach Auflösung des assyrischen Reichs hatten sich die verbundnen Staaten für sich konstituirt; besonders treten Medien und Babylonien hervor. Es wird vom neu-assyrischen Reiche gesprochen. Der Widerspruch der Bibel und profaner Skribenten sind schwer zu vereinen; dieß neue assyrische Reich ist mehr eine Hypothese. Besonders erscheinen die Babylonier als selbständig; bei ihnen die Chaldäer, ein Gebirgsvolk auf dem Kurdischen Gebirge. Die Chaldäer werden angegeben Babyloniens sich bemächtigt zu haben 700 vor Christus. Die Chaldäer bleiben doch immer unterschieden. Bei Herodot sind sie Einwohner eines eignen Theils der Städte. Aus Daniel sehen wir, daß sie besonders priesterliche Verrichtungen gehabt; sie waren berühmt in der Astronomie. Babylon, Stadt des Bel, südlicher am Tigris und Eufrat, als Assyrien. Es ist ein von Alters her berühmter Name. Das ältre und spätre babylonische Reich muß man unterscheiden. Es ist nicht ein Continuum Eines Reichs, sondern es erscheint zuerst Assyrien unterworfen; das spätere Babylonien ist ein selbständiges Reich. Babylon knüpft sich an die Erinnrung an, die wir vom Thurm aus alter Zeit haben. Bei den Babyloniern zeigt sich das Bedürfniß, das nomadische Leben zu verlassen, und festre Sitze des Ackerbaus zu machen. Damit verknüpft
1–2 Semiramis ist … erweitert.] Ga: Ihm (sc. Ninus) wird auch die Eroberung Mediens und Babiloniens zugeschrieben von denen das Zweite Reich | Semiramis so sehr verschönert und erweitert haben sollte. 4–7 bei dessen … Hartnäckigkeit] Ga: von denen der letzte Sardanapal sich mit seiner ganzen Familie dem Feuer preisgegeben hat. – Er wird als ein feiger Fürst geschildert, diese Kraft aber und Edelmuth sich eher den Flammen als seinen Feinden zu ergeben zeigt keine Spuhr von Feigheit. 8–9 hatten sich … konstituirt] Ga: sollen aus seinen Theilen viele Reiche entstanden seyn 12 Hypothese] Er: Hypothese […] um Widersprüche zu vereinigen Besonders erscheinen … selbständig] Ga: Ehe wir zur Betrachtung des eigentlichen Babilonischen Reichs kommen, mußen wir ein paar Worte von einem Volke erwehnen, das wir in Babilonien vorfinden. 13 Chaldäer] Er: Chaldäer bei den Medern die Magier Gebirgsvolk auf … Gebirge] Ga, ähnlich Er: GebirgsVolk, früher herschend, später unter der Babilonischen Herschaft 14–16 Die Chaldäer … Städte.] Ga: […] Bewohner eines Theils der Stadt Babilon Er: von denen sie aber bei Herodot abgesondert erscheinen 18 Babylon, Stadt … Assyrien.] Ga: Babilon ist das Reich welches wir parallel mit Assyrien stellen können. Es liegt mehr südlich am Euphrat. 22 Thurm] Ga: Thurms zu Babel 23–24 das nomadische Leben] Ga: die Viehzucht und das nomadische Leben
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sich Handwerke, Handel, Gewerbe, und der Zweck, sich gegen die nomadischen Bergvölker und räuberischen Araber zu sichern. Es ist frühe Abscheidung: – schon beim Thurm ist angegeben, daß sie zusammenbleiben und zugleich gegen die Nomaden sich Sicherheit verschaffen wollen. Ackerbau und Viehzucht gehören zu den ältesten Verhältnissen. Das Zusammenleben, der Ackerbau, und diese Sicherheit ist das Prinzip, aus dem auch Babylon hervorging. – Diese Unterschiede finden wir bei Kain und Abel; wo Kain als Nomade als der frömmere sich zeigt, – wogegen der Ackerbau aber später sich zeigt, als zur Gesittetheit führend, und der Nomade später als Räuber und Mörder auszog, gegen die sich die Ackerbauenden schützen müssen. – Diese Thalebne, worin Babylon Mittelpunkt ist, hat unendlich fruchtbaren Boden gehabt, wegen der großen Flüsse, und glückliche Lage zum Handel. Die Kunst hat diese Fruchtbarkeit durch Kanäle allgemein verbreitet. Eben so der Handel, auf dem Eufrat und Tigris aufwärts nach Armenien und Assyrien, abwärts gegen den persischen Meerbusen, – wurde durch Kanäle auch befördert. – Babylon selbst macht einen so großen Mittelpunkt aus, als die Beherbergung, das Haus eines Volks. – Wir haben nähere Angaben über den Umfang dieser Stadt. Sie war im Viereck gebaut, hatte 100 Stadtthore von Kupfer, auf jeder Seite 25; die Mauern 300 Fuß hoch und 75 breit; 250 Thürme, deren jeder 10 Fuß höher war, als die Mauer. Die zum Eufrat führenden Straßen wurden Nachts mit Thoren geschlossen. Diese seien golden gewesen. Der Handel war von der größten ausgedehntesten Lebendigkeit. Große Gebäude und Tempel innerhalb der Stadt. Von diesen ist der Tempel des Bel berühmt, diese Prachtgebäude der Semiramis. – Was Geist und Charakter dieses Volks betrifft, sind wenige Züge angegeben; aber an diesem großen Aufwande an Mauern, innren Gebäuden, sehen wir, daß das städtische Zusammenleben diesen hohen Werth gehabt. Herodots Angaben
3 beim Thurm] Ga, ähnlich Er: in der Geschichte des Thurms zu Babel 3–4 daß sie … wollen] Ga: der Zweck sich nicht zu zerstreuen sondern zusammenzuleben. Die alte Sage zeigt, daß 5–7 Das Zusam30 die Gegend von Euphrat von Nomaden durchzogen und verwüstet wurde. menleben, … hervorging.] Ga: Der Ackerbau ist als Princip des Lebens, die Nomaden als Reuber vorgestellt. 12 wegen der … Handel] Ga: Euphrat und Tigris von einer Seite und der Persische Meerbusen von der andern begünstigten den Handel. 12–13 Die Kunst … verbreitet.] Er: Die Kunst hat das Wasser durch viele Kanäle zur Befruchtung des Landes gebraucht, und 18 Kupfer] Er: Erz 19 300] Ga: 35 diese waren eben so vortheilhaft für die Schiffahrt. 30 Er: 100 10] Er: 20 20–21 Straßen wurden … gewesen.] Ga: Thore wurden, wie die Sage lautet, mit goldenen Schlüsseln zugemacht 23–24 Von diesen … Semiramis.] Er: Von den Palästen, Tempeln, Prachtgebäuden der Semiramis haben wir nähere Beschreibungen 25 Geist und … Volks] Ga: die Geschichte 26 Aufwande] Ga: Aufwande 40 aber der in Babilon herschte
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deuten auf Gemeinsamkeit dieses Zusammenlebens einiger Familien. Baruch 6 und Herodot: Jedes Mädchen war gehalten, sich ein Mal im Leben einem Fremden Preis zu geben im Tempel der Melitta Astarte. Dieser Zug ist einer Seits Verletzung | der Sitte, des Prinzips des ehelichen Lebens; andrerseits ist er anzusehen als Beschränkung der Ehelosigkeit, als Einführung zwar nicht der Ehe in ihrer vollkommnen Bestimmtheit, aber zurück führen der Ehelosigkeit auf ein minimum der Ausschweifung und Willkühr und Ungesetzlichkeit. – Die eigentliche Ehe ist einer der wichtigsten Umstände in Beziehung auf Sittlichkeit der Völker. Herodot deutet hier auf die früher zur Zeit des Wohlstandes herrschende Keuschheit. – 2.) die Art, wie die Ehe geschlossen wurde, ist eine Art, die auf Gemeinsamkeit der Bürger unter einander hindeutet. Alle Mädchen, die im Alter waren zu heirathen, sind versammelt und veraukzionirt worden. Das Geld, das einkam, wurde verwandt zum Heirathsgut für die Häßlichen. Diese Sitte enthält, daß die Mädchen keine Wahl hatten, ihre eigne Reflekzion, Neigung, besondre Empfindung nicht befragt wurden, wie im Morgenlande überhaupt. Dieß gehört der modernen, reflektierenden Zeit an. Auch im Mittelalter, dem wir reine Sitten zu schreiben, wurden die Mädchen von den Eltern verheirathet. Das zeigt gute Freundschaft der Bürger unter ein ander. – 3.) Die Vorübergehenden sorgen für die Kranken, die auf einen öffentlichen Platz gesetzt werden, vor. Eben so Freundschaft, Gemeinsamkeit der Bürger. – In den jüdischen Geschichtsbüchern finden wir noch weitres. Daniel hat lange in Babylon gelebt. Nach Zeugnissen, die bei ihm vorkommen, (er selbst war hoher Staatsbeamter in Babylon) geht hervor, daß sehr sorgfältige Geschäfts-Organisazion Statt gehabt, Beamte, Schreiber, Einnehmer. – Herodot giebt an vielfache Klassen von Babylonischen Magiern, zum Theil mit Priestern gleichbe-
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1 Baruch 6] Ga: | Auch in dem Werke Baruch ist viel enthalten. 2–3 Herodot: Jedes … Melitta Astarte.] Ga: Herodot schildert das FamilienLeben auf folgende Weise: Jedes Mädchen wurde der Göttin Melitta geweihet, und mußte sich ein Mahl in ihrem Leben einem Fremden preisgeben 3 Melitta Astarte] Er: Melita (Venus) 9–10 Herodot deutet … Keuschheit.] Er: 30 Herodot sagt nachdem die Babylonier arm geworden, haben sie ihre Töchter Preis gegeben. 11 die Art] Ga: Ein andrer Umstand der noch besser das FamilienLeben und die Gemeinschaft der Babilonischen Bürger schildert, ist die Art 13 das einkam] Ga: welches man für die Schönen erhielt 14 Heirathsgut] Ga: Mitgieft 15 keine Wahl hatten] Ga: keinen Willen haben 17 modernen, reflektierenden] Ga: neuern 19 gute Freundschaft] Er: das gute 35 Vernehmen 19–20 Die Vorübergehenden … vor.] Ga: Ein weiterer Zug des Babilonischen Bürgerlebens ist, daß die Kranken gewönlich an offentlichen Orten gelegt wurden, und der Hülfe und dem Rathe der Vorbeigehenden gelaßen. 22 noch weitres] Ga: die Chaldeer mit den Babiloniern verbunden 22–23 Daniel hat … gelebt.] Ga: Daniel wie schon oben erwehnt wurde soll da gelebt und eine bedeutende Würde bekleidet haben. 26–935,1 zum Theil … Schrift] Ga, ähnlich 40 Er: Magier ist ein allgemeiner Ausdruck, bedeutet zum Theil Priester, Erklährer der Hyroglyphen
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deutend, Erklärer der Schrift, Astronomen. – Wir sagten, die Chaldäer kommen vor als eine besondre Klasse. Die chaldäischen Gelehrten, Wahrsager, Sterndeuter wurden bei Daniel berufen, einen Traum zu deuten. Die Traumdeutung weist hin, daß dem Menschen sein I n n r e s , die inneren Wahrzeichen, die Bilder, Erscheinungen, die ihm innerhalb seiner kommen, von hoher Wichtigkeit waren. – Es ist nicht der chinesische und indische Aberglaube, wo das Äußerliche nur die Bedeutsamkeit hat, sondern daß das Ahnungsvolle in ihn selbst gelegt wird. – Auf Traumdeuter halten die Babylonier viel. – Sonst sind die Babylonier gescholten wegen ihrer Weichlichkeit. Man redet Babylon sehr Übles nach, wie Städten, wo Handlung, Mittel des verfeinerten Lebens sich zusammenhäuften. – M e d i e n , in Vereinigung damit Persien. – Im Ganzen wird vom assyrischen Reich gesprochen, und wie die unterworfenen Reiche sich unabhängig gemacht, so daß Babylon wieder als selbständiges Reich auftritt, daß Medien als ein selbständiges Reich unabhängig erscheint. – Über diesen Beginn der Selbständigkeit sind die Berichte verschieden. Arbazes und Dejozes werden genannt als an der Spitze stehend gegen Assyrien. – Arbazes sei bei Sardanapals Katastrofe der Anführer gewesen; zum 2. Male habe Dejozes die Meder befreit, 200 Jahre später. Er habe die medischen Stämme vereinigt, sie bewogen, ihm eine anständige Residenz zu bauen, und zu befestigen, Ekbatana. – Das medische Reich erscheint als ein jüngeres, worin nicht diese Betriebsamkeit, Gewerbe, Kultur, Handel, Reichthum geherrscht, wie in Babylon. Herodot: „die Perser besaßen kein Gut und Bequemlichkeit, ehe sie Lydien eroberten.“ Die Medier sind ein Volk von einfachen Sitten. – Mit ihnen verbanden sich bald die Pe r s e r, so daß diese der herrschende Stamm über Medien geworden ist. – Bei Herodot scheinen die persischen Kriege die medischen genannt zu seyn. – Kyros wird an gegeben als Stifter des persischen Reichs. In dieser Zeit lesen wir vom medischen, babylonischen, lydischen, und später ägyptischen und assyrischen Reich. Wir sehen eine Art diplomatischer | Verhält-
2–3 Die chaldäischen … deuten.] Ga: | Aus der Erzählung Daniel’s geht hervor daß die Traumin Babilon von Wichtigkeit war 5 von hoher Wichtigkeit] Ga: nicht gleichgültig 7 nur die Bedeutsamkeit hat] Ga: so große Rolle spielte 7–8 das Ahnungsvolle … wird] Ga: die Bedeutsamkeit wird in das Innere verlegt 8–9 Sonst sind … Weichlichkeit.] Er: Die Babylonier werden von den Profeten wegen ihrer Weichlichkeit und Wollust gescholten. 16–17 sei bei … gewesen] Ga: soll aber unter Sardanapal das Feuer der Rebellion 17–18 200 Jahre] Ga: erst paar Hundert Jahre 18 medischen Stämme] Er: 35 entzündet haben sechs medischen Stämme 21–22 Herodot: „die … eroberten.“] Ga: Herodot sagt, daß die Perser welche doch mit den Mediern verbunden waren, keine Bequemlichkeit kannten, und erst nach Lydien’s Eroberung besser zu leben anfingen. 28–936,1 eine Art … Reichen] Ga: ein bestimmtes politisches Verhältniß zwischen diesen Provinzen und Persien walten
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nisse unter diesen Reichen. – Kyros, mit seinem eigenthümlichen Stamme der Perser, ist Herr des medischen Reichs. Von da aus erobert er Lydien, Sardes. – Ungeachtet die Perser Herren von Medien waren, waren die Perser doch nach Herodot, also hatten auch die Meder keine Kultur, Reichthum. – Hierauf hat Kyrus Babylon erreicht, und seine Herrschaft vorwärts geschoben an’s mittelländische Meer. – Kambyses eroberte Ägypten. Er starb in einem Kriege gegen die Massageten, ein transoxussches Volk. Sein Tod war seiner Bestimmung eigenthümlich, angemessen; in diesem seinem Berufe, weiter zu erobern, ist er umkommen den Tod des Eroberers; aber sein Reich ist geblieben. Den natürlichen Tod des Kämpfers in der Schlacht ist er gestorben. – Die großen welthistorischen Individuen sind eines Todes gestorben, der ihrer Bestimmung angemessen war. – Hier Vereinigung Vorderasiens in eine gesammte Gestalt. Diese Vereinigung war nicht durchdringend. Die Perser bilden nur den Kern, Zentrum; sonst sind die unterworfnen Völker in eigenthümlichem Charakter und Mannigfaltigkeit, Regsamkeit, Sitten, Gesetz, bestanden. Kyrus erlaubte so dem jüdischen Volk ihr eigenthümliches Volksleben, Religion im Vaterlande wieder aufzurichten. Die wilde Verwüstung babylonischer Herrschaft ist unter ihm aufgehoben. Die Fürsten wurden eben so in ihren Stammgütern belassen, ja ihre Güter selbst durch Geschenke erweitert. Beim Zuge des Xerxes finden wir so mehr Mal der Fürsten erwähnt, die so reich waren, daß sie Xerxes und seine Armee bewirtheten. – Das persische Reich ist als ein Völkerverein unter Einem Mittelpunkte anzusehen, bei dem die untergebnen Völker ihre freie Eigenthümlichkeit im Ganzen behielten. Die Obliegenheit, die sie gegen den Mittelpunkt hatten, bestanden allerdings auch in Leistungen; erst Darius Longimanus legte Tribut auf. Früher scheinen die Völker die Verbindlichkeit gehabt zu haben, von dem, worin sie sich auszeichneten, Sendungen zu machen. zb Tyrus Purpur. Die Gemahlinnen, Mutter des Xerxes waren angewiesen, aus welchen Städten sie Kostbarkeiten beziehen sollten. Von Tyrus und Sidon sehen wir, daß diese Handel treibenden Völker Handel treibend geblieben sind. Tyrus hat sich gegen Alexander auf ’s Äußerste gewehrt, für sich, nicht ein Intresse für Persien;
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5 seine Herrschaft] Ga: sein siegendes Schwerd 11 ihrer Bestimmung] Ga: seinem Zwecke 12 Hier Vereinigung … Gestalt.] Ga: Durch Cyrus ist eine Vereinigung VorderAsiens unter eine Oberherschaft zu stande gekommen 14–15 in eigenthümlichem … Gesetz] Ga: in ihren Individualitaeten 19 erweitert] Ga: bereichert 20 der Fürsten] Ga: verschiedene Völker und Fürsten 22–23 freie Eigenthümlichkeit im Ganzen] Ga: Individualitaet 24 Leistun- 35 gen] Er: Leistungen aber nicht im eigentlichen Tribut 26 von dem, … machen] Ga: solche Sendungen von Sachen zu schicken, die in ihrem Vaterlande die besten und vorzüglichsten waren 27–28 Gemahlinnen, Mutter … sollten] Ga: Die Mutter des Persischen Regenten hatte angewiesen welche und wie viele Edelsteine sie von den besondern Volkern bekommen sollte. 4 keine] keinen
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für ihre eigne Eigenthümlichkeit. – Das ist im Allgemeinen die Form des persischen Reichs. Die Macht der Satrapen ist zum Theil unbestimmt; unter ihr hat selbst die Eigenthümlichkeit von Völkern und Königen bestehen können. – Die Meder haben in Rücksicht auf Bildung, Organisazion und in jeder Hinsicht weniger Fortschritte gemacht. – Über die Revoluzion, wie sich die Meder emanzipirten sind die Data sehr verschieden. Arbazes und Dejozes (letzterer Ol. 17,2.) –. Herodot sagt, daß die Meder, nachdem die Assyrier 530 Jahr die Herrschaft über Vorderasien besessen, sich befreit haben. Vorher haben sie zerstreut gewohnt, und Dejokes habe erst eine Stadt gegründet, daß sie zusammenwohnten. Unter den 6 Stämmen führt Herodot die M a g i e r auf. In Verbindung mit den Medern stehen die Pe r s e r. – Vor|her sehen wir Staaten in Beziehung, nach dem, was man Politik heißt, verhielten sie sich. Wenn ein Reich Besorgnisse hatte gegen ein andres, suchte es sich mit einem andern, das auch gegen dasselbe war, zu vereinen; oder wir sehen ein drittes als vermittelnd auftreten, zB Griechenland, welches entweder vermittelnd Frieden stiftet, oder auf sich die Aufmerksamkeit zieht vom bedrohten Staate weg. Also war ein diplomatisches Verhältniß in den Staaten Vorderasiens. Unter diesem Zustande ist es Zyrus, der mit dem persischen Stamme die Oberherrschaft in Medien erhält. Zyrus ist verwandt mit dem Meder Astyages; die Kriege gegen Griechenland heißen bei Herodot die Medischen. Es ist der Übergang der Herrschaft von einem verwandten Stamme auf einen andern. Zyrus im 6. Jahrhundert, 560 vor Christus, bemächtigt sich der Herrschaft über Medien. 550–540 wendet er sich mehr nach vorn, nach Westen, mit seiner Herrschaft. Diese Völkerschaft der Perser, – ein kleines Volk, – ist zuerst die herrschende über Medien geworden, – dann hat Zyrus westlich vom Halys, Lydien, unter seine Botmäßigkeit gebracht, hat Babylon erobert, und ist vorgedrungen, in Verbindung mit Babylon an das Mittelmeer, und nach Ägypten, das von Kambyses seinem Sohn erobert wurde. – Diese Herrschaft ist ein großer Völkerverein unter Einem Mittelpunkte, unter dem die Völker die Eigenthümlichkeit selbst ihrer Regierung behielten; – in sofern macht das persische Reich eine große, freie, Einheit aus. Die unterworfnen Völker hatten nur bestimmte Leistungen für die Hof haltung. Was jede Nazion produzierte, von dem hatte sie eine Quantität abzugeben. Später Tribut. Dieser besteht darin: persische Heere mußten von einer Provinz so und so viel Monate erhalten werden, – 4 Monate von Babylon; daraus sehen wir den Reichthum Babylons, daß es den 3. Theil der Abgaben des Ganzen, allein trägt. – Man gab sich in neurer Zeit Mühe, die Satrapien zu be2–3 Die Macht … können.] Ga: Das Persische Reich wurde zwar in Satrapien getheilt, in welchen aber die | Eigentümlichkeit der Völker, und selbst regirende Fürsten bestehen konnten.
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stimmen; aber ungeachtet dieser Satrapien sehen wir freie Oberhäupter, selbst Republiken, die die Satrapen durch Intriguen zu verdrängen suchten oder bekriegten. – Im Ganzen ist der Zustand ein ruhiger gewesen. Lesen wir im Alten Testament bei den Königen, Profeten, ein Bild von den Assyriern, so sehen wir, welch ein Glück es war, daß eine so mächtige Hand über ihnen gelegen, und sie in einem gewissen Frieden erhalten, wenigstens die gegenseitigen Ausbrüche ihres kleinlichen Nazionalhasses beschränkt hat. Bei Esra, Nehemia, sehen wir kleine Kämpfe, daß sich die Satrapen Gewaltthätigkeiten erlaubten, und daß mit ihnen die Oberhäupter des jüdischen Staats zu kämpfen hatten. – Die Perser hielten sich als freier, eigenthümlicher Kern, sie blieben zusammen, verschmolzen sich nicht mit den Bewohnern der anderen Reiche, – (vergleiche die germanischen Völker), – haben sie nicht zu Knechten gemacht, wie die Juden die Einwohner Kanaans, wie Babylonien die Juden als Sklaven weggeschleppt, und eben so die Lazedämonier die Heloten. – Die Perser führen fort, nach den Sitten eines Bergvolks zu leben; eine andre Porzion machte den Mittelpunkt am Hofe. Sie haben zugleich den Fuß behalten im eigentlichen Stammlande, im Gebirge, wie die Mantschu in China. Ein Theil führte die | Herrschaft über die gehorchenden Völker, und der Zusammenhang zwischen beiden Porzionen blieb immer; eines Theils haben die Könige dieß Verhältniß der Verwandtschaft beibehalten. Wenn der König der Könige auf brach, durch die Provinzen reiste, mußten die Völker ihre Unterwürfigkeit bezeigen durch Geschenke, – so daß sie selbst nicht Herren von der Erde waren; – aber im Stammlande hat e r den alten Stammverwandten Geschenke ausgetheilt. Auch die herrschenden persischen Satrapen behielten die Sitten ihres Volks bei; sie hielten diese großen Parke, Paradiese, für die Jagd, als ein Gefühl des Muths, der Tapferkeit und der Gesundheit, ferner um Bäume und andre Gewächse zu pflanzen, Ackerbau zu treiben. Die Jagd gehört zur Tapferkeit der Person; auf der andern Seite Pflege der Vergetabilien, eine Sitte, die von den Magiern, dem
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4 Assyriern] Ga: Syrien 4–5 sehen wir] Ga: können wir uns leicht überzeugen 5 daß] Ga: daß einerseits Cyrus den Jüden ihre Freiheit gab, anderseits daß 6–7 wenigstens die … hat] Ga: 30 und ihr so oft ausbrechender Kleiner NationalHaß gebendigt wurde 15–16 eine andre … Hofe] Ga: Ein Theil hat diese Sitte beibehalten, die andern übten die Herschaft und Umgebung des König’s aus. 19–20 eines Theils … beibehalten] Ga: Die Könige ehrten dieses Verhältniß, und behandelten sie mehr als Verwandte denn als Unterthanen. 22 so daß … waren] Ga: als Tribut des Bodens der ihnen nicht angehörte 25–27 für die … treiben] Ga: theils zur Uebung und 35 Geschicklichkeit, theils auch um Baume und andre Pflanzen zu cultiviren 27 zur Tapferkeit der Person] Ga: zu den ursprünglichen Bescheftigungen der Perser 1 freie] freier
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Zendvolke gekommen ist. Selbst Zyrus trieb nach Xenofon, täglich einige Stunden Gärtnerei. Die eigentlichen Perser lebten in eigenthümlichem Verhältnisse zum Hofe; Kavallerie waren Perser, die am Hofe gelebt, daselbst gespeist worden sind, als Zur Familie des Königs gewisser Maaßen gehörend. – Die Erziehung des Fürsten wurde mit Sorgfalt betrieben. Die Xenofontische Kyropädie ist ein pädagogischer Roman; doch hat sie viele historische Züge, besonders in Beziehung auf die Sitten, die nicht zu übersehen sind. – sonst Cicero de divinatione: I,49: Die Fürsten hatten die Disziplin, Wissenschaft der Magier durchzulaufen gehabt. In der ersten Jugend wurden sie unter Frauen und Eunuchen erzogen; vom 7. Jahre an fing der Unterricht an, Beschäftigung mit Pferden, Reiten p. 4 edle Perser mußten den Prinzen unterrichten; der Eine (Plato Alcibiades) mußte ihn in der Magie, magische Weiheit Zoroasters, des Sohnes von Ormuzd einführen. Die genaueren Bestimmungen sind nicht deutlich, wie die Magie zu den Persern kam. Wie die Religion des Zendvolks unter die Perser gekommen. – Was dieß betrifft, so soll Zyrus diese Magie und magische Weisheit unter den Persern eingeführt haben, nach Herodot. Unter den Medern fanden sich früher Magier. Medien tritt in Zusammenhang mit Baktrien, und dann sehen wir die Meder-Perser herrschend werden. In diesem Zusammenhange kommt die Zendreligion zu den Persern. – Um den Fürsten stehen die Großen seines Reichs, Perser. Diese hatten die nächste Gewalt nach ihm, als Nachbildung des Reichs des Ormuzd. 7 Fürsten standen an der Spitze, wie die 7 Amtschands, die großen Lichter der Existenz. Sie bildeten eine Art von Reichsrath. Die Magier haben sich kurze Zeit der Herrschaft bemächtigt. Intriguen unter Gemahl und Söhnen des Fürsten, besonders zur Zeit
25 1–2 Selbst Zyrus … Gärtnerei.] Ga, ähnlich Er: Xenophont erzehlt daß Cyrus mehrere Stunden
täglich in seinem Parke Paradiese zubrachte und sich mit dem pflanzen bescheftigte. 3 waren Perser] Ga: bestand aus eingebornen Persern 5–6 Die Xenofontische … Roman] Ga: Xenophonts Werk das freilich ein pedagogischer Roman zu seyn scheint 6 historische] Ga: wahre 9 Jugend] Ga: Jugend bis zum 7 Jahre 11 Beschäftigung mit Pferden] Ga: Uebung in 12–13 der Eine … einführen] Ga: so daß 30 der Jagd und im Reiten ist ihre Hauptbescheftigung der junge Fürst sich später in der ganzen Weisheit des Sohnes Ormuzd unterrichtet weiß 15 gekommen] Ga: gekommen ist findet man einige Angaben in Xenophont 18–19 dann sehen … Persern.] Ga: durch das Zusammenseyn der Perser mit den Mediern geschah es vermutlich daß die CentReligion als herschende in Persien angenommen wurde 22 Amtschands] Ga: 22–23 Sie bildeten … 35 Amschatspan nach dem Herrn das Ruder der Regierung führten Reichsrath.] Ga: Diese Großen des Reichs in Persien haben auch eine Reformation der Regierung vorgenommen. 24 Intriguen] Ga: Intrigen sehen wir oft am Persischen Hofe, selbst Er: Intriguen unter den Frauen 22 Amtschands lies Amschaspands
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des jüngeren Zyrus. – Unter ihnen war der Sinn des Patriotismus der gemeinsame Geist. Sie kommen überein, den Usurpator Smerdes vom Thron zu stoßen. (vgl die leidenschaftslose Berathschlagung über die verschiednen Formen, welche die angemessendste sei, – bei Herodot. – | Indem sie übereinkommen, daß die Monarchie die einzige passende Form ist, überlassen sie die Entscheidung ganz leidenschaftslos der Sonne und dem Pferde. Der Hyptaspis wird so Regent. – Der Kern des persischen Heeres sind eigentliche Perser. Diese lebten am Hofe der Fürsten. In der Mitte derselben herrschte große Ordnung und Subordinazion. Wenn der König ausritt, war er umgeben von diesen 50 000 Mann. Bei aller Pracht hielt er sich einfach patriarchalisch. – Die Perser waren tapfer. Dieß bewiesen sie in den Kriegen gegen die Griechen. Herodot schreibt den Persern alle Tapferkeit zu. Sie lebten in fortdauernden kriegerischen Bewegungen, nach dem Prinzip eines Nomadenvolks. Sie breiten die Herrschaft nach Ägypten, Thrazien, Szythien aus. Sie wurden auch angesteckt vom Luxus und der Weichlichkeit Vorderasiens, besonders Bayloniens, was ganz natürlich war. – Xenofon sagt, sie seien nicht mehr so hart in ihrer Sitten-, Lebens-Konstitution. Als Grund führt er sonderbarer Weise an: früher hätten die Perser nicht ausgespuckt, sich nicht geschneuzt. Ein solcher Zug eines Königs, wenn der König ins Feld ging, ist einer Völkerwandrung zu vergleichen. Da erging ein Aufruf an alle Völker, und jeder zog mit seiner Familie aus. Die Armee war nicht regimenter Weise, sondern nach Völkerschaften organisirt, von denen jede in ihrer Eigenthümlichkeit auftrat, in verschiedner Art der Kleidung, Rüstung, H a r n i s c h e , Haarschnitt; ein Theil zog zu Lande, ein andrer
1–2 Unter ihnen … Geist.] Ga: Die Magier hatten sich einige Zeit der Oberhand bemächtigt. Doch im Ganzen sehen wir den Sinn des Patriotismus, als Zweck des Reichs walten. 2–4 Sie kommen … Herodot.] Ga: Als Smerdis Throns Usurpator wurde, so sehen wir die Persischen Oberhaupter mit edlen Zwecken versammelt, und zu Rathe ziehen welche von den Formen der Regierung für Persien die günstigste seyn könnte. 5–6 überlassen sie … Pferde] Ga: ubergaben sie die Ausführung derselben der Leidenschaftslosen Entscheidung, in dem sie bestimmten: daß der dessen Pferd zuerst die Sonne begrüßt haben würde, als König ausgerufen sey 11 gegen die] Ga: unter Cyrus und mit den Griechen Herodot schreibt] Ga: Die Griechen schreiben 12 Tapferkeit] Ga: Ehre der Tapferkeit 12–13 Sie lebten … Bewegungen] Ga: Sie sollten in einem immerwerenden Kriege gelebt haben, in beständiger Bewegung 13–14 Sie breiten … aus.] Ga: wie es ihre Kriege mit Aegypten, Arabien, Tracien und Lydien beweisen 14–16 Sie wurden … war.] Ga: Daß sie später durch den Asiatischen Luxus angesteckt wurden ist leicht zu ersehen, obgleich alles das was Xenophont von ihnen anführt gar nichts bedeutet. 16–17 sie seien … Lebens-Konstitution] Ga: durch den Luxus schwächer geworden 20 Aufruf ] Ga: Aufgebot Familie aus] Ga: ganzen Familie in den Krieg – so daß das ganze als ein enormes Volk aussah Er: Weibern pp auf 22–23 der Kleidung, … Haarschnitt] Ga: zu Fechten auf Kamelen oder Pferden, in der Kleidung im Gewehre 23 Theil] Ga: Theil dieser Armee 6 Hyptaspis lies Hystaspis
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zu Flotte. So eine große Völkerwandrung ist der Zug nach Griechenland. Es ist diese Zusammensetzung unorganisirter Mengen, was die Schwäche dieser Völker ausmachte gegen griechische Disziplin, Zusammenhalten, Geist. Jeder Haufe kämpfte für sich in der Schlacht und nach seiner eigenthümlichen Weise, ohne große Lust. In einem solchen Zustande ist nicht bloß die Überlegenheit der Tapferkeit, der die Niederlage der Perser im Kriege gegen Griechenland zuzuschreiben sind. Die Überlegenheit der Griechen in Geist und Kriegszucht, sehen wir besonders beim Rückzuge der 10 000 Mann durch die nördlichen Länder unter Xenofon; – außerdem auch im persischen Kriege. – Was die R e l i g i o n betrifft, so ist die Religion des Zendvolks im Ganzen zu ihnen übergegangen. Sie opferten auf Bergen der Sonne, dem Monde. Herodot sagt, sie hielten es für Unsinn, Götter auszubilden. Von den Assyriern aber lernten sie die Melitta kennen. Mitras hatte vorzüglichen Kultus gewonnen. Allerdings findet man auch Statuen. Wie Darius auszieht aus Babylon, kommt das Bild der Sonne vor, das auf einem, von weißen Pferden gezogenen Wagen gefahren wird. Ebenso in den Feldzügen Alexanders. – Gestirne verehrten sie nicht als Natursterne, sondern das Licht in ihnen, in Bedeutung des Guten. – Die Griechen gebrauchen den Namen Zeus für jeden vorzüglichen Gott, den sie bei einem Volke finden, wenn es auch der Bestimmung des Zeus nicht entspricht. Drum kann man sich auf die Griechen in religiöser Hinsicht nicht verlassen. – So wird das Bild in den Feldzügen Alexanders Zeus genannt. Bilder hatten andre Bedeutung bei den Persern als bei den Griechen, Indiern, Assyrern. Das erhellt aus dem Grundprinzip ihrer Religion, weil sie das reine einfache Element, zwar als Naturelement, aber in der geistigen Bedeutung verehrten. Naturelemente, als solche, hatten für sie keine Achtung; ohnehin Bilder nicht. So hat Kambyses, ein Mensch | von heftiger Leidenschaft, zornmüthig die
1 So eine … Griechenland.] Ga, ähnlich Er: Xerxes Zug nach Griechenland, wird als so allgemeiner Volkszug von Herodot geschildert. 3–5 Jeder Haufe … Lust.] Ga: So eine Masse von Völkern in denen jedes auf seine eigentümliche Weise focht, ohne Tactik und Stellung war und über30 dies keines einen großen Antheil an dem Krieg nahm, konnte nur der Griechischen Zucht und Regelmaßigkeit unterliegen. 6–7 der die … sind] Ga: die auf der Seite der Griechen stand, auch ihre Tactic und Kriegskenntniß ist ein Grund dem die Niederlage der Perser zuzuschreiben ist 8–9 durch die … Xenofon] Ga: von der Mitte des Persischen Reiches 10–11 zu ihnen] Ga: nach Persien 11–12 Herodot sagt, … auszubilden.] Ga: Herodot sagt, daß sie Tempel dem 35 Unsinne gebaut haben, weil ihre Gotter nicht wie die Griechischen in Menschlichen Gestalten vorgestellt waren. 13 vorzüglichen] Ga: großen 14–16 Wie Darius auszieht … wird.] Ga: Wenn der Marsch des Darius nach Mesopotanien geschildert wird, kommt auch in dieser Beschreibung das Schild der Sonne vor. Von weißen Pferden wurde es gezogen. 21 So wird … genannt.] Ga: So heißt auch das Bild der Sonne, welches auf dem Zuge des Darius mit weißen 25 Achtung] Ga: Würde ohnehin Bilder nicht] Ga: selbst 40 Pferden gezogen wurde Jupiter. Bilder des Natürlichen konnten sie nicht ertragen
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Ägypter wegen Verehrung des Apis, schwache Köpfe genannt, und tödtete ihn. – Einem Perser, dem das Wesen in solcher Reinheit vorstand, mußte ägyptischer Thier-Gottesdienst ein Greul seyn. So zerstörte auch Xerxes in Griechenland Göttertempel und Bilder. Ebenso, wie Zyrus gegen Babel zog, wurde er durch einen Fluß, der in den Tigris fällt, aufgehalten im Weiterziehen; er strafte den Strom, weil er ein weißes Pferd verschlungen; gab den Zug auf vor der Hand, und ließ den Fluss zur Strafe in 360 Bäche nach der Zahl der Tage im Jahre, theilen, und brachte damit den ganzen Sommer zu. – In demselben Sinne ließ Xerxes dem Hellespont goldne Ketten anlegen. Darin liegt die Macht des Menschen, besonders des Königs der Perser über die bloßen Elemente. Auch ließ er eine Brücke über den Hellespont schlagen. Eine Brücke schlagen, heißt, das Natürliche überwinden: denn das Meer trennt die Erde, und so hat er die Naturbestimmung überwunden, dem Meere Fesseln angelegt, dasselbe bezwungen. Das Zendvolk und die Perser selbst sind e i n Element des Gebirgsvolks von einfacher Anschauung, Sitte, Lebensart.– Das 2te Element ist das Element des Thales des Eufrat und Tigris, wo sich aus breitet und in seiner ganzen Üppigkeit hervorbringt zunächst das Element des Ackerbaus, der in diesen fruchtbaren Gegenden für sich getrieben wird, – und auch daß Kunst befördert wird. – In Assyrien regnet es wenig, die Erde wird nicht fruchtbar durch künstliche Wässerungen, Maschienen. In Babylon besonders lebte der größte Luxus, großer Handel, und, wenn auch die Sitten der Babylonier früh einfach gewesen sind, so werden sie schon zu Zeiten Herodots ausgelassen, und spätre Geschichtsschreiber zur Zeit Alexanders machen uns ein Bild von ausschweifender Üppigkeit der Sitten daselbst. –
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1–2 wegen Verehrung … ihn] Ga: genötigt ihren Apis umzubringen 3 ägyptischer Thier-Gottesdienst … seyn] Ga: natürliche Darstellungen desselben als ein Greuel erschienen. Wie wenig sie das natürliche achteten, ist durch mehrere Beispiele erwiesen. 5 durch einen … fällt] Ga: durch den Strom Ginges 8 und] Ga: und um diese Arbeit zu verrichten verschob er den Zug nach 30 Babilon, und 12–13 schlagen, heißt, … überwunden] Ga: auf bauen welche das Ueberwinden des Natürlichen durch die Macht des Persischen Königs klahr beweist – das Verbinden nemlich durch die Natur gelegner Grenzen, deutet so ein Ueberwinden an 15–16 Das Zendvolk … Lebensart.] Ga: | Wir sehen auf diese Weise 2 Elemente im ganzen Persischen Reiche walten. Das Element der einfachen Anschauung und einfachen Sitten bei den GebirgsVolkern 17 Thales] 35 Ga: Thales bei Assyrern und Babiloniern 17–19 wo sich … wird] Ga: wo der Ackerbau und mit ihm verbundene Künste das herschende Element waren 20–21 die Erde … Maschienen] Ga: Herodot sagt: die Erde wird durch künstliche Wesserungen befruchtet, und deshalb findet der größte Reichthum aber auch der größte Luxus statt. Die Ebnen von Mesopotanien wurden auf die höchste Weise cultivirt 22–23 wenn auch … sind] Ga: Obgleich die Perser anfangs einfache 40 Sitten hatten 24 ausgelassen] Ga: ausschweifend und ausgelassen. Diese 2 Elemente der Einfachheit und des Luxus sind im Persischen Reiche vereinigt.
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B.) Das Weitre ist die Erstreckung des persischen Reichs gegen das mitteländische Meer: 1.) Syrien, 2.) Ägypten, das den Übergang nach Griechenland bahnt. –
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Sy r i e n enthält in sich die größten Kontraste, sehr verschiedne Völkerschaften von dem entgegengesetztesten Geiste. Der erste Punkt, die erste Besonderheit ist 1.) der fönizische Handel; 2.) der syrische Zustand überhaupt; 3.) das israelitische Volk. – Es liegen darin die Elemente, wodurch die Natur einem höhern Zustande entgegenreift, den wir „ m e n s c h l i c h “ als solchen nennen, und mit dem wir mehr sympathetisiren können. der f ö n i z i s c h e H a n d e l hat seinen Sitz am nördlichen Theile der südlichen Küste, die einen ganz ganz schmalen Saum aus macht, der im Rücken gegen Osten das Gebirge Libanon hat. Dieser Saum ist an manchen Stellen 1–2 Stunden breit, so daß hier das Handelsprinzip sich abgeschnitten, nur in losem Zusammenhange mit anderen Prinzipien, Gebirg- und Thal-Völkern erscheint. Bei Babylon sind auch Ströme, aber dort ist mehr innrer Verkehr; aber bei den Syrern hat der Handel Charakter des Welthandels. An der Küste befindet sich eine Knotenreihe von Städten. Byblus wird als die älteste genannt. Diese sind Handelsvölkerschaften; sie greifen nicht in das Innre eines Staats ein, sind nicht im Zusammenhange mit anderen Prinzipen. Die Hauptrichtung ihres Handels war das ägäische Meer, wo sie auch hergekommen seyn sollen. Sie trieben nicht bloß austauschenden Handel, sondern sie waren ebenso erfindungsreich – Purpur, Glas, Arbeiten aus Metallen, Elfenbein. Besonders ausgezeichnet ist von ihnen die Entdeckung der westlichen Welt, so wie Kolomb vom Abendlande aus den Westen entdeckte. Vom Morgenlande aus verbreiteten sie Kolonien nach allen Seiten, Zypern, | Kreta, an der thrazischen Küste, Thasos, wo Goldbergwerke. Ägypten vom Meer abgeschlossen, hielt sich entfernt. Dahin sandten sie keine Kolonien. Sie legten Kolonien an in Spanien, verbreiteten sich weit hinein in’s Land, – Sevilla, Mallaga, Kadix sind Kolonien der Fönizier; Sardinien, in Afrika
1 Erstreckung] Ga: Entwicklung 5 von dem … Geiste] Ga: wo die aller verschiedensten, entgeGegenstände zum Vorschein kommen 10 südlichen] Ga, ähnlich Er: Syrischen 13 abgeschnitten] Er: abgeschlossen ausgebildet 14 Prinzipien, Gebirg- und ThalVölkern] Ga: GebirgsProvinzen 16 Welthandels] Ga: See also WeltHandels 17 Städten] Ga, ähnlich Er: Stadten vorhanden wie zb. Lida, Biblus, Beridus, Arades, Tyrus Sidon, etc 18–19 sie greifen … Prinzipen] Ga: obgleich sie kein Ganzes des Staates bildeten 18 in das Innre] Er: ins 20 ägäische] Ga: Mitteländische 21 erfindungsreich] Er: industriös und 35 Ganze productös 22–23 von ihnen … Welt] Ga: daß sie das Abendland vom Morgenlande aus entdeckt 25 Seiten] Ga: Seiten auf dem Mittelandischen Meere 28 Land] Ga: Land nach Westen und Süden in Afrika] Ga: In der südlichen Seite des Mittelländischen Meeres haben sie
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Utika, Kartago. Von Kadix aus beschifften sie das atlantische Meer. Der ägyptische König Necho läßt durch Fönizier Afrika umschiffen. Außerhalb der Meerenge von Gibraltar verbreiteten sie sich nach Norden, nach den brittischen Inseln, wo sie Zinn holten; sie sollen auch die Ostsee beschifft haben, und preußischen Bernstein sich erhandelt haben. – So sehen wir das Prinzip der Schiffahrt sich glänzend entwickeln. Es ist Beginn der Kühnheit, wo der Mensch sich selbst überlassen, zwar ganz abhängig von der Natur ist, aber sich dabei auf seine Geistesüberlegenheit verläßt. Hier giebt sich der Mensch das Bewußtseyn, die Macht über die Natur zu seyn, sie zu brauchen, ihrer Macht sich zu entziehen, sie zu täuschen, zu bezähmen. – Hier Befreiung von der Furcht, der großen Naturverehrung, von der Naturwelt. Der Hauptgott der Tyrier war Herkules. Herodot giebt es als bestimmtes Datum an, wie er gehört habe, Herkules werde verehrt, sei er von Ägypten aus nach Syrien gereist. – Der Charakter des Herkules ist dieß, daß er d e r Mensch ist; er wird angegeben bei den Griechen als der Einzige, – der sich durch Tapferkeit, Tugend, errungen, Gott zu werden. Es ist dieser Zug, – wenn die Griechen den syrischen Gott als Herkules richtig auffaßten, so passt dieser Gott auf das, was wir als Element, Geist der Syrer sehen. – Das 2te Prinzip ist der Z u s t a n d d e r Sy r i e r ü b e r h a u p t , mit Ausschluß noch des israelitischen Volks. – Diesen kennen wir vornehmlich durch die Beschreibung des Zustandes und Zusammenhangs, in dem das israelische Volk mit ihm stand, – und ferner aus griechischen und römischen Quellen. – Hauptcharakter ist: im Allgemeinen sehen wir große Manichfaltigkeit von Völkerschaften, allgemein in den schmählichsten Götzendienst verfallen, der mit Menschenopfern, grausamem Gottesdienste verbunden war. zB. Moloch. Ein Grundzug, ein allgemeiner Zug bei den Syrern ist das Element des Schmerzens in den verschiednen Gottesdiensten derselben, – ein Höhres, Konkretres, Weitres, als bei den früheren Gottesdiensten. Bei den Indiern ist auch Schmerz, Aufopferung, das Negative; aber nicht der Schmerz für sich selbst, der als Moment des
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2 läßt durch … umschiffen] Ga: hat ihren Beispiele gemaß den Caspischen Meerbusen umschiffen 30 lassen 5 preußischen Bernstein … haben] Ga: sie sollen nach den Angaben mit dem Preußischen Bernsteine einen Handel getrieben haben 6–8 wo der … verläßt] Ga: indem sich der Mensch auf sich selbst zu verlaßen getraute 8 Hier giebt … Mensch] Ga: | Einerseits gab sich der Mensch der Natur, der Wildheit des Elementes preis, anderseits aber erhält er 10–11 Hier Befreiung … Naturwelt.] Ga: Die Befreiung von der Furcht des alten NaturGottes kommt hier zum 35 Vorschein. 11 Hauptgott] Er: Hauptpatron 18 Syrer] Ga: Tyrier 20–21 Beschreibung des … Zusammenhangs] Ga: Beschreibungen und den Geschichtlichen Zustand 24 allgemein] Er: zum Theil schmählichsten] Ga: schrecklichsten 25 Moloch] Ga: Der Cultus des Moloch, eines Metallnen Götzen, dessen Arme glühend gemacht und die Kinder zum Opfer hereingelegt wurden ist allen bekannt. 27–28 ein Höhres, … Gottesdiensten] Er: Zu merken ist hier der 40 Cultus des Adonis, denn das Element des Schmerzes kommt hier bei diesem vor.
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Göttlichen gewußt wird; es ist nicht Bewußtseyn des Schmerzes; sondern der Indier opferte sich, sein konkretes Bewußtseyn, sein Leben, seine Lebendigkeit überhaupt auf, und diese Aufopferung ist Erhebung in das Leere, die Stumpfheit, die Lebendigkeit zu fliehen. – In Syrien ist das Negative als Schmerz im Bewußtseyn gehalten; wir sehen Klagen um den Adonis als Theil des Gottesdienstes. In diesem Schmerz liegt, daß der Mensch durch Klagen Aussöhnung sucht mit sich selbst; in diesem Negativen, im Schmerz bleibt er bei sich selbst, und sucht für sich Aussöhnung, Befriedigung aus diesem Schmerze. Der Indier ist sich in der Aufopfrung seiner selbst nicht gegenwärtig, behält sich nicht gegenwärtig, bleibt es sich nicht. – Dieser Gottesdienst war ausschweifend einer Seits im Fürchterlichen, Gräßlichen der Opfer, – und andrer Seits in Sinnlichkeit. Dienst der syrischen Göttinn Astarot, (Venus, Zybele) ist durch die sinnliche Ausschweifung, die zum Kultus gehörte, berüchtigt. Die Bücher Veteris Testamenti machen eine sehr grelle Beschreibung von der durchaus herrschenden Immoralität. Im Buch der Weisheit besonders und Baruch sind weitläuftige Beschreibungen dieses Götzendienstes und der Sitten. Sap. XIII ist manches Interessante in Ansehung der Formirung, Anmalung der Götzenbilder: „sie pflegen eines Gottesdienstes, der | nicht zu sagen ist. Sie haben keinen reinen Wandel noch Ehe. Sie halten das menschliche Leben für einen Scherz und den menschlichen Wandel für einen Jahrmarkt.“ – Die Sittenlosigkeit Syriens ist in späten Zeiten etwas Perennirendes, Permanentes. Das Entgegengesetzte von sinnlicher Ausschweifung ist, daß der Schmerz objektivirt, zu Bewußtseyn gebracht, als Moment des Göttlichen selbst zu Bewußtseyn gekommen ist, In dieser Rücksicht Kultus des Adonis. – Sap. XIII ist darauf angespielt: die Götzen sind erdacht worden, daß die Menschen kurzen Lebens sind: denn ein Vater, der über seinen Sohn (Adonis) p
8–10 Der Indier … nicht.] Er: während beim Indier das Negative den Uebergang zur Stumpf heit ausmacht 14 sehr grelle] Ga: greuelvolle Er: sehr freie 16–19 Sap. XIII … Ehe.] Ga: | Im Buche der Weisheit 13 Capitel heißt es: Sie werfen ihre Kinder zu Opfern hin, und halten wütende 30 Fressereyen. Sie haben weder Ehe noch Sittlichkeit. Mord, Diebstahl, Ehebruch, MeinEid alles geht durcheinander. 21–24 Das Entgegengesetzte … Adonis.] Ga: Ein eigner Zug in dieser Religion ist das entgegengesetzte Princip der sinnlichen Ausschweifungen – das Element des Schmerzes. Ein hoheres als dasjenige welches wir in frühern Religionen gesehen haben. Bei den Indiern war auch Schmerz vorhanden – aber dieses Negative ist nicht der Schmerz für sich selbst, welches 35 als moment des Göttlichen gewußt wird – der Indier opfert sich ganz auf, sein concretes Bewußtseyn sein Leben und dieses Aufopfern ist eine Erhebung des Menschen in das Leere, in die Stumpfheit – die Lebendigkeit zu fliehen. In Syrien ist der Schmerz zum Bewußtseyn gekommen, besonders der Cultus des Adonis ist in dieser Rücksicht bekannt. 25–26 denn ein … (Adonis) p] Ga: Ein Vater dessen Sohn mit dem Tode ihm geraubt wurde (Anspielung auf Adonis) richtete sein 40 Bild auf
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Dann sei durch Tyrannengebote solche Verehrung eingeführt worden. Der Gottesdienst des Adonis in Byblus ist berühmt. Sein Tod und sein Wiederfinden wird gefeiert. Sein Leichenfest ist gefeiert worden, wobei sich die Frauen der ausschweifendsten Klage überließen. Das ist ein Zug, der den Orientalen nicht eigenthümlich ist. Andre Aufopferungen dort, zB daß Weiber sich ins Wasser stürzen, ihre Kinder tödten, haben durchaus nur den negativen Charakter, dem Leben dieser Wirklichkeit, dem Bewußtseyn, Lebendigen zu entsagen, und in die Bewußtlosigkeit, Stumpf heit, vollkommne Abstraxion sich zurück zu ziehen. Hingegen der Schmerz, der hier geehrt ist, ist eine Erhebung, und es liegt darin, es ist ein Höhres; das nicht seyn soll. Schmerz wird empfunden als Vergleichung; sondern ist ein Substanzielles, Höchstes, das Lebende, Verschwindende wird selbst festgehalten, – und daß dieß Negative selbst vorhanden ist, (indem es im Substanziellen selbst negirt wird), festgehalten wird, macht den Charakter selbst aus. Es ist diese Erinnrung, Innerlichkeit, Innerlichwerden drin enthalten. – Diese ist hier das bestimmtre Moment, das weiter in höhrer Form sich zeigen wird als Tod und Wiederfinden des Osiris in Ägypten. Wenn nun so das Handelsprinzip, diese Manichfaltigkeit des syrischen Lebens, seinen ausschweifenden Gottesdienst und auf der andern Seite diesen Schmerz, der darin liegt, gewußt, zum Bewußtseyn, Anschauung gebracht, so ist das 3te, d a s i s r a e l i t i s c h e Vo l k . Da sehen wir die bekannte Eigenthümlichkeit, daß hier die persische Einheit, das persische Licht, reine, natürliche, geistige Einheit, gereinigt ist vom Momente, Elemente der Natürlichkeit, und daß hier gewußt wird das Höchste, Letzte, Wahre, als das Eine, das nicht mehr identisch ist mit dem Natürlichen, sondern diese abgestreift hat. Das ist dieser hohe Punkt, eine Spitze, die einerseits noch im Orient steht, andrer Seits bestimmt
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1 Dann sei … worden.] Ga: und ein Dienst, Cultus wurde ihm von dieser Zeit an geweiht 2 in Byblus] Er: besonders in Biblus 3 gefeiert] Ga: jahrlich gefeiert 3–4 sich die … überließen] Ga: die Frauen in den größten Schmerz verfielen und ausbrachen 4–5 nicht eigenthümlich] Er: ganz fremd 8 die Bewußtlosigkeit, Stumpf heit] Ga: das Leere, Eine 9 Hingegen der … Erhebung] Ga: Hingegen wo die Menschen den Schmerz zu ehren anfangen, | da ist schon eine Er- 30 hebung vorhanden. 9–10 es liegt … soll] Ga: Der Schmerz deutet Etwas an, was nicht seyn soll. 10–12 Schmerz wird … festgehalten] Ga: Nur alsdann, wenn Etwas mit dem An und für sich Seyn verglichen, als Nichtiges erscheint kommt der Schmerz zum Vorschein. Er: es liegt dabei eine Vergleichung mit dem Substantiellen zum Grunde 14–15 Es ist … enthalten.] Ga: Es ist diese Erinnerung des Unterschieds, diese hervorbrechende Innerlichkeit, die den Caracter des 35 Schmerzes ausmacht. 21–22 das persische … Natürlichkeit] Ga, ähnlich Er: dieses reine natürliche Licht, zur Geistigen Einheit, von der Natur der Natürlichkeit gereinigt wird 23–24 das nicht … hat] Ga: welches einerseits dem reinen Elemente des Lichtes entspricht, anderseits aber zum Gedanken erhoben wird 25–947,2 bestimmt ist, … Gedanken 2 ] Ga: aber sich zum Occidente hinneigt 40 22 daß] das
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ist, über ihn hinauszugehen, zum Gedanken, zum Wissen, daß das Höchste ist, das im Gedanken ist für den Gedanken. – Wird der Glaube zum Prinzip gemacht, so kommt’s drauf an, w i e man glaubt; glaubt man an den Einen Gott, nicht an den Gott als Licht, der rein ist vom Natürlichen, so ist der Glauben schlechthin Denken; was man glaubt, das weiß man auch. Es ist ein absurder Gegensatz, den man macht. – Es wäre wunderbar, Etwas zu glauben, was man nicht weiß, wovon man nicht ein Bewußtseyn hätte. Indem es das Reine ist, was man glaubt, so ist dieß Wissen ein Denken, und so hat das israelitische Volk den Glauben an Gott gehabt, der nur im Gedanken ist. Wird diese Religion auch Gefühlsreligion genannt, so ist das, was das Gefühl in sich hat, dieß Eine, der Gedanke. Gedanken werden auch gefühlt. Was nur seine Quelle im Denken hat, wird auch in diese Form gesetzt. Fühlen ist subjektive Form, die schlechteste; das Thier selbst fühlt auch. Auch in der schlechtesten Gestalt enthält es aber Erhebung über das thierische n u r Fühlen. Das Natürliche ist hier herabgedrückt zu einem nur Äußerlichen. Das | Natürliche ist nur das Unmittelbare; dieß ist entgöttert worden. Wenn man auch von den Griechen sagt, Harmonie des Menschen mit dem Natürlichen sei das Höchste; das griechische Prinzip ist geistiges konkretes Prinzip, welches noch verunreinigt ist w e g e n der Harmonie des Geistes mit der Natur – durch das Natürliche. – Das israelitische Volk hat sich erhoben zum Einen, das nur f ü r und i n dem Gedanken ist. Das Denken kann abstrakt seyn; das Denken konkret ist das Geistige. – Im Allgemeinen ist es richtig: das israelitische Volk hat Gott im Geist und in der Wahrheit verehrt; aber nur im abstrakten, reinen Gedanken. Gott als der Geist ist wesentlich zu fassen als der in sich
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25 3 w i e man glaubt] Ga: was der Gegenstand dieses Glaubens ist. Das Denken bestimmt
ihn. 6 macht] Ga: in neuerer Zeit zum Vorschein kommen ließ, nemlich der Gegensatz von Glauben und Denken 6–7 Es wäre … hätte.] Ga: Der Glauben ist auch Wissen. 9 nur im Gedanken] Er: nur für den Gedanken Ga: auch für den | Gedanken 9–14 Wird diese …Fühlen.] Ga: Auch das Fühlen welches man oft als Princip der Religion aufstellen will, ist ein höchst einseitiges Princip. 30 Das Greuelvolle, kann ja eben so gut gefühlt werden als die hochste Sittlichkeit und Tugend! – Das Fühlen ist auch den Thieren zugetheilt, es kommt aber auf den Gegenstand an der gefühlt seyn soll. – Das Thier hat keine Religion, und man kann mit Recht behaupten, daß auch die schlechteste Religion schon über das Fühlen erhoben ist 14–16 Das Natürliche … worden.] Ga: Mit dem Israelitischen Principe ist das Natürliche nur zu einem Eußerlichen herabgesunken – die Welt hat sich so zu sagen 35 entgottert – zur Religion des Gedankens sind die Israeliten gekommen. 21–22 Das Denken … Geistige.] Ga: Das Denken aber muß vom G e i s t i g e n unterschieden werden. 22–23 Im Allgemeinen … verehrt] Ga: Wenn wir in der Schrift lesen, daß das Israelitische Volk Gott im Geiste verehrt hat, so soll dieses nicht die geistige Spitze bedeuten 23–24 aber nur … Gedanken] Er: sondern nur als Gott des abstracten Gedankens 40 33 dem] der
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dreieinige. So ist es noch nicht Gott, der Geist, als Geist, sondern nur Gott, als abstrakter Gedanke. Gedanke ist das Allgemeine, das konkret und abstrakt erhalten seyn kann im Bewußtseyn. Da ist Entgöttrung der Natur. Die Prosa in der Natur fängt an. Das Natürliche wird als das, was es ist, als endliche Äußerlichkeit genommen; es fängt eine bestimmte Beschreibung der Gestalten, Begebenheiten an. Daher sind wir im Alten Testament zu Hause, wenn wir von den Patriarchen lesen; die Beschreibung der Individuen ist verständig; da wissen wir, wie wir dran sind; es ist anders, als alle Beschreibung vom Indischen; es ist damit eine Geschichtliche Ansicht zu Hause, – es ist die Eigenthümlichkeit in seiner spezifischen Besonderheit, Eigenthümlichkeit aufgefaßt, weil es nicht mehr vermischt ist mit diesem, was für sich das Höhre ist; – daß Sonne p nicht Geist habe für den Menschen, etwas Höhres sei, als er selbst ist, oder auch ihm gleich, – diese Vorstellung ist nicht mehr. – Im Verhältnisse zu Gott erscheint das Natürliche als Unterworfenes, ihm Dienendes, die Herrlichkeit und Pracht Gottes wird beschrieben, daß sie nur sind, ihn zu verherrlichen, seine Diener, Boten. – Dieß Fabelhafte, Groteske, Fantastische verschwindet; man tritt in einen reinen homogenen Kreis der Weltanschauung und Vorstellung von Gott ein. – Mit dieser Einheit des Wahren, Gottes, nach dieser Bestimmung, daß er das Wahre sei, unvermischt mit dem Natürlichen, – (als absoluter G e i s t ist er noch nicht bestimmt, –) tritt ein andres Verhältniß des Menschen, seiner Pflichten ein, was für den Menschen gilt als Sitte, Recht. Hier kann auch nur allgemeine Bestimmung seyn; es kann für ihn nur seyn, was auch wir Moralität und Sittlichkeit nennen. Hier finden wir reine Unterscheidung des Guten und des Bösen; der Wandel, das, was der Mensch thut, nicht das Äußerliche als solches ist es, worin das Wesentliche, der Werth der Pflichten gesetzt ist, sondern sein innres Gemüth. Damit ist ein weitläuftiges Zeremonialgesetz verbunden gewesen; aber später hat es sich ausgebildet für’s Herz, Gemüth. Innerlichkeit des Willens, und Richtung dieses Willens auf das Eine,
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1 So ist … Geist 2 ] Ga: Bei ihnen ist Gott des Geistes als Geist, als diese 3 Einigkeit noch nicht vorhanden – der Israelitische Gott ist erst Gott der Vater 3–4 Die Prosa …an.] Ga: Mit ihrer Reli- 30 gion fängt die Prosa des Natürlichen an. 4–6 Das Natürliche … an.] Ga: Als Endlichkeit erscheint die Natürlichkeit, und mit diesem Erscheinen beginnt auch das Bestimmte der natürlichen Gestalten 7 der Individuen] Ga: der Schicksale und Begebenheiten 8 es ist … Indischen] Ga: | ganz anders fühlen wir uns gestimmt bei dem Lesen Indischer Begebenheiten. 11–12 daß Sonne … Menschen] Ga: die Sonne als Sonne, der Mond als Mond 14–15 Herrlichkeit und 35 Pracht] Ga: Herrlichkeit der Macht 18 des Wahren, Gottes] Ga: des wahren Gottes 19 Bestimmung] Ga: Einsicht das Wahre … Natürlichen] Er: daß er der vom Aeußerlichen reine sei Ga: das reine mit der Natürlichkeit nicht verunreinigte 21 seiner Pflichten] Ga: zu seinen Pflichten 21–22 was für … seyn] Ga: Das was für das Handeln als das Göttliche Rechtliche gilt, kann nur so wie der Israelitische Gott, eine Allgemeine Bestimmung seyn 40
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Gott, ist als die Hauptsache gesetzt. – Es verbinden sich mit dieser reinen Religion, allerdings weitläufiger äußerlicher Gottesdienst. Das ist eine nothwendige Folge, daß das Eine noch so abstrakt gewußt wird. Die Bestimmung Macht, Weisheit, Gerechtigkeit, läßt das Eine konkret erscheinen, doch die P r ä d i k a t e sind nicht die wahrhafte Weise des Konkreten; daß Gott als Geist gefaßt wird, kann nicht geschehen durch Prädikate. Sap. XIII den Götzen zu dienen ist alles Böse: Anfang, Mitte und Ende. Wo der Wille die Hauptsache ausmacht, da ist reine Religion. Dieses Reine, Anpreisen der Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, ist später besonders in den Psalmen, und Profeten heraus gehoben. – Zugleich ist dieser Gott, dieser Eine, als ausschließend bestimmt. Gott ist ein eifriger Gott, will keine andre | neben sich haben. Das ist einerseits nothwendig mit der Bestimmung der Einheit; die wahrhafte Einheit muß subjektiv überhaupt seyn – (daß sie nicht abstrakt ist: die Subjektivität abstrakt genommen giebt den Geist.) Damit daß Gott nicht das Eine, sondern subjektiv der Eine ist, sind die anderen Götter nothwendig ausgeschlossen. Aber die andre Ausschließung ist nicht nothwendig, macht die besondre Seite aus, daß die Verehrung dieses Einen gebunden ist an ein besondres Volk, – daß dieß das Ausschließende sei und bleibe; daß dieß Bewußtseyn Gottes als des Einen Gottes, diese Ausschließung an ein natürlich Bestimmtes, an diese Familie gebunden sei und die Abkommen dieser Familie. Da tritt äußre Besonderheit ein, zufällige Natürlichkeit. Wie das jüdische Volk begrenzt ist in Ansehung seiner Bestimmung von Gott, so ist damit verbunden, daß das Bewußtseyn von einer natürlichen, äußerlichen Bestimmung abhängig, an sie geknüpft ist. Beides hängt auf ’s Engste zugleich mit einander zusammen, diese Einseitigkeit im Begriff von Gott, und daß die Wirklichkeit seiner Verehrung erscheine so als unmittelbare Natürlichkeit. – Daß dieser Glaube existirt auf affirmative Weise, Festigkeit hat, zu dieser Festigkeit gehört diese natürliche Bestimmung. Die Religion, wo der Geist seinem Begriffe nach gefaßt wird a l s Geist, (denn die nicht filosofische 1–3 Es verbinden … wird.] Ga: Es ist in der Schrift gesagt: Opfer gefallen dir nicht, mein Gott,
30 nur das reine Herz. Daß, ungeachtet dessen sich jedoch das Ceremoniel eingeführt hat, ist die Fol-
ge der Israelitischen Religion selbst, wo Gott noch ganz abstract, obgleich auch nach einer Seite als höchste Weisheit, Recht etc, gefaßt wurde. 2 äußerlicher Gottesdienst] Er: Ceremonialdienst 5 des Konkreten] Ga: den concreten Gott auszudrücken 7–8 die Hauptsache … Religion] Ga: Wo der Wille auf das Eine gerichtet ist, kann er nur mit einer reinen Religion verbun12–13 mit der … seyn] Er: wenn die Einheit gesetzt wurde, die zugleich Subjectivität 35 den seyn. war 19 an diese Familie] Er: durch ein besondres Volk 19–20 sei und … Familie] Ga: ist (Leviten Stamm) 21–22 begrenzt ist … Gott] Ga: mit der Beschrenktheit G o t t n o c h n i c h t a l s G e i s t i g e s z u e r k e n n e n belastet ist 26–27 Daß dieser … Bestimmung.] Ga: Zum Glauben ist es nötig daß er auf eine affirmative Weise existire – und wenn der Gegenstand desselben 40 auch abstract ist, so muß er durch die Festigkeit der Natürlichen Bestimmungen seine Festigkeit erlangen
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Religion ist für alle Menschen), daß Gott als Geist gewußt wird, hat andre Festigkeit, hat das Zeugniß des Menschen-Geistes. Da bedarf es nicht eines solchen natürlichen Bandes; das Band hört auf, ein natürliches zuseyn. – Das Nächste ist, die Grundzüge der Ve r f a s s u n g . Die Geschichte dieses Volks liegt vor uns in ihrem ganzen Verlaufe, von ihrem einfachen Anfange an, dem patriarchalischen Nomadenzustande, der dann übergeht zu sedentärem akkerbauendem Leben und dann zu dieser temporären Unterwürfigkeit unter Ägypten. Dann sehen wir es wieder in seinem südlichen Theile Syriens, Palästina, sich niederlassen, als ein Volk, das selbständiges Volk seyn will, zum Theil Viehzucht, theils Ackerbau treibend. – Die Organization der Verfassung kann kaum Organisazion genannt werden, wegen ihrer Einfachheit. Ihre Grundlage ist, daß beibehalten ist das Familienband. – Familienverhältniß und das religiöse Leben bleibt eine Hauptvereinigung im ganzen Volk. Ein Tempel. Das Gottesdienstliche Leben ist den Leviten anvertraut. Die Familien sind selbständig gemacht. Das Gut der Familien ist befestigt, eine Art von Lehn, das unveräußerlich ist. Wenn es veräußert ist, – im Jubeljahre kehrt es wieder zur Familie zurück. – Die Erhaltung der Familie ist überhaupt die Hauptsache; die Familie ist das Dauernde. – Man findet keine bestimmte Vorstellung von Unsterblichkeit. Das Individuum ist nicht als geistig das Dauernde, sondern die Familie in irdischer, zeitlicher Existenz. – Es sind Gerichtshöfe eingerichtet. – Die Heroen, die sogenannten Richter sind zufällig, – daß sich diese als Helden an die Spitze des Stammes oder des Volkes stellen. Eigentliches Staatsband fehlt. – Die Mosaische Verfassung ist zu ihrer Ausführung gekommen, nachdem das israelitische Volk Kanaan erobert. Sobald sie in Existenz tritt, sehen wir ihre Schwäche. Diese Verfassung ist ganz unzureichend: denn die größre Zeit ist das Volk auswärtigen Königen unterworfen, Amobiter, Moabiter, Filister p. Wir sehen es zu tiefem Grade von Schwäche, Elend heruntergekommen. Erst wie Könige entstehen, hat der Staat Festigkeit; er wird eine Macht gegen äußre Völker. Da kann er seine Selbständigkeit erweisen; er macht sogar Erobrungen gegen den Eufrat hin. –
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2 hat das … Menschen-Geistes] Ga: da giebt das Zeugniß des Geistes dem Glauben Stärke 30 genug 2–3 Da bedarf … zuseyn.] Ga, ähnlich Er: die Festigkeit des Natürlichen ist nicht mehr nötig – das Bedurfniß eines Natürlichen Bandes verschwindet, und die Bewahrung hort auf eine Natürliche zu seyn 13 Leben] Er: Band 17 Die Erhaltung … Hauptsache] Ga: für die Familie ist gesorgt, und die Erhaltung derselben machte die HauptSache der Verfassung aus 18 bestimmte Vorstellung von Unsterblichkeit] Er: Stelle über die Fortdauer der Seele 22–24 Die 35 Mosaische … erobert.] Ga: Das was wir im Mosaischen Buche enthalten sehen trit in die Wirklichkeit. 25 die größre Zeit] Ga: alle Augenblicke 27–28 Erst wie … Völker.] Ga: Erst mit der Zeit wo Könige erscheinen, fängt der Staat mächtig zu seyn an 26 Amobiter lies Amoriter
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Dieser Fall, daß Könige herrschen, ist 5 Mos 7 berührt in der mosaischen Gesetzgebung. Von der Nothwendigkeit solcher Verfassung ist nicht gesprochen, bloß von Nachahmung. Die Ernennung ist in die Hand der Priester gegeben. Er soll kein Fremder seyn, keine große Kavallerie haben, das Volk wieder nach Ägypten zu führen. Das sind ungenügende Züge vom Übergange eines Zusammenlebens von selbständigen Familien zu monarchischer Verfassung. Das Glück, Ruhm des jüdischen Volks hat nicht lange gedauert. Nach Salomo Theilung des Reichs; verschiedne Tempel. Abgötterei tritt sogleich ein auf mehr oder weniger allgemeine Weise. – Die eigentliche Verehrung des Jehovah ist etwas Beschränktes geblieben, das sich im Zusammenhange mit den Profetenschulen erhalten hat. Die Mosaische Verfassung sehen wir nur kurz und in keinem Zustande, der fest und selbständig genannt werden kann. Ruhe, Glück, wird erst unter monarchischer Verfassung erreicht. – | Damit verlassen wir Syrien, – und das Land und Volk, das wir nun betrachten, ist Ä g y p t e n . Im innern Persien hatten wir Syrien, – und das Andre ist Aegypten. Was wir in Persien hatten, betrifft 1 Element des freien Thallebens, Üppigkeit, Industrie durch Gewerbe, Ackerbau, Ausbildung der bürgerlichen Gesellschaft, Seeleben. Diese drei Unterschiede entsprechen den verschiednen Kasten Indiens nicht. Priester, Religion, sind das Gemeinschaftliche von Allen; aber was Kasten waren in Indien, ist im Allgemeinen als Stände zu fassen. Krieger, Ackerbauer, Handelstand, die dort zu e i n e m Staatsleben gehören, sehen wir nicht in Form von Ständen, sondern diese Unterschiede an verschiedne Völkerschaften vertheilt, und in eine lose Einheit zusammengefaßt. Ägypten ist der Übergangspunkt aus dem orientalischen Prinzip zum westlichen, griechischen. Ägypten ist von jeher als das Land der Wunder angesehen worden, ein Land, das von Altersher berühmt war und in neueren Zeiten beina-
1–3 Dieser Fall, … Nachahmung.] Ga: Im 5 Buche Moses 17. Capitel 14 Strophe ist zum Volke gesagt: „Wenn du in Kanaan anlangst, und faßt den Gedanken einen König zu haben wie andre Volker, so sollst du den wählen den dir Gott bestimmen wird“[.] Dadurch ist aber die Nothwendigkeit 30 der monarchischen Verfassung nicht ausgesprochen nur die Seite derselben berührt. 8 verschiedne] Er: zwei 9 Die eigentliche … Jehovah] Er: das Gebot Jehowas 10 mit den Profetenschulen] Ga, ähnlich Er: unter den Propheten und in ihrer Schule 13 erreicht.] Ga: erreicht – wie lange dieses dauerte ist aus der Geschichte bekannt Er: Die weitern Schiksale des Volks sind zum Theil berührt, und vom Christenthum wird später die Rede seyn. 16–18 1 Element … Seeleben] 35 Ga: Bergleben, Ackerbau und Handel 18–19 Diese drei … nicht.] Ga: Es sind die nemlichen Unterschiede, die in Indien als Kasten vorhanden sind. 20–23 aber was … vertheilt] Ga: Nur finden wir diese Principien in Persien nicht in einem Staate vorhanden sondern unter Volkerschaften getheilt 24 Übergangspunkt] Ga: AusgangsPunkt 25 griechischen] Ga: hauptsächlich aber zum Griechischen 26 von Altersher] Er: im Alterthum
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he neu entdeckt wurde. Herodot hat Ägypten selbst gesehen, nach Allem sich erkundigt, sich mit den Priestern, unterrichtesten Menschen in Bekanntschaft gesetzt; aber seine Beschreibung enthält mehr das Äußre; das Tiefre und die Bedeutung besonders der Götter, hat er sich gescheut, als ungehörig zu sagen. – Eben so Diodor zur Zeit Augusts, hat ebenfalls das Äußerliche beschrieben. In neueren Zeiten wo das Land wieder entdeckt wurde herrschen entgegengesetzte Vorstellungen über den Sinn dieser Äußerlichkeiten. Was man gefunden hat, sind Gegenstände der höchsten Ver- und Bewundrung; aber es sind äußre Werke, stumme, lautlose Denkmale. Das Hauptmittel geht uns aber ab, in die Weltund innre Anschauung zu dringen, ein Werk der Sprache von Ägypten ausgegangen. Sie haben keinen Homer, kein Nazionalbuch. Hieroglyfen haben wir in Menge; Erklärungen einer großen Anzahl von Zeichen sind uns von den Alten überliefert. – Das ist nicht ein zufälliger Verlust, sondern wir wissen überhaupt Nichts von einem Nazionalwerke in der Sprache; sie konnten keins haben: sie haben sich nicht zum Verstande ihrer Religions-, Geistes- und Weltanschauung in bestimmten Vorstellungen, Gedanken, bringen können. – Werke in denen sie sich aussprachen, sind unermeßliche Bauwerke und Hieroglyfen. Der Geist ist sich selbst Hieroglyfe, Räthsel; die Sfinx ist das Bild des ägyptischen Geistes, die Aufgabe, die sich der Geist gemacht, auf bewundernswürdige Weise gestellt hat; aber zu deren Lösung er nicht selbst gedrungen ist. – Daß die Ägypter kein Nazionalwerk in der Sprache besessen, ist klar, weil, wie Alexandrien Sitz der Wissenschaften war, unter den Ptolomäern, Nichts dergleichen zum Vorschein kam. Die Ptolomäer hatten das Intresse, Urkunden der Völker auch anderen Völkern bekannt zu machen. Griechische Könige hätten die Hieroglyfen übersetzen lassen, wenn solche hieroglyfische Religions- und Geschichts Werke vorhanden gewesen wären. Ein solcher König gab dem Manutho, ägyptischem Oberpriester einst auf, eine ausführliche ägyptische Geschichte zu
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1 Herodot hat … gesehen] Ga: Herodot aber giebt uns viele Nachrichten von Egypten, er soll dieses Land selbst besucht und alles gesehen haben. Er: Herodot hat sich selbst in Theben Sais und anderen Orten aufgehalten 3–4 aber seine … sagen] Ga: Auch eine Menge andrer soll in Egypten 30 gewesen seyn, sie haben aber eine verkehrte Meinung uns von diesem Lande angegeben, nur das Eußere gefaßt, und für das Innere keinen Sinn beibehalten. 9 stumme, lautlose] Ga: stumme und leblose 9–11 Das Hauptmittel … ausgegangen.] Ga: Um in das Verständniß der Egyptier einzudringen fehlt uns ein bedeutendes Werkzeug nemlich das der Sprache. 9–10 in die … Anschauung] Er: ins Verständniß des aegyptischen Wesens 11 kein Nazionalbuch] Ga, ähnlich Er: 35 oder Ramaida 13–14 Das ist … Sprache] Ga: Ungeachtet dessen aber können wir für keinen zufelligen Verlust erklähren, daß wir von keinem Egyptischen VolksWerke wissen. 22–23 Nichts dergleichen … kam] Ga: ist von einem vorhandenen Egyptischen Werke daselbst nicht die Rede Er: keine solche Hieroglyphen übersetzt worden, und also wohl auch keine von Bedeutung vorhanden gewesen 26 Ein solcher König] Er, ähnlich Ga: Einer der Ptolemäer 40 36 Ramaida lies Ramayana
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schreiben. Diese gieng verloren; Was auf bewahrt ist von Fragmenten sind Namen von Königen, seit alter Zeit Gegenstand des Tadels und Vorwürfe. – Das eigentliche a priori ist, daß die Ägypter sich auszusprechen wußten in Bauwerken, Hieroglyfen, nicht in sprachlicher Weise: Die Muse der Sprache wohnte nicht bei ihnen; die Muse aber des Steins und der Skulptur. – Unter den Ptolomaern waren die Hieroglyfen nicht mehr zu heilig zur Mittheilung. Wir befinden uns mit Ägypten in einem dunkeln, räthselhaften Felde. Die Auflösung desselben ist, daß wir den ägyptischen Geist auffassen als einen solchen, der | in dieser ungeheuern, wunderbaren Produkzion, Gährung, aber n u r in dieser Gährung ist, und dieß herausfördert, daß er das Räthsel ist. – G e s c h i c h t l i c h e s Moment. Ägypten macht einen Theil des persischen Reichs aus. Kambyses eroberte Ägypten. Herodot gibt die Veranlassung an. Diese ist sehr charakteristisch. – Kambyses verlangte die Tochter des Amasis, auf den Rath eines Augenarztes, den Zyrus aus Ägypten sich ausgebeten. (Bei den neusten Expedizionen in Ägypten leiden immer die Augen; diese Seite des Klima hat diese Theorie daher besonders ausgebildet.) Der Ägypter gab aus Rachsucht dem Kambyses diesen Rath, weil er aus Ägypten fortgeschickt war vom Könige. Amasis wagte nicht, die Bitte abzuschlagen, wollte ihm aber doch seine Tochter nicht geben, weil sie nicht die erste Gemahlin werden sollte; (diese war eine Perserinn), – und hat die Tochter des Apries, ausgeschmückt mit Pracht, dem Könige zugeschickt. Diese hat dem Kambyses dieß eröffnet, und Kambyses hat wegen dieser Beleidigung Krieg mit Ägypten angefangen. – Die ältere Geschichte war Gegenstand vieler Untersuchungen. Man leitet die Ägypter aus Äthiopien ab. Daß Ägypten schon von alten Zeiten ein gebildeter Staat gewesen, wissen wir aus der Bibel. Schon zu Abrahams Zeit, 1900 ante Christum, und Josefs Zeit. So ist uns das hohe Alter der ägyptischen Bildung bekannt. –
6 zu heilig zur Mittheilung] Er: so heilig, daß man sie nicht in eine | Sprache übertragen hätte 7 Auflösung] Ga: Auf hellung 8–10 als einen … ist 2 ] Ga: selbst in dieser wunderbaren Gärung producirend, und sich selbst als ein Ratsel erscheinend 11–12 G e s c h i c h t l i c h e s Mo30 ment. … Ägypten.] Ga: | Was die Geschichte Egyptens anbetrifft so wissen wir daß es von Kambises erobert wurde. 12 die Veranlassung] Ga: folgende Ursache dieser Eroberung 14 den Zyrus … ausgebeten] Ga: der unter Cyrus aus Egypten gekommen war 16 aus Rachsucht] Ga: vermutlich aus Rache gegen den König Amasis, der ihn zum Verlassen seines Vaterlandes bewegte 17 Kambyses] Ga: Persischen König Kambises 18 Bitte] Ga: Forderung des 20–21 und hat … zugeschickt] Ga: Er hatte also die Kühnheit einen Betrug zu unter35 Kambises nehmen und schickte dem Kambises wirklich statt seiner Tochter, die Tochter seines Vorgengers Apries. 21 Diese hat … eröffnet] Ga: Nachdem Kambises von dem Betrug benachrichtigt wurde 22 Krieg] Ga: den großen Krieg angefangen] Ga: an, der sich mit volliger Eroberung Egyptens endigte 23–24 die Ägypter … ab] Ga: den Nahmen Egypten von den Etiopiern her, 24 von alten Zeiten] Ga: zu Abra40 solche Hypothesen aber gehen uns aber weiter gar nichts an hams Zeit
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Ägypten bestand aus vielen kleinen Staaten. Es zeigt sich dann vereinigt unter Einem Fürsten; aber diese Herrschaft Eines Mittelpunktes zerfällt wieder in verschiedne Gemeinen. Den Mittelpunkt Ägyptens sehen wir vorrücken von Süden nach Norden. Theben, der älteste Hauptsitz, ist am weitesten nach Süden. Memfis, in der Gegend von Cairo; und dann Hauptsitz Sais, im Delta. – Weite- 5 rer Zusammenhang mit diesen südlichen Theilen, Meroe, Nubien, ist theils geschichtlich, theils hat er sich in neurer Zeit bestimmter bewährt. Über den ersten Katarakten, südlich von Siene, an der Grenze von Nubien, entdeckte man eine Menge von Bauten; besonders in der Nähe des Nils sind Bauten ägyptischen Styls entdeckt worden. Die erste Vereinigung der kleinen Staaten hat 10 wahrscheinlich Sesostris bewirkt. 1400 ante Christum. – Früh Gegensatz von Priesterkaste und Königen. Die Erbauer der Pyramiden, Cheops p sind Feinde der Priester gewesen; sie ließen die ägyptischen Tempel schließen. Die Priester riefen die Äthopier herbei. Äthiopische Herrschaft ist 50 Jahre etablirt; dann kommen Könige aus der Priesterkaste selbst auf den Thron. Jetzt Spannung der 15 Priesterkönige mit den Kriegern. Die Kriegerkaste, 20 000 Mann stark, sei nach Meroe gezogen. Sethos, wie er gegen Sanherib gezogen, haben die Krieger den Dienst verweigert. Er hatte Armeen aus Handwerksleuten und anderm Volk zusammengebracht, und mit diesen Krieg geführt. – Hierauf löst sich Ägypten in mehrere Staaten auf, deren Verfassung scheint föderativ gewesen zu seyn. Das 20 Labyrinth habe den Mittelpunkt von 12 Stämmen ausgemacht. – Es enthielt 3000 Kammern über, und eben soviel unter der Erde. – 130 Jahre vor Herodot wird Ägypten in Eine Herrschaft vereinigt, – was P s a m m e t i c h mit Griechen und Kariern, bewirkte. Ägypten macht den Übergang vom orientalischen zum griechischen Geiste, die Entwicklung der Gegensätze. Diese Gegensätze zer- 25 streut neben einander sehen wir, näher gerückt sahen wir sie in Syrien. Das Nächste, dem Begriff | nach, ist, die Beziehung dieser Gegensätze, der Geist der Gährung aller dieser Gegensätze, der Geist, der sich in diesen Gegensätzen herum wirft. – In Ägypten ist einer Seits Naturdienst, harter, afrikanischer 2 aber diese … Mittelpunktes] Ga: dieser Zustand aber dauerte nicht lange – die Her- 30 schaft 6 Meroe, Nubien] Er: mit Nubien und Meroe den Nil herauf 9 von Bauten] Er: großer Tempel und andere Bauten 10 entdeckt worden] Er: entdeckt hat (Belzoni ua.) 10–11 kleinen Staaten hat wahrscheinlich] Ga: verschiedenen Egyptischen Staaten unter eine Herschaft hat 12 Königen] GaEr: Fürsten Cheops p] Ga: Heops, Hefren Er: die Herodot anführt 16 20 000] Er: 200 000 20 mehrere Staaten] Ga: kleine 35 Volkerschaften 21 Stämmen] Er: Völkerschaften 23 Herrschaft] Ga: GemeinHerschaft – Das Reich aber dauerte nicht lange, und wurde wie schon oben erwehnt von den Persern erobert. Griechen] Er: Jonier 24 bewirkte] Er schließt an: das aber nicht lange nach ihm den Persern unterworfen ward 25 die Entwicklung der Gegensätze] Er: Die Entwicklung der Gegensätze des Orientalischen haben wir bisher gesehn 29 herum wirft] Ga: herumwirft, macht 40 den Epyptischen Geist aus
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Aberglaube, harte Gebundenheit, – andrer Seits Verwandlung des natürlichen Elements in Geistiges, das Symbolisiren, daß nicht vorhanden ist unmittelbare Verehrung, zb. des Lichts; sondern Übergang, Ausgehen vom Natürlichen und Verwandeln in ein Geistiges. – Naturdienst ist Verwandlung, Verkehrung, Lüge, daß die Sonne, das Thier, Gott ist; das ist nur geistig subjektives Produkt, die subjektive Geistigkeit, die in solcher Verehrung sich hinein trägt in solche Gestaltungen, nichts Wahres. Aber dieß ist dann ein unmittelbares bewußtloses Verwandeln. Bei den Ägyptern hingegen ist die Verwandlung zugleich im Übergehen vorgestellt, so daß wir das Natürliche als solches haben, (Thierdienst); aber auch Verwandlung des Thierischen in Geistiges, daß sie in ihrer Unterschiedenheit, Gegensatze dargestellt sind. – Diese Verkehrung ist hervorgebracht, ausgesprochen; diese Verwandlung ist ein Thun, kein Hervorbringen von Werken, in denen diese Verkehrung selbst ausgesprochen ist. – Die Kunstprodukte der Ägypter sind in dieser Hinsicht von höchster Wichtigkeit, – dieser gährende, thätige, wirkende Geist, der sein Verwandeln, Gähren, Hervorbringen objektiv darstellt; – theils unmittelbare Natürlichkeit, dann Verkehrung des Natürlichen in geistige Formen, dann Vorstellung eines Reichs der Vorstellung für sich, das Todtenreich; – zwischen beiden die Verwandlung, Negazion des Natürlichen in geistige Weise. – Diesem Gähren, dieser ganzen Welt des Objektivirens steht gegenüber die subjektive formelle Thätigkeit, Lebendigkeit des ägyptischen Subjekts, daß er sich auf Vorstellungen verläßt, seine besonderen Zwecke hat, von Allem diesem für sich sich frei macht. Es ist das Schwerste, den Charakter des ägyptischen Geistes zu erkennen, weil er in sich selbst, dieser rohe Aberglaube, diese Gebundenheit, Thätigkeit, Wirksamkeit ist so,
25 1 Gebundenheit] Er: Gebundenheit durch die Natur
Verwandlung] Er: Verkehrung 1–2 des natürlichen Elements] Ga: der Natur Elemente 3 Verehrung] Er: Verehrung des Natürlichen zb. des Lichts] Ga: des Natürlichen zb. der Sonne, Gestirne 4 Verwandeln] Er: Verkehrung und Verwandlung desselben Geistiges] Ga: Geistiges Element 5 Lüge] Ga: Unwahres 6 die in … trägt] Er: was in das Natürliche hineingetragen wird bei den andern 7–8 bewußtloses Verwandeln] Ga: Hineintragen 9 das Natürliche als solches] Ga: die 30 Stufen Verehrung des Natürlichen 11 Verkehrung] Ga: Verwandlung, Verkehrung 12 hervorgebracht, ausgesprochen] Ga: in Egyptischen Kunstwerken ausgesprochen 14 sind in … Wichtigkeit] Ga: haben das Erstaunen der neuen und alten erweckt 16–19 theils unmittelbare … Weise] Ga: Auch die Generalisirung eines Reiches der Vorstellungen ist für sich in Egypten vorhanden – 35 nemlich das TodtenReich – in welchem das Negative des Naturlichen und Lebendigen ausgesprochen und die Verwandlung desselben in ein Geistiges vorhanden ist. 21–22 daß er … macht] Ga, ähnlich Er: die sich auf ihre List, Verstand verläßt, und von aller Unruhe sich freispricht 22–23 Es ist … selbst] Er: Das sind die Hauptmomente die jetzt nach ein ander betrachtet werden müssen. Der ägyptische Geist ist deswegen so schwer zu fassen weil er solchen 23 des ägyptischen Geistes] Ga: der Egyptier, besonders ihren 40 Widerspruch in sich enthält Geistes weil er in sich selbst] Ga: weil er fast aus lauter Gegensetzen besteht 24 Thätigkeit] Ga: Thätigkeit des religiosen Geistes
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daß das einzige Intresse des Volks die Religion scheint, und sein Verstand, Listigkeit, Subjektivität grade das Gegentheil zu dieser vermeinten Heiligkeit ausmacht, – besonders der letzte Punkt, der gewiß wenig berücksichtigt wird. – Die f y s i s c h e N a t u r Ägyptens. Das Land Ägypten ist das so sehr enge Nilthal, daß das mittlere Thal höchstens hier und da 2 Meilen breit ist, bis es im Delta diese große Weite bekommt. Dieß Thal ist von höchster Fruchtbarkeit, die abhängt vom Nil, der Pulsader des ganzen ägyptischen Lebens, – er zusammen mit dem Sonnenlaufe. Das Nilwasser wird selbst getrunken. Es gibt keine Brunnen, Quellen. Vom Nil ist das ganze ägyptische Leben bestimmt. Was vom Nil nicht belebt wird, ist Wüste, gehört nicht mehr zu Ägypten, grenzt an das Meer und südlich an diese Gluth. – Ägypten ist gänzlich abgeschnitten. Bei Siene tritt man in’s eigentliche Ägypten. Die Höhe der Überschwemmung des Nils bestimmt den Ertrag des Jahrs. Die Häuser sind mit Dämmen umgeben gegen diese Überschwemmungen. Vom Nil hängt sie ganze fysische Existenz ab: sie ist auf ihm basirt. Es regnet in Ägypten höchstens nur alle 4 Jahr. Bei Kambyses ist es als Wunder erwähnt. – Die Überschwemmung des Nils hängt von der Sonne ab. Am 23 Juli verändert sich die | Spannung der Athmosfäre: da findet sich Thau, der Nil steigt, ganz Ägypten ist ein Meer mit Inseln (vgl. mit dem ägäischen Meere bei Herodot.). Die Höhe des Nils wird genau gemessen. Mit dem Nilwasser sind die Abgaben von den Äckern regulirt. Dann, wenn der Nil abgelaufen ist, präsentirt Ägypten wieder ein ganz andres Anschauen. Ameru, der Araber, der Ägypten eroberte, sagt: Ägypten ist ein ungeheures Staubland, süßes Wassermeer, Blumengarten. – Der Ibis ist in Ägypten nicht zu Hause, sondern am Eingange in das rothe Meer. Wenn der Nil abnimmt, finden sich Mengen von Vögeln, Fröschen, Gewürmen ein. Itzt wird gesät und in wenig Zeit geht der Same auf. Es kann 2 Mal gesäet und geerndtet werden. Die Subsi-
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1 und] Er: und zugleich 5 daß das mittlere Thal] Ga: dessen mittlerer Theil hier und da 2 Meilen] Ga: | 4 Stunden 9 bestimmt] Er: bedingt, er ist alles in allem 10–11 grenzt an … abgeschnitten] Ga: Im allgemeinen kann man sagen daß Egypten ein abgeschlossenes, mit Wüsten und Meeren umzingeltes Land ist. 13 Ertrag] Ga: Ertrag und nach diesem die Abgaben, Steuern des Landes 13–14 mit 30 Dämmen … Überschwemmungen] Er: durch Wälle geschützt und wo die Ueberschwemmung nicht hinreicht, da führen Kanäle hin 15 höchstens nur alle 4 Jahr] Ga: fast nie 15–16 Bei Kambyses … erwähnt.] Ga: der Regen ist eine sehr seltene Erscheinung. – Ein Regen welcher zur Zeit wo Kambises in Egypten war, eintraf wurde als Wunder angesehen 16–17 der Sonne] Ga: dem Sonnenlaufe 17 23 Juli] GaEr: 27 Juny 18 der Nil steigt] Ga: die Ueberschwemmung beginnt Inseln] Ga: unzähligen 35 Inseln 21 präsentirt Ägypten … Anschauen] Ga: wird das Land wie neu geboren 22 sagt] Ga: beschreibt auf folgende Weise Egypten 23 süßes Wassermeer] Ga: welches sich in ein Sumpfland verändert Blumengarten] Ga: und dieses endlich die Gestalt eines Blumenbachs annimmt 25 Mengen von Vögeln] Er: eine Menge Vögel ein, der Ibis zb. Fröschen, Gewürmen] Ga: Amphibien, Insekten Itzt] Er: es belebt sich alles; dann 26 2 Mal] Er: im Jahr 2mal 40 21 Ameru lies Amr
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stenz der Menschen hängt nicht vom wechselnden Prozeß der Athmosfäre und der manichfachen Naturerscheinungen ab, aber auch nicht sowohl von ihrer Thätigkeit; sondern der Verlauf Ägyptens ist etwas ganz Festes. Der Nil und der Sonnenlauf, draußen die Wüste und Gluth, macht vornehmlich die (religiöse) natürliche Bestimmung aus . – Die 2te Bestimmtheit ist das m e n s c h l i c h e G e s c h ä f t , Verhalten zur Natur, und der Menschen mit und zu einander. – Das menschliche Geschäft partikularisirt sich, und diese Partikularisazion des allgemeinen Geschäfts ist eben so fest, ganz an eine Natürlichkeit gebunden. – Ägypten hat K a s t e n , wie Indien. Die Kinder setzen die Geschäfte der Eltern fort. – Diese Kasten werden verschieden angegeben. Herodot gibt 7 an. 1.) Priester. 2.) Krieger. 3.) Rinderhirten, 4.) Schweinehirten 5.) Marketender, – kleine Kaufleute, die im Kleinen mit Lebensmitteln handeln; 6.) Dolmetscher – (besonders als die Ägypter mit den Griechen in Verbindung kamen die Könige nahmen griechische Truppen in Sold.) 7.) Schiffsleute, die besonders für den Nil bestimmt waren. – In alten Tradizionen (bei Sesostris) werden weite Seezüge erwähnt. Später hat Ägypten das Hinausgehen aufgegeben. Das Meerprinzip ist im ägyptischen Leben kein Element. Diese Tradizionen sind sehr zweideutiger fabelhafter Natur. Herodot spricht davon, sieht aber, daß viele Mißverständnisse unterlaufen. Herodot spricht davon, daß die Kolcher angesiedelt seien am Fasis. vergleiche Ritters Vorhalle, die vornehmlich diese stumme Verbreitung der Indier in allen ihren Spuren verfolgt. – Er bringt Alles in scharfe Verbindung, was das Indische betrifft, und zeigt, daß der Fasis besonders der Punkt indischen Zusammenhangs, indischen Wesens, Treibens und Fortpflanzung gewesen sei. Was von Herodot auf Ägypten bezogen ist, bezieht er auf Indien. – Erst später haben die ägyptischen Könige Flotten gehalten. Nekos, der Farao Necho der Bibel hat am mittelländischen und rothen Meere unter den Ägyp-
3 etwas ganz Festes] Er: ein ganz einfacher Prozeß. Die Natur ist also ganz fest. Ga: ein einfacher fester Verlauf 6 ist das] Ga: geht mehr ins Menschliche herüber, ins 9 K a s t e n , wie Indien] 10 die Geschäfte der 30 Ga, ähnlich Er: eben solche Kasten wie wir sie in | Indien gesehen haben Eltern] Ga: das väterliche Gescheft 13–15 (besonders als … Sold.)] Ga: Dies Gescheft entstand erst, als Egypten sich mit den Griechen verband. Er: (– Kaste die später entstanden) 16 weite Seezüge] GaEr: Seekriege 16–17 Später hat … aufgegeben.] Ga: speterhin hat aber Egypten auf das Erobern, auf das MeerPrincip Verzicht geleistet das Hinausgehen] Er: dies Streben nach 18–25 Herodot spricht … Indien.] Ga: sie sollten bis nach Phasis in Colchis angelangt 35 außen seyn. Prof. Ritter zeigt aber, aus alten Quellen schöpfend, daß in dem nemlichen Phasis der Mittelpunkt der Indischen Geschichte gewesen ist, was Herodot von den Egyptiern erzehlt 26 ägyptischen Könige] Ga: Egyptier 27–958,1 hat am … errichtet] Ga: wird als der erste König angegeben der Flotten stiften ließ 40 1 vom wechselnden … Athmosfäre mit Einfügungszeichen am linken Rande
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tern zuerst eine Seemacht errichtet. Er hat Eroberungen in Syrien gemacht, Palästina erobert, ist bis Assyrien vorgedrungen, aber von Nebukadnezar geschlagen worden. Später hat Apries, der Vorgänger des Amasis, Zypern und Fönizien mit seiner Seemacht angegriffen, und eine Seeschlacht gegen diese Völker gewonnen. – Das Verhältniß der Ägypter zum Meere verliert sich in die Sagenzeiten; andrer Seits lassen sich erst ihre Fürsten kurz vor Unterwerfung Ägyptens unter die Perser, mit dem Meere ein. | Führt Herodot Seeleute als Kaste an, so sind dieß Seeleute, die später dieß Geschäft, das Befahren des Meeres, betrieben; früher hat es sich bloß auf Befahren des Nils zur Zeit der Überschwemmungen bezogen. – Diodor gibt 4 Kasten an: Priester, Könige, Ackerbauer und Künstler. Unter den 7 Kasten nannte Herodot keine Ackerbauer; ohnehin scheinen sie bloß Pächter der höheren gewesen zu seyn. Die Krieger bekamen bhqou zu ihrer Unterhaltung. Der Ackerbau erforderte überhaupt sehr wenig Arbeit. – Sethos hat den Kriegern ihre Ländereien genommen. Apries hat die Kriegerkaste gegen Zyrene geführt. Dieß nahmen sie ihm sehr übel; rebellirten, stießen ihn vom Thron und setzten den Amasis ein. Dieser hat sich besonders durch griechische Miethstruppen auf dem Thron erhalten. Die ägyptischen Krieger haben sich wenig ausgezeichnet; auch gegen Kambyses ist wenig Widerstand geleistet worden. Übrigens hat Amasis den Ausgang dieses Krieges nicht erlebt; sondern sein Sohn Psammenit. – Die Geschäfte des Lebens sind zu Naturbestimmtheiten befestigt. – S t a a t s e i n r i c h t u n g , L e b e n s w e i s e . Die Mittel, die Lebensbedürfnisse zu befriedigen, diese Mittel waren leicht zu erwerben. Dieß geht theils hervor aus der fysischen Beschaffenheit, dann aus den Nachrichten über das ungeheure
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2 Assyrien] Ga: Assyrien (zu Lande nemlich) 3 worden] Ga, ähnlich Er: wurde. Er ist es auch der Africa durch die Phoenicier umschiffen ließ. 6–7 lassen sich … ein] Ga: sehen wir in Egypten paar Hundert Jahre vor der Eroberung durch die Perser eine SeeMacht angelegt 9 früher hat es sich] Ga: Endlich aber hat sich die Kaste der Schiffer 11 Diodor gibt … Künstler.] Er: Herodot giebt drei höhere Kasten an: Krieger, Könige und Priester und drei andere 11–12 Unter den … 30 Ackerbauer] Ga: Was höchst merkwürdig scheint ist, daß unter allen den oben erwehnten Kasten keine Ackerbauern begriffen sind. Die 3 hohen Kasten hatten selbst bestimmte Wohnsitze angedeutet. 13–14 Die Krieger … Unterhaltung.] Ga: Daß die KriegerKaste oft mit den Priestern in Zwist geraten ist, wurde schon oben gesagt. 14 erforderte überhaupt … Arbeit] Er: braucht wohl auch nicht mit viel Fleiß betrieben zu werden 15–16 Apries hat … geführt.] Ga: Apries 35 wollte die Kriegerkaste gegen Cyrene führen 18 auf dem Thron erhalten] Ga: des Trohnes bemächtigt 21–22 Die Geschäfte … befestigt.] Ga: Aus dem allem sehen wir aber vornemlich daß die Menschen in Egypten durch die Natur bestimmt waren. 23 S t a a t s e i n r i c h t u n g , L e b e n s w e i s e .] Er: Das Dritte betrifft die weitre Lebensweise, sowohl die alltägliche als die Regierungsweise. 25–959,1 dann aus … Bauwesen] Ga: theils aus den ungeheuren Werken, wel- 40 che die Nachwelt mit so einem bewunderungsvollen Auge ansieth, und woran warscheinlich das ganze Land | Antheil nehmen mußte Er: Beim Bauwesen wird das ganze Volk in Arbeit gesetzt.
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Bauwesen. Diodor rechnet die Erziehung eines Kindes bis zum Jünglingsalter auf 50 Drachmen, i.e. 5 rthl. Es ist ein Zeichen daß wenig Metall, Geld bei ihnen war. Edelsteine, Perlen p Luxus sind nicht erwähnt. Smaragdgruben finden sich zwar gegen das arabische Meer hin; aber der Smaragd ist nicht in der Edelkeit, wie dieser Name bezeichnet. Herodot besonders gibt eine Beschreibung der Ägypter im bürgerlichen Verhalten. Diese Züge sind im Ganzen nicht sehr bedeutend, zum Theil solche, die in Verlegenheit bringen würden, solche, die aus dem Äußern das Innre erkennen wollen. – Solche Äußerlichkeiten sind nichts Wesentliches. Herodot ist so genau, daß er sagt: die Weiber haben 2 Kleider. – Wichtiger ist: sie waschen sich 3 Mal des Tages, – auch ihre Kleider. Die Priester waschen alle Tage ihre Geschirre, die Indier sind ekelhaft und stinkend, nach den Berichten der Engländer, weil sie keine weiße Wäsche anziehen. Alle Monate purgiren sie sich. – Die verschiednen Ärzte machten besondre Krankheiten zu ihrem Gegenstande. – Vielweiberei hat großen Theils bei ihnen geherrscht; Monogamie bei den Völkern in den Sümpfen im Delta. Die Frauen waren nicht verschlossen im Hause; sie hatten vielmehr die äußeren Geschäfte zu besorgen. Der Mann webte zu Hause. – In der Po l i z e i waren sie sehr genau. Jeder Ägypter mußte seinen Namen geschrieben dem Vorsteher übergeben. Amasis führte ein, daß jeder angebe, wovon er lebe. – Die Gerichtsverfassung wird gerühmt. 30 Richter richten. Replique und Duplique werden angeführt. – Die Gesetzbücher müssen vorliegen. – Diodor führt an: um Gläubigern die Schulden abzuzwingen, wurden ihnen die Mumien | ihrer Voreltern
1 eines Kindes … Jünglingsalter] Ga: eines Menschen, nemlich von seiner Kindheit bis zu den JünglingsJahren 2 50] Ga: 5 Er: 20 2–3 daß wenig … war] Ga: daß die Egyptier keinen Verkehr mit dem Auslande trieben, und keine Reichthümer hatten 3 Perlen] Er: Brillanten 5 Beschreibung] Ga: naive Beschreibung 6 im bürgerlichen Verhalten] Er: in ihrem täglichen Verhalten Ga: von ihrem täglichen Caracter 8–9 Solche Äußerlichkeiten … Wesentliches.] Ga: geistige Eigentümlichkeiten lassen sich daraus nicht entnehmen 9–10 daß er … Kleider] Ga: daß die Männer sitzend und die Frauen stehend pissen – daß jeder von ihnen 2erlei Kleidung hat 17 Der Mann webte zu Hause.] Ga: die Männer mit den heußlichen, innern Angelegenheiten. Dies ist ein großer Beweis von der Freiheit der Frauen, welches Princip dem Asiatischen ganz entgegengesetzt ist. 17–18 In der … genau.] Ga: In Ansehung der Polizey sollten die Egyptier sehr genaue Einrichtungen gehabt haben. 18–19 Jeder Ägypter … lebe.] Ga: Ein jeder mußte der Obrigkeit seinen Nahmen, und die Art wodurch er seine Lebensbedurfniße bestreitet angeben. Amasis soll diese Einrichtung eingeführt haben. 19 Amasis führte … lebe.] Er: Dies Gesetz ist nach Herodot | erst von Amasis ein geführt. 20 30 Richter richten.] Ga: Das Tribunal bestand aus 30 Richtern 21–960,1 vorliegen. – Diodor … genommen] Ga: die Gesetze lagen vor ihnen. Den Schuldner konnte man ohne weiteres in Verhaft nehmen lassen. 21–22 um Gläubigern … abzuzwingen] Er: wenn jemand seine Schulden nicht gezahlt, die Gläubiger die Mumien ihrer Väter in Beschlag genommen
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genommen, der Dieb mußte angeben, daß er gestohlen, – dann blieb ihm rechtlich ¼. Der Gesetzgeber hielt es für rathsam, sagt Diodor, – weil nicht anzunehmen war, daß der Diebstahl gar nicht Statt finden werde, – das geringre Übel zu wählen, daß der Mensch nur einen Theil, nicht das Ganze verliere. – Die Richter wurden von der Gemeine gewählt. Nach den Angaben scheint es, daß die Sentenz, der Urtheilsspruch auf stumme Weise ausgesprochen ward. Der Richter hat Zeichen der Wahrheit, Geschmeide, (– vielleicht Urim und Thummim) am Halse. Dieß hat er der Partie, die verlor, umgehängt, – und so war der Urtheilsspruch hieroglyphisch ausgedrückt. – Die P r i e s t e r haben die Geschäfte der Tempel zu besorgen. – Der Könige Privatleben war vollkommen regulirt, – Essen, Gebote p[.] Es wird angegeben, daß sie öffentlich zu Gericht saßen, von Priestern umgeben, – und ein sittliches Leben führten. Diodor sagt; die Könige konnten Nichts nach Willkühr thun. Die Verrichtungen des täglichen Lebens, der Regierungsangelegenheiten, allgemeinen Verhältnisse, waren bestimmt nach Gesetzen. – Dieser ruhige Verlauf des Staats im Innern, bringt den Auswärtigen eine gute Meinung vom Leben und der Staatseinrichtung der Ägypter bei. Pythagoras nahm seine Orden-Bruderschaft vom geregelten Leben der Priesterschaft, überhaupt vom geregelten ägyptischen Leben her. – Diodor bemerkt sehr wichtig: die Ägypter sind das einzige Volk, das sich nicht um die öffentlichen Angelegenheiten kümmert, Polizei-, Magistratsregierung ist etwas Gesetzliches, Festes, wodurch Jedem sein Thun angewiesen war, und Jeder sich auf sein Privatleben zu beschränken hatte. – Die Ägypter machten sich berühmt durch Theilung des Jahrs in 365 Tage. Sie hatten 5 Schalttage. In der Geometrie
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1–2 der Dieb … rechtlich ¼] Ga: Eins der lächerlichsten Gesetze war folgendes, daß nemlich jeder Dieb sich angeben konnte – und dann entging er nicht nur der | gesetzlich vorgeschriebenen Strafe, aber er bekam auch den vierten Theil des Werthes der gestolnen Sache. 2–4 Der Gesetzgeber … verliere.] Ga: Diodor macht die Bemerkung, daß dieses Gesetz darum gegeben wurde, damit die Eigenthümer ihr ganzes Eigenthum durch die List der Diebe nicht einbüßen müßten. 5 Gemeine] Er: Gemeinde und unter ihnen wieder ein Präsident 7 Der Richter] Er: der Präsident oder Oberrichter Ga: Der Vorsteher des Gerichtes 8 Dieß hat … umgehängt] Er: das er der Parthei für die er entschied zuwendete oder umhängte Ga: welches er der Gewinnenden Partey giebt 8–9 so war … ausgedrückt] Ga: Man kann deswegen mit Recht sagen: daß selbst die Urtheile bey den Egyptiern hyrogliphischer Natur waren. 10 Der Könige] Ga: Der Konig lebte unter Priestern, sein Privatleben war regulirt. 16 vom Leben … Staatseinrichtung] Er: von den Staatseinrichtungen und Sitten 17–18 seine Orden-Bruderschaft … Leben] Ga: die Regeln seines Ordens aus Egypten 19 bemerkt sehr wichtig] Ga: macht die große Bemerkung das2 ] Ga: in welchem sich das Individuum als solches 20–22 Polizei-, Magistratsregierung … hatte] Ga: Durch die Kasten wurde das Thun und die Bescheftigung eines jeden beschrenkt – und bestimmt. 22–23 Die Ägypter … Schalttage.] Ga: Was ihre Productionen anbetrifft, so wissen wir daß die Egyptier wesentlich durch ihre Geschicklichkeit sich berühmt gemacht haben. Sie waren’s auch die das Jahr in 360 Tage getheilt und außerdem 5 Schalttage bestimmt haben. 23 Geometrie] Er: Mathematik
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verstanden sie viel; doch das muß nicht sehr weit her gewesen seyn: weil Pythagoras ihnen sagte, wie sie die Höhe der Pyramiden finden sollten, aus der einfachen Proporzion von 3 bekannten Gliedern. (Größe des Schattens nehmlich des Menschen, und der Pyramide, und Größe des Menschen) – indem man mit der Höhe des Schattens der Pyramide, die des Menschen vergleicht. – Geometrie war ihnen zu ihrer Mechanik allerdings wesentlich, die sie so im Großen ausgeübt, wie nicht leicht ein Volk auf Erden. Sie wendeten auf die Bewässerung Ägyptens die größte Sorgfalt. Ihren Fleiß, Verstand, richteten sie auf die Natur, der sie ganz zugewiesen waren. Der große Josefskanal, – westliche Kanäle. Durch eine Menge Kanäle unterstützten sie die Bewässerung; eben so durch Triebwerke. – Dieß sind die Züge ihrer Natur, und ihres geordneten Staatslebens. – | R e l i g i o n . Es ist bereits bemerkt, daß die ägyptische Weltanschauung, die hohe Ausbildung des Gegensatzes in sich enthält, und Verkehrung des Unmittelbaren in Geistiges. Sehen wir einen ruhigen Verlauf aller Geschäfte, Handlungen, ruhigen Zustand, wie in der platonischen Republik, – so werden wir in der Religion eben so auf diese Verkehrung geführt, daß der partikuläre Wille sich in Gegensatz gesetzt hat gegen diesen ruhigen Verlauf des geordneten Staats- und bürgerlichen Lebens. – Das Erste, worauf wir zu sehen haben, ist die Verehrung des Unmittelbaren, der eigentliche Naturdienst in der Weise, Form der Unmittelbarkeit. Wir sehen, daß sie nicht Sonne, Nil, bloß auf unmittelbare Weise verehrten. Der Nil, die Pulsader des ägyptischen Lebens, wird auch den Mittelpunkt ihrer religiösen Anschauung ausmachen, – aber nicht in der Unmittelbarkeit als Nil. – Von der Seite, daß wir sagen können, daß sie ihn in natürlicher Weise gelassen, nicht symbolisch, ist dieser Dienst der T h i e r d i e n s t . – Die Verehrung der unmittelbaren Thiere war am wenigsten symbolisch; er zeigt sich als unmittelbahrer, roher Naturdienst. Wir sehen Verehrung des Krokodils, Ibis, Katzen,
2 ihnen sagte, … sollten] Ga: sie erst gelehrt habe wie aus dem Schatten einer Sache die Höhe der5 vergleicht.] Er schließt an: Von der Geschicklichkeit der Architectur und Sculptur wird später noch die Rede seyn. 8–9 Ihren Fleiß, … waren.] Er: um die Natur zu ihrem Nutzen zu bestimmen Ga: Auf die Bewaßerung des Landes haben sie auch viel Sorgfalt angewendet – mehrere Kanäle gegraben, um die Natur zu ihrem Nutzen zu bestimmen. 9 Der große Josefskanal] Ga: Der große JosephsKanal wird immer berühmt bleiben. 12 Staatslebens] 15 Unmittelbaren] Ga: Unmittelbaren, Sinnlichen 15–16 ei35 Er: bürgerlichen Staatslebens nen ruhigen … Republik] Ga: ein ruhiges Leben gesehen haben, welches die StaatsVerfassung in sich begreift 16–17 so werden … geführt] Er: Auch in Hinsicht des individuellen Lebens mußte diese Verkehrung Statt finden 20–21 Verehrung des … Unmittelbarkeit] Er: Verkehrung des Unmittelbaren; des eigentlichen Naturdienstes in die Weise der Mittelbarkeit
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Stiers. Beim Stier scheint das Symbol anzugehen. – Daß der Mensch auch die Thiere als Göttliches, Letztes, als das ihnen Höchste, als ein an und für sich Höchstes verehrte, ist Anschauung der Lebendigkeit, von dieser geheimen, sich nicht explizirenden Lebendigkeit, was den rohen Menschen, der nicht zum Bewußtseyn seiner selbst gekommen ist, anregt, – es ist Anschauung dieser Innerlichkeit, die sich nicht explizirt, die ein geheimes Regen dem Menschen darstellt. – Dieser Thierdienst ging zur Stumpf heit afrikanischen Aberglaubens fort. – Bei dem Charakter des Verkehrens warf er sich in dieser Besonderheit mit afrikanischer Hartnäckigkeit, Härte, hinein. – Der Aberglaube ist unmenschlich. Die verschiednen Bezirke Ägyptens hatten sich in der Anschauung eines partikulären Thierlebens hineinversenkt; diese nährten sie aus großen Stiftungen, Magazinen; den Männchen gaben sie schöne Weibchen; sie balsamirten sie ein, setzten sie in Gräbern bei. So fand man Ibisgräber, Apisknochen in einem Sarge in der 2. Pyramide, in einem Sarge von weißem Alabaster, auf ’s zierlichste gearbeitet, beinahe durchsichtig, wenigstens durchscheinend. Belsamis sagt, es wären die Knochen einer Kuh gewesen; – zuerst hielt man sie für Knochen eines Königs. – Vor anderen Thieren seien die Stiere begraben worden, so daß ein Horn heraus gesehen. Auf dem Nil fuhr ein Schiff herum, und sammelte die Knochen der Katzen, und brachte sie nach Bubastis, wo sie begraben wurden. – Wer ein solches Thier tödtete, – (das ist | merkwürdig,) – wurde getödtet. Bei einigen war sogar der Tod darauf gesetzt, wenn man ein Thier unvorsätzlich tödtete. – Diodor sagt: ein Römer erschlug in Alexandrien eine Katze, – es entstand Empörung; das Volk drang in das Haus und erschlug diesen Römer. – Eine Hungersnoth brach aus; die Thiere wurden aber doch nicht geschlachtet, 7 zur Stumpf heit afrikanischen Aberglaubens] Er: zum stumpfesten africanischen Aberglauben 10–12 Die verschiednen … hineinversenkt] Er: Die Geschichtsschreiber haben uns darüber viele Züge mitgetheilt. So hat ein Bezirk die Katze, ein andrer den Ibis u s w verehrt. 11–12 hineinversenkt; diese … Magazinen] Ga: versenkt waren. Die einen sehen den Krokodil, die andern den Stier, etc. als etwas Höheres an – Sie fütterten diese Thiere mit Sorgfalt, bauten große Stallungen 13 setzten sie … bei] Ga: stifteten ihnen die prachtvolsten Gräber So fand man Ibisgräber] Er: wie man dann neuerdings viele Ibismumien aufgefunden hat 13–15 Apisknochen in … durchscheinend] Ga: Besonders Apis scheint durch köstliche Grabmäler verehrt gewesen zu seyn. 17 Vor anderen … worden] Er: Von andren sind die Knochen gesammelt worden. Die Stiere wurden überhaupt so begraben 18 heraus gesehen] Er: herausstand und nach der Verwesung ihre Knochen gesammelt 20 Wer ein … getödtet.] Ga: Es war eines todes Strafen auf den gelegt, der sich unterstanden hätte ein auf diese Weise verehrtes Thier zu tödten. Thier] Er: heiliges Tier 20–22 Bei einigen … tödtete.] Ga: Bei einigen war die Strafe mit der Absicht das Thier zu todten verbunden, bei den andern aber wurde die Strafe volzogen, wenn der Mensch auch ohne es zu wollen, so ein Thier getödtet hatte. 24–963,1 Eine Hungersnoth … verhungern.] Ga: Oft starben tausende von Menschen aus Hunger, um nur den verehrten Thieren nichts zu Leide zu thun. 15 Belsamis lies Belzoni
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die Vorräthe für sie nicht angegriffen; lieber ließ man die Menschen verhungern. – Dieser Dienst der Thiere war mit der größten Ausschweifung verbunden. Vergleiche vom Bock: Menes; die schandhafte Erzählung von Herodot. Die Lebendigkeit der Erzeugung und die im Symbole der Erzeugung wurde verehrt. Im innersten Theile der Tempel fand man diese Andeutungen. – 2.) Wenn der Thierdienst unmittelbar auf Lebendigkeit als solche geht, – wurde die Thiervorstellung symbolisirt und das Thier erhielt andern Inhalt, als den es unmittelbar darstellt. – Diese Skarabeen, Sperber, sind zugleich Symbole gewesen. – Bei den Symbolen ist 1.) unmittelbares Daseyn, thierische Gestalt, – und 2.) Inhalt, Sinn, der verschieden ist vom Inhalte, den diese thierische Gestalt unmittelbar in sich enthält. – Diese Symbolik ist von großer Ausdehnung. Der Natur der Sache nach sind diese Symbole von Haus aus etwas Trübes, das immer trüber wird, je mehr man die Anwendung dieser Gestaltungen kennen lernt. Da findet man, daß es eine Menge von Bedeutungen sind, wodurch die symbolische Gestalt alle Bestimmtheit verliert, Roßkäfer werden angegeben als Symbol der Zeugung; des Sonnenlaufs. – Wie können die Roßkäfer zu einem Symbol derselben gebraucht werden? – Die Thiergestalt wird symbolisch, aber der Ägypter produzirt auch Thiergestalten, wo die Bedeutung aus der thierischen Gestalt heraus vorgestellt wird. – Das Thier, als solches, wurde 1.) auf angegebne Weise verehrt; 2.) Thiere und Thiergestalten wurden ferner zu Symbolen gemacht. Das Thier als Symbol, ist eine Gestalt, die nicht mehr unmittelbar für sich selbst gilt; es ist die äußerliche Gestalt das Bild, das Unwesentliche; denn Bedeutung ist der wesentliche In-
1 angegriffen] Er: angegriffen. Ein hartsinniger Aberglaube der Aegypter zeigt sich also in die2 Dieser Dienst … verbunden.] Ga: Auch die größten Aufopferungen waren mit dem Thierdienste verbunden. der Thiere] Er: des Mendes (– der Bock war ihm geheiligt –) 3–4 Die Lebendigkeit … verehrt.] Ga: Nicht aber nur das Thier in seiner Lebendigkeit, auch Erzeugungskräfte der Natur waren bey den Egyptiern verehrt. 5 Im innersten … Andeutungen.] Er: In Aegyptischen Tempeln hat man auch die Symbole der Erzeugung 6–8 2.) Wenn der … darstellt.] Ga: Das zweite was in Egypten statt fand ist die 30 gefunden. Simbolisirte Vorstellung des Thiers – eine Vorstellung die eine andre Bedeutung zum Inhalte hat als uns das unmittelbare | Seyn des Thieres darthut. 7 andern Inhalt] Er: eine andere Bedeutung und einen andren Inhalt 9 ist] Ga: ist zweierley vorhanden: 10–11 Inhalt, Sinn, … enthält] Ga: die Bedeutung Sinn Inhalt der verschieden ist von demjenigen, welcher die Thieri13 trüber] Ga: trüber und 35 sche Gestalt und das Thierische Ganze als solches inne hat trüber die Anwendung dieser Gestaltungen] Ga: die verschiedenen Bedeutungen die eine und dieselbe Gestalt haben kann 13–14 kennen lernt] Er: gefunden und kennen gelernt hat 16 Zeugung] Er: Zeit des Sonnenlaufs] Ga: der Sonne des Sonnenumlaufs 17–19 Die Thiergestalt … wird.] Er: Das weitre ist daß die Thiergestalt so symbolisirt ward, daß man aus 40 ihr heraus die Bedeutung vorstellte.
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halt. – Diese unmittelbare Vergötterung des natürlichen Thiers wird nicht aufgehoben, dadurch, daß es als Symbol gebraucht wird. – Das ist die bekannte Weise der Ansicht, auf die man durch so viele Kunstwerke hingetrieben wird. – Wenn aber näher angegeben werden soll, was der Thiergestalten Symbole sind, finden wir große Abweichungen, da theils verschiednen Symbolen ein Inhalt, theils demselben Symbole verschiedner Inhalt zugeschrieben wird. – Der Geier | ist Symbol der Weissagung, des Jahrs, der Erbarmung. Diese Bestimmungen gelten als Sinn, der ausgedrückt werde durch die Gestalt des Geiers. Der Sperber – (Andre erklären es von einem Falken: diese Gestalten, Figuren, sind oft sehr schwer zu unterscheiden) – gilt für das Symbol der Sonne, Ewigkeit. – Wie man näher die Behandlung, Erklärung dieser Darstellungen auf Mumienkasten, Skulpturwerken p vergleicht, sieht man das noch Unstäte der Symbole, das Schwankende in der Kenntniß der Bedeutungen dieser Gestalten. Diese Thiergestalten sind also herabgesetzt zu Symbolen, daß sie nicht selbst Zweck sind, sondern eine andre Seele, Bedeutung in sich haben. – Die Thiergestalten sehen wir als Masken, – menschliche Körper mit Sperberköpfen. Das sind theils Masken für Priester, theils für andre Geschäfte. – In Abbildungen zB. des Einbalsamirens hat der Anatom solche Maske; hier ist die Partizion der Dienstverrichtung durch solche Masken bezeichnet. Das Besondre des Geschäfts ist durch solche Maske ausgedrückt. Der menschlichen Gestalt, dem Allgemeinen, diese partikulären Ausdrücke zu geben, werden Masken gebraucht; das menschliche Allgemeine ist durch solche Masken partikularisirt. Die wahrhafte Kunst weiß durch geistige Ausdrücke dieß zu unterscheiden, zu geben; sie bedarf nicht der Masken, das Geistige auszudrücken. – Unter den ägyptischen Kunstwerken sind 1–2 Diese unmittelbare … wird.] Ga: Man muß aber nicht glauben daß das Simbol den unmittelbaren natürlichen Thierdienst auf hebt. Egypten besitzt eben die Kraft in einem das entgegengesetzte zu enthalten. 2–3 Das ist … wird.] Ga: Das Simbol ist die Seite die man in den tausenden Egyptischen Kunstwerken und in ihren Hyrogliphen wahrnimmt. 11–13 Wie man … Gestalten.] Ga: Deswegen findet man wohl den geistigen Sinn der Egyptier in ihren SculpturWerken und Gemählden, aber das Schwankende der Bedeutung ist darin nicht zu verkennen. Der Inhalt Sonne zb. ist verschiedenen Gestaltungen zugeschrieben. 12 der Symbole] Er: Die Sonne sehn wir unter so vielen Gestalten. 15–16 Die Thiergestalten … Sperberköpfen.] Ga: Wir sehen auch in den Egyptischen Werken Thierköpfe den Göttern beigelegt – Thierköpfe einem menschlichen Körper gegeben. Solche Gestalten werden oft für Bedeutung der verschiedenen | Kasten angenommen. 17 für andre Geschäfte] Er: für Personen des andren Geschlechts 17–18 In Abbildungen … Maske] Ga: Man sieht zum Beispiel manchmahl bei der Einbalsamirung einen Chirurgus mit einem Messer in der Hand und einem ThierKopfe dargestellt. 22–24 Die wahrhafte … auszudrücken.] Er: während die wahrhafte Kunst dazu nicht das menschliche Antlitz zu verunstalten braucht 22 wahrhafte] Ga: volkommene 24 auszudrücken.] Ga schließt an: Auf geistige Weise ist sie im Stande Besonderheiten darzustellen, ohne das Gesicht durch eine Maske zu verunreinigen. 24–965,2 Unter den … heraustritt.] Ga: Auch das umgekehrte, SculpturWerke in denen das Geistige aus einem Thierischen Körper hervorkommt, finden wir bey den Egyptiern vorhanden.
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auch solche, wo Thiergestalten sind, so daß das Geistige, die Bedeutung an der Thiergestalt selbst für sich heraustritt. Das sind die S f i n x e . – Die Sfinx ist ein Thierleib, aber aus demselben windet sich ein menschliches Gesicht hervor; das Geistige, Lebendige, Innerliche, die verschlossne Seele tritt a u s , und über das thierische und natürliche Leben. – Die Sfinxe sind Löwenleiber, die Jungfrauenköpfe haben. Man hat aber auch bärtige Sfinxen, die Anderspinxe heißen. – Dieser Übergang, daß das Geistige Höheres Bewußtseyn gewinnt, sich höher weiß als das Thier, ist in dieser Gestalt angedeutet. – Man sieht auch Gebilde, die Sfinx artig gebildet sind, aber Zusammensetzungen von verschiednen Thieren; zB. Sfinxe mit Widderköpfen, Löwenleibern und Krokodilschweifen. Unter Sfinx stellen wir uns ein Räthselhaftes vor. Das Geistige stellt sich nicht frei dar, beginnt aber aus dem Thiere sich hervorzuheben. Der Geist tritt aus dem Thiere hervor; es ist der Beginn der Lösung des Räthsels, daß das Wahrhafte das Geistige ist, das sich noch nicht frei darstellt. – Weitre Götter finden wir auch. Herodot sagt: die Götter haben ehemals in Ägypten geherrscht. Sie zählen 8 alte, oberste, 12 mittlere, und dann neue, unbestimmt viele Götter. Unter dieser 3. Klasse findet sich auch Osiris. Der gelehrte Hirt hat versucht, diese Gestaltungen herauszufinden, und welchen griechischen Göttern diese Gestaltungen besonders entsprechen. – Unter diesen Göttern findet sich das F e u e r ; aber es ist nicht mehr das Feuer in seiner Natürlichkeit, wie beim Perser, das Licht, – sondern es ist menschliche Gestalt, Gestalt in menschlicher Weise, die verehrt wird. Das ist eine Weise, wie die griechische, wo die Gestalt nicht mehr Symbol | genannt werden kann, sondern das Geistige wesentliche Bestimmung, Moment ist. – Unter diesen Göttern ist am berühmtesten O s i r i s . Den ammonischen Gott nehmen die Griechen als Zeus, wie Balus in Babylon; darum, daß wir von den Griechen griechische Na-
2 S f i n x e ] GaEr: bekannten Sphinxe 3–5 das Geistige, … Leben] Ga: Das Geistige also welches sich aus dem thierischen, unmittelbaren Leibe herausarbeitet und zum Vorschein kommt wird auf diese Weise dargestellt. 7–8 daß das … Thier] Er: daß das Bewußtseyn aus dem thierischen 11–14 Unter Sfinx … darstellt.] Ga: weil das Retsel30 hervorgeht und zum Geistigen sich erhebt hafte mit der Vorstellung eines Sphinx verbunden ist, so kann man diese Gestaltungen wieder als einen Uebergang in das Retsel der Natur ansehen 15 Götter] Ga: Götter, was wir nemlich näher Gotter nennen 15–16 Herodot sagt: … geherrscht.] Ga: Herodot giebt uns 3 Arten von Gottern an 20 diesen] Ga: den neuen Egyptischen 22 in menschlicher Weise] Ga: in einer 24 das Geistige] Ga: die Subjectivitaet 26–966,2 dar35 Menschlichen Gestalt als Gott Phtas um, daß … entsprechen] Ga: Obgleich wir mehrere Griechische Nahmen für Egyptische Götter haben, so ist jedoch der Sinn derselben sehr von einander unterschieden. 17 auch] aus
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men haben für die Gestaltungen der Ägypter, müssen wir noch nicht glauben, daß sie den griechischen Göttern dem Sinn nach entsprechen. – Herodot setzt zwar den Osiris in die letzte Klasse; dessen ungeachtet zeigt sich Osiris als Mittelpunkt der ägyptischen Religion. – Mitra bei den Persern ist eines der Gestirne in den Zendbüchern, der Nichts voraus hat vor den anderen Amtschaskand; dann ist er aber der Mittelpunkt des Kultus geworden. So macht Osiris das Wichtigste aus. – Was ist im Osiris vorgestellt? Osiris ist 1. Eine Gestalt, – und 2.) seine Bedeutung der Inhalt. Er soll seyn die Sonne, ein Natürliches, der Sonnenlauf, der Nil, dann das Jahr überhaupt; dann ist er Fürst und Lehrer, der den Ägyptern den Ackerbau gelehrt, der die Abgrenzung des Eigenthums ihnen beibrachte; der weissagende Gott, wissende Gott, der sittliche Gesetze ihnen gelehrt habe, ein Geistiges, – Richter des Todtenreichs. So sehen wir in Osiris so viele Bedeutungen, und daß darin ist ein Natürliches, die Sonne, den Nil, – und dann ein geistiger Charakter. Wir sehen in Osiris vereinigt das Entgegengesätzte, diese Verkehrung des Natürlichen ins Geistige, und eine Verkehrung, die das räthselhafte Drängen des ägyptischen Geistes, Machen der Aufgabe als in seinem Mittelpunkte am bestimmtesten ausgedrückt. – Nehmen wir ausdrücklich Symbol in Osiris an, so verkehrt sich, was wir als Gestalt, Weise der Äußerlichkeit, und Bedeutung unterscheiden. Wir können 1.) sagen, das Innre des Osiris sei das Natürliche, Nil, Jahr, Sonnenlauf; – wir können es aber auch 2.) umkehren: diese äußerlichen Gegenstände, diese natürlichen Revoluzionen, sind nur ein Symbol für das Geistige gewesen; Jahr p ist äußerliche Gestaltung und der Inhalt ist die Natur des Geistigen überhaupt. Das, was ein Mal als Innerliches bestimmt wird, als wesentlicher Inhalt, kann seine Stelle vertauschen und das Wesentliche kann nun das Unwesentliche seyn, das äußerliche Daseyn desselben, welches in sich eine andre Seele habe. Diese Auslegung des Mythologischen, Symbolischen war von jeher
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4 den Persern] Ga: dem CentVolke 6 dann ist … geworden] Ga: der sich später als der BewegungsPunkt der ganzen Religion, zu diesem berühmten MitrasCultus machte 10–11 der die … beibrachte] Ga: das Eigenthum, die Abgrenzung der Aecker eingeführt habe 14 und dann … 30 Charakter] Ga: mit einem Wort fast alle natürlichen und geistigen Bedeutungen in sich hat 15–16 des Natürlichen ins Geistige] Ga: des Sinnlichen und Geistigen 17 bestimmtesten] Ga: besten 18–19 Nehmen wir … unterscheiden.] Ga: Im Osiris können wir die Bedeutungen des Innern und Eußern das einemahl als Simbole, das andreMahl als Gestalten welche Simbole in sich enthalten nehmen. 20–21 Wir können … Sonnenlauf ] Ga: Dem geistigen Daseyn des Osi- 35 ris können wir das Simbol und die | Bedeutungen eines sinnlichen, des Jahrs, des Nils geben; auf diese Weise würde das Natürliche das Innere des Osiris ausmachen. 20 das Natürliche, Nil] Er: ein Symbol für den Nil 21–23 diese äußerlichen … gewesen] Ga: daß das Naturliche bloßes Simbol für das Geistige ist Er: der Nil pp ist das Symbol und der Inhalt ist die Natur des Geistigen 20 das1] daß
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Gegenstand des Streits, besonders in Ansehung der Ägypter. – Über den Sinn der ägyptischen Religion wird ein Stoiker angeführt, Chärebon, unter Tiber, der die Religion für eine naturalistische erklärt hat; daß die Bedeutung, der Gehalt nur ein Natürliches sei, Nil p, daß Osiris ein Kalendergott sei, dieß Konkrete sich in unterschiedne Bestimmungen zerlegt und dieß Unterschiedne selbst wieder zu eignen Gestaltungen geworden sei; was Hermes zugeschrieben ward, was Anubis, das wird auch | Osiris zugeschrieben. Diese besondren Götter werden auch als kalendarische Götter genommen, die eine besondre Seite im natürlichen Laufe darstellen – das ist die alte Ansicht. – Besonders die Neuplatoniker haben nur geistige Bedeutung in Osiris und den ägyptischen Göttern gesehen; daß Nil p als solche, nur Symbole sind, von einem Inhalte, der höhrer, geistiger, wahrhafter Natur ist. – Aber wir müssen beides nicht trennen. Beide haben Recht. Es ist in Osiris verbunden dieß Entgegengesetzte, natürliche und geistige Bestimmung. Dieser Übergang vom Natürlichen in’s Geistige, und daß das Geistige sich entschließt, sich natürlich zu machen, diese Verkehrung kommt näher im Osiris zum Bewußtseyn. – Diese Verkehrung ist die Weise des ägyptischen Anschauens überhaupt, und objektiv wird dieß Übergehen, Verkehrung, in Osiris vorgestellt, so daß Osiris in sich vereinigt die entgegengesetzten Bedeutungen, natürliche und geistige Totalität. – Das Eine dieser Beiden ist selbst nicht ein Ruhendes; sondern Natur sowohl als Geist ist wesentlich Prozeß, Lebendigkeit, Umkreis, Umlauf in sich selbst; – so macht dieß Verkehren den nähern Inhalt dessen aus, was in Osiris zu Bewußtseyn gekommen ist. – Näher wird von Osiris angegeben, daß er geboren worden ist als Sonne, sich entfernt hat, und itzt wieder herauf kommt, und dann aber erwachsen ist, kräftig in seiner Macht ist, Segen verbreitet; – aber von dem Feinde Tyfon aufgezehrt und getödtet worden. Isis sucht ihn; – (er wird von der Sonne, von der Glut wie vom Meere getödtet, – das Meer ist in dieser Hinsicht ein Unheiliges;) – Isis sammelt seine zerstückten Glieder, stellt Klage an um seinen Tod, und das ganze
3 die Religion … naturalistische] Er: die Aegyptische Religion als eine ganz naturalistische Ga: 4–6 dieß Konkrete … sei] Ga: nemlich als einen concreten, der alle andren Gestaltungen, alle andren Götter in sich enthält 12 trennen] Ga: trennen, und dadurch wird der Streit ein Ende haben 12–13 Beide haben Recht.] Ga: Beide Ansichten sind einseitig 16 kommt näher im Osiris] Er: besonders im Osiris näher Ga: ist in der Vorstellung des Osiris 23 als Sonne] Er: 25 Tyfon] Er: Typhon (Glutwind) 25–26 aufgezehrt und getödtet 35 (als Sonne herauf kommt) worden] Ga: umgebracht wird, | täglich aber wieder zum Vorschein, neugeboren kommt 26–27 wie vom Meere] Ga: Auch das Meer wird als sein Mörder angesehen.
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30 die ganze Religion der Egyptier für ein Natürliches, kein Simbol in sich enthaltendes
2 Chärebon lies Chäremon
3 naturalistische] natulastische
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Ägypten klagt. „Gott ist gestorben.“ Hier ist dasselbe Moment wie im Syrischen. Herodot nennt diese Klage mbnfqou. Merkwürdig ist, daß dieser der 1ste, wie es scheint, vor den Griechen, und der einzige der Ägypter gewesen. Daß Ägypten Vokalmusik hatte, sehen wir in den Gemälden, Abbildungen. – Hermes balsamirt Osiris ein; die Theile des Osiris werden begraben an verschiednen Orten. – Dann ist Osiris Todtenrichter: Er wird immer wieder geboren, und stirbt immer. – Der Inhalt ist dieß Übergehen, diese Verändrung selbst, was Gesetz der Natur ist, diese Verändrung in sich zu seyn, unterzugehen, zu negiren. Das ist der Geist an sich selbst, diese Prozesse des Geistes in sich. Der natürliche Geist erstirbt. Erst daraus wird der Geist wirklich, geht aus diesem Ersten als Geist hervor. Wir sehen da auf objektive Weise zu Bewußtseyn gebracht die Natur des Ideals, dieser Prozeß in sich zu seyn, welcher die Negazion wesentlich in sich enthält. – Der Dienst des Osiris | ist Mittelpunkt des ägyptischen Kultus und Geistes überhaupt. Besondre Seiten, Züge, von Osiris selbst unterschieden, sind Hermes, Thaut, Tot, Anubis, vorgestellt als Freunde und Begleiter des Osiris. Er habe die Schrift erfunden, Wissenschaft, Eintheilung des Tages in 12 Stunden, – sei der erste Religionslehrer gewesen, habe Geometrie p entdeckt. – Dieser Hermes, Anubis, ist auch wieder Syrius, das Hundsgestirn. Das Geistige und Natürliche ist ebenso in ihm vereinigt, Eins ist Symbol des Andern. Was Anubis zugeschrieben wird, wird auch Osiris selbst zugeschrieben. – Osiris ist Herr des Todtenreichs. Als solcher wird er vorgestellt, besonders in spätrer Zeit, als Serapis. Dieß ist das Fürsichseyn, oder Seyn gegen das natürliche Reich. Dieses Todtenreich macht den Gegensatz aus gegen diesen Mittelpunkt, Totalität. – Das andre Extrem ist das Reich des Amendes, Unsichtbaren. Diese Vorstellung sahen wir, die zum Entgegengesetzten hinüber geht, das Widerstreitende, in sich selbst Unverträgliche vereinigt, zusammenbringt, Natürliches in Geistiges p verkehrt. – Das andre Extrem ist das Todtenreich. – Zunächst ist aber diese
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1 Hier ist … Syrischen.] Ga: Das ist also der todte Gott, ein Gott wie wir ihn in Syrien gesehen haben – Ganz Egypten bricht in Klagen aus, welche Maneros heißen. 2–3 Merkwürdig ist, … gewesen.] Ga: Herodot giebt an daß diese kläglichen Gesänge die einzigen waren welche Egypten 30 besaß. 5 Orten] Ga: Orten der Erde 6 Er wird] Er: aber der Verlauf fängt immer wieder an, er wird 7–8 Der Inhalt … negiren.] Ga: Es ist aber eine Lebendigkeit die wie wir sehen nicht unmittelbar ist, sondern durch das immerwerende negieren neu geboren und erhalten wird 11–12 die Natur des Ideals] Er: diese Natur des Wahren Ga: eine Lebendigkeit die der Idee angehört 14 Besondre] Ga: Wir haben gesagt daß Osiris die Totalitaet der geistigen und 35 sinnlichen Bedeutungen ausmacht. – Besondre 16 Er] Ga: Anubis Wissenschaft] Ga: Wissenschaften, als Erfinder der Astronomie, Musik 18 Dieser Hermes, … Hundsgestirn.] Er: Dieser Hermes ist (er hat den Hundskopf ) ist dann auch wieder der Hundsstern Ga: Hermes wird mit einem Kibitzkopfe vorgestellt 27 Extrem] Ga: Extrem zu den sinnlichen Vorstellungen 9 diese] dieses
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Mitte des Dranges, des Übergehens, der Gährung, von der Seite zu betrachten, daß dies Verkehren des Natürlichen in Geistiges p, Symbolisiren, nicht bloß Vorstellen, Meditiren, subjektive Weise des Bewußtseyns von diesem Räthselhaften, Dunkeln ist; sondern das subjektive Bewußtseyn, das Subjekt, ist selbst, – da sein Inhalt das Gährende ist, – dieser Drang, dieses Treiben, Gähren. Wir sehen das ägyptische Bewußtseyn in diesem ungeheuern Bedürfniß, sich in seiner Beklommenheit Luft zu machen, aus sich herauszukommen; seinen Drang vor sich zu bringen, zu befriedigen. – So zeichnet sich der ägyptische Charakter aus, daß der ägyptische Geist der Arbeiter, ungeheure Werkmeister ist, der sich heraustreibt, der nicht in der Meditazion sich beschränkt, sondern Drang ist, seine Subjektivität in die Objektivität zu verkehren, aber nicht das Allgemeine, Geistige, Sittliche, Bewußtseyn des An und für sich Seyenden, Göttlichen, sondern ein Heraustreiben in die Form, äußerliche Objektivität. – Es ist die Erscheinung bei den Ägyptern, daß der ägyptische Geist dieser ungeheure Werkmeister ist, nicht zu Bedürfnissen, Pracht, Vergnügen, Spiel, sondern Drang, sich gegenständlich zu machen, der nicht fertig wird, sich nicht ersättigt, weil er sich wohl zum Darstellen bringt; aber dieser Inhalt ist das sich widersprechende, das unaufgelöste Räthsel selbst, nicht der Inhalt, der sich geistig klar ist. – Wir sehen den Drang, diese Räthsel, Hieroglyfen in die Steine zu schreiben. Sie sind 2fach: 1.) | Bezeichnung für subjektive Vorstellung, statt der Sprache; und 2.) Werke der Skulptur, Architektur, – so daß ganz Ägypten selbst ein Werk der Architektur ist. – Bei anderen Völkern ist ihre Geschichte eine Reihe von Anstrengungen, reichen Begebenheiten, Werken, die Resultate von Jahr1000den sind. So lebten die Römer dem Zwecke der Eroberung; ihr Werk war Unterwerfung der bekannten Welt. – Eben so ist das Werk der Ägypter stupend, – ihre Thaten sind Kunstwerke. Sie sind bewundernswürdiger als alle Werke der alten Welt. Herodot und Anderen ist das Ihrige selbst klein vorgekommen, als er das Ägyptische gesehen. Ebenso den Europäern. – Diese eigenthüm liche Art, sich hieroglyfisch auszusprechen, hängt mit dem Charakter der
30 1 des Dranges, des Übergehens] Ga: dieser Extreme
7 aus sich herauszukommen] Ga: sich aus dieser herauszuarbeiten 10 nicht in … beschränkt] Er: sich mit der Subjectivität nicht begnügt Ga: mit Vorstellungen nicht begnügen kann 13 sondern ein … Objektivität] Ga: seine innre Gährung verwandelt sich in ein eußerliches Daseyn 15 Vergnügen, Spiel] Ga: Vergnügen hat der Egyptische Geist sich in seinen bewunderungswürdigen BauWerken ausgespro17–18 aber dieser … selbst] Ga: aber ein Inhalt welchen sich der Geist als Ratsel 35 chen gegenüberstellt 20–21 Bezeichnung für … Sprache] Er: Die eigentlichen Hieroglyphen haben den Zweck für die Sprache, die subjectiven Gedanken auszudrücken Ga: die einen die zum aufschreiben der Sprache dienen 21–22 Werke der … ist] Ga: die andern die sich uns in den ungeheuren Werken der Architectur darstellen, deren Trümmer noch in Erstaunen setzen 22–24 ist 26 ihre 40 ihre … sind] Ga: waren geschichtliche Werke, Thaten der Hauptzweck der Nation Thaten sind Kunstwerke] Ga: in Egypten machen die Kunstwerke diesen HauptZweck aus
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Ägypter zusammen, ist die subjektive Seite dessen, was früher als Inhalt bemerklich gemacht wurde. Zu dem Staunenswürdigsten gehören die Werke, den Todten gewidmet, – theils ungeheure Aushölungen an den Hügeln, die den Nil zu beiden Seiten begleiten. Diese Behausungen der Todten sind so groß, als die größten Bergwerke; es sind Städte im Umfange, die eben so bevölkert. – Daher gehören auch die Pyramiden. Es hat sich konstatirt, daß diese Krystalle Leichname einschließen. Belsoni und Kavaglia haben große Pyramiden eröffnet, – die Hauptgänge sahen sie, und aus den Resten folgt unwidersprechlich die Bestimmung, daß sie Behausungen Eines Todten oder einer Familie gewesen. Das Staunenswürdigste sind die Königsgräber, die Belsoni aufgeschlossen. Er hat den unansehnlichen Eingang entdeckt. Dieß Königsgrab ist ohngefähr 1 Stunde lang, fing im Nilthale an, geht durch einen Hügel, dessen Öffnungen ganz unscheinbar und verborgen sind. Große Wandlängen von Syenit, alle von Hieroglyfen bedeckt. Die hat er in Wachs poussirt, und brachte damit 1 Jahr zu. (In London zu sehen.) Das Todtenreich schließt sich vor uns auf, – Reich des Geistes, geistiges Bewußtseyn, befreit vom Sinnlichen; aber wir finden es zugleich unterschieden vom Reiche des Geistes, von Geistern, wie w i r es uns vorstellen. Das Allgemeine dabei ist, daß die Ägypter auch das Todte, Vergängliche verkehrt zu einem Dauernden, Unvergänglichen. Herodot sagt: die Ägypter seien die Ersten gewesen, die gelehrt, daß die Seele des Menschen unsterblich sei. Wir haben vor uns den Glauben, daß der Geist an und für sich ist, nicht in die Klasse des Natürlichen, Vorübergehenden, Endlichen fällt; – aber 2.) dieses Unsterbliche, An und für sich seiende, trägt bei den Ägyptern nicht den Charakter des konkreten Geistes; sondern dieß Unsterbliche wurde mehr als Atom vor das Bewußtseyn gebracht, – ein Atom, das sein weitres Bestimmtseyn in sich, das Konkrete, nicht auf geistige | Weise hatte, sondern selbst wieder auf sinnliche,
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1 zusammen] Ga: aufs innigste zusammen Er: aufs genaueste zusammen 2 Zu dem … Werke] Ga: Die prachtvolsten dieser Werke sind 3 Aushölungen] Ga: Ausholungen die tausende von Mumien enthielten 6 die Pyramiden] Ga: die berühmten Egyptischen Pyramiden Es hat sich konstatirt] Ga: Lange kannte | man den Zweck dieser BauWerke nicht, obgleich ihre eigentliche 30 Bestimmung schon von Herodot angegeben wurde. – Erst in neuern Zeiten hat man sich uberzeugt 7 einschließen] Ga: enthalten, Behausungen für Todte sind 10 die Belsoni] Er: deren eines Belzoni 10–11 Er hat … entdeckt.] Ga: nachdem er eines misterieusen NebenEinganges gewahr wurde 11 Dieß Königsgrab] Ga: Diese Pyramide 13 sind] Ga schließt an: und endigt noch eine Strecke hinter demselben 14 Die hat … poussirt] Ga: Belzoni hat eine Nach- 35 ahmung dieser Pyramide aus Wachs gemacht 15 auf ] Er: auf, ein Reich des Unsichtbaren 15–16 Reich des … Bewußtseyn] Ga: ein Geistiges unbewußtes Reich 16–17 aber wir … vorstellen] Ga: so finden wir zwischen dem wahren Geistigen und dem Egyptischen TodtenReiche einen gewaltigen Unterschied 19 sagt] Ga: sagt ausdrücklich 21 den Glauben] Ga: den Glauben an die Unsterblichkeit vorhanden, den Glauben 40 14 poussirt lies bossirt
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33 eines] einen
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äußerliche Weise. – Stellen wir uns die Seele als Atom, Monade vor, so ist es leere Vorstellung. Konkret in sich ist sie, der Geist. Das Konkrete bei den Ägyptern ist nur Partikuläres, Äußerliches, Sinnliches, denn bei ihnen herrschte auch, wie bei den Chinesen p die Vorstellung von der Seelenwandrung; daß die Seele nicht das Abstrakte bleibe, sondern Lebendigkeit habe, nicht geistige Lebendigkeit in sich selbst, sondern nur sofern als sie einem thierischen Leibe angehört. Das Eins, diese Seele, ist nach unsrer Vorstellung in sich konkret; aber diese Lebendigkeit ist konkret, wahres Lebendiges, An und für sich seyn, – nicht bloß natürliche Lebendigkeit. Wenn wir vom Geiste sprechen, der für die ewige Seeligkeit bestimmt ist, so liegt darin ganz andre Weise des Konkreten, der Erfüllung, ein ganz andrer Werth. – Eine Folge, die sich an den Glauben an Unsterblichkeit anschließt, in Beziehung auf Moralität, ist dort auch nicht vorhanden, daß die Seele an sich an und für sich ist. Die wahre Bestimmung des Geistes ist An und für sich seyn, – welches sich darstellt als Vernunft, Unendlichkeit des Handelns, Sittlichkeit, – in Beziehung auf Erkennen, Wissen, – Erkennen der Wahrheit, Sittlichkeit, Moralität ist. Dieser Zusammenhang von Wahrheit, Sittlichkeit, mit Unsterblichkeit ist nicht vorhanden, wo die Unsterblichkeit ihr Konkretes erhält an thierischer, leiblicher Lebendigkeit. – Die Ägypter balsamirten die todten Leichname, versuchten den Körpern Dauer zu geben. Man findet 1000 Exkavazionen; einige Mumien in köstliche Gehäuse gesetzt; andre, von geringeren Vermögensumständen sind einbalsamirt auf oberflächliche, dürftige Weise. Die Mumien sind die eigentlich erhaltnen K ö r p e r ; Im eigentlichen Sinne der Unsterblichkeit ist der Körper das Überflüssige. Auch werden die Todten bei den Ägyptern nicht als Geist verehrt; mit den Mumien sind die Todten abgethan. Die Vorfahren erhalten keine Verehrung, wie in China, Indien. – Die Weiber liefen, nach Herodot, nach Todesfällen weinend und klagend herum; es wird aber nichts erwähnt von Gedanken an die Unsterblichkeit und dem Troste daraus. – Wir finden auch ein Todtengericht, das zu den häufigsten Vorstellungen veranlasste. Dieses vorgestellte Todtengericht können wir nicht nehmen, wie bei den Griechen, daß Minos nach dem Tode Gericht halte über die Abgestorbnen, und daß Strafe oder Belohnung ausgesprochen
2–3 bei den Ägyptern] Er: in der ägyptischen Vorstellung 4–5 daß die … habe] Er: der abgeschiedenen Seele kommt Lebendigkeit zu 6–7 einem thierischen Leibe angehört] Er: einem thierischen Organismus sich anschließen, also eine ganz natürliche Lebendigkeit 7–9 Das Eins, … 35 Lebendigkeit.] Ga: Daß diese Seele Lebendigkeit besitzt wußten sie also, es ist aber ein großer Unterschied die Seele als ein an und für sich Geistiges oder auch als ein Naturliches zu kennen. 16–18 Dieser Zusammenhang … Lebendigkeit.] Ga: Wo die Bestimmung aber der Seele nur die Thierische Lebendigkeit ausmacht, da ist freilich von der Moralitaet nicht viel zu sprechen. 23 ist der … Überflüssige] Ga: ist das Pflegen der Körper nach dem Tode ganz über24 als Geist] GaEr: als Geister 40 flüßig Er: liegt daß der Körper zurücktritt
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wird. – Diese Vorstellung enthält, daß die Seele gelebt, Reichthum, Ehre in Besitz gehabt; weil sie aber böse gewesen, | wird endlich hervorgehoben die Nichtigkeit des Werthes der Seele an die Stelle der vormaligen affirmativen Existenz. – Das Gericht ist bei den Ägyptern von den Lebenden gehalten worden. Besonders waren bei den Königen feierliche Todesgerichte, doch auch bei Privatpersonen. – Das Leben des Abgeschiednen wurde erzählt, wo die Versammlung Widerspruch einlegen konnte. Die Vorstellungen sind symbolische Vorstellungen des Urtheils über den Verstorbenen; – sie halten sich nur an den guten Namen, an die Vorstellung des Abgeschiedenen, nicht an die Vorstellung des Weltgerichts. Herodot sagt, bei den Gastmälern seien die Abbildungen der Todten aufgestellt, Etwas, das uns bizarr, dem Zwecke des Gastmals widersprechend erscheint. Man kann es nehmen, – von Genüssen abzuleiten zu ernsthaften Gedanken. – Die Lehre ist aber, daß er esse und trinke. – Die Todtengebräuche und die Unsterblichkeit haben ganz andern Charakter bei den Ägyptern, und sind verschieden von den Gedanken, die wir daran knüpfen. Der Anblick der Todten war nur Beschränkung auf Partikularität dieses Leibes und drückte diese aus. – Der ägyptische Charakter ist noch zu betrachten in seiner subjektiven Besonderheit, in seiner Persönlichkeit. – Nach dem Bisherigen, was wir von andren Völkern hatten, ist er das, was das Gegenbild dazu macht. Wir sehen den Ägypter theils stumpfsinnig in die Natur vertieft; – Natur-Thier-Dienst, und an ihm selbst herum arbeitend im Inhalte und nach Außen; zugleich aber ist der Mensch dieser ungeheure Mechaniker, Baumeister, Architekt, Skulptör, der sich diese Kanäle p zurecht gemacht, die Natur verkehrt in Geist p. Der Mensch zeigt sich hier als diese thätige kräftige Macht. Es ist der Verstand, Reflexion, List des Menschen, die das Alles hervorbringt. – Nach dieser Seite ist es, daß er in diesen Gebilden nicht versunken bleibt, sondern drüber steht. Einer Seits in diesem harten Aberglauben, Gebundenheit, Befangenheit und Partikularität nach jeder
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6–7 Das Leben … konnte.] Ga: Ein jeder konnte hervortreten und die Thaten des Verstorbenen erzehlen. – Die Versammlung konnte ihm opponiren oder nicht. Wir sehen aus diesem allem, daß 30 die Vorstellung des Minos hier gar nicht zu Grunde liegt. 10 des Weltgerichts] Er: eines jüngsten Gerichts Herodot sagt, … Gastmälern] Ga: Was die Egyptier eigentlich vom Tode hielten erhellt aus der Angabe Herodots. Bei jedem GastMahle sagt er 11 Todten] Ga: todten Verwandten 12–13 Man kann … Gedanken.] Ga: nicht vielleicht um auf den Tod zu gedenken, um ein trübes Gefühl hervorzurufen 13 daß er … trinke] GaEr: „I ß u n d t r i n k d e n n e i n 35 s o l c h e s w i r s t d u w e r d e n .“ 16 Leibes] Ga: Lebens 21 Natur-Thier-Dienst] Ga: zum Thierdienste herabgesunken 21–22 an ihm … Außen] Ga: theils sich aus diesem herausarbeitend 23 Skulptör] Ga: Künstler 23–24 der … Geist] Ga: der sich nicht nur das Land durch Kanäle etc. zu rechte machen wußte, der aber auch sein Herausarbeiten, seine Gährung selbst, als ein Umkehren des Sinnlichen und Geistigen objectiv darstellte 28–973,1 Befan- 40 genheit und … Seite] Ga: wo die Particularitaet, der Unterschied der Kasten feste Wurzeln schlägt
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Seite, (zB Kastenunterschiede), – ist er auf der andern Seite frei davon, der Thätige, Hervorbringende. Aber indem er aus sich Alles schöpft, auf sich beruht, zugleich aber auch für sich beharrt, kommt er nicht zur Allgemeinheit, Innerlichkeit des Sittlichen, Höhern, des Gedankens, – sondern was der Mensch für sich weiß, ist und bleibt Verständiges, Besonnenheit, listige Partikularität. Auf der einen Seite ist der Ägypter stumpf, in Aberglauben versunken, hart gebunden; – auf der andern Seite sehen wir | ihn besonders thätig, listig, auf seine besonderen Zwecke bedacht, – diese verfolgend und ausführend. – Wir können uns so den Ägypter auch traurig und beklommen vorstellen; aber selbst der Todte war Aufforderung, sein Leben, unmittelbares Daseyn zu genießen. Herodot sagt, sie seien die räsonnirendsten, reflektirendsten, klügsten, verständigsten; (aber in Beziehung auf sich, ihre Partikularität), lohjosbsoj. Wir sahen, was Veranlassung war zur Unterwerfung Ägyptens unter die Perser. Dort sahen wir diese Keckheit, Verschmitztheit, Verwegenheit des Königs Amasis. (Von ihm ist auch sonst die Anekdote bekannt: es war das Gesetz, daß die Diebe selbst sich angeben mußten. In diesem Zuge liegt es, daß das Stehlen bei den Ägyptern kein Schimpf, keine Schmach war, daß der Dieb sogar belohnt wurde wegen seiner Verschmitztheit.) In seiner Jugend habe Amasis sehr lustig gelebt. Wenn ihm das Geld ausging, was oft geschah, stahl er. Er ist in Verdacht gekommen. Die Orakel wurden befragt, und erklärten ihn für unschuldig. Daher verlachte er die Orakel, – weil sie ihn nicht als Dieb erkannt, – als er den Thron des Apries usurpirte. – Diodor sagt: die Ägypter sind das einzige Volk, das sich um den Staat nicht bekümmert, das keinen allgemeinen Zweck, Vaterland, Staat, vor sich hat, sondern auf seine partikularen Zwecke sich beschränkt. – Die ägyptische Individualität des Handelns ist Festigkeit, Keckheit, Verschmitztheit. Herodot II,14: Rhampsinit wollte sehr viel Geld in Sicherheit bringen, und ließ ein Gewölbe bauen. Aber der Baumeister hat es so gefügt, – (im Schatzhause
1 frei davon] Ga: frei, er verfolgt seine Zwecke mit Kühnheit, beruht auf sich 9–10 aber selbst … genießen] Ga: es war aber schon beim Todten Gerichte bemerkt, daß dieses mehr das Leben als den 14 Amasis] Ga: Amasis, dessen geschichte wir oben angeführt 30 Tod zum Gegenstande hatte haben 18–19 Wenn ihm … er.] Ga: Von ihm wird auch erzehlt daß er in seiner Jugend sehr lustig lebte, und da er von dem Gesetze, welches dem Diebe den 4 Theil der Sache zusagte, sehr gut gewußt hatte und oft in Verlegenheit wegen GeldMangels war, so stahl er wo er konnte 20–21 verlachte er die Orakel] Ga: lachte er alle aus, welche ihm diese schöne Tugend nie hätten zumuten 21–22 als er … usurpirte] Ga: nachdem er auf den Thron gestiegen 24–25 Die ägyp35 können tische … Verschmitztheit.] Er: Für den scharfen Verstand und die List in Ausführung particularer Zwecke sprechen viele Geschichten zb. die von Rhampsinits Schatz. 26 Herodot II,14:] Ga: Um von der List der Egyptier ein Beispiel anzugeben, können wir die Geschichte, welche Herodot erzehlt anführen. 27 ein Gewölbe bauen] Ga: ein steinernes Palast erbauen, wo nur eine versteckte hat es so gefügt] Ga: hatte die Vorsicht 40 Oeffnung führte 16 In] (In
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des Piräus fand dieß auch Statt: Pausanias 9. Buch), daß ein Stein heraus genommen werden konnte, so daß seine Söhne reichliche Existenz finden konnten. Der König bemerkte, daß Geld fehlte. – Furchtbar konsequenter Verstand, Besonnenheit, Härte, die kalt das Nothwendige thut, zweckmäßig ist für das Nützliche. Dieß bezieht sich auf den Entschluß, daß der Bruder sich den Kopf abschneiden ließ; – auch die Mutter beweist eben so große Festigkeit. Auch ein Zug liegt in dem Zustande, daß die Wächter dieß für gute Beute ansehen. – Noch fantastisch eigenthümlicher ist, daß des Königs Tochter Jedem Preis gegeben sei, – (dieß kommt auch vor, bei Cheops, dem Erbauer der großen Pyramide, welcher es gethan haben soll, um die Baukosten für die Pyramide zu erhalten.) – der zu ihr kommen wollte, um ihr die verständigste, weiseste That, roØ×sbson, | zu erzählen. – Der Bruder kommt, den König zu verspotten; auch die Tochter täuscht er. Es ist viel, daß er noch die Königstochter zur Gemahlin 1–2 daß ein … konnte] Ga: einen Stein dergestalt ins Bauwerke zu legen daß dieser ohne weitere Mühe | herausgehoben werden konnte 2 so daß … konnten] Ga: Um seinen Söhnen eine Subsistenz zu geben entdeckte er ihnen an seinem Sterbebette sein Geheimniß. Einer von ihnen wußte es sehr gut zu benutzen, und nahm oft Geld aus dem Schatze. 5–6 Dieß bezieht … ließ] Ga: Der König ließ Schlingen anstellen, in welchen der Eifrige gefangen wurde. Sein andrer Bruder der auch Geld aus dem Schatze nehmen wollte findet den Bruder gefangen, und haut ihm den Kopf ab, weil der Gefangne nicht erkannt seyn wollte. Der König indem er einen Leichnahm ohne Kopf in den Schlingen antraf, ließ den Leichnahm auf einen Galgen öffentlich auf hängen und gab den umstehenden Soldaten den Auftrag jede Regung und jedes Zeugniß des Schmerzes auf den Gesichtern der Vorübergehenden aufs sorgfältigste zu bemerken. Die Bemühungen der Aufwarter waren umsonst. 6 auch die … Festigkeit] Ga: Die Mutter des getödteten aber, sagte ihrem hintergebliebenem Sohne daß sie eine Anzeige machen werde, wenn er den Leichnahm des Bruders dem Galgen nicht entziehe 6–7 Auch ein … ansehen.] Ga: Was hat er zu thun? Er bespannt einen Wagen auf dem er mehrere Fässer Wein aufladet, mit Eseln, und bleibt mit ihm in der Nähe des Galgens stehn. Mit einmahl erhebt er ein Geschrei, weil wie er sagte der Wein ihm zu entrinnen aus den Fässern anfing. Die Aufwärter kamen herbeigeeilt jeder mit einem Gefäße und ließen sich den Wein schmekken. – Je mehr sie tranken desto mehr schien sich der Bruder zu ergern, endlich aber um die Feindschaft zu versöhnen gab er ihnen noch mehr Wein, so daß sie betaumelnd vom Rausche des Getränkes zu Boden fielen – Unterdessen nahm der Bruder den Leichnahm | auf den Wagen, rasirte den betrunkenen Wächtern die rechte Wange ab und fuhr ruhig nach Hause. 8–12 Noch fantastisch … erzählen.] Ga: Der König wurde noch unwilliger über dieses Ereigniß, – um aber durchaus den Verbrecher in seine Hand zu bekommen ließ er bekannt machen daß seine Tochter sich preisgeben wolle, für einen geringen Lohn: nemlich ein jeder sollte verpflichtet seyn seine beste und schlimste That ihr anzuvertrauen. 12–13 Der Bruder … er.] Ga: Der Bruder fand sich auch ein, aber da er die Schlinge verstand so haute er dem Leichnahm seines Bruders einen Arm ab und ging so gerüstet zur Prinzessin. Auf die Frage was er wohl in seinem Leben d a s B e s t e gemacht hat, erzehlt er ihr die ganze Geschichte von dem Schatze. Sie will ihn festhalten ergreift seine Hand, aber dies war der abgehaune Arm des Leichnams und der Bruder ist glücklich entronnen. Diese List gefiehl den Könige dergestalt daß er bekannt machen ließ, daß der welcher so verfolgt wurde, wenn er sich anmelde, nicht nur alles verziehen, aber daß er noch obendrein reichlich beschenkt werde. 13–975,1 Es ist … nahm ] Ga: Herodot sagt daß der Bruder sogar die Tochter des Königs geheiratet hat. 14 dergestalt] dargestellt
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nahm. – Das ist eine Geschichte wie aus 1000 und 1 Nacht; einer Seits so fantastische, harte, grausame Beschränktheit eines Zwecks, und zugleich die höchste Begeistrung, Energie, zu Verfolgung des Zwecks. Herr von Hammer bemerkt, daß die arabischen Mährchen ägyptischen Ursprungs, in der Zeit der Kalifen, Zeit der Verdorbenheit, erzählt worden sind. – Wir finden den arabischen Charakter darin nicht ausgedrückt. Dieser ist einfach, die Zwecke, Intressen, Leidenschaften einfacher: Schwert, Pferd, Königsmuth, sind Gegenstand und Umkreis seiner Welt. – Wir haben ein vormohamedanisches Gedicht, Amkad, dieß ist ganz anders als das Mährchen von 1000 und 1 Nacht. – Diese angeführte Geschichte macht das Eigenthümliche des individuellen Charakters deutlich, der entgegengesetzt scheint dem, was wir an ihrem objektiven Geiste gesehen. Es ist aber eben dieser ungeheure Kontrast des ägyptischen Geistes, daß er in die Natur versenkt ist, die Thiere als wahrhafte Wesenheit anbetet, – und auf der andern Seite sich drüber erhebt, sie aber dann verkehrt zu einem Geistigen, und in diesem substanzielles Übergehen erhält. Der finstre Aberglaube geht zur Vorstellung des Geistigen über, und ist selbst diese ungeheure Arbeit des Übersetzens; und gegen diesen Ernst in Ansehung des Religiösen, sich in der Tiefe herumzuarbeiten, steht er auf der andern Seite für sich, seine parziellen Zwecke, mit Besonnenheit, Lustigkeit, Leichtsinn, gegen alles Moralische, Sittliche. – Was der ägyptische Geist hervorgebracht, seine Werke, – ist die Aufgabe des Räthsels überhaupt. – Räthsel ist eine Zusammenstellung von widerstreitenden Vorstellungen, die scheinen sich nicht verbinden zu können; es sind verschiedne Seiten Eines Gegenstandes, die eine Auflösung unmittelbar verlangen, und diese Auflösung ist der einfache Inhalt, in dem diese Widersprüche sich auflösen. – Dieß Räthsel ist der ägyptische Geist selbst. Er ist Vereinigung des Widersprechendsten, Entgegengesetztesten. Es stellt der Ägyptische Geist das Räthsel, die Aufgabe dar. Daß vor dem Bewußtseyn der Ägypter ihr Geist selbst in Form der
1 Das ist … 1000 und 1 Nacht] Ga: Solcher Geschichten sind viele in den sogenannten arabischen Merchen: Tausend und eine Nacht 1–3 einer Seits … Zwecks] Ga: Dies ist ein genug großes 4 ägyptischen Ur30 Beispiel daß die höchste Energie und Listigkeit in Egypten zu Hause waren. sprungs] Ga: die aber der Wahrscheinlichkeit nach Egyptischen Ursprungs sind 8–9 Wir haben … 1000 und 1 Nacht.] Ga: wie wir an den Auszügen eines Arabischen Gedichtes das vor kurzem erschienen ist urtheilen können. 10 individuellen Charakters] Ga: Egyptischen Individuums 15 in diesem … erhält] Ga: in dieser Verkehrung lebt Der finstre Aberglaube] 17–18 in Ansehung … herumzuarbeiten] Ga: 35 Ga: die stumpfe Befangenheit der Natur HervorArbeitens 18–19 für sich, … Sittliche] Ga: mit der größten Leichtigkeit und Leichtsinnigkeit dem Moralischen und Sittlichen gegenüber, mit seinem ganz particulairen Verstande und List 20–21 hervorgebracht, seine … überhaupt] Ga: in seinen Werken gelassen hat ist auch solches Retsel das aufgelöst sein soll 21 Zusammenstellung] Er: Vereinigung Ga: 22 Vorstellungen] Ga: Gegenständen 25 Dieß Räthsel … selbst.] Ga: Es ist 40 Mannigfaltigkeit der Egyptische Geist selbst der darin ausgesprochen ist
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Aufgabe war, darüber können wir uns berufen auf die Inschrift des Allerheiligsten des Tempels zu Sais, – der Nait (Pallas) flon, das anliegende ägyptische Frauenkleid. „ I c h b i n w a s d a i s t , w a r u n d s e y n w i r d , u n d N i e m a n d h a t m e i n e H ü l l e a u f g e h o b e n .“ – Hier ist als das Höchste ausgesprochen ein Unbekanntes, das aufgegeben sei, überhaupt. – Sie wird auch mit diesem Zusatz angeführt: „ D i e F r u c h t , d i e i c h g e b a r, i s t H e l i o s , d i e S o n n e . I n n e r l i c h i s t ’s n ä c h t l i c h ; | d a s , w a s i c h g e b o r e n , i s t d a s Of f ne, K l a re ; aber d ieß ist noch du rch aus n icht weiter be s t i m m t . – Näher können wir dieß in diesen Zusammenhang bringen: bei den Griechen war mit der Vorstellung des Apollo die Vorstellung des Helios verbunden. Sie sind verschieden, aber es ist zugleich eine allgemeine Bestimmtheit in beiden. – Die Inschrift bei den Griechen war: M e n s c h , e r k e n n e d i c h s e l b s t ! (Apollo ist nicht bloß der Gott der Sonne, sondern der Gott des Bewußtseyn, des Wissens, wissende Macht: Dieß spricht er als die höchste Aufgabe aus: „Mensch, erkenne dich selbst.“ Das heißt nicht: die besonderen Meinungen, Schwächen, also Partikularitäten sollen erkannt werden; sondern es heißt: Mensch, erkenne dich, dein Wesen. Den griechischen Geist kann man nicht eigenthümlicher und einfacher ausdrücken, als durch dieß Gebot. Es ist das Höchste des Menschen, das Bewußtseyn über sich, zu wissen, was der Geist ist. Der griechische Geist ist, das Räthsel, die Aufgabe gelöst zu haben. Diesen Übergang können wir ausdrücklicher in einer griechischen Erzählung machen, die wundersam überraschend ist, – daß eine Sfinx, dieß Räthselgebilde, sich in Griechenland gezeigt, in Theben. Das Räthsel hat Ödyppus gelöst und die Sfinx vom Felsen herabgestürzt. Die innre Lösung des ägyptischen Räthsels ist der M e n s c h . – In dieser Erzählung ist förmlich ausgesprochen, was wir der Natur des Begriffs nach erkennen. Damit ist der Übergang von Ägypten nach G r i e c h e n l a n d bezeichnet, und der enthält den allgemeinen Übergang vom Morgenland zum A b e n d l a n d e .
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1–2 des Allerheiligsten] Ga: auf der Pforte des Allerheiligsten 12 Die Inschrift … war:] Ga: Auf dem Tempel des Apollo war folgende Inschrift. 13 bloß] Ga: mehr 17 Mensch, erkenne … 30 Wesen.] Ga: den Geist, sein Wesen soll er kennen lernen 18 als durch dieß Gebot] Ga: als in der Auflösung: zu wissen was der Geist ist 20 Der griechische … haben.] Er: Es ist in so fern zu sagen. Wenn der ägyptische Geist diese Aufgabe aufstellte so hat sie der griechische Geist gelöst. Aufgabe] Ga: Aufgabe des Egyptiers 21 Übergang] Ga: Uebergang vom Egyptischen zum Griechischen Geiste 23 gezeigt, in Theben] Ga: gezeigt haben, und folgendes Retsel allen 35 aufgegeben: „Wa s d a s w o h l s e y n k ö n n t e w e l c h e s M o r g e n d s a u f 4 , M i t t a g s a u f 2 und Abends auf 3 Füßen geht? “ 24 vom Felsen herabgestürzt] Ga: erschlagen 25 Erzählung] Ga: Miethe 25–26 der Natur … nach] Ga: als Begriff der Sache 27–28 vom Morgenland] Er: aus dem Orientalischen 15 aus] auf
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Ägypten sahen wir als einzelne Provinz des Perserreichs. Das Perserreich, dessen Prinzip die Güte, das Licht ist, hat auf tolerante Weise diese Partikularität bestehen lassen. – Die Volksgeister, die diese Elemente des konkreten Geistes ausmachen, sind innerhalb seiner auf diese zerstreute Weise vorhanden gewesen. Was im Perserreich vereinzelt war, war im ägyptischen Charakter als Kontrast vereinigt. Dieß Heterogene macht den Widerspruch, die Aufgabe aus. Der griechische Geist ist dieser, in welchem sich diese Elemente zu konkreter Einheit, zur Befreiung des Geistes in sich durchdringen: – Hier stehen wir an dem Punkte zum Abendlande überzugehen. – In C h i n a ist der Mensch nur Etwas, wenn er | todt ist; er selbst ist Nicht; seine Vorfahren gelten erst als Etwas. – In I n d i e n ist der Mensch erst Etwas, wenn er s i c h n e g i r t , in Bram versenkt. Bei den Persern haben wir im Allgemeinen diesen Aufgang des Lichts im Menschen selbst gesehen, in Verehrung dieses Reinen, Allgemeinen des Lichts, ist alles Besondre, Partikulare, damit die Gebundenheit, Befangenheit der besondern Natur gebrochen; aber weiter erst ist es, daß der Geist die Natur als solche für absolut nimmt, natürliche Bestimmtheiten, Kastenunterschiede als absolut gelten läßt; was Recht, giltig für ihn ist, nur auf äußerliche Weise zu haben, es sich auflegen zu lassen. – Von dieser Unfreiheit nimmt der Geist Abschied. Im ä g y p t i s c h e n Wesen ist eine Gährung, Verkehrung: die Kunstarbeit des Menschen ist, wo der Mensch weiß, daß er es macht, wo der Mensch sich diese Selbstheit in seinen Zwecken Intressen zuschreibt, und herausnimmt. – Im g r i e c h i s c h e n Geist ist dieß Element: der Geist für sich, in sich hat Werth an sich; nicht nur ist diese Selbstheit auf abstrakte Weise, sondern er ist in sich konkret, so daß zugleich seine Zwecke, Intressen sind nicht bloß partikuläre, wie bei den Ägyptern, sondern der allgemeine Zweck, das an und für sich Objektive, das Allgemeine. Bei den Ägyptern hat die Objektivität noch die Gestalt
1 des Perserreichs] Ga: des großen Persischen Reichs 2 hat] Ga: hat in sich 3 Elemente] Ga: verschiedenen Elemente 4 zerstreute] Ga: zerstreuteste 5 vereinzelt] Ga: so außereinander im 6 aus] Ga: aus, die wir gesehen 30 ägyptischen Charakter] Ga: In Egypten, in diesem Punkte haben 10 In C h i n a … Mensch] Er: G r i e c h e n / Wir haben gesehn: In China ist der Mensch Ga: Wenn wir auf die Principien die wir bis jetzt gehabt haben zurücksehen, so ist der Mensch in China 11 Vorfahren] Ga: VorEltern 14–15 die Gebundenheit, … Natur] Ga: Besonderheit, particulaire Natur 15–17 weiter erst … läßt] Ga: anderseits läßt der Geist auch das Natürliche 16 die Natur … nimmt] Er: in seiner Versenktheit in die Natur gilt 17 was Recht, … ist] 35 gelten Ga: alles was sittlich ist 19 Unfreiheit] Er: natürlichen Befangenheit 20 die Kunstarbeit … ist] Ga: eine Verkehrung wo der Mensch sich im Kunstwerke, Arbeit, geltend macht 23 dieß Element: … sich 2 ] Ga: der Mensch für sich etwas 27 die Gestalt] Er: den Character 5 vereinzelt] darüber: so vereinigt
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der Natur gehabt. Beim freien Menschen ist seine Freiheit erfüllt, nicht mit Partikulärem, sondern mit Objektivem im Sinne der Vernünftigkeit und des allgemeinen geistigen Zwecks. Für solche ist das Vermittelnde der Staat, die Sittlichkeit. – Diese substanziellen Verhältnisse machen das Konkrete der Zwekke im Subjekte aus. Erst indem der Mensch diese Zwecke aus sich hat, er sie geltend macht, sie wahrhafte Zwecke sind, – so ist er sittlich und berechtigt in sich. Damit beginnt der Begriff der Freiheit. – (Freiheit ist zu unterscheiden von Willkühr. Diese ist im orientalischen Charakter. So beim Ägypter das Verlassen auf sich, seine List p. Das ist nur das Formelle, Abstrakte der Freiheit, das sich nur erfüllen kann und erfüllt mit Eigennutz, Selbstsucht. Die wahre Erfüllung, die wahre Freiheit ist der an sich allgemeine Zweck, Familie und Staat, und was sich ent|wickelt aus diesen substantiellen absoluten Verhältnissen. Wir kommen zur selbstbewußten Freiheit, zum Menschen, der nur abhängig ist von Gesetzen, und diese sind das Substantielle, Vernünftigkeit seines Willens. |
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3–4 Für solche … Sittlichkeit.] Ga: Diese allgemeinen Zwecke sind zb. VaterlandsLiebe etc. 4 Diese] Er: Vaterland – Staat das Sittliche überhaupt – und diese 5 Subjekte] Ga: Menschen aus sich] Ga: in sich 6 sittlich und] Er: erst wahrhaft 6–7 berechtigt in sich] Ga: wahrhaft in sich berechtigt 7 der Begriff der Freiheit] Ga: die wahre Freiheit des Menschen 8–9 Diese ist … Charakter.] Ga: Bei den Morgenlendern ist Wilkühr 20 vorhanden 10–11 mit Eigennutz, Selbstsucht] Ga: mit particulairen Zwecken 14–15 der nur … Willens] Ga: der wahrhaft frei ist
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(III. E u ro p a .) A.) G r i e c h e n l a n d o d e r d a s J ü n g l i n g s a l t e r.
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Wir gehen nach der gegebnen Eintheilung zum zweiten historischen Alter, dem Jünglingsalter, zur Welt der selbstbewußten Freiheit über. Diese ist die griechische Welt. Es kommt immer auf den Gegensatz an, des Substanziellen, des Rechts, der Sittlichkeit, der ewigen Gesetze des Geistes. Dieß ist lebendig und unterscheidet sich so in Sfären , unterschiedne Kreise. Es ist die Vernünftigkeit des Willens, sofern sich dieß als Handlung darstellt; diese ewigen Gesetze, deren Nothwendigkeit die Filosofie zu begreifen hat, ist die eine Seite; die andre Seite ist das Subjekt, Ich, die selbstbewußte Persönlichkeit . – Im orientalischen Geiste ist die sittliche Substanz, waltende Vernunft, verschieden vom Individuo. Die Einheit beider kommt nur auf äußerliche Weise zu Stande, so daß diese sittliche Substanz als unmittelbar selbständig gesetzt ist für den Menschen , – damit ist sie natürlich, sie wird gewußt als Sonne p oder als der Eine, der nur für den Geist ist, das abstrakt Eine. In Verhältniß zu solcher an und für sich seiender Vernunft, die äußerlich ist gegen das Subjekt, das nur darunter gebunden ist, ist dieß Sittliche, Rechtliche, Despot, Wille für die anderen Individuen . Diese Form tritt ein, und es gehört dazu der Wille eines Regierenden, eines Bethätigenden. Der Despotismus besteht nicht darin, daß der Wille durch ein Subjekt bethätigt ist , sondern daß jenes Subjekt das Subjekt überhaupt ist, und die anderen Individuen ihm gegenüberstehen, den Subjekten die ewige Wahrheit nur als Herr ist, und die Subjekte unfrei sind. Sofern aber die Subjekte für sich sind, sich auf ihre Beine stellen, – (sie sind Geist, Wille, Ich, – in sofern können sie sich für sich setzen, – aber so ist ihr Wille in partikuläre Zwecke versunken, so ist’s die Willkühr, was sie wollen). Einerseits
1–3 Zw e i t e Pe r i o d e … J ü n g l i n g s a l t e r.] Ga: G r i e c h i s c h e We l t . 8 Sfären] Ga: Arten 10–11 die andre … Persönlichkeit] Ga: in seiner Bestimmtheit hengt es von dem Ich, vom Subjecte ab 12 Im orientalischen Geiste] Ga: In der orientalischen Welt waltende] Er: wollende Ga: 14–15 so daß … Menschen] Ga: Die Selbstigkeit ist als unmittelbare vorhanden 15 als 30 vollendete Sonne p] Er: in der äußern Natur, Himmel Sonne, Licht 16 der Eine, … Eine] Ga: das Abstracte Eins, welches aber auch sinnlich ist Geist] Er: Gedanken 18–19 ist dieß … Individuen] Er: diese Substanz, die Pflicht das Rechtliche, Sittliche, ist dann nur ein Despot für das Individuum Ga: Die Sittlichkeit ist als Despotismus vorhanden, die Sittlichkeit ist also in dem Willen des Herschers. 20–21 daß der … 35 ist] Er: daß das Sittliche durch einen individuellen Willen bethätigt ist Ga: daß das Subject von einem beherscht sey 23 die ewige Wahrheit] Ga: das Ewige Substancielle 25–26 aber so … versunken] Ga: aber dann machen Leidenschaft und Besonderheiten den Inhalt seiner Handlungen aus 26 so ist’s … wollen] Er: sind es die Leidenschaften, die Willkühr, die ihren Inhalt aus machen
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Aufgeben der Persönlichkeit, Sklaverei, Unterworfenseyn; andrer Seits rechtlose, sittenlose Willkühr. – Der griechische Geist ist der Geist der ersten Harmonie dieser beiden Seiten, des substanziellen, allgemeinen, ewigen Geistes und des persönlichen, subjektiven, Individuellen Geistes. In dieser Harmonie wird die Sittlichkeit, Substanzialität gewußt als eigener Wille, Wesen des Individuums; es ist seine eigne Vernunft, sein eigner Wille, Recht, Sittlichkeit. In dieser Einheit ist der Wille des Subjekts Tugend, – sein Zweck eben dieser Inhalt, das Substantielle, Vernünftige. Dieß erscheint wesentlich | als Staat. Es ist nicht bloß ein Gemeintes, Eingebildetes, sondern existirende wirkliche Allgemeinheit oder allgemeine Wirklichkeit. Das ist Staatsleben, in dem das Allgemeine, das Gesetz, in Entwicklung des Gesetzmäßigen, dem Individuo gegenübersteht, aber wo der höchste Zweck des Individuums ist diese wirkliche Allgemeinheit, Vaterland – (das Natürliche) Staat. Das Wesen des Geistes, die Vernunft explicirt die Vernunft, die vorhanden ist, als ihr Inhalt, System der Vernunft lebt in den Individuen, ist ihr eigner Wille. Das ist selbstbewußte Freiheit. Dazu gehört die subjektive Freiheit, und daß das, dem der Mensch gehorcht, ein Wahrhaftes, Objektives ist an und für sich; daß aber der eigne Wille eben so bewahrt ist, aber nicht als Form, der der Inhalt gleichgültig ist, – das ist ein böser, unfreier Wille, weil er von parziellen Zwecken, Naturbedingungen abhängt; – insofern Eigenheit des Willens, aber dieser keinen andern Inhalt hat als das Substanzielle, Objektive, ist der sittliche tugendhafte Wille Gesinnung des Allgemeinen. Dieses an und für sich Seiende, Allgemeine beruht eben so auf dem Willen der Individuen. Das ist nicht als ein Äußerliches und Eisernes vorhanden, als Gesetz; sondern es ist der Wille des Individuums, wodurch er bestimmt und erhalten
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1 Aufgeben der Persönlichkeit] Ga: größte Unselbständigkeit 2 Willkühr] Er: Leidenschaften sind die Extreme die sich im orientalischen gegenüberstehn Ga: Wilkühr, Leidenschaften […]. Der besondre und der Allgemeine Zweck des Willens fallen ganz auseinander. 4 allgemeinen] Ga: Sittlichen Geistes] Er: Gesetzes 6 Individuums] Er: Subjects, als sein eigner Wille 6–7 es ist … Sittlichkeit] Ga, ähnlich Er: es hört auf ein Jenseits für das Individuum zu seyn 8–9 sein 30 Zweck … Vernünftige] Ga: sein Wille aber bekommt auch ein Substancielles Daseyn 8 Zweck] Er: Zweck, seine Interessen sind 12–13 der höchste Zweck] Ga: das höchste Interesse 13–14 Vaterland – (das Natürliche) Staat] Er: Das Vaterland ist das Nationale, der Staat das Wesentliche des Geistes applicirt. Ga: Das Vaterland ist etwas noch mehr besondres naturliches 15 Vernunft] Er: Gesetze 17–18 ein Wahrhaftes, … sich] Ga: ein objectives sey, ein An und für sich 35 seyendes 18–20 eben so … abhängt] Ga: nicht particulaire Zwecke zum Inhalte habe, denn erst dann würde er unfrei nicht bei sich seyn 21–22 aber dieser … Objektive] Ga: aber daß er mit dem Objectiven in Einheit stehe – daß er sittlicher Wille sey 23 Dieses an … so] Ga: Die Gesinnung des Objectiven, dieses Objective beruht selbst aber Willen] Er: subjectiven Willen 25–981,1 wodurch er … wird] Ga: nur durch ihn wird es objectiv, seyend erhalten 40 19 der1] dem
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wird. – Diese selbstbewußte Freiheit ist der Geist des Abendlandes, der Geist, der in sich niedergeht, sich in sich selbst zurückwendet, das, was er will, das Geltende, nicht als Jenseits sucht, sondern es in sich hat! Der griechische Geist kann genannt werden der Geist des Menschlichen, des Humanen. Es ist der erste Geist, der humane Geist nur als solcher. Das macht seine Schranke aus, – von welcher Schranke, Beziehung auf Höheres, später. – Es ist der Geist des Menschlichen. Die Morgenländer sind zwar auch Menschen; wir verstehen unter dem Humanen, daß das Sittliche, an und für sich Objektive, von Willkühr Unabhängige, der Mensch anerkennt, ihm gehorcht, es bethätigt, insofern er es als das Seinige weiß und will. Es ist der mit der Objektivität selbst erfüllte objektive Geist. Dieß Äußerliche sehen wir in Beginn seiner Verkehrung, wo es auf hört außer dem Geist Geltendes zu seyn. Deswegen fühlt der menschliche Geist, der Gebildete sich bei den Griechen heimathlich. Es ist der europäische Geist, der in Griechenland seine Jugend zugebracht, und nun bringt die Jugend ihre Jugend in ihm zu; – es ist die Wurzel der gebildeten Welt. Die Wiedererweckung des Intresses für griechischen Geist, Litteratur, ist das Ausgezeichnete im 15. Jahrhundert; es ist wieder zu den Humanioris zurückgekehrt. | Griechenland ist die Mutter der Weltweisheit. – Die Filosofie weiß von Gott in seiner Ewigkeit, Wahrhaftigkeit; aber sie weiß, daß das Göttliche sich offenbart, in der Welt existirt. Die Welt kann die Einseitigkeit annehmen, die Welt, menschliche Tugend p gering zu achten. Griechenland ist das Land der Menschlichkeit, und so der Weltweisheit. Die Erkenntniß der Welt, daß auch in der Welt, das Göttliche, Sittliche, Rechtliche vorhanden ist, sich offenbart. – Der griechische Geist ist mit dem Jugendalter verglichen worden, der Jugend des Weltgeistes. Die höchste Gestalt, die der griechischen Jugend vorgeschwebt hat, ist der kon-
1 ist] Ga: geht uns also im griechischen Geiste auf, oder es ist hier 3 sondern es … hat] Ga: aber als sein eigenes ansieht 5 erste Geist, … aus] Ga: erste so zu sagen im ganzen geistigen Processe weil er aber nur human als solcher ist, macht dieses seine Schranke aus 7–9 wir verstehen … gehorcht] Ga: Unter Menschlichem Geiste verstehen wir daß der Mensch das Objective in sich 9 anerkennt] Er: in sich selbst wisse, es anerkenne 11–12 Dieß Äußerliche … 30 selbst finde seyn.] Ga: Der Geist des Menschen | uberhaupt ist es der in dem Griechischen zu erkennen ist Er: Es ist also der menschliche Geist selbst 15 die Wurzel … Welt] Ga: diese Stammerinnerung der gebildeten Welt 16 des Intresses] Ga: der Liebe Litteratur] Ga: Literatur, und Individualitaet 16–17 das Ausgezeichnete … Jahrhundert] Ga: die Zierde und das Ausgezeich18–20 Die Filosofie … existirt.] Ga: Der Nahme WeltWeisheit ist keine 35 neteste der neuern Zeit Spitzfündigkeit, nur die Philosophie verdient damit bezeichnet zu werden, weil sie allein das wah22–23 daß auch … offenbart] re Wissen von dem An und für sich ist 20 Welt 2 ] Er: Religion Ga: wo auch die Welt berechtigt wird, das Gottliche sich auch auf der Welt offenbart, und seine Wirklichkeit im Sittlichen und Rechtlichen erhält 25 der griechischen Jugend] Ga: dem Grie40 chischen Ursprunge 10 der mit] der mit der mit
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krete Jüngling, Achilles. Er ist Sohn des Dichters, des griechischen Geistes. Der trojanische Krieg war Hintergrund, fester Hintergrund der Vorstellungswelt der Griechen. So schließt auch die ganze Geschichte mit Alexander Magnus. Wie der Sohn des Dichters, der ideale Sohn der Vorstellung war, so ist dieser der wirkliche Jüngling. Zwischen beide fallen die politischen Gestalten, die Gestaltungen des griechischen Staatswesens, Staatslebens. Die Demokratie, die auf ihre wahrhafte Weise n u r in Griechenland vorhanden war und seyn konnte. – Es ist der Staat in seiner schönsten Jugendlichkeit. – Die griechische Welt ist eine Gestalt in der fortschreitenden Weltgeschichte. – Jene ersten orientalischen Gestalten sind ruhend, statarisch, weil sie an die Naturbestimmtheiten geknüpft sind; eben weil dem freien Subjekte das An und für sich als Äußres gegenübersteht, so ist es ein Seiendes, Unmittelbares, Bestimmtes, natürlich Angeschautes, und die Sittlichkeit gebunden ist am Natürlichen. – Der orientalische Hintergrund bleibt stehen; im persischen Reiche beginnt die Bewegung, Geschichte als solche. In diesem Prozesse ist die griechische Gestalt eine vorübergehende Gestalt von kurzer Blüthe, das Schönste. – Das nur S c h ö n e , das nicht die Tiefe des Geistes hat, ist ein Vorübergehendes. Entweder was durch die Natur gebunden, oder in der Tiefe des Geistes ist, ist Bleibendes. – Die Tiefe des Geistes ist, der Prozeß zu seyn, wodurch er sich selbst zum Bewußtseyn bringt. In diesem Prozesse des allgemeinen Geistes ist ein Glied der griechische Geist, der an ihm hat eine förmliche Geschichte, wie der Römische. Solche Geschichte zerfällt vornehmlich in 3 Perioden, hat 3 Epochen und zerfällt eben so in 3 Übergänge. – Die e i n e ist: Der Anfang überhaupt, die innre Ausbildung, Erstarkung überhaupt. Die 2te ist dann die Epoche der Berührung eines solchen in sich erstarkenden Volks mit den auswärtigen, wesentlich mit den früheren welthistorischen Gestalten. (Der medische Krieg wie bei den Römern die große Epoche war die | karthagischen Kriege, womit zusammenhingen ihre Kriege mit Asien, Griechenland.) – Dieß welthistorische Überfließen ist nicht nur Berührung der Nachbaren, sondern der vorhergehenden welthistorischen Völker. – Indem nun in dieser Berührung sich das Volk, das an der Tagesordnung ist, das der all-
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1 des griechischen Geistes] Ga: des Jugendlichen der Vorstellung 2 Hintergrund, fester Hintergrund] Er: Anfang 3–5 So schließt … Jüngling.] Ga: Alexander ist es der den Griechischen Standpunkt schliesst, dieser schöne Jüngling der aber auch Wirklichkeit hatte 6 Demokratie] Ga: Democratie ist eine freie Weise der Regierung 13 die Sittlichkeit … Natürlichen] Ga: seine 35 Pflichten | am Naturlichen geknüpft sind 14 Der orientalische … stehen] Ga: Dieser Anfang bleibt stehen, obgleich es ein Anfang ist. 14–15 die Bewegung, … solche] Ga: der Process des Geistes 20 Glied] Ga: wesentliches Glied 24 Ausbildung] Ga: Ausbildung des Lebens 28 karthagischen] Er: punischen
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gemeine Geist, der Weltgeist sich zum Träger gemacht, geltend macht, schreitet es zur höchsten Spitze seiner Vollendung fort, bis zur 3ten Epoche, wo es in Berührung kommt mit dem später welthistorischen Volke, das zum Träger eines höhern Bewußtseyns des Geistes gemacht werden wird. Die höchste Vollendung, die es erreicht, enthält zugleich den Keim des Sinkens. In dieser Vollendung thut sich hervor die Schranke, die es ursprünglich in sich hat, und dieß Bedürfniß einer höhern Stufe des Bewußtseyns, das in ihm erwacht, erscheint als Verderben, und es ist nur vorhanden in der Berührung mit dem später welthistorischen Volke, – der Kampf seines Unterliegens, Ablebens, der zusammenfällt mit der Geschichte des nächsten welthistorischen Volks. – Das sind die nothwendigen Epochen der Geschichte eines welthistorischen Volks. Zuerst betrachten wir die Lokalität, das ganz äußerliche Element. Die Weltgeschichte nimmt ihren Zug von Asien gegen das Abendland hinüber. Die erste Lokalität über dem Meere hinüber, ist ein Land, eine Menge von Inseln, im Meere zerstreut, und ein inselhaftes festes Land, der Peloponnes, der durch eine schmale Erdzunge mit einem großen Festlande zusammenhängt, – vielfach von Buchten unterbrochen. Der eigentliche Kontinent ist eine Abwechslung von Bergzügen, kleinen Quellen und Flüssen, ein Land, das eine Menge selbständiger Theile bildet. – Es sind in diesem Lande keine solche Stromebnen, wie in Indien von Ganges und Indus, Eufrat und Tigris. Es ist nicht dieser Brutboden, worin ein einartiges Geschlecht sich ausbreitet, und in diesem Gebrüte sich in sich verdumpft. In Griechenland ist Alles verschieden, ohne gleichartige große Massen, aber doch im alten Zusammenhang von Seiten des Meers zunächst. – Es sind diese Elemente, die zunächst genannt werden, die geografischen. – Die n a t i o n a l e n E l e m e n t e n [.] Von diesen ist das zunächst Auffallende zu bemerken, – die Verschiedenheit, Mannigfaltigkeit, die wir erblicken in dem, was wir griechische Völkerschaften heißen. – Griechisches Volk zunächst vor unsrer Vorstellung, – wenn auch die Einheit des griechischen Volks nazional erscheint. Aber diese natürliche Nazionalität ist in sich selbst sogleich höchst vielartig und fremdartig in sich, daß es schwer zu sagen ist, ob Dieß oder Jenes,
4–5 das zum … wird] Er: von denen es abgelöst wird, das an seiner Stelle Träger eines höhern Bewußtseyns wird Ga: welches als höherer Träger des Selbstbewußtseyns als höheres Recht besit7–8 Bedürfniß einer … erwacht] Ga: Bedürfniß welches als tieferes 35 zend den Sieg davon trägt Erkennen des Geistes erscheint 17–19 der Peloponnes, … unterbrochen] Ga, ähnlich Er: welches fast eine HalbInsel ausmacht, doch auch viele LandZungen besitzt 25 aber doch … zunächst] Er: zugleich in leichter Beziehung und leichtem Zusammenhang 23 sich1] sich sich
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was im Zusammenhange erscheint, in der That nazional griechisch war. – Außerdem sehen wir viele Elemente sich damit verbinden, die ganz gewiß außergriechischen Ursprungs sind. Das, was nachher als griechischer gebildeter Geist, Volk, erscheint, macht das wesentliche Intresse aus. – Wenn wir auf die Elemente zurückgehen, sehen wir, daß dieß hervorgegangen aus einander fremdartigen Bestandtheilen. Über diese Fremdartigkeit im Ursprunge müssen wir ein Bewußtseyn haben. Diese, in die nationalen Anfänge gelegte Fremdartigkeit, ist wesentliches Element zur Ausbildung des freien Geistes, zum Fortgange zum freien Geiste. Der schöne griechische Geist ist dieß geworden nur durch Überwindung seines Heterogenen, das er | in seinen ersten Anfängen gehabt. – Oberflächlich ist die Vorstellung, daß ein freisinniges schönes Leben aus einem Volke hervorgehen soll, das in einer Familien-Wirtschaft lebt – Der Geist ist nur, insofern er sich hervorgebracht, muß sich überwinden; – er hat nur den Reiz der Thätigkeit in sich, sofern er dieß Heterogene in sich hat. Er ist weder etwas Zufälliges, noch Nachtheiliges; vielmehr etwas Nothwendiges. Aus dem Widerstreite natürlicher Elemente erhebt sich der Geist zur Freiheit selbst. – Die chinesische Verdumpfung in die Natur ist aus seinem einfachen Elemente, aus seiner Einfachheit im ursprünglichen Zustande, im Ursprunge hervorgewachsen. Das Perserreich ist dieß große schöne, asiatische Reich, das mit der Weltgeschichte zusammenhängt, durch die colluvies der Völker in seinem Ursprunge, weil dieß Heterogene in ihm war. So war der Anfang der Römer nicht eine Familie, die aus sich zu einem Volke geworden ist; diese erste Verbindung ist Einheit von Räubern, vielen Heterogenen. Eben so sind die europäischen Völkerschaften durch Einpfropfung einer in die andre entstanden. – Wenn man vom griechischen Volke spricht in seinem Anfange, läßt sich nicht genau abscheiden, welche Völkerschaft die eigentlichen Griechen war. – Wir haben Lydier, Karier, Frygier, – und es ist die Frage, ob diese Griechen zu nennen sind? Die Frygier
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1 im Zusammenhange] Ga: als griechisch in der … war] Er: wirklich griechische Nationalität sei oder nicht 5 einander] Ga: in einander gemischten 9 Geist] Ga: Geist dessen Freiheit und Schönheit zu bewundern war 10 seines Heterogenen] Ga: solcher heterogener 30 Elemente 12–13 Der Geist … sich 2 ] Ga: Der Geist der frei werden will muß seinen Gegensatz 14 Reiz der Thätigkeit] Ga: Reitz, diesen Stimulus Er ist] Ga: Solche fremdartigen Elemente sind 15 Nachtheiliges] Ga: nachtheiliges für die Ausbildung des Geistes 15–16 dem Widerstreite natürlicher] Er: der Wirksamkeit fremder 17 chinesische] Ga: Chenesische Indische Verdumpfung] Er: Versunkenheit 17–18 seinem einfachen … 35 Ursprunge] Ga: einem einförmigen Geiste 22 Familie] GaEr: Patriarchalische Familie 23 von Räubern, vielen Heterogenen] Ga: von heterogenen Volkern 24 Einpfropfung einer … entstanden] Er: durch Einpropfung verschiedener Elemente. Diese Verschiedenheit ist nach dem Begriff nothwendig, so auch geschichtlich vorhanden. Ga: Einpropfung einer Natur in die andre sind auch unsre Europeischen jetzigen Völker ent|standen. So verhält es sich auch mit 40 Griechenland.
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fand man ursprünglich nach Herodot in Mazedonien, – nachher in Frygien. Heut’ will man ein Grab des König Midas in Frygien entdeckt haben, mit altgriechischer Inschrift. – Die Karier werden von Herodot Barbaren genannt: die Griechen konnten ihre Sprache nicht. Thukydides sagt, daß sie die Hauptbewohner vieler eigentlich griechischer Inseln gewesen. – Was weiter geschichtlich vorkommt, sind zunächst die mannichfachen Wanderungen aus Klein Asien nach Griechenland, und Pelasger, die in Griechenland herumziehen und von da nach Italien, und von dort wieder hinüber. – Wir sehen eine Menge Namen, die verschwinden, wie in der Völkerwandrung bedeutende wirksame Völker verschwinden. So sind in Griechenland viele Stämme, die die Aufmerksamkeit eine Zeit lang auf sich ziehen, und dann verkommen; Punkte der Kultur verschwinden eben so. Wir sehen Anfänge von Kultur, die wieder verschwinden. – So Thrakien, Orfeus. Da werden Anfänge der Bildung, besonders religiöser, angegeben; später wird grade das Entgegengesetzte berichtet. Eben so in Thessalien. – Ftiotis, Vaterland Achills. Diesen kommt der Name Hellenen zu, – und daher der allgemeine Name; aber diese selbst verschwinden in Unbedeutenheit, wie die Thessalier. – Was wir sehen, ist eine Abwechselung, Wandrung von vielfachen Stämmen. Diese haben Namen, die nachher keine Bedeutung mehr haben, – oder es sind Unterschiede, die nachher sehr wichtig werden. Jonier (Athiker), Dorier, Äolier, kommen bei Homer nicht unterschieden vor. – Was den Zustand betrifft, in dem solche einzelne Pepladen für sich gelebt, theils ausgewanderte, theils die Andern vertrieben haben, theils vertrieben worden | sind, ohne feste Sitze zu haben und ohne Nomaden zu seyn, – gelebt haben, wird dieß besonders von Thukydides geschildert. – Es ist zuverlässig, daß zuerst Wandrungen Statt gefunden, und einzelne Völker leicht ihr Land verließen, – da es noch keinen Handel, keinen Ackerbau gab, und sie nur dürftigen Lebensunterhalt hatten, hatten sie Nichts, was sie vom Auswandern abhielt. Gutes Land war diesem am meisten ausgesetzt; dieses eigneten sie sich am leichtesten zu, wie Thessalien, Pelopones. Da entstand bald Zwist innerhalb durch Ungleichheit des Reichthums, theils waren sie Plünderungen ausgesetzt. Athen blieb frei von solchen Plünderungen, die Bewohner änderten sich nicht. Dagegen
1 fand man … Mazedonien] Ga: wurden später als Macedonier bekannt 6 aus Klein Asien nach Griechenland] Ga: aus Griechenland nach Asien und nach Italien 12 Thrakien, Orfeus] Er: Thracien wo Orpheus war ist später nicht da 13 Bildung] Ga: Cultur 14 Eben so in Thessalien.] Ga: Thessalien spielt eine bedeutende Rolle und wird nachher unbedeutend. Er: auch von Thessalien ist früh die Rede, 17 Abwechselung] Ga: innere Abwechselung 27 diesem 35 später tritt es in Unbedeutendheit zurück am meisten] Ga: immerwerenden Angriffen und Vertreibungen 28–29 Da entstand … ausgesetzt.] Ga: sie vertrieben sich theils einer den andern, theils wurden die Bewohner von fremden Volkerschaften verjagt 29–30 Athen blieb … nicht.] Er: Athen war wegen seiner Unfruchtbarkeit von solchen Wanderungen frei, daher kein solcher Wechsel von Einwohnern Ga: Athen welches einen schlechten Grund 40 besaß, hat deswegen nie seine Bewohner verändert
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setzten sich viele Fremde an, und sie sandten Kolonien aus. – Die Athener sind ursprünglich die in sich auf die verschiedenste Weise zusammengesetzte Völkerschaft gewesen. Auf dem Kontinente beraubten sie Einer den Anderen. Dieser Zustand bis itzt bei den ozolischen Lokrern, Ätoliern und Akarnaniern. – Die griechische Sage reicht bis zu solchem Zustande hinauf, wo wir hören, daß Eicheln ihre Nahrung gewesen, wo der Mensch mit wilden Thieren kämpfte, mit Löwen p. Nachdem hierauf zahmes Vieh Besitz geworden, ist dieß Gegenstand der Plündrung geworden. Nachdem Ackerbau und fester Bodenbesitz entstanden, sind noch Plünderungen gemacht und die Bewohner verändert worden. – b.) Ein weitres Element ist das S e e e l e m e n t . Sehr früh sehen wir die Griechen in lebhafter Schiffahrt, die besonders von den griechischen Insel- und Küstenbewohnern getrieben wurde. Sie bestand aber mehr in Seeräuberei. Diese Inselbewohner griffen die bewohnten Gegenden, Ortschaften an, die nicht durch Mauern geschützt waren, und raubten auch vornehmlich Menschen. Besonders werden die Karier und Fönizier angegeben, die dieß räuberische Geschäft betrieben. Es galt für keine Unehre. – Minos habe eine Flotte ausgerüstet, die Seeräuber ausgerottet, der Handelsschiffahrt mehr Sicherheit gegeben. Akkerbau, Land- und Seeelement haben sich verbunden, sind aber zum Theil getrennt geblieben. So erhalten sich die Arkadier bis zu Epaminondas ohne olju; viel weniger daß dieß eine olju gewesen, die die Elemente des Handels, Seelebens in sich gehabt. 3.) Fremde Kolonien. Die griechischen Pepladen sind so verschieden, daß es ungewiß ist, welche ursprünglich Griechen gewesen. Die verschiedenste Heterogenität kommt den vielen Kolonien zu, die von Osten kamen, Kolonien aus gebildeten Nazionen. Ein ähnliches Verhältniß wie Europa Amerika entdeckte, und von Europa aus gebildete Nazionen sich unter den Wilden angesiedelt haben; – so ist von Asien aus Griechenland entdeckt worden, und haben Asiaten und Afrikaner sich dort niedergelassen, theils aus Kleinasien. Deukalions Geschlecht stamme vom Kaukasus; er sei Sohn Prometheus, soll Vater des Hellen seyn. – Wie es mit diesem steht, ist schwer auszumitteln. Es liegt
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6 mit1] Ga: bestendigen Kampf mit 7–9 Nachdem hierauf … worden.] Ga: Aus dem was wir bis 30 jetzt gesagt haben sehen wir daß die Mannigfaltigkeit der Völkerschaften einen GrundZug in der Griechischen Geschichte ausmacht. 13–14 die bewohnten … Mauern] Ga: ihre Nachbarn an, Gegenden die nicht 14 raubten auch vornehmlich] Ga: raubten ihnen nicht nur ihr Eigenthum, selbst aber 18–19 verbunden, sind … geblieben] Ga: einerseits verbunden anderseits auch verschieden voneinander waren zeigt die Geschichte Griechenlands, zb. in Arkadien 21 Pepladen] Ga: 35 Volkerschaften 23 verschiedenste Heterogenität] Ga: entscheidendste Fremdartigkeit 24–26 wie Europa … worden] Ga: fand in den neuern Zeiten zwischen America und Europa statt. So wie America von den Europeern so wurde Europa von Asien aus entdeckt, und zwar zuerst Griechenland wo die meisten Colonien anlangten. 29 Wie es … auszumitteln.] Er: Ob er eine historische Person gewesen ist gleichgültig 40
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darin, daß ein Hauptmoment, eine Hauptfamilie vom Kaukasus her nach Griechenland verpflanzt sei. Selbst | das altpelasgische Orakel von Dodona, das so alt ist, daß wohl noch keine Götter, als es bestand, – wird aus Ägypten abgeleitet. Dann kommt Kadmus aus Fönizien; ihm wird die Einführung der Buchstabenschrift zugeschrieben. Seine Verpflanzung nach Griechenland, 1419 (– 1500 ante Christum zog Moses aus Ägypten) – Er stiftete den Staat von Theben. – Danaus aus Ägypten habe sich niedergelassen in Argos; Pelops in Lydien, der mit großem Reichthum ankam, wodurch er sich Ansehen und Macht unter den Ankömmlingen erworben, und die Pelopiden beherrschte – Myzene, Argos. Amfiction stiftet einen Bund von Hellas in Thessalien. Er wird angegeben als Sohn des Deukalion. – Was Athen betrifft, so wird von Zekrops angegeben, daß er in der Burg von Athen sich befestigt. Man findet Pallas Athene abgebildet, vorgestellt reitend auf einem Krokodil. Hierzu kommt noch die Zusammenstellung mit Nait. – Diese verschiednen Elemente von gebildeten Nazionen sind durchaus geschichtlich, und nicht zu leugnen, so sehr wir in Griechenland ein Bild haben von einer Geschichte, die wir von dem ersten Anfange verfolgen können bis zum Ende, so tritt in diese ersten Anfänge dieß ganz Heterogene hinein. – Diese fremden Geschlechter werden besonders angegeben, als woraus diese alte Königsgeschichte ihren Ursprung habe. – Die ersten bestimmten Gestalten sind Könige, Herrscher über Völkerschaften. Die Könige sind nicht patriarchalische Vorstände einer Völkerschaft, sondern höhere Geschlechter, – zugleich abgeschnitten von den Gehorchenden, so daß sie als höhere Kaste erscheinen und von den Unterthanen verehrt werden. – Sie sind nicht, wie die nachherigen Tyrannen, die sich mit Gewalt der Herrschaft bemächtigt, sondern genießen einen Respekt, der als etwas Höhres verehrt wird. – Indem wir itzt bestimmtre Vereinigungen, Mittelpunkte, an deren Spitze diese Könige stehen, deren Familien aus der Fremde kommen, sehen, so tritt ein festrer, klarerer Zusammenhang in Griechenland ein, eine Zeit, der die große Nazionalunternehmung, der trojanische Krieg, angehört. Wir sehen aus diesem Kriege und anderm Geschichtlichen, nicht nur, daß Sicherheit in Ansehung des Eigenthums geherrscht, sondern damit auch Reichthum, und ein geordneter Zustand einge-
1–2 daß ein … sei] Ga: Ein HauptMoment, HauptFamilie verschwindet in Griechenland. 4 aus Fönizien] Er: aus Phönicien aus Tyrus 5 Buchstabenschrift] Ga: BuchstabenKunst 1419] Er: 1490 10 einen Bund … Thessalien] Ga: den großen berühmten AmphictionenBund 11 Ze14 Nazionen] Ga: Orientalischen Nationen 20–21 Die Kö35 krops] Er: Cecrops aus Aegypten nige … Völkerschaft] Er: Die Könige bildeten sich aus eigenthümlichen Familien 22 Gehorchenden] Er: Eingebornen höhere Kaste] Ga: mit einem höhern Rechte 24 mit Gewalt … bemächtigt] Er: durch ihre Trabanten geltend machten 25 genießen einen Respekt] Ga: erscheinen mit einem Rechte der als … wird] Er: indem sie für höher angesehn werden von de28 Zusammenhang] Ga: Zustand 40 nen, an deren Spitze sie stehn
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treten ist. – Unter den Königgeschlechtern bilden sich Burgen, vornehmlich auf hohen Punkten an der See, um gegen Seeräuber sich zu sichern. – Von diesen Burgen sind die Mauern merkwürdig, die die zyklopischen genannt werden, – bestehend aus großen Bausteinen, nicht regelmäßig behauen, sondern sehr vielseitig, wo die Seiten unter verschiednen Winkeln aneinanderstießen, aber die doch passend eingefügt worden. Noch heut’ hat man solches zyklopisches Mauerwerk gefunden, in Griechenland, | in Italien und selbst Spanien. In Ansehung der Burgen wird gesagt, daß sie von Zyklopen gemacht worden, welche Krösus aus Lyzien in Klein Asien mitgebracht, – Es sind also fremde Feierlichkeiten, deren Ursprung fremden Einwanderern angehört. An dieß Fremde knüpften sich die königlichen Häuser, die vornehmlich aus diesen fremden Familien hervorgegangen. Sie legten Burgen, befestigte Orte an; die nahmen sie in Schutz, wie die umgebenden Bewohner, ihr Eigenthum und Besitz. – Wir treffen Verfassung an und politischen Zustand, monarchische Verfassung, wenn darunter dieß abstrakte verstanden wird. Es ist nicht als patriarchalisches Verhältniß zu fassen. Diese Königshäuser, die höheres Bewußtseyn, größern Reichthum hatten; – Bewaffnung, die zum Reichthum besonders gehörte, p gehören zum Imponirenden, was diese Führer hatten, so daß die von ihnen abhängenden Völker in nur losem Zusammenhange standen mit diesen ihren Oberhäuptern, so daß die Beziehung dieser auf die ihnen Angehörenden, nicht das wahrhafte Vertrauen, Liebe, Treue war. Besonders in den tragischen Darstellungen bewegt sich das Intresse um diese Heroen, die ein eignes, höhres Recht haben. Das Volk nimmt nur entfernt Antheil, als Chor. Es sind nicht beide durch das Band von gemeinsamen gesetzen verbunden, kein legitimer Zustand. Das Lose des Bandes sehen wir in manchfachen Zügen von Darstellungen aus jener Zeit. Besonders sehen wir, daß kein förmlich gesetzmäßiger
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2 an der See] Er: die von der See entfernt waren 3 genannt werden] Ga: genannt, sind bis heute zu Tage noch sehr berühmt 4 sondern] Er: sondern ihre natürliche Gestalt haben 9 mitgebracht] Ga: gebracht haben, nemlich ihren Erfinder Cyclops, der sie in Griechenland aufstellte 11–14 An dieß … Besitz.] Ga: Auch die BauWerke also gehörten den Fremden an. Die KonigsHeuser können 30 wir als feste Mittelpunkte betrachten. 14 politischen Zustand] Ga: Könige und Regierte oder 16–18 Diese Königshäuser, … gehörte] Ga: Der Reichthum, Tapferkeit, Ausbildung welche die Könige aus der Fremde brachten 18–20 so daß … Oberhäuptern] Ga: doch standen diese in einer losen Verknüpfung mit den Regiernden 21 Treue] Er: Treue, keine Anhänglichkeit an solche Häuser 23 Antheil, als Chor] Er: als Chor Antheil am Schicksale der Regenten 23–25 Es 35 sind … Zustand.] Ga: Es ist kein Zustand der Regierten und Regierenden der durch das Band der Gesetze verknüpft wäre. 26–989,2 Besonders sehen … Frauen.] Ga: besonders in den Begebenheiten die sich in den Staaten wärend der Abwesenheit der Könige zugetragen haben; zb. wärend der Zeit des Trojanischen Krieges. – Es waren Usurpatoren die sich in Besitz der Regierung gesetzt haben wie bey Ulysses. Er: während die Könige vor Troja waren. Agamemnon. Ulyß 40 33 Fremde] Fremden
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Zustand vorhanden war in den Staaten oder Städten, deren Regenten abwesend waren: denn Andre haben sich in Besitz gesetzt auch der Frauen. – Dem Telemach, rechtmäßiger Erbfolger, haben die Anderen auf keine Weise gehorcht, haben das Haus geplündert, ohne Respekt für Eigenthum, – viel weniger mit Respekt gegen das königliche Haus. – Der politische Zusammenhang verdient nicht den Namen eines eigentlich politischen Zustandes, einer Verfassung überhaupt. In diesem Zustande sehen wir Griechenland unter diesen Königen zu Einem Zwecke vereinigt, dem des trojanischen Kriegs. Griechenland hat nur noch unter Alexander sich zu Einem Unternehmen vereinigt. Selbst in den medischen Kriegen war es eine kleine Anzahl von Städten, die großen Widerstand leisteten. – Zum Zwecke des trojanischen Kriegs hat sich diese Gemeinsamkeit auf Ein Mal gefunden. Das Verhältniß der Fürsten zum obersten Fürsten ist ein loses gewesen, wobei die Anderen ihre vollkommne Selbständigkeit behauptet. Agamemnon ist wohl der König, Anführer, dem Alle gehorchen; aber er hat schon zuvor jeden Einzelnen bewegen müssen, Antheil an diesem Kriege zu nehmen. – Die Nazionalangelegenheit war nur Verletzung eines königlichen Hauses. Die einzelnen Völkerschaften sind nur aus Anhänglichkeit gegen ihre besonderen Oberhäupter mitgezogen. Auch im Kriege treten die Heerführer besonders in Kampf; s i e hatten diesen Reichthum eigentlich, Waffen zu kämpfen. Kavallerie kommt bei Homer nicht vor, obgleich sie näher liegt als Wagenkampf. – Aga|memnon muß sich mit den Fürsten berathen. Da kommt es auf Jeden an, ob er zustimmen will. Die subjektive Persönlichkeit bleibt noch eine Hauptbestimmung. Es ist eine ganz partikuläre Sache, um derent Willen Agamemnon den Achill beleidigt, und weshalb dieser sich zurückzieht. Den Achill bewegt nur eine ganz besondre Angelegenheit, um am Kampfe wieder Theil zu nehmen, und Geschenke und Ersetzung dessen, was ihm Agamemnon geraubt. – Aller Verband ist zufällig. – Bei uns treten nicht die Generale in der Schlacht gegen einander auf. Dort ist ein Verhältniß, wie wir’s bei anderen Völ-
4 das Haus] Ga: sein eignes Schloß eingenommen 6–7 Verfassung überhaupt] Er: um monarchi12 auf Ein Mal] Ga: unter Agamemnon Das Verhältniß] Er: Es geschah dies unter Agammemnon dem König der Könige, aber dies Verhältniß obersten Fürsten] Ga: OberAnführer 13 loses] Ga: ganz loses 14–16 aber er … nehmen] Ga: jedoch konnte er zu dieser gemeinschaftlichen Unternehmung alle nicht zusammen auffordern, sondern einen jeden Fürsten mußte er dazu bewegen 16 Die Nazionalangelegenheit war nur] Er: Natio17 Anhänglichkeit] Er: 35 nalangelegenheit ists eigentlich nicht was Ursache zum Kriege ist sondern Privatanhänglichkeit 18–20 die Heerführer … kämpfen] Ga: nicht sowohl ganze Volkerschaften gegen einander als besondre Anführer, prächtig gerüstet 21 Agamemnon] Ga: Agamemnon als OberAnführer kann nichts selbst unternehmen 25 besondre Angelegenheit] Ga: particulaire Ursache nemlich der Tod seines Freundes 27 Aller Verband ist zufällig.] Ga: So ein Bund also war 27–28 Bei uns … auf.] Er: die Feldherrn selbst besonders im Felde persön40 etwas ganz zufälliges. lich tapfer 30 sche Verfassung oder Verfassung überhaupt
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kern auf gleicher Stufe der Kultur sehen. – Karl Magnus beräth sich eben so mit seinen Großen, nach dem Gedichte aus jener Zeit. In den nördlichen indischen Staaten, wo die Völker kriegerisch sind, da ist eben solcher Rath, wo jeder Einzelne für sich handeln und in Gegensatz treten kann. – Es ist nur die Gemeinsamkeit der Königsfamilien unter einander, die die Griechen zusammengebracht. Gemeinsamkeit der Sitten, Intressen hat sie vereinigt, was nie wieder geschehen ist. Diese Gemeinsamkeit ist insofern ohne affirmative Folgen für Griechenland selbst gewesen. – So haben die Kreuzzüge nicht die Folge gehabt, die Gemeinsamkeit zu befestigen, organisirt, formell zu machen, – vielmehr ist das Verbundne um so mehr darauf, – wie auch in Griechenland, aus ein ander gefallen. – Diese Königshäuser und dieß Verhältniß verschwinden bald. Die Greul in diesen Königshäusern sind uns durch vielfache Darstellungen, besonders dramatischer Poesie bekannt. – Daß auf solche greuelhafte Weise diese Häuser zu Grunde gingen, davon sehen wir im angegebnen Verhältnisse zunächst den Grund. Gesetzlichkeit, Sittlichkeit als Gesetz, ist noch nicht vorhanden. Die Stellung zu den Königen und der Völker zu einander ist ein zufälliges Verhältniß. Es ist besonders Subjektivität, Zufälligkeit des Charakters, Persönlichkeit, die sie auf dieser Spitze haben, – wie es äußerliche Gründe sind, die sie dahin brachten. Es ist der Standpunkt der Willkühr, wo sie diesen Leidenschaften Preis gegeben sind. Der Chor betrachtet ihre Handlungen, und was mit ihnen geschieht, als Sache, die außer dem Volke liegt. Sie sind besonders fähig wegen dieser Stellung Gegenstände der tragischen Kunst zu seyn: denn, was sie thun, ist ihr Entschluß, That, – was ihnen widerfährt, ist im ganzen Umfange ihre Schuld. – Solche Individuen mit Charakter eignen sich besonders zu dramati1–2 Karl Magnus … Zeit.] Ga: Ein ähnliches Bild haben wir unter Karls des Großen Regierung in der Geschichte angegeben 2–4 In den … kann.] Ga: im nördlichen Indien besonders in dem Maratten Staate ist eine Versammlung die Turbas heißt, und in welcher die Glieder ganz selbständig für sich sind, die Ansichten des Landes genehmigen konnen oder nicht 4 Es ist] Ga: Was die Griechen anbetrifft so ist es 5 zusammengebracht] Ga: zu einem Unternehmen zusammengebracht 9–10 vielmehr ist … gefallen] Ga: vielmehr neue Kriege unter ihnen ausbrachen, so verhielt es sich auch | in Griechenland – die Völker sind mehr auseinander gefallen 11 Königshäuser] Ga: alten KonigsHeuser 13 dramatischer Poesie] Ga: drammatischen Darstellungen und aus der Geschichte 15 ist] Ga: war in Griechenland 16 zu den … einander] Ga: der Konige zu ihren Völkern zufälliges] Ga: ganz zufelliges 18 Spitze] Ga: Spitze der Regirung Gründe] Ga: Verhaltniße 19–21 Es ist … liegt.] Ga, ähnlich Er: Den (Ga: großten Er: ungebändigten) Leidenschaften waren die alten Griechischen Könige preisgegeben. Diese Greuel aber welche sie ausübten gehörten ihnen selbst, ihrer particularitaet an, das Volk betrachtete sie als nicht die seinigen. 23–24 ihr Entschluß, … Schuld] Er: nicht gesetzlich sondern individuell, daher was sie leiden ihre Schuld 24–991,1 Solche Individuen … Gegenständen.] Ga: Dies war auch die Ursache warum die Griechen aus ihrer Sphaere Gegenstände zur drammatischen Kunst nehmen. 1 sich] sie
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schen Gegenständen. Die Könige sind dann so auf diese Weise verschwunden. Die Geschlechter, die diese abgetrennte Stellung vom Volke hatten, haben sich unter sich und in sich zerstört, zum Theil mit dem Volke vermischt. Die Tochter des korinthischen Königs zog nach Athen, heirathete Megakles daselbst. – Ihr Geschäft, das sie zu besorgen hatten, ist aus. Sie haben das Verdienst dieses Geschäfts, – das unstäte, räuberische, unsichre Leben der Griechen zu festen Mittelpunkten, olfju vereinigt zu haben. So Theseus in Ansehung Athens. – Nachdem dieß vollbracht war, haben sie als überflüssige sich verloren, sind theils vertrieben worden. Die Griechen haben keinen Haß der alten Königshäuser gehabt; es ist nicht gegen sie ein gehässiges Andenken gewesen, wie gegen Tyrannen; sie blieben in ehrenvollem | Andenken. Nach dem trojanischen Kriege, der für sich nach den äußerlichen Verhältnissen wirkungslos geblieben, der aber als ewiges Bild vom Leben der Griechen sich festgestellt, und als solches wirksam geblieben, – tritt ein Vertreibung der Könige und Wandrung der Herakliden. – Nach dieser letzten Wandrung, Eroberung, ist es, wie Thukidides sagt, daß ein beruhigter Zustand in Griechenland eintritt, dem die Bildung dieser Mittelpunkte vorangehen mußte. Keine Vertreibungen von Völkerschaften fanden mehr Statt. – So glänzend das Andenken an die Zeiten des trojanischen Kriegs, so hell dieser Zeitpunkt für uns hervortritt, – so großes, thatloses Dunkel tritt dann ein, das mehrere Jahrhunderte umfaßt, – der trübste Theil der griechischen Geschichte. Die erste griechische Geschichte ist an sich trübe genug, und dann wird sie noch trüber gemacht durch Kritik, der unsicherste Boden, der durch die sogenannte höhere Kritik zu etwas Schwankendem und Unsteten geworden ist, die Alles über den Haufen wirft, was gegolten. Inachus, Niederlassungen von Asiaten, Ägyptern, Föniziern, ist, wie man meint, widerlegt. – Ich halte mich an Herodot und Thukydides, und bin überzeugt, daß diese es besser verstanden, als die Gelehrsamkeit p. – In dieser Periode, die erwähnt worden, ist an und für sich die griechische Geschichte mehrere Jahrhunderte hindurch thatlos. – Thukydides: „Die Völkerschaften und Städte bleiben so isolirt, – die Städte führten mit Nachbarn Kriege; aber etwas Ausgezeichnetes kam nicht zu Stande. An dem Kriege der Chalzidonier und Ereträer nehmen mehrere Völkerschaften Theil.
4 Königs] Ga: Königs Pristines nach Athen] Ga: nach Athen mit ihren Schätzen 5 Verdienst] Ga: wesentliche Verdienst 11 Tyrannen] Er: die späteren Tyrannen 13 als ewiges … 23–24 sogenannte höhere Kritik] Er: 35 Griechen] Ga: als Bild der Wirkung für die Griechen Gelehrsamkeit und Critik Ga: Spitzfündigkeit der Gelehrten 27–28 die Gelehrsamkeit] Ga, ähnlich Er: unsre neuen Kritiker es verstehen können 29 thatlos] Er: vollkommen dunkel 32 der Chalzidonier und Ereträer] Ga: der Cilicier mit Euboea 33 Pristines lies Kleisthenes
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Diese olfju sind zu Gedeihen in diesem Zusammenhange gekommen, haben durch Handel sich in sich gehoben. Dafür führt Thukydides als Beweis die vielen Kolonien an, die in dieser Zeit ausgeschickt wurden. Sie führt er noch an als Beweis der manchfachen innerlichen Zwistigkeiten, wo eine Partei in Unverträglichkeit mit einer Andern auswanderte. Kolonien nach Jonien von Athen, und in den Pelopones. Nachdem Griechenland an Reichthum zugenommen, sind Tyrannen entstanden. Die Griechen legten sich eifriger auf das Seewesen. – Vor der Zeit des Cyrus sehen wir die Staaten in ihrer parziellen Bestimmtheit gebildet. In diese Epoche fällt die Ausbildung und Entwicklung des griechischen Geistes zu seiner eigenthümlichen Schönheit. – Das sind die Elemente, die zu den Anfängen Griechenlands gehören, theils natürliche, theils nazionale und geschichtliche Elemente. Was zuletzt noch zu diesen Elementen gehört, sind die Anfänge des eigenthümlichen griechischen Geistes, die bemerklich gemacht werden können in den Erscheinungen, wie sie sich als elementarische zeigen. – Von diesen elementarischen Momenten wollen wir nun handeln. – Vom Anfange des eigentlichen griechischen Geistes ist zu sprechen. Die natürliche äußerliche Bestimmtheit | sehen wir, eine einzelne zerbröckelte Natur, wo sich die Natur nicht als massenhaftes, Einförmiges darstellt, sondern manchfach überhaupt in der Lokalität und in Ansehung des Nazionellen. Dieß und das Äußerliche wurde nicht angeführt zum Behuf der Erklärung des Eigenthümlichen des griechischen Geistes. Die Natur muß nur als zusammenstimmend aufgefaßt werden mit dem, was wesentliches Prinzip des Geistes ist. Das Element des Geistes betrifft das Verhältniß des Menschen zur Natur. Dieß ist bemerklich zu machen, ähnlich seiner einfachen, ebendeßhalb abstrakten elementarischen Weise. – Das Verhältniß des Menschen zur Natur ist: 1.) daß er das Natürliche als Wahrhaftes, als das Wesen weiß; – dieß sahen wir. 2.) damit ist unmittelbar verbunden, daß der Mensch sich als Begierde zum Natürlichen verhält, dasselbe verzehrt. Sofern er so nur sich nach der Begierde verhält, ist eine Willkühr gesetzt, Sittenloses, Rechtlosigkeit. Er geht von einer Subjektivität aus, die nur durch einzelne Partikularitäten, natürliche Unmittelbarkeit, bestimmt ist. Der Mensch erst sich auf sich wendend, in sich gehend, findet er das eigentlich Menschliche, – die
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2–5 Dafür führt … auswanderte.] Ga: Als Beweis davon führt er die vielen Colonien die ausgeschickt wurden an, welches aber auch als Beweis der Unvertreglichkeit der Parteien unter einander dienen kann 2 als Beweis] Er: aber nicht nur als Beweis des Gedeihens sondern auch 7 See- 35 wesen] Ga: Seeleben 27 Wesen] Ga: Substancielle unmittelbar verbunden] Ga: das umgekehrte Verhältniß vereinigt 28 Begierde] Ga: Begierde, Trieb verzehrt] Ga: verzehrt und vernichtet 29–30 eine Willkühr … Rechtlosigkeit] Ga: der Mensch ein gesetzloses, wilkürliches Wesen 31 bestimmt ist] Ga schließt an: und schöpft Gesetze aus seiner Besonderheit 32 Menschliche] Ga: Menschliche in seinem Verhältniße zur Natur 40
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Natur nicht als Absolutes zu betrachten, noch auch sich bloß als Begierde zur Natur zu verhalten. Er wird menschlich erst dadurch, daß er in sich geht, sich in sich wendet, kehrt. Seine Begierden findet er zwar auch in sich, sie sind auch Bewußtseyn; aber die Begierden gehören eben dem Kreise des Versenktseyns in die Natur an, – und das Insichgehen begreift aus der Begierde heraus in sich zu gehen, und der Begierde zu erwecken den Gegensatz, von einem absoluten Allgemeinen, An und für sich Seienden. – Der Mensch, der Grieche näher, geht in sich, wendet sich auf den Gedanken, Vernunft überhaupt. Diese abstrakte Grundbestimmung ist es, an die zunächst zu erinnern war. – Der Mensch, den wir im Kampfe mit der Natur sahen, in Verkehr mit der Natur, kommt zu sich selbst: darin erst ist er frei. Daß der Grieche zu diesem Freiwerden gekommen ist, zu dieser Menschlichkeit, liegt nicht in den natürlichen Bedingungen als solchen, sondern im absoluten Zusammenhange des Begriffs, ewigem Beschlusse des Begriffs. Dieser Beschluß ist ein an und für sich Nothwendiges, und zwar Nothwendiges durch vorhergehende Verhältnisse, die wir sahen. Es ist das Verhältniß zum Natürlichen, sich zu sich zu wenden. – Der Mensch fängt an, sich zur Natur zu verhalten; aber sie aus sich zu bestimmen, zu erklären, sie zu vernehmen, aber nicht in sie versenkt zu werden, – sondern dabei in sich selbst bleibend, in sich selbst aufgehend, in sich erglimmend. – Die ägyptischen Memnonen, diese ungeheuren Kolosse, diese sind aufgestellt in Beziehung auf die Sonne. Franzosen, Engländer haben häufig gehört, daß diese Steine, wenn die Sonne darauf scheint, erklingen. – Das ist das | Verhältniß des Griechen, daß er die Natur, die äußerliche, Sonne, berührt, aber nicht als Stein, sondern als Geist, in Beziehung darauf in sich erklingt. So verhält sich der Grieche ahndungsvoll zur Natur, – nimmt sie auf als ein Ansprechendes, nicht Fremdes, Jenseits seiner, Negatives, sondern Affirmatives, das auf homogene Weise Beziehung auf ihn hat. Aber, nicht beim Ahnden bleibt er stehen. Das Ahnden ist die Unzufriedenheit mit dem Sinnlichen, Vorhandenen, Unmittelbaren. Die Ahndung muß nicht beim Ahnden bleiben, noch weniger zu einem Sehnen werden, sondern der Geist muß sich auf diese Fragen, die das Ahnen thut, Antwort geben. – So ist im Griechen das Verhältniß zur Natur – Anregung. – Die Natur wird vorgestellt als Anregung, aber so, daß er zugleich sich in dieser Anregung
1 Absolutes] Ga: Etwas höheres 4 Bewußtseyn] Ga: im Bewußtsein vorhanden 8 Vernunft überhaupt] Er: Wesen, Vernünftigkeit 9 an die … war] Ga: von der wir auszugehen 16–19 Der Mensch … erglimmend.] Ga: Der Griechische Geist verhält sich zwar noch 35 haben zur Natur, das Abstracte Verhalten zum animalischen ist in ihm noch enthalten, seine wesentliche Bestimmung aber ist: sie vernehmend, in sich aufzugehen, in sich zu erklingen! 18–19 sondern dabei … erglimmend] Er: sondern erklingt in sich, wie die ägyptischen Memnonen 23 Stein] Ga: Egyptischer Stein
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sinnig verhält, nicht unterjocht wird von dieser Äußerlichkeit als einem Negativen, – sondern daß er in sich selbst geht, freie Sinnigkeit dabei beweist. Die nähere Form dieses Verhaltens bemerklich zu machen, führen wir an die Vorstellung des /n , das ganz unbestimmte Alles, das Ganze, die Totalität der Natur, nicht nur das Göttliche, sondern das Ganze des Gottes. – Bei den (Griechen) sehen wir auch die Vorstellung vom /n, aber nicht als ein Objektives, sondern wodurch Schauer erregt wird auf subjektive Weise, – als eine Stimme der Wälder, so daß dieß zugleich natürliche Anschauung ist. Dieß Schauererwirkende, diese Empfindung als Einsamkeit der Wälder, – ist dargestellt als Flötenspielen, das nicht bloß Ahndung, nicht stumm bleibt, sondern sich vernehmen läßt auf den 7rohrigen Pfeifen, eine Harmonie des Alles, die aus den 7 Sfären hervorgeht, – eine Offenbarung, die subjektive Vorstellung, Empfindung ist, erklärt das unbestimmt Vernommne. Dieser Schauer wird vorgestellt, daß er sich vernehmen lasse damit verbunden. – So hat ferner der Grieche den Quellahnden gehorcht, dem Murmeln, Sprudeln derselben, aus dunkler Grotte, – daß dieß Etwas zu bedeuten habe. Diese Bedeutung ist die geistige Innigkeit des Subjekts selbst; damit sind die Najaden zu den Musen erhoben worden, wie ursprünglich die Musen vorgestellt werden. Die Quellen sind die ersten Musen, der äußerliche Anfang der Musen. Die Musen sind nicht das, was man hört, wenn man eine Quelle rauschen hört, ein Poem. Diese Produkte, Gesänge der Najaden sind die Produkte des horchenden Geistes. Die äußre Anregung ist das Eine; etwas Andres ist Poesie, Produkt des in sich sinnenden Geistes. – Dodona ist das älteste Orakel; ein Eichenhain; auf diesen Eichen hingen metallene Becken; das Gesäusel der Blätter brachte Töne hervor. Die Töne waren Etwas, was für sich keinen Sinn hat. Dieser wird erst vom Auffassenden hineingebracht. Das Gesäusel wird erst zur mbnsfjb, Øjlombnsfjb, daß | der Mensch bestimmte Vorstellung sich dabei erzeugt. – Ebenso die delfischen Priesterinnen sprechen, vom Qualm begeistert, diese unartikulirten Töne aus, und es ist erst der Priester, der diese Töne aufnimmt, und auf Veranlassung derselben, für sich einen Sinn produzirt. Ebenso im Homer. Wie Achill beerdigt
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4 des /n] Ga: des Gottes Pan 6 nicht] Ga: nicht nur 7–8 Stimme der Wälder] Ga: Stille der Wälder Er: Schauer des Waldes 8 so daß … ist] Ga: als Einsamkeit wodurch die Empfindung des Menschen angeregt wird 10 Flötenspielen] Ga: Flötenspiel des Gottes Pan 11–12 eine Harmonie … hervorgeht] Ga: (Simbol der harmonie der 7 Him|melsKörper) 14–15 den Quellahnden] Ga: dem Gemurmel der Quällen 15–16 dem Murmeln, … Grotte] Ga: diesem Geseusel der Quel- 35 len die als Najaden vorgestellt waren 17–18 damit sind … werden] Ga: Es wird angegeben daß aus dem Gesange der Najaden die Musen entstanden sind. 21 Geistes] Ga, ähnlich Er: Geistes, der im Horchen in sich geht und in sich producirt 23 ein Eichenhain] Ga: Es war ein heiliger Baum Øih»u, eqÏu genannt. 30 Ebenso im Homer.] Er: Auf unendliche Weise erscheint dies bei Homer. 16 habe] haben
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wurde, habe das Meer gebraust. Nestor sagt, es sei Thetis, die zum Leichenbegängniß ihres Sohnes mit ihren Töchtern kommt. So unzählige Naturgegenstände, ein Blitzstrahl, Schlangen pp. Der sinnige Mensch spricht aus, was dieß sei. Das war seine eigne Konzeption, Vorstellung. Das Natürliche ist Anregung, das Bedeutung hat erst durch Auffassung die ganz dem Menschen erst verdankt wird, ihm angehört. Wir können dieß auffassen als mbnsfjb. Bei den Griechen hat die Profezeiung diese nähere, einfache, unbefangene Bedeutung; – bei uns ist sie auf die Zukunft bezogen. Wenn der Mensch im Schlafe träumt, krank ist, sagt Plato, bedarf er erst eines besonnenen Menschen, der erst den Sinn dabei auffindet. Sagt man, im Griechen habe sich die Natur erschlossen, sie habe ihm geantwortet, so muß man vielmehr sagen, er habe sich selbst in der Natur geantwortet. – Solches, daß der Mensch im Anschauen der Natur lebt, ist ein leeres Gerede. Da denkt man sich Vergißmeinnicht, einen Bach, – und nun kann man dichten. Bei den Griechen heißt es, sie haben sich in sich in dieser Anschauung gewendet, und aus sich gesprochen. Das ist poetische Anschauung. ofrju heißt etymologisch, was der Mensch macht. Das ist dieser Sinn: sein Erzeugniß. mbnsfjb ist Poesie überhaupt. So sind die Orakel nicht Todtes, Objektives, sind Sprache der Priester, der Wisser, sinniger Menschen. Kalchas ist das Orakel. Er produzirt die Vorstellung, erklärt. – Das ist im Allgemeinen diese poetische Weise. Es ist ein menschliches Gebilde, das er hervorbringt, und von dem er weiß, daß es zugleich ein menschliches Gebilde ist. – Bei eigentlichen Orakeln geht der Mensch von seinem Zwecke aus, er hat dieß Unternehmen. Wenn er so von seinem Zwecke ausgeht, kann man sagen: es ist Aberglaube. Aber er geht von s e i n e m Zwecke aus; e r will dieß thun, und Jenes, – es ist sein eigner partikulärer Zweck: so braucht er nur dieß Göttliche, Orakel, zu seinem Zwecke. – Das griechische Individuum und Staat konnten noch nicht das Orakel seyn, was Zweck, Vorhaben des Einzelnen war, oder Staatsangelegenheit, was der Staat beschloß. Das Individuum faßt diesen Entschluß. Das Wollen war aber bei ihm nicht hinreichend, die Sache wirklich auszuführen. Der abstrakte Wille, der durch die Subjektivität die letzte Bestimmung, daß es
1 Nestor] Ga: Die Griechen geriethen in Furcht, und wußten nicht was das seyn sollte: Nestor Thetis] Ga: die Mutter Thetis welche ihre Quahlen ausspricht. – Auch in diesem sehen wir das Innere des Menschen ausgesprochen. 4 Anregung] Ga: Anregung bei den Griechen 6 Wir können … mbnsfjb.] Ga: Diese Productionen können wir leicht als etwas Uber7–8 bei uns … bezogen] Er: (nicht nur Profe|zeiung wie 35 natürliches, als Prophezeiungen fassen. wir sie uns vorstellen) 8 im Schlafe … ist 2 ] Ga: im Traume, Wahnsinne etwas sagt 9–10 der erst … auffindet] Ga: um daraus zu prophezeien 17–18 mbnsfjb ist … Objektives] Er: Die Manteia, Orakel sind todtes Objectives, – der sinnige Mensch ist das wahre Orakel. 28 Das Individuum] Er: Der Staat 40 30 der] das
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beschlossen ist, erhalten, – hat noch nicht so hoch gestanden. Zu dieser Subjektivität des Wollens wollten sie noch haben Vorausgewißheit des Erfolgs, – und erst das Intresse, der Wunsch mit dieser Vorausgewißheit, war | das Ganze, was die Handlung selbst in’s Werk setzen konnte. – Das sind die elementarischen abstrakten Bestimmungen des griechischen Geistes. Anregung durch die Natur; aber der aus sich sprechende subjektive Mensch, aus sich selbst; aber es ist nicht die reine Geistigkeit aus sich selbst, sondern die Geistigkeit, die bedurfte angeregt zu werden durch die Natur; noch nicht der reine freie Geist, der nur auf sich selbst beruht; – die natürlichen Bestimmungen nöthigen ihn noch. Das 2te ist, daß wir den griechischen Geist als Gestalt, als erblüht, fertig, betrachten. Der fertige griechische Geist hat seinen Anfang in dem, was eben gesagt worden. Dieß Elementarische, als zu seiner Realität ausgebildet, zusammengefaßt, ist freie, s c h ö n e I n d i v i d u a l i t ä t . In dieser ist entfernt die Selbstlosigkeit des Menschen gegen die Extreme der Objektivität , der natürlichen und der Despotischen; auch nicht eine Selbstlosigkeit gegen den Herrn, Einen, der auch seyn kann der Eine des Gedankens, Geistes; aber dieß abstrakte Eine ist; auch ist es nicht das andre Extrem der abstrakten Subjektivität in sich; sondern es ist diese Mitte, – konkrete Freiheit des Menschen in sich, so daß das Natürliche auch darin enthalten ist, – die noch erste, unmittelbare konkrete Freiheit. Schöne Individualität, diese Mitte zwischen der Selbstlosigkeit und dem Extreme der Subjektivität in sich, dem Gewissen, das nur aus sich entscheidet, ist der Charakter des griechischen Geistes. – Diese freie schöne Individualität ist in 3 Momenten zu betrachten: als Individuum, so daß diese schöne Individualität des Individuums Zweck, 2.) für die Vorstellung als Götter; und 3.) im Staate, als politische Gestalt. – Die Bestimmtheit des griechischen Geistes, der abstrakte Begriff desselben ist das Bewußtseyn des Menschlichen, des Geistigen als Menschlichen, daß dieß Geistige der Gegenstand seines Bewußtseyns war, als Wahrhaftes, Wesentliches, An und für sich Seiendes vor seinem Bewußtseyn stand, das Bewußtseyn des Menschlichen nicht als Gegensatz gegen das Göttliche, und auch nicht gegen das Natürliche, sondern daß das Menschliche als solches das
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1 hat] Ga: das Wollen überhaupt hat bey den Griechen noch nicht so hoch gestanden 2 Vorausgewißheit] Er: das Vorauswissen 12 hat] Ga: hat nicht nur in dem was wir betrachtet haben 35 seinen Anfang 15 der Objektivität] Er: einer fremden Objectivität 22 dem Extreme … sich] Ga: das was wir unter Subjectiver Selbstigkeit verstehen 24–25 als Individuum, … Zweck] Ga: nemlich in der Form 1. des Menschen als solchen
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Wahrhafte sei. Diesen Inhalt, diese Bestimmung wollen wir nun in ihrer weitern ausführlichen Gestaltung betrachten. Dieß Konkrete ist Inhalt des 2.ten Capitels. – Die erste Form, wie der Grieche das Menschliche | herausgebildet, dargestellt hat, ist das unmittelbar Menschliche, herausgebildet zu Schönheit und Kräftigkeit, in dieser sich erweisend, das Kunstwerk des Menschlichen, das Menschliche herausgebildet, gemacht. Daß das Bewußtseyn des Menschlichen das Wahrhafte, daß das Wahrhafte das Menschliche ist, ist etwas Höheres, als der Mensch in seiner Unmittelbarkeit überhaupt. Sofern das Menschliche Inhalt, Gegenstand des Bewußtseyns ist, ist es ein vom Bewußtseyn Gesetztes, Hervorgebrachtes, muß es sich zeigen, muß wahrhaftes Daseyn für den Menschen haben. So ist er das Kunstwerk. Das erste Kunstwerk ist der Mensch zum Kunstwerk gemacht. Dieß unmittelbare Kunstwerk ist viel älter als das Kunstwerk in Stein und Metall. Wir sehen daß diesen hohen Rum, Ehre die Individuen hatten, von kräftiger, schöner Gestalt überhaupt; aber die sich ausgearbeitet hatten zu Kräftigkeit und Geschicklichkeit. Das Älteste, was wir bei den Griechen sehen, sind die sogenannten Spiele, die isthmischen, olympischen p. Daß das Individuum sich so in seiner Geschicklichkeit zeigte, die es erst erworben hatte, ist Nazionalangelegenheit der Griechen gewesen. Diese Spiele sehen wir bei Homer bei der Leichenfeier des Patroklos. Hier treten die Menschen als Kunstwerke auf. Im Homer kommen noch keine Götter vor, keine Skulpturwerke, die Götter darstellen. Wir finden Kunst von mancherlei Art, Kunst in Schmuck, Waffen, mancherlei Zierath; aber Götterbilder in Marmor oder Erz, kommen nicht vor; sondern Kunstwerke die wirkliche Menschen sind, nicht unmittelbare Menschen, sondern die durch Kunst zu dem sich gemacht haben, als was sie sich zeigen. Das sind diese Darstellungen, Wettkämpfe in diesen Geschicklichkeiten. Diese bezogen sich zunächst auf körperliche Geschicklichkeiten, Ringen, Wettlaufen, Lenken von Rossen und Wagen, Bogenschießen, Wurf des Wurfspießes. Damit verband sich weiter Gesang und Tanz. Auf dem Schilde des Achill sind
5 das unmittelbar Menschliche] Ga: die ausgebildete unmittelbare Menschlichkeit 7–9 Daß das … überhaupt.] Ga: ein Bewußtseyn daß das Menschliche ein Höheres ist als der Mensch in seiner ersten Unmittelbarkeit 12 So ist … Kunstwerk.] Ga: Auf diese Weise ist das Menschliche als Kunst14 Metall] Er: Erz Individuen] werk vorhanden. Mensch] Er: unmittelbare Mensch 15 aber] Ga: aber nicht nur als | bloße natürliche Gestalten, 35 Ga: schönen Individuen aber 19–20 Homer bei … Patroklos] Ga: Homer geschildert, die zb. welche zum Leichenfeste des Patroclus Achilles anstellt 25–26 als was … zeigen] Ga: und zu Kunstwerken sich eignende sind 26 Darstellungen, Wettkämpfe] Ga: bekannten Wettkämpfe Geschicklichkeiten] Ga: Gewandheit 27 Geschicklichkeiten] Er: Uebungen 29 Achill] Ga: Achilles 40 von Ephestus
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30 2–3 Dieß Konkrete … 2.ten Capitels.] Er: Zweite Abtheilung
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Jünglinge und Jungfrauen, die sich an den Händen halten. Diese Tänze sind symbolische Anspielungen auf allgemeine Bewegungen, die Bewegung der Gestirne p, die diese Tänze darstellen. Die Spiele hatten den Inhalt, den Menschen in seinem Ausgearbeitseyn zu zeigen, den Menschen als Kunstwerk darzustellen. Es ist ein Vergnügen; aber es ist nicht dabei gesehen auf die Oberflächlichkeit des Vergnügens; sondern es ist wesentliche Angelegenheit, so daß es theils für sich religiöse Handlungen gewesen, theils mit dem Kultus es wesentlich mit verbunden war. Von diesen Spielen ist bekannt, daß sie zur Nazionalangelegenheit geworden sind, – und daß das Zeigen des Menschen in dieser Kunst, zu der er sich gebildet, die er hervorgebracht, – | daß diese Kämpfe Zeitrechnung der Griechen geworden ist. (zwar wurde erst später nach Olympiaden gezählt.) Diese Kämpfe haben wesentlich regelmäßige Epochen ausgemacht, nach denen das Übrige gerechnet, geschätzt worden ist. – Das ist die eine Weise des Menschen in seiner Unmittelbarkeit, in seinem Körperlichen, die für den Griechen diese höchste Wichtigkeit gehabt. – Das 2te ist, daß dieß Menschliche als Vorgestelltes zum Absoluten, Wahren, an und für sich Seienden, erhoben worden ist, gegolten hat als an und für sich wesentlich. – Das ist im Allgemeinen der Inhalt der griechischen Religion. Sie wußten Nichts von einem absoluten Wesen. Fragen wir, was es für eine Form für sich gehabt, ob sie diese abstrakte Bestimmung, wie wir a b s o l u t e s We s e n nehmen, diese Bestimmung der Abstrakzion für es gehabt, – so ist zu sagen: es hat bei ihnen konkrete Bestimmung gehabt, und zwar die nähere konkrete Bestimmung: „schöne Menschlichkeit“, schöne Menschlichkeit idealisirt, entnommen dieser Zufälligkeit, Äußerlichkeit, Vergänglichkeit des unmittelbaren Menschen. Der Mensch ist vorgestellt als Wesentliches, Dauerndes, entnommen diesen Äußerlichkeiten, die am einzelnen unmittelbaren Menschen sich zeigen. Schöne Menschlichkeit ist die Bestimmung, der Inhalt des Göttlichen. Die griechische Religion ist damit ausgesprochen als Religion der Kunst, Hervorge-
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1 die sich … halten] Ga: in anmuthigen Stellungen des Tanzes 1–3 Diese Tänze … darstellen.] Ga: Diese Tänze hatte auch wahrscheinlich eine allgemeinere Bedeutung, viele wollen in diesen, 30 Anspielungen auf die Bewegung der Sterne und andrer Himmelskörper wahrnehmen. 4 in seinem Ausgearbeitseyn] Er: als ausgearbeitetes Kunstwerk 6 Angelegenheit] Ga: Bestimmung 9 Zeigen] Er: sich zeigen 10 Kämpfe] Er: Spiele 13 das Übrige] Ga: alle ubrigen Begebenheiten 16 dieß Menschliche] Ga: die Menschliche Gestalt 18–19 Sie wußten … Wesen.] Ga: Zwar haben die Griechen noch nicht gewußt von dem was wir unter dem ab- 35 soluten Wesen begreifen 21 so ist zu sagen] Ga: so müßen wir gestehen daß das Abstractum bey ihnen gar nicht vorkommt 23 „schöne Menschlichkeit“, … idealisirt] Ga: Menschlicher Inhalt, Menschliche Gestalt 24 unmittelbaren] Ga: unmittelbar seyenden 25 Menschen] Ga: Menschen […] haben die Griechen ihrem Gotte beigelegt 12 Diese] Daß
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brachtes, – nicht durch den Gedanken für den Gedanken ist zunächst das Eine; Gott als das Eine ist im reinen Gedanken und für den reinen Gedanken. Auch in der Dreieinigkeit ist Grundlage, Element, Gott als der reine Gedanke. – Bei den Griechen war Gott nicht in Form des reinen Gedankens, sondern in dieser konkreten Form, wo Gott für die Vorstellung, Fantasie ist. Fantasie ist dieß in Eins setzen des Inneren, Einen, des Gedankens und des Natürlichen. So ist’s eben so das Menschliche, was als Gott erkannt wird. Man kann sagen: die Griechen haben Gott den G e i s t verehrt, denn der Mensch ist Geist, aber sie verehrten ihn nicht a l s Geist; – das Göttliche der Griechen ist nur anthropomorfisch, anthropopatisch. – Die Griechen haben den Göttern alles Menschliche zugeschrieben, haben noch nicht den wahrhaften Gott erkannt; aber der Mangel liegt nicht im Anthropomorfismus. – Mangelhaft sind allerdings diese schlechten Geschichten des Jupiter, seine Liebschaften, Ehebrechen, daß alle mögliche untergeordnete Leidenschaften von den Göttern prädizirt werden. Dieß Menschliche, im Sinne des Gemeinen, der menschlichen Schwäche, ist als Mangel anzusehen, aber abgesehen von diesem, so bleibt das Mensch|liche überhaupt, der menschliche Geist, vom Anthropomorfistischen übrig. In Ansehung des Mangels kann man nicht sagen, daß das Anthropomorfistische überhaupt Mangel war. Bei den Christen ist ein ganz andrer Mensch, das ist unmittelbare Gegenwart, Räumlichkeit, ein wirklicher, unmittelbarer Mensch ist wahrer Gott. – Gegen die christliche Religion ist der Mangel der griechischen, kann man sagen, daß die griechischen Götter nicht antropomorfistische g e n u g sind. – Die Griechen haben Gott als Geist verehrt; das Geistige aber in dieser selbst endlichen Weise. Wenn man die Vorstellung vom Geiste vor sich hat, muß man nicht den Geist und die Natur einander entgegensetzen. Das ist eine gewöhnliche Trennung der Reflexion. Das Geistige ist das Affirmative. Darin ist diese Negazion des Natürlichen enthalten; aber eben diese Affirmazion, seine Freiheit ist wesentlich die Hervorbringung seiner Freiheit. Der Geist ist nichts an sich, ist Wirkliches, das Hervorbringen seiner selbst. Dieß Moment des Ne-
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denn der … Geist] Ga: weil das Menschliche geistig ist 8–9 sie verehrten … Geist] Ga: er hat ihn als reinen Geist nicht gewußt 10 anthropopatisch] Er: anthropozentrisch 11 haben noch … erkannt] Ga: und von dieser Seite betrachtet ist es wohl richtig daß sie Gott noch nicht gekannt haben 16–17 das Menschliche … übrig] Ga: die Menschliche Gestalt, das Antropromorphistische ubrig 18–19 das Anthropomorfistische … 19–21 Bei den … Gott.] Ga: Christus ist ja 35 war] Er: der Anthropomorphism zu verwerfen ist viel antropromorphistischer, weil zeitlicher und räumlicher als die griechischen Götter es gewesen sind. 23 Geist] Er: einen Geist 26 das Affirmative] Ga: das Freie 27 enthalten] Ga: enthalten – seine wesentliche Bestimmung ist bey sich selbst zu seyn 27–29 diese Affirmazion, … selbst.] Ga: deswegen weil die Negation in ihm enthalten ist so macht sie auch eine wesentliche 40 Bestimmung des Affirmativen aus – nur durch Thätigkeit gewinnt der Geist seine Freiheit, er ist dadurch Wirklichkeit, Hervorbringen seiner selbst
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gativen in dieser Affirmazion ist wesentlich festzuhalten. Diese Affirmazion in dieser Negazion ist der Geist nur durch die Beziehung auf die Natur; der absolute Geist setzt sich die Natur voraus, giebt ihr drum die Form der Unmittelbarkeit, und der Geist ist nur frei durch diese Negazion seines Andersseyns, des Natürlichen. Der Geist treibt so dieß Spiel, das nicht Substanzialität hat. Zu diesem seinen Behuf gleichsam setzt er selbst die Natur voraus. Im Geiste ist diese Bestimmung des Natürlichen, aber als aufgehoben, idealisirt. Es ist der abstrakte Verstand, der Geist und Natur trennt. Der Geist hat diese wesentliche Bestimmung, sich die Natur zu assimiliren, sie mit sich identisch zu setzen, durch Negazion des Natürlichen. Der Geist ist konkret durch die Natur, sofern sie ihm unterworfen ist. Die Natur ist nur das Zeichen, worin der Geist erscheint; sie ist nicht auf eine für sich affirmative Weise, sondern Materie, Weise seiner Erscheinung zu seyn. Das Anthropomorfistische, das Geistige selbst schließt in sich das Vorkommen des Moments des Natürlichen, aber in dieser Unterordnung überhaupt. – Indem wir diese Bestimmung des griechischen Geistes auseinandergelegt haben, ist zu bemerken, daß in der Idee des griechischen Gottes selbst diese 2 Momente vorkommen, – des Natürlichen, insofern es aufgehoben, untergeordnet, zurückgesetzt ist. Früher im Elementarischen, was zur Weise des Begriffs gerechnet werden kann, ist gesprochen worden vom Anklange, indem er angeregt wird. Der Geist ist nur, sofern er solche Anregung hat, mittelst dieser Anregung durch Negazion dieser Äußerlichkeit für sich zu werden. – In den griechischen Göttern sehen wir diese doppelte Bestimmung, Elemente, und es ist auch in der Mythologie bestimmt ausdrücklich bei den Griechen zum Bewußtseyn gekommen, daß sie Götter, dieß Geistige sind, das Natürliche unterworfen zu haben, so daß dieß nur noch ein Anklang in ihnen ist. Das Hauptgeschäft bei den Griechen, was die Götter thun, ihr | Werk ist, dieser Götterkrieg. Zuerst haben die Titanen regiert, Uranos, Helios, Okeanos – dann sind diese Titanen überwunden worden von dem anderen Göttergeschlechte, Zeus, Apollo, Poseidon, daß
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1 wesentlich festzuhalten] Ga: absolut nothwendig 9–10 sich die … Natürlichen] Ga: sein and- 30 res ewig zu setzen, und es ewig zu negiren und aufzuheben 11–12 Die Natur … erscheint] Ga: die Natürlichkeit also ist nicht für sich, sie ist nur eine Weise der Erscheinung des Geistes, und seine Erscheinung selbst, um ein Zeichen des Geistes zu seyn 12 Materie] Er: Zeichen 19 ist.] Ga: ist, und 2tens das Geistige zur Weise] Ga: zum Wesen 20–22 ist gesprochen … werden.] Ga: ist schon das Natürliche als bloße Anregung erschienen – aber dieses Moment ist zur Freiheit 35 des Menschen nothwendig 22–23 In den griechischen Göttern] Er: In der griechischen Mythologie 26 Das Hauptgeschäft] ErGa: Die H a u p t g e s c h i c h t e 27 Götterkrieg] Ga: so genannte GötterKrieg 29 dem anderen Göttergeschlechte] Er: den jetzigen Göttern Ga: den neuern Göttern 32 eine] eine die
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diese sich an ihrer Stelle auf den Thron schwangen. Die Titanen sind der natürliche Himmel, die natürliche Sonne p. Das sind die Naturmächte. Diese sind überwunden worden von Zeus, diesem vernünftig politischen Gotte, Apollo, der nicht die Sonne ist als solche, sondern der wissende Gott, – Poseidon, der ist dieß wilde Element, der Erderschütterer, aber auch der Städtegründer. – Diese neuen Götter sind die g r i e c h i s c h e n Götter. Helios p sind Götter der Asiaten. Das sind diese Naturmächte, die der Mensch wußte das Letzte zu seyn. Der Geist ist, über das Natürliche sich zu erheben, es herabzusetzen, zu negieren, so daß es nur Moment ist im Geiste. Dieß 2te Geschlecht ist hervorgegegangen aus dem ersten; es hat aber das erste überwunden. Die Naturmächte sind an den Saum der sichtbaren und offenbaren Welt zurückgedrängt worden; sie sind noch verehrt, wie Dike, Eumeniden; aber die herrschenden sind die menschliche Macht, die geistige Macht. – In ihnen ist selbst nach Anklang, Bezüglichkeit auf die Natur, in Apollo, die Sonne, auf das Meer; ferner in Poseidon, Jupiter, Juno auf die Wolken p. Dieser Anklang des Natürlichen ist auch noch für sich existirend draußen, zB Helios, auch die natürliche Sonne; aber zugleich sind die neuen Götter die Natur als Geist überwältigend. – Der Inhalt der griechischen Religion ist zwar von der Natur ausgegangen; aber die Natur zum Geiste verkehrt zu haben, aus der Natur zu sich, als in ein Geistiges zurückgekehrt zu seyn. – So sind die neuen Götter, wie gesagt, entstanden durch Überwindung der Alten, der natürlichen Mächte; nicht bloß Personifikazionen von Naturmächten, wie wir in Indien, China, sahen. – Eben so die alten Götter, Uranos, Helios, sind natürliche Gegenstände, die personifizirt worden. Hier ist die Person, das Individuelle, eben deswegen, kann man sagen, das Menschliche, bloß äußerliche Form, – der Inhalt, Gehalt ist eine Naturmacht dagegen. – Bei den neuen Göttern ist der Inhalt ein Geistiges, aber so, daß sie noch zugleich den Anklang des Natürlichen in sich haben. Zeus ist nicht bloß der Äther, Himmel, Donner, nicht bloß Fysikalisches. Allerdings sind Anklänge daran; aber näher ist Zeus der allgemeine Gott der olju, – und so sind weiter hinunter in bestimmter oder unbestimmter Weise, die besonderen Götter solche, die der Geisterwelt angehören. Wie die Najaden, Nymfen in Musen übergangen, wird
1–2 der natürliche … Sonne] Ga: Mq»nou Zeit, Qtqbnou, Ἥljou 5–6 Diese neuen … Asiaten.] Ga: Diese neuen Götter können wir erst Griechische nennen, die Tithanen sind noch orientalische Gottheiten. 9 Geschlecht] Er: Göttergeschlecht 10 ersten] Ga: ersten von den das erste überwunden] Ga: über sie die Oberhand gewonnen 11 der sichtba35 Tithanen ren … Welt] Ga: des Geistigen 11–12 sie sind … Eumeniden] Ga: es ist zwar noch vorhanden die Tithanen sind nicht ganz verschwunden 13 die geistige Macht] Ga: die geistigen Gotter 21–22 von Naturmächten] Er: natürlicher Gegenständen 29 der allgemeine Gott der olju] Er: wesentlich der politische Gott
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erzählt; daß das Orakel zu Delfi zuerst die Erde, dann Themis hatte, – dann erst Apollo, das Geistige, der geistige Gott, an die Stelle der bloßen Naturmacht getreten ist. Dieß wird auf verschiedne Weise angegeben; doch alle Nachrichten stimmen darin überein, daß zuerst die Erde das Orakel gehabt. – Also sind die neuen Götter nicht bloß ein Personifizirtes, Natürliches. – Die besondre | Form der Götter, deren Partikularität geht uns hier nicht an, eben so die besondre Weise der Anfänge, die von einem Natürlichen als solches ausgegangen. Das Natürliche ist tradizionell, anders woher aus der Fremde gekommen, Vorstellungen vom Göttlichen, in denen das Natürliche noch das Überwiegende war, – die erst anfingen verwirrt, – und nach dem Geistigen hinübergetrieben zu werden. Bei Betrachtung, Behandlung der griechischen Mythologie sind 2 Momente zu beachten: – 1.) daß die griechischen Götter aus der Fremde, aus Asien, Ägypten, kamen; und 2.) daß die griechische Mythologie Griechenland selbst zum Vaterland habe. – Herodot sagt: Homer und Hesiod haben den Griechen ihre Götter gemacht. Ebenso: die Griechen hatten alle ihre Götter aus Ägypten bekommen; es wurde in Dodona angefragt, ob sie diese Götter, die Namen derselben aufnehmen sollten? Beides läßt sich vereinigen. Das Natürliche als solches war der Anfang; aber es blieb nicht in den Anfängen. Dann kamen Götter aus der Fremde, wo das Natürliche hinaufgearbeitet war zum Geistigen, zur Vorstellung. Homer und Hesiod haben den Griechen ihre Götter gemacht, haben diese Fantasiewelt geschaffen, in welcher das Geistige das Überwiegende gewesen. Aber auch tradizionelle Anfänge sind nicht zu leugenen, und das ist der symbolische Theil der griechischen Mythologie; aber Jupiter, Athene, Apoll, der griechische Gott, ist nichts Symbolisches. – Symbol ist ein Zeichen, das eine Bedeutung hat, die nicht in diesem Zeichen selbst; zB die 12 Arbeiten des Herkules sind offenbare Beziehung auf die Sonne; die 12 Arbeiten sind die 12 Monate. So ist eine Menge Kalendarisches in den Partikularitäten, Gestaltungen, der griechischen Götter enthalten. Das ist dann das Symbolische. Der griechische Gott ist nicht symbolisch; eben so wenig als das Gesicht, die Stellung, der Ausdruck des Gesichts, aus dem man aber doch lesen kann die Leidenschaften eines Menschen. Gebehrde, Figur ist äußeres Daseyn; aber die Bedeutung ist nicht entfernt davon, nicht so, daß man diese erst herzunehmen müßte, sondern das Gesicht drückt an ihm selbst dieß Geistige, besonders Lei-
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13–14 Griechenland selbst … habe] Ga: nur Griechenland angehört 21 Fantasiewelt geschaffen] Er: Phantasiebilder gemacht 27–28 Partikularitäten, Gestaltungen] Er: Vorstellungen und 35 Particularitäten 29 Gott] Ga: Gott für sich 29–31 eben so … Menschen] Er: eben so wenig wie Gesicht, Gebährde pp Symbole sind von Leidenschaften, sondern Äußerungen 33 Gesicht] Ga: Gesicht und Geberden 1 das] daß
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denschaften, Empfindung, aus. Aber das äußere Beiwesen der griechischen Götter, die äußeren Bestimmungen fallen in’s Natürliche, wo das Natürliche dieß Element ist, theils unmittelbar, theils schon hinaufgebildet in die Vorstellung, aber bloß zu Personifikazion in der Vorstellung gekommen. So in den Liebschaften, schlechten Händeln des Jupiter, liegt Symbolisches, die allgemeine Zeugungskraft der Natur, die wir auch in Indien, Ägypten, verehrt sehen, der Prozeß der Natur zu gebären, zu erzeugen. Dieß Natürliche ist die Grundlage, die von dem Griechen bei behalten wird in seiner Vorstellung von Gott, aber itzt erscheint als Verbindung, Liebschaft, und als ein Individuum. Eben so sind eine ganze Menge von Besonderheiten am allgemeinen griechischen Gotte durch die Lokalitäten, lokalen Anfänge innerhalb Griechenlands ausgegangen. Die griechischen Völkerschaften sind vereinzelt nach Griechenland gekommen, und stellen sich uns auch später vereinzelt dar. Ihre konkreten Götter haben daher das Empirischkonkrete, die Besonderheit einer solchen Gegend, eines solchen Volks an ihnen. – Zeus und Apollo sind höchst vielfach lokalisiert, partikularisiert. Da entstanden diese Eigenthümlichkeiten, worin kein Verstand, nicht Schönheit als solche ist. – Am griechischen Gott also, der Umbildung des Natürlichen in Geistiges, sind theils noch Spuren vom Natürlichen, theils vom Fremden, theils von Lokalitäten. Dieß ist das Allgemeine, in Ansehung des Mittelpunkts der griechischen Religion. – | In dieser Rücksicht können noch 2 Vorstellungen angeführt werden, die zur griechischen Mythologie wesentlich gehören. 1.) die Mysterien, 2.) das Fatum. – Wenn wir das Geschichtliche betrachten, das wir 1.) über die Mysterien haben, so zeigen sich die Mysterien als die älteste Religion. So zB. die samothrazischen, eleusinischen Geheimnisse, – theils als einheimisch, theils aus der Fremde gekommen. Man stellt sich vor, da sei reinere Religion gelehrt worden, als die Volksreligion gewesen, – daß tiefe Weisheit da vorgetragen worden sei, sich darin finden würde. – Wenn man geschichtlich Alles zusammennimmt, was wir wissen, so zeigt sich, daß in den Mysterien ohne Zweifel, ganz bestimmt nichts Andres enthalten war, als alte Religion, daß sie die Naturverehrung, den Naturkultus enthalten. Wie die Titanen verbannt worden sind aus der geistigen Götterwelt, aber zugleich noch geblieben, in Verehrung gehalten wor2 in’s Natürliche] Ga: in das Simbolische 9 Liebschaft, und … Individuum] Er: Liebschaft pp 27 gekommen] Ga: gekommene religiöse Vorstellungen Man stellt sich vor] Ga: Man glaubt gewönlich 27–29 Man stellt … würde.] Er: Man hat Wunder was für Weisheit in den Mysterien vermuthet. 29–30 Alles zusammennimmt, … wissen] Ga: den Mysterien nachgeht, und diese mit der VolksReligion vergleicht 32–33 aus der geistigen Götterwelt] Er: an den dunklen Saum Ga: von den geistigen Göttern
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den sind, so wurden diese alten Anfänge von Religiösität als Mysterien beibehalten. – Sie sind verschieden gewesen von der allgemeinen Volksreligion, aber so, daß sie nichts Tiefres, Höhres in sich gefaßt, sondern sie sind die rohen Anfänge gewesen des Kultus. Wenn wir „Mysterien“ sagen, so stellen wir uns vor Geheimnisse, daß das nur Wenige gewußt. Aber in die eleusinischen Mysterien waren alle Athener eingeweiht, und selbst Kinder. – So kommt in der Geschichte Filipps von Mazedonien vor, daß er und Olympias, Alexanders Mutter, sich bei den samothrazischen Mysterien getroffen, und kennen gelernt haben, die doch für das wichtigste gelten. Ferner hören wir, daß Sokrates sich nicht in die Mysterien aufnehmen ließ. Später zu Christi Zeit, hat man Alles dieß kennen gelernt und dialogirt, wenn etwas Höhres drin gewesen wäre, würden diese Schätze der Weisheit bekannt geworden seyn, theils von Seiten der Christen, theils den Heiden. Aber es wurden da nur die Anfänge der Naturreligion fortgesetzt. Die gründlichste Untersuchung über die Mysterien ist von La Croix, 2. Tl. mit seinen schätzbaren Anmerkungen. 2.) Diese Mysterien ist ein innerliches, unbestimmt Schauerliches, und dieser unbestimmte Schauer im Verhältniß zur Natur ist sich bewußt. Im griechischen Gott, da ist der Mensch sich selbst gegenüber gegenständlich, das klar gewordne göttliche Wesen hat er da vor sich gehabt. – Über den Göttern steht das Fatum, das Schicksal überhaupt. In der Vorstellung vom griechischen Gott liegt Vielgötterei überhaupt; das Viele, das Konkrete, das noch ein beschränktes Konkretes, noch nicht ein Konkretes des Geistes ist. Dieß Konkrete ist ein Vielfaches, in sich Manchfaches, empirisch Manchfaltiges, von zufälliger Manchfaltigkeit. Die griechischen Götter muß man nicht in ein System konstruiren wollen. Viele Äußerlichkeiten, Lokalitäten sind da hineingesperrt. Es heißt, Homer und Hesiod hätten die griechischen Götter gemacht. Das ist der griechische Geist in seiner Heiterkeit, daß er sich im Verhältniß zu Gott erlaubt hat, zu dichten von ihm. Jeder Poet hat Verhältnisse, Geschichten dieser Art erzeugt. – Die Griechen waren bei den Römern als Lügner verschrieen. Wie im Plastischen ihre Erfindungskraft unerschöpflich gewesen, so hat sich die Fantasie | dem anmuthigsten Spiele überlassen. Sinnreiches, Anmuthiges findet sich bei den
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3 rohen] Ga: rohesten 4 Kultus] Ga: Religiösen Cultus 6 selbst Kinder] Ga, ähnlich Er: zu den Samotracischen selbst Kinder aufgenommen wurden 13–14 Aber es … fortgesetzt.] Er: Es ist nichts Höheres sondern das Rohere. 22–23 noch nicht … Manchfaltigkeit.] Er: daher ein vielfaches in sich mannigfaltiges | und zufälliges 22 Geistes] Ga: absoluten Geistes 27 zu 35 Gott erlaubt hat] Er: zu den Göttern sich die größte Freiheit erlaubt 28 Jeder] Er: Homer und Hesiod haben die Götter gemacht, jeder Verhältnisse, Geschichten dieser Art] Ga: eine Menge von Gottlichen Geschichten 31 anmuthigsten] Ga: mannigfaltigsten 11 dialogirt Lesung unsicher
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Griechen überall. – Über dieser Vielheit und Freiheit sich auszulassen, hat geschwebt die Vorstellung des Einen, und dieß eine können wir uns vorstellen in Weise des Fatums. „Es ist so, ist Nothwendigkeit, – ist das Letzte für die Griechen gewesen. Nachdem er seine Orakel gefragt, ist das Letzte die Nothwendigkeit gewesen, so daß selbst die Götter der Nothwendigkeit unterworfen waren. Fatum ist entgegengesetzt dem, was wir Vorsehung nennen, d. h. der göttlichen Macht, sofern sie weise ist, das Göttliche gewußt, daß es absolute Zwecke in sich enthält, wirksam sei nach der Vernunft, vernünftige Wirksamkeit einen absoluten, allgemeinen, vernünftigen Zweck hat; daß es nicht sei abstrakte Macht; die ist wirkungslos, unbestimmt; hingegen das Eine, Allgemeine, wenn es sich in sich bestimmt, ist die Vernunft. – In der Vorsehung stellen wir uns vor, daß Gott als weise nach absoluten Endzwecken die Welt regiert. – Das ist den Griechen nicht gegenständlich gewesen, daß das Göttliche weise sei, einen Zweck ausführen, nach dem das Besondre geschieht, dem Alles Besondre unterworfen sei. – Diese auseinandergeworfne Manchfachkeit des Konkreten, diese Bestimmtheit, die konkret ist, ist noch nicht in Einem Zweck zusammengefaßt; sondern dieß Eine, das Abstrakte der Nothwendigkeit, welches außer sich hat die manchfachen geistigen Mächte. Der Grieche ist in sofern ohne Trost gewesen. Trost ist, daß irgend ein Verlust nicht etwas bloß Negatives sei, daß der Verlust auch ersetzt werde, mit der Negazion verbunden sei auch ein Affirmatives, ein Zweck festgehalten sei. – In der bloßen Macht verschwindet das Besondre nur, die besondren Zwecke, Existenzen. Hingegen bei dem, was wir Trost nennen, ist ein Zweck der behauptet, ausgeführt wird in diesem Negativen; dieß Negative schlägt um in ein Affirmatives, das nicht verloren geht. – Trost hat der Grieche nicht gehabt, weil er nicht die Vorstellung von einem letzten Endzweck hatte. Er hat aber des Trostes nicht bedurft. In der Vorstellung der Nothwendigkeit ist dieß enthalten, daß man auf die besondren Zwecke, Intressen, verzichten kann, dieß das Letzte ist: es ist so, das muß man sich gefallen lassen, weil es so ist. So ist das Alles aufgegeben, alles besondre Glück und Recht, das ich zu haben glaubte, das erhalten werden sollte. Der Mensch nimmt sich in diesem Glauben an die Nothwendigkeit zurück in die einfache Vorstellung; diese enthält mich in
5 der Nothwendigkeit] Ga: diesem Hohen der Nothwendigkeit 12–13 Das ist … sei] Ga: Der Grieche hat von der Weisheit Gottes noch nichts gewußt. 16–17 Diese auseinandergeworfne … 35 zusammengefaßt] Er: das Concrete ist diese außereinander geworfene Mannigfaltigkeit und diese Bestimmtheit ist noch nicht in eine zusammen gefaßt gewesen 17 Zweck] Ga: Endzweck 18 das Abstrakte der Nothwendigkeit] Ga: das absolute welches ist 19 geistigen Mächte] Ga: Götter 24 der behauptet, … Negativen] Er: der im Verlust vorhanden ist 29 dieß das … so1] Ga: und das erhabene E s i s t s o ! vor sich hält 30–31 alles besondre … sollte] Ga: 40 dem größten Recht welches man zu haben glaubte ist kühn entsagt
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der Einfachheit der Freiheit; ich bin nur in der Einfachheit meines abstrakten Selbstbewußtseyns bei mir, und diese kann nicht angegriffen werden, hängt nicht an Bestimmtem, verlangt keinen Trost; – auf der andern Seite kann es nicht unterliegen, gefaßt werden an etwas Besondrem. Wenn dieß Besondre auch ein sittlicher Zweck ist, ein hoher, so ist dieser Zweck als bestimmt antastbar, und lege ich meine Freiheit, mein Wollen in solche Zwecke, zB die Erhaltung des Vaterlands, in dieß Glück und so fort, so kann dieß Alles angegegriffen, ich an diesem festgehalten, unterworfen werden. Indem der Grieche dieß letzte Wort hatte: e s i s t s o , – hat er sich in diese Einfachheit zurückgezogen, die unantastbar ist, als bestimmungslos. – Es ist so, – dieß Unterwerfen unter die Nothwendigkeit sieht einer Seits aus wie Schwäche; aber andrer Seits, weil dieß zurückziehen ist in der Vorstellung: es ist so, – macht es sich los von aller | Abhängigkeit, entsagt Allem, – ist die Stärke, der Heroismus, die Freiheit des Geistes, die wir an den Griechen bewundern. Das ist das nothwendige Komplement zu dem, was wir als zerstreute Manchfachkeit bei den Griechen gesehen. – Die 3te Form der Humanität ist die p o l i t i s c h e , oder das Prinzip der eigenthümlichen griechischen Staatsverfassung, das eigenthümliche Prinzip der griechischen Staaten. – Im Orient sahen wir Despotismus in konsequenter, glänzender Ausbildung – in Rom die Aristokratie, in der neuen Welt die Monarchie als Prinzip der Verfassung. Für die Griechen ist die Demokratie eigenthümlich. Bei ihnen hat sie diese schöne Ausbildung erhalten, die wir bewundern, nach der wir uns sehnen können, wenn wir nicht die wahrhafte Einsicht haben, was die Bedingungen der Demokratie sind, – daß ein höhres Bewußtseyn des Geistes eine andre Form der Verfassung mit sich bringt. – Montesquieu sagt; die Tugend ist das Prinzip der Demokratie. Es könnte scheinen, daß damit Tugend aus der Aristokratie oder Monarchie ausgeschlossen werde; aber dieß ist nicht der Sinn. Dieser ist, daß die Tugend die Grundlage der demokratischen Verfassung sei. Dieß hat den nähern bestimmtern Sinn, daß in der Demokratie die Sittlichkeit in ihrer eigenthümlichen Bestimmung wesentlich gefaßt werden müsse als Prinzip der
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1 Einfachheit der Freiheit] Ga: Einfachheit seines Selbstbewußtseyns 2 kann nicht angegriffen werden] Ga: welche durch nichts angegriffen werden kann, die wahre Freiheit! 9 Einfachheit] Er: Einfachheit des es ist so Ga: Einsamkeit der Freiheit 9–10 die unantastbar … bestimmungslos] Ga: weil diese unbestimmt ist wie das Fatum 11 sieht einer … Schwäche] Ga: kann zwar […] als Schwäche des Menschen, das sich dem Fatum Unterwerfen als Sklawe- 35 rey angesehen werden 13–14 die Stärke, … Geistes] Ga: die Große des Griechischen Caracters, der Heroismus, diese Stärke der Individuen 20 der neuen Welt] Er: den neuern europä22 schöne] Ga: schönste sehnen] Ga: leicht sehnen 23–24 wenn wir … ischen Reichen sind] Ga: wenn wir die Umstände nicht betrachten unter denen sie seyn kann, und wenn wir nicht einsehen 40
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Demokratie, und es ist näher zu bestimmen, worin die Eigenthümlichkeit der Sittlichkeit liegt. Sittlichkeit ist vernünftiger Wille, die Vernunft des Willens, – sittliche Grundsätze, die ewigen Gesetze des wollenden Geistes; was an und für sich Recht und wahrhaft ist, ist unmittelbar das Prinzip des Geistes zu seyn. Diese Grundsätze der Vernunft, und so fort, sind die Gesetze an und für sich, die ewigen Gesetze der Götter, die sind und seyn werden, und von denen man nicht weiß, wo sie herkommen; sie s i n d , und sind die substanzielle Grundlage –, der wahrhafte Inhalt. Dieser Inhalt hat ein Verhältniß zum subjektiven Willen, zum Willen der Individuen; und es kommt darauf an, in welchem bestimmten Verhältnisse dieß Substanzielle zum besondern Selbstbewußtseyn der Individuen steht, zum subjektiven Willen. – Die griechischen Götter sahen wir als Wesen der wesentlich nothwendigen Fantasie, Gestalten der Schönheit, so daß das Allgemeine, die Grundlage, die Idee, die in ihnen ist, gestaltet in sinnliche Vorstellung, Gestalt vorhanden ist; und daß diese Gestaltung die Art und Weise der Existenz dieser Idee ist, daß das Element, die Materie der Existenz durchdrungen ist von der Idee, so daß beides ungetrennt ist. – Das Schöne ist unmittelbare Gestalt, unmittelbar Anschaubares, aber dieß Anschaubare ist unmittelbar bedeutsam, Ausdruck einer Idee, eines Gedankens, Charakters. Bei der Schönheit ist, daß, was wir als solchen Begriff, Idee nennen, sich nicht abgesondert, abstrakt verhält; das kann die Reflekzion, der Verstand unterscheiden, – dieß sei Idee und das Ausdruck. – Die Art und Weise, wie man sich des Gedankens bewußt wird, ist unmittelbar, durch die Gestalt. – So sind die ewigen Gesetze des Rechts, der Sittlichkeit, der abstrakt allgemeine Inhalt. Dieser muß da seyn. Das Materiale, in dem sich dieser allgemeine Inhalt realisirt, ist der Wille des Individuums. Erst im Willen der Individuen hat dieser Inhalt, der sonst ein Abstraktes, Todtes seyn würde, seine Wirklichkeit, Bethätigung. Die Sittlichkeit ist nun, daß dieser allgemeine Inhalt auf eine unmittelbare Weise sei, was das Individuum will; daß er das Bewegende der Individuen sei, – so daß | der subjektive Wille nicht abstrakt ist, für sich gegen den allgemeinen Inhalt. Wenn der subjektive Wille für sich ist gegen diesen Inhalt, da ist der Bruch geschehen, da tritt ein Willkühr der Individuen, – das Gewissen, – Reflexion in seiner subjektiven
4 Recht und … seyn] Ga: Princip des Handelns 5 Vernunft] Er: Vernunft des Wollens 16–17 Das Schöne … Anschaubare] Er: Sie sind Werke der Phantasie Ga: Das Schöne ist nicht nur Offenbarung 20–21 das kann … Ausdruck] Ga: die Reflexion kann wohl einen 21 Gedankens] Ga: Inhalts 22 ist 35 Unterschied machen, aber zunächst sind beide ungetrennt unmittelbar, … Gestalt] Er: ist in der Gestalt und durch die Gestalt Ga: ist in der Gestaltung vorhanden 30–1008,1 geschehen, da … Inhalt] Er: geschehn zwischen der Subjectivität dem Gewissen und jenem allgemeinen Inhalt Ga: geschehen, das was wir Gewissen nennen die Reflexion in die Innerlichkeit kommt zum Vorschein – das Subject betrachtet den allgemeinen Inhalt und 40 reflectirt
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Innerlichkeit gegen jene Grundsätze, Inhalt. Das Subjekt ist dann das Entscheidende, Wählende, Betrachtende diesen Inhalt, ob es demselben angemessen seyn will oder nicht. – Die Sittlichkeit ist diese ungetrennte Einheit dessen, was das Wesen der Sittlichkeit ist, mit dem individuellen Willen. Es ist die schöne Mitte zwischen dem Hingegebenseyn des Menschen an die Natur, zwischen dieser Unfreiheit Gebundenheit des Menschen an die Natur, und der Unfreiheit in geistigen, sittlichen Fällen von einem Herrn, Despoten, von dem Gesetz, als von Äußerlichem abzuhängen, – und zwischen dem andern Extrem, wo der Unterschied des Guten und Bösen ist, und wo es in der Wahl des Subjekts steht, ob es gut oder böse seyn will, – wo das Gewissen das Entscheidende ist. In dieser schönen Mitte ist die Sittlichkeit nicht zu Subjektivität, Reflexion in sich gestaltet, – das Individuum wählt nicht, sondern sein besondrer Wille ist gut, gemäß den allgemeinen Gesetzen. Dieser Charakter, den wir in der Kunst sehen, in dem überhaupt, was wir das Menschliche nannten, macht das Eigenthümliche des griechischen Geistes in Beziehung auf den Willen und die Partikularität überhaupt aus, – diese selbst schöne Sittlichkeit. Erst im Zurückziehen des Subjekts in sich ist es, wo das Subjekt in sich untersucht, was Recht sei, wo das Gute nicht mehr unmittelbar in demselben ist. Das ist M o r a l i t ä t , wenn das Subjekt diese Reflekzion macht über das, was es zu thun hat, drüber räsonirt, und erst sich entschließt, was es thun wolle, ob das Gute oder das Böse. Diese Wahl, Willkühr ist es, was in der Moralität Prinzip ist. Diese subjektive Innerlichkeit, die sich vom Objektiven, an und für sich Seienden nicht unterscheidet, das ist das Große dieser Sittlichkeit, aber auch die Schranke derselben, weil der Geist nicht in seiner Tiefe erfaßt ist. Sittlichkeit ist zugleich Sitte, Gewohnheit; das Recht hat unmittelbar dafür gegolten, und es ist die Gewohnheit des Individuums, dem, was an und für sich sittlich ist, gemäß zu leben; es ist die Freiheit, der vernünftige Wille als Gewohnheit, als innre Nothwendigkeit. Das Subjekt ist darin bei sich selbst, ist unabhängig, – was es will, thut, – ist, was an und für sich recht ist. – Das Sittliche heißt das Ethische, als das, was Recht und Gewohnheit ist. – Diese Eigenthümlichkeit macht die sittliche Bestimmtheit überhaupt aus, und diese sittliche Bestimmtheit ist das, was Tugend genannt werden kann und wir müssen den Satz, die Behauptung des Montesquieu, daß wir Tu-
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3 ungetrennte] Ga: ungetrübte 4 individuellen] Er: subjectiven 10 das Gewissen] Ga: das Gewissen, der innere Wille 11–12 ist die … gestaltet] Er: ist der Wille des Individuums ist die Subjectivität noch nicht so gesteigert Ga: noch nicht zu diesem Extreme gekommen 24 Gewohn- 35 heit] Ga: Gewohnheit so zu leben und so zu seyn 25–26 es ist … leben] Er: das Individuum gehorcht nicht sowohl als daß es gewohnt ist 28–29 was an … ist] Er: was das Individuum will ist das Gesetz. (pou) Ga: was das Gesetz ist 5 an die Natur, mit Einfügungszeichen am Rande
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gend, im Unterschiede von dieser Innerlichkeit, die Moralität ist, und von dieser Äußerlichkeit, die Despotismus ist, für das Prinzip der Demokratie überhaupt, ins Besondre der Demokratie in Griechenland ansehen. – Was auf die Seite dieses Sittlichen, Moralischen tritt, wenn es diesen beschriebenen Charakter hat, – ist die demokratische Verfassung die einzig mögliche, sie ist die nothwendige. – Die einen Staat, olju ausmachen, sind sich des Partikulären noch nicht bewußt, so daß das Partikuläre in ihnen als das Wesentliche gelte, daß ihre besondren Zwecke, Intressen, Überzeugung, Einsicht, für sie als Absolutes gelten, – sondern in diesen Bürgern ist der Wille in sich ungebrochen, er ist der sittliche, objektive, substanzielle Wille, in dem sie stehen. Dieser objektive Wille ist der concrete Geist der Bürger. Athene stellen wir uns als Gottheit vor; aber dieser Geist ist Athene selbst; | das ist der wirkliche Geist der Athener, Lakedämonier; es ist der Gott, der nur auf hört Gegenwart und Wirklichkeit zu haben, indem der Wille in das Geheime seiner Subjektivität, und das Wissen seiner Partikularität zurückgeht, und Trennung macht zwischen dem Objektiven des Willens und dem eignen Belieben, Einsicht, Überzeugung. – Um des Charakters dieser Sittlichkeit Willen sind die Griechen berechtigt zur demokratischen Verfassung, als einer nothwendigen. Das Vaterland, die Staatsverfassung, Staatseinrichtung, Staatsintresse, dieser allgemeine Zweck ist für die Individuen der wesentliche Zweck, dem alles Andre untergeordnet ist, und die Berechtigung des Willens eines Jeden findet sich nur darin, als dieser allgemeine Zweck, die Wirklichkeit dieses Geistes und die Erhaltung dieser Wirklichkeit das Erste ist. Erst wenn die Leidenschaften, Partikularitäten im Menschen erwachen, und diese Stärke haben, daß er an den Leidenschaften, das besondre Gewissen, Einsicht, Alles setzt, hat das Eine, Substanzielle aufgehört, Grundlage des Willens und der Handlung für das Individuum zu seyn. Insofern dieser Geist des substanziellen Willens die Individuen alle erfüllt, haben Alle drin das Recht zu sprechen, zu berathschlagen für das Allgemeine, als sie die Pflicht haben, für dasselbe zu handeln. – Es ist noch nicht berechtigt der subjektive Wille, sondern der Eine, objektive Wille, der Eine Geist Aller. Dieser ist das Gleiche, Stimmgebende, entsprechende in ihnen. Indem dieß das Mitsprechende ist, sind sie Alle berechtigt an Staatsberathungen Theil zu nehmen, – wie sie die Pflicht haben, nur für dasselbe zu han-
2 für das … überhaupt] Ga: als einen richtigen anerkennen, nemlich als Princip der Democratie 3 der Demokratie in Griechenland] Ga: des griechischen Geistes und 8 Überzeugung] Ga: Ueberzeugung, Innerlichkeit für sie als Absolutes gelten] 35 Verfassung Ga: auch eine Stimme haben kann 9 in sich ungebrochen] Ga: noch auf eine unmittelbare Weise vorhanden 18 als einer nothwendigen] Ga: wie diese auch anderseits ihnen als nothwendig erschien 19–20 der wesentliche Zweck] Er: das Hauptinteresse 24 daß er … setzt] Ga: daß das Individuum alles ihnen preisgiebt
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deln, sich aufzuopfern. Die demokratische Verfassung, die das Ausgezeichnete in Griechenland war, ist berechtigt nicht nur, sondern nothwendig durch den Charakter der eben bestimmten Sittlichkeit. – Es sind noch 3 nähere Umstände bemerklich zu machen: und zwar 1.) daß diese demokratische Verfassung, die in ihrer Schönheit, aber auch Vergänglichkeit in Griechenland war, nur Statt finden kann in Staaten von kleinem Umfange. Je größer der Staat ist, desto unlebendiger wird das ganze Staatsgeschäft für den Einzelnen. Die Intressen der Einzelnen, ihre Partikularität, besondre Weisen der Subsistenz trennen sich von der gemeinsamen allgemeinen Angelegenheit. Die Individuen selbst als solche werden sich entfremdet, – außerdem daß die Lokalitäten in ausgedehnten Staaten von der größten Verschiedenheit sind, und so besondrer Lebensweisen bedürfen, Geschicklichkeiten mit sich bringen und veranlassen. Es gehört zur Demokratie diese unmittelbare Gegenwart der Bürger, wodurch der Glaube an die Gemeinsamkeit, die Bekanntschaft, das Zutraun zur Gesinnung eines Jeden nach seinem täglichen Leben fest bestimmt und begründet ist. Wenn auch in großen Reichen Stimmen gesammelt werden, so sind diese papiernen Stimmen etwas ganz Andres, als wenn auf dem gemeinsamen Platze des Forum die Bürger beisammen sind. Es ist hier das Präsente, Gegenwärtige der Äußerungen, die Anschauung dieser Äußerungen, die Anfeuerung des Enthusiasmus zu Gewißheit, Vertrauen, der einem gemeinsamen Gesetze wesentlich unentbehrlich ist. daß die Demokratie mit Sklaverei verbunden war. – Daß die Sklaverei verschwinde, dazu gehört der Satz, daß der Mensch, das Individuum als solches, der Mensch seinem Begriffe nach, frei sei. Der Mensch als solcher ist das Abstrakte, das | Allgemeine. Daß dieß so gefaßt werde, dazu gehört, daß der Mensch als gedacht in seiner Allgemeinheit, seinem Begriffe nach ist frei, – daß dieß Bewußtseyn vorhanden sei, – dazu gehört, daß der Mensch in diese Tiefe des Gedankens gegangen sei, sich als Mensch überhaupt zu wissen, zu wissen, daß er dazu absolut berechtigt ist, daß er dieß nicht zu danken habe einer Partikularität, daß er als Athener p geboren, daß sein Höchstes nicht beruht auf dieser Partikularität, sondern daß dieß Höchste, seine Freiheit darauf beruht, daß er Mensch, Geistiges, Denkendes ist. – Die Sittlichkeit der Griechen hat noch nicht das Zurückziehen des Gedankens in sich, sondern der subjektive Wille steht in unmittelbarer Einheit mit dem Inhalte des Allgemeinen, so daß die un-
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4 Es sind] Er: Bei diesem lassen wirs bewenden. Es sind aber 23 Mensch] Ga: Mensch, nicht nur 35 als Athenischer oder anderer Bürger 25 werde] Ga: wurde, zur Anerkennung daß der Mensch als Mensch frey ist 34 Inhalte des Allgemeinen] Ga: Objectiven 19 Äußerungen, die mit Verweiszeichen am Rande
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endliche Form der subjektiven Freiheit nicht gewußt ist. – Weder Sokrates, noch der große Plato, noch Aristoteles wußten, daß der Mensch seinem Begriffe nach frei ist. Das ist der ungeheure Satz, der den Unterschied ausmacht zwischen der alten und modernen Zeit, – dieß Zurückgehen, Reinigen des Bewußtseyns von aller Partikularität. Es ist diese Kategorie, die vorhin als Moralität ausgesprochen ist. – Die Griechen hatten diese Tiefe des Bewußtseyns nicht: – deswegen hatten sie Sklaven. Der Satz der Griechen war: Einige sind frei, die freigebornen athenischen p Bürger; aber die Sklaverei ist nicht an und für sich eine Unart. – O r a k e l . Im Homer ist wohl von Dodona, Pytho (Delfi) die Rede; aber die spätre Förmlichkeit der Orakel findet sich daselbst noch nicht; aber auf andre Weise. Hier sind die Priester, Kalchas, die die Erscheinungen expliziren; es sind Individuen, die diese Weisheit, Kunst besitzen, aus den Naturerscheinungen, Augurien, theils Etwas vorherzuverkündigen, theils anzudeuten, daß etwas Wichtiges den Zorn der Götter auf sich ziehe, oder gezogen habe. Diese Orakel, die entweder förmlich waren, oder Orakel aus Augurien, was später auch vorhanden war, sehen wir mit der politischen Existenz der Demokratie verknüpft. Wir sehen dieß Eigenthümliche, daß bei der höchsten Freiheit die Staaten ihre Hauptangelegenheiten nicht durch sich, den Willen des Volks und derer, die an der Spitze standen, zu entscheiden wagten, und über die wichtigsten Gegenstände den letzten Entschluß aus sich zu fassen, noch nicht den Muth hatten und das Zutraun. Dieß ist eine naive Unfreiheit, die mit diesem demokratischen Geiste vorhanden war. Es hängt damit zusammen, daß der Mensch noch nicht die Tiefe des Bewußtseyns erfaßt hat, die Subjektivität, in moralischer Hinsicht das Gewissen. Der Mensch, sofern er sich in seiner einfachen, abstrakten Subjektivität erfaßt, ist e r der Entscheidende, Be- und Entschließende. Wo gehandelt werden muß, muß ein Beschluß gefaßt werden. Dieß in sich Beschließende ist dieß freie Bewußtseyn der Griechen noch nicht gewesen. Erst im Sokrates fängt dieß an sich hervorzuthun, und zwar auf eigenthümliche Weise, in Weise einer
30 1 der subjektiven … ist] Ga: in sich zu gehen noch nicht gewonnen ist
2–3 Mensch seinem Begriffe nach] Ga: Mensch als Mensch 4–5 Reinigen des … Partikularität] Ga: wahre Reinigung in dem Bewußtsein seiner selbst von aller Particularitaet 6 des Bewußtseyns] Ga: des Denkens 9 eine Unart] ErGa: Unrecht 11 daselbst] Ga: in dieser Zeit 13 Weisheit, Kunst] Ga: Macht 15 Götter] Ga: Götter, oder auch ihre Güte 21 zu fassen] Ga: zu bestimmen, 21–22 das Zutraun] Er: das Zutraun hatten das Wich35 sondern nehmen Eußerliches zur Hülfe tigste zu beschließen sondern daß sie Aeußerliches zu Hilfe nahmen 23 Mensch] Ga: Griechische Mensch 28–29 Erst im … hervorzuthun] Ga: Dieses in sich Beschließende, das freye Bewußtseyn fängt erst mit dem Socrates an 29–1012,1 in Weise einer Fantasievorstellung] Ga: auf eine phantastische Art
40 17 Demokratie so auch GaEr; Wa: Augurien
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Fantasievorstellung, daß er sich auf seinen Dämon in sich beruft. – Um das zu entscheiden, | wo Andre Priester, Orakel um Rath fragen, zeigt sich bei Sokrates diese Innerlichkeit, die sich aus sich bestimmt. In Ansehung öffentlicher wichtiger Angelegenheiten, bei Aussendung von Kolonien, vor einem Treffen, sehen wir den Griechen zu dieser Äußerlichkeit seine Zuflucht nehmen. – So quält sich der Feldherr Pausanius einen ganzen Tag herum mit dem Schlachten von Opferthieren, bis er in einem günstige Eingeweide findet. – Dieß ist ein Kontrast gegen einen Feldherrn unsrer Zeit, der aus sich die Bestimmung faßt, auf welche Weise da angefangen werden, und was geschehen soll. So bei Xenofons Rückzug der 10000, kommt bei jeder neuen Bewegung das Schlachten der Opferthiere, die Rathfragung der Eingeweide vor, – wo auf seiner Individualität die Rettung derer beruht, die noch übrig waren. – Dieß, daß der Mensch noch nicht das Zutraun hatte, aus sich zu beschließen, diese Unfreiheit in Ansehung menschlicher Dinge, Begebenheiten, ist mit dieser der Demokraten unmittelbar verbunden. – Wir sahen, wie diese Verfassung mit dem Eigenthümlichen des griechischen sittlichen Geistes zusammenhängt. Anzudeuten ist, wie und wo sich die Schönheit dieses Charakters in öffentlichen allgemeinen Angelegenheiten gezeigt hat. – Hierher gehören die medischen Kriege, wo die wichtigste Berührung Griechenlands mit dem vorhergehenden welthistorischen Volke eingetreten ist. – Herodot führt diese Berührung des Abendlandes mit dem Morgenlande mit den früheren Veranlassungen an, – kommt auf den trojanischen Krieg, auf die Griechen, die sich in Kleinasien etablirt hatten, und von den Persern unterworfen wurden. Später tritt dieser große welthistorische Kampf ein, des Morgenlandes mit dem Aufgang, mit dem Morgenroth des Abendlandes, wo dieß aufgehende Abendland in Gefahr geschwebt hat, unterjocht zu werden. In dieser welthistorischen Berührung hat sich der griechische Geist auf ’s Herrlichste dargestellt. Die Nothwendigkeit, daß der griechische, abendländische Geist sich gestaltet, seine Reife erlangt, ist es, die wesentlich für das Abendland entschieden hat. Dieser Kampf hat theils die unmittelbare Bedeutung, die Liebe zum Vaterlande, den Bürgersinn dargestellt zu haben, – theils die höhere welthistori-
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5 den Griechen… nehmen] Ga: im Allgemeinen ein NichtZutrauen seiner selbst 6 Tag] Ga: Tag vor der Schlacht 7 bis er … findet] Ga: um aus den Eingeweiden der Thiere zu sehen ob die Schlacht gut ausfallen wird 18 gezeigt] Ga: am meisten gezeigt 20 mit dem … Volke] Ga: mit dem Oriente 24–26 Später tritt … werden.] Ga: Es entstand aber eine Empörung, das 35 Abendländische Griechenland kam den Unterdruckten zu Hülfe, und auf diese Weise ist der Kampf zwischen dem aufgehenden Abendlande und dem Morgenlande entstanden. 27 auf ’s Herrlichste] Ga: am schönsten 30–31 die Liebe zum Vaterlande] Ga: die Tapferkeit der Griechen 7 günstige] geistige
37 Abendlande] Abendlange
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sche Bedeutung. – An diesem Kampfe haben aber nicht alle Hellenen theilgenommen; schon die Thessalier, die am nächsten an’s eigentliche Griechenland grenzen, und wesentlich selbst Griechen sind, haben sich den Persern unterworfen. Es ist vornehmlich Athen und Sparta gewesen, die sich besonders ausgezeichnet haben. – Der nähere Anfang ist die Empörung der kleinasiatischen Griechen, denen die Athener Hilfe und Beistand geleistet, die Lazedämonier zunächst ihnen versagt haben. Es ist für eine Gunst des Schiksals anzusehen, daß diese Schlachten, die die Griechen mit den Persern geliefert, und die Individuen, die sich ausgezeich|net haben, daß ihre Ehre, ihr Ruhm unsterblich, ewig ist. Die Unsterblichkeit derselben gründet sich einer Seits auf das unmittelbare Intresse der Tapferkeit und der Vaterlandsliebe, – theils darauf, daß es dieß große Intresse war. Die Namen Thermopyle, Marathon, Platäa, Mykale, werden im Andenken der Menschen leben im unsterblichen Ruhm, so lange noch Erinnerung und Bildung unter den Menschen leben wird. Wie viele Schlachten sind seitdem mit gleicher Tapferkeit und mit höhrer Einsicht und Kunst geschlagen worden, – wie viele solcher 300 sind mit gleichem Heldenmuthe gestorben; – viele Völker haben eben solche und noch größre Aufopferungen gemacht als die Athener; – aber der unsterbliche Glanz dieser Thaten ist das große Intresse des Schiksals, die Sache des Abendlandes, der Wissenschaft, die da entschieden ward. – Es ist Athen und Sparta, welche sich an der Spitze dieser Kriege vornehmlich zeigen, und es ist ein intressanter Gesichtspunkt, und nothwendige Betrachtung, den Charakter dieser beiden Staaten gegen ein ander kurz zu betrachten. Ohnehin ist die Nothwendigkeit vorhanden, daß, so wie Griechenland gegen die Perser seine Selbständigkeit behauptet, nach innen diese kleinen griechischen Staaten zerfallen, in Uneinigkeit gerathen, und diese Kräfte, die sie zuvor nach Außen richteten, gegen einander kehren, – eine Veruneinigung, die dann in den peloponesischen Kriegen ganz in ihrer Stärke ausgebrochen ist. – Über diesen Gegensatz von Athen und Sparta ist eine kurze Bemerkung zu machen. – Theils aus der Geschichte überhaupt, der Verfassung p und anderen cha-
30 1 Hellenen] Ga: Griechischen Ländereien
4–5 besonders ausgezeichnet] Ga: am glenzendsten gezeigt 5 Der nähere Anfang] Er: Nähere Ursache 8 Schlachten] Ga: berümten Schlachten 9–10 unsterblich, ewig] Ga: unsterblich in der NachWelt 11–12 es dieß … war] Ga: so ein großes Interesse diesen Kampf herbeiführte 12 werden] Ga: werden ewig 14–18 Wie viele … Athener] Ga: Wir wissen daß bey Platea 300 Helden mit dem tap35 fersten Tode geschieden sind – daß die Athenienser ihre Stadt verlaßen haben und auf die Schiffe gegangen sind – Viele andre Völker haben vieleicht noch größere Aufopferungen gemacht, tausend und tausend Mahl sind 300 Helden mutig gestorben, und doch genießen sie keinen so hohen Ruhm, sie leben nicht in der Nachwelt wie die 300 Spartaner bey Platea 27 ausgebrochen] Ga: schrecklich ausgebrochen
40 7 eine Gunst so auch Ga; Wa: einen Geist
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rakterisierenden Zügen können wir ein Urtheil fällen; aber es sind nicht nur wir, die ein bestimmtes Urtheil haben können, sondern es sind die Alten selbst gewesen, die dieß Urtheil, diesen Unterschied auf bestimmte Weise gehabt. Es ist dieß Urtheil nicht zu suchen bei Plato und Aristoteles, bei den Filosofen überhaupt, denn hier sehen wir leicht, daß sich bei den Filosofen die Schale des Urtheils neigt auf die Seite der Lazedämonier. Bei den Filosofen ist eine bestimmte Idee gefaßt, die zu Grunde liegt, eine Idee, die selbst noch Einseitigkeit hat, – wodurch dieß politische Urtheil bestimmt ist. Das wahrhafte politische Urtheil über den Unterschied dieser beiden Staaten haben wir bei den Staatsmännern zu suchen, und bei dem, den man den größten Staatsmann aller Zeiten nennen kann, bei Perikles. – Dieser Mann, den wir vor und in den ersten Jahren des peloponesischen Kriegs an der Spitze Athens sehen, rühmt in der Leichenrede, die wir bei Thukidides finden (– wie viel dem Thukidides und Perikles davon angehört, läßt sich nicht genau entscheiden), von den Athenern, die für Athen gestorben sind, – nicht daß sie als Tapfre gefochten, – nicht dieß Formelle ist es, – sondern das, wofür er sie des Lobes würdig hält, ist der Inhalt: daß sie für einen s o l c h e n S t a a t gefochten haben, und gestorben sind. Indem wir den Perikles erwähnen, daß er an der Spitze der athenischen Demokratie gestanden, begnügen wir uns, die Hauptzüge des Geschichtlichen anzugeben, welche Züge einen Gegensatz machen gegen die Züge, die bei den Lakedämoniern herauszuheben sind. – Es ist schon früh bemerkt worden, daß die Bevölkerung Athens bald sehr gemischt worden ist, weil jener unfruchtbare Boden die herumziehenden Stämme weniger gereizt hat, Plünderungen vorzunehmen. – Wir sehen diesen Unterschied in Athen, einen Unterschied, der schon in großen Zügen herausgehoben worden ist. Einerseits sehen wir, daß der Ackerbau, Grundbesitz, eine wesentliche Basis der Subsistenz ausgemacht, auf der andern Seite die Richtung auf Handel, Schiffahrt, Gewerbe, Richtung auf das Meer überhaupt. | Eine dritte Klasse sind die Hügel-, Bergbewohner, die als die zahlreichste, aber auch als die ärmste angegeben wird. Als die Reichsten werden angeführt die Bewohner der Ebenen, die großen Güterbesitzer, worunter Familien waren, die Güter hatten in Kolonien, Peisistratus in Thrazien, Alkibiades. Diese aristokratischen Familien, Triakrier, Hügelbewohner, trieben Oli-
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4 bei Plato und Aristoteles] Er, ähnlich Ga: bei Plato und Xenophon 13 die] Ga: die er nach einer berühmten Schlacht in Athen hielt, und die 15 als Tapfre gefochten] Ga: für das Vaterland gekämpft haben und gefallen sind 15–16 nicht dieß … es] Ga: dies war sagt er ihre 35 Pflicht 17 einen s o l c h e n S t a a t ] Ga, ähnlich Er: solche Stadt wie Athen 19 Geschichtlichen] Ga: Geschichtlichen der Democratischen Verfassung in Athen 26 wesentliche] Ga: allgemeine 27 Richtung] Ga: Richtung der Athenienser 30 Ebenen] Ga: Thäler 23 hat] haben
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venbau. Ihnen kommt das weniger fruchtbare Land zu. Zwischen beiden haben die Küstenbewohner gestanden. Von diesen wird gesagt, daß sie die wenigsten gewesen. Diese 3 Klassen sehen wir, in den vorigen Staaten, den orientalischen hatten wir denselben Unterschied. In der ältern Geschichte kommt es auch vor, daß diese Unterschiede der Lebensweise, Bildung, auch verschiedne Ansprüche hervorgebracht hat. Die solonische Gesetzgebung bewirkte ein Temperament zwischen diesen Gegensätzen, – eine Gesetzgebung, die sich nicht bloß auf Staatsverfassung bezogen, sondern am Wesentlichsten Festsetzung des Privatrechts betraf. Die solonische Gesetzgebung war übrigens mehr aristokratisch, als demokratisch. Er machte 4 Fylen, Abtheilungen. Die 3 ersten Klassen bestanden aus den reichsten Bürgern; die 4. war die zahlreichste, aber weniger reich. Diese Klassen bildeten zusammen die Volksversammlungen. Aus den ersten Fylen wurden die obrigkeitlichen Ämter bestellt, die denselben vorbehalten waren. Sonst war Gleichheit der Gesetze. Unmittelbar nach der Solonischen Gesetzgebung, noch zu Lebzeiten Solons, ist ein Tyrann in Athen aufgetreten. Pisistratus bemächtigte sich der Herrschaft, nachdem Solon vergebens seine Mitbürger zu Erhaltung ihrer Freiheit aufgefordert hatte. Man sieht, wie schwach die Verfassung noch im Bewußtseyn, im Geist der Individuen eingeschrieben war. Eine schöne todte Frau gaben sie für Minerva aus, und fuhren sie in Athen ein, und die Athener ließen sich das gefallen. Übrigens hat Pisistratus die Gesetzgebung Solons ganz beibehalten. Bei Diogenes Laertius ist ein Brief des Pisistratus an Solon, – (Gegen diese Briefe lassen sich bedeutende Einwürfe machen.) – worin er den Solon einladet, nach Athen zu kommen. Er verlangte Nichts, als was Athener ehemals an die Kekropier, Kodrus p, entrichtet hatten, – nur seine Privatrechte nahm er in Anspruch. Es ward erzählt, nachdem Pisistratos schon stqbnnou gewesen, und des Mords angeklagt worden, habe er sich doch
1 beiden] Ga: beiden Klassen 2 Küstenbewohner] Ga: Paraler Küstenbewohner 4–6 In der … hat.] Ga: Diese unterschiedenen Bewohner Athens, sind oft in MißVerständniße und Zwist geraten. 8–9 Festsetzung des Privatrechts] Ga: PrivatVerhaltniße berucksichtigte 9 Gesetz12–13 den ersten Fylen] Ga: der ersten Klasse 13 die obrigkeitli30 gebung] Ga: Verfassung chen Ämter bestellt] Ga: Personen zu den höchsten Aemtern gewahlt 14–16 Unmittelbar nach … Herrschaft] Ga: Solon verließ Athen nachdem er seine Verfassung eingeführt hatte, aber kaum war er kurze Zeit abwesend, so stand schon Peisistratus als Tirann an der Spitze des Staates 16–17 seine Mitbürger … hatte] Ga: aufs innigste bat, damit sie ihre Freiheit nicht ver18–19 schwach die … war] Ga: eußerlich in Athen vorhanden war, und was 35 spielen möchten für schwache Wurzeln sie geschlagen hatte 21 ganz beibehalten] Ga: in Athen kräftig machte 21–25 Bei Diogenes Laertius … Anspruch.] Ga: Daß er nicht einmahl im Sinne hatte die Solonische Verfassung aus Athen zu verbannen beweist der Brief welchen er an Solon schrieb, und in welchem er ihn nach Athen zurück | zukehren einladet, – und in welchem er ausdrücklich 40 sagt daß er nur seine PrivatRechte bestritten haben wollte, um Abgaben wieder von den Atheniensern zu empfangen die sie dem Cecrops bezahlten.
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vor den Areopag gestellt. – Man sieht, daß die Herrschaft des Pisistratos nothwendig gewesen, einer Seits, die mächtigen Familien zusammenzuhalten; andrer Seits die Athener an diese Solonschen Gesetze zu gewöhnen, das Leben nach ihnen zu Gewohnheit und Sitte zu machen. So wie die Athener daran gewöhnt waren, war die Herrschaft der Pisistratiden überflüssig, – und sie sind ohne Mühe ermordet und vertrieben worden. Es gehört zu einer Verfassung, daß Gesetze sind, so daß diese auch in die geistige Substanz übergegangen, zu sittlicher Gewohnheit geworden sind. – Es ist in neueren Zeiten der Versuch gemacht worden, einem Volke eine Verfassung zu geben, die seinem eignen Geiste fremd ist, die in seinem Geiste weder eine innre noch äußre Wurzel hat. Solche a priorische Verfassung ist für sich schon etwas Ohnmächtiges, – in Ansehung dessen sich die Gelegenheit ergeben muß, daß es wieder entfernt wird. – Das demokratische | Prinzip wurde dann weiter ausgeführt durch Klisthenes, und Perikles hat dann das Seinige gethan, um eigentliche Demokratie in Athen einzuführen. – Die Gleichheit des Antheils der Bürger an den öffentlichen Angelegenheiten wurde immer mehr vergrößert, das demokratische Prinzip immer mehr ausgedehnt. Klisthenes vermehrte die Anzahl der 4 Fylen auf 10, wodurch der Vorzug der früher mehr berechtigten Geschlechter vermindert wurde, in der Besetzung der Ämter. Perikles hat die Gewalt des Areopagus, eines alten Gerichtshofes, auf die wichtigsten Angelegenheiten beschränkt. – Besonders hatte dieser die Verwaltung des öffentlichen Schatzes. Diese Finanzverwaltung trug Perikles an die Gesammtheit der Bürger, die Volksversammlung, über. Die athenische Demokratie ist von dieser Seite das Gegentheil gegen den Antheil des Volks an öffentlichen Angelegenheiten so, daß die Verfassung eines Reichs als repräsentativ vorgestellt wird. Das Hauptstück wird darein gesetzt, daß solche Stände wesentlichen Einfluß haben, wesentlich ihre Verwilligung geben zu öffentlichen Abgaben und die Art der Verwendung derselben. Das Budget macht in Frankreich und England den Hauptgegenstand aus für die Theilnahme der Bürger an den öffentlichen Angelegenheiten. – Hier in dieser demokratischen Verfassung hat das Volk noch die Bestimmung über die finanziellen Angelegenheiten nicht in seinen Händen. Perikles hat der Demokratie diese höchste Ausdehnung gegeben. Er ist an ihrer Spitze gestanden. Perikles war der größte, schönste Charakter von einem Staatsmann der je in der Geschichte existirt hat. Es ist ein ganz andres
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4–5 So wie … waren] Ga: Nachdem die Solonische Verfassung Wurzeln geschlagen hatte 6 ver- 35 trieben worden] Ga: vertrieben, und die berühmte Atheniensische Democratie, welche ihren Gipfel des Glanzes unter Pericles empfangen hatte, kam zum Vorschein. 26 Das Hauptstück] Ga: Der HauptAntheil von Reichsständen 27 Einfluß] Ga: Einfluß auf die offentlichen Angelegenheiten 30 demokratischen] Ga: reinen Democratischen
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Verhältniß eines Staats in itziger Zeit, als in Athen. Die versammelten Bürger waren es, vermittelst deren, und nur in Wirksamkeit für welche Perikles Gewalt haben konnte; und diese Athener, dieß Volk war das geistreichste, gebildetste und leichtsinnigste Volk. Kein Standpunkt eines Staatsmanns kann so schwierig seyn, und der Triumf, Etwas zu gelten, als der des Perikles im Verhältniß zu einem solchen Volke, Verfassung. Er ist eines der größten Individuen in dieser Demokratie. Demokratie kann nicht seyn ohne große Individuen, die an die Spitze sich stellen und gestellt werden. Perikles ist der größte dieser Individuen in der athenischen Demokratie, – ein ganz plastischer Charakter, der mit seinen Talenten, Bildung sich nur zum Zweck setzte das Wohl seines Staats, die Ehre seines Vaterlandes, – nicht Ehrgeiz partikulärer Intressen. Alle seine Beschäftigungen, sein ganzer Charakter, ist auf diesen Einen Zweck gerichtet. Wie ein Götterbild, Ideal, das eine Idee, Charakter ausfüllt, und wo alles sonstige Veränderliche, Zufällige verbannt ist. Die Gestalt, Form, drückt nur diese Eine Idee aus. So war sein Leben auf diesen Einen Zweck gerichtet. – Es wird erzählt, Perikles habe nie mehr gelacht, als er sich dem Staate gewidmet. Heiterkeit, geselliges Leben hat er zurückgesetzt, – keine Gastmahle bei häuslichen Vorfällen, zB bei Heirathen, Geburt von Kindern, keine Spiele mehr besucht. Er lebte nur im ganzen Umfange, auch seines äußerlichen Lebens, in dieser strengen Richtung auf diesen Zweck. Das ist die höchste, schönste Blüthe des athenischen Volks. Perikles hatte das bestimmte Bewußtseyn, was Athen ist, | was der Geist des Volkes ist, wie er sich vom spartanischen unterscheide. Die Hauptbestimmung, auf die sich Alles reduzirt, giebt er in jener Eloge an: „wir lieben das Schöne ohne Prunk mit Sparsamkeit, auf einfache Weise; – wir Athener filosofiren, ohne dadurch unbekümmert, fahrlässig, sorglos zu seyn, ohne in Abstraktes, Wohlgefallen an seinen Gedanken uns zu verlieren. Wir haben Kühnheit und Tapferkeit; wir haben aber auch ein Bewußtseyn über das, was wir unternehmen. – Bei Anderen ist es Mangel an Bildung, was ihnen Muth und Tapferkeit giebt, – so daß der Gedanke ihnen die Tapferkeit benimmt. Für die Vortrefflichsten sind die mit Recht zu halten, die auf ’s Bestimmteste Erkenntniß haben dessen, was hart, übel, oder angenehm und wissenswerth
5 der Triumf ] Er: Ruhm und Triumph 13 Idee] Ga: hochste Idee 14 Veränderliche] Ga: Besondre 15 So war … gerichtet.] Ga: wie alle seine Formen nur den einen Gedanken ausdrücken 17–18 bei häuslichen Vorfällen] Ga: welche die Athenienser oft um ihre heußlichen 20 Zweck] Ga: höchsten Zweck, für sein Vaterland 20–21 Das ist … 35 Verhaltnißen zu steuern Volks.] Ga: Er ist es auch der die höchste Blüthe und Ausbildung Athens beschleunigte. 21 das bestimmte] Ga: ein genaues 30 Vortrefflichsten] Ga: volkommensten 30–31 auf ’s Bestimmteste Erkenntniß] Ga: ein klahres Bewußtseyn 31 oder angenehm und wissenswerth] Ga: und was Vergnügen 40 33 alle seine] seine alle
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ist, – gebildet in ihrem Geiste sind, und des wegen doch nicht von Bestimmtheit der Gefahren sich abhalten lassen.“ Was Perikles ausdrückt, ist diese Größe des Bewußtseyns, der Bildung, Ernst der öffentlichen Angelegenheit, Aufopferung, die das Vaterland vom Individuo fordert – und daß mit diesem gebildeten Bewußtseyn zugleich kühne Tapferkeit verbunden ist. – Wenn wir nun nach diesem zu Sparta übergehen, finden wir da gleich in der geschichtlichen Entstehung des spartanischen Staats ein disparates Verhältniß. – Wie die Dorier, Spartaner, sich im Pelopones niederließen, – ist bekannt. Sie sind als fremder Stamm aufgebrochen, und haben die Einwohner, die Achäer im Ganzen zur Sklaverei unterjocht, und diese haben ein ganz andres Verhältniß, als die Sklaven in Athen, die es im Ganzen noch gut hatten, – wie das der Türken gegen die Griechen, aber noch härter. Die Spartaner haben zu diesen Heloten, diesem Sklavenvolke ein fortdauerndes Kriegsverhältniß beibehalten, so daß die jungen Spartaner zu kriegerischen Übungen, Vorbereitungen zum Kriege auf die Helotenjagd ausgingen; doch wohl nicht derer, die in Sparta selbst sich befanden, sondern derer, die noch in der Wildniß lebten, sich draußen hielten, wie die Bukaniers auf den westindischen Inseln. Auch die Eforen haben den Antritt ihres Amts damit eröffnet, eine Kriegserklärung gegen die Heloten zu machen. Bisweilen, zu Zeiten großer Noth, haben die Spartaner die Heloten frei gemacht, sie bewaffnet, und diese haben ihnen wesentliche Hilfe geleistet; aber, nachdem die Spartaner mit ihrer Hilfe die Gefahr abgeleitet, haben sie die ganze Masse (6000) niedergemacht, – eine schändliche Treulosigkeit, Niederträchtigkeit, Verrätherei. Sie hatten ein Verhältniß gehabt, wie in den Negerkolonien, wo die Pflanzer in beständigem Mißtraun gegen ihre Untergebnen seyn müssen. Immer lebten sie in Besorgniß vor Empörung. Außer den Heloten haben sie auch ein freies griechisches Volk, die Messener zu Sklaven gemacht. Was näher die nazionalen Einrichtungen betrifft, so hat Lykurg, – wenn auch itzt seine historische Existenz bezweifelt wird, so ist doch gewiß, daß das Privateigenthum, der Grundbesitz des lazedämo|nischen Gebiets in 30 000 gleiche
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7 Entstehung] Er: Erscheinung 9 aufgebrochen] Ga: in den Pelopones eingerückt Einwohner] Ga: ersten Bewohner 11 gut hatten] Ga: hatten es die Sklawen gut, sie wurden menschlich behandelt, in Sparta war das Verhaltniß der Sklawen sehr hart 14–15 zu kriegerischen … Kriege] Ga: um sich in der KriegsKunst zu üben 19 Bisweilen, zu … Noth] Ga: Einmahl nur und das in der größten Noth Er: Einigemal 20 wesentliche Hilfe] Er: große Dienste 22–23 haben sie … 35 Verrätherei] Ga: Sie ließen alle freigesprochenen niederhauen, und gaben der Welt den heßlichsten Beispiel von der größten Treulosigkeit. 23–25 Sie hatten … Empörung.] Ga: Das Verhaltniß der Spartaner zu ihren Sklawen war sehr dem jetzigen Verhaltniße der Europeer zu den Negern ahnlich – | welche weil sie mehr an Zahl sind immer von den Europeern aus Furcht vor einer Empörung aufs feindlichste behandelt werden. 40
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Theile vertheilt, und daß den siegenden Spartanern 9000 Theile, die übrigen den Besiegten, den Lazedämoniern überlassen worden. So ist Gleichheit des Vermögens, das im Grundbesitz bestand und bestehen sollte, wesentliches Verhältniß in Ansehung des Privateigenthums. – Es ist auch Gebot, daß der Grundbesitz vom Eigenthümer nicht verkauft werden dürfe. – Dieß Gebot ist auch bei Moses, daß ein festes, unveräußerliches, eisernes Erbtheil die Familien besitzen sollten. – Diese Gleichheit ist eine oberflächliche Vorstellung, die wohl durch den Kopf kommen kann, aber näher betrachtet, sich gleich als leere Abstraxion zeigt. In äußerlichen Dingen ist Ungleichheit wesentliche Bestimmung. Dieß Grundgesetz, dieser Grundzweck, Gleichheit in Ansehung des Vermögens zu erhalten, hat sich in der Entwicklung der lazedämonischen Geschichte gezeigt bloß theoretisch zu seyn, nicht in der Wirklichkeit vorhanden und praktisch, eben weil es kein Wahrhaftes ist. Lazedämonien hat grade durch das Gegentheil, Ungleichheit des Grundbesitzes gelitten. Eine einzige Tochter wurde oft Besitzerin von Theilen mehrerer Familien, und die letzte Wirkung war, daß das Grundeigenthum sich in den Händen von sehr Wenigen befand. Der älteste Sohn sollte bloß erben. Das letzte Resultat dieser Einrichtung ist ganz gegen die ursprüngliche Bestimmung, so daß die Anderen durchaus in dieser Rücksicht abhängig wurden. – Kein andres Geld als von Eisen wurde zugelassen. Darüber wurden die Spartaner von den anderen Griechen ausgelacht. – Eine Hauptbestimmung liegt darin, daß keine Industrie, Betriebsamkeit nach Innen, kein Handel nach Außen bei ihnen Statt gefunden, und auch keine Seemacht. Sehr hoch ward den Spartanern angerechnet die Gleichheit der Sitten, Familiarität, daß sie zusammen speisten. Dieser Zustand ist nicht hoch anzurechnen. (Das Natürlichste ist im Gegentheil mit seiner Familie zusammenzuspeisen. Essen und Trinken ist Privatsache. – So war es auch bei den Athenern. Dagegen waren sie den ganzen Tag auf dem Markte, und in den Gymnasien beisammen. Das war Gesellschaftlichkeit, die sich theils auf Gymnastik bezog, theils auf geistige Bildung. –) Die Kosten der Speisen wurden durch monatliche Beiträge
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9000] Er: 7000 8 leere] Ga: reine 12–13 nicht in … Wahrhaftes] Ga: welcher nicht zur Praxis kommen konnte 13–14 Lazedämonien hat … gelitten.] Er: Die Lacedämonier haben das selbst gefühlt. 14–15 Eine einzige … Wirkung] Er: Verschiedene Theile schmolzen zusammen und die letzte Erscheinung wurde oft … Familien] Ga: welche ein Grundstück als Erbin besaß, brachte dieses durch Heirath in eine andre Familie 17–19 erben. 35 Das … wurden.] Ga, ähnlich Er: nach den Gesetzen erben, was aus den übrigen werden sollte (Ga:wäre ein Gegenstand näherer Untersuchung Er: ist nicht bekannt) 19 Kein andres … zugelassen.] Ga: Es wird auch dem Lycurgus zugeschrieben daß er Geld von Eisen machen ließ. 21 Hauptbestimmung] Ga: Hauptbestimmung dieser Einrichtung 24 Dieser Zustand … anzurechnen.] Ga: es ist aber nicht einzusehen warum? Zur Uebung der Kinder war eine Gesell40 schaftlichkeit die sich theils mit der Gymnastik, und mit ihrer geistigen Ausbildung | bescheftigte. 29 monatliche Beiträge] Ga: gemeinschaftliches Geld
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bestritten. Wer zu arm war, diesen Beitrag zu leisten, war ausgeschlossen. – Was die Grundzüge der Verfassung betrifft, so sehen wir Könige und die hfqotrjb , einen Rath der Alten, der aus 30 bestand. – In Athen war auch ein solcher Rath, an den die Geschäfte zu kommen hatten, und der den Vortrag an das Volk machte. Die hfqotrjb wurde vom Volke gewählt und die Gewählten behielten ihr Amt Lebens lang. Eigenthümlich ist den Spartanern das Amt der E f o r e n . Diese kommen als die bedeutendsten Personen vor, besonders im Verhältnisse zu anderen Staaten. Die Eforen standen an der Spitze des Volks. Sie entsprechen dem von einer Seite, was die Tribunen des Volks in Rom waren, oder Demagogen in Rom, aber mit noch ganz andrer Gewalt und Vorrechten. Plato nennt das Eforat eine stqbnnju. Sie habe die Gegenbehörde gegen König und hfqotrjb ausgemacht. Sie war es, die mit den Volksversammlungen in unmittelbarer Verbindung stand, und vor allen andren Magistraten mit dem | Volke unterhandelte. Sie konnten das Volk berufen, Gesetze vorschlagen. Besonders zeigen sie große Gewalt im Verhältniß mit äußeren Staaten. Aristoteles sagt, daß sie nach Zufall dazu ernannt werden konnten, Leute aus dem Volke ohne Auszeichnung, Ansehen, dazu gelangen konnten. Es ist nicht klar, ob sie durch’s Loos gewählt wurden oder nach dem zufälligen Willen der Bürger. Wie zur Zeit der französischen Revoluzion Robbespierre u.a. theils gegen Königsthum, Regierung, theils gegen die gebildete Welt durch den unmittelbaren Zusammenhang mit dem sogenannten Volke die größte Macht hatten, und Tyrannis ausübten, so hatten die Eforen durch diesen Zusammenhang diese große Wichtigkeit. Die Sitten der Lazedämonier sind besonders berühmt. Sie bestanden in der Strenge, mit der die Pflichten gegen das Vaterland, der Zweck des Staats in Jedem gelebt, für Jeden höchste, unbedingte Pflicht war. Das ist allerdings etwas Großes; doch auch bei den Athenern. Aber bei den Athenern ist auch dieß, was Perikles rühmt, daß sie zugleich einen entwickelten Geist hatten, der bestimmtes Bewußtseyn über das Prinzip der Angelegenheiten gehabt, bestimmtes Bewußtseyn allgemeiner Gedanken. Man kann von den Sitten der Lazedämonier, ihrer Einfachheit der Sitten, großes Rühmen machen; und gegen Nichts sind die Menschen so undankbar als gegen Bildung des Geistes. So ward (von Rousseau zB) der Zustand der Nordamerikaner als der höchste Zustand gepriesen.
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2 die Grundzüge der Verfassung] Ga: die politische Verfassung 8 Staaten] Ga: Aemtern 10 Rom] Ga: Athen Plato nennt] Ga: Plato und Aristoteles nennen 11 die Gegenbehörde] Er: das Gegengewicht 14 berufen, Gesetze vorschlagen] Ga: jeder Zeit berufen, 35 Gesetze machen etc 15 Aristoteles] Ga: Auf welche Weise ihre Wahl geschah ist unbestimmt, Aristoteles 22 große] Ga: größte 26–27 Aber bei … rühmt] Ga: und was sie obendrein besaßen ist das was wir von Pericles ausgesprochen hören 27–28 der bestimmtes … bestimmtes] Ga: reines 30 Sitten] Er: Sitten ohne Bildung 31–32 So ward … gepriesen.] Ga: Rousseau hat die Zeiten der Menschlichen Unschuld sehr hoch gepriesen. 40
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Wenn der Mensch weiß, was er an Tiefe, Gründlichkeit des Bewußtseyns hat, zu Bewußtseyn gekommen ist, was Tiefe des Geistes ist, kann er dieß Einfache nicht so hoch anschlagen, sondern er muß es tief hinuntersetzen gegen die Ausbildung des Geistes. Die spartanische Demokratie ist in substantieller Haltung gewaltsam: denn die Einheit, in der die Individuen zusammengehalten werden, ist in ihrer Richtung auf den Einen Zweck des Staats eine Gewaltsamkeit, die Beziehung hat auf unterjochte Völker, die Heloten, und gegen die innre Individualität. Um dieser Einheit Willen, in der die Individuen festgehalten werden, ist es, daß Plato und Aristoteles sehnsuchtsvoll die Augen richten auf Lazedämon. Aber in Athen ist bei derselben Einheit des Geistes, wo die Bürger, Individuen in der Einen Athene stehen, zugleich Freiheit der Individualität und Ausbildung des Gewährens der Individualität damit verbunden. In sofern hat in Athen die Macht, Wirksamkeit, das Bestehen des Geistes nicht so auf dieser Gemeinsamkeit, einen Tugend, beruht, sondern Athen hat das Bedürfniß gehabt, daß tugendhafte Individuen an die Spitze getreten sind, Miltiades Themistokles, Aristides, zur Zeit der medischen Kriege, und Perikles. In Athen sehen wir aufgehen die subjektive Freiheit des Menschen in sich selbst, sehen das Individuum die Erlaubniß haben, sich in seiner Subjektivität zu fühlen, zu wissen, in sein innres Selbst sich zu wenden, und aus dieser Innerlichkeit, dem individuellen Geiste, Genie, produktiv zu werden. Wir sehen in Athen das Höchste der Kunst und Wissenschaft hervortreten, das Klassische in der Tragödie des Sofokles, wie in der Komödie des Aristofanes, in der Geschichtsschreibung Thukidides, – das tiefe gründliche, einzige Muster, den wahrhaften Gedanken, – bei Fidias die höchste Stufe der Skulpturarbeit, die Beredsamkeit zu dieser Schöne, Rundheit | des Mundes, zu dieser Entfaltung der Leidenschaften in der Rede, gelangen; – das innre, reine Bewußtsein des Geistes sich entwickeln bei Plato und Aristoteles, der zwar seiner Geburt nach kein Athener, aber seiner Bildung und seinem Aufenthalte nach war. Das Ideale in seinem Glanze, Vollkommenheit sehen wir hier geboren werden. – Die höchste Natur des Geistes ist diese von Perikles gerühmte Wirklichkeit im Bewußtseyn, daß der Geist sich objektivirt, daß er weiß, was er ist,
2 Einfache] Ga: einfache Leben 9–10 Plato und Aristoteles] Er: Plato Xenophon und andere 13–15 In sofern … beruht] Ga: In Athen war die Macht des Staates nicht sowohl auf diesem Einem der Bürger, auf diesem gemeinschaftlichen indifferenten Geist gestützt 15–16 tu25 die Beredsamkeit … Schöne] Ga: 35 gendhafte Individuen] Ga: tugendhafte große Männer eben so die großen und hohen Redner der Athenienser 29 Das Ideale] Ga: mit einem Worte: wir sehen das Ideal Glanze] Ga: ganzen Glanze 29–30 hier geboren werden] Ga: in Athen zum Vorschein kommen 30 Die höchste … Geistes] Ga: der höchste Ruhm Athens 31 daß der … ist] Ga: das Bewußtseyn des Geistes nemlich, und die Darstellung desselben in Künsten und 40 Wissenschaften. Der Geist ist eben dies, zu wissen was er ist.
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und das auszusprechen und darzustellen weiß. Diese Existenz, die so der Geist sich selbst auf ideale Weise gegeben, ist darum die ewig dauernde Athene; der Geist Athens hat überlebt seine Existenz. Ewige Muster der Wahrheit, des Erkennens, sind diese klassischen, unübertrefflichen Geisteswerke. Das ist das höhere Prinzip der Innerlichkeit, Bewußtseyn des Geistes über sein Wesentliches und Wahrheit, Bewußtseyn über sich, eine Innerlichkeit, die diese Idealität einer Seits ist, Wissenschaft und Kunst produzirt, die aber auf der andern Seite das Prinzip des Verderbens ist, und zerstörend auf den griechischen Geist wirkt. Das Verderben des griechischen sittlichen Geistes ist das sich in sich Zurückziehen des Individuums aus der unmittelbaren Sitte und Sittlichkeit. Das, was recht ist, was sich gehört, dem Menschen Werth giebt, i s t , das Gesetz lebt in den Individuen; das Hauptgesetz ist die Einheit des Staats, und diese ist das Bewirkende, Bildende des Willens, der Zwecke, Intressen des Individuums. Das Individuum ist unmittelbar identisch mit diesem allgemeinen Wesen, Gesetz, Vernünftigkeit. – Das Höhere ist, daß das Individuum als solches in sein Selbst zurückgeht, sich in sich zurückzieht. Dieß hat diese 2 Formen: 1.) aus diesem Selbst das geniale Produkt der Kunst hervorzubringen und der Wissenschaft, das Wesen, das in ihm ist zu wissen, diese Identität des Geistes, der nicht nur ist, dieser zu seyn auf reelle Weise, sondern denselben auch zu wissen; – und 2.) daß das Individuum aus dieser unmittelbaren Sitte heraus in sich geht, aber in sich seine Partikularität findet, und geltend macht gegen Gesetz, Sittlichkeit, allgemeinen Zweck – und so erscheint dieß Insichgehn als Verderben, daß die Bürger ihre Partikularität, Meinungen, was sie als das Rechte bestimmen, ihre Einsicht, Privatüberzeugung, Privatintresse geltend machen, und darauf beharren gegen das, was allgemeines Gesetz und Sitte ist. Dieß sich Sammeln des Individuums in sich selbst, in sich selbst frei werden, diese Freiheit des Individuums ist diese ideelle, wissenschaftliche, künstlerische Weise, – andrer Seits frei werden der Parti-
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1 und das … weiß] Er: und macht dies gegenständlich in Kunst und Wissenschaft. Die griechische Sittlichkeit die den Spartanern und Atheniensern gemein war kam in letzteren zu Bewußtseyn. 1–2 Diese Existenz, … Athene] Ga: | Die Griechische Sittlichkeit also, ist in 30 Athen zu sich selbst gekommen und hat sich in Künsten und Wissenschaften ausgesprochen. 3–6 Ewige Muster … Wahrheit] Ga: er wird ein ewiges Muster für das Classische bleiben. Das ist eben die höhere Stufe der Athenienser, und das Uebergewicht derselben über die einfachen Spartaner. 12 Einheit des Staats] Ga: Einheit mit dem Staate 12–13 das Bewirkende, … Individuums] Ga: das wirkende belebende Princip für alle 15 Höhere] Ga: höhe- 35 re Princip 16–19 1.) aus diesem … wissen] Ga: 1mo Das Wesen das in ihm ist in der Kunst und Wissenschaft real zu machen – denn die Idealitaet des Geistes ist nicht nur zu seyn, aber auch von sich ein Bewußtseyn zu haben – auf eine reelle Weise. 21 und geltend … Zweck] Ga: und diese gegen den allgemeinen Zweck geltend mache 27–1023,2 frei werden … Zwecke] Ga: das We40 sen der Particularitaeten und Besondernheiten
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kularität des Individuums, das Beharren auf Leidenschaften, Neigungen, besondre Zwecke. In Athen sehen wir die Freiheit der Individualität hervortreten, 1.) auf diese herrliche, vortreffliche, edle Weise; aber auch 2.) auf partikuläre Weise. In Sparta tritt dieß Verderben nur auf der 2. Weise hervor, wo das Zurückgehen des Individuums in sich nur Verderben ist, und das Verderben in Sparta ist um desto häßlicher, unwürdiger, gemeiner. – Zunächst ist das Beruhen des griechischen Geistes innerhalb seiner selbst, nachdem er es nicht mehr nöthig hatte, sich nach Außen gegen Persien zusammenzuhalten, diese negative Richtung nach Außen nicht mehr hatte, ist dieser Bruch, Negazion in sich selbst hervorgekommen, und er hat diese äußerliche politische Erscheinung vornehmlich im peloponesischen Kriege. Am Anfange desselben stand Perikles an der Spitze Athens, die ausgebildetste, tugendhafteste, freieste, weiseste Gestaltung. Athen hatte nach dem medischen Kriege, sofern er die Existenz Griechenlands bedrohte, den Krieg mit dem persischen Reiche weiter fortgesetzt; – Sparta | hat sich in die ruhige Gestalt seines Lebens zurückgezogen, in Athen hat sich der Geist des Weitergehens, der Reflekzion aufgethan. Im Zusammenhange damit hatte Athen sich große Herrschaft, Übergewicht erworben, die Hegemonie über Griechenland. Athen hatte eine Menge von Bundesgenossen, besonders die Inselbewohner. Bundesgenosse, das hat zunächst die Form der gleichen Rechte verschiedner unabhängiger Staaten. Aber, wenn Staaten in Beziehung auf einander sind, so hat der mächtigste das Übergewicht über seine Bundesgenossen, die als Bundesgenossen mit ihm auf gleicher Stufe stehen. Die Bundesgenossen gaben Beiträge zur allgemeinen Kasse, die sich in den Händen Athens befand. Dafür unterhielt Athen die Flotte, aber hielt die Bundesgenossen davon ab, selbst eine Flotte zu halten. Die Leistungen der Bundesgenossen verwandelten sich so in Geldbeiträge. Ein Theil dieser Beiträge ist auf die herrlichen Tempel verwendet worden, aber es ist dieß eine Verschwendung, von der wir nun Genuß haben. Thukydides sagt: erst nach Perikles Tod habe man erkannt, wie viel Vorräthe Perikles in dem Arsenal aufgehäuft. Athen war so in seiner höchsten Blühte, so daß Xenofon sagt: wer be-
2 die Freiheit … hervortreten] Ga: beide Formen der auf kommenden Freiheit vorhanden 10–11 äußerliche politische Erscheinung] Ga: reelle Existenz 16–17 hat sich … aufgethan] Ga: war schon der Geist des weitergehens vorhanden 17 große] Ga: die höchste 18–19 Athen hatte … Bundesgenossen] Ga: Eine Menge von Bundesgenossen stand in Freundschaftlichen Verhaltnißen mit 23 Beiträge] Er: Abgaben 25–26 Die Leistungen … Geldbeiträge.] Er: | Es ist 35 diesen Staate. Athen zum Vorwurf gemacht daß es die Bundesgenossen nicht Flotten halten ließ sondern Geldbeiträge geben ließ. 26–28 Ein Theil … haben.] Ga: Die Abgaben benutzte Pericles um die Künste in ihrer Blüthe zu erhalten 30 Athen war … Blühte] Ga: Mit einem Worte Athen stand an der Spitze der Griechischen Stadte welche alle democratische Verfassungen hatten. 40 6 gemeiner. – mit Verweiszeichen am Rande (Absatz eigentlich)
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darf nicht Athens? alle Länder bedürfen Athens, welche reich sind an Korn und Wein, welche mit ihrem Verstand und Gelde wuchern können; sind es nicht Handwerker, Filosofen und Dichter, die dasselbe nothwendig haben? und Alle, welche ein Verlangen haben, zu sehen, was sehenswerth, zu hören, was hörenswerth ist, in Beziehung sowohl auf das Heilige, Religiöse, als auf den Staat? – Diese Vereinigung so vieler großer, besondrer Staaten war von der Art, daß die Bundesgenossen sich dadurch gedrückt gefühlt haben. Das Verhältniß war noch nicht gefunden, wie mehrere Gemeinen vereinigt mit gleichen Rechten bestehen könnten neben einander. – Die Amfiktyonen waren solche Vereinigung, – auch die Orakel, aber die Vereinigung war entweder eine lose, wie bei den Amfiktyonen, daß sie ihren Zweck nicht erfüllte, oder, wenn sie wirksam und bestimmter war, war sie für die vereinigten Staaten unerträglich. – Athen ist im peloponesischen Kriege seinem Nebenbuhler, dem lakedämonischen Staate, unterlegen. Es gehört aber eben so zu diesem Bruche Griechenlands in sich selbst, daß Sparta gar nicht durch seine Tugend die Herrschaft erlangt, sondern es gehört zum Verderben Griechenlands, daß Sparta sich nach fremder Hilfe umsah. Sparta ist so ein Verräther an Griechenland geworden, daß es Persien in die einheimischen Händel gezogen. – 2.) daß es die griechischen Städte dem Namen nach befreit, d.h. außer Abhängigkeit von Athen gesetzt hat; aber die Messeneer hat es in Unterwürfigkeit behalten, wie bisher Athen die Bundesgenossen, in deren Staaten nun die Spartaner die demokratische Verfassung auflösten und aristokratische oder vielmehr oligarchische einführten, – und vermittelst dieser Oligarchie haben sie die einzelnen Staaten einander unterworfen, alle aber in Abhängigkeit von sich gebracht. – Ein 3ter Hochverrath, den Sparta an Griechenland beging, war, daß sie durch den Frieden des Antalkidas die griechischen Städte in Kleinasien, und die Inseln Cypern und Klazomene den Persern überließen. Eben so hat Sparta in Athen die hfqotrjb eingeführt (– in Sparta 28 hfqonsfu, aber mit den 2 Königen 30) – ein Kollegium von 30 Oberhäuptern, deren Tyrannei jedoch nur kur-
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2 Wein] Ga: Wein Oel 4–5 welche ein … ist] Ga: die das Schöne sehen wollen 5 das Heili- 30 ge] Ga: Kunst Staat] Ga: StaatsVerfassung?“ Auf diese Weise spricht Xenophont von Athen. 7–10 Das Verhältniß … Orakel] Ga: Nicht Freundschaft oder andre schöne Verhaltniße waren des Bundes Ursachen – die Noth zwang sie dazu! 12 vereinigten Staaten] Ga: Bundesgenossen 12–14 Athen ist … unterlegen.] Ga: Sparta stellte sich also an die Spitze der Staaten, und der peloponnesische Krieg begann, in welchem Athen unterliegen mußte. 14 un- 35 terlegen] Er: erlegen. Die Weise der substanziellen Einheit in Sparta hat damit momentan Uebergewicht erhalten ueber Athen. 16–17 sich nach … umsah] Er: fremde Hilfe – schlechte Mittel gebraucht hat 19 dem Namen nach befreit] Ga: zwar der Form nach von Athen befreit 23–25 und vermittelst … gebracht] Er: und durch solche Oligarchien sie innerhalb ihrer selbst in Unterdrückung gesetzt und sich selbst mehr unterworfen Ga: wodurch sie in sich selber 40 und noch obendrein durch Sparta unterdrückt wurden
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ze Zeit gedauert hat. – Sparta steht also nun an der Spitze von Griechenland, aber nicht wie Athen an der Spitze seiner Bundesgenossen gestanden hat, sondern auf tyrannische | Weise, so daß die griechischen Städte über das Übergewicht ihrer Befreier noch vielmehr empört waren, als früher über Athen. – Sie haben also ebenso das spartanische Joch herabgeworfen, und Lakedämon ist zur Unbedeutenheit herabgesunken. Das alte Unrecht, das die Spartaner an den Messenern begangen, ist wieder hergestellt, wieder gut gemacht worden. Arkadien ist wieder zum Staate hergestellt, die Stadt Megapolis gegründet worden, worin zuerst die Einwohner mit Gewalt zusammengehalten werden mußten. Thebä steht an der Spitze, aber sein Übergewicht dauerte kurze Zeit. Zu diesem Übergewicht ist auch Unterstützung von Persien herbeigezogen worden. – Wie wir in Sparta das plastische Staatsprinzip, in Athen das Prinzip der reflektirenden Freiheit, Individualität sehen, so ist in diesem nördlichen Staate die Subjektivität des Gemüths vornehmlich überwiegend. Darum ist dieß Land auch Geburtsort des größten lyrischen Dichters: denn das lyrische Prinzip geht nach dieser Seite der empfindenden Subjektivität hin. Dahin gehört auch die Schaar der Freunde. – Nachdem Theben so diese glänzende Eine Periode gehabt, zu der es durch seine Subjektivität emporgekommen ist, – ist es zu dieser Schlemmerei herabgefallen, diesem unwürdigen Leben, Zustande, den Polybius schildert. Diese momentane Anspannung Thebens ließ bald nach, und es sank wieder in nicht wichtige Bedeutsamkeit. – Der politische Zustand Griechenlands ist so im Ganzen ein in sich zurück getretner, wo die Theile auf die manchfachste Weise verwickelt sind, – nach der einen Seite friedliches Verhältniß des einen Staats mit einem andern, mit einem andern aber feindliches Verhältniß Statt fand. Diese friedlichen und feindlichen Verhältnisse sind wandelbar. Eben so ist kein Staat mehr mit Verträglichkeit innerhalb seiner selbst, jeder in Fakzionen getheilt, von denen immer ein Theil als
3–5 so daß … herabgeworfen] Ga: Die Bundesgenossen empörten sich, und Theben an ihrer Spitze befreite ganz Griechenland von Spartas Uebermacht. 8 Megapolis] Ga: Megalopolis in 10 Thebä steht … Spitze] Ga, ähnlich Er: T h e b e n erscheint also als das 3te Princip in 30 Arcadien Griechenland. dauerte kurze Zeit] Ga, ähnlich Er: hat nicht lange gedauert – es scheint nur an die Existenz der Thebanischen HauptIndividuen an den Epaminondas und Pelopidas geknupft gewesen zu seyn 12 plastische Staatsprinzip] Er: Substantielle 15 Geburtsort] Er: Vaterstadt Ga: Vaterland größten lyrischen Dichters] Ga: großen lirischen Dichter Pindar 18–19 ist es … 20–21 es 35 herabgefallen] Er: in die Gemeinheit versunken Ga: so sank es später ganz herunter sank … Bedeutsamkeit] Er: es hat seine vorige Stellung der Unbedeutendheit eingenommen Ga: Theben ist in die Unbedeutsamkeit herunter gekommen. Warum Theben nur so kurze Zeit die Uebermacht in Griechenland besaß, erhellt aus dem Principe des Thebanischen Staates, aus dieser Subjectivitaet des Gemüts welche nicht dem Griechischen Geiste zu entsprechen scheint. 22–23 in 40 sich zurück getretner] Er: in sich zerrütteter Ga: zerotteter 22 politische] politischer
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Ausgewanderte außerhalb der Stadt sind, als Emigranten, die sich der Herrschaft zu bemächtigen suchen, und dann die entgegengesetzte Fakzion austreiben. – In Athen sehen wir diese Unruhen, wesentliche Ändrungen der demokratischen Verfassung. – So ist der politische Zustand nach dem Ende des peloponesischen Krieges gewesen, – und so geschah es, daß die griechischen Staaten, unverträglich in sich selbst, unter eine höhere Einheit gebracht worden sind. – Ehe wir dieß berühren, haben wir vorher noch die nähere Bestimmtheit, Weise, bemerklich zu machen, ein höheres Prinzip, das im griechischen Geiste entstanden, in ihm selbst erschienen ist, das Prinzip der Innerlichkeit, Reflekzion des Subjekts in sich selbst, – in der Gestalt, in der dieß Prinzip am Bestimmtesten ausgesprochen ist, in Sokrates, der den Wendungspunkt macht in der Geschichte der Filosofie als solcher, wie in der Geschichte des griechischen Volks. – Wir sahen den Bruch des griechischen Geistes. Der höhere Bruch besteht darin, daß das Prinzip des freien, einfachen, abstrakten Gedankens hervorgetreten ist, daß der Mensch gekommen ist zu dieser Innerlichkeit seiner selbst. Das griechische Leben, Gesetz, Verfassung, ist Sitte gewesen. Was Recht ist, gilt in solcher Form; die Götter werden verehrt; es ist schön, für’s Vaterland zu sterben, das ist so, gilt so. Diese Einheit, Zutraun, Glaube, ist im Allgemeinen die Form dieses sittlichen Geistes. Diese unmittelbare Einheit der menschlichen | Individualität mit dem, was an und für sich recht ist, hat sich gegenüber die Innerlichkeit, das Zurückziehen des Subjekts in sich aus allem besondern Inhalte. – Die Götter selbst, diese Anschauung, Vorstellung, und daß sie zu ehren sind, ist bestimmter Inhalt, in dem das Individuum zunächst nur sein Bewußtseyn hat, was ihm gilt. Das Andre zu dieser Einheit ist die Abstrakzion des Denkens, die aus solchem Inhalte sich in sich zurückzieht, diesen Inhalt erst untersucht, ihn betrachtet, ob das Subjekt diesen Inhalt gelten lassen wolle als wahren und als einen solchen, der das Subjekt verpflichte. Es ist der Gedanke, der von dieser Seite droht, der gefährlich ist für diese schöne Harmonie des
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4 Zustand] Ga: Zustand Griechenlands 8–9 das im … entstanden] Er: das über dem griechischen Geiste steht 12–13 Geschichte des griechischen Volks] Ga: WeltGeschichte 16 Sitte] Ga: Ge- 30 wohnheit Er: Sitte und Gewohnheit 17–18 die Götter … so] Er: Man muß die Eltern ehren den Göttern gehorchen und den Gesetzen des Vaterlandes Ga: Alle die Satze daß man die Eltern ehren solle, das Vaterland beschützen und so weiter, wurden beobachtet – weil sie einmahl fest gesetzt waren 18 Einheit] Ga: Einheit mit dem Objectiven 19 Geistes] Ga: Standpunkts 20 mit dem, … ist] Ga: | mit dem An und für sich seyenden 21 Subjekts] Er: Geistes 24 was ihm gilt] 35 Ga: in welchem das Subject ruht die] Ga: die Innerlichkeit, die 26 betrachtet] Ga: betrachtet, und selbst entscheidet 26–27 ob das … verpflichte] Ga: ob er ihm gelten oder auch verworfen seyn soll 28–1027,1 für diese … ist] Er: dieser schönen Sittlichkeit und Harmonie der Subjecte mit dem was Recht ist Ga: die schöne harmonie des Willens mit dem was Recht ist 5 die griechischen] der griechische
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Subjekts mit dem, was wahr, recht, gut ist, – der diesen schönen Göttern Griechenlands den Untergang bringt, und das sittliche Leben untergräbt. – Den beginnenden Gedanken sehen wir in der alten Zeit Griechenlands. Was der Gedanke aus sich für sich produzirt hat, das Absolute, hat die Weise eines Natürlichen gehabt. So in der ionischen Filosofie, daß das Wasser, das Feuer das Substanzielle, Letzte, Allgemeine, An und für sichseiende, Absolute sei. – In den Sofisten hat die nähere Wissenschaft des Räsonnements begonnen. Sofist nehmen wir gewöhnlich als Tadel, aber Sofist heißt ursprünglich ein Gelehrter, wissenschaftlich Gebildeter, der Gründe anzugeben, zu finden, zu gebrauchen weiß, der entweder selbst beredt oder Lehrer der Beredsamkeit sei. – Die Sofisten sind die Gelehrten gewesen, die Bildung in ganz Griechenland verbreiteten, – Meister des Räsonnements, Gedankens, die von den Griechen deshalb bewundert worden sind . In den Sofisten ist der Gedanke wesentlich nur räsonnirender Gedanke, d.h. der noch keinen festen allgemeinen Punkt in sich gewonnen hat, sondern die Gegenstände auffaßt, durchdringt, auflöst, sich als Herrn über den Inhalt, die Bestimmtheit des Inhalts zeigt, der er entgegensetzt andre Bestimmtheiten. Das Räsoniren der Sofisten hat noch nicht die Allgemeinheit selbst, wahrhaftes Festes im Gedanken gefunden, – wie auch ihr Prinzip war, das für ganz bestimmt ausgesprochen, daß der subjektive Mensch das Maaß aller Dinge sei; also das Belieben, Nützlichkeit, Zweck, Intresse des besondern Menschen, des Subjekts in seinem besondern Sinne, hat er zum Prinzip gemacht, das Dafürhalten des individuellen Subjekts. Das ist dem Dafürhalten des griechischen Geistes entgegen. – Unsre Staaten haben solche feste Organisazion, daß das besondre Dafürhalten keine Kraft dagegen hat, gegen Gesetze p. In Sokrates ist das reine absolute Innerliche des Menschen zum Bewußtseyn gebracht worden, so daß er in die Gewißheit seiner selbst, das Gewissen, die Entscheidung legt über das, was recht, gut, was Pflicht sei. Die Sittlichkeit läßt kein Gewissen zu. So kann man sagen, daß der Grieche kein Bewußtseyn hatte: denn Gewissen ist eben das Zurückziehen des Menschen in seine Innerlichkeit, wo er die Entscheidung macht, was recht, wahr und gut sei. In Sokrates ist diese Innerlichkeit in ihrer Wesentlichkeit, aber freilich nur in ihrer abstrakten
3 Zeit] Ga: Welt 3–5 Was der … gehabt.] Ga: Die Griechische Philosophie ist die älteste gewesen, wo aber die Form des Substantiellen noch ein Natürliches, wie das Wasser zb. war. 7 Wissenschaft des Räsonnements] Ga: Wissenschaft besonders das Raisonnement 7–8 Sofist neh35 men … Tadel] Er: Sophisterei wird bei uns im schlechten Sinne genommen. Ga: Bey uns ist der Nahme Sophist für einen verrufenen angesehen 11–12 Gelehrten gewesen, … verbreiteten] Er: Sie haben allgemeine Bildung in Griechenland verbreitet, vornehmlich in Athen Ga: Lehrer Griechenlands 28 Bewußtseyn] ErGa: Gewissen 13 sind] ist
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Wesentlichkeit zu Bewußtseyn gekommen. Damit hat sich unmittelbar ein Gegensatz eingefunden gegen die bisherige Weise der Festigkeit des Sittlichen. In dieser Zeit entstand die Frage, ob Götter sind, und was sie sind? Diese Innerlichkeit hat das, was vorhanden war, in Zweifel gezogen. Plato hat die Dichter, Homer und Hesiod, die Mythologie aus seinem Staate verbannt. – Nun ist untersucht worden, was Recht, Gerechtigkeit sei, ein innres Tribunal hat sich für Recht, Gesetz, Verfassung, Religion aufgethan. Eine Menge großer Individuen haben sich in diese Innerlichkeit zurückgezogen, aus dem praktischen Leben in diese ñbptm©b, von der Perikles sagt, daß sie sich nicht bei den Athenern finde, in ein unpraktisches Leben. Wenn dem Menschen die besondre Wirklichkeit der Zeit nicht mehr genügt, wenn die wirkliche Macht nicht mehr das Wahre | in sich hat, so baut er sich das Reich der ideellen Wahrheit. In dem Schicksal des Sokrates bildet sich das ganze tragische Schicksal der Griechen überhaupt ab. Er ist anerkannt worden als der Edelste unter allen Menschen, und die Athener haben ihn zum Tode verurtheilt. Einer Seits hat er für sich gehabt die absolute Berechtigung des Geistes und Gedankens; aber er hat, wie Aristoteles sagt, die Tugend auf die Einsicht gegründet, die Tugend in die Einsicht gesetzt. Dieß ist, was Aristoteles am Prinzip des Sokrates überhaupt tadelte, er habe das andre Moment, die Gewohnheit, d.h. das Herz, Gemüth, die wju übersehen, daß wir nicht nur einsehen müssen, sondern dieß auch in’s Herz übergehe, auch als Wille etwas Festes sei. Bei Sokrates hat die Berechtigung, eine Form, die als Daimon des Sokrates erscheint. Die Athener klagten ihn an, daß er andre Götter glaube, sich auf seinen ebjmon berufe. Dieser Daimon ist ein andres Entscheidendes, was recht sei, als was vorher das Entscheidende, Bestimmende war. Die Athener haben ihn zum Tode verurtheilt, – und, wenn wir, was nach unseren Begriffen dem Juridischen unterworfen werden kann, auf die Seite setzen, so müssen wir anerkennen, daß ein Prinzip, sich, den Gedanken, die Einsicht, befriedigen zu wollen, und erst nach dieser Befriedigung anzuerkennen, was wahr, gut sei, – ein Feind, Zerstörer des athenischen Lebens gewesen. Es ist dieß das Prinzip der christlichen Welt; aber ein revoluzionäres Prinzip gegen den athenischen Staat. – In diesem großen Sinne hat das athenische Volk im Prinzipe den
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6 Gerechtigkeit] Er ähnlich Ga: Gerechtigkeit, Weisheit und dergleichen 8 diese Innerlichkeit] Er: diese ideele Welt Ga: dieses ideelle Reich 12 In dem Schicksal] Ga: Im Geiste 13 der Griechen] ErGa: des griechischen Geistes 21 Berechtigung] Ga: Berechtigung des Gedankens 22 klagten ihn an] Ga: haben ihm mit Recht vorgeworfen 23–24 Dieser 35 Daimon … sei] Ga: wirklich war sein Daemon von den alten Griechischen Göttern sehr unterschieden 29 athenischen] Ga: allgemeinen 29–31 dieß das … Staat] Er: das, später im Christenthum wieder hervortretende Princip, das die atheniensische Sittlichkeit zerstörte 31–1029,1 hat das … verurtheilt] Ga: | haben sie Socrates für den größten Feind ihres Vaterlandes anerkannt 40
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Sokrates verurtheilt, – und so hoch die Gerechtigkeit ist für den Sokrates, eben so hoch ist die Gerechtigkeit des Volks gegen den Sokrates. Die Reflekzion, die innerliche Einsicht zum Prinzip zu machen, ist, was der athenischen Staatsform entgegen ist. So ist Sokrates eben so absolut schuldig gewesen, als unschuldig, und das ist, was im hohen Sinne tragisch ist, wenn beide Seiten gleich Recht haben. Die Athener haben nach Sokrates’ Tode bereut, ihn verurtheilt zu haben. Auch dieß war nothwendig: Denn sie sahen ein, daß das, was sie im Sokrates verdammt, Prinzip ihrer eignen Sinnesweise geworden, in sie übergegangen war. – Im Sokrates sehen wir das Prinzip der Subjektivität, subjektiven Freiheit sich aufthun, was auch bei uns ist, daß der Gedanke, die Einsicht des Menschen frei gelassen sei, daß zu dem, was er als Recht, Pflicht, anerkennen soll, seine Einsicht, Überzeugung erfordert ist. – Weiter ist diese Erscheinung zu erwähnen, daß eine politisch wirkliche Individualität, ein politisches Individuum an die Spitze Griechenlands gekommen ist; daß, was Sokrates im Innern ausgesprochen hat, auch auf äußerliche Weise in die Wirklichkeit hervorgetreten ist. – Wir hatten das Geschichtliche aufgenommen bis dahin, daß Theben, Sparta und Athen zur Unbedeutenheit herabgesunken, Athen und Sparta neutralisirt sind; Aber auch Theben hat seine Rolle bald ausgespielt. Das Prinzip der Subjektivität, Gemüths, subjektiven Empfindung, der Freundschaft, ist nicht die Form, welche bleibende Herrschaft in Griechenland erhalten konnte. Die Thebaner werden vernichtet, durch die Fozenser gestürtzt. Die Fozenser haben gottloser Weise den heiligen Mittelpunkt Griechenlands, den delfischen Tempel entweiht und geplündert, und durch die Hilfe dieser Schätze waren sie im Stande sich zu halten, und den Krieg zu führen. Dieser Zug deutet die letzte Entscheidung an, daß die Ehrfurcht für den entscheidenden Willen, als göttlichen, auf hört. Das subjektive Entscheiden war im Allgemeinen der Gott, und der Mittelpunkt der delfische Apoll, – der jedoch schon im peloponesischen Kriege wenig eigentliche Ehrfurcht mehr genossen hat. Das ist nun zur Erscheinung, äußerlicher Existenz gebracht worden, daß dieser allgemeine ebjmon Griechen-
1 Gerechtigkeit ist … Sokrates] Ga: Gerechtigkeit des Socrates war 2–4 Die Reflekzion, … ist.] Ga: Die Trennung nemlich der Reflexion von dem Leben, oder das Princip der Innerlichkeit war das Zerstören nicht nur der Atheniensischen aber des ganzen Griechischen Geistes. 5 das ist, … ist] Ga: deswegen ein wahrhaft tragisches Individuum gleich Recht] Er: die Gerechtigkeit für 6 bereut, ihn … haben] Ga: ihren Schrit bereut 7 ein] Ga: klahr ein 10–12 daß 35 sich der … ist] Ga: daß zur Anerkennung des Wahren das Gewissen berathschlagt werde, zum Vorschein kommen 21 welche bleibende … Griechenland] Ga: welches sich an Griechenlands Spitze erhalten könnte 26 Willen, als göttlichen] Ga: Willen der Götter und Orakel 27 auf hört] Er: ganz außer Augen gesetzt ward 29–30 Das ist … worden] Ga: nun aber wird das Orakel 40 durch den Raub der Phocenser zu etwas eußerlichem gemacht
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lands geplündert worden ist, und daß diese Entweihung ohne Rache von Griechenland geblieben ist. – Statt | dieses ebjmon ist der entscheidende Wille auf eine andre Weise eingetreten. Der fromme Gehorsam zeigt sich als verschwindend, und so ist es ein wirkliches Individuum, ein König, der Herrscher über Griechenland wird. An die Stelle des innern Entscheidens, Gottes , ist ein wirklicher Wille getreten. Das ist zunächst Filipp, der unter dem Vorwande, die Entweihung zu rächen, in Griechenland sich Einfluß zu verschaffen wußte, und mit einem Heere in Griechenland einrückte, – und nach ihm ist Alexander als Herrscher aufgetreten, der das Gehässige, was sein Vater auszuführen hatte, im Rücken hatte, aber dessen hinterlassne Mittel und ein wohlgeübtes Heer. Dieser hat sich an die Spitze Griechenlands gestellt, dem das wahre politische Leben entflohen war, und hat unter seiner Fahne Griechenland versammelt. – Das ist der 2. Jüngling, der Griechenland wieder zu Einem Unternehmen zusammengebracht hat, und die Herrlichkeit Griechenlands, die griechische Wirklichkeit beschließt. – Die Blüthe der Eigenthümlichkeit Griechenlands ist allerdings kurz gewesen. (Die medischen Kriege 492; Athen von Lysander eingenommen, 404; Zug Alexanders nach Klein Asien 333; sein Tod 324 ante Christum) – das Werk Alexanders ist gewesen, die Macht Griechenlands in sich innerlich zusammenzuhalten, und sie nach Außen zu kehren gegen Persien, und Asien das Übel zu vergelten, das es an Griechenland begangen, und das Glück des griechischen Lebens, griechischer Bildung nach Asien hinüberzutragen, so weit Asien dessen fähig gewesen. Das Werk Alexanders und seine Individualität entspricht sich vollkommen. Sein Werk ist das glänzendste. Eben so ist Alexander die größte, herrlichste Individualität eines Feldherrn in der Wirklichkeit, der je existirte, wie sein Werk das größte, das ausgeführt werden konnte. Sein Werk war, Asien nicht nur zu erobern, sondern Asien griechisch zu machen. Seitdem das Morgenland mit dem Abendland in Beziehung kam, ist das Morgenland nie wieder dem Abendland unterworfen worden. In den Kreuzzügen hat zwar das Abendland sich gegen das Morgenland gewendet, aber nur einen kleinern Theil bezwungen, als den Alexander sich unterworfen hatte. Alexander hat bewirkt, daß die griechische Welt das umfaßt hat, was itzt das türkische
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3 eine andre] Er: wirkliche fromme] Er: fromme sittliche 5 des innern Entscheidens, Gottes] Er: des göttlichen Entscheidens Ga: der frommen Entscheidung eines Orakels 8 einrückte] Ga: eingedrungen ist Alexander] Ga: sein Sohn Alexander 10 wohlgeübtes] Er: kriegsgeübtes 13 Einem Unternehmen] Er: einem gemeinsamen Unternehmen 14–15 die griechi- 35 sche Wirklichkeit] Ga: die politische Wirklichkeit dieses Staates 18 das Werk Alexanders] Ga: Alexander ist es also der an der Spitze Griechenlands erscheint. Sein Werk 20 Griechenland] Ga: Europa 24 herrlichste] Er: schönste 6 der] der der
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Reich einnimmt. (1828.); aber auch weiter hinein ins Innre, das itzige Persien. Er hat Klein Asien, Baktrien erobert. 10 Jahre hat er für sein Werk verwendet, 2 Jahre in Baktrien zugebracht, und ist über den Oxus gegangen. Seine Nachkommen waren es zwar nicht, die ihm in der Herrschaft folgten (– und das will man damit sagen, daß Alexanders Reich nach seinem Tode unterging); aber die griechische Herrschaft ist doch geblieben; seine Länder sind der griechischen Herrschaft geblieben. Ein griechisches Reich erhob sich in Armenien, Baktrien, (dieß in Baktrien dauerte, obgleich es wenig bekannt ist, ein Jahrhundert) Babylon, Syrien, Ägypten. Das griechische Reich hat auch Thrazien, also bis über die Donau, Illyrien, Epirus in sich gefaßt. In diesem Reiche sind neue Städte erbaut und diese mit griechischer Bildung erfüllt worden; so Antiochien, Seleuzien; besonders ist Alexandrien in Ägypten eine welthistorische Stadt geworden in Beziehung auf den Zusammenhang des Ganzen, und besonders in Beziehung auf die Wissenschaft. Wie Athen, ist Alexandrien der Mittelpunkt des geistigen Lebens, der Wissenschaft geblieben. – Das Werk Alexanders, das er vollbringen wollte, Asien, Ägypten zu griechischer Welt zu machen, erreichte er, und es ist ein dauerndes Werk gewesen, ein Werk, das die schönsten Früchte hervorgebracht hat. So groß das Intresse | dieses Werks ist, so groß ist die Individualität, die es vollbrachte. Werk und persönliche Größe des Individuums ist in dieser griechischen Harmonie identisch. Das Instrument der Gewalt, das Alexander zu gebrauchen hatte, hatte sein Vater fertig gemacht: die Armee und diese Unterwerfung Griechenlands. – Die Kleinkrämerei der Mittel hat Alexander nicht mehr nöthig gehabt. Alexander ist erzogen von Aristoteles, dem, dem Umfange des Denkens nach, tiefsten Denker des Alterthums, und vielleicht (gemitus) der denkenden Welt, die moderne mit eingeschlossen. Unter dieser Erziehung muss man sich nicht eine Prinzenerziehung vorstellen, wo spielend verfahren wird, nach dem modernen Prinzip, daß man das Lernen den Kindern spielend beibringen solle, oder daß man ihnen mit Assiduität vordozirt, und ihnen nur den Ekel und die Langeweile beibringt, und ihnen allen Geschmack am Erkennen benimmt. Aristoteles hat Alexander durch die tiefste Moralfilosofie hindurchgeführt, und diesen genialen, vollendeten Geist in seiner innersten Seele befreit, so daß er frei im Äther eine schwebende Kugel, seinen Lauf beginnen konnte. Alexander blieb mit Ari15 Lebens] Er: Lebens, der Künste und 20 persönliche Größe des Individuums] Ga: 22 Unterwerfung] Ga: Besiegung 24 tiefsten] Er: tiefsten und reichsten 25 vielleicht (gemitus)] Er: wohl denkenden] Ga: jetzigen 27 Prinzenerziehung] Ga: Prinzen Erziehung der modernen Zeit 31 tiefste Moralfilosofie] Ga: tiefste Metaphisik Er: Tiefen der Metaphysik 33 beginnen] Ga: frey vollbringen
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stoteles in fortwährender Verbindung. 6000 waren immer beschäftigt, Merkwürdiges, Seltenes, für den Aristoteles aufzusuchen, und den Transport zu besorgen. Aristoteles schrieb 60 Bücher über die Zoologie. Alexander hat in seinem Gefolge Filosofen geführt, selbst Pyrrho, der Stifter der skeptischen Schule, war mit ihm in Asien. – Über die Verbindung Alexanders mit Aristoteles wird ferner bemerkt: wie Aristoteles seine Moralfilosofie bekannt gemacht, habe Alexander ihm aus Asien geschrieben, und ihm vorgehalten, was Aristoteles und Alexander im Denken getrieben, gehöre nicht für das übrige Volk. Aristoteles schrieb dagegen: er habe sie eben so gut bekannt gemacht, als nicht bekannt gemacht. Und in der That, wenn sie auch gedruckt sind, so sind sie noch nicht aufgefaßt, so sind sie ein Unbekanntes geblieben. – Ferner: Aristoteles habe Alexander einen eignen Traktat fqj cbrjlfvu verfaßt. Aristoteles hat die tiefsten Betrachtungen über die Natur, Substanz der Staaten gemacht; auch wird berichtet, daß er die umfassendsten Kenntnisse über die Verfassung der besonderen Staaten gehabt; und die Verfassungen der besonderen Staaten beschrieben hat. – Plutarch sagt: daß die Lehre des Aristoteles, die er dem Alexander gab, darin bestand, daß er solle sich benehmen gegen die Griechen als ihr Anführer, hfmonjkvu; gegen die Barbaren aber als ihr Herr, efrosjkvu: – sehr bestimmte, scharfe, richtige Ausdrücke. Aristoteles ist eben so Alexanders würdig, wie Alexander Aristoteles. Plato hat keinen Staat erzogen, aber Aristoteles den Alexander, das große Individuum. So hfmonjkvu hat sich Alexander gegen die Mazedonier und Griechen überhaupt verhalten. Wir sehen in seinen Feldzügen ein Verhältniß zu den alten Mazedoniern, zu den Feldherren, Generalen seines Vaters. Kurzius sagt, daß unter den kommandierenden Offizieren in dem Heere, das nach Asien zog, keiner unter 60 Jahren gewesen – und er war ein 19jähriger König, der nicht bloß legitimen Gehorsam erhielt als König, sondern treuen Gehorsam der Liebe und des Zutrauens zu seinem großen militärischen Genie überhaupt. Seine Persönlichkeit, Individualität ist’s, was ihn erhielt an der Spitze seines Heeres, was ihm die höchste Liebe, Aufopferung erhielt. Das Verhältniß zu den alten Dienern seines Vaters als 19jähriger Jüngling war aller|dings schwierig, und wir sehen es bisweilen auch in diese Herbe ausbrechen. Die Grö-
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1 in fortwährender Verbindung] Er: in immerwährender Verbindung Ga: in den innigsten Banden der Freundschaft 1–3 6000 waren … besorgen.] Ga: Alexander soll ihm auf seinem Zuge nach Asien eine ungeheure Menge von Thieren und Pflanzen zugesendet haben, an welcher Sammlung 6000 Menschen gearbeitet haben sollen. 6 Moralfilosofie] ErGa: Metaphysik 7–8 was Aristoteles … 35 Volk] Ga: | daß er das allen nicht kund machen sollte, was sie mit einander getrieben haben 9–10 er habe … gemacht] Ga: daß er es nicht fürchte, denn nicht alle könten es verstehen 12 fqjcbrjlfvu] Er: über das Königthum 14 umfassendsten] Ga: volstendigsten 20–21 Aristoteles den Alexander] Ga: Aristoteles Zögling war Alexander 26 treuen] Er: freier 31 in diese Herbe] Ga: in MißVerhaltniße 40
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ße Alexanders hat in ihnen den Neid erweckt, so, daß sie sich sträubten, anzuerkennen, daß, was Alexander vollbringe, größer sei, als die Thaten Filipps. Wir sehen ein Mißverhältniß, Mißleidenschaft, die bei Klitus zu blinder Wuth, empörender Raserei ausgebrochen ist, die Alexander mit eben solcher Leidenschaft und vielleicht mit gebührender erwiedert hat. Zu seinen Mazedoniern und zu den Griechen hat er ein Verhältniß gehabt, nicht wie zu Soldaten, die gehorchen auf Befehle, sondern ein Verhältniß, wie das des Perikles zur Versammlung der Athener war. Wir sehen ihn oft sich rechtfertigen vor seinen Heeren, – ihren guten Willen in Anspruch nehmen. Er ist nicht Gebieter über sie durch ihre Verdorbenheit, wie Zäsar die Verdorbenheit, Faulheit des römischen Volks in Anspruch genommen hat, und bestochen; sondern wir sehen sie als frei, seinen Rum, ihn persönlich selbst liebend, Alles mit ihm vollbringen. Eben so bescheiden benahm sich Alexander gegen die Frauen, worin er sich besonders von Julius Zäsar unterschied. – Sein Zug nach Asien ist zugleich eine neue Entdeckung dieses Landes gewesen. – Hauptzug in seinem Plane ist: er erobert Asien, geht nach Ägypten , wo er den großen Schritt gethan, Alexandrien, die Hauptstadt der Welt zu gründen, – und dieß hat er nach der Schlacht beim Issus gleich gethan, und erst dann wieder gegen Persien sich gekehrt. Wie er groß in seinem Plane, eben so war er persönlich tapfer. Wie er eine Stadt in Indien stürmen ließ, erstieg er die Mauer, sprang ab von ihr hinunter, und vertheidigte sich allein gegen die andringenden Einwohner, so daß er selbst von einem Speere verwundet wurde, wodurch er matt wurde und niedersank, bis seine Leute hinein drangen, und ihn vollends heraushieben. – Seinen milden Charakter hat er gegen seine Freunde gezeigt , besonders gegen Hefästion, einen jungen Menschen seines Alters, den er als seines Gleichen geliebt hat, und ihn um sich gehalten; der diese Treue und Anhänglichkeit gegen ihn gehabt, aber auch sein
1 Alexanders] Ga: der Thaten Alexanders 1–2 so, daß … Filipps] Ga: und oft stritten sie um die Anerkennung derselben, weil sie größere mit dem Jüngling als mit dem Vater volbrachten 4 Raserei] Er: Leidenschaft 8–9 Wir sehen … nehmen.] Ga: Oft sprach Alexander in Versammlun10 Zäsar] Ga, ähnlich Er: 30 gen der Macedonier und entschuldigte sich wenn er etwas gemacht. Julius Caesar in Rom 11 frei] Ga: freie Bürger 12–14 Eben so … unterschied.] Ga, ähnlich Er: Eben solche Unverdorbenheit hat Alexander in seinen Verhaltnißen zu den Frauen bewiesen (Er: und unterscheidet sich auch dadurch von dem sonst so großen Cäsar.) 13 bescheiden] Er: unverdorben 14–15 Sein Zug … gewesen.] Ga: Daß Alexander ein großer und wacher | Feld35 herr war ist aus den Planen der Schlachten, und uberhaupt aus seinem ganzen Zuge nach Asien klahr einzusehen. 15 in seinem Plane] Ga: dieses großen Planes 16 Asien, geht nach Ägypten] Ga: daß er zuerst KleinAsien, die Küsten und Tyrus eroberte, nachher Aegypten erst einnahm, und seine Siege weiter fortpflanzte 21 andringenden Einwohner] Ga: ihn umzingelnden Feinde 21–23 so daß … heraushieben] Ga: bis er endlich durch einen Wurfspieß 23–24 Seinen milden … gezeigt] Ga: Auch in den freundschaftlichen Verhaltnißen 40 niederfiel hat er sich groß gezeigt. 26–1034,1 sein Verhältniß] Er: die Ehrfurcht
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Verhältniß gegen Alexander als König beobachtete. Kurzius sagt, es habe Keiner so das Recht gehabt, dem Alexander Erinnrungen zu machen, als Hefästion; aber so, daß dieser es mehr betrachtete als Erlaubniß Alexanders, als, was er sich selbst herausnahm. Alexander starb, wie Achill, zu gehöriger Zeit. (nicht zu früh: sein Werk war vollendet ,) so daß sein Bild, was er gewesen, eine vollkommen runde Anschauung giebt, das Bild dieses großen, edlen griechischen Heldenjünglings, der als freier König an der Spitze Griechenlands gestanden, und das Werk des Griechen vollbringen konnte, vollbracht hat. – Nach Alexander haben die Griechen diese Länder behauptet; später ist ein Theil nach Indien, Baktrien zu verloren gegangen. In diesen Staaten hat griechisches Leben, Bildung, Kultur geblüht. – | 3. Kapitel. Nach Alexanders Tode tritt die dritte Periode ein der griechischen Welt, von der wir nur wenig zu erwähnen haben. Den Geist Griechenlands haben wir bestimmt, – diese Sittlichkeit im Ganzen, ohne Freiwerden der subjektiven partikularen Freiheit. Plato hat ein Ideal des Staats aufgestellt, ein Ideal, das nicht ein Projekt war, nicht ein abstrakter Staat, sondern er hat die griechische sittliche Natur aufgefaßt – Plato ist nicht aus seiner Zeit herausgetreten, wie das überhaupt kein Individuum kann. Eben so hat er nichts Eingebildetes, aus einseitiger Reflekzion herkommendes dabei aufstellen wollen, sondern das Prinzip der griechischen Sittlichkeit, und hat ausgeschlossen in abstrakter Konsequenz die subjektive Partikularität, das Fürsichseyn des Individuums, die Ausbildung der Innerlichkeit in sich, der subjektiven Freiheit. Dahin gehört das Eigenthümliche, daß dem Individuo etwas Äußerliches für sich ist, die Familienverhältnisse, die eben so einen geschlossnen selbständigen Kreis der Individualität ausmachen, die Filosofie. Plato hat geahndet, daß das Prinzip der Subjektivität den Keim des Untergangs der griechischen Staaten enthalte. Nach dem Tode Alexanders, der selbst diese Subjektivität war, aber noch diese griechische Indvidualität, hat sich das Prinzip der Subjektivität, als Partikularität, allgemein gezeigt. Diese Partikularität ist es, die uns ein Schauspiel giebt, von dieser Selbstsucht,
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3–4 was er … herausnahm] Ga: als ein ihm zugehörendes Recht ansah 5 sein Werk war vollendet] Ga: Nachdem Alexander sein Werk volendet hatte starb er zur Zeit noch in Babilon. 8 vollbracht hat] Ga: volbracht hatte harmoniren mit sich volkommen 8–9 Nach Alexander … behauptet] Ga: Wir wissen daß die Feldherrn nachdem Tode Alexanders das ganze Land unter sich theilten. 18–19 Plato ist … kann.] Ga: Plato war wie jedes Individuum | ein Sohn seiner 35 Zeit 19 Eingebildetes] Ga: wilkürliches 27 enthalte] Ga: enthalten werde. Das Princip der Subjectivitaet aber war schon im Principe der Sittlichkeit enthalten, und es mußte sich entfalten, daß dieses sich schon in einer frühern Periode, zu Socrates Zeiten nemlich zu entfalten anfing haben wir oben gesehen. 24 daß] das
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Leidenschaft des Ehrgeizes, Eigennutzes der Individuen, woran der Staat krank lag, aus welchem Verderben sie sich nicht mehr für sich erholen konnten. – Es entstanden die neugriechischen Staaten unter den Königen in Kleinasien, Syrien, Ägypten. In Griechenland selbst bleibt ungefähr dasselbe äußerliche Verhältniß, wie zu den Persern, seitdem diese in griechische Staatsangelegenheiten sich mischten. Die Könige setzen selbst eine Ehre darein, bei den griechischen freien Staaten geachtet zu seyn; zum Theil legen sie Besatzung hinein, zum Theil befreien sie sie, wie es ihre Politik verlangt. Ihren vorzüglichen Rum setzen sie darein, Griechen zu befreien, unabhängig zu machen. „Befreier Griechenlands“ galt für ein Schlagwort, für einen hohen Ehrentitel. – Der politische Sinn war, die einheimischen griechischen Staaten in Ohnmacht zu erhalten, und zu versetzen, die Städte vom Zusammenhange loszumachen, einen Staat in eine Menge unabhängiger Gemeinen aufzulösen. Athen hat ein höherer Besitz emporerhalten, der Besitz der Wissenschaft, besonders Filosofie und Beredsamkeit. Athen erhielt sich näher außerhalb der Verwirklichung der Politik, und der Rohheit der Leidenschaften , von denen | die anderen Städte beherrscht worden sind. – Wir sehen einige Bünde auftreten: der ä t h o l i s c h e B u n d zB. Die Ätolier sind, die itzt erst eine bedeutende Wirksamkeit erhalten, in einer Zeit, wo das Schlechte herrschend war. Sie sind ein Räubervolk, und Betrug, Anmaßung, Ungerechtigkeit, machte sich bei ihnen zum Staatsrecht. Die Boioten, die nicht gekommen sind zu einem Intresse an geistiger, allgemeiner Bildung, – die Individualität derselben sehen wir zurückgefallen in Trägheit und Schlemmerei, weil sie sich nicht zum Allgemeinen, zur Wissenschaft erheben. Das große Sparta war beherrscht von heillosen Tyrannen, und den häßlichsten Leidenschaften. Alle diese Staaten hängen ab von auswärtiger Könige Politik, suchen ihre Freundschaft und Verbindung mit ihnen, und dadurch ein Mittel für sich und ihre Herrschaft.
3–4 die neugriechischen … Ägypten] Er: die kleinen griechischen Reiche unter Königen in KleinAsien pp Ga: Königreiche in Asien 4 dasselbe äußerliche] Ga: das nemliche politische 9–11 set30 zen sie … erhalten] Ga: stützen sie auf der Befreiung Griechenlands, wobei sie aber den politischen Sinn hatten die griechischen Staaten in Ohnmacht zu versenken 12–13 einen Staat … aufzulösen] Er: so daß aus einem Staat wie zb Boötien mehrere Städte wurden Ga: so wurde Beotien in eine Menge solcher Stadte aufgelöst 16 Rohheit der Leidenschaften] Er: Rohheit und Schwelgereien pp Ga: der alles zernichtenden Leidenschaften 18 bedeutende Wirksamkeit] Er: größere 19 wo das … war] Er: wo die Particularitäten so herrschten, und sich gegen 35 politische Bedeutung die Bedrängnisse derselben verbinden 19–20 Betrug, Anmaßung, … Staatsrecht] Ga: wo das Angreifen andrer Staaten sein StaatsRecht ausmachte 22 in Trägheit und Schlemmerei] Ga: in die schlechteste Subjectivitaet 23 große] Ga: berümte 24 heillosen] Er: infamen Ga: leidenschaftlichsten häßlichsten] Er: elendsten 25–27 Alle diese … Herrschaft.] Ga: Die 40 Spartaner suchen Bündniße mit fremden Königen zu machen, diese aber haben nur die Herschsucht im Auge.
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Der a c h ä i s c h e Bund zeichnet sich aus durch Rechtlichkeit und Gemeinsamkeit; aber auch zu der verwickeltsten Politik muß er seine Zuflucht nehmen. – Das ist die eine Seite des Bildes. – Der andre Theil sind die Individualitäten, die sich hervorthun in solchem Zustande. Die Selbstsucht, Schwelgerei zerreißt die Staaten, theilt sie in Fakzionen; – diese handeln unrecht nach Außen, und betteln niederträchtig um die Gunst der Könige, die sie in das Schicksal des Vaterlandes hineinziehen. – Aber wir erblicken auch große Individuen. Die Tugenden derselben sind von andrer Art, als die in der frühern Zeit. Miltiades, Themistokles, sind im Einklange mit dem Geiste ihres Volks, Vaterlands, mit dessen wesentlichen Zwecken, und dem Bewußtseyn ihrer Mitbürger, – wie wir auch Alexander mit dem Geiste, Willen seiner Mazedonier, der Griechen überhaupt sehen. Solcher Einklang edler Individuen, die an die Spitze kommen, mit dem Vaterlande, ist nicht mehr möglich: ihr Vaterland ist ein Zerrissnes durch Partikularisazion. Es ist ein Zustand den Livius von Rom zu seiner Zeit schildert, in der Vorrede: haec tempora, quibus nec vitia nostra, nec remedia pati possumus, – wo wir unerträglich uns selbst sind, wegen unrer Laster. Diese Individualität wird zu tragischen Charakteren, die ihr Genie, ihre Kraft auf das Vaterland wenden, ihm aber keine Abhilfe geben, in diesem Kampfe untergehen, wobei sie nicht die Befriedigung haben, ganz schuldlos zu seyn. Diese Charaktere sind tragisch, weil sie dem Unglück ihres Vaterlands abhelfen wollen, dazu aber keine andren Mittel haben, als die Verletzung der Gesetze, so daß dieß eben so nothwendig ist, als es sie in Schuld verwickelt, sie straf bar macht, nöthigt zu Handlungen, die wir als Verbrechen ansehen müssen. – Plutarch und Livius gaben uns Darstellung des Zustandes der Zerrüttung, | Verdorbenheit, und Gemälde der politischen Verwicklung. Mag man Plutarch auch vom Standpunkt der filologischen Kritik gering schätzen, wenn solche hypercritische Gelehrsamkeit über Einzelnheiten so hoch gestellt wird; – aber für Erhebung des Geistes, für Bildung des Geistes, Charakters, gehören die plutarchischen Schilder-
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1 Rechtlichkeit und Gemeinsamkeit] Er: Rechtlichkeit seiner Zwecke 3 Bildes] Er: Bildes griechischen Zustandes nach Alexanders Tode Der andre Theil] Ga: Das andre Bild das wir noch zu be- 30 trachten haben 4 Selbstsucht, Schwelgerei] Ga: Habsucht 6 die Gunst der Könige] Ga: Schutz bey Fremden 9 Themistokles] Er: Aristoteles Themistokles Ga: Pericles 11–12 mit dem … sehen] Ga: in solchem Einklange mit den Griechen 19 wobei sie … seyn] Er: wo sie für ihre Zwekke durch die Zeiten genöthigt sind zu unrechtlichen Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen 20 dem Unglück] Ga: der Ohnmacht 25 der politischen Verwicklung] Er: der politischen Verwicklungen 35 bei Polybius. – Mehr interessiren uns aber jene Individuen. 26 filologischen Kritik] Er: höheren Critik hypercritische] Ga: critische 27 Erhebung] Ga: Nahrung 28–1037,1 gehören die plutarchischen Schilderungen] Er: gehören sie zu dem schönsten Ga: sind die Plutarchischen Lebensbeschreibungen die vorzüglichsten 26 hypercritische] bitter griechische
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ungen. – Er hat den Mißgriff begangen, mythische Personen, wie Theseus aufzunehmen; aber seine Charaktere, die aus der geschichtlichen Wirklichkeit gewonnen sind, sind für sich schon von Intresse, und von ihm mit Geist, Sinn, dargestellt worden. Es sind zwei Staaten, von denen die schönsten Charaktere in dieser Zeit geliefert werden: Sparta hat den A g i s gehabt, und K l e o m e n e s , die unterlegen sind der Schlechtigkeit der Lakedämonier, besonders der Eforen, die sich an das Formelle der Staatsverfassung gestellt haben; unterlegen den äußeren Feinden, mit denen sich die inneren verbanden: – um den Ruin des Staats war es zu thun. – Der achäische Bund zeigt A r a t u s und F i l o p o i m e n , der Sparta seinen Tyrannen abgenommen. Aber der edle achäische Bund, wie der Räuberbund der Ätolier, ist unterlegen den Römern. Gegen solchen Zustand, von dem man aus Livius und Plutarch ein Bild sich nahe bringen muß, wo Partikularität, selbstsüchtige Leidenschaft, Mangel an Intresse für das Gemeinsame ist, gegen diese unsittliche Selbstsucht, kann Nichts gegenübertreten, als Gewalt, – nicht sittliche, vernünftige Weise. – So sehen wir über den griechischen Zustand ein eignes blindes Schicksal kommen, das das noch Vorhandne ohne Ehre und trostlos vernichtet, – ein Schicksal, abstrakt ausgedrückt: negative Allgemeinheit, – die Rö m e r, die wir nun zu betrachten haben. |
1–2 mythische Personen, … aufzunehmen] Ga: daß er unter seine Helden die er beschrieben auch 1 Theseus] Er: Theseus Romulus 6–9 die unter20 den Romulus und Theseus eingemischt hat legen … thun] Ga, ähnlich Er: die das Elend des Vaterlandes bekämpften, doch mußten auch diese den Ephoren und den eußerlichen Feinden die sich mit den innern Faktionen verbunden hatten unterliegen 11 den Römern] Ga: der Obermacht der Römer 17 abstrakt ausgedrückt: negative Allgemeinheit] Ga: das als negative Allgemeinheit gegen die zerstreute Besonderheit, als ab25 stracte Macht erscheint 18 haben. es folgt ein Schnörkel; das letzte Drittel der Seite ist nicht beschrieben
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nachschrift walter · 1826/27 3 . Pe r i o d e d e r We l t g e s c h i c h t e . D a s M a n n e s a l t e r o d e r d i e r ö m i s c h e We l t .
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Die Bestimmung des römischen Reichs ist, was oben zum Ende der Griechen gesagt worden, enthalten, und kann abstrakt so ausgedrückt werden. Napoleon hat mit Göthe über die Natur der modernen Tragödie gesprochen, überhaupt, daß wir das Schicksal der Alten nicht mehr haben, dieses gehöre zur Tragödie; an dessen Stelle müsse die Politik treten, indem die zusammenhängenden Staaten, das Intresse dieses Zusammenhangs, unwiderstehliche Gewalt sind, denen individuelle Größe unterliegen muß. – Die Politik, als abstrakte Gewalt, ist Bestimmung des römischen Reichs. Es ist das Schicksal in die Welt gekommen, welches die schöne Gestalt der sittlichen Welt in Fesseln geschlagen hat. Rom hat alle individuellen Volksgeister, die schönen Götter, in sein Pantheon versammelt, und sie gegenseitig paralysirt, ihre Lebendigkeit verwischt und ausgelöscht. Dieß Unglück hat den Schmerz erzeugen müssen, woraus der Geist erstehen soll. Erst daraus, daß der Geist in sich gebrochen ist, aus dem gebrochnen Herzen, aus dem sich unseelig fühlenden Geiste, nur daraus kann ein freier, übersinnlicher Geist hervorgehen. In der griechischen Welt haben wir das Reich der Schönheit, der unbefangnen Sittlichkeit gesehen, der Geist muß von seiner unbefangnen Sittlichkeit den Übergang machen durch die Bildung, und damit die Entzweiung. In Ansehung des schönen Sittlichen ist schon gesagt: daß der Geist seine Tiefe gewinnt, ist nöthig, daß er in die Auflösung, den Gegensatz seiner schönen Harmonie gerathe, – und das schöne Insichgehen des Geistes ist Erzeugung dieses Gegensatzes. Dieser Gegensatz hat 2 Seiten: 1.) die Politik, der abstrakte Staat, das starre Allgemeine, die Gewalt über die konkrete Individualität, wozu das Individuum nur das Verhältniß des Gehorsams hat, wel-
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5 wir] Ga: wir in unsern Zeiten 6 nicht mehr … Tragödie] Ga: wir in unsern Zeiten das 25 Schicksal für tragische Darstellungen nicht mehr gebrauchen können, wenn wir Gegenstände unserer Zeit behandeln wollen 7–9 müsse die … muß] Ga: könnte | wohl das Politische treten, weil eben dieser Macht die Individuen unterliegen, und sich selbst entsagen müßen 9 Bestimmung] Ga: das Princip 11 in Fesseln geschlagen hat] Ga: in Banden geschlagen und getödtet wurden 12 in sein Pantheon] Er: in seinem Pantheon seiner 30 Weltherrschaft 13 ihre Lebendigkeit … ausgelöscht] Ga: um die Individuen als solche nicht gelten zu lassen 13 Unglück] Ga: Unglück, dieser Tod der Individualitaet 14 erstehen soll] Ga: entstanden ist Er: hervorgegangen ist 14–16 Erst daraus, … hervorgehen.] Ga: Nur aus solchem Bruche, nur durch solche Negation kann der Geist zu sich kommen. 18 Übergang machen] Er: Durchgang nehmen 19 Entzweiung] Ga: Entzweiung machen, um zu sich 35 selbst zu gelangen 19–20 In Ansehung … gesagt:] Ga: Die schöne Sittlichkeit hat noch nicht die Tiefe des Geistes insich gehabt 2 We l t . es folgt ein Schnörkel in der nächsten Zeile solchen
31 die Individuen als solche] den Individuen als
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cher der Herr, Despot ist, in welchem das Individuum als Lebendiges sich aufopfert nach seiner konkreten Seite. Unter Bedingung zugleich dieses Gehorsams im abstrakten Staate, erhält es auch seiner Seits die Berechtigung, ein Herr zu seyn. – 2.) dem abstrakten Staate gegenüber steht das nur abstrakte Fürsichseyn, gemüthloses, geistloses Fürsichseyn, nicht schöne Freiheit, sondern Beharren der Individualität, der Persönlichkeit für sich. – Diese Bestimmungen machen den Standpunkt der römischen Welt aus; allgemeine Herrschaft, und das Große der Individuen ist, in diesem allgemeinen Zweck ihre Besonderheit aufzugeben; die Individuen gelten auf der andern Seite nur als rechtliche Personen; das strenge Recht der Persönlichkeit tritt auf. Diese Begriffsbestimmung entwickelt sich logisch nothwendig aus der vorhergehenden Harmonie, die Welt dieses Gegensatzes, dieser Abstrakzion. – Dieß führt uns zu der konkreten Grundbestimmung des römischen Staats, – und wir betrachten: 1.) das Elementarische, den Begriff des Charakters der römischen Welt; – 2.) die Verfassung, Politik und Geschichte der Römer. 3.) Was die Wurzel des Untergangs wird des römischen Geistes; der Grund in den er zurückgeht, ist der höhere Geist, der Geist des Christenthums. – I.) Was das Elementarische betrifft, den Begriff des Geistes und Charakters, ist zu erwähnen: A.) die L o k a l i t ä t zunächst. Die Lokalität rückt gegen Abend vor, bleibt aber zunächst jenseits der Alpen stehen, im südlichen Europa. Das Mittelmeer macht den Umkreis, das Theater aus für die römische Wirklichkeit. – Die Lokalität hat allerdings Ähnlichkeit mit der griechischen. Wir sehen nicht diese Ebenen, das brütende Element Asiens. Die Stadt Roma liegt nicht ganz am Meer, wie Athen, gehört nicht ganz dem Meere an, wie Karthago, sondern sie liegt zurückgezogen an einem Flusse. – Ein festes Land, Kontinent, macht die Basis aus; aber es ist hier nicht, wie in andren europäischen Staaten, feste Kontinentalbasis. Es ist ein Mittelpunkt, der über die Küsten des Mittelmeeres sich ausbreitet, und angewiesen ist auf diese Entäußrung, Hinausgehen, weil es eben nicht ein Kontinentalboden ist. Solche Lokalität entspricht ganz dem Begriffe der römischen Welt. – Rom ist außer | Landes entstanden hervorgegangen; es ist nicht ein Gebiet, wie das Attische, sondern der Anfang fällt in einen Winkel, der ein Zusam-
5–6 Beharren der … sich] Ga, ähnlich Er: das starre Beharren der Subjectivitaet auf sich 7 den Standpunkt] Ga: das Princip 8 allgemeine] Ga: abstracte 9–10 die Individuen … Personen] Ga: das Gelten der Individuen nicht aber als schöner sondern als rechtlicher Personen 10–12 Die35 se Begriffsbestimmung … Harmonie] Ga: | Das ist die abstracte Begrifsbestimmung der Romischen Form, eine Begriffsbestimmung die sich aus der vorhergehenden Einheit entwickelt. 12–13 Dieß führt … betrachten:] Ga: Es sind 3 Stufen die wir hier zu betrachten haben: 14 Charakters] GaEr: Geistes 27 Es ist ein] Ga: Rom ist der 29–30 dem Begriffe … Welt] Er: Die Localität entspricht der Bestimmung des römischen Geists. 31 der Anfang … Winkel] Ga: Punkt 40 Winkel] Er: ein Punct ist der Anfang, ein Winkel
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menstoßen ist von 3 verschiednen Gebieten, dem l a t e i n i s c h e n , s a b i n i s c h e n und e t r u s k i s c h e n . Was den Staatsanfang betrifft, so ist hier keine Familienund patriarchalische Entwicklung; auch nicht eine freie Vermischung, wie sie der Zweck eines friedlichen Lebenszusammenhangs hat. – Was sich eint, ist eine Räuberbande, ein in sich schlechthin Getrenntes, und sich Vereinigendes, nicht zu sittlichen Zwecken, oder zu einem Zwecke, der in der Natur liegt, sondern sie vereinen sich zum Zwecke der Gewalt. Man mag sich die Vorstellung machen von einem alten Staate, Stamm, der die Grundlage ausgemacht, – p –: man hat viele Fikzionen erdacht, was allgemeingeschichtlich ist, zu beseitigen, und die Ehre des Ursprungs der Römer, wenn es hier auf Ehre ankommt, zu retten, und ein heiliges natürliches Entstehen plausibel zu machen; – das allgemeine Bewußtseyn der Römer, das geschichtlich Bewährte ist, – 1.) daß Hirten, räuberische Menschen überhaupt sich hier zusammengethan haben, und unmittelbar im Gegensatze gegen alle ihre Nachbarn auftraten. Livius macht ein moralisches Raubsystem daraus, daß sie ihre Beute geraubt, und sie unter sich vertheilt. – Ebenso konstante Tradizion ist, daß die Lokalität zur Freistätte, zum Asyl gemacht wurde für zusammengelaufnes Volk, eine colluvies, wie sie von ihrem Staate oder Volke ausgetrieben wurde, oder sich selbst ausgetrieben hat. – Ein drittes, bestimmtes, geschichtliches Datum ist, daß die benachbarten Etrusker sich geweigert, sie Frauen bei sich holen zu lassen, daß sie mit ihnen als Auswürflingen keine connubia eingehen wollten. Die Nachbaren haben die Einladung verachtet zur Gottesdienstlichen Feier; – nur die Sabiner, ein einfaches, Land bauendes Volk, seien gekommen, von denen Livius bemerkt, daß bei ihnen eine tetrica disciplina geherrscht. Daß sie ihre Gottesdienstliche Feier gebraucht 2 e t r u s k i s c h e n ] Er: Etruscer, ein ausgefallner Punct 3 Entwicklung] Ga: Verfassung freie Vermischung] Ga: gemeinschaftliche Vereinigung 7 Gewalt] Ga: Gewalt nur zusammengeraftes Volk 7–10 Man mag … retten] Er: Es mag eine Bewandniß haben wie es will mit Aeneas, Evander, Romulus und Numitor und man mag sich in neueren Zeiten eine Vorstellung machen von einem älteren Staate der zu Grunde gelegen – Fictionen um den unehrenvollen Anfang Roms zu beseitigen 7 Man mag] Ga: Die neuen Gelehrten wollen den Anfang Roms auf eine edlere Weise erklären – man mag 9–10 und die … retten] Ga: um die Schande Roms zu beseitigen 12–13 Hirten, räuberische Menschen] Er: Räuber und räuberische Hirten 15 daß sie … vertheilt] Ga: daß sie nur den Reubern geraubt haben, aber in jedem Falle treten sie als ein raubgieriges Gesindel auf die Scene 16–18 Ebenso konstante … hat.] Er: […] Dies hat viele hingelockt. Ga: Eine andre Tradition ist, daß die Stadt Rom für die aus ihrem Vaterlande verbannten Fremden ausgebaut wurde – von denselben. 19 Ein drittes, … ist] Ga: In welchem Verhaltniße die ursprünglichen Römer mit den benachbarten Ländern standen erhellt daraus, daß die Etrusker zb. und Lateiner mit ihnen keine Connubien stiften wollten 20 Etrusker] Er: Latiner und Etruscer 22 einfaches] Ga: einfaches frommes 24–1041,1 Daß sie … Raubes] Ga: Der Raub ihrer Frauen ist aus der Geschichte zu bekannt um ihn hier noch zu wiederholen. – Das ist nur beizufügen, daß der Umstand einen Gottesdienst für einen Vorwand zu nehmen um ihre Leidenschaften zu stillen 41 Vorwand] Anwand
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haben zum Vorwande des Raubes, spricht aus und stellt dar den Charakter ihrer Religion, und ihres Benehmens überhaupt. – In diesem Ursprunge liegt einfach der ganze Charakter der römischen Welt. Es hat einige Schwierigkeit, über römische Geschichte zusprechen; es ist kein Umstand der römischen Geschichte, der nicht durch Hypothesen verdrängt und wankend gemacht wäre. Es verhält sich grade umgekehrt, wie man bei den Griechen und Römern zu Werke gegangen ist. – Bei den Griechen ist das Älteste Mythe und Sage; die ältesten Schriften haben die Form von Mythen und Poësie. Das behandelt man so, daß das Mythische große geschichtliche Wahrheiten in sich enthalte, und übersetzt das Mythische in Geschichtliches. – Was von Roms Anfang vorhanden ist, ist ganz prosaisches Geschichtliches, das vollkommnen Gegensatz macht gegen die mythische und epische Weise der Griechen. Die Form des römischen Geschichtlichen zwingen wir ins Entgegengesetzte. Wie bei den Griechen Mythe und Poesie in Geschichte, so wird das ganz Prosaische der altrömischen Geschichte in Mythen, Sagen und Epopeen verwandelt. – An all’ dieß Scharfsinnige, Geistreiche, a priorische kann ich mich nicht halten, sondern nehme das Geschichtliche, wie es von den Römern uns zugekommen ist, in unmittelbarer Weise auf. Bei Livius, dem Hauptgeschichtschreiber der Römer, sind diese ersten Elemente durchaus konstant. Er spricht nicht anders von diesen Ersten, denen die Gründung Roms zugekommen ist. Zu den ersten geschichtlichen datis fügen wir ein Weitres, Ferneres hinzu, – die Weise, in der die Familie früh erscheint, und theils in spätrer Zeit bestimmter ausgebildet worden ist. – Die ersten Stifter Roms sehen wir aus der Familie ausgestoßen, nicht im Familienleben groß gezogen und gewachsen, – die Brüder, gleich wie Kain und Abel in Uneinigkeit fallen, und einer den andern erschlagen. – | Die ersten Frauen sind nicht durch Zuneigung, rechtliche Verbindung, sondern durch Gewalt errungen, sind ohne sittliche Empfindung in dieß Verhältniß getreten. Diese Härte des Familienverhältnisses liegt den gesetzlichen Bestimmungen überhaupt zum Grunde, in Beziehung auf die Ehe. Die römische Ehe, wie sie bestimmter erscheint, ist ein Sklavenverhältniß von Eltern und Kindern, der Frauen zu Männern, als Herren, ein Verhältniß äußrer Rechtlichkeit, wo Frau und Kinder, als Sachen, in äußerlich juridischem Verhältnisse zum Manne und Vater stehen. – Die Römer hatten mehrere Weisen der Ehe. Die älteste, ursprüngliche ist
1–2 ihrer Religion, … Benehmens] Ga: der ursprünglichen Römer 4 es] Ga: Durch die Kritik neuerer Zeiten kein Umstand] Er: fast kein Umstand 9–10 in Geschichtliches] Ga: in die 35 Form der Wahrheit als Geschichte 10 prosaisches] Er: trocken prosaisch 15–16 An all’ … halten] Er: Ich kann mich an alle diese gelehrten Hypothesen durchaus nicht halten Ga: Was mich anbetrifft so kehre ich mich an die Herrn Kritiker gar nicht 23 nicht im … gewachsen] Er: nicht an Elternliebe groß geworden Ga: die Familien Liebe gar nicht gekannt haben 25 Zuneigung, rechtliche Verbindung] Ga: Liebe oder Neigung Er: Werben 26 Gewalt] Ga: phisische Gewalt 27 Härte des Familienverhältnisses] Er: Härte gegen das sittliche Familienwesen
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die Form, daß die Frau in manum viri convenit, die coemtio per aes, hat die Form des Kaufverhältnisses, wie bei anderen S a c h e n , so daß der Mann das Recht über Leben und Tod der Frau hat. – Diese Art der Ehe wird dem Romulus zugeschrieben als eigentliche Ehe, nach quiritischem Recht. – Die erste Art der Ehe ist also eine Art Leibeigenschaft, die Frau ein mancipium. 2.) Die 2. Art der Ehe entstand ohne weitre Förmlichkeit dadurch, daß Mann und Frau ein Jahr beisammen lebten, was man usus, usucapio, Besitznahme nannte. Dieß Jahr mußten sie so zusammenleben, daß die Frau nicht 3 Nächte aus dem Hause abwesend war, so brauchte es keine weitre Zeremonie. Wenn sie dieß beobachtete, so wurde die usucapio unterbrochen, es war eine Usurpazion, – so blieb die Frau in väterlicher Gewalt, oder unter Tutel des Agnaten. Sie stand dann nicht im Verhältniß eines mancipii, und war nicht mater familias, sondern matrona. Die Würde der Matronen ist, daß sie selbständig, unabhängig erscheinen, ohne Sklavin des Mannes zu seyn; auch ging ihr Vermögen nicht über das Eigenthum des Mannes, ausgenommen über das dos. Die Selbständigkeit gegen den Mann, ihre Unabhängigkeit von dem Manne, war ihre Ehre, statt daß die Frau durch die Ehe und den Mann ihre Ehre haben soll. Als die strenge Ehe in Abnahme kam, wurde das Verhältniß loser: die Frau ward ohne Weitres bloß fortgeschickt. So schickte Cicero mehrere Frauen fort, weil er mit seinen Vermögensumständen brouillirt war, und nahm eine andre, durch die er aus der Verlegenheit gerissen wurde. – Ebenso blieben die Söhne in väterlicher Gewalt: sie konnten kein eignes Eigenthum haben, durch keine Würde selbständig; bloß durch 3maliges Verkaufen wurden sie emanzipirt; frei durch Loslassungen von Seiten des Käufers. Waren sie 2 Mal losgelassen von dem, der sie kaufte, so kamen sie wieder in die Gewalt des Vaters. Sie blieben mancipia, Leibeigen, in Sklavenverhältniß. Nur die Würde eines flamen dialis, und einer Vestalin nahm sie aus der Gewalt des Vaters; aber nur weil der flamen und die Vestalin mancipia des pontifex der Priester wurden. – Eben so ist bei den Römern die Willkühr des Testirens auf ’s Höchste getrieben. – Im sittlichen Verhältniß ist der Vater zwar Herr über das Gut; aber es gilt auch wesentlich als gemeinschaftliches Gut der Familie. Unsittlich ist die absolute, herrische Willkühr. Dieses Verhältniß der natürlichen Sittlichkeit war enaturirt, entsittlicht durch diese gesetzliche Bestimmung. – Mit dem Verhältniß einer Familie, sofern es durch Ehe gestiftet wird, hängt das Familienverhältniß im allgemeinen
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4 als eigentliche Ehe] Er: gilt als die legitimste 5–7 Die 2. Art … lebten] Ga: In der zweiten Art der Ehe erscheint die Frau freier, sie wurde nicht durch Feierlichkeit erworben sondern durch den 35 sogenannten Usus 12 Würde] Ga: eigentliche Würde 18–19 So schickte … fort] Ga: Cicero soll mehrere auf diese Weise sich vom Halse geschafft haben. 22–23 bloß durch … Käufers] Ga: erst durch das dreimalige emancipiren, und dreimalige Freilassen 31 enaturirt] Ga: denaturirt 1 viri] fieri
7–10 usucapio, … usucapio] usucaptio, … usucaptio
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Sinne zusammen, in dem solche allgemeine Familie gens genannt wurde. Diese Familie war Blutsverwandtschaft, ein fester Stamm für sich. Die eigentliche Ehe wird gestiftet durch das Verhältniß von Mann und Frau und Erzeugung von Kindern, theils aus Liebe, theils aus Gemüthlichkeit. Bei der gens ist das Naturband das Zusammenhaltende, das Gemüthliche ist das Zurücktretende, was durch entfernte Verwandtschaftsgrade etwas bloß Nominelles wird. Diese natürliche Verwandtschaft, die nicht mit Sittlichkeit zusammenhängt, war besonders festgemacht. Die Frau war filia im Hause, nicht eigentlich verstanden. – Eine solche gens war ein Abgeschnittnes für sich, ein fester Stamm, der eignen politischen Charakter erhielt und behielt. So wenn man einen Mann brauchte von aristokratischer Strenge, so wählte man einen Klaudier; – einen wohlwollenden: einen Valerier; einen Ausgezeich|neten durch Adel des Geistes, – einen Kornelier. Solche gens hatte eigne sacra und Penates, Götzenbilder, und besondre religiöse Feste. Penaten sind Götzenbilder, die in den Vorhöfen aufgestellt waren, und denen Opfer gebracht wurden. – In Athen sind auch solche sacra, Gottesdienste, einer Familie eigenthümlich, wie zb der Gottesdienst der Eumolpiden, aber es war nicht das Eigenthümliche eines Gottes, was sich forterbte, sondern das Forterben des Priesterstandes; an den Göttern aber nahm auch das übrige Volk Theil. Bei den Römern waren sacra und Götzen etwas Ausschließendes einer gens gegen die andre. Dieß war ein wichtiger Trennungspunkt der Patrizier und Plebejer in Ansehung der conubia, Heirathen zu schließen. Die Patrizier waren schwer dazu zu bewegen, solche in ihre Familie aufzunehmen, die nicht eine solche Art von eigenthümlichen Gottesdienst hatten. – Mit diesem schroffen Abschließen, schroffen Beharren der Individualität auf sich, hängt zusammen das Recht bei den Römern, die Ausbildung des Privatrechts. Das Privatrecht betrifft die abstrakte Persönlichkeit des Individui, – daß diese abstrakte Persönlichkeit als solche, gilt; die Äußerungen des Daseyns dieser abstrakten Persönlichkeit bestehen in Eigenthum. Sofern das Recht, das juridische Recht beruht auf dieser Abstrakzion, und die Ausbildung dessen für den abstrahirenden Verstand, so ist es gemüthlos, geistlos für sich; es ist der Verstand, der dieß abstrakte Recht der Persönlichkeit geltend macht. Das Recht ist ein großes Geschenk der
4–5 das Naturband das Zusammenhaltende] Ga: das Natürliche der Verwandschaft das alle zusammenhaltende Band 7 mit Sittlichkeit] Ga: mit dem Gemüthe und Herzen 16 Eumolpiden] Ga: Eumolphiden, welche einer Familie angehörten 16–18 aber es … Theil] Ga: Aber dieses 35 ErbschaftsRecht bezog sich nur auf die Priesterwürde solcher Sacra, zu deren Theilnahme aber alle zugelassen werden konnten. 20 ein wichtiger Trennungspunkt] Ga: den bedeutenden Wendungspunkt 21–23 Die Patrizier … hatten.] Ga: Die Patricier welche natürliche Gotterdienste hatten wolten die Plebejer zu solchen nicht zulassen. 21 Die Patrizier] Er: Die Patricier die solche besondren sacra hatten 40 28 bestehen] bestimmt
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Römer, aber das, was wir weder bei uns, noch bei den Römern ansehen können als das letzte, wahrhafte Verhältniß. – Bei den Orientalen sind sittliche, moralische Gebote zu Rechtsgeboten gemacht, und darnach bestimmt worden. Selbst bei den Griechen war die Sitte juridisches Recht: das Schicksal des Sokrates ist hiervon ein hohes Beispiel, wo Verfassung, Sitte und Gesinnung, was für Jeden gilt, ganz in Identität steht. Die Römer haben diese große Trennung vollbracht, daß die abstrakte Persönlichkeit geltend gemacht wurde. Sie ist außer der Rücksicht auf Gesinnung, Gemüth; das strenge Recht hat darauf, ob es dem Individuo wohl geht, ob es seine sonstigen Zwecke erreicht, nicht Rücksicht zu nehmen. Die Ausbildung dieser abstrakten Persönlichkeit, das Verhältniß im juridischen Recht, ist von großer Wichtigkeit, daß dieses das Letzte bleibt, und die Gesinnung, das Gemüth frei bleibt von Beschränkung. Das Abstrakte ist die Grundlage für die subjektive Freiheit des Gemüths und der Gesinnung. Die Römer sind die Opfer geworden für das Hervortreten dieser Freiheit, ein Opfer, das die Nachwelt genießt. Die Sittlichkeit hat 2 Formen: 1.) die Familie, die wir nicht eigentlich als Sittliches bestimmt sehen, und 2.) die allgemeine Seite, Form der Sittlichkeit ist das Staatsleben. Im Staatsleben muß die römische Größe gesucht werden. – Das Eine ist diese starre herrische Persönlichkeit, diese Knechtschaft nach dieser Seite; das 2te ist, daß die starre Persönlichkeit sich auflöst, unterwirft dem Gehorsam gegen den Staat, mit dem allgemeinen Zwecke, der der Staat ist, sich identifizirt; eine Identifikazion, die selbst mehr oder weniger von dieser Abstrakzion an ihr hat. Diese Art des Subordinazionsverhältnisses ist die große Seite an den Römern; die Helden Roms fallen nach dieser Seite. – Um eine nähere Anschauung hiervon zu haben, müssen wir uns nicht bloß an sie wenden, sofern sie als Feldherren, Soldaten, Gesandte, gegen den Feind treten; – sie haben nur den Staat vor Augen ohne Wanken. – Das ist römische Tu g e n d , was auch wir Tugend nennen. Besonders zeigt sich diese Einheit zu den Zeiten der Aufstände der Plebejer gegen | die Pa-
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4 die Sitte juridisches Recht] Ga: Verfaßung, Sitte, Gesinnung, und das was für jeden gelten soll identisch 8 Gesinnung, Gemüth] Er: Gesinnung und Sitte 8–9 das strenge … nehmen] Ga: Ob das Individuum durch das existirende Recht zu Grunde geht, ob es ihm nicht lästig fällt hat das 30 juristische Recht nicht zu betrachten. 9–12 Die Ausbildung … Beschränkung.] Ga: Diese abstraction des Subjects und festhalten derselben ist die Grundlage der Subjectiven Freiheit. 12 von Beschränkung] Er: von einer solchen Behandlung […], der das persönliche Recht unterworfen ist 17 die römische Größe] Ga: der Römische Geist 20 mit dem … ist] Er: mit diesem allgemeinen Daseyn, diesem allgemeinen Zweck des Staats 22 Diese Art … Römern] Ga: Dieser 35 Umstand daß der Geist und Caracter der Römer mit der Substantialitaet des Staates identisch ist, macht das Erhabene und Große der Römer aus. Subordinazionsverhältnisses] Er: Subordinationsverhältniß gegen das Allgemeine 26 Das ist … nennen.] Ga: im Allgemeinen zeigt sich diese Einheit als Römische Tugend 20 der1] die
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trizier. Die gesetzliche Ordnung ist oft aufgelöst und mit Füßen getreten worden durch die Aufstände der Plebejer. Vornehmlich sehen wir diese Aufstände besonders in früherer Zeit als einen secessus, als ruhiges Wegziehen, und die Ruhe wieder hergestellt auf formelle Weise. Wir sehen den pleps ebenso lange Zeit in allen Versprechungen getäuscht, in Erfüllung ihrer gerechten und ungerechten Forderungen. Die Senatoren wählten oft Diktatoren, nicht zu Kriegen, sondern bloß um jene zu Soldaten auszuheben, und durch militärischen Eid zu strengem Gehorsam zu verpflichten. Die Plebejer ließen sich nicht nur zu diesem Eidverhältniß bringen, sondern gehorchten ihm auch. So der Tribun Lizinius, läßt sich durch Nichts hindern, um die Gesetze, die die plebs durchaus gefordert hatte, durchzusetzen. Durch Nichts hat sich die Durchsetzung des Gesetzes zu Nichte machen lassen, als durch das Formelle des Widerspruchs. 10 Jahre lang wurde Lizinius zum Tribun erwählt, 10 Jahre forderte der Senat den Tribunen auf, zu widersprechen. Dann hat es noch 25 Jahre gedauert, bis das Gesetz in Ausführung kam. Vieles ist vernichtet worden, was im Sinn der verhältnißmäßig bei Weitem größern Mehrzahl geschehen sollte. So ist es häufig, daß comitia durch Augurien unterbrochen wurden, die in den Händen der Patrizier sich befanden. – Es ist schwer zu verstehen, daß das Volk so lange Zeit gebraucht hat, um Etwas durchzusetzen, ob es gleich gleichmäßig versammelt ist, und oft zu Gewalt durchgriff. Es ist diese Grundachtung, dieser Grundrespekt vor Staatsgesetzen, vor dem im Staatsrecht ein Mal Festgesetzten und Festgewordnen. – b.) Ein letzter elementarischer Umstand ist die Religion. Wenn wir sie zunächst oberflächlich ansehen, sieht sie aus, als ob sie dasselbe mit der griechischen wäre. Im Ganzen, im Allgemeinen, sind die Vorstellungen dieser Götter, Jupiter p ungefähr dasselbe. Betrachten wir sie aber näher, so zeigt sich ein sehr wesentlicher Unterschied. Sogleich, wie dieser Jupiter, Venus, Minerva, vorkommen, theils verflochten in’s Geschichtliche, oder bei Dichtern, so haben sie etwas Kaltes, Trocknes, Äußres für uns. Wenn wir bei Dichtern lesen von Jupiter p, so ist’s, als ob w i r auf dem Theater ausrufen hören: o, ihr Götter! Es ist nicht das Spiel sinniger, freier Fantasie, wie wir die Religion im Verhältniß zu den Griechen sehen. Betrachten wir näher die eigentlichen Gottheiten der Römer, so sind es höchst prosaische Götter, aus den Leidenschaften, Empfindungen hergenommen. Die
3 Wegziehen] Ga, ähnlich Er: Wegziehen ohne Gewalt 10 die Gesetze, … hatte] Ga: die agrarischen Gesetze 14–15 Dann hat … kam.] Ga: 20 Jahre verflossen ehe die oben erwehnten Gesetze 18–19 daß das … durchgriff ] Ga: die so lange dauernden Zwiste des Senats 35 practisch wurden. und Volks zu verstehen, und einzusehen warum das Volk seine Rechte so lange bekämpfen mußte 20 Staatsgesetzen] Er: Staatsgesetz und Herkommen 25 ungefähr dasselbe] Ga: fast gar nicht unterschieden 32 aus den … hergenommen] Ga: Ein Grieche hat gesagt: Aus deinen Leidenschaften o Mensch hast du deine Götter genommen – bey den Römern ist fast das Gegen40 theil vorhanden
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Griechischen Götter enthalten die Wesentlichkeit des Geistes, aber sie sind aus dieser Partikularität, die im Menschen sich findet, herausgenommen, objektiviert. Bei den Römern sind es untergeordnete Zustände, Intressen, die von der trocknen Fantasie, zu etwas Selbständigen erhoben werden, unlebendige Abstrakzion, kalte Allegorie. So hatten sie Altäre für die Pest, pax, tranquillitas, lacuna (Müssiggang), angerona (Sorg’ und Kummer), fames, fornax (die Macht, der Witz das Getraide zu dörren). Juno erscheint unter mehreren Formen: Juno Nuonia, Juno uncia (weil die Thürpfosten eingesalbt wurden, wenn eine neue Frau in das Haus des Mannes kam); Juno ossipagina (Knochenbildung im Mutterleibe). Das sind trockne Thätigkeiten, Zustände (Pest, Fieber,) die selbständig vorgestellt, und als Mächte verehrt werden. Jupiter Capitolinus ist allerdings das allgemeine Wesen, die allgemeine Macht des römischen Staats; so Fortuna publica, die Macht, Größe der römischen Welt. – Vornehmlich sehen wir, daß die Römer zu den Göttern gelangten und gekommen sind aus Angst und Noth: daher sie fremden Gottesdienst sich holen ließen. Die meisten Tempel eben so sind entstanden aus votis, und der dadurch | verpflichteten Dankbarkeit, also durch Noth und Beziehung auf ein Nützliches. Wir sehen sehr häufig, daß die Römer Gottheiten, Gottesdienst erst in Noth, oder aus einem Gelübde, das sie in der Noth gethan, bei sich einführen. – Zwar haben auch die Griechen in allgemeiner öffentlicher, oder in Privatnoth sich an die Gottheiten gewandt; aber sonst ging ihr Gottesdienst aus freudigem Herzen, aus freiem Ergehen der Fantasie hervor. – Aber es ist auch neben den fremden Gottheiten und den Gestaltungen derselben, den Formen, wie sie in der Fantasie bei den Römern vorhanden sind, viel Einheimisches, Altitalisches von Gottesdienst bei ihnen zu finden. – Mars, Vesta, das Innre, woran sich die penates anschließen, die man von den Lares dadurch unterscheidet, daß die penates mehr mit innrer, verborgner Kraft zusammenhängen. Diese einheimischen Götter schlossen sich mehr an’s Innre an, haben bestimmten Halt an der Natur, den Jahreszeiten. Die Nachrichten darüber erscheinen als antiquarische, trockne Notizen, die man gelehrter Weise zusammensuchen muß; sie erscheinen
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1 die Wesentlichkeit des Geistes] Er: die Bestimmungen des menschlichen Gemüthes und 30 Geistes 3 sind es] Er: sind es vornehmlich untergeordnete Zustände, Intressen] Er: sind es vornehmlich Ga: niedrige Interessen, unlebendige abstracta 5 tranquillitas] ErGa: Ruhe 6 fornax] Ga: Fornax Ofen 9 ossipagina] Ga: ossipagina Knochen Gottin 12 die Macht, Größe] Ga: das Glück 14–15 fremden Gottesdienst] Er: aus dem Auslande fremde Gottesdienste 21–26 Aber es … zusammenhängen.] Ga: Bey den Römern sehen wir viele frem- 35 de Gottheiten die im Falle der Noth aus allen Gegenden zusammengerafft wurden. Es ist aber noch zu wiederholen daß wir auch in ihrer Religion etwas heimatliches finden zb. den Mars, Penaten etc, welche sich theils, wie schon oben gesagt, an das Innere des Menschen theils auch an die Natur anschließen. 6 angerona] ancerona
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weniger als eine durchlebende Gestalt, mit dem sich das Volk, das allgemeine Intresse durchgängig beschäftigte. – Die griechische Mythologie hat auch eine gelehrte Seite, wo Partikularitäten gelehrter Weise aus gelegentlichen Erzählungen oder Scholiasten zusammengesetzt sind; aber die einheimische griechische Mythologie ist in das ganze griechische Leben und Litteratur verflochten; eben so in Kunst, in plastischer, und in Dichtkunst. Bei den Römern sind diese einheimischen Gottheiten wenig ausgebildet. Das Anziehendste sind die ländlichen Gottheiten, woran sich knüpften ländliche Feste, Erinnerungen, Erneuerungen dieses Zustandes der glücklichen Lebensart unter Saturn. Es zeigt sich Frohheit, einfacher Natursinn bei diesen Festen. Mit derselben Weise der Fröhlichkeit werden diese Feste noch itzt von den Italienern, besonders von den Römern gefeiert. Die vornehme, gebildete Welt nahm daran fröhlich naiven Antheil, an den Palilien, Saturnalien, Luperkalien, und solcher Antheil sieht nicht aus wie vornehme Herablassung zu den Volksfreuden, oder galante Nachäffung, sondern wir finden, daß sie mit wirklich naivem Sinne Antheil genommen an der Frohheit und ländlichen Sitten, wie diese ländliche Einfachheit auch in spätrer Zeit immer noch ihre Stelle gehabt hat. Ein andrer Charakter der religiösen Festlichkeiten ist, daß die Feste als eine äußerliche Schau, Anschauung gehalten wurden. – Bei den Eleusanischen Mysterien haben sich die verschiednen Bacchusfeste für Geist und Gemüth zugleich nicht nur sehr hoch ausgebildet, sondern es ist damit auch Belehrung, Tragödie, Komödie verbunden worden, daß dem Geiste, Gemüth, große, würdige, allgemeine Verhältnisse dargestellt wurden, die großen Verhältnisse des menschlichen, göttlichen Lebens, das sittliche Leben in seiner Tiefe, belehrend vorgestellt worden sind. – Die Ausbildung der römischen Feste ist mehr als etwas Äußerliches gehalten, sie sind mehr zu etwas Äußerlichem ausgebildet worden, zu Einem, das geschaut wird; zb bei Wettrennen, priesterlichen Aufzügen, dem Aufstellen von einheimischen Gottheiten, ist es äußerliche Schaulust gewesen, – so daß | edle Römer nicht daran selbst Theil genommen. – Bei den Griechen sind selbst Könige, Helden Selbstlenker der Wagen und Pferde gewesen, oder sie haben doch diese geschickt, und es sich für hohe Ehre geschätzt, den Siegerkranz zu erringen. Bei den Römern sind es Fremde und Freigelassene, die das Lenken der Pferde und Wagen zu zeigen hatten. – Einheimisch ist der Kriegstanz der salischen Priester in ihren Rüstungen. Dieser Tanz scheint etwas 8–9 Erinnerungen, Erneuerungen … 19 Mysterien] Ga: und andern Mysterien 26 Wettrennen] Ga: Wettrennen im Cyrcus 26–27 priesterlichen Aufzügen, … Gottheiten] Ga: der große Pomp 29 Selbstlenker der … Pferde] Ga: als Lenker der Wagen und Pferde auf den offentlichen Spielen 32 das Lenken … hatten] Ga: als Kämpfer; Lenker der Pferde etc. im Circus | auftraten
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1 eine durchlebende Gestalt] Ga: durchlebender Geist
35 Saturn] Ga: Erinnerungen an die einfachen glücklichen Zeiten des Saturnus
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Trocknes geblieben zu seyn, nicht zu Geistigkeit, geistiger Vorstellung herausgebildet zu seyn. Besonders in spätrer Zeit ist dergleichen äußerliches Schaugepränge, als Reichthum durch Plündern der Welt nach Rom gebracht worden war; wenige sind ausgebildet worden für Geist und Herz. cf die Triumfe und die Spiele im Zirkus. Diese sind übergegangen zu theils sinnloser, geistloser Lust, theils zu einem Solchen, womit Freude, Wohlgefallen an Grausamkeit verbunden ist. Panem et Circenses ist, was die Römer fordern, um befriedigt zu seyn: Bedürfnisse für die Noth, und äußerliches Schaugepränge, äußerliche, geistlose Pracht. – Unter den Kaisern sind diese Theater dahin getrieben worden, daß Löwen, Tieger, Elefanten, Krokodile, Kameele, Strausen, zu 1000 nach Rom gebracht und im Zirkus vor dem Volke geschlachtet worden sind von den Gladiatoren, deren Leben Ausdrücklich in Gefahr gebracht wurde, die gegen einander selbst in Partien kämpfen und einander niedermetzeln mußten. Statt, daß dergleichen Kämpfe sich ausgebildet hätten, um das Menschliche anschaubar zu machen, diese großen Widersprüche der sittlichen Mächte, den geistigen Schmerz hervorzubringen; – Intresse ist nur, wo ein Gegensatz ist, der aufgelöst werden muß. – Aber dieß Leiden des Geistes in diesem Widerspruch ist nicht erwähnt worden, wie in der Tragödie der Griechen, – durch dieß Schaugepränge der Römer; sondern, um Intresse zu haben, ist dieß erreicht worden durch ganz ungeistiges, sinnliches Leiden. Das ist Intresse an zwecklosem Leiden, das Vertiefen in Grausamkeit geworden ist. Es ist hier auch eine Auflösung des Gegensatzes; aber diese ist gegenseitige Ermordung solcher, die dazu verdammt sind. – Das sind die Bestimmungen, die wir zunächst in der römischen Religion finden. – Es ist nunmehr eine ganz andre Seite noch des Römisch-Religiösen zu erwähnen. – Wie die Religion einer Seits Äußerliches der Fantasie, Geist, Gemüth geblieben, und zu dieser Äußerlichkeit, wie es zuletzt bemerklich gemacht worden, fortgegangen ist, – so ist auf der andern Seite der Charakter der Innerlichkeit im
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2–4 ist dergleichen … war] Ga: wurden die Feste bloße eußerliche Schauspiele, besonders von 30 der Zeit an in welcher fremde Schätze nach Rom kahmen 4–7 die Triumfe … ist] Ga: Die kostbarsten Triumphe und Spiele wurden angestelt, mit welchen außer der blendenden Eußerlichkeit auch nur Wohlgefallen an Grausamkeiten sich innigst verband 10 Elefanten, Krokodile, Kameele, Strausen] Ga: Leoparden 14–22 Statt, daß … ist] Ga: Anstatt auf den Festen die geistige Bildung zu befördern, auf eine geistige Weise die großten Widerspruche in der Sittlich- 35 keit zu erwecken um das wahre Interesse aus diesem Kampfe herauszubringen und zu erregen, – und Widersprüche deswegen nur anzustellen, wie die Griechen es in ihren Tragoedien thaten, damit das Wahre aus dem Bruche desto glänzender zum Vorschein käme, bescheftigten sich die Romer mit der sinnlichsten Befriedigung ihrer Leidenschaften, mit einem Kampfe zwar, dessen Auflösung aber ein 40
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Römisch-Religiösen eben so auszuzeichnen und bemerklich zu machen. – Bei der griechischen Religion habe ich den Anfang gemacht von dieser einfachen Form des Schauers des Gemüths in der Natur, ein Schauer, den der Grieche sich in Freiheit verwandelt hat, ein Schauer, worin der Grieche dieß Negative gesetzt hat, das Gefühl seiner Negazion, das Gefühl eines Höhern in sich selbst. Aber dieß Gefühl hat er aufgehoben durch Fantasie, indem er den Inhalt dieses Schauers zu einer menschlichen, freundlichen Gestalt herausgebildet hat. Das Negative ist im Gemüthe aufgehoben worden, indem das subjektive Negative zu einem objektiven Negativen wird; es bleibt ein Negatives für mich, aber nicht in mir; es ist außer mir: – so bin ich davon befreit; und dieser Schauer ist Wurzel geworden von einer schönen Gestaltung der Fantasie. Wie der Mensch bei Schmerzen Thränen vergießt, ist das Konzentrirte heraus; es ist heraus; zugleich bleibt | der Schmerz; das Wahrhafte des Verlustes ist erhalten. – Dieser innerliche Schauer wird in Form des Unheimlichen gebilligt, daß der Inhalt, das Affirmative äußerlich vorstellig gemacht wird; das Selbstgefühl ist gereinigt, hat den affirmativen Inhalt in Form eines Gottes sich erhalten. – Bei den Römern ist dieser innerliche Schauer mehr als abstrakte Innerlichkeit geblieben. Wir sehen diesen Charakter von einer Innerlichkeit, abstrakten Innerlichkeit, Reflexion in sich, was in weitrer Bestimmung, Ausbildung Gewissen wird. So eine Weise der Innerlichkeit ist es, was wir allenthalben bei den Römern wahrnehmen, daß das Gemüth, indem es dieß will, zugleich bei seinen Handlungen davon unterschieden, dabei wie eine Art von Gewissen ist. Dieser Charakter der Form der Innerlichkeit, diese Ernsthaftigkeit ist ein Zug, den wir im römischen Charakter, besonders nach der Seite der Religiosität, vornehmlich herausheben müssen. Aber dieß Verhältniß ist festzuhalten, daß dieß Bewußtseyn eines Andern, Höhern, der Innerlichkeit zugleich etwas Abstraktes geblieben ist gegen bestimmten Inhalt, bei dem sich diese Reflekzion in sich hervorgethan hat. Was so eben in Ansehung der Griechen bemerkt wurde, indem diese Form der Innerlichkeit nicht in Form der Innerlichkeit, des abstrakten Gewissens bleibt, sondern sich äußert, reinigt sich durch diese Äußerung des Inhalts von seiner Partikularität, die er an sich hat. Wenn die Römer Etwas gewollt, p haben, so ist hier eine Innerlichkeit, die den Inhalt geheiligt hat; aber diese Innerlichkeit begleitet den Inhalt nur als Partikularität; dagegen durch das Herausbil8 im Gemüthe] Ga: durch das objectiv Machen des Subjectiven
9–10 es bleibt … befreit] Ga: 13 zugleich bleibt … erhalten] Ga: obgleich das Edle des Verlustes ihm gegenwärtig ist 14–15 Form des … wird] Ga: Form des Undeutlichen und nebulösen nur dadurch vernichtet, daß der Inhalt eine affirmative Existenz bekam 31 die er … hat] Ga: mit der er befangen ist mit diesem Allgemeinen der Innerlichkeit
35 denn insofern etwas aus uns heraus ist sind wir von diesem befreit
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den reinigt sich dieser partikuläre Inhalt zu Etwas, was seinem Charakter nach ein Allgemeines und dadurch Wahrhaftes ist. Es ist diese Innerlichkeit, Reflekzion in sich, Heimlichkeit bei den Römern, die an alles Besondre sich anschließt, dieß Verdoppeln eines bestimmten Inhalts, daß der Inhalt bleibt, das Höhere hinzugesetzt wird. Diese abstrakte Heiligung können wir in 2 Formen unterscheiden, daß die Gegenstände, die als äußerliche erscheinen, selbst betrachtet werden, als in sich gedoppelt, daß sie einer Seits genommen werden als das, was sie unmittelbar sind, und andrer Seits ein Heimliches, Verborgnes, Höheres in denselben ist. – Dieß Verdoppeln, Entzweigebrochenseyn des unmittelbaren Inhalts, haben wir auf die manchfachste Weise vor uns. So ist Rom ein Mal Rom, das Vaterland der Römer, diese Stadt, – das ist das Unmittelbare; auf der andern Seite enthält Rom ein Feierliches, Verhülltes, so daß Rom einen geheimen Namen gehabt, über den vielfach gesprochen worden. Einige vermuthen das Umgekehrte: Amor; Johannes von Müller giebt an: Valencia sei dieser geheime Name. Livius erzählt, daß ein Volkstribun zu Tode verurtheilt wurde, weil er ihn ausgebracht, ausgesprochen. – So ist Romulus, dieser erste König in der Vorstellung als historische Person, – und er ist dann 2. zum Divus gemacht worden, unter dem heiligen Namen Quirinus, wobei man die Hypothese gemacht hat, dieser heilige Name Quirinus bedeute den Gott Mars. – Die Römer selbst heißen einer Seits Romani, – andrer Seits Quirites, – was man mit curiae in Verbindung bringt, und cures. So bedeutet rex ein Mal den weltlichen König, andrer Seits den Vorsteher der sacra, diese Macht über das Gottesdienstliche, und diese geheime Macht ist auch in der Republik rex geblieben. Es sind angeführt worden Gottheiten, die etwas ganz Äußerliches, Unmittelbares, Gemeines hatten; daß dieß zu Göttern gemacht, darin liegt eben der Charakter, so etwas Gleichgiltiges anzusehen als etwas Heimliches, woraus die Vorstellung etwa eine Kraft macht. Es ist etwas Innerliches unterschieden worden | bei Fieber, Hunger, so ist es zu einem Gott erhoben worden. So ist fornax eine Göttin, also etwas Geheimes. – Nach dieser Seite ist denn noch Vieles Andre zusammengestellt worden, zb Remus mit Lemures, die Larven, die Abgeschiednen. Remus ist das böse Prinzip, die Lemures das Böse überhaupt. Remus ist auf dem aventinischen Berge begraben worden: damit wird zusammengebracht, daß die Plebejer immer auf den mons aventin ihre Sezessionen gemacht. Dazu gehört, daß andre uns ganz Gleichgiltige, als etwas in sich Geheimes angesehen werden.
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1–2 reinigt sich … ist1] Ga: vereinigt er sich mit Etwas allgemeinem 9–10 Dieß Verdoppeln, … 35 uns.] Ga: Diesen Zug können wir in allen Verhältnißen der Romer beweisen. 10 Rom1] Ga: die HauptStadt Rom 15 Livius erzählt] Ga: Müller sagt 16 ihn ausgebracht, ausgesprochen] Ga: diesen heiligen Nahmen offentlich aussprach 17–18 er ist … worden] Ga: als in den Himmel erhoben
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Dahin sind die Augurien zu rechnen. Der Vögelflug ist zugleich ein Geheimes, Heiliges. So ob die Hüner rasch oder langsam fressen; die Eingeweide der Thiere, für uns mit Recht ganz äußerliche, zufällige Dinge, sind angesehen worden, daß sie ein Geheimes in sich enthalten. – Der Charakter der Römer in religiöser Hinsicht ist, bei irgend einem Besondern, diese Reflexion in sich, diese Innerlichkeit, Vertiefung anzuhängen, damit zu verbinden das Gegenständliche, die äußerlichen Dinge, Begebenheiten, zufällige Umstände, haben sie so für sich aufgefaßt, und ihnen sogleich noch ein 2tes Innerliches angehängt. – Nach der andern Seite, nach subjektiver Rücksicht, sehen wir dasselbe, daß die Römer ihren Thaten, was sie gethan haben, diese Reflexion in sich beigefügt haben, diese Ernsthaftigkeit, Solennität, diese Wichtigkeit, mit der sie so Etwas vollbracht haben. – Wenn sie Etwas thun, wenn gegessen und getrunken wird, so muß das und das vorgenommen, – bei Kriegserklärungen ein Manifest erlassen werden; bei Heirathen wird in das und das Haus gegangen; – was uns gleichgiltig erscheint, bei solchen Thaten haben sie diese Feierlichkeit, Ernsthaftigkeit. Dieser Charakter macht vornehmlich das aus, gehört wesentlich zu dem, was sacra genannt wurde: daß Etwas auf diese Weise vollbracht wird, äußerliche Veranstaltung als etwas Hochwichtiges, Ernstes behandelt wird, dadurch ist dieser Gebrauch ein sacrum. Besonders sind es die Patrizier, in deren Besitz, Händen, wir die sogenannten sacra sehen. Diese sacra beziehen sich auf alles Mögliche, was bei uns die einfachste, unbefangenste Sache ist, bei den Römern aber mit solcher Gravität, Bewußtseyn seiner Wichtigkeit, Innerlichkeit gethan ward – das ist sacrum. So haben wir Stadtmauern. Diese weiter hinauszusetzen, war eine hochwichtige feierliche Angelegenheit. Bei jedem Haus den Plan zu ziehen, auf dem Boden zu messen, ist ganz einfach; bei den Römern ist dieß Maaß bestimmen gethan worden mit einer großen Ernsthaftigkeit. So ist die Linie, der Plan, Grenze, selbst etwas Heiliges geworden, daß es mit dieser Ernsthaftigkeit geschehen ist. In Ostindien haben die Engländer in einer neu eroberten Provinz eine Stadt Amhas gegründet. Ein Paar Ingenieurs haben das an Einem Tage abgemessen, an 400 Häuser. Bei den Römern war dieß Linienziehen mit Feierlichkeit verbunden, und diese ist nichts Andres, als diese innerliche Wichtigkeit, die solcher Bestimmung gegeben worden ist. So einen Platz in Rücksicht auf Augurien abgemessen, ist templum, ein geheiligter Raum, daß das Individuum, wenn auch nur momentan, diesen Raum, Grenze, festgesetzt hat. – Ferner: diese hochheilige Art von Heiraten, confarreatio. Bei der ersten 1 Augurien] Ga: Auspicien und Augurien 23 So haben wir Stadtmauern.] Ga: zb. die Veränderung der Stadtmauern, des Pomerium 27 etwas Heiliges] Ga: zu Etwas feierlichem 32–33 So einen … Raum] Ga: Das Pomerium zb. war in Hinsicht auf Augurien ein Templum, geheiligter Raum.
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Art von Ehe, wie sie angegeben wurde, ist geschlachtet, (geopfert), panis farreus gegessen worden, und 10 Zeugen waren gegenwärtig. Bei barbarischen Völkern ist eine Menge Zeugen nöthig, daß Etwas fest ist, was bei gebildeten Völkern ganz einfach ausgemacht wird. – | Alles dieß wurde durch die kleinstädtische Feierlichkeit zu einem Sacrum. Bei den comitiis, Zusammenkünften des Volks, war ein Eingang, wodurch die Völker hineingingen; dabei ein Gerüste, pons, – wer die Aufsicht hatte, dieß Gerüste zu machen, hieß pontifex. – Diese Religion, diese sacra publica, Volkshandlungen, und sacra privata, die sich auf Privatangelegenheiten bezogen, befaßten äußerlich nothwendige Handlungen, Zurüstungen; aber sacrum ist bloß die Verbindung dieser innern Sammlung damit. Wenn versichert wird, – so geschieht dieß eidlich. Der Eid setzt voraus diese innre Sammlung und Provokazion an diese innre Sammlung, an das Gewissen. – So haben alle Gewohnheiten, das Gleichgiltigste, den Charakter von Feierlichkeit, Heiligkeit erhalten. Von dieser Hauptseite besteht die Religion nur in diesem Formellen der Innerlichkeit, der inneren Sammlung, – eine Sammlung, wie man zu allen Zeiten fromm seyn kann und fromm gewesen ist. Der Bandit, ehe er den Mord vollbringt, betet zuvor ein pater noster. Der eigentliche Gehalt der Handlung ist dabei das Gleichgiltige; dieser kann so oder so seyn. Diese Innerlichkeit, Art von Gewissen kann man zu Allem hinzufügen. – Das Betrifft die Hauptmomente der Religiosität der Römer. Diese Innerlichkeit, die auf abstrakte Weise bemerklich gemacht worden, ist auch in Ansehung des Eigenthums, der besondren Persönlichkeit, als Prinzip des Privatrechts angegeben worden. – Von diesem elementarischen Momente ist’s nun daß wir übergehen zur Ve r f a s s u n g und G e s c h i c h t e der Römer. – Was A.) die Verfassung im Allgemeinen betrifft, so ist der Hauptcharakter dahin zu bestimmen, daß die römische Verfassung a r i s t o k r a t i s c h seyn muß, daß die wesentliche römische Verfassung nicht monarchisch seyn konnte, auch nicht demokratisch. – Zwar Anfangs sehen wir monarchische Verfassung, und später das Kaiserthum, und wie gegen das Kaiserthum hin sich die Aristokratie zur Demokratie hinneigt; – aber die glänzende Zeit, wodurch Rom groß geworden, und groß gewesen, ist im Ganzen aristokratisch, und dieß hängt mit den bisher entwickelten, elementarischen Bestimmungen zusammen. – Patriarchen sehen wir in Rom nicht, eine Nationalität, die durch Blutsverwandtschafts-Einigkeit, von Natur ursprünglich verbun-
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13 alle Gewohnheiten, das Gleichgiltigste] Ga: Alle Handlungen der Römer 15–16 eine 35 Sammlung, … ist] Ga: welches sich zu allen Handlungen anschließen laßt 24 diesem elementarischen Momente] Ga: dieser | elementarischen Darstellung 29 monarchische Verfassung] Ga: Könige in Rom 37 dieser] diesem
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den gewesen, – keine solche Einheit, wodurch patriarchalischer, noch woraus demokratischer Geist hervorgeht, – nicht diese Gleichheit. Diese wohlwollende Gleichheit der Bürger ist Empfindung, Gesinnung, die in der römischen Weise nicht Statt finden kann, als alles Partikuläre sogleich ein Heiliges, Sacrum wird. Der Unterschied der Tapferkeit, des Reichthums, der Gewalt, wurde durch diese Innerlichkeit, Feierlichkeit zu etwas Festem, zu einem festen Vorzuge, eben durch Innerlichkeit, Solennität, befestigt, und bleibend gemacht. – Was die Entwicklung der Verfassung betrifft, so fällt sie weiter in das Geschichtliche. – Das G e s c h i c h t l i c h e zerfällt in 3 Perioden: 1.) Vom Entstehen, Ursprunge an, das Erstarken des Volks, Staats, in sich selbst, bis das Volk in den welthistorischen Schauplatz eintritt, und zwar zunächst der bewegte Kreis seiner Thätigkeit im welthistorischen Schauplatze. – Diese Epoche scheidet die erste von der 2. ab. Diese Epoche ist Verwicklung der Römer mit den ihnen morgenländischen (und vorhergehenden) Reichen, mit dem mazedonischen, syrischen p und ungefähr gleichzeitig mit Karthago. Die 1. Periode ist das Auftreten auf das welthistorische Theater. – | Die 2. Periode begreift, daß sich die Römer da festsetzen, vollbringen als das welthistorische Volk, – und diese Periode geht bis Zäsar, bis zur Vollendung dieser Bestimmung, bis diese Bestimmung fertig ist. Unter Zäsar haben die Römer eine neue Welt angetroffen, – Gallien, Deutschland. Damit haben sie berührt die Lokalität der Nazionen, der Völker, von denen sie abgelöst werden auf dem Standpunkt der Weltgeschichte. – Das Kaiserreich; ihre Vollendung, so daß diese zugleich ihren Untergang und ihren Übergang enthält in die Oberherrschaft andrer Völker, und Prinzipe über sie. – Von dieser Periode sind nur die Hauptmomente anzugeben. – Wie Tazitus seine Geschichte anfängt, so können auch wir sagen; – Rom ist zuerst von Königen beherrscht worden. – R o m u l u s wird als Stifter angegeben; aber dieß zu glauben, wird heut’ keinem Gymnasiasten verziehen – der 2. König ist N u m a , von dem gesagt wird, daß er keinen Krieg geführt, sondern den Gottesdienst, das Gesetzliche, Religion nach Rom hineingebracht. Dabei ist wenigstens dieß Charakteristische, daß die Religion, Dienst der Götter, als etwas Spätres eingeführt vorgestellt wird. In den römischen Darstellungen der Geschichte sehen wir durchaus nichts Mythisches, Poetisches, und doch will Herr Niebuhr den Römern einen Epos aufzwingen: die älteren Darstellungen der
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35 1–2 noch woraus … hervorgeht] Ga: Auch das democratische Princip läßt sich nicht sehen bey den
Römern. 6 Feierlichkeit] Ga: Förmlichkeit 6–7 Vorzuge, eben … gemacht] Ga: Vorzuge der einen vor den andern gemacht – aller Unterschied wurde bey den Romern durch solche Solemnitaeten befestigt und bleibend gemacht 20 Deutschland] Ga: | Germanien 24–25 Prinzipe über sie] Ga: eines hohern Princips
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römischen Geschichte seien aus einer Epopee, Volksgedicht genommen. Es findet sich, daß solche apriorische Behauptung aus der Luft gegriffen ist; es ist keine Spur vorhanden von einer Epopee, kein historisches Factum. Die Historiker haben sich an Facta zu halten; aber diese werden nicht respektirt. – In Ansehung der Verfassung giebt es keine Ansicht, die nicht von Anderen als schülerhaft verworfen wurde. – Wir sehen zuerst Könige an der Spitze, und von den folgenden wird auch zugegeben, daß sie mehr geschichtlich sind. – Es werden die näheren Elemente der Verfassung erwähnt, die hernach von der höchsten, einzigen Wichtigkeit geworden. Früh sehen wir den Unterschied von Patriziern und Plebejern. Darüber herrschen zugleich die größten Widersprüche, und widerstreitende Behauptungen. Es ist durchaus nicht möglich, die Altrömische Geschichte geschichtlich zu behandeln, – das Historische ist ganz in die Kritik hinübergespielt. Die Niebuhrschen Angaben sind Etwas, was nie, bei keiner Volks-Geschichte genannt wird, – das ist eine Sammlung von kritisch filologischen Abhandlungen von Gegenständen der Geschichte. Patrizier, Senatoren werden angegeben. In Ansehung dieser finden sogleich die höchsten Widersprüche Statt. Einer Seits wird der Vorzug der Patrizier darin gesetzt, daß sie von höherm Stamme, von einem eignen Stamme, Geschlechte sind; und eben so die Plebejer. So wäre das Verhältniß, wie das der Spartaner zu den Heloten. So sind die Gallier und andre deutschen Völker allerdings andre Nazionen, als die sie sich unterwerfen. Diese Stammverschiedenheit ist durch historische Data ganz und gar nicht begründet, ist durchaus apriorisch; die historischen Data widersprechen dem vielmehr. Man hat die Patrizier wegen ihrer lieblichen Sacrorum zu einem besondern Geschlechte gemacht, gleichsam zu etwas Heiligem, und diese Heiligkeit bezieht sich darauf, weil sie diese besonderen Sacra gehabt. – Die ausdrückliche geschichtliche Angabe ist, daß die Römer aus einem Zusammenlaufe von Völkern von heterogener Art entstanden sind, ein zusammengelaufnes Gesindel waren. Livius im 2. Buch, wo er von Brutus spricht, der an der Spitze der Vertreibung der Könige stand, sagt, daß Brutus dieß zur rechten Zeit gethan: was die Folge gewesen wäre, wenn dieser pleps von Pastoren, zusammengelaufnen, heimatlosen Menschen früher aufgelöst, wenn | ihnen die königliche Auktorität früher genommen wäre? – Unter den Königen sehen wir bereits den Unterschied von Patriziern und Plebejern. Es ist viel gelehrtes Gewürge dran gemacht worden, die Rechte Beider auszumitteln, ein Gewürge das aber selbst nicht schmackhaft ist und nicht schmackhaft gemacht hat. – Die Bestimmungen, die in Rücksicht kommen, sind: 1.) Zuerst 10–11 Darüber herrschen … Behauptungen.] Ga: Dagegen werden jetzt gleich tausende von hypothesen aufgestelt 13 hinübergespielt] Ga: herübergespielt wäre. Wie gesagt aber wir haben uns daran nicht zu kehren
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sehen wir Patrizier und vornehmlich Senatoren. Was den Vorzug der Patrizier bestimmt, so versteht es sich, daß in einer solchen kriegerischen, räuberischen Weise diejenigen, die die Ausgezeichneten, chefs, waren in diesen Plünderungszügen, nothwendig den Vorzug hatten. Livius sagt, virtus nobilitas, daß die kriegerischen Vorzüge der Anlaß waren der Erhebung einer Familie über die andre. Reichthum hat sich eben damit verbunden. Die Eroberung hatte die Folge, daß Grund und Boden der Feinde dem Staate zufielen, so daß die Angesehensten hiebei den Hauptvorzug in der Benutzung haben. Wir sehen das Geschlecht des Lucumo, daß dieß aus Etrurien herkam, wo es selbst ein fremdes war, das aus Griechenland hergekommen. – Lukumo verheirathete sich mit einer vornehmen Etrurierin, aber ungeachtet dieser Ehe sah er sich in Etrurien wenig geachtet und angesehen. Er zog daher nach Rom und wurde daselbst aufgenommen, so sehr, daß schon seine nächsten Nachkommen zur königlichen Würde gelangten. Wie die Senatoren bestellt wurden, so ist eine geschichtliche Angabe, daß Romulus zuerst 100 patres ernannte. Niebuhr sagt: die geschichtliche Angabe des Dionysius von Halicarnassus hierüber sei eine zuverlässig thörichte Meinung. – Historische Angabe ist es, und ich sehe nicht ein, wie man Historie schreiben kann, ohne historische Angaben zu Grunde zu legen. – Ferner wird angegeben, daß die Zahl der Patrizier auf 200 vermehrt ward, und später von Tarquinius priscus auf 300. Wir sehen also die Könige die Senatoren ernennen, – und die Familien derer, die patres waren, hießen Patrizier. – Tarquinius Superbus läßt die Anzahl der Senatoren sich vermindern: – darum ergänzt Lucius Iunius Brutus den Senat, ernannt zu Senatoren. Livius 23,22 erwähnt, daß, nachdem durch die Kriege des Hannibal die Senatoren vermindert wurden, sei ein Diktator, Quintus Fabius, erwählt worden, um den Senat zu ergänzen. – Diese Würden erhielten 1.) die schon Senatoren waren; 2.) die nur kurilische Würde bekleideten. 3.) die plebejischen Ädilen, Quästoren, und gewesne Volkstribunen; 4) die, in deren Familien und Häusern sich spolia opima, (Waffenrüstungen der feindlichen Feldherren), befanden, oder in deren Familie sich eine Bürgerkrone erhalten hatte, (eine Bürgerkrone bekam ein Bürger, der
4 Vorzug hatten] Er: Vorzug erhalten. Ein Kastenunterschied ist durch nichts bestätigt. 6 Reichthum hat … verbunden.] Ga: Mit diesem Unterschiede der Patricier und Plebejer hat sich auch Reichthum verbunden. 8 haben] Ga: hatten. – Daß alle diese Angaben keine aus der Luft gegriffenen sind können wir uns noch auf folgende Weise überzeugen. 12–13 wurde daselbst auf35 genommen] Ga: Aufs freundlichste soll er daselbst angenommen seyn Er: Es waren da so wenige vornehmen Geschlechts, daß er aufgenommen ward 16 zuverlässig] Er: unzuverlässige 17–18 Historische Angabe … legen.] Ga: Dem sey nun wie ihm wolle eine historische Angabe ist es immer. 19 die Zahl der Patrizier] Ga: unter den folgenden Königen ihre Zahl 23 ernannt zu Senatoren] Ga: und 8 Senatoren ernannt 24–26 daß, nachdem … ergän40 zen] Ga: daß jeder Dictator und die Censoren das Recht den Senat zu ernennen hatten
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einem andern Bürger das Leben gerettet hatte.) –. Nachher sind es die Zensoren, die aus dem Senat ausschließen, oder ergänzen. – So sind es theils Könige, theils Diktatoren, und theils Zensoren, die den Senat ernannt, zu Patriziern gemacht haben. So hat es wesentlich den Charakter eines Eingesetzten, Gemachtseyns. – Späterhin be|hielten, wie es scheint, die höheren Magistrate, nach Verfluß ihrer Amtszeit, Sitz und Stimme im Senat, – wie Cicero in Arpinum, einer Munizipalstadt, zu Würde gelangt und dann Senator war. Später vermehrte Cäsar den Senat um 100, August auf 600. Wir sehen nicht so große Wichtigkeit darauf gelegt, wie viele Patrizier seien. Wir rechnen es zur Verfassung, daß dieß genau bestimmt sey. – Ein Geschichtschreiber über England müßte nicht nur vom Parlament überhaupt sprechen, sondern auch, wer wählbar sei, welche Qualität dazu gehöre, und 2. Wer der Erwählende sei. – Eben so in Frankreich gehört das zu der wichtigsten Bestimmung, wer fähig sei in die Kammer zu wählen und gewählt zu seyn. Auch in der venezianischen Aristokratie war dieser Umstand auf ’s Wesentlichste bestimmt. In Rom hat dieß auch später noch keine Wichtigkeit gehabt; die späteren Geschichtschreiber hätten sonst ganz andre Nachforschungen darüber angestellt, und Notizen gegeben. Wir sehen also, daß zuerst Könige, und dann einzelne Individuen, Censoren, Diktatoren, die Ernennung in den Senat gehabt, was sehr merkwürdig ist. Der Diktator Fabius hat 177 Senatoren ernannt. Kommt Nichts von alten Geschlechtern oder patris vor. Es wird erzählt, daß bei den Leichenbegängnissen angesehener Römer die Bilder der Vorfahren im Atrium öffentlich aufgestellt, und mitgetragen wurden, und zwar nicht bloß Bilder, imagines, von Vorfahren überhaupt, sondern von solchen, die hohe Würde bekleidet, sich im Kriege oder sonst ausgezeichnet, einen Ruhm erworben. – Das ist das eine Hauptmoment, die Patrizier. – Das Andre ist diese Plebs. Über den Unterschied der Rechte der Plebejer von den Patriziern ist eben so gestritten worden. Da ist kein Satz, der nicht von Anderen bestritten worden, bei dessen Behauptung man sich nicht dem Vorwurf der Ignoranz aussetzt. Die Plebejer werden frühzeitig unterschieden von solchen, die im Senat waren, als solche, die sich nicht darin befanden. – Wo solche Begrenzung hergekommen, das zu verstehen, ist keine große Schwierigkeit. Es wird angegeben, die Albaner seien mit den Römern vereinigt worden, hätten
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6 Stimme] Ga: Stimme quo jure 9 wie viele Patrizier seien] Er: wer Patricier sei Ga: was Patricier und Senatoren seyn sollen 15 In Rom … noch] Ga: Hingegen bey den Römern herschte die größte Unbestimtheit. – Auch später hat dieses Verhaltniß 20 Kommt Nichts … vor.] Ga: In 35 der Weise der Ernennung wie sie uns Livius angiebt kommt nichts von alten Geschlechtern vor 25 Das ist … Patrizier.] Ga: Die Familienglieder der Senatoren waren Patricier genannt 27 worden] Ga: worden in neuern Zeiten 29–30 Die Plebejer … befanden.] Ga: Die erste historische Angabe aber die wir an die Spitze stellen können ist die: daß die Plebejer frühzeitig schon von den Senatoren unterschieden wurden. 32 Albaner] ErGa: Sabiner 40
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Einen Staat ausgemacht; daß jedes Volk zunächst einen besondern König gehabt. Dasselbe wird von den Sabinern berichtet. In Ansehung der Sabiner versteht es Niebuhr so: daß sie unter den Römern zu Einem Volke gemacht worden, daß sie römische Bürger seien, aber mit Ausschluß des suffragii, eigentlich politische Gerechtsame. Es ist konstant, daß unter Romulus viele lateinische Städtchen und Dörfer den Römern einverleibt worden, und diese in untergeordnetes Verhältniß gesetzt worden. – Ein weitrer Umstand ist, ob die Plebejer Grundeigenthum gehabt? Da behaupten die Einen: nur die Patrizier haben eignes gehabt, jure Quiritium; die Plebejer seien in einer Art Leibeigenschaft, Erbunterthänigkeit gestanden; die Patrizier hätten ihnen nur gegen Abgaben, Leistungen, etwas Land abgetreten zum Gebrauch. – Andre behaupten grade das Gegentheil: die Plebejer hätten eigentliches Grundeigenthum gebracht; die Patrizier bloß zu disponiren über den ager publicus. – Ferner kommt bei Erwähnung der Plebejer, das nähere Verhältniß der Abhängigkeit zur Sprache, als Klientelarverhältniß. Da sagen Einige, daß die Plebejer durchaus | Klienten von den Patriziern gewesen. Dagegen wird eingewandt, die Plebejer seien zwar Klienten; aber die, welche Klienten von Senatoren wären, seien verschieden von den eigentlichen Plebejern. Daß allerdings Plebejer gewesen, die zugleich Klienten waren, geht hervor aus dem Zustande, der nach Vertreibung der Könige eintrat. Es wird erwähnt, daß die Plebejer vornehmlich ihre Stütze an den Königen gegen die Patrizier gehabt. – Der berühmte Kampf zwischen den beiden beruht darauf, daß die Plebejer nichts Andres gesucht, als dasjenige zu erlangen, was die Könige ihnen zugestanden. Dieß Verhältniß zeigt sich auch in der neuern Geschichte, daß die Aristokratie gegründet ist auf Grundbesitz, woran eine Anzahl von Einwohnern gebunden ist, und daß den Königen überall das Volk verdankt Befreiung von der Übermacht der Aristokraten. In England ist die königliche Macht von geringern Umfange, deßwegen ist die Aristokratie noch herrschend, und die Ausbildung der englischen Gesetze, die Rechtpflege, was zum Recht gehört, in einem vernünftigen Staate, ist in England noch weiter zurück als in anderen gebildeten Ländern des Kontinents, weil die Partikularität, nicht die Allgemeinheit der Rechte durchaus das Herrschende geworden. Die Aristokraten haben die Könige benutzt als Mittel für sich; aber wir sehen
3–4 daß sie … seien] Ga: daß sie mit den Römern unter den Nahmen | der Quirites zu einem Volke gemacht wurden 4–5 eigentlich politische Gerechtsame] Ga: aber sind so zu Plebejern, 25–26 daß den … Aristokraten] Ga: den Königen ist es immer denen das 35 bestimmt worden Volk seine Freiheit oder wenigstens die Abhaltung der völligen Unterjochung zu verdanken hat 27–28 Aristokratie noch herrschend] Er: Aristocratie und die Particularität der Rechte das Herrschende 6 Dörfer] Dörfer, die folgt ein unlesbares Wort, etwa Krustumien p
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auch, daß das Volk durch die Könige zu wirklichen Rechten erhoben worden. – Daher diese Unzufriedenheit der Patrizier mit mehreren Königen. Von Servius Tullius wird angegeben, daß er einen Theil der Schulden der ärmeren Bürger getilgt, daß er unter Güterlosen Staatsländereien ausgetheilt, die er den Patriziern entriß. Dieß ist der wichtige Gegenstand der legum agrariarum. Das Volk hat er getheilt in Zenturien, Vermögensklassen, wobei das Prinzip galt, daß jeder Leistungen zu machen hat, nach seinem Vermögen. So fielen auf die Patrizier desto größere, je mehr Vermögen sie hatten; die ärmeren Klassen hatten darin Erleichterung. – 3. Was die comitia, Volksversammlungen betrifft, so sehen wir sie auch unter den Königen. Es giebt 3erlei comitia: 1.) comitia curiata, 2. comitia centuriata, und 3.) comitia nach den tribus. Das ist ein Unterschied, der in Rücksicht auf die römische Verfassung wichtig ist. – Die Komizien nach den Klassen, diese Eintheilung erhält sich bis in die späteren Zeiten. Über die Grundbestimmung herrschen absolute Widersprüche der gelehrten Herren Juristen. Die comitia curiata sind bald aus der Übung gekommen. Nach Einigen hatten alle römischen Bürger ihre Stimme darin zu geben. Unter den Königen sehen wir Einige vornehmlich im Sinne der Plebejer auf den Thron erhoben. Nach Anderen haben in ihnen bloß die Senatoren, und die zu den senatorischen Familien gehörten, die Patrizier, ihre Stimme gegeben. – In Ansehung der Zusammenstellung aller der Data, worauf es ankommt, ist zu verweisen auf „Kreuzers Antiquitäten“, – ein Werk von großem Fleiß, Gelehrsamkeit und Scharfsinn. Da sind die Angaben theils der Quellen, theils der neueren Geschichtschreiber, die sich mit diesem Momente beschäftigt. Kreuzers Ansicht ist, daß nur die Patrizier ihre Stimme abzugeben hatten. So bleibt das Übergewicht der Patrizier dasselbe, überhaupt ein Über|gewicht, das sie durch die Abhängigkeit der Plebejer von ihnen hatten. – Die comitia centuriata sind von Servius Tullius einge-
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5 Dieß ist … legum agrariarum.] Ga: Dieser Umstand ist von der größten Wichtigkeit, denn er war es kann man sagen, der die Quälle der später bekannten Agrarischen Leges in sich enthielt. Das Volk] Ga: das ganze Römische Volk 12 nach den tribus] Ga: Tributa 13 Ver- 30 fassung] Er: Geschichte 14–15 Über die … Juristen.] Er: Was die Curien gewesen in politischer Hinsicht darin herrscht absoluter Widerspruch bei den Gelehrten des römischen Rechts. 15–17 Die comitia curiata … geben.] Ga: Ueber die Comitia curiata läßt sich nichts bestimmtes angeben. Was Curien gewesen sind in politischer Beziehung ist durch den Dünkel der gelehrten Herrn Juristen ganz verdunkelt worden. 17–20 Unter den … gegeben.] Er: Nach den einen haben alle rö- 35 mischen Bürger in den comitia curiata Stimmen zu geben gehabt. Nach anderen nur Patricier und Senatoren. 20 Stimme gegeben] Ga: Stimmen gehabt. Alles dieses wird vielfach bestritten. 21–22 „Kreuzers Antiquitäten“] Er: Abriß der Geschichte von Creutzer 25 Stimme] Ga: Stimmen in den Comitiis curiatis 12 comitia] comitiae
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richtet, und diesem spätern Könige gesteht man historische Wirklichkeit zu. In diesen Vermögensklassen hatten die Vermögenden, die Patrizier, großes Übergewicht, aber ein geordnetes. Die Eintheilung war nach 6 Klassen. Die erste Klasse, worin die Reichsten, hatte 98 Centurien, und jede ihre Stimme, also 98 Stimmen; alle anderen nur 95 Stimmen. In Ansehung der suffragia war die 1. Klasse, die aus den Wenigsten bestand, sehr im Vorzug; aber sofern die Leistungen an den Staat sich darnach bestimmten, fielen auf die Reichsten die stärksten Leistungen. Später sind die comitia nach tribus gehalten worden, und das sind die eigentlichen demokratischen Komizien. Die vielen lieben sacra, die in der comitia curiata und centuriata waren, waren entweder gar nicht vorhanden, oder nicht solche sacra, die sich in den Händen der Patrizier und Senatoren befanden. – Da gab es eine Menge Tage, an denen keine comitia gehalten werden durfte; die haruspices hatten zu bestimmen, ob die Donner nicht gut gewesen, p. Durch eine Menge solcher Schnurrpfeifereien hing die Zusammenbringung der Komizien von ihnen ab. Beim Stimmen nach tribus waren solche sacra weniger. Die Bürger waren in tribus getheilt, und es ist die Frage hiebei, ob die Patrizier selbst in diesen comitiis nach tribus anwesend waren, und bestimmten. – Die Ve r t r e i b u n g d e r K ö n i g e . Die Aristokraten, Patrizier, waren hauptsächliche Ursache dieser Vertreibung. Die nähere Veranlassung ist die Verletzung einer Frau. So entstand der trojanische Krieg durch Verletzung des Familienrechts; so endete das Dezemvirat durch eine Gewaltthätigkeit, die ein Decimvir sich gegen eine Familie herausnehmen wollte. Das Innre, Heilige der Familie verletzt durch offne Gewaltthat, hat dieß für sich, – die Pietät, pudor, hat diese Empörung in den Gemüthern hervorgebracht. – Indeß ist das die Handlung eines Einzelnen, zur königlichen Familie Gehörigen, nicht des Königs selbst gewesen. Die Hauptursache, die die Vertreibung veranlaßte, war die Eifersucht der Patrizier. Es hat in Rom anfangen wollen ein friedliches, bürgerliches Leben, ein Leben der Industrie, Gewerbe, das große öffentliche Werke, nicht der Kunst, aber großer Baukunst, hervorgebracht. Eine Menge solcher großer Veranstaltungen wurde den Königen zugeschrieben, zB Kloaken, Katakomben, – und es ist von Tarquinius Superbus erwähnt, daß er solche großen Gebäu-
5 Stimmen1] GaEr: Centurien suffragia] Ga: StimmenMehrheit 11 und Senatoren] Er: und obrigkeitlichen Personen 13 die haruspices … gewesen] Ga: nicht mehr in den Händen der Patricier – die nach ihrem Gutdünken durch ganz eußerliche Begebenheit zb. durch Donner etc, 19–20 ist die … Frau] Ga: zur Austrei35 Augurien die Comitien auseinander bringen konnten bung der Könige aus Rom war die der Lucretia angethane Gewalt 26 gewesen.] Ga schließt an: deswegen kann man diese Ursache nur eine schein Ursache nennen 30 Kloaken] Ga: Kanele, Cloaken 2 Vermögenden] Vermöglichen
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de veranstaltet hat. Ebenso habe Servius Tullius das Volk erleichtert, dem Volk zu arbeiten gegeben. Die Gewerbe, Arbeitsamkeit, wodurch das von den Patriziern verschiedne Volk emporkommen konnte und Achtung gewinnen, – diese Kategorien sind entgegengesetzt diesen ersten Prinzipien, auf denen der Zusammenhang Roms beruhte, der virtus, der Achtung vor kriegerischer Tapferkeit. Livius sagt dabei, daß der römische Staat schon solchen festen Zusammenhang in sich gehabt, daß die Könige nothwendig entbehrlich werden. – Die Senatoren hatten so festes, in sich geschlossnes, | ausschließendes Übergewicht, daß dieser Zusammenhang die Festigkeit des Staats ausmachte. Sofern sie etwas Überflüssiges waren, um so weniger war ihre Vertreibung berechtigt, da die Verändrung unbedeutend, eigentlich keine war. – 2 Konsuln statt Eines Königs, die dieselbe Gewalt, Macht hatten, als die Könige. – Den nächsten Erfolg, den dieser veränderte Zustand gehabt, ist geschichtlich dieser: daß es nach Außen itzt sehr schlecht ging[.] Nur, daß die Römer, als der Tarquinius den Versuch machte, die Herrschaft wieder zu gewinnen, es abgeschlagen haben; sonst ist ihre Macht ganz gebrochen. Unter Servius Tullius wurden nach dem census 83 000 römische Bürger angegeben. Das ist eine sehr bedeutende Anzahl, die eine bedeutende Macht in’s Feld schicken könnte. Dessen ungeachtet war Rom nach Vertreibung der Könige sehr schwach. – Porsenna, der etrurische König, eine Person, die etwas mythisch wird, hat die Römer auf ’s Äußerste gebracht. – Nach einer Stelle bei Tazitus, der Niebuhr folgt, hat Porsenna Rom wirklich erobert. Die allgemein geschichtliche Angabe ist wenigstens, daß die Römer Frieden eingehen mußten mit der Bedingung der Entwaffnung. – Dieß ist das Verhältniß nach Außen. Das 2te was in betreff zu kommen hat, ist das Verhältniß nach Innen. Dieß Verhältniß nach Innen betrifft das innre Zerfallen, die Zwietracht Roms in sich selbst, die Kämpfe der Patrizier und Plebejer. Wenn die Vertreibung der Könige die Befreiung Roms genannt wird, so zeigt sich aus diesen Kämpfen, daß die Plebejer, durch die Vertreibung der Könige, ihren Schutz verloren, unter die unerträgliche Gewalt der Patrizier gekommen, und was ihnen die Könige geleistet, sich gewaltsam zu erwerben, durch lange Kämpfe den Patriziern abgezwungen hatten. Der Hauptpunkt, das Hauptintresse, um den sich dieser Kampf dreht, – sind: 1.) der Punkt, der besonders hervorsteht, das sogenannte
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8–9 daß dieser … ausmachte] Er: daß sie nichtsnützig wurden 16 Unter Servius Tullius] Ga: Unter den Königen war Rom an Bürgern sehr zahlreich; es wird angegeben daß zur Zeit der Re- 35 gierung von Servius Tulius 19 sehr schwach] Ga: auf einen Augenblick sehr schwach 32 abgezwungen hatten] Ga: abzwingen mußten 33–1061,1 das sogenannte Ackergesetz] Ga: die Leges Agrariae 14 als] das
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Ackergesetz. – Die erste Zwistigkeit die ausbrach, betraf die Verschuldungen, die auf den gemeinen Bürger lagen, äs alienum. Wir sehen in den Händen der Patrizier die obrigkeitliche Gewalt, als patres; die richterliche Gewalt, als consules; dann sehen wir den Unterschied in diesen Familien von Patriziern, und eigentlichen patres; diese machen den wirklichen Stoff der Patrizier aus; die Senatoren sind Patrizier. Wir sehen in ihren Händen die Benutzung beinahe des gesammten Grundeigenthums (dieß wurde für Eigenthum des Staats erklärt) der Staatsgemeingüter, der Staatsdomaines überhaupt. Die Existenz des römischen Staats ist auf Raub gegründet gewesen, auf gewaltsame Besitznahme des umliegenden Grundeigenthums. Dieß wurde für Eigenthum des Staats erklärt; aber die im Kriege voranstanden, in dieser kriegerischen Verfassung die Obersten, Ausgezeichnetsten waren, hatten natürlich den größten Antheil an dieser Beute, – und dieser bestand darin, theil das eroberte Land in Besitz zu nehmen, nicht daß es Privateigenthum geworden, sondern daß es die Patrizier benutzen könnten, daß sie es den Armen überließen, es gegen gewisse Leistungen zu bebauen, oder daß sie sich in Besitz setzen ließen von Abgaben; – Wenn nehmlich den Ländern ihr Grundeigenthum gelassen wurde, wurden bestimmte Abgaben an Öl-, Weingärten p festgesetzt. Diese Abgaben wurden zum Theil ver|pachtet, und theils Patrizier, theils Ritter waren am leichtesten im Falle, sich solche Abgaben zuschreiben zu lassen, von denen sie ein bestimmtes quantum an die Staatskasse entrichten mußten. Die Patrizier waren so in Benutzung des Staatseigenthums, und die Nicht-Gewalthabenden von ihnen abhängig, dadurch, daß sie ihnen überließen die Benutzung gegen Abgaben, die sehr drückend wurden, und durch Vorschüsse, die sie an diese Wenig Besitzenden machten. Vorher hatte die Könige dem Volke Assignazionen gegeben, auf Benutzung von Ländereien. Es wird einige Mal angeführt, daß die plebs solche Assignazionen auf den Besitz von Ländereien unterworfner Völker erlangten. Aber die Patrizier hatten das nicht eingeräumt, wie die Könige. Die plebs hatte nur durch Abhängigkeit Mittel zu ihrer Subsistenz zu gewinnen, oder hatte im Kriege Gelegenheit, Beute zu machen. Livius giebt an, Suessa Pomezia sei der Plünderung Preis gegeben worden, und die armen Soldaten hätten sich dadurch etwas erholt. – Wie die Macht der Römer nach Außen beschränkt wurde, so daß sie sich sogar mußten entwaffnen lassen, ist die Verarmung nach Innen um so stärker
1 Verschuldungen] Er: Last der Verschuldung Ga: Last der Schulden 3–4 als consules] Ga: das und alle hohen Würden 7–8 Grundeigenthums (dieß … überhaupt] Er: Staatseigenthums 9–10 des umliegenden Grundeigenthums] Er: der umliegenden Gegenden 28 durch Abhängigkeit] Ga: unter Abhängigkeit von den Patriciern
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geworden. Dieß Bedürfniß entstand besonders nach der Zeit der Vertreibung der Könige. Hierauf beziehen sich die leges agrariae, die man sonst dafür nahm, es solle den Patriziern ihr Eigenthum genommen werden, für Eingriff, Verletzung des Eigenthums. In neurer Zeit hat man erst die genaure Bestimmung erkannt dieser leges, – Antheil an den Abgaben oder an unmittelbarer Benutzung des Staatsguts. Diese genaure Bestimmung hat besonders Hegevisch gegeben. Niebuhr führt diese an, nennt aber aus Vornehmheit Hegevisch nicht, sondern dabei ist angegeben, daß die Quellen, woraus diese Bestimmung abgeleitet sind, Plutarch und Appian sind. Von diesen spricht er sonst ganz verächtlich. zb „die Unwissenheit eines griechischen Sofisten“ (Plutarch) und eben so von Appian. – Dieser Hauptpunkt ist also von Griechen angegeben worden, und es ist diese Schludrigkeit, daß aus römischen Geschichtschreibern nicht diese bestimmte Erkenntniß, dieses Intresse, geschöpft werden kann. – Die Empörung der Plebejer gegen die Patrizier hat lange fortgedauert, und sich immer wieder erneuert. – 370 wurde das lizinische Gesetz gegeben, das unter Anderm vornehmlich auch diesen Gegenstand betrifft, daß die Plebejer einen bestimmten Antheil, Recht haben sollen auf die Benutzung der Staatsdomaines; des agri publici. – Nachher, bei Zunahme der Verarmung haben sich diese Forderungen erneuert, und es sind Kolonien in diesem Sinne deduziert worden, daß den Plebejern ein Theil zur Benutzung überlassen werde. Stolo bestimmt die Anzahl von tausend Joch Erde, worüber Keiner haben sollte, und er war der Erste, der dieß Gesetz übertrat. Die Plebejer haben sich mit Gewalt erzwungen Assignazionen auf den Grundbesitz. Es ist häufig, daß solche Volkstribunen, wie die Gracchen p, angeklagt wurden einer affectatio regni. Das Königliche war besonders, die plebs gegen die Aristokraten zu schützen, und ihr Mittel der Subsistenz an die Hand zu geben. Wenn daher ein solcher Antrag gemacht wurde, schrieen die Patrizier gleich, es gehe auf ’s Königthum los. – 2.) Ein zweites Intresse, auf das sich die Streitigkeiten bezogen, | betraf die R e c h t s p f l e g e . Diese war in den Händen der Patrizier, und zwar war das
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1–2 Dieß Bedürfniß … Könige.] Ga: Nach Vertreibung der Könige nahm die Verwirrung nach 30 Innen immer sterker zu. Das ist der erste Punkt des Bedurfnißes der Plebejer 2–5 die man … leges] Ga: Man hat darunter einen Eingrif in das Eigenthum der Patricier verstehen wollen, erst in der neuern Zeit hat man ihren wahren Geist erkannt 6 gegeben] Er: zuerst gegeben nach Plutarch und Appian. Aus Cicero und Livius ist keine bestimmte Erkenntniß dieses Verhältnisses zu schöpfen. 7 Niebuhr führt … nicht] Ga: Niebur spricht zwar in seinem Werke von ihm, nennt 35 aber den Nahmen nicht – wahrscheinlich um sich nicht kleiner zu finden. 9 Von diesen … verächtlich.] Ga: obgleich sie Niebur für sehr gering achtet 12–13 daß aus … kann] Ga: daß sie von den agrarischen Gesetzen gar nichts enthalten 19–20 daß den … werde] Ga: die Größe des zur Benutzung einem jeden zukommenden Agers wurde gesetzlich bestimmt 22–23 haben sich … Grundbesitz] Er: erzwangen sich das mit Gewalt was Könige ihnen sonst gegeben hatten 40
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Übel um so größer, als kein bestimmtes, geschriebnes Gesetz vorhanden war. Da in den Händen der Patrizier alle Gewalt überhaupt, und auch die Rechtspflege war, so waren die Unbegüterten um so mehr von ihnen abhängig. Das Klientarverhältniß (cliens, der abhängig ist, unter einem Schutze stehen muß) braucht nicht gefaßt zu werden als Erbunterthänigkeit, als Etwas, das mit dem Lehnsverhältnisse bestimmte Ähnlichkeit hätte, sondern es ist die Abhängigkeit, die in der Natur der Sache liegt. In Ansehung des Rechts war ebenso der Plebejer von den Patriziern abhängig. Diesem Übel wurde abgeholfen dadurch, daß eine Kommission von 10 Patriziern niedergesetzt wurde, die geschriebne Gesetze machen sollten. Diese Dezemvirn hatten diktatorische, absolute Gewalt; die ganze Staatsgewalt war in ihre Hände gelegt. Sie wollten sie aber nicht bloß so lange gebrauchen, als sie ihnen übergeben war, sondern sich festsetzen. Da hat es wieder eine gewaltthätige Explosion, Aufstand gegeben gegen sie. Es wird angegeben, und Niebuhr macht die Bemerkung, daß von der Zeit der 12 Tafeln, der bestimmten, geschriebenen Gesetze, das Klientarverhältniß verschwinde; eine nothwendige Folge: denn nur wenn die Patrizier in Besitz sind von Grundeigenthum und Rechtsprechen, sind die anderen abhängig; und diese Abhängigkeit hört auf dadurch, daß sie von Gesetzen abhängig sind, nicht mehr von den Individuen, die Recht zu sprechen hatten. – 3.) Ein 3. Umstand, der zum Theil mit dem vorhergehenden zusammenhängt, ist, daß von den Konsuln an das Volk provozirt werden konnte, in Ansehung der Kriminalrechtspflege über Leben und Leib. Die Konsule waren die erste Instanz: sie hatten zu richten über Leben und Tod; es wurde erzwungen, daß an das Volk Provokazionen Statt finden, die comitia, als 2. Instanz, Gewalt, Gericht haben sollte. Ein weitrer Hauptpunkt ist, daß Volksversammlungen mit Volkstribunen gehalten wurden. Die Volkstribunen konnten die Komizien des Volks versammeln; das Volk wurde so in Stand gesetzt, selbst Beschlüsse zu fassen, theils plebescita für sich, gegen und ohne die Senatoren. Wie bei den Römern sogleich Alles fest und förmlich bestimmt wurde, bekamen die Tribunen die Gewalt, alle Beschlüsse des Senats nicht nur, sondern auch die plebiscita zu verhindern, – eben so die comitia zu versagen, wie die Auguren die comitia versagen konnten.
7 des Rechts] Er: der Subsistenz wie der Rechtspflege 12–13 festsetzen. Da … sie.] Ga: sie setzten sich darin fest, und reizten die Römer durch ihre Mißbrauche so lange, bis wieder ein Aufstand 16 nothwendige] Ga: natürliche 16–17 in Be35 gegen dieselben zu stande gebracht wurde sitz … Rechtsprechen] Ga: ausschließliche Herrn des Eigenthums, und des Rechtes waren 17–19 diese Abhängigkeit … hatten] Ga: sobald aber Gesetze entstanden sind so mußte auch der Zustand und die Verheltniße der Bürger eine andre Form nehmen 23–25 daß an … sollte] Er: daß dies drei Comitien vorgelegt ward
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Das Letzte, was noch zu erwähnen ist, betrifft die W ü r d e n , die in ausschließendem Besitz der Patrizier waren. Es ist besonders wichtig, daß einige Zweige der Gewalt getrennt wurden von der konsularischen Gewalt, – die Zivilgerichtsbank durch besondre Prätoren verwaltet wurde; Eben so hatten die Ädilen, theils des Rechts-, theils des Verwaltungswesens, die Aufsicht über Gebäude, Straßen, und Untersuchung über das Kriminalrecht in Händen. – Diese Würden waren vornehmlich in den Händen der Patrizier, und die Plebejer haben es dann erlangt, was auch ein Hauptpunkt der Licinischen Rogazion war, daß sie in Besitz dieser kuru|lischen Würden kommen, daß Plebejer zu Konsuln gewählt werden konnten, und was besonders wichtig war, in’s Kollegium der Auguren aufgenommen werden. Die Hälfte dieses Kollegiums der Auguren sollte aus Plebejern bestehen. Die Auguren dauern bis in die spätre Zeit, verlieren aber an Wichtigkeit und Einfluß. Cicero spricht sehr leichtsinnig davon, sie seien gebraucht worden ad plebem decipiendam. Ein Hauptpunkt den die plebs erreichte, war Theilnahme an der Inspekzion der sibillinischen Bücher. Bei öffentlicher Noth wurden die Bücher zu Rathe gezogen, Stellen aufgeschlagen, Zeilen herausgenommen; diese mußten erklärt werden, und dieß lag in den Händen der collegii. – Die anderen priesterlichen Würden behielten die Patrizier noch bis auf spätre Zeiten. Alles, was die Plebejer so erlangt hatten, war damit verbunden, daß dadurch in die Rechte der Patrizier Eingriffe geschahen, die nicht nur für Rechte, sondern für etwas Heiliges galten, – so daß man diesen Kampf der Plebejer mit den Patriziern auch als Gottlosigkeit vorgestellt sieht, in modernen Schriften; die Vorrechte der Patrizier seien nicht nur legitim, sondern auch heilig gewesen. – In Ansehung der Legitimität könnte man den Patriziern vorwerfen, daß sie die Könige verjagten. Um diesen aristokratischen Schritt zu verkleinern, sagt man, sie seien die Legitimen gewesen, die Könige nicht legitim; die Patrizier seien die Bewahrer des Heiligen, Göttlichen gewesen. Bei den Römern war jede Eigenthümlichkeit, Unterschied, jeder Vorzug mit dieser Innerlichkeit, Hochwichtigkeit verbunden, Alles wurde mit diesem innern leeren Bewußtseyn gethan, mit Allem eine Religion verknüpft, so daß alle Arten von Vorzügen zu etwas Religiösem gemacht wurden. Dieß betrifft die besonderen Rechte, die sich die Patrizier in früheren Zeiten erwarben. Die sacra galten für etwas Unmittheilbares, daß es etwas Ausschließendes für besondre Stämme sei: darin bestand die gens, daß sie eben besondre sacra hatte. Das ist nichts Heiliges; das wahrhaft Heilige 12–13 Die Auguren … Einfluß.] Ga: Die Patricier verloren auf diese Weise ihren Einfluß. 14 Hauptpunkt] Ga: HauptPrivilegium 18–19 Die anderen … Zeiten.] Ga: Die Patricier behielten nur bis in die späteste Zeit das Amt des Pontifex Maximus und andre priesterliche Würden für sich.
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ist das Mittheilbare, Vereinigende, Verbindende, worin die Menschen nicht partiell unterschieden sind, sondern gleiche Ansprüche haben auf das An und für sich, auf das Göttliche, Substanzielle. Das ist mittheilbar, weil es Jedem entspricht, da er Geist ist, und für Jeden ist. Vor jenen sacris haben die Plebejer keinen Respekt gehabt, indem sie erzwangen, daß ihnen mitgetheilt werde, was die Patrizier sich anmaßten. – In der letzten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Erbauung der Stadt, waren die Plebejer zur Gesammtheit der Rechte gekommen, – und von dieser Zeit an wendet sich das Volk vornehmlich mit Kraft nach Außen. – Bürgerkriege haben häufig zur Folge, daß ein Volk in sich große Stärke und Energie gewinnt, und nun mit dieser Lebensfrische sich nach Außen kehrt. Freilich können Bürgerkriege auch Erschlaffung und Auflösung des Staats zur Folge haben: dieß sehen wir an Polen, – das Gegentheil in der französischen Revoluzion. Je heftiger da die Bürgerkriege sind, desto heftiger die Energie nach Außen. Diese Energie haben Bürgerkriege zur Folge, wenn eine wahrhafte Grundlage, Prinzip vorhanden ist, das die Bürger bindet, worin das Volk noch Eines ist. Durch bürgerliche Unruhen geschieht es denn, daß dieß Prinzip Hindernisse beseitigt, weil noch nicht Alle dazu gekommen sind, nach diesem Prinzip zu existiren. Wenn dieß der Fall ist, so ist der Zweck des Geistes eines Volks erreicht, und mit Thatlust wendet er sich nun nach Außen. – | Nachdem die Plebejer zum Genusse bürgerlicher Rechte, eines gesetzlichen Ganzes, und in Ansehung des Politischen, zu einer weitumfassenden Theilnahme und Gemeinschaft mit den Patriziern gelangt waren, tritt das römische Volk vornehmlich mit großer Kräftigkeit nach Außen auf. Die kleinen Kriege, die es seit Anfang des Staats begonnen, führt es mit großem Gewicht und Erfolg. So besiegt es die Samniten, mit denen es 49 Jahre Krieg führte. – Man kann nun fragen: wie sind die Römer dazu gekommen, ein so eroberndes Volk zu seyn, so aus sich hinausgetrieben zu werden? Den innern Grund sehen wir im Bisherigen. Das Leben innerhalb seiner ist diese Spannung gewesen, wo das Feste, Bestimmte, das streng Rechtliche war. Wir sehen nicht innere Frohheit, Leben im Genuß der Schönheit, sondern gegenseitiges Ausschließen der Individuen gegen einander, starrer Gehorsam und Unterwerfung unter das Gesetze, das den Schein hat, etwas Heiliges, Höheres zu seyn.
7 Gesammtheit] Ga: Gemeinheit 14–16 Diese Energie … ist.] Ga: Ein Substantielles | Princip muß aber vorhanden seyn, welches das Volk zusammen hält und bindet 17–19 Hindernisse be35 seitigt, … Außen.] Ga: in Bürgerkriegen nur die einseitigen Hinderniße zerstört um sich allgemein zu machen und dann das lebensfrische und thatenlustige Volk nach Außen wendet. – Der nemliche Fall war in Rom vorhanden. 28 Leben] Ga: römische Leben 31–32 das den … seyn.] Ga: welches auch die Form der Heiligkeit hatte 32 zu seyn.] Wa bricht ab; Fortsetzung nach Ga
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Das Princip dieser innerlichen Spannung war es vornemlich welches die Römer außer sich brachte. – Die Trockenheit im Innern mußte die Thätigkeit nach Außen herbeiführen. – Es kann hier aber eine höchst wichtige Frage entstehen: Wir wissen daß das Römische Volk eine große Ueberlegenheit über andre Nationen hatte, welche ist die Ursache daß eben die Römer zu diesem Welthistorischen Volke bestimmt wurden? Die GrundUrsache war ihr abstracter förmlicher Zusammenhang. Weil die Römer weder aus einem Stamme noch aus einer Nation entstanden sind, weil sie deswegen kein Natürliches sie umfassendes Band hatten, so wurden sie durch die geistige Einheit | zusammengehalten, wodurch sie ein mächtigeres Band besaßen als das Natürliche. – Von der Individualitaet andrer Italienischer Völker haben uns die Geschichtschreiber sehr wenig gemeldet. – Wir finden bey ihnen bloße Nahmen. Selbst von den Etruskern von welchen die Römer so viele Einrichtungen, und fast den größten Theil ihrer Religion genommen haben, erhalten wir wenige Züge. – Kaiser Claudius hat von diesen ein Werk geschrieben welches aber verloren gegangen ist. Mit den Lyguriern kriegten die Römer sehr lange, und doch wissen wir, ausgenommen daß sie Roms Feinde waren, von ihrer Eigentümlichkeit gar nichts. Die Römische KriegsKunst hat ihnen auch eine große Ueberlegenheit über andre Völker gegeben. Die größte Disciplin und Ordnung, diese abstracte Allgemeinheit des Gehorsams kommt auch hier zum Vorschein. – und so ein disciplinirtes Heer hat immer ein Uebergewicht über die größte Menge[.] Auch der Phalanx der Macedonier ist die Römische SchlachtOrdnung überlegen gewesen. Das Massenhafte der Macedonier hat ihnen zwar große Dienste gegen die Asiaten geleistet – die Romische Masse war durch die strenge Disciplin und Gehorsam zusammengehalten, und außer dem waren ihre Legionen getheilt, und dieses zugleich seyende des Eins der Masse und des getheiltseyns derselben muß ein Uebergewicht über das bloße Massenhafte geben. – Nachdem die Römer sich in Italien zu Herrn gemacht hatten, sind sie zur 2ten Periode ubergegangen. – Zw e i t e Pe r i o d e . – Nachdem die Römer durch Kleinkrämereien der Eroberungen sich zu Capitalisten mehrerer Staaten | gemacht hatten, und die Patricier und Plebejer in die größte Zufriedenheit mit einander gekommen sind, kommen sie in Berührung mit semtlichen Volkern die um das MittelMeer wohnten, nemlich mit Gallien, Spanien damit auch mit Cartaginensern, durch Cartago aber mit fast dem ganzen Norden von Africa. Sicilien fängt auch ein Gegenstand des Streites an zu werden. Nachher kommen die Römer in Berührung mit Macedonien, mit den machtigen Reichen in KleinAsien, mit Griechenland, Aegypten und andern Staaten – Gegen alle diese Völker die ihnen an 21 der Phalanx] dem Fallanx
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geistiger Ausbildung höher standen sind sie in gleicher Zeit als Feinde aufgetreten. Polybius hat sich diese Kriege zum Gegenstande seiner Geschichte gemacht, wurde aber aus seinem Vaterlande durch die Niedertrechtigkeit der Romer und des Achaischen Bundes vertrieben. – Niebuhr nennt ihn Geschichtschreiber des zweiten Ranges. Dies könnte wohl der Fall seyn wenn er mit Herodot verglichen wäre – nicht aber mit Livius der seine Werke durch Auszüge gut zu benutzen wußte. – Und o Unglück! in welche Reihe müßte man dann den Herrn Niebuhr einregistriren? – – – Unter den Völkern die sich als Feinde Roms ausgezeichnet haben, war Cartago das bedeutendste. – Als Wettkämpfer treten diese beiden Völker auf, so daß mit der Existenz des einen die des andern unerträglich wurde. Ihre Principien sind sehr verschieden von einander gewesen. Cartago’s Größe stützte sich auf Industrie und den Welthandel. Die Cartaginienser hatten keine NationalArmee, deren Stoff StadtBewohner oder Bürger gewesen wären. Sie bestand | aus fremden Soldaten, derer Nationen welche sie durch Gewalt sich unterworfen haben. Hannibal ist um so höher zu achten daß er durch sein Genie vermochte, mit solcher Armée in einem fremden Lande sich so lange zu halten. Er ist nach 36 Jahren mit einem Frieden nach Cartago zurückgekommen und um den üppigen Redner zu zernichten der diesen Frieden für zu theuer erkauften pries. – Was die Macedonier, und andre Volker betrifft, vornemlich die Könige Perseus und Antiochos – diese waren nicht im Stande den Römern Widerstand zu leisten. Rom ist so zur Herscherin des Mittelmeers geworden, besaß schon das Centrum der Erde, und hatte sich noch nur ihre Peripherie, sich in Breite auszuarbeiten. – Auf diese Epoche des Glücks trit nicht solche Entwicklung in Rom ein wie bey den Griechen nach den medischen Kriegen. – Bey ihnen kam der Genuß ihres Glückes zum Vorschein, in dem das geistig producirt und zum idealen Bewußtseyn gebracht wurde, was die Griechische Welt an und für sich gewesen ist – und so sind Künste, Wissenschaften mit einem Worte die geistige Bildung hervorgegangen. Bey den Römern sehen wir zwar auch Dichtkunst, Architectur etc. hervortreten aber dieses ist mehr etwas oberflächliches, zum hohlen Prunke dienendes, und theils nachgeahmtes gewesen. – Die HauptErscheinung ist daß nach diesem Zeitraume der höchsten Größe Roms das Verderben in Massen auftrat und daß die Particularitaet der Individuen die Starke gewonnen hat alle Mittel und Interessen für ihre besondren Zwecke an sich zu reißen. Die Erobe-
35 25 medischen] Er: persischen
25–26 kam der … Vorschein] Er: trat da der geistige Genuß ihres Glücks, Kunst pp hervor 29 Architectur] Er: Baukunst 30 mehr etwas oberflächliches] Er: nicht die freie Blüthe des griechischen Geistes sondern theils etwas Oberflächliches 6 mit] aus 18 und um] und und schen 34 Mittel] Mitteln
19 erkauften] erkaufenen
25 medischen] medischei-
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rung ist bis jetzt durch gleiche Gesinnung und Noth veranlaßt worden. – Nachdem sie aber so viele Länder unterjocht hatten so blieben die Römer auf diesem Punkte der Gewalt ein isolirtes Volk – wir sehen sie nicht als Mitglieder eines StaatenSistems, welches das Gleichgewicht hervorgebracht hatte, stehen – sie blieben in dem starren | Principe der Herschaft gegen die unterjochten Völker gekehrt. Es war keine Gemeinsamkeit ihrer mit den übrigen Völkern vorhanden. Griechenland obgleich es aus so vielen kleinen Staaten bestand so hatten diese an den Orakeln und dem Amphictionen Gericht ihr allgemeines Band. Der Jupiter Capitolinus gehort den Römern ausschließlich – Die Bündniße welche oft zwischen den Römern und den übrigen Völkern statt fanden waren mehr eine Art von Abhangigkeit, welche sie mit dem Scheine der Selbständigkeit bestehen ließen. Die nächsten Kriege sind consequenzen dieser Uebergewalt. – Weder Noth noch Gefahr, sondern dieses concentrirt bleiben der Gewalt trieb sie dazu[.] Nach Spanien also, Klein Asien, Nord Italien uberall dehnten die Römer ihre Plünderungen und Eroberungen aus. Die Noth aber trit in Rom unter einer andern Gestalt auf – eine Periode in welcher innere Parteyen und eußere Kriege sich mit einander vermengen und abwechseln. Die innern Parteyen erhalten ein ganz andres Gewicht als die frühern nemlich der Patricier und Plebejer. Diese dauern nur noch schwach fort, aber es treten Parteyen gegen einander, an deren Spitze Individuen stehen, die sich theils durch Reichthum aus Plünderungen, theils durch Anhanglichkeit der Soldaten deren Anführer sie früher waren, theils durch Schlechtigkeit des Volkes ein Uebergewicht zu verschaffen wußten – Die weiteren Gegensatze die in dieser Zeit zum Vorschein kommen, sind die der Lateiner gegen die Romer, und endlich geht der Gegensatz zu den Sklaven über die sich gegen die Freien empören. Eußere Kriege wurden mit den Cimbern und Teutonern geführt, besonders aber sind die gegen Mithridates in Klein Asien berühmt. – An einem Tage sollen in Armenien 80000 Römer ermordet worden seyn. Mithridates ist bis Italien vorgedrungen, aber sowohl seine Macht als die andrer Barbaren konnte es mit den ausgeübten Römischen Soldaten nicht aufnehmen, eben so wenig wie die rohe Tapferkeit der Cimbern. | So hatte auch Sertorius in Spanien mit der größten Hartneckichkeit den Krieg gegen die Römer geführt, wurde aber uberwunden – Das Mittelmeer war mit Seereubern überschwemmt. –
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9 gehort den Römern ausschließlich] Er: ist isolirt tritt in keinen Verband mit andern 12 Die nächsten Kriege] Er: Diese übermächtige Gewalt führt sich im Äußeren weiter aus. Die nächsten Kriege 19 schwach] Er: untergeordnet 25 Eußere Kriege] Er: Aeußere Kriege sehen wir 35 gleichzeitig mit diesen Partheiungen. Kriege 28 Italien] Er: Griechenland 32 überschwemmt] Er: bedeckt so daß auf die Periode der festen Überwältigung, eine innere Auflösung folgt die ein Wechsel vom äußeren und inneren Kriege war 7 es] sie
29–30 aufnehmen, eben … Cimbern so Er, statt einer Textlücke
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Aber das gefehrlichste für Rom war die innere Auflösung desselben – diese sollte mehr befürchtet werden als alle die Gegensetze gegen eußerliche Reiche und Mächte – Bey allem dem, war in Rom so ein großer Zusammenhalt, daß der Staat sich von den Gegensätzen zu befreien wußte. Die Feldherrn und Heere die sich im Innern unter einander schlugen, vereinigten sich wenn Gefahr drohte von Außen, und wendeten sich gegen die Feinde. Die erhaltenen Siege aber brachten wieder neue Bürgerkriege zum Vorschein – Hier ist wieder eine Zeit wo große Individuen auf kommen konnten. – Dazu gehören die grosherzigen Gracchen, denen auch ihre fürchterlichsten Feinde das höchste Lob zugesprochen haben. – Lucullus – dieses hartneckige Spiel des blinden Schicksals der unglückliche Marius – Cato – Sulla, die hohle Größe des Pompejus, Cicero und der erhabene Karakter Caesars – alle diese haben eine große Rolle gespielt. – Es sind Individuen welche die wesentlichste Wichtigkeit und die Entscheidung über die Herschaft der Republic entscheiden. – Mit diesem Zustande, sehen wir klahr ein daß solche Verfassung nicht mehr bestehen konnte. Das so genannte Volk ist mehr Pöbel geworden – es wollte auch Antheil an den Plünderungen Asiens haben, und diesen erlangte es durch die mannigfaltigen Gaben derer die sich auf die höchste Spitze schwingen wollten, und das Volk als Mittel brauchten. Besonderheiten sind frey geworden – von dem Joche des Staates haben sie sich losgemacht. Damit ist das größte Verderben und Zerrüttung eingetreten. Caesar war es der dieses so auseinander gefallene wieder in Eins verband. – Der Mangel an Gedanken | und Einsicht daß solcher Zustand nicht mehr durch die Form der Römischen Verfassung seine Bewahrung und Frieden finden könne ist höchst wichtig[.] Cicero selbst der doch die griechische Literatur studirt, über den Staat reflectirt, Plato’s Republik gekannt hat, ist diesem Mangel unter legen, und hat so wenig den Staat gekannt, daß er von der Römischen Verfassung geglaubt hat, sie seye im stande und fähig den ganzen Staat in seiner so großen Zerrüttung zusammenzuhalten. – Caesar war es der das Nothwendige gethan hat. – Wenn eine Gesamtheit sich in Particularitaeten auflöst so ist im Daseyn in der Wirklichkeit gegen diese nur das Mittel der Gewalt möglich. – im eußerlichen Daseyn ist dieses Mittel nur das einzige welches wirksam seyn kann. – Caesar ist es der diese Revolution der Verfassung volbracht, und der
3–4 daß der … wußte] Er: der in allen Gefahren sich zu erhalten wußte 6 wendeten sich … Feinde] Er: haben sich nach außen gesetzt und immer momentan sich so zusammengethan, daß sie 9 Feinde] Er: Feinden die ihre Thaten verdammten nach ihrem Character und ihren 35 siegten Absichten 11 hohle] Er: hohle formelle 20 Zerrüttung] Er: innere Zerrüttung 23 Bewahrung] Er: Beruhigung 24 die griechische Literatur] Er: die griechische Philosophie 29 auflöst] Er: zerstreut 31–32 im eußerlichen … kann] Er: (– ein andres ists im Geist –) 18 wollten zur Hälfte versehentlich gestrichen
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Nothwendigkeit gesteuert hat. – Zwey wichtige Sachen gelang es ihm zu volbringen. Einen ganz neuen Schauplatz hat er für die WeltGeschichte eroffnet, Gallien erobert, Britannien berührt und Germanien aufgeschloßen, wodurch er den Grund gelegt hat daß der Schauplatz jenseits der Alpen verlegt werden konnte. – Das andre ist: daß er sich als Herscher an die Spitze der Römischen Welt gestelt hat. Es ist aber zu bemerken daß bey Caesar nicht der Fall gewesen ist, daß seine Herschaft durch einen einzigen Bürgerkrieg entschieden werden sollte. Eigentlich hat er die ganze Römische Welt erobert – der Bürgerkrieg den er geführt hat, ist durch alle Provinzen durchgezogen – Damit ist die ganze Sache der Republik gegen ihn aufgetreten, und der Senat hatte alle Mittel für diese Sache in den Händen. – Solche Sache der Republik aber ist zu dieser Zeit nur ein leerer Formalismus gewesen. Die Individuen die auf ihrer Seite standen, standen nur dem Nahmen nach der Republik zu Gunsten. Seine eignen Zwecke und Leidenschaften hatte jeder zur wesentlichen | Absicht und auf diese Weise ist Caesar nothwendig Sieger geblieben. Caesar zeigt sich was seine Persönlichkeit anbetrifft als ein edles Individuum, das zwar an der so herschenden Corruption manchen Antheil genommen hat, aber damit grosartig geblieben ist. – Er ist es der die Einheit der Herschaft begründet und den Zusammenhang der Römischen Welt erhalten hat. – Keine Macht war im Stande sich von der Römischen Herschaft loszureißen. – Caesar ist wie bekannt ermordet worden. – Diese That ist als ein wesentlicher Irthum der Römer anzusehen, desto mehr weil die Mörder wie Brutus und andre für die edelsten Römer anzusehen sind. Auch sie haben die Vorstellung gehabt, daß die schlechte Form der Republik die Herschaft der Römer zu behaupten im Stande wäre. – Brutus und seine Mitverschwornen haben selbst diesen Irrthum bekannt, besonders durch ihr Abziehen in die Provinzen und das gänzliche Verlaßen des Staates. – Wenn aber eine so große Veränderung im Daseyn Festigkeit erhalten soll so muß sie 2Mahl geschehen. Wenn etwas nur einmahl geschieht so kann es leicht für einen Zufall angesehen werden, kommt es aber noch ein Mahl zum Vorschein so bewehrt es sich auch für das Individuum. – Caesar hat die Verfassung in Rom umgestürzt, dies konnte für einen Zufall angesehen werden – Augustus hat
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2 neuen] Er: eignen 6 gestelt hat] Er: gestellt, wie Sylla es versucht 6–8 Es ist … sollte.] Er: Cäsar hat aber nicht in Roms Straßen gefochten 10–11 der Senat … Händen] Er: damit rechtlicher Weise alle Mittel des römischen Reichs 11 der Republik] Er: der Republik der Senat 14 Absicht] Er: Absicht gehabt – eine Gesinnung für welche solche Form nur Vorwand 35 ist 16–17 Individuum, das … hat] Er: Individuum, mild, an der Corruption der Zeit nicht Theil nehmend 19–20 Keine Macht … loszureißen.] Er: Nirgends war eine feste Macht vorhanden, nirgends war ein solches Leben daß es sich hatte losreißen können vom römischen Namen. 21 wesentlicher] Er: höchst merkwürdiger 11 Mittel] Mitteln
diese Sache versehentlich gestrichen
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durch die nemliche That, die Nothwendigkeit derselben bekreftigt. Nachdem Augustus die Alleinherschaft errungen hatte, so hat sich auch die Welt dies gefallen lassen. D a m i t t r i t d i e 3 t e Pe r i o d e ein. Einerseits scheint durch die AlleinHerschaft die Freiheit der Römer untergegangen zu seyn. Die alte Verfassung ist aber der Form nach dieselbe geblieben. Augustus sollte nur Princeps des Senats seyn, und keine weitere Gewalt haben. Er sollte nur der erste unter den Senato|ren seyn. Tribunen, und andre MagistratsPersonen wurden wie fruher gewahlt. Die alte Verfaßung war vorhanden, mit dem einen Unterschiede daß einer herschte, und zu der Herschaft das einfache Mittel Legionen bey Rom im Lager zu haben, Imperator der Truppen zu seyn gebrauchte. – Diese Legionen standen ihm zu Gebote, so daß er jedem Senator der ihm mißfiel Soldaten in Haus schicken und den Kopf abschlagen lassen konnte. Durch dieses einfache Mittel der Gewalt war ihm alles unterworfen. Die Furcht vor seiner Macht machte es dem Imperator möglich mit dem Scheine des Rechts alle seine Gesinnungen zu volführen, und diejenigen aus dem Senat abzuschicken oder zu enthaupten die er für abgeneigt hielt. – Die Senatoren spührten mit einem scharfsinnigen Blicke nach dem Wunsche des Kaisers, wenn sie einen Senator gewahr wurden, dem der Kaiser abgeneigt zu seyn schien, so verklagten sie ihn im Senate. Der Kaiser schien auf seine Seite zu treten, seiner sich anzunehmen, und doch wurde er endlich aus dem Senate entfernt oder enthauptet. Solche Vorgenge waren also innerhalb der Form der Verfaßung – und der Imperator war durch Gewalt und Furcht der herschende in Rom. – Auf diese Weise stand einer und sein Wille an der Spitze der Romischen Welt. Die unmittelbare Gewalt lag bey den Soldaten denen er zu befehlen hatte. Jeder Kaiser hat eine Pretorische Leibwache im Lager bey Rom. Dadurch aber war auch der Kaiser genotigt durch große Largitionen, durch Auflösung der Militairischen Discliplin sich das Heer geneigt zu machen. – Legionen die in den Provinzen standen haben sich gleiches Recht angemaßt und ernannten auch ihrerseits Kaiser. – Anfangs hatte man Respect vor der Familie des Augustus – nachher aber wurden Kaiser durch
1–3 Nachdem Augustus … lassen.] Er: Augustus. – (Napoleon einmal vom Thron gestoßen dann zum 2t e n mal und nun die Befriedigung daß es nicht anders seyn konnte) 6 Princeps des Senats] Er: Princeps senatus 20–21 Der Kaiser … enthauptet.] Er: So konnte Tiberius sehr gut solche selbst vertheidigen, und die Senatoren zeigten ihre Freiheit indem sie dem Imperator widersprachen. 24–25 bey 25–28 Jeder 35 den … hatte] Er: in dem Militär das aufgehört hatte ein Interesse für den Staat zu haben Kaiser … machen.] Er Von der prätorianischen Gewalt war so wieder der Kaiser abhängig und mußte sie durch Largition und Auf hebung der Disciplin | geneigt erhalten – Wer diese letztre wieder einführen wollte ward leicht ein Opfer 30–1072,2 nachher aber … ernannt] Er: Bald starb diese aus – dann wurden bald Feldherrn gewählt, bald sogar die Kaiserwürde verkauft. 40 14 unterworfen] untergeworfen
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unerhörte Largitionen, oder auch durch den sich im Kriege erworbenen Ruhm,| endlich durch volligen Verkauf ernannt. – Später wurde dieser wilde Zustand dadurch geandert daß Legionen aus der Fremde recrutirt wurden. – Der Senat hatte anfangs noch einige Bedeutung, später aber kam er ganz in Unwirksamkeit. – Die Ernennung zu Senatoren kam dem Kaiser zu. Jedem Mitgliede des Senats wurde verboten Militairdienste anzunehmen, und es mußte sich selbst immer mehrere Tage von dem LegionenLager entfernt halten. – So war ein Individuum Herr, und sein Wille hatte zu gebieten, welcher keine andre Grenze als das Menschliche kannte. – Die letzte Grenze war der Tod aber auch dieser hatte etwas schauspielhaftes in sich, – wie Nero’s Tod beweist – Solches Individuum kannte keine sittlichen und rechtlichen Bande – Begierden und Einfälle hatten ihr freies Spiel. Der berechtigte Wille andrer, ein Verhältniß von Pflichten zu Pflichten war nicht vorhanden. Der Wille des Imperators war der herschende, und ihm gegenüber standen in Ohnmacht gesenkt die Unterthanen. – Das allgemeine Schicksal Roms hing vom besondern Willen des Kaisers ab – war dieser Gut, so konnte es für einen Zufall angesehen werden. – Dieses maaslose außer sich gekommen Seyn des Willens eines Imperatores war eine Endlichkeit vom Seyn und Wollen die keine Grenzen hatte. – So ein Kaiser mochte alles ausführen, und doch fand er in allem nur eine momentane Befriedigung. Der Gegenstand des Willens war mit dem Seyn ein vorübergehender der bald durch einen andern abgestumpft wurde. – Nero welzte sich auf seinen Goldhaufen um sie zu genießen. – Die Moglichkeit alles zu besitzen und zu haben und auf der andern Seite die Beschrenktheit und Vergenglichkeit der Gegenstande und des Willens, giebt diesen Individuen eine Stellung die in ihrer Art einzig und allein ist – Der Imperator ist der Herr – alles | muß ihm gehorchen, – und uberhaupt war nichts vorhanden was dieser Welt Gefahr drohen konnte und den Imperator bescheftigt hätte. Das Römische Reich hat sich zwar nach den Radien des Mittelpunkts erweitert, Kriege geführt, aber diese waren
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3 daß Legionen … wurden] Er: daß Fremde in die Legionen und bald Nichtrömer zur Kaiserwürde kamen 4–5 ganz in Unwirksamkeit] Er: immer mehr in Verachtung 6–7 es mußte … 30 halten] Er: in der Hand der Soldateska war die Gewalt 10 wie Nero’s Tod beweist] Er: Auch Nero ist auf eine Weise gestorben die einem edlen Menschen keine Schande machen würde. 12 andrer] Er: andrer Rechtsverhältnisse 16 Zufall] Er: glücklicher Zufall 16–18 Dieses maaslose … hatte.] Er: Es ist eigenthümlich dies ohne Maaß seyende außer sich gekommen seyn. 20–21 Der Gegenstand … wurde.] Er: Der Genuß stumpfte sich bald 35 ab. 23–24 der Gegenstande … Willens] Er: des Genusses selbst 24 giebt diesen … Stellung] Er: eine Anschauung 27 den Imperator bescheftigt hätte] Er: noch etwas was dieser Welt ein wesentliches Interesse erwecken konnte 11 Bande] Banden
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nur Consequenzen der fruhern Thaten, und von keiner so großen Wichtigkeit für Rom – Britannien ist also unter den Kaisern erobert, Germanien, Schwaben, Oestreich, Ungarn, Moldavien, die Valachai, in Klein Asien Armenien, Judaea etc. Arabien, Aegypten wurden dem Römischen Reich vollig einverleibt. So hat das Römische Reich in dieser Größe bestanden, und keine Gefahr schien ihm zu drohen. Roma ist als dieses große Wunder geworden, und das ewige Roma hat als festes Schicksal in der Vorstellung aller gestanden. – In diesem so großen Reiche stand einer an der Spitze, welcher diesen Zusammenhang ausmachte – Diesem Einen sehen wir die Individuen als PrivatPersonen gegenüber, als die Menge der Athomen ohne Sittlichkeit – Später unter Caracalla sind alle Unterthanen des Römischen Reichs zu Römischen Bürgern erklehrt worden, und auf diese Weise sind alle Unterschiede weggefallen. – Die Gleichheit ohnehin ist der Sache nach in der Romischen Welt vorhanden gewesen – denn sie ist mit dem Despotischen Principe verbunden. – Unter einer despotischen Regierung sind alle Unterthanen Sklawen, wenn keine natürlichen Unterschiede vorhanden sind. Unter den Kaisern in Rom waren Sklawen oder Freigelassene mächtiger und in größerer Bedeutung als Römer aus den ältesten Geschlechtern, ja selbst als die größten Staatsbeamten. – denn sie besaßen die Kunst sich bey den Kaisern einzuschmeicheln. Der Despote nivellirt, und er ist es der einen jeden entweder erhöhen oder auch ihn heruntersetzen kann, nach seiner Laune und Gutdünken. Diese Gleichheit hat sich also der Sache nach auch in Rom ausgeführt unter dem Despotismus. – | Sie hat auch die weitere innerliche Bestimmung, erhalten, die Bestimtheit der Freiheit im abstracten Sinne aber, im PrivatRechte. – Das PrivatRecht als solches enthält einerseits die Gleichheit, aber sie ist keine Gewalt vor der alles ubrige verschwindend seye, – sie ist nur eine abstracte Freiheit. Wir sehen deswegen
1–2 von keiner … Rom] Er: es konnte nur an der Peripherie etwas geändert werden 2–3 Germanien, Schwaben, Oestreich] Er: ein Theil von Germanien (was man bis auf neure Zeit das Reich genannt hat) das südliche Deutschland bis zur Weser hinauf 3–4 Armenien, Judaea … einver30 leibt] Er: bis an den Tigris, Euphrat, Arabien Aegypten, Siene und weiter hin nach Nubien – alles war römisch 5 Größe] Er: ungeheuren Größe 9 ausmachte] Er: macht – wenn auch einer fortgestoßen wird ist ein andrer 12 Unterschiede weggefallen] Er: die Unterschiede von italischen Rechten sind verschwunden Caracalla hat sie rechtlich gleich gemacht 18 größten Staatsbeamten] Er: edelsten Staatsmänner und größten Feldherrn 19–21 Der Despote … Gutdünken.] Er: 35 Aus dem Sclavenstand einen neben sich zu erheben und diesen eben so unmittelbar in den Tod zu schicken oder in den schlechtesten Stand zu werfen 22 ausgeführt unter dem Despotismus] Er: ausgeführt. In den letzten Zeiten der Republik hat sie sich für sich gemacht und den Despotismus erzeugt. 24–26 Das PrivatRecht … Freiheit.] Er: Es ist also eine Gleichheit die ein höheres Princip der Freiheit aber nur der abstracten Freiheit hat. 26–1074,1 Wir sehen … Principien] Er: 40 Daher kein politischer Körper sondern der Wille des Einen und die Privatpersonen. 20–21 heruntersetzen kann, … Gutdünken.] heruntersetzen nach seiner Laune und Gutdünken, kann.
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im Römischen Reiche 2 Principien: den Willen des Einen und privatrechtliche Personen – es ist aber anzuerkennen daß wir diesem Zustande Rom’s die Ausbildung des PrivatRechts verdanken. – Der ganze politische Körper der Romer ist so zu sagen ein fauler Leichnahm gewesen, der sich in Würmer zersetzte – und diese lebenden Würmer die Privatberechtigten waren. – In diesem Principe des PrivatRechtes liegt aber das Princip größerer Freiheit, weil das Individuum schon als eine Person die sich des Daseyns erfreut anerkannt wurde. Die Person ist aber anderseits noch das Geistlose Abstractum der Freiheit. – Sie ist die unendliche Berechtigung des freien Fürsichseyns, als solche aber wird sie im PrivatRecht noch nicht anerkannt – sie giebt sich in ihm Daseyn, aber weil sie ein abstractum ist, auch auf eine abstracte Weise – nemlich im Eigenthum. Die HauptSache beym PrivatRechte ist, daß es sich nur auf das blos Eußerliche beschrenkt, daß die Person abgesondert von den sittlichen Verheltnißen, von der Religion etc. mit einem Worte von allem was dem Menschen einen concreten Werth giebt, seye. Denn damit daß das PrivatRecht sich blos auf das Eußerliche beschrenkt, ist gesetzt: daß kein Andrer auf eine Gesinnung, Religion etc. Einfluß haben kann, daß dergleichen also nicht auf rechtliche Weise behandelt werden könne. In China haben wir Gesinnungen auf rechtliche Weise behandelt gesehen, in der Romischen Welt aber, ist man zu dem abstractum gekommen, daß der Mensch nur eine | Beziehung auf das Eigenthum haben kann. – Dieses ist ganz richtig, wenn man aber bey dieser Beschrenkung der Freiheit stehen bleibt, so kann auch keine weitere Befriedigung des Geistes statt finden. – Daß das PrivatRecht gelte und in Existenz gebracht werde, dazu gehört die öffentliche Rechtspflege. Es ist wohl der Fall im Römischen Reiche gewesen daß auch die Rechtspflege oft durch Wilkühr unterbrochen wurde, anderseits aber zeigt sich die scharfsinnige Bestimmung, daß eine Achtung für das PrivatRecht vorhanden war. – Was das weitere des Eigenthums betrifft, so handelte es sich darum wie ein solches erworben seyn konnte. Was die Weise des
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2–3 es ist … verdanken] Er: Diese abstracteste dürftigste Weise der Freiheit ist bei den Römern. 4–6 der sich … liegt] Er: voll unzähliger Würmer (Privatrechte) – Es ist das Elend 30 des römischen Reiches wodurch sich dies Privatrecht so ausgebildet. Es liegt aber darin 12 das blos Eußerliche] Er: das Eigenthum 13–15 daß die … seye] Er: es wird von Sittlichkeit, Religion abstrahirt 16–18 daß kein … könne] Er: daß ein andrer kein Recht über meine Gesinnung, Moralität pp erwerben kann und nur äußerlich Sache als Sache kann behandelt werden 19–20 aber, ist … kann] Er: hat der Mensch nur als abstracte Person 35 Gültigkeit 21 ganz richtig] Er: höchst wichtig 22 Geistes] Er: Gemüths 27 vorhanden war] Er schließt an: und daß also die Rechtspflege sich erhalten hat Eigenthums] Er: Eigenthums, Privatrechts 28 erworben seyn konnte] Er: erworben werden kann, das geht schon über die Grenze des Privatrechts hinaus 13 beschrenkt] beschrenke
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Erwerbens betrifft so ist diese in unsern Staaten in der Richtung auf gebildete Industrie wesentlich vorhanden. Im Römischen Reiche sehen wir diese wenig zum Vorschein kommen. In Rom wurde der Pobel durch Largitionen ernehrt, wie es bis jetzt noch in Klöstern geschieht, wo die Faulheit ihren Sitz hat. – Die erste Industrie eines Landes ist der Landbau, von diesem wissen wir daß er im Zustande des Römischen Reichs in die Hände weniger Eigenthümer gekommen ist. Die Folge davon, war die große Entvölkerung Italiens und der Provinzen, welche so weit gegangen ist daß sehr vieles Land unbebaut vorhanden war – erst spatere Gesetze bestimmten daß wer ein unbebautes Land 3 Jahre lang bebauen werde, dem soll das Land als Eigenthum zukommen. – Die andre wichtige Seite des Erwerbes war das ErbRecht. – Die unbeschrenkte Wilkühr des Testirens, das unsittliche Princip gegen das Band der Familie war in Rom vorhanden – und wo dieses statt findet da kann das sittliche Band der Familie nicht nach seinen Rechten behandelt werden – Schon unter Augustus wurden die Ehen so selten, daß der Kaiser Gesetze dagegen bestimmen mußte. Durch das Princip des Testirens, und die Art der Ehe bedurften die Römer der Familienliebe nicht – ein reicher fand sie in den Schmeichlern | die auf seine Erbschaft lauerten, der arme wollte auch nicht heirathen – Das ist das Allgemeine was wir in Hinsicht des PrivatRechts zu bemerken hatten. Der Gegensatz zwischen Fürst und Volk also ist in seiner volkommenen Bestimmtheit vorhanden. – In Rom war die Herschaft – nicht aber die Regierung des Einen vorhanden – der rechtliche Wille fehlte, erst wo der ist, kommt der Wille des Fürsten als Regieren zum Vorschein. Dann erst trit die Organisation des Staates, eine Verfaßung ein, in welcher auch einzelne Kreise des Lebens, Gemeinde, berechtigt sind für sich. Es giebt wohl auch im Römischen Reiche Gemeinden, aber das Princip des Herschens kam von oben und erstreckte sich auf alle Zweige des Staates. Die Vorsteher hatten nur ihr eigenes Wohl, das Interesse sich zu bereichern zum Zwecke, und drückten wie sie nur konnten die einzelnen aus der Gemeinde. Später konnte man keine Decemvirn bekommen, weil diese wegen der großen Erpressungen ihrer Vorgänger, von dem Volke wieder geplündert und mißhandelt wurden. Gerechtliche Verfassung von Gemeinden und Provinzen ist nicht in Rom vorhanden. Diese Kreise insofern sie berechtigt sind, treten mit Recht im State auf, und sind mit rechten Gewalten darin – der bloße Wille des Herschers ist dann zum Regieren bestimmt, zum jenigen Thun welches Sache der Vernunft und Klugheit ist. – Solchen Gedanken des Staates sehen wir in dem ganzen Verlaufe des Römischen Reiches nicht. – 1 gebildete] Er: geordnete 3 Largitionen] Largetionen
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Selbst den edelsten Kaisern, dem Trajan, und den Antoninen welche sich in ihrem ganzen Leben ruhmvol und auf das edelste benommen haben, ist es nicht eingefallen, eine wahre Organisation des Staates zu stiften. Die Entwicklung des Römischen Princips ist es aber die selbst dazu führt – so wie wir Roma erstens als dieses alleinige Interesse der Bürger gesehen haben, als dieses Band für die Subjectiven Personen – und darin schon das Princip des Hinausgehens nicht der innerlichen Zufriedenheit sondern des Eroberns und Herschens lag – so könnte schon in dem Despotismus | die spatere Entwicklung des organischen Staates liegen. – Das nähere geschichtliche müßen wir wegen Kürze an Zeit übergehen. – Aus dem oben angegebenen aber können wir leicht ersehen wie das Römische Reich in sich gebrochen, faul, und haltungslos war. – Die Völkerwanderung hat diese Nichtigkeit zur Erscheinung gebracht. – Ehe wir aber an diesen geschichtlichen WendungsPunkt gelangen, müßen wir noch einer wichtigen inneren Catastrophe des Römischen Reiches erwähnen – Als die Zeit erfüllet, als die Bedingungen vorbereitet, und der Schmerz des in sich unbefriedigten Geistes vorhanden war, als die kalte Hand des Fatums alle Gemüter empfanden, trat ein hoheres Princip in die Welt – die Christliche Religion kahm zum Vorschein. – Den Bruch nach seiner eußern Weise haben wir gesehen, wo die Person als rechtliche ihren Werth erhielt und doch anderseits dem zufälligen Willen des Einen unterworfen war, und ihm entgegenstand. – Das Bedürfniß eines höhern Princips in diesem Zustande, und die Nothwendigkeit desselben ist es was wir jetzt zu betrachten haben – Das erste Moment welches wir gesehen war die Persönlichkeit, Princip des PrivatRechts – Darin ist schon der unendliche Werth des individuellen Willens enthalten, aber dieses Princip war noch auf eine abstracte Weise vorhanden. Sein Inhalt betrifft nur eine eußerliche Sache, das Eigenthum – dieses ist so zu sagen das atomistische, ganz abstracte der Unendlichkeit des Selbstbewußtseyn in sich. – Auch das Innerliche haben wir mit diesem Principe zusammenhengen gesehen, welches sich zum concreten Inhalt vorbereitete – aber wegen der Form konnte jeder Inhalt ein Sacrum werden, so daß diese Heiligung etwas ganz formelles war, ohne daß der Inhalt an und für sich verehrlich wäre – diese ganz abstracte Innerlichkeit, und in ihrer Realisation das Eigenthum, dieses Innerliche, sage ich, hat sich zu volführen, soll sich einen | sich adequaten Inhalt geben, eine Bestimmtheit sowohl in subjectiver als in objectiver Rücksicht. – Diese Innerlichkeit aber ist das abstracte sich gleiche – ich – das reine Wissen in sich, damit die Allgemeinheit, – der Inhalt also der ihr adequat seyn soll muß auch ein allgemeiner seyn – und die Innerlichkeit die das Allgemeine zum Gegenstande hat, ist das Denken. – Das Denken also wird in dieser unmittelbaren Wirklichkeit, in der Gegenwart welche dem Menschen ungetreu geworden ist zum allgemeinen Bedurfniße, so daß die Macht sich in
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diese Innerlichkeit zurückziehen muß – da überhaupt die einzelne Gegenwart so Gottverlassen ist daß das Subject seine Befriedigung nicht mehr darin finden kann. Diese Allgemeinheit haben wir bis jetzt als das Römische Reich, als den Willen des Kaisers gesehen. Das Römische Reich aber ist ein abstractum, es kann kein Interesse dem Individuum wegen seiner Größe einflößen, und es gebietet dem Subject als ein kaltes Fatum, oder als zufälliger Wille des Kaisers. – Deswegen sehen wir in diesem Zustande die Philosophie allgemeiner werden – den Menschen sich in das Denken zurückziehen. – Das Römische Reich hat selbst alle Particularitaeten, Unterschiede des Standes und Geburt, alle Besonderheiten in ihrem Panteon verwahrt. Die Allgemeinheit war also schon vorhanden – dem Denken nur gebührte es sie aufzufassen. – Wir sehen die Stoiker, Epikureer und Skeptiker entstehen. Alle diese drei philosophischen Schulen, so wesentlich sie auch unterschieden sind, haben das HauptPrincip mit einander gemein, daß das einzige Streben des Geistes sein B e y s i c h s e y n werden soll, daß er auf alle Besonderheiten verzicht leiste, und die große Imperturbabilitaet gewinne. – | Dieses Verzichtleisten auf die Welt ist das allgemeine Princip dieser Philosophien. Der Epicureer nennt es Vergnügen diesen seeligen Selbstgenuß, der Skeptiker und Stoiker haben zu ihren Resultaten auch eine Innerlichkeit. Wir sehen sich also auf diese Weise die Innerlichkeit ausbilden, und wie sie die Allgemeinheit zu ihrem Zwecke gewinnt. – Im PrivatRechte ist die Sache, in den Sacris irgend auch ein gleichgültiger Gegenstand der schlechte Zweck der geheiligt werden soll. – Hier ist aber die Innerlichkeit die zu sich selbst gekommen ist, sich nur will, frey und unabhangich. – Dieses ist nun die allgemeine Stimmung des Römischen Reichs. – So ist die Innerlichkeit, als Allgemeinheit im Subjecte, das Denken sein Gegenstand. – Das Denken macht aber noch ein Subjectiver Inhalt aus. – die 2te Form ist, daß diese Allgemeinheit als daseyende gewußt werde, daß dieses Allgemeine auch als das seyende Wahre zum Vorschein komme – Dieses Wissen von dem Einen, das das Allgemeine ist, diese Ueberzeugung haben wir schon im Oriente gesehen, aber noch ist dieses Eine daselbst auf eine sinnliche Weise, zb: als Licht vorhanden und damit auf eine pantheistische Weise, daß es als zufellige Gestalt existirt, zwar in allem existirt, und doch in diesem Allen zweierley ist. – Das Eine aber das dem Denken angehört muß von einer NaturGestalt entfernt, selbst von der Schönheit der Kunst gereinigt seyn, denn auch diese hat etwas eußerliches an sich. – Auch dieses haben wir im Oriente gesehen, wo Gott als das reine von aller Natürlichkeit und Kunst abstrahierte Eine in der Jüdischen Religion gewußt wurde. – Dieses Eine aber war mit einem Ausschließen, mit einem Verhältniße zu diesem und keinem 28 das] daß
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andern Volke verbunden. – Das Subject | hatte sich noch nicht selbst als das Allgemeine gefaßt, von welchem alsdann alle Particularitaeten hinwegfallen müßen. – Das ist diese Innerlichkeit, die nicht mehr formell ist, für welche aller Gegenstand der Welt als ein Vergänglicher, unstedter angesehen wird – so daß das Seyn für das Bewußtseyn sich in das Eine auflöst. Dann trit erst ein Verhaltniß dieses Einen zu dem Endlichen, zu dem, dem Einen eußerlichen ein, und dieses ist die Natur, die Welt überhaupt, und das erste das wichtigste darin ist das Subject. Es ist nur um das Wissen dieser Vereinigung zu thun. In der Stoischen Philosophie sehen wir diese in der Idee des Guten und Rechten vorhanden. Was durch das Denken bestimmt ist, wurde als das Allgemeine erkannt. – Aber dieses blieb so noch formal vorhanden. Das abstract Allgemeine ist das Inhaltslose, das abstracte Denken hat nicht das Princip der Besonderheit in sich. Das Stoische Gute ist deswegen ein ganz abstractes Gutes, was es eigentlich ist, wurde nicht bestimmt. Es liegt darin das Bedürfniß die Bestimmtheit im allgemeinen zu faßen, die Versöhnung zu haben aber noch auf eine ganze formelle Weise. Es ist früher schon bemerkt worden daß in den Psalmen Davids diese Sehnsucht schon ausgesprochen ist – Die Particularitaet der Nationalitaet, und die Innerlichkeit als Sehnsucht ist mit der Indischen Religion verbunden – die Gewißheit der Besonderung ist darin noch nicht vorhanden – Das Bedurfniß ist dieses Bewußtseyn – diese Befriedigung, Gewißheit daß der Geist wenn er sich zum Einen erhebt sein Streben befriedigen werde. Diese Sehnsucht nach dieser Befriedigung ist es, welche die Welt befangen hat. – Dies Bedurfniß liegt also in der Innerlichkeit die für sich ist. Aber | diese ist zunächst nur im Subjecte vorhanden, sie will sich vollführt wissen – objectivitaet erlangen. Diese abstracte Innerlichkeit wurde wie schon oben gesagt, mit einem zufälligen Inhalte erfüllt – aber diese Gegenstande mit denen sie sich befriedigte diese Welt hat sich zerschlagen – das Eußerliche ist ihr ungemaß, ungetreu geworden. Es ist also eine Innerlichkeit vorhanden die zum Inhalte nichts als das Allgemeine, den Skepticismus des Weltlichen besitzt. Dieser Gegenstand ist das Allgemeine, Eine. Damit ist der Mensch in sich zurückgekehrt, aber zugleich ist dieses Eine das Objective zu dem er sich verhält. Auch im Geiste ist es ein Gegensatz; es ist Verhalten des Endlichen gegen dieses Eine, welches das Unendliche ist; Dieser erzeugte Gegensatz, ist der Schmerz des Subjectes, und die Aussöhnung dieses Schmerzes ist keine Andre als daß das Subjective Individuum die Gewißheit erlangt in das Eine aufgenommen zu werden, und das Eine 33 ist der … Subjectes] Er: der Schmerz ist dann eben die Empfindung dieses Gegensatzes dieser subjectiven Innerlichkeit und objectiven Allgemeinheit 34 Aussöhnung] Er: Auf hebung 5 sich versehentlich gestr.
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in sich zu empfangen und zu erhalten. Das ist die wahrhafte Versöhnung. Der Friede ist darin enthalten, wenn das Eine als das Subjective, und das Subject als das Allgemeine zum Vorschein kommt. – Auf diese Weise erhält das Subject wahre Würde, Genuß, Seeligkeit, Objectivitaet. Das absolute Bedurfniß ist das Bewußtseyn der Mitte zwischen den beiden Extremen. Zu dieser Versöhnung gehört aber das An sich oder die absolute Möglichkeit dieser Versöhnung, oder mit andern Worten die Einheit der Menschlichen und Göttlichen Natur. – Was wir so das Subject genannt haben, war der subjective Mensch und Gott war drüben. Diese Einheit beider setzt ihre Moglichkeit voraus, und zu dieser gehört daß sie identisch an sich seyen. Wenn das Eine drüben steht, so kann es nicht Unendlich seyn, es ist durch das Endliche begrenzt. Einerseits ist also Gott | drüben, anderseits die Einheit der menschlichen und göttlichen Natur. Daß dieses Bewußtseyn an die Menschen gekommen, war das absoluteste Bedurfniß. Die Vorstellung daß Gott da ist, ist nur ein Gedanke – für den Menschen aber ist die Form der Gewißheit die wesentliche. Dazu also war es nothwendig daß ihm diese Einheit auf sinnliche Weise vorkomme, daß sie in die Zeit für die sinnliche Gewißheit falle. Der Mensch hat also ein Bedürfniß gehabt eine Anschauung von Gottlicher und Menschlicher Natur zu haben – und dies ist die Offenbarung die dem Menschen geschehen ist – eine Anschauung daß die Wahrheit nicht eine Entfremdung zwischen der Gottlichen und Menschlichen Natur, aber ihr Friede sey. – Diese Vereinigung ist also zum Bewußtseyn der Welt gekommen. – das ist das a n s i c h , unmittelbare was dem Menschen so zunächst für Wahrheit gilt. – Christus kam zum Vorschein! Dieser Einheit aber der Göttlichen und Menschlichen Natur, steht das besondre Subject noch gegenüber oder sie ist nur in einem Falle, in dieser Einzelnheit in Christus vorhanden – für die andern ist sie drüben – die Möglichkeit wird ihnen nicht zur Wirklichkeit. Daß das Einzelne diese Einheit selbst ausmacht, zu dieser Befriedigung kommen wir zunächst noch nicht – wo das Subject dieser Einheit gegenübersteht geschieht es daß es daran glaubt daß Gott diese Einheit ist – Gott ist die Liebe, er ist nicht dieses Einsame, sondern ein sich zum Andern zu der Menschlichen Natur verhalten, und in ihr bey sich zu seyn. Diese Einheit in der Form der Empfindung, ist mit andern Worten die
1–3 Der Friede … kommt.] Er: Um den Frieden ist es zu thun. Er besteht darin daß die Entzweiung aufgehoben werde zwischen dem jenseitigen Einen und dem subjectiven Innern. 10–11 Wenn 13–14 Daß dieses … 35 das … seyn] Er: | Wenn das Unendliche nur drüben ist so ists endlich. Bedurfniß.] Er: und diese Einheit ist eben so die absolute Möglichkeit der Versöhnung wie das absolute Bedürfniß 27–30 Daß das … ist1] Er: Daß nun das einzelne Subject selbst zu dieser Befriedigung komme, dazu gehört daß das einzelne Subject fürs erste daran g l a u b e . Diese Einheit der göttlichen und menschlichen Natur ist selbst Gott.
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Liebe. Es gehört also zum Subjecte zunächst daß ihm diese Einheit Wahrheit sey, und 2 t e n s daß er selbst zu der Befriedigung komme, selbst | in diese Liebe aufgenommen werde – Dazu gehört daß er sich nicht als gegenüber der Liebe gestelt glaube, nemlich sich nicht als Natürliches verhalte, denn alsdann ist er nicht in der Liebe. Damit das Subject aber dazu komme, gehört daß es seine unmittelbare Natürlichkeit, seine Triebe, Begierden etc. von sich abthue, – seinen Geist und Gemüth davon reinige; auf diese Weise macht es sich zum reinen allgemeinen selbst, welches nichts Besondres hindert in der Liebe seinen Gegenstand zu haben. – Das ist das große Mysterium der Christlichen Religion, ein Mysterium über welches das endliche Denken sich nicht Meister werden kann. – Das ist die Christliche Religion die in die Welt gekommen ist. Der Mensch hat einen unendlichen Werth erhalten, und ist Gegenstand der gottlichen Gnade geworden – dadurch hat er wie gesagt, einen absoluten Werth erlangt, aber erst noch an sich. Der Weg ist ihm gezeigt diesen Werth sich wirklich zu machen, und dieses auf die angegebene Weise. – Erst als Geist hat der Mensch den wirklichen Werth, und dazu gehört wesentlich daß er seine Natürlichkeit abthue. Der Geist muß sich selbst dazu machen was er seyn soll. – Dies ist in Religiöser Sprache so ausgedrückt: daß der Mensch ursprünglich in Einheit mit Gott war. Der Sündenfall erfolgte, und der Mensch ist nur ein Natürliches geworden. Aber er sollte es auch – er sollte sich selbst heraus arbeiten durch das Erkennen. – Die Schlange sagte zu Adam: „Wenn ihr von dem Baume der Erkenntniß genießt, so werdet ihr Gott seyn.“ Die Menschen sind nun zu diesem Baume gekommen. – Das Thier ist unschuldig, es bleibt in der Einheit mit seiner Seele – Der Mensch aber weiß was Gut und Böses ist. Dies ist aber nur eine Seite des Erkennens, welche in dem Sünder und dem Sündenfalle ausgesprochen ist. In Goethes Faust heißt es daß Mephistopheles | einem Studenten folgende
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1–3 Es gehört … werde] Er: Es gehört dazu noch daß das Individuum nicht als Besonderes sich dieser Liebe entgegengestellt halte. In sofern es sich seiner entgegengestellt fühlt, als natürliches | Individuum, das für sich ist, – hat es nicht die Liebe, hat Eigenwillen pp 3–5 Dazu gehört … Liebe.] Er: Es gehört also dazu daß das Individuum sich von der Besonderheit der Natürlichkeit losmache, 30 und in dem es die die Liebe abhaltende Rinde abthut, macht es sich zum Allgemeinen. 9–10 der Christlichen … kann] Er: des Christenthums – etwas was für den trennenden Verstand nicht verständlich ist 11 Religion] Er: Idee gekommen ist] Er: gekommen, und die Bedingungen dazu haben wir gesehen 13–14 aber erst … sich] Er: Es hat ihn aber nicht nur an sich – 14–15 Der Weg … Weise.] Er: Dieser Werth wird erst erlangt wie wir gesehn. 17 Der Geist … soll.] Er: der 35 Geist ist nur Geist indem er sich befreit 17–18 Dies ist … ausgedrückt] Er: Was hier abstract gesagt ist auch in der heiligen Schrift gesagt 19 und der … geworden] Er: durch das Erkennen (Schlange – dies Erkennen, das Bewußtseyn über das Gute und Böse 23–24 Das Thier … Seele] Er: Darin liegt die Sünde, Schuld nur für den Menschen, nicht fürs Thier) 25–26 welche in … ist] Er: denn eben so hat das Erkennen das Heil in sich 40 27 daß] das
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Worte aufschreibt: E r i t i s s i c u t d e u s , s c i e n t e s b o n u m e t m a l u m , und in der Bibel sagt Gott nachdem Adam gesündigt hatte: „S i e he, A d a m i s t w o r d e n w i e e i n e r u n s e r.“ Diese Erkenntniß ist die Versöhnung die in der Natur des Geistes liegt. – Dieses Bewußtseyn der Versöhnung ist auf eine sinnliche Weise, in einem Individuum, einer Einzelnheit erschienen – Gott ist in dem Fleische erschienen. – Es hat dann eben so objectiv werden müßen die Geschichte des Menschen in diesem Verhältniße – daß der sinnliche Mensch leidet; Dieses Leiden wie das triumphierende Hervorgehen aus demselben mußte angeschaut werden. – Indem nun dieses Bewußtsein von Gott = Menschen vorhanden war, so sollte es nicht als diese in ein einzelnes Subject verlegte Einheit und Versöhnung seyn, sondern dadurch daß der Mensch diese Versöhnung als die an sich seyende wußte, daß er es glaubte, daß er das Natürliche als das was nicht seyn soll betrachtete geschah es: daß Christus in den Herzen der Gemeinde wohnt, daß er nicht als Einzelner in die Zeit verlegt, sondern daß er in der Gemeinde verharrt – und das ist der Geist! Das ist die Idee der christlichen Religion die nur durch den speculativen Begriff wahrhaft gefaßt werden kann. Zunächst ist diese Idee nur in dem Herzen der Menschen, sie soll aber nicht nur in dem Herzen verweilen, sondern sich auch auf objective Weise realisiren, ein ganzes Leben aus machen. Das ist die WeltWeisheit, welche das Verhältniß des Menschlichen Lebens überhaupt vernünftig macht. Diese Form, kann bemerkt werden in welcher das Bewußtseyn des geistigen Lebens auf kahm, hat sich mit der großten Energie ausgesprochen, welche einen Bruch mit der Welt gemacht, und der Wirklichkeit der Herzen sich bemächtigt hat. – Der Mensch ist aufgetreten und hat gesprochen: er hat die Welt gewarnt daß sie alles Weltliche aufgebe | und in der Innerlichkeit die Versöhnung suchen solle. Diese Polemik gegen alle eußerlichen Handlungen ist eben so stark ausgesprochen: „Ergert dich dein Auge, sagt Christus so reiß es aus, ergert dich deine Hand so schneide sie ab, und folge mir.“ Auch das Eigenthum wird eben so gering geschetzt: „Du sollst nicht sorgen für den andern Tag, sehe den Vogel an er säet und erntet nicht und wird doch durch Gottes Macht ernehrt.“ Als ein Schüler ihm sagte er wolle sei-
14–15 daß er … Geist] Er: nicht ihnen entgegensteht und so wohnend in ihnen ist er der Geist 20–21 Diese Form, … werden] Er: Bei dem allgemeinen abstracten bleiben wir stehn, das geschichtliche gehört nicht hierher. Nur kann die Form angegeben werden 24–25 er hat … solle] Er: bloß im Bewußtseyn daß er die Versöhnung suchte. cf. Bergpredigt. / Die Idee des Reichs 25–26 Diese Polemik … ausgespro35 Gottes ist das was die wahrhaftige Wirklichkeit seyn sollte chen] Er: Alle äußern Handlungen haben keinen Werth – es liegt nur am Versöhntseyn des Herzens – Polemik gegen alles äußere 8 triumphierende] trimfirende 10 diese in … verlegte versehentlich korrigiert zu: dieser in dies einzelner Subject verlegter 23 der1] die 28 wird eben] wird wird eben 29 säet] 30 er] er. 40 sehet
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nen todten Vater begraben antwortete ihm Christus: „Laß die Todten die Todten begraben.“ In einer andern Angelegenheit sagte er: „Ihr meine Freunde seyt meine Mutter und Vater.“ Alles dieses drückt die volkommene Entsagung von allen weltlichen Banden aus. Diese erste Erscheinung ist also gegen die Welt volkommen revolutionair gewesen – Christus ist es also der dieses GemütsReich, als das allem würdige und Nothwendige ausgesprochen hat. – Sowohl er als seine Lehre hat ein Verhältniß zur Gemeinde. Sie ist es welche die Lehre empfangen sollte, und die dem Lehrer gegenübersteht. Das eine ist der Inhalt das Andre das Herz welches ihn annimmt. – Heute ist leider die Religion auf die Form des Empfindens und Glaubens des Subjects so beschrenkt daß der Inhalt ganz vernachleßigt wird. – Das allgemeine Gerede ist: man solle nur an Gott glauben, erkennen könne und dürfe man ihn nicht – Die Subjectivitaet ist also auf diese Weise zum Gegenstande der Religion gemacht. – Aber um wieder zu unserm Gegenstande zuruckzukehren, so ist also Christus der Inhalt und die Gemeinde soll ihn aufnehmen und befruchten. Als Princip der Christlichen Religion ist das Bewußtseyn der Einheit, der menschlichen und gottlichen Natur ausgesprochen, diese Lehre ist erst durch die Gemeinde ausgebildet worden – Die Erscheinung des Bewußtseyns ist in diesem Subjecte gegeben das in ganz | absolutem Sinne der Gemeinde vorgestanden hat. – Der Mensch als Lehrer steht der Gemeinde gegenüber, ein sinnliches, zeitliches Individuum das nach den sinnlichen Leidenschaften beschrenkt ist. In diesem liegt daß der Mensch in jedem einen sich gleichen hat, ein andres Subject aber, der Lehrer auch ein alle andre Menschen ausschließendes ist. – In dieser Rücksicht ist es die härteste Zumutung daß Gott und Mensch identisch sind, denn immer haben wir noch von Gott eine absolute Idee, als von einem Unendlichen gegen das Endliche – Für die Griechen und Romer ist Gott nicht als diese Einheit vorhanden wie in der Christlichen Religion, aber sie haben anthropomorphistische Gotter gehabt, welche menschliche Gestalt hatten – bey den Indiern sind oft Incarnationen gewesen, bey den Aegyptiern haben wir Gotter als Thiere verehrt gesehen – die Römer haben selbst ihrem Kaiser die Götter Natur sehr oft zugesprochen – die
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3 Alles dieses] Er: Eben so über die Privatrechte, Sorge pp – Alles dies 4 weltlichen] Er: weltlichen und sittlichen 5 GemütsReich] Er: Himmelreich 9 annimmt] Er: aufnimmt. Zur Religion gehört die Subjectivität des Individuums. 10–11 ganz vernachleßigt wird] Er: etwas mehr oder weniger gleichgültiges geworden ist 13 zum Gegenstande] Er: fast zur einzigen Seite 24 daß Gott … sind] Er: Gott zu wissen als mit einem particularen Menschen 35 identisch 26–27 ist Gott … gehabt] Er: war diese Zumuthung nicht so hart, denn sie haben anthropomorphistische Götter gehabt wo auch das menschlich empirische enthalten war 30 haben selbst … zugesprochen] Er: haben Menschen als Götter verehrt. Demetrius Polyorketes – Kaiser. 1 die1] den
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Zumutung also Gottes und der Endlichkeit die in einem Menschen identisch ist, würde für sie keine so harte Zumutung gewesen seyn – Darin aber daß wir ein besondres Individuum, in seinem leiblichen Daseyn als einen Gott anerkennen und verehren, liegt die große Ansicht und die Wahrheit daß Gott ein Concretes ist, Subjectiv in sich selber, und daß dieses Subjective kein Fernes für den Menschen ist, und als unmittelbar in einem Individuum vorhanden das Eins der Göttlichen und Menschlichen Natur ausmacht. – Es liegt darin daß diese Einheit eine für den Menschen erreichbare ist, und daß er von Gott angenommen werden kann. – Das Abstoßende von dieser Ansicht ist, daß Gott als dieser seelig in der Gegenwart lebende Gott anerkannt wird. Diese sinnliche Gegenwart ist aber selbst eine einseitige Weise, denn sie ist und ist nicht zugleich. – Dieser Anstoß ist durch den Tod Christi aufgehoben. Es wird angegeben daß nach seinem | Tode erst der Geist über die Aposteln gekommen ist. Christus sagte zu ihnen: Ich werde euch den Geist zur Wahrheit schicken. In ihm war er also noch nicht vorhanden, der Tröster ist erst nach seinem Tode gekommen. – Diese unmittelbare Sinnlichkeit ist durch den Tod aufgehoben worden, und erst nach seinem Tode hat die Religion eine Geistige Gestalt angenommen. Gott ist also concret – er ist auf eine geistige Weise vorhanden, und diese Einheit trit ein insofern die sinnliche Weise zu seyn auf hört. Das Geistlose ist aufgehoben, und Christus in der Gemeinde entwickelt worden, nachdem das Individuum für diese zu einem Abgeschiedenen nur für sie in der Vorstellung existirenden geworden ist. Die Gemeinde ist es also die mit dem Geiste erfullt ist, und es ist der heilige Geist der sie erfullt. – Die Individuen also haben sich ihre natürlichen Begierden abgethan, und verweilen nun in der Gewißheit daß Gott sie seelig haben will, und daß sie in dem Bewußtseyn ihres Aufgenommenseyns in die göttliche Gnade ihre Befriedigung haben können. – Die Beglaubigung der Christlichen Religion scheint als an etwas eußerliches; an Wunder geknüpft zu seyn. Christus aber sagt selbst zu den Phariseern: „Ihr wollt Wunder sehen – es werden aber mehrere kommen die Wunder thun, Todten erwecken werden, und die ich doch nicht als die meinigen erkennen will.“ Die wahrhafte Beglaubigung ist die geistige. Der heilige Geist ist der Geist der Wirklichkeit, indem Gott dieser an und für sich seyende Vater, sich als Geist zu einem andern verhält
2 Zumutung gewesen seyn] Er: Zumuthung. Zugleich ist aber wenn wir uns vorstellen ein Individuum, wie es abhängig ist, ißt, trinkt für uns dieser Anstoß immer da. 5–6 Subjectiv in … ist] 9–10 als dieser … Gott] Er: als dieser unmittelbar 35 Er: kein Jenseits, Subjectivität für sich selber sinnliche Gegenstand 11 einseitige] Er: nichtgeistige 18–19 concret – er … auf hört] Er: concret in sich und dies zu Bewußtseyn gekommen aber damit dies auf eine geistige Weise werde, muß es auf hören sinnlich zu seyn 20 in der Gemeinde entwickelt] Er: entrückt 26 Befriedigung] Er: absolute Beseligung 31 die geistige. … Wirklichkeit] Er: das Zeichen des Geistes, des Geists 40 der Vernünftigkeit
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und doch in diesem andern nur bey sich selbst bleibt, und sich zu sich verhält – Das ist die dreyEinigkeit. – Gott ist das sich ausschließen aus sich selbst – er manifestirt sich, verhalt sich zum andern – dieses ist also als Unterschied von seiner ursprünglichen Einheit zu unterscheiden. Das andre ist aber eben so Gott, er verhält sich also in ihm zu sich selbst, ist im andern sich gleich, und so ist er Geist. – In dieser Grundbestimmung Gottes liegt | das angegebene Verhaltniß des Menschen zu Gott. Die Gemeinde in welcher der Geist Gottes present ist, welche sich durch das Bewußtseyn geheiligt hat, daß der Mensch ein Ebenbild Gottes ist – diese geistige Gemeinde ist seyend – die muß also organisirt in sich seyn; das was der Geist ist muß ausgesprochen werden, d a s i s t d i e L e h r e. 2tens. Muß der Mensch überhaupt in dieser Einheit erzogen werden um in ihr zu seyn – nemlich das zweite betrifft die fortdaurende Erziehung des natürlichen Menschen um ihn in dieser Einheit zu erhalten. – Wir wissen daß die Gemeinde sich im Römischen Reiche verbreitet, und als stille Gemeinde sich vom Weltlichen abgelost hat. – Der Geist hat in sich die Befriedigung gefunden die er umsonst im Daseyn suchte und sie nicht finden konnte. – Das Römische Reich ist im Innern auch dieser Auflösung zugegangen, und diese als eußerlicher Umstand ist die berühmte Völkerwanderung. Es strömten Völker wie Wogen auf Wogen auf das Römische Reich zu, setzten sich da selbst fest, und die historische Welt erhielt von ihnen ein ganz neues Aussehen. – Es gehört der Geschichte, aller wahrscheinlichkeit nach, den Anstoß und Ursache davon anzugeben – Man hat diese bis nach China verfolgt, von welchem Reiche aus sich dieser Strohm über Europa in mannigfaltigen Fluthen ergossen haben soll. – – Das Germanische Volk ist es, welches das neue Selbstbewußtseyn des Geistes aufgenommen dieses in sich und in der Welt ausgebildet und das neue Selbstbewußtseyn der Natur des Geistes erkannt hat. – Das Princip ist abstract, als Einheit der Menschlichen und Göttlichen Natur ausgesprochen – als Bewußtseyn daß auch der Mensch dazu bestimmt ist sich würdig zu machen, daß er zur Seeligkeit volkommen zu seyn, bestimmt ist. – Das Individuum will aber auch
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2–3 Gott ist … sich1] Er: Gott, Gott, das Unaufgeschloßene manifestirt sich 7–10 Die Gemein- 30 de … L e h r e .] Er: Die menschliche Natur als geistige ist Gott nicht fremd, ist eins mit ihm, nach Gottes Ebenbilde geschaffen aber diese Einheit soll auch noch hervorgebracht werden – so ists der Geist Gottes. 12–13 des natürlichen … erhalten] Er: zur Geistigkeit, und das Erhalten des schon geistigen Menschen in dieser Einheit 14–15 sich vom … hat] Er: abgeschlossen vom weltlichen Reich ausgebildet 17 im Innern] Er: nun als geistlose Existenz 22 China verfolgt] Er: ver- 35 folgt bis China, wir lassen das beiseite 26 erkannt hat] Er: verwirklicht hat 28–1085,1 dazu bestimmt … sehen.] Er: das Individuum den unendlichen Werth habe, zur Seligkeit bestimmt zu seyn, vollkommen seyn also daß die subjective Welt dem göttlichen Geist gemäß zu seyn fähig ist zugleich daß aber die Wirklichkeit ihm gemäß sei, vernünftig sei
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die Welt des gottlichen Geistes fähig sehen. – Dieser Geist in der Wirklichkeit ausgesprochen ist die Vernunft derselben – | Zunächst war es nur das Herz, wo das neue Princip auf keimte – aber das weitere ist daß nicht nur das Subject als Herz seine Natürlichkeit zu uberwinden suchen soll, aber daß auch die Weltlichkeit als solche, daß das Menschliche Leben diesem Princip gemäß sey. In der Christlichen Gemeinde ist die Versöhnung mit Gott nur das Herz – der absolute Zweck ist daß das gesamte Leben dem Geiste Gottes entspreche. – Das ist erst die wahre Wirklichkeit. – Wir werden also im Verfolge unserer Darstellung die Trennung der Weltlichen und Geistigen Welt anschaulich machen – das Weltliche als etwas unheiliges ansehen. Die Versöhnung beider wird das höchste ausmachen, wird die Krohne dem Ganzen geben –
3 wo das … auf keimte] Er: in welchem das Reich Gottes eingeschlossen ist 5–6 daß das Menschliche Leben] Er: d.h. der Mensch in allen seinen Beziehungen, das menschliche 6 Princip gemäß sey] Er: Princip des Herzens gemäß, vernünftig seyn soll 7 das ge15 Leben samte Leben] Er: die Weltlichkeit 10 das Weltliche … ansehen] Er: Erst beide in Widerstreit kommend 7 Zweck] Zwecke
10 Weltliche] Weltlichen
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nachschrift garczynski · 1826/27 V i e r t e Pe r i o d e. – Das Ger manische Pr incip und Reich.
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Was wir zunächst nach der Theilung des Römischen Reichs sehen ist: 1m o das Ostliche, Bisantinische Reich, wo nachher der Muhamedanismus aufgekommen ist. 2d o Im Westen, die christliche Welt. 3t i o und die griechische Religion bey den Slavischen Völkern. – Ehe wir zur eigentlichen Germanischen Welt übergehen, müßen wir diese Völker kurz betrachten: 1. Wa s d a s G r i ec h i s c h e o d e r B i s a n t i n i s c h e R e i c h a n b e t r i f f t . Im Jahre 395 nach Christus ist das ganze Römische Reich zwischen Honorius und Arkadius getheilt worden. Wir sehen im Osten ein christliches Reich entstehen. Die Bevölkerung desselben erscheint als die Bevölkerung eines ausgebildeten Volkes, im Westen hingegen sehen wir das christliche Princip in die Herzen der Barbaren gelegt. – Im Osten, im Bisantinischen Reiche hat sich das Christenthum zuerst verbreitet. Eine unzählige Menge blühender Stadte wurde in dies hohe Princip aufgenommen. Handel, Künste, Wissen|schaften waren in ihrer Blüthe und Gediegenheit. – Hier also könnte man meinen ist das Reich in welchem das Christenthum in seinem erhabenem Glanze erscheinen sollte. – Dies ist aber nicht der Fall. – Uebrigens ist dem Christenthume gleich ob das Volk gebildet ist oder nicht – das Princip bleibt eins und dasselbe – daß es aber auch ein Daseyn als eine vernünftige Welt habe, als ein sittliches Zusammenleben der Menschen dazu gehört daß es in die Wirklichkeit eingeführt, daß nemlich eine vernünftige Verfaßung da sey. – Diese finden wir nicht im östlichen Reiche. Wir sehen vielmehr daß Reich und Christenthum in dem schlechtesten widerwertigsten Zustande verharren. – wir sehen Staat und Kirche in den Händen der
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2 D a s G e r m a n i s c h e … R e i c h .] Er: Das Germanische Reich. 3 Was wir … ist:] Er: Was wir 25 zunächst sehen nach dem die Völkerwanderung vollbracht ist, ist daß ein großer Theil noch als römisches Reich erhalten ist 4–5 wo nachher … Welt.] Er: 2t e n s sehn wir neben dem christlichen den Muhamedanismus auf kommen 6 Völkern] Er: Stämmen 8 1. Wa s d a s … a n b e t r i f f t .] Er: Zunächst sehn wir also: Das griechische Kaiserthum. Bekanntlich hat Constantin Constantinopel zur Residenz gemacht 9–10 zwischen Honorius und Arkadius] Er: ins östliche und 30 westliche 10 entstehen] Er: bestehn 1000 Jahre länger als das westliche Reich 11–12 Die Bevölkerung … Volkes] Er: es erscheint bald die ganze Bevölkerung als christlich, und zwar ein christliches Reich eines ganz gebildeten Volks 12 im Westen] Er: im Westen bei den Germanen 15–16 Handel, Künste, … Gediegenheit.] Er: Im oströmischen Reich war hohe Bildung, Industrie pp vorhanden 17 erhabenem] Er: hohem 21–22 daß nemlich … sey] Er: daß 35 diese zu vernünftiger Freiheit ausgebildet ist 22 Reiche.] Er schließt an: es ist in die Institutionen des Staates noch nicht hineingebildet 23–24 Wir sehen … verharren.] Er: Wenn oberflächlicher Weise das oströmische Reich als gebildet angesehn wird so ist der Zustand des Christenthums doch häßlich
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Furien der höchsten nidertrechtigsten Leidenschaften. Der Gegensatz zwischen einem weltlichen und kirchlichem Regimente ist nicht im Bisantinischen Reiche vorhanden, und obgleich der Kaiser mit dem Patriarchen oft in feindselige Verheltniße geraten ist, so ist doch dieser allgemeine Gegensatz nicht da. – Die Kirche ist mit dem Staate in Uebereinstimmung, und dessen ungeachtet sehen wir die größte pöbelhafte Wildheit und Niedertrechtigkeit durch die Religion sanctionirt und berechtigt. – Das Reich ist zwar ein Kaiserthum, dessen Hof organisirt und verschiedene bestimmte Aemter angeordnet wurden – besonders ist diese Ordnung durch Diocletian eingeführt, und nachher von Constantin verbessert worden, eine Verfaßung aber ist es nicht. – Das Volk ist in die Verfaßung, (wenn wir die bloße Ordnung so benennen wollen) nicht aufgenommen – eine Verfaßung der Freiheit ist nicht vorhanden. Die Religion macht das allgemeine Band aus, welchem gemäß jedes Individuum gleich berechtigt ist. – In dieser Hinsicht ist eine democratische Verfaßung wie bey den Mahomedanern vorhanden, wo alle Subjecte was die Religion anbetrifft gleich, was das eigentliche Leben berührt höchst ungleich sind, und in der strengsten Despotie verharren – Zwey Seiten zeigen sich vornemlich die das größte | Interesse des Reichs ausmachen: die eine ist die Bestimmung der Lehre, die andre die Bestimmung der kirchlichen Aemter. Das ganze Bürgerliche Leben verbindet sich damit, und in dem das christliche Princip in der Wirklichkeit nicht ausgebildet, nemlich indem keine vernünftige Verfaßung da ist, so sind alle particulairen Interessen frey, und alle Leidenschaften ausgelassen. – Es ist dabey dies zu bemerken daß das Christenthum sehr frühe unter der Bildung die vorhanden war den objectiven Inhalt, die Dogmen zb. die 3Einigkeit, Incarnation etc. zu entwickeln anfing. Heute hat der Inhalt sein Interesse verloren, es wird nicht nach Gott gefragt, was er ist – sondern was die Religion ist. – Hingegen im Bisantinischen Reiche war die Richtung des Ausbildens das HauptInteresse. – Die Aposteln Christi waren einfache, ungebildete Menschen – ein ganz andres sind die KirchenVäter gewesen. Diese haben dies Interesse für das speculative Denken gehabt, und darin ihre Befriedigung gesucht. Diesem Bedürfniße des denkenden Geistes haben sie mit dem Christenthume abgeholfen, mit dem Christen-
6–7 die größte … berechtigt] Er: das Christenthum gelegt in die Hände der unsittlichsten Leidenschaften und Niederträchtigkeit berechtigt durch die Religion 19 Bestimmung] Er: Besetzung Das ganze Bürgerliche Leben] Er: beides macht sich nicht für sich, außerhalb des 24–25 den objectiven … anfing] Er: die 35 Staates, sondern das ganze kirchliche und Staatsleben Richtung erhalten hat, die Dogmen zu unterrichten, das Objective 25 Inhalt] Er: Inhalt großentheils 26 sondern was … ist] Er: sondern die subjective Religion 29 speculative Denken] Er: philosophische Wissen 30 gesucht] Er: gesucht und dieses ins Christliche hineingebildet. / (Schon Johannes). 40 4 ist1] sind
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thume diesem Denken seine Befriedigung zu geben gewußt, und so auf diese Weise den einfachen Inhalt für das speculative Denken umgewandelt. – Wie sie einerseits um den Menschen mit der Gewohnheit spielen zu lassen Bachanalien und andre Gebrauche in christliche Formen eingekleidet so haben sie auch das speculative Denken verchristlicht. Die Ausbildung der Lehre ist eine Sache des vernunftigen Denkens, das Interesse der Lehre aber hat sich, wegen der schon angegebenen Ursache mit allen Particularitaeten und Leidenschaften verbunden. – Es wurden Streite mit der größten Heftigkeit die sogar zur Raserey heraufstieg über die subtilsten Lehrbestimmungen geführt. Das ganze Volk nahm Theil daran – Mord und Plünderungen, mit einem Worte die heftigsten | Bürgerkriege waren die unglucklichen Folgen solcher Streite. Bey G r e g o r i u s A c i a s e n u s lesen wir folgenden Bericht ueber den zu jener Zeit armseligen Zustand Constantinopels: „Constantinopel, sagt er, ist voll von Handwerkern, Krämern und Sklaven die Theologen sind, und in ihren Werkstädten predigen und belehren. Wenn ihr nach dem Preise einen Brodes frägt so beweist man euch daß Gott dreyeinig ist, laßt ihr euch ein Bad zu rechte machen, so werdet ihr belehrt daß der Sohn Gottes geringer zu schetzen ist als der Vater etc“ Besonders wurde der spater so berühmte Streit über die Bilder nicht etwa in Consilien entschieden – es war ein Streit des ganzen Volkes. – Jeder Aufruhr war durch papstliche Faktionen oder Soldaten entzündet – und indem einmahl die Leidenschaften im Spiele waren, so wurde auch schonungslos geraubt und gemordet. Die Besetzung der Patriarchen war auch eine der wesentlichsten Ursachen solcher Bürgerkriege, die nicht nur in Constantinopel aber auch nach Antiochien und Alexandrien ihr Gift ausgegossen haben. Alle diese Aufrühre sind nicht durch Forderung der Freiheit oder durch ein geschehenes Unrecht veranlaßt worden, sondern durch theologische Bestimmungen, die oft einen ganz eußerlichen Inhalt betrafen. – Im 5 Jahrhundert zb. wurde folgender Inhalt Ursache zu den heftigsten Controversien. In Constantinopel sangen die Christen: „H e i l i g , h e i l i g , h e i l i g s e y d e r G o t t d e r C e b a o t .“ In Antiochien setzte man hinzu „d e r f ü r u n s g e k r e u z i g t w u r d e .“ Eines Tage kamen
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1 gewußt] Er: gesucht 2 den einfachen … umgewandelt] Er: den einfachen christlichen Inhalt hineingeformt in Formen des denkenden Geistes 14 Theologen] Er: alle profunde Theologen sind 18–19 Besonders wurde … Consilien] Er: So sind die Arianischen Donatistischen Monophysitischen Streitigkeiten, über die Bilder nicht nur in Concilien 22–23 Die Besetzung … Bürgerkriege] Er: Solche Bürgerkriege hat es gegeben um das Patriarchat zu Antiochien pp das erste Blut 35 in Constantinopel ist um die Besetzung des Patriarchats geflossen. / So später in der Lombardei diese Factionen. 25 Unrecht] Er: Unrecht der Regierung 29 „H e i l i g , h e i l i g , … C e b a o t .“] Er:Vqju-hjon zu Anastasius Zeit. 11–12 G r e g o r i u s A c i a s e n u s lies G r e g o r v o n N y s s a
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die beiden Parteyen in die Kirche, die sich selbst durch Farben der Kleider unterschieden, stellten sich gegeneinander und schrien sich gegenseitig diese Worte zu. – Sie gerieten in Streit und der Mord begann. Der Kaiser Anastasius wollte die Anführer bestrafen – der Patriarch aber stellte sich an die Spitze der Gegenpartey | und das ganze Volke gerieth in Aufruhr. Die Köpfe der gegenparteyschen Anführer setzte man auf Spieße, und raubte und mordete was sich vor der Hand fand. Solcher Zustand war in Constantinopel vorhanden, und zu gleicher Zeit befand sich um die Mauern der Stadt eine Armee von Hunnen und Bulgaren. Constantinopel wurde erobert und 100 000 Christen ermordet. Das ist der allgemeine Karakter des Bisantinischen Reichs. Kein sittliches Princip war vorhanden, bis endlich der Staat durch die Leidenschaften der Individuen in eine totale Erschlaffung verfiel. Die Geschichte des Bisantinischen Reichs dauerte 1000 Jahre, und doch ist selten jemand vorhanden der sie studieren wollte, denn sie ist das eckelste Bild von Schwachheit, wo die Energie für das allgemeine Wohl den wildesten Leidenschaften aufgeopfert wurde. – In kraftloser Ohnmacht hat sich dieses Reich bis in die Mitte des 15 Jahrhunderts fortgeschlept, in welcher Zeit es durch die Türken erobert wurde. – Der andre Gegenstand den wir hier zu betrachten haben ist die neue o r i e n t a l i s c h e We l t o d e r d e r M u h a m e d a n i s m u s . Die Flucht Mahomeds fällt in das Jahr 622 n. Chr. – Während das ost Römische Reich in dogmatische Bestimmungen vertieft, in die schlechtesten Leidenschaften verfiel, so daß diese nur ein höchst armseliges Bild desselben vorstellen entstand im Morgenlande eine Gestalt welche alle bestimmten Bestimmungen, mit einem Worte die ganze Dogmatik von sich wies, und sich davon reinigte. Die Muhamedanische Religion ist so das andre Extrem der dogmatischen Ausbildung, und die mahomedanische Welt zeigt sich in dieser prachtvollen Größe eines einfachen Sinnes, dessen Gegenstand so rein und einfach ist. – Man kann den Muhamedanismus als den sich von dem Ausschließen gereinigten Judaismus ansehen. In der mahomedanischen Religion wird das Eine, es selbst nur gewußt. In diesem absoluten, Einen zu leben und das Wissen des Einen zu etablieren ist die höchste Pflicht, die Wirklichkeit der Mahomedaner. –
15–16 In kraftloser … fortgeschlept] Er: Hier und da hats beßre Fürsten gegeben aber nur vorübergehend und so hat sich das Reich bis 1452 fortgeschleppt. 19 Flucht Mahomeds] Er: Hedschra 23 eine Gestalt] Er: eine Gestalt der Religion 28 den sich … Judaismus] Er: Juda29 es selbst nur gewußt] Er: ohne besonderen 35 ism der sich vom Particularism gereinigt hat Zweck 29–30 In diesem … etablieren] Er: Diesen Einen erhebend zu seyn, die Verehrung dieses Einen zu erheben 6 setzte] setzten
Spieße] Spießen
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So ist die Religion, Religion der höchsten Einfachheit – in welcher Einheit alles Besondre verschwindet, sowohl das des göttlichen Inhaltes als der Thätigkeit der Individuen. Damit ist alles concrete, jedes Bild der Phantasie getilgt. Die Mahomedaner dulden keine Bilder und eußerliche Darstellungen. Dem concreten christlichen Gott, dem Geiste ist das abstractum der Mahomedaner gegenubergestellt. Dieses Eine und die Verehrung desselben ist ein ganz einfaches Princip und damit eine einfache Wirklichkeit. Was nur Particularisirt ist, wird deswegen von den Mahomedanern als der Verehrung des Einen zuwider angesehen. Alle Organisation des Staates widerspricht deswegen dem Leben für dieses Eine – Die Religion des Mahomedaners ist wesentlich Phanatismus – denn eine Vorstellung wird nur festgehalten und alles andre als zuwieder diesem Einen angesehen – die Welt der festen Bestimmungen ist dieser klahren Einheit entgegengesetzt. – Die Religion und das Negative alles besondern Bestehens ist das Princip des Mohamedanismus. – Wenn man in der christlichen Religion von der 3Einigkeit abstrahirt, und Gott als einen unbekannten ansieht, so ist diese mit dem Mahomedanismus am engsten vereinigt. – Die Muhamedaner haben 3 wesentliche Pflichten 1. die Richtung des Gemütes und das ist d a s G e b e t . 2. Das sich gegen alle Bedürfniße negative Verhalten, anders das F a s t e n . 3. endlich das Negative in Rücksicht des Eigenthums, A l m o s e n – Das Gebet sagen sie bringt auf den halben Weg zu Gott, das Fasten zu seinen Pforten, und das Allmosen zu ihm selbst. – Nur dieses Eine soll der Zweck eines Mahomedaners seyn, und seine Thätigkeit besteht darin, daß er ihm Daseyn im Bewußtseyn gebe, wenn er es zu seiner Ehre bildet. – Deswegen ist die Mahomedanische Religion unmittelbar bekehrend und erobernd geworden, bekehrend mit dem Schwerde in der Hand – denn das Lehren ist bey ihnen von der übrigen Existenz nicht unterschieden. Das Leben für das eine ist wie schon oben gesagt wesentlicher Phanatismus, indem sich der Mensch | zu allem Besondern, zu allen Staatsangelegenheiten negativ verhält, und diese dem Einen zuwider ansieht. – Die phanatische Begeisterung hat sich noch zur Zeit Ma-
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2–3 der Thätigkeit] Er: des besondren Wesens 3–4 Damit ist … getilgt.] Er: Das Individuum soll das 30 Bewußtseyn dieses Einen hervorbringen. Etwas concretes ist da nicht im Bewußtseyn Gottes. 5 Dem concreten] Er: Im christlichen Gott ist Concretes, die Einheit als unterschieden. Dem concreten 5–6 das abstractum der Mahomedaner] Er: der Muhamedanism als abstract einiger 9–10 Alle Organisation … Eine] Er: Es liegt darin daß alle Wirklichkeit diesem Einen widerspricht – so ist dies Eine allem Besonderen entgegen. 13 Die Religion] Er: Dieses Festhalten ist 35 Fanatismus. Die Religion 14 Mohamedanismus] Er: Muhamedanism und seiner Geschichte 17 Die Muhamedaner … Pflichten] Er: Die Pflicht des Muhamedaners ist eben so einfach 18 Verhalten] Er: verhalten gegen sinnliche Genüsse 21 Nur dieses Eine] Er: Die affirmative Thätigkeit des Muhamedaners, welchen Zweck kann sie haben? Nur dies Eine 29 noch] Er: noch zum Theil noch 21 ihm] ihn
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homeds auf die übrige Welt ergossen – keine hat größere Thaten volbracht als diese. – Arabien, die Gegenden von Tigris und Euphrat bis an das Mittelandische Meer, Syrien, das reiche Damaskus wurden erobert, Aegypten unterworfen – die Fluth ging nach Persien und Indien zu, von Syrien wandte sie sich nach KleinAsien – von Aegypten durchströmte sie Africa, und ging nach Spanien, welches auch der Mahomedanischen Herschaft unterworfen wurde. Von da hat sich die Eroberung nach Frankreich erstreckt, Poitien, Provence waren schon in den Händen der Muhamedaner. – Sie wurden aber von Karl Martel besiegt, der ihrem eroberischem Schwerde Einhalt that, 100 Jahre nach Mahomeds Tod, nach dem die Halfte des großen Römischen Reichs in ihren Händen war. So schnell sie sich mit dem Schwerde ausgebreitet hatten, eben so schnell sproßte die Blüthe der Künste und Wissenschaften bey ihnen empor. Im 8 Jahrhunderte war Spanien, und Africa reich an Stadten, Schulen, Metecheten – der Glanz der Kalifen hat nicht nur durch die Pracht der Edelsteine und Kostlichkeiten geblüht, aber sich noch durch Dichter und Wissenschaften, und was das merkwürdigste ist bey allem diesem durch die einfachsten Sitten, wo aller Unterschied verschwand, berühmt gemacht. So groß aber und glänzend das Reich der Kalifen war, so ist es doch nur ein momentanes gewesen. Schon im 9 Jahrhundert hat sich Spanien, Africa und im Inneren Asiens viele Theile selbständig gemacht. – Denn es ist zu bemerken daß dieser Phanatismus keine bestimmte Gestalt erträgt, welche sich fest organisiren will. Kein Unterschied der Stände war vorhanden – Sklaven waren Ausländer – und selbst diese konnten an die Stelle ihrer Herrn treten, wenn sie ihnen treu und tapfer waren. | So sind mehrere Stifter der Dynastien Sklawen gewesen, die Gatzveniten Dynastie ist auf diese Weise in Bactrien entstanden. – So wie auf diesem phanatischen Meere nichts festes und ruhiges sich erhalten konnte, so kommen wenn in einem solchem Bewußtseyn ruhe eintritt die wildesten Leidenschaften, auch ganz abstract in der größten Rucksichtslosigkeit zum Vorschein – das Individuum ist dann ganz was seine Leidenschaft ist. Wenn ein Mahomedaner listig ist, so gibt es nichts arglistigeres auf der Welt – hat er Muth so ist er tapfer wie ein
7 Provence] Er: Provence, Grenoble 12 Wissenschaften] Er: Wissenschaften und Genüsse 12–13 Im 8 Jahrhunderte … Metecheten] Er: zu Carl Magni Zeit blühten große Städte pp Prachtvolle Palläste 15–17 aber sich … gemacht] Er: so auch die Cultur aller Wissenschaften, Adel und Einfachheit der Sitten, das geringste Weib hat den Khalifen als ihres Gleichen 17–18 So groß … war] Er: So schnell das Reich des Khalifen sich erhoben 18 im 35 angesehn 9 Jahrhundert] Er: unter Harun al Raschid 22 waren Ausländer] Er: Sclaven sind nur Fremde. 27 wildesten] Er: particularen 3 unterworfen] untergeworfen 6 unterworfen] untergeworfen 7 Poitien lies Poitiers 13 war] war war Metecheten Lesung unsicher; vielleicht Medressen 24 Gatzveniten lies Ghaznawiden
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Löwe, ist er milde so giebt es keinen barmherzigeren Menschen auf Erden. Die Ganzen Dynastien waren also, nur auf Sand gebaut. Wenn Ruhe eintrat, die Menschen sich in particulaire Bestimmungen einzuhausen anfingen, sich Ueppigkeit und Ueberfluß gefallen ließen so trat ein Dervisch auf, und sprach dagegen. Tausende strömten wutend umher und verachteten die Dynastie und alles – Deswegen ist die ganze Mahomedanische Geschichte nur ein rauschender Strohm, wo Wellen auf Wellen folgen und alles in den Abgrund reißen. – Nur den einzigen Türken ist es gelungen ein bleibendes Reich und Dynastie zu stiften. Das Mittel dazu war die Stiftung eines festen Janitscharen Corps der aus christlichen Sklawen bestand. – Dieser Kern hat die Festigkeit des Staates ausgemacht – daß aber jetzt dieser Mittelpunkt ausgerottet ist wissen wir zu genau – – Die reine Substancialitaet hat sich also neben dem Principe des concreten Geistes im Occidente hergestellt. – Nachdem wir diese Gegensätze abgehandelt haben gehen wir jetzt zu dem Germanischen Reiche über. Der Boden dieses Reichs ist das westliche Europa. Die WeltGeschichte geht ihrem andern Pohle zu. Im Morgenlande haben wir sie zuerst betrachtet, nachher sehen wir sie im Mittelpunkte, um das Mitteländische Meer ihren Sitz nehmen | und in diesem Kreise, die großen Mittelpunkte der Welt Jerusalem, Alexandrien, Athen und Rom entstehen. Diese Sphere verläßt nun die WeltGeschichte, und trit jenseits der Alpen in einem neuen Theater auf, welches ihr Julius Caesar aufgeschlossen hat. – Wir müßen aber noch, ehe wir diesen neuen Schauplatz betreten, d i e S l a v i s c h e n Vö l k e r , die im Osten entstanden sind ins Auge fassen. – Wann und wie sie feste Sitze genommen haben ist im Dunkel verhüllt. Das gründlichste Studium dieser Volker in unserer Zeit, besonders die Bemühungen welche sich der Professor Ritter auflegt, laßen uns viel erwarten. Wir treffen die Slaven an der Elbe, sie ziehen sich längs der Saale, über den Thuringer Wald bis gegen die Donau, dann die Donau hinunter, nach Bohmen, und südlich von der Donau zwischen diesen Slaven und den Polen hat sich das fremde Volk der Ungarn angesiedelt. – Bulgarien, die Valachey etc – alle diese Länder waren Wohnsitze
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1–2 Die Ganzen … gebaut.] Er: Alles nur Accidentell, ist heute und morgen nicht mehr. 4–5 so 30 trat … dagegen] Er: so hat das Princip das der Restauration in sich, – ein Derwisch predigt dagegen und stiftet ein neues Reich 11 daß aber … ist] Er: Ausgeartet, in neuerer Zeit aufgelöst. 12 Die reine Substancialitaet] Er: Dieses mohamedanische Princip 21–22 Wir müßen … fassen.] Er: Im Nordosten der germanischen Völker ist noch ein andres Princip das Slavische. Wir sehn die Slaven früh in der germanischen Geschichte auftreten. 26–27 über den … Donau1] 35 Er: durch Thüringen, Franken, Nürnberg 27 nach Bohmen] Er: auch südlich davon Kärnthen und Krain, dann ins Slovenische 29 angesiedelt] Er: eingedrängt 29–1093,1 Bulgarien, die … Slaven.] Er: Bulgaren Wallachen sind Ueberreste aus der Völkerwanderung 1 er] der barmherzigeren] Barmherzigsten 3–4 sich Ueppigkeit] sich in Ueppigkeit einem neuen Theater] auf ein neues Theater 22 die im] der am 26 längs] längst
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der Slaven. – Diese ungeheure Masse von Völkern sehen wir neben dem Theater der Germanischen Welt zum Vorschein kommen. Dieses Element dessen Macht und Bevölkerung so gros ist, hat zwar seit 100 Jahren in den politischen Zustand Europas eingegriffen, vornemlich Russland – Polen hat zu den christlichen Volkern gehört, glanzende Momente gehabt – Wien verdankt dem Könige Johann seine Rettung – das ganze Element aber macht kein Moment in der geistigen Bildung aus, und in dem geistigen Fortgange der WeltGeschichte, – und deswegen wollen wir es mit diesem kurzen Ueberblicke bewenden lassen. Was die germanische Welt anbetrifft, so erstreckt sie sich über das übrige ostwestliche Europa. Das Princip des Christenthums haben sie erhalten und die moderne Geschichte zeigt die Verwirklichung dieses Princips – indem der | Geist wirklich ist, und die Entwicklung der Freiheit die Grundlage des Staates ausmacht. – Wir haben in der Geschichte der germanischen Volker 3 Perioden zu machen. 1. Die erste betrifft die Anfänge und geht bis zu Karl dem Großen. In dieser Periode werden wir das Weltliche und Geistige Princip im Einklang sehen. 2. Die 2 Periode betrifft nun den Gegensatz dieser beiden Principien die sich selbständig, jedes für sich sich eingeschrenkt und umgebildet haben, und in den mannigfaltigsten Conflict kommen. – Hierarchie und FeudalMonarchie spielen in dieser Periode die herschenden Rollen. Die 3 Periode beginnt mit der Vereinigung dieser Gegensatze. Der Geist wird zum Principe der weltlichen Wirklichkeit gemacht – der Gedanke anerkennt die allgemeinen Principien des Staates und macht sie zum Principe des Bestehens des Menschen – die Freiheit soll sich in der Gegenwart selbst verwirklicht finden. – D i e I Pe r i o d e . enthält den Anfang. Was das Geschichtliche desselben anbetrifft, so haben wir wegen der großen Dunkelheit der Angaben kurz zu seyn. Ob da ein Adel, Fursten, etc. vorhanden waren, kann man lange hin und her streiten. Daß solche Unterschiede durch Geburt Reichthum etc schon da waren können wir jedoch annehmen; damit aber war das FeudalSistem in bestimmten Sinne noch gar nicht vorhanden. Ohne also dergleichen Notizen zu nehmen ist
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4–5 zu den christlichen Volkern] Er: früher zu dem System | der christlichen Welt des westlichen Europas 10 ostwestliche] Er: westliche 12 des Staates] Er: Grundlage der Verfassungen und Staaten 14 Karl dem Großen] Er: Carolus Magnus wo das germanische Princip sich zur unbestrittenen Herrschaft gediehen ist. 17 eingeschrenkt und umgebildet] Er: eingehaust und für sich ausgebildet 19 beginnt] Er: Beginnt mit dem Sturz dieses 20–22 Der Geist … Menschen] Er: Da beginnt der Geist. Diese reicht bis auf 35 Gegensatzes und unsre Zeit, – der Gedanke, die allgemeinen Grundsätze sind anerkannt als Grundlage des Staats pp 25 wegen der … Angaben] Er: theils wegen der Dunkelheit der Sache, theils weil von der Völkerwanderung schon gesprochen 27–28 Daß solche … annehmen] Er: alle solche Unterschiede sind wohl vorhanden gewesen aber unbestimmte wie bei allen Völkern
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zuerst das Allgemeine zu bemerken, und das ist das unbestimmte Germanische Princip, näher konnen wir es als Princip des Gemüthes ausdrucken – und als die Wurzel der Germanischen Größe annehmen. – Was eigentlich G e m ü t h bedeutet, ist einem jeden bekannt. Wir meinen darunter diese unbestimmte, eingehüllte Totalitaet des Geistes, besonders in Beziehung auf den Willen, Zweck, Interesse, so daß der Mensch ganz abstract eine Befriedigung in sich hat, und diese Befriedigung | uberhaupt in sich hochachtet. – Es gehört dazu daß sein Wille seine Selbstigkeit darin sey. – Kein beschrenkter Zweck, kein bestimmtes Interesse sondern daß er selbst darin seye, und sein Wille, und daß dieser Wille seine Befriedigung auf eine ganz allgemeine Weise habe. – Bey der Gemütlichkeit ist nicht die Befriedigung vorhanden, einen bestimmten Zweck erreicht zu haben. Der Karakter ist von ihr sehr unterschieden. Der Karakter ist eine bestimmte Form des Willens und Zweckes, eine bestimmte die sich in dem bewußtem Willen erhält und geltend macht. – Die Gemütlichkeit ist das Gegentheil von Befriedigung. Wenn wir zb. bey wissenschaftlichen Zwecken in der Sache vertieft sind so ist das eine Befriedigung aber keine Gemütlichkeit. – Gemütlichkeit ist oft einerseits auch Befriedigung, die aber ganz unbestimmt ist, ohne Sache, Objecte, Zwecke und Interesse – im allgemeinen daß ich bey mir sey aber ohne Bestimmung. Weil dieses Befriedigt seyn so in seiner Unbestimmtheit verweilt, so kann es auch nicht böse seyn. Das Böse setzt immer ein isoliren in sich voraus gegen das Rechte, Gesetzliche eines Zwecks. Solche Trennung aber ist im Gemüthe noch nicht vorhanden, sie erscheint mehr als eine Wohlmeinenheit. Das ist der Karakter im Allgemeinen den wir der Germanischen Welt zuschreiben können. Ihr Princip ist also die Subjective Seite gegen die Objective, welche wir als Inhalt der christlichen Religion kennen gelernt haben. Im Gemutlichen ist wie schon oben gesagt, die Befriedigung mit sich auf diese ganz unbestimmte Weise vorhanden. Dieses Unbestimmte entwickelt ist dasselbe was sich als Inhalt der christlichen Religion fruher ergeben hat. – Das was wir im Gemüthe das Unbestimmte, Ich genannt haben, indem es als Inhalt, Sache in der christlichen Religion ausgesprochen wurde, ist das
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1–2 das unbestimmte Germanische Princip] Er: das Unbestimmte des germanischen Princips selbst 3 der Germanischen Größe] Er: des germanischen Reiches 7 hochachtet] Er: sucht und liebt 7–8 dazu daß sein Wille] Er: dazu daß wenn er befriedigt seyn soll, sein eigner Wille 10 eine ganz allgemeine] Er: diese ganz unbestimmte 11–12 die Befriedigung … haben] Er: eine Befriedigung durch Thaten erworben 14–15 das Gegentheil von Befriedigung] Er: ohne 35 eigentliches Object 19 Bestimmung] Er schließt an: Die Franzosen schreiben diese entierité besonders den Deutschen dazu. 23–24 Das ist … können.] Er: Dies ist abstract das Princip der germanischen Völker. 26 haben] Er: haben. Das war ein Inhalt, die subjective hat keinen Inhalt. die Befriedigung] Er: das Befriedigtseynwollen in sich, Versöhntseyn mit sich 27 unbestimmte] Er: allgemeine 30–1095,1 das Allgemeine] Er: das Allgemeine das Absolute 40
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Allgemeine – Gott – und daß der einzelne Wille zur Gnade Gottes | aufgenommen sey, ist das andre Moment des concreten Inhalts – das ist das Princip welches wir als Einheit der gottlichen und menschlichen Natur kennen gelernt haben. Auf einer Seite ist das Allgemeine und anderseits der schlechthin bestimmte subjective Wille. Dieses daß das absolut endliche mit dem unendlichen identisch ist wurde früher als Inhalt der christlichen Religion ausgesprochen – in subjectiver Weise haben wir diese Einheit als Gemüth kennen gelernt. Diese Identitaet ist also auf diese Weise in diesen beiden Formen enthalten. Es ist nur noch zu thun damit das Subject diese Identitaet nicht nur auf diese Unbestimmte Weise des Gemuthes aber auch als einen objectiven Inhalt fasse und sich diesen zueigne, nemlich daß es zum Bewußtseyn dieser Identitaet komme. Das Bedurfniß ist also, um es noch einmahl zu wiederholen, daß die Entwicklung in das Gemüth komme, daß das Allgemeine welches wir bis jetzt das Unbestimmte im Gemüthe nannten ihm Gegenstand werde. Das Gemüth ist ohne Inhalt, damit es das absolute Object gewinne, und diesem gemäß seye, dazu gehört die Reinigung des Subjectes in ihm selbst. Das Subject ist ein daseyendes, zeitliches; es ist zu thun daß es auch Weltlich werde – einen allgemeinen Zweck, Interesse gewinne, nach solchem handle – aus der Gemüthlichkeit hervortrete, seine Gesetze wisse und darnach seine Einzelnheit dirigire. – Das Gemüth ist diese Befriedigung in sich, dieselbe als objectiv macht den Inhalt der christlichen Religion aus. – Diese beyden Principien sind es die mit einander in Verbindung treten. Das Princip der Germanischen Völker als Gemüth, hat die Möglichkeit an ihm als Träger des hohen christlichen Princips, welches der Geist ist, | aufzutreten – Es könnte aber gefragt werden, warum eben so ein neues Volk dazu auserkohren ist, warum ein früheres WeltGeschichtliches Volk diesen Uebergang nicht übernehmen konnte, und in seiner Größe diesen Weg nicht durchgemacht hat? Der Geist entwickelt sich, darum ist er von der Natur unterschieden. Alle Naturdinge sind was sie sind, der Geist muß sich zu dem machen, was er seyn will, erst als Erzeugung seiner selbst ist er Geist. – Im theoretischen Geiste geht diese Entwicklung in einem Begriffe fort sie kann in einem Subjecte statt finden. Die
3–4 kennen gelernt haben] Er: genannt, die zu sinnlicher Anschauung gekommen 4 das All13 daß] Er: daß diese Entzweiung aufgehogemeine] Er: das Allgemeine, das unbestimmt ist ben werde Allgemeine] Er: Allgemeine, Absolute 14 werde] Er: werde, absolutes Object und im Verhältniß dazu das Subject das Bewußtseyn der Versöhnung erhalte 15 diesem gemäß 21 mit einander … treten] Er: correspondiren 23 Trä35 seye] Er: mit ihm versöhnt werde ger] Er: Träger und Verwirklicher hohen] Er: höhern 24 neues] Er: neueres, noch unbekanntes 25–26 diesen Uebergang … konnte] Er: diese Wiedergeburt nicht erlitten habe 27 sich] Er: sich in sich 30 in einem … finden] Er: in einem Subject vor sich in Gedanken 40 5 subjective] subjectiver
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WeltGeschichte ist aber die Entwicklung des Geistes in den daseynden Völkern deswegen also ist sie in die Sphere der Natürlichkeit gestelt. Die Stufen der Entwicklung sind natürliche Existenzen und das Eigentümliche in der Natur ist daß in ihr jedes Moment des Begriffes einen besondern Körper ausmacht, oder mit andern Worten daß die Entwicklung des Begriffes im Außereinander seyn ist. – Den klahrsten Beweis davon haben wir in Sonnensisteme, in welchem die Sonne, die planetarischen und cometaristen Körper die drey Momente des Begriffes in ihrem Außereinanderseyn darstellen. (Hegel’s Philosophie der Natur). – Und so ist es auch in der Geschichte daß jede besondre Stufe des Begriffes, eigentlich des Geistes, weil sie sich in der Natur als Existenz darstellt – daß jede solche Stufe auch einer einzelnen Nation angehort. Auf diese Weise ist das germanische Princip das NaturPrincip welches der absoluten objectiven Wahrheit des Geistes angemessen ist. – Das 2te ist: daß wir dieses Princip in seiner ersten unmittelbaren | Weise betrachten, nemlich den geschichtlichen Anfang der germanischen Welt, soweit wir ihn kennen. Wir müßen uns an diese Züge halten die in dem Mittelpunkte dieser Völker erscheinen. Wenn wir das Princip der Gemüthlichkeit mit dem ersten Principe vergleichen, so ist dieses ganz abstract ohne besondern Inhalt, Zwecke, Leidenschaften. Bey dem Menschen ist solches Princip insofern er zur Bestimmung übergegangen ist nur ein momentaner Zustand – wenn er in der Spannung der Thatigkeit bleibt, und einen Augenblick von ihr abgeht. – Alle die Zwecke aber liegen nicht im Gemüthe als solchem, das Gemüth ist ein ablassen von den Interessen, oder die Disposition des Menschen sich als Ganzes getreu zu bleiben, sich als Ganzes zu erhalten, sich in die Leidenschaften nicht hineinzulegen. Bey uns also die mit der Bildung erfüllt, und mit dem wahrhaften, objectiven thätig sind, kann das Gemüth als solches nicht unsern ganzen Zustand ausmachen. – Wo dieses der Fall ist, da erscheint das Gemüthliche als das Interesselose, als die Stumpf heit des Menschen
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1 in den daseynden Völkern] Er: in existirender Gestaltung 2 Sphere der Natürlichkeit] Er: Region der Natur Die] Er: Die Weltgeschichte ist nicht die Philosophie sondern die 8 darstellen] Er schließt an: ihre Wahrheit ist aber ein System ein Ganzes zu seyn. Jede Stufe der Natur erscheint 30 als besondre Gestalt – Ohnmacht der Natur 10 weil sie … darstellt] Er: weil sie als natürliche (Nation) da sind 13 angemessen ist] Er: angemessen. – Das ist das Geschäft des germanischen Princips. 14 Weise] Er: Existenz 15 kennen] Er: kennen. Gothen und andere Völker gehören auch zu den Germanen. 16 die in … erscheinen] Er: die uns von den alten Germanen als solchen erscheinen 16–17 Wenn wir … vergleichen] Er: Ein andres ist dies Princip der Gemüth- 35 lichkeit wenn wirs betrachten in seinem ersten Anfang 19–20 momentaner Zustand] Er: momentan und auf die mannigfaltigste Weise erfüllt 21 Alle die … liegen] Er: Wir haben wesentliche | Zwecke. Alles dies liegt 22 das Gemüth … Interessen] Er: dies ist nur ein vorübergehender Zustand die Disposition] Er: abstracte Disposition 23 sich1] Er: sich in allem 24 Leidenschaften] Er: Besonderheiten Leidenschaften 27 Gemüthliche] Er: Gemüthli- 40 che abstract
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der keinen Karakter hat sich in einen Zweck einarbeiten zu können. – In dieser Stumpf heit ist es daß wir die Germanen ursprünglich eingehüllt sehen. – Man mag sich die alten Germanischen Karaktere noch so schön abmahlen und vorstellen so bleibt doch ihr wesentliches Princip, ihr Karakter die Gemüthlichkeit und zugleich barbarische Stumpf heit, Unbestimmtheit in sich, und damit die Unmöglichkeit Substancielle Zwecke zu gewinnen und sich nach diesen einzurichten. – Was die Religion betrifft so wissen wir davon sehr wenig – was aber ziemlich bewiesen ist, daß auch nicht viel daran war. Die Druiden waren in Gallien vorhanden – in Deutschland hatten sie entweder keinen oder einen geringen Platz – Die Gottheiten die ihnen die Römer zuschreiben sind mehr Skandinavische als | eigentlich Germanische gewesen. – Tacitus sagt von den Germaner, welches auch ihren Karakter im vollen Lichte darstellt daß sie: Securi contra deos sunt. Die Religion konnte auch übrigens in diesem Zustande der Dumpf heit keine Tiefe erlangen. – Wir sehen auch wie die Bekehrungen der Germaner zur christlichen Religion leicht fielen. Wenn die Religion bey ihnen eine gewiße Tiefe gehabt hätte so wäre es schwerer gewesen sie zur andern Religion zu bewegen – sie hätten damit nicht vorlieb genommen was ihnen so ganz oberflächlich als Christenthum geschildert wurde. – Die Bekehrung war so leicht, daß man zur Taufe hunderte auf ein Mahl in einen Fluß trieb – In Ansehung des Rechts sehen wir bey den ersten Germanen nicht daß Mord, Todschlag für ein Verbrechen gegolten hätte. Nemlich um ein Verbrechen als solches anzuerkennen dazu gehört die Bestimmung des Guten und insofern die Bestimmung des Gemüths – zum Erkennen des Negativen als solchen gehört das Bewußtseyn vom positiven. – Bey den Arabern ist wenigstens die Bluthrache zu Hause – der Gedanke daß eine Familie verletzt ist, wenn ein Mitglied derselben getodtet wird. – Rache finden wir hingegen bey den Germanen gar nicht vorhanden – es ist eben der Mangel an Empfindung, an Tiefe derselben welcher die Ursache davon ist. – Der Todschlag wurde bei ihnen mit einer Geldstrafe abgebüßt – eine Oberflächlichkeit, Stumpf heit, wo der Werth des Individuums noch
5–6 damit die Unmöglichkeit] Er: diese Freiheit der Germanen ist eben die Unfähigkeit 11 gewesen] Er schließt an: ihre Religion ist höchst dürftig gewesen, ihre Religion ohne Tiefe 14 erlangen] Er: Zur Tiefe gehört die Entzweiung des Gemüths mit sich und damit fällt die Gemüthlichkeit weg. 20 des Rechts] Er: des Rechts besonders in Ansehung des peinlichen Rechts 21 ein 21–23 Nemlich um … Gemüths] Er: Um eine solche Handlung für 35 Verbrechen1] Er: Unrecht ein Verbrechen anzusehn gehört schon diese Tiefe, Entzweiung dazu. Durch das Gesetz die Sünde. 27–28 es ist … ist.] Er: was man für Gutmüthigkeit ansehn kann es ist aber Mangel an Tiefe des Gefühls 29–1098,1 wo der … erscheint] Er: den Mord anzusehn als etwas was so | gebüßt wird. Dumpf heit, Stumpf heit dergleichen nur als Beschädigung der Gemeinde anzusehn.
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30 4 die Gemüthlichkeit] Er: der Zustand der ganz abstracten Gemüthlichkeit
40 8 bewiesen] beweisen
16 schwerer] schwährer
17 damit] dieses
28 ist versehentlich gestr.
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nicht in seiner Würde erscheint. – Was wir vom politischen Zustande sehen ist nur eine Gemeinde, ein sich zu allgemeinen Zwecken Verbunden seyn zb. zur Benutzung der Aecker, besonders bey den Alemannen. | Auch Vorsteher der Gemeinden waren vorhanden, alle die Zusammenhänge des Individuums mit der Gemeinde waren größtentheils oberflächlich. Wir sehen auch Germanische Völker Kriege, Eroberungen volführen, von Politik kann aber da nicht die Rede seyn, wo individuelle Zwecke den Hauptzweck ausmachen[.] Solche Züge waren keine StaatsHandlungen – einzelne Massen schlossen sich an ein Individuum an, lobten ihm ihre Treue und unterwarfen sich seiner Anführung. – Allgemeine National Angelegenheiten wenn welche existirten, hatten so einen ganz losen Zusammenhang, wir sehen unter besondern Umständen einen Bund entstehen. Caracteristisch ist wie sich die Germanen dem Caesar gezeigt haben. Er hat Krieg mit einer einzelnen Poeplade geführt, und weil er die Germanen schon kennen lernte so lud er sie zur Plünderung dieses Staates ein. – Die Aufforderung wurde angenommen – große Massen strömten in das Land ein raubten alles vor der Hand und nachdem sie alles ausgeplündert hatten und das Römische Lager auch für schwach ansahen sind sie auf dieses, auf ihre bisherigen Feinde hergefallen. – Ein ähnlicher Bund war der Armenier gegen die Romer, welcher auch ganz vorübergehend sich zeigte. Der Anführer dieses Bundes wurde von andern eifersüchtigen Schefs ermordet, zu welchen der Vater Tusnelda’s, (die als Gefangene nach Rom eingeführt wurde) obgleich er Schwager des Anführers war gehörte. – Weitere Vereinigungen dieser Art entstehen ebenso zur Vertheidigung einerseits, anderseits kommt der Zweck der Beute, Plünderungen in solchen Confederationen zum Vorschein. Solcher Zweck war der eigene Wille derer die daran Theil nehmen wollten. Durch solchen freyen Willen bildete sich ein freiwilliges Gefolge des Anführers, so daß dieses nicht aus gesetzlicher Pflicht daran theil nahm | sondern nur durch Lust und Liebe so eine Corporation bildete, deren bloßes Gemüth dem Anführer die Treue garantirte. Ein ähnlicher
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1 politischen Zustande] Er: Anfang eines politischen Zustandes 2 Gemeinde] Er: Gemeinschaft überhaupt 5 Wir sehen] Er: Es treten dann auch Handlungen einer großen Gemeinschaft, 30 Handlungen die als Handlungen eines Staats qualificirt werden können. Wir sehen 9–11 Allgemeine NationalAngelegenheiten … entstehen.] Er: In Ansehung des ruhigen Zustandes sehn wir allerdings Gemeinden, – ob die Vorstände als Adel anzusehn darüber ist gesprochen. 18–19 Ein ähnlicher … zeigte.] Er: So der Bund des Armin war etwas temporäres, und wenn er auch eine Art von Hegemonie hatte so war es nichts Beständiges 22 Weitere Vereinigungen dieser Art] Er: 35 Die Veranlassung zu jenem Aufstand gab wohl besonders Varus weil er Gericht in Deutschland hielt, und Handlungen als Verbrechen bestrafte die bei den Germanen frei ausgingen. Die anderen Bünde (Markom) 23 Beute, Plünderungen] Er: Eroberungen 27 Corporation] Er: Genossenschaft 10 Angelegenheiten] Allgelegenheiten
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Zustand wie bei den Griechen zur Zeit des Trojanischen Krieges, obgleich zu diesem auch andere Verhaltniße mehrere Krieger bewogen haben. – Solche Bünde waren es die später zur Begründung einzelner Lander zb. der Alemannen, Franken den Grund gelegt haben. Was uns anbetrifft so wollen wir alle diese Begebenheiten übergehen, und uns gleich an das Wichtige des Zustandes der Germanen unter Karl dem Großen anknüpfen. – Das erste was wir zu betrachten haben ist das Reich der Franken welches Schefs an seiner Spitze hatte. In der Reihe der Fränkischen Könige sehen wir eine Folge von Greuelthaten und Greßlichkeiten die mit denen der ersten griechischen Konigen oder des spetern Bisantinischen Reichs sehr gut verglichen werden können. Dieser Zustand des FrankenReiches gehört zu dem schlechtesten welchen die Geschichte aufstellen kann. – Christen waren es zwar, aber das Christenthum war so wenig in die Wirklichkeit eingebildet, daß die rohen Gemüther noch barbarischer dadurch wurden. Die Majores Domi sind zu einer so großen Macht gekommen, daß die Herscherfamilie immer mehr in Ohnmacht und phisische Schwäche herabsank. Der Major Domus stand anfangs an der Spitze der Individuen deren freier Wille sein Gefolge bildete – so aber daß jeder seinen eignen Zweck, Interesse behielt – und daß der Gehorsam die Handlungen nicht allgemein zu bestimmen brauchte. Auch unter den Konigen behielten die Majores Domi diese Macht, so daß sie endlich die Vormundschaft über die Fürsten erhielten. Auf diese Weise ist die Karolingische Familie zum Throne Frankreichs gelangt, und Karl der Große von dessen Regierung wir jetzt zu sprechen haben stammte aus dieser Familie her. – | Sein Scepter begriff ganz Frankreich (die eigentlichen Franken wohnten im Norden bis an die Loire) das Lombardische Reich, das südliche Italien, Deutschland, Bayern, Thuringen, endlich Sachsen gegen welches Karl die größten Kriege geführt hatte. Deutschland ist mehr von dem FrankenKönige abhängig als fränkisch geworden. Nur das einzige England und Scandinavien kann man sagen blieben unabhangig, und standen nicht unter der Regierung Karl’s des Großen – Das Interessanteste ist diese Art von Verschiedenheit des Zustandes der Germanen kennen zu lernen, in dem sie sich mit andern Völkern verbunden hatten. – Im MittelPunkte der Germanischen Volker
1 zur Zeit … Krieges] Er: zu Agamemnons Zeit 20 Macht] Er: Gewalt die Fürsten erhielten] Er: den Fürsten hatte andrerseits die Macht über ein Volk (Major domus – Hausmeier […]) 24 im Norden … Loire] Er: in Nordfrankreich, das südliche war ihnen mehr unterworfen als von ihnen 25 Italien] Er: Italien war zum Theil griechisch Bayern, Turingen] Er: Die Ale35 bewohnt mannen, der Herzog von Bayern und Thüringen. 25–26 endlich Sachsen … hatte] Er: Gegen Sachsen dehnte Karl durch Kriege seine Herrschaft aus. 27 fränkisch geworden] Er: fränkisch, außer Ostfranken 18 der] das
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waren noch ächte Germanen, Deutsche vorhanden. – Gegen Westen und Süden erstreckten sich die Romanischen Nationen, die Spanier, Italiener und Franzosen. Diese Völker waren zwar nicht durch und durch aber doch fast ganz römisch geworden. Die Lateinische Sprache war die allgemein herschende, besonders in Gallien. Durch den schlechten Zustand des spätern Römischen Reichs wurden die eigentlichen Bürger ausgerottet, und die ganze Bevölkerung bestand größtentheils aus Sklawen. Weil aber diese Sklaven aus den verschiedensten Völkern aufgerafft waren, so hatten sie keinen andern Bund der Vereinigung als die Lateinische Sprache, und so war die Allgemeinheit dieser Sprache für sich etwas nothwendiges. – Die Romanischen Volker wurden so von Hause aus von den Deutschen unterschieden, welcher Unterschied in den Sitten, Ausbildung, Verfaßung sich bis jetzt noch erhalten hat. – So sehen wir den revolutionairen Geist durch alle Romanischen Volker durchziehen, die schrecklichsten Verwüstungen ausspeien ohne die Ruhe der Deutschen zu berühren – Dieser allen romanischen Volkern eigentliche Karakter | ist also wie gesagt auch jetzt noch bestimmend. – So wie in Westen solche neutralen Völker zum Vorschein kamen, so ist nach Osten auch so eine Ausdehnung der Deutschen erfolgt aber nicht durch ein Zusammengehn mit den Slaven. Die 2 großten Reiche welche auf dem Slavischen Boden entstanden sind – existiren als Preußen und Oestreich. Sie sind nicht wie die ächten Deutschen, wie die Baiern, Thuringer entstanden – Einen fremden Boden haben sie sich angeschafft, und sich daselbst theils durch Ausrottung der Slaven, theils durch Germanisiren derselben festgestellt. – So wie die Mark Brandenburg erst durch die Ausrottung der Slaven so ist auch die Mark Oestreich erst durch das Zurückdrengen der Hunnen und Bulgaren entstanden. Zur Zeit Karl’s des Großen erstreckte sie sich von der Ems bis zur Naab. – Der andre Gegensatz in den die Germanen gekommen sind ist: daß die Germanen als Barbaren den Karakter der Stumpf heit, des unbestimmten Gemüths,
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10–12 Die Romanischen … hat.] Er: also romanische Völker die von Haus aus dies in sich entzweite sind, – ein Unterschied von den deutschen Völkern der bis jetzt geblieben 12–14 So sehen … berühren] Er: (zb die französische Revolution ist in die eigentlichen deutschen Völker nicht 30 übergegangen wohl aber auf die romanischen) 16–17 zum Vorschein kamen] Er: entstehen aus entgegengesetzten Elementen entstanden 18–22 Die 2 großten … festgestellt.] Er: Westpreußen ist zb nicht aus ursprünglich deutschen Völkern ausgegangen sondern so zu sagen künstlich geschaffen auf fremdem Boden – Wenden – theils durch Ausrottung theils durch Umschaffung, nicht durch Vermischung. 22–24 So wie … entstanden.] Er: eben so Oestreich so errichtet und so ist 35 auch dies ein erst neu geschaffnes deutsches Land – Hunnen, Slaven 25 Naab] Er: Raab 26–1101,3 daß die … ist] Er: daß sie sich im römischen Reich festsetzten ist, daß sie als Barbaren in denen das Gemüth aber unbestimmt herrschte, unter der Form der Stumpf heit, diese Stumpf heit in Beziehung gebracht haben mit dem ausgebildetsten und tiefsten, der christlichen Religion und der römischen Bildung 40 19 dem] der
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des Mangels an Ausbildung an sich hatten, und dieser auf einmahl mit dem ausgebildetesten tiefsten Principe der christlichen Religion, und mit der ganzen Römischen Bildung in Beziehung gekommen ist– Diese hatte sich aber mehr in die Religion geflüchtet, und bekam da ihre Existenz, weil die Volkerwanderung ihre reale Ausbildung zertrümmerte. – Die Religion hingegen war etwas volkommen fertiges eine Religion die nicht nur in Hinsicht der Dogmatik aber auch was den Cultus, Verwaltung anbetrifft von den Concilien und KirchenVätern ausgebildet und in ein künstliches Sistem verzweigt wurde. – Dieses ungeheure, ausgebildete Princip | das in dem größten Contraste mit der Stumpf heit und Unbestimmtheit stand wurde auf die Germanen gelegt. Der Fortgang der Geschichte ist nun dieser daß die Stumpf heit ausgearbeitet, aufgeschloßen wurde, und daß diese endlich zur Freiheit, zur Aneignung dieses großen Princips kommen mußte. – Diese ungeheure Anregung der ursprünglichen Stumpf heit der Germanen ist es, mit welcher die eigentliche Geschichte der Deutschen beginnt – Es ist kein ruhiges Entwickeln eines fremden Princips, wo dieses fremde ruhig gewirkt hätte, wie die Aegyptische Religion in Griechenland, das Christenthum wurde mit der ihm inwohnenden Schwehre auf die Germanen gelegt – In der ersten Vereinigung worin das hohe Princip in einem scheinbaren Frieden mit dem Weltlichen war, sehen wir die Germanen unter Karl dem Großen. Dieser ist Anno 800 zum Römischen Kaiser gekrönt worden, auf welche Weise das Römische Kaiserthum fortgesetzt wurde. – Eben so ist es im Allgemeinen richtig gesagt daß das Römische Reich sich nur fortgesetzt hat denn die Christliche Religion ist nur als continuierlich zu den Germanen ubergegangen. Deswegen haben die Könige den größten Ruhm und Stolz in dem Titel des Römischen Kaisers gestellt. – Wir wollen noch ehe wir weiter gehen, die Verfaßung des großen FrankenReichs betrachten. – Es sind die unterschiedensten Nationen die zur Zeit Karls des Großen in diesem Reiche vereinigt waren. – Viele Deutsche Völkerschaften gingen mit dem Romanischen Elemente zusammen, unter Karls des Großen Regierung war es also wo eine so große Verschmelzung der heterogenen Ele-
4–5 weil die … zertrümmerte] Er: das Elend der Völkerwanderung hatte alles zerstört 8–9 Dieses ungeheure, ausgebildete Princip] Er: Dies Ungeheure 12 Princips] Er: Systems 13–14 ungeheure Anregung … Germanen] Er: Entzweiung 14 Deutschen] Er: Germanen 16 ruhig gewirkt hätte] Er: nur erregend gewirkt wie bei den Griechen 17 inwohnenden] Er: gelegt] Er: gelegt. Ungeheure Entzweiung. 21 fortgesetzt wurde] Er: fortgesetzt 35 ungeheuren obgleich die germanische Geschichte eine neue Periode gebildet 22–23 denn die … ubergegangen] Er: denn das unter dem römischen Reich entstehende Christenthum wird das substantielle des Germanischen Princips 24 dem Titel] Er: die äußerliche Würde 17 innewohnenden] inwohnender
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mente statt | gefunden hat. – Es ist höchst wichtig zu wissen daß dieses große Frankenreich von Karl dem Großen eine innere Organisation ein Staatsrecht, erhalten haben soll. – Was die GerichtsVerfassung anbetrifft so waren VolksGerichte vorhanden, Freie Bürger wurden von der Gemeinde zu Richtern aus erkohren denen Königliche Beamten, Grafen die auch eine höhere Competens hatten presidirten. Das Recht war schon meistentheils geschrieben vorhanden. – Königliche Comissarien, SendGrafen und Bischöfe untersuchten die Gerichte – alle Beschwerden konnten ihnen vorgetragen werden – besonders wenn in den Gerichten etwas Ungerechtes jemandem widerfahren war – die herangewachsene Jugend leistete vor ihnen die Huldigung dem Staate und Könige. Diese Grundzüge der Verfaßung sind noch heute zu Tage in vielen Ländern anerkannt. – In England findet man in JuryGerichten die nemlichen Hauptmomente der Gerichtlichen Verfaßung welche wir eben bemerkt haben. – Eine weitere Anordnung Karls des Großen betrifft die KriegsVerfaßung. – Diese enthält 1. den sogenannten Heerbahn – Jeder Bürger mußte auf seine eignen Kosten bewaffnet seyn – und alle verpflichteten sich die Verteidigung des Reiches auszumachen. Jeder hatte sich eine Waffenrüstung anzuschaffen wie es noch heute in der Schweiz geschieht – und jeder mußte sich während des Krieges mit LebensMitteln versichern – Für uns kann das freilich als etwas fremdes und ungeschicktes erscheinen, mit der Zeit Karl’s des Großen war es aber gar nicht im Widerspruche. – Diese ganze Landwehr stand unter Anführung der SendGrafen und Herzoge. – Ein HauptGescheft der SendGrafen war auch in ihrem Herumreisen die Verordnungen über den | Heerbahn zu bestimmen, und ob jeder gerüstet ist nachzusehen. – Außer diesem NationalHeerbahne war ein bestimmtes Quantum von Soldaten vorhanden, welches mit unserer stehenden Armee verglichen werden kann. Diese Truppen bestanden im allgemeinen aus dem Adel, der für diesen Dienst durch Beneficien, verleihen gewißer Einkünfte besoldet
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1–2 Es ist … Frankenreich] Er: es ist dies Frankenreich etwas sehr ausgezeichnetes, das zugleich 2 ein Staatsrecht] Er: und Verfassung 3 Was die GerichtsVerfassung anbetrifft] Er: Was die nähern Puncte betrift so ist zuerst zu betrachten die Gerichtsverfassung. Diese | ist sehr vernünftig. 4–6 Freie Bür- 30 ger … presidirten] Er: gebildet von freien Bürgern die aus dem Volke gewählt waren S c h ö p p e n , präsidirt von Königlichen Beamten, Gau- und anderen, Send-Grafen 6 Das Recht] Er: die einheimischen Rechte 8 alle Beschwerden … werden] Er: der Gerichtshof ist offen, wo alle Klagen gegen ungerechte Richter pp vorgetragen werden 22–24 Ein HauptGescheft … nachzusehen.] Er: Die Reisen der Sendgrafen waren zugleich militärische Inspectionsreisen. Dies war die eigentliche 35 Landwehr. 24 diesem NationalHeerbahne] Er: dieser allgemeinen Nationalbewaffnung war ein Theil der Bewafnung für Angrifs und Eroberungskriege bestimmt, die zum Interesse des Fürsten, nicht des Staats benutzt ward 27–1103,1 besoldet und vergütet wurde] Er: verpflichtet (nicht förmlicher Sold) durch Nutznießung von Land, das nicht ihr Eigenthum war 9 Ungerechtes jemandem] ungerechten jemanden Heerbann 18 während] werend
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und vergütet wurde. – Das sind die Grundzüge der damaligen KriegsVerfassung. Was die StaatsEinkünfte betrifft so waren keine bestimmten directen Abgaben vorhanden. Die Einkünfte des Fiscus bestanden 1m o aus StrafGeldern derer die ihre MilitairPflicht oder andre Pflichten vernachlässigt oder versaumt hatten. 2d o Das Zollwesen, besonders von den Flüßen, welches aber auch oft PrivatPersonen verliehen wurde, war auch eine Hauptquelle der StaatsEinkünfte. Die HauptEinkunft aber bestand aus den einzelnen Villen, aus StaatsDomainen. Im Kriege wurden außerdem gewiße Leistungen von den einzelnen Bürgern gefordert. Auch die SendGrafen hatten das Recht für ihre InspectionsReisen gewiße Vergütungen zu fordern. Ihnen stand auch die Visitation der DomainenVerwaltung zu. – ProvincialVersammlungen finden wir schon zu dieser Zeit vorhanden, die unter dem Vorsitze der Königlichen Comissarien gehalten wurden. Außer diesem gab es auch ReichsStände an denen der Adel, die Geistlichkeit und Freyen Antheil nahmen. – Im Frülinge wurden gewönlich solche Versammlungen gehalten, auf denen Geschefte für das ganze Jahr verhandelt wurden. – Vor solchen Reichstagen berathschlagte sich der König mit den Großen über Gesetze und andre Angelegenheiten des Reichs, die durch Comissarien an die SendGrafen und Herzoge und von diesen den Städten und Gemeinden kund gemacht wurden. Diese wurden erst durch Volks oder ReichsVersammlungen bestetigt. – Im Herbste | wurden gewönlich Versammlungen des Konigs mit den SendGrafen und andern Großen gehalten. – Das sind die Grundzüge der Karolingischen Verfassung, der wir alle Vortreflichkeit zuschreiben müßen. – Damit schließen wir die erste Periode, das nächste wäre nun jetzt zu sehen wie sich diese Grundlage immer weiter entwickelt – Zw e i t e Pe r i o d e . – D a s M i t t e l A l t e r – Diese Epoche erstreckt sich von Karl dem Großen bis 1600. – Es ist schon oben angegeben welche Verhältniße wir im MittelAlter betrachten werden. Das nächste was zu erwehnen ist sind die eußern Umstände die sich auf die Verfassung beziehen. Nach Karl dem Großen wurde das Reich zerstückelt. Ludwig der Fromme theilte es unter seine Söhne. Das Unbedachte dieser Handlung war daß er sie ohne Rücksicht auf die künftig
3 Abgaben] Er: Auflagen 5–6 welches aber … wurde] Er: auch ein Beneficium das verliehen ward 8 Im Kriege] Er: zum Kriege – Magazine gewiße Leistungen] Er: besondre Lieferungen für öffentliche Angelegenheiten 13 der Adel] Er: die Vornehmeren (– jetzt Adel –) 14 und Freyen] Er: so wie auch das Volk Im Frülinge] Er: Alle Jahre im Frühling 15 ganze] Er: 19–20 Diese wurden … bestetigt.] Er: Das wichtigste aber ward auf den Versamm35 kommende lungen beschlossen. 20–21 Im Herbste … gehalten.] Er: Minder wichtige Angelegenheiten kamen nur vor die Vornehmen, die Staatsbeamten und die Geistlichkeit und wurden besonders im Herbst abgehandelt. 24 entwickelt] Er: entwickelt haben – es scheint als wenn das Geschäft der 2t e n Periode wäre 40 6 der] des
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gebornen Kinder gemacht hatte – Er bekam unterdessen einen neuen Sohn Karl den Kahlen, und da er diesen auch mit einem Reiche versehen wissen wollte, so geriet er in Mißhelligkeiten mit seinen Sohnen. Die Eintheilung des Ganzen wurde spater verändert und durch den Vertrag zu Verdun Anno 843 ganz fest gesetzt. – Lothar erhielt kraft dessen die Kaiserwürde, er bekam Italien und Lothringen (die Länder zwischen dem Rheine und der Schelde, und vom Ursprunge der Maas an bis zum Einfluß der Saone in die Rhone und bis ans Mittelmeer. – Karl bekam das eigentliche Frankreich und Ludwig Teutschland diesseits des Rheins und auf dem linken Rhein Ufer die Stadte Mains, Worms, Speier mit ihren Gebieten. Diese Theile wurden wie bekannt später wieder unter Karl dem Dicken auf eine kurze Zeit vereinigt. Was das Princip dieser Theilung betrifft so beruht es auf einer Abwesenheit der Idee des Staates, wo | die Herschaft als eine Familiensache, als ein Besitz einer Dynastie angesehen wird, welche als ein PrivatEigenthum an die Sohne vertheilt werden kann. In unserer Zeit wo die wahrhafte Idee des Staates zum Vorschein kam, ist solche Theilung auf immer verbannt – den Zeiten des MittelAlters war sie angemeßener. – Ferner war kein Rivale nach außen vorhanden, man brauchte also das große Eins nicht so sehr zusammenhalten – Anderseits war dieses Kaiserthum durchaus heterogen in sich, seine Theilung also kann sogar für nothwendig angesehen werden. – Es war ihr aber keine objective Garantie gegeben, nemlich daß die getheilten Staaten rechtlich voneinander unterschieden und als Staaten bestehen konnten. Es entstanden vielmehr Kriege unter den Brüdern, die mit den größten Greueln verbunden waren, und zur Folge Verwüstung, Elend hatten. – Die einzige Garantie bestand in dem Willen der Fürsten die den Vertrag schlossen und auf der Treue ihrer Großen die aber im allgemeinen auf Eigennutz gestützt war. – Dieses Zustandes ungeachtet, welcher die Dynastie betraf und diejenigen welche die Pflicht hatten dem Könige in den Krieg zu folgen, bestand im Innern
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8–9 Teutschland diesseits des Rheins] Er: was auf dem rechten Ufer des Rheins zum fränkischen Reich gehörte 11 vereinigt] Er: vereinigt aber nur momentan, und die Theilung ist bleibend. Der Theil Lothars erstreckt sich von Holland in schmalem Streifen als Grenzland zwischen Frank- 30 reich und Deutschland nach Italien. Diese Grenzländer (nachher Burgund) haben lange das Interesse beider Länder ausgemacht bis endlich jene Scheidewand gesunken ist. 12 Abwesenheit] Er: vollkommene Abwesenheit 16 den Zeiten … angemeßener] Er: war damals weniger entfernt vom damaligen Zustande 17–18 Ferner war … zusammenhalten] Er: Es gab nur ein Kaiserreich und es war nicht nöthig dieses, das keinen Rivalen von Außen hatte, so zusammen zu 35 halten. 20 keine objective Garantie] Er: immer eine | Art von objectiver Garantie 20–22 daß die … konnten] Er: daß diese Theile für sich bestehn, jeder als Staat einen eignen Fürsten haben sollte 22 mit] Er: mit der größten Wuth geführt 23 zur Folge … hatten] Er: Verfolgung und Haß darbieten 25 Eigennutz] Er: Selbstsucht 26 Dieses Zustandes … betraf ] Er: so sehn wir diesen allgemeinen Mißstand der nur die Dynastie zu treffen s c h i e n 40 10 Gebieten.] Gebieten erhielt.
20 nemlich daß versehentlich korrigiert zu damit
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die Karolingischen Verfassung, Organisation der Verwaltung und KriegsOrdnung – die wahre Kraft des Staates war aber allen gleichgültig. – In dem ganzen Zustande des Reiches sehen wir eine volkommene Zerrüttung. Die Geschichte zeigt uns daß die Verfaßung Karl’s des Großen einerseits schön und gut, anderseits höchst oberflächlich war – so wie die in neuern Zeiten durch Napoleon den Spaniern, Italienern und Deutschen auferlegte. Das was wir unmittelbar gleichzeitig mit den Streitigkeiten über die Herschaft sehen ist daß Frankreich, Deutschland | und Italien, daß diese Länder in der größten innerlichen Schwäche gegen eußere Feinde sich gezeigt haben. – An ihrer Spitze stehen die Normannen, Küstenbewohner von Denemark und Schweden, die sich in Norden bedrengt fühlten und sich deswegen auf Abendteuer begeben haben. Einer von ihnen Namens Rurik hat das Russische Reich begründet – andre sind nach andern Staaten ausgezogen. – Sie haben Deutschland, Frankreich, Holland früh verwüstet, nachher sind sie nach England herübergezogen – In Deutschland haben sie Aachen und Köln geplündert – die Deutschen zu einem scheußlichen Vergleich gezwungen, und sind endlich kraft dessen mit großen Geldsummen abgezogen – Auch Frankreich wurde von ihnen nicht ruhig gelassen – Sie haben Paris verwüstet, und einen jährlichen Tribut sich von den Franken erzwungen. – Diese Normannen kamen ohne Pferde, schlecht bewafnet, und in diesem Zustande haben sie Deutschland und Frankreich durchgewühlt und durchgeplündert ohne Widerstand zu finden. – So wie die Normannen von Norden hereindrangen, so sehen wir die Ungarn von Osten eben so schlecht bewafnet mit Kindern und Weibern nach Deutschland hereinströmen. Auch diese haben die Deutschen zu einem Tribute verpflichtet und ihre Raubzüge bis nach Frankreich ausgedehnt. In der nemlichen Zeit sehen wir die Saracenen in Frankreich namentlich zuerst in der Provence erscheinen, und die großten Ver-
1 Verwaltung] Er: Verwaltung und Rechtspflege und des Staatsrechts 2 die wahre … gleichgültig] Er: sofern konnte der äußre Umfang als gleichgültig erscheinen, wenn nur ein Gleichge4–5 daß die … war] Er: sogleich, nach Karl dem Großen daß 30 wicht mit den Nachbarn da war seine dem Reich gegebne Verfassung eine ganz oberflächliche geblieben war trotz ihrer Vortrefflichkeit 9 eußere] Er: an und für sich sehr verächtliche 13 Holland] Er: Holland, Flandern 14 herübergezogen] Er schließt an: schon im 9 Saeculum 15 Aachen und Köln geplündert] Er: Cöln, Bonn verwüstet 15–16 die Deutschen … gezwungen] Er: es sind zwar 19 bewafnet] Er: 35 Aufgebote gegen sie gemacht aber es kam doch zu schimpflichem Vergleich bewafnet, ohne Harnisch 20 Frankreich] Er: Frankreich, dann nach Lothringen und ins südliche Frankreich 21 Widerstand zu finden] Er: Widerstand. Sie haben sich auch angesiedelt, Rollo erhielt die Normandie und von da aus kam England in ihre Herrschaft. 24–25 ihre Raubzüge … ausgedehnt] Er: verwüsteten Deutschland, Bayern Schwaben Schweiz durchziehn 40 sie bis gegen Frankreich und Italien 5 die versehentlich korrigiert zu sie
38 verwüsteten] verwüsteteten
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wüstungen ausüben. – In kleine Banden zerstreut haben sie alles was sie vorfanden geplündert, ohne auf den geringsten Widerstand zu treffen. – Die Ungarn sind bis nach Helvetien eingedrungen, haben St. Gallen zerstört, die Saracenen sind bis Süd-Vallis angelangt | und die Normannen bis ins Burgundische eingedrungen, so daß in der Schweiz alle diese Nationen zusammenkommen mußten. Man ist geneigt die Beschreibungen dieses elenden Zustandes, dieser Ohnmacht für einen Traum anzusehen wenn man die KriegsAnordnungen Karls des Großen betrachtet. – Innerlich ist ebenso alle gesetzliche Ordnung zerfallen. Mit einem Worte wir müßen die ganze Verfaßung Karl’s des Großen als eine nur oberflachliche anerkennen, die etwas accessorisches gewesen ist, und in dem Geiste des Volkes keine Wirklichkeit hatte. Die Aufgabe des MittelAlters ist nun mehr eine vernünftige Verfaßung, die Gesetze der Freiheit einzuführen und sie wirklich zu machen. Das ist es was die WeltGeschichte den germanischen Völkern aufgelegt hat, nemlich das Princip des freien Geistes in der Welt auszuführen. – Es ist der Begriff der absoluten Versöhnung daß das Ewige göttliche wirklich werde, und der Boden wo es wirklich werden kann, das Material zu seiner Wirklichkeit ist das Selbstbewußtseyn des Menschen – das ist die Seite in welcher es sich zur Existenz bringen soll. – Die Völker sind zunächst Christen geworden, aber dadurch daß sie in ihr Herz dieses sublime Princip aufgenommen haben, bekam es erst seine Gewißheit, noch nicht Wirklichkeit. – Der Mensch kann fromm seyn, damit aber, daß das Subject mit dem Ewigen in Einheit steht, erhalt das Princip erst seine Gewißheit, ist der Mensch sittlich, aber so gelangt es erst zu seiner Wahrheit und Wirklichkeit. – Wir wissen daß Frömmigkeit und Sittlichkeit von einander sehr unterschieden seyn können und zu trennen sind. – Frömmigkeit wird gewönlich für etwas handlungsloses, von der Welt abgeschiedenes | gehalten – als dann hat aber das Princip keine Wirklichkeit. Wir wissen auch daß die Menschen fromm ohne
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5 so daß … mußten] Er: so daß sie hier fast zusammenstießen 6–8 Man ist … betrachtet.] Er: Der berühmte Heerbann Karls des Großen erscheint nirgends. Der Contrast der vortrefflichen Organisation unter Karl dem Großen macht solche Beschreibungen fast unglaublich. 8 zerfallen] Er: 30 zerfallen, Geistlichkeit, Bauern pp waren allgemeiner Bedrückung Preis gegeben 8–10 Mit einem … ist] Er: So war die Karolingische Verfassung in ihren Grundzügen ein Ideal für die folgenden Zeiten, für jene Zeit nur etwas a priorisches 13 machen] Er: machen, in dieser Form wie es bei Karl dem Großen erschien und noch keine Wirklichkeit hatte 15 auszuführen] Er: zur Existenz zu bringen 15–16 Ewige göttliche] Er: Ewige Absolute 19 Herz] Er: Herz oder wie 35 wirs nennen wollen 20 aufgenommen] Er: abstract aufgenommen 21–23 Der Mensch … Wirklichkeit.] Er: Populär: Der Mensch wenn er fromm ist, so hat das Princip der Einheit mit dem Absoluten nur Gewißheit in ihm, etwas andres ist wenn er sittlich ist, dann hats nicht nur Gewißheit sondern auch Wahrheit. 27 Princip] Er: Princip des Geistes 3 St. Gallen] St. Gallien
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sittlich zu seyn, seyn können [.] So sehen wir zb im Bysantinischen Reich, oder bei den Germanischen Völkern die Frömmigkeit im Herzen und die Grausamkeit, Barbarey, in den Thaten zum Vorschein kommen. – Man könnte wohl sagen daß eine ähnliche Frömmigkeit keine wahre ist – aber dann, wenn diese wahre das Princip ausmacht so ist sie von der Sittlichkeit nicht unterschieden. – Ob Sittlichkeit ohne Frommigkeit statt finden kann würde deswegen schwehr zu beantworten seyn. – Im Allgemeinen müßen wir diesen Satz negiren. – Der sitliche Mensch ist der in welchem die absolute Wahrheit objectiv ist, in dessen Handeln sie sich manifestirt. Da aber die Frömmigkeit zu ihrem Wesen das Bewußtseyn vom Absoluten hat und der sittliche Mensch als solcher dieses auch nothwendiger Weise haben muß so ist die Sittlichkeit ohne Frömmigkeit im allgemeinen nicht zu denken. – Daß nun (um wieder an unsern Faden zurückzukehren), die Frömmigkeit, Christenthum, Wirklichkeit habe dazu gehört die Sittlichkeit. – daß die Gewohnheit des Subjectes so zu handeln, vorhanden sey – dazu ist nötig daß die Sittlichkeit den Inhalt der Gesetze ausmache, daß die Bestimmungen nicht nur als innere Nothwendigkeit des Menschen, aber auch als eußere Nothwendigkeit als Organisation der Gesetze, der Verfassung da seyen. Die erste Aufgabe ist also daß die Wirklichkeit hervorgebracht werde. Die Verfaßung ist das Sistem der Entwicklung des freyen Geistes, daß der Geist an und für sich sich in Gesetzen in der Verfaßung finde – sich darin habe, um auf diese Weise wahrhaft zu seyn – | Es entsteht aber die Frage: welche sind dann die Principien der Sittlichkeit? 1. Das erste Princip ist die unmittelbare, natürliche Sittlichkeit oder das Princip der Ehe. Diese unmittelbare Sittlichkeit ist auch in der Religion enthalten. – Im MittelAlter nemlich trit der Fall ein, daß Principien sich in der Welt auszubilden haben gegen die Form welche sie in der Kirche durch die Frommigkeit gestempelt besitzen – dieses werden wir aber spater sehen[.] Das erste Princip ist also die Ehe. Indem das natürliche Verhältniß zum Geistigen wird, trit es unter der Form der Innigkeit und Liebe zum Vorschein, und wird von der Kirche als
zum Vorschein kommen] Er schließt an: Dies häßliche Bild (wie im | byzantinischen Reich) sehn wir noch lange auch im fränkischen Reich. 6–7 Ob Sittlichkeit … negiren.] Er: Daß Sittlichkeit ohne Frömmigkeit sei kann bloß ausnahmsweise seyn. 7–12 Der sitliche … denken.] Er: Denn das Sittliche drückt die Wahrheit des Geistes durch sein Handeln aus und da fehlte also zur Frömmigkeit nur das Bewußtseyn dieser 35 Wahrheit und dies kann ihm nicht wohl fehlen. / Also Bewußtseyn der Wahrheit des Geistes und nahe liegt dabei das Bewußtseyn des substanziellen Geistes und daß er absolute Wahrheit sei. 18 Wirklichkeit] Er: Sittlichkeit 20–21 um auf … seyn] Er: daß er darin sich wisse, darin befreit sei 24 auch in … enthalten] Er: enthalten im selbstbewußten Geist, daß die Wahrheit in ihm wohnt 28 Indem das … wird] Er: Das natürliche Geschlechtsverhältniß, geistig geworden
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30 3 Barbarey] Er: Barbarei, vollkommene Unsittlichkeit
40 37 sich] sich darin
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solches anerkannt – Monogamie war schon früher vorhanden – und die Kirche hat dieses sittliche Verhältniß geheiligt. – Diese natürliche Sittlichkeit aber hat noch ein NaturMoment in sich und deswegen enthält sie auch in dieser Geistigen Einheit in der Liebe und Empfindung Zufalligkeit. – Auch nach der Seite des FamilienUnterhalts ist sie deswegen dieser Zufalligkeit preis gegeben – und dies ist die Ursache warum das uneheliche Leben als nichts Widriges der Moral angesehen wird[.] Die Kirche hat einerseits die Ehe als ein Sacrament bestimmt, anderseits aber das Gelübde der Keuschheit geheiligt – Wegen der Heiligung beider Principien treten sie hier noch nicht in Kampf mit einander[.] Daß das Gelübde der Keuschheit nicht so heilig ist wie es die Kirche darstelte, und daß die Ehe als sittliches Verhaltniß viel höher als die Keuschheit ist erst später zum Vorschein gekommen. – 2. Das 2te Princip ist die Anerkennung des Heiligseyns jedes Eigenthums | damit das Individuum seine Substanz auf seiner Arbeit, Verstand und Thatigkeit stütze – oder wenn das Vermögen ihm als Erbschaft zukommt dieses erhalte. Die Anerkennung daß es erlaubt ist zu genießen – ja daß es sittlich ist, denn durch den Genuß erwerben auch die andern – sie sollen aber nur durch ihr Verdienst und Arbeit erwerben – nur dadurch sollen ihnen die Genüße andrer zu Gute kommen. Das Genießen des Eigenthums ist deswegen viel höher zu stellen als das Verschenken desselben, denn durch das erste wird die Arbeit gespannt, durch das zweite der Müßiggang genährt. Dieses Princip des Erwerbens hat einen Gegensatz in der Kirche gefunden[.] Das Gelübde der Armuth wurde als etwas heiliges von ihr angesehen, und der Satz aufgestellt, daß das Eigenthum nicht zum Genießen sey, sondern zum Vertheilen unter die Armen und zum beschenken der Kirchen –
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2 Verhältniß geheiligt] Er: Princip geheiligt und als religiöses und Göttliches angesehn 4–7 Auch nach … wird] Er: Eben so zuf ällig ist die Seite der Subsistenz. – So ist also die Ehe wohl eine sittliche Pflicht, aber es ist eben wegen jener Zuf älligkeit nichts unmoralisches Unheiliges, nicht in der Ehe zu seyn. Durchaus aber ist die Ehe nicht ein Unheiliges. 8–9 Wegen der … einander] Er: und so Collision daß die Ehe Sacrament 30 sei 10 nicht so … darstelte] Er: nicht so sittlich, religiös sei als die Ehe ist im Mittelalter nicht so zur Rede gekommen 12 gekommen] Er: Das Cölibat ist in Verbindung getreten mit der Hierarchie durch die Unterscheidung des Clerus. 13–15 Das 2te Princip … stütze] Er: Beim ten 2 sittlichen Princip tritt mehr Collision ein R e c h t s c h a f f e n h e i t , daß das Recht an und für sich ein wesentliches Heiliges sei, daß das Individuum als besondrer Mensch für Subsistenz zu 35 sorgen, und die Mittel derselben genießt. Da ist das sittliche daß er diese Mittel basiert auf seine Arbeit, seine Thätigkeit 15 wenn das … erhalte] Er: er muß das Wenige das er etwa ererbt hat durch Verstand erhalten 21 des Erwerbens] Er: der Rechtlichkeit, der Ehre des Gewerbes 22 Gegensatz] Er: bestimmten Gegensatz 13 Eigenthums] Eigenthums.
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3. Das dritte Princip, ist das Princip des Staates, der Gesetze. Indem der Mensch den StaatsGesetzen in einem vernünftigen Staate gehorcht, so befolgt er seine eigne Vernunft – er ist in ihnen bey seinem eignen Geiste, und ist deswegen volkommen frey. Dieses Princip hat auch einen Gegensatz in der Kirche gefunden. – Der Zustand nach Karl dem Großen hat unmittelbar nötig gemacht, daß sich eine Festigkeit der Bestimmungen etablire. Die Form in der die feste Rechtsbestimmung aufgekommen war, ist unter dem Nahmen des Feudalsistemes bekannt. Die Weise der Auflösung sowohl nach Innen als nach außen haben wir gesehen. In dieser Auflösung aller Bande die zum Bestehen eines Staates gehören hat sich gezeigt daß das Allgemeine, die Gesetze, die allein so ein Band ausmachen | können, nicht existirt haben. – Ein Bedürfniß des Zusammenhanges wurde nötig. Die Völker sind im allgemeinen aus ihrer ursprünglichen Stumpf heit in Bedurftigkeit in gegenseitige Bezüglichkeit zu einander gekommen. – Die Unterschiede von Macht, Herschaft waren auch vorhanden, aber kein inneres Band. In dieser allgemeinen Auflösung und Unruhe ist das nachste das Bedürfniß des Schutzes, – nemlich des Schutzes dessen was jemand im Besitze hatte, nicht des Rechts als solchen. Wenn man den Staat als eine geselschaftliche Verbindung definirt, worin Personen und das Eigenthum derselben geschützt werden, so ist diese Definition einerseits gut, anderseits aber höchst oberflächlich. Denn der Schutz betrifft eigentlich nur die eußerliche Bestetigung nicht aber das was geschützt seyn soll. Das ist das Recht. – In einem wahren Staate müßen alle den Willen haben ihren Besitz nur insoweit geschützt zu wissen inwieweit er rechtlich ist. – und überhaupt ist in einem Staate der Schutz derer die ihn gewehren eine Folge ihres Amtes und keiner particulairen Wilkühr. Alle diese Bestimmungen waren im MittelAlter noch nicht vorhanden. Der Schutz des Eigenthums war nicht zu finden, denn das Gesetzliche als solches hatte auch keine Kraft im Bewußtseyn der Menschen. Die Religion hat
1 der Gesetze] Er: die Organisation unter Gesetze die nur Bestimmungen der Freiheit sind, und 3 er] Er: er befreit sich im Gehorsam denn er 4–5 einen Gegensatz … gefunden] Er: den Gegensatz an dem des blinden Gehorsams in der Kirche. – Frei ist der Mensch nur indem das wem er gehorcht das Zeugniß seines Geistes hat. – Diese Freiheit, die Substanz des Geistes sollte wirklich gemacht werden. Das weitere sind die 2 Gestaltungen, das Feudalsystem und die Hierarchie. 11–12 das Allgemeine, … können] Er: der Zusammenhang daß 15 Macht, Herschaft] Er: Genuß, 35 Recht als solches und die Gesetze ein Band ausmachen Macht 16 inneres Band] Er: wesentliches Band; in keiner Nation verfolgt sichs so weit rückwärts wie Staatsverhältnisse entstanden sind 19 Personen und das Eigenthum] Er: die Gesellschaft und Besitz 28–1110,1 Die Religion … gewehrt] Er: Auch die Religion ist gleichgültig gewesen gegen Besitz Recht pp
30 diese sind was man Vernunft nennt
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23 Staate] Staaten
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auch dem Eigenthum als solchem keinen Schutz gewehrt, wenn man den Eid als ein Mittel des Schutzes nicht ansehen will. – Und überhaupt hat der Eid in diesen barbarischen Zeiten keine Bewehrung gefunden, vielmehr haben die Ordalien zb. das glühende Eisen, der Zweikampf etc als Beweise des Eigenthums gedient. Diese wurden aber abgeschafft weil sie dem christlichen Princip zu wieder waren – der | Eid war eingeführt, wurde aber bald als ungenügend anerkannt. – Spater führte Otto der 2te auf einem Reichstage die Zweikämpfe wieder zum Vorschein, weil sie etwas glaubhaftigeres in sich enthielten als die Eide selbst. – Falsche Eidschwüre waren zu jener Zeit etwas ganz gewönliches. Noch weniger hat das Eigenthum seine Sicherheit in der Redlichkeit der Gesinnungen, in dieser Subjectiven Weise erhalten. Die Schutzbedurftigkeit ist es also welche das Feudalsistem zum Vorschein brachte. – Aus dem Verhaltniße des Schutzes ist eine persoenliche Abhängichkeit entstanden, in welcher der SchutzHerr die Gewalt, und das was geschützt seyn sollte nicht ein Recht aber ein Besitz überhaupt war. – Der Schutz war also weder Amt noch Pflicht, sondern ein Belieben des Mächtigen. – Das sind die Principien welche das so bekannte Feudalsystem zum Vorschein gebracht haben. – Der Nahme stammt von Fides, nemlich einer persönlichen Abhangichkeit. Nach den Zeiten der Schwäche der Karolinger gegen eußere Feinde, und der innern Zerrüttetheit, in welcher die Nation die größte Feigheit bewiesen hatte – wurde das MilitairPrincip wieder aufgeweckt. – Ein jeder wurde tapfer nicht für das Allgemeine aber zur Beschützung des seinigen, jeder suchte sich zu helfen. Die Stärke die auf diese Weise vorhanden war ist aber nur zur Beschützung von PrivatZwecken gewesen, – und der Staat ist durch dieses isoliren vielmehr eine Nullitaet geworden. – Diejenigen die früher mächtig waren sind so in der Verteidigung ihrer Habe die Ueberwiegenden geblieben und da sie Gewaltthätigkeiten gegen die Schwachen ausüben konnten, so mußten diese in ihre Abhängichkeit gerathen. | Diejenigen die früher Grafen, Herzoge waren, haben diese
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1–2 wenn man … will] Er: der Besitz hat auch nicht in sofern in der Religion Schutz gefunden als Eide nicht hinreichten 2 Eid] Er: Eid, ein wesentliches Complement in der rechtlichen Weise 9 gewönliches] Er: das Gewöhnliche gewesen so daß Eide allen Glauben verloren 10 der 30 Redlichkeit der Gesinnungen] Er: Redlichkeit, Ehrlichkeit 11–12 welche das … brachte] Er: was dieses eigenthümliche Verhältniß hervorgebracht was wir Feudalsystem nennen 13 der SchutzHerr die Gewalt] Er: der Schützende der Gewaltige 16 Mächtigen] Er: Mächtigeren, wobei er seinen Nutzen gehabt hat 18 Abhangichkeit] Er: ([…] Abhängigkeit, nicht vom Gesetz oder Gericht sondern von Personen die die Macht haben,) und sie selbst haben dann nur den Zweck 35 einen Vortheil für sich zu erlangen 22 helfen] Er: helfen gesucht, sich für sich befestigt 22–23 ist aber … gewesen] Er: war keine der Nation sondern der Ein|zelnen gegen Andre 23 der Staat] Er: das Gemeinsame 27–1111,1 diese Titel … verwandelt] Er: bald dies Amt diesen Vorzug zu einem Privateigenthum gemacht 4 Ordalien] Ordielien
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Titel in eine personliche Stellung verwandelt. – An sie mußten sich die Schwachen anschließen. Es ist also ein Naturzustand entstanden, in welchem die Menschen ihre Abhangichkeit den schwächern aufdringen konnten und unter gewißen Bedingungen ihnen Schutz gewehrten. – Die blinde Hersch und Habsucht hat diese Forderungen so aufgeschraubt daß eine völlige Entvölkerung entstand. Deswegen vernichtete sich von selbst das Unmaaß der Beraubung und dieses führte zur Klugheit dem Schwachen wenigstens zu lassen arbeiten zu können. Daraus ist auch das entstanden daß die Ländereyen welche verwüstet waren einzelnen überlassen wurden, denen die Mächtigen Schutz gewehrten, und diese ihnen dafür Abgaben leisteten. Der welcher noch Eigenthum hatte mußte dieses den mächtigen überlassen, – von welchen er dann dieses wieder als Feudum mit Verpflichtungen belastet zurückerhielt. Es entstanden auf diese Weise Vasallen und Lehnsleute. – Die mannigfaltige Abhängichkeit von den niedrigsten Stufen von der Leibeigenschaft bis zu den höchsten, zu den Vasallen kam zum Vorschein. Jedes Eigenthum stand unter irgend einem Herrn. Der ganze Zusammenhang eines Staates wurde in ein Verhältniß der Herschaft verwandelt. – Dieses ist wesentlich von einer Confederation unterschieden. Das Verheltniß der Herschaft ist eine Abhängichkeit von andern, die Confederation hingegen eine gegenseitige Vereinigung zum gegenseitigen gleichen Schutze. – Das ist im allgemeinen das Princip des Lehnwesens, worin die Verbindungen der Herschaft und Abhängichkeit Recht heißen. – Es ist ein Recht des Unrechts – eine allgemeine Rechtlosigkeit die in ein Sistem von PrivatVerpflichtungen gebracht ist. Dieses Sistem ist in den größern Kreisen bis zum Fürsten hinaufgegangen. – Sie hatten auch Vasallen unter sich | denen sie Schutz gewehrten, und die ihnen dafür Leistungen zu geben verpflichtet waren. – Zu Gerichte zu sitzen war auch eine der VasallenPflichten. Die mächtigen Vasallen, eben weil sie mächtig waren hatten nach ihrem Belieben dem Könige Gehorsam leisten zu wollen oder nicht. – Die Königliche Macht ist dadurch ganz heruntergesunken. –
2 anschließen] Er: anschließen und sich Schutz erkaufen müssen, besonders die vereinzelten Freien 7–8 dem Schwachen … können] Er: die Arbeitenden doch etwas zu schonen, und ihnen wenigstens noch so viel Kräfte zu lassen daß sie arbeiten können 11 den mächtigen] Er: den Gewaltigen zu übergeben, einem Grafen Herzog, Kloster, Bischof 12–13 Es entstanden … Lehnsleute.] Er: So entstand die Abstufung von der Leibeigenschaft bis zur Vasallenschaft und Ministerialität hinauf. 15 Jedes Eigenthum … Herrn.] 15–16 Der ganze … Staates] 35 Er: Es gab kein Eigenthum sondern gehörte alles e i n e m Herrn. Er: Das Verhältniß des Eigenthums 17 Confederation unterschieden] Er: Conföderation. Das entsteht später in den Städten. 18 andern] Er: den Gewaltigen 21 Unrechts] Er: Unrechts, Recht heißt da bloß das Feste, was aber gilt ist entgegengesetzt dem Zusammenhang des Rechts als solchen 22 Sistem von PrivatVerpflichtungen] Er: Verhältniß der Privatabhängigkeit 24 Sie 25 verpflichtet waren] 40 hatten … sich] Er: Er hat keine Staatsbeamten unter sich sondern Vasallen Er: schuldeten 28 dadurch ganz heruntergesunken] Er: so fast eine Nullität geworden 30 und eben so die Klöster waren den Erpressungen ausgesetzt
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Die andre Seite die wir hier zu betrachten haben ist das Sistem der Kirche. – Der Sistematischen Unordnung des Feudalismus steht die Kirche gegenüber. – Im MittelAlter ist herauszuheben die eigentümliche Wendung die das Princip des Christenthums früher schon erhalten und sich überwiegend geltend gemacht hat. – Um dieses zu bestimmen haben wir kürzlich zu den Principien des Christenthums zurückzugehen um die eigentümliche Wendung darnach festzusetzen. Das Princip des Christenthums ist die Idee des Leben – Gott als thätig, erzeugtes und von seiner Unmittelbarkeit unterschieden. Dieses von ihm erzeugte und so zunächst unterschiedene ist sein Ebenbild – er ist es selbst. – Dieses andre wurde sein Sohn genannt, und Gott ist das Wissen daß er selbst das andre ist, in dem andern sich selbst hat. – Das ist die absolute Idee Gottes, oder anders Gott als Geist. – Diese Idee ist dem Menschen zum Bewußtseyn gekommen – sie haben das als Anschauung bekommen daß die ewige Geschichte Gott selbst ist, und daß der Mensch als Geist in diese Geschichte verflochten ist. – Der Mensch hat aber in dieser Geschichte den wesentlichen Ausgangspunkt von der Endlichkeit – er hat sich zum Sohne Gottes zu machen – die ewige Geschichte für die seinige anzuerkennen, indem er von dem Andersseyn Gottes, von der Sünde und dem Bösen anfängt. – Diese speculative Idee ist es welche dem Menschen nicht nur zum Bewußtseyn aber auch zur Anschauung gekommen ist. – Das Christenthum haben wir im MittelAlter als Katholische Kirche zu betrachten, nemlich im Unterschiede gegen den Lutheranismus. Der Mensch ist so in die Geschichte Gottes verflochten, daß wenn man sagt Gott ist thätig, producirend – dieses sein Sohn ist, und auf dem Punkte des andersseyns betrachtet der natürliche Geist, eben weil der Geist in seiner Wahrheit erst durch das Ueberwinden des Sinnlichen, nur als triumphirender hervorgehen kann. Von diesem Punkte an beginnt die Geschichte des Menschen – sein einziges Ziel ist die Einheit mit Gott zu erlangen. Dieses daß diese Geschichte die wahre ist daß der Mensch das Natürliche zu überwinden hat, ist es welches die Kirche dem Menschen vorstellig machte. – Im Christus ist das Bewußtseyn erschienen daß der Mensch an sich mit Gott identisch, daß er zum Genuße Gotte geschaffen ist – Darin sind 2 Momente enthalten 1. Christus als sinnlicher Mensch, zweitens
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2 gegenüber] Er: entgegen. Von ihr ist früher gesprochen. 3 Wendung] Er: Beziehung 6 eigentümliche Wendung] Er: eigenthümlichen Bestimmungen 7 die Idee des Leben] Er: die Versöhnung, die Liebe, die speculative Idee Gottes, Gott als 3einig 9 Ebenbild] Er: absolutes Ebenbild 21–27 Der Mensch … erlangen.] Er: Das Product, der Sohn – für sich festgehalten ist 35 ein Andres, so ein Endliches, Natur, der Geist festgehalten als andersseyend ist so endlicher Geist. Das soll der Geist nicht seyn, er soll das natürliche überwinden. / Das Ziel der Menschen Einheit mit Gott – Seligkeit. 27–30 Dieses daß … ist] Er: Dies daß der Mensch diese Geschichte sich vorstelle, und daß die Natur das ist wie er nicht seyn solle, – hält Kirche, die Religion den Menschen vor. Die Einheit mit Gott pp ist was die Kirche gelehrt hat. 40
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aber was er wahrhaft ist, kann nur vom Geiste aufgefaßt werden – damit aber der Geist diese Wahrheit auffasse muß er das Sinnliche überwinden und zum Geiste werden. Deswegen hat Christus gesagt: – Nach meinem Tode wird der heilige Geist über euch niedersteigen etc – Das ist die Geschichte welche die Religion dem Menschen vorstellt und nachweist vom natürlichen Standpunkte des Menschen in diese Geschichte einzugehen. Im Cultus wird diese Wahrheit dem Menschen vorstellig gemacht – und als Mittelpunkt desselben ist es die Messe welche diese Geschichte darstelt, da Christus in derselben als gegenwertig und die ewige Geschichte dem Menschen als present gegeben wird. – Das andere aber des Cultus ist daß die eine Bestimmung, das Sinnliche für sich isolirt genommen, nicht die Wahrheit des Geistes gegenwärtig gemacht, aber die Seite des Sinnlichen als fest gehalten wird. – Dies erscheint in der Hostie, welche als dieses Eußerliche, als Gott verehrt ist. – Die Lutheraner genießen auch das heilige Abendmahl | unter dieser Form aber bekommt der Mensch die Wahrheit daß Gott als Geist nicht drüben, sondern daß die Göttliche Gegenwart im Geiste des Menschen im Glauben wohnt: – Erst der Glaube das Wissen von dieser Wahrheit consacrirt die Hostie. Hingegen bey den Katolikern ist die Hostie als dieses Ding für Gott gehalten. – Das Verhaltniß des Eußerlichen gegen den Geist macht das Bestimmende durch alle Formen des Katholischen Cultus aus, welches das Geistlose in die Tiefe des Geistes hereingebracht hat – der heilige Inhalt wurde so durch das Eußerliche verunreinigt. – Dieses Moment der Eußerlichkeit welches wir schon in dem Mittelpunkte des Cultus in der Messe bemerkt haben, diese Weise der Unfreiheit wollen wir auch in andern Formen betrachten. – Das erste betrifft das Bewußtseyn von der Wahrheit was Gott ist. – Gott hat sich im Christenthume geoffenbahrt. – Diese Lehre aber im eußerlichen Verhältniße gehalten, ist als ein solches, das als Sache angenommen werden muß. – der Inhalt soll durch das Zeugniß des Geistes sich nicht bewehren, sondern auf eine eußerliche Weise, in einem blinden Glauben aufgenom-
5 Religion] Er: Kirche 5–6 nachweist vom … einzugehen] Er: ihn ermahnt auch in sie 7 desselben] Er: der katholischen Religion 9 und die … wird] Er: denn was Gott thut geschiet nicht einmal sondern ewig 13–14 genießen auch … Abendmahl] Er: haben auch das Sacrament 14–16 unter dieser … wohnt] Er: da ist Christus in seiner Gemeinde, Gott ist kein Jenseits, aber die Bestimmung ist daß die göttliche Gegenwart nur in sofern ist als der Glauben da ist 17–18 Hingegen bey … gehalten.] Er: Hier fängt im Mittelpunkt des katholischen Glaubens 18–21 des Eußerlichen … verunreinigt] Er: der Äußerlichkeit macht in 35 die Aeußerlichkeit an. den verschiedenen Formen den Unterschied aus, in das tiefste Geistige ist damit das Geistlose hereingebracht, und damit die Unfreiheit in das Gebiet der Befreiung 24 betrachten] Er: bemerklich zu machen. Bei der Reformation ist nur das Verhältniß der Unfreiheit, der Knechtschaft aufgehoben. 24–25 das Bewußtseyn … ist1] Er: den Inhalt von dem was Gott ist, die 25 geoffenbahrt] Er: offenbart, und das Christenthum wäre gar keine Religion 40 Glaubenslehre wenn es nicht lehrte was er sei 30 einzugreifen
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men werden. – Dieses Verhaltniß hat in der Eußerlichkeit eine stärkere Wurzel gefaßt, so daß man bis zum Zwange des Glaubens bis zur heiligen Inquisition gegangen ist. Eine weitere Bestimmung ist: daß die Lehre gewußt wird, und anderseits gegeben und empfangen werden soll. – Die Seite die sie weiß, welche sie als Sache im Besitze hat, ist dann die geistige Seite – die Laien haben den Inhalt nur zu empfangen. – Wissend werden die geistlichen aber auch auf so eine eußerliche formelle Weise nemlich durch Salben, Consecriren etc, so daß die volkommene Unwissenheit die großte Gemeinheit in den Gesinnungen durch das Consecriren zum Besitz der | Wahrheit gelangen kann – zur weitern Bekräftigung dessen was gelehrt wird zur Beglaubigung, Erschütterung des Gemüthes wurden die Mirakel gebraucht, dieses leppische welches in der Geschichte des MittelAlters so herschend war – Die Zustimmung des Geistes kommt gar nicht in Frage – Das weitere ist, daß das Subject sich zu Gott zu richten und zu wenden hat – Diese Richtung ist auch mit einem Verhältniße zur Eußerlichkeit befangen worden. Der Mensch kann sich nicht unmittelbar zu Gott wenden, sondern durch Hülfe von andern – durch Hülfe der Heiligen. Das Gute soll im Subjecte ausgefuhrt werden, das Subject soll der Wahrheit gemäß seyn. Der Mensch ist nicht wie er seyn soll – erst durch Bildung, Erziehung macht sich der Geist zu dem was er ist. Es ist also ganz richtig daß das Natürliche als das Böse von der Kirche vorgestelt wurde – aber dieses mußte auch eine eußerliche Gestalt bekommen. Das Böse wurde so als Strafe als Leiden vorgestellt – nicht dadurch daß das Böse an und für sich der Vernunft entgegen steht – sondern nach der Seite des Schmerzes, durch die greßlichsten Fantastereyen der Hölle, des FegeFeuers etc. – Das Böse nimmt so die Formen des Uebels an. – Der Mensch aber ist nicht nur von Natur wie er seyn soll, aber es entsteht die Frage, was in seinen Handlungen, Besonderungen für’s Gute und Böse gelten muß? Dieses soll der Geist wissen aber auch auf eine eußerliche
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1–2 in der … gefaßt] Er: sich dann weiter ausgebildet als Verhältniß einer äußerlichen Pflicht 2 zur heiligen Inquisition] Er: zum Zwang – Scheiterhaufen 3 gewußt wird] Er: ein Besitz ist einerseits 6 nur] Er: nur äußerlich 9 durch das … kann] Er: macht nicht, der Prie- 30 ster ist doch in Besitz der Wahrheit 9–13 zur weitern … Frage] Er: Weiter gehört hierher die geistlose Bekräftigung dessen was gelehrt wird – Mirakel, – nicht das Zeugniß des Geistes, sondern solche äußerlichen Dinge. 13 zu Gott] Er: zu dem Inhalt dieser Lehre 16 Heiligen] Er: Heilige, Vermittlungen 18 Der Mensch] Er: das Subject als natürliches 22–24 nicht dadurch … FegeFeuers] Er: nicht als an und für sich unrecht, sondern das Böse wird nach dem Lei- 35 den vorgestellt welches an die Menschen kommt. Dahin gehört die fürchterliche Vorstellung der Hölle, des Fegfeuers 25 Der Mensch … soll] Er: Aber der Mensch ist nicht nur von Natur böse, sondern es sondert sich auf mannigfache Weise 27–1115,3 Dieses soll … Beichte.] Er: Das hat nun das Gewissen, der Geist zu wissen. Dies Wissen wird aber eben so äußerlich gemacht und der Laie hat den Wissenden zu Rathe zu ziehen – beichten, dies Bekenntniß daß der Mensch nicht 40 wisse was Böse ist.
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Weise. Der Mensch weiß nicht was gut und böse ist – wie er sich in diesem oder jenem Falle benehmen soll. – Er hat andre deswegen zu berathen – die Geistlichen soll er fragen – das ist die Beichte. Die Imputation also, das was er thut wird ihm auf diese Weise nicht zugeschrieben. Die Mitteln vom Bösen loszukommen und sich zum Guten | zu wenden enthalten auch so einen eußerlichen Gehalt – nemlich den Glauben daß dieses wohin der Mensch überzugehen hat auch im Besitze der Andern liegt: Das ist das MessenLesen, Erflehen der Gnade von den Heiligen etc. – Die Thaten des Subjects werden als Etwas ganz eußerliches vorgestellt. – Die Erhebung des Geistes zu dem was das Wahre ist wird auch zu Etwas ganz eußerlichem gemacht zu einem quantitativen Hinsprechen von monotonen Gebeten, so daß dieses sinnlose Plappern den Geist nothwendiger Weise ermüden muß. Auch das Schenken der Güter den Armen und der Kirche wird fur ein Mittel vom Bösen loszukommen angesehen. „Schenkt nur eure Güter, sagt die Kirche, wir werden sie schon annehmen und sie zu genießen wissen.“ Das Gute wie das Gutseyn des Individuums ist in eine eußerliche Gewalt gelegt den Geistlichen zugeschrieben, die sich im MittelAlter zu einem totalen Stande ausgebildet haben, der unter dem Nahmen der Hierarchie bekannt ist. – Wie gewisse Kreise von Geistlichen Bischöfe an ihrer Spitze hatten, so wurden diese nach und nach wieder einem nur unterworfen, der in Rom seine Residenz anlegte. – Das ist das Bild, die Bestimmung der Hierarchie[.] Diese eußerliche Form ist es welche das geistig seyn sollende Reich angenommen hat. – Das wahre geistige Reich ist diese Gemeinschaft im Geiste der Menschen, diese Einheit in dem absoluten Geistigen, Wahren – die größte Freiheit des Menschen – Ein andres ist das geistige Reich der Hierarchie – obgleich bis heute noch dasselbe als die wahre Einheit des Menschen mit dem Geistigen gepriesen wird. – Das Christenthum in dieser Weise ausgebildet hat ein Verhelt-
4–7 Die Mitteln … liegt] Er: Die Mittel die dem Menschen gegeben werden, Gnadenmittel – erhalten auch diese äußerliche Gestalt, sie sind in Händen anderer und sind eben so äußerlicher Gestalt 7–8 Erflehen der … Heiligen] Er: die Handlungen der Heiligen werden als Waare 9 Die Erhebung] Er: Zu diesen Mitteln gehört das Beten, aber diese Erhebung 10 quan30 angesehn. titativen] Er: unsäglich vielen 11 Plappern] Er: Hersprechen 12 ermüden] Er: ermüdet und abgespannt 12–13 der Kirche] Er: be|sonders aber an die Kirche 19–20 wieder einem … anlegte] Er: nach und nach aus ihrer Selbstständigkeit dem Papst unterworfen 20 Hierarchie] Er: Hierarchie, und dieser Character der Äußerlichkeit macht das eigenthümliche Princip aus, statt daß der Geist sich 22–26 Das 35 befreien soll, ist das Verhältniß der Wahrheit zu einem Verhältniß der Unfreiheit gemacht wahre … wird.] Er: Die Einigkeit der Individuen mit dem Geistigen Reich ist die Freiheit, aber ein anderes ist das geistliche Reich. Es geschieht noch jetzt oft daß von der Hierarchie gesprochen wird als von einem geistigen Reich und diese wahrhafte Idee imponirt, aber wenn in dieser Idee das Verhältniß der Aeußerlichkeit gebracht wird, so ist das Reich des Geistes zur Geistlosigkeit gemacht. 26 Das 40 Christenthum … ausgebildet] Er: Die Kirche in dieser Bestimmtheit sich ausbildend 14 eure] ihre
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niß zum Weltlichen bekommen. Das Weltliche ist zwar | an und für sich dem geistigen untergeordnet – dies ist richtig, aber ein ganz anders ist die wahre Unterwerfung des Natürlichen[.] Das Geistige muß sich in das Natürliche einbilden, und sich das Weltliche angemessen machen. – Das Geistige so als Wirklichkeit ist was wir unter Sitlichkeit verstehen. In der Form der Hierarchie aber stand das Geistige dem Weltlichen entgegen, welches die Wahrheit in sich nicht haben kann. Das Weltliche Princip hat sich wie wir gezeigt haben zum FeudalSistem entwickelt, zum Sisteme des Unrechts, der Gewalt – und diese Methode der Herschaft ist es welche Recht hieß, in welchem der Inhalt theils gleichgültig, theils widersprechend der Form war. – Die Kirche hat sich zunächst die Gewalt über das Weltliche gegeben. – Das Geschichtliche wie das zur Vorstellung gekommen ist, können wir hier nicht auseinandersetzen, wir müßen uns also mit der Angabe von HauptBegebenheiten begnügen. Aus dem oben angezeigtem Verhältniße geht hervor daß dieselbe Zufälligkeit der Wilkühr in der Kirche vorhanden war, welche, in dem FeudalSisteme herschte. Die Kirche als Inhaberin von vielen Besitzthümern stand in demselben Verheltniße als das Weltliche Princip. Raub, Plünderungen sind auch der Kirche Schicksal gewesen. – Sie hatte zwar ein Verehren für sich gehabt aber dieses war nicht immer genügend um den wildesten Leidenschaften einen Halt zu geben. Es geschah oft daß die weltlichen Herrn das Eigenthum der Kirchen sich zueigneten, und in dem nemlichem Orte in welchem kurz zuvor das heilige Abendmahl genossen wurde Stallungen oder Wirtsheuser anlegten. Die Kirchlichen Aemter welche mit Einkünften verbunden waren, wurden theils geraubt theils erkauft durch die weltlichen Herrn. Die Verfaßung der Kirchlichen Güter war auch ein | FeudalSistem. Sie hatten Leibeigne, Advocaten die für sie den Krieg führten und Schutz leisteten – dabey hat die Kirche das Princip der Erhebung des Geistes über ihr eignes Element gehabt – Dies Höhere hat sich dann in Vergleichung mit der Weltlichen Herschaft als ihr Gegensatz geltend gemacht – da überhaupt
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1 bekommen] Er: gehabt und ist an ihr selbst ein Weltliches gewesen 3 des Natürlichen] Er: des Weltlichen unter das Geistige 8 zum Sisteme des Unrechts] Er: methodischen Unrecht 9–10 in 30 welchem … war] Er: und ist das nur positive Recht, der Formalismus des Rechts 11 Weltliche] Er: sich gegenüberstehende Weltliche 14 Zufälligkeit] Er: Zügellosigkeit 15 welche, in … herschte] Er: als innerlich der weltlichen Feudalverfassung 22–24 Die Kirchlichen … Herrn.] Er: Die Herzöge pp haben die Klöster geplündert – Abteien pp sind verkauft oder mit Gewalt genommen. Es ist auf gewaltsame oder andre äußerliche Weise dergleichen entschieden. 24 Ver- 35 faßung der Kirchlichen Güter] Er: Verwaltung in der Kirchenverfassung 25 Leibeigne] Er: Krieger 26 Schutz leisteten] Er: die Advocatur der Klöster war eben so ein Recht der Geschützten als der Schützenden 26–27 dabey hat … gehabt] Er: Zugleich trit in diesem Verhältniß der Feudalverfassung zur Kirche ein daß die Kirche eben so organisirt war als das weltliche dieß hat das höhere Princip der Geistlichkeit in sich gehabt, die Erhebung des Geistes über die verkehrten Or- 40 ganisationen der Kirche selbst; die Elasticität des Geistes
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die weltliche Herschaft so wenig Berechtigung in sich hatte, und der Gedanke vom Staate und vernünftigen Gesetzen nicht einmahl vorhanden war. – Eben so hat sich dieses Höhere gegen das Verkehrte der Kirche selbst gesetzt. Durch die Auctoritaet der Kirche hat das Bedürfniß wenigstens in Einzelnen gegen die zügellosen Leidenschaften des Weltlichen ihre Kraft gehabt. Die vielfach von der Kirche bestimmten Festen unterbrachen oft die habsüchtigen Raubzüge und Plünderungen, und der Bann hat oft einen friedlichen Zustand herbeygeführt – Auf der andern Seite ist von den Fürsten das Verderben ausgegangen das in dem Leben der Geistlichen so tiefe Wurzeln faßte[.] Der Zustand des Päpstlichen Stuhls war höchst armseelig. Es wurden Versuche gemacht die Ordnung in der Hierarchie herzustellen. So zb. hatten die Grafen von Tusculi das Recht die Papstliche Würde zu verkaufen. – Viele Kaiser, besonders aber Heinrich 3 wollte eine gewisse Ordnung in die Papstliche Herschaft hereinführen. Wenigstens haben diese vielfältigen Versuche das zum Resultate gehabt daß die Wahl des Papstes den Kardinälen gelassen wurde. – Gregor 7 hat endlich die Kirche zum Ueberwiegenden und absolut Herschendem Principe gemacht – Im 11 Jahrhundert hatten sich die Heirathen der Geistlichen sehr vermehrt. Die Isolirung des geistlichen Standes von dem | bürgerlichen Leben hat Gregor mit der größten Kraft durchgeführt – Das Celibat wurde festgesetzt – und auf diese Weise hat der Papst die Geistlichen aus der Sittlichkeit des Staates aus der Heiligkeit der Familie herausgeschnitten. Auch gegen die Simonie, nemlich die Besetzung der geistlichen Stellen durch weltliche Individuen hat er kraftig gewirkt. Es sind deswegen große Kriege mit den Deutschen entstanden. In Deutschland nemlich waren weltliche Fürsten vorhanden die obgleich sie als Bischöfe von dem Kaiser unabhangich waren, und nur die Obermacht des Papstes anerkennen sollten, so waren sie doch durch ihre Weltliche Stelle mehr an den Kaiser gebunden und von diesem abhangig – die Kirche also konnte dadurch noch nicht in ihrer
1–2 und der … war] Er: religiöse nicht vernünftige | Gesetze die Basis gemacht 3 das Verkehrte der Kirche] Er: die Unordnungen pp in der Kirche 4–5 hat das … gehabt] Er: ist wenigstens im 5–7 Die vielfach … herbeygeführt] 30 Einzelnen das Bedürfniß gegen die Weltlichkeit befriedigt Er: Gottesfrieden, Bann Interdict haben einen ruhigeren Zustand behauptet, daß wenigstens des Friedens mehr gewesen ist. 8–9 Auf der … faßte] Er: Eben so ist von Fürsten ausgegangen dem Skandal und Gräuel der Geistlichkeit einhalt zu thun. 10–11 Es wurden … herzustellen.] Er: Es sind viele Versuche zur Reformation gemacht. 12 verkaufen] Er: verkauft – wie die Bisthümer, 13 Papstliche Herschaft] Er: Kirche 19 Das Celibat wurde festgesetzt] Er: Er hat 35 Abteien pp zuerst das Cölibat kraftvoll durchgesetzt, in Frankreich und Italien gabs nicht leicht einen unverheiratheten Geistlichen oder einen ohne Concubine. Gregor hat die Ehelosigkeit der Geistlichen durchgesetzt. 21–22 nemlich die … gewirkt] Er: Er hat es durchgesetzt daß Geistliche Stellen nur von Geistlichen besetzt werden. 40 11 die versehentlich zu den korrigiert
21 die Simonie] das Semonit
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Selbstendigkeit erscheinen. Dies war die wesentliche Ursache des bekannten Investiturstreites, welcher erst im 12. Jahrhundert durch den Vergleich zu Vorms geendigt wurde . – Kraft dieses Vergleiches sollten die Bischöfe von den geistlichen Capiteln in Gegenwart eines Kaiserlichen Comissarius gewehlt werden. Der Papst hatte diese zu consecriren, und der Kaiser mit Regalien zu belegen. Inzwischen haben aber alle diese Verhältniße immer mehr an Bedeutung verloren, weil die Weltlichen Fürsten sich zur Selbständichkeit immer mehr herausarbeiteten. – Der Clerus ist auf diese Weise zu einer Körperschaft gediehen – welche Synoden hielt, und dem Papste unterworfen war. Nicht nur aber der Clerus auch das Weltliche Princip stand unter dieser AlleinHerschaft des Papstes. – Die Kaiser wurden von ihm gekröhnt und mußten auf folgende Frage einen Eid dem papstlichen Stuhle leisten: „W i l l s t d u d e m P a p s t e s c h u l d i g e U n t e r w e r f u n g u n d Tr e u e s c h w ö h r e n ? “ | Auch andere Länder wie England, Frankreich wurden auch dem Papstlichen Stuhle unterworfen. – In allen StaatsAngelegenheiten selbst in FamilienSachen der Monarchen hatten die Päpste ihre wesentliche Stimme. Mit einem Worte es war die Zeit vorhanden, wo es auf der Schwebe stand ob die weltlichen Reiche in die Hände der Hierarchie kommen sollten. Durch die Ausbildung der Hierarchie und des FeudalSistem’s war eine größere Ordnung und ein festerer Zusammenhalt in die Verhältniße und das Leben der Menschen gekommen, so daß wir im 11 Jahrhundert ein ruhiges Sistematisiren des Burgerlichen Lebens sehen – und ein Gedeihen obgleich nicht von Künsten und Wissenschaften aber von Gewerben und Ackerbau, wodurch die höchste Noth beseitigt wurde. Das 11 Jahrhundert zeigt in dieser Rücksicht ein metodisches Zusammenstehen, welches nicht mehr mit der stumpfen Ruhe des ersten germanischen Zustandes bezeichnet war. Die erste Stumpf heit und Gedankenlosigkeit war überwunden – die barbarischen Leidenschaften hatten wenigstens einen Halt bekommen.
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2–3 welcher erst … wurde] Er: und geschlichtet auf eine Weise die bis auf die neusten Zeiten gegolten 12 Saeculum zu Worms 5 Regalien] Er: Temporalien 7 Weltlichen Fürsten] Er: Vasallen des Kaisers 8 Körperschaft] Er: ganz eigenthümlichen Körperschaft 14–15 Auch andere … 30 unterworfen.] Er: Die anderen Reiche sind in dieselbe Abhängigkeit gekommen. England – Portugal pp förmliches Lehnsverhältniß, jährlicher Tribut 15–16 In allen … Stimme.] Er: in Kriegen zwischen den Monarchen, Heirathen und dergleichen waren die Legaten allenthalben gegenwärtig und machten ihren Willen geltend 18 in die Hände] Er: ganz in die Hände 21 ein ruhiges Sistematisiren] Er: eine Art von beruhigten systematischen Zusammenhang 23 beseitigt wurde] Er: 35 beseitigte und worin ein festerer Zusammenhalt den Menschen das zur Disposition überläßt was sein Eigenthum ist 24 ein metodisches Zusammenstehen] Er: eine Erhebung, festeren Zustand, methodisches Zusammenbestehn 27 die barbarischen … bekommen] Er: die Germanen waren in ungebändigte Leidenschaften gerathen und diesen nun ein Zügel gegeben 1–3 des bekannten … wurde.] der bekannten investitur Streiten, welche … wurden. worfen] untergeworfen 19 Hierarchie] Hyrarhie
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Das Christenthum hatte die Germanen mit seiner Ausbildung und Lehre durchdrungen – das Geistige hatte schon Wurzeln gefaßt. Und auf diese Weise sehen wir die Germanischen Völker im 11 Jahrhundert zu diesem Widerspruche gebracht, welcher einerseits ganz wunderbare anderseits inconsequente Erscheinungen zum Vorschein brachte. – Besondere Züge dieser Zwiespaltigkeit im Geschichtlichen und Individuellen anzuführen wäre zu weit gehen. Wir sehen zb. eine Menge von Individuen die anfangs in der größten Wildheit und Leidenschaftligkeit gelebt haben, in einem Augenblicke ihr erworbenes Eigenthum verwerfen – sie gehen nach Jerusalem oder treten in ein Kloster ein. – Frömmigkeit und Betrug folgen sich manchmahl unmittelbar. Wir sehen oft die hochste Würde in die großte Niederträchtigkeit und vice versa umschlagen – die höchste Verehrung der Religion wird oft mit dem größten Leichtsinn gepaart. – Die Eidschwühre der Bischöfe wurden gewönlich auf Reliquien geleistet – um der Strafe des MeinEides zu entgehen, nahm man oft die Reliquien aus dem | Kästchen heraus. – Auch der König von Frankreich that es um wie er sagte die Sünden der Schwörenden zu erspahren. – In diesem 11 Jahrhunderte kommt alles Entgegengesetzte zum Vorschein. Man sieht zb. einerseits eine ungeheure HungersNoth, – Menschenfleisch wird verkauft – ein allgemeiner Glaube an den nahen Untergang der Welt durchdrang jeden mit Schauer, welchen die Kirche gut zu benutzen wußte – wir sehen einen Trieb Kirchen zu bauen. Die Erregung des Geistigen hat sich auch auf dieser sinnlichen Seite gebildet – die mannigfaltigsten Wunderbilder kamen zum Vorschein. Anderseits tobten die Leidenschaften und Habsucht, mit einem Worte die disparatesten Erscheinungen des Weltlichen und der Frommigkeit stehen nebeneinander. – Das Größte Unternehmen welches in jener Zeit zum Vorschein kam waren die Kreuzzüge. – Ein allgemeines Erregen wurde in Schwung gesetzt für die Kirche eine Militairische Unternehmung zu machen. Christus, dieser Mittelpunkt
1–2 hatte die … durchdrungen] Er: das den Germanen erst äußerlich gegeben war, war in sie gedrungen 5 Züge] Er: geschichtliche Züge 6 zu weit gehen] Er: zu weit führen. Die ganze 7 eine Menge von Individuen] Er: Fürsten Grafen 30 Geschichte zeigt diesen Widerspruch. pp 7–8 die anfangs … haben] Er: die sich alles erlaubten 16 erspahren.] Er schließt an: Wuth durch Übermuth mit Zerknirschung und Aufopferung 18 HungersNoth] Er: Hungersnoth in Europa 19 Glaube] Er: Glauben der ganz Europa durchdringt durchdrang jeden mit Schauer] Er: ein Grauen was über die Welt greift 20 welchen die … wußte] Er: was der Kirche durch 21 bauen] Er: bauen; gothische Baukunst – Dienst der 35 Schenkungen alle Verluste ersetzt hat Reliquien. Ein Geschichtsschreiber sagt es sei eine Auferstehung der Gebeine gewesen 21–22 auch auf … Vorschein] Er: dahin geworfen daß das Geistige ihnen unmittelbar gegenwärtig sei 25 Das Größte … kam] Er: Die größte Erscheinung in welche diese Aufregung sich schlug 27 Militairische Unternehmung] Er: große militärische Bewegung 40 23 disparatesten] desperatesten
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des Glaubens sollte nicht nur ein vorgestelltes aber auch ein sinnlich gegenwärtiges für die Menschen werden. – Zu dieser sinnlichen Weise mußte sich der Geist heraustreiben. – und die höchste solcher Gegenwärtigkeit war diejenige die in Palestina gefunden wurde. Dieses Jerusalem wo er gewandert und gekreuzigt wurde, wo wenigstens sein Grab aufgezeigt seyn konnte – wenigstens also das Reumliche vorhanden war – von Christus dasjenige zu gewinnen was von ihm noch diesseits übrig blieb, dieser Gedanke war es welcher die Christenheit nach Jerusalem getrieben hatte um diese Heiligkeit den Saracenen zu entreißen. – In diesem Zuge machte also die Christenheit wieder ein nach gemeinschaftlichem Zwecke strebendes Ganzes aus, wie die Griechen im Trojanischen oder in den Medischen Kriegen. Dieses | Unternehmen aber war in dieser Verstandeslosigkeit begriffen, welche das Gottliche als eine unmittelbare Einzelnheit als ein Wunder vor sich haben will. – Man kann nicht ärger einen Krieg führen wie dieser geführt wurde. – Tausende von Kindern sind mitgezogen, die in der Blüthe ihres Lebens dahin welkten! Eben so sinnlos sind die großen Heere zu Werke gegangen die mit nichts herausgingen, mit nichts anderm besorgt waren als mit dem Glauben daß sich alles finden werde. – Die Christenheit also hat nur dieses sinnliche, eußerliche Moment gesucht – aber so wie die Engel nach dem neuen Testamente den Christus im Grabe suchenden Aposteln geantwortet haben: „Wa s s u c h e t i h r, e r i s t n i c h t h i e r – e r i s t a u f e r s t a n d e n . “ solche Antwort kann man sagen bekamen die geteuschten Christen vom Morgenlande. Nur auf geistige Weise konnte die hohe Idee aufgefaßt werden. – Durch die Kreuzzüge aber ist die Teuschung befriedigt worden, als ob die Gewißheit dessen was wahr ist, auf eine sinnliche Weise erlangt werden könnte. In der Religion handelt es sich um die Gewißheit dessen was wahr ist, und diese ist nur im Geiste, in mir, im Menschen selbst zu fin-
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3–4 heraustreiben. – und … wurde] Er: getrieben fühlen 4–5 wo er … wurde] Er: wo die Localität noch bestehend 5 sein Grab … konnte] Er: das heilige Grab worin er gelegen hat 11 in den Medischen Kriegen] Er: Alexander 11–12 in dieser Verstandeslosigkeit] Er: ganz im Sinn der Unvernünftigkeit geführt, im Sinne des Wunders, der Verstandeslosigkeit 12–13 als eine 30 unmittelbare Einzelnheit] Er: in sinnlicher Gestalt 13 ärger] Er: auf schlechtere Weise 17 mit dem … werde] Er: im Glauben auf Wunder gewartet. Die Christen haben Palästina erobert, aber sie haben damit auch zugleich das Gegentheil von dem mitgebracht was sie gesucht haben. (dies war das Äußerliche wo Christus sinnlich gewirkt hatte). 18 nur dieses … gesucht] Er: Sie suchten das sinnliche Moment; was es aber heißt: du laßest ihn im Grabe nicht, du leidest nicht daß 35 dein Leib verwese 20 geantwortet haben] Er: antwortete so ward ihnen hier geantwortet 22–23 Nur auf … werden.] Er: Es ist nicht die sinnliche Weise wie er und seine Idee aufzufassen ist. 23–24 befriedigt worden] Er: verschwunden 25–26 dessen was wahr ist] Er: des Geistigen 19 den Christus … Aposteln] den suchenden im Grabe Christi Aposteln aufgestanden
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den. – Diese Conversion der Christenheit ist das wichtigste Resultat der Kreuzzüge. Man pflegt viel von Veränderungen im Leben etc, welche durch diesen geschichtlichen Zug bewirkt wurden zu sprechen – die wichtigste Veränderung aber ist die welche den Geist angeht. – Es ist damit überhaupt die frühere Teuschung über das heilige Land und Ort verschwunden sie hat ein ganz prosaisches Licht durch diese Gegenwart, verschiedene Leidenschaften und das Unglück des Erfolgs erhalten – Das phantastische ist verschwunden – der Geist ist mehr zu sich gekommen – | Folgender Umstand ist aber noch zu bemerken: Wir sahen das Geistige welches den Militairdienst an sich zog – damit hat sich unmittelbar das Princip der Gewalt, der Geist des Militairs mit dem Christenthume vereinigt. – Mit der ursprünglichen Verteidigung des heiligen Landes, hat sich der Krieg gegen alle Heiden verbunden, und damit hat das Christenthum einen blutigen Karakter erhalten. – Der Militairische Phanatismus ist zum Vorschein gekommen, und das Blutvergießen der Heiden für eine Gott angenehme Sache anerkannt. – Der Krieg für das Christenthum ist in verschiedenen Gegenden entstanden. – Gegen die Saracenen in Spanien gegen die Heiden in Preußen und Litauen, gegen die Ketzer besonders im sudlichen Frankreiche wo die Troubadours zu Hause waren, und die Bildung ziemlich emporkam, wurde Krieg mit dem wuthendsten Phanatismus geführt. – Die Bildung und Cultur wurden auf diese Weise ganz zernichtet. Auch der weltliche Arm schohnte der Ketzer nicht – viele unter ihnen mußten auf dem Scheiterhaufen ihre Meinungen einbüßen. – Dieser blutige Karakter des Christenthums hengt mit den Kreutzzügen aufs innigste zusammen, – welche die große Epoche im MittelAlter ausmachten. – Die Zeiten nach den Kreutzzügen waren von der größten Verworrenheit – sie zerfallen in die
1–2 Diese Conversion … Kreuzzüge.] Er: Die Christenheit ist über die Vergewisserung auf eine sinnliche Weise desorientiert worden und dies ist das absolute Resultat der Kreuzzüge. 2–3 Man pflegt … sprechen] Er: Man hat gesprochen vom Nutzen pp 3–4 die wichtigste … angeht] Er: in der christlichen Welt ist die wahrhafte Veränderung die die in dem Geist vor sich g e h t . Die christliche Bestim7–8 verschwunden – der … gekommen] Er: verbannt, und dies 30 mung ist aus dem Geiste zu fassen. bestand darin das Geistige in sinnlicher Unmittelbarkeit vor sich zu bekommen 9–10 das Geistige … zog] Er: das Kirchliche welches um sich geltend zu machen einen Heereszug zur Hilfe hat 11 vereinigt] Er: verbunden. Es hat sich das Christenthum mit kriegerischem Geist und mit Ausbreitung des Christlichen verbunden. 14 erhalten] Er: erhalten ist eine militärische Religion geworden 15 das 15–16 Der 35 Blutvergießen … anerkannt] Er: das Blut der Ungläubigen wird ein angenehmes Opfer Krieg … Christenthum] Er: Dieser Trieb das Christenthum auszubreiten 17 Saracenen] Er: Muselmanen 17–18 gegen die Ketzer] Er: gegen Juden, gegen Ketzer 18 im sudlichen Frankreiche] Er: Albigenser in dem südlichen Frankreich 19 und die … emporkam] Er: die eine höhere Bildung | und mehr Freiheit in Ansehung des geistlichen Jochs erlangt hat 20–21 wurden auf … zer21 Auch der … nicht] Er: daran schließt sich 40 nichtet] Er: ist auf fürchterliche Weise dort zertreten daß man die Ketzer auch ohne Krieg durch gerichtliche Execution vernichtet hat 25 Verworrenheit] Er: verworren, voll der entgegengesetztesten Erscheinungen in denen kein allgemeiner Zweck ist
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heterogensten Erscheinungen und die particulairsten Zwecke. Diese Erscheinungen aber sind nur vorübergehende Blasen gewesen und bezeichnen schon Versuche die objective Freiheit des Geistes zu gewinnen. Es gehören dazu die vielen Versuche von begeisterten Individuen die Kirche zu reformieren und eine Republikanische Verfaßung zu stiften. Die Kirche treibt sich | in ihren Extremen auseinander. Es entstehen viele Monche zb. BettelMönche die die Welt fliehen, und nur im Innern ihrer selbst, im Geistigen Elemente leben wollen. Tausende die ihr Eigenthum verlassen wie Bachantinnen umherirren, und in selbstPeinigung unerschopflich sind. Das Princip des Raubes wurde auch immer mehr aufgehoben – und ein andrer Geist, das schöne Element der orientalischen Tapferkeit in den Christlichen Gemüthern entzündet. – Diese erhabene Grosmuth, Verachtung von Kleinigkeiten kam jetzt zum Vorschein. Sie hat in den Christlichen Gemüthern einen Anklang gefunden der sie zu den schönsten Tugenden geleitet hat – Dieser schöne KetzerGeist hat sich besonders in Spanien während der Kriege gegen die Mauren am glänzendsten gezeigt. – Cyd kann als die Blüthe des Ritterthums angesehen werden. Wir besitzen Romanen und Geschichten über denselben die dem Homerischen Epos an die Seite zu stellen sind – und die für das Nachbild der Wirklichkeit angesehen werden können. – Hingegen wurde in Deutschland mehr Phantasterei als Wahrheit in die RitterGeschichten eingelegt. – Die Nibelungen sind nur in eine andre Form eingekleidet worden, und viele andre fremde Stoffe bearbeitet. Das schlechteste was man in dieser Art finden kann ist das Heldenbuch. Die deutschen MinneSänger sind zwar Individuen von der schönsten Empfindung – aber sie zeigten sich nur nach der lirischen Seite ihrer Subjectivitaet. – Das sind die wesentlichsten Er2 vorübergehende Blasen gewesen] Er: Gährungen […], die nicht zusammenhangend von verschiedenen Orten romantisch hervortreten 2–3 bezeichnen schon Versuche] Er: Sie sind nicht consistent bezeichnen aber eine Gährung, sind unreife Versuche 6 Monche zb. BettelMönche] Er: Mönchsorden, namentlich Bettelorden 8–9 Tausende die … sind] Er: Flagellanten die in wilden Haufen umherziehen, unermüdlich sind 9–11 Das Princip … entzündet.] Er: Der Rittergeist der vornehmlich hier florirt ist zu erwähnen. Der bloße Muth des Raubes ist gesättigt und auch beschränkt, durch Religion erhoben und entzündet durch den schönen Edelmuth orientalischer Helden. 12–14 hat in … hat] Er: hat sich im Morgenlande entzündet und im Abendland fortgebildet 14–15 Dieser schöne … gezeigt.] Er: Das Ritterwesen in Deutschland hat immer eine rohere Gestalt die schlechten Zwecken dient. 18 die für … können] Er: Die Wahrheit der Schilderung und des Gehalts stellt dies Gedicht so hoch. 19–21 Hingegen wurde … bearbeitet.] Er: Die deutschen Gedichte aus dieser Zeit sind nur mehr in eine neue Form gegossen, wie die meisten Gedichte anderwärts herkommen – fremde Stoffe von einer fahlen Phantasie in Reime gebracht. 22 Heldenbuch] Er: Heldenbuch – Größten Contrast machen die Romanzen des Cid. 23 zwar Individuen … Empfindung] Er: wahre lebendige Erscheinungen 24 ihrer Subjectivitaet] Er: subjectiver Empfindung 15 während] werend
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scheinungen welche diese gehrende Zeit zum Vorschein brachte. – Nachdem die Teuschung dem Christenthume entzogen wurde so trit die eigne That und Kraft des Menschen in bestimmten Selbstgefühlen auf – besonders durch das Auf kommen des Allgemeinen wo dieses zum Zwecke wurde – | Was das weitere betrifft so ist erstens der politische Zustand zu betrachten: Wir finden in diesem 2 wesentliche Momente: 1 die Stadte, 2 Stände, freye Associationen – von gleichen Rechten. Der politische Zustand ist eigentlich eine Fortsetzung der Hierarchie und des FeudalSistems, die aber schon ihren Untergang in sich tragen. – Die Königliche Würde ist als der Mittelpunkt zu betrachten, der mächtige Vasallen zu seinen Diensten verpflichtet hat, die ihrerseits eben so selbständig und unabhängig gegen das Oberhaupt bleiben: – Sie waren zwar durch Treue dem Könige verbunden, aber sie gehorchten insoweit sie wollten, und soweit ihr Interesse es ihnen erlaubte – welches sie auch oft mit den Waffen geltend machten. – Besonders waren es die Deutschen welche sich der Treue zu rühmen pflegen die am wenigsten Treue in allen politischen Zuständen bewiesen haben. – Dies war der Zustand des Reichs – tausend zersplitterte Mächte waren vorhanden, die theils mit dem König vereint, theils gegen ihn auftraten. – Man kann sagen, daß so viele Schlösser in den Ländern vorhanden waren so viele Unabhängige Herrn waren da. – Deswegen zerfallt die Geschichte dieser Zeit in lauter specielle Geschichten – Ganz vorübergehende Zwecke nehmen die ganze Thätigkeit und Kraft des Reiches ein – der Begriff des Staates war noch nicht vorhanden – nach Zufalligkeiten wurden die Verhältniße bestimmt. Die Schattierungen nur waren in den verschiedenen Ländern unterschieden. – Spanien hat mit den Saracenen zu thun gehabt. Es ist in mehrere Länder zertheilt worden. Der nemliche Fall war in Frankreich vorhanden, nur daß die Theile keine Form der Selbständigkeit hatten[.] So waren
2 entzogen wurde] Er: verschwunden ist, in einem fremden Land sinnliche Gegenwart zu finden 2–3 That und Kraft] Er: Thatkraft 3–4 besonders durch … wurde] Er: theils in wilden Thaten, theils in schönen Erscheinungen, theils im Hervorkommen allgemeiner Zwecke 7 von glei8 der Hierarchie … FeudalSistems] Er: der Anarchie des 30 chen Rechten] Er: Gesetzlichkeit Feudalsystems 8–9 ihren Untergang] Er: den Keim des Übergangs 9 Königliche] Er: kaiserliche 11 gegen das Oberhaupt bleiben] Er: in ihrer Macht 11–12 Sie waren … verbunden] Er: Sie haben ihre feuda 13–14 welches sie … machten] Er: und machen dies gegen ihren Lehnsherrn und andre geltend 16–17 tausend zersplitterte … vorhanden] Er: Kriege, Fehden der ins 18–19 Man kann … da.] Er: Die Germanische Christenheit ist ein 35 Unendliche zersplitterten Macht Schlachtfeld seiner particularen Interessen, soviel Schlösser, soviel unabhängige Fürsten. 20 lauter] Er: unendliche 21 ein] Er: in Anspruch – Verheirathungen, Theilungen 24 Saracenen zu … gehabt] Er: Mauren zu thun – da der edelste Rittergeist 25 mehrere Länder] Er: verschiedene Reiche 26 Theile keine … hatten] Er: verschiedenen Länder nicht die Form von Königreichen 26–1124,2 So waren … Herrn] Er: Sie erkennen den König zwar als Lehnsherren an 40 haben 12 durch versehentlich gestrichen
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zb. die Grafen von Toulouse, die Herzöge von der Normandie selbständige Herrn, und oft mächtiger als der Konig selbst. Die Französischen Geschichtschreiber sehen die Zeit wo die Capodinger auf | den Thron gekommen sind als ein Interregnum an. – Wilhelm Herzog der Normandie hat Anno 1066 England erobert – die Dynastie der Angelsexischen Könige wurde dadurch hergestelt. – Er war es der das Feudalsistem in England eingeführt hat. Die Güter der Großen die bis in diese Zeit selbständig waren, wurden in einen abhängigen Stand gesetzt. – England wurde in 60000 Ritterlehen zertheilt, und manche davon haben sich bis heute in diesem Reiche erhalten, zb. das Recht des ältern Sohnes an dem unbeweglichen Vermögen des Vaters. – Die Baronen in England haben sich bald nachher ihre Selbstendigkeit erworben und diese gegen die Könige zu behaupten gewußt. Dem Könige Johann wurde die Carta magna von denselben abgezwungen. – Es sind Bestimmungen des Rechts und der Rechtspflege, die aber nichts Großes in sich haben – Während so die Könige in England mit den Baronen zu thun hatten, so wurde ihre Macht in der Normandie geschwächt, so daß dieses Reich endlich an die Französische Krohne wieder zurückfiel. – In Deutschland und Italien läßt sich das nehmliche Verhältniß wahrnehmen: Wir wissen daß Deutschland den Franken unterworfen war. In Frankreich bildeten die Franken das Eins der herschenden Nation gegen die Unterworfenen. Deutschland hingegen war zur Zeit seiner Abhängigkeit in einzelne Theile zerstückelt. Schwaben, Sachsen, Thuringen, Vestphalen und andre Bisthümer sind uns wohl bekannt. Damit war die innere Getrenntheit in Deutschland von Hause aus vorhanden, und nachdem Deutschland dem Ludwig zugefallen ist, so bildete es zwar ein Ganzes aber in einem losen Zusammenhange. – Ferner: der Gegensatz zwischen Nord und SudDeutschland war sehr groß. Das zweite erhielt Römische Sitten und Ausbildung 1000 Jahre wenigstens früher als das er-
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2 Konig selbst] Er: König – Er hat nur Prärogativen 3 wo die … sind] Er: der Capetinger 10 Saeculum – Ludwig IX: Interregnum 5 die Dynastie … hergestelt] Er: die Dynastie der angelsächsischen Fürsten die nicht lang hergestellt war, hat er vom Thron gestoßen 7–8 die bis … zertheilt] Er: waren unabhängig, jetzt 60 000 Lehnsschaften 11 Selbstendigkeit] Er: 30 Selbstmacht 13–14 Es sind … haben] Er: (Sie enthält eigentlich nichts besonderes – Unabhängige Rechtspflege, die itzt allenthalben vorhanden ist) 15–16 so daß … zurückfiel] Er: so daß von da an eigentlich der König die Uebermacht gewonnen über die Vasallen 17 läßt sich … wahrnehmen] Er: wars eben so nur mit Eigenthümlichkeiten 18–19 bildeten die … Nation] Er: waren sie die Herrschenden 20–21 seiner Abhängigkeit … zerstückelt] Er: des FrankenReiches in ver- 35 schiedene nationell getheilte Länder zertheilt 21–22 Schwaben, Sachsen, … bekannt.] Er: Baiern, Thüringen Schwaben Sachsen Bisthümer in Westphalen – alles hatte seine Selbstständigkeit. 24 losen Zusammenhange] Er: ganz losen Zusammenhang wie die Einheit die in Frankreich durch die Nationalität geherrscht 25 war sehr groß] Er: der bis auf die neusten Zeiten Gewicht gehabt 26 1000 Jahre wenigstens] Er: ½ Jahrtausend 40 3 Capodinger] lies Capetinger
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ste; mit einem Worte der Gegensatz war so bedeutend daß er | sich bis an unsre Zeiten erhalten hat. – Zunächst ist diese Trennung in einzelne Theile als die wesentliche Ursache anzusehen daß Deutschland ein Wahlreich geblieben ist. – Die mächtigen Fürsten und Bischöfe haben ihre Wilkühr zu behaupten gewußt – und auf keine Weise zugeben wollen sich einer bleibenden Abhängigkeit zu unterwerfen. Die ReichsCapitulation der deutschen Kaiser war so zu sagen eine Wirkliche Capitulation – sie mußten mit den Fürsten Verträge machen – wenn es in dem Interesse derselben lag wie weit sie dem Kaiser abhängich seyn wollten. Deswegen konnte Deutschland in jener Zeit den Nahmen eines Reichs, nie aber eines geordneten Staates tragen. – Es ist noch zu bemerken, daß die verschiedenen deutschen Volkerschaften sich in ihrer Eigenthümlichkeit erhalten haben, daß sie nicht in ihnen selber außer sich geblieben sind. Es war nicht ein Verhältniß der Herschaft über fremde Länder vorhanden, dieses Bedürfniß hat sich deswegen im Auslande sehen lassen. Deutschland hatte nicht diese Spannung in sich die wir bey den Römischen Volkern bemerkt haben – deswegen aber hat es sich auch immer nach außen getrieben. Die eußerliche Gelegenheit lag in der Kaiserwürde des deutschen Oberherrns, welcher sich in Rom kröhnen ließ. Diese Kaiserwürde war aber nur ein hohles, leeres Zauberwort, welches nur diejenigen teuschen konnte, die einen Glauben an die Macht desselben hatten und es besaßen. – Es ist das größte Glück für Frankreich daß diese Hohlheit nach Deutschland gekommen ist. – An Beschreibungen der Höhe des Kaisers fehlte es zwar nicht. Er sollte den ersten Rang unter allen Fürsten behaupten können – das Dominium mundi besitzen, neue Könige creiren deswegen sollten ihm auch alle christlichen Fürsten unterworfen seyn etc – Wortspiele die außer der Hohlheit nichts in sich hatten! Die eußerliche Gelegenheit ihrer Würde war es auf welche die Kaiser ihre Gewaltsamkeit gelegt haben – und aus der die Trieben entstanden nach Italien | zu ziehen. – Die Verbindung Deutschlands mit Italien macht ein particulaires Interesse in der Geschichte vieler Jahrhunderte hindurch aus. – Italien ist in sich anderseits aber so bedürftig, unbefriedigt gewesen. – So trotzig der deutsche Dünkel, Wilkühr und Eigensinn war, so hartneckig haben sich dagegen die Italiener gezeigt – und so unwahr die Deutsche Redlichkeit war, so unredlich haben sich die Italiener im Verheltniße zu den Deutschen bewiesen. Einerseits haben sie die Kaiser oft zu Hülfe gerufen. Italien hat überhaupt den Karakter der Subjectiven Unvertreglichkeit in sich gehabt – die Unmoglichkeit zu einer bestimmten und festen Ordnung zu gelangen. Dieser Zwiespalt war es der oft bey dem Kaiser um Hulfe anstand. – Sobald aber der Kaiser ihnen diese geleistet hatte, und eine Unterwürfigkeit, von ihnen 25 in] ins
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forderte, so wurden die Italiener gleich abtrünnig wieder. – Dabey haben sie den Rückhalt an dem Papste gehabt, obgleich auch er für die Eigensucht der Italiener nur als Mittel diente. Seine Macht war nirgends so wenig geachtet als in Italien – der Päpstliche Bann wurde für gar nichts angesehen. So blieben zb. ganz fröhlich und unbesorgt die Florentiner 15 Monate in einem Bann, welchen sie (in Folge des durch das FensterAuswerfens eines von ihren Erzbischofen) sich vom Papste zugezogen hatten. – Durch dieses lebendige Beharren auf dem eignen Willen der Italiener, stellt ihre Geschichte die mannigfaltigsten und oft verächtlichsten Gemählde dar, sowohl in den einzelnen Stadten als in den Furstlichen Familien. – Pisa, Mailand, Siena, Venedig, etc – haben die unbestimmteste Geschichte in Rücksicht auf die Veränderungen der Verfaßung gehabt – Der mächtige Streit zwischen den Guelfen und Ghibellinen | ist jedem bekannt. – Die Schicksale der Furstlichen Familien waren von höchst romantischer Abwechselung. – Eine Reihe von Regenten könnte aufgezählt werden die die größten Wechseln von Glück und Unglück durchgemacht haben – Dieses vielfaltige Gemählde enthält Versuche zu einer Ordnung zu gelangen – ein politisches Resultat ist aber dadurch nicht zu stande gekommen. – In der innern Haltungslosigkeit und den eußern Kämpfen mit Italien, hat doch Deutschland eine glanzende Epoche unter den Hohenstaufen, besonders unter Friedrich I gehabt. – Das nähere Auseinandersetzen dieser Zeit gehört nicht hierher. – Einen Hauptzug aber müßen wir bemerken, der in dem politischen Wesen Deutschlands ein bedeutendes Spiel zu führen anfängt. – Das sind die Stände, eine Masse von Individuen die einerseits eine Selbständigkeit gegen den König behaupten, anderseits in gewisser Abhängigkeit von ihm stehen. Zwey Stände sehen wir erstens zum Vorschein kommen, den Stand der Geistlichen und den Adel. Solche Unterschiede haben wir schon früher in Indien und Aegypten als Kasten kennen gelernt – aber diese wurden durch die Geburt bestimmt und sind deswegen unfrey. – Im allgemeinen ist es zu bemerken daß die Stände einen Grundzug eines entwickelten Staates ausmachen. In Rom und Griechenland sehen wir keine solchen Unterschiede vorhanden weil ihnen die Entwicklung der Vernünftigkeit gefehlt hat. – Die Beschaftigungen in einem Staate sind vielerley, es ist also höchst nothwendig daß solche in eignen Kreisen leben und sich gegenseitig unterstützen mochten. Auch Plato hat in seiner Republik so einen Unterschied von Ständen eingebracht – nur wollte er auf das Bewußtseyn der Individuen von der Subjectiven Freiheit keine | Rücksicht nehmen. – Der 3te Stand hat zunächst gefehlt, aber auch dieser zeigte sich schon in seinen Elementen. Ueberhaupt kamen Associacionen, freye Vereinigungen 1 abtrünnig] abtrennig
5 fröhlich] frölig
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unter gleichen Gesetzen und Rechten zum Vorschein. – Das Princip des Feudalismus war die Ungleichheit, eine Verbindung durch die Verhältniße der Herrn zu den Unterthanen bezweckt. Dieser Karakter war so stark, daß wenn solche Vasallen für gegenseitige Hülfe einen Bund machten, dieser fast nie freywillig geschah – einer dem andern nicht casu foedoris verpflichtet war zu Hülfe zu kommen sondern als seinem Lehnsherrn. – Jetzt sehen wir den Geist in freye Associationen hervorgehen – ein allgemeiner Zweck gilt für alle, dem sie sich gegenseitig verpflichten – Jeder hat in der Verwirklichung des Zweckes sein eignes Interesse, jeder ist dem Allgemeinen verbunden. Das ist der Ursprung der eigentlichen Gesetzlichkeit; eine Abhängichkeit, Verpflichtung von den Gesetzen trit ein – eine solche Abhangichkeit aber ist die wahre Befreiung des Menschen. Damit beginnt die Ausgleichung des Geistes mit sich selbst, die wahre Ruckehr aus seiner Zwiespaltigkeit. – Diese Associationen waren Gemeinden überhaupt. Insofern zb. Kloster Communiteten waren treten sie aus der Hierarchie aus. Vornemlich sind hier Verbindungen zu erwähnen die jetzt als Stände entstehen, Verbindungen von Bürgern, Herrn, Adlichen, Bauern zum gemeinsamen Schutze. – Solche Verbindungen sehen wir allenthalben zum Vorschein kommen, in Frankreich, Deutschland, England, besonders aber in Italien. Das ist der wesentlichste Punkt der Geschichte des MittelAlters, welcher den Anfang des Ueberganges in die neuere Geschichte bildet. Solche Stände verbanden sich wieder mit einander – auf diese Weise ist der berühmte Hansebund und mehrere andre entstanden, welche endlich zum Landfrieden in Deutschland geleitet haben. Diese ver| schiedenen Stände und Städte hatten besondre Freiheiten welche sie von den Fürsten erlangt hatten, obgleich sehr oft zb. in Frankreich unter den härtesten Bedingungen. Unter andern hatten sie das Privilegium ihre Obrigkeit sich selbst erwählen und bestimmen zu können. Aber was ist die Freiheit? Nichts anders als Gesetze und Recht. Dieses klingt komisch, weil doch die meisten Menschen gewönlich in dem festen Glauben beharren, daß Gesetze vielmehr Beschrenkungen der Freiheit sind! – Es ist aber nicht an dem: die Vernunft ist die Freyheit, und wenn die Gesetze diese aussprechen, so ist der Mensch in ihnen bey sich selbst – er ist frey. Die Stände also hatten eine Rechtspflege und bürgerliche Gesetze erhalten. – Ein rechtlicher Zustand ist zu Stande gekommen – Gewerbe, Handlung heben sich empor. – In diesen Corporationen entstanden wieder besondre Genossenschaften, Zünfte, welche aber als der ganzen Cultur entgegengesetzt bald in vielen Ländern, zb. in Frankreich während der Revolution aufgehoben wurden. – Es kann dabey noch bemerkt werden: daß das Königthum welches früher als Besitz von PrivatRechten angesehen 5 foedoris lies foederis
15 Hierarchie] Hyrarhie
35 während] werend
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wurde, daß dieses jetzt mehr als Bedürfniß, und dann als Beförderung freyer Institutionen Gewicht bekommen hat. Besonders in Frankreich ist diese Wahrheit zuerst eingetreten, weil dieses als Oberreich der Germanischen Welt angesehen werden kann. In Ansehung der gebildeten Ordnung ist Frankreich auch die Prioritaet nicht abzusprechen – dieses Land kann man sagen ist an der Spitze des ganzen Verlaufs der Bildung geblieben und ist nie in Zwiespalt mit dem päpstlichen Stuhle geraten. Diese Einheit hat viel dazu beygetragen daß die Königliche Autoritaet sich bestimmt bilden konnte. Ein HauptMoment ist die | Errichtung des Parlaments durch die Könige, durch welche sie ihre Autoritaet geltend machen konnten, weil von den Gerichten der Vasallen an dieses Obergericht jedem zu apelliren gestattet wurde – Das Parlament bestand aus 12 Pairs, welche den höchsten Rath bildeten. Dadurch daß so apellirt werden konnte wurden die Befehdungen unterdrückt, und so ist schon im 13 Jahrhundert eine Art von Landfrieden zu stande gekommen. Diese so in Kraft stehenden Koniglichen Gerichte in Frankreich, konnen mit den deutschen FehdenGerichten paralellisirt werden, mit dem Unterschiede daß diese mehr Criminal Gerichte waren und heimlich nur existiren konnten. – Es ist leicht einzusehen daß solche Gerichte leicht der Ausartung ausgesetzt seyn mußten. – – Auch der Bauerstand hat sich zu bilden angefangen. Die Könige von Frankreich haben früh auf ihren Gütern die Leibeigenschaft aufgehoben; beyde so wohl die Königliche Gewalt als die Stadte haben ihre Richtung gegen die Aristocratie genommen, und man kann mit Recht sagen, daß die Königliche Gewalt nur dadurch die Freiheit erhalten hat, daß sie gegen die Aristocraten ins Feld gezogen ist – Nur in einem Staate, in England nemlich ist bis heute zu Tage die StaatsGewalt in den Handen der Aristocratie. – Der 4 Umstand der in dieser Zeit noch zu erwehnen wäre ist die Scholastik, die Bildung des Denkens. So wie Frankreich den Schauplatz von Zweikampfen und Turnieren darbot, mit welchen das Reich bedeckt war, so sind die Franzosen auch die ersten und wichtigsten Kämpfer in allgemeinen Schlachtfeldern nemlich in Disputationen, Gedankenkämpfen gewesen – Es waren zwar Spiele,
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1 freyer] Er: fester 4 gebildeten] Er: bürgerlichen 7 päpstlichen Stuhle geraten] Er: päpstlichen Stuhl, Deutschland im Zwiespalt 7–8 Diese Einheit … konnte.] Er: Diese Einigkeit hat das Hinderniß das in der Zwietracht liegt hinweggehoben. 9–10 durch welche … konnten] Er: und ihre königlichen Gerichte geltend machten 11–12 Das Parlament … bildeten.] Er: Das höchste Gericht bildeten die 6 geistlichen und 6 weltlichen Pairs 13 Jahrhundert] Er: 35 Saeculum 17 heimlich nur existiren konnten] Er: heimliche Gerichte, das größte Zeichen der Barbarei 19 sich zu bilden angefangen] Er: angefangen sich zu bilden. Besonders unter dem Schutze der Städte. 20 aufgehoben] Er: aufgehoben. Die Freiheit der Gesetzlichkeit sehn wir von 2 Seiten entstehen vom 3t e n Stande aus und von den Königen aus 27–28 Zweikampfen und Turnieren] Er: Turniren und Fehden 40
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die aber in Ernst sehr oft uebergingen. Die Scholastik ist eine Philosophie die sich innerhalb der Kirche aufgethan hat. – | Man hat nicht geglaubt, wie man es jetzt thut daß das Denken der Religion entgegen wäre. Anselmus einer der berühmtesten Scholastiker sagt: N e g l i gent iae m ih i v idet ur si postquam con f ir mat i sumus in f ide, n o n s t u d e m u s q u o d c r e d i m u s , i n t e l l i g e r e (Tractatus: cur Deus homo). Das eine ist also überzeugt seyn von der Wahrheit, das andre sie zu wissen – Mit solcher Philosophie ist also die speculative Theologie zum Vorschein gekommen – welche eben die ganze Philosophie ausmacht. Diese Theologie hat einerseits die Lehren der Kirche zum Grunde gelegt, und sie denkend betrachtet. Der Inhalt der Kirchlichen Lehren ist zwar als speculativer Inhalt betrachtet worden, indem aber die Vernunft gegebene Lehren vor sich hatte, so war der Inhalt nicht von ihr an und für sich erzeugt. Deswegen ist die Philosophie von dieser Seite betrachtet nur ein Verstandes-Denken geblieben, ohne freyes Denken zu seyn, weil der Inhalt nur ein gegebener und nicht unmittelbar von der Vernunft herkommender war. – Deswegen wurde der trivialste Inhalt, welcher mit der Religion verbunden war, den formelsten Streiten unterworfen. Die Capuciner zb. führten Disputationen die uns lächerlich scheinen müßen, mit der größten Anstrengung ihres Denkens. – Es wurde gestritten ob die Engel geschlechtslos sind? ob Jesus Christus auch als Weib geboren werden konnte? Ob die Jungfrau Maria ihre Unschuld beym Gebären nicht verlieren mußte? Wenn Jesus als ein KibitzVogel zur Welt gekommen wäre, wie könnte er gekreuzigt werden? etc – Frankreich können wir als den Sitz der Scholastischen Philosophie angeben. Die berühmteste Universitaet war in Paris, wo nach den Angaben ein Lehrer | manchmal zu 2000 Zuhörer hatte, so groß war der Eifer für das Denken und die Philosophie. – Durch das formelle Denken aber wurde das logische ausgebildet, und das Bewußtseyn der Vernunft gegen das Eußerliche der Kirche hat sich nach und nach ausgebildet und entwickelt. – Von der andern
1–2 Die Scholastik … hat.] Er: Es ist der Gedanke der Philosophie der itzt innerhalb der Kirche sich 3 Denken] Er: denkende Erkennen 9 ausmacht] Er: gewesen ist. Theologie und Philosophie ist eines und dasselbe. 12 Lehren vor sich hatte] Er: Lehren, unmittelbare erhielt, so hat sie den Inhalt angenommen 14 Verstandes-Denken] Er: formelles Verstandesdenken 19–20 Es wurde … sind?] Er: (Streit über die Form der Capuzen – immaculata conceptio – Geschlechtslosigkeit der Engel pp Incarnation und andre Formen) 23 etc] Er: 26 Philoso35 Wenn der Inhalt nicht an und für sich vernünftig sondern ein gegebner war wars so. phie.] Er schließt an: In Deutschland kams später und wurde nicht diese allgemeine Angelegenheit wie in Frankreich. 27 logische] Er: verständige logische 27–28 das Bewußtseyn … entwickelt] Er: so ist nach und nach auch der Gegensatz entstanden zwischen der Vernunft und dem Glauben der Kirche
30 aufgethan hat.
40 17 unterworfen] untergeworfen
21 Gebären] Gebehren
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Seite sehen wir in Italien die alte Literatur zum Vorschein kommen – besonders zur Zeit des Untergangs der Bisantinischen Reichs. Auf diese Weise ist Griechische Kunst und Bildung in das Abendland eingedrungen – Es ist ein wesentliches Verdienst der Klöster daß sie uns diese auf bewahrt haben. Das Abendland hat sich sehr empfänglich für diese Literatur gezeigt, und die Scholastische Philosophie ist dadurch gestürzt worden, besonders nachdem Aristoteles Schriften der Welt bekannt wurden. – Die Tugenden des Menschen das Edle desselben ist es welches sich der Welt als zugänglich gezeigt hat. Wir sehen auch die Kunst in Italien auf blühen. Die Kunst ging aus den nemlichen Bedurfnissen hervor, nemlich daß der Mensch schon aufgegeben hatte sich in dem sinnlichen als diesem zu befriedigen, und anderseits in der intensiven Andacht nicht bleiben wollte. Das Sinnliche mußte also vergeistigt werden, und das Innere sich selbst heraus treiben um sich empfänglich zu machen. Durch das Hervorkommen der Kunst aber wird die bloße Eußerlichkeit gebrochen. Die abstracte Stumpf heit begnügt sich mit ganz oberflächlichen unschönen Bildern. Sobald aber die Schonheit in einem Bilde zum Vorschein kommt, so wird der innere Geist erregt – er befindet sich nicht mehr in dieser Dumpf heit, welche sich nur am Sinnlichen als solchen zu halten gewohnt ist. – Die Kunstwerke werden von dem Genie erzeugt, das Sinnliche als solches ist darin nur | zum Ausdrucke der Conception des Geistes gemacht. Das andre welches in dieser Zeit erscheint gehört zu derselben Kategorie. Der Mensch hat jetzt Zutrauen zu sich selbst gefaßt, und Zutrauen zu der ihn umgebenden Welt, er fing an in nähere Verhaltniße mit ihr zu treten, und sich auf seinen Verstand zu verlassen. Es gehören dazu die verschiedenen Erfindungen welche zu seiner Zeit gemacht wurden – zb. die Erfindung des Compass in Beziehung auf den Handel, des Schießpulvers, welches den Karakter der Tapferkeit veränderte. Das Schwehre
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1 die alte Literatur] Er: griechische Literatur 2 Reichs] Er: Reiches 15 Saeculum med. 4–5 aufbewahrt haben] Er: verwahrt, das Beste ist aus Griechenland herübergekommen 5 gezeigt] Er: gezeigt dafür, d.i. fürs Menschliche 6 Scholastische Philosophie] Er: sogenannte aristotelische Philosophie 9–10 den nemlichen Bedurfnissen] Er: demselben allgemeinen Bedürfniß 11 in 30 dem sinnlichen als diesem] Er: in äußerer | Unmittelbarkeit bleiben 13 empfänglich] Er: anschaulich 14 die bloße Eußerlichkeit] Er: der Aberglaube 14–15 Die abstracte … Bildern.] Er: Die stumpfe Andacht ist mit Geistlosem zufrieden. 17 befindet sich … Dumpf heit] Er: ist nicht mehr so stumpf 19–20 werden von … gemacht] Er: sind ein gemachtes wodurch also der Geist sich frei zeigt vom sinnlichen. Das rohe Verhältniß zu einem sinnlichen äußeren ist durch die 35 Kunst gebrochen. 21–22 zu sich selbst gefaßt] Er: zu sich selber, bleibt nicht in der Äußerlichkeit hängen 23 sich auf … verlassen] Er: gibt sich ein Verhältniß zu ihr das auf seinem Verstande beruht 26–1131,2 Das Schwehre … geschwächt] Er: Es hat die Folge daß gegen die Uebermacht der Ritter pp eine Gleichheit der Bewaffnung eingeführt ist, ferner daß diese Raubschlösser pp geschwächt sind 40
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der Bewaffnung wurde aufgehoben, die Befestigungen mit Wällen etc geschwächt und eine ganz andre Art der Tapferkeit eingeführt. Die Tapferkeit der Barbaren ist blos eine persönliche gewesen – das Schießpulver hat die wahre Tapferkeit nemlich die ruhige zum Vorschein kommen laßen, wo das Individuum mehr in Beziehung auf das Gemeinsame auf das Corps handelt. – Die Buchdruckerkunst gehört zu derselben Kategorie – das Mittel wurde dargeboten zur Verbreitung der Wissenschaften und Vorstellungen. Wie eine Seuche durchlief diese Erfindung Europa. Hier schließen sich auch die Thaten der Spanier und Portugiesen an welche so viele Seereisen und Entdeckungen volbrachten. Die Menschen haben die Freude empfunden ihre Erde genauer kennen zu lernen. Die SeeUnternehmungen der Portugiesen und Spanier hengen damit zusammen. Es waren keine Kreuzzüge, der HauptGrund davon war Handel und Eroberung. Alle diese Bestimmungen | haben sich außerhalb und innerhalb der Kirche entwickelt. Die Kirche ist für sich selbst in das bekannte und tiefe Verderben gefallen, oder anders, ihre Macht wurde auf das schendlichste mißbraucht. – Verdorbenheit ist eine consequente Entwicklung jedes Princips – die Mangelhaftigkeit desselben muß später oder früher zum Vorschein kommen. Das Verderben läßt sich aber eigentlich nicht Mißbrauch nennen. Was an sich gut ist läßt sich nicht mißbrauchen. – Das Verderben also der Kirche war nicht Mißbrauch, oder Untreue gegen das Princip, sondern eine nothwendige Folge des Princips selbst. – Die Kirche hat bis jetzt die Gewalt über das Weltliche gehabt. Dieses aber fing sich zu bilden an. Das Affirmative des Weltlichen hatte es nicht der Kirche zu verdanken, da diese sich selbst die Bestimmungen von vernunftigen Rechtszustand und Sittlichkeit nicht zu geben im stande war. Indem sie in dieser Gewalt Besitz hatte, und das Affirmative sich nicht einzubilden verstand, so ist sie nothwendiger Weise in ihrer rechtlosen Wilkühr geblieben. Die einzige rechtliche Verfassung ist es, welche den Mißbrauch auszuschließen
6–7 das Mittel … Vorstellungen] Er: Das Bedürfniß des Gemeinsamen hat dies Mittel hervorgebracht. 10 ihre Erde … lernen] Er: kennen zu lernen was nicht unmittelbar vor ihnen 12 Es waren keine Kreuzzüge] Er: Es sind nicht mehr rohe Zwecke gewesen, obgleich das 30 ist Christenthum auch verbreitet ward Handel] Er: Bereicherung 13 und innerhalb] Er: oder wie das Denken innerhalb 14 entwickelt] Er: entwickelt. Sie hat den rechtlichen Zustand der eintrat theils selbst hervorgebracht, theils gewähren lassen. 15–16 ihre Macht … mißbraucht] Er: die Gewalt ist von ihren Machthabern gemißbraucht 19–20 nicht Mißbrauch, … Princip] Er: keine 21–22 Die Kirche … gehabt.] Er: Die Kirche hat diese Gewalt die weltlich 35 Ausartung des Princips ist, und befestigt durch Gewalt = Gut und Böse pp 22 Dieses aber … an.] Er: Das Weltliche ist vorgestellt als etwas unheiliges 23 da diese sich selbst] Er: indem sie innerhalb ihrer selbst, in dem Besitz den sie selbst gehabt 1 Wällen] Wellen 2 eingeführt] eingefurd 16 mißbraucht] gemißbraucht
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vermag. Der Fall ist eingetreten daß der Papst sich einen weltlichen Staat erobert hatte. Dadurch hat er sich andern Fürsten gleichgesetzt. Der Bann und seine Interdicte haben bald ihre Kraft verloren, weil das Bewußtseyn zum Vorschein kam, daß das Geistige nur als Mittel für den weltlichen Besitz diente. Unmittelbar hengen die Schismen damit zusammen, nemlich daß der päpstliche Stuhl Gegenstand von Gewaltthatigkeit | und Raub wurde. Auch die Bißthümer empfanden ahnliches Schicksal – Es entstand immer eine Menge von Gegenpäpsten und GegenBischöfen, deren Rechte zuletzt das Schwerd entscheiden mußte. Die Würden der Bischöfe sind auf diese Weise in den Augen der Volker heruntergekommen – da es offen am Tage lag, daß diese Würden nur Folgen von Leidenschaften waren. Ueber diese Unordnung sind Reichstage und Consilien gehalten worden. Wenn man den greuelvollen Zustand jener Zeit genauer kennen lernen will so braucht man nur die Schriften Luthers zu lesen, oder um ihn vieleicht mit dem Vorwurfe der Parteylichkeit nicht zu belegen die offentlichen AktenStücke. Was dem Faße den Boden ausgestoßen hat war die Ablaßkrämerey. – Ein Prinz vom Brandenburgischen Hause hat diesen Verkauf gepachtet. Er ist auf die eußerlicheste scandalöseste Weise getrieben worden. Wenn man sagt daß dadurch nur die Strafen der Sünder abgekauft seyn konnten nemlich ein negatives durch ein anders negative, so bleibt doch die Sache die nemliche. Das Negative des Bösen, oder der Begierden, der Sünde, ist das Gute, nicht aber dieses eußerliche negative das man Strafe nennt, und welches man nur als Mittel Geld zu erwerben brauchte. – Das Negative des Natürlichen Willens ist als eußerliche Strafe vorgestellt worden, und dieses negative wurde durch Almosen, Schmiere etc vernichtet. Wir kennen die Geschichte des Heiligen Romans, der im Schlagen so geübt und ausgehärtet war, daß er gern für andre dergleichen Strafen übernahm. Das Geld welches die päpstlichen AblaßKrämer zusammengebracht hatten wurde auf die unnützeste Weise verschwendet. – Luther hat selbst diesen Schwelgereyen zugesehen. Einer der Zwecke war auch für diese Summen den Bau der Heiligen Peters-Kirche | zu beendigen. Diese große Kirche welche spater durch die unsterblichen Werke Raphaels und Michel
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1–2 erobert hatte] Er: erworben, der später ein völlig weltliches Reich blieb 4 das Geistige] Er: dieß geist seyn sollende diente] Er: gebraucht ist 6–7 Auch die … Schicksal] Er: Die Päpste haben ihre Gegenbilder gehabt in den Bischöfen und Erzbischöfen […], eben so dort Gegenbischöfe wo eben so auf äußerliche Weise entschieden ward. 11 von Leidenschaften] Er: schlechter Leidenschaften 15 AktenStücke] Er: Actenstücke der Concilien pp 16 Ein Prinz … Hause] 35 Er: Der Erzbischof von Magdeburg und Mainz 19–20 die nemliche] Er: als wenn die Sünden selbst abgekauft werden 21–22 und welches … brauchte] Er: Dies ist auf unverantwortliche Weise zum Erwerbsmittel gemacht. 24 Schmiere] Er: Streiche, die auch andere für einen aushalten konnten 26 die päpstlichen AblaßKrämer] Er: die päpstliche Kammer 28 Einer der Zwecke] Er: ein Hauptzweck 29 Peters-Kirche] Er: Peterskirche, des ersten Baues der Christenheit 40
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Angelos geschmückt wurde, ist auf diese Weise volendet worden. So wie aber in Athen der Tempel der Athene für das Geld der Bundesgenossen entstand und bald nachher die Macht des Staates niedersank, so wurde auch hier die von den auf so eine schändliche Weise erpreßten Geldern des Christenthums aufgestellte Kirche, der große Zeuge von dem noch größeren Sturze der geistlichen Gewalt. – In der Zeit, wo die gesammte Welt nach Indien und andern Ländern sich herüberschiffte um Reichthümer zu heufen, und wo die größte Ausgelassenheit in Europa mächtige Wurzeln zu schlagen anfing, kam Luther zum Vorschein um sein großes Welthistorisches Werk zu beginnen, ein einfacher Mönch welcher das so sehr in dem eisernen Grabe Palestina’s gesuchte Eine der Christenheit, in dem tiefen Grabe der Sinnlichkeit, in dem Geiste aufgezeigt hat und der die wichtige Wahrheit aussprach, daß für den Menschen als solchen die Eußerlichkeit unter der Fahne der Idealitaet, unter dem Zeichen des Geistes gelten solle. – Die Reformation der Kirche ist damit eingetreten. Die Geburtsschmerzen der Welt, und die Ankündigung derselben fallen in die Momente die oben aufgezeigt sind. Die einfache Lutherische Lehre ist die welche die Christenheit in ihrer Reinheit schon früher aufstelte, daß der Mensch als natürlicher Mensch, sein Wille als Wille der Leidenschaften und Begierden nicht ist wie er seyn soll. – Das natürliche ist das Eußerliche welches er zu bekämpfen hat – dies hat er zu überwaltigen im Geiste und durch den Geist. Er hat in sich selbst die HeilsOrdnung zu volbringen, er soll ein moralischer Mensch werden. Was in dieser Lehre eußerliche | Vorstellung hat, das besitzt geistige Wirksamkeit allein im Glauben und im Genuße. Das AbendMahl ist der Mittelpunkt gewesen, um den sich die Lehre der Reformation gedreht hat. Christus war einerseits Mensch – seine Idee aber ist fortdauernd, und als solche wurde sie vorgestelt. – Diese ist von dem bloßen sinnlichen unterschieden. Wird nur auf die bloße
3–6 so wurde … Gewalt] Er: so herrschte auch hier das Schicksal 6 In der Zeit] Er: Es ist die alte Innigkeit des deutschen Volks gewesen die aus einfachem Herzen diesen Bruch zu Wege brachte, während die andern Nationen nach Amerika pp schifften 10–11 welcher das … Chri11 der 30 stenheit] Er: der die Gegenwart die einst die Christenheit im Grabe von Palästina suchte Sinnlichkeit] Er: aller Äußerlichkeit 14 Die Reformation der Kirche] Er: Die lutherische Religion 16–17 welche die … aufstelte] Er: der christlichen Freiheit 18 Leidenschaften und Begierden] Er: Selbstsucht pp alles Ueble enthalte 21 moralischer Mensch werden] Er: religiöser und moralischer Mensch werden. Diese Conversion ist in ihm selbst zu vollbringen. 22 eußerligeistige] Er: wahrhafte 23 AbendMahl] Er: 35 che Vorstellung] Er: äußerliches Gebot pp Nachtmahl 24 hat] Er: hat und Luther hat darin eine feste Hartnäkkigkeit bewiesen auch gegen die Reformirten. Um dies zu würdigen, ist nur zu erinnern an das früher gesprochne 25 seine Idee … vorgestelt] Er: und in der katholischen Kirche seiner Idee nach vollkommen richtig als fortwährend wirkend und gegenwärtig gedacht wird 26 von dem … unterschieden] Er: verschieden 40 von der Sinnlichkeit und diese ist das Princip der Äußerlichkeit 5 größeren] größten
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Gegenwart der Sinnlichkeit Werth gelegt, so muß sich an diese oberflachliche Vorstellung alles andre Eußerliche anschließen. Beym Luther hat dies so gegolten: daß diese Idee nicht auf sinnliche Weise Wahrheit habe, sondern durch den Glauben und Genuß. Um diese Gedanken zu würdigen müßen wir uns davon zu entfernen suchen, was jetzt für Vorurtheile gelten. – Im NachtMahl wird die Einheit mit Gott vorgestellt – nach der jetzigen Vorstellung aber ist Gott nur ein jenseits, ein unerreichbares, welches ein Fernes bleiben soll – Dieses negative ist in Luthers Zeiten nicht vorhanden gewesen. Der Mensch sollte vielmehr in Gott seyn und leben, und sein Geist geheiligt werden – die Vorstellung war allgemein daß der Mensch dessen würdig ist, oder anders die Idee war vorhanden daß die Menschliche und Gottliche Natur an sich identisch sind. Dieser Wahrheit gemäß ist das NachtMahl ein Sacrament geblieben, durch das Bewußtseyn geheiligt, daß der Mensch insofern er sein natürliches bekämpft hatte in Gott leben kann, und lebt – Bey dieser Grundlage mußte angenommen werden daß diese Gegenwart nur eine Geistige ist, und damit alle Verhaltniße zu einem Eußerlichem, sinnlichem als solchen verschmeht werden – Damit ist das geistlose verschwunden – alle Eußerlichkeit ist weggefallen – | Die Autorität der Kirche war in dem blinden Glauben dem Geiste des Menschen entgegengesetzt – eben so ist das Bewußtseyn daß der Mensch in sich geheiligt ist, daß sein Wille gut seyn soll, dem quantitativen Beten und der Beichte entgegengetreten. Dem Menschen muß jede That als dem volbringer derselben imputirt werden. – Auch das Verhältniß der Priester und Layen wurde aufgehoben, so wie die Eußerlichkeit des Weltlichen zu der Kirche – die Vorstellung als ob das Weltliche unfähig wäre Recht und Berechtigung in sich zu haben. Das Sittliche ist im Staate in sich geheiligt, und keine Macht ist im
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3 nicht auf sinnliche Weise] Er: nicht als Äußerliches 5–6 Im NachtMahl … vorgestellt] Er: Das Nachtmahl enthält daß der Mensch hierin Eins werde mit Gott und Gott in ihm sei. 6 der jetzigen Vorstellung] Er: den jetzigen Vorurtheilen 7 welches ein … soll] Er: und er nicht in Gemeinschaft mit ihm komme, nicht mit ihm Eins werde 8–11 gewesen. Der … sind.] Er: gewesen sondern das affirmative Verhältniß, daß er Gott gegenwärtig habe sein Geist heiliger Geist werde, – daß der 30 Mensch wirklich werde im Geist identisch mit Gott 11–12 Dieser Wahrheit gemäß] Er: nach dieser Grundlage des affirmativen Verhältnisses zu Gott 12–14 durch das … lebt] Er: so daß der Mensch dadurch die Gewißheit erhalte daß Gott in ihm und er in Gott sei 14 Bey dieser Grundlage] Er: Bei diesem affirmativen Verhältniß 15 Gegenwart] Er: göttliche Gegenwart 16 solchen] Er: solchen das nur äußerlich, d.h. nicht im Glauben sei. Luther hat daher mit Recht gegen die Calvinisten festge- 35 halten daß nicht bloß Vorstellung sei. 17 alle Eußerlichkeit ist weggefallen] Er: Das Princip der Äußerlichkeit des Verhältnisses des Geistlosen ist hier aufgehoben und damit | alle andren Formen der Äußerlichkeit. 21 entgegengetreten] Er: entgegengesetzt de operibus operatis 22 Verhältniß] Er: äußerliche Verhältniß Layen] Er: Laien, in Ansehung des Monopols des Wissens und Thuns des Rechten 23 des Weltlichen] Er: des Verhältnisses der Weltlichkeit 25 haben] Er: haben könnte, 40 auch daß die Geistlichkeit die Laien vom Eid lossprechen konnte Das Sittliche … geheiligt] Er: vielmehr der Staat als entwickelte Geistigkeit hat Gültigkeit
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Stande dieses Sittliche aufzuheben, wie es oft die Kirche durch das Freysprechen vom Verhältniß der Treue der Unterthanen gegen die Fürsten zu thun pflegte. – Die Ehelosigkeit hat Luther dadurch selbst aufgehoben daß er eine Frau genommen hat. – Viele waren der Meinung daß er es eigentlich nicht thun sollte um den bösen Schein zu vermeiden. – Dieser Grund aber ist zu gering um das Sittliche aufzugeben. – Damit hat Luther die eußere Kutte zersprengt, welche die Geistlichkeit, Hierarchie vom Staate abschied. – Das sind die Grundzüge der Reformation. Ihr einfacher Inhalt ist das Bewußtseyn von der Wichtigkeit des Geistes, daß das nur Wahrheit haben kann was durch den Geist erhalten ist. Mit diesem Principe hängt die letzte Periode der Geschichte des Germanischen Reichs zusammen, oder anders: das Reich des Geistes. Man kann sagen daß das MittelAlter das Reich des Sohnes gewesen ist – im Sohne ist Gott noch nicht volendet, von sich selbst unterschieden. Er hat sich erst erzeugt, insofern dieses noch ein bezeugtes ist, insofern er noch sich selbst gegenübersteht so ist das Verhaltniß des Andersseyns vorhanden. Dies ist aber im Geiste | aufgehoben – die Rückehr des Ewigen in sich ist in ihm vorhanden. So wie im Sohne das Verhältniß der Eußerlichkeit zum Vorschein kommt, so ist auch im MittelAlter die Eußerlichkeit Grundlage der Staaten gewesen. – Mit der neuen Geschichte geht das Reich des Geistes auf – die Wahrheit kommt zu Vorschein – unter den Fahnen des Geistes ist das letzte Panier der Freiheit aufgestelt worden. Nicht als natürlicher Geist ist er nun vorhanden – er ist bey sich selbst, zu sich selbst durch die Umbildung der Sittlichkeit gekommen. Die Fahnen der siegenden Freiheit sind auch im Leben aufgestelt – und die Zeit bekam die Aufgabe das hohe Princip in die Welt einzubilden. Die Religion und der Staat stehen dadurch in wahrhafter harmonie mit einander. Der Staat ist die Verwirklichung der Freiheit. Sie
5–6 Dieser Grund … aufzugeben.] Er: Die Lehre den bösen Schein zu meiden die man Luthern geben will, läßt viel Gutes unterlassen. / Daß dem Luther aus der Ehe ein Vorwurf gemacht wird, enthält die Verwechslung der sinnlichen Lust mit der Ehe, dem sittlichen Verhältniß 6 Kutte] Er: Kette 6–7 welche die … abschied] Er: indem die Priester durch das Cölibat von Staat und Sittlich8–9 das Bewußtseyn … ist] Er: daß der Geist und das Geistige Wahrheit 30 keit ausgeschlossen waren habe, – daß das gut seyn in dem Menschen selbst vollbracht werden müsse 10–11 hängt … zusammen] Er: fängt die letzte Periode der Geschichte der germanischen Zeit an 13 von sich selbst unterschieden] Er: vollendet ist er erst im Geist 15 Andersseyns vorhanden] Er: Anders seyns, das verhältniß nicht aufgehoben 16 des Ewigen in sich] Er: Gottes zu sich selbst 17–18 die 35 Eußerlichkeit … gewesen] Er: das Verhältniß der Äußerlichkeit das Durchdringende gewesen und das bringt eben den | Widerspruch und die Geistlosigkeit in den Geist 18 Mit der … geht] Er: Jetzt erst ist Gott wahrhaft gewußt als Geist und es geht 22 der Sittlichkeit] Er: seines natürlichen 22–24 Die Fahnen … einzubilden.] Er: Dies Panir der Freiheit des Geistes ists worunter wir leben und die Zeit von da an bis itzt hat es zu thun gehabt als dies Princip in die Welt 25 Staat] Er: wahrhafte Staat 40 hineinzubilden 7 Hierarchie] Hyrarhie
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besteht in den Gesetzen, die eine unmittelbare Gewalt gegen diejenigen ausüben welche unfrey seyn wollen. Das Princip der Religion ist dasselbe, den Geist aus der Wirklichkeit herauszuheben, und diesen in der einfachen Weise zu wissen. Dies ist nur das Denken im Stande zu thun, weil das Geistige Product desselben ist – D r i t t e Pe r i o d e . Das erste was wir zu betrachten haben ist: daß die neue Kirche sich ihre Existenz im Politischen Zustande zu erkämpfen hatte. Es entstanden hartneckige Kriege. Die Bisthümer wurden von den protestantischen Fürsten den Geistlichen abgenommen – zu welchem Schritte sie völlig berechtigt waren. – Die Kirche braucht nur so viel um ihr Bedürfniß hemmen zu konnen – das Mehr des Besitzes ist weltlich, und dies kann vom weltlichen genommen werden. – Wie wir aber schon oben erwehnt haben; was sich geltend machen soll | muß 2 Mahl geschehen. – Der 30 Jährige Krieg hat zum zweiten Mahl die Wirkung gehabt, daß die Reformation für herschend anerkannt wurde. – In den ersten ReligionsKriegen hatten sich deutsche Fürsten an die Spitze gestellt – sie sind aber zu schwach gewesen. Erst der 30 Jahrige Krieg hat das feste Bestehen der ReligionsUnterschiedenheit zu stande gebracht. – In diesem hat sich Deutschland passiv verhalten, Schweden und Denemark sind aber aufgetreten – zuletzt endlich wurde durch Frankreich der Westphälische Friede bewirkt. Richelieu hat zur Selbständigkeit des Protestantismus viel beygetragen obgleich er in seinem Lande die Protestanten auf alle Art zu unterdrücken suchte. – Wir können die neue Geschichte in 2 Rubriken eintheilen: 1. Consolidiren der Staaten nach der Reformation. 2. Herschaft des Gedankens. Was den Zu2 seyn wollen] Er: seyn d.h. ihrer Willkühr folgen, daß der Freie seinem eigenen Geist folge 3 Weise] Er: Wahrheit 4–5 Dies ist … ist] Er: nur das Denken ists das solchen Gegenstand hat, – das Gefühl ist selbst Produkt des Denkens. Es ist so die wahrhafte Versöhnung vorhanden der Wirklichkeit mit der Religion. 6 D r i t t e Pe r i o d e .] Er: Die Hauptmomente der neuren Zeit. 6–12 Das erste … werden.] Er: Das erste ist dann daß die neue Kirche sich auch ihre Existenz zu erkämpfen hatte in dem politischen Zustand. Es handelt sich gar nicht um verschiedene Meinungen, auch nicht bloß um Ueberzeugung, sondern es handelt sich auch wesentlich um einen äußerlichen Zustand denn die Kirche ist mit dem umittelbar Weltlichen in Zusammenhang gewesen; – es folgen also Kriege, die Fürsten die der Reformation anhingen haben Bisthümer saecularisirt und haben Recht gehabt, denn was über das Bedürfniß geht ist überflüssig, und das was weltlich ist und nicht nothwendig ist der Gemeinde muß in weltlichen Besitz kommen. 20–22 Richelieu hat … suchte.] Er: Richelieu thats, der zugleich in Frankreich die Reformation gehemmt und ihre politische Gewalt unterdrückt hat. Der westphälische Friede hat die Grundlage der deutschen Constitution ausgemacht – das Zerfallen Particularisiren pp unter eine machtlose Verbindung. 23 Consolidiren] Er: der Zustand nach der Reformation. Consolidirung 24 Herschaft] Er: die Zeit bis auf unsre Zeit, Herrschaft 32 Weltlichen] in dem Weltlichen
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stand der Staaten anbetrifft, so ist ihr Unterschied in diejenigen Staaten die Katholisch geblieben sind, und diejenigen die reformirt wurden zu legen. Dieser aber beruht auf dem schon oben angedeuteten Unterschiede der Romanischen und deutschen Staaten[.] Zu den ersten gehört: Spanien, Frankreich, Italien. Diese sind der alten Kirche treu geblieben, ihr Princip hatte von Hause aus eine Zweiheit, eine Spaltung in sich. Wir sehen auch in dem ganzen Verlaufe der Geschichte dieser Staaten ein in sich außer sich seyn enthalten, welches Princip wie leicht einzusehen ist von der andern Seite dem Katholizismus entspricht. Damit aber ist das Princip einer höhern und allgemeinern Bildung, in diesen Staaten vorhanden gewesen. Zur Bildung gehört nemlich sich von seiner Natürlichkeit zu entfernen und dem Denken Allgemeinheit zu geben. Diese Nationen die so zusagen von Natur aus nicht natürlich waren sind deswegen den | Deutschen in der Bildung vorangegangen. – Das andre was wir zu bemerken haben ist: daß vor und nach der Reformation die Regierungen sich zu consolidiren anfangen. Der RegierungsGeist wird fester. Die Nationen sind fertig – die Entzwey ung in ihnen hat sich auf diese oder andere Art verglichen. Das Consolidiren der Staaten ist zwar mit Zuckungen verbunden zb. in Spanien, Frankreich, aber es fängt Wurzeln zu schlagen an. – Die Stände wurden theils unterdrückt, theils in ein andres Verhältniß übergesetzt. – Die stehenden Armeen können auch als Mittel und Moment der auf keimenden Consolidirung der Staaten angesehen werden. In dieser Befriedigung kommen die Particularitaeten der Staaten mehr zum Vorschein. Früher haben fast alle Länder des Christenthums ziemlich gleich ausgesehen. – ihr politischer Zustand war gleichförmig. Jetzt treten Besonderungen hervor. – Es wäre nun zu thun daß wir die besondern Unterschiede der Karaktere angeben – um die Bestimmung der Principe von Staaten aufzufaßen von denen die Stellung des Bewußtseyns der Menschen in der Welt leicht zu erforschen, und die Form des Bewußtseyns,
4 Frankreich] Er: Franzosen Portugiesen. – Zu diesen Deutschland, England Niederlande Schweden pp 5–6 eine Zweiheit, eine Spaltung] Er: einen Gegensatz eine Entzweiung 8 entspricht] Er: 30 angemessen ist. Wir Deutschen haben das Gefühl daß solche Nationen diese Innigkeit nicht haben die wir verlangen. 9 allgemeinern] Er: früherer allgemeiner 13 vorangegangen] Er: Diese Nationen sind daher der deutschen vorausgegangen. gedoppeltes Princip – Sie sind katholisch geblieben. 15 fertig] Er: gleichsam in sich befriedigt, das hinausstreben hat seine Befriedigung erlangt, – sie sind fertig 17 Zuckungen verbunden] Er: vielen Zuckungen unterbrochen 18 aber 35 es … an] Er: Der Gang dieses Festwerdens in den besonderen Reichen gehört in die Specialgeschichte. 20–21 können auch … werden] Er: sind auch ein Hauptmoment das in dem Fortgang betrachtet werden muß 25 angeben] Er: anzugeben in Verbindung mit dem Schicksal derselben 25–1138,1 die Bestimmung … wäre] Er: die Bestimmungen zu fassen von dem Princip der Selbstbestimmung des Menschen in der Welt, die allgemeine Bestimmtheit worin die Nationen 40 ihren Werth setzen, das Interesse was sie wollen, was ihnen wahr ist 17 Consolidiren] Consilidiren
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nemlich ihres Wesens, was ihnen für das Wahre gilt leicht aufzuzeigen wäre. – Diese Principien können wir leider wegen Kürze der Zeit nur ganz im allgemeinen auffaßen. Wenn wir von den HalbInseln anfangen wollen so ist v o n S p a n i e n u n d Po r t u g a l am ersten zu reden. Wir haben darin das Edle des Ritterthums gesehen theils in den Kriegen gegen die Mauren, theils in particulaeren Abendtheuren zum Vorschein kommen. – Auch nach OstIndien sind die Spanier gegangen – auch da haben sie das Schöne ihrer Rittertugenden verpflanzt. Es ist das Volk der Ehre, der Vorstellung der besondern Personlichkeit | nach ihrer Herkunft, Stande, Reichthum etc. Die Würde des Individuums macht die HauptBestimmung, den Werth des Spanischen Selbstbewußtseyns aus – Ein wahrhafter Inhalt ist darin nicht enthalten – er ware der Inhalt der Vernunft, Recht und Freiheit, und solche Elemente sind in dem Spanischen Interesse nicht vorhanden[.] Indem diese Principien nicht die Elemente des Individuellen Werthes ausmachen, so mußte sowohl Industrie als Handel zurückbleiben, und die Kirche mit der Weltlichen Macht keinen Widerstand empfinden. Der Despotismus laßt immer die particulaire Ehre bestehen. Wir sehen in Spanien die Religion mit der Weltlichen Macht in Einheit und Bunde bleiben. Die Inquisition erhält einerseits Kirchliche Würde und Glauben, anderseits steht sie als StaatsAmt, als weltliche Gewalt da. – Das gesammte Volk ist in einem mahomedanischen Zustande versenkt. Elende Bettler werden zu hunderten im Mußiggange und Faulheit auf Gütern und in Klöstern erhalten und genährt. – Das andre Volk welches wir zu betrachten haben ist das: I t a l i e n i s c h e . Was den politischen Zustand Italiens anbetrifft so ist er in sich zerfallen. Die Localitaet Italiens ist nicht zu einer Nationellen Einheit geeignet – sie ist nicht gerundet vielmehr hengt Italien mit dem Auslande mehr zusammen. Deswegen sind so oft fremde Mächte zb. Arragonier, Spanier etc. in den Besitz Italiens gerathen. Napoleon sagt zwar in seinen Memoires daß Rom der eigentliche Mittelpunkt Italiens seyn müßte, aber auch diese Stadt ist für einen continenten Punkt nicht anzunehmen. Das Schicksal Italiens war daß es
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5 P o r t u g a l am … reden] Er: Portugal, so ist gesagt daß es eine romanische Nation das Edle des Ritterthums] Er: den Geist des schönen Ritterthums 11–12 Ein wahrhafter … enthalten] Er: Es ist darin kein wahrhafter Inhalt – Ehre als subjective Besonderheit. 16–17 Der Despotismus] Er: denn sie [sc. die Kirche] 18 die Religion … Macht] Er: Kirche und Regierung 19 Kirchliche Würde und Glauben] Er: die Autorität der Kirche, Bann der Freiheit der Vernünftigkeit 20 als 35 StaatsAmt, … Gewalt] Er: auch auf Seiten des Staats gegen Vernunft der Verfassung 24–25 so ist … zerfallen] Er: so ist es dasselbe wie Deutschland 25 zu einer Nationellen Einheit] Er: zur Totalen Nationalität 29–30 aber auch … anzunehmen] Er: aber man sieht daß es nicht so ist wie in einem total geordneten Staat 30–1139,1 Das Schicksal … ist.] Er: andere Mächte stritten um Italiens Besitz 40
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die Beute der Nachbarn geworden ist. Was den Italienischen Karakter anbetrifft, oder die Form des Selbstbewußtseyns | so scheint schwehr zu fallen den alten Römischen Karakter mit dem Italienischen zusammenzustellen. – Das Princip der festen Individualitaet liegt aber darin. Damit ist aber die Behauptung nicht gemacht daß die alte Dignitas und Auctoritas, die so hohl geworden ist dem Italienischen Karakter entspreche – im Gegentheile seine Erscheinung preis zu geben, und darüber zu scherzen fällt dem Italiener sehr leicht. – Seine Hauptbestimmung aber ist diese Erscheinung auf eine affirmative Weise, durch das Innere zu beseelen. Das Italienische Volk ist das Volk der Kunst, sein Princip ist das sinnliche zu vergeistigen aber diesem eben so Erscheinung zu geben und in dem Producte froh und heiter zu seyn, das Gefühl der subjectiven Versöhnung in sich zu haben. Deswegen ist fast jedem Italiener die Kunst angeboren, besonders Gesang und Poesie. Man könnte mit Recht sagen daß die Italiener von Natur Improvisatoren sind, eine wahrhafte Begeisterung besitzen die sich in den schönsten Bildern und Gedanken ergießt – Alle Italiener haben Melodie in sich – ihr ganzes Wesen ist zur Kunst bestimmt. – Wa s d i e F r a n z o s e n a n b e t r i f f t so ist folgendes zu bemerken[.] Frankreich liegt am nächsten den Deutschen, es ist mit ihnen deswegen mehr verwandt als mit allen andren Ländern. – Die Reformation wurde zum Theile in Frankreich angenommen, und die Regierung consolidirt. Die Bürgerlichen Kriege waren auch hier vorhanden. – Richelieu hat es so weit gebracht daß die Protestanten in StaatsAngelegenheiten ihre Stimme haben konnten, die höhere Garantie aber in der Gesinnung war für den Protestantismus in Frankreich nicht vorhanden – Auf eine andre Weise hat sich die Theilung des Geistes gemacht. Frankreich ist das Land des verständigen Denkens. Das Individuum hat seinen bestimmten Karakter und Zweck – nur diesem läßt es sich ergehen. Hier ist das Land der Allgemeinheit des Bewußtseyns – des abstracten aber | nicht des concreten – der abstracten Allgemeinheit, welche die Bildung ausmacht. Bildung ist, seinem Daseyn Wirklichkeit nach einem Grundsatze, Urtheile zu
30 3–4 Das Princip … darin.] Er: Es liegt aber ein und dasselbe zu Grunde, die feste Individualität,
Persönlichkeit. 5 Dignitas und Auctoritas] Er: Dignitas der Römer 6 im Gegentheile] Er: nicht das äußere auf sich halten sondern die Richtung selbst 8–9 Erscheinung auf … beseelen] Er: Erscheinung nicht nur zu ironisiren sondern auch auf innre Weise sie zu beseelen 11 dem Producte] Er: der Freiheit die dieser Erscheinung gegeben wird 12 Deswegen ist … angeboren] 15–16 Alle Italiener … sich] Er: Das Singen von 35 Er: Die Kunst ist so bei den Italienern Naturell Italienern ist was andres als bei anderen Nationen. 20–21 Die Bürgerlichen … vorhanden.] Er: Daher Bürgerkriege. Die Mächtigen waren noch nicht reducirt auf diese Abhängigkeit. 25 Denkens] Er: Denkens, praktisch verfolgt es seinen Zweck. (Wir Deutschen lassen uns mehr gehen) 27–28 des concreten] Er: die innerlich concrete 29–1140,1 seinem Daseyn … geben] 40 Er: sein Betragen nach einem allgemeinen Grundsatz einzurichten
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geben. Der Werth des Französischen Geistes ist ein gebildeter Mensch zu seyn, eine allgemeine Benehmungsweise zu haben, und sich nach allgemeinen Zwecken zu richten. Wa s d e n d e u t s c h e n K a r a k t e r anbetrifft so ist von seiner politischen Nullitaet nach außen und innen schon oben gesprochen worden. Die ganze deutsche Geschichte ist eine Veränderung des Gemüthes. Seine Wirklichkeit ist das Recht zu wollen aber diese bleibt in der Gemüthlichkeit, Innerlichkeit enthalten. – Deutschland kann man sagen ist zu der Höhe ein Staat zu werden nicht gelangt. Daß eine StaatsForm aufgekommen ist kann nicht dem Bewußtseyn zugeschrieben werden – es ist mehr bewußtlos geschehen. Von Deutschland kommen in dieser Zeit 2 Theile zum Vorschein 1. d i e N i ed e r l a n d e . 2. die S c h w e i t z . Diese bestand aus einer confederation von Bauern und Stadten. Eine Befriedigung konnte wohl vorhanden seyn, aber kein politischer Zweck. Das Größte der Schweitz ist, daß sie die Schweitz ist. – Die Bewohner dieses Landes haben zwar den Trieb gehabt in den Krieg zu gehen aber nur eines PrivatGewinnes wegen. Auf diese Weise haben sie den Kampf in Italien entschieden, und sind fast in allen Ländern als Söldner herumgeschwarmt. – Ein glänzendes Werk haben die Niederlander behauptet und volbracht nemlich ihre Befreyung vom spanischen Joche. – Dieses Unternehmen ist desto höher zu schätzen weil es mit geringen Mitteln aufgeworfen und bethätigt wurde. Wa s E n g l a n d anbetrifft so kann man es als den Gegensatz von Frankreich betrachten. Wie wir in Frankreich das abstracte Denken auf keimen gesehen haben so ist in England die Particularitaet das HauptMoment des Princips. – In keinem Lande haben sich die FeudalRechte so lange erhalten wie in England. Die Regierung ist bis jetzt noch in den Händen der Aristocraten. 205Er
1 Der Werth … Geistes] Er: Was dem Franzosen das wesentliche der Existenz ist 3 Zwecken] Er: Bestimmungen 5–7 Seine Wirklichkeit … enthalten.] Er: |Der deutsche Geist setzt seinen Werth daran das Rechte zu thun zu wollen, aber das Rechte bleibt so in der Innerlichkeit des Gemüths 8 nicht gelangt] Er: kein Staat geworden. Die deutsche Innerlichkeit hat sich gegen äußere Form gesträubt und hat sie sich entreißen lassen. 9 mehr bewußtlos geschehen] Er: so unter der Hand, bewußtlos geschehen daß Staatsform aufgekommen in der deutschen Freiheit (Gegensatz gegen das deutsche Reich) Bewußtlos hat sich Verfassung entwickelt. 10 kommen in … Vorschein] Er: haben 2 Theile sich für sich constituirt 13 Das Größte … ist.] Er: das Höchste ist dem Schweizer […] daß er Schweizer sei. Machiavell hat von ihnen gefürchtet, daß sie wie die Römer Gewalt erlangen würden. 15 nur eines PrivatGewinnes wegen] Er: ohne politischen Zweck zu eignem Vortheil als Söldner 15–16 Auf diese … herumgeschwarmt.] Er: Ohne politische 18 vom spanischen Joche] Ehre haben sie so überall gedient. 17 glänzendes] Er: ehrenvolleres Er: vom Glaubensjoch und der spanischen Herrschaft 18–19 Dieses Unternehmen … wurde.] Er: ein ungeheures Werk bei diesen Mitteln. Fleißige, stille Bürger haben für Freiheit entflammt diesen Ruhm erlangt. 23–24 In keinem … England.] Er: Daher die englische Verfassung ein Aggregat von Privilegien. 24 der Aristocraten] Er: der Aristokratie, das Oberhaus unterdrückt auch das Unterhaus 16 Söldner] Celtner
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Es giebt so zu sagen kein allgemeines StaatsRecht in England. Die Freiheit ist in einem eußeren Zweck | in dem Rechte des Eigenthums vorhanden. Das Recht ist nur für die Reichen, und die StaatsMacht wird nur als Mittel für particulaire Zwecke betrachtet. Der Patriotismus besteht in dieser Verbindung – die StaatsMacht bildet nichts allgemeines für sich, und auf diesem Principe ist der Stolz der Englischen Freyheit begründet. – Um dieser particulairen Entwicklung des Interesses ist England am fähigsten und geeignetesten zur Collonisation. Eine unendliche Grübeley in den particulairsten Gescheften kann fast jedem Englender als angebohrnen zugeeignet werden. Sie haben die völlige Gleichgeltigkeit für die Nationalitaet der andern Volker – sie machen keine Pretension an der ihrigen – lassen deswegen jeden Aberglauben, jede Sitten ruhig gewehren – und haben aus allen diesen Gründen die Bestimmung Missionaire der Civilisation zu seyn. Sie durchspehen alles, erwecken Bedürfniße in den entferntesten Ländern – breiten den Verkehr nach allen WeltSeiten aus, und bringen das Meiste bey, Barbaren menschlich zu machen. – Es ist noch im Kurzen das allgemeine politische Interesse dieser verschiedenen Völker anzugeben. Das Agregat dieser Reiche hat nach außen das Interesse gegen die Türken gehabt. – Oestreich bildete immer einen politischen Zwischenpunkt. – Nachdem Russland die Türken fast schon ganz überwunden hatte, so wandte Oestreich alles auf, dieselben in Europa nieder zu erhalten. Das andre Interesse welchem alle Staaten beytreten ist: die getrennten Reiche in ihrer Integritaet zu erhalten. Der politische Zustand giebt außerdem noch ein mannigfaltiges Schauspiel. – Particulaire Zwecke wurden auch oft bestritten, die Erörterung derselben gehört aber der speciellen Geschichte an. Das allgemeine Interesse ist wie gesagt, die Erhaltung der particulairen Staaten, welche das Gleichgewicht der Europeischen Staaten genannt wurde. Gegen dieses Interesse steht nun die Vorstellung, der Trieb oder Furcht | einer general Monarchie. – Wir sehen Karl 5 eine ungeheure Macht besitzen es ist aber nur
1 Es giebt … England.] Er: Im englischen Staatsrecht ist kein allgemeiner Gedanke. England ist da10 Nationalitaet] Er: Particularität Volker] Er: Völker gegen ihre Rohheit 10–11 an der ihrigen] Er: an eine allgemeine Handlungsweise 11–15 und haben … machen.] Er: England hat damit den unternehmenden Geist der Schiffarth – Missioniren – Trieb allenthalben Verbindung an zu knüpfen. Tausch – Respect des Eigenthums zu stiften, und so Civilisation zu verbreiten ist ihre 18–19 Oestreich bildete … Zwischenpunkt.] Er: Vorhut Europas ist Oestereich 35 Bestimmung. gewesen, und diese Bestimmung ist sehr wichtig. 21 getrennten Reiche] Er: zerstreuten Staaten 23 Particulaire Zwecke] Er: particulare Zwecke Hauptsache der Intriguen 25 allgemeine] Er: Gemeinsame 27–28 general Monarchie] Er: Universalmonarchie 28 eine ungeheure Macht] Er: mehr durch glücklichen Zufall solche Macht
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6 particulairen] particuliseren
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eine oberflächliche Vereinigung. Eine bedeutendere Wichtigkeit hat Frankreich unter Ludvik 14 gehabt. Die Pretension auf die Bildung des Volkes und eine wohlgeordnete StaatsOrdnung gab dem Fürsten alle Mittel in die Hände. Damit gehen wir aber zur 2ten Periode uber: z u m P r i n c i p d e r H e r s c h a f t d e s G e d a n k e n s . Das erste was hier zu erwahnen ist, betrifft die Ausbildung der Protestantischen Kirche innerhalb ihrer selbst. Nicht aber nur die Lutherische auch die Katholische Kirche hat einen großen Schrit zur Ausbildung durch die Reformation gemacht. Das Greuelvolle derselben ist gemildert worden. Die Protestantische Kirche hat sich ausgebildet, und außerhalb der Kirche ist die Ausbildung des nemlichen Princips vor sich gegangen. Indem die Geschichte des Geistes, wodurch der Geist absoluten Werth bekommt in das Gemüth bey den Protestanten gelegt ist, so sind die innerlichen Stufen des Ganges von großer Wichtigkeit. Wir sehen die Angst der Seele von Gott zur Gnade zugelassen zu werden. Weil das Gemüth sich die Befriedigung suchen mußte, so fallen die kleinsten Grübeleyen in die Seele – die mannigfaltigen Thätigkeiten des Individuums das sich an dem allgemeinen noch nicht reinigt. Das andre ist der Glaube. Er hat den innerlichen Speculativen Inhalt der Katholischen Kirche – damit wird aber auch die Eußerlichkeit verbunden. Indem sich der Glaube aber auf die Eußerlichkeit richtet so hat er nicht das Zeugniß des Geistes. So ist der Inhalt in eine stroherne Dogmatik ausgeartet. Das ist die Seite der Geisteslosigkeit die in den Protestantismus gekommen ist. Außerhalb der Kirche hat sich im weltlichen Bewußtseyn die Bildung volbracht. Das Bewußtseyn des Menschen sich mit sich versöhnen zu müssen, der Glaube daß das Wahre present ist hat
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1 oberflächliche Vereinigung] Er: ganz äußerliche Verbindung die auseinander fällt Frankreich] Er: die Furcht vor einer Universalmonarchie 2–3 Die Pretension … Hände.] Er: Die Prätension dessen war nicht wie die Carls V auf äußerliche Macht gegründet, sondern auf die Bildung seines Reichs. 6 ihrer selbst] Er: ihrer Trennung von der katholischen Kirche 8 Das Greuelvolle … worden.] Er: Mehr äußerlich gesetz|mäßige Regelmäßigkeit. 9 ausgebildet] Er: ausgebildet innerhalb ihrer selbst 10 Indem] Er: Hier sind 2 Seiten zu betrachten. Indem 11 absoluten Werth bekommt] Er: sich zur Wahrheit erhebt Gemüth] Er: Subject 12–13 sind die … großer] Er: ist diese Innerlichkeit von vorzüglicher 13–14 Wir sehen … werden.] Er: Quaal der Seelen, weil die Gewißheit das Individuum selbst in sich zu suchen hat, der Priester sie ihm nicht geben kann 16–17 der Glaube] Er: die Ausbildung in Ansehung des Glaubens 17 den innerlichen … Kirche] Er: denselben speculativen Inhalt den die Katholiken mit Abschneidung des Äußerlichen 18 damit wird … verbunden] Er: Doch ist damit verknüpft Aeußerlich gegebnes, unmittelbares, Wunder pp da wird nun der Glauben in dem prosaischen Sinn des für wahr haltens von etwas genommen. 19 Zeugniß des Geistes] Er: Zeugniß des Geistes für sich sondern ist die äußere juridische Beglaubigung 22 die Bildung] Er: diese Weiterbildung Das Bewußtseyn] Er: Das Princip, das Bewußtseyn 23 versöhnen zu müssen] Er: versöhnt zu wissen 23–1143,1 der Glaube … entwickelt] Er: Glauben des Menschen an seinen Geist, an das p r ä s e n t e Ewige 19–20 So ist … Dogmatik] So ist eine stroherne Dogmatik in den Inhalt
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sich entwickelt. Der Mensch hat auf seine Hände zu sehen angefangen, und war überzeugt daß das wahre present seyn müße in den Gesetzen – nicht in den Begierden, Einfellen sondern | im Denken, im Allgemeinen. Das Zutrauen zur Natur kam zum Vorschein, nicht als ob sie unthätig ware, aber als Bewußtseyn daß auch in der Natur Vernunft enthalten ist. Damit ist ein eignes Leben in den Wissenschaften aufgekommen, nemlich der Zweck das Allgemeine in seinen concreten Bestimmungen kennen zu lernen. Das ist die neue Bildung, Entwicklung, welche einerseits als cultiviren der ErfahrungsWissenschaften erscheint, und hier haben sich die Wissenschaften von der Kirche getrennt. Das was dem Menschen wichtig seyn sollte mußte er erfahren. Das 2t e ist aber daß die Erfahrung nicht als etwas Eußerliches betrachtet, sondern darin das Allgemeine erkannt werde. – So ist auch der Subjective Geist untersucht worden, seine Natur, Triebe, die wesentliche innere Nothwendigkeit des Menschen, welche von seiner Vernunftigkeit herkommt. Diese ist als die Natur des Menschen, als die Grundlage der positiven Gesetze im Staate anerkannt worden. Der Staat ist die Welt des Bewußtseyns, das was darin ist, was Eigenthum, Recht ist, gehört dem geistigen an, und die Grundlage davon kann nur in der Natur des Geistes liegen. – Hiemit ist die Autoritaet des Staates untersucht worden, nicht mehr für wichtig erkannt was den Menschen früher unmittelbar so gegeben wurde. Gott hat es zwar eingesetzt, wie mehrere behaupten wollten, aber der Geist des Menschen ist es welcher alles volbringt – und deswegen die Producte in seiner Natur hat. – Was ist muß vom Geiste bestetigt werden. Diese Bildung hat ihren Anfang in Frankreich und England gehabt. Der Urheber der neuen Philosophie ist Descartes gewesen. Früher war nur eine Wiedererweckung der griechischen Philosophie vorhanden. – Die Philosophie des Cartesius hatte zur Grundlage
2 wahre] Er: Ewige 2–3 nicht in … Einfellen] Er: nicht in dem Einzelnen, in der Willkühr, nicht in Vorstellungskraft pp 3 Allgemeinen] Er: Allgemeinen. Nicht das Einzelne ist das Wahre, sondern das Einzelne umgekehrt durch das Denken. 4–5 nicht als … ist] Er: nicht nur daß der Mensch von Gott geschaffen sei, dabei aber ein unförmliches, sondern Vertrauen daß in der Natur 30 vernünftige Allgemeinheit sei. Daher Gesetze der Natur und des Geistes zu erkennen gesucht 5 eignes] Er: neues 6 aufgekommen] Er: aufgegangen, was die Griechen nicht gehabt 9–10 Das was … erfahren.] Er: Was wahr ist muß der Mensch vor sich haben, | selber dabei seyn. 11–12 als etwas … werde] Er: als Einzelnes sondern darin sein Wesen gewußt wird 13–14 des Menschen, … herkommt] Er: im Geist deren Quelle ist der Geist der Vernünf15 Grundlage der … worden] Er: Grundlage dessen was 35 tigkeit die aber nur erscheint als Trieb ihnen Recht sei, hienach der Ordnungen des Staats 17 Grundlage davon] Er: Grundlage des Gesetzes 18 Staates] Er: Staats und der Gesetze 18–21 nicht mehr … volbringt] Er: nicht erkannt die bloß göttliche Autorität, sondern die nähere Frage ist: Gott hat das eingesetzt, aber nicht außerhalb des Geistes sondern das von Gott eingesetzte hat der Mensch in der Natur seines Geistes – 22 Was ist … werden.] Er: Diese Unter40 hier müssen Einrichtungen Gesetze ihren Grund haben suchungen machen die Grundlage der modernen Bildung aus. Es ist so. Aber es ist das Allgemeine, das durch Nachdenken gefunden und das ist das Vernünftige.
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den Satz Cogito ergo Sum, nemlich die Identität des Denkens und Seyns. Das formelle Denken spricht das unmittelbare Wissen aus, | und will das Seyn Gottes für eine Offenbarung halten. Es ist aber eine reine absurditaet so einen Satz zum Vorschein kommen zu lassen – auch in diesem Wissen ist das Princip enthalten. Ein andres ist ob es ausgebildet seyn soll oder nicht. – Dieses Princip ist von Frankreich auf eine formelle Weise ausgegangen. Die Bildung der Zeit Ludvik des 14 war nur formal – das Betragen des Individuums hat nur eine allgemeine Weise erhalten, zb. daß das Eigenthum geschutzt werde. Es ist wohl eine Weise der Bildung, aber wie gesagt eine ganz formelle – in der Form der Erscheinung. – Auch die Klassische Kunst ist so in Frankreich aufgegangen – wahrhafter Inhalt aber war noch nicht in der Form der Allgemeinheit enthalten, Gesetze und StaatsVerfaßung sehen wir noch nicht zum Vorschein kommen. Im Gegentheile Bigotterie und schlechte Herschsucht machten oft den Inhalt aus. – Der Mensch aber sollte in sich den wahrhaften Inhalt finden – und dieser muß auf eine abstracte Weise zum Bewußtseyn gebracht sein was man Auf klehrung nennt. Der Grundsatz wurde aufgestelt daß außer der Vernunft keine Autoritaet für den Menschen gelten solle. „We r G o t t k e n n t , G o t t f ü r c h t e t , u n d r e c h t t h u t d e r i s t d e m S c h o p f e r a n g e n e h m“, sagt die Bibel. Die Furcht ist die Furcht des Natürlichen vor dem absolut Geistigen. Diese Seite muß im Menschen durchgezittert werden. Durch diese Furcht, durch dieses Negative seines eignen Wesens, kommt die Befriedigung des Geistes zum Vorschein. Das 2te was die Bibel angiebt ist das R e c h t t h u n . Recht ist die Vernunft, der Geist und das ist das Gottliche selbst. Diese Auf klehrung ist nach Deutschland gedrungen. In Deutschland sind diese Grundsätze weit schärfer 1 nemlich die … Seyns] Er: Mit dem Denken ist ungetrennt das Seyn verbunden. 1–3 Das formelle … halten.] Er: (Das unmittelbare Wissen enthält dasselbe das Seyn Gottes sei seine Offenbarung und mit dem Denken sei auch sein Seyn verbunden). 6–8 Die Bildung … werde.] Er: Die Wissenschaften sind zu Ludwig XIV Zeit Staatssache gewesen aber vorzüglich formell, daß die Betrachtungen allgemeine Bestimmungen haben. 10 Auch die … aufgegangen] Er: Gegenseitiges Achten der Äußerung des Andren. Es ist dies wahrhafte Bildung aber nur auf die Form des Erscheinens beschränkt. Der G e s c h m a c k ist aufgekommen: Allgemeine Bestimmungen in Ansehung der Empfindungen, Leidenschaften. (Bei uns ist mehr die Particular–Originalität.) 11 wahrhafter Inhalt … enthalten] Er: Aber vernünftiger Wille ist noch nicht in | Staat, Religion gewesen. 13 schlechte Herschsucht] Er: schlechte Leidenschaften, gemeine Herrschsucht 15–16 was man Auf klehrung nennt] Er: das ist zuerst geschehn in der verrufnen Auf k lär ung 16–17 Der Grundsatz … solle.] Er: Was wahr ist muß der Mensch in seiner Vernunft finden. 18–19 Die Furcht … Geistigen.] Er: Furcht. Bewußtseyn daß etwas von meiner Existenz […] negirt wird 22–23 Recht ist … selbst.] Er: (Recht – Freiheit Vernünftigkeit, das Göttliche selbst) 24–1145,1 weit schärfer … worden] Er: weiter ausgedehnt und nicht so der Religion entgegengesetzt 11 der1] die
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und fester auseinandergesetzt und entwickelt worden. Die deutsche Redlichkeit hat sich torquirt die Dogmatik bestehen zu | lassen. Bis jetzt noch läßt man die Bibel als Grundlage gelten, obgleich man anderseits, den tödtenden Buchstaben für todt ansieht. – In der deutschen Auf klährung ist nichts enthalten was nicht in Voltaires, Rousseau’s Confessions und Emil nicht ausgesprochen ware. Die Auf klehrung aber hat die Einseitigkeit daß sie zum objectiven Inhalte der Vernunft nicht gegangen ist. – Diese ist zwar in dem dogmatischen Inhalte enthalten, es kommt aber darauf an: diese Schahle von dem vernunftigen Inhalte zu trennen. Damit hat die Auf klehrung sich nur eine Lehre geben konnen, sie ist auf das Subjective Meinen, Glauben beschrenkt worden. – Das Allgemeine des Gedankens wurde noch nicht an die Spitze der Herschaft gesetzt. Friedrich 2 war es welcher dieses Allgemeine auf dem Trohne behauptet hatte. Er war ein philosophischer Konig – das Beste des Staates hat er geltend gemacht. Die verschiedenen Privilegien der besondern Zünfte, Stande hat er nicht mehr geachtet, und was früher die Form des PrivatRechts besaß, ist nun in das StaatsRecht übergegangen. Indem Friedrich 2 Schlesien an Preußen anschloß, hat er der Bestimmung, daß nur das dem Geiste gelten solle was dieser anerkennt, Wirklichkeit und Bestehen gegeben. Durch die Energie seines Karakters hat er alles erreicht – und diese hat er den Franzosen zu verdanken. Der amerikanische Krieg kann hier auch als Behauptung der Freiheit angeführt werden. Catarina die Große, Kaiserin von Russland, hat das Allgemeine auch in ihren Staaten einzuführen gesucht – Nachdem die Principien der allgemeinen Grundsätze bey den Volkern Wurzeln geschlagen hatten, so mußten Revolutionen entstehen. Gegen die Verkehrungen der Geistlichen und des Adels hat sich das Recht,
6–7 objectiven Inhalte der Vernunft] Er: vernünftigen Inhalt des Denkens 10–11 Das Allgemeine … gesetzt.] Er: Es ist damit das Allgemeine überhaupt, Grundsätze, der Gedanke auf den Stuhl der Herrschaft gesetzt 11–13 Friedrich 2 war … gemacht.] Er: wer es förmlicher zur Herrschaft gebracht hat, ist Friedrich II der deswegen der philosophische König genannt ist. Er ist der erste der das Allgemeine geltend machte gegen die 15–16 StaatsRecht übergegangen] Er: Staatsmacht ward, Fürstliche Diener itzt 30 Besonderheit. Staatsdiener pp[.] Das Recht an und für sich ist erhoben zu dem was gelten soll. 16–18 Indem Friedrich 2 … gegeben.] Er: Friedrich hat dem Princip des Protestantismus daß nur der Geist Gültigkeit habe eine bleibende Existenz gegeben, eine mächtige Wirklichkeit und das ist die große Bestimmung | dieses Königreichs. Friedrich ist das Beste seines Staats Princip gewesen, und Princip 20 kann hier … werden] Er: ist auch aus dem Principe der Freiheit 35 für das was gilt. ausgegangen 20–22 Catarina die Große, … gesucht] Er: Catharina II – Joseph II haben auch diese Grundsätze zu realisiren gesucht. 22–1146,2 Nachdem die … gelegt:] Er: Dies Princip der allgemeinen Grundsätze ist was sich geltend gemacht hat und es ist in Frankreich die Quelle geworden der französischen Revolution. Vorher allgemeine Verknöcherung der Privilegien, das legalisirte 40 Unrecht und gegen dieses hat sich das allgemeine Bewußtseyn gesetzt. – Das Einzelne der Revolution geht uns nichts an – Sie hat es zum Grundsatz gemacht
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der legitimirte Grundsatz der Freiheit gewendet. – Die Revolutionen haben den Gedanken | zur Grundlage gelegt: daß der Staat die Bestimmung des Rechts in sich haben soll. Dieses war noch nie vorhanden solange die Sonne die Erde, und das Licht die Vernunft erleuchtete. Der Grundsatz der Französischen Revolution war die Freiheit. Es ist aber festzusetzen ob solche in abstracto oder in concreto festgehalten wird. In dem ersten Falle entsteht der Phanatismus, die Grundsätze werden polemisch vernichtend gegen alles. Die constitutionelle Monarchie ist die vernunftige Freiheit. Abstracte Grundsätze zerstören diese welchen man mit Unrecht den Nahmen Liberalismus beylegt. – Weil die Abstraction aber die Einseitigkeit in sich hat, und der concrete Geist die Wirklichkeit erhält, so hat er auch in Europa die Oberhand gewonnen. Der Liberalismus hat überall bankrott gemacht. Napoleon hat zwar wieder den Zusammenhalt etablirt, er hat den Ländern liberale Verfaßungen gegeben, aber diese sind nur improvisorische Schöpfungen gewesen – und sind deswegen gescheitert. In Italien, Spanien konnten sie sich nicht erhalten weil sie gegen den Phanatismus a priori gegeben wurden, in Deutschland sind sie gefallen weil dieses Reich ihrer nicht bedurfte, mit sich selbst zu thun hatte. – Wir wissen daß eben so wenig die Revolutionen in Spanien, Portugal, Pisa ausdauern konnten. Eben so wenig haben die zwecklosen Siege Napoleons große Wirkungen gehabt. Es macht ihm aber die größte Ehre daß er so lange seine Feinde gereitzt hat, bis sie ihm würdig wurden – und da sie ein höheres Interesse zu volbringen hatten so mußte er nothwendiger Weise unterliegen – Das Bewußtseyn unsrer Tage besteht nicht mehr in einer bloßen Andacht – die Religion hat den Menschen zu befreyen und sich | Wirklichkeit zu geben. Diese besteht in der Sittlichkeit in dem Leben des Staates. Die Philosophie der Geschichte kann deswegen Rechtfertigung Gottes genannt werden – der Geist sucht sich in dem ganzen Verlaufe der Geschichte, er kommt endlich zu sich
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3–4 Dieses war … erleuchtete.] Er: es ist nicht sich zu wundern über die Begeistrung die das hervorgebracht hat 4–5 Der Grundsatz … Freiheit.] Er: Die Grundsätze der französischen Revolution sind die Grundsätze der Freiheit der Vernunft 7 polemisch vernichtend gegen alles] Er: Pole- 30 mik gegen die Freiheit selbst 8 vernunftige Freiheit] Er: Verfassung der entwickelten Freiheit 8–9 Abstracte Grundsätze … beylegt.] Er: Jene Grundsätze in ihrer Abstraction ist was man Unrecht liberale Grundsätze nennt. 10–11 der concrete … erhält] Er: das concrete natürliche die Obergewalt behält, schon weil es concret ist 12–13 den Zusammenhalt etablirt] Er: die Regierung herstellte 14 improvisorische Schöpfungen] Er: oberflächlich sind deswegen] Er: 35 aus doppeltem Grunde 15–16 gegen den … wurden] Er: dem versunknen Geist zuwider waren, nur apriori gewesen 16–17 weil dieses … hatte] Er: weil es dieselben nicht nöthig hatte, der protestantische Staat hat Freiheit der Religion und des Staates 2 gelegt:] gelegt,: dergut Ga
14 sind] haben
20 ihm] ihn
23–1147,11 Das Bewußtseyn … 18 2 7. Son40
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selbst – er weiß sich, und giebt Wirklichkeit diesem hohen Bewußtseyn. Wie hoch dieses Selbstbewußtseyn zu schetzen ist, kann aus der großen Mühe des Geistes, welche er sich um sich zu wissen und zu finden gegeben hat, leicht eingesehen werden. – Zeit muß der WeltGeist besitzen um sich durchzuarbeiten, und ganze Völker dispensieren, hingeben, um die Wahrheit und seine Bestimmung, und sich selbst haben zu konnen. Der Geist ist nur das wozu er sich macht – Als an sich seyender Geist ist er nur unmittelbar. Den Keim seines Fortschreitens hat er aber in sich – diesen zu entwickeln ist seine Bestimmung, und den nothwendigen Stufengang derselben haben wir im allgemeinen in dem Verlaufe dieser Vorlesungen zu zeigen gesucht. – d e n 3 0 M ä r z . 18 2 7. –
5 dispensieren] deponsiren
zeichen, siglen
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ZEICHEN, SIGLEN
Bembo-Schrift S p e r rd r u c k Kursivdruck 00Hu bzw. Er bzw. Ga 00Hu bzw. Er bzw. Ga
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Grundstufe des Textes Hervorhebung im Original Herausgeberrede am Rande des Textes: Seitenzahlen der Nachschrift Hube bzw. Erdmann bzw Garczynski 1. am Rande des Textes: Seitenzahlen der im Variantenapparat herangezogenen Nachschriften (ohne Seitentrennstrich) 2. am Rande des Variantenapparats: Seitenzahlen der im Variantenapparat herangezogenen Nachschriften (ohne oder gegebenenfalls mit Seitentrennstrich) neue Seite im Original 1. im Variantenapparat: neuer Absatz 2. im Textkritischen Apparat: Zeilenumbruch Hinzufügung der Herausgeberr Abgrenzung des Lemmas tiefgestellte Ziffern im Apparat geben bei öfterem Vorkommen des gleichen Wortes in einer Zeile die Reihenfolge an recto;Vorderseite eines Blattes verso; Rückseite eines Blattes
Im Variantenapparat und im Textkritischen Apparat sowie bei den Seitenangaben werden folgende Siglen verwandt: Er bzw. Er Ga bzw. Ga Hu bzw. Hu Wa bzw.Wa
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Wegen der Vielzahl der hier als Leittext verwendeten Nachschriften und der unterschiedlichen Schreibgewohnheiten wurde hier auf die Kursivierung ergänzter Buchstaben verzichtet.