Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte: Berlin 1822/23. Nachschriften von Karl Gustav Julius von Griesheim, Heinrich Hotho und Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler 9783787338818, 9783787310043

Die neue Edition der Vorlesungen über die 'Philosophie der Weltgeschichte' stellt den Versuch dar, eine einzig

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German Pages 626 [636] Year 1996

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Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte: Berlin 1822/23. Nachschriften von Karl Gustav Julius von Griesheim, Heinrich Hotho und Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler
 9783787338818, 9783787310043

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GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL

VORLESUNGEN Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte Band 12

FELIXMEINER VERLAG HAMBURG

GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL

Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte Berlin 1822/1823 Nachschriften von Karl Gustav Julius von Griesheim, Heinrich Gustav Hotho und Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler Herausgegeben von KARL HEINZ ILTING, KARL BREHMER und HOO NAM SEELMANN

FELIXMEINER VERLAG HAMBURG

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen ­ usgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche A ­Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abruf bar. ISBN 978-3-7873-1004-3 ISBN eBook: 978-3-7873-3881-8

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1996. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de

INHALT

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII .

Philosophie der Weltgeschichte nach der Vorlesung im Wintersemester 1822/23 in Berlin

Der Begriff der Weltgeschichte . . . . Die Behandlungsarten der Geschichte Die ursprüngliche Geschichte . . . . . Die reflektierte Geschichte . . . . . . Die philosophische Weltgeschichte . Die Idee der menschlichen Freiheit. . Die Natur des Staates. . . . . . . . . . . . Die Einteilung der Weltgeschichte . . . .

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Der Gang der Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . Die orientalische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . China Indien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Persien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die griechische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Perioden der griechischen Geschichte . . . . . Die Ursprünge des griechischen Volksgeistes . Die Reife des griechischen Geistes . . . . . . . . . Verfall und Untergang . . . . . . . . . . . . . . . . . Die römische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Perioden der römischen Geschichte . . . . . Die Ausbildung der römischen Macht .

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. . . . . . . . . 121 . . . . . . . . . 121 121 . . . . . . . . . 164 . . . . . . . . . 233 . . . . . . . . . 268 . . . . . . . . . 314 . . . . . . . . . 316 . . . . . . . . . 318 . . . . . . . . . 363 . . . . . . . . . 376 . . . . . . . . . 393 . . . . . . . . . 406 . . 407 .

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Inhalt

Die Weltherrschaft Roms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Untergang Roms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Germanische Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Perioden der Geschichte der germanischen Welt . Die Vorbereitung des frühen Mittelalters . . . . . . . . Das Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Geschichte der Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Anhang Zeichen, Siglen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Nachschriften zur Philosophie der Weltgeschichte . . . . b) Zitierte Editionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Edition 1 . Die Quellen (Nachschriften) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Philosophie der allgemeinen Weltgeschichte, vorge­ tragen von Hegel im Winterhalbjahr 1822/23, nach­ geschrieben von Gustav von Griesheim (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Philosophie der Weltgeschichte, nach dem Vortrag des Herrn Professor Hegel im Winter 1822/23, Ber­ lin, Heinrich Gustav Hotho (Bibliothek Sorbonne, Paris, Nachlaß Victor Cousin) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die philosophische Weltgeschichte von H. von Kehler (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz) . . 2. Die früheren Editionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Editionsprinzipien der vorliegenden Vorlesung . . . . . . a) Methode der Textherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Probleme der Textherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Begründung der Textherstellung . . . . . . . . . . . . . . . 4. Allgemeine Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VORBEMERKUNG

Die Vorlesung über die Philosophie der Weltgeschichte im Wintersemester 1822/23 in Berlin ist Hegels erste selbständige Vorlesung über diesen Ge­ genstand. Bis dahin hatte die Weltgeschichte ihren systematischen Ort am Ende der Rechtsphilosophie, nach dem Kapitel Das äußere Staatsrecht, wo es um das Verhältnis von Staaten zueinander geht. Hegels Vorlesung über die Philosophie der Weltgeschichte liegt bisher in verschiedenen Editionen vor. 1837 veröffentlichte Eduard Gans im Rah­ men der Gesamtausgabe durch einen Verein von Freunden des Ver­ ewigten zum ersten Mal die Vorlesung, wobei er sich im Wesentlichen an der Konzeption Hegels aus den späteren Vorlesungen orientierte. Drei Jahre später, nämlich 1840, erfolgte innerhalb derselben Edition eine zweite Ausgabe durch Kar/ Hege!, der den Stoff neu zu gewichten und die Konzeption Hegels aus früheren Vorlesungen mehr zur Geltung zu brin­ gen suchte. Georg Lasson veröffentlichte 1917 den bisher umfongreichsten Text, dem sich die Edition Johannes Hoffmeisters von 1955 mit einigen Änderungen anschließt. Das Gemeinsame aller dieser Editionen ist das Prinzip, aus allen veifügbaren Manuskripten einen Vorlesungstext zu ma­ chen. Daß hierbei vor allem zwei Dinge gar nicht in den Blick rücken konnten, ist allzu deutlich, nämlich worin die Konzeptionen der jeweils einzelnen Vorlesungen bestanden und welche Veränderungen Hege/ von der einen zur anderen vorgenommen hat. Daß Hege/ nicht immer von der­ selben Konzeption ausging, sondern versuchte, diese jeweils neu zu gestal­ ten und zu gewichten, hat Kar/ Hege/ schon .früh erkannt, wenn er in dem Vorwort zu seiner Ausgabe schreibt: Da aber vielmehr eine jede Vorle­

sung bei ihm eine neue That des Gedankens war, so giebt auch jede nur den Ausdruck derjenigen philosophischen Kraft, welche den Geist zur Zeit belebte.! Wie wichtig eine authentische Textgrundlage für die Interpretation phi­ losophischer Konzeptionen ist, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten erI Vgl. Karl Hegel in seinem Vorwort zur zweiten Ausgabe, zitiert nach der Ju­ biläumsausgabe in zwanzig Bänden, Stuttgart 1 96 1 . Bd 1 1, 18.

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Vorbemerkung

kannt; mit der Entwicklung neuer Editionsprinzipien hat man dem Rech­ nung getragen. Eine solide Textgrundlage ist vor allem wichtig für solche Vorlesungen Hegels, welche nur als Nachschriften oder Mitschriflen, evtl. mit wenigen handschriftlichen Fragmenten Hegels, vorhanden sind. Wie fruchtbar im Vergleich zu früheren Editionsprinzipien der Versuch sein kann, einzelne Vorlesungen zu rekonstruieren, hat bereits die Edition der Rechtsphilosophie und der Religionsphilosophie durch Karl-Heinz Ilting gezeigt. Mit dem Erscheinen der vorliegenden Vorlesung über die Philosophie der Weltgeschichte aus dem Wintersemester 1822/23 soll eine neue Text­ grundlage geboten werden. Die Vorlesung wurde aus drei Vorlesungsnach­ schriften desselben Semesters rekonstruiert, wobei darauf zu achten war, so­ wohl die Sto.Jfülle als auch die systematische Darstellung gleichermaßen voll zu berücksichtigen2. Erst in dieser Rekonstruktion der ersten Vorle­ sung wird deutlich, wie Hege/ seiner Vorlesung eine durchdachte systemati­ sche Kontur zu geben bemüht war. Ein Beispiel sei genannt: Die Behand­ lung der Geographie ist in der ersten Vorlesung systematisch fest im Staat verankert als dessen dritte Seite3. Diese systematische Stellung ging jedoch in den bisherigen Editionen gänzlich verloren: Eduard Gans und Kar/ Hege/ haben die Geographie zwischen die Einleitung und die Einteilung plaziert, ohne einen systematischen Grund dafür anzugeben; auch Georg Lasson und Johannes Hoffmeister beließen diese Stellung der Geographie und haben sie sogar als Anhang bezeichnet, wodurch die systematische Be­ deutung endgültig verwischt worden ist. Hegels Idee war, daß der Staat als eigentlicher Träger der Geschichte nicht nur eine geistig-kulturelle Seite hat, sondern auch eine natürliche, die ihrerseits die Form des Staates mit­ bestimmen kann. So soll der Staat als eine Einheit des Geistes und der Natur begriffen werden. Erst wenn die systematische Konzeption der ersten Vorlesung klar her­ ausgearbeitet ist, kann im weiteren Verlauf die jeweilige Veränderung der 2 J

Vgl. Editionsbericht. Regel unterscheidet drei Seiten des Staates: 1 . Der an und für sich seiende Inhalt des Staates: Kunst, Religion und Wis­ senschaft. 2. Die Äußerlichkeit für sich oder der endliche Inhalt: Die Bedüifnisse, Sit­ ten und Kultus. 3. Die unmittelbare Naturbestimmtheit: Geographie.

Vorbemerkung

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Konzeption durch Hege/ untersucht und so die Entwicklungsgeschichte sei­ ner Geschichtsphilosophie verfolgt werden. Es erscheint geradezu paradox, daß gerade in den Editionen von Vorlesungen zur Gesc h i c h t s philosophie die entwicklungsgeschichtliche Seite im Denken eines Philosophen bisher so sehr vernachlässigt werden konnte. Hege/ hat seine Darlegungen zur Geschichtsphilosophie in eine sehr ausführliche Einleitung und einen Hauptteil unterteilt. In der Einleitung entwickelt er die verschiedenen Begriffe und Kategorien für die Betrachtung des Gegenstandes der Weltgeschichte, die er in der historischen Darstellung des Hauptteils als Grundlage des konkreten Geschiehtsahlaufs aufzuzeigen versucht. Die Einleitung liefert also das methodische Rüstzeug, die theore­ tische Grundlage, wohingegen der Hauptteil die empirische Probe aufs Ex­ empel abgeben soll. Dieser Aufbau ermöglicht Hege/ die Verfolgung zweier Ziele. Er kann einmal solche Positionen in der Geschichte der Geschichtsphilosophie, die sich einseitig auf Theorie oder Empirie stützen, korrigieren und zugleich methodisch das Verhältnis von Theorie und Empirie prinzipiell reflektie­ ren. Die Auseinandersetzung mit anderen geschichtsphilosophischen Positio­ nen, das erwähnte erste Ziel, bietet Hege/ die Möglichkeit, seine eigene Konzeption als Synthese der divergierenden Richtungen innerhalb der Ge­ schichte der Geschichtsphilosophie herauszustellen. Genau besehen ist diese Synthese sogar eine doppelte. Er vermittelt einmal den stark systematisie­ renden Ansatz, im Sinne Lessings, Kants, Fichtes, aber auch des frühen Schelling, mit einer eher empirischen Vorgehensweise von der Art Montes­ quieus und Herders. Zugleich verknüpft er aber auch die unterschiedlichen praktischen Zielsetzungen solcher Positionen: Die politischen Interessen, vertreten durch Montesquieu, Kant und Fichte, verbindet er mit Herders kulturgeschichtlichen Intentionen. Was das zweite Ziel betrifft, die Reflexion über das Verhältnis von Theorie und Empirie, so hat Hege/ wohl als erster die Problematik dieses Verhältnisses in ihrer ganzen Tragweite aufgegriffen. Er läßt sich von der Prämisse leiten, daß jede Deutung, also auch die Deutung historischer Zu­ sammenhänge, eine Theorie voraussetzt, selbst wenn diese nicht explizit als solche dargelegt wird. Zugleich sieht er, daß andererseits Theorie nicht als ein abstrakt gesponnenes Netz den historischen Fakten übergeworfen wer­ den darf, sondern, soll sie nicht willkürlich sein, aus diesen Fakten gewon-

X

Vorbemerkung

nen werden muß. Damit setzen Theorie und Verständnis historischer Fak­ ten einander gegenseitig voraus. Welchen Ausweg zeigt Hege/ aus diesem Dilemma? Er deutet die geschichtlichen Fakten als Objektivationen des Geistes in Wechselwirkung mit der Natur. Da die Freiheit bei Hege/ das Wesen des Geistes ausmacht, dient sie notwendig als Leiifaden zur Be­ urteilung der geschichtlichen Entwicklung. Genauer: Die Weltgeschichte wird als Entwicklung sowohl des Freiheitsbewußtseins als auch der Ver­ wirklichung der Freiheit interpretiert. Diese Ausgabe der ersten Vorlesung über die Philosophie der Weltge­ schichte enthält einen umfangreichen Anmerkungsteil zu den Kapiteln über China, Indien und Persien. Regel hat, um dem aufkommenden gro­ ßen Interesse an Asien Rechnung zu tragen, annähernd die gesamte da­ mals verfügbare Literatur zu diesen Ländern verwertet. Aujgrund der Sichtung dieser Quelle war es möglich, Unklarheiten auszuräumen, aber auch Fehler im Text zu korrigieren. Die Arbeit an dieser nun vorliegenden Edition stand bis zu seinem frü­ hen Tod unter der Betreuung von Karl-Heinz Ilting. An der Transkrip­ tion haben Frau Güth und Frau Andreis mitgewirkt; die Druckvorlage wurde von Frau Schon mit großer Sorgfalt erstellt. Der Teil der Anmer­ kungen über China wurde von Gerhard Alt veifäßt. Zu besonderem Dank verpflichtet sind wir Avvocato Gerardo Marotta, dem Schüler Benedetto Croces und Begründer des Istituto Italiano per gli Studi Filosofici, der durch seine großzügige Unterstützung das Erscheinen dieser Vorlesung überhaupt erst ermöglicht hat.

PHILOSOPHIE DER ALLGEMEINEN WELTGESCHICHTE

vorgetragen von Hege! im Winterhalbjahr 1822/23

nachgeschrieben von Kar/ Gustav julius v. Griesheim

PHILOSOPHIE DER WELTGESCHICHTE

nach dem Vortrag des Herrn Professor Hege! im Winter 1822/23, Berlin

Heinrich Gustav Hotho

DIE PHILOSOPHISCHE WELTGESCHICHTE

von Friedrich Carl Hermann Victor v. Kehler

DER BEGRI FF DER WELTGESCHICHTE

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Der Gegenstand unserer Vorlesung ist die allgemeine Weltge­ schichte, nicht Reflexionen über sie, sondern sie selbst, - ihr Entste­ hen, ihr Fortgang, nicht Betrachtungen, in denen wir sie als Beispiel anführen. Wir wollen eine Vorstellung von dem vorausschicken, was phi­ losophische Weltgeschichte ist, und zu diesem Behuf die anderen gewöhnlichen Behandlungsarten der Geschichte durchgehen. Diese Übersicht [ist) nur kurz. Dieser Behandlung sind drei Arten : erstens die ursprüngliche Geschichte (bei "Geschichte" liegt im Deutschen die Zweideutigkeit von r e s g e s tae und von Erzählung derselben [vor)), zweitens die reflektierende Geschichte und drittens die philo­ sophische. Die Behandlungsarten der Geschichte Die ursprüngliche Geschichte

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Zur ersteren, ursprünglichen Geschichte gehören die Beschreiber wie Herodot und Thukydides, die nur die Begebenheiten, die sie erlebten, niederschrieben, die Taten beschrieben, welche sie selbst vor sich hatten, Beschreiber also, die dem Geist der Zeit angehörten, darin lebten und diese Zeit beschrieben. Sie leisteten dadurch dies, daß sie das Geschehene versetzten in das Reich der geistigen

nen

3 Reflexionen Ho; Gr: allgemeine Reflexionen Ke: einzelne Reflexio-

4 in denen] wo 6 Wir wollen Ho; Gr: Die Einleitung soll 6 von . . . vorausschicken Gr; Ho : unserer Wissendheit 7-8 die . . . Behandlungsarten Ho; Gr: andere Weisen des Vortrags 12 die reflektierende Geschichte Ho; Gr: Reflexionen über die Ge­ schichte 20 lebten Ho; Ke; Gr: webten

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Der Begriff der Weltgeschichte

Vorstellung, und das, was erst ein Vorhandenes, ein Seiendes, Vor­ übergehendes war, zu einem geistig Vorgestellten machten. Der Dichter arbeitet seinen Stoff für die mehr sinnliche als [für die] gei­ stige Vorstellung aus. Bei ihm ist das Hauptwerk das seinige, ebenso bei diesen Geschichtsschreibern. Bei solchen ursprünglichen Ge­ schichtsschreibern sind auch die Berichte anderer und die Verfas­ sungen, die schon da sind, ein Ingrediens, aber ein untergeordnetes, niedriges und zerstreutes ; denn das Hauptwerk ist das Werk der Geschichtsschreiber selbst. Sie bringen das Erstere, dies Vorübergegangene, in der Erinnerung Zerstreute, in eine feste, dauernde Vor­ stellung, binden, was flüchtig vorüberrauscht, zusammen und legen es im Tempel der Mnemosyne nieder zur Unsterblichkeit. Von sol­ cher Geschichte sind die Sagen, Volkslieder auszuschließen, denn dies sind noch erst trübe Weisen, das Geschehene zu befestigen. Deswegen sind sie den Vorstellungen der Völker mit trübem Be­ wußtsein eigen, und diese sind von der Weltgeschichte [noch] aus­ geschlossen, solange sie jenes haben. In ihr haben wir es vorzüglich mit Völkern zu tun, welche wußten, was sie waren und wollten, mit in sich und über sich ausgebildeten Völkern. Auch Gedichte gehören hier nicht her, indem sie nicht historische Wahrheit haben. Sie haben nicht die bestimmte Wirklichkeit zum Inhalt. Sie sind nicht für ein Volk, das zu atomer Festigkeit und ausgebildeter Indi­ vidualität gekommen ist. Es gehört hier erst ein Volk her, das ein bestimmtes Bewußtsein, eine Persönlichkeit hat. Die eigentliche Geschichte eines Volkes fängt mit der Ausbildung des Volkes zum Bewußtsein an. Indem nun die ursprünglichen Geschichtsschreiber ihre gegen­ wärtigen Begebenheiten aus dem Boden der Vergänglichkeit weg­ nehmen, in einen besseren Boden, in den der festen Vorstellung bringen, so ist dies ihr eigener Charakter. Der Umfang [einer] sol22 und das] die das 24-25 geistige Gr; Ho : denkende 31 Zerstreute Ho; Ke: Lebende 34-35 denn . . . Geschehene Ho; Gr: Sagen, Volkslieder sind solche Weisen, das, was geschehen ist 42 Sie haben Gr; Ke: Sie stellen . . . dar 46-47 fängt . . . an] fängt an mit

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Die Behandlungsarten der Geschichte

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chen Geschichte kann also nicht groß sein, da ihr Stoff das ist, was der Geschichtsschreiber mehr oder weniger mitgemacht, durchge­ macht oder doch miterlebt hat. Solche Anschauungen, unreflekrierte Züge sind es, die er in der Vorstellung der Nachwelt anschau­ lich darstellt. In [einer] solchen Geschichte ist die Bildung des Ver­ fassers und sein Geist, sowie die Bildung der Taten, die er erzählt, [also die Bildung] seines Geistes und der von ihm beschriebenen Handlungen eines und dasselbe. Er hat daher nicht Reflexionen anzubringen; denn er steht, lebt in der Sache selbst, erhebt sich nicht über sie. Hier ist näher anzuführen, was seine Anwendung auch auf spä­ tere Zeiten hat. Erst in Zeiten, wo in einem Volk die Bildung weit fortgeschritten ist, zeigen sich große Unterschiede der Bildung sowie Unterschiede der Verfassung überhaupt, die hervorgehen aus dem Unterschiede der Stände. Bei der ursprünglichen Geschichte muß daher der Geschichtsschreiber vom Stande derer sein, welche die Begebenheit vollbrachten, deren Taten er beschreiben will. Er muß Feldherr oder Staatsmann sein, wenn er ein ursprünglicher Geschichtsschreiber sein soll. Die Reflexion also ist hier ausge­ schlossen, da der Verfasser mit der Sache eins ist. Der Geist der Sa­ che bringt es in so gebildeter Zeit dann selbst mit sich, daß der Schriftsteller auch ein Gebildeter sei. Der Schriftsteller einer gebil­ deten Zeit muß ein Bewußtsein über seine Grundsätze haben, denn er lebt in einer Zeit, die Bewußtsein von sich hat. Der Geist seiner Zeit hat ein Bewußtsein über sich und seine Zwecke, Beweise seiner Handlungen und Grundsätze. Nötig also ist, daß der Schrifrsteller ein bewußter sei. Eine neue Seite ist dann, daß die Handlungen 52 Stoff Ho; Gr: Gegenstand seiner Schrift 56-57 die . . . Geist Ke; Gr: die Bildung seines Geistes 65-66 die . . . Stände Ke; Gr: die mit denen zusammenfallen, welche in den Ständen lagen Ho : in jedem Stande und Verhältnis 66 Bei] Aber bei 73 Schriftsteller Gr; Ho : Verfasser 75 lebt in einer Zeit] hat eine Zeit 78-81 daß . . . aus Gr; Ke: Reden und Handlungen machen einen we­ sentlichen Teil der Geschichte aus, denn durch die ersten müssen die Men­ schen gebracht werden zu den letzten

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Der Begriff der Weltgeschichte

auch als Reden sich zeigen, indem sie selbst auf die Vorstellung wir­ ken ; und solche Reden sind wie Handlungen und machen dann wesendich einen Teil der Geschichte aus. Hierher gehören vorzüglich Reden von Individuen zu Völkern und umgekehrt. Denn werden solche Reden nicht lebendig, werden sie nicht zur Tat und sind ihr [nicht] gleich zu achten, so sind sie nur leeres, gleichgültiges Ge­ schwätz. Der Geschichtsschreiber hat sie also auch aufzunehmen. Sie enthalten Reflexionen über die Zeit und ihre Zwecke und geben Aufschlüsse über die Grundsätze der Zeiten. Es wird dadurch dem Geschichtsschreiber seine eigene Reflexion erspart. Er lebt in jener Reflexion, welche die Reflexion der Zeit ist. Wenn er auch solche Reden ausgearbeitet [hat] , so sind sie doch die Reden seiner Zeit. Indem er in dem Geist seiner Handlung und der Bildung seiner Zeit steht, ist das, was er vorträgt, das Bewußtsein der Zeit. Der Ge­ schichtsschreiber stellt also durch die Reden die Maximen der Zeit dar. Solche Schriftsteller muß man srudieren. So lesen wir bei Thu­ kydides Reden von Perikles, Reden fremder Völker, in denen die Maximen der Volksgrundsätze und Reflexionen ihrer selbst enthalten sind. Dergleichen darstellend gibt also der Schriftsteller die Reflexion der Zeit selbst, nicht eine eigene Reflexion über die Sa­ che . Auch diese Reden sind daher als etwas vollkommen Ursprüng­ liches zu betrachten. Will man den Geist solcher Völker kennenlernen, in den Völkern selbst leben, so muß man bei diesen Schrift­ stellern verweilen, sich in sie hineinleben und hat dann ein Bild der Zeit aus der ersten Hand. Wer die Geschichte eilig genießen will, kann sich damit begnügen. Solche Schriftsteller sind freilich so häufig nicht, wie man meinen sollte. Herodot, der Urheber der Geschichte, gehört dahin. Thukydides nannten wir. Xenophon als Be­ schreiber des Rückzugs und Caesars Kommentarien gehören hier84 so J daher also 85 also) also dadurch 87 dadurch J sich 90 ausgearbeitet) ausgebildet 92 das . . . Zeit Ho; Ke: Bilder der Zeit 94 bei) im 95-97 in denen . . . enthalten Gr; Ho : worin sie . . . aussprechen 104 damit) daran

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Die Behandlungsarten der Geschichte

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her. Aber auch in unserer Zeit gibt es dergleichen ursprüngliche Geschichtsschreiber, wenngleich unsere neuere Bildung auch das 110 mit sich bringt, die Begebenheiten in der Vorstellung aufzunehmen, in Berichten aufzufassen und zu Geschichten umzuwandeln. Sie können auch den Charakter der Ursprünglichkeit haben. So gibt es besonders viele Memoiren der Franzosen, welche reicher als jede andere Nation hieran sind. Der Boden, auf dem solche Männer arm beiten, [enthält] viel Kleinliches, Intrigen, Leidenschaften, winzige Interessen. Aber auch Ausnahmen hiervon finden statt. Es gibt auch Meister stets, die ein größeres Feld haben, so die geistreichen * Werke des Kardinals de Retz u. a. In Deutschland sind solche Werke von Männern, welche in der Zeit gelebt, allerdings selten. * Eine Ausnahme jedoch machen die Memoiren Friedrichs II. Es [ist] nicht genug, bei den Begebenheiten gewesen zu sein, sondern man muß im Geist der großen politischen Wirksamkeit, der Weltbege­ benheiten selbst gestanden haben. Die reflektierte Geschichte 12s

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Die zweite Art der Geschichtsschreiber sind die reflektierenden, de­ ren Darstellungen über das Gegenwärtige hinausgehen. Es gibt de­ ren mehrere Arten. [ 1 .] Zunächst verlangt man bei ihnen eine Übersicht des ganzen Volkes oder der Weltgeschichte. Es sind also notwendig Kompilationen schon vorhandener Geschichtsschreibung, Berichte anderer ; die Sprache ist nicht die der Anschauung. Sie haben nicht den Cha­ rakter des Dabeigewesenseins . Von dieser Art sind notwendig alle Weltgeschichten. Die nähere Art der Kompilation hängt vom Zweck ab. Hierher gehören Livius, Johannes von Müllers »Schwei1 14-1 1 5 auf . . . arbeiten Ho; Gr: worauf sie gewachsen 1 19 Werke Gr; Ho : Schriften 126 Darstellungen Ho; Ke: Charakter 129 Weltgeschichte Ho, Gr; Ke: We!t 130 schon . . . Geschichtsschreibung Ho; Ke: aus ursprünglichen Schriftstellern 134 gehören] gehört

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Der Begriff der Weltgeschichte

zer Geschichte«. Gut gemacht, sind sie verdienstlich und unent- * behrlich. Sehr schwer ist es hierbei, ein Maß der Behandlung anzu­ geben. Gern machen es die Geschichtsschreiber so, als höre der Leser Zeitgenossen der Begebenheit sprechen. Aber dies verun­ glückt, mißlingt gewöhnlich mehr oder weniger, da das Ganze aus einem Ton sein soll , und der Geist und die Bildung der ver- 1 40 schiedenen Zeiten nicht derselbe ist ; denn man bleibt doch immer ein einziges Individuum, »in dem sich der Geist der Zeit spiegelt« . Der Geist der Zeit, in welcher geschrieben wird, ist ein anderer als der der Zeit, welche beschrieben werden soll. Livius beschreibt seine Schlachten im kleinsten Detail von Umständen, die entweder 145 nicht auf die Zeit passen oder so, wie sie für alle Zeiten passen. Ebenso sind die Reden der alten Könige bei ihm so, wie sie nur zur Zeit der Advokaten in Rom stattfinden konnten, so daß sie mit der Zeit sehr kontrastieren, in der sie sollen gehalten sein, und stehen den kindlichen Zügen jener Zeit entgegen. In einigen Perioden ist ISO die Ausführung [der Reden] groß, in anderen sehr mangelhaft. Die Fabel des Menenius Agrippa ist natürlich, und dagegen stechen die anderen Reden wunderlich ab. Aber der Unterschied eines Kompi­ lators und eines ursprünglichen Geschichtsschreibers fällt recht in die Augen und erhellt am besten aus der Vergleichung des Polybius 155 und des Livius. Ebensolch ein verunglückter Versuch, in der Zeit gelebt zu haben scheinen, in welcher die Begebenheit geschah, ist Johannes von Müllers »Schweizer Geschichte«, die etwas Hölzernes und Pedantisches hat, in gemachter, affektierter Altertümlichkeit, ­ nicht originell wie der ursprüngliche Geschichtsschreiber Tschudi. * Eine Geschichte, die eine weite Zeit, große Perioden umfaßt, muß sich ihrer Natur nach mit abstrakten, allgemeinen Vorstellungen behelfen, z. B. es wurde die Schlacht verloren oder gewonnen, eine Stadt vergeblich belagert usf. Dadurch wird eine solche Geschichte zwar trockener und einförmiger ; aber dies gehört der Sache an. Es 165 136-137 Sehr . . . anzugeben Gr; Ho : Ein Maß der Behandlung läßt sich nicht bestimmen 137-1 38 als . . . sprechen Ho; Gr: den Leser in die Zeit zu versetzen 156 ein . . . Versuch Gr; Ho : eine unglückliche Vorstellung 162 allgemeinen Ho; Ke: einfachen 165 aber . . . an Ho; Ke: aber sie können nicht anders sein

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liegt in der Natur der reflektierenden Geschichte, daß sie ein großes Ganzes von konkreten Einzelheiten auf abstrakte Vorstellungen zu­ rückführt. [2.] Eine zweite Art der reflektierenden Geschichte ist die sogenannte pragmatische Geschichtsschreibung. Wenn wir nämlich mit der Vergangenheit zu tun haben und wir uns mit einer entfernte­ ren, reflektierten Welt beschäftigen, so tut sich das Bedürfnis einer Gegenwart für den Geist auf, die dieser aus seiner eigenen Tätigkeit zum Lohn für seine Bemühung hat, und diese Gegenwart hat man in seinem Verstand. Die Begebenheiten sind verschieden ; aber das Allgemeine und Innere, der Zusammenhang der Begebenheiten, der allgemeine Geist der Verhältnisse ist ein Dauerndes , nimmer Ver­ altendes, stets Gegenwärtiges ; dies hebt die Vergangenheit auf und macht die Begebenheit gegenwärtig. Diese pragmatischen Reflexionen sind das Belebende, die ferne Vergangenheit zur Gegenwart Bringende. Ob sie belebend und interessant sind, das kommt auf den eigenen Geist des Schriftstellers an. Die allgemeinen Verhält­ nisse und die Verkettungen der Umstände werden mehr oder weni­ ger zu den Gegenständen der Beschreibung, werden selbst zur Begebenheit; das Allgemeine, nicht mehr das Besondere erscheint. Wenn wir hingegen endlose individuelle Begebenheiten in allge­ meinen Reflexionen aufstellen wollten, so wäre dies unschmackhaft, unwirksam und unfruchtbar. Werden aber allgemeine Zustände so behandelt, [daß] der ganze Zusammenhang der Begebenheit aufgefaßt wird, so beweist dies den Sinn des Schriftstellers, den Geist eines solchen Geschichtsschreibers. Hier sind besonders die moralischen Reflexionen und Belehrun­ gen zu erwähnen, die aus der Geschichte hervorgehen [und] die 174 man Ho; Gr: der Geist 180-181 die . . . bringende] zur Gegenwart Bringende die ferne Vergan­ genheit 183 die . . . Umstände Ke; Ho : Zustände Gr: die Verkettung der Gegen­ stände 187 aufstellen wollten] wollten . . . aufzustellen 186-187 endlose . . . aufstellen Ho; Gr: individuelle Begebenheiten so allgemein aufgefaßt werden 192-194 Hier . . . hüllt Ke; Gr: Es ist hier besonders die moralische

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Der Begriff der Weltgeschichte

man oft um die Geschichte hüllt. Moralische Reflexionen werden sehr häufig als wesentlicher Zweck angesehen, den das Studium der Geschichte haben soll. Kurz bemerkt erheben Beispiele des Guten freilich stets das Gemüt, besonders der Jugend, und sie werden oft angeführt, weil sie das Gute in konkretere Vorstellungen bringen. Solche Beispiele sind bei dem moralischen Unterricht als konkrete Vorstellungen allgemeiner moralischer Grundsätze anzuwenden. Aber das Feld der Schicksale der Völker, der Umwälzung der Staaten ist ein anderes als das moralische, ein Höheres, Weiteres. Die moralischen Methoden sind sehr einfach ; die einfachen moralischen Methoden dienen zu nichts. Die biblische Geschichte ist für Beleh­ rungen hinreichend, und man braucht dazu keineswegs so großen Feldes. Man verweist hier auf die Erfahrung. Staatsmänner, Regenten und Feldherren werden an die Geschichte gewiesen, doch in solchen Verwicklungen der Weltgeschichte, wie den Weltumstän­ den, findet man oft, daß die einfachen moralischen Gebote nicht ausreichen. Die Geschichte und die Erfahrung lehren, daß Völker überhaupt nicht aus der Geschichte gelernt haben. Denn jedes Volk lebt in einem so individuellen Zustand, daß aus diesem entschieden werden muß und wird, und gerade nur der große Charakter ist es, der hier das Rechte zu treffen weiß. Dies ist der Charakter der Zeit, der immer ein anderer ist. Völker sind in einem so individuellen Verhälrnis, daß frühere Verhältnisse nie auf spätere ganz passen, in­ dem die Umstände ganz andere sind. Das moralische Gebot bezieht Rücksicht zu bemerken, in der viele dieser Schriftsteller die Geschichte aufgefaßt haben 195-196 wesentlicher . . . soll Ho; Gr: wesentliche Zwecke betrachtet, um sie aus der Geschichte zu ziehen 202 ein . . . Weiteres Ho; Gr: es ebenso für die Handlungen solcher In­ teressen 202-203 Die . . . einfach Ke; Ho : der moralischen Gebote aber gibt es wenige 210 und . . . Erfahrung Gr; Ho : der Erfahrungen 2 1 1 der Geschichte Ho; Gr: beiden 210-2 1 1 Die . . . haben Gr; Ke: Erfahrungen aus der Geschichte werden nie befolgt, und nie hat man daraus etwas gelernt 2 1 1 Volk Gr; Ho : Zeit 212 Zustand Gr, Ho; Ke: Verhältnis

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sich auf einfache Interessen und Privatverhältnisse, und diese brau­ che ich nicht aus der Geschichte zu lernen. Bei moralischen Gebo220 ten ist es bei allen Umständen so, daß der Hauptbestand durch [ein] solches Gebot erschöpft wird. Hierauf bin ich ein für allemal ange­ wiesen. Im Gedränge aber der Weltbegebenheiten reicht [ein] solch ein­ facher Grundsatz nicht aus, weil die Umstände nie gleich sind und 225 das aus der Erinnerung Genommene wider die Lebendigkeit des Augenblicks nicht streiten kann ; die Erinnerung hat keine Gewalt im Neuen der Gegenwart. Bildend ist die Geschichte, aber auf ganz andere Weise. Das Bilden der Geschichte ist etwas anderes als die daraus hergenommenen Reflexionen. Bei Rednern ist das Studium 230 nötig, aber die Berufung neuerer politischer Verhältnisse auf [die] Tätigkeit und [die] Handlungen der Römer oder Griechen hat im­ mer etwas Schiefes. Kein Fall ist dem anderen ganz ähnlich, indivi­ duelle Gleichheit ist nie so da, daß, was in einem Fall das Beste ist, es auch im anderen wäre . Die Verhältnisse, die Umstände unter235 schiedeuer Völker haben nicht vollkommene Ähnlichkeit. Morali­ sche Absichten hat z. B. die »Schweizer Geschichte« Johannes von Müllers , der in solcher Absicht ganze Reflexionssammlungen ange­ legt hat und deswegen langweilig wird. Seine Gedanken sind oberflächlich, und er sammelt sich sogar eine Menge Sentenzen, die 240 er dann in seine Erzählung nach Gutdünken einstreut. Solche Refle­ xionen zeigen zwar, daß ein Verfasser wohlmeinend ist, aber auch Oberflächlichkeit seines Gedankens. Reflexionen müssen also inter­ essant, [selbst] konkret sein ; gründliche Anschauung der Begeben­ heit allein kann Reflexionen interessant machen. Der Sinn der Idee, * wie sie sich selbst auslegt, ist das wahre Interesse. So Montesquieu, der zugleich gründlich und tief ist. Jeder aber traut sich den Geist 220 bei] an 224 weil . . . sind Ho; Gr: Es gibt nicht ähnliche Zustände 223-226 reicht . . . kann Ho; Ke: hilft eine Erinnerung an ähnliche Verhältnisse nicht aus, auch nicht die einfachen moralischen Grundsätze 235-236 Moralische Absichten Ho; Ke: moralischen Zweck 238 Seine] Allein seine 245-246 So . . . ist Gr; Ho : Montesquieu macht dergleichen gründliche Reflexionen

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Der Begriff der Weltgeschichte

zu, solche Reflexionen machen zu können, und so ist ein Überdruß an solchen reflektierenden Geschichten entstanden. Man ist daher zu der Einfachheit zurückgekehrt, bloß genau und mit Wahrheit zu erzählen. Genau gemachte Beschreibungen und solche Erzählungen 250 sind auch ein großes Verdienst; aber sie bieten sich meistens nur dar als Material für andere. Wir Deutschen sind damit zufrieden und fordern in der Vergangenheit eine Gegenwart. Die Franzosen dagegen bringen sie sich hervor und suchen deshalb geistreiche Behand­ lung ; aber sie sind daher weniger gründliche Geschichtsschreiber. 255 Sie beziehen stets die Vergangenheit auf die Gegenwart. [3 .] Eine dritte Art der Reflexionsgeschichte ist die kritische, welche sich besonders in unserer Zeit ausgebildet hat. Sie ist nicht so sehr die Geschichte selbst, sondern eine Geschichte der Erzäh­ lungen der Geschichte und der Beurteilung der Erzählungen. 260 Niebuhrs »Römische Geschichte« ist so geschrieben. Er behandelt * die Erzählungen mit Rücksicht auf die Umstände und zieht daraus Folgerungen. Die Gegenwart, die hierin liegt, besteht in dem Scharfsinn des Schriftstellers, der aus allen Umständen Folgerungen für die Glaubwürdigkeit zieht. Die Franzosen haben darin viel 265 Gründliches und Gutes geleistet. Bei uns hat sich die sogenannte höhere Kritik der Geschichte bemächtigt, welche die besonnenere Geschichtsschreibung zu verdrängen suchte, wo [man] , den Bo­ den der Geschichte verlassend, den willkürlichsten Vorstellungen, 247 Überdruß Gr; Ho : Überfluß 248 an . . . Geschichten Gr; Ho : solcher Reflexionsgeschichten 249-250 zurückgekehrt . . . erzählen Ho; Gr: zurückgegangen auf Beschreibungen der Vorstellungen nach allen Seiten 251 ein . . . Verdienst Ke; Gr: etwas wert 254 bringen Ke; Ho : Gr: bilden 254-255 sie sich . . . Geschichtsschreiber Ho; Ke: sich besonders die Vergangenheit in der Gegenwart hervor und sind daher reine Geschichts­ schreiber 256 die Gegenwart Ke; Gr: den gegenwärtigen Zustand 259-260 Erzählungen . . . Geschichte Ho; Gr: Geschichte der Geschichte 263 Folgerungen 1 Folgen 264 Folgerungen 1 Folgen 267-268 die . . . Geschichtsschreibung Ho; Ke: das besonnene histori­ sche Studium

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Abschweifungen, Phantasien und Kombinationen Raum gegeben hat. Man hat dieses Willkürlichste in die Geschichte zu bringen versucht. Auch dies ist eine Art, die Gegenwart in die Vergangen­ heit zu bringen. Die Gegenwart, die dadurch hervorgebracht wird, beruht auf subjektiven Einfällen, die leicht für um so vortrefflicher gelten, auf je weniger Gründen sie beruhen. [4.] Endlich solche Geschichte, die sich sogleich als etwas teil­ weise Abstrahierendes ausgibt. Sie ist zwar abstrahierend, bildet aber zugleich den Übergang zur philosophischen Weltgeschichte. Diese Art ist eine Spezialgeschichte eines allgemeinen Gesichtspunktes, der also aus dem ganzen Zusammenhang der Allgemeinheit heraus­ genommen, aus dem reichen Leben eines Volkes herausgehoben wird. Dies ist aber auch etwas Besonderes. Durch die Bildung der Zeit ist diese Weise, die Geschichte zu behandeln, mehr beachtet und hervorgehoben worden. Unsere gebildete Vorstellung, wie sie sich ein Bild eines Volkes entwirft, bringt mehr Gesichtspunkte mit als die Geschichte der alten Völker. Solche einzelnen Gesichts­ punkte sind z. B. die Geschichte der Kunst, Wissenschaft, Verfas­ sung, des Rechts , Eigentums und der Schiffahrt. Alles Besondere kann so herausgehoben werden. In unseren Zeiten ist besonders Rechts- und Verfassungsgeschichte beliebt und hervorgehoben wor­ den. Beide haben nur Sinn im Zusammenhang mit dem Ganzen des

270 Abschweifungen Ho; Ke: Ausschweifung 276-277 teilweise Abstrahierendes Ho; Gr: teilweises 278 DieselJene 278-279 Diese . . . Gesichtspunktes Ho; Gr: Meistens sind es Spezialge­ schichten, allgemeine Gesichtspunkte 280-281 der . . . herausgenommen Gr; Ho : der also gegen das Allge­ meine wieder ein Abstraktes ist 282-284 Durch . . . hervorgehoben Gr; Ho : Solche Gesichtspunkte sind durch die Bildung der Zeit mehr beachtet 285 entwirft Ho; Gr: macht 286 alten Völker Ho; Gr: Alten 286 einzelnen Ho; Ke: allgemeine 291 Beide . . . Sinn Ho; Gr: Verfassungsgeschichten haben nur Sinn und Verstand

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Der Begriff der Weltgeschichte

Staates, mit dem Ganzen der Geschichte. Wenn sie gründlich und interessant [sind] und nicht bloß den äußeren Stoff bearbeiten, wie Hugos »Römische Rechtsgeschichte«, sind sie vortrefflich. Reicher * gehalten ist Eichhorns »Geschichte des deutschen Rechts« . Solche * allgemeinen Gesichtspunkte und Zweige können und werden auch zu Gegenständen besonderer Geschichten gemacht werden und ste­ hen im Verhältnis zum Ganzen der Geschichte eines Volkes . In der Behandlung kommt es darauf an, ob der Zusammenhang des Ganzen im Innern aufgezeigt oder bloß in äußerlichen Verhältnissen ge- 300 sucht, berührt wird . Das letztere ist leider der häufigste Fall, so daß sie dann nur als ganz zufällige Einzelheiten der Völker erscheinen. Die philosophische Weltgeschichte

Die philosophische Weltgeschichte knüpft an diese Art der Ge­ schichte näher an. Ihr Gesichtspunkt ist nicht ein besonderes Allgemeines , nicht einer von vielen allgemeinen Gesichtspunkten ab­ strakt herausgehoben, wobei man von den anderen Gesichtspunkten absieht ; sondern sie ist ein konkretes Allgemeines , das geistige Prinzip der Völker und die Geschichte dieses Prinzips . Dieses Allge­ meine gehört nicht einer zufälligen Erscheinung an, so daß die Schicksale, Leidenschaften, die Energie der Völker das erste wäre, besondere Gelegenheit dessen, [daß] dieses Allgemeine sich hervor­ täte, sondern dieses Allgemeine ist die leitende Seele der Begeben­ heit, der Merkur, der Seelenführer des Individuums, der Handlun­ gen und Begebenheiten. Die Idee ist der Führer der Völker und der Welt. Der Geist führt die Welt, und seine Führung wollen wir ken­ nenlernen. 292-294 Wenn . . . vortrefflich Gr; Ke: Hugos römische Rechtsgeschichte hängt sich nur an das unwesentliche Äußere 294 Reicher Ho; Gr: gehaltreicher 299 Behandlung Ho; Ke: Betrachtung 302 ganz . . . Völker Gr; Ho : ein subjektiver Zug eines Volkes 312-313 besondere . . . hervortäte Ho; Gr: neben welchem sich dann die Begebenheit vordrängt 316 führt . . . Welt Ho; Gr: ist es, der die Weltbegebenheiten führt

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Die philosophische Weltgeschichte hat mit der Reflexionsge­ schichte gemein, daß sie ein Allgemeines zum Gegenstand hat, aber 120

kein abstraktes Allgemeines, sondern das unendlich Konkrete, schlechthin Gegenwärtige. Denn der Geist ist ewig bei sich selbst; das Geistige ist eins und dasselbe, immer lebendig und kräftig, ob es war oder sein wird, und für [es] gibt es keine Vergangenheit. Das [konkrete] Allgemeine also ist der Gegenstand der Weltgeschichte.

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Dieses Allgemeine ist näher zu bestimmen. Zunächst haben wir zwei Weisen in Ansehung des Begriffs der Weltgeschichte zu betrachten. Erstens: Das geistige Prinzip ist zu­ erst die Totalität aller besonderen Gesichtspunkte. Dann ist aber diese nicht einseitig, sondern zweitens: Die Prinzipien selbst, die

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Geister der Völker sind selbst die Totalität des einen Weltgeistes. In ihm schließen sie sich ab, stehen in einer notwendigen Stufenfolge. Sie sind Sprossen des Geistes, der sich in ihnen zur Totalität in sich selbst abschließt. Alle Seiten und Gesichtspunkte, die sich an der Geschichte eines

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Volkes hervortun, stehen unter sich in engstem Zusammenhang. Daß der Zustand der Wissenschaften, der Künste, der Rechtsver­ hältnisse, der Staatsverfassung, der Religion eines Volkes mit seinen großen Schicksalen und Verhältnissen zu seinen Nachbarn in Krieg und Frieden aufs engste zusammengehören, ist ein sehr abgedro-

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scheuer Satz. Dies ist oft richtig gesagt worden. Spricht man hier­ von, so hat man ganz recht und etwas Tiefes gesagt; doch bleibt man gewöhnlich hierbei stehen, ohne die Einheit, die Seele selbst zu entwickeln und zu erklären, ohne daß das angegeben wird, worauf es ankommt; dies ist die Bestimmung, was für ein Zusammenhang

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es sei. Die Schilderung des [Zusammenhangs] der Teile selbst, die Beschreibung der Seele läßt man gewöhnlich aus. An dieser Bestim-

319 ein ... Gegenstand Ho, Gr; Ke: einen allgemeinen Gesichtspunkt 319-320 aber ... Allgemeines Ho; Gr: aber nicht eine Seite, sei sie noch

so wichtig

322 immer ... kräftig Ho; Gr: in seiner Kraft und Gewalt

326 Weisen Ke; Ho, Gr: Seiten 330 Totalität Gr; Ke: Erweise 335 in ... Zusammenhang Ho, Ke; Gr: in der engsten Verbindung

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Der Begriff der Weltgeschichte

mung fehlt es nur zu häufig . Überhaupt werden solche Ausdrücke der Reflexion oft gebraucht, mit denen man Seiten und Bücher an­ füllt, aber es bleibt nur beim Sprechen stehen und geht nie zum Inhalt.

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Im allgemeinen sind solche Reflexionen auch richtig; aber die Richtig�eit der Sätze , daß alles zusammenhänge , muß noch näher bestimmt werden. Denn oft scheinen einzelne Fakten solchen Sätzen zu widersprechen. Es gibt Völker, bei denen manche Künste sich in hoher Vollkommenheit finden , wie die Chinesen und Inder.

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[Die] Chinesen zum Beispiel sind in der Mechanik sehr ausgebildet und erfanden das Pulver, wußten es aber nicht zu gebrauchen; bei den Indern hat die Poesie herrliche Blüten hervorgebracht, während sie in der Kunst des Staates , der Freiheit, des Rechts unendlich zu­ rückblieben. Wollte man nun oberflächlich hieraus urteilen , daß

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ihre Bildung in allen Stücken sich gleich geblieben sein sollte , so würde sich zeigen , wie sehr jener Satz mißverstanden wäre . Man muß den Zusammenhang der Seiten also nicht so verstehen, als wenn die eine Seite müßte so ausgebildet wie die andere sein . Jede Seite steht in Beziehung auf die andere , und die verschiede-

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nen Seiten der Bildung versammelt der Geist des Volks in sich; und er ist die Beziehung , die Einheit der Seiten, das Bindende in diesen Beziehungen. Dieser Geist nun ist ein konkreter, und ihn haben wir kennenzulernen, und indem wir ihn erkennen, können wir erst diese Beziehung kennen. Denn ein geistiges Prinzip kann nur geistig , nur durch den Gedanken erfaßt werden , und wir sind es , die

347-348 Überhaupt . . . gebraucht Ho; Gr: Es gibt eine ganze Menge von Ausdrücken, welche man auf diese Weise gewöhnlich gebraucht 349-350 aber . . . Inhalt Ho; Gr: ohne daß sie einen wirklichen Inhalt haben 351 solche . . . auch] auch solche 356 der Mechanik Ho; Ke: den mechanischen Künsten 358 den Indern] diesen 358 Poesie Gr, Ho; Ke: Dichtkunst 359 Kunst . . . Staates Ho; Gr: Kunst Ke: Staatskunst 358-360 während . . . zurückblieben Ho; Gr: Ohne daß sie in . . . fort­ geschritten wären 365-368 Jede . . . Beziehungen Ke, Ho; Gr: Die Seiten der Bildung sind die Beziehungen des Geistes, er selbst, die Völker

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den Gedanken erfassen. Dieser Geist selbst aber hat auch den Trieb, seine Gedanken zu erfassen. Es ist ihm um die Produktion seiner selbst zu tun ; er will sich denken, und darin ist er lebendig und wirksam. Das Tiefste des Geistes, seine höchste Tätigkeit ist das Denken, und so ist er in seiner höchsten Wirkung tätig, sich selbst zu erfassen. Es ist ihm also darum zu tun, sich zu denken, sich für seine Gedanken zu erschaffen. Indem er wirkt, weiß er aber nur von den Zwecken einer bestimmten Wirklichkeit, nichts von sich selher, [nicht] , was er an sich ist. Zunächst weiß er nur von den Zwek­ ken der Endlichkeit, weiß von sich nichts und hat seine Innerlich­ keit nicht, sondern eine bestimmte Wirklichkeit zum Gegenstande. Das Höchste des Geistes, seine Wahrheit ist also, sich selbst zu wis­ sen, sich zum Gedanken seiner selbst zu vollbringen, und dies wird er tun und tat es. Diese Vollbringung aber ist sein Untergang, und dies das Hervor­ treten einer anderen Stufe, eines anderen Geistes , einer anderen Epoche der Weltgeschichte, und dann tritt ein anderes welthistori­ sches Volk hervor. Der einzelne Geist vollbringt sich, den Gedanken seiner selbst, indem er den Übergang zu dem Prinzip eines an­ deren Volkes macht, und so ergibt sich ein Entstehen von höheren Prinzipien, [ein] Ablösen der Prinzipien der Völker, ein Fortgehen der Welt zur Vollendung. [Zu zeigen] , worin ihr Zusammenhang bestehe, ist die Aufgabe der Weltgeschichte. Die philosophische Weltgeschichte ist Weltgeschichte mit allgemeinen Gedanken über sie, d. h. mit solchen, die sich auf das Ganze erstrecken - nicht Reflexionen über einzelne Situationen, Umstände, einzelne Seiten. Der erste, allgemeine Gedanke, die Kategorie, die sich darbietet, ist das Abstrakte der Veränderung, der Wechsel der Individuen, 373 die Produktion Ho; Gr: das Produkt 375 wirksam Ke; Gr: wirkend 378-379 weiß . . . Wirklichkeit Gr; Ke: erkennt nur seine bestimmten Zwecke 391-392 ein . . . Prinzipien Ho; Ke: ein anderes höheres Prinzip 396-397 mit . . . erstrecken Gr; Ke: mit einem allgemeinen Gedanken, der sich durchs Ganze hindurchzieht 400 Veränderung Ho; Gr: Verdrängung

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Der Begriff der Weltgeschichte

Völker und Staaten, die entstehen, die eine Weile sind und unser Interesse auf sich ziehen, es gewinnen, es verlieren oder mit anderen teilen und dann verschwinden. Negativ angesehen kann diese Seite Trauer erregen, und dazu reizt besonders der Anblick von Ruinen alter Herrlichkeit, vergangener Größe ; alles scheint zu vergehen, nichts zu bleiben. Jeder Reisende hat diese Melancholie empfunden. Es ist dies nicht eine Melancholie, die bloß beim Grabe einzelner persönlicher Zwecke stehenbleibt, nicht die Trauer am Grabe bekannter Menschen, son­ dern eine allgemeine, uninteressierte Trauer über den Untergang von Völkern, einer gebildeten Vergangenheit. Jede Stufe ist auf Ruinen der Vergangenheit aufgebaut. Die nächste Bestimmung, die sich an diese Kategorie knüpft, ist die andere Seite, daß die Veränderung, der Untergang zugleich das Entstehen und das Hervortreten eines neuen Lebens ist, daß aus dem Tode neues Leben aufersteht. Dies ist der durchgreifende Ge­ danke der orientalischen Metaphysik, vielleicht ihr größter Ge­ danke. Dasselbe liegt in der Vorstellung der Seelenwanderung ; treffender ist das Bild des Phönix, der sich selbst seinen Scheiterhaufen erbaut, aber schöner verjüngt, herrlich und neu aus der Asche hervorgeht. Dies bezieht sich aber nur auf das Naturleben und ist ein rein morgenländisches Bild ; es paßt nur auf den Leib, [dies] Na­ türliche, nicht auf den Geist, der zwar in eine neue Sphäre über­ geht, aber nicht aus seiner Asche in derselben Gestalt [aufersteht] . Abendländisch ist, daß der Geist nicht bloß verjüngt hervortrete, sondern erhöht, verklärt. Der Geist tritt freilich gegen sich selbst 401 eine Weile Ke; Gr: eine Zeitlang 402 ziehen Ke; Gr: gezogen haben 404 Negativ . . . erregen Ho; Gr: Eine Seite erweckt hier Trauer 408 Grabe Ho; Gr: Verluste 410 uninteressierte Gr; Ke: uninteressante 414 Veränderung Ho; Gr: Verdrängung 419 das . . . Phönix Ho, Ke; Gr: Phönix, Bild des Naturlebens 420 erbaut Ho; Gr: bereitet 421 hervorgeht Gr; Ho : ersteigt 421-422 ist . . . Bild Ke; Ho : es paßt nur auf das Morgenländische Gr: nur ein morgenländischer Gedanke

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auf und verzehrt zwar die Formen seiner Gestaltung, seiner Bil­ dung ; aber was seine Bildung war, wird sein Material, und seine Ar­ beit erhebt es zu einer neuen, höheren Gestalt. Seine Veränderungen sind nicht bloßer Rückgang zu derselben Gestalt, sondern sind Verarbeitung, Läuterung, Ausarbeitung seiner selbst, wobei er durch die Lösung seiner Aufgabe sich neue Aufgaben verschafft [und] den Stoff seiner Arbeit vervielfältigt. So sehen wir den Geist in der Geschichte nach einer unerschöpflichen Menge von Seiten sich ergehen, sich genießen und sich befriedigen. Aber seine Arbeit hat nur das eine Resultat, seine Arbeit von neuem zu vermehren und diese von neuem aufzuzehren. Jede seiner Schöpfungen tritt ihm von neuem als Stoff gegenüber, den er zu verarbeiten hat ; seine Arbeit ist also nur, gesteigerte Genüsse zu bereiten. Der absolute Gedanke bloßer Veränderung verändert sich in den des Geistes, der seine Kräfte nach allen Seiten ausbreitet. Welche Kräfte er besitze , lernen wir aus der Mannigfaltigkeit seiner Bildungen und Produk­ tionen. Er hat es in dieser Lust der Tätigkeit nur mit sich selbst zu tun. Er ist zwar in äußere und innere Naturbedingungen verstrickt, die nicht bloß Widerstand und Hindernisse in den Weg legen, son­ dern auch gänzliches Mißlingen seiner Versuche herbeiführen kön­ nen ; aber diese sucht er zu überwinden, obgleich er ihnen oft un­ terliegen wird [und] muß. Dann aber geht er in seinem Beruf als geistiges Wesen, [in] seiner Wirksamkeit unter und gewährt das Schauspiel, sich als geistige Tätigkeit zu zeigen, die nicht Werke, sondern lebendige Tätigkeit will. Denn nicht das Werk, sondern seine eigene Tätigkeit ist Zweck. 427 verzehrt Ke; Ho : es vergeht 429 einer . . . Gestalt Ho; Ke: neuer Bildung 429-430 Veränderungen Ho; Gr: Verdrängung 430 Rückgang Gr; Ho : Rückgänge 432 verschafft Ke; Ho : und vervielfältigte erschafft 434 nach] sich nach 435 ergehen Ho; Gr: wenden 437-438 Jede . . . hat Ho; Ke: Stets tritt ihm neuer Stoff entgegen, der ihm Aufforderung ist, ihn zu verarbeiten 441 ausbreitet Ho; Gr: gibt er . . . kund Ke: entwickelte 444 äußere und innere] äußeren und inneren 444 verstrickt Gr; Ke: verwickelt Ho : umstrickt

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Der Begriff der Weltgeschichte

So sehen wir unter dieser Kategorie in der Geschichte die ver­ schiedensten menschlichen Tätigkeiten, Begebenheiten und Schick­ sale, sehen überall Unsriges. Menschliches Tun und Leiden sind überall der Reiz unseres Interesses als des Unsrigen. Bald treten Er­ scheinungen hervor, die durch Schönheit und Freiheit glänzen, bald solche, die durch Energie, selbst durch Energie des Lasters , sich Ge­ walt und Macht verschaffen ; bald bringen ungeheuere Aufgebote von Kräften nur Kleines hervor, und bald hat eine an sich unbedeutende Begebenheit die ungeheuersten Folgen. Dann sehen wir teils befriedigende, teils nicht befriedigende Tätigkeit. Große Kräfte vollbringen oft Kleines und umgekehrt. Das bunteste Gedränge kommt uns vor Augen, ein menschliches Interesse verdrängt das an­ dere. Immer aber bewegt uns dies im menschlichen Interesse, stets bleibt menschliches Interesse obenan. So anziehend diese Betrachtungen auch an sich sind, so ist ihr nächster Erfolg doch der, daß wir durch dieses Durchlaufen des Ge­ dränges am Einzelnen ermüden und zu der Frage kommen, was das Ende aller dieser Einzelheiten sei, denen jeder sein Interesse bezeugt. In ihren besonderen Zwecken können wir sie nicht erschöpft finden; dieser ungeheueren Aufopferung muß ein Endzweck zu­ grunde liegen. Ist nicht ein Endzweck aller dieser Bewegung zu denkem Die Frage drängt sich uns auf, ob hinter dem Lärmen, dieser lauten Oberfläche der Erscheinungen, nicht ein inneres, stilles, geheimes Werk sei, in welchem die Kraft aller Erscheinungen auf­ bewahrt werde und dem alles zugute komme, um [dessentwillen] das alles geschehen ist. Dies ist die dritte Kategorie, die der Ver453-454 verschiedensten Gr; Ho : verschiedenartigsten 456-457 Bald . . . glänzen Gr; Ho : Wir sehen freie, schöne Gestalnmgen der Individuen Ke: Schönheit, Freiheit, Reichtum zieht an 457-459 bald . . . verschaffen Gr; Ke: die Energie des Lasters selbst reizt 467 Betrachtungen Gr; Ho : Anschauung 468-469 durch . . . ermüden Gr, Ke; Ho : dadurch vermeiden, jedem einzelnen müßten wir Interesse zugestehen 470-47 1 sein Interesse bezeugt] das Interesse zeigt 475-476 ein . . . sei Gr; Ho : die Förderung eines Werkes geschieht, das still und geheim ist 476 in welchem] worin

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nunft, der Gedanke eines Endzwecks in sich selbst. Die Frage ist also nach einem an und für sich bestimmten Innern, das Eines ist, dessen ewige Arbeit es ist, sich zum Wissen, zur Anwendung und zum Genusse seiner selbst fortzutreiben, fortzubringen . Daß in den Begebenheiten der Völker ein solcher letzter Zweck das Herr­ schende und allein sich Vollbringende ist, daß also Vernunft in der Weltgeschichte ist, ist eine Wahrheit. Diese bejahende Antwort der Frage wird hier vorausgesetzt, als Beweis welcher Wahrheit man die Abhandlung der Weltgeschichte selbst nehmen könnte, da sie das Bild und die Tat der Vernunft ist. Aber die philosophische Weltge­ schichte ist mehr ein Aufweisen als ein Beweisen des Gesagten. Der eigentliche Beweis liegt in der Erkenntnis der Vernunft selbst; der Beweis ist das Erkannte, die Vernunft selbst, die der Stoff alles gei­ stigen Lebens ist. In der Weltgeschichte erweist sie sich nur. Die Weltgeschichte selbst ist nur eine Weise der Erscheinung dieser einen Vernunft, eine der besonderen Gestalten, in denen die Vernunft sich offenbart. Bei unserem Standpunkt müssen wir also von dem Grundsatz ausgehen, nichts zu finden als [ein] Abbild des einen Urbilds, das sich in einem besonderen Elemente darstellt. Das Material, Ele­ ment, zu diesem Abbild sind die Völker und ihre Kämpfe und Arbeiten. Um die Vernunft in der Geschichte zu erkennen oder um die Geschichte vernünftig zu erkennen, dazu muß man die Ver­ nunft freilich mitbringen ; denn wie man die Geschichte und die Welt ansieht, so sieht sie einen wieder an. In neueren Zeiten, nach­ dem man die Erkenntnis der Welt, die Erfahrung der Wahrheit sehr schwierig gefunden hat, hat man den Wunsch, Gedanken zu bekommen, an die Geschichte gewiesen. Allerlei Aufschlüsse über 482-484 Daß . . . ist Ho, Ke; Gr: daß nun wirklich ein solcher Zweck erfordert 491-492 die der . . . ist Ho; Gr: daß der Gedanke allein das Treibende ist 493-494 eine Weise . . . Gestalten Gr, Ke; Ho : die Erscheinung eines Besonderen der Gestalten der Vernunft 494 in denen] worin 496-498 Bei . . . darstellt Ho, Ke; Gr: In der Geschichte ist nur für den Vernunft, der mit Vernunft in ein Element tritt, das sich nach allen Seiten biegsam fügt

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Der Begriff der Weltgeschichte

die Natur des Geistes , Rechts usw . hat man sich aus der Geschichte versprochen . Ab er sie ist leer ; es ist nichts darin zu lernen , wenn man nicht Vernunft und Geist mitb ringt . Besonders muß man der Hohlheit allgemeiner Ab straktionen entgegenarb eiten, daß die Ver-

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nunft selb st schon zu ihr könne gekommen sein . Sie gib t viel , arbeitet denselb en Ab straktionen entgegen ; ab er man muß vorher wis­ sen , was vernünftig ist . Ohne dieses Wissen würden wir die Ver­ nunft nicht finden . Sollte sie uns das letzte Resultat geben , so be­ weist man dadurch , daß man schon ins Greisenalter getreten ist . Es

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ist das Eigentümliche des Greisenalters, daß es nur in der Erinne­ rung des Gewesenen, der Vergangenheit , nicht in der Gegenwart leb t , und so wäre dies ein Zeichen unseres Greisenalters . Wenn man nicht den Gedanken der V e r n u n f t mitb ringt , muß man we­ nigstens den G l a u b e n mitb ringen , daß wirklich Verursachung in

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der Geschichte sei, und daß die Intelligenz , der Geist nicht dem Zufall preisgegeb en sei. Denn hier tritt der Geist im Lichte der sich selb st wissenden Idee auf , höher also als in der Natur , in der die Idee auch ist . Man gib t zwar oft zu, daß die geistige Welt von Gott nicht verlassen sei , daß ein göttlicher Wille und Endzweck in der

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Geschichte walte. Gott b eherrscht die Welt . Sobald aber hierb ei ans Bestimmtere gegangen wird , tritt man zurück, fragt nicht nach dem Plan der Vorsehung . Was ist nun der Plan der Vorsehung in der Weltgeschichte ? Ist dieser Plan zu b egreifem Ist die Zeit gekommen , ihn einzusehen ? Die nähere Frage nach dem Plan der Vorsehung beantwortet die Demut bekanntlich damit , daß dieser sowie die Natur Gottes uner­ forschlich , unerschöpflich seien . Dieser Demut hab en wir b esonders das entgegenzuhalten , was die christliche Religion ist , die den Men-

5 1 4 Sollte . . . geben Ho ; Gr: Wenn man bloß auf die Vergangenheit zeigt 522 preisgegeben Ho, Gr; Ke : anheim gegeben 523 höher . . . Namr Ho ; Gr: erhaben über die Natur 524 Idee auch] auch Idee 525 Endzweck Ke; Gr: Zweck 526 walte Gr; Ke : durchgeführt werde 532 dieser Gr; Ke : sein Plan in der Weltgeschichte

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sehen die Natur und das Wesen Gottes offenbarte, da es früher das Unbekannte war. Der vorher umhüllte Gott ist manifestiert wor­ den. So wissen wir als Christen, was Gott ist. Jetzt ist Gott nicht mehr ein Unbekanntes. Wenn wir Gott für ebenso unbekannt nach seiner Offenbarung halten, beleidigen wir die Religion. So geben wir zu erkennen, daß wir nicht christliche Religionen haben ; denn sie legt uns nur die eine Pflicht auf, Gott zu erkennen. Diese Wohl­ tat hat sie den Menschen gewährt. So verlangt die christliche Reli­ gion diese Demut: nicht aus sich, sondern durch den Geist Gottes, durch die Erkenntnis, das Wissen, von ihr sich erhoben zu finden. Gott will nicht engherzige Gemüter, nicht leere Köpfe, sondern solche Kinder, die reich sind von der Erkenntnis Gottes und darin einzig ihren Wert setzen. Die Christen sind also in die Mysterien Gottes eingeweiht, indem durch die christliche Religion das Wesen Gottes offenbart ist, so ist uns auch der Schlüssel zur Weltgeschichte gegeben, denn sie ist die Entfaltung seiner Natur zu einem besonderen Element. Dieses als Besonderes ist ein Bestimmtes ; und es gibt hier keine andere Erkenntnis als eine bestimmte Vorsehung, d. h. [von] deren Plan. Sonst findet keine Erkenntnis statt. Man kann bei der allgemeinen Idee, daß die göttliche Vorsehung die Welt regiere, ganz unbefangen stehenbleiben ; aber man kann an dieser Behauptung auch befangen festhalten ; und dieser allgemeine 535 offenbarte Ho; Ke: manifestiert 535 es] er 539-540 geben . . . haben Gr; Ke: behaupten wir dies noch so, sind wir nicht Christen 543 aus Ho; Gr: durch 544 sich . . . finden Gr; Ho : die Erhebung zu haben Ke: Gott zu erkennen 546 solche . . . Gottes Ho; Gr: er verlangt, daß man ihn erkenne 551 Bestimmtes Ho; Gr: bestimmtes Element 554 bei . . . Idee Gr; Ho : beim Allgemeinen 554 die . . . Vorsehung Gr; Ho : ein Gott 553-555 Man . . . bleiben Gr, Ho; Ke: lm Allgemeinen kann man unbefangen bei der Vorstellung einer göttlichen Weltregierung stehen bleiben 556 befangen Ke, Ho; Gr: gefangen 556 festhalten] halten 556-557 und . . . wegen Ke; Ho : Um . . . Willen

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Der Begriff der Weltgeschichte

Satz kann seiner Allgemeinheit wegen auch einen besonderen, nega­ tiven Sinn haben : daß das göttliche, absolute Wesen in der Ferne gehalten und jenseits der menschlichen Dinge und Erkenntnis ge­ bracht wird. Nachdem man es dahin gebracht hat, behält man sich von der anderen Seite die Freiheit, sich in seinen beliebigen Vorstel­ lungen zu ergehen und die Anforderung des Wahren und Vernünf­ tigen zu entfernen. In diesem Sinne ist aber jene Vorstellung von Gott nur ein leeres Gerede. Wenn Gott jenseits unseres Bewußtseins gestellt wird, sind wir davon befreit, ihn zu erkennen, uns um seine Natur zu bekümmern, Vernunft in der Weltgeschichte zu finden. Freie Hypothesen haben dann ihren Spielraum, und die selige Eitel­ keit hat ihre vollkommene Freiheit. Die Demut weiß wohl, was sie durch ihren Verzicht gewinnt. Die Weltgeschichte also haben wir zu betrachten und welches ihr Endzweck sei ; dieser Endzweck ist es, was Gott mit der Welt gewollt [hat] . Diesem Endzweck werden alle Opfer auf dem Altar der Welt gebracht; er ist das Wirksame, Belebende. Von ihm wissen wir, daß er das Vollkommenste ist, [und] Gott will das Vollkommenste ; und was er will, kann nur er selbst sein und was ihm gleich ist, sein Wille. Sein Wille ist von ihm nicht unterschieden, und dies nennen wir philosophisch die Idee. Von dem Ausdruck der Religion haben wir hier zu abstrahieren und haben die Begriffe in der Form des Gedankens zu erfassen.

558 haben Ke; Ho : nehmen 559-560 gebracht wird Ke, Gr; Ho : sei 560 hat] wird 562-563 die Anforderung . . . entfernen Ke, Ho; Gr: sich von dem Allgemeinen fernzuhalten 563-564 jene . . . Gott Ke; Ho : dies Allgemeine 571 was . . . gewollt Gr; Ke: was in der Welt gewollt wird 575-576 Sein . . . unterschieden Ho; Ke: Gott und die Natur seines Wil­ lens ist einerlei 577 Idee Ho, Ke; Gr: Idee überhaupt 577 Von] und von

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Die Idee der menschlichen Freiheit 580

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Wir können also folgern, daß wir die Idee im Element des mensch­ lichen Geistes oder bestimmter : die Idee der menschlichen Freiheit zu betrachten haben. Das Wahre hat verschiedene Elemente. Die erste , reinste Form, die ihm eigentümlich ist und in der sich die Idee offenbart, ist der reine Gedanke selbst, und so wird die Idee logisch betrachtet. Eine andere Form ist die, in die sie sich selbst ver­ senkt, die physische Natur. Die dritte endlich ist die Form des Gei­ stes überhaupt. Unter den Formen des Geistes ist aber besonders eine herauszuheben, wie sie sich nämlich im Elemente der mensch­ lichen Freiheit und des menschlichen Willens äußert, so daß letzterer die abstrakte Basis der Freiheit, das Produkt aber das ganze sitt­ liche Dasein eines Volkes wird. Dies ist der nähere Boden ; aber nicht nur die sittliche Welt abstrakt, sondern wie sie sich in der Zeit erzeugt, haben wir zu betrachten. Die Freiheit ist aber nur die Art, wie sie das, was sie ist, hervorbringt und sich so erst zu dem macht, was sie dem Begriff nach ist. Diese Hervorbringung legt sich dar in einer Reihe sittlicher Gestalten, deren Folge den Gang der Geschichte ausmacht. Wir haben hier also die Idee als Totalität der sittlichen Freiheit. Da treten zwei Momente auf: einmal die Idee selbst als Abstraktes, dann zweitens die menschlichen Leidenschaften. Beide zusammen bilden die Kette und den Einschlag des Teppichs, den vor uns die

584-585 so . . . betrachtet Ke; Ho : so betrachtet die Idee die Logik Gr: So geschieht dies in der Logik 585 in die] worin 587-588 Unter . . . eine Gr; Ke: Hier ist die Idee 590 der Freiheit Gr; Ho : dieser Gestalt 591 Dasein Gr; Ho : Leben 589-591 so . . . wird Gr; Ke: Diese Freiheit zeigt sich im Leben eines Volkes 595-596 legt sich dar Ho; Gr: sich auslegt 596 Gestalten Ho; Gr: Gestaltungen 599 die Idee Ho; Gr: das erste Prinzip der Idee 601 die Kette und den Einschlag Ho; Gr: den Einschlag und die Kette

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Der Begriff der Weltgeschichte

Weltgeschichte ausbreitet. Die Idee ist die substantielle Macht, aber für sich betrachtet ist sie nur das Allgemeine ; der Arm, wodurch sie sich verwirklicht, sind die Leidenschaften der Menschen. Dies sind die Extreme. Die sie bindende Mitte, die Versöhnung beider, worin sie ihre lebendige Vereinigung haben, ist die sittliche Frei­ heit. Dies näher zu bestimmen, müssen wir noch andere Betrach­ tungen anstellen. Was die Idee betrifft, die Seele als das Leitende, so sind in ihr die Momente zu entwickeln. Die Idee hat Haupttnomente. Ganz abstrakt kann aber hier nicht gesprochen werden ; sondern wir fassen sie in der konkreten Gestalt des Geistes, nicht als logische [Idee] . In dieser Rücksicht wollen wir formell von der Natur des Geistes spre­ chen und dann zu Anwendungen übergehen. Der Geist überhaupt ist denkend, und das Denken eines solchen, welches ist, und Denken, daß es ist und wie es ist. Er ist Wissen überhaupt, Bewußtsein. Wissen ist Bewußtsein eines vernünftigen Gegenstandes. Ich habe Bewußtsein, insofern ich Selbstbewußtsein bin, d. i. ich weiß von einem Gegenstand , also einem Äußeren nur, insofern ich darin von mir weiß, das andere bestimme, das Mögliehe zu sein, [so] daß ich also darin meine Bestimmung weiß, daß ich nicht nur dies oder jenes bin, sondern daß ich das bin, wovon ich weiß. D. h. ich weiß, daß das, was ich bin, auch für mich Ge­ genstand ist. Daß ich von mir weiß und von einem Gegenstand, ist unzertrennlich. Keines ist ohne das andere, obgleich das erste Moment oft [als] überwiegend sich zeigt. Zunächst wissen wir, daß wir fühlend sind ; wir finden uns so oder so bestimmt. Hier ist noch keine Gegenständlichkeit vorhan-

602 Weltgeschichte Gr; Ho : Geschichte 602 ist . . . Macht Ho; Gr: als solche ist die Wirklichkeit 604 verwirklicht Ho; Gr: erstreckt 606 ihre . . . haben Ho; Ke: konkurrieren 616-617 Wissen . . . Bewußtsein Ho; Ke: wissend , hat Bewußtsein 618-619 habe . . . bin Gr; Ho : bin nur als Selbstbewußtsein Bewußtsein 620 insofern . . . weiß Ho; Gr: insofern ich darin als von mir selbst weiß Ke: insofern als ich um mich selbst weiß 628 Hier Gr, Ke; Ho : darin

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den, sondern die Unbestimmtheit. Der Fortgang ist, sich zu bestimmen, sich zu entzweien, etwas mir als Gegenstand gegenüberzustel­ len. Diese Bestimmtheit suche ich nun von mir abzutrennen und zu einem Gegenstand zu machen, und so werden meine Gefühle eine äußere und [eine] innere Welt. Sprechen wir so vom Gefühl, ist die Bestimmtheit überhaupt genommen. Es tritt aber eine eigene Weise der Bestimmtheit ein, nämlich daß ich mich als mangelhaft, als negativ fühle, daß ich einen Widerspruch in mir finde, der meine Einheit mit mir aufzu­ lösen droht. Auf diese Weise ist also erst Bestimmtheit vorhanden, aber zugleich eine eigene Weise der Bestimmtheit: daß ich mich mangelhaft fühle. Ich b i n aber ; daran halte ich [fest] ; dies weiß ich und setze dies dem Negativen, dem Mangel entgegen, und gehe darauf, den Mangel aufzuheben und erhalte mich. So habe, bin ich Trieb. Alles Lebendige hat Triebe. Die Gegenstände, insofern ich mich als Trieb verhalte, haben den Sinn, Mittel der Wiederherstellung meiner Einheit, also der Befriedigung zu sein. (Dies macht überhaupt das Theoretische oder Praktische aus.) In diesen An­ schauungen, Trieben sind wir zunächst unmittelbar im Äußer­ lichen, Naturwesen, sind uns selbst äußerlich. Die Anschauungen sind ein Einzelnes, Sinnliches, ebenso der Trieb , gleichviel welches sein Inhalt sei, und das hat der Mensch mit dem Tier gemein. So ist er noch nicht denkend, ist [er] noch nicht eigendich als Selbstbe­ wußtsein, nicht als Bewußtsein ; denn im Trieb ist kein Selbstbe­ wußtsein. Was dem Menschen diese Unmittelbarkeit nimmt, ist, daß er sich selbst zu seinem Gegenstand hat, daß er von sich, um sich selbst weiß, innerlich bei sich selbst ist; dies ist das Denkendsein. 629-630 Der . . . entzweien Ho; Gr: Ich gehe zuerst darauf aus, mich mit mir selbst zu entzweien 632 meine Ke, Gr; Ho : im 640 daran] an diesem 64 1 dem Negativen Ho; Gr: der Negation 644 als Trieb Ho; Gr: mit dem Triebe danach 643-644 insofern . . . verhalte Ho; Ke: worauf der Trieb geht 644-645 Wiederherstellung . . . Einheit Ho, Ke; Gr: Integration 648-649 Die . . . Trieb Gr; Ke: der Trieb ist ein Sinnliches überhaupt

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Der Begriff der Weltgeschichte

Dies unterscheidet ihn vom Tier. Denken ist Wissen des Allgemei­ nen. Der Mensch ist nur denkend, indem er innerlich bei sich ist. Ich als das ganz Einfache, Innere bin das ganz Allgemeine, und nur indem ich den Inhalt in dieses Einfache setze, wird er selbst vereinfacht, d. h. ideell. Der unendliche Trieb des Denkens ist, das Reelle in uns [zu) setzen als ein Allgemeines und Ideelles. Was der Mensch reell ist, muß er ideell sein. Indem der Mensch so ist, von dem Realen wissend als dem Ideellen und sich als ideell wissend, so hört er auf, ein bloß Natürliches zu sein, bloß in seinen unmittelbaren Anschauungen, Trieben, deren Befriedigung, und Produktion zu sein. Daß er dies innerlich weiß, ist, daß er die Triebe hemmt, daß er die Vorstellung, die Gedanken, das Ideelle zwischen das Drängen des Triebs und seine Befriedigung stellt, daß er seine Vorstellungen und die Vollführung derselben trennt. Beim Tier ist dies nicht [so) , da ist steter Zusammenhang zwischen Trieb und Befriedigung und [dieser Zusammenhang) kann nur äußerlich durch Schmerz oder Furcht unterbrochen werden, nicht innerlich. Das Tier unterbricht diesen Zusammenhang nicht aus sich selbst; es setzt nicht ein Äußeres dem Innern entgegen. Das Tier entzweit sich nicht, aber der Mensch tut dies ; er denkt und hemmt die Triebe. Indem er sie hemmen oder laufen lassen kann, handelt er nach Zwecken, be­ stimmt sich nach etwas Allgemeinem. Er hat die Bestimmungen vor sich, betrachtet sie vor der Ausführung, und welche Seite von den vielen, die sie haben, gelten soll, hängt von diesen Zwecken ab. Die Bestimmung kann das selbst ganz Allgemeine sein, wenn er sich das ganz Allgemeine zum Zwecke setzt. Das schrankenloseste

657-658 Wissen . . . Allgemeinen Gr; Ke: das Allgemeine 658 bei Gr; Ho : vor 661 d. h. ideell Ke; Ho : zu einem Ideellen 664 sich als ideell wissend 1 als sich wissend als ideell 665-666 bloß . . . zu sein Gr; Ho : bloß im Gefühle und im Triebe zu le­ ben Ke: hingegeben bloß seinen Trieben und deren Befriedigung 670 ist . . . nicht Ho; Ke: fällt beides zusammen Gr: ist dies eins 676-670 Indem . . . kann Ke; Gr: Der Mensch, indem der Trieb vorher in ihm ist, ehe er ihn befriedigt 680 hängt . . . ab 1 hat diesen

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Allgemeine ist seine schrankenlose Freiheit. Diese kann sich der Mensch zum Zweck setzen . Was ist , ihn determiniert, weiß er : Es 685

ist das Wissen von sich und von seinem Willen . Dies macht den Menschen zum Willenvollen . Hierin liegt die Selbständigkeit des Menschen . Das Tier ist willenlos , kann seine Triebe nicht hemmen, weil es seine Vorstellungen nicht als Ideelles , als Wirkliches hat . In der Erinnerung des Menschen liegt die Quelle seiner Freiheit und

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Allgemeinheit, seine Bestimmung nach Zwecken, die das Allge­ meinste wie das Einzelne sein können , so daß er seine Unmittelbar­ keit und Natürlichkeit bricht. Diese Innerlichkeit ist es , welche den Menschen zum Selbständigen macht . Der Mensch ist nicht selbstän­ dig , weil er die Quelle seiner Bewegung in sich hat; denn auch das

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Tier hat als Lebendiges die Quelle seiner Bewegung in sich selbst, wird aber nur zu dem erregt, wozu es von innen getrieben wird . Bei ihm fängt auch das Erregende im Innern an und setzt eine imma­ nente Ausführung voraus . Denn das Ä ußere reizt es nicht, wenn nicht schon der Reiz in ihm liegt. Was nicht seinem Innern ent-

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springt, ist für das Tier auch nicht vorhanden; was es bestimmt, hat es in seinem Innern . Es kann nichts zwischen den Trieb und seine Ausführung , die Befriedigung desselben einschieben. Das Denken aber, das Sein des Menschen als Geist, als Ich , dies macht die ab­ strakte Wurzel der menschlichen Natur überhaupt aus , konstituiert

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das Prinzip , durch welches der Geist Geist ist. Hierin liegt die Be­ stimmung , die uns näher angeht .

683-684 Diese . . . setzen Ho; Gr: Er kann sich so den einfachen Begriff zu seinem Zweck machen, z. B. seine positive Freiheit 684-685 Was . . . Willen Ho; Ke: Was den Menschen so determiniert, sind Vorstellungen von dem, was der Mensch sei und was er wolle 685-686 Dies . . . Willenvollen Ho; Gr: Was seinen Willen macht 687 Triebe] Forderungen 688-689 In . . . Menschen Ho; Gr: Hierin 690-69 1 Allgemeinste] Allergrößte 694 er . . . hat Ho; Gr: er von sich anfängt als Quelle der Bewegung in ihm selbst 699-700 Was . . . vorhanden Gr; Ho : Was dem Tiere nicht entspricht, dies gehört nicht zu ihm 702-703 Das . . . Ich Ho; Gr: Denken, daß er Ich ist 704 konstituiert J konstruiert

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Der Begriff der Weltgeschichte Nun zum Konkreten . Unsere Hauptbestimmung ist, daß der

Mensch als Geist nicht ein Unmittelbares ist, sondern wesentlich ein in sich Zurückgekehrtes . Diese Bewegung der Vermittlung ist so das wesentliche Moment der geistigen Natur; dadurch wird der

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Mensch selbständig und frei. Seine Tätigkeit ist Hinausgehen über die Unmittelbarkeit, das Negieren derselben und dadurch das Rückkehren in sich. Der Geist ist also nur das , zu was er sich durch seine Tätigkeit macht. Gewöhnlich, wenn wir von Rückkehr spre­ chen, stellen wir uns vor ein Ausgehen, einen Ort wohin [und) eine

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Rückkehr an die vorige Stelle. Dieser Vorstellung müssen wir entsa­ gen , daß das erste das Subjekt sei; denn das zweite , das in sich Zu­ rückgekehrte , ist erst das Subjekt , das Wirkliche , das Wahre; oder der Geist ist nur als sein Resultat, nicht als das nur Anfängliche , Unmittelbare . Dies macht das Leitende für die ganze Weltge-

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schichte . Wir können zur Erläuterung die Vorstellung des Samens zu Hilfe nehmen . Der Same ist es , womit die Pflanze anfängt, aber er ist auch zugleich das Resultat der ganzen Tätigkeit , des ganzen Lebens der Pflanze . Sie entwickelt sich darum, um ihn hervorzubringen . Er

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ist wesentlich das Erzeugnis; aber es ist die Ohnmacht des natür­ lichen Lebens , daß das Samenkorn als Anfang und als Resultat des Individuums verschieden und doch ein und dasselbe ist; denn der Same ist auf der einen Seite Resultat einer Pflanze und auf der anderen Seite Anfang einer anderen. Die beiden Seiten fallen an ihm

730

auseinander , ebenso wie die Form , einmal Samen, Einfachheit des Korns zu sein, das andere Mal Entwicklung der Pflanze. An sich ist aber die Einheit immer erhalten ; denn im Samenkorn hat schon die ganze Pflanze gelegen. Im empfindenden und menschlichen Leben ist dies ebenso der Fall , auch im Leben der Völker. Das Leben eines Volks bringt eine

710 der . . . Natur Ho; Gr: des Geistes 718 das Wirkliche Ho; Gr: reelle Wirklichkeit 719 als . . . Resultat Ho, Ke; Gr: als solches Resultat 727 Anfang Ho, Ke; Gr: Ausgehendes 729-730 ist . . . anderen Ho; Ke: ist Anfang des einen Individuums 736 eine Ho, Gr; Ke: seine

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Die Idee der menschlichen Freiheit

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Frucht zur Reife . Seine Tätigkeit geht dahin, sein Prinzip z u voll­ führen, sich darin zu befriedigen , daß es sein Prinzip produziert. Diese Frucht, die das Volk als geistiges Ganzes hervorbringt [und] 740

zeigt, die aber auch zugleich natürliches Leben entwickelt, kehrt nicht in seinen Schoß zurück, wo es sich ausgeboren hat . Es be­ kommt sie nicht zu genießen, sondern sie wird ihm [ein] bitterer Trank . Das Volk, seine Tätigkeit ist dieser unendliche Durst nach der Frucht; aber sie kostend ist sie der Trank, der seine Existenz

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vergiftet, seine Vernichrung , und die Frucht wird wieder Samen , aber Samen [und] Prinzip eines anderen Volkes , indem er dieses an­ dere belebt und zur Reife bringt. Ein anderes, näheres Beispiel , daß der Geist nur Resultat ist, hat jedes Individuum an sich selbst . Was der Mensch zunächst unmit-

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telbar ist, ist nur seine Möglichkeit, vernünftig und frei zu sein, nur die Bestimmung , nur das Sollen; erst durch Zucht, Erziehung und Bildung wird er, was er sein soll , der Vernünftige . Der Mensch ist nur die Möglichkeit Mensch zu sein , wenn er geboren ist. Das Tier ist, geboren, fast fertig; sein Wachsrum ist mehr ein Erstarken . Im

755

Instinkt hat es sogleich alles , dessen es bedarf. Man muß dies nicht als eine besondere Wohltat der Narur für das Tier betrachten, daß es bald mit seiner Bildung fertig ist; es ist nur ein quantitives Erstar­ ken . Der Mensch muß sich alles erwerben , muß sich selbst erst zu dem machen, was er sein soll , was sonst nur seine Möglichkeit war ,

7W

eben weil er ein Geistiges ist; er muß das Natürliche abschütteln. Der Geist ist also sein eigenes Resultat. Das erhabenste Beispiel davon ist die Natur Gottes selbst. Diese kann aber kein Beispiel genannt werden , sondern [sie] ist das Allge­ meine , das Wahre selbst, wovon alles andere nur ein Beispiel ist. In

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unserer Religion ist Gott Geist; Gott ist als Geist geoffenbart, und das ist eigentümlich der christlichen Religion . Die ältesten Religio-

740-741 kehrt nicht Ho, Ke; Gr: fällt eben darum nicht 749 Was der Mensch zunächst) Der Mensch, was er zunächst 754 fast Ho; Gr, Ke: bald 756 als) für 764 das Wahre Ke, Gr; Ho: die Wahrheit 767 dies) es

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Der Begriff der Weltgeschichte

nen hab en Gott zwar auch vou� genannt , allein dies ist nur als b loßer Name und nicht so gefaßt , daß die Natur des Geistes expliziert wäre. In der jüdischen Religion ist der Geist noch nicht gefaßt und expliziert , sondern nur allgemein vorgestellt . In der christlichen Re-

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ligion ist Gott ausgesprochen zuerst als Vater : die Macht , das ab ­ strakt Allgemeine, das noch eingehüllt ist . Zweitens ist er sich als Gegenstand ein sich Entzweiendes , ein anderes seiner selb st Setzen­ des . Dies ist der Sohn genannt worden. Dieses Zweite ist so be­ stimmt , daß in diesem anderen seiner selb st er ab er ebenso unmit-

775

telbar er selb st sei , sich ebenso anschauend und sich selbst nur im anderen wissend , und dieses Sichhab en , Sichwissen , Einheit-Hab en , Im-anderen-b ei-sich-Sein ist der Geist ; das heißt : Das Ganze ist der Geist ; weder das eine noch das andere ist der Geist . Und Gott ist als Geist b estimmt , er ist erst das Wahre , Vollkommene . Gott in der

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Form der Empfindung ausgesprochen , ist die ewige Lieb e , der Sohn , sich in dem anderen selb st zu wissen, das andere als sein Eigenes zu hab en . Diese Bestimmung ist in der Form des Gedankens das , was den Geist konstituiert . Durch diese Dreieinigkeit ist die christliche Religion das Geoffenbarte und die einzig wahre . Dies ist ihr Vor-

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zug , wodurch die christliche Religion höher steht als die anderen Religionen . Dadurch unterscheidet sie sich von allen übrigen Reli­ gionen . Wäre sie ohne dieselbe , so könnte es sein , daß der Gedanke in anderen Religionen mehr fände . Sie ist das Spekulative darin , und dies ist es , worin die Philosophie auch in der christlichen Religion die Idee der Vernunft findet , erkennt . Wir gehen nun zu den konkreten Folgen des Begriffs des Geistes üb er , die für unseren Gegenstand Interesse hab en .

767 als] noch als 773 ein . . . Entzweiendes Ke; Ho : dies sich Teilende Gr: als Entzweites 774 der Sohn Ke, Ho; Gr: Person 775-776 in . . . unmittelbar Gr; Ho : Gott und dies andere 780-78 1 in . . . Form Ke; Gr: nach der Weise 784 Dreieinigkeit Ho; Gr: Dreifaltigkeit Ke : Diese sogenannte Drei­

einigkeit 789 Sie . . . darin Gr; Ke : Dies ist das Resultat wie in der christlichen Religion 792-793 Wir . . . haben Ho, Gr; Ke : Folgen aus dem Vorherigen

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Die Idee der menschlichen Freiheit

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Die erste dieser Folgen bezieht sich auf den Anfang der Ge795

schichte , wie man ihn gewöhnlich als Naturzustand darzustellen pflegt, als Zustand der Unschuld . Nach unserem Begriffe vom Geist ist der erste , unmittelbare , natürliche Zustand des Geistes ein Zu­ stand der Unfreiheit, der Begierde , worin der Geist als solcher nicht wirklich ist. Es ist ein leeres Ideal , das man sich von [einem] solchen

soo

Zustand gewöhnlich macht, ein Mißverständnis in Ansehung des Wortes Natur, indem man unter Natur oft den Begriff, das Wesen einer Sache versteht . Dann versteht man unter Naturzustand , Na­ turrecht der Freiheit , die dem Menschen seinem Begriff nach zu­ kommen soll, die Freiheit, die dem Menschen nach dem Begriff des

805

Geistes zukommt. Wenn man aber sieht, was der Mensch von Na­ tur aus hat, so kann man nur sagen : E x e u n d u m e s t e s t a t u n a ­

*

t u r a e (Spinoza) . E s ist dies der Stand der Unfreiheit und der Sinn­ lichkeit . Wenn man aber damit verwechselt das , was der Geist in einem natürlichen Zustand ist, so (ist] dies ein Falsches . Denn im

810

Naturzustand soll der Geist nicht bleiben , da es der des sinnlichen Wollens , der Begierden ist. Der Begriff des Geistes ist es , zu sein durch Aufhebung der Form seiner sinnlichen Existenz und dadurch sich als frei zu setzen. Man hat früher die Geschichte teilweise mit den Traditionen von

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einem primitiven Zustande des Menschengeschlechts , mit der Er­ zählung von einem natürlichen Zustand des menschlichen Geistes angefangen . Hierher gehört die Mosaische Tradition , die aber im Anfang ihre Stelle noch nicht hat, da sie erst in die Zeit hineinge-

794 bezieht Ho; Gr: geht 795 als Gr; Ho: im 796 Zustand Ho, Gr; Ke: Stande 798-799 worin . . . ist Gr; Ho: was heißt, nicht als Geist wirklich ist 799-801 Es . . . Natur Gr; Ho: Es tritt beim Ideal des Naturzustandes ein Mißverstand ein 803-804 die dem . . . die Ho; Ke: dasjenige Recht, das 804-805 die Freiheit . . . zukommt Ho; Gr: worin der Geist hat, was ihm zukommt 810-81 1 der des . . . ist] der ist des 814-817 Traditionen . . . angefangen Ho, Gr; Ke: Traditionen angefan­ gen, die sich auf den ursprünglichen Zustand des Menschen beziehen 818 ihre Stelle noch] noch ihre Stelle

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Der Begriff der Weltgeschichte

hört, wo sie eine historische Existenz , d. h. Existenz im Wesen eines Volkes gehabt hat. Wir fangen nicht damit an , sondern berühren

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sie in der Zeit, wo die Verheißung, die in ihr liegt , in Erfüllung geht; dann erst hat sie eine historische Existenz . Vorher war sie tot und gar nicht in die Bildung der Völker aufgenommen. In neueren Zeiten ist die Vorstellung von einem primitiven Zu­ stand sehr hervorgehoben worden und belegt mit vermeintlichen

825

historischen Daten . Man hat die Existenz eines primitiven Volkes , eines Urvolks aller Wissenschaft , Kunst und Religion behauptet, woher das Unsrige in diesen Feldern nur tradiert sei . SeheHing hat

*

vorzüglich diese Ansicht geltend machen wollen, Friedrich Schlegel auch (»Sprache und Weisheit der Inder«) . Die Hypothese eines sol-

*

chen Urvolkes soll die hohe Kultur der Vorwelt erklären. Dieses Urvolk soll ein anderes Menschengeschlecht gewesen sein , das den Völkern , die wir in der Geschichte wissen, vorausgegangen sein soll . Ein solches Urvolk soll die Spuren der Kultur in der ältesten Zeit hinterlassen haben und wird von den alten Sagen unter dem Bild

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der Götter verewigt. Von seiner hohen Kultur finden sich entstellte Reste auch in der Übereinstimmung mit den Sagen der ältesten Völker. Der Zustand der frühesten Völker, wie ihn die Geschichte gibt, soll dann der des Zurückgesunkenseins aus jenem Zustande hoher Kultur jenes Urvolkes sein . Dies ist eine Vorstellung, die (in] neuerer Zeit beliebt geworden ist, mit der Forderung , daß die Phi-

818-819 hineingehört] hingehört 820-82 1 Wir . . . Zeit Ke; Gr: Sie wird hier erwähnt, aber erst da betrachtet 82 1 Verheißung Gr; Ke: Prophezeiung 825 hervorgehoben Ho; Ke: erweitert 826-827 die . . . Religion Ke; Ho: ein Volk, das alle Wissenschaften und Künste gehabt haben soll 829 geltend] gelten 832-833 soll . . . soll Ho; Gr: geht dem eigentlichen Menschenge­ schlecht voran 835 hinterlassen haben] erkenndich 838-839 wie . . . gibt Gr; Ho: den wir in den geschichtlichen Völkern sehen 839 der . . . Zurückgesunkenseins Ke; Ho: ein Zurücksinken; Gr: der des Zurücksinkens

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losophie ein solches Volk a p r i o r i konstruieren müsse und auch hi­ storische Anzeichen vorhanden seien. Der Gedanke dabei ist das nur, daß die Menschen sich nicht aus Instinkt, aus tierischer Dumpfheit zum Bewußtsein und zur Vernunft erhoben haben, daß die Menschen überhaupt nicht von tierischer Dumpfheit sollen an­ gefangen haben. Daraus konnte sich das Menschliche nicht entwickeln, wohl aber aus menschlicher Dumpfheit. Fängt man aber mit einem natürliehen Zustand an, so ist dies tierische Menschlichkeit, nicht Tier­ heit, nicht tierische Dumpfheit. Tierische Menschlichkeit ist etwas ganz anderes als Tierheit. Der Geist entwickelt sich nicht aus dem Tier, fängt nicht an vom Tier, sondern es ist vom Geist anzufangen, aber von dem, der nur erst an sich ist, der ein natürlicher ist, nicht ein tierischer, sondern ein solcher, dem der Charakter des Men­ schen aufgedrückt ist. So ist die Möglichkeit des Kindes, vernünftig zu werden, ganz etwas anderes , viel höheres als das ausgebildete Tier. Das Tier hat nicht die Möglichkeit, seiner sich bewußt zu werden. Dem Kinde können wir keine Vernünftigkeit zuschreiben ; aber der erste Schrei des Kindes ist schon anders als der tierhafte, es ist darin sogleich schon das menschliche Gepräge. Schon in der ein­ fachen Bewegung des Kindes liegt etwas Menschliches. Wenn man nun gar die Vorstellung mit dem ersten, primitiven Zustand verbindet, daß der Mensch im reinen Bewußtsein Gottes und der göttlichen Natur gelebt habe, gleichsam im Zentrum von allem stehend - was wir erst mühsam erringen - im Mittelpunkt al­ ler Wissenschaft und Kunst, so daß ihm alles offen da lag, daß er also eine Intelligenz gewesen sei, die die Tiefe Gottes und der Natur durchschaute, so gehört (dazu] , wenn man bei solcher Vorstellung

842 ein . . . müsse Ho; Gr: es verlange 844-845 daß . . . haben Ho; Gr: daß der Mensch sich wie das Tier zum Bewußtsein nicht hervorgehoben haben könnte 850 Menschlichkeit Ke; Ho : Menschliche 855-856 des Menschen Ho; Gr: der Menschlichkeit 856 Möglichkeit Ho; Ke: Realmöglichkeit 860 der . . . Kindes Ho; Gr: sein Schreien 860 der tierhafte Ho; Gr: Tierisches

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Der Begriff der Weltgeschichte

verweilen will, daß man unwissend sei und nicht mehr verstehe, was Denken, was die Natur des Geistes sei. Man muß nicht wissen, daß er diese unendliche Bewegung ist, �v&pyeLoc, �v't'EAtX,ELIX . Denn er ist die Energie, nicht ein Unmittelbares zu bleiben ; er ist Bewegung und Tätigkeit, die ein Erstes verläßt, zu einem anderen geht, es be­ arbeitet, überwindet und sich hierin in dieser Arbeit selbst gefunden [hat] und so zurückkehrend zum ersten erst wirklich Geist gewor­ den [ist] . Erst durch diese Arbeit bereitet sich der Geist das Allge­ meine, bringt seinen Begriff erst zu seinem Gegenstand hervor, vor sich. Diese Hervorbringung aber ist das letzte, nicht das erste . Be­ ruft man sich darauf, daß das Geistige alter Völker - ihre Gebräuehe, Gesetze, Einrichtungen, Religion, Symbole - Hervorbringungen und Ausdruck spekulativer Ideen seien, so ist dies richtig ; denn es sind wirklich Hervorbringungen des Geistes, aber nur ein in­ stinktartiges Produzieren. Aber etwas ganz anderes ist dieses innere Wirken der Idee und etwas anderes, daß diese Idee sich selbst erkannt und in der Form der Idee gefaßt hat. Jenes kann nur durch Kenntnis der Idee gefaßt werden. Die Idee in der Form der Idee ist nicht das erste gewesen, von dem die Gebräuche, die Religion und die Künste ausgingen, sondern sie ist erst die letzte Arbeit des Gei­ stes . Die gewußte spekulative Idee kann nicht vorangegangen sein, sondern sie ist die Frucht der höchsten abstraktesten Anstrengung des Geistes. Wenn man sich ferner sonst auf historische Data berief, so sind diese sehr zusammengeschmolzen und dann endlich jetzt ganz ver870 daß . . . sei Ho; Gr: so muß man nicht wissen 874 die . . . geht Ho; Gr: die nie ruht, sondern weiter gezogen wird zu einer anderen 878 bringt Ho, Ke; Gr: legt 882 Ausdruck Gr; Ke: Hüllen 882 spekulativer Ideen Gr; Ho : von Spekulationen 884-885 dieses . . . Wirken Gr; Ke: diese innere Wirklichkeit 887-890 Die . . . Geistes Ho; Gr: aber ein ganz anderes ist es, ob die Idee das erste , woraus die Gebräuche usw. hervorgegangen sind 891-892 Frucht . . . Geistes Gr; Ke: das Produkt der letzten abstrakte­ sten Idee des Geistes 893-895 Wenn . . . verschwunden Ho, Ke; Gr: In der Geschichte sind diese Spuren auch immer mehr verschwunden

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* schwunden. Ein Franzose, Bailly, hat mit sehr oberflächlicher

Kenntnis der Astronomie auf die Weisheit der Inder verwiesen. In neueren Zeiten aber, wo man sich damit nicht mehr begnügt, son­ dern die Stufe der Wissenschaft der Inder untersucht hat, fand sich * zum Beispiel bei Lambert, daß die Inder allerdings astronomische 900 Kenntnisse besaßen [und] weit waren. Es findet sich freilich, daß die neuen Brahmanen, die die Formeln, aus denen längst der Geist ge­ schwunden ist, ganz gedankenlos auf mechanische Weise gebrau­ chen, diese Methoden überliefert erhalten haben und [daher] den Geist der alten Berechnung des Mondes [und der] Sonnenfinster90S nisse schon nicht mehr kennen, daß also die heutigen Brahmanen freilich heruntergesunken sind, und daß die Methoden, die sie ge­ brauchen, zwar große Kenntnis beweisen, aber doch so vorzüglich nicht sind, als man wohl früher glaubte. Andere historische Data sind ebensowenig genügend. 910 Die zweite Folge betrifft den Fortgang der Weltgeschichte. Dieser kann nur aus dem Begriff des Geistes genommen werden. Zuerst kann man bemerken, daß die Geschichte als Entwicklung des Geistes in die Zeit fällt; es ist dies dem Begriff des Geistes ge­ mäß. Die weitere spekulative Erörterung wollen wir kurz nur 915 durchnehmen. Die Bildung des Geistes fällt in die Zeit, und er hat eine Ge­ schichte darum, weil, was der Geist ist, nur durch seine Arbeit ist, durch Verarbeitung der unmittelbaren Form, wodurch er sich zu einem Bewußtsein über sich, also zu einem höheren Standpunkt er920 hebt. Die Zeit enthält überhaupt in sich die Bestimmung des Nega­ tiven. Es ist für uns etwas als Positives, eine Begebenheit. Daß aber auch das Gegenteil davon sein kann, diese Beziehung dieses Seien­ den auf sein Nichtsein, dies macht die Zeit aus, und diese Bezie895 hat Gr; Ho : berief sich 895-896 mit . . . verwiesen Gr; Ke: die indische Weisheit zuerst in der Astronomie gesehen 896-897 In . . . Zeiten Gr; Ho : jetzt 900 besaßen] besitzen 906-908 und daß . . . glaubte Ho; Gr: sie enthalten aber gar nicht das Vorzügliche, was man ihnen früher zugeschrieben

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Der Begriff der Weltgeschichte

hung ist Zeit, insofern wir die Beziehung nicht bloß denken, son­ dern auch wirklich anschauen ; die abstrakte Anschauung des Seins und Nichtseins ist die Zeit. Die Zeit ist das ganz abstrakt Sinnliche. Dauer ist Einerleiheit des Daseins, wo nicht das Nichtsein dieses Seins einbricht. Die Bildung also, weil sie Entwicklung des Geistes ist und die Negation seiner gegen sich selbst enthält, fällt in die Zeit. Hierbei knüpfen wir [an] die Betrachtung der Veränderung, wie sie in der Natur stattfindet, die Veränderung des Geistes [an] . Die Vergleichung der Veränderung des Geistes und der Natur ergibt, daß das einzelne dem Wechsel unterworfen [ist] . In der physischen Natur geht alles vorüber und so das einzelne im Geiste auch. In diesem Wechsel bleiben aber in der Natur die Gattungen beharrend stehen. So verläßt der Planet den und den Ort, aber die Bahn bleibt ; ebenso ist es mit den Gattungen der Tiere. Die Veränderung ist also hier Kreislauf, Wiederholung immer desselben. Durch alle Verän­ derungen in der Natur kommt nichts Neues hervor ; dies macht die Langeweile der Natur aus. Alles steht so in Kreisen, und nur inner­ halb derselben ist Veränderung unter dem einzelnen. Die Berüh­ rungen der einzelnen Kreise machen dem Beharren dieser Kreise keinen Schaden. Mit der geistigen Gestalt in der Geschichte aber ist es anders . Hier geht die Veränderung nicht bloß auf der Oberfläche, sondern die Veränderung geht im Begriff selbst vor, ist eine kon­ krete Veränderung. Der Begriff einer Gestalt in der Geschichte selbst ist es, der gesteigert und berichtigt wird. In der Natur macht die Gattung keinen Fortschritt. Im Geist aber drängt die Verände­ rung auf eine neue Stufe, ist jede Veränderung Fortschritt; alle ein924 insofern Ho; Gr: und zwar so, daß 927-928 Dauer . . . einbricht Ho; Gr: Wo das Nichtsein in etwas nicht einbricht, sagen wir : es dauert 932 die Veränderung des Geistes] an die Veränderung des Geistes 937 die . . . bleibt Ho; Gr: die ganze Bahn ist beharrend 938-939 also hier] also mithin 941 der Natur Gr; Ho : in der Natur 945-946 Hier . . . vor Gr; Ho : Da verändert sich nicht bloß die Oberfläche, sondern die Veränderung geht in den Begriff selbst ein 948 Natur Gr; Ho : Tierwelt

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zeinen Sprossen bleiben aber existierend. Jede Reihe läßt in der Na­ tur ihre Gestalten nebeneinander stehen. Die Gattungen bilden auch eine Leiter von Stufen, vom Element, vom Licht, vom Abstrakten an ·bis zur höchsten Spitze der Lebendigkeit, dem Menschen. Jede folgende Stufe setzt auch die andere voraus, ist als ein neues, höhe­ res Prinzip hervorgegangen, durch das Aufheben, die Umarbeitung und den Untergang der vorigen Stufe. In der Natur aber fällt dies auseinander; dieser Zusammenhang ist nur ein Inneres und kommt nicht zur Erscheinung ; der Übergang erscheint nur dem denkenden Geist, der dies begreift. Die Natur selbst weiß sich nicht, ihr Begriff tritt nicht als solcher in die Erscheinung ein, sie erfaßt sich nicht, und das Negative ihrer Gestaltungen ist deswegen für sie nicht vor­ handen. In der geistigen Sphäre ist dies verschieden von der Weise der Natur, indem in der Stufenleiter, die der Geist erklimmt, und der Arbeit, seinen Begriff zu erfassen, es zur Erscheinung kommt, daß der Begriff sich weiter forttreibt durch Aufhebung, Umarbeitung der vorigen, niedrigeren Stufe, die als verarbeitet in der Zeit in die Vergangenheit fällt. Diese hat aufgehört zu existieren, und daß dies zur Erscheinung kommt, daß eine Gestalt die Verklärung des nied­ rigen, vorigen Prinzips ist, das ist es , weshalb die Reihe der geistigen Gestalten in die Zeit fällt. Dabei ist zu bemerken, daß die Völker als geistige Gestaltungen nach einer Seite hin auch Naturwesen sind und also sich auch nach der Art der Natur [verhalten] und also die verschiedenen Gestalten 952 Gattungen Ho; Gr: Reihe der natürlichen Gestalten 956 Umarbeitung Ho; Gr: Umbildung 957 vorigen Gr; Ho : anderen 961 erfaßt Ho; Gr: faßt 968 niedrigeren Gr; Ho : niederen 966-968 daß . . . Stufe Ho; Gr: daß die höhere Gestaltung sich durch . . . hervorgebracht hat 970 Gestalt Ho; Gr: Gestaltung 970 die] nämlich die 971-972 die Reihe . . . Gestalten Ho; Gr: die Erscheinung der geistigen Gestaltungen 975 verschiedenen Gestalten Ho; Gr: unterschiedenen Gebilde

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Der Begriff der Weltgeschichte

im Raum gleichgültig nebeneinander bestehen, perennierend die Selbständigkeit der Stufe darstellend. Betrachten wir gegenwärtig die Gestalten, wie sie nebeneinander bestehen, sehen wir in der alten Welt drei Hauptgestaltungen : die erste ist das hinterasiatische (mongolische, chinesische, indische) Prinzip, welches auch in der Weltgeschichte das erste ist. Die zweite Gestalt füllt die islamische Welt aus, die das Prinzip des absoluten Gegensatzes hat, wo [also] das Prinzip des abstrakten Geistes, des einfachen ewigen Gottes, zwar vorhanden ist, dem dann aber die zügellose Willkür der Indi­ vidualität gegenübersteht. Die dritte Gestalt ist die christliche, westeuropäische Welt, deren höchstes das Wissen des Geistes von seiner Tiefe ist. So sehen wir die Gestalten, die wir in der Weltgeschichte als Folge der Zeit sehen, auch perennierend nebeneinander im Raum stehen. Daß diese Gestalten nebeneinander bestehen und ihre Notwendigkeit im Begriff haben, dies ist wesentlich zu bemerken, und davon muß man sich überzeugen. Denn die philosophische Ge­ schichte hat nur den Zweck, die Betrachtung alles Zufälligen zu entfernen und alles als aus dem Begriff geschaffen zu erkennen. Zufall ist äußere Notwendigkeit, die zwar aus Ursachen hervorgeht, aber aus solchen, die selbst nur äußerliche Umstände sind. Ist man gewohnt, alles als zufällig anzusehen, kann die philosophische Weise der Betrachtung des Begriffs anfangs auffallend sein, und man kann solche Ansehung selbst aus der schlechten Gewohnheit der Vorstellung auch für zufällig, für einen Einfall halten. Ein sol976 bestehen Ho; Gr: sich zeigen 977-978 Betrachten . . . Gestalten Ho; Gr: Wenn wir nur so in der Welt umsehen 978 sehen Ho ; Gr: erblicken 984-985 dem dann . . . gegenübersteht Gr; Ho : der dann aber in zügel­ loser Willkür der Individualität entgegensteht 985 Die dritte Gestalt] Das dritte Prinzip 987-989 So . . . stehen Ho; Gr: Diese allgemeine Reihe ist hier nur perennierend ausgelegt; in der Weltgeschichte folgt sie aufeinander 991-992 Geschichte Ho; Gr: Betrachtung 992 Zweck Ho; Gr: Absicht 993-994 Zufall Ho; Gr: Zufälligkeit 994 die . . . hervorgeht Ho; Gr: die auf . . . zurückgeht 2 auffallend sein Ho; Gr: etwas Auffallendes haben

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eher ist aber noch nicht auf dem Standpunkt, philosophische Be­ trachtungen anzustellen, und noch weniger, sie beurteilen zu kön­ nen. Wem nicht der Gedanke als einzig Wahres gilt, als das Höch­ ste, der kann die philosophische Weise gar nicht beurteilen. Indem wir sagten, daß die großen Prinzipien auch perennierend nebeneinander bestehen, so könnte man sich vorstellen, daß wir alle Gestalten, die in der Zeit vorübergingen, in der Gegenwart sollten nebeneinander bestehend finden. So könnten wir fordern, daß noch jetzt ein griechisches Volk in seinem schönen Heidentum, seiner Lust etc . bestände, und ebenso solle ein römisches Volk noch jetzt existieren. Diese Völker, diese Gestaltungen aber sind vergangen, und ebenso gibt es innerhalb eines jeden besonderen Volkes auch Gestaltungen, die vergangen sind. Die alten Germanen [z. B.] sind verschwunden. Warum diese Gestalten und ihre Prinzipien der Vergangenheit anheim gegeben sind und nicht auch im Raume perennieren, läßt sich nur durch die besondere Natur der Gestaltungen erörtern. Wenn wir dies erörtern sollten, so würde diese Erörterung nicht bestimmt sein, wenn wir uns nicht in die Betrachtung der be­ sonderen Gestalten selbst einließen, und dies kann erst in der Welt­ geschichte selbst geschehen. Zugleich wird sich hieraus ergeben, daß nur die allgemeinsten Momente, Gestaltungen perennierend nebeneinander bestehen können und daß sie notwendig verschwin­ den müssen, wenn sie sich in unruhiger Lebendigkeit zeigen. Dies war also die erste Folge aus der Natur des Geistes. Der zweite Punkt betrifft die bestimmte Weise des Fortgangs des Volksgeistes und des Übergangs eines Volksgeistes. Die erste Tätig9-10 Indem . . . vorstellen Ho; Gr: Die großen Prinzipien fordern nicht, indem sie perennierend nebeneinander bestehen 1 1 die . . . vorübergingen Gr; Ho : die sich in der Vergangenheit folg­ ten 12 fordern Ho; Gr: verlangen 16-17 und . . . sind Gr; Ho : In jedem Volke finden wir solche vergan­ gene Gestalten 18-19 der . . . sind Ho; Gr: verschwinden 23-24 und . . . geschehen Ho; Gr: was nur in der Weltgeschichte selbst vorkommt 26 bestehen können Ho; Gr: fortbestehen 29 bestimmte Ho; Gr: konkretere

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Der Begriff der Weltgeschichte

keit ist die ganz allgemeine sinnliche der Veränderung, die Zeit überhaupt. Die konkrete Negativität, Bewegung ist die geistige Tä­ tigkeit überhaupt, und diese wollen wir näher betrachten in der Weise und Form, wie sie Beziehung hat auf den Fortgang eines Volksgeistes in sich und seinen Übergang. Sagen wir zunächst, ein Volk macht einen Fortschritt in sich selbst, einen Fortgang, und überschreitet sich, einen Untergang, so ist die nächste Kategorie, die uns einfällt, die von Bildung überhaupt, also Entwicklung, Bil­ dung, Überbildung, Verbildung. Die Überbildung ist Produkt oder Quelle seines Verderbens. Was Bildung überhaupt faßt, ist dies : Bildung betrifft das For­ melle, bestimmt noch nichts über den Inhalt. Was die Bildung kon­ struiert, ist überhaupt das Formelle des Allgemeinen. Der gebildete Mensch ist der, der allem, was er rut, sagt und denkt, den Stempel der Allgemeinheit aufzudrücken weiß, der seine Partikularität aufgegeben hat, der nach allgemeinen Grundsätzen handelt. Die Bil­ dung ist also die Tätigkeit des Allgemeinen, ist Form des Denkens . Die Bildung legt also in alles das Denken, das Allgemeine hinein. Näher betrachtet finden wir, daß das Denken, die formelle Allge­ meinheit, das Besondere zu hemmen weiß, daß der Mensch also nicht bloß nach seinen Neigungen, Begierden, dem Besonderen handelt, sondern sich hemmt, in sich sammelt und so den Gegen­ stand mehr sich gegenüber frei läßt, also mehr theoretisch sich ver31-32 die ganz . . . überhaupt Ho; Gr: das ganz sinnliche Fortgehen der Zeit 35 seinen Übergang] eines Übergangs 37-38 so . . . überhaupt Ho; Gr: Hier ist das Nächste, die Kategorie der Bildung 39 Die Überbildung Ho; Gr: das Letzte 41-42 Bildung . . . Formelle Ho; Gr: sie ist formell 43 das . . . Allgemeinen Ho; Gr: die Form der Allgemeinheit 44 den Stempel Gr; Ho : die Weise 46 der nach . . . handelt Gr; Ho : Ein Gebildeter handelt wie das Allgememe 47 ist Form . . . Denkens Gr; Ho : das Denken 48 legt] liegt 53-54 also . . . verhält Ho; Gr: er ist gewöhnt, sich theoretisch zu ver­ halten

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hält, dem Objekt sein Recht, seine Freiheit läßt. Damit ist die Vereinzelung der Seiten des Gegenstandes verbunden, die nähere Be­ trachtung des konkreten vorliegenden Falls, eine Analyse der Um­ stände, ein Isolieren der Seiten des Gegenstandes, und diese Verein­ zelung ist unmittelbar das, was diesen Seiten die Form des Allge­ meinen gibt, indem abstrahiert und jedes für sich betrachtet wird. Der Gebildete also kommt an die Gegenstände und beachtet die verschiedenen Seiten ; sie sind vor ihm vorhanden. Die gebildete Reflexion hat ihnen die Form des Allgemeinen gegeben, nimmt sie für sich besondert. Der Gebildete kann also in seinem Benehmen dann auch den einzelnen Umständen ihre Rechte gewähren lassen, indessen der Ungebildete wohl wohlmeinend eine Hauptseite auf­ greift, aber dadurch eine Menge Seiten verletzt. Indem so der Ge­ bildete die verschiedenen Seiten vor Augen hat, festhält, kann er konkreter handeln ; ferner liegt dies wesentlich darin, daß der Ge­ bildete nach allgemeinen Zwecken und Gesichtspunkten handeln kann. Dies ist überhaupt die Natur der Bildung. Die Bildung drückt aber nur diese einfache Bestimmung aus , daß der Charakter des All­ gemeinen den Zwecken und Betrachtungen aufgedrückt werde. Die Entwicklung, Tätigkeit des Geistes muß aber konkreter ge­ faßt werden ; die Bewegung, die die Bildung hervorbringt, muß be54 seine Freiheit Ho; Gr: eine freie Stellung 54 Damit] Mit diesem 54-55 Damit . . . verbunden Ho; Gr: Damit ist verbunden, die Vereinzelung der einzelnen Seiten aufzufassen 56-57 eine . . . Umstände Ho; Gr: die Umstände zu zersplittern 58 das, was] dies, das 58 diesen Seiten Gr; Ho : dem Ganzen 58-59 des Allgemeinen Ho; Gr: der Allgemeinheit 60 beachtet Ho; Gr: kennt 62 des Allgemeinen Ho; Gr: der Allgemeinheit 64 ihre Rechte Ho; Gr: jede einzelne Seite 65-66 aufgreift Ho; Gr: auffaßt 66 eine . . . Seiten Ho; Gr: ein halbes Dutzende anderer 68-70 ferner . . . kann Ho; Gr: er ist gewohnt nach . . . zu handeln 71 Bestimmung Gr; Ho : Form 71-72 daß . . . Betrachtungen Ho; Gr: dem Charakter des Allgemeinen ein Inhalt

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Der Begriff der Weltgeschichte

stimmter in ihren Momenten gefaßt werden. Wir haben als Tun und Begriff des Geistes angegeben, daß er sich zu dem macht, was er an sich ist in seiner realen Möglichkeit, und wir [haben] also die reale Möglichkeit und zweitens das wirkliche Dasein dieses bloß möglichen Ansichseins. Die Bestimmungen, die er an sich hat, zu setzen, ist das Allgemeine des Geistes . Dies kann wieder in subjektiven Sinn übersetzt werden. Man nennt dann, was der Geist an sich ist : >Anlage< , >Vermögen< ; und insofern sie gesetzt, hervorgebracht zum Dasein sind : >Eigenschaften< , >Geschicklichkeiten< etc. Dies Gesetzte, Hervorgebrachte in der Form von Eigenschaften ist selbst wieder nur in subjektiver Form genommen, aber in der Geschichte haben wir dies vom Geist hervorgebracht in der Form als Tat, Ge­ genstand, Werk. In dieser Form will sich der Geist als Tat vor sich haben, er will Bewußtsein über sich haben, er muß sich also als Tat gegenüberstehen. Was das Verhältnis von Eigenschaft und Tat betrifft, so wird oft ein Unterschied zwischen dem gemacht, was der Mensch innerlich ist, was die Eigenschaften und was die Taten des Menschen sind. In der Geschichte aber ist dieser Unterschied nichts, denn der Mensch ist seine Tat; die Folge seiner Taten ist er selbst. Man bildet sich ein, daß die Intention, die Absicht etwas Vortreffliches sein könne, wenn auch die Taten nichts taugen sollten. Man denkt sich so das Innere anders als die Tat. Allerdings kann dies beim einzelnen der Fall sein, daß er sich verstellt und anders sich zeigt als er ist; aber dies ist etwas ganz Partielles, Temporäres , Beschränktes und kann im großen nicht gelten. Das Wahre ist, daß das Äußere vom Innern nicht verschieden ist, und etwas Unwahres also ist es , sich diese Unterschiede zu machen. Die Reihe der Taten ist vom Innern nicht unterschieden. Die Geschichte ist das Offenbare, [daher] fallen be­ sonders in der Geschichte alle Ausklügelungen momentaner Tren-

90 Was . . . betrifft Ho; Gr: In Rücksicht dieser zwei Bestimmungen ist zu bemerken 93 dieser . . . nichts Ho; Gr: dies unwahr 94 Folge Ho; Gr: Reihe 103 Offenbare] Offene

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nungen weg. Ihre Weise ist es, die Taten der Individuen und der Völker zu betrachten ; sie stellen dar, was die Völker sind. Die Ta­ ten sind der Zweck. Dies ist der Zweck des Geistes ; er ist dies, sich zu produzieren, zum Gegenstand zu machen, damit er sich als Dasein habe, damit er sich wisse ; sein Sein ist, sich zu wissen. So ist er nur wirklicher Geist, indem [er] sein Ansichsein als Objekt, als Werk, Tat vor sich gebracht hat. Der Geist eines Volkes ist also ein bestimmter Geist, und sein Tun ist, sich zu einer vorhandenen Welt zu machen, die in Raum und Zeit ist. Alles ist des Volkes Werk; seine Religion, Gesetze, Sprachen, Sitten, Kunst, Begebenheiten, Taten, Stellungen zu anderen Völkern sind seine Tat ; und nur dieses Werk ist jedes Volk. Dieses Bewußtsein hat auch jedes Volk. Jeder Engländer wird sagen, sie seien die, die Ostindien und das Weltmeer beherrschen, usw. Also das Volk führt seine Einrichtungen und Taten an; denn diese sind sein Sein, dies macht die Substantialität, das Selbstgefühl eines Volkes aus, wenn auch die einzelnen Individuen an diesem keinen Teil genommen hätten. Dieses Werk ist das Bestehende ; und das Individuum hat sich das Werk anzueignen, d. h. sich ihm gemäß zu machen [und zu wissen] , daß in diesem Ganzen auch die Seite des Individuums sei. Das Individuum findet das Werk dann als fertige Welt vor sich, der es sich einzuverleiben hat. Der Geist ist also dieses Hervorbringen, weiß dies , daß er dieses Werk, diese Tat sei. Wenn wir die Periode dieses Hervorbringens betrachten, so lebt in dieser Periode ein Volk für sein Werk, und auf diesem Standpunkt ist ein Volk sittlich, tugendhaft zu nennen, da es das tut, hervorbringt, was sein inneres Prinzip ist, was der in­ nere Wille seines Geistes ist. Hier ist die Periode, wo sich der Zweck zum Dasein bringt, und hier findet die Absonderung des In105 weg] da weg 1 13-1 14 die . . . ist Ho; Gr: auch im Raume bestehend 1 17 Dieses Bewußtsein Ho; Gr: Diese Empfindung 122 das Bestehende Ho; Gr: dann vorhanden 123 anzueignen Ho; Gr: auszubilden 129 so . . . Werk Ho; Gr: so finden wir, daß das Volk in derselben für einen Zweck dieses Geistes handelt 1 30 auf] in 1 33 findet Gr; Ho : ist

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Der Begriff der Weltgeschichte

dividuums vom Ganzen noch nicht statt, sie tritt erst später in der Periode der Reflexion hervor. Wenn nun das Volk sich so zu seinem Werk, objektiv gemacht hat, so ist es zu seiner Befriedigung gekommen. Der Geist ist kein Subjektives mehr, kein bloß Inneres, dem seine Existenz nicht entsprach. Dieser Mangel des bloßen An­ sichseins , der Zwiespalt zwischen dem Ansich und der Wirklichkeit ist aufgehoben, und so ist das Volk fertig mit sich, ist befriedigt, hat das, was es selbst ist, als Werk, als seine Welt aufgestellt. Dies ist das erste Moment, das zur Tätigkeit des Geistes gehört. Das zweite, das sich hieran anschließt, ist, daß der Geist, indem er sich erreicht hat, wenn der Geist hat, was er will, seine Tätigkeit nicht mehr braucht. Die substantielle Seele ist nicht mehr in Tätigkeit; denn sie ist jetzt nur auf die einzelne Seite gewiesen, da das höchste Interesse des Lebens verloren ist; denn nur beim Gegensatz ist Interesse. Ich habe nur Interesse für etwas , insofern es mir noch verborgen oder insofern es mein Zweck, dieser [aber] noch nicht erfüllt ist. Es schwindet also , wenn das Volk sich erreicht hat, das tiefere Interesse, und das Volk lebt in dem Übergang des Mannesalters zu seinem Greisenalter, im Genusse des Erreichten. Es lebt im Geist, geworden zu sein, [im Geiste] dessen, was es gewollt hat und hat erreichen können. Es hat sich vielleicht, manche Seite seines Zweckes aufgebend, auch mit einem geringen Umfang begnügt. Es lebt also jetzt in der Gewohnheit seines Seins, und diese Gewohn­ heit ist das , was den natürlichen Tod herbeiführt. Weil es aber All­ gemeines ist, Gattung, so tritt ein anderes , eine andere Bestimmung ein. Denn die Gewohnheit ist nicht das Lebendige mehr ; sie ist das, wo die Zwecke nicht [mehr] wirken, da sie erreicht sind. Ein Be­ dürfnis, eine Not trat hervor; sie ist nicht mehr vorhanden, weil sie 141 aufgestellt Ho; Gr: hingestellt 145 braucht Ho; Gr: erregt 146-147 denn . . . ist Ho; Gr: diese steht nur im entfernteren Zusam­ menhang mit seinem höchsten Interesse 151-152 lebt . . . Greisenalter Gr; Ho : ist vom Mann zum Greis gewor­ den 156 Seins Ho; Gr: Zwecks 156-157 diese . . . herbeiführt Ho; Gr: so geht es seinem natürlichen Ende entgegen

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durch irgendeine Einrichtung b efriedigt war . Solche früheren Ein­ richtungen werden jetzt gering geachtet und als üb erflüssig aufge­ hob en, die früher ihren guten Grund hatten , und es tritt b edürfnis165

lose Gegenwart ein . Solche b edürfnislose Fortsetzung der Gewohnheit führt ab er zum natürlichen Tod . Der natürliche Tod kann sich als politische Nulli­ tät zeigen, so daß das Volk noch fortvegetiert , so daß b loß die parti­ kulären Bedürfnisse , besonderen Interessen der Individuen sich re-

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gen , und es nicht mehr die Regsamkeit des Interesses eines Volks­ geistes ist . Wenn jetzt wahrhafte allgemeine Interessen entstehen sollten , so müßte der Geist eines Volkes etwas Neues wollen . Aber woher soll dies kommen , wenn das Prinzip produziert ist ? Das Neue könnte nur ein Hinausgehen üb er sein Prinzip sein , ein Stre-

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ben nach einem Allgemeinen , so daß dies weiter sich b estimmt hätte . Dies kann sein ; denn der Geist stirb t nicht nur eines natür­ lichen Todes , da der Volksgeist kein natürliches einzelnes , unmit­ telbares Individuum , sondern wesentlich ein allgemeines Leb en , Geistiges ist ; und deshalb erscheint das, was als natürlicher Tod er-

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schien , auch als Tötung seiner selb st , nicht b loß als das ab strakte Negative des b loßen Aufhörens ; sondern dieses negative Andere wird in der Allgemeinheit des Volksgeistes selb st zum Vorschein kommen . Der V alksgeist existiert als Gattung , Allgemeines für sich, und

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darin liegt die Möglichkeit , daß das Allgemeine darin als das Entge­ gengesetzte erscheinen kann . Der Volksgeist also läßt auch sein Ne­ gatives zur Erscheinung kommen . Völker können vegetierend Le­ b en fortschleppen und geistig tot sein , so daß ihr Negatives in ihnen

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1 62- 164 Solche . . . hatten Ho ; Gr: dann ist solche Einrichtung aufzuge-

ben 1 70- 1 7 1 eines Volksgeistes Ho; Gr: des Volkes selbst 172 sollten Gr; Ho : sollen 172 müßte Gr: Ho : muß 179 Tod Gr; Ho : Geist 1 82 des Volksgeistes selbst] selbst des Volksgeistes 184 Der . . . sich Ho ; Gr: es ist eine Gattung und als solche für sich exi­ stierend 1 85- 186 Entgegengesetzte Gr; Ho : Gegenteil selbst

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selbst nicht als Zwiespalt , Kampf zum Vorschein kommt , - wie wir es sahen in neueren Zeiten b ei alten Reichsstädten , die von außen

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her untergingen , ab er in sich unschuldig b lieb en , ohne daß sie ge­ wußt [hab en] , wie ihnen geschieht . Dies ist nun also der dritte Punkt , wie nämlich der Geist als Geist sich durch sich selbst seinen Untergang b ereitet , dieser ab er Hervorgang eines neuen Leb ens ist . Es ist b ei dem Geist nicht b loß die Gewohnheit des Leb ens , was

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seinen Übergang macht , sondern der Volksgeist als Geist muß dazu kommen , sich zu wissen , zu denken , was er ist . Der Volksgeist ist Wissen , und diese Tätigkeit des Gedankens [in b ezug] auf die Realität eines Volksgeistes ist , daß er sein Werk als Objektives , als Allge­ meines , nicht mehr b loß [als] Subjektives wei ß . Dies ist die andere

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Hauptb estimmung , der ein natürlicher Tod gegenüb ersteht . In dieser Rücksicht wollen wir zurückgehen auf dies , daß der Geist sein Ansichsein als Werk produziert , sich zu einer sittlichen , politischen Organisation macht . Dies ist ein Außereinander , ein System von Gliederungen . Solches Werk ist ein Objektives üb erhaupt , und

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darin liegt , daß es die Allgemeinheit zu ihrer Bestimmung und Grundlage hat . Als Werk des Volksgeistes ist es kein Partikuläres , sondern ein in sich Allgemeines. Erst als Dauerndes , Festes ist es ein Werk. Wenn es b loße Begierden sind , die ein Volk treib en zu Handlun-

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gen , so gehen solche Taten spurlos vorüb er , oder die Spuren sind nichts Positives , sondern ein Zerstörendes . Schwärmen , Züge und solche Begeb enheiten sind keine Werke . In den alten Mythen liegt schon dasselb e , daß Kronos zuerst herrschte , in einer Zeit der Un­ schuld , wo sittliche Verhältnisse noch nicht waren . Dieser Kronos , die Zeit, hat selb st seine Werke, Taten, die er erzeugt [und] die nur zeitlich waren , wieder aufgezehrt . Erst Jupiter , der politische Gott , der ein sittliches , wissendes Werk geschaffen hat , aus dessen Haupt 1 89 zum . . . kommt Ho; Gr: erscheint 1 9 1 blieben Ho ; Gr: aufgehört haben 1 96 Übergang Ho; Gr: Untergang 2 1 0 ein Volk Ho ; Gr: die Völker 2 1 1 solche Taten Ho; Gr: solches Treiben 2 1 2 Schwärmen Ho ; Gr: Schwärmerei 2 1 8 geschaffen hat Gr; Ho : hervorbringt

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Minerva hervorging, der Vater Apollos und der Musen, hat die Zeit bezwungen dadurch, daß er ein festes Werk, den Staat hervorge­ bracht [hat] . Im Werk liegt also die Bestimmung von Allgemein­ heit, Objektivität. In der Allgemeinheit liegt die Natur des Beste­ hens. Also ein Werk muß Objektivität und Allgemeinheit haben. Das zweite ist, daß die Bildung eines Volks notwendig mit sich bringt, daß es sein Allgemeines wisse als ein Sittliches . In dem Werk ist also das Objektive nur, daß es gewußt wird. Das Allgemeine, worauf die Sittlichkeit des Volkes beruht und welches das Partiku­ läre verschwinden läßt, muß das Volk wissen. Das Volk also muß die Gedanken des Lebens und Zustandes haben, muß um seine Gesetze als um gewußte Allgemeinheiten wissen, muß seine Religion kennen, muß zu Lehren der Religion fortgehen, nicht bloß einen Kultus haben. Dies will der Geist wissen, der Geist also will seine Allgemeinheit wissen, und nur durch dieses Wissen macht er sich eins mit der Seite seiner Objektivität, welche das Allgemeine daran ist. Er als das Allgemeine will sich zu seinem Allgemeinen verhal­ ten. Seine Objektivität ist zugleich eine Welt von Einzelheiten ; sich nur zu diesen Einzelheiten verhaltend, ist er im Glauben, im sinn­ lichen Verhalten, im äußeren Anschauen usw. Aber er soll denkend sein, Einheit seines Höchsten und Innersten mit dem Daseienden, und diese Einheit kann nur bestehen, wenn er das Allgemeine seines Werkes und seiner Welt weiß. Dies ist seine höchste Befriedigung, weil das Denken sein Innerstes ist. Hierin liegt also das Bedürfnis und die Notwendigkeit, die wir weiter zu betrachten haben. Auf diesem Punkte weiß der Geist das Allgemeine seiner Grundsätze, seiner wirklichen Welt, weiß, was er wesentlich ist. Er hat nun Be220-221 hervorgebracht Gr; Ho : produziert 228-231 Das . . . kennen Ho; Gr: Also muß es die Bestimmungen seines Rechts, seiner Religion wissen 232-234 der Geist also . . . Objektivität Ho; Gr: Nur so setzt sich der Geist in die Einheit mit dem Allgemeinen seiner Objektivität 236 Seine . . . Einzelheiten Ho; Gr: Seine Welt ist eine solche, die zugleich außereinander ist 238-239 er . . . sein Ho; Gr: es soll auch für ihn vorhanden sein 239 Höchsten . . . Daseienden Ho; Gr: Innersten und dieser seiner Welt 241 Befriedigung Ho; Gr: Befreiung

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Der Begriff der Weltgeschichte

wußtsein über sein Wesen. Dieses Werk, diese Welt des Denkens ist zunächst der Form nach von seiner Wirklichkeit verschieden, und so gibt es ein reales und ideelles sittliches Leben, und so sind Individuen, die [um das] Werk des Volkes wissen, andere [als dieje­ nigen] , die unmittelbar darin leben. So sehen wir auf diesem Standpunkt die Wissenschaften aufblühen, und so müssen sie hier not­ wendig aufblühen. Wollen wir so wissen, was die Griechen waren, so finden wir es in Sophokles, Aristophanes, Aristoteles, Plato und Thukydides usw. , was das griechische Leben gewesen [ist] , in ihnen hat der Geist sich denkend gewußt. Diese Befriedigung ist zwar die höchste, aber einerseits ideell , dem Realen entgegengesetzt. Und so sehen wir ein Volk Befriedi­ gung finden in der Vorstellung und in dem Gerede von der Tugend, das der wirklichen Tugend gegenüber oder an die Stelle derselben tritt. Der Geist hat dies hervorgebracht, und er weiß das Unreflek­ tierte zur Reflexion über sich zu bringen. Darin liegt zum Teil das Bewußtsein der Beschränktheit solcher Bestimmtheit. Dem Selbst­ bewußtsein werden so Gründe eingegeben, sich von den Pflichten, den Gesetzen loszusagen, die es sonst unmittelbar erfüllte. Jetzt ist überhaupt die Tendenz, die Begründung zu fordern, daß ein Aner­ kanntes im Zusammenhang mit einem ganz Allgemeinen gefaßt wurde. Indem solche Gründe, d. h. etwas ganz Allgemeines, als Basis nicht gefunden wird, so wird die Vorstellung von der Tugend schwankend. So wird die Pflicht als solche nicht als absolute gel247 von . . . verschiedenen Ho; Gr: abstrakt, wenn seine wirkliche Welt verschwunden 248 ideelles Ho; Gr: ideales 248-249 so . . . Individuen] so Individuen sind 253 die Griechen Ho; Gr: Griechenland 254 in] im 260 der . . . gegenüber Ho; Gr: neben die Tugend 261 tritt Ho; Gr: sich . . . setzt 263-264 Dem . . . eingegeben Ho; Gr: so enthält das Bewußtsein Gründe 266 die Tendenz . . . fordern Ho; Gr: die Forderung nach Gründen 270-272 So . . . werden Ho ; Gr: das Absolute gilt nicht mehr als solche, sondern nur, indem es auf Gründen beruht

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tend, sondern nur insofern die Gründe, weshalb sie gelten soll, ge­ wußt werden. Damit hängt zusammen, daß die Individuen sich voneinander und vom Ganzen absondern ; denn das Bewußtsein ist Subjektivität, und diese hat das Bedürfnis, sich zu vereinzeln, sich als besondere Subjektivität in der Form eines D i e s e n zu fassen. Dieses subjektive Innere, in der Form der Einzelheit sich fassend, ist das, woraus Eitelkeit, Selbstsucht etc. hervorbricht, Bestimmungen, die dem Glauben, dem Unmittelbaren zuwider sind. So treten die eigenen Interessen, Leidenschaften losgebunden als Verderben hervor. So bricht das Verderben eines Volkes aus. Dies ist dann nicht natürlicher Tod, sondern der Tod eines sittlichen Lebens, der in demselben als Zerrissenheit der Glieder zur Erscheinung kommt. So kam es, daß, nachdem Zeus dem Verschlingen des Kronos Einhalt tat, ein in sich Festes begründet [hat) , er selbst, und sein ganzes Geschlecht von dem Erzeugenden [doch noch) verschlungen wurde, nämlich von eben dem Prinzip des Denkens, das Einsicht aus Grün­ den fordert. Die Zeit ist das Negative, als sinnlich dargestellt, der Gedanke ist hingegen die innerste Negativität, worin alle Bestimmtheit aufgelöst wird, [worin) das Gegenständliche, Seiende sich aufhebt. Er ist das Allgemeine, Unbeschränkte und wird mit allem Beschränkten fer­ tig. Wenn zwar das Objektive nicht als beschränkt erscheint, so er­ scheint es doch als Gegebenes und dadurch als solches, welches dem Gedanken keine Schranken bieten kann. Staaten sind solche Gegenstände, die den Gedanken beschränken, deshalb kann er sie über­ winden. Sie erscheinen dem Subjekt, das denkend [ist) , als eine Schranke. Dies ist der Weg, auf welchem aus dem Tiefsten heraus der Volksgeist sich den Untergang bereitet.

273 absondern Gr; Ho : isolieren 273 das Bewußtsein Gr; Ho : Die Idealität des Gedankens 274 diese . . . Bedürfnis Gr; Ho : dieser liegt es ganz nahe 282 der Glieder Ho; Gr: in sich 284-285 und . . . Geschlecht Ho ; Gr: mit seinem ganzen Reich 286 Denkens Ho; Gr: Gedanken 288 das Negative Ho; Gr: das Korrosive des Negativen 289 Bestimmtheit Ho; Gr: Inhalt

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Der Begriff der Weltgeschichte

Diese Auflösung der sittlichen Welt durch den Gedanken ist aber zugleich notwendig das Hervorgehen eines neuen Prinzips mit neuen Bestimmungen. Kurz bemerkt ist der Gedanke das Auflö­ sende der vorher gesunden Gestalten, da seine Tätigkeit die des All­ gemeinen ist. In diesem Auflösen des Allgemeinen ist aber in der Tat das vorhergehende Prinzip erhalten, aber so, daß die bestimmte Weise, das Seiende zerstört ist. Dies ist hier Iemmatisch aufzufassen. Einerseits also, indem der Geist Auffassung des Allgemeinen ist, wird der einzelne ein Schwankendes , Untergehendes ; aber das all­ gemeine Wesen bleibt erhalten, aber nicht nur erhalten, sondern erhöht in der Form der Allgemeinheit; seine Allgemeinheit ist her­ ausgehoben worden. Das vorhergehende Prinzip ist also verklärt in dieser Allgemeinheit. Aber diese jetzige Weise der Allgemeinheit ist auch zu betrachten als eine verschiedene von der vorigen, in der die jetzige Allgemeinheit mehr nur im Innern vorhanden war und äu­ ßerliche Existenz nur hatte als versteckt in einer unendlichen Menge von mannigfaltigen daseienden Verhältnissen. Indem diese Äußerlichkeit durch den Gedanken verarbeitet ist, ist diese Arbeit für uns nur dies, daß das, was früher als Einzelheit war, nur in konkreter Einzelheit bestand, jetzt sich in die Form der Allgemeinheit umgesetzt hat, die aber eine andere Bestimmung vor der anderen voraus hat, indem sie eine weitere Bestimmung ist und so als ein Anderes, ein Neues erscheint. Und der Geist, der so jetzt in sich weiter sein Wesen erfaßt hat, erscheint als ein weiterer, an­ derer [und] hat jetzt andere, weitere Interessen und Zwecke. Die Umbildung ist an sich zwar aus einer Umbildung der Form [ent­ standen,] aber diese neue Form bringt auch dem Prinzip nun an-

301 Gedanke Ho; Gr: Gedanke als Allgemeines 304-305 aber . . . ist Ho; Gr: aber nicht mehr in seiner Bestimmung vorhanden 310-3 1 1 in dieser Ho; Gr: durch die 314 Existenz Ho; Gr: Dasein 314-315 unendlichen Menge Ho; Gr: Verwicklung 316 diese Äußerlichkeit Ho; Gr: solche Prinzipien 322 weiter . . . hat Ho; Gr: bestimmt ist 324 Form Ho; Gr: Form des Prinzips

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dere, weitere Bestimmungen hinzu, die auch Bestimmungen des In­ halts werden. Um dies der Vorstellung näher zu bringen, kann man an Erscheinungen erinnern, die bekannt sind. So z. B. macht der Gebildete eines Volkes ganz andere Forderungen als der ungebildete Mensch desselben Volkes, der in derselben Religion, Sittlichkeit lebt, dessen substantieller Zustand ganz derselbe ist. Bildung ändert an der Sache selbst zunächst nichts, sondern erscheint nur als etwas Formelles. Der gebildete und (der] ungebildete Christ haben densel­ ben Inhalt, und gleichwohl haben beide ganz verschiedene Bedürfnisse. Der Luxuriöse ißt auch nur und trinkt und hat (eine] Woh­ nung wie der Einfache. Ebenso ist es mit den Verhältnissen des Eigentums. Der Leibeigene hat im Ganzen auch Eigentum, aber es kann verbunden sein mit Lasten, die einem anderen Eigentums­ rechte geben, wodurch ein anderer Miteigentümer wird. Wenn nun gedacht wird, was Eigentum ist, so wird sogleich gesagt, daß Eigen­ tum ein Freies sei , daß nur einer Herr sein kann, so wird durch den Gedanken die Bestimmung des Eigentums, daß es freies ist, (ge­ setzt] . Es hat dasselbe zum Inhalt; aber der Gedanke hebt das Allge­ meine hervor, und daraus ist ein eigenes höheres Prinzip, ein anderes Bedürfnis und Interesse entstanden. Das Bestimmte des Übergangs, der Veränderung eines Volkes ist also, daß das Vorhandene, Unmittelbares, gedacht und dadurch in die Allgemeinheit erhoben wird ; denn das Besondere muß gereinigt werden von dieser Besonderheit und zu seiner Wesendichkeit verklärt werden. Nur dieses Verhältnis macht die weitere Bestimmung aus. Insofern also sahen wir einen Geist, (der] mit sich zu sein, seine Wirklichkeit zu fassen strebt und denkend erfaßt; insofern hat sich

327 kann] so kann 329-330 als . . . Volkes Gr; Ho : als der, welcher zu demselben Volke gehört, aber geringerer Bildung ist 333 haben] hat 333-334 haben . . . Inhalt Ho; Gr: scheint ganz derselbe 340 wird . . . gesagt Ho; Gr: folgt 341 einer] ein 342 hat] bleibt 344 daraus Ho; Gr: dadurch

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Der Begriff der Weltgeschichte

das Prinzip erweitert, weiter bestimmt. Um dies zu fassen, muß man wissen, was der Gedanke ist, nämlich daß er das ist, was wahr­ haft [und] wesentlich ist, das Allgemeine. Der Geist aber besteht darin, das Allgemeine zu fassen. So ist das Allgemeine in der Philo­ sophie . Dies ist die spekulative Bedeutung des Allgemeinen, und der Geist ist es, der diese spekulative Bedeutung hat. Denn für ihn sind die Bestimmungen, wie die Philosophie sie erkennt. Das bloß reSektive Denken hat auch allgemeine Vorstellungen, aber nur abstrakte, unterschieden dann von dem wirklichen Sein. So kann man eine allgemeine Vorstellung von Völkern und Herren etc. geben, aber das ist eine bloß subjektive, zum Behuf unseres Vorstellens . Die Allgemeinheit - gefaßt, wie sie wahr ist, - ist die Substanz, die Wesenheit, das wahrhaft Seiende. Indem sich z. B. der Bürger von Athen als Bürger auf allgemeine Weise faßt, so daß er gilt, wie er jetzt wahrhaft ist, so ist dieses All­ gemeine nur, daß der Bürger Mensch ist, und vor dieser Allgemein­ heit schmilzt die Besonderheit, bloß Bürger von Athen und dieser oder jener zu sein. Solche Besonderheit schmilzt vor dem Licht des Gedankens, wie der Schnee vor der Sonne. Wenn so der Gedanke die Allgemeinheit erfaßt in einem Volk, so kann es das nicht mehr bleiben, was es war, sondern muß neue, höhere Bestimmungen ha­ ben. Wenn also z. B . durch den Gedanken bei einem Volk wie den Athenern die Besonderheit aufgehoben wird und der Gedanke sich dahin entwickelt, daß das besondere Prinzip dieses Volkes nicht mehr wesentlich ist, so kann dieses Volk nicht mehr bestehen ; es ist ein anderes Prinzip [hervorgetreten] . Indem so in ein Prinzip höhere Bestimmungen gekommen sind, hat sich die substantielle Grund­ lage eines Volksgeistes verändert. Was sonst Zweck war, hat jetzt andere Bestimmungen. Es steht ein neues Werk bevor, das zu voll­ bringen ist.

353 weiter] als weiter 366-368 Indem . . . ist Ho; Gr: Solches Allgemeine z.B. von dem Skla­ ven ist der Mensch 368 vor dieser Ho; Gr: in der 375 und] wie

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Beiläufig ist zu bemerken, daß in der Weltgeschichte, insofern ein Prinzip des Volksgeistes ein höheres geworden ist, dieser Volksgeist jetzt als ein anderes Volk vorhanden ist, daß die Weltge­ schichte von dem Volk, das vorher oben stand, dann zu einem an­ deren Volk übergeht. Denn ein Volk kann nicht mehrere solcher Prinzipien, nicht mehrere Stufen durchlaufen ; es kann nicht zwei­ mal in der Weltgeschichte Epoche machen, obgleich es Stufen in seiner Entwicklung hat. Diese sind aber nur Formen der Entwicklung seines bestimmten Prinzips . Ändert sich dies, so kommt dem höheren ein anderes Volk zu. Der Grund liegt darin, daß in der Geschichte des Geistes die Prinzipien als Volksgeister vorhanden, aber zugleich auch natürliehe , daseiende Existenzen sind, weil wir uns hier nicht auf dem Boden des reinen Gedankens, sondern der Existenzen befinden. Was die Stufe des Geistes ist, ist als Naturbestimmtheit, Naturprinzip ei­ nes Volkes oder vielmehr als eine Nation vorhanden ; denn Nation ist das, was ein Volk in natürlicher Form ist. In der Geschichte erscheint der Geist auseinandergelegt als Arten natürlicher Gestalten in Raum und Zeit. Wenn also ein bestimmtes Prinzip weitere Be­ stimmungen hat, so tritt zwar das Neue noch ein in den Volksgeist als Negation des bisher Bestehenden, als Religionen, Sitten etc . , also als Verderben dessen, was vorher bestand, tritt also als Negation seiner Bestimmtheit auf, aber als Zerstörung dessen, was das Volk sei­ ner ursprünglichen Bestimmtheit nach war. Die höhere Stufe in dem positiven Dasein ist wieder ein Natürliches, erscheint so als ein neues Volk. Dies sind also die näheren Momente der Veränderung. Darin liegen die Momente des Begriffs in ihrer Notwendigkeit. Diese Momente sind die bewegende Seele des Fortgangs. 384-385 dieser . . . ist Ho; Gr: so ist dies ein anderes Volk geworden 389 es] ein 391 Diese] Dies 400-401 natürlicher . . . Zeit Ho; Gr: der Auseinanderlegung in dem bestimmten Element 403 Bestehenden] Bestandenen 404 dessen . . . bestand Ho; Gr: seines Vorherbestehenden 406-408 Die . . . Volk Ho; Gr: aber die passive Seite des anderen rritt als neues Volk auf

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Der Begriff der Weltgeschichte

Wenn wir jetzt noch weiter auf die Bestimmungen reflektieren, worin der Volksgeist teils natürlich stirbt, teils durch den Gedanken geändert wird, so ist dies ein Stufengang, der nichts zu sein scheint als [ein] Progreß in die Unendlichkeit, als eine Perfektibilität, die i n i n f i n i t u m fortgeht, ohne je ans Ziel zu kommen. Wenn wir auch gesagt haben, daß das höhere Prinzip darin besteht, daß das Vorher­ gehende darin nur allgemein gefaßt wird, so wird dieses Allgemeine doch selbst nur wieder ein Bestimmtes. Wie in der Natur in der Reihe der Lebendigen zwar ein Fortgang ist, so daß die höhere Stufe ein allgemeines Leben ist, aber diese Stufe selbst wieder als Bestimmtes erscheint, so muß das Allgemeine in der Geschichte auch eine bestimmte Gestalt annehmen, sich als bestimmte Weise dar­ stellen, weil wir auf dem Boden des Daseienden, der natürlichen Gestalten stehen. Ohnehin hat es die Geschichte mit der Wirklich­ keit zu tun. Es scheint aber nur der unbestimmte Fortgang gesetzt zu sein, wenn keine bestimmte Gestalt gegen den Gedanken, gegen den Begriff sich festmachen, dem Gedanken widerstehen kann. Gäbe es so etwas, das der Begriff nicht verdauen, nicht auflösen, nicht ideell machen könnte, so stände dies ihm entgegen, entzweite ihn, so läge dies als die höchste Zerrissenheit, Unseligkeit da. Alles also löst der Begriff auf und kann es fort und fort. Wenn etwas ge­ gen den Gedanken aushalten könnte, so wäre der Gedanke es selbst nur, indem er sich Gegenstand wäre, daß [er] sich selbst faßt; [denn] er ist nur das sich selbst Unbeschränkte. Dann wäre er in sich zu­ rückgekehrt, und das Gericht der Geschichte wäre vorbei; denn nur das geht ins Gericht, das dem Begriff nicht gemäß ist. In dieser Rückkehr des Gedankens in sich wäre der ewige Frieden hergestellt. Hier wäre der Endzweck der Welt [zu erörtern] . Wenn beständig nur neue Prinzipien hervorgingen, hätte die Weltgeschichte keinen Zweck, der ans Ziel führte ; es wäre nie ein Ende abzusehen. Die Religion und [die] Vernunft erkennen aber nur als interessant das 414-415 die . . . kommen Ho; Gr: aber ewig fern bleiben vom Ziel 416-417 das Vorhergehende Ho; Gr: der Inhalt des Vorigen 422 bestimmte Ho; Gr: beschränkte 431-432 Wenn . . . könnte Ho; Gr: Gäbe es so etwas 436-437 In . . . hergestellt Ho; Gr: er wäre in sich befriedigt

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an, was das Wahrhafte , an und für sich Seiende [ist] , was keine Be­ schränkung hat und nicht bloß vorübergehend ist. Dies führt uns zum Inhalt des absoluten Zweckes , den sich der Geist mit der 445

Weltgeschichte vorgesetzt hat, was also das Werk der Weltge­ schichte ist. Auch dies muß , wie die beiden ersten Stufen, aus dem Begriff des Geistes hervorgehen. Wir haben bisher die Weise des Anfangs angegeben , das zweite waren die Momente des Fortgangs. Dieser muß ein Ziel , einen Endzweck haben, und dieser Endzweck

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ist es, den wir jetzt betrachten. Dieser Endzweck liegt im angegebe­ nen Begriff des Geistes . Sprechen wir aber kurz davon, so bleibt er abstrakt; sprechen wir also , daß er für den Begriff wird , würden wir zu weitläufig, [und dies ist] hier nicht hingehörend . Wir können hier also nur eine allgemeine Vorstellung geben; die Geschichte

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selbst gibt das Nähere . Man hört oft, der Endzweck der Welt sei das Gute . Dies aber ist unbestimmt, und eben Endzweck setzt etwas Bestimmtes . Wir kön­ nen uns an das erinnern , was die Religion angibt und müssen uns daran erinnern; denn überhaupt müssen wir uns in der Philosophie

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nicht so verhalten, daß wir das Religiöse [und] andere ehrwürdige Anschauungen beiseite liegen lassen, weil wir aus Scheu keine Ver­ gleiche wagten. Den religiösen Endzweck können wir so ausge­ drückt finden, daß er sei : daß die Menschen zum ewigen Frieden gelängen, daß der Mensch geheiligt werde . Dies ist einerseits der

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eigentliche religiöse Zweck, der es mit dem Individuum zu tun hat. Das Subjekt als solches hat an dieser religiösen Anstalt ein unend­ liches Interesse . Der Endzweck, so gefaßt, setzt aber den Inhalt vor­ aus , in was das Individuum sein ewiges Ziel finden werde , worin die Seelen ihr Heil finden. Man könnte sich vorstellen , daß uns hier,

450-451 Dieser . . . Geistes Ho; Gr: Der Endzweck ist aus dem Begriff des Geistes schwer zu entwickeln 457-458 Wir . . . angibt Ho; Gr: Man könnte sich und hat sich der religiösen Form zu erinnern 462-463 Den . . . sei Ho; Gr: Nach der Religion ist es Zweck 465 eigentliche Ho; Gr: eigentümliche 465 der . . . hat Ho; Gr: zwar nach der Seite der Individuen 466-467 an . . . Interesse Ho; Gr: sich in der religiösen Anstalt 469 vorstellen Gr; Ho: denken

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Der Begriff der Weltgeschichte

wo wir von der Welt handeln, das ewige Ziel nichts anginge , weil

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es der künfrige , jenseitige Zweck, ein Drüben sei . Aber dann bliebe doch das Diesseitige , diese Welt als Vorbereitung und Erwerbung , und so müßte sie die Grundbestimmung für alle Werke abgeben. Aber der Endzweck ist so durch die Religion nur der individuellen , subjektiven Seite nach ausgesprochen , und wenn so das Interesse des

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Individuums als der letzte Zweck ausgesprochen ist, so würde das Objekt, der Inhalt des Heil s , in die Bestimmung des Mittels fallen . Dies ist aber keineswegs der Fall . Was aber der Weg zum Ziel ist, ist nicht bloß Mittel , sondern zugleich die absolute Sache selbst , die absolute Geschichte , worin die Individuen nur einzelne Momente

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sind . Lassen wir die bloß subjektive Form beiseite , so ist das Substanti­ elle, das sie voraussetzt, jetzt näher zu fassen . Wie aber der Zweck des Daseins der Natur, so ist auch der Zweck der geistigen Tätigkeit die Verherrlichung Gottes und seiner Ehre . Diese Sache ist von reli-

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giöser Seite gefaßt. In der Tat ist dies der würdige Zweck des Geistes und der Geschichte . Dies liegt schon im Vorhergehenden, und wir wollen es dem Gedanken näher bringen. Den Geist fanden wir als dies , sich zu produzieren, zum Gegenstand zu machen und zu fassen . Erst dann ist er als Resultat, als Hervorgebrachtes , als Selbst-

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produziertes vorhanden . Sich fassen heißt nur : sich denkend fassen, nicht bloß die Kenntnis willkürlicher , beliebiger , vorbeigehender Bestimmungen , sondern heißt wesentlich : das wahre Wesen, das Absolute selbst fassen. Sein Absolutes ist das Absolute von allem , das göttliche Wesen . Sein Zweck , sein absoluter Trieb ist also , das Bewußtsein des Wesens zu geben , so daß es als das einzig und allein Seiende und Wahre gewußt sei, durch das alles geschehe und sich

475-477 wenn . . . fallen Ho; Gr: es bleibt dann den Individuen nur üb­ rig, daß das , was sie zum Heil führt, nur als Mittel zu betrachten sei 479-480 zugleich . . . Geschichte Ho; Gr: es muß durchaus als das Abso­ lute selbst gefaßt werden 485-486 von . . . Seite Ho; Gr: nach der religiösen Ansicht 486-487 In . . . Geschichte Gr; Ho: Als dieser Endzweck ist auch die Geschichte zu fassen 497 gewußt sei Ho; Gr: gegeben ist

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begebe, so daß alles danach eingerichtet werden müßte und wirk­ lich eingerichtet sei, daß es also die Macht ist, die den Gang der Weltgeschichte leitete und leitet, regiert und regiert hat. Dies in diesen Taten und Werken [zu] erkennen ist in dem richtigen Aus­ druck der Religion niedergelegt, daß Gott die Ehre gegeben oder die Wahrheit verherrlicht werde. Diese Verherrlichung der Wahrheit ist als der absolute Endzweck zu fassen, und diese Wahrheit ist die einzige Macht, welche diese Verherrlichung hervorbringt, voll­ bringt. In der Ehre Gottes hat auch der individuelle Geist seine Ehre, aber nicht seine besondere, sondern seine Ehre ist durch das Wissen, daß sein Selbstgefühl das substantielle Bewußtsein Gottes sei, daß sein Tun zur Ehre Gottes, des Absoluten ist. Hierin hat der individuelle Geist seine Wahrheit und Freiheit erreicht, hat es mit dem reinen Begriff, mit dem Absoluten zu tun, ist bei keinem ande­ ren mehr, sondern bei sich, bei seinem Wesen, nicht bei einem Zu­ fälligen, sondern in absoluter Freiheit. Dies also wäre der Endzweck der Weltgeschichte. In dieser Idee ist der Gegensatz fortgefallen, der im beschränkten Geist sich befindet, der sein Wesen nur in einer Schranke weiß und durch den Gedanken sich darüber erhebt. Hier also ist der Untergang durch den Gedanken nicht mehr ein anderer, da ihm kein anderes als der Gedanke entgegensteht. Auch der na­ türliche Tod [ist] nicht mehr vorhanden, und der ewige Kreislauf vollendet. Dies sind die Hauptmomente der Idee. Jetzt kommen wir auf die andere Seite, die Leidenschaften und ihre Beziehung auf die göttliche Idee. Dies ist das Moment der Ein­ zelheit, der Partikularität, der Tätigkeit der Verwirklichung der be­ sonderen Zwecke. Durch diese und in ihnen ist das Walten, die Macht und [die] Herrschaft der Idee zu erkennen. Unter diesen Leidenschaften sind alle speziellen Zwecke und In­ teressen zu begreifen. Die Form des Zwecks ist dabei nicht nötig. Leidenschaft ist der passivste Ausdruck, aber auch nicht ganz. Wenn etwas vollbracht wird, so denkt man sich es als Zweck, als Vorgestelltes. Die Leidenschaft will zwar immer ein Vorgestelltes ; 515 in einer Ho; Gr: als 519 nicht . . . vorhanden Ho; Gr: kann . . . auch nicht eintreten 523 Tätigkeit . . . Verwirklichung Ho; Gr: Betätigung

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Der Begriff der Weltgeschichte

aber was sie tut, bestimmt sich in ihr und bestimmt sie selbst. Es ist diese Einheit der Bestimmung des Willens mit dem, was das Sub­ jekt überhaupt ist. Leidenschaft ist die Bestimmung des ganzen Menschen, was ihn also von anderen trennt und unterscheidet, wo­ durch das Individuum dieses und nicht ein anderes ist. Jeder Mensch ist ein bestimmter, ein Besonderes ; nur so ist er wirklich, denn ein bloß Abstraktes von Mensch hat keine Wahrheit. Der Zweck ist dann nicht ein Gewähltes , sondern eben das, was aus der Bestimmtheit der Leidenschaft hervorgeht. Leidenschaft heißt hier also Bestimmtheit des Menschen. Charakter wäre schon zu weit umfassend, da er alle Partikularitäten umfaßt (und] schon die ge­ samte Komplexion ausdrückt. Mit dem bloß ohnmächtigen Innern, das sich zu realisieren nicht die Kraft hat, also mit bloßen gemeinten Absichten haben wir es nicht zu tun, womit solche schwachen Charaktere sich herumdrücken. In der Geschichte haben wir es nicht mit Individuen zu tun, die gewisse Absichten haben und dann Mäuse vielleicht und Mücken gebären, sondern wir haben den bunten Lärm der Leidenschaften vor uns. Wenn wir das bunte Treiben der Leidenschaft mit dem stillen, einfachen Leben der Idee vergleichen, die den absoluten Endzweck in sich hat und vollführt, so entsteht die nächste Frage über die Natur ihres Zusammenhangs. Die Idee der Weltgeschichte stellt not­ wendig diesen Zusammenhang vor (und] hat die Einheit beider. Diese legt sie schlechthin zu Grunde. Dieser Zusammenhang soll nicht ein bloß Geglaubtes sein, die Handlungen sollen nicht bloß Material oder äußere Mittel sein, durch die die Idee sich realisiert. 535 dieses] dies 540-541 Charakter . . . umfassend Ho; Gr: Man kann für Leidenschaft auch Charakter sagen (sie ! ) 541-542 die . . . ausdrückt] drückt . . . aus 542-545 Mit . . . herumdrücken Ho; Gr: Von Absichten als einem ohnmächtig gemeinten lnnern, womit . . . , ist hier nicht die Rede 551-552 über . . . Zusammenhangs Gr; Ho : nach dem Zusammenhange beider 554 Diese . . . sie Ho; Gr: sie legt ihn 556 durch . . . realisiert Ho; Gr: wodurch sich die großen Zwecke realisieren

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Denn die Individuen sind wissend und wollend, haben den An­ spruch nicht, das allein zu vollbringen, was ein schöner Zauber will. Sie haben die gerechte Anforderung, nicht als bloßes Mittel gedient zu haben. Wir können hier auch nicht sagen, daß der Zusammen­ hang ein Unbegreifliches sei ; sondern ihn zu begreifen ist Aufgabe, da wir eine philosophische Weltgeschichte vor uns haben. Doch können wir uns nicht auf den ganzen Umfang dieser Erörterung einlassen, sondern nur den Weg andeuten, auf welchem die Beantwortung der Frage zu finden ist. Es kann noch bemerkt werden, daß der Zusammenhang dieser Momente die bekannte Form der Vereinigung der Freiheit und Notwendigkeit annehme. Gewöhnlich in der reflektierten Vorstellung nennt man die Willkür, den parti­ kulären Willen die Freiheit, dem entgegen man das an und für sich Seiende, das Vernünftige, als etwas ihr Eigenes und [als] eiserne Notwendigkeit stellt. In der Tat ist nur das Verhältnis des Geistes zum an und für sich Seienden, als dem seinigen, die Freiheit. Die eigentliche Freiheit ist das Vernünftige. Die Willkür, die Partikula­ rität der Interessen, ist nur eine Vermischung von Freiheit und Notwendigkeit, gehört nur der gemeinten Freiheit, der Erscheinung an, die unter dem Einfluß von Naturbestimmungen steht. Der Zusammenhang der Partikularitäten der Menschen und des­ sen, was an und für sich ist, dieser Zusammenhang hat doppelte Seiten : Erstens ist er an sich im Begriff, die Idee selbst, und das andere ist, wie der Zusammenhang für sich ist, in der Weise seiner Erziehung, in seinen Werken. Das erste, was zu bemerken ist, ist die Idee selbst, wie wir sie an­ gaben. Diese hat in ihr selbst die Bestimmung der Subjektivität, des 559 gerechte Ho ; Gr: geringe 559-560 nicht . . . haben Ho; Gr: nicht bloß als ein Mittel vorgestellt zu werden 562-564 Doch . . . einlassen Gr; Ho : Wir können aber nicht den ganzen Umfang der Untersuchung dadurch ändern 568-569 den partikulären Willen Ho; Gr: das Wollen des Partikulären 573 ist] aber ist 576 dem . . . Naturbestimmungen Gr; Ho : der Naturbestimmtheit 579 Erstens . . . an Ho; Gr: Die eine Seite dieses Zusammenhangs ist derselbe

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Der Begriff der Weltgeschichte

sich Wissens ; sie enthält in ihr selbst die Bestimmung der Tätigkeit. Denn sie ist dies, sich als gegenständlich zu setzen und dieses ideell zu dem ihrigen zu machen. Diese Idee ist das ewige Leben Gottes in sich selbst, gleichsam vor Erschaffung der Welt, der logische Zu­ sammenhang. Sie ist als Inneres, Allgemeines zunächst vorgestellt, und ihr fehlt noch die Form des Seins in der Form der Äußerlich­ keit, der unmittelbaren Einzelheit. Diese Idee also hat in ihr selbst das Moment der Bestimmung, aber die Weise der Realität, des un­ mittelbaren Entstehens hat sie noch nicht. Das zweite ist, daß diese Idee dazu fortgehen muß, dem Gegen­ satz, der zunächst nur der Form nach in ihr selbst als Ideelles ist, sein Recht widerfahren zu lassen, d. h. die Unterschiede zu setzen als für sich seiende, mit dem Schein der Selbständigkeit gegeneinan­ der. Dies ist das erste, und die nähere Bestimmung ist, daß das All­ gemeine so als eine Seite ist, und die andere nach der Seite der Un­ mittelbarkeit sich bestimmt als formelles Fürsichsein, als die for­ melle Freiheit, als abstrakte Einheit des Selbstbewußtseins, unendliehe Reflexion in sich, unendliche Negativität. Die absolute Nega­ tivität kommt nur dem Geist zu. Ich, das sich aller Erfüllung als Atom gegenüberstellt, ist die höchste Spitze des Gegensatzes. Dieser abstrakten Negativität ist die ganze Fülle der Idee gegenübergesetzt. Gott, Welt oder welche Form das Konkrete sonst hätte, ist als Drüben, als Objekt gesetzt; aber das Ich ist so bestimmt, daß für das­ selbe dies andere ist. Das Wissende, absolut Spröde ist so, daß für dasselbe auch das andere ist. Das sind die ersten Bestimmungen. Be­ greift man dies weiter, so ist darin z. B. das, was die Entstehung der Welt der endlichen, freien Geister genannt wird. Was zunächst be586 zu J als zu 588 als . . . vorgestellt Ho; Gr: zunächst das Allgemeine, innere Vorgestellte 589-590 Äußerlichkeit . . . Einzelheit Ho; Gr: Unmittelbarkeit 597-598 das Allgemeine Ho; Gr: die allgemeine Idee 599 als . . . Fürsichsein Gr; Ho : das formelle für sich Sein 603 die . . . Spitze Ho; Gr: das . . . Extrem 606 Objekt Ho; Gr: ein anderes 606-607 dasselbe . . . andere Ho; Gr: diesen Punkt das eine 609-610 z. B . . . . wird Ho; Gr: die Erschaffung freier Geister, der Welt usw.

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merkt werden kann, ist, daß dieses Andere, dieses Atom, welches zugleich Vielheit ist, das Endliche überhaupt ist. Dieses Atom ist für sich nur als Ausschließendes des anderen, indem es das andere ne­ giert, das also am anderen eine Grenze hat, das ein anderes als Negatives, als Schranke seiner hat und somit selbst Endlichkeit ist. Drittens ist zu bemerken, daß dieses Endliche, diese Spitze der Freiheit, die für sich ist, indem sie das formelle Wissen in sich ist, so betrachtet werden muß in Beziehung auf die Ehre Gottes als der absoluten Idee, daß diese soll anerkennt werden. In der Anerkennung liegt Gottes Ehre. Diese Seite der Endlichkeit ist also der Bo­ den, auf den das geistige Moment des Wissens, das Wissen als Wis­ sen fällt. Es ist also die Seite des Daseins für das Absolute, die Seite mit nur formeller Realität. Dies also sind die Hauptmomente, durch die jener Zusammenhang zu finden ist. Indem wir nun zu den konkreteren Gestalten übergehen, so sagten wir, daß für das Endliche das andere sei. Für das Ich ist das an­ dere als das Göttliche und so die Religion vorhanden ; ferner ist aber auch in der Gestalt des anderen die Welt überhaupt als der univer­ selle Umfang der Endlichkeit. Für dieses formelle Sichwissen ist seine eigene Endlichkeit. Es faßt sich nach dieser Seite selbst als Endliches auf, ist damit überhaupt der Standpunkt des endlichen Seins, des endlichen Willens, der Willkür, des endlichen Wissens, der endlichen Zwecke. Es ist der Standpunkt der Erscheinung. Die­ ses sich Wissende will sich einerseits überhaupt und will sich in allern; in aller Objektivität soll diese seine Subjektivität sein, dies ist die Gewißheit seiner selbst. Indem diese Subjektivität rein, ganz in­ haltslos gedacht wird, so ist dies der Trieb des Erkennens, die Ver­ nunft, die in allem sich wissen will . So will das fromme Indivi612 das Endlich Ho; Gr: die Endlichkeit 614 am anderen Ho; Gr: von ihm 618 so] daß es so 619 daß . . . werden Ho; Gr: die erkennt, was sein soll 623 nur] zwar nur 635 in aller . . . sein Gr; Ho : bezweckt sich in aller Objektivität 636-637 rein . . . wird Ho; Gr: weiter keinen Inhalt hat 638-639 So . . . es Ho; Gr: so wie bei der Frömmigkeit es auch nur darauf ankommt, daß das Subjekt

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Der Begriff der Weltgeschichte

duum, daß es gerettet, daß es selig wäre. Diese Gewißheit ist also eine moralische Wahrheit und hier in der reinen Subjektivität enthalten. Aber dieses für sich Seiende muß erst eine Reihe durchlaufen haben, um gereinigt zu sein. Es will sich selbst aber nicht zu­ rück als Wissendes ; sondern zuerst will es als Endliches sich nach seiner Unmittelbarkeit, in seiner Besonderheit, und dies ist dann die Sphäre der Erscheinung. Es will sich nach der Bestimmung seiner Endlichkeit, seiner Besonderheit, daß ihm anderes gegenüberstehe. Dies ist der Punkt, auf welchen die Leidenschaften fallen, wo die Individuen ihre Gewißheit in ihre Partikularität legen und diese verwirklichen wollen. Betrachten wir diesen Punkt, daß die Indivi­ duen das Dasein ihrer Endlichkeit wollen, so sehen wir, daß sie sich verdoppelt haben ; denn sie sind endlich und verwirklichen diese Endlichkeit. Haben sie diese Harmonie zustande gebracht, indem sie sich auf diese Weise aussöhnen, so nennt man sie glücklich ; denn glücklich nennt man den, der sich harmonisch mit sich findet, der sich in seinem Dasein genießt. Hier also ist das Glück zu Hause. Glück kann man auch in der Geschichte als Gesichtspunkt haben. In dieser Rücksicht kann bemerkt werden, daß die Weltgeschichte nicht ein Boden des Glücks ist; denn die Perioden des Glücks sind für die Geschichte leere Blätter, denn der Gegenstand der Ge­ schichte ist wenigstens Veränderung. In der Weltgeschichte kann die Befriedigung nicht sowohl Glück genannt werden ; denn es ist Befriedigung allgemeiner Zwecke, die über die Sphäre hinausgehen, in der die gewöhnlichen partikulären Neigungen sich befriedigen lassen. Der Gegenstand der Weltgeschichte sind Zwecke, welche in der Weltgeschichte Bedeutung haben, die mit Energie, einem abstrakten Wollen durchgeführt werden, das oft gegen das Glück der

644-645 die Sphäre Gr; Ho : der Standpunkt 647 wo Gr; Ho : daß 648 Individuen Ho; Gr: Individualität 649-650 Betrachten . . . wollen Ho; Gr: kommt sie damit zustande, ihre Endlichkeit zu verwirklichen 658 Perioden Ho; Gr: Zeiten 662-664 die . . . lassen Ho; Gr: die über der partikulären Befriedigung stehen

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Individuen selbst und anderer Individuen gerichtet ist. Weltge­ schichtliche Individuen haben nicht glücklich werden wollen, doch haben sie sich befriedigt. Gehen wir weiter, so ist die nächste Bestimmung die der formellen Tätigkeit, das Prinzip des Fürsichseins , der formellen Einheit. Das Moment der abstrakten Tätigkeit ist als das Leitende, als der m e d i u s t e r m i n u s zu betrachten. Die Stellung dieser Tätigkeit ist die Mitte von einem Schluß. Alles Vernünftige ist ein Schluß. Wird die Tätigkeit als Mitte betrachtet, so ist die eine Seite die abstrakte Idee, die im Schacht des Gedankens ist. Die andere Seite ist die Äußerlichkeit, die Materie, zu der die Partikularitäten und selbstän­ digen Atome gehören. Das Atomistische selbst ist aber als Tätigkeit diese Mitte, welche das Innere der Idee verwirklicht, übersetzt von der Innerlichkeit zur Äußerlichkeit des Daseins, welche die Allge­ meinheit vereinzelt in unmittelbares Dasein. Das Innere für sich wäre ein Träges, ein Totes, eine abstrakte Wesenheit ; diese Seite verliert es durch die Tätigkeit und wird ein Daseiendes . Die leere Objektivität, dieses äußere Material , ist selbst nur Leeres , wenn es die Tätigkeit nicht erhebt zur Allgemeinheit, zur Erscheinung des Wesens, das an und für sich ist. Das einzelne Selbstbewußtsein er­ hebt sie zum Denken des Allgemeinen, zum Wollen und Wissen des Sittlichen, den besonderen Willen macht sie dem allgemeinen, an und für sich seienden gemäß. Der Zusammenhang betraf zuerst die Diremtion der Idee . Die Einzelheit, das Atom, welches sich aber denkt, dies ist auch für ein anderes, und das andere ist für es. Es ist also die Tätigkeit, als un­ endliche Unruhe in sich zu fassen. Dies ist auf die Spitze gestellt. Aber auch das Unmittelbare ist es, dem obliegt, alles in der Materie in das Allgemeine hinein- und alles daraus hervorzuarbeiten, damit der absolute Wille gewußt und vollbracht wird. Dieser unendliche 675 abstrakte Ho; Gr: allgemeinen 679 übersetzt Ho; Gr: setzt 682 eine . . . Wesenheit Ho; Gr: ein Abstraktes 692 es] ihn 696-697 Dieser . . . Entzweiung Gr; Ho : der Trieb der Zurückbringung, der Entzweiung zur Einheit

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Der Begriff der Weltgeschichte

Trieb der Einheit, der Zurückbringung, der Entzweiung überhaupt ist die zweite Seite zur Diremtion der Idee. Es ist also Zurück­ bringung, Verallgemeinerung des einzelnen. Fassen wir die einzel­ nen als einzelnes Selbstbewußtsein, so ist dies also Erziehung des einzelnen zum allgemeinen Sittlichen, und dadurch kommt eben die Sittlichkeit zum Gelten. Näher ist zu fragen : Welche Form, welche Bestimmung hat dieses Allgemeine, das die Tätigkeit zur Erscheinung, zum Dasein bringt, denn das Allgemeine soll verwirklicht werden durch die Tätigkeit. Dies ist der Standpunkt der Trennung, der Unterscheidung, der Endlichkeit überhaupt. Die Tätigen, wirksam auf diesem Stand­ punkt, wollen Wirkliches, Endliches, höhere Zwecke für sich und wollen den Genuß ihrer Besonderheit. Die andere Seite ist, daß in diesen besonderen Zwecken zugleich eine Allgemeinheit von Zwekken hereinscheint, was wir Gutes, Recht, Pflicht etc. nennen. Scheint dieses Allgemeine nicht herein, so befinden wir uns auf dem Standpunkt der abstrakten Willkür, der Rohheit, die nur die Befrie­ digung der Selbstsucht will . Dieser letzte Standpunkt liegt aber hinter uns. Dieses Allgemeine, das auf dem Standpunkt der Endlichkeit er­ scheint, ist das besondere Gute überhaupt, wie es als Sittliches vor­ handen ist. Es ist eine Erzeugung des Allgemeinen, das schon als Sittliches ist. Dies kann man die Erhaltung des Sittlichen nennen. Diese ist keine tote Dauer, sondern wesentlich Hervorbringung. Dieses Hervorgebrachte ist zunächst Sitte, geltendes Recht, nicht bloß das Abstrakte des Guten überhaupt, sondern das Bestimmte des Guten, nicht dies oder jenes. Es ist Pflicht, dieses Vaterland zu verteidigen, sei es Rom oder Sparta, nicht ein beliebiges . Das Sitt­ liche also ist wesentlich ein Bestimmtes. In diesem Sittlichen, das 701 einzelnen Ho; Gr: Subjekts 710 eine Allgemeinheit Ho; Gr: allgemeinere 7 1 1 Gutes Ho; Gr: Güte 716-717 das . . . erscheint Ho; Gr: in den Besonderheiten 717 wie es Ho; Gr: das, was 721 Hervorgebrachte Ho; Gr: Erhaltene 724 es] das

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Die Idee der menschlichen Freiheit

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gilt, das vorhanden ist, liegt das, was Pflicht für das Individuum sei, die Richtschnur für die sittliche Tätigkeit der Individuen überhaupt, das, was jeder in seine Tätigkeit hineinweben soll . Dies sind die be­ kannten Pflichten und Gesetze, die jedes Individuum kennt, das Objektive seines Standes, seines Vaterlandes . Dies zu kennen hat keine Schwierigkeit; denn, wenn jemand erst viel Reden über seine Pflicht macht, ist es schon ein kränkelnder Wille, der sich zeigt. Diese Bestimmung also hat das Allgemeine als Sitte, wodurch die Erhaltung der sittlichen Sphäre zustande kommt, indem jeder dieses Sittliche durch seine Tätigkeit erzeugen muß. Gegen dieses Allge­ meine der Sitte gibt es ein zweites Allgemeines , das in dem großen Geschichtlichen sich hervortut, ausspricht ; und hier tritt der Zwie­ spalt auf, wodurch eben die Schwierigkeit herbeigeführt wird, sich der Sittlichkeit gemäß zu verhalten. Innerhalb eines sittlichen Gemeinwesens kann [ein) solcher Zwiespalt nicht vorkommen. Denn es ist eine notwendige Welt der Sittlichkeit, wo der einzelne nur abweichen kann, wodurch aber das Allgemeine des Sittlichen nicht zu Schaden kommt. Einzelnes kann sich zwar ereignen ; das ist aber einzelnes, Laster, Betrug usw. , was unterdrückt wird . Doch das Allgemeine, [durch) das diesem Allgemeinen Gefahr droht, ist anderer Art; es ist schon bemerkt worden, wo das Allgemeine herkommt. Wir bemerkten früher beim Fortgang der Idee, daß ein sittliches Ganzes auch zugleich ein Beschränktes ist und als solches ein höhe­ res Allgemeines über sich hat. Indem dieses sich hervortut, kommt ein Gedoppeltes, in sich Gebrochenes [zustande) , indem das Allge­ meine einmal bleibt, was es war, aber die höhere Macht in ihm sich hervortut und hereinbricht. Dies macht den Übergang von einer geistigen Gestalt in die andere, höhere, daß das vorhergehende All­ gemeine als Besonderes durch das Denken desselben aufgehoben wird. Der Gedanke macht durch das Denken das Besondere allge­ mein.

730 seines . . . Vaterlandes Ho; Gr: der Stellung eines jeden 733-735 wodurch . . . muß Ho; Gr: was jeder zu bestätigen hat, durch welche Tätigkeit dann eben das Ganze der Sittlichkeit erhalten wird 740 vorkommen Ho; Gr: halten

68

Der Begriff der Weltgeschichte

Eine Allgemeinheit, die höher ist gegen das vorige Allgemeine, das als Besonderes dagegen bestimmt ist, dieses höhere Allgemeine kann als die nächste Gattung ausgesprochen werden. [Diese] ist es, die innerlich in der vorigen schon vorhanden, [aber] noch nicht zur Geltung gekommen war, so daß die Wirklichkeit, wie sie existiert, eine schwankende, in sich gebrochene ist. Es sind eben die großen geschichtlichen, welthistorischen Individuen, die ein solches Allge­ meines ergreifen und zu ihrem Zwecke machen. Sie können so He­ roen genannt werden, die ein Allgemeines erschaffen, das sie aus sich schöpfen, wissen, wollen und vollbringen, und das, da es ein Allgemeines ist, anerkannt wird. Sie werden gepriesen, daß sie ein Allgemeines vollbrachten, das früher nur an sich war, das nicht von ihnen erfunden, sondern ewig vorhanden war und, durch sie ge­ setzt, auch als solches mit ihnen geehrt wird. Diese geschichtlichen Individuen erfassen solch ein Allgemeines, schöpfen es aus einer Quelle, deren Inhalt noch nicht zu einem gewußten Dasein vorhan­ den war, und scheinen es daher aus sich, aus ihrem Innem zu schöpfen. [Sie] bringen also , es als Taten vollbringend, neue Welt­ verhältnisse hervor, die zunächst nur ihre Zwecke , ihre Bestimmtheit, ihre Hervorbringungen, ihre Leidenschaft zu sein scheinen. Es ist ihr 1toc6oc; ; sie wollen dieses als das Allgemeine. Um die Paniere solcher Helden sammeln sich alle, weil diese aussprechen, was an der Zeit ist. Dies ist es, was im Namen der Leidenschaften der welt­ historischen Menschen gesagt werden kann, wo das Allgemeine, das hier in der Form der Leidenschaft erscheint, das Absolute ist. Hier ist zu unterscheiden, daß solche Momente das Höhere sind, 768 nicht) aber nicht 772-773 deren . . . war Ho; Gr: die noch nicht vorhanden 774-775 bringen . . . hervor) hervorbringen 774-775 [Sie) . . . , die Ho; Gr: Die neuen Weltverhältnisse, Taten, die sie hervorbringen, scheinen 776 scheinen) schien 779 im) den 780 gesagt) genannt 781 das) aber das 779-781 Dies . . . ist Ho; Gr: Hier erscheint also das, was an und für sich notwendig ist, in der Form der Leidenschaft 782 Momente Ho; Gr: Gestaltungen

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Die Idee der menschlichen Freiheit

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aber selbst nur ein Moment in der allgemeinen Idee. Dieser Begriff ist der Philosophie eigentümlich. Diesen Begriff sollen die welthi785

storischen Individuen haben. Sie wissen also das Allgemeine und wollen es; um dieses Allgemeine dann war es zu tun. Dies ist an der Zeit, ist die Wahrheit der Zeit, und deswegen sind sie welthistori­ sche Menschen; es ist dies, was im Innern schon bereitet ist. Sie ha­ ben daher das absolute Recht auf ihrer Seite; denn sie wissen es aus-

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zuführen. Der Geist macht in dieser Gestalt sich geltend, und die Menschen sind Anführer desselben. In dieser Rücksicht ist zu be­ merken, daß die welthistorischen Menschen die einsichtsvollsten in ihrer Welt sind. Sie verstehen am besten, um was es zu tun ist; was sie wollen und tun, ist das Richtige, Rechte, obgleich es als ihre Sa-

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ehe, Leidenschaft, Willkür erscheint, weil die andern es noch nicht wissen. Aber sie müssen gehorchen, weil sie es fühlen, weil es in­ nerlich schon das ihrige ist und nur jetzt erst zum Dasein kommt. Es erscheint aber wie gesagt als Leidenschaft der welthistorischen Menschen.

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Ihre Reden und Handlungen sprechen aus, was an der Zeit, was wahr, was notwendig ist. Dadurch allein haben sie die Gewalt in der Welt, daß sie das Rechte wollen; dies aber ist zunächst nur ihre Vorstellung. Sie haben die richtige Vorstellung von dem, was das Rechte ist. Julius Caesar also hatte die richtige Vorstellung gehabt,

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was Rom war, daß die Republik nur noch ein Schemen (Schatten) war, und daß die seinsollenden Gesetze von d i g n i t a s und a ue t o ­ r ira s erdrückt waren, [und] die Hauptsache sei, sie nicht dem Volk zuzugestehen, sondern daß es sich gehörte, sich den partikulären Willen hier zu unterwerfen. Das war das Richtige der Zeit, und

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deshalb konnte Caesar es vollbringen. Lucan sagt: Dem Cato gefiel

*

die unterliegende Sache, den Göttern aber die siegende. Das Rich-

785 haben Ho; Gr: nicht haben, denn sie sind praktisch 800-801 sprechen ... ist Ho; Gr: sind das beste, was gesagt und getan

werden kann 805 Rom war Ho; Gr: die römische Republik hieß 807 sie] die 808-809 sich ... unterwerfen Ho; Gr: die letzteren als der partikulären Willkür ein Ende zu machen

Der Begriff der Weltgeschichte

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tige ist die Bestimmung , die die Idee an und für sich herb eiführt . Dies erscheint als Leidenschaft der Individuen , die zunächst darin ihren Begriff b efriedigen . Dies ist das Tun der großen Menschen , daß sie handeln , [um] sich zu befriedigen, nicht die anderen . Wenn

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sie dies wollten , da hätten sie viel zu tun ; denn die anderen wissen nicht , was an der Zeit ist , nicht , was sie selb st wollen . Die großen Individuen wissen also das , was die Zeit bedarf und wollen es und finden nur darin ihre Befriedigung . Sie sind also so , daß sie darin ihren eigenen Begriff b efriedigen, und so erscheint dieser als ihre

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Leidenschaft . Ab er daher nun sammeln sich die Völker um sie , und die , welche sich dagegen stemmen , welche dem Alten treu b leib en , unterliegen . Diesen Individuen zu widerstreb en , ist [man] ohn­ mächtig . Dies ist der wahrhafte Zusammenhang der Leidenschaft und

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[der] Idee . Die Notwendigkeit der Idee ist nur durch die Leiden­ schaft der historischen Menschen sittlich [und] hängt [mit ihr] zu­ sammen . Der Zweck der Idee [und] der Inhalt der Leidenschaft ist also auf diese Weise ein und derselb e . Die Leidenschaft ist absolute Einheit des Charakters und des Allgemeinen . Die Leidenschaft er-

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scheint gleichsam als etwas Tierisches in den großen Individuen , daß ihr Sein als Geist und Natürliches schlechthin in Einem ist und daß diese Einheit ihre Stärke ausmacht . Indem sie unwiderstehlich getrieb en werden , dies zu tun, b efriedigen sie sich . Sie befriedigen so ihre Leidenschaft . Glücklich sind sie nicht geworden ; denn es ist

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ihnen vielleicht sauer geworden , oder im Augenb lick, wo sie ihr Gewolltes ausführten , sind sie gestorb en , gemordet , deportiert wor­ den . Ihre Persönlichkeit opfert sich auf , ihr ganzes Leb en war ein Opfer . Und daß sie nicht glücklich waren, ist ein Trost für die , welche eines solchen Trostes b edürfen . Denn an solche Größe

8 1 2 herbeiführt] herbeiführte 826 Die Notwendigkeit] Nur die Notwendigkeit 828 Der . . . Leidenschaft Ho ; Gr: Der Zweck der Leidenschaft und der

Idee 832 daß . . . ist Ho ; Gr: daß der Geist mit der Idee identisch ist 834 befriedigen sie sich] und sie befriedigen sich 840-842 Denn . . . waren Ho ; Gr: denn an solche große Menschen wen-

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Die Idee der menschlichen Freiheit

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hängt sich ein Troß Menschen, und der Neid beweist, daß sie im­ moralisch waren, und [jene] finden es nur erträglich, wenn es [sich] beweist, daß solche Menschen nicht glücklich waren. Die freie Be­ trachtung weist aber auf, was wahrhaft durch sie geworden [ist] und anerkennt das Große und freut sich, daß es ist und gewesen ist. Daran schließt sich gewöhnlich die psychologische Betrachtungs­ weise, die die Leidenschaft eines solch großen Menschen herabzieht und beweisen will, daß solche Personen nicht moralisch gewesen wären. So hielt man den Alexander für eroberungssüchtig, und so habe er das Gute nicht [um] des Guten willen getan. Solche Erobe­ rungssucht des Alexander sei etwas Subjektives und deswegen nicht das Gute. Aber alle diese Betrachtungsweisen gehen uns nichts an. Die beiden Seiten also, die wir im Zusammenhang betrachtet ha­ ben, waren einerseits die Idee, andererseits die Leidenschaft oder der subjektive Wille, insofern er das Betätigende der Idee ist und das Prinzip der Erhaltung des sittlichen Ganzen, das vorhanden ist. Er hat also nicht nur die Seite der Partikularität oder die bloße Verän­ derung hervorzubringen, sondern er ist auch Erhaltung des Substan­ tiellen ; denn Veränderungen setzen etwas voraus, an dem sich alle Veränderungen begeben. Dieses Vorausgesetzte ist die absolute Ein­ heit der Idee und des subjektiven Willens, der sie verwirklicht. Durch den subjektiven Willen werden diese Veränderungen gesetzt. Die Vereinigung der Idee, d. h. des Willens in seiner Vorstellung und des subjektiven Willens , ist das Substantielle, das Vernünftige, das sittliche Ganze, das, insofern es den Willen zu seiner Bestim­ mung hat, die Idee als wollend ist, also der Staat überhaupt, die Idee det sich ein ganzer Troß mit seinem Neid, der dann ihre Leidenschaften als Fehler aufweist 846-847 Betrachtungsweise Ho; Gr: Betrachtung 847-849 eines . . . wären Ho; Gr: als eine Sucht aufweist und so die Mo­ ral der Menschen verdächtig macht 853-855 Die . . . er Ho; Gr: Das Subjektive als Partikuläres, welches bloß endliche einzelne Zwecke hat, muß sich dem Allgemeinen unterwer­ fen, insofern es 858 Erhaltung Ho; Gr: das Erhaltende 860 begeben Ho; Gr: ergeben 863-864 Die . . . Willens Ho; Gr: Diese Einheit dieses subjektiven Wil­ lens

72

Der Begriff der Weltgeschichte

als menschliche Freiheit. Diese ist der Gegenstand der Weltge­ schichte ; also der Staat als solcher ist der näher bestimmte Gegen­ stand der Weltgeschichte überhaupt. Die Natur des Staats Das sittliche Leben macht den Mittelpunkt, in dem die Freiheit sich Objektivität gibt, sich erhält und im Genuß ihrer lebt. Dieses sitt­ liche Ganze ist die Einheit jener beiden Extreme. Der Staat ist der Mittelpunkt der beiden Seiten, die daran auch hervortreten. So ist er der Mittelpunkt der anderen konkreteren Seiten, der Kunst, des Rechts, der Sitten, der Bequemlichkeiten des Lebens . Nachdem wir diese Mitte näher bestimmt haben als die Einheit des allgemeinen und subjektiven Willens, so sind wir dadurch in den Stand gesetzt, etwas Bestimmteres über unseren Gegenstand und über den Zusam­ menhang des Staates (mit] Religion, Kunst, Wissenschaft zu sagen. Ehe man an die Geschichte geht, ist es wesentlich zu wissen nötig, worauf es beim Staat ankommt, was der Staat ist, ebenso wie Kunst, Religion und Wissenschaft in Beziehung auf den Staat stehen. Das erste also ist jetzt die Betrachtung der Natur des Staates. Die Natur des Staates ist bestimmter und näher in der Rechtsphilosophie zu entwickeln. Gerade das Interesse der Philosophie ist es, den Begriff aufzufassen, im Gegensatz zu der in neueren Zeiten beliebten Art, wonach man unmittelbar die Natur desselben zu wissen glaubt. Hier also müssen wir diese Erkenntnis mehr voraussetzen und nur die Resultate aussprechen. Was die Natur des Staates betrifft, so muß man von ihm die Vor­ stellung haben, daß in ihm die Freiheit sich gegenständlich wird, in ihm die Freiheit positiv realisiert ist, - im Gegensatz (zu] der Vor­ stellung, daß er ein Zusammensein von Menschen sei, in dem die 868 näher bestimmte Ho; Gr: unmittelbar näher bestimmte 871 in dem] worin 884-885 Die Natur Gr; Ho : Das Studium 885 bestimmter Gr; Ho : schwer 886 entwickeln Ho; Gr: erkennen

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BBS

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Die Natur des Staats

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Freiheit aller beschränkt [ist] , [daß] also [der] Staat Negation der Freiheit sei, so daß jedem nur ein kleiner Fleck frei bleibe, wo er seine Freiheit äußern könne. Aber der Staat ist die Freiheit in ihrer Objektivität, und das Fleckchen, wo man sonst die Freiheit wußte, ist nur die Willkür, also der Gegensatz von Freiheit. Wie also die 900 Philosophie den Staat erfaßt, diese Weise ist so, daß der Staat Ver­ wirklichung der Freiheit sei. Dies ist seine erste Bestimmung. Da­ mit hängt zusammen, daß der Mensch nur im Staat den Standpunkt hat, wo er vernünftig ist. Aristoteles sagt schon : »Der Mensch außer * dem Staat ist Tier oder Gott.« Es ist schon früher bemerkt [wor905 den] , daß das Sein der Individuen, das Recht, die Kunst, die Wis­ senschaften die Taten des Volkes seien. Jeder ist Sohn, Repräsentant seiner Zeit und seines Volkes ; was er wahrhaft ist, ist sein Volk als in einem Staat. Dies nur verdient sein Sein genannt zu werden. Je­ der ist besser oder schlechter ein Repräsentant seiner Zeit. Dieses 910 Sein nannten wir früher das objektive Werk eines Volkes , und dies macht die Objektivität jedes Individuums aus . Dies nur sind sie ; das andere ist nur ihre formelle Tätigkeit. Alle Erziehung geht dahin, daß das Individuum nicht ein Subjektives bleibe, sondern so objek­ tiv werde. 915 Das Individuum kann wohl den Staat als Mittel ansehen zur Befriedigung seiner Zwecke. Diese Ansicht ist aber nur ein einseitiger Irrtum des Individuums ; denn der Staat ist Zweck, und das Indivi­ duum hat nur Sinn, indem es in sich betätigt, was das Substantielle des Volkes ist. Der wahre Wille will die Sache, und dies ist das Sub920 stantielle. Der Künstler, der wahr ist, will die Sache darstellen, wie 895

895-896 aller . . . sei Ho; Gr: aller einzelnen beschränkt werden müßte, so daß es negative Freiheit wird 898-899 und das . . . Freiheit Ho; Gr: Dieses Belieben des Einzelnen ist aber nicht Freiheit 902-903 den . . . ist Ho; Gr: allein vernünftige Existenz 9 1 1 nur sind sie] sind sie nur 913-914 daß . . . werde Gr; Ho : daß die Individuen nicht subjektiv blei­ ben, sondern Objektivität erhalten 915-916 als . . . Zwecke Ho; Gr: zu seinem Mittel machen, dies oder je­ nes zu erreichen 919-920 Der . . . Substantielle Ho; Gr: aber das Wahrhafte ist, daß jeder die Sache selbst wolle und das Unwesentliche abgestreift habe

Der Begriff der Weltgeschichte

74

sie für sich ist , und seine eigene Subjektivität muß dabei verschwin-

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den. So muß das Individuum die Sache seines Volkes in sich wirk­ lich machen , und so ist sein subjektiver Wille und das an und für sich Allgemeine auch im Subjekt vereinigt . Alles , was das Indivi­ duum ist , verdankt es dem Staat , es hat nur darin sein Wesen . Der Staat ist das sittliche Ganze , kein Ab straktum , dem das Individuum

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gegenüb erstände. Ihm gegenüb er steht als widerstreb end nur der Verbrecher . Ab er auch er bleibt im Staat und hat sein Recht in ihm . Das Individuum lebt nur im Ganzen . Das Interesse der Vernunft ist , daß der Staat , dieses sittliche Ganze , vorhanden sei , daß der einzelne Wille vereint sei mit diesem

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Absoluten . In diesem absoluten Interesse liegt das Recht der He­ roen , die Staaten stifteten . Die Stiftung der Staaten ist die höchste Berechtigung. Der Staat ist nicht um der Bürger willen vorhanden , sondern er ist der Zweck an und für sich und nicht Mittel der Indi­ viduen , und sie sind Momente desselben. Nicht die Individuen sind

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der Zweck und der Staat das Mittel . Das Verhältnis von Zweck und Mittel ist nicht passend ; denn der Staat ist nicht das Ab straktum , das den Bürgern gegenübersteht , sondern sie sind das wesentliche Moment , das Bewußtsein des Ganzen selbst . Im Organismus ist ebenso alles Zweck und Mittel zugleich , wo kein Glied Zweck, kei-

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nes Mittel ist . Der Staat ist also die Idee , wie sie auf Erden vorhanden ist . Näher betrachtet , kann das Verhältnis des Staates als Familien­ verhältnis , patriarchalisches Verhältnis erscheinen. Es finden sich solche Zustände allerdings in der Welt , auch entstehen Staaten zum

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Teil aus der Verb indung von Familien . Solches Verhältnis macht den Übergang der Familie zum Staat . Er kann ab er auch nicht-pa­ triarchalisch gebildet werden . Die Bestimmtheit des Staates wird klarer werden , wenn wir ihn mit der Familie vergleichen. Die Fa­ milie ist ebenfalls ein sittliches Ganzes ; aber in ihr ist die Liebe als solche die Weise , wie der Geist , die Einheit dort vorhanden ist . Jedes Familienmitglied weiß sich als Glied des Ganzen durch die 923-924 das Individuum Ho ; Gr: der Mensch 938 den Bürgern Gr; Ho : dem Individuum 94 1 Der . . . Idee Ho ; Gr: das Göttliche des Staates ist die Idee

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Die Natur des Staats

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Liebe . Seine Arbeit, seine Zwecke sind nicht selbständig für sich , 955

sondern für die ganze Familie , und es will dieses Ganze früher als seine eigene Partikularität. Hier also ist auch Sittlichkeit , wirklich seiender Geist, Geist der Penaten vorhanden; aber der Geist des Staates ist verschieden von diesen Penaten. Der Staat ist [gewollte und gewußte] Einheit ; denn er ist der

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Geist nicht in der Form der Liebe , der Empfindung , sondern in der Form des Wollens , des Wissens des Allgemeinen. Darin liegt, daß das Glied des Staates die Allgemeinheit als Naturgewalt vor sich hat, indem die Sitten , Gewohnheiten (als] unmittelbare Weisen des Sitt­ lichen und auf unmittelbare Weise für das Individuum vorhanden

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sind . Zweitens aber gehören zu einem Staat Gesetze , d. h. daß die Sitte nicht bloß in der unmittelbaren Form , sondern das Allgemeine auch in der Form des Allgemeinen als Gewußtes sei . Dies ist es , daß das Allgemeine in der Form des Wissens ist ; dies ist es , was den Staat zu einer geistig existierenden Gemeinschaft erhebt, während in

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der Familie die Empfindung das Herrschende war. Im Staat ge­ horcht das Individuum den Gesetzen und weiß, daß es in diesem Gehorsam seine Freiheit, seine Objektivität hat ; denn die Gesetze sind Vernünftiges . Es verhält sich also darin zu seinem eigenen We­ sen , zu seinem eigenen Willen. Es ist also gewußte und gewollte

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Einheit. Im Staat ist also Selbständigkeit der Individuen vorhanden ; denn sie sind Wissende , und das Wissen macht das Fürsichsein des Individuums aus, d. h. sie setzen ihr Ich dem Allgemeinen gegen­ über. Da tritt also Persönlichkeit ein . In der Familie ist diese Per­ sönlichkeit nicht vorhanden , sondern nur ein Naturtrieb , der die

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Mitglieder bindet, zur Geistigkeit gesteigert, und so Sittlichkeit. Erst im Staat, wo die Individuen Wissende des Allgemeinen sind , sind

960-961 sondern . . . Allgemeinen Ho; Gr: sondern des Bewußtseins, Wollens, des Wissens 961-962 Darin . . . hat Ho; Gr: Der Staat hat das Allgemeine als eine Naturgewalt vor sich 963-964 Sittlichen Ho; Gr: sittlichen Seins 968-969 ist es, was . . . erhebt Ho; Gr: macht das Geistige des Staates 974-975 Es . . . Einheit Gr: Ho: in der Einheit ist ein Gewolltes und Gewußtes 978 Da] Doch da

Der Begriff der Weltgeschichte

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sie in sich reflektiert , haben Selb ständigkeit . Was den Individuen im Staat so gegenständlich ist , ist ihnen gegenüb er gesetzt , ist das All­ gemeine , die Gesetze. Von diesen sind sie geschieden ; als einzelne sind sie dem Allgemeinen gegenüb er . Die Selbständigkeit der Indi-

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viduen macht die Trennung im Staat , den Gegensatz aus, und dies ist das Moment der Vernünftigkeit [und] macht den Staat zu einem konkreten Ganzen . Es ist also das Moment des Wissens und Denkens , das im Staat eintritt . Daran knüpft an , daß eb en alle Religion , Kunst , Wissen-

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schaft , also Bildung üb erhaupt nur können in einem Staat sich her­ vorheb en . Denn alle hab en das Denken zu ihrem Prinzip . In der Religion wird das absolute Wesen vorgestellt . Im Staat ist es noch b eschränkt als bestimmter Volksgeist , - so b ei den Athenern als Pallas Athene , die also ihren Volksgeist als Gottheit anbeteten . Von

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dieser Äußerlichkeit ist aber das absolute Wissen noch verschieden . Eb enso hat auch die Kunst das Sub stantielle darzustellen . Alle diese Seiten hab en also Denken , Wissen des Allgemeinen zum Gegen­ stand , und dies kann im Staat erst zur Wirklichkeit kommen . Der nähere Zusammenhang ist dieser , daß in jedem Staat , ja in

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jedem Verhältnis von Herrn und Knecht, dies auch schon vorhan­ den ist , daß der subjektive Wille einem anderen gehorcht . Auch in rohen Staaten findet Unterwerfung des Willens unter einen anderen statt . Die Unterwerfung des Willens heißt : Der besondere Wille gilt nicht . Das heißt aber nicht , daß das Individuum keinen Willen

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hat . Einfälle, Lust gelten nicht . Es ist also die Ab arbeitung des be­ sonderen Willens , der natürlichen Begierden vorhanden . Damit hängt die Gewohnheit , nach einem anderen sich zu richten , zusam­ men . So ist es die Gewohnheit , nach allgemeinem Willen zu han­ deln und ein Allgemeines zu wissen und zu seinem Zweck zu machen , die im Staat gilt . Der Staat ist also Wissen des Allgemeinen ,

986-988 und . . . Ganzen Ho; Gr: daß es ein in sich Konkretes ist 992-993 In . . . vorgestellt Ho; Gr: In der Religion ist es gerade der

Geist, der in seiner Allgemeinheit gewußt wird 3-4 zum Gegenstand Ho; Gr: zu seinem Prinzip 6 dies] das 16 die] welches

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Die Natur des Staats

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das auf diese äußerliche Weise (und in der Geschichte stehen wir auf dem Boden des Äußerlichen) zustande kommt. Schon in einem solchen rohen Zustand wird auf die Besonderheit des Willens Ver20

zieht getan. Es liegt also darin wenigstens dies , daß der besondere Wille unterdrückt wird . So geht er also in sich zurück. Dieses In­ sich-zurückgehen, innerlich bei sich zu sein , setzt eine Gewalt vor­ aus , die dem bloß sinnlichen , natürlichen Willen geschieht . Und nur wenn dies geschieht, können Kunst, Wissenschaft und Religion

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sich bilden. Man darf sich aber nicht vorstellen, daß auf einer Insel oder überhaupt bloß in Abgeschiedenheit solches hervorgehen könne . Alle großen Menschen haben sich zwar in der Einsamkeit gebildet; aber nur indem sie das , was der Staat schon geschaffen hatte , für sich verarbeiteten. Aber dieses Bilden setzt den Staat, die

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Gesellschaft voraus . Das eine also ist, daß das Allgemeine als Inner­ liches , in sich zurückgedrängt sei, das andere , daß das Allgemeine da sein muß . Das Allgemeine muß als ein Seiendes gesetzt werden in mir als das innerlich Allgemeine . Das Allgemeine muß ein Allge­ meines , das ein Seiendes ist, nicht bloß Gemeintes , Vorgestelltes ,

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Innerliches [gesetzt sein] . Das Allgemeine , das seiend ist, ist das , was im Staat vorhanden ist. Diesem also entspricht die Innerlichkeit, die die Ahnung hat, daß das , was für sie sein soll , Dasein sei , und daß sie es zu dem ihrigen zu machen habe . Hier ist die Innerlichkeit zu­ gleich Wirklichkeit. Die letztere ist äußere Mannigfaltigkeit , aber in

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der Allgemeinheit gefaßt . Dieses seiende Allgemeine muß aufgefaßt werden und kann nur aufgefaßt werden, insofern es ist, und es ist nur im Staat. Religion , Kunst und Wissenschaft können also im Staat nur vorhanden sein . Dies sind abstrakt die Seiten, worauf es ankommt.

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Nachdem wir nun die Natur des Staates durchgenommen haben, ist noch die Frage , was die wesentliche Bestimmung der Staatsver­ fassung sei , was als ein Fortschritt anzusehen sei , was nicht.

24 können J kann 23-25 Und . . . bilden Ho; Gr: dies ist das erste Moment, was notwen­ dig für Wissenschaft und Kunst ist 28-29 geschaffen . . . sich Gr; Ho: vollbrachte, in sich 42 können] kann

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Der Begriff der Weltgeschichte

Die wesentliche Bestimmung der Staatsverfassung , d. h. worauf es dab ei ankommt , b ei der Mannigfaltigkeit der Seiten , spricht sich wohl darin aus , daß der b este, vollkommenste Staat der sei , in wel-

so

ehern die größte Freiheit herrscht , da er die Verwirklichung der Freiheit ist . Ab er damit ist noch nicht viel gesagt , und es ist zu be­ stimmen, worin die vernünftige Freiheit bestehe . Hier folgt die Frage, worin die Freiheit ihre Realität [hat] . Das nächste, was sich darb ietet , ist , daß man sich die Freiheit als

ss

subjektiven Willen , als Willkür vorstellt oder sich denkt , Freiheit im Staat sei die Willkür , der subjektive Wille des einzelnen, und daß dieser an den wichtigsten Staatsangelegenheiten Anteil nehme . Dies , was so der subjektive Wille heißt , wird dann als das letzte Entscheidende b etrachtet . Dieses Prinzip aber der Willkür haben

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wir schon b eiseite gestellt , sagend , die Natur des Staates sei eb en die Einheit des subjektiven und des allgemeinen Willens , so daß die einzelnen sich zur Allgemeinheit erhoben hab en . Es ist der subjek­ tive Wille dahin erhoben , daß er seiner Besonderheit entsagt . Damit ist schon die Vorstellung b eiseite gelegt , daß die Willkür des einzel-

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nen solle das Prinzip sein . Wenn man sich den Staat vorstellt und das Gedeihen , so hat man oft die Vorstellung , einerseits sei die Regierung als die konzentrierte Individualität des Staates Tätigkeit des Allgemeinen , andererseits , dieser gegenüber, das Volk als die vielen einzelnen subjektiven Wil-

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len . Dann stellt man sich vor, die b este Staatsverfassung sei , wo b eide Seiten gesetzt , gesichert seien , einerseits die Regierung in ihrer Wirksamkeit der Allgemeinheit , andererseits das Volk in seinem subjektiven Willen . Beide sollen sich dann beschränken . Hat man diese sehr gewöhnliche Vorstellung , und sie kommt oft in der Ge50-5 1 in welchem] worin 5 1 größte Gr; Ho : höchste 56 Freiheit Ho ; Gr: die größte Freiheit 62 subjektiven Gr; Ho : einzelnen 7 1 Dann . . . sei Ho ; Gr: Eine gute Staatsverfassung glaubt man da zu

sehen 72-74 einerseits . . . Willen Gr; Ho : die Regierung für ihre Wirkung , der subjektive Wille für ihre Subjektivität 75-76 und . . . vor Ho ; Gr: Dies hat in der Geschichte wohl seinen Platz

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Die Natur des Staats

so

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schichte vor, und fragt nun aber, was der Begriff des Staates sei, so ist gerade der Gegensatz von Regierung - d. h. das Allgemeine, das Sich-Betätigen [des] allgemeinen Willens - gegen den subjektiven Willen im Begriffe aufgehoben und verschwunden. Es liegt etwas Boshaftes im Gegensatz des Volkes und der Regierung. Solange die­ ser Gegensatz noch fortdauert, ist der Staat eigentlich noch nicht vorhanden, und es handelt sich um die [bloße] Existenz des Staates. Die Idee des Staates ist Einheit des allgemeinen und besonderen Willens, und der Gegensatz, den wir hatten, ist ein abstrakter. Im Staat muß dieser Gegensatz verschwunden sein. Der vernünftige Begriff des Staates hat solchen abstrakten Gegensatz also schon hin­ ter sich, und die, die davon als von einem Notwendigen sprechen und diesen Gegensatz noch aufstellen, wissen gar nichts von der Natur des Staates, haben den Begriff des Staates noch nicht erkannt. Der Staat hat die Einheit selbst jener Seiten zur Grundlage. Sie ist sein Sein überhaupt, seine Substanz ; damit ist er aber noch nicht die in sich entwickelte Substanz. Damit ist er noch nicht vernünftig. Der Staat aber als Lebendiges ist wesentlich als ein Entwickeltes, als ein organisches System zu denken, bestehend aus Kreisen, besonderen Allgemeinheiten, die für sich selbständig sind, aber so, daß die Wirksamkeit ihrer Selb­ ständigkeit ist, dieses Ganze zu produzieren, d. h. ihre Selbständig­ keit aufzuheben. Im Organismus ist gar nicht mehr die Rede vom Gegensatz des Allgemeinen und Einzelnen. Beim Tierischen z. B. ist nicht die Rede vom Animalischen überhaupt und vom besonderen animalischen Partikelchen ; sondern im Animalischen, wo in jedem Partikelehen das Allgemeine des Lebens vorhanden ist und, aus demselben herausgenommen, etwas Unorganisches wird, liegt schon die Einheit des Allgemeinen und Besonderen. Zerstört man 81 fortdauert] fortkämpft 80-82 Solange . . . Staats Ho; Gr: solange davon die Rede ist, handelt es sich noch um die Existenz des Staats, er ist dann noch nicht vorhanden 87 als . . . Notwendigen] als ein Notwendiges 93 Damit] Aber damit 96 für Ho; Gr: auf 97 zu produzieren Ho; Gr: hervorzubringen 98 Im Organismus Ho; Gr: Bei dem organischen Leben

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Der Begriff der Weltgeschichte

die Einheit, so ist kein Organismus mehr vorhanden. So ist auch der Staat als diese Totalität zu fassen, und der Unterschied der Staats­ verfassung betrifft die Form dieser Totalität. Die erste Form ist die, wo diese Totalität noch eingehüllt ist und die Kreise noch nicht zum selbständigen Bestehen, zur Selbständig­ keit ge�ommen sind. Die zweite ist die, wo die Kreise und damit die Individuen frei werden. Die erste ist die gedrungene, die zweite die losgebundene Einheit, das Freiwerden der Kreise, wo die Einheit eine neue ist. Die dritte endlich ist die, in der die Kreise selbständig seiend, nur in der Produktion des Allgemeinen ihre Wirksamkeit finden. Erinnern wir an konkrete Vorstellungen, so sehen wir alle Staa­ ten, alle Reiche diese Formen durchlaufen ; und die ganze Weltge­ schichte läßt sich nach diesen Formen einteilen. Zuerst sehen wir in jedem Staat eine Art von patriarchalischem Königreich, patriarcha­ lisch oder kriegerisch, diese noch in sich gedrungene Einheit. Dann tut sich die Einzelheit, Besonderheit hervor, und so entsteht Aristo­ kratie oder Demokratie, je nachdem einzelne Kreise oder Indivi­ duen herrschen. In der Demokratie kristallisiert sich eine zufällige Aristokratie, - [durch] die Talente oder sonstige Zufälligkeit. Dies macht den Übergang zu einem zweiten Königtum, [einer] Monarchie, die erst die letzte, wahre [Form] des Staates ist. Diesen Zu­ stand hat die Weltgeschichte durchlaufen. So gab es in Deutschland immer Könige, die erst patriarchalisch herrschten. Das spätere Kai­ sertum ist anzusehen als Untergang der Königtümer, in welchem einzelne Teile wie Holland usw. auch ganz in Trennung übergin-

1 1 1 Individuen Gr; Ho : Individualitäten 1 1 1 frei Ho; Gr: freier 1 13-1 1 4 selbständig seiend Ho; Gr: Selbständigkeit haben und 1 16 konkrete Ho; Gr: konkretere 1 1 9 Staat Gr; Ho : Reich 122-123 Individuen herrschen Gr; Ho : Individualität loskommen 123 kristallisiert sich Gr; Ho : sehen wir 125 zu . . . zweiten Ho; Gr: ist ein neues 127-128 So . . . herrschten Ho; Gr: Im deutschen Reich war zuerst pa­ triarchalisches Königreich

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gen. So war [es] nur eine leere Formel und auch noch nicht das zweite Königtum. In der Weltgeschichte ist im Ganzen derselbe Fortgang. In der Weltgeschichte sind es erstens die orientalischen Reiche, wo die Allgemeinheit in gediegener ungetrennter substantieller Einheit er­ scheint. Die griechischen und römischen Reiche, auf dem Punkt der höchsten Blüte, d. h. der Entwicklung ihrer welthistorischen Bedeutung, zerfielen in Aristokratie und Demokratie. Die neuere europäische Welt, das Germanische hingegen stellt die [zweite] monarchische Verfassung dar, wo die besonderen Kreise frei wer­ den ohne Gefahr des Ganzen, sondern wo gerade die Tätigkeit der Besonderheit das Ganze produziert. Und dies ist die Darstellung der Idee, die ihrem Unterschiede die Freiheit gibt, sich hervorzutun, und sie zurücknimmt zu ihrer Einheit. In Ansehung der Geschichte ist zu bemerken, daß daraus für die Staatsverfassung nichts gelernt werden kann, weil der Staat die weltliche Vernünftigkeit, die daseiende Vernünftigkeit ist. Die ver­ schiedenen Verfassungen folgen deswegen aufeinander in der Un­ terschiedenheit ihrer Prinzipien, und sie sind immer das, daß die früheren Prinzipien durch die folgenden aufgehoben werden. Die Vernünftigkeit des Staats ist dieses Prinzip der Einheit in sich, der jene abstrakten Seiten gegenüberstehen. In den Wissenschaften ist es ganz anders. Was da einmal hervorgebracht ist, kommt allen Zeiten zugute. Hier sind die früheren Prinzipien absolut Grundlagen des Folgenden. Mit der Verfassung ist es anders. Bei der Staatsverfas­ sung ist in den früheren Prinzipien das folgende noch nicht vorhan­ den. Aus der alten Geschichte können wir dafür nichts lernen ; denn in der alten Geschichte waren eigentümliche Prinzipien, die letzt­ lich für sich konstant waren. Das ist gerade das Prinzip des ver131 So . . . nur] und was nur 135 gediegener Gr; Ho : gedrungener 140 die . . . Kreise Ho; Gr: das besondere 142 produziert Ho; Gr: hervorgebracht 146 gelernt Ho; Gr: gelehrt 147-149 Die . . . Prinzipien Gr; Ho : so daß also die Staaten in der Ver­ schiedenheit ihrer Prinzipien sich folgen 156 ist] aber ist

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Der Begriff der Weltgeschichte

nünftigen Staats , daß solche Prinzipien nicht letztliehe seien, sondern untergehen im Ganzen. Moralische Prinzipien lassen sich wohl aus der Geschichte für die Verfassung ziehen, aber nichts für den Freiheitsbegriff, worauf es bei der wahren Staatsverfassung an­ kommt. Worauf es ankommt im Staat, ist die Vernünftigkeit der Freiheit, daß das Ganze wie ein gotischer Bau sei, der für sich dasteht und zu seiner Grundlage, Materie die Einheit der Einzelheit und Allgemeinheit hat. Ihre Wahrheit ist, daß die einzelnen nur sind, das Ganze hervorzubringen. Darauf beruht auch der Begriff der wahren Staatsverfassung, den die alten Staaten nicht kannten, sondern den die neuere christliche Welt erst erfunden hat. Das zweite, das hieran sich anschließt, ist der Zusammenhang der Sphäre von Religion, Kunst und Wissenschaft mit dem Staat. Er ist die Idee im Element der Weltlichkeit, der menschlichen Freiheit. Der Staat ist das Ganze geistiger, wirklicher Wirklichkeit. Dieses konkrete Ganze hat besondere Formen, in denen es sich auffaßt und aufgefaßt werden muß. Diese Formen machen dann den besonderen Inhalt aus. Sie sind dreifacher Art : erstens, daß der Inhalt das an und für sich Allgemeine, Unendliche ist; dies ist der Inhalt der Re­ ligion, Kunst und Wissenschaft. Das zweite ist der Inhalt der End­ lichkeit, der sich auf die Bedürfnisse bezieht. Das Dritte [ist] die Naturseite des Staats, Klima, Boden etc. Diese drei Seiten also sind Formen des Staats, Systeme der Äußerlichkeit an ihm. Das eine ist der Staat in seinem Anundfürsichsein, das zweite die Äußerlichkeit für sich, das dritte die ganz unmittelbare Naturbestimmtheit. Diese drei Seiten sind ein reiches Kapitel. Erstens, - nur dies hier ausführlicher. Der anundfürsichseiende Inhalt des Staates ist der Geist des Volkes selbst, und an und für sich aufgefaßt, haben wir den Staat in dieser Form. Der wirkliche Staat ist beseelt von diesem Geist. In dem Dasein, das diesen Geist be­ schäftigt, treten freilich Einzelheiten ein ; [denn] im wirklichen Staat ist es um bestimmte Interessen zu tun. Aber der Mensch als Den164-165 Worauf . . . Freiheit Ho; Gr: die vernünftige Freiheit ist das Letzte 170 Welt Ho; Gr: Zeit 175 Formen Gr; Ho : Seiten 191-192 Denkendes] denkend

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kendes muß von dem Allgemeinen, von dem Wesen wissen, sich dieses Wesen vorstellen. Er muß von demselben aber nicht bloß wissen, sondern darin auch von sich selbst wissen. Das einzelne Bewußtsein muß also auch Wissen vom Anundfürsichsein des Geistes haben und [von] seiner Einheit mit dem Individuum. Der Mittelpunkt dieses Wissens, der wirkliche Geist dieses Be­ wußtseins, ist die Religion überhaupt. Kunst und Wissenschaft kön­ nen als Formen und Seiten derselben angesehen werden. Kunst hat mit Religion einen Inhalt, nur ist ihr Element sinnliche Anschau­ ung. Kunst macht die Religion sinnlich und gegenständlich für die Vorstellung. Die Wissenschaft hat auch denselben Inhalt, d. h. die Wissenschaft, die nur Wissenschaft ist, die Wissenschaft xcx-rE:�ox�v, nämlich die Philosophie. Die Philosophie handelt denselben Gegenstand ab, aber in der Form des Gedankens. Die endlichen Wissen­ schaften haben nicht einen absoluten Inhalt, und sie kommen daher in der zweiten Form [als Verhältnis zum Endlichen] vor. In der Religion kommt die Substanz des Staats zum Bewußtsein, so in Athen. So werden die Penaten als der Geist der Familie dargestellt. Die Religion also ist es zunächst, die wir zu betrachten haben. Was das betrifft, worauf es bei der Religion ankommt, so können wir nur die Hauptmomente angeben, welche nur durch Philosophie zu beweisen sind. Die wesentlichen Bestimmungen der Religion, die Idee derselben, müssen aus der Religionsphilosophie vorausgesetzt werden. Wir gingen davon aus , daß die Natur des Staates die sittliche Le­ bendigkeit sei, welche den Willen der Allgemeinheit und den sub­ jektiven Willen in sich als Einheit hat. Dies ist das Wesen des Staa­ tes. Das nächste ist, daß, wenn wir den Willen als die Grundlage 193 demselben) denselben 194 von] als von 203 die . . . xor:-rt�ox�v Gr; Ho : die nur Wissenschaft ist 204-205 handelt . . . ab Gr; Ho : hat diesen Inhalt 205 in . . . Form Ho; Gr: im Elemente 205 endlichen Ho; Gr: anderen 206-207 kommen . . . vor Gr; Ho : gehen auf eine niedrigere Stufe 2 1 1 worauf] wobei 216 die Natur Ho; Gr: das Wesen

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Der Begriff der Weltgeschichte

des Staates auffassen und diese Bestimmung für sich herausnehmen, sie eine weitere Bestimmung erhält. Das Prinzip des Willens ist Fürsichsein. Der Wille ist Tätigkeit und hat einen Gegensatz an einer äußerlichen Welt überhaupt ; [er] ist [insofern] beschränkt, sein Prinzip ist endlich, und damit ist Ausschließen verbunden. Im Erkennen ist der Mensch unendlich, im Wollen beschränkt. Es ist gerade umgekehrt wie die Rede, daß der Mensch im Willen unbe­ schränkt und im Denken beschränkt sei. Erst die Intelligenz befreit den Willen aus seiner Beschränkung, und der denkend freie Wille ist das Allgemeine. Der Wille nun als wesentlich an und für sich muß als vom Gegensatz gegen eine Außenwelt befreit gedacht werden. Er ist durchaus als Allgemeines auch nach dieser Seite zu den­ ken. Die List findet zwar immer Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke, aber der Wille als allgemeiner ist an und für sich bestimmt vom Gegensatz, ist an ihm selbst Macht, und das Wesen ist so zu denken als die allgemeine Macht. Diese kann so gedacht werden als Herr der Natur und der geisti­ gen Welt. >Herr< spricht die Macht in der Form der Subjektivität aus ; aber dieses Subjekt >Herr< ist selbst nur etwas Formelles ; denn dem Herrn ist ein anderes gegenüber: Er ist tätig gegen anderes. Der Herr aber als geistige Macht ist Herr nicht [nur] über anderes , sondern [auch] über sich selbst, ist in sich selbst reßektiert. So muß die Macht gedacht werden [als] das ruhig in sich Seiende, nicht [als] die allgemeine Negativität gegen anderes. Macht ist nicht die eine Seite des Allgemeinen. Diese Reßexion in sich ist die einfache Be­ ziehung auf sich, und so ein Seiendes, Individualität, Subjektivität. Die Reßexion in sich ist erst die Persönlichkeit. So in sich reßek­ tiert, ist die Macht Wirklichkeit, und zwar unmittelbare Wirklich­ keit. Die unmittelbare Wirklichkeit dieser Reßexion in ihrer gestei221 eine . . . Bestimmung Ho ; Gr: Erweiterung 223 einer äußerlichen Ho; Gr: der äußeren 234-235 das . . . Macht Ho; Gr: das Wesen allgemeiner Macht, der Natur und des Geistes 236-237 und . . . Welt Ho; Gr: oder des Geistes 240 geistige Ho; Gr: absolute 241 ist . . . reflektiert Ho; Gr: Reflexion in sich

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gerten Gestalt ist aber Wissen und noch näher das Wissende. Dies ist Selbstbewußtsein, die menschliche Individualität. Der allgemeine Geist ist wesentlich vorhanden als menschliches Bewußtsein. Der Mensch ist dieses Dasein und Fürsichsein des Wissens . Wir haben also jetzt [einen] allgemeinen Geist als sich wissenden und in sich reflektierenden, als welcher er sich als Subjekt, als Unmittelbares, als Seiendes setzt. Der seiende Geist ist menschliches Bewußtsein. Diese Momente sind in der göttlichen Idee zu fassen, daß sie Ein­ heit des allgemeinen und des seienden Geistes sei. Dies heißt ab­ strakt nichts anderes, als daß der Geist muß gefaßt werden als Ein­ heit der Endlichkeit und Unendlichkeit ; wo beide getrennt sind, herrscht Verstandesunendlichkeit. In anderer Weise ist es das My­ sterium, welches die christliche Religion enthüllt, offenbart hat, daß Gott Einheit sei der menschlichen und göttlichen Natur. Dies ist die wahrhafte Idee dessen, was die Religion sei. Zur Religion gehört noch der Kultus, d. i. nichts [anderes] , als daß das einzelne Bewußtsein sich diese Einheit seiner [selbst] mit dem Göttlichen verschafft. Diese Einheit also des Göttlichen und Menschlichen ist die wahr­ hafte Idee der Religion. Der Verstand der neueren Zeiten hat die göttliche Idee zu einem Abstraktum, zu einem Wesen gemacht, das jenseits sei des Menschlichen, hat es gemacht zu einer eisernen Mauer, die, glatt emporsteigend, dem Menschen, der sich nähert, den Kopf zerschellt. Die Vernunft hat ganz andere Formen als die Abstraktion des Verstandes. Indem wir nun als vernünftig jene Ein­ heit als vorausgesetzt ansehen, so ergibt sich unmittelbar, worauf es 250 menschliche Individualität Gr; Ho : menschlichen Individuen 252 des Wissens Gr; Ho : und wissend 253 wissenden] wissender 254 Subjekt Gr; Ho : subjektiv 255 Seiendes Gr; Ho : seiend 256-257 Diese . . . allgemeinen Ho; Gr: In der göttlichen Idee ist also das Sein die Einheit, der Allgemeinheit des Geistes 256-257 daß sie . . . Geistes sei] daß sie sei . . . Geistes 268 die . . . Idee Ho; Gr: Gott 268-269 zu einem Wesen . . . Menschlichen Ho; Gr: zu einem Jenseits des menschlichen Selbstbewußtseins 27 1 zerschellt Ho; Gr: gestoßen

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Der Begriff der Weltgeschichte

bei der Betrachtung der Religion ankommt. Ihr Gegenstand ist die Wahrheit selbst, die Einheit des Subjektiven und Objektiven. Im allgemeinen finden in der Religion die zwei Fälle statt, daß sie eine Religion der Trennung ist, wo auf der einen Seite Gott als ab­ straktes Wesen draußen steht, in den also die Einzelheit des Be­ wußtseins nicht gesetzt ist, so daß jenes vielleicht Geist heißt, aber nur heißt, - ein leerer Name . So ist die Religion als Judentum gewesen und jetzt noch der Islam und [so] ist [sie] auch die Religion des jetzigen Verstandes, die in dieser Beziehung zur türkischen Vor­ stellung übergegangen ist. Dies ist die Religion der Trennung, die wieder verschiedene Formen haben kann, indem ein Allgemeines als Naturwesen in natürlicher, elementarischer Weise vorgestellt wird, als Luft, Feuer etc. Es kann aber auch als Allgemeines, als Ge­ danke vorgestellt werden wie im Judentum etc. (Wenn der Mensch das Allgemeine als Natur vorstellt, so ist es Pantheismus , aber darin ist nichts. Gott als das Subjekt verschwindet, weil es nicht mehr un­ terschieden wird. In diesem Allgemeinen erkennt dann der Mensch sich positiv nicht, sondern verhält sich negativ dagegen.) Die andere Weise der Religion ist Einheit des Unendlichen und Endlichen, die Einheit Gottes und der Welt. Diese Religion hat wieder mehrere Formen. Dahin z. B . gehören die Inkarnationen der Inder, ebenso die griechische Kunst, die das Göttliche in menschlicher Gestalt darstellt. Reiner ist dies in der christlichen Religion, worin die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in Chri­ stus erscheint, welche den Gott in seinem Sohn erscheinen läßt und die Menschen über die Einheit so zum Bewußtsein bringt. Diese an­ thropomorphistische Natur ist aber nicht in unwürdiger Weise dargestellt, sondern so, daß sie zur wahren Idee Gottes leitet. Zur wahren Idee Gottes gehört es, daß es nicht ein Jenseits sei, gegen das das Bewußtsein draußen und drüber steht. Bei der Religion also kommt es auf diese Formen an. 274-275 die Wahrheit Ho; Gr: das Wahre 277-279 wo . . . ist Ho; Gr: Es wird in derselben nur häufig entweder das Absolute von dem Endlichen getrennt 285 Naturwesen Ho; Gr: Naturwerk 285 in . . . vorgestellt Gr; Ho : im Elementarischen dargestellt 296 Reiner Ho; Gr: in viel reinerem Sinne

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Die Existenz der Kunst hängt damit unmittelbar zusammen. Der Verstand kann keine Kunst haben oder höchstens eine Kunst der Erhabenheit, wo die Gestalt so verzerrt ist [und] auseinandergeht, daß die Subjektivität zu verschwinden scheint, indem die Gestalt maßlos wird. Die Kunst aber ist wesentlich schöne Kunst und hat bei den Griechen stattfinden müssen. [Sie] ist als die sinnliche An­ schauung des Göttlichen vorzustellen, und dazu gehört die Form der Subjektivität. Die christliche Religion hat darum auch Kunst, weil in ihr das Göttliche auch erschienen ist und nicht draußen und drüber bleibt, weil das Göttliche nicht das Abstrakte des Verstandes ist. Ebenso hängt es mit der Religion zusammen, ob Philosophie bei einem Volk stattfinden kann. Daher hat nur bei den Griechen und Christen wahrhaft konkrete Philosophie statthaben können. [Eine] abstrakte, die auch bei den Orientalen ist, ist aber nicht als Einheit des Endlichen und Göttlichen vorhanden. Dies sind die Hauptge­ sichtspunkte der Religion. Was nun den Zusammenhang der Religion mit dem Staatsprinzip betrifft, so ist es notwendig ; denn die Religion stellt das Prinzip des Staats in seiner Wahrheit, in unbedingter Allgemeinheit vor, aber so , daß der wirkliche Geist sich darin von äußerlichen Zufälligkei­ ten abgestreift hat. Die bewußte Freiheit kann nur da sein, wo die Individualität als positiv dem Göttlichen gewußt wird ; d. h. daß die Subjektivität angeschaut wird im göttlichen Wesen. Die gewußte Freiheit ist also bei den Griechen und, entwickelter, in der christliehen Welt, weil da dies ist, daß die Bestimmung der Subjektivität als Bestimmung des Göttlichen gewußt wird.

308 daß . . . scheint Ho; Gr: daß das Individuum untergeht 310 als] für 310-31 1 die . . . Göttlichen Ho; Gr: die göttliche Allgemeinheit 319 ist] die 322 dem Staatsprinzip Ho; Gr: den Staatsprinzipien 323-324 die . . . Wahrheit Ho; Gr: Religion ist die Vorstellung des Gei­ stes, des Staates 326 die Ho; Gr: jeder 327 Göttlichen Ho; Gr: göttlichen Wesens

Der Begriff der Weltgeschichte

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In dieser Rücksicht nun hat man mit Recht gesagt , daß der Staat auf der Religion b eruhe . Das Prinzip des Staats muß eine absolute Berechtigung sein ; die endlichen Interessen sind etwas Relatives . Die absolute Berechtigung des allgemeinen Prinzips ist , daß es gewußt

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wird als Moment , als Bestimmung der göttlichen Natur selb st . Das Prinzip des Staats , das Allgemeine , was er fordert , wird gewußt als Ab solutes , d . h . als Bestimmung des göttlichen Wesens selb st. Dies ist es näher , was es heißt , daß der Staat auf Religion b eruhe . Dies hat man in neuerer Zeit vielfach sagen hören ; aber man muß es

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nicht so vorstellen , als sei der Staat vorhanden und b rauche die Re­ ligion, und als wäre die Religion nicht da , so daß man sie erst in den Staat hineinbringen müsse mit Schüsseln und Eimern. Der Mensch wird nur zu dem erzogen, was ist , und nicht zu dem, was nicht ist . Man muß also nicht glaub en , als sei der Staat vorher gewesen

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und müsse die Religion in sich hineinnehmen, sondern der Staat geht aus der Religion selb st hervor . Nur der b estimmte Staat ist aus der b estimmten Religion hervorgegangen , [ein] solcher Staat ist nur aus der christlichen , aus der katholischen, aus der evangelischen Re­ ligion hervorgegangen . So geht der Staat ewig aus der Religion her-

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vor ; das Prinzip des Staates , das Bewußtsein des Heiligen , ist in der Religion. Zu b etrachten ist noch , daß der Staat seinen ideellen Seiten ge­ genüb er die Seite äußerlicher Erscheinung und Lebendigkeit , äußeren Stoffes überhaupt hat . Der Inhalt ist hier also Besonderes als solches , also endlich , aber durch dieses Besondere scheint das Allge­ meine durch . Die Besonderheit aber ist so mannigfach [und] reich , daß wir hier nicht darauf eingehen können . [Dies sind nun] die Momente, worauf es b ei ihm ankommt .

333-334 eine . . . Berechtigung Ho; Gr: unmittelbar das Berechtigte 340 sagen hören Ho ; Gr: wiederholt 344 nur] aber nur 353-355 Zu . . . hat Ho ; Gr: Dieser idealen Weise gegenüber hat der

Staat noch die andere Seite nach dem Inhalte äußerer Erscheinung 355-356 hier . . . solches Ho; Gr: auch besonderer Art 357 durch Ho ; Gr: hinein 358 hier . . . können Gr; Ho : ihr außer setzen nicht können werden

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Der erste Stoff dieser Art ist, was man zu den Sitten, Gebräuchen etc. der Völker rechnet. Hierher gehört vornehmlich die natürliche Sittlichkeit oder das Familienverhältnis. Die Bestimmung desselben ist sehr wichtig. Beides ist durch die Natur des Staates bestimmt ; die Ehe, in welcher Art sie ist, ist hier das erste, z. B. ob sie sein soll Vielweiberei oder Monogamie, Ehe eines Mannes und einer Frau. Die moderne Welt kann nur letztere haben, also auch nicht Viel­ männerei, denn der moderne Staat ist dies , daß jede Seite ihr volles Recht erhalte. Die Ehe dem Begriff nach erhält nun ihr volles Recht als Verhältnis eines Mannes und einer Frau. Ein zweites ist das Verhältnis der Kinder zu den Eltern. Ebenso ist hier drittens das Eigen­ tum in der Familie wichtig. Die Bestimmungen also des Erbrechts hängen mit dem Prinzip des Staats zusammen, insofern sie Sklaven sind oder indem sie freies Eigentum haben können. Ein weiteres Verhältnis ist ferner das Benehmen der Individuen gegeneinander auch bis dahin, wo es sich als Höflichkeit zeigt. Die weiteren Ver­ hältnisse in Gebräuchen sind die, welche bei notwendigen Epochen der Individuen eintreten, also bei der Geburt, der Hochzeit, dem Tod. Solche Gebräuche drücken die Gedanken aus, welche ein Volk über diese Gegenstände hat. Daran zeigt sich, welche Bestimmtheit der Vorstellung es vom Geist hat. Solche Gedanken stellen sich in den Gebräuchen dar, die etwas Symbolisches sind, Zufälliges oder bestimmter Ausdruck. Bei den Gebräuchen spielt aber der Zufall oft große Rollen. Die Bedeutung ist also nicht in allen einzelnen Teilen zu suchen. Dies sind also Seiten, die mit dem Allgemeinen des Staats zusammenhängen, wobei auch die Beziehung der Höflichkeit, 361-362 die . . . Sittlichkeit Gr; Ho : das natürlich Sittliche 366 Die . . . Welt Ho; Gr: In christlichen Staaten 370 hier) hierher 373-374 Ein . . . ist Ho; Gr: Eine andere sittliche Weise betrifft 374 Benehmen Gr; Ho : Verhältnisse 376-377 bei . . . Individuen Ho; Gr: in jene substantiellen Verhältnisse 378-379 ein . . . hat Ho; Gr: die Menschen über jene Verhältnisse haben 379 Daran) Daraus 382 spielt) ist spielt 382-383 Bei . . . Rollen Ho; Gr: Die Gebräuche enthalten viel Zufälliges 384 also) allerdings also

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Der Begriff der Weltgeschichte

[das) Betragen hingehört, wie sich z. B . der Europäer und wie sich der Asiate gegen seine Oberen benimmt. Der Asiate z. B. fällt vor seinem Herrscher nieder, der Europäer grüßt ihn nur. Solche Ver­ schiedenheiten sind also auch charakteristisch, nur wenige [aber) sind rein zufällig. Der zweite Punkt, der in Betracht kommt auf der Seite der Er­ scheinung, ist das praktische Verhalten des Menschen in Beziehung auf die Natur, die Kultur also, und wie er sich in Beziehung auf die Mittel zur Befriedigung seiner Bedürfnisse verhält. Hierher fällt also Luxus, gehören ferner die Waffen, die Menschen gegen Tiere und gegeneinander gebrauchen. Waffen sind allerdings ein wichtiges Moment. Nach alten asiatischen Sagen scheint die Entdeckung des Eisens so zu sein, daß sie jetzt noch nachklingt. Die Erfindung des Schießpulvers ist nicht mehr [denn) als zufällig zu betrachten, son­ dern hat gerade nur zu dieser Zeit unter dieser Bildung erfunden und gebraucht werden können. Ebenso wichtige Momente sind Schrift, Buchdruckerei usw. Solche Momente sind einflußreiche Stufen, eine ganze Menge von diesen Gegenständen ist unabhängig, z. B. die des Luxus, die zu jeder Zeit und unter jeder Bedingung hervorgehen könnte. Andere aber sind an gewisse Standpunkte gebunden. Der dritte wichtige Punkt ist das Recht, d. h. aber: der Grundsatz in Ansehung endlicher Bedürfnisse, das Privatrecht, wovon ver­ schieden ist das Recht des Staats. Dies verlangt zum Teil persönliche Freiheit, daß also Sklaverei nicht stattfinde, ferner Eigentum und daß dies frei sei. Volle persönliche Freiheit, volles freies Eigentum können nur in Staaten von einem bestimmten Prinzip vorkommen. Der vierte Gegenstand endlich wäre die Wissenschaft des End­ lichen : Recht, Freiheit und Beziehung auf endliche Gegenstände. 388 seinem] seinen 392 das . . . Verhalten Gr; Ho : die . . . Richtung 396 gegeneinander gebrauchen Ho; Gr: um sich gegeneinander anzu397 Entdeckung Ho; Gr: Erfindung [greifen 407 wichtige Punkt Ho; Gr: Gegenstand 409-41 1 Dies . . . sei Gr; Ho : das Recht ist teils das der persönlichen Freiheit und das des Eigentums 412 vorkommen Ho; Gr: statthaben

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Das Wissen vom Endlichen macht den Inhalt von den Wissenschaf­ ten, die nicht Philosophie sind, aus : der Mathematik, Naturge­ schichte, Physik. Diese erfordern auch einen gewissen Standpunkt der Bildung, auch ein theoretisches Interesse (und] können nur nach der Periode der sinnlichen Triebe eintreten. Wenn das Individuum frei in sich ist, innere Freiheit für sich gewonnen hat, läßt es auch das Objekt frei gewähren, verhält sich nicht mehr bloß nach der Begierde dazu, verhält sich vielmehr theoretisch. Freiheit des Indi­ viduums gehört dazu , daß man neugierig ist. Die Gegenstände der Natur kennenzulernen, die endlichen Gegenstände der Natur zu betrachten, das Interesse an der Natur und ihren Gesetzen, wie wir es haben, kannte die alte Welt noch nicht. Auch hier unterscheidet sich alte und neue Welt. Denn es gehört eine höhere konkretere Si­ cherheit, eine größere Energie des Geistes dazu, den Gegenständen den lebendigen Zusammenhang zu nehmen und sich mit ihnen nach ihrer Eitelkeit, Endlichkeit zu beschäftigen. Daß der Geist zu dieser Abstraktion komme, dazu gehört eine höhere Intensität des Geistes . Das nun wären die Seiten, welche (einen] Zusammenhang mit den allgemeinen Gestalten des Geistes haben. Das dritte nun, wovon zu reden ist, betrifft den Zusammenhang des Staats mit der vorhandenen äußerlichen Natur. Die Weltge­ schichte, sagten wir, sei eine Reihe geistiger Gestalten, die zur Ver­ wirklichung seiner Prinzipien führen und so enden, daß er sich selbst ergreife. Jedem welthistorischen Volk ist ein notwendiges Prinzip zugeteilt. Diese Prinzipien haben eine notwendige Folge in der Zeit und ebenso eine konkrete räumliche Bestimmtheit, eine geographische Stellung. Es ist also hier von der Geographie in der Weltgeschichte die Rede. Dabei ist zunächst zu bemerken, daß das Klima ein ganz abstraktes , allgemeines Moment in Beziehung auf die Gestalt des Geistes ist. Die Geschichte lebt zwar auf dem Boden 417 erfordern] fordern 428 größere Energie Ho; Gr: Stärke 435 äußerlichen Ho; Gr: äußeren 440 konkrete Ho; Gr: notwendige 440-441 eine . . . Stellung Ho; Gr: sie verhalten sich geographisch 443-444 Gestalt Ho; Gr: Gestaltung

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Der Begriff der Weltgeschichte

der Natürlichkeit; aber diese ist nur eine Seite, und die höhere ist die des Geistes. Es ist daher die Natur ein sehr wenig einflußreiches Moment, die Naturseite, das Klima, erstreckt sich nicht auf die In­ dividuen. So ist es daher langweilig, vom ionischen, milden Him­ mel in Betreff auf Homer zu hören. [Denn] der Himmel ist so mild noch, und die Türken haben keine Homere. Das zweite, das zu bemerken [ist] , ist, daß weder die kalte noch die heiße Zone welthistorische Völker schafft, denn solche Extreme sind zu mächtige Naturgewalten, als daß der Mensch zu einer freien Bewegung darin kommen könnte, zu einem Reichtum von Mitteln, der ihn an höheren geistigen Interessen tätig sein ließe. Die Völker, die solchen Extremen angehören, werden in einer Dumpfheit erhal­ ten. Der Mensch wird von der Natur deprimiert und kann sich daher nicht von ihr trennen. Die Naturgewalt ist so groß, daß mit ihr das Geistige in Identität bleibt, also das Natürliche sich nicht gegen­ überstellt, da doch diese Trennung und die Sammlung daraus sich in sich die erste Bedingung der höheren geistigen Entwicklung ist. Andere Völker, die weniger an die Naturgewalt gebunden, von der Natur begünstigt sind, sind dem Geist offener ; aber sie haben sich doch nicht zu geistiger Tätigkeit erhoben [und sind] so frei von der Natur noch nicht, daß sie weiter kämen als sich von Brosamen des Herrn zu nähren, als weiteren Völkerstämmen den Impuls zu ge­ ben, eine höhere Existenz zu erreichen. Im Ganzen muß drittens bemerkt werden, daß [es] die gemäßigte Zone sei, und zwar die nördliche gemäßigte, [die] den Schauplatz 445 Natürlichkeit Ho; Gr: Natur 445-446 aber . . . Geistes Ho; Gr: aber sie lebt auch in dem Elemente des Geistes 452 heiße Gr; Ho : warme 452-454 welthistorische . . . könnte Ho; Gr: kann dem Menschen erlau­ ben, sich zu einer freien Bewegung zu erheben 455-457 Die Völker . . . erhalten Ho ; Gr: Der Mensch wird in zu großer Stumpfheit gehalten 461 Entwicklung Ho; Gr: Kultur 464-467 so . . . geben Ho; Gr: sondern nur anderen Völkern zum Reiz 469-470 die . . . bildet Ho; Gr: wo die Weltgeschichte den Schauplatz findet

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des Welttheaters bildet, da die Erde hier kontinental ist, eine breite Brust bildet, während nach Süden hin die Gestalten spitz zulaufen, so daß hier Menschen und Tiere spezifisch verschieden vorhanden und im Süden überhaupt die Tiere und Pflanzen das Überwiegende sind. Hierin liegen auch die Momente der Notwendigkeit. Der allgemeine Unterschied des Gedankens macht sich auch hier geltend [und] sichtbar. Mit den Spaltungen in viele Tierklassen spaltet sich parallel auch das Land . Eine vierte notwendige Diremtion ist die in die neue und alte Welt, die aber nicht wir, sondern die Welt selbst macht. Die Neue Welt ist neu nicht nur relativ [in Ansehung ihres Ver­ hältnisses zur Alten Welt] , sondern neu [auch] in Ansehung ihrer physischen und geistigen Beschaffenheit. Ihr geologisches Alter geht uns nichts an, ohne ihr die Ehre abzusprechen, gleich bei der soge­ nannten Schöpfung entstanden zu sein, obgleich Inseln der Südsee wie Neuholland sich neu und unreif, auch dem Ursprung nach, zei­ gen. Es soll und kann nichts darüber gesagt werden, ob Amerika mit Europa im Zusammenhang gewesen sei. Gleichgültig ist auch, daß Mexiko und Peru schon bedeutend kultiviert waren, da sie doch von schwächerer Beschaffenheit und ganz vorbei waren. Die Neue Welt hat sich sehr viel schwächer gezeigt als die Alte, und zwei Mittel gehen ihr ab, Eisen und Pferd. Amerika ist eine neue, schwache, ohnmächtige Welt. Löwen, Tiger, Krokodile sind schwächer als in Afrika, und ebenso ist es in Ansehung der Men­ schen. Die ursprünglichen Bewohner von Westindien sind ausge47 1 während . . . zulaufen Ho; Gr: Wie im Süden zerrissene Spitzen 479 die aber . . . macht Gr; Ho : welche die Erde, nicht wir machen 482 Ihr geologisches] Das geologische 483-484 ohne . . . sein Gr; Ho : sie mag geschaffen sein mit der Erschaffung der Welt 486 Es soll und kann nichts] Es soll nichts . . . und kann nicht werden 488 waren] war 489 waren] war 491 und . . . Pferd Gr; Ho : Die Amerikaner hatten zwei große Mittel (nicht) , ist: Eisen und Pferd 492-493 Löwen . . . Afrika Ho; Gr: auch an den Tieren zeigt sich diese Unterordnung

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Der Begriff der Weltgeschichte

storben; die Stämme des nördlichen Amerika sind teils verschwunden, teils haben sie sich zurückgezogen und verkommen überhaupt, so daß man sieht: Sie haben nicht die Stärke, sich den Nordameri­ kanern in den Freistaaten anzuschließen. Mit Mexiko und Südame­ rika ist es mehr oder weniger derselbe Fall. Die, welche sich dort anstrengen, welche das Bedürfnis einer Unabhängigkeit empfinden, sind Kreolen wie ebenfalls in den Freistaaten. Daß die Kreolen die Hauptpersonen sind, läßt sich leicht erkennen, wenn man die Be­ schreibung der Zeit liest, ehe Europäer kamen. Die Brasilianer sind ganz schwacher Narur und von geringem Geist. Die Engländer in Ostindien gebrauchen daher auch die Politik : zu verhindern, daß Kreolen sich bilden, d. h. ein Volk von europäischem Blut, das in Asien heimisch [ist] . Die Engländer können nicht nach ihrem Belie­ ben dort Geschäfte treiben und sich einheimisch machen. Auch Kinder von Engländern und Inländern erhalten keine Anstellungen, [und] ebenso werden Kinder von Eingeborenen durchaus zurückgesetzt. Amerika als neues Land könnte [als] ein Land der Zukunft er­ scheinen. Napoleon soll gesagt haben, die Alte Welt langweile ihn. Die Auswanderer nach Amerika sind einerseits im Vorteil , da sie den ganzen Schatz europäischer Bildung [und] des Selbstgefühls mitbringen, ohne die Lasten, welche die Staaten in Europa den In­ dividuen auferlegen, ohne in Amerika die verlassenen Drangsale wie z. B. die Schon-Inbesitznahme des Bodens, Verteilung und Überfüllung des Erwerbs - wiederzufinden, oder doch ohne Erwerb [zu] bleiben. Dies ist aber von Amerika nichts Eigentümliches. Oft ist [es] der Fall, die neuen Freistaaten von Nordamerika als Beispiel anzuführen, daß auch große Staaten frei, d. h. als Republik bestehen können. Aber es ist überhaupt schon im allgemeinen nichts unge­ schickter als die Vergleichung von Staaten überhaupt unter be49S die . . . Amerika Gr; Ho : die nördlichen Völkerschaften SOS Ostindien Gr; Ho : Indien S06 bilden Gr; Ho : dort einfinden S17 auferlegen] auflegen S18 die Schon-Inbesitznahme] als schon Inbesitznahme S22-S23 als . . . können Gr; Ho : republikanisch seien

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stimmten Umständen mit anderen. Als ein Beispiel , daß Freistaaten bestehen können , kann man schon Harnburg und die Schweiz an­ führen, aber es zeigt sich sogleich die Ungeschicktheit, sie mit gro­ ßen Staaten zu vergleichen . Nordamerika ist aber erst ein sich bil­ dender Staat , ein Staat im Werden , der das Bedürfnis der Monar-

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chie noch nicht hat, weil er so weit noch nicht gebildet ist. Er ist ein Föderationsstaat. Dies sind die schlechtesten Staaten in Bezie­ hung auf das Verhältnis nach außen. Nur seine eigentümliche Lage verhindert , daß ihm dieser Umstand nicht zum gänzlichen Unter­ gang gereicht hat. Wären ihm große Staaten näher, so würde dieser

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Übelstand wesendich zum Vorschein kommen. Er hat sich schon im letzten Krieg mit England gezeigt. Sie konnten Kanada nicht er­ obern , und die Engländer haben sogleich Washington beschossen . Die Milizen sind nicht gekommen oder davongelaufen, und es war (eine] solche Spannung zwischen dem Süden und Norden der Staa-

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ten , daß , hätte der Krieg länger gedauert, es zu einer vollkommenen Teilung des Staats gekommen wäre . Überhaupt ist der Staat erst im Werden. Die Küsten treiben einen Zwischenhandel zwischen China und Europa. Sonst ist der Zustand , daß aus den Küstengegenden sich immer Wellen auf Wel-

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len von Menschen in die Niederungen des Mississippi-Stromes wer­ fen und dort das Land anbauen, und sich diese Klasse , wenn sie be­ drängt ist, hilft, indem sie neues Land urbar macht . Aber ist alles Land erst besetzt, so daß die Gesellschaft sich in sich drängt, und das Bedürfnis der Gewerbe entstehen wird , dann muß notwendig

525 Als] Um 529-530 der Monarchie Ho; Gr: des Königsturns 533-534 zum . . . hat Gr; Ho: schon schlimmer bekommen ist 534 große Staaten näher] näher große Staaten 534 würde] wird 535 Er] Es 537 beschossen Gr; Ho: erobert 538-540 Die . . . Staaten Ho; Gr: weil die Spannung unter den Provin­ zen jede kraftvolle Expedition verhindert 546-547 sich . . . hilft Ho; Gr: Die ackerbauende Klasse fühlt sich nicht gedrängt, und wenn dies eintrifft, so macht sie sich Luft 549-55 1 dann . . . muß Ho; Gr: der Staat muß zu einer ganz anderen Verfassung übergehen

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Der Begriff der Weltgeschichte

der Staat soweit gebildet sein , daß er eine andere Verfassung erhal-

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ten muß . Die Anfänge , die dort vorhanden [sind] , sind europäischer Natur. So ist dieses Land jetzt ein Land des Werdens , der Zukunft , das uns daher noch nichts angeht. Wir gehen j etzt zur Alten Welt zurück, denn die ist es , die uns näher angeht, und ihre Beschaffenheit haben wir näher zu betrach-

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ten. Sie wird in drei Weltteile geteilt , [die schon] vom Natursinn der Alten erkannt [worden sind] . Diese Unterschiede sind notwen­ dig , da sie dem Begriff des Gedankens entsprechen . Diese drei Teile sind also in wesentlichem Verhälmis und machen eine verständige Totalität aus .

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Sie sind so umeinander gelagert , daß sie eine leichte Kommuni­ kation haben . Die Alte Welt durchbricht das Mittelmeer, aber zum Behuf der Kommunikation . Es ist eine Seite der Wohltätigkeit des Wassers , daß es Kommunikation [möglich] macht. Ein französi­ sches Vorurteil ist es, daß die Flüsse und das Wasser natürliche

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Grenzen seien, denn diese sind das , was am meisten verbindet. Die Landstriche an beiden Ufern eines Flusses sind notwendig vereint, und sie verbinden weit mehr in Hinsicht der Bewohner als solche , wo dies nicht ist. Auch in Ansehung der Meere findet dies statt. Britannien und Bretagne gehörten zusammen , Norwegen und Dä-

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nemark , nicht aber mit Schweden . Ebenso haben Livland und Aht­ land und Finnland zu Schweden gehört. Das Meer also hat zunächst diese Seite , daß es dieses Verbindende ist. Das Mittelländische Meer hat diese Bestimmtheit , vielfache Busen zu haben; also ist es nicht ein Ozean , der sich zunächst als leeres unendliches Hinausgehen ins Unbestimmte darzeigt, zu dem die Menschen also ein bloß negatives Verhälmis haben. Es ist ein großer Unterschied zwischen Völ­ kern , welche sich mit dem Meere einlassen , und solchen , welche

555 ihre Beschaffenheit Ho ; Gr: allgemeine physikalische Bestimmung 557-558 Diese . . . notwendig Ho; Gr: hierin liegt aber höhere Notwendigkeit 561 leichte Ho ; Gr: Seite der 567 an . . . Flusses Ho ; Gr: zu beiden Seiten des Wassers 568 sie verbinden . . . als) sind weit mehr in Hinsicht der Bewohner ver­ wandt als 570 Bretagne Ho ; Gr: Frankreich

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Die Natur des Staats

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sich davon abscheiden. Das mittelländische Meer bietet sich von sao selbst dar, fordert den Menschen auf, sich mit ihm einzulassen, weil es überall so ein positives Verhältnis für den Menschen hat. Die drei Weltteile liegen also vorteilhaft für ihre Verbindung miteinander. Was ihre geographische Beschaffenheit betrifft, ist kurz dies zu bemerken. Es ist uns dies erleichtert durch Ritters * schöne Schrift, der zuerst die physische Beschaffenheit dieser Teile gründlich betrachtet hat. Es kommt auf drei Hauptpunkte an. Das erste Moment ist das Hochland, wo gediegener Zusammen­ hang ist, ein Land, das hoch über das Meer ragend von einem Gurt von Gebirgen umschlossen wird. Das Zweite ist, daß diese gedie590 gene Masse zerrissen wird . Ist sie nicht zerrissen, bietet sie sich nicht gut zum Bedürfnis der Menschen dar. Das zweite ist dann also das Abstürzen von Flüssen von diesen Gebirgen, und es kommt dar­ auf an, ob diese Abstürze dem Meer nahe sind oder nicht, ob ihnen nur ein schmaler Saum oder ein Widerhalt entgegenliegt, der sie 595 nötigt, einen langen Flußablauf zu bilden. In Amerika sind im We­ sten Chile, Peru schmale Küstenstriche und haben keine Kultur. Auf der anderen Seite [nach] Brasilien ergießen sich die ungeheuren Ströme, wie der Amazonen-Fluß, [oder auch] der Rio de la Plata, von Gebirgen aufgehalten. Neuholland ist ein unreifes Land, im 600 Osten ein schmaler Küstenstreif, hinter den blauen Bergen Ströme, die aber in Versumpfung ausgehen und denen daher kein Widerhalt entgegensteht. Die Ströme vom Hochland sind das zweite, und zwar, wenn sie vor ihrem Sturz ins Meer gehalten sind, einen länge­ ren Lauf zu haben, und in Tälern fließen. Das dritte Moment ist 605 mehr oder weniger der Verlust des Hochlandes, so daß nur Ge­ birgszüge da sind, die wohl Fläche haben können, aber nicht viel , [und] von denen nur Bäche fließen, Wiesen werden und Täler sind, wo die Abwechslungen von Gebirge und Tal die Hauptsache ma­ chen. 584-585 Ritters . . . Schrift Ho; Gr: das Handbuch des Professor Ritter 592-593 und . . . nicht Gr; Ho : wobei die Nähe oder Ferne des Meeres in Betracht kommt 596 Küstenstriche Ho; Gr: Küstenflüsse 599 von . aufgehalten] die Gebirge aufhalten 603 ins] des .

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Der Begriff der Weltgeschichte

Nach diesen drei Punkten unterscheiden auch die drei Weltteile sich. Im eigentlichen Afrika ist das Hochland die Hauptsache, in Asien [die] fruchtbare, üppige Ebene, Schlammtäler, in Europa sind [es] Gebirgszüge, abwechselnd mit Tälern, Hügeln, Flächen, wo also kein Moment für sich einzeln hervortritt. Ebenso ist der Cha­ rakter des Geistes der drei Weltteile verschieden. Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt, sinn­ licher Genuß, große Muskelkraft, die Arbeit auszuhalten, kindliche Gutmütigkeit, aber auch gedanken- und gefühllose Grausamkeit. Asien ist dagegen das Land des geistigen Gegensatzes, der zu Sitt­ lichkeit kommt, aber in einer natürlichen substantiellen Sittlichkeit bleibt, deren andere Seite der geistige Gegensatz selbst bleibt: ein­ zelne Selbstsucht, Unendlichkeit der Begierde und maßlose Aus­ dehnung der Freiheit, ganz abstrakte Freiheit. Europa ist der Nie­ dergang aus der abstrakten Freiheit in sich, aus dieser maßlosen Freiheit ins Besondere, die Vertiefung des Geistes in sich und seine Mannigfaltigkeit und die Erhebung des Besonderen in das Allge­ meme. Was das Nähere betrifft, so sind kurz die Weltteile nacheinander zu betrachten. Jeder Weltteil in sich zerfällt wieder in drei Teile physikalisch, - ein Zerfallen, bei dem es mehr oder weniger bleiben kann, wo sich aber die Unterschiede aufeinander beziehen, so daß an den Beziehungen der Unterschied der Formen zum Vorschein kommt und dadurch die Beziehungen Grundlagen zu neuen Unter­ schieden werden. [ 1 . ] Afrika ist zu betrachten als in folgende drei Teile zerfallend, die so sich unterscheiden, daß die Unterschiede des geistigen Cha­ rakters auch an diese physische Bestimmung gebunden bleiben. Die 610 Weltteile Gr; Ho : Welten 612 üppige Gr; Ho : eigentliche 620 aber . . . bleibt Ho; Gr: das aber gediegen, substantiell bleibt 622 Selbstsucht Ho; Gr: Eigensucht 626 die) der 626 die Erhebung Gr; Ho : des Ausgangs 632 und) so daß 634-635 Afrika . . . unterscheiden Ho; Gr: Hier sind die Unterschiede so auseinanderfallend

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drei Teile sind : Afrika, wie es an sich selbst ist. Die Einteilung hat die nähere Bestimmung, daß die Teile einmal im Kern für sich, dann in Beziehung auf die anderen sind. Das Für-Sich haben wir liegenzulassen. Der erste Teil von Afrika also ist Afrika eigentlich. Dieses kön­ nen wir liegen lassen, da die Berührungspunkte nicht sehr vortre­ ten. Die Grenzen sind wesentlich : im Westen der Meerbusen von Guinea, die östliche Seite ist auch keine gerade Linie [sondern der] Meerbusen von Arabien, im Norden die südliche Seite des Niger. Dieses Land ist so beschaffen, wie wir das Land in seiner ersten Cha­ rakteristik bezeichneten. Es ist ein Hochland, dessen Gebirge einen schmalen Saum dem lnnern zu bilden. Nach diesem Saum dem In­ nern zu folgt ein Gurt voll herrlicher Vegetation, aber giftige Ausdünstung. Erst diesem Saum folgen die Gebirge des Hochlandes. Das eigentliche Plateau ist rund umgeben mit einem schmalen Küsten­ streifen ebenen Landes, darauf ein sumpfiger Streif, dessen Atmo­ sphäre von beinahe giftiger Beschaffenheit ist. Ebenso ist es im Nor­ den zunächst die Wüste Sahara. Um die drei anderen Seiten, die um das Meer sich ziehen, haben die Europäer Niederlassungen, Kolonien angelegt, aber in das Hochland sind sie noch gar nicht gekommen. Dort sind Reiche in geschlossenstem Zustand. Bei diesen Negern findet man die höchste Körperkraft, größte Sinnlichkeit, neben Gut­ mütigkeit aber auch die unerhörte , unbegreifliche Grausamkeit. Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt. Im 16. Jahrhundert sind wohl Aus637 an sich Ho; Gr: für sich 639 dann . . . anderen Ho; Gr: nächstdem für anderes 641 Dieses Ho; Gr: das für sich 644-645 [sondern] der . . . Niger Gr; Ho : die zweite Seite macht die Li­ nie im Süden vom Niger aus 650 Saum . . . Hochlandes Ho; Gr: Saume kommen erst Anhöhen nach dem Hochlande 653-654 Ebenso . . . Sahara Gr; Ho : Dasselbe findet im Süden statt, wo die Wüste und der Süden des Niger ist 654 drei Ho; Gr: zwei 658 die . . . Körperkraft Ho; Gr: sinnliche Kraft 661-662 Im . . . Ausbrüche Ho; Gr: zwar geschehen auch in Abessinien Ausbrüche

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Der Begriff der Weltgeschichte

brüche von ganz unbekannten Völkern aus diesem Innern gekom­ men ; aber sie haben nur zerstört, ohne daß diese Schwärme [ein) weiteres Resultat der Bildung hätten. Diese Scharen haben sich in der fürchterlichsten Wildheit und Barbarei gezeigt. Lernte man sie in ruhigem Zustand kennen, so fand man dieselbe Gutmütigkeit wie bei anderen. Dieses Afrika bleibt in seiner ruhigen, trieblosen, aus sich nicht treibenden Sinnlichkeit und ist noch nicht in die Ge­ schichte eingetreten und hat keinen weiteren Zusammenhang mit der Geschichte, als daß die Einwohner zu Sklaven in ärmerer Zeit gebraucht wurden. [Sklaverei) - Das Allgemeine des Zustandes der Sklaverei ist, daß man sagt, die Sklaverei solle nicht sein, da sie an und für sich un­ rechtlich nach dem Begriff der Sache sei. Aber dieses Sollen drückt eine Subjektivität aus ; dieses Sollen ist nichts Geschichtliches, denn was dort soll , ist, [und) was ist, soll. Was dem schlechten Sollen der Sklaverei noch fehlt, ist die substantielle Sittlichkeit, die Vernünf­ tigkeit eines Staates , in dem es Realität haben kann. In dem ver­ nünftigen Staat ist keine Sklaverei ; deshalb findet sie sich nur, wo der Geist diesen Punkt noch nicht gesetzt hat, wo die wahrhafte Idee also noch Seiten hat, nach denen sie nur sein soll. Die Sklaverei ist also auf den Stufen notwendig, wo der Staat noch nicht zur Ver­ nünftigkeit gekommen ist. Sie ist ein Moment des übergangs zu einer höheren Stufe. Der zweite Teil von Afrika ist nördlich vom Niger und der Wüste, diesem trockenen, brennenden Meer, die trennender als das Meer ist. Dieser Teil hat den Atlas im Westen und zieht sich von der Küste des mittelländischen Meeres bis gegen [den) Nil zu. Dort sind Gebirgszüge, einzelne Wüsten, aber es enthält zum Teil die fruchtbarsten und farbigsten Erdstriche, wie z. B . Marokko und 669-671 keinen . . . wurden Ho; Gr: für die Weltgeschichte bis jetzt nur den Zusammenhang durch die Sklaverei 673 sagt] fragt 675 eine Subjektivität Ho; Gr: Subjektives 681 noch . . . soll Ho; Gr: nach einigen Seiten nur als ein Sollen vorhan­ den 690 Erdstriche Gr; Ho : Reiche

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Fez. Dieser Teil macht im Ganzen ein Küstenreich und macht nur eine Nebenstelle in der Weltgeschichte, ist nicht selbständig für sich und hat im Rücken keine feste Basis. Man hat gesagt, Spanien ge­ hört zu Afrika. Mit demselben Recht kann man sagen, dieser Teil gehört zu Europa. Der dritte Teil von Afrika ist Ägypten, ein ganz eigener, interessanter Teil für die Weltgeschichte. Ägypten ist ein Stromgebiet, das dem Strom seine Existenz verdankt, vereinzelt im Westen und im Süden. Die drei Unterschiede fallen überhaupt in Afrika als dem ersten unmittelbaren Erdteil auseinander. Ägypten schließt sich an Asien [an] . [2.] Das zweite Land ist Asien, die Welt des Aufganges. Bisher hatten wir die Naturbedingungen für die Weltgeschichte mehr ne­ gativ, bedingend. In Asien werden sie positiv, daher die große Na­ turanschauung; wie sie für die Geschichte die natürliche Grundlage, so muß sie es auch für unsere Anschauung sein. Die Weltgeschichte ist der Geist im Element der Weltlichkeit ; also müssen wir auch das Natürliche und Leibliche darin kennen. Natürliches und Geistiges formiert eine Gestalt, und dies ist Geschichte. Asien macht den Aufgang. Jedes Land ist Osten für ein anderes ; Asien aber ist der Weltteil des Ostens für sich, während Europa teils das Zentrum, teils der Endpunkt der Weltgeschichte ist. In Asien ist das Licht des Selbstbewußtseins als Staat aufgegangen. Dort sind zuerst die physi­ schen Lokalitäten zu betrachten, die, wie sie unmittelbar erschei­ nen, den Unterschied für die Geschichte nicht ausmachen ; sondern Asien ist das Land des Gegensatzes. Die Unterschiede müssen hier konkret als Beziehung von Gegensätzen gesetzt werden. Die ersten Verschiedenheiten sind abstrakt, die nicht vereinzelt wie in Afrika

692 eine . . . in Ho; Gr: ein Küstenland außer dem Bereich 692 für sich Ho; Gr: auf sich 698 Die drei Ho; Gr: alle 699 dem ersten unmittelbaren] der erste unmittelbare 701 Aufganges Ho; Gr: Anfangs 709 aber] also 71 1-712 das . . . Staat Ho; Gr: das Sittliche des Staatsbewußtseins 712-71 3 die . . . Lokalitäten Ho; Gr: Die physische Beschaffenheit 713-714 wie . . . erscheinen Ho; Gr: wie man sie zunächst betrachtet

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Der Begriff der Weltgeschichte

auftreten. Erst in den konkreten Verschiedenheiten treten die Be­ ziehungen auf die Geschichte ein. Hier in Asien sind die Relationen der Unterschiede notwendig. Fürs erste ist bezüglich Sibirien wegzuschneiden vom Altai und sei­ nen Zügen die ganze nördliche Abdachung. Die Vorteile, welche dort erscheinen, daß Ströme sich ins Meer ergießen, werden durch das Klima wieder herabgesetzt. [Es] hat deshalb kein Interesse für die Weltgeschichte. Das übrige unterscheidet drei Lokalitäten. Die erste ist wie in Afrika ein gediegenes Hochland, umschlossen vom ungeheuersten Gebirgsgurt, dem Himalaya-Gebirge, dem höchsten in der Welt. Dieser hat die höchsten Spitzen. Aber dieses Hochland bleibt nicht in sich geschlossen wie in Afrika, sondern [es] ist durchbrochen und steht mit der zweiten Lokalität in Wechselbeziehung. Diese zweite Lokalität sind die Stromgebiete, die au­ ßerhalb des Hochlandes [liegen] und anders als in Europa [zu be­ trachten] sind. Es sind nicht Täler, sondern ungeheure schlammige Talebenen und Flußgebiete. Die Ströme, aus dem Hochland kom­ mend und diese Täler durchströmend, sind die verbindenden Pulsadern zwischen den beiden Lokalitäten, verbindend aber erst nach dem Durchbruch der Gebirge. Innerhalb derselben sind sie wild ; aber da sind dann Schnellen, wodurch der Lauf im Gebirge und in den Tälern durchbrochen ist. Solche Stromschnellen als Wasserfälle etc. hemmen die Verbindung. So ist auch in Afrika der Zaire da, wo er durchs Gebirge dringt, durch Wasserfälle unterbrochen. Die Ge­ birge an sich sind überhaupt wasserscheidend, gleichsam selbständig gebildet. Ströme durchbrechen aber solche Gebirgszüge. Es ist da725 Das übrige Ho; Gr: das andere Asien 727 dem] das 727 dem] das 729 in . . . geschlossen Ho; Gr: so abgeschlossen für sich 730 der . . . Lokalität Gr; Ho : den anderen Lokalitäten 732 anders als] als anderes als 736 aber erst] erst aber 736-737 nach . . . Durchbruch Ho; Gr: außerhalb 738 Schnellen Ho; Gr: Wasserfälle 743 Srröme . . . Gebirgszüge Ho; Gr: aber es kommt vor, daß sie auch, besonders Urgebirge, durchbrochen werden müssen

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her nicht so streng zu nehmen, wenn man die Gebirgszüge will als Stromscheiden nehmen. Die Ströme s ind das Befruchtende. Die Fruchtbarkeit in diesen Talebenen ist eine ganz andere als in einem bergigen Land . In den Niederungen solcher Talebenen kommt die Fruchtbarkeit vom Schlamm etc . Die großen Ebenen sind vorzüg-

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lieh Asien und Ägypten eigen . Zwar bemerken wir sie auch in Eu­ ropa, aber doch nur untergeordnet wie die Niederungen an der Weichsel , in der Lombardei . Diese Ebenen in Asien sind der Mittel­ punkt der Kultur. Das erste dieser Stromgebiete ist China mit dem Hoangho und Jangtsekiang, dem gelben und blauen Strom. Der

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südliche Teil ist durch einen Gebirgszug von diesen Strömen abge­ schnitten. Das zweite Tal bilden der Ganges und Indus . Der Indus hat [aber] kein so charakteristisches Tal ; sein oberer Teil geht durchs Gebirge und ist fruchtbar, und in seinem unteren Land kommt er durch Sandebenen . Das dritte Tal , Gebiet ist das des Ti-

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gris und des Euphrat, das auch Viehland umschließt. Das vierte Ge­ biet bildet das Kaspische Meer mit den Strömen , welche in dasselbe fließen, im Osten der Oxus , weiter der Jaxartes , jetzt Syr-Darj a , der in den Aralsee fließt, früher aber auch ins Kaspische Meer Boß, weiter hinaus im Westen Cyrus und Araxes. Westlich sind auch

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Talebenen, doch so beträchtlich nicht ; merkwürdig sind die vom jetzigen Araxes gebildeten. Die Hauptgegensätze also hier in Asien sind ein Hochland und weite ungeheure Ebenen. Diese zwei Lokalitäten sind notwendig, auch ein Ursprung [und] Boden für ganz entgegengesetzte mensch-

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liehe Dispositionen, entgegengesetztes menschliches Tun . Dabei ist das Eigentümliche die wesentliche Wechselwirkung beider, der Ge­ birgsbewohner mit ihrer Unruhe in sich , der Talbewohner mit ih­ rem Einwurzeln , und [sie] sind nicht wie [in] Ägypten isoliert . Cha­ rakteristisch ist eben die Beziehung dieser ganz entgegengesetzten Dispositionen.

747 bergigen H o ; G r : hügeligen 748-749 vorzüglich Ho; Gr: eigentümlich 755 zweite Gr; Ho: andere 757 Gebirge Ho; Gr: Hügel

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Der Begriff der Weltgeschichte

Die dritte Lokalität Asiens ist eine vermischte nach den Küsten zugehende Bestimmung. Hier treffen wir Arabien an und die Kü­ stengegenden Syriens und Kleinasiens. Dies sind die drei Hauptlokalitäten Asiens . Diese Unterschiede sind nicht abstrakt zu nehmen, sondern sie stehen in Wechselwir­ kung, und es ist das Konkrete, welches sie zur Grundlage haben. Hier sind zwei Unterschiede zu machen. Das eine ist das Einwur­ zeln der Menschen in den Ebenen, das andere das Schweifen der Bewohner des Hochlandes . Dies sind die beiden vorherrschenden Unterschiede . Das erste ist das Prinzip der Stromebenen ; hier bleibt die ruhige Ausbildung der substantiellen Sittlichkeit das Überwiegende, die zwar das Aufwachen des Geistes in sich hat, aber noch nicht zu dem inneren Gegensatz gekommen ist, ein patriarchalisches Königtum. Dies sind die Regionen hauptsächlich Hinterasiens, woran sich auch das westliche gebirgige Land anschließt, aber so, daß das Prinzip der Ebene über die Hochlandbewohner herrschend bleibt. Die Einwohner kann man mongolisch nennen. Zu diesen gehört Hinterasien. China, obgleich unterjocht durch Mandschu-Mongolen, ist geblie­ ben, was es war. Es gehören dazu die Kalmücken und noch andere Völkerschaften. Zum Ganzen gehört auch das Indische. Der zweite Teil ist Mittelasien, wo das Gebirgsvolk überwiegend ist, wozu wir auch die Araber rechnen müssen, gleichsam als Hoch­ land der Ebenen. Es hat den Charakter des Hochlandes, aber in der Ebene. Dies ist die Sphäre des Gegensatzes, [und] hier ist der Ge­ gensatz zu seiner größten Freiheit gekommen, als Licht und Finsternis , Orientalismus, Pracht, wo überhaupt die Abstraktion der reinen geistigen Anschauung, dieses Einen, überhaupt der Islam hinfällt. Hierher gehört ganz vornehmlich Persien. 776-777 Arabien . . . Kleinasiens Ho; Gr: Arabien, Syrien, Kleinasien und andere Küstengegenden 780 und es ist das Konkrete) daß es das Konkrete ist 780 es . . . haben Ho; Gr: die konkreten Unterschiede haben die Beziehung solcher beider Seiten zur Grundlage 791 herrschend bleibt Gr; Ho : überwiegend sind 792 mongolisch Ho; Gr: mongolische Menschheit 800 und Gr; Ho : in

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Über das Dritte kann nichts gesagt werden. Dieses Dritte ist Vorsos derasien. Vorderasien ist die mannigfaltige Küstenseite, die Seite Asiens, in welcher es sich auf anderes bezieht. Dieser Teil hängt mit dem Mittelländischen Meer zusammen. Es gehört hierher die syri­ sche Küste : Palästina, Judäa, Tyrus und Sydon. Kolchis, das vom Phasis durchströmt wird, [diese] ionische Kolonie, [und] die Ebenen 810 des Don und der Wolga bis zum Ural hin, diese Gegenden sind ge­ gen Europa gekehrt. [3.] Was Europa betrifft, so können wir hierüber kurz sein. Hier ist die Gediegenheit eines Hochlandes untergeordnet, in Spanien ist es zwar noch vorhanden, die Hauptsache sind aber Gebirgszüge, 815 welche Tieftäler umschließen, und die Mannigfaltigkeit und Ab­ wechslung von Hügeln, Bächen, Ebenen und Flüssen etc . Die Ge­ birge sind ganz anders als die in den Hochländern. In Asien sahen wir den Gegensatz des Hochlandes und großer Ebenen ; in Europa ist aber kein Prinzip hervortretend, sondern alles ist vereinzelt: Wie 820 Spanien, nach Afrika gewendet, dem Hochland anheimfällt, so Rußland mit seinen [Flüssen] den Talebenen. Zu unterscheiden haben wir in Europa folgendes : erstens das Ge­ kehrtsein nach außen, gegen anderes, gegen das Mittelländische Meer, - der andere Teil ist Europa für sich. Der erste Teil ist süd825 lieh der Alpen: Wie diese Italien gegen Frankreich, Helvetien und Deutschland abschließen, ebenso schneiden die Gebirge im Süden der Donau, ferner was weiter von den Alpen nach Osten sich fort­ * setzt, der Haemus, Griechenland. Der andere Teil ist der, der die nördliche Abdachung dieser Gebirgszüge, das ganz eigentümliche

805 807 813 815 816 819 819 823 824 829

die . . . Küstenseite Ho; Gr: das . . . Küstenasien hierher] daher die Gediegenheit Gr; Ho : das Gediegene umschließen Gr; Ho : einschließen Ebenen Gr; Ho : Flächen hervortretend] vortretend alles ist] alle sind nach Gr; Ho : gegen der] und der eigentümliche Ho; Gr: eigentlich

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Der Begriff der Weltgeschichte

Europa ausmacht. Wir haben hier Osten und Westen zu unterscheiden ; das westliche : Deutschland, Frankreich und England c u m a n n e x i s ; das östliche, nordöstliche : Rußland, Polen, Ungarn usw. Hier ist das Herrschende der Zusammenhang mit Asien. Das Herz Europas ist dieser Westen, den vornehmlich Julius Caesar auf­ schloß, die Alpen durchbrechend, Britannien und Germanien bettetend und diese neue Welt mit der alten in Verbindung setzend. Dies war eigentlich eine Mannestat gegen die Jünglingstat Alexanders, den Orient aufzuschließen. Es war nur ein Traumideal, den Orient zum griechischen Leben zu erheben und wurde als Traum nicht realisiert. Der Mittelpunkt der alten Welt ist das Mittelländische Meer. Um dasselbe her liegen Jerusalem und die Hauptpunkte der Ismailiten : Mekka, ebenso Delphi, der Nabel der Erde, Rom, end­ lich Alexandrien, welches von großem Wert ist und mehr Bedeu­ tung hat als Konstantinopel, indem es die Verbindung zwischen Asien und Europa war. Es ist der geistige Vereinigungspunkt des Ostens und Westens. Dieses Meer ist sehr charakteristisch. Wäre die Mitte der alten Welt nicht Meer, so wäre die Weltgeschichte ohnmächtig ; [denn] dieser Mittelpunkt als Meer ist das Belebende, alles Zusammenfassende, ohne das die Weltgeschichte nicht sein könnte. Wie Rom und Athen ohne Forum, ohne Straßen dahin nicht vorzustellen wären, so wäre die alte Welt ohne Meer nichts . Wir haben nun also die geographische Dreiteilung der Weltge­ schichte bezeichnet, von Osten nach Westen, von Südosten nach Nordwesten, vom Aufgang zu seinem Niedergang. Die Weltge­ schichte ist in Südosten auf-, und nach Nordwesten ist sie in sich niedergegangen. Der Geist ist dies, sich aus sich zu erschaffen als seine Welt. Dieser geographische Boden muß nicht als eine äußerliche Gele­ genheit für die Geschichte genommen werden ; sondern er ist von bestimmter Beschaffenheit, verschiedenen Typs, der dem Charakter der Völker entspricht, die auf ihm auftreten. Die Völker, indem sie auf solchem Boden auftreten, haben bestimmte, mit der Lokalität zusammenhängende Charaktere. Der Platz der Völker ist ein geisti832 das . . . Rußland Gr; Ho : nördlich Rußland

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ger, aber die Bestimmtheit ihres Prinzips entspricht der Naturseite des Bodens , auf dem dieses Prinzip auftritt. Der Zusammenhang der Natur mit dem Charakter der Men­ schen scheint zunächst der Freiheit des menschlichen Willens zu widersprechen, weil der Mensch sich über die Naturbestimmtheit zu erheben habe. Wir nennen es das Sinnliche, und man könnte wohl sich vorstellen, daß das Denken für sich sei, der Mensch die Wahrheit in sich habe [und] nicht gewinne aus der Natur, sondern aus sich selbst. Man muß die geistige Bestimmtheit der Völker von der Naturbestimmtheit des Bodens nicht als abhängig denken, so daß man den Geist als Abstraktes denkt, der dann von der Natur seinen Inhalt erhielte ; sondern der Zusammenhang ist der : Die Völ­ ker in der Geschichte sind besondere, bestimmte Geister, und man muß aus der Natur des Geistes wissen, daß die Besonderheit die All­ gemeinheit nicht trübt, sondern daß das Allgemeine sich besondern muß, um wahr zu werden. Indem Völker Geister besonderer Art der Gattung sind , so ist ihre Bestimmtheit einmal geistige Be­ stimmtheit, der dann andererseits die Naturbestimmtheit entspricht, so daß die Beziehung gegenseitig ist. Der Geist ist an sich diese Be­ sonderheit, und was nur an sich ist, existiert erst auf natürliche Weise und ist so Naturseite ; denn das Besondere muß auch existieren und hat diese Existenz in der Naturseite. Das Kind als bloßes an sich, als Möglichkeit, als Innerlichkeit, ist bloßes Naturwesen, erst natürlicher Mensch, der bloß Anlagen hat. 864-865 der . . . Bodens Ho; Gr: die Bestimmtheit der Lokalität 867 des . . . Willens Gr; Ho : der Menschen 87 1 habe . . . Natur Ho; Gr: unabhängig von der Natur habe 873 der . . . Bodens Gr; Ho : der Naturseite 872-873 Man . . . denken Ho; Gr: Bei dem Charakter der Völker und der . . . ist keine Abhängigkeit anzunehmen 874-875 der . . . erhielte Gr; Ho : dem die Naturseiten Inhalt geben 875-876 Die . . . sind Ho; Gr: in der Geschichte treten 876-877 man . . . wissen Ho; Gr: die spekulative Idee zeigt 877-879 daß die . . . werden Ho; Gr: wie das Besondere im Allgemeinen enthalten und dadruch getrübt wird 879-880 Völker . . . sind Gr; Ho : die Volksgeister bestimmte, besondere sind 885-886 Das . . . sich Ho; Gr: wie das Kind an sich Mensch

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Der Begriff der Weltgeschichte

Was den Zusammenhang der Naturbeschaffenheit und des geisti­ gen Seins näher betrifft, so wollen wir die Hauptformen nur kurz durchgehen. [t .] Was die Talebenen betrifft, so ist zu bemerken, daß sie [als] fruchtbarer Boden den Übergang zum Ackerbau machen. Damit hängt als das Geistige zusammen der Verstand der Vorsorge. Der Ackerbau muß sich nach der Jahreszeit richten. Es ist nicht [eine] einzelne, unmittelbare Befriedigung der Bedürfnisse ; sondern die Befriedigung nimmt eine allgemeine Weise an, die der Vorsorge. Ferner entsteht dadurch (ein] Stand, kommt der Stand der Werk­ zeuge, des Aufbewahrens hier auf und führt eine Beschränkung auf diesen bestimmten Boden mit sich. Indem dieser Boden formiert wird [und] ein Außerliebes ist, liegt darin die Bestimmung des Eigentums und des Rechts des Vermögens. Mit dieser ausschließen­ den Selbständigkeit des Individuums wird mehr oder weniger die natürliche Einzelheit, die Familie, durchbrachen, und es tritt mehr ein Allgemeines ein, ein Zustand, der ein Allgemeines außer dieser ausschließenden Einzelheit fordert, das erst diese schützt etc . , somit [die] Möglichkeit eines Herrn und wesentlich von Gesetzen [ent­ steht] . Es tritt die Notwendigkeit eines Selbst und später des Geistes ein. In solcher Naturbedingung liegt überhaupt das Gegenteil des Hinausstrebens, die Verendlichung, die Beschränkung auf ein endlich Bestimmtes. Es ist Festhalten im Allgemeinen. (2.] Die Lokalität zweitens des Hochlandes bringt dies mit sich, daß hier eine stromlose Ebene ist, die der Natur des Bodens keinen Charakter gibt, oder [es sind] Ströme ohne Einfluß, zum Teil ver­ schwindend, dürftig durch einzelne Jahreszeiten bedingt. Hier ist 892 machen Ho; Gr: . . . führen . . . mit sich 893 Verstand . . . Vorsorge Ho; Gr: Verstand, die Vorsorge 897-898 der Stand . . . Aufbewahrens Ho; Gr: die Werkzeuge des Aufbewahrens 903 Einzelheit] Einsamkeit 903 durchbrechen Ho; Gr: unterbrochen 904-905 ein . . . etc. Ho; Gr: ein Zustand der Allgemeinheit, dies Ein­ zelne ausschließend 909 die] Diese 91 1 Die . . . Hochlandes Ho; Gr: Das Hochgebirge

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Die Natur des Staats 915

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ein einförmiges Herumschweifen in einem steten Kreis, aber [ein] solches, das nur formell, sich herumtreibend und so eine Beschrän­ kung bleibt, die aber nur faktisch ist und nicht die Möglichkeit hemmt, diesen Boden zu verlassen, weil hier kein Acker, kein Eigentum ist, sondern nur von der Natur Gemachtes, das anderswo aufzufinden ist. Es ist [die] Möglichkeit vorhanden, sich abzuschei­ den. Der Boden ist nicht bebaut, und ich kann ihn überall wie­ derfinden. Daher kann ein Impuls äußerer und innerer Art solche Völker hervortreiben. Doch liegt der Geist der Unruhe nicht eigentlich in ihnen, der Typus ist doch der der Friedfertigkeit. Für den Einzelnen kann [ein] solches Herumschweifen als Räuberei sein. Zum Teil werden solche Völker zur Räuberei getrieben, aber nur in niederen Hochebenen, indem diese von ruhigen Ländern be­ grenzt sind, da die Hochländer von hohen Gebirgen begrenzt wer­ den, innerhalb derer ein starkes, wildes Volk wohnt ; an die niederen Stämme aber stoßen friedliche Bewohner, die mit ihnen in Konflikt treten. Diese Nomaden treten also in Feindschaft mit an­ deren, und so wird ihre Bestimmung zu einem Kriegszustand nach außen, und dieser zersplittert sie in sich, bringt eine Vereinzelung hervor, die zur negativen Persönlichkeit und zu dieser unbändigen, fruchtlosen Selbständigkeit wird, aber in dieser abstrakten Freiheit bleibt. [3.] Die dritte Lokalität ist die der Gebirge. Hier ist kein Noma­ disieren, sondern mehr das Hirtenleben. Die Mannigfaltigkeit des Bodens läßt auch den Ackerbau, [die] Jagd etc. zu . Das Klima ist 915 in . . . Kreis Ho; Gr: zu Haufe 916-917 sich . . . bleibt Ho; Gr: indem es m einförmige Kreise be­ schränkt ist 923 hervortreiben Ho; Gr: weitertreiben 925-926 Räuberei sein Gr; Ho : Räuberei sein, weil für die Vereinzelung hier die Friedfertigkeit zu Hause ist 928 Hochländer Ho; Gr: höheren 928-929 von . . . werden Gr; Ho : von einem festen Gebirgsgurt um­ schlossen sind 934-935 und . . . fruchtlosen) und diese unbändige, fruchtlose 935-936 aber . . . bleibt Ho; Gr: aber auch abstrakte Vereinzelung herbeigeführt wird 939 läßt . . . zu Gr; Ho : bringt . . . hervor

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Der Begriff der Weltgeschichte

abwechselnd , Winter und Sommer, wie alles . Hier sind Gefahren, also Kriegerkraft und Tapferkeit zu Hause, aber so, daß das ganze Leben ein durch seine Lokalität geschlossenes ist. Indem dies sich zu eng wird, geht es doch nur darauf aus, ein Geschlossenes zu werden und zu bleiben. Wird [einem] solchen Volk im Gebirge seine Loka­ lität zu eng, so bedarf es eines Anführers, nicht eines Heeres, wie die Völker der Talebene, und in diese fruchtbaren Talebenen wird das Gebirgsvolk sich werfen. Ihr Hinaus ist nicht abstrakt, kein rast­ loses Hinaus , sondern bestimmt, als Preis ein bequemeres Leben er­ wählend. Die asiatischen Naturkonflikte beruhen also auf diesen Bestimmungen [und] bleiben in [einem] solchen Gegensatze. [4.] In der europäischen Natur ist kein vereinzelnder Naturtypus hervortretend, sondern hier ist eine Naturform durch die andere paralysiert. Der Boden ist hier so, daß er die Freiheit von Naturge­ walt mit sich bringt, so daß hier der allgemeine Mensch sich her­ vortun kann. Der Mensch kann unter allen Zonen leben, aber einige haben eine Naturgewalt über ihn, die verglichen mit seiner allgemeinen Natur als eine Gewalt in ihm erscheint. Der europäi­ sche Mensch ist daher von der Naturseite schon [ein] freieres We­ sen, weil hier kein solches Prinzip als herrschend sich auftut. Der wesentliche Hauptgegensatz ist hier in Europa nur der zwischen Binnen- und Küstenland.

944 solchen] solchem 944-945 im . . . Lokalität Gr; Ho : sein Tal 946-947 wird . . . sich werfen Ho; Gr: stürzt sich 948-949 bestimmt . . . erwählend Ho; Gr: nach bestimmten Zwecken 953 paralysiert] parallelisiert 955 Zonen Ho; Gr: Klimaten 955-957 aber . . . erscheint Ho; Gr: aber die Klimaten sind beschränkt und darum sind sie eine Gewalt, d.h erwas, was als Äußeres erscheint, von dem, was in ihm ist 957-959 Der . . . Wesen Ho; Gr: Die europäische Menschheit erscheint von Natur also auch als freieres 960-961 zwischen . . . Küstenland Gr; Ho : von Meer, Küste und inne­ rem Land

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Die Natur des Staats

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(5 .] Für Asien hat das Meer keine Bedeutung, im Gegenteil : Die asiatischen Völker haben gegen das Meer sich verschlossen. Das eigentliche China hat keine Schiffahrt. Nur diejenigen Provinzen, welche von dem großen Stromgebiet durch Gebirge abgeschnitten sind, haben unbedeutende Schiffahrt. In Indien ist es positiv durch die Religion verboten, auf das Meer zu gehen. Auch die Ägypter hatten zur Zeit ihrer höchsten Blüte keine Meerschiffahrt, obgleich die Stromschiffahn sehr belebt war. Die Meerschiffahn ist daher vom asiatischen Prinzip ausgeschlossen, während sie in Europa ein großes Moment bleibt. (6.] In Europa ist gerade das Verhältnis zum Meer wichtig. Dieser Unterschied ist bleibend. Staaten, welche ihr Gebiet nicht bis zu den Mündungen der Flüsse haben, sind wesentlich von solchen verschieden, die im Besitz von denselben sind. Holland z. B . ist ein an­ deres gegen Deutschland, Venedig ein anderes gegen die Lombar­ dei, und so sind die Seiten der Ströme, die ins Meer fließen, von an­ deren Völkern bewohnt als die Ströme des Binnenlandes. Ein euro­ päischer Staat kann nur in Verbindung mit dem Meer groß sein. Das Meer trennt zwar das Land, aber es verbindet die Menschen. Im Meer liegt das ganz eigentümliche Hinaus, das dem asiatischen Leben fehlt. Es ist dies das Hinaus des Lebens über sich selbst. Die Besonder­ heit der Zwecke des Subjekts befaßt das, was wir Bedürfnisse nennen. Die Arbeit für die Befriedigung der Bedürfnisse bringt mit sich, daß die Individuen sich eingraben in diese Beschränktheit, in diesen Kreis des Erwerbs. Das Meer ist die Seite, wo der Mensch auch gewinnt durch das Verbindende des Meeres . Allein das Mittel der Befriedigung hat hier das Verkehrte, daß das Eigentum und das

972 gerade] aber gerade 978-979 Ein . . . sein Ho; Gr: Der europäische Staat kann nur wahrhaft europäischer Staat sein, wenn er mit dem Meere zusammenhängt 985 der] die 985 bringt Gr; Ho : führt 986 eingraben Gr; Ho einhausen 987-988 Das . . . Meeres Ho; Gr: Auch auf dem Meere kann man ge­ winnen, erwerben

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Der Begriff der Weltgeschichte

Leben in Gefahr sind, also das Mittel gerade unmittelbar das Gegenteil seiner in sich schließt. Hierdurch wird dieses Gewerbe, das Ein­ lassen mit demselben, etwas Tapferes, Edles . Daraus geht ein eigen­ tümliches Bewußtsein individueller Selbständigkeit hervor, größerer Freiheit im Gegensatz zur Befangenheit des Gewerbes. Die Tapfer­ keit steht bei der Meerschiffahn mitten im Zweck selbst; [hier] ist eine Tapferkeit wesentlich mit dem Verstand, der größten List ver­ bunden. Denn das Meer ist diese Weite, die unschuldig aussieht. Aber gerade die Schwäche dieses Elements, dieses Nachgeben, diese Weichheit eben ist eine Gefährlichkeit, der der Mensch seine Mittel entgegensetzt, durch die er die Wichtigkeit des Meeres und der Luft, die es bewegt, zu seinem Zweck leitet, seine Welt mit sich hat. Das Schiff, dieser Schwan, so leicht in seiner Bewegung, ist ein Instrument, das der Kühnheit des Verstandes die höchste Ehre macht. Diese Kühnheit des Verstandes ist es, die dem Prachtge­ bäude des sittlichen Lebens Asiens fehlt. Auf dem Meer ist auch Gewerbe, aber die einzelne Person hat sich hier befreit, ist frei in ihrem Leben. Das Prinzip der Freiheit der einzelnen Person ist da­ durch dem europäischen Staatsleben [grundlegend] geworden. Dies wären die Grundunterschiede des Physikalischen und die Beziehungen des selbstbewußten Lebens darauf. Man muß aber hier bei den allgemeinen Zügen stehenbleiben, denn der Naturboden ist zugleich Boden der Zufälligkeit. Nur in seinen allgemeinen Zügen ist er ein Bestimmendes, dem Prinzip des Geistes Entsprechendes. Aber es läßt sich die Beziehung oft noch spezieller verfolgen. Der Charakter des griechischen Lebens geht aus dem Boden hervor, ein Küstenstreif, der die individuelle Vereinzelung herbeiführt. So ist das griechische Land ein Abbild der Zersplitterung im griechi-

990 sind] ist 990-991 gerade . . . schließt Ho; Gr: schließt das Gegenteil dessen in sich, wozu es erwählt wird 4 eben . . . Gefährlichkeit Ho; Gr: ist das, was die große Gefahr bringt 8 Instrument Ho; Gr: Werkzeug 16-17 der Naturboden . . . Zufälligkeit Gr; Ho : Die Natur eben ist das Zufällige 17 Zügen Gr; Ho : Prinzipien 20 aus] aber aus

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sehen Leben. Auch das römische Reich hätte nicht i n der Mitte des Fesdandes stattfinden können, [sondern] die römische Weltherrschaft konnte auch nur am Meer bestehen, und zwar am Mittel­ meer, dem Mittelpunkt der Alten Welt. Aber dies sind doch nur die großen Züge der Zusammenhänge, die man aber kennen muß, wie man zur Geschichte immer ihren Hauptplatz kennen muß. Das Bis­ herige nun hat uns den Prinzipien näher geführt, die der Weltgeschichte zugrunde liegen. Wir wollen an diese Prinzipien der Welt­ geschichte selbst gehen. Nunmehr also liegt das Gemälde des Gan­ zen vor uns. Die Einteilung der Weltgeschichte

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In Ansehung der Einteilung (und es ist schon bemerkt, daß es die Idee selbst ist, die sich treibt, daß sie auf ihren eigenen Wegen sich selbst erschafft und erfaßt) : Das , wovon wir also ausgehen müssen, dies ist der Staat überhaupt, das allgemeine geistige Leben, worin die Individuen ihr Wollen, ihren Zweck, ihr Wesen vor sich haben, zugleich aber durch denselben als besondere sich erhalten, dafür tätig sind und sich darin Wert geben. Es kommt zunächst darauf an, welche Form der Staat hat, ob eben dieses sittliche Leben für den allgemeinen Zweck nur eine Sitte als reflexionslose Gewohnheit hat, ob sie die Autorität für die Individuen ist, die Einheit ausmacht, welche die Bestimmung der Individuen ist, ob das wirkliche Leben Sitte ist, ob es in Glaube, Zutrauen, in der Gewohnheit vorhanden [ist] . In dieser unmittelba­ ren Einheit ist das andere Prinzip die Reflexion der Persönlichkeit, das Prinzip der für sich seienden Subjektivität. Diese ist, abstrakt betrachtet, überhaupt die unendliche Form, die Tätigkeit des sich Unterscheidens und des Unterschiedenen und der Entwicklung der 27 aber] doch aber 34-37 In . . . überhaupt Ho; Gr: Zu betrachten ist überhaupt der Staat als allgemeine Idee 38 ihren Zweck Ho; Gr: ihr Wissen 49-51 die Tätigkeit . . . Einheit Ho; Gr: das sich Unterscheiden, und der Unterschied der Reflexion

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Der Begriff der Weltgeschichte

Einheit. Die Substanz bleibt zu Grunde liegen. Die Subjektivität, die Form, entwickelt nur die Einheit derselben in ihrem Unterschiede. Das, womit wir anzufangen haben, ist dem Begriff nach der Staat, der in sich noch gegensatzlos überhaupt ist, wo die Subjekti­ vität noch nicht für sich ist, worin das Subjekt noch nicht zu seinem Recht gekommen ist. Also [ist] der erste Staat die mehr unmit­ telbare Sittlichkeit, [das] Kindesalter der Geschichte, gesetzlose Sitt­ lichkeit, die zur Vereinzelung der Subjektivität nicht fortgegangen ist. Die Kindheit der Geschichte zerfällt wieder in zwei Seiten ; denn der Gegensatz ist da, er kann nicht fehlen. Insofern der Gegensatz hier noch nicht in dieser Gestalt entwickelt ist, so fällt er außer ihr und ist seinem Spiel deshalb preisgegeben. Die erste Seite ist der Staat. Wie er auf Familienverhältnisse ge­ gründet ist ; [ihn] haben wir hier zu betrachten, - eine Organisation, gegründet auf väterliche Vorsorge, durch Strafe, Ermahnung, Züchtigung das Ganze erhaltend. Es ist dies ein prosaisches Reich, ein Reich der Dauer, eine ungeschichtliche Geschichte, ohne diesen Gegensatz, die Idealität in sich zu haben, so daß [ein] solcher Zu­ stand sich in sich nicht verändert, sondern [nur] von außen. Die wahre Veränderung liegt [aber] nur im Innern ; nur wenn dieses sich verändert, bricht ein Äußeres ein. Die Gestalt [eines] solchen Staats ist Hinterasien, wesentlich die des chinesischen Reiches. Hier nun ist zuerst die Gleichgültigkeit des Raumes. Die Objektivität des Staats ist aber zweitens auch in der Form der Zeit, so daß der Staat in sich sich nicht verändert und nur in Konflikt nach außen ist, so daß Staaten, die auf demselben Prinzip 53 womit . . . haben Ho; Gr: was also vorhanden ist 59 Die . . . Geschichte Ho; Gr: Diese Gestalt 62 ist) ist er in 66 erhaltend Ho; Gr: zusammenhält 66-67 ein . . . Dauer Gr; Ho : eine Dauer im Raum 69 in sich Ho; Gr: aus sich 70-71 liegt . . . ein Ho; Gr: muß von innen ausgehen, von außen kann nichts anderes in dasselbe einbrechen 72 wesentlich Gr; Ho : vorzüglich 74-76 Die . . . ist Ho; Gr: Wie die Reihe der Staaten in der Zeit sich als rastloses Fortgehen zeigt, so sind sie gegeneinander in Konflikt

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stehen, wesentlich sich [mit sich] befassen und so im fortdauernden Untergang sind. Das Neue, das an die Stelle des Untergegangenen tritt, senkt sich auch in das Untergehende, in denselben Verfall. In dieser rastlosen Veränderung ist kein wahrhafter Fortgang, sondern es ist ewig ein und dasselbe Bleiben. Diese Unruhe ist eine unge­ schichtliche Geschichte. Diese zweite Gestalt, die der rastlosen Veränderung, die nichts hervorbringt, die der Zeit, fällt in Mittelasien. Wie man das erste das Kindesalter nennt, so können wir dies das Knabenalter der Welt nennen, in welchem die Staaten sich herumraufen. Indem der Staat aber nach außen gerichtet ist, tritt das Ahnen des individuellen Prinzips ein. Kampf und Streit ist ein Sichzusammenfassen zur Indi­ vidualität, [ein] Insichfassen. Dieses Ahnen erscheint aber zunächst als die kraftlosen Individuen, [als] allgemeines, bewußtloses Prinzip, [als] Natürliches, als Licht, welches aber noch nicht das Licht der sich wissenden persönlichen Seele ist. Dieses breitet sich zum Jüng­ lingsalter [aus] ; hier kommt dann das griechische Reich zum Vor­ schein. Reich und Staat sind hier verschieden ; denn das griechische Wesen war im Anfang nicht ein Staat ; sondern die Menge der Staaten ist hier das Charakteristische. Dies ist das Reich der schönen Frei­ heit. Das Prinzip dieser Gestalt ist die unbefangene sittliche Einheit, aber als individuelle Persönlichkeit. Der einzelne fühlt sich frei als individuelle Einheit mit der allgemeinen Substanz. Es ist so das Reich der Schönheit, das heiterste, anmutigste Reich, aber darum auch das schlechthin vergängliche, die schnell hinsinkende Blüte, die in sich unruhigste Gestalt, indem sie selbst durch die Reflexion ihre Gediegenheit verkehren muß. Denn die entgegengesetzten Prinzipien sind vereinigt in der Schönheit, und das Prinzip der indi80 Fortgang Ho; Gr: Fortschritt 85 Knabenalter Ho; Gr: Jünglingsalter 88 Sichzusammenfassen Ho; Gr: Sichzusammennehmen 92 persönlichen Seele Ho; Gr: Persönlichkeit 97 ist . . . Charakteristische Ho; Gr: sich hervortaten 98-99 unbefangene . . . Persönlichkeit Ho; Gr: unmittelbare Sittlichkeit, in welcher sich die Subjektivität entwickelt

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Der Begriff der Weltgeschichte

viduellen Freiheit ist gerade der Gegensatz gegen die unbefangene Sittlichkeit. Daher ist hier die stete Unruhe. Die Reflexion der Per­ sönlichkeit in Einheit mit der unmittelbaren Sittlichkeit kann nur einen Moment aushalten, die Reflexion zerreißt sie. Hier ist die Substanz nur als schöne Individualität [vorhanden] . Die Reflexion der Persönlichkeit muß durch die Macht, welche die Subjektivität gegen die unbefangene Allgemeinheit ausübt, die Unmittelbarkeit zum Gedachten, zur Allgemeinheit erheben. Die Griechen schauten ihre Einheit an, die Römer reflektierten ste. So treten wir in die römische Welt, in das Mannesalter der harten Arbeit, die der Pflicht gehorcht, einem allgemeinen Zweck, ei­ nem Staat in allgemeinen Prinzipien, den Gesetzen dient [und] sich weder in der Willkür des Herrn noch in seiner eigenen schönen Willkür bewegt. Hier ist die Aufopferung der Individualität an die Allgemeinheit, worin das Individuum untergeht. Die Individuen ge­ winnen ihren Zweck nur im Allgemeinen. Ein solches Reich scheint für die Ewigkeit zu sein, besonders wenn es mit der Arbeit das sub­ jektive Prinzip der Befriedigung in seiner Wahrheit verbindet, [wenn es] die mit der Substanz, d. h. mit der Religion, versöhnte Subjektivität oder das heilige römische Reich geworden ist. Dies aber haben wir vor zwei Jahrzehnten selbst zugrunde gehen sehen. Als abstrakte Allgemeinheit ist es die Arbeit der römischen Welt, sich die einzelnen Völker anzueignen, zu unterdrücken in seiner abstrakten Allgemeinheit. Der Übergang zum folgenden Prinzip ist als Kampf der abstrakten Allgemeinheit gegen das Prinzip der besonderen Subjektivität in 1 10-1 1 3 Die . . . erheben Ho; Gr: Die Allgemeinheit, welche sich hier im Individuum zeigt, muß zur abstrakten, gedachten Allgemeinheit über­ gehen 123 die . . . zu sein Gr; Ho : das Ewige gemacht 123-124 das . . . Befriedigung Ho; Gr: das Prinzip der subjektiven Be­ friedigung 125-126 Substanz, . . . Subjektivität] Substanz versöhnende Subjektivität, d. h. mit der Religion 132 besonderen Subjektivität Ho; Gr: Individualität 131-133 ist . . . anzusehen Gr; Ho : stellt . . . dar

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sich anzusehen. Der Kampf muß so enden, daß die subjektive Ein­ zelheit siegte, weil die abstrakte Allgemeinheit [als] die Gesetzmäßigkeit in sich selbst nicht sich individualisierte und [eine] rein will­ kürliche subjektive Einzelheit zu seinem Bewegenden haben mußte. Als abstrakte muß diese Gesetzmäßigkeit [also] in der vollkomme­ nen Subjektivität untergehen. Das Subjekt, das Prinzip der unend­ lichen Form, hat sich nicht selbst substanzialisiert und muß so als willkürliche Herrschaft erscheinen. So geht dann in diesem Reich die Aufhebung des Gegensatzes hervor, seine weltliche Versöhnung. Aber unterdessen erzeugt sich auch die geistige Versöhnung, daß die individuelle Persönlichkeit zu der an und für sich seienden Allge­ meinheit sich verklärt, zur an und für sich allgemeinen Subjektivität, der göttlichen Persönlichkeit. Diese erscheint dann in der Welt. Erschiene sie in der Welt nicht, wäre sie das an und für sich seiende Allgemeine nicht; denn darin liegt auch daseiende Wirklichkeit. Von hier [aus] wird sich dem weltlichen Reich ein geistiges gegen­ überstellen. Das Reich der sich wissenden Subjektivität, der ihr Wesen wissenden Subjektivität, ist Prinzip des wirklichen Geistes. Damit ist das vierte Reich erreicht, das wir [mit] dem Greisenal­ ter vergleichen könnten. Dieses ist im natürlichen Zustand, das Al­ ter der Sprache, im Geist seiner vollkommenen Reife. Das natür­ liche Alter hat die Stufe seiner Entwicklung zurückgelassen ; aber der Geist ist eine unendliche Kraft, die Momente der früheren Ent­ wicklung in sich erhalten zu haben und so sich in der Totalität zu wissen. Dieses vierte Reich ist das germanische, weil Germanen an der Spitze dieser Veränderung standen. Es beginnt mit der an sich nur vollbrachten Versöhnung ; aber weil diese selbst erst beginnt, so zeigt sich zunächst der ungeheuerste Gegensatz, welcher dann aber

135-136 und . . . haben mußte] und mußte . . . haben 141 hervor] vor 144 allgemeinen Ho; Gr: persönlichen 145 Persönlichkeit Ho; Gr: Allgemeinheit 151 ist . . . erreicht Ho; Gr: tritt . . . ein 151-152 dem . . . könnten] könnten dem Greisenalter vergleichen 152 im . . . Zustand Ho; Gr: nach der natürlichen Seite 156-157 so . . . wissen Ho; Gr: erreicht dadurch seine Totalität

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Der Begriff der Weltgeschichte

als Unrecht und aufzuhebender erscheint und deshalb gerade in den höchsten Kampf [des Geistigen) mit [dem) Weltlichen tritt. Das Prinzip dieses Reiches ist der für sich seiende, freie Geist. Das Prinzip des Geistes [aber) , der für sich ist, ist in seiner Eigen­ tümlichkeit Freiheit. Einerseits [ist es) Subjektivität, - das eigene Gemüt, das Subjekt soll einmal bei dem sein, was es anerkennen soll. Andererseits soll sich hierbei kein Beliebiges geltend machen ; sondern das, was gelten soll , ist das Gemüt nach seinem Wesen, in seiner Wahrheit. Dieses Wahre des Geistes offenbart uns Christus in seiner Religion. Seine eigene Wahrheit, die die des Gemüts ist, ist : sich mit diesem Objektiven in Einheit zu setzen. Ein Gemüt hat nur Gültigkeit, indem das Wahre in ihm lebt und ihm seine Un­ mittelbarkeit nimmt. Dies ist das Prinzip dieses Reiches . Hierin liegt die Versöhnung, ist die Versöhnung an und für sich vollbracht. Der Geist hat sich gefunden. Aber weil diese Versöhnung erst an sich ist, so beginnt wegen der Unmittelbarkeit diese Stufe mit dem Gegensatz des Prinzips an sich selbst, mit dem geistigen Prinzip, dem zugleich das weltliche Reich gegenübersteht. Dieses weltliche Reich ist aber nicht das vorherge­ hende, sondern ist ein christliches, welches als weltliches die Wahrheit anerkennt, also als weltliches der Wahrheit angemessen sein will. Auf der anderen Seite will das geistige Prinzip sich in [der) Welt realisiert wissen. Indem beide als unterschieden auftreten, hat das weltliche Reich die Subjektivität noch nicht abgestreift, ebenso andererseits das weltliche noch nicht da� geistige anerkannt, da sie am Anfang sind und die Unmittelbarkeit noch nicht abgetan haben,

161 aufzuhebender] aufzuheben 166-167 das Subjekt . . . machen Ho; Gr: will bei dem sein, wofür es Respekt haben soll, dies eigene Gemüt soll aber kein Zufälliges sein 168-169 das Gemüt . . . Wahrheit Gr; Ho : die Wahrheit 171 mit . . . Einheit Ho; Gr: in Verbindung mit der Wahrheit 178 das weltliche Reich Gr; Ho : die Weltlichkeit 182 will Ho; Gr: muß 182 in] als in 182-183 Auf . . . wissen Ho; Gr: Das geistige Reich muß aber anerken­ nen, daß das Geistige im Weltlichen realisiert sei

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da der Geist sich erst die Subjektivität abgearbeitet und die Welt­ lichkeit den Kampf ihrer mit sich abgetan haben muß. Indem dieser Gang noch nicht vollbracht ist, stehen Geist und Welt [sich] noch gegenüber. Deshalb ist der Fortgang nicht ruhige widerstandslose Entwicklung, sondern er ist eben vielmehr ein un­ geheurer Kampf beider Seiten. Der Geist geht nicht ruhig zu seiner Verwirklichung fort, sondern der Geist will sich in seiner Wirklich­ keit zu sich selbst schaffen. Aber der Fortgang ist, daß beide Seiten ihre Einseitigkeit, diese unwahrhafte Form, abkämpfen, abtun. Es ist also die hohle Weltlichkeit, welche dem Geist angemessen sein soll, aber [es] noch nicht ist und endlich von der geistigen Macht erdrückt wird. Deshalb 111uß sie untergehen. Die Macht der Welt­ lichkeit in ihrer großen Gestalt kann anfangs noch nicht eins mit dem Geist sein. Auf der anderen Seite ist das geistige Reich versenkt in die äußerliche Weltlichkeit, ist nur geistlich, erscheint in unmit­ telbarer Weltlichkeit. Wie die weltliche Macht äußerlich unter­ drückt wird, so verdirbt die geistliche in sich selbst, verliert ihre Be­ deutung in sich. Dieses Verderben beider macht den Standpunkt der Barbarei verschwinden, wo die Weltlichkeit unmittelbar nur Geist dieser unmittelbaren Weltlichkeit ist. Aus dem Verderben beider geht das Verschwinden der Barbarei hervor, und aus diesem Stand­ punkt findet der Geist, in sich reflektiert, die höheren Formen der ihm würdigen Versöhnung. Diese Form ist die Vernünftigkeit oder der Gedanke. Das geistige Prinzip kann nicht in seiner subjektiven Unmittel­ barkeit bleiben, sondern nur, indem es seine objektive Form, die allgemeine Gestalt des Denkens, gewonnen hat, kann es die äußer­ liche Wirklichkeit wahrhaft übergreifen ; und erst diese, als den187 sich erst] erst muß sich 188 abgetan haben muß] muß abgetan haben 194 der Fortgang Ho; Gr: die Geschichte 204-205 Dieses . . . verschwinden Ho; Gr: dies macht den Standpunkt der Barbarei aus 208-209 die . . . Versöhnung Ho; Gr: die höhere Form, die allgemein seiner würdig 212-213 die . . . Denkens Ho; Gr: die denkende 213 die] aber die

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Der Begriff der Weltgeschichte

kend geworden, kann wahrhafter Zweck der Idee des Geistes werden. So kann der Zweck des Geistigen an dem Weltlichen realisiert werden. Dann ist der Gedanke des Geistigen in Form des Gedan­ kens, welcher die gründliche Versöhnung zustande bringt. Die Tiefe des Gedankens kann ihr Prinzip nur sein. Diese Tiefe des Ge­ dankens wird so hervorgegangen erscheinen auf der Seite der Weltlichkeit. Die Subjektivität als solche hat hier ihren Sitz. Die Seite der Erscheinung ist die Subjektivität des einzelnen überhaupt. Auf dieser Seite bricht in dieser Subjektivität das Wissen als solches her­ vor, und die Erscheinung fällt in die Existenz. Das Denken nimmt also diese Form in der Erscheinung an, und hier ist das Prinzip der höheren Versöhnung, der Versöhnung von Kirche und Staat. Der Gegensatz ist an und für sich geschwunden, indem die Geistlichkeit, Freiheit in der Weltlichkeit ihren Begriff und ihre Vernünftigkeit hat und findet. Dies sind die Hauptmomente. Der Gang dieser Überwindung des Gegensatzes macht das Interesse an Geschichte aus. Der Punkt des Fürsichseins der an sich seienden Versöhnung ist dann im Wissen und Gedanken ; hier ist die Wirklichkeit umgebildet und rekonstru­ iert. Indem dieser [Punkt] für das Dasein der Versöhnung gefunden ist, sind die Bedingungen und abstrakten Momente dieser Versöhnung da. Dies nun also sind die zu betrachtenden Momente. Das erste war die substantielle unmittelbare Sittlichkeit, das zweite der Gegensatz der Subjektivität und der abstrakten Allgemeinheit, das dritte die Einheit des Subjektiven und der Allgemeinheit.

219 kann . . . sein Ho; Gr: ist die Versöhnerin 220-221 wird . . . Weldichkeit Ho; Gr: scheint dann in der Weldichkeit zum Vorschein zu kommen 221-222 Die . . . überhaupt Ho; Gr: denn diese hat die einzelne Subjek­ tivität der Erscheinung zu ihrem Felde 230 Der Gang Gr; Ho : die Sache

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DER GANG DER WELTGESCHICHTE

Die orientalische Welt

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Den Anfang also machen wir mit dem Osten. Die Morgenröte des Geistes ist im Osten, im Aufgang. Der Geist ist [aber] nur ihr Niedergang. Wir fangen also mit dem asiatischen Prinzip an. Das Ter­ rain dieses Lebens sind die Talebenen, nicht die Gebirge und Schluchten. Es mag sein, daß an den Bergabhängen, die zu den Tal­ ebenen führen, geschichtlich ein früheres Dasein von Völkerschaf­ ten aufgezeigt werden könnte ; das sittliche Dasein allein ist aber nur geschichtlich, und so interessiert uns erst ein sittliches Volk. Ein solches findet sich zuerst in den Tal- und Stromebenen. Zuerst gehen wir zu den chinesischen Stromtälern, von da nach Indien, zum Strompaar des Ganges und Iudus. Daran knüpfen wir die Erwähnung der Tibetaner und Mongolen. Das dritte ist das mittelasiatische Leben im Stromtal des Tigris und Euphrat, wo das Tal in Konflikt kommt mit den Bergen ; auf der anderen Seite ist die östliche Stromebene am Kaspischen Meer im Konflikt mit den Ge­ birgen. Dies schließt die orientalische Welt. China

Das erste also ist die orientalische Welt in Hinterasien, die Ge­ schichte von China, den Indern, Tibetanern, Mongolen. Das erste, * womit anzufangen ist, wird China sein. China ist dieses wunderbar eigentümliche Reich, das die Europäer in Erstaunen setzte und set-

20

4-5 nur . . . Niedergang Ho; Gr: dies in sich niederzugehen 10-1 1 Ein . . . Stromebenen Ho; Gr: so müssen wir mit den . . . anfangen 14 dritte] zweite 15 das Tal Gr; Ho : der Staat

122

Der Gang der Weltgeschichte

zen wird, seitdem es bekannt ist. In sich gesetzt erhob es sich zu dieser Kultur ohne fremden Zusammenhang. Erst neulich und ganz ohne Bedeutung für dieses Reich sind seine Zusammenhänge mit anderen Völkern. Es ist das einzige Reich der Welt, welches sich von der ältesten Zeit bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Seine eigentliche Größe den Grenzen nach haben wir schon bemerkt. Die Bevölkerung des eigentlichen chinesischen Reiches beträgt, wie sie gegenwärtig ist, der Mittelschätzung nach 200 Millionen Seelen, die geringste Schätzung beträgt 150, die höchste 300 Millionen. Alle paar Jahre findet eine Zählung statt, nach der sehr genaue Abgaben­ listen angelegt werden. Die Daten sind also richtig. Von der oben angegebenen Zahl ist noch die chinesische Tartarei ausgeschlossen und die vielen Fürsten umher, welche eigene Länder unter mittel­ barer Herrschaft Chinas regieren. Diese ungeheuere Bevölkerung des eigentlichen China steht unter [einer] im höchsten Grade wohl­ geordneten Regierung, die höchst gerecht, höchst milde, höchst weise ist. Die Gesetze [sind] ausgebildet, [und] Ackerbau, Verkehr, Gewerbe und Wissenschaften blühen. Es gibt Städte von mehreren Millionen Einwohnern. Was noch mehr zu bewundern [ist] : Das Volk hat eine zusam­ menhängende, wohlgeordnete, ganz gut beglaubigte Geschichte von der ältesten Zeit an wenigstens durch 5 000 Jahre mit größter Genauigkeit [und] Gewißheit, nicht so wie die griechische und römi­ sche Geschichte, sondern noch beglaubigter. Kein Land der Welt hat eine solche zusammenhängende, beglaubigte alte Geschichte. Dieses Reich ist immer selbständig für sich geblieben, ist immer ge­ blieben, was es war. Einmal ist es im 13. Jahrhundert von Dschingis Khan, später nach der Zeit des 30-jährigen Krieges von den Mandschu-Tartaren erobert [worden] , ohne verändert [worden] zu sein. 24-25 In . . . Zusammenhang Ho; Gr: für sich abgeschlossen ohne Zusammenhang der Ausländer für diese Kultur 27 einzige Gr; Ho : älteste 32-33 Alle . . . Jahre Ho; Gr: Alle Jahre 36-37 unter . . . Herrschaft Ho; Gr: in Abhängigkeit 38-39 wohlgeordneten] wohlgeordneter 41 blühen Gr; Ho : in Flor 45 5 000 Ho; Gr: 4000

25

30

35

40

*

*

* so

*

Die orientalische Welt

123

Unter allen Verhältnissen hat es seinen Charakter immer behalten, denn es ist ganz das selbständige Reich geblieben. Und so ist es ein 55 ungeschichtliches Reich, denn in sich hat es sich ruhig entwickelt, ist nicht von außen zerstört worden. Kein fremdes Prinzip hat sich an die Stelle des alten gesetzt. Es hat insofern keine Geschichte. ln­ dem wir also von der ältesten Geschichte dieses Reichs sprechen, so sprechen wir von keiner Vergangenheit, sondern von der neuesten 60 Gestalt der Gegenwart. (Ebenso ist es in Indien.) Das Prinzip dieses Reichs, über dessen Begriff es nicht hinausgegangen [ist] , ist im all­ gemeinen anzugeben, und wunderbar ist es, daß dieses nur der na­ türliche Begriff eines Staates ist und zugleich eine Ausbildung mit sich führt, die dieses erste kindliche Prinzip nicht verändert hat. 65 Doch finden wir hier die höchste Kultur. Es kann also von einer eigentlichen Geschichte nicht die Rede sein. Wir wollen kurz die Seiten sowohl der r e s g e s tae als auch der n a r r a t i o r e r u m g e s t a r u m [betrachten] . Das Alter ist 2400 vor Christi Geburt. In dieser Zeit wird nach 10 der gewöhnlichen Zeitrechnung die Zeit der noahschen Sintflut ge­ legt. Seit dieser Zeit treten historische Figuren auf, das Frühere ist mythisch. Gegen diese gewöhnliche Meinung, daß die Flut in dieser Zeit zu setzen sei, nehmen Johannes von Müller mit mehreren neuen und älteren Historikern 3473 Jahre vor Christi und andere 75 eine andere Zahl an, geschöpft aus alttestamentarischen Angaben * und der Josephus-Übersetzung der Septuaginta ins Griechische im ersten Buch und auch im achten Teil seiner Werke. Nach dieser Annahme wird die Flut 1 000 Jahre vor Abraham, nach der anderen

56 59 61 61 62 68 71 72 74 78

Kein . . . Prinzip Ho; Gr: Kein Volk von einem anderen Prinzip neuesten Gr; Ho : jetzigen Reichs Ho; Gr: Staats es] er anzugeben] angegeben n a r r a t i o Ho; Gr: historia treten . . . Figuren Ho; Gr: tritt historische Geburt Meinung] Flut 3473 Gr; Ho : 3173 vor] nach

124

Der Gang der Weltgeschichte

300 Uahre] früher gelegt. Die Verschiedenheit liegt darin, daß nach einer Nachricht nur zwischen Abraham und Noah 300 verflossen sein, nach anderen aber 1 000 Jahre zwischen diesen beiden Zeiten liegen sollen. Merkwürdig ist für letztere Annahme der Grund, daß, wie die Welt zu Abrahams Zeit ausgesehen, es unwahrscheinlich wird, daß seit der Sintflut nur 300 Jahre verflossen sein sollten. Auffallend wäre die Unmöglichkeit, daß in 300 Jahren die Welt nach einer solchen Flut so hätte sollen ausgebildet sein. Wir kommen jetzt näher zu den Chinesen selbst und wollen kurz einiges über ihre 5 000-jährige Geschichte durchnehmen, dann den Charakter dieser Gestalt selbst anschauen. Außer den ursprüng­ lichen Geschichtsschreibern hat jedes Volk ursprüngliche Bücher, welche seine Mythen, die alten Elemente seiner Anschauung, in einer Empfindungsweise niedergelegt enthalten, deren Entwicklung die bestehenden Verhältnisse sind. [Ein] solches ursprüngliches Buch, wie bei uns die Bibel, ist bei den Griechen Homer. Die Chi­ nesen haben es die Kings genannt. Das erste heißt Y-King, das andere Tschu-King. Dies ist ein solches Grundbuch ursprünglicher Anschauung der Chinesen. Mit solchen Urbüchem müssen wir uns bekanntmachen, um uns über die Vorstellungsweise der Alten zu unterrichten. Das Tschu-King ist ins Französische übersetzt, wie wir überhaupt den Missionaren, besonders französischen, alle Nachrichten über China verdanken. Früher geschah dies durch die Patres auf eine geistlose Weise. Seit dem 18. Jahrhundert beschäftigen sich sehr gelehrte Männer mit der Kenntnis von China, die ihre Sprache und Schriftsprache kannten [und] zugleich Vorsteher der dortigen europäischen Kalender-Deputation sind. Das höchste Tribunal bei Hof machten seit 200 Jahren Christen aus. Bis Ende des vorigen Jahrhunderts machten diese Geistlichen Übersetzungen, und bekehrte Chinesen wurden seit dieser Zeit nach Europa ge­ schickt, um hier ihre Studien zu vollbringen, so daß man wohl im 79-80 nach . . . Nachricht Ho; Gr: nach der gewöhnlichen Angabe 93 bestehenden] stehenden 102-103 Seit . . . China Gr; Ho : Im 18. Jahrhundert waren sehr gebil­ dete Männer dort 108-109 wurden . . . geschickt Ho; Gr: sind . . . gereist

so

85

* * 90

95

* 100

*

*

Die orientalische Welt

125

* Ganzen über China Bescheid weiß. In Ansehung unserer Kenntnis

über China also steht es so unsicher nicht, [denn] wir haben so gründliche Kenntnisse ihrer Literatur und ihres ganzen Lebens wie ihrer Geschichte. Was nun das Nähere des Tschu-King betrifft, so fängt dieses mit * Yao aus der Dynastie Xia an, zur Zeit 2356 Jahre vor Christi Geburt nach Kang-mus Bericht, der berühmtesten chinesischen Ge­ schichtsschreibung. Yao war der erste jener Dynastie. Mit ihm fängt das Tschu-King an. Weiter muß bemerkt werden, daß die spätere chinesische Geschichte noch ganz andere beglaubigte Annalen hat. 120 Schon in den frühesten Zeiten hatten die Kaiser einen Geschichts­ schreiber der rechten Hand, der die Handlungen des Kaisers , und einen der linken Hand, der die Reden des Kaisers aufzeichnete, denn früh war [es] Sitte, zweierlei Geschichtsschreiber am Hof zu haben. In späterer Zeit wurde die Zahl der Geschichtsschreiber auf 125 vier erhoben. Diese Annalen werden in verschlossenen Kasten auf­ bewahrt. Die Erhaltung der Geschichte ist überhaupt Staatsangele­ genheit in China, indem die Kaiser ihre eigene Lebensbeschreibung nicht zu lesen bekommen und mehrere Geschichtsschreiber an je­ dem der beiden Zweige gemeinschaftlich arbeiteten. Die Ge* schichtsschreiber sind in ihrer Erzählung unbeschränkt. In Anse­ hung des Tschu-King und der alten Geschichte in der Dynastie Tschin [Qin] ist zu bemerken, daß die Reichsgeschichte während Zerrüttungen in Verwirrung geraten ist und nicht genau fortgeführt ist. Die Hauptsache ist, daß ein Kaiser von der 4. Dynastie [Qin] , 135 Shi Huangti, 200 Jahre vor Christi, alle Schriften der Geschichte * verbrennen ließ. Der Tschu-King ist eigentlich von Konfuzius 551 v. Chr. redigiert [worden] . Er wurde auch verbrannt, ist aber in Fragmenten wieder aus dem Munde eines alten Mandarin herge­ stellt. Außerdem sind noch Traditionen vorhanden. Der Tschu1 15 115 121 122 127 135 137

aus Ho; Gr: oder Xia] Hsia Handlungen des Kaisers Gr; Ho : Taten der Fürsten aufzeichnete Gr; Ho : verzeichnen mußte Lebensbeschreibung Ho; Gr: Geschichte 200 Ho; Gr: 2013 auch] aber auch

126

Der Gang der Weltgeschichte

King des Konfuzius soll aus 100 Kapiteln bestanden haben, auf uns sind aber nur 59 Kapitel gekommen. Außerdem haben die Chinesen aus der früheren Zeit noch Erzählungen von den ersten Anfängen des Reichs teils nach Traditionen, teils nach fragmentarischen Bruchstücken. Im Ganzen sehen diese Erzählungen aus, wie man in neueren Zeiten Geschichte der Menschheit psychologisch geschrieben [hat] . Jene Erzählungen fangen mit einem rohen Zustand der Menschen an, die ohne Hütten in Wäldern lebten wie die Tiere und sich von den Tieren nur [dadurch] unterschieden, daß sie eine Seele hatten, welche Widerwillen gegen solche Roheit hatte. Einer ihrer Führer habe sie gelehrt, Hütten aus Baumzweigen [zu] bauen und Feuer zu machen, Fleisch [zu] kochen, die Jahreszeiten [zu] be­ obachten usw . , später Hoangti, Häuser aus Baumstämmen zu bauen. Diese Geschichte fängt also an wie bei fast allen alten Natio­ nen. Unter jenen Fürsten ist besonders Fo-hi, Fu-hi berühmt, der, zum Führer gewählt, es zur Bedingung machte, ihn zum Herrn und Kaiser zu machen. Er nahm Räte an, führte dann Minister, Heiraten usw. ein, setzte Gewohnheiten fest etc. Zu unterscheiden ist er von dem Fo, einer göttlichen Gestalt, welche bei den östlichen In­ dern Buddha genannt wird. Dem Fo-hi wird die Erfindung der Koa zugeschrieben, einer gewissen Zusammenstellung von Linien. Er sah nämlich einen Drachen aus einem Fluß steigen mit einer Tafel, welche diese Linie hatte. Es ist eine einfache Zusammenstellung von Linien. Fo-hi fand 8 Koas ; der erste war drei Linien, die gerade wa­ ren, =· der zweite eine gerade Linie und eine gebrochene darunter 140-141 auf . . . gekommen Gr; Ho : Die Hälfte ist nur noch da 143-144 teils . . . Bruchstücken Gr; Ho : beruhend auf Erzählungen und fragmentarischen Traditionen 144-145 in . . . Zeiten Gr; Ho : später 145-146 geschrieben [hat] Gr; Ho : anfing 149 hatten] zu haben 150 Hütten Ho; Gr: Wohnungen 154-156 der . . . machen Gr; Ho : Er nahm das Führeramt nur an unter der Bedingung, Kaiser zu sein 156-157 führte . . . ein] führte ein 159 Fo-hi Ho; Gr: Fo 160-162 Er . . . hatte Ho; Gr: Linien, die er auf Drachen zuerst gesehen haben soll

140

*

145

*

I SO

* 155

* * 1 60

Die orientalische Welt

127

usw. Dies ist die Weisheit der alten Chinesen. Diese Tafel ist die Grundlage des Y-King, das nichts ist als Meditation über diese Li­ nien. Konfuzius machte aus ihnen das Y-King. Der Gebrauch dieser Linien ist, daß man ihnen Gedanken unterlegt, sich bei ihnen ge­ wisse allgemeine abstrakte Bestimmungen denkt. So ist die gerade 110 Linie, -, die einfache Materie, aus der alles entsteht. Die gebro­ chene Linie, --, ist der Unterschied dieser Einfachheit. Das Licht, Feuer usw. haben sie sich unter diesen Linien in anderen Zusam­ menstellungen gedacht. Diesen Figuren sind also als Symbolen ab­ strakte Bestimmungen untergelegt. Das Y-King ist so die spekula* tive Philosophie der Chinesen. Was die Gestalt des Tschu-King betrifft, so sind es einzelne Frag­ mente, Darstellungen von etwas Einzelnem, Romanzen, ohne be­ stimmte Folge der Geschichte, ohne Zusammenhang, [und] es ist * nicht ein eigentliches Geschichtsbuch. Der Inhalt ist z. B. ein Befehl 180 dieses oder jenes Kaisers [an jemanden] , wodurch er ihn zum Mini­ ster macht, oder Lehren, die er einem Diener gibt, oder es sind Lehren eines Geistlichen, die er seinem Zögling, einem jüngeren Fürsten, zuteilt, die Ernennung eines Generals nebst der Instruktio­ nen für ihn, oder [es] sind Berichte, vornehmlich Reflexionen über 1ss militärische Begebenheiten. Das Geschichtliche also kommt nur ne­ benbei hervor, das aus anderen Traditionen suppliert wird. Dies Buch sieht also gleich anders aus, als bei anderen Völkern, die [die] Taten ihrer Heroen erzählen. Hier ist der Inhalt hauptsächlich Re­ den oder Ermahnungen der Fürsten und Minister, die den Zweck

165

=

166 das] der 167 das] den 169 allgemeine . . . Bestimmungen Gr; Ho : allgemeine Abstraktion 170 entsteht] entstehen 174 Das] Der 180 Kaisers Gr; Ho; Fürsten 180-183 [an jemanden] . . . zuteilt Ho; Gr: an einen Minister, worin er gute Lehren gibt oder die Lehren eines Ministers für einen jungen Fürsten 185 Geschichtliche Ho; Gr: Geschichte 186-188 Dies . . . erzählen Ho; Gr: Bei anderen Völkern sind die Tradi­ tionen Geschichte der Taten der Heroen 189-190 die . . . befestigen Gr; Ho : zur Beförderung des Glücks der Un­ tertanen

1 28

Der Gang der Weltgeschichte

haben, das Glück der Untertanen zu befestigen. Hier also ist so-

190

gleich das Moralische das Hauptmoment. Einer der ältesten Fürsten ist Yao , von dem im ersten Kapitel erzählt wird , daß er fragte : »Wem soll ich dieses Geschäft aufgeben, das Land vor Über­ schwemmungen zu hüten?« Die Minister schlagen einen vor, [aber] ihn verwirft der Fürst [und] sagt : »Ihr irrt euch , dieser Mensch stellt

195

sich bescheiden, aufmerksam an, aber er ist voll Stolz !« usw . Ein

*

Kaiser beauftragt einen Mandarin, die fünf Pflichten zu beobachten : Pflicht des Vaters und der Kinder, des Fürsten und Untertans , der Kinder gegen Alte etc . Auf solche Weise ist der Tschu-King zusam-

*

mengesetzt .

200

Was das nähere Geschichtliche betrifft, können wir nur Allge­ meines bemerken. Diese alte Geschichte hat in der Provinz Schansi am oberen Hoangho [Huang he] , der zuerst nordöstlich , dann östlich fließt , ihren Boden , und zwar in dem wesentlichen Teil desselben . Auf diesen Teil von China bezieht sich alle erste Tradi-

205

tion . Die Herrschaft dehnt sich zunächst nach Osten bis zum Meer hin , dann bis gegen Kanton [Guang dong] . Dieses Lokal ist das eine . Das zweite , das zu bemerken ist, ist, daß der Fluß Jangtsekiang später auf Jahrhunderte die Grenze macht. Dieser Fluß macht bedeu­ tende Überschwemmungen und Sümpfe , und an ihm liegt die

210

Hauptstadt Nanking [Nanj ing] . Später erst setzen nördliche Fürsten über diesen Fluß . Ganz zuletzt soll erst der Süden bevölkert [wor­ den] sein . Indem also sich das , was man chinesische Geschichte

*

[nennt] , in den älteren Zeiten sich mehr auf [den] Westen bezieht, ist es schwer zu erkennen , ob darunter das ganze Reich oder nur

215

dieser eine bestimmte Teil gemeint ist. Wahrscheinlich bestand das Reich aus vielen vereinzelten Königreichen, die sich wechselseitig bekriegten. Mehrere Dynastien entsprangen aus solchen Reichen , indem Väter ihren Söhnen oder bedeutenden Männern die Krone bei ihrem Ableben übergaben . Erst später wird das Reich in der gegenwärtigen Gestalt unter einem Kaiser vereinigt, und noch meh-

205 diesen] den 215 das . . . Reich Ho; 217 aus] in

Gr:

dies ganze Land

*

Die orientalische Welt

1 29

rere Jahrhunderte hindurch machten sich einzelnen Fürsten wieder *

frei . Das , was von der chinesischen Geschichte interessieren kann ,

225

sind nur die Hauptmomente . Die Geschichte Chinas hat wenig Verhältnisse nach außen , und [man] hat daher bloß das Allgemeine in diesen Verhältnissen anzugeben . Eine alte traditionelle Ge­

*

schichte macht den Anfang . Das Historische fängt mit Yü 2201 an , mit der Dynastie Xia . Von der Dynastie Tschou [Zhon] im 1 2 .

2 30

Jahrhundert v . Chr . [an] wird die Geschichte klarer, bestimmter und steht im vierten Teil des Tschu-King und hat den Charakter

*

größerer Bestimmtheit . Der Anfang mit Yü verdient ausgezeichnet zu werden , und was als geschichtlicher Anfang anderer Reiche an­ gesehen werden kann , fällt noch in seiner Ausbildung mit diesem

235

zusammen : Ägypten 2207 , Assyrien 222 1 , Indien 2204 , unter den solarischen und lunarischen Linien , fangen ungefähr auch in dieser

* *

Zeit an . Schon bei Yao kommt es vor , daß ein großer Punkt ist ein Kampf der Regierung mit den Strömen , die Versumpfungen her-

240

beiführten . Dieser Kampf ist eines der größten, wichtigsten Ge­ schäfte des Reichs auch jetzt noch, wie in Ägypten mit dem Nil . Das physische Leben der Chinesen ist durch Ackerbau und beson­ ders durch Reisbau bedingt. Dämme halten den Strömen Einhalt. Die Dämme zu erhalten ist daher das größte Geschäft; [denn] ein

245

Durchbruch hat die bedeutendsten Folgen, da Millionen ihr Leben verlieren und für die Überbleibenden Hungersnot eintritt. Hierher gehören auch die Kanäle , worauf man die größte Aufmerksamkeit wendete . Von den frühesten Zeiten an sind die Kanäle mit der größten Sorgfalt angelegt und erhalten. Der Hauptkanal ist der Kai-

250

serkanal , der Peking [Beijing] mit Kanton verbindet, indem er den Hoangho und den Jangtsekiang verbindet. Mit dem Kanalbau hängt

228 mit Yao] mit dem Yao 228-229 Das . . . Xia Ho; Gr: Im 7. Buch des Tschu-King, 2205 nach Kangu , und 2256 v. Christi Geburt lebte Yao 245-246 da . . . eintritt Ho; Gr: das ein Deichbruch Millionen teils er­ säuft, teils verhungern läßt

1 30

Der Gang der Weltgeschichte

drittens zusammen , daß die Residenzstädte oft verlegt wurden, weil die Zufuhr der Lebensmittel erleichtert werden mußte . Dazu waren die Kanäle nötig . Wo der Kaiser seinen Wohnort aufschlug , ver­ sammelten sich Tausende . Vornehmlich im Norden, am oberen

255

Hoangho , waren die Residenzstädte , Peking wurde es später erst. Bei den Asiaten kommt die Verlegung der Hauptstädte überhaupt vor . Es ist dies überhaupt den erobernden asiatischen Völkern eigen , daß neue Dynastien auch neue Städte gründeten, sich auf einen

*

Mittelpunkt zusammenhaltend , indem die neuen Fremden sich

260

selbst anbauten, um nicht bei den anderen als Fremde zu wohnen , so daß die Eingeborenen zu ihren Herren kommen mußten. Die Gründung einer solchen Stadt bei fremden Eroberern scheint so als notwendig . Das jetzige Kairo ist so die vierte Hauptstadt Ägyptens . Ebenso war es in Babylonien . Bei den Chinesen war die Verlegung

265

der Hauptstadt mehr Belieben der Fürsten. Ein Hauptumstand , daß eine neue Dynastie als neue eine neue Wohnung haben mußte , [war] auch der , daß den Vorfahren zu Ehren Paläste angelegt wer­ den mußten , in denen ihnen Säle geheiligt waren . Die Verlegung der Residenzen also hing mit der Anlage von Kanälen zusammen.

210

Ein weiteres Geschäft in China sind die Kriege , Kämpfe . Sie ha­ ben teils das , was erst der chinesische Staat war , ausgebreitet. Die hinzugekommenen Teile hatten eigene Fürsten, die Kriege stets führten. Die Schwäche des Mittelpunktes war auch eine Ursache der Kriege , weil die Statthalter sich freimachten. Eine dritte Ursaehe der Kriege war die Erbfolge dadurch , daß die Erbfolge schwan­ kend war, welche erst in den neueren Zeiten bestimmter wird . In älteren Zeiten konnten die Kaiser den Würdigsten zu ihrem Nach-

252 Residenzstädte Ho; Gr: Residenzen 252-253 weil . . . mußte Gr; Ho: wobei eine Hauptsache Leichtigkeit der Zufuhr war 268-269 daß den . . . waren Gr; Ho: um den Vorfahren die alte Woh­ nung zu lassen 272-274 Die . . . führten Ho; Gr: daß sich Fürsten besonderer Staaten unabhängig machen wollten 278-279 konnten . . . erwählen Ho; Gr: zu ernennen pflegten

275

Die orientalische Welt

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* folger erwählen. So geschah es dann wohl, daß oft aber auch der 280

285

*

* * * 295

300

305

Kaiser von der zweiten Frau verleitet wurde, die Kinder der ersten zu enterben. Eine fernere Ursache war Empörung, durch den Druck der Statthalter oder Mandarine herbeigeführt. Ein weiteres sind Kriege mit dem Ausland, den Mongolen und Tartaren. China wurde durch einen aus der Familie des Dschingis-Khan, wie überhaupt durch Mongolen und Tartaren zweimal erobert, ohne lange unter dieser Herrschaft zu bleiben. Diese Dynastie dauerte 81 Jahre, worauf wieder ein Chinese die Regierung ergriff. Die den Regie­ rungswechsel entscheidende Schlacht, wodurch das chinesische Reich in ihre Hand kam, war eine Seeschlacht. Der Kaiser stürzte sich ins Meer. Unter dieser Dynastie entstand der 300 Meilen lange Kanal . Gegen die Tartaren wurde die 600 Stunden lange Mauer ge­ baut, die einzelne Fälle zwar abhielt, aber ihren eigentlichen Zweck nicht erfüllte, da sie nicht gegen die Einfälle und Eroberungen der Mandschu-Tartaren schützen konnte [und] 1644 China unter [die] Herrschaft der Mandschu-Tartaren unter dem Fürsten Sun-dschi kam. Die Tartaren waren früher unter Chinas Herrschaft; Druck veranlaßte ihre Empörung. Sie setzten sich eigene Fürsten [ein] . Ein Empörer in China rief sie zu Hilfe. Sie kamen, besiegten die Chine­ sen und bestiegen den Thron. Die Natur des Reichs wurde dadurch, daß Mandschu die Regierung ergriffen, nicht verändert. Im Gegen­ teil bestieg eine Reihe der vortrefflichsten Kaiser den Thron. Die Reihe dieser Mandschu-Kaiser war die beste und gab dem Ganzen neues Leben. Seit der Herrschaft der Mandschu wurde von China die große Tartarei unterworfen, so daß bis ans Kaspische Meer Chinas Grenze reicht, ferner Nepal, Bhutan, Tibet, Bengalen, wo China jetzt an die englischen Staaten grenzt, bis an die Abhänge der Gebirge, die sich als Ebenen des Oxus bis zum Meer hin erstrecken. Auf der anderen Seite läuft das Reich bis nach Sibirien hinauf, zu 279-281 daß . . . enterben Gr; Ho : daß ein zweimal Verheirateter die Söhne der zweiten Frau vorzog 282 der . . . Mandarine Ho; Gr: der Regierung 283 dem Ausland Ho; Gr: fremden Völkern 294 1644 Ho; Gr: 1649 303-305 Seit . . . 1eicht Ho; Gr: Später wurde die große Tartarei bis zum Kaspischen Meer unterworfen

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Der Gang der Weltgeschichte

den Kalmücken der W olga. Die Russen waren bis zum Amurfluß herabgedrungen, sind aber von den Chinesen 1770 verdrängt [wor- 310 den] . Diese Ausdehnung hat das chinesische Reich. Ein Hauptteil der Geschichte ist die Privatgeschichte der Kaiser, ihre Einrichtun­ gen, Geschäftsführungen, Intrigen des Hofs in Beziehung auf Frauen und Söhne der Kaiser. Die Verschnittenen vorzüglich führten diese Intrigen, jetzt ist ihre Macht gebrochen. Verschnittene 3 1 5 sind noch jetzt an dem Hof, aber nicht mehr so in Ämtern wie frü­ her, wo sie vielen Anlaß zu Kämpfen gegeben haben. Die Ge- * schichte also ist eine Geschichte des Kaisers und seines Hauses. Dies sind die Hauptmomente der chinesischen Geschichte. Was uns näher angeht, ist: diese Gestalt als Staatsgestalt, als sitt- 320 lieh näher zu bestimmen. Die Betrachtung dieser Gestalt hat dieses Eigentümliche, daß sie am meisten einerseits größte Ähnlichkeit mit europäischen Einrichtungen hat, wie z. B . in Sitten, Künsten, [daß] also das erste Extrem des Ostens dem des Westens in späterer Zeit gleicht. Nur, daß China innerhalb seiner selbst in einem ruhigen 325 Verlauf der Bildung sich gebildet hat, auswärtigen Menschen nichts zu verdanken hat, wohingegen in der Geschichte der europäischen Staaten eine stete Kette von Tradition ist; hierin unterscheiden sich beide. Die Chinesen haben alles innerhalb ihrer selbst vollbracht. Die chinesische Staatsverfassung ist der unsrigen so heterogen nicht 330 als die der Mittelstaaten, wie Indien, die Türkei. Einerseits also ist der Europäer in China näher [bei] sich zu Hause, andererseits fremder als anderswo. China also ist mit der größten Ähnlichkeit höchst * verschieden. Das Prinzip des chinesischen Staates beruht ganz auf patriarchali- 335 sehen Verhältnissen. Durch dieses Verhältnis ist alles bestimmt. Es ist das einfachste, und als Leben eines großen Volkes hat es in sich, in diesem ungeheueren Reich, eine Ausbildung erhalten, wodurch es eine geordnete Vorsorge für die ungeheuere Menge ist. Es ist eine 327 der] die 335-336 Das . . . Verhältnissen Ho; Gr: Der sittliche Zustand beruht in China ganz auf dem Verhältnis der Kinder zu den Eltern 338-339 wodurch . . . ist Ho; Gr: welche sich als geordnete Vorsorge beweist

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künstliche Organisation eines Staates, dem das Familienverhältnis zugrunde liegt. Näher kann der Charakter so bestimmt werden, daß er moralisch ist. Das Grundelement dieser Gestalt ist, daß es ein pa­ triarchalisches Verhälmis, ein Familienverhälmis ist. [ 1 .] Keine Pflicht ist so streng geboten als die der Kinder zu den Eltern. Die Kinder haben kein Eigentum, [sind] immer minderjäh­ rig, müssen den Eltern dienen, sie pflegen, ihnen Ehrerbietung er­ weisen, müssen die Eltern drei Jahre betrauern, dürfen kein Amt während dieser Zeit verwalten, nicht heiraten, keine öffentliche Versammlung besuchen. Selbst der Kaiser darf während der Trauerzeit nicht regieren, darf nicht heiraten. Ebenso geehrt wie der Vater wird auch die Mutter. Der Kaiser muß von dem Todestag seines Vaters an alle fünf Tage seiner Mutter Visite machen, wobei er je­ doch nicht bis vor das Tor ihres Palastes fahren darf; [sondern] der Wagen muß in den äußeren Höfen stehenbleiben und der Kaiser durch Schnee und Regen zu der Mutter Wohnung gehen. So der vorige Kaiser Kienlong, der erst als 67-jähriger Mann durch seine Mutter den Befehl erhielt, bis vor das Tor zu fahren. Dies wurde dem ganzen Reich bekannt gemacht. Wenn einer zum Kaiser aus­ gerufen ist, kann er die Huldigung nicht annehmen, als bis er selbst seine Mutter anerkannt hat als Kaiserin-Mutter. Über alle Gnaden­ sachen fragt er die Mutter um Rat. So hoch wird das elterliche Ver­ hältnis geachtet. Die Eltern sorgen auch für die Verheiratung ihrer Kinder. In China ist Vielweiberei nicht erlaubt, nur eine Gattin ist erlaubt. Der Mann kann aber mehrere gekaufte Konkubinen haben, sie bedienen die wahre Frau. Ihre Kinder werden angesehen als legi­ time der legitimen Frau. Diese Kinder müssen auch um die legitime Frau, nicht um ihre eigene Mutter trauern. Der Vater ist verant­ wortlich für das Vergehen der Kinder. Die härtesten Strafen sind über Vergehen der Familie gegeneinander oder der Kinder gegen die Eltern [verhängt] . Wenn der Sohn seinen Eltern Injurien sagt, wird 341-342 Näher . . . ist Ho; Gr: Das Ganze beruht auf ein sittliches Ver­ hälnris, das aber auf moralische Weise bestimmt ist 342 Das Grundelement Gr; Ho : Die Hauptmomente 365 sie . . . Frau Ho; Gr: welche mit ihren Kindern von der legitimen Frau abhängen

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Der Gang der Weltgeschichte

er erdrosselt ; hebt er gegen sie seine Hand, wird er erdrosselt ; ver­ wundet er sie, wird er mit Zangen gezwickt und in Stücke zerrissen. Die jüngeren Brüder sind den älteren ebenso untergeordnet. Wenn sie eine ihnen so vorgesetzte Person mit Recht wegen Verbrechen anklagen, so werden sie selbst mit Unrecht verbannt, enthauptet. Vornehmlich wichtig ist es dem Familienvater in chinesischen Familien, Kinder zu haben. Hat er sie nicht von seiner legitimen Frau , nimmt er eine Konkubine oder adoptiert auch fremde Kinder. Der Vater hat nur Eigentum, nicht die Kinder. Der Vater hat das Recht, die Kinder als Sklaven zu verkaufen. Dies ist aber gewissermaßen nur unter den niederen Ständen toleriert. Dieses Recht hat der Sohn auch, sich selbst zu verkaufen. Die Klasse der Komödian­ ten ist eine unehrliche Klasse, solche, [der] die Kinder zu verkaufen verboten ist. Das größte Interesse hat der Vater, darum Kinder zu haben, um nach seinem Tod sein Begräbnis zu besorgen, das Grab zu ehren und zu schmücken. Bei angesehenen Gräbern trauern die Verwandten monatelang. Oft geschieht es, daß ein Sohn den Leichnam seines Vaters drei bis vier Jahre im Hause behält und dann so lange in strengster Trauer lebt. Er setzt sich z. B . während der Zeit auf keinen Stuhl, sondern nur auf Schemel. Ebenso wichtig als das Begräbnis ist die Unterhaltung und der jährliche Besuch der Gräher. Dann wird Ehrfurcht, Schmerz und Dankbarkeit erzeigt. Außer der Erhaltung und Schmückung des Grabes ist eine dritte Hauptpßicht, die Ahnen zu verehren. Deshalb hat jede Familie ei­ nen Saal der Voreltern in einem großen Gebäude mit amphitheatralischen Bänken, worauf Täfelchen mit den Namen oder bei den ausgezeichnetstell Personen mit den Bildern der Verstorbenen ste­ hen. Im Frühling und Herbst versammelt sich die ganze Familie, oft 377 Vornehmlich wichtig Ho; Gr: das größte Interesse 377-378 in . . . Familien Gr; Ho : in China 384-385 solche . . . verboten ist Ho; Gr: Komödianten und Gaukler aber dürfen die Kinder nicht verkaufen 390 strengster Gr; Ho : viel strengerer 391-393 Ebenso . . . Gräber Ho; Gr: Jährlich besuchen die Kinder die Gräber ihrer Eltern 397-398 bei . . . Personen Gr; Ho : für die Ehrenwertsren 399 und Ho; Gr: oder auch

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6 000-7 000 Individuen, wobei der Älteste den Vorsitz führt. Den * Vorrang macht das Alter, der Reichste bewirtet. Will der Kaiser je­ mand ehren, so gibt er als Ehrenbezeugung des Lebenden den Vor­ * eitern desselben einen Titel. Ein Mandarin, der Christ wurde und nun das Grab nicht mehr ehrte, wurde von seiner Familie bekriegt, 405 so hoch ist ein Grab geehrt. [2.] Das zweite, das zu betrachten ist, ist der Kaiser und seine Macht. [a.] Er gilt als Vater, als Patriarch und hat unumschränkte Macht. Das Reich ist keine Theokratie, wie bei den Türken, wo der Koran göttliches und menschliches Gesetzbuch ist ; sondern die Re410 gierung ist ganz unumschränkt. [Es ist] auch nicht wie bei den He­ bräern, Juden, wo der Regent nur den Willen des Gottes ausspricht. Eine solche Theokratie ist also die chinesische Herrschaft nicht. Ebenso ist kein Feudalzustand , daß also die Stände z. B. sich selbst in Ordnung hielten oder die Dorfbewohner von den Besitzern des 415 Grundes und Bodens beherrscht würden. Solche geborene Aristo­ kratie ist hier also ebensowenig vorhanden, ebensowenig wie die Aristokratie des Reichtums , kein Handelszustand wie in England. Solche Verhältnisse finden nicht statt, sondern der Kaiser allein übt * die alles beherrschende, oberste, durchgehende Gewalt aus. Es sind 420 Gesetze da, nach welchen er regiert, aber die Gesetze sind keine Ge­ setze gegen den Willen des Monarchen, sondern solche, wodurch das Ganze seinem Willen gemäß in Ordnung gehalten wird. Die Regierung hat ein vollkommen väterliches Ansehen. Der Kaiser gibt Rechenschaft, läßt alles sich berichten, schärft oder mildert die 425 Gutachten mit Rechenschaftsablegung seiner Gründe. Er macht oft sehr weitläufige moralische Deklarationen über seine Handlung an 400

402-403 so . . . Titel Gr; Ho : so erhebt er seine Voreltern 407-408 Er . . . Macht Ho; Gr: Der Monarch, der Kaiser, ist Vater und Mutter des Reichs 4 1 1 Regent Gr; Ho : Herrscher 416-417 ebensowenig . . . Reichtums Ho; Gr: auch nicht Abhängigkeit vom Reichtum 418 Kaiser Ho; Gr: Monarch 420-422 aber . . . wird Ho; Gr: aber nicht gegen ihn als Wille der Bür­ ger, sondern als sein Wille

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sein Volk, welche in der Hofzeitung von Peking bekannt gemacht werden. So wurde der vorige Kaiser gebeten, einen Nachfolger zu ernennen. Hierüber machte er eine sehr weitläufige Erklärung be­ kannt. Er setzt also immer die Gründe seiner Handlungen auseinan- 430 der mit Weisheit, Milde, Verstand und Überlegung. Als der letzte englische Gesandte nach Peking kam und bald fortgeschickt wurde, ließ auch hierüber der Kaiser eine Deklaration erteilen. Diese De­ klarationen sind aufs sorgfältigste, im besten Stil abgefaßt. Sie gelten als Muster des Stiles. Der Kaiser gilt überhaupt für den gelehrtesten * Mann des Reichs. [b.) Das zweite ist, daß der Kaiser notwendig muß Behörden ha­ ben ; denn allein kann er nicht regieren. Diese Beamte sind gedop­ pelter Art, heißen Mandarinen überhaupt, und sind teils Gelehrte, deren 15 000, teils militärische, deren 20 000. Um gelehrter Manda- 440 rin zu werden, [dazu) gehören große Studien. Der gelehrte Mandarin hat drei Grade zu erreichen, wozu er drei strenge Prüfungen zu bestehen hat. Die vornehmste davon findet im kaiserlichen Palast statt, und der sich als der erste darin erwiesen [hat) , bekommt ein Ehrenkleid und wird zu dem Palast gelassen, welchen nur der Kai- 445 ser betritt, wird geehrt und vom Kaiser beschenkt. Aus diesen Man­ darinen werden die höheren Beamten gewonnen, die acht Grade haben. Durch diese Behörden wird das Reich regiert. Die Regierung ist höchst organisiert; durch alle Instanzen wird zum Kaiser hin re­ feriert, die Berichte gehen immer von unten auf durch alle Stufen, 450 und [werden) ihm zur Bestätigung vorgelegt. Die Beamten werden vom Volk geehrt wie der Kaiser und haben das Recht, demselben schriftlich oder mündlich Vorstellungen zu machen. In jeder Be- * hörde ist ein Mandarin als Zensor, der kein Geschäft, keine Stimme hat, aber allen Versammlungen beiwohnt, nichts der Versammlung, 455 aber alles dem Kaiser sagt und mitteilt, bei ihm klagt. Ein solcher 435 gilt Gr; Ho : muß 446-448 Aus . . . haben Ho; Gr: Die militärischen Mandarinen haben [acht Grade 448 Behörden Ho; Gr: Mandarinen 453-454 jeder Behörde Ho; Gr: jedem Amt 454-456 der . . . klagt Ho; Gr: der nicht teilnimmt an den Einzelheiten, aber alle Verhandlungen durchzusehen hat und beim Kaiser Bericht erstat­ tet

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Zensor ist höchst geehrt, gefürchtet und kann nicht abgesetzt wer­ den. Sie heißen Ko-laos. Diese Ko-laos bilden alle zusammen wie­ der ein Kollegium [und] können über alles dem Kaiser Vorstellungen machen. Es werden Beispiele der höchsten Energie in Erfüllung ihrer Pflicht erzählt. Nur die Erfüllung derselben ist ihre Richt­ schnur. Es hat Beispiele gegeben, daß solche Ko-laos auch mit Ge­ fahr ihres Lebens haben Vorstellungen gemacht. Sie haben sich manchmal durch Vorstellungen, worauf nicht Rücksicht genommen [wurde] , bei dem Kaiser verhaßt gemacht. Darauf sind sie in den Palast gegangen, um ihre Vorstellungen zu wiederholen, und haben gleich ihren Sarg mitgebracht. Andere, die sich den Zorn des Kaisers zugezogen [haben und] zerfleischt wurden, haben mit ihrem Blut noch das auf den Boden geschrieben, was sie dem Kaiser sagen wollten. Es kann noch bemerkt werden, daß sonst alle fünf Jahre jeder Mandarin eine schriftliche Beichte seiner Fehler einzureichen hat, deren er sich schuldig weiß, [und] wofür er dann bestraft wird. In der Provinz, wo die Familie wohnt, darf der Mandarin nicht verwalten ; ebenso darf keiner da Güter erwerben, wo er sein Amt hat. Als Strafe werden sie degradiert, und beim Titel [wird] die Herab­ setzung bewirkt. Im Amt ist der Mandarin verantwortlich für alles , was sich begibt. Durch nichts ist er außer Verantwortung, als wenn gar keine Schuld auf ihn fällt. Ihre Fehler werden auf das härteste bestraft. Das Geringfügigste kann die höchste Strafe herbeiführen. Der Mandarin hat das Schwert über dem Kopfe hängen. Oft wer­ den sie degradiert und müssen dies nachher bei jeder Verfügung be­ merken. Der Kaiser herrscht über alle. Im ganzen Reich ist alles aufs genaueste organisiert. Für den geringen Beamten bedarf es keiner Mandarine, sondern [diese sind] Familienväter des Orts. In den Städten ist die strengste Polizei. Im ganzen Reich sind Kornhäuser 459 ein Kollegium Gr; Ho : eine Behörde 461 ihrer Pflicht Ho; Gr: ihres Amtes 471 alle fünf Jahre jeder) alle fünf Jahre und alle Jahre jeder 473-474 In der Provinz, wo die Familie wohnt) Wo die Familie wohnt, in der Provinz 477 bewirkt) bewirken 478-479 als . . . fällt Ho; Gr: als durch völlige Schuldlosigkeit

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angelegt, die unter strengster Aufsicht stehen und immer nur eine Stunde meist voneinander entfernt sind. Wenn in einer Provinz die Ernte schlecht ist, werden die Kornhäuser geöffnet. Man hat in Reisebeschreibungen den Chinesen vorgeworfen, daß Kindermord sehr häufig, besonders Aussetzung derselben unter ihnen sei. Aber es fahren in Peking alle Morgen immer Wagen umher, welche die ausgesetzten Kinder aufnehmen [und] in Findelhäuser bringen, wo sie sehr gut gepflegt [und] sorgfältig erzogen werden. Die toten, so aufgefundenen Kinder werden verbrannt. Über alles dies herrscht die genaueste Aufsicht. Um ein Kind auszusetzen, muß der Chinese sehr arm sein, da er seine Kinder so liebt. Das ist also das Element der Regierung. [3.] Was die Rechte der Bürger betrifft, so ist zu bemerken, daß es keine Kasten und kein Geburtsrecht außer dem Erbrecht in Ansehung des Eigentums gibt. Wer in die Klasse der Mandarinen auf­ genommen werden will, muß sich durch Geschicklichkeit auszeich­ nen. Die vornehmsten Mandarinen haben nur das Recht zu verlan­ gen, daß ihre Söhne eine Anstellung erhalten. Aber diese ist sehr ge­ ring. Es ist also nicht eine Beamtenklasse, zu der nur gewisse Familien gehörten. Es gibt also keinen Vorzug der Geburt. Was das Pri­ vateigentum betrifft, so ist dies in China eingeführt. Es ist [also] Pri­ vateigentum vorhanden und bestimmtes Recht, über das ausführ­ liche Gesetze sind. Zum Schutz sind die Gesetze und Gerichte wohl geordnet. Grundeigentum hat in der Geschichte des Rechts dieselbe Reihenfolge wie in Europa : In den ältesten Dynastien war das Grundeigentum nicht Privateigentum, sondern öffentliches Eigen­ tum des Staates, der es an die Familienväter gegen jährliche Zehnte oder andere Quoten der Abgabe verteilte. Unter drei Dynastien dauerte dieses Verhältnis fort. Unter der letzten Dynastie hatten 1 000 Morgen zehn Familienväter. So, sagt die Geschichte, war das Verhältnis 20 Jahrhunderte. Später, unter Shi Huangti (238 bzw. 487 strengster Ho; Gr: genauer 488 in] also in 504 eine Anstellung Ho; Gr: die niedrigste Anstellung 512-513 öffentliches Eigentum Gr; Ho : Grundeigentum 517-519 Später . . . ließ Gr; Ho : Unter dem Erbauer der großen Mauer

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221 - 210 v. Chr.), der die chinesische Mauer baute und die Bücher verbrennen ließ, wurden die mächtigen Grundbesitzer und das Volk Leibeigene. Deshalb ist seine Regierung verhaßt. Zum Mauerbau wurden die Untertanen gezwungen. Das freie Grundeigentum ist erst sehr spät eingeführt [worden] . Gegenwärtig aber ist das Eigen­ tum und Grundeigentum frei. Ein dritter Umstand in Betreff des Bürgerrechts ist, daß die Sklaverei noch besteht. Jeder kann sich selbst als Sklave verkaufen und auch der Vater den Sohn. Auch die Gerichte haben Frauen, Kinder und Konkubinen von Verbrechern, besonders im Fall des Hochverrats, zur Sklaverei verurteilt. Aber Frauen bringen sich früher ums Leben. Es bleibt uns jetzt übrig, das Staatsprinzip zu erkennen und zu beurteilen. Das Ganze beruht auf der Person eines Monarchen, auf seinen Beamten, deren Tätigkeit von ihm ausgeht, und der Aufsicht über diese Beamten, die von oben nach unten hin geht. Diese Hier­ archie (Unterordnung) von Beamten von unten bis oben macht den Zusammenhalt, und bei ihr ist die Hauptsache, daß die Zügel straff angezogen werden. Jeder Niedere wird von den Höheren beaufsich­ tigt. Dann kommt es auf die moralische Persönlichkeit des Höheren an; denn es gibt gar keine Sphären, die selbständig für sich bewe­ gend ihren Teil selbst besorgten, wie Stände usw . , sondern alles geht allein vom Kaiser aus . Die höchste Spitze ist eine Individualität mit unumschränkter Gewalt. Es kommt auf den moralischen Zu­ stand des Kaisers an. In der langen Reihe dieser Kaiser hat China in 40-50 Jahrhunderten eine große Anzahl guter, vortrefflicher Regen­ ten gehabt. Die orientalische Gediegenheit tritt in die Form morali­ scher Vortrefflichkeit [und] Würde auf.

521-522 Das . . . eingeführt Ho ; Gr: Die freien Eigentümer entstanden erst später 525-526 die Gerichte haben Gr; Ho : die Regierung kann . . . verurteilen 530 Monarchen Ho; Gr: Kaisers 531 Aufsicht Ho; Gr: Beaufsichrigung 534 straff Ho; Gr: scharf 541 dieser Kaiser Ho; Gr: seiner Regenten 542-543 Regenten Ho; Gr: Fürsten 543 Gediegenheit Ho; Gr: Größe

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Salomonische Weisheit und Regierung ist unserer Vorstellung 545 geläufig. Man hat in neuester Zeit Ideale aufgestellt, wie der Regent sein solle, wie in Fenelons »Telemaque« , und hat gesagt, das Wohl * des Volkes hänge von dieser Individualität ab. Wollte man Beispiele geben, so hätte man sie aus der chinesischen Geschichte zu nehmen, vorzüglich von den Fürsten aus der Mandschu-Dynastie. Besonders 550 zeichnen sich aus die Kaiser Kangxi und Kienlong, bei welchem letzteren Macartney selbst gewesen [ist] . Bei ihnen findet sich ver- * eint : einfache Lebensart mit der höchsten wissenschaftlichen Bil­ dung. [Sie] beurteilten die Handlungen der Regierung selbst und hatten während der ganzen Länge ihrer Regierung rastlose Tätigkeit 555 und vollkommenen Sinn der Gerechtigkeit und des Wohlwollens. * Es sind moralisch plastische Gestalten aus einem Stücke wie die Kunstwerke der Alten, wie wir uns die Ideale der Alten vorstellen, Figuren, denen in allen Zügen Einheit, Harmonie des Charakters, Würde, Besonnenheit und Schönheit aufgedrückt ist. Dieses Plasti- 560 sehe, diese einfache Einheit ist der europäischen Bildung nicht so angemessen, denn sie ist mannigfaltiger; die Partikularitäten haben hier ihre vielfachen Seiten, vielfache Befriedigung. Die Fürsten und andere Personen beschäftigen sich, benehmen sich außerhalb ihres Kreises von Geschäften nach der Weise der Gleichheit wie Privat- 565 personen. Das Plastische hingegen ist das Durchdringen aller Züge und Seiten des Lebens von der Idee . Solche Beschaffenheit der kaiserlichen Individualität ist allerdings etwas Zufälliges ; so sehr auch die Erziehung der Prinzen darauf ge­ richtet ist, diese Moralität dem Charakter einzuverleiben, denn von 570 diesem hängt alles ab. Sie leben einerseits in strenger Ordnung, an­ dererseits in bestimmter, ehrfurchtsvoller Lebensweise ; allein im­ mer ist es doch zufällig, daß sie zu solchen Charakteren werden. 551-552 bei . . . ist] Gr; Ho : der letzte Kaiser und andere 556 vollkommenen] vollkommener 556 Gerechtigkeit Gr; Ho : Rechtsliebe 562-563 die . . . Befriedigung Ho; Gr: indem die Parrikularität der Kenntnisse, Genüsse zu ihrem Recht kommt 564 Personen Gr; Ho : Individuen 564-565 ihres . . . Geschäften Ho; Gr: ihres Amtes 569-570 gerichtet Ho; Gr: berechnet

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Wenn dies mißglückt und von seiten des Mittelpunktes die Span575 nung dieser Wachsamkeit nachläßt, wenn der Kaiser über den Staat nicht wacht, so bricht das Ganze auseinander, da keine rechtliche Macht, kein für sich gebildetes Gewissen der Beamten vorhanden ist: sondern: was Gesetz sein soll , wird von oben herab bestimmt. Die Gesetze also hängen mehr oder weniger von der Individualität des * Kaisers ab. Und dieses Nachlassen der Zügel kann leicht vorkom­ men, ohne daß ein Tyrann mit wilden Begierden (wie wohl franzö­ sische Tragödien ihn schildern) auf dem Thron sitzt. Es bedarf nur einer gewissen Bequemlichkeit, eines Glaubens oder Zutrauens des Monarchen zu seinen Nächsten, Ministern, Hofleuten, zu seiner sss Gemahlin, Mutter, die vielleicht dessen höchst unwürdig sind, so ist schon das Nachlassen vorhanden. Und solches Zutrauen ist bei ei­ ner moralischen Erziehung leicht möglich. Es ist selbst eine morali­ sche Forderung. Dann ist diese moralische Tugend nicht mit Ener­ gie des Charakters verbunden, die sich nur auf sich beschränkt, al590 lern Zutrauen auf andere entsagt [und] seinen Nächsten beaufsich­ tigt. So macht die partikuläre Persönlichkeit sich frei. Der Monarch hat Günstlinge, die er liebt, so daß er sich auf sie verläßt, und dann haben diese Partikularitäten, welche sich geltend machen [und] Einfluß erhalten auf die Regierung, indem sie Eifersucht aufeinan595 der [haben] , auch einen weiteren Zusammenhang der Partikularität

574-575 Wenn . . . nachläßt Gr; Ho : Läßt von diesem Mittelpunkt aus die Spannung der Seiten nach 576 bricht] weicht 575-576 wenn der . . . auseinander Ho; Gr: so läßt alles nach 580 Kaisers Ho; Gr: Monarchen 580 Und . . . Zügel Ho; Gr: Diese Nachlässigkeit 581-582 ohne . . . sitzt Ho; Gr: Der Kaiser darf gar nicht solch ein Ty­ rann sein, wie er in den französischen Tragödien erscheint 586 das . . . vorhanden Ho; Gr: diese Nachlässigkeit 588-589 Dann . . . verbunden Ho; Gr: und die Tugenden der Moral , wenn sie nicht mit Energie verbunden sind 591 So . . . frei Ho; Gr: Die Tugenden der Moral machen die besondere Persönlichkeit frei 592 Günstlinge . . . liebt Ho; Gr: Menschen um sich, welche seine Liebe [verdienen 593 diese] indes diese

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nach unten. So ist dann das Reich unter ganz edlen Regenten in einen Zustand des Unrechts, der Willkür, der Gewalt der Beamten nach unten geraten, verwandelt. Man findet es im Orient am häufigsten, daß unter der Regierung gutmütiger, edler Fürsten Ver­ derbnis durch alle Stände und hieraus Revolution entstand. Denn 600 das Ganze steht nur fest durch die strenge Wachsamkeit des Mon­ archen. Auf die beschriebene Weise scheint das Verderben unter der Dynastie Ming, welche von den Mandschus gestürzt wurde, eingerissen zu sein. Es wird besonders von dem letzten derselben gesagt, daß er der Schmeichelei feindlich, zugetan den Wissenschaf- 605 ten und Gönner der Christen usw. gewesen sei. Als aber durch den Druck der Mandarinen unter ihm, obgleich man ihm keine Schuld beilegte, Empörungen [und] Revolutionen ausbrachen, so stellte er sich nicht energisch an die Spitze, sondern suchte Rat bei seinen Ministern und tötete sich selbst. Sein Charakter beweist Größe und 610 vollkommene moralische Schönheit. Überhaupt ist kaum die * Grenze anzugeben, wo der Charakter eines Kaisers das Reich ins Verderben gebracht hat. Ein leichter Übergang zu moralischer Weichheit kann alles verschlingen. Der Mangel, der im ganzen patriarchalischen Prinzip liegt, ist die 6 1 5 Abhängigkeit von der Persönlichkeit des Kaisers . Das Auszeich­ nende ist, daß das Rechtliche vom Moralischen nicht getrennt ist. Eine vernünftige Verfassung muß beides, das Moralische und Rechtliche, nach seiner notwendigen Stellung für sich hervorge­ bracht haben und erhalten. Die orientalische Eigentümlichkeit aber 620 597 einen Zustand Ho; Gr: ein Reich 597 Gewalt Ho ; Gr: Gewalttätigkeit 599 Fürsten Ho ; Gr: Monarchen 602-604 Auf . . . sein Ho; Gr: Es scheint, daß die Dynastie Ming, die von . . . wurde, solche Eigenschaften besaß 604-605 Es . . . gesagt Gr; Ho : Der Letzte der chinesischen Dynastie hatte große Eigenschaften 605 zugetan den Ho; Gr: Liebhaber der 610-6 1 1 Sein . . . Schönheit Ho; Gr: immer als eine Erscheinung voll­ kommen schöner moralischer Charakter 619 nach . . . Stellung Ho; Gr: jeder Sphäre 620-622 aber . . . sind Ho; Gr: ist die Vereinigung beider Prinzipien

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besteht gerade darin, daß diese beiden Prinzipien noch in unmittel­ barer Einheit sind, welche vorhanden ist in dem Sittlichen und in einem Zustand des Staates, wo das Sittliche noch regiert. Das Ganze also des Staates beruht auf der Sitte. Die Sitten regieren noch, und * die Gesetze sind teils dürftig oder beziehen sich auf die Sitten. So­ bald das Moment der Reflexion eintritt, scheidet das Recht sich von den Sitten, die zum Teil ins Moralische übergehen. Dann beruht die Verfassung auf dem Recht, und dies sprechen die Gesetze aus. Das Sittliche gehört den Individuen eigentlich an, ebenso wie das 630 Moralische, Religiöse. Es muß aber auch Gegenstand des Gesetzes sein, aber nicht direkt, sondern indirekt [als] Gegenstand der Erfül­ lung und Ausübung. Es soll erhalten werden, aber auf seine eigen­ tümliche Weise . Die Gesetze hingegen haben es mit dem Recht­ lichen zu tun als dem Dasein des freien Willens, aber nicht inner635 halb seiner selbst, während das Moralische Dasein des freien Wil­ lens ist, und zwar innerhalb seiner selbst: Es bestimmt sich in sich selbst nach Absichten, Zwecken, Vorsätzen, Vorstellungen. Das Rechtliche ist das äußerliche Dasein des freien Willens ; der Wille gibt sich seine Existenz in einer äußerlichen Sphäre. Der Wille 640 macht sich sachlich ; die Person ist nur frei als Eigentümer. Das Eigentum ist äußerliche Sache . So also darf die Person nicht Sklave sein. Die rechtlichen Pflichten gegen andere als Privatpersonen, die Staatsgesetze [in Ansehung des Privatrechts] betreffen äußerliche Bestimmungen [und] solche Gegenstände, Leistungen, die zwar aus 645 der Gesinnung, aber auch außerhalb ihrer herkommen können. Ein

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625-626 Sobald . . . eintritt Ho; Gr: Bei freierer Reflexion 626-627 das . . . Sitten Ho; Gr: sich das Sittliche von dem Rechelichen

628 dies . . . aus Ho; Gr: daraus gehen die Gesetze hervor 629 Das . . . an Ho; Gr: Die Sittlichkeit wird dem Individuum überlassen 633-634 Rechelichen Ho; Gr: Recht 635 Moralische Gr; Ho : Sittliche 638 des . . . Willens Ho; Gr: der Freiheit 639-640 Der . . . sachlich Ho; Gr: wo sich die Freiheit zu einer Sache macht 641 darf) muß 645 außerhalb . . . herkommen Ho; Gr: unabhängig davon sein

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ganz anderes Gebiet aber ist die Moralität. Die Gesetze können zwingen, weil sie das Individuum an seiner Äußerlichkeit erfassen. Die Moralität hingegen ist das Gebiet der Innerlichkeit, das Feld meiner Einsicht, Bestimmung meiner selbst nach meinen Zwecken, Absichten usw. Dieses Innerliche kann die Form von Achtung, Ehrfurcht, Liebe annehmen. Dieses Zusammensein aber des Indivi­ duums in sich selbst, diese Innerlichkeit kann nicht geboten wer­ den, nicht zum direkten Gegenstand von Gesetzen gemacht werden. Bürgerliche oder politische Rechtsgesetze beziehen sich auf ein äu­ ßeres Dasein. Das Moralische aber hat auch seine Äußerung. Es ist eine Quelle von Handlung, von Benehmen der Personen in Betreff auf den Staat und [die] Individuen. Diese Äußerungen haben das Rechtliche zu ihrem Inhalt. Die andere Seite aber ist, daß es auch Äußerungen gibt, die nur von der moralischen Gesinnung herkom­ men, als z. B. Ehrfurchtsbezeugungen, Liebe der Verwandten, EheIeute. Es gibt eine Grenze zwar, wo das Rechtliche eintritt; doch ist sie schwer zu ziehen, indem das Rechtliche sich nicht in einem Punkt eindrängen darf, der dem Individuum selbst angehört. Das Rechtliche darf nicht in die Gesinnung eindringen. Wird etwas Mo­ ralisches geboten, so können die Gesetze vortrefflich lauten, können salomonische Sprache sein, aber es tritt ein Despotismus damit ein, und ein desto größerer, je vortrefflicher das Gesetz lautet. Im chinesischen Staat ist das Sittliche rechdich gemacht. Was nur als eine Gesinnung Wert hat, soll gelten als Gegenstand des Recht­ lichen. Es ist also durch die Gesetze geboten, was seiner Natur nach moralisch ist, der inneren Selbstbestimmung angehört. Es wird be­ fohlen durch die, in deren Händen die Regierung ist. Indem wir früher die Gesetze der Familien anführten, sahen wir mehrere Bei650 Dieses Innerliche Ho; Gr: Die Moralität 652 diese . . . werden Ho; Gr: was in dieses Innerliche fällt, kann 654 au� aber auf 657 auf . . . Individuen Ho; Gr: gegen sich, gegen den Staat 65S-660 daß . . . herkommen Ho; Gr: ganz allein moralisch, sittlich 664 darf] muß 667 größerer Ho; Gr: härter 670-671 Es . . . angehört Ho; Gr: Wenn die Gesetze so das Moralische gebieten, was durchaus dem freien Geiste anheim zu stellen ist

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spiele davon. Eine unendliche Menge bürgerlicher Gesetze bezieht 675

sich auf das Benehmen der Bürger zueinander, zu den Vorgesetzten, der Beamten zum Kaiser. Eins der alten King , das Ly-King [Li-Ki] , enthält nur die Gebräuche , die sehr weitläufig bestimmt sind [und] deren Nichtbefolgung sehr strenge Strafen nach sich zieht, so daß

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leicht das Leben zu verwirken ist. Was also den äußeren Anstand

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betrifft, so ist er norwendig und geboten, aber als System rechtlicher Gesetze verliert er seinen wesentlichen Sinn . Die Grundbestimmung also der chinesischen Verfassung ist, daß das Moralische als streng Rechtliches gesetzt (ist] . Eine solche Regierung, die solche Gesetz­ gebung gibt, stellt sich an die Stelle meines Innern, und das Prinzip

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der subjektiven Freiheit ist dadurch aufgehoben oder nicht aner­ kannt. Und dieses Prinzip jener subjektiven Freiheit ist es vornehmlich, was man zunächst unter Freiheit versteht. Diese subjektive Freiheit, die unantastbare Sphäre der Innerlichkeit, ist eine Bestimmung, die

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besonders dem europäischen Prinzip eigen ist. Aus dieser formellen Quelle geht also alles Schöne und Wahre hervor. Machen also die Regierungen das Moralische zu ihrem Prinzip , so ist es in den Sub­ jekten nicht anerkannt, nicht mehr als das Eigentümliche des be­ sonderen Subj ekts vorhanden . Es scheint freilich die Moralität das

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Prinzip des ganzen Staats [zu sein; ] aber damit verbunden ist die Nichtanerkennung der Moralität , die im lnnern muß des Subjekts sein . Es fehlt also damit diesem System diese freie Seele , der Quell freier , auf sich beruhender Sittlichkeit, freier Wissenschaft, freier Religion . Es soll nichts hervortreten, was eigene Schöpfung des

675 das . . . Bürger Ho; Gr: das Verhalten der Personen 675-676 zu . . . Kaiser Gr; Ho : gegen die Mandarine oder den Kaiser 678 deren . . . zieht Gr; Ho: und zwar bedeutend verpönt in Betreff des Kaisers 683-684 Eine . . . sich Ho; Gr: so setzen sich die Gesetze 692 das Moralische Gr; Ho: die Moralität 692 Prinzip Ho; Gr: Inhalt 692 es Ho; Gr: die Moralität 693-694 nicht . . . vorhanden Ho; Gr: sie ist nicht vorhanden, denn es ist eben dies , nur dem Subjekte eigentümlich zu sein 699 Es] Denn es

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Subjekts ist. Denn es wäre ein zweites Werk gegen das Werk der Regierung. Diese hat der Moral sich bemächtigt, hat die Innerlich­ keit in Beschlag genommen. Das ideelle Werk der Freiheit kann so nicht gedeihen. Es darf nichts auftreten in den Gesetzen, was inner­ lich frei [ist] , in dem Subjekt sein Dasein hat. Die subjektive Freiheit kommt gewöhnlich in dieser Gestalt in unserer Vorstellung in Betracht, daß wir fordern, diese Innerlichkeit solle an den Menschen respektiert werden. Diese Forderung ma­ chen wir überhaupt, indem wir in diesem Prinzip stehen, und sie drückt sich vornehmlich in der Form der Ehre aus. In der Ehre liegt zu Grunde, daß sie einen unantastbaren Kreis betrifft, der für mich sein soll. Diesem Kreis habe ich mich mit meinem Willen unter­ worfen, durch meinen Willen bin ich darin. Was ich durch meinen Willen bin, gehört mir an und darf nicht angetastet werden. Es ist für mich eine unendliche Verletzung, wenn jemand diese Sphäre feindlich berührt. Wozu ich mich entschlossen habe, in dem bin ich für mich. Die Ehre setzt solches Fürsichsein und dessen Unan­ tastbarkeit voraus, ist das Formelle dieses Fürsichseins. Im Chinesi­ schen ist dieses Fürsichsein nicht respektiert, [da] moralisch über mich regiert wird ; darum hat die Ehre hier keinen Raum, und auch die Produkte nicht, die aus dieser inneren Freiheit hervorgehen. Dies sind die abstrakten Bestimmungen. Übrig ist, daß wir dieses abstrakte Prinzip in konkreten Zügen betrachten, wenn auch nicht im ganzen Detail. [ 1 . ] Das erste, das anzuführen ist, ist das schon Gesagte, daß in China Sklaverei stattfindet. Es kann sich jeder selbst, und Eltern [können] die Kinder verkaufen. Auch ist zum Sklaven verkauft zu 710-7 1 1 betrifft . . . soll Ho; Gr: dessen, was ich für mich bin 71 1-712 Diesem . . . unterworfen Ho; Gr: ich kann mich sehr harten Forderungen meines Standes unterwerfen, aber mit meinem Willen 712-713 Was . . . an Ho; Gr: alles andere gehört noch mir an 714-715 wenn . . . berührt Gr; Ho : wenn diese Sphäre angetastet wird 716-717 solches . . . Unantastbarkeit Ho; Gr: die Unantastbarkeit meines Fürmichseins 718 Fürsichsein Ho; Gr: Fürmichsein 720 Produkte Ho; Gr: Produktion 720 dieser . . . Freiheit Ho; Gr: meiner Innerlichkeit

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werden eine Strafe. Die Mandschu-Tartaren erkennen sich alle als Sklaven des Kaisers an. Also die erste Ehre, die der Mensch hat, ein Freier zu sein, diese abstrakte Innerlichkeit, ist hier nicht anerkannt. [2.] Das zweite betrifft die Strafen überhaupt. Beim Verbrechen wird die ganze Familie - Frau, Kinder, Eltern, Brüder, Bekannte ­ in die Strafe gezogen. Dies ist durchaus gegen die Anerkennung der moralischen Freiheit, gegen die Imputation des Verbrechens, gegen die moralische Selbständigkeit überhaupt. Diese Strafe, daß alle Kinder z. B. getötet werden, ist für die Chinesen umso grausamer, weil das Verhältnis der Familie das höchste ist und die Vorfahren nun nicht mehr [dadurch] geehrt werden, daß Nachbleibende die Verstorbenen ehren und rächen können. Zu den Strafen gehört auch die Konfiskation der Güter, die als Unbestimmtes, als Raub , als Unrechdiches angesehen werden, und [sie gilt als Strafe,] weil hiermit der, welchem das Gut konfisziert (wird] , als Sklave betrach­ tet wird, da der ganze Umfang seines Eigentums ihm genommen ist. Eine fernere Strafe ist körperliche Züchtigung, der auch der höchste Mandarin ausgesetzt ist. Solche Züchtigung widerspricht unserem Ehrgefühl. Jeder Mandarin kann jeden Bürger züchtigen lassen. Mit dem Prügeln wird es überhaupt so genau nicht genom­ men. Als die letzte Gesandtschaft von England von einem Besuch des höchsten Mandarins nach Hause ging, so geißelte der Hausbesit­ zer, um Platz zu machen, alle kaiserlichen Hoheiten. Die körperlich Strafe kann einerseits durchaus als etwas Gering728 die . . . Ehre Ho; Gr: die ganz abstrakte Ehre 728-729 ein . . . sein Ho; Gr: daß der Mensch eine Person ist 734-735 Diese . . . werden Ho; Gr: Besondere Strafen sind : Tötung der Kinder als die größte 740 als . . . werden Ho; Gr: als unbestimmte Strafe unrechtlieh 740-74 1 weil . . . konfisziert Ho; Gr: weil der dadurch Bestrafte 742 wird] ist 742-743 da . . . ist Ho; Gr: indem er gänzlich des Vermögens unfähig wird 743 körperliche Züchtigung Ho; Gr: Prügel 743-744 der . . . ist Ho; Gr: welche bis zum höchsten Mandarin als Züchtigung gegeben werden 748 nach] zu

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fügiges betrachtet werden, da der Mensch nur an seinen schlechten Seiten verletzt wird, an der bloßen Äußerlichkeit, am bloßen leben­ den Dasein. Allein eben darum ist die Körperstrafe das Demüti­ gendste, weil der Mensch, so angegriffen, soll gezwungen werden in Betreff seines Innern. Es wird vorausgesetzt der absolute Zusam- 755 menhang des Innern und Äußern, da der Mensch sich als moralisch unabhängig weiß von diesem Zusammenhang. Und daher ist die Demütigung größer. Gerade, daß er an einer so untergeordneten Seite gefaßt wird, dadurch wird ausgedrückt, daß diese Seite ihm die höchste sei, die sein Inneres zwingen soll. Der gebildete Mensch hat 760 wichtigere Seiten, bei ihm wird eine so untergeordnete Seite gar nicht als wichtig angesehen. Dem Gebildeten ist die Strafe über­ haupt die höchste, indem durch sie sein Wille vor dem Gesetz als ein Nichtiges ausgesprochen wird. Der Gebildete also wird durch die Strafe, die nicht körperlich ist, als Moralisches, Innerliches aner- 765 kannt, als ein solcher, der das Gesetz als ein Höchstes anerkennt. Diese Strafen also sind aus diesem Grunde ehrenvoller, da der Be­ strafte als ein moralisches Wesen geachtet wird. Je höher die Bil­ dung ist, desto empfindlicher sind die körperlichen Strafen. Ein Mandarin also , der die Gesetze anerkennt und aufrecht erhält, wird 110 durch die Körperstrafe erniedrigt, indem ihm der Standpunkt des * Moralischen geraubt wird. [3.] Ein weiterer Punkt ist, daß eben die Administration beruht auf der Beaufsichtigung der höheren Behörden, von welchen der Kaiser die höchste ist. Jeder Höchste hat immer in seiner Sphäre 775 wieder die höchste, unumschränkte Gewalt. Die Aufsicht des Kai­ sers kann nur ausgeübt werden, indem er den verschiedenen Gou­ verneure auch solche Macht aufträgt. Jeder Mandarin in seiner Stadt ist Chef des Gerichts. Ein Vizekönig kann zum Tode verurteilen. Es * 751-753 da . . . Dasein Ho; Gr: da sie nur die äußerliche Seite, die ge­ ringste Weise des Daseins, bloß die lebende Weise betreffen 759-760 daß . . . soll Ho; Gr: daß diese Äußerlichkeit ein Zwingendes seines lnnem sei 768 moralisches . . . geachtet Gr; Ho : moralischer behandelt 769 desto] je 779 Ein . . . verurteilen Ho; Gr: sie haben z. B. das Recht Todesstrafe zu verhängen

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ist den Beamten dadurch eine große Kompetenz eingeräumt, die von der Moralität derselben abhängt, und sobald die Aufsicht nach­ läßt, wird der Druck, die Willkür sehr groß. Dadurch geht das in­ nerliche Gefühl der moralischen Würde verloren. Die Bürger ha­ ben gegen die Mandarine keine Hilfe, haben selbst in sich kein mo785 ralisches Bewußtsein ihrer selbst. Der nächste Punkt betrifft die Sitten des chinesischen Volkes. Auch die Sitten des Volkes tragen den Charakter an sich, nicht aus eigener Innerlichkeit hervorzugehen. Die Chinesen werden als ein unmündiges Volk regiert ; ihre Sit790 ten also haben auch den Charakter der Unselbständigkeit. Die Chi­ nesen sind gut und sanftmütig, höchst höflich und umständlich. Al­ les ist bestimmte Etikette. Durch Vorschrift werden sie auch in die­ * sem mehr oder weniger Gleichgültigen auf das genaueste geregelt. Der Mensch ist so in China außer sich, nicht in sich. Vorzüglich 795 außer sich kommt der Chinese durch die Rache wegen Verletzung seines Vaters vornehmlich oder [eines] älteren Bruders. Die Verlet­ zung hält er für ein Absolutes, gegen das er innerlich keinen Halt hat. Gegen diese Verletzung reagiert seine ganze Individualität. Er ist sehr rachsüchtig, er reagiert sehr heftig, weil er sich ohnmächtig soo gegen die Verletzung fühlt. Das kommt auch bei anderen asiati­ schen Völkern vor. Es kommt so z. B. Mord seiner selbst vor, um den anderen dadurch in Schuld zu bringen, wie [es] bei uns früher die Soldaten [taten] . Dies kommt bei den Chinesen häufig vor, daß ein Mensch, der in Feindschaft mit einem anderen war, sich selbst 805 mordet, wodurch er das bewirkt, daß die Sache genau untersucht und der andere torquiert wird, denn die Tortur gilt in China. Der

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780-781 die . . . abhängt Gr; Ho : die wieder sehr das Moralische voraussetzt 781 Aufsicht Gr; Ho : Beaufsichtigung 782 sehr groß Ho; Gr: ungeheuer 789 regiert Ho; Gr: gehalten 793 geregelt Ho; Gr: bestimmt 797 hält Ho; Gr: fühlt 801-802 so . . . bringen Ho; Gr: der Selbstmord als Mittel der Rache 805 wodurch . . . bewirkt Ho; Gr: Er hat dadurch den Vorteil

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andere wird als schuldig am Tod eines anderen selbst getötet. Denn die Schuld ist so weit ausgedehnt, daß ich am Tod nur brauche, ohne es zu wollen, Ursache gewesen zu sein, um getötet zu werden. Die Imputation zum Verbrechen kommt in China nicht in Be- 8 1 0 tracht. Tötete [der] , der sich rächen will, den anderen, so würde er seine ganze Familie ins Verderben stürzen ; deshalb tötet er sich selbst, weil er dadurch den anderen ins Verderben stürzt, sowie dessen Familie. Für sich gewinnt der Chinese durch solche Rache, daß er nicht mit seiner Familie und nicht durch Konfiskation seiner Gü- 815 ter gestraft werden kann. Diese Rachsucht also der Chinesen geht * bis dahin fort. Ebenso ist es bei den Ceylonesern [Sri Lanka] , die sich so beim Baden rächen. Ferner sind die Chinesen höchst ver­ schmitzt, diebisch und betrügerisch wie die Inder. (Sie haben große Gelenkigkeit der Glieder, sind geschmeidig am Körper und in 820 Hand- und Kunstgriffen.) Besonders gegen die Europäer sind sie be* trügerisch, weil es ihnen an der innerlichen Rechtlichkeit fehlt. Der nächste Punkt betrifft die Wissenschaften, Kunst und Reli­ g1on. Der Mangel eigentlicher Innerlichkeit erstreckt sich auch auf die 825 Wissenschaften. Freie, liberale Wissenschaft ist nicht vorhanden. Sprechen wir von chinesischen Wissenschaften, so hören wir gro­ ßen Ruhm in Betreff derselben. Sie sind hoch geschätzt und geehrt in China. [ 1 .] Im Altertum standen [die Chinesen] in großem Ruhm der 830 Wissenschaft und wirklich in großem Ansehen. Der Kaiser steht an der Spitze der Wissenschaften, der höchst sorgfältig erzogen [und] auch wirklich, besonders in der Dynastie der Mandschu, gelehrt und unterrichtet ist. Der Kaiser wird als der letzte Beurteiler wis-

807 als . . . anderen Ho; Gr: wegen ganz indirekter Schuld 815 mit] vor 820 am] im 822 innerlichen Ho; Gr: inneren 825-826 Der . . . Wissenschaften Ho; Gr: mit diesem Mangel ist auch die Wissenschaft behaftet 832 Wissenschaften Gr; Ho : Literatur 833 in . . . Mandschu Gr; Ho : die Mandschu-Fürsten

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senschaftliehen Wertes gehalten. Der Kaiser tadelt in der Hofzei­ tung unrichtige Ausdrücke in den Dekreten der Mandarinen und * verfaßt oft selbst Schriftsteller-Arbeiten, Abhandlungen, Distichen. Es ist auch ein hohes Tribunal am Hofe , das aus den gelehrtesten Männern besteht und kein Geschäft hat als die Ausbildung der Wis840 senschaft und vorzüglich der Geschichte. Die Mitglieder des Tribu­ nals, Han-Line, wählt der Kaiser nach strengen Examen selbst. Sie haben ein eigentlich wissenschaftliches Leben, [erarbeiten] beson­ ders unter des Kaisers Aufsicht die allgemeinen Werke, und er macht meist eigenhändig die Vorreden. Aus diesen Männern nimmt 845 der Kaiser seine Sekretäre, die seinen Pinsel führen, [und] aus ihnen werden die höchsten Staatsbeamten gewählt. Die Verfassung großer Werke [und] neue Editionen sind dort Staatsangelegenheiten. Der vorige Kaiser hat in seinen letzten Jahren [ab 1772] eine neue Aus­ gabe der gesamten Literatur besorgt, in 168 000 Bänden bestehend. 850 Dabei war bestimmt, daß die Ausgabe ganz sollte fehlerfrei sein. [Ein] solcher Band enthält nicht so viel als bei uns, und in den Be­ richten in der Staatszeitung wird gesagt, wieviel Druckfehler dieser oder jener Mandarin stehengelassen, wofür er mit so und so viel * Schlägen bestraft worden sei. 855 So scheinen die Wissenschaften einerseits höchst geehrt, aber mit alledem fehlt die Hauptsache, der freie Boden der Innerlichkeit, der Intelligenz, die in sich selbst sich einen Reichtum von Gedanken sammelt, alles Daseiende zum Gedanken macht. Das Interesse der Wissenschaft also ist, sich in sich zu befriedigen, innerlich zu leben, 860 eine Welt des Gedankens zu haben. Dieser Boden geht den Chine­ sen ab. Die Chinesen treiben die Wissenschaften, aber nicht im freien wissenschaftlichen Interesse. Wissenschaften und Bildung, 835

837 verfaßt . . . Distichen] . . . Distichen verfaßt 837-838 Es . . . Hofe Ho; Gr: Bemerkenswert ist das Tribunal der Wissenschaften 843 die . . . Werke Ho; Gr: Enzyklopädien 849-850 Dabei . . . sein Ho; Gr: diese sollen vollkommen fehlerfrei sein 855-858 So . . . sammelt Ho; Gr: Die Wissenschaften sind das direkte Interesse der Intelligenz, die sich in ihnen selbst Reichrum von Besitz ver­ schafft 860 Welt . . . Gedankens Ho; Gr: innere Welt

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Sammlung von Kenntnissen ist also meist empirischer Natur, nicht theoretisch, nicht [ein] freies Interesse des Gedankens als Gedanke, sondern die Wissenschaften stehen wesentlich im Dienst des Nütz- 865 liehen, des Vorteilhaften für den Staat. Der Staat hat die Wissen­ schaft in seiner Gewalt, als Mittel, und es wird deswegen das bloß gelehrte Leben, bloßes Interesse an der Wissenschaft als Wissen­ schaft, vom Staat nicht begünstigt [oder] befördert. Wenn wir nun den Zustand der Wissenschaften selbst betrachten, so sehen wir, 870 daß der hohe Ruhm der chinesischen Wissenschaft verschwindet. * [2.] Was die Schriftsprache der Chinesen betrifft, so ist sie den Chinesen eigentümlich und ist etwas vielfach Bewundertes. Sie hat zweierlei Seiten. Die Seite, die uns angeht, ist, daß die Schriftsprache anzusehen ist als ein großes Hindernis für die Ausbildung der 875 Wissenschaften, oder man kann vielmehr sagen, weil die Wissen­ schaft nicht als solche vorhanden ist, ist auch ihr Mittel so schlecht. Die Schriftsprache ist Hieroglyphe, nicht Ausdruck der Töne. Bei uns sind die Töne Zeichen der Vorstellung, für diese Töne haben wir wieder Zeichen. Der Buchstabe ist also Zeichen des Zeichens 880 der Vorstellung. Bei den Chinesen ist dieser Umweg nicht, daß sie durch den Buchstaben Töne, durch Töne die Vorstellung bezeich­ nen. Die Zeichen der Buchstaben sind sogleich Zeichen der Vor­ stellung. Das hat großen Männern imponiert, so daß sie es für allge885 mein wünschenswert gehalten haben. Was in dieser Rücksicht in Betreff der Tonsprache der Chinesen gesagt werden kann, so ist sie arm und einsilbig. Unsere Tonsprache wird durch die Schriftsprache gebildet. In unserer Tonsprache liegt wenig mehr als in der Schrift. Bei den Chinesen ist dies der Fall nicht. Ihre Tonsprache ist arm. Manche Wörter der Tonsprache 890

868-869 an . . . Wissenschaft Ho; Gr: von Kenntnissen als solchen 871 der . . . Wissenschaft Gr; Ho : des chinesischen Wissens 875 anzusehen Ho; Gr: zu erkennen 876-877 weil . . . schlecht Ho; Gr: Weil das Interesse für die Wissen­ schaft nicht vorhanden, so haben sie sich kein besseres Instrument erfunden 878-880 Bei . . . Zeichen Ho; Gr: Unsere Buchstaben sind Zeichen der Töne, welche selbst Zeichen der Empfindung sind 888 die Schriftsprache Gr; Ho : Lesen und Schreiben

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haben 25 ganz verschiedene Bedeutungen. Der Unterschied dieser Bedeutungen geht daraus hervor, daß sie verschieden akzentuiert, langsamer, schneller, leiser, lauter gesprochen werden. Die Chine­ sen haben ein sehr feines Ohr. Es ist daher dies eine große Unvoll* kommenheit. Was die Schriftsprache selbst betrifft, so ist dies herauszuheben, daß sie das größte Hindernis der Beförderung der Wissenschaft ist. Unsere Schriftsprache ist höchst einfach. Durch die wenige Anzahl unserer Schriftzeichen wird die Vielheit der Töne beschränkt und 900 bestimmt. Ihre Schriftsprache beschränkt nicht so wie unsere die Mannigfaltigkeit der Töne. Eine ungebildete Sprache läßt sich nicht schreiben wegen der Mitteltöne. Die gebildete Sprache ist bestimmt in Ton und Schriftzeichen. Diese sind bald gelernt. Das übrige ist die Verbindung der Töne, wobei dem Gedächtnis nichts weiter 905 braucht einverleibt zu werden. Die Chinesen haben nicht 26 Schriftzeichen, sondern viele tausend Zeichen. So sind die Anzahl der für den gewöhnlichen Gebrauch nötigen 9 35 1 und nach einigen willkürlich über 10000 ; für die Gelehrten sind 80-90 000 erforder* lieh. Dann sind noch Verbindungen [der Wörter) zu erlernen, die 910 zum Teil symbolisch, zum Teil ganz willkürlich sind . Man muß also wieder die Verbindung selbst lernen. Es ist also nicht viel ge­ wonnen, daß viele Zeichen nur Zusammensetzungen sind. Man hat vornehmlich den Nutzen der Hieroglyphen bei uns darin gesetzt, daß viele Völker dieselben Zeichen erlernen und verstehen können, 915 ohne die Tonsprache der anderen zu verstehen. Dieser Vorteil fällt * bei den Chinesen fort, weil sie seit je alles für sich behalten.

891 25 Ho; Gr: 12-15 891-892 dieser Bedeutungen Gr; Ho : der Schrift in der Tonsprache 892-893 geht . . . werden Gr; Ho : wird durch die Verschiedenheit des Akzentuierens des Tons oder des Lauten und Leisen, Langsamen und Schnellen ausgedrückt 908 80-90 000 Gr; Ho : 9 oder 10 000 909 Dann . . . erlernen Ho; Gr: Viele sind Verbindungen 914 Völker . . . Zeichen Ho; Gr: Nationen die Zeichensprache 914 verstehen Gr; Ho : haben 915 verstehen Gr; Ho : erlernen

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[3.] Was nun die Wissenschaft selbst betrifft, so ist von ihr viel Rühmens gemacht. Der berühmteste wissenschaftliche Mann ist Konfuzius [Kung Fu Tse] . Seine Bildung ist meist moralischer Art. Er war ein Moralist überhaupt, eigentlich Philosoph nicht ; denn die 920 Theorie, die sich im Gedanken als solchem bewegt, findet sich bei ihm nicht. Er war einige Jahre ein rechtschaffender Minister und reiste dann mit seinen Schülern umher. Seine Lehren sind herausge­ sprochen wie die Spruchwörter Salomons . Doch zur Wissenschaft wird noch mehr gefordert. In neueren Zeiten ist ein Buch von ihm 925 übersetzt; aber nach Rezensionen gereicht es nicht sehr zu seinem Ruhm. Mit Plato , Aristoteles, Sokrates ist er nicht zu vergleichen. * Er war ungefähr, was Solon war, wenn wir annehmen, daß dieser Gesetzgeber seines Volkes war. Seine Lehren sind die Grundlage des * moralischen Unterrichts, besonders bei den Prinzen. Was nun das Nähere betrifft, so wollen wir es nur kurz bemer­ ken. In besonderen Wissenschaften haben die Chinesen schon früh große Fortschritte gemacht, die aber oft bestritten [worden] sind. In neueren Zeiten ist man näher mit dem wissenschaftlichen Zustand bekannt geworden, so daß man ihn zu beurteilen vermag. Als die 935 entwickelste Wissenschaft sah man bei ihnen die Physik an. Sie kannten den Magneten und den Gebrauch der Magnemadel früher als wir. Sie sagen, der Magnet richtet sich nach Süden. Dies ist ebenso richtig. Thermometer, Barometer, Luftpumpen, die Pendel­ uhr, Hebel sind ihnen erst durch die Europäer bekannt geworden, 940 auch die Theorien [dazu] , die eigentlich wissenschaftlichen, sind ih­ nen nicht bekannt. Also scheint es bei ihnen auch mit der Physik * nicht weit gekommen zu sein.

920 Philosoph Ho; Gr: Moral-Philosoph 928-929 Er . . . war Ho; Gr: er war nicht Gesetzgeber wie Solon 933-935 In . . . vermag Ho; Gr: Wir sind im Stande , ein ganz gültiges Urteil abzugeben 935-936 Als . . . an Ho; Gr: Sie haben den physikalischen Ruhm 937 den] im 938 richtet Ho; Gr: dreht 941-942 auch . . . bekannt Gr; Ho : Auch an die Theorie, . . . , wenden sie sich

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Am berühmtesten sind die Chinesen durch die Astronomie ge945 worden. Delambre, Laplace haben bestimmte Nachrichten darüber und räumen ihnen das Verdienst ein, eine lange Reihe alter Beob­ achtungen zu haben, nach denen sie die Länge des Jahres ziemlich genau berechnet haben, eine Sonnenfinsternis beobachtet [zu haben] im Jahre 1 100 v. Chr., ebenso sehr richtig die Fortrückung der * Nachtgleichen. Sie haben also das Verdienst sehr lang fortgesetzter Beobachtungen, allein dies ist noch keine Wissenschaft. Sie haben auch 2000-jährige metereologische Beobachtungen, aber nicht mit Barometer und Thermometer, gemacht, sondern nur mit Bemer* kung von Regen und Wind. Die Europäer können durchaus nichts 955 von ihnen lernen. [Eine] eigendich astronomische Wissenschaft muß bei den Chinesen nicht gesucht werden. Die eine Ursache ist, daß der Kalender, dessen mathematischer Teil seit 200-300 Jahren von den europäischen Missionaren, die dort ordentliche Kollegien haben, gemacht wird, weil die Chinesen darin zu unwissend sind. 960 Den astronomischen Teil machen die Chinesen. Die andere Ursa­ che ist, daß sich die Chinesen zwar seit alter Zeit der Röhren be­ dienten zur Beobachtung der Sterne, aber keiner Teleskope und Pendeluhren (die sie erst von den Europäern kennenlernten). Im kaiserlichen Palast zu Peking befinden sich jetzt zwar die schönsten 965 europäischen Teleskope und Pendeluhren, die der Kaiser von den Engländern zum Geschenk erhalten [hat] . Allein auf den astronomi­ schen Türmen zu Peking bedient man sich ihrer nicht als etwas * Neuem. Ebenso empirisch werden auch die anderen Wissenschaften ge970 trieben. Bei der Medizin ist hier die Grundlage der Umlauf der Säfte. Die Hauptkur besteht also in der Stellung des Körpers des 952-953 nicht . . . gemacht Ho; Gr: den Barometer und Thermometer und deren Gebrauch kannten sie hierbei nicht 957-959 dessen . . . wird Gr; Ho : aber in demselben seit 300 Jahren das Astronomische von Europäern besorgt wird 964 schönsten Ho; Gr: vortrefflichsten 970 Umlauf Gr; Ho : Lauf 971 Die Hauptkur Ho; Gr: Das Hauptmoment 97 1-972 in . . . Kranken Ho; Gr: dem Kranken gewisse Stellungen anzu­ weisen

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Kranken. Von der Mathematik läßt sich wenig in China sagen. Ihre Mathematik besteht in Geometrie. Man behauptet, daß sie den py­ thagoreischen Lehrsatz kennen ; aber es wird nicht angegeben, ob auch den Beweis . Zu rechnen verstehen die Chinesen zwar sehr gut, 975 aber durch Maschinen. Algebra, höhere zumal, wird bei ihnen nicht angetroffen. Ihr Zahlungssystem ist die Dekadik nicht, wie bei uns, sondern es ist die Dyadik, mit 1 und 0 schreiben sie alle Zahlen, was beweist, wie wenig die Chinesen überhaupt in Beziehung mit anderen Völkern standen. In Ansehung der Algebra ist noch zu bemer- 980 ken, daß sie z. B. die Logarithmen, Sinus, Tangenten gar nicht ken­ nen. Von der Chemie haben sie auch Kenntnis, aber nur in Betreff auf die unmittelbare Anwendung. Ebenso steht es mit der Mecha­ nik, Hydraulik, worin sie sinnreich sind in der Erfindung einfacher Maschinen, oft geschickter als die Europäer ; das ist aber nicht Wis- 985 senschaft. Außerdem sind sie künstlich in einer Menge von Dingen, * z. B. Insekten, Sammlungen von Kupferblechen. In Ansehung der schönen Kunst geht aus dem vorigen hervor, daß die ideale Kunst bei ihnen nicht kann aufblühen. Das Ideale will vom inneren, freien Geist konzipiert sein, nicht prosaisch, son- 990 dem so, daß sie zugleich mit einem Körper angetan ist. Im Mecha­ nischen der Künste zwar sind sie geschickt, aber die schöpferische Kraft des Geistes, die freie Innerlichkeit, fehlt bei ihnen. Die Pro­ duktivität kann bei ihnen nicht gesucht werden. Sie haben schöne Landschaftsmalereien, haben Portraits, kommen aber nicht einmal 995 zu dem Schein, der bei uns durch Schatten und Licht hervorge­ bracht wird. Sie sind sehr genau in Abzeichnungen, z. B. der Schuppen des Karpfen. Die Blumenmalerei ist bei ihnen gut in An­ sehung der genannten Ausführung. In allem diesen sind sie höchst genau, aber das Ideal ist ihnen höchst fremd . Nur in der Garten- 5 978 die Dyadik Ho; Gr: dualisch 980 Völkern Ho; Gr: Nationen 983 auf . . . Anwendung Ho; Gr: für den Gebrauch 984-985 der . . . Maschinen Ho; Gr: einfachen mechanischen Vorrich­ rungen 994-995 haben . . . Landschaftsmalereien Ho; Gr: sind schöne Land­ schaftsmaler

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kunst exzellieren sie. Ihre Gärten sind sehr schön, nicht steif und * abgezirkelt. Was endlich die Religion betrifft, so hat deren Kenntnis Schwie­ rigkeit, weil die Europäer nur, insofern sie Missionare [waren] , hat­ to ten Kenntnis erlangen können, aber als Missionare es wiederum ih­ * rer Religion wegen nicht konnten. Die Staatsreligion muß in China zunächst von der Privatreligion geschieden werden. Der Hauptsache nach ist die Staatsreligion nach einer Seite hier patriarchalische Religion, aber sie hat auch noch an15 dere Seiten, nach denen sie sich davon unterscheidet. Diese alte, einfache, patriarchalische Religion können wir kurz so ausdrücken, daß der Mensch Gott als den Herrscher der Erde und des Himmels anbetet, der einfach, ewig, gütig, gerecht [ist] , das Gute, die Tugend belohnend, das Böse, das Verbrechen bestrafend. Diese reine, einfa20 ehe Religion ist wesentlich Staatsreligion der Chinesen. Sie ist rein und einfach ihrer Abstraktion wegen. Aus solcher Vorstellung des göttlichen Wesens ist der Reichtum, die Tiefe der Natur und des Geistes verbannt. Gerechtigkeit, Güte sind Tätigkeitsweisen des Ab­ soluten ; aber es ist nicht ausgesprochen, was das Absolute ist. Dieses 25 Patriarchalische, der Mensch in diesem Zustand, in dieser Abstrak­ tion, ist so, daß er in die Tiefe seiner selbst und der Natur noch nicht hinabgestiegen ist, noch keine Probleme der Natur und des Geistes, als im Göttlichen aufgelöst, finden will . Dieses Einfache also [ist] die Staatsreligion der Chinesen. 30 [ 1 . ] Ihr höchstes Wesen nennen sie Thien (Tiän] , Himmel, auch * Schang-ti (Sh:ingdi] , der höchste Herr. Die Jesuiten haben zugege9-10 hatten . . . köt?-nen Ho; Gr: Ihre Religion ist nicht ganz durch die Missionare auszuforschen gewesen 17 den . . . Himmels Ho; Gr: Herr von allen 18-19 die . . . bestrafend Gr; Ho : der das Böse belohnet, das Gute bestrafe 21 ihrer . . . wegen Ho; Gr: wegen dieser abstrakten Gedanken 23 verbannt Gr; Ho : nicht vorhanden 23-24 Gerechtigkeit . . . ausgesprochen Gr; Ho : Die Abstraktion von Macht etc. sprechen nicht aus 27-28 noch . . . will Ho; Gr: und hat da Probleme der Auflösung wert gefunden

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ben, daß Tiän oder Shangti unser Gott sei, daß auch wir Gott so er­ kannt haben. Die anderen Missionare aber erklärten die Religion der Chinesen für Heidentum und gar nicht christlich. Ein zweiter Punkt der Streitigkeit war, daß die Jesuiten den Chinesen die Ver- 35 ehrung ihrer Toten erlaubten, die anderen Missionare aber es ver­ boten. Einige haben diese mit den Heiligen in eine Reihe gestellt, andere haben die Heiligen der katholischen Kirche nur so statuiert als Fürbitter. Eine solche Verehrung wie die der Chinesen kommt bei den meisten alten Völkern vor. Tiän heißt wörtlich der Hirn- 40 mel, und also war der Streit, ob das solle das Natürliche des Him­ mels sein, oder das , was wir Gott nennen. Dieser Streit ist bei allen * alten Völkern, z. B. bei den Persern [in Rücksicht auf] das Licht : Haben sie darunter das natürliche Licht gemeint oder das Licht des Gedankens? Ebenso bei den Ägyptern Osiris : Ist das der Nil oder ist 45 es ein Symbol eines Inneren? [Man] fragt sich [also] , ob der Him­ mel, das Licht, Osiris nur sollen Zeichen [eines] reinen Geistigen, Innern sein oder ob es die natürlichen Dinge selbst sind, welche diese Zeichen bezeichnen sollen. Eine dritte Meinung ist, daß unter diesen Bildern verstorbene Individuen verehrt würden. Dieser Streit so in Ansehung aller Mythologie dauert bis auf den heutigen Tag [an] . Wenn man so diese Ansichten scharf unterscheidet, ist allerdings ein Gegensatz. Aber das Richtige ist wohl, daß man bei keinem Volk sagen könne, daß sie das Sinnliche allein für das Göttliche ge­ nommen haben, da es der Natur des Geistes notwendig ist, nicht bei 55 ihrem Natürlichen stehenzubleiben, sondern zu einem Inneren fortzugehen. Alle reinen Religionen sind ein Hinüberspielen des Sinnlichen zum Gedanken. Sobald sich der Gedanke in den Gegen­ stand vertieft, so ist es ein Gedachtes, Allgemeines. Was nun näher dies betrifft, wie die Chinesen von ihrem Tiän 60 sprechen, so könnten wir viel anführen, doch wollen [wir] nur dies 36 ihrer Toten Ho; Gr: der Vorfahren 39 kornrnt] kornrnen 53-55 Aber . . . haben Ho; Gr: wie auch in den Vorstellungen reiner Religionen das Sinnliche und der Gedanke durcheinander spielt, so gewiß haben auch diese Völker das Sinnliche und den Gedanken 56-57 zu . . . fortzugehen Ho; Gr: muß ein Inneres vor sich haben

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erzählen: Die Jesuiten haben 1 7 1 1 unter Kangxi eine Kirche gebaut, zu der der damalige Kaiser selbst die drei Inschriften auf das Fronti­ spiz hat setzen lassen. Die erste [lautet] : »Dem wahren Prinzip aller 65 Dinge«, die zweite : »Es hat keinen Anfang gehabt und wird kein Ende haben, es hat alle Dinge geschaffen und erhält alle Dinge«, die dritte : »Es ist unendlich, es ist unendlich gut und ist unendlich ge­ recht, es regiert alles mit der höchsten Macht.« Die Chinesen also sprechen von ihrem Gott, wie wir es im Alten Testament von Je70 hovah lesen. Der Nachfolger Kangxis erließ ein Reskript, als meh­ rere Mandarinen wegen Mißwuchs an den Kaiser schrieben. Sie er­ zählten, daß da, wo das Bildnis eines alten Generals aufgestellt wor­ den sei, der Mißwuchs nicht sei. Der Kaiser antwortete, daß es nicht seine Meinung gewesen sei , jenes Bildnis darum aufzustellen. 75 Es sei ein stetes Verhältnis der Menschen zum Tian. Tritt ein sol­ ches Unglück ein, so müßten die Menschen in sich zurückgehen und sich fragen, ob sie und welche Fehler sie begangen haben, so daß sie diese Strafen auf sich gezogen hätten. So tue er selbst, der Kaiser es, wenn er von solchem Unglück höre, indem er sich frage, so wodurch er dasselbe auf sein Reich gezogen. Wenn das Volk recht tue, so würde Tian auch Hilfe leihen ; denn Reiche und Völker wä­ ren nur gestürzt und gesunken, wenn die Völker vom Rechten und Guten gewichen wären. Wenn die Menschen von ihrer Pflicht ab* wichen, dann verwandle Tian seine geneigte Gesinnung in Strafe. 85 Dies sind die Gedanken über das höchste Wesen, [und] diese Vor­ stellungen sind ganz dem gemäß, was man im Alten Testament fin­ det. 66 es hat alle . . . Dinge Gr; Ho : es ist der Anfang aller Dinge, regiert alle, und ist aller Herr 67-68 Es . . . Macht Gr; Ho : es regiert alle mit höchster Macht, Güte, Gerechtigkeit 71-72 Sie erzählten] erzählten sie 72 alten Ho; Gr: gewissen 74 Meinung Ho; Gr: Absicht 74 jenes . . . aufzustellen Ho; Gr: daß sie dergleichen Anstalten hätten treffen sollen 75 Es . . . Tian Ho; Gr: es sei eine unendliche moralische Beziehung in der Welt

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Von dieser Seite also können wir die Religion patriarchalisch nennen. Dies einfache, abstrakte Wesen also steht bei den Chinesen an der Spitze. Die gelehrten Chinesen, welche die Missionare 90 Atheisten in der Staatsreligion nennen, nehmen dieses abstrakte * Wesen als das Primitive des Verstandes, [als) das innerste Wesen der Welt in der Bedeutung, die man kann dem Schicksal geben, etwa die Gesetze der Natur als das , was die Natur hervorbringt. Aus die­ sem Primitiven sei alles hervorgegangen. Die Chinesen haben im 95 allgemeinen die Vorstellung eines gerechten Herrschers der Natur und menschlicher Handlung. Hinzuzufügen ist, daß der Kaiser al­ lein Sohn des Himmels, des Tiän, heißt und diesem allein Opfer für sein ganzes Volk bringt. Das Opfer bringt der Kaiser allein, voll­ zieht allein die gottesdienstliche Handlung. Die Chinesen haben 100 mehrere Feste, wo der Kaiser bei öffentlichem Aufzuge opfert. Die Hauptfeste sind zu unseren Weihnachten, im Wintersolstitium, das zweite in den Frühlingsäquinoktien, wo der Kaiser ackert, nicht um diesen Stand politisch zu ehren, sondern es ist Gottesdienst. So pflegt die Kaiserin ihrerseits Seidenwürmer. Ein drittes Fest ist zu 105 Johannis, im Sommersolstitium. Ein viertes würde zum Herbst ein­ treten, welches jedoch früher gefeiert wird, indem vom Kaiser ein Reskript da ist, wonach er nicht bis zum Herbst warten will , um dem Himmel für die Fruchtbarkeit zu danken. Die Hauptfeste also entsprechen den vier Jahreszeiten. In früheren Zeiten brachten die 1 1 0 Kaiser die Opfer auf hohen Bergen dar, welche Yo heißen. Es gab ihrer vier nach den Himmelsgegenden. Später aber wurde der Platz der Feste in die Paläste verlegt. Hier nun demütigt sich der Kaiser vor dem Shangti. Es ist ein großer Zug. Bei einem solchen Festzug sind oft 2 000 gelehrte Mandarinen und ebensoviele Kriegsmandari- 1 1 5 nen. Besonders große Feste werden noch bei Eintritt einer Sonnen­ oder Mondfinsternis begangen, bei denen das Volk sich auf die Stirn wirft. Die gelehrten Mandarinen aber beobachten sie. In diesem al­ len, was wir angeben, liegt die nähere Beziehung der religiösen Anschauung auf die Naturbestimmtheit. *

92 das . . . Verstandes Ho; Gr: den primitiven Verstand 1 19-120 der . . . Naturbestimmtheit Ho; Gr: auf Religion

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[2.] Ein zweites Moment dieser Religion ist, daß der Tiän zwar der eine Herr ist, aber nicht polemisch, so daß er allein solle geehrt werden, sondern Vielfaches hat unter diesem Einen Platz, so daß es in China viele Sekten gibt, Juden seit mehr als 1 000 Jahren, außer* dem viele Mohammedaner. Auch wird die Verbreitung der Chri­ sten nicht gehindert, wenn ihre Religion es nicht mit sich zu führen schien, daß man sich gegen die Verordnungen des chinesischen Rei­ ches auflehne. Außer dem Tiän verehren die Chinesen Tschen, Ge* nien, wie griechische Dryaden etc . , Seelen der natürlichen Dinge, 1 30 unterschieden vorgestellt von den Gegenständen, deren Wesen sie sind. Wesentlich ist es der Vernunft, daß das Absolute nicht dieses eine Unbestimmte sei, sondern sich besondere, und daß das Beson­ dere, Bestimmte auch in dem Absoluten gesetzt und in ihm er135 kannt, gewußt und angeschaut wird . Unser denkender Verstand faßt das Sonnensystem in der Bewegung auf, als sich nach Gesetzen bestimmend. Diese Gesetze sind die Seele des Sonnensystems . Das Gesetz ist so ein Allgemeines, aber nur die Besonderheit ins Allge­ meine erhoben. Dies Besondere ist dadurch auf das Eine bezogen. 140 Dieses Allgemeine ist in Gott, dem einen Allgemeinen, zu wissen, und so sagen wir, Gott hat dies so gemacht. So sprechen wir [von] diesem Allgemeinen [als] von dem einen Allgemeinen gesetzt, er­ kennen aber dies Besondere noch nicht in ihm, weil wir ihn als Macht fassen, außer derer aber dieses besondere Allgemeine liegt. 122-123 er . . . Platz Ho; Gr: neben ihm nicht geduldet werden soll, sondern vieles hat neben ihm Platz 124-125 Juden . . . Mohammedaner Gr; Ho : Juden, Mohammedaner, Christen sind gelitten 125-128 Auch . . . auflehne Gr; Ho : Die christliche Religion könnte ausgebreitet werden, wenn sie nicht manche Gesetze des Staates verwerfen müßten 128-131 Außer . . . sind Ho; Gr: Die Chinesen verehren Genien, Tschen, einzelne Naturgegenstände 133-134 das . . . Bestimmte Gr; Ho : die Besonderheit 137-139 Das . . . erhoben Gr; Ho : Dieses Allgemeine ist aber eine Art nur des Allgemeinen, noch das Besondere nur allgemein gernacht 142 gesetzt] als gesetzt 144 derer aber] aber derer

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Dieses Absolute ist noch nicht als selbst so in sich bestimmt aufge- 145 faßt. Indem nun der Tiän der Chinesen der Bestimmtheit entbehrt, so fällt sie außer ihn, und dieses Allgemeine, zu dem das Besondere erhoben ist, liegt außer ihm. So hat man im Alten Testament einer­ seits den Jehovah, andererseits die Elohim gesetzt. Die nächste Erhebung, die das Allgemeine selbst noch nicht in t so seiner Bestimmtheit faßt, ist die, dem Allgemeinen des Besonderen Seelen zu geben, als welche wir die Genien der Chinesen finden. Es sind dies Genien aller Dinge. Sonne, Mond, Sterne , Zeit, die Jahre und Stunden, alles hat seinen Tschen. Die Tschen lieben die Men­ schen und sind untergeordnet untereinander wie die Mandarinen. * Alle Provinzen, alle Städte haben ihre Tschen. Es gibt vornehme und niedere, und zum besten der Menschen [und] böse Genien. Die bösen Geister heißen Gui, und diese sind im Kampf mit den Tschens. Einige Tschens haben vieles zu tun, andere nicht, die sich * dann zu einem Menschen oder Tier machen können. Als Menschen 160 ständen sie der Verschlechterung ausgesetzt. Der Kaiser, der Sohn * des Tiän, kann auch den Tschens ihre Plätze und Verrichtungen und Ämter anweisen, und zwar durch den Hofkalender. In der chi­ nesischen Geschichte [kommen] bei Veränderung einer Dynastie immer lange Erzählungen vor, wenn der Kaiser nämlich auch die 165 unsichtbare Welt anders verteilt [und] die Ämter alle verändert. Als Tschens werden auch Verstorbene genommen, die dem Staat treu gewesen waren. Die Tschens haben überall ihre Tempel. An sie wendet man sich in der Überzeugung, daß von ihnen alles Natür­ liche abhänge . Geschieht ein Unglück in der Provinz, so wird der 110 146 der Tiän . . . entbehrt Ho; Gr: bei den Chinesen die Bestimmtheit in dem Allgemeinen noch nicht gegeben ist 147 sie . . . ihn Ho; Gr: die Bestimmtheit außer das Allgemeine 150-152 die das . . . geben Ho; Gr: der Besonderheit in das Allgemeine ist, daß der Vorstellung solcher Besonderheiten besondere Gestalten gege­ ben werden 163 und . . . Hofkalender Ho; Gr: was im Hofkalender angezeigt wird 165 immer Ho; Gr: einmal 170 der] dem 170-171 Geschieht . . . geschmäht Ho; Gr: Bei gelegentlichem Unglück wird dies dem Tschen verwiesen

Die orientalische Welt

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Tschen geschmäht , und der Hauptmandarin kann ihn zu Strafe das *

nächste Jahr aus dem Kalender absetzen. Die Tschens werden eigentlich nicht als Götter verehrt , sondern als unter dem Tiän ste­

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hend . Von diesen Tschens haben die Chinesen Idole , Götzenbilder.

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In diesen Tempeln sind zum Teil scheußliche Götzenbilder aufge­ stellt. Die Tempel der Tschens haben Priester. Von diesen Bonzen gibt es eine große Menge Klöster, wo sie unverheiratet bleiben, auch gibt es Nonnenklöster. Im Peking rechnet man die Tempel

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[aufj 1 0 000 . Die Klöster haben sich überhaupt sehr vermehrt , so

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daß die Kaiser sie mußten beschränken . Ein Kaiser hat 25 Mann , Bonzen ins bürgerliche Leben zurückkehren lassen und hat 5 000

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Klöster aufgehoben . An diesen Punkt der Tschens und Klöster knüpft sich der große Aberglaube der Chinesen. Bei jedem Unglück wenden sie sich an Bonzen und Idole . Diese Bonzen sind beständige

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Ratgeber , auch sagen sie wahr und dergleichen . Eine Hauptsache ist bei ihnen die Lage des Hauses und noch mehr die des Begräbnis­ platzes , indem sie überzeugt sind , daß von diesem das Glück oder Unglück der Familie abhänge . Winkel werden durch Drachen ge-

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bannt und von ihnen die günstigen Begräbnisplätze ausgesucht.

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Und dieser Aberglaube setzt die Unfreiheit des innerlichen Geistes voraus , die wir bei ihnen sahen. [3.] Wir bemerken nun schon , daß es besondere Sekten gäbe . Die eine ist die des Lao-Tse . Bei diesen fängt eine ganz andere Ordnung an. Sie stellen sich vor , durch Zurückziehen in sich selbst, durch

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Studium etc . eine Herrschaft über die Tschen zu erlangen. Das Weitere ist, daß die tiefer Eingeweihten durch strenge Ausübung selbst zu Tschen werden . Hier also ist ein Anfang der Erhebung des Menschen zum Göttlichen , der absoluten Identifikation mit dem

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göttlichen Absoluten. Eine zweite ist, daß der Lamadienst sehr aus-

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gebreitet ist. Die kaiserliche Familie , besonders die aus dem Stamme Mandschu , hängt dem Lama an. Die Privatreligion des Kaisers ist

194 stellen . . . vor Ho; Gr: glauben 195 eine . . . erlangen Gr; Ho : der Tschens Meister werden 1 95-196 Das . . . ist Ho; Gr: viele andere glauben aber 1 98-199 dem . . . Absoluten Ho; Gr: etwas Höherem

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Der Gang der Weltgeschichte

die Lamaische , daß ein leb endiger Mensch dafür angesehen werde , als hab e in ihm gegenwärtig die Gottheit ihr Dasein . Dies hängt zu-

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sammen mit der Religion des Buddha. Die Religion des Fo ist sehr berühmt , ob diese eins mit der des Buddha [ist] , ist noch zweifel-

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haft . Eine Hauptvorstellung bei der Foischen Religion ist [die der] Metempsychose , so daß alle Gestalten, Mensch, Gestirne etc . nur Formen , Offenb arungen des Einen, Ab soluten sind . Ferner setzen die Anhänger dieser Religion das Höchste in das Nichts , so daß der Mensch sich dann zu Gott erheb e , wenn er allen Empfindungen des

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Besonderen entsage , sich zu der ab strakten Anschauung mache , einen Punkt erreiche, wo Gutes und Böses , so wie alle Verschieden­ heiten , verschwunden seien und [der Mensch] sich ganz in die Leer­ heit , in das Unb ewegte senke . Also das ganz Leere soll gesucht werden .

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Von dieser Darstellung des ersten patriarchalischen Reichs gehen wir üb er zu dem zweiten , zu Indien.

*

Indien Dies ist das Stromtal des Indus und des Ganges . Hier b eginnt schon eine b estimmtere Verwicklung mit den Geb irgen . Indien ist gegen

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die übrige Welt aufgeschlossen, und so erscheint [es] als ein wirksa­ mes Glied in der Kette der Weltgeschichte , während das chinesi­ sche Reich außerhalb dieser liegt , ein erstes ist , das ab er noch nicht angefangen hat , auch nicht aus sich hinausgeht . Indien zeigt sich der Vorstellung gleich als ein weltgeschichtliches Volk. Von hier sind Weisheit , Wissenschaft , Bildung wie Schätze der Natur herge­ leitet worden . Nichts ist , was daher nicht gekommen. So haben alle Völker ihre Blicke dorthin gewendet , einen Weg dahin zu finden ,

202-203 daß . . . Dasein Ho; Gr: daß ein gegenwärtiger lebendiger Mensch Sitz der Gottheit sei 206 Hauptvorstellung Gr; Ho : Hauptsache 2 10-2 1 1 allen . . . Besonderen Ho ; Gr: allen besonderen Gedanken 223-224 das . . . hat Ho ; Gr: das aber nicht den Anfang macht 224-225 Indien . . . Vorstellung Ho ; Gr: Die Vorstellung zeigt Indien

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um zu den Schätzen zu kommen. Einen Zusammenhang mit diesem Quell sich zu verschaffen, ist ein durchgehendes Moment durch die Völker. Keine große Nation gibt es, die sich nicht in In­ dien einen größeren oder kleineren Fleck erworben hat. [ 1 .] Zuerst nun wollen wir versuchen, das indische Prinzip [zu] erfassen, im Gegensatz zu dem chinesischen. Gegen China erscheint Indien als Phantasieland, als Land der Wunder. In China war alles phantasieloser Verstand, prosaisches Leben, wo selbst das Gemüt von außen bestimmt, festgesetzt und gesetzlich geregelt wird ; in In­ dien ist dagegen kein Gegenstand, der fest bestimmt gegen Poesie und Phantasie wäre, sondern jeder ist von der Phantasie verkehrt, wunderbar gemacht. In China ist die Moral Inhalt des Gesetzes ; in Indien sind zwar auch feste Regeln und Gesetze, ja eine ungeheure Menge Bestimmungen des Verhaltens, aber diese Bestimmungen haben nicht das Sittliche, Gemütliche, Moralische zu ihrem Inhalt, sondern sie haben den Aberglauben zu ihrem Inhalt. Diese sind Handlungen, die ihrer Form wie dem Inhalt nach geist- und ge­ mütlos sind. Das Leben der Inder setzt sich zusammen aus solchen geist- und gemütlosen Formen. Die Chinesen haben, indem sie auf der einen Seite ihre prosaische Verständigkeit haben, auf der ande­ ren Seite ihren Herrscher, der über alle herrscht, einen steten Aberglauben im Gegensatz des Verständigen ; bei den Indern gibt es kei­ nen solchen Aberglauben wie bei den Chinesen, sondern ihr ganzer Zustand ist als eine Träumerei aufzufassen. Vernünftigkeit, Morali­ tät, Subjektivität sind vernichtet, hinweggeworfen, und so kommt der Mensch nur zu sich selbst, zu einem Positiven, durch Ausschweifung der Einbildungskraft. Wilde Einbildungskraft mit sinn­ lichem Genuß einerseits, andererseits eine völlig tote Abstraktion der Innerlichkeit sind die Extreme, zwischen denen sich der Inder 229 231 231 232 234 236 252

um . . . kommen Gr; Ho : diese Schätze zu erhalten durch . . . Völker Ho; Gr: der Geschichte Keine . . . Nation Ho; Gr: kein großes Volk hat] habe zu dem] auf das Gemüt Ho; Gr: Gemütliche Vernünftigkeit Ho; Gr: Vernunft

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Der Gang der Weltgeschichte

hin- und herwirft. So ist der Inder wie ein gänzlich herunterge­ kommener Mensch, der aller Geistigkeit bar und ledig und verzwei­ felnd durch Opium sich eine geträumte Welt, eine Welt, ein Glück des Wahnsinns, verschafft. Bei den Chinesen ist die Geschichts­ kunde die ausgebilderste Wissenschaft. Bei den Chinesen sahen wir ihre Geschichte durch 5 000 Jahre geordnet und geregelt, chronik­ mäßige , prosaische Erzählungen des Äußeren, der Taten und Bege­ benheiten, hin und wieder mit Nutzanwendungen verbrämt. Bei den Indern hingegen ist an eine Geschichte, an Chronologie, Dar­ stellung einer Wirklichkeit, nicht zu denken. Alles Gegenwärtige und Bestehende verflüchtigt sich ihnen zu bunten Träumen. Bei ih­ nen also ist keine wahrhafte Geschichte möglich. Bei ihnen ist das Auffassen bedingt durch eine Schwäche, Gereiztheit der Nerven, das sie hindert, die Gegenstände, ein festes, bestimmtes Dasein zu ertra­ gen ; sondern indem es sie berührt, verkehrt es sich ihnen in einen Fiebertraum. Sie können keine bestimmte Wirklichkeit ertragen [und) müssen träumen und lügen. Ebensowenig sind sie imstande, mit Wissen zu lügen. Auf ihre Schriften so wenig wie auf ihre Erzählungen kann man sich verlassen. Dies sind die nächsten Züge. Es hat sich ein Traum, ein schöner Duft in der Vorstellung um den Namen des Indischen verbreitet. Nachdem man aber in neuerer Zeit mit dem Geist des Indischen sich vertraut gemacht hat, ist dieser Duft zerstreut, verschwunden. Das Urteil findet jetzt etwas ganz anderes, als sich die Phantasie von diesem Wunderland vorstellte. [2.) Das Prinzip des Indischen ist nun bestimmter aufzufassen. Bei den Chinesen fanden wir das patriarchalische Prinzip, das über Unmündige herrscht. Die Chinesen sind ohne erfüllte Innerlich­ keit; ihre Innerlichkeit hat noch keinen Inhalt. Der Inhalt der Selbstbestimmung ist ihnen in einer äußerlichen Regierung, in äu­ ßeren Gesetzen, die ihn bestimmen, gegeben. Dies ist die abstrakte264-265 des . . . Begebenheiten Ho; Gr: äußere Tatumstände 268 ihnen] ihm 271 hindert] verhindert 283 Prinzip Ho; Gr: System 284 herrscht Ho; Gr: regiert 284 ohne erfüllte Gr; Ho : unerfüllte 287 ihn bestimmen] es bestimmt

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ste Innerlichkeit. Der nächste Schritt ist ein notwendiger Fortgang und zwar der, daß eine Welt der Innerlichkeit entstehe ; daher ist das Erfüllen Werden einer innerlichen Welt. Bei den Chinesen ist die Welt des Gedankens nur in Beziehung auf [den] Staat und [die] Nützlichkeit. Der nächste Fortschritt ist, daß die bisher äußerlich gesetzte Bestimmtheit innerlich werde, sich zu einer geistigen Welt gestalte, daß das Innerliche nicht bloß abstrakt sei, daß der Geist aus sich seine Welt sich erbaue und die Welt zu einem Idealismus ge­ stalte . Diesen Fortgang sehen wir im Indischen, aber hier ist der Idealis­ mus ein vernunftloser der bloßen Einbildung ohne Freiheit, ein blo­ ßes Träumen, wo die Wahrheit nur hineinspielt und die Masse des Inhalts die abstrakte Einbildung ist. Das Gegenständliche erscheint als Einbildung des Geistes, aber als begriffslose und somit unfreie. So ist das indische Leben ein träumendes . Im Traum, eben da ist dies vorhanden, daß der Mensch seine Wirklichkeit, die für sich ist, seine für sich seiende Persönlichkeit, nicht unterscheidet von dem, was ihm äußerlich ist, und daß somit der ganze Zusammenhang der Äußerlichkeit, dieser Verstand der Außenwelt, hinwegfällt. Im träu­ menden Leben der Inder ist das freie Fürsichsein des Subjekts und der Gegenstände, die Entfernung des Subjekts von ihnen und ihrer vom Subjekt, nicht vorhanden. Im Träumen ferner sprechen sich auch die tiefsten Tiefen des Geistes aus, wenn sie andererseits auch aberwitzig [und] die höchste Faselei sind. So sehen wir bei den In­ dern das Bewußtsein der höchsten Idee, der erhabensten Bestim­ mungen, aber vermischt mit den willkürlichsten Wolkengestalten. Es ist bekannt, daß es eine eigentümliche Schönheit der Frau gibt, wo das Gesicht derselben nicht die Röte der Gesundheit hat,

291 die . . . auf Ho; Gr: Meditation im Dienste des 292-293 daß . . . werde Ho; Gr: daß der Wille zu einem Innerlichen werde 294-295 daß das . . . erbaue Ho; Gr: daß sich das Sinnliche in dem Gedanken auflöse und sich die Welt daraus erbaue 295-296 die . . . gestalte Gr; Ho : die Außenwelt sich einbilde 305-306 der Äußerlichkeit Ho; Gr: des Äußerlichen 310 des Geistes Ho; Gr: der Seele

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Der Gang der Weltgeschichte

sondern [wo] eine feinere Röte wie ein geistiger Anhauch von innen heraustritt, wo alle Züge Weichheit haben. Diese weiche Schönheit haben die Frauen [nach] einigen Tagen [nach] der Niederkunft. Diese Schönheit sieht man auch in einem somnambulen Zustand, eine Schönheit, die ein großer Maler [wie] Scorel der sterbenden * Maria gab. Diese Schönheit der Nervenschwäche sehen wir in der indischen Gestalt, die Schönheit der empfindlichen Seele, die aber an Schwäche leidet, die eines freien in sich gegründeten Geistes ent­ behrt. [3 .] Wenn wir nun nach diesem Vergleich den Zustand des Indi- 325 sehen bestimmter auffassen, so ist die Grundidee des indischen Le­ bens die Einheit des Daseins des Äußerlichen und Innerlichen. Die indische Anschauung hat zur Grundlage die absolute Substantialität, die durch den Verstand noch nicht in sich getrennt ist, wo die Er­ scheinung des Akzidentellen vom Wesen nicht getrennt ist. Denn 330 diese Trennung hat den Verstand zur Bedingung. Und den Verstand vermissen wir im Indischen. Zum Verstand gehört, daß das Subjekt fest ist, sich unterscheide von einer Mannigfaltigkeit, die ebenso als in sich fest bestimmt dem Verständigen entgegensteht. Die Mannig­ faltigkeit, dem Individuum gegenüberstehend, ist selbst in einem 335 verständigen Zusammenhang. Diese Trennung des Subjekts von dem Gegenstand und der Gegenstände von ihrem Zusammenhang ist für die Inder nicht vorhanden.

316-317 eine . . . heraustritt Ho; Gr: einen Anhauch der Seele von innen heraus hat 319 somnambulen Ho; Gr: magnetischen 321 Nervenschwäche Ho; Gr: Schwäche 322 Gestalt Ho; Gr: Gestaltungen 323 gegründeten] begründet 327 Daseins . . . Innerlichen Ho; Gr: äußerlichen Daseins und der Innerlichkeit 331-332 Und . . . Indischen Ho; Gr: Dieser fehlt den Indem 332 Subjekt Gr; Ho : Individuum 333-334 von . . . entgegensteht Ho; Gr: und von sich die Gegenstände untereinander 334-336 Die . . . Zusammenhang Ho; Gr: die dann im verständigen Zu­ sammenhang erscheinen

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Wie die Dinge in ihrem Zusammenhang sind, sind sie zunächst einzelne, haben aber zu ihrem tieferen Zusammenhang Gesetze, ein Inneres , ein allgemeines Wesenhaftes, das von ihrer Einzelheit ge­ schieden ist. Das Allgemeinste dieses Wesenhaften ist der abstrakte Gott der Chinesen ; bei den Indern sind die Einzelheiten der Dinge von ihrem Zusammenhang, ihrem Wesen nicht geschieden. Darum haben wir den Pantheismus des Indischen. Es ist kein Polytheismus , sondern ihre Anschauung ist allgemeiner Pantheismus und nicht der des Gedankens wie beim Spinozismus, sondern Pantheismus der Vorstellung. Der Spinozismus, der das Einzelne selbst als nichtig betrachtet und darin nur die abstrakte Substanz festhält, denkt nur das Allgemeine als Substanz. Bei den Indern nun wird das Allgemeine nicht gedacht, sondern der sinnliche Stoff ist unmittelbar und roh in das Allgemeine hin­ eingetragen, nicht durch die Kraft des Geistes idealisiert, zur freien Schönheit erhoben, so daß das Sinnliche nur der Ausdruck des Allgemeinen wäre, sondern : der sinnliche Stoff ist bei den Indem nur noch in das Allgemeine aufgenommen und ist so nur zum Maßlo­ sen erweitert, so wie das Göttliche durch solchen Stoff bizarr ver­ zerrt und selbst läppisch gemacht wird. Denn das Göttliche wird in endlicher Form gefaßt, das Endliche in Maßloses hinausgetrieben. Es ist dies bei dem Inder nicht ein bloßes Spielen ; er macht sich keine Märchen, steht nicht über den Einbildungen erhoben, son­ dern diese Träume machen seinen Ernst aus . Das Göttliche wird durch diese Gestaltung nicht individualisiert, sondern durch solche niedrige Gestalten nur ganz erniedrigt, völlig verunreinigt und ab339-340 Wie . . . haben Ho; Gr: Dieser Zusammenhang als der von ein­ zelnen Dingen, welche . . . haben 342 Das . . . Wesenhaften Ho; Gr: das in seiner höchsten Allgemeinheit 343-344 sind . . . geschieden Ho; Gr: ist der Unterschied der einzelnen Dinge nicht vorhanden 346-347 der . . . Spinozismus Ho; Gr: der philosophische des Spinoza 352 sinnliche Ho; Gr: sämtliche 352 das Allgemeine Gr; Ho : die Allgemeinheit 354-355 Allgemeinen] Sinnlichen 360-361 er . . . Märchen Gr; Ho : damit will der Inder keine Märchen haben

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surd, wie das Endliche nur zur Miniatur, zum Wunderbaren aufgespreizt [und] ganz ins Bodenlose gestürzt [wird] . Es ist Vergött­ lichung des Endlichen und Verendlichung des Göttlichen. So kann uns die Vorstellung der Menschwerdung Gottes, Inkarnation des Göttlichen bei ihnen nicht auffallen. Denn sie ist nicht ein beson­ ders wichtiger Gedanke, indem a l l e s Inkarnation, Menschwerdung Gottes ist, der Affe, [der] Papagei, wie die Kuh usw. ; das Göttliche ist in alles eingefleischt. Das göttliche Allgemeine, Innerliche ist dem Sinnlichen eingebildet, was bei den Chinesen nicht war. Es ist eine Welt der Vorstellung bei den Indern vorhanden, eine erfüllte Innerlichkeit, aber nicht durch die Vernunft, den Begriff gebildet, sondern es ist nur eine rohe Vereinigung beider Extreme zustandegekommen. Der Grundgedanke ist die Vorstellung der Einheit des Einzelnen mit dem Allgemeinen. Das Besondere also , das mit dem Allgemeinen in Einheit gesetzt ist, ist das Sinnliche. [An und] für sich betrachtet, macht diese Einheit die Grundlage aller Wahrheit aus ; aber hier in der Einzelheit genommen, bloß so für die Vorstellung gegeben, wird diese Einheit bizarr, absurd und unwürdig. Bei dieser Versinnlichung Gottes ist zweierlei zu unterscheiden : ob der Pantheismus, die Vorstellung dieser Einheit durchaus allgemein ist, ob der, welcher in der Vorstellung dieser Einheit steht, durchaus alles Sinnliche so vergöttlicht, ringsum umringt ist vom Endlichen, das als Gott gelten muß, oder ob die Versinnlichung Gottes sich konzentriert, einschränkt auf einen unmittelbar gegen­ wärtigen Mittelpunkt. Dieser Unterschied macht den Völkerunterschied aus. Die allgemeine Zersplitterung des Pantheismus gehört dem brahmanischen Indien an, das zweite dem buddhistischen Prinzip oder dem Lamaismus. Die Völker dieses Prinzips sind vornehm­ lich die Tibetaner, Mongolen und Kalmücken, ferner die Ceylone378 Allgemeinen Ho; Gr: Konkreten 380-381 für . . . aus Gr; Ho : Abstrakt genommen ist diese Einheit das Wahre 390 macht Ho; Gr: bestimmt 391-392 Die . . . an Ho; Gr: Jene erste Anschauung ist nämlich die ei­ gentümliche der brahmanischen Inder

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sen und die auf der östlichen Halbinsel jenseits des Ganges. Der La­ maismus ist am weitesten von allen Religionen ausgebreitet. Fürs erste haben wir vom eigentlichen Indien zu sprechen. Die Vereh­ rung des Buddha ist auch in Indien bekannt. Buddha ist die neunte Inkarnation Gottes für [die] Inder, aber im Ganzen ist der brahmanische Pantheismus das allgemeine Prinzip. [ 1 .] Was die Lokalität des eigentlichen Indien betrifft, so sind die Grundlagen die Flußgebiete des Ganges und Indus, ferner das, was die Engländer Hindustan nennen und die Halbinsel Dekhan. Nörd­ lich ist das Stromgebiet des Ganges. Dieses Gebiet ist als der eigentliehe Mittelpunkt des indischen Brahmanismus anzusehen, Benga­ len, Kaschmir usf. Das andere ist das Stromgebiet des Indus, wovon der südliche Teil aber meist aus Sandwüsten besteht, die nur durch einzelne Oasen unterbrochen werden Der nördliche Teil , das Pan­ dschab [Punjab] , als zerteilt in seine fünf Ströme, ist fruchtbar. Bis zum Indus kam Alexander, und erst 2100 Jahre nach ihm, 1805 , [ka­ men] die Engländer wieder. Vom Indus haben die Inder ihren Na­ men erhalten. Ob sie so untereinander heißen oder wir sie heißen, ob sie überhaupt einen gemeinschaftlichen Namen gehabt, weiß man nicht. Der Name Hindu ist ganz unbekannt dort gewesen. Zwischen dem Ganges und Indus sind keine großen Gebirge ; aber weiter im Süden östlich vom Indus sind große Gebirgszüge, zusam­ menhängend mit den Gebirgen des Südens von Hindustan. Südlich von den Gebirgen ist der Strom Nerbudda [Narbada, Narmada] , Grenze von Hindustan und Dekhan [Deccan] , der Halbinsel . Die Küstengegenden gegen Westen wie bei Ceylon sind sehr schmal, und nur ein Saum [ist] zwischen dem Gebirge und dem Meer. Da­ hinter erheben sich hohe Gebirge, wie wir [sie] in Afrika sahen. Die anderen Küsten sind abwechselnder. Ceylon liegt dem Kap von Co­ morin gegenüber, diesem sehr nahe liegend. Hindustan und Dekhan sind also von beiden großen Stromgebieten verschieden. In 395-396 Lamaismus Gr; Ho : Lamadienst 413 überhaupt] aber 413-414 weiß . . . nicht Ho; Gr: ist unbekannt 419-420 Die . . . schmal Ho; Gr: Die malabarische Küste im Westen ist wie die afrikanische Küste schmal 425 sind] ist

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Der Gang der Weltgeschichte

den Gebirgen wohnen vollkommene Barbaren, z. B . die Depladen, * eine wilde Völkerschaft ganz ohne Kultur. Die Stromgebiete nun bewohnen im ganzen die Inder, und zwar brahmanische innerhalb des beschriebenen Prinzips, obwohl von einzelnen Völkern durchschnitten. 430 [2.] Was das politische Leben, ihre Sittlichkeit und Religion be­ trifft, so sind diese eng verbunden. Der Grundsatz des Staatslebens, wenn wir es näher angeben sollen, ist folgender : Der Staat soll überhaupt Einheit sein des besonderen Willens und des Allgemei­ nen, Verwirklichung also des allgemeinen Willens . Der Staat setzt 435 also Bewußtsein des freien Willens voraus . Der objektive Wille ist in China Gesetz, steht aber außerhalb der [Welt der] Inder. Im Chi­ nesischen sahen wir das Moralische zum Inhalt des bürgerlichen Gesetzes gemacht, so daß das Innerliche als Äußerliches gehandhabt wird ; bei den Indern ist [zwar] die Einheit des Äußerlichen und In- 440 nerlichen, aber eine Einheit, wo weder die Natur ein verständiges Ganzes ist, noch das Geistige als freier Wille diesem Natürlichen entgegensteht, sondern es ist noch die unmittelbare Einheit. Es fehlt also das Zurückziehen des Geistes in sich, wodurch er das Gesetz der Freiheit als für ihn seiend erkennt. Es fehlt also das Prinzip der 445 Freiheit sowohl als an sich seiender Wille als auch in der Form des subjektiven Willens . Es fehlt also alles zum Staat Nötige. In Indien kann also gar kein Staat sein. In China ist alles Staat; in Indien ist nur ein Volk, aber kein Staat. Indem nun ein gesellschaftliches Zusammenleben ist, und zwar 450 ein sehr gebildetes, wie gezeigt werden wird, so ist, insofern darin Mittelpunkte sind, ein Regieren. So ist für die Bestimmung dessen, was in diesem Leben sittlich, recht und moralisch sein soll, weil das 433-435 Der Staat . . . Willens Ho; Gr: Das Gesetz der geistigen Freiheit zu verwirklichen ist der Staat 440-44 1 die . . . Innerlichen Gr; Ho : die erste Innerlichkeit das Äußerliche 441 eine Einheit Ho; Gr: nur die erste Erinnerung des Äußerlichen 441-442 ein . . . Ganzes Ho; Gr: eine äußerliche Welt 442 als . . . Wille Ho; Gr: als Freies 444 in Gr; Ho : für 448 also . . . sein Ho; Gr: von einem Staat nicht die Rede sein 452 die Bestimmung Ho; Gr: das Bestimmen

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Prinzip der Freiheit mangelt, kein Grundsatz der Sittlichkeit, keine Religiosität als Gewissen usw. vorhanden ; denn alles dieses hat den Geist als Freiheit zu seinem Prinzip. Insofern also hier Regierung ist, ist ein Despotismus, ein ganz grundsatzloser, gesetzloser Despo­ tismus . In Indien ist so das Bestimmende der entwürdigendste Des­ potismus. Religion ist genug da, aber nicht Religiosität. China, Persien, die Türkei und Asien überhaupt ist der Boden des Despotis­ mus. Wenn der Herrscher, Machthaber ein böser ist, wird der Des­ potismus zur Tyrannei. Diese aber wird dann gewußt als ein zu Mißbilligendes, was verabscheut wird von den Individuen, [als] ein außer der Ordnung Seiendes. In Indien aber ist kein Selbstgefühl der Freiheit, kein Bewußtsein des Moralischen, so ist die Tyrannei in der Ordnung [und] nicht verabscheut. Dem Inder bleibt nichts als das Gefühl des Sinnlichen, das ihm genommen wird. [3.] Das dritte nun ist aber, daß das indische Volk ein Volk einer alten Bildung ist. Besonders im Talgebiet des Ganges, ebenso in dem der Narbada, ist die höchste Fruchtbarkeit; der Schlammbo­ den, den so viele schöne Ströme durchlaufen - in dem Boden der heißen Feuchtigkeit, in dieser Üppigkeit der animalischen Natur hat leicht die Bedürfnisse befriedigen lassen und früh ein Zusam­ menleben und dessen Ausbildungen hervorgebracht. Hier tritt eine höchst merkwürdige, für den Begriff des Staats von absoluter Wich­ tigkeit seiende Bestimmung ein, die dem Chinesischen entgegenge­ setzt ist. In China mangelt das Moment, daß die Idee des Staats in der Teilung konkret sei, in sich bestimmt, organisch gegliedert [als] Unterschiedenes ; [also] kein Abstractum, sondern Für-sich-gesetztSein der Unterschiede, aber so, daß sie durch das Ganze , und dieses durch sie ist. Diese Unterschiede sind Allgemeines, allgemeine Be456-457 Regierung ist Ho; Gr: regiert wird 462 gewußt Ho; Gr: empfunden 468-469 Das dritte . . . ist Ho; Gr: Das indische Volk ist ein gebildetes Volk, seine Bildung ist sehr alt 473-474 hat . . . hervorgebracht Ho; Gr: wo Friede das Zusammenleben beförderte 476-477 entgegengesetzt ist) entgegensetzte 479-481 sondern . . . ist Ho; Gr: indem sich die Unterschiede für sich als organische Glieder setzen

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Der Gang der Weltgeschichte

sonderheiten. Das Ganze des Staats ist ein Substantielles ; aber sich besondernd teilt es sich in mehrere besondere Geschäfte, die die or­ ganischen Glieder des Staats ausmachen. Diese Unterschiede sind es, die wir in Indien hervortreten sehen. Die Individuen, Familien sind die Unterschiedenen als einzelne, nicht (als] allgemeine Besonderheiten. Diese Unterschiede, insofern sie Persönlichkeiten sind, haben den weiteren Unterschied, daß die einzelnen teils können Freie, teils Sklaven sein. Dieser Unterschied von persönlicher Freiheit kann bei den Indern nicht vorkommen ; von persönlicher Freiheit kann bei ihnen nicht die Rede sein. Ebenso sehen wir die innerliche, subjektive Freiheit der Individuen für sich, das Gewissen, nicht. Diese Bestimmung haben wir in China nicht gesehen, und (sie] ist bei den Indern noch weniger zu suchen. Der wahre Staat muß auch moralische Subjekte haben, muß seinen einzelnen eine innerliche moralische Freiheit lassen. Was die allgemeinen Besonderheiten anbetrifft, die Gliederung der Geschäfte des Staats, so sahen wir sie in China eintreten. Es ist nun zu bemerken, inwiefern diese Glieder sich selbst organisieren dürfen. In China kommt es nicht dazu, daß diese Unterschiede sich zu wirklichen, besonderen Gliedern, zu Gemeinden innerhalb des Ganzen ausbilden, (denn sie] sind in China nur verschiedene Be­ dürfnisse des Staats ; bei den Indern treten diese allgemeinen Beson­ derheiten auf, und (zwar] in der eigentümlichen Bestimmtheit von Kasten. Das erste Geschäft des Staats ist intelligentes, geistiges, religiöses, wissenschaftliches Leben. Das zweite (ist] das praktische Le­ ben, das Geschäft der Gewalt, die Verteidigung nach außen und in­ nen, (das] Geschäft der Tapferkeit, das anleitende Geschäft. Das dritte ist das Geschäft des Gewerbes, das die Befriedigung der Be­ dürfnisse zum Zweck hat. Dieses teilt sich auf vielfache Weise, bei uns in Stadt und Land, jenes formierend, dieses produzierend. Das vierte schließt sich daran, das Dienen, das, insofern sich die Indivi­ duen zum Privatdienst der vorigen Geschäfte bestimmen, nicht als 482 Das . . . Substantielles Ho; Gr: Der Staat hat nur ein Geschäft 488 Persönlichkeiten Ho; Gr: unterschiedene Persönlichkeiten 510 Weise Gr; Ho : Bestimmtheiten 512-513 sich . . . bestimmen Gr; Ho : es ein Privatdienen

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eigener Stand auftreten kann. Der Unterschied der Geschäfte ist, aus diesem Begriff hervorgehend, durch Vernunft bestimmt. Hier ist nun die Frage, welche Form haben diese Unterschiede in Indien? Unterscheidung und Einteilung der Individuen sind in den allge­ meinen Geschäften in jedem Staat notwendig. In Indien treten sie auf eine bestimmte Weise hervor. Bei den Indern ist nun der Unterschied, daß diese Bestimmtheiten des Begriffs zu natürlichen Un­ terschieden, zu Unterschieden der Geburt werden. Bei uns besteht die subjektive Freiheit mit darin, daß jeder sich nach Vorstellung, Meinung, Umständen zu irgendeiner der Bestimmtheiten bestim­ men kann. Bei den Indern aber sind diese Unterschiede durchaus an eine Naturbestimmtheit gebunden. Platons Staatsverfassung anerkennt diese Unterschiede auch, aber er schließt die Willkür aus. Wenn das eigene Wohl der Individuen auch ausgeschlossen ist, so bestimmen doch die Vorsteher nach ei­ nem gebildeten, sittlichen Willen die Individuen zu den Ständen. So ist es denn auch bei Platon noch ein menschlicher Wille, welcher die Zuteilung zu den Ständen macht. Die subjektive Freiheit des einzelnen ist dabei nicht respektiert, aber doch durch die Natur ist die Bestimmtheit nicht zugeteilt, wie bei den Indern. Bei uns sind überhaupt die Stände untergeordnet. Das geistige, religiöse , sittliehe , rechtliche Gebiet ist ein höheres, worin alle gleiches, allge­ meines Recht haben oder haben können. Die Stände betreffen die Partikularität des bürgerlichen Lebens. Das Allgemeine des Willens ist für sich davon unabhängig, als ein Gebiet, worin jeder zu Hause sein kann. Bei den Indern aber sind die Unterschiede, wie gesagt, natürliche, und darin gefaßt ist die ganze Institution des indischen Lebens. Davon ab hängen alle Gebote der Religion und der Gesetze . Daher haben sie auch in Indien eine absolute Wichtigkeit. Indem jedes Individuum an einen solchen Stand, Kaste genannt, gebunden ist, so ist, was den historischen Ursprung betrifft, eine ausgebreitete 520-521 zu . . . Unterschieden Ho; Gr: ins Natürliche fallen 521-524 besteht . . . kann Ho; Gr: ist dies subjektiv, nach . . . Umstän­ den widmet sich jeder einem Geschäft 525 Naturbestimmtheit Ho; Gr: Bestimmung der Natur 541 Davon . . . Gesetze Ho; Gr: die ganze polirische Institution, selbst das Religiöse hängt von ihnen ab

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Meinung, daß diese Unterschiede aus den Unterschieden von Stämmen herkommen, so daß ein Nationalunterschied der erste gewesen wäre, woran der Geschäftsunterschied sich angeknüpft hätte. Ge­ schichtlich ist diese Meinung einmal nicht bewiesen, und [sie] er­ klärt [sodann] auch nicht das, worauf es ankommt. Ein Priestervolk kann es so nicht geben, denn ein Volk gebraucht alle Geschäfte . Die Hauptsache ist, daß einer der Unterschiede sich nur mit dem anderen ausbildet. Es ist eine Teilung der Arbeit, die ein Zeichen der Bildung, der Anfang eines Volkes ist. Die Kasten also sind nicht durch äußerliches Zusammenkommen von Nationalstämmen zu er­ klären, sondern sie setzen ein Ganzes voraus , das sich unterschieden hat. Das Eigentümliche ist dann nur, daß in Indien diese Unter­ schiede auf diese Weise durch Geburt fest bestimmt sind. Wie das geschehen ist, ob durch bewußtlose Unmittelbarkeit oder durch äu­ ßerlichen Despotismus , ist eine andere Frage. Der Despotismus kann es auferlegen, daß dieser dieses Geschäft fortführe und auf seine Nachkommen vererbe , was schon eine natürliche Weise ist. Es ist also die Hauptsache, daß diese Unterschiede erst innerhalb eines Ganzen, das ein Ganzes schon ist, hervortreten können und zu der Festigkeit kommen, die sie bei den Indem haben. Wir finden die Kasten bei den Ägyptern. Spuren davon bei den Medern, Persem und anderen Völkern mehr. In Persien mußten einige Städte Rosenöl , andere seidene Gewänder an den Hof des Despoten lie­ fern. Der Despot bestimmte das und hielt das fest. Und dies, festge­ halten, ist dasselbe, was wir bei den Indem sehen. 548 ist diese Meinung einmal] einmal ist diese Meinung 548 bewiesen Ho; Gr: nachzuweisen 549 Ein Priestervolk Ho; Gr: Einen Priesterstand 550-552 Die . . . ausbildet Ho; Gr: obige Unterschiede bildeten sich zusammen aus 555 sie Ho; Gr: Diese Unterschiede 555-556 unterschieden hat Gr; Ho : organisch bedingt 557-559 Wie . . . Despotismus Ho; Gr: Hat ein Herr diese Unterschiede aufgelegt oder hat dies sich bewußtlos gestaltet 560 auferlegen] auflegen 559-561 Der . . . ist Ho; Gr: Ein Herr bedarf manches, er legt Verschie­ denen Verschiedenes auf und bestimmt sie für immer dazu

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In diese Kasteneinteilung der Inder fällt alle sittliche und religiöse Bestimmung. Ihr Hauptprinzip bei der religiösen Anschauung ist die Einheit des Einzelnen und [des] Allgemeinen, des Sinnlichen und [des] Göttlichen. Wir unterscheiden aber das Sinnliche vom Geistigen, das Wesen vom Zufälligen [und] vereinen es durch die Reflexion. Bei den Indern ist die Einheit nicht Folge der Reflexion, [sondern bei ihnen] ist die Vereinigung unmittelbar. Der Unter­ schied ist nur leicht der, daß das Göttliche mehr das Allgemeine zu seinem Ausgangspunkt hat oder mehr das Sinnliche, durch ersteres, vom Sinnlichen anfangend, mehr mit Allgemeinem aufhört oder, vom Allgemeinen beginnend, mehr ins Sinnliche übergeht. Den In­ dern gelten daher Sonne, Mond, Berge, Ströme, Tiere , einzelne Menschen, die unmittelbar sinnlichen Dinge als göttlich. Anderer­ seits gibt es bei ihnen außerdem Vorstellungen, die schon dem Ge­ danken angehören, aber nicht als Gedanke festgehalten, sondern unmittelbar sinnlich festgehalten werden. [So] werden die Götter unmittelbar sinnlich. Dies fällt auch in die Kasteneinteilung. Diese ist eine Art Kultus, in dem ein Teil der Menschen als göttlich er­ scheint. Indem nun das Göttliche, das Geltende ein Irdisches , Festes geworden [ist] , so sind auch die Unterschiede der Kasten in der indiseben Anschauung fest. Die Menschen verhalten sich da zum Göttlichen, zu anderen Menschen, wie zu Naturdingen. Die Men­ schen sind in Betrachtung hierauf im Verhältnis mit Göttlichem, so daß ihr tägliches Leben als ein Gottesdienst erscheint. Hier zeigt es sich, wie auch der tiefste Aberglaube sich unter einem so allgemeinen Satze wie »Gott ist in allem« seine Stelle macht. Aber man sieht, wie es mit solchen Redensarten steht, wenn man sie nicht nä571 Bestimmung Gr; Ho : Einteilung 574 Geistigen Gr; Ho : Allgemeinen 576-580 Der Unterschied . . . übergeht Ho; Gr: das Göttliche hat hier mehr das Sinnliche zu seinem Ausgangspunkt 581 gelten Ho; Gr: verehren 582 göttlich Ho; Gr: Gott 584-585 aber . . . werden Ho; Gr: sie sind aber nicht reine Gedanken, sondern unmittelbar versinnlichte 592-593 so . . . erscheint Ho; Gr: ihr ganzes Leben ist so auch ein täg­ licher Gottesdienst

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Der Gang der Weltgeschichte

her betrachtet. Das sittliche Leben also der Inder fällt wie das Reli­ giöse innerhalb der Kastenunterschiede . Daß nun die Religion der Inder nicht Menschen nur und natürliche Dinge zum Gegenstand hat, sondern auch allgemeine Wesen, davon später ein Näheres .

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Betrachten wir die Kasten näher, so sind das nächste die Rechte der Kasten. Wir finden vier Kasten bei den Indern, die zunächst auffallen . Die ersten sind die Brahmanen, die zweite die der Kscha­ trij a , der Krieger, aus welcher die Könige sind . Der letzte Peshwa ,

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Chef der Marathen , war jedoch ein B rahmane . Die dritte Kaste

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heißt Weischj a . Diese sind im Ganzen die Grund- und Hausbesit­ zer . Die vierte sind die Arbeiter, Handwerker, Knechte , Diener pp . , Schudras . An diese schließt sich fünftens die unedle Kaste der Ver­ achteten, Nischada , Parias an . Außer dieser allgemeinen Einteilung

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gibt es viele Unterabteilungen, die in verschiedenen Gegenden sehr

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voneinander abweichen . Man zählt 27 bis 36 auf. Die Kasten der Brahmanen und Kschatrij a sind fest bestimmt, die der Handwerker , der Weischj a und Schudras gehen in viele weitläufig auseinander. Jede hat ihr besonderes Geschäft . Für die Mehrheit der Kasten geben die Inder selbst einen ge-

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schichtliehen Ursprung an, indem bei nachlässigen Fürsten Männer und Frauen anderer Kasten heirateten , so daß aus deren Kindern besondere Kasten gebildet werden mußten. Kastenlose wurden so in neue Kasten formiert, denen man Geschäfte anwie s . Daraus seien

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Künste und Wissenschaften entstanden . Diese Angabe hat gewiß et-

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was Richtiges ; aber daß Künste und Gewerbe erst hierdurch ent­ standen seien, dies ist als unrichtig anzusehen ; denn die Bestimmt­ heiten der Künste und Gewerbe brachten die Bestimmtheiten ver­ schiedener Kasten herbei . Der Kasten also gibt es eine ganze Menge, und jede hat ihr eigenes Gewerbe : Fischer, Gerber, Barbiere , Trommler , Lastträger, Lastträger der Palankin, Mattenweber

601 sind] ist 604 aus . . . sind Gr; Ho : aus denen zwei Kasten die Fürsten genommen werden 607 Handwerker Gr; Ho : Handarbeiter 615-616 Für . . . an Ho; Gr: Die Inder schreiben diese Festsetzung ei­ nem ihrer Fürsten zu

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Die orientalische Welt

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etc. Keine Kaste geht über ihr angewiesenes Geschäft hinaus. Die Europäer haben mit diesen Unterschieden der Kasten viel Not, z. B. beim Kriegsdienst, wo jeder alles tun muß, wo aber die Inder nicht 630 dazu zu bringen sind, etwas über das Geschäft ihrer Kaste hinaus zu tun. Etwas hat diese eigensinnige Beschränkung durch längeren Umgang abzunehmen begonnen. Die Soldaten, die aus Soldatenka­ sten sind, sind nicht zum Schanzen zu bringen, wollen nichts tra­ gen, keine Kanone ziehen ; dazu müssen wieder andere sein. Viel 635 weniger sind sie zu anderen Geschäften zu gebrauchen. Wenn daher eine englische Armee in Indien mit 20 000 Mann zu Felde zieht, so kommt sie mit dem Troß auf 100 000 Mann. Ein Leutnant hat 30 Mann zur Bedienung, ein Hauptmann 50 ; denn jeder hat sein * eigentümliches Geschäft. Ein französischer General , Lally-Tollen640 dal, der in den fünfziger Jahren nach Indien geschickt wurde [und] nachher noch in Paris enthauptet [worden] ist, wollte die Inder zu verschiedenen Geschäften des Krieges zwingen, aber sie liefen fort, so daß er selbst durch diese Strenge seine Pläne zerstörte. Jede Kaste hat nun ihre eigenen Gesetze, Regeln über die ge645 meinsten Dinge des täglichen Lebens. Ehe sie essen, müssen sie ge­ badet haben ; haben sie nicht gebadet, so essen sie nicht und bringen oft mehrere Tage ohne Essen zu, bis sie gebadet [haben] . Die ver­ schiedenen Kasten essen nicht miteinander, was freilich durch den Umgang im Krieg viel verloren hat. Hat ein Europäer oder ein 650 Pferd aus ihren Teichen getrunken, so sind diese unrein. Ein Inder darf keinen toten Vogel berühren, nichts von Federn an sich haben, auch kein Leder aus Kuhhaut tragen. Für Provision muß man sie daher selbst sorgen lassen. Jede Kaste also hat ihr bestimmtes Ge-

627 Geschäft Ho; Gr: Gewerbe 628 diesen . . . Kasten Ho; Gr: diesem Kastenwesen 637 kommt] beträgt 641-642 wollte . . . zwingen Ho; Gr: wollte sie zwingen, verschiedene Geschäfte zu besorgen 648 freilich] zwar 652 aus] von 652 auch . . . tragen Ho; Gr: Das Leder von einer Kuh rühren sie nicht an

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Der Gang der Weltgeschichte

schäft, besondere Regeln zu beachten, hat überhaupt die verschiedensten bürgerlichen Rechte. Auf der höchsten Spitze stehen die Brahmanen über die anderen erhoben, besonders gegen die Schudras, wie bei uns Menschen über Tiere. Nur die Brahmanen dürfen Wissenschaft treiben, die heili­ gen Bücher, die Vedas lesen. Ein Schudra (aus der vierten Klasse) darf Stellen der Bücher nicht auswendig behalten, keine Gebete lernen. Weiß ein Schudra etwas davon, so wird er mit dem Tode be­ straft. Nach Manus Gesetz darf der Brahmane ihm nicht raten, kein Gebet ihn lehren. Sobald ein Schudra dem Brahmanen beschwerlich fällt, so zeigt er ihn der Obrigkeit an, und diese verurteilt ihn zum Tod. Jede Berührung des Schudra macht den Brahmanen unrein. Er darf den Brahmanen nicht berühren, sonst wird er getötet. Der Brahmane gilt überhaupt als Gott. Jeder Inder kann vor einem Brahmanen hinfallen und ihn für seinen Gott erklären. Die Brah­ manen tragen einen dreifachen Strick um den Hals. Wenn der ge­ meine Inder diesen erblickt, so fällt er nieder und betet ihn an. Ein Brahmane darf nur von den Brahmanen etwas annehmen. Der Brahmane heißt ein zweimal Geborener und steht so hoch, daß ein König es auf keine Weise erlangen kann, so hoch hinauf sich zu schwingen wie er. Man unterscheidet wohl die gelehrten Brahmanen von ungelehrten, aber der ungelehrteste steht doch gleich hoch. Die Strafen der niederen Kasten sind härter als die der höheren, nur beim Diebstahl ist es umgekehrt. Ein Fürst wollte es versuchen, mit Gewalt Brahmane zu werden, erzählt ein altes Gedicht. Die Kuh aber verteidigte den Brahmanen, schlug 100 000 Mann. Dann büßte der König 10 000 Jahre, doch vermochte er nicht Brahmane zu wer654 beachten] beobachten 654-655 die verschiedensten Ho; Gr: ihre eigenen 656 Brahmanen Ho; Gr: Brahmanenkaste 656 die] den 657-658 wie . . . Tiere Ho; Gr: verhält sie sich wie bei uns der Mensch zum Tier 661 mit . . . Tode Gr; Ho : am Leben 667 als] für den 673-674 hinauf . . . schwingen Ho; Gr: gestellt zu werden 680 dochJ aber doch

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den. Denn der Brahmane steht durch seine Geburt schon als Gott gegen alle anderen Kasten. Der Brahmane, heißt es im Gesetzbuch des Manu, wenn er geboren wird, ist Haupt aller Kreaturen, gesetzt als Wache über bürgerliche und religiöse Pflichten. Was existiert, ist der Reichtum der Brahmanen ; er ist dazu berechtigt durch die Hoheit seiner Geburt. Er steht also höher, an der Spitze aller Ka­ sten. Die anderen Kasten, obgleich voneinander unterschieden, ha­ ben diese Höhe nicht, obgleich jede niedere der höheren dieselbe Achtung schuldig ist, als diese den Brahmanen. Der Unterschied der Kasten ist auch das allgemeine, bürgerliche Recht bestimmend und tritt auch hier so ein, daß er Ungleichheit der bürgerlichen Rechte zur Folge hat. Die niedrigeren Kasten wer­ den nach dem Verhältnis ihrer Abstufung härter bestraft als die hö­ heren für dieselben Verbrechen, nur beim Diebstahl steigt die Strafe tnit der Höhe der Kaste. Die Strafen haben überhaupt die abstrakte Wiedervergeltung zum Prinzip. Wer z. B . tnit der Zunge jemanden verletzt, wird an der Zunge bestraft usw. Im Gesetzbuch des Manu sind zehn Stellen der Strafe am Körper für die unteren Kasten auf­ gestellt. [Diese] sind : Zunge, Ohren, Augen, Hände, Füße, Kopf, Leib, Nase, Zeugungsteile und Eigentum. Ein Brahmane aber, wenn er ein Verbrechen begeht, das in einer anderen Kaste Verbannung und Körperstrafe nach sich zieht, so soll er verbannt werden ohne körperliche Verletzung. Wenn hingegen ein Schudra mit der Hand oder [dem] Fuß einen Brahmanen oder irgendeine Person aus einer höheren Kaste verletzt, wird ihm der Fuß oder die Hand abge­ hauen. Einem einmal Geborenen, der einen Brahmanen mit rohen Invektiven insultiert, soll die Zunge verletzt werden; schmäht er die ganze Kaste, so soll in seinen Mund ein glühender Stab gestoßen

684 als . . . Pflichten Ho; Gr: zur Wache des Reichtums der Natur 685-686 er . . . Geburt Ho; Gr: durch seine Erstgeburt ist der Brahmane berechtigt zu allem Reichtum 688-689 dieselbe Achtung Ho; Gr: ähnliche Ehrfurcht 700-703 Ein . . . Verletzung Ho; Gr: Der Leib der Brahmanen kann aus­ gestoßen werden, aber er muß an diesen zehn Stellen unverletzt bleiben 706 Einem . . . Geborenen) Ein . . . Geborener 707 soll die] so soll ihm die

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Der Gang der Weltgeschichte

werden. Also auch in bürgerliche Rechte bringen die Kasten einen * 110 Unterschied . Die Kaste kann verloren gehen, wenn jemand die Pflichten seiner Kaste verletzt. Ein solcher ist dann ein Auswürfling und außer allem Schutz der Gesetze , ist dann von allem ausgeschlossen. Er kann aber seine Kaste wiedererwerben und zwar auf verschiedene Weise. Bei geringem Vergehen wird dies ohne Schwierigkeit erwirkt. Der Aus- 715 gestoßene gibt einem Brahmanen Geld und einigen anderen Mit­ gliedern der Kaste ein Essen ; so wird er wieder aufgenommen. Bei schwererem Verbrechen ist es schwieriger. Es wird ein Pfahl errichtet, darauf ein Querholz befestigt, an dessen einem Ende ein Strick mit eisernen Haken hängt. Diese werden dem Wiederaufzuneh- 120 menden durch den Rücken gestochen, und das Querholz wird eine gewissen Anzahl Male in einem Kreis herumgeschwungen. Durch diese Buße wird die Gnade erlangt. Büßende legen sich dies auch [selbst] auf. Eine Art, wie Brahmanen wieder aufgenommen werden können, ist besonderer Art. Eine Kuh oder ein Weib muß von Gold 725 gemacht werden ; außerdem müssen viele Geschenke gegeben wer­ den. Ein indischer Prinz schickte, um sein Fürstentum wieder zu erlangen, zwei Brahmanen nach England, die, weil sie zu Meer hin­ gereist und besonders weil sie auf der Rückreise über den Indus ge­ gangen waren, aus der Kaste ausgestoßen wurden. Der Prinz ließ 730 eine Kuh von Metall machen mit goldenen Geburtsteilen. In den hohlen Bauch wurden die Brahmanen gesperrt und durch die Ge­ burtsteile wieder hervorgezogen, so wurden sie zum zweiten Mal ��-

Das Zweite nun, worauf wir zukommen, sind rechtliche Bestimmungen. Die abstrakte Freiheit, als Person zu sein, ist die Grund­ lage aller sittlichen Freiheit. Die bürgerliche Gesetzgebung ist in den Gesetzen des Manu enthalten, die sich in Sammlungen und 714-715 geringem Vergehen Gr; Ho : geringen Kasten 715-716 Der . . . Geld Gr; Ho : durch Gebung von Geldstrafe an die Brahmanen 717-718 Bei . . . schwieriger Gr; Ho : Aber in eine höhere Kaste wieder aufgenommen zu werden fällt schwerer 735-736 rechtliche Bestimmungen Ho; Gr: Rechtsbegriffe 738 den Gesetzen Gr; Ho : der Gesetzgebung

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Kompilationen findet, die von den Engländern übersetzt sind. Diese Gesetzgebung ist sehr unvollkommen, unvollständig und verwor­ ren. [1 .] Ein erster sehr wichtiger Punkt ist, ob die das Land Bebauen­ den Grundeigentümer sind oder nicht, ob sie also Eigentümer oder Tagelöhner sind. Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Als die Engländer zuerst in Besitz von Bengalen mit 20 Millionen Ein­ wohnern kamen und endlich ganz Indien teils direkt, teils indirekt mit 100 Millionen Einwohnern beherrschten, [die] größtenteils di­ rekt die Untertanen der Engländer [sind] , war es von der höchsten Wichtigkeit zu bestimmen, ob die Bauern Grundeigentümer seien. Die Auflösung der Frage ist wegen der Größe der Belastung und Auflagen des Landes so schwierig geworden. Es waren keine festen Abgabebestimmungen [vorhanden] ; denn außer der besonderen Eigentumsrente gab es auch viele andere Lasten. Wenn nun die Be­ lastung die Hälfte des Eigentumswerts betrifft, so ist ein solcher einem Tagelöhner gleich zu achten, weil er dann vom Eigentümer nur insoweit ernährt wird, daß er den Lohn für seine Arbeit erhält. Da in vielen Gegenden Indiens die Ländereien immer schwerer be­ lastet wurden, so haben die Eigentümer geleugnet, es zu sein, weil die Tagelöhner sich noch besser befunden haben. Es kann also ein Zustand eintreten, wo der Eigentümer schlechter daran ist als der für Lohn Arbeitende. Diese Frage ist vom englischen Gouvernement und vom Parla­ ment in England aufs vielseitigste betrachtet [worden] , doch ist es zu keiner eigentlichen Entscheidung gekommen. Es hat sich gezeigt, daß der Raja, Fürst, in den ältesten Zeiten ursprünglich der Herr al­ les Grundeigentums war, aber die Bebauenden ein erblich fortdau743 oder] ob 753 gab es] waren 751-753 Es . . . Lasten Ho; Gr: es sind den Grundeigentümern feste Renten aufgelegt, außerdem auch noch Abgaben 754 des Eigenrumswerts Ho; Gr: seines Ertrages 754-755 einem . . . achten Ho; Gr: in der Lage eines Tagelöhners 757-758 Da . . . wurden Gr; Ho : Die Lasten sind so große geworden 762 ist] also ist 765-766 alles Grundeigenrums Ho; Gr: des Bodens

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Der Gang der Weltgeschichte

erndes Recht hatten, das auch ein Eigentum war, so daß zwei Eigentumsrechte [da] waren : die Rente, die den Fürsten abgegeben, gezahlt werden mußte, und das, was außer dieser Rente dem Be­ bauenden übrig blieb. Alte Manuskripte in Indien enthalten In- 110 schriften über Verschenkungen von Land der Fürsten an Tempel [und] Dokumente von Verkäufen von Land an Privatpersonen. Oberst Mackenzie hat über 2 000 Dokumente gesammelt. Wenn der * Fürst Land abtrat an solche, die es bebauten, trat er nur sein Ren­ tenrecht ab, so wie verkaufende Privatpersonen nur ihr Recht, das 775 * abgezogen von dem Rentenrecht blieb. Jedes Dorf hat eine Gemeinde ausgemacht. Die Dörfer alle waren in alten Zeiten [eins] gegen das andere und gegen die Räuber befe­ stigt, weil das Eigentum unsicher war. Erst in der neuesten Zeit, wo das Zutrauen zur englischen Regierung wächst [und] das Eigentum 780 sicherer geworden [ist] , haben die Einwohner diese Befestigung zer­ stört. So sagte Lord Hastings in der Rede vor zwei Jahren vor dem Parlament. Solche Dörfer waren ein abgeschlossenes Ganzes, dem alle politischen Veränderungen gleichgültig waren, [man] erfuhr die Regierungsveränderungen oft erst nach langer Zeit. [Ein] solches 785 Dorf hatte seinen Richter, einen Brahmanen und einen Astrologen, der die glücklichen und unglücklichen Tage zu bestimmen hatte, [und] jemand für das Wasserbedürfnis. Ferner waren ein Töpfer, [ein] Arzt, Bäcker, Barbier, Wäscher, Tänzerinnen, Näher, Musi­ ker, endlich [ein] Poet vorhanden und nötig. Jede dieser Personen * erhielt Prozente vom ganzen Betrag. Das Übriggebliebene des ganzen Ertrags wurde in die Hälfte zwischen den Bebauenden und der 768 Eigentumsrechtel Eigentümer 768 Rente Ho; Gr: Rendite 770-77 1 Inschriften . . . Verschenkungen Gr; Ho : Verkäufe oder Verschenkungen 774-775 sein Rentenrecht Ho; Gr: die Rente 781 Einwohner Gr; Ho : Dörfer 783 ein . . . Ganzes Ho; Gr: ganz unabhängig 786-787 und . . . hatte Ho; Gr: für Astrologie 788 Töpfer] Töpfer zu nennen 791 Prozente . . . Betrag Ho; Gr: ihren Teil von dem Ertrage 792 Bebauenden Ho; Gr: Gutsherren 792-793 der Regierung Gr; Ho : dem Fürsten

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* Regierung geteilt. Letztere erhob ihren Teil durch einen bevoll­

mächtigten Einsamrnler. Dies war der einzige Zusammenhang mit 795 der Regierung. Aus diesem Umstand hat man geschlossen, daß die Regierung der Grundherr gewesen [ist] . Die Engländer haben das schlechte System angenommen, indem sie den Einsammler der Einkünfte als Grundherrn ansahen und von ihm eine bestimmte Abgabe verlangten, so daß es in dessen Gewalt 800 stand, die Bauern wegzuwerfen vom Eigentum, so daß sie ganz als Tagelöhner angesehen wurden, wodurch es gekommen [ist] , daß vor einiger Zeit über eine Million Hindu vor Hunger gestorben sind. Jetzt ist das Eigentum wieder mehr respektiert. Dieses Kapitel also ist schwer zu entscheiden. 805 [2.] Das zweite, was zu bemerken ist, betrifft das Zeugnis vor Gericht, [die Frage also] , wer fähig ist, Zeugnis vor Gericht abzugeben. Dies kann nicht der König, nicht der Koch, nicht öffentliche Tän­ zer und Sänger, ebenso kein angesehener Mann, der keine Söhne, * sondern nur Töchter hat, Frauen nur gegen Frauen. In den Geset810 zen des Manu ist es erlaubt, ein falsches Zeugnis abzulegen, wenn es das Leben eines Mannes erhalten kann, der sonst sterben müßte. Ferner, wenn der Tod eines schweren Verbrechers, sei es ein Brah­ mane oder [jemand aus] einer anderen Klasse, durch ein wahrhaftes Zeugnis herbeigeführt würde. Insofern die Strenge des Königs be81 5 kannt ist, ist Unwahrheit der Wahrheit vorzuziehen. Ebenso , wenn eine Heirat durch falsches Zeugnis zu Wege gebracht werden kann; ebenso, wenn aus Antrieb der Lust einem Mädchen Unwahrheiten vorgesagt sind ; ferner gegen die, welche zur Erforschung von Schät­ zen foltern; endlich in vielen anderen Fällen, wenn es zugunsten * z. B. eines Brahmanen geschieht.

795-796 daß . . . [ist) Gr; Ho : das Grundeigentum gehöre dem Fürsten 797 das . . . angenommen Ho; Gr: ein schlechtes Verhältnis festgestellt 798 Grundherrn Gr; Ho : Herr 807 Dies . . . König Gr; Ho : Der König konnte nicht vor Gericht gezo­ gen werden 809 Frauen . . . Frauen Gr; Ho : auch Frauen nicht 8 1 1 sonst) ohne das

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Der Gang der Weltgeschichte

[3 .] Eine noch drittens anzuführende Bestimmung betrifft die Schulden. Bemerkenswert dabei ist die Höhe des Zinsfußes, einmal die Höhe selbst, dann wie auch hierauf der Unterschied der Kasten wirkt. Der gesetzliche Zinsfuß mit einem Pfand ist gesetzmäßig : für einen Brahmanen monatlich 1 1.%, 2 % ohne Pfand ; für die zweite 825 Klasse, [für die] Kschatrij a, 3 %, ohne Pfand 3 li% ; für die dritte Klasse 4% ; für [die] Schudra ist der Zinsfuß 5% monatlich. So be- * stimmen es die Gesetze des Manu. Was die Art der Eintreibung der Schulden betrifft, so ist die Bestimmung, daß man soll die Schulden mahnen lassen. Ein weiteres ist [das] Übergeben des Pfandes an die 830 Obrigkeit [und] die Berechtigung des Gläubigers, das Eigentum des Arbeiters in Beschlag zu nehmen, - zum Versuch, ob er zahlen werde. Auch die Frau, Kinder, Vieh, Kleider des Schuldners kön­ nen in Beschlag genommen werden. Ferner ist gesetzlich, daß durch Gewalt der Schuldner kann gezwungen werden, und zwar durch 835 Prügel . Endlich durch sich an die Türe des Schuldners setzen, um zu sehen, ob er sich dadurch zur Zahlung bewegen lasse. Ist der Schuldner aus einer anderen Kaste, so muß er abdienen. Eine merk- * würdige Ausnahme ist, daß, wenn [ein] Brahmane der Gläubiger ist, er mit einem Dolch oder mit Gift zum Schuldner geht und diesem 840 droht, sich selbst zu ermorden, wenn er nicht zahlt. Durch diese Drohung läßt jener sich zwingen. Tut er es nicht, so kann der Brahmane sich vor das Haus des Schuldners setzen, dann darf jener nicht essen, wenn der Brahmane nicht ißt, weil dieser in Gegenwart des Brahmanen nicht essen darf, so daß Wetteifer des Fastens ent- 845 steht. Stirbt der Brahmane des Hungers, setzt der Schuldner sich den härtesten Todesstrafen aus , worauf jenem fürchterliche Qualen entstehen, weil er dann an des Brahmanen Tod schuldig ist. Dies ist selbst unter englischer Regierung vorgekommen, so daß, indem das 822 die . . . Zinsfußes Ho; Gr: die Größe der Zinsen 823-824 dann . . . wirkt Ho; Gr: Zweitens der auch hier stattfindende Unterschied der Kasten 825 2% Ho; Gr: 1 }', 833-834 können] kann 838-839 Eine . . . Ausnahme Ho; Gr: Der merkwürdigste Ausweg 839 der . . . ist Ho; Gr: von seinen Schuldnern nicht bezahlt wird 849 unter . . . Regierung Ho; Gr: bei den Engländern

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Gericht dem Brahmanen die Forderung abgesprochen, dieser auf solche Weise die Appellation ergriffen hat. Was Gerechtigkeit betrifft und persönliche Freiheit, davon ist also kein Schatten vorhanden. In Ansehung des Erbschaftsrechts ist das weibliche Geschlecht ganz ausgeschlossen, auch dürfen überhaupt keine Testamente gemacht werden. Wenn keine männlichen Erben vorhanden sind, fällt das Vermögen dem Raja zu. [4.] Das weitere, [die] vierte der gesetzlichen Bestimmungen be­ trifft die Ehe. Was den Zustand der Frauen überhaupt betrifft, so ist schon gesagt, daß sie keines gerichtlichen Zeugnisses fähig sind, auch kein Testament machen dürfen und überhaupt subordiniert und in einem Zustand der Verachtung sind. Sie dürfen in Gegen­ wart des Mannes nicht essen, wie dies auch kein Niederer in Ge­ genwart eines aus einer höheren Kaste [darf] . Ferner ist der Fall, daß die Frauen mehr oder weniger durch den Bräutigam von den Eltern gekauft werden. Dies ist Herkommen, ein altes Recht des Brauchs, obgleich es in den Gesetzen verboten ist. Bei einer förmlichen, ge­ richtlichen Ehe muß der Bräutigam eine Kuh und einen Ochsen schenken, als alte Form des Kaufs. Überhaupt wird aber über das Geschenk, das den Eltern gegeben werden soll, ein Vertrag gemacht. Aber der Sache nach findet noch immer ein förmlicher Ver­ kauf statt. Das Mädchen hat in Ansehung des Mannes keine Wahl , sondern der Vater macht es aus. Es ist die Pflicht des Vaters, seine Tochter zu verheiraten, sowie es Pflicht eines jeden Inders ist, sich zu verheiraten. Versäumt er es, so kommt sie in den Fall, sich einen Gat­ ten selbst zu wählen. Dies kommt im Gedicht Nala vor. Es ist nur der Fall, wenn der Vater es in den drei Jahren von der ersten Mann­ barkeit an versäumt hat. Wenn die Eltern keinen Gatten finden, 850 Gericht Gr; Ho : Tribunal 850 Forderung] Schuld 853 In . . . Erbschaftsrechts Ho; Gr: Bei den Erbschaften 865 Brauchs] Gebrauches 866-868 Bei . . . Kaufs Ho; Gr: Gewöhnlich ist der Kaufpreis eine Kuh 873 der Vater Gr; Ho : die Eltern 873 macht] machte 875 in] selbst in

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kann auf andere Weise für das Mädchen gesorgt werden, indem nämlich die Vielweiberei erlaubt ist. Die Frau erhält aber erst ihr Recht in der Monogamie, und nur darin ist sie dem Mann gleichgestellt. Ist sie das nicht, ist ihr Frauenrecht verletzt. Es gibt Gegenden in Indien und Tibet, wo auch Vielmännerei stattfindet, [und andere] , wo das weibliche Ge­ schlecht noch viel verächtlicher gestellt ist, wo sich z. B. mehrere Brüder eine Frau als Magd und gemeinschaftliches Werkzeug ihrer Begierden halten. Bei diesem Verhältnis der indischen Vielweiberei kann ein Vater leicht für seine Tochter sorgen dadurch, daß er seine Tochter einem berühmten Brahmanen zur Frau gibt, so daß man­ cher Brahmane 30-40 Frauen hat, von denen er die Hälfte nie gesehen, indem die Eltern ihm bloß bekannt machen, daß sie ihm die Tochter zur Frau gegeben [haben] . Alle diese Verhältnisse zeigen den niedrigen Zustand der Frauen in Indien. [In dem,] was wir von der Sitte lesen, finden wir, daß die ehe­ lichen Pflichten sehr vernachlässigt werden und als Untergeordnetes angesehen werden. Bei großen Festen gehen z. B. die Brahmanen unter dem Volk umher, suchen sich die ihnen gefallenden Frauen aus, nehmen sie mit in den Tempel und behalten sie dort mehrere Jahre bis zu ihrem Verblühen, wodurch sich die Männer sehr geehrt fühlen. Sie werden dann zurückgeschickt. Den Fakiren steht so jedes Haus und jede Frau offen. Sie ziehen nackt einzeln oder haufen­ weise zu 10 000-12 000 umher aus allen Kasten mit der Berechti­ gung, ernährt zu werden. Ihnen stehen die Frauen zu Gebote. Sie werden für heilig gehalten und waren den Griechen unter dem Na­ men Gymnosophisten bekannt. Außerdem gibt es Gegenden an der Küste von Malabar in Indien, wo noch gar kein eheliches Verhältnis vorhanden ist. Der Anfang eines politischen Zustandes ist die Anerkennung der Ehe und vornehmlich der Monogamie. In vielen indi885 gestellt ist Ho; Gr: erscheint 890 30-40 Frauen Ho; Gr: 20 Weiber 890-891 von . . . gesehen Gr; Ho : wovon er den kleinsten Teil nur kennt 895 vernachlässigt Ho; Gr: gering geachtet 906 kein . . . Verhältnis Gr; Ho : keine Ehe 907 vorhanden ist] ist . . . vorhanden 907 politischen] palieierten

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sehen Gegenden aber wohnen die Familien zusammen. Die Brüder, 9 1 0 die mit den Schwestern zusammenwohnen, nehmen die Frauen, mit denen sie sich vereinigen, nicht in das Haus. Jedes Mädchen kann jeden Jüngling heiraten, ohne in seine Familie einzugehen, so daß die Kinder der Schwestern für die Kinder des Hauses gelten. Diese Bestimmungen der Ehe beweisen, wie unvollkommen noch dieses 915 Verhältnis in Indien ist. [5.] Eine wichtige, fünfte Seite ist nun noch die der religiösen Gebräuche, insofern sie das tägliche Leben der Inder bestimmen. Die Inder und besonders die Brahmanen stehen unter einem Joch der äußerlichsten Gebräuche, die sich täglich bei den unbedeutend920 sten Geschäften wiederholen. Die Sittlichkeit des Menschen besteht darin, daß er die Handlungen des Bedürfnisses als gleichgültig an­ sieht, ohne Wichtigkeit vollbringt. Bei den Indern sind alle Hand­ lungen, die sich auf das Bedürfnis beziehen, unter eine Menge von Regeln gebracht, die für sich etwas ganz Sinnloses sind, die sein Le925 ben zu einer Kette sinnloser Gebräuche machen, so daß der Inder sein Leben in einer sinnlosen Knechtschaft hinbringt. Was in dieser Hinsicht der Brahmane zu berücksichtigen hat, ist das Verwickeltste. Er hat den ganzen Tag bestimmte Zeremonien zu vollbringen, muß sich selbst beim Aufstehen gewisser Regeln be930 dienen. Beim Aufwachen hat er Gebete zu sprechen, mit einem be­ stimmten Fuß aufzustehen, mit einem bestimmten Blatt sich die Zähne zu reinigen, an den Fluß zu gehen, Wasser in den Mund zu nehmen, dreimal wieder auszuspucken usw . , und bei allem diesem besondere [Formeln] zu sprechen. Er darf nicht niesen oder husten 935 beim Wassertrinken. Schlürft er Wasser und niest z. B. dabei, so darf er nicht gleich trinken, sondern muß sich beim rechten Ohr * zupfen. Es sind eine Menge Dinge, wobei er sich verunreinigen kann. Ißt er z. B . , so darf er nicht ein Kleid anhaben, sondern zwei. Beim Baden darf er nicht nackt sein. Beim Wasserabschlagen hat er 920 Sittlichkeit Ho; Gr: Bildung 923-924 von Regeln Gr; Ho : Gesetze 924-926 die . . . hinbringt Ho; Gr: die sein Leben zu einer Kette sinnlo­ ser Gebräuche machen 930-933 Beim . . . usw. Gr; Ho : so aufstehen, so sich waschen, so zu be­ ten, dies zu sagen, jenes zu tun

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Der Gang der Weltgeschichte

viel zu beobachten. Er darf es nicht gegen Holz, das verbrannt wird, abschlagen, nicht an Flüssen, nicht gegen die Sonne gewandt, [son­ dern] bei Abend gegen Süden, bei Tage nach Norden. [Es] sind so einige 80 Regeln. Vernachlässigt er einen Umstand, muß er eine Reinigung vornehmen. Allen Kasten ist verboten, auf Asche, Haar, Leinen, Scherben zu treten. Von dieser Art also sind dergleichen Vorschriften. Einige Stunden nach Sonnenaufgang kann ein Brah­ mane schon 30-40 Fehler begangen haben. Um den Punkt einer solchen Verunreinigung, um eine Reinigung nach einem so begangenen Fehler dreht sich das ganze berühmte Gedicht Nala im Mahabharata. Dieser, ein Fürst, ging aus, eine Prinzeß zu heiraten, die selbst durfte den Gatten wählen. Ihre ande­ ren Werber waren Genien. Sie war so schlau, den Menschen her­ auszuerkennen, indes nur Nala auf dem Boden stand. Nala heiratete also die Prinzeß und lebte glücklich und vergnügt. Ein rachsüchtiger Genius, verbunden mit dem Spielgeist, lauerte dem Fürsten auf. Er lauerte lange. Endlich ließ der König eine Sünde zu Schulden sich kommen, indem er auf die Stelle, wo er sein Wasser geschlagen hatte, den Fuß setzte. Der Spielteufel hatte jetzt Macht über ihn. Der Fürst verspielte Schätze und Reich [und] wird wegen dieser Sünde zugrundegerichtet. Das ganze Interesse des Gedichtes dreht sich also um diesen albernen Umstand . So abhängig vom Äußeren lebt der Inder. Innere Freiheit, Mora­ lität, eigener Sinn kann hier nicht stattfinden. In dieser Herrschaft des Äußerlichen ist der Inder, so daß ihm keine Sittlichkeit inne­ wohnen kann. Es war eine Zeit, wo die Inder als ein Bild guter Menschen galten. Besonders war ein Engländer, William Jones, auf sie aufmerksam und hat sehr günstige Vorurteile erregt. Aber alle anderen Engländer machen eine traurige Beschreibung von der sitt­ lichen Verworfenheit der Inder in allen Ständen. Diesen Individuen 950 Mahabharata] Ramajana 954-955 rachsüchtiger Ho; Gr: eifersüchtiger 956 König Ho; Gr: Held 963 Herrschaft Ho; Gr: Knechtschaft 968 anderen Gr; Ho : folgenden 968 machen . . . Beschreibung Ho; Gr: sind durchdrungen von der Trauer

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ist zu glauben, denn sie sind edel und aus allen Ständen und Geschäften, z. B. der Franzose Abbe Dubois, der 20 Jahre unter ihnen als Missionar lebte, ebenso die englischen Offiziere, die lange dort dienten usw. Die beste Quelle der Kenntnis aber, um die sittlichen Verhältnisse der Inder zu beurteilen, sind die Antworten der Richter auf die Anfragen des Gouvernements über das sittliche Verhalten. Diese sind dem Parlament vorgelegt, und das Urteil aller fällt dahin aus, daß sie in allen Stücken in völliger moralischer Verworfenheit leben. Man muß sich hieran aber durchaus halten. Dieses Gemälde widerspricht sehr den früheren Vorstellungen, die man von den Indem hatte. Diese Erscheinung hängt einerseits mit dem schon Gesagten zu­ sammen. Geboten ist dem Inder das Sinnloseste. Alles, was auf eige­ nem, freien Willen beruht, ist von den indischen Institutionen aus­ geschlossen. Der tägliche Zustand hängt aufs engste mit dem Prinzip der Kasten und ihrer ganzen Lebensweise zusammen. Die Inder hüten sich, kein Tier umzubringen. Aus ihren Hospitälern für alle kranken Kühe und ihrer Scheu, Tiere zu töten, könnte man auf ein Mitgefühl für Lebendigkeit, Mitleiden besonders gegen mensch­ liches Leben schließen ; aber es ist gleichfalls ein Äußerliches, was aus vielen Erscheinungen hervorgeht. Wie äußerlich dies ist, be­ weist die Grausamkeit, mit der sie ihr Zugvieh behandeln. Die Eng­ länder schonen ihr Vieh nicht und sind doch außer sich über die Mißhandlungen, welche die Inder ihren Zugtieren zufügen. Nur tö­ ten sie sie nicht, nicht aus Mitgefühl, sondern weil es geboten ist, so daß selbst die Engländer empört sind. Die Inder sind noch nicht so weit in der Viehzucht, Heu zu machen. Wenn also Dürre eintritt, verschmachtet das Vieh, oder [es] führt ein elendes, schwaches Le­ ben, ohne das Erbarmen zu erregen. So sind die Inder in einem ge­ wissen Monat im Jahre verpflichtet, jeden Durstigen in ihrer Hütte 970 allen Ho ; Gr: verschiedensten 973-975 aber . . . Verhalten Gr; Ho : über die Sitte, Antworten auf Fra­ gen, die man den Richtern über die Gesamtheit der Sittlichkeit vorlegten 976-977 Diese . . . aus Gr; Ho : Diese Richter haben Antworten abgege­ ben, deren Inhalt war 984-985 Prinzip . . . Kasten Ho; Gr: Kastenleben

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Der Gang der Weltgeschichte

zu tränken ; aber einen Tag nachher erhält er gewiß keinen Schluck, 5 besonders nicht von den Brahmanen, denen jeder Kummer anderer durchaus keine Empfindung erweckt, zumal die Brahmanen höchst gefühllos, stolz, hochmütig sind. Die Eltern, Frauen, Männer, Ver­ wandte, wenn sie krank werden, werden einem astrologischen Arzt übergeben, der sympathetische Mittel gibt. Wird aber die Krankheit 10 lebensgefährlich, werden sie an den Ganges oder an einen anderen Fluß gebracht und hilflos in ihren letzten Stunden allein gelassen, verlassen. Alles dies also sind keine Züge menschlicher Empfin- * dung. Dagegen muß man nicht sagen, daß in der Sakuntala und ande- 1 5 ren Gedichten schöne anmutsvolle Schilderungen menschlicher Empfindungen und Zustände seien, denn man muß wissen, wohin diese Züge gehören. Diese Schilderungen betreffen eine Sphäre des * Idyllischen, wo nichts eintritt, was Grundsätze der Moralität, Sitt­ lichkeit, der Freiheit, der Politik betrifft, z. B . das Verhalten zu ih- 20 ren Gespielen. Wo in das bürgerliche Leben eingegriffen wird, fällt auf, wie in den indischen Gedichten die Lieblichkeit vorherrscht. [Aber] wo der Fürst und das Hofleben hereinkommt, da ist es mit dieser Lieblichkeit vorbei. Bei der Selbstlosigkeit, bei diesem Man­ gel an Gefühl der Freiheit und der eigenen Selbständigkeit, an der 25 gänzlichen Bewußtlosigkeit eines allgemeinen Zweckes , der die Handlungen bestimmt und aus dem Inneren gekommen ist, kann man schon schließen, daß eigentlich politisches Leben, die Freiheit eines Staates, nicht vorhanden sein kann, sondern daß nur willkürlicher Despotismus - bald grausam, bald sanfter - herrschen muß. 30 Ehe wir an das Politische gehen, ist vorher noch das Religiöse zu erwähnen. Bei der Religiosität tritt sogleich die Verlegenheit ein, an welche Darstellung man sich halten soll ; denn die indische Mythologie ist 5 aber . . . Schluck Gr; Ho : nach dieser Zeit aber wird kein Inder jemandem einen Schluck Wasser reichen 24-25 diesem . . . Freiheit Ho; Gr: dieser Fühllosigkeit 27 gekommen ist Gr; Ho : hervorkommt 27-28 kann . . . schließen Ho; Gr: läßt sich schon denken 31 das] dies 34 Mythologie Gr; Ho : Theologie

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einmal höchst weitschichtig, andererseits dann [sind] die Vorstel­ lungen davon sehr verschieden. Sieht man in dem Gesetzbuch Manu zu, was da von Gott und der Schöpfung steht, so weicht da­ * von jede andere Darstellung ab, wie sie in den Veden und anderen Büchern etc . zu finden ist. Die Darstellungen also sind höchst ver40 schiedenartig, und [es] ist gar keine Übereinstimmung vorhanden. Aus ihrer Verworrenheit kann man sich nur retten, indem man den * allgemeinen Geist der Religion herausnimmt. Es fragt sich, wie ein so an geistlicher Substantialität, an Selbstän­ digkeit leeres Volk sich des höchsten Lebens , des wahrhaft Substan45 tiellen bewußt werden kann. Sogleich ist dabei anzugeben, daß al­ lerdings dem Inder das Eine als absolute Substanz gegeben wird, aber als seiende Seele der Welt, als eine seiende Materie, worin Gei­ stiges und Materielles untergegangen ist. Diese eine Substantialität macht die Grundlage der indischen Vorstellung [aus], und alle Be50 stimmungen sind nur ein Geträumtes, kein Festes. In diesem Einen und Allen liegt die Grundvorstellung ; alles [andere ist] nur Mo­ difikation, verschwindende Form des Einen. Vergängliche Offenba­ rung, Manifestation desselben ist die Welt. Der Pantheismus also macht die Grundlage. Diese Gestaltungen, zu denen dieses Eine 55 übergeht, in welchen dieses Eine sich manifestiert, sind ein Unbe­ stimmtes, sich Auflösendes. Es ist keine Einheit in dem Mannigfalti­ gen vorhanden. Der Mensch ist darin gar nicht gesetzt. Indem die­ ser sich aus solcher Unfreiheit erhebt, so werden zunächst diese Unterschiede zu etwas Unstetem, das in diese völlige Faselei aus60 artet. 35

37-38 so . . . ab Ho; Gr: finden sich immer ganz andere Vorstellungen 41-42 Aus . . . herausnimmt Ho; Gr: Aus dieser Verworrenheit läßt sich nur ein allgemeiner Charakter entwickeln 43-45 wie . . . kann Gr; Ho : wie bei einem Volk, das so bar an Selbstän­ digkeit ist, das Substantielle, das Wesen zum Bewußtsein kommt 45-48 Sogleich . . . ist Ho; Gr: Sie stellen sich das Eine als geistlose Sub­ stanz, als Seiendes, Materie vor, in dem Geistiges und Materielles nur vor­ handen ist 50-51 In . . . liegt Gr; Ho : Das Eine und alles ist 57-58 Indem . . . erhebt Gr; Ho : Aus dieser Unfreiheit besteht das Er­ heben darin

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Der Gang der Weltgeschichte

Für den Inder gibt es kein Wunderbares, denn er hat kein festes Naturgesetz ; alles ist ein Wunderbares überhaupt. Die christlichen Missionare kommen in Verlegenheit, wenn sie die Wunder Christi erzählen ; denn dem Inder ist das Wunder tägliche Speise. Seine * Vorstellung ist dieser unendliche Taumel, dieses Träumen, und das 65 nähere Interesse der Religion ist, in diesem Träumen ein Wesent­ liches festzuhalten. Das eine ist der inhaltlose Boden, [das] andere, [daß] in ihr das Mannigfaltige hereinkommt. Das Interesse ist in diesen Träumen, in diesen beginnenden Gestalten, Wesentliches zu erfassen. Dieses Erfassen aber kann sich nicht zur Ausführung brin- 10 gen, weil damit das Träumen ausgeschlossen wäre. Denn das Wahre des Bewußtseins findet dort statt, wo der Mensch sich frei weiß als unendliches Selbstbewußtsein in ihm selbst, wovon er die Welt un­ terscheidet als ein sich in sich Befestigendes. Wie er Freiheit, Fe­ stigkeit in sich gewonnen hat, gewinnen auch die Gegenstände 75 Grenzen und Festigkeit, erhalten erst feste Begründung durch das Wachsein. Zu diesem Wachsein kommt der Inder nicht. Seine Reli­ gion, sein Versuch, zum Bewußtsein zu kommen, ist ein Kämpfen mit diesen Träumen, ein träumendes Kämpfen, ein Suchen, eine Sehnsucht, die nur dazu kommt, von einem Gegensatz zum ande- so ren sich herüberzuwerfen. Nachdem wir so den allgemeinen Charakter kennen, haben wir die näheren Formen zu betrachten. Wir sehen zweierlei Seiten, in­ dem der Kampf der Träume ein Herüberschwirren von einem Ex­ trem zum anderen ist. An beiden finden sich wieder zwei Seiten. 85 Einerseits ist das Vorstellen des Gegenstandes, andererseits das Be-

61 den] Dem 61-62 kein . . . Naturgesetz Ho; Gr: nichts Festes 64 dem Inder] ihm 67 der . . . Boden Ho; Gr: das Inhaltlose 68 das Mannigfaltige Ho; Gr: ein Inhalt 70-71 Dieses . . . bringen Ho; Gr: Es kann dies aber nicht vollführt wer­ den 72 statt] nicht statt 80-81 von . . . herüberzuwerfen Ho; Gr: jedes Extrem zu seinem Ge­ genteil hinüberführt

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wußtsein, das sich bemüht, sich selbst zur Wesentlichkeit dieses Gegenstandes zu erheben : Der Kultus . Das erste Extrem ist nun die Sinnlichkeit der indischen Religion, 90 daß sie Religion der Natur ist, unmittelbare Naturgegenstände als Göttlichkeit verehrt und [daß] der Mensch zu diesen Naturgegen­ ständen als zu seinem Wesen sich verhält. * Zu diesen Gegenständen der Natur gehört zuerst die Sonne. Das * vornehmlichste Gebet der Brahmanen ist ein Gebet an die Sonne, 95 das sie des Tages sehr oft sprechen müssen, woraus sie aber gegen die Engländer ein großes Geheimnis machen. Außerdem sind die Gestirne, Gebirge, besonders ein Teil des Himalaja, aus dem der Ganges entspringt, göttlich, ferner die Ströme überhaupt, vorzüg­ lich des Ganges, so aber auch noch andere Flüsse. Wasser des Gan100 ges zu besitzen, lassen sich die Inder viel Geld kosten, und es ist höchst wünschenswert für jeden Inder, wie denn einem Nabob ein besonderer Elefant mit Gangeswasser vorausging. Bis nach Tibet, bis in die Halbinsel wird das Wasser des Ganges gebracht. Ferner werden besonders Tiere verehrt : Stiere, Kühe, Elefanten, besonders 105 Affen, wie denn ein großer Bundesgenosse des Rama in der Ramaja­ * nah der Affenfürst ist. Oft sind dies bloß Bilder. Aber eine Stadt gibt es, die von Affen bewohnt ist, zu deren Bedienung Fakire vor­ handen sind. Diese Affen sind höchst bösartig. Das Lebendige über­ haupt wird von den Indern insofern geachtet, als es nicht getötet 1 10 werden darf, obgleich sich hiervon schon vieles verloren hat. Diese Achtung vor den Tieren steht in der Verbindung mit der Vorstellung der von den Indern angenommenen Seelenwanderung. Dies ist aber nicht eine solche Seelenwanderung, wie wir sie uns vorstellen. Wir stellen uns unter Seele ein Bewußtsein vor, das Be115 wußtsein seiner als dieses hat. Unsere Seele also hat Bewußtsein ih­ rer Diesselbigkeit. Bei den Indern ist die Vorstellung der Seelen90 Religion . . . Natur Ho; Gr: Naturreligion 93-94 Das . . . Gebet Ho ; Gr: Das Hauptgebet 103 gebracht] verführt 107 Fakire Ho; Gr: Priester 109 als] daß 1 1 1 vor] mit 1 1 1 Diese . . . Tieren Ho; Gr: die Verehrung der Affen

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Der Gang der Weltgeschichte

wanderung so, daß die Seele , die sich ihres vorigen Zustandes nicht bewußt ist, in anderen Körpern fortlebt. Es ist bei den I ndern keine persönliche Fortdauer der Seele . Es ist ein Einswerden mit der allge­ meinen Seele . Es ist ein Widerspruch, einmal Erhaltung des Indivi-

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duellen in anderem, dann Verfließung in das Allgemeine , Eine für das Höchste [zu] halten . Es ist also hier auch Verworrenheit. Sie ge­ hen auch so weit darin, daß Blinde , Lahme bei ihnen angesehen sind , als wenn sie aus Strafe für Vergehen aus einem vorhergehenden Leben mit diesen Naturmängeln behaftet seien.

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Naturgegenstände also , Sonne , Gestirne, sind Gegenstände der Verehrung . Feuer, Luft und Sonne werden wenigstens nach einigen Vorstellungen als die drei Hauptgötter angesehen, welche die Grundlage von allen anderen Gottheiten ausmachen sollen . Alle an­ deren Gottheiten lösen sich auf in diese drei Götter. In allem die-

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sem ist an eine Konsequenz gar nicht zu denken. Zu den Gegen­ ständen der Natur, welche als Gottheiten auftreten, gehören dann allgemeine Naturkräfte , besonders die Zeugungskraft, die auf die schmählichste Weise verehrt werden. Die männliche und die weib­ liche Scham wird verehrt. Der Lingam und die Joni sind die For-

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men der männlichen und weiblichen Zeugungskräfte . Für diese gibt

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es durchgängige Symbole. Der Berg Meru , von dem alle Ströme

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abfließen, ist auch nur das männliche SchamteiL Des Schiffs Mast-

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bäume sind eben dafür Symbole. In dieser ihrer Verehrung wie

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in ihrer Konversation sind die Inder schamlos und zotenhaft, wie

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die Engländer behaupten , so daß ihre Matrosen selbst davor er­ schrecken, erröten .

120 Es . . . Widerspruch Ho; Gr: . . keine Konsequenz darin 1 21 dann . . . Eine Ho; Gr: beim Tode gehe die Seele in das Eine, Allgemeine über, und dies 123-124 Blinde, Lahme . . . sind] Blinde , Lahme sind . . . 123-125 daß . . . seien Ho; Gr: daß sie gebrechliche Leute für Gestrafte wegen einer im vorigen Leben begangenen Verbrechens betrachten 128 Hauptgötter Ho; Gr: Gottheiten 133 Naturkräfte Gr; Ho: Naturwesen 133 Zeugungskraft Gr; Ho : erzeugende Kraft 1 38 auch . . . Schamteil Ho; Gr: ebenfalls nichts als der Lingam .

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Mit dieser Verehrung ist ein Kultus verbunden, der nach dieser Seite eine zügellose, ausschweifende Sinnlichkeit ist. In den Tem14S peln wird eine Schar Mädchen gehalten, welche die einzigen sind, die eine Erziehung genießen, um die Sinnlichkeit eines jeden zu er­ regen, der herzukommt. Sie werden in der Kunst zu gefallen unter­ richtet, teils um sich selbst, teils [um] den Tempeln von den dahin * kommenden Fremden Schätze zu erwerben. Ebenso haben sie die I SO ausschweifendsten Feste gefeiert, wo die größte Zügellosigkeit we­ sentlich ist. Wie nun aber die indische Religion ein Taumeln ist von einem Extrem zum anderen, so finden wir [in] ihr auch ein Erheben zum Abstraktesten und das abstrakteste Verhalten des Selbstbewußtseins 1ss zu demselben. Insofern das Allgemeine abstrakt ist, so verhält sich das Selbstbewußtsein nicht frei dazu ; denn nur, indem es sich zu Gott im Verhältnis weiß, weiß es sich selbst darin enthalten und [es] ist frei. Da das Selbstbewußtsein nicht frei im Indischen ist, kann es sich auch frei nicht zum Absoluten verhalten. Das indische 160 Selbstbewußtsein, als freiheitlos, hat nicht die Innerlichkeit, vor Gott zu stehen, sondern kann sich nur so zu ihm verhalten als in ihm sich negierend. Dieses absolute Negieren seiner selbst ist der höchste Punkt des indischen Selbstbewußtseins. Diese vollkommene Verleugnung muß ihm dann als Höchstes gelten. Hier ist von kei16S ner Betrachtung die Rede, daß Gott ein Konkretes, eine Konkretion der Vernunft sei. Eine konkretere Bestimmung betrifft wenigstens dies, daß Gott weise sei, die Welt nach vernünftigen Ratschlüssen bestimmt habe. Die konkrete Vorstellung Gottes muß den Men­ schen [zur Grundlage] haben als einen, der nach Zwecken handelt, 110 und das Selbstbewußtsein muß dann selbst moralisch sein. Aber diese Bestimmung nach der gegenständlichen Seite der Weisheit Gottes oder ein Bestimmen des Individuums nach diesen Gesetzen 146 jedenl jedes 148 denI denen 149 Schätze Gr; Ho : Geld 153-154 zum Abstraktesten Ho; Gr: der höchsten Abstraktion 159-162 Das . . . negierend Ho; Gr: Das indische Bewußtsein kann sich aber nur ein negatives Verhältnis zu seinem Gott geben 172 oderI noch

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eines allgemeinen Willens findet sich im indischen Bewußtsein nicht, das nur in diesem abstrakten Negieren seine höchste Spitze erreicht, in diesem Unglück nur durch sein Sichaufgeben zu Gott 175 zu kommen. Indem es sich auf diesem Kulminationspunkte als Ne­ gatives verhält, so ist dies als Unglück anzusehen. In dieser Abstraktion freilich verhält das Selbstbewußtsein sich denkend, und in dieser Nähe zum höchsten Punkt kommen die spekulativen Anklänge der Vorstellung vor, aber verwirrt und 180 trübe, die man aber nur einsieht, wenn man überhaupt das Spekula­ tive kennt. Nur die Hauptmomente haben einiges Interesse. Was das Nähere betrifft, kann nur wenig von der indischen Mythologie erwähnt werden, da sie höchst weitläufig ist. Was die Vorstellung der Inder von Gott betrifft, finden wir zwar 185 die Vorstellung von Gott als Einem, den sie Brahma nennen, ver­ schieden von Brahman, Brahm, welche das Eine sind. Diese Vor- * Stellung des Einen ist einerseits sehr hoch, aber sie kommt bei ihnen nur vor neben den anderen. Der eine ist nicht das Bleibende, Herr­ schende ; es ist dies von dem Monotheismus wohl zu unterscheiden. 1 90 Es ist kein Bleibendes, Selbständiges , in das alles untergeht. Die Un­ terschiede, zu denen von dieser Einheit fortgegangen wird, sind keine Prädikate, auch nicht Personen, sondern bei ihnen tritt die Verworrenheit der Mannigfaltigkeit wieder hervor. Die Vorstellun­ gen, welche die Inder von dem Einen haben, sind würdig. Sie sagen, 195 dieser Eine sei über allen Begriff, über allen Verstand, unsichtbar, ewig, allmächtig, allgegenwärtig. Dies wird in den Religionsbü­ chern gesagt. Dieser Eine hat keinen Tempel , keine gottesdienst- * 174-175 das . . . erreicht Ho; Gr: Das indische Bewußtsein erhebt sich zu dieser Abstraktion 178-179 In . . . denkend Ho; Gr: Dies ist allerdings Denken 179 zum . . . Punkt Ho; Gr: dieses Kulminationspunktes 179-180 die . . . Vorstellung Ho; Gr: Vorstellungen der spekulativen Gedanken 185-186 Was . . . Einem Ho; Gr: Die Inder haben die Bestimmung von Gott als des Einen 191-192 Unterschiede Ho; Gr: Bestimmtheit 194 Verworrenheit Ho; Gr: Verwirrung 194 hervor] vor

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liehe Verehrung. Zu ihm verhält der Mensch sich nicht positiv. 200 Wäre die Verehrung wahrhaft monotheistisch, müßte die Vorstel­ lung in diesem Einen sich frei verhalten, dabei stehen bleiben. Brahma aber wird nicht verehrt, hat keinen Tempel, wie in der ka­ tholischen Religion nicht Gott, sondern einzelne Heilige [verehrt * werden] , wie selbst Canova sagt. Die indischen Tempel sind beson205 deren Gestalten geweiht. Außer dem Brahma haben die Inder noch eine unendliche Menge Götter, wie ein Brahmane einem Engländer geantwortet hat, der fragte, wieviel Götter wären : Es gäbe 33 Chror * Götter, deren jedes 100 Lak, ein Lak 100 000 Stück hat. Alle diese lassen sich auf drei reduzieren. Aus dieser Mannigfaltigkeit ist aber 210 überhaupt nicht herauszukommen. Wischnu und Schivah sind außer Brahma die vornehmsten Figu­ ren. Es findet sich nun die Bestimmung, daß Brahma das Schaf­ fende, Wischnu das Erhaltende und Schivah das Zerstörende ist. Hierüber aber gibt es wieder viele Sekten ; jede hat einen anderen 215 Gott als den höchsten, und die Verwirrung bleibt immer dieselbe . Die Hauptvorstellung ist von Wischnu, der aber auch Krischna heißt ; andere verehren aber den Schivah und gegenseitig. Ebenso ist Buddha, Gautama bei den Buddhisten der Gott, aber die brahmani­ schen Inder haben dies auch. Die eigentlichen Inder haben alle die220 selben Götter, nur einer ist der höchste, und zwar bei anderen im­ mer ein anderer. Man kann nicht sagen, daß es Inder gäbe, denen nur Brahma der eine Gott wäre. Sie haben immer alle anderen Göt­ ter daneben. Der eigentliche Gottesdienst ist nur Götzendienst. Der Gott wird in bestimmter sinnlicher Gestalt verehrt. So wie Brahma 225 der Ewige, Eine genannt wird, wird dasselbe auch anderen Göttern 200-201 Wäre . . . bleiben Ho; Gr: bei der wahrhaft monotheistischen Lehre müßte dies Eine festgehalten und als solches verehrt werden 203 nicht Gott) Gott nicht 203 einzelne Heilige Ho; Gr: nur dieses oder jenes Heiligen gibt 207-208 33 . . hat Gr; Ho : 33 000 000 212-21 3 Schaffende Ho; Gr: Schaffen 213 Erhaltende Ho; Gr: Erhalten 213 Zerstörende Ho; Gr: Zerstören 216 von) aber von 224 wie Brahma) von Brahma .

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beigelegt. Kein Unterschied also ist fest, sondern alles fließt durch­ einander. Eigentümlich ist, daß sie das Eine, was sie Brahman, auch Parabrahman nennen, wenn auch (als] das Höchste, doch nicht als Erstes, Festes , Ruhendes ansehen. Es kommt dem Inder die Unste­ tigkeit, Verstandeslosigkeit in dieser Vorstellung zugute. Viele Vor- 230 Stellungen, die ganz absurd lauten, haben zugleich doch dieses, daß das Eine, das Abstrakte als Moment, als Hervorgehendes betrachtet wird. Gott als Geist, wenn er Vater genannt wird, so ist dies selbst nur Moment. In dieser Rücksicht ist es, daß wir bei den Indern vieles finden, 235 dem Spekulatives zugrunde liegt. Das Eine, Abstrakte ist ihnen also selbst kein Festes, sondern nur, insofern sie Brahma, Wischnu und Schivah, diese drei, das Ganze nennen ; die Dreiheit macht erst die wahre Einheit aus, so daß ihnen eine Ahnung der Dreieinigkeit zum Grunde zu liegen scheint. 240 Das, was die Inder Brahma nennen, ist also selbst ein Moment des Ganzen, obgleich dies zum Teil nur in sehr sinnlichen Vorstel­ lungen vorkommt. Im Manu heißt es : »Die erste Ursache, Brah­ man, ist nicht für die Sinne, (ist] keine Bestimmung der Sinne, - es ist und ist nicht, ist ohne Anfang und Ende, es ist ewig ; von ihm er- 245 zeugt ist die göttliche Kraft, das Göttliche, Männliche, was in allen Welten als Brahma vorgestellt wird . Dieser hat im Wasser, im Ei 1 000 Jahre untätig geruht, oder ein Schöpfungsjahr . « Am Ende dieser Zeit hat er durch seinen Gedanken allein das Teilen des Eies hervorgebracht, aus welcher Teilung Himmel und Erde hervorge- 2so * gangen se1en. Eine andere Vorstellung ist, Brahma habe ewig gelebt. Bei ihm geruht habe die Liebe, und (sie habe] die Macht hervorgebracht. * 230-231 Vorstellungen Ho; Gr: Darstellungen 233-234 Gott . . . Moment Gr; Ho : wenn wir von Gottvater sprechen, haben wir ihn auch nur als ein Moment 238-239 die . . . aus Ho; Gr: scheint das Eine auszumachen 243 Im . . . es Gr; Ho : Die Inder z.B. sagen 243 Die . . . Ursache Ho; Gr: der erste Gegenstand 247 Dieser] Diese 250 hervorgebracht Ho; Gr: verursacht 252 Brahma . . . gelebt Ho; Gr: daß Riba den Brahma erzeugt habe

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Der besondere Brahma habe existiert in der Form der unendlichen 255 Ausdehnung, und indem er so hin- und hergegangen sei, habe er sich vor sich selbst erschrocken. 1 000 Jahre sei es umhergewandert, seine Ausdehnung, seine Ausmessung zu vollbringen. Dann sei er niedergefallen, und der Allmächtige habe gesagt : »Du hast, o Brahma, wohlgetan, vor uns niederzufallen ; denn du kannst mich 260 nicht begreifen. Geh, erschaffe die Welt.(( »Wie kann ich das?(( fragte Brahma. »Ich will dir Macht dazu geben !(( antwortete Brah­ man. Brahma habe in sich die Ideen der Dinge hervorgebracht, so daß die Ideen der Dinge nur vor seinen Augen geschimmert haben, dann aber vor ihm verschwunden seien, so daß Brahma gerufen 265 habe : »Wie soll ich diese Gestalten erhalten?(( (Da] sei aus dem Mund des Brahma ein blauer Hauch hervorgegangen, der gesagt habe : »Ich will.(( Dies sei Wischnu gewesen. Dieser habe den bloß ideellen Dingen des Brahma Realität gegeben. Diese Dinge nun ha­ ben nichts gehabt als Realität, ohne Kenntnis, ohne Gedanken, 270 Idioten mit dicken Bäuchen. Vor Kummer darüber habe Brahma sie zerstört und vier Personen als Regenten aus seinem Mund er­ schaffen, die Brahma (dazu] bestimmte, die Herrschaft über die Welt zu vollbringen. Dies aber haben sie nicht können, sondern nur Gott gepriesen, da sie nichts Zerstörendes in sich hatten. Als * dieses Zerstörende habe dann Brahma den Schivah geschaffen. Schi­ vah, der erst beides vereinigt, heißt auch : Isa, Iswara, Rudra, Hara, * Sambhu, Mahadewa, Mahesa. In solchen Vorstellungen also sind schöne Anklänge des Spekulativen, viel Bewunderungswürdiges, aber solche Darstellungen sind bloß subjektive einzelner Personen, 280 nur einzelnen Sekten angehörig, der Volksreligion fremd. Es sind nur Ahnungen. Solche Züge überdem sind verwirrt und vermischt mit sinnlichen Vorstellungen, die die allgemeine Religion der Inder nichts angehen.

256 umhergewandert Ho; Gr: umhergeirrt 262 die . . . Dinge Ho; Gr: ideelle Dinge 267-268 bloß . . . Realität] bloß Realität 267-268 den . . . gegeben Ho; Gr: dann reelle Dinge geschaffen, aber nur reelle

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Das andere ist nun das Verhalten der Inder zum Gott im Kultus. Dieser ist ein gemeiner Götzendienst. Das Interessanteste ist nur, dies zu fragen, was ihnen als das Höchste im Verhalten zu Gott scheint. Dieses Höchste ist Qual, die Tötung der Natürlichkeit, Er­ tötung seiner selbst durch Abstraktion, die zur wirklichen Tötung fortgeht. Daher finden wir beständige Opfer, besonders auch Men­ schenopfer. Opfer sind teils Hingeben, teils Anerkennung des Nichtigen des Irdischen, so daß die Anerkennung des Wertlosen des Ir­ dischen gezeigt wird durch Entäußerung selbst dieses Besitzes des Wertlosen. Solches Opfer ist etwas Äußerliches. Das höhere, wahre Opfer ist, daß der Mensch seine Willkür, seine subjektive Beson­ derheit überwältigt durch das Allgemeine. Bei den Indern sind nur Opfer der ersten Art, [und] diese Opfer sind fortgegangen bis zur Hingebung allen Lebensgefühls sowie des Lebens selbst. In dem Verhältnis aber zum Gedachten steigt der Inder selbst nur abstrakt auf, kommt darin nicht zu seiner Freiheit, erhält sich darin nicht. Zu dieser Erhebung ist Abstraktion des natürlichen Daseins freilich notwendig. So hat der Mensch den Durchbruch des Negati­ ven der bloß natürlichen Freiheit, des bloß natürlichen Daseins zu machen ; aber dieser Standpunkt dann muß ein positiver Stand­ punkt, sein Verhältnis zum reinen Gedanken ein Positives sein. Das indische Erheben nun ist wohl Durchbruch des Natürlichen, aber so, daß das natürliche Dasein auf dieser Spitze sich nicht erhalten, nicht konkret machen, erfüllen kann. Es ist also dieser Standpunkt nur ein Hindriges, und die Erscheinung davon sind die Qualen, die die Inder sich auferlegen, Büßungen, denen sie sich unterziehen, Peinigungen, Schmerzen. Es [ist] also ein Erheben, das negativ ge284 nun . . . Kultus Ho; Gr: der Kultus der Individuen zu Gott 285-287 Das . . . scheint Ho; Gr: Das Interessante kann nur die höchste Spitze sein 288 wirklichen Tötung Gr; Ho : Selbsttötung 290-291 des . . . Irdischen Ho; Gr: daß das zeitliche Dasein des Men­ schen nichtig ist 292-293 durch . . . Werdosen Ho; Gr: im Aufgeben des Eigentums 294-295 seine . . . Allgemeine Ho; Gr: seinen besonderen Willen überwältigt durch allgemeine Vorstellungen 296 diese Opfer sind] sind diese Opfer

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gen die Natürlichkeit stehen bleibt, nicht zurück ins Leben kehren kann, in dieser Rückkehr nicht das Absolute erhalten kann. Die Er­ scheinungen sind also die Qualen, wo der Mensch sich wertlos in seinem natürlichen Dasein zeigt, aber nicht umschlagen kann zum positiven Erfassen des Absoluten. Die Erscheinungen sind höchst mannigfach. Oft werfen, stürzen sich bei den Indern ganze Gesellschaften in den Ganges, nicht aus Lebensüberdruß, aus Hypochondrie, sondern um sich Gott zu op­ fern, zu weihen. So werfen sie auch ihre Kinder den Krokodilen vor, hängen sie an Bäume in Körben. Die Inder morden sich oft selbst oder lassen sich morden. Bei den Umzügen der Wagen der Götter lassen sie von diesen sich zermalmen. Bei den Festen kommt es vor, daß der Götze in den Tempel gefahren wird, z. B . in Jager­ naut. Der sehr schwerfällige Wagen, von mehreren 1 000 Menschen gezogen, ist mit Lichtern umsteckt. Viele hundert Menschen befin­ den sich auf ihm. Drei Tage dauert die Umfahrt um den Tempel . Viele Büßende nun werfen sich oft dem Wagen in den Weg, [um] von seinen Rädern zermalmt zu werden, wie denn die Inder in den Büßungen sehr erfinderisch sind. Einem Engländer ist ein solcher begegnet, der sich auferlegt hatte, 20 Jahre nicht anders als stehend zu schlafen, und der sich deshalb anfangs an einen Baum gebunden hatte, und dergleichen mehr. Andere legen sich auf, immer mit aufgehobenen Armen, mit stets gefalteten Händen zu sein, so daß die Nägel durch die andere Hand durchwachsen. Sie betteln, müssen sich füttern lassen. Ein Inder hat seit 34 Jahren in einem Bett mit spitzen Nägeln geschlafen ; andere setzen sich bewegungslos hin, auf ihre Nasen schauend und erwarten, ob sie gespeist werden. Ist dies nicht der Fall , so sterben sie Hungers . Dergleichen Strenge , Abstraktionen gibt es eine unendliche Menge.

322 322 326 326 328 338

Götter Ho; Gr: Götzenbilder sie Ho; Gr: jene Gymnosophisten Drei Tage Gr; Ho : Mehrere Tge Umfahrt Ho; Gr: Reise zermalmt Gr; Ho : zerknirscht Strenge] Srrengigkeiten

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Das also ist die einzige Weise , wie die Inder wissen, sich mit dem 340 Einen ineins zu setzen. Das Eine ist ihm das Abstrakte, und das sich mit diesem Ineinssetzen ist ebenfalls diese reine Negation. Die Vor­ stellung ist, daß durch solche Strenge man mit dem Brahman eins wäre. Die geborenen Brahmanen sind durch ihre Geburt schon eins mit dem Brahman. Andere Kasten werden, meinen sie, nur durch 345 diese unendliche Abstraktion, durch diese Tötung, diese Negation Brahman, das bloß Negative, der Gedanke des Einfachen. Abstrak­ tion aller Erfüllung ist das Mittel, mit dem Brahman eins zu wer­ den. Die allgemeine Seele, die leblose, abstrakte, dies ist die höchste * Erhebung der Inder, eine Befreiung, die bloß eine negative Bedeu- 350 tung hat. Sie gehen von der Selbstlosigkeit aus, und diese erhebt sich nur durch die absolute Abstraktion. Eines erfüllten Werts wissen sie sich nicht zu bemächtigen. In dieser Bestimmung faßt sich der ganze indische Charakter zusammen. Nachdem wir die Grundbestimmungen im Konkreten gesehen 355 haben, das zuletzt sich erkennt, ein Leeres zu sein, gehen wir zum Letzten, zum Staat und dessen Geschichte über. Was den Staat be­ trifft, so haben wir das indische Prinzip als vollkommene Unfreiheit bestimmt. Die Vorstellung der Freiheit ist keine erfüllte, sondern die leere Abstraktion. Alles Sittliche bestimmt sich von diesem 360 Standpunkt aus sein Wollen, seine Handlungen und breitet sich dort aus. Bei dieser Selbstlosigkeit aber und Unfreiheit, die beim konkreten Leben der Inder vorhanden ist, kann das, was wir Staat nennen, Zweck, Ganzes, Vernunftgesetz, Sittlichkeit nicht stattfin­ den, vorhanden sein. Denn die Freiheit der Inder bleibt schlechthin 365

341 ihm . . . Abstrakte Ho; Gr: alles 342 ineins] eins 342-343 Die . . . ist Ho; Gr: sie glauben 351-352 und . . . Abstraktion Ho; Gr: gibt sich diese nur einen Wert durch solche Abstraktion 357 und . . . Geschichte Ho; Gr: und im Zusammenhang damit das, was von der Geschichte der Inder zu sagen ist 358 das . . . Prinzip Ho; Gr: das Prinzip des Staates 360-361 bestimmt . . . Handlungen Ho; Gr: hebt sich auf diesem Stand­ punkte

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unbestimmt, abstrakt. Für die konkreten Verhältnisse bleibt also nichts über als die Zufälligkeit des Willens, Willkür, die nicht zur Verfassung kommen kann. Das patriarchalische Prinzip der Chine­ sen kann auch nicht stattfinden, hat hier nicht Raum. Sein Mangel 370 war, den moralischen Inhalt als bürgerliches Gesetz zu haben. Bei den Indern ist die Freiheit nur das Negative, das Sich-Herausziehen aus aller Bestimmung des Lebens und Bewußtseins. Das Prinzip des indischen Staatslebens ist also Willkür und Zufälligkeit. Betrachten wir den näheren politischen Zustand, stellt er sich so 3 7 5 dar, wie ihn die Europäer fanden. Von diesem Zustand wollen wir die allgemeinen Züge angeben und dann fragen, ob dieser Zustand der bleibende ist, ob aus diesem Zustand nicht ein anderer hervor­ gegangen ist, wovon dieser Zustand nur die letzte Auflösung, etwa nur Überbleibsel eines früheren Zustandes des Glanzes und Glücks 380 wäre. Was das erste also betrifft, so ist dies der Zustand, wie ihn die Europäer fanden. Sie fanden ihn als Menge größerer und kleinerer Fürstentümer, beherrscht von islamischen und indischen Dynastien. Der innerliche Zustand war in beiden Fürstentumsarten gleich. In 385 diesen werden die indischen Fürsten Rajas , in jenen die islamischen Nabobs genannt. Diese Länder hatten zwar Regentenfamilien, teils ältere, teils neuere, die älteren meistens aus der Kriegerkaste, zu­ * weilen aber auch aus der Kaste der Brahmanen, wie der Peshwa des Marathenreiches . Zugleich sehen wir, daß in diesen Familien die 390 Sukzession schlechthin ungewiß, etwas ganz Zufälliges [ist) . Auch [wenn man) bloß empirisch den Unterschied betrachtet, wann die Sukzession bestimmt oder zufällig ist, lernt man die Wichtigkeit der Bestimmtheit der Sukzession kennen, und [man lernt die bestimmte Sukzessionsfolge) erst schätzen, wenn man [sich) mit der Geschichte 366 die . . . Verhältnisse Ho; Gr: das konkrete Bewußtsein 374-375 stellt . . . dar Ho; Gr: zeigt sich zunächst 390-391 Auch . . . Unterschied Ho; Gr: das Verhältnis einer erblichen Thronfolge auch nur ernpirsch 392 der] von der 392-393 lernt . . . kennen Ho; Gr: sieht . . . ein 394-395 wenn . . . macht Ho; Gr: besonders bei der Betrachtung der Asiaten

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der morgenländischen Despotien bekannt macht. Zur Festigkeit der 395 Sukzession gehört nicht bloß das Gesetz der Sukzession, sondern überhaupt ein sittlicher, rechdieher Zustand, und nur, wo dieser ist, kann die Thronfolge bestimmt sein. In den indischen Staaten haben wir nun die Sukzession dem Zufall preisgegeben. Kinder sukzedieren wohl, doch unbestimmt, welche. So auch im Privatrecht : Die 400 Brüder, nach dem Gesetz des Manu, sollen erben nach ihren mehr guten oder bösen Qualitäten. Hierdurch wird dem Gesetz alle Be- * stimmung genommen. So eben ist auch bei den Dynastien nichts Festes. Die Geschichte jener indischen Reiche ist daher eine unaufhör- 405 liehe Kette von Empörungen, Verschwörungen, Gewalttätigkeiten der Fürstenfamilienmitglieder untereinander, Vergiftungen der Für­ sten, ebenso eine Reihe von Verschwörungen der Generäle und der Staatsbediensteten überhaupt. Die Hauptgeschichte besteht in diesen Umstürzungen, Intrigen, diesen Mordtaten, diesen Greueln. Sobald 410 ein Unmündiger regieren sollte, traten diese Umstände ein. Ein Fürst, der sich und seinen Nachkommen hier die Thronfolge erhalten will, kann es nur durch Gewalttat, stetes Mißtrauen gegen seine Umgebung in jeder Art, nicht durch Strenge der Strafen, sondern durch Härte. Regelmäßiges Betragen, rechtliche Strafen sind hier 415 nicht am Platz. Das Hauptschauspiel der indischen Geschichte ist dieses Greuliche und Langweilige. Was das nähere Verhältnis eines inneren Staatsrechts betrifft, so läßt sich dieser innere Zustand am besten bestimmen, vergleichen tnit dem Feudalzustande, verteilt unter eine Menge kleiner Herren, 420 395-396 Zur . . . Sukzession Ho; Gr: daß aber die Thronfolge fest bestimmt sei, dazu 397 sittlicher Gr; Ho : gesitteter 402 guten . . . bösen Ho; Gr: oder weniger guten 409 Staatsbediensteten Ho; Gr: Minister 409-410 besteht . . . Greueln Ho; Gr: ist aber nur die Reihe der Ermordungen usw. 414 Umgebung Ho; Gr: nächsten Angehörigen 419 innere Ho; Gr: innerliche politische 419 bestimmen] zu bestimmen 420 Feudalzustande Ho; Gr: ehemaligen Lohnzustande

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Vetris aus der Kriegerkaste . Die Kriegerkaste ist Herr des Landes ; sie gebrauchen gegen sich und gegen den Fürsten dieselben Mittel der Empörung und Greueltat wie dieser selbst. Die Mächtigen bil­ den eine Aristokratie und machen den Rat der Fürsten aus . Sie müssen Abgaben geben und Kriegsdienste leisten ; aber sie müssen bei allen Taten um Rat gefragt werden und folgen nur, wenn sie durch Furcht oder andere Gewalt sich gezwungen fühlen. Das Hauptmit­ tel also des Fürsten, sich zu erhalten, ist eigener Charakter oder Macht des Goldes. Solange die Fürsten Geld haben, die Soldaten zu besolden, so haben sie Gewalt. Fehlt ihnen beides, fehlt ihnen auch die Gewalt. Alles geht auseinander; die Chefs betragen sich unab­ hängig, erobern, bedrücken. Dies war der Zustand, den die Euro­ päer fanden, nach dem Ermatten der mongolischen Fürsten, die das Ganze zusammen in Einheit gehalten hatten. Nach ihrem Hinsinken zerfiel das Reich in diese Vielheit der Herrschaften, bestehend durch Gewalt, errichtet durch List oder Kraft, indem Raubgesindel an den Mächtigen sich schloß. Mitunter hat sich aber auch unter ihnen ein kräftiger Despot ein größeres Reich gebildet, wie z. B. das Reich der Marathen, das dann von den anderen Tribut forderte. Indien also war fortwährend in Waffen, mit benachbarten Distrikten im Kampf oder mit sich selbst in Streit. Der Gewalttätige drang zum schwächeren Nachbarn, ihn zwingend, ein Viertel sämt­ licher Einkünfte zu geben. Die Marathen waren hierin die Gewalt­ tätigsten. Das Viertel wurde oft zur Hälfte gesteigert. Dadurch war aber noch Friede nicht, denn beim Nachlaß des Zwangs wurde die Zahlung unterlassen, und so ein steter Kampf, ein Druck und Ge­ gendruck. Auf diese Weise war die Regierung einerseits stetes Intri­ gieren am Hof, andererseits stets Streiterei. Die Frage ist nun : War dies ein altgeschichtlicher Zustand oder 426 gefragt) gefragen 426-427 folgen . . . fühlen Ho; Gr: gehorchen aber diesem nur insofern, als eine Gewalt sie dazu treibt 430 Fehlt . . . beides Ho; Gr: wenn dies wegfällt oder sie schwach sind 432-434 Dies . . . hatten Ho; Gr: Die Mongolen haben sich so der Herr­ schaft bemächtigt 445-447 denn . . . Gegendruck Ho; Gr: da man aus der bei fehlender Gewalt entstehender Weigerung Gelegenheit zum Krieg nahm

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der letzte Zustand der Auflösung eines früheren, blühenden Reichs, 450 eines schönen, vernünftigen, früheren Zustandes, einer herrlichen, einer glücklichen Welt, der ein schönes Ganzes , ein sittlicher Zustand voranging. * Das nächste, was vorliegt, sind die fremden Eroberer, so daß man diese kann ansehen als die Ursache der Auflösung. Hierüber ist zu 455 bemerken : Was die fremden Eroberer betrifft, die Muslim, die sich als eine ganz fremde Welt hineindrängten, so haben sie den Zustand Indiens nicht so verändert, wie die nordischen Barbaren die römi­ sche Welt, sondern so wie die Mandschu in China eindrangen. Eine Menge indischer Staaten blieb überdies frei. Die fremde Herrschaft 460 also hat keine vollständige Veränderung hervorgebracht. Das nächste ist, daß das, was wir von geschichtlichen Zügen eines früheren Zustandes auffinden, in welchen Werken sich Spuren eines früheren, glänzenden Zustandes finden, daß dies nur immer ei­ nen solchen Zustand der Betäubtheit, des Krieges und der politi- 465 sehen Streitigkeiten der Dynastien [zeigt] . Ein großer Kenner Indiens sagt: Revolutionen, Massaker, barbarische Eroberungen, Greuel machen die Geschichte dieses schönen Reiches aus, das dem ge­ wöhnlichen Beobachter scheint ein Paradies zu sein. Nur in Ge­ dichten, bei Lobpreisungen sind Spuren früheren Glanzes. Die 470 Brahmanen träumen und fabeln von einem früher vorhandenen, reinen indischen Reich, welches vor den islamischen Eroberungen stattgefunden habe. Allein näher betrachtet, sinkt dies in ein Träu­ merisches, in ein Gedichtetes zusammen, zerfällt dies gänzlich. Die indischen Epopöen sind nicht auf geschichtlicher Grundlage 475 [entstanden] . Sie haben gar nicht das Verhälmis wie Homer zum 452 Ganzes] Ganze 454-455 Das . . . Auflösung Ho; Gr: man könnte diese Auflösung vielleicht ansehen als eine Wirkung der islamischen Eroberungen 458 so . . . Barbaren Ho; Gr: eine solche Wirkung gehabt wie die der [Deutschen 461 vollständige Ho; Gr: große 465-466 der . . . [zeigt] Ho; Gr: der Geteiltheit in der Dynastie 469 Beobachter Ho; Gr: Zuschauer 475 Die . . . Grundlage Ho; Gr: Den großen Gedichten sieht man an, daß sie nicht auf Geschichte beruhen 476-477 zum . . . Kriege Ho; Gr: bei den Griechen

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trojanischen Kriege. (Siehe Ramajanah, von dem der zweite und dritte Band in Europa ist.) Man sieht aus den Geschichten nichts für die Geschichte. Das Verhältnis vieler Staaten scheint das Uranfäng480 liehe in Indien gewesen zu sein. Hierzu kommt noch die Tradition von religiösen Kriegen zwischen Brahmanen und Buddhisten. Diese Kriege und die von Anhängern des Wischnu oder des Schivah ge­ gen die Brahmanen kommen also fortwährend vor und bestehen * jetzt noch. Bei Festen, bei Märkten, wo mehrere Millionen versam485 melt sind, gibt es die blutigsten Kämpfe, wo Tausende fallen. Im Ganzen ist also das Bild der indischen Gegenwart immer auch das eines früheren Zustandes. Einzelne Reiche zwar hatten notwen­ dig schöne Zeiten, blühende Zustände, vorzüglich das Fürstentum * Ayod'hya, weiter im Innern des Landes. Aber, wie gesagt, dies sind 490 nur vorübergehende Momente. Es zeigt sich aber auch hierin, daß der Zufall der Persönlichkeit des Regenten alles ist und von ihm al­ les abhängt. Bei dem Despotismus ist es der Fall, daß ein schwacher Fürst Ursache der größeren inneren Kämpfe wird, daß aber [das Land] bei einem folgenden kräftigeren Herrn bei der Üppigkeit des 495 Bodens sogleich wieder zur Pracht und zum Glanz sich emporhebt. Wie die Natur, so zeigt der Zustand der Staaten dort steten Wech­ sel zwischen gänzlichem Ersterben und der üppigsten Vegetation, wie denn überhaupt Indien der Schauplatz der größten Gegensätze ist. Wie dieser Zustand im Ganzen der ältere Zustand in Indien soo war, so war das vorhanden, daß früher Zeiten und Religion einfa­ cher waren. Die alten Bücher, die Veden, sind meist Gebete an die Götter, Hymnen an Fürsten, aus allen Zeiten. Diese Bücher zeigen größere Einfachheit als die Gegenwart. Mehrere Inkarnationen wer­ den in ihnen noch nicht erwähnt.

480 sein] sei 480-481 Hierzu . . . Buddhisten Ho; Gr: Innere Kriege fanden zwischen den Buddhisten und anderen statt 482-483 und . . . Brahmanen Ho; Gr: zwischen den Anhängern des Wi­ schnu und Schivah 487-488 Einzelne . . . Zustände Ho; Gr: Indessen sind auch Züge vor­ handen, daß einzelne Reiche schöne Seiten gehabt haben 489 Ayod'hya Gr; Ho : Rarnah bosihein

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Der ganze Zustand, überhaupt der politische, religiöse etc. ist be- 505 dingt durch den Kastenunterschied, der schon zu Alexander des Großen Zeiten bestanden zu haben scheint, obgleich damals noch Ausnahmen von dem Verbot der Heirat zwischen den verschiede­ nen Kasten stattfanden. Strabon, Ptolemäus, Plinius und Arrian ge- * ben dies an. Die Inder haben Traditionen eines Fürsten, der diese 510 Unterschiede festsetzte, aber die Entstehung dieser Kasten geht über die Zeit der Geschichte hinaus. Man sagt z. B . , die Brahmanen seien ein eingewandertes Volk, aber ein Priestervolk gibt es nicht, so wie ein äußerliches Zusammenkommen verschiedener Stämme die Sache nicht erklärt. Denn die Kasten sind Unterschiede der Geschäfte, 5 1 5 und diese setzen schon die Einheit eines Staates voraus, in dem die Versteinerung dieser Unterschiede später folgte. Daß diese Unterschiede durch ganz Indien sich verbreitet ha­ ben, obgleich keine Zeit anzugeben ist, wo das Ganze ein Reich war, läßt sich leicht erklären, wenn man sieht, wie das Ganze ein 520 Prinzip zur Grundlage hat, so daß, wenn in einer gemeinsamen Bil­ dungsstufe an einem Punkt ein solcher sittlicher Zustand empor­ steigt, die roheren Nachbarn leicht zu bekehren zu dem sind, was das gebildete Volk ihnen zeigt. Sie nehmen willig an, was ihnen [als] ein Höheres erscheint. Übrigens geht der Kastenunterschied 525 nicht durch alle indischen Staaten hindurch, sondern es gibt noch viele ganz rohe, verwilderte Völker, die zu diesem U neerschied der Kasten noch nicht gekommen sind. Es hat bei ihnen keine Bildung angefangen. Ihr Verkehr besteht im Salzhandel, sonst aber sind sie in ihren Gebirgen geblieben, von denen aus sie nur einzelne wilde 530 Ausfälle machten. Dieses überhaupt nun ist es, was sich vom alten Zustand Indiens sagen läßt. Bemerkenswert ist hier eine Schrift von Nikolaus Müller, in Mainz 1822 herausgekommen. Dieser Mann * 518-519 haben] hat 520 erklären Ho; Gr: begreifen 520 sieht Ho; Gr: bedenkt 521 Grundlage hat] Grundlage ist 522 ein . . . Zustand Ho; Gr: eine höhere Bildung 523 die . . . sind Ho; Gr: die entfernteren Punkte sich leicht anschließen 525 geht] ist

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hält die alten Hindus in hoher Verehrung . Die »Asiatical Resear535

ches« scheinen ihm [ab er] ganz unb ekannt zu sein . Er scheint nur den William Jones zu kennen und sagt , daß das goldene Zeitalter in Indien schon mit diesen [alten Hindus] erb lüht sei. Leutnants und Kapitäne scheinen b ei ihm in ziemlicher Geringschätzung zu ste­ hen , und doch sind dies Männer, die oft den größten Teil ihres Le-

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bens in Indien und mit Erkenntnis der Sitten , Sprache und Religion der Inder zugeb racht hab en . Kurz wollen wir auf den Zustand der Geschichtsschreib er jetzt üb ergehen . Wir hab en schon b emerkt , daß die Inder keine histori­ sche Ansicht haben und keiner Geschichtsschreib ung fähig sind ,

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und dies ist zur Vollendung des Gemäldes derselben charakteri­ stisch . Um uns den Unterschied vor die Vorstellung zu b ringen , b rauchen wir nur auf das zu sehen , was das Alte Testament vom Zustand der Stammväter Israels sagt . [Dies] können die Inder gar nicht auffassen . Eines solchen verständigen Bezeichnens sind die In-

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der ganz unfähig. Alles verschwimmt ihnen zu maßlosen Bildern . Des Verständigen sind sie nicht fähig . Unwahrscheinlichkeit , Un­

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möglichkeit ist eine Kategorie, die bei ihnen nicht vorkommt . Die historia rerum gestarum macht ein notwendiges Mittelglied in der Fortb ildung eines Volkes aus ; denn seine Vergangenheit muß

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ihm geschichtlich vor Augen stehen . An diesen Bildern hat es ein Festes , Dauerndes . Es wird zu etwas , wodurch die Willkür, die Zufälligkeit aufgehoben wird . Ein fester Zustand kann sich nur so empirisch festsetzen . Ein Charakter fixiert sich b ei einem Volk nur durch die Geschichte , dadurch daß die Völker das Bild eines festen ,

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früheren Zustandes hab en , wodurch ein Festes auch in die politi­ sche Seite kommt , teils eine politische Verfassung b egründet , teils 544 Geschichtsschreibung] Geschichtsschreiber 547 auf das zu sehen] das was sehen 548 der Stammväter Ho ; Gr: von den Altvätern 550 Alles . . . Bildern Ho ; Gr: es verschieben [sich] ihnen alle Gegen-

stände 552 553 553 561

zum Maßlosen , Übergroßen vorkommt Ho ; Gr: vorhanden Die . . . gestarum Ho; Gr: die Geschichte Mittelglied Ho ; Gr: Vettnittlungsglied teils] oder

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fortgebaut [wird] . Weil im subjektiven Sinn die Inder keine Ge­ schichte haben, haben sie sie auch im objektiven Sinn nicht. Eben weil sie keine historia haben, haben die Inder keine wahrhafte Geschichte. 565 Merkwürdig sind die großen Zahlen, die wir bei den Indern in Betreff auf Regierungsjahre, Perioden ihrer Geschichte etc. [finden] . Mit diesen Zahlen sind viele Namen verbunden, aber diese Zahlen sind vollkommen willkürlich, ganz ohne historische Wichtigkeit. Ein König hat z. B . 70 000 Jahre regiert, oder ein anderer Fürst hat 570 sich Büßungen von 10 000 Jahren unterworfen. Man sieht, daß an * Historie dabei nicht zu denken ist. Ebenso verhält es sich mit den Zahlen der Zeitrechnung. Diese großen Zahlen haben einen astro­ nomischen Sinn, aber den Sinn nicht, als ob die Inder so alte Beob575 achtungen hätten, daß die Zahlen so groß [geworden] wären. Um eine kurze Vorstellung zu geben, wollen wir unser Jahr mit den indischen Zahlen vergleichen. Wenn wir bei uns das Jahr auf 365 Tage und einige Stunden berechnen, so gebrauchen wir, um solche Zahlen genau auszudrücken, sie in Beziehung auf eine be­ stimmte Einheit, zum Tag, zur Stunde etc . , und drücken solche 580 Verhältnisse mit Brüchen aus. Wenn man dies aber nicht mit Brü­ chen tut, so werden die Zahlen je bestimmter, desto größer. So vollendet der Mond seinen Umlauf um die Erde in einem von unseren Jahren zwölf Mal mit einem Überschuß. Nun gibt es aber die metonische Methode, wonach er in 19 Jahren 237 Umläufe gemacht 585 [hat] , so daß nach 19 unserer Jahre der Mond an derselben Stelle sich wieder befindet. So haben die Inder anzugeben versucht, wann alle Planeten, von der Erde aus gesehen, in einem Punkt beisammen

562-563 Geschichte Ho; Gr: historia 569 vollkommen] ganz vollkommen 575 daß . . . wären Ho; Gr: wodurch so große Zahlen bestimmt worden wären 581-582 dies . . . tut Gr; Ho : die Brüche als ganze Zahlen nimmt 582 desto ] je 587 anzugeben versucht Gr; Ho : berechnet 588 Planeten Gr; Ho : Gestirne 588-589 beisammen . . . wären Gr; Ho : sich befunden haben

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gewesen wären, und drücken die Brüche durch große Zahlen aus, 590 wodurch solche Verhältnisse verglichen werden sollen. So sind bei ihnen so große Zahlen entstanden. Die Inder haben verschiedene astronomische Systeme, deren Richtigkeit von der Genauigkeit der Berechner abhängt. Die Hauptsache ist, daß solche Zahlen nichts Historisches sind, sondern astronomische Bedeutung haben und 595 [daß die Inder) das Genaue nicht durch Brüche, sondern durch große ganze Zahlen ausdrücken. Ein ferner Bemerkbares ist, daß die besten Quellen indischer Geschichte nicht die Inder selbst, sondern die Griechen und Muslim sind. Die griechischen Nachrichten sind unbedeutend , daß die Inder den Persern unterworfen worden seien. 600 Alexander eroberte nur einen Teil, drang bis zum Ganges nicht, * sondern nur bis in das Pandschab [vor) . Auch folgende griechische Könige hatten Besitzungen von Indien inne. Die Seleukiden haben die baktrischen Reiche unter ihrer Herrschaft gehabt. Gerrauer wird die Erzählung erst 1000 Jahre n. Chr., als islamische Fürsten sich der 605 indischen Throne bemächtigten ; Ghaznaviden, Afghanen, deren Herrschaft in Ghazni ihren Sitz hatte. Später haben Timur und des­ sen Nachkommen Indien erobert, ein mongolisches Reich gegrün­ * det; aber sich verweichlichend sind diese Mongolenfürsten ebenfalls untergegangen, bis die Europäer sich zuletzt des ganzen Reichs fast 610 bemächtigt haben. Wichtiger sind die Dokumente des indischen Inlands [als] eine Quelle der Geschichte, die Inschriften auf Steindenkmälern, Kup­ ferplatten usw . , die zum Teil in sehr alten Schriftzügen sind, welche dem Sanskrit ähnlich [sind und) bestimmte Daten geben, aber nur 615 Daten dieser bestimmten Denkmale. Außerdem ist eine einheimi­ sche Quelle die Sammlung der Listen der Könige . Besonders der * Kapitän Wilford hat diese Listen gesammelt und studiert, von de592-593 deren . . . abhängt Ho; Gr: nach mehr oder weniger gerrauen Beobachrungen 603 Gerrauer Ho; Gr: gewisser 606-608 Später . . . gegründet Ho; Gr: Nach Timur kamen dann die vortrefflichsten Fürsten 6 1 1 Wichtiger Ho; Gr: Ferner 614 dem] der

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nen einige im größten Ansehen stehen. Aber diese Listen, die selbst mehr oder weniger Glauben in Indien finden, weichen nach Wil­ fords Zeugnis, der selbst eine solche besessen [hat] , selbst in ihren Exemplaren sehr voneinander ab. Die Engländer haben in neuerer Zeit sich viel darum bemüht. Als geographische Angabe werden als genaue die des Ptolemaeus gefunden. Ihm waren Alahabad, eine Gegend des Ganges, sowie viele andere [Gegenden] schon bekannt. Die Listen der Könige nun stehen im höchsten Widerspruch gegeneinander. Die Brahmanen verfahren in Betreff auf sie so, daß ih­ nen am wichtigsten ist, Epochen teils astronomisch, teils geschicht­ lich zu arrangieren und festzusetzen. Diese Räume füllen sie aus mit Namen von Königen, die oft eingebildet sind. [Sie] lassen wichtige Könige aus und schreiben ihre Regierungsjahre anderen zu, versetzen Könige und Dynastien aus Vorurreil oder Verwechslung in eine ganz andere Zeit. Nicht ungewöhnlich ist es, daß sie von einem Jahre entfernten Vorfahren zum letzten Abkömmling übergehen, die mitderen weglassend. Was von diesen Königen dann angegeben wird, ist durchaus mythologisch. Diese Nachrichten gibt uns Wilford . Er erzählt, ein indischer Geschichtsschreiber habe ihm mitge­ teilt, daß er ganz nach ungefähr die Räume mit Namen ausfülle, Reiche zusammenzöge und deshalb dazu berechtigt [sei], weil seine Vorfahren, die Chronikenschreiber, es ebenso gemacht haben. Ein anderer merkwürdiger Umstand, der zur Verwirrung der indischen Geschichte beiträgt, ist noch, daß die Inder auch die Ge­ schichten fremder Völker in ihre Geschichte hineinbauen. Am mei­ sten kommt in jenen Listen Wikramaditya vor, der nach Berech­ nung ungefähr 50 Jahre vor Christus gelebt haben kann. Wer dieser gewesen sei, ist höchst ungewiß. Wie die Engländer genauer nach-

626-628 Die . . . festzusetzen Ho; Gr: Es ist dabei nur Hauptsache gewe­ sen, gewisse Zahlen von Epochen zu bestimmen, die dann so ausgefüllt werden 628-630 Diese . . . zu Ho; Gr: daß vielleicht nicht ein König wirklich gelebt hat und die größte Willkürlichkeit beobachtet wird 640 Umstand Gr; Ho : Zug 645-646 Wie . . . Namen Ho; Gr: Solcher Wikramadirya werden viere, an anderen Orten auch neune erwähnt

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forschten, fanden sie, neun dieser berühmten Namen ausmittelnd, daß es ein König einmal eines kleinen Reichs, einmal ganz Indiens gewesen sei. Von einem wird erzählt, er habe ein großes Opfer dar­ gebracht, um ein langes Leben zu erhalten. Nicht erhört, habe er sich selbst töten wollen, [und] da habe die Gottheit ihm 1 000 Jahre ungetrübte Herrschaft versprochen. Da sei ein Sohn einer Jungfrau und eines Zimmermanns geboren, dieser habe den Wikramaditya entthront. Dieses Kind ist offenbar Christus ; denn das , was Christus getan hat, findet sich in dieser Geschichte auf indische Weise verarbeitet. Es findet sich, daß die apokryphischen Bücher ganz indisch ver­ zerrt sind, ebenso talmudistische Schriften. Ebenso findet sich auch die Geschichte Salomos in die indische verflochten, und auch die [der] Muslim und anderer islamischer Könige. Die nähere Geschichte Mohammeds wird erzählt und zwar so, daß er in Indien geboren sei. Die Geschichte, wie er dann nach Arabien gekommen sein soll, ist von der schändlichsten Schmutzigkeit, [so] daß sie nicht zu erzählen ist. Besonders auch die Geschichten Noahs und seiner drei Söhne kommen auch in der indischen [Geschichte] vor, so daß noch die Namen der Söhne unverkennbar sind. In solchem Zusam­ menhang befindet sich die indische Geschichte. Bendey, der die ge­ nauesten Untersuchungen aufstellte, meint, dieser Wikramaditya könne erst in das elfte oder zwölfte Jahrhundert n. Chr. fallen. In Ansehung der astronomischen Schriften ist zu bemerken, daß [sie,] indem sie auf Palmenblätter geschrieben sind , nicht lang hal­ ten, weshalb es keine alten Codices gibt, sondern [sie] müssen um­ geschrieben werden, wobei sich gefunden hat, daß [sich] die Ab-

647 ein König einmal) einmal ein König 648-649 dargebracht, um ein) angestellt, ein 648-649 Von . . . erhalten Ho; Gr: einer davon soll der Gottheit den Kopf haben abschneiden wollen 658 die . . . Salomos Ho; Gr: rabbinische Erzählungen von Salomo 668 könne erst) erst könnte 671 weshalb) deshalb 672-673 wobei . . . schämten Ho; Gr: erlauben sich die Abschreiber die größten Willkürlichkeiten

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schreiher der willkürlichsten Abänderungen nicht schämten. So herrscht auch in der Rücksicht die höchste Unsicherheit. Welchen Betrug sich überhaupt die Brahmanen erlauben, da- 675 von war Wilford selbst ein Beweis . Ein gelehrter Brahmane sollte die Züge aus den Puranas ausziehen, die mit griechischen Mythen und ägyptischen Ähnlichkeit hätten. Nachdem er diesen Brahma­ nen jahrelang gebraucht hatte und nun selbst einmal zusah, so fand Wilford, daß bei gewissen Worten sich andere Zeiten befanden, so 680 daß er entdeckte, daß jener Brahmane solche Daten in den Originalen geändert habe, welche Wilford habe wünschen können. Der Brahmane, entdeckt, schwor hoch und teuer und brachte 13 Brahmanen, die die Richtigkeit gleichfalls beschwören sollten. * Was nun die Kunstwerke in Indien betrifft, die man in Elora in 685 der Höhe von Bombay [und] besonders an der Küste von Koromadei findet, [so] sind sie jetzt aufs gerraueste beschrieben und unter­ sucht. Niebuhr hat zuerst darauf aufmerksam gemacht. Ganze * Berge sind ausgewühlt, Tempel, Säulen, große Figuren und eine Menge anderer Gegenstände in den Fels gehauen, Werke eines be- 690 wunderungswürdigen Fleißes. Die Wände enthalten mythologische Darstellungen. Man schreibt diesen Werken ein hohes Alter zu ; aus den Bildern aber geht hervor, daß es nicht über das jetzige mytho­ logische System hinausgeht; [denn] diese Bilder sind dieselben Ge­ stalten, die wir jetzt noch bei den Brahmanen finden. Daß solche 695 Tempel verlassen sind, läßt sich leicht erklären aus dem Fanatismus der Muslim, die sie verunreinigt, entweiht, Karmonaden darin ange­ stellt haben, so daß sich die Inder ihrer nicht mehr bedienen. Die neueren Vorstellungen über ihr Alter sind, daß die Anfertigung nach Christi Geburt geschehen [ist] , daß die Inder vornehmlich 700 Abessinier zu ihrer Verfertigung gebraucht und daß diese nur nach673-674 So herrscht auch . . . die] So auch . . . herrscht die 675 erlauben] gebrauchen 690 gehauen Ho; Gr: gearbeitet 692 Darstellungen Gr; Ho : Gegenstände 699-700 daß . . . [ist] Gr; Ho : daß es nicht über Christi Geburt hinaus­ gehe 700-701 daß . . . gebraucht Gr; Ho : daß vorzüglich die Abessinier die Künstler waren

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machten, was sie in Ägypten vom Tempel , teils griechischen, teils ägyptischen Ursprungs, gesehen hatten. Man hat Linien, Verhält­ nisse aus griechischen Werken gefunden, die nur von unwissenden Menschen so dargestellt sein können. Diese Abessinier, unwissend, arbeiteten nach solchen Reminiszenzen. Die zwei welthistorischen Fragen sind, welchen Fortgang die in­ dische Welt als Fortgang der Idee an sich überhaupt [hat,] und ob und in welchem Zusammenhang die indische Welt mit der übrigen Welt steht. Die erste Frage ist schon am Anfang betrachtet [worden] . China ist das patriarchalische Ganze, und die Ganzheit, Einheit ist die Grundbestimmung. Das indische Prinzip ist das zweite Moment der Idee, nämlich der Unterschied, der bestimmte, feste Unterschied. Dieser Unterschied als menschlicher Unterschied, der dem Geist der Einheit unterworfen sein soll, bleibt ein bloß natürlicher und wird zu einer Versteinerung der Klassen untereinander. Weil der Unterschied so verknöchert [ist] , ist das Ungleiche nur, der Unter­ schied, die Mannigfaltigkeit vorhanden, und Vernünftigkeit, Freiheit, politischer Zustand können hier keinen Platz finden. Dieser Unterschied also wird fest, und dies ist das Prinzip des Indischen. Dies ist im welthistorischen Zusammenhang das andere Prinzip ; aber es steht in keinem Zusammenhang, weder rückwärts mit China noch vorwärts mit den nächsten Prinzipien. Der welthistori707 Die . . . sind Ho; Gr: Die welthistorische Frage hat zwei Bedeutun­ gen 707 die] hat die 707-708 welchen . . . Welt Ho; Gr: Welche Stellung hat die indische Gestalt 709-710 die . . . steht] steht die 713-714 Moment . . . Idee Ho; Gr: des Begriffs 714 Unterschied Ho; Gr: Unterschied überhaupt 717 untereinander Ho; Gr: gegeneinander 719 Vernünftigkeit Ho; Gr: Vernunft 720 können] kann 721 Unterschied] natürliche Unterschied 724 mit . . . Prinzipien Gr; Ho : mit anderen 724-725 Der . . . vorhanden Ho; Gr: Es ist nun ein solcher Zusammen­ hang vorhanden

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Der Gang der Weltgeschichte

sehe Fortgang ist also nur an sich vorhanden, - mithin so wie Tiere, Blumen so bestehen, daß sie ein System bilden, jedoch so, daß sie als Individuen für sich aus dem Boden treten, ohne daß die Art im Zusammenhang mit den anderen erscheint. Der Zusammenhang [ist] nicht für sich, sondern nur für den reflektierenden Geist vor­ handen. Dies ist die unvernünftigste Weise, [die] der Natur, und das indische Prinzip in dieser Natürlichkeit ist nur für den Begriff in diesem Zusammenhang, nicht in der Erscheinung. Die zweite Frage, ob die indische Welt nicht mit der übrigen in einem historischen Zusammenhang steht, muß bejaht werden. Denn dies liegt schon im Begriff des Prinzips des Unterschieds, der Differenz, des Nachaußengehens. Das Chinesische ist für sich abge­ schlossen. Der Unterschied aber muß nach außen gehen, und so hat das indische Prinzip auch einen äußerlichen welthistorischen Zu­ sammenhang mit anderen. Dieser aber kann nur ein passives Ver­ hälmis sein, eine stumme, tatlose Verbreitung ; denn indem der Unterschied das abstrakte Prinzip [ist] , ist die indische Welt ohne Indi­ vidualität. Die [Individualität, die] darin ist, ist nur Willkür des Despotismus . Es ist also ein individualitätsloser Zusammenhang. Diese Seite ist noch kurz anzugeben. Die eine Seite dieses Zusammenhangs ist schon früher genannt [worden] , daß nämlich Indien immer ein Gegenstand der Begierde aller Völker, vornehmlich der westlichen war. Früh hat daher ln­ dien im Handelsverkehr gestanden. Fremde Völker eigneten sich die indischen Schätze an, Perlen, Edelsteine, Wohlgerüche. Dies ist et­ was, dessen nähere Momente uns nichts angehen. Dieser Zusammenhang war teils zu Land , teils zur See . Die Inder selbst trieben 725 also nur an sich] an sich also nur 725 mithin] aber 726 jedoch] aber 726-727 daß . . . treten Ho; Gr: daß jedes selbständig aus der Erde hervortritt 732 diesem] dem 733 Frage Gr; Ho : Bedeutung der welthistorischen Fragen 734 historischen Ho; Gr: erscheinenden 738 äußerlichen Ho; Gr: äußern 748 im Handelsverkehr Ho; Gr: im Zusammenhang durch den Handel

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früher Schiffahrt und Handel, [und sie] sind von einem Volk vom südlichen Meer besucht [worden] . Schon in vorgriechischer Zeit ge­ schah dies . Die Ägypter, Griechen, Römer standen im Zusammen755 hang mit Indien. Die Umsegelung des Vorgebirges der Guten Hoffnung ist ein Hauptmoment neuerer Geschichte. Dieser Handel, den die Inder selbst auch trieben, ist ein Unbedeutendes, Älteres überhaupt, das auf das Ganze des Zustandes keinen Einfluß hat und bei den Indern sehr früh aufhörte, so wie die Ausbildung des Prin760 zips der Kasten und die Knechtschaft unter den Zeremonien fort­ schritt und sich die Kasten sowie das, was rein und unrein sei, strenger schieden. Vom südlichen Meer her hat also Indien früh Besuch und Zu­ sammenhang gehabt. Darüber ist zu bemerken, daß der Handel 765 nach Asien und Indien lange zu Land durch S)irien und Ägypten ge­ trieben [worden] ist, bis endlich die Entdeckung des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung Epoche machte. Oft hat man die Vor­ stellung, als ob dieser Weg um das Kap nur ein Notbehelf sei gegen den barbarischen Zustand Ägyptens, Syriens und Arabiens, daß der 770 nähere Weg, der natürliche, durch Ägypten ginge, wobei man sich allenfalls noch die Landenge von Suez durchschnitten denkt. Der alte Weg ging allerdings dadurch. Allein dieser Weg ist nicht der unendlich leichtere, so daß der andere nur ein Notbehelf sei. Denn die Schiffahn von Indien nach Suez kann nur drei Monate im Jahr 775 bestehen ; denn man [hat] mit den Monsunen zu kämpfen, welche den größten Teil des Jahres in entgegengesetzter Richtung wehen. Wenn man die Jahreszeit nicht benützt, [und] ist man zum Meer­ busen von Arabien gekommen, so kommen hier die nördlichen hindernden Winde. Gegenwärtig ist Ägypten ruhig, und doch zieht * man den Seeweg vor. Lord Hastings im vorigen Jahr schickte zwei 752 von einem] vom 754 dies] es 755-756 des . . . Hoffnung Gr; Ho : des cap de bone esperance 759-760 die . . . Kasten Ho; Gr: die Bildung weiter fortschritt 765 lange Gr; Ho : in neurem 780 Lord] Mylord 780-781 Lord . . . Wege Ho; Gr: wie denn eine Botschaft des Lord Ha­ stings vor zwei Jahren

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Der Gang der Weltgeschichte

Kapitäne nach England durch beide Wege, (wobei der] über das Kap drei Wochen früher nach London kam als der andere, der zu gleicher Zeit in der Höhe von Bab-el-Mandeb gewesen war und den Weg über Suez eingeschlagen hatte. Der über Ägypten schiffte, hatte die günstigste Jahreszeit, mußte aber den Weg teils zu Land 785 machen und kam drei Wochen später. Auf dem Meerbusen von Arabien wird auch nur mit kleinen Schiffen geschifft, die die Land­ winde benutzen. Dieser näher scheinende Weg hat also gegen (den] neueren Seeweg Nachteile. Indien im Zusammenhang hat also ein 790 passives Verhältnis im Betreff des Handels. Die zweite Seite des Zusammenhangs ist die Verbreitung Indiens . In der neueren Zeit ist ein eigentümliches Phänomen beobachtet worden, wonach Indien mit dem Westen im Zusammenhang steht. Es hat sich gezeigt, daß die altindische Sprache, das Sanskrit, nicht nur die Mutter aller jetzigen lebendigen indischen Sprachen ist, de- 795 ren es viele gibt und (die] alle das Sanskrit als Mutter anerkennen. Die Veden sind darin geschrieben. Die Sakuntala (der entscheidende Ring), (ein] Schauspiel von Kalidasa, ist teils auch im Sanskrit. Was * das Hindostanische betrifft, so ist dies kein eigentliches Indisch, sondern ein Gemisch. Das Sanskrit ist nicht nur die Mutter indi- 800 scher Sprachen, sondern auch die Ursprache für das Altpersische und hängt ferner einerseits mit dem Griechischen, Lateinischen, Germanischen, andererseits mit dem Ägyptischen zusammen. Die Wurzeln der genannten Sprachen finden sich auch im Sanskrit. Noch mehr als die Wurzeln, die sich [als] identisch zeigen, ist die 80 5 Gleichheit des Systems der Grammatik und besonders der Konjuga­ tion mit der griechischen, lateinischen und germanischen Sprache zu bewundern. Besonders Professor Bopp hat darüber berühmte Untersuchungen gemacht. Dies hat notwendig die europäische * Welt sehr überrascht. Eigentlich ist in Indien das Sanskrit Sprache 8 1 0 782 der andere, der] eine andere, die 792 eigentümliches] eigenes 796 anerkennen] an 799 eigentliches Indisch] eigentlich Indisches 803-804 Die . . . Sanskrit Ho; Gr: Sie hat eine große Menge Wurzeln mit der germanischen Sprache

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der heiligen Bücher, wie bei uns das Lateinische. In Indien sehen wir das Sanskrit, auf der anderen [Seite] das Persische, [Ägyptische] , Griechische, Lateinische, Germanische. Unterbrochen ist dieser Zu­ sammenhang vom Syrischen und Hebräischen [her] . Der Zusammenhang also ist nicht fortgehend, sondern unterbrochen. Dies deutet auf eine ganz alte Verbreitung der Völkerschaften von Indien aus. Doch dies ist nicht so vorzustellen, als sei Indien als das Urland anzusehen, sondern das Altpersische oder das Zend zeigt sich ebenso verwandt mit dem Sanskrit, steht neben ihm. [Es] ist seine Tochter nicht, sondern steht so, daß beide scheinen eine ältere [gemeinsame] Quelle zu haben. Dieses Zend hat nördlich von ln­ dien seinen Sitz, in der Gegend von Baktrien, Kaschmir, im Reich der Afghanen, Paropamisus. Alles dieses sind hier Länder, wo die Sprachen verwandt mit dem Sanskrit herrschten. Dort sind Gegenden, wo das Sanskrit noch jetzt lebendiger die Landessprache [ist] und reiner als im eigentlichen Indien gesprochen [wird] . Wir haben also diese nördliche Gegend, die ebenso in das Gebiet der Sanskrit­ sprache gehört, und die Verbreitung, wenn wir sie [uns] als Ver­ schiebung von Völkern vorstellen, haben wir als von diesem nördliehen Punkt ausgegangen [zu denken] , oder dieser ist vielmehr der höhere Punkt als der, von dem die Ausbreitung vor sich gegangen. Diese Völkerwanderung, die wir nur in der Sprache sehen, ist selbst lautlos, stumm daliegend vor aller Bestimmtheit der Ge­ schichte. Es ist eine lautlose Verbreitung in einem Zustand, dem noch gar keine Bildung angehört, zukommt. Vorhandene ge814 vom . . . Hebräischen Ho; Gr: durch die sogenannten armenischen Sprachen, Syrisch, Arabisch 816 Völkerschaften Ho; Gr: Völker 817-818 Doch . . . anzusehen Ho; Gr: man muß sich aber nicht Indien als Urland denken 822 im] das 827-828 der Sanskritsprache Ho; Gr: dieser mit dem Sanskrit zusam­ menhängenden Sprachen 830 dieser] es 833-834 vor . . . Geschichte Ho; Gr: jenseits aller geschichtlichen Anga­ ben 834 lautlose Ho; Gr: stumm

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Der Gang der Weltgeschichte

schichtliehe Spuren hat Professor Ritter in seiner »Vorhalle zur eu­ ropäischen Welt« mit großem Fleiß sehr geistreich und witzig zu- * sammengestellt. Es ist dies aber ein sehr schwankendes Feld, sehr gefährlich, wenig beglaubigt, da sich oft Verwandtschaften ergeben, die bloß im Laute liegen. Dieser Weg der Verbreitung ist vorzustel- 840 len, indem in Mittelasien die Völker sich lagerten, nördlich von In­ dien gehend um das Kaspische Meer, teils südlich, teils nördlich durch Armenien, Kleinasien gegen Griechenland, ans Schwarze Meer usw. Die Hauptmomente des Zusammenhangs, wie ihn Ritter aufstellt, beziehen sich vornehmlich auf Punkte des Schwarzen 845 Meeres : Kolchis, Phasis und das Asowsche Meer. Er zeigt einen Zu­ sammenhang des Handels mit diesen Punkten [auf] , eines binnen­ ländischen Handels, der nach Indien hin und nach China sich er­ streckte. Merkwürdig ist die Ähnlichkeit der Namen von Völkern am Phasis und denen in Indien. Hieran knüpft sich die Sage des He- 850 rodot, daß am Phasis Ägypter wohnen, da Herodot wohl Ägypter für Fremde gesetzt hat. Dies sind die historischen Spuren. Den indi­ schen Geist brachten diese Völker nicht mit, denn die Verbreitung fällt in die vorhistorische Zeit. Was sie mitbrachten, streiften sie glücklicherweise oder notwendigerweise ab. Dies also ist der histo- 855 cisehe Zusammenhang Indiens nach außen. Die Inder haben nicht erobert, sondern sind nur erobert [worden) , waren keine Individua­ lität nach außen. Wenn wir das Sanskrit mit der griechischen, deutschen und latei­ nischen Sprache vergleichen, so finden wir viele Wurzeln, die auch 860 die persische Sprache gemein hat. Dies ist [die) materielle Seite ; die mehr ideelle ist die grammatische Ähnlichkeit. Das grammati­ kalische System zeigt sich nicht nur sehr ausgebildet in sich, son-

837 geistreich Gr; Ho : sinnreich 849-850 Merkwürdig . . . Indien Ho; Gr: man wird überrascht, an die­ sen Orten Namen zu finden, die in Indien zu Hause sind 850-852 Hieran . . . hat Gr; Ho : Und Herodot schon spricht von ägyptischen Völkern am Phasis 854-855 streiften . . . ab Ho; Gr: verloren 855 ab] aus 860 viele Wurzeln Gr; Ho : eine Wurzelähnlichkeit

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dem es gibt auch eine Menge gelehrter Werke über Grammatik. In 865 der indischen Literatur findet sich [auch] eine hohe Bildung der Grammatik. Von dieser aus macht man gewöhnlich den Schluß auf die frühe hohe Bildung Indiens überhaupt. Aber dieser Schluß von der Ausbildung der Sprachen auf Bildung überhaupt ist ein ganz ungründlicher Schluß. Empirisch die Sache angesehen, finden wir 870 schon das Gegenteil . Sehr gebildete Völker haben in Buropa eine einfache Grammatik. Fülle des Ausdrucks für sinnliche Gegenstände ist mehr ein Zeichen von Barbarei als von Bildung. Die deutsche Sprache hat auch viele Unterschiede im Betreff des Tones. Dies ist ein Reichtum aber, der nicht hoch anzuschlagen ist. Eher hält man 875 die grammatische Bildung für Zeichen der Bildung eines Volkes . Diese Ausbildung ist aber sehr oft eine Mannigfaltigkeit ganz un­ wichtiger Unterschiede. Die englische Sprache z. B. ist sehr einfach in der Grammatik. Bei barbarischen Völkern hingegen sehen wir, daß sie sich beim Eingang in die Bildung in kleine Unterschiede 880 einlassen. Wir finden z. B. bei den arabischen und türkischen Grammatikern den größten Scharfsinn und die größte Kleinlichkeit als Zeichen des Rückgangs oder noch nicht hoch gediehener Bil­ dung. Die Griechen und Römer in Zeiten des Verfalls fingen an, die Grammatik auszubilden. 885 Kürzlich bleibt uns nun noch das anzusehen übrig, was noch mit der indischen Welt verwandt ist, der Umfang nämlich der Völker­ schaften, die zur buddhistischen Religion gehören, die mit dem La­ * maischen sich verknüpft.

865 findet) befindet 867 Indiens überhaupt) überhaupt Indiens 870-871 Sehr . . . Grammatik Ho; Gr: Wir sehen in Europa . . . mit sehr einfachen grammatikalischen Systemen 871 Fülle . . . Ausdrucks Ho; Gr: Der Überfluß von Wörtern 874-875 Eher . . . Volkes Ho; Gr: ebensowenig tut die grammatikalische Ausbildung etwas 877 Die) Aber die 877 sehr Ho; Gr: höchst 880-883 Wir . . . Bildung Gr; Ho : Die persische, die türkische Gram­ matik sind höchst ausgebildet

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Der Gang der Weltgeschichte

Wir sahen den indischen Geist als den des Träumens, der sich in der Vorstellung in die beiden Extreme zersplittert. Er hat noch verwandte Gestalten. In der Vorstellung, sahen wir, ist dieser Geist in schweifender Irre. Seine Grundlage ist das Eine von Allem, das sich in mannigfaltiger Menge der Natur und Geistesgestalt umherwirft und [das] die Darstellung einerseits noch sinnlich, andererseits die tiefsten Gedanken in sich faßt. Auf der anderen Seite ist gegen dies Träumen die Wirklichkeit eine ratlose Knechtschaft, worin der Weise der Menschenunterscheidung fest und davon alle Bildung abhängig ist. Gegen dieses Traumleben, diesen Taumel, der in der Wirklichkeit ohne Wahrheit ist, steht zunächst ein unbefangenes Traumleben, das zu jenem Unterschied der Weise nicht gediehen, aber daher auch nicht in die Knechtschaft ausgegangen ist, sondern roher, aber auch einfacher in der Wirklichkeit sich faßt, auch einfa­ cher in seiner Gestaltung der Vorstellung ist. Der Geist dieser Ge­ stalt ist im Ganzen derselbe, aber er ist konzentrierter in sich und bringt daher seine Vorstellung mehr zur Einheit und verhält sich freier in der Wirklichkeit, läßt sich den Kastenunterschied nicht auflegen. Der Kastenunterschied ist daher etwas Untergeordnetes. Dies ist der Charakter der der indischen verwandten Welt. Zu ihr gehört eine Anzahl der verschiedenartigsten Völker und Länder, deren Geschichte teils nur auf sie beschränkt, teils ein ungeheueres Überschwemmen, das gleich nach dem Guß verläuft, ist [und] hier nicht betrachtet werden kann. Zu dieser Welt gehört vornehmlich das, was östlich, südlich, südöstlich, nordöstlich gegen Indien ist : Ceylon, Ava, die östliche Halbinsel Indiens, worin teils das Reich Ava, teils Siam liegt. Die östliche Halbinsel Indiens, mehr

898-899 diesen . . . ist Ho; Gr: das im Taumel die Wahrheit festhalten will 900 das] daß 900 das . . . gediehen Gr; Ho : woher, nicht gediehen so weit als Indische 902 faßt] fassen 902-903 auch . . . ist Ho; Gr: eine einfachere Vorstellungswelt hat 905 Einheit Ho; Gr: Wirklichkeit 910-91 1 ein . . . Überschwemmen Ho; Gr: ein unendliches Hinausströ­ men

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nordöstlich von Indien selbst dann Züge des Himalaya und nördlich von diesem durch die ganze Tartarei hindurch bis an den östlichen Rand Asiens ; alle diese Nationen gehören hierher. Tibet, die Tarta­ rei, zumal ihr Hochland, bewohnt von Mongolen, Kalmücken, bis 920 zum Eismeer hinauf: Diese Völkerschaften alle gehören hierher. Schon bei Indien ist bemerkt [worden] , daß das eigentliche Indien kann das brahmanische genannt werden, dem das buddhistische kann entgegengesetzt werden. Buddha, von dem man glaubt, daß er eins mit dem chinesischen * Fo sei, und der in Ceylon vorzüglich Gautama heißt, macht das an­ dere gegen den Brahma aus ; [er] war auch in Indien, und zum Teil ist er noch da zu Hause. Es ist ein großer Streit, welche von beiden Religionen älter und einfacher sei. Für beide gibt es Gründe, aber es läßt sich nicht bestimmt aussprechen. Offenbar ist die buddhistische 930 Religion die einfachere, als solche kann sie die älteste, aber auch das * Resultat der Reformation einer früheren sein. Schon bei den Grie­ chen findet man diesen Unterschied in Betreff auf indische Reli­ gion. Die Griechen kennen schon zwei Arten Priester der Inder: Sie kennen Samanaer, Lamanaer, Garmanen, ja dies geht über in Ger935 manen, die schon im Heer des Xerxes waren, und auf der anderen Seite Brahmanen oder Magier. Daß unter Samanaern Buddhisten verstanden sind , erklärt sich auch daraus, daß Samana auch so viel * [wie] Gautama heißt. Die buddhistische Religion also ist die einfa­ chere. 940 Buddha kommt selbst als die neunte Menschwerdung des Gottes bei den Brahmanen vor und ist auch der Stifter der ersten mauri-

917-918 den . . . Asiens Ho; Gr: das östliche Vorderasien 924-925 eins . . . Fo Gr; Ho : derselbe als Fo 925 vorzüglich Ho; Gr: besonders 926 Indien Ho; Gr: dem brahmanischen Indien zuhause 928 gibt es] sind 928-929 Für . . . aussprechen Gr; Ho : Das höhere Alter ist bestritten, aber nicht entschieden 930 die älteste Ho; Gr: das ursprünglich Ältere 931 der] einer 940 die . . . Menschwerdung Ho; Gr: als eine der Inkarnation

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Der Gang der Weltgeschichte

sehen Könige ; denn es ist auch eine Tradition, die den Unterschied zwischen solarischen und lunarischen Königen macht. Buddha wird * als König, als Lehrer, als Gott vorgestellt, und [es] werden seine letzten Schüler von den Buddhisten verehrt. Er kommt also selbst 945 bei den Brahmanen auch vor, wie die Buddhisten umgekehrt auch die indische Vorstellung von Göttern wieder bei sich gelten lassen. Bei ihnen sind auch mehrere heilige Orte der anderen brahmani­ schen Inder heilig. In Tibet ist der Ganges ebenfalls heilig. In Ceylon gilt als ein großes Verdienst, solche heiligen Orte besucht zu 950 haben. Sie geben zu, aus Benares, einer Stadt am Ganges, sei ihnen Weisheit und Wissenschaft hergekommen. Also auch die Buddhi­ sten und die Tibetaner weisen auf Indien hin. Früher war beides * vereint. Diese einfache Religion kann durch eine Reformation des Brahmanischen entstanden sein. Wahrscheinlicher aber ist das grö- 955 ßere Alter des Buddhistischen. Allerdings gab es auch indische Reformatoren. Einige Völker­ schaften in Indien haben sich von dieser Knechtschaft, besonders von der Kasteneinteilung, freigemacht, vorzüglich die Sikhs, die eine nördliche Gegend des lndus innehaben. Vor 200 Jahren hat der 960 islamische Druck ebenso empört, und ein Reformator trat auf, der nur durch Vorstellungen, nicht durch Gewalt, mit seinem Volk von beiderseitigem Aberglauben eine Unabhängigkeit zu erlangen suchte. Erst als ein Nachkomme dieses Mannes von den Muslim hingerichtet [wurde] , traten seine Freunde auf gegen Muslim und 965 Inder. Jetzt lebt dieses Volk als eine Art von Republik. Hier also ist [ein] Volk, das sich durch Reformation die Religion [sich] festsetzte. * Die Buddhisten nach allen geschichtlichen Spuren scheinen aber ein viel älteres Volk zu sein.

942-943 ist . . . macht Ho; Gr: ferner als einer der lunarischen Könige, denen die solarischen entgegenstehen 954-955 Diese . . . sein Ho; Gr: Es wäre möglich, daß . . . entstanden sei 959 Kasteneinteilung Ho; Gr: Kasten 960-961 Vor . . . empört Ho; Gr: ebenso von dem islamischen wie von dem indischen Zwange bedrückt 966 als . . . Republik Ho; Gr: in republikanischer Verfassung

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Das zweite ist, den Charakter dieser Religion anzugeben, das dritte die Angabe der geschichtlichen Wege. Diese Religion ist in aller Rücksicht mehr menschlicher. Dies ist in Ansehung der Vor­ stellung von Gott so sehr der Fall, daß ihr höchster Gott ihnen einerseits Mensch gewesen ist, andererseits ihr Gott ihnen noch als 975 Mensch lebendig ist, so daß sie einen lebenden Menschen als Gott verehren. Das erste Moment ist der Fall mit dem Buddha. Von seinem Le­ ben auf Erden haben sie ebenso extravagante Erzählungen, als wir bei den übrigen Indern sahen. [Er) ist eine Inkarnation, und zwar 980 die neunte, und [ist) als Gott zu verehren. Er ist zum Nirwana ge­ kommen, d. h. zum Zustand der höchsten Abstraktion, wo der Geist in sich versunken [ist) , wo er nichts mehr festhält, von allem frei geworden ist, was wir insofern die Seligkeit nennen können. Das Gelangen zu diesem Zustand kommt ihnen nach dem Tode. 985 Wer zum Nirwana kommt, ist Buddha geworden. Dieser also, der Gautama, ist der wahrhafte Gott. Er ist nicht irgendwie Naturwe­ sen, nicht der Himmel, die Sonne, sondern ist wesentlich Mensch gewesen. Zugleich sagen sie von ihm, daß er ewig, unsterblich sei. Sie geben ihm alle Eigenschaften, die wir dem höchsten Wesen bei990 legen. Sie verehren ihn im Bild in Tempeln, wo er teils sitzend, teils stehend, auch wohl mit seinen Schülern verehrt wird. Einerseits ha­ ben die Buddhisten Tempel, wo er aufgestellt ist; außer diesen ihm gewidmeten Tempeln sind pyrarnidenförrnige Gebäude, z. B. in Java, die durch und durch massiv sind, worin Reliquien von ihm 995 aufbewahrt werden, teils seines Körpers, obgleich erzählt wird, daß sein Körper nach seinem Tod auf einem Scheiterhaufen von Sandel­ holz verbrannt sei. Wir haben hier also das Eigentümliche, daß sie Gott als gewesenen Menschen darstellen, sein Tod ein Moment ih­ rer Verehrung ist. Der Gautama ist Gott von Ceylon, geht aber s durch Tibet bis gegen das Eismeer hinauf.

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970 Religion Ho; Gr: der buddhistischen Völker 971 Angabe der geschichtlichen Wege] Angabe der Wege geschichtlich 984 Das . . . Tode Ho; Gr: Dieser Zustand ist auch mit dem Tode verbunden 985 Wer . . . kommt Ho; Gr: so sagen sie, daß der, welcher in diesem Zustand ist

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Der Gang der Weltgeschichte

Hier verbündet sich aber die Verehrung eines lebendigen Men­ schen damit, [daß es] der höchste Lama (Priester) ist, in dem der Gott gegenwärtig für sie ist. Eine solche lebendige Inkarnation fin­ det sich auch in Indien selbst, in der Nachbarschaft von Bombay, wo in einer Familie diese Inkarnation eines Gottes erblich und die 1 0 Inkarnation des Ganesha ist, der mit Elefantenkopf vorgestellt, ab­ gebildet wird. Ein englischer Offizier hat den jetzt lebenden be­ sucht. Er war ein Mensch von 30 Jahren und wurde als Gott ver­ ehrt. Im größeren Stile ist ein Ähnliches im eigentlichen Tibet zu * Hause, im Land, das nordöstlich hinter dem Himalaya sich hin- 1 5 zieht. Es werden drei solcher Lamas verehrt. Erstens der Dalai Lama in Lhasa, zweitens der Taschi Lama in Taschi-Lumpo, drittens jen­ seits des Himalaya und südlich vom Baikal-See, am Abhang des Hochlandes , wo Dschingis Khan seinen Ursprung hat, der Taranant Lama, auch Buddhista Lama, in Urga in Karka. Dies sind Men- * sehen, die als der gegenwärtige Gott verehrt werden, deren Dienst sich mit der buddhistischen Religion verbindet, mit der Vorstel­ lung, als sei Buddha hier lebendig gegenwärtig. Das Nähere hat hier große Verwirrung, doch das Vorzügliche gegen das Indische [ist] , daß die Herrschaft eines Einen über alle die vielen Götter, Genien 25 und Geister die Grundlage ist. Die Lamas sind uns in neuerer Zeit näher bekannt geworden, indem der Kapitän Turner [bei] dem Ta­ schi Lama als Gesandter gewesen ist. Als er sich dort aufhielt, war der vorige Lama eben gestorben, oder, wie sie sagen, er hat sich * entfernt. Der damalige Lama war zwei Jahre alt. Diese Lamas sind geistliches sowie weltliches Oberhaupt, aber

6-7 verbündet . . . ist Ho; Gr: verbindet sich damit noch die andere Vorstellung von dem höchsten Lama (Priester) 1 1 Elefantenkopf Gr; Ho : Elefantenrüssel 23 gegenwärtig Ho; Gr: inkarniert 24 große Ho; Gr: indische 24 gegen . . . Indische Ho; Gr: doch ist die Vorstellung 30 zwei Ho; Gr: drei 31-32 aber . . . Tibet Ho; Gr: Besonders in Tibet sind sie einem gewis­ sen Kreise weltliche Fürsten

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* weltliches nur unmittelbar in Tibet. Von den mongolischen Völ­

kerschaften werden sie als geistliches Oberhaupt verehrt und in po­ litischen Angelegenheiten zu Rate gezogen, geistlich als Gott ver35 ehrt. Außer dem Lama aber sind nun noch viele Götter, Buddha oder Gautama etc . Von solchen obersten Lamas könnte man nun die Vorstellung haben, daß sie [die] Stolzesten seien, in ihrem Wahnsinn zu höchstem Hochmut fortgingen, doch ist dies keines­ wegs der Fall . Turner fand bei [seiner] Gesandtschaft des Taschi40 Lama den gegenwärtigen Lama als ein zweij ähriges Kind, an dessen Stelle ein Regent war, dem die englische Gesandtschaft ihre Auf­ wartung machte. Von diesem Kind ließ sich freilich nicht viel sa­ gen. Es saß da, gezogen und dressiert, anzuhören und anzuschauen. Vater und Mutter standen dabei, und das Kind betrug sich ganz 45 schicklich und ruhig. Es wurde Tee in einer Kanne gereicht, woraus der Regent selbst trank. Als die Kanne ausgetrunken war, [und] das Kind bemerkte, daß sie leer war, sah das Kind sich nach mehrerem um, um ihnen mehr vorsetzen zu lassen, wie das Kind überhaupt * schicklich und geistreich sich zeigte. Die Priester wählen vorzüg­ so liehe Naturen zu den Lamas. Was den vorigen Lama betrifft, so wird dieser als der edelste, bescheidenste Mann gelobt. Er war un­ terrichtet und fern von Hochmut und Stolz, mild gegen die Unter­ tanen, ihr Bestes nach allen Seiten bezweckend, wie die Regierung des Lama eine der väterlichsten ist, die sich finden läßt. Der Lama 55 nun also ist der, durch den der Gott den Völkern gegenwärtig ist, so daß Gott für sie sorgt. Das Verhältnis ist ein solches, das dem Pan­ theismus überhaupt ganz nahe steht. Doch ist es nicht der indische Pantheismus, wo alle Berge, alle Ströme, alle Brahmanen göttlich sind, so daß in ihm Brahma unmittelbar gegenwärtig [ist] , sondern 60 der unendlich ausschweifende Pantheismus hat sich im Lamadienst 32-33 Von . . . verehrt Ho; Gr: Außer diesem Kreise aber werden sie von den Mongolen als . . . anerkannt 35 aber sind nun] nun aber sind 35-36 sind . . . etc. Ho; Gr: beten sie noch den Buddha an 36 Lamas J Lama 49 zeigte J zeigen 50-51 Was . . . gelobt Ho; Gr: wie denn der vorhergehende durchaus weise und väterlich regiert haben soll

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in das Eins zusammengezogen. Diese Völker unterscheiden sich von den Indern überhaupt durch ihren höheren Stand in der Freiheit. Sie erkennen sich selbst in Gott, indem sie ihn als Mensch setzen und haben eine freundliche Anschauung ihres Gottes und sind so zu 65 einem freieren Gott gekommen. Was die Kasten anbetrifft, so sind diese vorhanden in Ceylon, aber nicht in der Strenge und auch für die Handwerker nur. Zum Teil sind sie aber schon etwas anderes wie in Indien. Bei den indi­ schen Kasten kann keiner Handlungen fremder Kasten, auch für sich nicht, tun. Hier aber ist dies erlaubt, indem jeder für sich vor- 10 nehmen kann, was eigentlich nur einer anderen Kaste gebührt. Auch gibt es keine höheren Kasten, keine Kriegerkasten. Seit 1813 hat man auch das Innere Ceylons so kennengelernt. Im burmani­ schen Reich, in Siam sind keine Kasten vorhanden, noch weniger in Tibet und bei den Mongolen. Dies macht also schon einen großen 75 Unterschied eines freien, mutigen, freundlicheren Daseins . Priester sind unter diesen Völkern und leben in Tibet vorzüglich und im burmanischen Reiche in großen Klöstern beisammen. In Tibet ist die Anzahl von Priestern in einem Kloster über 2 000. * Diese Priester machen keine besondere Kaste aus, sondern es sind so Individuen aus dem ganzen Volk. In Tibet gilt die Regel, daß von vier Söhnen der eine muß Priester [und] dazu erzogen werden. Diese Priester haben ihre Landeinkünfte in Tibet und leben durch Geschenke. Im Burmanenreich leben sie vorzüglich von freiwilligen Geschenken, indem die Priester von des Morgens früh durch die 85 Straßen gehen, Geschenke von den Einwohnern erwartend. Hier heißen sie Rahans. Auch sind diese Priester in Ansehung ihres gan- * zen Benehmens von den Brahmanen verschieden. Bei den Tibeta­ nern heißen sie Gylongs und sind im allgemeinen entgegengesetzt 61 63 66 73 77 78 83 84

in . . . Eins Ho; Gr: ins Innere Gott Gr; Ho : ihrem Lama vorhanden Gr; Ho : möglich kennengelemt] kennenlernen vorzüglich Ho; Gr: vornehmlich in großen Klöstern Ho; Gr: nur in Klöstern Diese . . . Tibet Ho; Gr: In Burma haben sie auch Ländereien Im Burmanenreich Ho; Gr: In Tibet

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den Brahmanen ohne allen Stolz, bescheiden, unterrichtet, men­ schenfreundlich, da der Brahmane hartherzig ist und stolz, un­ freundlich. Von den tibetanischen Priestern wird der Überfluß an * die Armen verteilt, und jeder Reisende findet bei ihnen Obdach. Es gibt zweierlei Sekten, von denen sich die eine verheiratet, die 95 andere nicht. Diese ist jetzt am ausgebreitetsten. Sie unterschieden sich durch die Kleidung, [und zwar] durch rote und gelbe Kleider * und sind bis zu den blutigsten Kämpfen feindlich. Sie sind fromm, unterrichtet, sowohl in Tempeln als in den Klöstern Gottesdienst haltend. Ihr Hauptsächliches beim Gottesdienst ist Gesang, den sie 100 bis zum höchsten Schreien ausbilden. Die Gesandten haben in ei­ nem Kloster gewohnt und haben sich nicht genug über die unge­ heuer starken Stimmen verwundem können. Was nun die Mongolen, Tibetaner betrifft, so werden sie als höchst gurmütig beschrieben, offen, zutraulich, aufmerksam, 105 diensrfertig, enrfernt von dem Lügengeist, der Feigheit und Nieder­ trächtigkeit der Inder. Zutraulich und freundlich führen diese Völ­ ker ein ruhiges Leben. Die Priester sind für das ganze Land fromm. Jeder der Laien führt ruhig und unbekümmert sein Geschäft. Im ganzen sind sie unkriegerisch. Auch ist Tibet meist von Kriegen 1 10 verschont geblieben. Bemerkt kann noch werden, daß zum Teil das Fleischessen bei diesen Völkern verboten ist, besonders bei den Bur­ manen. Doch erleidet dieses Gesetz mehr oder weniger Einschrän­ kungen, und es kommt besonders auf den Fürsten an, ob er darauf halten will. Die Mongolen, Kalmücken enthalten sich auch des 115 Fleischessens und halten es für böse, ein Tier zu töten. Besonders sind die Kalmücken sehr gurmütig, die selbst ihr Kopfwild nicht tö90

90 bescheiden Ho; Gr: mäßig 90-91 menschenfreundlich Ho; Gr: mitleidig 97 bis . . . feindlich Ho; Gr: in Zwiste gekommen, die selbst blutig ge­ worden sind 98 sowohl] nicht sowohl 98-99 als . . . haltend Ho; Gr: als daß sie die Zeit in den Klöstern im Gesang sich üben 108 Jeder . . . Geschäft Ho; Gr: Sie leben ruhig und gehen ihren Ge­ schäften nach, indem sie den Priestern das Beten überlassen 1 1 3- 1 1 4 und . . . will Gr; Ho : die vom Fürsten abhängen

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ten, sondern auf den Boden setzen. Diese Mongolen und Tibetaner leben im ganzen ruhig, die Mongolen im ganzen nomadisch, nicht eigentlich in einem patriarchalischen Zustand, so daß durch Geburt der eine eine unbestimmte Gewalt hätte. Ihre Oberhäupter sind 120 zwar zum Teil durch die Geburt bestimmt; im ganzen aber machen die Häupter der Familien dies unter sich aus, und das Politische ist mehr oder weniger die Sache des ganzen Volkes . Diese Völker ste­ hen jetzt meist unter russischer, teils unter chinesischer Herrschaft. In den Jahren 1769 bis 1770 zog ein russischer Kalmückenstamm 12s von etwa 70 000-80 000 Familien aus dem russischen Gebiet an der Wolga und dem Don und [ist] ins chinesische Gebiet geflüchtet, weil die Russen ihr Verhältnis zu dem Dalai Lama wollten unter­ brechen. Diese gutmütigen Völker, die freierer Art sind als die liebliche, 1 30 weiche Schwäche der Inder, können allerdings außer sich kommen und dann wie Ströme wild alles überschwemmen und als ein ganzes Volk - nicht in Kriegerstärnmen, die Welt durchschweifen, - in diese innere unruhige Gärung geraten und rastlos dann in die Weite ziehend, alles sich verwüstend unterwerfen. Aber solche Regen- m schauer sind ebenso abgelaufen als sie herabstürzend [waren] . Dies hat nie Bestand gehabt und besonders kein Reich gestiftet. Unter Dschingis Khan vorzüglich kamen solche Ströme, drangen vor bis * an die Grenzen Schlesiens hin. Ebenso war Timur nachher, der * Mongolenfürst oder eigentlicher ein Turk, auch ein solcher Welt- 140 durchstürmer. Der eigentliche Ausgangspunkt, den er nahm, die ursprünglichen Stämme, mit denen er sich ergoß, waren nicht die Mongolen, sondern die Türken, Turks. 120 Ihre Oberhäupter Gr; Ho : der Herrschende 122 das Politische Gr; Ho : aber was Politisches geschieht 124 Herrschaft Ho; Gr: Oberherrschaft 125 zog Gr; Ho : hat sich entfernt 128-129 wollten unterbrechen Ho; Gr: nicht anerkennen wollte 130-131 Diese . . . Inder Ho; Gr: Obgleich sie in freier Gutmütigkeit als die weichen, schwachen Inder leben 135 ziehend Ho; Gr: ergießen 137 nie] aber nie 139 Ebenso war Timur] Ebenso Timur war auch

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Im ganzen also gehört diese Welt zum Indischen. Wie die Inder aber ein Ganzes [sind] , dessen Unterschiede erstarrt sind, so sind diese Völker nicht zu dieser inneren Bildung gekommen, sondern fallen mehr auseinander, obgleich sie dadurch freier sind. Wir ge­ hen nun von Indien zum dritten asiatischen Reich, zum persischen über. Persien

Wir werden hier kürzer sein können, indem wir weniger Materia­ lien einerseits haben, andererseits diese mehr bekannt sind. In Anse­ hung aber des persischen Reichs sind die Materialien höchst man­ gelhaft. Mit diesem Reich treten wir erst in die eigentliche Weltgeschichte [ein] . China liegt außer den Zusammenhängen der Weltge­ schichte, obgleich es ein wichtiges, wesentliches Moment ist, ebenso wie Indien, das andere Moment, das nur einen stummen, lautlosen, inneren Zusammenhang hat, der tatlos vorüberzieht. Bei Persien aber ist ein eigentlicher, bewußter, offener Zusammenhang. Je weniger [man] in China und Indien von einer nach außen gehen­ den Geschichte sagen konnte, aber Genügendes vom Innern, desto mehr wissen wir in Persien vom Äußeren, desto weniger von der inneren Welt. Die chinesische und indische Welt ist in unserer Zeit noch gegenwärtig, und daher kann sie mehr bestimmt werden ; die persische Welt ist eine längst verschwundene. Was uns von der in­ neren persischen Welt bekannt ist und was sich uns als das Älteste zeigt, dieses Moment hat alle Geschichte überlebt und ist noch in ehrwürdigen Resten vorhanden und erst in neueren Zeiten an das Licht gekommen.

151-152 Materialien] Material 152 andererseits . . . sind Ho; Gr: überhaupt aber muß bei dem folgen­ den das Material mehr vorausgesetzt werden 152-153 In . . . Reichs Ho; Gr: was den inneren Zustand des persischen Reichs anbetrifft 161-162 desto . . . Äußeren Ho; Gr: mehr von ihrer Geschichte, inso­ fern sie nach außen geht 162-163 von . . . Welt Gr; Ho : vom Innern

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Der Gang der Weltgeschichte

Betrachten wir das persische Reich näher, so finden wir hier zum 110 ersten Mal ein Reich, nämlich ein Ganzes der Herrschaft, welches ganz heterogene (freilich nur relative) Elemente in sich zusammen­ faßt. Die Völker, die hier ineins zusammengesetzt waren, sind an Sprachen, an Sitten, an Religion höchst verschieden. Dieses Reich hat [eine) sehr lange und glänzende Dauer gehabt, und die Weise 175 dieses Zusammenhangs ist näher zu betrachten als etwas, was der Idee des Staates näher kommt als die vorhergehenden Momente. Denn es ist hier weder das Patriarchalisch-Moralische wie (in) China, noch das Starre der Unterschiedenheit wie bei den Indem. Es ist nicht der schnellzerfließende Weltstrom der Mongolen, nicht 1 80 das Negative der Unterdrückung des türkischen Reichs, sondern man sieht hier eine Einheit von Völkerschaften in ihrer Selbständig­ keit geblieben und doch von einem Einheitspunkt abhängig, der sie im Gleichgewicht hielt [und) zufrieden erhalten konnte. Die indi­ sche und mongolische Welt gehört Hinterasien an, [und] die ganze 185 Weise des Selbstgefühls in Hinterasien ist von dem der Europäer ganz verschieden. Anders ist es in dem, was noch von Persien ab­ hängt. Im jetzigen Persien geht eine andere Rasse, ein schöneres, dem Europäischen verwandteres Menschengeschlecht an. Elphin­ stone, ein Engländer, der jene Länder unter seiner Aufsicht hat, hat 190 das Reich Kabul und Kaschmir besucht und uns bekannt gemacht. Er beschreibt den Eindruck, welch eine Verschiedenheit zwischen Persien und Indien sei, [und] sagt, daß der Europäer bis an den Indus glauben könne, noch in Europa zu sein. Gleich beim Übertritt des Indus sei alles anders. An das Persische kommend, finden wir * das Reich nach außen gerichtet und so erst die Weltgeschichte be­ rührend. In diesem Reich haben wir nun sein Prinzip anzugeben : die Ver­ einigung der vorigen Prinzipien. In Persien sind das chinesische und 172 freilich nur relative Gr; Ho : die relativ-hererogensten 176-177 der . . . Staates Gr; Ho : dem Zustand eines Staates 180 der . . . Weltstrom Ho; Gr: so eine augenblickliche Gestaltung 182 Einheit Ho; Gr: Reihe 183 von . . . abhängig Gr; Ho : von einem Punkt ausgingen 190 ein . . . hat Ho; Gr: Aufseher dieses Reichs Kabul 199 sind] ist

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[das] indische Prinzip vereint. In China war Vereinigung des Gan­ zen unter die Herrschaft eines äußeren moralischen Willens, der den innersten Willen des Menschen bestimmt. Dagegen war das Prinzip der Inder das des absoluten Unterschieds , in natürlicher Versteinerung. Im persischen Reich sehen wir den Unterschied der Individualisationen als Nationen gleichfalls, und zwar so, daß die Unterschiede freigelassen und doch überwunden von einem Ein­ heitspunkt zusammengehalten sind. Hier also geht die freie Indivi­ dualisierung in einen sie zusammenhaltenden Punkt [zurück] ; dies ist das dritte notwendige Moment. Was wir näher zu betrachten haben, sind die Unterschiede, deren Einheit das Ganze ist. Betrachten wir die Unterschiede äußerlich, geographisch, so können wir sagen, daß hier das Hochland mit dem Tiefland, mit den weiten Stromtälern in Konflikt kommt. In Indien sehen wir die Ausbreitung des Lebens in dumpfigen Talgegenden, getrennt vom Hochland. In Persien sind beide Prinzipien vereint in ihrer Bezo­ genheit im Konflikt. Der eine Teil des Ganzen ist das Hochland, das den allgemeinen Namen von Persien hat. Dazu gehören die Ge­ birgszüge näher und die Täler, die daran sich schließen. Der andre Teil ist die Talgegend des Tigris, Euphrat, Oxus (Amu) und Jaxartes. Um das Hochland zu bestimmen, so ist [es] kein solches hohes Land wie das der chinesischen Tartarei, sondern es ist relativ gegen die Talebenen etwas niedriger und hat deshalb einzelne Züge der Fruchtbarkeit. Der Indus macht die Grenze zwischen Indien und Persien. Westlich von diesem Fluß steigt Persien höher als die Täler des Indus und Ganges. Weiter hinaus über den Quellen des Indus 202 Dagegen] Gegen dies 204-205 Im . . . gleichfalls Ho; Gr: Hier ist ein Unterschied sogar der Individualisierung der Nationen 205 zwar so] so zwar 208 einen . . . Punkt] einem . . . Punkte 2 1 1 Unterschiede Ho; Gr: Unterschiedenheiten 216-217 das . . . hat Ho; Gr: allgemein Persien genannt 221-223 Um . . . niedriger Ho; Gr: Das Hochland ist nicht so hoch wie das der Tartaren, sondern niedriger 223 einzelne Züge Ho; Gr: große Stellen

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ist ein höheres Gebirge, allgemein Hindukusch genannt, und östlich von ihm ist noch ein höherer Teil , in dem Chinesen und Mongolen wohnen. Vom Hindukusch geht nach Westen hinüber, nach dem Kaspischen Meere ein Gebirgszug, von dem nördlich der Oxus , 230 jetzt Amu, fließt, der früher ins Kaspische Meer, jetzt in den AralSee sich ergießt. Gegen die Quellen des Oxus verengt das Tal sich, und ein anderes Gebirge geht an, das sich nördlich erstreckt. In dem Winkel dieser beiden Gebirgszüge entspringt der Oxus, der ein Tal zu seiner Seite hat. Dieser Winkel ist ein wichtiger Punkt, wo jetzt 235 die Stadt Balkh, früher Baktria, liegt, der Sitz früherer Kultur. Es ist von hier nicht weit nach Hindostan, namendich bis Kabul. Südöst­ lich liegt der Hindukusch ; nach Kabul kommt man über diese Ge­ birge. An diesem Gebirgszug, wo Baktrien östlich liegt, ist wesdich von Balkh Chorassan, noch weiter nach Westen das Aria, Medien, 240 Irak, Aserbedjan, wo dann die Armenischen Gebirge sich bilden. Südwestlich fängt dann das Tal des Tigris und des Euphrat an, das von Nordwest südöstlich geht. Zum persischen Meerbusen hin er­ streckt sich ein anderer Gebirgszug den Meerbusen entlang. Auf diesem Zuge vornehmlich liegt das alte Farsistan, Persien. Er geht * weiter dem indischen Meer zu und den Indus entlang und schließt sich an das solimanische Gebirge. Diese Hochfläche ist Iran über­ haupt in seinem unbestimmten Namen und macht den Mittelpunkt unserer Betrachtung. Nördlich ist Baktrien, östlich Indien, westlich liegt Babylonien, Assyrien, weiter westlich Syrien überhaupt, Arme- 2so nien, weiterhin Kleinasien. Auf diesem Terrain spielt Persien seine Rolle. Die Elemente dieses Reiches sind einmal das Zendvolk in Bak­ trien, auf der anderen Seite das assyrische und babylonische, das dritte ist Medien, das eigentliche Persien, das vierte ist Syrien bis 255 zum Mittelmeer.

242 Südwestlich Ho; Gr: auf dessen westlicher Seite 247-248 ist . . . überhaupt Ho; Gr: wird im allgemeinen Iran genannt 254 das . . . babylonische Ho; Gr: das assyrische babylonische Element 254-255 das . . . Persien Ho; Gr: drittens die Meder und eigentlichen Perser

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Das Zendvolk hat seinen Namen von der Zendsprache, in der die Bücher geschrieben sind, die ein Franzose, Anquetil du Perron, in den 1750er Jahren entdeckte [und] in lateinischer Sprache herausgegeben hat. Diese Bücher enthalten die Lehre der Lichtreligion über­ haupt, die unbezweifelt die Religion der alten Perser gewesen ist, wiewohl nicht in der Bestimmtheit der Zend-Awesta. Der Name des Lehrers ist Zoroaster, den die Alten schon nennen. Dieses Zendvolk steht unbezweifelt mit den alten Persern im Zusammenhang, aber daß die alten Perser, die unter Kyros auftraten, nicht dieses Zendvolk allein ausmachten, ist ebenso unbestritten gewiß. Anquetil hat diese Bücher bei den jetzigen Parsen entdeckt, die als Feueranbeter noch in Ostindien wohnen. Eine besondere Gemeinde findet sich südlich vom Kaspischen Meer. Sie machen ein für sich Geschlossenes aus. Diese Zendbücher sind kein Lückenloses ; das Wichtigste aber ist von ihnen bekannt. Sie waren eine neue Ent­ deckung. Die Schriften sind ein Geschlossenes, im Zusammenhang stehend mit der Religion der alten Perser, aber doch ein eigentüm­ liches Ganzes. Man streitet zunächst noch über den Sitz des Zendvolkes, der nach allen Untersuchungen Baktrien mit der Hauptstadt Baktria am Oxus zu sein scheint. Baktria selbst liegt am Balkh. Baktrien ist nicht so weit von Kabul entfernt. Der Weg dahin, wie Wilford angibt, ist ungefähr acht Tagesreisen. Unter den Stationen sind merkwürdig die Zohaksburg (Ferdusi), die in alten Sagen eine große Rolle spielt; die zweite ist Balkh-Bamian (Balkh heißt Stadt überhaupt), wovon Wilford bemerkt, daß die Perser diese Stadt oft mit Balkh verwechseln. In der Nähe von Balkh-Bamian gibt es noch merkwürdige Ruinen einer anderen Stadt Galgaleh. Hier finden sich unendlich viele Aushöhlungen in den Felsen, an [die] 12 000. Ferner zeigen sich Ruinen von Mauern, zwei ungeheure Statuen, deren Be261 gewesen ist Gr; Ho : wurde 262 wiewohl . . . Zencl-Awesta Gr; Ho : wenn auch in dieser Bestimmt­ heit den Zencl-Büchern nach 280 Zohaksburg Gr; Ho : Burg des Zoar 282-283 daß . . . verwechseln Gr; Ho : daß diese Stadt oft mit Baktrien verwechselt wird 285 12 000 Gr; Ho : 1 200

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schädigung groß ist durch die Muslim, wie denn auch Akbar mit Kanonen danach geschossen hat, bei welcher Gelegenheit aus dem einen Bein Blut geflossen sein soll. Genug, dieser Punkt zeigt sich * so, daß viele Befestigungen mußten hier stattgefunden haben und 290 daß die Sage hier viele Erinnerungen an alte Helden anknüpft. Alexander hat nicht seinen Weg nach Indien über Balkh genom­ men, sondern um den Paropamisus südlich davon. Der Paropamisus liegt östlich von Baktrien, ein höherer Punkt des Hindukusch. Dieses Baktrien ist nun unbezweifelt das Theater des Zendvolks, 295 der Platz, wo Zoroaster lebte. Anquetil und nach ihm auch die Deutschen halten Armenien für sein Vaterland, für den Sitz seiner Tätigkeit aber Baktrien. Zoroaster hat hier unter einem Könige Gu­ stasp gelebt, den man mit Darius Hystaspes für einen gehalten [hat] . * Aber daß Zoroasters Zeit eine ältere war, das geht aus dem ganzen 300 Zustand, der in den Zend-Awesta sich abmalt, hervor. Die chrono­ logischen Kombinationen, durch die man Darius in Gustasp ver­ wandelt, beruhen auf Daten, die neupersische Geschichtsschreiber aufzeichnen. Aber diese Daten sind höchst bezweifelbar. Die Zencl­ bücher nennen ein Volk Turan, die Turanier, aber der Name Per- 305 ser, Meder, Ninive, Babylon, Baktra kommt nicht vor, ebensowenig auf Kyros zu Beziehendes , sondern Dschemschid ist als der erste mythologische König genannt. Diesen nimmt man für Achämenes, * von dem Kyros herstammen soll. Zunächst ist höchst wichtig, daß

287 Muslim] Muselmänner 294 östlich] westlich 295 Theater Ho; Gr: Schauplatz 297-298 für . . . Baktrien Gr; Ho : er sei nach Baktrien später gezogen 299 den . . . [hat] Gr; Ho : diesen hat man wollen wiederfinden in Darius Hystaspes 303 beruhen] beruht 303-304 die . . . aufzeichnen Ho; Gr: die aus neupersischen Umständen hervorgehen 304 höchst bezweifelbar Ho; Gr: das Unzuverlässigste 308 Diesen . . . Achämenes Gr; Ho : den Achämenes meint man, den Griechen 309-31 1 Zunächst ist höchst wichtig, daß . . . findet] zunächst, daß . . . findet ist höchst wichtig

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in den Zendbüchern von den so berühmten Völkern und Fürsten des persischen Reichs sich nichts findet. Das andere Wichtige ist der ganze Zustand, den die Zendbücher uns vor Augen legen, den Zustand eines Volkes, das schon eine * größte Bildung hat. [Es gibt) vier Stände wie bei den Indem. Ferner 315 finden sich Ackerbau, Vorsteher von Dörfern, Straßen, Bezirken, Städten, Provinzen und dergleichen mehr, was eine innere Organi­ sation [und) einen Fortschritt in den Bequemlichkeiten des Lebens * andeutet; aber es findet sich nichts von den Bestimmungen eines Reichs, das hätte so sein können, wie wir das persische Reich durch 320 die Griechen kennen. Ebenso ist es mit den Gesetzen von Religion und bürgerlichen Zuständen, die alle auf den Zustand eines viel ein­ facheren Volkes als des persischen deuten. Für das Zendvolk, für dieses kommt Arier als Name in Zendbü­ chem vor, so wie für das Land Aria oder Ariene mit dem Beinamen * Vedjo (das eigentliche, reine Ariene). Der Hauptsitz dieses Landes ist Baktrien. Ariena heißt näher das große Arien; dieses Iran ist dann Persien. Iran dehnt sich weiter über das Hochland aus, und Meder, Armenier sind darunter zu begreifen. Die Zendsprache, in der jene Bücher zum Teil verfaßt sind, ist dem indischen Sanskrit ähnlich, 330 so daß beide eine Wurzel zu haben scheinen. Der Zusammenhang des Landes ist nicht unter dem Indus am südlichen Teil, sondern nördlich von Kabul aus in der Mitte von Iran, wo weiterhin Cho­ rassan liegt. Aus den Zendbüchern ergibt sich, daß das Volk einfa­ cher Sitten gewesen ist, obgleich wir Oberhäupter, Unterschiede 335 der Stände finden. Die Hauptsache, was wir zunächst zu betrachten 310

315 finden) findet 321 Zuständen Ho; Gr: Vorschriften 321-322 den . . . persischen Gr; Ho : einen höchst einfachen Zustand 323 für) also für 325 das . . . Ariene Ho; Gr: das eigeneliehe Reine 326 das . . . Arien Gr; Ho : das größere Aria 330 eine Wurzel zu haben scheinen) scheinen eine Wurzel zu haben 333-334 einfacher Sitten gewesen ist) sei einfacher Sitten gewesen 335-337 Die . . . Gestalt Ho; Gr: Die Lehre des Zend erscheint in der Religion der Perser, die der Magier hat nicht dieselbe Gestalt wie in den Zendbüchem

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haben, ist die Lehre des Zend , die Lehre der Magier, die jetzt noch vorhanden ist, wenn auch in ausgebildeter Gestalt. Was diese Religion der Magier betrifft, so ist sie das höhere, gei­ stige Element der Perser überhaupt. Es ist, was wir in der persischen Religion sehen, ein Naturdienst, aber kein Götzendienst, durchaus von der indischen Verworfenheit verschieden, sondern ein höherer Atem ist es, der hier uns entgegenweht. Es sind nicht die einzelnen Naturdinge, als Sonne, Mond, die die Grundlage der verehrten Ge­ staltungen machen. Wenn es auch bei den Indern allgemeine durch den Gedanken aufgefaßte Wirksamkeiten sind, die in Gestalt zusammengefaßt sind, so ist der Sinn solcher Gestaltungen selbst wieder ein Sinnliches, eine nur natürliche Wirksamkeit. Brahman sa­ hen wir als unbestimmte Einheit, nicht das wirklich Konkrete des Geistes. Bei den Persem ist zwar auch Naturdienst, aber nur der des Lichts, dieses allgemeinen, einfachen physikalischen Wesens, das rein wie der Gedanke ist. Der Gedanke ahndet, empfindet gleich­ sam sich selbst, indem er das Licht vor sich hat. Freilich haben sich die Perser das Licht nicht wie Newton vorgestellt. In Verehrung wird das Licht angebetet, nicht in sinnlicher Anschauung allein ; sondern es ist das Gemüt, das in dieser Anschauung in sich geht und so auch den Gegenstand in sich sehend macht, und dieses Insichsein des reinen Gegenstandes, des Lichts ist dann unmittelbar Gedanke, Geistiges überhaupt. Der freie Gedanke ist noch nicht die freie Grundlage, sondern ein Sinnliches wird angeschaut. Aber es ist ein Sinnliches als ganz Allgemeines, also in der Form des Gedankens , und insofern dieses Sinnliche als Innerliches gewußt wird, wird die Bedeutung ein Gedanke, Erkenntnis, Wissen, Gutes. Dies ist der höhere Standpunkt der Perser überhaupt. Ihre Seele also hat sich zu dieser höheren Reinheit erhoben, eines Sinnlichen in der allgemeinen Form des Gedankens. 345 Wirksamkeiten Ho; Gr: Naturwirksamkeiten 345-346 die . . . sind Ho; Gr: die personifiziert werden 346 Sinn Ho; Gr: Bedeutung 352 indem . . . hat Gr; Ho : das Licht sich vorstellend 353-355 In . . . Gemüt Ho; Gr: Indem nun das Licht Gegenstand der Verehrung ist, so ist es der Gedanke, das Gemüt 364-365 der allgemeinen] die allgemeine

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Bei aller Religion muß man einmal sehen auf ihre Gestaltung, dann auf ihre Bedeutung. Bei jeder Religion ist die Anschauung ein Anthropomorphistisches, aber auf die Bedeutung kommt es an. Die Bedeutung bei den Indem ist, daß ihre Gestalten selbst wieder sinnliehe Bedeutung haben, während bei den Persem das Sinnliche in Form des Gedankens ist. Unmittelbar nun verbindet sich damit der Gegensatz in der persischen Religion, dieser große Dualismus . Dualismus ist in der philosophischen Betrachtung eine Bestim­ mung, die nicht als das Letzte, Feste zu betrachten ist, wenn ihr lnhalt Wahrheit enthalten soll, sondern die Einheit des Gegensatzes ist das Prinzip der Wahrheit. Wir finden in der persischen Religion den absoluten Gegensatz von Gut und Böse, Licht und Finsternis, Ormuzd und Ahriman, so daß beide unabhängig voneinander beste­ hen, zuwider dem Prinzip aller Wahrheit der Philosophie, die absolute Einheit ist ; denn nur das Natürliche ist dieses gleichgültige Ge­ geneinander. Bei den Indem ist absoluter Pantheismus. Bei den Per­ sem ist die unendliche Mannigfaltigkeit der sinnlichen Dinge auf diesen Dualismus zurückgeführt, worüber zu sagen ist, daß er ge­ rade das Große der persischen Anschauung ist, indem dieser Dualismus in metaphorischer Bedeutung Gutes und Böses etc . ist. Dies zeigt, daß sich gerade in den Persem das Bedürfnis des Gedankens als aufgehend darstellt, indem diese mannigfaltige Verworrenheit der Inder zusammengegangen, aufgelöst ist in [die] einfachere Be­ stimmung des Gegensatzes. Also gerade in diesem Dualismus des Morgenlandes liegt der Beweis dieser Größe des sich vereinfachen­ den Gedankens der Zend-Religion. Wir haben zweierlei Gegensätze zu unterscheiden, den abstrakten von Licht und Finsternis und einen konkreten. 371-372 nun . . . Religion Ho; Gr: bildet sich bei den Persern der Ge­ gensatz 373-376 Dualismus . . . Wahrheit Ho; Gr: In der Philosophie muß der Gegensatz durchaus immer durch die Einheit gebunden sein 384 Anschauung Ho; Gr: Religion 387 Verworrenheit Ho; Gr: Verwirrung 390-391 der . . . Zend-Religion Ho; Gr: die Macht des Gedankens, die in der persischen Religion ist

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[ 1 . ] Nehmen wir den ersten Gegensatz, so können wir in Rück­ sicht auf ihn die Perser freisprechen, als seien sie bei ihm als Letz- 395 tem stehengeblieben ; sondern es findet bei ihnen sich auch die Ein­ heit, aus der beides entsprungen sei. Diese Einheit, die erste, heißt die Zeruane-Akerene, die ungeschaffene Zeit, als Schöpferin jener * beiden. Ormuzd, der Fürst des Lichtes und Schöpfer der Welt, wird aufgestellt als erschaffen von dieser Zeit. Wenn es also Bedürfnis 400 wäre, die Zendbücher vom Vorwurf des Dualismus freizusprechen, so wäre diese Einheit zu erreichen. Aber diese Einheit ist hier weniger wichtig, sondern interessanter ist die konkretere spätere Reli­ gion. Denn die ungeschaffene Zeit ist selbst nur eine abstrakte Ein­ heit, ein Mäßiges, das nicht die absolute Wichtigkeit gehabt hat und 405 nicht die Verehrung wie das Licht, das das Eine sein soll, von dem Ahriman, die Finsternis und das Böse, ewig soll überwunden wer­ den. Ormuzd also ist das Licht. Man leitet den Namen von Or, Herr, ab, der Erzherr, und von muzda, muz, magnus, groß, sowie dao , 410 Deus. Ormuzd also heißt der große Erzherr. Er ist der Herr des Lichts, der Schöpfer aller Dinge, d. h. seiner Schöpfung, der des Guten. Ormuzd ist aber nicht die Sonne und das Feuer, sondern die Flüssigkeit des Feuers, wie die Sonne eine Hülle desselben ist. Das Feuer und die Sonne sind ein Körperliches des Ormuzd. Wo Licht 4 1 5 ist, ist Ormuzd gegenwärtig. Er ist überhaupt das Vortreffliche in aller Schöpfung. Und wo Böses, wo Finsternis sich findet, zeigt sich * Ahrimans Gegenwart. In den einfachen Zendbüchern selbst kommen auch von Ormuzd tiefere metaphysische Bestimmungen [vor] . Zoroasters Lehre ist 420 meist vorgetragen in Fragen an Ormuzd. Zoroaster z. B . fragt ihn : »Wie heißt dm« und er antwortet: »Die Liebe, der Grundkeim alles Guten, Gabe der Wissenschaft, Herrlichkeit und Herrlichkeit ge­ bend, Grund der Wirklichkeit und Möglichkeit, Fülle und Selig395 ihm Ho; Gr: dieser Zweiheit 406 nicht) hat nicht 405-406 und . . . Licht Gr; Ho : und der die Verehrung nicht zukam, die sich dem Licht zuwandten 406-408 das . . . werden Ho; Gr: das den Ahriman, die . . . ewig bekämpft 415 sind) ist

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* keit, der reine Wille des Guten.« Alles also, was von Ormuzd

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kommt, ist lebendig, und hieran knüpft sich, daß eine Menge Ge­ genstände verehrt wurden als Manifestation des Ormuzd. Verehrt wird so das Wort, das lebendige Wort, das Wort der Lehre, auch der Wendidad, der Gebete. Dies wird alles mehr oder weniger personifiziert, aber bei allen diesen Personifikationen bleibt die Einheit des Ormuzd die Hauptsache. Mond, Sonne und fünf andere Sterne werden auch verehrt. Un­ ter diesen fünf Sternen, von denen es sich aber nicht ausmitteln läßt, ob sie und welche Planeten sie seien, kommt auch Mithra vor, aber nur als eines von diesen Lichtwesen, nicht mit der später üb­ liehen Auszeichnung. Teils kommt er männlich, teils weiblich vor. Später ist diese Gestalt erhoben und zur Zeit der römischen Kaiser im Abendlande verehrt worden, indem in sie die Bestimmung der Vermittlung gelegt wurde. Auch nach Deutschland ist dieser Dienst durch römische Legionen gekommen. Im Zendbuche aber steht er nur als ein Wesen unter den anderen. Auch mit dem Gegensatz von Gutem und Bösem ist dies der Fall, der später mehr herausgehoben wurde als es in den Zendbüchern der Fall ist. Man muß in Anse­ hung dieses Umstandes genau zusehen, wie eine Gestalt in einer Zeit diese, in anderer Zeit eine andere (Bestimmung] hatte. Über die Mithra ist in neuerer Zeit viel gestritten (worden] , aber was in späterer Zeit aus solcher Gestalt gemacht (worden] ist, davon muß man nicht glauben, daß es in alter Zeit ursprünglich darin gewesen se1. Die anderen Wesen, die außer und unter dem Ormuzd verehrt werden, sind die Amschaspands. Es sind dies nicht die fünf Sterne, außer Sonne und Mond, sondern es sind allgemein die Schutzgeister 426-427 eine . . . Gegenstände Ho; Gr: manches 433-434 es . . . seien Ho; Gr: man vermutet, daß es Planeten seien, doch ist es unbekannt, welche es sind 435-436 üblichen] erhaltenen 437-438 zur Zeit . . . worden Gr; Ho : Römerzeit sehr ausgebildet 438 in sie] darin 439 Vermittlung Ho; Gr: als Mittler 442-443 herausgehoben wurde] ward herausgehoben 447 davon] dies

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der Welt. Ormuzd ist der Erste, die Sonne der Zweite. Diese Man­ nigfaltigkeit beeinträchtigt nicht die Einheit der Substanz, welche Ormuzd, das Licht, bleibt. Noch gibt es andere Personifikationen, 455 wie es z. B . sieben Amschaspands gibt, die aber immer nur als Ge­ hilfen des Ormuzd erscheinen, wovon auch die sieben Wochentage ihren Namen haben. Dies also ist die eine Hauptvorstellung. Ge- * genüber dem Licht steht die Finsternis, das Reich des Ahriman, zu dem alles Böse, Tote, Unreine gehört. Dies ist der eine große Ge- 460 gensatz. [2.] Noch ein anderer, konkreterer Gegensatz ist zu bemerken. Es ist nämlich in den Zendbüchern von den zwei reinen Welten des Ormuzd die Rede, wovon die eine die irdische Welt überhaupt, die sinnlich unmittelbare, das sinnlich lebendige Dasein des Menschen 465 [ist] . Unterschieden von dieser lebendigen Wirklichkeit wird eine Art Geisterwelt aufgestellt. Dem Individuellen, den Bäumen, Flüs­ sen, Bergen, Menschen wird eine Art Geisterwelt gegeben, eine Welt von Feruern, die überall vorhanden und im Reich der Seligen zu Hause sind. Überall, wo Tätigkeit, Leben ist, da sind die Feruer. 470 Von ihnen sagt [man] , sie seien Uranfängliches, überall. Dies ist * eine Vorstellung, wie wir uns wohl die Ideen des Plato als Seelen vorstellen, gesondert von der wirklichen Welt. Es ist also ein Reich der Vorstellung, eines Geistes auch für sich gegenüber der wirk­ lichen Welt des Guten. Dies sind die Hauptvorstellungen der Zend- 475 religion. Es ist jetzt noch vom Kultus des Zendvolkes die Rede, wie es sich in rechtlicher, sittlicher, religiöser Weise benehmen soll. Man dient dem Ormuzd und ehrt das Licht durch das Pflanzen der Bäume und 454 beeinträchtigt nicht die] macht keinen Eintrag der 457-458 wovon . . . haben Gr; Ho : Sie sind auch die Einteilung der Wo462 Noch . . . Gegensatz Gr; Ho : Der konkrete Zweite [chentage 462 bemerken] merken 464 die . . . Welt Ho; Gr: das . . . Reich 465 sinnlich Ho; Gr: unmittelbar 460 Dem] Teils dem 467-469 Dem . . . Feruem Ho; Gr: Jeder Körper hat solche Feruer, ebenso jede Pflanze, Baum 477 des Zendvolkes Ho; Gr: der Perser nach Zendbüchem

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den Ackerbau . Die ganze Vorschrift faßt dies zusammen, daß jeder Bürger des Zendvolkes ein Bürger des Reichs des Ormuzd [ist) , so daß also das Gute, das Lebendige zu verbreiten geboten ist [und man) sich hüten soll vor Verunreinigung, die nach orientalischer Religion vielfach ist. Ein toter Hund verunreinigt. Zur Aufhebung 485 derselben gibt es viele Vorschriften. [ 1 .] Zuerst ist den Dienern des Ormuzd vorgeschrieben, sich durch die Heiligkeit des Gedankens rein zu erhalten, durch die Hei­ ligkeit des Wortes und mit der Tat, durch Gebete des Ormuzd und also gottesdienstliche Handlungen zu verrichten und sich an die Ge* setze zu halten. Diese sind teils bürgerliche [Vorschriften) , unter denen auch moralische enthalten sind. Der lebendige Geist, die Offenbarung Gottes ist darunter verstanden. * Das Zendvolk hat dreierlei Arten von Gesetzen. Die erste bezieht sich auf persönliche Sicherheit, Strafgesetze, z. B. wegen Verlet495 zung. Wer den anderen blutig schlägt oder Bewegungen des Schla* gens macht, leidet Strafen, vornehmlich Streiche . Todesstrafe kommt nicht vor. Auf vieles stehen Strafen nach diesem Leben. Merkwürdig ist, daß unter den Verbrechern des Mordes und des Totschlages hier gar keine Erwähnung geschieht, obgleich die Reihe soo der Bücher, die die Gesetze enthalten, vollständig [zu sein) scheint. Später freilich, in ausgebildeterem Zustand, sind Strafen eingesetzt, aber für Elternmord ist keine Strafe, weil diese Verbrechen zu schrecklich seien, als daß sie vorkommen könnten. 480

481 des] ist des 483 sich . . . Verunreinigung Ho; Gr: Körperliche Verunreinigungen sind zu vermeiden 483-484 die . . . ist Ho; Gr: Daraus folgt, daß einige Sachen unrein sind, so einen toten Hund berühren 486 Zuerst] So erst 488 Ormuzd Gr; Ho : Achtung vor ihnen hat 489-490 an die Gesetze] nach den Gesetzen 493 dreierlei Gr; Ho : zwei 497 nach diesem] nach dem 498 Merkwürdig Ho; Gr: Eigen 500 die] das 500 enthalten] enthält 502 für . . . Strafe Ho; Gr: der Elternmord ist dennoch nicht gesühnt

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Die zweite Art von Gesetzen betrifft mehr religiöse Vorschriften, auch wegen Verunreinigung. Hierbei ist das erste, daß, wenn je- 505 mand verachtend gegen einen heiligen Mann spricht und eigenwillig nicht nach den Gesetzen des Ormuzd lebt, gegen den sind Stra* kn. Die dritte Art enthält die Mithrasünden, vornehmlich moralische Gesetze. Mithra kommt vor als Vorsteher des Inneren, Höheren im 510 Menschen. Dieses wird weit höher geachtet, und die Strafe auf ein moralisches Vergehen ist viel härter. Gebote der Rechtlichkeit sind darunter. So steht besonders auf den Wortbruch eine Strafe von 300 Riemenstreichen. Wer Geld stiehlt, erhält außerdem noch in jener Welt 300 Jahre Höllenstrafe. Dies also sind die Mithragesetze. Die 515 bürgerlichen Gesetze zeigen also große Einfachheit der Bildung, und darunter sind viele, die größtenteils moralische Gebote sind , * z. B. seinen Arbeitsbereich nicht zu vernachlässigen. [2.] Das zweite, dessen zu erwähnen wäre, sind die Opfer. Sie ha­ ben nicht den Sinn wie bei anderen Völkern, daß nämlich ein jeder 520 von seinem Eigenrum hingibt, sich oder sein Eigenrum als unwe­ sentlich gegen die Gottheit ausspricht und so [entweder] einen Teil [desselben] oder sich selbst ganz nutzlos , ungebraucht der Gottheit gibt. Diese Opfer gehen bei den Indern bis zu Hingebung des Le­ bens an die Gottheit, so daß [ein Inder] in dieser absoluten Negati- 525 vität nur einen Wert zu gewinnen sucht. Das Zendvolk opfert selbst ; Tieropfer sind geboten und kommen vor. Das Vieh wird nicht verbrannt oder etwas davon nutzlos weggeworfen, sondern 506-507 eigenwillig] wer eigenwillig 506-507 einen . . . lebt Ho; Gr: einen heiligen Mann, der nach der Vorschrift des Ormuzd lebt, mit Verachtung redet 509 vornehmlich] und enthalten vornehmlich 510 Gesetze Ho; Gr: Vorschriften 510-51 1 des . . . Menschen Gr; Ho : des inneren, sittlichen Menschen 51 1-512 die . . . härter Ho; Gr: Verletzung schwerer bestraft 513-514 300 Riemenstreichen Gr; Ho : 400 Striemenstreiche 518 seinen Arbeitsbereich] sein Arbeitsbereich 520 ein jeder Ho; Gr: der Mensch 521-522 sein . . . unwesentlich Ho; Gr: seine Individualität als wertlos 523 sich selbst ganz nutzlos] ganz sich selbst nutzlos 528 nutzlos weggeworfen Ho; Gr: vernichtet

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das Opfer besteht allein darin, daß der Priester beim Schlachten des 530 Tieres gewisse Gebete spricht. Es ist also nur eine Weihe des Viehs, die vorgenommen wird, und zwar nur, wenn es bei einer feierlichen * Gelegenheit geschlachtet werden soll . Ausdrückliche Gebete sind zur täglichen Weihe geboten ; diese aber werden nicht als Opfer an­ gesehen. Das Negative gegen sich zu tun, um dem Ormuzd sich eh535 rend zu beweisen, dies also kommt nicht vor. [3.] Die eigentliche religiöse Handlung ist die des gesegneten Brotes und Kelches zum Andenken und zur Ehre des Horn, des eigentlichen Stifters ihrer Religion, wie Zoroaster [der] Erneuerer ist. Zu seiner Ehre gibt es ein besonderes Fest, das darin besteht, daß 540 ungesäuertes Brot geweiht und genossen, ebenso ein Kelch mit Ge­ tränk aus Hornsaft gereicht und genossen wird. Horn also ist der Offenbarer, und Horn ist auch eine Pflanze, deren Saft dann getrun­ * ken wird. Dies also ist etwas, das auf unser Christensakrament, die Abendmahlsfeier, anspielt. Auch haben überhaupt die Kirchenväter 545 im Mithradienst zur Römerzeit diese Feierlichkeit vorgefunden, auch noch zur Zeit des Christentums, und sie sagen, daß die bösen Dämonen durch sie das Gute beschatten wollten, zum Spott der christlichen Religion. Zoroaster läßt den Horn sagen : »Wer mich ißt mit dankbarem Gebet mir opfernd, nimmt von mir die Güter * der Welt.« Diese Feier des Andenkens des Horns wurde auch beim Schlachten des Viehs als Opfer begangen. Dies ist die alte Religion des Zendvolks, eine Grundlage, die ins Persische und Medische hinüberdrang. Es ist dies die reinste Natur­ religion, indem das Licht der Gegenstand der Verehrung ist, und 555 das ganze Verhälmis des Kultus ist ebenso rein als der Gegenstand selbst gehalten. Es ist die Naturreligion, so rein sie statthaben kann.

536 Handlung Gr; Ho : Feier 538 ihrer Religion Gr; Ho : der alten Offenbarung 539 gibt es] ist 547 sie . . . wollten Ho; Gr: für ein Werk der bösen Dämonen erklärt 548-550 Zoroaster . . . Welt Ho; Gr: Im Zend finden sich die Worte : Wer nicht ißt und betet mit Inbrunst zu mir, der nimmt von mir die Glie­ der der Welt 556 so . . . kann Ho; Gr: so weit sie es bringen kann

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Dies also ist das geistige Element des Perserreiches , das ganz im öst­ lichen Teil seinen Sitz hat . Das andere , üppigere , reiche, sinnliche Element , das des äußeren Reichtums, hab en wir auf der westlichen Seite in Babylonien und

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Assyrien in der Stromgegend des Euphrat und Tigris zu suchen. Hier hab en wir fast nur historische Nachrichten . Vom Geistigen dieser Seite wird uns wenig gegeben . Die Sage dieser Völker als Glänzender geht in die älteste Geschichte , die jedoch höchst dunkel und widersprechend und vielseitig ist , so daß die Namen der Kö-

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nige, (die] Listen von Reichen viele Schwierigkeiten machen, und hier ist b esonders Kritik nötig . Es ist ab er in den inneren Charakter dieser Völker zu schauen [uns] nicht vergönnt , und wir haben uns mit den Hauptmomenten zu begnügen . Das erste ist Assyrien, ein höchst unsicherer Name. Wahrschein-

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lieh ist es ein Hauptstrich am mittleren Tigris , vornehmlich im Osten desselb en. Weiter östlich ist Medien , nördlich Armenien , südlich Mesopotamien, das b ald zu Assyrien, b ald zu Babylonien gefaßt wird . Ein Teil des heutigen Kurdistan ist Assyrien . Bei den Griechen heißt Assyrien Babylonien und Mesopotarnien. In Assy-

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rien werden die alten Städte Assur und Ninive , des Ninus große Stadt , genannt . Die Lage ist in fruchtb arem Boden , doch scheint die Kultur hier nicht die hohe Stufe wie in Babylonien erhalten zu ha­ b en . Wo Ninive gelegen (ist] , kann nicht genau b estimmt werden, doch ist sein Ort in der Gegend des heutigen Mosul .

557-558 das . . . hat Ho; Gr: das erste Element, es ist am weitesten nach

Norden 559 Element Ho ; Gr: des Handeins 561 in . Stromgegend Ho ; Gr: im Tal 563-564 Die . . . Glänzender Ho; Gr: glänzende Punkte, mannigfaltige Sagen 566 Listen . . . Reichen Ho ; Gr: Königreiche 570 unsicherer Ho; Gr: unbestimmter .

.

570-57 1 Wahrscheinlich . . . Tigris Ho; Gr: ursprünglich ist es der Landstrich am oberen Tigris 574-575 Bei . . . heißt Ho; Gr: Die Griechen begreifen unter 578 wie) als

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Der südliche Teil ist Babylonien. Babylon, Babel ist ein ebenso berühmter Name wie Ninive. Es liegt am Euphrat wie Ninive am Tigris . Es ist die Stadt des Bel, der Sonne, Kor. In Babylonien wie in Ninive sehen wir das gedoppelte Bedürfnis, das Nomadenleben, die bloße Viehzucht überhaupt zu verlassen und zum Ackerbau, Hand­ werk und Handel überzugehen, sich an ein gesetzliches, bürger­ liches Leben zu machen und zweitens sich auch gegen die noma­ disch bleibenden Völker zu sichern. Die ältere Sage spricht davon, daß früh dieses Talland von Nomaden sei durchzogen [worden] , die das städtische Leben dann verdrängte. Abraham kam aus der Ge­ gend des Euphrat nach Kanaan in das gebirgige Palästina. Der Bo­ den wird als sehr fruchtbarer, als Talboden angegeben, und Babyion lag außerdem für den Handel am Euphrat und Tigris sehr bequem, die durch Kanäle sowohl zum Behuf der Schiffahrt als [auch] des Ackerbaus verbunden waren. Die Schiffahrt erstreckte sich hier über den persischen Meerbusen. Was uns besonders als eigentümlich bei diesen Städten auffallend sein muß, ist der ungeheuere Umfang beider Städte, und ebenso be­ rühmt [sind] die großen Konstruktionen von Tempeln und Mauern, welche Wunderwerke waren und von den Alten zum Teil erhalten oder wenigstens noch in Ruinen gesehen wurden. Es sind besonders die Prachtgebäude der Sernirarnis berühmt. Was die Zeit betrifft dieser Herrlichkeit, darüber läßt sich streng historisch nichts ange­ ben. Sernirarnis war ein allgemein gefeierter Name, auf den vieles Große geschoben worden [ist] . Babyion hatte 700 v. Christi noch eine Periode des Glanzes, weswegen es ungewiß ist, ob die Gebäude nicht erst in letzter Zeit aufgeführt worden [sind] . Über Geist, Sitte und Charakter der Völker wissen wir wenig. Angeführt ist schon, daß die schönste Konstruktion der Tempel des Bel [war] . Man verehrt die Sonne. Außerdem ist der Dienst der My582 wie] als 588 spricht davon Ho; Gr: deutet darauf hin 601 Ruinen Gr; Ho : Trümmern 602-603 Was . . . Herrlichkeit Ho; Gr: wann diese gelebt 604 allgemein gefeierter Gr; Ho : allgefeierter 610-6 1 1 Außerdem . . . allgemein Ho; Gr: auch wurde die Mylitta, göttliche Natur angebetet

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litta, der Natur allgemein. In Vorderasien überhaupt ist die Vereh­ rung der allgemeinen Natur. Die Physis machte noch die Haupttitel der griechischen, ionischen Philosophie aus. Von Babyion berichtet uns nur Herodot wenige Sittenzüge. Der eine ist, daß jedes Frauenzimmer in Babyion sich hätte in den Tem- 615 pel [zu] setzen, [um] sich einem Fremden hinzugeben, der dafür dem Tempel Geldscheine gab. Man muß in dieser Sitte nicht dies sehen, daß die Fremden hätten sollen wie die Tempel begünstigt werden, sondern es ist hier ein Naturdienst, Dienst der Astarte, ein religiöser Zug. Ein zweiter Zug betrifft dasselbe Geschäft, daß näm- 620 lieh die Mädchen seien jährlich durch Versteigerung verheiratet [worden] , so daß um die schönste seien große Gebote geschehen, [und] durch dieses Geld seien die häßlichen und älteren ausgestattet [worden] . Hierin sehen wir keine große Achtung gegen das Weib, * denn die Empfindung der Mädchen darf [hier] nicht mit einspre- 625 chen. Aber es ist überhaupt nicht orientalisch, daß das Mädchen Stimme bei der Wahl des Gatten habe, was überhaupt erst ein Eu­ ropäisches ist. Darin zu sehen ist aber eine Gemeinschaft des Le­ bens, Gleichheit der Sitte, Sorge für alle. Herodot erwähnt noch, drittens, daß, wenn ein Kranker in der Familie gewesen sei, habe 630 man ihn auf den Markt gestellt, damit die Vorübergehenden ihm [hätten] können guten Rat erteilen. Dies also zeugt auch von Ge- * meinschaft des Lebens, von einer allgemeinen Freundschaft. Die geschichtlichen Momente des Bodens, auf dem wir hier uns befinden, sind jetzt anzugeben. Der berühmteste Name ist Ninus. 635 Ninus, der Erbauer der Stadt Ninive und der Retter des assyrischen Reichs , wird angegeben also 2050 Jahre v. Christi lebend. Auch hier 612-613 Die . . . aus Ho; Gr: . . , was auch noch bei den ionischen Philosophen in Griechenland immer betrachtet wird 616-617 der . . . gab Ho; Gr: wofür der Lohn dem Tempel anheimfalle 623 dieses] welches 623 durch . . . Geld Ho; Gr: mit dem Eingekommenen 624 gegen . . . Weib Gr; Ho : vor dem Geschlecht 628-629 eine . . . Sorge Ho; Gr: gemeinschaftliche bürgerliche Vorsorge 631 auf . . . gestellt Ho; Gr: auf öffentlichen Plätzen ausgesetzt 632-633 zeugt . . . Lebens Ho; Gr: deutet auf solche Vorsorge 636 Erbauer Ho; Gr: Stifter .

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steigt also die Sage so weit hinaus als anderwärts, z. B . in China. Die Sagen der Bibel von Nimrod als Retter des babylonischen Reichs fallen in dieselbe Zeit ungefähr. Von Ninus wird erzählt, er habe Babyion sich unterworfen, darauf nordöstlich Baktrien und Medien. Diese Nachrichten gibt Ktesias, ein Arzt, der zur Zeit des jüngeren Kyros am persischen Hof war. Er spricht vornehmlich von einem Krieg zwischen Ninus und Baktrien, der jenen solle viel Anstrengung gekostet haben. Besonders speziell spricht Ktesias über die Belagerung von Baktria, welche durch Ratschlag der Serniramis, der Gattin eines Feldherrn, erobert worden sei. Die dabei angege­ bene Lokalität paßt nicht so sehr auf das jetzige Balkh am Oxus, sondern auf Balkh-Barnian, zu dessen Eroberung ihm Sernirarnis 1 700 000 [Mann] Infanterie, 100 000 Mann Kavallerie, 10 000 be­ waffnete Wagen gegeben haben soll. Diese Sernirarnis sei später Ge­ mahlin des Ninus selbst geworden [und] später selbst Herrseherin gewesen und schwankt überhaupt zwischen mythologischer und ge­ schiehrlicher Bestimmung. Derceto, ein Fischweib, eine mythologische Figur, wird als ihre Mutter angegeben. Dieser Semiramis wird teils die Erbauung, teils die Vergrößerung Babyions und dessen Erwählung zur Hauptstadt zugeschrieben, die Erbauung des Bel­ tempels ; drei goldene Statuen, Jupiter, Juno und Minerva, habe sie aufstellen lassen. Kterias will selbst noch einen Jupiter gesehen haben. Diese Namen aber haben sie wahrscheinlich nur von dem grie­ chischen Berichter. Denn die Griechen tragen in alle Mythologien ihre Götter hinein und rauben dadurch ihren Darstellungen einen Teil des Wertes. Weiter werden von der Serniramis Züge nach Äthiopien, Ägypten und Indien erzählt. Bei letzterem habe sie Verluste erlitten, doch sei dem König, der sie besiegt [habe] , nicht er­ laubt gewesen, sie bis über den Indus zu verfolgen. Hören wir von ihren Zügen, so lesen wir ebenso von ähnlichen Zügen des Diony645 spricht1 ist 64 7 der1 einer 652 selbst Herrseherin Ho; Gr: Selbstherrseherin 65 1-653 . . . sei . . . gewesen Ho; Gr: . soll . . . sein 654 ein Fischweib1 des Fischweibes 667 von . . . Zügen Ho; Gr: Erzählungen von Zügen .

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sos nach Indien, ebenso des Sesostris. Es ist aber durchaus nur anzu- * nehmen, daß diese Züge, wenn sie etwas Historisches enthalten, ganz unerheblich gewesen sind. Wenn in diesen Erzählungen etwas 670 Historisches liegt, so gehört es einer Zeit an, die noch keine feste Bestimmtheit hat, so daß durch solche Züge kein Fortschritt ge­ macht wird ; ebenso wahrscheinlich aber ist es auch, daß diese Züge überhaupt nur Einbildung, reine Erdichtung orientalischer Natio­ nen sind . Denn den Morgenländern ist es eigen, daß sie, wenn sie 675 mit fremden Ländern bekannt werden, die Sagen ihrer Helden, die Begebenheiten erweitern nach der weiteren Bekanntschaft neuer Gegenden. Diese Erscheinungen finden wir überall. Ninus und Semiramis also sind die Hauptfiguren dieser Zeit. Ih­ nen folgend geben Ktesias und andere lange, zum Teil nicht mitein- 680 ander übereinstimmende Reihen von Königen [an] , wodurch das Reich 1 000, auch wohl 1 300 Jahre fortgedauert haben soll. Die Hauptfigur, die auftritt, ist Sardanapal, dessen Untergang in das Jahr 820 v. Chr. fällt. Die früher unterworfenen Provinzen empörten sich. Sardanapal ist später überhaupt ein Symbol geworden. [Sym- 685 hol] eines ganz sinnlichen Fürsten. Ihm wird aber zugeschrieben, daß er [sich] nach dreijähriger Belagerung in Ninive mit seiner ganzen Familie und seinen Schätzen auf einem Scheiterhaufen ver­ brannt habe. Ein Zug, der den morgenländischen Adel, nämlich die * orientalische Unfähigkeit, sich als unterworfener zu bekennen, be- 690 urkundet. Nach dem Untergang des assyrischen Reichs wird berichtet, daß viele selbständige Staaten sich errichtet haben, die mehr Geschicht­ liches jetzt erhalten. Medien und Babylonien treten jetzt hervor, und von diesem später babylonischen Reich wird vorzüglich eine 695

675-678 daß . . . Gegenden Ho; Gr: daß sie ihre früheren Helden durch Züge erheben, welche sie aus der weiteren Bekanntschaft ihres späteren Zeitalters entlehnen 680 geben] gibt 681 Reihen . . . Königen Gr; Ho : Namensreihe 682-683 Die Hauptfigur Ho; Gr: Die bedeutendste Erscheinung 689-690 die . . . Unfähigkeit Ho; Gr: Die Unmöglichkeit 692 Nach . . . Reiches Ho; Gr: Nach Sardanapal

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Königin Nitokris erwähnt, welcher besonders viele Werke, zum Teil auch solche zugeschrieben werden, die die Semiramis vollendet * haben soll. Oft glaubt man sich geneigt, ein neues selbständiges as­ syrische Reich anzunehmen, nämlich nach jüdischen Nachrichten. 7 00 Die verschiedenen Nachrichten dieser Zeit und älterer Perioden zu vereinigen, ist eine immer versuchte, aber vergebliche Bemühung gewesen ; denn die Quellen sind so beschaffen, daß eine gründliche Vereinigung nicht geschehen kann. An Quellen haben wir hierbei hauptsächlich die Griechen. Die 7os vomehmlichsten Quellen sind Diodor, Herodot und später Ktesias, welche letzterer aus einheimischen Archiven geschöpft haben will . Herodot und Ktesias weichen selbst ab. Eine zweite Quelle sind die heiligen Schriften der Juden ; denn die zwei Reiche derselben stan­ den in Beziehung mit assyrischen und babylonischen Reichen. Eine no dritte Quelle sind Sagen, Nachrichten persischer, und zwar späterer Schriftsteller, und diese sind die wichtigsten. Berühmt vorzüglich ist die Epopöe des Ferdusi, Schah-nameh. Die Geschichten, die er vor­ trug, sind auch von anderen fast ebenso zusammengestellt. Ferdusi lebte im 1 1 . Jahrhundert am Hofe Mahmuds , des Ghaznavidischen 715 Sultans, und seine Gedichte haben die alten Heldensagen Irans zum Gegenstande. Görres hat einen Auszug geliefert und sich bemüht, [ihn] in Übereinstimmung mit den Nachrichten der Griechen zu * bringen. Doch ist dies nur ein glänzendes Feuerwerk, das sich in Rauch auflöst bei näherer Betrachtung. 720 Bei diesen Heldensagen ist ein Umstand wie bei den anderen Quellen zu betrachten. Die griechischen Nachrichten beziehen sich auf das ihnen näher liegende Medien, die jüdischen Nachrichten auf Babylon. Ferdusis Sagen sollen die Geschichte Persiens überhaupt

696-698 welcher . . . soll Gr; Ho : der zum Teil die Werke der Semiramis zugeschrieben werden 699 nämlich nach] nach nämlich 704 An) von 708-709 denn . . . Reichen Ho; Gr: welches Volk in unmittelbarer Be­ ziehung mit Assyrien gestanden hat 716 Gegenstande Gr; Ho : Inhalt

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betrachten, aber sein Feld der Handlungen scheint sich in einem an­ deren Kreis als jene anderen Nachrichten zu bewegen. Man muß 725 betrachten, daß er schon Moslem war und gar nicht mehr Perser. Er spricht nur mit einem schwachen Nachklang von der alten Reli­ gion der Helden. In ihm lebt die Seele des Volkes nicht mehr. Der Hauptgegensatz bei ihm ist der von Iran, der Hochfläche und Tu­ ran, dem Land im Norden des Oxus bis zum Kaspischen Meer. 730 Dieses Lokal ist ein Hauptpunkt bei ihm. Nun können entweder die Begebenheiten, Taten, welche er erzählt, sich wirklich dort zuge­ tragen haben oder die Gegend ihm nur bekannt gewesen sein, [und in diesem Fall] schwebte ihm dieses Lokal nur vor Augen. Er kam östlich von Medien vom Gebirge her, das zum Tal des Oxus nieder- 735 steigt, von Chorassan her. Die Ghaznaviden waren Herren von Chorassan, dem Land des Kor, welches Volk mit den Turaniern Krieg geführt [hat] . Hierher führten seine Sultane Feldzüge. Für seine Einbildungskraft und für die Dynastie, bei der er lebte, ist dieses Lokal von höchster Wichtigkeit, so daß er deshalb dieses Lokal 740 seinen Erzählungen gegeben haben kann . Auch Johannes von Müller hat sich um diese Sagen bemüht und sie einer strengen Chrono- * logie unterwerfen wollen, doch vergeblich, ohne Erfolg, wie auch nach dem Vorhergehenden erklärlich ist. Aber wie Ferdusi und die Morgenländer die Geschichte behan- 745 deln, dies können wir an Geschichten sehen, die wir andersher ken­ nen. In Indien hat man gar keine Spur von Alexander entdecken können. [Aber] Alexander z. B. ist weit und breit in Vorderasien als Skander berühmt. Wir sehen nun, wie willkürlich mit der Ge724-725 aber . . . bewegen Ho; Gr: Es scheint, daß das Feld der Handlungen Ferdusis weiter hinten liegt als das Reich der Perser 726 Moslem] Muselmann 730 dem] das 732-733 sich . . . zugetragen Gr; Ho : hier wirklich ihren Sitz gehabt 738-739 Für . . . Einbildungskraft Ho; Gr: für Ferdusi 740 Lokal Ho; Gr: Land 741 gegeben haben kann] kann . . . gegeben haben 742 strengen Ho; Gr: bestimmten 7 46 dies] dabei 748-749 [Aber] . . . berühmt Ho; Gr: bei den übrigen Morgenländern ist er als Skander durchaus bekannt

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schichte selbst umgegangen wird. Ferdusi erzählt so , wie einer der Fürsten von Iran mit Philippus von Rum Krieg geführt, ihn über­ wunden und gezwungen [habe] , Tribut zu zahlen. Dieser iranische Fürst habe dann eine Tochter [des] Philippus geheiratet, aber fort­ geschickt, weil sie aus dem Maul habe gerochen. Beim Vater habe * sie dann Skander geboren. So also wird Alexander als Ahn eines persischen Fürsten angegeben. Ebenso abenteuerlich werden dann die Taten des Skander geschildert. Das Volk, das jetzt hervortritt, sind die Meder. Ihr Land ist teils im Süden, teils südwesdich vom Kaspischen Meer, auf der Höhe 760 der Berge, die nach dem Kaspischen Meer und dem Tigris sich her­ absenken. Wir sehen sie in der älteren Zeit im Kampf, im Krieg mit den Armeniern, Syrern, Baktriern, Sarden, Bewohnern der Ebe­ nen nördlich vom Oxus, die sonst Turanier hießen. Bei ihnen sind Magier. Als Hauptstadt wird Ekbatana angegeben in der Gegend des 765 heutigen Hamadan. Teils werden sie erwähnt in Rücksicht auf Ar­ * bakes, der an der Spitze der Empörung gegen Sardanapal stand, teils von Herodot in Beziehung auf Dejokes , der zuerst die Meder habe veranlaßt, Städte zu bauen, Gesetze zu schaffen und Könige zu wäh­ * len, wie er [auch] gewählt wurde. Die Hauptsache, die wir bei den no Medern sehen, ist, daß die Zeit ihrer Bildung bei ihnen als einem Bergvolk später fällt als bei den Baktriern und Babyloniern. Diese Meder, ein Bergvolk, sind ein Hauptvolk. Auf der anderen Seite ist [es] das chaldäisch-babylonische Reich, das hervortritt, Reich der Chaldäer in Vereinigung mit den Babylo-

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758 das . . . hervortritt Ho; Gr: welches vornehmlich zu bemerken ist 760 nach] sich nach 760-761 die . . . herabsenken Ho; Gr: die sich teils nach diesem Meere hinziehen, teils nach Westen senken 762-763 den . . . hießen Ho; Gr: den Transoxanern, Skipen, Süpen (Skythen) 765-767 Teils . . . Herodor Gr; Ho : Diese Stadt wird erwähnt 767-768 der . . . schaffen Ho; Gr: der erst Städte und Gesetze geschaffen 769 wie] wo 770 einem] ein 769-771 Die Hauptsache . . . Babyioniern Ho ; Gr: Es erhellt daraus, daß dies Volk ert später Bildung erhielt

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niern. Die Chaldäer erscheinen als ein Bergvolk, (insofern] sie teilweise auf ihren Bergen blieben, teils als das herrschende Volk in Babylonien. Noch in der Kyropädie zeigt Tigranes sie dem Kyros als ein Bergvolk, [worauf] er sich mit ihnen einläßt und [sie] zu Bundesgenossen macht. In diesem chaldäischen Babylonien lernen wir durch die Juden vornehmlich einen Zustand großer Ausbildung kennen. Daniel selbst war Statthalter in Babylon, und die Einrich­ tungen, die er angibt, zeugen von einer großen Geschäftsorganisa­ tion. Auch finden wir vielfache Klassen von Magiern, teils als Er­ klärer der Schriften, der Hieroglyphen, [teils] als Astrologen und Wahrsager, wie die Chaldäer wieder eine besondere Klasse der Wahrsager bilden. Dieses Reich hat durch seinen Handel, durch polizeiliche Anordnungen, durch Beobachten der Sterne sich zu dieser Zeit berühmt gemacht. Ohne Zweifel haben sie in der Astro­ nomie bei dem allen keine größeren Kenntnisse, als man durch lange sorgfältige Beobachtung erlangen kann. Die Zeitrechnung des Nabonassar, des ersten Königs, ist berühmt. Aber zu glauben ist, daß sie gewiß nicht im Gebrauch des Volkes gewesen ist [und] erst später zum Behuf der Geschichtsschreiber gemacht sei. Sonst ist dies Reich ein Hauptreich der vorderasiatischen Bildung. Jetzt nach der Betrachtung der Elemente des Perserreichs haben wir zu betrachten, wie Kyros es zusammenfaßte. Die Stiftung des persischen Reichs geschah durch Kyros, ein Perser aus dem Hause der Achaemeniden aus Persien, verwandt dem medischen Königs­ haus. Die östliche Grenze dieses Reichs kennen wir nicht. Es kommt auch noch ein König von Susa vor, der auf der Seite der Babylonier sich befand. Das erste, was Kyros tat, war, daß er Herrscher des medischen Reichs wurde. Nach Herodot war der König desselben sein Groß775 sie] die 778 er] der 782-783 Geschäftsorganisation Ho; Gr: Organisation der Verwaltung 783-784 Auch . . . Hieroglyphen Ho; Gr: Die Magier erscheinen 785 eine . . . Klasse Gr; Ho : eigene Art 797 Hause Ho; Gr: Stamme 802-803 Das . . . wurde Ho; Gr: Kyros, ein persischer Königssohn, machte sich zunächst zum Herrn Mediens

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* vater, den er besiegte. Die Meder waren wie die Perser ein Bergvolk

(und] waren damals noch roh, wenig in der Bildung vorgerückt. In der Geschichte des Astyages finden wir sehr harte Züge. Daß er z. B. Skythen im Dienst hatte und, als diese kein Wildbret finden konnten, statt der Jagdbeute die Knaben der Jagd schlachteten und * ihr Fleisch dem Astyages, dem König gaben. Auf der anderen Seite 810 wird erzählt, daß der König den Sohn des Harpagus habe schlachten und dem Vater vorsetzen lassen, weil er den Kyros gerettet habe. Aus Rache hierüber habe Harpagus dem Kyros das Heer zur Erobe­ * rung angeboten. Solche harten Züge also treffen wir an. Die zweite Eroberung des Kyros war die Besiegung des Krösus. 815 Krösus , sagt Herodot, sei deshalb bekriegt (worden] , weil Astyages, dessen Reich bis an den Halys ging, eine Schwester des Krösus ge­ heiratet (habe] und deshalb Krösus ihm zu Hilfe geeilt sei. Krösus habe vorher einen Krieg mit den Medern geführt, und hierauf sei nach fünfjährigem Kampf ein Frieden geschlossen (worden] , dessen 820 Bedingung diese Heirat war, vermittelt durch einen König von Ba* bylon. Und so sehen wir einen diplomarischen Zusammenhang je­ ner Reiche. Die Geschichte der Kriege können wir übergehen. Ky­ ros eroberte Sardes, und von dorther wurden die Perser reich, in Betrachtung des Überflusses . Dadurch sollen die Perser erst die Be825 quemlichkeiten des Lebens kennengelernt haben. Die Küsten von Kleinasien unterwarf sich dann Kyros gleichfalls, eroberte die Menge griechischer Kolonienstädte. Diesen ionischen Griechen soll Bias geraten haben, sich auf Schiffe zu begeben, (um] eine neue 805

806-807 Daß . . . hatte Ho; Gr: wie dies die Geschichte mit den skythischen Jägern beweist 808 die Knaben der Jagd Ho; Gr: einen Lehrjungen 809 ihr Fleisch] es 809-810 Auf . . . erzählt Ho; Gr: ebenso die Geschichte mit dem Harpagus 810 den . . . habe] habe den Sohn des 8 1 1 und] lassen und 813 angeboten] geboten 814 Die . . . Krösus Ho; Gr: Darauf bekriegt er den Krösus 825-826 Die . . . gleichfalls Ho; Gr: Hierauf bekriegt er die Küstenlän­ der 827-828 soll . . . haben] Bias geraten haben soll

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Heimat zu suchen. Aber den Mut des Verlassens des Vaterlandes bewiesen sie nicht. Durch diese Eroberung kamen die Perser in Be- * rührung mit den Griechen. Der dritte Krieg des Kyros war die Eroberung Babylons, Syriens bis ans Mittelmeer. Das letzte war, daß Kyros gegen die Massageten, ein Skythenvolk jenseits des Oxus, das in den persischen Sagen Turan heißt, [kämpfte] . Hier sei Kyros gestorben, sagt Herodot. Die * Massageten, sagt er ferner, haben Gold und Kupfer, aber Silber und Eisen nicht besessen. In den Hünengräbern an der Ostsee findet * man gleichfalls kein Eisen, [sondern] nur Kupfer, ebenso war es mit den Massageten. Kyros starb in der Schlacht bei den Massageten. Er starb so in seinem Beruf, welcher die Vereinigung Vorderasiens in 840 eine Herrschaft ohne weiteren Zweck war. Seine Tat war [die] Ver­ einigung der vorderasiatischen Völker durch den Westen. Politische und religiöse Bedeutung hat diese Vereinigung weiter nicht. Dieses persischen Reichs Züge haben wir so herauszuheben. Es ist nicht sowohl eine Gestalt, als Verknüpfung so vieler Völker- 845 schaften in einen Knoten. Es ist ein Eigentümliches, eine Art von freiem Völkerverein, so in einem Mittelpunkt der Glanz aller wi­ derstrahlt. Es ist kein politisches Ganzes von gleichen Sitten und Gesetzen, sondern viele bleiben in ihrer eigentlichen Individualität. Alle Völker behielten ihre Eigentümlichkeit und wurden nicht in sso ein Ganzes verschmolzen. Das Großartige dieses Reichs ist eben dies, daß jedem Teil seine eigentümliche Gestalt gelassen wird, wie z. B. auch den Juden, und daß sich so diese Völker nur in einem Punkt konzentrieren. Den Juden verstattete Kyros ihr eigenes Völ­ kerleben wieder aufzurichten, und dieses Verstatten der Individuali- 855 tät ist eine Größe an Kyros. Fürsten bleiben zum Teil in ihrer

830 bewiesen . . . nicht Ho; Gr: hatten aber nur wenige 832 Der . . . Babyions Ho; Gr: Darauf unterjochte Kyros Babyion 833-834 die . . . Skythenvolk Ho; Gr: die Massageren und Skythen 834 das] was 836-837 haben . . . Eisen Gr; Ho : haben Erz und Kupfer, Gold und Ei­ sen und Silber 844-846 Es . . . Knoten Ho; Gr: Denn diese Völkerschaften bildeten so mehr einen Knoten als eine einige Gestalt

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Stammherrschaft, ja Geschenke des Kyros erweiterten ihre Gebiete. In die Eigentümlichkeit vieler Völker können wir wenig blicken. Von den Juden und anderen Völkern aber sehen wir, daß sie in starrer Individualität gefangen sind , unfähig, sich in allgemeinen Gedanken und Gesetzen zu vereinen, sondern alle haben ihre ganz bestimmte Narur, doch so, daß sie nicht isoliert dastanden, sondern zu den mannigfaltigsten Beziehungen kommen, die zur Feindselig­ keit fortgingen, unverträglich zueinander, so daß nur die persische, eiserne Gewalt sie konnte zusammenhalten und zwingen, nicht nach außen feindselig sich fortzubewegen. Lesen wir in den Pro­ pheten unter den Juden die Klagen über die Streitigkeiten der bei­ den Reiche Juda und Israel und gegen Ägypten etc., so können wir leicht begreifen, wie die Propheten zu solchem Haß der fremden Völker kommen konnten. Hieraus lernen wir, wie wohltätig für Vorderasien das Zusammenfassen durch Kyros kam. Später sehen wir an der Stelle dieser eisernen Gewalt den Fanatismus der islami­ schen Religion treten, der das gänzliche Gegenteil, die völlige Zer­ trümmerung aller Individualität gegeneinander hervorbrachte. Römer und Griechen herrschten gleichfalls als fremde Gewalten über diese Völker. Aber der islamische Fanatismus ging aus Vorderasien selbst hervor, alle Individualität dieser Völker zerstörend , alle Un­ terschiede auslöschend, welches Prinzip, worin alles gleich ist, sich aber zugleich als unfähig zeigt, ein politisches Verhältnis zu bilden. Das einzig vernünftige Verhältnis von Vorderasien also war, daß 859 Von . . . wir Ho; Gr: Am mittelländischen Meere ist dies besonders an den Juden sichtbar 860 gefangen Ho; Gr: befangen 864-865 so . . . zusammenhalten Ho; Gr: Hier ist dann nicht die Mög­ lichkeit eines anderen Bandes als eiserne Gewalt, und so war die persische Herrschaft 867 Klagen . . . Streitigkeiten Ho; Gr: Wehklagen der Propheten 868-870 so . . . konnten Ho; Gr: so die Ausbrüche des fürchterlichsten Haßes gegen die umliegenden Völker 870-871 wie . . . kam Ho; Gr: daß es die größte Wohltat war, daß Kyros sie in eins zusammenbrachte 879 ein . . . bilden Ho; Gr: ein vernünftiges politisches System zu gestal­ ten

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Der Gang der Weltgeschichte

diese Völker durch eiserne Gewalt gezwungen wurden, sich nicht selbst zu verwüsten. Was nun das Nähere der persischen Herrschaft betrifft, so sehen wir die Perser als ein nicht gebildetes Bergvolk. Die Perser sind nur der Kern, der die Herrschaft über die anderen Völker ausübte, die ihm anders sind, und sich nicht mit ihnen verschmolz, sondern sich die Herrschaft vorbehielt. Die Perser, sich in die Täler hinabma­ chend, stehen doch mit dem einen Fuß nur im Tal , mit dem anderen auf ihren Bergen, so wie heute noch die Mandschu in China zwar noch herrschen, aber sich auch zurückhalten [und] immer noch dies Kriegsvolk bleiben, und der Kaiser jährlich eine Zeit lang jenseits der Mauer in Zelten bei seinen Reitereien lebt, der Jagd mit wilden Tieren ergeben. So ist es auch in Indien, wo die Engländer herrschen, aber, um sich zu erfrischen und sich nicht herabzusetzen in das indische Prinzip, wodurch sie also nicht in das Prinzip des beherrschten Volkes herabfallen, ihre Wurzeln anderswo haben. So haben die Perser in dieser Eigentümlichkeit sich zu erhalten eine Zeit lang [sich] bemüht, obgleich sie [es] nicht ausgehalten haben. Wir sehen bei den Persern Selbständigkeit, Tapferkeit, Freiheit, eine gewisse Kühnheit und Größe, die Gesinnung als Sitte, die nur bei einer Wildheit stattfinden kann, die unterliegt, wenn die Beson­ derheiten des Lebens einfallen, so daß bei größerer Mannigfaltigkeit sie in schwächliche Weichheit zerfließt. Die Perser haben also sich eigentümlich zu erhalten gesucht. Ihre Verfassung war Einfachheit eines Zusammenhangs so vieler verschiedener Völker. Der persische Fürst, von seinen Großen umgeben [und] erzogen von den Magiern, von den Griechen der Große König genannt, stand an der Spitze, gebildet und in Wissenschaften erzogen. Früh 888 einen] anderen 887-889 Die . . . Bergen Ho; Gr: Sie blieben einesteils auf den Höhen und gingen nur mit einem Fuß in die eroberten Länder 891-893 und . . . ergeben Ho; Gr: So daß der Kaiser sich jährlich noch über die Mauer hinausbegeben muß 900-901 die . . . kann Ho; Gr: die aber nur Sitte ist und mit Wildheit zusammen bestehen kann 903 in . . . zerfließt Gr; Ho : zur sinnlichen Schwachheit wird 906 Der . . . Fürst Ho; Gr: Der König der Perser

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von Eunuchen aufgepßegt, wurde [er] mit dem siebten Jahr in allen Leibeskünsten bis zum siebzehnten Jahr unterwiesen, zu kriegeri­ schen Tätigkeiten aufgeweckt. Dann erhielt er vier Lehrer, wovon einer, der crwtp6�. ihn in der Lehre des Zoroaster unterrichtete. Schon früher sagten wir, daß die bürgerlichen und religiösen Ge­ setze der Zendbücher nicht konnten bei einem gebildeten Weltvolk bleiben. Um den Fürsten sehen wir die Großen des Reichs, meist Perser. Wir sehen Spuren, daß in ihrer Verwaltung das Reich des Lichts nachgebildet ist. Denn, wie das Zendvolk sieben Amschas­ pands verehrte, so lesen wir oft die Zahl sieben, wenn von den Gro­ ßen und Richtern des Perserreichs gesprochen wird, so daß gleichsam der Fürst dem Ormuzd verglichen wurde. Aber [eine] be­ stimmtere Ausbildung dieser Vorstellung läßt sich geschichtlich nicht nachweisen. Die persischen Großen zeigen geschichtlich eine patriotische Ge­ sinnung, so daß die Erhaltung des Reichs ein höheres Interesse war als Selbstsucht und eigenes Interesse. Die Intrigen sind mehr unter Prinzen des Geblüts. Die Magier nach dem Tod [des] Kambyses be­ mächtigen sich des Throns [und] herrschten eine Zeitlang. Die Gro­ ßen des Reichs vereinigten sich aber, um die Achämeniden auf den Thron zu setzen [und] die Dynastie der Perser zu erhalten. Der Gedanke des Reichs , die Erhaltung des Reichs war ihr Interesse. Nach der Vertreibung der Magier sehen wir, [so] schildert Herodot, unter ihnen eine leidenschaftliche Beratschlagung, welche Verfassung dem Reich am besten sei, worin keiner für sich arbeitete. Nachdem 912 Lehre Ho; Gr: Magie 916-917 Wir . . . ist Gr; Ho : in manchem sehen wir Spuren, nachgebil­ det der Lehre des Lichts 919-920 so . . . wurde Ho; Gr: so, daß der Fürst als Ormuzd die Amschaspand um sich gehabt 922 nachweisen Gr; Ho : erweisen 924 die 1 bei der 924 Reichs Ho; Gr: Sraats 925 Selbstsucht Ho; Gr: Zweck der Selbstsucht 925 Intrigen Ho; Gr: Zwistigkeiten 926 Prinzen . . . Geblüts Ho; Gr: den Fürsten 929 Perser 1 Mohammedaner 932 leidenschaftliche Ho ; Gr: leidenschaftslose

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Der Gang der Weltgeschichte

sie sich für die monarchische Verfassung bestimmten, wurde die Entscheidung der Wahl dahin gestellt, daß der König sein solle, 935 dessen Pferd der aufgehenden Sonne zuerst entgegenwiehern würde. * An diesen Großen sehen wir 1 500 (Mann) stark die Herren des Heeres. Zum Unterhalt dieser und des Königs lieferten die Provinzen Abgaben, indem jede Satrapie für vier Monate sorgte. Xeno­ phon erzählt, daß bei einem Fest der König an der Spitze aller Rei- 940 ter aus der Königsburg gezogen sei. Xenophon erzählt vieles, wie * Kyros habe seinem Heer eine Verfassung gegeben, voll Disziplin und strengem Gehorsam. Xenophons Kyropädie ist zwar (ein) Ro- * man, indessen sind doch allgemeine Züge gewiß wahr. Die unter­ worfenen Völkerschaften waren durch Satrapien regiert, und dieses 945 Regieren scheint mehr eine allgemeine Aufsicht gewesen zu sein, indem alle Völker in ihren eigentümlichen Sitten blieben. Der persische Fürst galt als Herr alles Eigentums . Wohin er kam, wurden ihm Gaben gebracht als Zeichen, daß ihm alles angehöre, und jene alles nur durch seine Gunst hätten. In Persien selbst aber 950 teilte der König Geschenke aus. Unter dieser Herrschaft findet sich, daß viele Individuen ungeheuere Reichtümer hatten. Ein Bestimmtes hatte jeder an den König und an den Satrapen zu leisten. So for­ derte Xerxes Land und Wasser von den Griechen. Die Provinzen lieferten nur das Köstlichste als Tribut, Arabien den Weihrauch, 955 Tyrus den Purpur p. p. Jedes Vortrefflichste leistete jede Provinz dem König. Wir sehen nun also das persische Reich als Zusammenfassen vieler Völker, deren Herr das persische ist. So sehen wir diese Mannig­ faltigkeit der Völker in den Kriegen gegen die Griechen ziehen, 960 934 vvurde] so �rd 937-938 An Heeres Ho; Gr: Wir sehen zahlreiche Kavallerie 940-941 der König . . . sei Gr; Ho : der Fürst einen feierlichen Auszug aus seiner Burg machte 948 Wohin er kam Ho; Gr: Wenn er nach den Provinzen kam 949 Gaben . . . Zeichen Ho; Gr: Geschenke gemacht 949-950 daß . . . hätten Ho; Gr: und es nur so angesehen, als wenn er das andere nur nicht annähme 960 gegen die Ho ; Gr: mit den 960 ziehen] zog .

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in seiner Eigentümlichkeit nicht in Regimenter geteilt, sondern aus Völkerschaften , verschieden an Bemessung, Tracht , Waffen, Kriegszucht und Weise des Benehmens . Solcher Marsch war eine Art von Völkerwanderung , von dem auch Herodot sagt, daß die 965

Krieger, mit denen sie zu Hause wohnten, auch im Krieg zu sein wünschten . Wir sehen Hinterasien im Osten in gediegener Ver­ schlossenheit , im Westen Asiens hingegen ist der Aufschluß, die Zersplitterung in besondere Individualitäten. Diese sehen wir zuerst unter dem persischen Reich vereint, so daß die Individualität nicht

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feindselig auftrat. Die Perser, Verehrer des Lichts , des Reinen, schwebten ohne Haß und feindselige Besonderheit tolerant über dem Ganzen . Aus Herodors Geschichte des Darius Hystaspes im Gegensatz von Kambyses geht hervor , daß die Perser von dieser Toleranz ein Be-

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wußtsein hatten. Herodot führt so den Darius Hystaspes an, daß er habe Inder und Griechen zusammen gehabt. Darius fragte die Grie­ chen, ob sie ihre toten Eltern nicht verzehren wollten. Es geschah, daß verschiedene dann mit Abscheu zurückwichen. Zu den Indern sich wendend fragte er, ob sie die Toten verbrennen wollten, und

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als diese das verabscheuten, was doch von dem anderen gepflegt wurde , äußerte er, daß jeder müsse bei seiner Sitte bleiben . Die Reihe der Besonderheiten können wir nun nicht durchlaufen . Ei­ nige dieser Besonderheiten sind herauszuheben mit Elementen in ihnen, welche anzeigen , daß sie einem Zustande entgegenreifen,

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den wir können einen mehr menschlichen nennen. Vorerst wollen wir noch diese Elemente an der syrischen Küste vornehmen und nächstdem , viertens , dann zu

Ägypten

übergehen .

961 Regimenter] Regimentern 962 aus . . . an Ho; Gr: als Völker unterschieden 966-968 Wir . . . Individualitäten Ho; Gr: Gegen Westen zersplittert sich so der Osten in besonderer Individualität 970 Verehrer Ho; Gr: Diener 973-975 Aus . . . hatten Gr; Ho : Auch den Persern war diese ihre Tole­ ranz zum Bewußtsein gekommen 977 verzehren Ho; Gr: essen 984 einem Zustande Ho; Gr: der Menschheit

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Die syrischen Elemente sind der phönizische Handel, die Religion der Astarte und des Adonis und die jüdische . Der phönizische Handel hatte seinen Sitz an [der) phönizischen

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Küste , einem schmalen Saum , oft nur zwei Stunden breit, gegen Osten, in ihrem Rücken , vom Libanon begrenzt, und so ist sie da­ durch gegen das Innere , gegen den Kontinent gesichert. An dieser Küste , dem Saum, bildeten sich eine Reihe Städte , Tyrus etc . , in de­ nen der Handel in seiner Eigentümlichkeit, Besonderheit auftritt

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und zwar isoliert, nicht als Moment des Ganzen , des Staats , sondern abstrakt für sich . Diesen Handel sehen wir teils in das Innere des Landes gehen, er erstreckte sich nach dem lnnern zu , selbst bis nach dem Roten Meer, besonders aber wurde er auf dem Mittelländi­ schen Meer getrieben . Die Phönizier zeigen sich sehr produktiv und

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erfindungsreich, wie dies der Purpur, das Glas usw. beweisen. Das Ausgezeichnetste , besonders merkwürdig , ist aber an ihnen ihre weite und kühne Beschiffung des Mittelländischen und des Atlanti­ schen Meeres nach Süden und Norden , nach allen Seiten des Mit­ telmeers , überall Kolonien anlegend wie auf Rhodos , Zypern , Tha-

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sos usf. Dort waren Goldbergwerke . Weiter in Sardinien und Spa­ nien , in Malaga , Cadix waren gleichfalls Kolonien , die von Tyros ihren Ursprung haben . Auf der südlichen Seite , in Afrika, gründeten sie Utika , Karthago usw . Von Cadix aus wurde der Atlantische Ozean beschifft und weit südlich hinunter die afrikanische Küste , ja vom Arabischen Meer aus haben sie Afrika umschifft. Weiter nach Norden segelten sie nach den Britannischen Inseln , wo sie in Corn988 Die] jene 989 und die j üdische 99 1

Gr; Ho : dann Juden oft nur zwei Stunden breit Gr; Ho : von einer Stunde breit

993 An] Auf 994 bildeten sich

Ho; Gr:

liegt

3 erJ Dieser Handel 4-5 besonders . . . getrieben 6 erfindungsreich

Gr; Ho : Die Hauptrichtung ist . . . hin Gr; Ho : erfinderisch . . Meeres Gr; Ho: Schiffahrt nach dem Atlantischen

8-9 Beschiffung . Meere hin 10 auf] in 17 Britannischen Inseln 17 in] aus

Ho; Gr: England

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wall Zinn und von den Ostsee-Küsten, Holland, prächtigstes Bern­ stein erhandelten. So sehen wir ein Volk, das , nur handelnd in seiner Art, in dieser Zeit ein weltentdeckendes Volk ist, [und] so sehen wir hier also ei­ nen Zug, der bisher nicht in Asien sichtbar war : der Mensch, auf sich gegen die Natur beruhend, Meister werdend der Natur, über die wildeste Macht, das Meer, indes er sie in Mittelasien verehrt als Macht über ihn, aber hier gegen sie sich rettet, zu schützen sucht, sie überwindend. Hier tritt also ein Element hervor, das mit dem Naturdienste Asiens unverträglich ist, [eine] Befreiung von dieser Macht. Der Mensch, der sich solcher Gefahr unterzieht, macht sich los von den vielen kleinen, ängstlichen, abgemessenen, unverständigen Diensten. Das Seelenleben, das Vertrauen des Menschen auf sich erweckend, wendet ihn von dieser Abhängigkeit, von kleinen Zeremonien ab. Dies also ist das eine, vom Bisherigen verschiedene. Ein zweites Element ist eine religiöse Verschiedenheit. An dieser Küste wurde die Natur als ein Allgemeines verehrt unter dem Namen Astarte, Kybele etc. Dieser Gottesdienst ist einerseits gleichfalls noch sehr sinnlich und ausschweifend, aber doch nicht, wie der in­ dische Gottesdienst, tot und kalt, sondern enthusiastisch, mit Begei­ sterung in seiner Feier. Indem die Inder nur in der Bewußtlosigkeit sich Erhebung zum Höheren geben, im Tod des Geistes, des Bewußtlosseins oder der Naturlosigkeit, erhält bei ihnen der Mensch Wert. Hier aber, in dieser Religion, sehen wir das Element der Be­ geisterung auftreten ; die freilich auch zur Ausschweifung fortgeht, die orgiastisch genannt werden kann, aber im Gegensatz zu den In19 erhandelten Ho; Gr: holten 22 bisher Ho; Gr: früher 22-23 auf sich . . . beruhend Ho; Gr: der sich gegen die Narur auf sich verläßt 26 Hier Gr; Ho : Hiermit 27 unverträglich ist Ho; Gr: zuwider ist 34 Allgemeines Ho; Gr: im allgemeinen 35 gleichfalls Ho; Gr: obgleich 41 sehen wir Ho; Gr: ist 41 Element Gr; Ho : Moment 43 zu den] den

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dem eine Erhebung dort war zum Höheren, über das Feindliche , über die Endlichkeit mit Beibehaltung des Selbstgefühls, [und die] noch das Selbstbewußtsein erhält. Hierbei zu berühren ist der Gottesdienst des Adonis zu Byblos, mit dem die Kybele oder der Apis harmoniert. Der Dienst des Adonis bestand aus zwei Teilen. Das erste Moment ist die Feier des To­ des des Adonis, das zweite das Wiederfinden desselben. Das erste ist ein Trauerfest, wo die Frauen um den toten Herrn, um den toten Gott trauern und den ausschweifendsten Klagen sich überlassen. Es ist dies ein Zug, der auch in Phrygien und noch größer in Ägypten sich vorfindet und der dem orientalischen Geiste fremd ist. Die ln­ der peinigen sich in Indien klaglos, [es] stürzen sich die Weiber klaglos in den Ganges, schmerzlos verbrennen sich die Frauen, sind sinnreich in Peinigungen, und das alles geschieht schmerzlos , ohne Klagen, mit der Gleichgültigkeit der Klagen. Im Heroismus der Stumpfheit besteht die Erhebung. Die Klage enthält, daß das Negative nicht sein soll. Bei den Indem hätten die Klagen das Gegensätzliche ihres Sinnes, weil da das Negative sein soll. An der syrischen Küste aber, in Phrygien, bei den Phöniziern, in Ägypten, erlangt der Schmerz seine Ehre, wird [er] erlaubt. Der menschliche Schmerz ist hier ausdrücklich geehrt. Der tiefste Schmerz ist hier das Sinnlichste. Im Schmerz empfindet der Mensch sich selbst dabei, seine Seligkeit, seine Besonderheit, sein Dieses, seine Wirklichkeit, und diese Empfindung darf er hier wissen, sich als dieser hier gegenwärtig sein. Es ist dies menschlich. Der Schmerz ist die Empfindung des Negativen. Darin ist aber zu­ gleich auch die unendliche Affirmation enthalten, ist nicht die bloß abstrakte Negativität, sondern zugleich Selbstgefühl, das Positive, 49-50 die Feier des Todes des Adonis Ho; Gr: Die Feier der Kybele, des Adonis, des Atys (Adonai, Herr) 54 orientalischen Geiste Ho; Gr: dem Orient 58 mit] sondern mit 58-59 Im Heroismus . . . besteht . . . Ho; Gr: Der Heroismus . . . ist 61 das Gegensätzliche ihres Sinnes Ho; Gr: keinen Sinn 63 erlangt Ho; Gr: erhält 68 wissen Ho; Gr: haben 70 enthalten Ho; Gr: liegt

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das zu diesem Negativen sich verhält. Hier also sehen wir das menschliche Fühlen eintreten. Das drittens zu Berührende ist die Erscheinung der jüdischen Religion, deren Prinzip hier noch vereinzelt, einseitig ist. Es ist das Prinzip, daß Gott nicht ein Naturwesen, nicht das Sichtbare, Sinn­ liche ist, es ist hier das Erfassen des Seienden als des Gedankens. Der Gott der Juden ist nur für den Gedanken ; das Licht der Per­ ser ist hier zum Gedanken aufgeblüht, ist hier vollkommen vergeistigt, aber noch abstrakt. Das Prinzip des Gedankens könnte man in dieser Weltseele des Inders oder in dem Brahman, zu welchem der Inder sich selbst macht, wiedererkennen wollen. Aber es ist be­ merkt [worden] , daß Brahman, als das erste, die nur seiende materi­ elle Grundlage ist. Der Inhalt ist nicht der Gedanke selbst, sondern die allgemeine seiende Substantialität, das allgemeine Natursein. Das Brahman, gegen das die Inder sich erheben, wird von ihnen nicht verehrt, sondern es ist der Inder selbst, sich zusammenneh­ mend zum leeren Anschauen. Wenn die Inder so das Brahman ehr­ ten, würden sie sich selbst anbeten, denn diese Erhebung zur Abstraktion ist ihnen Brahman. In der jüdischen Religion aber ist der reine Gedanke, wie Gott aufgefaßt wird, - aber wesentlich objektiv - in seiner Reinheit der Gegenstand der menschlichen Verehrung, sein Gott, und so hat der Mensch ein Verhältnis zu diesem Gegen­ stand, verhält sich noch positiv dazu und behält in diesem sich selbst, während dagegen der Inder, zum Gedanken sich verhaltend, sich aufgibt in der Versenkung, sich selbst ausleert. Hier beginnt also der Moment des Umschiagens des morgenlän­ dischen Prinzips, das Moment des Umschiagens von der Natur zum Geist. Die Natur, sagen die Morgenländer, ist die Grundlage, das Erste und Ewige, und von ihr kommen sie zu Weiterem. Jetzt aber sehen wir hier, bei den Juden, umgekehrt das Geistige als Grund74-75 Das drittens zu Berührende . . . jüdische Religion Ho; Gr: Das zweite Moment ist die Erscheinung der jüdischen Religion 75-77 Es ist das Prinzip . . . Sinnliche ist Ho; Gr: Das ist gegen Naturdienst 82 wiedererkennen Ho; Gr: erkennen 86 gegen das 1 wogegen 90 der1 es der

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lage zuerst. Aber diese Religion hat ihrem Prinzip , der Geistigkeit, noch nicht seine Allgemeinheit gegeben. Es ist noch nicht der freie Gedanke, sondern er ist verknüpft mit der Lokalität. Es ist der rein abstrakte Gedanke, noch nicht das konkrete ; denn außer seiner Ab- 105 Straktion ist er außerdem auch nur der Gott des jüdischen Volkes allein. Was wir in diesen drei Momenten sehen, ist die Erhebung des Menschen über die Natur, Brauchen des Naturelements für sich, ist, daß der reine Gedanke als das Abstrakte anerkannt wird und der Schmerz sein geltendes Element erhält. Es sind Elemente 1 10 eines neuen Selbstbewußtseins, worin liegt, daß der Mensch eine ganz neue, andere Aufgabe sich zur Lösung stellt. Als das Land, [dem aufgegeben ist] , diese Aufgabe zu lösen, ist Ägypten zu betrachten. * Ägypten

Die Lösung dieser Aufgabe aber scheint vielmehr diese zu sein, daß in der Individualität dieses Volkes das Rätsel aufgestellt und nicht gelöst scheint. Ägypten kann zunächst die Vorstellung der Sphinx vor die Seele führen, so wie Drachen, Zentauren, Riesen überhaupt an den Osten erinnern; Verzerrungen der Gestalten galten überhaupt im Morgenland. Die Sphinx aber ist das Symbol Ägyptens , diese gedoppelte Gestalt, halb Tier, halb Mensch und zwar Frau. Es ist der menschliche Geist, der dem Tierischen sich entreißt, der sich aus dem Tier befreit, und schon um sich blickt, aber noch nicht vollkommen sich gefaßt hat, noch nicht frei ist, auf seinen Beinen noch nicht steht. So sind die großen Bauwerke Ägyptens, [wie] das Labyrinth, halb über, halb unter der Erde, das ganze Reich in das Land des Lebens 102 ihrem) seinem 109 ist) denn 1 12 das) dieses 1 13 diese Aufgabe zu lösen Ho; Gr: der Aufgabe 1 18-1 19 Ägypten kann Seele führen Gr; Ho : Stellen wir uns Ägypten vor, so kann es sein, daß daran die Erinnerung an die Sphinx sich gestellt 127 Bauwerke Gr; Ho : Bauten 128 über Gr; Ho : oben .

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und Todes eingeteilt, dem Amendes geweiht. Die Memnonsäule 130 steht dort aufgerichtet, ein Gebilde, an welches das Licht des Mor­ gens schlägt und sie erklingen macht. Memnon erklingt in lichter Morgenröte. Aber noch nicht das freie Licht des Geistes, das aus sich selbst klingt, ist es, das aus ihr tönt, denn die Sprache Ägyptens ist noch Hieroglyphe, ist das Wort selbst noch nicht, noch nicht IJS Schrift. Wir verstehen sie nur, wenn wir sie als Hieroglyphe auffas­ sen, und Ägyptens bestimmter Charakter überhaupt ist, die Sphinx, die Hieroglyphe, das Rätsel zu sein. Ägypten erschien und blieb ein Land der Wunder. * Herodot sah alles in Ägypten, war mit ihren Priestern bekannt 140 und sagte doch nichts über ihr tief Religiöses ; die Rätselgeschichte ist ihm rätselhaft geblieben. Diodor hat zur Zeit des Augustus gleichfalls Ägypten besucht. Er gibt uns vielfache Data an über ihre * Religion ; aber bei den Alten gab es, ungeachtet dieser Kenntnis , dieser Möglichkeit, sich zu instruieren, schon entgegengesetzte, wi14S dersprechende Vorstellungen gegen die seinen über die ägyptische Religion. In neuen Zeiten, seit den letzten 25 Jahren, wurde uns das Land von neuem durch die Franzosen entdeckt, aufgeschlossen, und * neue Darstellungen werden fort und fort gegeben. Aber immer fehlt uns noch der Schlüssel, in die Entdeckungen tiefer einzuge1 50 hen, und dieser Schlüssel ist ein ägyptisches Sprachwerk, ein solches aber haben wir nicht. Es scheint dies zufällig zu sein, aber dem ägyptischen Standpunkt ist es angemessen, daß sie kein Buch der Sprache haben, sondern sich nur teils hieroglyphisch oder in Skulpturen und auch durch 1ss Werke der Baukunst auszudrücken wußten, [daß sie] keine solchen Zeichen wie die Schriftsprache hatten. Die Zeichen des Geistes sind hier noch in der Unmittelbarkeit. Die Geschichtsschreiber erwäh133 136 140 146 150 155 156

tönt Gr; Ho : klingt Ägyptens bestimmter) sein bestimmter die) aber die 25 Jahren Gr; Ho : 1798 dieser Schlüssel) dies Werke der Baukunst Gr; Ho : Gebäude hatten) enthalten

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nen keinen ägyptischen Homer, keine Dramendichter. Obgleich Herodot [und] Diodor in Ägypten waren, teilen sie nichts von Bü­ chern mit. Später selbst, als auf Veranlassung eines ägyptischen Kö- 160 nigs die hebräische Bibel übersetzt wurde in Alexandrien, haben sich die Ägypter doch an die griechischen Werke gehalten ; es wur­ den keine ägyptischen Schriftwerke erwähnt. Ptolemaeus zwar trug einem Priester, Manetho , auf, eine ägyptische Geschichte zu schrei­ ben, und es ist diese als ägyptische zum Vorschein gekommen ; aber 165 es sind nur Listen übrig, und es scheint nicht ein Werk gewesen zu sein, das hätte ein Nationalwerk werden können. Es gibt also [keine] eigentümlichen Sprachwerke, in denen sich ihr Geist aus­ spricht, sondern nur fremde ; und so müssen wir also aus den Nach­ richten der Fremden und aus den stummen Werken der Baukunst 110 auf ihr Leben schließen. Was die geschichtlichen Hauptmomente anbetrifft, so ist die Be­ ziehung Ägyptens auf das persische Reich zu erwähnen. Kambyses, nicht Kyros, unterwarf sich die Ägypter. Die Veranlassung der Un­ terwerfung können wir nach Herodots Angabe erzählen. Herodot * erzählt, daß Kambyses die Tochter des Amasis, veranlaßt durch einen ägyptischen Augenarzt - denn die Augenkrankheiten sind häufig in Ägypten - zur Frau verlangte. Dieser Arzt habe ihn darauf gebracht aus Rache [dafür] , daß gerade ihn Amasis nach dem frem­ den Lande zu Kyros geschickt habe. Amasis habe aus Furcht dies 180

160 Veranlassung Ho; Gr: Veranstaltung 161 haben) so haben 161-162 haben . . . griechische Werke gehalten Gr; Ho : sondern grie­ chische Werke blieben die Grundlage ihrer Kenntnis und Bearbeitung 167 ein) können ein 167-169 Es gibt also [keine) eigentümlichen Sprachwerke, in denen sich ihr Geist ausspricht, sondern nur fremde) Es ist also aus nicht nur eigen­ tümlichen Sprachwerken, woraus sich ihr Geist ausspricht, 173 zu erwähnen) erwähnt 173-174 Kambyses, nicht Kyros Gr; Ho : Kyros' Sohn Kambyses 174 die Ägypter Gr; Ho : Ägypten 176 veranlaßt Ho; Gr: auf Antrieb 178 verlangte J verlangt 179-180 fremden Lande Ho; Gr: Ausland

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nicht abschlagen wollen und daher nicht gewagt, seine Tochter dem Kambyses nicht [zu] geben. Doch sei er besorgt gewesen, daß Kam­ byses seine Tochter nur zum Kebsweibe machen würde. Er schickte deshalb die Tochter des vorigen Königs, den er selbst vom Thron gestürzt hatte. Diese List sehen wir als einen Zug des ägyptischen Königs. Dieses Mädchen, bei Kambyses angekommen, entdeckte die List, und der Aufgebrachte erklärte den Krieg, und Kambyses habe den Sohn des Amasis (welcher während der Zeit gestorben) , den Psammenit, in mehreren Schlachten besiegt. Herodot erzählt bei dieser Gelegenheit einige rührende Züge. Kambyses habe hier­ auf der vornehmsten Tochter desselben befohlen, niedere Dienste zu tun, Wasser zu holen und zugleich mehrere Personen beauftragt, den König zu beobachten. Hierbei sei Psammenit kalt geblieben bei allen Erniedrigungen, ebenso über seinen von Kambyses zum Tode verurteilten Sohn. Endlich aber sei er in Tränen ausgebrochen über einen zum Tode geführten Greis, den Freund seines Vaters. Dies fiel Kambyses auf, und als er den König fragte, wie dieses gesche­ hen, habe der erwidert, jenes Unglück seiner Tochter, seines Soh­ nes, sei zu groß, zu hart gewesen und habe ihn versteinert; das letzte, geringere Unglück aber habe ihn zu menschlicher Rührung, zu Tränen gebracht. Kambyses habe sogleich die Hinrichtung seines Sohnes zurückgerufen, aufhalten wollen; aber sie war vollbracht. Da gab denn Kambyses die Tochter dem König wieder und hätte ihn und die Tochter zu Ehren gebracht und würde ihn auch wieder 181 wollen Ho; Gr: können 181-182 dem Kambyses nicht] nicht dem Kambyses 182 Doch . . . gewesen Gr; Ho : weil er wußte 183 Kebsweibe Gr; Ho : pellex 186-187 entdeckte die List Ho; Gr: habe den Betrug dem Kambyses eröffnet 189 besiegt Gr; Ho : das Land erobert 191 vornehmsten Tochter] vornehmen Tochter 194-195 ebenso über . . . verurteilten Sohn Gr; Ho : Dann habe Karnbyses den Sohn des Königs, der sich empört hatte, zum Tode verurteilt 201 gebracht Ho; Gr: aufgefordert 202 vollbracht Ho; Gr: vollzogen 203 denn] dann 204 zu Ehren gebracht Ho; Gr: in Ehren erhalten

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in die Regierung eingesetzt haben, wenn dieser sich nicht empört 205 hätte. Ebenso verfuhr Kyros gegen Krösus, und so hätte Kambyses auch den ägyptischen König bei sich behalten, hätte er es verdient. Diese Züge sind interessant zum Beleg des persischen Charakters . Von der älteren Geschichte Ägyptens nur Hauptmomente. Was die ältere Geschichte Ägyptens betrifft, ist zu bemerken, daß sie 210 sehr hoch hinaufreicht. Daß die Priester dem Herodor versicherten, daß sie das älteste Volk, die ersten Menschen seien, ist bekannt. * Eine höchste Gemeinsamkeit des Lebens ist geschichtlich und wahr­ scheinlich. Im oberen Niltal hat sich allerdings geschichtlich der erste Staat geäußert, ist die erste Staatsbildung : Theben, am oberen 2 1 5 Strom, ist der älteste Punkt, wo ein gemeinsames Leben sich her­ vortat. Mit [dem] Verlauf der Zeit rückte der Handel mehr nach Mittelägypten, so daß Memphis bei der Spaltung des Nils in seine Arme der Hauptsitz wurde. Später wurde der Hauptsitz in das Delta nach Sais versetzt. Dieses Herabrücken also vom oberen Teil des 220 Nils zum niederen ist der erste geschichtliche Zug. Zu der Römer­ zeit wurde der Hauptsitz wieder nach Hermopolis verlegt, wo Ha­ drian seinem Arltinous zum Andenken Arltinoupolis gründete. Ein zweiter historischer Zug ist dieser, daß Ägypten bald in meh­ rere Herrschaften zerfiel (v6f1.o�) , bald in einer Herrschaft vereinigt 22s wurde. Sesostris soll zuerst alle Staaten 1400 v. Chr. vereint haben, eine zweite Vereinigung wird dem Psammetich zugeschrieben. Beim Zerfallen wird [von] Herodot angemerkt, daß sie doch bei der * früheren Zersplitterung eine gemeinsame Verknüpfung hätten be205 die] der 205-206 empört hätte Ho; Gr: in eine Empörung eingelassen habe 206 Kyros gegen Krösus Gr; Ho : Krösus blieb nur Cyrus 217 Mit (dem] Verlauf der Zeit Gr; Ho : später 219 Hauptsitz Gr; Ho : Hauptstadt 222 Hermopolis Gr; Ho : Termopolis 223 Antineupolis Ho; Gr: Antinoae 223 gründete Ho; Gr: errichtete 225 Herrschaften Ho; Gr: Staaten 227 zugeschrieben Ho; Gr: geschah durch 228 angemerkt] bemerkt 229 Verknüpfung Gr; Ho : Verbindung 229-230 behaupten Ho; Gr: haben

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haupten wollen, weshalb das Labyrinth in Mittel-Ägypten in einem westlichen Tal Ägyptens, am See Meroe, erbaut sei. Ein dritter Hauptzug ist, daß wir früh Fürsten, Pharaonen und damit verbunden Priesterschafren finden, beide [einmal] vereint, verbunden, beide [ein anderes Mal] vereinzelt, unterschieden. Es ist eine beliebte Vorstellung heutiger Zeit die von Priesterstaaten, Priesterkolonien, wo die Kardinäle zugleich Generale usw. sind. Dies ist eine leere Vorstellung. Bestimmt ist geschichtlich in Ägypten eine Priesterschaft, aber daneben der Fürst. Denn ein wirk­ licher Staat ist wesentlich immer ein weltlicher zugleich ; geistliche und fürstliche Geschäfte sind verschieden und müssen geschieden sein. Es können die Individuen dieselben sein, dem Begriff gemäß ist aber die Trennung. Geschichtlich also sehen wir in Ägypten beide, Priesterschafren und Fürsten, im Staat oft vereint, verbunden, aber zuweilen auch im Gegensatz und ganz getrennt. Die Fürsten, welche die höchsten Pyramiden errichteten, Cheops, Chephren, haben die Priester ge­ stört, waren Feinde der Priesterschaften. Dann rufen Priester die Äthiopier zu Hilfe gegen die Könige, von denen sie sich gedrückt glauben, [und so] gewannen wieder einmal die Priester die Oberherrschaft. Diese wurden selbst Könige, und solche Priesterkönige sind es , welche die Kriegskaste nötigen, sich nach Meroe zurückzu­ ziehen. Diese beiden Seiten der Priester und Könige sind zu bemer­ ken. Ein viertes ist, daß die Ägypter im ganzen gegen Fremde sich geschlossen hielten. Alte Sagen sprachen von großen Zügen des Sesostris nach Asien, [und] zwar wird von Sesostris gesagt, daß er in Asien umhergezogen 233 finden Gr; Ho : sehen 235 heutiger Gr; Ho : neuerer 235-236 von Priesterstaaten Ho; Gr: einem Priesterstaate 245 im] oft im 246 errichteten Ho; Gr: bauten 247 Dann Ho; Gr: Ein andermal 251 nötigen Gr; Ho : veranlaßten 251-252 zurückzuziehen Ho; Gr: zu wenden 252 Diese J Die

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sei. Wenn dies geschichtlich auch wahr ist und wenn sich zu The­ ben die Bassehass auch darauf beziehen, so fällt es doch in die alte Zeit; und dieses Frühere hat keine bleibende Wirkung gehabt, hat keine Spuren hinterlassen. Ägypten hatte keine Seemacht in den späteren Zeiten und ver­ schloß von der Seeseite den Fremden sein Land . Dieses abgeschlos­ sene Verhältnis war lange ein Grundzug des ägyptischen Lebens, und der ägyptische Staat setzte erst in der letzten Periode seiner Geschichte sich mit Fremden, mit anderen Völkern wieder in Verbin­ dung, von welcher Zeit an dann die Geschichte auch bestimmter wird. Diese Periode fiel etwa 120 Jahre vor die Eroberung durch Kam­ byses , und hierdurch hat Ägypten seinen Untergang erhalten. Psamrnetich vorzüglich verlegte die Hauptstadt nach Sais, vereinte die vielen Staaten und setzte sich in Verbindung nach außen mit an­ deren Völkern. Dies waren zum Teil Griechen, zum Teil Karier aus Kleinasien, welche oft zu 30 000 hinüberzogen und den wesent­ lichen Bestandteil des ägyptischen Heeres ausmachten. In diese Periode fallen die Kriege mit Syrien, mit den Juden und Babyloniern. Von diesen Kriegen aber ist nach den geschichtlichen Daten wenig Sinn zu fassen. Diese späteren Könige führten vornehmlich auch mit Kyrene Krieg. Andere Verhälmisse mit dem südlichen Afrika, mit den Hyksos, sind mehr vorübergehend, fallen in die ältere Zeit und sind zum Teil unerheblich.

259 doch1 einmal 263 sein1 ihr 265-267 setzte . . . sich . . . in Verbindung Ho; Gr: in Beziehung getre­ ten 269 120 Ho; Gr: 130 270 hierdurch hat Ägypten . . . erhalten Gr; Ho : ging Ägypten . . . entgegen 271 vorzüglich Ho; Gr: besonders 272 und setzte . . . außen Ho; Gr: in Berührung gebracht hat 274 hinüberzogen Gr; Ho : wanderten ein 275 Bestandteil Gr; Ho : Teil 275-276 In diese . . . die Kriege Ho; Gr: Psammetich führte Krieg mit

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Was nun das ägyptische Leben betrifft, so muß uns dies näher in­ * teressieren. Ägypten ist eine schwere Aufgabe. Herodot, [auch] * Diodor von Sizilien und die Alten, die von den Ägyptern gespro285 chen [haben] , geben ihnen das vortrefflichste Zeugnis. Herodot sagt, sie seien das vernünftigste Volk (die J.. oy �&l-rot-ro�) von allen Völkern, die er besucht, gesehen habe. In Verwunderung bringt uns hiernach [auf der einen Seite] die afrikanische Stupidität und auf der anderen Seite ihr reflektierender Verstand, Geist, die verständige Anord290 nung, die besten Einrichtungen und die bewunderungswürdigen Werke der schönen Kunst, besonders der Architektur. Das erste, was wesentlich zu bemerken ist, ist das geographische Verhältnis Ägyptens. Bekanntlich besteht Ägypten aus dem Niltal, im ganzen über 1 000 Meilen lang, und, wo es als Tal ist, zugleich 295 sehr schmal. Es erstreckt, dehnt sich ungefähr 7 � Grad von Süden nach Norden ; und das Delta, das ebene Land, wo die Hügel ver­ schwinden, beträgt ungefähr nur 1 � Grad. Wo es Tal ist, ist es nur 5-6 Stunden breit. Dieses Tal ist das Niltal . Der Nil und seine Überschwemmungen in Verbindung mit der Sonne sind alles in al300 lern ; davon hängt das ganze Leben der Ägypter ab. Ihr Boden wird durch den Nil getränkt, er gibt ihnen Wasser. Regen fällt fast nie oder nur als Omen, wie einmal zu [des] Karnbyses Zeit. Das Nil­ wasser wird auch getrunken. Die Population ist zusammengedrängt, ohne alle Mannigfaltigkeit, [und auch] das große Nildelta ist fast 305 ohne Mannigfaltigkeit. Im Delta, im Nilschlamm, ist vorzüglich Ackerbau. Einige Teile sind Sumpfigkeit, aber im ganzen ist die höchste Einförmigkeit. Der Fluß und die Sonne sind in Beziehung, so daß bei gewissen Standpunkten der Sonne der Fluß austritt, und

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das] näher das vortrefflichste Gr; Ho : vernehmliches ).oy�w-roc-ro�] ).u7to-roc-ro� bringt uns Gr; Ho : finden wir besteht . . . aus Ho; Gr: ist das beträgt Gr; Ho : macht 5-6 Ho; Gr: 3-6

sind] ist das] dieses

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so ist der Nil in Verbindung mit der Sonne die ganze Bedingung des 310 Verhältnisses. Von außen ist das Land umschlossen, teils vom Meer, teils von glühenden Wüsten, und die Verbindung nach Süden durch den Fluß ist wegen der Katarakte unmöglich. Der Prozeß des Wetters ist nicht vorhanden, sondern nur der quantitative Unterschied der größeren oder minderen überschwemmung. Das so abgeschlossene 315 Land also wird vom Nil überschwemmt, in festerem, bestimmteren Gang, indem es jahrelang nicht regnet. Unfruchtbarkeit hängt da­ von ab, ob der Nil zu hoch oder zu wenig hoch steigt. So über­ schwemmt, vergleicht Herodot das Land mit dem Ägäischen Meer, * so daß die Dörfer wie dessen Inseln sich erheben. Die Dörfer sind 320 durch Wälle geschützt. Nach dem Abfluß wird gesät, dann bald geerntet, zweimal also im Jahr. Nach der Überschwemmung kommt sogleich die Tierwelt hervor: Frösche, Gewürme in unend­ licher Menge. Ein arabischer General, der es erobert [hat] , schrieb an seinen Kalifen : Ägypten ist ein Staubmeer, das sich in ein süßes 325 Wasser- und dann in ein Blumenmeer verwandelt. Dies ist im Ganzen die physikalische Beschaffenheit. Das ackerbauende Prinzip macht den Hauptgegenstand des ägyptischen Lebens aus. Der Ackerbau ist sehr weit gestiegen, die Ägypter sind höchst geschickte 330 Ackerleute. Das zweite, was in Rücksicht zu nehmen ist, sind ferner die Ka­ sten, die wir hier wie in Indien antreffen, die von den Schriftstellern verschieden angegeben werden. Es sind hauptsächlich die Kasten der Priester und Krieger. (Diodor hat auch eine Kaste der Könige, * die aber nur eine Klasse sein kann.) Alsdann werden von Herodot * auch andere Kasten so genannt, daß die dritte und vierte seien die der Rinder- und Schweinehirten, die fünfte die der Kaufleute, die sechste die der Dolmetscher und der Schiffer. Die Ackerbauer feh­ len. Als die dritte gibt Diodor die Ackerleute und Künstler an. Es ist 3 1 1 Land Gr; Ho : Meer 312-313 die Verbindung . . . durch den Fluß Gr; Ho : die Verbindung des Flusses 313 wegen . . . unmöglich Gr; Ho : durch . . . abgeschnitten 324 arabischer General Gr; Ho : Araber

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daher zu glauben, daß der Ackerbau wohl mehrere Kasten beschäf­ tigt habe, besonders auch die der Krieger, die [ein] gewisses Feld, Ländereien, zum Bebauen erhielten und zwar vornehmlich in Un­ terägypten. Wir sehen hier also überhaupt verschiedene Kasten, die aber nicht scheinen so feste Abscheidungen wie bei den Indern ge345 habt zu haben. So zum Beispiel war Amasis aus niederem Stand, aus einer niedrigen Kaste. Und als die Krieger sich weigerten, gegen Sanherib zu ziehen, um zu fechten, so schlug der König Sethon aus dem Priesterstamm den Feind mit einem Heer aus den Kasten der Ackerleute, aus zusammengebrachten Handwerksleuten etc. 350 Als Beweis, wie die Ägypter sich gegen andere Völker abschnitten, dient, daß die Soldaten, Krieger, sich häufig weigerten, nach außen zu Feld zu ziehen, außer den Grenzen des Landes zu streiten, wie unter Apries . Als Amasis Vorfahr Apries die Krieger gegen die Kyrenäer schickte, empörten sie sich und setzten den Amasis ein, 355 was darauf deutet, daß sie lieber bei ihren Feldern bleiben wollten. Das Volk also überhaupt scheint friedlich und ackerbauend, so daß griechische Hilfsvölker die Kriege führten. Sonst nimmt man auch wahr, daß Ägypten äußeren Angriffen wenig Kraft entgegensetzte. Äthiopier haben das Land oft erobert, Kambyses leicht. 360 Ein drittes waren die nähere tägliche Lebensweise [und] polizeiliche Einrichtungen, etc. Das tägliche Leben ist, nach Herodot und * Diodor, zur größten Verwunderung der Griechen. Herodot [und] Diodor geben uns naive Züge an ; denn sie waren verwundert, in der höchsten Kleinigkeit Eigentümlichkeit zu finden. Herodot sagt, 365 die Ägypter machen alles verkehrter als andere Völker und führt mehrere Züge für diejenigen an, die aus dem Äußeren das Innere erkennen wollen. Solche Züge sind z. B . , daß die Weiber stehend pissen, die Männer sitzend, diese zwei Kleider haben, jene eines nur. Reinlichkeit ist hier zu Hause, ein vielfaches Waschen über370 haupt im Gegensatz zu den Indern, da sie nicht wie diese bloß den Körper waschen aus Aberglauben, sonst nichts reinigen, sondern auch die Kleider waschen. Auf körperliche Gesundheit halten die 340

348 einem Heer Gr; Ho : Kriegern 368 pissen Ho; Gr: essen 370 den Indern] der Inder

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Ägypter mit Verstand. Ägyptische Ärzte sind als sehr geschickt be­ kannt, besonders für einzelne Krankheiten. Für verschiedene Krankheiten gab es verschiedene Ärzte. 375 Wichtiger sind die polizeilichen Anordnungen, woraus die Ord­ nung hervorgeht. Diese war vortrefflich. Jeder Ägypter mußte jähr­ lich seinen Namen geschrieben dem Vorsteher geben, mit der An­ gabe, wovon er lebte. Bei Todesstrafe mußte dies richtig sein. Das Land war regelmäßig abgeteilt, die Geometrie in Rücksicht hierauf 380 ausgebildet. Es bestanden aus 30 Richtern Gerichte, vorgestanden von einem Präsidenten. Die Prozesse wurden genau verhandelt und schriftlich geführt und gingen bis zur duplicatio, damit Advokaten und der Anblick der Parteien nicht verwirre und besteche. Diodor * hat dies sehr gut gegen die Beredsamkeit der Advokaten und das 385 Mitleid der Richter gefunden. Der Präsident trug einen Hals­ schmuck zum Zeichen der Wahrheit. Der Wahrheitsspruch [wurde] stumm gegeben durch einen Schmuck arn Hals des Rich­ ters, indem der Schmuck nach der Seite der Partei gewendet wurde, die als siegend solle anerkannt sein. Außer diesen Zügen ist angege- 390 ben, das Leben der Könige sei sehr reguliert. Das Aufstehen, das Abhalten der Gebete, das Öffentlich-zu-Gericht-Sitzen, ihre Unter­ haltung, alles geschah in Gesellschaft von Priestern. Ebenso genau seien die Abgaben reguliert gewesen. Außerdem wissen wir : Die Ägypter haben eine Menge Erfindun- 395 gen gemacht und vielfache Geschicklichkeiten gehabt. Die Eintei­ lung des Jahres bei ihnen [war] wie bei uns. Sie teilten das Jahr in 365 Tage, wobei sie fünf einschoben. Was die Ehe berrifft, so war in einem Teil Ägyptens, im unteren nur, Monogamie, im anderen Po­ lygamie. Herodot sagt: Die Männer halten sich nach innen, die * Frauen besorgen die Geschäfte nach außen, also nicht in morgen376 Anordnungen] Ordnungen 378 dem Vorsteher geben Ho; Gr: seinen Vorgesetzten . . . einschicken 378-379 Angabe Ho; Gr: Anzeige 379 wovon er lebte Gr; Ho : woher er sich ernähre 391 Leben Ho; Gr: Privatleben 391 reguliert Ho; Gr: genau bestimmt 401-402 morgenländischer Ho; Gr: orientalischer

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ländischer Verschlossenheit. Aus alledem erhellt : Der Vorwurf der * Trägheit - Winkelmann macht ihn - ist von den Ägyptern abzu­ wälzen, wenn man sieht, wie sie ihren ganzen Boden in ein Kunst* werk verwandelten. Diodor sagt, die Ägypter seien wohl das einzige Volk, wo die Bürger sich nicht um die Geschäfte des Staates be­ mühten, sondern sich nur um ihre Geschäfte bekümmerten, still für sich lebten. Er lebte unter Augustus und hat daher wohl nicht * an eine Republik gedacht. Indem Herodot sagt, jeder betreibe für 410 sich sein Geschäft bestimmt und besondert, so finden wir dies durch alle Klassen bis zum König hinauf, der auch sein Geschäft durch das Gesetz bestimmt hatte. So sehen wir, daß in Ägypten alles in bestimmter Ordnung war, so daß selbst die Könige nicht nach Willkür herrschten. Es ist dies 415 ein ganz geordneter polizeigerechter Zustand, wo der Willkür alles entnommen. Wir sehen also einen bestimmten, regelmäßigen Zu­ stand bis zu den Partikularitäten. Es scheint nun, daß zu diesem Zustand eine ebenso ruhige Reli­ gion hinzukommen müßte, daß der Trieb nach etwas Höherem auf 420 ebenso ruhige Weise in der Religion befriedigt worden ist. Wenn wir aber zu diesem Gegenstand übergehen, werden wir überrascht die entgegengesetztesten, wundervollsten Erscheinungen vor uns se­ hen, einsehend, daß der politische Zustand nur eine Seite sei, und wir es hier mit einem in sich bewegten Trieb und einem drangvol425 len, tätigen, arbeitenden Geist zu tun haben, mit einem afrikani­ schen Volk, das, in seiner Verschlossenheit in sich innerlich erregt, glüht und brennt, ungeheuer verengt ist, das in sich geschlossen bleibt, es mit [einem] Außen nicht zu tun hat, sondern die unge­ heuere Arbeit innerhalb des eigenen Kreises tätig bewirkt durch die 430 sonderbarsten Produktionen. 402-404 Der Vorwurf . . . abzuwälzen Ho; Gr: daß die Ägypter nicht, wie ihnen oft Schuld gegeben, ein faules Volk geween sind 405-406 die Ägypter seien . . . Volk Ho; Gr: es sei das einzige Land 418 nun] also nun 421-423 werden wir überrascht . . . vor uns sehen Ho; Gr: Hier über­ rascht uns das Gegenteil 423 einsehend Ho; Gr: und es wird uns sogleich klar 426 Volk Ho; Gr: Element

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Diesen Charakter bemerken wir in der religiösen Seite : ein Drän­ gen und Arbeiten innerhalb des eigenen Kreises, unendlicher Drang der Objektivierung in sich, der aber zu freiem Selbstbewußtsein des Geistes nicht kommt. Es ist noch ein eisernes Band um die Augen des Geistes, wo das freie Erfassen des Geistes noch nicht dargestellt ist, sondern der Geist noch von einem eisernen Band umschlungen ist, so daß nur herausgeboren wurde, was wir die Rätsel nannten. Und so ist das Rätsel, Ägypten, eine konkrete Individualität, die die Mannigfaltigkeit in sich festhält und vereint, aber so, daß die Einheit nicht fortgeht zu freiem Bewußtsein des Geistes in sich. Hören wir, daß Pythagoras für seine Lehre den ägyptischen Zu­ stand nachbildete, so können wir durchaus nicht rückwärts schlie­ ßen. Denn aus der Religion wird ersichtlich, daß Pythagoras nur einseitig von den Priesterkasten ein Bild nahm, das selbst keinen Stand hatte, wobei er auf das Treiben, die Leidenschaft und die Reflexion der Menschen keine Rücksicht nahm. So löste sich sein Bund freilich auf. Sein Bund hat zwar bestanden, aber nicht lange in der Form. Das auf sich Beruhen eines Kreises von Menschen hat sich bald als leere Vorstellung gezeigt, so daß klar ist, wie der Mensch nicht in sich abgeschlossen ruhig bleiben soll. Betrachten wir den Charakter der ägyptischen Religion näher, müssen wir daran festhalten, daß wir hier noch innerhalb einer Na­ turreligion sind. In Ägypten befinden wir uns noch innerhalb der Naturanschauung. Sagen wir »Gott« , so sind wir unmittelbar auf dem Boden des Gedankens, so stellen wir uns ein Wesen des Gedankens vor, und wir gehen von diesem abstrakten Gedanken dann zu weiteren Bestimmungen fort, [gehen] nur auf die Eigenschaften über. Hier aber in Ägypten haben wir diesen Standpunkt ganz auf die Seite zu setzen, haben wir an der natürlichen Anschauung fest­ zuhalten, haben unsere Gewohnheit des Gedankens an ein Wesen 437 so] und 439 Mannigfaltigkeit Ho; Gr: Mannigfaltigste 439-440 daß die Einheit nicht . . . in sich Ho; Gr: aber doch nicht zum freien Selbstbewußtsein seiner selbst gekommen ist 443 ersichtlich Ho; Gr: erhellt 444 Priesterkasten Ho; Gr: Priestern 446-447 löste sich . . . auf] zertrümmerte sich

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über der Erde und dem Himmel zu entsagen und bloß die sinn­ lichen Augen offen zu halten und die sinnliche Einbildungskraft tä­ tig sein zu lassen . Bei dieser Naturanschauung haben wir auch nicht den allgemei465

nen Himmel Chinas, nicht die allgemeine natürliche Grundlage der Inder, die indische Naturseele, nicht das reine Licht der Perser vor uns ; wir haben an keine Inkarnation zu denken [oder] uns zu erin­ nern. Auch sind die ägyptischen Gottheiten keine Heroen, bei de­ nen die menschliche Natur die Grundlage ausmacht. Wir haben es

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hier nicht mit einer allgemeinen, sondern mit einer partikulären, bestimmten Naturanschauung zu tun . Eine geschlossene Welt über­ haupt ist es, worin die Ägypter leben, und diese [ist] auch die Grundanschauung in der Religion der Ägypter, das , was sie als ihr Substantielles, als ihr Wesen weiß.

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Indem diese geschlossene , partikuläre Welt religiös wird , bleibt sie nicht sinnlich, sondern wird in eine Vorstellung gedrängt. Aber bei der Aufgeschlossenheit zugleich , bei der inneren Regsamkeit der Ägypter , wird das I nnere dieser Anschauung zu weiteren Anschau­ ungen verkehrt, auch indem eine weitere Bedeutung darin erinnert

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wird , und wird so namentlich zum Symbol bestimmt. Und so befinden wir uns in der ägyptischen Religion durch und durch auf dem Felde des Symbolischen. Die unmittelbare Anschauung hat eine Bedeutung also ; aber diese erhebt sich nicht zum Gedanken, sondern die Bedeutung ist wieder nur das Bild , das Symbol dessen,

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was früher selbst Symbol war. Es sind die Bilder und Seiten durch ein B and geknüpft , das hier nur nicht als Gedanke hervortritt ; son­ dern dieser individuelle, innerliche Punkt bleibt, welcher diese Vor­ stellungen verbindet, zusammenknüpft, ohne sich selbst im Gedan­ ken zu offenbaren .

464 auch] aber 471 Naturanschauung Gr; Ho : Natur 476 gedrängt Gr; Ho : zusammengefaßt 482 Felde des Symbolischen Ho; Gr: Boden des Symbols 483-485 also ; aber diese . . . selbst Symbol war Ho; Gr: die aber selbst nur partikuläre Vorstellung sein kann, so daß dies wieder Symbol des Sym­ bols wird

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Wir haben hier also die festbindende Individualität verschiedener 490 Erscheinungen, die eine Grundlage haben, die aber nicht die allge­ meine des Gedankens ist. Das Ganze ist also ein Phantastisches , weil es so Vielfältiges, Vielseitiges verknüpft. Ein Inhalt von dem Innern liegt diesem zu Grunde, was so durch phantastische Verknüpfung angedeutet, aber nicht wirklich ausgelegt ist, was zu erraten aufge- 495 geben ist. Das Phantastische enthält also die Aufgabe, dieses Innere zu fassen, aber dieses Innere dann ist nicht gefaßt, sondern nur sym­ bolisch angedeutet, und was Symbol ist, ist freigestellt - ein anderes, das selbst nur Symbol eines anderen ist. Was das Nähere betrifft, so haben wir uns im allgemeinen we- soo nigstens davon in eine Vorstellung einzulassen. Zuerst kommt uns jener geschlossene physikalische Naturkreis vor, der für die Ägypter alles in Allem ist. Der Nil, das Land, die Sonne, dies ist für die Ägypter ein solch Geschlossenes, daß Herodor von den ägyptischen * Priestern über die Quellen des Nils nichts erfahren hat, sondern erst 505 von den Kyrenern in Kyrene . Die Kenntnis der Priester ist also auf dieses Lokal beschränkt. So hat sich dann auch hierauf die Vorstel­ lung der Ägypter beschränkt und eine partikuläre Gegenwart daraus erhoben. Dieses geschlossene Ganze war das Wesen, der Hauptgott der 5 1 0 Ägypter. Isis und Osiris, dieses Zweifache, sind [hier] die Haupt­ gottheiten. Osiris ist die Sonne im Zusammenhang mit dem Nil , und Isis ist die Erde [und] im Zusammenhang mit der Sonne zu­ gleich der Mond. Dies ist die Grundgottheit der Ägypter, ihr Eigen­ tümliches und das Vornehmlichste ihrer Religion. Diese Isis und 5 1 5 Osiris sind selbst Erzeugte, sind selbst wieder Gegensätze ; denn überall, wo die Religion von der Natur anfängt, ist der Gott ein Hervorgegangenes , nicht das absolut Erste wie in einer Religion des Gedankens. Dieser Osiris nun und diese Isis , diese sind die wesent520 lichen ägyptischen Götter. 494-495 was so . . . angedeutet Gr; Ho : der das ist 496 ist] wäre 502 Ägypter Ho; Gr: Bewohner 510 Dieses] Und dieses 512 ist die Sonne . . . dem Nil Gr; Ho : ist der Nil und die Sonne

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Doch diese Naturanschauung ist ferner eine Geschichte, ein Ver­ lauf: die Sonne, die sich entfernt und wiederkehrt; der Nil, der das Land, die Isis, überschwemmt, befruchtet, sich von dieser zurück­ zieht und in Gegensatz gegen die Sonne tritt, von der Sonne aufge525 zehrt wird, an dieser seinen Feind, den Typhon, hat. Glut, Glut­ wind erscheint so feindselig als Typhon, so wie dann auch der Nil im Meer sich verliert, stirbt. Dieser Verlauf ist in die Bestimmung der Götter übergegangen, und dieser Gottheit Paar hat auch seine Geschichte. Osiris , die Sonne, wird geboren. Nachdem sie sich ent530 fernt hat, nähert sie sich wieder, wie auch bei uns bei den kürzesten Tagen. Osiris wird im Frühling geboren, wie bei allen Völkern und [auch) bei uns ein Zusammenhang der Zeit ist, [insofern) der Gott, Christus, nach dem kürzesten Tag geboren wird. Osiris, nach seiner Geburt, wird das Beglückende, Befruchtende, Segnende ; er soll ei535 nen Zug durch die Welt gemacht haben, wie Dionysos bei den Griechen die Welt durchzog. Dies ist denn also die beglückende Pe­ riode des Osiris, wenn der Nil überströmt. Aber das Entgegengesetzte kommt auch herein ; die Sonne geht zurück, geht wieder fort ; das Land ist alleingelassen, das Wasser 540 wird aufgezehrt; der Nil stirbt im Meer, und Isis allein herrscht in der Abwesenheit des Osiris . Typhon macht eine Verschwörung und tötet den Osiris. Da tritt dann die Klage der Isis ein, sie sucht ihren Gemahl, der zerstückelt ist, dessen Glieder sie sammelt; ganz Ägyp­ ten stimmt einen Klagegesang über den toten Gott an, den Man* eros , welcher nach Herodor von ihnen immer gesungen wird und [welcher) das einzige Lied sei, das sie haben. Man spricht zwar viel von ägyptischer Musik, man findet viele Instrumente abgebildet und 532-533 der Gott, Christus, . . . geboren wird Ho ; Gr: Hier fängt die Geburt des Xi, an (Gottes) 533 Osiris Ho; Gr: Von diesen geborenen 538 das] auch das 543 zerstückelt] gestückelt 543 sammelt Gr; Ho : aufsucht 544 stimmt einen Klagegesang über den . . . an Gr; Ho : stellt eine Klage . . . an 544-545 Maneros Ho; Gr: Matve:pwc; 546 sie haben Gr; Ho : sie zuerst gehabt hätten

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hört von ägyptischen Liedern sprechen, wider Herodots Angabe. Herodot sagt aber, dieses Klagelied, diesen Gesang nannten die Griechen »linos«, [es) sei das einzige Lied der Ägypter gewesen ; sie hätten also keine Poesie, keine Lieder gehabt. Ein Hauptmoment ist nun diese Klage über den Gott, überein­ stimmend mit der Klage über den Adonis. Der menschliche Schmerz erhielt seine Ehre. Isis begräbt dann den Osiris , und an vielen Stellen Ägyptens gibt es viele heilige Grabstätten des Osiris. Zu bemerken nun hierüber ist : Bei den Brahmanen, Indern wird nichts dergleichen gefunden ; aber bei den Priestern des Buddha, bei jedem Tempel des Buddha ist eine Pyramide mit Reliquien des Buddha. Mit der buddhistischen Religion also hat dieser Umstand eine Übereinstimmung. Die Isis läßt nun die Glieder des Osiris einbalsamieren, was Her­ mes tut. Die Manier des Balsamierens überhaupt unterscheidet die Ägypter, die selbst die Tiere einbalsamieren, wesentlich gegen die Inder. Letztere erweisen den Körpern der Toten keine Ehre, werfen sie in den Ganges. Die Ägypter aber sind die ersten, die die Seele des Menschen unsterblich genannt haben, [und) die Ehre den Toten zu erweisen hängt damit zusammen, daß die Individualität des menschlichen Charakters hier eine ganz andere Bedeutung, einen ganz anderen Wert erlangt hat wie bei den Indern. Osiris also wird zur Erde bestattet und ist Herr im Totenreich, Richter im Reich der Unsichtbaren, des Hades. Es kann zugleich bemerkt werden, daß in späterer Zeit, [in der Zeit) Alexanders und später in Rom, der Gott Serapis an die Stelle des Osiris in diese Funktion getreten ist, so wie das Unsichtbare, der Boden des Gedankens, cH8�ov, über das Sicht-

554 555 556 561 562 563 564 566 569

Isis begräbt dann] Die Isis dann begräbt gibt es Ho; Gr: Es sind . . . gebaut ist] aber ist Die Isis läßt nun, Gr; Ho : Des weiteren ist nun, daß . . Die Manier des Balsamierens Ho; Gr: dies gegen Gr; Ho : von Toten Ho; Gr: Leiche den] aber den erlangt Ho; Gr: erhalten .

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bare ein größeres Übergewicht erhalten hat. In diesem Verlauf der Religionsgeschichte liegt die Geschichte des menschlichen Individu­ ums : seine Geburt, sein Wirken, sein Genuß der Welt, sein Tod. Mit dieser konkreten ägyptischen Einbildungskraft, mit der Isis und Osiris, ist die Wohltat der Einführung des Ackerbaus verknüpft. Der Nil, die Sonne und Erde sind so das wesendich Nütz­ liche, das ein wesentliches Mittel für das Bedürfnis gewesen. Isis und Osiris haben so den Charakter der Wohltäter des Menschenge­ schlechts erhalten, haben das Mittel der Benutzung angegeben. Isis habe das Getreide gefunden, Spelt, Weizen nicht, Gerste aber. Dem Osiris wird der Pflug, die Karst, Zugvieh und das Anspannen des Stieres zugeschrieben, ferner Einführung der Ehe, der Gesetze, Got­ tesdienst und der bürgerlichen Ordnung. Osiris ist dann zugleich auch wieder das Bild der Saat selbst, die begraben wird, stirbt und wieder aufgeht. Alle Bestimmungen also vereinen sich in Isis und Osiris. Der ägyptische Gott ist daher nicht so ein allgemeiner Wohltäter, [kein] Abstraktum. Der Gedanke wirft sich nicht heraus aus diesen Bestimmungen, sondern in einem Knoten sind viele Na­ turanschauungen verbunden, Nil, Sonne, Saat, menschliche Tätig­ keit etc. Es ist also ein Phantastisches, das hier in Eines geknüpft ist. Diese Isis und Osiris verknüpfen, binden so alle Vorstellungen, alle Bestimmungen in sich, ein Symbol wird Symbol des anderen. Osiris ist das Symbol des Nils und der Sonne, dasselbe Symbol ist das des menschlichen Lebens und umgekehrt dieses wieder Symbol für die Sonne, den Nil usf. Jedes also ist Gegensatz, Symbol des anderen. Das Allgemeine aber in ihnen ist noch nicht für sich herausgetre575 ein größeres Übergewicht Ho; Gr: mehr Wert 575 erhalten Gr; Ho : erlangen 576-577 des menschlichen Individuums] der menschlichen Individuum 578 konkreten ägyptischen Einbildungskraft Ho; Gr: Vorstellung 579-580 verknüpft Gr; Ho : verbunden 582-583 Menschengeschlecht Gr; Ho : Menschen 584 habe Ho; Gr: soll haben 596 Osiris Ho; Gr: und diese eine 598 und Ho; Gr: wie 600-601 ist noch nicht . . . herausgetreten Gr; Ho : steht noch nicht her­ aus

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ten. Sprechen wir von Symbol, so haben wir die Vorstellung durch eine allgemeine Vorstellung, durch ein Bild ausgedrückt : Mars als Bild z. B. [ist] die allgemeine abstrakte Vorstellung des Krieges. Aber bei Isis und Osiris haben wir nicht diese zwei in einem Bild, in einer allgemeinen, abstrakten Vorstellung, sondern ein Konvolut 605 von Symbolen, die selbst ein anderes Symbol von einer sinnlichen Vorstellung, nicht [einer] abstrakten Vorstellung sind. Diese ägypti­ schen Grundvorstellungen sind ihnen eigentümlich. Außerdem haben die Ägypter aber auch abstraktere Götter, über­ haupt dreierlei Götter ; acht ältere, zwölf mittlere und mehrere 610 neuere, wie Herodor sagt. Diese abstrakten Götter sind es, welche * vorzüglich die Griechen bei sich aufnahmen, z. B . llocrE�3wv , das Meer. Was nun diese besonderen ägyptischen Götter, ihren Kultus betrifft und ihre besondere Bedeutung, darüber haben wir nur we­ nige, vage Nachrichten. Der älteste Gott, Knef, Kronos, ist die Zeit, 6 1 5 Phta das Feuer. Mit diesen Göttern, auch mit Isis und Osiris, ver­ bindet sich die Vorstellung der Planeten und des gestirnten Him­ mels. Mit Osiris verbindet sich die Vorstellung des Jahresablaufs und seiner Bestimmungen, geschieht die Einteilung des Jahres, nach welcher Seite hin die Feste der Ägypter etwas ganz Kaiendarisches 620 sind. Osiris, die Sonne, wird der Fürst der Himmelsherden, welche er leitet, der Hirt, vorzüglich des Tierkreises, genannt. Alles dieses schlägt sich nieder in diesen symbolischen Vorstellungen. Vom Tierdienste ist noch zu reden ; die allgemeine unorganische Natur der Ägypter, diese allgemeine Grundlage haben wir durchge- 625 nommen. Das andere höchst Merkwürdige ist, daß die Ägypter nicht stehengeblieben sind bei der Verehrung der unorganischen Natur, sondern übergegangen sind zu der Verehrung des animali­ schen Lebens als etwas Göttlichem. Beim allgemeinen Bild der ägyptischen Natur ist gegeben, daß nach dem Zurücktreten des Nils 630 603 606 615 615 616 621

Vorstellung Ho; Gr: Vernünftigkeit Symbolen Ho; Gr: sinnliche Vorstellung Knef Ho; Gr: K-.�'P Kronos Ho; Gr: Kp6-.o� Phta Ho; Gr: n�-. sind] ist

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die Regsamkeit des Animalischen neben dem Fleiß der Menschen eintrat. So wie mit der Wiederbelebung des Bodens auch das Getier wieder erwacht, so wendet sich das Sein der Ägypter daran ; der Geist aber bleibt ihnen verschlossen. Und wir sehen nun, daß die Ägypter, denen der Gedanke, das Fürsichsein des Geistes, für sich ein Verschlossenes bleibt, sympathisiert haben nicht mit der freien, geistigen Seele, sondern mit der in dem Leben eingeschlossen blei­ benden, eben weil sie bloß aus der Seele symbolisch phantasieren, die in das bloße Leben eingeschlossen ist. Diese Weise , das tierische Leben zu verehren, haben wir also zu betrachten. Indem wir dies fassen wollen, so müssen wir überhaupt dabei un­ sere Gewohnheit vergessen, beim Gedanken an das Höhere, bei Be­ trachtung des Höheren dieses auf dem Boden des Gedankens und Vorstellens zu suchen und das Auge gegen das Sinnliche, Gegenwärtige, Wirkliche zu verschließen. Der Ägypter, bei dem sinn­ lichen Anschauen bleibend, hat das Lebendige, den Instinkt des Tie­ res, dieses Wunderbare, das aus ihm handelt, aufgefaßt und an die­ ses sich gehalten. Diese tierische Gescheitheit, die es für den Zweck seiner Lebendigkeit hat, können wir ein für uns Unbegreifliches nennen. Denn der Mensch mag die Tiere betrachten, sich hinein­ imaginieren, so kann er sich [doch] nicht vorstellen, wie es in der Seele des Tieres aussieht. Es kann den Menschen nicht gelingen, sich in eine Hunds- oder Katzennatur hinein zu phantasieren ; es bleibt etwas Fremdes, ein Unbegreifliches für ihn. Wenn wir das Göttliche nun für uns als ein Höheres und Unbegreifliches fassen wollen, so gibt es zwei Wege, auf denen die Un­ begreiflichkeit uns begegnet: erstens im Tier die Lebendigkeit, wir sind selbst lebendig, aber unsere Lebendigkeit ist bestimmt durch die Geistigkeit ; zweitens der Boden der Vorstellung, der Reflexion, des Gedankens. In neueren Zeiten ist es besonders Mode geworden, 631 Regsamkeit] Geregsamkeit 634 Geist] Geister 641 wollen Gr; Ho : suchen 646 Lebendige Gr; Ho : Lebendigkeit 648 Gescheitheit] Gescheutheit 648 tierische Gescheitheit, . . . Lebendigkeit hat Gr; Ho : tierische Zweckmäßigkeit und Gescheutheit

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Gott ein Unbegreifliches zu nennen, das man antreffe, insofern man mit den Gedanken die Grundlage des Seienden, von allem, was ist, suche. Einmal ist es die Lebendigkeit des Natürlichen, dann die Seite der Reflexion, wo das Unbegreifliche uns aufstößt. Dieses Un­ begreifliche bestimmen wir so als ein Höheres, das weiter als wir ist, und es ist die Frage, wo uns mit höherem Recht das Unbegreifliche begegnet, ob im ersten oder im zweiten. Offenbar ist es [der] erste [Weg] , wo das Unbegreifliche mehr Recht hat, uns zu begegnen, auf der Seite des Natürlichen, im Reich der Natur; denn der Geist ist dies, sich zu verstehen, bei sich, frei zu sein. Die Griechen stehen auf dem Standpunkt der Befreiung des Geistes, des Verstehens des Wesens des Geistes, des Wissens, wie Gottes Wesen bestimmt sei , und noch mehr, die Christen wissen, was Gott ist. Für diese, für die Klarsicht der Griechen, ist die Unbegreiflichkeit auf der Seite des Geistes vergangen und auf die Seite des Geistlosen, Äußerlichen hingeflohen, nur noch auf der Seite des Geistlosen, des Ungeistigen vorhanden. Bestimmen wir nun die Unbegreiflichkeit als das Hö­ here, müssen wir den Ägyptern Recht geben, wenn für sie das Ab­ strakte ein Jenseits ihrer, ein Rätselhaftes im Tierleben war. Und war es dieses , so haben sie ein größeres Recht, es im Tierleben gefunden zu haben, als wir jetzt [glauben] , die Seite des Unbegreif­ lichen im Geist aufzubewahren. Das Wahre war den Ägyptern noch die Aufgabe, noch dieses Rätselhafte gewesen, und zwar haben sie es gehabt, sich bestimmt in der Anschauung des Tieres. Die, welche in jeder Rücksicht das Wahre als unbegreiflich erkennen, sind auf die Seite des Natür­ lichen zu weisen, denn der Geist ist sich klar, frei, offenbart sich dem Geist, [ist] dieses : kein Fremdes in sich zu haben. Die Natur 664-665 Dies Unbegreifliche bestimmen wir so Gr; Ho : In diesem sehen Wir 665 Höheres, das weiter als wir ist] Höheres, Weiteres wie wir 666 höherem Ho; Gr: mehr 675-676 die Seite . . . hingeflohen Ho; Gr: nur vorhanden 681-682 Seite des Unbegreiflichen im Geist aufzubewahren] Seite des Geistes des Unbegreiflichen 684-685 und zwar haben sie . . . Anschauung des Tieres Gr; Ho : noch dies Rätselhafte, und es fragt sich nur, auf welcher Seite sie es hatten

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aber ist das Verbergen. Die Ägypter haben sich in der Unfreiheit des Gedankens mit einem Unbegreiflichen herumzuschlagen und haben es in der Natürlichkeit des Tierlebens. In der Befangenheit des Tieres haben sie dieses als ein Jenseits ihrer, als ein Höheres be­ stimmt, und dieses Jenseits des Geistes ist das bloße Leben, das Geistlose, das Tierische. Dies nun also ist die ausgezeichnete Seite, die wir bei den Ägyptern finden. Wir finden diese Seite, daß im Tierleben nicht ein niederes, son­ dern ein höheres Leben angeschaut wird, aber nicht bei den Ägyp­ tern allein, sondern [sie ist] auch bei den Indern, ja sogar bei den Griechen und Römern vorhanden, die in den Vögeln das Wissende und Sehende sahen, die das seien, was den Menschen die Zukunft aufschlösse, die also Orakel geben konnten. Die Hauptbestimmung ist diese, daß der Mensch, indem er nämlich nicht zur Freiheit des Geistes gekommen ist, das Unbegreifliche als ein Höheres hat und [dieses] im Tierleben konsequenter sucht als auf der Seite des Geistes. Die Ägypter haben das Tierleben als das Höhere angeschaut und sind darin bis zum stumpfesten, unmenschlichsten Aberglauben gegangen, wie in der Verehrung des Apis. Außer dem Apis verehr­ ten sie noch zwei andere Ochsen. Kambyses , als er nach Ägypten kam, hat sie, als edler Perser, darüber schlechte Köpfe genannt. Er hat selbst den Apis verwundet und umbringen lassen. Dieser Aber­ glaube ist bei den Ägyptern bis zu barbarischem Stumpfsinn über­ gegangen. Der Apis wurde besonders in einer Stadt verehrt; andere Städte, Bezirke verehrten andere Tierindividualitäten : Katzen, Ibis, Krokodile. Diese Tiere wurden in Häusern gefüttert, und es bestanden große Stiftungen zu ihrem Unterhalt. Sie sind nach ihrem Tod [ebenso] gut wie die Menschen einbalsamiert beigesetzt [worden] . Von denen, die nicht einbalsamiert wurden, wurden die Knochen 692 707 709 709 710 712 713

dieses als ein Jenseits Ho; Gr: das Jenseits des Göttlichen gesehen wie I sind wie sie I er sie darüber . . . genannt Gr; Ho : als . . . anerkannt umbringen Ho; Gr: töten besonders Gr; Ho : vorzüglich Tierindividualität Ho; Gr: Tiere

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gesammelt, aufbewahrt, ebenso die Knochen aller Katzen, die, auf Schiffen nach Bubastis gebracht, beigesetzt wurden. Ihre Gebeine wurden in großen Grabmälern niedergelegt. Dem Apis sind präch- no tige Grabmäler gewidmet. Belzoni hat in der zweiten, nach ein paar * tausend Jahren geöffneten Pyramide in einer Hauptkammer einen alabasternen Sarg gefunden, worin Ochsengebeine waren, so daß also der Apis hier beigesetzt worden war. Bemerkenswert ist noch, daß auf Tötung eines solchen verehrten 725 Tieres Todesstrafe stand, bei einigen zwar nur, wenn es absichtlich, bei anderen aber auch, wenn es unabsichtlich geschehen war. Diodor erzählt von einem Aufstand des Volks, als unabsichtlich jemand * eine Katze getötet hatte, wobei der Totschläger das Leben verloren [hat] . Bei Hungersnot wurden die Vorräte der Tiere nicht angeta- 730 stet, hat man die Menschen verhungern lassen, statt die verehrten Tiere zu schlachten. Die große Lebendigkeit des Tieres ist hier­ durch so vermehrt worden. Das große Leben der Tiere also galt für ein unendlich Höheres. Die bloße Lebendigkeit für sich ist also von den Ägyptern so hoch geehrt. Nicht bloß die partikularische Leben- m digkeit einiger Tiere wurde so verehrt, sondern auch die abstrakte Lebendigkeit. So hat auch bei den Ägyptern der Dienst des Lingam einen Hauptgegenstand ausgemacht, ein Dienst, der nach Aussage Herodots von ihnen auch nach Griechenland gebracht worden ist, * den die Griechen auch nachahmten. Auch andere Sünden wie Sodo- 740 miterei waren bei ihnen gewöhnlich. Diese Verehrung der Leben­ digkeit also ist die eine Seite. Wie nun die Lebendigkeit für sich als das Hohe galt, ist [es] auch geschehen, daß die Tiergestalt nicht absolut Gegenstand der Vereh­ rung geblieben, sondern auch wieder zum Symbol verkehrt ist für 745 etwas , das nicht sich selbst vorstellen soll, sondern wodurch nur ein anderes anzudeuten sei. Diese Seite ist gleichfalls ein Bekanntes und Wesentliches , und in dieser Rücksicht kann an die Falken, Sperber, 718 gesammelt Gr; Ho : die Tiere zu begraben, daß die Hörner über die Erde herschauten 723 Ochsengebeine Ho; Gr: Gebeine einer Kuh 725 Tötung Gr; Ho : Tod 745 sondern auch . . . verkehrt ist Ho; Gr: hat auch als Symbol dienen müssen

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Roßkäfer, Skarabäi erinnert werden, die für sich verehrt wurden, aber herabgesetzt wurden, eine Bedeutung in sich zu haben, von welcher sie nur die Darstellung haben. Man weiß jedoch nicht, was sie bedeuten sollen, genauere Bestimmtheiten der Symbole lassen sich nicht angeben. Der Roßkäfer sollte die Zeugungskraft, dann den Sonnenlauf usw. vorstellen. Für uns ist es vollends ein ganz Unverständliches . Wir müssen uns aber bei diesen symbolischen Vorstellungen nicht den Weg denken, daß die allgemeine Vorstel­ lung vorhanden gewesen und daß dann ein Symbol für sie gesucht [worden] sei, sondern daß das erste die Anschauung eines solchen Tieres gewesen ist, in welche dann ein Allgemeines, solche allgemeine Vorstellung, hineinimaginiert worden ist, nicht umgekehrt. Aus solcher Tiergestalt hat die Gattung, das Allgemeine der Vor­ stellung, sich herauszuarbeiten gesucht. Spuren der Achtung für das Lebendige finden wir bei allen alten Völkern, weshalb verboten war im Alten Testament Blut zu essen, weil darin die Seele, das Leben des Tieres enthalten sei. Dies ist die Spur der Verehrung des Lebens . Dem unfreien Geist ist das Göttliche ein Drüben. Der unfreie Geist weiß das Wahre nur als ein Jenseits ; der freie Geist ist für sich Geist, nicht bei einem an­ deren. Aber die Orientalen, als Unfreie, verhielten sich zum Geist wie zu einem anderen, zu einer partikularisierten, bestimmten Le­ bendigkeit, in die sie ihr Wesentliches setzten. Dieses partikuläre Lebendige also, das dem Geist Andere, ist das Unbegreifliche ; und im Unbegreiflichen sein Wesen zu haben, ist die Unfreiheit des Geistes. Das Leben überhaupt, im allgemeinen, das menschliche Leben, die allgemeine Lebendigkeit ist wohl zu begreifen. Aber das partikularisierte, das Leben des Tieres, ist ebenso unbegreiflich wie 750-75 1 eine Bedeutung . . . Darstellung haben Ho; Gr: um etwas anderes auszudrücken 764 Alten Testament Ho; Gr: mosaischen Gesetz 772 das dem Geist Andere Ho; Gr: als anderes des Geistes 773-774 die Unfreiheit des Geistes Ho; Gr: ist Sache des unfreien Geistes 775 ist wohl zu begreifen Ho; Gr: ist nicht unbegreiflich 776 unbegreiflich] begreiflich 776-777 ist ebenso . . . Willkür des Menschen Ho; Gr: wenig zu begrei­ fen als die Willkür

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die begriffslose Willkür des Menschen. Die unfreie Willkür ist ebenso zu fassen, wie die tierische Lebendigkeit. Der unfreie Geist, oberflächliche Wille will nicht mehr als sich mit der Partikularität gleichstellen, begnügt sich mit Partikularitäten ; und so sehen wir Menschen, die sich mit den Tieren gut vertragen, wie alte Jungfern sich mit Katzen verstehen, mit Hunden, mit ihnen als mit gleichge­ sinnten Seelen leben. Aber dem tieferen Geist ist eine solche Parti­ kularität ein anderes, und bemüßigt er sich als dieser bei solcher Partikularität, zeigt er sich noch ganz als unfreier. Ferner nun ist jetzt zu sagen, daß die Ägypter gegen diese Härte der Befangenheit, Bestimmtheit der Anschauung des Tieres fest wa­ ren, so daß sie diese Befangenheit herabgesetzt haben als etwas, das ein anderes vorstellen soll. Sie haben nämlich das Tierische zum Symbol verkehrt, und Symbol ist dies, dessen Aufklärung nicht für sich gilt, sondern in dem noch ein anderes ist, als es unmittelbar selbst ist. So sehen wir die Tiergestalten in Ägypten als Symbole versetzt und so herabgesetzt zur bloß äußerlichen Realität einer Vorstellung, Bedeutung, die von diesem unmittelbaren tierischen Gebilde verschieden sein sollen. So sind die Roßkäfer, die Sperber Symbole. Aber ein Symbol ist immer etwas Trübes. In der Sprache ist die freie Klarheit ; im Symbol wird die Vorstellung durch den Menschen, das Sinnliche nur trübe ausgesprochen. Die Vorstellung wird nicht vollständig klar, sich bloß des Symbols bedienend. So soll die Zeugungskraft und der Sonnenlauf durch das Symbol des Roßkäfers ausgedrückt werden. Hier war nun die Naturanschauung, die in das Lebendige eine allgemeine Bedeutung hineinimaginierte. Die Vorstellung also ging von der nur mittelbaren Vorstellung zum Weiteren fort. Wir haben allen Grund, solche Gebilde für Symbole zu halten. Ausdrücklich als solche, als Symbol gesetzt, sind sie außerdem aber da, wo die Tiergestalt verkehrt ist, anders gestellt ist und nicht so gelassen, als sie sich in der Unmittelbarkeit zeigt. Dahin gehören die Zusammensetzungen der Tiergestalten, z. B.

792 Tiergestalten Gr; Ho : Tiere 793 äußerlichen Gr; Ho : äußeren

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Schlangen mit Stier- und Widderkopf, Löwenleib mit Krokodilschwanz und Widderkopf usw. Noch ausdrücklicher aber sind die Tiergestalten zu Symbolen herabgesetzt in den wirklichen Sphinxen, Tierleibem, aus denen eine Menschengestalt sich herauswindet: Löwenleiber mit Weiber­ Männer-Häuptem. So haben sie auch Sperber, aus denen Menschen hervorgehen. Tierbilder sind so gleichsam Helme, aus denen das Menschengesicht herausschaut, so daß das Tierische mehr zum Schmuck, zum Attribut dient. Vorgestellt darin ist, daß aus dem Tierischen sich ein Geistiges heraushebt. Der Mensch, der ins Tier sich vertieft, hat immer darin doch noch menschliche Empfindungen. In solchen Doppelwesen beginnt das Allgemeine herauszura­ gen : Das Geistige ist noch nicht frei, und so ist das Geistige schon in der Aufgabe ausgesprochen, sich frei zu machen, daß es sich ab­ löse von dem Tierischen. Umgekehrt nun aber sind auch andere Bildungen vorhanden, [wird] in der menschlichen Gestalt das Geistige vorgestellt. Das Menschliche, die menschliche Gestalt ist kein Symbol mehr, sondern der unmittelbare, sinnliche Ausdruck, die eigentümliche Gestalt des Geistigen. Die menschliche Gestalt er­ scheint, das Gesicht als eine geistige Seele innewohnen habend. Die sinnliche Gestalt des Geistigen also ist die menschliche Gestalt. Indem die Ägypter nun darauf ausgegangen sind, das Geistige in dieser Gestalt vor sich zu bringen, haben sie diese wieder durch Tierfor­ men, Tiergesichter verkehrt, verunstaltet; denn es bedarf der höhe­ ren Kunst, die menschliche Gestalt zu einem freien, bestimmten Ausdruck eines Charakters zu beleben. Dies vermochten die Ägypter noch nicht, und um die Gestalt zu partikularisieren, haben sie 809 Schlangen mit Stier- und Widderkopf Ho; Gr: Schlange mit Löwenkopf 813 herauswindet Ho; Gr: hervorwindet 818-819 der in das Tier sich verrieft Ho; Gr: der ein Tier ist 822 ausgesprochen Ho; Gr: so gegeben 830 ausgegangen Ho; Gr: fortgingen 830-831 das Geistige . . . vor sich zu bringen Ho; Gr: dadurch auszu­ drücken 832-834 es bedarf . . . zu beleben Ho; Gr: Es gehört . . . zu geben 835 die Gestalt zu parrikularisieren Ho; Gr: dies zu tun

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wieder das Tierische, die Tiergestalt gebraucht und so Menschen mit Widder-, Sperber-, Stier-, Löwen-, Affenköpfen vorgestellt. Die griechische Kunst verstand es, den besonderen, geistigen Aus­ druck in der Schönheit selbst zu erreichen, so daß das menschliche Antlitz als solches für sie selbst verständlich ist, während im Ägyptisehen die Verständlichkeit soll bewirkt werden durch Tiergestalten. Die Ägypter haben auch wohl Tiermasken auf [den] menschlichen Leib gesetzt ; die Priester denn auch haben sich in solche Tiermas­ ken kleiden müssen, um anzudeuten, anzuzeigen, welcher Gottheit sie dienten. Dies sind nun die Weisen der Anschauung des Wesens bei den Ägyptern : gebunden von dem Narürlichen, an Naturanschauung und Durchbrechung dieser Gebundenheit, Übergang zum Wider­ spruch, Verkehrung des Geistigen zum Tierischen und umgekehrt, die Aufgabe des Geistes, seiner sich bewußt zu werden. Für die Menschen ist das Geistige aber auch in einer eigenrümlichen Exi­ stenz, in der geistigen Kraft seiner eigenen Erfindungen und Ge­ schicklichkeit vorhanden. Die Erregung und Kraft des ägyptischen Bewußtseins, Geistes hat dies nicht übersehen, sondern es ebenso wie die Naturkräfte als ein zu Verehrendes, Wesentliches und Wesenhaftes sich aufgestellt, und dies nun also macht die andere Seite der Religion der Ägypter aus . Menschliche Geschicklichkeiten sind so hypostasiert und als Wichtiges, Würdiges betrachtet. Das Gei­ stige ist dann aber auch nicht als freier Geist, als Allgemeines zum Gegenstand geworden, sondern nur als eine besondere Kraft neben der Naturkraft erschienen, ein Besonderes auch nach dem besonde-

836-837 und so Menschen . . . vorgestellt Gr; Ho : und so sehen wir Menschengestalten 838 Die griechische Kunst Ho; Gr: Die Griechen 843-844 die Priester denn auch . . . kleiden müssen Ho; Gr: so wie auch die Priester sich in solchen Masken zeigten 844 welcher Gottheit Gr; Ho : welchem Gott 854 sondern es Gr; Ho : und sie 856 aufgestellt Gr; Ho : vorgestellt 860 besondere Kraft Gr; Ho : Besonderes 861 Naturkraft Ho; Gr: Naturmacht

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ren Inhalt. Die Ägypter hatten also auch Götter, deren Sein geistige Wirksamkeit, Tätigkeit, aber auch in besonderer Partikularität be­ schränkt war und heruntergezogen, heruntergesetzt zu Symbolen 865 und an natürliche Dinge geknüpft wurde. Die Seite dieser Geistig* keit ist vorzüglich im Hermes, auch Teith oder Tot (Herodot) , uns aufbewahrt. Dies ist, ägyptisch, der Gott Anubis, Freund und Be­ gleiter des Osiris, und seine Taten sind Erfindung der Hierogly­ phen-Schrift, der Meßkunst, Astronomie, Musik, Medizin, Religion 870 und Lehren der Heiligtümer etc. Die Ägypter sagen, Jamblichus hätte allen ihren Gebräuchen, Erfindungen der Priester, den Namen Hermes vorgesetzt. Dieser Geist ist der Erfinder der besonderen partikulären Erfin­ dungen, nicht des freien Gedankens. Der Inhalt nun dieses Gött875 liehen ist, wie bemerkt, die Besonderheit der menschlichen Künste und Erfindungen, hier in ein Gemeinsames hineingebunden, nicht als reine Geistigkeit aufgefaßt, sondern in partikulären Wesen. Er ist auch wieder in Natur-Symbolen herabgezogen, mit der Naturge­ stalt verbunden [worden] . Er ist der Gott nämlich mit dem Hunds880 kopf. Außer dieser natürlichen, sinnlichen Maske wird er auch auf der anderen Seite an ein Naturding, an den Sirius (den Hundsstern) geknüpft. So beschränkt der Inhalt dieser geistigen Tätigkeit über­ haupt ist, so beschränkt ist auch die Weise seiner Erscheinung, sein Dasein. Diese Vermengung also, die bei den Tiersymbolen gemacht 885 wurde, die sich bei den Sphinxen zeigt, ist auch in weiteren übrigen Verhältnissen zum Teil auf meist grelle Weise vorhanden. So ist z. B. der Kreis von den Zwecken und Interessen der Menschen, wie er zu handeln, wo er Natürliches zu behandeln hat, wodurch der Mensch sich zu bestimmen hat, wieder so ein Vermengtes, einmal 890 sein Tun, dann· beschränkt durch die Naturgewalten. In der Medizin z. B . ist der Rat über die Krankheit des Körpers mit dem mannigfaltigsten Aberglauben verbunden und mit den 862-863 deren Sein geistige Wirksamkeit Gr; Ho : der geistigen Tätigkeit 863 in besonderer Partikularität Ho; Gr: d. h. besonderer partikulärer Wirksamkeit war 865 natürliche Dinge Gr; Ho : des Natürlichen 866 Herrnes Ho; Gr: 'Epf.L �c; 882 geknüpft Ho; Gr: fixiert

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astrologischen, lunarischen Einwirkungen, sympathetischer, magi­ scher Weisheit verknüpft. Ebenso wird, wo der Mensch sich zu an­ deren Dingen bestimmen will, Hausbau, Reisen, bei solchen Entschlüssen auf den Einfluß der Gestirne gehalten, und die Ägypter haben in allen diesen zufälligen Dingen zu Orakeln die Zuflucht genommen und vornehmlich das ammonische befragt und auf die sonderbarste Weise alles dazu gemacht : Es ist eine Vermengung des eigenen Verstandes und der Meinung und des Glaubens an andere Einflüsse. Daß die äußere Zufälligkeit dabei wirksam sei, ist hier in Weniges zusammengelaufen. Das Orakel des Ammon war höchst berühmt. In einer Stadt war der Schild, auf dem Edelsteine waren, das Orakel dadurch, daß diese beim Fahren erschüttert wurden oder nicht. Das Geistige, freie Wissenschaft, so beschränkt zum Bewußtsein gekommen, ist bei ihnen nicht zu suchen, ist daher zum Lösen des Rätsels, zum freien Bewußtsein nicht gekommen. Es ist eine lächer­ liche Meinung zu glauben, griechische Weisen, Philosophen, hätten ihre Gedanken, ihre Weisheit, aus Ägypten geholt. Pythagoras ist dort in Ägypten gewesen, aber wir wissen nicht, was er dort herge­ holt. Aber wenn wir sehen, daß er sie gelehrt hat, aus dem Schatten die Größe der Pyramide zu messen, so ist gewiß, daß sie nicht weit in der Geometrie waren. Was er von ihnen herholte, war unbe­ trächtlich. Wollten wir auch annehmen, Pythagoras habe Philosopheme hergebracht, so sehen wir an Pythagoras, daß er selbst noch nicht zum freien Gedanken kam, sondern nur zur Zahl, indem er das Geistige in der Abstraktion der Zahl auffaßte. Und wenn wir auch annehmen, daß die Ägypter solche Philosopheme hatten, so sind sie doch noch nicht zum reinen Gedanken gekommen. Die ägyptischen Priester konnten also wohl spekuliert haben; aber in Rücksicht auf das, was andere von ihnen holten, waren [es] nicht reine Gedanken, und selbst dies ist immer noch vom Standpunkt des Volkes verschieden.

893 Einwirkungen Gr; Ho : Wirksamkeit 894 wo der Mensch sich zu Gr; Ho : wo der Mensch 902 zusammengelaufen] gelaufen

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Dies also sind die Hauptzüge der ägyptischen Religion, dessen Hauptmoment der Drang des Geistes ist, sich aus der Naturan­ schauung herauszuarbeiten. Dieser Aberglaube ist für sie selbst ein hartes Schicksal, der Geist ist hier noch in strenger, harter Sklaverei und strebt, sehnt sich aus dieser heraus, hat aber nichts als den Kampf. Auch die Inder sehnen sich heraus, aber sie bleiben bei der Negation, beim Selbstzweck stehen. Es ist aber gerade das Prinzip dieses afrikanischen Geistes , solche Härte zu ertragen und zu über­ winden, während die Inder sich töten. Der Ägypter hält den Drang aus, lebt in ihm. Der Inhalt nun der ägyptischen Religion ist so, daß er nicht nur ein subjektiver Inhalt der Vorstellung sein kann ; son­ dern der Inhalt ist der ungeheure Drang selbst, und da der Inhalt dieses harte Treiben ist, so muß er, über die Subjektivität heraus­ kommend , sich objektiv werden, sich darstellen, die Einseitigkeit aufheben, die Befangenheit überwinden. Die ägyptische Religion ist daher einerseits dieser Inhalt der Vorstellung und der Drang, das bloß Subjektive der Vorstellung aufzuheben und zum Gegenstand zu produzieren. So sehen wir den ägyptischen Geist als den Arbeiter, den großen Werkmeister, dessen Wunderwerke noch nach 3 000 Jahren alle Bewunderung verdienen. Die Kunst ist eine Hauptseite der Ägypter [und) hat hauptsäch­ lich sich in der ägyptischen Religion dargestellt. Die Kunst kann nicht stattfinden in der Religion des abstrakt Einen, eben weil der Gegenstand nur ein Unbestimmtes, Unsichtbares ist. Hier ist die Kunst sogar eine sündliche, weil diese Vorstellung des abstrakt Einen, des Unbestimmten ausschließend sein soll. In der höheren Religion des Geistes, in der christlichen Religion, ist die Kunst ein 929 hat aber] aber hat 935 ein subjektiver . . . sein kann] kann ein subjektiver . . . sein 939-942 Die ägyptische Religion . . . zu produzieren Ho; Gr: Dieser Trieb kann daher nicht bloß Vorstellung bleiben, sondern er muß produ­ Zieren 944-945 dessen Wunderwerke . . . verdienen Ho; Gr: der noch jetzt un­ sere Bewunderung erregt 952-955 ist die Kunst . . . machen kann Ho; Gr: kann die Kunst eintre­ ten, aber es ist gleichgültig, weil es nicht die einzige Weise ist

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Untergeordnetes, nicht die absolute Weise, wodurch das Bedürfnis des Verstehens sich seinen Inhalt vorstellig macht, wodurch der Geist sich zur Vorstellung machen kann. Hingegen in der vor uns liegenden Form, die wir in Ägypten vor uns haben, in dem im Na­ türlichen befangenen Geist, wo der Geist ein Drängen ist, aber nicht zu sich selbst kommen kann, hier auf dem Standpunkt ist die Kunst die notwendige Weise, sich zu wissen, sich selbst zum Be­ wußtsein zu bringen, zur Vorstellung zu machen. Was den Geist so vorstellig macht, ist der Inhalt selbst, den wir sahen. Das Material , in dem er sich zur Vorstellung macht, kann nicht der Gedanke sein, kann nur das sinnlich natürliche Material sein, das Material der Natürlichkeit. Der Geist ist hier der Werkmeister, der sich in den Stein hineinarbeitet, hineinschreibt und nur dieses Material hat. Das, was er nun so zum Gegenstand seines Bewußt­ seins macht, produziert, zu dessen Wissen dieser Geist sich bringt, dies kann nur dieser Drang, diese Aufgabe, dieses Rätsel selbst sein : [die] Hieroglyphe. Hieroglyphen also sind es, die dieser Drang pro­ duziert. Die Gewalt dieses ungeheuren Dranges bewundern wir in diesen Kunstwerken, in der Mechanik, wie weit es die Ägypter in der Bewältigung natürlicher Massen und der Bewegung gebracht [haben] , die Form ihnen einzudrücken, die der Geist in ihnen wissen will. Der Verstand der Mechanik ist so bei ihnen im höchsten Grade ausgebildet. Man hat in neuerer Zeit viel Lärm von der Fortschaffung des Obelisken nach Rom, des Kopfes der Sphinx nach England gemacht, einen großen Lärm über die ägyptische Mechanik erhoben ; denn alle unsere Werke dieser Art sind Kleinigkeiten ge­ gen das in Ägypten Bewerkstelligte in Betreff auf Bearbeitung und Überwältigung der Massen. Das Härteste ist bearbeitet. Die eingeprägten Formen, die sie in das härteste Gestein einge­ schnitten haben, sind einerseits eigentliche Hieroglyphen, mit de­ nen große Wände beschrieben, bedeckt sind, so daß sie aussehen 959-960 sich selbst . . . zu machen Gr; Ho : sich zu verständigen 962 zur] die 962 in dem er . . . macht Gr; Ho : dieser Darstellung 971 der] die 982 eigentliche] eigendich 983 große Ho; Gr: ganze

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wie bedruckte Kattunstücke. Diese Hieroglyphen haben mehr Be985 ziehung auf die subjektive Vorstellung. Andererseits sind die Werke in Stein, [die] Skulptur, [oder] in Malerei aber doch auch mehr oder weniger Hieroglyphen. Diese sind bis jetzt noch nicht entziffert. Die meisten Vorstellungen sind religiös, rätselhaft, drücken mehr oder weniger nur die Aufgabe, den Drang aus, die Rätsel zu lösen. 990 Durch die großen Entdeckungen neuerer Zeit sind wir noch nicht viel weiter in dem Verständnis der ägyptischen Hieroglyphen ge­ kommen. Eigentliche Werke der Sprache zu wünschen, ist uns noch nicht entbehrlich geworden; aber auch selbst die eigentlichen Werke der Sprache, ihr Inhalt, würde immer nur der sein, was die 995 Kunstwerke uns vorstellen. Die Rätsel, die der ägyptische Geist sich machte, würden immer nur für uns Rätsel bleiben und nicht ganz klar werden. Diese Kunstwerke der Architektur und Skulpturen sind das Hauptwerk der Ägypter. Bei anderen Völkern ist das Werk ihrer Anstrengung die Unterjochung, Herrschaft über andere Völ5 ker. Das große, reiche Reich der Taten der Ägypter ist dagegen in ihren Kunstwerken. Die Werke der Vernichtung bestehen in der Erinnerung ; die Werke der Ägypter haben wir noch, wenn auch in Trümmern nur. Im trojanischen Krieg haben 100 000 Menschen zehn Jahre gearbeito tet, und was sie getan, die Anstrengung des trojanischen Krieges, war die Zerstörung Trojas. Das Hauptresultat ist die Nichtigkeit beider Seiten, der Besiegten und Krieger. Ein viel höheres , positives Werk ist das, welches die Ägypter darstellten, hinterlassen [haben] : ein, wenn auch in Trümmern, doch mehr oder weniger Unzerstör!5 bares, Dauerndes. Diese Werke sind von der größten Art, und * schon dem Herodot sind die Werke der Griechen kleinlich erschie­ nen gegen die der Ägypter und namentlich gegen das Labyrinth z. B . , wo 3 000 Gemächer über der Erde waren, 3 000 Gemächer un­ ter der Erde. Ebenso geht es den Mauern. Ebenso grandios als ge985 Andererseits) anders 985 Andererseits sind die Werke Gr; Ho : den Inhalt anderer Kunst­ werke 2-3 Skulpturen sind) Skulptur ist 5-6 ist . . . Kunstwerken Gr; Ho : sind diese Kunstwerke

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schmackvoll sind diese Werke. Die Architektur hat ebenso zur Ab- 20 sieht das Grandiose als das Schöne, gleich der griechischen. Der ägyptische Geist also ist dieser Arbeiter, und dies ist der Hauptzug Ägyptens überhaupt. Unter diesen Werken ist noch die neue Seite wichtig, die den Toten gewidmet ist. Von diesen unterirdischen Werken, die sie den 25 Toten widmeten, ist noch ein großer Teil übrig, nicht nur aus Zu­ fall , sondern dieses Unterirdische machte einen wesentlichen, gro­ ßen Teil in der Intention der ägyptischen Arbeit aus. Von den Göt­ tertempeln sind unzählige untergegangen, vorzüglich im Delta, dem Tummelplatz von Griechen und Arabern. Um Theben, an den Hü- 30 geln des Tales, sind dergleichen Gräber, [hier] hat das meiste sich erhalten, zumal von den den Toten gewidmeten Werken, Grabge­ wölbe auf den Hügeln des Tals. Auch die Pyramiden waren den Toten gewidmet, wie durch Belzoni konstatiert ist. In neueren Zei- * ten sind sie geöffnet. Die zweite hat Belzoni eingänglich gemacht, 35 die Mauern untersucht, regelmäßige Kristalle gefunden. Es sind un­ geheuere regelmäßige Kristalle, die nicht organisch sind, sondern verständige, gradlinig begrenzte Gebäudlichkeiten, die nichts ein­ schlossen als eine Leiche. Staunenswürdig sind die Königsgräber. Belzoni hat eines der Königsgräber, welches in einen Hügel hinein- 40 gebaut ist, geöffnet [und] durchsucht. Er ist jedoch nicht bis ans an­ dere Ende gekommen, das wahrscheinlich auf der anderen Seite des Gebirges ist. Hier zeigt sich die Wichtigkeit, welche die Ägypter in dieses Reich des Amendes, des Todes, der Unsichtbaren, gesetzt ha­ ben, und welche Vorstellung die Ägypter damit verknüpften. Dies 45 hängt zusammen mit ihrer Vorstellung von dem Wesen des Men­ schen als solchem ; denn diese Seite des Totenreiches bezieht sich auf das Individuelle des Menschen. Hier kommt die Vorstellung des Menschen vom Menschen, aller Zufälligkeit und Zeitlichkeit ent­ kleidet, zum Vorschein, und hieraus ist zu sehen, was sie sich bei so ihrer Unsterblichkeit der Seele gedacht haben. Was diese Seite des Totenreichs betrifft, so sind die Züge durch-

26 noch . . . übrig) noch übrig 44-45 gesetzt haben Gr; Ho : legten

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zugehen, die sich darauf beziehen, was [sich] die Ägypter bei ihrer Unsterblichkeit der Seele gedacht haben. * Das erste Bemerkenswerte ist, daß Herodot sagt : Die Ägypter zu­ erst haben geglaubt [und] gelehrt, daß die Seele des Menschen un­ sterblich ist. Die Verehrung der Voreltern bei den Chinesen, die Seelenwanderung der Inder (die Inder träumten von großen Wan­ derungen der Seelen durch viele natürliche Dinge) kann uns auf den 60 Glauben bringen, Herodot habe aus Unkunde, Unwissenheit so ge­ sprochen, geirrt. Aber, allein um die Bedeutung seiner Nachricht, seines Wortes zu fassen, müssen wir uns klar sein darüber, was der Glaube, daß die Seele unsterblich sei, bedeutet. Alle Völker haben eine Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele ; aber diese Vor65 Stellung läßt sehr verschiedenartige Bestimmungen zu, so daß wohl nachgesehen werden muß, ob das, was wir so nennen, damit über­ einstimme. Bloße Vorstellungen, [etwa die] Ehre, welche den Toten bewiesen wird, ist es nicht. In der orientalischen Vorstellung ist dem Individuum keine Frei70 heit eingeräumt. [So] sahen wir, daß das Subjekt nicht als ein un­ endlich Freies, Für-Sich-Bestehendes anerkennt wird, sondern nur als Verschwindendes . Der indische Spinozismus läßt nicht zu, daß die Subjektivität ein unendliches, freies Für-Sich-Bestehen habe ; sondern daß die Substanz in einem Punkt sich modifiziere, ist nur 75 eine oberflächliche Modifikation. Bei den Chinesen sehen wir den Toten große Ehre erwiesen, schreibt der Sohn alles, was er tut, sei­ nen Voreltern zu. Nicht er, sie werden dafür geadelt. Wir sehen hier also die Vorstellung, daß sie ein Perennierendes seien, aber dies ist nicht hinreichend zum Glauben an die Unsterblichkeit der Seele , so sondern im Gegenteil . Wenn der Kaiser den Vater des zu Ehrenden auf eine höhere Stufe erhebt, könnte man glauben, dies sei ein Be57 Voreltern Gr; Ho : Toten 63 bedeutet Gr; Ho : heißen soll 65 verschiedenartige Ho; Gr: verschiedene 68 ist es nicht Gr; Ho : ist nicht ganz zu glauben an Unsterblichkeit 69 In der orientalischen Vorstellung Ho; Gr: im Orientalischen über­ haupt 74 in] zu

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we1s des Glaubens an Unsterblichkeit. Aber Unsterblichkeit der Seele heißt dies, daß die Seele, dieses Innere, unendlich für sich sei. Dieses Innere, Individuelle, Geheime soll die Unsterblichkeit sein, dem keine zeitliche Ehre mehr widerfahren, erwiesen werden kann, 85 [das] die Zeitlichkeit abgetan hat. Diesem kann der Kaiser durch [Erhöhung] keine Ehre erweisen, und so ist dies bei den Chinesen das Zeichen, daß hier Unsterblichkeit der Seele, dieses absolut freie, innerliche Fürsichsein der Seele, nicht vorhanden ist. Da also hat die Erhöhung in der Zeit keinen Sinn mehr ; sondern die Seele 90 wohnt da, wohin keine weltliche Ehre mehr reichen kann, und wenn sie noch dahin reicht, so ist dies ein Zeichen, daß das nicht vorhanden ist, was unsterbliche Seele heißt. Im orientalischen Charakter also ist dieses absolut freie, inner­ liche Für-Sich-Sein der Seele ein Fremdes. Selbst im Alten Testa- 95 ment, in der jüdischen Religion, sind nur so schwache Spuren der Unsterblichkeit, finden wir auch nicht die Unsterblichkeit der Seele herrschend, daß auch hier ihre Gegenwart nicht erhellt. Wenn wir dies nun nicht bei den Orientalen finden, ist zu fragen, ob es bei den Ägyptern zu suchen sei, ob dort die Seele als ein Fürsichseien- 100 des betrachtet sei, dem das Entnehmen aus der Zeitlichkeit zuzu­ sprechen sei. Bei uns hat die Vorstellung der Unsterblichkeit we­ sentlich die Bestimmung, daß der Mensch für die Ewigkeit be­ stimmt sei, der Geist, die Seele, einen ewigen Zweck habe, ganz verschieden von ihrem endlichen, verschieden von der Zeitlichkeit. 105 Wo dieses Tiefere der Seele nicht erwähnt ist, ist das , was als eine Fortdauer erscheinen kann, schwach und interessenlos. Diese hö­ here Bestimmung, die dem menschlichen Leben im Glauben beige­ legt wird, macht das wahrhafte Interesse des Glaubens an die Fort­ dauer aus . Bei den Ägyptern ist das Bewußtsein vom Bestehen sol- 1 10 chen höheren Zweckes noch nicht aufgegangen. War nun bei ihnen die Seele als unsterblich ausgesprochen, so ist genau zu erfahren, welche Vorstellung dies war. Was Herodor von * 82 89 109 1 10 1 13

Unsterblichkeit Gr; Ho : unser Glaube Da also hat] dann hat an die] von der vom] das welche Vorstellung dies] welche diese Vorstellung

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ihnen sagt, ist ein Anfang von diesem Bewußtsein einer höheren Bestimmung. Die Anschauung der Unsterblichkeit war bei ihnen nur im Anfang, der Geist noch nicht erfüllt von den zwei Seiten, daß der Geist einen höheren, ewigen Zweck habe und in sich reflektiert, in sich unendlich sei. Die Unsterblichkeit ist bei ihnen erst im Sinn des abstrakten Eins , des Atoms zu nehmen. Dies reicht aber für die Bestimmung, den Begriff des Geistes nicht zu. Diese Eins, dieses Atom, haben sie sich als fortdauernd, unsterblich ge­ dacht, aber nicht in einer ewig allgemeinen, sondern in einer parti­ kularisierten Existenz, so daß die Seele übergeht in Tierkörper. Sie dachten sie sich nicht als an und für sich unendlich. Dieses Ich, dieses Eine und die Weise, wie die Realität der Seele vorgestellt wird, dies macht den Unterschied . Die Objektivität des Geistes ist die ewige Bestimmung. Ist die Seele nicht als dieser Geist [vorgestellt] , so ist die Bestimmung nur ein Partikuläres und so die Seele als Atom zwar fortdauernd, doch sich in partikulären Existenzen urnherwerfend. Eine weitere Vorstellung, [ein weiterer] Zug, der hiergehört, ist, daß Osiris stirbt, begraben ist [und] bleibt und nicht wieder aufer­ steht. So hat er viele Gräber. Ein Weiteres ist, daß die Ägypter durch Balsamieren, durch die Mumien, dem Toten eine Fortdauer geben ; der Körper wurde [so] gegenwärtig erhalten. In diesem Be­ streben glaubt man einen Beweis des Glaubens an die wahre Un­ sterblichkeit zu haben, indem es solle Volksglaube gewesen sein, daß mit dem so erhaltenen Körper die Seele fortdauere, nicht ver­ wese bei demselben. Doch ist dies kein historisch Bezeugtes. Aber diese neuere, moderne Erklärungsweise ist unhistarisch und eine al­ berne Vorstellung. Vielmehr gerade darin, daß sie versuchten, dem Körper Dauer zu verschaffen, offenbart sich, daß sie keinen wahr­ haften Sinn der Unsterblichkeit hatten ; denn da ist gerade der Kör1 18 Die Unsterblichkeit ist bei ihnen Ho; Gr: Indem die Ägypter die Seele unsterblich sagten, ist die Seele erst . . . 1 19 abtrakten Eins, des Atoms Ho; Gr: abstrakten Atoms, des Eins 133 So hat er) Er hat so 135 der) und der 139 Aber) sondern 142 zu verschaffen, offenbart sich Gr; Ho : zu geben, sehen wir

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per, das Körperliche das Unbedeutendere, und nur eine äußere Ehre soll ihm widerfahren. Aber dieses Balsamieren bezeugt weit mehr 145 ihre unendliche Hochschätzung des Sterblichen, Partikulären, End­ lichen, Körperlichen, das die Seele als Körper hat. Denn bei der wahren Unsterblichkeit ist die Erhaltung des Körpers ganz unwe­ sentlich. Dieses Mumifizieren zeigt also nicht den wahrhaften Sinn der Unsterblichkeit. 1 so Ein fernerer Umstand ist, daß wir [auch] in Schriften, in denen von ihnen hinterlassenen Gemälden sowohl wie bei den Histori­ kern, Totengerichte finden. Geschichtlich ist, daß vor der Bestat­ tung einer Privatperson und eines Königs ein öffentliches Gericht [und] eine Leichenrede gehalten wird mit Erzählungen des Lebens 1 55 [und] Preisungen der Tugenden, wobei jeder in der Versammlung opponieren konnte . Stimmten die Beistehenden nicht bei, konnten sie die Verstorbenen anklagen. Das Totengericht ist daher nicht in der Unterwelt gehalten vorgestellt, wie bei den Griechen (Minos usw.), noch weniger ist es wie unser Jüngstes Gericht. Überhaupt, 160 wenn wir bei dieser Vorstellung uns unseres Jüngsten Gerichts erin­ nern, so haben wir dazu keine Berechtigung ; denn die Lebenden, kein jenseitiger Richter, richten die Toten. Diese Gerichte sind zu nehmen als solche, die Lebende über Tote halten. Noch ein Umstand ist, daß Herodot erzählt, bei Gastmählern * seien Abbildungen von den verstorbenen Verwandten aufgestellt [worden] mit der Ermahnung : »lß und trink, denn ein solcher wirst du werden>Mensch, erkenne Dich selbst !>RepublikLes Chinois, dit-il, sont de tous les peuples celui dont les annales nous offrent les plus anciennes observations que l'on puisse employer dans l'astronomie . . . . On observoit . . . les ombres meri­ diennes du gnomon aux solstices, er le passage des astres au meridien ; on mesuroit le temps par des clepsydres, er l'on determinoit la position de la lune par rapport aux etoiles dans les eclipses, ce qui donnoit les positions syderales du soleil er des solstices. Par la reunion de ces moyens, on avoit reconnu que la duree de l'annee astronomique ou solaire surpasse, d'un quart de jour environ, trois cent soixante-cinq jours . . . < . Hegels Abhängig­ keit von seinen Quellen zeigt sich also auch hier in der Übernahme von dort ange­ troffenen Assoziationen bzw. Hinweisen. Die Erwähnung der Sonnenfinsternis im Jahre 1 100 v. Chr. dürfte auch von Grosier bzw. Laplace beeinf/ußt sein. Vgl. Grosier W, 133 I Les premieres Observations chinoises, utiles a l'astrono­ mie, sont de Tscheou-kon, dont la memoire est encore en Veneration a la Chine. (note 1 : Ce prince . . . mourut l'an 1 106 avant J. C.) Tscheou-kon fit par lui-meme et par ses astronomes un grand nombre observations dont trois nous sont heureusement parvenus, et sont precieuses par leur haute antiquite. Deux d'entre elles sont des Iongeurs meridiennes du gnomon, observees avec un grand soin aux solstices d'hiver et d'ete . . . : elles don­ nent pour l'obliquite de l'ecliptique, a celle ancienne epoque, un resultat conforme a la theorie de la pesanteur universelle. L'autre observation est relative a la position du sostice d'hiver dans le ciel , a la meme epoque. Als zweiten Gewährsmann erwähnt Hege/ (Grosier nichtlj Jean Joseph Delambre. Er bezieht sich auf Histoire de l'astronomie ancienne, 2 Bde, Paris 181 7. Im 1 . Bd: Livre second. Astronomie orientale. Chapitre Premier. Des Chinois (34 7-400}. Vgl. ebd. 350: Le cercle etait divise par les Chinois en 365 Y, , leur annee etait de 36.5-i ;t, ; Ie soleil . . (ebd. 350). Bemerkenswerterweise er­ wähnt von allen bisher vorliegenden Ausgaben nur die LA.ssonsche auch Delambre! 1 55 ,951-954 Vgl. Mem. Xl,2 : Nos Naturalistes, nos Physiciens & nos Sa­ vans ont !es grandes Armales de la Chine a la Bibliotheque du Roi, par tou­ tes les Dynasties ; qu'ils se consolent du silence des Histoires d'Occident, sur les tremblemens de terre, le secheresses, les pluies, les froids & !es chaleurs extraordinaires, clont ils voudroient tant savoir la suite, ils la trouveront pour plus de vingt siedes dans l'histoire de ce grand Empire. Es folgen de­ taillierte Chroniken einzelner Städte bezüglich der genannten Erscheinungen. 1 5 5 ,956-968 Vgl. Grosier V,225 : Le calendrier est aussi a la Chine un ob­ jet d'administration et tous les ans on en publie un aux frais de l'empereur. Il est l'ouvrage du tribunal de mathematiques : les Chinois et les Tartares, qui composent cette academie, font eux-memes tous !es calculs relatifs a la prediction des eclipses et des autres phenemenes celestes : les missionaires europeens sont uniquement charges de les verifier et d'en constater l'exacti­ tude (vgl. Mem. 11,369; V, 44; Allg. Hist. Vl,291 .ff} . Vgl. auch Grosier VI, 145 f Les mathematiciens jesuits, . . . les PP. Ricci, Adam Schal , Ver.

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biest, Couplet, Gerbillon, Regis, d'Enttecoles, Jartoux, Parrenin, de Mailla, et tant d'auttes . . . ils reformerent ce qu'il y avoit de faurif dans l'asttono­ mie chinoise, corrigerent !es erreurs qui se perpemoient dans le calendrier, et communiquerent des methodes nouvelles pour l'observarion. Le P. Ver­ biest avoit trouve dans l'observatoire de Pe-kin un certain nombre d'instru­ ments en bronze; mais !es jugeant peu propres aux operarions asttonorni­ ques, il leur en subsritua de nouveaux, qui subsistent encore . . . . depuis pres d'un siede et demi, un Europeen a toujours remplace le president chi­ nois. Cette suite de missionaires astronomes se sont constamment appliques a former des eleves, et ils se sont toujours fait un devoir de ne leur laisser rien ignorer des connoissances et des methodes propres de l'Europe. Vgl. Sonnerat ll,23; Staunton/Macarrney 11,239 Jf. Vgl. Anm. zu 1 55,944-950. 1 5 5,969- 1 56,987 Vgl. Grosier VI, 1 92 : La medeci ne des Chinois est pres­ que totalement empirique . . . Vgl. auch ebd. 1 90: La chaleur vitale et !'hu­ mide radial, voila, disent !es Chinois, !es deux principes naturels de Ia vie ; le sang et !es esprits en sont !es vehicules. Ces deux principes resident dans toutes !es parries principales du corps, ils y entreriernient Ia vie et Ia vi­ gueur. Vgl. Voltaire, Essai, 262 : . . . le pere Parrenin lui-meme cite un Iivre ecrit once cents ans avant notre ere, dans lequel il est dit que Ia fameuse demonsttarion, attribuee en occident a Pythagore, etait depuis long-temps au rang des theoremes !es plus connus. Dyadik und Rechenmaschinen bzw. machine arithmerique beschreiben Grosier V, 1 54- 1 5 7; Staunton/Macarrney ll, 40J; Allg. Hist. Vl,285-3 12 (Abb. einer Rechnungstafel ebd. 23 7). An kei­ ner Stelle findet sich etwas über Logarithmen, Sinus, Tangenten. Vgl. Grosier VI, 94 : La chimie a peu enrichi Ia medicine chinoise, qui n'emprunte Ia plupart de ses remedes que des simples vegetaux que produit spontanement Ia namre . . . Vgl. Grosier VI,BOf Les savants et !es arristes de Ia Chine dis­ serteront peut-etre avec moins de profondeur et de sagaeire que nous sur !es principes de Ia mecanique et de l'hydraulique ; rnais ils savent appliquer ces principes a leurs arts et a leurs meriers avec une justesse et une intelli­ gence qui, au rapport des missionaires, frapperoient d'etonnement !es phy­ siciens de l'Europe, s'ils etoient ternoins de leurs procedes. Toutes !es ma­ chines amployees par !es Chinois sont d'une extreme simplicite . . (vgl. Allg. Hist. Vl,24 1 ff). Einige Erfindungen, so Herder, nebst vielen anderen feinen Handthierungen und Künsten kannten sie, ehe Europa solche kannte ; nur daß es ihnen in allen Künsten am geistigen Fortgange und am Triebe zur Verbesserung fehlet (Ideen, 2 1 f}. 1 56,99 1 - 1 57,7 Vgl. Grosier VI,388 f Il paroit cependant qu'on s'accorde assez generalement a refuser aux arristes chinois Ia correcrion du dessin, l'entente de Ia perspecrive et du clair-obscur, et Ia connoissance des helles proportions humaines. Mais ceux-meme qui leur refusent le talent de bien peindre Ia figure, ne peuvent du moins leurs diputer celui de rendre supe­ rieurement !es paysages, !es fleurs et !es anirnaux. Ils traitent ces sortes de sujets avec beaucoup de verite, de grace et d'aisance, et ils se piquent sur.

Anmerkungen

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tout de mettre dans les details une exactitude qui pourroit nous paroitre minutieuse. Vgl. auch ebd. 390: . . . Enfin, on ne s'etonne nullement, a la Chine, qu'un peintre demande a son eleve combien une carpe porte d'ecail­ les entre tete et queue. Vgl. auch ebd. 393 : Le gout chinois sur les portraits n'est pas celui de l'Europe, et les artistes qui cultivent ce genre suivent une pratique tres-diflhente de la notre . . . (vgl. Allg. Hist. VI,24 1). Vgl. dazu auch Staunton/Macarmey 11, 138 : Ungeachtet des guten Geschmacks der Chineser in der Kunstgärmerey haben sie doch nicht den geringsten Begriff von den Regeln der Perspektive und den Gradationen von Licht und Schat­ ten, wie man aus ihren Gernähiden sehen kann. Grosier behandelt die chine­ sische Gartenkunst ausführlich (VI,321 -368). Vgl. besonders Grosier V,346 : Les jardins sont d'un genre propre a fixer l'attention d'un Europeen. Les Anglais sont les premiers qui les aient imites, et nous avons depuis imite les Anglais. On voit dans ces jardins, des bois, des lacs, des montagnes, des rochers, soit naturels, soit factices ; des routes irregulierement percees, et qui conduisent a des points de vue differentes et toujous varies ; des acci­ dents de toute espece, des palais, des chaumiers, des Iabyrinthes, etc. Hegels positives Urteil ist zugleich Ausdruck des veränderten Geschmacks der Europäer. Während früher der französische Garten als vorbildlich galt, orientiert man sich zur Zeit Hegels am englischen. Vgl. U. Aurich, China im Spiegel , 50 f William Chambers hat in seinem Buch >Essai on the oriental gar­ dening< , London 1772, den chinesischen Garten wegen seiner Natürlichkeit als vorbildlich hingestellt, da er auch auf dem kleinsten Raum das Bild einer Landschaft vorzutäuschen wisse. Der von Chambers geschaffene Kew Garden bei Richmond wurde in ganz Europa für mustergültig ange­ sehen. 1 57,8- 1 1 Hier drückt sich die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufge­ kommene Skepsis gegen die China-Berichte der Missionare aus. Die Allgemeine Historie . . . schreibt über die Jesuiten : Sie haben aber von allen diesen Religionen . . . sehr unvollkommen, unrichtig, und, wie zu vermuthen steht, in vielen Stücken wider die Wahrheit gehandelt: es mag nun dieses von ih­ rer Nachlässigkeit, sich um die Sachen recht zu erkundigen, oder aber von einer starken Neigung, andere Religionen verhaßt zu machen, herrühren (a. a. 0. VI,349). 1 57,30-31 Vgl. Grosier W,367: La religion patriarcale a ete celle des an­ ciens Chinois. Vgl. auch ebd. 1V,368 : Les kin, ou livres canoniques des Chi­ nois, rappellent partout l'idee d'un Etre supreme, createur et conservateur de toutes choses. Ils le designent sous les noms de Thien, Ciel, de Chang­ tiene, Ciel supreme ; de Chan-ti, supreme Seigneur; de Hoan-chan-ti, sou­ verain et supreme Seigneur. Cet Erre souverain, disent ces livres, est le principe de tout ce qui existe, le pere de tous les hommes ; il est eternel, immuable, independant ; sa puissance ne connoit point de bornes ; . . . ses regards s'offensent du crime, et s'arretent avec complaisance sur les actions vertueuses des hommes. Vgl. Mem. 1V,90: A craindre, servir & adorer le .

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Chang-ti, . . . co �e recompensant le bien & punissant le mal . . {vgl. ebd. V, 53; Allg. H1st. VI,350 f). 1 57,31-1 58,42 Hege/ behandelt hier den Riten- oder Akkomodationsstreit {vgl. Merke!, Leibniz und China, 20) auffallend knapp. Wahrscheinlich hat er gewisse Kenntnisse darüber bei seinen Hörern voraussetzen können, er bemerkt ja auch : Dieser Streit in Ansehung aller Mythologie dauert bis auf den heuti­ gen Tag. Auch Einzelheiten wie z. B. die Streitigkeiten zwischen Jesuiten und Dominikanern und die Stellungnahmen von Leibniz und Woljf erwähnt er nicht ausdrücklich {vgl. Europa und die Kaiser von China, 2 1 2, 243, 306f}. Seine Quellen sind weitaus ausführlicher. Die Histoire generale (X1,300-304) veröffentlicht einen placet mehrerer in China ansässiger Europäer aus dem Jahre 1 699, in welchem der Kaiser um eine Stellungnahme zum von Hege/ beschriebe­ nen Streit gebeten wird. Vgl. dazu ebd. 300, Fußnote: Les points contestes eto­ ient savoir si, par !es mots de Tien & Chang-ti, !es Chinois entendoient le ciel materiel ou le Seigneur du ciel ; & si !es ceremonies qu'ils pratiquoient a l'egard de leur ancetres morts & du philosophe Confucius, etoient reli­ gieuses, ou simplement civiles ; des sacrifices, ou de simples usages de police . Die Memoires veröffentlichen einen edit von Kang-hi zu diesen Streitigkeiten, um faire connoitre Ia religion de I 'Empire (V, 54 J). Es wird nicht deutlich, ob Hege/ sich direkt an einer dieser Stellen orientiert, inhaltlich gibt es zwar Über­ einstimmungen, aber affinbar Jaßt Hege/ eine hinlä n_glich bekannte Diskussion in wenigen Worten zusammen {vgl. auch Mem. V,5 7f). Bei der Beschreibung der Kircheninschriften und der Episode 1 58,60- 1 59,84 um das Bildnis eines alten Generals hängt Hege/ von Grosier ab. Inhalt und Reihenfolge belegen das eindeutig. Vgl. Grosier IV,387: Le ce!ebre empereur Kan-hi n'avoit pas une idee moins saine et moins noble de Ia divinite : on peut en juger par !es trois fameuses inscriptions qu'il ecrivit de sa propre main, et qu'il donna, en 17 1 1 , pour omer le frontispice de Ia nouvelle eglise des jesuites de Pe-kin, edifice a Ia construction duquel il voulut con­ tribuer, en accordant dix mille onces d'argent. Voici ces inscriptions : Inscription du frontispice. .

AU VRAI P R I N C I PE DE TO UTES C H O SES .

Inscription de Ia premiere colonne. IL N ' A P O I NT EU DE CO MMENCEME N T , ET IL N 'AURA P O I NT DE F I N . I L A PRO D U l T TO UTES CHOSES D E S L E C O M MENCEME N T ; C'EST L U I Q U I LES G O UVERNE , ET Q U I E N EST LE VERITAB LE SEIGNEU R .

Inscription de Ia seconde colonne. IL EST I N F I NEMENT B O N ET I N F I NEMENT J USTE ; I L ECLAIRE , I L S O UTIENT , I L REGLE T O U T AVEC U NE S UPREME AUTO RITE , ET AVEC UNE S O UVERA I N E J US T I CE .

Diese Inschrift erwähnt - unter Berufung auf Du Halde

-

auch Voltaire

Anmerkungen

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{Essai, 87). Vgl. auch Europa und die Kaiser von China, 139 : Dort wird eine Seite aus Du Halde, Ausführliche Beschreibung des chinesischen Reiches, Bd 3, Rostock 1 749, mit fast identischen Inschriften wiedergegeben. Vgl. Grosier IV,487J: L'empereur Yon-Tchin, successeur de Kan-hi, s'exprimoit avec Ia meme justesse sur l'Etre supreme . . . . Un vice-roi de deux provinces ecri­ vit a l'empereur, que partout ou l'on avoit e!eve des temples en l'honneur du generale d'armee Lieou-mon, !es saurerelies et certains autres vers ne portoient aucun dommage aux campagnes ; et qu'au contraire !es territoires ou il n'etoit point honore etoient en proie a tous !es ravages que ces insectes ont coutume de faire. D'autres grands mandarins lui avoient aussi propose differents expedients superstitieux pour obtenir ou de Ia pluie ou de beau temps, selon le besoin. Pour reponse a toutes ces requetes, l'empereur pu­ blia Ia declaration suivante : >Sur ce que j'ai averti quelques-uns des princi­ paux officiers des provinces, de prevenir le dommage que !es insectes peu­ vent causer dans !es campagnes, on a mal interprete mes intentions et mes ordres, et l'on y a donne un sens detourne, qui ne leur convient point. On s'est imagine mal-a-propos que je donne dans l'erreur ridicule de ceux qui ajoutent foi a ces esprits qu'on appelle couei-chine, comme si je croyois que !es prieres faires a ces pretendus esprits soient un remede a nos afflic­ tions. Voici donc ce que je veux dire. >>II y a entre le Tiene et l'homme un rapport, une correspondance sure, infaillible, pour !es recompenses et !es chatiments. Lorsque nos campagnes sont ravagees ou par !es inondations, ou par Ia secheresse, ou par !es insectes, quelle est Ia cause de ces calamites? Elles viennent peut -etre de l'empereur meme . . . Peut-etre aussi viennent­ elles de ce que !es principaux officiers de Ia province, sur laquelle tombent ces malheurs, ne cherchent pas le bien public, et ne prennent pas Ia justice pour regle de leur conduite . . . Alors, le creur de l'homme etant cor­ rompu. cette belle union qui doit etre entre le Tiene et l'homme, se trou­ ble, se corrompt, et !es adversites fondent sur nous en abondance ; car !es hommes manquarrt icibas a leur devoir, le Tiene alors change l'inclination bienfaisante qu'il avoit a leur egard«. Persuade de cette doctrine, qui est in­ faillible, lorsqu'on m'avertit que quelque province souffre ou d'une longue secheresse, ou de l'exces des pluies, je rentre aussitot dans moi-meme, j'examine avec soin ma conduite ; . . . . . . Veillez sur vous-memes ; conservezvous dans Ia crainte ; exarninez votre conduite ; travaillez a vous perfectio­ ner; et soyez assures que si, de notre part, nous remplissons tous nos devo­ irs, le Tiene se Iaissera flechir par notre conduite bien reglee, et nous attire­ rons sur nous sa paix et sa protection. . . . < 1 60,90-91 Vgl. Allg. Hist. V/,350: Auf der anderen Seite beschuldigen sie [die Miss i onare} die Secte der Ju-kyau einer Ohngötterei, vielleicht um die herrschende Religion, von welcher sie in ihrem eigenen Gottesdienste ver­ schiedenes erborget haben, von dieser Beschuldigung zu befreyen, die ihre Widersacher gegen sie anbringen. Über diese Secte der Ju-kyau heißt es: Sie scheint eine Ausputzung der ersten {der herrschenden Religion] zu seyn, und

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hat einen Theil der Gelehrten zu ihren Anhängern (ebd. 349; vgl. ebd. 387; ähnlich Mem. V,54). 1 60,97-120 Alle möglichen Quellen Hegels stellen die Opferpraxis bei den Chi­ nesen im großen und ganzen übereinstimmend dar. Der &iser gilt als Sohn des Himmels und oberster Priester, der allein die Opftr darbringen darf {vgl. Mem. ll,39; Xl,535; Xlll, 1 05; XV,215; Allg. Hist. V/,35 1 ; u. ö.}. Vgl. Grosier W,397f On lit dans le Chou-kin et les autres fragments de l'ancienne hi­ stoire, que Chune determina, 1 . qu'a seconde lune, dans laquelle se trou­ voit l'equinoxe du printemps, le souverain se transporteroit sur la monta­ gene Tai-chane, situee dans la partie la plus orientale de la Chine . . . 2. qu'a la cinquieme lune, dans laquelle se recontroit le solstice d'ete, le sou­ verain se rendoit a la montagne du midi, pour y faire les memes ceremo­ nies . . . , 3. qu'a la huitieme lune, dans laquelle se trouvoit l'equinoxe d'au­ tornne, le sacrifice seroit offert sur la montagne de l'ouest . . , 4. enfin, qu'a la douzieme lune, apres le solstice d'hiver, on offriroit sur la montagne du nord . . . (entsprechend Mem. 11, 1 83 J; Mem. 11,38 nennt die vier Opfer­ berge Yo du nord, Yo de l'est, Yo du sud und Yo de l'ouest.} Vgl. Grosier W,399: Le moyen qu'on imagina pour obvier a ces inconvenients fut de consacrer, dans les environs du palais, un emplacement qui piit tenir lieu des Yo, dans toutes les circonstances Oll le souverain ne pourroit se trans­ porter aux veritables montagnes des sacrifices (entsprechend Mem. ll,39). Vgl. Grosier W, 4 1 1 : La ceremonie, dans laquel l'empereur ouvre et laboure chaque annee la terre de ses propres mains, est une des plus anciennes de la Chine : il ne faut pas croire qu'elle soit une institution purement politique pour encourager l'agriculture, il est certain que cette ceremonie du la­ bourage a toujours ete regardee et pratiquee a la Chine comme un acte de religion {vgl. Allg. Hist. V/,215). Vgl. auch Grosier V,2 1 5 f La ceremonie celebre Oll l'empereur laboure un champ de SeS propres mains, a ete SOU­ vent citee dans les livres de l'Europe. Vgl. Grosier W, 407: Une foule in­ nombrable forme son {des Kaisers beim Opftm} cortege. 1 6 1 , 1 24-- 125 Vgl. Grosier IV, 484 : Cette colonie juive parut a la Chine SOUS la dynastie des Hane, qui cornmencerent a regner l'an 206 avant J. C. {entsprechend Mem. V, 58). Vgl. Grosier IV, 507: Nous avons fait mention de mahometans etablis a la Chine. 11 s'y sont beaucoup plus multiplies que les juifs . . . (vgl. Mem. V, 68; Allg. Hist. V/,391-407). 1 6 1 ,1 28-129 Ein ähnlicher Vergleich findet sich in der Histoire generale, dort heißt es von der foule d'esprits subalternes : ne different pas de ceux de Grecs & des Romains (X1,303}. Die Memoires nennen sie auch genies errans (XV, 2 1 9). 1 62 , 1 50-1 5 5 Für die Behandlung der Tschen stützt Hege/ sich im wesentlichen auf die Memoires (Bd XV) und ergänzt gelegentlich nach Grosier. Im übrigen fällt auf, daß seine Darstellung - möglicherweise unter Zeitdruck - gera.Jfter er­ scheint. Vgl. Mem. XV,21 4 : Ainsi le soleil, la lune, les etoiles, les vents, la pluie, la grele, tous les meteores, le tems, les saisons, les jours, les nuits, les .

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Anmerkungen

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heures meme, tout cela est preside par des Chen, & doit etre diriger par eux en faveur de l'homme. Il y a des Chen de differentes classes, & de meme que parmi les hommes qui virent en societe (vgl. auch Allg. Hist. VI,350, dort werden die Geister aber nicht näher bezeichnet). 162,157- 1 59 Vgl. Mem. 1,468 : Il ne faut qu'ouvrir le Chou-king pour voir qu'on a cry de toure anriquite qu'il avoit de bons & de mauvaises esprits. Auffälligerweise ist in keiner der bisher vorliegenden Ausgaben von Gui die Rede. Dieser Ausdruck hat seine Entsprechung in den Kouei der Memoires (XV, 2 1 9; s. u.}; daran orientiert sich Hege/. Bei Grosier ist von diesen bösen Geistern nur im Zusammenhang mit der Episode die Rede, wo vom Nachfolger Kang-his be­ richtet wird, er habe sich gegen die Aufstellung von bestimmten Standbildern zur Abwendung von Unbilden gewehrt. Dort werden sie couei-chine genannt (Gro­ sier IV,389). Vgl. Mem. XV,22 1 : La guerre parriculiere qu'ils {/es Chen} font aux Kouei, . . . , n'est pas la moindre de leurs occuparions . . . . Les Kouei sont des etres naturellement mechans ; ils font tout le mal qu'ils peu­ vent. 162,159-161 Hege/ stützt sich hier auf eine Passage aus: Extrait d'une lettre de M. Amiot, missionaire, ecrite . . . sur la Secte des Tao-see (Mem. XV,208-259). Er Jaßt den Inhalt jedoch nicht nur stark zusammen, sondern nimmt ihn auch aus dem ursprünglichen Zusammenhang, denn die Sekte des Lao­ tse (identisch mit la Secte des Tao-see) und die Metempsychose-Lehre stellt er erst später vor. Amiot schreibt von Chen ainsi degrades : Ils ne sont plus que des genies errans, auxquels il ne reste de ressource pour pouvoir parvenir a ren­ trer en grace, que celle de la metempsycose. Ils ne peuvent parcourir en­ core les differentes classes des etres, monter jusqu'a celle des hommes, & meriter par une conduite irreprochable, d'etre eleves a de nouveaux hon­ neurs, qu'apres la dissolurion des parries terrestres dont ils seront envelop­ pes. Plusieurs prennent ce parrie ; mais les autres, & c'est le plus grand nombre, aiment rnieux se consiner dans l'enceinte des montagnes , . . . , que de s'exposer de nouveau aux vicissitudes de la transmutation, & aux epreu­ ves parriculieres par lesquelles passent les hommes pendant le cours d'une vie dont ils peuvent abuser d'une maniere a meriter d'etre ranges, apres leur mort, parrni les meprisables Kouei (Mem. XV, 2 1 9). 162,161-1 63, 172 Vgl. Mem. XV, 2 13 f Le droit de casser, de degrader & de punir les Chen refractaires O ll negligens, n'appartient pas seulement aux Chen leurs superieurs, il appartient encore a l'Empereur, comme fils du Ciel & pere de son peuple, & aux Mandarins, comme representant l'Empe­ reur dans la partie du Gouvernement qui leur est confiee . . . . De la vient que dans la parrie astrologique du Calendrier qui se fait chaque annee, on met d'abord le nom du Chen dominateur general de l'annee & ensuite les nom des Chen dorninateurs particuliers de chaque mois, de chaque jour & des heures du jour qui leur sont s.Pecialement assignees pour remplir leur fonctions respectives (vgl. ebd. 2 1 8). Die Erwähnung der Verehrung der Toten als Tschen fügt Hege/ nach Grosier hinzu. Vgl. Grosier IV,395 : Les Chinois,

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par chene et chen, entendent les bons esprits de tous les ordres et les hom­ mes justes, qui, apres avoir quitte leurs depouille mortelle, sont associes, pour prix de leurs vertus, au bonheur de l'Erre supreme. 163,172-174 Vgl. Mem. XV, 2 1 9 : Les Chen ne sont pas regardes comme des Dieux . . . Vgl. auch Mem. V,55 : Les Chinois . . . honorent aussi, mais d'une culte subordonne, les Esprits inferieurs, qui dependent du premier ttre . . . Vgl. auch Allg. Hist. VI,350. 163, 174- 179 Nur in der dritten Edition von Grosiers De la Chine gibt es eine mit Hege/ übereinstimmende Angabe. Vgl. Grosier 1V, 4 1 6 : Apres avoir parle des temples O ll edifices publics, consacres a }'exercice de l'ancien culte et de la religion de l'Etat, nous devons aussi faire menrion des miao ou temples d'idoles, que l'inrroducrion des nouvelles sectes et les supersririons popu­ laires, toutes tolerees par le gouvemement, ont fait eiever de toutes parts au sein des villes et dans les campagnes. Le P. Cibot en compte pres de dix mille dans la seule ville et banheue de Pe-kin. Grosier ven.veist in diesem Zusammenhang auf Hüttners Bericht der Macartney-Gesandtschafi und dessen Beschreibung des Tempels von Gihol (ebd. 423 jf). Vgl. Grosier W, 428: Les bonzeries et les miao sont si mulriplies dans tout l'empire, qu'il seroit difficile d'en donner un denombrement exact. Vgl. auch Staunton/ Macartney 11, 1 4 2: Man findet in China einige Beyspiele von heidnischen Nonnen . . . 163,180- 182 Solche Maßnahmen gegen Bonzen kamen in der chinesischen Ge­ schichte mehrfach vor; so z. B. in den Jahren 845 (vgl. Hist. gen. VI, 489-49 1 ; Allg. Hist. VI,394 f) und 955 (vgl. Hist. gen. VII, 445). Angaben, die mit den von Hege/ angegebenen Zahlen übereinstimmen, sind allerdings nicht nachweisbar. 163,182-189 Vom Glauben aux idoles im Zusammenhang mit den Bonzen des Tao-tsee & des Lamas berichten die Memoires (1V,290 f) ebenfalls, also in ähnlichem Kontext wie Hege/. Er stützt sich jedoch auf Grosier! Vgl. Grosier 1V,443 : Un grand nombre de ces tao-sse font a la Chine le merier de de­ vins. Vgl. auch ebd. 481 ff: Le fon-choui est un autre prejuge supersriteux des Chinois, l'un des plus exrravagants peut-etre dont soit capable l'esprit humain. Ils entendem par ce mot, qui signifie vent et eau, l'heureuse ou funeste Situation d'une maison, d'une sepulture, et de tout edifice quelcon­ que. Si, a cote de la maison d'un Chinois, un voisin impudent en consrruit une autre qui ne soit pas dans le meme plan ; . . . c'en est assez pour croire que tout est perdu ; la terreur saisit le proprietaire de l'ancien Iogis ; lui et toute sa posterite seront sans cesse en burre a l'inßuence sinistre de ce mal­ heureux angle . . . . il ne reste qu'une ressource au proprietaire vexe ; c'est de faire elever, sur le rnilieu de son toit, un enorme monsrre ou dragon . . . ; ce monstre jette un regard terrible sur l'angle funeste . . . : alors on se rrouve un peu plus en siirete . . . . Mais ou ils apportent le plus de soins pour s'assurer un favorable fon-choui, c'est dans le choix du terrairr et de la posirion de sepultures . . . . La plupart des Chinois sont convaincus que tou­ tes les prosperites et toutes les infortunes de la vie dependent du Fon-choui

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Anmerkungen

c'est que leurs maisons et les sepultures de leurs ancetres sont favorab­ lement situees. 163, 192- 199 Die Allgemeine Historie läßt Lao-tse - gestützt auf Du Halde (1, 665) - in einem sehr schlechten Licht erscheinen {vgl. a. a. 0. V/,356-358) . Die demgegenüber eher positive Meinung Hegels muß also von anderen Quellen beeinjlußt sein. Überhaupt scheint es, daß man z. Zt. Hegels mehr von Lao-tse bzw. seinen Schriften wußte als gelegentlich angenommen wird: im Discours Preliminaire zur Gaubil/De Guignes-Ausgabe des Chou-king heißt es: Le Tao-te-king est un livre fort ancien & tres profond : il a ete compose par Lao-tse . . . Cet Ouvrage conrient quatre-vingt-un perits chapitres (a. a. 0. XLIX.f). Grosier schreibt darüber: On connoit depuis long-temps en Europe le fameux texte de Lao-tsee : >Tao est un par nature . . < (Grosier IV,380 f}. Eine entsprechende Ausgabe ist allerdings nicht nachweisbar. Hege/ stützt sich bei seiner dem Forschungsstand um 1 820 entsprechend (oder auch wegen Zeitnot) kur­ zen Behandlung der Sekte des Lao-Tse auf die jüngste ihm veifügbare Darstel­ lung des 15. Bandes der Memoires (erschienen 1 79 1 ; besonders auf 208-259). Im 4. Band {erschienen 1 779) werden die Lehren Lao-tses bzw. seiner Anhänger noch mit nuages epais de la supersririon und affreuses tenebres de l'idolatrie in Verbindung gebracht, wenngleich dort von entrer en commerce avec les Esprits die Rede ist, und sich eine positive Einschätzung abzeichnet, bleibt diese Stelle für Hege/ bedeutungslos {vgl. a. a. 0. 441) . Ebenso wenig geben für ihn die kurzen Ausführungen über Les Secrateurs de Lao-tsee (Mem. Ill, 4 1) bzw. über le Tao (Mem. V, 56 f) her. Die von ihm herangezogene Quelle schreibt über die Secte des Tao-see : La science des sciences, la doctrine par excellence, n'est devoilee dans toutes ses parries, qu'a un perit nombre d'hommes privilegies qui, dans les differentes manieres d'etre qu'ils ont subies avant celle qui les fait ce qu'ils sont, n'ont degenere en aucune sorte de ce qu'ils doivent etre, & qui, dans l'etat present de leur existence en qualite d'hommes, ont eu pour instituteur quelqu'un de CeS etreS invisibles qui peuplent les airs, Oll quelqu'un de ces anciens maitres qui ont vieilli dans le sein des montagnes ou dans la solitude des deserts, s'occupant uniquement de l'etude & de la contemplario pour meriter d'etre places parrni les Chen, Oll d'etre eleves au rang des Hien (Mem. XV,209 f; was mit Hien gemeint ist, bleibt offen, evtl. ist es ein Druckfehler, und es sollte stattdessen Tien heißen!). Die folgenden Assozia­ tionen der Memoires (ebd. 210) an sciences occultes und la magie, la cabale, l'astrologie judiciaire, &c. übernimmt Hege/ nicht. Auch die Metempsychose­ Vorstellungen behandelt er erst später (siehe auch Anm. zu 1 62,159-161) . Vgl. Mem. XV,2 1 1 : La veritable metempsycose est la transrnigrarion de l'ame humaine dans differens corps ; & les sectaires de Tao admertent aussi cette transrnigrarion, mais a leur maniere & conformement a leur principes. 1 6 3 , 199- 1 64,203 Vgl. Grosier W, 4 1 8 : . les lamas, qui sont les ministres de la religion que les empereurs tartares suivent en leur parriculier . . . Auch le feu empereur Kiene-long, comme homme prive war ein Anhänger der secte des lamas {vgl. ebd.}. 0

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1 64,203-21 5 Hege/ ist zwar von seinen Quellen beeinjlußt, wo er einen Zusam­ menhang zwischen der Lama- und der Buddha-Religion herstellt, er äußert aber Zweifel an der Identität von Fo und Buddha. Vgl. Mem. V, 58 f La Secte de Dieu Fo est Ia Religion dominante du Peuple ou de Ia populace Chinoise. Voici qui resulte des Historiens Chinois a cet egard. L'an 65 de Jesus­ Christ, l'Empereur Ming-ti eut un songe a l'occasion duquel il se rapella qu'on avoit souvent etendu dire a Confucius, & qu'il avoit meme ecrit, que le Saint devoit pareitre du cote de l'Occident. En consequence ce Prince envoya des Ambassadeurs aux Indes pour decouvrir quel etoit ce Saint. Ils crurent l'avoir trouve chez !es Lamas dans !'Idole qui represente le Dieu Fo-ou-sue ; ils l'apporterent a Ia Chine, & conduisirent avec eux des Pretres qui repandirent dans tout !'Empire !es fahles, !es superstitions, Ia metemp­ sycose & l'atheisme, dont !es Peuples de l'Inde etoient infectes {vgl. ebd. 5 1 ; ähnlich Grosier IV, 445). Hegels Quellen sind durchaus uneinheitlich. Vgl. Mem. I, 408 : La Religion de Fo est etrangere a Ia Chine ; aussi l'Empereur ne dit pas que c'est a Ia Chine qu'on professe cette Religion ; mais seule­ ment dans des lieux qui sont de sa domination, telsque Ia Tartarie & !es pays des Eleuths en particulier. Sonnerat (Il,29) und Staunton/Macartney (Il, 43) wissen nur wenig von der Religion des Fo zu berichten. Möglicherweise ist Hegels Skepsis in der Frage, ob Fo und Buddha identisch seien, von einer aktuel­ len Diskussion geprägt, über die er sich eventuell durch Zeitschriften informiert. Noch Wilhelm Traugott Krug (Allgemeines Handwörterbuch der philoso­ phischen Wissenschaften, nebst ihrer Literatur und Geschichte, zweite, ver­ besserte und vermehrte Auflage, Erster Band, Leipzig 1832) schreibt über Buddha : Einige halten ihn für einerlei mit dem tibetanischen Religionsleh­ rer Lo, Andere mit den sinesischen Fo oder Che-kia, noch andere . . (a. a. 0. 403). Krug verweist auf Nachrichten über die Budda-Religion aus englischen Zeitschriften in den Miseellen aus der neuesten ausländischen Literatur, 1 8 1 6, H. 8, 292Jf(ebd. 404). Bei näheren inhaltlichen Bestimmungen der Religion des Fo hält sich Hege! an Grosier. Vgl. Grosier IV,447: Une des principales erreurs repandues par Fo, est le dogme de Ia metempsycose, dont il paroit etre l'inventeur. Vgl. auch ebd. 448 : >Apprenez vous doncqu'il n'y a point d'autre principe de tou­ tes choses que le vide et le neant; c'est du neant que tout est sorti, c'est au neant que tout doit retourner; et c'est Ia qu'aboutissent toutes nos esperan­ ces< {vgl. auch Allg. Hist. V/,359 f). 1 64,217 Anders als im Chinakapitel stützt sich Hege/ in der Darstellung Indiens auf englische Quellen. Die Erforschung Indiens war zu Hegels Zeit in erster Linie das Werk von Engländern, was auf Grund der historisch-politischen Situation nur natürlich ist. Hege/ gibt den englischen Darstellungen im Gegensatz zu deutschen den Vorrang mit der Begründung, daß die Engländer durch eigene Erfahrung im Lande zu Kenntnissen gelangt seien. Während die Engländer sich mit allen The­ men aus der indischen Geschichte und Gesellschaft beschäftigen, haben die deut­ schen Autoren sich auf die Darstellung der Sprache, Kunst, Religion und Philoso.

Anmerkungen

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phie beschränkt und gelangen darum zu einem stark idealisierten Bild von Indien. Daß Hege/ das insgesamt negative Urteil der Engländer übernimmt, hat seinen Grund nicht allein in der Quellenlage, sondern auch in seinem geschichtsphiloso­ phischen Ansatz selbst. Denn für Hege/ ist die staatliche Organisation der eigent­ liche Träger der Geschichte. Hege/ sah in Indien eine totale Unfähigkeit, das Le­ ben politisch zu organisieren. 1 68,320 ]an van Score/, Niederländischer Maler, Schüler von C. Buys D. Ä. und]. Cornelisz (Brockhaus). 1 72,426 In sämtlichen Quellen, die Hege/ benutzt hat, läßt sich ein Gebirgsvolk mit diesem Namen nicht ausfindig machen. Sehr wahrscheinlich geht diese Angabe auf einen Hörfehler des Schreibers zurück. Abgesehen von dem Namen trifft auf die Beschreibung Hegels die Angabe von John Rawlins zu, der in seinem Aufsatz On the manners, religion, and laws of the Cu'ci's, or mountaineers of Tri­ pura, in : Asiatic Researches, vol. II, London 1 799, 187- 1 93, über ein wildes Gebirgsvolk berichtet. 1 78,604 Peshwa war nicht der König der Marathen, sondern der Premiermini­ ster, der aber die tatsächliche Macht im Staat inne hatte, nachdem der König der Marathen zu Beginn des 18. Jahrhunderts sich der Moghulherrschafi beugen mußte und sich zu einer bloßen Repräsentationsfigur machte. Das Amt des Pre­ mierministers wurde in einer bestimmten Brahmanenfamilie erblich. 1 78,602-609 Diese sehr verkürzte Darstellung Hegels ist verwirrend. Hege/ vermengt zwei unterschiedliche Sachverhalte. Die Angabe der vier Kasten stammt aus dem ersten Kapitel der Institutes of Hindu Law; or the ordinances of Menu, according to the gloss of Culluca. Comprising the indian system of duties, religious and civil : Verbally translated from the original , with a preface by Sir William Jones, Calcutta 1 794 (eine deutsche Übersetzung er­ schien 1 797 in Weimar), wohingegen die betreffende Stelle über Nischada, Paria im X. Kapitel mit der Überschrift On the mixed classes ; and on times of dis­ tress enthalten ist. Vgl. dazu die Paragraphen 87 bis 93 im I. Kapitel: 87 For the sake of preserving this universe, the Being, supremely glorious, allotted separate duties to thouse who sprang respectively from his mouth, his arm, his thigh, and his foot. 88 To Brahmens he assigned the duties of reading the Veda, of teaching it, of sacrificing, of assisting others to sacrifice, of giving alms, if they be rich, and , if indigent, of receiving gifts. 89 To de­ fend the people, to give alms, to sacrifice, to read the Veda, to shun the al­ lurements of sensual gratification, are, in a few words, the duties of a Csh­ atriya. 90 To keep herds of catde, to bestow largesses, to sacrifice, to read the scripture, to carry on trade, to lend at interest, and to cultivate land are prescribed or permitred to a Vaisya. 91 One principal dury the supreme Ruler assigns to a Sudra ; namely, to serve the before-mentioned classes, wichout depreciating their worth. 92 Man is declared purer above the navel ; but the self-creating power declared the purest part of him to be his mouth. 93 Since the Brahmen sprang from the most excellent part, since he was the first born, and since he possesses the Veda, he is by right the

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chief of this whole creation. Die Darstellung der gemischten Klassen ist kom­ pliziert, da deren Anzahl sehr groß ist. Die Angabe Hegels, daß die Klasse Ni­ schada Paria die unterste ist, deckt sich nicht mit dem, was in den Institutes of Hindu Law enthalten ist. Der diese Klasse betreffende Paragraph ist § 8 des X. Kapitels : From a Brahmen, on a wife of the Vaisya-class, is bom a son cal­ led Ambasht'ha, or Vaidya, on a Sudra-wife a Nishade, named also Para­ sava. Aber diese Klasse ist laut Menu nicht die der Verachteten, sondern in § 12 werden drei Gruppen genannt, die wohl die unterste Schicht der Kastenhierarchie bilden : From a Sudra, on women of the commercial, military, and priesdy classes, are bom sons of a mixed breed, called A'yogava, Cshattri, and Chandala, the lowest of mortals. Am häufigsten wird der Name Chandala ge­ nannt. Wie tief diese Gruppe in der Gesellschaft steht, zeigen die folgenden Para­ graphen des X. l.Vlpitels : 5 1 The abode of a Chandala and a Swapaca must be out of the town ; they must not have the use of enrire vessels ; their sole wealth must be dogs and asses. 52 Their clothes must be the mandes of the deceased ; their dishes for food, brocken pots ; their omaments, rusty iron ; continually must they roam from place to place. 53 Let no man, who re­ gards his duty religious and civil, hold any intercourse with them ; Iet their transactions be confined to themselves, and their marriages only between equals. 54 Let food be given to them in potsherds, but not by the hands of the giver; and Iet them not walk by night in cities or towns . . Vgl. dazu auch Mill , The history of British India, second edition, vol. I, London 1 820, 1 73: The lowest of all is the offspring of a Sudra with a woman of the sa­ cred dass. This tribe are denominared Chandalas, and are regarded with great abhorrence. Their profession is to carry out corpses, to execute cri­ minals, and perform other offices, reckoned to the last degree unclean and degrading. Vgl. auch Colebrooke, Enumeration of indian classes, in : Asiatic Researches, vol. V, London 1 799, 53-6 7, 60. Was die Klasse der Paria betri./ft, vgl. dazu Abbe Dubois, Descriprion of the character, manners, and customs of the people of India ; and of their institutions, religious and civil, London 1 8 1 7, 454 f After having so long dwelt upon the Brahmans, in particular, and the other casts of Hindus, in general ; I am called upon to say somet­ hing concerning certain tribes, who from their inferiority of rank, and the contempt in which they are held, are considered as a separate race, cut off from the great family of society. The best known and the most numerous of these is the tribe of the Pareyer, as they are called in the Tamul tongue, from which is corrupted the European term Pariah. The cast ist found every where, and I compute that it must include at least a fifth of the whole population of the peninsula. It is divided, like the other subordinate rribes, into several classes, each of which dispute with the rest for superio­ rity ; but they are all held in equal contempt by the generality of the other classes . . . . In all districts of the peninsula, the Pariahs are entirely subjec­ ted to the other casts, and rigorously treated by them all. In general, they even have not permission to cultivate the ground for their own use, but are .

Anmerkungen

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compelled to hire themselves to other casts ; for whom, for a small allo­ wance, they are obliged to undergo the most severe labours, and to submit to be beaten at pleasure ; and, in truth, the Pariahs of India are not to be considered in any other light than as the born slaves of the other tribes . . . . The distance and aversion which the other casts, and the Brahmans in par­ ticular, manifest for the Pariahs are carried so far that, in many places, their very approach is sufficient to pollute the whole neighbourhood. They are not permitred to enter the street where the Brahmans live. If they ven­ ture to transgress, those superior beings would have the right, not to as­ sault them themselves, because it would be pollution to touch them even with the end of a long pole, but they would be entided to give them a sound beating by the hands of others ; or even to make an end of them, which has often happened, by the orders of the native Princes, wich­ out dispure or inquiry. He who is touched, even without being conscious of it, by a Pariah, is defiled, and cannot be purified from the stain, or communicate with any individual , without undergoing a variety of cere­ monies, . . . Any person who, from whatever accident, has eaten with Pa­ riahs, or of food provided by them ; or even drank of the water which they have drawn, or which was contained in earthen vessels which they had handeled ; any one who has set his foot in their house or permitred them to enter his own, would be proscribed, without pity, from his cast, and would never be restored without a member of troublesome ceremonies and great expence. 1 78,609-614 Vgl. dazu Colebrooke, Enumeration, 54 und 6 1 . Die Zahl 27 kann in der Quelle nicht nachgewiesen werden, denn Colebrooke nennt die Zahl 36, 39, aber auch 42 der mixed classes. Vgl. auch Abbe Dubois, 1 I Each of these four principal tribes {Brahman, Kschatrija, Vaischja und Schudra} is subdivided into several more, of which it is difficult to determine the nurober and the sort ; for this division varies in the different countries, and several casts known in one province do not appear in another. Among the Brahmans, for example, there is one for each Vedur. They admit also of several subdivisions among them, which prevent them from making a close union with each other in many cases, and particularly in that of marriage. The tribe of Rajas and that of Merchants are likewise split into many divi­ sions and subdivisions : but the tribe of Sudras is that in which they are multiplified most of all. I have never found any man in the provinces where I have lived, able to fix with precision on the nurober and the spe­ cies of them, although it is often, and indeed proverbially repeated, that there are eighteen chief subdivisions, and one hundred and eight others. 1 78,61 5-619 Vgl. Mill, 1 71 I In the preface of that compilation of the Hindu Law, which was translated by Mr. Halhed, it is stated that, after a succession of good kings, who secured obedience to the laws, and under whom the people enjoyed felicity, came a monarch evil and corrupt, under whom the laws were violated, the mixture of the classes was perpetrated,

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and a new and impious race were produced. The Brahmens put this wicked king to death, and by an effort of miraculous power created a successor en­ dowed with the most excellent qualities. But the kingdom did not prosper, by reason of the Burren Sunker, so were this impure brood denominared ; and it required the wisdom of this virtuous king to devise a remedy. He re­ solved upon a classi6cation of the mixed race, and to assign them occupa­ tions. This, accordingly, was the commencement of arts and manufactures. 1 79,640 Thomas Arthur Graf von Lally, Baron von Tollendal, vertrieb als französischer General 1 758 die Engländer von der Koromandelküste, wurde von ihnen mangels gehöriger Unterstützung aus Frankreich in Pondichery eingeschlos­ sen und nach langer Belagerung 1 76 1 zur Übergabe gezwungen; er endete als Op­ ftr eines Justizmordes in Frankreich auf dem Schafott. 180,644-665 Die betreffenden Paragraphen in Institutes of Hindu Law sind 80 und 81 im IV. Kapitel: 80 : Let him not give even temporel advice to a Sudra ; nor, except to his own servant, what remains from his table ; nor clari6ed butter, of which part has been offered to the gods ; nor Iet him in person give spiritual counsel to such a man, nor personally inform him of the legal expiation for his sin : 8 1 : Surely he, who declares the law to a ser­ vile man, and he, who instructs him in the mode of expiating sin, except by the intervention of a priest, sinks with that very man into the hell na­ med Asamvrita. Die andere Darstellung in diesem Abschnitt geht auf The Code of Gentoo Law, herausgegeben von Nath. Brassey Halhed, Landon 1 777, eh. XXI, sect. 7, zurück: If a Sooder gets by heart the Beids of the Shaster, the magistrare shall put him to death, or 6ne him two hundred ashrusies . . . . If a Sooder always performs worship and the Jugg, the magistrare shall put him to death. If a Sooder gives much and frequent molestation to a Bramin, the magistrare shall put him to death. Vgl. auch Mill , 169 und Fn. 1 auf derselben Seite. 180,668-670 Vgl. Abbe Dubois, 9 1 f The Brahmans divide their progress through life into four stages : the 6rst is that of a young man of the cast, when he has been invested with the triple cord, and is then called Brahma­ chari . . . . All the Brahmans wear a Cord over the shoulder, consisting of three thick twists of cotton, each of them formed of several smaller threads . . . . The three threads are not twisted together, but separate from one another, and hang from the left shoulder to the right haunch. When a Brahman marries, he mounts nine threads in place of three . . . . The chil­ dren of Brahmans are invested with the Cord when they come to the age of seven or nine years . . . . lt is called Upanayana, or, the Introducnon to the Sciences ; for the privilege of studying them all belongs only to the Brahmans, the other casts being permitted to leam but a small number. The Cord which is given to the young Brahmans must be made with much care and with many ceremonies. The cotton of which it is formed ought to be gathered from the plant by the hands of Brahmans only, in order to avoid the pollution which would pass from the impure hands of men of

Anmerkungen

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other casts. For the same reason it should be corded, spun, and twisted, by persans of the tribe, and be always kept exceedingly pure. 1 80,671-674 Vgl. Mill, 1 63 : They are so much superior to the king, that the meanest Brahmen would account hirnself polluted by earing with him, and death itself would appear to him less dreadful than the degradation of permitring his daughter to unite herself in marriage with his sovereign. 1 80,674-675 Vgl. dazu den Paragraph 3 1 7 des IX. Kapitels in den Institutes of Hindu Law : A Brahmen, whether leamed or ignorant, is a powerful di­ vinity ; even as fire is a powerful divinity, whether consecrated or popular. 1 80,676-677 Vgl. Mill, 1 6 1 f In the scale of punishments for crimes, the penalty of the Brahmen, in almost all cases, is infinitely milder than that of the inferior cases ; aber auch 225 : In regard to the inferior cases of theft, for which a fine only is the punishment, we meet with a curious exception, the degree of punishment ascending with the classes. 1 80,677- 1 8 1 ,682 Hege/ erzählt hier eine Be isode aus dem Ramajana mit dem .. Titel Wiswamitra's Büßungen wohl in der Ubersetzung von Pranz Bopp, Uber das Conjugarionssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache, Frankfurt a. M. 1816. Die Wiedergabe Hegels ist insofern nicht korrekt, als gerade in dieser Episode erzählt wird, wie ein Fürst namens Wiswamitra, von Geburt ein Kscha­ trija, durch Büßungen Brahmanenwürde erlangt. Er wurde Lehrer des Haupthel­ den des Ramajana Rama. Die Kuh, von der hier die Rede ist, heißt Sabala und gehört einem Brahmanen namens Wasischtha, gegen den Wiswamitra kämpft. Die Zahlen, die Hege/ angibt, lassen sich nicht genau belegen, da verschiedene Büßun­ gen von unterschiedlicher Länge berichtet werden. Vgl. hierzu Bopp, 1 89 Jf: Da nun der Büßer Fürst also tausend Jahre dort zugebracht; dann verbringt er tausend Jahre ohne zu atmen und weitere tausend Jahre ohne zu sprechen usw. Wie die Macht des Brahmanen über der der Kschatrija steht, spricht die Kuh Sa­ bala aus. Vgl. Bopp, 1 75 : Sieget des Kschatrija Stärke doch ob des Brahma­ nen Stärke nicht. Göttlich ist selbst des Brahman's Macht, übertreffend des Krieges Macht. 1 8 1 ,682-686 Vgl. die drei Paragraphen 98- 1 00 in den Institues of Hindu Law im I. Kapitel, 98 : The very birth of Brahmens is a constant incamation of Dherma, God of Justice ; for the Brahmen is bom to promote justice, and to proeure ultimate happiness. 99: When a Brahmen springs to light, he is bom above the world, the chief of all creatures, assigned to guard the treasury of duties, religious and civil. 1 00: Whatever exists in the uni­ verse, is all in effect, though not in form, the wealth of the Brahmen ; since the Brahmen is entided to it all by his primogeniture and erninence of birth. 1 8 1 ,692-697 Vgl. den Paragraph 279 des VIII. Kapitels in den Institutes of Hindu Law : With whatever member of low-born man shall assault or hurt a superior, even that member of his must be slit, or cut more or less in proportion to the injury: this is an ordinance of Menu.

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1 8 1 ,697-703 Vgl. dazu die Paragraphen 123- 125 des VIII. Kapitels in den Institutes of Hindu Law: 123 : Let a just prince banish men of the three lo­ wer classes, if they give false evidence, having first levied the fine ; but a Brahmen let him only banish. 124 : Menu, son of the Self-existent, has na­ med ten places of punishment, which are appropriated to the three lower classes ; but a Brahmen must depart from the realm unhurt in any one of them. 125 : The part of generation, the belly, the tongue, the two hands, and, fifthly, the two feet, the eye, the nose, both ears, the property, and, in a capital case, the whole body. 1 8 1 ,703- 1 82,709 Vgl. die Paragraphen 270 und 271 des VIII. Kapitels in den Institutes of Hindu Law : 2 70: A once-bom man, who insults the twice­ bom with gross invectives, ought to have his tongue slit ; for he sprang from the lowest part of Brahma. 271 : If he mentions their names and clas­ ses with contumely, as if he say >Oh De'vadatta, thou refuse of Brahmens< , an iron style, ten fingers long, shall be thrust red hot into his mouth. Vgl. auch Mill , 22 1 : If a man strikes a Brahmin with his hand, the magisttate shall cut off that man's hand ; if he strikes him with his foot, the magisttate shall cut off the foot; in the same manner, with whatever, limb he strikes a Brahmin, that limb shall be cut off; but if a Sooder strikes either of the three casts, Brahmin, Chehteree, or Bice, with his hand or foot, the magi­ strate shall cut off such hand or foot. 182,7 1 1 -734 Vgl. dazu Wilford, On mount Caucasus, in : Asiatic Rese­ arches, vol . Vl, 455-536, der die Geschichte in Zusammenhang bringt mit dem Verbot bei den Indern, den Fluß Indus zu überqueren und nicht, wie Hege/, auch wegen der Reise der Brahmanen über das Meer: Vgl. 529 : I cannot better con­ clude this essay than by making a few remarks on the supposed prohibi­ tion, imposed on every good Hindu from crossing the Indus ; in order to obviate some objections lately started, agairrst the possibility of their being aquainted with the most ancient ttansactions in the westem parts of the world. This prohibition is certainly very ancient: Das Verbot scheint jedoch nicht für die ganze Länge des Flusses zu gelten, sondern für einen bestimmten Teil. Wilford gibt weiter an, that the Landhi-Sindh, which rises from a lake in the vicinity of Bamiyan, and falls into the Sindh above Attaca-Varanesa or Attock-Benares is the real Attock or forbidden river. Das Merkwürdige dabei ist, that the sin, if any, consists only in crossing the river : and that it by no means implies any prohibition to go and remain in the countries beyond it (535). Der Prinz, der von Hege/ genannt wird, war nach Wilford Raghu Na 'th-Ra 'ya or Ragoba. Die zwei Brahmanen wurden nach ihrer Rück­ kehr aus zwei Gründen wie outcasts (535) behandelt: einmal weil sie durch Län­ der gereist sind, in denen impure tribes (535) wohnen, zweitens und vor allem, weil sie über den Attock gefahren sind. Die Angabe Hegels jedoch, daß der Prinz eine Kuh aus Metall habe anfertigen lassen, geht nicht eindeutig aus der englischen Quelle hervor. Vielmehr heißt die entsprechende Stelle auf 535 wie folgt: For the purpose of regeneration, it is directed to make an image of pure gold of the

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female power of nature ; in the shape either of a woman or of a cow. In rhis statue the person to be regenerated is enclosed and dragged out through the usual channel. As a statue of pure gold and of proper dimen­ sions would be too expensive, it is sufficient to make an image of the sa­ cred Yoni, through which the person to be regenerated is to pass. Raghu Na'th-Ra'ya had one made of pure gold and of proper dimensions (535). Vgl. jedoch Friedrich Kreuzer, Symbolik und Mythologie der alten Völker besonders der Griechen, I. Theil, 2. Aujl., Leipzig und Darmstadt 1 8 1 9, 6 1 4 : Ein andermal machte man diese Zumuthung zween Brahminen, Gesandten des Königs Raghu-Nath Raya oder Ragoba, weil sie auf ihrer Reise über den unreinen Fluß Attock (Attaca) gegangen waren. Die Brahminen ver­ sammelten sich, und es war auch von der Reinigung durch die Kuh die Rede. Vgl. auch Abbe Dubois, der auch ausführlich über die Art und Weise be­ richtet, wie die Inder aus einer Kaste ausgestoßen und wieder aufgenommen wer­ den : After exclusion from the cast, an individual may be reinstated, in se­ veral cases. When the exclusion has proceeded from his relarions, the cul­ prit, after gaining the principal members, prostrates hirnself in a humble posture before his kindred assembled on the occasion. He then submits to the severe rebukes which they seldom fail to administer, or to the blows and other corporal chasrisemenr to which he is somerimes exposed, or discharges rhe fine to which he may be condemned ; and, after shedding te­ ars of contrition, and making solernn promises to efface, by his future good conduct, rhe infamous stain of his expulsion from the cast, he makes the sashrangam, or prostration of the eight members, before the assembly. This being completed, he is declared fit to be reinstated in his rribe. As we shall often have occasion to make menrion of rhe sashrangam in the course of this work, it is now proper to give a definirion of the word. Ir signifies Iire­ rally >with the eight members of rhe body< ; because when it is performed, the feet, the knees, the belly, the stomach, the head, and the arms must touch the ground. This is the greatest mark of reverence that can be given. When a man is expelled from his cast for reasons of great momenr, they somerimes slighrly bum his tongue with a piece of gold made hot. They li­ kewise apply to different parts of the body iron stamps, heated to redness, which impress indelible marks upon the skin. In other parts rhey compel the culprit to walk on burning embers ; and, last of all, to complete the purificarion, he must drink the Panchakaryam ; a word which Iirerally signifies the five things ; which are so many substances that proceed from the body of the cow, namely, milk, butter, curd, dung, and urine, all mi­ xed together . . . . The ceremony of the Panchakaryam being closed, the person who had been expelled must give a grand entertainmenr . . . . There are certain offences, however, so heinous in the eyes of Hindus as to leave no hope of restorarion to those who have been excluded from their cast for commitring rhem. Such would be the crime of a Brahman who had publi­ cly rnarried a woman of the detested tribe of the Pariah (28ff}. Abbi Dubois

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berichtet auch auf 24, was der Verlust der Kastenzugehörigkeit für die Inder be­ deutet : Expulsion from the cast, which is the penalry inßicted on those who are guilty of infringing the accustomed rules, or of any other otfence which would bring disgrace on the tribe, if it remained unavenged, is in truth an insupportable punishment. lt is a kind of civil excommunication, which debars the unhappy object of it from all intercourse whatever with his fel­ low crearures. He is a man, as it were, dead to the world. He is no Ionger in the society of men. By losing his cast, the Hindu is bereft of friends and relations, and often of wife and children, who will rather forsake him than share in his miserable Iot. No one dares to eat with him, or even to pour him out a drop of water. If he has marriageable daughters they are shun­ ned. No other gils can be approached by his sons. Wherever he appears, he is scomed and pointed at as an outcast. If he sinks under the grievous curse, his body is sutfered to rot on the place where he dies. 1 84,773 Colin Mackenzie, Surveyor-General of India ; A Descriprive Catalogue of the oriental manuskripts, etc . , collected by the late Lieut. Mackenzie. 1 84,773-776 Vgl. Mill, der in seinem Buch unter Kapitel V The Taxes aus­ führlich dieses Problem behandelt : The tenure of land in Hindustan has been the source of violent controversies among the servants of the Company; and between them and other Europeans. They first sprung up amid the dispures between Mr. Hastings and Mr. Francis, respecring the best mode of taxing Bengal (256). Mill kommt in seiner Darstellung zu dem Schluß, that the properry of the soil resided in the sovereign ; for if it did not reside in him, it will be impossible to show whom it belonged (265). Die Schwierig­ keit liegt wohl darin, daß drei Personen den Ertrag des Bodens teilen müssen : the immediate culrivator of the ground, Ryot genannt, the collector of the re­ venue, Zemindars genannt, und der König. The Ryot hatte a permanent pos­ session, whence he was not removed except when he failed to pay his as­ sessment or rent; a possession which he could sell during his life ; or leave by inheritance when he died (2 74), während the Zemindars . . . the charac­ teristics of an immediate officer of govemment (2 72) hatten. 1 84,783-790 Vgl. Mill, der auf Seiten 266 Jf aus dem Fifth Report of the Comrnitee on India Atfairs, 1 8 1 0, ausführlich zitiert: A village, geographi­ cally considered, is a tract of country, comprising some hundreds, or thou­ sands, of acres of arrable and waste land. Politically viewed, it resembles a corporation, or township. lts proper establishment of officers and servants consists of the following descriptions : The Potail, or head inhabitant, who has the general superintendance of the atfairs of the village, setdes the dis­ pures of the inhabitants, attends to the police, and performs the dury of collecting the revenues wirhin his village : The Cumum, who keeps the ac­ counts of culrivarion, and registers every thing connected wich it: The Tal­ Her and Torie ; the dury of the former appearing to consist in a wider or more enlarged sphere of action, in gaining information of crimes and

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offences, and in escorting and proteering persans trevelling from one vil­ lage to another; the province of the latter appearing to be more immedia­ tely confined to the villages, consisting, among other duties, in guarding the crops, and assisting in measuring them : The Boundary-man, who pre­ serves the Iimits of the village or gives evidence respecting them in cases of dispute : The Superintendant of water courses and tanks, who distributes the water for the puposes of agriculture : The Brahmen, who performs the village worship : The Schoolmaster, who is seen teaching the children in the village to read and write in the sand : The Calendar Brahmen, or astro­ loger, who prodaims the lucky, or unpropitious periods for sowing and thrashing : The Smith, and Carpenter, who manufacture the implements of agriculture, and build the dwelling of the ryot: The Potman or potter : The Washerman : The Barber : The Cow-keeper, who looks after the cattle : The Doctor : The Dancing Girl , who attends at rejoicing ; The Musician, and the Poet. Under this simple form of municipal government, the inhabitants of the country have lived, from time immemorial . The boundaries of the villages have been seldom altered : and though the villages themselves have been sometimes injured, and even desolated, by war, famine, and desease, the same name, the same Iimits, the same interests , and even the same families, have continued for ages. The inhabitants give themselves no trouble about the breaking up and division of kingdoms ; while the village remains entire, they care not to what power it is transferred, or to what sovereign it desol­ ves ; its internal economy remains unchanged ; the Potail is still the head in­ habitant, and still acts as the petty judge and magistrate, and collector or renter of the village. 1 84,79 1 - 1 85 ,793 Vgl. Mill, 265 : . . and the heap is last of all divided into halves between the king and the cultivator. 1 8 5 ,805-809 Vgl. dazu die Paragraphen 62-68 im VIII. Kapitel in den Insti­ tutes of Hindu Law: 62 : Married house-keepers, men with male issue, in­ habitants of the same district, either of the commercial , or the servile dass, are competent, when called by the party, to give their evidence ; not any person indiscriminately, except in such cases of urgency as will soon be mentioned. 65 : The king cannot be made a wimess ; nor cooks, and the like mean artificers ; nor public dancers and singers ; nor a priest of deep le­ arning in scripture ; nor a student in theology; nor an anchoret seduded from all wordly connexions. 68 : Women should regularly be wimesses for women ; . . . 185 ,809-820 Vgl. die Paragraphen 1 03- 1 12 im VIII. Kapitel der Institutes of Hindu Law : 103 : In some cases , a giver of false evidence from a pious mo­ tive, even though he knows the truth, shall not lose a seat in heaven : such evidence wise men call the speech of the gods. 1 04 : Whenever the death of a man, who had not been a grievous offender, either of the servile, the commercial, the rnilitary, or the sacerdotal dass, would be occasioned by .

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rrue evidence, from the known rigour of the king, even though the fault arose from inadvertance or errour, falsehood may be spoken : it is even preferable to truth. 1 12 : To women, however, at a time of dalliance, or on a proposal of marriage, in the case of grass or fruit eaten by a cow, of wood taken for sacrifice, or of a promise made for the preservarion of a Brah­ men, it is no deadly sin to take a light oath. Vgl. auch Mill , 239 : When ever a true evidence would deprive a man of his life, in that case, if a false tesri­ mony would be the preservarion of his life, it is allowable to give such false tesrimony. If a marriage for any person may be obtained by false wimess, such falsehood may be told. If a man by the impulse of Iust teils lies to a woman, or if his own life would otherwise be lost, or all the goods of his house spoiled, or if it is for the benefit of a Brahmen, in such affairs false­ hood is allowable. 1 86,822-827 Vgl. die Paragraphen 1 40- 1 42 im VIII. Kapitel der Insrinues of Hindu Law: 1 40: A lender of money rnay take, in addirion to his capital , the interest allowed by Vasisht'ha, that is, an eighrieth parr of a hundred, or one and a quarter by the month, if he have a pledge. 1 4 1 : Or, if he have no pledge, he may take to in the hundred by the month, remembering the duty of good men: for, by thus taking two in the hundred, he becomes not a sinner for gain. 1 42: He may thus take in proporrion to the risk, and in the direct order of the classes, two in the hundred from a priest, three from a soldier, four from a merchant, and five from a mechanik or servile man, but never more, as interest by the month. 1 86,828-838 Vgl. Mill , 206 f In the laws relaring to loans, however, the most remarkable parricular is the mode of enforcing payment. The creditor is comrnanded, first, to speak to the friends and relarions of the debtor ; next, to go in person and imporrune him, staying some time in his house, but wichout earing and drinking. If these methods fail, he may then carry the deptor home with him, and having seated him, as the law expresses it, before men of character and reputarion, may there retain hirn. Should he still hold out, the creditor is next directed, to endeavour by feigned preten­ ces to get possessions of some of his goods ; or, if any pledge was deposited with him, to carry it before the magistrate, who will cause it to be sold to make payment. If neither of these expedients can be used, he shall seize and confine the debtor's wife, children, cartle, buffaloes, horses, &c. ; also his pots, clothes, rnats, and furnirure, and, searing hirnself at his door, there receive his money. Should even this proceeding fail , he is comman­ ded to seize and bind the debtor's person, and proeure by forcible means a discharge of the debt. What is meant by forcible means is sufficiently ex­ plained in the following exrraordinary definirion. >When, having ried the debtor, the creditor carries him to his own house, and by bearing or other means compels him to pay, this is called violent compulsion< . . . . When the debtor is of a caste not superior to the creditor, the latter may seize and compel hirn to labour for the discharge of the debrs.

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Vgl. John Shore, On some extraordinary facts, customs, and practices of the Hindus, in : Asiatic Researches, vol. W,33 1-350, 332 : The inviolability of a Brahmen is a fixed principle of the Hindus ; and to deprive him of life, either by direct violence, or by causing his death in any mode, is a crime which admits of no expiation. To this principle may be traced the practice called Dherna, which was formerly familiar at Benares, and may be translated Caption or Arrest. lt is used by the Brahmens in that city, to gain a point which cannot be accomplished by any other means ; and the process is as follows : The Brahmen who adopts this expedient for the purpese mentioned, proceeds to the door of house of the person against whom it is directed, or wherever he may most conveniently inter­ cept him : he there sets down in Dherna, with poison, or a poignard, or some other instrument of suicide, in his hand, and threatening to use it if his adversary should attempt to molest or pass him, he thus completely ar­ rests him. In this situation the Brahmen fasts ; and by the rigor of the eti­ quette, which is rarely infringed, the unfortunate object of his arrest ought also to fast; and thus they both remain until the institutor of the Dherna obtains satisfaction. Vgl. auch Mill, 209 : What is still more extraordinary, even after legal process, even when the magistrare has pronounced a deci­ sion against him, and in favour of the person whom his claim is made, he may still sit in dherna, and by this dreadful mode of appeal make good his demand. 1 87,855-856 Vgl. den Paragraph 1 89 im IX. Kapitel in den Institutes of Hindu Law: The property of a Brahmen shall never be taken as an escheat by the king; this is a fixed law: but the wealth of the other classes, on fai­ lure of all heirs, the king rnay take. Man muß also die Angabe Hegels dahin­ gehend korrigieren, daß die Kaste der Brahmanen eine Ausnahme bildet. 1 87,861-862 Vgl. Mill, 388 : They are held, accordingly, in extreme de­ gradation . . . . That rernarkable proof of barbarity, the wife held unworthy to eat with her husband, is prevalent in Hindustan. 1 87,863-871 Vgl. Mill, 3 9 1 f The idea, however, of purchasing a wife, as a slave, from her relations, had become odious ; and though it is stated as one of the eight species of nuptial contract, it is classed among the disho­ nourable species, and forbidden. As the necessity of such a law indicates a state of society but one remove from that in which the unhappy bride is purchased and sold ; so the customary, and original purchasing gift, the bull and the cow, still remained. Vgl. auch Abbe Dubois, 137: To marry, or to buy a wife, are synonymous terms in this country. Almost every parent makes his daughter an article of traffic, obstinately refusing to give her up to her lawful husband unril he has rigorously paid dawn the sum of money which he was bound for, according to the custom of the cast. 187,876 Nala ist eine Geschichte aus Mahabharata (Vgl. Anm. zu 1 90,950) . 187,872-878 Vgl. die folgenden Paragraphen des IX. Kapitels in den Institutes of Hindu Law : 3 : Their fathers protect them in childhood ; their husbands 1 86,838- 1 87,85 1

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proteer them in youth ; their sons proteer them in age : a woman is never fit for independence. 4 : Reprehensible is the father, who gives not his daughter in marriage at the proper time ; and the husband, who approaches not his wife in due season ; reprehensible also is the son, who protects not his mother after the death of her Iord. 90: Three years Iet a damsel wait, though she be marriageable ; but, after that term, Iet her chuse for herself a bridegroom of equal rank: Vgl. auch Mill, 391 f lt is to be observed, besi­ des, that the women have no choice in their own destiny ; but are absolu­ tely at the disposal of their fathers, till three years after the nuptial age. If, untill that period , the father have neglected what is reckoned one of his most sacred duties, to place his daughter in a situation to become a parent, he forfeits, through his sin, the dominion over her, and she may choose a husband for herself. Mill berichtet weiter, daß die Ehe eine Pflicht für jeden In­ der ist : Marriage is a religious duty ; and a duty of the higher order. Except for some grand plan of devotion, as that remaining a student, or of beco­ ming a fakeer, no man neglects at an early age to fulfil this sacred obliga­ tion (388). 188,883-887 Vgl. Jonathan Duncan, Historical remarks on the Coast of Malabar with some description of manners of its inhabitants, in : Asiatic Researches, vol. V, 1-36, der berichtet, daß bei der zweiten Kaste (insgesamt werden fünf Kasten angegeben) in der Bevölkerung an der Küste Malabar Viel­ männerei vorhanden ist. Vgl. 13 : Among the Nayrs it is the custom for one Nayr woman to have attached to her two males, or four, or perhaps more ; . . . Vgl. aber auch 1 4 Fn. : . . . and sometimes two, three, four, or more brothers cohabit with one woman. Vgl. dazu auch Turner, 391 f (nach der deutschen Ausgabe zitiert): In Tibet findet man einen eben so sonderbaren Gebrauch, die Vielmännerei, durchaus herrschend, und sieht ein Frauen­ zimmer mit allen Brüdern einer Familie, ohne irgend eine Einschränkung oder Anzahl , verbunden. Die Wahl eines Weibes ist das Vorrecht des älte­ sten Bruders, und man hat sich - so sonderbar dieß auch scheinen mag ­ versichert, daß ein tibetanisches Weib eben so eifersüchtig auf ihre Ehe­ gebräuche ist, als der Despot eines indianischen Zennana auf die Gunstbe­ zeigungen seiner eingesperrten Schöne. 1 88,896-900 Vgl. Abbe Dubois, 4 1 6Jf: The most celebrated of the Hindu temples, in the south of the peninsula, is that of Timpari in the north of the Carnatic. lt is dedicated to the god Veneara Ramana. Crowds of pil­ grims resort to it, from all parts of India, chiefly from amongst the follo­ wers of Vishnu . . . . Amongst the great number of ceremonies practised of this celebrated place, that of the Ravishment of Women is too remarkable to be passed over. lt generally takes place at the time of the grand proces­ sion of the image of the god drawn through the streets, in a triumphal car, when curiosity to see the august spectacle attracts an inconceivable throng. While the procession is going forward the Brahmans who preside over the ceremony disperse themselves among the crowd, selecting the most beauti-

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ful women they can find, and begging them of their friends, for the use of the god Venagata Ramana, for whose service the choice is declared to be madeo Some persons, more intelligent, or at least less srupid than the rest, and who are so weil acquainted wich the knavery of the Brahmans as to know that it is not for a god of marble that their wives are solicited ; resist them, wich violent reproaches, and publicly expose their imposrureo Their own wives they will not deliver up ; but they Iook on, while other more credulous husbands give up theirs ; not only wichout repugnance, but glo­ rying in the honour, that a person of their farnily should have been chosen by their deity for a wifeo When a woman, thus obtained , and kept in the temples, by the Brahmans, in the name of the god, is declared to old for his purposes, or when he has taken any dislike to her, they make a mark on her breast, represenring the arms of the Venagata Ramana, and give her a patent, which cerrifies that she has served a certain number of years as one of the wives of the god of Tirupari, who is now rired of her, and the­ refore recommending her to the charity of the publico Thus they are all dismissed in their turn ; and under the appellarion of Kali-yugam Lakshimi, or the Lakshimi of the Kali-yugam, they go about respected ; and , where­ ver they appear, they are suffered to want for nothingo 1 88,900-905 Vglo Alexander Dow, The history of Hindostan, the second edition, in two volumes, London 1 770, XXX VIIf The Senasseys are a sect of mendicant philosophers, commonly known by the name of Fakiers, which Iirerally signifies poor peopleo These idle and pretended devotees, assemble sometimes in arrnies of ten or rwelve thousand, and under a pretext of ma­ king pilgrimages to certain temples, lay whole countries under contribu­ riono These saints wear no clothes, are generally very robust, and convert the wives of the less holy part of mankind to their own use, upon their re­ ligious progresseso o o o When this naked army of robust saints direct their march to any temple, the men of the provinces through which their road lies, very often fly before ehern, norwithstanding the sancrified character of the Fakierso But the women are in general more resolute, and not only re­ main in their dwellings, but apply frequently for the prayers of those holy persons, which are found to be most effecrual in cases of sterilityo When a Fakier is at prayers with the Iady of the house, he leaves eieher his slipper or his staff at the door, which if seen by the husband, effecrually prevents him from disrurbing their devoriono But should he be so unforrunate as not to mind those signals, a sound drubbing is the inevitable consequence of his intrusiono Vglo auch Abbe Dubois, 330: Many of these naked Sannya­ sis are still met with about the country, to whom the Greek authors gave the name of Gymnosophistso They all exercise the profession of mendicity; and under the appellarion of Sannyasis are mere vagabunds, wichout house or habitariono 1 88,905-907 Vglo Mill, 395 : On the Coast of Malabar, where the manners differ considerably from those of the rest of the Hindus, and where the

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people have not reached a state of society altogerher so perfect as that in some other parts of Hindustan, it would appear that the institution of mar­ riage has never been regularly introduced. Vgl. auch Duncan, Historical re­ marks, 13: But the Nayrs practice not marriage. 1 89,927-937 Vgl. Colebrooke, On the religious ceremonies of the Hin­ dus, and of the Bra'hmens especially, Essay I, in : Asiatic Researches , vol. V,345-368, 345 J: A Brahmana rising from sleep is enjoined under the pe­ nalty of losing the benefi.t of all rites performed by him, to ruh his teeth with a proper withe, or a twig of the racemiserous fig tree, pronouncing to hirnself this prayer, . . . Having carefully thrown away the twig, which has been used, in a place free from impurities, he should proceed to bathe, standing in a river or in other water. Zur Zeremonie für die aufiehende Sonne gehört es, daß der Brahmane dreimal Wasser nippt. Dabei muß er Folgendes be­ achten : If he happen to sneeze, or spit, he must not immediately sip water, but first touch his right ear . (34 7 f}. 1 89,937- 1 90,942 Vgl. die Paragraphen 45-50 des IV. Kapitels der Institutes of Hindu Law : 45 : Let him not eat his food , wearing only a single cloth ; nor Iet him bathe quite naked ; nor Iet him eject urine or feces in the highway, nor on ashes, nor where kine are grazing. 46: Nor on tilled ground , nor in water, nor on wood raised for burning, nor, unless he be in great need, on a mountain, nor on the ruins of a temple, nor at any time on a nest of white ants . 48: Nor Iet him ever eject them, looking at things moved by the wind, or at fire, or at a priest, or at the sun, or at water, or at cattle. 50: By day Iet him void them with his face to the north ; by night, with his face to the south ; at sunrise and at sunset, in the same manner as by day. 1 90,944-945 Vgl. den Paragraph 78 des IV. Kapitels der Institutes of Hindu Law : Let not a man, who desires to enjoy long life, stand upon hair, nor upon ashes, bones, or potsherds , nor upon seeds of cotton, nor upon husks of grain. 1 90,950 Mahabharata ist neben Ramajana das Nationalepos der Inder. Es er­ zählt von den Kämpfen der beiden Zweige einer Dynastie, der Kaurawa und der Pandawa, um die Herrschaft. Der Titel Mahabharata wird schon im 4. Jahrhun­ dert erwähnt; die endgültige Form hatte das Werk spätestens im 4. Jahrhundert n. Chr. erreicht (Brockhaus). Nala, so heißt nämlich der Fürst, ist eine Episode aus Mahabharata. Die Prinzessin und die spätere Frau des Fürsten Nala heißt Damayanti. Nala und Damayanti finden sich nach langen Irrwegen und Tren­ nungen wieder. 1 90,966 Sir William Jones wurde 1 783 Richter am Obertribunal in Kalkutta; neben Colebrooke Begründer des Sanskritstudiums (Brockhaus). 1 9 1 ,971 Abbe Jean Antoine Dubois lebte 23 Jahre lang in Indien als Missionar und veröffentlichte seine Eifahrung in einem Buch. Sein Urteil über die Sittlich­ keit und die Moralität der Inder fällt, wie Hege/ hier auch erwähnt, sehr negativ aus. .

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Anmerkungen

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Vgl. Mill, 399: Much attenrion has been attracted to the gendeness of manners, in this people . . . . ; bur fallacious if taken as a proof oder auch 402 : Hindus are full of dissimularion and falsehood, the universal concomitants of oppression. The vices of falsehood, indeed, they carry to a height almost unexampled among the other races of men. 1 9 1 ,985-995 Vgl. Mill, 403 : This religion has produced a pracrice, which had strongly engaged the curiosity of Europeans ; a supersritious care of the life of the inferior animals. A Hindu Jives in perpetual terror of killing even an insect; and hardly any crime can equal that of being uninten­ rionally the cause of death to any animal of the more sacred species. This feeble circumstance , however, is counteracted by so many gloomy and malignant principles, that their religion, instead of humanizing the char­ acter, must have had no inconsiderable effect in forstering that disposition to revenge, that insensibility to the sufferings of others, and often that acrive cruelry, which lurks under the srniling exterior of the Hindu. >Aithough the killing of an animal of the ox kind< , says Buchanan, >is by all Hindus considered as a kind of murder, I know no creature whose suf­ ferings equal those of the labouring catde of Hindustan< . No other race of men are perhaps so little friendly, and beneficent to one an other as the Hindus. 1 92,10-13 Vgl. Mill , 404 : The Bengalese, says another traveller, will sel­ dom assist each other, unless they happen to be friends or relations, and then the service that they render only consists in carrying the sufferer to the water of the Ganges, to Iet him die there, or be carried away by the stream. 1 92,15-18 Vgl. F. Schlegel, IIIf . . . ; und die Freunde der Poesie hofften besonders seit der Erscheinung der Sokuntola von daher noch manches ähnliche schöne Gebilde des asiatischen Geistes zu sehen, so wie dieses von Anmuth und Liebe beseelt. 193 ,38 Veden sind die älteste religiöse Literatur der arischen Inder, die in einer älteren Sprachform (Altindisch) abgefaßt ist als die spätere Sanskritliteratur. Man unterscheidet in der Regel vier Veden (Brockhaus). 193,39-42 Vgl. Mill, 283 : The task is rendered difficult by ehe unparalle­ led vagueness which marks the language of the Brahmens respecring the nature of the Gods, the vast mulriplicity of their ficrions, and the endless discrepancy of their ideas. Hence it is, that no coherent system of belief seems capable of being extracted from their wild enlogies and legends ; . . . 1 94,61-64 Vgl. Abbe Dubois, 42 1 : To give ehern any idea of the marvel­ lous, something must be invented that will overturn, or at least alter the whole order of nature. The rniracles of the Chrisrian religion, however ex­ traordinary they must appear to a common understanding, are by no means so to the Hindus. Upon ehern they have no effect. 195,93 Vgl. Mill, 333 : Brahma, Vishnu, and Siva, were therefore, the heat, light, and B.ame of the sun; and it follows as a very clear deducrion, 1 9 1 ,976-980

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that Brahme, whose powers were shadowed forth in the characters of those three gods, was the sun himself. 195,94 Vgl. Colebrooke, On the religious, 355 : . . . , he proceeds to wor­ ship the sun, standing on one foot, and resring the other agairrst his ankle or heel , looking towards the east, and holding his hands open before him in a hollow form. 195,106 Ramajana ist neben Mahabharata das wichtigste große Epos des alten Indien, geht nur in seinem Kern auf die Jahrtausendmitte v. Chr. zurück . . . Dieses Epos gilt in der Sanskrit-Literatur als Musterdichtung, als >erstes Gedicht< . Der Held dieses Epos ist Rama, der, wie Krsna, als Inkarnation Visnus gilt (Fischer Weltgeschichte, Indien, 1 1 7) . Das Epos erzählt, wie der Königssohn Rama seine Gattin Sita, die ihm der dämo. Riese Rawana ge­ raubt und nach der Insel Lanka jenseits des Ozeans entführt hat, mit Hilfe des Königs der Affen und seines Ministers Hanuman wiedergewinnt (Brockhaus) . Vgl. auch Kreuzer, 608J: Doch dies mag nun seyn wie es will, das grosse Indische Affengeschlecht halten die Hindus noch in diesem Au­ genblick in hoher Verehrung, die Brahmanen füttern dieselben mit ehrer­ bietigen Cäremonien, . . . 1 96,122-125 Vgl. Abbe Dubois, 481 : As a remedy for this great irregula­ rity, the Gods, who hold in their hands the destinies of men, have decreed that he who, during his life, was a wicked man, a robber or hornicide, shall , in requital of his crimes, be regenerated after his present life, and be­ come a Pariah, some voracious animal, or a creeping insect, or be born blind or crooked ; so that, acording to this doctrine, lowness of birth or bo­ dily defects , are an incontestable proof of the perverseness that reigned in a preceding existence. 1 96, 1 3 1 - 1 36 Vgl. Mill, 365 : . . . but a religion which subjects to the eyes of its votaries the grossest images of sensual pleasure, and renders even the emblems of generation objects of worship ; which ascribes to the supreme God an immense train of obscene acts ; which has these engraved on the sa­ cred cars, pourtrayed in the temples, and presented to the people as objects of adoration, which pays worship to the Yoni, and the Lingam, cannot be regarded as favourable to chasrity. 1 96,137 Meru ist der Name eines Berges in der indischen Mythologie. Vgl. dazu Jones, On the Gods of Greece, Italy, and India, in : Asiatic Researches, vol. I, 22 1-2 75, 24 1 : . . . Meru, or the north pole allegorically represented as a mountain of gold and gems. Vgl. auch Wilford, On mount, 491 : Brahmens in general understand by Meru or Su-meru the north pole, in opposition to numerous passages in the Puranas. In den Puranas sind nach Wilford folgende Beschreibungen über Meru zu finden : As it is written in the Puranas, that on mount Meru, there is an eternal day for the space of fourteen degrees round Su-meru ; and of course an eternal night for the same space on the opposite side ; the Hindus have been forced to suppose that Su-meru is ex­ acdy at the apex, or sumrnit of the shadow of the earth ; and that from the

Anmerkungen

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earth to this summit, there is an immense conical hill , solid like the rest of the globe, but invisible, impalpable, and pervious to mankind ; . . . God and the principal deities are supposed to be seated in the sides of the north, on the summit of this mountain, which is called also Sabha, or of the con­ gragation (488 J). Vgl. Abbe Dubois, 40: One of these mountains is desi­ gnated by the name of Maha Meru, or Great Meru , and the other by that of Mount Mandara. Frequent allusions to these two mountains, or, as I conceive, to the same under different names, are made in the prayers of the Brahmans, in their religious and civil ceremonies, and in the principal oc­ curences of life. According to them and their books, this mountain is situa­ ted in the remotest quarter of the north, and from its bosom they still agree that their ancestors took their origin. 1 96,137-138 Vgl. Wilford, An Essay on the sacred Isles in the west, with other Essays connected with that work, in : Asiatic Researches, vol. VIII, 245-368, 273 : Meru is the sacred and primeval Linga : and the Earth beneath is the mysterious Yoni expanded, and open like the Padma or Lotos. 1 96,138-139 Vgl. Wilford, On mount, 522 : During the flood, Brahma' or the creating power was asleep at the bottom of the abyss : the generative power of nature, both male and female, were reduced to their simplest ele­ ments, the Linga and the Yoni, assumed the shape of the hull of a ship since typified by the Argha ; whilst the Linga became the mast. Vgl. auch Wilford, in : Asiatic Researches, vol. VII/,274 : The ship worshipped by the Suevi, according Tacitus, was the Argha, or Argo, and the type of the my­ sterious Yoni. The Argha, with the Linga of stone, is found all over India as an object of worship. 1 97,144-149 Vgl. Mill, 235 f Nor can it be suposed, when to all these cir­ cumstances is added the institution of a number of girls, attached to the temples, whose business is dancing and prostitution that this is a virtue en­ couraged by the religion of the Hindus. Vgl. auch Abbe Dubois, 401 f Next to the sacrificers, the most important persons about the temples are the dancing girls, who call themselves Deva-dasi , servants or slaves of the gods ; but they are known to the public by the coarser name of strumpets. Their profession, indeed , requires of them to be open to the embraces of persons of all casts ; and, although originally they appear to have been in­ tended for the gratification of the Brahmans only, they are now obliged to extend their favours to all who solicit them. Such are the loose females who are consecrated in a special manner to the worship of the gods of In­ dia. Every temple, according to its size, entertains a band of them, to the number of eight, twelve, or more. The service they perform consists of dancing and singing. The first they execute with grace, though with lasci­ vious attitudes and motions. Their chanring is generally confined to the obscene songs which relate to some circumstance or other of the licentious lives of their gods . . . . As soon as their public business is over, they open their cells of infamy, and frequendy convert the temple itself into a stew.

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They are bred to this profligate life from their infancy. They are take from any cast, and are frequently of respectable birth . . . . These prostitutes are the only females in India who may learn to read, to sing, and to dance. Such accomplishments belong to them exclusively, and are, for that reason, held by the rest of the sex in such abhorrence, that every virtuous woman would consider the mention of them as an affront . . . . From infancy they are instructed in the various modes of kindling the fire of voluptuosness in the coldest hearts ; and they weil know how to vary their arts and adapt them to the particular disposition of those whom they wish to seduce. Man unterscheidet in der indischen Religion einerseits Brahma, 1 98, 185-187 welcher einer der wichtigsten Götter neben Schiwa und Wischnu ist und zusam­ men mit diesen die Dreiheit (Trimurti) ausmacht. Daneben existiert ein Brahman, welches die Weltseele verkörpert. Für Regel war der Brahma als der höchste indi­ sche Gott von Interesse. Die Schreibweise war zu Hegels Zeit nicht sehr einheit­ lich. Vgl. dazu Jones, 242 : It must always be remembered, that the learned Indians, as they are instructed by their own books, in truth acknowledge only One Supreme Being, whom they call Brahme, or the Great One in the neuter gender. Vgl. auch Abbe Dubois, 367: The Hindus understand by the word Trimurti, the three principal divinities whom they acknowledge ; namely, Brahma, Vishnu, and Siva. lt signifies three powers, because the three essential energies of Creation, Preservation, and Destruction, sever­ ally pertain to these three gods. The first is the leading attribute of Brahma, by whom all things were created. The second belongs to Vishnu, the Preserver of all that exists : the last to Siva, the destroyer of what Brahma creates and Vishnu preserves. 1 98, 194- 198 Vgl. Dow, der als Quelle der von Hege/ wiedergegebenen Stelle Bedang angibt, wohl aber Wedanga meint, da er weiter ausführt, daß Bedang ein commentary upon the Bedas sei: This commentary opens with a dialo­ gue between Brimha, the Wisdom of the Divinity; and Narud or Reason, who is represented as the son of Brimha (xlii). Auf die Frage, wer Brimha sei, folgt die Antwort: Brimha is the genitive case of Brimh, which is a primitive signifiying God. He is Brimha or Wisdom, the first attribute of the su­ preme divinity (xli) . In diesem Dialog fragt Narud: What shall we think of God1 Brimha antwortet: Being immaterial, he is above all conception ; being invisible, he can have no form ; but, from what we behold in his works, we may conclude that he is eternal, omnipotent, knowing all things, and pre­ sent every where. 1 99,204 Antonio Canova, italienischer Bildhauer, der sich vom barocken Stil abkehrte und seinen klassizistischen kühlen Stil prägte. Er war seit 1802 Oberauf seher der Kunstdenkmäler des Kirchenstaates. 1 99,205-208 Vgl. Mill , 285 : . . in the whole, a long and splendid catalo­ gue of thirty-three crore. Wie viele Götter diese Zahl bedeutet, erörtert Mill in der Fn. 1 auf derselben Seite: A crore is 100 lacs, and a lac is 100,000 ; so that thirty-three crore of deities is just 330 rnillions. .

Anmerkungen

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Vgl. die Paragraphen 1 1 -13 des I. Kapitels der Institutes of Hindu Law: 1 1 : From t h a t w h i c h i s , the first cause, not the object of sense, existing every where in substance, not existing to our perception, without beginning or end , was produced the divine male, famed in all worlds under the appellation of B r a h m a . 12: In that egg the great power sat inactive a whole year of the Creator, at the close of which, by his thought alone, he caused the egg to divide itself; 13 : And from its two di­ visions he framed the heaven above and the earth beneath : in the midst he placed the subtil ether, the eight regions, and the permanent receptacle of waters. Daß Regel von 1 000 Jahren spricht, ist unverständlich. Vgl. hierzu Mill , 28 7: The other steps are not less amazing. In this egg the divine being de­ posited himself. and there he lay, in a state of inactivity, a whole year of the Creator, that is, according to the Hindus, 1 ,555,200,000,000 solar years of mortals. 200,252-253 Vgl. Dow, xlivJ: Narud fragt Brimha How did God create the world? Die Antwort darauf: Affection dwelt with God, from all eternity. lt was of three different kinds, the creative, the preserving, and the destruc­ tive. This first is represented by Brirnha, the second by Bishen, and the third by Shibah . . . . The affection of God then produced power, and po­ wer at a proper conjunction of time and fate, ambraced goodness, and pro­ duced matter. The three qualities then acting upon matter, produced the universe in the following manner. 201 ,254-275 Vgl. Dow, xlviii Jf: Der Abschnitt, beginnend mit Der besondere Brahma . . stammt aus dem 2. Kapitel. Über dieses Kapitel äußert sich Dow wie folgt: . . ; a subject so abstruse, that it was impossible to understand it, without a compleat knowledge of the Shanscrita . . . . a strange al­ legorical account of the creation, for the purposes of vulgar theology. In this tale, the attributes of God, the human passions and faculties of the mind are personified , and introduced upon the stage. As this allegory may afford matter of some curiosity to the public, we shall here translate it. Da die Wiedergabe Hegels lückenhaft und unklar ist, soll hier die genaue Angabe fol­ gen : Brirnh existed from all eternity, in a form of infinite dimensions. When it pleased him to create the world, he said, Rise up, 0 Brimha. Im­ mediately a spirit of the colour of ßame issued from his nevel , having four heads and four hands . Brirnha gazing round, and seeing nothing but the immense image, out of which he had proceeded, he travelled a thousand years, to endevour to camprehend its dimensions. But after all his toil , he found hirnself as much at aloss as before. Lost in amazement, Brirnha gave over his journey. He fell prostrate and praised what he saw, with his four mouths. The almighty, then, with a voice like ten thousand thunders, was pleased to say; Thou hast done well, 0 Brirnha, for thou canst not camprehend me ! - Go and create the world ! - How can I create in - Ask of me, and power shall be given unto thee. 0 God, said Brimha, thou art almighty in power! 200,243-251

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Brimha forthwith perceived the idea of things, as if floating before his eyes. He said, l e t t h e m b e , and all that he saw became real before him. Then fear struck the frame of Brimha, left those things should be annihila­ ted. 0 immortal Brimh ! he cried, who shall preserve those things which I behold. In the instaut a spirit of a blue colour issued from Brimha's mouth, and said aloud, I will . Then shall thy name be Bishen, because thou hast undertaken to preserve all things . Brimha then commanded Bisherr to go and create all animals, with ve­ getable for their subsistance, to possess that earth which he hirnself had made. Bisherr forthwith created all manner of beasts, fish, foul, insects and reptiles. Trees and grass rose also beneath his hands, for Brimha had inve­ sted him with power. But man was still wauring to rule the whole : and Brimha commanded Bisherr to form him. Bisherr began to work, but the men he made were idiots with great bellies, for he could not inspire them with knowledge ; so that in every thing but in shape, they resembled the beasts of the field. They had no passion but to satisfy their camal appetites. Brimha, offended at the men, destroyed them, and produced four per­ sons from his own breath, whom he called by four different names. The name of the first was Sinnoc, of the second, Sinnunda, of the third, Sonna­ tin, and of the forth, Sonninkunar. These four persons were ordered by Brimha, to rule over the creatures, and to possess for ever the world. But they refused to do any thing but to praise God, having nothing of the de­ structive quality in their composition. Brimha, for this contempt of his orders, became angry, and lo ! a brown spirit started from between his eyes. He sat down before Brimha, and be­ gan to weep : then lifting up his eyes, he asked him, >Who am I, and where shall be the place of my abode< . Thy name shall be Rudder, said Brimha, and all nature shall be the place of thine abode. But rise up, 0 Rudder ! and form man to govem the world xlixJf}. Es ist schierig, wegen der unterschiedli­ chen Schreibweise die Namen der Götter zu identifizieren. Mit »Brimh« könnte das Brahman gemeint sein und mit »Brimha« der Brahma, der neben Wischnu und Schiwa einen der Trimurti darstellt. Insoftm ist die Wiedergabe Hegels nicht richtig, da er »Brimh« mit dem Brahma identifiziert. 20 1 ,275-277 Vgl. Jones, 243 : . . they give him a thousand names, of which Siva, Isa or Iswara, Rudra, Hara, Sambhu, and Mahadeva, or Ma­ hesa, are the most common. 203,316-319 Vgl. Mill, 358 : On great solemnities, the votaries strike off their own heads, as a sacrifice to the Ganges, and many drown themselves in the hallowed streams. 203,319-320 Vgl. Mill, 357: The British Govemment has interfered to prevent the sacrifice of children by throwing to the sharks in the Ganges. 203,321-328 Vgl. Mill, 357: lt is one of the grandest achievments of piety, for individuals to sacrifice themselves on honour of the gods. There so­ lemn festivals, in which the images of certain deities are carried in proces.

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Anmerkungen

sion in vast ponderous machines, denominared raths, or chariots, drawn by a multitude of devotees and priests ; when it is customary for numbers of the congragated people to throw themselves under the wheels, and even fa­ thers, and mothers, with their children in their arms. The chariot passes on, as if no impediment existed, and crushing them to death. Daß es sich bei diesen solemn festivals auch um das Fest in Jagemaut handelt, gibt Mill in der Fn . 3 an : A distinct description of this human sacrifice, performed at the feast of Jagernaut, is to be found in the . Vgl. Abbe Dubois , 4 13 J: A practice very common among the devotees consists in laying themselves at their whole length on the ground, and rolling in that posture all round the temples, or before the cars on which the idols are placed in solemn proces­ sions. On such occasions, it is curious to see the numbers of enthusiasts who roll in that manner before the car, over the roads and streets, during the whole of the procession, regardless of the stones, thorns, and other im­ pediments which they encounter in their progress, and by which they are mangled all over. lt is in this dass of enthusiasts that some individuals are found so completely inspired by the dernon of a barbarous fanatism, or se­ duced by the first incitements of a delirious glow, that they roll themselves under the car on which the idols are drawn, and are voluntarily crushed under the wheels. The surrounding crowd of enthusiasts, so far from try­ ing to prevent this act of devotion, loudly applaud the zeal of the victims, and exalt them amongst the Gods. 203,329-338 Vgl. Mill, 352J: Of all the Phenomena of human nature, none appears at first view more extraordinary than the self-inflicted tor­ ment of the holy saints of Hindustan. Some of them keep their hands clo­ sed till they are pierced through by the growth of the nails. Others hold them above rheir heads, till the power of the arms is extinguished. They make vows to remain in rhe standing posture for years. Three men were seen by Fryer, whose vow extended to sixteen years. One of them had completed his dreadful penance ; of the rest, one had passed five years in torment, the other three. Their legs were prodigiously swelled, and deeply ulcerated ; and became at last too weak to support their bodies, when they leaned on a pillow suspended from a tree. Others turning their heads to gaze at the heaven over their shoulders, remain fixed in that posture, till the head can no Ionger be restored in its natural position, and no aliment, except in the liquid state, can pass down their throats . Vgl. auch Dow, xxxviii: These fellows sometimes hold up one arm in a fixerd position till it becomes stiff, and remains in that situarion during the rest of their Jives. Some clench their fists very hard, and keep them so rill their nails grow into their palms, and appear through the back of rheir hands. Others turn their faces over one shoulder, and keep them in that situation, till they fix for ever their heads looking backward. Many turn their eyes to the point of their nose, till they have lost the power of looking in any other direcrion. These last pretend sometimes to see what they call the sacred fire, which .

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vision, no doubt, proceeds from some disorder arising from the distornon of the opric nerves. Vgl. auch Duncan, An Account of two Fakeers, with their portraits, in : Asiaric Researches, vol. V,3 7-52, 37: The first is named Purana Poori, or (as usually pronounced in Hindvee) Praun Poory, a Suny­ assy, disringuished by the epithet Oordhbabu, from his arms and his hands being in a fixed posirion above his head. Der zweite ist Perkasanund und ist bekannt in his ordinary posirion, on his bed of iron spikes (46). 204,344-349 Vgl. Mill, 355 : The many temporal advantages which the Brahmens derive from their spiritual authority, and the impossibility of being adrnitted into their tribes , have perhaps given rise to that nurober of Joguees and Facquires, who toture themselves with such various and asto­ nishing penances, only to gain the same venerarion which a Brahmen deri­ ves from his birth. 205,388 Vgl. Anm. zu 1 78,604. 206,400-402 Vgl. die Paragraphen 1 1 4- 1 1 7 des IX. Kapitels der Institutes of Hindu Law : 1 1 4 : Of all the goods collected Iet the first-born, if he be transcendentely learned and virtuous, take the best arricle, whatever is most excellent in its kind and the best of ten cows or the like. 1 1 7: Let the eldest have a double share, and the next-born, a share and a half, if they clearly surpass the rest in virtue and learning ; the younger sons must have each a share ; if all be equal in good qualiries, they must all take share and share a like. Vgl. Mill, 2 1 2 : Equally unskilful , and pregnant with evil, is the vague and indeterminate law which declares >that all those brothers who are addicted to any vice shall lose their ride to the inheritance< . 208,449-453 Hege/ meint wohl hier die Einteilung der indischen Geschichte in vier Perioden, die Yugs genannt werden. Die erste wird die goldene, die zweite die silberne, die dritte die kupferne und die vierte und letzte die irdene (earthen) ge­ nannt. Vgl. dazu Jones, 236. 209,480-484 Vgl. Mill, 309 : But though Buddha is by the Hindus regar­ ded as a manifestarion of the Divine Being, the sect of Buddhists are regar­ ded as hererical, and are persecuted by the Brahmens. Vgl. auch dazu Pat­ terson, On the origin of the Hindu religion, in : Asiaric Researches, vol. VIII, 44-87, 45 f The people separated, . . . , into sects, each selecring one of the triad, the parricular object of their devorion, in preference to and exclusive of the others : the Followers of Vishnu and Siva invented new symbols, each, to ascribe to their respecrive divinity the attribute of crea­ rion . . . . the sects raised crusades agairrst each other ; hordes of armed fana­ rics, under rides of Sanyasis and Vairagis, enlisted themselves as champions of their respecrive faith. 209,489 Ayod'hya gilt als the birth place of Rama und kommt also in Rama­ jana vor. Vgl. hierzu Jones, 259 : That ancient city extended, if we believe the Brahmans, over a line of ten Yohans, or about forty miles, and the pre­ sent city of Lac'hnau, pronounced Lucnow, was only a lodge for one of its gate, called Lacshmanadwara, or the gate of Lacsgman, a brother of Rama.

Anmerkungen

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Vgl. aber auch Kreuzer, 599, Fn. : Eine uralte Stadt in Osrindostan oder Hinterindien, der Sitz der ältesten Monarchie des indischen Reiches, im Flußgebiet des Ganges, am Strome Dewa oder Gagra, d. i. dem göttlichen. Sie ist der Geburtsort des heiligen Schri Rama, war vor Alters gross, präch­ tig und volksreich, und ist noch jetzt wegen der vielen Denkmale des Al­ tertums sehenswerth ; . . . 2 1 0,509 Vgl. Arrian, Alexanders des Grossen Siegeszug durch Asien, Zü­ rich 1 950, 4 1 7Jf: Hier spricht Arrian von sieben Kasten bei den Indem; jedoch spricht er nicht von den Ausnahmen bei der Heirat, sondern im Gegenteil: Je­ manden aus einer anderen Kaste zu heiraten, ist nicht erlaubt (4 1 9) . Vgl. Strabo, Geographie, Buch XV, 1 . 39 Jf. 2 1 1 ,533 Niklas Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus in ursprünglicher Gestalt und im Gewande der Symbolik, mit vergleichenden Seitenblicken auf die Symbolmythe der berühmten Völker der alten Welt, mit hierher gehöriger Literatur und Linguistik, Bd I, Mainz 1 822 (Faksimile, Leipzig 1 968) . Hege/ hat wohl, wie seine Äußerungen verraten, das Buch von Müller nicht selbst gelesen . Denn Müller selbst erwähnt ausführlich {vgl. dazu v. a. 1 1 ff und Kap. III) die Beiträge und Verfasser der Asiaric Researches, wobei er über die Qualität der wissenschaftlichen Leistungen der Engländer sehr negativ urteilt: . ; und dabei sich nicht verhehlen, daß dieser Gelehrtenverein zwar viele Verdienste um wissenschaftliche Forschungen in fast allen Zwei­ gen des Wissens sich erworben hat, daß es aber auch mittelmäßige Köpfe unter ihnen gab, die unverdientliehe Arbeiten und spielende Einseirigkeiten als Beiträge der Researches geliefert haben, weil sie aufgefordert waren, weil sie sich zwangen etwas zu leisten, ohne auch geringeren literarischen Leistungen gewachsen zu sein. Die von Hege! erwähnte Abneigung gegenüber den Soldaten drückt Müller wie folgt aus: Indeß belehren uns doch die Trans­ acrions of the literary Society of Bombay, daß es den Soldaten ehrt, wenn er mehr kennt als Parademachen und Todtschießen ; und daß Soldat und Gelehrter zugleich seyn, wahre Ehre bringt, . . . (1 8 Fn.}. 2 1 1 ,549-552 Vgl. Mill, 1 42 : The wildness and inconsistency of the Hindu Statements evidently place them beyond the sober Iimits of truth and hi­ story ; aber auch 1 4 4 : To the monstrous period of years which the legends of the Hindus involve, they ascribe events the most extravagant and unna­ tural : events not even connected in chronological series ; a number of inde­ pendent and incredible ficrions. Vgl. Anm. zu 1 80,677- 1 81,682. 2 1 2 ,566-571 2 1 3 ,600-601 Vgl. Arrian, 406. Die Moghul-Dynastie wurde 1 526 gegr. und dauerte bis 1 85 7. 2 1 3 ,606-608 2 1 3,617 Francis Wilford war als Captain in Indien und lieferte mehrere wich­ tige Beiträge für die Asiaric Researches. 2 1 5 ,645-648 Vgl. Wilford, An Essay on the Sacred Isles in the west, with other Essays connected with that work, in : Asiaric Researches, vol. IX,32243, 1 1 7: In general, the Hindus know but of one Vicramaditya ; but the .

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leamed acknowledge four ; and when, at my request, they produced writ­ ten authorities, I was greately surprised to find no less than eight or nine. Those who reckon four heroes of that name, agree only about two . 2 1 5 ,648-655 Vgl. Wilford, An Essay, Asiatic Researches, vol. IX, 1 18 : Vi­ cramadirya made a desperate tapasya, in order to obtain power and a long life from Cali-Devi, and as she seemingly continued deaf to his intreaties, he was going to cut otf his own head, when she appeared, and granred him undisrurbed sway over all the world for 1000 years, after which a divine child, bom of a virgin, and the son of the great Tacshaca, carpenter or ar­ tist, would deprive him both of his kingdom and of his life. Such are the words of the Vicrama-charitra : and in the Cumavic:i-C'handa it is said, that this would happen in the year of the Cali-Yuga 3101 , answering to the first Christian Era. Thus, Vicramadirya reigned for 1000 years nearly, un­ molested, in the enjoyment of every rational pleasure, and never troubling hirnself about his latter end ; till , recollecting the prophecies about this wonderful child, and that the time for their being fulfilled was near of hand, he grew very uneasy, and sent people all over the world, to find him out, that he rnight destroy him: and having discovered the place of his abode, he advanced at the head of an immense army, but was defeated, and lost his life, by the hand of this divine child, who was then five years of age. 2 1 5 ,656-659 Vgl. Wilford, An Essay, Asiatic Researches, vol. IX, 1 1 8f The history of these nine worthies, but more particularly when considered as a single individual , is a most crude and undigested mass of heterogenous legends, taken from the apocryphal Gospel of the infancy of Christ, the ta­ les of the Rabbis and Talmudists concerning Salomon, with some particu­ lars about Muhammed ; and the whole is jumbled together with some of rhe principal fearures of the history of the Persian kings of the Sassanian Dynasry. 2 1 5 ,659-663 Vgl. Wilford, An Essay, Asiatic Researches, vol. IX, 159 f Thus the Hindus claim Muhammed and Acbar, as their own ; exacdy like the Persian of old, who insisted that Alexander was the son of one of their kings : so that, after all, they were forced to submit to their contryman only. Bur let us rerurn to Mahabhat, or Muhammed. The Hindus say, that the son of a certain king of India, being disgusted with the world, rurned pilgrim, and went to Mocsheswarast'hana (or Mecca) . In his way thither, and in Arabia, he stopped at the house of a Brahmen, who received him kindly, and ordered, his daughter to wait on him, as usual. Whilst asleep, the cloth, with which his loins were covered, was accidentally defiled. When he awoke, he took it off, and concealed it in a corner of the house, in some hole, and out of the sight of the damsel, as he thought. Being from home, to perform his ablutions, in consequence of this noemmal defilement, the damsel came at the usual hour; and her courses suddenly making their appearance, she was much distresses, and looking every

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where for some doth, she spied the bundle - in short, she conceived. He departed for Mecca ; and some month after, the parents of the damsel , and herself, were thrown into the greatest confusion, as may be imagined. The holy man was considered as the author of their disgrace, though the damsel exculpated him : yet she could not account for her present situation. She was, like Hagar, turned out of the house, into the wilderness, wich her son : where they were miraculously preserved, both being innocent. Some years after, the holy man returned, unconscious of his having been the cause of so much uneasiness, to the Family of the hospitable Brahmen. After much abuse, the matter was explained ; but the son of the damsel could not be admitted to share with his relatives, or even to remain in their comm­ union. He was, however, honourably dismissed, wich his mother, after they had given him a suitable education, and rich presents ; and they advi­ sed him to shift for himself, and to set up a new religion, as he could not be considered as a member of the old one, or rather conception. 2 1 5 ,666 J. Bentley schrieb für Asiatic Researches, vol. VIII, einen Beitrag mit dem Titel On the Hindu systems of Astronomy, and their connection with history in ancient and modern time (1 93-244). Vgl. Wilford, An Essay, Asiatic Researches , vol, VIII, 25 1 ./f: 2 1 6,675-684 His forgeries were of three kinds ; in the first, there was only a word or two altered. In the second, were such legends, as had undergone a more material alteration ; and in the third , all those which he had written from memory. With regard to those of the first dass, when he found that I was resolved to make a collation of the manuscript, he began to adulterate and disfigure his own manuscript, mine, and the manuscript of the college, by erasing the original name of the country, and purring that of Egypt or of S'wetam in its place. To prevent my detecting those of the secend dass, which were not numerous, but of the greatest importance in their nature , and as books in India are not bound as in Europe, and every leaf is loose, he took out one or two leaves, and substituted others with an adulterous legend. In books of some antiquiry it is not uncommon to see a few new leaves inserted in the room of others that were wanting. To conceal his imposition of the third dass, which is the most numerous, he had the pa­ tience to write two volurninous sections, supposed to belong, one to the Scanda Pur:ina and the other to the Brahm:inda, in which be connected all the legends together, in the usual style of the Pur:inas. These two sections, as he wrote ehern, consist of no less than 12,000 Slocas or lines, the title of which he borrowed. The real sections, are so very scarce, that they are ge­ nerally supposed to be lost and probably are so ; unless they are to be found in the library of the Rajah of Jayanagar. Other impostors have had recourse to the Scanda, Brahm:inda, and Pa:irna-Pur:inas, a great part of which is not at present to be found, and for that reason, these are called the Pur:inas of thieves or impostors : though the genuineness of such parts, as are in com­ mon use, has never been questioned. When discovered, he ß.ew into the

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most violent paroxisms of rage, calling down the vengeance of heaven, with the most horrid and tremendous imprecations upon hirnself and his children, if the extracts were not true. He brought ten Brahmens, not only as compurgators, but also to swear, by what is most sacred in their religion, to the genuineness of these extracts : after giving them a severe reprimend, for this prostitution of their sacerdotal character, I, of course, refused to al­ low them to proceed . . . . He came to me in distress, but with a fair repu­ tation ; he is now in affluence, but with a character, infamous for ingrati­ tude, and fraud, and deceit. Der von Hege/ erwähnte Hinweis läßt sich nicht bei Niebuhr belegen. 2 1 6,688 2 1 9,780 Francis Rawdon, 1 . Marquess of Hastings war 1 8 12- 1 823 General­ gouverneur von Indien. Er erweiterte die britische Macht und führte innere Refor­ men durch (Brockhaus}. 220,798 Kalidasa gilt als der größte Dichter Indiens und lebte wohl im 5. Jahr­ hundert n. Chr. am Hofe der Gupta-Könige. Er verfaßte neben epischen Werken auch Dramen. Sakuntala ist sein berühmtestes Drama, dessen Stoff aus dem Ma­ habharata stammt (Brockhaus}. Mit großer Wahrscheinlichkeit kannte Hege/ die Übersetzung von Georg Forster, die 1800 in Wien erschienen war (Sakontala oder der entscheidende Ring. Ein indisches Schauspiel von Kalidasa. Aus den Ursprachen Sanskrit und und Prakrit ins Englische und aus diesem ins Deutsche übersetzt mit Erläuterungen) . 220,808-809 Vgl. Bopp (Anm. zu 1 80,677- 1 81,682}. 222,837 Carl Ritter, Die Vorhalle europäischer Völkergeschichten vor Herodotus, um den Kaukasus und an den Gestaden des Pontus, Berlin 1820. 223 ,885-888 Hege/ war in der Darstellung des Buddhismus mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Das eine war, daß die gesamte Darstellung Asiens zu um­ fangreich geworden ist, so daß die Zeit am Ende der Vorlesung knapp wurde. Das andere lag darin, daß der Buddhismus als eine Religion viele Länder und Völker unter sich vereinigte, aber nicht im Sinne Hegels ein Geschichtsträger war. Ge­ schichtsträger sind nach seiner geschichtsphilosophischen Konzeption nur Staaten. Somit gelingt es ihm aus zeitlichen und systematischen Gründen nicht, diese schon zu Hegels Zeit über ganz Asien verbreitete Religion ausführlich und tiefgehend zu behandeln, obgleich die Quellenlage nicht so spärlich war, wie seine Darstellung es vermuten läßt. Hege/ beschränkt sich mehr oder weniger auf die Wiedergabe von einigen Reiseberichten und verzichtet fast ganz auf die Darlegung von buddhisti­ schen Lehren. 225 ,924-925 Vgl. Turner, An account of an embassy to the Court of the Teshoo Lama, in Tibet; containing a narrative of a journey through Boo­ tan, and part of Tibet, London 1 800 (deutsche Übersetzung: Neuere Ge­ schichte der See- und Landreisen. Bd 1 4 . Samuel Turner's, Capitains in Diensten der ostindischen Compagnie. Gesandtschaftsreise an den Hof des Teshoo Lama durch Bootan und einen Theil von Tibet, Harnburg 1 801}, 307: . . . among others, he is sryled Godama or Gowtama, in Assam and

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Ava ; Samana, in Siam ; Amida Buch, in Japan ; Fohi, in China ; Buddha and Shakamuna, in Bengal and Hindostan ; Dherma Raja and Mahamoonie, in Bootan and Tibet. 225 ,927-93 1 Zur Zeit Hegels gab es zwar sehr unterschiedliche Mutmaßungen über das Alter der beiden Religonen, aber es war wohl schwer möglich, eine wis­ senschaftlich gesicherte Antwort zu finden. Vgl. hierzu Turner, 306 : lt seems, then, to be the shismarical offspring of the religion of the Hindoos, deri­ ving its origin from one of the followers of that faith, a disciple of Budh, who first broached the doctrine which now prevails over the wide extent of Tartary. Vgl. auch Jones, 235 J As to Buddha, he seems to have been a reformer of the doctrines contained in the Vedas ; and , though his good na­ ture led him to censure those ancient books, because they enjoined sa­ crifices of catde, yet he is admitted as the ninth Avatar . . . Vgl. auch Join­ ville, On the religion and manners of the people of Ceylon, in : Asiaric Re­ searches, vol. VII,397-444, 398 : We find the religion of Boudhou in an­ cient rimes extending from the north of Tartary to Ceylon, and from the Indus to Siam, . . . Vgl. auch Mill, 3 1 0 : A controversy has been started, whether the religion of Buddha was derived from that of Brahma, or that of Brahma from the religion of Buddha. There seems litde chance that data will ever be obtained, to prove either the one or the other. Vgl. auch Ritter, Die Vorhalle, 30: So möchte dieser Name {Buddha}, der genealo­ gisch, religiös und astrologisch ein weites Gebiet umfaßt, denn kein gerin­ geres Alter, als den Anfang der Brahminenweisheit selbst haben, vielmehr ein weit früheres . Vgl. Abbe Dubois, 45 : The two sects [Hinduismus und Buddhismus} are probably of equal date. The one may have been a corrup­ rion of the other : or both may have been drawn from the purer religion of the ancient Brahmans. Some modern authors have imagined that the reli­ gion of Buddh or Buddha was anciently that of all India and probably of all Asia, from Siberia to Cape Comorin and the Streights of Malacca, and from the Caspian Sea to the Gulph of Kamtchatka. But, be this as it may, the worship of Buddh or Buddha appears fully as ancient as that of the Trimurri. 225 ,93 1-938 Die Quellen, die Hege/ zur Verfügung standen, sind sehr verwir­ rend, so daß Hege! sich keine Klarheit über diese Frage verschaffen konnte. Vgl. dazu Buchanan, On the religion and Iiterature of Burmas, in : Asiaric Rese­ arches, vol. VI, 163-308, 274 : Somona or Samana is also a ritle bestowed on the priest of Godama, and is likewise applied to the images of the divinity, when represented, as he commonly is, in the priesdy habit. From this name the whole sect of Bouddha have been by many called Samanians, a name frequently menrioned by the ancient writers, and said to be derived from the Sanserie word Saman, signifying gentleness of affability. The lear­ ned Paulinus supposes the Samanians and Magi to have been the same, an opinion which he has been by no means able to render probable. The ac­ counts of the religion of the Samanians, as extracted . . . , in my opinion

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show the two sects to be essentially different. The Magi believed in two principles, the one producing all the good, the other all the evil in the world . . . . But the Samanians consider every thing as arising from fate by means of water, and Iook on their divinity as merely a great moral teacher. Vgl. dazu auch Colebrooke, Observations on the sects of Jains, in : Asiatic Researches, vol. IX,28 7-322, 300: Here, to my apprehension, the followers of Budd'ha are clearly distinguished from the Brahmanes and Sarmanes. The latter, called Germanes by Strabo and Samanoeaus by Porphyrius, are the ascetics of a different religion ; and many have belonged to the sect of Jina, or to another. Vgl. auch Ritter, Die Vorhalle, 27: Die mittlere Periode beginnt für uns mit den ersten historischen Nachrichten über indischen Kultus durch die Begleiter Alexander des Großen, wo schon Samanäer und Brahmanen im Gegensatz stehen, wie Budier und Magier seit Herodors Er­ kundigungen im flaktrisehen Lande. 225,940-226,943 Vgl. Mill , 309 : The ninth incarnation of Vishnu, and the last, yet vouchsafed , of the Divine appearances, was in the person of Buddha. Vgl. auch Ritter, Die Vorhalle, 29 f Das älteste hinterasiatische Zeugnis des Bestehens und Anerkennens einer hohen göttlichen Abkunft des Buddha, ist bey den Brahminen selbst, im Epos Mahbharat, wo der Stammenheld der ältesten indischen Heroen-Dynastie, der Purus oder der Kinder des Mondes, Puru selbst, der Sohn eines Buddha genannt wird. 226,949-953 Vgl. Turner, 321 (zitiert nach der deutschen Ausgabe}: Nach dem allgemeinen Glauben der Tibetaner stammen, wie mich der Regent und Soopoon Choomboo zu wiederholtenmalen versicherten, sowohl die Wissenschaften als Künste aus der heiligen Stadt Benares her, die sie als die Quelle und den Mittelpunkt sowohl der Gelehrsamkeit als der Religion an­ zusehen gelehrt werden. Auf diese Stadt führen sie alle Kennrniß anderer Nationen, so wie die erste Morgenröche des Lichts, zurück, das auf ihre geistlichen und bürgerlichen Einrichtungen strahlte. Von ihr sollen die ehemaligen Lehrer ihres Glaubens zuerst ausgegangen seyn, und ihre Rich­ tung östlich über China nach den europäischen Ländern genommen haben. Vgl. aber auch 348: . . . ; und ich sah Lasten heiligen Wassers aus dem Gan­ ges über das Gebirge auf den Schultern von Männern tragen, welche En­ thusiasten würdig gefunden hatten, mit beträchtlichen Kosten zu einem so frommen Vorhaben zu miethen. 226,957-967 Vgl. dazu Malcolm, Sketch of the Sikhs, in : Asiatic Resear­ ches, vol. XI, 1 9 7-292, 200: N:inac Shah, the founder of the sect, since di­ stinguished by the name of Sikhs, was born in the year of Christ 1469, at a small village called Talwandi, in the district of Bhatti, in the Province of Lahore. His father, whose name was Ca'lu', was of the Cshatriya cast, and Vedi tribe of Hindus. Über den Todesfall eines Nachkommens des Gründers be­ richtet Maleolm folgendes: This rival had sufficient influence with the Mu­ hammedan governor of the province, to proeure the imprisonment of Ar­ jun; who is affirmed by some writers, to have died from the severity of his

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Arunerkungen

confinement ; and, by others, to have been put to death in the most cruel manner. In whatever way his life was terminated, there can be no doubt, from its consequences, that it was considered, by his followers, as an atro­ cious murder, committed by the Muhammedan government; and the Sikhs, who had been, rill then, an inoffensive, peaceable, took arms under Har Go'vind, the son of Arjunmal, and wrecked their vengeance upon all whom they thought concerned in the death at their revered priest (2 12 J). Arjun war wohl derjenige unter den Sikhs, who gave consistent form and or­ der to the religion of the Sikhs (21 2). Über die ursprüngliche Intention des Gründers dieser Religion berichtet Maleolm Folgendes : The object of Na'nac was to abolish the disrincrion of cast amongst the Hindus , and to bring them to the adorarion of that Supreme Being, before whom all men, he contended, were equal (21 8 J Fn.}. 228,8-14 Vgl. E. Moor, Account of an hereditary living Deiry, to whom devorion is paid by Bramins of Poona and its neighbourhood, in : Asiaric Researches, vol. VII, 381-395), 381 f Mooraha Gosseyn was a Bramin of Poona, who by absrinence, morrificarion and prayer, merited, above others, the favourable regards of the Almighry, Gunputry, the most common name in this country, among the many hundreds of Sree Ganesa, accor­ dingly vouchsafed to appear to him, at Chinchoor, in a vision by night; de­ sired him to arise, and bath ; and while in the act of ablurion to seize, and hold sacred to the godhead, the first tangible substance that his hand en­ countered. The God covenanted that a porrion of his Holy Spirit should pervade the person thus favoured, and he conrinued as far as the seventh generarion, to his seed, who were to become successively hereditary guar­ dians of this sacred substance, which proved to be a stone, in which the God was to be understood as mysrically ripified . This type is duly reveren­ ced, is carefully preserved, and hath ever been the constant companion of the sancrified person inheriring with it the divine patrimony. This annun­ ciarion happened about the year A. D . 1640, and six generarion have been since passed away. Die Angabe des Alters der damaligen Inkarnation bei Hege/ ist nicht richtig . Moor berichtet auf394JFolgendes: . . he seemed about fifry­ five, but is, they say, five years older, and is apparendy, (but he did not rise) of middle stature. We saw also his son Bawa Deo, sirring at some di­ stance, in the aparttnent with the Deo, among some Bramins. He is a fat, dark, but not very ill although rather stupid looking youth, about five-and­ twenry. 228,16-20 Diese Angabe Hegels ist insofern nicht richtig, als Turner, 3 1 4 Jfol­ gende Darstellung gibt: Es gab in Tibet zwei Sekten : Die eine wird Gyllookpa oder yellow cap und die andere Shammar oder red cap genannt. jeder dieser Sekten werden drei Lamas an die Spitze gestellt: Dalai Lama, Teshoo Lama, and Taranaue Lama, preside over the Gyllookpa, who have their residence at Pootalh, Teshoo Loomboo, and Kharka. This sect prevails over the greatest part of Tibet, and a division of the same, is said to be established in .

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a province of the Decan, called Seurra or Serrora. In like manner, three Lamas also, Lam'Rimbochay, Lam'Sobroo Nawangnamghi, and Lam'Ghas­ satoo, preside over the Shammar; these have their residence in Bootan, in separate monasteries, but from the limited extent of that country, at no great distance from each other. The principal of the Shammar sect in Ti­ bet, is sryled Gongso Rimbochay, and has his residence at Sakia. 228,26-30 Samuel Turner besuchte am 4. Dez. 1 783 den Taschi Lama und veröffentlichte seinen Reisebericht sowohl in Asiatic Researches, vol. V, 1 99-205 (verkürzte Fassung) als auch in einem Buch (vgl. dazu Anm. zu 225, 924-925) . Das Alter des neuen Lamas gibt Turner genauer als eighteen months old (335; Asiatic Researches, 202) an. 228,31-229,32 Vgl. Turner, 3 1 0: A sovereign Lama, immaculate, immor­ tal, omnipresent, and omniscient, is placed at the summit of their fabric. He is esteemed the viceregent of the only God, the mediator berween mor­ tals and the Supreme. They view him only in the most amiable light, as perpetually absorbed in religious dury; and, when called to bestow atten­ tion on mortal beings, as employed only in the benign office of distributing comfort and consolation by his blessing, and in exercising the first of all at­ tributes, forgiveness and mercy. He is also the centre of all civil govern­ ment, which derives from his authority all its influence and power. 229,39-49 Vgl. Turner, 334 : During the time we were in the room, I ob­ served that the Lama's eyes were scarcely ever turned from us, and when our cups were empty of tea, he appeared uneasy, and throwing back his head, and contracting the skin of his brow, continued to make a noise, for he could not speak, until they were filled again. Vgl. auch Asiatic Resear­ ches, vol. V,200. Über das sonstige Benehmen des Kindes berichtet Turner Fol­ gendes: . . . his manners may have been . . . ; he was silent and sedate, never once looking towards his parents, as if under their influence at the time ; and with whatsoever pains, his manners may have been so correctly for­ med, I must own that his behaviour, on this occasion, appeared perfectly natural and spontaneous, and not directed by any external action, or sign of authority (335). 230,78-79 Vgl. Turner, 3 1 0 : Turner gibt die Zahl der Mönche im Kloster Ta­ chi Lumbo als no less that three thousand seven hundred an. 230,84-87 Vgl. Buchanan, 285, Fn. : In fact, the Rahans are allowed to eat every thing, which they receive as a present, provided it be ready dressed ; for they never kindie a fire, for fear of destroying some life. What is meant by procuring their food by the labour of their feet, is this : every morning, as soon as they can distinguish the veins on their hands, the whole Rahans issue from their convents, each with his Sabeit under his arm. They spread themselves all over the neighbouring streets and villages, and as they pass along, stop a little at the different doors, but without saying a word. If the people of a house are disposed to be charitable, or have not already given away all that has been prepared for the purpose, a person, generally the

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mistress of the house, comes out, puts the ready dressed provisions into the Sabeit, and the Rahan goes on silent, and wichout retuming thanks. Nor does he ever solicit for any thing, should it not be convenient or agreeable for a farnily to bestow alms : but after standing for a few rninutes proceeds on his round. So delicate are they in this parricular, chat it is sinful for a Rahan on such occasions to cough, or make any signal, by which he rnight be supposed to put the laity in rnind of their duty. To the greater part of convents however such begging is not necessary for a subsistence, as the offerings sent to the different Rahans, by ehe persons whose spiritual guides they are, to ehe sons of the wealthy by their parents, and to che whole on holy days and fesrivals, are generally more than sufficient for their own maintenance. As they literally take no care for to-morrow, che superfluity they daily give away to animals, to che poor, and to needy strangers or tra­ vellers. 230,87-23 1 ,93 Mit den Eigenschaften, die Regel den tibetanischen Mönchen zuschreibt, charakterisiert Buchanan die Mönche in Burma. Regel scheint in der Darstellung dieser Länder manches durcheinander zu bringen. Vgl. Buchanan, 276: They are, as far as I could judge, very decent in their lives, remarkably kind and hospitable to strangers, the best informed men in ehe country, and very highly respected by che inhabitants ; vgl. aber auch 277f In ehe neigbourhood of convents, che pious founders generally build houses for the accomodarion of strangers and travellers. . . . Any person may chere pass the day or night, and he is sure of being kindly received by the Ra­ hans, and of being by ehern supplied wich provisions. Besides this virtue, che Rahans are very human, . . . Um den Unterschied zwischen tibetanischen und burmanischen Mönchen einerseits und den Brahmanen andererseits zu veran­ schaulichen, gibt Turner folgendes Beispiel an : Nor, in che great variety of vi­ sitors that occasionally came to me, did I ever perceive che slightest scruple to partake eieher of tea, or of ocher liquors, as prepared by my own ser­ vants. This I norice, as a trait diametrically opposite to the unalterable pracrice of the Hindoos. A Brahman would deem it a profanarion of the deepest dye, even to eat in the presence of one of an inferior cast; much more to partake of che same repast, wich a person of a different religion. A rigid Hindoo, though the needy of his race, would rather suffer death, than submit to such disgrace (309). 2 3 1 ,94-97 Vgl. Turner, 3 1 4f The priests were habited in long rohes of yellow doch, wich a conical cap of ehe same colour, having B.aps to fall dawn, and cover the ears. I norice this peculiarity of colour in cheir dress, as it is a disrincrion adopted, to make one of che two religious sects that di­ vide almost the whole of Tartary, from Turkistan to the eastern lirnits of this conrinent. The other colour is red; and che tribes are known as belon­ ging to the red, or che yellow cap. The former differ principally, as I un­ derstand, from che sectaries of the yellow, in adrnitring che marriage of their priests. But the latter are considered as the most orthodox, as well as

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possessed of far the greatest inßuence. The Emperor of China is decidedly a votary of this sect, and he has sanctified his preference of the yellow co­ lour, by a sumptuary law, which limits it to the service of religion, and the imperial use. Die Sekte mit dem yellow cap wird Gyllookpa und die mit dem red cap Shammar genannt (3 1 4). Was die Feindschaft der beiden Sekten betrifft, berichtet Turner, daß früher die Sekte Shammar the most extensive power (3 15) gehabt habe. Die Sekte der Gyllookpa hat eine große Armee gesammelt, um die Shammar von ihren Besitzungen zu vertreiben und gewann auch die Ober­ hand über diese Sekte. Die Macht der Gyllookpa konnte besonders darum stabili­ siert werden, weil der chinesische Ktliser dieser seine Gunst erwies (3 1 5 J). 232,138 Dschingis Khan unternahm zwischen 1215-1223 mehrere Eroberungs­ züge in alle Richtungen und gründete das Mongolische Weltreich (Brockhaus). 232, 1 39 Timur war der Führer jener mächtigen turko-mongolischen Kon­ föderation, die in Zentralasien die Macht errungen hatte. Er fiel 1398 in Nordindien ein. Seine Absicht war, zu plündern, nicht, die indischen Ge­ biete zu annektieren (Fischer Weltgeschichte. Indien, 202). 234, 189- 195 Vgl. M. Elphinstone, An account of the Kingdom of Caubul and its dependencies in Persia, Tartary, and India, London 1 8 1 5 (Nachdruck, Graz 1 965), 1 48Jf: It may, therefore, assist in appreciating their situation and character to figure the aspects they would present to a traveller from England, and to one from India. If a man could be transporred from Eng­ land to the Afgahaun country, . . . He would be surprised at the ßuctuation and instability of the civil institutions. He would find it difficult to com­ prehend how a nation could subsist in such disorder ; and would pity those, who were compelled to pass their days in such a scene, . . . But, an English traveller from India, would view them with a more favourable eye. He would be pleased with the cold climate, elevated by the wild and novel scenery, and delighted by meeting many of the productions of his native land . . . . He would admire their strong and active forms, their fair com­ plexions and European features ; their industry, and enterprise ; the hospita­ lity, sobriety, and contempt of pleasure, which appear in all their habits ; and, above all, the independence and energy of their character. In India, he would have left a country where every movement originates in the govern­ ment or its agents, and where the people absolutely go for nothing; and, he would find hirnself among a nation where the control of the government is scarcely felt, . . . 236,245 Fasistan (der heutige Name ist Pars) ist die Kernlandschaft des altpersi­ schen und neupersischen Reiches. Pars ist eine der 1 0 Provinzen Irans. Das heu­ tige Pars umfaßt die Bergketten des südöstlichen Zagros-Gebirges, die dazwischen­ liegenden fruchtbaren Hochbecken und einen Küstenstrich am Persischen Golf mit dem Hafen Buschehr (Brockhaus). 237,258 Abraham Hyacinthe Anqueril Du Perron, Übersetzung der Zend-Awesta, 3 Bde, Paris 1 771 . Er ging 1 754 nach Ostindien, um die Sprache der Parsen zu lernen.

Anmerkungen

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237,260-269 Vgl. Zend-Awesta, Zoroasters lebendiges Wort, worin die Lehren und Meinungen dieses Gesetzgebers von Gott, Welt, Namr, Men­ schen ; irrgleichen die Ceremonien des heiligen Dienstes der Parsen u. s. f. aufbehalten sind, Riga 1 776, Ill: Zoroasters Schüler haben sich nach man­ cherlei Schicksalen in zwei Haufen trennen müssen, wovon der eine noch jetzt ruhig und im Dienst des heiligen Feuers zu Kirmen am Kaspischen Meere lebt, und der andere ist nach Guzarate getrieben; Surate ist sein Hauptsitz, daselbst hat er seinen heiligen Feuertempel , betet Ormuzd an, beobachtet heilige Ceremonien, spricht Gebete in der Zendsprache seiner Altväter u. s. f. Alle - wie seiner Versicherung nach Zoroaster ihn gelehrt hat. Diese noch jetzt vorhandenen Verehrer Ormuzd's, Schüler und Nach­ folger Zoroasters in Indien und zu Kirman geben vor, ihres Gesetzgebers und Lehrers heilige Bücher zu besitzen, die er Zend-Avesta, Wort des Le­ bens, nannte. 237,278-279 Vgl. Wilford, On mount, 463 : lt {Bamiyan] is simated on the road between Bahlac and Cabul, and they reckon eight manzils or days' journey from Cabul to Barniyan. From Cabul to Carabaug, there are four manzils N.N.W: from Carabaug to the pass of Sheybar, two manzils, incli­ ning a little more to the west ; hence to the fort of Zohauk one manzil , course north-west from Zohauk to Barniyan one manzil . 237,279-281 Vgl. dazu Görres, Das Heldenbuch von Iran aus dem Schah Nameh des Firdussi, in 2 Bdn, Berlin 1 820, besonders Kap. V. 237,281-283 Vgl. Wilford, On mount, 467: Persian authors are constantly confounding Bamiyan and Bahlac together ; the first they call Balkh-Ba­ rniyan, and the second Balkh-Bokhara ; when they speak of the metropolis of the fire worshippers, it is to be understood of Barniyan alone, according to the followers of Buddha, and the author of the Buddha-dharmacharya Sindhu. According to Persian authors, Barniyan must have existed before the ßood ; but the followers of Buddha insist, that it was built by a most religious man called Shama ; vgl. auch 4 70: According to Diodorus the Sici­ lian, Bamiyan existed before Ninus : for this historian, like the Persian au­ thors we have mentioned, has rnistaken Bahlac for Barniyan; which he des­ cribes as situated among steep hills : whilst Bahlac is simated in a low, ßat country, and at a great distance from the mountains. Über die Stadt Bamiyan gibt Wi!ford folgende Beschreibung: It is a place of great antiquity; and was considered at a very early period, as the metropolis of the sect of Buddha; hence it was called emphatically Buddha-Bamiyan ; but the Musulrnans have maliciously distorted this venerable eitle, into But-Barniyan or Ba­ rnian of the evil spirit, or the idols (462). 237,283-284 Vgl. Wilford, On mount, 463 : To the south of it, or nearly so, at the distance of about two rniles are the ancient city, called Ghulghu­ leh, which, according to tradition, was destroyed at a very early period by the Musulmans. There are the ruins of several buildings of masonry round a small conical hill, on the sumrnit of which are the remains of the palace

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of its ancient kings ; vgl. auch 4 72: The kings and governors resided at Ghulghuleh, called at chat time, ehe fort or palace of Bamiyan. lt was de­ scroyed by Genghiz-Khan, in ehe year 1221 . 237,284-285 Mit Hier ist nicht die Ruinenstadt gemeint, sondern Bamiyan. Vgl. Wilford, On mount, 464 : The city of Bamiyan consists of a vast num­ ber of apartrnents, and recesses, cut out of ehe rock; some of which, on ac­ count of their extraordinary dimensions, are supposed to have been tem­ ples . . . . Some of ehern are adorned wich niches and carved work ; and there are to be seen ehe remains of some figures in relievo, which were de­ scroyed or rniserably disfigured by Musulmans . . . lt is said in ehe Ayeen­ Akbery, that there are about 12,000 of chese recesses, . . . 237,285-238,289 Wilford berichtet von zwei Kolossalstatuen : eine davon ist männlich und die andere weiblich . Die von Hege/ wiedergegebene Geschichte er­ zählt Wilford auf der 466 : One of ehe legs of ehe male figure is much bro­ ken: for ehe Musulmans never march that way wich cannon wichout firing two or three shots at ehern : but from their want of skill, they seldom do much rnischief. Aurangzebe, it is said, in his expedition to Bahlac, in ehe year 1646, passed that way, and ordered as usual a few shots to be fired ; one of ehern took place, and almost broke its leg, which bled copiously. This, and some frightful dreams, made him desist, and ehe clotted blood it is said adheres, to ehe wound, to this day. The rniracle is equally believed by ehe Hindus and Musulmans : ehe former attribute it to ehe superior po­ wer of ehe deicy ; and ehe latter to witchcraft. 238,298-299 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 57: Persien war schon ein völlig eingerichteter und gebildeter Staat, wie Zoroaster sein neuer Gesetzgeber wurde. Vor allen Dingen kams Zoroaster darauf an, daß der damalige Kö­ nig Ke Gustasp, der fünfte in der zweyten Dynastie der Perser, sein Gesetz annähme und es im ganzen Königreich einführte. Vgl. aber auch Kreuzer, 675 : In dieser Periode tritt wieder ein Lichtregent auf, von dem die Sage viel zu erzählen weiss, ein grosser und weiser Fürst, Gustasp, mit dem Bei­ namen Hirbud, d. i. Feueranbeter, den Foneher und Müller für den Cyaxa­ res den Ersten von Medien halten, Muradgea d'Ohsson aber für den Darius Hystaspis der Griechen. 238,307-308 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 38 Fn. : Djemschid ist der fünfte oder sechste der Nachkommenschaft Noah, nach Modjmel el Tavarikh ; Zoroaster, wie alle Helden Irans, stammen von ihm ab ; Urvater der Parsen und Haupt der Lichtgesellschafc; er suchte zuerst Ormuzd's himmlische Orakel und bekam das Gesetz des göttlichen Wortes ; ihm selbst gab Or­ muzd hundert Theile vom Urlicht; von ihm kommt Ackerbau u. s. f. Er regierte 616 Jahre als Diener des höchsten Gottes und als Stifter vieler An­ ordnungen, die Zoroaster beibehalten hat, z. E. der sechs Feste zur Ehre der Schöpfung der Erde und all ihres Segens, die sie in den verschiedenen Zeiten des Jahres erzeugt. Sein ganzes Leben dauerte 716 Jahre. 239,314 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 58: Lange vor Zoroaster hatte Djem-

Anmerkungen

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schid in Persien vier Stände gestiftet, nämlich Priester, Krieger, Landleute und Handwerker. Diese ließ Zoroaster, wie er sie vor sich fand, gab ihnen Ansehen und Verbindung unter sich ; . . . 239,314-318 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 62 : Ausser den Häuptern der Stände giebts noch andere Häupter des Volkes, die nach der Anzahl von Menschen, über die sie Gewalt haben, höhern oder geringem Ansehens sind. Sie steigen vom Herrn des Hauses zum Aufseher über einen Theil der Stadt(Strasse) - Richter der Stadt - Statthalter der Provinz - König hinauf. Vgl. auch 67: Bevölkerung und Ackerbau - diese allen alten Gesetzgebern so wichtige Theile der Politik - sucht Zoroaster seinen Bürgern nicht nur zu empfehlen, sondern macht daraus das heiligste Werk der Religion, und giebt ihnen die Kraft der Sündentilgung. Die Hand des Ackermanns zieht allen Segen und führt den goldenen Dolch Djemschids, der die Erde spaltet und Schätze ihres Überflusses herauszieht. 239,325 Vgl. Zend-Awesta, 11. Theil, 299 : Ormuzd sprach zu Sapermann Zoroaster : Ich habe, o Sapetmann Zoroaster, einen Ort der Annehmlich­ keiten und des Überflusses geschaffen : Niemand vermag einen gleichen zu machen. Käme diese Lustgegend nicht von mir, o Sapermann Zoroaster, kein Wesen hätte sie schaffen können. Sie heißt Eeriene Veedjo und war schöner als die ganze Welt, so weit sie ist. 242,398 Vgl. Kreuzer, 697: Allein bei diesem Dualismus ohne anderes höheres Princip ist gewiss die Persische Lehre, wie doch viele früherhin der Meinung waren, nicht stehen geblieben, sondern ohne Zweifel erkannte auch sie ein Urprincip jener Zweiheit an, die Zeit ohne Gränzen, Zeruane Akerene, den Schöpfer von Ormuzd und Ahriman. Durch sie ist von An­ fang die Wurzel aller Dinge gegeben, sie hat gemacht, gebaut, gebildet, Zeruane, die lange Zeit, das grosse Weltjahr von zwölf Jahrrausenden bis zur Auferstehung. In dieser (in Zeruane) ist das All der übrigen Wesen, sie selbst aber ist geschaffen. Hingegen die Ewigkeit hat nichts über sich, sie hat keine Wurzel, ist immer gewesen und wird immer seyn. Vgl. auch Zend-Awesta, I. Theil, 3 : Anbeginnlose Zeit. Des Parsen Geist verschlingt sich beim Nachdenken des Voranfangs der Welt und Wesen und Zeit im Anbeginnlosen, der Ewigen Ewigkeit, der Zeit ohne Maaß und Folge und Gränzen. Er steigt vom Wesen unter sich hinauf die Leiter aller Wirken­ den, Schaffenden, Lebenden und kommt zum Urgrund alles deß was sicht­ bar ist und unsichtbar. Hier senkt sein Geist und Denken sich ins Meer des Unergründlichen, steht, schweigt und betet an die Ewige Ewigkeit . . . . ; der Ewige ist seinem Wesen nach >Wort< , das vor allen Wesen, sichtbaren und unsichtbaren, da war, und wodurch alles, was Wesen hat, geworden ist. 242,409-418 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 4Jf: Aus göttlichem und ewigem Saamen zeugte der Unendliche, Anbeginnl ose Ormuzd und Ahriman; sein erstes Volk, Reich, zweite Wesen nach ihm, lebendig, wirkend, schaffend, Wurzeln aller Geschöpfe. 1) Ormuzd, aus ewigem Saamen des Unend­ lichen gezeugt, Erstgebohrner aller Wesen, Glanzbild und Gefäß der Un-

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endlichkeit des Unergründlichen aus ewigem Licht gebohren und fort und fort Licht an sich ziehend, wohnend im Urlicht, dem Thron der Ewigkeit, vom Anbeginn ; durch und durch gut, rein und alles Guten Quell, Wurzel ; . . . ; darum ist er die höchste Weisheit selbst, schlaflos Tag und Nacht, darum ist er höchster Weltrichter, König aller Wesen in reinster Gerech­ tigkeit, Güte, Licht und Glanz : sein Körper, d. i. Hülle, umschließende Sphäre ist reinstes Licht. Ormuzd hat die ganze reine Welt aus sich geboh­ ren durch allschaffendes Wort, Himmel und was darin ist, Licht, Feuer, Wasser, Sterne, Sonne ; liebt sich in seinem Volk; Menschen durch ihn ge­ worden, sind sein geliebtes Geschlecht; er als König gut und weise und le­ bendig über Alles, . . . 2) Ahriman, geschaffen vom Ewigen nach Ormuzd, war anfangs gut und kannte das Gute, wurde aber durch Neidsucht gegen Ormuzd Dew, arg, Quell, Grund und Wurzel alles Unreinen, Argen, Bö­ sen. Sein Licht wandelte sich in Finsterniß ; im Lichtreich der Schöpfung wurde Schatten. Die Zerrüttung seines Wesens aus Licht in Finsterniß kam nicht vom Ewigen, sondern aus und durch ihn. Durch ihn wurde die Fin­ sterniß gebohren, Saame alles Bösen, Argen, Todes ; . . . Seine Kenntniß ist groß, aber durch Finsterniß beschränkt, ist ausgedehnt, reicht aber nicht bis zu Ormuzd's Erhabenheit in Licht und Glanz . . . . , er soll aber nicht immer Grundfeind des Lichts, Bestreiter des Guten, König der Finsterniß bleiben, sondern nach der Todrenauferstehung wird er von Ormuzd bis zur Ohnmacht geschlagen, sein Reich bis auf die tiefste der Grundresten zertrümmert werden ; er selbst wird ausgebrannt in feurigen Metallströ­ men, ändert Sinn und Willen, wird heilig, himml isch, gründet in seiner Welt Ormuzd's Gesetz, Wort, wodurch alle Wesen geworden sind, wird auf ewig Freund mit Ormuzd, und beide singen der Ewigen Ewigkeit Izeschne, Ruhm- und Lobgesang. 242,419-243,425 Vgl. Zend-Awesta, ll. Theil, 184 : Da sprach Zoroaster : Lehre mich diesen Namen in seiner vollen Weite, 0 reiner Ormuzd ; die­ sen über alles großen, himmlischsten, reinsten Namen, Grundkraft der Thätigkeit, der schlägt und triumphiert, Gesundheit gibt und Dewsmen­ schen mit Krankheiten schlägt. Wenn ich schlagen will alle Dewsmen­ schen, wenn ich schlagen will alle Magiker, alle Paris - daß - unter deines Namens Schuz - mich keine Seele wunde ; nicht Dew, nicht Mensch, nicht Magiker, nicht Pari ! Ormuzd sprach : Mein Name ist 1) Liebe gefragt zu werden, 0 reiner Zoroaster. 2) Versammlung - Grund und Mittelpunkt al­ ler Wesen 3) Allvermögende Kraft 4) Reinigkeit, himrnliche Natur (alles was rein, himmlischer Art ist) 5) Reiner Grundkeim alles guten Ormuzdge­ schöpfs 6) Verstand 7) Höchste Weisheit 8) Wissenschaft 9) Geber der Wis­ senschaft 10) Herrlichkeit, höchste Vortrefflichkeit 1 1) Der herrlich macht 12) König 13) Der der Menschen Heil sucht; 14) übel abwendet; 15) Nie müde wird ; 16) Vor der Welt die Handlungen abwiegt. 17) Der alles sieht 18) Quell der Gesundheit 19) Richter der Gerechtigkeit 20) Mein Name ist der Große.

Anmerkungen

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243,427-429 Vgl. Kreuzer, 710: Das Wort ist, so zu sagen, das Geheim­ nis, wodurch die ganze Ideenwelt und alles Gute besteht. Es ist Quelle alles Guten und alles Lebens, ist Schutz gegen alles Böse. Also das ewige Wort (Denken, Wollen) ist Grund alles Daseyns, alles Bleibens und alles Segens, und Zoroasters Gesetz ist der Leib jenes Urwortes von Ormuzd, und jenes heisst selbst Zendavesta, lebendiges Wort. 243,434 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 1 6 : Von Izeds sind folgende in den Zendbüchern a) Mithra (auch Meher), der Höchste aller Izeds, wie der Glanzreichste, wird mit der Sonne angerufen, ist aber nicht Sonne. Er glänzt wie der Mond, ist hocherhaben wie Taschter, hebt seine Hände auf zu Ormuzd, dem König der Welt; b) Khorschid (Sonne) . . . 243,436 Vgl. Kreuzer, 734 : Diese Persische Mithra hat ein männliches Wesen gerade so zur Seite, wie Isis den Osiris. Dieses ist Mithras. 243,437-439 Vgl. Kreuzer, 760: Mit den Römischen Kaisern werden die Nachrichten vom Mithrasdienste häufiger. Vgl. auch 729: Daher nennen die Perser auch den Mithras den Mittler. 243,439-440 Vgl. Kreuzer, 765 : Auch in das diesseitige Deutschland ka­ men die Mithriaca mit den Römischen Legionen. Mehrere Monumente in den südlichen Provinzen geben noch jetzt anschauliche Überzeugung. 243,440-441 Mithra ist nach den Zendbüchem eins der Izeds, welche gute Gei­ ster zweiter Ordnung sind. Vgl. die Anm. zu 243,434. 243,450-244,458 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 15 f V. Ormuzd's geschaf­ fene Welt. Groß ist die Welt Ormuzd's ; lebend und wirkend in Wesen und Geschöpfen zahlloser Art und Stufen. Ormuzd's Welt theilt sich in Himm­ lische und Irdische, Geist und Materie. 1) Ormuzd's Geisterreich. (1) Den höchsten Rang der Geisterordnungen haben Arnshaspands - zunächst um Ormuzd's Thron. Sieben ist ihre Zahl. Ormuzd ist Erster der Arnshaspands ; der sechste König - die seine Geschöpfe sind, von ihm, - dem Ersten der Wesen und alles deß, was lebt und ist, Urquell, - gebohren . . . . , - gehen an keinen unreinen Ort ; jeder hat seine Tage des Präsidiums - Segens Wohlthuns. Heilig sind ihre Namen . . . . (2) Der zweiten Ordnung gute Geister sind Izeds. Ormuzd hat geschaffen zum Segen der Welt, zu Rich­ tern, Schutzaugen des reinen Volkes . . . . Alle Monate und alle Tage jedes Monats sind unter Arnshaspands und Izeds vertheilt, wo jeder besonders regiert und segnet; ja selbst die fünf Tagesabtheilungen, und fünf Schalt­ tage des Jahres werden als unter besonderen Izeds stehend gedacht. . . . ; Ormuzd ist nie ohne Arnshaspands, jeder Arnshaspands hat Izeds um sich. 244,462-671 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 12 f N. Feruers, erste Abdrücke der Wesen durch den Gedanken des Schöpfers. Urbeginns schuf Ormuzd zur Bestreitung Ahrimans aller Wesen Feruers. Er dachte als Schöpfer auf Wesen aller Art, die rein und gut und stark und edel waren, und jeder die­ ser Gedanken war Feruer, war Geist des künftigen Wesens, reinstes Bild des Wesens, das künftig Theil in Ormuzd's Welt seyn sollte, ganz Licht und Geist, im Wesen Geist und Leben Geist - durch blossen Schöpferge-

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danken gebohren; denn Ormuzd dacht' im Wort, und jeder Gedanke im allschaffenden Wort ist Geist, der das Geschöpf belebt, wozu er gedacht ist. Hier giengen aus Ormuzd's allschaffendem Geist aller reinen Wesen zahl­ loser Arten, Gestalten, Stufen Feruers ; unsterblich - denn ihr Saame war von ewigem Geist, unzerstörbarem Licht; ganz Leben . . . Alles ist durch sie Bewegung und Segen . . . . Der Feruers Zahl und Smfen sind - wie der Wesen. Selbst Ormuzd hat einen Feruer, weil die Ewige Ewigkeit sich denkt im allmächtigen Wort, und dieser Abdruck des unergründbaren Wesens ist Ormuzd's Feruer. 245,486-490 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 27: Der Mazdeiesnan verehrt Ormuzd durch Liebe gegen alles Gute und Haß gegen alles Böse. Das will sein Gesetz. Diese ganze Verehrung aber muß zu lauter That, zu lebendi­ gen Handlungen werden. Es giebt schon einen Zug zum Gemählde des Zo­ roastrischen Geistes, oder wer der Läuterer und Stifter dieses Religionssy­ stems gewesen ist, daß er alle Verehrung des guten Schöpfers der Lichtwelt zu lauter That macht. 245,493 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 39: Die einzelnen Vorschriften des Gesetzes haben alle zum Zweck, Ormuzd's Reich im Einzeln und Ganzen zu verschönern, Licht und Leben, Wahrheit und Beseligung überall auszu­ breiten. Man kann sie nach ihrer Namr, oder nach ihrem Gegenstande be­ trachten. Ich will nach Anleimng des Ersten etwas davon sagen. Sie sind entweder moralisch im eigentlichen Verstande, oder gottesdienstlich, oder politisch-religiös. 245,495-496 Vgl. Zend-Awesta, Il. Theil, 3 1 6Jf: Wer es wagt, den Ent­ schluß des Schiagens zu fassen, der macht sich der Sünde Aguereste schul­ dig ; geht er bis zum Schlagen, so wirds Eouevereschte ; Wer aus Neid oder Haß den er in seiner Brust trägt, jemand anfällt, der begeht Aredosch . . . . Welche Strafe muß der Schuldige des Aguereste leidem Fünf Streiche mit u. s. f . . . . Wenn der Schuldige der Sünde Khor schlägt und Blut vergießt, und sein Böses nicht erkennen will, wie denm Ormuzd sprach : So ist er wie Tanasur ; 200 Riemenstreiche u. s. f. 246,504-508 Vgl. Zend-Awesta, Il. Theil, 364 : Wie viele Handlungen, 0 Ormuzd, machen den Menschen des Tanasur schuldig? Fünfe, sprach Or­ muzd. 1) wenn jemand mit Verachmng gegen einen Heiligen redet, der ganz mit mir und meinem Gesetz beschäftigt ist; und nach seinem Eigen­ willen lebt, der ist des Tanasur schuldig. Zur Bedeutung von Tanasur vgl. Anm. zu 245,495-496. Was die Verunreinigung betrifft, berichtet die Zend­ Awesta Folgendes: Die Aufmerksamkeit des Parsen muß hiebei theils ausser sich, theils auf sich gerichtet seyn, weil dies die beiden Wege zu Verunrei­ nigungen sind. Ausser sich - daß er sich keinem unreinen Menschen oder Thiere nahe ; daß er nichts Todres anrühre, ohne die vorgeschriebenen Ge­ bräuche beobachtet zu haben : . . . (1. Theil, 49). 246,509-518 Vgl. Zend-Awesta, Il. Theil, 3 1 5 I Wie mannigfaltig sind die Mithra-Darudis [Sünden]? Ormuzd antwortete : auf sechs Wegen kannst du

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Anmerkungen

dich, 0 Sapetmann Zoroaster, dieser Sünde schuldig machen. 1) Wenn der Mensch sein Wort gibt; 2) Wenn er Hand in Hand legt; 3) bei schuldiger Vergeltung gegen ein zahmes Thier; 4) bei schuldiger Vergeltung gegen das Wild ; 5) bei schuldiger Vergeltung gegen den Lehrer (Meister) ; 6) bei schuldiger Vergeltung gegen Dörfer . . . . Wer Mithra-Darudi begeht, in­ dem er sein Wort bricht, welche Strafe soll der in dieser Welt leiden? Or­ muzd antwortete : dreihundert Streiche mit Pferde- oder Kamelriemen soll er leiden, diese gelten 300 Derems . 246,526-247,532 Vgl. Zend-Awesta, III. Theil, 206: Die Hauptopfer sind Kleider für die Priester, d. i. Fleisch , das eingesegnet und denn gegessen wird, während oder nach dem heiligen Dienst; Blumen , Früchte, und vor allem Granaten und Datteln, Reis, wohlriechende Körner, Gerüche, Milch, Darunsbrode , Homzweige, selbst Saft von Horn , (Perahom) . 247,536-543 Vgl. Zend-Awesta, III. Theil, 206f Daruns sind kleine unge­ säuerte Brode , im Durchschnitt wie ein großer Thaler, eine oder zwei Li­ nien dick. Man opfert zwei oder viere davon nach der Art des Gottesdien­ stes ; Dasjenige, worauf Etwas gekochtes Fleisch gelegt wird, nennt man Darun Freseste, Brod des Gelübds . III. Horn , (Zend, Heomo) ist ein heili­ ger Baum, dem die Perser die Kraft der Unsterblichmachung beilegen . In ganz Indien soll keiner seyn ; er soll nie faulen, keine Früchte tragen, und dem Weinstock gleichen . . . . IV . Parahorn ist der Saft von Horn . Die Ce­ remonien, unter denen der Djuti ihn auszieht, kann man im Izeschne finden. Er heißt Lebenswasser. 247,548-550 Vgl. Zend-Awesta, I. Theil, 92 : Um den Gah havan kam Horn aus der Höhe zu Zoroaster, und fand ihn bei Reinigung des Feuer­ tempels und Leben des Ormuzd Worts. Zeroaster fragte ihn : Welchem Menschen, der in Gerechtigkeit, wie Zeroaster lebt, wie ich der Reinste der Sterblichen in der Welt, ist's von dir gegeben, seine Seele rein und un­ sterblich zu bewahren? Der reine und Todzersröhrende Horn antwortete mir : Ich , 0 Zoroaster, bin der reine Horn , der Todzerstöhrer; wer zu mir redet, 0 Sapetmann, wer mich isset, mit Feuerbrunst zu mir ruft und de­ müthiges Gebet mir opfert - der nimmt von mir die Güter in der Welt. 250,614-624 Vgl. Herodot, Historien, Buch I, 1 96 . 250,629-632 Vgl. Herodot, Buch I, 1 97. 2 5 1 ,642 Ktesias, griechischer Geschichtsschreiber aus Knidos, Leibarzt der Pary­ satis und des Perserkönigs Artaxerxes II. bis 398 v. Chr. Ktesias schrieb 23 Bücher Persika, eine in Bruchstücken erhaltene Geschichte des assyrischen und persischen Reichs, die mehr romanhaft als historisch zuverlässig ist (Brockhaus}. 2 5 1 ,643-647 Vgl. Diodor von Sicilien , Bibliothek der Geschichte Bd I (zitiert nach der Ausgabe von F. A. Stroth, Frankf a . M. 1 782}, Buch I!, Kap. IV. 2 5 1 ,647-651 Vgl. Diodor, Buch II, Kap. IV: Die Größe des Heeres von Ni­ nus gibt Diodor nach Ktesias wie folgt an: . . . aus einer Million und sieben­ mal hundert tausend zu Fuß, aus zweymal hundert und zehn tausend zu .

.

610

Anhang

Roß, und beynahe zehn tausend sechs hundert Sichelwagen bestand .

Die

Abweichung kann von einem Hörfehler des Schreibenden herrühren. 251 ,65 1-654 Vgl. Diodor, Buch !I, Kap. VI. 25 1 ,654-655 Vgl. Diodor, Buch II, Kap. W: In Syrien liegt eine

Stadt na­ mens Askalon, und nicht fern von derselben ein grosser, tiefer und fischreicher See . An demselben liegt der Tempel einer Halbgöttin, welche die Syrer Derketo nennen, welche ein weibliches Gesicht hat, übrigens aber ganz Fisch ist (203).

Vgl. Diodor, Buch !I, Kap. VII-IX. Vgl. Diodor, Buch II, Kap. XIII-XVII. Vgl. Diodor, Buch I, Kap. IV. 2 5 1 ,666-668 252,682-689 Vgl. Diodor, Buch II, Kap. XXIII-XXVII. 252,692-253 ,698 Vgl. Herodot, Buch I, 185- 187. 253 ,716-718 Vgl. Anm. zu 23 7,279-281. 254,742 Vgl. Johannes von Müller, Versuch über die Zeitrechnungen der Vorwelt, in : Sämtliche Werke , Bd 8, Tübingen 1 8 1 0, 1 95-230, 229 f 255,750-755 Vgl. Schah Nameh , 355 : Dann brach neuer Krieg aus mit 25 1 ,655-659

2 5 1 ,663-666

Feilefus (Philippus) Kaiser von Rum, aber die Rumian wurden geschlagen, und zogen sich zurück ins Schloß Amurijetz (Stadt in Kleinasien) . . . Um den Frieden zu befestigen, heiratbete Darab zuletzt des Kaisers Tochter, Nahid , und die Hochzeit wurde mit Glanz gefeiert. Aber der Schah nahm des Nachts wahr, wie ein übler Geruch von ihrem Mund ausgehe ; darum verstieß er sie, und sie gieng zurück zu ihrem Vater, und genaß dort eines Sohnes von Darab , den sie Skander nannten.

Vgl. Anm. zu 252,682-689. Vgl. Herodot, Buch I, 96- 1 0 1 . 256,777-779 Vgl. Xenophon , Kyropädie , Buch III, Kap. 2. 256,791 Nabupolassar (grch.}, Baby/on. Nabu-apla-usur, König von Babyion (626-605 v. Chr.}, erster Herrscher aus dem Stamme der Chaldäer und Gründer des neubabylonischen Reiches (Brockhaus). 256,795-799 Vgl. Xenophon, Buch I, Kap. 2. Vgl. Xenophon, Buch V, Kap. 1 : Hier wird allerdings berichtet, 256,799-801 daß der König von Susa, Abrada'tas, auf der Seite der Assyrer war. 256,803-257,804 Vgl. dazu Herodot, Buch I, 75 und 127f Vgl. dazu Herodot, Buch I, 73 . 257,806-809 257,809-813 Vgl. Herodot, Buch [, 1 1 9 und 1 2 7f Vgl. Herodot, Buch I, 73 jJ. 257,815-821 257,827-258,830 Vgl. Herodot, Buch I, 1 70. 258,835 Vgl. Herodot, Buch 1,2 1 4 . 258,835-837 Vgl. Herodot, Buch 1,2 1 5 . 26 1 ,930-262,936 Vgl. Herodot, Buch III,80jJ. 262,939-941 Vgl. Xenophon, Buch VIII, Kap. 3. Vgl. Xenophon, Buch VIII, Kap. 5. 262,941-943 268,114 Während für die Orientalische Welt bis zu dem Kapitel Ägyp ten 255,766

255 ,766-769

Anmerkungen

611

ausgiebig kommentierte Literaturangaben für das Verständnis der Gedanken He­ gels eine unerläßliche Hilfe darstellten, ist dies für seine weiteren Auiführungen nicht mehr notwendig, da er auf allgemein bekannte und zugängliche Quellen zu­ rückgreift . So bezieht er sich in dem Abschnitt Ägypten vorwiegend auf Herodots Historien und Diodors Geschichts-Bibliothek. Zu ihnen gesellten sich bei der Betrachtung Griechenlands die Geschichte des Peleponnesischen Krieges von Thukydides und die Beschreibung Griechenlands von Pausanias. Für das Ka­ pitel Das Römische Reich greift er auf die Geschichte von Polybios und Große Griechen und Römer von Plutarch zurück. Im Kapitel Die Germani­ sche Welt folgt er zunächst Tacitus in der Germania und dann vor allem den Darstellungen von K. Fr. Eichhorn in seiner vierbändigen Deutsche Staats­ und Rechtsgeschichte, Göttingen 1 808- 1 8 1 8, sowie J. S. Pütters, Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des reutsehen Reiches, Göttin­ gen, 1 786- 1 787, 3 Bde. Weitere zitierte gut zugängliche und bekannte Literatur wurde ebenfalls nicht näher erläutert und kommentiert. Nicht so bekannte Werke wurden mit entsprechenden Angaben versehen angegeben, um ein Nachschlagen zu erleichtern. 269,139 Vgl. Herodot, Buch 11,3 . 269, 141-143 Vgl. Diodor, Bibliothek der Geschichte, Buch II, 1 . 269, 146-148 Vgl. J. Fr. Champollion, L'Egypte sous !es Pharaons , 1 8 1 4 . 270,175 Vgl. Herodot, Buch Ili, 1 . 272,2 1 1-212 Vgl. Herodot, Buch II, 15 f 272,228 Vgl. Herodot, Buch 11, 1 02-1 04; auch Buch 11, 1 53. 275,283 Vgl. Herodot, Buch II, 4 f 275 ,284 Vgl. Diodor, Buch I, 70. Vgl. Herodot, Buch 11, 1 und 97. 276,319 276,334 Vgl. Diodor, Buch I, 70. Vgl. Herodot , Buch II, 1 64. 276,335 Vgl. Herodot, Buch 11,35; Diodor , Buch I,69. 277,362 278,384 Vgl. Diodor, Buch I, 75. Vgl. Herodot, Buch II,35. 278,400 Vgl. J. J. Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums , 279,403 Dresden 1 764, Teil I, 2. Kap. Vgl. Diodor, Buch I, 74. 279,405 Vgl. Herodot, Buch 11,35. 279,409 282,504 Vgl. Herodot , Buch II, 1 9-3 1 . Vgl. Herodot, Buch II, 79. 283,545 286,6 1 1 Vgl. Herodot, Buch 11,43. 290,721 Vgl. G. Belzoni , Narrative of the operations and recent discove­ ries within the pyramids , tempels, tombs and excavations in Egypt and Nu­ bia, London 182 1 , 1 65. 290,728 Vgl. Diodor, Buch I, 83. 290,739 Vgl. Herodot, Buch I, 79. Vgl. Herodot, Buch 11,5 1 . 295 ,866

612

Anhang

Vgl. Herodot, Buch ll, 1 48 J Vgl. Belzoni, 4 . Vgl. Herodot, Buch 11, 1 23. 301 ,55 Vgl. Herodot, Buch ll,86. 302, 1 1 3 304, 165 Vgl. Herodot, Buch 11, 78. 306,207 Vgl. Herodot, Buch ll, 1 2 1 . Vgl. Josef von Hammer, Geschichte der schönen Redekünste 308,257 Persiens, Wien 1 818, 6. 3 1 0,321 Vgl. Plutarch, Moralia, De Iside et Osiride, 9p, 354 c. Vgl. Proclus, In Platonis Timaeum Comentaria, 2 1E. 3 10,322 Vgl. Herodot, Buch 1,2 und Buch III,80. 3 1 3,417 320,589 Vgl. Herodot, Buch 11, 154. Vgl. Homer, Ilias, ll,86 7. 320,590 Vgl. Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges , I, 320,593 2-4. Vgl. Herodot, Buch 11,50. 320,608 3 2 1 ,626 Vgl. Thukydides , 1,3 . 322,661 Vgl. Thukydides, 1,2. Vgl. Pausanias, Beschreibung Griechenlands, 11, 4, 5, 16. 323,679 Vgl. Thukydides , I, 7. 323,690 329,866 Vgl. Thukydides, 1, 9. 333,972 Vgl. Thukydides, 1,4. 347,367 Vgl. Herodot, Buch ll,52 f Vgl. Herodot, Buch ll,3 . 350,435 Vgl. Johannes-Evangelium , 18, 36. 359,727 Vgl. Homer, Ilias, 1, 1 90. 361 ,759 Vgl. Thukydides, 1,86 J 361 ,765 365 ,888-366,892 Vgl. Thukydides , ll,4 1 . 372,66 Vgl. Thukydides, ll, 40. Vgl. Neues Testament, Tit 1, 12. 374, 1 3 1 377,194-- 1 97 Vgl. Xenophon, Symposion VIII,39. 382,336-338 Vgl. Platon, Politeia, 326e. Vgl. Aristophanes , Die Wolken. 383,361 Vgl. J. W. v. Goethe, Tagebücher, Unterredung mit Napoleon 393,651 Sept. 1808. Vgl. Cicero, Pro domo sua, 1 1 6. 400,866 Vgl. Cicero, Pro domo sua, 1 4 1 . 402,9 1 5 405,26 Vgl. Cicero, Pro domo sua, 3 6 J 4 1 3 ,237 Vgl. Polybios , Geschichte. Vgl. Plutarch, Große Griechen und Römer. 4 1 6,305 Vgl. Tacirus, Germania, 1 1- 1 5 . 453,370 46 1 ,613 Vgl. J. W. v. Goethe, West-östlicher Diwan. 464,705 Vgl. Johannes-Evangelium, 18,36. 476,22 Vgl. J. S. Pütter, Teutsche Reichsgeschichte, Göttingen 1 793. 299,16

300,34

Anmerkungen Vgl. Jesaia, 26, 1 9. 48 5,307-308 Vgl. Lukas-Evangelium, 24,5-6. 5 1 0,46 Vgl. G. W. Leibniz , Sämtliche Schriften und Briefe, hrsg. Preuß. A kademie der Wissenschaften, Leipzig 1 923 ff, Bd. I 8, 9.

613

485,304

v.

d.

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande ; oder Sammlung aller Reisebeschreibungen, welche bis itzo in verschiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden . . . Durch eine Gesellschaft gelehrter Männer im Englischen zusammen gerragen, und aus demselben ins Deutsche übersetzt. Bde 1-2 1 , Leipzig 1 748- 1 774 (Der 6. Band be­ handelt China; Leipzig 1 750) . Aristophanes, Die Wolken. Aristoteles, Politik. Arrian, Alexanders des Grossen Siegeszug durch Asien. Aurich, Ursula, China im Spiegel der deutschen Literatur des 18. Jahrhun­ derts, in : Germanische Studien, Heft 1 69, Berlin 1 935. Bailly, Jean Sylvain, Traite de !'Astronomie indienne et orientale, Paris 1 78 7. - Histoire de !'Astronomie ancienne, Paris 1 775 (in deutscher Übersetzung: Geschichte der Sternkunde des Altertums bis auf die Errichtung der Schule zu Alexandrien, 1 . Bd, Leipzig 1 777) . Barrow, John, Voyage en Chine, formant le complement du voyage de Lord Macarmey . . . , Paris 1 805. Belzoni, Giovanni Barrista, Narrative of the operations and recent discove­ ries within the Pyramids, Temples, Tombs and Excavations in Egypt and Nubia, London 1 82 1 . Bentley, J . , On the Hindu systems o f astronomy, and their connection with history in ancient and modern time, in : Asiatic Researches, vol. VIII, Calcutta 1 805, 1 93-244. Bopp, Franz, Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Verglei­ chung mit jenem der griechischen, lateinischen und germanischen Spra­ che, Frankfurt a. M. 1 8 1 6. Buchanan, Francis, On the religion and Iiterature of the Burmas , in : Asia­ tic Researches, vol. VI, London 1 801, 1 63-308. Champollion, Jean-Fran�ois le jeune, L'Egypte sous les Pharaons, ou Re­ cherches sur la geographie, la religion, la Iangue, les ecritures et l'histoire de l'Egypte avant l'invasion de Cambyse, Paris 1 8 1 4 . Cicero, Pro domo sua. The Code of Gentao Law, hrsg. v. Nath Brassey Halhed, London 1 777.

Anhang

616

Colebrooke , H. T . , Observations on the sects of Jains , in : Asiatic Resear­ ches, vol. IX, Calcutta 1 8 0 7, 28 7-322 . - On the religious ceremonies of the Hindus , and of the Bra'hmens espe­ cially, Essay I, in : Asiatic Researches , vol. V, London 1 799, 345-368. - Enumeration of indian classes , in : Asiatic Researches , vol. V, London 1 799, 53- 6 7.

Cordier , Henri , Bibliotheca Sinica. Dictionnaire Bibliographique des ouv­ rages relatifs a l'empire Chinois. Cinq livres en trois volumes. 2. ed. , Paris 1 904- 1 906 (Reprographischer Nachdruck : Hildesheim - New York 1 9 7 1 ) .

Couplet , Philippus (oder Filippo) , The morals of Confucius, a Chinese phi­ losopher. Being one of the choiest pieces of learning and morality remai­ ning of that nation. Reprinted from the edition of 1 6 9 1 . 2. ed. , London 1 8 1 8 . Delambre , Jean Joseph, Histoire de l'asrronomie ancienne , 2 Bde, Paris 1 8 1 7.

Diodor von Sicilien , Bibliothek der Geschichte . Dow, Alexander , The history of Hindostan, 2. ed. , in two volumes, London 1 7 70.

Dubois , Jean Antoine Abbe , Description of the character, manners , and customs of the people of India ; and of their institutions, religious and ci­

vil, London

1 8 1 7.

Du Halde, Jean Baptiste, Description geographique , historique, chronolo­ gique, politique, et physique de l'empire de Ia Chine et de Ia Tartarie Chinoise . .

.

T. 1 - 4, Paris 1 735 (deutsch : Johann Baptista du Halde , Aus­

führliche Beschreibung des chinesischen Reiches und der grossen Tarta­ rey . .

.

T. 1 -4, Rostock 1 74 7- 1 756) .

Duncan, Jonathan, Historical remarks on the Cost of Malabar with some description of manners of its inhabitants, in : Asiatic Researches, vol. V, London 1 799, 1 -36.

- An account of two fakeers, with their portraits , in : Asiatic Researches, vol. V, London 1 799, 3 7-52.

Du Perron, Abraham Hyacinthe Anquetil, Zend-Awesta , 3 Bde, Paris 1 7 7 1 (deutsch : Zend-Awesta, Zoroasters lebendiges Wort, worin die Lehren

und Meinungen dieses Gesetzgebers von Gott, Welt, Natur, Menschen ; irrgleichen die Ceremonien des heiligen Dienstes der Parsen usf. aufbe­ halten sind , Riga 1 7 76) . Eichhorn, Karl Friedrich, Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte , 4 Theile, Göttingen 1 808-23 .

Elphinstone, Mountstuart, An account of the Kingdom of Caubul and de­ pendencies in Persia , Tartary, and India , London 1 8 1 5 (Nachdruck : Graz 1 965) .

Quellen- und Literaturverzeichnis

617

Europa und die Kaiser von China. 1240- 1 8 1 6 , hrsg. v. Berliner Festspiele GmbH,

Frankfurt a.

M.

1 985.

Fenelon , Fran�ois de Salignac de Ia Mothe , Suite du quatrieme Iivre de l'Odysee d'Homere , ou !es aventures de Telemaque, fils d'Ulysse,

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1699. Fischer Weltgeschichte . Indien,

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. . . opera omnia

Friedrich II, der Große , Memoires pour servir a l'hisroire de Ia maison de Brandebourg,

o.

0.,

1 75 1 . 1 746.

- Histoire de mon temps,

Gaubil , Antoine , Le Chou-king, un des livres sacres des Chinois , qui ren­ ferme !es fondements de leur ancienne histoire, !es principes de leur gouvemement & de leur morale ; ouvrage recueilli par Confucius. Tra­ duit & enrichi de notes , par feu le P. Gaubil , missionaire a Ia Chine . Revu & corrige sur le texte chinois , accompagne de nouvelles notes, de planches gravees en taille-douce & d'additions tirees des historiens origi­ naux , dans lesquelles on donne l'histoire des princes omis dans le Chou­ king. Par M. de Guignes . . . On y a joint un discours preliminaire, qui contient des recherches sur !es tems anterieurs a veux dont parle Je Chou-king, & une notice sur l'Y -king, autre Iivre sacre des Chinois ,

Pa­

ris 1 770. - Chu-ching , Version latine du Iivre classique Chouking par le P. Michel Benoist, jesuite fran�ais a Peking,

Peking 1 755.

Görres, Joseph, Das Heldenbuch von Iran aus dem Schah Nameh des Fir­ dusi,

in 2 Bdn, Berlin 1 820.

Goethe , Johann Wolfgang von, Tagebücher, Unterredung mit Napoleon September 1 808 . - West-östlicher Divan. Gondi , Jean Fran�ois Paul de , Cardinal de Retz, Memoires,

Amsterdam

1 71 7. Grosier, Abbe Jean-Baptiste Alexandre , De Ia Chine ; ou description gene­ rale de cet empire .

. . , troisieme Edition, revue et considerablement augmen­

tee, 7 tom., Paris 1 8 1 8- 1820. (Die erste Edition bildet den 13. Band der Me­ moires ; 2. Edition, 2 Bde, Paris 1 78 7; deutsche Übersetzung: 2 Bde, Frank­ furt a. M. und Leipzig 1 789). Hammer, Joseph von , Geschichte der schönen Redekünste Persiens , Wien 1 8 1 8. Herder, Johann Gottfried, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit,

4 Bde, Riga und Leipzig 1 784- 1 79 1 .

Anhang

618

- Christianisierung des chinesischen Reiches,

Leipzig 1 8 1 2.

Herodot, Historien. Homer, Ilias . Hugo, Gustav, Lehrbuch eines civilistischen Cursus . Dritter Band , welcher die Geschichte des Römischen Rechts enthält,

vierte verbesserte Aujl., Ber­

lin 1 8 1 0. Instirutes of Hindu Law ; or the ordinances of Menu, according to the gloss of Culluca. Comprising the indian system of duties, religious and civil . Verbally translated from the original , with a preface by Sir William Jones , Iselin,

Calcutta 1 794; die deutsche Übersetzung erschien 1 797 in Weimar.

Isaak, Philosophische Mutmaßungen über die Geschichte der

Menschheit,

Zürich 1 764.

Joinville , On the religion and manners of the people of Ceylon, Researches,

vol.

VII,

Jones, William, On the Gods of Greece , Italy , and India , ches ,

in : Asiatic

London 1803, 397-444. in : Asiatic

Resear­

vol. I, London 1 799, 22 1-2 75.

Kalidasa , Sakontala oder der entscheidende Ring,

hrsg. v. Georg Forster,

Wien 1800. Kircher, Athanasius , China monumentis qua sacris qua profanis, nec non variis narurae & artis spectaculis, aliarumque rerum memorabilium argu­ mentis illustrata

. . . , Amsterdam 1 667.

Kreuzer , Friedrich, Symbolik und Mythologie der alten Völker besonders der Griechen ,

1 . Theil, 2. Aujl., Leipzig und Darmstadt 1 8 1 9.

Laplace, Pierre Sirnon de, Exposition du systeme du Monde,

1 796 (deutsche Übersetzung: Darstellung mon La Place, Frankfurt a. M. 1 79 7).

2 Bde, Paris

des Weltsystems durch Peter Si­

Lauterbach, Wilhelm, Dr. Wilhelm Schott's vergebliche Übersetzung der Werke des Confuzius aus der Ursprache , eine literarische Betrügerei,

Leipzig und Paris 1 828. Leibniz , Gottfried Wilhelm, Novissima Sinica,

Leipzig 1 69 7.

- Sämtliche Schriften und Briefe, hrsg . v. d. Preußischen Akademie der Wissenschaften,

Bd. I, Leipzig 1 923.

Lucan , Marcus Annaeus, Bellum civile. Mailla, Joseph Anne Marie de Moyriac de, Histoire generale de Ia Chine, ou annales de cet empire traduites du Tong-Kien-Kang-Mou . . . Pu­ bliees par M. I'Abbe Grosier . . . T.

I-Xlll, Paris 1 777-1 785. Darin Bd

13 : Grosier, Abbe Jean-Baptiste-Gabriel-Alexandre :

Description generale

de Ia Chine , ou Tableau de !'Etat acruel de cet Empire , Malcolm, Sketch of the Sikhs ,

1 97-292.

Paris 1 785. in : Asiatic Researches, vol. XI, Calcutta 1 8 1 0,

Quellen- und Literaturverzeichnis

619

Marshman, Joshua, The works of Confucius containing the original text, wich a translation, vol . 1 . To which is prefixed a dissertation on the Chi­ nese language and character, Serampore 1809. Memoires concernant l'histoire, !es sciences, !es arts, !es ma:urs, !es usa­ ges . . . , Par !es missionaires de Pekin, T. I-XVI, Paris 1 776- 1 791 und 1 8 1 4 . Der 16. Bd wird zu den Memoires gerechnet. Es handelt sich um : P. Antoine Gaubil : Traite de Ia chronologie chinoise (eine der wichtigsten Quellen). Mill , James, The history of British India, 2. edition, vol. I, London 1820. Montesquieu, Charles de Secondat, Baron de Ia Brede et de, De l'esprit des lois, 2 Bde, Genf 1 748. Moor, E . , Account of an hereditary living Deity, to whom devotion is paid by Bramins of Poona and its neighbourhood, in : Asiatic Researches, vol. VII, London 1803, 38 1-395. Müller, Johannes von, Versuch über die Zeitrechnung der Vorwelt, in : Sämtliche Werke. Achter Theil. Kleine historische Schriften, hrsg. v. Jo­ hann Georg Müller, Tübingen 1 8 1 0, 1 95-230. - Die Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Leipzig 1 7861808. Müller, Niklas, Wissen und Kunst der alten Hindus in ursprünglicher Ge­ stalt und im Gewande der Symbolik, mit vergleichen Seitenblicken auf die Symbolmythe der berühmten Völker der alten Welt, mit hierher ge­ höriger Literatur und Linguistik, Bd I, Mainz 1822 (Faksimile Leipzig 1 968). Niebuhr, Barthold Georg, Römische Geschichte, 3 Bde, Berlin 1 8 1 1-32. Patterson, On the origin of the Hindu religion, in : Asiatic Researches, vol. VIII, Calcutta 1 805, 44-87. Pausanias, Beschreibung Griechenlands. Pauw, Cornelius de, Recherehes philosophiques sur !es Egyptiens et !es Chinois, 2 Bde, Berlin 1 773 (deutsche Ausgabe: 1 774). Platon, Politeia. Plutarch, Große Griechen und Römer. - Moralia; De Iside et Osiride. Polybios, Geschichte (Historiae). Proclus, In Platonis Timaeum Comentaria. Pütter, J. S . , Teutsche Reichsgeschichte, Göttingen 1 793. Rawlins, John, On the rnanners, religion, and laws of the Cu'ci's, or mountainers of Tripure, in : Asiatic Researches, vol. II, London 1 799, 1 8 7- 1 93. Remusat, Jean-Pierre-Abel, Notice sur le premier volume de l'edition chi-

620

Anhang

noise et anglaise des CEuvres de Confucius, publiee a Serampour au Ben­ gale, par M. Marshman, Paris 1 8 1 4 . Ritter, Carl, Die Erdkunde i m Verhältnis zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder allgemeine, vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und histori­ schen Wissenschaften, 2 Bde, Berlin 1 8 1 7-18. - Die Vorhalle europäischer Völkergeschichten vor Herodotus, um den Kaukasus und an den Gestaden des Pontus, Berlin 1 820. Scenes in China, exhibiting the manners, customs, diversious and singular pecularities of the Chinese . . . Including the most irrteresring particulars in Lord Amherst's recent embassy, London 1 820. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph, Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums, 1 803. Schlegel, Friedrich von, Über die Sprache und Weisheit der Indier, Heidel­ berg 1 808. Schlözer, August Ludwig von, Weltgeschichte nach ihren Haupttheilen im Auszug und Zusammenhange, 2. verb. Aujl., Göttingen 1 792- 180 1 . Schulin, Ernst, Die weltgeschichtliche Erfassung des Orients bei Hegel und Ranke, Göttingen 1 958. Shore, John, On some exttaordinary facts, customs, and practices of the Hindus, in : Asiatic Researches, vol. W, London 1 799, 33 1-350. Sonnerat, Pierre, Reise nach Ostindien und China, auf Befehl des Königs unternommen vom Jahre 1774 bis 1781 , 2 Bde, Zürich 1 783. Spinoza, Benedictus de, Tractatus Theologico-Politicus, Amsterdam 1 6 70. Staunton, George, Des Grafen Macarmey Gesandschaftsreise nach China, welche Er auf Befehl des jetzt regierenden Königs von Großbritannien, George des Dritten, in den Jahren 1792 bis 1794 unternommen hat ; nebst Nachrichten über China und einen kleinen Theil der chinesischen Tar­ tarey. Aus den Tagebüchern des Ambassadeurs und der vornehmsten Personen seines Gefolges zusammengetragen und herausgegeben von Sir George Staunton. Aus dem Englischen frey übersetzt. 2 Bde, Frankf und Leipzig 1 798 (Originalausgabe: Staunton, George, An authentic account of an embassy from the king of great Britain to the emperor of China . . . , 2 Bde, London 1 797) . - Ta Tsing Leu Lee : being the fundamental laws, and a selection from the supplementary Statutes, of the penal code of China . . . , London 1 8 1 0 (französische Übersetzung: Fi:lix Renouard de Sainte-Croix, 2 Bde, Paris 1812) . Sttabo, Geographie. Tacitus, Germania.

Quellen- und Literaturverzeichnis

621

Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Tschudi, Aegidius, Schweizer Chronik, 2 Bde, Basel 1 734-36. Turner, Samuel, An account of an embassy to the Court of the Teshoo Lama, in Tibet; containing a narrative of a journey through Bootan, and part of Tibet, London 1800 (deutsche Übersetzung: Neuere Geschichte der See- und Landreisen. Bd 1 4 . Samuel Turner's, Capitains in Diensten der ostindischen Compagnie Gesandschaftsreise an den Hof des Teshoo Lama durch Bootan und einen Theil von Tibet, Harnburg 1 801). - Copy of an account given by Mr. Turner, of his interview with Teshoo Lama at the monastery of Terpaling, in : Asiatic Researches, vol. I, Lon­ don 1 799, 1 99-205. Voltaire, Fran�ois Marie Arouet, Essai sur les ma:urs et l'esprit des nations et sur les principaux faits de l'histoire depuis charlernagne jusqu :i Louis XIII . Tome I, in : CEuvres completes de Voltaire. Tome seizieme, Kehl 1 784. Wilford, Francis, An essay on the sacred Isles in the west, with other essays connected with that work, in : Asiatic Researches, vol. Vlll, Calcutta 1 805, 245-368. - An essay on the sacred Isles in the west, with other essays connected with that work, in : Asiatic Researches, vol. IX, Calcutta 1 807, 32-243. - On mount Caucasus, in : Asiatic Researches, vol. VI, London 1801, 455536. Winckelmann, Johann Joachim, Geschichte der Kunst des Altertums, Dres­ den 1 764. Wolff, Christian, Oratio de Sapientia Sinorum (Rede bei der Übergabe seines Prorektorates}, Halle 1 726. Xenophon, Kyropädie. - Symposion.

PERSONENREGISTER

Abraham 123f, 429 Achämenes 238 Agis 392 Akbar 238 Alba, Herzog von 507f Alexander der Große 7 1 , 106, 17 1, 213, 238, 254f, 284, 315, 330, 386-391 , 415, 484 Amasis 270f, 277, 306 Ammon 296 Ancus Marcius 407 Antalkidas 378 Antenor 395 Antinous 272 Apries 277 Argenos 321 Aristophanes 50, 383 Aristoteles 50, 73, 154, 389, 4 1 1 Arminius 452 Arrian 210 Arthur von Wallis 446 Astyagas 257 Atreus 323 Augustus 269, 279, 417, 418 Bailly, Jean Sylvain 37 Belzoni, Giovanni Battista 290, 300 Bendey, J. 215 Bias 257 Bopp, Franz 221 Bossuet, Jaques-Benique 510 Buddha 126, 164, 1 7 1 , 199, 225229, 284 Buddhista Lama 228

Caesar 6, 96, 106, 385 , 415, 416 Canova, Antonio 199 Cato 69 Cephren 273 Cheops 273 Christus 194, 215, 283 , 359, 421 , 430, 479-483, 485f, 500 Cicero 400, 402, 405 , 410, 415, 417 Dalai Lama 228 , 232 Danaos 321 Daniel 256 Darius 238, 313, 364 Darius Hystaspes 263 Dejokes 255 Delambre, Jean Joseph 155 Derceto 251 Deukalion 321 Diodor von Sicilien 253, 269f, 275-279, 290 Dionysos 251 Dorus 321 Dschemschid 238 Dschingis Khan 122, 228, 232 Du Perron, Abraham etc. 237f Dubois, Jean Antoine Abbe 191 Eichhorn, Karl Friedrich 14 Elphinstone, Mountsmart 234 Epaminondas 330, 378 Fenelon, Fran�;ois de Salignac etc. 140 Ferdusi 253-255

624

Anhang

Flavius, Josephus 123 Fo 126, 164, 22S Fo-hi 126 Franz I. S07 Friedrich Il . , der Große 7, S17f Frundsberg S07 Fu-hi 126 Galilei S14f Goethe 393 , 461 Görres, Joseph 2S3 Gregor VII . 466 Gustasp 238 Gustav Adolf SOS Hadrian 272 Hammer, Josef von 308 Hannibal 414, 41S Harpagus 2S7 Hastings, Lord 184, 220 Herodot 3, 6, 222, 2SO, 2S3, 2SS2S8, 261 , 263 , 269-272, 27S-279, 282-284, 286, 29S , 299, 301f, 304, 306, 309, 313f, 320, 347, 3SO, 364, 366f, 387 Hesiod 347 , 382 Hoangti 126 Horn 247 Homer 92, 124, 209, 269, 314, 320f, 326, 336, 343, 347, 361 , 373 , 382 Hostilius 407 Hugo, Gustav 14 Hystaspes 238 Inachus 321 Jamblichus 29S Jesaias 48S Jones, Sir William Joseph II. 4S2

190

Kadamos 321 Kalidasa 220 Kambyses 261 , 263 , 270-27S, 277, 289, 306 Kangxi 140, 1 S8f Karl der Große 441 , 447, 461464, 470, 473, 47S Karl Martell 461 Karl V. 448, S07 Karl XII . SOS Kekrops 321 , 322, 328 Kienlong 133, 140 Kleisthenes 328, 370 Klitos 390 Konfuzius 12S, 126f, 1S4 Krösus 2S7 , 272 Ktesias 2S1-2S3 Kyros 237f, 2S1 , 2S6-2S9, 262, 270, 272 Lally-Tollendal 179 Lambert, Johann Heinrich 37 Lao-Tse 163 Laplace, Pierre Sirnon de 1SS Leibniz S10 Leo X. 448 Leonides 36S , 392 Livius 7, 8, 39S , 398, 409, 413 Lucan, Marcus Annaeus 69 Ludwig XIV. S13 Luther 448f, S07 Lykurg 374, 436 Macartney, Lord George 140, 184 Mahmud, Sultan von Ghaznavid 2S3 Manetho 270 Marius 416 Megabyzos 313 Memnon 269

Personenregister Menenius Agrippa 8 Michelangelo 498 Micfas 319 Minos 333 Mohammed 21 5 Montesquieu 1 1 Moritz von Sachsen 508 Moses 500 Müller, Niklas 211 Müller, Johannes von 7, 8, 1 1 , 123, 254 Nabonassar 256 Napoleon I. 94, 393, 417 Nero 404, 417 Newton 240 Niebuhr, Barthold Georg 12, 216 Nimrod 251 Ninus 248, 250-252 Nitokris 253 Noah 124, 215 Numa Pompilius 407 Numitor 394 Olthar 468 Öolus 321 Otanes 31 3 Pausanias 323 , 353 Pelopidas 378 Pelops 322 Perikles 6, 365 , 370, 372, 377 , 384, 389, 448 Philipp von Makedonien 386 , 389 Phillippus, Kaiser von Rum 255 Pipin der Kleine 461 Plato 50, 1 54, 175, 382, 384, 390, 426 Plinius 210 Plutarch 310, 392, 416

625

Polybios 8, 392 , 413 Proclus 310 Psammenit 271 Psammetich 272 , 274 Ptolemäus 210, 214 , 270 Pütter, J . S. 476 Pythagoras 280, 296 Raphael 496 Remus 394-396 Retz, Kardinal de 7 Rhampsinit 306 Richelieu, Kardinal de 511 Ritter, Carl 97, 222 Romulus 394-396, 407 Rousseau 375 Roxane 387 Salomon 1 54, 21 5 Sanherib 277 Sardanapel 252, 255 Sartorius 416 SeheHing 34 Schiller 343 Schlegel , Friedrich von 34, 515 Scipio 414 Score! 1 68 Semiramis 249, 251-253 Servius 407 Sesostris 251 , 272f Sethon 277 Skander 254, 255 Sokrates 1 54, 350, 361f, 381-383, 424, 448 Solon 154, 369f, 436 Sophokles 50 Spartakus 416 Spinoza 33 Strabon 210 Sulla 41 6

626

Sun-dschi 1 3 1 Susa, König von

Anhang 256

Tacirus 453 Taranant Lama 228 Tarquinius 409 Taschi Lama 228f Thales 380 Theoderich 444 Theseus 368, 392 Thukydides 3, 6, 50, 320-323 , 329, 333, 361 , 372 Tiberius 417 Tigranes 256 Timur 213, 232

Totila 444 Tschudi , Aegidius 8 Turner, Samuel 228f Wikramaditya 214f Wilford, Francis 214, 216, 237 Wilhelm von der Normandie 47 1 Winkelmann, Johann Joachim 279 Xenophon 6, 262, 377 Xerxes 225, 262, 364 , 366 Yao

125 , 128f

Zoroaster

237f, 242, 247 , 261