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German Pages [396]
H E G E L · G E S A M M E LT E W E R K E 2 8 , 2
GE ORG W I LH ELM FRIEDRI CH H EGEL
G E S A M M E LT E W E R K E
I N V E RBI N DU NG M I T DE M
F O R S C H U N G S Z E N T RU M F Ü R KLASSISCHE DEUTSCHE PHILOSOPHIE / HEGEL-ARCHIV
H E R AU S G E G E B E N VO N
WA LT E R JA E S C H K E
BA ND 28 IN VIER TEIL BÄ NDEN
F E L I X M E I N E R V E RL AG H A M BU RG
GE ORG W I LH ELM FRIEDRI CH H EGEL
VO R L ES UN GE N ÜBER DIE PHILOSOPHIE DER KUNST
H E R AU S G E G E B E N VO N
NIKLAS HEBING UND WALTER JAESCHKE
BA ND 28, 2 N ACHS CHR IF T EN Z U M KOL LEG D E S JA HR ES 1826
F E L I X M E I N E R V E RL AG H AM BU RG
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über 〈http://portal.dnb.de〉 abrufbar. ISBN 978-3-7873-2964-9
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INHALTSVERZEICHNIS
SOMMERSEMESTER 1826 NACHSCHRIFT KARL GUSTAV JULIUS VON GRIESHEIM mit Varianten aus den Nachschriften Anonymus, Stefan Garczynski, Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler, Johann Conrad Carl Löwe und P. von der Pfordten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 Philosophie der Kunst. vom Prof. Hegel. Sommer 1826 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517 Philosophie der Kunst. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uebersicht des Ganges und der Eintheilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeiner Theil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a. Die Idee der Kunst.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Die Gestalt der Kunst.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Die symbolische Form, Gestalt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Formen des Symbolischen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c. Die klassische Form, Gestalt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Die romantische Form, Gestalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Besonderer Theil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Architektur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a Die symbolische Baukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b. Die klassische Baukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c. Die romantische Baukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Sculptur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Mahlerei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Der Gegenstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Komposition. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das Colorit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Musik.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die Poesie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Epos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
519 554 562 562 646 648 655 711 737 767 771 773 783 789 794 816 820 828 830 834 844 856
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inhaltsverzeichnis Die Lyrik.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Drama. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Tragödie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Komödie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
872 877 884 895
Inhaltsverzeichnis der Nachschrift von Griesheim Inhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 899 ANHANG Zeichen, Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 903
SOMMERSEMESTER 1826 NACHSCHRIFT
KARL GUSTAV JULIUS VON GRIESHEIM MIT VA RIA NTEN AUS DEN NACHSCHRIFTEN
ANONYMUS, STEFAN GARCZYNSKI, FRIEDRICH CARL HERMANN VICTOR VON KEHLER, JOHANN CONRAD CARL LÖWE UND P. VON DER PFORDTEN
Philosophie der Kunst.
1Gr 1Lö 1An 1r Ga
vom Prof. Hegel. Sommer 1826.
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Nachgeschrieben durch v Griesheim |
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P h i l o s o p h i e d e r Ku n s t .
3Gr 2rPn 2r Ga
Ein leit ung.
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Diese Vorlesung ist der Aesthetik gewidmet d.h. der Philosophie der Wissenschaft des Schönen und zwar des Kunstschönen und nur des Kunstschönen indem wir das Naturschöne davon ausschliessen. Einerseits konnen wir sagen es kann jede Wissenschaft sich ihren Umfang beliebig bestimmen und so haben wir uns diesen Umfang gesetzt, aber andererseits ist es keine willkührliche Bestimmung daß die Philosophie sich nur das Kunstschöne zum Gegenstand macht. Das Ausschliessen des Naturschönen kann als willkührliche Begrenzung deswegen erscheinen weil wir in unserem gewöhnlichen Bewußtsein gewohnt sind von einem schönen Himmel, schönen Thiere, schönen Menschen pp zu sprechen, aber es kann nicht darum zu thun sein ob solchen Gegenständen wie z. B. dem Himmel, dem Ton, der Farbe pp mit Recht die Bestimmung von schön beigelegt wird, sie diesen Namen verdienen und überhaupt so die Naturschönheit neben die Kunstschönheit gestellt wird. Jedoch wird sie in unserer Vorstellung so gestellt und sogar mit den weiteren Sinn, daß die Kunst dem Naturschönen sich nur von Weitem näheren könne, daß das Ziel und das höchste Verdienst der Kunst das sei dem Naturschönen so nahe als möglich zu sein. Werden sie so neben einandergestellt und wir betrachten dann nur das Kunstschöne, so betrachten wir nicht den ganzen Umfang des Schönen, aber gegen die Vorstellung des Nebeneinander behaupten wir daß das Kunstschöne höher ist | als das Naturschöne, weil es aus dem Geiste geboren ist, um so viel höher aber der Geist ist als die Natur um so viel höher sind seine Produktionen als die der Natur. Ein schlechter Einfall der durch den Kopf eines Menschen geht, ist höher als die größte Produktion der Natur, denn er ist ein Geistiges und der Geist ist höher als das Natürliche. Allerdings ist wenn wir den Inhalt betrachten die Sonne ein wesentlich absolutes Moment in der Organisation der Natur, der
3 Diese Vorlesung ist] KePn: Diese Vorlesungen sind 6–7 so haben … gesetzt] Ke: wir können hier die Wissenschaft des Schönen verstehen 11 von einem … Menschen] Ke: ein schöner 30 Mensch, Baum, Beweis An: schönes Buch, ein schöner Beweis, eine schöne Farbe 18 dem Naturschönen] Ke: der Natur 20 betrachten wir … Schönen] Ke: scheinen wir das Naturschöne ausgeschlossen zu haben 21–22 des Nebeneinander … ist] Ke: daß darum, weil das Kunstschöne aus dem Geiste hervorgebracht ist, | es niederer sei, als die Natur, läßt sich sagen, daß
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Existenz der Natur und ein schlechter Einfall ist eben seinem Inhalte nach ein Vorübergehendes, aber wenn wir die Sonne im Zusammenhange ihrer Nothwendigkeit betrachten, so betrachten wir sie nicht an sich, nicht als schön. Das Kunstschöne stellen wir also höher als das Naturschöne weil es vom Geiste erzeugt ist, das Naturschöne nur von der Natur. – Höher ist aber ein unbestimmter Ausdruck, er bedarf näherer Bestimmung, es ist nur ein quantitativer Unterschied, es ist damit nicht viel gesagt, nur so viel als nichts, höher ist was im Raum der Vorstellung neben dem Anderen steht, das Andere steht so neben dem Anderen, es ist ein ganz unbestimmter Ausdruck. Das Verhältniß ist aber nicht bloß auf diesen unbestimmten, quantitativen Ausdruck und Unterschied zu bringen, sondern was wir als das Höhere bestimmt haben, das Geistige, ist vielmehr zu fassen als das Wahrhafte, so daß das Schöne nur schön ist sofern es Theil hat an diesem seinen Höheren, was es ist nur besitzt durch das Höhere und das Naturschöne ist so nur zu fassen als Reflex des Geistigen, unvollständige Weise des Geistes, als Weise die selbst im Geiste enthalten ist, aber als eine in ihm nur untergeordnete unvollständige Weise. diesen Zusammenhang, dieß Verhältniß werden wir innerhalb unserer Wissenschaft selbst näher betrachten und diese Beziehung des Naturschönen auf Kunstschönheit ist darin eine wichtige Seite. Ich habe dieß hier nur anführen | wollen um kurz zu zeigen daß indem wir nur das Kunstschöne zu unsern Gegenstand machen, wir nicht eine willkührliche Beschränktheit setzen. das Kunstschöne nur ist als aus dem Geiste gesetzt, darin enthalten und es kann nur die Bestimmung der Schönheit erhalten als von dem Geiste gesetzt. Es findet so hier ein ganz anderes Verhältniß statt als das des Nebeneinander. Das aus dem Geiste erzeugte Schöne ist also unser Gegenstand, als Produkt des Geistes unser würdiger Gegenstand, es mischt sich in alle unsere Verhältnisse als freundlicher Genius, nicht nur im Allgemeinen sondern auch im Einzelnen. Wenn wir uns auch nur äusserlich umschauen, so finden wir die Kunst, wo wir sie antreffen, wenigstens vormals im engsten Zusammenhange mit Religion und Philosophie, wir finden daß die Kunst eine Art und Weise ist, wie dem Menschen zum Bewußtsein gebracht worden sind seine höchsten Interessen, die höchsten Ideen seines Geistes, wir finden daß die Völker ihre höchsten Anschauungen, die Anschauungen dessen was ihnen das Höchste, Würdigste gewesen ist, in der Kunst niedergelegt, durch die Weise der Kunst ausgesprochen, sich zum Bewußtsein gebracht haben. Die Weisheit und Religion der 3 so betrachten … schön] Ke: verliert ihre Schönheit, sie ist nur diese nothwendige Existenz in der Natur An: so betrachten wir sie nicht für sich, nicht als Schönes 4–5 vom Geiste erzeugt] Lö: ein Erzeugniß des Geistes 16 untergeordnete unvollständige] Lö: unvollständige und unselbstständige Ke: unselbstständige 26 unsere] Lö: menschlichen 34 der Kunst] An: Kunstformen
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Nationen ist in den Künsten enthalten und diese Kunstformen enthalten den Schlüssel zur Weisheit vieler Nationen ausschliessend, sie sind bei vielen Nationen das Einzige gewesen wie der Geist, die Idee des Geistes sich ihnen vorstellig gemacht hat. Dieser Gegenstand nun ist es den wir wissenschaftlich und zwar philosophisch wissenschaftlich betrachten wollen. Das Nächste oder eigentlich die erste Frage ist wie wir daran gehen wollen eine solche Wissenschaft, eine Philosophie des Schönen einzuleiten, sie anzufangen. Man kann bei einer Wissenschaft nicht ohne Vorwort, Vorbereitung darangehen, besonders aber ist dieß bei einer Wissenschaft nothwendig, die einen geistigen Gegenstand betrachtet. Bei einer | Naturwissenschaft ist der Gegenstand die Natur, Thiere, Pflanzen pp er ist feststehend, zugegeben, ebenso ist auch die Methode, die Art solche Gegenstände zu erkennen zugestanden, bei einem geistigen Gegenstand aber, beim Recht, der Tugend, der Sittlichkeit und so auch beim Schönen ist der Gegenstand nicht ein solcher dessen Bestimmungen so allgemein fest stehen, so daß man sich gleich berufen könnte auf diese oder jene Bestimmung als zugegeben. Bei der Aesthetik stellt sich vielmehr sogleich das Bedürfniß ein die verschiedenen Ansichten, Gesichtspunkte, Kathegorien anzugeben, woraus das Schöne betrachtet ist, sie zu beurtheilen und aus dem Raisonnement über diese Ansichten pp aus den zugestandenen Thatsachen, Data, dann eine Bestimmung, einen Begriff des Schönen für uns abzuleiten. Zu diesem Behuf müssen wir die Vorstellungen die wir bereits in uns finden vornehmen um durch diese Einleitung zu einer Bestimmung des Schönen zu kommen. Besonders hätten wir aber, da unsere Betrachtung des Schönen philosophisch sein soll, dieß aber verschieden ist von der Art unseres Raisonnirens, unseres Schliessens, Fortgehens an Gedanken, über diese einzelnen Erkenntnißweisen uns zu rechtfertigen die wir hier auf das Schöne anwenden wollen oder die wir in diesem Gegenstande geltend machen wollen. Allein wir könnten auch, indem wir erklären, daß es eine philosophische Wissenschaft ist die wir hier traktiren, gradezu diese anderen Ansichten auf die Seite gestellt sein lassen, indem wir den Gedanken hätten daß eben eine philosophische Wissenschaft das leisten soll ihren Begriff in und durch sich selbst zu rechtfertigen und bei ihr auch das eintritt, daß die anderen Ansichten, Gedankenbestimmungen, Vorstellungen pp innerhalb ihrer selbst an ihrer Stelle sich zeigen insofern sie etwas Nothwendiges in sich enthalten, nicht leere Einfälle sind. In dieser Rück-
35 2 zur Weisheit] An: zu den Religionen
11–12 er ist … zugestanden] Ke: Für den Geometer der Raum; es ist etwas, was nicht mehr zu bestimmen ist, etwas gegebenes, ebenso ist die Methode etwas herausgeseztes, zugestandenes. An: ein Gegebenes, das nicht erst zu bestimmen ist, ein Zugestandenes 18 aus] An: aus dieser Voraussetzung und 25 Schliessens] An: gewöhnlichen Schließens
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sicht könnten wir von dieser Art und Weise mit der äusserlichen Vorstellung anzufangen absehen und könnten gleich mit der Sache selbst anfangen. | Allein bei einer philosophischen Wissenschaft ist es der Fall, näher bei einer besonderen philosophischen Wissenschaft, daß sie selbst als solche für sich auf ein Vorhergehendes zurückweist. Die philosophische Wissenschaft fängt mit einen bestimmten Gegenstand an, sie fängt mit den Begriff dieses Gegenstandes an, der Gegenstand theils überhaupt, wesentlich aber der Begriff desselben muß als nothwendig sich dargethan haben. Philosophischer Weise kann es nicht geschehen daß wir uns auf Vorstellungen pp berufen, diese gelten lassen, und davon ausgehen, sondern das Vorausgesetzte muß ein Solches sein dessen Nothwendigkeit aufgezeigt ist, es soll in einer philosophischen Betrachtung nichts gelten was nicht als nothwendig dargestellt ist und so als Resultat vorhergehender Betrachtungen. Die Kunst ist eine besondere Form in der der Geist sich zur Erscheinung bringt, er realisirt sich auch noch in anderen Formen, aber eine besondere Weise des Geistes sich Erscheinung zu geben ist die Kunst, diese besondere Weise ist nun wesentlich Resultat, der Gang oder der Beweis daß diese besondere Form nothwendig ist fällt aber in eine andere Wissenschaft die vorher geschehen sein muß. So ist es also die Philosophie selbst, die wo sie einen Anfang macht diesen Anfang nicht als unmittelbar behauptet, sondern welche fordert daß es ein Resultat, ein Erwiesenes, Abgeleitetes sei. Dieß ist der Standpunkt den man nimt und wo hier die Kunst als nothwendig herbeigeführt sich zeigt. Es ist insofern die Philosophie selbst die hier den Begriff des Schönen als Vorhergehendes fordert. Die philosophische Wissenschaft ist Totalität, da giebt es keinen absoluten Anfang, dieß ist ein nur abstrakter Anfang, Anfang der nur Anfang ist, die Philosophie als Totalität hat überall ihren Anfang, aber er ist überall auch Resultat, sie ist so wie ihr Inhalt wesentlich als ein in sich zurückkehrender Kreis zu fassen. Weil wir nun andererseits nicht das Ganze der Philosophie hier betrachten, sondern nur einen besonderen Theil | und nicht das Vorhergehende so ist dann doch das Bedürfniß bleibend den Standpunkt einzuleiten auf den wir uns stellen bei der Betrachtung der Kunst, dieß kann indessen hier nur durch das geschehen was wir hier als Vorausgehendes voraussetzen können und dieß sind Bestimmungen unserer Vorstellung, so knüpfen wir es zunächst an die Vorstellungen unseres Bewußtseins was wir zur Erläuterung, Erörterung des Standpunkts aufnehmen, den wir hier betrachten. Es ist also das Erste der Einleitung, daß wir einerseits angeben wollen und anfangen wollen von Vorstellungen die wir haben, daß wir in dieser Einleitung 9 Vorstellungen] AnKe: Voraussetzungen 27 zurückkehrender] Lö: zurücklaufender
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vorhergehender] An: aller vorhergehenden
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zuerst angeben wie unsere Behandlungsweise, Betrachtungsweise des Gegenstandes im allgemeinen bestimmt ist, wenn es auch im Allgemeinen nichts wäre, als daß sie nur entgegengesetzt würde anderen uns bekannten Behandlungsweisen. Das Zweite ist dann daß wir in unserer Vorstellung die Momente aufsuchen wollen die als Material, als Bausteine für den Inhalt unseres Begriffs dienen, Vorstellungen also die wir zwar in dieser Form lassen die aber ihrem Gehalte nach das in sich schliessen was auch für unseren philosophischen Begriff des Schönen wesentlich ist. Ich habe dieß in der Rücksicht erinnert um ein Bewußtsein darüber zu erwecken, wie eine Einleitung nur behandelt werden kann und muß bei einer philosophischen Wissenschaft, vollständig, wahrhaft kann sie nicht sein, dieß ist nur der vorhergehende Theil der Philosophie, diesen aber wollen wir hier nicht behandeln, sondern nur diesen besonderen Theil. Um aber den Standpunkt zu verdeutlichen den wir hier haben müssen wir uns an die Vorstellung wenden um in Beziehung auf sie das zu bestimmen, was der Inhalt unseres Begriffs sein kann. Die erste Bemerkung betrifft also die Behandlung unseres Gegenstandes und das Zweite sind Bestimmungen die sich auf den Inhalt des Gegenstands beziehen. 1. Wenn wir herumsehen was für Vorstellungen über die Wissenschaft der Kunst | und ihrer Behandlungsweise in unserem Kopfe herumschweifen, so finden wir Vorstellungen von Schwierigkeiten die sich einer Philosophie der Kunst entgegenstellen. Die eine ist der unbegrenzte Umfang des Stoffs, die unendliche Mannigfaltigkeit dessen was schön genannt wird; das Zweite ist das Bedenken, die Betrachtung daß das Schöne ein Gegenstand für die Anschauung, für die Phantasie sei, ein Gegenstand der einer wissenschaftlichen, philosophischen Betrachtung sich refüsirt, verweigert, man sagt in der Kunst wolle man vom Gedanken, dem Abstrakten pp sich losmachen, aus dem trüben, dunklen Schattenreiche des Gedankens in das heitere Reich der Erscheinung hinaus treten und es kann in der That im ersten Augenblick als Widerspruch erscheinen das Schöne dem Gedanken, dem Begriff unterwerfen zu wollen. Dieß sind die zwei Seiten, die wir zunächst betrachten wollen. Wir wissen überhaupt daß die schönen Gegenstände von unendlicher Mannigfaltigkeit sind, wir haben Kunstgestalten der Poesie, Sculptur, Mahlerei pp und jede Kunst, jede besondere Kunst bietet eine unendliche Menge von Formen dar, diese zerfallen wieder in die verschiedenen Zeiten, verschiedenen Nationen, was denn von dieser oder jener Nation, in dieser oder jener Zeit schön genannt ist enthält eine unendliche Menge von Verschiedenheiten, von Mei6 zwar] KeLö: nicht 8–9 ein Bewußtsein … erwecken] Ke: einen Beweis zu geben deutlichen] KePn: vertheidigen 21 Stoffs] An: Schönen
13 ver-
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Vo r s t e l l u n g e n über d ie Kunst. 9Gr
Er wecku ng von schönen Empf indungen als Zw e c k d e r Kunst. 8Ke 3Lö
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nungen, Urtheilen pp. Es kann uns nun diese Mannigfaltigkeit eine unabwendbare Schwierigkeit zu sein scheinen, indem wir beabsichtigen eine Wissenschaft des Schönen zu erbauen. Nach der gewöhnlichen Weise der Wissenschaften wird nämlich so verfahren, daß die einzelnen Gegenstände, Thatsachen, Erfahrungen, Erscheinungen zum Grunde gelegt werden und aus diesen soll dann der allgemeine Begriff, hier der Begriff des Schönen, der Kunst und damit die Theorie des Schönen abgeleitet, erbaut werden und auf diesem Wege sollen dann auch die besonderen Formen kennen gelernt werden, in Klassen Gattungen gefaßt, besondere Regeln für die besonderen Gattungen ab|geleitet, auch Recepte zu Kunstwerken gefunden werden. So hat man also auch in Rücksicht auf die Kunst verfahren und hat auf diese Weise gesucht eine Theorie derselben abzuleiten. Es ist, wenn dieser Gang verworfen wird, jedoch hierbei nicht die Rede von einer sinnigen, geistreichen, denkenden Betrachtung einzelner Gegenstände der Kunst, diese hat viel Lehrreiches, Gründliches, Vortreffliches hervorgebracht, nur daß man auf solche Weise eine Theorie der Kunst hat finden wollen ist unrichtig. Das Resultat bei der Betrachtung der unendlichen Verschiedenheit der Gegenstände die schön genannt werden kann ganz negativ ausfallen, nämlich so daß es keine Bestimmung gäbe die als der Schönheit wesentlich betrachtet werden könne, daß sich keine Bestimmungen, keine allgemeine Regeln angeben liessen für das was schön sei. – Fällt das Resultat nicht so negativ aus und soll es einen affirmativen Inhalt haben, so wird es wenigstens sehr abstrakt, sehr oberflächlich sein, denn in der That die Gegenstände die man schön nennt sind so verschieden, daß wenn man Bestimmungen an einem Gegenstande heraushebt, sich gewiß auch ein anderer finden läßt dem sie fehlen und den man doch schön nennt. Die ganz allgemeine Bestimmung die dann übrig bleibt ist die daß die Kunst, das Schöne die Bestimmung habe uns angenehme Empfindungen zu erwecken, durch lebhafte Vorstellungen pp dieß ist aber etwas ganz Unbestimmtes und angenehme Empfindungen kündigen sich sogleich als etwas Triviales an. Es gab eine Zeit wo viele Kunsttheorien verfaßt worden sind, da hat es sich dann besonders um angenehme Empfindungen und um deren Erweckung gehandelt. Diese Ansicht oder eigentlich diese Kathegorie ist besonders in der letzten Zeit der Wolfschen Philosophie besprochen worden, aber es ist ein dünner Inhalt der nicht weiter geführt hat. Der Name Aesthetik ist auch in dieser Zeit entstanden, Baumgarten hat die Wissenschaft solcher
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2 unabwendbare] KeLö: unüberwindliche An: unendliche 16 unrichtig.] An schließt an: Das 35 nächste Resultat von diesem Gange in der nächsten Stunde. Das Resultat] An: Auch bei der Ästhetik also verfahren wir, wie gewöhnliche empirische Wissenschaften, indem wir die gemeinschaftliche Bestimmungen ff. herausheben[.] Das allgemeine Resultat 34 entstanden,] An: entstanden, von bjrøbnombj, empfinden;
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Empfindungen, solche Theorie des Schönen Aesthetik genannt und es ist dieß ein uns deut|schen eigenthümlicher Name, andere Nationen wissen nichts davon, die Franzosen nennen es theorie des arts, des belles lèttres, die Engländer Critik, die Grundsätze der Critik von Home haben sich zu ihrer Zeit viel Ruhm erworben. Man nannte es auch Theorie der schönen Wissenschaften, der schönen Künste, dieser Name ist abgekommen und überhaupt ist der Namen gleichgültig. – Jener Weg also führt in Ansehung des Begriffs nicht weiter als bis zu solcher Oberflächlichkeit, wie er auch in anderen Wissenschaften nicht weiter führen wird, wenn man ihn consequent geht. Wollte man z. B. die Bestimmung des Thieres so geben, daß man sagte es hat freiwillige Bewegung, Veränderung des Orts, so hat die Auster pp sie nicht, es hat Empfindlichkeit so haben die Mimosen sie auch pp will man eine Gattung, Art so durch einzelne Bestimmtheiten unterscheiden, so wird es immer Instanzen geben gegen solche Befangenheit, indessen meint man eher dieser Weg werde in den Wissenschaften eingeschlagen, als daß er wirklich eingeschlagen wird. Für die Philosophie ist er geschlossen, die Richtung der Philosophie hat sich im Allgemeinen verändert, die philosophische Betrachtung hat sich auf andere Weise gefaßt, wie dieß nothwendig ist gehört nicht hierher, gehört in die Betrachtung der Natur der philosophischen Erkenntnißweise und dieß ist die Logik, hier ist nur historisch oder lemmatisch anzuführen daß nicht das Einzelne, die Einzelnheiten, einzelnen Gegenstände, Erscheinungen pp zum Grunde gelegt werden, sondern daß angefangen wird von der Idee, dem Allgemeinen. So auch in unserem Felde, die Idee des Schönen ist es womit wir ebenso anfangen, nicht wie in den sogenannten Theorien, wo der Anfang für den Anfang, für den Begriff die Einzelnheiten sind aus denen das Allgemeine hergeleitet werden soll. Die Idee ist überhaupt das Erste und wir werden weiterhin von diesem Anfange noch sprechen, es ist die Idee an und für sich die wir zum Grunde legen, nicht insofern sie abgeleitet werden soll von den ein|zelnen Gegenständen. Es geschieht damit was ausdrücklich Plato verlangt indem er sagt: „Es sind nicht zu betrachten die einzelnen Gegenstände die man schön nennt, sondern das Schöne.“ Indem wir nun so mit der Idee anfangen ist die Schwierigkeit, die Verlegenheit beseitigt in die wir kommen können durch die unendliche Menge Gegenstände die man schön nennt. Durch den Widerspruch dessen was schön ist kommen wir nicht mehr in 5–6 Man nannte … Künste] An: Man hat den Ausdruck K a l l i s t i k auch wählen wollen. Ke: Lö: Später wollte man das Wort Kallistik brauchen 6 abgekommen] AnKe: mit Recht abgekommen 13 Befangenheit] An: Bestimmungen Ke: Bestimmtheit 16 geschlossen] An: gar nicht anwendbar 18 nothwendig] Ke: geschehen ist, zu geschehen hat Lö: geschehn 29–30 „Es sind … Schöne.“] Ke: es ist das Schöne an und für sich zu betrachten, nicht wie es in den besonderen Gestaltungen, Einzelheiten existirt
35 Kallistik hat man nehmen wollen
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Verlegenheit, diese Masse, Menge ist auf die Seite gestellt und weggewischt, wir fangen von dem Schönen als solchen an. Diese eine Idee muß aber ferner sich aus sich besondern dieß thut sie und so kommen wir auch zum Mannigfaltigen, zum Verschiedenen zu den verschiedenen Formen und Gestaltungen des Schönen, aber so daß sie sich nach ihrer Nothwendigkeit zeigen und diese Formen sind auch Gegenstand unserer Betrachtung aber nur als durch die Idee nothwendig, viele andere Formen die Vermischungen sind vom Schönen mit anderen Zwecken, Interessen pp lassen wir auf der Seite stehen, wir haben nur das unvermischte Schöne zu unseren Gegenstand. Die zweite Verlegenheit bezieht sich darauf, wie denn das Schöne erkannt werden kann und auf die direkte Vorstellung, daß das Schöne nicht Gegenstand der Philosophie sein kann. Wir sehen zunächst überhaupt davon ab daß behauptet wird daß das Wissen sich auf Anschauung, Empfindung, Gefühl beschränken muß, wie selbst die Philosophie und was sogar in Ansehung der Religion behauptet, geltend gemacht wird. In Ansehung der Kunst wird jedoch von denen die in dieser Ansicht stehen gestattet, daß über dieselbe reflektirt, raisonnirt werden darf, das Weitere ist dann sogleich consequentes, methodisches Denken und dann philosophisches Denken über einen Gegenstand. Aber es scheint der Gegenstand selbst so beschaffen zu sein, daß er sich der philosophischen Betrachtung verweigere, das Schöne ist für die Anschauung, die Kunst zeigt sich hauptsächlich in dem Felde des Gefühls und der Anschauungen die | durch die Phantasie hervorgebracht sind, das Schöne erscheint in einer Form die dem Gedanken ausdrücklich grade gegenüber steht, ein anderes Gebiet einnimt, anderen Seiten unseres Geistes entspricht als unseren Gedanken. Grade in der Kunst ist es daß man dem Begriffe, dem Abstrakten entfliehen will, bringt man in die Kunst wieder den Gedanken, den Begriff hinein so zerstört man das eigenthümliche Gebilde das der Kunst als solcher angehört und man hat die Vorstellung daß das Lebendige und was ihm angehört, so auch das Kunstwerk nicht durch den Gedanken gefaßt werden kann. Ueber diese Schwierigkeit will ich hier einige Worte erwähnen, denn die Erörterung dieses ganzen Verhältnisses ist hier nicht anzustellen. Zunächst ist daran zu erinnern daß das Kunstwerk aus dem Geiste hervor geht, selbst geistiger Natur ist, es liegt so näher oder scheint uns näher zu liegen als das Naturprodukt, indem es aus dem Geiste erzeugt ist kann der Geist sich als von dem Seinigen sich ein Bewußtsein und zwar ein denkendes Bewußtsein davon machen. In der Philosophie wird die Natur des 3 besondern] Ke: besondern, eintheilen 17 methodisches] An: wissenschaftliches 19–20 daß er … verweigere] An: scheint sich der philosophischen Betrachtung zu refüsiren 29 Schwierigkeit] An: Schwierigkeit in Ansehung der Erkenntnissweise
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Gedankens, des Begriffs näher erörtert, das Denken faßt sich selbst, was vom Denken berührt wird eben gedacht d. h. wird Gedanke, das denken denkt insofern sich selbst, aber es ist nicht nur das Einseitige das nur sich fassen könnte, der Begriff ist vielmehr diese Macht sich zum Gegenstande zu haben und auch sich in seiner Entäusserung, ist sich selbst Begriff und greift auch über, über sein Anderes. Die äussere Natur ist Seiendes und das Seiende setzen wir dem Denken gegenüber, aber der Begriff ist das Allgemeine, er selbst ist es der übergreift und auch das Andere seiner faßt. So gehört auch das Kunstwerk in sein Gebiet, ist aus dem Geiste erzeugt und im Geiste ist das denken das Innerste, Wesentliche. Indem der Geist produzirt, sich selbst äusserlich macht, äusserliche Produkte hinstellt, so wird er sich nicht ungetreu, verläßt sich selbst nicht. Diese | Schwierigkeit erledigt sich so aus der Natur des Begriffs. Es ist noch zu bemerken daß wir in unserer Zeit noch eine nähere Veranlassung haben das Kunstschöne denkend zu betrachten, diese liegt in der Stellung die die Kunst zu uns hat, in der Weise, Stufe der Bildung auf der wir stehen. Man kann sagen die höchste Bestimmung der Kunst ist im Ganzen für uns ein Vergangenes, sie ist in die Vorstellung heruntergetreten, hat für uns nicht mehr diese Lebendigkeit, Unmittelbarkeit, Wirklichkeit, die sie hatte als sie in ihrer höchsten Weise existirte. Man kann darüber klagen daß die hohe Schönheit der griechischen Zeit oder der Begriff, Inhalt dieser schönen Zeit für uns vorüber sei, man kann Klagen darüber erheben und es dem zuschreiben daß die Noth des Lebens vergrößert worden sei, durch die Verwickelungen die unsere gesellschaftlichen und Staats-Verhältnisse gewonnen haben, daß die Individuen in den kleinlichen Interessen der Nützlichkeit verflochten seien, und sich so das Gemüth im Allgemeinen, das allgemeine Gemüth dieser unbefangenen Freiheit entnommen habe, die dazu gehört dem interesselosen Zweck der Kunst zu leben. Unsere ganze Bildung ist von der Art daß allgemeine Regeln, Gesetze hauptsächlich das Regierende sind, man hat diese allgemeinen Bestimmungen den Begriff genannt oder versteht unter dem Begriff solche abstrakt allgemeine Bestimmungen. Schiller hat in seinen Distichen mehrmals solche Klagen erhoben z. B. Alle zählen nur für Einen, traurig beherrscht sie der Begriff pp[.] Das
10 selbst äusserlich macht] An: gleichsam seiner entrückt 11–12 verläßt sich … Begriffs.] Ke: verläßt sich selbst nicht darin Lö: kann er sich nicht in ihnen verlassen dh. er muß auch in seiner Entäußerung sich selbst erfassen und durchdenken 13 Veranlassung] An: Einladung 16 die 35 höchste … Ganzen] Lö: Ihre höchste Bestimmung kann die Kunst nicht mehr an uns erfüllen; sie ist 17 heruntergetreten] An: übergetreten Ke: hinübergetreten Lö: zurückgetretenes 18–19 hatte als … existirte] KeLö, ähnlich Ga: zur Zeit ihrer höchsten Blüthe hatte 19–21 die hohe … sei] An: Die Zeit der griechischen Kunst, oder des 15ten Jahrhunderts ff. sind für uns vorüber. 24 verflochten] Ke, ähnlich Lö: befangen 26 Zweck] Ke: Genuß
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3vGa Beruf unserer Zeit d ie Kunst den kend zu betrachten. 8An
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Individuum wird so bestimmt durch die Regel, durch das Gesetz, dieß ist eine Seite die der Kunst, dem Kunstleben nicht günstig ist und dann ist es in Folge unserer Bildung der Reflexion der Fall, daß es uns in unserer Intelligenz mehr Gewohnheit ist zu reflektiren, allgemeine Gesichtspunkte fest zu halten, danach das Besondere zu bestimmen, sie fest in uns zu haben, so daß Pflichten, Rechte, Maximen, Grundsätze pp solche allgemeine Formen das Bestimmende sind, sowohl in Beziehung auf den Willen, als auch auf das Ur|theil. Bei dem Interesse der Kunst und dem Produziren der Kunstwerke fordern wir eine Lebendigkeit und stellen uns nicht vor daß das Allgemeine als Abstraktes, als Maxime vorhanden, sondern mehr mit dem Herz mit dem Gefühl identisch sei und so wirke wie in der Phantasie das Allgemeine, das Vernünftige und das Bild, die konkrete sinnliche Weise. Indem nun aber in unserer Bildung diese Art von Lebendigkeit nicht mehr das Ueberwiegende ist und also auch damit die Befriedigung unseres Geistes, unseres Gemüths nicht mehr so erreicht werden kann durch einen Gegenstand der diese Lebendigkeit uns vorstellt, so kann man allerdings sagen ist der Standpunkt der Bildung auf dem die Kunst das Höchste ist oder doch das höchste, wesentliche Interesse hat nicht mehr der unsrige. Die Kunst gewährt uns nicht mehr die Befriedigung die frühere Zeiten und andere Völker in der Kunst gesucht und durch die Kunst gefunden haben und zum Theil durch sie allein haben finden können. Es sind damit unsere Bedürfnisse unsere Interessen mehr in die Sphäre der Vorstellung verlegt und die Art und Weise dieß Interesse zu befriedigen verlangt dann auch vornehmlich Gedanken, Reflexionen, Abstraktionen, abstrakte allgemeine Vorstellungen als solche. Die Stellung der Kunst ist damit mehr aus dem Leben uns entzogen oder sie behauptet nicht mehr diese hohe Stelle in der Lebendigkeit des Lebens in der wir stehen. Reflexionen, Gedanken sind das Stärkere, Ueberwiegendere geworden und darin liegt daß unsere Zeit auch mehr zu Gedanken, Reflexionen über die Kunst erregt ist; der Kunst liegt es so selbst nahe wie sie vorhanden ist den Gedanken auf sie zu richten. Dieß mag genügen über diese zwei Gesichtspunkte. Das Andere wovon wir einleitungsweise sprechen wollen betrifft mehr die Bestimmungen die zum Inhalte des Begriffs der Kunst gehören, das Frühere hat sich mehr auf die Erkenntnißweise bezogen, dieß soll nun mehr Bestimmungen betreffen die den Begriff der Kunst angehen. Die Frage ist, was finden wir in
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1 Regel] An: allgemeine Regel 4 zu reflektiren] An: Allgemeines zu reflektiren 7 den Willen] Ke: das Handeln 10 Herz mit dem Gefühl] An: Herzen, Gemüth Ke: Gemuth, 35 Herzen 18 Befriedigung] An: innere Befriedigung 31–529,2 das Frühere … Vorstellungen.] An: Wenn wir uns nun eben so wieder nach den früheren Nachrichten umsehen, so begegnen uns darüber wieder Mancherley Vorstellungen.
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den Vorstellungen, Ansichten der Kunst, was den Inhalt derselben ausmacht? Da begegnen uns dann mancherlei Vorstellungen. | Die erste Vorstellung die namhaft zu machen ist, ist die daß die Kunst darin bestehe die Natur nachzuahmen, dann wollen wir den konkreteren Zweck, Bestimmung der Kunst betrachten. Es ist eine alte Rede daß die Kunst die Natur nachahme, innere und äusserliche Natur, es ist ein Ausdruck der schon bei Aristoteles vorkommt und im Anfang der Reflexion kann man mit solchen Bestimmungen vorlieb nehmen; es ist etwas darin enthalten was seinen sehr guten Grund hat d.h. was Moment in der Idee selbst ist. Ich will jedoch über diese Nachahmung der Natur nicht weitläuftig sprechen. Man kann fragen, wann die Kunst die Bestimmung hat die Natur nachzuahmen, zu welchen Behuf thut es der Mensch? Es kann nun sein um sich ein Kunststück zu machen, seine Geschicklichkeit zu beweisen, sich daran zu freuen indem er etwas hervorbringt was der Natur ähnlich ist. Der äusserliche Zweck daß das Bild erhalten werde auf spaetere Zeiten oder auch an anderen Orten bekannt werde pp gehören nicht hierher, es sind rein äusserliche Zwecke. Der nächste wäre also daß der Mensch sich seiner Geschicklichkeit freue und es ist allerdings der Fall daß der Mensch sich seiner Arbeit erfreut, solches Kunststücks die Natur nachzuahmen. Aber es ist einerseits sogleich darauf zu sagen daß dieß eine sehr beschränkte Freude ist, eine größere Freude muß der Mensch daran haben, wenn er etwas hervorbringt was ihm eigenthümlich ist. Das schlechteste technische Werkzeug ist schon höher, er kann stolz darauf sein den Hammer, Nagel pp erfunden zu haben. Bei der Nachahmung des Natürlichen ist ihm der Inhalt, der Stoff gegeben, aber dieß Andere, besonders das Wissenschaftliche gehört ihm ganz eigenthümlich an und er hat Ursach darauf stolz zu sein. Der Mensch kann seine Geschicklichkeit in viel Größerem beweisen, das nicht Nachahmung der Natur ist. Der Mensch aber kann in diesen Kampf mit der Natur treten, man sagt dann wohl dieß oder jenes ist nur ein menschliches Werk und stellt es niedriger wie die Werke der Natur die man Gott zuschreibt. | Der Wetteifer der Menschen mit der Natur ist zu betrachten wie das Kunststück daß jemand ohne zu fehlen
5 Rede] An: Regel Lö: Lehre 8 es ist … was] An: Solche Regeln näher heraus analysirt, anatomirt, sind etwas, das 22 Hammer, Nagel] An: Hammer, Zange, ein Schiff Ke: Schiff Pn: Nagel, Schiff 26 viel Größerem … ist] Ke: Hervorbringungen, die dem Geist als solchem angehören, besser zeigen 28–29 dieß oder … zuschreibt] An: als ob die Produktion der Natur höher 35 wäre als die geistige, die man menschliche nennt, die aber doch göttlicher sind als jene, denn Gott ist weit höher in dem Geiste als in der Natur zu erkennen Ke: als ob die Productionen der Natur vortreflicher wären als die Productionen des Geistes, und man stelt die Werke der Natur höher, als bloß menschliche, man nennt sie götliche Werke, aber Gott ist im Geist viel höher zu erkennen, als in der Natur 40 25 Mensch kann] Menschkann
16Gr Nachah mung der N a t u r a l s Zw e c k der Kunst.
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Linsen durch eine kleine Öffnung werfen konnte, er ließ sich damit vor Alexander sehen und dieser beschenckte ihn für diese Geschicklichkeit nicht nur ohne Nutzen, sondern auch ohne Gehalt, mit einen Scheffel Linsen. Man erzählt daß Tauben an den von Zeuxis gemahlten Trauben gepickt, daß selbst ein Mahler einen gemahlten Vorhang für einen wirklichen angesehen habe und nennt dieß den Triumpf der Kunst. Man hat so vielerlei Geschichten von Täuschung durch Mahlerei. Es giebt Menschen die das Kunststück können den Schlag der Nachtigallen nachzuahmen, Kant spricht davon und sagt sehr richtig, wir finden es abgeschmackt sobald wir wissen daß ein Mensch es ist, beim Thiere ist es das Natürliche daß Töne aus der bewußtlosen Natürlichkeit hervorbrechen die mit den menschlichen Empfindungen Aehnlichkeit haben. Diese Nachahmung der Natur ist jedoch allerdings von Werth und für die Mahlerei ist es ein wichtiges Studium diese Farben, Lichteffekte, Reflexe bestimmt auffassen zu können und so auf das Papier zu bringen, aber was dann dargestellt ist, ist seinem Gehalte nach bloß natürlich und man muß zugeben, daß die beßte Naturvorstellung bei aller Geschicklichkeit hinter der Natur zurückbleibt und selbst eine gewisse Ungeschicklichkeit sich zeigt bei derselben. Die Aehnlichkeit ist bei der Portraitmahlerei eine wesentliche Sache, aber diese Aehnlichkeit ist immer etwas was nicht ganz genau ist, das Abstrakteste womit man sich begnügen muß ist ein Schattenriß, ist die Zeichnung mit Farben ausgeführt so wird man immer finden daß etwas gegen das Natürliche weggelassen ist, daß die darstellung, die Nachahmung nicht so ausgeführt, ausgebildet ist wie das natürliche Gebilde, hier ist es die Unvollkommenheit der Kunst wodurch etwas wegbleibt, wodurch die Anschauung, das Bild immer abstrakter bleibt als der natürliche Gegenstand in seiner unmittelbaren Existenz. Diesen Mangel und dieß Bewußtsein des Mangels können wir finden in dem Tadel eines Türken beim Anblick eines Bildes. Die Muhamedaner dulden bekanntlich keine Gemählde von Menschen
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6 Kunst.] Ke: Kunst. Blumenbach erzählte von einem alten Büttner, Stubenbursche Linnés; dieser stekte alles Geld in Bücher, auch Rösels Insektenbelustigung; (hat auch über die Frösche solche Sammlungen.) colorirte Kupfer, das schönste, was man sehn kan. Büttner hatte ein nicht einge- 30 bundnes Exemplar, einen Affen fand er beschäftigt, alles zerrissen, an einem Blatte nagend, worauf ein Maikäfer gemalt war, und die Satisfaction, daß der Affe getäuscht war, mäßigte seinen Ärger. An: Büttner fand seinen Affen mit vielem Behagen an einem gemahlten Blatte nagen. 9–10 beim Thiere … daß] Ke: bei der Nachtigall erfreut uns das natürliche, weil bei einem Thier 11 haben] Ke: haben; es erfreut uns | die Nachahmung des menschlichen in dem natürlichen 35 12 wichtiges] An: das höchste Ke: großes 13 Lichteffekte] An: Schattirungen, Lichtreflexe 15 bloß natürlich] An: zunächst sinnlich-Natürliches 15 Naturvorstellung] An: Kunstdarstellung Ke: Kunst 24 Anschauung, das Bild] An: Anschauung dessen was im Bilde ist 24 der natürliche Gegenstand] An: die des Gegenstandes 27 Bildes] An: Gemählde eines Thieres Ke: Gemälde von Thieren 27 Muhamedaner] An: Türken und Juden Ke: Muhame- 40 daner wie die Juden
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oder Thieren, ein Engländer zeigte nun jenem Türken das Gemählde eines Fisches und er sagte: Wenn nun dieser Fisch am jüngsten | Gericht wider dich aufstünde daß du ihn gemacht, ihm aber keine Seele gegeben hast, wie willst du dich verantworten? – Die höhere Unvollkommenheit aber die solche Nachahmungen als solche haben ist der Mangel der Geistigkeit, sofern es ein vom Menschen Erzeugtes ist, soll es den Ausdruck der Geistigkeit haben und diese soll durch und durch das Regierende sein in der Darstellung, ein Ausdruck der auch dem natürlichen Menschen fehlt in seinem genau genommen unmittelbaren Aussehen, in diesem ist vieles was nur der Natürlichkeit als solcher, der Ohnmacht der Natürlichkeit eigenthümlich angehört. Bei dem Zwecke also sich sinnliche Gestaltungen zu erhalten ist es allerdings gehörig daß hier das Natürliche das Bestimmende, die Regel ist, daß Nachahmung also nothwendig ist, aber es ist so nur Abstraktes, was mangelt ist dann nicht das Geringere sondern das Geistige und es ist um des Geistigen willen mit Absicht, daß die Natur nicht im eigentlichen Sinn nachgeahmt wird. Indem wir also hier gegen die Darstellung des Natürlichen zunächst sprechen ist nur gemeint daß das Natürliche nur nicht die Regel, nicht das höchste Gesetz in der Darstellung sein soll, denn die Natürlichkeit überhaupt, die Wirklichkeit ist ein schlechthin wesentliches Moment des Kunstwerks, des Ideals selbst, dieß ist nicht ein Nebuloses, Allgemeines, Abstraktes Bei der Nachahmung des Natürlichen ist zunächst der Zweck daß das Natürliche uns dargestellt wird, wie es ist nach seiner äusserlichen Erscheinung, nur die Erinnerung wird befriedigt, wir verlangen dieß aber nicht nur für die Erinnerung von der Darstellung einer sinnlich, äusserlich, unmittelbaren Existenz überhaupt, sondern es tritt bald die Forderung ein daß durch die Kunst das Gemüth befriedigt, angeregt werde, die Kunstdarstellung sich auf das Gemüth beziehe und von dem was in dieser Rücksicht als Endzweck der Kunst angesehen wird, oder was durch die Kunst in dieser Rücksicht bewirkt werden soll, bewirkt werden kann und in der That bewirkt wird, davon ist nun zu sprechen. Wenn wir den Endzweck von Seiten dessen betrachten, was durch die Kunst bewirkt wird, so können wir erfahren daß die Kunst unserem Geist im Allge-
1 ein Engländer] An: Der Ängländer Bruce KeLö: Bruce 2 er sagte] An: dieser frug ihn Gericht] An: Tage 3 aufstünde] Lö: dich anklagt Ke: aufsteht, und dich anklagt 4 verantworten] An: was wirst du dann antworten Ke: verantworten; es war der 35 Mangel an Seele, an Leben 13 mangelt] Ke: wa h r h a f t m a n g e l t 18 Wirklichkeit] Ke: Verwirklichung 18–19 wesentliches Moment … selbst] An: nothwendig dem Idealen Ke: wesentliches wahres Moment des Kunstwerks, des Ideals auch 22 wie es … Erscheinung] An: unmittelbar wie es ist Pn: wie es ist, uns unmittelbar 24 Darstellung] An: Anschauung 31 bewirkt] Ke: bewirkt 24–25 Existenz überhaupt] Ke: Existenz des gewöhnlichen Lebens 40 werden solle, oder bewirkt wird
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Rein ig ung der Gef üh le a ls Zw e c k d e r Kunst.
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meinen, dem Gefühl das näher bringt was sonst im Geiste Wesent|liches, zu Achtendes, Wahres, Hohes liegt, daß die Empfindungen der Menschenbrust in ihrer Tiefe, ihrem Reichthum, nach mannigfaltiger Möglichkeit und allen Seiten bewegt werden, daß alles in uns aufgeregt und zur Erfahrung gebracht wird was im Menschen Platz hat. Sie ergänzt auf diese Weise die Erfahrungen unseres wirklichen Lebens, was wir nicht durch Zustände pp selbst erfahren, in diese Situationen, Empfindungen, Handlungsweisen versetzt uns die Kunst und durch diese Bewegung und Erregung der Empfindungen, durch die Bekanntschaft mit denselben werden wir zugleich fähiger gemacht besondere Zustände, Situationen, Verhältnisse überhaupt gründlicher, tiefer zu empfinden, wir werden dazu befähigt durch die Uebung die wir in der Kunstanschauung haben. Sie bewirkt dieß durch die Anschauung, Vorstellung an die sie sich wendet. Woher der Inhalt kommt ist im Allgemeinen gleichgültig, aber indem von wirklichen Lagen, Existenzen ausgegangen wird oder nur von einer Vorstellung die uns die Kunst giebt, so werden die Empfindungen, Neigungen, Leidenschaften pp durch den Inhalt der vor uns ist aufgeregt, ob er nur unserer Vorstellung gegeben ist oder in der Anschauung als äusserliches Leben vor uns kommt ist in dieser Rücksicht gleichgültig, gleich für unser Gemüth. Durch die Vorstellung können wir ebenso erschüttert, ergriffen, betäubt werden als durch die Anschauung. Durch die Kunst wird so das Gemüth durch alle Gefühle hindurchgeführt und dieß wird als eine wesentliche Macht und Wirksamkeit der Macht und mit Recht betrachtet. Dieß wird dann auch als Endzweck der Kunst betrachtet und ist auch allerdings im Allgemeinen ihre Wirksamkeit. Die zweite Bemerkung ist daß die Kunst diese Wirkung auf unser Gemüth ohne allen Unterschied ausübt, die schlummernden Gefühle, Neigungen aller Art können durch sie geweckt werden, die Herrlichkeit des Hohen, Wahren, Wahrhaften kann uns zu empfinden gegeben werden, kann unsere
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1 Gefühl] An: Gefühle, Gemüth, Geiste überhaupt Ke: Gemüth Pn: dem Gefühle oder dem Gemüthe das überhaupt 4 Erfahrung] An: Empfindung Ke: Empfindungen der Menschenbrust Pn: Empfindung und Erfahrung 5 was im … ergänzt] An: Nihil humanum a me 30 alienum puto. Sie ergänzt Ke: nihil humani a me alienum puto bringt die Kunst in uns hervor, erzeugt in uns 6–8 was wir … Empfindungen] Ke: versetzt uns in alle Handlungsweisen, Stimmungen 10–11 dazu befähigt … haben] Ke: fähig gemacht, daß die äußerlichen Umstände diese Empfindungen erregen, was uns durch die Vorübung, die wir in Kunstanschauungen gehabt haben möglich geworden ist 18–19 Durch die … Anschauung.] Lö: Die Vorstellung kann uns 35 eben so erschüttern. An: Ehre, Reichthum, Liebe, alle Leidenschaften können durch die künstlerische Darstellung in uns erregt werden. Ke: Alle Leidenschaften können in uns erwekt werden 20 hindurchgeführt] AnKePn: hindurch gezogen 21 Macht 2 ] AnKePnLö: Kunst 25–26 die schlummernden … Art] Ke: alle Leidenschaften Pn: Leidenschaften aller Art 26 geweckt] An: erregt Ke: gewekt und belebt Pn: erweckt und belebt 26–27 Hohen, Wahren, Wahrhaften] 40 Ke: edeln, hohen, wahrhaften
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Bewunderung, Liebe erregen, aber andererseits ist sie auch die Macht uns durch alles Unglück, Elend, Sorge pp hindurchzuführen, so daß wir alles Schauderhafte, Grausige theilen, mitmachen, fürchten, dadurch erschüttert werden. Sie vermag uns | in Lust schwelgen zu lassen, in sinnliche Gefühle, im Spiel der Einbildungskraft uns zu versenken in spielende Gefühle der Vorstellung und sie kann uns alle Leiden, Qualen des Elends und Unglücks empfinden lassen. Es ist kein Unterschied vorhanden zwischen dem entgegengesetztesten Inhalt, durch das Eine wie durch das Andere führt uns die Kunst, sie verführt uns zum Sinnlichen, und stärkt uns für das höchste Geistige. Die Macht der Kunst ist so nur formell, der Inhalt ist für sie gleich, die Kunst hat in der That diese formelle Seite, allen Stoff, Inhalt vor die Empfindung zu bringen, es ist die Sophisterei der Kunst, die ihr zukommt wie dem Raisonniren, das für jede Handlungsweise Gründe finden kann. Aber es drängt sich bald ein nothwendiger Unterschied bei diesem Inhalte hervor, in der Rücksicht wie der substantielle Zweck der Kunst zu bestimmen ist, nicht als dieser unbestimmte Zweck alle möglichen Leidenschaften, Neigungen pp zu erwecken. Dieser Zweck ist nun auch ausgesprochen worden und zwar zunächst in der Form daß die Leidenschaften indem sie erregt werden durch die Kunst auch durch sie gereinigt werden sollen, daß die Erregung nicht für sich der Zweck sei, eine Reinigung soll mittelst ihrer statt finden und wenn nun diese Reinigung näher bestimmt wird, so bringt dieß den moralischen Zweck hervor der zum Zweck der Kunst gemacht wird. Was das Formelle den Zweck der Reinigung der Leidenschaften anbetrifft, so kann man sagen daß die darstellungen der Leidenschaften, Empfindungen pp die Wirkung dieser Reinigung mit sich führen. Die Leidenschaften, Empfindungen pp werden, insofern sie vor unsere Vorstellung gebracht werden, gebrochen, schon dadurch daß sie gegenständlich werden. Vom Schmerz ist es bekannt daß die nächste Erleichterung die sich die Natur giebt Thränen sind, dann das Sprechen über den Schmerz, ist man erst soweit daß man sich darüber 1 Bewunderung, Liebe] Ke: Begeisterung
3 Grausige] AnKe: Gräsliche 4–5 Lust schwelgen 5 spielende Gefühle] Ke: müßige Spiele Pn: müssige Bewegungen 7–9 durch das … Geistige] An, ähnlich Ga: Die Geister können an ihr erstarken und entnervt werden. Ke: das Höchste empfinden und entnervt zu den eigennützigsten Gefühlen der Lust Pn: also werden wir gestärkt und entnervt durch die Kunst 13 kann.] Ke: kan. So formell, als wenn man sagt, daß im Staat alle möglichen Kräfte zu 35 ihrer Äußerung, Verwirklichung kommen. An: Es ist eben so ein formeller Gesichtspunkt, wenn wir vom Staate sagen, daß alle möglichen Kräfte darin sich entwickeln, sich aussprechen. 14 substantielle] Ke: wahrhafte 16 Dieser] Ke, ähnlich Lö: 3, dieser 18 erregt] Ga: erregt KePn: erwekt auch] AnKePn: zugleich 27 Erleichterung] Ke: Erleichterung bei einem großen Verlust 28 Sprechen über den Schmerz] An: Mittheilung gegen Freunde
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30 … uns] An: die Leidenschaften hinein zu führen, und in sinnliche Lust
40 22–23 so kann] sokann
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28/4An Mora lischer End z weck der Kunst.
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ausspricht oder noch weiter Gedichte darüber macht, so ist das Herz schon sehr erleichtert, dieß ist das Objektiviren der Empfindung was in der Erleichterung liegt, es ist daß das Conzentrirte der Empfindung, des Schmerzes herausgebracht wird in die Form der Vorstellung, so ist es vor uns, ist aus der Individualität heraus, ist Gegenständlichkeit geworden. Die früher | üblichen Condolenzvisiten so wie die Klageweiber der Alten hatten hierin ihren Grund. Der Inhalt, der Verlust pp tritt in die Vorstellung und dadurch ist er heraus aus der Conzentration, diese ist gebrochen, das Gemüth ist schon zu einer Freiheit darüber gekommen, die mit sich bringt die Offenheit für Gesichtspunkte, Betrachtungen darüber, welche eintreten, damit zusammenhängen und so Trost bringen oder die Einsicht die Nothwendigkeit ruhig zu ertragen. Hierauf gründet sich die formelle Bildung der Empfindung und Leidenschaft, welche durch die Kunst von dieser Seite bewirkt wird. Aber es soll dann die Erhebung über die Leidenschaften nicht bei diesem formellen Brechen der Conzentration stehen bleiben, sondern die Reinigung soll auch fortgehen zu einen bestimmten Inhalt der als Macht geltend gemacht wird gegen diese Leidenschaften und Empfindungen und diese Macht ist es dann was der moralische Zweck der Kunst genannt wird. Die Kunst soll insofern in ihrer Darstellung ein Höheres enthalten dem die Leidenschaften, Neigungen pp unterworfen sind, sie soll den Geist selbst stärken, so daß er kräftig ist selbst gegen die Macht der Leidenschaft. Man sagt also die Kunst müsse einen moralischen Endzweck haben, über diesen Gesichtspunkt ist einerseits wenig zu sagen, andererseits ist der Gegensatz der darin liegt zu betrachten und von ihm kommen wir endlich näher zum eigentlichen Begriff der Kunst, er macht den Uebergang. Die Kunst hat also einen moralischen Endzweck und dieß ist, sagt man, der höchste Zweck für die Kunst. Zunächst bietet sich die Frage dar ob dieß inplicite oder explicite geschehen soll, ob das Moralische das Höchste sein soll in einem Kunstwerke aber eingehüllt, unentwickelt, so daß es nicht als Lehre, Gebot, Gesetz pp hervortritt. Ist das Moralische inplicite in einem Kunstwerke, so
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3 Conzentrirte] Ke: Intensive, ganz concentrirte 5 Die früher üblichen Condolenzvisiten] Ke: 30 Sonst waren Condolenzvisiten üblich, sehr lästig, aber die Theilnahme, das Wiederholen, dieses Objectiviren hat in der That beigetragen, den Schmerz zu erleichtern. An: Condolenzen enthalten dieses erleichternde Objektiviren Ga: Condolenzlisten 6 Alten] An: Römer 6–7 Der Inhalt, … Conzentration] An: In Gedichten, Musik tritt die Seele aus dieser concentrirten Empfindung heraus; und indem der Inhalt | Freude oder Schmerz in die Vorstellung tritt ist es heraus aus 35 dieser Concentration Ke: in Gedichten, Gesängen tritt die Sele aus der concentrirten Empfindung heraus, und indem dieser Inhalt, der vorher eingewikelt war, der Schmerz oder die Freude, ist durch die Vorstellung heraus 12–13 Empfindung und … wird] An: KunstDarstellung von dieser 19–20 er kräftig ist Seite 19 den Geist] An: das Gemüth, den Geist Ke: das moralische 40 selbst] An: seine Kraft erhöht werde Ke: dadurch das Gemüth selbst gestärkt werde
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kann man dieß im Allgemeinen zugeben, es soll nicht unsittlich sein, aber es ist damit nicht viel gesagt, denn aus einer konkreten Darstellung überhaupt, aus der Darstellung einer Begebenheit pp läßt sich, wie aus allem, eine gute Moral ziehen, es kömmt dann nur auf die Erklärung an. Es muß das Moralische erst herausgezogen werden und es kommt darauf an wie es herausgezogen wird. Die | unsittlichsten Schilderungen hat man vertheidigt, indem man sagt, um moralisch sein zu können müsse man das Böse, die Sünde auch kennen und darum müsse man mit dem Unmoralischen bekannt sein, so ist seine Darstellung gerechtfertigt. Maria Magdalena die schöne Sünderin sagt man habe mehr zur Sünde verführt als zur Buße, es sei schön Buße zu thun, aber um Buße zu thun, müsse man vorher gesündigt haben. Aus allem kann man so Moral ziehen, diese Forderung aber ist zu allgemein, zu unbestimmt. Auch an die Geschichte macht man diese Forderung, aber alle Darstellungen die sich mit dem menschlichen Geist beschäftigen sind von der Art daß sich Moral daraus ziehen läßt. – Das Andere ist die Bestimmung daß das Moralische explicite darin enthalten sei, die Gesetze, Gebote pp sollen darin vorstellig sein, wie im fabula docet der Aesopischen Fabeln, aber selbst bei diesen Fabeln ist es nur eine Moral die herausgezogen ist, die Fabel ist das Ganze und die Moral ist etwas Spaeteres, ist erst herausgezogen und oft sehr schief. Näher haben wir aber den Standpunkt des Moralischen der in dieser Forderung praetendirt ist in die Augen zu fassen. Es ist die Art und Weise wie das Sittliche, Wahrhafte im Menschen in eigenthümlicher Art, Form gefaßt, dargestellt ist und von der behauptet wird daß damit das Wahrhafte sei im Menschen sei diese Form nothwendig. Wenn wir diese Form näher betrachten, so enthält sie dieß, daß ein Gesetz des Willens, auch der Freiheit aufgestellt ist, im Gewissen aufgestellt, behauptet wird und das als absolutes Gesetz. Einerseits ist das Gesetz die Form des Gesetzes, andererseits Neigungen, Leidenschaften, Empfindungen und der moralische Standpunkt, die Moralität ist daß der Mensch das Gesetz wisse, seine Pflicht kenne und sie im Handeln vor sich habe, danach kämpfe gegen seine Leidenschaften, Begierden, sich danach entschliesse und selbstsüchtige Interessen bekämpfe und überwinde. Der moralische Mensch hat nach dieser Vorstellung das Bewußtsein der Gesetze, der Pflichten und entschließt sich zur Pflicht um der Pflicht willen, macht das All-
2 nicht viel gesagt] AnLö: nicht Viel gewonnen Ke: nicht viel gewonnen und nicht viel gesagt 2–3 aus der … Begebenheit] An: geschichtlichen Handlung 5 wie es herausgezogen 9 Sünderin] An: Sünderin und Büßerin 35 wird] An: wie sie, und was daraus gezogen werde 10 verführt] Ke: gereizt 13–14 dem menschlichen Geist] Ke: menschlichen Begebenheiten 16 fabula docet] Ke: das ¾mtø¼u eilo¶ (am Rande: fabula docet) 21 im Menschen] An: in menschlichen Handlungen und Begebenheiten 25 das] daß
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gemeine zu seiner Maxime, daß es für ihn Bestimmungsgrund seiner Handlungen sei. Dieß Gesetz, diese Pflicht um der Pflicht willen ist das Abstrakte, hat seinen Gegensatz an der Natur, den Leidenschaften, Empfindungen pp | was man zusammen Gemüth und Herz nennt. Der Mensch hat das Bewußtsein der Pflichten, des Rechten in dieser abstrakten Form in sich, was er thut thut er mit der Ueberzeugung, Einsicht daß es Recht ist und diese Einsicht weiß von dem Rechten als von einer Regel, von einem Allgemeinen, das Subjekt ist dann das Wählende was Gutes oder Böses wählen könnte, es wählt das Gute und macht es geltend gegen seine subjektiven Interessen. Mit diesem moralischen Standpunkt ist so ein Gegensatz gesetzt, der des ganz Allgemeinen des Willens und des besonderen Willens, des natürlichen Willens, der Neigungen, Leidenschaften pp, dieser Gegensatz ist so befestigt daß die moralische Handlung nur sei indem ein Sieg davon getragen ist, als im Kampf, im Widerspruch gegen den natürlichen Willen. Dieß ist nun der Standpunkt des moralischen Gegensatzes überhaupt, einerseits ist das Gesetz, der abstrakte Gedanke, das Gute, die Pflicht und gegenüber der natürliche Wille, das Sinnliche, das Gemüth überhaupt. Dieser Gegensatz ist denn nun also so zunächst moralischer Standpunkt, aber er ist nicht allein in dieser Beschränktheit als moralischer Gegensatz, er ist ganz umfassend, ganz allgemein zu nehmen, so in seiner Allgemeinheit ist er nicht bloß Gegensatz des moralischen Gebots gegen den natürlichen Willen, sondern das Gesetz, Gebot ist zu fassen als das Abstrakte, als das Verständige, was man im allgemeinen Leben den Begriff nennt, das Abstrakte im Gegensatz gegen die konkrete Fülle des Gemüths, der Natur überhaupt. Dieser Gegensatz tritt dann im Menschen und im menschlichen Geist hervor als eine Zweiheit von Welten, eine anundfürsichseiende ewige Welt und andererseits die Natur, natürlichen Neigungen, eine Welt des Gefühls, der Triebe, des subjektiven Interesses und die Menschen befinden sich so, indem dieser Gegensatz in ihnen zur Stärke, zur Allgemeinheit gekommen ist, in diesem unendlichen Widerspruch, in dem Widerspruch gemeiner Wirklichkeit, irrdischer Zeitlichkeit, gegen den reinen Gedanken, der Freiheit in ihm, der anundfürsichseienden Idee. | Einerseits ist der Mensch mit Trieben, Neigungen, Naturtrieben pp behaftet, findet sich im Reiche der sinnlichen Zwecke, der Noth pp andererseits erhält er sich ebenso im
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2 Abstrakte] An: Allgemeine, das Abstrakte 3 an der Natur] Ke: am natürlichen Willen 9 subjektiven Interessen] An: subjektiven Interessen, Neigungen KeLö: Neigungen 18 Beschränktheit] An: beschränkten Bestimmung 29 gemeiner Wirklichkeit] Ke: materieller, sinn- 35 licher Zwecke 31 mit Trieben, … behaftet] An: von der Empfindung beherrscht 32–537,2 erhält er … Einsicht] An: erhebt er sich in den Gedanken, in das Reich der Freyheit, giebt sich auch darin allgemeine Zwecke, allgemeine Bestimmungen Ke: erhebt er sich ins Reich der Freiheit, der ewig an und für sich seienden Idee Lö: in das Gedankenreich erhebt
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Reiche des Gedankens, giebt sich darin allgemeine Zwecke, Bestimmungen sowohl für den Willen als für die Einsicht, löst die Welt, entkleidet von ihrer Wirklichkeit, zu Abstraktionen auf. In diesem Gegensatze treiben sich die Menschen herum, der dann vielerlei Formen hat, kalte Pflicht und Gemüth, die Freiheit überhaupt und Nothwendigkeit, Freiheit in der der Mensch in sich, in seinen Gedanken und in seinem Willen in sich und für sich ist, seine Zwecke für sich hat, andererseits die Nothwendigkeit der Natur, der Umstände, seines Herzens, Gemüths; seine Freiheit in ihren Bestimmungen kann auch gesetzmässig genannt werden, so haben wir Gesetze der Freiheit und andererseits Gesetze der Nothwendigkeit; ferner ist es abstrakt genommen der Gegensatz des Allgemeinen und Besonderen, im abstrakt Allgemeinen ist das Besondere wohl enthalten, ist aber nicht darin bestimmt, das Besondere hat seine eigenen Bestimmungen, die dem Allgemeinen entsprechen oder nicht; ferner ist es der Gegensatz des todten Begriffs, des kalten Abstrakten und der Lebendigkeit, der subjektiven Eigenthümlichkeit gegen den abstrakten Begriff, gegen das kalte Gesetz, oder der Gegensatz des Gedankens gegen die Wirklichkeit, der Theorie gegen die Erfahrung, dessen was im Gedanken ist gegen das was wirklich ist. Der moralische Gesichtspunkt enthält also den Widerspruch des Geistes gegen das Fleisch in sich, ein Widerspruch der nicht nur auf diesen Gesichtspunkt beschränkt ist, sondern wie eben bemerkt in seiner weiteren Allgemeinheit sich zeigt, aufzunehmen ist. Dieser Gegensatz ist nun in neuerer Zeit besonders zum Bewußtsein gekommen und das Interesse desselben hat die Menschen immer und auf die mannigfaltigste Weise beschäftigt. Das denken ruft ihn hervor und es ist der Verstand mit seinem Sollen das er gegen die Wirklichkeit festsetzt, der ihn fest|hält, er macht den Menschen unruhig und wirft ihn hin und her. Das Interesse nun ist daß dieser Gegensatz für den Geist des Menschen aufgelöst, versöhnt werde, der Mensch sucht einen Ort, ein Höheres, Tieferes in dem diese Unterschiede aufgelöst, in Harmonie gesetzt sind. Für die Philosophie ist es die Hauptaufgabe diese Gegensätze in den Formen wie sie angegeben sind aufzulösen d.h. zu zeigen daß das was so gegeneinander übersteht und als unüberwindlich von einander scheint, in der That nicht so ist, nicht so fest ist, sondern daß die Wahrheit einer jeden Seite dieses Gegensatzes dieß ist ein Unwahres zu sein und die Wahrheit die Aussöhnung, Harmonie dieser Seiten ist. Der Verstand stellt Freiheit der Nothwendigkeit gegenüber, Freiheit ist wesentlich Attribut des Geistes, 3 Wirklichkeit] Ke: belebten Wirklichkeit treiben] Ke: befindet sich der Geist, und treibt 4 vielerlei] AnKe: mancherley 8–9 Gemüths; seine … werden] Ke: Gemüths, von denen er selbst auf natürliche Weise bestimmt ist 13 entsprechen] An: angepaßt werden können PnLö: angemessen sein kann 27 versöhnt] An: ausgeglichen
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Ve r h ä l t n i ß d e r K antschen Ph i losoph ie zur Kunst. 5vPn 28Ke
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andererseits ist Nothwendigkeit, Gesetz des natürlichen Willens, beide hält er im Widerspruch und die Freiheit ist nur als im Kampfe mit diesem ihm Widerstrebenden. Der Mensch aber hat den Glauben daß diese Gegensätze zu vermitteln seien, aufzulösen seien und für die Einsicht hat die Philosophie diese Gegensätze aufzulösen d.h. zu zeigen daß dieser Widerspruch wohl ist, aber nicht nur sich auflösen läßt, sondern daß er ebensosehr als er ist auch an und für sich ewig aufgelöst ist und die Wahrheit der aufgelösten Gegensätze nicht der Gegensatz ist der gar nicht ist, sondern der Gegensatz der versöhnt ist, der nicht erst in Zukunft aufgelöst werden soll, sondern der an und für sich aufgelöst ist und nur für die Einsicht in der Philosophie es erst wird. – Wir haben nach den Endzweck der Kunst gefragt, indem die Moralität als dieser Zweck angegeben wird, so wird einerseits etwas Triviales, Unbestimmtes, Oberflächliches gesagt, wird der moralische Standpunkt aber in seiner ganzen Tiefe gefaßt, so ist er der Standpunkt des nicht aufgelösten Widerspruchs und über diesen Standpunkt ist zu setzen der eben angegebene des sich versöhnenden Gegensatzes und es ist dann hier die Behauptung daß der Zweck der Kunst, ihr Wesen sei sich zu befinden auf diesem höheren Standpunkte, ihn darzustellen, diesen absoluten Endzweck; dieß Höchste, das man Idee des sich versöhnenden Gegensatzes nennen kann, ist es, in dessen | Kreise, auf dessen Standpunkt sich die Kunst befindet und dieß ist der Gesichtspunkt den wir bei dem Begriff der Kunst annehmen und von dem wir ausgehen in der weiteren Betrachtung der Kunst. Damit haben wir nun alle anderen Gesichtspunkte Endzwecke pp entfernt und die bisherigen Gesichtspunkte sind nur genannt weil sie in unserer Vorstellung vorkommen und gebraucht werden um auf den wahrhaften Gesichtspunkt, um den es nach unserem Begriff der Kunst zu thun ist zu kommen. Indem nun so der Standpunkt der Kunst bestimmt ist, so kann hier eine historische Bemerkung gemacht werden, die sich eben auf diese Ansicht der Kunst bezieht. – Der Standpunkt der Moralität ist im Allgemeinen angegeben, dieser Standpunkt des Gegensatzes der Moralität ist es der in der Kantschen Philosophie als das höchste hervorgetrieben worden ist. Die Kantsche Philosophie hat diesen Gegensatz zum wesentlichen Bewußtsein gebracht, ist aber dabei geblieben und nur durch eine Forderung über ihn hinausgegangen, indem sie den
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9–10 und nur … wird] An: Dies ist also das Resultat der Philosophie zu zeigen, daß der Gegensatz an und für sich ewig aufgelöst sey, nicht daß er erst aufgelöst werden müsse. Ke, ähnlich Lö: für die Einsicht wird er allerdings nur durch die Philosophie aufgelöst 14 nicht aufgelösten Wider- 35 spruchs] Lö: aufgelösten Gegensatzes 15 versöhnenden] AnKe: auflösenden, (Ke: sich) versöhnenden Lö: auflösenden 22 alle anderen Gesichtspunkte] Lö: die andern, von denen wir nur die Hauptsächlichsten nahmhaft machen 30 hervorgetrieben worden] An: hervorgetreten 18 das] daß
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versöhnten Widerspruch nur als subjektive Forderung bestimmt, nicht als das Wahrhafte, Wirkliche, so daß die Harmonie des Allgemeinen und Besonderen nur als Vorgestelltes, Gedachtes sei, nicht die wirkliche Wahrheit selbst, aber für die Einsicht hat die Kantsche Philosophie diesen Gegensatz nicht aufgehoben. Die Forderung heißt nun geforderte moralische Weltregierung, aber auch in Rücksicht auf das Schöne hat diese Philosophie die abstrakte Auflösung des Gegensatzes angegeben, die Idee angegeben, aber auch selbst nur in dem Sinne daß dieß eine subjektive Weise von uns sei. In dieser Rücksicht ist die Critik der Urtheilskraft von Kant ein sehr merkwürdiges und belehrendes Buch, Kant betrachtet darin einerseits das Teleologische d.h. das Verhältniß der Zweckmässigkeit und ist darin dann näher zum Begriff der Lebendigkeit gekommen, indem er unsere Reflexionen über die organischen Naturprodukte betrachtet hat. Er nennt dann die Art wie wir die organischen Naturprodukte betrachten ein reflektirendes Urtheil. Dieß hat näher den Sinn, daß wenn wir urtheilen so haben wir einerseits einen allgemeinen Satz, eine Regel des Urtheils und andererseits ein Besonderes und durch das Allgemeine, durch die Regel ist das Besondere nicht | bestimmt, es kann so oder so bestimmt sein und es ist als Besonderes verschieden von den Allgemeinen, der Zweck hat noch das Verhältniß der äusserlichen Zweckmässigkeit, enthält eine äusserliche Bestimmtheit wie z. B. der Zweck des Guten pp die Handlungen der Menschen sollen danach so oder so bestimmt sein, dieß ist aber nur ein Sollen, das Besondere wie es in der Welt zugeht ist nicht nach dem Guten, nicht nach Zwecken, nicht nach den allgemeinen Bestimmungen bestimmt. Im Lebendigen, im organischen Naturprodukt kommt Kant darauf dasselbe zu betrachten als so beschaffen, daß der Zweck von innen heraus das Besondere bestimmt und das Besondere, die organischen Glieder für sich zweckmässig seien, so daß sie nur Existenz haben durch diesen inneren Zweck; dieser innere Zweck ist die Seele im Thiere und im Menschen, in der Pflanze die innewohnende Lebendigkeit, Individualität. Er sagt: Wir wissen nicht ob das so ist daß hier das Besondere dem Allgemeinen entspreche, sondern wir betrachten dieß nur so, ebenso ist dieß im Kunstschönen der Fall, hier ist eine Zusammenstimmung wo das Besondere der Gestaltung dem Begriff entspricht und ihm gemäß ist, wo das Besondere dem Allgemeinen seiner Natur
2 Wirkliche] Ke: wirkliche an und für sich reine Harmonie] Ke: Harmonie der Freiheit und Nothwendigkeit 5 Die Forderung … Weltregierung] An: Doch ist sie zu der Foderung einer 35 sog. moralischen Weltregierung gekommen. Ke: doch ist die Kantische Philosophie zu der Vorstelung gekommen, diese Auflösung zu fodern, Foderung der moralischen Weltregierung 11 der Lebendigkeit] KePnLö: des lebendigen 20 des Guten] An: der Freyheit, das Gute 23 bestimmt] An: kann nach diesem Zwecke, dem Guten bestimmt seyn, oder auch nicht Ke: kan danach bestimt sein oder auch nicht 29 entspreche] An: entspricht, angemessen ist
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nach entspricht. Im Kunstwerk ist es so gemacht daß die Gestaltung, das Natürliche, die äusserlich, sinnliche Gestalt für sich angemessen ist dem Allgemeinen, dieß ist nach Kants Vorstellung aber nur ein vom Menschen so Gemachtes. – Das Kunstschöne stellt Kant so dar daß in ihm enthalten sei das freie Spiel der Erkenntnißkräfte, Phantasie, Verstand, Vernunft, Sinnlichkeit pp diese gehorchen, seien unterworfen im Schönen nicht einem abstrakten Gedanken, einer Regel, sondern erscheinen als frei wirkend und doch seien diese verschiedenen Momente, Elemente die dem Gedanken, der Vernunft, dem Sinnlichen angehören so geschickt verbunden daß sie e i n e Einheit, die gleichsam von innen heraus wirke darstellen, sich zusammenfügen zu einer Einheit. Er sagt: das Kunstschöne ist so eine Zusammenstimmung wo das Besondere überhaupt als solches dem Begriffe entspricht und ihm gemäß ist; das Besondere als solches ist zunächst zufällig gegen einander, dieß zufällige Besondere stimmt zusammen auf eine natürlich scheinende Weise, die von innen heraus bewirkt ist. Gefühl, Gemüth, Sinn, Neigung, | Leidenschaft pp ist auf dem moralischen Standpunkte subsummirt, beherrscht von einer moralischen, rechtlichen, sittlichen Bestimmung die von der Freiheit ausgeht, aber jenes Besondere erscheint im Kunstschönen als für sich adaequat, innerlich gleich dem Begriff der Freiheit, es ist eine Verknüpfung des Gedankens als ob es für sich frei existire, die Bestimmung der Freiheit seine eigene Bestimmung wäre, obgleich seiner Natur nach das Natürliche, Besondere, Gemüth, Sinn, Neigung für sich ganz und gar nicht adaequat dem Sittengesetz, dem kathegorischen Imperativ, dem abstrakt Sittlichen, Allgemeinen ist. Es ist also das Kunstschöne ein durch den Künstler glücklicherweise so Hervorgebrachtes, in dem aber die Aussöhnung nicht an und für sich ist. – Indem wir so nun ausgegangen sind vom Moralischen als ab-
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3 Gemachtes.] Lö: Gemachtes, Vorgestelltes An: Gemachtes; und wie Schiller, Schelling, Schlegel u. A. bis zur I r o n i e in der Kunst fortgegangen, darüber in der nächsten Stunde. 4 Das Kunstschöne … dar] An: Der Standpunkt der Moralität ist also nicht der höchste; er enthält eine Trennung, und die I d e e muss als Versöhnung dieser Gegensätze gefaßt werden. Bei Kant ist diese Idee nicht f ü r sich das Wahre, sondern dient nur zur Reflexion über die Naturgegenstände, sie ist 30 bei ihm etwas von uns Gemachtes, nicht das Wahrhafte an und für sich selbst. So stellt er das Kunstschöne dar, Ke: Der Standpunkt ist nicht der höchste; enthält eine unversöhnte Trennung der Gegensäze; die Idee der Aussöhnung ist von Kant ausgesprochen, aber so dargestellt, daß diese Idee nicht für sich das Wahre sei, sondern nur uns diene in der Reflexion über die lebendigen Naturprodukte; daß sie die Grundlage des | schönen ausmache, aber so nur ein von uns gemachtes sei, so 35 nicht das wahrhafte ist für uns selbst; einerseits Resultat der reflectirenden Urtheilskraft, und anderseits von Einigen durch den Menschen gemacht. 10 sich zusammenfügen … Einheit] AnKe: in solcher Einheit sich zusammenfinden 18 als] Lö: als etwas an und für sich Seyendes für sich adaequat, innerlich] An: an und für sich adäquat KePnLö: innerlich adäquat 19 Verknüpfung] AnKe: Verkörperung 24 glücklicherweise] Ke: zufälligerweise und glücklicher weise Pn: nur 40 zufällig 24–25 in dem … ist] Ke: aber so, als ob sie nicht in der That das wahrhafte wäre Pn: nicht das Wahre in der That ist
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strakten Endzweck der Kunst, so haben wir gesehen, daß dieser Standpunkt nicht der letzte, höchste ist und haben den Standpunkt abstrakt bestimmt, daß die Idee, wie sie angegeben, der Zweck, der Begriff des Schönen sei. In Rücksicht der Art wie die Kunst und das Schöne jetzt begriffen wird ist noch geschichtlich folgendes anzuführen. Der Kantsche Standpunkt, Ansicht ist hier der Ausgangspunkt, das Höhere dagegen ist die Einheit der Nothwendigkeit und Freiheit, des Besonderen und Allgemeinen, des Sinnlichen und des Vernünftigen, und es sind nun kurz die geschichtlichen Data zu bemerken in wiefern dieß und von wem dieß als Weise, Zweck, Wahrheit der Kunst aufgefaßt ist, diese Einheit darzustellen. Da sehen wir nun daß es eben ein Künstler selbst gewesen ist der sich gegen dieß abstrakte Unendliche, gegen diesen Verstand, gegen diese Pflicht um der Pflicht willen sich erklärt hat. Der gestalltlose Verstand und diese abstrakte Pflicht ist dem wirklichen Gefühl, Sinn eine Schranke, es erscheint nur als Negatives und die Vernunft, diese abstrakte Vernunft hat das Gebot diese Schranke immer aufzuheben, aber nicht durch Versöhnung, denn das Moralische existirt nur insofern es eine Schranke hat, ihm das Sinnliche, das Gemüth, Herz pp eine Schranke ist und das abstrakt Moralische im Kampfe damit ist. Bleibt es nicht als Negation so hat das Moralische keinen Kampf | und dieser ist dem Moralischen wesentlich, es ist nur dadurch. Also gegen diesen Gegensatz, gegen das Verhältniß desselben ist es ein Künstler gewesen, der die Totalität gefordert und geltend gemacht hat, früher als dieß von der Philosophie erkannt worden ist. Es ist das Verdienst Schillers daß er der Kantschen Ansicht der Schranke das Natürliche, das Gemüth, den Sinn zuerst entgegengestellt hat, jener Ansicht wornach Natur, Sinnliches nur als Schranke gefaßt wird und das Wahrhafte als Abstraktum drüben steht. Schiller ist nicht nur bei der Kunst stehen geblieben, nicht unbekannt mit der Philosophie hat er sich darum bekümmert wie sie sich zur Kunst verhalte, hat das Kunstschöne verglichen mit den philosophischen Prinzipien und ist so mit philosophischen Gedanken in die Natur des Kunstschönen eingetreten. Dieß ist nun zuerst geschehen in seinen
30 7–8 des Sinnlichen … Vernünftigen] Ke: gemüthlichen und verständigen
10–11 selbst gewesen] An: selbst es vornehmlich und zuerst gewesen Ke: selbst, der Kunstsinn eines tiefen philosophischen Geistes 11–12 dieß abstrakte … willen] An: den gestaltlosen Gehalt, diese Abstraktion von Pflicht der kantischen Vorstellung Lö, ähnlich Ga: das abstracte Unendliche des Gedankens, den gestaltlosen Verstand, die Pflicht um der Pflicht willen 13 dem wirklichen Gefühl, Sinn] 35 Ke: Natur und Gefühl Lö: Natur, Gefühl und Sinn 14 es] An: das Reale Negatives] An: Negatives, als eine Schranke Lö: ewig Negatives 15 durch Versöhnung] An: als vermittelnd 21 Totalität gefordert … gemacht] Ke: Totalität der Idee, gefaßt 24 Natur, 25 Kunst] An: Kunst und seinem Interesse für dieselSinnliches] Ke: sinnliches, gemuthliches be Lö: Kunst nicht allein als Künstler 26–27 nicht unbekannt … bekümmert] An: ohne sich 40 um die Philosophie zu bekümmern 28 Gedanken] An: Principien, Gedanken 29 eingetreten] KeLö: eingedrungen
Sch i l lers Ve r h a l t n i ß z u r Ph i losoph ie der Kunst.
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Briefen zur aesthetischen Erziehung der Menschen, erschienen in den Horen 1795. – In Schillers Werken ist sein tiefer Sinn nicht zu verkennen, es ist nicht zu verkennen daß er sich auch zu Gedanken, zur Betrachtung allgemeiner Ideen gewendet hat, andererseits erkennt man in seinen Werken das Reflecktiren, das Absichtliche und dieß kann gegründeten Tadel bewirken, aber Schiller bezahlt damit nur die Schuld seiner Zeit, und seine Richtung ist zugleich der Wissenschaft und Erkenntniß zum Vortheil gekommen. Auch Goethe ist nicht bloß bei künstlerischer Beschäftigung stehen geblieben, wie Schillers tiefer Geist sich zur Betrachtung der Philosophie gewendet hat, so hat der eigenthümliche Geist Goethes sich zur Natur gewendet, hat die Natur betrachtet, die Formen des Organismus, die Farben pp und hat in diese Betrachtungen den großen Sinn mit gebracht wodurch er den Irrthum der bloßen Verstandesbetrachtungen über den Haufen geworfen hat, wie Schiller die Verstandesbetrachtungen des denkens und Willens in Beziehung auf das Schöne. Seine Briefe sind deshalb merkwürdig und belehrend und seine Manier will ich kurz angeben. Er geht von dem Hauptpunkte aus, daß jeder individuelle Mensch seiner Anlage nach einen reinen idealischen Menschen in sich trägt, dieser reine, wahrhafte Mensch wird nun repraesentirt durch den Staat, der Staat ist die objektive, gleichsam canonische Form in der die Mannigfaltigkeit der Subjekte sich zu vereinigen trachtet, der Staat befaßt alles Sittliche, Rechtliche, alle allgemeinen | Gebote. das Menschliche überhaupt, die mannigfaltigen, besonderen Subjekte sind vereinigt im Staate, dieß ist der Geist eines Volks. Es lassen sich nun zwei Arten denken, wie der Mensch in der Zeit mit dem Menschen in der Idee zusammentreffen kann und zwei Arten wie der Staat sich in den Individuen behaupten kann, nämlich so daß entweder der Staat, das Allgemeine, Rechtliche, Sittliche, die Intelligenz, daß dieß die Individualität auf hebt oder so daß das Individuum Staat wird, der Mensch in der Zeit zum Menschen in der Idee wird. Die Vernunft nun fordert Einheit, die Natur aber fordert Mannigfaltigkeit und der Mensch wird von beiden Legislaturen in Anspruch genommen. Die aesthetische Erziehung geht darauf daß durch das Schöne der Sinn, das Gemüth so ausgebildet werde, daß sie vernünftig in sich sind und die Vorstellung, das Abstrakte auch konkret, Fleisch und Blut werde. Dieß sind so die Anfänge, das Schöne ist da gefaßt als diese Einheit, dieß
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10 zur Natur gewendet] An: auf die äußerliche Seite der Kunst geworfen Natur betrachtet] Ke: und der wissenschaftlichen Betrachtung gepflogen Pn: die natürliche Seite, ä u s s e r l i c h e N a t u r der Kunst (Farben besonders) betrachtet und wissenschaftliche Untersuchungen gepflogen 11 Farben] 35 An: Farben, Licht 27 wird] Lö: wird. In der anthropologischen Schätzung, wo die lebendige Empfindung dh. der Inhalt, auch eine Stimme hat, wird dieser Unterschied in Betracht kommen müssen. Ke: sich veredelt An: veredelt. Der Inhalt (die lebendige Empfindung) kömmt hier so mehr in Betracht. 28 Legislaturen] AnPn: Legislationen 32 Anfänge] An: Anfänge von denen Schiller ausgeht 40
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Ineinsgebildetsein, dieß Konkrete sei das Vernünftige und in der Kunst als sinnlich dargestellt. In Schillers Abhandlung über Anmuth und Würde lassen sich eben diese allgemeinen Vorstellungen erkennen. Diese Einheit nun überhaupt, im Besonderen die der Freiheit und der Nothwendigkeit, der Vernunft und der Empfindung pp ist das Prinzip der Philosophie überhaupt geworden in der Schellingschen Philosophie, ist erkannt worden als das Wahrhafte, als die Idee, als der höchste Standpunkt und da ist denn auch die wissenschaftliche Stellung der Kunst gefunden worden, daß dieser Inhalt ihr Zweck, ihre Idee sei, die durch sie dargestellt werden soll. Was Winkelmann früher schon angeregt hat ist für sich zunächst geblieben, ohne daß der Gedanken dadurch erkannt und weitergeschritten wäre. Winkelmann hat ein neues Organ, eine neue Betrachtungsweise für die Kunst aufgeschlossen, sie ist aber zunächst für den Gedanken, für den Begriff unfruchtbar geblieben. Was das Verhältniß der Kunst zu der Philosophie und zur Religion in der Schellingschen Philosophie anbetrifft, so werden wir davon spaeter sprechen, ebenso von einer schiefen Seite des Standpunkts der Kunst in dieser Philosophie. Zunächst ist zu bemerken daß nach der Wiedererweckung der philosophischen Idee durch Schelling, oder eigentlich gleichzeitig, die Herrn August Wilhelm und Friedrich von Schlegel sich von der philosophischen Idee so viel angeeignet haben, als ihre nichtphilosophischen sondern critischen Naturen aufzunehmen fähig gewesen sind. Sie sind es die | dann mit großer Paresie, Freiheit, Kühnheit und in Rücksicht des Inhalts mit dürftigen Bruchstücken, Ingredienzien der Philosophie, sich polemisch gegen die bisherige Ansichtsweise gestellt haben und die so in verschiedenen Zweigen der Kunst allerdings einen anderen Maaßstab der Beurtheilung, Gesichtspunkte die im Ganzen höher sind eingeführt haben. Weil aber ihre Critik nicht eigentlich von gründlicher, philosophischer Erkenntniß begleitet wird, so hat ihr Maaßstab etwas Unsicheres, Schwankendes, einmal ist es viel zu viel, das andere Mal viel zu wenig. Sie haben so mittelmässige Din-
1 Ineinsgebildetsein, dieß … Vernünftige] Ke: Ineinsgebildetsein des konkreten, sinnlichen und An: dieses Konkretseyn des Natürlichen und Vernünftigen 4 im Besonderen die] AnPn: des Allgemeinen und Besonderen, 5 Empfindung pp] Ke: Empfindung, wie Schiller sie nennt 20 nichtphilosophischen sondern critischen Naturen] An, ähnlich Lö: kritische nicht spekulative Natur Ke: kritische Natur 21 Freiheit] Ke: Freiheit, die man zuweilen anders nennen kann Ga: Frechheit 22–23 dürftigen Bruchstücken, … Philosophie] Ke: dürftigen philosophi35 schen Ingredienzien PnLö: dürftigen (Lö: philosophischen) Fragmenten und Ingredienzen Ga: dürftigen Fragmenten der Philologie 28–544,3 Sie haben … enthusiasmirt] An: so haben sie mittelmäßige Dinge bewundert, und sich mit Keckheit für einen untergeordneten Standpunkt | enthusiasmirt Ke: mit Keckheit, Kühnheit haben sie sich oft enthusiasmirt für Sachen von relativem Werth, als absolut aufgestelt Pn: sind dazu gekommen ganz unbedeutende Dinge zu bewun40 dern und haben sich für schiefe Richtungen enthusiasmirt, haben Andere mit fortgerissen
Winckel m an n.
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Aug ust Wi lhel m und Fr iedr ich von Sch legel.
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21 Paresie lies: Parrhesie
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Standpunkt der Fichteschen Ph i losoph ie.
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ge bewundert, erhoben, dingen eine allgemeine, höchste Würde zugeschrieben, die nur einen ganz relativen Werth haben. Sie haben sich für ganz schiefe Gesichtspunkte enthusiasmirt z. B. für die Holbergschen Lustspiele, die Niebelungen, für die Indische Gelehrsamkeit, das Altitalienische in der Mahlerei, so daß sie Raphael kaum noch haben gelten lassen. Sie haben so geltend gemacht was vorher übersehen und verachtet wurde und dieß ist allerdings ein Verdienst, aber sie haben ihm häufig auch einen zu hohen Standpunkt angewiesen und dieß ist ein Misgriff. Die Kunstansichten die von da an hervorgegangen sind haben eine Hauptkathegorie die noch zu erwähnen ist, eine Kathegorie durch welche der Zweck und das Wesen der Kunst ausgedrückt werden soll, dieß ist die Ironie. Von diesem ironischen Standpunkte ist zu sagen, daß er aus der Fichteschen Philosophie hervorgegangen ist, es sind Fichtes Ansichten sofern sie sich zur Kunst verhalten, so ist es ihr eigenthümlicher Standpunkt. Dieser Zusammenhang ist anzugeben, denn nur mit Rücksicht auf Fichtes Philosophie ist der Standpunkt der Ironie zu fassen. Dieser Standpunkt ist durch Schelling und Friedrich von Schlegel überschritten, obgleich sie noch innerhalb desselben gestanden haben, Schelling ist früher streng fichtescher Philosoph gewesen und sein Begriff der Kunst, des Genialen pp hängt auch noch mit Fichtes Philosophie zusammen. – Bei Fichte ist nun das Prinzip der Vernunft, des Wissens, der Erkenntniß, des Ich, das absolute Prinzip ist dieß Ich in seiner ganzen Abstraktion, dieß ganz formelle, reine Ich. Dieß Ich nun ist deswegen das ganz Einfache, in dem alles Besondere als Unterschied vollkommen negirt und aufgehoben ist, im Ich, in dieser meiner Freiheit geht alles Andere unter, Ich kann von Allem abstrahiren, ich kann in mir Alles negiren, ich kann ebenso auch Alles was für mich gilt in mir vernichten. So wird dann auch Alles was in mir ist | betrachtet als durch Ich gesetzt, als von mir gesetzt. dieß ist das abstrakte Moment. Wird dabei stehen geblieben daß nichts für mich gilt als was durch mich gesetzt ist, so anerkenne ich nichts als anundfürsichseiend, ich bin Meister darüber, Alles ist mein Produkt, selbst das Moralische, das Göttliche pp, es gilt nur insofern ich es gesetzt sein lassen
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10–11 durch welche … werden] An: worin das Höchste der Kunst enthalten seyn Ke: welche das | höchste enthalten 13 verhalten] Ke: verhalten, theils productiv, theils beurtheilend 18–19 sein Begriff … Genialen] AnPn: Schellings Begriff der Kunst(, der Pn: und) Genialität Ke: sein Auszeichnen der Genialität 19 Philosophie] AnPn: Princip 22 als] AnKe: aller 23 dieser meiner] Ke: dieser abstracten 29 Meister] KePnLö: Herr und Meister 30 Mora- 35 lische] Ke: wahrhafte, sitliche Lö: Sittliche und Substantielle 30–545,1 es gilt … auf heben] Ke: Wir haben gesehen das Princip des Ich, in welchem alles aufgehoben ist, es ist alles nur, insofern es durch mich gesetzt ist. Was ist also der Hauptpunkt? das Substanzielle, das Wahre, vor dem wir einen Respect haben, ist so gewußt als ein durch mich geseztes, es bleibt immer Willkür, es ist nur 40 ein Schein für mich. 30 gesetzt] An: gelten, Gesetz
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will, ich kann es ebenso gut auf heben, Alles ist damit für mich nur ein Schein, den ich mache, hervorbringe, es ist nicht Sein, sondern nur ein von mir gemachter Schein, das Sittliche, Moralische, Substantielle, das was Werth, Würde hat ist so gewußt als ein durch mich Gesetztes, das so in meiner Gewalt, Willkühr bleibt, ebenso bleibt das Schöne in mir als Besonderen, ist so nur schön für mich, dieß ist die Grundbestimmung. Das Erste ist das Ich als absolutes Prinzip, das Zweite das Setzen des Ichs, das Negiren von Allem, das Dritte ist daß die Bestimmung des Menschen, das Leben des Individuums darin besteht sein Ich, seine Individualität herauszusetzen, sich zu äussern, sich zur Erscheinung zu bringen. Diese Worte sind sehr lange current gewesen, und dieß thut jeder Mensch auch bewußtlos sobald er lebt, er realisirt sich, näher hat es aber den Sinn daß ich es mit Bewußtsein thue, oder daß ich es als Künstler thue, daß ich als lebendiger Künstler bin d.h. daß mein Aussprechen meiner Individualität, mein Handeln ein Schein für mich überhaupt bleibt, dann lebe ich als Künstler wenn ich meine Handlungen ihrem Inhalte nach weiß als gesetzt durch mich. Ich gebe mir in meiner Wirklichkeit eine Gestalt, erhalte mich so, dieß ist eine Gestalt die in meiner Gewalt bleibt, eine Gestalt die ich mir gebe und mit der es mir wahrhaft nicht Ernst ist. Ernst ist wenn ich ein Interesse habe das für sich Gehalt hat, einen Inhalt der zu meinem Wesen so gehört, daß ich selbst nur bin insofern ich diesem Inhalt angemessen bin. Das Sittliche ist solch ein Inhalt, es ist für mich und ich habe nur Wesentlichkeit indem ich mich dahinein versenke. Auf dem Standpunkte wo ich der Künstler bin sind nicht solche wahrhafte Interessen, ich gebe meinem Inhalte Erscheinung, Äusserung, aber es ist nur ein von mir gemachter Schein; für die Anderen kann es
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25 1–2 Alles ist … Sein] An: Alles Göttliche, Wahrhafte, Sittliche ist insofern für mich nur ein Schein;
ich weiß daß es nicht ein Seyn, sondern nur ein Schein ist. Das ist eine Seite des Fichte‘schen Systems, auf die es hier ankömmt. Ke: alles wahrhafte, sitliche, götliche ist so für mich nur ein Schein, kein Sein 6 Grundbestimmung] An: Grundbestimmung bei Fichte 6–8 Das Erste … Menschen] An: 1) also das Setzen, 2) das Negiren, 3) 9 sich zu äussern] AnKe: seine Indivi30 dualität auszusprechen 10–11 dieß thut … sich] Ke: Dies geschieht überhaupt so, daß der Mensch sein Inneres verwirklicht An: verwirklicht sich 16 erhalte mich so] An: verhalte mich s i t t l i c h Ke: beobachte diese Pflicht 17 eine Gestalt … bleibt] Ke: ein durch mich geseztes 18–19 Ernst ist … hat] Ke: Es gibt für mich ein substanzielles Lö: Es ist aber das 20–22 insofern ich … versenke] An: insofern Rechtliche, Sittliche ein an und für sich Seyendes 35 ich dieser Gestalt entspreche, daß ich mich darin versenke (Ms: verstecke) Ke: durch diese meine Angehörigkeit dieses | Inhalts; ich bin so bestimmt in meinem Sein, Handeln, und auf diesem Standpunkt ist es mir Ernst mit meinem Aussprechen 22–23 sind nicht … Interessen] An: ist Wahrheit, Sittlichkeit ein von mir gemachter Schein. Es ist also der Formalismus meines Ichs Lö: ist es mir mit nichts Ernst und alles Substantielle ist nur der Formalismus meines Ichs Ke: bleibt 23–24 ich gebe … es] An: meine Gestalt, die ich mir gebe, kann für die an40 das ein Schein dern Ke: diese meine Production für andre, diese Gestalt, die ich mir gebe, kan diesen andern 19 das] daß
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39Ke Die schöne Seele.
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als Ernst gelten, sie können meinen es sei mir in der That um diesen Inhalt zu | thun, aber sie sind damit getäuscht, es sind bornirte Subjekte, die auf solche Bestimmung halten, denen sie gilt, ich aber bin der Künstler dem sie nicht gelten, für den sie nur ein Gesetztes sind. Wer sich auf diesen Standpunkt hält sieht die Anderen für bornirt an, weil ihnen eine sittliche, rechtliche Bestimmtheit als wahrhaft gilt, die dem Ich als Künstler nur ein Schein ist. Dieß ist dann das geniale Leben, daß das Individuum um als Genie zu leben, sich von allen diesen Bestimmungen welche für die Menschen Werth haben, ihnen gelten, frei gemacht hat und sie nur produzirt als von ihm gesetzte, als ein Gemachtes, einen Schein. Was es thut sind seine Geschöpfe, es ist ein von ihm Erschaffenes aber nur als Schein, so ist denn das Individuum Künstler im Leben und genial, es ist das Genie, das Göttliche das in allen Bestimmungen frei bleibt, für das alle Bestimmungen nur von ihm gesetzt sind. – Indem nun so das Individuum als Künstler lebt, als Genie lebt giebt es sich ein Verhältniß zu anderen Menschen, zur Wirklichkeit, zu seinen Freunden, Geliebten pp aber dieß Band ist nur ein Schein für das Individuum, nur ein Nichtiges d.h. es verhält sich in solchen Verhältnissen nur ironisch dagegen. Dieß ist denn nun die Ironie da ist alles Rechtliche, Sittliche, Wahre ohne Werth, gilt für nichtig, das Individuum hält sich ausser allen diesen Verhältnissen, bleibt davon frei, ist über solche Beziehungen d.h. ist ironisch. Dieß ist die Bedeutung dieser Ironie, die auch göttlich genannt ist, die Göttlichkeit ist die Conzentration des Ich in sich, für welches alle solche Banden pp nur Schein ist. Diese Ironie hat nun Herr Fried. von Schlegel erfunden und andere haben ihm nachgesprochen und sprechen ihm noch nach Es ist hier ferner noch eine damit verwandte Form zu bemerken. Jene Stellung des Negativen, des Scheins, daß keine Wahrheit, kein Substantielles für mich gilt kann zunächst der Standpunkt der Eitelkeit genannt werden, es ist die Eitelkeit alles Substantiellen, alles Wahrhafte ist hier nur eitel, es ist die Eitelkeit
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5 bornirt] Ke: getäuschte 6 die dem … ist] An: i c h aber bin der Künstler, das Individuum gilt auf diesem Standpunkte nur s i c h für frey; es ist ein Künstler, der G e n i e ist Dieß] Lö: Nur sich 30 gilt das Individuum auf diesem Standpunkte für frei; es ist es, was alles schafft; dies 10 Gemachtes, einen Schein] An: Gemachtes, Gewolltes für diesen Moment, für irgend einen Zweck 12 es ist das Genie] AnKe: (Dieses Ke: Das) ist die Genialität des Göttlichen 13 Bestimmungen] Lö: Bestimmung des Rechts und der Sittlichkeit 14–16 als Genie … Nichtiges] Ke: daß diese Rechte, diese Bande, diese Religion, diese Liebe zugleich für das Individuum nur ein 35 Schein ist 21 göttlich] An: göttliche Genialität 23 nachgesprochen] Ke: nachgebetet 25 Es ist hier ferner] Ke: Es ist ferner viertens) An: 4) Ist damit] Lö: unmittelbar mit dieser Negativität 25–27 Jene Stellung … gilt] An: Diese Stellung, daß alles negativ, nur Schein ist 28 alles Wahrhafte … eitel] An: Alle Bande und Liebe, Freundschaft, Sittlichkeit kurz alles wahrhaft Objektive ist Eiteles Ke: es ist in dieser Eitelkeit alles wahrhaftige, objective in der 40 Macht des Subjects
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alles wahrhaft Objektiven. In dieser Eitelkeit kann | das Subjekt sich befinden und ist dieß der Fall so ist es selbst eitel, weil es nichts Substantielles mehr in sich hat, für dasselbe nichts Wahrhaftes vorhanden ist, so ist es selbst leer, hohl, eitel. Es kann in dieser Eitelkeit sich befriedigen, auf diesem ironischen Standpunkt stehen bleiben, es kann aber auch sein daß ein anderes Individuum durch diesen Standpunkt nicht befriedigt ist, wohl auf die Nichtigkeit des Wahrhaften, Sittlichen, Rechtlichen, Religiösen kommt, aber zugleich darin einen Mangel hat, den Durst nach Sachen, nach Festem, Substantiellen, nach Realität, Objektivität, ein bestimmtes Interesse hat. Dieß unglückliche Subjekt kann so einerseits nach Objektivität verlangen, andererseits derselben aber unfähig sein, fest beharren in seiner Subjektivität, in seiner Einseitigkeit in sich die es nicht aufgeben kann um sich in eine Sache zu vertiefen, wie der religiöse, sittliche Mensch der seine Subjektivität abwirft und sich in die Sache, in die Wahrheit vertieft. Insofern also beides mit einander verbunden ist, ist das Individuum dieser Widerspruch nicht an die Sache zu kommen, und doch auch keine Befriedigung zu finden in dieser Einseitigkeit in sich. Diese Gestalt des Individuum ist dann die Sehnsüchtigkeit überhaupt, die wir auch nach der Fichteschen Philosophie haben enstehen sehen im Zusammenhange mit ihr, diese sehnsüchtigen Gestalten, die man nach einer Seite auch schöne Seelen genannt hat, die Seele in der Einsamkeit in sich, die nichts berühren will, die nicht handeln will, denn da berührt sie Wirklichkeiten, giebt die einfache Beziehung auf sich auf, wird mit anderen Menschen, ihren Verhältnissen und Leidenschaften verflochten. Es ist diese Unwirklichkeit, die indem sie nicht befriedigt unglücklich ist, diese Ungesundheit, Krankheit, Unkräftigkeit des Geistes. Die schöne Seele im wahrhaften Sinn bleibt nicht bloß bei sich, in sich, handelt, erscheint, ist kräftig und wirklich. Diese Gestalt der Sehnsucht ist nahe verwandt mit dem Standpunkte der Ironie, es ist auch ein Standpunkt der Eitelkeit, Leerheit, Hohlheit, es liegt darin auch die Widerlegung, der Widerstreit gegen den For|malismus der abstrakten Subjektivität.
1 In dieser … befinden] An: Es kann sich in dieser Eitelkeit befriedigen, diesen Standpunkt iroPn, ähnlich Lö: in dieser Eitelkeit, Leerheit alles Wahrhaftigen kann das Subject sich befriedigen Ga: Leerheit Ke: nur das Subject befriedigt sich 10 derselben aber] Lö: aber zu ihr und zur Aufgebung seines Standpunkts 10–11 fest beharren … kann] An: dieses Vestbeharren an sich aufzuheben Ke: das feste zuerfassen, dies beharren in sich aufzuheben 14–15 nicht an … kommen] An: nicht in die Wahrheit einzugehen Ke: kein Herangehn an die Sache Lö: 35 sein abstractes Bewußtseyn nicht aufgeben zu wollen 16 Einseitigkeit in sich] Ke: Einsamkeit meiner An: abstrakten Haltung 23–24 indem sie … Geistes] An: sich auf nichts Reales einlässt, diese Unwürklichkeit, die, wenn sie ehrlich mit sich ist, nicht befriedigt ist (was sie durch ihre Sehnsüchtigkeit ankündend ist) eine unglückliche Seele ist, eine Krankheit des Geistes Ke: es ist die Unwirklichkeit, welche, wenn sie ehrlich ist, und das kündigt sich durch ihre Sehnsüchtigkeit an, 25 kräftig und wirklich] Ke: wahrhaftig 40 sich als eine Ungesundheit, Krankheit des Geistes zeigt und kräftig Lö: trefflich und w i r k l i c h 30 nisch nehmen
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In Rücksicht auf die Kunst und insofern die Ironie zum Prinzip der Kunst gemacht wird ist noch zu bemerken; das ironische Subjekt ist für sichselbst der Künstler, sein Leben ist eine künstlerische Herausbildung seiner Individualität. Wenn nun dieser Künstler dann auch nicht nur das Kunstwerk seiner Handlungen hervorbringt, sondern auch äussere Gestalten bildet, so wird auch für diese Gestalt die Ironie zum Gesetz gemacht. Das Gesetz solcher Gestaltungen, die nur in der Poesie hervorgehen können, ist das Göttliche darzustellen, das Göttliche ist aber die Ironie, die geniale Subjektivität äusserlich darzustellen d.h. das Sichvernichten des Herrlichen, Großen, das was dem Menschen Werth und Würde hat darzustellen als ein Nichtiges, Sichvernichtendes. Es liegt darin daß es nicht Ernst ist mit dem Sittlichen, Rechten, Wahrhaften, indem solche erhabene Charaktere die dieß darstellen sich widerlegen, vernichten. Diese Bestimmung, daß solche Handlungen dramatisch dargestellt werden, die durch ihre Mittel sich selbst vernichten, hat eine nahe Verwandtschaft mit dem Komischen, aber beide sind auch wesentlich verschieden. Im Komischen ist derselbe Widerspruch, es werden z. B. Zwecke gesetzt, aber die Art wie sie ausgeführt werden ist es die selbst das verdirbt was gewollt wird. Aber dieß muß mit dem Ironischen nicht verwechselt werden, denn im Komischen muß das was zerstört wird, der Zweck pp etwas für sich Nichtiges, eine Grille, ein Eigensinn, ein besonderer Wille oder auch etwas Lasterhaftes, für sich Nichtiges, eine Maxime, ein vermeintlicher Grundsatz sein. Aber ein Anderes ist wenn ein wahrhafter Gehalt sich darstellt, an einem Individuum dargestellt wird als etwas Nichtiges, dann ist der Charakter der dargestellt wird verächtlich, es ist Schwäche oder Charakterlosigkeit. Es kommt also so auf den Gehalt dessen an was so zerstört wird. Schlechte Subjekte die nichts taugen haben diesen Willen, Absicht, Zweck, aber es zeigt sich daß sie schlechte Subjekte sind, nicht dabei bleiben können, es wieder aufgeben, dieß ist Charakterlosigkeit. Charakter hat ein Individuum das eine wahrhafte Bestimmtheit hat und sie fest hält, | nicht davon lassen kann, so daß seine Existenz verloren wäre, wenn es diese Be-
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5 Gestalten] Lö: Erscheinungen (die eigentlichen Kunstwerke) 10 liegt darin] Lö: soll vor das 30 Bewußtseyn gebracht werden 11 Rechten, Wahrhaften] Ke: religiösen 11–12 indem solche … vernichten] An: diß dürfe sich selbst eben so widerlegen, zu Nichte machen Ke: daß solches sich ebenso widerlegt, sich zu nichte macht 15–17 ist derselbe … wird] Ke: hat der Mensch diese Zweke, führt sie aus, zerstört aber durch seine Ungeschiklichkeit das, was er will An: Die Art und Weise, wie im Komischen Subjekte an die Ausführung ihres Zweckes gehen, ist, daß sie das 35 vernichten, zerstören, was sie bauen wollen. Lö: ist auch diese Selbstzerstörung, dessen was die Personen wollten, (aber durch ihre Ungeschicklichkeit) 20 Wille] An: Geiz Ke: Wille, Geiz 24 Schwäche oder Charakterlosigkeit] Ke: selbst etwas nichtiges, schwaches 28–29 das eine … kann] Ke: wenn es ihm Ernst ist mit diesem Gehalte 21 wenn] wenn wenn
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stimmtheit aufgeben sollte. So konnte Cato nicht leben, wenn er nicht Römer sein konnte nach der Constitution seines Vaterlandes, er ist ein bis zum Extrem getriebener Charakter. Was die Ironie also hervorbringt ist daher nichts als das Gehaltlose, Charakterlose, so das Unkünstlerische, in sich selbst Nichtige, da das Substantielle als Nichtiges in ihr gezeigt wird. Dahin gehört denn auch jene Sehnsüchtigkeit die dieser innere Widerspruch und dieser unaufgelöste Widerspruch ist. Solche Darstellungen erwecken kein Interesse und man kann dann Klagen hören über den Mangel des tiefen Sinns des Publicums, daß es die Ironie, dieß Höchste der Kunst nicht versteht. Aber es ist gut daß dem Publico diese Gehaltlosigkeit, diese Gemeinheit, diese sehnsüchtigen Personagen nicht gefallen, daß ihm diese Heuchelei, diese Unredlichkeit nicht zusagt ist ein Trost, die Menschen wollen wahrhafte Interessen, Gehaltvolles, Charaktere die diesem getreu bleiben. Einige geschichtliche Bemerkungen sind hier noch zu machen. Der verstorbene Solger hat auch in seinem Erwin, Gespräche über das Schöne, die Ironie als den höchsten Punkt, die höchste Bestimmung der Kunst, als das Resultat derselben dargestellt. In Rücksicht auf die Individualität Solgers ist mit Bezug auf seine Werke und hinterlassenen Schriften zu bemerken, daß er ausgegangen ist von dem speculativen Bedürfniß und durch dieß echt philosophische, echt speculative Bedürfniß auf den Punkt gekommen ist, den ich unendliche, absolute Negativität nenne. Diese ist zu fassen als wesentliches Moment in der Idee selbst, ich kann dieß hier aber nur geschichtlich bemerken, denn die Erläuterung dieser sich auf sich beziehenden Negativität gehört nicht hierher. Solger kam also auf dieß wahrhafte Moment der Idee, aber ein Anderes ist ein Moment der Idee und ein Anderes ist die Bestimmtheit der ganzen Idee. Er ist also ausgegangen vom speculativen Bedürfniß, aber sein Leben ist zu früh abgebrochen als daß er zum Konkreten der Idee, zum Konkreten der Ausführung hätte kommen können, er ist nur bis | zu diesen abstrakten Punkt gekommen, ohne die Idee selbst weiter darstellen und ihre Entwickelung ausführen zu können. Wenn nun auch bei Solger der höchste Punkt seines Philosophirens in Rücksicht auf die Kunst die Ironie ist, so ist doch noch zu bemerken, daß er im Ganzen
4 Gehaltlose] Lö: Haltungslose 5 Substantielle] Ke: sitliche, substanzielle 6–7 und dieser … ist] An: der nicht in Vestigkeit des Charakters aufgelöst ist 7 Interesse] Ga: wahrhaftes Interesse 10 Gehaltlosigkeit, diese Gemeinheit] Lö: Ironie, diese Halbheit Personagen] An: 35 haltungslosen, heuchlerischen Figuren Ke: Naturen 11 Heuchelei, diese Unredlichkeit] Ke: Haltungslosigkeit, diese Heuchelei in den verschiedensten Formen 12–13 Gehaltvolles, Charaktere … bleiben] An: Inhaltsvolles, Charaktere. Das ist also dieser Standpunkt der Ironie. 14–15 Der verstorbene] Ke: Mein verstorbener College 21 wesentliches] Ke: absolutes LöGa: wahrhaftes 28 Punkt] KeLö: Punkt der Negativität 28–29 Idee selbst] Lö: 40 Idee in ihrer Totalität
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S ol g er.
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inconsequent gewesen ist gegen diesen Standpunkt der Ironie. Nach dem Ernst, der Tüchtigkeit seines Wesens, seines Privatcharakters war nicht der Standpunkt der Ironie seine Wirklichkeit, anderntheils ist er auch inconsequent dagegen in Rücksicht auf sein Urtheil über das Schöne und über Kunstwerke. Sein großer Sinn für wahrhafte Kunstwerke, den das Studium der Kunst groß gezogen hatte ist von keiner ironischen Natur gewesen, er hat den Standpunkt der Ironie weder in sein Leben eingeführt noch in seiner Ansicht von Kunstwerken ausgedrückt. – Dieß zur Rechtfertigung Solgers der es verdient unterschieden zu werden von den Aposteln der Ironie in Rücksicht auf Philosophie und Kunst. Eine zweite Bemerkung betrifft Ludwig Tieck in Dresden, der bekanntlich selbst Dichter und berühmter Critiker ist und der auch den Standpunkt der Ironie sowohl in seiner Critik als auch in seinen Kunsthandlungen festhält. Tieck spricht viel von Ironie, in seinen critischen Werken pp und er, wie Andere, imponirt mit dem Ausdruck Ironie, die man zwar im gemeinen Leben auch kennt, von der aber mehr ein Geheimniß ist wie sie der höchste Standpunkt der Kunst ist. Tieck thut nun mit diesem Ausdruck familiair, vornehm, aber er sagt auch nicht, worin sie besteht, so daß man nicht weiß wo man sie finden soll. Wenn Tieck nicht sagt was die Ironie ist, so ist zu bemerken, daß er sie beinahe überall fordert, wenn er jedoch große Kunstwerke betrachtet, wie z. B. Romeo und Julie, so ist seine Schilderung, die Anerkennung der Größe vortrefflich und hier könnte man erwarten er würde sagen, wo die Ironie stecke, es wäre die beßte Gelegenheit, aber hier gebraucht er die Ironie nicht und es wird in der That bei Romeo und Julies Liebe wohl schwerlich einem Menschen die Ironie einfallen, man kann sagen, nur der Teufel könnte dabei ironisch sein. Es ist nun gezeigt daß weder die Darstellung des Natürlichen, noch der moralische Endzweck, noch diese Ironie, das Wahrhafte der Kunst sei. Wir nehmen nun hier unmittelbar an daß nur die Idee das Wahrhafte ist, die Idee die nicht mehr | in der Zufälligkeit menschlicher Leidenschaften, nicht in dem Wider-
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1–3 inconsequent gewesen … dagegen] An: inkonsequent gewesen nach der Tüchtigkeit, dem Ernste seines Wesens, Privatcharakters gewesen ist gegen diesen Standpunkt der Ironie Ke: con- 30 sequent gewesen ist gegen diese Ironie; inkonsequent nach dem ganzen seines Privatcharakters, nach dieser Tüchtigkeit seines Wesens ist der Standpunkt der Ironie nicht sein wahrhafter gewesen, aber auf der andern Seite ist er consequent geblieben 12 Kunsthandlungen] Ke: Kunstproductionen 12–13 Tieck spricht … Werken] Ke, ähnlich AnLö: Tieck ist auch aus dieser Periode, deren Mittelpunkt Jena ist, hervorgegangen, wo noch viele andre obscure (Häupter Lö: 35 verkommene und verkrüppelte Subjecte) herstammen. In seinen kritischen Schriften ist immer von dieser Ironie gesprochen 16 Tieck] Ke: Tieck und andre 17–19 Wenn Tieck … fordert] An: Darüber das Älteste im Athenäum von F. von Schlegel. Ke: Nur im Athenaeum ist einmal davon gesprochen. Lö: etwa im Zerbin wird davon gesprochen und im Athenäum 23 Romeo und Julies Liebe] Ke: diesem Kunstwerk 24 dabei] An: sich einfallen lassen, bei dieser 40 Liebe 28–551,2 nicht in … ist] Ke: welche nicht das hochste, | das rein negative ist
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spruch den der moralische Standpunkt hervorbringt, auch nicht die leere, reine Negation der Ironie ist. Statt Idee können wir auch sagen das Wahrhafte, Göttliche und können so konkrete Bestimmungen nennen, wir können auch sagen das Geistige, der freie Geist, denn der Geist an und für sich ist die absolute Idee; Idee ist das Göttliche, Wahrhafte, Absolute; dieß sind dann mehr Formen von denen der Geist als unendlich, wahrhaft der konkrete Inhalt ist. Daß der Geist als frei das Wahrhafte ist worin alle diese Gesichtspunkte zurückgehen wird in der Philosophie gezeigt, daß dieß ihr Erstes und ihre Grundlage, ihre Wahrheit ist. Die Idee ist konkret und als solche ist sie in ihrer höchsten Weise der Geist, dieß ist denn der Endzweck an und für sich und diesen darzustellen ist auch Zweck der Kunst. Der Standpunkt der Religion ist derselbe wie der der Philosophie, sie hat keinen anderen Zweck als den reinen Geist, vorzustellen wie der Geist als subjektiv im Verhältniß zur Idee sei, denselben Zweck hat auch die Philosophie, den Unterschied wie dieß in der Philosophie und in der Kunst hervortritt, werden wir spaeter betrachten. Wir haben gesagt wir wollten den Zweck der Kunst betrachten und was das Mittel sei diesen Zweck zu erreichen, so ist das Schöne diese andere Seite. Das Eine ist der Zweck und das Andere die Weise, das Mittel, dieß Anundfürsichseiende zu realisiren, man kann nun im Allgemeinen allerdings sagen daß die Kunst die Idee durch das Schöne darstellt, weiter kann man sagen durch Täuschung, die Kunst sagt man versucht zu täuschen, welchen Sinn dieß hat soll sich im Folgenden genauer angeben. Man nennt die Darstellungsweise der Kunst im Allgemeinen Schein, Schein gegen die äussere Wirklichkeit, indem wir gewohnt sind nur das was man greifen kann, sich bewegt pp als wirklich, als wahrhaft existirend anzusehen und dagegen nennt man dann die Weise wie die Kunst Gestalten darstellt in Statuen, Gemählden, in der Rede pp Schein, weil ihre Darstellungen nicht die Wirklichkeit haben die man an der äusserlichen Kunst sieht und als wesentlich betrachtet. Die sinnliche unmittelbare Gegenwart nennen wir Realität und die Darstellungsweise der Kunst dagegen Schein. Ueber diesen Gegensatz ist zu bemerken, daß das was so sinnliche Realität heißt im Sinn der Philosophie keine Realität genannt wird, diese äusserliche existirende endliche Welt hat so keine Realität, im Sinn der Philosophie | ist
2 Wahrhafte] An: Wahre, Absolute 7 zurückgehen] An: zurückgehen, als ihr letztes Resultat, das ihr Erstes und ihre Grundlage ist Ke: zurückgehn als in ihr leztes Resultat, in ihre 35 Wahrheit 10 Endzweck] Ke: wahrhafte Zwek, der Endzwek 11–12 Der Standpunkt … Philosophie,] Ke, ähnlich Lö: Der (Zwek Lö: Standpunkt der Kunst) ist also derselbe, wie der der Religion, der Philosophie. 20 das Schöne] An, ähnlich Lö: der S c h e i n KePn, ähnlich Ga: den Schein, durch Teuschung 27–28 die man … betrachtet] Ke: welche wir an den lebendigen Menschen betrachten 32 der Philosophie] An: der Philosophie, des Geistes KeLö: des Geistes
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Täuschung durch d ie Kunst. 23Lö
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nur wahrhaft wahr was an und für sich ist, was sich zwar auch sinnliche Gegenwart giebt aber darin das Anundfürsichseiende ist, so daß die sinnliche Gegenwart nur das Erscheinende bleibt. Was in der sinnlichen Gegenwart das Wahrhafte ist sind die Mächte, das Geistige, Sittliche diese ewig allgemeinen Mächte, das Substantielle, diese sind es die durch die Kunst dargestellt werden, dieß ist ihr höchster Zweck, so wie ihrer allgemeinen Idee nach dieß ihr höchster Standpunkt ist, Verzweigungen von da aus werden wir spaeter betrachten. So sind die alten Götter insofern sie geistige, sittliche Mächte, oder Naturmächte sind, nicht vergangene, auch nicht ein Schein und nach ihrer Allgemeinheit, nicht nach ihrer vergänglichen Zeitlichkeit ist es daß die Kunst sie darstellt. Der Schein der Kunst ist vielmehr daß die schlechte Realität, dieß Verkümmertsein des Wahrhaften aufgegeben ist, so ist das was man gewöhnlich Realität, Wirklichkeit zu nennen pflegt nur Schein. Die Wirklichkeit der gewöhnlichen Welt nennen wir in der Regel Realität, da haben denn jene Mächte zu ihrer Gestalt dieß Chaos von Zufälligkeiten des natürlichen Seins, menschlicher Zustände, Begebenheiten pp aber dieß Chaos ist dann vielmehr der Schein und die Mächte die darin wahrhaft wirken, darin gegenwärtig sind hebt die Kunst heraus und bringt so das Wahrhafte zur Erscheinung und ihr Schein ist so daß diese wahrhaften Mächte zur Vorstellung kommen. So kann man von der Kunst nicht sagen, daß ihre Darstellung Schein ist gegen geschichtliche Darstellung, was diese darstellt ist vergangen, ist so nur Schein, hat nicht mehr die Realität sinnlicher Gegenwart, sie stellt auch nur dar für die Vorstellung und ihr Inhalt ist zum Theil diese Weise der Zufälligkeit, der Begebenheiten, der Verwickelungen, der Willkühr, der Individualitäten. Das was aber ewig in der Geschichte ist, die wahrhaften Mächte in derselben befreit die Kunst von der Zufälligkeit in der sie in der Geschichte auftreten, und ohne das Beiwesen der sinnlichen Zufälligkeit ist es daß die Kunst den wahrhaften Inhalt, den Gehalt uns entgegenbringt. – Schein schreiben wir der Kunst auch zu im Gegensatz gegen abstrakte Wahrheit, ebenso gegen sittliche Wahrheit, religiöse Grundsätze, philosophische Wahrheit, diese Gedanken halten
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4 Mächte1] Lö: Mächte ('øi) 8 Mächte, oder Naturmächte] An: Naturgötter 9 Schein] 30 Lö: Schein, sondern etwas Wahrhaftes, was wir Existenz, Realität zu nennen pflegen nach ihrer Allgemeinheit] An: als an und für sich seyend 10–13 Der Schein … Schein.] An: Der S c h e i n der Kunst ist eine viel wahrhaftere Form als die welche wir gewöhnlich Realität nennen. Ke, ähnlich Lö: was also Schein an der Kunst heißt, ist, daß die gewöhnliche Realität aufgehoben ist, und der Schein an ihr ist vielmehr eine viel wahrere, höhere Form gegen die Form, in welcher wir das sitt- 35 liche zu sehn gewohnt sind. 13 Wirklichkeit] Ke: Sitlichkeit 19 zur Vorstellung] Ke: zum Vorschein 21 ist so nur Schein] Lö: ist nicht mehr sinnlicher] Ke: sinnlicher, unmitelbarer 22–24 und ihr … Individualitäten] Lö: und dann ist der Inhalt der Geschichte zum Theil auch nur diese Weise der Zufälligkeit, das | Gebrechen der Willkühr An: es ist also 40 nur auch noch ein S c h e i n Ke: was zum Theil auch nur ein Scheinen ist
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wir für das Wahrhafte und so sprechen wir aus daß dieser Inhalt für uns sei in der Gestalt des Gedankens, als allgemeine Bestimmungen, allgemeine Sätze, als das Substantielle was die Philosophie ent|hält und die sittlichen Grundsätze überhaupt ausdrücken, dieß halten wir für das wahrhaft Reelle, aber dieß Substantielle als Maxime, allgemeine Wahrheit pp ist hier selbst in einer Weise der Erscheinung, Das Substantielle ist so in der Form der Allgemeinheit, des Gedankens, das Element worin sich dieser Inhalt manifestirt ist der Gedanken und dieß ist so auch eine Weise der Erscheinung, die Kunst dagegen hat eine andere Weise der Erscheinung, aber das Substantielle muß auch ihr Inhalt sein. Diese Formen nun der Erscheinung in der Religion, Philosophie und Kunst beziehen sich auf den Unterschied der Kunst von Religion und Philosophie, wovon wir nachher noch sprechen wollen. – Dieß ist das Wesentliche was darüber zu sagen ist daß der Kunst der Schein nicht vorzuwerfen ist von der Seite der sinnlichen Realität, diese ist vielmehr selbst nur Scheinendes, Unwesentliches. Die Weise der Manifestation des Substantiellen ist eine weit höhere Weise der Erscheinung, als die Erscheinung in sinnlicher Existenz, in der äusserlichen Welt. Das Wesen und der Schein ist ein Abstraktum des Verstandes, Wesen ist nur insofern es erscheint, das Wahre muß erscheinen, muß sich Wirklichkeit geben und wenn es nicht die Macht hat sich zu verwirklichen, ist es ein Abstraktum. Der Schein und das Erscheinen ist dem Wesen selbst wesentlich, das Wesen das nicht erscheint ist ein unwesentliches Wesen, ein todtes Abstraktum des Verstandes, nicht vernünftig. Nach diesen vorläufig angeregten Gesichtspunkten wollen wir unserem Gegenstande der Abhandlung näher kommen durch die Uebersicht des Ganges. Noch vieles könnte über solche Gesichtspunkte, Weisen der Behandlung angegeben werden, Lehrreiches und Oberflächliches, aber es ist unzulässig sich länger mit dieser negativen Weise zu beschäftigen, mit diesem Absondern der schiefen Formen, der Oberflächlichkeiten in die es eingehüllt ist. |
4–6 dieß Substantielle … Erscheinung] An: es ist hier selbst in einer Form, der Form der Allge30 meinheit, dem Element des Gedankens, also auch einer Weise der E r s c h e i n u n g Ke: Das substanzielle in der Form algemeiner Bestimmungen, Maximen, ist selbst so in der Weise der Erscheinung, aber es ist, daß in der Philosophie das algemeine in der Weise des Gedankens erscheint. 9 das Substantielle … sein] Lö: in diesen Formen des Gefühls ist das Substantielle gleichfalls vorhanden, die Kunst ist nur eine Weise der Erscheinung, die von den übrigen verschieden ist 13 vorzu35 werfen] Ke: zu verwerfen 17–18 das Wahre … geben] An: Das Wahre ist nur dann wahr, insofern es sich Wirklichkeit giebt 23 Ganges] KeLö: g a n z e n 24–27 Noch vieles … ist.] Lö: Es würde tädiös seyn, noch die vielen andern Weisen und Gesichtspunkte der Kunst anzugeben, da wir uns beständig mit der Absonderung des Guten von der Oberflächlichkeit und Einseitigkeit, in die es gehüllt ist, kurz, mit dem blos Negativen beschäftigen müßten.
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Ueber sicht de s G a nges u nd der Ei nt hei lu ng.
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Die Eintheilung und Uebersicht ist bei jeder philosophischen Wissenschaft anticipirt und nicht bewiesen in ihrem Zusammenhange, denn eben der Zusammenhang dessen was als Theil erscheint ist die Wissenschaft selbst, muß sich darin selbst ergeben, die Eintheilung ist so immer nur historisch zu machen, aber es ist nöthig, der besseren Uebersicht wegen die Momente anzugeben auf die es in Rücksicht dieses Zusammenhangs ankommt. Der erste Theil wird also der allgemeine und der zweite der besondere sein. Der allgemeine Theil hat wieder zwei Haupttheile. Der erste ist die Idee des Schönen selbst in ihrer näheren Bestimmung. In Rücksicht auf diese Idee ist, um das Folgende verständlich zu machen, sogleich zu bemerken, daß sie nicht zu fassen ist als bloße Idee, sondern als Ideal. Die Idee für sich ist das Wahre als solches in seiner Allgemeinheit, das Ideal dann ist das Wahrhafte, die Idee zugleich mit ihrer Wirklichkeit, mit der wesentlichen Bestimmung der Individualität, der Subjektivität. Wir können damit sogleich zwei Bestimmungen unterscheiden, 1tens, die Idee überhaupt, 2tens, ihre Gestalt, also Idee und Gestalt und beides macht das Ideal aus, gestaltete Idee. Ideal ist so Verhältniß von Idee und Gestalt und die Forderung ist daß die Gestalt der Idee vollkommen entspreche. Diese Forderung kann man zunächst formell nehmen, die Idee kann diese oder jene Idee sein und die formelle Forderung ist daß durch die Gestalt nur die Idee dargestellt ist, welche Gestalt es auch sei, es ist dieß Wahrheit der Darstellung im Sinn der Richtigkeit, daß die Bedeutung, der Sinn der Idee auf entsprechende Weise manifestirt sei. Hier ist zu bemerken, was spaeterhin erst zu beweisen ist, daß die Mangelhaftigkeit der Darstellung, auch Mangelhaftigkeit der Idee ist, die nicht als subjektive Ungeschicklichkeit zu nehmen ist. Es ist unvollkommene Kunst überhaupt, | sie kann ganz vollkommen in ihrer Sphäre sein, aber sie schließt in sich die Unvollkommenheit des Inhalts, nur in der höchsten Kunst ist Idee und Darstellung sich vollkommen entsprechend oder ist die Darstellung, die Gestalt ebenso für sich selbst wahrhaft; denn es ist zu bemerken daß die Idee nur wahrhaft ist insofern sie in sich sich vollkommen bestimmt hat, sie in sich das Maaß ist, die wesentliche Bestimmung in ihr selbst ist. Das Göttliche, Ewige, Mächtige ist kein Abstraktum, ist konkret, bestimmt sich in sich selbst, ist Totalität des Bestimmtseins in sich. Die Bestimmtheit ist so zu sagen die Brücke zur Erscheinung, der Anfang der Erscheinung ist das
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27An A. A l l g e m e i n e r Thei l a. D i e I d e e d e r Kunst.
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11 sie] An, ähnlich Lö: es die Idee des Schönen ist, die 20 Gestalt] Lö: Manifestation 35 32–33 bestimmt sich … selbst] An: in sich selbst bestimmt, von sich erfüllt Lö: sich in sich selbst bestimmend, lebendig erfüllt 34 die] An: der Umfang, die 34–555,1 das Unterscheiden] Ke: Unterschied, sein für andres, und für sich selbst
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Unterscheiden und so beginnt das Erscheinen mit dem Sein für Anderes. Wenn also die Idee in ihrer Wahrheit in sich ist, so ist sie nicht abstrakt, ist konkret und ist so ihre Manifestation, sie ist ihr eigenes Gestalten und insofern dieß ihr selbst angehört wird es nur so wahrhafte Gestalt. Ist die wahre Gestalt der Idee erreicht, so ist auch die wahre Idee an ihr selbst erreicht, es ist die konkrete Idee; ist die Idee hingegen noch unbestimmt, so ist sie abstrakt, ist noch unwahr und so ist die Gestalt etwas ihr Äusserliches, Zufälliges, nicht durch sie selbst Gesetztes. – Wenn wir also die Idee des Schönen an und für sich werden betrachtet haben, so haben wir 2tens das Schöne zu betrachten in seinen Formen, so daß das Schöne, diese Totalität selbst unter diese Formen gesetzt ist. Diese Formen, Bestimmungen, Unterschiede sind die ganze Totalität des Schönen überhaupt. Diese Bestimmungen können nun keine andern sein als die Arten der Beziehung der Idee auf die Gestalt, und der Unterschied kann nur der sein wie diese Beziehung der Idee auf die Gestalt beschaffen ist. Dieß macht den Eintheilungsgrund und dieser liegt in der Idee selbst, was ein wahrhafter Eintheilungsgrund ist muß in dem Begriff dessen liegen, dessen Eintheilungsgrund es ist. Drei Verhältnisse können hier nur statt finden. | Das erste Verhältniß ist daß die Idee noch unbestimmt, unklar, abstrakt überhaupt ist, in der Weise der Substantialität, noch nicht diese Wirklichkeit, Subjektivität ist die das Ideal fordert, so kann dann auch die Erscheinung der Idee nicht die wahrhafte Form sein. Dieß erste Verhältniß ist also die noch unbestimmte, nicht in sich geformte Idee, die ihre Gestaltung erst sucht, weil sie noch nicht die absolute Form in sich hat so sucht sie erst die Gestalt. Es sind ihrer zwei, die Idee und diese ist noch abstrakt und die Gestalt, da die Idee noch nicht absolute Form in sich selbst ist, so ist die Gestalt noch ausser ihr, ist sinnlicher, natürlicher Stoff überhaupt. Die Idee so in ihrer Unruhe, noch nicht befriedigt, beruhigt in sich, ergeht sich in allem diesen Stoff, der noch
3–4 ihr selbst angehört] Ke: ihre Bestimmtheit ist
6–8 ist die … Gesetztes.] Ke: Die Unwahr-
30 heit, Unbestimtheit der Idee besteht nur darin, daß sie nicht durch sich selbst bestimt ist; es ist das
Hauptmoment, worauf es bei der Eintheilung ankommt. Pn: Das ist das Hauptmoment worauf es ankommt in Rücksicht der Eintheilung die wir zunächst zu machen haben. 17 ist.] An: ist. Diese Eintheilung betrifft also das Verhältniss der Idee zu ihrer Gestalt. 20–21 diese Wirklichkeit, Subjektivität] Pn: Subjectivität und nicht wahrhafte Form 21 das Ideal fordert] Ke, ähnlich Lö: 35 zum wahrhaften Schönen (Ms: Schein) gefordert ist. Die Idee ist noch abstract, und 22–23 Dieß erste … Idee] Ke: weil sie noch nicht das subjective ist, welches das Ideal ist; es ist hier die Idee 26 ihr] An: ihr noch nicht adäquat ist 27 sinnlicher, natürlicher Stoff überhaupt] Pn: der sinnliche Stoff überhaupt ihr noch nicht adäquat Unruhe] An: Unruhe, Unbefriedigheit, Maaß27–28 noch nicht … sich] Pn: sie hat noch losigkeit Ke: dieser Unbefriedigung Pn: Unruhe 40 nicht die absolute Form
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27 Lö b. G e s t a l t d e r Kunst.
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nicht ihr eigen ist, sucht sich darin, sucht sich ihn angemessen zu machen, weil sie aber noch das Maaßlose ist, kann sie diese natürliche Gestalt nicht wahrhaft sich angemessen machen, verzerrt ihn nur, steigert ihn zum Maaßlosen, thut ihm Gewalt an, behandelt ihn negativ, zerstreut sich in allem diesen Stoffe und sucht ihn so zu sich zu steigern. Im Allgemeinen ist der Charakter des Schönen hier mehr der der Erhabenheit und diese erste Form ist die des Symbolischen. Wir haben also einerseits die abstrakte Idee und ihr gegenüber die Gestaltungen, sie sind der Idee noch nicht angemessen, es sind die natürlichen Gestalten, die Idee in ihrer Maaßlosigkeit, die unendliche Idee eignet sich die Gestalt an, diese Gestalt kommt ihr noch nicht auf wahrhafte Weise zu, es erscheint als ein Gewalt Anthun, Mishandeln, Verzerren der Gestaltung. Die Idee nun die sich so ergeht in den Gestaltungen, ihnen Gewalt anthut erscheint als Erhabenheit, weil sie zeigt daß die Gestalten ihr nicht angemessen sind. Die andere Seite ist daß indem die Gestalt hier gemishandelt wird dieß zugleich die Unangemessenheit des Stoffs ausdrückt, so geschieht es daß von Naturanschauung, von natürlichen Gestalten ausgegangen wird und diese gelassen werden wie sie sind, daß in diese natürlichen Gestalten die substantielle Idee als Bedeutung hineingelegt | wird, sie so interpretirt werden. Man kann dieß den Pantheismus der Kunst des Morgenlandes, den Pantheismus des Schönen nennen, es ist die unendlich abstrakte Freiheit des Orientalismus entweder sich den Stoff gemäß zu machen, wobei er leidet, verzerrt, bizarr, grotesk wird oder in die schlechteste Gestalt das Allgemeine, die Idee hineinzulegen. Es ist dieß also die symbolische Kunst. Symbol heißt eine Darstellung die eine Bedeutung hat, so 2–3 diese natürliche … nur] Lö, ähnlich Ke: sich den natürlichen Stoff nicht wahrhaft aneignen 5 sucht ihn … steigern] Lö: strebt dadurch, daß sie sich in ihm ergeht, ihn zu sich zu steigern Ke: steigert sie sich zu dem Character des Erhabenen 6 Symbolischen.] An, ähnlich Pn: s y m b o l i s c h e nenne. Die Zweyte ist die K l a s s i s c h e , und die dritte die r o m a n t i s c h e F o r m . 7–8 Wir haben … Gestalten] An: 1) Idee des Schönen überhaupt, 2) die Verhältnisse, Formen, in welchen wir das Kunstschöne zu betrachten haben. Das erste ist die Idee in ihrer abstrakten Erscheinung, das andere die Gestaltung. Diese ist vorhanden, aber mit der Idee nicht unmittelbar vereinigt ist sie für sich. Lö: die Gestalt ist zwar vorhanden, aber nicht wahrhaft mit der Idee vereinigt. Sie ist für sich unmittelbar, natürlich Ke: Das erste ist die Idee in ihrer Unbestimtheit, algemeine Subjectivität, die Idee, die sich noch nicht klar ist, noch nicht die wahrhafte Gestalt hat, ihre Gestaltung noch nicht auf wahrhafte Weise sich geben kann. Wir haben eine Gestaltung, aber die Gestaltung ist die natürliche 9 Maaßlosigkeit] Lö: Unbestimmtheit 10–11 es erscheint … Anthun] Lö: Ihre Gestaltung erscheint insofern als eine Gewalt gegen das Natürliche 13 sind.] An: sind. Die Idee verzerrt die Gestalten, und drückt zugleich die Unangemessenheit dieser Weise aus; 15 des Stoffs] Ke: der Gestalt 18 interpretirt werden.] Ke: interpretiert. So erscheint diese natürliche Gestaltung so, daß die Idee darin zu sehn ist. 20–22 die unendlich … hineinzulegen] An: der Orientalismus Ke: nur erst ein Streben der Idee, sich die Gestalt adäquat zu machen; darum schweift sie nur ins ungeheure aus, die Unangemessenheit ist ihr ein bleibendes 23 Kunst. Symbol … Darstellung] Ke: Gestalt, dh. eine Gestalt
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daß diese aber noch nicht in den Ausdruck vollkommen eingebildet ist, es ist dabei vorhanden eine Verschiedenheit des Sinns und des Äusserlichen. Die Kunst ist hier symbolisch weil eine Unangemessenheit der Idee und der Darstellung vorhanden ist. Die zweite Form ist die klassische Kunst, die so bestimmt ist daß sie die Darstellung der adaequaten Einbildung der Idee, des Begriffs in die Erscheinung, Manifestation ist. Die Idee, der Begriff ist hier eingebildet in die ihm eigenthümliche Gestalt, es ist hiermit das Ideal vollendet, das wahrhaft Idealische ist so aufgestellt in seiner Wirklichkeit. Die Hauptsache dabei ist daß die Angemessenheit der Darstellung und des Begriffs nicht im bloß formellen Sinn genommen werden muß, sondern das Natürliche oder die Gestalt muß an und für sich selbst dem Begriffe angemessen sein, es muß der ursprüngliche allgemeine Begriff sein der in seiner Schöpfung diese Gestalt für das Geistige erfunden hat und daß der Geist die Kunst jetzt diese Gestalt sich gefunden hat. Näher ist nun diese wahrhafte Gestalt für die Idee die menschliche Gestalt und es ist insofern auszuführen daß die menschliche Gestalt überhaupt die Entwickelung des Begriffs ist, der sich nur in ihr äusserlich macht und so machen kann, daß insofern der Geist existirt, auf sinnliche Weise vorhanden, da sein soll, er in gar keiner anderen Gestalt als in menschlicher erscheinen kann. Es ist dieß nun die Schönheit in ihrer höchsten Blüthe, die vollkommene Schönheit. Die dritte Form ist die der romantischen Kunst. Hier geschieht es wieder daß die Einigung der Idee und der Realität aufgelöst wird und die Kunst sich in den Gegensatz zurücksetzt der in der symbolischen Kunst vorhanden ist, aber auf eine | andere Weise. Die klassische Kunst hat das Höchste als Kunst erreicht, an ihr ist nichts mangelhaft, was mangelhaft ist, ist nur die Beschränktheit der Sphäre der Kunst und dieß besteht darin daß die Idee, dieß schlechthin allgemeine, diese absolute Idee in sinnlich konkreter Form zum Gegenstand gemacht ist. Das geistig Konkrete wird in der klassischen Kunst in sinnlich konkreter
1 in den … eingebildet] Ke: der reine Ausdruck des geistigen 2 Sinns und des Äusserlichen] 3–4 eine Unangemessenheit … Darstellung] Lö: hier um der Unvollkommenheit der Hineinbildung der Idee in Darstellung willen, ein Mangel 6 Erscheinung] AnPn: Äußerung, Erscheinung, Manifestation 8–9 ist so aufgestellt] An: erscheint hier 11 Gestalt] Pn: Gestalt welche von dem Begriff gebraucht wird 12 allgemeine] Ke: absolute 13 das Geistige] Ke: die Idee 16 menschliche] An, ähnlich Ke: lebendige, die 35 menschliche Entwickelung] Ke: Manifestation 17 äusserlich macht … machen] AnKe: äußerlich macht (An: , ein Daseyn giebt Ke: und sich nur in sie entäußern) Lö: darstellt und nur in ihr 19–20 Es ist … Schönäußerlich machen 18 der Geist … sein] Ke: das geistige erscheinen heit.] Ke: Die 2te Stufe ist also die vollkommene Adäquation der Idee und ihrer Gestalt. 22 Idee und der Realität] Lö: Idee und Realität, die in der classischen Kunst erreicht ist, wie40 der An: Idee und Gestalt Ke: klassischen Kunst 26 Sphäre der Kunst] Pn: Sphäre der Kunst selbst, oder der Kunst als Kunst An: Kunst als solche, die Sphäre der Kunst 30 An, ähnlich Ke: Inneren vom Äußeren
48Ke 2. K l a s s i s c h e Kunst.
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3. R o m a n t i s c h e Kunst.
45Gr 49Ke
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9rPn 31An
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Form dargestellt, aber die wahrhafte Idee ist in ihrer Wahrheit nur durch den Geist vorhanden. Nach der christlichen Religion soll Gott im Geiste verehrt werden, Gott ist nur Gegenstand für den Geist, der Geist ist so der Boden in dem er sich in seiner Wahrheit manifestiren kann. So stellt sich in der romantischen Kunst das Geistige der sinnlichen Weise der Manifestation gegenüber. Die romantische Kunst enthält also wieder den Bruch der in der symbolischen Kunst vorhanden ist, aber andererseits ist der Gehalt der Idee höher, ist von absoluter Art, es ist der Geist als solcher. Das Konkrete des Geistes hängt mit religiösen Bestimmungen zusammen. Das Verhältniß des Geistes zur klassischen Kunst ist nun daß diese an sich in der Einheit der göttlichen und menschlichen Natur steht, aber dieß ist auch nur der konkrete Inhalt an sich und weil die Idee als Einheit göttlicher und menschlicher Natur nur an sich ist, so kommt sie hier auf unmittelbare, sinnliche Weise zur Manifestation. Die höhere Stufe aber ist das Bewußtsein dieser Einheit der göttlichen und menschlichen Natur, das Wissen des Ansich der vorhergehenden Stufe. In der griechischen Kunst ist die Einheit die Substanz, in der höheren Kunst wird diese Einheit zur Subjektivität. Dieser Unterschied dessen was eine Stufe an sich ist und daß es für das Bewußtsein ist, ist ein großer Unterschied, es ist dieser ungeheuere Unterschied der den Menschen vom Thiere scheidet, der Mensch ist Thier, dieß ist ihm Gegenstand, er weiß daß er Thier ist und dieß Bewußtsein hebt ihn in diese höhere Sphäre, die die höhere Bestimmung mit sich bringt nach der er Geist ist, indem er weiß daß er Thier ist ist er es nicht mehr. – Man kann nun dabei stehen bleiben daß in dieser dritten Stufe das Geistige als Geistiges, die Idee als frei, selbstständig in ihr selbst hervortritt. Das Geistige ist so befreit von der sinnlichen Darstellung und dieß Sinnliche ist so dem Geistigen ein Gleich|gültiges, ein Unwesentliches, ein Vorübergehendes und das Gemüth, das Geistige als Geistiges ist die Bedeutung, die äusserliche Darstellung wird so wieder symbolisch. Das Geistige behandelt die Naturgestalten als zufällig, die Gestaltung ist so frei gelassen,
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1 durch den] AnPn: für den KeLö: im 2–4 Nach der … kann.] Lö: Der wahrhafte Gott ist nur für den Geist Gegenstand; für den Geist ist nur das Geistige der wahrhafte Boden, in dem er sich in 30 seiner Geistigkeit manifestiren kann Pn: Gott ist für den Geist der wahrhafte Gott, nur für den Geist ist Gott. 2 verehrt] An: erkannt 3 Boden] AnLö: wahrhafte Boden 4–5 So stellt … gegenüber.] Lö: in der romantischen Kunst nun ist es, wo die geistige Idee es sich angemessen findet, auf geistige Weise manifestirt zu werden 13 zur Manifestation] AnLö: zum Bewußtseyn 16 höheren] AnKePn: romantischen zur Subjektivität] Ke: zum Gegen- 35 stand 24 Das Geistige ist so] An: Indem das Geistige so dazu kömmt selbst für sich zu seyn, ist es 26–27 ist die Bedeutung] KeLö: wird zur Bedeutung des sinlichen, Lö schließt an: das Subject des Geistigen, des | Willens als bestimmter Character ist das in sich feste Geistige 27 äusserliche Darstellung] Ke: Gestalt symbolisch] Ke: symbolisch. Es ist das subjective des Willens, das geistige überhaupt das herrschende in der romantischen Kunst, der Geist als frei in sich 40 selbst und in der Festigkeit in sich abentheuert | er in den Gestaltungen umher.
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ist für sich selbst, kann in seiner Zufälligkeit aufgenommen werden, aber es muß da durch ein Inneres gehen und es ist das Interesse des Gemüths das das Zufällige selbst auf die Beziehung auf das Gemüth lenkt. – Hier ist also das Geistige herrschend über die Gestalt; und dieß sind die drei Formen der Kunst die wir im ersten Theile betrachten werden. Der zweite ist der besondere Theil. Die Verschiedenheit der Eintheilung desselben von der des ersten ist daß hier das Ideal sich in ihm selber entwickelt, nicht in eine seiner Formen, seinen inneren Unterschied entfaltet und die unterschiedenen Momente seiner selbst als schön, als Kunstwerke darstellt, hier treten dann wieder ebenso die allgemeinen Unterschiede hervor, als enthalten in den Bestimmungen. Die erste Bestimmung entspricht dem Symbol; die zweite der klassischen, ruhenden, in sich gediegenen Gestalt; die dritte der Subjektivität des Gestaltens. Wir können jedoch die Unterschiede die hier vorkommen auf konkretere, bestimmtere Weise fassen. Es ist die Kunst die sich hier als Welt entwickelt, das Schöne ist also der Inhalt, Gegenstand selbst und der wahrhafteste Gehalt des Schönen ist der Geist, der Geist im Allgemeinen, der absolute Geist als solcher macht den Mittelpunkt aus. Der Gott, das Ideal wenn sich dieß zu einer Welt entwickelt, stellt seine Momente als zwei Extreme gegen einander, das eine ist Gott als unorganische Natur, die abstrakte Objektivität, die geistlose, abstrakte Objektivität, das andere Extrem ist seine Subjektivität, die partikularisirte Geistigkeit, die subjektive Göttlichkeit. Dieser Unterschied ist in Beziehung auf die Religion, mit der die Kunst in ihrer höchsten Stufe im unmittelbaren Zusammenhang steht, auch so zu fassen, daß wir in der Religion unterscheiden das irrdische, endliche Leben, zweitens die Erhebung zu Gott, wo von dem Unterschiede der Subjektivität und Objektivität nicht die Rede ist, reine Erhebung zu Gott, drittens die Andacht der Gemeinde, der göttliche Geist der in der Gemeinde eingekehrt ist. Diese drei Hauptunterschiede treten auch in der Welt | der Kunst hervor. – Das Erste ist die Erbauung eines Tempels, das
1–2 es muß … gehen] Ke: durch die Zufäligkeit hindurch geht das geistige, das nothwendige Pn: 2–3 das das … lenkt] Ke: daß dieser zufälige Schein von einem innern gelenkt wird 8 Formen, seinen … die] Lö: Formen setzt, sondern das seine 11 dem Symbol] An: der symbolischen Lö: dem S y m b o l i s c h e n Ke: dem symbolischen, also der Architektur 12 Gestalt] Ke: Gestaltung, also der Skulptur 13 des Gestaltens] Pn: oder romantische Form 16 im Allgemeinen] AnLö: in seiner Wahrhaftigkeit, (An: im 35 Allgemeinen) 17 macht] AnLö, ähnlich Ke: macht schlechthin 17–19 wenn sich … einander] Ke, ähnlich Pn: ist der Mittelpunkt. Worauf es ankommt, ist, daß sich Gott als Weltentwickelung in seinen Elementen als in zwei Extremen gegenübertritt 20 geistlose, abstrakte] Pn: geistlose äußerliche, abstracte An: abstrakte äußerliche Ke: abstracte, geistlose 24 irrdische, endliche] An: natürliche irrdische KePn: äußerliche 26 Andacht] AnLö, ähnlich Ke: Andacht, der 28 Das Erste] Ke: 1) nämlich, wenn wir es in dieser Beziehung ausdrücken, daß der Gott 40 Kultus der Mitelpunkt ist 30 durch seine Zufälligkeit muß ein Inneres gehn
B. B e s o n d e r e r Thei l
51Ke 32Lö
47Gr
560 1. A r c h i t e k t u r .
2. S c u l p t u r .
32 An
3. P a r t i c u l a r e Man ifestat ion.
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a. M a h l e r e i .
b. M u s i k .
52 Ke
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Abmühen mit äusserlichen Verhältnissen, daß der Boden geebnet, aus der Zufalligkeit ein Platz für den Tempel zurecht gemacht wird, daß die unorganische Umgebung bearbeitet, eingerichtet wird den Gott aufzunehmen, dieß ist die Architektur, die erste Kunst. Das zweite ist daß in den Tempel der Gott selbst eintritt, dieß ist die Objektivität in dieser Äusserlichkeit, daß darin eindringt die Subjektivität, die Individualität, daß sie als Geistiges die äusserliche Weise der Darstellung sich ganz angeeignet hat, so daß nur die Geistigkeit erscheint, daß die Leiblichkeit keinen Ausdruck für sich selbst hat, nur ihr Inneres bedeutet, dieß ist die Sculptur. Das Dritte dazu ist die Gemeinde, das subjektive Element. Das Zweite war der Gott in seiner einfachen Ruhe, in seiner Beziehung auf sich, das Dritte ist nun daß das Göttliche sich zersplittert in seine Particularitäten oder in seiner Besonderheit auf particulare Weise sich manifestirt. Hier ist die Manifestation die Hauptsache, sein für Anderes, Reflexion in sich, aber wesentlich zu scheinen, sich zu äussern, sich zu manifestiren. Für diese Manifestation sind drei Elemente vorhanden, das erste ist das Licht und die Farbe, das zweite das Element des Tons als Ton, und das dritte das Element des Tons insofern er Zeichen der Vorstellung ist, die Rede, die Sprache. Die erste Weise ist also die Manifestation im Licht das sich an der Finsterniß manifestirt, die Farbe, dieß ist die Mahlerei. Die zweite Weise ist die Manifestation durch Töne, nur als Töne überhaupt, nicht materiell, es ist nur Erzittern, Bewegung des Materiellen in sich selbst, ein ideales Element, angemessen der Erscheinung des Göttlichen, 1 daß der Boden geebnet] Ke: es wird ein Boden für den Geist gesucht 2–3 daß die … aufzunehmen] An: das Zurechtmachen des Unorganischen, daß es würdig sey des Gottes Ke: die unorganischen Umgebungen werden so zu bereitet, daß sie würdig seien eines Gottes 3–4 dieß ist … Kunst] Ke: Die Architektur ist so die erste Bestimmung, entspricht so dem räumlichen, der Form der Crystallisation. 5–7 den Tempel … Individualität] Ke: diesen Tempel der Gott selbst eindringt; es dringt in die Äußerlichkeit zugleich das Individuum, Subject ein An: diese Objektivität der Gott selbst die Subjektivität hineindringt 7–8 daß sie … hat] Lö: so daß diese Subjectivität sich das Äußerliche der sinnlichen Weise angeeignet hat Ke: so daß das Subject in dieser äußerlichen Weise sich ganz dargestellt | hat 10 Sculptur] Ke: Skulptur, welche der organischen Manifestation entspricht. Das 2te ist also der Begrif in seiner Beziehung auf sich selbst, es ist der Gott, der eigentlich noch ohne Schein ist. 14 die Manifestation] Lö: Manifestation als solche Ke: Das Scheinen 15 Reflexion] Ke: Es ist hier nicht diese Gediegenheit, sondern es ist die Reflexion des Gottes 19–20 Die erste … Farbe] Ke: So haben wir also diese 3 Bestimungen des götlichen in seiner Besonderung, seiner erscheinenden Göttlichkeit. Die erste Weise der Manifestation ist so die Manifestation im Lichte, aber insofern das Licht sich am Finstern bricht, entsprechend der Fläche und der Linie. An: Das Göttliche in seiner erscheinenden Geistigkeit manifestirt sich also zuerst an dem in der Finsterniß sich partikularisirenden Lichte 21 Manifestation durch Töne] An: Partikularisirung fürs Ohr, der Ton 22 nur Erzittern, Bewegung] An: die Idealität des Materiellen, das Erzittern, das Bewegen Ke: Die Idealität des materiellen, das Erzittern des materiellen
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die Musik. Das dritte ist das vollkommenste Element, der Ton als Zeichen der Vorstellung, es ist hier das Geistige das sich auf geistige Weise durch die Vorstellung darstellt, dieß ist die Poesie, die wieder in epische, lyrische und dramatische Poesie zerfällt. Dieß ist nun der Plan unserer Vorlesung und ich habe anzugeben gesucht, wie aus der Natur der Idee sich diese Eintheilung macht. Man hat noch viele andere Eintheilungen, aber ich will mich nicht damit auf halten sie durchzugehen, das Kunst|werk ist so reich, hat so viele Seiten, daß man leicht besondere Seiten zum Theilungsgrund machen kann, wie dieß oft geschehen ist, aber dieß wird jedesmal Inconsequenzen herbeiführen, wie z. B. wenn man die Kunst nach dem Material pp eintheilt. Die einzelne Seite führt sich nicht consequent durch, sie dient einem Höheren, einem Geistigen, für sich in ihrer Eigenthümlichkeit geht sie zwar consequent durch, aber als einem Höheren unterworfen folgt sie diesem. Man hat auch das Verhältniß im Raum und in der Zeit herausgehoben um es zum Eintheilungsgrund zu machen, es sind dieß aber ganz abstrakte Verhältnisse. Die Architektur ist dann die Kristallisation, die Sculptur die organische Figuration der Materie, die Mahlerei Fläche und Linie, in der Musik da geht der Raum in den Punkt und in den sich erfüllenden Punkt, in die Zeit über und endlich in der Poesie tritt dann noch eine weitere Bestimmung hinzu, als dieß abstrakt Sinnliche.
c. P o e s i e . 10vGa 9vPn
48Gr
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1 Musik.] Ke: So geht | das flächenhafte, räumliche in den Punkt über, und der Punkt wird zu dem sich erhaltenden Punkt, er wird Zeit; und diesem entspricht, die 2te Manifestation, welches eben die 25 M u s i k ist. das vollkommenste Element] Ke: die vollkommenste Mani festation 2 Vorstellung] Lö: von Rede und Sprache 14–16 Man hat … Kristallisation] An: Man kann auch die ganz abstrakte sinnliche Seite herausheben; Verhältnisse im Raum, in der Zeit: Architektur dgl. Hier haben wir, was das Räumliche betrifft, die Krystallisationsform des Verstandes 9 Theilungsgrund] Th theilungs- / grund
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A l lgemeiner Thei l.
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a. D i e I d e e d e r K u n s t .
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Hier ist das Erste daß wir den Standpunkt der Kunst näher bestimmen und den Unterschied der Kunst von denjenigen Gebieten festsetzen mit denen sie im nächsten Zusammenhange steht. – Um kurz die Idee auf konkrete Weise zu bezeichnen so ist sie das Geistige überhaupt d.h. das allgemeine Geistige, der absolute Geist und dieß ist der Geist in seiner Allgemeinheit nicht in seiner Endlichkeit, Besonderheit. Der absolute Geist als solcher bestimmt sich das was wahrhaft, was wahr überhaupt ist, wir stellen jedoch den Geist neben die Natur als ob diese von gleicher Würde wäre als der Geist, dann haben wir nur Beziehung des Geistes auf die Natur als selbstständig, so haben wir aber nur den endlichen Geist. Die Wahrheit desselben ist jedoch der absolute Geist, der die Einheit seiner selbst und der Natur ist, in dem die Natur nur ein Ideelles ist, als ein nur Gesetztes, während der Geist die Thätigkeit ist sich von sich selbst zu unterscheiden. Das so von dem Geist unterschieden Gesetzte ist an sich die ganze Idee, aber nur an sich, sie ist so nicht in ihrer Wahrheit. Es ist die Güte des Geistes sich von sich zu unterscheiden und dem von sich Unterschiedenen die ganze Fülle seiner Natur mitzugeben, aber zugleich so daß diese Fülle als Anderes gesetzt ist, in der Existenz als das Andere gegen die Subjektivität des Geistes. Die Natur nennen wir insofern nur Gesetztes, Geschaffenes und ihre Wahrheit ist diese ihre Idealität, ihre Negativität und eben die Subjektivität ist
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1 A l l g e m e i n e r T h e i l .] Lö: B . / A l l g e m e i n e r T h e i l . / I . / B e t r a c h t u n g d e r I d e e des Schönen nach ih ren näher n Best im mungen. 2 a. D i e I d e e d e r K u n s t .] Ke: A. Erste Abtheilung Lö: 1. / Vo n d e r I d e e ü b e r h a u p t . Pn: I d e e ü b e r h a u p t 3 Hier ist das Erste] Ke: Wir haben anzufangen mit der Idee überhaupt, und hier ist das erste Lö: Wir 25 haben in diesem allgemeinen Theile von der Idee überhaupt zu reden, insofern dieselbe nämlich 6 das Geistige überhaupt] Ke: als das an und für sich wahre, als das geistige Lö: das Geistige, das Allgemeine an und für sich 10 als ob … Geist] Lö: als wenn diese beiden etwas gänzlich von einander verschiedenartiges wären 11 selbstständig] An: auf etwas Fürsichbestehendes 12 Die] Ke: Allein der Geist, der aus der Natur hervorkommend, ihr gegen- 30 übertrit, ist eben nicht der absolute, sondern der endliche Geist, und die 14–16 während der … Wahrheit.] Ke: Dieser absolute | Geist ist es, der nach seinen immanenten Tätigkeiten sich selbst unterscheidet, und sich in seine entgegengesetzten Momente zerlegt (Natur und endlicher Geist), die zwar an sich auch die ganze Idee sind, aber in ihrem Für sich sein auch dies nur an sich sind, 35 nicht die wahrhafte Form haben. 21 Negativität] An: Negativität, unendliches Fürsichseyn
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es die diesen Unterschied ihrer selbst enthält und die das was sie so setzt als Unterschiedenes hat. Die Subjektivität ist die unendliche Negati|vität, die Negation der Negation die die Natur ist. Der allgemeine absolute Geist ist diese Totalität, diese höchste Wahrheit, daß diese bestimmt werden muß als der allgemeine Geist, dieß ist der Punkt bei dem wir hier anfangen in der Philosophie der Kunst. Den Beweis hiervon enthalten die vorangegangenen Theile der Philosophie, so daß in diesen gezeigt ist daß die Natur es an ihr selbst ist die sich auf hebt zum Geist, zurückgeht in diese ihre Wahrheit die der Geist ist. Der Geist so auf die Natur sich beziehend, in seiner Existenz aus der Natur hervorkommend ist nur der endliche Geist. Der Verfolg ist dann der, daß in der Betrachtung des Geistes der zunächst unmittelbarer, existirender Geist ist, er selbst es ist die Endlichkeit nur als ein Negatives zu wissen und als abstrakter Geist das Wahrhafte zu wissen. Der zunächst vorhergehende Standpunkt ist der praktische Geist, das Gute realisirt, die Wahrheit desselben ist der unendliche Geist, auf diesem Standpunkte stehen wir beim Eintritt in die Kunst, wir haben vor uns den endlichen Geist, die Natur, die Kunst ist über diese Sphäre erhaben, fällt nicht in dieselbe, sondern in die höchste Sphäre; sie fällt so auch nicht in das Logische, in den Gedanken, der sich als Gedanken für sich entwickelt, noch in den Gedanken der als Natur objektivirt, realisirt ist. Das Schöne ist nicht logischer Natur, es ist nicht in der Natur, auch nicht im endlichen Geiste, es ist nicht der Zweck, die That, das Interesse des endlichen Geistes, es gehört in das Gebiet des höheren, des absoluten Geistes. In diesem absoluten Gebiet ist ein Wissen von diesem absoluten Geist vorhanden, daß er Gegenstand ist, Gegenstand für den Geist der aber damit wieder endlicher ist indem er einen Gegenstand hat. Der absolute Geist ist der Gegenstand ist so gegenüber, so ist der Geist bestimmt einem gegenüber und so ist er endlicher Geist. In der höheren speculativen Betrachtung hat es die Form daß der Geist als Geist es selbst ist der sich in sich unterscheidet als Bewußtsein seiner selbst, | diese Seite des Bewußtseins, die Trennung der Subjektivität ist dann der endliche Geist, der absolute Geist ist selbst nur ein solcher indem er gewußt wird als absoluter Geist in der Gemeinde. Indem dieß der Standpunkt der Kunst in ihrer höchsten, wahrhaften Würde ist, so erhellt zugleich daß sie auf demselben Gebiete steht wo die Religion und 1–2 diesen Unterschied … hat] Lö: den Moment in sich enthält, daß sie zwar jenes Andre unter4 allgemeine absolute Geist] Lö: absolute Geist an und für sich 5 allgemeine] An: absolute Lö: allgemeinen Ke: algemeine absolute 13 als abstrakter … wissen] Lö: den absoluten Geist als die Wahrheit zu erkennen Ke: zum absoluten Geist wird 16 Kunst] AnLö: Philosophie der Kunst
35 scheidet, daß sie es aber auf der andern Seite nun als ein rein Negatives hat
24 aber damit] aberdamit
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36Lö For muntersch ied der Kunst, Rel ig ion und Ph i losoph ie.
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56Ke b. D e r R e l i g i o n .
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Philosophie sich befindet, Philosophie und Religion haben nichts zum Gegenstand als was auch hier Gegenstand ist, es ist die Beschäftigung des endlichen Geistes mit dem absoluten Gegenstand, der Wahrheit. Der Mensch erhebt sich darin über alles Endliche in ein Verhältniß seines Vorstellens zu dem Wahrhaften, was zu bestimmen ist als Geist an und für sich. Dieselbe Stellung hat also auch die Philosophie, sie denkt das Wahre, hat dieß zu ihren Gegenstand, sie hat keinen anderen Gegenstand als Gott, ist so wesentlich rationelle Theologie, ein Gottesdienst, hat kein anderes Interesse. Das Interesse, die Beschäftigung, das Verhältniß ist in allen drei Formen ein und dasselbe, sie sind nur der Form nach unterschieden und dieser Formunterschied ist jetzt anzugeben. Dieser Formenunterschied macht sich nun von sich selbst und er liegt darin daß der Geist sein Wesen, den absoluten Geist betrachtet. Dieser ist das Wesen an und für sich, nicht bloß das jenseitige Wesen, das Wesen aller Dinge, sondern erinnert das Wesen des endlichen Geistes, der endliche Geist als wesentlich ist der absolute Geist. Die Formen ergeben sich also ganz einfach, die erste ist die der Anschauung, des unmittelbaren Wissens von dem absoluten Geiste und eben darum sinnliches Wissen, denn das unmittelbare Wissen ist das sinnliche, die zweite Form ist dann das vorstellende Bewußtsein vom absoluten Geist und die dritte das denkende Bewußtsein vom absoluten Geist. Die Kunst ist nun das anschauende Bewußtsein vom absoluten Geiste, | so daß es dieß Bewußtsein ist von der Wahrheit auf eine unmittelbare, sinnliche Weise, auf eine Weise sinnlicher, unmittelbarer Gestaltung überhaupt, geht zwar allerdings in die Vorstellung über besonders in der Poesie aber die Vorstellungen in dieser Sphäre der Kunst, sind hier selbst auf eine gegebene, unmittelbare Weise gefaßt. Es ist deshalb zu bemerken, daß wenn in der Kunst das Wahre, der Geist der Gegenstand ist, so kann diese Anschauung nicht erlangt werden durch irgend ein Naturwesen, z. B. Sonne, Gestirne, Erde, dieß sind sinnliche Existenzen, aber sie sind besonderte Existenzen, die nicht die Anschauung des Geistes für sich gewähren. Die zweite, die Form der Religion ist dann die Form der Vorstellung, daß das Wahre, das absolute Wesen für die Vorstellung auf subjektive Weise gegeben wird und daß dann in der Religion, weil es hier in das Innere geht, aus der äusserlichen, unmittelbaren Weise der Kunst in das Innere des Gemüths und
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3–4 Der Mensch … Vorstellens] An, ähnlich Ke: Durch die Religion erhebt sich der Mensch über seine sonstigen Zwecke, Interessen, zu einem Verhältnisse seines Gemüthes 6 dieß] An: dieses, 35 Gott, Pn: das Wahre, Gott 7–8 ist so … Interesse] Ke: und damit die Wahrheit, Theologie und Gottesdienst ist 8 Interesse1] Pn: Interesse, als mit Gott sich zu beschaftigen 17 Wissen1] Lö: Wissen und Bewußtseyn 33–565,1 des Gemüths und Herzens] Lö: die Subjectivität des Herzens
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Herzens gegangen wird, die Subjektivität der Individuen ein Hauptmoment ist. Man kann sagen von der Kunst wird fortgeschritten zur Religion, oder für die Religion ist die Kunst nur die eine Seite. Das Kunstwerk stellt sinnlicher Weise die Wahrheit, den Geist überhaupt dar, die Religion aber fügt hinzu die Innerlichkeit der Anschauung, die Andacht des sich dazu verhaltenden Subjekts. In der Kunst ist keine Andacht, sondern eben daß das, was in der Kunst objektiv in seiner Äusserlichkeit ist, in das Gemüth dringt, mit demselben identifizirt wird, diese Andacht daß das Subjekt den äusserlich angeschauten Inhalt in sich aufnimt, dieß ist die Religion. Es ist die Gemeinde wodurch in der Religion das zunächst dem Bewußtsein äusserlich gegebene Göttliche integrirt wird, der Kultus in seiner reinsten, subjektivsten, innerlichsten Form ist die Andacht. In der Religion wird die Kunst durch die Gemeinde, durch das Subjekt integrirt, was also zunächst in äusserlicher Anschauung, Vorstellung ist, wird in der Religion zur Form der Subjektivität, zum Eigenthum des | Gemüths, Gefühls, Herzens. Die dritte Form ist die Philosophie. Die Religion also versirt in der Innerlichkeit des Subjekts, in seiner Vorstellung, noch mehr in seinem Gemüth und Herzen, sie muß anfangen von einem Gegenstand, es muß den Menschen gelehrt werden was Gott ist, wie er sich geoffenbart hat, der Geist treibt dann, erfüllt seine Gemeinde. Diese Innerlichkeit ist also zuerst Innerlichkeit des Herzens, Gemüths, aber sie hat nicht bloß diese Form, sondern auch wesentlich die höchste Form des Denkens und die Philosophie ist dann dieser Gottesdienst diesen Inhalt der in der Religion Inhalt des Gefühls, Gemüths ist zu wissen, denkend davon zu wissen, nicht mehr auf Weise der Vorstellung. Es ist also in dieser dritten Weise beides vereinigt, das Eigenthümliche der Kunst und der Religion, die Objektivität der Kunst, aber nicht die sinnliche, sondern als Objektivität des Gedankens und die Subjektivität der Religion, aber nicht als Subjektivität des Gefühls, Gemüths, Herzens, sondern als Subjektivität des Denkens,
9 aufnimt] Pn: aufnimt, es gleichsam verzehrt und in sich verdaut Lö, ähnlich An: zu eigen Religion] An: Stufe der Religion Ke: Frucht der Religion 13 Vorstellung] AnLö: in Weise der Gegenständlichkeit 16 versirt] KePn: realisirt sich 18 anfangen von einem Gegenstand] Ke: vom Subject aufgenommen werden 19 was] An: was Gott ist, also auf gegenständliche Weise 19–20 der Geist … Gemeinde] Pn: Der Geist erfüllt dann seine Gemeinde, wohnt darin Ke: Dann aber erfüllt sich der Geist in und durch sich selbst 21 Herzens, Gemüths] 35 AnLö: Gefühls, des Herzens, der Vorstellung 23 Gefühls, Gemüths] Lö: Gefühls Ke: Herzens 23–24 wissen, denkend … wissen] Pn: d e n k e n und zu wissen, auf denkende Weise davon zu wissen 24 nicht mehr … Vorstellung] An: der in der Kunst a n g e s c h a u t , und in der Religion v o r g e s t e l l t wird 26–27 aber nicht … Gedankens] Pn: insofern sie zum Sinnlichen des Gedankens gemacht ist 28 als Subjektivität des Denkens] Lö: insofern jene zur Objectivität 40 des Gedankens gemacht ist und diese als Subjectivität des Denkens erscheint An: als Objektivität und Subjektivität des Denkens 30 macht
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10vPn c. D e r P h i l o s o ph ie.
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Die Idee a ls Idea l.
38 Lö
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das Denken ist das Eigenste, die innere Eigenheit des Herzens selbst und der Gedanke ist zugleich an sich, ist zugleich das Objektivste. In der Philosophie ist der göttliche Inhalt in seiner wahrhaftesten Form, in seinem eigensten Element und in der Form des Gedankens, in der Kunst nur in der Weise sinnlichen Elementes. – Dieß ist also der Standpunkt den die Kunst mit der Religion und Philosophie gemeinschaftlich hat und zugleich der Unterschied dieser Gebiete. Die Religion als solche ist deswegen früher eine Religion der Kunst gewesen als eine Religion des Geistes, früher hat der Mensch das Wahre in sinnlicher Weise, sinnlicher Darstellung gefaßt, ehe er es gefaßt hat auf höhere dem Gedanken entsprechende Weise und indem er es dann auf wahrhafte Weise gefaßt hat, hat sich auch dieß hervorgethan daß die Manifestation des Geistes in sinnlicher Form, dieß Organ das Wahre darzustellen, nicht mehr der wahre In|halt, dem Geiste angemessen ist. Hierin liegt der bestimmte Grund warum die Kunst bei uns nicht mehr das absolute Interesse hat wie früher, besonders aber ist es der Protestantismus der den Inhalt und die Wahrheit des Göttlichen zu seiner Geistigkeit zurückgeführt hat, der die Unangemessenheit des sinnlichen Elements stärker zum Bewußtsein gebracht hat. – Dieß ist das Erste was ich in Rücksicht der Idee habe bemerklich machen wollen, der Standpunkt der Kunst, den sie gemeinschaftlich hat mit Religion und Philosophie und zugleich der Unterschied dieser Formen. Das Zweite ist nun die Betrachtung was die Idee als Ideal ist. Es ist hier zunächst die allgemeine Bestimmung der Idee zu geben. Idee heißt Einheit des Begriffs und der Realität, der Begriff ist die Seele, die Realität die Leiblichkeit und der realisirte Begriff ist die Idee. Dieß ist die abstrakte Definition. Dabei ist zu bemerken, daß man sich nicht vorstellen muß, daß beide in der Idee neutralisirt sind, wie Säure und Kali im Salz wo beide abgestumpft sind, sich vereinigt haben, so daß jedes seine Qualitäten verliert. In der Idee neutralisirt sich der Begriff nicht mit der Realität, sondern er bleibt das Herrschende, es ist eine so wahrhafte Einheit daß der Begriff selbst diese Einheit ist. Es ist der Begriff der sich die Realität erzeugt, ihr nichts nachgiebt, nicht wie die Säure im Kalischen die Schärfe verliert, von ihrer Eigenthümlichkeit aufgiebt. Der Begriff giebt nichts auf, er ist und bleibt das Herrschende. – Die Idee ist nun das Wirkliche
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1 Eigenheit] Pn: Geistigkeit, E i n h e i t 3 wahrhaftesten] An: höchsten, wahrhaftesten Ke: höchsten wahrhaften 3–4 in seinem … Gedankens] Ke: der Gedanke, die Wurzel des Geistes, ist im Element des Gedankens 10 wahrhafte] Lö: geistige 12–13 nicht mehr … Geiste] Pn: 35 eben dem wahrhaften Inhalte, dem Geiste, nicht mehr wahrhaft 14 Interesse] Lö: Interesse und daher der Verfall der Kunst besonders aber ist es] Ke: Theils ist es das Christenthum überhaupt, theils 15–16 und die … Geistigkeit] Ke, ähnlich Lö: des Göttlichen zu seiner Wahrheit, Geistigkeit 21 als Ideal] Ke, ähnlich AnLö: überhaupt, und vornehmlich was sie als Ideal 40 22 heißt] AnKe, ähnlich Pn: heißt nichts andres als
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und allein das Wirkliche, was wirklich ist, ist es nur dadurch, obgleich es zunächst als äusserliche Existenz erscheint, als Realität. Dieß äusserlich Existirende hat erst Wirklichkeit insofern es seinem Begriffe entspricht, dann ist erst Wahrheit darin, nicht in dem subjektiven Sinn daß meine Vorstellungen einer Existenz entsprechen, sondern in dem objektiven Sinn, daß ein äusserlicher Gegenstand, oder Ich in seiner Wirklichkeit dem Begriffe entspricht. So hat jede äusserliche | Existenz Wahrheit sofern sie ihrem Begriff entspricht, sofern dieß nicht ist ist sie nur Erscheinung, denn ihr Begriff ist nicht in ihr realisirt, sondern es ist etwas Anderes das in ihr erscheint. Dieß ist der abstrakte Begriff der Idee. Die Idee ist also Einheit des Begriffs und der Realität. Der Unterschied von Begriff und Realität ist im Allgemeinen der, daß der Begriff Bestimmungen enthält, der Gedanke kann abstrakt sein oder konkret und er ist Begriff sofern die bestimmten Unterschiede darin entwickelt sind, diese Unterschiede sind dann in der reinen Idealität, oder wie man es nennt subjektiv. Wir haben einen Begriff von etwas und nur im Menschen, im Bewußten existirt der Begriff frei für sich, in der Sonne, im Thiere existirt der Begriff nicht für sich, sondern in seiner Realität versenkt. In dem Begriff als solchen sind die Momente der Bestimmtheit noch in der Einfachheit, ganz ideell. Was wir Seele heißen, Ich heißen ist der Begriff selbst in seiner freien Existenz, ich weiß von mir daß ich eine ganze Menge Vorstellungen, Gedanken in mir habe, dieser Inhalt ist, sofern er in mir ist, ganz in seiner Identität, ich bin eine Welt von Vorstellungen, diese ist in dem einen Ich enthalten, es ist der unendlich mannigfaltige Inhalt gleichsam zusammengepreßt in diese Einheit, er ist ganz körperlos, ganz immateriell und dieß ist die Weise wie die Bestimmungen im Begriff sind, vollkommen durchsichtig, reines Scheinen des Ich in sich selbst. In der Realität dagegen sind die Bestimmungen aussereinander, existiren der Form nach aussereinander. der Begriff ist die reine Identität der Bestimmungen, hingegen in der Realität sind diese aussereinander, erscheinen als viele, als selbstständige, existiren so als mannigfaltige aussereinander. Den Begriff nennen wir die Seele und die Realität der Seele ist das Körperliche, dieß ist sogleich im Raum, ist aussereinander als mannigfaltig. Im Keim sind so z. B. alle Bestimmungen die der Baum zeigen wird,
3 Wirklichkeit] An: Realität, Wahrheit 14–15 diese Unterschiede … subjektiv] Ke: Der Begriff ist nun concret als | Einheit der Unterschiedenen wahr, insofern sie in ihm sind, sich in der 35 reinen Idealität, Subjectivität befinden. Pn: Solange der Begriff abstract ist, ist er blos bei uns, in unserer Subjectivität. Lö: Die Unterschiede von Begriff und Realität liegen in der Idee, sie sind aber wieder in der reinen Identität aufgelöst. 17 in der Sonne] Ke: im Unorganischen 26 des Ich] Lö: der Identität 7 Existenz] Estizenz
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56Gr 12r Ga
39Lö Unter sch ied der Existenz des Beg r if fs und des in d ie Rea l ität ver sen kten Begriffs.
Der in d ie Rea l it ät versenkte Begriff.
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diese Einheit, dieser Punkt, freilich nicht geometrischer Punkt, doch dieß ganz Kleine, in dem noch nichts zu unterscheiden ist oder das nur einen unbedeutenden Unterschied zeigt, enthält alle Bestimmtheiten des Baums, diese Art von Blätter, Blüthen, diesen Geruch, Geschmack der Frucht pp es kommt keine andere Bestimmung hervor als diese, der | Keim ist so der Begriff, der Baum die Realität, im Keime sind alle Bestimmtheiten aber nur an sich enthalten, der Keim ist so potentia, der Baum actus, die Bestimmungen sind der Vorstellung nach als Kraft darin d.h. auf einfache Weise. Die Idee ist nun also die Einheit von Begriff und Realität, so daß die Realität nur durch den Begriff bestimmt ist, nichts ist als Explikation, Aussprechen, Thun des Begriffs selbst. Diese Identität des Begriffs und der Realität ist nun die Lebendigkeit, die Individualität, eine Einheit die die Idee überhaupt ist. – In der existirenden Welt ist nun der Unterschied ob der Begriff dazu kommt auch eine Existenz für sich überhaupt zu haben, unterschieden von seiner Realität, oder ob er nur ganz in die Realität übergegangen ist, sich nicht auf subjektive Weise verhält, unterschieden von seiner Realität. In dem Unorganischen der Natur ist der Begriff so ganz übergegangen in seine Existenz, Gold z. B. der Begriff des Goldes ist, daß es Metall ist, seine Farbe, specifische Schwere, sich so äussert in seinem Verhalten zur Säure, dieß läßt sich nicht mehr aus dem Begriff entwickeln, der Begriff ist eben ganz übergegangen in die Realität. Wir sagen nicht Gold hat eine Seele, vom Lebendigen dagegen sagen wir es hat eine Seele, da hat der Begriff eine Weise des Fürsichseins in seiner Realität. Dieß ist der nächste Unterschied auf den wir aufmerksam sein müssen, ob der Begriff ganz in seine Realität versenkt ist oder ob auch dieser Unterschied vorhanden ist, ob eine Innerlichkeit vorhanden ist die im Lebendigen Empfindung wird, eine innere Beziehung auf
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3–4 diese Art … Frucht] An: darin ist Stamm, Zweige, Blätter, Blüthe, daß sie so aussehen, riechen, Früchte, daß sie so geformt, so schmecken, enthalten 5–6 der Keim … Realität] Ke: Vergleichsweise können wir den Begrif den Keim, die Realität den Baum nennen. 6 Keime] Ke: Keime, diesem ganz kleinen Punkte enthalten] Ke: enthalten, was im Baum zum Vorschein kommt 7–8 actus, die … Weise] Ke: (actu); dieser Stamm, diese Art von Blättern und Zweigen, 30 dieser Geruch der Blüten, Geschmack der Früchte, es ist nichts am Baum, was nicht schon im Keime gewesen wäre 10 Aussprechen] An: Äußerung 11 Diese Identität … Realität] An: Der Keim 12 Individualität, eine … ist] An: seine bestimmte | Individualität, es ist e i n Leben in dem Baum. In der Idee erscheint der Begriff als die Lebendigkeit des Ganzen 15 die Realität übergegangen] Ke: die Realität versunken Lö: der Realität untergegangen 19 dieß läßt … 35 entwickeln] An: das müsste sich auch aus dem Begriffe entwikeln lassen Pn: so müßte an sich dies, daß es gelb wäre aus dem Begriff selbst entwickeln lassen 22–569,1 Dieß ist … ihr.] Ke: In der existirenden Welt ist nun der Unterschied, ob der Begrif dazu kommt, auch eine Existenz für sich zu haben, unterschieden von seiner Realität, oder ob er noch ganz in die Realität versunken, nicht in der Form der Subjectivität hervortritt; und wir finden, daß in der unorganischen Natur nur 40 das letzte der Fall ist, hingegen in | der organischen der Begrif zur Selenhaftigkeit, zur Empfindung, zur Weise des Für sich seins in seiner Realität gelangt.
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sich, unterschieden von der Realität und zugleich auch unterschieden in ihr. Beim Sonnensystem sehen wir schon einen solchen Unterschied, die Sonne ist der Mittelpunkt, die Glieder sind die Planeten, Monde, Kometen, ist die Sonne die Seele, so sind dieß die Glieder, die Explikation dieser Seele und diese Explikation, diese Realität hat die Form daß jeder der Unterschiede als selbstständiges Individuum vorhanden ist, die Glieder zeigen sich als ebenso selbstständig als die Sonne ist. Allein hier ist die Sonne, wenn wir sie als Seele des Systems betrachten, verschieden von den Gliedern, sie ist so nicht die Idee, ist nicht der ganze Begriff, an sich wohl, aber ebenso ist jeder Planet, Komet pp der ganze Begriff, ungetheilt, dieß ist die Subjekti|vität. Die Sonne ist so selbst nur ein Moment des Begriffs und hier ist der Begriff das Eine, die Lebendigkeit, das wodurch diese Körper ein System ausmachen, welche Einheit sich in der Zusammenstimmung der Beziehungen ihrer Bewegungen auf einander ausdrückt. Die Sonne ist zwar das Identische, das Licht, das reine Leuchtende, aber nur diese abstrakte Identität, sie ist nur Abstraktion in ihrer Existenz, nur Moment des ganzen Begriffs. In dem Sonnensystem ist der Begriff explizirt, aber er hat nicht das Fürsichsein, gegen diese seine Explikation, die Glieder sind bestimmt durch den Begriff, enthalten nichts in ihrer Natur als eine der Bestimmtheiten deren Einheit der Begriff ist, aber sie sind jedes ein abstraktes Moment des Begriffs, die Bestimmungen des Begriffs sind hier realisirt zu dieser Weise von Selbstständigkeiten. Das Sonnensystem ist also eine Idee aber solche Idee daß der Begriff nicht zum Fürsichsein kommt, sondern versenkt ist in seiner Realität. – Beim Sonnensystem und dergleichen ist zu bemerken daß die Momente des Begriffs unterschiedene, selbstständige Existenzen sind, so machen sie nur ein System aus, kein Individuum, sie stehen in einem wesentlichen Zusammenhang und dieß ist die Einheit des Begriffs, aber dieser Zusammenhang existirt nicht in ihnen. Die höhere Natur nun zu der wir übergehen ist die wo der Begriff nicht in seiner Realität versenkt ist, beim Sonnensystem pp ist der Begriff nur innere Nothwendigkeit, hier ist hingegen der Begriff als Seele, explizirt in einer Realität die wir seine Leiblichkeit nennen. Ganz abstrakt ist zu bemerken, daß wir in der Vorstellung haben Leib und Seele, die Seele hat ihre besonderen Eigenschaften, der Leib ebenso und ganz andere, dieß ist ganz wichtig, sie sind nun zusammengebracht und man hat viel Mühe zu erkennen wie diese Verschiedenen doch so zusammenkommen. Es ist 22 Beim Sonnensystem] Lö: Zweitens ist beim Sonnensysteme 27 übergehen] Ke: gehn wir über, ohne die nothwendige Mittelstufe zu betrachten 32 besonderen Eigenschaften] An: besonderen natürlichen Eigenschaften Lö: Eigenthümlichkeiten 34 erkennen] Ke: erklären Verschiedenen] Ke: so ganz verschiedenen Es ist] Ke: In der That ist es auch höchst wichtig, | ja
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38An Die Ex istenz des Begriffs.
Leib und Seele.
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35 6 vorhanden] An: vorhanden: diese Erde ff
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absolut wesentlich den Unterschied von dem was Seele und Leiblichkeit genannt wird zu erkennen, wir nehmen ihn hier an, er macht aber nur die eine Seite aus, die andere Seite ist ihre Identität, nicht nur ihr Zusammenhang, daß die Seele im Leibe ist, sondern daß die Gegliederung der Leiblichkeit nichts ist als die Explikation | der Momente des Begriffs selbst, der sich seine Glieder macht, seine Bestimmungen selbst ins äusserliche Dasein setzt. Die Glieder sind so durch den Begriff bestimmt, sie sind dasselbe System von Bestimmungen das die Seele ist, dasselbe System von Bestimmungen ist auch die Leiblichkeit, dieß ist die höhere Einheit, sie sind nicht zusammengebracht, sondern so daß beides ein und dieselbe Totalität derselben Bestimmungen ist. Wenn wir organische Körper zunächst vor unserer Vorstellung haben, so ist das Schwierige was die Naturphilosophie darstellen muß, daß das was wir unterschiedene Systeme im Körper nennen, nichts sind als Ausdrücke des Systems des Begriffs, wie wir von den Momenten des Sonnensystems zu erkennen haben daß diese viere, Sonne, Planeten, Kometen und Monde nichts sind als Momente des Begriffs. Der Begriff explizirt sich im Körper und die Sache der Wissenschaft ist den Körper zurück zu expliziren in den Begriff, es begreiflich machen heißt in etwas die Bestimmungen des einen Begriffs zu bestimmen. Dieß ist die nähere Einheit des Begriffs und der Realität, die Idee. Im Lebendigen ist die Idee so daß der Begriff auch zu einem Fürsichsein kommt, das zugleich das Substantielle ist z. B. in der Empfindung. Wenn wir uns nur als Lebendige betrachten die empfinden, so ist die Empfindung durchaus nur eine, überall empfinde ich, an vielen tausend Stellen und es sind doch nicht viele tausend Empfindende, sondern nur einer, dießer ist zugleich Subjekt und zugleich Substanz, ist also nicht unterschieden von seiner Realität; allenthalben ist Empfindung und wo sie ist ist der Empfindende, das Leben pulsirt in mir an allen Punkten, das Leben als Empfindung ist allenthalben und doch ist Empfindung wieder das Fürsichsein, der Begriff, die Einfachheit gegen die Mannigfaltigkeit des Materiellen, wider das Aussereinander des Materiellen ist der in Allem gegenwärtige Begriff zugleich daraus heraus und für sich, ist ein Empfindendes. In der Idee als Lebendiges ist so das wahrhaftere Verhältniß daß der Begriff, der in seiner Realität nichts ist als sein Aussprechen, zugleich in den Unterschied von dieser seiner Realität | gesetzt ist, so ist das
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3–4 nicht nur … ist] Ke: und zwar nicht als zweier Zusammengebrachter Lö: und zwar nicht so, daß die Seele blos in den Leib hineingeblasen ist 4 die Gegliederung der Leiblichkeit] Lö: das Geistwidrige, das Leibliche 10 Bestimmungen] An: Bestimmungen oder die Totalität ein und 35 derselben Bestimmungen 13 Ausdrücke des Systems] An: Moment Lö: unterschiedene Explicationen des Begriffs 13–18 wie wir … bestimmen. Sondergut Gr 25 Realität] An: Realität, es ist durchaus versenkt in seine Realität 27 Fürsichsein, der Begriff ] AnKe: Fürsichseyn des Begriffs 32 den Unterschied … Realität] Ke: seine Identität und Verschiedenheit Realität] Lö: 40 Realität, seiner Leiblichkeit
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Lebendige von wahrhafterer Natur, als das Nichtlebendige, der Begriff ist da die durchdringende Substanz des Materiellen, aber ebenso wesentlich ist der Unterschied, im Unorganischen kommt es nicht dazu und das Lebendige ist mithin wahrhaftere Idee als das Unorganische. Wahrheit ist nun insofern der Begriff mit der Realität übereinstimmt, obgleich dieß auch gestört werden kann z. B. im kranken Menschen, der Begriff ist noch darin, aber auch andere Mächte walten darin, es ist eine verkrüppelte Existenz obgleich Seele und Leib sich noch nicht geschieden haben, die eine Lebendigkeit ist nicht mehr durchgängig, es ist noch Leben aber schlechtes Leben, die Realität ist nicht mehr durch den Begriff bestimmt, es ist das Individuum nicht mehr in seiner Wahrheit, wäre es jedoch ganz unwahr, gar keine Wahrheit, kein Zusammenstimmen des Begriffs und der Realität, so wäre es todt. Ein schlechter Staat ist ein unwahrer Staat, er existirt, aber er ist nicht in der That Wirklichkeit, er kann seinem Begriff nicht ganz unangemessen sein, sonst wäre er gar keine Wirklichkeit, aber schlecht ist er sofern er an vielen Seiten, wesentlichen Seiten leidet, diese dem Begriff nicht entsprechen. Was bisher so im Allgemeinen gesagt ist will ich noch nach einigen Seiten näher betrachten. Die Realität ist durch den Begriff bestimmt, der Begriff ist diese Einheit, die Realität ist die Auslegung, Explikation des Begriffs, seiner Momente. Dieß widerspricht sich, die Einheit und das Aussereinander, in dem Aussereinander erscheint jedes selbstständig, scheint eine Einheit für sich auszumachen, dieß ist insofern ein Widerspruch, aber wenn nichts existiren könnte, was einen Widerspruch in sich hat, so könnte nichts Lebendiges existiren, das Lebendige ist dieser Widerspruch der Einheit der Seele und des Aussereinander der Bestimmungen, denn das Leben ist diese Kraft und die Kraft des Geistes ist noch größer den Widerspruch zu ertragen, das Leben erträgt ihn und löst ihn immer auf, dieß ist der Prozeß des Lebens, nicht sowohl Kampf als Prozeß, das Aussereinandersein, das selbstständig sein Wollen der Glieder und das | Auf heben der Selbstständigkeit, das Zurückführen in die Einheit des Begriffs. Die Glieder die selbstständig werden wollen, werden immer idealisirt, dieß ist der Idealismus des Lebendigen, nicht bloß die Philosophie ist idealistisch, die Subjektivität, die Lebendigkeit ist es ebenso und idealistische Philosophie ist nichts
1–2 der Begriff … Materiellen] An: einerseits das Moment der absoluten Einheit des Begriffs und der Leiblichkeit, und andrerseits 3 im Unorganischen] AnKe: In der unorganischen (An: Welt 35 Ke: Natur) 7 darin] An: darin, die Seele ist noch darin 7–9 eine verkrüppelte … Leben] An: ein verkümmertes Seyn, wo Blutgefäße dgl. eine isolirte Lebendigkeit haben 15 Wirklichkeit] An: Wirklichkeit mehr, könnte gar nicht existiren 16 entsprechen] Lö: entsprechen. – Das ist die Einheit der Lebendigkeit. 22 aber wenn] Ke: Indessen können wir uns darüber leicht beruhigen. Wenn 30 selbstständig werden] An: sich für sich setzen Lö: für sich seyn
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als Erkenntniß dessen was das Leben in der That als Faktum ist. Die Realität wird also immer aufgehoben und immer wieder gesetzt, dadurch bleibt diese Realität Gegliederung, es sind nicht Theile sondern Glieder und dieß ist das was die Lebendigkeit unterscheidet. Den Theilen eines Hauses ist es gleichgültig, ob sie dieß ausmachen oder nicht, sie bleiben dasselbe ob sie ein Haus bilden oder nicht, der Begriff ist hier nur die äusserliche Form, die nicht in den Theilen lebt, die Realität der Steine pp wird nicht idealisirt. Dieß Idealisiren ist dann in den lebendigen Gliedern als innewohnender Begriff, im Lebendigen ist der Begriff die innere, eigene Bestimmung, dadurch ist der Unterschied gesetzt daß die Steine pp wohl für sich bestehen können, aber nicht so die Glieder, wären es Theile so bliebe meine Hand wenn sie abgehauen würde, wie sie in der Vereinigung mit mir ist, aber so verliert sie die Regsamkeit, sie kann nicht für sich bestehen, verfault. Meine Glieder haben so eine äusserliche Realität, aber es kommt nicht zu der Realität die die Steine haben, die die Sonne, Erde, Monde gegeneinander haben, jedes ist in seiner Realität aber demungeachtet hat das Glied nicht diese schlechte Realität, Materialität, es wird immer idealisirt. Dieß ist denn die höhere, wahrhafte Realität der Idee, daß sie immer idealisirt wird d.h. das Reale, das Positive wird immer als Negatives gesetzt; als Prozeß erscheint dieß in der Bewegung des Bluts und der anderen Theile und dieß ist der Hauptpunkt, den man bei der Idee des Lebendigen zu betrachten hat. Dieß Idealisiren ist die Negation des Realen und die Seele ist diese Macht, diese Negation ist es denn die die Subjektivität ausmacht, das Leben wird dadurch zum Lebendigen, d.h. das Leben ist wesentlich Subjekt. Die Realität die zur Idee gehört ist deswegen erscheinende Realität | sie ist Erscheinung nicht nur an sich, sondern sie existirt als Erscheinung. Erscheinung heißt daß etwas ist, aber zugleich eine solche Existenz ist, die nicht an ihr selbst ein Sein hat, eine Existenz die zugleich als negativ gesetzt ist. Dieß ist also die
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1–2 Die Realität … aufgehoben] An: Dieses Idealisiren ist, daß die Realität, zu der es immer kömmt, wieder aufgehoben wird. 4 Theilen eines Hauses] Ke: Steinen 5 dieß] Ke: einen Heerd oder einen Dom 5–7 dasselbe ob … idealisirt] Ke: Steine in einer zertrümmerten Mauer 30 oder in einem Prachtgebäude 7 idealisirt.] An, ähnlich Lö: idealisirt. | Die Form (Lö: an | einem äußerlich zweckmäßigen zB.) an einem Hause ist (den Steinen Lö: der Natur der Steine) äußerlich. 9 innere,] Ke: immanent 10 Steine] An: Steine, als Theil des Hauses 12 sie kann] Ke: und die Glieder, wenn sie vom Körper losgetrennt sind können 13 Meine Glieder haben] An: Meine Hand also zB hat 17 Realität der … wird] Lö: Realität: Realität zu haben und 35 sie immer zu idealisiren 18 Positive] An: Reale, Positive, Existirende Pn: Existirende 18–19 als Prozeß … Theile] An: Der Umlauf des Bluts weiß man ist immer ein lebendiger Proceß. 20–23 Dieß Idealisiren … Subjekt] Ke, ähnlich Lö: Durch diese Negation des Reellen ist nun der Begrif als Subject bestimmt. 23 Subjekt] An: Subjekt. Die Idealität der Realität bleibt dem Begriff unterworfen. 24 zur Idee] An: zum Leben 25 an sich] Ke: Er|scheinung in 40 wissenschaftlicher Betrachtung
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Erscheinung wie der Begriff erscheint, es ist Realität, aber diese Realität ist zugleich als negirte gesetzt, aber diese Negation ist zugleich Affirmation für sich und dieß ist eine andere Affirmation, Wirklichkeit als die welche wir bisher Realität genannt haben, es ist die Seele. In der Erscheinung ist insofern dreierlei, die Realität, die Negation dieser Realität, Realität als dem Begriff unterworfen und endlich ist diese Negation zugleich affirmativ und dieß ist die Seele, es ist die Seele die am Leiblichen erscheint und die Leiblichkeit ist so nur Erscheinung, aber es ist nicht nur ein Nur, sondern die Erscheinung der Seele ist auch affirmativ, diese zeigt sich als die Macht, als der Bildner, als das dessen Äusserung nur die Realität ist, in der das Seelenhafte erkannt wird. das Gold scheint nicht, dieß ist, so überhaupt das Unorganische, die Realität ist ganz affirmativ, was das Gold ist ist da, zur Erscheinung hingegen gehört daß die Realität auch als negirt gesetzt ist, daß ein Anderes an der Realität scheint und sich als affirmativ zeigt; dieß ist die Seele, die Subjektivität des Lebendigen, die unendliche Form die sich erhält in dieser Realität. Wenn man von der Erscheinung überhaupt spricht, so kann man wohl geringschätzig sagen, dieß ist nur Erscheinung, aber so drückt man nur das Negative aus, es ist aber zugleich Erscheinung des Affirmativen, stellt dieß dar und so ist in dem Äusseren das Innere, das Äussere das nur äusserlich ist ist ein Abstraktum, hier ist dagegen ein Äusserliches das sich als innerlich zeigt, und dieß Sichzeigen ist das Erscheinen des Inneren. Es scheint also das Innere am Äusseren, so gehört die Realität zur Idee wie der Begriff. Stellt man sich den Geist vor als nicht erscheinend, so ist er unwahr, das Wesen muß erscheinen, dieß macht seine Thätigkeit, näher seine Subjektivität aus, die Erscheinung ist wesentlich, das Wesen als solches ist nur abstrakt, ist nicht wahrhaft ohne Erscheinung. Dieß ist also näher die Bestimmtheit der | Idee, es ist Begriff und
2 zugleich] Ke: nun nicht nur 10 der Bildner, … dessen] Ke: das bestimende, bildende, die unendliche Form, deren Erscheinung Lö: das Formirende 11–12 das Gold … Unorganische] Ke: Im unorganischen scheinen die Körper nicht, sie existiren 14 an der … als] die Erscheinung ist 30 Äußerung der Affirmation und in sofern ist im Äußern das Innere zugleich, und die Negation wird Ke: sich als Negirendes, sodann aber als wahrhaft 17 geringschätzig sagen] An: von ihr als von etwas Unwichtigem reden Erscheinung] Ke: Erscheinung, als gegen den Begrif gehalten 18 des Affirmativen] Ke: als etwas wahres, bestimtes, affirmatives enthaltend – 19 so ist … Innere] An: es ist das Äußerlichseyn des Innern das nur äusserlich ist] Ke: in 35 welchem der Begrif noch nicht zur Selenhaftigkeit gekommen ist 20 Abstraktum] Ke: bloßes Abstractum das sich als innerlich] An: an dem das Innere sich 21–22 Es scheint … Äusseren] An: Das Innere ist der Erscheinung nothwendig. Ke: Daß aber übrigens das Innerliche in die Erscheinung trete, ist nothwendig 22–23 Stellt man … unwahr] Lö: Wenn man sich Gott vorstellt als nicht erscheinend, so ist das kein wahrer Gott. An: Was nicht erscheint, ist kein 40 Wahrhaftes. 25 wesentlich] An: das vollkommen wesentliche Ke: somit nicht unwesentlich, sondern wahrhaft nothwendig
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Realität und diese so daß an ihr scheint der Begriff, und der Begriff, die Macht der Realität, ist Subjektivität, das Lebendige ist wesentlich Subjekt. Wenn nun das Lebendige so wäre, so wäre das Lebendige schön, Naturschönheit, denn es ist in demselben vorhanden der Begriff, er ist durch sich selbst nothwendig, und die nothwendige Realität die dem Begriff entspricht und durch den Begriff bestimmt ist, so wäre also die Erscheinung dem Begriff angemessen und so wäre sie schön. Das Lebendige ist schön sofern die Seele in ihm zum Scheinen kommt, es kommt aber noch mehr darin zum Scheinen, es ist noch mehr Äusserlichkeit daran als das Scheinen des Begriffs. Wir haben hier die Idee als die Lebendigkeit aufgefaßt, die Lebendigkeit als Weise der Idee, zum eigentlich Schönen ist dieß aber noch nicht hinreichend, sondern dazu gehört nicht nur der Begriff, der sich auf sich beziehende Begriff, wie er als empfindendes Subjekt ist, sondern daß der Begriff und die Realität selbst sei die Idee, der Begriff an ihm selbst seine Realität habe, der Begriff sich selbst Darstellung sei, dieß ist die Realität. Der Begriff aber der an ihm selbst Realität ist, ist der Geist, der Geist überhaupt, also dieser konkrete Begriff, die Geistigkeit ist es die wir für diese Stufe fordern, sie ist die Grundlage. Der Geist ist also Subjekt, die Subjektivität meines Geistes ist die Innerlichkeit die wir für das wahrhaft Schöne fordern. Das Geistige ist nun auch ein Lebendiges, es hat somit auch die Realität der Lebendigkeit. Inwiefern das Geistige als göttlich, das absolute Geistige in der Kunst erscheint muß es auch leiblich in menschlicher Gestalt sein. Das Geistige ist zunächst lebendig, hat lebendige, animalisch-thätige Lebendigkeit. Wenn wir uns zunächst darauf beschränken die Realität noch nicht als Handlung zu betrachten, sondern alle weiteren Bestimmungen noch ausschließen und uns an seine unmittelbare Realität halten, so hat das Geistige Realität und diese ist Leiblichkeit. Diese Leiblichkeit drückt zunächst nichts anderes aus als animalische Lebendigkeit, es ist aber der Geist der | innen wohnt
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3 wäre1] Lö, ähnlich Pn: wäre, wie wir die Idee bestimmt haben 4–5 durch sich selbst nothwendig] An: durch sich selbst lebendig Ke: für sich selbst nothwendig 6 durch] An: durch nichts anders als durch Ke: allein durch 8 darin] An: am Äußerlichen 13 empfindendes Subjekt] 30 Ke: Sele 14–16 Idee, der … Geist1] An: Idee ist, also die Verdoppelung der Idee Lö: der sich verdoppelnde Begriff, Verdoppelung der Idee Ke: Verdoplung der Idee, so daß Begrif und Realität beide selbst sind die Idee, die sich selbst gegenständlich, d.i. der reelle Begrif und 17 fordern, sie ist die Grundlage] Ke: als Grundlage finden Lö: für diese Stufe fordern 19 fordern] Lö: fordern, auf welchen Standpunkt wir die Kunst gesetzt haben 19–20 Das Geistige … Leben- 35 digkeit.] An, ähnlich Pn: Wir sprechen auch hier von einem endlichen Geistigen. Ke: Wir sprechen hier zunächst vom endlichen Geist, über fernere Unterschiede wird später die Rede sein, auch wird gezeigt werden 22–23 animalisch-thätige Lebendigkeit] An: animalische Leiblichkeit (im Körper) Ke: animalische, menschliche Leiblichkeit Lö: thierische, animalische Leiblichkeit Pn: animalisch thierische Lebendigkeit 27 der innen wohnt] Ke: welcher der Lebendigkeit ein- 40 wohnt Pn: es wohnt ein Geist darin in seiner unmittelbaren Leiblichkeit
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und so muß der Geist sich auch daran äussern, noch mehr indem Handlungen seine Realisation ist muß er noch mehr darin scheinen. In diesem leiblichen Scheinen des Geistigen ist einerseits das Scheinen der lebendigen Seele, andererseits aber muß darin sein das Scheinen des Geistes. Dieß Scheinen des Geistes in der Äusserlichkeit ist in der menschlichen Gestalt überhaupt enthalten z. B. darin daß der Mensch aufrecht geht, so geht er nur mit seinem Willen, es ist ein unausgesetztes, bewußtloses Wollen, das thierische Auge ist stumpf, das Menschliche drückt sogleich die geistige Seele aus, der patognomische, physiognomische Ausdruck zeigt Geist, vermischt mit dem Ausdruck des Animalischen. Der Mund hat Funktionen des thierischen Organismus, aber zugleich drückt er Ernst, Freundlichkeit, Milde, Schmerz pp aus, es ist so Ausdruck eines Bedürfnisses des Lebendigen, ein Organ einer Thätigkeit für das Bedürfniß des Lebendigen und zugleich Ausdruck des Geistigen in jedem Theile. Die Hand des Menschen und die Pfote des Thieres erscheinen sogleich als durchaus verschiedene Werkzeuge, in der Hand hat ein Geistiges seine Wirksamkeit, die Pfote ist dagegen nur ein Glied der Lebendigkeit; ebenso ist der Kopf überhaupt voll Ausdruck geistiger Lebendigkeit, es ist ein Scheinen nicht nur der lebendigen, sondern der geistigen Seele. Damit stehen wir nun bei der Bestimmung des Ideals. Wäre die Idee in ihrer Realität nur so weit gegangen, so hätten wir schon die Bestimmung des Schönen als solchen oder des Ideals. Die Idee ist die Realisirung des Begriffs, der Begriff zugleich mit seiner Realität betrachtet. Wenn wir also die Organisation des Lebendigen begreifen, das Insichsein der lebendigen Seele betrachten, betrachten wie es real ist, so ist dieß Insichsein des Thieres seine Empfindung und diese ist real als Nervensystem, in sich aber nur insofern es sich reflektirt, näher sein Verhalten nach aussen, sein Agiren und Reagiren; das Empfänglichsein dafür daß ein Anderes sich in ihm setzt ist die Irritabilität und die Einheit dieser beiden Momente ist die Reproduktion. Expliziren wir
1 Geist] Ke: Geist seiner immanenten Natur nach 2 er noch … scheinen] Ke: das geistige auch 7 unausgesetztes, bewußtloses Wollen] An: fortgehendes Wollen; der Mensch steht nur wenn er will Ke: ihm innewohnendes bewußtloses Wollen 9 Geist] Ke: hohen Ausdruck des Geistigen 9–10 vermischt mit … Animalischen] Lö: obwohl es zunächst nur den Zweck des Sehens, einer thierischen Function, hat 10–11 hat Funktionen … Organismus] An: ist für die Funktion des Essens bestimmt Pn: ist theils des Essens 11–12 drückt er … 35 aus] An: sprechen sich aber auch Zorn, Milde, Ernst ff. aus Lö: Ernst Munterkeit Ke: stellen sich an ihm die vielfachen Leidenschaften dar Pn: drückt sich Milde und Zorn u.s.w. darin aus 14–15 und die … Werkzeuge] Ke: ist theils auch nur Organ der Lebendigkeit, aber doch ist sie unendlich verschieden von der Hand eines Affen 16 Pfote] Lö: Pfote des Affen 20 weit] An, ähnlich Ke: weit, als wir es gesetzt haben 26–28 reflektirt, näher … Reproduktion] An: 40 nach außen verhält, insofern es ganz äußerer Reize empfänglich ist (Irritabilität, Blut, Muskel, Eingeweide), und daß es sich äußert ist seine Reproduktion 30 in dem leiblichen erscheinen
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dieß weiter, so haben wir seine Idee, die Idee des Thieres, | haben seinen Begriff und haben die Weise der Realität der Momente des Begriffs. Die Idee des Thieres ist dieß und ist vom Ideal so verschieden, daß wir in dieser Weise die Realität nur denkend betrachten, betrachten wir diese Weise der Realität auch existirend, aber immer so daß sie unter der Herrschaft des Begriffs bleibt, so haben wir das Ideal. Ginge das Lebendige nur bis zur Realität des Begriffs, so hätten wir das Ideal insofern wir diese Seite der Realität als existirend vorstellen, die als existirend vorgestellte Idee ist sogleich das Ideal. Die Idee gehört zum Denken, das Ideal aber existirt, dieß haben wir sogleich auch in der Vorstellung. Aber die Wirklichkeit ist nicht nur ein Fortgehen vom Begriff zur Realität desselben und zur Existenz als dieser Realisation, das Wirkliche geht noch weiter hinaus als existirend. Indem es zum Existiren kommt ist es ein Natürliches, überschreitet die Schranke Ideal zu sein, tritt in die Äusserlichkeit, in das natürliche Dasein und dieß natürliche Dasein ist es wodurch das Ideal verkümmert ist. Der wirkliche Mensch ist Idee, sonst wäre er gar nicht vorhanden, wäre er aber nur der Idee gemäß existirend, so wäre er Ideal, aber er ist auch nicht nur dieser, sondern natürlicher, existirender Mensch, damit hört seine Idealität auf und die Kunst ist es dann die ihn auf diesen Standpunkt zurückführt. Dieß ist näher zu erläutern. – Das Leben, die Geistigkeit ist Subjekt, die Lebendigkeit ist geistig und als geistig existirend, in der Seite der Realität liegt daß sie unter dem Begriff gehalten wird, aber nach eben dieser Seite der Realität ist es daß der Begriff in Das Dasein und damit in den Zusammenhang mit Anderem getreten ist, in äusserliche Nothwendigkeit, in die Verwickelung und Abhängigkeit von anderen Existenzen und hierin fällt die Bedürftigkeit des Natürlichen nicht mehr dem Ideal angemessen zu sein. Nach dieser Seite des Natürlichen ist zugleich gesetzt ein Sein für Anderes, Dasein für Anderes, Scheinen für Anderes und dadurch tritt das Verhältniß der Abhängigkeit, der Einmischung von Anderem ein. Dieß begreift | nun alle möglichen Sphären in sich z. B. die Krankheit hinterläßt diese oder jene Spur, irgend ein Theil wird an seiner Realität verkümmert pp[.] Dann ist unterschieden der Ausdruck des Geistigen und des Natürlichen. Würde in einem Portrait alles vollkommen ausgeführt was sich auf dem Gesichte zeigt, wie von Denner der jede Warze, jedes Haar mahlte, so würde es doch ein schlechtes Bild sein, die bloße Natürlichkeit ist am Menschen untergeord-
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10 Vorstellung] Lö: gewöhnlichen Vorstellung 14 Äusserlichkeit] Ke: Schranken der 35 Äußerlichkeit 16 Der wirkliche] Ke: Der Mensch, der existirende 25 fällt die … Natürlichen] Lö, ähnlich AnKe: fängt die Bedürftigkeit des Natürlichen an 30 Spur, irgend … verkümmert] An, ähnlich Lö: Der Mensch wird krank, verwundet: so ist etwas verkümmertes an ihm. Ke: Spur am Körper; Wunden und drgl. verkümmern das Dasein des Begrifs
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net, seinem geistigen Ausdruck unangemessen, gehört der Bedürftigkeit der natürlichen Existenz an, der natürlichen Organisation. Damit der Mensch als Leben, als Lebendiges besteht ist dergleichen nöthig, diese Adern, diese Muskeln sind mit einer gewissen Bestimmtheit nöthig, die beim Thiere ausgedrückt werden muß, die am Menschen aber nur seine Natürlichkeit ausdrückt, nicht seine Geistigkeit, diese Natürlichkeit ist eine Realität die nur seiner Lebendigkeit angehört, nicht daß er geistige Seele ist. Der Mensch ist so im Zusammenhang mit äusserlichen Verhältnissen, das Klima hat z. B. Einfluß auf ihn, wie im kalten Klima, Bäume und Pflanzen verkrüppeln, so auch der Mensch, so giebt es Leidenschaften in Familien die eine partikulare Beschaffenheit geben, die der Menschlichkeit als solcher gleichgültig ist, die einen äusserlichen Zusammenhang bezeichnet, eine Partikularisation die nicht in der Idee begründet ist, nicht dem Idealischen angehört. – Dieß geht durch alles hindurch, diese Äusserlichkeit, diese Vermischung äusserlicher Verhältnisse mischt sich in Alles ein. Wir müssen essen und trinken, im Drama aber läßt man die Personen nicht essen, diese äusserlichen Umstände welche in die Existenz eintreten sind ein weiterer Bereich als der welcher im Idealischen nur unmittelbar enthalten ist. Eine Handlung vereinzelt sich also auf die mannigfaltigste Weise, die Mittel theilen sich in | viele Einzelnheiten und der Mensch ist da abhängig vom Anderen. In der Idee als solcher liegt aber daß die Realität nur durch den Begriff bestimmt sei, bei der Existenz ist aber eine Realität die sich auf so vielfach endliche Weise verzweigt und hier fängt überhaupt das Endliche an. Die Idee und das Ideal sind unendlich, kehren in sich zurück, wie Schiller sagt sind im Ideal ausgelöscht alle Zeichen menschlicher Bedürftigkeit, dieß geschieht nur durch den Geist, in der Existenz ist sie vorhanden, vom freien Geist wird aber hervorgebracht ein Scheinen des Begriffs, das frei ist von dem Scheinen des Anderen, Äusserlichen. Das Erste war also das Verhältniß der Kunst zu den ihr verwandten Gebieten, das Zweite das Ideal, die Idee und wesentlich das Geistige in seiner Realität so daß diese Realität vom Geist des Künstlers zurückgeführt wird in die Harmonie mit der Idee, daß diese Realität der Einwirkung des Äusserlichen entnommen,
1 unangemessen] An: unangemessen. Am Pelz zB. muß der Maler jedes Härchen ausdrücken. Es ist etwas Thierisches. 9–11 so giebt … ist,] An: In einer Familie erben Leidenschaften fort Ke: Pocken, überflüssige Haare, Flecken im Gesicht gehören der bloß natürlichen Organisation an, nicht der geistigen Sele; Leidenschaften, die sich in Familien fortpflanzen, brin|gen particularen 35 Ausdruck hervor; Klima, Himmelsstrich, innerlicher Zwiespalt, Ausschweifung, geben Verzerrungen, gegen welche das Idealische gleichgültig ist. 15 aber] Ke: aber, wenn es auch den ganzen Tag spielt Lö: wenn da auch das ganze Leben sich darstellt nicht essen] Lö: sich nicht an den Tisch setzen, um Mittag zu essen Ke: sich nicht zu Tische sezen, obgleich sie doch nicht hungern können 20 Begriff ] Lö: Begriff als solchen 27–578,5 Das Erste … Ideals] An: Es kömmt 40 nichts Fremdartiges in dieser Realität des Seyns und Denkens vor
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diese Seite dann abgestreift wird, so daß die Realität nicht enthält den Schein vom Äusseren befreit ist von Einwirkungen, diesen Fäden der Abhängigkeit, daß nicht solch Fremdartiges an ihr zum Vorschein kommt, sondern nur die Seele es ist welche in diese Realität scheint. Dieß ist die allgemeine Bestimmung des Ideals, es ist das Geistige. Aber in der unmittelbaren Existenz des Menschen erscheint an der menschlichen Gestalt auch noch Anderes als nur das Geistige, dieß aber muß der Künstler wesentlich in der Realität hervorbringen und so wird seine Gestalt wesentlich Ideal. Beispielsweise ist anzuführen: der Portraitmahler soll eine bestimmte Figur auf die Leinwand bringen, man sagt nun gewöhnlich die Mahler schmeicheln, verschönern, aber der Mahler muß das thun was man schmeicheln nennt, d.h. es müssen an dem Gesichte die Äusserlichkeiten wegfallen die dem bedürftigen Leben angehören, z. B. ob die Haare so oder so liegen, Warzen pp oder solche feine Bestimmungen, die Art der Haut pp. Als Künstler muß er bei allem Ausdruck der | Eigenthümlichkeit doch das Kleine verwischen. Das Andere ist beim Portrait daß es der Ausdruck der geistigen Eigenthümlichkeit ist, Portrait des Charakters werden muß, dazu ist nicht genug daß der Künstler das Gesicht nur einmal sieht, sondern daß er mehr oder weniger die Manier des Menschen kennt, es gehört eine nähere Bekanntschaft vornehmlich der Art der Empfindungen und wie sie sich in der Physiognomie ausdrücken dazu, um die Züge herauszuheben die das Charakteristische eines solchen Menschen ausmachen, es ist ganz etwas Anderes wie sich jemand ruhig praesentirt, oder sofern der Künstler gleichsam das innere Portrait des Menschen kennt, dieß gehört zum geistigen Ausdruck als Hauptzweck im Kunstwerk und dieser ist in der gewöhnlichen Physiognomie weniger vorhanden. In Rücksicht des natürlichen Gesichts kann an die lebenden Bilder erinnert werden. Raphaels und anderer Meister Gemählde sind dargestellt worden, die Gewänder, Stellungen pp haben ausgedrückt werden können und wenn man keine Gallerie hat, so sind diese Darstellungen sehr erstaunlich, was aber die Physiognomie betrifft, so hat man allerdings schöne
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5 Geistige] Lö: Geistige mit der Realität zu einigen 5–6 der unmittelbaren … Menschen] An: 30 Handlungen 7–8 dieß aber … Ideal] Lö: Das Scheinen des Geistigen ist es, was der Künstler in seinen Productionen hervorbringt und dadurch wird zugleich die Gestalt Ideal. 9 Figur] Ke: Physiognomie 10–11 aber der … man] Ke: Wenn er aber ein wahrhafter Maler, ein Künstler ist, so muß er 13–14 Art der Haut] Ke: Arten der Haut, welche dem Reiche der Zufäligkeit und des bedürftigen Lebens angehören Lö: Haut wird geglättet und von solchen Äußerlichkeiten 35 gereinigt 16 Portrait des … muß] Ke: Particularität des Charakters erhalte 18 kennt] Ke: erkannt, ihn sprechen hören 19 Empfindungen] An: Empfindung, mit dem Gemüth, dem Charakter des Abzumalenden 21 eines solchen Menschen] Ke: einer Gesichtsbildung 24 gewöhnlichen] AnLöKe: ruhigen 26 Bilder] An: Bilder im Schauspielhause 27–29 die Gewänder, … erstaunlich] Ke: Was hier die Außenseite betraf, Decoration, Gewänder und drgl, so ließ 40 sich dies sehr gut darstellen, und man konnte völlig dabei befriedigt werden
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Personen dazu ausgesucht, aber was man weiter gesehen hat, dieß sind nichts als Alltagsgesichter gewesen, hübsche Mädchen wohl, aber im gewöhnlichen Leben ist das Große was der Künstler hineinbringt nicht vorhanden, und so mußte die Darstellung von dieser Seite mangelhaft bleiben. – Es gehört zum Idealischen auch daß die Bildung des Gesichts, die Formen entsprechend sind für sich dem Charakter der ausgedrückt werden soll. So sehen sich Raphaels Madonnen sehr gleich, hier sind die Formen, etwa das Auge, die Nase, Mund, Kinn, Form des Gesichts demjenigen Charakter ganz angemessen den solche Madonna ausdrückt, seelige freudige Mutterliebe, die aber demüthig, fromm ist. Alle Frauen sind allerdings dieser Empfindung fähig, aber man kann sich sehr wohl Personen erinnern deren Physiognomien nicht so adaequat sind den Ausdruck dieser Empfindung. So ist es auch mit der Physiognomie wenn sie lächelnd dargestellt werden | soll, es kann da ein Lächeln sich zeigen was zum Grinsen wird. So müssen also die Formen in Uebereinstimmung sein mit dem Charakter der in ihnen ausgedrückt werden soll und dieß bezieht sich, wie hier nur nach einer Seite bemerkt worden ist auf das ganze Gebiet der Kunst, z. B. dürfen tragische Personen nicht in lächerliche Situationen gebracht werden, indem sie z. B. Jugendstreiche machen, es ist zwar kein Widerspruch daß solche Personen sich dergleichen haben zu Schulden kommen lassen, es kommt vor, aber für die idealische Darstellung würde es unpassend sein, auch das Äusserliche muß so gehalten werden daß es der Idee angemessen ist, wenn es auch sonst schon eine größere Freiheit zuläßt. Nachdem wir auf diese Weise das Idealische bestimmt haben, so wenden wir uns drittens in diesem allgemeinen Theil zur näheren Bestimmung des Kunstschönen, betrachten es in seiner Bestimmtheit. Die nächste Bestimmtheit ist die daß das Kunstschöne ein Produkt des Künstlers ist, der Künstler ist es der die
2 hübsche Mädchen wohl] Ke: Mädchen, die in der That recht hübsch waren, und auch recht geistreich sein mochten 3 Leben ist … vorhanden] Lö, ähnlich Ke: unmittelbaren Leben ist das (Feinere, Tiefere Ke: geistige) nicht vorhanden, was der große Künstler in die Physiognomie 30 hineinbringt 7 das Auge] Ke: die Form der Stirn, die Augen Lö: Form des Gesichts, der Minen, der Augen 8 demjenigen] Ke: überhaupt das ganze dem Pn: die Mimik, Kummer u.s.w. dem 9 seelige freudige] Ke: seligen, und zugleich frommen demüthigen Lö: seligen demüthigen Pn: heilige 11 Personen erinnern deren Physiognomien] Ke: Physiognomien vorstellen, die während sie innerlich von solcher Empfindung beseelt sind, doch 21 so] Lö: 22 zuläßt.] Ke schließt 35 also, insofern es sonst durch die Natur bestimmt ist, so beschaffen und an: die Kunst ist es, welche alle Bedürftigkeit des äußerlichen Lebens, Daseins abstreift, und das Reelle frei von den Zufäligkeiten der Natur zu seinem Ideal zurükführt 23 auf diese Weise das Idealische] Ke: das Verhältniß der Kunst zu den ihr verwandten Gebieten der Wissenschaften angegeben, und das Wesen des Ideals im algemeinen 26 Produkt des Künstlers] Ke: Gesetztes, 40 ein Produkt des Künstlers An: Produkt des Menschen, ein Gesetztes LöPn: Product des Menschen, des Künstlers
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Idee scheinen macht an der Realität. Wir haben insofern diese abstrakte Bestimmtheit daß das Kunstschöne das eine Mal in seiner Objektivität und das andere Mal in seiner Subjektivität, in der des Künstlers zu betrachten wäre, die Subjektivität ist das was man Begeisterung, Manier nennt, sofern es der Partikularität zukommt. Was wir nun zunächst betrachten wollen ist das Kunstschöne als solches in seiner Objektivität und da haben wir die verschiedenen Seiten an demselben durchzugehen. Das Erste hierbei ist der formelle Begriff, die ganz formelle, abstrakte Bestimmung ohne den lebendigen, geistigen Inhalt, das 2te ist dieser Inhalt, nach seinen Bestimmungen die sich an ihm ergeben, das Besondere, das 1te ist das abstrakt Allgemeine, das 2te das Kunstschöne in seiner Besonderheit, dieß Besondere können wir die Handlung überhaupt nennen und bei ihr sind die Momente die vorkommen 1tens der Weltzustand in Beziehung auf das Handelnde | und dieß muß ein Selbstständiges überhaupt sein, das 2te ist die Situation, das Erregende der Handlung, das Äusserliche als erregend, die Differenz die in den Charakter gesetzt wird, das 3te ist das Bewegende, das Innerliche gegen diese Erregung Reagirende. Dieß sind die drei Momente die wir bei der Besonderheit, der Handlung des Kunstschönen durchzugehen haben. Das 3te des Ganzen ist die Individualität, der Charakter, die Einzelnheit, die zunächst zum Bewegenden die Thätigkeit hinzusetzt, die Individualität und das 4te ist die äusserliche Bestimmtheit, die Einzelnheit als äusserliche Einzelnheit, der äusserliche Lebenszustand. Dieß sind die einzelnen Momente des Kunstschönen die wir bei seiner Bestimmtheit zu betrachten haben. 1. D e r f o r m e l l e B e g r i f f . Der Begriff nach seiner abstrakten Bestimmtheit ist das ganz Formelle, so ist er die Einheit überhaupt und hier sind es zwei Gesichtspunkte von denen zu sprechen ist, erstens die Einheit, aber die abstrakte Einheit von Mannigfaltigem, dieß ist die Regelmäßigkeit überhaupt, zweitens die Einheit als Einfachheit und damit ist sie die Einfachheit einer besonderen, reellen Seite. Dieß sind die zwei Bestimmungen die wir zunächst beim formellen Begriff zu betrachten haben.
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1 Realität.] Lö: Realität; die Existenz ist mit vielen der Idee unangemessenem Beiwesen verunreinigt. 1–2 abstrakte Bestimmtheit] Ke: abstracten Unterschiede 4 Manier] Ke: Phantasie, Manier 7 verschiedenen] Ke: wesentlichsten 10 Inhalt] Ke: Inhalt, das concrete An: das Concrete 12 nennen] Ke, ähnlich Lö: nennen können, weil das geistige wesentlich | handelnd ist 13 der] Lö: Die Außenwelt. Der 16 Charakter] KeLö: selbstständigen Charakter 35 19 Individualität, der … Einzelnheit] An: die Individualität, der Charakter, das Einzelne Ke: Individualität des Charakters 20 Bewegenden] KeLö: Bewegenden, Substanziellen die Thätigkeit] Lö: das Formelle der Bewegung 24 1. D e r f o r m e l l e B e g r i f f .] Lö: A ) N ä h e r e Best i m mungen der Idee des Schönen / a) Der for mel le Beg r i f f, d ie Ein40 heit. 25 das ganz Formelle] Lö: ganz formell; das Formelle, das noch keinen Inhalt hat
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a. D i e R e g e l m ä ß i g k e i t . Sie ist im Allgemeinen ein Gesetz des Kunstwerkes, es ist der Begriff in seiner ganz abstrakten formellen Weise genommen, aber die Regelmäßigkeit erschöpft das Kunstwerk ganz und gar nicht, sie ist vielmehr das Unlebendige und sie kann zu einem Gesetz gemacht werden so daß die wahre Lebendigkeit aufgehoben wird. Der Regelmäßigkeit kommt die Seite der Äusserlichkeit zu die am Kunstwerke ist, an dem was äusserlich als solches ist kann die Einheit nicht erscheinen sie ist da nur verständige Einheit, oft Herrschaft des Begriffs genannt, es ist nicht wahre Einheit. Die erste Bestimmung ist daß diese äusserliche Einheit, Einheit des Mannigfaltigen ist, sofern dieß etwas Äusserliches ist. Die Regelmäßigkeit hat im Unorganischen ihre Stelle, was | dem Unorganischen als solchen angehört kommt wesentlich unter die Bestimmung der Regelmäßigkeit. Bei ihr wissen wir z. B. daß die Fenster in einem Hause regelmäßig sein sollen, es ist eine Einheit darin, eine Regel, eine Bestimmung, die Bestimmung der Größe herrscht, die Einheit herrscht in allen diesem, es ist Gleichheit und diese Einheit ist so beschaffen daß so ein Fenster bleibt was es ist, es ist selbst äusserliche Gleichheit, es ist Wiederholung von einer und derselben Bestimmung, die als wiederholt eine Gleichheit hervorbringt, wie gesagt nach der unorganischen Seite ist es daß die Regelmäßigkeit überhaupt fällt. In der Bewegung der himmlischen Körper ist sie, aber auch nicht als Lebendigkeit auch in den Pflanzen ist die Regelmäßigkeit noch sehr überwiegend, es ist da bestimmte Größe, bestimmte Zahlen die in bestimmten Theilen recurriren, auch am Thiere und am Menschen kommt die Regelmäßigkeit vor und ist enthalten in den Organen die nach dem Äusserlichen gerichtet sind. So Arme, Beine und alle die Glieder die dem Verhalten des Menschen nach Aussen angehören, wo dann Zweiheit vorhanden ist, der die Bestimmung der Gleichheit zum Grunde liegt, wie beim Auge, Ohr, weil dieß Organe des äusserlichen Verhaltens sind, so ist hier auch
1–2 des Kunstwerkes] Ke: der Kunst Lö: des Künstlers 3 das Kunstwerk] Ke: die Natur des Kunstwerks 4 Gesetz] Ke: starren Gesetz 5 wahre Lebendigkeit] Ke: wahre Schönheit, 30 d.i. | die Lebendigkeit Pn: vollkommene Schönheit 7 nicht erscheinen] LöKe: auch nur auf eine äußerliche Weise seyn 8 es ist nicht wahre Einheit] Lö: Begriff ist dann genommen in der Bedeutung der blos äußerlichen, nicht der vernünftigen Einheit. 9–10 daß diese … ist] Lö: Regelmäßigkeit des Mannigfaltigen, was also nicht organisch, sondern auf eine nicht selbstständige Weise äußerlich ist 10 hat] An: hat also vorzüglich 11 Stelle] Lö: Stelle; damit aber kann 35 die Einheit nur als eine Äußerlichkeit erscheinen 16 ist1] Ke: ist, wenn auch die andern zerstört werden 18 hervorbringt,] Lö: hervorbringt. Vom Unterschiede der Symmetrie und Regelmäßigkeit nachher. 19–20 himmlischen Körper] Lö: Himmelskörper, der Crystallisationen 21 sehr überwiegend] Lö, ähnlich Ke: viel größer, wie in der thierischen Lebendigkeit 25 Verhalten] KeLö, ähnlich Pn: praktischen Verhalten 26 Gleichheit] Pn: einfachen Gleichheit und 40 Regelmäßigkeit 27 Ohr] Ke: während die inneren Eingeweide, Herz, Lunge, Gedärme, in ihrer Gestaltung keine Regelmäßigkeit zeigen
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eine Gleichheit vorhanden. Nur gebrauchen wir besonders den rechten Arm, die rechte Hand, man sagt zwar es sei zufällig daß der rechte Arm vorzüglich darin geschickt gemacht werde, aber es ist nicht ausdrückliche Gewohnheit, sie sind zwar beide gleich, aber die Stellung des Körpers, der Brust macht es daß der rechte Arm sich ausschickt nach Aussen und sich diese Geschicklichkeit giebt größer als die des linken Arm’s, es ist hier zwar auch eine Regelmäßigkeit aber nur nach der Seite daß das Organische sich nach der Seite der Äusserlichkeit verhält. Die Symetrie hängt mit der Regelmäßigkeit zusammen, aber sie ist eine Regelmäßigkeit von verschiedenen Existenzen, sofern in Ansehung ihrer eine Unterbrechung stattgefunden hat und eine Ungleichheit darin vorgefunden ist. | z. B. wenn an einem Hause auf einer Seite drei Fenster liegen, gleich hoch und gleich breit, es kommen dann in einer gewissen Entfernung wieder drei und dann wieder drei und die beiden äusseren drei verhalten sich in gleicher Weise zu den mittleren, so sind sie in Symetrie, sofern ihr Zusammenhang zugleich auch unterbrochen ist. Regelmäßigkeit und Symetrie haben besonders in der Architektur ihre Stelle, die Architektur macht die Umschliessung aus für die unorganische Welt, diese hat hier hauptsächlich ihren Sitz, rechte Winkel, grade Linien gehören besonders der Regelmäßigkeit an, ebenso die cubische und die Kreisform die die regelmäßigste ist und deswegen die unlebendigste. Die Elypse ist schon eine lebendigere Figur, da sind von einem Mittelpunkte aus die Linien ungleich, aber auch in dieser Ungleichheit ist ein Gesetz. – Ebenso ist nun auch in der Poesie, Musik, in den Versen, die Regelmäßigkeit und Symetrie eine wesentliche Bestimmung, der Takt in der Musik, Zeitmessung, Tackt in den Versen, die Zeit in der diese Töne vorübergehen ist selbst Form, abstraktes
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1 Gleichheit vorhanden] Lö: Gleichheit wegen ihres Verhaltens nach außen; es ist zwar in ihr auch eine Ungleichheit 10 verschiedenen Existenzen] Lö, ähnlich Pn: Theilen, von verschiedenen Existenzen 12–16 wenn an … ist] Lö: Wenn an einem Hause von drei Reihen Fenstern, die erste und dritte sich zur zweiten gleich verhalten, so ist Symmetrie vorhanden. Diese Art der Regelmäßigkeit bezieht sich auf das, was seiner Natur nach dem Äußern angehört. Ke: Je 3 in jeder 30 Hinsicht einander gleiche Fenster, welche von einem größern, das sie von einander trennt, gleich weit entfernt sind, stehen in Symmetrie. 16 haben] Ke: haben in der Kunst 17 Stelle] An: Stelle. Eben so in der Musik, worüber in der nächsten Stunde 17–18 Umschliessung aus … Welt] Ke: u n o r g a n i s c h e U m s c h l i e ß u n g d e r g e i s t i g e n I n d i v i d u a l i t ä t a u s Pn: unorganische Umgebung, Umschließung der geistigen Individualität aus 18 Sitz] Lö: Sitz. Gleiche 35 Wiederhohlung von Säulen 19 Regelmäßigkeit an] Lö: Regelmäßigkeit. Der rechte Winkel hat zu seinem Gegenwinkel einen gleichen (Ms: hat) und daher ist er der regelmäßige. Ke: der rechte Winkel hat sich selbst zu seinem Nebenwinkel, und die gerade Linie hat von allen Linien die wenigste Mannigfaltigkeit. 20 die Kreisform … unlebendigste] Lö: Im Kreise ist Gleichheit der Entfernung der Radien vom Mittelpunkt 25–583,1 ist selbst … Anschauen] Ke: sind selbst For- 40 men des abstracten Anschauens, des sinnlichen
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Anschauen, Form der Äusserlichkeit. Also dieß Sinnliche, daß die Einheit als das Äusserliche zum Vorschein kommt, dieß in Regelmäßigkeit gebracht wird, die Weise der Einheit wie sie erscheinen kann am Äusserlichen als solchen, diese Bestimmungen nun müssen wieder gleich sein, im Verhältniß der Gleichheit zu einander stehen z. B. der Tackt in der Musik, in den Versen die Wiederkehr, die Wiederholung einer Gesammtheit, die Wiederkehr der Strophe, auch der Reim gehört zu dieser Regelmäßigkeit. Der Reim ist der bloß sinnliche Klang und die Wiederkehr dieses bloß sinnlichen Klanges ist die Regelmäßigkeit, wie sie im Klange zum Vorschein kommt, es liegt gleichsam eine magische Kraft im Tackt der Verse und auch im Reim. Diese Wiederkehr ist etwas Subjektives, und diese Subjektivität, diese abstrakte Einheit der Gewißheit meiner selbst ist es die mir darin vorkommt, es ist der Klang etwas ganz zufälliges, äusserliches, fremdes und was hineingelegt wird ist das Subjektive. Die Natur der Musik, des Verses ist es das sich mit dem rein Selbststischen im Zusammenhang setzt, es ist nicht der Inhalt, das Gegenständliche was hier wirkend ist, sondern es ist eine | in dem Gegenständlichen gemachte Bestimmung die nicht diesem Inhalte angehört sondern nur mir, eben dieser abstrakten Einheit, es ist etwas Leeres dieß Abtheilen und grade dadurch wird es in das Innerste hineingebracht, es klingt im reinen Subjekt, in meiner reinen Subjektivität damit an, zum Style des Verses gehört gleich das mit daß es Vers ist, daß diese Einheit in der sinnlichen Seite dem Ton, dem Worte Gewalt anthut, es wird aus der sinnlichen Sphäre zugleich herausgerückt, man sieht gleich daß es hier um etwas Anderes zu thun ist als daß man sich in seinem gewöhnlichen Bewußtsein gehen läßt.
Äusserlichkeit. Also dieß Sinnliche] Lö: Äußerlichkeit des Sinnlichen. Dies äußerlich Sinnliche 5–6 der Tackt … Strophe] Lö: Dieser Verlauf der Zeit wird unterbrochen | und erhält Bestimmungen, die im Verhältnisse der Gleichheit zu einander stehn müssen. Der Tact nun als solcher ist das Erste; ein weiteres ist die Wiederkehr ganzer Strophen und Verse 6 der Strophe] Ke: des ganzen Rythmus, der Strophen 8 dieses bloß] Pn: ein und 30 desselben 9 magische Kraft] Ke: tiefe, magische Macht 10 der Verse und auch im Reim] Lö: der Musik und des Verses ist etwas Subjektives.] AnLö: ist nichts Objektives, sondern Ke: Es ist in diesen Versen, Reimen, Takten, nichts objectives, sondern nur subjectives. 12–13 es ist … fremdes] Ke: Dem Klang | ist es gleichgültig, so oder so unterbrochen zu sein, den Wörtern ganz zuf ällig, ob sie zusammenklingen, oder nicht An: dem Klange ist es etwas ganz 35 Zuf älliges so gehemmt, unterbrochen zu seyn und daß diese Hemmungen den vorhergehenden gleich sind 14 mit dem rein Selbststischen] Ke: mit der abstracten Einheit meiner Selbst 15 Gegenständliche] Lö: Gegenständliche, welcher Art es sey 17 Inhalte] Lö: Inzum Style des Verses] Ke: Für die halte, diesem Objectiven An: Objektiven 20 Poesie 21 dem Ton, … anthut] Ke: an den Tönen, den Wörtern, eine Gewalt und eine Besti40 mung erhält, die ihr als solcher nicht zukommt 22 Sphäre] Lö: Sphäre, indem es sinnlich bleibt hier] Ke: in den Versen
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Diese Regelmäßigkeit geht nun auch noch weiter hinauf und mischt sich in eigentlich lebendigen Inhalt, bei einem Gedicht das abgetheilt ist wie ein Drama, da ist es daß diese Abtheilungen eine ungefähre Gleichheit miteinander haben, eine gewiße Symetrie, die jedoch nicht auffallend gemacht werden muß. Gruppirungen macht man am liebsten pyramidalisch, doch muß dieß nicht überwiegend sein. In alten Gemählden findet man die Maria dargestellt, neben ihr stehen zwei Heilige, weiter herunter wieder zwei und so fort, da ist dieß so ganz symetrisch geordnet aber diese zu bestimmte Symetrie gehört dem Anfange der Kunst an, sie muß nicht so bestimmt hervortreten, aber das Ganze muß immer eine Gleichheit haben, wenigstens müssen die Theile nicht auffallend ungleich gegen einander gemacht werden. – Die Regelmäßigkeit bezieht sich vornehmlich auf quantitative Bestimmungen, Bestimmung der Größe, es ist diese Bestimmung eine äusserliche, gleichgültige Bestimmtheit, Gleichheit in der Anzahl, in den Abschnitten der Zeit pp. Was nicht mehr der Äusserlichkeit angehört, von dem tritt diese bloß quantitative Bestimmtheit zurück, wird herabgesetzt. Die Linien am organischen Körper sind keine graden, sondern da treten Verhältnisse ein, Formen, Gesetze, die nicht mehr Verhältnisse von Zahlen sind. Als Linie der Schönheit ist von Hogarth die Wellenlinie angegeben, die Umrisse eines Arms pp sind Rundungen die aber etwas von der Eilinie haben, es sind weder Kreise, noch Elypsen, die Elypse läßt sich in zwei Hälften theilen die einander gleich sind, dieß ist bei der | Eilinie nicht der Fall, die eine Hälfte nähert sich da dem Kreise, während die andere mehr der Spitze zugeht, dieß sind Linien, die sich nicht auf bestimmte Formen zurückbringen lassen, wo Verhältnisse von einer Zahl zur an2–3 bei einem … Abtheilungen] Ke: Die Gesänge eines weitläufigeren Gedichts, die Akte eines Dramas müssen 4 eine gewiße Symetrie] An, ähnlich LöPn: Beym Gemählde ist eine gewisse Symmetrie nöthig 5 pyramidalisch] An: pyramidalisch in alten Gemählden 6–7 findet man … ihr] Lö: ist Maria die höchste Spitze und rechts und links Ke: wo die Maria obenan, daneben 7 weiter herunter … fort] An: darunter Engel dgl. Ke: daneben wieder 2 niedrigere 8 symetrisch] Lö: symmetrisch pyramidalisch bestimmte Symetrie] An: steife Symmetrie Lö: zu steife bestimmte Einheit Ke: steife, bestimte Gleichheit 9 muß] Ke: darf in der vollendeten 12 Bestimmungen] AnLö: Verhältnisse 13–15 es ist … angehört] An: Deßwegen herrscht die Bestimmung der Größe vornehmlich bei Regelmäßigkeit, sowol im Raume als in der Zeit. Ke: diese gleichgültige quantitative Bestimung herrscht ja in dem Felde der Äußerlichkeit, und in diese gehört die Regelmäßigkeit 17 graden] Ke, ähnlich Lö: keine geraden Linien, bilden keine rechten Winkel 18 Verhältnisse von Zahlen sind] Ke: im Verhältniß von Zahlen stehn, sondern eine qualitative Bestimung des quantitativen gegeneinander haben. Schon die Ellipse ist nicht mehr eine formelle Linie Pn: eine qualitative Bestimmtheit des Quantitativen gegen einander Lö: Die Ellipse ist schon weniger regelmäßig 19 Wellenlinie] An: Wellen- oder Ey-linie Ke: eirunde Wellenlinie angegeben] Ke: angegeben ist, und mit der die Linien am Körper des Menschen oft große Ähnlichkeit haben 24 wo] wo nicht
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deren herrschend sind, sondern nur Verhältnisse des Qualitativen zum Quantitativen und es ist im Quantitativen selbst wo die Verhältnisse des Qualitativen beginnen. Bei der Regelmäßigkeit ist auch das zu bemerken was man Harmonie nennt. Harmonie ist selbst etwas Weiteres, z. B. wie das Verhältniß von Grundtönen zu den Terzen, Quinten pp, sie ist nicht diese Regelmäßigkeit, auch nicht bloß Symetrie, die Harmonie ist etwas Weiteres. Harmonie der Farben hat zum Theil den Sinn daß in einem Gemählde die Farben in einem gleichförmigen Ton sich verhalten, daß das Grelle zugleich vermieden ist. Diese Harmonie ist auch bei allen Künsten anzuwenden, zur Farbe aber gehört das Besondere, daß Blau, gelb, roth und grün den Grund der Farbe ausmachen, sie stehen durch den Begriff in einem bestimmten Zusammenhange, in einem Gemählde empfindet man die Wirkung wenn diese Totalität der Farbe sich darin zeigt, die Vollständigkeit des Kreises darin vorhanden ist der einer gewissen Bestimmung der Farbe angehört. Die alten Mahler haben zum Theil darauf achtgegeben und die Farben so gegeneinander gestellt wie es ihre Natur fordert, aber mit solchen Bestimmungen gehen wir schon zum qualitativen Inhalt über, wo das Qualitative sich verhält ist das Eine so, das Andere anders bestimmt, aber der Zusammenhang der daraus hervorgeht ist nicht der wie bei der Symetrie. Die Regelmäßigkeit ist eine Verstandeseinheit, man muß wissen wo ihr Platz ist und wo sie hingehört und sie gehört wesentlich da hin wo die äusserliche Seite ist. 2–3 es ist … beginnen] Lö: Es liegen vielmehr hier dem Quantitativen qualitative Verhältnisse zu Grunde (Differenzialrechnung) Ke: Was übrigens qualitative Verhältnisse des quantitativen sind, wird dem nicht unbekannt sein, der in der Differenzialrechnung bewandert ist. Denn unendlich kleines, das sich zu unendlich kleinem verhält, steht in einem qualitativen Verhältniß. 6–7 Regelmäßigkeit, auch … Symetrie] Ke: Gesetzmäßigkeit, aber nicht diese Regelmäßigkeit, wo eines zum andern | sich gleich verhält, auch nicht bloße Symmetrie, sondern schon ein qualitatives Verhältnis An, ähnlich Pn: nicht diese Regelmäßigkeit, auch nicht bloße Symmetrie, sondern schon qualitativer Art Lö: Sie ist schon höher als die Symmetrie. 8 gleichförmigen] An: gewissen Pn: gewissen gleichförmigen Ke: gleichmäßigem 9 zugleich vermieden ist] An: nicht so sehr hervortritt; doch kann auch die Totalität der Farben darunter verstanden werden Ke: theils aber besonders, daß die Totalität der Farbe sich im Gemälde zeige 11 den Grund … ausmachen] Ke, ähnlich Pn: die Totalität der Farbe ausmachen An: sind die reinen 12 den Begriff ] LöPn, ähnlich Ke: die Natur des Begriffs 13 empfindet man] Grundfarben Lö: Man empfindet, wenn auch bewußtlos 14–15 der einer … Farbe] Pn: dem die Farbe 15 Die] An: Das ist auch eine Regelmäßigkeit, aber mehr eine Regelmäßigkeit der Harmonie. Die 16 achtgegeben] Lö: Acht gegeben. Es ist eine ganz bewußtlose Befriedigung, daß man hier die Gesammtheit der Farben erblickt. 17 zum qualitativen Inhalt] An, ähnlich Lö: auf einen qualitativen Zusammenhang, auf einen Zusammenhang des Inhaltes, Zusammenhang von Verschiedenem 19–20 der Zusammenhang … Symetrie] An, ähnlich Lö: dieser Zusammenhang ist nicht mehr der, den wir Regelmäßigkeit, Symmetrie nennen Ke: so ist hier nicht bloße Regel mäßigkeit, sondern Harmonie vorhanden
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b. Das Zweite ist das was die E i n f a c h h e i t des Äusserlichen genannt werden kann. Die Einfachheit ist auch eine äusserliche Bestimmung, wo sie zum Vorschein kommt verlangen wir daß es als Eins erscheint, so z. B. der spiegelglatte See pp wir wissen auch einen reinen Ton der Stimme und einen unreinen zu unterscheiden, der Ton der unrein ist, ist ein solcher wo noch Anderes | mit herein kommt, wo der Ton sich nicht rein aus der Brust oder aus der Kehle formirt und sich ein Geräusch bildet d.h. wo ein dem Tone Verschiedenartiges sich erzeugt und da hören wir eine Vermischung, ein metallisches Erzittern, Erklingen in sich selbst. So sind bei den Vokalen a. e. i. o. u reine Töne, die Doppellauter dagegen sind unrein, es ist nur ein Ton, aber wir merken daß er nicht einfach ist. Ebenso ist es in Ansehung der Farbe, in der Bestimmung daß die Farbe schön sei, die Schönheit der Farbe ist ihre reine Einfachheit. Besonders bei alten Gemählden ist das Roth nur roth, sticht nicht in Blau oder Gelb, Scharlachroth sticht schon in’s Gelbe, bei anderem Roth geht es ins Blaue über, Roth ist aber nur roth und so einfache Farben sind die ausdrucksvollsten. Viele Mahler haben dem Ausdrucksvollen die reine Farbe gegeben, der Maria blaue, dem Joseph rothe, den Nebenpersonen violette Kleidung als Mischfarbe, natürlich darf noch viel weniger Farbenschmutz vorhanden sein; spaeter haben die Mahler nur vermischte Mittelfarben genommen z. B. Gelbgrau. Um nun die Farben in ihrer abstrakten Reinheit zu gebrauchen, dazu gehört das Studi1 E i n f a c h h e i t ] An, ähnlich Pn: E i n f a c h h e i t , R e i n h e i t 2 äusserliche] AnPn: abstrakte sie] Lö: das Sinnliche, Äußerliche An: das Sinnliche Ke: das äußerliche 3 als Eins erscheint] An: in sich eine Einheit, nicht eine Einheit von Verschiedenem sey KeLö: als Eines, Einfaches 3–4 der spiegelglatte See] An: So das Meer in seiner Ruhe, oder in seiner Bewegung zu sehen, ist eine befriedigende Einheit. Ke: Ein spiegelheller See, ein glattes, ruhiges Meer ist in seiner Einheit mit sich selbst ein befriedigender Anblik, eine gerade Linie soll scharf und genau sein Lö: Das glatte, ruhige Meer ist ein Anblick, der befriedigend ist. So fordern wir, daß gerade Linien rein, einfach, scharf seyen. 4–5 wir wissen … unterscheiden] Lö: Den Ton verlangen wir rein 4 reinen] An: einfachen Ton, einen reinen 6 herein kommt] Lö: hineinkommt, ein äußeres Hinderniß Ke: im Ton darf kein äußeres Hinderniß, kein Geräusch, hineinklingen 7 formirt] An: formirt, da ist er noch nicht filtrirt 8 Vermischung] Lö: Vermischung, die dem Ohr zuwider ist 9–10 die Doppellauter … unrein] Pn: die Diphtonge sind unreine, Ke: Diphthongen An: und vermischt ü,ä,ei 11 ist1] Ke: sind, wenn sich gleich nur ein Thon hören läßt 12 reine Einfachheit] Ke: reine Einfachheit, und die einfachen Farben, welche weder in diese noch in jene hinüberstechen, sind die ausdrucksvollsten Pn: Einfachheit, Reinheit 13 Roth] An: Krapp- oder Rosenroth Pn: Rosenroth 14 Blaue] An: Blaue, wie das Violette 15–16 Viele Mahler … Ausdrucksvollen] AnLö, ähnlich Ke: ( Viele Ke: Die alten) Maler haben dieses beobachtet, und den Hauptfiguren 16–17 blaue, dem Joseph rothe,] Ke, ähnlich Pn: ein blaues Gewand, dem Joseph einen rothen Mantel An: ( Joseph rothen Mantel ff ) 17 violette Kleidung als Mischfarbe] Ke: grün, violett Pn: in gemischten Farben in grün, violett und anderen Zwischenfarben AnLö: Zwischenfarben 18–19 spaeter haben … Gelbgrau] An: was bei den neuern Malern besonders der Fall. Nur das Gelbe ist bei ihnen einigermaßen noch rein 20 das] Ke: ein eignes schweres
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um sie in Harmonie zu setzen, auch hier fordern wir die abstrakte Reinheit, Einfachheit. 2. D i e H a n d l u n g . Das Bisherige betraf die formelle Einheit, das Zweite ist das Konkrete des Kunstschönen als Handlung, die erfüllte Einheit. Die formelle Einheit am Kunstschönen fällt in die äusserliche Seite, die immanente Seite bezieht sich auf den Inhalt, die Einheit des Kunstschönen ist als inhaltsreiche Einheit zu betrachten. Dabei ist nun das Erste die eigenthümliche Selbstständigkeit, das Zweite wird die Situation sein, die Differenz sofern sie in dieser inhaltsreichen Einheit gesetzt ist, und das dritte ist dann die Macht, das Erregende. a) D i e S e l b s t s t ä n d i g k e i t . Das Erste ist die inhaltsreiche Einheit für sich, so können wir es das Selbstständige nennen, seine konkrete Substantialität, seine Beziehung auf sich selbst. Zunächst wenn uns dieser Inhalt in seiner Selbstständigkeit erscheint so können wir es das Göttliche, das in sich Allgemeine nennen, so | hat das Allgemeine sogleich einen Gegensatz an dem Besonderen, an der Einzelnheit oder das Allgemeine, wenn wir es auch als göttlich bestimmen, ist wahrhaft nicht selbstständig, es fehlt ihm die Subjektivität und die wahre Selbstständigkeit, wir müssen also die Form betrachten wie das Allgemeine vorhanden sein muß, daß diese Gestalt selbstständig sei, sofern es das Eigene der Subjektivität ist. Wenn wir den Gedanken des Allgemeinen haben, so ist es auch unser eigenes, aber es ist eine Trennung, eine Differenz vorhanden die wir noch nicht betrachten, sondern wir fangen von der Selbstständigkeit an 2 Einfachheit] Ke schließt an: und neuere Maler haben dies zum Theil sehr vernachlässigt 5 immanente Seite] LöPn: immanente Einheit An: zur erfüllten, immanenten Einheit 8 die Differenz sofern sie] Lö: d a s E r r e g e n d e , i n s o f e r n es 9–10 die Macht, das Erregende] AnLö: das Bewegende, die Macht, diese Differenzen aufzuheben Pn: d a s B e w e g e n d e , oder d i e Macht, d iese Dif feren z auf zu lösen 11 die inhaltsreiche Einheit für sich] An, ähnlich Ke: das Kunstschöne also in seiner inhaltsreichen Einheit (Ke: für sich) 12–13 so können … selbst] An: seine konkrete Substanzialität, seine Seligkeit, seine Ruhe auf sich selbst Ke: Wir können dies seine Selbstgenugsamkeit, seine concrete Substanzialität, seine Seligkeit nennen Pn, ähnlich Lö: Diese inhaltsvolle Einheit nennen wir die Selbstandigkeit seine concrete Substantialität, seine Seligkeit, seine Ruhe, seine Beziehung auf sich selbst. 13–14 in seiner Selbstständigkeit] Ke, ähnlich Lö: in seiner Ruhe 15 so] Lö: Wenn wir es aber als das in sich selbst Concrete Allgemeine fassen, so Allgemeine] Ke: algemeine, obgleich als in sich concret gefaßt 17–18 die wahre Selbstständigkeit] An: wir müssen es fassen als Einheit des Allgemeinen selbst und der Subjektivität Ke: Die wahrhafte Selbstständigkeit, in sofern sie wahrhaft concret sein soll, muß als Einheit des algemeinen und Individuellen genommen werden. Pn, ähnlich Lö: die wahrhafte Selbständigkeit müssen wir als Einheit des allgemeinen Selbst und der Individualität oder Subjectivität fassen 18 Form] An, ähnlich Pn: Form, die Art und Weise 20–21 Wenn wir … ist 2 ] An, ähnlich Lö: Das Allgemeine muß das Eigene der Subjektivität seyn, nicht als ein Gedanke Ke: Die Gestalt ist nur selbstständig, insofern das algemeine das Eigenthum des Subjects ist, und zwar muß hier dies algemeine als Eigenthum des Subjects, nicht als Gedanke sein, denn so wäre 22 wir noch nicht betrachten] Lö: wir hier nicht betrachten Ke: noch nicht hier zum Vorschein kommt
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als unmittelbare Einheit. Wenn diese Seite vorhanden ist, der Subjektivität und des Allgemeinen so ist im Innern schon diese Unterscheidung gesetzt daß das Allgemeine eine selbstständige Existenz hat, das Allgemeine muß eigen sein dem Subjekt, als im Gemüth der Individualität, im Charakter. Dieß ist zuerst die allgemeine Bestimmung, es muß aber hinzugesetzt werden, wenn das Allgemeine der Individualität eigen ist, dem Gemüth angehört, so ist das Allgemeine zugleich als ein Zufälliges vorhanden, damit hat es noch kein Bestehen für sich selbst, sondern gehört dem Individuum an und als eine Besonderheit, Eigenthümlichkeit des Individuums oder näher ausgedrückt es ist damit gesetzt ein besonderer Weltzustand den wir noch weiter betrachten wollen. Im konkreten Begriff des Kunstschönen und was ich zunächst als Handlung bestimmt habe ist die erste Form die zu betrachten ist diejenige, welche ich die formelle Selbstständigkeit der Gestalt genannt habe. Von dieser Selbstständigkeit der Gestaltung habe ich noch angegeben, daß wir sie nicht nur als Idee aufzunehmen haben, sondern als in ihrer Unmittelbarkeit, unmittelbar selbstständige Gestalt. Darin liegt daß die selbstständige Gestalt, dadurch daß sie unmittelbar ist eine zufällige wird, es ist dieß ein logischer Uebergang, die Bestimmung in der Existenz erscheint sogleich als ein Zufälliges. Diese Zufälligkeit ausgedehnt zu einer allgemeinen Form, Weise hängt zusammen mit der Vorstellung | eines Weltzustandes überhaupt, einer äusserlichen allgemeinen Weise in der das Substantielle, Geistige vorhanden ist. Näher ist diese formelle Selbstständigkeit so zu fassen, daß das was substantiell, wesentlich ist, das Allgemeine, vorhanden ist in der Weise eines subjektiven Willens, als Eigenthümlichkeit eines subjektiven Willens und damit hängt zusammen die Zufälligkeit eben daran, daß das Allgemeine, Wesentliche, Rechtliche in einen individuellen Willen, Charakter gesetzt ist und diese partikulare Eigenthümlichkeit hängt so zusammen mit einem besonderen Weltzustand, daß das Allgemeine hier nicht auf nothwendige Weise
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1 unmittelbare Einheit] Ke: unmitelbar erste Einheit anfangen, als Gemüth, als Charakter Seite] AnLöPn: Scheidung 2 Allgemeinen] An: Allgemeinen als eines Gedankens 2–3 im Innern … hat] An: sie im Innersten da, und sie muß auch als äußerlich da 30 seyn Lö: dieser Unterschied schon im Innern vorhanden und dieser kann und muß auch als äußere Trennung der Subjectivität vom Allgemeinen vorhanden seyn 4 als] Lö: und zwar nicht sofern Subjectivität der allgemeine Geist ist, sondern 6 der Individualität … Gemüth] Ke: so unmitelbar eigenthümlich ist, und nur dem Gemüth, Gefühle Lö: so unmittelbar der Individualität eigen ist und dem Gefühle das Allgemeine] Ke: es nach einem logischen Uebergange 7 vorhanden] 35 Lö: vorhanden und gehört in die Besondernheit eines Jeden 7–8 damit hat … selbst] An: darin hat es noch keine Selbständigkeit für sich Lö, ähnlich Ke: Es existirt das Allgemeine nicht als Nothwendigkeit Pn: es ist keine Nothwendigkeit, daß das Allgemeine existirt 18 Diese Zufälligkeit] Pn: Die Selbständigkeit der Gestalt ist zufällig und wird 25 Wesentliche, Rechtli40 che] AnLö: Substantielle
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sich wirklich macht, sondern durch particulare Individualität. Dieß ist die allgemeine Bestimmung. Um dieß deutlicher zu machen, näher zu bestimmen, den Zustand anzugeben der unterschieden ist von der genannten Selbstständigkeit, so ist diese Bestimmung zunächst zu betrachten. Es ist dieß der Zustand, wenn das Substantielle, Sittliche, die Ordnung vorhanden ist als objektive Ordnung, wenn das was in der Bestimmung der vernünftigen Freiheit liegt als eine fürsichseiende und damit äusserliche Nothwendigkeit vorhanden ist, welche besteht gleichgültig gegen besondere Individualität und als Macht dagegen wenn sie sich dem Allgemeinen entgegensetzt. Dieß ist das Verhältniß eines Staats der den Namen Staat verdient; nicht jede Gesellschaft, patriarchalische Verbindung pp ist Staat, im Staate sind die Gesetze, Rechte, Gewohnheiten das Vernünftige des Willens, diese sind in ihrer Abstraktion vorhanden und werden geltend gemacht nach dieser, nach ihrer Allgemeinheit. Es kann ein solches Verhältniß auch bestimmt werden als ein vorhandener Unterschied vom Geistigen, vom Verstande gegen die Lebendigkeit. Lebendigkeit ist wo das Allgemeine (und hier ist Menschliches, wesentlich Geistiges unser Gegenstand,) das Rechtliche, Wesentliche in unmittelbarer Einheit mit der | Individualität, mit der Subjektivität ist, der Gegensatz bestimmt sich so als gesetzmäßiger Verstand des Geistigen gegen die Lebendigkeit desselben. In einem modernen Staate, gebildeten Zustand ist Recht, Gerechtigkeit, Wissenschaft selbstständig für sich vorhanden als eine öffentliche Macht und Gewalt und wird so gehandhabt. Das Individuum schließt sich nur an solche Ordnung an, hat seinen partikularen Willen derselben zu unterwerfen, diese steht fest für sich und es ist das Wahrhafte der Staaten daß diese Ordnung fest ist gegen die Partikularität der Willkühr, Meinungen pp. Die Handhabung des Rechts, die Einsicht überhaupt in das Rechtliche, Sittliche beruht nicht auf besondere Willkühr dieser oder jener
1 Individualität] Pn: Individualität oder Willen 4 unterschieden] Lö: entgegengesetzt oder wenigstens unterschieden 4–5 diese Bestimmung] AnPnLö: (der Lö: dieser) entgegengesetzte 30 Zustand 6 Sittliche] Ke: rechtliche, sitliche 7–8 eine fürsichseiende] Lö: an und für sich Seyendes 9–10 als Macht … entgegensetzt] AnKe: als eine Macht gegen (die besondere Individualität, welche Ke: das besondre, welches) sich diesem Allgemeinen entgegensetzen will 12 Vernünftige] Pn: Wesentliche 14 nach dieser, … Allgemeinheit] Lö: durch ihre Abstraction, ihre Allgemeinheit 15–16 vom Verstande gegen die] An: vom Verstande des Rechtlichen mit 35 der allgemeinen 19–20 der Gegensatz … desselben] Ke: Die Gerechtigkeit existirt im Gegensaz gegen die subjective Lebendigkeit, wo das Allgemeine, Wesentliche, in unmitelbarer Einheit mit dem Subject ist, als gesetzmäßiger Verstand, als Macht und Gewalt 24 diese steht … sich] Pn: Die allgemeinen Verhältnisse sind für sich in die Existenz gesetzt und geltend 24–26 das Wahrhafte … Meinungen] Ke, ähnlich Lö: die wahrhafte Organisation des Staates, daß dies sitliche, rechtli40 che | so (Lö: als an und für sich) gegen die subjective Particularität feststeht 26 Handhabung] Ke: Einsicht und Handhabung
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Individuen. Rechtliche Handlungen, gesetzliche Handlungen die im Interesse des Ganzen geschehen, sind mehr Beispiele einzelne Fälle die nur beiherspielen neben dieser für sich festen Ordnung. Wenn das Vernünftige als solche Ordnung vorhanden ist, so ist damit verbunden, oder diese Ordnung ist bedingt dadurch daß das Concrete der Handlung nicht diesem oder jenem besonderen Individuum, nicht seiner Willkühr, Kraft, Macht, Tapferkeit anvertraut ist, sondern daß das Concrete vertheilt ist. Im Zustande unseres Staates ist so jede besondere Handlung getheilt z. B. daß ein Verbrechen bestraft wird ist nicht Sache des Heldenmuths eines Individuums für das Recht, die ganze Handlung ist in viele Theile getheilt, dem Individuo kommt nur zu die Ausführung eines Moments der conkreten Handlung. Eine solche Handlung hat viele bestimmte, unterschiedene Momente in ihr, Untersuchung der That, Urtheil darüber, Vollstreckung, diese Hauptgesichtspunkte sind verschiedenen Individuen übergeben und das Individuum hat nur eine Seite der conkreten Handlung zu übernehmen und damit thätig zu sein. Jedes dieser Momente ist wieder verschieden in verschiedenen Stufen und vertheilt an die Thätigkeit ver|schiedener Individuen und daß im Ganzen das Recht herauskommt geschieht dadurch daß jedes der Individuen seinen Theil vollbringt, so daß aus dieser besonderen Thätigkeit das Ganze resultirt, aber als eine Ordnung. Ein conkretes Ganze ist in einem gebildeten Staate so also unter verschiedenen Individuen vertheilt und was das einzelne Individuum dabei thut ist nur eine Seite des Ganzen. In diesem Zustande kann man nicht sagen daß die Individualität, die Gestalt selbstständig ist, der Begriff regiert da wie man sagt und dieser Herrschaft des Allgemeinen ist die Individualität unterworfen, die Lebendigkeit derselben ist darin aufgehoben. In einem solchen Zustande ist das conkrete Ganze nicht That, nicht Wirkung der individuellen Gestalt.
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3 neben dieser … Ordnung] AnPnKe: bei (diesem für sich Ke: dem) vesten Ganzen 4 Ord7 Concrete] Lö: nung 2 ] Lö: gesetzmäßiger Zustand An: Ordnung, gesetzmäßiger Zustand Concrete, was zu thun ist 7 vertheilt] Ke: unter Viele vertheilt 8 daß ein Verbrechen bestraft] Lö: daß ein Unrecht aufgehoben Pn: eine gerichtliche Handlung daß ein Verbrechen be- 30 straft, ein Unrecht das geschehen aufgehoben 9 für das Recht] Ke, ähnlich Lö: und des Sinnes für Recht bei einem einzelnen die ganze] Lö: sondern, daß das Recht geschieht, diese concrete 11 Moments] An: solchen einzelnen Momentes Lö: solchen Theiles 10–11 der conkreten Handlung] Ke: des concreten Ganzen 11 solche] AnLö: solche konkrete 13 Urtheil darüber] An, ähnlich Pn: das Urtheil über sie nach ihrem sittlichen und rechtlichen 35 Gesichtspunkte 14–15 der conkreten Handlung] An: des konkreten Ganzen 18 seinen Theil] An: ein Partielles von der ganzen Handlung Pn: nur ein Partikel der ganzen Handlung 19 aber] Ke: aber wesentlich 20–21 unter verschiedenen Individuen vertheilt] Lö: an verschiedene Individuen vertheilt Pn: in seine Momente getheilt, welche Momente besondere Individuen sind 23 Begriff regiert … sagt] Ke: Begriff (der abstracte) regiert Lö: Begriff re- 40 giert. Hier ist Begriff nur in einer abstracten Bestimmung
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Das Gegentheil von diesem Zustande ist dann der, wo das Subjekt als solches das Ganze einer solchen wesentlichen That übernimt und vollbringt und wo dieß Uebernehmen und Vollbringen der ganzen Handlung seinem besonderen Charakter, seiner partikularen Individualität überlassen ist. Der Zustand in welchem diese Selbstständigkeit statt finden kann, ist der der Heroenzeit, wo die Individuen als Heroen existiren. Heroen sind solche selbstständige Individuen die das was geschehen soll, das Ganze einer Handlung auf sich nehmen, vollbringen, die sich auszeichnen, bei denen es partikulare Willkühr, Charakter ist das zu vollbringen was geschehen soll, das Sittliche, Rechtliche pp. Wir nennen dieß ganze, lebendige Charaktere. Welcher von beiden Zuständen der wahrhafte ist gehört nicht an diesen Ort zu vergleichen, wir stehen im Gebiete des Ideals wo diese Unterschiede welche in der Wirklichkeit eintreten müssen, wenn sie vernünftig sein soll, aufgehoben sind. In der Kunst, insofern ihre Idee als Ideal und als unmittelbare Existenz ist, für die Vorstellung, Anschauung ist, so tritt das Ideal in die Partikularität, in die Zufälligkeit herunter. – Man kann von diesen Heroen die Tugend behaupten, es ist nicht das was die Römer virtus heißen, dieß ist daß das Abstraktum des römischen Staats gegen die Lebendigkeit der | Individualität gegolten hat, die Individualität darin untergegangen ist. In den Heroen ist hingegen die Tugend diese Vereinigung des Substantiellen mit der Individualität, Subjektivität, so daß diese Individualität sich selbst das Gesetz ist, kein Gesetz, kein Urtheil, kein Gericht, keine Ordnung ist, dem solche Charaktere unterworfen wären Dieser Zustand ist es der vorausgesetzt ist in Beziehung auf die Selbstständigkeit der Charaktere. So sehen wir z. B. die homerischen Helden, sie haben zwar ein gemeinschaftliches Oberhaupt, den Koenig der Koenige, aber dieser Agamemnon ist kein Monarch im modernen Sinn, es ist kein gesetzlicher Zustand,
7 die] AnPn: (wo Pn: bei denen) es ein partikuläres Naturell ist Ke: bei denen es eine partikulare Willkür ist 10 wahrhafte] An: wahrhaftere 11 des Ideals] Lö: der Kunst Pn: der Kunst, Idee, Ideals 15 Partikularität] Lö: Realität 16 Heroen] Ke: Heroen, diesen lebendigen 30 Charakteren behaupten] Ke, ähnlich AnLöPn: prädiciren, in dem Sinn der griechischen )qfs 17–18 dieß ist … ist] An: dieses kalten, abstrakten römischen Staats, worin die Individualität unterdrückt worden und untergegangen ist Ke: die in der Dienerschaft und Unterwerfung des Individuums unter dies abstractum des römischen Staats besteht Lö: Natur der Römer war, daß das Abstractum des römischen Staats gegen die Individualität gegolten hat, daß das Individuum 35 Diener dieses Abstractums gewesen. 19 den Heroen] An: der )qfsi Substantiellen] Ke: substanziellen, wesentlicher Zweke Lö: Substantiellen, unsrer Zwecke Pn: Allgemeinen subjectiver Zweck 21 ist2 ] Lö: erkennt 22 solche Charaktere unterworfen wären] Lö: ein solcher Character, eine solche Figur unterworfen wäre 25 Koenig der Koenige] KeLö: Für|sten der Fürsten An: )qdvn *bnsvn 26 modernen] AnLöKePn: jetzigen kein gesetzlicher] KeLö: kei40 ne Ordnung, kein gesetzmäßiger Pn: keine Ordnung, rechtlicher 22 wären] wäre
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sondern die welche ihm untergeben sind, sind nicht seine Untergebenen, sondern was sie für das Ganze thun, ist ihr vollkommen partikulairer Wille. Hercules ist bei den Alten vornehmlich dieß Ideal das dem Unrecht gesteuert hat, diese vielfache Arbeiten, Kämpfe gegen Ungeheuer vollbracht hat aus der Partikularität seines Willens. In dieser Weise sind denn auch die arabischen Helden, die Helden der arabischen Gedichte, was sie thun ist ihr Entschluß, ihre Empfindung, Charakter, Individualität. So das persische Epos Schahnameh von Ferdusi, Helden von vollkommener Selbstständigkeit. Das Lehnsverhältniß neuerer Zeit ist ebenso der Boden für solche Heroen, Cid ist hier das Muster, sie sind Genossen eines Bundes, sind Vasallen eines Koenigs, aber ebenso sehr sie ihm gehorsam sind, ebensosehr ist ihr Gesetz das Gesetz der Ehre, dieß ist ihre Persönlichkeit und die Vorstellung davon, was sie thun für den Koenig dazu gehört ihr Rath und ihre Einwilligung, sie führen Krieg, beschliessen den Krieg und ihr besonderes Interesse ist ebenso wichtig dabei, haben sie andere Interessen, Zwecke, so hat es ein Ende mit ihrer Treue, sie unterwerfen sich auch nicht einer Majorität, jeder beschließt für sich. So ist in diesen Helden der Tafelrunde, in diesem Heldenkreise von Carl dem Großen, Carl der Mittelpunkt, aber vollkommen unmächtig, der die Helden, Ritter bei allem zu | Rathe zieht wie Agamemnon seine homerischen Helden, die ihre Leidenschaften ausüben, dafür und dawider handeln. Reinecke Fuchs giebt ein Bild dieses Zustandes, der Löwe ist zwar Herr, Wolf, Fuchs pp sitzen aber zu Rath und thun was ihnen beliebt und wissen ihre Uebelthaten indem sie sich an die Partikularität des Koenigs und der Koenigin wenden der Rache zu entzie2 für das Ganze thun] Ke: thun und zum Ganzen beitragen LöPn: zum Ganzen beitragen vollkommen partikulairer Wille] KeLö: ganz partikularer Wille Pn: particulaires Thun 3 Ideal] Ke, ähnlich AnLöPn: Ideal der Alten, und von ihm wird vorzüglich die )qfs prädicirt 4–5 der Partikularität seines Willens] Ke: reiner subjectiver Will|kür 8 Helden] Lö: Verhältnisse 9 neuerer Zeit] Lö: der modernen Welt Pn: moderner Zeiten 9 Cid] AnPn: der spanische Cid 10 Vasallen eines Koenigs] Lö: treue Verbündete des Königs Ke: Die Vasallen sind zur Treue gegen ihren König verbunden 11 sie ihm gehorsam sind] Ke: wie sie diesem Bunde angehören 12 den Koenig] Ke: ihr Oberhaupt 13 Rath und ihre Einwilligung] AnKe: eigener Rath, ihre eigene Einwilligung Lö: eigner Rath, eigne Persönlichkeit 13 sie] An: sie richten 16 beschließt für sich] An, ähnlich Lö: beschließt oder unterläßt, was er für‘s beste hält 17 Großen] Lö: Großen, wovon wir ein Gedicht haben, welches dem Turpin zugeschrieben wird 18 vollkommen unmächtig] Ke: ein volkommen unkräftiger 19 zieht] An: zieht, und die doch handeln, wie sie wollen Ke: ziehen, und diese handeln doch nach ihrem Interesse für oder wider das Allgemeine Pn: gegen oder für ihn (sc. Karl den Großen) handeln, wie sie es für Recht finden 20 Reinecke Fuchs] Pn: so auch in Gothes Reineke Fuchs 21–593,1 und thun … entziehen] Pn: aber der Fuchs handelt nach seinem Willen, und durch Vorspiegelungen weiß er sich der Rache zu entziehen Lö: und treiben es, wie sie wollen […] 22 beliebt] Ke: gut dünkt 23 Partikularität] Ke: besondere Particularität Rache] Ke: Strafe für ihre Uebelthaten 6 Entschluß] Endschluß
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hen. – In einem geordneten Staate können keine solchen Ideale, Selbstständigkeiten dargestellt werden, die Kreise des partikularen Entschlusses sind sehr beschränkt, da ist ein ehrlicher Hausvater, ein rechtlicher Mann das Ideal, das in Rücksicht auf Selbstständigkeit vorhanden sein kann, denn die Interessen die von der besonderen Partikularität der Individuen abhängig sind, sind ganz beschränkt. Ein General in unserer Zeit ist ein Individuum von großer Macht, in dessen Willen Geist, Entschluß die größten Interessen gelegt sind, aber was ihm als partikularen Charakter zu entscheiden vorkommt ist sehr beschränkt, die Mittel zur Ausführung werden ihm gegeben, er schafft sie nicht durch sich selbst, sie stehen nicht in seinem Gehorsam, diese Mittel stehen in ganz anderer Beziehung als in der auf seine Persönlichkeit, ebenso sind ihm die Zwecke gegeben von einer anderen Macht, von anderen Verhältnissen. Hier ist nun eine Trennung zu bemerken die uns in unserer Bildung ganz nahe liegt und wesentlich ist, wenn wir nämlich handeln oder bei der Beurtheilung der Handlung gehört dazu, daß sie als Handlung eines Individuums angesehen werden, ihm imputirt werden kann, zugerechnet, dazu gehört daß man die Umstände richtig gewußt, erkannt hat, ist dieß nicht und hat das Individuum doch gethan, so nimt es nicht den ganzen Umfang dessen was es gethan hat als das Seinige an, sondern nur das was es gethan hat in Beziehung auf die gewußten Umstände. Ist in der Gegenständlichkeit eine andere Bestimmung als der Mensch gewußt hat, so wirft er das ganze Produkt seiner Handlung, das ein Anderes ist, von sich ab und schreibt sich nur das zu was er gewußt hat und in Beziehung darauf gethan hat. Der heroische Charakter macht diese Unterscheidung nicht | auf diese Weise, sondern rechnet sich das Ganze zu was heraus gekommen ist und steht für dieß Ganze. Es ist so ein Gegensatz vom Bewußtsein der Umstände und dessen was wirklich ist. Dieß kommt z. B. vor beim Oedip,
1 einem geordneten Staate] Lö, ähnlich Ke: unsern modernen Staaten 1–2 Ideale, Selbstständigkeiten dargestellt werden] Pn: Individualitäten leben und handeln 2 des partikularen Entschlusses] An, ähnlich Lö: die bey uns dem partikulären Entschlusse angehören Ke: die dem partikularen 30 Entschluß des Individuums angehören 3 Hausvater] Pn: Mann oder Hausvater rechtlicher] Lö: redlicher 12 Verhältnissen.] Lö schließt an: er steht in einer ganz andern Beziehung als der seiner eigenen Persönlichkeit. In den substantiellen Verhältnissen der Bestimmungen unserer Zeit ist ein solcher Heroismus unmöglich. 16–17 daß man … gewußt] Ke, ähnlich Lö: daß es den Gegenstand und die obwaltenden Umstände, welche es zur Handlung bewogen 17 hat1] Ke: habe. Hat der 35 Mensch nun diese richtig erkannt, und in dieser Rücksicht gehandelt, so kommt ihm der ganze Umfang dessen, was er ge|than hat, zu 20–21 Ist in … hat] Lö: Wenn in der Handlung noch ein ganz andres Verbrechen liegt, als wovon das Individuum ge|wußt 21–22 das ein Anderes] Ke: von andrer Art, als es in seinem Bewußtsein gelegen 25 steht] Ke: in seiner Selbstständigkeit steht er 25–26 Es ist … ist.] Lö: Er läßt nicht den Gegensatz von den Umständen und deren Bewußt40 seyn eintreten. 2 Entschlusses] Endschlusses
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auf der Reise zum Orakel bekommt er Zwist mit einem Manne und erschlägt ihn, dieß ist kein Verbrechen in der Zeit dieses Streites, dieser Mann aber der nur gewaltthätig gegen ihn war war auch sein Vater, dieß wußte Oedip nicht, er heirathet die Koenigin Jocaste und diese ist seine Mutter, er tritt so ohne es zu wissen in eine blutschänderische Ehe; hier hat nun der Heroïsmus die Seite daß der Thäter das ganze Produkt seiner That in seinem ganzen Umfange auf sich nimt, sich Vatermord und Blutschande zuschreibt. Eine zweite Bestimmung ist die, welche sonst mit anderen Vorstellungen aufgefaßt wird, daß das Individuum, der Sohn seiner Familie angehört, damit ein Ganzes ausmacht, nicht seine individuellen Verhältnisse dem Familienleben entgegensetzt. Nach unserer gebildeten, berechtigten Vorstellung trennen wir dieß, das Individuum ist als persönliches für sich, was das Individuum thut ist seine partikulare That, Handlung, man macht so den Unterschied zwischen Person und Familie. In der heroïschen Vorstellung findet auch diese Trennung nicht statt, da erscheint was wir ein verdammtes Geschlecht nennen, die Schuld des Ahnherrn kommt auf das Enkel, dieß ist uns ungewohnt, ein blindes Schicksal. Nach der heroischen Anschauung ist das was der Familie zukommt nicht ein von der einzelnen Persönlichkeit Getrenntes, die Thaten der Ahnen übernehmen die Enkel, sie gehören ihnen an als Eigenthümlichkeit, so z. B. hatten deutsche Strafgesetze den Sinn daß die Kinder entehrt worden sind, wenn der Vater Verbrechen begangen hatte und eine dem angemessene Strafe erhielt. Confiskation des Vermögens ist solche Strafe der Nachkommen. Uns erscheint dieß als Härte, aber es ist der Ungetrenntheit des Subjekts und der Familie angemessen, daß | auf diesem Boden die Vorstellung von Ungerechtigkeit damit vorhanden ist. Dieß Fürsichstehen scheint eine größere Selbstständigkeit als die
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1 zum] Lö: vom 2 dieß ist … Streites] Ke: was in den Verhältnissen der damaligen Zeit wohl statt finden konnte, und nicht als Verbrechen angesehen wurde Mann] Ke: gewaltthätige, ihm den Weg versperrende Mann 5–7 hier hat … zuschreibt] Ke: nach der Offenbarwerdung des Unglücks nimmt er als heroisches Subject die ganzen Folgen seiner ersten That auf sich 8 welche] Ke: welche hieher gehört, und 9 Individuum] Ke: heroische Individuum 10 individuellen Ver- 30 hältnisse] KeAn: (Ke: individuelle) Persönlichkeit 11 gebildeten, berechtigten] Lö: gebildeteren Pn: berechtigteren Ke: berechtigten und gründlichen 12 was das Individuum thut] AnPn: was es gethan Ke: wofür es zu stehn hat 13 partikulare] Ke: eigne, partikulare 14 der heroïschen Vorstellung] An, ähnlich Ke: dem heroischen Verhältnisse LöPn: der heroischen Zeit 15 Schuld] Ke: Schuld, überhaupt die That 16 das Enkel] Ke: Söhne und Enkel ist uns unge- 35 wohnt] Lö: scheint ungerecht 17–18 das was … Getrenntes] An: aber die Schuld des Hauses nicht von den Individuen getrennt Lö: die Schuld der Familie nichts von der einzelnen Persönlichkeit Getrenntes 20 deutsche] Lö: Die alten europäischen 22 der Nachkommen] Lö: die besonders an den Kindern und Nachkommen ausgeübt wird 23 Härte] An: ungerecht 23–25 es ist … ist] Ke: Indem die Familie als ein großes Ganze betrachtet wird, so verliert sich der Schein dieser Un- 40 gerechtigkeit, den diese Vorstellung hat. 25–595,1 größere Selbstständigkeit … ist] An: höhere Selbständigkeit Ke: große Selbstständigkeit des Individuums
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wie sie vorhin bestimmt ist, aber diese Selbstständigkeit der Individuen die nur persönlich ist, wo jeder nur trägt was er als einzelner gethan hat, ist zugleich die abstrakte Selbstständigkeit der Person. Jene heroïsche Selbstständigkeit ist insofern die identischere, weil hier nicht nur die Person als formelle Subjektivität, sondern das Subjekt zugleich als identisch gesetzt ist mit seinem Familienverhältniß, dieß Substantielle ganz immanent auch in ihm gesetzt ist. In diesem Verhältniß ist das Individuum nicht einzelne Person, sondern Glied der Familie, das Glied verleugnet nicht die Thaten seiner Aeltern, sie sind auch Sache seines Willens. Diese Bestimmungen gehören zu dem wovon gesprochen worden ist. Eine Folge hiervon ist, daß die Kunstgestaltungen der alten Kunst im Allgemeinen am liebsten in ganz alte mythische Zeit verlegt werden. Die Erinnerung ist es die hier vollbracht hat das Einhüllen der Gestalten, Begebenheiten, Handlungen in eine allgemeinere Weise, die diese äusserliche Partikularität abgestreift hat. Daß eine Handlung überhaupt vollbracht wird, daß Menschen wirklich existiren, dazu gehören viele kleine vermittelnde Bedingungen, vereinzeltes Thun, Geschehen, das Bild hingegen als Bild der Vorstellung ist schon g anz allgemein, aus ihm ist das Partikulare abgestreift. Krieg ist z. B. eine allgemeine Vorstellung, der Krieg in seinem Dasein enthält eine unermeßliche Menge einzelner Actionen, Geschehen, das Bild davon ist hingegen für sich in allgemeiner Gestalt. Die Charaktere alter Zeit, der Erinnerung angehörig, erscheinen so in allgemeiner Gestalt befreit von den partikularen Bedingungen, die in der wirklichen Existenz vorhanden sind, der Künstler hat so freie Hand in Ansehung des Zusammenhangs, der Bedingungen, der Art und Weise der Handlung, er hat zwar auch die Erinnerung, allein er hat den Inhalt erst | herauszuarbeiten in solche allgemeine Form, er hat den Gegensatz an der geschichtlichen Weise, an den vielfachen Fäden von Bedingungen, Vermittelungen, der ganzen Umgebung von Endlichkeit. Das Bild aus alten Zeiten hat so als Bild den Vortheil
2 nur trägt … hat] Lö: für sich steht, und Ke: als einzelner nur für sich ist 4 die identischere] Ke: die idealischere Lö: idealischer An: idealer 6 Substantielle ganz immanent] An: Sub30 stanzielle der Familie wesentlich 6–9 In diesem … Willens.] Lö: Das Schicksal, die Handlung der Familie ist so auch Sache jedes Einzelnen, der die Thaten seiner Ahnen nicht leugnet, sondern sie auf sich nimmt. An: Das Subjekt verläugnet nicht die Thaten seiner Eltern, sondern nimmt sie über sich. 10 Kunstgestaltungen] Ke: Kunstgestaltungen im algemeinen, besonders 11 ganz alte mythische Zeit] AnLö: frühere Zeiten 14–15 daß Menschen wirklich existiren] Lö: der 16 Bild 2 ] LöAn: Bild, das 35 Mensch in dieser Gestalt wirklich existire Ke: eine Gestalt existire wir uns durch die Erinnerung (ansehen An: machen) Ke: Bild der Erinnerung 17 Partikulare] Ke: momentane, zufälige 20–21 Die Charaktere … allgemeiner] AnKe: Geschichten, Charaktere aus alter Zeit erscheinen, eben (An: darum Ke: damit), weil sie der Erinnerung angehören, (Ke: unmittelbar) in allgemeinerer 21 partikularen] Lö: particulären, vermittelnden 40 22 Existenz] Pn: Welt 23–24 Zusammenhangs, der … den] An: Geschehens, der That, der Handlung; er hat den geschichtlichen 27 so] Lö: also schon unmittelbar
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schon mehr die Gestalt der Allgemeinheit zu haben und der geschichtliche Zustand der alten Zeit im Unterschied von einem gebildeten, spaeteren Zustand ist heroïscher überhaupt, das Individuum als solches hat das Substantielle, Rechtliche, Sittliche nicht als gesetzliche Nothwendigkeit sich gegenüber. Eine zweite Folge ist, daß nicht nur dieser Zustand, sondern näher für den Stand der Gestalten vornehmlich der Höhern, der Fürstenstand gewählt wird. Dieß hat nicht den aristokratischen Grund, weil sie vornehmer sind, daß dieß mehr interessiren soll, sondern der geringere Stand ist ein solcher der in Ansehung seiner Handlungsweise der Individuen, diese Individuen mehr beschränkt, bedingt; zur Komedie ist er geeigneter, indem in ihr sich Individuen aufspreitzen zu einer Selbstständigkeit die zugleich vernichtet wird, es erscheint darin immer dieß Wollen von sich, dieß Meinen von sich. Diese angemaßte Selbstständigkeit wird besonders an den äusserlichen Verhältnissen zu Schanden, die für den niederen Stand mehr vorhanden sind, als für den fürstlichen Stand. In der Braut von Messina sagt z. B. Schiller „Es ist niemand auf Erden der mich richten kann,“ da richtet er sich denn selbst, er ist nicht unterworfen einer gesetzlichen Nothwendigkeit, die Strafe geht so aus seinem besonderen Willen hervor, er ist im Fall der Selbstständigkeit, Unabhängigkeit selbst in Ansehung der Strafe. So sind Shakespeares Gestalten, wenn sie auch einen Staat, ein Reich voraussetzen, doch besonders in bürgerliche Kriege verlegt, wo das Band des Gesetzlichen geschwächt und aufgehoben ist, die Selbstständigkeit die die Individuen sich da nehmen ist nur vermischt mit der Abhängigkeit die aus der ge4 nicht] LöKe: noch nicht gesetzliche Nothwendigkeit] Ke: eine gesetzliche Nothwendigkeit äußerlicher Einrichtungen Lö: gesetzliche Nothwendigkeit, als äußerliche Einrichtung An: äußeren Inhalt gegenüber] Ke: gegenüber hat, mithin der Kunst als der Darstellung des Idealen, d.i. der reellen Idee angemessen ist 6 der Gestalten … Höhern] Pn: der Gestaltungen, für die Verhältnisse, in denen sich die Individuen befinden An: in welchem die Individuen sich bewegen Ke: des Individuums Lö: der Person 10 er] Lö: der geringere Stand Pn: der geringere Mann An: dieser Gegenstand 10–11 indem in … wird] Ke: in welcher eine errungene Selbstständigkeit als nichtig und sich in sich vernichtend vorgestellt wird 15 In der … Schiller] Lö, ähnlich An: So sagt | auch ( Don Cesar An: der Fürst) in Schiller’s Braut von Messina 15–16 „Es ist … selbst] Pn: es ist niemand der mich richten kann; das ist ganz heroisch Ke: während die Fürsten, weil niemand auf Erden ist, der sie richten könnte, aus ihrem besondern Willen frei hervorhandeln können 16 unterworfen] Lö: unterthänig einem gesetzlichen Zustande 17 Nothwendigkeit] An: Zustand 18–19 er ist … Strafe] Lö: Rücksichtlich des Verbrechers wird auch vorausgesetzt, daß er sich in seiner Unabhängigkeit befindet. 19 Gestalten] AnKeLöPn: Charaktere Staat, ein Reich] An: gesellschaftlichen Zustand 20 bürgerliche Kriege] Lö: die Zeiten der bürgerlichen Kriege An: Kriegszeiten 20–21 das Band des Gesetzlichen] Pn: das Band der Gesetzlichkeit Ke: die Banden der Geselschaft, die Nothwendigkeit des gesetzlichen Lö: die Bande menschlicher Gesellschaft 22–597,1 nur vermischt … entsteht] Lö: durch die Unabhängigkeit, die aus der Gesetzlosigkeit entspringt
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setzlichen Ordnung entsteht. Wir sehen dieß | Bestreben nach solchen Zuständen der Selbstständigkeit ist wesentlicher Gegenstand vieler poetischer Werke. So z. B. Schiller in seinem ersten Werke, dieß drückt aus, hat zum Gegenstand das Bedürfniß, den Versuch in Verhältnissen moderner Zeit Selbstständigkeit zu gewinnen, die Räuber. Diese Selbstständigkeit wird hier nur versucht zu erlangen durch die Entgegensetzung gegen die Ordnung der Dinge, durch Empörung gegen das Gesetzliche. Carl Moor tritt so über diese Schranken, macht sich selbst zum Rächer der Unbilde, sie ist eine kleine, eine angemaßte Selbstständigkeit die ihr Ende nothwendig mit sich führt. In dieselbe Kathegorie fällt Wallenstein, er tritt aus der gesetzlichen Ordnung heraus, an der Spitze seiner Armee will er sich zum selbstständigen Regulator der politischen Verhältnisse aufwerfen, es bricht aber über ihn herein die ihm gegenüberstehende Macht, die Armee, sein Werkzeug zerbricht in seiner Hand, so sehr seine Offiziere ihm attaschirt sind, ihm Ruhm und Reichthum zu danken haben, so weicht doch diese Anhänglichkeit an den Feldherrn, ihrer allgemeinen Pflicht, ihrem Eide der sie an den Kaiser bindet, ihrer Vorstellung von einer Regierung die einmal feststeht. Wallenstein geräth so selbst in dieß Schwanken und findet sich am Ende nicht sowohl bekämpft, als verlassen und so ist er, verlassen von seinen Mitteln, verloren. Goethe hat ebenso angefangen in seinem ersten dramatischen Werke, Götz, da ist auch der Gegensatz vorhanden; dieser Adel, Götz, Franz v. Sickingen sind Heroen die durch ihre Persönlichkeit für sich bestimmen wollen, den Zustand reguliren wollen. Es ist dieß eine sehr interessante Zeit und es ist Goethes großer Sinn das erste Thema gewählt zu haben aus dieser Zeit wo das
1–2 solchen Zuständen der Selbstständigkeit] Ke: solchen Zuständen, das Anmaaßen solcher An, ähnlich Lö: solcher Selbständigkeit, die Anmaßung derselben Pn: Das Anmaßen solcher heroischen Selbständigkeit 3 Werke] Lö: Werk, mit dem er hervorgetreten ist 4 in Verhältnissen moderner Zeit] Ke: im Verhältniß eines gebildeten Zustandes Lö: im Gegensatze zu einem gesellschaftlichen Zustande 5 Selbstständigkeit] Ke: Selbstständigkeit, die sich nur in kleinen Kreisen bewegen kann wird] Pn: wird nur erlangt, wird 7 gegen das 30 Gesetzliche] Ke: und Heraustreten aus dem bürgerlichen Zustand Pn: gegen die menschliche Gesellschaft tritt so über diese Schranken] Lö: tritt aus dem gesellschaftlichen Kreise heraus und An: setzt sich den Menschlichen Verhältnissen entgegen 8 Rächer] Lö: selbstständigen Rächer Unbilde] Pn: Unbilde (Schandthaten) 8–9 kleine, eine … führt] Lö: schwache, angemaßte und nur in einem kleinen Kreise sich bewegende Ke: eine schwache, angemaaßte 35 und führt nothwendig Verbrechen herbei Pn: seine Rache ist aber unbedeutend, insofern sie nur ein Einzelner verrichtet) schließt Verbrechen in sich und führt sie nothwendig herbei 13 Offiziere] Lö: seine Armee, seine Obristen 15 an den Feldherrn] An: an das besondere Individuum Ke: und Liebe seiner Soldaten 18 nicht sowohl bekämpft] An: nicht sowol bekämpft und besiegt Ke: weniger besiegt, als verlassen 20 Götz] AnKe: Götz von Berlich40 ingen 21 Heroen] An: Heroen, Individuen Ke: sind Persönlichkeiten dieser interessanten Zeit 23 Zeit] Pn: großen Zeit 23–598,1 das Adliche, … ist] Ke: selbst diese Gegensätze der persönlichen Selbstständigkeit des Adels
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Adliche, das in dieser Rücksicht das Heroïsche ist, in Gegensatz tritt gegen objektive Ordnung, wo die Heroen-Zeit und das bürgerliche Leben einander berühren und in Kollision mit einander kommen. Diese Selbstständigkeit die die beiden Bestimmungen enthält, Subjektivität die | nicht bloß formell ist, sondern so daß auch das Wesentliche, Substantielle der Inhalt dieser Individuen ist, ist das Erste. Das Lehnsverhältniß, das Ritterthum zeigen denselben Boden, ist aber die gesetzliche Ordnung das Uebermächtige so tritt diese Selbstständigkeit ausser alles Verhältniß gegen diese Ordnung, und es ist so gar kein Verhältniß. Dann ist die Selbstständigkeit eine bloß angemaßte, lächerliche, wie sie im Don Quichote behandelt ist, wo ein Ritter für sich dem Unrecht steuern will. In dieser Selbstständigkeit sind nun zunächst vornehmlich die griechischen Götter, in dieser Selbstgenügsamkeit die ruhig, bewegungslos ist, diese seelige Ruhe, und so sind die Götter besonders Gegenstand der Sculptur, so sind besonders die Tempelbilder in der vollkommenen Selbstständigkeit dargestellt, aber sie fallen in die Beschränkung herunter daß sie besondere Persönlichkeiten sind, jedoch als Tempelbilder ohne besondere Bewegung. Das Zweite ist, daß die selbstständigen Gestalten in Beziehung kommen zu einem Anderen, in Bewegung sich setzen, diese Bewegung, diese Äusserung, dieß Heraustreten aus der Ruhe, Gesetztsein einer Bestimmtheit an ihnen die sie reagiren, oder Bestimmtheit einer besonderen Handlung nennen wir Situation im Allgemeinen, dieß ist der zweite Punkt. Die Ideale als selbstständig sind zunächst situationslose Gestalten, aber insofern sie dann sich bewegen, sich äussern, so treten sie zu bestimmten Manifestationen über. Dieß Heraustreten in bestimmte Manifestation kann zunächst von der Art sein, daß es weiter keine Folgen hat, auf sie nicht reagirt und eine unbefangene Äusserung ist, die vollendet, aus, geendet in sich ist. Dieß sind nun vornehmlich Situationen die im Ganzen als Spiel angesehen werden können, es ist etwas gethan mit dem es
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3–6 Diese Selbstständigkeit … Erste.] Lö: Dadurch, daß in der Heroenzeit das Rechtliche, Sittliche nur nach dem Willen des Individuums existirt, wird seine Existenz eine zufällige und keine nothwendige 6 Das Lehnsverhältniß, … Boden] Pn: Das Ritterthum, die Lehnszeiten hatten 30 auch einen heroischen Boden. 6–8 ist aber … Verhältniß] An: Ist kein Verhältniss zwischen der Macht der Selbständigkeit und der gesetzlichen Macht Ke: Wenn aber in einem Staat die gesezliche Ordnung übermächtig ist, und in keinem Verhältniß mit dem Heroenleben steht 9–10 wie sie … ist] Ke: und fällt ins Gebiet des Komischen. Don Quijote. Pn: da ist aber blos Abentheurerei und Lächerlichkeit 10 will] Lö: will; es wird aber so seine Selbststandigkeit lächerlich 35 13 Ruhe] AnLö: Ruhe und Beziehung auf sich Pn: Ruhe, Seligkeit in sich selbst 14 Tempelbilder] Lö: Götter als Tempelbilder 16 Bewegung.] An: Bewegung sind. Dies der erste 26 geendet in sich] Ke: in ihrem Anfang auch Punkt. 19–20 die sie] Ke: gegen die sie dann schon geendigt 26–599,1 Dieß sind … wird] Ke: Es ist mit dieser Äußerung, welche die Ruhe und Seligkeit der Gestalt nicht trübt, sondern vielmehr selbst eine Folge dieser Heiterkeit ist, nicht 40 wahrhaft Ernst, und sie kan wesentlich als ein Spiel bezeichnet werden.
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nicht Ernst wird, Ernst wird es nur mit dem Hervorbringen eines Gegensatzes der aufgehoben werden muß. So stellen die Alten in den Kunstwerken, besonders in denen der Sculptur die Götter in irgend einer Handlung die ihrem | Charakter entspricht vor, in einer Handlung die in sich beendet ist, nur Manifestation dieses Charakters ist und wobei nicht zum eigentlichen Gegensatz, zum dramatischen, epischen Gegensatz fortgegangen ist. Die Alten waren in solchen Darstellungen von unbefangenen, beendeten Handlungen unendlich erfinderisch. Es sind bloß Äusserungen durch die die Ruhe, Heiterkeit, Seeligkeit der Gestalt in sich nicht getrübt wird, die nur eine Folge dieser Heiterkeit sind, so daß die Äusserung schon fertig ist, es damit nicht Ernst ist. Dazu gehören diese mannigfaltigen äussern Umstände, Weisen des Thuns in der sich besonders die heitere griechische Kunst ihre Götter dargestellt hat und worin die Griechen unerschöpflich waren. Sie gehören besonders der Sculptur an; das Tempelbild ist in seiner erhabenen Ruhe, es muß in anderer Beziehung eine Bewegung an dem Gotte dargestellt werden, ein harmloses Thun, und das Harmlose ist insofern vorzuziehen dem Thun das nach Aussen geht, eine That darstellt oder den Anfang einer That, so daß die Handlung nicht fertig ist, wie es der Sculptur immer geht. Amor ist so in tausend Gestalten dargestellt, ebenso Mercur z. B. von Pigal (1760) in Sanscouçy, ein Werk das das Verdienst der Kunst hat, der Gott ist dargestellt sich die Flügel an die Füße bindend, dieß ist eine Harmlosigkeit und Heiterkeit des Gottes angemessen. Thorwaldson hat auch einen Merkur dargestellt, der Gott sitzt und scheint den Marsias zu beobachten, er verbirgt einen gezückten Dolch und sieht mit Schlauheit nach der
2 Kunstwerken] AnLö: Künsten 3 Götter] An, ähnlich LöPn: Götter, oder ihre Individuen 4–5 nur Manifestation] Lö: die weiter nichts ist, als eine Manifestation 8 erfinderisch.] An schließt an: mit der größten Unbefangenheit repräsentirten sie die Götter mit irgend einer Handlung. 12 Götter] KePn: Götter und Heroen 13 Sie gehören … an] An: Die Äußerung des Ideals ist nicht im Gegensatz, sondern vielmehr reine Heiterkeit. Diese Heiterkeit ist besonders der Skulptur angemessen 14–15 es muß … Thun] Lö: Wo aber in den ältern Kunstgestaltungen 30 eine Bewegung dargestellt ist, da ist dies eine ganz harmlose. 15–17 das Harmlose … ist] An: Das Harmlose einer Situation ist bei solcher Handlung anzuwenden, welche nicht in der Darstellung, zB. durch die Skulptur, vollendet werden kann. Das Harmlose ist das Beginnen einer That, aber nicht das vollendet werden. 18 tausend Gestalten dargestellt] Lö: unendlich vielen Situationen An: heitern, harmlosen Situationen dargestellt Ke: unendlich vielen dergleichen harmlo35 sen Situationen dargestellt, bald sieht man ihn in kindischer Freude auf einem Leoparden reiten, bald an seinem Bogen schnitzend, bald seine Pfeile schärfend und dergleichen 19 in Sanscouçy] 19–20 das Verdienst der Kunst hat] Lö: sich vor dem verdorKeLö: im Garten von Sans-souci benen Geschmacke seiner Zeit auszeichnet 20 dargestellt] Ke: dargestellt, wie er sitzt 21 Thorwaldson] Lö: Ein berühmter Künstler unserer Zeit, Thorwaldsen 22 auch einen] Ke, 40 ähnlich Pn: seinen gleichfalls berühmten Merkur] An: Apollo 22–600,1 der Gott … Seite] Ke: welcher den Marsyas anblickend, einen schlau verborgenen Dolch zückt Pn: schaut mit einem versteckten Dolch auf den Mars
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Seite, es ist eine viel belebtere Handlung, aber des Gottes nicht würdig, die Handlung ist dadurch nicht vollendet. So Apoll von Belvedere, er zürnt in seiner Hoheit und drückt die Gewißheit seines Sieges aus, aber er wird anerkannt als ein spaeteres Werk der Sculptur, er ist | nicht in der grandiosen Art der Alten, es ist schon mehr Zierlichkeit. So ist auch die Handlung des Gottes nicht so angemessen als die ganz harmlose ruhige Weise die solche Situationen ausdrücken die nichts weiter sollen und wollen, auf diese Weise sind die Faunen und Satyren von den Alten in vielfachen Spielen vorgestellt. Der Satyr mit dem jungen Bacchus im Arm ihn betrachtend ist ein berühmtes Bild, es sind mehrere Exemplare davon vorhanden die aber verschieden sind, er betrachtet das Kind lächelnd mit unendlicher Süßigkeit und Anmuth. Es sind Situationen die ein Spiel bleiben, vollendet sind, was dargestellt wird ist vollbracht. Die andern Situationen sind ernsthafter Art und solche sind die welche einen Gegensatz ausdrücken, eine Verletzung welche nicht so bleiben kann, die aufgehoben, versöhnt werden muß. Es sind ernsthafte Situationen die eine Bestimmung, eine Veränderung enthalten die nothwendig wieder verändert werden muß. Diese Situationen sind noch nicht Handlungen, nur Anfänge davon, sie können auch Resultate einer Handlung sein, aber sie sind dieß unmittelbar, vorausgesetzt, indem sie nur Situationen sind, wodurch eine Handlung erst veranlaßt wird. Als Situation ist es nur Anfang, es sind unmittelbare Umstände die eine Handlung erregen. So die Trilogien in den Dramen der Alten, es sind Fortsetzungen, das womit ein Drama anfängt ist Resultat einer vorhergehenden Handlung, darauf wird wieder gehandelt und diese Handlung ist Auflosung eines Gegensatzes und bringt eine neue Situation die neuer Auflösung bedarf. Die Situation welche aufgelöst werden muß, ist vornehmlich Gegenstand des Dramas, das Drama ist das Kunstwerk worin das Schöne | in seiner höchsten Ent-
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1 viel belebtere Handlung] Lö: viel belebtere Situation Pn: lebhafte Situation An: mehr als harmlose Situation 3 Sieges] Pn: Sieges; der Ausdruck in der Hoheit ist gut Ke: ist bewundernswürdig 3–4 er wird … Alten] Ke: diese zornige Erregung ist nicht die ächt antike, und er ist daher mit Recht für ein späteres Werk angesehen worden 5 Zierlichkeit] Lö: Zier- 30 lichkeit in den Formen der Glieder darin 8 vielfachen] KeAn: (Ke: ganz) harmlosen Der Satyr] Ke: Ein trunkener Satyr 9 Exemplare] Lö: antike | Statuen von dieser Art 10 verschieden sind] Lö: Verschiedenheit haben und also wohl nicht Copieen seyn möchten 10–11 er betrachtet … Anmuth] Lö: wo ein Faun den Bacchus als Kind auf dem Arme hat und ihn in heiterer Ruhe betrachtet 11–12 Situationen die … sind] An: heitere Situationen der Kunst; idylli- 35 sche Situationen 18–19 dieß unmittelbar, vorausgesetzt] AnLöPn: das unmittelbar Vorausgesetzte 21 So die … Alten] Lö: Was man bei den Alten Dilogie, Trilogie nennt 24 die neuer Auflösung bedarf ] An, ähnlich Lö: wieder aufgelöst werden muss. Hier ist die Situation die unmittelbar vorhandene, welche einen Widerspruch hat, und weggeschafft wird 25 wel40 che] Ke: in der der Gegensaz 22 vorhergehenden] vor hergehenden
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wickelung vorgestellt ist, andere Kunstwerke sind abstrakter z. B. das Bild der Sculptur, eine Handlung wodurch die großen geistigen Mächte nicht zum Vorschein kommen, ebenso die Mahlerei die immer nur ein Moment darstellen kann, aber das Geistige ist wesentlich thätig, handelnd. Diese ernsthaften Situationen führen eine Schwierigkeit mit sich in der Natur ihrer Bestimmung, sie sind bestimmt als Verletzungen, Verhältnisse die nicht so bleiben sollen, das Schöne aber ist das in sich Einige, das Ruhige, Ungetrübte, was bei sich, in sich vollendet ist. Wenn nun eine solche ernsthafte Situation gesetzt wird, so ist eine Verletzung der Harmonie des Sittlichen, wahrhaft Wirklichen, eine Trennung des Ideals eingetreten, eine Dissonanz, diese kann nur geduldet werden, damit die Einigkeit, die Harmonie sich als Resultat darstellt, sich als Harmonie deutlich hervorhebt. Da ist nun keine feste Bestimmung anzugeben bis zu welcher die Dissonanz, die Verletzung fortgetrieben werden kann. Jede besondere Kunst hat da ihre eigenthümliche Grenze, die Vorstellung kann mehr vertragen als die Anschauung, in der Poesie kann diese Dissonanz bis zum Häßlichen fortgehen, bei der Mahlerei wäre dieß ein Vorwurf, das Häßliche ist da fest, wird nicht wieder aufgehoben, im Drama erscheint es hingegen nur einen Augenblick, kann wieder verschwinden. Durch die ernsthafte Situation wird das Schöne verletzt und die Aufgabe ist daß selbst in dieser Verletzung der Harmonie sich das Schöne erhalte, daraus hervorgehen könne und in diesen entgegengesetzten Elementen das Material vorfinde was ihm angemessen ist. Für die Situation kann, da die Grenzen nicht fest zu bestimmen sind, nur das Wesentliche angegeben werden und worauf es dabei ankommt. Es sind also vorhanden Umstände die nicht so bleiben können, Wider|streitendes das aufgehoben werden muß und woraus Befriedigung her-
1–2 das Bild … Handlung] Ke: das Bild der Sculptur ist in ruhiger Selbstständigkeit, oder ruhiger Situation An: In der Skulptur ist nur eine ruhige einzelne Handlung 2–3 zum Vorschein kommen] AnPn: in Bewegung gesetzt werden 3–4 die immer … handelnd] Ke: kann zwar Hand30 lungen vorstellen, aber nur Ein Moment, nicht die Explication der That in ihrer ganzen Folge. 6 Verletzungen] Ke: Verletzung wahrhafter Wirklichkeit 7–8 Ruhige, Ungetrübte] Ke: unzertrennt 12 Resultat] Ke: überwindendes Resultat 16 fortgehen] Ke: fortgetrieben werden, weil dies hier verschwindend ist 16–17 wäre dieß … aufgehoben] An: aber nicht, wo das sittlich und physisch Häßliche nicht geduldet wird Ke: kann dies aber nicht geduldet werden, weil 35 das sitlich häßliche zugleich das physisch häßliche wird und auf die Leinwand fest gebannt ist Pn: 18 erscheint es … verschwinwäre dies ein Vorwurf, in der Malerei ist das Häßliche bleibend den] An: kann es erscheinen und augenblicklich verschwinden Lö, ähnlich Pn: erscheint es nur einen Augenblick und kann dann verschwinden 19 die Aufgabe ist] Lö: die große Aufgabe ist Ke: Es ist aber die große Aufgabe des Künstlers 25 vorhanden Umstände] Pn: Vorausset40 zungen, vorhandene Umstände 26 aufgehoben werden muß] Pn: eben das Bedürfniß ist, aufgehoben zu werden
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vorgehen soll. Wir wollen die näheren Momente solcher Situationen angeben. Dieser Widerstreit kann erstens physischer Art sein, physisches Unglück, Uebel z. B. Krankheit, Tod z. B. in der Tragödie des Euripides, in unserer Oper Alceste ist die Krankheit des Koenigs Admet die Voraussetzung, solche Krankheit pp ist ein Unglück und wird erst interessant durch das was daraus hervorgeht. Die Gemahlin ist es hier die das Unglück abhalten will vom Geliebten und die sich deshalb dem Tode weihen will. Auch im Philoctet begründet ein physisches Uebel die Situation, er ist im Besitz der Pfeile die vom Orakel für nothwendig erklärt sind zur Eroberung Trojas. Es ist der äusserste Punkt hier in welchem die Kollision anfängt ein physisches Uebel, bei Philoctet ist die Krankheit dieser Anfang, er ist von den Griechen seiner Krankheit wegen auf Lemnos ausgesetzt und so ist ihm das Unrecht geschehen, dieß hätte aber auch auf andere Weise können veranlaßt werden. – Man kann sagen daß solche physischen Uebel das geringste Interesse haben an und für sich, die Umstände sind bloß durch die Natur, durch die äusserliche Natur überhaupt hervorgebracht. Die zweite Art der Situation wodurch Kollisionen entstehen ist auch eine natürliche Weise. Es sind z. B. zwei Söhne in einem Koenigshause und die Regentschaft ist nicht regulirt auf die Beziehung der Nachfolge, sie haben gleiches Recht auf die Herrschaft, die Herrschaft muß sein, theils als väterliches Erbe, theils weil sie nothwendig in diesem Staate ist. So ist die berühmte Situation in der thebaischen Koenigsfamilie, der Vater ist entfernt und ein neuer Herrscher nothwendig, es sind zwei Söhne mit gleichem Rechte, gleichen Ansprüchen vorhanden, sie gleichen dieß aus durch einen Vertrag, Leidenschaften | mischten sich leicht hinein und thun einen willkührlichen Vergleich Eintracht. Solcher Verwickelungen giebt es in den fürstlichen Familien des Mittelalters unzählige. Im Shahnameh dem persischen Heldenbuche entsteht so die Kollision
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4 Voraussetzung] An: Voraussetzung, eine solche Situation KeLöPn: Situation 5 das was daraus hervorgeht] KePn, ähnlich Lö: die Art, wie sie aufgefaßt ist Die] Ke, ähnlich Lö: Hier ist es der Gemahl, der König, welcher krank ist, und die 6 Geliebten] Ke: Gemahl 7 dem Tode] KePn: an seiner Stelle dem Tode 7–8 Auch im … Situation] Lö: Im Philoctet ist es auch nicht die 30 Krankheit allein. 11 ausgesetzt] Lö: ausgesetzt worden bei der Expedition nach Troja 12 dieß] Lö: Der Grund dieses Unrechts ist ein physisches Übel PnKe: (Dies Unrecht und seine Ke: diese) hilfslose Lage auf andere Weise] KePn: durch Neid(, Pn: oder) Haß 13 werden.] Ke schließt an: und die Krankheit ist wohl (Ms: wohl wohl) Veranlassung der Situation, aber nicht die eigne Bestimung derselben. solche physischen Uebel] An: ein solches Unglück an sich 15 äusserliche] An: 35 äußerliche physische 18 sie haben] Ke: so haben beide Söhne nach des Vaters Tode Pn: so haben so 2 und rechtmäßige Söhne 19 Herrschaft1] An: Nachfolge und Herrschaft 20 nothwendig] LöPn: wesentlich nothwendig Ke: an und für sich […] nothwendig Situation] Lö, ähnlich AnPn: Situation im tragischen Kreise 23 einen Vertrag] Pn: die Abwechslung 24 thun einen … Eintracht] Ke: zerstört diesen willkürlichen Vergleich Lö: und dem willkührlichen Vertrage Eintrag 40 thut 25 Verwickelungen] AnLö: Entzweiungen Mittelalters] Lö: Mittelalters, wo auch | die Succession noch nicht regulirt ist
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die durch das ganze Buch läuft, dadurch daß Feridun die Erde vertheilt hat unter drei Söhne, Sem der eine hatte das Land des morgenländisch römischen Reichs, Tur die Länder gegen Süden Turan, Schin, Arabien pp und Iretsch hatte Iran, Persien erhalten, jeder hat einen Anspruch auf das Land des Andern und so entsteht die Kollision, der Widerspruch um den sich 60000 Dystichen drehen. – Es sind dieß Situationen die auch in einem Naturumstand ihren Grund haben, wo sich aber dieser mit einem sittlichen Interesse sogleich verbindet. – Dieselbe Kollision liegt bei Macbeth zum Grunde, Duncan ist der Koenig, Macbeth ist sein Verwandter und hatte das nächste Recht auf den Thron trotz der Söhne des Duncan, denn er war nach diesem der Aelteste der Familie und der hatte das Recht, Macbeth hat den ersten Gedanken des Mordes als Duncan seinen ältesten Sohn zum Herzog von Cumberland mit der Bestimmung des Thronerben macht, und Macbeth so verletzt wird. Dieß findet sich in den Charakteren der Chroniken aus denen Shakespeare geschöpft hat, er hat aber dieß Berechtigte ganz weggelassen, da er nur das Interesse hatte das Schauderhafte, Grauenhafte der Leidenschaft zu schildern und mit Rücksicht auf Jacob II für den es Interesse hatte Macbeth als Verbrecher dargestellt zu sehen, da er von Banco abstammte. Es wird so das Sinnlose vorgestellt daß Macbeth nicht auch die Söhne Duncans ermordet und den Großen es nicht einfällt daß diese zwei Söhne vorhanden sind, die eigentlich auf den Thron steigen müßten. Wie es kommt daß nicht 7 verbindet] Pn: verbindet, z. B. die Ruhe in der Regierung Ke: verknüpft, Rachen, Beherrschung eines Landes, Ehre des Oberhaupts 7–8 Dieselbe Kollision] Pn: Dasselbe Verhältniß Ke: Eine ähnliche Collision 8 bei Macbeth] Ke: der wirklichen Geschichte Macbeths 11 Recht] An: Recht zum Throne […], wiewol jener 2 Söhne hat Mordes] Lö: Königsmordes 12 mit der Bestimmung des] Lö: der Würde des jedesmaligen 12–13 Thronerben macht] KePn: (Ke: designirten) Thronfolger ernennt 13 und Macbeth … wird] An, ähnlich Pn: es ist eine berechtigte Seite im Betragen Macbeth’s Ke: ist Macbeth bevortheilt, und in seinem Verfahren gegen den König liegt eine Berechtigung 14–15 er hat … weggelassen] Pn: An sich betrachtet wäre es vorzuziehen gewesen, wenn diese Berechtigung dargestellt wäre in der Bearbeitung Shakespear’s: er hat dies ganz übergangen. 15–16 das Schauderhafte, … Leidenschaft] An: die Wuth der Leidenschaften Ke: das Gräßliche ganz in seiner Gräßlichkeit 16 mit Rücksicht auf Jacob II] An, ähnlich Ke: um dem König Jacob ein Compliment zu machen Lö: Jacob, unter dem das Trauerspiel aufgeführt wurde […] welchem Shakspeare schmeicheln wollte 18–604,3 Es wird … weiß.] An: Shakspeare hätte besser gethan, jenen Umstand anzugeben, da es scheint, als ob die Söhne Duncan’s Ansprüche auf den Thron hätten. Sie waren blos verwandt. Aber man denkt nicht daran, daß noch 2 Söhne da sind, sondern leidet den Macbeth auf dem Thron. Ke: es wäre aber in der That vorzuziehen gewesen, wenn diese Seite der Berechtigung nicht übergangen wäre. So tritt das Ungeschickte, selbst sinnlose ein, daß vorgestellt wird, die Söhne Duncans hätten das Recht zum Throne gehabt, und daß doch weder Macbeth sie mit ihrem Vater mordete, noch die andern Großen nach des Königs Tode an sie denken. Lö: […] er aber läßt sie entkommen. Die Großen denken gar nicht daran, daß eigentlich Dunkans Söhne hätten auf den Thron kommen sollen. Das versteht man nicht ohne die Voraussetzung, die auf der andern Seite auch den Vortheil gehabt haben würde, daß dadurch Macbeth, der jetzt ganz unberechtigt erscheint, würde berechtigt worden seyn.
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ein Sohn Duncans auf den Thron steigt und dieß auch nicht dem Macbeth oder einem der Großen einfällt ist unverständlich, ohne daß man diesen Zusam|menhang weiß. Die dritte Situation ist ein zur Natur gewordenes Unrecht, etwas das an sich Unrecht ist, das aber fest, positiv, eine unüberwindliche Macht geworden ist, eine Macht wie eine natürliche Macht z B. Sclaverei, Leibeigenschaft, Unterschied der Parias, der Juden in christlichen Staaten, auch in gewissem Sinn der Unterschied adlicher und unadlicher Geburt. Das Eine ist daß es sich hier um Rechte handelt, um Verhältnisse, Möglichkeiten des Verhaltens die dem Menschen überhaupt angehören und andererseits ist ein Hinderniß, eine Schwierigkeit, eine Gefahr vorhanden die jenem als eine Naturmacht gegenübersteht. Es kann dieß im Ganzen als ein Unterschied betrachtet werden der fest ist, dieser Unterschied kann anderem gegenüberstehen auf dem der Mensch Ansprüche hat, es ist der Unterschied der Stände, er ist wesentlich, nothwendig, gründet sich auf den Unterschied der Beschäftigung, Bildung, des Sinnes, Geistes. Es gehört hierzu der Unterschied von Privatpersonen und Regierenden, ein Theil wird regiert, der andere regiert, ferner daß die Menschen verschiedene Beschäftigungen haben und eine Bildung, einen Geist der dieser Beschäftigung angemessen ist, diese Unterschiede sind nothwendig und vernünftig. Das Andere aber ist, daß dieser Unterschied in Ansehung der Individuen an die Geburt geknüpft wird und so zum natürlichen Unterschied, Unterschied der Natur geworden ist. Auf die Entstehung dieses Unterschiedes kommt es hierbei nicht an. Es kann sein daß das ganze Volk ursprünglich eine Nation ausmacht und der Unterschied an die Geburt geknüpft wird, wie dieß z. B. der Fall war bei den alten deutschen Leibeigenen, oder der Ursprung der Stände geht aus dem Nationalunterschied hervor, wie bei den Juden und Christen und wie er von den Kasten in Indien auch behauptet wird. Dieß ist gleichgültig ob von der Stammverschiedenheit der festgemachte Unterschied des Rechts hervorkommt, oder ob verschiedenes | Recht zu einen Naturunterschied gemacht ist bei ursprünglich gleicher Nationalität. Die Hauptsache ist der zur Natur gemachte Unter-
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5 Macht] Ke: Gewalt 7 Parias] KeLö: Parias in Indien gewissem Sinn] An, ähnlich Ke: einer gewissen Beschränkung 8 Geburt] Ke: Geburt, – der Unterschied im ganzen des Standes, der Beschäftigung, Bildung 9 Verhaltens] Lö, ähnlich An: Thuns und Verhaltens KePn: Thuns 15 des Sinnes, Geistes] Lö: der verschiedenen Sinnes- und Geistesart 16 Regierenden] Pn: Regierungen 19 diese] Lö: Das Eine ist nun, daß diese 23 eine Nation] Lö: ein 35 Gan|zes 23–24 der Unterschied] Lö: die Unterschiede, die in ihm entstanden 24–25 wie dieß … Leibeigenen] An: die teutschen Leibeigene war sowol Teutsche, wie ihre Herrn Lö: wie die Leibeigenschaft die Sclaverei 25–27 oder der … wird] Lö: Es kann ferner seyn, daß es Stämmeund Kastenunterschiede sind, die Nationalunterschiede geworden sind, wie in Indien. 29 ob verschiedenes … ist] Lö: der Unterschied von der Natur herrührt 40
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schied; das Vernünftige ist darin der Unterschied von Beschäftigung und das davon abhängende Geistige, die Bildung. Wenn nun auch solche Unterschiede vorhanden sind, so sind sie doch ursprünglich abhängig von der Freiheit der Individuen, das Individuum, seine Geschicklichkeit entscheidet darüber, hängt dieß nun von der Geburt ab, so entsteht eine Kollision zwischen seinem Recht das ihm nur seine Geburt giebt, zwischen diesem Recht das ihm in der natürlichen Beschaffenheit gegründet ist und dem Recht das entsteht aus seiner geistigen Qualität. Dieß ist überhaupt eine unglückliche Situation, nach unserer Vorstellung sind diese Unterschiede des Standes im Ganzen nicht an die Geburt geknüpft mit Ausnahme einer geringen Sphäre, des Regierenden, und der ihn zunächst Umgebenden, des Hofes, der Pairs eines Reichs, dieser geringe Kreis von Familien hat besondere Rechte und diese sind an die Geburt geknüpft, höhere Rücksichten fordern dieß, machen es vernünftig, aber im Uebrigen macht die Geburt keinen wesentlichen Unterschied in Ansehung des Standes dem ein Jeder angehören will oder kann. – Wir haben die richtige Vorstellung daß ein besonderer Stand auch mit besonderer Bildung verbunden ist und daß wenn ein Individuum die vollkommene Freiheit haben soll einem Stande anzugehören, es durch seine Geschicklichkeit, Bildung, Gesinnung diesem Stande angemessen sein muß. Wenn nun aber die Geburt ein festes, unüberwindliches Hinderniß ist gegen etwas das der Mensch sonst durch seine Bildung, Gesinnung erlangen könnte, so erscheint uns die Berechtigung daß er diese Macht bekämpft, es erscheint uns daß er ein Unrecht leidet, insofern die bloß natürliche Trennung eine Macht gegen ihn sein soll gegen das wozu er sonst berechtigt wäre. Wenn ein Mensch durch seine Gesinnung, Geschick|lichkeit, Empfindung pp über diese natürliche Schranke sich erhebt und nun diese ihm ein Hinderniß ist ge-
1–2 das davon … Bildung] Lö: daß der Geist sich in diese hineinfindet 3 vorhanden] An: nothwendig und in allen Gesellschaften vorhanden Pn: nothwendig sind1] Lö: sind, die sich auf den Unterschied der Beschäftigung beziehn der Freiheit] An: dem Unterschied 4–8 das Individuum, … Situation] Lö: es muß Jedem freistehn welchem Stand er angehören will; von sei30 ner Freiheit muß das abhängig gemacht seyn. Zwischen dem Stande, den ihm die Natur gibt und dem zur Natur gemachten, durch die Natur festgewordenen, zwischen diesem und dem, den die geistige Qualität bestimmt, muß ein Unterschied gemacht werden. Solch eine Situation, wo eine Collision entsteht, zwischen dem Stande, den dem Individuum sein Geist anweist, und den ihm sein Stand erlaubt, ist nach unsern Vorstellungen eine unglückliche. 4 seine Geschicklichkeit 35 entscheidet darüber] An: ob dieses jenem oder diesem Stande angehört, muss von seiner Freyheit und Geschicklichkeit abhangen 7–8 entsteht aus seiner geistigen Qualität] An: durch freien Geist bedingt wird 10–12 Sphäre, des … diese] Lö: Sphäre, eines geringen Kreises, welcher die Herrschenden in sich begreift. – Diese Unterschiede 13 vernünftig] Lö: nothwendig und vernünftig 14 die Geburt] Pn: der Unterschied der Geburt 15 Jeder] LöPn: Indivi16 Bildung] An: Handlungsweise und Denkweise Ke: Handlung, Denkweise, und Bil40 duum dung 17 Stande] Ke: besonderen Stand 22–23 Trennung eine Macht] An: Macht ein Hinderniss 24 Empfindung] An: Bildung
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gen das was er sonst durch seinen Geist erreichen könnte, so erscheint uns dieß als Unglück und wesentlich als Unrecht. Wir fordern aber daß er berechtigt sei durch seinen Geist, wenn eine solche Schranke für ihn weichen soll, ist dieß nicht der Fall, so sehen wir es für eine Thorheit an. Ein Bedienter verliebt sich in eine Prinzessin, dieß ist eine Thorheit, weil wir ihm als Bedienten eine gewisse Sinnesweise zutrauen, gewisse Ungeschicklichkeiten die dem Stande, der Sphäre nicht angemessen sind in die er treten will und von der hohen Person wissen wir daß sie in einem Kreise von höheren Interessen lebt, daran gewöhnt ist, was sie gleichgültiger macht gegen solch eine Leidenschaft der Liebe. Solche Situationen finden besonders in Ansehung der Liebe statt. Liebe ist nicht eine einzelne Empfindung, sie hängt zusammen mit der ganzen geistigen Beschaffenheit der Individuen, sehen wir diese einander unangemessen in beiden Personen, so ist dieß das eigentliche und wesentliche Hinderniß, wird diese Unangemessenheit vergessen und überließe sich eine hohe Person dieser einseitigen Empfindung, vergäße den ganzen Umfang des Verhältnisses in dem der Mensch leben muß, die ganze geistige Bildung pp so wäre es eine Thorheit. Ist sonst der Mensch berechtigt Ansprüche zu machen durch seine geistige Bildung auf ein Recht pp und es steht dem nur diese natürliche Bestimmung als ein unüberwindliches Hinderniß entgegen, so ist dieß eine schiefe Situation, die oft vor-
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1 dieß] Lö: dies, daß die Berechtigung hiezu fehlt 2–3 Unrecht. Wir … soll] Lö: Unrecht, daß die entgegengesetzte natürliche Macht ihn hindern soll, um zu dem zu gelangen, wozu er berechtigt seyn soll. Wenn Jemand durch seine Sinnesart, Geschicklichkeit und Bildung sich über die natürliche Schranke erhebt, so ist es ein Unrecht, nicht eine angemessenere Beschäftigung wählen zu können, wozu das Individuum die Berechtigung durch seine Sinnesart hat: 3 seinen Geist] Ke: seine Geschiklichkeit und Geistesbildung Pn: seine Sinnesart und Geschicklichkeit 4 Ein Bedienter] Lö: wenn sich jemand niedern Standes, ein Bedienter 5 Prinzessin, dieß … Thorheit] An: vornehme Dame, so erscheint uns dieses als etwas Lächerliches LöPn: ( hohe Dame verliebt, Pn: Prinzessin oder eine vornehme Frau,) so ist das absurd 6 Ungeschicklichkeiten] Lö: Geschicklichkeit oder Ungeschicklichkeit 9 Liebe] Lö: Liebe, wenn sie mit ihnen collidiren 9–10 Solche Situationen finden] Pn: Eine solche Collision findet 10–11 ist nicht … Empfindung] Ke: ist keine abstracte, vereinzelte Empfindung An: ist nicht so ein Abstraktes Lö: soll als | kein Abstractum vorgestellt werden 11–12 sie hängt … Individuen] Ke, ähnlich AnPnLö: sondern sie soll Sache des ganzen Gemüths, zusamenhängend mit der ganzen geistigen Natur des Individuums sein 12 diese] Ke: die ganze geistige Beschaffenheit 2er Individuen 13 dieß das … Hinderniß] Lö: das eigentliche Verhältniß der Liebe nicht mehr vorhanden 14–15 überließe sich … Empfindung] Lö: so treten blos auf verschiedene Weise blos einseitige Empfindungen vor 15–16 des Verhältnisses … muß] Ke: dessen, was mit der Empfindung verbunden ist 16 Bildung] Lö: Bildung und Umstände 17–18 seine geistige … Recht] AnPn: seinen Geist auf irgend ein Verhältniss Ke: seine Gesinung und Bildung 19–607,2 ist dieß … ist] Ke: fodern wir, daß er gegen dieselbe ankämpfe, und sie besiege, und ein Verhältniß, wo dies Hinderniß unüberwindlich ist, erscheint mit Recht als eine Situation, die, so sehr sie auch gäng und gäbe ist, und so leicht sie einem in den Kopf kommen kann, doch durchaus unästhetisch und unschön ist
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kommen kann, aber etwas Unschönes, Unästhetisches in sich enthält, so sehr beliebt sie auch ist. Ist nämlich die natürliche Macht etwas Unüberwindliches und man sieht den Menschen einem Unüberwindlichen, einer absoluten Macht gegenüber, so ist das Vernünftige des Menschen, daß er sich dieser Nothwendigkeit | unterwirft, nicht gegen das Unmögliche reagirt, dem Unmöglichen entsagt so giebt er das Interesse auf was ihn mit dem Nothwendigen verwickelt und indem er von diesem Interesse abstrahirt hat diese Macht keine Macht mehr über ihn, er hat so seine Freiheit gerettet, er zieht sich dagegen in seine abstrakte Freiheit zurück. Beharrt er im Kampfe so verkennt er seine Stellung, setzt sich als abhängig von dieser Macht. Äusserlich kann sie wohl sein, aber ein Anderes ist ob sie von seinem Gemüth ausgeführt wird, bleibt er ruhig, so ist er nicht abhängig, bleibt in der inneren Selbstständigkeit seiner selbst. – Die andere Seite ist daß das Individuum auch auf der Seite einer solchen zur Natur gewordenen Bestimmung sein kann, in der Kollision die entsteht, kann sich ein Individuum zeigen, das gegen diese Macht anzukämpfen strebt, dieß haben wir betrachtet, andererseits ein Individuum dem diese Macht beisteht, das auf der Seite dieser Macht steht. Die Gestaltungen nach dieser Seite sind ebenso unaesthetisch z. B. Recht der Leibeigenschaft, Behaupten der Sclaverei gegen den der sie angreift. Andererseits können die Individuen die solche Verhältnisse behaupten, dieß mit guten Glauben thun, wie z. B. das Recht der höheren Kasten in Indien festgehalten wird, aber in diesem Falle erscheinen solche Gestalten auch als unaesthetisch, indem sie eine schlechte Sache, ein Unrecht und für sich behaupten. Soll sie wahrhaft, substantiell sein, so muß ihre Sache ein an und für sich Wahrhaftes sein, ist dieß nicht, so sind sie auf der Seite des Unrechts, so erscheinen sie als Barbaren, die etwas wollen was an und für sich für
2–3 Unüberwindliches und … Unüberwindlichen] Ke: unbesiegbares und … unbesiegbaren 6 Nothwendigen] KePn: unmöglichen An: Unüberwindlichen 8 Freiheit] Pn: abstracte Freiheit 9–10 setzt sich … Macht] An, ähnlich Lö: stellt er sich dar als ein Abhängiges von dieser Nothwendigkeit Ke: und bleibt als ein von der Nothwendigkeit abhängiges, unfreies stehn Pn: 30 bleibt er abhängig von dieser Nothwendigkeit 10 sie wohl sein] Pn, ähnlich Lö: diese Abhängigkeit ausgeführt werden 11–12 bleibt er … selbst] Lö: oder ob er in seinem Gemüthe ruhig jene Schranke erträgt und so in innerer Einheit mit sich in seiner Selbstständigkeit zurück bleibt und nicht mit jener Macht in den Kampf tritt Pn: nämlich wenn er das Interesse aufgegeben hat, was ihn mit dieser Nothwendigkeit verwickelt (Ms: entwickelt) 12–13 Die andere Seite] Lö: Wer 35 sich gegen diese Macht setzt, begeht etwas Thörichtes, stellt sie nur dar in der Abhängigkeit und Entzweiung seines Gemüthes. Dies andre 13–14 einer solchen … Bestimmung] An: einer solchen zur Natur gewordenen Macht Lö: solcher zur Natur gemachten Bestimmungen Ke: eines solchen zur Natur gemachten Unrechts 17 Macht] Lö: Verhältnisse 17–18 ebenso unaesthetisch] AnPn: aber so etwas Unästhetisches Ke: ebenso etwas unästhetisches 18 Recht der … 40 Sclaverei] An: Recht der Leibeigenschaft, der Sklaverey behaupten Lö: Sclaverei, Leibeigenschaft behaupten und so etwas verlangen, was dem Vernünftigen zuwider ist 19 sie angreift] Pn: etwas dagegen behauptet 24 nicht] An: nicht (wie die Leibeigenschaft)
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uns Unrecht ist. Oder wenn sie mit gutem Glauben dieß behaupten so ist eigentlich die Macht die sie haben nicht die der Individualität, des Charakters selbst mit der sie dem ihnen Gegenüberstehenden widerstreben und | widerstehen, sondern wie die Sclaverei, Leibeigenschaft ist es eine gesetzliche Anordnung, allgemeine Autorität und sie haben nur Macht und Gewalt durch diese allgemeine Autorität. – Schon früher im heroïschen Charakter ist gesagt, daß das was der Charakter ist nur in ihm selbst sein und durch ihn selbst geltend gemacht werden soll, hat hingegen etwas öffentliche Autorität so beruht die Macht nicht auf dem Individuum selbst, es ist eine äusserliche Gewalt. Wenn das Individuum aber andererseits ein besonderes Interesse, einen Privatzweck, durchsetzen, unterstützen will durch solch ein festgewordenes Verhältniß, so ist es ein schlechter Charakter, was es will ist dann irgend eine Partikularität und das Gesetzliche, Feste ist dann nur ein Mittel für das Individuum. So ist hier eine Entzweiung vorhanden die dem widerspricht was wir für das Schöne im Allgemeinen fordern. Man kann die Empfindung der Empörung, des Mitleids erwekken durch solche Situationen, indem man Menschen entgegensetzt einer zur Natur gewordenen Macht, die an sich Unrecht ist. Diese Mächte sind positiver Natur und die Umstände unter denen sie gewesen sind, sind zu respektiren, aber für uns sind sie Unrecht und so darf man uns nicht ein Unrecht als eine Macht darstellen, die als Naturmacht erscheint gegen ein Individuum. Aristoteles fordert die Tragödie soll Mitleid und Furcht erwecken, hierdurch wird aber nicht Furcht erweckt, wir fürchten dergleichen nicht in einem ver2 Macht] AnLöPn, ähnlich Ke: Macht und Kraft 3–4 dem ihnen … widerstehen] Lö: das Unrecht als Recht behaupten wollen 4 die Sclaverei, Leibeigenschaft] An: Das Kastenverhältniss in Indien Lö: das Kastenwesen 5–6 allgemeine Autorität … Autorität] Ke: wir fodern aber in der Kunst einen selbstständigen Charakter, der nur das, | was er in sich selbst und durch sich selbst als wahr anerkennt, vertheidigt. 8–9 öffentliche Autorität … selbst] Lö, ähnlich Pn: wie zB. die Sclaverei Gesetzlichkeit, so beruht die Macht un d Kraft des Individuums, die in Bezug auf diese Verhältnisse ausübt, nicht auf ihm, (Pn: ist nicht identisch mit ihnen,) sondern 11 festgewordenes Verhältniß] Ke: feststehenden Verhältniß, an dessen Gültigkeit sein eignes Innere nicht einmal glaubt, eine particulare Leidenschaft durchsetzt 11–12 ein schlechter Charakter] An: (vorher ein Barbar, jetzt) ein s c h l e c h t e r C h a r a k t e r Lö: ein wahrer Barbarismus und ein noch schlechterer Character Ke: Dies sind aber durchaus schlechte Charaktere, die ohne irgend eine Würde sind, und in der Kunst nicht interessiren können. 12 Partikularität] Lö: Particularität, ein 16–17 man Menschen … ist] Gesetzloses 14 Entzweiung] Ke: unauflösliche Entzweiung Lö: man Individuen solcher Macht gegenüber sieht, wie die Sclaverei, die an und für sich ein Unrecht ist Ke: der Mensch an einem absoluten Unrecht scheiternd dargestellt wird Pn: Diese Collision setzt also ein Unrecht voraus, das ein Recht der Form nach, aber nicht der Vernunft nach ist. 18 Umstände unter … sind] Lö: Zeiten, wo sie galt, sind gewesen An: Die Sklaverey ff. sind dagewesen 20 als Naturmacht erscheint] Lö: Natur Gewalt habe und übe 21 Aristoteles] Lö, ähnlich An: Mitleid und Empörung wird so wohl bewirkt; aber man muß hier dessen erinnern, was Aristoteles
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nünftigen Zustande, haben auch nicht Ehrfurcht davor, denn wir fühlen das Unrecht dieser Macht und vor Unrecht hat man keine Ehrfurcht. Eine vierte weitere Kollision ist ein Hinderniß, Schwierigkeit, Verletzung die hervorgebracht ist durch eine That des Menschen. Verletzung ist ein Negatives durch einen Widerspruch gegen irgend | etwas Nothwendiges, Berechtigtes. Solche Verletzung von etwas Wesentlichen kann durch das Individuum selbst hervorgebracht sein z. B. so daß der Mensch bewußtlos etwas thut was dann als eine Verletzung von etwas sich zeigt was man wesentlich respektiren soll, daß er so selbst die Verletzung hervorbringt, die ihn in einen Widerstreit bringt, das Bewußtsein bei der That und das Bewußtsein dessen was die That an sich war. Oedips That war in seinem Bewußtsein der Kampf mit einem Menschen den er tödtet, das Andere war was die That an und für sich war, Mord seines Vaters. Ajax des Sophocles tödtet die Heerden der Griechen, die er in seinem Wahnsinn für die Griechen selbst hält, indem er zum Bewußtsein kommt ist es die Scham über seine That die hervortritt, ein Widerstreit dessen was seine That ist nach der Meinung die er hatte und was sie in der That ist. Was so verletzt worden ist von dem Menschen, muß in der That etwas sein, was er vernünftiger Weise zu ehren hat, zu achten, was ihn interessirt. Aberglauben kann sich hier einmischen für uns ist es aber Aberglauben, falsche Meinung und so für uns ohne Interesse. – Die Verletzung kann auch von der Art sein daß sie durch Zufälligkeit entsteht, aber so daß das Verletzte gegen das Verletzende eine für wesentlich gehaltene Seite hat. Ajax hat so seine eigene Ehre verletzt. Die Verletzung von etwas Objektivem enthält daß der Mensch, durch Handlungen verwickelt mit einer sittlichen Macht, in ein Verhältniß dazu tritt und dieß Verhältniß gegen sich erregt. Es kann eine Gewaltthat sein, durch Leidenschaften, durch Natürliches, Menschliches entstanden. Der trojanische Krieg hat so seinen Anfang in der Leidenschaft der Liebe, Orest verletzt seine Mutter, es ist Muttermord, sie hatte dagegen ver-
1 fühlen das … Macht] Lö: wo man sich fürchtet, hat man das Gefühl, daß ein Unrecht vorhanden ist 2 Ehrfurcht.] Lö: Ehrfurcht. – Diese Collision setzt im Ganzen ein Unrecht voraus, das ein 30 positives Recht, aber auch nur dieses ist. 4 Negatives] Lö: Negatives, erzeugt 9–10 das Bewußtsein … war] Lö: des Bewußtseyns seiner That und dessen was er wollte 11–12 Oedips That … Vaters.] Lö: Oedips Mord war seine That; mit einem Fremden gerieth er in Streit und erschlägt ihn. Dieser Fremde war aber sein Vater. Der Todschlag war das Eine, das Bewußtseyn aber seinen Vater getödtet zu haben, das Andre. 13 Ajax des Sophocles] Lö: Solcher Widerstreit ist auch 35 vorhanden im Ajax. Dieser 16 verletzt worden ist] Ke: vollbracht wird 20 Die Verletzung … entsteht] An: Es muß etwas verletzt seyn, das in der That etwas zu Respektirendes ist 26–27 der Leidenschaft der Liebe] Ke: der Leidenschaft der Liebe, welche Paris zum Raub der Helena bewegt; den Anfang der Ilias macht | die Verletzung des Priesters Apollos An: dem Raub der Helena durch Paris und der Leidenschaftlichkeit der Griechen; in der Iliade liegt der Anfang in der Gränze in der 27–610,1 sie hatte dagegen … ist] Ke: weil sie die Ehrfurcht 40 Verletzung der Tochter des Chryses gegen den Gemahl und König aus dem Auge verlor, ihm untreu wurde, und ihn ermordete
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letzt die Ehrfurcht vor den Koenig Agamemnon der ihr Gemahl | ist, Orest verletzt seine Mutter, sie ihren Gemahl den Koenig, diese Situationen haben wieder ihren Grund in früheren Situationen, Agamemnon hatte ihre Tochter in Aulis opfern lassen, die Iphigenia. Im Hamlet ist so der Vater verletzt durch seinen Bruder. – Eine Verletzung anderer Art ist daß etwas Heiliges verletzt wird, was aber wenn es uns interessiren soll auch von uns für heilig angesehen werden muß, das Gegentheil hiervon stellt die Episode des Nalus im Mahabharata dar. Die Verletzung ist hier ein Vergehen des Nalus, er hatte eine Fürstentochter geheirathet, die das Privilegium hatte sich selbst den Gemahl zu wählen unter den vielen Freiern, diese schwebten alle in der Luft, nur Nalus stand auf der Erde, sie hatte den guten Geschmack den Menschen zu wählen, die Genien sind darüber aufgebracht, viele Jahre können sie jedoch nichts gegen Nalus auf bringen, endlich hat er ein Vergehen begangen, er hat in seinen Urin getreten, dieß ist ein Verbrechen und dadurch haben die bösen Genien Gewalt über ihn, einer flößt ihm Spielsucht ein, ein anderer hilft seinem Bruder, so daß er alles verspielt, mit seiner Frau ins Elend wandert und endlich auch diese verläßt, er wird Kutscher und kommt zuletzt wieder in Besitz seines Weibes. Was er so verletzt ist etwas 3 Situationen] Lö: Verletzungen 3–4 hatte ihre … Iphigenia] Ke: wird aber von der Clytemnestra ermordet, weil er ihre Tochter zum Opfertode bestimt hatte 4–5 ist so … Bruder] Ke: ist Hamlets Vater durch den nachherigen König getödtet, in der Sakontala besteht die Verletzung darin, daß Duschmanta die Sakontala verläßt Pn, ähnlich Lö: ist Hamlets Vater verletzt worden durch den der sich nachher zum König gemacht hat 5 daß etwas … wird] Ke: die Verletzung eines an und für sich heiligen, oder dessen, was ein bestimtes Volk für heilig hält 8 Nalus] Lö: Königs An: Königs Nalus 10 Freiern] Lö: Freiern, die um ihre Hand warben Ke: Freier, Genien, Luft] An: Luft, daran merkte sie, daß es Dämonen waren auf der Erde] An: mit dem Fuße auf der Erde Ke: auf festen Füßen 11 sie hatte] Lö: Daraus merkte sie, daß jener ein Mensch, diese Genien seyen und hatte 12 viele Jahre … auf bringen] Ke: Trotz der beleidigten, Rache suchenden Geister, lebte nun das Paar viele | Jahre glücklich An: Lange lebten sie nun glücklich. 13 Vergehen begangen, … getreten] An, ähnlich Lö: Vergehen. Er pißte auf die Erde und trat (Lö: mit dem Fuß) darauf Ke, ähnlich Pn: Vergehen, mit seinem Fuß auf den Fleck zu treten, den er eben bepißt hatte 14–17 dadurch haben … Weibes] Lö: Dadurch gewannen die bösen Genien Gewalt über ihn, und gaben ihm die Spielsucht ein; die andern halfen zu seinem Verderben, so daß er bald alles verlor, sein Königreich und selbst sein Weib. Dieses findet er in einem Walde, aber er verläßt sie in diesem hilflosen Zustande; er wird Kutscher und endlich wieder König. Ke: nun fällt er der Macht eines bösen Genius anheim, der ihn verführt, all sein Habe und Gut zu verspielen, ihn von seiner Gemahlin trennt, und ihn lange im Unglück schmachten ließ, bis er wieder zu seiner früheren Ehre gelangte An: Er gerieth in Unglück, verlor alle Juwelen ff., zog sich mit seiner Gemahlin in einen Wald zurück, kam aber zuletzt wieder in Besitz seines Reiches. Pn: ihm wird sein Reich entrissen böse Genien legten die Spielsucht in ihn und er mußte als Fuhrmann seinen Unterhalt suchen endlich erreichte er seinen Thron wieder 17–611,1 Was er … Absurdität.] An: Für uns ist diese Verletzung eine Abgeschmacktheit. Ke: Das kommt uns natürlich ungereimt und lächerlich vor, bei den Indiern war aber diese That die Verletzung von etwas heiligem. Pn: dies ist für uns absurd 5 daß] das
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Heiliges, für uns aber eine Absurdität.– Die Verletzung braucht nicht grade direkt zu sein, sondern nur ein Thun das sich verwickelt mit anderen Verhältnissen, so bei Romeo und Julie die Liebe, verbunden mit der Trennung der Geschlechter beider Personen, dieß macht die Verwickelung aus. – Wie nun die Situation erfunden ist, darüber sind unendlich viele Möglichkeiten, dieß finden der Situation ist das Schwerste, es kommt dabei immer auf das Genre, die Art der Poesie | an. Im Märchen erlaubt man dagegen alles. Dieß Allgemeine mag genug sein über die Situation, wollte man es ganz ausführen in allen seinen Schattirungen, auch sie beurtheilen pp so würde dieß für sich selbst eine weitläuftige Abhandlung werden. Das Zweite zur Situation ist die Reaktion gegen die Situation, diese hängt auf ’s Innigste mit der Situation zusammen. Umstände sind nur Situationen sofern sie durch das Gemüth, durch die Leidenschaft aufgefaßt werden und sich das Gemüth veranlaßt fühlt dagegen zu reagiren, dagegen thätig zu sein. Die eigentliche Aktion geht nur an wenn der Gegensatz hervorgetreten ist den die Situation an sich enthält. Bei der Reaktion sind zwei einander gegenüberstehend. Es ist die Differenz der Ideale, das bestimmte Ideal, der Inhalt kann insofern nicht der absolute sein, sondern ist das Ideal in seiner Bestimmtheit, diese muß aber noch bleiben, das Ideal muß Wahrheit in sich haben, die Idee in irgend einer Form muß darin enthalten sein, zwei Interessen treten darin auf und beide müssen der Idee angemessen sein. Es ist hier das Bewegende und das Thätige, dieß enthält zwei Momente, erstens das Bewegende als das Allgemeine und zweitens insofern dieß Bewegende bethätigt ist. Dieß Allgemeine muß vernünftig in sich selbst sein, muß wahrhaftes Gelten haben, wir sind im Gebiete der Kunst, das Ideal muß hier in seiner Entzweiung
2 direkt] Lö: eine eigentliche thätliche Verletzung Thun] Ke: rechtmäßigen Thun 3–4 Trennung der … Personen] Ke: feindseligen Trennung ihrer beiderseitigen Familien Pn: Trennung der Eltern Lö: Haß der Väter 5 viele Möglichkeiten] Ke: viele, daß es sich nicht weiter ausführen läßt 6–7 das Genre, … Poesie] AnKe: die (verschiedene Ke: besondere) Art des Kunst30 werkes 7 Im Märchen … alles.] Ke: im Märchen zB. sind alle Situationen erlaubt, die nur dazu dienen, eine menschliche Gesinnung zu erwecken, im Drama ist das Feld viel mehr beschränkt. – Wir gehn nun gleich zum dritten Abschnitt dieses Theils über An: Man lässt sich darüber alles Mögliche gefallen. 11 Zweite] Pn: dritte 12 Umstände] Lö: h) das Bewegende, die Mächte, bøi. / Umstände 13 Leidenschaft] An: Empfindung 14–15 Die eigentliche Aktion] Pn: 15 der Gegensatz … den] Pn: die 35 Die Situationen leiten es nur ein, und der eigentliche Akt Gegenwirkung eingetreten ist, die 17 Differenz der Ideale] AnLö: Differenz des Idealen Ke: Differenz der Idealen Pn: das bestimmte Ideale in seiner Differenz 19 das Ideal] An: die Bestimmtheit Pn: das bestimmte Ideale Lö: Die Bestimmtheit des Idealen 20 irgend einer Form] Lö: irgend einer bestimmten Weise An: ihrer wahren Gestaltung 21–22 Es ist … Thätige] 23 Bewegende] Pn: 40 Pn: Die eine Seite von dieser Situation ist das Bewegende, Göttliche Allgemeine ist] AnPn: bethätigt wird 24 Dieß Allgemeine] Ke: Der Gegen stand 25 Ideal] An: Allgemeine
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noch den Stempel des Ideals an sich tragen, nicht bloß als äusserliche Form, sein Wesen muß ein wesentliches, ein berechtigtes, ein vernünftiges überhaupt sein und dieß sind dann die allgemeinen wahrhaften Mächte, die Söhne der einen, allgemeinen Idee, ein wahrhaftes Insichsein, sie sind bestimmt, bestimmte Ideale, also können sie auch in | den Gegensatz kommen, aber sie müssen dennoch Momente des einen allgemeinen Wahren sein, sie sind Momente desselben, daher sind sie bestimmt und deswegen können sie in den Gegensatz kommen. Es sind dieß die großen sittlichen Mächte, Ehre, Ruhm, Freundschaft, Staat, Stand, Würde, Reichthum, Liebe, Familie pp, alles dieß ist darunter gefaßt, keins hat eine höhere Berechtigung an ihm selbst als das Andere. Erstens sind dieß die vernünftigen Mächte, zweitens die Mächte der menschlichen Brust die der Mensch als Mensch anerkennen muß, deswegen müssen es nicht sogenannte positive Rechte sein, nicht in dem Sinn daß sie in sich wahrhaft unrecht und durch Gesetze zu Rechten gemacht sind, schon die Form des Positiven ist nicht dem Ideal gemäß und wir haben hiervon schon in der ersten Weise des Ideals, der Selbstständigkeit, gesprochen. Aber vollends muß das was als Macht gilt, geltend gemacht wird ein in sich Vernünftiges sein, so ist nicht Sclaverei, Leibeigenschaft pp sie sind daher in ihren Situationen nur empörend, quälend. Bei den Alten kommen auch solche geltenden Mächte vor z. B. die Gesetze der Menschenopfer, sie kommen in Aulis wie in Tauris vor in der Iphigenia, einmal ist sie selbst das Opfer, das andere Mal ihr Bruder. Aber diese Mächte kommen vor in den Tragödien die wir Trauerspiele übersetzen, die aber solche Mächte betrügen, sie werden nicht ausgeführt, beide Male wird das Opfer gerettet, sie gehen glücklich aus. Kommen sie also auch bei den Alten vor so machen sie sich doch nicht geltend, behalten nicht Recht,
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3 dieß sind … Mächte] An: Es sind die absoluten geltenden Mächte Ke: In dieser Idee treten die Algemeinen Mächte auf 6 dennoch Momente … Wahren] An: des Gegensatzes ungeachtet Momente des ewigen Allgemeinen, Wahren Pn: Diese allgemeinen Ideen sind ein Göttliches in sich selbst 8 Es sind … Mächte,] Lö: Das sind die wahrhaften Motive: Pn: die absolut geltenden Mächte die sind dann die wahrhaften Motive 9 Liebe] Pn: Liebe zu seinem Vaterlande, […] 30 Geschlechtsliebe 10–11 keins hat … Andere] An, ähnlich Pn: die einen haben eine höhere Berechtigung, Göttlichkeit an sich selbst als die andern 11–12 der menschlichen Brust] Ke: des menschlichen Gemüthes überhaupt 13 sogenannte positive Rechte] An: sog. positive Mächte Ke: bloß positive Mächte 14 Rechten] An: einem positiven Recht 18 so ist … Leibeigenschaft] An: eben daher gehört Sklaverey, Leibeigenschaft ff nicht zu solchen sittlichen Mächten 35 18–19 sind daher … quälend] Pn: haben nur etwas Quälendes; die Handlungen die sich darauf beziehen, sind nur uns zu empören Ke: nicht ästhetisch, sondern für das Gemüth empörend 20 Menschenopfer] Ke: schaudererregenden Menschenopfer 20–21 in Aulis … Bruder] An, ähnlich Lö: in Aulis (, wo Iphigeneia geopfert werden soll) und in Tauris(, wo sie das Opfer selbst vollbringen soll) 22 vor in den Tragödien] Lö: noch vor, aber nur in der Tragödie 40 23–24 die aber … aus] An: aber sie werden betrogen, können sich nicht geltend machen ( Iphigeneia in Aulis wird durch Diana gerettet; in Tauris entflieht sie mit Orest)
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läßt man sich dagegen die Sclaverei ausführen, so hat hier ein in sich Unsittliches Gewalt, was gegen die Idee und so gegen das Aesthetische ist. In den Tragödien der Alten unterliegen die Menschen nicht | solch einem reinen Unrecht wie Menschenopfer pp. Dieß sind also die wahrhaften Bewegungen, dieß ist das Göttliche, das Ideal in seiner Bestimmtheit hat das Wahrhafte zu seinem Innern. Es fügt sich sogleich hinzu daß es noch andere Mächte giebt, die Macht des Feigen, Bösen, Schlechten, des Neides pp dieß sind aber keine wahrhaften Mächte, nicht Mächte die in dem wahrhaft Aesthetischen ihre Stelle haben sollen. Bei den Alten, im Homer, Sophocles pp kommt kein Bösewicht vor, obgleich man in neuerer Zeit glaubt dadurch rechte Effekte zu machen, was dadurch entsteht ist keine aesthetische Dissonanz da nur das Böse zum Grunde liegt. Diese Gräßlichkeit, Zerrissenheit daß das Böse so für sich zum Allgemeinen gemacht, zum Handelnden gemacht ist, ist mehr modern, so kommt z. B. im Lear das reine Böse vor das zur Gräßlichkeit getrieben wird. Er theilt sein Reich unter seine Töchter, das ist nichts Thörigtes, aber das Thörigte ist daß er seine Töchter und Eidämen nicht kennt, sie sind schlechthin böse, davon aber weiß der Alte nichts und ebenso verkennt er seine Tochter Cordelia, da handelt er schon verrückt und in der Situation selbst tritt dann das Böse in gräßlicher Weise auf. Das Substantielle, an sich Göttliche kann nur vorgestellt werden als selbstständig für sich existirend, seiend, in der Vorstellung äusserlicher Existenz für die Anschauung tretend, dieß sind dann die Götter der Alten. Der Teufel ist deswegen eine schlechte Figur da er nur das Böse ist, das Schlechte als personifizirt. Die Furien sind ebenso nicht aesthetisch als blinder Haß, als rechter Haß ist er Recht, ist Empfindung der Verletzung. Diese substantiellen Mächte können also für sich gestaltet werden und sie sind die Götter, welche wirken, die das Treibende sind, die als verschieden auch in Kollision | kommen können, in
1–2 läßt man … ist] Lö: Wenn man das Unrecht als ein sich geltend machendes auftreten läßt, so ist dies gegen die Idee, nichts Ästhetisches. 6–7 des Feigen, … Neides] An: des Bösen, Niederträchtigen, Feigen, Handlungen aus Neid Lö: Neid, Haß Ke: das Böse, Niederträchtige 30 8 sollen] Pn: sollen eben weil sie das Böse in sich schließen 10 dadurch rechte … machen] Lö: je größer die Differenz, je größer die Niederträchtigkeit ist, desto | größer müsse die Erregung seyn 11 Dissonanz] Lö: Differenz 12 zum Allgemeinen gemacht] Lö: zur Anschauung gebracht 13 Handelnden] Lö: Handelnden, Treibenden 17 Cordelia] An, ähnlich Lö: die gute Cordelia 21 Der Teufel] Lö: Ihnen darf der Teufel nicht zur Seite gesetzt werden, er 35 22 Figur da … personifizirt] An: Figur, ein Negatives Ke: Situation, und kan den Göttern nicht an die Seite gestelt werden, weil er das Böse will 23 Die Furien … Haß1] An: Die Furie, sofern der Hass des Bösen zum Grunde liegt, ist gut, aber der Hass schlechthin ist böse. Der Haß ist eine Empfindung des Gerechten. Aber Haß als nur Haß ist eine Empfindung des Bösen. Ke: Ebenso sind auch die Furien des Hasses, die Fama, nur formelle Mächte, inhaltslos. Lö: So die Fama. Das 40 Gerücht hat eigentlich keine Macht. Es ist nur ein Formelles, nicht ein Inhalt für sich selbst. 26 Treibende] AnLö: Bewegende Pn: Bewegende und Treibende
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Differenz, da sie bestimmte Ideale sind. Bei Homer sind so die Götter einander entgegen, kämpfen sogar gegen einander in der Schlacht, indem ein allgemeines Gefecht wird, ein allgemeiner Drang, die besonderen Heroen sich nicht mehr unterscheiden lassen, so treten die allgemeinen Mächte selbst, die Götter in den Kampf. Bei Aeschylus sind es Apollo und die alten Götter die einander im Orest gegenüber sind, zwischen ihnen steht Athenae, Sie sind die Bewegenden, Treibenden, aber nicht eigentlich die Handelnden, sondern das Handeln als solches kommt den Menschen zu, damit tritt der Mensch in Verhältnisse zu den Göttern, zu den Bewegenden. Diese Mächte sind also allgemeine Bestimmungen, aber daß sie bethätigt werden, wirksam sind, dazu gehört der Mensch, er ist das Bethätigende, die Wirklichkeit dieser Mächte. Es tritt so ein Verhältniß ein von diesen Mächten zu den Menschen, zu den Individuen und wenn sie so gleichfalls selbstständig vorgestellt werden bei den Alten, als Götter, so tritt ein Verhältniß ein von verschiedenen Individualitäten, selbstständig gegeneinander. Sie erscheinen zunächst als äusserlich gegeneinander, die Götter wie deus ex machina, der Mensch nicht als frei und dieß Göttliche, diese Macht erscheint nicht als seine eigenthümliche Macht. Dieß kann allerdings so trocken gegenüber treten, der Gott befiehlt da dem Menschen und der Mensch erscheint nicht in seiner Selbstständigkeit, es ist ein Äusserliches dem er sich unterwerfen muß. Gegen diese Selbstständigkeit des Menschen in der aesthetischen Gestalt, die wesentlich Grundbestimmung des Ideals ist entsteht so ein Uebelstand, dieser muß vom Dichter zugleich gehoben sein, daß es die Äusserlichkeit des Gottes und auch die eigene, innere Bestimmung des Menschen ist muß sich beides mit einander vereinigen. Eros, Aphrodite, Venus hat diesen Menschen | bezwungen, so ist dieß ein unfreies Verhältniß, aber in diesem Beispiele fällt es uns sogleich ein, daß diese Liebe nicht etwas äusserlich Fremdes sei, sondern die eigene Bestimmung seines Gemüths, sonst werden die Götter zu todten Maschinen und die Menschen bloß Instrumente einer fremden Willkühr. Daher fällt denn auch der
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3 allgemeiner Drang] Lö: allgemeines Gewühl 6–7 Bewegenden, Treibenden] Pn: treibenden 30 Mächte 9 Bewegenden] An, ähnlich Lö: Bewegenden, er ist der Handelnde 12 Wirklichkeit] An: Wirksamkeit Pn: wirksam 16 die Götter wie deus ex machina] Lö: sie entscheiden als dei ex machina 16–18 der Mensch … Macht] An: wobei der Mensch nicht als frey, und die Macht nicht als eine innere Macht erscheint; so bei Homer und in den Tragödien Ke: In den Tragödien der Alten und bei Homer erscheint der Mensch nicht frei, und das göttliche nicht als innre, 35 eigenthümliche Macht. 23–25 daß es … vereinigen] Ke: so daß der Mensch als selbstständig erscheint 25 Aphrodite] Ke: Jupiter 25–26 hat diesen … Verhältniß] Ke: haben den Menschen dies oder jenes befohlen, so gehorcht dieser nur, und erscheint als ein bloßes Instrument 27 diese Liebe] An: dieser Eros 28 zu todten Maschinen] An: bloße Maschinerien Lö: zu ei40 ner todten Maschinerie
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eigentliche Aberglauben in dieß Verhältniß und dieser ist durchaus gegen die Selbstständigkeit auf die ich mich so eben berufen habe. Teufel, Gespenster, Geister, auf äusserliche Weise auftretend, sind eine fremde Gewalt, es kommt dann auf die Kunst des Dichters an in wiefern diese Erscheinungen äusserlich bleiben oder sie nur Formen sind der eigenen Bewegung des Inneren des Menschen. Diese Mächte wie sie so im Menschen sind, in ihm ihre Bethätigung haben, sind das was die Alten Pathos nannten, Leidenschaft drückt dieß nicht ganz aus, hat einen Nebenbegriff, Leidenschaften sind Bestimmungen die einem Inhalte zukommen, in sich schließen, der etwas Niedriges, unterworfen sein sollendes in sich schließt, Pathos dagegen hat einen allgemeinen Sinn. Antigones Liebe zu ihrem Bruder ihm die letzte Ehre zu erweisen ist ein Pathos, Leidenschaft würde hier sogleich einen Nebenbegriff haben. Pathos ist diese Macht sofern sie das menschliche Gemüth bewegt, es soll nichts tadelnswerthes sein, sondern wesentlich berechtigt, ein Moment der Vernünftigkeit, des freien Wollens. So tödtet Orest seine Mutter, nicht aus Leidenschaft, seine Handlung ist vollkommen bewußt, überlegt, sein Pathos ist es der ihn bewegt und dieser ist daß seinem Vater Recht widerfahre, der von seiner Mutter getödtet worden ist. Die Götter haben keinen Pathos, sie sind der Pathos in dem Gemüth der Menschen; es ist kein Ernst mit ihnen, die Kämpfe der Götter sind entweder ironisch oder symbolisch als Kriege. Pathos ist ein Gegenwärtiges | im Selbst des Menschen und diese Leidenschaften sind das Wesentlichste, der Mittelpunkt der Kunst, sie sind es deren Darstellung wirksam ist, es wird damit eine Seite berührt die in jedem Menschen wiederklingen soll, eine Bestimmung deren Wahrheit, Werth er im Allgemeinen anerkennt und um diese Bewegung durch den Pathos ist es we-
3 auf äusserliche Weise auftretend] An: der befiehlt, Foderungen macht Ke: machen an den Menschen Anforderungen, denen er gehorcht Gewalt] AnLö: Gestalt 4 Kunst des Dichters] Lö: Geschicklichkeit des Individuums 5–6 sie nur … Menschen] An: diese Äußerlichkeit nur Form ist einer innern Bewegung Ke: wie hierin sich nur das menschliche Gemüth offenbart 7 Men30 schen sind] An: Innern ihre Bethätigung haben Lö: Innern des Menschen herrschen 8 das was … nannten] AnLö: die 'øi der Alten 10 Niedriges, unterworfen sein sollendes] KeLö: ungehöriges, niedriges An: Unedles, Unterworfenes 12–13 Leidenschaft würde … haben] An: keine Leidenschaft, dieser Ausdruck würde eine Blindheit voraussetzen 16–17 ist vollkommen bewußt, überlegt] Ke: mit volkommen ruhiger Ueberlegung PnLö: wohl erwogen, vollkommen 17–18 dieser ist … ist] Lö: das bøou ist: daß seinem Vater, den die Clytemnestre 35 bewußt getödtet, Gerechtigkeit widerfahre An: sein 'øou besteht in der Liebe zu seinem Vater, den er rächen will 19 in dem … Menschen] Lö: sofern sie im Innern des Menschen sind An: insofern es im Gemüthe liegt, sie sind leidenschaftlos 21 im Selbst des Menschen] Pn: ein Selbst in der menschlichen Brust, nicht der Gott von Außen 22 Leidenschaften] AnLö: bøi 23 Seite] 23–24 jedem Menschen] An: jeder Brust Lö: jeder 40 KeLöAn: Saite (Ke: im Menschen) Menschenbrust 25 anerkennt] Lö: anerkennt, wo er wesentlich dabei ist
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sentlich in der Kunst zu thun. Die pathetische Empfindung kann die Reflexion zu Hülfe nehmen, sich durch Gedanken, Phantasie darstellen, sie ist das Bewegende überhaupt, im dargestellten Gegenstande, wie im Zuschauer und Zuhörer. In der Mahlerei, Poesie, Roman pp ist es immer die menschliche Brust die durch den Pathos bewegt wird, es ist das Mächtige, weil es das Vernünftige ist. Man kann sagen es muß durch die Kunst Rührung hervorgebracht werden, aber unter Rührung versteht man gewöhnlich kleinliche Bewegung. Menschliche Leidenschaft ist so die wesentliche Domaine der Kunst, Naturbeschreibung, Äusserliches pp muß nur zur Scene gehören, Landschaftsmahlerei ist nicht ein so hohes Genre als die Historienmahlerei, aber sie muß auch an eine Empfindung, ein Pathos, eine Leidenschaft anklingen, Das Symbolische muß besonders gebraucht werden zur Darstellung des Pathos. Der Pathos muß ein wahrhafter sein, nicht eine Marotte, ein Irrthum, eine Laune, es muß ein Wahrhaftes in sich selbst sein, wenn es erregen soll. In neuerer Zeit ist man übergegangen in eine unendliche Frazzenhaftigkeit, Lügenhaftigkeit der Reflexion über das was das Wahre im Menschen sei, es soll dieß Effekt machen, aber es thut keine Wirkung die widerhallt im Gemüth des Menschen, es muß auch nicht ein Pathos sein der auf Ueberzeugung, Lehre pp beruht, ein wissenschaftlich, religiöses Interesse ist sehr wichtig, aber es ist kein pathetisches Interesse, es gehört zu ersterem Kenntniß der Wissenschaft und ihres Werthes und dies ist nicht für sich allgemein ein in der menschlichen Brust Existirendes, es gehört Bildung, vielfaches Bemühen dazu, dem sich nur eine Anzahl Men|schen widmen kann, die religiösen Interessen sind schwieriger Art weil da die Lehre, Ueberzeugung, der Inhalt für den Geist eine wesentliche Grundlage ist. Das ganz Allgemeine, der Glauben an Gott, ist etwas das dem Geiste des Menschen in seiner Brust eine allgemeine Macht ist, aber es ist hier nicht
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1 pathetische] An: leidenschaftliche, pathetische Lö: Leidenschaft, pathetische Reflexion] Ke: Phantasie 2 sie] Lö: bøou 4 In der … Roman] An, ähnlich Lö: In der Malerey, im Lyrischen, Dramatischen Epischen, Mährchen, Romanen 5 Mächtige] An: Wahre, Mächtige 8–9 Naturbeschreibung, Äusserliches … gehören] An: Lehre, Naturbeschreibungen Landschafts- 30 malerey ff sind ohne Wirkung, wenn sie nicht eine Leidenschaft zu erregen wissen. Ke: Naturgestaltungen | sind nur untergeordnet 10 Historienmahlerei] Ke: Geschichtsmalerei aber sie muß auch] Lö: denn auch diese muß 11–12 Das Symbolische … Pathos] An, ähnlich LöPn: Die Natur muss symbolisch, als Form für das 'øou gebraucht werden. 13 eine Marotte … Laune] An: irgend eine Thorheit, eine Marotte Pn, ähnlich LöKe: irgend eine Thorheit oder eine Marotte, 35 für die ein Mensch leidenschaftlich eingenommen ist, dies ist kein Pathos 16 es soll … machen] An, ähnlich Lö: die durch ihre Bizarrerie Effekt machen soll Ke: vieles soll Effekt machen durch seine Disharmonie 17 aber] An: dieses thut augenblicklich Wirkung, aber 22 Bildung] Pn: viele Bildung 23 widmen kann] AnPn: gewidmet haben Art] Lö: Art. Wenn es in Entwickelung und Entfaltung übergeht, so hat dies Schwierigkeiten Ke: Art, um sie etwa in ei- 40 nem Gemälde auszudrücken 25 Gott] Lö: Gott, dies Religiöse
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um die bestimmte Einsicht und Erkenntniß zu thun und das Religiöse bei den Alten war von einer anderen Art. Wollte man von der Menge der Pathos sprechen, so ist der Umfang derselben eben nicht sehr groß, es sind nicht so viele dieser wesentlichen Verhältnisse, dieser substantiellen Momente des Willens z.B die Oper die sich an das Allgemeine hält hat nur einen kleinen Kreis von Verhältnissen die pathetisch sind, Liebe, Ruhm, Freundschaft, Vaterlandsliebe, Familienliebe, es ist kein großer Kreis von eigentlich pathetischen Verhältnissen. – Dieß Pathos muß nun dargestellt, muß ausgemahlt werden, muß zukommen einer in sich selbst reichen Seele, die in diesen Pathos ihren Reichthum bringt, der Pathos muß Darstellung haben, muß sich expliziren, muß sich gestalten, muß extensiv sein, nicht bloß intensiv, muß zu einer ausgebildeten Gestalt sich erheben. Der einfachste Pathos ist Ach! und Oh!, im Zorn bleibt er ganz conzentrirt, aber es ist ein roher Pathos, wenn er so bleibt einer rohen Seele zugehörend. Es muß ein reicher Geist, eine reiche Phantasie in dem Pathos erscheinen, sich auszusprechen wissen, Extension haben. Es macht einen großen Unterschied ob der Pathos conzentrirt gehalten wird, oder sich darstellt, näher entfaltet und dieß hängt zum Theil mit der Nationalunterschiedenheit zusammen. Völker von gebildeter Reflexion sind beredter in ihrer Leidenschaft. So ist Goethe weniger pathetisch als Schiller, er hat mehr diese intensive Weise, in seinen Liedern bleibt er in sich gehaltener, dieß ist dem Liede angemessen, ein ausgeführter Seufzer der merken läßt was er aus1 bestimmte] An: bestimmte, ausführliche 3 Pathos] Lö: bøi Ke: menschlichen Leiden schaften 5–6 die Oper … hält] Lö: der Bürger 7 Ruhm, Freundschaft, Vaterlandsliebe, Familienliebe] Lö: Liebe, Ehre, Muth, Tapferkeit Ke: Unglück, Heldenmuth 8 eigentlich pathetischen Verhältnissen] An: eigentlich pathetischem Inhalt; sondern das in der Brust widerklingende sind diese allgemeinen Mächte. Lö: dies sind die allgemeinen in der Kunst wiederkehrenden Mächte, deren Anzahl nicht groß ist 11 bloß intensiv] Lö: bloß concentrirt und intensiv Ke: darin concentrirt, nicht An: sich concentriren 12 ist] An: ist in Interjektionen ausgesprochen: 13 Zorn bleibt … Pathos] Pn, ähnlich Lö: Ausruf des Zorns und Unwillens etc. bleibt das Pathos concentrirt[.] Das ist ein rohes Pathos An: In Flüchen ist es ein rohes 'øou, das in sich und seine Äußerung concentrirt ist. 14 einer rohen] Lö: keiner hohen reiche] Lö: hohe, reiche 15–16 wissen, Extension haben] An: zu extendiren, zu gestalten wissen Pn: auszusprechen und zu gestalten wissen 17 darstellt, näher entfaltet] Ke: mehr entfaltet Pn: extensirt 18–19 Völker von … Leidenschaft.] An: In ihrer Reflexion leichter in Vorstellungen übergehende Völker sind berechtigter in ihren Leidenschaften. 19 weniger] Lö: im Ganzen weniger 19–20 er hat … Weise] Ke, ähnlich Lö: Jener hat in seinen Gedichten die dem Liede mehr zukommende intensive Weise Pn: Gothe’s Pathos ist intensiver, die Leidenschaft ist in seinen Liedern viel intensiver 20 bleibt er … gehaltener] An: er bleibt in seiner concentrirten Form Lö: bleibt das bøou concentrirt 21–618,1 ausgeführter Seufzer … auslegt] Lö: etwas mehr ausgeführter Seufzer, der sich nicht | ganz ausläßt An: angefangener Seufzer, der sich nicht auslässt Ke: einem Seufzer gleich, der sich nur unvollkommen ausspricht 16 Pathos] Pathos ob der der Pathos
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drückt, aber nicht sich auslegt. Schiller, die Franzosen sind darin viel | pathetischer und ganz besonders die Alten, die dieß sind, den Pathos in seiner Tiefe auslegen, ohne daß es Geschwätz wird. Shakespeare und Voltaire sind von Claudius gegenüber gestellt, er sagt: Shakespeare ist was der andere scheint, Meister Arouet sagt ich weine und Shakespeare weint wirklich, der eine ist was der andere scheint. Aber es ist in der Kunst wesentlich um diesen Schein zu thun, wäre es nur das Weinen des Shakespeare ohne Explikation, so wäre er ein geringer Dichter. Es war eine Zeit in Deutschland wo man auf das Natürliche ging, als man das französische, rhetorische Wasser überdrüssig hatte, da ist man denn zu einer Kraft gekommen die sich aber nur in Interjektionen aussprach. Der Pathos muß also um conkret in sich zu sein der Pathos eines reichen Geistes sein. Dieß führt uns zum dritten, zum Charakter, oder was der Mensch genannt werden kann. Nämlich der Pathos, das Göttliche ist bethätigt, die Bethätigung im Pathos aber ist der Mensch, das Subjektive, diese Totalität. Der Pathos muß sein der eines conkreten Geistes, dieß ist die wahrhafte Subjektivität, Idee und Idealität, die Gestalt muß besondere Individualität, Subjektivität haben und als diese Subjektivität ist sie eine Totalität überhaupt. Der Pathos ist selbst noch abstrakte Macht die bethätigt ist, aber die bestimmte Idee als bethätigt, die wahrhafte Bethätigung ist nur die menschliche Totalität und dieß ist das Dritte wovon wir zu sprechen haben. 2–3 den Pathos in seiner Tiefe auslegen] An: führen das 'øou aus, doch so, daß es in seiner Tiefe bleibt Pn: die Leidenschaft das Pathos nach allen Seiten auslegen, aber so, daß es in seiner Tiefe bleibt Lö: in der Tragödie alle Leidenschaften auslegen 3 Geschwätz wird] An: Geschwätzigkeit wird. Es ist wesentlich um die Ausführung zu thun. Lö: Man glaubt sehr oft, dies sei eine bloße Rederei, ein bloßes Schwatzen. Wenn die Brust nicht gewohnt ist, ein Bewußtseyn von ihrer Empfindung zu haben, so glaubt sie sich dadurch gestört in ihrer Empfindung. Aber es ist wesentlich um diese Auslegung zu thun. 3–4 Shakespeare und … sagt:] Ke: Wenn die Brust nicht die Freiheit hat, ihre Empfindungen zu sagen, so wird sie durch dies Bewußtsein gestört: Claudius (Pn: Asmus) charakterisirt Voltaire und Shakspeare so, daß er sagt: An: Claudius Asmus sagt passend von Sheakspeare und Voltaire: 7 Explikation] Pn: Explication, Darstellung An: tiefe Extension 7–8 ein geringer Dichter] An: fade 8–10 Es war … aussprach.] Lö: Nach der französischen und Gottschedschen Rhetorik ist man des Wassers überdrüssig geworden und zur Kraft übergegangen, die sich in mehr als in Interjectionen ausspricht. An: Eine solche Zeit gab es in Teutschland durch die Nachahmung der Franzosen, die Periode Gottscheds. 13–14 Dieß führt … kann.] An: Wir kommen nun auf den C h a r a k t e r . Ich habe zuerst die G e s t a l t , die Selbständigkeit betrachtet, dann die H a n d l u n g (die Idee als göttliche und dann das Pathos). Das dritte ist nun das, was C h a r a k t e r oder der M e n s c h genannt werden kann. Lö: c) Der Charakter, der Mensch: / 14 Nämlich der … bethätigt] An: Die göttliche Macht bethätigt (Ms: betähtigt) sich im 'øou Lö: Das bøou, die göttliche Macht bethätigt, ist der Mensch. 16 der] Lö: dies Eigenthum dieß] AnLöKePn: Das concrete 17 die Gestalt … und] An: nicht blos Individualität, sondern 19 aber die … bethätigt] Lö: Da haben wir die abstracte Macht, die Idee, bethätigt. / Dies ist das Absolute.
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Wenn der Pathos die Domaine der Kunst ist, so ist er das als Pathos des Menschen, als Pathos einer reichen Individualität, wodurch er selbst nur als eine von den Seiten derselben erscheint, da ist also nun das Erste daß der Mensch, dieser wahrhafte Mittelpunkt der Kunst, der Mensch als conkrete Totalität, ganzes Individuum sein muß, nicht Abstraktion, Allegorie. Solche Abstraktion ist es z. B. wenn in einem Drama | ein Held vorkommt der nur tapfer ist oder der Pathos nur die Ehre ist, sich nichts zeigt als Liebe oder Tapferkeit pp. Der Mensch als Totalität ist vielmehr ein Umfang von Eigenschaften oder zu einem Menschen gehören viele Götter, er ist viel reicher wie ein Gott, er ist die reichste Individualität, er verschließt alle die Götter in seiner Brust. Ein Alter sagt deshalb: Aus deinem Pathos hast du die Götter gemacht, oh Mensch. Eben der Mensch ist insofern Subjekt als er diese Bestimmungen in sich trägt und als solches in sich reiches muß er sich zeigen. So sehen wir die Charakteren im Homer, jede dieser großen Charakteren ist ein ganzer Umfang von Bestimmungen, da ist nicht eine nur Herrschen, und nichts als dieß Herrschen. z. B. Achill dieser jugendlichste Held, in dieser seiner jugendlichen Kraft fehlen ihm die anderen Bestimmungen nicht, er liebt seine Mutter Thetis, ebenso Briseis, daß sie ihm entrissen wird macht den Inhalt der ganzen Iliade, er erinnert sich lebhaft seines alten Vaters, zu alten Dienern hat er eine Anhänglichkeit, er ist ein Freund des Patroclus, er ehrt das Alter bei den Spielen am Scheiterhaufen des Patroclus, es ist eine schöne Achtung die er dem alten Nestor erweist, er ist unendlich reizbar, der Tapferste der Griechen, schnellfüßig, hitzig, grausam, er führt den Leich2 einer reichen Individualität] AnLö: eines reichen Geistes 8 Eigenschaften] Lö: vielen Leidenschaften 9 Götter] An: Götter (die Totalität der 'øi) viel reicher … Gott] Pn: reicher als viele Gotter 9–10 er ist … Individualität] Lö: Ein Gott ist auch nicht blos Allegorie, es ist auch in ihm reiche Mannigfaltigkeit, aber der reichste ist der Mensch 10 Götter] Lö: Götter, alle bøi Brust] An: Brust, es ist diese Totalität der Geistigkeit, des Willens, die in diesen Göttern in ihre Bestandtheile zerlegt ist Ke: sie sind individualisirte Bestandtheile des Menschen 11 deinem Pathos] Lö: deinen bøfrj 11–12 Eben der … insofern] Pn, ähnlich Lö: In der umfassenden reichen Kräftigkeit besteht das Ideale; insofern ist der Mensch 13 Charakteren] Lö: griechischen Charactere 14–15 da ist … Herrschen] An: Keiner ist blos Heerführer. 15–16 dieser jugendlichste Held] Lö: dieser kräftigste Jüngling, der tapferste Grieche, der jugendlichste Held An: dem Tapfersten der Griechen, dem jugendlichen Helden Ke: der tapferste, jugendlichste Pn: dieser kräftigste und tapferste Held 17–18 daß sie … Iliade] An: und zürnt theils, weil ihm diese entrissen wird, theils, weil ihm Unrecht geschieht 18 lebhaft] LöKePn: mit zärtlicher Rührung An: mit zärtlicher Liebe 19 Vaters] LöAnPn: Vaters Peleus (Lö: , den er zu Hause gelassen) alten Dienern … Anhänglichkeit] An: seinem alten Diener Phönix hat er große Zuneigung Lö: Seinem alten Diener schenkt er Zutrauen. Ke: äußert die schönste Zuneigung gegen seinen alten Diener 19–20 ein Freund des Patroclus] An, ähnlich LöPn: er ist der freundlichste Freund; wie seine Liebe zu Patroclus und Antilochos (Ms: Antinachos) das lieblichste Gemählde Ke: er ist der innigste Freund 21 Achtung] An: Ehrfurcht und Achtung Nestor] An: Nestor und den Andern nach ihren Verhältnissen unendlich] Pn: höchst 22 grausam] AnKe: grausam (, Ke: und) rachsüchtig
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nahm Hectors an den Wagen gebunden drei Male um Troja und ist dann ganz weich gegen Priamus, reicht ihm die Hand die den Sohn getödtet hat. Er ist ein ganzer Reichthum von Bestimmungen, nicht ein Abstraktum. Es ist ein lebendiger Mensch und dieß ist eben die Kunst, daß der ganze Reichthum, die ganze Vielseitigkeit des Charakters sich entwickelt zeigt. So sind auch Ajax, Odysseus, Agamemnon pp sie sind nicht abstrakte Allegorien, wo nur eine einzige Bestimmung das herrschende, sich bewegende wäre | sondern sie sind lebendige Charaktere. Diese Vielseitigkeit macht also die Lebendigkeit aus. Im Epos kann diese Lebendigkeit allerdings verwickelter dargestellt werden, im Dramatischen ist es dagegen nicht daß die Individualität die Gelegenheit hat sich auf so vielfache Seiten und Weisen darzustellen, aber auch z. B. bei Romeo zeigt sich nicht bloß der Pathos der Liebe, sondern er ist auch in Verhältnissen zu seinen Freunden, beim Eremiten, beim Apotheker zeigt er sich auch nach anderen Seiten als ein edler, empfindungsvoller Mensch. – Die tragischen Gestalten sind für sich einfach, ein Interesse, ein Pathos ist das herrschende, aber als Individualitäten müssen sie sich auch in der lebendigen Vielseitigkeit zeigen. Die Charaktere im Drama der Alten sind plastisch und die Werke der Sculptur sind die abstraktesten. Wenn auch nur ein Pathos es ist das sich darstellt oder das Pathos innerhalb seiner selbst dargestellt wird, wie im Lyrischen wo nur ein Pathos ist, so muß doch auch dieß als ein in sich reiches sich darstellen, als Zustand eines gebildeten Geistes, der sich nach allen Seiten der Umstände, der Situationen wendet, durch Erinnerung an Anderes oder symbolisiren des Gegenwärtigen. Lebendige Beredsamkeit, tiefe Gedanken haben hier ihre Stelle, die sogenannte Sophisterei der Leidenschaft, ein klarer, freier, würdiger Geist zeigt sich in der Tiefe der Empfindung und zugleich in ihrer Ausbreitung, wie sie die verschiedenen Sei-
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1 Troja] Lö: Trojas Mauern An: die Stadt 2 gegen Priamus] Lö, ähnlich PnKe: gegen dessen Vater, den alten Priamus, der sich die Leiche (Pn: Hectors,) des Sohnes erbittet: die Hand] Ke: kindlich die Hand 3 Reichthum von … Abstraktum] An: Kreis von Eigenschaften, kein Abstraktum e i n e r Eigenschaft, sondern die Idealität des Charakters Ke: Abstractum einer einzigen Leidenschaft 5–6 Ajax, Odysseus, … sind] Lö: die andern Charactere bei Homer: nicht ein 30 abstractes bøou, Ajax, Odysseus, Agamemnon] Ke: Agamemnon, Diomedes und Hektor 9 verwickelter] Lö: individueller Dramatischen] Lö: Drama, im Tragischen 12 der Pathos] An: das Hauptpathos 12–13 Freunden, beim Eremiten] An: Freunden, zu seinem Pagen, dem Einsiedler Lö: Freunden, sein Handeln beim Apotheker, beim Priester 14 empfindungsvoller] Lö: gefühlvoller 15 als Individualitäten] Lö: sofern die Personen lebendige sind Pn: insofern 35 die Individuen Subjecte sind 16 der lebendigen Vielseitigkeit] Lö: dieser Verschiedenheit 18 Wenn] Ke: Wenn in der Tragödie 19 im Lyrischen] Pn: in den Tragödien oder im Lyrischen wo nur ein Pathos ist] Ke: sich auch nur Ein Gemüthszustand, Eine Empfindung ausspricht Lö: nur eine Empfindung herrscht 20 als ein … sich] Ke: alles reich und tief Zustand eines gebildeten] Lö: Empfindung eines reichen 22 Lebendige] Ke: Die 40 lebendige Phantasie muß sich überall anknüpfen, lebendige 24 klarer, freier] An: wahrer, edler, feiner 25 Ausbreitung] An: Expansion
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ten in sich zieht oder sich ihrer erinnert, sie symbolisirt, zum Ausdruck ihrer selbst macht. Indem wir also den Charakter so bestimmt haben als einen Reichthum | in sich, so ist bei diesem Reichthum zu bemerken, daß der Charakter ein bestimmter Charakter, eine bestimmte Individualität, eine Gestalt, die Kraft einer Gestalt sein muß. Ist dieß nicht so kann wohl eine Mannigfaltigkeit von Seiten sich zeigen, aber wir haben so nur etwas das auseinander fällt, gedankenlos ist, bald in dieses, bald in jenes verfällt, die Cohärrenz ist durchaus nothwendig damit der Charakter sich als einer zeige. Charakter ist eben die Consequenz eines Mannigfaltigen in sich, die Consequenz der Lebendigkeit die für den Verstand höchst inconsequent sein kann. Man kann von jedem lebendigen Charakter sagen daß er inconsequent sei. Achilles hat tiefe Empfindungen für seinen Vater, für seine Freunde pp er zeigt ein weiches Herz, wie kann nun ein solcher Mensch sich so gegen Hector benehmen, es ist die höchste Inconsequenz eine weiche Seele und solche Grausamkeit. Dieß ist Inconsequenz für den Verstand, für die Lebendigkeit aber nicht und sie kann für die Vernunft grade die höchste Consequenz sein. Shakspeares gemeine Leute, Rüpel pp sind geistreich und witzig wie kann ein Kerl wie Falstaff so sein. Es ist das Schwierige, dieß Mannigfaltige, wovon der Verstand eines heraushebt und zur Regel macht für einen Charakter, als vereinigt in einem Charakter zu zeigen. Der Mensch ist dieß den Widerspruch in sich zu haben und doch die Kraft über dieß Viele, sich Widersprechende zu sein. – Gegen diese Einheit des Charakters geht vieles was wir an vielen Orten in neuerer Zeit gesehen haben. Im französischen Trauerspiel ist es eine glänzende Partie eine Kollision zu setzen zwischen Liebe und Ehre, beide | Pathos können wohl in Kollision kommen, indem sie aber in ein Gemüth gelegt sind, so giebt dieß zwar zwei glänzende Monologe, Scenen, aber diese
4 zu bemerken] Pn: wesentlich zu beachten 5 eine1] Lö: e i n e 5 einer] Lö: e i n e r 7 nur] Lö: bei aller Mannigfaltigkeit von Gefühlen etwas] Ke: etwas Incohärentes gedankenlos ist] Lö: etwas Gedankenloses, Inconsequentes 9 sich] Pn: sich wesentlich 10 Lebendigkeit] 30 Lö, ähnlich Pn: Lebendigkeit, der Vernünftigkeit 11–12 Man kann … sei.] Lö: Bei Achill kann man sagen, das ist ein höchst inconsequenter Character. 12 für seinen Vater] Lö: zu seinem Vater, zu Briseïs Ke: zu Vater, Mutter und Geliebter 14 sich so … benehmen] Lö: solche Grausamkeit und Wuth gegen den Hector zeigen 15 weiche Seele … Grausamkeit] An: Weichheit und Wuth, Grausamkeit 16 die Vernunft] An: den Geist Lö: Vernünftigkeit, für den 35 Geist 17–20 Shakspeares gemeine … zeigen.] Ke: So erscheinen auch Shakespeares Charaktere für den Verstand inconsequent, und die Einzelheiten derselben unvereinbar 18 wie kann … sein] An, ähnlich Lö: man kann fragen, wie diese Personen zugleich so inconsequent seyn können? 20–22 Der Mensch … sein.] Ke, ähnlich Lö: der Mensch aber vereint alle Widersprüche in sich. D a s ist der reiche Character, der Widersprüche in sich verträgt, und Kraft hat, gegen sie 40 zu kämpfen. 23 Orten] Lö: Gestaltungen 23–24 ist es … Partie] Ke: herrscht gewöhnlich das sehr glänzende Pathos 25 ein Gemüth] An: ein Individuum Lö: e i n e Person 26 zwei] An: sehr
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Entzweiung, wo eine Unentschlossenheit vorwaltet, wo das Gemüth aus der Abstraktion der Ehre in die der Liebe geworfen wird, dieser Kampf ist der Entschlossenheit des Charakters zuwider. Ebenso unangemessen ist derselbe wenn eine Hauptperson sich überreden läßt von anderen und dann die Schuld von sich weg auf den Anderen schieben kann, wie z. B. bei der Phaedra des Racine die sich von der Aenone bereden läßt. Es ist da nicht diese Selbstständigkeit des Charakters erhalten, dieß aus sich selbst zu thun und so auch die Schuld der That auf sich haben zu wollen. – Eine andere Haltungslosigkeit des Charakters ist in neuerer Zeit besonders hervorgekommen, sie zeigt sich als Schwäche, als die Empfindsamkeit die so lange in Deutschland regiert hat. z. B. im Charakter von Werther, es ist da eine Leidenschaft, Schönheit, Natürlichkeit der Empfindung, aber das Ganze ist ein haltungsloser, krankhafter, schwacher Charakter, was ihn interessant macht ist die Ausbildung seines Herzens, Gemüths pp diese erhebt ihn aber nicht über diese Einzelnheit in diesem Falle seiner Liebe nicht seine Befriedigung erhalten zu können. Diese Schwäche hat spaeter noch andere Formen angenommen. Da ist z. B. Schönheit der Seele, daß die Seele in sich die Hoheit, Göttlichkeit haben will, und immer zur Wirklichkeit in ein schiefes Verhältniß tritt, keine Kraft hat sie zu ertragen, zu bearbeiten. Es ist in ihr eine Pedanterie der Ungezogenheit herrschend, die über kleinliche Umstände sehr verletzt, sehr empfindlich wird, sie hat immer eine Unend|lichkeit von Schlechtigkeit in jeder Verletzung, da ist gleich die ganze Menschheit verletzt, alle Liebe, alle Freundschaft ist verschwunden, Verzweiflung ergreift sie über kleinliche Umstände, über die ein edler Geist gleich fort ist. Es ist damit verbunden eine Sehnsuchtigkeit die sich nicht befriedigen kann, weil ihr nichts würdig genug 2–3 dieser Kampf … zuwider] An: allein ein solcher sublim scheinender Kampf ist der Entschlossenheit, Selbständigkeit des Charakters entgegen Lö: so ist der Kampf, der etwas Subtiles scheint, der Entschiedenheit des Characters, der Entschlossenheit entgegen 4 von anderen] Lö: von Andern […] von Nebenpersonen 6 bereden läßt] Pn: läßt sie sich bereden in Verhältniß auf diese oder jene Collision 6–8 Es ist … wollen.] Lö: So hat die Phädra bei Racine diese Unselbstständigkeit des Characters; sie läßt sich in Vielem in Bezug auf den Theseus von der Oenone überreden und will nachher nicht die Schuld dessen, was sie gethan, auf sich haben. 9–10 als die … regiert] Ke: eine Entzweiung, die nur eine neue Form angenommen 11 Werther] Ke: Goethes Werther 12 Charakter] An: Charakter, obschon herrlich ausgemahlte | Naturempfindung 13 interessant] Ke: beliebt 14–15 Einzelnheit in … können] Ke: Einzelnheit der Leidenschaft 15 Schwäche] Ke: Schwäche der Sele Lö: Haltungslosigkeit 16–17 die Hoheit, Göttlichkeit] Ke: eine Hoheit und Vortrefflichkeit Lö: das Hohe, Edle 18 Kraft hat … bearbeiten] Pn: Kraft das Wirkliche zu übersehen und ertragen 19 Pedanterie der Ungezogenheit] Ga: GefühlsPedantismus kleinliche Umstände] Lö: das kleinste Vergehn, den kleinsten Umstand 20–21 sie hat … verletzt] Ke: Die leicht gereizte Empfindlichkeit verletzt durch kleine Umstände die Herrlichkeit des Inneren 21–22 alle Liebe, … ergreift] An, ähnlich Lö: alles Edele verschwindet, und Verzweifelung an allem Schönen und Edeln ergreift (Lö: solche Seelen)
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ist, Quälerei seiner selbst und anderer durch Reflexionen, unendlicher Kummer, Elendigkeit weil Alles gegen die Herrlichkeit der Seele verletzend ist, miserable Kraftlosigkeit. Zur Einheit des Charakters gehört die Wirklichkeit zu wollen, anzufassen, so eine Absonderlichkeit des Gemüths in sich kann kein Interesse erwecken. Es ist kein Pathos, dieser hat ein bestimmtes Interesse das sich verwirklichen soll, hingegen jene Kraftlosigkeit bleibt immer in sich. Diese Herrlichkeit in sich selbst nimt oft weitere bestimmte Formen an, so daß dieß Höhere, Herrliche selbst hypostasirt wird, auf eine besondere Weise selbstständig gemacht wird. Hierher gehört das Magische, ein Höheres, dieß Schicksal, das in neuerer Zeit so misverstanden ist, dieß Dämonische, wo das lebendig sein sollende Individuum vorgestellt wird als sich zu einem Anderen zu verhalten, das in ihm ist und zugleich jenseits seiner selbst und was das Regierende ist, so daß es dieß und jenes in ihm bestimmt, diese dunklen Mächte, Nebuloses, Unklares, Dunkles, ein Leeres, Eiteles. Der wirkliche wahrhafte Charakter, das Ideal, ist nicht dieß höhere, jenseitige, sondern hat wirklichen Inhalt, ist bei sich selbst, hat einen Inhalt der als Pathos bestimmt ist. Das Göttliche ist dann hier leer und ohne Inhalt. Hier zeigt sich auch die höchste | Frazzenhaftigkeit, wie bei den Hoffmannschen Figuren, ein Schauerliches, Unbekanntes. Hierher gehört ferner die Bestimmung des Hellsehens und der Verrücktheit, die Hellseherin, die etwas krankhaftes ist, ist in neuerer Zeit ganz gemein geworden. Kleists Prinz von Homburg ist ein brandenburgischer General, er wird als Schlafwandler vorgestellt, schreibt dann die Disposition falsch auf, da ist der Punkt um den 1 Reflexionen] Lö: Reflexion, Auslegung und Krampf haftigkeit Pn: Krampf haftigkeit des Gemüths unendlicher] Lö: ewiger 3 miserable Kraftlosigkeit] An: Krankhaftigkeit, Kraftlosigkeit, des Gemüthes 3–4 die Wirklichkeit … anzufassen] An: das Wirkliche zu erfassen und zu wollen 5 kein Pathos] An: die Auflösung alles Pathos 6 Kraftlosigkeit] PnLö: Absonderlichkeit bleibt immer in sich] An: bleibt versenkt nur immer in sich Pn: bleibt immer wesentlich in sich Lö: bleibt immer unwirklich 7 in sich selbst] Ke: des Innern weitere bestimmte] An: weiter bestimmtere Lö: weitere, bestimmtere Pn: weitere oft auch bessere 9 Magische] Lö: Mystische 10–12 wo das … ist 2 ] Ke, ähnlich Lö: wo das lebendig sein sollende Individuum sich vorstellt, daß ein anderes, ein Jenseits An: daß (Ms: das) ein Anderes seiner selbst 13–14 diese dunklen … Eiteles] Ke: Sie nennen es das dunkle Schicksal, dies ist aber etwas Eiteles und Leeres. An, ähnlich LöPn: Das Höhere wird also zu einem Unklaren, (Nebulösen Pn: Dunklen) hinübergespielt, das ein Eiteles, Leeres ist. 17–18 Hier zeigt … Unbekanntes.] An, ähnlich Pn: Dieses Dämonische sieht sehr vornehm aus, solche (Pn: sinnlose) Fratzenhaftigkeit besonders in vielen der H o f f m a n n’s c h e n Darstellungen. Lö: Es sieht (Ms: sind) dann sehr vornehm aus, dieses Magische, da kommen die höchst frazzenhaften Figuren hervor, die wir noch in den Hofmannschen Darstellungen sehn können, das Schauerliche, Dumpfe. Ke: Es sieht sehr vornehm aus, ist aber wirklich sehr fratzenhaft – wie in Hoffmanns Darstellungen, worin das magische, schauervolle vorherrscht. 18–19 Hierher gehört … Verrücktheit] Lö: Das Hellsehn wird | zum magnetischen Schlaf oder zur Verrücktheit. An: Das Hell- oder Schlafsehen, diese Verrücktheit 22 schreibt dann … auf ] Lö: Er führt deshalb den Plan der Schlacht, den ihm der Churfürst eingegeben, schlafend aus.
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sich das Interesse des Ganzen dreht dieser Zustand des Schlafwandelns. Im Darius und Alexander wird die Statira auch hellsehend, Im Schillerschen Wilhelm Tell spricht der alte Attinghausen im Augenblick seines Todes das Schicksal seines Vaterlandes aus, da ist es am schicklichen Orte gebraucht. Es ist unglücklich wenn man um Interesse zu erregen die Gesundheit des Charakters aufgeben muß. Die Einheit des Charakters wird ferner vornehmlich auch durch die sogenannte Ironie gestört und durch die Misverständnisse die darin liegen. Diese Ironie und ihre falsche Theorie hat die Künstler und Dichter verführt und dahin geführt Charaktere so zu machen daß sie sich in sich selbst zerstören, daß eine Verschiedenheit von Leidenschaften in ihnen ist, eine Verschiedenheit wodurch die Lebendigkeit zerstört wird, die nicht in Einheit des Charakters zusammengeht. Der Charakter erscheint hier so bestimmt und dann fällt er aus dieser Bestimmtheit heraus, geht in das Entgegengesetzte über, zeigt Halbheit, Nichtigkeit. Man hat auch Shakspearsche Charakter so fassen wollen und es ist ein berühmter Streit (Tieck) über Lady Mackbeth die eine liebevolle Frau, ein sanftes Gemüth sein soll, obgleich sie den Gedanken des Mordes faßt, ihren Mann dazu | auffordert und ihn ausführt. Aber grade Shakespeare zeichnet sich durch die Festigkeit seiner Charaktere aus. Hamlet ist zwar unentschieden, aber nicht über das was er ist, sondern über das was er thun soll und will, er ist melancholisch und schwer sich zum handeln bestimmend, aber vollkommen in sich bestimmt. Für diese Halbheit hat man das Wort der Gespenstigkeit des Charakters erfunden, es soll dann so noch etwas anderes darin sein, ein Gedoppeltes das ihn zum Gespenstigen macht. – Das Ideal ist, daß die Idee wirk1–2 Im Darius und Alexander] An: In einem erst kürzlich erschienenen Stücke Statira, Darius und Alexander 4 Orte gebraucht] An, ähnlich LöPn: Orte, aber in neuern Zeiten ist es (etwas Triviales geworden Pn: zum Niedrigen und Trivialen herabgesunken) 4–6 Es ist … muß.] Pn: es ist zu bedauern, wenn man zu solchen krankhaften Zuständen seine Zuflucht nimmt. 10–13 daß eine … zusammengeht] Lö: daß in ihnen eine Verschiedenheit ist, aber nicht eine der Lebendigkeit, die zur Einheit würde 13 erscheint hier so bestimmt] An, ähnlich Lö: tritt mit einer gewissen Bestimmtheit auf 14–15 zeigt Halbheit, Nichtigkeit] Ke: zeigt sich in seiner Nichtigkeit Pn: fällt in die Charakterlosigkeit und Nichtigkeit An: Charakterlosigkeit, Halbheit 15 Man hat … wollen] An: Diese Ironie hat man auch im Shakspeare gesucht. 15 Shakspearsche] Lö: berühmte Shakspearsche 17–18 den Gedanken … ausführt] An: ihrem Manne eigentlich erst den Mordanschlag eingiebt 18–19 zeichnet sich … aus] Pn: zeichnet sich durch seine abstracte Prallheit aus in seinen Characteren An: Bei Shakspeare sind lauter dralle Charaktere, ( Hamlet durchaus trüb) keine Gespenstigkeit derselben. Ke, ähnlich Lö: haßt alle Halbheit der Charaktere, die bei ihm fest bestimmt sind 22–23 Für diese … erfunden] Ke: Solches Schwanken der Charaktere hat man die Gespenstigkeit derselben genannt. Pn: man nennt diese auch die ironischen halbheiten, die Gespenstigkeit der Charactere 23–24 es soll … macht] Pn: so etwa sie selbst und etwas Fremdes in ihnen, dies sollte einen zu etwas Gespenstigem machen, wo man nicht weiß, was es ist
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lich ist im Menschen und dieser muß ein Subjekt sein, Lebendigkeit, Wirklichkeit, ein Eins in sich und diese Einheit in sich ist jener Halbheit, Gespenstigkeit zuwider. Viertens. Das Andere zu diesem ist nun das Konkrete der äusserlichen Bestimmtheit. Die Idee tritt heraus, ist reell, ist Wirklichkeit, diese Wirklichkeit ist das menschliche Subjekt. Aber das Ideelle muß noch weiter heraustreten, es gehört zur Seite der Realität auch äusserliche Bestimmtheit und der mannigfaltigsten Art, diese vielfachen Fäden die das Ideal nach der äusserlichen Wirklichkeit hinziehen. Zuerst gehört zu diesem Äusserlichen Alles was zum Dasein, zum Thun gehört, Verhältniß der Zeit, des Raumes, Lokalität, Gegend, Ort, die Mittel des Technischen, die Geräthe, Essen, Geschicklichkeit, Lebensbequemlichkeiten, Verhältniß des Befehlens und Gehorchens, politischer Zustand, Sitte, Lebensart, Besitz, Reichthum pp diese äusserliche Bestimmtheit ist nicht zu übersehen, aber sie gehört zum Dasein des Ideals. Wenn man sich an die nebulose Vorstellung von Identität hält, so | wird dieß Alles gleichgültig und erscheint in der Kunst als unbestimmtes oder willkührlich behandeltes. Die Individualität ist aber wesentlich erst vollendet durch die Beziehung auf die Äusserlichkeit. Eine Hauptsache ist daß eben die Gestalt in dieser Beziehung auf die Äusserlichkeit zu Hause ist, diese ihr adaequat ist. Eine Kunst hat davon mehr, die andere weniger, so hat die Sculptur hierin wenig Ausführlichkeit, aber auch sie ist nicht ohne diese äusserliche Bestimmtheit, selbst bei den abstrakten Tempelbildern tritt diese Äusserlichkeit hervor. Mehr findet sie sich in andern Künsten, Mahlerei, Poesie pp da sind die äusserlichen Bedingungen des Daseins eine wesentliche Seite des Kunstwerks. Der Charakter großer Meister ist daß sie auch nach dieser Seite vollkommen treu bestimmt sind, in kahler Bänkelsängerei ist dieß dagegen ganz unbestimmt. Bei Homer findet sich das Einzelne der Küste, der Lokalität durch-
2 Einheit] An: Einheit, Vestigkeit Pn: Festigkeit 2–3 jener Halbheit, Gespenstigkeit zuwider] Lö: gerade das Gegentheil von dieser Gespenstigkeit, Getheiltheit. Was man das Höhere nennt, ist das | Eitle, Nichtige, Leere, das Reflexionen sich erweckt 4 Das Andere zu diesem] AnLöPn: 30 Das Vierte Ke: Eine andere 4. Seite der Objectivität des Kunstwerks 5 ist reell] Ke: als real im menschlichen Subject ist das Ideal 6 Ideelle] AnLöPn: Ideal 8 Fäden] An: Fäden, Seiten 10 Lokalität] Ke, ähnlich Pn: Lokalität, – jeder Schritt und Tritt wird ein bestimmtes 11 Geräthe] An: Geräthe, Hausgeräth 12 Gehorchens, politischer … Lebensart] An: Gehorsam, Herrn und Knecht, Besitzthum, Familie Pn, ähnlich Lö: Familie Lebensart, Sitten, Verhältnisse 35 der Herrschenden zu den Bedienten 14 zum Dasein] An: wesentlich zum Daseyn Pn: zum wesentlichen Dasein 15 von Identität] Lö: von Idealität Ke: der Idee 16 Individualität] An: ideale Gestalt 19 Eine Kunst] Ke: Ein Zweig der Kunst weniger] An: weniger von dieser äusserlichen Bestimmtheit 21 den abstrakten Tempelbildern] Lö: ihren abstracten Tempelgötterbildern An: Tempeln und Götterbildern 26 unbestimmt] Pn: unbestimmt gelassen, auch das 40 Nibelungenlied hat von dieser Seite wenig Bestimmtheit An: kahl, leer nach dieser Seite 26–626,1 das Einzelne … bestimmt] Lö: die äußere Localität ganz genau beschrieben. Die romantische Küste des Simois, die Küste, wo sich das Heer gelagert hat
Äusserl iche Best im mtheit.
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aus genau bestimmt, so daß es noch heute geographisch übereinstimmend gefunden ist, ebenso sind die Waffen, Geräthe, Häuser, Wohnungen, Lager pp auf das treuste, anschaulichste bestimmt. Die Bänkelsängerei läßt dieß alles unbestimmt, die deutschen Meistersänger haben sich Themata aus der Bibel, aus der Geschichte genommen, aber es bleibt bei den Namen z. B. Jerusalem pp sonst aber schwebt alles in Unbestimmtheit, so auch im sogenannten Heldenbuche, das nichts anderes zu sein scheint als eine spaetere Verbindung von Traditionen, Sagen, hier bleibt alles in jener Unbestimmtheit, die äussere Lokalität ist ganz nebulos gehalten. Auch das Nibelungen|lied bestimmt nur wenig, es fehlt die Anschaulichkeit, die Klarheit die wir beim Homer finden. Zu diesen äusserlichen Umständen gehört nun mancherlei, die Hauptmomente wollen wir kurz angeben. Erstens die äusserliche Natur, die umgebende Natur, nicht die leere Erde und der leere Himmel dürfen es sein worauf sich die Handelnden bewegen, es gehört hierzu daß es ein vollkommen bestimmter Theil des Landes ist. In Ansehung dieser äusserlichen Natur erwarten wir, daß sie und der innere Charakter, besonders der Charakter der Bildung im Allgemeinen zusammenspielt, ein Ton in dieser äusserlichen Natur sei der uns auch im Inneren als Geistiges entgegenkommt. Der Araber wird nur verstanden im Zusammenhang mit seiner Wüste, seinem Himmel, seinen Kameelen, Pferden, Zelten pp der Charakter seiner Treue, seines Muths, seiner Unbeständigkeit ist im Zusammenhange mit jenen. So die Helden beim Ossian, ihre Thaten stimmen zusammen mit diesen Höhlen, Nebeln, Wäldern pp mit der elementarischen Natur. Das Menschliche muß in einer solchen Beschaffenheit der Natur zu Hause sein. Das Zweite ist das Verhältniß der natürlichen Umstände zum Menschen, insofern der Mensch durch seine Geschicklichkeit, seinen Willen sich dieselben als
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2 sind] An: ist alle andere Äußerlichkeit Ke: Lager, Rüstungen, Stellung 3 Bänkelsängerei] Lö: Meisterbänkelsängereien 4–6 sich Themata … Unbestimmtheit] An: biblische Geschichten bearbeitet, in Reime gebracht; die Namen Jerusalem ff. kommen vor 6–8 so auch … Unbestimmtheit] An, ähnlich Lö: Am Ende der (meisten Ausgaben Lö: ersten Ausgabe) des Heldenbuchs 30 (finden sich noch Lö: findet sich noch eine Anzahl von) Sagen, die nicht in Verse gebracht sind 9 bestimmt nur wenig] An: hat noch ziemliche Unbestimmtheit, obschon Worms ff genannt Lö: Man weiß nicht recht, wo man ist 13 leere Erde … leere Himmel] Ga: bloße Erde … reine Himmel 14–15 daß es … ist] An: ein Land mit seinen Flüssen, Ebenen, Bergen ff. vollkommen bestimmt Ke: eine bestimmte Gegend Pn: eine vereinzelte bestimmte Gegend, voll- 35 kommen bestimmt in seinem Clima, Berge u.s.w. Lö: Das Land mit Hügel, Meer, Berg, Wald und Clima muß genau bestimmt seyn. 17 zusammenspielt] AnKePn: zusammenstimmen Ton] An: Anklang 19 Pferden] Ke: Pferden und seiner Gastfreundschaft 20–21 Treue, seines … jenen] Lö: Freiheit, Gastfreundschaft, Raubsucht ist in Übereinstimmung mit dieser äußern Natur 21 Thaten] Ke, ähnlich Pn: Thaten und Empfindungen Lö: Empfindungen und Leidenschaften 40 22 Höhlen, Nebeln, Wäldern] Ke: Haiden, Klippen und Nebeln Pn: Haiden, Höhlen
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Mittel aneignet und zum Gebrauch für sich verwendet. Der Mensch ist nothwendig abhängig von der vereinzelten Natur und muß die vereinzelten Naturgegenstände zu Mittel für sich zurecht machen und sich dadurch der Noth entheben, er muß sich dadurch der Noth entheben, diese Abhängigkeit sich erträglich machen, zu etwas machen das keine Schwierigkeit | hat, kein wesentliches Interesse in Beschlag nimt. Es gehört zum aesthetischen Verhältniß daß die eigentliche Noth entfernt ist, daß die Sicherheit dagegen bewirkt ist, es sei daß die Natur für sich friedlich dem Menschen das gewährt was er gebraucht, oder andererseits daß er dazu gekommen ist durch sich, durch seinen eigenen Verstand dieß hervorgebracht hat. Diese Seite ist gleichfalls wesentlich, der Mensch verhält sich zur unorganischen Natur, dieß ist wesentliches Moment und es ist dann in diesem Verhalten daß die Seite des Bedürfnisses ausgeglichen ist, entweder durch die Natur für sich oder durch die eigene Thätigkeit des Menschen, diese letzte Seite ist eine wesentliche. Hier hinein fallen die endlichen Zwecke, der Gegensatz worauf die Prosa des Lebens beruht, aber die Verständigkeit des Menschen daß er dieser Abhängigkeit abgeholfen hat, läßt die Noth verschwinden, macht sie zu einem reineren Verhältniß und zu einem Produkt eigener Thätigkeit. Einerseits ist so der Zustand erforderlich wo für die Noth des Individuums gesorgt ist, andererseits auch der wo ein Ueberfluß vorhanden ist, der dieß enthält daß der Mensch mit den Naturmitteln und Gegenständen ein äusserliches Spiel treibt, über den Ernst der Abhängigkeit hinaus ist. Dahin gehört denn der Schmuck, Putz und dergleichen. Es haben deswegen die Dichter pp es an Pracht, Gewändern, Marmor, Gold pp nicht fehlen lassen. Das Naturprodukt wird hier vom Menschen gebraucht, aber bloß zum Schmuck, es ist nicht Sache der Noth, des Bedürfnisses die hier eintritt. Die Künstler wenden darauf, so viel sie können, nicht bloß in Gemählden und Beschreibungen, sondern auch in der Wirklichkeit | haben die Völker ihre Kunstwerke so geschmückt, die
8 friedlich] LöKe: freundlich 10 hat] LöPn: zu haben, (Lö: die Noth abzuhalten Pn: der Noth abzuhelfen) 10 Seite] AnLö: Seite der Äußerlichkeit KePn: letzte Seite 11 unorganischen] 30 An: äußerlichen 12 in diesem … ist] An: die Seite des Bedürfnisses muss aber ausgeglichen werden 13 Natur für sich] An: spontane Natur Lö: Güte der Natur 15 der Gegensatz] Lö: das System der Abhängigkeit An: diese Abhangigkeit 16 Noth] Lö: Abhängigkeit 17 reineren] Pn: freien 18–19 wo für … gesorgt] Ke: in welchem die Noth aufgehoben 21 Abhängigkeit] Lö: Noth 22 dergleichen.] Pn: dergleichen, diese Naturproducte werden zu 35 Schmucke, Zierrath der Menschen gebraucht Dichter] Pn: Künstler Ke: Dichter und bildende Künstler 23 Marmor, Gold] An: Gold, Edelsteinen, Elfenbein, Marmor Lö: Elfenbein, Marmor, Gold fehlen lassen] An: fehlen, so auch die andern Künstler 24 Schmuck] An: Zierrath 25–26 Die Künstler … können] An: Pallas, Jupiter, ungeheures Gold, Elfenbein ff daran gewandt. 27–628,1 die Minerva … Edelsteinen] Lö, ähnlich Ke: Pallas und Jupiter, diese unge40 heuern Bilder des Phidias sind mit elfenbeinernen Platten überzogen und außerdem eine Menge von Gold und Edelsteinen auf sie verwendet worden.
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Minerva in Athen war von Elfenbein, Gold und Edelsteinen, das Volk freut sich den eigenen Reichthum vor sich zu sehen als ein Götterbild. Die Zustände machen in diesen Verhältnissen, nach ihrer eigenen Verschiedenheit, einen großen Unterschied. In einem gebildeten Zustande ist dieser lange, weitläuftige Zusammenhang der Abhängigkeit und des Bedürfnisses von Anderen vorhanden, da ist jedes Individuum verschränkt in die unendlich viele Arbeit der Anderen, was es für sich braucht ist entweder gar nicht sein Werk oder nur zu einem geringen Theil. Hier hat dann nun auch besonders die Noth, das Bedürfniß, das Grausame der Noth seinen Platz. Wenn in solchen Zuständen die Noth entfernt sein soll, so ist dieß durch den Reichthum der Individuen bewirkt. Es zeigt uns diese Unselbstständigkeit der Individuen nach dieser Seite, es sind äusserliche Verhältnisse, aber die Unabhängigkeit tritt immer als wesentliches Moment hervor, der Mensch darf nicht mit diesen Interessen zu thun haben, nur mit höheren Interessen, mit dem Pathetischen beschäftigt sein. Ein anderer Zustand in dieser Rücksicht ist der heroische, wie z. B. beim Homer, hier haben die Heroen selbst mit allen Bedürfnissen, mit der Bereitung der Bedürfnisse zu thun, die wir in einem gebildeten Zustande von der Hauptfigur entfernt wissen wollen. Wir sehen da die Freudigkeit des Menschen an seinem Besitz, die Freudigkeit sich die Mittel seiner Bedürfnisse selbst zu verschaffen z. B. Waffen, Speisen pp. Die Helden braten ihren Ochsen selbst, fertigen Kleider und Waffen selbst. Beim Achill wird diese Kette der Abhängigkeit abgebrochen, indem auf Bitten der Thetis Vulcan ihm die Waffen verfertigt. Wir sehen da | den Menschen in Allem einheimisch, alles hat einen Werth für den Menschen, insofern er es selbst hervorbringt und gebraucht und wir haben einen Gefallen an dieser Naivetät der Heroen die alles selbst hervorbringen. Man kann sagen es ist dieß die idyllische Seite am Homer, aber nicht so wie dieser Ausdruck gewöhnlich gebraucht wird, wo man nur von Bäumen, Wiesen, Quellen spricht und wie die Menschen diese gebraucht, im Epos
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1 das Volk freut sich] An: Die Nation freute sich Ke: die Nationen wollen 13–14 darf nicht … haben] An: muß nicht in diese Abhangigkeit verflochten seyn, sondern 17 der Hauptfigur] 30 An: den Helden 19 verschaffen] KePn: bereiten Lö: bereiten und verschaffen An: verschaffen sich ihre Waffen, und bereiten sie zum Theil selbst 20 braten] Lö: schlachten An: schlachten und braten 21 Beim Achill] Lö: Wo die Heroen ihre Waffen her haben, wissen wir in der Regel nicht. Es ist eine verschlungene Kette, die bei Achill Pn: wo sie ihre Waffen her bekommen, bleibt dunkel 22 Vulcan] AnLö: Hephaistos verfertigt] Pn: fabricirt; die Frauen weben An: 35 sonst machen sie Alles selbst 23 den Menschen] Lö: Die Heroen 24–25 wir haben … Heroen] An: die Heroen haben einen Gefallen an ihrem Werk 26 die idyllische Seite am Homer] Lö: idyllische Seite An: ein idyllischer Zustand 26–28 nicht so … gebraucht] An: Im Idyllischen ist der Mensch auf den Genuß der Umgebung beschränkt Lö: es ist hier zugleich ein höherer Zustand, wie der idyllische. Der Mensch erscheint in der Idylle nur in diesem Zustand, dieser 40 Umgebung.
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sind diese Mittel schon höheren Zwecken untergeordnet, aber die Harmonie des Ganzen verbreitet sich über die Umgebung, daß alles ein von den Menschen Gebrauchtes ist und zugleich ein von ihnen Bereitetes. Das System der Abhängigkeit, wonach jeder mit Allen verschlungen ist, ist da nicht vorhanden, wie bei uns. Von dieser Seite ist es daß die Scenen eines solchen Epos, Tragödie, in unsere Zeit verlegt, anstoßen, weil so viel darin ist was diesen Individuen in unserer Zeit nicht eigenthümlich ist. Ausser dem Gesagten giebt es noch eine Menge von Umständen, Eigenthümlichkeiten und Modifikationen, die ebenso zu diesem äusserlichen Dasein gehören. Dahin gehört die Stufe der Bildung, Eigenthümlichkeit der Religion, des Sittlichen, Moralischen, der Reflexion. Früher sind diese großen Interessen schon genannt, diese gültigen, für sich nothwendigen, aber um da zu sein sind sie mannigfach modifizirt. Sie enthalten das Allgemeine das sich im Ganzen gleich ist, aber es ist auf die vielfachste Weise besondert und die Künste beziehen sich da auch auf diese besonderen Eigenthümlichkeiten, Partikularitäten. Eine Kunst mehr, die andere weniger. Im Lyrischen ist mehr Empfindung, da ist weniger von solchen Umständen als im Epischen oder im dramatischen Gedicht. – Hier ist es nun daß verschiedene | Verhaltnisse, Ansichten eintreten. Der Dichter, Mahler, Bildhauer behandelt Gegenstände anderer Zeit, anderer Nationen pp und es ist schon früher bemerkt daß es in Rücksicht dieser Äusserlichkeit einen Vortheil hat den Gegenstand aus der Zeit der unmittelbaren Gegenwart hinauszurücken, da schon die Erinnerung es mit sich bringt daß der äusserliche Zusammenhang von seiner Bestimmtheit verliert, schon in der Vorstellung sich eine Verallgemeinerung vorfindet. Der Künstler behandelt solche Stoffe anderer Zeit, anderer Nationen, er selbst gehört der Bildung, der Sitte seiner Zeit an, er hat also andere Sitten, andere
1 sind diese … untergeordnet] Pn, ähnlich Lö: im Epos fängt diese Umgebung, diese Naturmittel an höheren Zwecken untergeordnet zu werden 2–3 des Ganzen … Bereitetes] Lö: der Umgebung verbreitet sich über alles, was von dem Menschen bereitet ist 4 Abhängigkeit] An: Abhangigkeit 30 in einem gebildeten Zustande 5–6 Von dieser … anstoßen] An, ähnlich LöPn: Doch ist es gefährlich , die Scenen eines Epos oder Drama’s in unsre Zeiten zu verlegen 6–7 eigenthümlich ist] An, ähnlich Pn: eigenthümlich, sondern nur von Außen her Hereingebrachtes ist 11 des Sittlichen, … Reflexion] Pn: (Sittliches und Rechtliches) An: Sitten und Gesetze enthalten das Rechtliche überhaupt. 11–12 Früher sind … nothwendigen] Lö, ähnlich Pn: Diese nun sind bøi, die das 35 Göttliche, für sich Nothwendige genannt werden. 13–14 das sich … es] An: Die Leidenschaften sind aber so im Ganzen sich gleich; aber alles dies 16 Im Lyrischen … da] Lö: Die Kunst, die nur mit Empfindungen zu thun hat, in der 17 Umständen] Lö: Eigenthümlichkeiten 18–19 Der Dichter] Lö: c) Darstellung des Zustandes vergangener Zeiten und fremder Völker. / Der Dichter 19 Gegenstände] LöPn: Stoffe An: Stoffe und Gegenstände 20–21 dieser Äusser40 lichkeit] Pn: auf diese Eigenthümlichkeit 22–24 da schon … vorfindet] An: in Bezug auf die zurückgerufene Erinnerung
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Modifikationen der Äusserlichkeit an sich und andere kommen den Individuen, Charakteren zu die er behandelt, er ist so nicht einheimisch in dem Gegenstande den er darstellt. Im Pathos, im Menschlichen, Göttlichen, Höheren ist er zu Hause aber dieß ist durch das Äusserliche so vielfach bedingt und diese Umstände sind wieder für den Dichter selbst verschieden. Homer mag gelebt haben oder nicht, so sind doch die homerischen Gedichte so alt, daß sie mindestens 400 Jahre nach dem trojanischen Kriege entstanden sind, ebenso ist es mit der Geschichte der Nibelungen und dem Dichter der diese Geschichte zu einem Liede erhoben hat. Ein Drittes sind dann wir, das Publikum, für das der Dichter seine Darstellung macht, das nächste Publikum ist das seiner Zeit, aber es können auch Gedichte diese Unsterblichkeit haben, daß sich alle Zeiten in ihnen zurechte finden, dazu gehört aber viel Aparat zum Verständniß theils des Geographischen, theils des Geschichtlichen und dieser vielen Einzelnheiten, die einer solchen Zeit angehören. Da tritt nun die Gelehrsamkeit ein in Rücksicht | alterer Gedichte, die Philosophie tritt ein, es sind viele Umstände da die in unserem Leben nicht vorhanden sind, wir müssen sie erst geschichtlich kennen lernen. Aber zunächst also hat der Dichter seine Zeit und das Publikum gehört der Zeit des Dichters an. Da tritt nun die Kollision ein, in wiefern ein Dichter der fremde Zeit, Sitte pp behandelt seine Darstellung dieser anpassen soll oder inwiefern es ihm erlaubt und selbst Gesetz ist, diese Bestimmungen ausser Augen zu setzen. Man wirft es besonders den Franzosen vor, daß sie alle Stoffe, aegyptische, indische, chinesische, griechische, verändern ohne ein treues Gemählde zu liefern und alles ihrer Zeit, ihrer Bildung aneignen. Ihre griechischen Helden, Chinesen pp führen sich auf wie französische Prinzen, Achilles in 1 Modifikationen der … sich] Pn, ähnlich Lö: Modificationen, Verhältnisse, Formen, in denen er unmittelbar lebt An: er kann aber andere Sitten, andere Formen, als in denen er lebt, darstellen Ke: Daher muß er die äußeren Umstände genau kennen. 4 das Äusserliche] An: äußerliche Umstände bedingt] LöPn: bestimmt und bedingt 5 wieder für … verschieden] Lö: verschieden von der Zeit, der der Dichter angehört 6 oder nicht] An: wann er will Lö: oder mag man ihn fassen, wie man will 6–7 so alt, … sind] An, ähnlich LöPn: doch viel später als der trojanische Krieg selbst 7–9 ist es … hat] An: sind auch die Zeit, in der die Nibelungen spielt mit dem Verfasser des Gedichts | auseinander 10–12 das nächste … finden] An: 1) die Zeitgenossen, 2) die Nachwelt. 12–14 theils des … angehören] An: der Eigenthümlichkeit einer solchen Zeit 15 Philosophie] AnLöPn: Philologie 16–17 geschichtlich kennen lernen] Lö: geschichtlich erklären lassen Pn: auf eine gelehrte Weise verschaffen 18 Dichter] Pn: Künstler 19 dieser] Pn: der fernen Zeit Ke: einer nähern oder entferntern Zeit 20 Bestimmungen] LöPn: Richtigkeit 21–23 Man wirft … liefern] Ke, ähnlich Lö: Die Franzosen sind nicht darauf bedacht; Römische, Griechische, Aegyptische, Chinesische Charaktere der ihnen zukommenden Zeit anzupassen, sondern alles erscheint französisch; auch im Costüm. Pn: die Franzosen in dieser Rücksicht sind gar nicht darauf bedacht ein freies Gemälde zu entwickeln sondern halten vieles an ihre Bildung 23 und alles … aneignen] An: sondern Alles nach ihrer Weise ummodeln
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der Iphigenia in Aulis ist ein Franzose, es sind alte Namen, alte Rüstungen, aber sie haben Perücken, sind gepudert, frisirt, haben Pochen und rothe Absätze. Ebenso geht es den Sujets aus den biblischen Büchern, Racines Ester gefiel weil Ahasverus grade so eintrat wie Ludwig 14 in den Audienzsaal, das Publikum sah so die Entrée des Koenigs, das zog die Leute an. Ahasverus war im französischen Hermelin, die Kammerherrn in seidenen Strümpfen, gepudert, friesirt, mit Federhüthen und Westen von drap d’or. Die ganze Äusserlichkeit war so der Zeit wo das Stück gezeigt wurde angeeignet, ebenso die Charaktere, die Bildung, die übrigen Verhältnisse. Hier ist diese Aneignung des Alten an die Zeit des Dichters und seines Publikums auf ’s Äusserste getrieben und es wird so vollkommne Travestie. Wir haben dieß auch bei uns in Deutschland gehabt und auf auffallende Weise, Hans Sachs hat so | die biblischen Bücher vereingebürgert, Gott der Vater hält da Schule, Kinderlehre, kathechisirt Kain und Abel, Abel weiß Alles gut, Kain benimt sich wie ein gottloser Bube, er sagt die Gebote verkehrt z. B. Du sollst stehlen pp. Der Stoff ist hier so ganz einheimisch gemacht. In südlichen katholischen Ländern wird so die Kreuzigung Christi in der Leidenswoche dargestellt. Pilatus benimt sich da wie ein übermüthiger Amtmann, die Kriegsknechte offeriren Christus Taback pp das Volk hat seinen Spaß daran und ist zugleich fromm dabei, die Darstellung des Religiösen bleibt darin in seiner vollkommenen Lebendigkeit, aber dergleichen Darstellungen sind geschmaklos. Es ist ein Contrast zwischen der Eigenthümlichkeit des Stoffs und dem wie man die Personen handeln, sprechen läßt und dieser Contrast macht 1–2 ein Franzose, … Absätze] Pn: ein ganz französischer Prinz, mit einer Perücke und bunten Bändern an den Schuhen An: […] mit Perücken und Bändern Lö: […] Perücken, rothe Reifeln 1 Rüstungen] Lö: Rüstungen, alte Namen 5–6 im französischen Hermelin] Lö: mit dem königlichen französischen Hermelinmantel 6 die Kammerherrn … Strümpfen] Lö: Französische Kammerherrn, wie am Hofe Ludwig XIV. An: gefolgt von einer Masse Kammerdiener 9 Hier] An, ähnlich Pn: Hier ist die ganze Äußerlichkeit der Zeit, worin es gezeigt wurde, angeeignet worden; (An: eben so die Charaktere. Pn: hier) des Alten] Ke, ähnlich Lö: der alten Zeit 11 dieß] An: dieses Travestiren 12 auffallende] Pn: eine sehr auffallende die biblischen Bücher vereingebürgert] An: Gott Vater, die Erzväter ff in seinen Drama’s verdeutscht oder vielmehr vernürnbergert Lö: In seinen biblischen Historien hat er den Gott Vater vernürnbergert. Pn: […] vernürnbergisirt 13 Kain und Abel] Lö: Cain und Abel über die 10 Gebote und das Vaterunser 15 stehlen] An: stehlen, sollst Vater und Mutter nicht ehren 16 In südlichen katholischen Ländern] AnLö: Im katholischen Teutschland so] An: so das Leiden und 17 Leidenswoche] Lö: Charwoche 18 Kriegsknechte] Ke, ähnlich An: Kriegsknechte üben die Gemeinheiten der damaligen Zeit aus Pn: Kriegsknechte nehmen sich alle Grobheiten heraus offeriren Christus Taback] Lö, ähnlich AnKePn: bieten Christus eine Prise Tabak an, und da er sie nicht will, stopfen sie sie ihm in die Nase 19 fromm] Lö: ganz andächtig Pn: andächtig und fromm 19–20 die Darstellung … Lebendigkeit] Ke: obgleich die religiöse Andacht dabei ganz ungestört ihre volle Lebendigkeit behält 21 der Eigenthümlichkeit] Pn: dem Inhalte, dem Eigenthümlichen 22 dem wie … sprechen] Lö: dem, wie man diesen Stoff behandelt oder die Personen sprechen An, ähnlich Pn: wie man sie denken, sprechen, handeln
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dergleichen zu etwas Burlesken. Man kann das Religiose, den Gehalt dadurch für entstellt, unwürdig behandelt halten, jedenfalls aber ist ein Widerspruch zwischen dem eigentlichen Gehalt und der Art und Weise wie es vorgestellt ist. Das was wir vor uns haben, von dem die Rede ist, ist das Äusserliche, Geschichtliche, dieß ist bedingt, ist beschränkt, ein Partikulares, hat seine eigenthümlichen Sitten, Gesetze, Bestimmungen, Zustände, Verhältnisse die nicht die unsrigen sind, ist etwas Fremdartiges. Das Eine ist daß wir uns auch das was wesentlich ist für die Gestalt aneignen können, aber wir die wir uns dieß aneignen können sind alsdann die Gelehrten, die gebildete Welt in einem gewissen Sinne. So ist für uns Griechenland, griechische Verhältnisse, Figuren ein Bekanntes, es ist ein allgemeiner Ausgangs|punkt der Bildung, durch den Unterricht sind wir damit familiair geworden, es stört dieß Fremdartige unseren Genuß nicht, ebenso ist es mit Kunstwerken, Gedichten pp anderer Zeiten die uns durch Studium bekannt sind. Aber ein Anderes ist es daß die Kunstwerke für die Gebildeten bekannt sind und ein Anderes ist es daß sie für das Volk überhaupt genießbar sein sollen, die Forderung ist daß uns die Äusserlichkeit der Gestalt, auch uns die wir auch zum Volke gehören, nicht erst durch den Umweg der Gelehrsamkeit bekannt, sondern unmittelbar verständlich sei, daß das Kunstwerk ohne diesen Umweg genießbar sei. Zum Geschichtlichen gehört das Religiöse, aber bei der Religion kommt es wesentlich auf die innere Wahrheit an, es läßt uns deshalb immer kalt wenn wir in einer Oper pp Zeus, Osiris pp anrufen hören, oder Orakel vorkommen. Es ist dieß ein elendes Mittel, es ist unwahr für uns, obgleich es uns bekannt ist. Das Geschichtliche näher kann wohl ein Wahres sein, in dem Sinn der Richtigkeit, es ist gewesen, aber dieß Geschichtliche kann uns nun näher berühren oder nicht berühren. Es ist nur dann das Unsrige, nicht wenn wir es selbst gethan haben, sondern wenn es der Nation angehört der wir angehören, dann gehört uns das Äusserliche selbst an, oder
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1 Burlesken] Ke: Burleskem und Aberwitzigem 3 eigentlichen] Lö: religiösen 5 Partikulares] An: Partikulares, Lokales 10 Sinne] Pn: Umfange griechische Verhältnisse] Lö: die griechische Welt 11 ist] Pn: für uns, für den Künstler und die gebildete Welt An, ähnlich Lö: für die 30 Künstlerwelt Bildung] Pn: Kunst 11–12 durch den … geworden] Lö: wir sind da zu Hause 12 Fremdartige] Lö: zunächst Fremdartige 13 anderer Zeiten] An: aus früherer Zeit 15 die Gebildeten] Ke: den Gelehrten An: uns, besonders für Philologen Pn: uns, die sich Mühe gegeben haben 16–17 Äusserlichkeit der Gestalt] An: Bestimmung der Gestalten bekannt] Lö: bekannt seyn, wodurch es uns 35 18 der Gelehrsamkeit] An, ähnlich Lö: des Studiums immer noch ein Fremdes bleibt 20 Religiöse] An, ähnlich Lö: Religiöse. Mit den griechischen Göttern: Zeus, Here, Pallas, Venus, ist ein großes Publikum bekannt 20–21 auf die innere Wahrheit an] An: darauf an, ob man dies für wahr hält Lö: Aber die Wahrheit kennen wenige. 21 Zeus, Osiris] Pn, ähnlich Lö: „beim Zeus, o ihr Götter“ 22 Orakel] Ke: Orakelsprüche, Engel, Hellsehen Lö: So ist es ein sehr gewöhnliches: Orakelsprüche anzubringen. An: Wir haben 40 heutiges Tags die Verrücktheit, das Hellsehen an die Stelle der Orakel gesetzt
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wenn das Geschichtliche im Zusammenhange steht mit unserem Dasein, unserer Zeit, wenn wir dieß betrachten können als Folgen wovon das Geschichtliche ein Glied ausmacht, dann hat es wirkliche Gegenwart. Deutsche Stoffe betreffend so ist die Scene im Nibelungenlied wohl auf deutschen Grund aber es sind Burgunder und Attila, Ezzel und Ungarn, die Interessen sind längst abgeschnitten von unserem Zustande. So noch mehr die nordische Mythologie die in Deutschland | ihren Sitz gehabt, Klopstock hat um Deutsches in der Poesie zu haben diese nordische Mythologie aufgefrischt, aber sie ist auch abgeschnitten von uns. Der Gegensatz des Deutschen gegen das Römische ist zwar auch vorbei, aber er hat Deutschland als Deutschland erhalten und so hängt diese Trennung und das Erhalten der Selbstständigkeit Deutschlands und seine Folgen, Sprache, Gesetze pp mit unserem jetzigen Zustande zusammen. Was also das Geschichtliche betrifft so ist es, wenn es ein Nationales ist, in dieser Nation einheimisch, verständlich, hängt mit dem Ganzen ihres Zustandes zusammen. So sind große Dichter auch nach dieser Seite Nationaldichter gewesen, daß die Umgebung, diese Seite der Äusserlichkeit die zur Gestaltung des Ideals gehört, ihrem Volke angehörte und ihm daher unmittelbar verständlich, gegenwärtig gewesen ist. Camoëns hat die Thaten der portugiesischen Seehelden zum Inhalt seiner Gedichte gemacht, die Fahrten zur Entdeckung von Indien, diese weltgeschichtliche That, Voltaire schreibt so die Henriade, Tasso sein befreites Jerusalem, diese allgemeine Angelegenheit der Christenheit, Shakespeare macht die großen Thaten seines Volks zu seinen Gegenstand. Das Pathetische ist allgemein, allein daß es Ideal sei, wozu die partikulare Weise gehört, ist äusserliche Seite, ist das Geschichtliche. Wir Deutschen suchen uns einheimisch zu machen in allen Weisen des Geschichtlichen der verschiedenen Zeiten und der verschiedensten Völker, das ist dann aber gelehrte Kenntniß. Wir sind neuerlich dahin gekommen, daß wir solche alte Geschichte nicht mehr zum Gegenstand eines
2 dieß] Pn: diese Zeiten und Zustände 3 ein] Pn: wesentlich ein 4–5 ist die … Ungarn] An, ähnlich LöPn: geht die Scene mal auf (unserm LöPn: einheimischen) Boden vor; die Burgunder, und 30 für die andere Seite Etzel oder Attila an der Donau 5 die] Lö: Dies Geschichtliche, diese 6 Zustande] An: Zustande, haben kein Interesse daran mehr 7–8 Klopstock hat … aufgefrischt] Ke: Ebenso ist es mit der n o r d i s c h e n M y t h o l o g i e , die Klopstock vergebens hervorrufen wollte. An: Klopstock suchte sie zu erneuern. 8 ist] An, ähnlich Lö: ist, wie die alte teutsche Geschichtlichkeit 11 Selbstständigkeit] An: politischen und sprachlichen Selbstständigkeit 35 18–20 Thaten der … That] Lö: Entdeckung von Indien besungen, die sie ausgeführt. Dies ist etwas in seinem Volke Geschehenes. 20 Voltaire schreibt … Henriade] Ke: die Henriade hat Frankreich verherlicht 21–22 Shakespeare macht … Gegenstand] An: So hat Shakspare die Geschichte seines Volks dramatisch vorgestellt. 22 Pathetische ist allgemein] An: Pathetische, Allgemeine, Göttliche ist für sich 24 Wir Deutschen] Lö, ähnlich AnKe: Wir Deutschen sind mehr oder weniger die Archi40 vare der | gebildeten Welt. Wir 26 gelehrte Kenntniß] Ke: als gelehrtes bewußtsein rühmlich 27 solche alte Geschichte] Lö: wenigstens solche Gegenstände aus ferner Zeit
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epischen Gedichts machen, es hatte seine Zeit, die Messiade von Klopstock, die Noachide von Bodmer, die biblische Geschichte ist zwar unserer Vorstellung dadurch etwas näher gebracht, aber die Sitten bleiben uns doch fremd, von unserer Eigenthümlichkeit entfernt, da liegt dann nur | der prosaische Faden zum Grunde der uns bekannt ist, diesen hat auch der Dichter gehabt und er stutzt dann nur diesen Stoff in neue Phrasen, es ist ein nur Gemachtes. Wie man aufmerksam geworden ist auf Volkslieder, so hat man alle Arten Volkslieder gedichtet, Irokesische, Griechische, Türkische, Lappländische Volkslieder haben Deutsche gedichtet und man hat es für große Genialität gehalten sich so hineinzudenken in fremde Sitten pp Aber es ist nur ein Bemühen um die Äusserlichkeit und wenn auch der Dichter sich hineindenkt und alles Geschichtliche richtig zusammenbringt, so ist doch das Publikum für das solche Gedichte sein sollen nicht darin, für dasselbe bleibt es ein Äusserliches. Die Folge ist daß diese äusserlichen, geschichtlichen Seiten uns entweder durch sich selbst angehören und interessiren müssen und das Fremdartige ganz als untergeordnetes gehalten werden muß, in der Darstellung bloß Nebensachen, Rahmen abgeben kann, so daß die Pathos, das Menschliche für sich das Ueberwiegende sind. Das Geschichtliche wird damit zu einem bloßen Rahmen heruntergesetzt. z. B. in den Gedichten Petrarkas an Laura ist das Menschliche die Hauptsache, Namen, Geschichte pp ist uns gleichgültig, sind unbedeutende Umstände. Das Epische führt es mit sich daß da am Meisten von solchem äusserlichen Stoffe erforderlich ist und es am gefährlichsten ist kalt dagegen zu bleiben, im Lyrischen ist dagegen die Empfindung, Bewegung des Gemüths für sich die Hauptsache, weniger die äusserlichen Umstände, im Dramatischen ist das Aussenwesen am gefährlichsten, es ist bestimmt angeschaut zu werden, es wird gespielt und was gespielt wird soll unmittelbar verstanden sein, hier muß jenes Äusserliche bloß Rahmen sein,
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2 biblische] Pn: d. 6 es ist … Gemachtes] An, ähnlich Lö: man sieht es ihm an, daß dieses nur ein so Gemachtes ist man] An: man durch Herder und Göthe 10 Sitten] Pn: Sitten und Zeiten es] Lö: das Hineindenken in fremde Zeiten und Völker 11 alles Geschichtliche] Lö: mühsam das Alles geschichtlich 13 Folge] Lö: Folge, die wir daraus ziehn 15 und 2 ] Lö: 30 oder aber 16–17 Rahmen abgeben … sind] Ke: z u e i n e m ä u ß e r l i c h e n R a h m e n g e m acht we rde n , welche r d a s Pat ho s u m sch l ießt 19 die Hauptsache] Pn: das Wesentliche darin 19–20 Namen, Geschichte … gleichgültig] An: Es ist uns gleichgültig, ob der Gegenstand von Petrarkas Gedichten Laura geheißen; wir sehen nur auf das tiefe Gefühl darin. Lö: Es ist uns gleichgültig […] ob sie dann oder dann gelebt. 20 unbedeutende] Pn: ganz 35 geringe 22 es am … bleiben] Ke: daher ist die Gefahr uninteressant zu werden, hier am größten 22–23 im Lyrischen … Hauptsache] An: Im Dramatischen und Lyrischen ist mehr das Subjektive. Lö: Im Lyrischen, Dramatischen, sind die | äußern Umstände weniger das, was die Hauptsache ausmacht. 24 gefährlichsten] Ke: unbedeutendsten Pn: niedrigsten 25 gespielt1] AnLö: gesprochen gespielt 2 ] KeLö: gesprochen 26 Äusserliche] 40 An: Fremde, Äußerliche
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ganz untergeordnet, es darf nur ein fremder | Namen sein für Personen die uns sonst nach ihren wesentlichen Verhältnissen ganz bekannt sind, das wenige Unbekannte darf nur so äusserlich und untergeordnet sein. Es hilft da weiter nichts wenn die Gelehrten die Richtigkeit vermissen, die Gelehrten gehören zum Volke und für das Volk überhaupt soll das was praesentirt wird unmittelbar gewußt sein, die unmittelbare Verständlichkeit ist das Wesentliche, das Kunstwerk soll unmittelbar genossen sein, so daß man nicht den Weg durch die Gelehrsamkeit bedarf, die Anschauung, Empfindung soll durch das Kunstwerk selbst gegeben sein. Allen Nationen ist es eigen daß sie sich selbst in dem geltend machen was sie als Kunst darstellen, daß sie also sich selbst geltend machen in dem was als Kunstwerk vorhanden ist und das Volk kann es von den Künstlern fordern, daß sein Werk ihnen praesent seie, Es gilt hier dem Volke und die Gelehrten sollen in diesem Falle selbst nicht als Gelehrte dabei sein. Im Dramatischen sind oft dieselben Stoffe von Künstlern verschiedener Nationen behandelt worden, aber Spanier haben ein Spanisches, Engländer ein Englisches, Franzosen ein Französisches daraus gemacht und obwohl die Arbeit nicht neu war, so war sie doch eine neue Bearbeitung keine Uebersetzung. Die Engländer geben jetzt aus dem Shakespeare einzelne Scenen die für sich verständlich sind, sie haben nicht den Pedantismus unserer Aesthetiker, daß dem Volke alle diese fremd gewordene Äusserlichkeit vor die Augen gebracht werden soll, die es nicht mehr interessirt. Das Bedingte, Äusserliche am Kunst1–3 es darf … sein] Lö: Hier muß es ein fremder Name seyn für Personen, die uns ganz verständlich sind. Es geschieht oft im Gedichte, daß einem Freund, an den es gerichtet ist, ein fremder Name zugegeben wird, oder der Dichter sich einen fremden Namen gibt. In solchen Darstellungen ist dann alles verständlich. Das wenige von fremden Namen, Verhältnissen ist uns so, als wenn der Dichter sich einen fremden Namen gibt oder den Personen, denen er sein Werk weiht. An: Es wird in Gedichten dem Gegenstande der Liebe oft ein anderer Name gegeben, aber der Gegenstand und die Gefühle sind uns doch ein Präsentes; so giebt sich auch der Dichter einen fremden Namen. 3 hilft da weiter] An: schadet 5–6 für das … sein] An: Was für das Volk gedichtet ist, soll auch ein unmittelbar gewusstes werden. 6 Wesentliche] Pn: Wesentliche, daß man nichts herbeizubringen braucht von fremden Vorstellungen, 7 Weg] An: Umweg 8 Anschauung, Empfindung] Pn: die Anschauungen, die man dabei haben soll 9 Allen Nationen ist es eigen] Ke: Alle Nationen haben das Recht 11 das Volk kann es] Lö, ähnlich AnKePn: Die Zuschauer, Leser haben das vollkomne Recht 12 praesent] Ke: präsent, einheimisch und lebendig Pn: lebendig gegenwärtig 13 dabei sein] Ke: dabei stehen, sondern auch als zum Volk gehörig 15 behandelt worden] Pn: behandelt worden, aber jeder Nation ist das Eigenthümliche geblieben Ke: gewählt, aber von jedem individuell behandelt 16–17 obwohl die … Uebersetzung] Pn: wenn solche Dramen schon früher vorhanden waren in einer anderen fremdartigen Sprache, so ließen sich die Dichter nicht die Mühe verdrießen es auch in ihre Nation aufzunehmen 18 einzelne Scenen] Pn: Hauptscenen 18–19 für sich verständlich] Pn: für dies Volk verständlich An: ihnen interessant 21 Bedingte, Äusserliche] AnLö: Partikulare 19 Aesthetiker] Aestethiker
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werk muß ebenso für die sein für die das Kunstwerk ist, muß ebenso unmittelbar genossen werden können als das allgemein Menschliche, das partikular Menschliche ist das Geschichtliche, das Äusserliche darin muß denen für die das Kunstwerk ist ebenso unmittelbar praesent sein. Was vortrefflich | ist, kann man sagen, für alle Zeiten schön, aber dieß ist sehr abstrakt gesprochen, das Ideale ist das Schöne, das Ideal ist aber erscheinend, es tritt so in die Äusserlichkeit und die für die die Erscheinung ist müssen in der Seite der Erscheinung zu Hause sein. Es muß ein Unterschied gemacht werden zwischen dem Genuß den ein Gelehrter an einem Kunstwerke hat und den ein Volk zu dem die Gelehrten auch gehören haben kann. Man könnte hieraus ableiten wollen, es sei das Vortheilhafteste Stoffe unserer Zeit zu wählen für das Kunstwerk, da dann die ganze Seite des Bedingten, Beschränkten unmittelbar verständlich ist. Kotzebues Dramen haben dadurch diese große Wirkung, daß da benutzt sind bürgerliche Verhältnisse, Stellung von Beamten, Noth im Haushalte, widerwärtige Verhältnisse, das Ganze auf einem durchaus bekannten Boden spielt. Aber beim Ideal ist es zuthun daß diese Beschränktheit auch abgeschnitten wird, die beengenden Abhängigkeitsverhältnisse vermindert werden, daher ist es vortheilhafter die Stoffe aus älteren Zeiten zu nehmen, weil dann durch die Erinnerung das Ganze in größerer Selbstständigkeit vorgestellt werden kann. Das Kunstwerk muß nach seiner Erscheinung vollkommen bestimmt sein, andererseits muß diese Bestimmtheit denjenigen bekannt sein für die das Kunstwerk ist und drittens muß diese Bestimmtheit auch identisch sein mit dem Inhalt, d.h. es müssen allgemeine Formen sein, die nicht in die Verwickelung äusserlicher Abhängigkeit verflochten sind, sondern die äusserliche Abhängigkeit muß selbst abstrakter, allgemeiner erscheinen und dieß geschieht durch Verlegung in entferntere Zeiten.
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1–2 für1 die … unmittelbar] An: von dem Volke, für das es geschrieben ist 2 Menschliche] An, ähnlich Lö: menschliche, die 'øi 4 vortrefflich] Ke: schön, vortreflich 5 schön] An: vortrefflich; das Schöne sey zu allen Zeiten vortrefflich 8 zu Hause] Ke: einheimisch 10 ableiten wollen] An: den Schluss ziehen 11 unserer] Lö, ähnlich Ke: gegenwärtiger 13 Kotze- 30 bues Dramen] Ke: Kotzebue, Iffland und andere 13–15 dadurch diese … spielt] An: viel Effekt gemacht, weil sie auf unserm Boden sind 16–17 diese Beschränktheit … werden] Pn, ähnlich Ke: das System der Beschranktheit und Abhängigkeit (Ke: des äußerlichen Zustandes) abgeschnitten wird Lö: diese Bedingung des Abhängigkeitsverhältnisses abgeschnitten 18 aus älteren Zeiten zu nehmen] KePn: in ältere Zeiten zu verlegen 18–19 weil 35 werde dann … Ganze] Ke: wo wegen der Dunkelheit Gestalt und Handlungen Lö: wo dann wegen der Entfernung der Stoffe 20 Das Kunstwerk … sein] An: Die Foderung an das Kunstwerk ist also einerseits, daß das in sich vollkommen bestimmt sey 22–23 muß diese … Inhalt] An, ähnlich Lö: daß diese bestimmtheit so idealisch sey, als möglich 23–26 es müssen … Zeiten] An: daß die gegenwärtige Äußerlichkeit durch das Verlegen in ferne Zeiten | abstrakter und also 40 allgemeiner erscheint
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Wir haben hier noch zu sprechen von der subjektiven Weise in der das Kunstwerk als Produktion vorhanden ist, vom Kunstwerk sofern | es Produkt des Künstlers ist, wie es in dem schöpferischen Subjekt, im Genie, Talent des Künstlers ist, vom Kunstwerk insofern es noch nicht heraus ist, noch dem Subjekt angehört. Es ist diese subjektive Seite nur in der Absicht zu erwähnen, daß sie aus der Betrachtung auszuschließen ist, kein Interesse für die Betrachtung hat und nur wenige Bestimmungen liefert. Man hat oft davon gesprochen wie der Künstler dieß oder jenes gemacht hat, man will wissen wie es in ihm gewesen ist, wie er das hervorgebracht hat, um gleichsam ein Recept zu bekommen, wie das Subjekt es machen müsse, unter welche Umstände sich der Künstler setzen müsse um dieß hervorzubringen. Raphael darüber gefragt, sagt er mache sich ein Ideal in sich und führe es dann aus. Ebenso ist Ariost von einem Kardinal Este gefragt worden, wo er all das verdammte Zeug in seinem rasenden Roland herhabe. Man fragt dann weiter welche Vermögen dazu gehören, was Phantasie, Verstand, Vernunft, Herz pp dazu beitrage. Phantasie kann man sagen ist das Hauptvermögen wenn man will, aber sie ist nicht als etwas Isolirtes zu betrachten, einerseits ist wesentlich vernünftiger Inhalt und andererseits dieser für die unmittelbare Vorstellung hingestellt, da ist dann aber Vernunft darin, nicht bloß Phantasie. Der Künstler kennt und hat tief gedacht die Natur seines Gegenstandes, das Wesentliche was darin liegt, den Pathos der darin ist. Es ist bei künstlerischen Produkten nicht eine Leichtfertigkeit der Phantasie. Bei Sophokles und diesen großen Künstlern sieht man an ihren Werken, daß sie dieß wohl erwogen haben, und das Wahrhafte darin wohl erkannt, es ist
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1–3 Wir haben … ist] An: Es kam also überhaupt auf die Idee und Realität, dann auf die Selbststän25 digkeit der Momente an, das Ideale in seiner Differenz, 'øou, das Wesentliche, als Leidenschaft. Das
Dritte war der Charakter daß (Ms: dieses) die Seiten, die zum Kunstwerk als solchem gehören, Momente des Ideals sind. Auch kann das Kunstwerk in der subjektiven Weise, insofern es Produkt des Künstlers ist, in Betracht kommen Lö: | A n h a n g Das Kunstwerk in der subjectiven Weise als Product des Künstler’s. / 1) Subjectivität des Künstlers. 7 hat1] Lö: hat und von der Betrachtung 30 ausgeschlossen ist und nur … liefert] Ke, ähnlich Lö: Einige Bestimmungen sind jedoch zubetrachten. 9 hervorgebracht hat] An: gemacht, wo er es hergenommen 10 der Künstler] Ke: das Subject 11 gefragt, sagt] Lö: gefragt, wie er es mache um solche Kunstwerke hervorzubringen; er antwortet in einem noch vorhandnen Briefe: 11–12 er mache … aus] An: daß er eine Idea in sich habe Ke: eine idea 14 Vermögen] Ke: Vermögen des Geistes gehören] Pn: gehö35 ren, daß das Subject ein Künstler sei 15 Herz] Ke, ähnlich Pn: Herz, Gemüth 17 einerseits] An: sie Ke: allerdings ist sie das Vermögen der künstlerischen (Ms: künsterlichen) Produktion; einen Inhalt, wesentlich vernünftigen Inhalt 18 für die … hingestellt] Ke, ähnlich An: für die Anschauung, unmitelbare Vorstelung zu bringen 19–20 kennt und … ist] An: muss den Inhalt seines Gegenstandes tief gedacht haben, und das 'øou, das Wesentliche seines Gegenstandes wohl erfasst ha40 ben Ke: der Künstler hat Vernunft und Nachdenken, muß das Pathos, das wesentlich in seinem Gegenstande, und das, was das Wesentliche an und für sich ist, wohl erkant haben. 23 Wahrhafte] An, ähnlich Lö: Wahrhafte, Bewegende Ke: wahrhafte, was das bewegende ist
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Gemüth, Herz, Verstand darin, auch Gedächtniß, der Dichter muß ein großes Gedächtniß haben. Dieß ist das was Genie überhaupt genannt wird. Genie ist wieder ein allgemeiner Ausdruck, große Feldherrn, Koenige sind auch Genies und Genialität in Beziehung auf das Kunstwerk ist die Eigenthümlichkeit | das Kunstwerk hervorzubringen. Es spielt darin ein die Natürlichkeit des Talents, das Kunstwerk an und für sich hat das Element der sinnlichen Darstellung, die Seite der Natürlichkeit, daß die Idee nicht im abstrakten Gedanken, Reflexion vorhanden ist, sondern mit seiner Realität, seiner Weise der Äusserlichkeit auf ’s Innigste eins ist. Beim Kunstwerk muß daher das abstrakte Denken sich nicht isoliren, es muß sich auch sogleich gestalten. Dieß ist das Eigenthümliche und Ausgezeichnete des künstlerischen Genies. Der subjektive Künstler hat diese Gründlichkeit des Gemüths und ist veranlaßt dieß auszudrücken, es ist sein Organ des Aussprechens, er ist so dazu getrieben. Die großen Künstler haben so diese große Leichtigkeit der Technik, das Technische erfordert viel Uebung, aber indem der Künstler seine Ideen ausdrückt, das was in seinem Geiste ist, so ist sein Organ die Gestaltung, daher diese Leichtigkeit in Ansehung des Technischen. Was er unter die Hände bekommt wird bei ihm eine Gestalt, eine Figur und grade diese Leichtigkeit im Formiren der Produktion ist vornehmlich ein Zeichen der Genialität des Künstlers. – Man spricht nun auch von dem Zustand worin der Künstler sein Werk produzirt und nennt ihn den Zustand der Begeisterung und sieht ihn an als ob er auf äusserliche Weise hervorzubringen sei. Begeisterung ist aber kein Schaum, keine bloße Wärme des Bluts wie ein Champagnerrausch, der thut es nicht allein. Marmontel sagt, als er in einem Keller bei 60000 Bouteillen Champagner sich aufgehalten habe, habe er nichts produzirt. Begeisterung heißt nichts Anderes als in der Sache sein, voll von der Sache sein, und den Trieb haben, sie auszudrücken. Voll von der Sache, von dem tief ge-
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1 Gemüth, Herz, Verstand] Ke, ähnlich Pn: Vernunft, auch Verstand, Gemüth, Herz, Gedächtniß An: Verstand, Herz, Gemüth, Gedächtniss, Alles Lö: […] Phantasie usw haben; das ist alles darin 2 Dieß ist das] Ke: Die Selbstständigkeit in der Produktion, die Freiheit des Werks ist das 3 Koenige] Lö: König, Alterthumsforscher Genies] Pn: ein Genie, so auch in der 30 Wissenschaft 5 ein] An, ähnlich Lö: ganz besonders hinein 9 Innigste] Ke: intimste 9–10 Beim Kunstwerk … Dieß] Pn, ähnlich LöKe: bei den (großen Lö: tiefsten Ke: tiefen) Gedanken des Künstlers muß dieses Denken sich nicht isolieren sondern sich gestalten, eben dieses Gestalten 10–11 das Eigenthümliche … Genies] Lö: die Eigenthümlichkeit, Genialität des Künstlers 12 ist veranlaßt] LöKe: das Bedürfniß auszudrücken] Lö: auszudrücken; er hat keine 35 andre Weise, dies zu thun 12–13 es ist … getrieben] Lö: Sein Organ ist die Gestalt, die Form, die er producirt Ke: Das Organ, mit dem er ausspricht, was in ihm ist, ist eine Gestalt. 14 Leichtigkeit] Lö: Geläufigkeit 15 der Künstler … ausdrückt] An, ähnlich Pn: sie ihre Idee aussprechen, ausdrücken wollen 16 Leichtigkeit] AnKe: oberflächliche Facilität 18–19 ein Zeichen] AnKe: Charakter 23 der thut … allein] Lö: Beim Champagner kann man wohl den 40 Schaum, diese Lebendigkeit hervorbringen, aber der Champagner kann es nicht. Marmontel] LöKe: Ein französischer Dichter
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dachten, vorgestellten Inhalt, darin vertilgt man seine Besonderheit, ist als Subjekt nur die Thätigkeit, das Formen, das Formiren|de des Inhalts. Begeisterung spreitzt sich nicht aus, ist nur in der Sache, ist die lebendige Thätigkeit für die Sache. Die Sache ist es die der Künstler auszusprechen, darzustellen hat und da kommt denn der Ausdruck vor Objektivität der Darstellung, ein Ausdruck der besonders in spaeterer Zeit viel vorgekommen ist. Es heißt dieß nichts Anderes als die Sache als solche darstellen, nicht die Reflexionen, besonderen Gedanken, Empfindungen des Subjekts, so daß die Sache lebendig zur Anschauung, Vorstellung herausgebracht wird. Es sind hierüber zweierlei Bemerkungen zu machen. Unter dieser Objektivität ist nicht zu verstehen die äusserliche gemeine Wirklichkeit, man kann diese Objektivität fordern, aber man hat Unrecht diese Forderung zu machen, die Objektivität in diesem gemeinen Sinn hat Kotzebue gehabt, der Inhalt ist da die ganz natürliche, gewöhnliche Äusserlichkeit. Diese Äusserlichkeit fehlt dem Ideal, diese gemeine Äusserlichkeit soll abgestreift werden im Kunstwerke. Man kann sie vermissen wenn man erinnert wird durch das was die Personen vorstellen an solche gemeine Äusserlichkeit, wie z. B. Wilhelm Tell in Weimar vorgestellt wurde kamen wohl 100 Schweizer dahin, sie wollten Schweizer sehen, fanden aber keine, die äusserliche Existenz entsprach ihrer Erinnerung nicht. Diese Objektivität erfreut oft die Menschen, in mehreren Goetheschen Werken ist diese Objektivität der Darstellung das was da das 1 vorgestellten] AnLö: tief vorgestelltem vertilgt man seine Besonderheit] An, ähnlich Pn: vertilgt er seine Persönlichkeit Ke: vertilgt, vergißt er Lö: Bei ihr ist er nur in der Sache, hat seine Persönlichkeit vergessen 2 die Thätigkeit, … Inhalts] Lö, ähnlich Pn: er ist nur das Formirende Ke: das Ich, die Form dieses Inhalts ist 2–3 Begeisterung spreitzt … aus] Ke, ähnlich AnLö: Begeisterung ist nicht das sich selbst Aufspreitzen, (Ke: sondern sich in der Sache vergessen An: sondern sich vergessen machen Lö: sondern grade diese Resignation, nur die Sache auszusprechen, sich selbst zu vergessen) 3–4 ist nur … hat] Ke: und die Erhebung darin haben und nun die lebendige Thätigkeit | des Aussprechens der Sache zu sein 8 Empfindungen] An: besonderen Empfindungsweisen 13 der Inhalt ist da] Lö: Seine Figuren, Gestalten natürliche, gewöhnliche] Ke: Gewöhnheit, natürliche 13–14 Diese Äusserlichkeit … Ideal] An, ähnlich Ke: Dieser Äußerlichkeit fehlt aber das Ideal, das Gründliche 15 im Kunstwerke] Ke: in der Darstelung 17 vorgestellt] Lö: zum ersten Male aufgeführt 17–18 kamen wohl … keine] An: fanden die schweizer Studenten aus Jena, die hingekommen sich alle sehr getäuscht, und gingen unzufrieden zurück. „Das seyen keine ächt biedere Schweizer.“ LöKe: waren 80–100 Schweizer Studenten in Jena (Lö: . Diese waren alle sehr unzufrieden mit der Schilderung der Schweizer in Wilhelm Tell, so viel Mühe sich auch Schiller damit gegeben hatte. Ke: ; diesen gefiel es nicht; so viel Mühe sich Schiller gegeben hat, im einzelnen nachzuahmen, so haben doch | die Schweizer nicht die ächten, bideren Schweizer gefunden.) 18–19 die äusserliche … nicht] Lö: (ähnlich An: Sie forderten also diese äußere Existenz, gemeine Äußerlichkeit.) Aber in einem höhern Kunstwerke, das auf einem höhern Boden steht, muß dies verwischt seyn. 19 erfreut] AnLöPn: erfreut allerdings 19–640,1 in mehreren … ist1] An: wie in den jugendlichen Arbeiten Göthe‘s, wo es auf eine ausgezeichnete Weise oft vorhanden 5 Objektivität wegen Beschnitts des Buchblocks unvollständig
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Objektivität der Darstel lung
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Ausgezeichnete ist, aber in der That ist es nur gemeine Wirklichkeit, obgleich man es oft Lebendigkeit nennt, es hat keinen ästhetischen Werth. So z. B. Götz von Berlichingen und welche Wirkung macht dieß wegen der soge|nannten Objektivität der Darstellung, die einem aber besonders auf der Bühne sehr bald als unbedeutend auffällt, so daß man es nicht der Mühe werth hält dergleichen auszusprechen. Gleich der Anfang ist so, wo ein Paar Reuter Schnaps trinken und sehr gewöhnliche Redensarten führen, dieß sieht besonders auf der Bühne sehr kahl aus, es sind da große Anstalten, Publikum, Bühne, Vorhang pp und nun zwei Reitersknechte und noch ein Glas Schnaps. Diese Objektivität der Darstellung kann denn auch dieß enthalten, daß die Innerlichkeit dadurch angedeutet ist, wo das Gefühl nur so sich äusserlich zeigen kann, so conzentrirt in sich ist, daß es sich nicht expliziren kann, sich nicht zur Beredsamkeit des Pathos bringen kann. Dieß findet sich besonders in Volksliedern. Sie haben dieß sehnsüchtige, äusserlich einfache, worin angedeutet ist daß da ein Inneres, Weiteres, tiefes Gefühl zum Grunde liegt. Für diesen Kreis von Volksliedern ist diese Objektivität etwas Passendes, aber sie sind auf der ersten Stufe der Kunst, die Kunst ist da noch nicht dazu gekommen das Wahrhafte zu produziren auf wahrhafte Weise, sondern es nur ahnden zu lassen auf andeutende Weise. Goethe hat vortreffliches geliefert nach dieser Seite. Es ist 1 Wirklichkeit] An: Äußerlichkeit 2 hat keinen … Werth] Pn, ähnlich Lö: ist kein ästhetischer, wahrhafter Wert darauf zu setzen 3 Wirkung] An: ungeheure Wirkung 4 Objektivität der Darstellung] (An, ähnlich LöKe: die Fr. Schlegel, Tiek u. a. Herrn so sehr gerühmt haben Ke: Später hat Goethe romantische Scenen hinein gebracht) An: | In Weimar wurde es neu aufgeführt, und hier hat Göthe romantischere Scenen hineingebracht, die gegen diese frühere schlichte Wirklichkeit die aus Götz’s noch vorhandenen Tagebuch genommen, sehr abstachen. Lö: Wenn man das nimmt, was Göthe in seiner zweiten Bearbeitung gegeben, die einmal unter seiner Direction auf der Bühne erschienen ist, so ist darin viel Idealisches[.] Dagegen steht nun die äußere Wirklichkeit der ältern Bearbeitung als eine solche da, die in einem ästhetischen Kunstwerke keinen Platz haben kann. 6–9 Gleich der … Schnaps.] Lö: Sie fängt gleich damit an, daß von mehrern Kriegsknechten, die in einer Schenke sitzen, der eine schreit | Frau Wirthin; noch einen Schnaps. Das ist allerdings sehr natürlich. Wenn man es aber gar auf der Bühne sieht und da ein Kriegsknecht ein Glas Branntwein verlangt, so sieht diese Objectivität verdammt kahl aus. Pn: diese Äußerlichkeit spricht sich sehr kahl aus z. B. im Götz von Berlichingen, wie da nach aufgezogenem Vorhange zwei Knechte auftreten und sagen zu der Wirthin: noch einen Schnaps und von der anderen Seite die Bamberger sagen: du Nimmersatt, so werde dies das große Publicum eben nicht anziehen 9 Schnaps.] An: Branntwein“ ff. Liest man dies, so fühlt man die Kahlheit nicht so sehr, als wenn 11–12 angedeutet ist, … kann] dies ein Bauer vor einem Publikum auf der Bühne ausspricht. Ke: verhalten nur angedeutet ist, daß sie nicht ganz leer und Äußerlich ist, sondern daß das Gefühl sich | nicht äußerlich zeigt 13 Dieß] Ke: Diese Objectivität Lö: Diese Objectivität, wo das Gefühl in sich concentrirt ist Pn: dieses Gefühl 15 tiefes] AnLö: tieferes 18 Wahrhafte zu produziren] Ke: innere wahrhafte zu expliciren 19 vortreffliches geliefert] LöKe: vortreffliche Gedichte Pn: vorzüglich treffliche Gedichte 2 ästhetischen] ästethischen
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ein stummer Schmerz, die Leiden sind nur angedeutet und es wird nur ahnen gelassen was innerlich conzentrirt ist. In Scenen wo ungebildete Menschen spielen hat dieß besonders seinen Platz z. B. der Schaefer von Göthe „Da droben auf jenen Bergen“ pp er spricht das Gebrochensein seines Herzens aus in Zügen der Äusserlichkeit. Es giebt eine Objektivität die vollkommen barbarisch wird, wo die Situation ganz in dieser äusserlichen Weise gehalten ist, so erinnere ich mich eines Gedichts was Göthe sehr gepriesen hat, es ist in des Knaben Wunderhorn, | ein Tamboursgesell soll gehängt werden, der sagt dann: Oh Galgen du hohes Haus, adieu Herr Korporal pp Göthe: Den Strauß den ich gepflücket, da bückt ich mich wohl tausend Mal pp damit ist die innere Empfindung angedeutet, aber wo das Innere nicht zu seinem Bewußtsein und zu seinem Aussprechen kommt, bleibt die Empfindung in einem Gemüth das sich nicht expandiren kann, nicht diese Weite hat, es ist eine Stumpf heit die in sich bleibt und das Wesentliche den Pathos nicht zum Bewußtsein kommen läßt. – Bei Schiller ist dagegen der innere Reichthum, Fülle auf ’s Glänzendste ausgesprochen. Die Forderung der Objektivität der Darstellung hat nun auch einen Zusammenhang mit dem was früher auch Ironie genannt ist, mit dem Romantischen und der Ironie. Die Darstellung soll objektiv sein, beim Romantischen ist dieß der Fall, es ist eine Reihe von Zufälligkeiten vorgestellt, die einen inneren in ihr nicht erscheinenden, nicht ausgesprochenen Zusammenhang haben. Insofern die Objektivität der Darstellung mit dem Inneren zusammenhängt so hat sie den Sinn, daß man nur Äusserliches zeigt und die Leser, Zuschauer errathen läßt was da alles Tiefes darin sei, der Dichter behält das Innere bei sich und giebt die Vorstellung daß darin das Höchste, Vortrefflichste liege und dieß lasse sich nicht aussprechen. Es ist vieles von der Art als eine objektive Darstellung und als
1 stummer Schmerz] LöKe: stummes Sehnen, (Lö: stummer) Schmerz An: erstummen, Schmerz, Sehnen die Leiden … angedeutet] An: andeutend, daß etwas Tieferes zum Grunde liegt Ke: angedeutet durch äußerliche Zeichen; sehr tief Lö: wo das Innere weit größer ist, als das äußerlich ausgedrückte 3 hat dieß besonders seinen] An: haben diese Gefühle ihren Lö: hat diese Form 30 ihren der Schaefer] Pn: das Schäferlied 4 Bergen] Ke: Berge da steh ich manches mal das Gebrochensein seines Herzens] Ke: seine Schmerzen 7 sehr gepriesen hat] An: als etwas Vortreffliches gerühmt: er nennt es ganz köstlich 9 Korporal] Lö: Corporal, singt einer der gehangen werden soll Göthe:] Lö, ähnlich An: In Kleinigkeiten macht sich dies wohl recht gut zB. in einem | Liede an den Narziß: (An: zB. Göthe‘s) 9–10 da bückt … Mal] An: Pflückt ich wol 35 hundertmal, Hab ihn an‘s Herz gedrücket, wol viele tausend mal Ke: Der Strauß den ich gepflükket, bück ich mich wohl tausendmal, hab ihn ans Herz gedrücket, wohl hunderttausendmal 10 angedeutet] Pn: kaum angedeutet 11 Bewußtsein] Pn: wahrhaften Bewußtsein 12 das] Lö: concentrirt bleibt und 13 in sich bleibt] Lö: concentrirt in sich bleibt An: in sich concentrirt ist Ke: in sich bleibt 14 den Pathos] AnLö: das 'øou Ke: des Pathos 15 Fülle] An: 40 und innere Fülle Pn: in der großten Fülle 19 Zufälligkeiten] AnKePn, ähnlich Lö: äußerlichen Zufälligkeiten 19–20 inneren in ihr] An: in ihnen Ke: wesentlich innerlichen, und hier Lö: nicht unmittelbaren 21 dem Inneren] LöKe: der Ironie
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wahrhafte Poesie, als Poesie der Poesie geltend gemacht, was bloß eine Darstellung von Äusserlichem ist, wo dann die List und das Große sein soll daß viel darin steckt und der Leser zum Beßten gehalten wird, wenn er nicht merkt was dahinter sein soll. So haben wir Darstellungen gesehen die als Poesie der Poesie miserable Prosa sind. Fr. v Schlegel hat den Einfall gehabt Dichter zu 5 sein und | hat eine Reihe von Gedichten gegeben die solche Prosa sind, in Kunstwerken soll das Gute was der Dichter in sich hat ausgesprochen sein, spricht er es nicht aus, so ist nichts angezeigt, als daß er nichts in sich hat. Das dritte wovon noch zu sprechen ist in Beziehung auf die Subjektivität des Künstlers ist seine Manier, die auch in Beziehung steht mit der Originalität. Die 10 Manier betrifft die Eigenthümlichkeit, Besonderheit des Künstlers, dieß bezieht sich mehr auf das Technische, auf die äusserliche Seite, das Wahrhafte, die große Manier ist keine Manier, die Manier Raphaels, Homers, Sophocles ist nichts Besonderes mehr, die Besonderheit des Subjekts ist in ihren Darstellungen verschwunden. Wie diese Künstler die Gegenstände darstellen ist die Sache so sehr 15 herrschend, daß eine Eigenthümlichkeit des Künstlers nicht dabei zum Vorschein kommt und Manier ist es hier, sich vollkommen auf die Seite gesetzt zu haben, von seiner Partikularität nichts hinein gebracht zu haben, eine ganz formelle Thätigkeit des Inhalts, des Stoffs gewesen zu sein. Manier bezieht sich also mehr auf das Partikulaire was nicht in der Natur des Gegenstandes, nicht in der 20 wesentlichen Darstellung des Inhalts liegt und nicht daraus herkommt, sondern vom Künstler als solchen. Da giebt es nun Künste in denen diese Seite des Partikulairen mehr oder weniger hervortritt und hervortreten kann. Es ist in der Dichtkunst ein gewisser Ton, eine Eigenthümlichkeit des Charakters, so ist es die Wiederholung, Geläufigkeit Charaktere dieser Art darzustellen. Der Land- 25 2 Darstellung] Ke: Zusamenstelung 3–4 wird, wenn … soll] An, ähnlich Lö: werden, wenn er nicht merke, was Treffliches dahinter stecke Ke: wird, und rathen soll 5 miserable] Lö: allererbärmlichste hat] LöKe, ähnlich An: hat eine Zeitlang 6 solche] An: gemeine, ganz gewöhnliche 8 angezeigt] Ke: bewiesen 9 dritte] An: dritte (außer Subjektivität und Objektivität der Darstellung) 15 Wie diese … darstellen] An: Wenn Phidias ff. die Sachen darstel- 30 len Pn: Phidias in seinen Sculpturwerken Ke: In den Darstelungen des Homer, Sophokles, Raphael ist die Besonderheit des Subjects verschwunden Lö: Wie solche große Künstler, das Göttliche des Menschlichen darstellen 16 Eigenthümlichkeit] Lö: Eigenthümlichkeit, Manier 17 Manier] An: seine wahre Manier 18–19 eine ganz formelle Thätigkeit] Ke: nur ein formelles Organ 19–22 Manier bezieht … solchen.] An, ähnlich Lö: Die eigene Manier bezieht sich also 35 darauf, was am Kunstwerk partikulär erscheint, daß es nicht von der Natur des Gegenstandes, nicht von der wesentlichen Darstellung, sondern vom Künstler herkömmt. 22 Künste] LöPn: Künstler 23 mehr oder weniger] Lö: leichter 24 Dichtkunst] Lö: Dichtung Ke: Tonkunst eine Eigenthümlichkeit des Charakters] An: wenn es eine Eigenthümlichkeit ist in Beziehung auf den Charakter 25 Charaktere dieser Art] An: die Gegenstände Pn: diese äußeren 40 Seiten darzustellen] Lö: darzustellen. Besonders ist dies in der Malerei. Ke: darzustellen; doch bezieht sich die Manier nicht auf das Ganze
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schafts oder Historienmahler ist deshalb nicht frei von Manier weil er diese besondere Art von Gegenständen ausführt, es bezieht sich aber mehr auf die Seite des Technischen. Die Mahlerei hat es sehr mit dem Äusserlichen zu thun, die Art der Luft, des Baumschlages, die Art wie der Künstler den Pinsel geführt hat, dieß macht einen eigenthümlichen Schein im Kunstwerke, die Behandlung der Farben pp alles dieß sind partikulare Seiten, hier kommt | daher die Partikularität des Künstlers dieß zu sehen, aufzufassen und zu machen am Leichtesten zum Vorschein. Jeder Mahler hat so seinen besonderen Ton der Farbe, seine Liebhabereien. Besonders ist Manier das was die geläufigen Seiten der Künstler sind, diese bringt er allenthalben an, hat nicht den Ausdruck der Gegenständlichkeit vor Augen, sondern seine Gewohnheit dergleichen auszuführen. Originalität ist nichts als was die wahrhafte Objektivität des Kunstwerks ist, man verwechselt oft Originalität mit Besonderheit und glaubt daß durch die Besonderheit ein Künstler sich als originell zeigt. Aber es ist eine falsche Originalität sich durch Besonderheit auszuzeichnen, das ist nicht schwer, besonders tolles, verrücktes, schlechtes zeichnet da aus. Wahre Originalität zeigt nur die Sache, nicht den Künstler, den Verfertiger, beim homerischen Gedicht denkt man nicht an den Homer, es ist keine Besonderheit, sondern dieß ist die Sache, diese Weise der Anschauung die Sache vorzutragen. Sophocles, Shakespeare sind Originale weil sie die Sache darstellen. Das Humoristische giebt sich besonders das Ansehen und die Meinung der Originalität, es hat es mit Einfällen, Einzelnem, mit Witzen, Abbrechen des ruhigen Fortganges der Anschauung durch irgend einen Einfall, einer Empfindung pp zu thun, im Gegenstande ist dergleichen nicht gegründet, es gehört im Gegentheil dem Subjekte an. Es liegt daher sehr nahe sich auf das Humoristische zu legen. Dieß ist einerseits sehr leicht, es hat es nur mit einzelnen Einfällen zu thun, thut Verzicht auf
1 deshalb nicht … Manier] AnKe: darum kein Manierist 3 Technischen] Lö, ähnlich Ke: Technischen, des Äußern Äusserlichen] Ke: sinnlichen Pn: Sinnlichen, Äußerlichen 4 hat] Lö, ähnlich An: hat, läßt sich auch darin erkennen 5 einen eigenthümlichen … Kunstwerke] An: 30 eine Eigenthümlichkeit des Kunstwerkes in Ansehung der Behandlung von Licht und Schatten 8 Jeder Mahler … Farbe] Lö: Der Ton der Farbe ist, der gute Künstler unterscheidet. 9 Liebhabereien] An, ähnlich Ke: besondere Manier, besondere Liebhaberey 9–10 das was … sind] AnKe, ähnlich Pn: was eine Geläufigkeit des Künstlers ist, diese äußerlichen Seiten vorzutragen 11 dergleichen] Lö, ähnlich Ke: eine solche Seite 12 Originalität] An, ähnlich Pn: Die Manier hangt mit 35 der O r i g i n a l i t ä t näher zusammen; diese 15–16 das ist … aus] Ke: Etwas besonderes ist leicht zu haben; das ganz besondere ist eben das schlichte; und dadurch zeichnet er sich vor allen aus. Lö: Etwas Närrisches, Verrücktes, das ist das ganz Besondre. Dadurch zeichnet man sich allerdings aus. An: das ganz besondere ist eben das Schlechte Pn: das ist keine Kunst 16–17 Wahre Originalität … Sache] Lö, ähnlich KeAnPn: Die Origina|lität ist aber dies, daß man nur die Sache 18 nicht] LöPn: gar nicht An: ganz und gar nicht Homer] Lö: 40 sieht, nur diese vor sich hat und Dichter, sondern nur an die Sache 23–24 im Gegenstande … gegründet] An: diese Unterbrechung ist nicht in der Natur des Gegenstandes gelegen
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die Sache, die sich als ein Ganzes darstellt. Mit Humor läßt sich alles entschuldigen, leicht wird er flach, platt, treibt sich nur in den Gegensätzen herum. Die wahrhafte Originalität zeigt sich darin, daß das Kunstwerk die Schöpfung eines Gei|stes ist, daß Alles was hineingehört in diesem strengen Zusammenhange steht, daß das Materielle, der Inhalt nicht von aussen aufgelesen ist. Im Humor bringt das Individuum diesen oder jenen Einfall, dieß oder jenes Material herbei oder es kann auch dieser mannigfaltige Inhalt von Aussen zusammengelesen werden und beides geschieht oft zugleich. Einer der größten Humoristen unserer Zeit ist Jean Paul, da wird man oft überrascht durch Schönheit der Phantasie und wahren Witz, ebenso oft aber auch durch die barrocke Zusammenstellung der Gegenstände, die oft unendlich weit aus einander liegen. Dergleichen hat der Mensch nicht in seinem Gedächtniß praesent, sondern man sieht daß es von Aussen zusammengetragen ist. Jean Paul hat so alles gelesen, hat ihn etwas frappirt, so hat er es ausgeschrieben und dieß dann gebraucht beim Schreiben seiner Werke, aber dieß sieht man ihnen dann auch an. – Die Originalität ist daß die Sache eine gediegene Schöpfung, aus einem Gusse ist. – Wir heben ein Beispiel von Mangel an Originalität heraus, das sonst sich als sehr originell zeigt, Götz v. Berlichingen von Göthe hat diese Originalität nach einer Seite, daß Alles was bisher als Regel der dramatischen Kunst galt auf wahrhaft kühne, bewußte und freche Weise auf die Seite gesetzt und verletzt und beleidigt ist. Das Innere des Stoffs ist von echter Substantialität, aber die Ausführung ist großen Theils genommen aus dem Tagebuche des Götz, andere Seiten die aus der Bildung unse-
1 die Sache, … darstellt] Lö: ein Ganzes, das sich als ein selbstständiges darstellt und auf die Sache Ke: auf ein gediegnes Ganzes, das sich für sich selbstständig darstellt 2 leicht wird … herum] An, ähnlich LöKePn: aber er wird leicht Faseley, die sich in Gegensätzen herumtreibt, flach und platt 3 eines] LöAnPn: e i n e s 4–5 daß Alles … steht] Ke: daß es in diesem engen Zusamenhang steht mit dem Einen was ausgeführt werden soll 5 aufgelesen] Lö: zusammengeflickt, von außen zusammengelesen An: aufgelesen, zusammengeflickt Ke: zusamengelesen 7 zusammengelesen] Lö: zusammengeborgt 9–10 Schönheit der … Witz] Lö: seine geistreiche Phantasie Ke: geistreichen Witz, gewöhnlichen Witz 11 aus einander liegen.] Lö, ähnlich Ke: entfernt liegendem Inhalte. Es kommt vor, daß dieselbe Sache mit einem Reichstage zu Augsburg 13–15 so alles … Werke] Lö: bei seinem vielen und einer Pflanze aus Brasilien verglichen wird. Lesen ganze Folianten von Collectaneen zusammengeschrieben und diese bei | seinen Werken gebraucht. An: Er hatte Folianten von Kollektaneen, die er aus Schriften aller Art zusammengelesen. 15 aber dieß … an] Ke: Es ist bekannt, und er hat selbst davon gesprochen. Lö: Dies hat er selbst gestanden. 18 Berlichingen] Ke: Berlichingen. Jugendwerk 20–21 Das Innere … Substantialität] Pn: der innere Stoff zeigt von Substantialität An: Der Stoff ist großartig 22 Tagebuche] Lö: noch vorhandenem Tagebuche Götz] Ke, ähnlich Lö: Götz, und dramatisch bearbeitet 22–645,1 andere Seiten … Eintrag] Lö, ähnlich Ke: Dies würde der Originalität des Werkes nicht so wesentlichen Eintrag thun, als manche Stellen, die aus dem damaligen Zeitinteresse genommen sind An: was der Originalität nichts schadet. Doch hat er in der Ausführung die damaligen Zeiten hineingebracht.
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rer Zeit gradezu herausgenommen sind thun ebenfalls der Originalität Eintrag. z. B. in der Scene mit Bruder Martin die Anspielungen auf Luther. Damals hat man viel die Mönche bedauert daß sie keinen Wein trinken, nicht heirathen dürfen pp dieß hat man in der Vorstellung der Empfindsamkeit und der Vortrefflichkeit der natürlichen Meinung damals gethan, darüber spricht dann auch Bruder Martin, stellt sich das Leben des Ritters vor pp[.] So hat aber Luther nicht ange|fangen, mit solchen Gedanken, er ist ausgegangen aus einer ganz anderen Tiefe, aus dem Mittelpunkte des Religiösen und des Geistes. Eine andere Scene hat Beziehung auf die Basedowsche Methode, der behauptet den Kindern müsse man nur Realien lehren, wozu soviel unnützes Zeug, in der Scene wird Carl, der Sohn, eingeführt und soll zeigen was er gelernt hat und dieß geschieht ganz in der Art wie man damals das Lernen z. B. des Lateinischen getrieben hat[.] „Jaxthausen ist ein Schloß und Dorf an der Jaxt“ pp[.] Dieß ist so aus den Interessen der damaligen Zeit genommen. Viele solche Scenen kommen in den Wahlverwandschaften vor z. B. Gefühl von Wasser und Metall, chemische Bestimmungen, das was man jetzt lebende Bilder nennt, die damals ein gewisser Herr v. Seckendorff auf brachte pp[.] Dergleichen ist aus der Zeit genommen, hübsch, angenehm gebraucht, aber es ist doch der Originalität eines Kunstwerks entgegen. Die Bildung einer Zeit kann nicht anders als sich ausweisen in einem Kunstwerke, aber ein Anderes ist die Bildung, ein Anderes die Materialien, diese müssen aus dem Stoffe, aus dem Gegenstande selbst in einem Kunstwerke genommen werden und müssen diesem entsprechend gehalten werden.
3 trinken] Lö: trinken und sich bereichern 4–5 dieß hat … gethan] An: In den 70ger Jahren kamen dergl. Gegenstände häufig zur Sprache. 5 Meinung] Lö: Neigungen 6 stellt sich … vor] Lö: bedauert sich selbst und preißt Götzens Loos So hat aber] An, ähnlich Ke: Aber mit solchen Gedanken hat 7 angefangen] Ke: angefangen, sonst hätte er nicht gewirkt 8 dem Mittelpunkte] Ke: der Tiefe 9 Methode] AnKePn: Pädagogik 9–10 der behauptet … Zeug] An: Man verbannte Alles, was nicht real, machte Bilderbücher, und verwies das Latein. So examinirt Götz seinen Knaben. Ke: man müsse Realien lehren 10 unnützes Zeug] Lö: Unverdauliches 12–13 geschieht ganz … hat] Ke: ist copirt von dem Stile, wie es damals getrieben ist Lö: ist ganz nach Basedowscher Manier lächerlich gemacht 13 „Jaxthausen ist … Jaxt“] Ke: Dieser Junge sagt: Jaxthausen ist ein Schloß u.s.f. Götz sagt, er kent vor lauter Gelehrsamkeit seinen Vater nicht. 14 genommen] Ke: genommen, aus der Art, wie man sich dergleichen vorgestellt hat 15 Scenen] An: aus der Äußerlichkeit genommene Scenen 17–18 aus der Zeit genommen] Ke: was von außen genommen ist als Interesse der Zeit 18 angenehm gebraucht] Lö: und artig behandelt 21 Materialien] Lö: Materialien, das Interesse, das in einer Zeit im Schwunge gewesen Pn: Materialien der Ausführung diese müssen] Lö: Das Materielle muß in einem Werke An: die Ausführung muss in einem OriginalWerke 23 gehalten] Lö: behandelt
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Was wir gehabt haben hat die Idee des Kunstwerks betroffen und es sind die besonderen Momente angegeben die im Kunstwerke wesentlich nothwendig sind, wir gehen jetzt über zu den allgemeinen Weisen in denen das Schöne überhaupt erscheint. Das was wir also nun zu betrachten haben betrifft besondere Formen der Kunst, nähere Bestimmungen des Ideals und diese nähere Bestimmtheit des Ideals bezeichnet sich zunächst, ist Verhältniß der Idee zur Realität, zur Weise ihrer Darstellung. Es ist zu bemerken daß die Bestimmtheit der Idee im Zusammenhange steht mit der Bestimmtheit der Realität, ist die Idee unvollkommen, so ist es auch die Gestalt. Die Idee muß in sich selbst bestimmt sein und dann kann man nicht sagen daß sie eine Realität habe die ihr nicht angemessen ist, dieß kann nur bei schlechten Kunstwerken der Fall sein, die nichts ausdrücken, sondern nur etwas ausdrücken sollen, von denen ist aber hier nicht die Rede. Die Idee ist als wahrhafte Idee bestimmt und damit hängt die Bestimmtheit der Realität ab. Es ist dasselbe ob wir den Fortgang ansehen als Fortgang der Idee oder so daß die Idee mehr die ihr adaequate Gestalt erhält, denn dieß hängt eben damit zusammen daß die Idee in ihr selbst wahrhaft bestimmt ist. Wir können dieß im Ganzen Formen des Ideals nennen, Arten des Schönen, aber dieß muß nicht in dem Sinn genommen werden, wie gewöhnlich Art genommen wird, daß äusserliche Besonderheiten an die Gattung treten, von aussen herkommend und so der Idee eine besondere Modifikation von aussen geben, sondern die Art drückt nichts aus als unterschiedene und damit weitere Bestimmungen der Idee und des Ideals selbst. Was wir also hier betrachten sind Arten aber nur in dem angegebenen Sinn, nicht äusserliche Modifikationen der Gattung, es ist selbst die nähere Natur des Schönen, denn die Natur des | Schönen hängt von der Bestimmtheit der Idee und von
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1 b . D i e G e s t a l t d e r K u n s t .] An: Zweyte Abtheilung / A l l g e m e i n e A r t e n , We i s e n , i n d e n e n d a s S c h ö n e ü b e r h a u p t e r s c h e i n t . Lö: II. Allgemeine Weisen, in denen das Schöne erscheint. Pn: Allgemeine Arten, in denen das Schöne überhaupt erscheint oder die besondere Form des Schönen 3 im] An: im Schönen, im 6 der Kunst] KeLö: des Schönen 30 10 Gestalt] An: Gestalt; eins hangt mit dem andern wesentlich zusammen Lö: Gestalt. Wir müssen den Ausdruck Idee nicht in so abstruser Weise fassen. 11 bestimmt sein] Ke, ähnlich An: bestimt sein, daß sie wahrhafte Idee sei 14–17 damit hängt … zusammen] An, ähnlich LöKe: Mit dieser Bestimmtheit hangt die Weise der Darstellung zusammen; wenn die Darstellung vollkommener, wahrhafter, (An: so ist auch die Idee wahrhafter bestimmt. Lö: mit dem einen wächst 35 das Andre an Wahrheit) An: Die Gestalt, insofern sie der Idee adäquat ist, ist eben 19 Sinn] Lö: gemeinen Sinne 23 selbst] KeAn: selbst, wodurch die Idee (Ke: selbst) wahrhafter bestimmt wird 24 betrachten] Ke, ähnlich An: kennen lernen 25 Schönen] An: Schönen, nicht blos äußere Formen
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dieser die Bestimmtheit der Gestalt ab. Das Allgemeine des Ideals wird hier so nicht äusserlich sondern an ihm selbst näher bestimmt und wir haben denn in dieser zweiten Abtheilung des ersten Theils drei Gestalten, die symbolische, klassische und romantische Gestalt. b. D i e s y m b o l i s c h e G e s t a l t . Die Form fängt von der Idee wie wir sie bisher hatten an, d. h. von der unbestimmten Idee und sie will dieser unbestimmten Idee Gestalt geben. Das Zweite ist c d i e k l a s s i s c h e K u n s t , da ist die Idee nicht mehr diese unbestimmte, sondern sie ist als Subjekt bestimmt, dieß ist das Allgemeine und näher daß die Idee als Geist ist, dieß ist die Bestimmtheit der Idee und weil sie so wahrhafter ist als als Idee überhaupt, so ist auch hier die Gestalt wahrhafter, kann die Gestalt adaequat sein der Idee. Im Symbolischen ist die Gestalt willkührlich, eine falsche Angemessenheit, die Gestalt ist das bestimmte Dasein, soll dieß aber entsprechen der Unbestimmtheit der Idee, so leidet die Gestalt selbst, unbestimmte Idee verdirbt die Form, im Klassischen hingegen ist die Idee als freies Subjekt bestimmt, damit aber noch nicht als freier, reiner Geist, hat zwar den Anschein des Geistes, ist aber noch nicht freier Geist, weil sie zwar einerseits bestimmt ist als wahrhaftes Subjekt, weil aber diese Bestimmtheit andererseits mit einer Abstraktion behaftet ist, so ist sie noch nicht freie Geistigkeit, sondern der Idee ist es so angemessen eine äusserliche Gestalt zu haben, diese ist der Idee hier adaequat. Es ist hier der Idee adaequat äusserliche Gestaltung zu haben oder es ist ihr angemessen diese Kunstgestalt zu sein. h. Das Dritte ist d a s R o m a n t i s c h e , der Geist in sich selbst, das freie Subjekt das für sich frei ist, der Geist für sich flieht aus der Gestalt, sie ist ihm gleichgültige Äusserlichkeit, es ist so Trennung von der Gestalt weil so die Idee als solche über ihre Existenz, über ihre Gestalt steht. |
2 selbst] Ke: selbst, seiner Natur nach Pn: selbst, seinem Charakter nach An, ähnlich Lö: selbst, seiner Natur, seinem Charakter nach 6–7 sie will … geben] Ke, ähnlich AnLöPn: ist das Bestreben, der noch unbestimmten Idee Gestalt zu geben 10 ist1] Ke, ähnlich An: ist, freies 10 Bestimmtheit der Idee] Lö: wahrhaftere Bestimmung 12–13 willkührlich, 30 Subject ist eine falsche Angemessenheit] Lö: unangemessen oder eine falsche Angemessenheit. Weil die Idee noch nicht bestimmt ist, so ist die Idee willkührlich 25 gleichgültige Äusserlichkeit] Pn: Gleichgültigkeit Ke: zufälig, äußerlich Lö: ein Aufgegebenes 26 steht] Lö, ähnlich AnKe: Es sind also die bestimmten Stufen, die wir zu betrachten haben. / 1) Die unbe35 stimmte Idee / 2) Die bestimmte Idee, die Idee als freies Subject und / 3) die Idee als geistiges Subject. 2 ihm] ihr
84An 118Lö
34r Ga Die sy mbol ische Gestalt. d ie k lassische Gestalt
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Die romant ische Gestalt
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130Ke Die Erhabenheit.
85An 13/6An Da s Sy m bol.
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Die symbolische Kunst fällt vornehmlich nach dem Orient und sie ist eine eigenthümliche. Sie hat zwei Seiten, erstens die symbolische Kunst in freier Eigenthümlichkeit, freiem Dasein, zweitens ist das Andere daß das Symbol zu einer Form herabgesetzt ist, nur eine Form ist und so kommt es auch im Klassischen und Romantischen vor, wie klassische Momente, Einzelnheiten auch im Gange der symbolischen Gestalt hervortreten können. Das Erste, Abstrakte tritt so herunter an dem Konkreten zu einer Seite, erscheint als einzelner Zug, als einzelnes Nebengebilde, macht nicht die Seele, das Bestimmende der Natur des ganzen Kunstwerks in einer höheren Stufe aus. In das Symbolische als freie Kunstform fällt besonders die Erhabenheit, weil da die Idee in ihrer Allgemeinheit, Unbestimmtheit, Maaßlosigkeit ist. Diese Maaßlosigkeit der Idee soll dargestellt werden, gestaltet werden, da ist kein Dasein welches ihr entspräche. Es kann daher vorhanden sein in solchen Kunstwerken der Ausdruck daß diese Erscheinung unangemessen ist der Idee, die Idee noch darüber hinaus ist, nicht darin beschlossen ist und dieß ist dann die Erhabenheit. Im Symbolischen ist die Kunst in ihrem Beginnen und es ist oft zweifelhaft ob wir ihr Werk hier Kunstwerk nennen dürfen oder nicht. Was das Formelle des Symbols an betrifft, so ist hier anzugeben, was Symbol überhaupt ist. Es ist irgend eine Existenz die unmittelbar vorhanden, oder gegeben ist, die aber nicht auf diese unmittelbare Weise nur genommen werden soll, sondern die nach einer Bedeutung gebraucht, genommen wird. Die Bedeutung heißt nichts Anderes als ein allgemeiner, abstrakter Gedanken und näher eine allgemeine Eigenschaft dieses Gegenstandes, dieser Gestalt, die diesem Gegenstande selbst zukommt. Nach | dieser abstrakt, allgemeinen, einzelnen Eigenschaft soll die Gestalt verstanden, genommen werden, so daß die Gestalt selbst etwas gleichgültiges dabei ist. Es ist eine Trennung des unmittelbaren Daseins von seinem
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1 s y m b o l i s c h e F o r m , G e s t a l t ] Ke: Symbolische Form. Pn: Form, Gestaltung Lö: symbolische Kunst 2 Orient] KeAnLöPn: Morgenlande 4 freiem Dasein] Lö, ähnlich Ke: so daß das 30 Symbolische als solches in einer Kunstgestalt herrschend ist 9 die Seele] Ke: das Wesen Lö: das Motiv 13–14 kein Dasein] Ke, ähnlich Lö: keine Gestaltung Pn: kein Dasein, Gestaltung 14 welches ihr entspräche] KePn: welche dem maaßlosen entsprechen könnte 14–15 Es kann … Ausdruck] Ke: in solchem Kunstwerk kann vorhanden sein, und in besonderen Formen ist ausdrücklich vorhanden Lö: So ist in vollkomnen Kunstwerken ausdrücklich vorhanden, daß diese 35 Gestaltung Unangemessenes enthält 19 Formelle] Lö: ganz Allgemeine, Formelle 21 Existenz] Lö: Gestaltung, Existenz 25–26 diesem Gegenstande selbst zukommt] An, ähnlich LöKe: dem Gegenstande immanent ist 28 des unmittelbaren Daseins] KeAn: der (Ke: unmitelbaren) Gestalt Lö: des Unmittelbaren
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Wesentlichen, und dieß ist unbestimmt ist Eigenschaft pp. Eine solche allgemeine Eigenschaft, Gedanken, Vorstellung pp kann nun auch vorhanden sein als Eigenschaft anderer Existenzen und diese können daher das Symbol für dieselbe sein, andererseits hat dieselbe Gestalt nicht allein eine Eigenschaft, sondern mehrere die wesentlich gelten. Es können so mehrere Gegenstände Symbole sein für eine Eigenschaft oder mehrere Eigenschaften durch einen Gegenstand symbolisirt werden. Der Löwe ist so Symbol der Stärke, es soll seine Bedeutung genommen werden, das Allgemeine soll man vor sich haben, die Stärke kommt aber auch anderen Existenzen zu, Adler, Horn, Säule, Stier gelten auch für stark und umgekehrt haben solche Gestalten auch noch andere Eigenschaften. So ist z. B. der Stier das Symbol für sehr vieles, für Ackerbau, Fruchtbarkeit, deshalb für Sonne pp. Dieß ist im Allgemeinen das Symbol; die Existenz die als Symbol dient enthält diese Eigenschaften, dadurch ist das Symbol von dem bloßen Zeichen unterschieden, denn das Zeichen stellt nicht sich selbst vor, sondern etwas Anderes und dieß Andere ist ganz willkührlich z. B. bei unserer Schrift und Tonsprache. Dieß Zeichen, dieser Ton enthält nicht für sich das Andere, es ist ganz willkührlich, beim Symbol ist hingegen diese Zufälligkeit, diese Willkühr nicht vorhanden, es ist sinnliche Existenz die in sich die Eigenschaft enthalten muß die ausgedrückt werden soll. Die Kokarde ist ein bloßes Zeichen, es entspricht die Farbe hier nicht der Existenz der Nation, die Farben sind aber auch Symbole, Blau ist das Symbol der Sanftheit, ist nicht energisch, Roth ist dagegen diese kräftige, koenigliche Farbe. – Das Symbol ist die sinnliche Weise eines Allgemeinen, einer allgemeinen Vorstellung, es muß adaequat sein dieser
25 1 und dieß … Eigenschaft] An, ähnlich Ke: das nicht nach der Gattung sondern nach einer allge-
meinen Eigenschaft Vorstellung genommen ist 3 Existenzen] KeLö, ähnlich An: Gestaltungen 7–8 Stärke, es … werden] An, ähnlich Lö: Man soll diese allgemeine Vorstellung als das Wesentliche vor sich haben. Ke: Stärke, diese ist bei diesem Symbol das wesentliche 10 Eigenschaften] An: Eigenschaften, Beziehungen für welche sie Symbol sind Ke: Eigenschaften, 11 Fruchtbarkeit] Lö: Fruchtbarkeit, Erzeugung 15 unterschieden] Lö: unter30 Bedeutung schieden. Das Zeichen ist auch eine sinnliche Existenz An: unterschieden, das auch eine Bedeutung hat 16 Andere] Ke: andere, […] was dadurch vorgestellt werden soll 17–18 Dieß Zeichen, … willkührlich] Lö: Mit dem Zeichen ist verknüpft eine Vorstellung. An das Zeichen, wenn der Ton ausgesprochen ist, wird die Vorstellung geknüpft, aber der Ton 18 willkührlich] An: 35 Willkührliches. Wenn ich P a p i e r ausspreche, so ist dies ein Ton, dieser ist aber nicht für sich, sondern eine sinnliche Vorstellung. Die weiße oder rothe Farbe der Kokarde enthält keine Eigenschaft, die dem entspräche, was dadurch bedeutet werden soll. 20–21 Die Kokarde … Nation] An, ähnlich Lö: Kokarde, Flagge sind bloße Zeichen, denn eine Farbe enthält nicht die Eigenschaften, die einer Nation entsprächen Ga: Eine Cocarde ist ein NationalZeichen – es hängt aber ganz von 40 der Wilkühr ab, daß eben dieses das und nicht was anders ausdrücken soll. – Was hat eine Farbe mit einer Nation zu thun, zb: die Schwarze warum ist sie eine Preußische und keine Englische? Dieses alles hängt von Wilkühr ab. 23 Farbe] An: Farbe, es ist eine Energie darin
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Eigenschaft, aber | es ist auch zugleich nicht adaequat, es ist zugleich noch vieles Anderes darin, noch viele andere Qualitäten. Es tritt damit sogleich der Unterschied, Zweifel, die Unbestimmtheit ein, ob so eine Gestaltung, so ein Bild ein Symbol ist oder nicht, ob die sinnliche Existenz für sich gelten soll, nur so gemeint ist, sich selbst vorstellen soll oder Anderes und dann weiter, ob so etwas nur Symbol ist, oder ob es für uns als Symbol ausdrücklich gesetzt ist, ist dieß und ist die Bedeutung angegeben, so hört es auf Symbol zu sein, wird bloß Bild von etwas. Ist beides ausdrücklich ausgesprochen, so ist eine Vergleichung gemacht, ein Bild gegeben, nicht ein Symbol. z. B. Es wird von der untergehenden Sonne gesagt, so stirbt ein Held, da ist nichts Symbolisches, es ist ein Bild, die Bedeutung ist unmittelbar ausgesprochen und die sinnliche Existenz, die Sonne, ist eben damit nur als Bild gesetzt. Schiller „In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüngling, still auf gerettetem Boot treibt in den Hafen der Greis,“ das ist auch nicht Symbol, sondern die Bedeutung ist auch hier gleich ausgesprochen, die Auslegung springt sogleich in’s Auge. Bilder sind daher mehr momentan, für diesen einzelnen Fall, dazu daß das Symbol verständlich sei gehört die Gewohnheit, daß es öfter, allgemeiner vorhanden ist, vorkommt, nicht sich vorstellen zu sollen, sondern etwas Anderes. Es zeigt sich sogleich als Symbolisches, wenn die Erklärung der abstrakten Bedeutung nicht gegeben ist z. B. Dreieck, Dreieinigkeit, dreiköpfiger Gott der Indier. Bei solchen Darstellungen die symbolisch sind ist es einem nicht geheuer, es ist ein Räthsel, eine Aufgabe gegeben, die aufgelöst werden soll, die Erklärung ist nur angedeutet, man hat sie erst in sich zu errathen. Anderem sieht man leicht an daß es bloß ein Spiel von 1 Eigenschaft] An: Bedeutung nicht] Lö: der Vorstellung auch nicht 1–2 zugleich noch … Qualitäten] An: noch Vieles darin, das nicht adäquat ist zB. der Löwe für Stärke, daß er ein 4füssiges Thier ist ff. hat keine Beziehung auf seine Stärke. Es sind in der sinnlichen Existenz noch Bestimmungen, wodurch das Symbol nicht adäquat ist dem Gegenstande Ke, ähnlich Lö: etwas dabei, was dem nicht entspricht, was ausgedrückt werden soll; das Gefieder |des Adlers hat keine Beziehung auf die Stärke; das ist Symbol nicht. Lö schließt an: In der sinnlichen Existenz liegt also auch manches, wodurch sie ihrer Bestimmtheit nicht adäquat ist. Ga: Der Adler ist stark, erhaben, aber auch ein Vogel, er hat eine eigne Farbe, etc, Bestimmungen die zur Stärke gar nicht angehören. 4 die sinnliche Existenz] Lö: diese Gestalt 5 ist] Ke: sein soll, wie sie sich unmitelbar präsentirt 6 dieß] An: dieses der Fall 7 wird bloß] Ke: ein bloßes | Bild, ein 9–10 Es 10 Held] wird … gesagt] Ke: wenn es heißt: (am Rande: S c h i l l e r :) die untergehende Sonne Lö, ähnlich An: Da ist die untergehende Sonne zum Bild gemacht vom Tode eines Helden 10–11 die Bedeutung] An: der Tod des Helden 13 Greis.] An, ähnlich Lö: Greis. Mit tausend Wünschen, Neigungen tritt er in die Welt; auf wenig reducirt, und damit zufrieden hat sich der Greis gerettet, um ruhig und sicher zu seyn. 14 auch nicht Symbol] Ke, ähnlich An: Ein Bild ebenfalls Lö: ein Bild, kein Symbol 17 sich] Lö: die Sache selbst 18 Es] Lö: Diese Ungewißheit ob etwas Symbol sey, kann vorkommen. Andres 19 wenn die … ist] Ke, ähnlich AnLö: die Bedeutung, das verständige, prosaische ist nicht gegeben, nicht ausgesprochen 20 Dreieck] An: das Dreyeck für den 3einigen Gott
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Bildern sein soll, nichts weiter damit gemeint ist, so z. B. Kindermärchen, ein müssiges, geistloses Spiel, Kinder begnügen sich mit dieser Oberflächlichkeit von Bildern und taumelnder Zusammenstellung, ist man kein Kind mehr, so fordert man wesentlichen Inhalt. Es ist in neuerer Zeit mislungen Märchen für Erwachsene zu schreiben, | es hat sich nicht geltend machen lassen, es ist nur kindischer Gehalt. Beim Symbol tritt mannigfaltig die Zweideutigkeit ein, ob etwas Symbol ist oder nicht. In dieser Rücksicht entsteht eine Frage die in neuerer Zeit vielseitige Interessen erregt hat, ob nämlich die Mythologie, die mythologischen Bilder der Gestaltung des Göttlichen im Allgemeinen als Symbolisches zu betrachten ist. Da ist also die Frage gewesen ob sie nichts für sich ausdrücken sollen als dieß Göttliche überhaupt oder ein bestimmtes Göttliches das auf diese oder jene Weise gehandelt habe, es ist gefragt ob dergleichen nicht symbolisch sei, ob nur bei der allgemeinen Bedeutung stehen zu bleiben oder dahinter zu suchen sei noch eine weitere Bedeutung. Es giebt eine ganze Menge mythologischer Vorstellungen, besonders persische, indische und aegyptische, wo man sogleich weiß daß sie symbolisch zu nehmen sind, bei anderen ist dieß nicht, die sich so darbieten daß sie für sich Interesse haben, so daß das was sie unmittelbar darstellen befriedigend, genügend ist. Dieß ist in künstlerischer Rücksicht besonders der Fall, diese göttlichen Gestalten Minerva, Zeus, Apollo pp wie wir sie vor uns haben als schöne Gestalten mit einer Bestimmtheit genügen für sich, ohne daß wir noch ein anderes Verhältniß hinter ihnen zu suchen zunächst getrieben werden. Die Künstler nehmen auch wenig Interesse an der symbolischen Erkärungsweise, ihnen ist es um die Gestalt zu thun und sie sind befriedigt in der Schönheit der Gestalt, durch das was sie in ihrem Erscheinen selbst ausdrücken und suchen nicht was dahinter steckt. Aber man sieht gleich bei der Gestalt kommt noch
1 nichts weiter … ist] Lö: die wahrhafte Subjectivität ist darin vorherrschend 2 Spiel] An: Spiel der Vorstellung, nichts Vernünftiges Lö: Spiele mit der Vorstellung, sie sind bedeutungslos 3 Zusammenstellung] Lö: Zusammenstellung von Bildern 4 wesentlichen] An: allgemeinen, Inhalt] Lö: Gehalt. Da sind solche Kindermährchen nichts Symboli30 wahren Lö: bedeutsamen sches, ein Leeres, ein Spiel mit Bildern 5 es hat … lassen] An, ähnlich Ke: Wenn man in neuern Zeiten solchen, wie vom Däumerling hat für etwas Tiefes (Ms: hat) ausgeben wollen, so hat sich dies nicht geltend machen können. 10 betrachten ist] An: betrachten? Mythologische Bildergestalten, Darstellungen 13 habe] Ke, ähnlich AnLö: habe, diese Attribute, diese Beschäftigungen, dergleichen] Lö: das Mythologische 14 suchen] An: suchen und 35 Liebe, und dergleichen anzunehmen 17–18 bei anderen … daß] Ke, ähnlich Lö: bei den mythologischen Gestalten ist es anders; sie haben für sich genug Interesse, sie bieten sich selbst dar, daß 20 Minerva, Zeus, Apollo] An: (des Zeus, der Juno) 22 noch ein anderes Verhältniß] Ke, ähnlich Lö: weiter andre Vorstelungen An: etwas Weiteres 23 nehmen auch … symbolischen] Lö, ähnlich KeAn: erklä40 ren sich daher auch 4 Zeit] Zeit ist es
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133Ke Das Mytholog ische. 27r–vPn
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viel Anderes vor, wir haben so eine abstrakt schöne Gestalt vor uns, sehen sie aber mit diesen und jenen Attributen, Beziehungen pp[.] Solche ferneren Bestimmungen, Äusserungen, Handlungen wie z.B die Arbeiten des Hercules, erwecken den Verdacht, daß nicht diese Thaten, Äusserungen unmittelbar gemeint seien, sondern daß etwas Göttliches, eine allgemeine, wesentliche Wirkungsweise, allgemeine Naturereignisse gemeint sind. Für den Künstler ist jenes ge|nug, er stellt Diana als Jaegerin vor, macht Hercules in einer seiner Arbeiten zum Gegenstand seiner Kunst, diese Äusserlichkeit kann für ihn genügen, aber uns muß sehr bald der Zweifel entstehen ob eine solche einzelne Handlung gemeint sei oder ob sie nicht vielmehr zu nehmen sei in einer allgemeinen Bedeutung, ob in den Umstand daß Hercules z. B. 12 Arbeiten gethan haben soll nicht etwas Wesentliches, Allgemeines enthalten sei. Ebenso die Liebschaften des Jupiter, man kann sie als Scherze, Späße vorstellen, aber man kann auch den Verdacht haben daß ein Allgemeines, eine weitere Bedeutung darin sei. Man kann solche Umstände wie die Arbeiten des Hercules auf historische Weise erklären wollen, indem man historische Umstände annimt, aber man kommt dann wesentlich darauf, daß dergleichen allerdings symbolisch zu nehmen ist, insofern es die Religion, die religiösen Vorstellungen der Menschen ausmacht. Bei dieser Annahme betrachtet man daß Menschen, Vernünftige, Geistige die Urheber dieser Vorstellungen sind, daß sie aus dem denkenden Geiste entsprungen sind und daß daher etwas Wesentliches, nicht so etwas Gleichgültiges darin enthalten sein muß. Die Vernünftigkeit muß in der Religion befriedigt sein und der Glauben pp muß in dem Menschen der vernünftig ist seine Quelle haben, diese Annahme hat ihre absolute Rechtfertigung. Die Religionen sind aus dem Geiste der seine Wahrheit sucht, der sie ahndet, der seiner Wahrheit in irgend einer Gestalt bewußt wird, hervorgegangen, dieß ist die Annahme und sie ist wahr an
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1–2 wir haben … Beziehungen] Lö, ähnlich KeAnGa: In der Diana sehn wir eine schöne Gestalt (Ke: mit den vielen Thieren Ga: die aber mit wilden Thieren umrungen ist), aber wir sehn sie zugleich als | Liebhaberin der Jagd. 3 Arbeiten] Ke: 12 Arbeiten Hercules] Lö: Herkules, können für sich genug Interesse haben, aber sie 5 eine allgemeine, wesentliche] Ke: ein alge- 30 meines, eine wesentliche 6 allgemeine Naturereignisse] An: ein allgemeines Verhältniss, Geschehen in der Natur, ein allgemeiner Naturprocess Ke: dauernder, algemeiner Naturproceß, algemeines Geschehen in der Natur 8 Äusserlichkeit] Lö: unmittelbare Weise 11–12 nicht etwas … sei] An: erweckt den Verdacht eines Symbols 12 Liebschaften] KeAnLöGa: Liebhabereien 13 als Scherze, Späße vorstellen] Lö: als Scherze, Spaßmachereien vorstel- 35 len An: für Schwänke einer üppigen Dichtung halten 16 historische Umstände annimt] An: den Anfang in etwas Prosaischem, Zuf älligen sucht Lö: in einem andern Zuf älligen seinen An21 so etwas Gleichgültiges] Lö: blos fang gehabt Ke: historischen Umstand, Lokal-Umstand ein solches Äußerliches darin] An: in den religiösen Mythen 22 Die Vernünftigkeit … sein] Lö: Der Mensch muß in der Religion seine Vernunft befriedigen Ke: der Geist selbst müsse in 40 der Religion befriedigt werden
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und für sich, man muß daher dem Menschen diese Ehre erzeigen, daß so bizarr, niedrig pp dergleichen auch aussieht, sich doch eine Vernunftbestimmung darin ausdrückt. Andererseits ist aber auch die Willkühr nicht ausgeschlossen daß sich Zufälligkeiten aus der Lokalität pp eingemischt haben. Aber wenn man so die Mythologie symbolisch behandelt so legt man die Vernünftigkeit, das Vernunftsystem was man hat der Religion zum Grunde und es tritt damit der Unterschied ein, ob diese allgemeinen Bestimmungen, ob dergleichen in bewußter Form vorhanden gewesen sind oder | nicht. Dieß ist ein großer Unterschied. Man faßt die Mythologie symbolisch auf d. h. man zeigt auf, hier in diesem Besonderen ist diese allgemeine Bestimmung, dieß allgemeine Verhältniß ausgedrückt, dieß allgemeine Verhältniß ist ein Philosophem. Der Unterschied ist aber ob die Völker, Priester, Dichter diese allgemeinen Bestimmungen gewußt haben, sie in der Form der Allgemeinheit vor ihrem Bewußtsein gewesen sind, daß sie sie nur so eingekleidet hätten in sinnliche Weisen oder ob nicht, ob ihnen in ihren Produktionen das Allgemeine selbst nur eingehüllt gewesen sei in diesen Bildern, Vorstellungen pp[.] Dieß ist besonders das große Misverständniß, daß man denen die die Mythologie symbolisch erklären die Behauptung zumuthet, die Priester, Völker pp hätten diese Philosopheme gewußt. Es ist ein Haupteinwurf daß die Neuplatoniker oder Kreuzer solche Bedeutungen nur hinein erklären, daß es nicht historisch zu erweisen oder gar historisch falsch sei daß jene Völker pp sich etwas dabei gedacht haben; dieß ist aber nicht nöthig, sie brauchen nicht das Allgemeine vor sich gehabt zu haben als Gedanken und dann das Kleid darum erfunden, gemacht haben. Handlungen, Praedikate des Besonderen der Götter können in solcher Weise der Besonderheit, Einzelnheit, Zufälligkeit erscheinen, daß sie sogleich für sich einen Verdacht erwecken, ob sie nur die Bedeutung dieser besonderen Weise
1–2 so bizarr, … aussieht] An: So bizarr, niedrig, widersprechend auch solche Mythen oft erscheinen Lö: was seinem Beginnen nach niedrig erscheint 7 ob dergleichen] Lö: ob für die Vernünftigkeit dergleichen An: ob diese Philosopheme 10 diese allgemeine Bestimmung] Ke: dieser 12 Bestimmungen] KeLöAn: Philosopheme 16 diesen Bildern, Vorstellungen] 30 algemeine Satz Ke: diese Umkleidung 17 denen die … erklären] An: denen, die die symbolische Ansicht haben (Creuzer) KeLö: den Symbolikern 18 Priester, Völker] An: alten Priester, Dichter oder Völker gewußt] Lö: gewußt in dieser Allgemeinheit 21 etwas] An: das auch nicht nöthig] AnKe: nicht nöthig Lö: ganz und gar nicht nothwendig, oder vielmehr grade das Gegen22–23 als Gedanken … haben] Ke, ähnlich Lö: in Gedanken gewußt haben, und hernach 35 theil eine Einkleidung darum gemacht haben, um den Gedanken zu verhüllen An: […] und nachher eine Einkleidung gemacht, sie verhüllt durch ein solches Sinnbild 24 Handlungen, Praedikate … können] Ke, ähnlich Lö: Sofern die Mythologie Product des Geistes, der Vernünftigkeit ist, so muß das, was darin enthalten ist, Vernünftigkeit sein, und das algemeine darin aufzusuchen, ist Streben der symboli26–654,2 die Bedeutung … Gesetzes] Ke: die 40 schen Betrachtung. Das besondere, bestimte kann Bedeutung eines algemeinen Verhaltens, einer göttlichen Weise Lö: eine allgemeine Bedeutung
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oder weil sie ein Göttliches sind die Bedeutung eines Allgemeinen, eines Gesetzes pp haben sollen. So findet nicht ein Hineinerklären statt, sondern es ist zugegeben daß diese Völker, Priester pp das Allgemeine nicht vor sich gehabt haben in der Form von Philosophemen, Allgemeinem, Gedanken, daß es aber doch in ihren Gestalten vorhanden ist. 5 Der wichtigste Punkt ist daß sobald freie wahrhafte Subjektivität statt findet das Symbolische aufgehoben wird, freie Subjektivität ist nicht mehr symbolisch, sie manifestirt nur sich und ihre Manifestation hat keine andere Bedeutung als ihr Inneres, Bedeutung und sinnliche Dar|stellung ist dann nicht mehr unterschieden. Was das Subjekt thut ist Thätigkeit seiner Geistigkeit und angemessen 10 der Freiheit des Geistes. Aber ein schwieriger Punkt ist zu unterscheiden, ob das was als Subjekt vorgestellt ist nur eine oberflächliche Form von Personifikation ist oder wirkliches Subjekt. Im ersten Falle ist die Subjektivität oberflächlicher Form und die Äusserung, Handlung, die Form der äusserlichen, sinnlichen Existenz ist so daß sie ein anderes Inneres hat, nicht aus der Freiheit gesetzt ist nicht 15 nur Manifestation des Subjekts ist. Dieß ist der Hauptgesichtspunkt auf den es bei dieser Frage ankommt, was aber unser Interesse betrifft, so geht es uns nichts an was an sich symbolisch sei oder so genommen werden muß, deswegen weil das Symbolische als solches dieß ist, daß die abstrakte Bedeutung schon herausgehoben ist, wenn nicht ausdrücklich für sich gesetzt, doch so daß ein sinnliches 20 Dasein, eine Handlung sich selbst so ankündigt, daß sie nicht so unmittelbar zu nehmen sei wie sie vorgestellt ist, sondern mit einer anderen Bedeutung. Es kann vieles befriedigend sein, was auch an sich symbolisch zu nehmen ist, so die Handlungen der griechischen Götter. Man kann bei diesen Bildern, Darstellungen stehen bleiben, aber es kann doch bei ihnen die Frage entstehen, ob derglei- 25 chen was sie thun nicht an sich als symbolisch zu nehmen sei, aber dieß geht uns nichts an, es kommt uns nur darauf an auf das Verhältniß des Gesetztsein des Inneren zur Darstellung äusserlicher Weise, auf die Gestaltung. Der Verstand eilt sehr schnell zum Symbol vor, zur Allegorie, trennt Bedeutung und Form und 1–2 die Bedeutung … Gesetzes] Ke: die Bedeutung eines algemeinen Verhaltens, einer göttlichen 30 Weise Lö: eine allgemeine Bedeutung 3 Völker, Priester] Lö: Priester, Dichter, Völker Allgemeine] Lö: Allgemeine, Göttliche 8 sich] Lö: sich, sein Inneres ihre] Lö: sein Thun, seine 9 ihr Inneres] KeLö: was es ist, sein Inneres 11 der Freiheit des Geistes] LöAn, ähnlich Pn: seiner geistigen Freiheit, Selbstständigkeit. Lö schließt an: Da ist kein Zweierlei, kein Äußeres, das anders aussieht, wie das Innere. 13 Subjekt] AnKe: freyes Subject Im ersten 35 Falle] An: Wo dergleichen Gestaltung nur als Personifikationen zu nehmen 20–21 ein sinnliches Dasein] An: eine Äußerung 22 vorgestellt ist] An: dargestellt ist Lö: sich darstellt 23 befriedigend sein] Lö: an sich vernünftig seyn Ke: eine anmutige Darstelung machen 24–25 Man kann … bleiben] Pn: Bei den Handlungen der griechischen Götter kann man stehenbleiben Lö: Die Handlungen der griechischen Götter haben zum Theil Interesse 40 genug 28 Darstellung äusserlicher … Gestaltung] An: äußern Gestalt
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zerstört so die Kunstform, uns ist es aber um die Kunstform zu thun und um das Symbol insofern eben die wahrhafte Kunstform noch nicht erschienen ist, ist diese erschienen so hat sie eine Gestalt die dem Inneren, dem Geiste angemessen ist, im Symbol dagegen ist eine Seite die dem Inneren nicht adaequat ist. |
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F o r m e n d e s Sy m b o l i s c h e n . Wir hatten den allgemeinen Inhalt und haben nun zu betrachten die Gestaltungen des Symbolischen. Die Gestaltung ist irgend ein besonderes Natürliches das nicht in seiner besonderen Natürlichkeit gelten soll, sondern einen Sinn in sich haben soll der nicht unmittelbar manifestirt ist im Natürlichen. Wir werden spaeterhin von der klassischen Kunst haben daß sie nicht symbolisch ist, ebensowenig die Gesichtsbildung des Menschen, der man ansieht daß sie nicht symbolisch ist sondern Äusserung eines Geistes, das äusserliche Dasein stellt hier nichts für sich vor, sondern nur die innewohnende Geistigkeit. Das Symbolische ist so zu sagen der Kreis der Vorkunst, ist nicht Kunst in ihrer Wahrhaftigkeit, nur das Bestreben zur Kunst und das Symbolische hat dahin fortzugehen daß das Geistige frei wird sich ein Dasein zu geben und zwar ein der Innerlichkeit angemessenes Dasein, dem Geistigen unterworfen. Dieser Kreis des Symbolischen ist deswegen Kampf des Geistes mit dem Sinnlichen, der Gestaltung die dem Geiste noch nicht angemessen ist. Die Stufen in dieser Sphäre sind nicht sowohl Arten des Symbolischen, als Stufen dieses Kampfes des Geistigen mit dem Sinnlichen, verschiedene Weisen der Versuche der Gestaltung, die in dieser Sphäre noch nicht wahrhaft gelingt. Diese Stufen sind nun a. die ganz substantielle, Einheit des Gedankens des Inneren und des sinnlichen Daseins, b. der eigentliche Uebergang zum Symbolischen, beide sind noch nicht Symbol als solches, nur Beginn der Unterscheidung der Bedeutung und der Gestalt und so Beginn des Versuchs das Natürliche
2 Kunstform] Lö: Kunstgestalt An: geistige Gestalt, die ihrem Inneren entspricht 2–3 ist diese erschienen] Pn: wenn die subjektive Gestalt erschienen ist Ke: wo diese erschienen ist, die absolute Geistigkeit Lö: die subjective Geistigkeit 11 Gesichtsbildung] AnPn: Physiognomie Ke: Ge12 Geistes] An: Geistes, kein symbolisches Gesicht 15 Bestreben] Pn: Be30 stalt des Menschen streben und Ziel 16–17 sich ein … unterworfen] Pn: und sich gestalte, daß es sich selbst vorstellt Ke, ähnlich AnLö: und sich eine Gestalt gebe, daß sein Dasein nicht auch ein andres vorstelt, sondern nur das geistige vorstelt. Das ist das Ziel des symbolischen. 23 nun] KePn: auf folgende Weise zu (Ke: bestimmen Pn: verstehen) 23–24 Gedankens des … Daseins] Pn: inneren Gedan26–656,1 das Natürliche … erheben] 35 kens und des Daseins An: des innern und äußern Daseyns Pn: daß das Innere seine wahrhafte Bestimmung und damit seine wahrhafte Gestaltung gewinne AnKe: daß das Natürliche zum Geistigen gestaltet werde An schließt an: : der K a m p f .
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zum Geistigen zu erheben, c. das eigentliche Symbolische und hier tritt erst das ein was man im eigentlichen Sinne Kunstwerk nennen kann, wo die Gestalt nicht mehr unmittelbar na|türlich ist, sondern eine gemachte, die an ihr selbst zeigt daß in ihr etwas Anderes manifestirt sein soll als was sie nur zeigt. d. das Freiwerden beider Seiten gegeneinander oder das Geistige in seiner subjektiven Bedeutung, so daß das Sinnliche dient diesem Geistigen, nicht in seiner unmittelbaren Weise gelassen ist, als negativ bestimmt ist. – Dieß sind abstrakt die 4 Formen des Kreises des Symbolischen. Ich werde dabei die Völkeranschauungen nennen in welchen eine solche Form die herrschende, überwiegende gewesen ist, obgleich auch andere Formen hineinspielen können. Es ist schon bemerkt daß diese Formen insofern sie Anschauungen besonderer Völker, religiöse Weisen derselben gewesen sind, sie Momente der Kunst sind und in der spaeteren, wahrhaften Kunst immer noch vorkommen aber auf eine nur untergeordnete Weise. Die substantielle Einheit, die erste Form, ist das Herrschende gewesen in der Anschauung, Religion der alten Parsen, des Zendvolks. Im Uebergang zum Symbolischen in dieser Vermischung des Allgemeinen, des Geistigen und der Darstellung befindet sich die indische Anschauung überhaupt. Im Dritten, im eigentlichen Symbol als solchen ist das was die aegyptischen Kunstwerke charakterisirt, sie sind Kunstwerke, nicht natürliche, aus der Existenz genommene Gestaltungen, sondern diese Gestaltungen sind umgebildet, angemessen gemacht einem Inhalte, aber diese Angemessenheit ist noch nicht vollkommen, diese Kunstwerke weisen von sich fort, stellen sich vor als Aufgaben, weisen auf ein Inneres hin, sie sind Räthsel und so bestimmt symbolisch. Das Vierte, das Freiwerden des Geistigen, des Inneren, so daß das Innere herrscht und das Sinnliche herabtritt zu einem nur Dienenden, noch nicht wahrhafte Gestaltung wird, an der sich das Innere manifestirt hat hier dreierlei Formen. Das 1te Verhältniß
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1 Symbolische] Lö: Symbol. Das Erste war die unmittelbare Einheit, das Zweite, der Kampf, das Dritte das eigentliche Symbol. 2 eigentlichen] Pn: eigentlichen oder näheren 5 Geistige] Pn: Freiwerden des Geistigen 6 Bedeutung] Lö: Bedeutung, das Geistige für sich 12–13 spae- 30 teren, wahrhaften] PnAn: höherer, späterer 15 Einheit] Ke: Einheit des algemeinen und eines sinnlichen Daseins Lö: Einheit des Gedankens und des sinnlichen Daseyns An: Einheit des Gedankens, des Allgemeinen Pn: Einheit als substantielle Form des Gedankens Herrschende] An: Herrschende, die wesentliche Bestimmung 16–17 zum Symbolischen] An: zum Kampf Ke: des symbolischen, diesem Kampf 17 Vermischung] Pn: Verwirrung Lö: Verwirrung des 35 Geistigen und des Sinnlichen 20 aus der Existenz] Lö: nicht unmittelbar aus der sinnlichen Existenz Pn: Existenz Natur 22 Inhalte] KeLö: innern diese Angemessenheit … vollkommen] An: dies Innere drücken sie unvollkommen aus Pn: sie sind noch nicht wahrhaft 24 hin] Lö, ähnlich Pn: hin, drücken dies vollkommner oder unvollkommener aus Räthsel] Lö: Aufgaben, Räthsel so bestimmt symbolisch] Ke: im eigentlichen Sinn der 40 symbolische Kreis
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ist das wo das Geistige für sich gewußt wird und so daß das Sinnliche dienend ist dem | Gedanken, dem Wesen des Gedankens, hier ist die Erhabenheit, die klassische Erhabenheit zu Hause und diese Form ist überwiegend in der jüdischen Anschauung. Das Natürliche ist hier ein Dienendes und die Bedeutung ist jetzt als ein Gewußtes herausgehoben und dieß herausgehobene Geistige ist so nicht mehr Bedeutung zu nennen. Die 2te Form ist die neuorientalische, ein Pantheismus dessen Anschauung auch erhaben ist, es ist eine Idee, eine Substanz die aufgezeigt wird als sich darstellend in unendlich vielen Einzelnen, so daß die Substanz immanent sei in diesen Einzelnen, die Seele dieser Naturgestalten, es tritt hier ein affirmatives Verhältniß ein, ein affirmatives Verhältniß von diesem Einen, diesem Erhabenen zu diesen Gestaltungen. Die 3te Form ist das vollkommene Freiwerden beider Seiten, des Geistigen oder überhaupt des Bedeutenden und seiner sinnlichen Weise, hier wird diese Beziehung des Sinns, der Bedeutung auf das wodurch der Sinn dargestellt wird zu einer subjektiven Ansicht, Beziehung des Dichters, es ist die Bedeutung eine Sache für sich und die sinnliche Darstellung ist auch für sich seiend und beide erscheinen nur als äusserlich bezogen auf einander, so daß der Inhalt nur zum Behuf einer Versinnlichung verglichen wird mit einer anderen Bedeutung. Hier ist das Verschwinden des Symbolischen. Aesopische Fabeln, Bilder, Vergleichungen gehören hier her. – Diese Stufen sind es nun deren Hauptmomente wir betrachten wollen. D i e e r s t e We i s e , die substantielle Einheit ist also das was vorzugsweise überwiegend in der parsischen Anschauung vorhanden ist, diese unmittelbare Einheit des Allgemeinen, des Gedankens, dessen was wir das Innere nennen, mit der Existenz mit der natürlichen Weise, so daß dieß Innere nicht einmal Bedeutung zu nennen ist, diese Unterscheidung ist hier noch nicht, sondern beides wird in unmittelbarer Einheit angeschaut. Es ist hier nur der Anfang, wo das Symbolische als solches noch nicht vorhanden ist. Wir wissen nur überhaupt daß das Licht als dieß ganz allgemeine | Wesen verehrt und gewußt wird und
30 1 gewußt] Lö: gewußt, vorgestellt
Pn: hervorgestellt Ke: gewußt wird, hervorgestellt 4 Dienendes] Lö: Dienendes, als negativ Bezeichnetes 5 Gewußtes] Pn: Bewußtes Lö: ausdrückliches 6 neuorientalische] KeGa: neue orientalische Lö: neuere orientalische 8 aufgezeigt] KeLöPn: aufgefasst 9 die Seele dieser Naturgestalten] Pn: so daß dieses Allgemeine die Erklärung, die Seele, Substanz dieser Naturgestaltung sei 15 Sache für sich] Pn: Inhalt für 35 sich Ke, ähnlich Lö: Sache, Inhalt für sich, es wird nur frei, es ist der Witz, die Ansicht des Subjects 15–16 die sinnliche Darstellung] Pn: das andere sinnliche Dasein 18 Versinnlichung] An: Verdeutlichung einer anderen Bedeutung] Ke, ähnlich An: dem andren sinnlichen 19 Symbolischen] Ke, ähnlich Pn: eigentlich symbolischen 22 D i e e r s t e We i s e ] Dasein Lö: a) Erste Stufe des Symbolischen. / Die erste Weise 25 der natürlichen Weise] An: dem 27 nur der Anfang] Ke: der Punkt 28 überhaupt] An: historisch 40 Sinnlichen
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damit auch die Sonne, die Gestirne, das Feuer, die Flamme pp. Dieß ist das Wesen und ist auch das Gute, aber man kann nicht sagen es sei das Symbol des Guten, es ist noch nicht dieser Unterschied. Es ist vergöttert, das Licht ist das göttliche Wesen, ist Gott, ist zwar auch personifizirt im Ormuzd, aber dieß ist nur ganz oberflächlich, das Licht ist selbst das Wesen, das ganz Allgemeine, es ist das substantielle Wesen. Es ist als Flamme, Licht, Sonne vorhanden, aber auch als anderes, Mensch, Pflanze, Thier pp sind Licht, was das Lebendige, die Thätigkeit pp in ihnen ist gilt als Licht. Führt sich auch das Allgemeine aus in besonderen Unterschieden, so bleibt doch diese Einheit ganz substantiell und die Unterschiede betreffen nicht den Unterschied des Inneren und Äusseren, des Guten und seiner Manifestation, seines Daseins. So ist das Licht zunächst überhaupt als solches, personifizirt heißt es Ormuzd. Ormuzd ist kein freies, geistiges Subjekt wie der Gott der Juden oder gar der Christen, der nicht bloß im Gedanken ist, sondern auch als Geist gewußt werden soll. Ormuzd ist das Gute aber ungetrennt von der sinnlichen Existenz als Licht. Die Sterne sind so diese großen besonderen Lichter, sieben Hauptsterne sind die ersten Geister, Koenige, jeder hat seine Tage an denen er praesidirt. Diese Lichtwelt wird vorgestellt als ein Reich des Ormuzd, wo er das Erste ist unter dem Anderen und die ganze Welt ist nun eine Lichtwelt. Alles Leben, alles Belebende durch Gedanken, Wort und That, und im natürlichen Wachsen, Gedeihen pp ist Licht, Licht schließt alle Wahrheit, Kraft, Seeligkeit in sich, die Menschen, Thiere und Pflanzen und die großen Lichter, Amschatzpan, sind Licht in seiner Substantialität, Wesenheit und die Bestimmung des Einzelnen, des Lebens des Menschen pp ist dieß Licht zu verherrlichen, der Mensch soll das Gute lieben und das Reich des Lichts verbreiten, er soll Thiere aufziehen, Pflanzen anbauen, zum | Wachsthum der Geschöpfe beitragen, damit das Reich des Lichts, des Lebens verbreitet wird. Die Sonne, Gestirne pp werden so angebetet, der Parse betet in einem Tempel aber ohne eine Gestalt vor sich zu haben, nur die Lichtflamme wird verehrt,
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1 Dieß] Lö: Das Licht 4 Wesen] Pn: Wesen überhaupt; dies ist das gemeine Abstraktum 5–6 es ist … Wesen] Ke: Dies Licht ist die Substanz; alles ist Licht 6–8 Es ist 30 … ist] An: alle Menschen, Thiere, Gewächse sind Feuer, Licht in sich selbst; was das Gute, die Kraft, Lebendigkeit in ihnen ist Pn: […] was das Gute, Reale in ihnen ist 13 Christen] Pn: Christen An: Xten, diese freye Subjektivität 14 das Gute] An, ähnlich KeLöPn: der Richter, der Gerechte, das Gute 16 Hauptsterne sind] Lö: Hauptsterne werden gezählt, über deren Bedeutung man nicht ganz einig ist; wahrscheinlich sind sie 17 an denen er praesidirt] An, ähn- 35 lich KeLöPn: worin er präsidirt worin sein Einfluss, sein Wohlthun herrschend ist: 21 Kraft] Lö, ähnlich AnPn: alle Kraft, alle Güte 24 lieben] Ke: lieben, sich ihm gef älig machen Lö: lieben, es verehren 25 verbreiten] An, ähnlich Ke: selbst Licht an ihm selbst seyn auf ziehen] KeAnLöPn: pflegen Pflanzen anbauen] AnLö, ähnlich KePn: die Erde (Ke: be)bauen, mit Pflanzen bedecken 27 angebetet] An: angerufen angebetet 28 ohne eine … haben] An: keine 40 Bilder
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darin ist unmittelbar gegenwärtig das Reine was ebenso natürlich, als nach unserer Bestimmung geistig ist. Das Allgemeine ist hier das Licht, es entspricht so als selbst allgemein die Manifestation dem Innern. Dieß ist also die Grundanschauung der Parsen. Auch bei den Indiern wird diese Anschauung angetroffen und sie scheint eine ältere zu sein ehe die Indier zu der besonderen Bildung fortgegangen sind. Die ältesten Stücke der Vedas sind Gebete an die Sonne, das Licht pp ganz der parsischen Anschauung entsprechend. Die Frage ist nun können wir diese Anschauung und das Aussprechen dieser Anschauung zur Kunst rechnen, wir können es nicht einmal für ein Kunstwerk, Gedicht gelten lassen, nicht einmal für symbolisch. Innerhalb des Kreises dieser Anschauung kommen natürliche Gebete, Anrufungen vor, die Frage ist ob wir diese poetische Werke nennen können, ob wir sagen können, daß mit dieser Einheit des Natürlichen und Geistigen, mit dieser Versinnlichung des Geistigen, die Kunst angefangen habe. Wir können wohl sagen es sei eine große, schöne Vorstellung um diese Einheit des Geistigen und Sinnlichen, eine erhabene Vorstellungsweise, das Sinnliche ist das reine Licht, dieß Elementarische, gegen Götzenbilder gehalten, gegen sinnliche Darstellung des Göttlichen, ist diese sinnliche Darstellung die das Licht ist unendlich angemessener seinem Inhalte, dem Guten. Es ist da weder bloß sinnliche Wahrnehmung, so daß die Gegenstände in ihrer sinnlichen Einzelnheit genommen seien, dieß ist keine Kunst, auch keine Philosophie, keine Reflexion, kein Raisonnement, es ist Phantasie, die Anschauung ist erhoben durch den Geist zu einer allgemeinen Bedeutung, aber Bedeutung ist es | noch nicht, denn diese setzt den Unterschied des Inneren und der Weise der Darstellung voraus, das Allgemeine ist hier identisch mit der Anschauung selbst. Wir können es im Ganzen Phantasie nennen, schön, erhaben, aber auf ganz unbestimmte Weise, Werk der Poesie, der Kunst ist es noch nicht, denn es ist weder in sich dieß Gute noch bestimmt, noch ist die sinnliche Weise aus dem Geiste erzeugt, sie ist das Licht, eine natürliche Anschauung, unmittelbar sinnliches Element, es stammt nicht aus dem Geiste, daß es gemäß sei seinem Inhalte, sondern es ist unmittelbar aufgenommen.
2–3 Das Allgemeine … Innern.] Ke, ähnlich AnLöPn: Dies ist diese erste Einheit des an sich algemeinen und des natürlichen, dies natürliche ist Licht; ist seiner Natur nach selbst ein algemeines, aber eine physische Existenz, die die Weise der Algemeinheit an ihr hat. 7 Die Frage] Ke: Das Licht als Gott, die Welt als eine Lichtwelt, so daß das Licht die Lebendigkeit, Kraft, Belebung in allem ist. 11 vor] An, ähnlich Lö: vor (woraus die Zendbücher größtentheils bestehen) 15 Vor35 Die Frage stellungsweise] An: Vorstellungsweise, die uns zusagt 24 Darstellung] Lö: Erscheinung 24 Anschauung] An: Vorstellung 25 Phantasie] AnLöPn: Poesie 27 bestimmt] Lö: bestimmt, aber das Wesen ist diese allgemeine Vorstellung vom Guten 29 es stammt nicht] LöPn: nicht geformt
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Auch Symbolisches vermischt sich mit dieser Anschauung. Zunächst ist es das Licht überhaupt, aber es soll das Allumfassende und auch das Leben, die Kraft der besonderen Gestaltung sein und so hängt damit unmittelbar zusammen, daß die besonderen Naturgestalten in Gattungen gefaßt werden und nicht in ihrer vergänglichen, unmittelbaren Einzelnheit gelassen. Das Licht ist das Leben, die allgemeine Kraft, aber das dessen Kraft es ist bleibt nicht hierbei stehen, das was nur die einzelnen Dinge, vergänglic hen Dinge sind, wird zusammengefaßt in eine allgemeine Vorstellung, so finden wir sogleich das Licht als Kraft des Feuers, der Flamme, dieß ist schon eine sinnlichere Weise der Existenz, ist mit Wärme verbunden, verzehrt Anderes. Das Beram-Feuer ist die Gattung des Feuers, das wesentliche Feuer, Zaree ist ebenso ein allgemeines Wasser, das aus dem Alborti, dem allgemeinen Berg quillt, der Baum Pomm ist der Urbaum unter den Bäumen, in welchem das Wasser der Unsterblichkeit quillt. Dieß ist das besondere Sinnliche in allgemeiner Vorstellung zusammengefaßt. In die parsische Religion mischt sich mancherlei solcher symbolischer Vorstellungen, es sind allgemeine Vorstellungen die durch besondere Bilder versinnlicht sind, aber im Ganzen ist das Allgemeine und die sinnliche Weise als unmittelbar identisch gesetzt und wenn auch die sinnlichen Existenzen | zusammengefaßt sind in allgemeine Existenzen, so kann man dieß doch noch nicht Kunst, Kunstwerk, 1 Auch Symbolisches … Anschauung.] Pn: Diese Anschauung kann noch nicht symbolisch genannt werden. 2 das Leben] KeAn: das substanzielle, das Leben Kraft] Lö: Gewalt, Kraft 4 Gattungen] Pn: allgemeine Gestaltungen oder Gattungen An: allgemeinen Gattungen 5 Das Licht] An: Dieser Art Vorstellungen finden wir auch in dieser Anschauung. Das Licht 7 vergänglichen] An: zeitlichen 8 eine allgemeine Vorstellung] An: Gattungen Ke: algemeinen Vorstelungen als Gattungen 10 Beram-Feuer] Ke: BeramFeuer Lö: Bramfeuer 11 allgemeines Wasser] Lö: Wasser der Wasser Ga: ersten Wasser 12 quillt] An: quillt, und die Quelle aller Gewässer ist 13 quillt.] Ke, ähnlich Lö: quillt. Algemeiner Berg Alborti, der im Lichtglanz steht, von dem alle Wohlthäter des Himmels ausgehn, und auf dem sie ruhen. An, ähnlich Ga: unter den Bergen ist auch ein allgemeiner Berg, der Enphorti hervorgehoben, der im Lichtglanze steht, von dem alle Wohlthäter des Himmels: Mithra, Amschatspan ff. ausgehen, und auf dem sie ruhen. 14–15 In die … Vorstellungen] An, ähnlich KeLöPn: In die parsische Religion mischt sich dann auch ein eignes Symbol ein. Dschemschid der König, der Geliebte des Ormuzd, nahm einen Dolch, dessen Spitze und Schärfe von Gold war, |er | spaltete damit das Ingeweide der Erde, und sprach (An: Sapandon: Befreye dich, Ke, ähnlich Ga: Sapantomad freue dich.“ (Ackerbau)) und dann das heilige Om. 15–16 es sind … sind] An, ähnlich Lö: Es ist ein Anflug zum Symbol; allgemeine Vorstellungen, die durch besondere Bilder (das Goldblech, Spalten der Erde) versinnlicht sind. Ke: Von den Menschen werden Genien vorgestellt; gehört der Phantasie an; wenn Ich sich noch nicht als freies Selbstbewußtsein gefaßt hat, so wird der Mensch als selbständiges Dasein vorgestelt gegen seine veränderliche äußerliche Natur. 18–19 zusammengefaßt sind … Existenzen] An: da besondere Namen zB. der einzelnen Bäume unter ein Allgemeines gefasst werden Lö: hervorgehoben sind durch einen allgemeinen Namen für die Vorstellung 12 Pomm lies Hom
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nicht Gedicht nennen, sondern es ist nichts als die erste Erhebung der sinnlichen Vielheit, in allgemeine Vorstellungen. – Dieß mag genügen über die erste Form der Vereinigung eines geistig allgemeinen Inhalts mit der sinnlichen Weise, das Allgemeine und das Sinnliche ist hier so ganz unmittelbar identisch. D i e z w e i t e F o r m ist die Gährung des beginnenden Unterscheidens, die Gährung, Unterscheidung dieser Einheit, die Unterscheidung von Bedeutung, Innerem und dem sinnlichen Dasein. Diese Gährung haben wir besonders vor uns in der indischen Anschauung. Es ist hier zweierlei worauf es ankommt, das Innere und das Sinnliche. Diese Stufe ist bezeichnet als das Gähren, welches zu einer Unterscheidung beginnt und diese Unterschiedenen wieder zu vereinigen strebt. Diese erste Unterscheidung und erste Vereinigung ist überhaupt ganz unvollkommen, es ist ein Taumel von dem Sinnlichen in das Allgemeine, Unermeßliche, Geistige übergehend auf eine maaßlose Weise und der für dieß Trübe, Unbestimmte noch keine adaequate Weise und Gestalt zu finden weiß. Es ist uns darin der Widerspruch dargestellt als etwas was zur wahrhaften Vereinigung dieser Elemente dienlich wäre. Das Eine ist ein Sinnliches und vornehmlich ist das Sinnliche hier einzelne unmittelbare Existenz, Dinge, denen eine Bedeutung gegeben wird, woran die Vorstellung geknüpft wird vom Unendlichen, Allgemeinen, von Gott selbst, so daß also diese Gestalt nicht adaequat ist dem was gemeint, was dadurch vorgestellt wird, oder so daß eine allgemeine Vorstellung, selbst die allgemeinste vorgestellt, gewußt wird als existirend auf die äusserlichste, sinnlichste Weise. Wir haben in dieser Gährung den Trieb zur bestimmten Gestalt, aber sie ist die Prosa, die gemeinste Prosa des sinnlichen Gegenstandes, der erweitert wird zu einem ihm gar nicht adaequaten. Umgekehrt geht das Allgemeine | wenn es scheint für sich gefaßt zu sein, herab in die gemeinste Gegenwart. Wenn auch die Anschauung der sinnlichen Gegenstände erweitert wird, so wird sie nur verzerrt ins Ungestalte,
5 identisch] Ke: identisch in dieser Anschauung 6 D i e z w e i t e F o r m ] Lö: b) Zweite Stufe Gährung des beginnenden] An, ähnlich KeLö: Gährung dieser Einheit, der Beginn des 9 indischen Anschauung] An, ähnlich Ke: Weise einer Gesammtanschauung in der i n d i s c h e n Vorstellung Lö: indischen Kunst 14 Unermeßliche] Ke: unermeßliche, unendliche 15 maaßlose] KeLö: maaßlose, unbestimte 18–19 und vornehmlich … wird] Lö: Das Licht, dieses ganz elementarisch Sinnliche kommt noch vor, aber außer ihm auch noch einzel21 Gestalt] Lö: einzelne Gestalt 24 Gährung] An: 35 ne, unmittelbar sinnliche Dinge Anschauung bestimmten] An: sinnlichen 25 Gegenstandes] An: Lebens 25–26 ihm gar nicht adaequaten] Ke: ihr ganz inadäquaten, das ihr gar nicht zukommt, sich nicht an ihr manifestirt An: Allgemeinen, das an ihr sich nicht manifestirt 26 geht] An: fällt 26–27 wenn es … sein] Lö: wenn aus dem Allgemeinen die Gestaltung hervorgehn soll, so geht es 28–662,1 ver40 zerrt ins Ungestalte, aufgespreitzt] Ke, ähnlich Lö: verzerrt, aufgespreizt, ins ungestalte hinüber getrieben, Ungeheure, Groteske 30 des Symbolischen.
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aufgespreitzt. Dieß ist der allgemeine Charakter dieser Gährung. Einerseits ist ein Allgemeines, andererseits eine Bestimmtheit der Gestalt, ganz einzelne Gestalt. Wir haben hier so die zwei Elemente der Kunst die aber auf diese ganz unvollkommene Weise vereint werden, so daß diese Vereinigung nur Ungeheuer, Grotesken hervorbringt, nicht Kunstwerke der Schönheit. Es ist der Boden der wildesten Phantasie und es ist nicht sowohl die religiöse Weise hier zu betrachten, als die Art und Weise des Gestaltens und diese ist im Allgemeinen etwas ganz Unschönes. Die Gestalt ist eine subjektive Gestalt und da finden wir denn bei den Indiern vielfache Gestalten der Art, die erweitert sind zu einen ganz ungeheuren Inhalt, der sogleich vollkommen unangemessen ist. Sie verehren z. B. Kühe, Affen pp als göttlich, im Ramajunah, Freund des Rama der Hunuman, ist der Affenfürst, es giebt eine Affenstadt, da ist so der Affe als dieser Affe zu diesen ungeheuren Inhalt vergöttert. So werden auch bei den Tibetanern Menschen vergöttert, wo denn dem einzelnen Menschen diese ungeheure Bedeutung gegeben ist, dieß ist auch im eigentlichen Indien der Fall, wo es Gott-Familien giebt, das Haupt der Familie ist Gott, und diese Göttlichkeit ist erblich, der Gott vegetirt so, wird gefüttert, verehrt, beschenkt pp ein ganz stumpfer einfältiger Mensch. Da wird also das einzelne, lebendige, gegenwärtige Individuum verehrt. Dieß ist nun nicht Symbolisch, hier ist Affe, Kuh, Mensch nicht Symbol. Es ist dann vornehmlich das Bild der Kuh was verehrt wird, auch in Gedichten kommt die Kuh vor mit dieser ungeheuren Macht. Im ersten Band der Ramajunah findet sich, daß Rama zu einen Weisen kommt, der Wischwamitra
4 Ungeheuer] An: Ungeheuer, Verzerrungen 9 Die] An: Hauptmomente 1) die 10 erweitert] KeLö: aufgespreizt An: erweitert, aufgespreizt 12 Freund des Rama] Ke: Hauptfreund des Rama Lö: Freund des Haupthelden An: General 13 Affenfürst] Lö, ähnlich KePn: Fürst der Affen, der ihm mit seiner ganzen Armee beisteht eine Affenstadt] An: ganze Affenstädte, mit Priestern und großen Einkünften Lö: ganze Städte voll von Affen, die von Priestern erhalten werden Pn: Viele 1000 Affen bewohnen eine Stadt und haben einige 1000 Priester, die gute Einkünfte haben. 14 vergöttert] Ke: als Gott verehrt An: als Götter verehrt Lö: als göttlich verehrt 16 eigentlichen] Ke, ähnlich AnGa: eigentlichen, nicht buddhistischen 17 Gott] Lö, ähnlich An: Gott, der angebetet wird Pn: göttlich 17–19 der Gott … Mensch] Ke: Mensch von 40 Jahren war es, den ein Engländer sah; es war stumpfer, einfältiger Mensch, bedient von seinen Verwandten. Lö: Ein Mensch hat einen Sohn gehabt, der vegetirte nur, der Indier verehrte den stumpfen, einfältigen Menschen und gab ihm Geschenke. 19 gegenwärtige] Pn: sinnliches 22 Es ist dann] Pn: Es ist so nicht die einzelne Kuh, die für heilig geachtet wird, es ist 23 dieser ungeheuren Macht] An, ähnlich LöKePn: mit einem ungeheu|ren Inhalte, mit dieser ungeheuren Macht 23–24 ersten Band der Ramajunah] KePn: Ramayana, Band 1, Sectio 40 Lö: Rahmayan I.B.4te Sect. 24 Rama] KeAnPn, ähnlich Lö: Rama und sein Bruder Pn schließt an: Lmana Weisen] An, ähnlich Lö: unter der Leitung des Wischwamithra
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führt sie, die Einsiedelei wird mit indischer Pracht beschrieben, diese Pracht ist ausgezeichnet, aber der Phantasie kostet sie nicht viel, | Der Weise hat sich selbst unterworfen und so hat er 60000 Weise wie Daumen groß zu Dienern, dieß ist nichts Symbolisches, er bietet ihnen Stühle, traktirt sie mit Früchten und sie machen Komplimente mit einander. Der Weise hat dann eine Kuh die der Wischwamitra gern haben mögte, er bietet zuerst dafür 100000 Kühe, dann 40000 Elephanten und 10000000 junger gefleckter Kühe, endlich nimt er sie mit Gewalt, aber sie entspringt und kommt wieder zum heiligen Weisen, nun
1 führt sie] Ke: ist ihr Führer; der Weise heißt Vuschista Lö: Jener erscheint zunächst als Führer. Pn, ähnlich An: unter der Leitung des Wischwamitra ; er erscheint als der Lehrer des Prinzen beschrieben] Ke: beschrieben, Gazellen, Blumen, Vögel sind in seiner Umgebung AnLö: ausgeschmückt […]. Der Weise ist geehrt durch die Gegenwart des Göttlichen; Vögel, Pflanzen usf. Pn: geschmückt ist mit Blumen, schönen Gewändern; friedliche Tiere und Herden von Vögeln befinden sich in seiner Umgebung 1–2 diese Pracht ist ausgezeichnet] Lö, ähnlich Pn: Dieser Glanz der Beschreibung ist vorzüglich ausgezeichnet in den indischen Gedichten 2 aber der … … viel] Lö: aber die Vorstellung kostet es eben nicht viel, Gewässer usf. herum zu zeichnen Pn: es wird von ihm erzählt, daß er sich von Wasser ernähre 2–3 Der Weise … unterworfen] Ke, ähnlich LöPn: verherlicht durch Weise, die durch Strengigkeiten geprüft sind, die sich selbst unterjocht haben, sie seine unterworfenen. Zorn, viele Gattungen 3 60000 Weise … Dienern] Ke, ähnlich LöPn: 60000 Ballukilya Weise. aus den Haaren Brahmas, so groß wie ein Daumen, dem Opfern gewidmet und der Nennung des Namens Brama’s; andre aus den Nägeln Bramas. An: […] die so groß sind, wie Pygmäen 4 dieß ist nichts Symbolisches] Pn: In solchen Geschichten, wenn da etwas Symbolisches stecken sollte, so ist das eine schlechte Gestaltung. er bietet ihnen Stühle] Ke, ähnlich Lö: Der große Vuschista bietet ihm einen Stuhl Früchten] Ke: Wurzeln und Früchten 5–664,1 Der Weise … Vorwürfe] KeLö: Das Verhältniß ist näher dieses, daß sie zu einem Weisen kommen, (Ke: der Schitanemda heißt, und er erzählt, daß Vischyanitra, ein mächtiger König zu Vuschista gekommen ist; der hat eine Kuh, und was diese ist, die Macht dieser Kuh, das wollen wir lassen. / Das unmitelbar sinliche, äußerliche soll Bedeutung eines algemeinen haben, aber es ist seiner Natur nach nicht adäquat diesem inneren algemeinen. Das indische hat im ganzen diese Stellung, und ist das Beispiel hievon. Natürliche Gegenstände, der Mensch, Thiere werden als göttliche verehrt. Angefangen von einem Beispiel, daß die Kuh als solche Götlichkeit angeschaut wird. Im Ramayana habe eine Kuh bei ihm gesehn; und der Herr habe der gefleckten Kuh gesagt: ich bin verbunden hier mit 6 Geschmäcken. | Er wollte sie haben; gib mir, o zweimal geborener, die Schubala, die mit Recht mein ist. – Nein, sie thut alle Opfer, 40.000 Elefanten, ausgerüstet mit purem Gold; 100 Wagen, jeder mit vier weißen Rossen, deren jedes mit 100 goldenen Fellen geschmückt ist; 10 Millionen bunte Kühe. Nein; sie wird mit Gewalt genommen, entspringt. Lö, ähnlich Pn: der Wusompa heißt und dieser erzählt, was Wischmamidra sey, den Brama zu seinem Hofmeister und Bedienten habe. Wischmamidra ist ein mächtiger König gewesen, der zu einem Weisen Wischustah gekommen; dieser hat eine Wunderkuh besessen. Zu dieser hat er gesagt: ich bin verbunden, dem Könige von allen sechs Geschmäcken vorzusetzen. Diese leistet es denn auch. Wischmamidra will die Kuh haben und ihm einen Juwel geben. Wuschista sagt: es ist unmöglich; sie verschafft mir alle Opfer, die ich als Bramine zu bringen habe. Wischmamidra bietet noch viel mehr, unter andern 10,000,000 gefleckter, junger Kühe. Da Wischmamidra sie darauf noch nicht erhalten soll, nimmt er sie mit Gewalt. Da kommen die Klagen der Kuh vor, sie entläuft, kehrt zum | Wuschista zurück und sagt: Ich habe größere Kraft als jener Übermüthige; soll ich ihn vernichten?)
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10 Aber das Weitre kommt erst später vor.
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machen sie sich, er und die Kuh, zärtliche Vorwürfe, sie erschafft eine Armee, die die Armee des Wischwamitra schlägt, dieser besiegt sie aber zuletzt, nun bringt die Kuh die furchtbaren Chukas und Jujunas hervor, die Sacées und die Jonier (die Griechen, solche Namen wirklicher Völker laufen da mit unter), diese schlagen die Armee des Wischwamitra, aber zuletzt schlägt er auch diese. Die Kuh brüllt da kommen hervor die Kampojas, Burbureas, Lechas (Lechas sind die Fremden überhaupt) sie siegen, nun läßt Wischwamitra seine hundert Söhne gegen sie los und der Buschista, der Weise, verbrennt sie durch einen Strahl aus seinem Nabel, das hätte er gleich thun können, Wischwamitra zieht dann in die Wüste wie eine Schlange ohne Zähne, wie ein Vogel ohne Federn. In dieß Bild einer einzelnen Kuh ist so hier diese Macht diese Produktionskraft hineingelegt, symbolisch ist es nicht zu nennen, es hat ein Verhältniß zu einander, diese Macht, Kraft und dann das Bild einer Kuh, es ist ein schlechtes Bild, eine schlechte Phantasie Dieß ist also d i e e r s t e F o r m so einem Lebendigen eine solche Macht, Eigenthümlichkeit beizulegen. Hierher gehört denn auch die Vermischung die weit reicht in der Vorstellung der Indier, daß Menschen oder menschliche Gestaltungen zu dem Unermeßlichen, Göttlichen erweitert erscheinen, und hierher sind auch zu rechnen die Inkarnationen des Göttlichen in | menschliche Gestalt, Krischna, Wischnu, die zweite Person des göttlichen Wesens ist vornehmlich eine solche Figuration, auch Rahma, er sieht aus wie ein Mensch und es wird ganz so von ihm gesprochen. Es liegt darin wahrscheinlich die Vorstellung von Koenigen die große Macht hatten, die eine neue Epoche, einen neuen 1–10 sie erschafft … Federn.] Ke, ähnlich Pn: Die Kuh verschafft eine Armee; 100 Pulawa (Pelvi, Parsische Könige; Vishyanitra tödtet sie mit seinen mannigfaltigen Pfeilen. Dagegen bringt die Kuh hervor die furchtbaren Schukas, Sacae; die Javanas, Jonier, Griechen (ʰʥʩ ʩʰʡ), glänzend wie die Antheren der Wasserlilie, mit goldenen Rüstungen; diese verbrennen die Armee des Königs; er ruft alle seine Energien hervor, und vernichtet sie. – O Kuh, verschaffe mehr Krieger; die Chambocas (erinnern an ein indisches Volk, u.s.f.. Da wird die Armee zertrümmert. Er sendet seine 100 Söhne aus; der Weise verbrennt sie alle mit einem Blas von seinem Nabel; das hätte er gleich von Anfang thun können. Vischyamitra zürnt, ist wie eine Schlange, der ihre Zähne ausgebrochen sind, wie die Sonne, die ihres Glanzes | durch Eclipse beraubt ist; wie ein Vogel, dem die Federn ausgerissen sind. Der überläßt das Reich seinem übrig gebliebenen Sohn. Lö: Sie schafft ihm eine Armee vor der die des Wischmamidra zerstiebt. Dieser tödtet die Kulamas, so heißt die Armee, mit seinen Pfeilen. Dagegen brachte(?) die Kuh hervor, die Saschaka’s (Sacae) und die Iuruna’s (Ionier?) Von ihnen wird im Augenblick die Armee des Wischmamidra vertilgt. Der König wundert sich und schießt sie wieder mit seinen Pfeilen todt. Der Wuschista sagt: o Kuh, schaffe mehr. Die Kuh thut es und diese zerstreuen die Armee des Wischmamidra, welcher seine Söhne gegen den Wuschista aussendet, aber dieser verbrennt sie alle, Infanterie und Cavallerie, mit dem Hauche seiner Nase. Dafür zürnt Wischmamidra, er ist nun wie eine Schlange, der die Zähne ausgezogen, ein Vogel, dem die Federn ausgerupft sind. Er überläßt im Jammer seinem Sohn, der noch übrig, das Reich und geht in die Wüste.
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Zustand gegründet haben. Man weiß da immer nicht wo man ist, die Weise der Beschreibung ist genommen von gewöhnlichen menschlichen Existenzen und darin ist hineingelegt ein Göttliches, Unermeßliches. Die z w e i t e F o r m ist die, daß elementarische Naturgegenstände personifizirt werden als Götter, vorgestellt werden als göttliche Natur. Wir wissen von den Griechen daß sie den Pontus, den Scamander pp als Flußgötter, die Sonne, Bäume pp personifizirt haben, da ist das Eine die Gestalt, die menschliche Gestalt, das Zweite ist die Bedeutung der menschlichen Gestalt, dieß ist nichts Geistiges, ist ein natürlicher Gegenstand, ein elementarischer Gegenstand, so ist das Bedeutende, die Persönlichkeit, das Subjektive, das Innere hier kein wahrhaftes Innere, ist nur ein Natürliches, da es doch ein Geistiges sein soll. Bei der höheren Mythologie der Griechen wird dagegen die Personification zu einer echt subjektiven, ist nicht leere Form. Ist die Personification in der That subjektiv, so tritt die Naturbedeutung zurück, hingegen in dieser ersten Weise kommt die Personification nicht dazu eine wahrhaft subjektive Gestalt zu sein, es bleibt nur etwas Groteskes, Wildes, Vermischtes mit der Persönlichkeit und bloßen Naturdingen. Von dieser Art kommen im Indischen sehr viel Beispiele vor. Ein glänzendes Beispiel ist im Rahmajuna die Ganga (der Ganges) eine Episode. Aug. Wilh. v Schlegel hat sie übersetzt, das Grelle ist jedoch von ihm gemildert, oder ganz weggelassen. Der Herrscher der Gebir|ge Himont (zum Himalaja gehörig) hat nach der Erzählung zwei Töchter, die Mutter heißt Mera, Tochter des Meran, die älteste Tochter Ganga, die zweite Ouma. Die Götter besonders Intra haben Himont um Ganga gebeten, um die heiligen Gebräuche zu begehen, er hat dieß gethan. Dann kommt eine weitere Geschichte der Ouma, die wundervolle Handlungen von Demuth und Selbsttödtung vollbracht hat, diese erhält Routra, Schiwa und da ist denn dargestellt die Entstehung von unfruchtbaren Gebirgen, er hat ihr 100 Jahre im Arm gelegen, die Götter werden Angst über das zu Gebährende, Brama und alle Götter bitten Schiwa und er läßt ab,
6 Pontus] An, ähnlich Pn: Pontus, Dryaden 10–11 das Ke, ähnlich Pn: bei den Indiern ist eine leere Form von einem natürlichen, das innere ist ein natürlicher Gegenstand. 13 subjektiven] Pn: Subjektiven, Geistigen 15 eine wahrhaft subjektive Gestalt] An: so etwas Inhaltsvolles 16 Groteskes] Lö: Oberflächliches, Groteskes 16–17 und bloßen Naturdingen] Pn: und bloßer Natur Lö: ohne zur Subjectivität zu kommen 18 glänzendes] Ke: glänzendes, leicht eine Episode] Pn: ebenfalls aus Ramanajah, die Herabkunft der Ganga 35 zugängliches 20 weggelassen] Ke: weggelassen.) Der große Himohn, gehört zum Himalaya, ein großes Magazin von metallischen Substanzen. 23 Intra] Ke, ähnlich Pn: Indra, der Gott des sichtbaren Himmels. (Ke: (Ein Bramin sagte, sie hätten 333,000 Götter.) Pn: (Ein Engländer fragte einen Bahminen, wie viele Götter sie haben, dieser antwortete 333 000.)) Ganga gebeten] Ke, ähnlich Lö: seine Tochter 24 er hat dieß gethan] Ke, ähnlich Lö: Er gab sie aus 40 Ganga (heiliger Fluß 3 HauptMündungen) Religiosität; sie wird Reinigerin der Welt. 28 er läßt ab] Ke: Vom ehelichen | Umgang läßt er ab
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um das Universum nicht zu zerstören. Ouma wird darüber wüthend, roth vor Zorn, da entstehen dann Felsen, Berge, Gebirge, Wälder pp Metalle, Gestein pp es sind bloß sinnliche Gegenstände. Ungi, Ignis, verbindet sich mit Ganga und sie legt die Geburt zu den Füßen des Himont. – Es sind wilde, greuliche, fratzenhafte Gebilde, unserer Phantasie, Verstand, allem entgegen, man kann nur merken was vorgestellt werden soll. D i e d r i t t e F o r m , die eigentlich Symbol ist, ihm näher entspricht, ist daß ein Gedanke, ein allgemeines Verhältniß personifizirt, gestaltet, in ein Bild gebracht ist. Das älteste Verhältniß bei den Indiern ist das Erzeugen, das Entstehen überhaupt. Wie die Griechen sagen daß Eros der älteste der Götter sei, so ist bei den Indiern die Erzeugung eine Grundbestimmung und kommt besonders dem Schiwa und Mahadewa zu. Zu bemerken ist daß dieß Erzeugen, dieser Inhalt, nicht gebildet ist mit einer Gestalt die aus der Phantasie entsprungen wäre, mit einer freien Gestalt, sondern es sind fast durchgehends genommen Vorstellungen, Bilder der natürlichen Erzeugung, näher die männlichen und weiblichen Geschlechtstheile, dieß geht dann bis ins Ungeheure durch | alles hindurch, da ist dann Lingam und Joni das Verehrteste, dieß geht durch die ganze Mythologie. Diese Bilder finden sich in allen Tempeln, die Entstehung der Welt wird dadurch erklärt, die Lothosblume pp bezieht sich darauf. Ist man mit diesen Bildern bekannt, so hat man einen Schlüssel für eine unendliche Menge indischer Darstellungen. Es sind Darstellungen die unser Gefühl von Scham durchaus verwirft, die Schamlosigkeit geht da bis in’s Unendliche. Die v i e r t e F o r m ist die, daß der reine Gedanken auch selbst bei den Indiern hervortritt, das Prinzip des Inneren als solches. Dieser reine Gedanken heißt dann Bruma, es ist aber diese Spitze der Endlichkeit, dieß Abstraktum nicht für sich wieder herausgehoben, sondern verfällt sogleich wieder unmittelbar in die Weise natürlicher Existenz. Bruma, der Herr der Welt, dieß abstrakte Prinzip, dieser absolute Herr, hat einige Aehnlichkeit mit Jehova dem Herrn der Welt,
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1 nicht zu zerstören] Ke: erhalten. (Sehr undelicate Ausdrücke kommen vor, sagen die Braminen.) An: Was jetzt folgt, sagen die Braminen, läßt sich wegen seiner großer Undelicatesse nicht 30 übersetzen. 1–2 roth vor Zorn] Lö: mit rothen Augen verwünscht sie die Götter, weil sie sie um die Nachkommenschaft gebracht 3 sinnliche Gegenstände] Lö, ähnlich Ke: Das geht nun so fort: es sind blos sinnliche Gegenstände. Auch die Entstehung der Metalle kommt vor. Ungi, Ignis] Ke: ungi, ignis, Feuer 6 soll] Lö, ähnlich Ke: soll, aber in größter Inconsequenz 9 älteste] KeAnPn, ähnlich Lö: allgemeinste 16 hindurch] Lö: hindurch in dieser sinnlichen 35 Weise 18–19 Diese Bilder … erklärt] Ke: In der innersten Kapelle der unterirdischen Excavationen das Bild des Stiers; das Bild des algemeinen ist immer ein natürliches. Vom Berg Meru an wird alles dadurch erklärt. Pn: dann der Stier im innersten Tempel Lö: Nachdem man durch viele Zimmer zur innersten Capelle gelangt, findet man dieses Bild des Allgemeinen, das etwas Natürliches ist. 19 Lothosblume] Lö: Lotosblume, die Milch hervorruft (?) 25 Endlichkeit] 40 Lö: Entwickelung, die sich concret auszubilden fähig wäre 28 absolute Herr] Pn: Herr der Welt
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dieser ist aber nur für den Gedanken, die zufällige Form der Erscheinung wie im feurigen Busche pp ist nur Einzelnheit, er bleibt im Allgemeinen im Gedanken fixirt, bei den Indiern kommt nun zwar dieser ganz abstrakte Eine auch vor, aber nicht getrennt von der Existenz[.] Bruma ist sogleich ganz sinnliche, natürliche Existenz, ohne einmal die Bestimmung des Symbols zu haben. – Das Innere ist also bei den Indiern das Eine, die absolute Macht und heißt bei ihnen Bruma, Brama, Parabram, unterschieden zwar, aber diese Unterschiede sind nicht fest, verschwinden wieder. Dieß Eine hat nun die eigenthümliche Weise nicht im Geist für sich festgehalten zu sein, sondern es ist ihm zu seiner Existenz nur gegeben eine unmittelbare, sinnliche Gegenwart, wo es manchmal scheint für sich festgehalten zu sein, da ist doch die Weise seiner Erscheinung unmittelbare, sinnliche Gegenwart, einzelner Mensch. | Im Anfang der Rahmajuna faßt der Dichter den Entschluß sein Gedicht zu machen, er setzt sich nieder und fällt in tiefe Betrachtung, in diesem Zustande kommt zuletzt der glorreiche Brama, der Viergesichtete, der Herr der drei Welten, der Dichter sah ihn, dieß Zurückziehen des Geistes in sich ist Brama selbst, hier erhält er aber Gestalt, Valmiki, der Dichter, bückt sich, praesentirt ihm einen Stuhl, Wasser zum Waschen, Reis, Brama setzt sich und der Dichter sich ihm gegenüber mit seinen Gedanken auf Brama gerichtet, er fällt in tiefes Nachdenken. Brama sagt er solle Ramajuna schreiben, der Dichter antwortet, es betrübe ihn der Tod eines Vogels. Brama verschwand, die Schüler wiederholten dieselben Worte die der Dichter gebraucht hatte, das war nun ein Vers und in solchen beschloß Valmiki die Ramajuna zu schreiben. Die Art der Gestalt des Gottes ist hier so die ganz einfache eines gewöhnlichen Menschen. Jeder Bramine gilt von Hause aus für den Brama selbst, ist zweimal geboren, wiedergeboren, diese Wiedergeburt des Menschen im Geist besitzen die Bramimen schon durch die natürliche Geburt. Die geistige Conzentration in sich selbst hat so die Existenz eines Menschen, jeder Bramine gilt für unmittelbare Existenz des Brama, muß als solcher von den andern Indi-
1 Gedanken] Pn: Gedanken, dieses Eine ist die allgemeine Macht 2 nur Einzelnheit] Lö: äuße2–3 im Gedanken fixirt] An: fixirt als reiner Gedanke Lö: für den Gedanken 30 res Beiwesen fixirt 4 von der Existenz] Ke, ähnlich LöAnPn: vom natürlichen, sinnlichen 4–5 Bruma ist … Existenz] Ke: wie die Weise der Existenz nur für den Gedanken ist, so ist die Weise der Existenz auch ein ganz nur natürliches und sinnliches […] Algemeiner Gang der Natur ist symbolisirt, oder vielmehr in einer unmitelbaren Existenz aufgefasst. 6 Innere] Lö, ähnlich KeAn: Höchste, absolute Macht] Ke, ähnlich An: absolute Macht, absolute Algemeinheit. Dieses Eine ist 35 Innerste seiner Bestimmung nach dasselbe wie der Eine Gott bei den Juden Lö: abstracte Macht, Einheit 9 im Geist für sich] An: im Geiste Ke: als das Eine 12–13 faßt der … machen] Ke: ist von Valmiki dem Dichter gesprochen 15 Welten] KeLö: um den Weisen zu sehen 17 Reis] Ke: Milch, Reis 21 verschwand] Ke: verschwand mit dem Gesicht Valmikis 22 solchen] Ke, 23 schreiben] KeLö: singen 26–27 Die geistige … Menschen] Lö: 40 ähnlich Lö: dem Versmaaß So ist hier dem Geiste das natürliche Daseyn zur Existenz gegeben.
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ern verehrt werden. Ebenso wird dieß Innere gefaßt als gegenwärtig, existirend, wenn die die nicht geborne Braminen sind sich doch in sich conzentriren, wenn der Mensch wie Valmiki sich in sich zurückzieht in tiefe Betrachtung, so ist dieß Brama. So wird vorgestellt daß Wischwamitra ein mächtiger Koenig gewesen sei, aber nicht als Bramin geboren, er hatte den Wunsch zur Würde eines Braminen zu gelangen, er kommt durch Buschista gedemüthigt zur Vorstellung der Größe der Macht eines Braminen, er beschließt diese | zu erreichen, er flieht in eine Wüste und widmet sich der reinen Andacht, dem Zurückziehen in sich, er bleibt so 1000 Jahre, Brama erscheint ihm und sagt ihm er sei noch kein Bramin, er versucht es nun 10000 Jahre; da wird Intra und den andern Göttern des sichtbaren Himmels Angst daß die Welt darüber untergehen würde, sie brauchen List schicken ihm ein Paar schöne Mädchen, er läßt sich verführen, treibt es 25 Jahre mit ihnen, dann reut es ihm und er ist dann wieder 10000 Jahre andächtig, so bringt er es soweit einen Freund lebendig in den Himmel zu bringen, da wird er denn Bramin. Ein Bramin schreibt übrigens das Gedicht, dieß herrscht vor. Hier ist so auch das Innere, Tiefere nicht befreit von der sinnlichen, natürlichen Existenz, und es ist keine wahrhafte Gestaltung für dasselbe gewonnen Dieß sind die Grundzüge von diesem Uebergang der Anschauung jener ersten Einheit zur Entzweiung, dazu daß das Innere frei werde, was zum Symbolischen gehört, daß das Geistige für sich ist, so das Natürliche als solches nicht mehr frei ist, sondern ideell ist, nur gesetzt ist zu sein eine Gestalt des Geistes. In dem Indischen geht es wohl immer über das Sinnliche hinaus, aber das Geistige wird nicht für sich selbstständig, das Sinnliche wird doch nicht wahrhafte Gestalt. Man weiß daher nicht auf was für Boden man ist, man meint auf festen, bestimmten Boden zu sein, aber plötzlich ist man darüber hinaus, oder glaubt man man sei im Uebersinnlichen, so kommt gleich darauf wieder ganz gemeine Wirklichkeit. So im Drama Sakontala, da geht es ziemlich verständig zu, es kommen da Bediente, Häscher am Hofe vor die sich auf ganz prosaische Weise
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4 Koenig] Ke: König, Begleiter des Rama 6 durch Buschista gedemüthigt] Lö: gedemüthigt 30 durch die Macht des Wuschista 7–8 er flieht … sich] An: Er legte die Regierung nieder, zog sich in die Einsamkeit unter stäten Büßungen 11 Angst] Ke: bange An: Angst und Bange untergehen würde] Ke: gehe zu Grunde durch die Gedanken des Vischyamitra 14 Freund] Ke: Mann An: Menschen Pn: König 15 da wird … Bramin] Ke, ähnlich Pn: und endlich erklärt Brama, daß er zu der hohen Würde eines Brahminen sich würdig gemacht habe 15–16 Ein Bramin … vor.] Ke: 35 Das Eine ist immer, etwas durch natürliche Geburt, oder in der Andacht oder in Indien durch lange Büßung 21 frei] Lö: unmittelbar natürlich 23–24 wird nicht … selbstständig] An, ähnlich KeLö: bleibt immer mit einem Sinnlichen behaftet 25 Man weiß daher nicht] An, ähnlich Ke: Man glaubt in einer Hexenwelt zu seyn. 25–26 auf festen, bestimmten Boden] Lö: auf dem Boden der Vernünftigkeit Ke: im verständigen 27 gemeine] Ke: unmitelbare, gemeine An: gemeine 40 sinnliche 28 verständig] An: vernünftig-prosaisch
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betragen, plötzlich fährt aber der Koenig auf einem Wagen durch die Lüfte und es geht heraus aus dem bestimmten Kreise. Es ist hier noch nicht die Sphäre des Symbolischen, nicht der Kreis des Schönen, das Bizarre, | Groteske ist nicht schön. In den indischen Gedichten kommt viel Schönes vor, Menschliches, die zartesten Empfindungen, aber das mythologische Gebiet das der Kunst als solcher angehört ist nicht vorhanden, da weder das Geistige für sich frei wird, noch die Gestalt bestimmt und die Realität, das Natürliche nicht angemessen, nicht adaequat wird seinem geistigen Inhalt. D i e d r i t t e F o r m . Dazu daß das Schöne, Symbolische sei gehört nicht nur daß das Geistige, das Innere frei werde vom Natürlichen, für sich werde, sondern auch daß das Natürliche aufgegeben werde, der Tod des Natürlichen, des nur Unmittelbaren, dadurch ist nur die Seele, die Bedeutung für sich. Dieß Aufgeben, Befreien des Geistigen vom Sinnlichen ist selbst symbolisch das Sterben des Natürlichen, daß dieß erstirbt im Geiste. Geist ist das was das Natürliche ideell, negativ setzt. Dieß Moment des Negativen des Todes sehen wir selbst auch in dem Bewußtsein der Nationen hervortreten, so daß wir sagen können, diese Anschauung daß der Tod ein Nothwendiges ist im Leben, macht den Uebergang zum eigentlich Symbolischen, sie ist die Bedingung dazu, denn sie ist dieß daß die Bedeutung, das Geistige für sich ist. Dieß hat nun vornehmlich als Anschauung existirt bei den syrischen Völkern, wir finden da besonders das Fest des Adonis, den Tod des Adonis, Klagen der Aphrodite um ihn, dieß ist zu den Griechen übergegangen und ist ein ausgezeichnetes Moment in der religiösen Anschauung der Völker. Der Dienst der Cybele bei den Phygiern gehört dazu, Athis hat hier dieselbe Bedeutung wie Adonis, Ceres und Proserpina, Castor und Pollux enthalten dieselbe Bestimmung. Diese Bestimmung ist eine Bedingung des Uebergangs zum Symbolischen und diese Bestimmung ist selbst symbolisch vorgestellt worden. Das Allgemeine, das Ersterben der Natur hat auch einen bestimmten Natursinn ge|habt. Wie die Sonne gleichsam erstirbt im Winter-Solstitium und dann erst wiedergeboren wird, wie dieß auch um die Zeit unseres Christusfestes ist, der Gott wiedergeboren wird, so ist auch die Zeit so symbolisch vorgestellt worden, daß
1 Koenig] Lö: Dischmanti, ein König Ke: Duschmanta 2 es geht … Kreise] Lö: da weiß man nicht, wie er dazu kommt 5 Empfindungen] Ke: Empfindung, Reichthum der feinsten sinlichen Natürlichkeit 11–12 des Natürlichen, … Unmittelbaren] Lö, ähnlich Ke: der blos unmittelbaren 12 nur die … sich] Lö: erst wahrhaft eine Bedeutung vorhanden 13–14 das 35 Natürlichkeit Sterben] An: der Tod, das Sterben 17 Leben] Ke, ähnlich Lö: Leben des Geistes 19 ist 2 ] Ke: ist, das wesentlich substantielle 20 Dieß] KeLö: Dies Moment des Uebergangs 23 Der] Ke, ähnlich LöPn: Auch in Athen ist es gefeiert worden; auch der 27 selbst] Lö: selbst in Bilder gefaßt, selbst 29 gleichsam] AnPn: gleichsam schwach wird 30 wie dieß … Gott] An: erst um 40 die Zeit der Ostern, wo auch uns der Gott aufersteht Pn: zur Zeit der Christusfeier
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die Sonne, dieser Gott gestorben ist und erst wiedergeboren werde. Diese astronomische Vorstellung insofern sie sich auf die Sonne bezieht ist selbst wieder nur Symbol von dem höheren Moment im Natürlichen und Geistigen, von der Wesentlichkeit des Negativen. Das Negative des Natürlichen ist nur das Innere, die Bedeutung und erst vermittelst jenes Moments kann die Bedeutung für sich frei werden. Dieß Freiwerden der Selbstständigkeit der Bedeutung ist hier noch nicht als abstrakter Gedanken hervortretend, sondern die Bedeutung die zu ihrer Explikation nöthig hat die sinnliche Darstellung ist der eigentliche Kreis des Symbolischen und das Beispiel von diesem eigentlich Symbolischen, wo noch nicht hinausgegangen wird über dasselbe ist die aegyptische Welt, diese Aegypter sind eigentlich das Volk des Symbols. Indem wir die Hauptzüge in Ansehung wie dieß in bestimmter Vorstellung in den Bildern vorkommt betrachten, so ist zunächst bei den Aegyptern merkwürdig, daß sie den Tod für sich fixirt und selbstständig betrachtet haben, nicht als Arihman, als Böses, sondern als Todtes das zugleich konkret in sich ist. Herodot sagt sie seien die ersten die gelehrt haben daß die Seele des Menschen unsterblich sei, daß das Geistige frei für sich ist, ist so zuerst bei ihnen zum Bewußtsein gekommen. Tod ist Tod des Natürlichen, das Innere, die Seele ist selbst ein Konkretes. Weiter gehört hierher daß der Tod den Inhalt des Lebendigen gehabt hat, sie haben das Todte so verehrt, todte Menschen, Thiere, die Todtenehre war nicht Begräbniß, sondern perennirendes Erhalten. So wurde das Todte ein Reich des Todes, Reich des Amendes, Osiris ist Herr, Koenig, Rich|ter dieses Reichs. So sehen wir bei ihnen eine gedoppelte Architektur, eine überirrdische und eine unterirrdische wie im Labyrint und in solch einem ungeheuren Umfang daß noch Ueberreste vorhanden sind die jeden in das
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1 und erst wiedergeboren werde] Lö: es wird darum geklagt und getrauert, dann erst wird er wiedergeboren 3–4 von der … Negativen] An, ähnlich Lö: von der Wesentlichkeit des Negativen, des Natürlichen überhaupt Ke: dem bewußtsein der Nothwendigkeit des Negativen 8–9 der eigentliche … Symbolischen] An: der Kreis des eigentlich Symbolischen. Dieses Ringen, dieser Widerspruch ist noch nicht symbolisch. Lö: das eigentliche Symbol. |/ c) Dritte Stufe des Symboli- 30 schen. Das eigentliche Symbol. / Das Erste war die unmittelbare Einheit, das zweite, dieses Ringen, wo noch das Innere nicht frei wird, ist noch nicht Symbol, sondern erst das Dritte. 10 Welt] Ke: Welt, Kunstanschauung 14 den Tod] AnLöPn: das Todte selbstständig] An: als etwas Concretes, selbstständiges 17 daß das … ist] Pn: (das Geistige, d. h. das Geistige für sich frei vom Natürlichen) Ke: Das fixiren des Geistigen 19 ein Konkretes] Lö: ein Concretes, ein 35 Lebendiges der Tod] Lö: das Todte 20 sie haben … Thiere] Pn: Wir sehen es auch darin, daß sie die Toten (Menschen und Tiere) einbalsamiert und verehrt haben An: Sie balsamirten die Todten ein 21–22 So wurde … Todes] Lö, ähnlich Ke: Das Todte ist bei ihnen erweitert aber zum Reiche des Unsichtbaren Ke schließt an: des Amenthes 22 Osiris] An, ähnlich Ke: Osiris, an dessen Stelle später Serapis erscheint 24 unterirrdische] Ke: Unterirdische Architektur von gro- 40 ßer Vortreflichkeit Pn: diese unterirdischen Konstruktionen haben ebensosehr in Verwunderung gesetzt als das, was auf der Erde
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höchste Erstaunen setzen. Die Koenigsgraeber die neuerdings entdeckt sind enthalten eine halbe Stunde lange Gänge in Felsen, eine Menge Kammern in deren letzter der Sarg steht, alle Wände sind mit Hieroglyphen bedeckt. Besonders merkwürdig sind die Pyramiden, sie sind das einfache Bild der Bestimmung die wir hier vor uns haben, einige sind in neuerer Zeit aufgeschlossen und obgleich man Jahrhunderte lang Hypothesen über ihre Bestimmung gehabt hat, so ist es jetzt doch unbezweifelt, daß sie Grabmahle gewesen sind für Koenige oder für den Apis. In einer der Pyramiden hat man in einem prächtigen Sarge von Alabaster Knochen von einem Ochsen gefunden, beides ist jetzt in England. – So ist also bei dem Aegyptischen überhaupt äussere Gestaltung die ein Inneres in sich schließt und sogleich selbst darauf hindeutet, daß sie ein Anderes in sich verbirgt, es ist darum im Aegyptischen alles Symbol, es ist eine abgeschiedene, selbstständige Innerlichkeit, sie ist aber noch nicht dazu gekommen, noch nicht soweit gediehen die ihr wahrhaft angemessene Gestalt zu haben, aber sie hat doch eine Gestalt die eine wesentliche Bezüglichkeit auf das Innere ist, eine Gestalt die ein Gemachtes, ein Werk der Kunst ist. Wo die Innerlichkeit frei wird, tritt erst der Trieb, die Nothwendigkeit der Kunst ein dem Inneren eine Gestalt zu geben aus dem Geiste, eine Gestalt zu erschaffen, hervorzubringen und eine solche Gestalt die als symbolisch zwar noch nicht dem Geiste adaequat ist, aber selbst gleich zeigt, daß sie nicht in unmittelbarer Vorstellung genommen werden soll, sondern die auf etwas Anderes hinzeigt. Das ganz Natürliche stellt sich selbst vor, hingegen in einer solchen Gestalt | ist ein Äusserliches das sogleich zeigt, daß es nicht sich vorstellen soll, sondern ein Anderes, aber diese Gestalt hat an ihr selbst auch eine Bezüglichkeit auf das Innere und läßt es an ihr scheinen. Diesen Trieb der Aegypter Inneres zu gestalten und sich dieß nur bewußt zu werden durch die Gestalt ist der allgemeine Instinkt der Aegypter, kein Volk hat so gebaut wie sie. Sie haben nicht bloß Ackerbau getrieben, sondern sie haben ihren Boden nach vielen Seiten, in den größten Dimensionen umgearbeitet und in ihn hinein und über ihm die größten Construcktionen hervorgebracht, die das Hauptgeschäft des Volkes und der
2 in Felsen] Ke: durch die härtesten Felsen 8 Apis] Ke: Apis. Dieser Krystall schließt das Innere in sich. 9 Knochen von einem Ochsen] An: Knochen, die man erst für Königsknochen hielt, nachher aber durch einen Osteologen als Stierknochen erkannte 13 aber] An: aber, weil sie symbolisch ist 14 wahrhaft] An: vollkommen 17 der Trieb, die Nothwendigkeit] An: 20–21 daß sie … soll] Lö: nicht für sich, wie sie ist, die Bedeutung zu 35 das Bedürfniß seyn 22 Das ganz Natürliche stellt] An: Bäume, Thiere ff. stellen 24–25 hat an … scheinen] Lö: muß zugleich eine Bezüglichkeit auf das Innere, was sie bedeutet an ihr selbst haben und das Innere an ihr scheinen 26 dieß] Pn, ähnlich Ke: dieses Innern 29–30 die größten Construcktionen hervorgebracht] Ke: architektonische Constructionen gemacht Lö: Architectur40 werke hervorgebracht
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Fürsten gewesen sind, es war die That der Fürsten, wie auch Herodot sagt, solche Monumente zu errichten. Das Symbolische ist bei ihnen zu Hause, es ist hier in seiner höchsten Spitze als Bewußtsein des Inneren. Die Griechen haben auch Symbole z. B. der Adler neben Jupiter, aber der Gott steht daneben, die freie Gestalt, das Geistige in seiner eigenthümlichen Gestalt, bei den Aegyptern ist dagegen das Symbolische als solches der höchste Punkt ihrer Kunst, ihres Bewußtseins. Die aegyptische Weltanschauung giebt uns das Beispiel einer symbolischen Phantasie; wir sehen bei ihnen wie bei den Indiern Thiere göttlich verehrt, es scheint eine lokale Verehrung gewesen zu sein, aber wir sehen hier das Thierische herabgesetzt, die thierische Lebendigkeit gilt nicht mehr für sich, sondern sie soll etwas Bestimmtes anzeigen. Dieß ist ein großer Unterschied, denn im letzteren Falle wo die thierische Lebendigkeit nicht für sich gilt, bedeutet sie daß eine von ihr unterschiedene Weise gesetzt und bezeichnet ist. Das Thierische ist verschieden angebracht, besonders ist es aber als Maske gebraucht, die aegyptischen Gottheiten sind meist Thiergestalten, aber sie sind auch häufig nur Masken, was besonders an den Sculpturen zu sehen ist. Häufig kommt es vor daß die beim Einbalsamiren Handelnden solche thierische Masken | tragen und daß hiermit etwas bedeutet sein soll sieht man deutlich. So findet man z. B. eine sitzende Menschenfigur mit einem Löwenkopfe, die man für Minerva gehalten hat. In solchen Darstellungen sieht man deutlich daß das Thierische nur ein Zeichen, eine Bedeutung ist, nur Hieroglyphe ist. Hierher gehört ferner die Hieroglyphische Schrift, eine Schrift die aus Bildern besteht, die etwas Anderes vorstellen, als was sie zunächst sind. Die ganze Kunst der 1 es war … Fürsten] Lö: welches die größten, berühmtesten Thaten der Fürsten gewesen 2 errichten] Pn: errichten. Wenn man Anschauung, Form lernen will, muß man sich an das Ägyptische halten Das Symbolische] AnLö: die symbolische Kunst 4 der Adler neben Jupiter] Ke: der Adler, Pfau Lö: Der Pfau steht auch im Griechischen neben der Juno. 6–7 Kunst, ihres Bewußtseins] Lö: Kunst, wie durch dieses Symbol das Geistige aufzulösen 8–9 wir sehen … verehrt] An: Auch die Aegypter verehren Thiere als Götter: Apis, Ibis 10–11 die thierische … anzeigen] An, ähnlich Ke: Das Thier gilt nicht mehr in seinem unmittelbaren Daseyn; es bedeutet etwas, und dieses Etwas ist (An: verschieden von ihm Ke: zugleich damit als eine unterschiedne Existenz gesetzt) Lö: Es ist etwas ganz andres, wenn das Thier selbst verehrt wird, oder die thierische Gestalt, da gebraucht wird, um etwas anzuzeigen. 14–15 Maske gebraucht] Ke, ähnlich LöPn: Maske; da ist es am naivsten als symbol gebraucht 16 was besonders … ist] Ke, ähnlich Lö: übergezogen, aufgesezt bei Götern und | Priestern und andern, die bei den Götern functioniren Ke: sehen ist] An: sehen. Menschen, deren Kopf die Maske eines SperAffenköpfe, Sperberköpfe berkopfes hat. 16–18 Häufig kommt … tragen] Ke: bei dem Einbalsamierer, der den Leib aufschneidet, Priester, Schreiber, die in einer solchen Handlung vorkommen, wo man sieht, daß die Handelnden Menschen sind, sind Masken ofter zu sehen. 18–20 So findet … hat.] Ke, ähnlich Lö: Im Vorsaal der hiesigen Akademie; Minerven mit Löwenköpfen; (Ke: Kraft, Großmuth; Lö: Der Löwenkopf ist Stärke, Muth, Kraft, Großmuth.) 18 daß] das
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Aegypter ist Hieroglyphe, die Hauptfiguren sind Osiris Isis. Osiris stellt die Sonne dar, er hat eine Geschichte, er ist die Gegenwart. Das Sterben des Osiris hat eine symbolische Bedeutung, in Bezug auf die Sonne ist es ihr schwach werden, ihr wiedergeboren werden, auch auf den Nil bezieht sich dieß, auf sein anwachsen und kräftig werden und sein austrocknen und schwach werden, welche Veränderungen ebenso im Osiris enthalten sind. Osiris bezieht sich so auf Naturgegenstände, theils auf das Leben, er gilt aber auch für Ackerbau, Gesetze, Eigenthum, Eintheilung der Felder, er bezieht sich auf solche menschliche Bestimmungen auf denen die Natur des Staats beruht, er geht auf Verhältnisse der Thätigkeit des Menschen die mit seinem Sittlichen, Rechtlichen auf das Engste zusammen hängen. Osiris ist ferner der Herr des Todtenreiches, der Richter über die Seelen, hier hört seine Bedeutung auf bloß Natürliches zu sein, das Innere tritt hier heraus, die Erhebung über das Natürliche, denn da wo das Geistige im Menschen dargestellt wird schwindet das Symbol, da es an ihm selbst die absolute Bedeutung in menschlicher Weise vorstellt, so seine wahrhafte Bedeutung hat. – Die aegyptischen Darstellungen fassen nach allen Seiten das Symbol auf. Der Vogel Phönix gehört auch hierher, zunächst ist ihm eine astronomische Bedeutung gegeben, die Sonne, aber aus seiner Asche steigt er verjüngt empor, | anzeigend daß der Geist nur ist, wenn er über das Natürliche sich erhebt, dieses auf hebt. Den allgemeinen Naturprozeß stellt Osiris dar, jener selbst aber ist nur Prozeß des Geistigen und dieß verbindet 2 er ist die Gegenwart] An, ähnlich KeLöPn: Typhon | ist sein Feind, Osiris ist getödtet worden, Isis hat seine Gebeine gesammelt und begraben 3–4 ihr schwach werden] An: deren Schwachwerden gegen Norden 5 sein anwachsen] AnKe: das Wachsen des Nils, der ganz Aegypten befruchtet austrocknen und schwach werden] An: sein Abnehmen, Vertrocknen Ke, ähnlich Pn: diese Schwache der Sonne, wenn sie gegen Norden geht 6–7 Osiris bezieht … Leben] An, ähnlich KePn: er ist also theils NaturGegenstand, theils der Process die Veränderung des NaturGegenstandes 7 er gilt … Ackerbau] Lö, ähnlich KeAn: Osiris gilt auch für den Stifter des Ackerbaues. 9 die Natur] Ke: das Princip 10 seinem Sittlichen, Rechtlichen] Lö, ähnlich KeAn: seiner sittlichen Natur, und damit daß das Recht zur Existenz kommt 12 Seelen] An, ähnlich Ke: ankommenden Seelen: er der gestorben ist 13 tritt hier heraus] An: wird auch in Geistiges Ke: wird einem Geiste angehörig Natürliche] An, ähnlich KeLö: Symbolische 14 im Menschen] AnKeLö: in menschlicher Gestalt 14–16 da es … hat] (KeAn, ähnlich Lö: denn das Geistige bedeutet sich selbst,) (An: ein Natürliches kann auch jedes Andere bedeuten.) (Ke, ähnlich AnLöPn: das geistige ist an ihm selbst das innre, die absolute Bedeutung; |sofern es in menschlicher Gestalt anfängt, vorgestelt zu werden, hat es seine wahrhafte Vorstelung, die unmitelbar den Ausdruk des Geistigen hat, und auf hört, symbolisches zu sein.) 17 gehört auch hierher] Lö, ähnlich An: ist auch egyptischen Ursprunges 18 gegeben] Lö: gegeben, daß die Periode von Jahren dadurch vorgestellt wird, welche endet, während eine neue beginnt aber] An: Er erscheint nach einer Reihe von Jahren, stirbt, und 19 ist] An: ist, indem das Natürliche stirbt 20 auf hebt] Lö: stirbt. / Ein solches Symbol ist Symbol einer natürlichen der allgemeinen Natur gemäßen Veränderung. Aber diese selbst ist immer wieder Symbol von etwas Geistigem. 21 Prozeß des Geistigen] KeAnPn: Symbol von einem Geistigen
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sich in solchen aegyptischen Figuren, so ist die Bedeutung des Osiris Wachstum und Abnehmen des Nils, doch dieß selbst ist nur der Sinn dessen was der Lebensprozeß selbst ist. Ihre Tempel mit einer bestimmten Stufenzahl, ihre Säulenreihen deren Anzahl auch feststeht haben sämtlich eine symbolische Bedeutung, ebenso die 12 Götter, die Zahl der Gemächer im Tempel, die Anzahl Fuße die der Nil steigen muß, wenn das Jahr glücklich sein soll. Als den Mittelpunkt oder als dasjenige wo das Symbol unmittelbar dargestellt ist, können wir die Sphynx nennen, dieses Räthsel. Die aegyptischen Symbole sind Aufgaben die sich nicht selbst bedeuten, die vielmehr auf eine andere Bedeutung hinweisen, hierzu gehört eine gewisse Verzerrung, so muß ein menschlicher Körper eine Thiermaske tragen um als Symbol zu dienen. Die Sphynx ist das Räthsel und daß sie ein solches bezeichnet ist eben das Symbolische, das Innere ist hier an der äusseren Bedeutung noch nicht heraus, das Äussere an sich gilt noch nichts, die Zusammenstellung ist etwas das wir in eine Vorstellung erst vereinen müssen. Bei Cairo findet man diese Sphynx in der kolossalsten Größe. – Aus dem dumpfen Thierischen ringt das Geistige sich empor, diesen Drang aus dem Thierischen zum Geistigen, welches aber noch nicht zur freien Existenz für sich geworden ist, stellt die Sphinx dar. – Hierher kann man denn auch den Mythos von Oedippus ziehen, der den Uebergang vom Aegyptischen zum 3 Lebensprozeß] KeLö: Naturproceß 4 Säulenreihen] KeAn: Säulen, z. B. 12 5 Götter] An: Götter, 12 Zeichen des Thierkreises 6 das Jahr glücklich sein] An: er befruchten 8 Räthsel] Ke: Räthsel sind die ägyptischen Darstelungen; das symbolische ist ein Räthsel. Symbole] An: Darstellungen, die Symbole, Aufgaben] An: R ä t h s e l KePn: Gestaltungen Lö: Räthsel, Gestaltungen 9–10 auf eine … hinweisen] Lö, ähnlich An: in sich selbst die Hindeutung auf etwas Andres haben, als das, was unmittelbar in ihnen ist 10–11 Verzerrung, so … dienen] An, ähnlich LöPn: Verzerrung der unmittelbar gegebenen Gestalt. (Lö: wenn sie nicht anders das Menschliche selbst ist. Ein Löwe stellt den Löwen vor. Ob er etwas Andres zB. Stärke usf bedeuten soll ist ungewiß. An: Ein Löwe an sich ist nichts symbolisches; aber ein menschlicher Leib mit einem Löwenkopf stellt nicht sich selbst vor, existirt nicht, sondern deutet auf etwas Anderes.) 11–12 Die Sphynx … Symbolische] Lö: Der Name Sphinx hat bei den Griechen die nähere Bedeutung: Räthsel. Es sind aber die Bedingungen, Bestimmungen angegeben | die dem Innern entsprechend sind Ke: Das Symbol ist durch die Sphinx bezeichnet, Aufgabe, die gelöst werden soll; die Bedingungen aufgehoben, 14 die Zusammenstellung] Lö, ähnlich An: Die Zusammenstellung des Menschlichen und Thierischen kann man nicht so für sich gelten lassen 15 Bei Cairo … Größe.] Ke, ähnlich AnPn: Die Sphingen sind zu hunderten, auf ungeheure, colossale Weise vorhanden gewesen; die Höhe der Pfote, Klaue von der Höhe eines Mannes, das übrige im Verhältniß dazu; Reihen von hunderten. Lö, ähnlich AnKePn: […] Man hat vier Reihen von Sphinxen entdeckt, wo die Höhe der Pfote die Höhe eines Mannes hat. – Eine Sphinx hat den Leib eines Löwen, mit dem Kopfe einer Frau. 18 ist] Ke: ist, sondern nur in diesem Ringen beschäftigt ist 18–19 Hierher kann … den] Ke, ähnlich AnLö: Man kann diesen Mythus bei den Griechen symbolisch nehmen, und dieser bezeichnet so den ganzen Unterschied 12 daß] das
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Griechischen macht. Die Griechen sind es die das aegyptische Räthsel gelöst haben, daß das Innere das Menschliche, das Geistige ist, das an und für sich bedeutet, den Geist zu wählen, zu erkennen. Jene berühmte Inschrift am Tempel zu Saïs war „Meinen Schleier hat kein Sterblicher gelüftet, | der Sohn den ich gebar ist die Sonne.“ Die Griechen aber haben den Schleier aufgehoben, sie sprachen aus was sich unter ihm befand, den sich selbst wissenden Geist. In Aegypten ist das Symbol in seiner größten ungeheuersten Weise vorhanden, bis zur menschlichen Gestalt ist man hier gekommen. Das Geistige wenn es auf sinnliche Weise existiren, für die sinnliche Vorstellung dargestellt werden soll, kann nur in menschlicher Gestalt dargestellt werden, sofern es nicht für den Gedanken dargestellt wird. Die menschliche Gestalt, die sich hier aus dem Thierreiche herausringt, auf mannigfache Weise mit demselben vergesellschaftet, ist so dargestellt daß sie noch nicht das Licht der Seele in sich selbst hat. Berühmte Darstellungen bei den Aegyptern sind die Memnonen, unförmliche, sitzende Figuren, mit geschlossenen Augen, starren Gliedern die noch nicht die Freiheit der Bewegung entfalten, der Sonne so entgegengestellt daß sie von den Strahlen berührt und erleuchtet werden, im Morgenstrahl tönen, Sprache bekommen. Daß dieß keine Fabel ist haben die Franzosen in Aegypten bemerkt. Die Natur des Symbols ist auf ’s Bestimmteste hier ausgedrückt, in der maßlosen Gestalt tragen sie das Licht des bewußten Geistes noch nicht in sich, sie erhalten es erst 1 Griechischen macht.] An, ähnlich KeLöPn: Die Sphinx giebt ihm ein Räthsel: was das sey, das (Ms: daß) zuerst auf 4, dann auf 2, dann auf 3 gehe? Oedip sagt: der Mensch, und stürzt die Sphinx vom Felsen, spaltet ihren Kopf mit einem Messer. 2–3 das an … erkennen] An: Das was an und für sich die Bedeutung ist, ist das geistige. In Delphi hnâøj rfbts¼n, erkenne dich selbst. Pn: in den griechischen Tempeln: Mensch erkenne dich selbst, d. h. den Menschen im Geiste zu erkennen 3–4 Tempel zu Saïs] AnKe, ähnlich Pn: Tempel der Neith zu Sais eine weibliche Figur Ke schließt an: mit einem Schleier 4 „Meinen] Ke, ähnlich AnLö: „Ich bin was da ist und was da war, und meinen 5 Sonne.“] Ke: Sonne.“, wird nach einigen Anführungen hinzu gesezt. 5–6 aufgehoben, sie … befand] Ke, ähnlich Pn: aufgehoben, und ausgesprochen, ge8–9 auf wußt und dargestelt, was das Innre ist: An: gehoben, haben gezeigt, was darunter ist sinnliche … soll] An, ähnlich KeLö: sinnlich dargestellt werden soll nach Weise der Kunst 13 Licht der Seele] AnPn: Licht des Geistes 14–15 Memnonen, unförmliche, sitzende Figuren] Ke, ähnlich LöAnPn: colossalen Memnonen, wo die Höhe eines Zehens die Größe eines Menschen hat, ganz ungeheure Constructionen; sie sizen An schließt an: und so nach Verhältniß alles Andere 15 starren Gliedern] Lö, ähnlich An: zusammengeschlossenen Füßen 16–17 der Sonne … werden] Pn: daß sie sich der Sonne zu wenden und durch ihre Strahlen einen Klang von sich geben und gleichsam auf die Sonne warten, von ihren Strahlen befreit zu werden 17 im Morgenstrahl … bekommen] An, ähnlich KeLö: so daß sie zu sprechen anfangen können. Dieses Tönen der Memnonen bei Herodot hat man für eine Fabel gehalten. 18 Daß dieß … bemerkt.] Ke, ähnlich AnLö: Franzosen und Engländer haben es gehört, auch in Tempeln; die besondere Natur des Steins; Feuchtigkeit, Morgenthau, daraufscheinen der Sonne sind die wahren[?] physischen Ursachen 20–676,1 sie erhalten … Aussen] Lö: sondern an die das Licht als physisches Licht erst von außen kommt
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von Aussen. In neuerer Zeit hat man viele Basreliefs gefunden, die bis auf die menschlichen Figuren mit griechischer Zierlichkeit gearbeitet sind, wo diese nicht die Sphinx darstellen, sieht man an denselben gradehin ausgestrekte Arme, fest am Leibe liegend, die Füße geschlossen dicht aneinander, die Bewegung fehlt ihnen. Die National-Anschauung, welche die großen Werke erzeugte die wir Kunstwerke nennen, rief jene Gestalten hervor die als ein vom Menschen Gemachtes sich ankündigen und die wenn auch aus der Natur genommen, doch eine solche Bedeutung in sich tragen, daß | sie auf etwas Anderes hindeuten. D i e V i e r t e ist nun das Zerfallen der beiden Momente die wir bis jetzt betrachteten. Das Erste war die unmittelbare Einheit, das Zweite der Unterschied so daß die Unterschiedenen an einander gekettet sind, nicht loskommen konnten, in taumelnder Verwirrung sich befanden, das Dritte war das eigentliche Symbol, Geistiges in der Bedeutung als Innerliches, wo es noch nicht zu seiner freien Existenz für sich gekommen ist, wo es andere Gestalten hat, die ihm noch nicht adaequat sind. Das Vierte ist nun daß Bedeutung und Bild, beide ausdrücklich geschieden sind, beide aber eine Beziehung auf einander haben deren Art und Weise in besonderen Stufen zu betrachten ist. Die erste Stufe in dieser Rücksicht ist daß das Geistige für sich frei wird, das Sinnliche ein besonderes Verhältniß bekommt, was frei werden kann ist nur das Geistige, es ist festgehalten in seiner Existenz, das Sinnliche vor ihm verschwunden; das Erste ist demnach also daß das Geistige das Herrschende wird über das Natürliche, daß dieß nur als Accidenz gesetzt ist, dieß ist näher 1–3 In neuerer Zeit … Arme] Lö, ähnlich KePn: In neuerer Zeit sind Sculpturwerke von bewundernswürdiger Pracht in Egypten entdeckt. Ein großer Theil ist späterer Zeit, Nachbildungen der frühern, aber auch das Ältere ist ganz bewundernswerth. Die menschlichen Gestalten sind aber noch nicht zu dieser Einheit, Vollendung gekommen, daß sie den freien, heitern Menschen in sich selbst darstellen könnten. Tragen sie auch keine Thierköpfe so sind sie dargestellt, gerade vor sich hinsehend, die Arme An: Schöne Basrelief ‘s, aus den ptolemäischen Zeiten, in dem alten ägyptischen Style, bewundernswürdig in seiner Technik, aber die menschlichen Gestalten stellen noch nicht den heitern in sich klaren Menschen dar: magere Figuren, gerade hinsehend, Arme und Füße 4 Bewegung] KeAnLöGa: Grazie der Bewegung 5–8 Die National-Anschauung, … hindeuten.] Ke, ähnlich LöAn: Beispielsweise ist also Aegypten angeführt, wo das eigentlich symbolische die Nationalanschauung gewesen ist; wo die Kunst anfangen soll, muß die Gestalt ein g e m a c h t e s sein, und wenn es symbolisch sein soll, so muß in diese Gestalt solche Verbindung (Lö: mit dem unmittelbar Natürlichen) gelegt werden, die hindeutet, daß diese Gestalt nicht für sich gemeint sei, sondern auf etwas andres hindeute. 9 D i e V i e r t e ] Lö: d) Vierte Stufe des Symbolischen. Momente] KeAnLöPn: Seiten überhaupt An schließt an:: der Bedeutung einerseits und des Bildes andrerseits 13–14 Geistiges in … ist] Ke: das geistige ist als innerliches, stellt sich dar, kann noch nicht zu seiner freien Darstelung, Existenz für sich kommen Pn: das Geistige kann nur frei werden, das Sinnliche ist ein von ihm Verschiedenes 14–15 noch nicht adaequat sind] Ke, ähnlich Lö: einerseits adäquat sind, anderseits nicht 16 aber] An: aber in diesem Unterschiede auch wieder 20–21 vor ihm verschwunden] An, ähnlich KeLö: von ihm verschieden 22 Natürliche] Ke, ähnlich Lö: natürliche, endliche 22 näher] näher als ein Dienendes; näher
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das Verhaltniß der Herrschaft. Das zweite Verhältniß ist daß das Geistige der Gedanken für sich existirt; es ist eine Idee des Gedankens die sich darstellt in allem Einzelnen, so daß das Allgemeine darin festgehalten und herausgehoben wird, das Sinnliche nicht als dienend erscheint, als accidentell festgehalten wird. Das Dritte ist dann das Zerfallen, daß sie nur auf eine äusserliche Weise mit einander vereint sind, durch die subjektive Willkühr des Künstlers. Das Erste und Zweite sind die Stufen der Erhabenheit, das Dritte betrifft das vielfache Verbildlichen eines Inhalts, und da ist es dann wo von den aesopischen Fabeln und dergleichen Dichtungen gesprochen wird. | Zum Geistigen gehört wesentlich die Selbstständigkeit, Freiheit, ist diese fest so kann erst die Gestalt wahrhafter Art werden, so daß das Geistige, der Begriff darüber das Herrschende ist, so sehen wir es aber noch nicht in einem der vorhergehenden Verhältnisse. D a s e r s t e Ve r h ä l t n i ß ist daß das Geistige, zunächst aber ganz allgemein, als das Eine, als der Gott der das Eine und im Verhältniß zum Endlichen die Macht über dasselbe, der Schöpfer, ist, so daß das Natürliche, Weltliche hier in dieser Bestimmung gesetzt ist als ein nur Negatives, Gesetztes, nicht Selbstständiges, nur Dienendes. Dieß giebt uns in seiner freien Form die Erhabenheit, sie ist nicht Schönheit als solche, sie setzt voraus eine Selbstständigkeit für welche die Gestaltung, die Äusserlichkeit nur wesentlich als ein Negatives bestimmt ist, als ein Unterworfenes, so daß in der Äusserlichkeit das Innere noch nicht als solches erscheint, nicht darin manifestirt ist, die Gestalt noch nicht solche ist die dem Inneren angemessen ist. Alles was erhaben ist trägt dieß in sich, Freiheit, Selbstständigkeit in irgend einem Verhältniß, zu einem Zustande pp über den
3 Allgemeine] Lö: Substantielle KePn: substanziele, algemeine 4 das Sinnliche … wird] An: also ein affirmatives Verhältniß des Substanziellen in dem Natürlichen Sinnliche] Pn: Natürliche 5 sie] An, ähnlich KeLöPn: die Bedeutung und das Bild äusserliche] An: sinnliche 6–7 Das Erste … Erhabenheit] Lö: | Die beiden ersten Stufen der Erhabenheit sind die Stufen / b) die Stufe der jüdischen Weltanschau30 ung / c) des orientalischen Pantheismus und / h) der Verbildlichung irgend eines Inhalts zB. äsopische Fabel. / So frei haben wir das Geistige an und für sich noch in keiner der vorhergehenden Stufen gehabt. / b) Die Jüdische Weltanschauung KeAn: Die erste Stufe ist die der Erhabenheit; die (Ke: Anschauung der jüdischen Welt An: jüdische Weltanschauung), 2, der orientalische Pantheismus 8 eines Inhalts] Ke: irgend einer Bedeutung 10–13 Zum Geistigen … Verhält35 nisse.] Ke: Frei werden des inneren, der Bedeutung von der Äußerlichkeit. Form des Verhältnisses, wo das Geistige so als frei für sich gesezt ist. 14 Geistige] Pn: G e i s t i g e f ü r s i c h f r e i wird 15 Endlichen] Ke, ähnlich Pn: natürlichen, endlichen 17 Gesetztes] Ke, ähnlich Lö: nur geseztes, nur dienendes 18 Dieß] KeAnLöPn: Dies Verhältniß freien] An: bestimmtesten Ke: bestimtesten freiesten 19 Selbstständigkeit] Ke: Hoheit Pn: selbstständige hoheit An: Hoheit, 22 nicht darin manifestirt ist] Ke, ähnlich Lö: sondern nur das aüßerliche ein 40 Selbstständigkeit negatives, dienendes 23 ist] An: ist, worin dasselbe manifestirt wird Alles] Pn: Dies ist die Stelle der eigentlichen Erhabenheit; alles Andere
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dieß Selbstständige aber erhaben ist, so daß es darüber hinaus ist und nicht dazu in einem eigentlich affirmativen Verhältniß steht. – Die Erhabenheit nach dieser ersten Bestimmung treffen wir besonders in der jüdischen Anschauung, der Anschauung eines Gottes im Verhältniß zur Äusserlichkeit. – Es sind damit näher folgende Bestimmungen verbunden. Indem so dieß Eine, das Geistige sich trennt von der Erscheinung, Äusserlichkeit, Existenz, so ist diese heruntergesetzt zur Form des Endlichen, der Bestimmtheit. Es ist das Verhältniß welches wir in anderer Rücksicht genannt haben, die Welt wird entgöttert, wird eine prosaische Welt. Das Absolute, Unendliche, Eine ist für sich gegen die Mannigfaltigkeit, diese ist nun in ihrer endlichen Bestimmung gesetzt, damit ist die Prosa gesetzt, die Be|festigung, die Begränzung. Das Symbolische ist damit überhaupt verschwunden. Es kann hier erinnert werden, an die Darstellungen des alten Testaments, an die Erzählungen eines patriarchalischen Zustandes. Kommen wir vom Indischen her, so geht es hier ganz natürlich zu, es sind bestimmte Individuen in festen, begreiflichen, natürlichen Verhältnissen. Wir kommen aus einer Welt des Taumels, der Verwirrung und finden uns hier auf festem Boden, so verschieden auch der Zustand von dem unsrigen ist, so finden wir darin doch diese eigenthümliche Wahrheit der Figuren und ihrer Handlungen. Auf diesem prosaischen Felde können nun Wunder statt finden, sie haben nur hier ihren Platz wo sonst vorhanden ist dieser natürliche Gang der Dinge, findet da eine Unterbrechung dieses Ganges statt indem Göttliches gesetzt wird als erscheinend im Kreise des Prosaischen so erscheinen Wunder. Im Indischen dagegen giebt es keine Wunder, da ist alles ein Wunder, alles verwirrt, kein verständiger Zusammenhang, da 1 dieß Selbstständige] Pn: diese Selbstständigkeit Lö: das Innere so daß … dazu] Lö: Hier erscheint das Aüßerliche als ein Unterworfenes, zu dem es nicht 2 Die Erhabenheit nach] Ke: Dies ist die Gestalt der eigentlichen Erhabenheit. Nach 4 Äusserlichkeit] KeAnPn: Welt, Aüßerlichkeit überhaupt. 5 so dieß … Geistige] Lö: für’s Erste das an und für sich Seyende 7 des Endlichen, der Bestimmtheit] Ke, ähnlich An: der Endlichkeit, | der Bestimmtheit, des endlichen überhaupt 8–9 entgöttert, wird … Welt] An, ähnlich Lö: entgöttert, prosaisch, nach ihrer Bestimmtheit, Begränztheit aufgefasst 9 gegen die Mannigfaltigkeit] Lö: das Aüßerliche ist ein Unterworfenes 10 diese ist … gesetzt] Pn: daß die Welt in ihrer Begrenztheit gesetzt wird. Dieser Character geht uns hier nur allgemein überhaupt an 13–14 vom Indischen] Ke: vom In14 bestimmte Individuen] Pn: Menschen, bedischen zum hebräischen Pn: Im Hebräischen stimmte Individuen 15 Verhältnissen] Ke, ähnlich Pn: Verhältnisse natürlicher Menschen, und ihr Verhalten ist ein verständiges, sich gehöriges 18 Wahrheit] Ke, ähnlich Pn: Wahrheit der Beschreibung 19–20 sonst vorhanden … Dinge] An, ähnlich Pn: der Mensch die Dinge in einem Verhältniß sind, das wir den natürlichen Gang der Dinge nennen Ke, ähnlich Lö: wir natürlichen Gang der Dinge haben, ein Verhalten, entsprechend dem, was wir Geseze der Natur nennen 22 erscheinen Wunder] Lö: ist diese Grenze unterbrochen und das Wunder gesetzt 23 verwirrt] Ke, ähnlich Lö: verrückt, da geht’s, wo bestimtes anfängt, gleich in die Lüfte kein verstänhinein, ins unbestimmte. H i e r findet Unterbrechung des Ganges statt, Wunder diger Zusammenhang] Lö: alles Gesetzliche verbannt
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unterbricht sich alles, alles ist da Wunder, zerrissen. Wunder und dergleichen sind aber nichts Erhabenes, ich führe sie nur an weil dergleichen nur vor die Vorstellung kommen kann in Beziehung auf einen verständigen Zusammenhang. Das eigentlich Erhabene ist enthalten im Verhältniß des Gottes zu dem Prosaischen, der Welt, dem Endlichen. Dieß Endliche ist damit überhaupt bestimmt als beschränkt, nicht sich selbst Tragendes. Beispiele der Erhabenheit sind diese große Anzahl von Hymnen, Lobpreisungen der Erhabenheit, der Herrlichkeit Gottes wie in den Psalmen, dieß ist klassische Erhabenheit die für alle Zeit als Muster dient, in dem das was der Mensch in seiner religiösen Vorstellung von Gott vor sich hat auf das Glänzendste ausgedrückt ist z. B. der 90te und 104te Psalm. Dieß ist im Ganzen der Geist der Erhabenheit, die Güte ist daß Gott das Gesetzte setzt, Gott ist der Schöpfer aller Dinge. Ein berühmter Aus|druck der Erhabenheit, der auch bei der Erschaffung der Welt vorkommt, ist Gott sprach es werde Licht und es ward Licht, auch Longin, der bei der Koenigin Zenobia in Ansehn war, führt ihn in seiner Abhandlung über die Erhabenheit an. – Mit dieser Erhabenheit ist nun verbunden das Andere, das Bewußtsein des Menschen über seine Endlichkeit, mit der Erhabenheit Gottes ist verbunden die Tiefe des Schmerzes des Menschen, die subjektive moralische Nichtigkeit. Unsterblichkeit der Seele kommt in dieser Sphäre nicht vor, diese
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Wunder] Lö, ähnlich Pn: Diese Unterbrechung des (Lö: sich Verhaltenden nach seiner Begrenztheit Pn: Bestimmten, Begrenzten) findet hier nun Statt: das ist das Wunder. Wunder 5 dem Endlichen] Lö, ähnlich Pn: diesem Zusammenhange des Endlichen 6 beschränkt, nicht … Tragendes] Ke, ähnlich Pn: Endliches; nicht Bestand für sich habendes Lö: Endliches, ein nicht für sich Selbstständiges, für sich Bestand (Ms: Verstand) Habendes Beispiele] AnLöPn: Muster 8 Psalmen] Lö: Psalmen, den Propheten 9–10 das was … hat] Ke: die Empfindungen des Menschen gegen Gott 10 90te] Ke: 90 te Psalm. – Tiefes Gefühl der concreten Nichtigkeit des Menschen, auch nach seinem Willen; die gewolte Nichtigkeit ist eben das Böse. Lö, ähnlich Pn: der 90ste Psalm (ein Gebet Mosis, des Mannes Gottes) Pn schließt an: Herr, du bist unsere Zuflucht für und für etc., den Menschen läßt Gott sterben und ruft ihn wieder zu sich Ga: Er f ängt so an: „Ehe die Berge, Thäler, die Welt erschaffen war, warst du mein Gott, du der den Menschen sterben läßt – vor dir erscheinen 1000 Jahre wie eine Nacht, wie ein Traum etc.“ 11 104te Psalm] Ke: Psalm 104. Lobe den Herrn, meine Seele. An: so die schönen Lobpsalmen, wie Ps. 104 Lö: besonders diese schönen Lobpsalmen, wie vorzüglich der 104te Psalm einen solchen Lobgesang enthält Ga: „Lobe den Herrn meine Sehle – Herr du bist gut und schön – Dein Kleid ist Licht, du breitest die Wolken wie einen Teppich aus, und f ährst auf den Fittigen des Windes!“ 12 Gott das Gesetzte setzt] Ke, ähnlich An: alles von Gott gesezt, gemacht ist, und nichts selbständig; sein Odem ist es, durch den die Welt ist, er zieht ihn ein, sie vergeht 13 Erhabenheit] Pn: größten Erhabenheit 14–15 der bei … war] An, ähnlich Pn: (ein Schriftsteller am Hofe der Zenobia zu Palmyra) 15–16 Abhandlung über die Erhabenheit] Lö: fqª Éxotu 16 Mit] Ke: Hier ist die Stelle, wo die Erhabenheit als solche zu Hause ist. Mit Erhabenheit 2 ] An: Erhabenheit Gottes 18 die subjektive moralische] AnKe, ähnlich Lö: das Gefühl der subjektiven, moralischen
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enthält daß der menschliche Geist, die Seele ein Anundfürsichseiendes ist, ein Unsterbliches, hier in der Erhabenheit ist nur das Eine, das Andere ist als Negatives, Gesetztes, Vorübergehendes, nicht an und für sich Freies. Es ist also mit der Erhabenheit die Tiefe des Schmerzes des Menschen verbunden über seine Nichtigkeit, Endlichkeit, wesentlich insofern sie eine gewollte Endlichkeit ist, insofern sie das Böse ist. Da sind denn die Leiden aus der Tiefe der Seele auf eine durchdringende, ergreifende Weise geschildert, dieß Schreien der Seele aus sich. Die Furcht vor dem Zorn Gottes, diese Klage, dieser Jammer, dieß Schreien über den Schmerz; Beispiele hiervon sind genugsam bekannt. D a s z w e i t e Ve r h ä l t n i ß , dem wir auch im gewissen Sinn Erhabenheit zuschreiben können, ist das wo das Eine als absolute Substanz herausgehoben wird, aber so daß sie ein affirmatives Verhältniß zu der endlichen Gestaltung hat, auf diese Weise ist nicht wie im Vorhergehenden das Beschränkte, Endliche als ein Dienendes gesetzt, als ein nur Gesetztes, aber es erscheint zugleich als ein Accidenz. Die Substanz ist die Eine, in Allem ist sie, sie wird damit herausgesetzt über diese besondere Gestalt, diese wird verlassen, zwar mehr auf subjektive Weise von den Dichtern, der Phantasie, und das Eine wird angeschaut in einer anderen Gestalt, so daß diese Gestalten zu einem Accidentellen heruntergesetzt | werden. Hier verschwinden die Gestalten, aber sie sind nicht nur so gesetzt als verschwindend wie im ersten Verhältniß. Auch diese Art von Erhabenheit ist im Morgenl a n d e z u Hause. Im Indischen wo es reiner wird, wo Brama das Seelenhafte in allen Gestaltungen ist, kommt auch diese Gestalt vor, diese Form, da hat es denn Aehnlichkeit mit der unmittelbaren Einheit des Uebersinnlichen, des reinen Gedanken und des Natürlichen, was wir das Parsische genannt haben, da ist aber das Eine für sich festgehalten selbst das Licht, hier dagegen ist das Eine für sich festgehalten das Eine das sich nur umstaltet in die unendliche Mannigfaltigkeit der Welterscheinung. Es spricht Brama: „Erde,
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1–2 ein Anundfürsichseiendes … Unsterbliches] An: nicht ein Vorübergehendes Ke: unendlichen Werth habe 4 Erhabenheit] KeLöPn: Erhabenheit Gottes 9 über den] Ke: aus dem Lö: aus jenem Beispiele hiervon … bekannt] Pn: Das ist im Allgemeinen die Bestimmung. 10 D a s 30 z w e i t e ] Lö: c) Der orientalische Pantheismus. / Als zweites 12 affirmatives] AnPn: affirmatives, immanentes 14 Gesetztes] Pn: Gesetztes, Bestimmtes 16 subjektive] Ke: unbestimte 18 Gestalten zu einem Accidentellen] Pn: Dinge zu Accidenzen, Besonderen Gestaltungen 19–20 aber sie … Verhältniß] Lö: vor der Vorstellung, obgleich sie nicht ausdrücklich von der Vorstellung gesetzt sind als verschwindende. Hier verschwinden sie aber nur. 21 z u Hause] Lö: vornämlich 35 herrschend 21–22 wo Brama … ist] An, ähnlich KeLöPn: | Wo dieses Eine, Brahma, so für sich | vestgehalten wird, aber auch das (An: Belebende KePn: Bleibende Lö: Bedeutende) in allen Gestaltungen ist Pn schließt an: als dies Eine festgehalten wird 25 hier] Lö: Das Licht, das Allgemeine ist selbst die Existenz Gottes. Hier 27 Welterscheinung] Pn: Welterscheinungen Lö: Weltgestaltungen An: Erscheinung der prosaischen Welt Es spricht Brama:] Lö, ähnlich Ke: Ein 40 Beispiel aus (Lö: Bagavad gita Ke: dem Indischen) ist Folgendes, Bruma spricht:
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Wasser, und Wind, Feuer und Luft, der Geist, der Verstand und Ichheit sind die 8 Stücke meiner Wesenkraft, doch ein Anderes an mir, ein höheres Wesen erkenne du an mir, das das Irrdische belebt, die Welt erhält und trägt, ich bin des ganzen Weltalls Ursprung und auch die Vernichtung (Schiwa). Ausser mir giebt es kein Höheres, ich bin der Saft im Flüssigen, bin der Sonne und des Mondes Licht, die Andacht in heiligen Schriften, im Manne der Geist, die Beschauung im Büssenden, im Lebendigen die Lebenskraft, im Weisen die Weisheit, im Liebenden die Liebe; welche Naturen nun wahrhaft sind und scheinbar sind und finster sind, sind aus mir, nicht in mir (dieß sind die 3 Welten der Indier) Durch die Täuschung dieser drei Eigenschaften ist alle Welt bethört und verkennt mich der unwandelbar ist, aber auch die Täuschende, die Maja, ist aus mir, ist meine Täuschung, die mir folgen aber schreiten über die Täuschung hin.“ – Hier ist solche substantielle Einheit. Dieser glänzende orientalische Pantheismus ist besonders zu Hause bei den Persern und Türken. v Hammer in Wien giebt Bericht über ein mo|dernes Gedicht der Art. 1819 war ein persischer Gesandter in Wien, der unter den Geschenken auch dieß Gedicht überbrachte, es ist das Hauptgedicht eines persischen Hofdichters des Fetaly, dem er seinen eigenen Namen gegeben hat, im Sinn des Pantheismus sein Mund ist. Es ist eine Chronik, ein Epos über die Regierung dieses Schachs und enthält 33000 Dystichen, 66000 Verse und Reime. Diese absolute Einheit, Substanz die in Allem ist und die alles ist ist darin auf das Herrschendste ausgesprochen. Andere persische 2 Stücke] Ga: Stücke, Elemente meiner Wesenkraft] Lö: einer getheilten Wesenkraft 3 trägt] Lö: erbaut 4 (Schiwa)] Lö: (Sonst ist Schiwa und Mahadöh der Urheber des Bösen.) Pn: sonst ist Schiwa das Vernichtende 5 Höheres] Lö, ähnlich Ke: höheres Wirken mehr. An mir hängt alles, wie an der Schnur der Perlen Zahl. 6 Schriften] An, ähnlich Pn: Schriften, (Pn: der Schall in der Luft,) der reine Duft von der Erdkraft Geist] Ke: Geist; in allem irdischen das Leben 7 Lebenskraft] Lö: Seele 8 Pn: Liebe 9 nicht in mir] Lö: nicht ich in ihnen oder sie in mir Welten der Indier] Pn: Welten, die wahrhafte, scheinbare und finstere 10 Täuschung] An: Täuschung, Vermischung 12 Täuschung1] Pn: Täuschung. Die Welt der Wahrheit ist auch nur eine Welt, diese 3 Welten sind aus der täuschenden erschaffen hin“.] An, ähnlich Lö: darüber weg. (Auch im Griechischen Maia die Mutter des Hermes) 13 Dieser] Lö: Dieser Pantheismus, dieser 14 den] An: den neuern Orientalen, den mohamedanischen Pn: den muhamedanischen Morgenländern 15 über ein modernes] Lö: Von einem ausgezeichneten 1819] KeLö: 1818 16 Gedicht] An: Gedicht des Schah Feth-Ali an Kaiser Franz überbrachte] Ke: gebracht; Kapsel auf einem prächtig geharnischten Pferd 17–18 des Fetaly, … hat] Ke: dem der Schah den Namen, den er selbst führt, Feth-Ali gegeben hat 18 im Sinn … ist] Lö: Dies ist auch symbolisch. Der Dichter ist des Schahs Mund. 19 Epos über … Schachs] An: Es heißt Schehil-hanameh, das alte Schahnahme Ga: Epos unter dem Titel: S c h e h i n S c h a n a m e n Ueber das Leben des jetzigen Persischen Schah’s Schachs] Lö: persischen Schachs 19–20 enthält 33000 … Reime] An: 66.000 Verse. Ga: besteht aus 33000 Distichen Ms: Düsten), oder 66000 gereihmten Versen 21 die] Ke: in der ausgesprochen] Ke: ausgesprochen. Damit ist der Phantasie sehr viel Raum gegeben, sich zu entwiklen.
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Dichter, wie Dschelaleddin-Rumi pp enthalten ebenso durchaus herrschend diesen großen Pantheismus. Es ist damit eine nähere Bestimmung in Ansehung der mannigfaltigen Anschauungen in der Form der Poesie im Zusammenhang. In der erwähnten Form ist die Herrschaft des Einen die Grundbestimmung, da sind die bestimmten Gestalten nur Schmuck, dienen nur zur Verherrlichung des Einen, der dadurch zum Herrn ausgesprochen wird, im Pantheismus ist dagegen die Immanenz des Göttlichen in den Gegenständen und dieß Innewohnen des Göttlichen in den Gegenständen erhebt sie zu eigener Herrlichkeit, giebt ihnen selbst Leben und damit ist ein eigenthümliches Verhältniß begründet der subjektiven Empfindung des Dichters, seiner Gedanken, Vorstellungen zu den Gegenständen. Der Charakter der orientalischen Dichtkunst enthält dieß auf eine sehr allgemeine Weise daß der Geist des Dichters als frei, unabhängig, substantiell, selbstständig, groß sich zeigt und in dieser freien, selbstständigen Unabhängigkeit imaginirt er sich in ein affirmatives Verhältniß, in Identität mit den natürlichen Dingen und mit seinen Gegenständen. Es erwächst dieser Dichter affirmativ in sich selbst, er ist befriedigt, sicher, seiner gewiß und in ebensolchen Verhältniß | zu den Gegenständen, es entsteht daraus der Charakter der heiteren, seeligen Innigkeit der den Orientalen eigenthümlich ist. Die romanische, westliche Innigkeit ist mehr concentrirt, ist mehr unglücklich, unfrei, abhängig, bleibt leichter sehr subjektiv, empfindsam. Solche nur klagende, unglückliche Innigkeit spricht sich besonders in Volksliedern barbarischer Völker aus, die freie, glückliche Innigkeit ist mehr im Orient zu Hause, die freie Substantialität des Dichters die er erhält auch im Verhältniß zum Gegenstand ist die Ursache. Wenn wir Goethes frühere Lieder mit seinen spaeteren vergleichen, 1 Dschelaleddin-Rumi] Ke, ähnlich An: Dschelaleddin, Rumi genannt (aus KleinAsien) 3 der mannigfaltigen … Poesie] Ke, ähnlich LöPn: des Charakters morgenländischer Poesie 4 erwähnten] LöAn: vorhergehenden Einen] KeLö: Einen über das Natürliche An: Einen über das Sinnliche 7 Gegenständen] An: Gegenständen selbst das Grundverhältniß 8 eigener Herrlichkeit] An: selbstständiger Herrlichkeit Ke: eignen Herrlichkeit, begeistet sie Pn: außeren Herrlichkeit 9 selbst Leben] Pn: ein Selbstleben 13 groß] Ke: weit groß Pn: weit, groß 13–14 freien, selbstständigen Unabhängigkeit] Lö: vollkommenen Selbstständigkeit Pn: vollkommen selbstständig 14 imaginirt er sich] KePn: bildet er sich hinein An: |imaginirt er sich, bildet er sich hinein 15 natürlichen] Lö: andern 15–16 dieser Dichter] Ke: der orientalische Dichter in dieser Einheit 19 romanische] KeAnLöPn: romantische ist1] Lö: ist auch Innigkeit, aber concentrirt] An: concentrirt in sich selbst Ke: vertieft in sich selbst 19–20 ist mehr … abhängig] Ke: neigt sich mehr dahin, trübsinig, unfrei, unglücklich abhängig zu sein An: neigt sich mehr auf die Seite des Empfindsamen, Sehnsüchtigen, Unfreyen, Unglücklichen 20 subjektiv] Ke: subjectiv, selbstsüchtig 21 unglückliche] KeAnLö: gedrükte besonders in Volksliedern barbarischer] KeAnLö: in Volksliedern, (Ke: besonders An: vorzüglich Lö: hauptsächlich) barbarischer 24 mit seinen spaeteren vergleichen] Ke, ähnlich Lö: vergleichen mit den Liedern seines Alters 7 Immanenz] Immanens
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so zeigt sich ein großer Unterschied, in der freien Heiterkeit hat er sich erst spaeter gezeigt, der westöstliche Divan zeigt daß er von morgenländischem Geiste durchdrungen ist, wir sehen Gluth der Leidenschaft, unendlich reich in ihren Bildern, expansive Seeligkeit, Schönheit, Glück, Freude ist herrschend, in der Polemik die größte Freiheit, Unbekümmertheit. Es ist darin das substantielle Verhältniß seiner in sich und seiner zu den Gegenständen enthalten. Wenn der Morgenländer leidet, unglücklich ist, so ist es das Schicksal, er bleibt sich sicher, ist nicht gedrückt, nicht empfindsam darüber. Im Hafis sind Klagen, Jammer genug über seine Geliebte, seinen Schenken pp aber er bleibt darin immer derselbe Unbekümmerte. Er sagt einmal „Verbrenne der Kerze gleich im Weh und sei vergnügt, die Kerze zerschmilzt in heissen Thränen und verbreitet darin den heiteren Glanz.“ – Einige specielle Bilder und Gegenstände sind hier zu erwähnen. z. B. die Rose, damit haben die Morgenländer viel zu thun, wie mit Narzissen, Nachtigallen und Edelsteinen. Es ist ihnen ein geläufiges Verhältniß die Nachtigall als Braut der Rose darzustellen, diese Beseelung der Rose und die Liebe der Nachtigall zu ihr giebt so ein Bild als wovon eben gesprochen. Auch in Goethes Divan findet | sich dasselbe in dem Gedichte an Suleika, bei Hafis kommt es oft vor, er sagt: „Rose uns danke dafür, daß du bist der Schönheit Sultanin zeig in der Liebe dich nicht gegen die Nachtigall stolz. Oh käme die Nachtigall von dem 1 großer Unterschied] An, ähnlich Ke: ganz verschiedener Character 1–2 in der … gezeigt] An: In dieser Paresie, Heiterkeit der Empfindungen hat er sich erst später gezeigt. Ke, ähnlich Lö: zu dieser Heiterkeit, Parrhäsie der Vorstelung, Empfindung hat er sich erst später (Ke: erzeigt Lö: geschwungen) 3 durchdrungen] KeAn: berührt unendlich reich] Ke: uner schöpfl ich 4 ex pansive Seeligkeit, … herrschend] Ke: expandirt von Freude, Sicherheit, Unbekümmertheit, auch An: expansive Innigkeit Lö: expansive Seeligkeit 5 Polemik] Ke, ähnlich An: Polemik gegen geselschaftliche Verhältnisse, gegen die Menge 7 unglücklich ist] Lö: Kummer hat Ke: jammert 9 darin] Pn: in seinem Jammer und Klagen 10 Unbekümmerte] Ga: Unbekummert Sein – das frohe – Man konnte sagen daß die Morgenländer auch in Thränen lachen können. „Verbrenne] Ke, ähnlich Lö: Aus Dank, weil Dich die Gegenwart des Freundes erhellt, verbrenn’ 11 heissen] Lö: heiligen darin] An: in ihrem aufzehren Ke: in ihrem Weh 12 Glanz] An: Glanz der Flamme Ga schließt an: So sehen wir in den Morgenländischen Gedichten das Beleben der ganzen Natur. 14 Rose] KePn: Rose und Nachtigall wie mit Narzissen] Lö: der Diamant, die Narzisse usf. 15 Verhältniß die Nachtigall als] Ke: Verhältniß der Liebe der Nachtigal zur Rose, als 18 Suleika] Ke: Suleika. Rosenöl, was sehr teuer ist ( jetzt nicht mehr). Dir mit Wohlgeruch zu kosen, deine Freuden zu erhöhen, müssen Millionen Rosen erst in Gluthen untergehen, usw. Bulbul ist die Nachtigall An: Suleika von Rosenöhl, das sehr theuer, ein Tropfen um einen Dukaten, Bulbull die Nachtigall Lö: Suleika; Buch Timur Hafis] An: Hafis, diesem persischen Dichter 20 stolz] Pn, ähnlich KeLö: stolz, verweigere es nicht der Nachtigall einen Duft zu gewähren 20–684,1 Oh käme … wieder.“] Ke: ein eigner Drang zu singen. (auch zuweilen redet er seine Sele als Papagei an.) – Komm auf dem Rosendufte des Genusses wieder. Rose, kehr zum Fest des Rosenbeets zurük; wo ist die Nachtigall, daß sie erhebe die Gesänge.“ Ga: „O komm du Nachtigal des Gemüthes, auf dem Dufte der Rosen des Großen zu mir“
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Gemüth Hafisens auf dem Duft der Rosen des Genusses wieder.“ Dieß affirmative, beseelte, begeisterte Verhältniß des Dichters zum Gegenstand, hier der Nachtigall zur Rose, ist so eine morgenländische Weise. Sehen wir dagegen wie bei uns die Rosen gebraucht werden, in unseren modernen Gedichten z. B. Bekränzt uns mit Rosen pp so kommt die Rose da nur als ein Schmuck, als ein Anzeichen pp vor, hingegen dort vertieft der Dichter sich selbst in die Seele der Rose. Im Pantheismus im Allgemeinen ist der Dichter so der selbstständige Geist in sich der sich im Innern die freie Substantialität, diese Unbekümmertheit erhält und dessen Geist auch in den Gegenständen affirmativ gegenwärtig ist D a s d r i t t e Ve r h ä l t n i ß der Unterscheidung, Trennung der Bedeutung von der Gestalt, das Selbstständigwerden der Bedeutung ist im Allgemeinen so bestimmt, daß die Bedeutung für sich ausgesprochen, vorgestellt wird und das Bild, der Ausdruck, die Gestalt wird im Verhältniß dazu etwas Äusserliches, mehr oder weniger Zufälliges, Willkührliches, das der subjektive Geist des Dichters witziger Weise in Beziehung bringt. Es hängt damit zusammen daß der Inhalt einer Bedeutung ein besonderer Inhalt wird, nicht mehr der Herr ist, sondern bestimmt, beschränkt wird, denn sofern der Inhalt einem solchen äusserlichen Bilde entsprechend sein kann, kann er selbst nur ein beschränkter sein, denn solche äusserliche Gestalt die nicht geistig ist, ist nothwendig eine beschränkte Gestalt und damit ist der Inhalt auch ein besonderer, beschränkter. Die Sphäre dieses Verhältnisses ist für sich sehr weit|läuftig. Es erhellt schon für sich, daß wenn so die Vorstellung, Gedanke pp für sich gestellt ist und ebenso ihre Bedeutung ihnen gegenüber steht, dieß ein Verhältniß ist das nicht dem Mittelpunkte der Kunst, des wesentlich Schönen angehört, es kann nur beiläufig vorkommen, untergeordnet einem größeren Kunstwerke und ist es die Grund-
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2 beseelte, begeisterte] Ke: lebendige, geistige 3 eine morgenländische Weise] Ke, ähnlich Lö: etwas charakteristisches der morgenländischen Poesie 5–6 ein Anzeichen] KeLö: etwas angenehmes An: blos was Angenehmes: Ehret die Frauen, sie flechten irrdische [!] Rosen in’s himmlische [!] Leben. 6 dort] Ke: bei den Orientalen die Seele] Ke, ähnlich LöPn: den Geist, die Natur, die Sele 7 selbstständige] AnLö: freie, selbständige 8 sich im Innern] Ke: selbst im 30 Unglük die freie Substantialität] Lö: diese Einheit Unbekümmertheit] Pn: Unbekummertheit im Jammer 9 Gegenständen] Ke, ähnlich Pn: Gegenständen, die er als Bilder gebraucht, 11 der Gestalt] so 10 D a s d r i t t e ] Lö: h) Verbildlichung des Inhaltes. / Das dritte KePn: der Gestalt, dem Bilde Selbstständigwerden] Ke: frei werden An, ähnlich Pn: Frey, Selbstständigwerden 13 dazu] Ke, ähnlich LöPn: zu dieser selbstständigen Bedeu- 35 tung 14 mehr oder … Willkührliches] Lö: und so etwas Nichtiges 16 Bedeutung] Pn: solchen Bedeutung der Herr ist] Ke: der Herr ist, oder die Eine Substanz An: diese e i n e Substanz Lö: das Allgemeine, das Substantielle 18 sein] Lö: seyn, um einer sinnlichen Gestalt zu entsprechen 19 äusserliche] Pn: sinnliche 22 die Vorstellung, Gedanke] Lö: der Gedanke, die sinnliche Vorstellung Ke: die Bedeutung 23 ihre Bedeutung] Ke: ihr Ausdruk Lö: 40 die Gestalt Pn: ihrem Ausdruck, Gestaltung 24 es kann] Pn: Da es dem Schönen nicht entspricht, so kann es
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lage eines Kunstwerks so ist dieß selbst nur ein Untergeordnetes. Es kommt daher nur als Schmuck vor, es ist für sich selbst Schmuck, ein Ueberfluß, die Bedeutung hat man schon für sich. Beruht eine ganze Kunstgattung, ein Genre darauf, so kann diese nur ein äusserliches Kunstwerk sein, kein wahrhaftes. Wir haben hier von drei Formen zu sprechen. Die erste Form ist die aesopische Fabel, die Parabel, die zweite ist das Räthsel, die Allegorie, Metapher und Vergleichung, die dritte ist das Lehrgedicht, das beschreibende Gedicht. a. D i e a e s o p i s c h e n F a b e l n , Parabeln pp gewähren viel Mühe wenn man sie nach der Forderung der Theorie der Kunst unter die verschiedenen Gattungen rangiren muß, von denen man einsieht daß sie die Hauptgattungen der Kunst sind, soll man sie elegisch, lyrisch nehmen, zum Lehrgedicht stellen? Sie sollen untergebracht werden und man kommt da nothwendig in Verlegenheit, denn es kommen immer in der Natur, in der Ausführung eine Menge Gestalten vor die vom Einen und vom Andern enthalten, schlechte Gestalten die Zwitter sind, nur der Begriff enthält das Wahre. Sie sind nicht dem Begriff angemessen, können also nicht untergebracht werden wenn nach Begriffsbestimmungen eingetheilt werden soll. Solche Formen sind unvollkommene Gebilde und diese erhalten ihre Stelle da, wo die Rede darauf kommen muß, auf solches was nur einen Durchgangspunkt enthält von einer wesentlichen Gestalt zur andern. Es ist um das klassische Schöne zu thun, dieß | ist daß der Geist eine entsprechende Gestaltung hat, die Bedeutung ist der Geist als solcher, daß das Schöne in der Existenz angemessen sei, dazu gehört daß der Geist, die Bedeutung frei für sich sei. Wir sind so an den Punkt gekommen wo das Innere, die Bedeutung pp für sich frei gesetzt wird, aber hier auf den Punkt der Trennung, wo die wahrhafte
2 es ist … Ueberfluß] Pn: wenn jetzt noch ein anderes Bild herbeigebracht wird, so ist das nur ein Zierrath, Schmuck An: Schmuck, überflüssiger Zierrath 4 kann diese … wahrhaftes] Pn: ist diese nur untergeordnet 5 Formen zu sprechen] Ke: Formen in dieser Bestimmung zu sprechen (am Rande: eigentlich von nur 2; drittes als Anhang): 6 Fabel, die Parabel] An, ähnlich Pn: Fabel, wozu auch die Parabel oder der Apolog 7 die dritte ist] Ke, ähnlich AnPn: Wir kommen dann anhangsweise aufs 9–10 ver30 gehört schiedenen Gattungen rangiren] KeLö: bestimmten Gattungen rangieren Pn: bestimmten Gattungen bringen 11–12 Sie sollen untergebracht werden] Ke: Nach der gewöhnlichen Weise der Eintheilung hat man sogenannte Kunstwerke vor sich, die in Klassen eingetheilt, untergebracht werden sollen 13 Ausführung] An: Ausführung, Wirklichkeit, Natur 14 vom Einen … enthal15 Begriff 1] Lö: 35 ten] Ke: nicht sind, wie sie sein sollen Pn: dem Begriffe nicht entsprechen Begriff und | seine Bestimmung 15–16 das Wahre. … werden] Ke: |das wahrhafte Verhältniß, aber in der Natur; dem menschlichen Dichten kommen eine Menge Zwittergestalten vor, die nicht untergebracht werden können 21 Bedeutung] Pn: wahrhafte Bedeutung 23–24 Wir sind … gesetzt] Lö, ähnlich KePn: Indem wir also ausgegangen sind von dieser unmittelbaren Einheit des 40 Sinnlichen und des Allgemeinen, sind wir fortgegangen zu der unterscheidenden Weise, wo die Einheit nur noch versucht wird. So sind wir dazu gekommen, daß die Bedeutung für sich gestellt, gesetzt
38rPn 1t e F o r m . a. D i e a e s o p i s c h e Fabel.
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Wiedervereinigung sich noch nicht gemacht hat, treten die Gestalten auf die unvollkommen sind. Wir haben so für sich das Bild, die Gestalt als unmittelbare Existenz und ebenso frei die Bedeutung, jene Existenz ist unmittelbar weil der Geist sich in ihr noch nicht eingebildet hat, sie noch nicht zu seiner Gestalt erhoben hat. Eine solche Form die Selbstständigkeit erhalten hat ist die aesopische Fabel in ihrer Eigenthümlichkeit, was sie ursprünglich war. Man stellt sich im Allgemeinen darunter vor daß ein menschliches Verhältniß, Handlungsweise pp Thieren beigelegt ist, eine Geschichte von Thieren vorgestellt wird, daß es eigentlich Menschen sind denen dergleichen widerfährt, daß aber statt menschlicher Gestalten, Thiergestalten untergeschoben sind. Die größte Fabel dieser Art die nicht aesopisch ist ist Reinicke Fuchs, er ist niederdeutschen Ursprungs, von Goethe nach seiner Weise übersetzt. Es ist höchst ergötzlich, der wahrhafte Inhalt aber ist der Zustand eines Fürsten mit seinen mächtigen Vasallen, wo er zwar Fürst ist, sie auch eine gewisse Furcht haben, aber doch ausführen und behaupten was sie wollen, es sind keine thierischen Verhältnisse, sondern rein menschliche, die eigentliche aesopische Fabel aber ist von anderer Art. Lessing meint es sei ein Vor theil Thiere auf diese Weise einzuführen indem ihre Eigenschaften bekannt seien, der Löwe z. B. die Stärke darstelle, wenn aber ein Mensch aufträte müsse dieß | handelnd geschehen, seine Handlungen müßten ihn bezeichnen, seinen Charakter manifestiren. Aber dieser Vor theil ist ein geringer. Es ist possirlich wenn von einem ganzen System menschlicher Handlungen die Rede ist deren Inhalt Selbstsucht, unmoralisch, nur durch Begierden bestimmt wird wie 1 die] Lö: sinnliche 3 ebenso frei die Bedeutung] Ke: Vorstelung, Gedanke für sich An: Bedeutung, Vorstellung 5 Eine] Lö: a a ) Ä u ß e r e B e g e b e n h e i t , i n d i e e i n I n h a l t g e l e g t w i r d . / bb) Eine 11 ist 2 ] Pn: ist die alte Geschichte: 12 übersetzt] An: bearbeitet und übersetzt Lö, ähnlich Pn: übersetzt hat. Da ist der Löwe, der König, und die Frau Königin, der Wolf, der Fuchs, der Dachs und dergleichen Thiere. Eine große Hof haltung, Vasallen sind da. 13 Vasallen] Ke: Vasallen, die thun, was ihnen beliebt 14–15 doch ausführen … wollen] Ke, ähnlich Pn: durch List, oder durch seine Frau das behalten, was sie durch List, Betrug, an sich gebracht haben 15 rein] Lö: durch und durch 16–18 Lessing meint … darstelle] Ke: Wenn Begebenheit, Geschichte, vorgestelt wird, und es ist eine menschliche Begebenheit, so hat sie ihre Bedeutung für sich, und wenn statt der Menschen Thiere eingeführt werden, die die Masken sind, so kann dies geschehn, und man hat das Wesen der äsopischen Fabel darein gesezt; aber man sieht nicht ein, warum Thiere gebraucht sind; und was Lessing als Vor theil anführt, reducirt sich darauf, daß der Charakter der Thiere etwas bekantes sei; Löwe, Fuchs sei Stärke, Schlauheit; bei einem menschlichen Namen sei man mit dem Charakter noch nicht bekant. Pn: […] der Fuchs durch seine List, der Löwe durch seine Tapferkeit 20 manifestiren] KeAnLö: expliciren Aber dieser … geringer.] An, ähnlich Pn: es ist ein geringer Vor theil, (An: einen Fuchs, einen Löwen für einen listigen, großmüthigen Pn: Thiere statt der) Menschen einzuführen 22 Selbstsucht, unmoralisch] Ke: selbstsüchtig, gewaltthätig, un|moralisch wird] Ke: ist, so nähern sich solche Handlungen mehr dem thierischen Charakter 6 sich] ist
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in Reinicke Fuchs. Die ganze Gesellschaft handelt hier einverstanden listig, gewaltsam, selbstsüchtig, und da paßt es denn recht gut thierische Charaktere einzuführen, sonst ist es gleichgültig ob Menschen oder Thiere eingeführt werden. Der eigentliche Charakter der aesopischen Fabel ist ein solcher der für sich eine Stufe des Verhältnisses ausmacht, so daß ihr eine Bedeutung gegeben wird. Diesen Charakter hat die alte Fabel, es ist da eine Natur-Begebenheit, die sich auf die Natur der Thiere besonders beschränkt, ein prosaisches Verhältniß ist auf der einen Seite, und zwar ein Verhältniß der unmittelbaren Existenz und das Andere ist daß diesem Natürlichen eine Bedeutung gegeben wird die einen allgemeinen Satz in sich schließt, eine Bedeutung die ihre Uebereinstimmung an einem Zustande hat, der sonst vorhanden ist. Von dieser Seite hat die aesopische Fabel ein Interesse, es ist hier eine natürliche Begebenheit, mit einer geistigen tieferen Bedeutung. Man schreibt also diese Fabeln dem Aesop zu und er soll historische Personen in denselben verborgen haben, aber man wird dabei erinnert an die Geschichte vom Eulenspiegel, an diese Witze und Moral der Handwerksburschen. Die Fabel ist keine freie Poesie, kein freies wahrhaftes Kunstwerk, sondern das niedere Witzige in einem untergeordneten Verhältniß, in einer äusseren Naturbegebenheit wird aufgefaßt als Darstellung irgend einer Lehre. Daß manche der 3 werden.] Ke: werden, […]. Das würde nicht darauf geführt haben, Thiere reden zu lassen. 4 ei4–5 eine Stufe des Verhältnisses] An: einen Zustand von eigenthümlichen Verhältnissen Lö: eine Stufe thierischer Verhältnisse 5 so daß … wird] Ke, ähnlich Lö: von äußerlicher Begebenheit, und daß er erklärt wird, ihm eine eigenthümliche Bedeutung gegeben wird. 6 Diesen Charakter … Fabel] Ke, ähnlich AnLö: Und wenn wir geschichtlich sehn, wie die alte äsopische Fabel gewesen ist, so sehen wir denselben Charakter. 7 prosaisches Verhältniß] KeLö: prosaischer Vorfall 9 diesem Natürlichen] Lö: dieses Natürliche erklärt wird, ihm 9–10 allgemeinen Satz] Ke: moralischen, practischen Sinn, algemeinen Saz An: allgemeinen Satz, eine moralische Lehre 10–11 ihre Uebereinstimmung … Zustande] KeAn: ein Gleichniß hat an einem (Ke: äußerlich gegebenen Zustand An: sonst vorhandenen Verhältnisse) 12 Interesse] KePn: eigenthümliches Interesse natürliche Begebenheit] Pn: Naturbegebenheit, Naturinteresse 13–15 soll historische … Eulenspiegel] An, ähnlich KeLöPnGa: Äsop ist auch eine solche historisch-mythische Person, angeblich zu Krösus Zeiten, ein Sklave, von verwachsenem Körper, von dem man Geschichten erzählt, die den unsern vom Uhlispiegel gleich sind Lö schließt an: Er war ein Phrygier 17–18 einer äusseren … aufgefaßt] Ke: aus einem Naturverhältnis irgendeine Lehre zu ziehen, diese aufzufassen als Darstellung irgendeiner Lehre 18 Lehre] Lehre zu ziehn. Dies ist der Character der äsopischen Fabel. 18–688,5 Daß manche … Verhältnisses.] Ke, ähnlich AnLöPn: Die meisten Fabeln, die noch vorhanden sind, haben diesen Character: Plato führt an; Roßkäfer, der die Eier des Adlers zerstört; bei Aristophanes kommt es auch vor. – Sie sind nach alphabetischer Ordnung verzeichnet. Einige Beispiele. Es brauchen nicht gerade Thiere zu sein, eine Eiche und Rohr um sie herum. Bei einem Sturmwind wird die Eiche gebrochen, das Rohr niedergebeugt, richtet sich wieder auf. Naturphänomen. Die starke hohe Eiche, moralisch genommen; ist ein Mensch in hoher Situation, Rohr Mensch in geringen äußern Verhältnissen. Dieses Phänomen macht die Fabel aus. – Schwalben haben einen Ackersmann Hanfsamen aussähen gesehen; Stricke werden daraus gemacht, Netze zum Vögelfang. Sie bereden die andern Vögel, den Samen zu rauben; die andren hören nicht auf den Rath, der Hanf geht auf, Neze, damit werden die Vögel gefangen, die Schwalben aber haben sich davon gemacht.
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Fabeln der Alten in mythischen Traditionen wurzeln bezeugen die Alten selbst, doch sieht | man ihnen ihren ursprünglichen Charakter gleich an, daß sie nämlich eine Naturbegebenheit darstellen aus der ein allgemeiner Satz gezogen worden ist, es ist das Gleichniß eines allgemeinen, höheren, geistigen Verhältnisses. Wenn wir das Gesagte anwenden z. B. auf die bekannte Fabel von den Schwalben, so ist es bekannt daß sie im Herbst die nördlichen Gegenden verlassen und in wärmere ziehen, während andere Vögel zurückbleiben, im Winter wo der Vogelfang geschieht sind sie also nicht da, daß nun der Vogel es geschehen läßt daß der Hanf wächst, aus welchem dann zu jenem Zweck Stricke gedreht werden, ist die Natur des Verhältnisses dieses Thieres auf eine moralische Weise aufgefaßt und in eine moralische Fabel verwandelt. Ebenso ist es in der Fabel vom Vogelsteller der Leimruthen zurechtlegt und von Schlangen todt gebissen wird, dieß drückt die Warnung aus beim Nachstellen anderer selbst vorsichtig zu sein um der Gefahr zu entgehen. Daß durch Verstand, Bemühung und Geschicklichkeit der Menschen auch wohl nichts erreicht wird, ein Zufall alles verändert, zeigt die Fabel vom Schiffer. Ein prosaisches Verhältniß drückt die Fabel von der Fledermaus aus die am Tage und bei der Nacht verachtet wird, da sie weder dieser noch jener angehört, solch einer prosaischen Begebenheit wird eine Bedeutung gegeben, wie denn noch heute fromme Leute aus Allem eine erbauliche Lehre zu ziehen wissen. Hier ist also einerseits eine prosaische Begebenheit und andererseits die Bedeutung, es ist keine Gestalt die nach einer Idee gebildet ist, sondern es ist eine unmittelbare Existenz und durch eine Zusammenstellung wird gemacht, daß sie eine witzige höhere Bedeutung erhält. Es ist nicht der Fall daß eine Lehre eingeklei|det wäre in einen solchen Vorgang wie die Fabel enthält, sondern dieser ist vielmehr in seiner Unmittelbarkeit aufgefaßt und hat eine solche Bedeutung erhalten
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14 entgehen.] Ke: Rabe mit dem Käse und der Fuchs. Wir wissen von den Raben, Hehern daß, wenn sie einen Menschen oder ein Thier sehen, fangen sie an zu schreien (was die Jäger oft benutzen); so schreit auch hier der Rabe nach seinem Instinct, als er den Fuchs sieht, und verliert seinen 30 Käse. – So ist eine andre Fabel: Ein Fuchs besteigt einen Zaun hinauf, fällt, will sich an einem Dornstrauch halten, verwundet sich daran und sagt, ich habe mich an dich gewendet, bin schlimmer angekommen; der Dornstrauch antwortet: Du thatest Unrecht, dich an mich zu halten, weil ich alles, was mir nahe kommt, zu packen pflege.“ – Von dieser Art sind die eigentlich äsopischen Fabeln. 16 Schiffer.] Ke, ähnlich An: Ein Fischer geht aus, fängt nichts, ist unzufrieden; in der 35 Rückkehr, als er die Hofnung aufgegeben hat, springt ein Thunfisch in seinen Nachen. Glück bescheert oft mehr, als die Geschiklichkeit erlangt. 18–19 solch einer prosaischen Begebenheit] Lö: Solchen prosaischen Naturverhältnissen Ke: Solchen Umständen 20 eine erbauliche Lehre] An: etwas Erbauliches, eine gute Lehre 21 es] Lö, ähnlich AnKePn: |Es ist nicht eigentliche Poesie, Dichtkunst; es 24 Es] Ke: Von der Art sind die wahrhaften äsopischen Fabeln, daß Natur- 40 begebenheit zum Grunde liegt; es
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b. D i e P a r a b e l , etwas darin ist der Fabel ähnlich, doch besteht sie mehr darin daß eine Begebenheit aufgenommen wird die in dem Kreise des gewöhnlichen Lebens vorkommen kann und bei der diejenigen denen etwas geschieht Menschen sind. Wie sie ein triviales Interesse in sich tragen kann, so kann auch statt dessen ein höheres, allgemeineres Interesse hineingelegt werden. Der einzelne Fall der nur eine geringe Bedeutung hat, wird zu einem allgemeinen Verhältniß erweitert, es wird ein wichtigeres, moralisches Interesse hineingelegt. Solche Parabeln sind besonders die rein christlichen, doch sind auch andere blos praktische anzuführen, von dieser Art ist die Erzählung vom Cyrus beim Herodot, wie dieser es nämlich anfing die Perser zum Abfalle zu bewegen, wie er sie nämlich an dem einen Tage mit Karsten pp bewaffnet an einen bestimmten Ort hinbestellt und sie dort den ganzen Tag hacken und graben läßt, auf diese saure Arbeit ladet er sie für den folgenden Tag zu einem reichlichen Gastmahl und fragt sie darauf, welcher der beiden Tage ihnen am beßten gefallen habe, hinzufügend es solle von ihnen abhängen welche der Weisen sie für die Zukunft wählen würden. Anderer Art sind die christlichen Parabeln so z. B. die vom Säemann eine Erzählung geringen Inhalts mit welcher die Lehre vom Himmelreich verglichen ist, ferner die Erzählung von der Hochzeit wo die geladenen Gäste ausbleiben und lauter verschiedene Zwecke vorschützen, lauter Zwecke des gewöhnlichen Lebens. Ein höherer Zweck das Himmelreich zu erlangen ist hier sub|stituirt und mit einem an und für sich seienden Zweck sind jene gewöhnlichen Zwecke verglichen. Von Goethe haben wir viele solche Parabeln so z. B. die vom Koch welche gegen die absurde newtonische Fabel geht, so die Erzählung von einem Schumacher der in Gesellschaft verlegen wurde bei einer
doch] An: aber (wie der Apolog) 3 diejenigen] An: die Handelnden oder 5 höheres] KeAnLöPn: höheres, moralisches allgemeineres] Pn: oder sonstiges hohes 10 Abfalle] Ke: Abfall von den Medern 10–12 wie er … läßt] Lö, ähnlich KeAn: habe (Ms: haben) er sie zusammenrufen lassen und ihnen ein Schreiben des Königs vorgezeigt, wonach sie einen großen wüsten Platz umarbeiten soll|ten 13 reichlichen] Pn: herrliches 15 der Wei17 geringen] KePn, ähnlich AnLö: geringen äußer30 sen] Lö: Lebensweise Ke: | Lebensart lichen 17–18 Inhalts mit … ist] Lö, ähnlich An: Inhalt der Erzählung zb die Parabel vom Sämann; doch wird damit die Lehre vom Himmelreich verknüpft 19–20 und lauter … Lebens] Lö: der eine ist aus diesem, der andre aus jenem Grunde fortgeblieben 21–22 mit einem … verglichen] Ke: die Ausreden, Weigerungen, Gleichgültigkeit gegen diesen Zwek des Gastmals, werden verglichen 35 mit dem Benehmen gegen die Einladung zum Himmelreich, dem an und für sich seienden Zwek 23 z. B. die vom Koch] Lö, ähnlich KeAnPn: So die Geschichte vom Koch, der eine Katze geschossen und sie zum Haasen würzen gewollt. Aber die Katze, die der Jäger schoß, macht nie der Koch zum Haasen. welche gegen … geht] Lö, ähnlich KeAn: Die Parabel ist gemacht über die Newtonische Theorie von den Farben. Newton hat in seinen Experimenten nur eine Katze geschos24–690,1 Schu40 sen und trotz seiner Gewürze, seiner Reflectionen, keinen Haasen daraus gemacht. macher der … betroffen] Ke, ähnlich AnLö: Schulmeister kommt in bedeutende Gesellschaft, macht einen Bükling, stößt einen andern an, während er deprecirt, touchirt er einen anderen
b. D ie Pa r abel.
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25 1 Fabel] An: äsopischen Fabel
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Beleidigung die ihn betroffen, fortgeht querfeldein über eine Wiese läuft, wo ihm ein Bauer entgegentritt der ihm eine Ohrfeige giebt, wodurch er wieder zur Besinnung kommt, indem er meint dieß sei ein Mann der sich auf die Weise betrüge wie er es gewohnt sei. Hierher gehört auch die berühmte Parabel vom Ringe, eine alte Geschichte welche die Verschiedenheit der drei Religionen, der jüdischen, der muhamedanischen und der christlichen betrifft. Ein Vater gab sterbend jedem seiner drei Söhne einen Ring, mit dem Zusatze er würde an diesem die Kraft der Religion erfahren und jeder glaubt nun auch von seinen Vater nicht hintergangen zu sein. Des Vaters Handlung betrifft hier einen an sich geringfügigen Gegenstand, einen Ring, welchem ein höheres Interesse in Ansehung der verschiedenen Religionen beigelegt wird. Und dieß ist eben das Wesen der Parabel, daß eine prosaische Begebenheit, eine zufällige Handlung genommen wird, deren an sich geringem Interesse ein höherer Gehalt beigelegt wird. Zu unterscheiden sind hiervon die Apologen, wo nämlich die Geschichte selbst ein einzelner unmittelbarer Fall die Lehre eines allgemeinen Satzes ist, so daß dieser allgemeine Satz näher in dem einzelnen Fall enthalten ist. Eine solche Apologe ist z. B. das Gedicht von Goethe, der indische Gott und die Bajadere, welches Verhältniß sich in der christlichen Geschichte der Magdalena in der Wüste wiederfindet, hier ist sie in indische Phantasien und Vorstellungen eingekleidet. Sie zeigt diese Demuth, diesen Glauben, diese Liebe in ihrem Gemüth das sonst Ausschweifungen ergeben war und in ihrer | Ergebung findet sie dann die Versöhnung. Der Gott stellt sie auf eine Probe in der sie besteht und so ist auch hier in einem ganz einzelnen Fall eine 2–4 Ohrfeige giebt, … sei] Lö, ähnlich KeAn: Ohrfeige. Da wird ihm wohl: den Mann versteht er, da ist er in seiner Sphäre. 5 vom Ringe] An, ähnlich LöKe: von den 3 gleichen Ringen in Lessings Nathan 9 hintergangen] KeAnLö: be|trogen 13–14 ein höherer … wird] Ke, ähnlich AnLöPn: eine höhere Bedeutung gegeben wird, in Ansehung dessen es sich auf ähnliche Weise verhalt, wie um diesen geringen Gehalt 14 Zu unterscheiden … wo] An, ähnlich KeLöPn: A p o l o g kann auch von der Parabel unterschieden werden, und darunter mehr das verstanden werden, wenn 17 ist] Ke, ähnlich AnLö: ist, oder daß die Erzählung ausgeht damit, daß eine bestimte Lehre gegeben wird Pn: ist wo ein bestimmter Fall eingeleitet wird, wo sich aus dem Ausgange nicht die Lehre ziehen ließe, sondern wo die Geschichte selbst schließt, gegeben ist mit der Lehre Eine solche Apologe] An: Ein solcher Apolog Pn: solcher Apolog 17–18 das Gedicht … Bajadere] An: Göthe Romanze von der Bajadere, wo Mahadöh, der zum lezten mal herabkömmt und eine Bajadere antrifft Pn: Göthe’s Romanze 19 Magdalena] AnLö: Maria Magdalena Ke: büßenden Sünderin Magdalena 20–21 Demuth, diesen … Liebe] Ke, ähnlich Lö: reine Empfindung, Demuth, Gehorsam, Zutrauen 22–23 Probe in … besteht] Ke: lezte Probe, daß er auf den Scheiterhaufen kommt, wohin sie ihm folgt. Doch der Götterjüngling usw. An: Der Gott prüft sie auf dem Scheiterhaufen: | doch aus des Scheiterhaufens Flammen / Hebt der Götterjüngling sie hervor / Und trägt sie in seinen Armen ff. Lö: so schließt es damit, daß der Götterjüngling sich in den Scheiterhaufen stürzt, das Mädchen nach und beide zum Himmel schweben: Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder usf.
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Lehre dargestellt, wo der Fall als solcher für sich das Allgemeine zu seinem Inhalte hat. Unter Apologe kann man näher verstehen, wenn eine besondere Erzählung eingeleitet wird, es sich aber nicht den Verlauf giebt wie die Fabel, sondern die Geschichte selbst schließt mit der Lehre, im Ausgang selbst die Lehre ist; eigentliche Apologe ist der Schatzgraeber von Goethe „Tages Arbeit, Abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste sei dein künftig Zauberwort“. – Fabeln im eigentlichen Sinn gehören zu den Parabeln und Apologen, das Verhältniß kann ausführlicher gegeben werden, dann ist es mehr Parabel, Apologe oder kürzer gefaßt dann ist es mehr Fabel. Es kann eine einzelne Geschichte sein der ein allgemeiner Sinn gegeben ist, so sind auch die Sprichwörter, sie sind ein einzelner Fall und bedeuten das Allgemeine z. B. eine Hand wäscht die andere. Einzelnes ist da ausgesprochen und soll in seiner Allgemeinheit, in seiner allgemeinen Bedeutung genommen werden z. B. Freigebig ist der mit seinen Schritten, der zur Katze kommt Speck zu erbitten. Daraus kann man eine Fabel machen, so wie man es mehr ausführt. Hierher gehören auch die Sinnsprüche z. B. Das sind mir gar zu böse Bissen, woran die Gäste erwürgen müssen. Das kann man auf Vieles anwenden, selbst auf die Philosophie, es sind ins Kurze gezogene Fabeln.
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20 3 Unter Apologe … wenn] Ke: Apolog. Parabel. Viel einzelne Formen, deren Unterschied keine
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große Bedeutung hat. Apolog näher das, wo 4 Fabel] Ke: Fabel, wo aus dem Ausgang, Verlauf sich die Lehre ziehen ließe 5 ist;] Lö schließt an: Es ist nicht gesagt: ¾ mÏøou eilo± (Ms: eflf±) und nur die Lehre gegeben. 6 „Tages Arbeit] Ke, ähnlich Pn: | Ein Mensch in der Trübe seines Sins geht hinaus, einen Schatz zu erheben; statt des Schatzes, in dieser schwarzen dunkeln Nacht tritt eine Erscheinung vor ihn (Pn: hin eben als es 12 schlug u.s.w.) und ich sah usf. holde Augen sah ich blinken usf. Tages Arbeit Lö: […] ein schöner Knabe mit einer goldnen Schaale: dieser gibt dann selbst die Lehre: Trinke Muth des reinen Lebens. Tages Arbeit usf. 7 Zauberwort“.] Ke, ähnlich Pn: Zauberwort. – Hier endigt die Erzählung mit der Lehre selbst. An: Mit dieser Lehre endigt dieser Apolog. 9–10 ausführlicher gegeben … Fabel.] Ke, ähnlich AnLö: ganz kurz zusammengemacht werden, ohne daß die Geschichte ausführlicher ist, und die Lehre besonders gegeben wird. (Ke: Das ¾ mtø¼u eilo± ist später Zusaz. An: Ohnehin sind die Lehren bei den äsopischen Fabeln späteren Ursprungs.) 12 Allgemeine] Ke: algemeine Verhaltniß; wenn man es ausführte, würde sich eine Parabel machen lassen andere.] Ke, ähnlich An: andere; brätst du mir eine Wurst, lösch ich dir den Durst“ Pn: thust du mir das thue ich dir dieses 13 Einzelnes] Ke: Unter den kleinen Sprichwörtern hat Goethe eine Menge solcher; ein einzelnes 14 z. B.] Pn: z. B. ein Sittenspruch bei Göthe: 15 eine Fabel] Lö: leicht eine Fabel oder Parabel 17 z. B.] Ke, ähnlich Pn: die Zeit sie mähet so Rosen als Dornen, aber das treibt immer wieder von vornen. Die Rosen, das Angenehme, verschwindet, auch das unangenehme, aber darum läßt der Mensch den Muth nicht sinken; wie bei den Bienen, | denen der Honig genomen wird und die imer neuen machen. 17–18 Das kann … Philosophie] Ke: Man kan das von der Philosophie sagen, wenn man zur Philosophie, der vernünftigen Erkentniß einladet, kan man dies oft sagen. 18 es sind] Ke, ähnlich Pn: Eine Menge solcher Redensarten gehören hieher, sind
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Die erste Seite hat also hier die Bestimmung daß eine sinnliche äusserliche Weise vorhanden ist, sie wird erklärt, ihr eine allgemeine Bedeutung gegeben, der Sinn, Witz wird hinein erklärt, der Witz zeigt das allgemeine Verhältniß, das in sich solche Bestimmung hat. Das Zweite in dieser Unterscheidung, der Bedeutung und sinnlichen Gestalt ist aus|zudrücken als das Umgekehrte vom Ersten, so daß nämlich die Bedeutung das Erste ist und dann ihr ein äusserlicher Ausdruck gesucht, gegeben wird. Die Bedeutung ist hier unmittelbar vorhanden und die Gestaltung ist ein Mittel diese Bedeutung sinnlich bestimmt zu machen, es ist hier die Subjektivität des Künstlers die diese Gestalt bildet und den Zusammenhang macht, es ist ein Gemachtes, kein an und für sich Seiendes. Hier ist also die Verleiblichung des Allgemeinen ein Gemachtes, so daß der Stoff gleichgültig ist so verwandt zu werden, so erscheint der Poet als dieser Macher und es ist hier gesondert beides für sich, die Sache, der allgemeine Inhalt und die äusserliche Gestaltung, diese ist willkührlicher Schmuck. Hier ist also irgend ein Inhalt das Erste und hinzugefügt ist eine äusserliche Gestalt. Wir haben hier drei Formen, a. das Räthsel, b. die Allegorie, c. die Metapher, das Bild, die Vergleichung. D a s R ä t h s e l gehört besonders der Sprache an, aber es kann auch statt finden in der Architektur, Sculptur, Mahlerei. Es ist irgend eine Vorstellung, diese ist manifestirt durch eine Zusammenstellung von Zügen, Eigenschaften pp so daß sie einander entgegengesetzt sind, die Zusammenstellung frappant ist, die Züge weit aus einander liegen, sich zu widersprechen scheinen, so daß man sieht die Zusammenstellung für sich hat keinen Sinn, sondern weist auf etwas anderes hin, auf das Wort des Räthsels. die Räthsel sind besonders im 2 Weise] KeAnLö: Begebenheit Pn: Handlung eine allgemeine Bedeutung] An: allgemeine geistige Bedeutung Pn: ein geistiger allgemeiner Sinn 3–4 zeigt das … hat] Ke, ähnlich AnLöPn: stellt diesen Fall auf und vergleicht ihn, zeigt darin auf, daß ein algemeineres Verhältniß in sich (Ke: auch solche An: ungefähr dieselbe Lö: ungefähr solche) Bestimmung hat, wie diese unmitelbare sinnliche Begebenheit. 6–7 äusserlicher Ausdruck] An: äußerliches Bild, ein Ausdruck 7 Die Bedeutung] Pn: die Bedeutung soll für sich voraus das Erste sein und dann wird dieser Bedeutung ein außeres Bild oder Ausdruck gegeben; die Bedeutung 8 sinnlich bestimmt] An: vorstellig, sinnlich bestimmt Lö: darstellig 9 Künstlers] KeAn: Dichters 10 es ist … Seiendes] Lö, ähnlich KeAn: Da ist der Zusammenhang nicht an und für sich nothwendig, sondern ein gemachter. Die wahrhafte, absolute Gestalt hat das Verhältniß, daß solcher Leib nicht ohne solche Seele, solche Existenz nicht ohne solche Bedeutung seyn kann. 11 des Allgemeinen] Lö: der Seele 12–14 dieser Macher … ist] Lö, ähnlich Ke: der, der macht, der dies so zusammenbringt. In einer lebendigen Conception ist das Innere und Äußere nicht so gesondert. Hier aber ist es so für sich, gesondert, die Äußerlichkeit ist Zuthat 15 irgend ein Inhalt] Pn: Die Bedeutung 18–19 D a s R ä t h s e l … ist] Pn: Das 1, ist Rathsel, 2, Allegorie, 3, Metapher. Was das erste betrifft so ist 19 Mahlerei] An: sowol in der Malerey ff. […] als in der Rede, das Symbol selbst ist etwas räthselhaftes 20 manifestirt] Pn: manifestirt, ausgedrückt 21 frappant] AnPn: disparat Ke: frappant, disparat, widersprechend 24 Wort] Ke: sogenannte Wort
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Morgenlande zu Hause gewesen und sie sind eine geschichtliche Erscheinung zwischen der Zeit der dumpfen Symbolik und einer bewußten Zeit. Auch in altdeutschen Gedichten findet sich Vieles. Es ist hier die Bedeutung schon heraus für sich festgestellt, gewußt, aber sie ist zugleich verborgen unter Zügen die einander widersprechen. – Dergleichen Formen brauchen wir nur zu erwähnen. | D i e A l l e g o r i e . Sie enthält eine Bedeutung so daß diese ein Abstraktum ist, eine allgemeine Eigenschaft, diese wird sinnlich vorgestellt, eingekleidet in eine Gestaltung, aber diese ist so zu sagen nur ein gramatisches Subjekt, nicht ein wirkliches Individuum, so daß die innere Geistigkeit, Individualität fehlt. Gegenstände der Allegorie sind z. B. Liebe, Religion, Friede, Gerechtigkeit, die Jahreszeiten pp die individuelle Gestalt aber ist hier nur ganz äusserlich, so ein allegorisches Wesen ist kein Gott, kein Heiliger, kein Genius. Man sagt daher die Allegorien seien frostig und man hat recht, denn es ist nur eine einzelne allgemeine Bestimmung die gemeint ist, solch ein Abstraktum macht den ganzen Inhalt aus. Die Personen sind hier leere Subjektivitäten, Hülsen, zur näheren bestimmten Bedeutung werden Wirkungen, Folgen, Mittel, Instrumente pp gebraucht, auch symbolische Attribute, wie z. B. bei der Gerechtigkeit. Es giebt allgemeine Bestimmungen die so allegorisch sind, die Dyke, die Macht der geschichtliche] Ke: eigenthümliche geschichtliche 2 einer bewußten Zeit] An: der bewussten Allgemeinheit Pn: einem Bewußtern allgemeinen Ke: der Zeit der bewußten Algemeinheit. Königin von Saba und Salomo Lö: einer bewußtern Allgemeinheit fallen sie. Man hat eine Sage von Salomo und Mathalet, seinem Knaben; da handelt es sich auch vornehmlich um Räthsel. 3 findet sich Vieles] Ke, ähnlich An: oft so genomen wie Eulenspiegel (Marcolf und Salomo) 4 Zügen] An: Zügen, Eigenschaften Lö: frappanten Zügen 9 Gestaltung] Lö: individuelle, sinnliche Gestaltung gramatisches] Ke: grammatisches AnLöPn: dramatisches 10 ein wirkliches … fehlt] Ke: wirkliche Individualität, Subjectivität, wo die Abstraction die Seele, die innere Bedeutung ist, aber die Seele ist erstlich nicht ein Abstractum An: Das Abstraktum ist die Seele, die innere Bedeutung, aber diese muss wesentlich Individualität seyn. 11 Gerechtigkeit] An: Gerechtigkeit, Krieg Lö: Gerechtigkeit, die Zwietracht 12 Jahreszeiten] Ke: Jahreszeiten, Sommer, Winter, Herbst, Frühling pp] An: dgl. ist die allgemeine Bedeutung, und die] Pn: Das ist die Bedeutung, und die 13 Gott] KeLöPn: klassischer Gott An: plastischer Gott Heiliger] An: Heiliger in der romantischen Vorstellung 14–15 nur eine … ist] An: nur eine einzelne Bestimmung die allgemeine Bedeutung, der Inhalt ist Ke: gemeint als das innere, nicht lebendige Individualität Pn: so eine einzelne Allgemeinheit das Innere ist, nicht die lebendige Individualitat Lö: nicht lebendige Individualität des Inhalts, sondern ein Abstractum 16 aus] Ke: aus, vorgestellt auf concretere Weise Die Personen … Hülsen] Lö: Dies Abstractum ist zwar subjectiv dargestellt, aber so, daß die Person selbst ein ganz Abstractes ist Pn: der Frühling oder Religion, Gerechtigkeit als eine Person – so ist das nur leeres Subject 17 Folgen] Ke: Folgen der algemeinen Eigenschaft Lö: Eigenschaften des Vorzustellenden 18 gebraucht] An: gebraucht und einer solchen Figur beygelegt Pn: gebraucht, z. B. was der Sommer producirt Gerechtigkeit] An, ähnlich Pn: Gerechtigkeit. Waagen, Schwert und Binde um die Augen 19 so allegorisch] KeAn: mehr oder weniger alegorisch Lö: mehr oder weniger symbolisch
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Gerechtigkeit ist so ein allgemeines Wesen, aber auch nicht, es ist die absolute Nothwendigkeit der Gerechtigkeit, die absolute Substantialität die alle Verhältnisse des Rechts und des geistigen Lebens in sich führt. Winkelmann hat ein Werk über die Allegorie geschrieben, es ist eine Zusammenstellung von Allegorien, aber es ist unreif, er verwechselt Allegorie und Symbol, es ist aus seiner früheren Zeit. Schlegel sagt jedes Gedicht müsse eine Allegorie haben d. h. jedes Kunstwerk müsse eine allgemeine wesentliche Idee enthalten und ausführen, aber dieß ist nicht Allegorie, sie ist da wo das Allgemeine als abstrakt, unmittelbar genommen werden muß. Der allegorische Geschmack gehört besonders dem romantischen Zeitalter an, dem | Mittelalter. Hierher gehört denn auch die allegorische Erklärung. Man hat Ausgaben vom Dante, Homer pp wo vor jedem Gesange die allegorische Erklärung steht, aber dergleichen erbauliche Lehren lassen sich aus Allem ziehen, doch ist es deswegen noch keine Allegorie. Wo wirkliche Charaktere handeln ist die Subjektivität die Hauptsache, die Individualität, in der Allegorie dagegen ist ein Abstraktum die Hauptsache, die Grundlage. In der romantischen Periode hat die Allegorie ihre Epoche gehabt, das Romantische hat zu seinem Inhalt die partikulare Individualität, nicht die großen der 1 Gerechtigkeit] PnLö: Gerechtigkeit bei den Alten ist so … Wesen] Lö: ist eine allegorische Idee An: kann man allegorisch nennen 2–3 der Gerechtigkeit, … führt] Ke, ähnlich Lö: des Rechts, ein wirkliches Recht ganz algemeine Macht, nicht symbolisch, weil sie zwar einerseits abstract als Nothwendigkeit erscheint, aber auch substanzieler Weise die Verhältnisse der Natur und der geistigen Welt enthält 5–6 aus seiner früheren Zeit] Ke: (frühe Schrift, unwichtig) 6 Schlegel] An: Es war eine Zeit, wo man viel von der Allegorie gesprochen (in der Zeit der Poesie der Poesie). Hr. Fr. Schlegel jedes Gedicht] Ke: Jedes Kunstwerk An, ähnlich Pn: jedes Gedicht jedes Kunstwerk haben] An: enthalten KeLö: sein 8 aber dieß … Allegorie] An, ähnlich KeLö: Das ist ganz richtig, aber das muss man nicht Allegorie heißen. 8–9 wo das … muß] Ke, ähnlich LöPn: wo ales algemeine, substanziele in der Form von (Ke: solchem Abstractum Lö: solchen Abstractionen) unmitelbar genomen werden muß 11 Homer] KeAn, ähnlich Lö: Homer, Virgil 11–12 wo vor … steht] An: ist in vielen Ausgaben die Allegorie des Gesangs dh. die allgemeine Lehre, die daraus gezogen wird, angegeben Ke: Homer, Virgil ist oft vor jedem Gesang algemeine Alegorie angegeben; algemeine Regel, wie aus einer Fabel gezogen, und dies die Allegorie genannt. Weil es sich schon so ziehen läßt, das algemeine sich aussprechen läßt, ist es keine Allegorie. Lö: worin diese Dichter wie Fabelschreiber behandelt und aus ihnen besondre Lehren gezogen werden 13–14 Wo wirkliche Charaktere] An, ähnlich Lö: Wenn Individuen, wirkliche | lebendige Gestalten Ke: Wenn Individuen, wirkliche lebendige Individuen, wahrhafte Gestalten, Charactere 14 die Subjektivität] Lö, ähnlich An: die subjective Individualität Ke: der Character Hauptsache] An: Hauptsache, und eine allgemeine Beziehung worein sie sich setzen, enthält zwar ein allgemeines Verhältniß, das aber der Individualität unterworfen ist Ke: Hauptsache, die Beziehung der Charactere sind wohl algemeine Verhältnisse, aber gleichsam unterworfen ihrem Character 15 Allegorie] Lö: eigentlichen Allegorie ein Abstraktum … Grundlage] Lö: die Grundlage ein Abstractum und durchaus nicht ein Geistiges, in sich selbst Concretes 16 Allegorie] Lö: Allegorie und die allegorische Erklärungsweise 17 hat] KeAn: hat vornehmlich partikulare] Lö: particuläre, willkührliche großen] An: große Individualität
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klassischen Kunstwerke, sondern willkührliche einzelne Partikularitäten, solche Subjektivitäten sind die Heiligen, denen entgegensteht das Allgemeine, dieß ist nicht für sich individualisirt zu Genien, Götter pp wie die klassischen Götter. Dieß Allgemeine tritt ebendeswegen gern und natürlich für sich abgesondert auf, jenen besondern Persönlichkeiten gegenüber. Wenn also der Künstler so ein Allgemeines in seinem Gedanken, seiner Vorstellung hat, so kann daran seine Phantasie nichts weiter thun, als es auf so äusserliche Weise zu verbildlichen, was dann die Allegorie ausmacht. So findet sich bei Dante viel Allegorisches z. B. der Schlaf im dunklen Walde ist eine Allegorie. Die religiösen Wahrheiten stehen so für sich da und haben als diese Lehren die unendliche Wichtigkeit, daß sie gewußt, geglaubt werden und die Gestalt ist dann das Untergeordnete. Eine Hauptallegorie ist daß er die Theologie vorstellt, diese christliche Wahrheit ist verschmolzen mit dem Bilde seiner Geliebten der Beatrice, so daß man darüber gestritten hat, welche gemeint sei: Es schwebt zwischen eigentlicher Allegorie und der Verklärung der Bea|trice. Es ist ein schöner Zug aus Dantes Leben, er sah sie 9 Jahr alt zum ersten Male, seine italienische Natur faßte eine Leidenschaft für sie die nie wieder erlosch und so setzte er gleichsam seiner innerlichen subjektiven Religion hier ein Denkmal. – Also in dieser Periode des Romantischen finden sich Legenden, Heiligengeschichten und andererseits die Allegorie. 1 willkührliche einzelne Partikularitäten] Pn: zufallige und willkührliche Ke: und die Begebenheiten sind ebenso Wilkührlichkeiten 2 Heiligen] An, ähnlich Ke: Heiligen ganz in ihren besonderen Schicksalen genommen denen entgegensteht] KeAnLö: Dem entgegen steht 3 Götter2 ] Pn: Götter, ein jedes Subject sind besondere Personen, diesen steht das Allgemeine eben so gegenuber, 5 Künstler] Pn: Dichter Lö: Dichter, der Künstler 8–9 der Schlaf im dunklen Walde] An, ähnlich KeLö: gleich der Eingang, wo er erzählt, daß er in einem (KeAn: dunklen) Wald eingeschlafen 9 Wahrheiten] KeAnLö: Lehren 10 Lehren] Pn: Lehren, allgemeine Satze unendliche] AnLö: absolu|te 11 das Untergeordnete] Pn: untergeordnet, die Hauptsache ist, daß sie gewusst und geglaubt werden 12 Theologie] An: Theologie, die religiöse Wahrheit Lö: Religion 12–13 Eine Hauptallegorie … ist] Ke: Am Ende des Purgatorio ist die Theologie 13 verschmolzen] Ga: aufs innigste verschmolzen 14 welche gemeint sei] Ke: ob eigentlich die Person der Beatrice gemeint sei, oder die Theologie; wobei lezteres richtig ist, zu der das Bild seiner früheren Geliebten genommen ist Lö: ob Beatrice gemeint, oder, was richtig ist, die Religion personificirt sey An: ob es wirklich seine Geliebte oder die Religion seye Pn: ob er seine Geliebte mehr verherrlicht oder die Theologie 14–15 eigentlicher Allegorie] An: eigentlicher Allegorie, Verkörperung der Religion Lö: der Religion Ke: |dem algemeinen 15 Beatrice] Ke: Beatrice, beides ist verbunden schöner] Ke: zärtlichen 16–17 seine italienische … erlosch] An: Diese italienische Natur; schon als Kind von 9 Jahren wird er auf immer für sie eingenommen. 17 Leidenschaft] Ke: tiefe Leidenschaft 17–18 so setzte … Denkmal] Ke: seine subjective innre Religion, daß er die Theologie unter diesem Bilde vorgestelt hat, hängt mit seinem Gemüthe aufs innigste zusamen 19 Heiligengeschichten] An: Märtyrergeschichten Pn: die heilige Geschichte 15 Zug so Ke; fehlt in Gr
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D i e M e t a p h e r. Es ist das Bildliche als solches, ein weites Feld, das Bild und damit die Vergleichung. Jede Sprache enthält viel Metaphorisches, dieß ist aber zu unterscheiden von der höheren, eigentlichen Metapher. Metapher ist eine Bedeutung und ein besonderer Ausdruck, Gestaltung derselben, die Bedeutung heißt man den eigentlichen Ausdruck und das Bildliche heißt dann der uneigentliche Sinn, dann ist die Bedeutung das Erste und das Zweite erst das Metaphorische. Metapher ist eine in’s Kurze gezogene Vergleichung, Aristoteles unterscheidet sie so, daß bei der Vergleichung ein Wie hinzugesetzt sei, bei der Metapher nicht. Die Bedeutung ist hier unmittelbar gegeben, beim Symbolischen dagegen ist sie innerlich, es bedarf oft Wissenschaft um es zu verstehen, es ist häufig conventionell, dagegen bei der Metapher muß der Zusammenhang sogleich die Bedeutung geben. Die Sprache enthält wie bemerkt viele Metaphern d. h. die Ausdrücke welche einen ersten Sinn haben werden oft in einem zweiten Sinn genommen z. B. Begriff; da ist der erste Sinn sinnlich, ein Begreifen mit der Hand, ebenso Fassen und dieß brauchen wir dann für das Geistige. Was in einer Sprache metaphorisch gewesen ist und zur äusserlichen Bedeutung geworden ist, läßt sich nicht immer unterscheiden. Beim Begreifen denken wir 1 D i e M e t a p h e r .] Lö: hh) D i e M e t a p h e r , d a s B i l d , d i e Ve r g l e i c h u n g / Was die Metapher 1–2 Es ist … Vergleichung.] An: 3) das B i l d l i c h e als solches. Hieher gehört 1) die M e t a p h e r überhaupt 2) Das Bild im eigentlichen Sinne, und eben damit 3) die Vergleichung. 2 viel] AnKe: sehr viel 2–3 dieß ist … Metapher] Ke, ähnlich LöPn: das eigentlich gewöhnliche metaphorische muß unterschieden werden von dem höhern poetischen Metaphorischen. (Ke, ähnlich Pn: / Die Bedeutung im algemeinen, abstracten; die concrete Bedeutung ist ein besonderer, beschränkter Inhalt. Bedeutung überhaupt für sich und unterschieden davon die Gestaltung; die Bedeutung für sich hat unmitelbar besonderen Inhalt, wahrhafte, concrete Bedeutung ist von ganz anderer, in sich algemeiner, lebendiger Weise. Lö: Es ist hier im Ganzen die Bedeutung ein Allgemeines; so ist die concrete Bedeutung irgend ein besondrer, beschränkter Inhalt. Die abstracte Bedeutung ist da und unterschieden davon die Gestaltung. Wenn sie nicht abstracte, sondern wahrhaft concrete Bedeutung ist, so ist dies ganz anders.) 4 Gestaltung] KeAnLö: besondere Gestaltung 6 Sinn] An, ähnlich KeLöPn: Sinn. Es kann aber auch seyn, daß das Bildliche, das Sinnliche das Erste ist, und dieses Sinnliche zu einem allgemeinen geistigen Sinn erhoben worden ist. 7 Metapher] Lö, ähnlich AnKe: Metapher kann auch Symbol seyn: ganz bestimmte, beschränkte Vorstellung. Metapher 9 nicht] An, ähnlich Lö: Metapher sey dieses Wie bildlich ausgedrückt Pn: ein Löwe ist eine Metapher, wie ein Löwe ist eine Vergleichung Ke: | zb. Achill wie ein Löwe, und Achill ein Löwe. Die Bedeutung] An: Es ist ein kurzes Symbol, ein Bild, worin die Bedeutung 10 innerlich] Pn: versteckt Lö: versteckt, innerlich es bedarf … verstehen] An, ähnlich Pn: und es größtentheils eine Sache der Gelehrsamkeit ist, dieses zu enträthseln 13–14 einem zweiten Sinn genommen] Lö: einer zweiten Bedeu|tung genommen; die erste kann dann eine sinnliche seyn, die zweite eine geistige. Die Metapher ist dann die Übertragung des sinnlichen. 14 genommen] Ke: genommen werden, dessen Substanz mit dem ersten Ähnlichkeit hat z. B.] Pn: Das Uebertragen des Sinnlichen auf das Geistige ist das Metaphorische, z. B. 15 Geistige] Lö: Geistigen. Zur Metapher gehört, was einmal metaphorisch gedacht ist, oder noch gedacht wird, oder jetzt geläufig geworden ist. 16 äusserlichen] KeAn: eigentlichen
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so gar nicht mehr an die sinnliche Bedeutung, bei todten Sprachen | ist dieß oft schwer zu erkennen, oft sieht etwas in solchen Sprachen sehr mahlerisch aus, aber es kommt darauf an ob nicht die erste unmittelbare Bedeutung im Leben der Sprache verschwunden war. Eine Hauptseite des Metaphorischen ist daß einem sinnlich Unorganischen in seiner Thätigkeit, seinem Zustande ein höherer Zustand beigelegt wird und dieser Zustand in einen Ausdruck gefaßt wird der die ähnliche Äusserung bedeutet, die eigentlich nur einem höheren Geistigen zukommt. Dieß gehört zum gehobenen Style z. B. lachende Fluren, die Wellen erseufzen von der schweren Last der Wetter sagt Cálderon, die durstigen Felder trinken den Regen des Himmels, Zeit tödtet den Kummer pp[.] Der rein prosaische Styl hat sich besonders der Metapher zu enthalten. Die Alten hatten einen viel reineren Styl als wir es jetzt fordern, selbst Homer hat wenig Metaphorisches, noch weniger Plato, Thucidides, Demosthenes, Sophocles pp. Die plastische Gediegenheit der Alten hat sie auch in Ansehung des Styls in einem Guß erhalten, die Metapher ist immer eine Unterbrechung des Ganges der Vorstellung, ein Zerstreuen, indem da Bilder erweckt werden die für sich nicht hierher gehören, dieß hat der echte, reine, plastische Styl der Alten von sich entfernt, unser neuer moderner Styl hingegen läßt eher Metaphern zu und fordert sie oft. Schillers
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20 1 bei] Ke: bei lebenden Sprachen läßt sich das etwa fühlen; bei
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2 schwer zu erkennen] Ke: nicht so, kan so geläufig geworden sein, daß man gar nicht an das metaphorische gedacht hat im Leben der Sprache An: Das Metaphorische ist ganz geläufig und unanstößig geworden. 2–4 oft sieht … war] An, ähnlich Lö: Das Metaphorische ist ganz geläufig und unanstößig geworden. Bei den Alten kommen solche Metaphern vor, bei denen es darauf ankömmt, ob die erste unmittelbare Bedeutung vorgeschwebt habe, oder aber die erste uneigentlich geistige Bedeutung zu einer prosaischen geworden ist. Ke: Man kan meinen, der Stil der Alten sei geschmückt, obschon das der ganz geläufige Sinn gewesen ist. Lö schließt an: Die Etymologie (Ms: Entymologie) kann nicht immer entscheiden. 5 sinnlich Unorganischen] Pn: sinnlichen unorganischen 6–7 in seiner … Zustand] Ke: eine Bedeutung gegeben wird, daß es 8 einem höheren Geistigen] An: einem Höheren, einem Geistigen 9 gehobenen] Pn: höheren Fluren] Ke: Fluren; so trivial ist das uns geworden, daß wir das kaum als Metapher finden Pn: Fluren, das heißt wohl ihr Anblick Lö: Flur. Die Flur lacht nicht selbst. Im Lateinischen auch ridere. 10 Wetter] KeAnLöGa, ähnlich Pn: | Schiffe die] Ke: area gemit frugibus. / Die Lö: ebenso brauchen die Lateiner gemere 11 Himmels] An: Himmels.“ (Trinken kömmt dem Thiere zu, die allgemeine Bedeutung ist verschlucken) Zeit] Lö: Man sagt: Die zornige Fluth und dergleichen; die Zeit 12 besonders] Pn: vornämlich Lö: vornehmlich eigentlicher Ausdrücke zu bedienen enthalten] An: enthalten, und nur den reinen Ausdruck zu gebrauchen Lö, ähnlich Pn: enthalten / Bei der Metapher besteht die Periode aus einer Menge solcher besonderer Vorstellungen. 14 Plato, Thucidides, Demosthenes, Sophocles] An: Plato, Thucydides, Demosthenes, deren Styl (Ms: Spiel) nicht metaphorisch, nicht blühend ist Ke: auch ohnehin Demosthenes, gar nicht blühend; Sophocles wenig metaphorisch 16–17 ein Zerstreuen, … gehören] An: Übergehen in das Feld sinnlicher Vorstellungen, die für sich nicht hieher gehören; | das zerstreut Ke, ähnlich Lö: hinübergehen in ein andres Feld des Vorstellens; ein Zerstreuen, das ein sogenannter blumenreicher Stil enthält
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Prosa ist voller Metaphern. Besonders ist die Metapher beliebt bei den Morgenländern. Ferdusi. Ist so das Unorganische, das Niedrige gehoben, daß seine Thätigkeit ausgedrückt wird auf eine Art daß diese Thätigkeit eigentlich einer höheren Natur angehört, so wird dieß leicht preziös, tändelnd, es ist dabei nicht um die Sache sondern um Schmuck und Zierde zu thun. Werden die Metaphern so erweitert daß der Gegenstand selbst per|sonifizirt wird und ihm gleichsam im Ernst solche höheren Thätigkeiten beigelegt werden, so ist dieß noch mehr Spielerei. Die Italiener sind besonders stark darin z. B. in ihren Schaefergedichten, da kommt es häufig vor, daß ein Verliebter über die Grausamkeit seiner Schönen klagt und sich dann in solchen Metaphern ergeht. Auch bei Shakespeare kommt Aehnliches vor z. B. Richard 2 beim Abschiede von seiner Gemahlin. Das Zweite ist nun d a s B i l d überhaupt; es ist eine mehr ausgeführte Metapher, es ist eine Vergleichung aber auch verschieden davon, denn dabei ist die Bedeutung für sich ausgesprochen und das Bild hinzugefügt als ein Zweites, das Bild dagegen ist eine ausgeführte Metapher, so daß die Bedeutung damit nicht ausgesprochen wird und dem Bilde gegenüber gesetzt ist. Das Bild findet beson1 Metaphern] Lö, ähnlich Ke: Metaphern zB spricht er in den Briefen über ästhetische Erziehung des Menschen absichtlich in Bildern. Jene Polypennatur der griechischen Staaten wo jedes Individuum eines unabhängigen Lebens genoss, (Ke: und wenn es Noth that, zum Ganzen werden konnte,) machte jetzt einem kunstreichen Uhrwerke Platz, wo aus der Zusammenstellung unendlich vieler aber lebloser Theile ein mechanisches Leben im Ganzen sich bildet 6ter Brief. Metapher] Pn: Metaphern und Bilder 2 Ferdusi] (Lö, ähnlich AnKe: Bei Ferdusi heißt es einmal: ein Türke fordert einen Perser heraus:) (Ke, ähnlich AnLö: „Keiner ist im Iran mir gleich. Die Schärfe meines Schwerts (Ke: riß das Hirn des Lebens An: frißt das Mark des Löwen Lö: Mark deines Lebens) usf. einmal gezogen, macht es die 7 Länder zum Blutsee.) 3 Unorganische] An: Organische 6 Zierde zu thun] Ke: Zierrath; der Schriftsteller zeigt, daß es ihm noch um andres außer der Sache zu thun ist Pn: Zierrath bei der Metapher zu thun 8 ist dieß … Spielerei] Ke: kann das sehr tändelnd werden Lö: Wenn von solchen Gegenständen das, was ihnen metaphorisch beigelegt wird, im Ernst gesagt wird, so erscheint dies sehr tändelnd. 9 in ihren Schaefergedichten] Ke: und die Schäfergedichte lassen sich ergehen in solchen Tändeleien 10 Schönen] Pn: Geliebten Ke: Schäferin im Pastor fido 10–11 und sich … ergeht] Lö, ähnlich PnGa: O Grausame, redet der pastor fido seine Schöne an, frage die Wälder; es werden dir es die Thiere und die rauhen Stämme dieser Wälder sagen, die meine Klage so oft erweicht. 12 beim Abschiede … Gemahlin] Ke: der von seiner Königin Abschied nimt: Am Feuer erzähle ihnen meinen Fall; ja die fühllosen Brände selbst werden stimmen zum dumpfen Tone der getrübten Stimme, und werden weinen, und werden schmerzlich trauern um die Entsetzung eines rechten Königs. Lö: Die Feuerbrände werden ihre Feuer ausweinen, wenn sie meine Geschichte hören und in Asche trauern. Ga: „Erzahle ihnen meine Geschichte, bei einem trüben KaminFeuer. Und die Feuer Brennde, werden deiner stumpfen Stimme neue Stimme geben.“ 13 ausgeführte] KeAnLö: ausführliche 14 eine Vergleichung … davon] Pn: ein Vergleich aber unterschieden von der eigentlichen Vergleichung 15 für sich] Pn: abgesondert für sich ein Zweites] Lö: eine Wiederhohlung An: ein Zweytes, als eine Wiederholung 16 ausgeführte] AnGa: ausführliche 17–699,1 Das Bild findet besonders statt] An: Die Metapher wird zum Bilde
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ders statt wenn zwei selbstständige Zustände in eins gesetzt werden, wo das Gemeinsame nicht eine Eigenschaft ist wie bei der Metapher, sondern wo beide als selbstständig gegen einander gelten. Es ist dieß ein unendliches Kapitel. Im Allgemeinen ist folgendes zu bemerken. Das eigentliche Interesse des Bildes ist das Bemerkenswertheste, ein Bild kann einen ganzen Verlauf von Zuständen, Hervorbringungen, Weisen der Existenz enthalten, so daß dieß vorgestellt wird als parallelisirt mit einem Gegenstand einer anderen Sphäre, solch ein ausführliches Bild ist der Muhametsgesang, nur die Aufschrift giebt an daß es ein Bild ist, sonst für sich ist es eine poetisch wahre Beschreibung eines Stromes, ein schönes Bild, aber zugleich ein Bild von Muhamet. Eine zweite Bemerkung ist die, daß bei einem Bilde das Subjekt genannt sein kann, daß aber die Äusserung des Subjekts, die Handlung, das was ihm geschieht pp vorgetragen wird auf bildliche Weise, daß also | auf diese Weise das Subjekt ganz uneigentlich, metaphorisch zugestutzt wird z. B. in den Xenien „In den Ocean schifft mit tausend Segeln der Jüngling pp.“ Dergleichen Metaphern, Vergleichungen pp sind früher ein Hauptgegenstand der Poesie gewesen, man hat aber diese Verbindung des Eigentlichen und Uneigentlichen mit einander getadelt, indessen ist dieser Tadel für sich schwach. Besonders ist bei den Morgenländern diese Verbindung häufig, daß ein Subjekt genannt wird und das von ihm Gesagte metaphorisch gegeben wird. Hafis, 1–2 selbstständige Zustände … Metapher] An, ähnlich Lö: (An: entgegengesetzte Zustände Lö: Gegenstände) in Eins gesetzt werden, wo (An: beide nicht Lö: das, was sie aufeinander bezieht, nicht blos) Verhältnisse sind, wie bei der Metapher 5 Bemerkenswertheste] An: wichtigste Pn: Wichtigere 6 Hervorbringungen, Weisen der Existenz] Pn: Hervorbringungen, Thätigkeiten dieß] Lö: dieser ganze Verlauf 8 ausführliches] Lö: vollständig ausgemahltes Muhametsgesang] Ke, ähnlich AnLöPnGa: Muhameds Gesang bei Goethe 9–10 für sich … Muhamet] Ga: Die Beschreibung wie Mahomed den Flüßen, Canälen etc. ihren Ursprung gibt ist höchst bildlich dargestellt. 9 poetisch wahre] Ke: lebendige Stromes] Lö: der nach dem Ocean zu zieht 14 das Subjekt … wird] Ke, ähnlich Lö: eigentlich dem Subject ganz uneigentlich, metaphorisch zugeschrieben wird An, ähnlich Pn: das Subjekt das Eigentliche ist, dem etwas (An: Uneigentliches Pn: Metaphorisches) zugeschrieben wird 14 Xenien] Lö: Xenien, oder was wir schon angeführt 15 Segeln] AnLöPn: Masten pp.] Ke: usf. In den Xenien Goethes und Schillers ist vieles da. An den Martial: Xenien nennt man euch, ihr gebt euch als Küchenpresente. Ißt man denn mit Vergunst Spanischen Pfeffer bei euch? A n t w o r t : Nicht doch aber es schwächten die vielen wässerigen Speisen So den Magen, daß jezt Pfeffer und Wermuth nur hilft. | – Sie vergleichen sie mit Feuerwerken; einige steigen als leuchtende Kugeln, andre zünden, Andere auch werfen wir nur spielend das Aug zu erfreuen. Ga: Sie werden dargestellt als Ankommlinge in die Unterwelt. Sie begegnen da vielen Philosophen, von denen einer sie fragt, warum sie immer so viel Pfeffer in sich tragen? – Weil die Magen mit Wasser zu sehr aufgedunst sind. 17 gewesen] Ke: ausgemacht, man hat sich in viele Einzelheiten eingelassen An: Dieser Gebrauch der Metapher hat großes Aufsehen gemacht und Tadel erregt. 20 metaphorisch gegeben] Lö: bildlich metaphorisch sagen Ke: uneigentlich ausgesprochen Hafis] An, ähnlich KeLö: Hafis sagt: Der Weltlauf ist ein blutiger Stahl; sieh! nur Tropfen fallen herab, die die glänzenden Häupter der Nuschirwane und Kronen der Perwise sind“!
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„Das Sonnenschwerdt gießt aus im Morgenroth das Blut der Nacht, das es erkämpft im Sieg über die Nacht.“ Von sich sagt er „Keiner hat noch Gedanken wie Hafis entschleiert, seit die Locken der Wortbraut sind entschleiert worden“. Der Gedanke ist hier die Braut die von ihm entschleiert wird, die Braut des Worts. Das Bild ist schon Vergleichung, nur ist im Bilde zwar die Bedeutung, der Zusammenhang gegeben, aber nicht für sich ausgedrückt, bei der Vergleichung ist die Bedeutung vorhanden und der Gegenstand ist das Bild dazu, hier aber ist die Vergleichung nur eine Wiederholung, der Gegenstand um den es zu thun ist, ist schon deutlich in seiner Gestalt gegeben, kommt noch eine Vergleichung hinzu so ist dasselbe verdoppelt, das Bild als Vergleichung ist so vollkommener Ueberfluß und wird daher leicht matt. Es muß ein besonderes Interesse dabei obwalten den Gegenstand so doppelt zu sehen. Das Bild drückt vornehmlich diese Kühnheit aus, daß der Dichter mit einem Gegenstande beschäftigt etwas sehr Entferntes dem äusserlichen Zusammenhange nach damit zusammenbindet, es wird uns vorstellig gemacht die Gewalt der Phantasie, die Arbeit des Geistes, der sich mit einem beschäftigt, ein Anderes hineinreißt, es benutzt und an das Gegebene fesselt. Diese Kühnheit ist mit wunder|barer Gewalt bei den Orientalen mächtig, man ist überrascht durch diese Kraft des Dichters, es ist nicht Witz als solcher, es ist viel geistreicher. Betrachten wir die Vergleichung weiter, so sind es zwei nähere Interessen die sich damit verbunden zeigen, das eine daß der Darsteller, indem er seinen Gegenstand vergleicht mit einem Anderen, darin sich in den Gegenstand vertieft zeigt, in die Seele, den wesentlichen Inhalt des Gegenstandes und ihn zum Mit1 „Das Sonnenschwerdt] Ke, ähnlich Lö: Dschelaleddin Rumi sagt vom Aufgang der Sonne: „Das Sonnenschwert 2 Von sich sagt er] Ke: Hafis sagt von sich (am Rande: nach Hammers Uebersetzung:) 3 sind entschleiert worden] Ke, ähnlich An: gekräuselt sind. (am Rande: Eigentlich:) Niemand hat noch wie Hafis den Schleier | von den Wangen der Braut gezogen, seit dem man die Spitzen der Locken von den Bräuten des Wortes gekämmt hat. – / Klopstock sagt: Gedanke und Wort sind Zwillinge. / Orientalische, kühne, gewaltsame Vereinigung eines Bildes mit dem Gegenstande selbst. 4–5 Der Gedanke … Worts.] An: Er stellt die Gedanken als Bräute dar, die entschleyert werden, so ist die Braut des Wortes, nachdem man die Gedanken klar enthüllt hat. 7 aber] Pn: aber der Gegenstand ausgedrückt] An: ausgedrückt[.] Die Gestaltung ist zur innern Bedeutung nothwendig. 8 hier aber] Ke, ähnlich LöPn: Die Gestaltung ist (Ke: zum Schönen LöPn: zur innern Bedeutung) nothwendig, hingegen wenn die Bedeutung schon für sich eine Gestalt ist, ausgedrükt ist, so 11 verdoppelt] Pn, ähnlich Ke: verdoppelt und noch einmal so ist es verdreifacht 12 matt] KeAnLö: etwas mattes 13 so doppelt zu sehen] Ke: der in einer Darstelung schon gegeben ist, noch in einem Bilde, einer 2ten Darstelung vor uns zu bringen? Ohne Besonderheiten anzuführen, von diesem Interesse sprechen 16 Gewalt] KeAn: subjective Gewalt 17–18 ein Anderes … fesselt] Ke: einen entfernten Inhalt mit hinein zieht, bändigt 20 viel geistreicher] Lö: ein geistreicher, großer Witz Ke: geistreicher. Kühnheit ist die unmitelbare Bestimmung. 23 vergleicht mit einem Anderen] Pn: zugleich mit einem andren vor die Phantasie bringt
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telpunkt, zum Substantiellen macht von anderen entfernten Vorstellungen und sich so noch weiter mit dem Gegenstande beschäftigt. Das Zweite ist das Gegentheil hiervon, daß der Inhalt ebendadurch auf die Seite gerückt wird und die Vorstellung zu anderem Inhalte übergeleitet. So werden die Vergleichungen matt, es ist ein anderer Gegenstand. Es sind also diese zwei Seiten vorhanden, sich in den Gegenstand vertiefen und sich davon entfernen, die als sich entgegengesetzt erscheinen, es kann nun sein daß eine oder die andere die überwiegende ist. Ein Näheres darüber betrifft das Interesse das sich zunächst bei Vergleichungen zeigt, daß die Vorstellung sich so beim Gegenstande verweilt. Der Gegenstand für sich kann leicht abgethan sein, aber man geht davon zu weiteren Inhalte fort der damit im Zusammenhange steht, beim Bilde dagegen wird der erste Gegenstand aufgehalten. Dieß Interesse ist beim Bilde den Gegenstand nicht zu verlassen, so ist der Gegenstand der ein einfacher ist unmittelbar erschöpft, das Interesse des Gemüths verweilt dabei, ist dieß lebendig so ergeht es sich in den Vorstellungen die sich auf den Gegenstand beziehen und das Gemüth kommt so nicht von dem Gegenstande weg. Dieß Interesse bei dem Gegenstande zu verweilen ist die Quelle, Veranlassung von Bildern und Vergleichungen. Indem so auf einen Gegen|stand Anderes in Beziehung gebracht wird, wird er gepriesen, gehoben, verklärt. Das Preisen geschieht gewöhnlich durch Vergleichung. Eine Leidenschaft, Empfindung ist einerseits diese Unruhe in sich und will doch andererseits nicht von einem Gegenstande weg, macht sich Einfälle, Bilder davon, es ist ein Verweilen das sich in der Phantasie ergeht z. B. im Romeo wendet sich Julie an die Nacht pp[.] Es ist ein Bild das auch Plato in ei-
4 übergeleitet] An: übergeleitet wird. Der Gegenstand wird verlassen und in Beziehung gesetzt zu Lö: […] wozu wir übergehn, ist immer ein Andres, in dem sich die Phantasie ergeht 5 matt, es … Gegenstand] Ke: etwas sehr mattes, wenn die Phantasie sich in dem andern ergeht Pn: matt sein, (der Gegenstand wird verlassen), wenn so der Fortgang der Phantasie auf etwas Andres übergeht 6–7 die als … erscheinen] KeAn: beides liegt darin 11–12 beim Bilde … aufgehalten] Lö, ähnlich AnPn: Tritt aber ein Bild ein, so wird (Lö: der erste Inhalt festgehalten, es 30 wird die Aufmerksamkeit nicht fortgezogen. Pn: die Aufmerksamkeit durch das Bild auf denselben gehoben) 12–14 Dieß Interesse … dabei] Ke, ähnlich AnLö: Wenn das Interesse der Phantasie ist, den Gegenstand nicht zu verlassen, so ist der Gegenstand (Ke: für sich unmitelbar Lö: leicht) erschöpft; das Interesse des Gemüths verweilt bei dem Gegenstand, und wenn es nicht ein stumpfes Verweilen ist, so 13 ein einfacher] An: eine einfache Vorstellung 15–16 und das … weg] Lö, 17 Veranlassung] (KeAn: 35 ähnlich Ke: worin es aber doch nicht vom Gegenstande wegkommt gewöhnliche Lö: häufigste) Veranlassung 19 gepriesen, gehoben] Pn: gehoben und gleich sam gepriesen KeAn: erhoben Das Preisen] KeLö: Der Preis eines Gegen standes gewöhnlich] Ke: vornehmlich An: hauptsächlich 22 Bilder davon] Ke, ähnlich Pn: Bilder, und auch Vergleichungen Lö: Reflexionen, die bloße Bilder sind 23 Nacht] Ke, ähnlich LöPnGa: Nacht: komm holde 40 Nacht, mit den schwarzen Augbrauen, gib mir meinen Romeo, und wenn er sterben soll, schneide (Lö: glänzende) Sterne aus ihm, und er wird den Himmel so schön machen, daß (Ke: alle Welt sich in die Nacht verlieben wird. Lö, ähnlich AnPnGa: keiner die Sonne mehr verehren wird) 25 einem Andern.
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nem Epigram gebraucht hat „Oh mein Aster mögt ich zum Sternenhimmel werden, um so aus tausend Augen dich schauen zu können.“ Es ist ein Bild das keine Vergleichung ist, eine Phantasievorstellung. Dieß ist etwas sehr Gewöhnliches, häufig Vorkommendes, das sinnliche Verweilen bei Beschreibungen die in Vergleichungen bestehen, so im hohen Liede z. B. „Sieh mein Freund du bist schön, deine Augen sind wie Taubenaugen pp“[.] Man kann nicht sagen, daß es eine Verherrlichung ist. So läßt Ovid in den Metamorphosen den Poliphem sich mit Vergleichungen an die Galathea wenden, „Weisser bist du als das Blatt der schneigen Lilie, glänzender als Glas pp“ das geht so durch 18 Hexameter. Beim Homer sind die Vergleichungen sehr berühmt, sie werden besonders als Schmuck angesehen, aber ist es bloß äusserlicher Schmuck, so ist es nur prosaischer Zierrath, es muß sonst ein Interesse darin sein. Beim Homer haben sie das Interesse, auf einen Gegenstand, eine Situation die Aufmerksamkeit zu richten, diese Wichtigkeit herauszuheben und den Ernst der Begebenheiten zu unterbrechen und zu erheitern z. B. daß sich Achill gegen den Aeneas wendet in der Schlacht ist eine einfache Sache, um es herauszuheben, die Wichtigkeit bemerklich zu machen unterbricht Homer die Erzählung durch ein Gleichniß, „der Peleide wie ein verderbender Löwe den die Männer zu erlegen trachten schreitet fort unter ihnen, sie verachtend, aber trifft ihn einer“ pp [.] Zur | Verdeutlichung thut so ein Gleichniß nichts, man versteht das von sich selbst. Oft ist das Verweilen ein blosses Sichergehen in Phantasievorstellungen, ein Schwelgen in Bildern, so daß der Dichter sich müssig seinen Phantasievorstellungen überläßt und seinen Leser verlockt in dieß müssige Spiel mit Bildern. Dieß trifft als Vorwurf häufig südliche, besonders spanische Dichter, es ist oft kein anderes Interesse darin, als müssige Freude an diesen Bildern. Calderon hat z. B. viele Vergleichungen der Art, das Schiff nennt er je-
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4–5 das sinnliche … bestehen] Lö, ähnlich An: Manche Beschreibungen würden sehr kurz abgebrochen seyn, wenn man sie nicht durch solche Verweilungen in die Länge zöge. 5 so im hohen Liede] An: Schilderung einer Schönen in den Psalmen mein Freund] Ke: meine Freundin 6 Taubenaugen] Ke: Taubenaugen, die Haare sind wie Ziegenherden, geschoren 30 auf Gilead 6–7 Man kann … ist.] Ke: Sonst kann man sagen, daß das menschliche Auge schöner als das Taubenauge. 8 wenden] Lö, ähnlich Ke: wenden, einen Naturmenschen, (Lö: aber noch roher Phantasie Ke: ohne weitre Bildung) 8–9 „Weisser bist … Glas pp“] Lö: Weißer bist du, Galathea, als das Blut des schlanken Ligusters, schlanker als ein Rehböcklein 11 besonders] AnLö: gewöhnlich 13 Gegenstand] Pn: Gegenstand der beschrieben 35 ist 15 Begebenheiten] Ke: Begebenheit, das Versunkensein darin 18 die] Lö: des ganzen Volkes 19–20 trifft ihn einer“] Lö: wenn ihn ein Speer getroffen, so treibt ihn seine Wuth gerade aus, welchen er treffe von den Männern. So auch Achilles. – Menelaus wird verwundet, aber Venus wehrt den Speer ab, wie die Mutter die Fliege und gleich folgt die weitere Vergleichung. 20 pp] Ke: u.s.f. Es ist keine müßige Amplification. 24 Spiel mit Bildern] 40 An: Phantasiespiel 26–703,11 Calderon hat … wird.] Pn: Also ein Verweilen um Gegenstände zu erweitern durch den Vergleich. Der Gegenstand wird zur Sache der Phantasie gemacht
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desmal den Vogel ohne Schwingen, Fisch ohne Flossen pp[.] In der Mariamne wirft ihr Gemahl einen Schicksalsdolch weit weg und dieser trifft einen Andern, da heißt dieser Dolch ein Comet aus hellem Stahl geschmiedet, ein Harpun vom Himmelsbogen, ein Falk pp. Es sind Bilder wo es bloß um diesen Schmuck zu thun ist, um diesen Glanz, es ist eine Schwelgerei. Es ist besonders die Breite des epischen Gedichts die diese Bilder mehr zuläßt, gegen das rascher fortschreitende Drama. – Eine nähere Seite der Vergleichung ist daß der Geist, das Interesse sich darin zeigt, daß er sich in den Gegenstand vertieft, an dem Objekt als solchem ein Gefallen hat, das Verhältniß zum Gegenstand mehr theoretisch als praktisch ist, der Gegenstand mehr zur Sache des Gefallens als der Sehnsucht wird. Dieß ist mehr der Charakter der Freiheit des Orients, diese beschäftigt sich selbst noch im Schmerz, in der Klage mit der Liebe zum Gegenstand, es wird nicht die selbstsüchtige Bewegung des Gemüths, das Verlangen des Subjekts zum Gegenstande das den Abendländern eigen ist. In Goethes westöstlichen Divan sind seine Lieder in seinem Alter viel freier, im Unterschiede gegen die Subjektivität der Empfindung, Krankhaftigkeit des Gemüths, Concentration in sich, in seinen früheren Werken, der freie Geist des Morgenlandes hat ihn angeweht. Es 1 In der Mariamne] Lö: Man hat ein Stück von Calderon: Marianne. 2 ihr Gemahl] Ke: Der Lö: Deren Gemahl, der Tetrarch Schicksalsdolch] Ke: Dolch, Schiksalsdolch 3 Dolch] Lö: Dolch, der so durch die Lüfte gekommen 3–4 ein Harpun] Lö: eine Harpye 4 ein Falk] Ke: Falk aus hellem Stahl geschmiedet“ Ga: ein Falk, der wenn ich frei lasse, er gefärbt zu mir widerkommt 5 Schwelgerei] Lö, ähnlich KeAnGa: ein müßiges Ergehn in diesen Bildern. Schiffe werden zu Vögeln gemacht und umgekehrt vom Phönix heißt es, ein Kahn von (Lö: Porphyr KeAnGa: Purpur) und Gold, der krystallene Ruder schwingt. 7 fortschreitende Drama] KeAn: forteilende Drama. Ke schließt an: So ein Verweilen überhaupt, um den Gegenstand zu erweitern durch die Vergleichung. 8 der Vergleichung] An: dieses Verweilens Lö: dieses Verweilens zu Vergleichen 11 des Gefallens … Sehnsucht] Ke: der Phantasie, nicht der Sehnsucht, des Schmachtens 12 mehr der … Orients] Pn: die Freude, das Vertiefen in den subjectiven Gegenstand vorzüglich bei den freien Orientalen 12–15 diese beschäftigt … ist] Ke: Im abendländischen ist mehr die Begierde, Ausgehen von sich; die Freiheit bei den Orientalen zeigt nur das Gefallen am Gegenstande, die selbstsüchtige Bewegung des Gemüths wird nicht ausgedrükt, sondern Betrachtung des Gegenstandes in seiner Objectivität, und immer eine Freude am Gegenstand als solchem. Ein ausgezeichneter Zug bei den Orientalen. Lö: Im Abendländischen ist es mehr ein Sehnen, ein Streben nach dem Gegenstand. Der Orient zeigt auch im Schmerz die Liebe zum Gegenstande. Es wird nicht die Befriedigung des Subjects ausgedrückt, sondern des Objects in der Objectivität. Dies ist ein ausgezeichneter Zug bei den Orientalen. Pn: im Schmerz, Klage zeigt sie immer dies Gefallen, nach der Betrachtung des Gegenstandes in seiner Objectivität streben sie 16 seine Lieder] KeAn: Lieder der Liebe freier] An: heiterer 16–17 die Subjektivität … sich] An: dieses krankhafte, Sehnsüchtige 18 Geist des Morgenlandes] Ke: heitre Geist des Orients Lö: schönen, freien Geist des Orients angeweht] Ke: später angeweht, zum Unterschied von dieser (Ke: Krankhaftigkeit des Gemüths, dieser Concentration des Gemüths in sich selbst Lö: theilweisen Krampf haftigkeit des Gemüths, dieser Sehnsüchtigkeit). Das Glük, die Heiterkeit interessiert sich für den Gegenstand, ist in ihm befriedigt.
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dient also das Bild | dazu das Vertiefen in den Gegenstand zu schildern, doch ist das Verweilen bei einem Gegenstande durch das Bild häufig von einer Wirkung, daß es ein Ermatten ausdrückt, die Bilder drücken dann Zustände aus, die solchem Ermatten ganz angemessen sind. So ist das Schaeferleben ein ruhiger Zustand, hier würden sie ihren Platz haben. Die Wirkung der vielen Vergleiche beim Ossian drückt theils die Mattigkeit des Alters, theils seiner Vorstellungen aus die voll Kummer sind und so bleiben sie in dem geringen Umfange des Kreises dieser Vorstellungen. Der geistige Fortgang hält sich nicht lyrisch, er fällt zurück in sinnliche gewohnte Vorstellungen, jener Kreis ist wie bemerkt sehr beschränkt, Helden und Nebel. Diese Art von Schwerfälligkeit findet man besonders bei Ossian, angemessen der Schwachheit und dem geringen Kreise der Vorstellungen. So heißt es: „Ossian hörte nicht den Sturm, aber oft kommt wie die Sonne das Gedächtniß vergangener Zeiten,“ hier ist der Ton und das Licht das was Ossians Gedanken bestimmt, „Angenehm sind die Worte des Gesanges, wie der stille Thau des Morgens, – Seine Gebehrde hatte sich vom Kriegstumulte gesetzt und ist ruhig wie die Abendsonne die ins stille Thal von Cara blickt“ pp[.] Dem Ton des Ganzen sind solche Bilder völlig angemessen. 1 dazu] Ke: dazu, wenn es nicht diese Objectivität der Phantasie zeigt Vertiefen] Pn: Vertiefen der Empfindungen schildern] Ke, ähnlich AnLö: schildern. Bei Calderón sind sehr schöne Beschreibungen dieser Art. Er erzählt von den Verwiklungen des Zufalls, daß er einer Dame gefolgt ist, die ganz und gar verhüllt war; Malen könne | er ihre Anmuth nicht u.s.f., obwohl dennoch manches Mal durchbrach durch die schwarzen Schranken jener undurchsichtigen Hülle eine Hand usf. (Lö: die Fürstin der Rosen und Lilien, der als Sclave die Weiße des Schnees huldigte, nur ein beschmutzter Africaner gegen (Lö: sie Ke: ihre weiße Hand). Listig machts ein kleiner Bach, welcher, Natter von Crystall, zwischen niedern Gras | vom Fußtritt eines dunklen Baumes zertrampelt, nach dem Oberkleide der Dame schnappt und es mit dem Alabaster seines Speichels besalbt; denn er zwang sie einen kleinen Fuß sehn zu lassen, so artig, daß er spricht, ich bin Jasmin, aus der Knospe des Schuhes entfaltet.) (Ke: spanische Hyperbel usf. / Natter wird oft gebraucht: bei der Mariamne, die Natter der Cleopatra: wenn mein Gemahl starb durch einen Dolch von Stahl, sollst lebendiger Dolch du dringen in meine Brust. Ein andresmal der Dolch eine Natter. – Das liest sich besser, als wenn es im Drama gesprochen wird.) Pn: Dies kann weitläuftiger sein, weil sie Bilder gebraucht, die Bilder dienen das Gegenständliche besser anzugeben. 3–4 die Bilder … sind] An, ähnlich Ke: man ermattet in ihnen als in etwas Heterogenem; sie sind einem Zustande, in dem eine Mattigkeit ist, mehr angemessen 4 ruhiger] Ke: matter, müssiger 6 des Alters] An, ähnlich Ga: dieses alten Sängers 7 voll Kummer] Ke: ohnehin mit Weh verhüllt 8 dieser Vorstellungen] Ke: der Welt, der Vorstelungen überhaupt lyrisch] Lö: lange 9 Kreis] An: Kreis des Lebens der ossianischen Helden 10 Helden und Nebel] Ke, ähnlich AnLö: Krieg führen, Jagen, Wolken, der Nebel, diese (Ke: Hügel AnLö: Sonne) Lö schließt an: das ist der ewige Kreis 12–13 „Ossian hörte … Zeiten,“] Ke: hörte nicht Ossian itzt eine Stimme, oder ist es die Stimme der Tage, die | nicht mehr sind, oft kommt wie die Abendsonne das Gedächtniß vergangner Zeiten in ihre Seele. 15 Gesanges] Ke: Gesanges, und die Erinnerung vergangener Zeiten, Thau des Morgens] Ke: Thau des Morgens auf dem Hügel, wenn die Sonne (Ke: auf seine Seite scheint, und der Thau Lö: bleich über dem Thale steht) Ga: Thau wenn er die Pflanzen bedeckt und der Teich ruhig steht 16 die] An: die vom West 17 Dem Ton … angemessen.] Lö: Diese Vergleichungen sind Situationen, ohne sie ist das Ganze völlig glanzlos.
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Eine Seite der Vergleichung ferner bezieht sich auf eine Weise wie wir sie in Shakespeares Dramen finden. Dem Drama aber sagt diese ausgeführte Vergleichung nicht zu, oft ist sie bei Shakespeare schwerfällig und führt vom dramatischen Tone ab, von dem um das es sich handelt, dieß nimt sich anders aus gelesen als gesprochen, werden die Personen verglichen mit Anderem, so werden wir weggeführt von ihnen. Im Conversationstone der im Drama wesentlich ist, ist eine solche Ausführung störend, wenn nicht eine bänkelsängerhafte Ausführung daraus werden soll. Die Freiheit des | Charakters, die Stimmung die ihn beherrscht soll sich zeigen, so daß der Charakter, wie ihn der Künstler darstellt, sich über Leid und Schmerz erhebt indem er sich in ein solches Bild hinein vertieft, welches immer vom Schmerz ablenkt. Und wie sonst das Bild die Vertiefung in den Gegenstand ist, so wirkt diese hier so, daß sie das Gemüth erhaben zeigt von dem Interesse, dem Schmerz der es umfing. Im Julius Caesar ist in dieser Hinsicht eine berühmte Scene wo der edle Brutus aus Zorn zur Ungeduld fortgeht. Das dort gebrauchte Bild drückt die Sanftmuth des Cassius aus und grade daß dieß durch eine Vergleichung ausgesprochen wird giebt an, daß die Empfindung des Unwillens auch zugleich in ihm darum entfernt ist. Ähnliches kommt im Macbeth vor, die Größe des Charakters und des Gefühls ist es die hier eine Vergleichung machen. Das Gerede von Natürlichkeit ist es das diese Bilder hat tadeln können, englische und deutsche 2–3 Dem Drama … zu] An: Diese Weitläufigkeit ist im Ganzen dem Tone des Drama nicht angemessen 3 oft ist … Shakespeare] Ke, ähnlich Pn: er ist getadelt worden, wegen der ausführlichen Bilder und Vergleiche, und manchmal allerdings werden sie 4 dramatischen Tone] Pn: Ton der Tragödie 4–6 dieß nimt … ihnen] Ke, ähnlich An: Ganz anders (Ke: nehmen sich schöne Vergleichungen aus, An: verhält es sich mit Bildern,) wenn sie gelesen als wenn sie gesprochen werden; wir gehen zu einer Vorstelung von einem abwesenden über. Lö: Sie haben die Bestimmung gesprochen zu werden, von einer Person, die gegenwärtig ist, wenn diese vergleicht, werden wir zu etwas Anderm von ihr weggeführt. 7 Ausführung] An: breite Ausführung eines Bildes 7–8 nicht eine … soll] An: das Drama nicht auf Marionettenweise deklamirt wird 8–10 Die Freiheit … erhebt] Ke, ähnlich An: Die echte Wirkung, die die Vergleichungen bei Shakespear haben können, ist die Freiheit des Characters von dem gegenwärtigen Gegenstand zu beweisen, daß der Character als der Künstler hingestelt ist, der mit seinem Weh zu thun hat, aber sich über diesen Schmerz erhebt 13 erhaben] Lö: befreit Ke: befreit, erhoben 13 dem Schmerz … umfing] Ke: von dem es practischer Weise befangen ist 14–15 aus Zorn … fortgeht] Ke, ähnlich AnLö: zum Zorn gereizt sagt: o Cassius, du bist mit einem Lamme gepaart, | das den Zorn nicht anders nährt, als wie der Kiesel das Feuer nährt, wird er stark geschlagen, so zeigt er einen Funken, der sogleich zündet, dann aus ist. 18–19 Ähnliches kommt … machen.] Ke, ähnlich AnLö: Macbeth in der heftigsten Angst sagt: aus, aus mit mir kurzes Licht, das Licht ist nicht, als ein wandelnder Schatten, ein armer Schauspieler, der seine Stunde auf der Bühne pocht, und dann ist er nicht mehr. Ga: In Macbeth sagt Macbeth in der heftigsten Leidenschaft: „Aus, aus mit mir – das Leben ist ein kurzes Licht – das Licht ein armer Schatten – wie ein Schauspieler bin ich, der hinter der Bühne nicht mehr gehört wird.“
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Critiker die den Ausdruck des Schmerzes im Oh! und Ach! finden, meinen der Schmerz sei nicht beredt und ergehe sich nicht auf solche Weise. Aber ein edles, freies Gemüth drückt sich auch so aus, daß es sich in ein Anderes vertieft und so anzeigt, daß es seine Schmerzen weggebracht hat, darüber steht. So z. B. die Stelle im Makbeth, wo dem Makduff die Ermordung seiner Frau und seines Kindes hinterbracht wird, die Äusserungen die er hier thut machen seinen Schmerz nur um so rührender. Dieser Ausdruck des Schmerzes hat viel Ähnliches mit einer Reflexion die der Cardinal Wolsey in Heinrich VIII macht, sie zeigt den Geist des in sich arbeitenden Menschen, der sich über sein Unglück erhoben hat. Das Rührende des Schmerzes ist so oft in Bildern ausgedrückt, worin sich der Mensch, da es ein anderer Gegenstand ist hineinergießt, oft aber sind dieser Bilder zum Spre|chen zu schwerfallig. Auszeichnung verdient in dieser Hinsicht noch eine Stelle in Heinrich IV wo der Herzog von Northumberland seinem Schmerz auf ähnliche Weise Luft macht, seine Gefaßtheit ist nur etwas zu breit, sein Vergleich mit Priamus schwerfällig, in dieser Vergleichung aber sehen wir die Freiheit des Charakters. Ähnliches ist in 1 Critiker] KeAnLö: Kunstrichter im Oh! … finden] KeAn, ähnlich Lö: auf O und Ach und Gedankenstriche zurükführen 6–7 die Äusserungen … Schmerz] An, ähnlich KeLö: So ruft Macduff als er hört, daß Frau und Kinder umgebracht: er (Macbeth) hat keine Kinder: alle meine lieben Kinder wie alle? alle meine kleinsten Hühnchen mit ihrer Henne auf einen Streich. | Dieses Bild macht den Ausdruck des Schmerzes 8 Heinrich VIII] Lö, ähnlich KeAn: Heinrich VIII: Lebe denn wohl, Hoheit! ich habe den höchsten Punkt erreicht und eile nunmehr aus diesem vollen Mittag meiner Herrlichkeit zum Untergange. Ich werde fallen gleich einer glänzenden Luftsäule, um nie wieder gesehn zu werden. Lebe wohl, Hoheit! Das ist das Schicksal der Menschen. Das Glück wächst und indem der gute Mann nun glaubt, daß sein Glück im schnellen Wachsen sey, kommt der Frost und es ist dahin. In Heinrich VI sagt die Königin Catharina (An: verstoßen von ihrem Gemahl): ich bin die unglücklichste Frau der Welt: gescheitert an einem Königreiche, das nicht Mitleid und Hoffnung hegt, gleich der Lilie, die noch eben Königin der Felder war, will ich mein Haupt hier senken und | sterben 12 zum Sprechen zu schwerfallig] Ke: schwerfällig und nicht an ihrem Ort, wenn sie gesprochen werden sollen 14 Northumberland] An, ähnlich LöKe: Northumberland, Vater des Percy, ist zu Hause geblieben; ein Bote tritt ein: (Lö: Was macht mein Sohn und mein Bruder, sagt er zum Boten,) Du zitterst; die Blässe deiner Wange ist geschickter deine Botschaft auszudrücken, als deine Zunge 14–15 seine Gefaßtheit] Ke, ähnlich An: Die Gefaßtheit, Tiefe Stärke dieses Mannes, der den Verlust seines Sohnes gleich ahndet, aus dem Zittern des Boten, sich in dieses Zittern vertieft 16 Freiheit des Charakters] AnLö: Befreyung des Charakters Ke: Befreiung aus dem Schmerz. – Eine Vergleichung, die sonst tadelnswerth sein mag 16–707,2 Ähnliches ist … zurücktritt.] Ke, ähnlich AnLöGa: Drydens Cleopatra mit der Schlange: „Willkommen du freundschaftlicher Betrüger, du bester der Diebe, | der du mit einem leichten Schlüssel das Leben aufschließest und es (Lö: so schnell und) unbemerkt von uns stiehlst; indem du so des Todes Amt besser verrichtest, als er selbst, und unsere Glieder so sanft einschlummerst, daß der Tod vor seinem Bilde selbst betrogen zurücktritt, und selbst für einen Schlaf nur hält.“ Dieses drükt sehr gut die wirkung der Vergleichung selbst aus; daß das Bild des Schmerzes nur vorhanden ist und der Schmerz als | concentrierte, subjective Empfindung (An: abgestumpft) gebrochen ist, und der Geist frei darüber steht. – Ins einzelne verfolgt, würde dieser Gegenstand von unendlicher Ausdehnung sein.
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einem Bild bei Dreyden, wenn gleich es nicht ganz edel ist, daß der Schmerz von seinem Bilde betrogen gleichsam zurücktritt. Die Wirkung der Vergleichung ist daß der Schmerz sich selbst so zurück stellt und der Charakter sich frei zeigt, über ihn erhaben. Als Anhang zum Symbolischen mag folgendes bemerkt werden was mit demselben eng zusammen hängt. Wie man dafür, wie für manches Andere einen Platz unter den Dichterwerken finde, ist eine schwierige Sache. In den verschiedenen Stufen sahen wir wie das Innere so Gestalt wird, wie beides zu einer unmittelbaren Einheit wurde im Indischen, dann wie im Aegyptischen, im Symbol sich das Andere unabhängig constituirte, sich auf eine gewaltsame Weise in der Gestalt zeigte, nicht ihrer Herr war, das Dritte war die Trennung der Bedeutung und Gestalt und das Vierte das vollkommene Zerfallen beider, so daß das was wir Bedeutung heissen sich für sich gestaltete und zugleich die Äusserlichkeit, die nur dem Inneren dienen soll, ebenso für sich isolirt genommen wurde. Nur in der Poesie kann dieß Auseinanderfallen stattfinden. Wenn wir nun näher diese Beziehungen angeben, so ist eine Bedeutung ohne jene Gestalt die Prosa, und wird ihr etwas von poetischer Form zugegeben, so wird es ein Lehrgedicht. Es soll einen bedeutungsvollen Inhalt haben, dieser aber ist abstrakt für sich, seine Gestalt beschränkt sich darauf, daß es in Verse gebracht, mit be|sonderem Schmucke verziert ist, der Grund aber ist prosaisch. Die Bedeutung, das Allgemeine und die Gestaltung fallen in dieser Kunstform auseinander und es ist so keine wahrhafte Kunstform. Das Lehrgedicht ist seinem wahrhaften Inhalte nach prosaisch und das Schöne daran, was man zur Kunst rechnen kann, ist ein äusserlicher Schmuck, so wie bei der Gartenkunst, wo die Natur zum Grunde liegt und die Kunst bloß äusserlich arrangirt, um es wohlgefällig zu machen; das Poetische ist hier nur ein äusserlich, partieller Umstand. Wir haben dergleichen sehr alte Lehrgedichte und so geschah auch das erste Philosophiren in metrischer, rythmischer Weise. In Deutschland sind sie nicht mehr 9 Einheit] KeAn: Einheit, diesem Gähren
10 Andere] Ke: innere
11 nicht ihrer Herr war] Trennung] Ke: selbständigkeit 12 das Vierte] Ke: Als Anhang beider] Ke: der Bedeutung als solcher und der Gestalt als solcher 13 gestaltete] An: gestaltet, aber ohne eigentliche Gestalt Ke: gestaltet ihre eigentliche Gestalt; formell 14 dem Inneren] An: der innern Bedeutung Ke: dem innren der Bedeutung 15 Nur in … stattfinden.] An: Nehmen wir den Gedanken so für sich, so ist das 35 eigentlich Prosa; auf der andern Seite Gestalten, die bedeutungslos sind, oder wir haben 2 Arten von Gedichten (, denn nur von der Poesie kann hier die Rede seyn), als drittes kann eine ganz äußerliche Beziehung beider aufeinander angegeben werden. 16 jene] An: eigene Ke: eigentliche 19–20 seine Gestalt … ist] An: ohne wahrhafte Gestaltung, (An: nur Verse, Ke: die Verse, das Klingende des Tones ist gestaltet,) ausgestattet mit Schmuck von Bildern, Episoden, 28 Weise] Lö schließt an: dies haben wir noch bis auf die neusten Zeiten 40 Erzählungen 30 Ke: sie noch nicht idealisiert hat, noch nicht Herr und Meister ist
28 In] Die
3te For m. a Das Lehrged icht.
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6/7An 43rPn b. B e s c h r e i b e n d e Ged ichte.
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beliebt, die Franzosen haben dagegen von Delille noch in neuerer Zeit ein Compendium der Physik in dieser Form erhalten, in demselben ist Magnetismus, Elektrizität pp nach einander abgehandelt. Die zweite Form ist das Gegentheil hiervon, daß der natürliche Stoff aufgenommen wird, die Gestaltungen überhaupt beschrieben werden, die Naturgestaltungen, die ihrer Natur nach nur ein Äusserliches sind und so daß die Vorstellung des Schönen bei ihnen hervorgebracht werden soll. Dieß sind beschreibende Gedichte, Naturgedichte. Solche beschreibende Gedichte hat man von den Jahreszeiten, Tageszeiten pp da ist nicht geistige Individualität und ihre Äusserung die Hauptsache, sondern diese Gegend, Flüsse, Felsen, Seen und was da zu geschehen pflegt, menschliche Begebenheiten die besonders dem Bedürfniß dienen. Das beschreibende Gedicht ist auch so eine Form die nicht der eigentlichen Kunst angehört, nicht das Schöne zum Gegenstande hat. Das Schöne muß vom Geist ausgehen, geistige Thätigkeit muß die Hauptsache sein. Es können zwar Episoden eingeflochten werden, in solch ein beschreibendes Gedicht, das Menschliche | wird aber da nur Schmuck, Nebensache. Das Dritte ist die äusserliche Beziehung beider aufeinander, die Naturschilderung, wobei gesagt wird was man dabei empfunden habe. Es ist einerseits die subjektive Empfindung und andererseits diese natürlichen Gegenstände. Die Empfindung ist Empfindung für sich, ist nur bei Veranlassung des Gegenstandes, dieser bleibt äusserlich, der allgemeine Ton kann einen Einklang haben mit diesem Gegenstande, aber es ist nur eine Auslegung der Empfindung, die Har1 beliebt] An: beliebt, in andern Ländern aber wol haben] Ke: haben naiv (am Rande: Ueber die Natur, von Delille] An: Delille de la nature 1–2 ein Compendium der Physik] An: eine in Verse gebrachte Physik, Sur la conversation dgl. 2 in dieser Form] Ke: wohlgefällig eingekleidet 4 Die zweite] Lö: | c) Naturschilderung. / Die zweite 7 des Schönen] Pn: ihres außerlichen Daseins 8 Naturgedichte] AnLöPn: Naturschilderungen Ke: die Naturgestalten geschildert 10–11 diese Gegend, … Seen] An: die natürlichen Gegenstande, die Naturereugnisse und -zustände Ke: Dasein natürlicher Gegenstände 11 da] Pn: in den 4 Jahreszeiten 11–12 Begebenheiten die … dienen] Pn: Thätigkeiten die dem Bedürfnisse dienen, so gut die Sonne aufgeht wird auch das Vieh ausgetrieben und der Schäfer geht mit etc. An: Thätigkeiten geschildert, die dem Menschen zum Bedürfniss geworden Ke, ähnlich Lö: Thätigkeiten, die vornehmlich dem Bedürfniß dienen; auch auf natürliche Weise geschehen, Sache der Gewohnheit 13 Schöne] KeAnPn: Schöne als solches 14–15 Das Schöne … sein.] Lö, ähnlich KeAnPn: Beim Schönen als solches muß das Geistige, als solches (LöAn: die Grundlage Ke: das wesentliche Pn: das Grundlegende, Wesentliche) ausmachen. 15 Episoden] Ke: allerhand Episoden An: Rührende Episoden 19 dabei] Pn: bei diesen Naturgegenständen 22 Ton] An: Ton der Gegenstände, der Natur Ke, ähnlich Pn: Ton dieser Situation der Natur 23 diesem Gegenstande] AnLöPn, ähnlich Ke: dieser Empfindung ist] KeAn: ist nicht ein Auslegen der Natur; die Natur ist für sich nur eine … Empfindung] Pn: die Natur ist für sich und ich habe die Empfindung dabei Ke, ähnlich Lö: ich habe diese oder jene Empfindung. Ein sehr (Lö: weites und) reiches Feld
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monie ist etwas ganz unbestimmtes. Bei uns Deutschen ist dieß die allerbeliebteste Form, eine unzählige Menge von Gedichten ist so gemacht, Naturschilderungen und was einem dabei einfällt, es ist ein solcher Heerstraßenweg. Beides, Empfindung und Gestalt fallen auseinander, sind zweierlei. Mehreren Oden von Klopstock enthalten diesen allgemeinen Typus. Ein Zweites der äusserlichen Beziehung des Natürlichen und der Bedeutung aufeinander ist das Epigramm, es ist irgend ein äusserlicher Gegenstand, etwas unmittelbar Existirendes. Epigramm ist eine Aufschrift, es ist ein Gegenstand da, und auf denselben ist das Epigramm geschrieben. Die ältesten Epigramme führt Herodot auf z. B. „Diese goldenen Dreifüße haben die Spartaner (oder Crösus) in den Tempel des Apollo geweiht.“ Die Spaeteren sprechen dieß nicht so unmittelbar aus, sondern haben einen Einfall, einen Witz, die Erklärung wird geistreich, dem subjektiven Geist angehörig. Die Griechen sind unendlich reich hierin sie haben anmuthige, rührende, geistreiche Einfälle über solche Gegenstände. Auf Kunstwerken der Sculptur, Mahlerei, in Gedichten pp haben sie eine unendliche Menge Epigramme gemacht, ferner auf Begebenheiten, auf den Tod einer Mutter, eines jungen Menschen pp. | Das Epigramm ist nicht wie die Naturschilderungen mit dem Hinzufügen einer Empfindung, es ist nicht so empfindsam. Beim Epigramm ist auch ein Gegenstand vorhanden und über diesen ist etwas gesagt, dieß ist auf den Gegenstand gerichtet und spricht
1–2 die allerbeliebteste Form] Ke, ähnlich AnLö: (An: eine sehr beliebte LöPn: die geläufigste Ke: die allergeläufigste) Manier 2–3 Naturschilderungen und … einf ällt] Ke, ähnlich Lö: Sonne, Mondschein, und dergleichen, und der und das fiel mir dabei ein, Freunde, Geliebte, und dergleichen 3 Beides] An, ähnlich KeLö: Es kann eine gute Schilderung seyn, aber die 5 Typus] Pn: Schema An: Typus […], eine auf den Mondschein Ke: Typus, Schema. Wenn der Mondschein nur herab fließt, usf. macht ein schönes Eidyllion aus. 6 Natürlichen] KeAn: unmitelbar existirenden Pn: Natürlichen für sich existirenden 7 es ist] An: Es entspricht der Bedeutung nach ganz so fremden Namen: es ist eigentlich 8–9 Epigramm ist … geschrieben.] Lö, ähnlich KeAn: Epigramm ist ein griechischer Ausdruck, eine Aufschrift auf einen Gegenstand zur Erklärung seiner Bedeutung. Pn: irgend ein außerlicher Gegenstand, eine A u f s c h r i f t , e i n G e g e n s t a n d u n d d a r a u f i s t d i e E r k l ä r u n g g e s c h r i e b e n , das ist das Epigramm. 10–11 „Diese goldenen … geweiht.“] Ke: Krösus hat diese Dreifüße zum Geschenk gemacht. Oder die Spartaner haben diese Beute dem Gotte geweiht. 12–13 die Erklärung … angehörig] Pn: es wird da etwas Geistiges 14–15 Einf älle über solche Gegenstände] Ke: Epigrammen Pn: Gegenständen LöAn: Einf ällen über Ge|genstände, (Lö: vorzüglich An: besonders) über Kunstwerke. An schließt an: Die Sprache gehört dazu, um das Specielle derselben darzustellen. 15 Kunstwerken der … Gedichten] Lö: die Dichter, Gedichte und Kunstwerke der Sculptur und Malerei 17 pp.] An: Das Epigramm hat dies zum wesentlichen Charakter. Ke: bedeutende Gesinnung wird ausge18–19 mit dem … empfindsam] Ke: wo hinzugefügt wird, was ich dabei empfunden drükt habe, diese Empfindsamkeit liegt nicht im Epigramm 19 ist auch … vorhanden] AnKeLö: liegt auch ein Gegenstand zum Grunde
d. Das Epig ram m.
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seine Bedeutung selbst aus, es ist die Erklärung desselben, der Gegenstand tritt selbst in das Gedicht ein. Von dieser Art giebt es auch größere Erzählungen, wo besondere Gegenstände den Hauptinhalt ausmachen, die aber oft zugleich von der Art sind, daß sie nicht vor die Vorstellung kommen, man muß sie kennen um die Darstellung zu verstehen, sie können nicht in die Darstellung hereintreten. Von dieser Art sind mehrere der neueren Novellen von Tieck, z. B. eine Gemähldesammlung, diese müßte man gesehen haben und daran knüpft sich dann ein Romänchen pp die Gemählde aber hat man nicht gesehen und der Dichter kann sie auch nicht hereinbringen. So hat man auch Romane geschrieben die sich um Musik drehen z. B. Hildegard von Heinse, man muß aber diese Musik gehört haben, sie kann nicht in die Darstellung hereintreten, diese ist so nicht gerundet, nicht hinreichend daß wir mit unserer Vorstellung dabei wären. Es ist immer so wenn Musik beschrieben wird, oder Gemählde, es ermüdet darum sehr. Das Epigramm hat etwas von dieser Art, aber es knüpft sich nicht bloß äusserlich an diesen nicht darstellbaren Gegenstand, es i s t der Gegenstand und es ist etwas darüber gesagt. Ist es recht witzig so wird der Gegenstand, die Person gleichgültig, der Witz wird dann unabhängig, selbstständig. Wenn nun aber die Erklärung so ist daß der Gegenstand ganz in die Erklärung hineintritt und diese nicht etwas Abstraktes, eine Bedeutung ist, sondern zugleich diese Gestaltung hat, so treten wir damit in eine andere Sphäre, in die zwei|te Abtheilung, die klassische Kunst.
1 es ist … desselben] An, ähnlich KeLö: eine geist-, sinnreiche Beziehung desselben Pn: eine sinnreiche Beziehung auf den Gegenstand, also die Erklärung des Gegenstandes | ist angegeben 2 das Gedicht] AnLö: diese Erklärung 4 kommen] KeAn: gebracht werden 4–5 kennen um …verstehen] An: selbst gesehen haben 5–6 sie können … hereintreten] Lö, ähnlich Pn: Die Gegenstände sind von der Art, daß sie nicht in die Darstellung aufgenommen werden können; dann ist die Darstellung etwas Unvollkommenes. 10 Hildegard von Heinse] Lö: Hildegard von Hemgen Ke: In Heinse’s Ardinghello, Mensch von tiefer, zwar nicht wahrhaft gezügelter Phantasie. 11 Musik] Pn: Musikstücke die darin beur theilt sind 12 daß wir … wären] Pn: zu der volligen Vorstellung davon zu kommen An: das Bild kann nicht rein vor die Vorstellung gebracht werden Lö: Es kann zur Vorstellung geleitet, aber nicht das Bild davon gegeben werden. 14 sehr.] An, ähnlich KeLö, schließt an: Wenn ein Kunstwerk diesen Mangel hat, daß der Gegenstand selbst, um den es sich handelt, |nicht hineingebracht und vorstellig gemacht werden kann, so ist es durchaus etwas Fehlerhaftes. 13–14 Es ist … sehr.] Pn, ähnlich Ke: Beschreibungen von Gallerien sind daher sehr ermüdend zu lesen 17 gleichgültig, der … selbstständig] An: ganz überflüssig; die Zusammenstellung wird gleichsam selbstständig und unabhangig, es ist eine geistreiche Beziehung auf einen äußerlichen Gegenstand Pn: überflüssig, der Witz wird selbstständig, in die Erklärung tritt die Vorstellung des Gegenstandes selbst ein aber immer abhängig von dem außerlichen Gegenstand (Ms: Gegenstandes) 20 hat] Ke, ähnlich AnPn: hat, und die Gestaltung ihre Erklärung zugleich an ihr hat, beides so verbunden ist
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Im Symbolischen ist die Bedeutung, die Seele und die Gestaltung noch nicht zur vollkommenen Innigkeit gediehen und die verschiedenen Formen ihrer Beziehung sind wir eben durchgegangen im ersten Theile, der zweite Theil ist nun die vollkommene Einheit der Seele und der Gestalt, die klassische Kunst. Hierbei brauchen wir nicht so weitläuftig zu sein, das Vorhergehende hat diese mannigfachen Bestimmungen, die klassische Kunst hingegen haben wir eigentlich schon begriffen indem wir den Begriff der Kunst betrachtet haben. Sie ist die, wo das was die Kunst wahrhaft ist, ausgeführt vorhanden ist. Dazu daß die Kunst vollendet, klassisch ist, gehörten die Momente die wir betrachtet haben und daß die Bedeutung für sich selbstständig geworden ist, was in den ersten Formen des symbolischen Kreises nicht vorhanden war. Diese selbstständige Bedeutung ist die wahrhaft freie geistige Individualität, das Innere das zugleich lebendig für sich ist, das Allgemeine, das Wesen, das Absolute das sich weiß, so ist es frei, selbstständig. Die erste Form war das unmittelbare Vermengtsein der Bedeutung und Gestaltung, zur klassischen Kunst ist erforderlich die Trennung beider, daß sich erhebe das Geistige über das Natürliche. Das frei, selbstständig werden der Bedeutung ist so ein nothwendiger Durchgangspunkt. Indem nun so die Bedeutung, das Geistige frei, selbstständig geworden ist muß die Gestalt auch zum Natürlichen zurückkehren, dann aber ist das Geistige das Herrschende über das Natürliche, so daß das Natürliche als solches nicht mehr existirt, nicht mehr | dieß eigenthümliche Selbstständige ist, nur den Ausdruck des Geistes zeigt, ideell ist. Dieß durch den Geist umgebildete, hervorgebrachte, hat dann unmittelbar seine Bedeu-
2 Seele und die Gestaltung] Lö: Gestalt und Geist, diese verschiedenen Formen 3 Innigkeit] AnPn: Einheit Ke: Einigkeit 5 Einheit] KeAnPn: Vereinigung der Gestalt] Ke: des Leibes ist eben das Ideal An, ähnlich Pn: des Leibes, das Ideal, das ist k l a s s i s c h e (Pn: Kunst oder) S c h ö n h e i t 8 eigentlich schon begriffen] Pn: schon bestimmt 8 den Begriff ] Pn: die Natur 9 das was … ist] Pn: der Begriff der ausgeführt vorhanden] Ke, ähnlich Pn: ausgeführt, vorhanden An: vorhanden 13 die 30 Kunst wahrhaft … Innere] An, ähnlich Pn: die geistige Individualität; das Geistige, Innere Ke: allein das Geistige, das wahrhaft Innre 15–16 das unmittelbare … Gestaltung] Pn: dieses unmittelbare Vereinigtsein | der Bedeutung und des Daseins KeLö: | Unmitelbare Vereinung des Geistigen und natürlichen 17 Natürliche] Ke: unmitelbar natürliche An: unmittelbar Existi18 Das frei, … so] Pn: also diese Trennung, Zerfallen ist 19 Durchgangspunkt] Pn: 35 rende Durchgangspunct oder wesentliche Bestimmung Bedeutung, das Geistige frei] KeAn: Bedeutung in der freien Geistigkeit 20 auch] AnLö: sich auch gestalten zum Natürlichen] AnLö: zur Natur 22–23 dieß eigenthümliche Selbstständige] KeAn: diese eigenthümliche Selbstständigkeit hat Lö: jene unmittelbare Selbstständigkeit 23 Ausdruck] KeAn: Ausdruk, 23 24 Dieß durch … hervorgebrachte] Ke: Diese durch den Geist eingebildete her40 Zeichen vorgebrachte Gestalt 24 umgebildete] Lö: ein(darüber: hinein)gebildete
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tung an sich, so daß das Natürliche unmittelbar der Ausdruck des Geistigen ist. Dieß ist das Menschliche, die freie geistige Individualität, das Geistige frei und zugleich äusserlich existirend, so daß die Natürlichkeit nur das Geistige ausspricht. Dieß ist also das Menschliche überhaupt, die menschliche Gestalt, diese ist thierische Gestalt, aber Gestalt in der ein Geist wohnt und damit ist das was diese Gestalt zeigt das Geistige zugleich, bedeutet nicht noch etwas Anderes wie im Symbolischen. In der menschlichen Gestalt erscheint zugleich das Geistige, dieß ist die wahrhafte Durchdringung des Geistigen und Natürlichen. Läßt man es bei der Einheit des Geistes mit der Natur, bleibt man bei solchen allgemeinen Redensarten, so ist dieß sehr unbestimmt, das Thier ist am Meisten in dieser Einheit, sie muß daher näher explizirt werden. Das Natürliche das hereintritt ist die Gestalt, sie ist aber nicht zugleich ein Selbstständiges, sondern ist idealisirt, stellt nicht sich vor, sondern den Geist am Natürlichen. Die menschliche Gestalt hat viel mit dem allgemeinen animalischen Typus gemein, aber sie zeigt sich nur in ihrer freieren Form als geistig, das menschliche Auge und das thierische Auge ist etwas ganz verschiedenes, dieß zeigt sich in allen Zügen. Das Geistige ist hier das Herrschende, es ist keine Neutralisation der Einheit des Geistigen und Natürlichen, das Geistige ist das im Körperlichen nur sich Manifestirende. Dieß ist die Grundlage der klassischen Schönheit überhaupt. – Die klassische Schönheit ist im Allgemeinen die 1 das Natürliche … Geistigen] Pn: der Ausdruck unmittelbar das Geistige 2–3 frei und … existirend] Ke, ähnlich Pn: individuell, aüßerlich existirend Lö: erscheint als Individuelles und äußerlich auch Existirendes 4 ausspricht] Pn: aussprechen des Geistes, das ist das Ideal. 4–5 Gestalt, diese] Pn: Gestalt als solche 6–7 bedeutet nicht … Anderes] Pn: stellt nicht noch etwas andres vor 7 wie im Symbolischen] Ke: als nur diese Bedeutung 7–8 erscheint zugleich das Geistige] Ke, ähnlich An: ist das Geistige unmitelbar vorhanden, erscheint darin 8–9 wahrhafte Durchdringung … Natürlichen] Ke: unmitelbare Erscheinung des Geistigen 9–10 Läßt man … unbestimmt] Ke: In dem Ausdruk: Einheit des Geistes und der Natur, liegt wenig 10 sehr unbestimmt] Lö: ein | sehr Magres 10–11 das Thier … Einheit] An, ähnlich Ke: | Der thierische Mensch ist aus der Einheit mit der Natur nicht herausgetreten Pn: das Thier selbst oder der thierische Mensch ist in der größten Einheit mit der Natur 11 explizirt werden] Ke: näher ausgedrückt werden; es ist auch etwas abgedroschenes, von dieser Einheit des Geistes und der Natur zu sprechen An: daher ist es nöthig, daß man die Einheit näher bestimme, damit man nicht etwas Absurdes verstehe unter der Einheit des | Geistes und der Natur 13 idealisirt] Ke: idealisirend 15 ihrer freieren Form] Lö: ihren feinen Formen Ke: der Feinheit der Formen 16–17 das menschliche … Zügen] Lö: Die Thiere haben auch Augen, aber in den Augen der Menschen wohnt, wie in allen seinen Zügen, der Geist. Da ist diese höhere Vereinigung Ke: Thier hat Augen, aber im Menschen kündigt sich ein Geistiges an; da ist die höchste Vereinigung, des geistigen und natürlichen. An: In allen Zügen kündigt sich der Mensch als etwas Geistiges an. 17–19 Das Geistige … Manifestirende.] Lö: Wenn man sagt: Einheit des Geistigen mit der Natur, so scheint es dies sey eine Neutralisation, wodurch ein Drittes hervorgebracht worden, worin das Natürliche auch eine Ingredienz ist. Die Einheit aber ist die Manifestation des Geistigen. An: Das Geistige ist das hervorstehende, das durch den Körper sich Manifestirende.
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griechische Kunst und wir müssen das griechische Volk dafür ehren, daß es die | Kunst in ihrer höchsten Lebendigkeit hervorgebracht hat. Das Spaetere ist auch Kunst, aber die Kunst als solche ist nicht mehr das Höchste, die romantische Kunst deutet selbst auf eine höhere Form als die Kunst ist. Die klassische Kunst ist nun nicht symbolisch, obgleich man oft sagt die griechischen Göttern seien Symbole, es wird da nicht etwas Anderes angedeutet was nicht in der Äusserlichkeit manifestirt ist, es spielt zwar wohl Symbolisches herein, davon aber werden wir spaeterhin sprechen. Die Gestalt ist hier Manifestation des Geistigen für die Anschauung für die Vorstellung, darin liegt der anthropomorphistische Charakter der klassischen Kunst, es ist dieß kein Mangel, sondern ohne dasselbe könnte die Kunst gar nicht sein. Die griechische Kunst kann man sagen, ist für die Darstellung der Religion nicht anthropomorphistisch genug, denn diese fordert Vereinigung des höheren Gegensatzes. Daß das Anthropomorphistische für sich selbstständig sei, nicht nur so an einer Gestalt, diese Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur muß auf eine viel gründlichere Weise geschehen als bei den Griechen, Das Geistige als äusserliches Dasein ist also nothwendig Menschliches. Das was in der näheren Abhandlung der klassischen Kunst das Interessante sein kann, betrifft die griechische Mythologie, denn die klassischen Götter sind diese Erzeugnisse der Kunst, sind das Schöne der klassischen Kunst und das Schöne der klassischen Kunst ist der griechische Gott. Hier ist also überhaupt vom griechischen Gott die Rede. Den Charakter des Volks pp näher zu entwikkeln, gehört nicht hierher, das griechische Volk hat in seinen Göttern seinen eigenen Geist zum Bewußtsein gebracht, zur Vorstellung, es ist zwar noch | nicht in der Religion und Kunst ein Bewußtsein des Gedankens darüber,
1 das griechische … es] Ke, ähnlich Lö: alerdings dafür halten, daß das griechische Volk 2 Lebendigkeit] LöPn: Vollkommenheit 4 die Kunst ist] An, ähnlich Ke: die bloße Form der Kunst 5–6 obgleich man … Symbole] An: das sind sie nicht, sind klar und verständlich für sich Ke: die griechischen Göter sind keine Symbole, sondern für sich unmitelbar sich 7 in der … ist] Ke: in der Äußerlichkeit manifestirt und klar ist An: an sich 30 ausdrückend wahr ist, und an sich eine Bedeutung hat 9 für die Vorstellung] An: auf äußerliche Weise 11 Kunst] Ke: klassische Kunst 13 denn diese fordert] An, ähnlich Pn: die tiefere höhere Religion fodert eine höhere, absolute höheren] Pn: abstracteren Ke: höhern, abstracten 14 sei] Pn, ähnlich Ke: sei, der einzelne wirklich lebendige Mensch so an] Ke: am göt16–17 Das Geistige … Menschliches] Ke: daß das menschliche nicht nur Gestalt des 35 lichen götlichen ist, sondern für sich selbständig ist, und damit Weise zufäligen Daseins hat An: damit das Menschliche nicht blos als Gestaltung des Göttlichen erscheine, sondern selbst als äußerliche Welt des zuf älligen Daseyns 19 betrifft] Ke: betrift das mythologische 20 Erzeugnisse] Pn: Kunstwerke Ke: Kunstwerke, diese Erzeugnisse 22 Rede] Ke, ähnlich Lö: Rede, und 40 näher in dieser Beschränkung, unmitelbaren Beziehung auf diesen Mitelpunkt, das Schöne zu sprechen 23 hierher] Ke, ähnlich An: hieher, aber man kan sagen 25 darüber] An: darüber (das Spekulative)
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sondern nur ein sinnliches, anschauendes, vorstellendes Bewußtsein. Der Geist des griechischen Volks entspricht dem Charakter des griechischen Gottes. Es ist freie Geistigkeit, Individualität, diese ist sittlich und die Sittlichkeit hat noch diese substantielle Weise, ist noch nicht in den Gegensatz getreten von der individuellen, subjektiven Freiheit der Individuen, wo sich das Politische für sich constituirt und sich der subjektiven Freiheit gegenüber stellt. Diese Freiheit ist mit der persönlichen Individualität noch identisch gewesen und der Geist hat sich noch nicht zurückgezogen in diese innerliche intellektuelle Welt, wie im Christenthum, wo sich das Geistige in sich zurücknimt und darin ein geistiges Bewußtsein hat. Die wahre geistige Welt war den Griechen noch nicht so abgesondert und für sich frei, sondern noch in die Gegenwart, in die Individualität versenkt und so ist ihnen ihr eigener Geist erschienen und zum Gegenstand geworden. Es ist die Mitte zwischen dem Unmittelbaren wovon wir ausgegangen sind und dem vollkommenen Freiwerden des Geistes in sich. So ist dann hier die Kunst die höchste Weise des Bewußtseins über den Geist, über das Wesen, denn der Charakter des Volks und der Geist als Gott entsprechen sich ganz. Indem wir nun die näheren Bestimmungen des klassischen Kunstschönen anzugeben haben, haben wir uns zu beschränken auf das Allgemeine, auf den Mittelpunkt des Kunstschönen, so auf die Mythologie. Die klassische Kunst entfaltet sich in sich dann auch in Gattungen und Arten und diese sind der Gegenstand des zweiten Theils. | 1 sondern] Ke: sondern in der Religion und Kunst 3–4 Sittlichkeit hat … Weise] An: das ist die substanzielle Freyheit, die 4 Gegensatz getreten] KePn: späteren Gegensaz auseinandergetreten 4–6 der individuellen, … stellt] Ke, ähnlich Lö: einer bloß subjectiven, religiösen, bürgerlichen Freiheit der Individuen, von der das algemeine, die politische Freiheit sich für sich constituirt, und dem Bürger sich gegenüberstellt An: in eine bürgerliche politische Freyheit, wogegen sich das politische Interesse für sich beschränkt, und sich dem Individuellen für sich gegenüber stellt 6–7 Diese Freiheit … gewesen] An: es war die politische Freyheit, die allgemeine Freyheit mit der persönlichen noch identisch Ke: Freiheit nach ihrer Algemeinheit ist mit der persönlichen Individualität identisch 8 sich] Ke, ähnlich Pn: sich von dem weltlichen, existirenden innerliche] Ke: geistige reine Lö: reine, höhere Pn: reine intellectuelle 9–10 zurücknimt und … Bewußtsein hat] Ke: zurückzieht, in einer innern Welt sein höheres bewußtsein hat Pn: wo das wesentliche Bewußtsein in der höheren intellectuellen Welt ist 11 Individualität] KeAn: persönliche Individualität 12 so] Ke: in dieser Einheit mit der Gegenwart Lö: In der Einheit der Freiheit mit dem Individuellen eigener] Ke: wesentlicher An: 13 dem Unmittelbaren] Pn: dem unmittelbaren Freiwerden An: der unmittelbaeigentlicher ren Freyheit 15 die höchste Weise] Pn: die höchste BedürfnissWeise 16 der Geist als Gott] Ke: seine Religion An: der Mythologie 17 ganz] An: vollkommen; daher wird die Kunst das höchste Werk der Bewunderung; diese behaftet mit der natürlichen Individualität Lö: vollkommen, deswegen ist auch in der Kunst die höchste Weise des Bewußtseyns über das Wesen, noch behaftet mit der |natürlichen Individualität 16–17 denn der … ganz] Pn: aber in dieser Einheit behaftet mit der natürlichen Individualität
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Wir haben also hier nur den Gott, das Ideal als klassisch für sich. Zunächst ist zu erinnern daß dieß Ideal Voraussetzung seiner Entstehung hat, Bedingungen aus denen es hervorgegangen ist, diese liegen in dem Vorhergehenden überhaupt. Aber das Eigenthümliche ist daß diese Voraussetzungen auch innerhalb des griechischen Bewußtseins selbst gelegen haben und zur Umbildung des Unmittelbaren in geistige Schönheit wirksam gewesen sind, so daß dieser Fortgang die Hauptgeschichte in der griechischen Mythologie ist. Fragen wir was haben diese Götter gethan? So ist ihre Hauptthat sich zu erzeugen, aus dem Vorhergegangenen sich zu constituiren, so ist ihre That wesentlich Inhalt ihrer selbst. In der griechischen Mythologie ist diese Umwandelung auf ausdrückliche und naive Weise vorgestellt. – Die Bedingung daß das Kunstschöne zur Existenz kommt ist ferner die Vervollkomnung des Technischen, damit dieß Ideal zur Existenz kommt muß eine Zeit der Uebung und Ausbildung des Technischen vorangehen, diesen äusserlichen Umstand können wir hier aber vorbeilassen. Dazu daß das Kunstschöne hervorgehe gehören nun zwei Seiten. Die erste dieser Seiten ist daß das Thierische herabgesetzt wird, der Geist zum Bewußtsein kommt daß er, das geistige Subjekt das Höhere, und das Thier nur das Lebendige, das Untergeordnete ist. In der vorhergehenden Religion und Kunst haben wir das Thierische diese große Rolle spielen sehen, die aegyptischen, indischen Göttergestalten haben das Thierische an sich. Ehe das Geistige gewußt wurde als das Höchste ging vorher das Bewußtsein der Lebendigkeit, doch sind die Thiere als Gott verehrt worden und die thierische Lebendigkeit hat ein Hauptingredienz in der Kunstbildung ausgemacht, ehe das Menschliche und nur das Menschliche gewußt ist als die wahrhafte Gestalt des Geistigen. Eine | Seite ist also die Herabsetzung des Thierischen auf eine untergeordnete Stelle, dieß macht einen Zug in der griechischen Mythologie aus und vieles hiervon gehört auch zum Inhalt der Kunstgegenstände z. B. das
4 Voraussetzungen] An: Bedingungen Lö: Bedingungen, Voraussetzungen Pn: Bedingungen, Geschichte 5 innerhalb des griechischen Bewußtseins] Ke: innerhalb des Bewußtseins der Grie7 Fort30 chen An: im Bewusstseyn der Griechen Lö: in der Bildung des griechischen Volkes gang] Pn: Fortgang zum Geistigen die Hauptgeschichte] An: das Hauptgeschäft Ke: einen Haupt theil 9 dem Vorhergegangenen] Pn: ihren Voraussetzungen An: den Voraussetzungen, aus dem Vorhergegangenen 10 Umwandelung] AnLö: Umbildung 11 Bedingung] Pn: äusserliche Bedingung 12 Kunstschöne] KeLö: Ideal 15 Dazu daß … nun] Pn: Was nun die Vor22 Lebendigkeit] KeAn: Leben35 aussetzungen, Bedingungen betrifft, so gehören dazu vornämlich digkeit als des höheren, als bloß unorganische Elemente sind doch] Pn: in Aegypten und Indien 23 ein Hauptingredienz] Ke: eine Hauptform An: einen Haupt theil 24–25 die wahrhafte … Geistigen] Ke: der alleinige Ausdruk der wahrhaften Macht 26 einen Zug] An: ein wesentlicher Zug Lö: einen Hauptzug Mythologie] AnPn: Kunst 27–716,1 das Opfer der 40 Thiere] Ke: daß das Opfern der Tiere nicht verboten war 3 a wegen Beschnitts des Buchblocks unvollständig
200Gr 124An a. Das A llgemeine. Der g r iech ische Gott.
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Opfer der Thiere[.] Dieß findet sich dagegen bei den Aegyptern und Indiern nicht, da werden sie erhalten, verehrt, gepflegt, davon ist sogleich das Gegentheil das Opfern der Thiere. Dieß Opfer galt aber den Griechen zugleich als etwas Bedeutendes, das Opfer war etwas Heiliges und zugleich heißt es die Thiere pp essen. In der Geschichte des Prometheus findet sich daß dieser Jupiter betrog, so daß der Gott die Knochen wählte und das Fleisch den Menschen ließ. Daß der Mensch sich von den Thieren das Fleisch aneignet ist schon die Erhebung über das Thierische. Die Opfer der Thiere sind so also ein Zug in dieser Mythologie, hieran schliessen sich die berühmten Jagden an, die Tödtung des caledonischen Ebers, des nemeischen Löwen pp manches mag darin symbolisch sein, aber zugleich ist es in der eigentlichen Bedeutung von Jagden dieser Thiere genommen und so vor dem Bewußtsein gewesen. Ein Hauptzug aber ist der daß die thierische Gestalt vorgestellt wird als eine Degradation und näher als eine gerechte Degradation, als eine Gestalt die einer höheren nur zur Strafe gegeben wird. In dieser Rücksicht gehören die sogenannten Verwandlungen hierher. Ovid hat alle diese Verwandlungen zusammengestellt, sinnreich, geistreich, fein mit Gefühl ausgemahlt, er hat sie zugleich aber nur als mythologische Spielereien genommen, hat sie als ganz äusserliche Geschichte und Begebenheiten dargestellt, ohne einen tieferen Sinn darin zu erkennen. So sehen wir daß alle Metamorphosen Ovids sich um solche Geschichte drehen, aber die thierischen Gestalten sind Strafen welche höhere Gestalten erlitten haben z. B. die Geschichte der Verwandlung der Philomele | als durch Verbrechen in diesen Zustand versetzt, Peleus ihr Gemahl wird ebenso in einen Wiedehopf verwandelt. Andere Verwandlungen sind in Flüsse, Bäche, Quellen z. B. 2 sie erhalten, verehrt, gepflegt] Pn: | die Rinder nicht nur nicht geschlachtet sondern ließ die Menschen eher Hunger sterben Ke, ähnlich Lö: (in Hungersnöthen hat man eher Menschen Hungers sterben lassen, als daß man für die Menschen etwas von den Vorräthen angegriffen hätte, die für die Thiere bestimmt waren) An: es gehört dahin, daß das O p f e r n d e r T h i e r e bei mehreren Völkern zB bei den Aegyptiern (Indiern?) verboten war 4–5 heißt es … essen] Pn: wird es verzehrt 7 ließ] Ke: ließ, indem er 2 Ochsen nahm, einen von Fleisch und den andren von Knochen und überzogen; diesen letzteren, weil er größer war, wählte Zeus 9–10 Jagden an, … Löwen] Ke, ähnlich AnLö: Jagden, feierliches Andenken an dieselben: Nemeischer Löwe, Lernäische Schlange, Kaledonischer Eber 11 Jagden] KeAn: eigentlichen Jagden 14 näher] Lö: näher nicht nur als eine zufällige, sondern einer höheren] Pn: einem ursprünglich Hohern 17 Gefühl] Ke: Gefühl, Empfindung 19 Sinn] An: Geist Pn: Sinn und Geist Ga: Grund darin zu erkennen] AnLö: zu erkennen PnGa: hineinzulegen Ke: hineinzulegen oder darin zu erkennen 20–21 drehen, aber … Gestalten] Ke: bestehen; verschiedene In|gredienzien, aber eine Menge eigentlicher Verwandlungen: Krähe, Ibis, Sperber, Geier, Nachtigall, Schwalbe 22–24 die Geschichte … verwandelt] Ke: fürchterliches Andenken eines fürchterlichen Verbrechens sind die Verwandlungen der Philomele (Bulbul). Bei uns erwekt sie angenehme Empfindungen, dort kommen sie so vor, daß sich selbst gräuliches Verbrechen in sie verwandelt
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Arethusa pp[.] Besonders merkwürdig ist die Verwandlung der Pieriden in Elstern, da ist interessant was Ovid die Pieriden singen läßt und die Musen. Jene sind Töchter des Pieros und fordern die Musen zum Wettgesang, sie singen die Kriege der Götter, schmähen die Thaten der großen Götter und verehren die Titanen, diese hätten den Göttern Furcht eingejagt, sie nach Aegypten verjagt, dort hätten sich die Götter in verschiedene Gestalten verkleidet als Thiere, Anführer der Heerden sei Jupiter gewesen, daher Jupiter Ammon mit Hörnern, Ino eine weisse Kuh pp in der Noth, in der Angst haben also die Götter sich in Thiere verwandelt. Die Musen dagegen singen von der Wohlthat der Ceres, die zuerst Früchte hervorgebracht, Gesetze gegeben hat pp und sie siegen und die Pieriden werden in Elstern verwandelt. Der Gegensatz der alten und neuen Götter ist hier schon ausgedrückt. Es gehört also dieß zur Herabsetzung der Thiere, daß das Thierleben vorgestellt wird als ein Abfall von einem Höheren. Das Thierleben kommt dann auch auf andere Weisen vor, die eigene Niedrigkeit der Thiere läuft zusammen mit Vorstellungen die aus früheren Mythologieen genommen sind und die Thiergestalt findet sich so unter anderen da, wo die zum Grunde liegende Vorstellung die Erzeugung ist, die Thätigkeit des Hervorbringens, die Erzeugung in der Natur, wie bei den Aegyptern, und wie wir an vielen Verwandlungen der Götter in Thiere bemerken so kommen sie her aus älteren Mythologieen, wo der Gedanke der Erzeugung die Hauptsache ist. So verwandelt sich Jupiter in einen Schwan der Leda wegen, in einen Stier der Io wegen pp es sind solche allgemeine Gedanken darin, aber sie sind hier heruntergesetzt zur ganz | äusserlichen Geschichte der Ehebrüche Jupiters, seiner Liederligkeiten.
2 Elstern] KeAnLöGa: Spechte 3–8 Jene sind … Noth] Ke, ähnlich (aber knapper) AnLö: Pierus ein Macedonier sei nach Thespien gekommen, habe den Dienst aus Thracien gebracht von den 9 Musen; nach Ovid werden sie von den Musen unterschieden: die Thespiades deae. Die Pieriden sind Töchter eines Pierus, haben die thespischen Göttinnen zum Wettgesange aufgefo30 dert und die Pieriden haben gesungen die Kriege der Götter, und die falsche Ehre der Giganten, und haben die Thaten der Großen Götter geschmäht, Typhoeus habe die Götter erschrekt, bis Aegypten die müden Götter aufnahm, Typhoeus kam ihnen nach, sie verstekten sich in verschiedenen Gestalten, in Thieren, so daß Jupiter der | Führer war; daher Jupiter Ammon, Apoll einen Raben, Bacchus in einen Bock, Venus in einen Fisch, Merkur in die Federn des Ibis. 11 El15 Das Thierleben] KeLö: Die Thiergestalt An, ähnlich Pn: die 35 stern] KeAnLö: Spechte thierische (An: Gestalt Pn: Gestaltung) vor] Ke: vor, die in die nämliche Kategorie f ält 16–17 Vorstellungen die … sind] Ke: mit fremden Symbolen und Vorstelungen Lö: mit fremden aus frühern Symbolen genommenen Vorstellungen 19 wie bei den Aegyptern] Lö: was wir zB. bei den Indiern gesehn haben im Lingam 23 wegen] Pn, ähnlich Ke: wegen; 24–25 zur ganz … seiner] Pn: in ganz niedrige Gestaltungen 40 dies gehört ins Ägyptische von den
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Das andere Moment das hier also in Betracht kommt und welches innerhalb der Mythologie der Griechen zur Sprache kommt ist daß das Naturelement gegen das Geistige zurückgesetzt wird. Die früheren unvollkommenen Kunstweisen haben darin ihre Unvollkommenheit daß die Idee, das was als Wesen gilt, nicht als Geistiges gewußt wird, sondern daß ein Naturelement als das Höchste gewußt, verehrt, gemeint ist. Dieß Naturelement ist nun ebenso wesentlich in der Kunstvorstellung herabzusetzen, als das Geistige, Menschliche dagegen heraufzugestalten ist. Diese Zurücksetzung des Naturelements haben wir in der Mythologie der klassischen Schönheit in eigenthümlicher Gestalt vor uns, als die Besiegung der alten Götter und das Eintreten der Herrschaft der neuen Götter. Betrachten wir was die alten Götter genannt wird, so sind dieß die Naturmächte überhaupt, die Mächte die im Allgemeinen der indischen und aegyptischen Anschauung zum Grunde liegen. Dieser folgen die neuen Götter und dieß sind geistige Götter, diese Folge von geistigen auf Naturgötter sehen wir als ganz ausdrücklich erzählt und betrachten wir die alten Götter für sich, so sehen wir sie als Naturgötter. Beim Hesiod z. B. finden wir zuerst das Chaos, die Nacht, Uranos, Chronos und dann erst kommt Gea und dergl. Was Titanen genannt wird, Uranos, Helios, Oceanos pp sind auch solche Naturmächte, sie haben keinen Geist, keinen geistigen oder sittlichen Inhalt. Auch die Geschichte z. B. des Chronos, des Vaters des Jupiter der seine Kinder verschlingt ist wesentlich symbolisch, es liegt darin daß die Zeit ihre Erzeugungen verschlingt, vernichtet, dieser Vergänglichkeit stellt sich das Feste gegenüber und dieß Feste was für sich ist ist nun das Geistige. Dieß sehen wir ebenso in so vielen Theogonieen, Kosmogonieen, auch anderwärts z. B. 1 Das] Ke, ähnlich Pn: |Es ist zu bemerken daß bei der Erhebung in die Geistige Gestalt die negative Seite zu bemerken ist, daß das Thierische herabgesezt wird, (Ke: die Lebendigkeit nicht mehr gewußt wird als das höchste. (Pn: ihm ein unter geordneter Rang angewiesen wird, im Verhaltniß zu dem Geistigen) Das 2 zur Sprache kommt] Ke: einen eigenthümlichen Inhalt ausmacht 5 ein Naturelement] An: die Naturelemente, die Natur, die Sonne Höchste] An: Wesentliche Ke: höchste, als das Wesen Lö: Wahre 7–8 dagegen heraufzugestalten ist] Lö: herauf gesetzt werden Ke: herauf und höher gestellt wird 9 Besiegung] KeAn: Ueberwindung 11 sind dieß … überhaupt] Ke: ist die Hauptsache, daß die alten Göter die Naturmächte überhaupt sind 12 die im Allgemeinen] KeAn, ähnlich Lö: im algemeinen, die 14 als] Ke: theils erzählt] Pn, ähnlich Ga: erzählt z. B. in allen diesen theogonischen und kosmogonischen (Ms: kosmophonischen) Vorstellungen 15 betrachten wir … Naturgötter] Ke, ähnlich An: theils sehen wir es auch gleich 16 Beim Hesiod] Ke, ähnlich An: Diese Folge ist ausdrüklich angeführt in der kosmogonischen-theogonischen Vorstelung bei Hesiodus. 16–17 Uranos, Chronos … Gea] Ke, ähnlich AnLö: Erebus, Chronos, Uranus, Gäa, und dergleichen | solche abstracten oder elementarischen Mächte sind die ersten, dann erst kommen die neuen. 16 Chronos] Pn: Kronos, Okeanos, Helios 17 Gea] Pn: Geia (Erde); der Himmel, die Erde, die Zeit sind solche Natur- und Elementarmächte, mit denen angefangen wird 18 pp] KeAnLö: Gäa 21 Vergänglichkeit] Ke: bloßen Vergänglichkeit des natürlichen Lö: Vernichtung alles Natürlichen
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in Ansehung des Orakels in Delphi beim | Aeschylus, da machen die Eumeniden den Anfang daß verehrt wird die erste Orakelgebung, dann folgt Gea, dann Themis, das Recht, Dyke, dann kommt Daphne und dann Phoebus. Beim Pindar ist es die Nacht welche zuerst Orakelsprüche gegeben hat, dann Themis pp[.] Es ist interessant diese bestimmten Unterschiede zu verfolgen. Was dann die neuen Götter gethan haben ist im Ganzen nichts Anderes als daß sie die alten verjagt haben und dann herrschen, bald hervortretend, bald nicht. Die alten Götter werden auf diese Weise zurückgesetzt und zwar auf gedoppelte Art. Erstens so daß die Titanen auch noch verehrt werden, aber entfernt am Saume der bewußten Welt, wie Helios, Oceanos, andere wie Prometheus, der in Athen verehrt wird, werden vorgestellt als bestraft, aber es kommt die Prophezeiung beim Aeschylus vor, daß Heracles, der ein Nachkomme Jupiters ist ihn befreien wird, Heracles ist der einzige der vom Menschen Gott geworden ist, dieser Gottmensch würde Prometheus befreien. Er ist auch ein Titane und seine Geschichte verdient besondere Aufmerksamkeit, es spielen dahinein die besonderen Züge die bemerklich gemacht sind, er wird vorgestellt als ein Wohlthäter der Menschen, er habe ihnen Feuer gegeben, sie gelehrt Fleisch zu essen und zuzubereiten, sie gelehrt das freie Feuer in ihre Macht zu bringen und so die Thiere zu benutzen, die früher ein Höheres, zu Respektirendes waren. Prometheus wird zugeschrieben nicht daß er die Menschen etwas Sittliches, Rechtliches gelehrt habe, ihnen eine Sitte, ein Recht gegeben habe, sondern nur die List Naturdinge zu ihrem Nutzen zu verwenden. Plato spricht in seinem Politicus von diesem Mythus, von diesem Prometheus, ebenso Protagoras und dieser führt ihn weitläuftig aus, die Götter hätten Menschen bilden wollen und dieß dem Prometheus und Epimetheus aufgetragen, Epimetheus habe alles für die Thiere verwendet, da habe Prometheus die künstlerische Weisheit des Hephaistos und der Athene ge|stohlen und
1–2 beim Aeschylus … Gea] An, ähnlich KeLöPn: Bei A e s c h y l u s fangen die E u m e n i d e n ( An: bei dem Orakelgeben an, G a i a ist die erste Pn: damit an, daß die erste Orakelgeberin (Ms: Orakelgegend), die Gaia) 3 Themis] Ke: Themis, die als die 2te nach der Mutter ihren Sitz 4 Themis pp] Ke: Themis, dann die Titanis Phoebe, der Phöbus Lö: Themis, dann die 30 hat Mutter des Phöbos und dann Phöbos selbst 7 bald hervortretend, bald nicht] Pn: das ist ihre Hauptthat Ke: bei besonderem Interesse treten sie bald hervor bald nicht. 9 bewußten] KeAnLöPn: selbstbewußten 11 bestraft] Ke, ähnlich AnLöPn: gebunden, bestraft von den neuen Götern 13 vom Menschen … ist] Ke, ähnlich AnLöPn: vorgestellt wird, ein Mensch gewesen zu würde] Lö: würde Jupitern die Herrschaft nehmen 35 sein, und aus dem Menschen Gott geworden und auch 15 Züge] Ke, ähnlich An: Züge des Unterschiedes 16 Menschen] Ke, ähnlich Lö: Menschen, ein gebundener Prometheus 18 zu benutzen] Lö: zu menschlichem Gebrauch zu verwenden 20–21 Sittliches, Rechtliches … habe] Ke, ähnlich An: sitliches, geistiges, Gesez des Rechts, Sitte im eigentlichen Sinn 22 spricht] Ke: spricht als einzige rvsiq¬b 25 verwendet] 26 gestohlen] Ke: gestohlen, in dem Feu40 Lö: verwendet und nichts für die Menschen behalten er, (bloß in Rücksicht des technischen) An, ähnlich Lö: indem er das Feuer sich aneignete
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sie den Menschen geschenkt, so habe er ihnen die Kunst für das Leben gegeben, aber die Politik habe der Mensch noch nicht gehabt, dieß was das Staatsleben des Menschen ausmacht sei beim Jupiter gewesen, dieß im Gegensatz zur technischen Kunst ist das Höhere, Sittliche, Rechtliche, macht das geistige Band der Menschen aus. So ist auch hier das Eigenthümliche des Jupiter angegeben, daß nämlich die Politik bei ihm gewesen. Die neuen Götter haben also den Charakter daß die Naturgötter zurückgesetzt sind, aber das Zweite ist daß sie auch noch zurückbleiben in den neuen Göttern aber nur untergeordnet, als Anklang worüber das Geistige herrschend bleibt, so haben wir eine Verdoppelung von Göttern, Oceanos und Poseidon. Der Ausdruck Gott des Meeres, der Sonne pp kommt bei den Alten nicht vor, das Meer, die Sonne selbst ist das Göttliche. In den neuen Göttern ist also noch ein Anklang an das Naturelement z. B. im Apollo ein Anklang an Helios, dieser ist die Sonne als Gott, Apollo ist das Licht, das wissende Licht des Geistes, das Bewußtsein, er ist der orakelsprechende Gott, in ihm ist dieß besonders herausgehoben, es ist in ihm aber auch das natürliche Licht. Man streitet dann darüber ob Apollo der Gott der Sonne sei oder nicht wie Voss und Creuzer, aber man kann sagen er ist es und er ist es nicht. Der Unterschied reduzirt sich dann auf äusserliche Einzelheiten z. B. der Koloß zu Rhodus stellt die Sonne vor, es kommt darauf an ob Strahlen um sein Haupt waren oder nicht, um zu bestimmen ob es Apollo oder Helios gewesen. So auch Diana und Selene, diese nahm die Frauen aus dem Leben fort und Apollo die Männer, schon in dieser Wirkung z. B. bei der Pest im Lager der Griechen, ist allegorisch etwas was auf die Sonne anspielt. So haben wir in den neuen Göttern auch das Moment der älteren und besonders wenn man der Entstehung der Mythologie der neuen Götter nachgeht findet man das
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2 Politik] Ke: oljsf©b 3 gewesen] An, ähnlich Ke: gewesen, und diese habe er nicht nehmen können 8 sie] Lö: sie nicht entfernt werden, sondern 9 untergeordnet] Ke: untergeordnet, so daß in den neuen Göttern die Alten noch sind Anklang] Ke: Anklang der alten Pn: Anklang an das Naturelement 12 vor] Lö: vor. Dies ist ein Geschöpf von uns. das Meer, die 30 Sonne] An: O k e a n o s heißt ø'lbrrb, nicht aber øfou ½kfbnot Ke: die rflini, die øblbrrb Göttliche] Lö: Göttliche; es gibt keinen Gott, der darüber herrscht 13 im] Lö: im Poseidon an das Element des Meeres, im 15 orakelsprechende Gott] An: denkende, sprechende Gott 15–16 in ihm ist dieß] Ke, ähnlich AnLö: Jupiter ist das auch, aber im Apollo ist das Wissen 18 Voss und Creuzer] Ke, ähnlich AnLö: Voß ist mit seiner Bissigkeit und seinem prosa- 35 ischen Verstande, der weder poetische noch philosophische Gestalten fassen konnte gegen Creuzer aufgetreten. 18–19 Der Unterschied … Einzelheiten] Lö: Viele Elemente sind darin. Wenn man den Unterschied genau angeben will, inwiefern Apollo nicht die Sonne sey, so geht es auf Einzelnheiten heraus. 20–21 es kommt … gewesen] Lö, ähnlich An: hätte er Strahlen, so wäre es Helios | gewesen 23–24 im Lager der Griechen] Lö: im Anfange der Ilias 24 allegorisch 40 etwas] Ke: zugleich allegorisches, symbolisches enthalten
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Element der Naturmacht | noch bestimmter, was besonders Creuzer aufgezeigt hat, da geht der Unterschied zwischen den Naturgöttern und Kunstgöttern mehr oder weniger verloren. z. B. im Jupiter finden sich Anklänge an die Sonne, Heracles hat ebenso Beziehung auf die Sonne z. B. seine zwölf Arbeiten, so findet sich in der Diana, Arthemis, schon nach der Abbildung dieser geistigen, menschlichen Gottheit, wesentlich noch die Bestimmung der allgemeinen Mutter der Natur, wie bei der ephesischen Diana, wogegen bei der Arthemis dieß zurücktritt. So wird Aphrodite, wenn man ihr nach Asien nachgeht, die allgemeine Natur, die Mutter, kommt sie ins Griechische herüber, so tritt die Bedeutung von Naturmacht zurück und sie ist diese liebreizende Göttin. Jupiter vornehmlich ist uns als dieser Donnerer bekannt, andererseits ist dieß eine Naturmacht die dem Naturwesen angehört, Zeus donnert zum Zeichen für die Menschen, um ihnen durch den Donner ein Zeichen, Omen, zu geben, des Beifalls oder des Misfallens, so hat er dann Beziehung auf das Menschliche, Geistige. Um diesen Gegensatz der alten und neuen Götter dreht sich auch die ganze Verfolgung des Orest durch die Eumeniden, es sind in dieser Vorstellung die alten und neuen Götter im Kampf, einerseits die Eumeniden, andererseits Athene und Apollo und der Areopag Athene an der Spitze entscheidet zu Gunsten der menschlichen That. Die Eumeniden werden verehrt, es wird ihnen Cultus gelobt, aber was sie drohen und versprechen bezieht sich auf Naturgegenstände, daß sie die Felder fruchtbar erhalten, die Geburt nicht erschweren pp[.] In diesen neuen Göttern ist also einerseits das Naturelement herausgestellt, andererseits aber ist es erhalten in dem geistigen Gott, aber nur als Nachtöne, so daß das Geistige das Ueberwiegende ist.
4 Heracles hat … Sonne] Lö, ähnlich KeAn: Wir haben im Heracles den menschlichsten Gott. In diesem finden sich wieder Geschichten, die durchaus symbolisch sind und sich auf die Sonne beziehn 5–6 so findet … noch] Pn, ähnlich KeLö: Die Diana in Ephesus schwankt zwischen beiden, sie hat schon diesen geistigen menschlichen Kopf, und zugleich liegt noch in ihr An: sie 7–8 wogegen bei … zurücktritt] Ke: dann geht es 30 ist die erzeugende, ernährende Naturmacht zur griechischen Artemis über, wo die Bestimmung von algemeiner Naturmacht zurückgetreten ist 8 Aphrodite] Pn: Venus, Aphrodite 8–9 wenn man … nachgeht] Ke: in Paphos, und Klein Asien Ga: war in Cypern auch als 9 Mutter] KeLö: algemeine Mutter 13–14 ihnen durch … geben] Pn: sich den Menschen zu offenbaren 14 Beziehung] Ke: der Donner 17 es sind … Kampf ] Lö, ähnlich An: Nicht Menschen stehn im Kampf, 35 Beziehung sondern 19 zu Gunsten … That] Ke, ähnlich Pn: zwischen beiden für das menschliche, die menschliche That An: für das Gute des Menschen Lö: zum Besten des Menschlichen 20 verehrt] Ke: geehrt, Altar errichtet 21 versprechen] Ke: was sie freilich Gutes versprechen Naturgegenstände] Lö: Naturverhältnisse 22 erschweren] Ke: beschweren; kurz Naturwohlthaten 40 wollen sie ihnen erweisen
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Diese Götter, diese Ideale sind nun Erzeugnisse des Geistes und so | ist das Menschliche das Wesentliche ihrer Gestaltung. Es ist überhaupt Sache der Philosophie diese Nothwendigkeit zu erkennen, daß das Geistige insofern es existirt diese Gestalt und nur diese Gestalt haben muß, die Gestalt der Lebendigkeit welche menschlich ist, soll das Geistige zur Existenz kommen, so ist nur das Menschliche die zureichende Gestalt. Man kann empirisch sagen die Menschen kennen keine höhere Gestalt, aber es ist auch dem Begriffe nach, daß wenn das Göttliche in die äusserliche Existenz, in die Existenz der Individualität treten soll, es nur diese ist. Es ist so kein Zufälliges daß die Künstler diese Form nachgeahmt haben, sie haben sie nachgeahmt weil diese Natürlichkeit das Wahrhafte an und für sich ist. So haben sie also dieß Wahrhafte aufgenommen und es ist der innere Instinkt der Vernünftigkeit, daß indem sie das Geistige in Form der Kunst darstellen will, sie das Menschliche als Gestalt nehmen muß, es ist adaequat der Natur der Sache. Diese Götter aus dem Geist erzeugt sind Werke des Künstlers, des Dichters, des Propheten, des Architekten. Es ist ein großer Streit über die Entstehung der griechischen Götter, einerseits ist diese Tradition aus dem Orient gekommen, auf locale Weise entstanden, ist ein älteres Ueberliefertes, dieß ist in dem Kampfe der alten und neuen Götter enthalten. Die alten Götter sind da gewesen und dieß Alte und die alte Religion ist auch erhalten bei den Griechen, es sind die Mysterien, sie enthalten nicht das Wahrhafte, Höhere, Bessere, sondern das Geringere, Niedere, Schlechte, das Symbolische, die Verehrung der Naturkräfte, dieß hat sich als ein Höheres erhalten in der Meinung als verborgen, geheim, übrigens aber waren alle 1 Diese Götter] Ke: Herabsezung des thierischen und Entfernung der Naturmächte gehören dazu, daß das geistige in sein erhabnes absolutes Recht eingesezt werde, und 1–2 das Menschliche] KeAnPn: die menschliche Gestalt Lö: die anthropomorphistische 2–3 Es ist … Philosophie] Ke, ähnlich AnPn: Das ist schon überhaupt bemerkt: es sei Sache einer tiefen Einsicht 6–7 empirisch sagen … Gestalt] Ke, ähnlich AnLö: sich allerhand (Ke: Weisen der Erscheinung An: Gestaltungen) träumen 7 es ist … nach] Ke: wenn es wahrhaftig erkant werden soll, so muß es dem Begrif nach eingesehen werden Lö: das Wahre ist 8–9 wenn das … ist] An: wenn das Geistige aber zur Gestalt kommen soll, dann kann es nur in der menschlichen Gestalt geschehen Lö: Sofern das Göttliche in äußere Existenz treten soll, kann es nur diese Gestalt seyn. Ke: daß die äußerliche Eigenschaft, Existenz des geistigen nur die menschliche Gestalt sein kan 10 sie haben sie nachgeahmt] Lö: Dies ist aber geschehn 13 als Gestalt] Ke: zur Form der Gestaltung, der Aüßerlichkeit An: zur Form des Geistigen 13–14 es ist] Ke: es ist nicht ein zufäliges Aufgreifen, sondern 15 des Architekten] An: und Bildhauer Ke: Skulpturwerke und dergleichen 17 dem Orient] Lö: Aegypten und dem Oriente Weise] An: Weise an verschiedenen Punkten 17–18 ein älteres Ueberliefertes] An: eine ältere, überlieferte, und eine neue Religion 19 die alte Religion ist] Pn: die alten Mysterien sind 20 es sind die Mysterien] Ke: in den Mysterien diesem Gottesdienst der Alten Götter 21–22 das Symbolische] An: und dieses Geringere ist das Symbolische, 22 Naturkräfte] Pn: alten Naturkräfte Höheres] Ke: altes verehrungswürdiges Lö: efjn¼n, Verehrungswürdiges 23–723,1 alle Athenienser] Ke: Jeder Athenienser Bürger An: jene athenischen Bürger
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Athenienser in die eleusinischen Mysterien eingeweiht, aber es durfte nicht davon gesprochen werden und dieser Charakter kommt diesem Alten, Tellurischen, Titanischen zu, dagegen das Geistige ist dieß offenbare und sich offenbarende und so das Höhere. Diese neuen Götter nun sind Erzeugnisse der Künstler und müssen es sein, | beides ist da vorhanden die Tradition und die Umbildung der Tradition und diese eben hat die neuen Götter hervorgebracht. Die Tradition ist ein Gegebenes, ein Ueberliefertes, das Zweite ist das Gemachte und man stellt vor dieß streite mit einander, aber dieß ist nicht der Fall, das Hervortreten des Geistigen hat eine Voraussetzung und diese ist das was wir gesehen haben. Creuzer hat sich viel gequält mit der Stelle im Herodot, „Hesiod und Homer haben den Griechen ihre Götter gemacht“ und er hat dann andererseits aufgezeigt sie seien aus Aegypten, Thrazien pp gekommen, aber diese Götter sind umgearbeitet und sind so die Geschöpfe dieser großen Dichter, es ist dieß ja kein bloßes Machwerk. In diesen Geistern ist nun die Gestalt gereinigt, das Thierische, Natürliche, Symbolische pp ist abgestreift, ist nur als Anklang erhalten und nur aus dem Geiste konnte gereinigt von allem diesen das Geistige hervor treten. Dieß sind nun die griechischen Götter und das absolut Schöne der Kunst. Bei der Bestimmung des Klassischen müssen wir uns an den Mittelpunkt halten und dieser Mittelpunkt im Klassischen ist das Sculpturwerk, was wir in Rücksicht auf besondere Künste bemerken wollen. Man hat mit Recht gesagt daß, um die epischen und dramatischen Dichter zu verstehen das Bild was man sich dabei machen müsse, die Anschauung der Sculpturwerke sei, das Symbolische hat an der besonderen Kunst der Architektur seinen besonderen Repraesentanten, seine eigenthümlichste, conzentrirteste Darstellungsweise.
2 Charakter] An: Charakter des Unaussprechbaren Lö: Character des Nicht ausgesprochenwerdens 4 Höhere] Ke: höhere, wahrhafte Pn: Höhere, Gottliche 5–6 Erzeugnisse der … sein] Pn: aus dem Geiste hervorgegangen 6 Tradition] Lö: gemeine Tradition 7 neuen] Pn: geistigen griechischen 7–8 Die Tradition … Gegebenes] Pn: das andre (die Titanen) 10 diese ist … haben] Ke: diese Voraussetzung ist das natürliche 12 er] KeAn: 30 ist Herodot 13 sind umgearbeitet] Lö: mußten so aus dem Geiste hervorgehn 14–15 kein bloßes Machwerk] An: nicht ein bloßes Machwerk, wie das der Romane und Erzählungen, sondern eine Form der absoluten geistigen Gestalt Ke, ähnlich Pn: Das Produciren dieser absoluten geistigen Gestalt ist ein ganz andres, als das von Märchen, Gedichten und Anklang] Lö: 16 Natürliche] Ke: locale An: Natürliche, Lokale 35 Unterhaltungsblättern. Anklang von ihrem Ur|sprunge 18 griechischen Götter] KeLöPn: neuen Götter der Griechen 18 absolut Schöne der Kunst] KeAn: absolut Schöne der (Ke: Kunst überhaupt An: griechischen Kunst) Pn, ähnlich Lö: ächte Schöne. Die Kunst überhaupt. Wie sie einerseits in dem Dichten andererseits bei der Sculptur vorkommen 20 und dieser Mittelpunkt] Lö: Das 21–23 Man hat … sei] Pn: die epischen und dramatischen Dichter nahmen das Sculp40 Höchste turwerk zum Brennpunct 24 besonderen 2 ] KeAnLö: eigenthümlichen
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Diese neuen Götter sind also Werke des Bewußtseins besonnener Künstler, nicht nach Willkühr, sondern begeistert bringen sie vor die Vorstellung die höchste Weise des Bewußtseins ihres Volks, sie sind Propheten gewesen, Begeisterte, Inspirirte, die Muse des Wahrhaften das zum Wissen seiner selbst kommt hat sie inspirirt. Die Götter sind also das höchste Schöne und das Wesentliche darin ist das Geistige z. B. Zeus ist der Vater der Götter und Menschen, | die Substanz des Staats und der Familie, das Politische, dieß ist keine Naturmacht, und dann ist er auch der Gott der Familie, die sittliche Macht des Eides, die Macht des sittlichen Bandes der Menschen, Apollo ist so der wissende Gott, der die Orakel spricht, der zum Menschen sagt „Mensch erkenne dich selbst“ nicht sich in seiner Partikularität, sondern als Geist, Hermes ist diese Macht der Rede, der List, Ceres, Demeter ist einerseits die Frucht, Produckt der äusserlichen Natur, aber daran knüpft sich das Alte, die Mysterie und andererseits das Gesetzliche, Sittliche der Ehe, des Eigenthums, die Ver theilung der Felder, nicht so daß Demeter die Früchte gebracht habe, sondern durch sie tritt die Abtheilung des Eigenthums ein pp und wird zum Grundzuge, an das Natürliche knüpft sich hier gleich das Sittliche und wird zur Hauptsache, so finden wir die Verehrung dieser sittlichen Mächte. So auch Pallas, geht man da weiter nach so kommt auch die Naturmacht hinein, sie ist der Krieg sofern er von Menschen mit Verstand geführt wird, Tapferkeit, Künste pp knüpfen sich daran und wir werden in diesem Zusammenhang mit Natürlichem zugleich in einen anderen Kreis des Geistigen, Sittlichen hineingeführt. – Dieß ist der allgemeine Charakter dieser neuen Götter, der Grundcharakter des Idealen, des wahr1 des Bewußtseins besonnener] KePn: der bewußten, besonnenen 2 sondern] Pn: sondern sie haben das Wahrhafteste 3 Weise des Bewußtseins] Lö: Überzeugung 4–5 des Wahrhaften … inspirirt] Ke: ist es gewesen, die sie begeistert d. h. das wahrhafte, das zum Wissen zum Vorstellen seiner selbst kommt. 5 das höchste Schöne] Lö: aus dem Geistigen entsprungen 5–6 das Wesentliche] Pn: Der Inhalt, Grundlage, Wesentliche 7 das Politische] Pn: und auch der politische Gott 7–8 keine Naturmacht] Lö: nichts Natürliches, der politische Gott ist Jupiter gewesen 8 Familie] Lö, ähnlich KeAn: Familie: rsjbjou, qkfjou (Ms: qkjbjou) sittliche] AnPn: allgemeine sittliche 9–10 wissende Gott] Pn: das Licht Lö: Gott des Lichtes 10–11 „Mensch erkenne dich selbst“] Lö: hnâøj rfbts»n. Dies ist das Höchste, sich selbst zu erkennen. 11 nicht sich … Geist] Pn: erkenne den Geist dies ist das Höchste, was dem Menschen zur Pflicht gemacht ist Geist] Ke: Geist. Dieser Gott des Wissens mit den Musen. Hermes] AnPn: Mercur 13 Alte] Ke: Alte einerseits Lö: das Alles, was sich den Mysterien nähert 15–16 durch sie … zum] KeLö: daß durch sie (Ke: die sitlichen Bestimmungen gebracht sind, Ehe u.s.w. werden zu ihrem Lö: diese sittliche Bestimmung gelehrt worden sey wird zu ihrer Hauptbestimmung, ihrem) An: daran knüpft sich unmittelbar das Gesetzli20 Tapferkeit, Künste che. das Sittliche der Ehe, des Eigenthums, der Ver theilung der Felder pp knüpfen sich daran] An: Tapferkeit, Überlegung, woran sich auch die technischen Künste, Industrie ff. anknüpfen Ke: Weisheit, Wissenschaft, technische Künste 21 in diesem] Lö: aus dem
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haft Schönen, so daß es an der menschlichen Gestalt die Beweise seiner Existenz hat und daran alles Zufällige, alle Bedrängtheit der Partikularität ausgewischt ist. Diese Ideale erscheinen so in ihrer Schönheit zugleich in ihrer Erhabenheit, es liegt darin die Bestimmung des Negativen gegen die bloße Natürlichkeit, sie sind sinnend, in sich versunken, seelig, ewig in sich, damit ist verbunden der Zug der Abstraktion. Ihre Strenge, ihr Ernst ist die Negation der Natürlichkeit, die wahrhafte Schönheit ist also so zugleich Erhabenheit, Sicherheit, freie Schönheit die dem Vorübergehenden, Partikularen pp entnommen ist, die ewige Ruhe thront auf der Stirn der Götter. Man hat daher auch die Empfindung gehabt daß ein Zug von Kälte, noch mehr der Trauer über | diese Köpfe ausgegossen sei, wie z. B. über Zeus, Pallas pp[.] Diese Trauer drückt die hohe Schönheit aus, die sich nun in ihrer geistigen Gestalt zeigt, wobei das Natürliche nur als unterworfen dem Geistigen auftritt. Es sind keine gemühtlichen Gestalten, sie erscheinen nicht zufrieden, nicht in dieser Sattheit des Daseins die sich im Silen und den Faunen zeigt. Es liegt vielmehr darin ein Unterworfensein des Natürlichen und eine Erhebung die wie ein Zug der Trauer aussieht. Dieß ist der allgemeine Charakter des Klassischen. Beim Besonderen ist erstens zu bemerken, daß das Geistige wesentlich als Individualität sich darstellen muß, diese geistigen Götter erscheinen daher wesentlich als konkrete Individuen und es muß auf die Seite gestellt werden, daß sie auch als allegorische Personen genommen werden können, daß ihnen ein Abstraktum zum Grunde zu legen ist z. B. Zeus als die Herrschaft, Apollo als die Wissenschaft. Aber so eine Bestimmung, selbst wenn sie personifizirt ist, ist nicht Individualität, da ist das Geistige nur äusserliche Form, diese geistigen Götter müssen wesentlich Individuen sein, so sind sie das Konkrete, dieß in sich Reiche dem nicht bloß eine Eigenschaft zukommt. Wir finden insofern in einem Gotte das Geistige im Allgemeinen, ein Besonderes zwar hervortretend,
1–2 so daß … der] An: der an der menschlichen Gestalt seine wahre Existenz hat; aller Schein Ke: womit der Schein aller Krankhaftigkeit 7 Abstraktion] AnLö, ähnlich Pn: Abstraktion, der Negation 8 Erhabenheit, Sicherheit] Lö: Hoheit und Erhabenheit, Sicherheit seiner selbst in sich 9 Vorübergehenden, Partikularen] Ke: vorübergehenden, dem vielzweckigen, particularen An: Natürlichen 14 dem Geistigen] Ke: dem Ausdruk der Geistigkeit; darin liegt eine Bestimmung der Negation 16–17 ein Unterworfensein des Natürlichen] Lö: eine Zurücksetzung 17 eine Erhebung die] Ke, ähnlich Lö: ein Entsagen, Aufgeben, das An, ähnlich 35 des Wirklichen Pn: ein Auf heben, ein Entsagen, was 20 geistigen] Lö: griechischen 22 allegorische Personen] Lö: symbolische Personen, als Allegorien 23 Zeus] AnPn: Jupiter 24 Wissenschaft] Pn: Weisheit Bestimmung] Pn: Eigenschaft 25 da] Lö: Allegorische Personification 27 eine] KeAn: irgend eine einzige Pn: eine einzelne 28 das Geistige] AnLöPn: die Geistigkeit
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aber auch ebenso das andere Besondere, ihre Seeligkeit in sich enthält die Abstraktion vom Besonderen und ist zugleich das Hervorrufen von allem Besonderen. Es tritt damit so zugleich die Mangelhaftigkeit dieser Götter ein, das Geistige in dieser Weise muß nothwendig einen Politheismus hervorbringen, denn indem der Geist in dieser Individualität gefaßt ist tritt die Bestimmung des Vielen, der Einzelnheit und der Vielheit damit ein. Wie auch eine Gestalt der Einzelnheit da erscheinen kann, davon spaeter. Wir haben so einen Kreis von Göttern, diese können kein System ausmachen, wären es einzelne Eigenschaften, so könnten wir fordern daß sie ein System, eine erschöpfende Totalität ausmachten, aber mit der Individualität tritt sogleich | die Zufälligkeit ein, in dieser Freiheit tritt zugleich das Lose der Individualität auf. In einem Gotte ist also zwar eine Bestimmung hervortretend wie in einem Kreise von Menschen, aber jeder ist ein ganzer Mensch, sie machen nicht ein System aus. Jupiter ist so das Herrschende, aber auch das Wissende, ebenso ist es auch bei anderen Göttern, eine Seite ist überwiegend, aber sie ist nicht einzeln, die Eigenschaft die der eine besitzt entbehrt der andere nicht. Das Weitere was zu bemerken ist, ist daß mit der Individualität dann allerdings auch äusserliche Besonderheit eintritt und da ist diese äusserliche Besonderheit das eigentliche Positive. Der Mensch als solcher existirt und hat so Positives an sich, hat dieß Alter, ist da geboren, hat diese Schicksale, es sind Zuf älligkeiten und diese sind das Positive. So ist es auch bei diesen Göttern, daß sie mit ihrer Gestalt heraustreten in eine ganz bestimmte Existenz, so treten Anspielungen an Zuf älligkeiten, an Positives ein und dieß ist der Fall 2 ist zugleich das Hervorrufen] Pn, ähnlich KeAn: ihre erhabene Ruhe ist die Quelle 3 Es tritt damit so] Pn: Wo das Geistige in sinnlicher Gestalt dargestellt da tritt Mangelhaftigkeit] KeLö: Mannigfaltigkeit Pn: Vielheit dieser Götter] Ke: dieser Gestaltung 4 hervorbringen] Lö: hervorbringen. Der eine Gott erscheint nicht in sinnlicher Gestalt und Einzelnheit. 5 der Geist … ist] An: das Geistige in sinnlicher Weise, in der Weise der Existenz erscheint Ke: das geistige so in sinnlicher Gestalt erscheint, die Gestalt der Einzelheit hervortritt 8 diese können] Pn, ähnlich KeAn: dieser Kreis kann 9 eine erschöpfende Totalität] Lö: ein zusammenhängenLose] KePn: Lose, mades Ganze 11 Freiheit] An: Heiterkeit KeLö: Heiterkeit, Freiheit nigfaltige Lö: Besondere 12 Bestimmung hervortretend] Lö: Besondernheit, eine Eigenschaft vorherrschend 13–14 das Herrschende] An: der Herrschende Ke: die herschende Macht Pn: die Herrschermacht Lö: die höchste Macht 15–16 sie ist … nicht] An: aber auch die andern fehlen nicht Pn: sie macht keine Abstufung, Unterschied, jedem kommt diese Eigenschaft zu Ke: bei andren kommen auch die Eigenschaften des Einen dem Anderen zu. Es sind Individualitäten. Lö: sie ist aber nicht die einzige. Es sind Individualiteten. Darin tritt allerdings eine Besondernheit vor, die aber nicht bis zur Allegorie fortgeht, sondern daß eine solche Gestalt in ihrem Inhalte zugleich auch das ganze Geistige ist. 19 solcher] Pn: solcher, der Mensch der 20 hat dieß … Schicksale] Lö: Diese Geburt, diese Eltern, die Begebenheiten Pn: ist an 22 Gestalt] diesem Orte geboren hat diese Zuf älle gehabt 21 diesen] Ke: den griechischen Pn: äußeren Gestalt
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jemehr ihre Gestaltung eine Bestimmtheit erhält. An einer reinen Tempelgestalt ist es wenig, treten sie aber in die Handlung so ist es sogleich vorhanden und die Frage ist nun, wo dasselbe her kommt. Die Ideale an und für sich, wie die Sculpturbilder der Tempel, sind die für sich seienden ewigen Gestalten, da geht der Hauptausdruck auf eine Eigenthümlichkeit der Individualität und sie gehen nicht hinaus zu dem Besonderen was als Positives angesehen werden kann, diese Gestalten sind der Mittelpunkt des Plastischen dieser klassischen Schönheit und es ist dieß der Grundcharakter auch wenn diese Gestalten in die Handlung pp treten. Insofern nun aber dieser plastische Charakter als solcher nicht bloß für sich vorgestellt wird, wie eben in dem Tempelbilde, sondern auch ein Heraustreten, ein weiteres Bestimmen nach der Äusserlichkeit statt findet, tritt auch Positives ein. Zum Positiven eines jeden Individuums gehört daß | es in dieser Zeit, an diesem Orte lebt, diese Schicksale erlebt pp dieß ist das Geistlose, rein Äusserliche und Positive gehört aber wesentlich zum Charakter der Individualität. Zu diesem Positiven ist nun solches verwandt worden was schon erwähnt ist, nämlich das Symbolische, die Bedeutung zeigt ein Inneres an und die Ausführung des Symbolischen enthält als das Wesentliche irgend eine allgemeine Bestimmung, eine Lehre, Satz pp dieß Symbolische, in welchem auf ein Inneres hingedeutet ist, ist vornehmlich das was an dem Schönen selbst herabgesetzt ist zu einem bloß Äusserlichen, bloß 1 jemehr ihre … erhält] Ke: Jemehr ihre Gestaltungen, Verhältnisse zu einander hervortreten An, ähnlich Lö: Je mehr ihre Bestimmtheit heraustreten soll, reinen] Ke: reinen freien 2 es wenig] Pn, ähnlich Lö: das Positive weniger Ke: nichts positives treten sie … vorhanden] Pn: aber so wie sie mehr particularisirt werden, tritt diese Außerlichkeit ein An: je mehr sie particularisirt werden, desto mehr tritt das Positive ein 4 Die Ideale] An: Die besondere Qualität ist noch mit andern Bestimmungen verbunden, zB. mit der I n d i v i d u a l i t ä t , die das Wesentliche enthält. Diese führt zu ihrer Bestimmung und Äußerlichkeit und somit Positives herbey. Lö, ähnlich Pn: Es muß in Hinsicht auf die Individualität weiter bemerkt (Ms: bewirkt) werden, daß die Individualität als solche zu ihrer Bestimmung auch Äußerlichkeiten herbeiführt und somit Positives überhaupt. Die Ideale Die Ideale … sich] Lö: Die Ideale an sich und ihre Bestimmtheit Ke: Das Ideale für sich, ohne seine Bestimtheit 6–7 sie gehen … kann] Pn: da geht es nicht zu dem Außerlichen heraus 7 Gestalten] Ke: Ideale Pn: Ideale, die eigentlichen Tempelgestaltungen 7–8 Mittelpunkt des … Grundcharakter] Ke: Mitelpunkt überhaupt; dieses plastische der klassischen Schönheit ist es, was der GrundCharacter bleibt 9 auch wenn … treten] Ke, ähnlich Lö: sofern die Ideale ins weltliche, zeitliche eintreten; ins epische, dramatische, so bleibt imer in diesem Entfalten der plastische Character die Grundbestimmung An, ähnlich Pn: wenn sie auch ins (An: Geschichtliche, in Handlung, in Einzelheiten hineintreten Pn: Weltliche hineintreten, ins Dramatische etc.) 11 dem Tempelbilde] Lö: den Sculpturbildern 13–14 in dieser … erlebt] Ke: solche Begebenheiten erlebt hat, da und da geboren ist 15 der Individualität] An, ähnlich Lö: des Individuellen an, sofern es besonders als solches weiter heraus bestimmt ist 16–17 die Bedeutung] Pn: das Symbol als solches 17 Ausführung] Pn: die Bewegung des Symbolischen Ke: Bezeichnung des Symbolischen | nähere Ausführung 18 das Wesentliche] Lö: die Wahrheit
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Positiven. Hierher gehört z. B. daß an dem Zeus des Phydias, diesem olympischen Jupiter nichts Symbolisches ist, nur im Beiwesen, hingegen wie der Dichter aus dieser ewigen Ruhe hinüber geht in Bewegung, so finden sich sogleich solche Züge die ihre Grundlage im Symbolischen haben z. B. die unendlich vielen Geschichten der Untreue gegen die Juno, Geschichten die die allgemeine Vorstellung, Satz, von der Erzeugung, ein Kosmogonisches in sich enthalten, und die zuverlässig aus der symbolischen Vorstellung herrühren. Auch beim Homer kommen viele dergleichen Vorstellungen vor, die dann ganz äusserliche schlechte Geschichten werden. So das Hinken des Hephaistos, es gehört zur Bestimmung der Individualität dieser Fall aus dem Himmel auf Lemnos. Es sind äusserliche Zufälligkeiten. Auch die Zunamen deuten häufig auf das Symbolische, wobei aber die symbolische Bedeutung ganz verschwunden ist und die Züge aus dem Symbolischen nur dazu dienen der Individualität eine nähere äusserliche Bestimmung zu geben. Wenn das Geistige und Schöne hervorgetreten ist, so tritt das Symbolische herunter zu einem Nebenherspielenden, einem zufälligen Zug. Eine andere Quelle des Positiven ist das Lokale dieses Gottesdienstes. Die verschiedenen Götter hatten besondere Sitze, an besonderen Orten ist ihr Dienst zu Hause. Indem | zwar das allgemeine Schöne sich aus der Lokalität erhoben hat, so bleiben doch noch viele einzelne Züge davon hängen, die dazu dienen etwas äusserlich Bestimmtes von der Individualität zu sagen. Ausserdem ist das Geschichtliche überhaupt eine solche Quelle. Es hat eine berühmte Erklärungsweise 1 an dem … Phydias] Ke: wir von Zeus zb. die Gestalt des Phidias uns vorstellen 2 nur im Beiwesen] Ke: außer in der Verzierung, dem Beiwesen, seinem Stuhl, Verzierung des Gewandes, aber an der ganzen plastischen Gestalt ist nichts symbolisches Pn: ausser einigen Ornamenten wie der Dichter] Pn: wie Dichter oder in der Sculptur 3 in Bewegung] Ke, ähnlich Lö: ins dramatische, handelnde so] Ke, ähnlich Pn: Im basrelief, zb. 5 der Untreue gegen die Juno] Lö, ähnlich Ke: mit der Danaë, Io, seine Untreue gegen die (Lö: Juno Ke: Here). Diese sind ganz gemeine, gewöhnliche Streiche und Geschichten eines untreuen Ehemannes. Es sind aber weiter solche Ga: mit der Jo, Leta, Danae 6 Kosmogonisches] Ke: theogonisches Lö: Theogonisches, vor] Ke: vor, wo Jupiter von der Kette Kosmogonisches 8 Vorstellungen] KeAnLö: Züge spricht, an die sich die Götter hängen, ihn nicht herabziehen würden. Auch von den Untreuen Jupiters werden Geschichten, von dem untreuen Ehemann, der mit dieser und jener Geschichten macht 10–11 Es sind äusserliche Zufälligkeiten.] Ke, ähnlich Lö: ganz äußerliche | Geschichten, deren Anfang symbolisch ist 11 Zunamen] KeAn: Beinamen auf das Symbolische] Ke: Apollo, der Eichdechsentöter; ltkbjou, da ist ltki, das Licht, ltk¼u, der Wolf, Symbol der Sonne in Klein Asien An: Apollo Ntkbjou (Ntki der Wolf, das Licht, bey den Alten) Ga: Apollo wird auch L y k e i o s genannt. Dieser Nahme ist aus 2 Worten zusammengesetzt, von denen das eine Wort die Sonne, das andre den Wolf bedeutet (also Simbol der Sonne). 14 geben] Ke: geben. Dieses positive gehört zur Individualität tritt] An: sinkt 15 zu einem … Zug] An, ähnlich Ke: als ein blos zufälliger geschichtlicher Zug Lö: als eine für diese Schönheit zufällig geschehene äußere Begebenheit 16 Positiven] Pn: Positiven als das Symbolische 19 Züge] Ke: Spuren, Züge An: Züge und Ansprüche 21–729,1 Erklärungsweise der Mythologie gegeben] Lö: sogenannte Erklärungsweise gegeben, die die geschichtliche genannt worden ist
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der Mythologie gegeben, sie ist von Ephemerus einem Schüler des Aristoteles, der den Grund der Götter in alten Geschichten von Koenigen und deren Familien sucht. Auch in neuerer Zeit ist diese einseitige Ansicht erneuert, wie z. B. von Heine, es ist plausible, aber flach. Der eigentliche Ursprung der Götter ist daß sie die sittlichen Mächte sind, das Geistige und dann das als Geistige Individualisirte, wie das Geistige wesentlich Individuum ist. Aus deinen Leidenschaften, oh Mensch, hast du deine Götter genommen, sagt ein Alter. Aber Züge wie sie aus dem Lokale kommen, kommen auch aus der Geschichte hinein. Ein Franzose hat die Kämpfe der Götter für Kämpfe verschiedener Priesterschaften und Religionen genommen, daß nun solch Geschichtliches, z. B. daß ein Stamm seine Anschauung des Göttlichen geltend gemacht hat, Züge zur Individualisirung der Götter geliefert hat, ist zuzugeben, aber diese Züge sind nur für das Positive. Dieß Positive, diese Zufälligkeit macht auch den Reiz der griechischen Götter aus, es bildet ihr Menschliches, setzt diese Individualität in die Gegenwart, die zusammengesetzt ist aus dem was wahrhaft an und für sich ist und was zufällig, äusserlich ist. Zum Ideal der freien Schönheit gehört Bestimtheit, die Unbestimmtheit, Gott als der Eine ist nicht Gegenstand der Kunst, zur Kunst gehört Gestalt, Weise der sinnlichen Anschauung, des Vorstellens und die Gestalt und die Bestimmtheit des Inneren hängt zusammen, die innere Bestimmtheit und die Gestalt als solche hat den engsten Zu-
2 den Grund] KePn: der Ursprung Lö: die Entstehung 3 Familien] Pn: Angehörigen 3–4 wie z. B. … flach] Ke: Heyne vornehmlich hat das plausible daran geltend gemacht. alte verdiente Könige seien als götlich verehrt worden. An, ähnlich Pn: H e y n e hat dieses in neuern Zeiten geltend zu machen gesucht 5–6 das als Geistige Individualisirte] An: das individualisirte Geistige, Leidenschaftliche Ke: Das Geistige Individualisiert. Lö: das als Geistiges Individualisirte. Das hat nicht einen so zufälligen Ursprung 6 Aus] Ke: Ein Alter sagt: aus 9–10 Ein Franzose … genommen] Ke: Ein Franzose von großer Gelehrsamkeit hat die Einführung des Gottesdienstes zum Hauptgrund der Entstehung eines Gottes genommen und die Kämpfe der Alten und neuen Götter hat er genomen als Vertreibung der Priesterschaften. An: Ein Franzose hat den Gottesdienst für den Ursprung der Entstehung von Göttern genommen, nehmlich es sey die eine Priesterschaft mit ihrem Gottesdienst vertrieben worden, und ein neuer Gottesdienst habe daher seinen Ursprung genommen; daher stamme die Einführung neuer Götter. 10–12 daß nun … zuzugeben] Ke: Solches geschieht auch in Ansehung der Einführung der Gottesdienste, daß ein Stamm bei Besiegung eines andren seine Cultur geltend gemacht hat, läßt sich in vielem Besonderen aufzeigen Lö: Das Geschichtliche in Ansehung der Einführung des Gottesdienstes ist allerdings in besondern Zügen noch zu erweisen, ebenso das Geschichtliche von Königen usf. 12–13 diese Züge … Positive1] Lö, ähnlich Pn: es sind nur Züge des Positiven 14 es bildet ihr Menschliches] Lö, ähnlich KeAn: machen die griechischen Götter so zu sagen menschlicher 17 Bestimtheit, die Unbestimmtheit] An: also Bestimmtheit. Das Unbestimmte Lö: überhaupt Individualität. Das Unbestimmte 18 sinnlichen] Lö: subjectiven 20 Bestimmtheit] Lö: Bestimmtheit, Eigenschaft engsten] Lö: innigsten 1 Ephemerus lies Euhemerus
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sammenhang, ist die Gestalt wahrhaft, so ist sie geistige | Gestalt und damit ist das Geistige also gefaßt. Nachdem dieß im Allgemeinen bestimmt ist, ist noch ein Punkt anzuführen, daß nämlich das Göttliche in ein Verhältniß tritt zum Menschen, zur geistigen Thätigkeit in ihrer Wirklichkeit, dieß macht ein schwieriges Verhältniß aus. Stellen wir uns einen Gott nach der gewöhnlichen Weise vor, so ist er schlechthin selbstständig für sich, aber diese hohe Selbstständigkeit muß nicht in dem Sinn äusserlicher Realität genommen werden, das Geistige, der geistige Inhalt macht die wahrhafte Realität, Selbstständigkeit desselben aus. Nehmen wir diese Selbstständigkeit im Sinn des Verstandes, daß der Gott als Macht dem Menschlichen gegenübersteht, so tritt damit die Schwierigkeit ein daß der Mensch dann nur ein Passives, Unfreies, Willenloses ist, das zwar einen Willen zu haben scheint, aber ohne für sich selbst als ein Charaktervolles aus sich selbst zu handeln. Entweder hat dann der Mensch nichts gethan, oder er thut es aber er scheint es nur zu thun und der Gott ist es eigentlich der ihm Macht und Kraft giebt. Die einzige Hülfe in diesem Verhältniß ist die vollkommene Inkonsequenz und zwar in der Rücksicht daß das was dem Gott zugeschrieben wird auch der Mensch gethan hat, so daß der Charakter des Menschen nicht an Selbstständigkeit verliert weil der Gott es gethan hat und daß einmal der Gott als äusserlich selbstständig erscheint und zweitens nur als ein Subjektives das dem Menschen angehört und der Mensch es ist der handelt. Diese Inkonsequenz ist darin das einzige wahrhafte Verhältniß, sonst werden die Götter zu dem was man in 1–2 sie geistige … gefaßt] Lö: das Innere das in Wahrheit Geistige und damit … gefaßt] An, ähnlich Pn: Die Göttlichkeit, wenn sie Gegenstand des Schönen ist, muss bestimmt in sich seyn; diese Bestimmtheit ist freye Individualität, welche die äußerlichen Zufälligkeiten mit sich führt. Ke, ähnlich PnLö: Die freie Individualität führt aber auch zufälige Bestimtheit mit sich, die angeführt worden ist. Die Anmuthigkeit des griechischen Geistes hat nach dieser Seite hin eine unendliche Menge lieblicher Erfindungen gemacht. 3 ein Punkt] Pn, ähnlich KeAnLö: Der 4te Punct 4 das Göttliche] An, ähnlich Lö: dies Göttliche, das Ideal Pn: dieses Ideale, Göttliche 5 dieß macht … aus] Pn: für unseren Verstand macht dies ein schwieriges Verhältniß aus Ke: dies erscheint zuerst für unsern Verstand als ein Widerspruch 6–7 schlechthin selbst ständig] Lö: seinem hohen Character nach 8 werden] Pn: werden, sondern ist absolute Macht für sich Geistige] Lö: Geistige, als solches 10 Macht] Pn: geistige Macht Lö: geistige große Macht 12 Willenloses] Pn: Willenloses gegen diesen Gott 16 Inkonsequenz] Lö: Inconsequenz, die auch im griechischen Geiste ist 19 weil] An: wenn auch gesagt werde, daß der Gott es gethan habe 19–20 äusserlich selbstständig erscheint] Pn: für sich existirend Lö: ganz für sich handelnd, als ein objectives Draußen 20–21 zweitens nur … angehört] Pn: ein andermal als eine geistige Macht die dem Menschen als solchem angehört Lö: das andre Mal ist diese äußere Selbstständigkeit des Gottes ganz verschwunden und der Gott ist nur subjectiv als die geistige Macht im Menschen 21 der handelt] An: als frey handelnd und wirkend 22 einzige] Pn: vernünftige Verhältniß] Ke, ähnlich Lö: Wenn das nicht der Fall ist, sondern wenn die Götter ganz für sich außerweltlich vorgestellt werden sonst werden die Götter] Pn: Wenn das nicht der Fall ist und die Götter nur für sich selbstständig, außerlich vorgestellt werden, so werden sie
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neuerer Zeit die Maschi|nerie genannt hat, wie man sie für ein Epos pp fordert. Es kommen auch bei den Alten dei ex machina vor, wenn sie aber so auftreten, wie z. B. beim Euripides so hat dieß keinen Sinn und Verstand, es ist eine weitere Macht die das Menschliche unterbricht, das Vernünftige, die Freiheit des | Geistes ist aufgeopfert, so erscheint beim Euripides in der Iphigenia in Tauris Diana und macht der Sache ein Ende. In Goethes Umbildung kommt kein solcher deus ex machina vor, Iphigenia verläßt sich auf ihr Gemüth und wendet sich damit an den Toas und die Inversion wird so durch die geistige Macht des Gemüths im Gemüth hervorgebracht. Solch ein deux ex machina ist immer ein Äusserliches, Todtes, Kaltes, es ist nichts mehr von Freiheit, Geistigkeit darin vorhanden, deswegen erscheinen so die Götter als eine zufällige, äusserliche Macht und es ist zu sagen, die Götter sind in diesem Falle bloß Aberglauben und so kommen sie bei den Nachahmungen vor, z. B. beim Virgil. Bei den großen Kunstwerken der Griechen ist dagegen jene Inconsequenz, daß das was einmal als äusserlich selbstständig erscheint, ein anderes Mal als eigenes des Menschen gesetzt ist, das was so als dem Verstande inconsequent erscheint ist die eigenste Consequenz des Vernünftigen. Erscheinen die Götter als äusserlich so ist dieß eine einseitige Darstellung, obgleich sie so als ewige fürsichseiende geistigen Mächte dargestellt sind, verschieden vom einzelnen Subjekt, vom Menschen, sie sind so allgemein, aber andererseits muß ihnen auch diese Äusserlichkeit genommen und sie zurückgeführt werden in die Brust des Menschen, dieß 1 wie man … fordert] Lö: Zum Glanze eines Epos, eines Drama’s hat man Götter gefordert. 3 beim Euripides] An, ähnlich KeLö: (bei E u r i p i d e s kommen sie schon sehr von Aussen herein) 4 Vernünftige] Ke: verständige, vernünftige Pn: Geistige, Menschliche, Verständige 4–5 Freiheit des Geistes] An: freye Selbstständigkeit Lö: geistige freie Macht des Menschen 5 aufgeopfert] Pn: aufgehoben, es ist etwas Todtes 6 macht der … Ende] Ke: macht der Fabel ein Ende; befiehlt dem Thoas (am Rande: die Iphigenie und das Götterbild zu entlassen) Lö: läßt geschehn, daß ihr Bild abgeholt werde. Das ist etwas ganz Äußerliches. 7–8 Iphigenia verläßt … Toas] Ke, ähnlich Lö: sondern es (Kr: gehört zum Allerschönsten, Lö: ist vielleicht das Vortrefflichste) das je ist, daß Iphigenie sich auf ihr Gemüth verläßt und durch ihr Gemüth sich an den Thoas wendet An: Eins der vorzüglichsten Stücke! 8 Inversion] Ke: C o n v e r s i o n Lö: Concession 12 sind in … Aberglauben] An, ähnlich KeLö: Götter mit ihrer äußerlichen Realität sind ein bloßer Aberglaube 13 so kommen sie] Pn: auf solche außerliche Weise kommen die Götter 13 beim Virgil] Ke, ähnlich AnLö: bei Virgil […] – auf todte maschinen mäßige Weise 15–16 eigenes des Menschen] Ke: agiren des Menschen Pn, ähnlich Lö: Inneres des Menschlichen, Verständigen An: ein Akt des Innerlichen 17 eigenste Consequenz des Vernünftigen] KeLö: höchste Consequenz der Vernünf tigkeit äusserlich] An: äusserlich selbstständig 20–21 aber andererseits … Menschen] An: und diese Einseitigkeit muss aufgehoben werden, indem auf das Innerliche, auf die Brust des Menschen hingewiesen wird Lö: eine Einseitigkeit, die aufgehoben werden muß. Die geistige Macht muß auch als existirend in jedes Menschen Brust gesetzt werden. Als allgemein geistige Mächte müssen die Götter sich scheiden von dem Individuo, müssen objectiv dargestellt werden, aber zugleich auch als solche, die in der Brust des Menschen wohnen.
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zeigt sich z. B. im Orest. Apollo befiehlt ihm seinen Vater zu rächen, da ist der Gott und Orest wie der Knecht und ohne Schuld, denn einem Gotte muß er gehorchen, die Eumeniden, das Gewissen geht ihn nichts an, aber was er auszuführen hat ist die Rache, die Gerechtigkeit, das Recht als Rache, dieß ist ein göttliches, ewiges Recht den Tod des Vaters, des Herrschers zu rächen, zu bestrafen, es ist ein Höheres, Sittliches und ganz Menschliches, kein todter, willkührlicher Befehl. Die Eumeniden sind ebensowenig äusserliche Götter, sie sind das Gewissen, das Innere, einmal äusserlich mit | dieser Gestalt, das andere Mal das Gewissen als solches. Die Erinnyen werden ebenso als äusserliche Furien dargestellt, das andere Mal sind sie das Gewissen und sind so subjektiv vorgestellt, als subjektive Empfindung des erlittenen Unrechts, so daß dieß Unrecht als Macht vorgestellt und ausgesprochen ist, die den treffen muß der sich die Erinnyen zugezogen hat. Beim Sophocles kommen sie oft vor z. B. Erinnyen des Gemüths, beim Homer Erinnyen der Mutter. Oedip flucht dem Sohne der gegen sein Vaterland fechten will, den sein Vater aus Thebae verstoßen hat, er ruft die Erinnyen, flucht, und dieser Fluch ist als eine sittliche Macht vorgestellt die auf ihn zurückfällt. Ebenso subjektiv sind die Erinnyen beim Homer ausgesprochen; wie Achill gegen Agamemnon das Schwerdt ziehen will, hält ihn Pallas ab, dieß ist die Macht seiner eigenen Besonnenheit. Hierher gehört auch die Inconsequenz daß Achill als der Tapferste der Griechen ausgesprochen 2–3 und ohne … gehorchen] An, ähnlich Pn: Hat er es gethan, dann ist es nicht seine Schuld; er hat als frommer Mensch blos seinem Gotte gehorsamt. 3 das Gewissen … an] Lö: die Eumeniden haben kein Recht an ihm. Aber das wäre nur ein einseitiges Verhältniß. 4 das Recht als Rache] Pn: dieses hat er zu vollbringen 6 Menschliches] Ke: menschliches, nicht außer dem Geist vorhanden 7 Eumeniden] LöPn: Erynnien (über gestr. Eumeniden) 7–8 Götter, sie … Innere] Lö: Götter, sondern das Gewissen als solches An: Mächte, sondern sie sind in der Tiefe des (Ms: dem) menschlichen Gewissens 9 solches] Lö, ähnlich Ke: solches. Im Gott | ist eine innerliche und äußere Realität vorgestellt, [lacuna] aufgehoben, so daß sie nur zu einem Scheine wird und damit das Rechte, die geistige Macht, die im Gotte vorgestellt wird, eben sowohl im Subjecte als dessen eigene Empfindung ausgesprochen ist. Ke schließt an: Es ist damit nichts positives in diesem Gotte, sondern die Freiheit des Menschen ist erhalten. 11 dieß Unrecht] Lö: diese zugleich 13–14 Erinnyen des Gemüths] Lö: su Øqnou q©nntu, die Erinnye des Gemüthes Ke: sot Øqfnou fq©nntu, womit diese Innerlichkeit der Empfindung ausgesprochen ist 14 Erinnyen der Mutter] Ke: Hjkbrsiu fq©nntu 14–17 Oedip flucht … zurückfällt.] Ke: Ödipus, der dem Sohn flucht, ruft den väterlichen Erebus und den Ares | an, wo diese zugleich das subjective Thun und die sitlichen Mächte sind. Lö: Wie der Sohn es an dem Vater gethan, daß er ihn aus Theben verstoßen, und nun gegen sein Vaterland zieht da ruft der Vater Oedipus die )q'u für ihn herab. Der Sohn sagt dann zur Schwester, die ihn abhalten will: dieser Weg wird mir verderblich seyn durch die Erinnyen des Vaters. 17–18 Ebenso subjektiv … ausgesprochen] Ke: So tritt gleich anfangs der Ilias die Pallas in diese Zweideutigkeit 19 die Macht … Besonnenheit] Ke: diese inerliche Mäßigung des Achilles selbst und zugleich die ihm gegenüberstehende sitliche Macht Besonnenheit] Lö: Besonnenheit, diese hält sein Schwerdt in der Scheide zurück
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und verehrt wird und er zugleich unverwundbar, nur an einer Stelle zu verwunden ist, die auch Paris traf mit seinem Pfeil, wenn man dieß ganz prosaisch betrachtet ist es so keine Kunst tapfer zu sein, es ist wie die Amulete der Türken, Perser, selbst der Schweizer und Tyroler. Aber beim Achill thut die Unverwundbarkeit nichts, sie thut keinen Eintrag seiner wahren Tapferkeit, er weiß seinen nahen Tod vorher und entzieht sich ihm nicht, er wird vom Paris so verwundet und vom Dichter wird dieß so erklärt, daß es die einzige Möglichkeit gewesen sei. In Arndts Geschichte der Kultur ist viel von dieser sogenannten Dummheit, Rohheit die Rede und es wird gesagt daß Homer den Effekt grade wieder dadurch vernichtet habe den er habe hervorbringen wollen. Beim hörnenen Siegfried hat dieß eine andere Gestalt, er hat auch eine Tarnkappe, sie macht ihn unsichtbar, so hilft er dem Koenig Günther, es ist | eine ganz prosaische Darstellung und da wird dem Siegfried allerdings die Vorstellung seines Muthes geschmälert. Die Götter greifen noch anderwärts ein z. B. beim Tode des Patroclus, es wird gesagt, Euphorbus habe ihn verwundet, Hector ihn durchbohrt, Apollo ihm Helm und Schild entrissen und ihm einen Schlag gegeben wodurch er starb, Apollo vollbringt es so, die Mattigkeit, der natürliche Tod ist hier das Verhängniß. Heine spricht auch hierüber, er sagt es werde Hectors Ruhm durch Apollos Eintreten geschmälert, es sei aber einmal epische Weise und Apollo spiele auch nicht die ehrenvollste Rolle, man müsse dabei nur an die Gewalt des Gottes denken. Dergleichen Betrachtungen sind ganz prosaisch und abgeschmakt.
1–2 nur an … verwunden] Ke, ähnlich Lö: ein Punkt am Knöchel, wo die Mutter ihn gefaßt hatte, wie sie ihn in den Styx tauchte, war verwundbar geblieben 4 Schweizer und Tyroler] An: die Schweizer haben Amulette gegem die Verwundbarkeit getragen. Ke: Die Tyroler haben Amulete getragen, in dem Glauben, sie seien unter ihrem Schuze vor dem Tode gesichert, sie sind mit der größten Tapferkeit vorgedrungen, aber hier sehen wir nur Aberglauben 4–5 beim Achill … nichts] Ke: bei Achill ist diese Unverwundbarkeit nur die Erklärung des Dichters von seinem Heldensinn 5 Tapferkeit] Ke: Tapferkeit, dem jugendlichen Heldensinn des jungen Griechen 7–8 vom Dichter … sei] Ke: Es heißt blos, daß Achill nur an der Ferse verwundet werden konnte, sonst aber wäre es nicht möglich gewesen, ihn zu verwunden. 10–11 Beim hörnenen Siegfried] Ke: Der gehörnte Siegfried, seine hörnerne Haut 13–14 da wird … geschmälert] An, ähnlich Ke: Das ist eine Darstellung, wodurch die Vorstellung von seiner Tapferkeit und der des Günthers ge16 Schlag] An: schmälert wird. 15 ihn 2 ] Lö: | ihn vollends mit einem Speere durchbohrt Schlag auf den Schlaf 17 starb] An: starb; Sterbend sprach er: „das verderbliche Verhängniss und Apoll (der Todesgott), dann Hektor und dann Euphorbus tödtet mich.“ 18–21 Heine spricht … denken.] Ke: Heyne hat hier besonders viele Abgeschmacktheiten beigebracht, wo er mit seiner Erklärung nicht weiter kann, beruft er sich auf den epischen Charakter des fnbqhfu, die viva imago des Dichters. Lö: Heyne meint, Hector’s Ruhm sei dadurch geschmälert; aber das sey einmal so mit dem Gotte. Apollo spiele auch nicht die ehrenvollste Rolle. Es sey nbqhu, daß durch einen Schlag auf den Rücken dem Patroclus die Sinne vergehn. Solche große Bemerkung macht Heyne.
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Eine besondere Erscheinung die mich im Homer oft angezogen und beschäftigt hat ist Mentor der sich Ulysses oft zeigt, er ist weg und erscheint wieder gewöhnlich äusserlicher Weise, aber oft so daß man den subjektiv freien Zusammenhang nicht verkennen kann z. B. in den Spielen bei den Phäjaken zeigt Ulysses seine Stärke im Werfen des Diskus, da sagt Pallas, auch ein Blinder könne seinen Stein sehen, denn er liege nicht unter den übrigen und Ulysses freut sich daß ihm hier sein Freund erschienen sei, das freundliche Wort eines Phäjaken ist ihm hier der Freund, blickt ihm hier so entgegen. Bei den Modernen erscheint dieß immer mehr äusserlich z. B. die Hexen im Macbeth, sie sind geschildert in der einfältigen Weise jener Zeit, Koenig Jacob war ein großer Hexenpatron, aber was sie sagen ist einfältig, schlecht und ganz ohne Werth. Das Eigenthümliche der Hexen ist daß sie einen Funken in Macbeths Gemüth werfen, es ist dieß von Aussen gekommen, aber das Andere ist sein Gemüth und seine Gemahlin die keinen anderen Sinn hat als den abstrakten Sinn des Ehrgeizes zur Krone zu gelangen. Ebenso äusserlich ist der Geist im Hamlet, Hamlet glaubt ihm auch nicht, obgleich es die höchste Bewährung des Mordes seines Vaters ist, | Hamlet sagt ausdrücklich, dieser Geist kann der Teufel sein und um sich auf vernünftige Weise der Sache zu versichern stellt er
1 oft] Ke: immer besonders An: stets 2 Mentor] Ke: Mentor 8, 185–201. 3–4 subjektiv freien Zusammenhang] Lö: subjectiven Zusammenhang des Geistigen An: das Freye, Selbstständige 5 Stärke] Ke: Gewandtheit 7 ihm hier … sei] Ke: er seinen Gef ährten im Kampf erblikt 7–8 das freundliche … entgegen] Ke: Hier ist es also, daß die heitere, frohe Empfindung, die Odysseus über seine Vortreflichkeit hatte, in seinem Gef ährten Mentor aüßerlich vorstellig wird. An, ähnlich LöGa: das freundliche Zuwinken eines Phäaken, der damit zufrieden ist, ist ihm Mentor 8–9 Bei den … äusserlich] Ke: Mit diesen griechischen Göttern sind die modernen Hexengeschichten nicht zu vergleichen. 9 Hexen] Ke: Hexen ohne Sinn und Verstand 10–11 geschildert in … Hexenpatron] Ke: prosaische Gestalten, die nur einem Hexenpatron, Jakob, gefallen konnten, uns kan es nicht interessiren Lö: nach dem damaligen traurigen Volksglauben genommen. König Jacob ist ein großer Hexenmeister 11–12 einf ältig, schlecht … Werth] An: die unverständliches, unerklärliches Zeug sprechen Lö: Was sie sprechen ist Unsinn. Es ist traurige Demuth, daß man dies nicht streicht. 13–15 sein Gemüth … gelangen] An, ähnlich Pn: das Gemüth Macbeth’s selbst und seiner Gemahlinn, die eine Erscheinung des gemeinsten Ehrgeizes ist, die kein Verbrechen scheut, um zum Throne zu gelangen Lö: Macbeth selbst und seine Gemahlin, der keinen andern Sinn hat, als den abstracten Sinn des Ehrgeizes, der keine Verletzung scheut, um sich die Krone zu erringen Ke: auch dieser starre, ehrsüchtige Geist, der nichts will, als die Krone, kein Verbrechen, scheut, seinen Zwek durchzuführen, in Macbeths Gemüth und seines Weibes gegenwärtig 15–16 Ebenso äusserlich … Hamlet] Ke: Auch im Hamlet kommt ein Geist vor; der Geist des Vaters erscheint dem Hamlet An: Der Geist im Hamlet ist die höchste Aufforderung, daß er den Claudio ermorde 17 dieser] Ke: der erschienene 18 um sich … versichern] An: Um das Wahre zu erfahren Ke: er müsse erst proben, ob er Wahrheit gesprochen versichern] Lö: versichern, daß sein Oncle der Mörder ist
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die Komödie an, dieß bedarf er, gar nicht das Gespenst hat Glauben für ihn, sondern erst dieß Verständige. Im Verhältniß der Götter zu den Menschen liegt die Gefahr des eigentlichen Aberglaubens sehr nahe d. h. daß diese Mächte vorgestellt werden als dem Menschen äusserlich, fremde, die ihm nur befehlen. Aber diese Form zeigt sich auf diese Weise auch aufgehoben. Das Erscheinen der Götter stellt sich näher dar als Erzeugniß der Dichter also auch von dieser Seite subjektiv, nicht prosaisch, reell. Die Griechen wußten daß Homer und Hesiod ihnen ihre Götter gemacht haben und doch haben sie daran geglaubt d. h. an das wahrhaft Geistige was ebenso immanent im eigenen Geiste ist. Das Hervortreten der Götter erscheint ausdrücklich und sehr häufig als Erklärung einer äusserlichen Begebenheit die er der Künstler gemacht hat, der Poet ist insofern der Priester und Prophet, der thut auch nichts Anderes. Die Götter thun einmal etwas, ein ander Mal nichts, es ist kein Ernst mit dieser äusserlichen Realität, wodurch denn der eigentliche Aberglauben wieder aufgehoben wird. Homer tritt häufig als Erklärer auf wo die Götter erscheinen oder er legt auch anderen, seinen Helden z. B. dem Kalchas diese Erklärung in den Mund z. B. bei der Pest, da erklärt Kalchas daß eine Beleidigung Apolls Schuld an derselben sei. Im letzten Gesange der Odyssee erzählt der Schatten Agamemnons von dem Begräbniß Achills, daß die Furcht die die Griechen dabei überfiel nach Nestors Erklärung ein göttliches Getöse gewesen sei über dem Meere, die Mutter Thetis sei aus dem Meere gekommen ihrem Sohne entgegen zu gehen, da habe die Furcht die 1–2 dieß bedarf … Verständige] An: der Geist hat keine Wahrheit für ihn, wohl aber der Eindruck, den das Schauspiel auf den König macht Ke: als er sich selbst versichert, geht er zur That 4 diese] An: solche geistige 5 Form] Pn: Form der Außerlichkeit 5–6 Aber diese … aufgehoben.] Ke: ist sie (sc. die Gefahr des Aberglaubens) vermieden, so ist die Aüßerlichkeit eines Gottes, einer Erscheinung, die den Menschen in seinem Thun zu beschränken scheint, immer aufgehoben, in die Freiheit des Menschen zurückgenommen 8–10 Die Griechen … ist.] An: Dessungeachtet glaubten die Griechen zB. | an ihre Wahrheit d. h. an die geistige Macht, die in ihrem eigenen Geiste liegt. Ke: Es kan hier noch davon geredet werden, daß die griechischen Götter gemachte sind, daß sie der Inerlichkeit des Menschen so gegenüberstehen als etwas aüßerliches, und daß dennoch die Griechen diesen festen Glauben an sie gehabt haben; dieser Glaube ist aber der Glaube an das Geistige, an das wahrhaftige gewesen. 12 Künstler] AnPnLö: Dichter Poet] AnLöPn: Dichter 12–13 Priester und Prophet] An: Prophet, der Priester, der Interpret 13 der thut … Anderes] Ke: er macht seinen Gott und legt ihn aus 13–14 Die Götter … nichts] Lö: Wenn wir sehn, was die Götter bei Homer thun, so ist vollkommene Inconsequenz da. 19–736,2 Agamemnons von … macht.] Ke, ähnlich AnLö: des Agamemnon auf der Asphodelos-Wiese, worin zugleich etwas symbolisches liegt, von den Opfern für den Achilles: | Die Danaer vergossen viele Thränen, schoren sich das Haupthaar, da entstand auf dem Meere eine co øfrfr¬i, Zittern ergriff die Achaer, und Homer setzt hinzu, die Achäer wären zu den Schiffen gestürmt, wenn nicht ein Mann von alter und vieler Erfahrung sie zurückgehalten hätte; dies ist Nestor, den der Dichter hier als Propheten und Poeten aufführt. Er spricht den Achäern zu, und sagt ihnen, daß die Erscheinung die Mutter des Achill sei.
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großherzigen Griechen verlassen, hier ist Nestor der Poet der die Erklärung über das Brausen macht. | Dieß sind die Hauptpunkte in dem Verhältniß der Götter zu den Menschen. Man braucht an die Darstellung der griechischen Götter keinen Aberglauben mitzubringen, aber man darf es auch nicht für leeres Spiel halten. Dieß ist nun im Ganzen der Charakter des Klassischen, die weitere Entfaltung werden wir bei den besonderen Künsten haben. Noch ist zu bemerken in Beziehung auf den Menschen, daß es auch der Charakter des Klassischen ist, wo es hinausgeht in das Freiere eine affirmative, wesentliche Grundlage zu haben. Die freie Geistigkeit ist in sich noch nicht in dieser Zerrissenheit vorgestellt die einen spaeteren Charakter ausmacht, wie der klassische Geist so bestimmt ist daß es der Geist in natürlicher Existenz ist, aber diese als dem Geistigen unterworfen, so ist auch im Inneren des Menschlichen, des Subjekts der Geist mit der geistigen Objektivität, d. h. mit diesen sittlichen Mächten, in Identität, die Grundlage der Charakter ist daher immer eine sittliche. Das Böse, Schlechte, Tyranney pp ist daher ein Gegenstand, Grundlage griechischer Darstellung, die Härte, Bosheit 3 Dieß sind … Menschen.] LöPn, ähnlich Ke: Dies ist ein Hauptpunkt, aufmerksam zu seyn auf das Verhältniß der Götter zu den Menschen. Ke schließt an: So treten in der Ilias bei dem algemeinen Schlachtgewühle die Götter selbst in den Kampf. Hier, wo die ganze Macht der Griechen und Troer ringt, sind es die wesentlichen Mächte, welche vorgestellt werden, und durch die Allgemeinheit des Schlachtgewühles ist die Außerlichkeit dieser Mächte zugleich zerstört. Lö schließt an: In der Gestaltung geht es herüber und hinüber. Homer bildet die Äußerlichkeit so weit fort, daß ihr die Innerlichkeit nicht mehr entspricht. Aber es ist leicht, darüber seine Ironie zu verbreiten, die die Äußerlichkeit selbst vernichtet. Wenn Hephaistos Wein einschenkt und herumhinkt, so entsteht unauslöschliches Gelächter. Im Kampf, im Gewühl treten die einzelnen Heroen nicht mehr hervor. Das ganz allgemeine Gewühl ist dann so vorgestellt, daß es die Götter selbst sind, die Wesenheiten. Und auch darunter kommen solche Züge vor. Mars verwundet schreit wie 10,000. Dadurch ist dann die Äußerlichkeit wieder zerstört. An: Über solche Äußerlichkeit ist so oft Ironie verbreitet, welche jene zerstört und gleichsam (Ms: und gleichsam und gleichsam) als Scherz darstellt. So Vulkan, der hinkend den Göttern den Wein reicht, und alle Götter brechen in ein unauslöschliches Gelächter aus. Mars wird niedergeworfen und schreit wie 10.000, Venus schlägt die Achäer auf die Backen. Durch solche Ironie ist die Äußerlichkeit zerstört. 7–8 Noch ist … Menschen] Ke: es ist der freie Geist, in welchem wir uns bei ihnen befinden, zugleich kann noch darauf aufmerksam gemacht werden 9 das Freiere] Ke: Greuel An: in Greuel, Schuld affirmative, wesentliche] Lö: sittliche affirmative 10 Geistigkeit] Ke: Geistigkeit im Griechischen 11 ausmacht] An: ausmacht. Das Natürliche, Äußerliche ist nicht frey für sich geworden, sondern ist nur Zeichen des Geistigen. der klassische Geist] KeLö: | die klassische Kunst 13 des Menschlichen, … Geist] Lö: das Menschliche, das Subjective des Geistigen 14–15 die Grundlage … sittliche] Ke: sein Grund und Boden bleibt immer das objective, und wir finden bei den Griechen niemals moderne Schurkerei An: die sittliche Grundlage ist ein objektiv Plastisches 15–16 Das Böse, … Darstellung] An: Nicht Laster, Tyranney macht den Gegenstand einer griechischen Darstellung aus, das ist blos bei Neueren gebräuchlich. Lö: Was Böses heißt, Niederträchtigkeit, macht nicht die Grundlage einer griechischen Darstellung aus. 16 Härte, Bosheit] Lö: moderne Gräßlichkeit 15 Tyranney pp] Tyranneypp
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ist dem Griechischen, Klassischen ganz fremd. Vergehen, Verbrechen kommen wohl vor, aber sie sind nicht reine Greuel, am wenigsten durch Verhängniß, Unvernunft die man jetzt Schicksal nennt, sondern sie erscheinen zugleich nach einer Seite die eine Berechtigung hat. Hiervon ein Mehreres beim Drama. In dieser Sphäre nun stellt sich von selbst allenthalben nothwendig ein Positives hin, es ist hier daß die Idee als Ideal erscheint, für die äussere Vorstellung Dasein hat, hierzu gehört eben das Positive und dieß ist die Poesie. Daß dieß Äusserliche, Positive geläufig werde, dazu gehört eine Geläufigkeit der Vorstellung. Dieß Positive betrifft wesentlich nur das Äusserliche, Gleichgültige, das der Form nach zufällig ist und keinen Eintrag thun kann der wahrhaft inneren Selbstständigkeit der ganzen Idee. – Wir gehen nun zum Romantischen über. |
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Der Uebergang von der klassischen Form zur romantischen muß der Entwicklung der Idee überhaupt überlassen bleiben, hier ist nur eben zu bemerken daß er darauf beruht, daß während in der klassischen Kunst die geistige, freie Individualität zur Weise ihres Bewußtseins zunächst das sinnliche, Äusserliche hat, daß dieß ihr adaequat, nur Ausdruck des Geistigen sei, hier das Höhere nun ist, daß das Geistige sich in sich Existenz gebe, sich in sich erfasse. Das Eine ist der Begriff, das Andere die Gegenständlichkeit. Auf die Art und Weise der letzteren kommt es an, diese aber ist in der klassischen Kunst das sinnliche Moment, aber die höhere Weise des Geistigen ist seine wahrhafte Freiheit d. h. daß das Geistige für sich existirt, sich selbst weiß, seine Freiheit, Genuß, Seeligkeit in sich selbst hat, um dieß Innerlichsein des Geistes für sich selbst zu gewinnen. Dieß ist das allgemeine Prinzip des Uebergangs. Hier findet nun ein Zerfallen des Inneren und Äusseren statt, wenn jenes für sich selbstständig, das Selbstbewußtsein des Geistes für sich frei wird. Indem der Geist für sich frei
2 vor] Lö: vor zB. Muttermord, Vatermord 2–4 am wenigsten … hat] An: unvernünftiges Schicksal, sondern sie haben wesentlich sittliche Berechtigung 8 Geläufigkeit] Ke: Gewohnheit 11 der ganzen Idee] AnPn: des ganzen Gebildes 12 C . D i e r o m a n t i s c h e 30 F o r m , G e s t a l t .] AnPn: III. Das Romantische. Lö: Übergang zum Romantischen. Ga: III Romantische Form 13 Der Uebergang] Ke: Nachdem diese Punkte, die sich auf das klassische beziehen, gehen wir zum Romantischen über. Dieser Übergang 15–17 die geistige, … hat] An: der Geist zunächst das Sinnliche zur Weise seiner Existenz hat 21 Moment] Lö: Element, obwohl dem Geistigen unterworfen 23 dieß Innerlichsein] Ke: diese Innerlichkeit, Insichsein 24 all26–738,1 Indem der … wird] Lö: wenn 35 gemeine Prinzip] Lö: das allgemeine, bestimmte Freie das Innere sich selbst weiß, so fällt die Äußerlichkeit auf die andre Seite, als etwas Untergeordnetes einerseits, aber andrerseits
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wird läßt er auch das Andere die Äusserlichkeit frei, hierdurch entstehen im Allgemeinen zwei Reiche, die innerliche, geistige Welt für sich und die natürliche Welt, die Äusserlichkeit und um das Verhältniß beider ist es nun zu thun. Die Extreme der Innerlichkeit und auf der anderen Seite des Daseins in ihrer ganz empirischen Äusserlichkeit sind an sich vorhanden, die Trennung vom Natürlichen findet hier statt, es ist dieß einmal herabgesetzt zu etwas Gleichgültigem, Schlechten, aber zugleicher Zeit, indem diese innerliche Welt für sich ist, wird das Natürliche selbstständig. Es ist eine entgötterte Natur die sich hier ein Bestehen für sich selbst giebt. Dieß ist der Standpunkt des Uebergangs und zugleich das Prinzip dieser dritten Sphäre. | Es liegt im Gesagten die Auflösung der Kunst, denn hier ist vom Geistigen die Weise der Darstellung getrennt, es ist die Auflösung der höchsten Schönheit, des Standpunkts wo das Schöne das Höchste war. Jetzt tritt aber die Sphäre der höheren, geistigen Schönheit ein, welche jedoch behaftet ist mit dieser Trennung, Entzweiung vom Äusserlichen, so daß dieß auf der Seite liegen bleibt und nur darin scheint oder auch sich auf eine negative, schmerzvolle Weise verhält. Zu fragen ist nun auch ob wir in diesem Uebergang solche Zwittergestalten bemerken, wie es in dem Uebergang vom Symbolischen zum Klassischen der Fall war. Was hierher fällt wäre dieß daß das Innere, Freie, Abstrakte sich vom Äusseren losreißt, das es sich erst für sich gewonnen hat und somit kein Abstraktes mehr ist gegen die vorhandene Welt. In Rücksicht auf das historische Dasein so führt dieß von der Weise und Herrschaft der Abstraktion, des abstrakten Ge1 läßt er … frei] Ke, ähnlich Pn: so fält die Außerlichkeit auf die andre Seite, als etwas untergeordnetes; da aber der Geist für sich frei ist, läßt er auch das andre frei, der freie Geist läßt auch das andre frei (Pn: und selbstständig) 5 die Trennung] Ke: Versöhnung des Geistigen in sich, und andrerseits Trennung von dem natürlichen An: einerseits die Trennung der Seele und des Leibes, andrerseits die Trennung des Natürlichen 7 Schlechten] Ke: schlechten […], das der Geist verachten muß 8 das Natürliche] Lö: die äußere zugleich für sich 8–9 sich hier … giebt] Lö, ähnlich An: aber auch ihre Willkührlichkeit, ihr (Lö: Entstehen An: Bestehen) in sich hat 9 Uebergangs] Lö, ähnlich An: Überganges zu einer höhern Sphäre 12 der Darstellung] Lö, ähnlich Pn: der Existenz, der Darstellung 16 negative, schmerzvolle] Pn: verletzende, schmerzhafte Ke: negative, verlezende verhält] An: zu | dem Äußerlichen verhält, oder dasselbe ganz und gar liegen lässt 20 Äusseren] Ke: existieren 20–21 das es … Welt] PnLö: (Pn: wenn das Geistige aber für sich sich gewonnen ist, Lö: Wenn es sich aber losgerissen,) ist es nicht mehr abstract 19–21 Was hierher … Welt.] Pn: Es wäre dieses daß das Abstracte von dem Innerlichen sich losreißt An: aber dieses sich für sich construiren des Innerlichen gegen die vorhandene Welt ist abstrakt 21–739,3 In Rücksicht … Individualität.] Pn: In der Römerwelt ist diese Abstraction, Zertrümmerung der schönen Gestaltung, das Zusammenfassen derselben in ein abstractes Pantheon gegen die lebendige Individualität. Lö: In den Übergang aber konnte fallen diese abstracte Weise zu dem Vorhandenen, Daseyenden. Dies führt in die römische Welt, denn der Geist dieser ist jene Abstraction des Rechts, der Sittlichkeit, des Handelns gegen die lebendige Individualität. Ke: in den Uebergang könnte | fallen das frei werden, sich für sich setzen des innren, aber abstract, frei gegen die vorhandene, daseiende Welt. 22 abstrakten] KeAn: todten
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setzes gegen das Gefühl, gegen die Sittlichkeit und gegen die Zertrümmerung der schönen Gestalt zu einem Zusammenfassen aller Volksindividuen, in ein großes abstraktes Pantheon der Herrschaft über lebendige Individualität. In diesen Uebergang, in dieß Isoliren des Inneren das ein Abstraktes ist fällt keine eigentliche Kunst, wie denn die Römer auch nur nachahmend erscheinen. – Eine besondere Form ist dann auch der Standpunkt der Satyre. Der Charakter der römischen Geschichte beim Tacitus, Salust, Livius, Seneca pp kann bezeichnet werden als ein Ton tugendhafter Verdrießlichkeit, als ein Unmuth edler Seelen über die vorhandene Welt. Der Geist hat sich vom Vorhandenen getrennt, weil dieß ein Geistloses und Knechtisches geworden ist, weil das Wahrhafte keine Wirklichkeit hat, nicht mehr eine sittliche Tugend des Volks ist, und weil keine freie politische Existenz, sondern nur abstrakte Tugend und Weisheit vorhanden ist. Das Sittliche und Religiöse hat das Volk nicht mehr in der wirklichen Welt zu suchen, es hat es nicht | mehr als Sitte vor sich. In dieser Trennung tritt nun das Verhältniß ein daß diese abstrakte Form nicht mehr ein Vergangenes, in der Erinnerung ist, sondern nur aufgehoben in einzelnen Subjekten. So kann das Innere nur bitter sein gegen die Wirklichkeit. Diesen Charakter hat die Satyre, eine untergeordnete Form. Bei den Griechen gab es persönliche Satyren die Haß, Feindschaft, Zorn enthielten, hier ist es eine einzelne Persönlichkeit die die Forderung enthält als Allgemeines anerkannt zu sein. So ist bei den Römern die Form der Satyre als eine besondere ausgezeichnet, jene Verdrießlichkeit ist so in den Historikern, wie in den Saty-
1–2 Zertrümmerung der … Volksindividuen] An: Zertrümmerung der schönen Gestalten, ZuKe: zusammenfassen der Welt 3 über] KeAnLöPn: gegen die 4 Isoliren] Ke: sich isoliren 5 eigentliche] KeAn: eigenthümliche auch nur nachahmend erscheinen] An, ähnlich Lö: ihre Kunst von den Griechen 7 Geschichte beim] KePn: Geschichtsschreiber 10 ist] Ke: ist, Verderben, Laster, Knechtschaft 11 eine sittliche Tugend] An, ähnlich Pn: der sittliche Zustand 12–13 nur abstrakte … ist] Ke: wo das sitliche die oberste 14 Sitte] Ke: Sitte, in seinem 30 Tugend, Weisheit ist, die das Individuum in sich suchen muß Volke 15–17 daß diese … Subjekten] PnAnLö: daß diese abstrakte Tugend, Weisheit, (Pn: Freiheit eine vergangene ist und dem einzelnen Subjecte auf behalten; diese wendet sich an auf die Gegenwart Lö: die eine vergangene ist, nur in der Erinnerung der einzelnen Subjecte auf behalten ist. Wenn das Individuum sie auf die Gegenwart anwendet An: (, die eine Tugend des Indi35 viduums, der Vergangenheit, der Erinnerung ist) sich anwendet auf die Gegenwart, und da) 18 Wirklichkeit] Ke: Gegenwart 20 die Haß … enthielten] Ke: Alcaeus, persönlichen Haß, Feindschaft Pn: persönlichen Haß, Zorn gegen Andere 20–22 hier ist … sein] Ke, ähnlich AnLöPn: das nicht den Anspruch macht, Forderungen zu enthalten, die durchaus algemein anerkannt sein sollen 22–23 besondere ausgezeichnet] Ke: besonders ausgezeichnete eigenthümli40 che Form 25 sammenfassen derselben
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ren, die zum Theil gegen die Götter gerichtet sind. Sie haben eine oberflächliche Form. Die Satyre setzt voraus, Weisheit die etwas abstrakt ist, Tugend die eine energische Festigkeit in sich hat und die beide mit dem Gegenwärtigen in Contrast gebracht sind. Es gehört ferner dazu daß allgemeine Grundsätze feststehen gegen eine Gegenwart die dergleichen nicht enthält. Die romantische Kunstform ist nun in ihren Hauptmomenten zu betrachten, sie ist die Erhebung der Geistigkeit zu sich selbst, diese Innerlichkeit des Geistes. Die Realität die nur auf äusserliche Weise vorhanden ist, diese Vollendung des Reichs der Schönheit kann hier nicht statt finden, das Schöne ist hier Ideal. Die Schönheit des Romantischen kann nur die sein die zugleich über ihrem Stoffe steht, mit dem Inneren wird das Äussere auch frei und gleichgültig und dieß scheint die wahrhafte Weise der Manifestation des Geistes zu sein. In diesem Sinne wird das Innere das Pantheon, wenn es die schönen Gestalten aufgezehrt hat, die es vom Sinnlichen noch an sich trug. Es sind nun die näheren Bestimmtheiten anzugeben in denen das Prinzip der romantischen Kunst erscheint, es sind dieß drei Bestimmungen, erstens die Innerlichkeit des Geistes für sich selbst, der zugleich Beziehung auf das Dasein ist, 1 die Götter gerichtet] Ke, ähnlich An: die Götter, bei Lucian, ebenso poetisch, als Horaz, (An: Properz) Juvenal, Persius oberflächliche] Lö, ähnlich An: oberflächliche leichte 1–2 Sie haben … Form.] Pn: der Inhalt ist prosaisch, hat nur die oberflächliche poetische Form im Versmaaße 2–3 Weisheit die … hat] An, ähnlich Ke: eine veste Allgemeinheit Tugend, Weisheit (die allerdings etwas Abstraktes ist) aber zugleich (An: für die Erinnerung eine Form erhält Ke: durch die Erinnerung eine Bestimtheit, Festheit hat) 4 Es gehört … Grundsätze] Ke: Satiren sind heutigstags als genre nicht mehr vorhanden, es gehören dazu algemeine Grundsätze, die ganz 5 dergleichen nicht enthält] Ke, ähnlich An: dem nicht entspricht. Goethe hat eine Preisaufgabe gemacht für | Satire, (Ke: aber es ist nichts herausgekommen. An: die aber ihren Zweck nicht erreichte. Die Zeit war nicht mehr da.) 6 Die romantische Kunstform] Ke: die romantische Kunstform. / III D i e r o m a n t i s c h e K u n s t . Lö: 3 . D i e r o m a n t i s c h e Kunst. 7 Innerlichkeit des Geistes] Ke: Innerlichkeit und Innigkeit 8–9 Die Realität … Ideal.] Ke: daß der Geist in sich selbst diese Realität weiß, die sonst nur auf äußerliche Weise vorhanden ist. S c h ö n e r e s als das Klassische kan nichts sein noch werden, da ist das Ideal. An, ähnlich Lö: Schöneres als das Klassische, Schöneres kann nichts seyn noch werden, es ist das Ideal Pn: schöner als die klassische, als die vollendete Schonheit 10 des Romantischen] Ke: der romantischen Kunst die zugleich] Ke: wo das innerliche Stoffe] An: äußern Stoffe 11 frei und gleichgültig] Ke: etwas gleichgültiges, soll überwunden werden Lö: gleichgültig, wird verletzend, zu etwas, das überwunden werden soll An: es erscheint theils als etwas, das verletzt, verwundet werden soll 11–12 dieß scheint … sein] Lö, ähnlich PnKe: was also nicht mehr als geeignet erscheint, die wahrhafte Weise der Manifestation des Geistes zu seyn 13–14 das Innere … trug] An: das Innere, dieses Pantheon, wenn es alle diese Gestalten vernichtet hat, doch noch den Schein derselben an sich tragen Ke: das Pantheon, welches alle Gestalten vernichtet hat, die von der sinlichen Vorstelung noch an sich haben Pn, ähnlich Lö, schließt an: Dies ist das Princip der romantischen Kunst uberhaupt. 15–16 Es sind … erscheint] Lö, ähnlich KePn: Die nähern Momente sind die nähern Bestimmtheiten, worin das Prinzip erscheint, die nähern Stoffe, die der Inhalt der Kunst seyn können.
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aber so daß das Göttliche die Grundbestimmung ist, zweitens | allgemeine Reflexion, Affirmation dieser Geistigkeit im Subjekt, drittens das Freiwerden des Stoffes der natürlichen Unmittelbarkeit. Das Erste ist die göttliche Geschichte selbst, diese Umkehrung daß der Geist sich gegen seine Natürlichkeit sich kehrt, sie überwindet, sich befreit und so zur Innerlichkeit, zur Selbstständigkeit gelangt, das Zweite sind dann die Tugenden dieses Geistes, wie dieser Geist eben auf eine affirmative Weise im Subjekt vorhanden ist und das Dritte ist wie gesagt das Selbstständigwerden des Äusserlichen als solchen. Dieß sind die Extreme der Innerlichkeit und der empirischen Äusserlichkeit, aber sie enthalten zugleich die Beziehung auf ihre entgegengesetzte Seite a. Das Erste ist also das Religiöse, die Geschichte, die absolute Geschichte des sich selbst erfassenden Geistes, in ihr ist nicht das in seiner sinnlichen Existenz seelige Göttliche, sondern erst durch Aufopferung, Negation Schmerz gelangt das Göttliche zur Seeligkeit, so daß durch diese Negation es sich erst überwindet, sich versteht, zu sich selbst wird. Das Erste ist so die religiöse Geschichte Christi, sein Leiden und sein Tod. Die äusserliche Existenz, der Mensch, ist damit gesetzt als ein Zufälliges, Gleichgültiges, wenigstens als ein Negatives das wesentlich verletzt wird. Es ist damit, sofern Christi Person der erste Gegensatz ist, das Göttliche darzustellen als ein eigentliches Ideal. Die Christusköpfe der Mahlerei und Sculptur zeigen daher alle eine unverkennbare Hoheit und Innerlichkeit die sehr verschieden ist vom griechischen Ideal, dieß würde uns 1 das Göttliche die Grundbestimmung] Lö: die Innerlichkeit des Geistes Grundbestimmung Pn: die Innerlichkeit für sich selbst die Hauptsache Ke: diese Götlichkeit des Geistes in sich die Grundbestimmung 1–2 allgemeine Reflexion, … Geistigkeit] Ke, ähnlich Pn: der affirmative Reflex dieser Inerlichkeit, Geistigkeit 3 Stoffes der natürlichen Unmittelbarkeit] Pn: Stoffes; das Freiwerden des Natürlichen ist] KeAnLö, ähnlich Pn: ist also vornehmlich 4 diese Umkehrung] Ke: diese Conversion, Umkehrung An: dieser Punkt, diese Umkehrung 5 sich] KeLöPn: dadurch sich Selbstständigkeit] KeAnLöPn: Selbständigkeit in sich 8 Selbstständigwerden] KeLö: frei werden 10 zugleich] Ke: an ihnen zugleich auch 11 Religiöse] KeAnLö: religiöse als solches Pn: R e l i g i o s e , Göttliche als solches 12–13 in ihr … Göttliche] Lö: Der Geist ist nicht an und für sich seelig 13–15 durch Aufopferung, … wird] Ke, ähnlich Pn: (Ke: durch Leiden, Negation seiner selbst, Pn: durch Aufopferung, Negation, Leiden, Tod,) so daß es erst | vermitelst dieser Negation den Tod überwindet, ersteht, zu ihm selbst wird Lö: durch Leiden, durch Tod: nur dadurch ersteht er zu sich, wird zu sich selbst An: das (die Ms: Kürzel für sich) Negation seiner selbst den Tod überwindet und in sich zu sich selbst wird 15 Das Erste ist] AnKe: | Der erste Inhalt des Romantischen ist 16 sein Leiden und sein Tod] Ke, ähnlich AnLöPn: besonders herausgehoben Leiden und Sterben und Tod Christi der Mensch] KeAnPn: das menschliche, die aüßerliche Existenz 18 Gegensatz] AnLöPn: Gegenstand 19 darzustellen] PnAnLö, ähnlich Ke: nicht darzustellen 19–20 der Mahlerei und Sculptur] Ke, ähnlich AnLöPn: die theils große Meister der Skulptur und Malerei erfunden haben oder die mehr nach einem sehr algemeinen traditionellen Typus gemacht sind 20–21 unverkennbare Hoheit und Innerlichkeit] An: unverkennbar große Innerlichkeit Lö: unverkennbare Hoheit, Tiefe des Geistes Pn: Hohheit nicht zu verkennen
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hier nur stören, diese Seeligkeit in der unmittelbaren Äusserlichkeit ist diesem Charakter nicht angemessen. Das Weitere betrifft die Geschichte Christi in der dasselbe vorkommt und die selbst das durchlaufen dessen ist was zum Prinzipe des Geistes eben gehört, das Ersterben des Natürlichen. Dieß ist einerseits das Unmittelbare, Menschliche an dieser Person, aber andererseits ist das Gebrechliche der menschlichen Natur geehrt dadurch, daß es die Gegenwart des Göttlichen ist. In der christ|lichen Religion ist so der Anthropomorphismus viel weiter getrieben – als in der Griechischen. Schiller sagt in dem Gedicht „Die Götter Griechenlands“ als die Götter Menschen waren, waren die Menschen göttlicher. Aber es ist hier in der christlichen Sphäre eine viel weiter getriebene Menschlichkeit als in der griechischen, die nicht das ideale Schöne an sich hat und haben kann, die griechischen sind weit weniger Gottmensch als Christus. Aber das Scheiden von dieser Natürlichkeit die zu dieser geistigen Existenz gehört und von ihr geschieden werden muß, hat in der Trennung das Moment des Schmerzes und dieß ist nöthig damit das Geistige zu sich selbst, seinem Innerlichen, zu seiner Wahrheit sich erhebe, zu seinem Himmel gelange, indem das Natürliche das nicht ist was der Geist sein soll, der eben das ist vom Natürlichen sich loszureissen, sich losgerissen zu haben. Indem der Mensch nun so ist was er nicht sein soll, so ist Strafe mit dieser Unangemessenheit verbunden, das Natürliche ist so hier als das zu Vernichtende.
1 stören] Ke: störend, fremdartig sein, wenn ein Christus dargestellt wäre Äusserlichkeit] KePn: Sinlichkeit AnGa: Gegenwart Lö: Gegenwart, Sinnlichkeit 1–2 ist diesem … angemessen] KeAn, ähnlich Pn: würde diesem Character nicht angemessen sein 3 Prinzipe] KeAnLöPn: Proceß 4 Ersterben] KeAn: Sterben, getödtet werden Lö: Sterben, das Getödtetwerden 5 Unmittelbare, Menschliche] Pn: Menschliche unmittelbare, Natürliche 6 die Gegenwart] Ke: Gegenstand An: Antheil Pn: göttlich geworden 8 in der Griechischen] Pn: bei den Griechen Ke: im klassischen 9 als die … göttlicher] An, ähnlich Ke: „als die Götter menschlicher noch waren, waren auch die Menschen noch göttlicher“ 9–10 es ist … Menschlichkeit] An, ähnlich Ke: im Xthum ist dieser Anthropomorphismus noch weiter getrieben 11 ideale Schöne] Pn: Ideale haben kann] Ke: haben, was die griechischen Götter haben 12 griechischen] Pn: griechischen Ideale 12–14 Aber das … Schmerzes] Ke: Das 2te ist, daß der Schmerz, indem diese Natürlichkeit der geistigen Existenz angehört, so wird etwas negiert, was dieser geistigen Existenz angehört An: Die Natürlichkeit gehört der geistigen Existenz zugleich an, und sie muss auch von ihm geschieden werden: der Moment des Schmerzes, Leidens kömmt darin vor, der Durchgangspunkt (das Fegefeuer). Lö: Das Weitere ist die (Ms: der) Scheidung von dieser Natürlichkeit, der Schmerz, der geistigen Existenz anzugehören und doch davon geschieden zu seyn. 14–16 dieß ist … gelange] Pn: dieses Leiden ist nothwendig damit, daß das Geistige zum Himmel erhoben wird, daß das Geistige zu sich selbst kommt Ke: damit ist der Schmerz des geistigen nothwendig; ist der Durchgangspunkt zur freien Geistigkeit. 18 Mensch] KeAn: natürliche Mensch Lö: das Natürliche so2 ] Lö, ähnlich An: so fällt dies unter die Kategorie, daß dieses etwas Böses ist, und so 19 das zu Vernichtende] Ke: ein Schmerz, ein aufzuhebendes, wesentlich zu verlezendes Pn: das Böse 19 das] das nicht
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Das Unschöne tritt hiermit gleich in die Kunst ein. Dieß sind nun die vielfachen Darstellungen der romantischen Kunst wo Schmerz und Leiden vorgestellt sind. Die Hauptsache ist daß diese Innerlichkeit, diese Innigkeit so intensiv ausgedrückt ist, wozu dann gehört, daß sie zum Schmerz, zum Leiden fortgeht. Wir können im Romantischen nicht beim Göttlichen, beim Ideal stehen bleiben wie im Klassischen, sondern das Romantische enthält zugleich die Auflösung des Ideals, womit das Besondere, Äusserliche, Zerrissene eintritt. Das Romantische ist daß das Schöne nicht in einer Gestalt zusammengefaßt ist, sondern daß es nur in sich ist, abstrakt und andererseits aus dem Vielen, Äusserlichen, Mannigfaltigen sich reflektirt. Den Mittelpunkt, das Göttliche haben wir angeführt, das Leben Christi, sein Leiden, sein Sterben, dieß Sinnliche ist gesetzt als ein Zufälliges und zugleich als | ein solches das leiden muß, dessen Bestimmung ist die Negation, den Schmerz an ihm zu haben. Das geistige Ideal ist wesentlich ein erst hervorgehendes aus den Leiden des Sinnlichen, aus diesem Abthun des Natürlichen. Das Göttliche stellt sich so in diesem Prozeß dar, worin der Schmerz wesentliche Bestimmung ist, die Versöhnung nun ist das Andere, das Versöhntsein ist der freie Geist in sich, der sich frei gemacht hat durch das Auf heben des Natürlichen. Die Natur des Geistes ist in diesen Momenten ausgesprochen und dieser Prozeß ist selbst der Begriff des Geistes. Der Geist an und für sich ist nicht als solcher unmittelbar Gegenstand der Kunst, sondern der Geist ist hier in diesem Felde der höchste Begriff, das Absolute und eben das Bewußtsein des Geistes steht insofern höher als die Kunst und deshalb ist in der Kunst als solcher die vollendete Schönheit herabgesetzt. Wenn nun aber auch der Geist gleichsam existirende Weise erhalten soll, so daß er als Geist empfunden, angeschaut wird, nicht verehrt, gewußt als solcher, nicht im Gedanken, sondern der Geist in der Form der Empfindung, so ist dieß das was wir Liebe
1 Das Unschöne … ein.] Lö, ähnlich KeAnPn: Da tritt das Unschöne in die Kunst, das Gleichgültige und sogar das affirmativ Unschöne 2 Leiden] Ke: körperliches Leiden 3 Innerlichkeit] Pn: Innerlichkeit des Geistes oder 4 daß sie … fortgeht] An, ähnlich LöPn: diese Negation, die 7 eintritt] KeLö: 30 zum Leiden fortgeht Ke: die Negation, das Leiden zu dem Ausdrucke selbst hineinkommt An: hineintritt 8 Gestalt] Ke: Einheit 9–10 Vielen, Äusserlichen, Mannigfaltigen] Ke: äußeren, manigfaltigen An: Menschlichen 10–11 haben wir angeführt] KeAn: ist bemerklich gemacht 11 dieß Sinnliche] Ke: Das sinliche, natürliche, aüßerliche 12 Zufälliges] Ke: zufäliges, particulares An: Äußerliches, Zufälliges Lö: Zufälliges, nicht mehr we13 den Schmerz] Ke: des Leidens, schmerzes 15 Abthun] Ke: Auf35 sentlich zur Existenz opfern, Abthun An: Opfer 16 der Schmerz] Lö: die Aufopferung 17–18 das Auf heben des Natürlichen] An: jene Vermittelung, die ein Auf heben derselben ist Lö: durch diese Vermittelung; das Auf heben des Natürlichen, die Verwirklichung selbst ist 19–20 an und für sich] Lö: als solcher 23 vollendete Schönheit] Lö: vollendetere Schönheit, das Ideale als 26–744,1 Liebe heißen] Lö, ähnlich KeAn: Liebe nennen, empfindende Liebe Pn: 40 solches oder den Geist in der For m der Empf indung
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heißen, denn die Liebe ist nichts Anderes als ein Bewußtsein in einem anderen Gegenstand zu haben, sich darin zu vergessen, seine Persönlichkeit darin vergehen zu lassen, und eben darin sich selbst finden. Dieß sind im Allgemeinen auch die Bestimmungen des Geistes, nur daß der allgemeine Geist nicht ist als einzelner Geist und das Andere ihm nicht ist ein einzelnes Bewußtsein. Sofern der Geist so in dieser unmittelbaren Weise ist als Prozeß worin das einzelne, endliche Bewußtsein zu einem Andern wird und in diesem Andern vermittelst des Aufgebens seiner, sich selbst in dieser Einheit | hat, so ist dieß das was wir Liebe heißen. Dieß ist nun die geistige Schönheit als solche. Zur Existenz des Ideals haben wir gefordert den Begriff und daß dieser Begriff in einer Realität, in einer äusserlichen Existenz sich manifestirt, so daß diese nun die Manifestation des Geistigen ist. Insofern aber nun dieß Andere nicht Natürlichkeit, nicht dieß Äusserliche, nicht dieß Körperliche ist, sondern diese Realität das Bewußtsein ist, ein Geistiges selbst, so ist hier der Begriff, das Geistige das sich im Geistigen realisirt, in einem anderen Bewußtsein seine Realität hat. Im Ideal, im Schönen ist Realität natürliche Existenz, dieß ist das Andere des Geistigen, indem aber die Realität hier selbst ein Geistiges ist, eine andere Person, so ist hier das Geistige in seiner Eigenthümlichkeit, in seinem Eigenthum realisirt, so ist die Liebe Schönheit und geistige Schönheit. Es ist die Identität des Einen in dem Andern mit sich selbst, dieß ist aber Bewußtsein, ist Geistiges. Dieß ist geistige Schönheit, weil das Material selbst geistig ist, ist näher Innigkeit als solche. Das bloß Natürliche behält immer die Weise der Äusserlichkeit, so sehr auch der Geist sich darin praesent ist, aber der Geist der im Geist sich praesent ist, ist darin unmittelbar bei sich selbst, die Liebe ist so unmittelbar diese Innigkeit. Sofern das Selbstbewußtsein des Geistes diese Identität mit sich erlangt und dieß ein Angeschautes, Empfundenes ist, d. h. sofern der Geist nicht im Geist verehrt ist, so ist dieß die Form der Liebe. So ist hier die eigenthümliche Gestalt der Mutterliebe eingetreten, sie ist nicht der Geist, sie ist nur an seine
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3 darin sich selbst finden] Pn: in diesem Vergehen seiner in dem andern sich selbst besitzt Lö: in diesem Vergehn seiner sich selbst besitzt Ke: darin sich selber findet, sich selber besitzt 8 Auf- 30 gebens] Lö: Auf hebens Einheit] KeLöPn: Einheit mit dem Andern 9 Schönheit] Lö: Liebe 9–10 des Ideals] Ke: zum Ideal 13 Realität] Lö: Realität, dies Andre 14 Geistiges selbst] Ke: geistiges Selbst An: Geistiges 17 die Realität] Lö: das Andre des Geistigen 19 Es ist die Identität] An: es ist nicht blos die Harmonie, sondern die Einheit des Einen in dem Andern als seiner selbst 21 geistige Schönheit] Lö: Schönheit, die geistige Schönheit 21–22 Innig- 35 keit als solche] An: wesentlich Innigkeit als solche Ke: Innigkeit der Liebe Lö: wesentliche Innigkeit also solche, Innnigkeit 22 Natürliche behält … Weise] An: Innige enthält die 25 Identität] Seite 22–23 so sehr … praesent] Pn: obgleich es dem Geistigen unterworfen Pn: Versöhnung Ke: Versöhnung, Identität 26 dieß] Lö: der Geist KePn: diese Versöhnung 26–27 im Geist verehrt] Pn: als Geist angeschaut 28 sie1] An, ähnlich PnLö: Die Mutter 40 ist das Dritte, die Mutterliebe
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Stelle getreten, sie ist befreit von der Bedürftigkeit der Begierde, dieß Interesselose, dieß reine Sichvergessen im Andern und darin die | Anschauung seiner selbst haben. Dieses Bild also ist der Geist in empfindender Weise, der Geist als Empfindung, als Innigkeit, als diese interesselose Liebe ist in der Kunst hervorgetreten ehe der Mensch dahin kam den Geist als Geist zu verehren, der Zug der Innigkeit ist hier das Ideal überhaupt und so ist ein Hauptgegenstand der romantischen Kunst die Madonna, die Maria in ihrer religiösen Weise. Es enhält das Gesagte die Nothwendigkeit des Hervortretens dieser Gestalt und auch für die Kunst. Wir haben nun die dritte Bestimmtheit, den dritten Gegenstand in dieser religiösen Seite zu betrachten. Zu jenem Göttlichen gehört daß es eintritt in die einzelnen Individuen, sich zur Gemeinde bildet, wie es eintritt in die einzelne Persönlichkeit, die Stiftung der Gemeinde, dieß enthält nun die Figuren der Märtyrer, die diese Innigkeit, dieß Himmlische in sich bewahren und es festhalten gegen äusserliche Gewalt, Schmerz und Tod, Qualen um des Himmelsreiches willen erdulden. Dieser Gegenstand gehört nach der religiösen Seite wesentlich in diesen Kreis, aber es ist ein gefährlicher Stoff für die Kunst, denn diese Qualen sind häßliche Gegenstände für sich selbst, es ist eine äusserliche Zerrissenheit, eine Mishandlung des Körperlichen die für sich widrig ist und wo diese Widrigkeit zwar entfernt worden, ihren Gegensatz haben kann, an dieser himmlischen Erhabenheit, an diesem Muth, dieser Tapferkeit, aber diese Seeligkeit des Geistes ist unversöhnt und auf der anderen Seite stehen 1 der Begierde] Lö: des natürlichen Triebes 3 haben] Ke: haben, was von Natur Eines ist, mit Schmerzen geboren haben und durch den Schmerz zu dieser Einheit gekomen ist, was zugleich das höhere ist, worin sie sich vergißt, und sich selber hat Lö: es ist nun durch den Schmerz hindurchgegangen, um zu der Liebe zu gelangen. Die Liebe ist das höhere, wenn sie sich vergißt. An, ähnlich Pn: dazu ging die Mutter durch Schmerzen hindurch 4–5 der Kunst hervorgetreten] Lö: der Kunst und der Vorstellung 5 verehren] Lö, ähnlich KeAnPn: verehren. Der Geist als Empfindung ist an die Stelle des Geistes an und für sich getreten. An, ähnlich Ke, schließt an: und das Geistige in dieser Form ist die geistige Schönheit 6 überhaupt] Ke: überhaupt, enthält aber zugleich eine Abstraction 7 Kunst] An, ähnlich LöKe: Kunst von ihrer religiösen Seite 8 Gestalt] Ke: Gestalt überhaupt 10–11 Wir haben … betrachten.] Lö, ähnlich KeAn: Der dritte Gegenstand, die dritte Bestimmtheit kann nur im Allgemeinen angeführt werden. 11 eintritt] Ke: izt eintritt 13 Gemeinde] Ke: Gemeinde. Göttliches für sich, und wie es eintritt in die einzelnen Personen 14 diese Innigkeit] Ke: das innige 17 gefährlicher] KePn: sehr gefährlicher 18 denn diese … ist] Ke: dieser Schmerz, diese Qualen, Verbrannt werden, | in Oel gesotten werden, die Eingeweide aus dem Leibe herausgerissen werden ist ein häßlicher Anblik An: Dieser Kampf und das Leiden, das Verbrannt-, Gefoltertwerden ist 21 dieser himmlischen Erhabenheit] Pn: dem Himmlischen, das sich in der innerlichen Festigkeit, die Qualen zu ertragen zeigt an diesem … Tapferkeit] Ke: Innigkeit, Tapferkeit, Muth, Unüberwindlichkeit in diesen Qualen An: Innigkeit, Tapferkeit, Muth, Unüberwindlichkeit 22 Seeligkeit des Geistes] An, ähnlich Lö: innerliche Vestigkeit
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diese Greuel, Grausamkeiten pp Man hat Kunstwerke, besonders Gemählde die vortrefflich sind, echte Kunstwerke, die aber diese Zerrissenheit ausdrükken und dieß ist immer ein Gegenstand den die Kunst sich nicht zu wählen hat, wenn sie auch das Äusserliche als ein Gleichgültiges behandelt, so muß dieß doch nicht zu diesem ganz Widrigen fortgehen. Es erscheint immer als unschön, wo das Schöne zu sehr conzentrirt ist, wo nur wenig, selbst in den Zügen des | Gesichts die Versöhnung hervortreten kann. Hämmling, ein Schüler Van Eiks hat so einen Heiligen dargestellt, dem der Darm aus dem Nabel gewunden wird. Ein anderer Kreis der hiermit zusammenhängt ist der der Wunder und Legenden, da ist überhaupt ein gemeines, äusserliches, wirkliches Dasein und dieß wird vom Göttlichen berührt, so daß das Göttliche in ganz äusserliche einzelne Umstände einschlägt, es wird, wie man sagt, der natürliche Lauf der Dinge unterbrochen. Es ist der Hauptinhalt der Legenden pp daß das Gemüth berührt wird durch solche Erscheinungen, Wunder pp [.] Das Göttliche kann die Natur nur berühren insofern es Vernunft ist, als Gesetz pp es kann nicht in einzelnen Umständen, Wirkungen pp bestehen, das Göttliche in der Welt sofern es da ist, ist die Vernunft, die ewigen Gesetze der Natur und des Geistes. So gehen die Wunder und Legenden häufig in das Abgeschmakte, Lächerliche über. Die Rührung, Frömmigkeit des Subjekts kann interessant sein, aber seine Umkehrung, Bekehrung, Rührung ist nur eine Seite, ist nur die conzentrirte
1 diese Greuel, Grausamkeiten] Ke: die grausame Weise des Vollbringens An: Das Grelle der Handlung des Tyrannen steht unversöhnt neben jener Erhabenheit. 2 Zerrissenheit] Ke, ähnlich AnLöPn: Zerrissenheit, Mißhandlung, Verzerrung des außerlichen 5 diesem ganz Widrigen] Ke, ähnlich Lö: dieser ganz widrigen | Zerrissenheit 5–7 Es erscheint … kann.] Ke: Das Schöne ist da zu concentrirt, der Schmerz ist im Gesicht ausgedrükt, im Auge, und die Züge des Gesichts kennen wenig diese Seligkeit. An, ähnlich Pn: Selbst der Ausdruck der Physiognomie zeigt Qual und Schmerz; das Himmlische, das Versöhntseyn kann im Auge nur wenig hervortreten. Lö: Berühmte Maler haben sich daran gemacht, aber mit Unglück, es ist zu sehr [lacuna]. Der Schmerz zeigt sich, die Sinnlichkeit, die Versöhnung kann nur wenig im Auge hervortreten. 7–8 Hämmling, ein Schüler Van Eiks] An: Hemling, Schüler van Dyk’s Ke: Gemälde von dem trefflichen Memling. 11 wirkliches] LöPn: bürgerliches Dasein] Lö: Daseyn, irgend ein Individuum, eine Natur dieß] An, ähnlich Pn: die Natur 12 berührt] Lö, ähnlich KePn: äußerer Weise berührt 15 wird] Pn: wird auf plötzliche Weise solche] An: plötzliche Lö: aber auf plötzliche Weise Ke: plötzlich Wunder pp] Pn: Kranke (Ms: Kranken) geheilt 16 als Gesetz] An: es ist eine sittliche Macht, Gesetz der Natur Ke: Geseze der Natur sind das götliche in] KeLö: in einer einzelnen Begebenheit 17–18 das Göttliche … Vernunft] Ke, ähnlich Pn: sondern sofern das götliche in der Welt ist, in die Welt einschlägt, von je eingeschlagen hat, so ist es vernünftig 19 Abge20 Rührung] schmakte, Lächerliche] PnGa: Läppische KeAnLö: läppische, abgeschmakte Ga: Reue interessant sein] Ke: etwas schönes haben 20–21 seine Umkehrung] An, ähnlich Pn: die Umkehrung des Herzens in sich
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Seite, sofern die Liebe Exposition hat, so muß das Verhältniß zu Anderen ein vernünftiges sein. Die Liebe pp im Subjekt muß nicht so abstrakt sein, daß das Weltliche, Zeitliche, die Umgebung ganz aufgeopfert wird, sondern ihm muß sein Recht widerfahren und dieß Recht ist daß darin ein vernünftiger Zusammenhang ist. – Dieß sind die Hauptmomente der ersten Weise des Romantischen, sofern es im religiösen Kreise liegt. Das zweite ist daß das Geistige in den Individuen auf affirmative Weise vorhanden ist d. h. nicht als Schmerz, nicht erscheinend als bedingt durch Schmerz, sondern affirmativ praesent, und dieß sind dann die Tugenden. Diese Tugenden sind nun von anderer Art als im vorhergehenden Kreise, sie sind Frömmigkeit, Innigkeit, Demuth pp sind mit einer Art Abstraktion behaftet, so daß sie nicht als Qualen, Schmerzen vorhanden sind, sondern daß das Subjekt sich solche Bestimmungen zu eigen gemacht hat, in seinem weltli|chen Dasein darin ist, aber diese Tugenden sind nicht sowohl sittliche Tugenden. Ein Kirchenvater sagt „die Tugenden der Heiden waren nur glänzende Laster.“ Das Sittliche setzt voraus daß der Geist des Menschen als solcher sich entwickelt hat, daß sein Wille wie er an und für sich ist sich Bestimmung gegeben hat, daß die Verhältnisse in der Welt sich entwickelt haben und daß diese Verhältnisse, diese Bestimmungen der Freiheit an und für sich absolut gelten. z. B. die Verhältnisse der Aeltern zu den Kindern, des Mannes zur Frau, der Individuen zum Staat, dieß sind sittliche Verhältnisse und sie gehören der Entwickelung der Freiheit an, der Entwickelung des Geistes und so als praesente, gegenwärtige Bestimmungen entsprechen sie nicht jener conzentrirten Innigkeit die das Religiöse hier hat. Die sittlichen Tugenden haben so hier ihre Stelle nicht, sondern die Tugenden haben den Charakter von Abstrakta, daß ein Etwas verlassen wird, ein Weltliches in sich ertödtet wird. Ein Hauptzug der Tugend, eine Haupttugend ist daher diese
1 Liebe Exposition hat] Ke: Frömmigkeit Expansion hat, sich zu andrem verhält 2 Liebe pp im Subjekt] An: Innigkeit, die Liebe, die sinnliche Empfindung des Subjekts in sich Ke: himlische Seligkeit des Subjects in sich Pn: Innigkeit, Liebe, die himmlische Seligkeit des Subjects in daß] KePn, ähnlich An: | daß die Expansion 7 Das zweite] Lö: b) Die Tugend. Reflex 30 sich des Göttlichen im Subject. / Das Zweite Geistige] KeAnLöPn: Romantische 8 Schmerz] An: seine Negation, durch den Schmerz, durch das Leiden Lö: das Negative von dem, was man negative Weise nennt 11 so] An, ähnlich Pn: so aber 12 vorhanden sind] AnPn: empfunden wird 13 weltlichen] Lö: wirklichen 14 nicht sowohl] Ke: nicht eigentlich An: auch 19 an und … absolut] An, ähnlich Ke: als ein Absolutes an und für sich Lö: 35 eigenthümliche als ein Abstractes für sich 19–20 der Aeltern zu den Kindern] Ke: vom Vater zu den Kindern An: von Vater und Sohn 22 gegenwärtige Bestimmungen] Ke: entwikelte, bestimte Verhältnisse 23 conzentrirten] An: concreten 24 Tugenden] AnLö: Tugenden als solche die Tugenden haben] Lö: sie haben nur, wenn wir den Namen beibehalten 26–748,1 diese Demuth] Ke: deswegen die Demuth 40 wollen
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Demuth, so daß dieser Zug des Negativen, dieß Aufgeben seiner Freiheit, seines Beruhens auf sich darin erkennbar ist. Es treten damit aber auch weitere Bestimmungen, Eigenschaften ein, und hauptsächlich hebt sich hervor die Leidenschaft der Liebe, sie ist vornehmlich eine romantische Leidenschaft, im Klassischen kommt sie entweder gar nicht vor oder sehr untergeordnet. Das Sittliche hat einen solchen allgemeinen Gehalt in sich, im Vaterland, Familie, Staat, Stand, Gemeinwesen pp die Liebe hingegen als in der Welt sich realisirende Liebe ist einerseits dieß Innige, andererseits als sich realisirend in dieser Gegenwart enthält sie Zufälligkeit, Einzelnheit und dieß hängt zusammen mit der allgemeinen Bestimmung daß die Weise des Daseins gleichgültig ist, zufällig. In der Familienliebe, Liebe zum Stande, Staate, Vaterland pp sind diese Gegenstände ihrer Natur nach nothwendig, es sind ihrer Natur nach allgemeine Gegenstände, der Inhalt in | dieser Liebe ist so allgemeiner Natur, ist dem Begriff gemäß, hier hingegen ist das Gegenständliche zufällig gelassen, nicht in das Innere aufgenommen, nicht adaequat gemacht, so ist die Liebe wie sie hier erscheint Privatsache, eine Willkühr, Zufälligkeit. Es ist dieß die Seite der modernen Liebe, da handelt es sich nicht um die Liebe als solche, sondern um diese einzelne Person, dieß ist ganz zufällig und das ganze Interesse dreht sich so um diese subjektive Besonderheit, Zufälligkeit. Im Klassischen hat dagegen diese Leidenschaft nur eine untergeordnete Stellung. 1) Kreis des götlichen, wenn sich dies auf es selbst bezieht. – Der Uebergang dieses inerlichen götlichen in die Welt, Realisierung desselben in der Zeitlichkeit, in der geistigen Welt enthält vornehmlich die angegebenen Momente: Märtyrer u.s.w. Er enthält nicht Tapferkeit, nicht Fanatismus, wie bei der mohamedanischen Religion, auch nicht einen Uebergang, wie wir es bei der klassischen Kunst gesehen haben, den Kampf neuer Göter mit den alten, es ist dies religiöse Princip an und für sich, das insofern auftritt, zur Erscheinung kommt, ohne sich zu zeigen bedingt aus einem vorhergehenden, sondern einen absoluten Anfang habend, das
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1–2 seines Beruhens auf sich] Pn, ähnlich Ke: seiner selbständigen Persönlichkeit 3 Es treten … auch] Pn: daß dieser Zug des Negativen darin erkennbar ist, damit treten 5 im Klassischen] Ke: 30 Bei den Alten LöPn: Bei den Alten, im Classischen 6 sehr untergeordnet] KeLö, ähnlich An: auf eine sehr untergeordnete Weise Pn: untergeordnet vor z. B. in der Antigone, so auch bei Homer solchen allgemeinen Gehalt] Lö: solche feste Bestimmungen 13 der Inhalt … Liebe] Ke: das sitlich Gegenständliche An: Der Inhalt des Sittlichen 16 wie sie hier erscheint] KeAnPn: als besondere Leidenschaft Privatsache] Lö: etwas Besondres, Leidenschaft, Privatsache 18 son- 35 dern um] Pn: daß er verliebt ist in diese einzelne] KeLö: bestimmte dieß ist ganz zufällig] Lö: Dies ist ganz etwas Zufälliges. Er könnte eben so gut in jede andre verliebt seyn. Das ist ein rein Zufälliges. An: die Einzele liebt den Einzelen 20 Klassischen] KeLö: hohen klassischen 21 Kreis] An: Geist 21–750,14 1) Der Kreis … erhält. Ke; fehlt in Gr
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an und für sich selbst begonnen hat und aufgetreten ist, ganz unbedingt. Im Begrif muß der Zusamenhang aufgezeigt werden, aber in der Erscheinung gehört es zum Character, daß das an und für sich seiende sich nicht zeigt als ein durch vorhergehendes Bedingtes. Das angegebene gehört zu den Momenten bei Verwirklichung der Religion. Dieser Uebergang selbst ist auch zum Gegenstand der Poesie gemacht worden; wie der Kampf und die Vertreibung der Alten Götter durch die neuen, so | ist auch der Uebergang von den Götern der klassischen Mythe zu dem christlichgöttlichen dichterisch aufgefasst worden; aber es ist dieses Auffassen dieses Uebergangs mehr eine Sache der Empfindsamkeit und der Frivolität gewesen. Dieser Uebergang enthält vielmehr die Wehmuth über den Untergang des Klassischen, und die klassischen Gestalten; diese klassische Phantasie erscheint hier als das vorzüglichere, als das, was zu bedauern sei. Dieser Uebergang ist in einigen Darstelungen behandelt worden. Die Götter Griechenlands von Schiller gehören dahin: Trauer über die verschwundne schöne Vorstelung der Natur: Als die Götter menschlicher noch waren waren Menschen göttlicher“; ist der Hauptinhalt. Mit einer gewissen breiten Malerei wird geschildert, daß die Natur unmitelbar für die Menschen götlich gewesen sei; darin ist etwas schiefes. Aber dieser Reich|thum der Phantasie, daß er hat weichen müssen dem Einen, ist es, was bedauert wird: Seelig, eh’ sich Wesen um ihn freuten u.s.f. Weiter: Bürger des Olymps konnt’ ich erreichen u.s.f. Am menschlichen fehlt es nicht, gerade das menschliche tritt in seiner Unmittelbarkeit hinein. Was die höhere Idee betrifft, in der dieser Gegensaz beur theilt werden mußte, da ist kein Anklang bei Schiller. Die Seite, die aufgefaßt ist, ist selbst schief aufgefaßt, die größere Nähe des Göttlichen ist ein Falsches. Ein französischer Dichter hat diesen Gegenstand auch behandelt; ein durchaus frivoles Gedicht; im höchsten Grade unheilig und leichtfertig. Die Drei einig-
1 an und für sich selbst] Lö: ganz unmittelbar 5 der Religion] AnLö: des religiösen Princips 7 neuen] Lö: neuen Götter einen wesentlichen der alten Kunst ausmacht 9 Auf12 die klassischen … Phantasie] An: der Mythologie, und die 30 fassen] An: poetische Auffassen klassische Gestalt 15 verschwundne schöne … Natur] An: verschwundene schöne Phantasie 16–17 ist der Hauptinhalt] An, ähnlich Lö: der Inhalt dreht sich eigentlich um diese Zeilen 17 breiten Malerei] Lö: melancholischen Breite 22 betrifft] An: betrifft, den wahrhaften Gedanken 23 da] An: diesen hat Schiller gar nicht berührt, davon 24 schief aufge35 faßt] Lö: ein ganz Schiefes. Der Anthropomorphismus ist im Christenthume unendlich weiter getrieben, als im Classischen. Das Menschliche ist darin in seiner Unmittelbarkeit. Der hohe Gegensatz wäre die Idee, der wahrhafte Gedaanke. Von dem ist kein Anklang darin, die Seite, wonach er aufgefaßt ist, ist schief. 25 Falsches] Lö: falsch. Christus ist der unmittelbare Mittelpunkt zwischen Gott und Mensch. An: Xtus ist unmittelbarer Mensch, wie andere. 26 be26–27 ein durchaus … leichtfertig] Lö: höchst frivol, unheilig 40 handelt] An: behandelt: Parny und leichtfertig An: Es ist die höchste Trivialität.
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Chevalier Évariste de Parny: La guerre des Dieux anciens et modernes
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keit kommt sehr übel weg, am schlimmsten die Mönche und Nonnen, und bitterbös die heil. Maria. Die Mönche von den Bachantinnen und die Nonnen von den Faunen verführt, und da geht es sehr bös zu. Der Gedanke eines Gegensazes hat Goethe den Gedanken gegeben, in seiner Braut von Corinth. Es ist in einem ganz wunderbar lebendigen Gemälde, das phantastische, schauerliche, gespenstige, wie man es nennt, die |Verbannung der Liebe geschildert. Mit großer Kunst, auch durch den Rythmus, worin Tändelei und Feierligkeit verbunden ist, auch dadurch daß es nebulos gelassen ist, ob das Mädchen, was erscheint, ein wirkliches Mädchen ob bereits eine Todte ist. – Was in diesem Uebergange zum Erscheinen kommen kann, ist das angeführte. Der zweite Punkt ist, daß das Subject, das zuerst sich aufzuopfern hat, in Verhältniß zu einem Jenseits gestelt ist, so daß es das wahre Verhältniß zu demselben sich zu geben hat durch Negation, jetzt einen affirmativen Werth erhält, daß das Weltliche auch eine Berechtigung erhält. Die Liebe macht also hier eine Hauptbestimmung aus, sie hat hier die Tiefe, Innigkeit die sie bei den Alten nicht hatte, in deren Tragödien sie entweder gar nicht, wie in der Antigone, oder doch nur sehr untergeordnet vorkommt. In der Odyssee handelt es sich nur um das eheliche Verhältniß des Odysseus und der Penelope, die Liebe des Paris und der Helena wird als verbrecherisch dargestellt und ist die Ursache der Greuel des trojanischen Krieges. Achilles Vertraulichkeiten mit der gefangenen Briseis sind vollends unsittlich, das plastische höchste Bild der Liebe haben wir in der medizäischen Venus. Gegen ihre Zierlichkeit und 2 Mönche] An: Dominikaner und Franziskaner 3–4 Der Gedanke … Corinth.] An, ähnlich Lö: Auch Göthe in seiner Braut von Corinth hat diesen Übergang mit Bedauern ausgedrückt 4–6 Es ist … geschildert.] An, ähnlich Lö: | das Wunderbare, Phantastische, Gepenstische ist hier die Verbannung der Liebe, wo das Aufopfern, Entsagen der neuen Religion geschildert wird, und die gezwungene Liebe- und Ehelosigkeit als etwas Heiliges in der Xtlichen Religion geschildert wird 6–7 Mit großer … ist] Lö: Es ist eine große Kunst, diesem Gegenstande einen solchen schauderhaften Ton zu geben. 8–9 ein wirkliches … Todte] An, ähnlich Lö: noch ein wirkliches, oder bereits ein todtes 9–10 zum Erscheinen kommen kann] An: Gegenstand der Kunst hat werden können 13 Negation] An: Negation seiner selbst erhält] Lö: erhält, für sich etwas seyn darf 14 erhält] An: erhält. Es ist dies nicht das Sittliche als solches. Lö: erhält. Das Menschliche kann nicht das Sittliche, Tugend als solche enthalten. 15 Die Liebe … aus] Ke: Es ist bemerkt, daß dies berechtigte Weltliche, das Menschliche als solches, nicht die sitlichen Tugenden der Alten sind, sondern daß die Liebe eine Hauptbestimmung ausmacht. 17 wie in … vorkommt] An: oder wie in der Antigone untergeordnet Lö: Bei Aeschylos, Sophocles kommt sie entweder gar nicht vor, aber nur sehr untergeordnet zB. in der Antigona. 17–19 In der … Penelope] Ke, ähnlich AnLö: bei Homer, bei | Odysseus ist das eheliche Verhältniß, dem Odysseus freilich ungetreu geworden ist, das Hauptverhältniß. In der Ilias untergeordneter. 20 der Greuel … Krieges] An: des Verderbens 20–21 Achilles Vertraulichkeiten … unsittlich] Ke, ähnlich AnLö: Bei Achill und Briseis ist die Liebe ganz untergeordnet; sie ist eine Gefangne, ihr Gemüth hat so wenig Tiefe, daß sie den Mörder ihres Vaters und Bruders liebt.
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schöne Ausarbeitung ist nichts zu sagen, doch fehlt ihr ganz der Ausdruck von Innigkeit. Ein Madonnenbild ergreift und faßt jedes Gemüth viel tiefer und giebt ihm eine Empfindung der Seelenhaftigkeit, was jene Venus nicht vermag, mehr zierlicher und zugleich grandioser ist die Nachbildung der koischen Venus. Schwerlich würde man auch darauf kommen jene Statue für die Liebesgöttin zu halten, wenn nicht moderne Darstellungen der Liebe zu diesem Vergleiche geführt hätten. Die Liebe also macht den Hauptgegenstand in der romantischen Kunst aus, aber sie ist zugleich mit einer Zufälligkeit behaftet. Es ist hier nur ein Einzelnes, was das Interesse ausmacht ist nicht ein an und für sich seiender Gegenstand, nicht die Ehe als solche, sondern diese eine Person die diesem Subjekte für die ein|zige gilt. Oft aber ist sie in diesen romantischen Darstellungen mit viel Schlimmerem behaftet, so daß Alles Würdige und Sittliche aufgegeben wird, oft ist sie mit Grausamkeit in Erwiderung verbunden und so ist es denn besonders, daß Leiden der treuen Liebe, die durch Härte und Niederträchtigkeit bedrängt wird den Gegenstand der romantischen Kunst ausmacht. So sehen wir in der schönen Genoveva diese von einem rohen barbarischen Mann gemishandelt, dann lange in einem Walde ihr Leben fristen. In dem Gedichte Hartmanns von Aues, der arme Heinrich ist ein ähnlicher Zug. Heinrich mit dem Aussatze behaftet hört daß er genesen würde wenn sich für ihn eine reine Jungfrau opfere, dieß vertraut er einem Madchen das ihn liebt, leicht ist diese bewogen mit nach Salerno zu gehen, bei den Mönchen angekommen entschliessen sich diese gleich zur scheußlichen That, die Heinrich glücklich noch verhindert und doch genaß. Es ist hier die treue Liebe die den Himmel bewegt Heinrich zu heilen ohne daß
2 Madonnenbild] KePn, ähnlich An: Madonnenbild von Raphael oder andren 3 Venus] Lö: medi3– 4 mehr zierlicher … grandioser] Ke, ähnlich AnLö: Man erkent auch nach und nach mehr an, daß es mehr etwas zierliches, als Grandioses ist. 4–7 Nachbildung der … hätten] An, ähnlich KeLö: Man hat noch in neuern Zeiten eine andre Venus gefunden, man glaubt, es sey die von Cos; wahrscheinlich eine Nachbildung der berühmten coischen; sie ist viel grandioser als die |mediceische; aber vergleicht man sie mit den Darstellungen | moderner liebender Figuren, so wird man 10 die Ehe als solche] 30 schwerlich darauf kommen, sie für das Bild der Göttin der Liebe zu halten. Ke: Familie, Ehe 11 gilt] Ke, ähnlich AnLö: gilt, aber sie ist nur für dieses Subject die einzige, und andre werden sie (Ke: nicht so AnLö: für etwas Gewöhnliches) finden 13 Grausamkeit in Erwiderung verbunden] Ke, ähnlich AnLö: der grausamsten Erniedrigung vergesellschaftet 14 Härte und Niederträchtigkeit] Ke: Grausamkeit, Niederträchtigkeit An: Härte, Brutalität Pn: Härte, 15 den Gegenstand] Lö: ein beliebter Gegenstand 16 schönen] AnKeLö: heili35 Grausamkeit gen 16 rohen barbarischen] AnLö: brutalen 17 dann lange … fristen] Lö: flieht | in einen Wald und hält sich dort viele Jahre auf 20–22 dieß vertraut … verhindert] Ke, ähnlich AnLö: ein Dienstmädchen fasst Liebe zu ihm, und erfährt endlich, daß er geheilt werden köne, wenn ein andrer Mensch sich für ihn dem Tode weihe. In Salerno könne er unter dieser Bedingung seine Heilung erhalten. 40 Dieses Mädchen bietet sich ihm an, er nimmt es an; kommt zu diesen Mönchen; sie soll barbarisch dem Tode geweiht werden; wie die Mönche im Begriff sind, dem Mädchen das Herz aus dem Leibe zu reißen, bricht Hermann ein, und rettet sie 23 treue Liebe] An: reine Liebe KeLö: Treue
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D i e Tr e u e .
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Die Ehre. 268Ke
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das Opfer geleistet würde. – Häßliches und Furchtbares mischt sich hier oft ein. Im Kätchen von Heilbronn geht diese treue Liebe bis zur Niedrigkeit fort sich mishandeln zu lassen, alles Edele ist hier verschwunden. – Ein zweiter Gegenstand ist die Treue, nicht die alte Freundschaft von Orest und Pylades, die nur dem heroischen Zeitalter angehört und etwas irdisches an sich hat, daß ein Individuum sein ganzes Interesse einem anderen opfert. Die moderne Treue ist eine Freundschaft besonders gegen Obere, Höhere, ist Sache des Gemüths, sie ist es die den Hauptmoment, den Zusammenhang ausmacht im Staat. Aber diese Treue ist ebenso Treue gegen ein einzelnes Subjekt, ist nicht Pflicht gegen den Staat, ist keine Verbindung die einen gemeinsamen Zweck hätte wie im Alterthum. Doch ist es auch kein gemeinsamer Zweck der die Griechen gegen Troja ziehen läßt. Die Anhänglichkeit an ein Individuum ist daher nicht Patriotismus und eben darum da sie so etwas | so subjektives zu ihrer Bestimmtheit hat ist sie ein sehr Zufälliges. Ihrem Herrn sind die Untergebenen getreu, doch so daß ihr eigener Vor theil dabei im Spiele ist, diesem ordnen sie die Treue unter. Ein Bild hiervon ist das Gedicht von Carl dem Großen. Das Dritte ist die Ehre, die auch nicht eine antike Sitte ausmacht, sie ist eine Bestimmung die dem Romantischen angehört und besteht darin daß das Individuum sich als dieses zum Zweck hat und zwar in der Vorstellung der Anderen, daß es im Scheine, in der Reflexion des Andern gelte. Dieß ist das Objektive der Ehre, sie ist keine sittliche Objektivität, sie ist der Trieb zum Handeln, um sich so Anerkennung zu verschaffen 2 Im Kätchen … Liebe] An: Auch in den Heiligengeschichten geht das Romantische 4 Ein zweiter Gegenstand] Lö: Ein andrer Gegenstand Ke: andere gemüthliche Macht An: Ein anderer Gegenstand, eine andre gemüthliche Macht 5 Pylades] KeAnLö: Pylades, Theseus und Piritous heroischen Zeitalter] Lö: Classischen irdisches] Ke: mythisches 7 gegen Obere, Höhere] An, ähnlich KePn: |gegen den Herrn, gegen einen Obern 8 Zusammenhang] KeAn: Zusamenhalt 8–9 im Staat] Ke, ähnlich Pn: den man Staat nennen mag das Hauptband in einem Reiche An: den wir noch nicht Staat nennen können 11–12 Doch ist … läßt.] Lö, ähnlich KeAn: nicht Verbindung aus einem gemeinsamen Zweck, wie die Griechen sich nicht aus Treue gegen den Agamemnon gegen Troja verbinden 12 Anhänglichkeit an ein Individuum] Ke, ähnlich AnLö: Treue, Anhänglichkeit an ein einzelnes Individuum 14 ein sehr Zufälliges] Ke, ähnlich LöPn: zugleich etwas precaires und etwas zufälliges Herrn] An: Herrn oder obersten Fürsten LöPn: Oberhaupte Untergebenen] Ke: Vasallen An, ähnlich Lö: Die Fürsten oder die Vasallen 15–16 getreu, doch … unter] Ke, ähnlich AnLöPn: getreu, haben zugleich (AnLö: ihren eigenen Vor theil,) ihre eigne Ehre dabei, und wenn diese da zu kurz kommt, sich verletzt glaubt, so hört die Treue auf Pn schließt an: sie wollen ihren eignen Willen dabei haben 17 die auch … ausmacht] An, ähnlich KeLöPn: auch keine antike sittliche Macht, kein sittlicher Gott der Alten 20 in der Reflexion] An, ähnlich Ke: im Schein, Reflexe Lö: in den Augen gelte] KeAn, ähnlich Lö: gelte, von ihnen anerkant werde 21 Objektivität] Ke, ähnlich AnLö: Objectivität, wenn es eine sitliche Macht wäre, die wahrhafte Ehre bei den Alten und überhaupt, sondern dieser Schein, das Anerkantwerden durch andre, um sich anerkennen zu machen zum Handeln] Ke, ähnlich AnLö: zu Thaten. Wenn der Ritter um seiner Dame willen tapfer ist, so ist es kein objectiver Zwek.
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Das Vierte ist die Tapferkeit, sie ist eine allgemeine Tugend, sie hat jedoch auch hier eine eigenthümliche Bestimmung und ist im Ganzen phantastisch, sie hat entweder die Ehre des Individuums zum Zweck oder Abentheuerei. Die Ritter der Tafelrunde geben ein Bild hiervon. Die Allegorie ist im Romantischen ein wichtiges Moment, man vergleiche Percival und Tintorel, in diesem Gedicht ist der Hauptgedanke eine allegorische Vorstellung des heiligen Grabes. c. Drittens ist nun der abstrakte Formalismus überhaupt zu betrachten und zwar nach der religiösen Seite. Wir haben hier erstens die Reflexion dieses Religiösen im Subjekt, so daß zweitens das Subjekt für sich unmittelbar in demselben ist und drittens das Subjekt als ein Äusserliches wie es hier zu seiner Freiheit kommt nach seinem eigenthümlichen Begriff. Hier sehen wir denn die formelle Objektivität, verlassen vom Höheren sich auf die eigenen Füße stellen. Objektivität und Subjektivität ist deshalb so der Charakter für sich. Das Erste was wir hier in diesen Kathegorien der Äusserlichkeit wahrnehmen, ist der Charakter als formell, der auf diese eigenthümliche Weise so ist und so sein will, der nicht gedachte Zwecke und Absichten für sich | hat, sondern nach seiner bestimmten Natur ist und aus dieser schöpft was er will, verschieden, wie die Thiere sind, ist diese Partikularität des Charakters die sich nicht an ein Höheres anknüpft. Es ist nicht die Individualität die sich an ein Pathos knüpft, sondern 1 Tapferkeit] KeAnPn: eigenthümliche Tapferkeit 3 Abentheuerei] An, ähnlich KeLöPn: oder sonst einen abentheuerlichen Zweck; also theils Abentheuer überhaupt, theils ein besonderer phantastischer, allegorischer Zweck 4 geben ein Bild hiervon] Ke, ähnlich Lö: zu gemeinsamem bestimt. Zwek, persönliche Ehre, Ehre der Tafelrunde, und phantastischer Zweck, Allegorisch Pn, ähnlich An: Ein Hauptgedicht aus dem Mittelalter (An: Tyturel und) Parcival, das uns aber noch sehr unzulänglich ist, wegen der schwierigen Sprache. 5–7 man vergleiche … Grabes] Ke, ähnlich AnLö: Da ist der Zweck der heilige Graal, ein alle|gorischer Zwek; (An, ähnlich Lö: Was der heilige Gral ist, hat schon Lessing untersucht, aber man weiß nicht recht, was es ist:) das heilige Blut, die heilige Schale mit demselben, ist wohl die unmitelbare Vorstelung, weiter ein allegorisches, religiöses. Diese suchen sie in der ganzen Erde; Abentheuer und Leiden gibt es dabei mancherlei Art. 8 c. Drittens] Lö: c) S e l b s t s t ä n d i g k e i t d e s Ä u ß e r l i c h e n . / Das Dritte Ke: Die innere Bestimmung, bestimten Eigenschaften des Gemüths sind betrachtet. / Das Dritte 9–11 Wir haben … Äusserliches] Ke: 1, das religiöse, 2, der Reflex des religiösen im Subject selbst, das Subject für sich, aber in der Tinctur dieser eigenthümlichen Kategorie. Das dritte ist das subjective, äußerliche als solches 12 nach seinem eigenthümlichen Begriff ] Ke: ununterworfen dem Begriff 14 Objektivität und … sich.] Pn: | Ein Charakter für sich, Objectivität und subjectivität ist in diesem Sinne dasselbe. Lö: In diesem Sinne ist Object ein Subjectives. 15 der Äusserlichkeit] Lö: des Formalismus Ke: des formalismus, der Selbstständigkeit des außerlichen 16 formell] Ke, ähnlich AnPn: solcher, damit der formelle Character eigenthümliche] KePn: besondere 17 Absichten] Ke, ähnlich AnPn: Absichten, nicht ein algemeines Interesse 18 bestimmten] AnPn, ähnlich Ke: unmittelbar bestimmten was er will] Pn: und sich an diese hält 6 Tintorel lies Titurel
7 Grabes lies Grals
D i e Ta p f e r k e i t .
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c. Das Selbstst ä nd ig werden des Äusserlichen.
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233Gr 1. D i e P a r t i k u l a r ität des Charakters.
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ungebeugt sich selbst durch diese Partikularitäten hindurchführt und zu Grunde geht, was das Schicksal der Partikularität auch sein muß. Dieser Geist ist der eigentliche Begriff des Romantischen, wo das Aussergöttliche für sich zum Gelten gelangt. Nach dieser Seite gehören hierher besonders die Charaktere Shakespeares und das Ausgezeichnete Shakespeares ist eben diese Festigkeit, Einseitigkeit des Charakters. Vom Religiösen, Sittlichen pp ist nicht die Rede, es sind Charaktere fest auf sich beruhend, mit besonderen Zwecken die sie mit besonderer Consequenz ihrer Natur nach durchführen und in denen ihre Leidenschaft sie selbst zu Grunde gehen läßt. Die großen Stücke Shakespeares haben einen solchen Charakter zum Hauptgegenstand, die Umgebungen dagegen sind Charaktere mit weniger Festigkeit. So z. B. Macbeth, sein Charakter ist die Leidenschaft des Ehrgeizes, anfangs schwankt er, endlich streckt er sogar die Hand nach der Krone aus, begeht einen Mord um sie zu erlangen und wüthet um sie zu behaupten. Diese rücksichtslose Festigkeit giebt ihm eben das Interesse, nichts Sittliches, nichts Religiöses ist hier, es ist nur die vollkommene Identität des Menschen mit sich, was auch über ihn einbricht, es kann ihn nichts wankend machen, göttliches wie menschliches Recht vermag nichts über ihn. Die Lady Macbeth, die eine abgeschmakte Kritik für liebevoll hält, ist ein ebensolcher Charakter, gleich wie sie auftritt und den Brief Macbeths über den Auftritt mit 1 ungebeugt] PnAnKe: An: unbeugsam Pn: ungebeugt Ke: unbeugsam und ungebeugt sich selbst … und] An, ähnlich KePn: und in dieser Festigkeit sich durchführt (Ke: mit Pn: ohne eigentliche) Innerlichkeit, und in der Particula|rität 2–3 Dieser Geist … des] An, ähnlich KePn: Diese Vestigkeit der besonderen Charaktere ist (An: ein eigenthümlicher Kreis des Ke: die Bestimtheit im Pn: eigenthümliche Bestimmtheit im) 3 wo] Ke: wo selbst für sich zum Gelten] An, ähnlich Pn: zu seiner Selbstständigkeit und für sichseyn Ke: zu seiner Bestimtheit 5 Ausgezeichnete] An: Ausgezeichnete, das Bestechende (Ms: Bestehende), Interessirende Lö: Ausgezeichnete, das Bestechende Ke: interessante, schätzbare, treffliche 5–6 Festigkeit, Einseitigkeit des Charakters] An, ähnlich LöKe: Vestigkeit, diese Einseitigkeit, dieses Pralle des Characters 8–9 in denen … läßt] Lö, ähnlich AnKe: sie führen ihre Leidenschaften durch, sie berechnen fest für sich: sie setzen die Leidenschaften durch bis dazu, daß sie zu Grunde gehn Pn: deren Leidenschaft nicht ein Pathos, sondern deren Leidenschaft sich durchsetzt bis zum zu Grunde gehen 10 Umgebungen] Ke: Umgebenden An: Nebenpersonen 11 Festigkeit] Ke: Bedeutung An: Vestigkeit und Bedeutung 11–12 sein Charakter … er] Ke, ähnlich AnLöPn: erst schwankend, bis die Leidenschaft des Ehrgeizes sich (AnLöPn: völlig) bei ihm festgesetzt hat 13 einen Mord] KeAnLöPn: ein Verbrechen 13–14 wüthet um … behaupten] An, ähnlich KeLö: um (An: sich zu behaupten KeLö: sie zu erhalten), stürmt er durch alle Grausamkeiten hindurch 14 Diese rücksichtslose Festigkeit] Ke: Das Pralle eines particularen Characters, Festigkeit Pn: dies ist die pralle Identität eines particulären Charakters seiner selbst 16–17 es kann … machen] An: nichts kann ihn zurückschrecken 17 göttliches wie … ihn] Ke, ähnlich LöPn: himmlische und menschliche Rechte hat Alles keinen Sinn, tritt es zu Boden, oder hält es von sich fern, (Lö: und |) so vollführt er sich 18–19 ein ebensolcher Charakter] Ke, ähnlich AnLöPn: (An: dieselbe Figur und noch eine stärkere Ke, ähnlich PnGa: noch schlimmer, wie er). Es ist abgeschmackt, daß sie so ein Zwitter, schwankendes sei, Liebe und dergleichen
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den Hexen liest, sagt sie: Than von Cawdor und von Fife einst wirst du Koenig sein, nur fürcht ich für dein Gemüth. So zeigt sich also hier keine Behaglichkeit, keine Freude über das Glück ihres Mannes, keine | sittliche Regung, kein Bedauern, keine edle Seele, keine Theilnahme, sie fürchtet nichts als ihres Mannes Charakter, sein Gemüth, ihn selbst aber betrachtet sie nur als Mittel, kein Schwanken, keine Ungewißheit zeigt sich hier, es ist eine reine Abstraktion des Charakters der in sich bricht. Der Bruch der Weiblichkeit ist hier als Wahnsinn dargestellt, bei Macbeth ist derselbe Bruch doch so, daß er sich nach Aussen äussert. So ist es überall beim Shakespeare, diese feste Partikularität thut sich auf in den meisten seiner Charaktere z. B. Richard 3., Othello, Heinrich VI, pp[.] Diese festen Charaktere sind nun grade das Gegentheil der modernen, besonders der Kotzebueschen, der nur höchst edle Menschen auftreten läßt die zugleich Lumpen sind. Und die Ironie ist dann die welche sie vortrefflich heißt. Zu solchen anderen Charakteren die sich ungleich höher dünken aber nur in sich entzweite Wesen sind gehört auch der Prinz von Homburg. Hier geschieht es wie so oft daß das Vortreffliche als ein Somnambulismus, als eine Verrücktheit hingestellt wird. Ein solches Zwiefaches ist nun jener Prinz der als miserabler General und schlafwandlend vorgestellt ist, beim Austheilen der Disposition zerstreut, 3 über das Glück ihres Mannes] An: daß ihr Mann geehrt wird LöPn: daß ihr Gemahl dies 4 Bedauern] KeAnLö: Bedenken keine edle Seele] Lö: keine edle Seite, die das zurückstößt An: nichts Edles im Herzen 4–5 sie fürchtet … Mittel] Pn: sondern das erste ist, daß sie ihn fürchtet: nur fürcht’ ich dein Gemüth, inwiefern sein Gemüth diesem Plan des Ehrgeizes hinderlich sein kann 5 Gemüth] An, ähnlich KeLö: Gemüth, daß es den Zwecken ihres Ehrgeizes gefährlich werden könne 5–6 kein Schwanken, … hier] Ke: kein Wanken und kein Weichen; von Reue, Besonnenheit über das, was geschieht, ist kein Zug 7–9 Der Bruch … äussert.] An: das Weibliche bricht in sich zusammen Macbeth wird von äußerlicher Macht zu Grunde gerichtet 9 So ist … Shakespeare] Ke, ähnlich AnLöPn: So ist von (Ke: Religiosität Pn: Sittlichkeit und Religion) bei Schäkespeare nicht die Rede; der Name Gottes durfte damals auf der Bühne nicht ausgesprochen werden 9–10 diese feste … Charaktere] An: Jedoch dies Aussprechen macht es nicht aus; es kömmt auf die Darstellung der Charaktere an. Ke: darauf kommt es freilich nicht an, aber die Charactere haben alle diese Energie, Rücksichtslosigkeit. Lö: dies Pralle, Feste 10 Heinrich VI] Ke: Margaretha in Heinrich dem VIten. pp] Pn: ist eben, das Pralle, Feste, daß er dies ist und nur dies ist und mit dieser Energie durchführt 12 Menschen] Pn: Menschen, voll Guthmüthigkeit zugleich] Lö, ähnlich Ke: höchst vortrefflich und zugleich 13 die Ironie … heißt.] An: Das ist die Ironie, die in diesen Stücken liegt. 13–14 Zu solchen … dünken] Lö, ähnlich KeAn: In spätern Stücken, deren Verfasser den Kotzebue unendlich verachtet haben, ist dieselbe entzweite Weise. Im Käthchen von Heilbronn, dem Prinzen von Homburg. 14–15 in sich entzweite Wesen] KeGa: Doppelwesen 15 Prinz von Homburg] An, ähnlich Lö: Käthchen von Heilbronn, Prinz von Homburg, sind auch solche Charaktere 15–17 Hier geschieht … wird.] Ke: freilich wissen sie (sc. die Verfasser) die Charaktere nicht anders zu machen, daß sie sie verrückt machen An: Verrücktheit ist die höchste Höhe dieser Charaktere. Pn: was sie darstellen wollen, ist die Verrücktheit, diese Zweiheit Dissonanz 17 miserabler General] KeAnLö, ähnlich Pn: der miserabelste General von der Welt 18 schlafwandlend vorgestellt ist] Ke: somnambul, die Princeß ist dabei An: ein Schlafwandler, ein Somnambul
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2. D a s s u b s t a n t i el le Gemüth. 235Gr
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schreibt er die Ordre schlecht nieder, macht in der Nacht krankhaftes Zeug und in der Schlacht ungeschickte Dinge. Bei einer solchen vollkommenen Dissonanz eines Charakters meint man denn Shakespeare nachgeahmt zu haben, doch man ist davon weit entfernt, da bei ihm nur eine Leidenschaft ist der der Charakter treu bleibt. – Das Subjekt steht nur noch insofern über dieser Partikularität als es die Energie hat über ihr zu stehen, nicht nachzugeben und so zu Grunde zu gehen. Dieß Selbstständigwerden des besonderen Stoffes ist das was den Formalismus jener Charaktere ausmacht. Zu dieser Form ist zweitens hinzuzuzählen, daß ein Charakter schön, edel ist, eine sittliche, religiöse Totalität in sich enthält, aber daß ein solches | substantielles Gemüth nicht zur Entwickelung und Äusserung, nicht zur eigentlichen Objektivität kommt. Das Formelle besteht also hier in diesem Verschlossensein des Charakters. Sahen wir vorher den Charakter sich durchführen und handelnd ganz heraustreten, so ist er hier innerlich reich, schön aber seine göttliche Fülle thut sich nur durch eine Stille und in wenigen Momenten dar. Der Mangel an Äusserung, an Objektivirung ist eben diese Stille, dieß Schweigen, was aber auch sehr zweideutig sein kann, denn wenn das Seichte, Hohle sich wenig äussert so glaubt man leicht es stecke etwas dahinter. Hat aber das Schweigen Gehalt und Tiefe so gehört die Kunst des Dichters dazu um in wenigen Äusserungen diese Tiefe des Gemüths zu zeigen. Es bleibt in sich geschlossen, verwickelt sich nicht mit Äusserlichem, ist vielmehr von diesem ganz frei, 4–5 der der Charakter treu bleibt] An, ähnlich Ke: die durchgeführt wird 5 Das Subjekt] Lö: Das Subject, das Individuum 5–6 Das Subjekt … nachzugeben] Pn, ähnlich KeAn: (Pn: so z. B. im Othello die Eifersucht, die Energie, Ke: dieses durchzuführen, und nicht in Reue zu kommen,) nicht von sich abzufallen, sondern gleichsam als ein Schicksal über (Ke: sich selbst,) seiner Leidenschaft selbst zu stehen 7 Dieß] Ke: Dies außerzeitlich, außersinnlich Pn: Dieses außergöttliche und außersittliche 9 dieser Form] Pn: diesem Formalismus schön] KeAnPn: schön, religiös edel] Pn: edel, ein wahrhafter Adel der Seele in sich selbst ist 10 enthält] Ke: ist, nicht so eine Particularität, ein wahrhafter Adel der Seele in sich selbst 12 kommt] An, ähnlich KeLöPn: kömmt, und somit nicht zur Erhaltung, Bevestigung seiner selbst 14 innerlich reich] Pn: innerlich eine Totalität schön] Ke, ähnlich Pn: schön, eine Totalität, wie vorher, nur ein ganz particulärer 15 göttliche Fülle] KeAnPn: unendliche Fülle Lö: unendliche Tiefe in wenigen Momenten] Ke, ähnlich AnPn: in wenigen Äußerungen, stummen Außerungen 16 Der] AnKe, ähnlich Lö: |Diese subjective Weise macht das formelle (Ke: hier) aus. Der 17–18 denn wenn … dahinter] An, ähnlich KeLö: auch das Leere, das Hohle kann durch Schweigen den Schein erwerben, daß etwas dahinterstecke 19 Kunst] KePn: eigne Kunst 20 Tiefe] Ke: Stille, Un20–757,1 Es bleibt … aber] Ke, endlichkeit An: Unendlichkeit zu zeigen] Pn: anzudeuten ähnlich An: Naive Äußerungen zeigen, daß das Gemüth das substanzielle des Verhältnisses kenne, aber daß seine Reflexion sich nicht verwirkliche in dem Zusamenhang (An: hineinsetzt, wiewol sie den Gegenstand auffasst Ke: hineinsetzt), sondern mit ihm unbekannt ist. zusätzlich Ke, ähnlich Pn: Für ein solches Gemüth, dessen Schöne wesentlich in subjectiver Einseitigkeit gehalten ist, muß eine Zeit kommen, (AnPn: wo es heraustritt,) wo es ergriffen wird, sich zu einem Dasein aufschließt. Wenn (KePn: diese Zeit An: die Regung zu solchem Daseyn in ihm) gekommen ist
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erst bei besonderem Anlaß tritt es heraus, dann aber wird es seine ganze ungetheilte Kraft in ein solches Dasein werfen und mit unzersplitterter Stärke an ihm hängen, aber auch haltungslos untergehen. Eben die Haltung der Objektivität fehlt bei dieser subjektiven Schönheit, bei dieser Intensität die keine Extensität gewonnen hat. Formelle Charaktere dieser Art ist namentlich Julia, eine italienische weibliche Natur; eine Rosenknospe die aufgebrochen auf einmal ganz die Blüthe ihrer Liebe entfaltet, keine Entwickelung, keine Bildung, keine Erfahrung ist da, die das kindliche Gemüth dorthin geführt hätte, einmal berührt ist sie gleich ganz entfaltet, was in ihr ist tritt so auf einmal hervor wie ein Brand durch einen Funken entzündet wird, alle Besonnenheit sehen wir sie für ihre Interessen zeigen, aber für das Ganze ihres Verhältnisses unbesonnen handelnd geht sie zu Grunde. Ein ähnlicher Charakter ist Miranda, ebenso in der Stille der Verhältnisse aufgezogen, beim ersten Erwachen zeigt sich Tiefe des Gemüths, die nicht zur Gestaltung | der Wirklichkeit heraustritt, rein subjektiv bleibt, aber darum mit anderen Verhältnissen bricht, nichts in sich zurückbehält und keine Festigkeit gegen den Punkt hat von dem aus sie ergriffen wird. Von dieser Innigkeit die nicht zur Objektivität wird und eine Tiefe der Seele offenbart, die auch nur still ist, zeigen besonders die Volkslieder, die Tiefe ist abgerissen, bleibt immer nur subjektiv. – Dieß ist der Charakter der Intensität des Subjekts, aber ohne objektiven Gehalt, bei Goethe kommen eine Menge Personen vor welche diesen Charakter haben, sich nicht sittlich fest zeigen und darum auch kein sittlich objektives Interesse haben, auf subjektive Empfindung 3 Haltung der Objektivität] Ke: Haltung, Objectivität An: objektive Haltung 4 Extensität] Ke: eigentliche Objectivität An: eigene Extension, keine Objektivität 5 ist namentlich] Pn: sind eben so in ihrer besonderen Schönheit beim Shakespeare vorhanden, | z. B. die 8 einmal berührt] KeAnLö, ähnlich Pn: berührt von der Liebe 9 gleich ganz entfaltet] Ke, ähnlich LöPn: auf einmal heraus und entfaltet 10 alle Besonnenheit] An: alle Genialität, alle Besonnenheit 11 ihre Interessen] KeAn: ihren Zweck 12 handelnd geht … Grunde] Lö, ähnlich Pn: wirft sie sich nach einer Seite, wo sie durch diese Einseitigkeit untergeht An: und so geht sie ohne diese Objektivität zu Grunde Miranda] KeAnLö: Miranda im Sturm 14–15 rein subjektiv bleibt] Lö, ähnlich Pn: sondern sich in ihrer Subjectivität gehalten haben Ke: rein für sich sich bewahrt haben An: sondern sich in sich zurückgedrengt haben 15 mit anderen] Ke: an den Lö: in den 16 Festigkeit] Ke: Gewalt 17 Objektivität wird] An, ähnlich Ke: Bildung, nicht zur Objektivität kömmt 18 still] Ke, ähnlich An: Stille, Tiefe in sich selbst Lö: für sich selbst 18–19 die Tiefe … subjektiv] An, ähnlich KePn: So hat der Character der Vo l k s l i e d e r ein Empfindungsvolles, Tiefes, aber zugleich etwas Abgerissnes, was etwas Subjektives bleibt 19–20 Dieß ist … Gehalt] An, ähnlich KeLöPn: es ist der | Character der Barbaren, diese tiefe Intensität, die subjektiv ist, ohne den objektiven Gehalt der Religion und eigentliche Sittlichkeit 20–21 kommen eine … zeigen] An, ähnlich KeLöPn: sind viele solcher Charaktere (Pn: und Situationen), wo sich eine tiefe Sele offenbart, die nicht sittliche Vestigkeit (Pn: und Haltung) zeigt 22 subjektive Empfindung] KeAn, ähnlich LöPn: subjectives Interesse, Empfindung, Leidenschaft
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beschränkt sind. Die Lebensläufe nach aufsteigender Linie, dieß treffliche Werk von Hippel ist ein wahrhaft großes Nationalwerk, was frei ist von Jean Pauls Trivialität und Abgeschmaktheit, in ihm ist eine frische Lebendigkeit, große Charaktere treten auf, doch hauptsächlich tiefe, stille Gemüther genommen aus niederen Ständen, es ist höchst ergreifend, oft aber fehlt es auch hier nicht an dem getadelten Formalismus. Hamlet gehört auch in diese Klasse formeller Charaktere, ein unendlich schönes, edles Gemüth, nicht schwachen Geistes tritt vor uns auf, Schwäche ist nicht der Grund seines Charakters, doch ist es Hypochondrie, die dem Geiste hier Energie und Thätigkeit raubt, vor dem Handeln scheut sich immer Hamlet, in der inneren Subjektivität, im Formalismus bleibt er stehen, Menschen gemeinen Schlages oder von weniger Bildung halten ihn für schwach. Zweitens ist zu betrachten die Form der Handlungen und Begebenheiten diese Parthie welche als Abentheuerei zu bezeichnen ist. Zur Handlung im strengen Sinn gehört ein wahrhafter sinnlicher Zweck, Familien-, Vaterlandsliebe und 1–2 dieß treffliche … Hippel] Lö: ein altes Werk (v. Hippel) was jetzt vergessen, aber trefflich ist An: ein humoristisches Werk von H i p p e l Ke: Ein Bürgermeister in Königsberg 2 ein wahrhaft großes Nationalwerk] An, ähnlich Ke: eins von den wenigen wahrhaften deutschen Originalwerken, eins von den wahrhaft großen Werken der deutschen Nation Ke schließt an: übertrifft Jean Paul was frei … Jean Pauls] An, ähnlich KePn: J e a n P a u l hat es vor sich gehabt, aber bei jenem ist nicht des letztern Empfindsamkeit 3 Trivialität] Ga: Trivialitaet des Jean Paul: Titan’s 3 Abgeschmaktheit] Ke, ähnlich An: Abgeschmaktheit der Situationen und Charaktere, wo die Verhältnisse ein ganz schiefes, leer gemachtes sind frische Lebendigkeit] An, ähnlich Pn: Frische, Lebendigkeit 3–4 große Charaktere treten auf ] Ke: Es sind große Characterisierungen Lö: tiefe Characterisirung 5 Ständen] An, ähnlich KeLöPn: Ständen, oft schauderhafte, gedrungene Gemüther, die sich nicht Luft machen können 6 Klasse] KeAnPn: Kategorie 7 Gemüth] Lö: Gemüth (Wilhelm Meister nimmt ihn als ein schiefes Gemüth, er sagt: es (Ms: er) sey ihm eine Aufgabe gegeben, der er nicht gewachsen: es sey eine Pflanze die das Gefäß, worin sie gesetzt, zersprengt) An: G ö t h e sagt, es sey ein schwacher Character, es sey eine Pflanze, in ein Gefäß gesetzt, welches durch die Pflanze zersprengt wird. Das ist nicht richtig. Ke: Goethe nennt ihn zuviel als ein schwaches Ge|müth. Eine Aufgabe, der er nicht gewachsen gewesen, eine Pflanze, die den Boden des Gefäßes zersprengen sollte. 8–9 Schwäche ist … raubt] An, ähnlich KeLöPn: Er ist ein edles, schönes, aber hypochondrisches Gemüth, welches nicht zu der Energie der Thätigkeit, zu der Äußerung fortdringt 11–12 Menschen gemeinen … schwach] An, ähnlich KeLö: Es sind gewöhnlich Menschen von geringem Stande, die in Schilderungen der Art die Bestimmung ausdrücken, von der hier die Rede ist, die ohne wahrhaftes Interesse in sich, ohne größeren objektiven Zweck in particuläre Verhältnisse sich verwickeln und darin zu Grunde gehen. / Das ist das, was den formellen Charakter betrifft. 13–14 Zweitens ist … ist.] An, ähnlich KeLö: Das Zweyte wäre die Art und Weise der Handlungen und Begebenheiten, die in die Bestimmung der Abenteuerey vorzüglich fallen. Das Weltliche, Äußerliche erlangt in diesem Kreise des Romantischen Selbstständigkeit für sich; es ist die sogenannte Entgötterung der Natur, daß der individuelle Geist sich für sich stellt, das Religiöse, göttliche nicht für sich hat, sondern das Persönliche mit voller Energie durchführt. Die Shakspearschen Charaktere gehören dieser entgötterten Menschheit an. 15 wahrhafter sinnlicher Zweck] Ke, ähnlich Lö: algemeiner Zwek, sitlicher Zwek An, ähnlich Pn: bestimmter sittlicher Zweck
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das Gute und Schöne bestimmt sich nach solchen an und für sich feststehenden Zwecken und die Art wie diese Zwecke | ausgeführt werden, hat Verstand, Consequenz in sich. Hier aber auf diesem Felde ist die äusserliche Wirklichkeit eine zufällige Welt, äusserliche Zufälligkeit die sich für sich forttreibt, sich endlos verwirrt und hindert. Der Zweck ist nicht sowohl ein Festes und ist ein religiöses Moment selbst darin, so behält er doch den Charakter eines Phantastischen das ungeschickt ist um für sich zur Wirklichkeit gebracht zu werden. Diese Abentheuerei macht also den Charakter aus. Der höchste Zweck war Ausbreitung des Christenthums, Bildung der Gemeinden, einmal bewirkt durch Lehren und soweit diese Erfüllung in die Äusserlichkeit treten sollte, Handlungen erfordert wurden, so hatte dieß Handeln den Charakter der Passivität, des Leidens, des Märtyrerthums. Sobald dieß aber aktiv wird tritt der Zweck hervor das heilige Land zu erobern. Dieß ist für sich ein Zweck, der einerseits das religiöse Moment in sich hat, auf der anderen Seite aber ganz weltlich ist, das Weltliche in seiner gemeinen Gestalt zum Gegensatze in sich trägt. Der religiöse Zweck war mit dem Zweck der Eroberung innig verbunden, dieß aber war ein ganz anderer Charakter als der geistige, es war ein Zweck der in sich gebrochen, der mehr phantastischer Art war. Geistiges wollte man gewinnen, aber zur Hauptsache hat man eine Lokalität gemacht, einen bestimmten Ort wollte man gewinnen und hieran hatte man das Geistige, Religiöse geknüpft. Durch diese Verbindung aber des schlechthin Geistigen mit einem Räumlichen ist der Zweck in sich gebrochen, phantastisch und indem Eroberung, weltlicher Gewinn damit verbunden war, hatte er ein ganz Widersprechendes in sich. Dieß zeigt sich auch in der 1 Schöne] KeLöPn: Böse
an und für sich feststehenden] Pn: festen, für sich bestehenden 3 die 4 Welt] Ke: Weltumgebung, und der äußerliche Stoff erscheint als 4–5 sich endlos … hindert] Ke: verwikelt, endlos verwirrt Lö: sich für sich verwandelt, endlos sich ändert 5 Zweck] KeLöPn: innre Zwek 5–6 und ist … er] An, ähnlich KeLö: sondern, wenn auch selbst ein Höheres, ein religiöses Element darin ist, so erhält dieser Zweck 6 den Charakter eines Phantastischen] Lö: etwas 7 um für … werden] Ke, ähnlich LöPn: für sich zum Zwek von Hand30 Phantastisches, Unklares lungen gemacht zuwerden An: für sich realisirt zu werden 8 Charakter] Ke: Character der Handlung überhaupt höchste] KeAn: an und für sich höchste Zweck] Pn: Zweck in diesem Felde 9 einmal bewirkt durch Lehren] An: die einerseits durch die Lehre, Wendung des Gemüths an die Seele, bewirkt werden musste 11 Passivität] Pn: Passivitat, Entsagung der Welt, 12 Märtyrerthums] Lö: Märtyrertodes 12–13 So35 Zurückziehen von dieser oder Character bald dieß … erobern.] An, ähnlich KeLöPn: einen Zweck, der Aktivität hatte, enthielten die Kreuzzüge und das Streben die Mauren aus Spanien und Europa vertreiben 15 seiner gemeinen Gestalt] Lö: seiner gewöhnlichen Bestimmung Ke: seiner gemeinsten Beziehung 17–20 der mehr … geknüpft] Ke, ähnlich AnLöPn: noch mehr phantastisch, der Zwek, das heilige Land zu erobern; 40 ein geistiges, aber die Hauptsache war eine gewisse Localität, das Grab und dergleichen; das räumliche, das ganz geistlose, außerliche; den Besitz des götlichen, religiösen zu knüpfen an einzelne Localität, ist ein ganz thörigtes. 25 äusserliche Wirklichkeit] KeAnPn, ähnlich Lö: der äußerliche Stoff:
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Ausführung desselben, Frömmigkeit neben Rohheit und Grausamkeit gleich Barbaren, dann sich aus dieser Rohheit herüberwerfen in Zerknirschung, in diese ewige, tiefe Rührung die wahrhaft gemeint war. So standen zusammen Religiöses und Weltliches, was dann auch die Ursach | war daß so inkonsequent gehandelt und die Züge so unverständig geleitet wurden. Ebenso abentheuerlich und phantastisch wie die Eroberung des heiligen Grabes, sind ferner die Gedanken des Ritterthums, der Zweck ist hier sich herumzuschlagen, verfolgte Unschuld zu unterstützen, den Bedrängten beizustehen, aber es geschieht dieß auf eine einzelne, zufällige Weise. Der Einzelne übernimt es für sich recht, gerechtfertigt herzustellen eine Handlungsweise die der Zufälligkeit ganz anheimgestellt ist. Das Recht geschieht so nicht auf rechtliche Weise und es kann so leicht geschehen daß mehr Unrecht als Recht durch dieses Handhaben der Gerechtigkeit bewirkt wird, ähnlich wie Don Quichote, der eine Bande Spitzbuben aus den Händen der Obrigkeit befreite. Dieß ist die Grundbestimmung des Charakters des Ritterthums. Die Auflösung des Ritterthums ist dargestellt von Cervantes und Ariost, sie haben das Nichtige und Abentheuerliche desselben vorgestellt. Ritterlich hohe Zwecke finden sich beim Ariost oft mit gemeinen, unsittlichen vermischt. Im Don Quichote wird in einer für sich edlen Natur das Ritterthum zur Verrücktheit und alles wird komisch, indem das Ritterthum in solche Verhältnisse gebracht wird, wodurch sich der innere Widerspruch der in ihm vorhan1 Frömmigkeit neben … Grausamkeit] Ke, ähnlich AnLöPn: einmal diese Frömmigkeit, das andremal Abscheulichkeit, Eigennutz Pn: […] die größte Grausamkeit 3 ewige, tiefe Rührung] Ke: tiefste Rührung, Religiosität, Reue An: Zerknirschtheit, tiefste Reue die wahrhaft gemeint war] Ke: die ehrlich ist, aber ebenso unehrlich, in dem sie den Augenblik nachher sich hat gehn lassen in das, was eben bereut worden ist 3–5 So standen … wurden.] Ke, ähnlich LöPn: Hauptzwek des romantischen | das religiöse Element, und eine mit dem Religiösen nicht vereinigte Weltlichkeit. Darum sind diese Thaten, Handlungen, weil der Zwek so gebrochen ist, A b e n t h e u r e r e i , zu große Thaten, ohne Verstand, der die Wirklichkeit der Ausführung beherrschte. An: also war es eine von dem Religiösen nicht durchdrungene Weltlichkeit. | Daher auch die Handlungen ohne große Consequenz; einzelne treffliche Handlungen, aber Abenteuerey. 5–7 Ebenso abentheuerlich … hier] Ke, ähnlich Pn: Andre Stoffe sind mehr Abentheurereien der Vorstellung. der heilige Graal. zb. Ebenso der Zweck des Ritterthums überhaupt; fantastischer Zwek 8 unterstützen] An: befreyen, zu schützen 9 Weise] Pn: Weise wie ein Hercules Recht und Gerechtigkeit herzustellen 9–10 recht, gerechtfertigt herzustellen] Ke: das Recht, Sitte herzustellen Lö: Recht und Sitte zu schützen 11–13 Das Recht … wird] Lö: Aber damit kann noch viel größeres Unrecht geschehn Ke, ähnlich Pn: Unschuldige werden befreit, aber nicht auf rechtliche Weise, und mit großem Unrecht. 13–14 Bande Spitzbuben … befreite] Pn: Diebsbande aus dem Gefängnisse befreite und die Gerichtsdiener aus einander zu jagen Ke, ähnlich An: eine Reihe von Galeerensklaven von ihren Hütern befreit, dem es aber schlecht bekam 15 ist dargestellt von] Ke, ähnlich AnLö: und seine Nichtigkeit ist zum Bewußtsein gekommen und auch Gegenstand der Kunst geworden; bei 18 vermischt] Ke: Bei jenem (sc. Ariost) mischen sich sehr hohe ritterliche Zweke, sehr niedre ein, es wird zur leichtfertigen Sinnlichkeit, Herumirren. 19–20 zur Verrücktheit … sich] Ke, ähnlich AnLö: durchaus lächerlich aufgelöst, indem die Zweke theils in Umstände gelegt werden, die sogleich die Sache lächerlich machen; theils
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den ist, darstellt. Was wir Romane nennen schließt sich diesem unmittelbar an. Wie das Ritterthum in sich chimärisch ist, so hat auch der Roman einen Ritter zum Gegenstand, der sich aber nicht phantastisch gebehrdet, sondern die geringen, gemeinen Zwecke des Lebens verfolgt. Die Liebe wird hier phantastisch, die Verhältnisse werden in die Höhe geschoben und zu ungewöhnlichen, unermeßlichen erhoben. Schwierigkeiten werden den Zwecken eines solchen Individuums entgegengestellt, als Unglück erscheint es diesen daß es Gesetze, Staat, Familie pp giebt, welches ihm Schranken sind gegen die der Ritter ankämpft. Es ist dieß der Jüngling der sich einen Zweck setzt, diesen dann für etwas ganz besonderes hält und nun auf | jene Schranken stößt, eine verzauberte ganz ungehörige Welt erscheint ihm die Wirklichkeit aus der er seinen Zweck herauszukämpfen hat. Dieser Kampf erhält seine richtige Bedeutung von der andern Seite, daß dieß Ritterthum anders nichts ist als die Lehrjahre. Mit dem Ende dieser Lehrjahre ist dann der Zweck erreicht, das Mädchen erworben und er selbst in die Verhältnisse eingetreten, gegen die er früher ankämpfte. Er ist nun auch Philister geworden, seine Frau die ihm so hehr und schön erschien nimt sich jetzt ungefähr wie die andern aus, sie steht der Haushaltung vor, er einem Amte, Kinder stellen sich ein und so ist der ganze Jammer da. Es ist derselbe Charakter der Abentheuerei, nur daß er zu seiner rechtlichen Bedeutung zur Korrektion des Phantastischen kommt. Das Dritte ist nun das letzte Zerfallen, nämlich die Kunst im Zerfallensein des Objektiven und Subjektiven, daß das Geistige einerseits subjektiv wird und 1 diesem unmittelbar] Ke, ähnlich Pn: in einiger Entfernung an diesen Character überhaupt 4 geringen, gemeinen Zwecke des Lebens] KePn: gewöhnliche Zweke des gemeinen Lebens 4–6 Die Liebe … erhoben.] Ke, ähnlich AnPn: Ein Mädchen zu heirathen ist ein gewöhnlicher Zwek, phantastisch wird es nur durch (An: Aufspreizen, Lö: Aufputzen und) aufschrauben der Phantasie, die sich das vorstellt als ein ganz unendliches, unermeßliches. 7 als Unglück … diesen] Ke, ähnlich An: Schwierigkeiten; Polizei, Eltern, Staat, das Unglük 7–8 Gesetze, Staat, Familie] Pn: Gesetze, Polizei, Staat 10 etwas ganz … stößt] Lö, ähnlich KeAnPn: einen unendlichen nimmt und Rechte, die zu respectiren sind, für Schranken nimmt für seine unendlichen Zwecke 10–11 verzauberte ganz ungehörige Welt] Pn: verzauberte Welt, die gegen ihn als Unrecht da steht 13 daß dieß … Lehrjahre] Ke, ähnlich AnLö: daß es L e h r j a h r e sind, wie Goethe es ausdrückt 14 erworben] Pn: erworben, es wird seine Gattinn, wird da ein Mensch wie ein anderer, so in Goethes Meister‘s Lehrjahre 15 Verhältnisse] Lö: gewöhnlichen Verhältnisse 15–16 Er ist … geworden] Ga: wirft das Schild und das Schwerth auf die Seite zieht eine Bürgerkappe an 16–17 die ihm … aus] Ke: seine Frau kan eine sehr gute, schöne Frau sein; wenn mans bei Licht besieht, so ist sie wie andre. An: seine Frau ist nicht mehr schöner als alle Andere 18 Amte] Ke: bekommt ein Amt oder setzt sich auf seine Güter, die Welt schien ihm ein Philisterium, er wird Philister wie andre Pn: er wird Philister, da er früher gegen das Philisterium kämpfte Kinder stellen sich ein] Ke: da bricht der Roman ab, da kommen Kinder Jammer] KeAnLö: Katzenjammer 21 Dritte] KePn: dritte Ingredienz Zerfallen, nämlich … Zerfallensein] KeAn, ähnlich LöPn: Zerfallen der Kunst (Pn am Rande: in äußerliche Gegenstände) unter dem letzten Zerfallen des Subjectiven und Objectiven
Der Rom a n. 55rPn
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das Reale ein ganz Äusserliches, so daß die Gegenstände nach ihrer prosaischen Ansicht zu Gegenstanden der Kunst werden. Die erste Seite ist, daß der Stoff ganz prosaische Äusserlichkeit, abstrakte Natur wird und so aufgefaßt zum Gegenstand der Kunst gemacht wird. Hier tritt ein was wir Nachahmung der Natur nennen, es sind hier Natur-Gegenstände die die Kunst nachahmt und es tritt dabei die Schwierigkeit ein, ob man solche Werke die nicht selten mit großer Meisterhaftigkeit bereitet sind auch noch Kunstwerke nennen soll. Der Inhalt ist der des gemeinen täglichen Lebens, nicht so daß dessen Substantielles aufgefaßt wäre denn nach dieser Seite ist es ein Sittliches, Göttliches, sondern in seiner Vergänglichkeit, seiner Äusserlichkeit ist es hier nur dargestellt. Das Nähere ist daß nicht bloß prosaische Gegenstände, sondern auch unsittliche Gegenstand der Kunst werden, schöne Formen der Kunst erlangen können. Man muß sagen es sind Kunstwerke im abstrakten Sinn genommen, denn dann gehört alles besondere darunter, wenn aber im | eigentlichen Sinn von Kunstwerken gesprochen wird, muß Gestalt, Stoff und Gehalt zur Sprache kommen und gefordert werden daß dieser ein wahrhaft für sich substantieller sei. Dieß Prosaische kann einmal für sich behandelt werden, dann aber macht es auch die Umgebung aus für einen höheren Stoff. Im Charakter des Romantischen liegt es eben daß das Gemeine zu Ehren kommt, daß nicht bloß das Wahrhafte, das Ideale herausgehoben wird, denn im Romantischen wird die Seite der Äusserlichkeit der Sinnlichkeit auch frei, wie das Gemüth in sich zur Freiheit gekommen ist, so gönnt dieß der Äusserlichkeit hier freien Spielraum. Hiermit hängt zusammen daß in modernen Werken, besonders Gemählden, auch die niederen, äusserlichen Bedingungen, als Sorge für die äussere Existenz des Höheren, mit gebraucht 1 Reale] An: Natürliche KeLö: natürliche, reelle Gegenstände] An: Gegenstände, die Objekte 1–2 nach ihrer prosaischen Ansicht] Pn: oder prosaischen Objecte 2 werden] Ke, ähnlich AnLöPn: werden, und daß das subjective des Geistes und Gemüthes |die Kunstform | annimmt 3 prosaische Äusserlichkeit, abstrakte] Pn: prosaische äußerliche objective 5 NaturGegenstände … nachahmt] Ke: Prosaische Gegenstände mit Mitteln der Kunst behandelt. 7–8 Der Inhalt … Lebens] Ke, ähnlich AnLö: Wenn das tägliche Leben in seiner Täglichkeit aufgefasst wird, nach Weise der Kunst: sind das Kunstwerke? Pn: Einerseits ist der ganze prosaische Inhalt, das tägliche Leben darin, und wenn es so nach der Weise der Kunst dargestellt wird, sind das Kunstwerke? 11–12 unsittliche Gegenstand … können] Ke, ähnlich An: Es können schlechte, (Ke: unsitliche An: ganz unzüchtige) Gegenstände sein, die den Inhalt ausmachen, welchem durch die Kunst Form der Schönheit gegeben wird. 13 abstrakten] KeLö: abstracten, algemeinen 14 besondere] Ke: mögliche besondre eigentlichen] KeAnLöPn: philosophischen 15 Gestalt, Stoff und Gehalt] Ke: Gehalt, Stoff, innre Idee 16 ein wahrhaft … substantieller] Ke, ähnlich Pn: der eigenthümliche Gehalt ein wahrhafter, substanzieler, an und für sich Prosaische] KeLöPn: prosaische, ganz aüßerliche 17 einmal … dann] KeAnLöPn: theils … | theils 18 Stoff ] Ke: Gehalt An: Gehalt, Stoff 20–21 denn im … frei] Ke, ähnlich Pn: sondern indem am Ideal die Seite der Außerlichkeit ist, diese sinliche Weise frei wird 23 Werken, besonders Gemählden] An: Gedichten und Gemälden 24 gebraucht] KePn: beachtet An: beobachtet Lö: betrachtet
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werden, welche dem Ideal als solchen nicht nothwendig sind. Daher kommt es dann daß im modernen Drama die Charaktere mit ihrer ganzen Umgebung geschildert werden, so erscheint Hamlet mit Hofleuten, Offizieren, Schildwachen, Bedienten pp in anderen Stücken erscheinen sogar Narren und Rüpel nach ihrer gemeinen Weise. Sich in diesem vorstellig zu werden dazu kommen die Personen eben durch den Charakter des Romantischen. In der Mahlerei ist es unter andern die Geburt Christi, wo so viel Äusserliches angebracht wird, nicht bloß sind es die Könige des Morgenlandes und die Mutter nebst dem Vater der demüthig draussen steht, sondern auch Ochsen, Esel, Krippen pp Hirten, die wenn sie auch idealisirt sind sich doch in ihrer Rohheit darstellen. Hierin zeigt sich das Zerfallen der Kunst in äusserliche Gegenstände und in eigenthümliche Subjekte, welches sich in jener Darstellung der Hauptfigur und ihrer äusseren Umgebung ausspricht. Diese Umgebungen pp können weiter auch für sich zum Gegenstande der Kunst werden und der Kreis derselben ist hiermit ins Unendliche erweitert. Hierbei tritt die Nachahmung der Natur besonders hervor, die Darstellung eines ganz äusserlich Bestimmten, eines oft unschönen Gegenstandes und es ist Streit ob dieß Kunstwerke | sind, da eigentlich ein Kunstwerk nur das ist was einer Idee entspricht, diese Gegenstände aber weder absoluten Gehalt noch Wichtigkeit haben, indem sie für sich ganz uninteressant sind. Namentlich trifft dieß die Mahlerei der niederländischen Schule, hier war es wo mit dem Protestantismus diese Prosa der Kunst hervortrat und man gemeine und gewöhnliche Gegenstände zu Kunstwerken erhob, wie z. B. das Privatleben 1 welche dem … sind] Ke, ähnlich AnLöPn: die nur für die außerliche Existenz nothwendig sind, nicht fürs Ideal 2 im modernen Drama] Pn: in den modernen Dramen religiöser oder weltlicher Art, daß Shakespeare An, ähnlich Ke: in modernen Dramen, wie bei Shakspeare Charaktere] Ke, ähnlich Lö: Helden, Personen, auf welche das Interesse gerichtet ist, die den Centralpunkt ausmachen, daß diese Pn: nicht nur alle Konige oder Fürsten, oder Personen, die den Mittelpunct ausmachen (Ms: ausmacht) An: die Hauptpersonen Umgebung] An: Haushaltung KeLö, ähn4 Rüpel] KeAnPn: Kammerlich Pn: Umgebung, Haushaltung 3 Offizieren] Pn: Soldaten mädchen 9 Ochsen, Esel] KeLö: Ochs und Esel im Stall Hirten] Ke, ähnlich LöPn: nicht nur die himmlischen | Heerschaaren, auch die Hirten 10 die wenn … darstellen] An, ähnlich KePn: die allerdings auch ideal gehalten werden können, aber doch in ihren Anzügen als ganz gewöhnliche (Ke: Hirten Pn: Begleitung) erscheinen 13 Diese Umgebungen] KeLö: |die Gegenstände des prosaischen Lebens 15 erweitert] Ke: ausgedehnt Lö: verrückt Pn: ganz unbegränzt 18 entspricht] KeLö: entspricht, diese absolute Wichtigkeit hat 20 Namentlich trifft … Schule] Ke, ähnlich LöPn: An solchen Kunstwerken ist besonders die Kunst der Malerei sehr fruchtbar gewesen, und die spätre N i e d e r l ä n d i s c h e S c h u l e hat sich dadurch ausgezeichnet. Die frühen niederländischen Maler haben ihre Gegenstände aus der Religion genommen. An: In dieser Art von Kunstwerken, die an und für sich uninteressante Gegenstande behandeln, haben sich die Maler, besonders der früheren niederländischen Schule gezeigt: v a n D y k , H o h n h o r s t und Andere. 22–764,1 das Privatleben … Zusammensein] Ke, ähnlich LöPn: Scenen des Privatlebens bis auf Bauernhochzeiten An: die gemeinsten Familienverhältnisse
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der Bauern im gemeinsten Zusammensein, Thiere, Blumen pp gehört hierher was Alles mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit dargestellt ist. Dieß Alles ist seinem Gehalt nach ein Zufälliges, ein Momentanes, das der Künstler auffaßt und fixirt, die wandelbare Natur, das Zufällige für sich ist da festgehalten. Eine Blume, eine Landschaft hat schon einen bleibenderen Charakter, hingegen eine Bauerscene, wo beim Glase Wein sich die Fröhlichkeit auf den Gesichtern mahlt, diese Bewegung der Gebehrde ist das Flüchtigste was es wohl giebt und dieß ist hier fixirt, es ist das Subjektive, das Talent des Künstlers was wir hier bewundern, daß der Mahler dieß Flüchtige, Vorübereilende so treu darzustellen wußte. Kein religiöser großer Sinn spricht sich hier aus, es zeigt sich nur die Wohlhabigkeit, Bequemlichkeit, Behaglichkeit. Die Niederländer sind es die ihre Kirche selbst reformirten, hierbei aber als ganz beschränkte Stadtbürger, Bauern der ungeheuren spanischen Macht und den Feldherrn derselben sich entgegen stellten, mit dieser Macht nahmen es eben jene Bauern auf und errangen sich so Freiheit und Religion; ein anderes Moment ist hier der Kampf den sie mit dem Meere bestanden, was sie diesem entrissen hielten sie durch Anbau fest. Im kleinen Kreise trugen sich diese Begebenheiten zu doch erlangten sie von ihnen aus das Größte und behaupteten es. Aus dem Gefühl der errungenen Freiheit war jene Behaglichkeit entstanden die ein frommer, rechtschaffener Sinn begleitet, dessen unmittelbarste Umgebung der Erwerb war. Andern Nationen die unter anderen Umständen lebten wäre es nicht eingefallen, jene | kleinen Gegenstände als Kunstgegenstände zu behandeln. 1 Thiere, Blumen] An: Pflanzen, Putz, Schmuck, der Stoff der Kleidung, Geräthschaften, Glas, das ganze Äußere der Hütten Lö, ähnlich KePn: ebenso gehört Thier und Landschaftsmalerei und dergleichen hieher. Die Geräthschaften, das Äußere 7–8 diese Bewegung … giebt] An, ähnlich Pn: der Mondschein, die Durchsichtigkeit des Glases, das Flüchtige der Bewegungen, Gebährden, Physiognomien Ke: das allerlächerlichste der Geberden, der Physiognomie Lö: die oberflächlichste der Geberden, die Physiognomien 8 das Subjektive, … Künstlers] KeAn: das subjective Talent des Malers 9 treu] KeLö, ähnlich An: wahr und richtig Pn: lebhaft und trefflich 10 Kein religiöser … aus] Ke, ähnlich Lö: | Die Gegenstände selbst haben kein Kunstinteresse; keinen großen Sinn, aber 11 Bequemlichkeit, Behaglichkeit] An: Behaglichkeit, Behäbigkeit 11–12 Die Niederländer … reformirten] Ga: Die Geschichte der Niderländer ist jedem bekannt. 12 reformirten] An: reformirt, die Legenden ff. verbannt 13–14 ungeheuren spanischen … derselben] An: spanischen Grandezza 14 Macht] Ke, ähnlich Lö: Macht, welche in der alten Welt so große Verbindungen hatte, dies ganze Amerika besaß jene Bauern] KeLö: die schwachen Holländer 15 Freiheit und Religion] An: bürgerliche und religiöse Kunst 15–17 ein anderes … fest] An: Holland ist ferner auch dem Meere entrissen worden, und wird fortwährend errettet, damit das Meer es nicht vernichte. KeLö: Ebenso haben sie vom Meer sich die Existenz ihres Landes errungen. Ga: Kaum haben sie den Lorbeer von einer Seite davongetragen, als ein noch größerer Krieg, mit dem Elemente des Meeres vorgenommen werden mußte. 17–18 Im kleinen … es.] An: Diese Bürger, mit diesem Muthe haben das Größte sich errungen 19–20 frommer, rechtschaffener] Pn: fromen und erhabenen 22 jene kleinen … behandeln] KeLö: auf diese Gegenstände die Mittel der | Kunst zu verschwenden
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Dieß ist dann die Rechtfertigung daß jene Gegenstände als Kunst dargestellt wurden. Das Andere ist dann neben der Wahl dieser Gegenstände, die Geschicklichkeit in der Ausführung, dieß Fixiren des Flüchtigsten, dieser gleichsam musikalische Effekt in der Farbe, den sie auf ’s Gründlichste studirt hatten und so durch Scheine Wirkungen erzeugen die auf ’s höchste frappiren. Metalle, Atlas, Glas, und andere Stoffe sind so höchst täuschend dargestellt. Dem Gehalt nach kann man diesen Werken keinen hohen Werth zuschreiben, doch wird an ihnen der Scharfsinn der Beobachtung immer erfreulich sein. Zur anderen ganz subjektiven Seite der romantischen Kunst gehört das sogenannte Humoristische. Es ist da nicht ein Werk das der Künstler produzirt, das Subjekt giebt nur sich zu sehen und die allerunbedeutendsten Gegenstände können hier dargestellt sein. Das Objektive, Äusserliche ist ganz unbedeutend, zufällig geworden, es sind hier nur die Einfälle des Subjekts, der Witz um den es sich handelt. Das Humoristische schweift darum gern nach der Empfindsamkeit, läßt sich so gehen, spricht von sich, von seinen Einfällen auf eine seltsame, überraschende, frappirende Weise. Es geschieht aber so auch nichts leichter als daß das Humoristische platt wird und die Kunst ist am Rande sobald sich das Subjekt so gehen läßt, man kann dann sie nicht mehr Kunstwerke nennen. Wenn der Gehalt auch Tiefe hat, wahrhaft geistreich ist, so hängt dieß doch Dieß ist … wurden.] KeLö: Das ist die Rechtfertigung, diese Gegenstände für würdig der Kunstbehandlung zu halten. An: Daher kann man jene Gegenstände in der Malerey rechtfertigen. 3–4 dieß Fixiren … hatten] An: Sie fixiren die flüchtigen Erscheinungen zB. Mondscheinbeleuchtungen; Bauern, die sich zusammenfinden, haben die Miene, die Freude, die zu dieser Situation passt; das ist das allerflüchtigste. Ke, ähnlich LöPn: An den Soldaten, die sich in der Schenke zusammenfinden, Karten spielen, ist ein Lächeln, Äußerung in der Gebärde, dies allerflüchtigste vom Maler festgehalten, und auf bewundernswerthe Weise dargestellt. 5–6 Metalle, Atlas, … dargestellt.] An: So der Glanz des Silbers, des Goldes, des Kupfers, des Atlas. Man sieht es gleich, von welcher Art der Stoff des Kleides ist. Ke, ähnlich Lö: Der | Glanz des Goldes, von Tressen, ist nur in der Entfernung zu bemerken; so haben sie es auch gehalten, so daß man in der Nähe den Schein nicht bemerkt. So haben sie die Nuancen der Kleider, ob es Seide oder Leinwand ist, fest unterschieden. Ke, ähnlich AnLö schließen an: Sie haben das vorübergehende statarisch festgemacht. 8 der Scharfsinn der Beobachtung] KeLö: Geschiklichkeit (, Lö: und) Beobachtungsgabe An: die Gefälligkeit, die Innigkeit 10 nicht ein … produzirt] Ke, ähnlich Lö: kein objectives Werk, keine Gestalt, die der Künstler hervorbrächte 11 Gegenstände] An: Verhältnisse 11–12 die allerunbedeutendsten … sein] Ke, ähnlich Lö: der Gehalt kan der gleichgültigste sein. Ein bekannter Humoristiker hat eine Reise um sein Zimmer geschrieben. 13–14 der Witz … handelt] KeLö, ähnlich An: Witz, seine Empfindungen werden zur Schau gestellt 14–16 schweift darum … Weise] Ke, ähnlich LöPn: ist eine Form, wozu man leicht greift, weil da der Dichter keinen Plan braucht, keine (Ke: algemeine LöPn: objective) Darstelung, sondern momentan sich selbst gehen läßt, seine Witze gibt Ga: ist die leichteste Schreibart, weil man gar keinen Plahn zu befolgen hat – das Subject braucht sich nur selbst gehen zu lassen An: Man greift leicht zu dieser Form, weil der Darsteller keine objektive Darstellung braucht, sondern sich selbst giebt, mit sich vornehmlich spricht. Pn schließt an: insofern es seine Witze, Gedanken sind 17 platt] An, ähnlich Ke: fade und platt Lö: fade, glatt
Da s Humor ist ische.
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nicht in sich zusammen, es ist nur eine Reihe solcher Empfindungen die auf zufällige Weise zusammen hängen. Mit dem Humoristischen geht es mit der Kunst zu Ende, die Subjektivität ist hier nur partikulare des Individuums, ohne innere Objektivität, dieß ist das Zerfallen der Kunst, und dieß ist das was die romantische Kunst in für sich lockeren Zusammenhang auseinanderfallen läßt. – Mit dieser Hauptform des Idealen ist der allgemeine Theil geschlossen. –
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1–2 Reihe solcher … hängen] An: gestaltlose unzusammenhangende Reihe von Einfällen KeLö: Reihe von zufäligen Einfällen, Empfindungen 3 partikulare des Individuums] Ke, ähnlich Lö: die Eigenthümlichkeit des Individuums 4 ist1] Pn: ist die Auflosung 4–5 dieß2 ist … läßt] 10 Ga: Es ist gar keine Gestalt in ihnen vorhanden – ausgenommen, wenn man die gestaltlose Reihe von Gestalten die der Zufall an einander hammert, für etwas Schönes ansehen will. 6 Mit dieser … geschlossen.] Ke, ähnlich Lö: Die drei betrachteten Formen der Kunst, die symbolische, klassische und romantische sind die Hauptformen. An: Die betrachteten 3 Formen sind die Grundformen, auf die es ankömmt. Pn: Mit diesen Grundformen des Ideals sei es genug. 15
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Der erste Theil hatte das Kunstschöne, das Ideal zu seinem Gegenstande, so daß das Kunstschöne ganz bleiben und so seine verschiedenen Formen betrachtet werden sollten. Der besondere Theil ist nun die Auflösung der Totalität des Ideals, das Schöne in seinen unterschiedenen Formen wird hier betrachtet, gezeigt wie es in besonderen Formen enthalten ist, das Schöne löst sich so hier in seine Momente auf und giebt diesen ein eigenthümliches Bestehen, so daß dieß verschiedene Formen des Schönen sind die ein Ideal ausmachen, das sich hier entwickelt und seine Glieder auslegt. Bei der Eintheilung ist nun auf zweierlei Weise zu verfahren, die äusserliche Reflexion verfährt nach der gewöhnlichen Weise des Eintheilens, indem sie die gewöhnlichen Kunstarten vor sich nimt und diese unter eine allgemeine, abstrakte Vorstellung bringt nach besonderen Gründen. Aber der Eintheilungsgrund muß nicht so äusserlich genommen werden, er muß im Begriff des Kunstwerks selbst liegen, er ist auf zweierlei Weise zu fassen. Das Kunstwerk ist Manifestation der Idee, es können daher die verschiedenen Weisen der Manifestation zum Eintheilungsgrund genommen werden, es ist dieß eine sinnliche Weise aber das Kunstwerk hat eine solche für die sinnliche Vorstellung nach dem Material in welchem es dargestellt ist. Der Sinn des Geruchs, des Geschmacks, diese praktischen Sinne sind
Ke: Zw e i t e n s : B e s o n d e r e r T h e i l . Lö: C) Besondrer Theil. / I Einleitung: Eintheilung / der Künste. 3–4 das Kunstschöne … sollten] Ke: es als Totalität blieb 6–7 das Schöne … auf ] Ke, ähnlich Pn: jetzt haben wir, daß das Schöne in sich zerfällt, daß es sich in seine Momente auflöst 7–8 dieß verschiedene Formen] Ke: sowohl Formen als Momente 9 seine Glieder 25 auslegt] Pn: legt seine Glieder aus einander, diese zusammen sind das Gewächs des Schönen Ke: Gliedern, so daß diese zusammen das Eine Gewächs des Schönen nur sind. Im allgemeinen ist die Eintheilung des 2ten Theils schon in der Einleitung gegeben, die besonderen Künste, dies ist aber näher anzugeben. 10–13 die äusserliche … Gründen] Ke: es ist ein altes Problem, wie die Künste eingetheilt werden müssen; der äußere Verstand hat vor sich alle Künste, die nur angege30 ben werden, und sucht sie theils unter eine allgemeine, abstracte Vorstelung zu bringen, theils die einzelnen zu bestimmen nach abstracten Vorstelungen. 15 Manifestation der Idee] Pn: Darstellung der Idee, des Ideals 18 solche für … Vorstellung] Lö, ähnlich Ke: | sinnliche Seite für die unmittelbare Anschauung, oder auch für die sinnliche Vorstellung Pn: für den ausseren Sinn oder für die aussere Vorstellung 18–19 nach dem … ist] Ke, ähnlich Pn: Danach kann die Einthei35 lung gemacht werden, da wird sie ge|macht nach dem Material; in welchem das Kunstwerk seine äußerliche Realität hat; danach ist es für verschiedene Sinne 19 Geschmacks] Ke, ähnlich Pn: Geschmacks, Getastes 19–768,1 diese praktischen … ausgeschlossen] Ke, ähnlich Pn: diese sind nicht theoretische, sondern nur practische Sinne
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Einthei lung
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20 1 B . B e s o n d e r e r T h e i l .] AnPn: Zw e y t e r o d e r b e s o n d e r e r T h e i l .
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ausgeschlossen, denn die sinnliche Weise des Kunstwerks ist eine Weise der Empfindung und der Anschauung, so daß darin der Inhalt ein freier bleibt, ausserhalb von uns gehalten wird. Die Sinne des Geruchs und Geschmacks verhalten sich praktisch, so daß man die besondere, bestimmte Empfindung nur hat indem der Gegenstand zerstört wird, dieß geschieht beim Essen wie beim Riechen eines Duftes, dieser ist das Verflüchtigen des Gegenstandes. Der Sinn | des Gesichts aber ist nicht praktisch, er läßt die Gegenstände äusserlich bestehen, er hat es mit den Bestimmungen zu thun die mit dem ganz Äusserlichen zusammenhängen. Gefühl und Gehör sind ebenfalls theoretische Sinne, und durch sie werden innere Empfindungen zur Anschauung gebracht. Es ist dieß kein Verhältniß des Assimilirens, der Gegenstand bleibt frei, er bleibt herausgeworfen zur Anschauung, das Ohr hat es so nur mit einer ideellen Bewegung zu thun, die kein Prozeß ist, sondern sich mit dem Schwingen des Gegenstandes in sich durch seine einfache Seele kund giebt. Für diese theoretischen Sinne wird das Kunstwerk sein, wie auch für die sinnliche Vorstellung. Nach dieser sinnlichen Seite können nun die Kunstwerke eingetheilt werden, verfährt man aber nach diesem Unterschied, so tritt gleich Willkühr ein. Die wahrhafte Eintheilung ist die Idee des Kunstwerks anzugeben und ist auf diese Weise der Unterschied gezeigt, so wird er auch auf die entsprechende sinnliche Weise sich selbst zeigen. Nach dieser Seite partikularisirt sich die Kunst wesentlich so; der Mittelpunkt oder die ganze noch einfache Totalität ist das Ideal, das Schöne, ein geistiges Subjekt das zunächst ganz für sich in seiner ganz unbestimmten Selbstständigkeit ist. Dieß muß zuerst eine unorganische Natur
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2 der Inhalt] Ke: der Inhalt, das Gegenständliche ein freier] KePn: ein Freies von uns 5 zerstört wird] An: aufgelöst wird Ke: ihn zu zerstören, aufzulösen anf ängt 5–6 dieß geschieht … Gegenstandes] Ke: Der Sinn des Geschmacks kann nur den Gegenstand durch Zerstörung desselben erkennen; denn was die Zunge zum Schmecken berührt, ist so weit schon aufgelöst. Der Duft ist ebenso die Verflüchtigung der Gegenstände. (Riechstoff ), ebenso ist der Sinn des Gefühls bloß practisch, er hat es mit der Schwere, dem ganz mechanischen zu thun. An, ähnlich Pn: Wenn ich schmecken will, so muss ich den Gegenstand zerstören; der Duft ist das Verflüchtigen der Gegenstande, der Riechstoff ist ein ätherisches Öhl; der Sinn des Gefühls hat es mit der (An: Schwere, der Cohäsion und äußerlichem Zusammenhange Pn: Collision, dem Schweren) zu thun. 9 Gefühl und … theoretische] KePnAn: G e s i c h t und G e h ö r sind die (KePn: beiden) theoretischen 11 kein Verhältniß des Assimilirens] Pn, ähnlich An: kein Verhältniß der Vernunft zu dem Gegenstande Ke: kein Verhältniß der Begierde; das Kunstwerk wird nicht vernichtet frei] KeAnPn: frei uns gegenüber 12 das Ohr] Ke, ähnlich An: Der Sinn des Gehörs (An: ist ein subjektiver,) hat es nicht mit den Gegenständen als solchen 13–14 sondern sich … giebt] Ke, ähnlich AnPn: indem der Gegenstand schwingt, und dadurch einen Ton hervorbringt, bleibt er, was er ist 17 so tritt … ein] Ke, ähnlich An: wird man bald sehn, daß man in Verlegenheit kommt 18–20 ist auf … selbst] Ke, ähnlich AnPn: wenn auf diese Weise das Kunstwerk bestimmt ist, so wird sich auch von hier aus die entsprechende sinnliche Weise von selbst 20 die Kunst] Lö: das Kunst|werk 23 unbestimmten] KeAnPn: unendlichen
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sich gegenüber haben, zu der es sich nicht nur praktisch sondern auch theoretisch verhält, als äussere Umschliessung und Umgebung zeigt es sich hier. Die Form ist hier noch äusserlich, unorganische Natur, sich selbst und dem Andern äusserlich. Diese Umgebung damit sie würdig des Ideals sei muß selbst auch schön sein, die erste Kunst ist so die Architektur und das sinnliche Element derselben ist ein rohes Material, dem die Form überhaupt ein Äusserliches, noch nicht an und für sich Selbstständiges ist. In der zweiten Bestimmung ist es daß das Ideale als solches in der Abstraktion, Selbstständigkeit auftritt, die Form ist hier Ideal, dieß ist Sculptur und Mahlerei, das Dritte ist dann die Gemeinde, der subjektive Geist diesem selbstständigen Ideale gegenüber, hier tritt die Musik ein. | In der Sculptur ist die vollkommene Äusserlichkeit, der Gegenstand ist vollständig objektivirt, das Kunstwerk ist objektiv nach allen drei Seiten, diese Äusserlichkeit der drei Dimensionen muß in sich zusammen gehen, eine muß in die andere aufgehen. Die Mahlerei ist so Darstellung auf einer Fläche, es ist noch ein räumliches Verhaltniß, aber die drei Seiten der Äusserlichkeit haben hier nicht Platz, welches von der subjektiven Bestimmung, von der Innerlichkeit herrührt, es ist so einmal die Fläche räumliche Bestimmung, so tritt sie auch heraus in der Sculptur, in der Mahlerei dagegen ist es die sich innerlich werdende Äusserlichkeit. Das Werk der Sculptur ist meist einfarbig, das Licht ist hier gebrochen, wird partikularisirt, somit ist das erste Moment worin sie sich dar1–2 haben, zu … hier] An, ähnlich Ke: haben, wie jeder Mensch, jedes Lebendige eine unorganische Natur sich gegenüber hat. Diese unorganische Natur ist es nicht nur, zu der das Ideal sich praktisch verhält, sondern auch theoretisch. Es ist seine äußerliche Umgebung, Umschließung Pn: haben, wie jedes Lebendige überhaupt, diese unorganische Natur ist eine aussere Umschließung, diese Umgebung 6 rohes] AnPn, ähnlich Ke: sinnlich rohes 7 Selbstständiges] An, ähnlich Ke: selbstständig ist, sondern ein Auseinander ist, wo Symmetrie, Harmonie herrschen Bestimmung] KeAnPn: Kunst 7–8 das Ideale … Selbstständigkeit] Pn, ähnlich AnKe: das Ideal, Gott, als solcher in seiner abstracten Selbstständigkeit 9 Sculptur und Mahlerei] KeAnPn: Sculptur 9–10 die Gemeinde, … ein] Ke: das subjective, die Gemeinde, das Gemüthliche, das in sich gehen, die Particularisation Pn, ähnlich An: das Gemüthliche, das in sich gehende, damit die Particularisation in dieser Seite, die erste die Malerei 11–12 In der … Seiten] An, ähnlich Ke: | Der Gegenstand der S c u l p t u r ist dieser objektive Gegenstand, die vollständige selbstständige Äußerlichkeit nach allen 3 Dimensionen. Ke: […], ein rundes Werk. 12–14 diese Äusserlichkeit … aufgehen] An, ähnlich KePn: Bey der subjektiven Seite, wo die Innerlichkeit herrschend wird, schrumpfen sich diese 3 Dimensionen zusammen; eine muss untergehen. 14 so] Pn: der Raumlichkeit nach 16 subjektiven Bestimmung] Ke: Subjectivität 19 Das Werk] An, ähnlich KePn: Dann tritt die Farbe ein; nicht mehr das Sichtbare überhaupt, sondern die Innerlichkeit des Sichtbaren und dies ist die Verdunkelung des Sichtbaren. (An, ähnlich Pn: Farbe ist eben die Einheit von Licht und Finsterniss. Ke: und die Verdunklung mit dem sichtbaren, leuchtenden zusammen ist die F a r b e .) 19–20 meist einfarbig, … partikularisirt] An, ähnlich Lö: lichtlos oder wenigstens einfarbig; in der Malerey aber ist das Licht gebro|chen, sich verfinsternd, sich partikularisirend 20–770,1 somit ist … Partikularisation] Lö, ähnlich PnAn: Da haben wir die Farbe. Dies ist der erste Moment, worin sich das Subjective darstellt. Der Gegenstand des Subjects ist überhaupt die | Particularisation des Ideales.
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stellt die Partikularisation. Mit dieser tritt der Geist in die Gemeinde, Mannigfaltigkeit, menschliche Thätigkeit. Den Gegensatz zur Mahlerei macht die Musik, ganz abstrakt als inhaltslose Töne, subjektiv für sich, so daß sie nur durch quantivative Verhältnisse einen Unterschied haben, es kann nämlich das inhaltslose Äussere der Subjektivität, das in seiner Äusserung selbst subjektiv ist, nur eine quantitative Unterscheidung haben. Das Weitere ist die Kunst der Rede, Poesie überhaupt, dieß ist die absolute Kunst, ihr Element ist die Rede, diese unendliche Weise die alles aufnimt, alles auffaßt was der Geist ausdrücken will, Töne sind nur die abstrakte Äusserung desselben, hier aber geschieht das Äussere mit einem bestimmten Inhalt, der vor die Vorstellung gebracht wird, es ist eine Weise der Kunst die nicht für die äusserliche sinnliche Anschauung nur, sondern für den Geist ist. Die Kunst der Rede ist das Epos selbst, die Rede für sich mit ihrem objektiven Inhalt, das Zweite ist die subjektive Rede die Lyrik, das Dritte ist eine Rede mit Musik und Gebehrde, die bis zum Tanz fortgehen kann, hier ist der Mensch das Element der Darstellung selbst, so daß das Kunstwerk im Künstler produzirt von | Menschen vorgestellt wird. Dieß sind die drei Grundformen. Bei einer solchen Gliederung stehen nicht alle Theile auf gleicher Linie, die organische Gliederung vielmehr ist, daß das Dritte die Einheit der beiden vorhergehenden Momente in sich enthält. Das Dritte ist immer das reichste Feld für die Vorstellung und für den Inhalt der Dar stellung. 1–2 Mit dieser … Thätigkeit.] An: Im Romantischen, in der Xtlichen Kirche tritt nun auch der Gegenstand in seine Gemeinde über, wohnt in ihr. Ke: In der Kirche tritt der Gegenstand in seine Gemeinde, menschliche Mannigfaltigkeit. Pn: […] des Mannigfaltigen menschlicher Situation und That 4–6 es kann … haben] An: Diese abstrakte Äußerung der Subjektivität kann nur in quantitativen Unterschieden ihre Bestimmungen haben. Ke, ähnlich Pn: das Tönen, dies Inhaltslose, Äußere der Subjectivität, welches in seiner Äußerlichkeit selbst subjectives bleibt, zu keinem bestehn kommt, gleich verschwunden ist. 6 Weitere] KeAnPn: dritte 7 absolute] An: wahrhafte KePn: absolute, wahrhafte die Rede] An: die reiche Rede Ke: das unendlich reiche der Rede 8–9 ausdrücken will] Ke, ähnlich Pn: concipirt hat An: gefasst 9–10 hier aber … Inhalt] Ke: die Rede ist Tönen mit Erfüllung, mit Inhalt An, ähnlich Pn: mit Erfüllung, Inhalt 13 für sich … Inhalt] Ke, ähnlich PnAn: für sich, ou, mit ihrem objectiven gegenständlichen Inhalt, Vorstelung in der Vorstellung 13–14 die Lyrik] Ke, ähnlich AnPn: die subjective Rede, lyrische Rede, die mit | Musik um ihrer Subjectivität willen sich verbinden kann 15 kann] An, ähnlich Ke: kann, das Drama; hier ist die Kunst sozusagen in sich zurückgegangen hier ist … selbst] Ke, ähnlich An: das Kunstwerk wird von einem Subject producirt, und auch von einem wirklichen Menschen zur Vorstelung gebracht, so daß ein Mensch (Ke: die Materie An: das Element, seine Materie) ist, in welcher das Kunstwerk sich zu erkennen gibt Pn: hier ist der ganze Mensch selbst, das wirkliche lebendige | Individuum ist hier die Materie der Darstellung 16–17 Dieß sind … Grundformen.] An: Diese 3 Grundformen haben wir also hier, und die dritte unterscheidet sich in diese 3 Bestimmungen: Alles geht nach 3, das dritte geht wieder in sich. 20 Das Dritte … Feld] An: Die Poesie als anderes Element ist das reichste, das unermesslichste Element
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Wir sahen daß das ganze Schöne in jenen drei Hauptformen, der symbolischen klassischen und romantischen Kunst enthalten ist, jede dieser drei Stufen ist eine Kunst, ein Schönes und darum ist auch wieder jedes Schöne in diesen drei Formen enthalten. So haben wir eine symbolische, klassische und romantische Baukunst. Derselbe Unterschied tritt vornehmlich in der Poesie hervor und ist der wichtigste, von geringerer Wichtigkeit ist er bei der Sculptur und Mahlerei. Jede Kunst ist nun nach ihrer Art und Weise ein Werden, Vollendet sein und Abnehmen, dieß gehört zur Manier sofern es nicht ein Allgemeines ist, aber in jeder Kunst unterscheidet man diesen Fortgang. So wird man in jenen drei Kunststufen einen verschiedenartigen Styl wahrnehmen, zuerst einen herben und strengen, dann einen klassischen und endlich einen angenehmen. In allen Künsten thut sich dieser Unterschied hervor. Die griechischen Kunstwerke ältester Zeit tragen jenen harten, |strengen Styl an sich, in welchem zugleich ein Traditionelles und Unfreies in Stellung und Kleidung sich zeigt. Von diesem befreit ist der classische Styl, Phydias Werke tragen diesen vollkommen hohen, herrlichen Styl an sich. Ebenso haben die Gemahlde vor Raphael jenes Herbe und Strenge, in seinen Werken dagegen ist jene Vollkommenheit, von ihm geht es dann zum Angenehmen, das durch seine Mannigfaltigkeit in sich nach allen Seiten reizend ist, der angenehme Styl kann zwar auch großartig und klassisch sein, jedoch ist er schon das Verfallen der Kunst.
3 Stufen] An: Formen 5 So haben wir] Pn: bei der Baukunst ist dieser Unterschied am bedeutendsten; es giebt 6 Baukunst] Ke: Baukunst. bei anderen ist dieser Unterschied weni8–9 Vollendet sein] An, ähnlich Ke: 25 ger hervortretend, hat aber immer seine Bestimmung. einen Anfang, ein Vollendetseyn 9–10 sofern es … ist] Ke, ähnlich An: insofern sie ein algemeines ist, ist es der S t i l 10 diesen Fortgang] Ke: dreierlei Arten des Stils Pn: einen Fortgang, und zwar 3lei Arten des Stils 13 angenehmen] Ke: angenehmen Stil. Damit nicht viel auf halten. 14 griechischen Kunstwerke ältester Zeit] An: die wenigen Skulpturwerke aus der harten] KeAn: herben 16 Kleidung] An: Kleidung, Physio30 alten griechischen Zeit gnomie Von diesem … Styl] Ke: der klassische Stil, volkommene Stil, wo das geistige sich von diesem traditionellen, kirchlichen, gewöhnlichen sich befreit 18 Herbe und Strenge] Ke, ähnlich An: strengen, herben Stil, Unvolkommenheit in Ansehung der Technik, (Ke: der Geberde An: Bewegung) Pn: strengen Stil, Unvollkommenheit in Ansehung der Bewegung und Physio18–19 in seinen … Vollkommenheit] Ke: dann der klassische ächte 35 gnomie ist da Stil 20 nach allen … ist] An: sich nach allen Seiten hin richtet Pn: sich nach allen Seiten hin richtet, allenthalben reizen will Ke: sich nach allen Seiten nach außen richtet, nach der besonderen Seite reizen will 22 Verfallen der Kunst] KePn: Princip des Verfalls der schönen Kunst An: Anfang des Verfalls
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In der Stellung des Ganzen, sofern das Kunstschöne sich in diesem | organisirt muß die Baukunst die Bestimmung haben das Umschliessende für das Individuum zu sein, des Individuums das Ideal ist, die classische und romantische Baukunst zeigt diese Bestimmung ganz deutlich die aber auch Moment der symbolischen ist. Zunächst fassen wir die Baukunst in dieser ganz allgemeinen Weise, daß sie ein Formen des Unorganischen ist, so daß diese Form noch nicht Subjektivität ist. Wäre sie dieß so wäre sie in sich gegangen, wäre Prinzip des Ideals, die Form aber hier ist die selbst sich noch äusserlich seiende Form, diese bedeutet etwas, bezieht sich auf ein Anderes, ihre Bedeutung in der klassischen Baukunst ist die Beziehung auf den Gott dessen Tempel sie ist, doch kann die Bedeutung auch in ihr selbst liegen dieß ist dann die symbolische Kunst. Ueber den Anfang der Kunst, der auch zu besprechen ist, giebt es verschiedene Meinungen, so halten einige doch mit unrecht die Silhouette für den Anfang der Mahlerei, welche doch nur das letzte Abstrakte, der schwarze Schatten ist. Andere Voraussetzungen haben einen psychologischen Grund. Den eigentlichen Anfang der Kunst aber macht dem Begriffe nach die Baukunst, ein unorganischer Stoff der geformt wird, dieß ist auch geschichtlich nachzuweisen, die symbolische Baukunst ist früher als die Mahlerei. Man denkt zunächst ein Haus und hier ist es daß das Individuum einen angemessenen Raum haben muß, diesen abschließt, für sich idealisirt, zu einer geschlossenen Umgebung macht. Dieß ist die abstrakte Bestimmung des Hauses (Tempels) welche das Unorganische in der Form festhält. Aber die Natur ist nicht gelassen wie sie ist, sie soll eine 1 In] Ke, ähnlich An: Also Architektur. Baukunst. In diesem organisirt] Ke: seine Organe gegliedert An: diese Organe zergliedert 2–3 Umschliessende für … ist] Ke: umschließende Gehäuse des subjects zu sein, Umgebung des individuellen Ideals Pn: umschließende Behausung des Individuums, des individuellen Ideals An: Umschließende, Umgebende des individuellen Ideals zu seyn Lö: umschließende Behausung für das Individuum zu seyn 6 Formen] Pn: Bilden Ga: Formiren An: Formiren, Bilden 7 Subjektivität] KePn: Subjektivität als solche 8 Ideals] Ke: eigentlichen Ideals seiende] Pn: zeigende 10 sie ist] Ke: dieses Umschließende ist An: seine Beschließung ausmacht 13–14 verschiedene Meinungen] Ke: Allerhand Vorstelungen 16 Andere Voraussetzungen … Grund.] Ke, ähnlich LöPn: Daß Menschen früher viel tanzten, sangen, kann man nach der psycho|logischen Natürlichkeit voraussetzen 17–18 unorganischer Stoff der] An: Unorganisches, das Ke: Formen des Unorganischen 19 früher] KeAnLö: viel früher Mahlerei] KeAn, ähnlich Lö: Sculptur und Malerei 20–21 das Individuum … macht] An, ähnlich Pn: das Individuum den Raum abschneidet und für sich individualisirt, wie ein Gewand um sich herum Ke: der ungemessene Raum vom Individuum abgeschnitten wird, daß es denselben zu seinem Raume macht, ihn individualisirt Lö: das Individuum sich selbst Räume, Umschließungen macht 21–23 Dieß ist … festhält.] Ke: Hienach haben wir nichts als unorganisches, und Formen, daß dies etwas vorstelle, Bedeutung habe; es ist Absichtliches, ein gemachtes 23 die Natur] KeAn: das unorganische Lö: Die unorganische Natur
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Bedeutung haben, sie soll eine Vorstellung, ein Geistiges sein. Klarer wird das Gesagte bei der Betrachtung der verschiedenen Theorien über die Frage ob Holz oder Stein bau früher. Hirt dieser gelehrte Kunstkenner führte die erstere Meinung mit vieler | Gelehrsamkeit aus, wogegen die entgegengesetzte ein Münchener auf eine plumpe Weise geltend zu machen gesucht hat, behauptend, Steinbau sei der früheste und von der Form desselben habe die Baukunst ihre Formen entlehnt. Zunächst scheint dieser Gegensatz nur das Technische zu treffen, aber so oberflächlich ist er nicht, daß er sich nur auf das Material bezöge. Nach dieser Seite ist es ein bloß untergeordneter Unterschied. Ist es um eine Umschliessung überhaupt zu thun so kann es geschehen daß ein Massives ausgehöhlt wird, hiernach wäre die Baukunst aus dem Gediegenen hervorgegangen und so seien die Stellungen der Wände entstanden. Aber keines von beiden findet statt, massiv wird zuerst gebaut, ohne daß die Bestimmung der Umschliessung erreicht wird, dieß nennen wir die selbstständige Baukunst und in den besonderen Formen die diesem unorganischen Material gegeben werden ist die Baukunst symbolisch. a D i e s y m b o l i s c h e B a u k u n s t ist im Begriff, wie der Geschichte nach die erste. Ist die Architektur umschliessend so dient sie zur Wohnung, selbst-
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a. D i e s y m b o l i sche Baukunst.
1–3 Klarer wird … früher.] Ke, ähnlich AnLö: Dies abstract gesagte enthält Bestätigung durch 20 Erinnerung an die Grundlagen der Baukunst: Ob Holzbau oder Steinbau das erste gewesen sei. Bei
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Vitruvius ist es die Hütte, das Häuschen, was er zum Grunde legt. 3 Hirt] An, ähnlich Ke: mein College Hirt 4 aus] Ke: aus; andre geben zu, daß indem zu dem Steinbauen übergegangen ist, das bauen modificirt worden ist 4–5 ein Münchener] Ke: von einem Baier, einem Mönch 6–7 von der … entlehnt] Ke, ähnlich An: daß die Formen, die vom Stein abhangen, die Grundformen seien 7 das Technische] Ke: das technische, das Material 8 aber so … bezöge] Ke: allein es hängen verschiedene Formen zusammen, auf die das Material zunächst führt; und ob diese die Grundlage überhaupt sind Lö: sondern er geht auch auf die eigenthümliche Form, wor9 Nach dieser … Unterschied.] Ke, ähnlich Lö: Wir auf die verschiedenen Materiale führen können diesen Unterschied als untergeordnet auf der Seite lassen, und können als bestimte | Unterscheidung diese Momente betrachten: 10–11 ein Massives ausgehöhlt] Ke, ähnlich Pn: etwas für sich gediegenes aufgebrochen, ausgehölt An: etwas dichtes ausgebrochen wird. Es kömmt auch eine Theorie vor, daß die Baukunst von der Höhle ausgegangen Lö: etwas Dichtes, Gediegenes ausgebrochen wird zB. die Höhle 12 so seien … entstanden] Ke, ähnlich AnLöPn: oder aber das andre, daß die |Wände, das umschließende verfertigt wird, und durch Stelung der Wände das (Ke: Inwendige An: das Hohle Lö: die Höhle) entsteht 13 massiv] KeAnLöPn: dicht 15–16 in den … symbolisch] Ke, ähnlich AnPn: indem in (Ke: diesem bauen Lö: dieser Form) eine bedeutung ist, so ist diese selbstständige Architektur symbolisch Pn, ähnlich KeLö, schließt an: Die symbolische oder die selbstständige Architectur ist die erste Kunst, (dann die classische Architectur und 3, die romantische Architectur). 17 s y m b o l i s c h e B a u k u n s t ] KeAn: selbstständige Architektur 18–774,2 Wohnung, selbstständig … ist] Ke, ähnlich An: Wohnung, für das Götterbild, hat erst ihre Bedeutung in einem andren; die Pyramide ist bestimmt um Mumien zu bewahren; sie ist nicht selbstständig; selbstständige Architektur, die ihren Zwek an ihr selbst hat, daher symbolisch. Lö: Der selbstständige Character ist das Symbolische, das nicht an etwas, sondern an sich selbst seinen Zweck, seine Bedeutung hat.
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ständig ist sie, aber nicht relativ, hat nicht die Bedeutung an einem Andern, wie z. B. die Piramiden deren Seele der Todte ist. Dieser Unterschied ist wenig bemerkt und nach einer Form behandelt man bisher die Baukunst. Erstere, diese selbstständige Baukunst fällt, wenn sie die Form (Bedeutung) die sie an sich selbst hat, darstellt so entsteht die klassische Baukunst, die umschliessende. Die symbolische Baukunst die die Bedeutung an ihr selbst hat ist identisch mit der Sculptur, sie erfüllt den Zweck den die Sculptur hat. Ein Werk das ein geformtes ist, dem anzusehen ist daß es für Menschen gemacht, daß es so einen bestimmten Zweck hat, ein Vereinigungspunkt für Menschen zu sein, ist hier vorhanden, aber noch nicht in der symbolischen Baukunst. Es kann dieß überwiegender Zweck sein, so daß zugleich | das Werk eine bestimmte Bedeutung erhält. Die Menschen vereinen sich zunächst in religiösen Vorstellungen, das Religiöse wird so der Vereinigungspunkt, dieß ist zunächst orientalisch und es mag genügen an den Thurm von Babel und an die Beschreibung des Bel zu Babel zu erinnern Die selbstständige Architektur ist also symbolisch, die Sculptur hat sich von der Symbolik noch nicht getrennt, es ist dieß der Anfang der Baukunst und es muß nun die Anwendung dieses Prinzips auf besondere Kunstwerke gezeigt werden, indem diese allgemeinen Gesichtspunkte für eine ganze Reihe von Gebäuden gelten. Zu den alten Bauwerken gehört namentlich der Tempel des Bel, es ist kein eigentlicher Tempel, kein umschliessendes Gehäuse, doch wird einem Gotte hier gedient, zu Herodots Zeiten existirte er noch, er bildete ein Quadrat und schloß ein Heiligthum in sich. In seinem Inneren befanden sich Würfel massiver 3 nach einer … Baukunst] Lö: Man hat in den bisherigen Theorieen der Baukunst alles auf eine Form zurückzuführen gesucht. 4–5 wenn sie … so] An: wenn die Bedeutung die sie an sich hat, getrennt wird und für sich gesetzt Pn: wenn die Bedeutung von ihr geschieden wird 8 für] KePn: vom bestimmten Zweck] Ke, ähnlich Lö: Sinn für den Geist haben soll, und weil geistige Vorstelung so objectiv hingestellt ist, daß es ein Sprechen sei für die andren, wobei sie sich vereinigen Pn: irgend eine Bedeutung für den Geist haben soll 11 eine bestimmte Bedeutung erhält] Ke: auch für sich ein bedeutendes ist, das, worin sie an sich vereinigt, zusammengebunden sind, ausdrükt 13 dieß ist zunächst] Ke, ähnlich Lö: Ein Werk dieser Art, dieser Darstelungsweise ist vornehmlich orientalisch 14 Babel1] Lö: Babel, der uns aus der Bibel bekannt ist. Da erscheint er als Vereinigungspunkt. An: B a b e l (ein VereinigungsPunkt) des Bel zu Babel] KeAn, ähnlich LöPn: des Tempels des Bel bei Herodot 17 dieses Prinzips] Ke: algemeiner Bestimmungen 18–19 Gebäuden gelten] Ke: Gebilden, die nach diesen algemeinen Bestimmungen zu beurtheilen sind 19 der Tempel des Bel] An: Der Thurm zu Babel; der Tempel des Bels eins der ältesten Architektur-Werke. 20 Gehäuse] Ke: Gehäuse über dem Gott, seiner Bildsäule 21 zu Herodots … noch] An, ähnlich KeLöPn: Herodot giebt sehr (An: merkwürdige KeLö: | denkwürdige) Nachrichten über diesen Tempel, der noch zu seiner Zeit existirte bildete ein Quadrat] An, ähnlich LöPn: war in Quadratform, 22–775,1 Würfel so daß jede Seite (An: 2 Stadien Lö: die Länge | von zwei Stadien) hatte massiver Art] Ke, ähnlich Lö: ein dichter Thurm, tqhou rsfqfou, Würfel von der Höhe und Dicke eines Stadiums
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Art, acht dergleichen standen übereinander, um sie her lief ein Weg, der letztere aber war mit einer Polsterung versehen, ohne eine Bildsäule zu tragen. Nach dem Zeugniß der Chaldäer wohnte hier eine Eingeborne doch unsichtbar. Das ganze Werk ist religiös und das Symbolische hieran ist wichtig, es sind sieben Stockwerke, was auf die sieben Himmelssphären anspielt. In Medien gab es Construktionen ähnlicher Art, Städte die man ihrer Bauart nach Planetarische nennen könnte. Die Burg der Meder war eine solche Stadt, um die Koenigsburg liefen sieben Mauern mit Zinnen versehen, verschieden gefärbt, was Beziehung hat auf die sieben Himmelskreise, es ist dieselbe symbolische Beziehung wie beim Tempel des Bel. – Die spaetere Form ist daß der Tempel ein umschliessender wurde, während das Ursprüngliche dagegen, das in sich geschlossene Massive ist. Es ist schon gesagt daß die Lebenskraft der Natur Gegenstand der Verehrung gewesen ist, nicht das Geistige, nicht die Sonne, sondern die produktive Lebenskraft, die Zeugungskraft als Phallus oder Lingam dargestellt. Dieß ist der allgemeine Dienst in Indien, doch hat man auch tief in Aegypten im Inneren der Tempel den Phallus gefunden, auch nach Griechenland | ist dieser Dienst aus Indien gekommen und es finden sich Spuren davon. Die Grundgestalt für die indische Construktion sind jene ungeheuren Säulenmassen gewesen, die sich selbst Zweck waren und als solche Gegenstand der
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20 1 acht dergleichen standen übereinander] An, ähnlich KePnLö: darauf in der Höhe eines Stadiums
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wieder ein anderer, und so bis 8 um sie … Weg] An, ähnlich Ke: Es lief ein Gang herum auf dem man bis oben kommen konnte; Ruhesitze waren angebracht. 1–2 der letztere … tragen] Ke: der letzte Würfel ist der Tempel, ohne Bildsäule 3 Nach dem … unsichtbar.] An, ähnlich LöPnGa: der letzte Würfel ist ein Tempel, wo ein goldener Tisch (Ga: und ein Stuhl), wo sich kein Mensch, nur der unsichtbare Gott auf hält Ke, ähnlich Lö: nur eine Frau von den Einheimischen ist die Nacht über da. / 7 Stockwerke sind solid, das oberste ist Umschließung, Aufenthalt des unsichtbaren Gottes. 5 sieben Himmelssphären] Ke, ähnlich LöPn: 7 Planeten, 7 Töne, | 7 himmlische Sphären 7 Meder] An: Meder, Ekbatana 8 Koenigsburg] Ke, ähnlich Pn: Königsburg in der Mitte Mauern mit Zinnen versehen] Ke, ähnlich AnLöPn: 7 Mauerkreise herum, die bewohnt waren, die Zinnen dieser Mauern 9 Himmelskreise] An, ähnlich Ke: Gestirne, Sphären, die die Sonnenburg, die Mitte einschlossen 9–10 es ist … Bel] Ke, ähnlich AnLöPn: Tempel des Bel ebenso ein solches symbolisches. Neben dem soliden Thurm befand sich ein eigentlicher Tempel, mit dem Bild des Zeus, wie ihn Herodot nennt, Bel, Sonnengott 10–12 Die spaetere … ist.] An, ähnlich KeLöPn: So sind auch eine Menge Construktionen der Inder solche symbolische Architektur, so daß diese selbst | das Göttliche darstellen, und die Aushöhlung, der Gebrauch zu einem Tempel erst später hinzugekommen ist. 14 Lebenskraft] Ke: Lebenskraft, lebendig erzeugende Wirksamkeit der Natur 16 den Phallus gefunden] Ke, ähnlich An: ein Häuschen gefunden, für den Phallus bestimt, den man auch angetroffen 16–17 auch nach … davon] Ke, ähnlich AnLö: Melampus (Lö: , erzählt Herodot,) hat den hat mystischen Dienst des Dionysos nach Griechenland gebracht, wo auch eine Procession vorkommt, in der der Phallus getragen wird. 18–19 Die Grundgestalt … gewesen] Lö, ähnlich KeAnPn: Diese Gestaltungen sind die Grundgestaltungen der indischen Architectur gewesen, ungeheure Bilder, Saülen ganz massiv in Indien aufgestellt, es sind keine Bildsaülen
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Verehrung. Bildlich wird hier die Erzeugung der Welt ausgedrückt in einer besonderen Darstellung, erst spaeter findet man Götterbilder in den Tempeln, bei den Griechen findet man zuerst gar tragbare Tempel, in ihrem Innern selten Figuren, höchstens eine Einzige. Die ächt indische Säule ist die LingamSäule, aus ihr ist die Form der Pagode entstanden, sie sind von großer Construktion laufen oben spitz zu und sind inwendig hohl, schon Herodot spricht von ihnen und führt Lingams-Säulen an. Lingam und Phallus waren die allgemeinsten Gegenstände der Verehrung, die sich auch in klein Asien und Syrien finden. Herodot hat sie gleich auf griechische Weise erklärt, indem er behauptet es wären Symbole der Tapferkeit, der Vergötterung und auf der anderen Seite der Feigheit. Bei der blossen Beziehung auf die Natur blieb der Grieche in dieser Erklärung nicht stehen, er bezog jene Bilder sogleich auf etwas Geistiges. – Zu solchen Construktionen gehören auch viele ja fast alle Memnonen und Obelisken, sie werden vorgestellt als seien die Sonnenstrahlen in sie gehauen, ihr anderer Theil ist mit Buchstaben beschrieben. Die Memnonen sind dasselbe was die Obelisken sind, Memnon heißt es sei ein Sohn der Morgenröthe gewesen, die Aegypter aber opfern wenn der Tag anbricht und dann tönt das Bild, seine Verehrer gleichsam zu begrüßen, sie sind so ein offenbarendes Bild. 1–2 Bildlich wird … Darstellung] Ke, ähnlich AnLöPn: Zu dieser Vorstelung gehört das Bild vom Ber|ge Meru; er wird vorgestelt als der Quirl im Milchmeer, dieser Quirl drükt das Empfangenund Erzeugtwerden der Welt aus. 2 findet man … Tempeln] KeAnPn: sind dergleichen Seulen ausgehölt, und Götterbilder hineingestelt worden 3 tragbare Tempel] Ke, ähnlich Lö: H e r m e n , kleine | portative Tempel An: kleine Hermen, portative Tempel, äußerlich misgestaltet 3–4 in ihrem … Einzige] Ke: in denen sich erst inwendig ein eigentliches Skulpturwerk befand 5 Pagode] Ke: Pagode, die nicht vom Hause herkommen 6 hohl] Pn, ähnlich An: ausgehöhlt, für Gotterbilder oder Priester und einen Theil der Gemeinde 6–7 schon Herodot … ihnen] An, ähnlich PnKeLö: Solcher Säulen erwähnt Herodot auch sonst; er schreibt sie dem Sesostris auf seinen Zügen durch Phönicien, Kleinasien ff zu. 7 Lingam und Phallus] An, ähnlich KeLöPn: Es seyen 2erley Säulen gewesen, solche, die das männliche, solche, die | das weibliche Glied darstellten: Lingam und Joni. 8 die sich auch] Ke, ähnlich Pn: Seulen, die dies vorstellen, sind 9–11 Herodot hat … Feigheit.] An, ähnlich KeLöPn: Herodot macht ganz im griechischen Sinn eine eigenthümliche Erklärung davon: das männliche Glied sey Symbol der Tapferkeit, das weibliche eine Verspottung (An: der Feigheit gewesen Ke, ähnlich Lö: der unterworfenen Völker gewesen, ihrer Feigheit). 12 er bezog … Geistiges] An, ähnlich Ke: Das ist griechische Weise, die natürliche Bedeutung in eine sittliche umzuwandeln (Ke: auf Feigheit, Tapferkeit) 14 in sie gehauen] An, ähnlich KePnLö: | in Stein ausgehauen seyen, (Pn: die die Strahlen der Sonne versinnlichen sollten,) 15 Buchstaben] Ke: Buchstaben, sagt Plinius AnPn: Hieroglyphen 16 was die Obelisken sind] LöAn: was (Lö: auch als An: im) Osymandyas vorkömmt Ke: wie Osymandyas 17 Aegypter] KeAnPn: Aegypter und Aethiopier wenn der Tag anbricht] AnPn: bey der (Pn: ersten) Morgenröthe Ke: wenn die ersten Strahlen der Sonne erscheinen Lö: beim 18 offenbarendes] Lö: offenbarendes, manifestirendes Bild] Lö, ähnlich Aufgang der Sonne Ke: Bild. Damit hängt die Vorstellung von der Gelehrsamkeit und der Bibliothek des Osymandyas zusammen. Ga: die Egiptier verehrten solche Memnonen, welche auch die Gelehrsamkeit des Osimandias bedeuten sollten.
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Diese Memnonen sind von den ungeheuersten Dimensionen und aussen sind ebenso colossale Bildsäulen an sie gelehnt. Indem nun also viele solcher Symbole, Memnonen, Obelisken, Bildsäulen pp in einer Nähe versamlet waren, so trat das Bedürfniß ein sie zu umschliessen durch eine Mauer, jedoch ohne Bedeckung, die man sehr uneigentlich Sonnentempel genannt hat. In solchen großen, ungeheuren Plätzen von Mauern umschlossen stehen die indischen Pagoden und in Aegypten die Memnonsbilder, daneben Elephanten, Altäre, Gefäße zur Rei|nigung pp[.] Die Umschliessung beschränkt sich nur auf eine umschliessende Mauer. Vorzüglich ist zu bemerken daß auch das was der Skulptur näher angehört hier zugleich arrangirt ist. Hunderte von Sphinxe findet man reihenweise aufgestellt, sie die an und für sich der Sculptur angehören, sind hier in architektonischer Ordnung rangirt, meist findet man sie neben den Tempeln. Zu einem aegyptischen Tempel gehören solche Sphinxe, die in den größten Dimensionen und in großer Anzahl sich vorfinden, gewöhnlich sind es 50 auf jeder Seite des Tempels, so daß also schon die Quantität erstaunenswerth ist. Es giebt Sphinxe von 30 Fuß Höhe, so daß die Löwenpfoten Mannshöhe haben, man hat eine Sphinx ausgegraben welche 65 Fuß hoch ist, die Höhe der Pfote ist hier 8 Fuß. Reihen solcher Sphinxe führten an ein Thor dessen Mauern zu beiden Seiten durch die herrlichsten Basreliefs und künstlichsten Hieroglyphen zu wahren
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20 1 Diese Memnonen] An, ähnlich Lö: Die Franzosen haben noch solche Memnonen von den unge-
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heuersten Dimensionen angetroffen 1–2 von den … gelehnt] Ke, ähnlich AnLöPn: ganz ungeheure Colosse; umgestürzte und aufgerichtete allein; aber auch Reihen derselben (Ke: am Tempel An: an Säulen der Tempel Pn: an Tempel oder Säulen) angelehnt sind gefunden 2–3 Symbole, Memnonen, Obelisken, Bildsäulen] Ke, ähnlich AnPnGa: Symbole, Pa|goden, Säulen, Obelisken, (LöPnGa: Osymandyas,) Memnonen, Elephanten, Götterfiguren, für sich, die in kein Haus geschlossen sind, noch Architektur sind 4 umschliessen durch eine Mauer] An, ähnlich KeLöPn: umschließen, und ein solcher eingeschlossener Bezirk kann Tempel genannt werden, aber nicht in unserem Sinne Ke, ähnlich Lö, schließt an: es ist nur eine umschließende Mauer 6–7 in Aegypten die Memnonsbilder] Lö: und Gottesfiguren 7 Elephanten] An, ähnlich KePn: unge8 Die Umschliessung] Lö: Der Tempel wird heure Elephanten, Stiere, Säulen, Götterfiguren so ein Umschließendes, aber er 10 hier zugleich arrangirt ist] An, ähnlich KePn: (Sphinxe, Memnonen) wieder so arangirt worden sind, daß die Weise der Skulptur mehr der Architektur angehört Lö: die Sphinxe und dergl. in der Weise ihrer Anordnung mehr der Architectur sich anschließen 11–12 in architektonischer Ordnung] AnKe: (An: eine Reihe ist Ke: 2 Reihen davon sind) architektonische Anordnung 12 meist findet … Tempeln] Ke, ähnlich Pn: ebenso finden sich Memnonen, in Reihen, oder äußerlich an Tempeln säulenartig angebracht. 13 Sphinxe] KeAnLöPn: Reihen von Sphinxen 14–15 Seite des Tempels] An: Seite, also hunderte an einem Tempel 17 ausgegraben] Ke: ausgegraben (bald weiblich, bald männlich) die Höhe der Pfote] Lö, ähnlich Ke: und von der Pfote bis an die Brust 57 Fuß betrug 18–778,1 Thor dessen … sind] Ke, ähnlich AnLöPn: Thor, tlvμb, Wehrmauer, unten breiter als oben, auch die Eingänge sind unten breiter als oben; diese Mauern sind Prachtwände (Pn, ähnlich An: , die um ihrer selbst willen vorhanden sind), mit Skulpturarbeiten und Hiero|glyphen vornehmlich, Basreliefs
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Prachtwänden gemacht sind. An ihren Seiten findet man die Memnonen angelegt, so daß diese mit zur Architektur gehören. Diese ungeheuren Mauern tragen und umschliessen nichts, sie sind um ihrer selbst willen da, sie vertreten die Stelle von Büchern, da sie dicht mit Hieroglyphen besetzt sind. Säulenreihen laufen an diesen Wänden hin, gegen die Sonne schützt eine eigene Bedeckung, die langen Gänge sind ebenfalls mit Hieroglyphen bedeckt und am Ende dieser Gänge findet sich eine Nische und in derselben das Phallusbild. Diese letzte Nische gleicht unseren Tempeln, doch ist sie verhältnißmäßig sehr klein, nicht zum Gottesdienst einer Gemeinde bestimmt ist sie oft nur aus einem Stein gehauen. In dieser ganz freien architektonischen Weise ist nun die symbolische Bedeutung die Hauptsache, die Wände sind mit Hieroglyphen bedeckt, welche in den härtesten Stein eingegraben sind. Das nähere Symbol ist die Anzahl der Sphinxe, Memnonen pp die Stellung und Zahl der Gänge und der Säulen, die Zahl der Stufen, alles dieß Quantitative hat eine symbolische Bedeutung, bezieht sich auf die 12 Monate, 7 Planeten, 365 Tage, den Mondenlauf und dessen großen Perioden, welches sämmtlich in jenen quantita|tiven Verhältnissen ausgedrückt ist. Vornehmlich sind die verschlungenen Gänge zu bemerken die jedoch nicht läppischerweise einen schwer zu findenden Ausgang haben, sondern sich auf den Lauf der Planeten beziehen, die Vorstellung von einem Hause liegt ihnen nicht 1 ihren Seiten] Pn: beiden Seiten der Pilonen 2 angelegt] KeAnLöPn: angelehnt gehören] Ke: gehören, nicht Hauptsache sind 4 dicht mit Hieroglyphen besetzt] Ke, ähnlich AnLö: mit ganz dichten, sehr schön eingegrabenen, Hieroglyphen geschmückt Pn: sehr schön geschmückt mit Geschichts und Erzahlungstafeln Ga: Sie vertreten die Stelle der Bücher, | vermuthlich aber der GeschichtsUrkunden. 4–7 Säulenreihen laufen … Phallusbild.] Ke, ähnlich AnLöPn: Weiterhin Höfe, Seulengänge, | Wälder von Seulen, bedekt, aber nicht als Wohnung, ohne Wölbung, von Steinen; Räume formirend, worin man gegen die Sonne geschützt ist (An: (Regen hat man in Aegypten nicht)). Auch zwischen langen Wandungen, mit Hieroglyphen, ganz zuletzt eigentliche Umschließung, eine Nische, rikou (Pn schließt an: nennt es Strabo) 8 verhältnißmäßig sehr klein] An, ähnlich KeLö: ganz unverhältnissmäßig klein gegen das Grandiose 9 oft nur aus einem] Ke, ähnlich AnPn: ohnehin sind sehr häufig diese Tempel Monolithen, aus einem einzigen 10 Weise] Ke, ähnlich Lö: Weise, wo das, was der Skulptur angehört, einer Architektur unterworfen ist 11–12 die Wände … sind] An, ähnlich Ke: Die Hieroglyphen (im härtesten Stein eingegraben, so daß sie mit gedrucktem Kattun verglichen werden können) Lö: aber auch sonst ist das Symbolische eingewebt 13–14 die Zahl der Stufen] Ke: bei Treppen die Zahl der Stufen Pn, ähnlich An: die Zahl der Treppen und Stufen 15 die] An: die 12 Zeichen des Thierkreises, die Ke: die 12 himmlischen Zeichen 365 Tage] An, ähnlich Ke: 360 Tage des Jahres mit den 5 Schalttagen 15–16 großen Perioden] Lö: große Periode in 19 Sonnenjahren 16–17 welches sämmtlich … ist] KePn, ähnlich Lö: alle diese Größen sind in die Anzahl der Gegenstände eingewebt. 17 verschlungenen Gänge zu bemerken] KeAnPn: Gänge Verschlingungen, die eine Bedeutung hatten 17–19 die jedoch … beziehen] Ke, ähnlich AnLö: Labyrinth, aufgeben von Räthseln, (Ke: nicht dies läppische, An: nicht in dieser abgeschmackten Bedeutung) daß der Ausgang schwer zu finden sei, sondern den Lauf der himmlischen Körper vorstellig machen sollen.
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zum Grunde. Die Aegypter waren so dieß symbolisch architektonische Volk und die Thaten der Koenige der Aegypter waren eben diese Bauten. Andere Bauwerke bezogen sich auf den Ackerbau, so war das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, daß weder mit Pferden noch Wagen fortzukommen war. Die Werke der Aegypter sind so grandios und von so schönen Verhältnissen, daß sie Kenner in die größte Verwunderung setzen, ja die französischen Archäologen vermögten die griechischen Werke nachher nicht zu bewundern. So großartig nun diese Werke über der Erde sind, ebenso erstaunenswürdig sind die unter der Erde, ihnen kommt das Größte, Herrlichste auf der Erde nicht gleich. Das Umschliessen kommt hier eher zur Sprache, diese unterirrdischen Bauten haben ebensolche Säulengänge, Sphinxe, Memnonen, kolossale Götzenbilder pp aber in Fels gehauen. In Salsette hat sich das Größte dieser Art gefunden. Das eigentliche Labyrinth hat in seiner Anordnung mehr einen symbolischen Charakter, hierher gehört auch das Labyrinth in Creta, welches in römischer Zeit noch verehrt wurde. In den Verschlingungen der Gänge, ist immer der Lauf der Planeten dargestellt. Zu dieser Architektur gehören ferner die Todtenbehausungen und dieß ist eine Hauptbestimmung für die Entstehung architektonischer Werke. Auf Graeber hielten die Völker überhaupt viel, es sind oft nur Steinhaufen, jedoch mit beson2 der Koenige der Aegypter] Ke: von vielen tausend Jahren Lö: vieler Könige und des ganzen 3 Ackerbau] Ke: Ackerbau. Kanäle, der See Möris, sind Architekturwerke, mit dem Zwek der Nützlichkeit. 3–4 so war … war] Pn, ähnlich Ke: Herodot führt an Sesostris habe Aegypten so mit Kanälen durchschnitten, daß es keine Pferde und Wagen mehr gebraucht 4 war] An, ähnlich Pn, schließt an: Solches schaffende, mit Räthseln verbundene Volk waren die Aegypter. 5–7 daß sie … bewundern] An, ähnlich KeLöPn: daß die Menge geschätzter französischer Künstler, die an 2 Jahre da waren, sie so bestaunten, daß die griechischen Werke ihnen klein vorkamen 8 ebenso erstaunenswürdig … Erde] An, ähnlich KePn: (AnPn: Eben so staunenswürdig Ke: Noch stupender Lö: Noch erstaunenswerther als die stupende oberirdische Baukunst) war die unterirdische Architektur der Aegypter und Indier Ga: Die unterirdische Architectur war noch grandioser bei den Egyptiern als bei den Indiern. 9 ihnen kommt … gleich] Ke, ähnlich An: was sich großes und herrliches über der Erde befindet, kommt dem nicht gleich, was sich unter der Erde befindet 9–10 Das Umschliessen … Sprache] Pn, ähnlich Ke: hier liegt mehr das Umschließende, das Bauen der Erde hat auch außerlichen Zweck gehabt, Sicherheit, Vorräthe in solche Höhlen einzuschließen An: […] Höhle zum Wohnen, Auf bewahren der Vorräthe ff. 10–11 diese unterirrdischen … Memnonen] An, ähnlich KeLöPn: Diese Excavationen, unterirdischen Palläste haben eben solche (KeLö: Abtheilungen,) Säulengänge, Memnonen, […] Hieroglyphen, (Lö: und Säulen KePn: Sphinxe, […] Elephanten) 12 In Salsette … gefunden.] An, ähnlich Ke: In Indien, besonders Bombay gegenüber, solche ungeheure unterirdische Werke. 14 Creta] Ke, ähnlich AnLö: Creta, die Mitrashölen, unterirdische Constructionen 15 Planeten dargestellt] Ke, ähnlich AnPn: Gestirne 16 dieser Architektur] AnPn, ähnlich Lö: diesen unterirdischen symbolisch vorgestellt Construktionen 17 Hauptbestimmung für … Werke] Lö: Hauptentstehungszweck der unterirdischen Bauwerke 18–780,1 jedoch mit besonderer Construktion] An, ähnlich Ke: aber mit weitläufigen Construktionen bezeichnet Lö: oder durch eigentlich architectonische Werke. Die Gräber waren ein fester Punkt, und sind Veranlassung zur Architectur geworden.
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derer Construktion und selbst die Scythen, dieß flüchtige Volk ohne festen Wohnsitz, betrachtete sie als ihr Heiligstes und antwortete dem sie bedrohenden Darius, an den Graebern ihrer Vorfahren wollten sie ihn erwarten. Hierher gehören also jene Koenigsgraeber deren Schönheit und ungeheure Größe alles übertrifft, und von denen das größte Belzoni entdeckte. Hier thut sich | der Uebergang hervor vom Symbolischen zur eigentlichen Architektur. Die unterirrdischen Graeber haben die Bestimmung daß der abgeschiedene Geist, daß seine Hülle für sich auf bewahrt werde, die Bauwerke sind hier ein umschliessendes Haus, der Todte ist der wesentliche Gegenstand, er ist der Inhalt und hier ist die Seite wo die Bedeutung für sich selbst hinwegfällt. Die Bedeutung verläßt das Architektonische das seinen Zweck nicht an ihm selbst sondern an einem Andern hat. Dieß ist der Unterschied der Architektur und Sculptur, im Symbolischen war beides vereint, indem aber die Architektur für sich so frei wird und damit die Sculptur hervortritt, so wird die Architektur zu einem Mittel herabgesetzt, das die Bedeutung nicht an ihm selbst hat, die Form ist eine sich selbst äusserliche abstrakte Form, keine geistige Form. Es treten damit die Verstandesbestimmungen als Form ein, die grade Linie und das Rechteck, solche verständige Formen sind keine Formen des Organischen, sie kommen nur am Unorganischen vor, zum Theil äusserlich an diesen hervorgebracht. Hier ist die abstrakte Regelmäßigkeit.
1–3 die Scythen, … erwarten] Ke, ähnlich Pn: Den Skythen, | diesen einfachen Nationen, ließ Darius Hystaspis sagen, sie möchten sich nicht zurük ziehen, sondern sich mit ihm in Kampf einlassen; sie erwiderten, er möge kommen bis an die Gräber ihrer Vorfahren, da wollten sie (Ke: mit ihm streiten. Pn: sich vertheidigen, also man sieht hier die festen ungeheuren Behausungen ihrer Väter.) 4 Hierher gehören … Koenigsgraeber] An, ähnlich Ke: Zu den unterirdischen Bauten gehören vornehmlich in Aegypten die Grabmäler, Königsgräber. Pn: Dazu gehören auch die Kammal, Königsgräber 6 eigentlichen] Lö: classischen 7–12 Die unterirrdischen … hat.] An, ähnlich Ke: An diesem Punkte thut sich vornehmlich der Übergang vom Symbolischen zur eigentlichen Architektur hervor; sie haben die Bestimmung daß der todte Leib darin auf bewahrt werde. Der Todte also ist die Seite, wo die Bedeutung für sich selbst ist, und eben die Bedeutung verlässt damit das blos architektonische, das ein blos Umschließendes ist, das seinen Zweck nicht an sich selbst, sondern an einem andern hat. 12 der Unterschied] KeAn, ähnlich Lö: die Abscheidung 15 einem Mittel] Lö: einer Umschließung Ke: einem umschließenden Mittel An: einem bedeutungslosen 16 Form 2 ] Lö: Form, die ihre Bedeutung nicht in sich hat 18 Rechteck] An, ähnlich KePn: Rechtwinklige. Hier herrscht das Verständige: das Quadrat, die Kreisform ff. 19–20 sie kommen … hervorgebracht] Lö: sondern verständige Formen des Unorganischen, welche entweder für sich in verschiedenen Crystallisationen hervortreten oder äußerlich hervorgebracht sind 20 Hier ist … Regelmäßigkeit.] Ke, ähnlich An: und treten als abstracte Regelmäßigkeiten an der Architektur hervor 16 abstrakte Form, keine] Form, keine abstrakte,
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Das Zweite ist daß die Bestimmung der Umschliessung sichtbar wird. Dieß Umschliessen hat eine doppelte Seite, einerseits giebt der Boden eine Richtung an, das Umschliessen mit Mauern tritt wie schon erwähnt zuerst hervor, griechische Tempel wie der der Diana zu Ephesus sind mit Säulengängen umgeben, andererseits findet sich die Umschliessung nach oben. Hier kann nun das Eine oder das Andere überwiegend sein. Ist das Ueberwiegende die Deckung, so tritt das Bedürfniß des Tragens ein, dieß liegt in den Mauern, was getragen wird nimt sich in seinen Schwerpunkt zusammen, in der Richtung seines Schwerpunkts braucht es nur getragen zu werden, zum Unterstützen, Tragen sind Mauern überflüssig, so entstehen die Säulen, sie gehören wesentlich zur Architektur nach der Bestimmung der Umschliessung. Daß nun zum Bedürfniß des Tragens, nach der Seite dieser Zweckmäßigkeit, nicht mehr Säulen als nöthig aufgewendet wurden, dieß macht | dann ihre Schönheit aus. Die nähere Form der Säulen kann einen zwiefachen Ausgangspunkt haben, einen vom Symbolischen herüber, den andern vom blossen Bedürfniß her zum Tragen eines blossen Balkens. Dieses der schönen Baukunst angehorige Bedürfniß, was zunächst Zierrath zu nennen ist, und den Uebergang zum Schönen macht, ist einmal strenge Regelmäßigkeit und zweitens eine Form die an das Organische anspielt. Es kann nun dieß eine Beziehung haben auf das Bedürfniß oder umgekehrt kann vom Organischen angefangen sein, so daß es nicht seiner organischen Form nach genommen, sondern zum bloß Verständigen fortgeführt ist. In der symbolischen Baukunst fanden wir, sofern das Bedürfniß des Tragens erscheint, Memnonen angebracht, doch so daß sie an die Mauer gelehnt waren. Die nächste natürliche Bildung zum Tragen ist der Baum, die Pflanze mit ihren Stengeln und sich verbreitenden Aesten und diese Formen bieten sich zunächst für die
1 Bestimmung der] Lö: Bestimmung der Gebäude zur 1–5 Dieß Umschliessen … oben.] An, ähnlich PnKeLö: Es treten hier 3 Richtungen ein: 1) der Boden, 2) das Umschließen durch Mauern, was schon frü|her erwähnt. Der Tempel der Diana zu Ephesos war auch nach oben offen, blos äußerliche Umschließung. 3) Das Umschließen nach Oben, die Bedeckung. 5–6 das Eine] Lö: entweder 6 das Andere] Lö: die Bedeckung nach oben Ist] Ke: soll ein 30 das Umschließen durch Mauern Schutz gegen Außen bewirkt werden, so sind die Umschließungen vorherrschend; ist 7 Tragens] An: Getragenwerdens in die Richtung seines Schwerpunktes 7–9 was getragen … werden] Ke: beim Tragen wirkt die Schwere, und es ist nicht nothig, daß die Masse in jedem einzelnen ihrer Punkte getragen werde, sondern nur nach der Richtung des Schwerpunktes. 10 überflüssig] An, 35 ähnlich Lö: etwas Überflüssiges, Unzweckmäßiges; es bedarf nur einer Linie zur Unterstützung des Schwerpunktes und dies ist die S ä u l e . 16–17 Dieses der … einmal] Ke, ähnlich AnPn: Die Balken, die getragen werden bedürfen der Verzierung, und das Bedürfnis geht zum Schönen über, auf der einen Seite durch strenge Regelmäßigkeit 20–21 organischen Form] Ke: unmitelbaren Gestalt 23 an die … waren] Pn, ähnlich Ke: dem (Pn: Aussehen Ke: Zweck) nach zu den Saulen 24 Tragen] Lö: Stützen, Tragen Baum] An, ähnlich LöPn: der Baum, ein Stamm, der 40 gehörten senkrecht in die Höhe steht, der Halm trägt die Ähre, der Stengel die Blume, der Stamm die Krone 25–782,1 zunächst für die Säulen] Lö: dem architectonischen Bedürfnisse
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Säulen dar, insofern nämlich von dem Organischen ausgegangen wird. In der spaeteren Aegyptischen Baukunst sieht man wenige Formen von Säulen, von Säulenordnung ist nicht die Rede, nur von Gestaltungen die zu Säulen gebraucht sind, dennoch zeigt sich sinnreich das Hervorgehen der Säulen aus der ganzen Form. Erst sieht man Formen die an Aeste erinnern, dann Blumenartige mit auseinandertreibenden Blättern, ähnlich den Lotosblumen, es ist dieß der Beginn der Säulenform, so daß die Form der Pflanze zugleich der verständigen, gradlinigten, näher gebracht wird. Hierher gehören die arabischen Verzierungen, natürliche Gestalten, Pflanzen mit steifen, regelmäßigen Formen, schwankende Stengel mit grossen Kronen. Wenn die Kunst in ihrer Bestimmung freier wird, so werden sie zu bloßen Zierrathen gebraucht, so daß die Form des Arabischen nicht mehr Naturform ist, was mit Unrecht angefeindet worden ist. Dieser Gebrauch der Pflanzenform zu Arabesken und ihre Umbildung zum architektonischen Styl findet sich häufig. Bei der gothischen Bau|kunst kommt es vor daß Formen von Blättern und Aesten hergenommen sind, aber diese Formen sind hier nicht in ihrer Natürlichkeit gelassen, sondern sie werden zu einer unorganischen Regelmäßigkeit umgebildet. Hier tritt also die Säule aus dem Organischen hervor. Ebenso ist es 1 Organischen] Pn: symbolischen oder unmittelbar von der Natur Ke: symbolischen der Naturform 2 wenige Formen von Säulen] An, ähnlich KeLö: eine Menge Formen von Säulen. (Bey den Griechen kann man die Ordnung der Säulen auf sehr wenig Formen beschränken) 3 Gestaltungen] (KePn: verschiedenen Lö: verschiedenartigsten) Gestaltungen 4–5 dennoch zeigt … Form] An, ähnlich KePn: Man sieht besonders in dem älteren Werke von Denon (vor der französischen Expedition) (Ke: der die verschiedenen Arten | der ägyptischen Säulen zusammengestellt hat,) sehr hübsch | das Hervorgehen der Säulen aus Pflanzenformen; besonders von Zwiebelpflanzen. 5–7 Erst sieht … Säulenform] An, ähnlich PnKe: Die Basis sind die Zwiebelblätter, und oben ein Austreten der Blätter aus dem Stengel; (An: auch die Lotospflanze Ke: besonders ist die Lotospflanze ein Gegenstand der Nachbildung gewesen). Lö: Es sind Stämme, die an Äste erinnern, Zwiebelgestalten, die Gestalt der Lotospflanze, Schilfe usf. 7 Säulenform] Lö: Säulenform aus der Pflanze Pflanze zugleich … gradlinigten] An, ähnlich KePn: Pflanze, das Organische derselben zugleich verzogen, dem Verständigen, Gradlinigen, Kreislinigen 8–10 Hierher gehören … Kronen.] An, ähnlich KePnLö: Dahin | gehören die A r a b e s k e n : Verzerrungen des Natürlichen, schwanke Stengel, worauf (Lö: eine ungehörige Blume und Blätter, oft auch) ein Mensch, Gott dergleichen gestellt ist. 10 freier] An: strenger 11 bloßen] Ke: architektonischen 11–12 nicht mehr Naturform ist] Pn, ähnlich AnLö: keine Naturformen sondern verzerrt, das Natürliche ist nicht natürlich geblieben, sondern sind hingebildet in die Sphäre des Architectonischen 12 angefeindet] Ke: verworfen 13–14 und ihre … häufig] An: ist also die wesentliche Umbildung derselben zum architektonischen Style 14–15 daß Formen … sind] An: Da ist auch Baumartiges, Rosetten dergleichen; es fängt auch von der Pflanzen-, Blumenform an 15–17 aber diese … umgebildet] Ke, ähnlich PnAn: doch nicht in ihrer Natürlichkeit gelassen, sondern (Pn: weil sie Menschenwerk, werden sie) der unorganischen Regelmäßigkeit entgegengebildet 17 Säule] Ke: abstracte Form An: (abstrakte) Säule hervor] An, ähnlich Lö: heraus, und geht dem Verständigen entgegen 4–5 ganzen Form lies Pflanzenform
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aber der Fall, daß vom Verständigen angefangen wird und dieß dann zum Organischen hinübergebildet wird, jedoch so daß nicht für sich allein, sondern nach dem Zweck die Schönheit bestimmt ist. Dieß macht nun den Uebergang von der symbolischen zur klassischen Baukunst und es kommen hier die beiden zuvor erwähnten Standpunkte vor, ob nämlich Stein oder Holz das ursprüngliche Baumaterial war. Der Pfosten, der der Säule gegen über steht, ist nach dem Bedürfniß eines der ersten Momente, aber es ist nicht etwa eines von beiden zum Prinzip zu machen, die schöne Säulenordnung enthält beides, Bedürfniß und Regelmäßigkeit in sich. Vom Symbolischen ist mehr die verständige Form ausgegangen. b. D i e k l a s s i s c h e B a u k u n s t ist die abstrakte, selbstständige Baukunst zu nennen, sie dient einem Zwecke und nach der Zahl, Größe der Verhältnisse pp sind die Zwecke hier bestimmt. Die Schönheit ist hier überwiegend vorhanden in der strengen Zweckmäßigkeit, äusserlichen Regelmäßigkeit und einem weiteren Anflug den man die Musik der Verhältnisse nennen kann. Es liegt hier die Bestimmung des Hauses zum Grunde und hier ist es wo die einfache Baukunst ihren Anfang nahm, die eigentliche zweckmäßige Baukunst. Die Hauptbestimmung ist hier die religiöse Baukunst, der Tempel, der auch zu anderen Zwecken
b. D ie k l a s si sche Baukunst.
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1–3 vom Verständigen … ist] Lö: vom Abstract Verständigen, dem Pfosten, ausgegangen und dazu 20 fortgeschritten wird, nicht blos für das Bedürfniß, sondern auch für den Zweck der Schönheit zu sor-
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gen Ke, ähnlich AnPn: von dem | einfachen Pfosten, von dem Bedürfniß angefangen, und dieser zum entgegengesetzten hingebildet wird, daß er für den Zwek der Schönheit bestimmt wird 6–7 Der Pfosten … Momente] An, ähnlich Pn: Beym Holzbau ist allerdings der Pfosten das erste Ke: Der Pfosten ist das erste Element der Baukunst, die Formen im Steinbau sind ihm nachgebildet. 8 Prinzip] Ke: ausschließlichen Princip 9 enthält beides, … sich] Ke: ist von beiden, vom Stein- und vom Holzbau ausgegangen 9–10 Vom Symbolischen … ausgegangen.] Ke: im symbolischen liegt die Naturform am meisten zum Grunde Lö: Geht die Kunst vom Symbol aus, so ist der Ausgang mehr ein natürlicher. An, ähnlich Pn: beym Steinbau, dem Symbolischen ist eine Naturform zu Grunde gelegt. (An: Aber der Anfang ist sowol von dem Einen als dem Andern genommen. Pn: Die schöne Säulenordnung gehört beiden an.) 11–12 D i e k l a s s i s c h e … nennen] An, ähnlich Lö: Das ist also die e i g e n t l i c h e , die k l a s s i s c h e B a u k u n s t , nicht mehr die selbstständige, sondern die abstrakte Ke: D i e e i g e n t l i c h e o d e r k l a s s i s c h e B a u k u n s t unterscheidet sich wesentlich von der symbolischen; sie ist abstracter 12 Zwecke] Ke, ähnlich Pn: einem Zweck, und nicht mehr sich selbst. Die Form ist eine äußerliche die Verbindung ist mechanisch. An: Zwecke, es ist an ihr diese äußere, mechanische Ordnung; verständige Zwecke und verständige Formen 12–13 nach der … bestimmt] Ke, ähnlich An: Die Verhältnisse sind nach Zahl und Größe bestimmt Lö: nach einer ihr selbst äußerlichen Ordnung, Form und Zweck. Aber das ist die Bestimmung der Baukunst, für einen andern Zweck zu seyn. Die Verhältnisse sind daher hier auch nach strengen Verstandesregeln gebildet 15 Es liegt hier] Ke: Bei der eigentlichen Baukunst liegt 18–784,5 der auch … findet] An, ähnlich KeLöPnGa: Die Baukunst kann auch auf andre Zwecke angewendet werden, und davon haben wir jetzt zu sprechen: Säulengänge, Tempel, Aufgänge, (An: Propyläen dergleichen Pn: Zugänge, der berühmte Aufgang zur Akropolis in Athen, dies sind alles besondere Zwecke). Der Hauptzweck und Mittelpunkt aber ist der Tempel überhaupt. Bey den Griechen sind die Tempel, die Gänge dazu, die Gymnasien der (Ke: Hauptzweck Lö: Hauptgegenstand der Baukunst) gewesen.
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verwendet werden kann, von den näheren Bestimmungen, den Aufgängen, Zugängen, den Dimensionen pp können wir hier nicht sprechen, bemerken müssen wir aber, daß man diese Tempel, die sie umgebenden Bauwerke, | die öffentlichen Gebäude im Alterthum ausgeschmückt, die Privatwohnungen dagegen vernachlässigt findet. Die Römer verwandten jedoch auch eine besondere Sorgfalt auf ihre Villen. Bei der klassischen Architektur ist nun der Holzbau mit Recht als der Ausgangspunkt bezeichnet worden, der Stein ist von Hause aus ein Unförmliches, das in seinen eigenen Bestimmungen keine besondere Zweckmäßigkeit in Rücksicht auf das Bauen hat, der Baum hingegen entspricht sogleich dem Bedürfniß des Pfostens und des Balkens, so entsteht das Haus und dieß ist für die klassische Baukunst der ursprüngliche Typus, der abstrakte, allgemeine Grund, ingleichen für die gothische Baukunst und dieß macht den Unterschied vom Symbolischen. Die Säule spielt hier eine Hauptrolle und zugleich tritt das Bedürfniß des Hauses verschieden heraus in Beziehung auf Umschliessung und Dach. Die Säulen setzen den Fuß aus den Wänden heraus und bilden mit den Wänden eine Halle die nicht bedeckt zu sein braucht, und wovon die Bestimmung des völligen Umschliessens verschieden ist. bei der gothischen Baukunst zeigt sich dieß besonders in trockener abstrakter Form. Vitruv fängt gleich mit dem Gipfel an, so faßt auch Hirt die Sache auf, hier kömmt aber gleich ein Umstand herein, der eine Einwendung macht, 5–6 eine besondere … Villen] Pn, ähnlich KeAn: großen Luxus an ihre Privatwohnungen und (Pn: Landhäuser An: Villen) 9–10 das in … hat] Lö: das seiner Natur, seiner Gestalt nach nicht sogleich dem Be|dürfnisse zum Bau entspricht 10–11 dem Bedürfniß] Ke: der Bestimmung 12–13 ursprüngliche Typus, … Grund] An, ähnlich LöPn: Haupttypus, die abstrakte allgemeine Grundlage 13 ingleichen für … Baukunst] Lö: aber die Umschließung durch Mauern und ein Dach ist vornehmlich die Grundlage der gothischen Baukunst An: doch dieser Unterschied, daß das Haus als solches, die Umschließung durch Wände mit einem Dach, vornehmlich der Grundtypus vom gothischen Gebäude ist 14 Die Säule … Hauptrolle] An, ähnlich LöPnKe: hingegen bey den Griechen bey der klassischen Baukunst spielt die Säule als solche eine (An: wesentliche Lö: ausgezeichnete) Rolle 15–16 verschieden heraus … Dach] An: Das Bedürfniss des Hauses als Umschließung, und als Bedeckung tritt hier gleichsam verschieden heraus: 17 eine Halle die… braucht] An, ähnlich Pn: (An: H a l l e n Pn: eine offene Halle), die nicht umschließend sind, sondern blos den Zweck haben, darin herum zu spaziren, eine Aussicht in’s Freye zu haben 19–20 zeigt sich … Form] Pn: ist der lange Kasten mit dem Dach die abstracte trockene Form Ke, ähnlich An: ist das Haus der einzige Grundtypus, im Griechischen tritt beides (Ke: hervor, sowohl in Verbindung als auch jedes für sich An: in Verbindung mit einander hervor, aber zugleich in seinem Unterschied Lö: In der griechischen Baukunst sind diese beiden Bestimmungen in Verbindung getreten, aber zugleich in ihrem Unterschiede da, während sie in der gothischen Baukunst abstract vereinigt sind. 21 mit dem Gipfel an] An, ähnlich Pn: von der Hütte an: (Pn: vier) Pfosten, und ein Dach darauf gesetzt; so auch Hirt 22 Umstand] An: bedenklicher Umstand der eine Einwendung macht] Ke: gegen den man von jeher Einwendungen gemacht hat
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daß nämlich eine tüchtige Umschliessung Mauern erfordert. Halbe Säulen hat man häufig für geschmaklos angesehen, sofern man nur die Wand für nothwendig hielt, doch mit unrecht, anders ist ein Pfosten, anders ist eine Säule, der letzteren widerspricht es nicht eingemauert zu sein, viele Häuser aus dem hohen Alterthume haben dieselben. Die Säule für sich hat das Abstrakte daß sie das rein Zweckmäßige für das Tragen ist, auf ihr ruht der Balken, er heißt Architrav und es ist der Grundbalken, worauf das Rostgebälk gelegt wird, er liegt in | der Richtung der Säulen. Die Balkenköpfe kann man entweder sehen lassen oder nicht, sind sie abgestumpft, so entstehen Friesen, über diese befindet sich das Hauptgesims und hierauf folgt das Dach. Bei herausgebildeten Formen giebt man den Säulen auch ein Dach. Ueber ihre Größe, Höhe, Dicke, Zierrath, ihren Abstand von einander läßt sich noch manches sagen. 1 daß nämlich … erfordert] An, ähnlich Pn: Pfosten und das Bedürfniss der Mauern, da tritt das Bedürfniss ein, daß der Raum zwischen den Säulen ausgefüllt werde. Dies hat man häufig für etwas Geschmackloses angesehen, besonders in neuen Zeiten, da es ganz überflüssig, Säulen zu haben, um eine Wand zu bilden; mit Pfosten ist es anders. Ke: Wenn nämlich der Pfosten aufgestellt wird und das Bedürfniß der Umschließung eintritt, so werden die Zwischenräume ausgefült, und es entstehen die Halbsäulen, die überflüssig erscheinen, weil die Wand allein trägt, und die Halbseulen erscheinen geschmaklos. 1–4 Halbe Säulen … sein] An: Säulen haben die Bestimmung frey zu stehen Ke, ähnlich Pn: Die | Seule soll wesentlich etwas freistehendes sein, und in diesem Fall widerspricht sie ihrer Bestimmung. 4–5 viele Häuser … dieselben] An, ähnlich KePn: Solche Halbsäulen, die ausgemauert sind sehr alt. Die P i l a s t e r | sind davon verschieden: platt an der Wand angeschlagene Säulen, die gewöhnlich hinten an der Wand stehen und als Schatten der vordern Säulen erscheinen. Lö: Man kann dann ferner aufzeigen, wie Hirt es gethan hat, daß diese Halbsäulen, sehr alten Ursprungs sind. Sie dürfen nicht mit den Pilastern, den glattgeschlagenen Wandsäulen verwechselt werden. Insofern hier die Säule die Hauptbestimmung ausmacht, so ist in dieser Rücksicht auch etwas Näheres anzugeben. 5–6 Die Säule … ist1] An, ähnlich Pn: Die Bestimmung des Tragens und des Umschließens der Säule erscheint also in der klassischen Baukunst geschieden. Ke: Die Seule ist das reine Abstractum für das Tragen, die Mauer leistet beides, Tragen und Umschließung. Ke, ähnlich Pn: Wenn nun in der klassischen Architektur die Seule Hauptsache ist, so ist von dem, was sich daran anschließt, zu sprechen. An, ähnlich KeLöPn, schließt an: Was das Haus selbst betrifft, das Bauen desselben, so macht sich dies (An: einfach Lö: wesentlich durch die Mauern und das Dach), und was als Verzieren erscheint, liegt schon ganz in dem, was mit der Construktion der Säule und des Säulenganges zusammenhangt. (Ke, ähnlich Lö: Es gibt auch Seulen, die einzeln und frei für sich stehn, wie zb. die trajanische Seule.) Wir haben also Säulen, die bestimmt sind zu tragen […] und dazu gehören ganze Reihen. Die Grundbestimmungen der Architektur folgen dann aus der Bestimmung der Säule. Sie sind bestimmt, einen Grund-Balken (den A r c h i t r a b ) zu tragen. 7 gelegt wird] An, ähnlich LöPn: gelegt in rechtwinklichter Richtung zum Grundbalken 8–9 Die Balkenköpfe … abgestumpft] An, ähnlich KePn: Da stehen dann die Balkenköpfe hervor, oder man kann auch die Zwischenreihe ausfüllen, und die Balkenköpfe abstumpfen, so daß es eine Fläche giebt, und 10 und hierauf … Dach] Ke, ähnlich Pn: auf welcher der Grund für das Dach gelegt wird 10–11 Bei herausgebildeten … Dach.] An: Die Säule kann in die Erde gestellt werden, oder bey der mehr ausgebildeten Kunst giebt man der Säule auch eine Basis. 11–12 Ueber ihre … sagen.] Ke: Es kommt nun noch auf die verschiedenen Modifikationen an: die Verhältnisse der Theile zu einander, die | Benutzung der Zwischenräume, pp. Pn: Es kommt auf das Verhältniß der Saulen, auf die Zwischenräume im Verhältniß zu der Dicke und Höhe der Säulen an.
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Die Säule löst sich von dem, was das Haus ausmacht ab, vom Pfosten unterscheidet sie sich zunächst durch ihr Freistehen, sie hat eine Basis und ein Kapitel, zu ihrem eigenen Zweck dient weder das Eine noch das Andere, doch ist eine Seite daran nach welcher dieß nicht bloß Zierrath ist. Es giebt eine Säulenordnung die man opus rusticum nennt, diese hat keine Basis, die Säulen stehen auf der Erde, ebenso die hetrurischen Säulen die man mit den altgriechischen zusammenfaßt. Die Bestimmung der Basis und des Kapitels ist nun zu zeigen hier ende und dort beginne die Säule, dieß ist beides nicht zufällig, wenn die Säule als ein menschliches Werk sich zeigen soll, jene zwei Momente stellen die Reflexion dar daß die Säule an einem bestimmten Punkte anfange und endige. Beim Pfosten fällt diese Reflexion fort und sofern ist also Basis und Kapitel nicht bloßer Schmuck. Aus der Pflanzenwelt nahm man zunächst die Form der Säule und des Kapitels um so organisch ihr Anfangen und Auf hören zu bezeichnen. Häufig sieht man Säulen mit Kränzen umwunden oder auch gedreht, was jedoch überflüssiger Zierrath ist, oft sind dieß nur verständige Bestimmungen, aber was der gute Geschmack verlangt ist hier wesentlich immer zweckmäßig. Daß die Säulen ganz gereift oder zum Theil canelirt sind 1 Die Säule … ab] Lö: Die Säulen können nun entweder roh auf die Erde gestellt werden, oder bei aus|gebildeteren Kunstwerken ein Untergestell haben. 3 zu ihrem … Andere] Lö, ähnlich Ke: in dieser Rücksicht ist nur zu fragen, ob das nicht blos ein äußerer Zierrath, Schmuck sey. Sie steht auf der Erde als ihrer Basis und zum Tragen ist weder das eine noch das andre nöthig. 4 dieß nicht] Lö: weder die Basis noch das Capital 5–7 diese hat … zusammenfaßt] Ke, ähnlich Lö: die (Ke: römischen oder toskanischen Lö: toscanische, römische, etrurische) Seulen (denen die römischen Seulen nachgebildet wurden), die keine Basis hatten, sondern unmitelbar auf der Erde standen, und so aussahen, als wären sie versunken Pn: so wie man auch von Hetrurischen Basen, worunter man die alte griechische verstand, so hat man also eine hetrurische und toscanische Saulenform, diese hat keine Basis 8–9 dieß ist … soll] Lö: Es soll nicht nur eine bloße Grenze seyn, sondern es soll anzeigen, daß gemeint sey, dies solle die Grenze seyn. 12–14 Aus der … bezeichnen.] An, ähnlich KePn: Sehen wir auf die Pflanzen-Welt, so ist die Basis die Wurzel, das Capital die Blätterkrone oder dergleichen – der Schaft der Säule muss (Ke: einfach sein,) in der Mitte eine feine Schwellung (nsbrju) (An: haben. Ke: haben, aber keine gerade Linie). Lö: Ist die Säule aus der Pflanze entstanden, so haben wir unten nicht blos den Stamm, sondern auch die Wurzel, oben die Krone, die Blume. Da sind also die Unterschiede auch organisch angedeutet. Sonst muß die Säule gleich seyn. So sind hier die beiden, daß hier die Säule anfangen, dort enden solle angedeutet. 14–15 Häufig sieht … gedreht] Lö, ähnlich KeAnPn: Es können auch sonstige Zierrathen an der Säule angebracht seyn, indem sie mit Kränzen umwunden, oder gedreht sind, wie dies in der (Lö, ähnlich Pn: spätern griechischen Ke: byzantischen) Baukunst zu sehn ist. 15–17 was jedoch … zweckmäßig] Ke, ähnlich AnPn: Die Zierrathe zeigen sich als | überflüssig, und verrathen keinen guten Geschmak, denn dieser | verbindet mit dem Schönen zugleich das zwekmäßige. 17–787,1 Daß die … Ansehen.] Ke, ähnlich AnLöPn: Man findet auch, daß die Seulen gereift oder kanelirt sind, entweder der ganze Schaft, oder, wie bei den dorischen, 2/3 desselben. Die dorische Seule soll 20 Streifen haben, die ionische 24. Die kanelirte Seule sieht stärker aus, als sie ist, weil dem Auge Unterschiede entgegen treten. 17 gereift lies gerieft
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unterscheidet sie von einander und giebt ihnen ein verschiedenes Ansehen. Bei der klassischen Baukunst sind die Grundbestimmungen sehr einfach, die symbolische hingegen gefällt sich in der Mannigfaltigkeit. – Die Säulen und das ist ihre Hauptbestimmung, werden in | Reihen zusammengestellt, ihre Breite ist durch ihre Höhe bestimmt und es richtet sich dieß nach einfachen Verhältnissen. Die Entfernung der Säulen von einander beträgt 1 oder 1½ ihrer Durchmesser, hohe Säulen dicht neben einander gestellt sieht schlecht aus. Was die Unterschiede der Säulen anbetrifft, so ist hier manches traditionell, die Hauptarten der Säule sind uns von den Griechen überliefert, wie groß sich aber auch die spaetere Mannigfaltigkeit hier gezeigt hat, so kommt doch keine der neueren Erfindungen der Schönheit griechischer Säulenordnungen gleich. Es giebt drei Hauptsäulenordnungen, die dorische, ionische und corinthische, die hetrurische oder toskanische gehört dem höchsten Alterthume an und ist jedoch in der Folge nachgemacht worden, die römische Säule besteht in einer leichten Abweichung von der ionischen, sie zeigt übrigens den einfachen Fort2 Bei der … einfach] Lö, ähnlich AnPn: | Die Grundbestimmungen der classischen Baukunst sind also sehr einfach, die unendliche Mannigfaltigkeit der symbolischen Baukunst verliert sich und reducirt sich auf sehr wenige einfache Grundbestimmungen. 2 Bei] Ke: In neueren Zeiten scheint man mehr die einfache Seule zu lieben. Bei Lö: Man strebt deshalb auch in neuerer Zeit diese Einfachheit zu unterbrechen. 3 Säulen] Ke: Seulen als tragende 4 zusammengestellt] KeLö, ähnlich AnPn: zusamengestelt, sie sind gesellschaftlicher Natur, sie kommen daher wesentlich in Reihen vor 4–6 ihre Breite … Verhältnissen] Lö, ähnlich KeAnPn: | die Eurythmie ist dies Verhältniß der Höhe zur Basis und dies Verhältniß der Entfernung der Säulen von einander ist da die Hauptsache 6–7 Die Entfernung … Durchmesser] Lö, ähnlich KePn: Wenn die Säulen sehr dick sind, wie die dorischen, wird die Entfernung derselben schmäler, so daß sie ungef ähr nur 1½ Durchmesser der Säule beträgt. Bei andern schlankeren und höhern Säulen wird die eine ungef ähr 2–2½ Durchmesser von der andern gestellt. 7 hohe] Ke: hohe und schlanke 7–9 Was die … überliefert] Lö, ähnlich KeAnPn: Bei diesen Säulenverhältnissen ist die | Hauptsache, daß die Säulenreihe eine gleiche Breite, als die einzelne Säule Höhe hat. Dies gibt einen satten, ruhigen Anblick, der nicht in die Höhe strebt, sondern in der Breite befriedigt ist; was durchweg in der classischen Kunst beobachtet ist. In diesen (Ke: bekannten verschiedenen) Säulenordnungen ist immer mehr oder weniger etwas, sogenanntes Traditionelles (Ke: positives), aber diese Säulenordnungen, die wir von den Griechen haben, empfehlen sich (LöKe: durch ihre Zweckmäßigkeit und Schönheit An: als musterhaft und unabwandelbar). 9–11 wie groß … gleich] Lö, ähnlich KeAnPn: So reichhaltig und mannigfaltig auch die verschiedenen Compositionen dieser Säulen gemacht werden können und gemacht worden sind, so hat sich doch gezeigt, daß sie die einfachsten, schönsten und zweckmäßigsten sind. Ke schließt an: Da hier nun keine immanente und nothwendige Grenze zu sein scheint, so hat man sich bemüht, noch andre Ordnungen zu erfinden 13 höchsten] Pn: ganzen alten An: seltenern 14 nachgemacht worden] Lö, ähnlich AnKePn: mehr nachgeahmt worden, als daß man noch wirkliche dergleichen alte Säulen hätte aufzeigen können 15 ionischen] LöAnPn: korinthischen 15–788,3 sie zeigt … Kapital] Lö, ähnlich KePn: 1) Die dorische Säule. Sie zeigt sich als die ältere. Das Gesims hat seine Form des Ursprungs aus dem Holzbau. Sie hat eine sehr einfache Basis und Capital
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gang der dorischen Säule welche die ältere ist, und im Ganzen noch in der Form den Ursprung aus dem Holzbau an sich trägt, sie hat eine einfache Basis, einfaches Kapital, ihre Höhe ist gleich 6 Durchmesser. Zu den dorischen Bauten gehören die Triglyphen, über dem Architrav sieht man die Köpfe der Balken hervorragen in denen Prisma eingehauen sind, zwischen den Triglyphen ist immer ein Raum der meist viereckig ist, wie z. B. am hiesigen brandenburger Thore, wo in diesen Räumen Kämpfe der Centauren dargestellt sind. – Die Verhältnisse bei den einzelnen Säulenarten sind verschieden, aber Festigkeit ist eine Hauptbestimmung. In der Anmuth und Gefälligkeit der Verhältnisse ging die ionische Säule weiter wie die dorische. Im Tempel der Diana zu Ephesus betrug der Zwischenraum der Säulen 2–3 Durchmesser derselben. Das Capital hat meist eine schneckenförmige Windung, oder die Form von Blättern, auch stellt es wohl Köpfe eigener Art dar, dieß fällt jedoch mehr der Zufälligkeit anheim. Neben dem Gesims an der unteren Bedachung sind auch zuweilen Zierrathen angebracht. Erreicht die Säule eine Höhe von 7–8 Durchmesser so geht es zum Schlanken über und | hier tragen die Kapitale 3 Kapital] Ke: um jenes ziehen sich runde Leisten Pn: bloße Leisten ihre Höhe … Durchmesser] Ke, ähnlich LöPn: Das Verhältniß der Dicke zur Höhe geht nicht so weit auseinander, wie bei den andren Ordnungen. Man rechnet auf die Höhe 6 Durchmesser (Pn: , also schwerfällig). Doch hat man auch solche gefunden, deren Höhe nur 4 | Durchmesser enthielt, wie in den Ruinen des alten Tempels zu | Pästum; zu jener Zeit wagte man den freien und schlanken Bau noch nicht. Lö, ähnlich Pn, schließt an: Es ist darin etwas Festes, Männliches ausgedrückt. 5 in denen … sind] Lö: in welche drei Streifen eingeschnitten sind, woher ihr Name Pn: diese sind dann mit drei Vertiefungen 5–6 zwischen den … ist] Lö, ähnlich Ke: Der Zwischenraum ist dann quadratisch und es sind in der Regel Basreliefs darin angebracht. 8–9 Die Verhältnisse … Hauptbestimmung.] Lö, ähnlich KePn: Die Säulenweite ist bei der dorischen Baukunst, wo Festigkeit die Hauptsache ist, noch nicht sehr groß: 1–1½, höchstens 2 Durchmesser der Säule. 9–10 In der … dorische.] An, ähnlich KeLöPn: Bey | der j o n i s c h e n S ä u l e n o r d n u n g geht Alles in’s Anmuthige, Freyere, Höhere. Lö schließt an: von ungefähr 8 Durchmessern 10–12 Im Tempel … derselben.] Ke, ähnlich AnLöPn: Der Tempel der Diana zu Ephesus, vor Cyrus gebaut, ist im Jonischen Styl aufgeführt. | Bei der größern Entfernung von einander erscheinen die Seulen noch schlanker. 12 eine schneckenförmige Windung] Lö: schneckenförmige Wendungen [lacuna] nicht der bloße Ausdruck des Endes, wie bei den dorischen Säulen Pn, ähnlich Ke: die schneckenförmige Wendung, die zusammenhängt 13–14 auch stellt … anheim] Lö, ähnlich Ke: Der Fries der ionischen Bauart hat keine Triglyphen. Die Balkenköpfe sind bedeckt, entweder, indem der Fries glatt, oder mit Inschriften versehn ist. Dies ist mehr etwas Zufälliges, Traditionelles, daß keine Triglyphen angebracht sind. Pn: Dieser Zusammenhang heißt die (Pn: Bolzgrube Ga: WolfsGaube); der ionische Fries oder der Raum der über dem Hauptbalken ist, wo die Balkenköpfe auf dem Rost liegen; diese sind versteckt, es ist hier ein glatter Fries, da kommen die Inschriften hinein, die Triglyphen sind hier nicht angebracht. An dem Hauptgesims giebt es Zahnschnitte Spuren vom Holzbau, Tropfen die am Dache herunterfallen. An: Man kann sagen, dieser Mangel an Triglyphen ist etwas Positives. Es sind 10 Zahneinschnitte an der jonischen Bauordnung, die noch an die Tropfen des Hohlbaues erinnern.) 16 hier tragen die Kapitale] Ke: | Die korinthische Seule ist die schlankste, und geht zum Reichthum und zur Pracht über. Die Höhe ist 8 Durchmesser, auch wohl 9, das Kapital und dessen Verzierungen tragen
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zur Schlankheit noch mehr bei, die Säule tritt hier als corinthische noch mehr in das Organische und aus diesem ist ihr Schmuck genommen, Laubwerk pp. c. Die romantische Baukunst oder gothische Baukunst bezeichnet die eigentliche germanische oder eigentlicher christliche Stufe, der Name selbst ist zufällig. Zwischen der griechischen und gothischen Säule aber giebt es eine Mittelstufe, die römische welche als eigenthümliches kreisrunde Gewölbe hat. Diese sind in der griechischen Baukunst nicht zu finden, sie sind aber in der Baukunst ein wichtiges Moment, das man sogar auch in Indien antrifft. Diese Mittelstufe hat sich weit herein in die christliche Welt erhalten, griechische Baukunst wird dann mit römischen Formen vermischt und Kirchen und Kapellen im sogenannten byzantinischen Styl sind die Früchte dieser Verschmelzung, dieser eigentlich christlichen Baukunst, die bald für sich selbstständig wurde und sogenannte gothische erzeugte. Mit Unrecht leitet man diese von der arabischen Baukunst ab, denn wie unvollkommen die arabische Baukunst war sieht man an ihren Resten in Spanien. Bei der gothischen Baukunst liegt das ganze geschlossene Haus zum Grunde, wie der Geist sich in sich ganz zurückzieht, so ist das Haus hier ein solches was die Gemeinde umschließt. Jene griechischen Vorhallen fallen nun fort, da es nur um Sammlung in sich selbst zu thun war,
c. Die romantische Baukun st
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1–2 die Säule … Laubwerk] Pn, ähnlich KeLö: dann sind noch daran ionische Schnecken an den 4 20 Ecken, aber die ionischen Polster sind hier (Pn: weggelassen Lö: durch Acanthusblätter ersetzt.
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Dies ist ein Schmuck, der wieder aus dem Organischen hergenommen ist) Ke schließt an: das Gebälk ist häufig gezähnt 6 die römische … hat] Ke, ähnlich LöPn: In der römischen Architektur waren die Wölbungen das Kreisrunde schon bestimmte Principien 8 Indien] Ke, ähnlich An: Indiens alten Bauwerken 8–10 Diese Mittelstufe … vermischt] An, ähnlich PnLöKe: So ein Mittelding von griechischer Baukunst mit römischen Formen hat sich weit herein (An: bis in das Mittelalter erhalten Pn, ähnlich Lö: erhalten bis lange keine Gotter mehr existirt haben). 10 Kirchen und Kapellen] Pn: Klöster 10–11 im sogenannten byzantinischen Styl] Ga: Die Romische, Venetianische und Lombardische Bauart sind unter diesem Nahmen zu verstehen. Ke: man findet | noch viele Constructionen mit diesem gemischten Styl, den man auch den byzantischen genannt hat 11–13 dieser eigentlich … erzeugte] Ke, ähnlich AnPnLö: Aber seitdem die christliche Baukunst (Ke: idealisch Pn, ähnlich An: selbständig für sich geworden, frei und genialisch) geworden, hat sie die eigenthümliche Form angenommen, die man fälschlich die gothische genannt hat. 13–14 von der arabischen Baukunst] An: von den Arabern, Mauren Lö: aus dem Arabischen 14–15 wie unvollkommen … Spanien] Ke, ähnlich Lö: die arabischen Werke, von denen sich noch viele im südlichen Spanien finden, sind dürftig; die Hufeisenform ist vorherschend 15 Bei der … ganze] Ke, ähnlich AnLöPn: Die gothische Baukunst ist die eigenthümlich christliche; das ganz 16–17 wie der … umschließt] Ke, ähnlich Lö: Im Christenthum zieht sich der Geist des Menschen in sich selbst zurük; wenn er sein Gemüth zur Andacht sammelt, geht er von der Außenwelt ab. So ist die gothische Kirche ganz geschlossen, sie soll die christliche Gemeinde auf Einen Punkt versamlen. 17–18 griechischen Vorhallen] AnPn, ähnlich KeLö: Vorhallen der griechischen BauKunst 18 fort] Lö: weg. Diese Vorhallen befinden sich theils vorn, theils hinten am Tempel, theils laufen sie auch um den Tempel herum. 2 diesem] dieser
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diese wird erreicht durch das Umschliessen in räumlicher Weise, Kolonaden pp treten so zurück. Der Eindruck eines gothischen Gebäudes ist ungemein feierlich und erhaben, die äusserliche Natur wird hier vergessen und die Umschliessung ist nur eine solche die durch und für den Menschen gemacht ist, die Säulen und Säulengänge sind hier innerhalb des Tempels verlegt und sie haben so einen ganz anderen Charakter erlangt als in der klassischen Kunst. Ihre Bestimmung ist das Emporstreben, so daß ihr eigentlicher Charakter, das Tragen, ganz verloren ist, nur mit dem Schein als trügen sie, sind sie angethan. Der rechte Winkel der das Tragen anzeigt kommt hier nicht | vor, oben breiten sie sich auseinander und schliessen dann ihre Spitzen wieder zusammen, so daß zwischen den Säulen Spitzbögen entstehen, welche den bestimmten Charakter der gothischen Baukunst ausmachen. Die Höhe der Säulen übersteigt hier ganz das Verhältniß ihrer Breite, gleich einem Säulenbündel werden sie vorgestellt das emporstrebt. Alles hat hier den Charakter emporzufliegen, so daß der Blick die Formen welche hier erscheinen nicht aufeinmal zu erfassen vermag, getrieben die ganze Form zu sehen schweift das Auge umher. Die Form der Fenster ist hier ebenso kolossal, daß der Blick welcher auf ihren unteren Theile ruht nicht auch zugleich den oberen umfaßt, dieß erzeugt eben diese Unruhe des Emporfliegens die so dem Beschauer mitgetheilt wird. Die Säule also scheint nichts zu tragen und der Spitzbogen in welchen sie sich verläuft, giebt
1 das Umschliessen] Ke: eine Abschließung 2–3 ungemein feierlich … vergessen] Pn, ähnlich KeAnLö: diese (Ke: heilige) Stille einerseits, diese Feierlichkeit und Erhabenheit, dieses Vergessen der außerlichen Natur 4 gemacht ist] Ke, ähnlich AnPn: gemacht. Das äußere | Licht des Tages wird abgehalten und Kerzen werden (An: dafür im Innern) angezündet, der Mensch ist ganz bei sich, und was er noch äußerliches braucht, ist ein Anderes, durch ihn Gesetztes. Lö: Auch das Licht der Sonne ist abgehalten. Kerzen, diese gemachten Lichter, werden an die Stelle des natürlichen Lichtes gestellt, diese Verschließung ist das Gewöhnliche. 5 sind] An, ähnlich Lö: kommen auch vor, aber sie sind 7 das Emporstreben] AnLö: des Emporstrebens, Emporfliegens Ke: das Emporstreben zum Unermeßlichen 8 als trügen sie] AnGa, ähnlich LöPn: als ob sie nicht trüge 8–9 Der rechte … vor] Ke, ähnlich LöPn: In der klassischen Baukunst bezeichnet der rechte Winkel, unter welchem die Balken auf die Seule gelegt sind, das Tragen, in der gothischen Baukunst aber fehlt dieser rechte Winkel 11 bestimmten] Lö: bestimmtesten 13–14 gleich einem … emporstrebt] An, ähnlich KePn: Die gothische Säule sieht oft aus wie ein Bündel von (An: Säulen Pn: Stangen, Saulen Ke: Stäben), die in der Verbindung aufsteigt. 14 Alles hat hier] Pn, ähnlich KeLö: alle Zierrathe an ihr erhalten 15 die Formen … vermag] Pn, ähnlich An: nicht auf einmal satt werden kann, sondern indem er einen auffast nicht zu gleicher Zeit den einen und andern Theil zusammen auffassen kann 16 getrieben die … umher] Ke: und doch wird er getrieben, alles zu sehen, er wird nicht satt 16–17 Die Form … kolossal] Ke, ähnlich LöPn: Die Formen der Fenster findet man | auch an andren Theilen des Gebäudes wiederholt 19–20 Die Säule … tragen] Pn, ähnlich An: es scheint als eine Zufalligkeit, daß sie eine Wand oben formirt und nicht trägt. 19 also] Lö: indem sie so emporfliegt 20 in welchen … verläuft] Lö: den 2 Säulen mit einander bilden
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zugleich die Form für die Thüren und Fenster an. Den Spitzbogen findet man weder bei den Griechen und Römern noch bei den Arabern. Indem die Säule sich so als etwas nicht in sich einiges, festes darstellt, sondern wie ein Bündel, welches die Bestimmung hat oben auseinander zu treiben, so bezeichnet dieß hier ihre eigenthümliche Stellung. Die gothische Säule verbindet in sich die Momente der symbolischen Baukunst, sie kommt der Form des Baumes überhaupt näher, es ist ein Baum dessen Zweige sich oben ausbreiten und eine Wölbung bilden. Innerhalb des eingeschlossenen Raumes zeigen sich die Säulenreihen und eine Wölbung fügt sich hier zur andern, die gleichsam freiwillig hervor zutreten scheinen. Diese Säulenreihen tragen den Charakter der Erhabenheit an sich in welchem die Innerlichkeit des Gedankens sich ausspricht. Die Mitte der Kirche bildet das Schiff, die Nebenseiten werden von Säulenreihen in den Kirchenmauern getragen, manche Kirche hat ausser dem Schiff 4 Säulengänge, die Cathedrale in Cölln hat sogar 3 Säulenreihen auf jeder Seite. In einem solchen Dome ist Raum für ein ganzes Volk, keine Kirchenstühle giebt es hier, vor den Altären la2 bei den Arabern] An, ähnlich Lö: Im Maurischen ist die Hufeisenform herrschend. 3–5 sondern wie … Stellung.] Lö, ähnlich Pn: sondern mehr als ein Bündel gemacht ist, ist ein Convolut von Fasern, das sich auseinanderschlagen soll Ke, ähnlich Pn: in der Form verbundener Stäbe erscheint, hat die Bestimmung, in einzelne Theile wieder auseinander zu laufen. 5–7 Die gothische … näher] Ke: Die gothische Seule kommt dem Baum nahe, und weil sie nicht den ausschließenden Character des Tragens hat, nähert sie sich und verbündet in sich das symbolische. An: Mit der bündelartigen Gestalt der Säulen jedoch nähert sie sich der Symbolischen, der Baumform, die sich ausbreitet zur Laubkrone. 7 eine] Ke: wie der Baum mit seiner Krone eine 8 Säulenreihen] Pn: Saulen und Saulengange 9–10 hervor zutreten scheinen] Lö, ähnlich Pn: aus der Säule hervorzukommen scheinen, wie der Baum selbstständig eine Wölbung bildet, durch das zufällige Zusammenstoßen, den Ästen entstehend 10 Diese Säulenreihen tragen] Lö: Es bildet sich dadurch der weite Raum mit dem Säulengange, der der Erhabenheit] Lö: der Düsterheit An: der Düsterheit an sich und der Erhabenheit 11 des Gedankens] Ke: des Gedankens, des Betrachtens, das hier seinen Sitz haben soll ausspricht.] Lö: entspricht. In den großen gothischen Kirchen sind die Gänge innerlich. 11–12 Die Mitte … das] Pn: In großen gothischen Kirchen sind diese Saulengänge innerlich, in der Mitte ist ein Ke: Der durch die Seulen eingeschlossene Raum heißt das 12 Schiff ] Lö: Schiff, so heißt der Mittelgang 12–13 die Nebenseiten … getragen] Lö: Die Nebengänge werden auch durch Säulenreihen und die äußere Wand der Kirche gebildet. Pn schließt an: wenn eine Kirche nur 2 Saulenreihen hat so entsteht 3 Gänge nämlich durch die außere Mauer 13 manche Kirche … Säulengänge] Ke: jemehr solcher Seulenreihen vorhanden sind, um so mehr Schiffe entstehen, die man in Haupt- und Nebenschiffe eintheilt 14 Cölln] KeLöPnGa: Antwerpen Säulenreihen auf jeder Seite] Pn: Saulengänge dadurch entstehen 7 Schiffe 14–15 In einem … Volk] Ke: In solcher Kirche herrscht beständig ein großes und bewegtes Leben, mehr als ein religiöser Act werden zu gleicher Zeit vorgenommen; die Kirche ist gleichsam der Ort für ein großes Volk 15–792,1 keine Kirchenstühle … nomadenweise] An: Da sind keine Kirchenstühle, wie in protestantischen Kirchen; Stühle werden herbeygebracht während des Gottesdienstes. Pn: In diesen gothischen und katholischen Kirchen sind auch keine Stühle, sondern wenn ein Gottesdienst Statt finden soll so werden die Stühle hervorgebracht, und man schlägt da auf Nomaden weise seinen Aufenthalt auf einen Augenblick auf.
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gert sich das Volk gleichsam nomadenweise. | Das mannigfaltigste Schauspiel bietet sich hier dar, indem hier Messe gelesen wird, wird dort ein Todter durch die Kirche getragen, durch einen anderen Theil derselben bewegt sich eine Prozession, während man hier tauft und dort eine Trauung vollzieht. Die mannigfaltigsten Interessen des Lebens, sofern sie in die Religion eintreten, sind in einem solchen Gebäude vereint und alles dieß eilt hier vorüber im steten Wechsel. Die gothische Kirche ist dieß ungeheure Bauwerk, in welchem dergleichen als vorübergehend erscheint und hier hat das Erhabene vornehmlich seinen Sitz. Die Kirche ist nothwendig eingetheilt für die Gemeinde und in Chöre für die Geistlichen, die Musik pp deren sich gewöhnlich zwei finden, gegen Abend und gegen Morgen, die dieselbe Höhe haben wie das Schiff. Das Innere ist so die Hauptsache, diese Welt des Innerlichen die äusserlich construirt ist, ist von Innen heraus bestimmt. Die Thüren sind so construirt, daß ihre äussere Einfassung höher und weiter ist als das Innere und ebenso deutet auch schon die Form des Eingangs auf das Insichgehen. Die großen rosenartigen Fenster gehören auch hierher, sie entsprechen dem Innern der Kirche, die Fenster sind von innen heraus bestimmt und laufen gemäß der Säulenwölbung oben spitz zu. Nach aussen schlägt das Gebäude in Spitzen aus, allerhand Zier1–2 Das mannigfaltigste … dar] Lö: Es ist ein ganzes, mannigfaltiges, wandelndes Leben in einer solchen Kirche; von einem Altar zieht man zum andern. 7 dieß ungeheure Bauwerk] An: das Ewige Lö: Das Erhabene Ke: | der Sitz des Innerlichen und Ewigen. Darum ist das gothische immer ins Ungeheure gehend, darum eine Eintheilung des Raumes für verschiedene Zweke nöthig. 7–8 in welchem … erscheint] An, ähnlich Lö: Das (An: äußerliche Bedürfniss Lö: Einzelne) ist untergeordnet, nur vorübergehend erscheinend. 9 eingetheilt] Pn, ähnlich Lö: eingetheilt in den Mittelpunct für die Gemeinde 10–11 in Chöre … Morgen] Pn, ähnlich Lö: der (Pn: große Chor Lö: Hauptchor) für die Priester, dann noch ein 2ter Chor, der Chor gegen Abend (Pn: in der Lö: mit einer) Vorhalle 11 die dieselbe … Schiff ] Pn, ähnlich KeLö: Der Chor ist das größte und erhabenste da, der noch mal so groß fast wie das Schiff der Kirche ist. 12–13 diese Welt … bestimmt] An, ähnlich KePn: Die äußerliche Construction ist vom Innerlichen bestimmt. 13 Die] Lö: Es ist eine Thür oder drei Thüren. Diese 14 das Innere] Ke, ähnlich Pn: der nach innen liegende, der sich vermindert und vertieft 15 Insichgehen] Ke: Hineingehen des Menschen in sich selbst An: Eingehen in die Stille 15–16 Die großen … Kirche] Lö: Das Mittelschiff und die Nebengänge haben ein Fenster, eine Rose. Ke: An den Fenstern und den Seulen finden sich Rosen als Verzierungen angebracht, die den Verzierungen im Innern entsprechen. 16 Kirche] Pn: Kirche, das Schiff der Kirche hat eine solche Rose 16–17 die Fenster … bestimmt] Lö: Die ungeheure Fläche ist auf eine Weise unterbrochen, die von innen heraus bestimmt ist. 18 Nach aussen … aus] Lö, ähnlich AnPn: Das Innerliche schlägt auch weiter in die Äußerlichkeit aus, wie in den Spitzbogen. Wo Enden vorkommen müssen, da ist das Zuspitzen eine Grundbestimmung. Die Säule nähert sich dem Baume überhaupt. So gibt sich dieser Säulenwald von selbst. Nach außen schlägt das Gebäude 18–793,1 allerhand Zierrathen, … [lacuna] überall in Spitzen aus, [lacuna] emporstreben. Fenstern] Pn, ähnlich An: die Säule nähert sich also dem Baume überhaupt, die Form der Rose, der Blätter, die Spitzen treten durch Blatter ein durch vielfache | Unterbrechung, da ist ein sich gipfelndes Emporstreben.
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rathen, Blätter, durchbrochene Arbeit zeigt sich hier, besonders an den Fenstern und es ist mit einer Sorgfalt ausgeführt die bis ins Kleinste geht. Alle diese Zierrathen haben eine wesentliche Beziehung auf das Innere und eine symbolische Bedeutung, aber nicht wie bei den Griechen ist die Zweckmäßigkeit das Bestimmende, sondern das Gemüth, das Subjekt das sich in sich vertieft. Die Glasfenster endlich sind bemahlt, welches das Innere der Kirche verdüstert, ein gebrochenes Licht fällt nur durch die bemahlten Scheiben die man|che erbauliche Geschichte darstellen, helle Scheiben wären in einem solchen Gebäude ganz unangemessen, denn das helle Tageslicht gehört nicht in diese Räume der Innerlichkeit. An diese Baukunst reiht sich die Civilbaukunst an, mit mannigfaltigen jedoch beschränkten Zwecken, wo ein bestimmtes Bedürfniß befriedigt werden soll. Schönheit wird hier zur bloßen Zierde und steht ganz unter der Bestimmung des Zwecks. Auch der Gartenbaukunst könnte hier Erwähnung geschehen und als ein merkwürdiges Beispiel derselben kann man Sansçouçi verbunden mit der großen Treppe anführen. | 2 es ist … geht.] Ke: So findet sich in der gothischen Baukunst auf der einen Seite die Andeutung des Erhabenen, auf der andren Seite die Sorgfalt der Ausbildung des kleinlichen; dies ist im ganzen ihr Hauptcharacter. Lö, ähnlich Pn: Das Erhabenste einerseits und das Kleinlichste andrerseits; diese Sorgfalt in Ausbildung des Kleinlichen. 2–5 Alle diese … vertieft.] Lö, ähnlich Pn: Das ist überhaupt im Ganzen der Character des Gothischen. Es ist symbolische Natur, hat wesentlich diese Beziehung auf das Innere. Es ist eine Zweckmäßigkeit, aber nicht eine Zweckmäßigkeit für sich, wie im Griechischen, sondern eine Zweckmäßigkeit für das Gemüth. Das Verlaufen in kleine [lacuna] weite, düstere Räume, gänzliche Absonderung von der Natur und dann wieder die Ausbildung in’s Kleinliche gegen diese Hoheit, Erhabenheit. Ke: Es ist eine Zwekmäßigkeit für das Gemüth und die Empfindung; das Erhabene, und das Vertiefen des Subjects in sich selber. Weit und düster sind die Räume, abgesondert | von der Natur und selbst vom Tageslichte. 5–7 Die Glasfenster … Scheiben] Lö, ähnlich PnKe: Die Glasfenster, Glasmalerei gehören wesentlich zum Gothischen. Die Fenster müssen nicht die Durchsichtigkeit haben, wie die gewöhnlichen. Sie müssen das Tageslicht nur gebrochen einlassen und dies geschieht, indem sie gemahlt sind. 8 erbauliche] Ke: erweckende und erbauliche 8–9 helle Scheiben … unangemessen] Lö: Wenn man in eine gothische Kirche das Tageslicht von außen hineinläßt, so ist dies etwas ganz Unangemessenes. 10 Innerlichkeit] Lö, ähnlich Pn: Innerlichkeit, nur gebrochen kann es hereintreten 11 An diese … an] Ke: Andre Arten der Baukunst gehören mehr dem Bedürfniß oder der Sicherheit an. An: Es reiht sich noch vieles an die Baukunst an, so Civilbaukunst und was sonst Bedürfniss ist, Zimmer, Treppen dgl. Pn, ähnlich Lö: so Wohnhäuser, Palaste; die festen Hauser die Construktionen werden von diesen Zwecken abhangig Lö schließt an: die Schönheit und der blos äußerliche Schmuck 13–14 Schönheit wird … Zwecks.] Lö, ähnlich KePn: Alles steht unter der Bestimmung eines Zweckes, der dem Schönen als solchem ein fremder ist. 15 Auch der … geschehen] Lö, ähnlich KeAn: Die Gartenbaukunst schließt sich eng an die Architectur an. So ist in (Ms: ist) manches der Werke eben die Architectur | mit hineingezogen. 15–17 als ein … anführen] Pn: Das Schloß und Terrasse zu Sansouci da ist die Gartenkunst gleichsam in die Architectur mit hineingezogen.
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nachschrift griesheim · 1826 2 . D i e S c u l p t u r.
Die Sculptur ist vornehmlich der Mittelpunkt der klassischen Kunst überhaupt, das hohe, abstrakte Idealische ist Grundzug der griechischen Produktion, dieß finden wir in ihren Kunstwerken überall wieder. Die Kunst hat zum Inhalt das Ideal selbst, Gott wie er für die sinnliche Anschauung sich darstellt, der Mittelpunkt der Kunst ist das Göttliche wie es in sich versunken auf sinnliche äusserliche Weise dargestellt ist. Im Symbolischen ist das Unorganische häufig der Gegenstand, die Trennung die in ihm stattfindet hat die klassische Kunst aufgehoben. Das Geistige ist hier in menschlicher Gestalt als der einzigen Weise in der es auftreten konnte, wie dieß auch die Griechen richtig gefühlt haben, das Geistige auf sinnliche Weise sonst noch darzustellen ist ihm unangemessen. Dieß nun ist die Kunst wo das reine Ideal zu Hause ist, es ist der Mittelpunkt, das Ideal selbst ist die Grundlage. Nach ihrer letzten Bestimmung hat sie den Zweck das Göttliche in seiner unendlichen Ruhe und Erhabenheit versunken darzustellen, Zeit und Bewegungslos, ohne Beweglichkeit des | Thuns, nur in sich, in seiner einfachen Erhabenheit versenkt. Diese selbstständige Ruhe, dieß Verschlossensein in sich ist die wesentliche Bestimmung der Sculpturwerke, verbannt ist hier die Handlung. 3–4 das hohe, … wieder] Lö, ähnlich PnAnKe: Wenn die griechische Kunst auch in ihren Gedichten, Dramen, Geschichtswerken, ferner in ihren Philosophieen das griechische Leben nieder gelegt hat, so muß man doch, wenn man dies in seinem Mittelpunkte auffassen will, von den Sculpturwerken ausgehn. An, ähnlich LöPn, schließt an: Das Plastische (Lö: , das hohe Idealische) ist der Grundtypus, und dieser steht da in den Wunderwerken der Sculptur. 4 Kunst] KeLöPn: Skulptur 6–7 das Göttliche … ist] Lö: Das Göttliche in seiner Versinnlichung, das Göttliche für sich selbst, sich darstellend auf sinnliche äußere Weise. Diese muß ganz zurückgenommen seyn in innere Geistigkeit. 7 Weise dargestellt ist] Ke, ähnlich Pn: Weise, und diese muß ganz bestimt und zurükgenomen sein in das Innere, Geistige 7–8 das Unorganische … aufgehoben] Lö, ähnlich PnAn: In der symbolischen Kunst, da ist der Geist und das Unorganische noch nicht von einander geschieden. Die classische Architectur hat das Unorganische vom Geistigen getrennt. Da steht das Geistige für sich da. 10–11 wie dieß … unangemessen] Lö, ähnlich Pn: Es ist nicht nur eine Nachahmung der Natur, sondern ein richtiger Instinkt, daß der Mensch, die menschliche Gestalt das Wahrhafte des Geistigen enthalte. Dies ist die innere Nothwendigkeit der Vernunft (Pn: ; es ist vernünftig für sich). Indem die Kunst, wenn sie das Geistige in sinnlicher Weise darstellen will, die menschliche Gestalt nimmt, so ist dies (Lö: kein Zufall Pn: nicht ein aüßerliches Auffassen, sondern eine innere Nothwendigkeit dem Geistigen entsprechend) An: Es ist kein Zufall, es ist der richtige Instinkt, denn die Natur hat nicht zufällig die menschliche Gestalt für die Existenz des Geistigen genommen. 13–16 Nach ihrer … versenkt.] Ke, ähnlich AnPnLö: Die Skulptur hat den Gott für sich selbst in seiner Objektivität darzustellen, ohne die Bewegtheit bestimter Handlung, sondern als in sich, in seine einfache Ruhe und Erhabenheit versenkt. AnPn schließen an: An: ohne die Beweglichkeit der Empfindungen, besondere Persönlichkeit Pn: zeitlos und bewegungslos, seine Objectivität in sich selbst, in seiner einfachen Ruhe 16 Verschlossensein] Pn: Verschlossensein Gottes Ke: Geschlossensein des Gottes Lö: Geschlossenheit des Gottes 17 die wesentliche Bestimmung] Lö: der wesentliche Character verbannt ist … Handlung] Ke, ähnlich AnLöPn: Thaten, Handlungen und Empfindungen sind daraus verbannt, wie auch alles dem Schönen nicht angehörige, alle Leidenschaften, Zorn, Hochmuth, Wuth.
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Die Göttlichkeit in ihrer Reinheit für sich, in vollständiger Räumlichkeit stellt das Sculpturwerk dar und zwar auf äusserlich sinnliche Weise. Die Fläche worauf die Mahlerei ihre Gegenstände darstellt ist das Negative des Räumlichen, die Dimensionen des Räumlichen sind negirt. Diese Negation der Äusserlichkeit gehört dem Subjekte an, hier aber ist eine solche Subjektivität überhaupt noch nicht vorhanden, sondern das Geistige in seiner absoluten Objektivität, es ist in die Räumlichkeit überhaupt ergossen. Es ist dieß Insichversenktsein, ohne Innerlichkeit, ohne Empfindung des Wollens, ohne bestimmte Interessen, es ist ein Versenktsein in sich verbunden mit der Totalität der reinen Äusserlichkeit und dieß bringt dann das Negiren einer Seite der Äusserlichkeit hervor. Die Äusserlichkeit ist frei nach dieser Seite ihrer Totalität, die hohe ganz in sich versenkte Göttlichkeit kann nur vorhanden sein im Raum, aber auf der Äusserlichkeit, auf der bloß räumlichen Form muß ein Objekt vorhanden sein, bestimmte Gestalten. Das hierzu dienende sind die Farben, gleichsam das Materielle gegen das reine Element der Mahlerei, für die auszuführenden Darstellungen stehen ihr nur Bestimmungen der Kunst zu Gebote. Die Sculptur hält sich ganz nur an die Form, das physische, bestimmte Materielle ist das was davon ausgeschlossen ist. Im Ganzen ist das Sculpturbild wesentlich einfarbig, jedoch giebt es auch manche mehrfarbige Sculpturbilder. Auch hier hat die Kunst ihren Anfang und ihre
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20 1–2 in vollständiger … Weise] Ke, ähnlich AnLö: Die Skulptur macht ihre Darstelung in den drei
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Dimensionen des Raumes, und geht nur im Basrelief zum Flächenartigen über. An, ähnlich Pn, schließt an: Zuerst nach äußerlich sinnlicher Weise ist das Skulpturwerk in runder Gestalt. 3 Gegenstände] Lö: Gestaltungen 3–4 das Negative … negirt] Pn, ähnlich AnLö: die Negation einer Dimension des Raumes, da ist eine Dimension des Raums negirt 4 der Äusserlichkeit] An, ähnlich Pn: der Räumlichkeit Lö: der Räumlichkeit, Äußerlichkeit Ke: des Raumes, des Äußerlichen 5 hier] Ke: In der Skulptur 6–7 es ist … ergossen] Lö: Durch diese ist es in die Räumlichkeit ergossen; (ähnlich PnKe: so läßt es dieser nach ihren Dimensionen freien Lauf.) 8–9 ein Versenktsein in sich] Lö: dies objective Versenktseyn 9 reinen Äusserlichkeit] KeAnPn: räumlichen Außerlichkeit Lö: objectiven Räumlichkeit. Es ist kein In sich gehn, das dem Wollen, bestimmten Interessen imponirt. und dieß] Lö: Dies Selbstbestimmen 11 ganz in sich versenkte] AnPn, ähnlich Ke: rein sich versenkte, ganz objektive Lö: ganz bewegungslose 12 im Raum] KeAnLöPn: in der Weise der Skulptur 12–13 aber auf … Gestalten] An, ähnlich KeLöPn: Für die Darstellung in der Äußerlichkeit muss die Kunst sich beschränken auf die bloße räumliche Form, auf das, was zur Bestimmung der Gestalt überhaupt gehört. 13–14 Das hierzu … Farben] LöPn, ähnlich KeAn: | Das Weitere, was für die Manifestation dienen kann, sind die Farben 14–15 das reine … Mahlerei] KeAn, ähnlich Lö: die reine Form des räumlichen 15–16 für die … Gebote] Ke, ähnlich AnLö: die Materialität ist ganz abstract, für die sich ausführende (Ms: ausfülende) Darstelung stehen nur Bestimmungen der Räumlichkeit zu Gebot. Pn schließt an: drei Dimensionen der Außerlichkeit sind also nur vorhanden. 17 physische, bestimmte Materielle] Lö: Physische, besondere Materielle Pn, ähnlich An: physisch bestimmte Materielle, die Farbe 18 einfarbig] Pn, ähnlich An: einfarbig, entweder Marmor, Erz, Holz und dergleichen Ke: einfärbig, und es ist dies eine Grundbestimmung 18–19 jedoch giebt … Sculpturbilder] Lö: Gegen diese Einfarbigkeit steht manches vielfarbige Sculpturbild. 19 hier hat die Kunst] Lö: in der Sculptur hat natürlich die Kunst Pn: hier hat die Kunst Ke, ähnlich An: Auch die Skulptur hat
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Fortschritte. Das rein Idealische gehört seiner Bestimmung nach dem Sculpturwerke an, aber die klassische Kunst hat diesen Anfang nicht unmittelbar. Mehr oder weniger positiv gewordenes ist in | ihren Darstellungen aus der Mythologie. Der Anfang der Sculptur ist sehr verschieden von demjenigen was sie in ihrer Vollendung erreicht hat. Die ältesten Sculpturwerke sind bemahltes Holz wie die aegyptischen indessen fand man auch griechische Idole dieser Art. Gegen die Einfarbigkeit der Sculpturwerke sind besonders die größten und vortrefflichsten Sculpturbilder der Griechen zu erwähnen die aus farbigem Material waren, aus Elfenbein und Gold wie namentlich der olympische Jupiter des Phydias. Die Hauptschwierigkeit hierbei ist sich vorzustellen wie diese beiden Massen zusammengefügt wurden. Quatremere de Quincy hat hierüber interessante Aufschlüsse gegeben in seiner Schrift über den olympischen Jupiter. Gold und Elfenbein sind überdieß die natürlichsten Farben für die Darstellung des menschlichen 1–2 Das rein … an] Lö, ähnlich Ga: | Doch haben wir nicht die drei Unterschiede, wie bei der Architectur zu machen. Das Sculpturbild gehört rein der classischen Kunst an. Ke, ähnlich PnAn: Die Unterschiede von symbolischer, klassischer und romantischer Skulptur sind weniger wesentlich, denn sie gehört vorzüglich der klassischen Kunst an. 2 diesen Anfang nicht unmittelbar] Lö: ihren Anfang gehabt, hat nicht gleich in dieser Vollendung da gestanden Ke, ähnlich An: Selbst diese zeigt in ihrem Fortgang die | Spuren des Anfangs. 2–3 Mehr oder … Mythologie.] An, ähnlich KeLöPn: Das Religiöse eines Volkes hat mehr Positives, und die Kunst hat dieses Positive vor sich, befindet sich darin, und hat es auf der andern Seite wesentlich zu respektiren. 5 ältesten Sculpturwerke] KeAnLö: älteren Skulpturbilder Pn: ältesten sind bemahltes Holz] KeAn, ähnlich LöPn: waren von Holz und angemalt, Nachahmung der menschlichen Gestalt 5–6 wie die … Art] An, ähnlich KeLöPn: Wir haben so eine Menge ägyptischer Idole 1½ Fuß, aus der Sammlung des (KeLö: Generals) Minutoli, im Königlichen Museum auch Spuren von altgriechischen Idolen! Auch in jetziger Zeit (Lö: , wo man von der Seite der Kunst nichts so unangemessen findet als ein gemahltes Sculpturbild,) finden sich eine Menge bemalter Marien- und andere Bilder in (An: den Lö: kleinen) katholischen Kirchen. Von solchen | Anfängen her, die (An: etwas geheiligtes Lö, ähnlich Pn: durch die Re|ligion geheiligt) waren, haben sich auch noch Spuren in die vollendete Kunst herübergeführt. 7–9 sind besonders … Phydias] Ke, ähnlich AnLöPn: könnte man die alten vortreflichen Werke anführen, die in Griechenland hervorgebracht worden sind. So die Bildseulen (Ke: des Jupiter und der Juno An: zB des olympischen Zeus (der Pallas ff.)), die 30–40 Fuß hoch aus Elfenbein und Gold (An: also weiß oder gelb und goldfarbig) gemacht waren. 9–11 Die Hauptschwierigkeit … wurden.] Ke, ähnlich Lö: Was das technische betrifft, so ist es eine Hauptschwierigkeit, sich vorzustelen, wie es möglich gewesen sei, aus solchen Massen so große Statuen zu bilden. Man sieht leicht ein, (Ke: daß sie aus vielen kleinen Theilchen zusammengesetzt gewesen sein müssen Lö, ähnlich Pn: daß nicht bloß Theilchen des Elfenbeins zusammengesetzt, sondern elfenbeinerne (Pn: Flächen,) Tafeln gebraucht worden sind) und daß das Innre vielleicht eine andre Masse war. 13–797,1 sind überdieß … Körpers] An: sind aber nicht weit auseinander; das alte und gelbe Elfenbein weicht bey weitem nicht so weit ab vom Gold, als Marmor. Es ist noch lange nicht die Vielfärbigkeit der Wachsbilder. Pn, ähnlich KeLö: hat eine nähere Analogie mit einander, die Weichheit und (Pn: Reinheit Ke: Farbe) des Elfenbeins; dieses Gold und Elfenbein sind nicht die natürlichen Farben des menschlichen Körpers, | Bei Wachsbildern denen man rothe Wangen mahlt ist eine ganz andere Vielfarbigkeit, als man diesem Gold und Elfenbein Vielfarbigkeit zuschreibt. Ke schließt an: Wachsbilder erscheinen darum immer so todt, weil man es versucht, ihnen die menschliche Farbe zu geben.
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Körpers, bunte Farben sind jedoch gänzlich von der Sculptur ausgeschlossen. Das Sculpturbild ist ferner ohne Augen, man hat zwar dergleichen Bilder denen man es ansieht daß ein Edelstein die Stelle der Augen vertreten hat, doch sind dieß nur einzelne Ausnahmen, die oft nur traditionell sind oder auch dem Triebe eines Volkes angehören die Statue eines Gottes auf das Herrlichste zu schmücken, so mögen aus dieser Rücksicht Sculpturbilder mit Edelsteinen statt der Augen angefertigt sein, sonst ist das Auge dem Sculpturbilde fremd. Man könnte sagen es müsse dem Künstler wehe thun das Auge wegzulassen, das in welchem die Subjektivität des Menschen sich conzentrirt, aber daß das Auge fehlt gehört wesentlich zur Bestimmung der Sculptur, es sieht wesentlich auf etwas, die äusserliche Mannigfaltigkeit der Welt manifestirt sich hier, das Ganze der Äusserlichkeit des Menschen ist hier im Bilde selbst zusammengefaßt, doch aber ist das Sculpturbild wesentlich versenktsein in sich, es giebt sich der Mannigfaltigkeit nicht hin. Es ist ganz da, das was es ist, es ist nicht eine andere Innerlichkeit, es ist ganz in sein dasein ergossen. Dieß ist der große Sinn der hohen Sculpturbilder und der | Grund warum sie ohne Augen dargestellt sind. 1 bunte Farben … ausgeschlossen] An, ähnlich LöPn: Das Farbichte in dem angegebenen Sinne, die natürlichen Farben des menschlichen Körpers sind also von der Sculptur ausgeschlossen. 2 Das Sculpturbild … Augen] Pn, ähnlich KeAnLö: Eine weitere wesentliche Bestimmung ist: d a ß d a s Scu lpt urbi ld auch ohne Auge ist 2–3 Bilder denen … hat] Ke, ähnlich An: (Ke: antike Köpfe Lö: Sculpturbilder), denen man ansieht, daß in dem Augapfel sich (Lö: ursprünglich) ein Edelstein befunden hat; auch sind Traditionen darüber Pn: Bilder gehabt, wo in dem Augapfel ein Edelstein sich befunden hat 4–5 nur einzelne … angehören] An, ähnlich KeLöPn: theils einzelne Ausnahmen, theils gehört es dem Traditionellen an, theils auch dem Triebe eines Volkes 5 Herrlichste zu schmücken] Pn: herrlichste zu schmücken, weshalb auch die Alten, das Elfenbein und Gold als das Kostbarste nahmen An: Kostbarste zu schmücken; daher auch das theure Elfenbein 6 aus dieser Rücksicht] LöPn: Um der Pracht willen 7 angefertigt sein] Lö: eingesetzt; mehr aber noch des Traditionellen wegen 8–9 es müsse … conzentrirt] Ke, ähnlich AnLöPn: es müsse dem (Ke: Bildhauer An: Künstler LöPn: Sculpturbildner) wehe thun, den (Ke: lebendigen Theil Lö: das Auge, die Seele Pn: Blick des Auges, die ganze Subjectivität) des Menschen wegzulassen, denn im Blick liegt die Sele, der Geist concentrirt sich darin 10 auf etwas] KeAnPn: | hinaus 11 das Ganze] An, ähnlich Ke: ist es starr, so ist es in einem krankhaften Zustande; es geht nach Außen, und eben so nach innen; durch’s Auge sieht man in die Seele (Ke: des Individuums) hinein. Das Ganze Lö, ähnlich Ga: | Im Auge ist diese Beweglichkeit und Unruhe, nur das todte ist starr. Eben so geht damit auch das Auge nach innen. Durch das Auge sieht man in die Seele hinein. 12 hier im Bilde selbst] An: im Auge in einem Punkte; in e i n e Einheit 12–14 doch aber … hin] An, ähnlich KePn: Aber das wahre des Sculpturbildes ist das Versenktseyn (Pn: des Ganzen) in sich selbst, (An: nicht diese Beweglichkeit nach Außen) Ke, ähnlich LöPn: das nach Innen gehende, nicht das nach außen gehende […], nicht das sich mit der Mannigfaltigkeit beschäftigende. Das Götliche in seiner stillen Größe schaut nicht nach außen. Man will auch nicht in (Ke: das Skulpturbild hineinsehen Lö, ähnlich AnPn: in seine Seele durch’s Auge schau|en) 14 ist2 ] Ke: sein soll 16 ohne Augen dargestellt sind] Ke, ähnlich AnPn: augenlos gemacht worden; (Ke: der Augapfel, den man an Statuen findet, An: Ein Augapfel, eine konische Vertiefung wird zwar gemacht, aber dies) ist (Ke: nichts als Andeutung Pn: mehr eine ausserliche Andeutung […], als daß sie den Glanz des Auges ausdrücken sollte oder konnte)
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Dieß hohe Ideale und damit absolute Kunst ist so die Sculptur, aber das Kunstwerk existirt nicht bloß auf diese abstrakte Weise, so abstrakt ist es wohl zu fassen, doch ist dieß zu einfach für den lebendigen Menschen. Das Sculpturbild ist überhaupt nicht im Allgemeinen nur vorhanden gewesen, sondern es ist da dasselbe Verhältniß wie beim Drama und der Tragödie, man kann sich denken wie Personen im Drama auftreten, doch ist dieß schon eine weitere Existenz. So abstrakt war nicht die griechische Tragödie und so abstrakt ist auch das griechische Sculpturwerk nicht aufzufassen in seiner Äusserlichkeit in dieser Mannigfaltigkeit. Hierzu gehört noch etwas was schon erwähnt wurde, nämlich das verschiedene Material des Kunstwerks, die großen berühmten Sculpturbilder zu Athen sind in dieser Hinsicht schon bemerkt. Hier waren die Bilder aus reichen Stoffen gefertigt, so daß das Volk in ihrem Beschauen sich das Bewußtsein seines Reichthums gab, diese Bilder waren auf das Köstlichste und Mannigfaltigste verziert, ebenso viel Pracht wie Kunst war an ihnen angebracht, das was zur äusseren Existenz des dargestellten Bildes gehörte wurde oft mit ausgeführt und mit dieser Ausführlichkeit haben wir es eigentlich nur zu thun.
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1 Dieß hohe … aber] An, ähnlich KeLöPn: Der Gegenstand der Sculptur ist also diese hohe ideale und damit ganz abstrakte Kunst 1–2 das Kunstwerk] An, ähnlich Lö: das Kunstwerk und Kunstbild 3 doch ist … Menschen] An, ähnlich KeLöPn: dies einmalige Fassen giebt dem Beschauer (Lö: , der sich an dieses wendet,) zu | wenig Beschäftigung; | es ist der regsame Mensch, der (An: unterhalten seyn Pn: viel hin und her geht, eine mannigfaltige Anschauung haben Lö, ähnlich Ke: eine mannigfaltige Beschäftigung haben) will 4 nicht im Allgemeinen] Ke, ähnlich AnLö: im algemeinen nicht (An: ganz) in dieser abstracten Weise 4–7 sondern es … Existenz] Pn: (Bei der Tragödie ist dasselbe Verhältniß, wir haben sie da im Buch, lesen sie oder stellen uns vor, daß sie da auf dem Theater gesprochen werden, sie gehn hin und her, machen Bewegungen, Decoration, das ist ein äußerlich Abstractes.) 7 So abstrakt … Tragödie] Lö: Aber auch die griechische Tragödie ist nicht so abstract gewesen; es kommen Chöre, Gesänge, Tänze hinzu. 7–9 so abstrakt … Mannigfaltigkeit] An: Aber auch so abstrakt war die griechische Tragödie nicht allein, denn auch Chor, Gesang, Tanz. So auch die Sculptur. 9–10 Hierzu gehört … Kunstwerks] An, ähnlich LöPn: Zu (An: der Äußerlichkeit Pn: dieser ausserlichen Mannigfaltigkeit, zu dem Beschauen) gehören auch die verschiedenen Materialien, die Kunst des Elfenbeins, der Reichthum des Goldes, wodurch ein Volk auch den Genuss seines Reichthums hat. 11–12 Hier waren die Bilder] Lö, ähnlich KePn: Die berühmtesten Bilder (Ke: des Phidias) wie eben das Bild des olympischen Jupiter, die Juno zu Argos, der Pallas zu Athen waren 12 Stoffen gefertigt] Ke, ähnlich AnLöPn: Stoffen, saßen auf köstlichen Stühlen, (Ke: mit architektonischen Verzierungen An, ähnlich LöPn: die eine architektonisch weitläufige Composition, woran eben soviele Kunst und Pracht angebracht.) 12–16 so daß … ausgeführt] Ke: So war bei den alten Skulpturwerken die Statue selbst zuerst zu betrachten und sodann die Umgebung, die Basreliefs. An: | (Bey der Statue von Blücher Relief ‘s, die den Kriegszug darstellen. Die einfache Gestalt des Generals ist bald aufgefasst, giebt wenig Beschäftigung, aber unermüdlich sind die Leute, diese Umgebung der äußerlichen Existenz zu betrachten.) 16–17 mit dieser … thun] Lö, ähnlich PnKe: Mit dieser Ausführlichkeit haben wir es nicht zu thun, sondern nur mit den abstracten Sculpturwerken. 16 eigentlich nur] An: nicht eigentlich
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Gegenstand unserer weiteren Betrachtung ist nun die Form des Räumlichen, durch welche Form und inwiefern durch die des menschlichen Körpers das Ideal ausgedrückt werde. Reichthum sinnlicher und geistiger Bestimmungen kommt hier nicht vor, nur das Allgemeine des Charakters ist im Sculpturbilde ausgedrückt, was sich in der Art und Weise der Bildung des menschlichen Körpers zeigt, wodurch das Ideale ausgedrückt werden soll. Hier müssen wir denn auch von der Bekleidung sprechen. Die menschliche Gestalt soll das Göttliche darstellen was nun mit einer Bekleidung oder ohne dieselbe geschehen kann, nicht darf man sich hier vorstellen daß das Nakte das Wahre, Vortreffliche für die Darstellung sei, obgleich man viele klagen gehört | hat über das Glück der Griechen mehr wie wir die nackte Gestalt vor Augen gehabt haben, namentlich bei den Spielen. Das Nackte wird in dieser Rücksicht als das Schöne dargestellt, aber der richtige Sinn leitete auch hier die Griechen und unter den übriggebliebenen Statuen ist ein großer Theil, man kann sagen der größte, bekleidet, namentlich bei den weiblichen Gottheiten, woraus man sieht daß sie das Nackte überhaupt nicht hoch schätzten. Jupiter, Juno, Pallas, Ceres pp sind immer bekleidet dargestellt, die unbekleidete Darstellung ist für sie nicht schicklich, die Götterjünglinge, Faunen, Satyre sind dagegen nackt. Hier bietet sich ein Unterschied in Ansehung des Verhältnisses dar; wenn wir den menschlichen Körper betrachten und darauf wesentlich Rücksicht nehmen daß in der sinnlichen Darstellung das Geistige ausgedrückt sein soll, so brauchen wir uns nur zu fragen durch welche Glieder dieß geschieht. Diese sind das 3–4 Reichthum sinnlicher … vor] An, ähnlich PnLö: (An: Es Pn: für die Anschauung und Darstellung) ist nicht | Ausdruck von Empfindungen, Leidenschaften, Handlungen, von sinnlichem und geistigem Reichthum, von den mannichfaltigen Interessen eines Epos 4–6 nur das … soll] An, ähnlich Pn: es kann nur die Rede seyn theils von dem Allgemeinen der Charaktere, theils von der Art und Weise der körperlichen Formen, (Pn: von der Art und Bildung dieser Theile,) wodurch (Ke: sie idealisch sind Pn: die Darstellung idealisch ist). Wir können da freylich uns nicht in Einzelheiten einlassen. 6–7 Hier müssen … sprechen.] Lö: 1) In Ansehung der Bekleidung, in der das Göttliche dargestellt werden soll, muß man sagen 10 sei] Lö, ähnlich PnKeAn: sey und daß die Kleidung immer ein (Lö: Nachtheil Pn: Behelf, Mangel) sey für die Darstellung des Ideales 10–12 über das … Spielen] Pn, ähnlich An: | daß die Griechen weit mehr die Anschauung des Nackten vor sich gehabt 12 Schöne] LöPn: wesentlich Schöne 13–15 unter den … Gottheiten] An, ähnlich LöPnKe: Unter den noch übrigen Statuen sind aber auch eine große Anzahl bekleidet, die die Anzahl der nicht bekleideten überwiegt, besonders bey weiblichen Gottheiten unter (An: 10) Bekleideten etwa nur eine unbekleidete. 16 überhaupt nicht hoch schätzten] An, ähnlich Pn: nicht überwiegend hoch geschätzt gegen das bekleidete 17–18 die unbekleidete … schicklich] An, ähnlich Ke: nackt würden sie uns als etwas Unschickliches erscheinen 18 die Götterjünglinge] An, ähnlich LöPn: | Hingegen die Götterjünglinge: Apoll, (Pn: Bachus,) Merkur, dann Aphrodite, und ferner die Faunen, Satyre] Ke: Satyrn, Faunen, Bacchantinnen 18–19 Hier bietet … dar] Ke: Dies spricht aber nicht gegen das feine Gefühl der Griechen 22 durch welche … geschieht] Pn: wodurch wird das Geistige dargestellt? 22–800,1 Diese sind … Hand] An, ähnlich KeLöPn: so geschieht dies durch den Kopf, Gesicht, und dann (Ke: allenfalls) Bewegung der Hand
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Gesicht und die Hand, während die übrigen Glieder das Geistige nur ausdrücken durch ihre Stellung, nicht an ihnen selber. Das Nackte geht wesentlich nur auf jene Theile und für die Darstellung des Geistigen sind jene anderen Theile überflüssig, die überdieß mehr der Bedürftigkeit, der animalischen Lebendigkeit angehören. An ihnen ist nicht der Ausdruck des Geistigen, wenn gleich sie sehr schön sein können, dieß Schöne ist immer nur ein sinnliches, aber nicht ein geistiges Schoenes. Für den Ausdruck des geistig Schönen sind sie gleichgültig und die Sittsamkeit fordert ihre Bekleidung, denn sie ist es ja das zu verhüllen was den Menschen als Geist nur an die natürliche Lebendigkeit als solche erinnert. Nur solche Gestalten waren bei den Griechen unbekleidet, wo es auf die sinnliche Äusserlichkeit, auf die Ausarbeitung der Muskeln ankam. Bachus, Hercules, Jason pp diese haben sie nackt dargestellt, ebenso die Kämpfer und die Bachantinnen die in der Raserei sich dem Tanz überliessen, auch Amor und Psyche diese jugendlichen Götter wurden nackt dargestellt. Bei ihnen ist die | leibliche Erscheinung noch ganz unbefangen, in ihrer völligen Unbefangenheit und Reflexionslosigkeit besteht ihre geistige Schönheit. Unsere Künstler verlieren nichts für den Ausdruck des Geistigen dadurch daß jene Theile bekleidet werden, die das Geistige nicht ausdrücken. Hier tritt der Gegensatz zwischen moderner und antiker Bekleidung ein. Die Bekleidung muß von der Art sein, daß Bewegung, Stellung und Verhältniß der Glieder, das 2 Stellung] Ke, ähnlich Pn: Stellung und Verhältnisse zu einander 2–3 geht wesentlich … Theile] Ke: bezieht sich nicht auf das Gesicht Lö: Das Gesicht ist immer unverhüllt. 4–6 überflüssig, die … können] An, ähnlich KePn: überflüssig, wir sprechen nur von den übrigen Theilen des Körpers, deren Stellung durch das Gewand nicht leidet durch dasselbe vollkommen ausgedrückt werden kann 6 Schöne] Pn: Schöne an den ubrigen Theilen des Körpers 8–10 die Sittsamkeit … erinnert] An, ähnlich Pn: Es ist der Sittsamkeit gemäß, das zu verhüllen, was dem animalischen Bedürfniss angehört, dessen der Mensch sich als geistiges |zu schämen hat. Ke: Daher fodert es die Sittsamkeit diese Glieder durch das Gewand zu verhüllen, als solche Theile, deren der Mensch als geistiges Wesen sich gleichsam zu schämen hat, weil das unmitelbar lebendige als solches, darin ausgedrückt ist. Nur das die freie Geistigkeit Ausdrückende verhüllt der Mensch nicht. 10–12 wo es … Jason] An, ähnlich LöPn: auf das sinnlich Äußere, wie bey Bakchus, auf Stärke der Muskeln, wie bey Herkules, Perseus, Jason, olympischen Siegern ff. Rücksicht genommen wird 13 Kämpfer] Pn: Sieger der Kampf spiele Lö: olympischen Sieger in der … Tanz] Lö: sich der Raserei des Tan zes überliessen] Ke: ergeben; (die andren tanzenden Figuren sind bekleidet, und mit aller Sittsamkeit dargestellt.) 14 auch Amor … dargestellt] An: Kinder, bey denen die leibliche Erscheinung noch etwas ganz Unbefangenes ist, und deren geistige Schönheit in dieser völligen Reflexionslosigkeit besteht; tritt die Reflexion ein, so muss (An: auch Kleidung eintreten Lö: das Andre bedeckt seyn, so wie die Pallas). Pn: Kinder wie Amor. Die Pallas zB. ist durchaus bekleidet vorgestellt. 17–18 daß jene … ausdrücken] Pn, ähnlich AnLö: | daß sie mehr die Figuren bekleidet vorstellen, denn diejenigen Theile die den geistigen Ausdruck an sich haben stellen sie offen dar 18 Hier] Lö: Die Art der Bekleidung ist das Andre. Hier 3 jene] jenen
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was vom Geiste aus gegeben wird kenntlich ist. Bei der modernen Bekleidung ist die Stellung wichtig, die Glieder sind aber oft undeutlich, was bei der antiken Kleidung nicht der Fall ist. Das Weitere ist der Stoff und die Umgebung des Körpers. Auch der Stoff muß zu seinem Rechte kommen, sein eigenes Prinzip geltend machen dürfen, in seiner Freiheit erscheinen. Dieß geschieht wenn das Gewand frei herabhängt, oben am Körper befestigt ist, doch so daß der Traeger desselben sich frei bewegen kann. Die antike Kleidung zeigt den Körper nie genirt, das Gewand fällt frei herab, es kann für sich gewähren, ist nur so weit befestigt als nöthig ist, in der modernen Bekleidung hingegen sehen wir den Stoff durchaus nur dienend, erkennen in ihm Stellung und Bewegung, jedoch sind diese zu überwiegend ausgedrückt. Eine Aushülfe gewährt der Mantel. Die Stellung ist nur so weit zu zeigen als nothwendig ist sie aufzufassen, die sinnliche Seite ist so verhüllt, was mit dem Geistigen zusammenhängt ist vollkommen vorhanden, die sinnliche Bedürftigkeit dagegen ist verdeckt. Der Stoff muß die Weise der Freiheit haben, das Kleid darf nicht wie ein Sack mit Falten mechanisch zusammengezogen sein, wie unsere heutigen 1 aus gegeben wird] An, ähnlich Pn: ausgeht kenntlich ist] An, ähnlich LöPn: erkenntlich wird. Durch die antike Kleidung wird die Stellung wenigstens nicht unklar, (Lö: nicht undeutlich) obschon sie dieselbe nicht so offen zeigt, wie die moderne. Ke: Das wird aber nur durch die antike Kleidung erreicht; freilich kommt es auch hier auf die Geschiklichkeit des Künstlers an, (Ke: daß die Anordnung desselben dem ganzen angemessen sei Lö: die Stellung durch die Kleidung hindurch erkennen zu lassen). 3–4 Das Weitere … Körpers.] Pn, ähnlich AnLö: Das Weitere ist daß die Kleidung eine Umgebung des Korpers ist, das unmittelbare Haus des Körpers, insofern etwas Architectonisches. 5 in seiner Freiheit] An, ähnlich KePn: in seiner Eigenthümlichkeit; in seiner Freyheit 6 wenn das … ist] An, ähnlich PnKeLö: Wenn er als Mantel um den Körper | geschlungen ist, ist er gehalten durch die Schultern, und senkt sich nach seiner Schwere frey für sich herunter; er wird getragen, aber Pn schließt an: dann am Körper befestigt 7 kann.] An, ähnlich PnKeLö: kann, zugleich hangt er, d. h. er folgt seiner eigenthümlichen mechanischen Natur 9 in der modernen Bekleidung] An, ähnlich Lö: Dies Gefühl haben wir bey antiken Statuen. In unserer modernen Kleidung 10 dienend] An: dienend, unterworfen Ke: dienend, nicht frei 11 Bewegung] An, ähnlich LöPn: Bewegung der Glieder darin ausgedrückt ausgedrückt] An: ausgedrückt, wogegen bey der alten Kleidung die sinnliche Seite mehr bedeckt ist 12–13 Die Stellung… verhüllt] Pn: im Mantel ist die Stellung nur angedeutet aber wir kriegen sie doch vollkommen zu fassen, sie ist doch so vorgestellt, daß man sie fassen kann, man braucht nicht die Schenkel und die sinnliche Seite uberhaupt zu sehn. 14 vorhanden] Pn: vorhanden beim Antiken 14–15 die sinnliche … verdeckt] Lö: Der sinnliche Überfluß ist im Griechischen Gewande verdeckt. 15 Der Stoff … haben] Lö, ähnlich Pn: Dies Andre ist, daß der Stoff der modernen Kleidung ganz und gar nur als ein Dienendes erscheint. Was am Kunstwerke vorkommt, muß, so weit es geht, den Schein der Freiheit haben. 15–802,3 das Kleid … herabfallen] An, ähnlich PnKe: Unsere Kleidungen sind meist Säcke, mit steifen Falten, wobey gerade die organischen Wellenlinien, das Schöne am Organischen verloren geht: man hat ein | zusammengenähtes, Knöpfe dergleichen, keine freyen Falten. Lö: Es ist ein Zugeschnittenes, das da und da fest ist. Nach den Knöpfen und Näthen ist der Zug so her und so hin. Da sind keine schönen Falten.
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Kleider, das Schöne des Körpers geht so ganz verloren, wenn das Gewand flach angezogen wird. Die schöne Drapperie zeigt die Freiheit der Falten, das Gewand muß ruhig herabfallen, bei uns sind dagegen viele Falten nur durch Näthe und durch den Schneider bestimmt, die Falten an den hier in Berlin aufgestellten Statuen sind oft von dieser | Art, der Stoff ist durch solche Falten in seiner Unfreiheit bestimmt. Diese Falten nun machen an den Antiken die Bekleidung aus, von einer Idealen Kleidung zu sprechen ist ein Widerspruch, im Modernen benutzt man den Mantel gut um dem Gewande Freiheit zu geben, denn ein Feldherr unserer Zeit muß in seiner Kleidung dargestellt werden, und diese ist für das Sculpturbild schlecht geeignet. – Das bloß Sinnliche ist bei der Kleidung verdeckt und nur da wo Sinnliches, Liebliches darzustellen ist hat das Nackte seine Stelle. Das Ideale, so weit es durch die menschliche Gestalt dargestellt werden kann, ist so zum Grunde gelegt, die Gestalt dann zu formen macht das Studium aus. Ueber die Idealität überhaupt ist im Ganzen zu sagen, daß jeder einzelne Theil vollkommen belebt ist, dieß ist eben was an den griechischen Kunstwerken so bewunderungswürdig ist, dieser Effekt der Lebendigkeit, der besonders groß 3–4 bei uns … bestimmt] An, ähnlich LöPn: Viele Falten in unserer Kleidung werden dann durch die Nähten bestimmt, und also durch den Schneider. 4–6 die Falten … bestimmt] An, ähnlich Lö: An unsern vortrefflichen Bildsäulen bey der Hauptwache kann man viele Falten sehen, die aber bestimmt sind durch die Nähte, der Stoff erscheint also zum Theil in seiner Unfreyheit, bestimmt durch den Schneider. 6–7 Diese Falten … aus] Lö, ähnlich Pn: Die Freiheit macht den Vorzug der antiken Kleidung. 9–10 ein Feldherr … geeignet] Pn, ähnlich AnLö: Ein Andres ist wenn man Portraitstatuen macht, Büsten, (Pn: wenn diese vorgestellt werden in moderner Zeit, so Lö: Da machen die gegebenen Grundzüge einer bestimmten Figur das Geistige. Da) muß auch die moderne Kleidung da sein, man soll keine Mitte hier treffen zwischen dem antiken und Modernen An: […] antike Kleidung wäre ein Widerspruch: man muss beydes vereinen, wie an unsern beyden Generalen, wo der Kriegsmantel als Antikes benützt ist Lö, ähnlich Ke: […] In jenen Statuen von Bülow und Scharnhorst ist der Mantel benutzt, um auch dem Stoffe die Freiheit zu geben. Ein General unserer Zeit muß in unserer Kleidung dargestellt seyn. An, ähnlich Pn: […] Es ist Affektation, wenn man das Idealische durchaus geltend machen will. 11–12 nur da … ist] Pn: den überwiegenden Liebreiz vorzustellen wie bei der Venus 12–14 Das Ideale, … aus.] Lö, ähnlich AnPn: | 2) Das Zweite ist das Ideale, sofern es durch die menschliche Gestalt dargestellt wird und somit das Ideale, sofern die Form der menschlichen Gestalt so geformt werden kann, damit sie das Ideale werde. Diese Umbildung der Glieder macht den Hauptpunkt unserer Sculptur aus. Die Form ist das Ganze des Ausdrucks. Das Andre, diese einzelnen Parthieen kennen zu lernen, sie einzeln durchzugehn, um zu wissen, welche Formen dem Idealischen entsprechen. 15 Ueber die … sagen] Ke: Es gehört zum wichtigsten Studium der Skulptur, die Formen kennen zu lernen, welche den Geist am vollständigsten ausdrücken, durch welche die Idealität erreicht | wird. AnPn: Das Erste (An: also Pn: daruber) ist die Idealität überhaupt. 15–16 daß jeder … ist1] AnPn, ähnlich Lö: Jeder einzelne Theil, Fläche, Punkt ist vollkommen belebt, vollkommen zweckmäßig. 16 Kunstwerken] Ke: Skulpturwerken AnPn: Werken 17–803,1 der besonders … Phidias] An, ähnlich PnKeLö: Man hat in neuern Zeiten von den (An: eigenthümlichen Pn: originellen) Werken des Phidias (Ke: Abgüsse) nach Europa gebracht 11 Liebliches lies Leibliches
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ist an den in der neusten Zeit aufgefundenen Kunstwerken von Phidias, es ist hier mehr Strenge im Styl als Anmuth vorhanden. In diesen Werken haben die Kenner aller Nationen die Lebendigkeit bewundert, sie zeigen das genaueste Studium in allen Theilen und sind mit vollkommener Kenntniß des Anatomischen ausgearbeitet. Man weiß nicht unmittelbar worin dieser lebendige Ausdruck seinen Grund hat, es ist dieß aber kein anderer als der, daß es keinen Punkt an der Statue giebt der nicht in der unmittelbaren Beziehung auf das Ganze stände, zunächst aber auf die Parthie der er näher angehört. In der Ausarbeitung ist dieß deutlich zu erkennen, wie die nähere Betrachtung zeigt, welche die feinsten Vertiefungen und weichsten Uebergänge entdecken läßt, die sonst die blendende Weiße des Marmors leicht den Blicken entzieht. Man erhält dadurch das Gefühl dieser organischen Flüssigkeit, wo jeder Theil seinen besonderen Formunterschied hat, eine Auszeichnung die zugleich der Ganzheit solches Theils nicht schadet. Eine solche Ausführung ins Einzelne ist besonders bei den Muskeln der männlichen Statuen sichtbar und stärker ausgedrückt, als bei denen | der Weiber und Kinder, wo die Ausführung weicher, jedoch nicht verweichlicht wird. Nur das gründlichste Studium der einzelnen Theile läßt diese Vollkommenheit erreichen, welche bei den anscheinend weichen Figuren besonders schön ist, bei den aegyptischen Sculpturarbeiten dagegen ist dieß
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20 1–2 es ist … vorhanden] An: also von dem höchsten Gipfel der Kunst, ehe sie in’s Anmuthige über-
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ging Lö: | aus der Zeit der höchsten Blüthe 3 Lebendigkeit] An: Lebendigkeit aller Theile bewundert LöPn: hohe Lebendigkeit 3–4 sie zeigen … Theilen] Lö: die darin besteht, daß alles, bis aufs Geringste hier studirt ist 5–6 dieser lebendige Ausdruck seinen] AnPn: diese lebendige Anschauung (An: unmittelbar) ihren 6–8 daß es … angehört] Ke, ähnlich AnPn: Jeder Punkt hat die größte Zwekmäßigkeit zu den Partien, denen er zunächst angehört. 8–11 In der … entzieht.] An, ähnlich PnKeLö: die Treue in der Ausarbeitung wird zunächst nicht erkannt, aber man unterscheidet sie bald bey genauerer Betrachtung, vornehmlich kommen die feinen (An: Unterschiede Pn: Vertiefungen und weichen Uebergänge) bey der Blendung des Fackelscheins hervor. Lö: Wenn man Statuen bei Fackelscheine sieht, da kommen die ganz feinen Vertiefungen, die feinen Unterschiede, welche man bei der Weiße des Marmors sonst nicht bemerkt, vernehmlicher hervor. 12 dieser organischen Flüssigkeit] Ke, ähnlich An: einer belebten Flüssigkeit, den Duft einer (Ke: belebten An: schönen) Fläche 12–13 seinen besonderen Formunterschied] Ke, ähnlich Pn: besondere Form und Unterschiede 14 schadet] Pn: schadet, es ist nichts Sackhaftes und Flächenartiges darin 14–19 Eine solche … ist1] An, ähnlich PnKeLö: diese Ausarbeitung bis in’s Einzelste hinaus zeichnet besonders die Werke der Griechen aus, und dies selbst bey Statuen, die einer (An: solchen genauen Zeichnung Lö: weitern Ausarbeitung) nicht fähig zu seyn scheinen. Bey (An: Männern Pn, ähnlich Ke: der Statue eines Jupiter eines Mannes) treten die Muskeln schon von selbst | stark hervor; aber auch bey den anscheinend weichen Figuren, Weibern und Kindern (An: bemerkt man Pn: ist alles mehr rundlich, tritt dieses nicht hervor, auch bei diesen Gestalten bemerkt man doch durch und durch) diese ganz feine Andeutung der A n a t o m i e , (An: obschon nicht in anatomischer Bestimmtheit Pn: jeder Theil auf solche Weise der freilich nicht bestimmt hervortritt, aber zugleich nicht unbestimmt ist). 19–804,1 Sculpturarbeiten dagegen … erkennen] An, ähnlich KePnLö: Figuren, die auch von technischer Seite sehr vollendet sind, findet man wol Andeutung der Muskeln, aber nicht (Lö: das Feinere) der Adern
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nicht zu erkennen, erst bei den Griechen wird es sichtbar. Jeder Punkt ist hier bedeutsam und dieß ist es eben was die Lebendigkeit hervorbringt. Winkelmann der seine Begeisterung an den alten Statuen anzündete, hat zuerst auf das Feinste die bestimmten Unterschiede bemerklich gemacht, mit Begeisterung sprach er aus was er bei diesen Statuen empfand. Das Ideale, das Schöne haben wir also in menschlicher Gestalt vor uns, so weit ist es menschliche Individualität, Besonderheit und so haben wir mit dem Ideal einen Kreis solcher idealer Gestalten. Es ist leer sich eine Gestalt als Ideal hinzustellen, sie muß einen bestimmten Charakter haben und so erweitert sich das Ideal sofort zu einen Kreis von Gestalten. So ist hier ein Kreis von Charakteren, die wir im Allgemeinen als die griechischen Götter kennen, diese Gestalten sind ganz festbestimmt, unterscheiden sich ausdrücklich von einander, durch äusserliche Attribute und durch näher unterscheidende Bestimmungen, die man zum Theil positiv nennen kann z. B. Herkules durch dichtgelocktes Haar, Jupiter durch den Lockenkopf, Apoll mit den zum Knoten geschürzten Haar, der Kopf des Herkules ist überdieß noch durch das Ohr zu unterscheiden, welches durch Schläge unförmlich entstellt ist. Die Hauptunterschiede sind jedoch nicht in solchen Äusserlichkeiten zu suchen, sondern sprechen sich aus im ganzen Bau des Körpers, in seiner ganzen Form. Bei der Bestimmung dieser göttlichen Individuen fallen nun eine Menge Kathegorien hinweg die wir brauchten wenn 1 erst bei … sichtbar] Pn, ähnlich An: Bei den Griechen ist beides, wo beides auf das weichste in einander ubergeht aber nicht unbemerkt gelassen ist 2 Lebendigkeit] An, ähnlich LöPn: Anschauung von der Lebendigkeit 2–3 Winkelmann der seine Begeisterung] Lö, ähnlich KeAn: Was das Nähere anbetrifft, so können wir in kein größeres Detail eingehn, sondern müssen auf Winkelmann besonders verweisen; er hat (Lö: eine Begeisterung KeAn: seinen Enthusiasmus) 3 alten] Ke: alten idealen 3–4 hat zuerst … gemacht] Lö: ist aber nicht bei einem blinden Enthusiasmus stehn geblieben, sondern hat auch die Unterschiede bemerklich gemacht Ke: angezündet, und ihn ausgesprochen, ist aber nicht bei einer algemeinen Bestimmung stehen geblieben, sondern 7 Ideal] Pn: Schönen Lö: idealischen Schönen 8–9 leer sich … hinzustellen] Lö, ähnlich Ke: eine leere Abstraction, wenn man sich eine Statue vorstellte, die das ganze Idealische ausdrückte 12 ausdrücklich] Lö: ganz genau 13 Attribute] Pn: Attribute wie die Pallas mit dem Helm und Blitz, Jupiter mit dem Blitz Ga: Attribute zb. | zb. Mars hat einen Helm auf An: Attribute, worüber nachher 14–15 Herkules durch … Lockenkopf ] Lö: die Eigenthümlichkeit des Haares, woran sich schon im Homer die vielen Statuen unterscheiden Pn, ähnlich An: die Eigenthümlichkeit des Haars des Hercules daß es kurz geschnitten ist, so beim Jupiter die vielen Locken An: Das kleine Haar des Herkules, die Locken des Jupiters 15 Apoll mit … Haar] An, ähnlich LöPn: der Büschel auf dem Kopfe Apolls, was besonders stark auf dem kupfernen Apoll auf unserem Schauspielhause ausgedrückt 17 durch Schläge unförmlich entstellt] Pn, ähnlich KeAn: durch Schläge unförmlich geworden Lö: es ist ein zerschlagenes Ohr; das hat er von dem bhkq'sjon abbekommen An schließt an: Winkelmann giebt dies als Anzeichen an 18 in solchen Äusserlichkeiten] An, ähnlich KeLö: an solcher nach außen gehender Bestimmung 19 Bei] Lö: Das Zufällige hat hier seinen Raum. Bei 20 Individuen] KePn: Individualität
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wir den Ausdruck menschlicher Eigenschaften darstellen wollten. Tugenden haben hier keine Stelle, was sich auf das Wesen besonderer Verhältnisse bezieht ist nicht vorhanden, so wenig wie das was mit der Innigkeit, dem wehmüthig religiösen Gefühl, der Demuth pp zusammenhängt, diese Eigenschaften sind nicht in diesen Individuen anzutreffen. Ein Unterschied | männlicher und weiblicher Individuen ist hier vorhanden, in jenen ist das Hohe, Mächtige im Körper ausgearbeitet, was auf das Vollbringen schwerer Werke hindeutet, in diesen findet sich das Sinnende, Feine, Weibliche, Genuß, Frohsinn, Heiterkeit ist allen gemein, aber eine solche die über alles Besondere hinaus ist, verknüpft mit jener Traurigkeit, jenem Lächeln in Thränen, wo es nicht zum Lachen und nicht zu Thränen kommt. Zwischen dem männlichen und weiblichen Charakter ist hier oft eine schwere Grenze zu ziehen, eben wegen jener Lebendigkeit im Ausdruck, so fand man z. B. einen Kopf den Hirt für eine Ariadne und andere für einen Bachus hielten, er ist nämlich von einer Weise die bis zum Weiblichen fortgeht, wie beim Hermaphroditen dieß der Fall ist, hier sind diese allgemeinen Unterschiede so in einanderlaufend, daß ein feines Auge dazu gehört um zu unterscheiden welchem Geschlechte er angehört und dann auch auf dieser letzten Spitze die Unterschiede zu wissen. An einem und demselben Individuum kommt eine ganze Reihe von Zuständen vor, so z. B. am Achilles von seinem ersten Erscheinen unter den Mädchen des Lykomedes, bis zu seiner Heldenstärke die er vor Troja entfaltet, ferner Hercules bei der Omphale und dann in anderen Darstellungen, wo sein Charakter Ernst und Kraft in sich zeigt zu 1 den Ausdruck … darstellen] Lö: menschliche Individuen absondern 1–2 Tugenden haben hier] An: | Moralische Eigenschaften, Tugenden, haben bey der Darstellung des Göttlichen 3 Innigkeit] AnKeLö: (christlichen) Innigkeit 4 Demuth pp] An, ähnlich Pn: Demuth, Unterwerfung, Ergebenheit 5 Ein Unterschied] Ke: Bedeutender Unterschied An: Der erste Unterschied Pn: Ein Unterschied der zunächst dabei auffällt, ist der zwischen 6–7 das Hohe, … hindeutet] An, ähnlich PnKe: Hoheit, Würde, Kraft, Stärke, das ausgearbeitete für Vollbringung schwerer Werke, das Sinnende (auch in den weiblichen) Lö: die Stärke, die Gewalt der Glieder 8 Weibliche, Genuß] Ke, ähnlich Pn: Weiche, der heitre Genuß 10 jener Traurigkeit] An, ähnlich LöPn: diesem Zuge von Trauer 10–11 nicht zum … Thränen] Lö: weder zu Thränen noch zum Lächeln AnPn: (Pn: Heiterkeit die gesteigert ist bis zur Gleichgultigkeit, Genuß, Feinheit, heruber bis An: Feinheit, Weichheit, Genuß, bis hinüber) zum Liebreiz 12 schwere Grenze zu ziehen] Ke, ähnlich AnPn: so feine Grenze, daß man sie schwer (Ke: finden An: zeichnen Pn: bezeichnen) kann 14 andere] An: andere Kunstverständige Bachus] An: Bakchuskopf 14–15 er ist … fortgeht] Lö: Im Bacchus ist große Weichheit. 15 Hermaphroditen dieß … ist] Ke: Der Hermaphrodit ist das Verschmolzensein des weiblichen und männlichen. 16 feines] Lö: sehr geübtes 17–18 um zu … wissen] Pn, ähnlich Lö: um die Grenze herauszufinden und zu entscheiden 19–20 von seinem … Lykomedes] Pn, ähnlich An: ist (Ms: in) diese jugendliche Weichlichkeit Lö: in seiner Jugendlichkeit unter den Mädchen 20–21 bis zu … entfaltet] Ke: und trauernd um den Patroklos 22 Ernst] AnPn: höchsten Ernst (Ms: des höchsten Ernstes) Kraft] Lö: höchste Kraft
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jenen mühseeligen Arbeiten die er verrichtet. Hier bei der Omphale ist er dargestellt als ausruhend von seinen Arbeiten, über jene Mühseeligkeit ist so hinausgegangen. Diese Unterscheidung der besonderen Individualität ist eine sehr schwierige Sache, vornehmlich beim Hercules der mehr allein für sich dasteht, weniger beim Mars, der mit Perseus, Achilles und anderen Heroen-Gestalten verwandt ist.– Die Charakterisirung dieser Individualitäten ohne ihre Attribute, ist nur Sache eines gründlichen Studiums, um angeben zu können welche Merkmahle diesen und jenen Kunstwerken zukommen Ein feiner Kunstsinn entdeckt schon am Torso das Ganze, das Ausdrucksvolle des Gesichts fehlt dort zwar, aber aus den einzelnen Stücken, der Bearbeitung der Muskeln kann man schliessen welchem Individuum solche Stücke angehörten, doch gehört | hierzu großes Studium und ein feiner Sinn der alle einzelnen Theile mit dem Charakter des Ganzen übereinstimmend findet. Wir haben ferner an der Gestalt näher ihre Hauptmomente anzugeben, die worauf es ankommt und wir folgen hierbei Winkelmanns Anleitung[.] In dieser Rücksicht bietet sich uns vorzüglich dar das griechische Profil, es besteht darin daß Stirn und Nase fast in grader Linie an einanderstehen, in einer senkrechten Linie mit einander abfallen und zugleich senkrecht auf eine andere Linie fallen die von der Nasenwurzel nach dem Ende des Ohrs gezogen wird. Dieß vornehmlich ist das Eigenthümliche der griechischen Statuen und es ist daher zu 1 Hier bei der Omphale] Lö: und dann 2 ausruhend von seinen Arbeiten] Ke. ähnlich AnLö: ruhend davon und verklärt in dieser Ruhe 3 Unterscheidung der besonderen Individualität] Ke, ähnlich PnLö: Charakterisierung der (Ke: verschiedenen Lö: besondern) Individualitäten 4 schwierige] Lö: feine und schwierige 8 eines gründlichen Studiums] KeLö: des (Ke: feinsten Lö: tiefsten) Studiums An: der höchsten Feinheit 8–9 welche Merkmahle … zukommen] Ke, ähnlich AnPn: welchem Individuum irgend ein vorhandner Theil einer antiken Bildseule angehört 9–12 Ein feiner … angehörten] An, ähnlich KePn: (An: Haben Kunstkenner nur einen Torso (Rumpf ), der auch sonst ohne Attribut ist, Lö: Feine Kunstkenner haben es so weit gebracht, daß sie, wenn sie auch einen Torso, ein Stück der Brust, des Leibes haben, wo der Ausdruck des Kopfes fehlt, die nähere Stellung, der Beginn der Handlung und andre Attribute fehlen,) so wissen sie doch aus der Art der Bearbeitung, aus den Muskeln zu schließen, welchem Individuum ein solches Stück angehört. Daraus ist die Individualisirung und Lebendigkeit der Arbeit zu erkennen. Diese Individualitäten sind also durch die Kunst der Sculptur zugleich bestimmt unterschieden worden. 12–14 doch gehört … findet] Pn, ähnlich KeLö: Daran ist die Feinheit des Sinnes und (Pn: die Arbeit und das Lebendige Lö: die Individualisirung des Künstlers) zu erkennen, die bis auf die einzelnen Theile alles dem Charakter des Ganzen so angemessen gehalten hat. 16 ankommt] Pn, ähnlich An: bei der Gestalt, damit sie ideal sei, ankommt 17 griechische Profil] AnPn: sogenannte g r i e c h i s c h e P r o f i l in der Physiognomie 18 an einanderstehen] An, ähnlich KePnLö: (PnLö: mit einander stehen,) eine gradlinichte Fortsetzung machen, mit einer sanft gesenkten Linie, die mit einer andern Linie, die von der Wurzel der Nase zum Mittelpunkte, zur Öffnung des Ohrs geht, einen rechten Winkel ausmacht 9 zukommen] zukommt
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untersuchen ob dieß natürliche oder physikalische Nothwendigkeit gebot. Anatomen haben gefunden daß jener Winkel sich auf den Unterschied des Menschen vom Thiere bezieht, so daß das Freie, Menschliche darin aufgefaßt und ausgedrückt wird, Mund und Nasenknochen sind im menschlichen Gesicht ganz verschieden geformt von dem Hervortreten der Schnautze beim Thiere, es drängt sich beim Thiere damit das Verhältniß des Bedürfnisses sogleich hervor und das Hervortreten der Schnautze selbst bestimmt sich beim Thiere durch jenen Winkel welchen die Nase mit dem Ohre bildet, der in der Regel sehr spitz ausfallen wird, während er beim Menschen etwas weniger als ein rechter ist. Das griechische Profil hat somit eine Beziehung der menschlichen Bildung auf die thierische. Dieser Betrachtung liegt nahe daß das Organ des Fressens beim Thiere stark hervortritt, der Mund des Menschen hingegen sich nicht ausschließlich auf dieß Bedürfniß bezieht. Dieser praktische Mittelpunkt ist allerdings zwar vorhanden, aber noch mehr tritt er zurück im Verhältniß zum Auge und zur Stirn. Auge und Stirn beziehen sich überhaupt auf ein ideales Verhältniß, nicht bloß auf den praktischen unmittelbaren Genuß, sondern auf ein theoretisches Verhältniß. Der Mittelpunkt des Sinnenden tritt so beim Menschen 1 ob dieß … gebot] An, ähnlich KePnLö: Ist dies nationale Zufälligkeit, Willkühr der Künstler, oder ist eine physiologische (An: Begründung Lö: Nothwendigkeit) darin. 2 Anatomen] Lö, ähnlich AnKePn: Diese Linie ist näher auf die angegebene Art untersucht worden. Kamper, ein Holländer, hat besonders diese Bestimmung angegeben. Er und andre (An: vergleichende) Anatomen 4–9 Mund und … ist.] An, ähnlich PnKeLö: Bey dem Thiere ist Mund und Nasenknochen in mehr oder weniger gerader Linie; besonders Hervortretend der Mund, die Schnauze, das Verhältniß des Bedürfnisses, (Lö: die Gegenstände zu verzehren,) und dies Hervortreten bestimmt sich durch das Verhält|niß, das am Schädel ist, so daß wenn | eine Linie gezogen wird über die Nase herunter, und eine Linie nach dem Ohre zu von den vorderen Rundungen (Ms: Mündungen) der Zähne, dieser Winkel sehr spitz ist, wogegen bey’m Menschen (An: ein rechter Lö: sich sehr dem Rechten Winkel nähert, oder selbst Rechter Winkel wird). 10–11 Das griechische … thierische.] Ke: Das menschliche Profil ist so nichts zufäliges, sondern es ist der Unterschied der menschlichen Bildung von der thierischen. 11–12 Dieser Betrachtung … hervortritt] An, ähnlich PnLö: Es liegt ganz nahe, daß das Fressen, und der Sinn, der danach herum schnupert, die Nase, bey dem Thiere ganz nahe hervortritt. 12–15 der Mund … Stirn.] An, ähnlich KePnLö: Bey dem Menschen bezieht sich der Mund nicht (An, ähnlich Lö: blos auf dies Verhältniß. Ke: auf das Bedürfniß der Speise und der Nahrung allein, sondern von ihm geht die Mittheilung aus, und macht insofern einen Mittelpunkt in der Physiognomie aus.) Es bildet sich bey dem Menschen noch ein 2ter Mittelpunkt, der (KePn: seelenvolle) Ausdruck des Auges und der sinnenden Stirn; die Stirn tritt bey’m Thier zurück, und das Auge ist auf die Seite gestellt. 16–17 den praktischen … Verhältniß] An, ähnlich KePn: auf ein Verhältniß des praktischen Genusses, sondern des sinnenden (Pn: theoretischen) Verhaltens (Lö: , welches die Gegenstände gewähren läßt) 17–808,1 Der Mittelpunkt … Andere] Lö: Dieser Mittelpunkt des Sinnens tritt deswegen wichtiger bei dem Menschen hervor, seiner Gestalt nach mehr nach vorn. Im Menschlichen stellt sich der Mittelpunkt des theoretischen Verhältnisses zum Mittelpunkt des Sinnlichen so, daß der letztere sogar als An, ähnlich KePn: Auge und Stirn daher beym Menschen mehr nach vorn; so daß der andere Mittelpunkt mehr
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bestimmt hervor, so daß das Andere untergeordnet erscheint. Die natürliche Richtung bei den Thieren ist fast die entgegen|gesetzte als beim Menschen, sein Blick ist dem Himmel zugekehrt, sein Gang aufrecht, wozu die Gewohnheit des Wollens gehört, dieß aufrechte Stehen begründet ein ganz anderes Verhältniß zum Wollen und es hängt dieß mit dem Menschen wesentlich zusammen. – In der Physiognomie sind so zu sagen zwei Mittelpunkte und diese sind im griechischen Ideal in einen fast unbemerklichen Uebergang gesetzt, sie machen keine markirte Trennung aus. Ist der Eindruck oben an der Nasenwurzel tief, so zeigt dieß mehr eine Conzentration in sich selbst, das Verhältniß der Mittheilung, des Wollens und des Nachsinnens ist so concentrirter wenn es geschieden ist und es entsteht damit mehr Härte gegen andere Beziehungen. Im griechischen Profil ist uns dagegen die Anschauung gegeben, daß beides in vollkommener schöner Harmonie steht, das Sinnen und das Wollen, dieß eben liegt ausgedrückt in dem sanften Uebergange von der Stirn zur Nase und dieß ist der philosophische Sinn des griechischen Profils. Was nun die einzelnen Theile anbetrifft, so ist die Stirn in den verschiedenen Idealen auch auf verschiedene Weise modifizirt, bei weiblichen und jugendlichen Köpfen ist sie niedriger als bei würdigen, höheren Darstellungen, im Ideal ist sie rund gehalten, daß sich tiefe Winkel zur Seite bilden gehört dem Alter an, bewölkt 1–4 Die natürliche … gehört] Lö, ähnlich PnAnKe: Die natürliche Richtung des Menschen beim Auge ist gerade aus, im rechten Winkel mit der Linie der Schwere und des Leibes. Bei dem Thiere ist die Richtung des Blickes und des ganzen Körpers ungefähr in einer Linie. Erectos ad sidera tollere voltus ist das Characteristische des Menschen. Es ist im Wollen des Menschen diese aufrechte Stellung. Diese begründet ein ganz anderes Verhältniß der Stirn und des Auges zum Rückgrate und dem übrigen Körper. An schließt an: beym Thiere senkt sich der Blick mit dem Körper 6 diese] An: Diese beiden Mittelpunkte und die Physiologie 8 oben an der Nasenwurzel] AnKeLöPn: zwischen Stirn und Nase 8–9 so zeigt … selbst] Lö: so zeigt die Stirn das Sinnende und Concentrirende in sich selbst, das von dem Gehn nach außen, dem Mittheilenden mehr oder weniger getrennt ist Ke: so wird mehr ein tieferes Sinnen ausgedrückt, und der | Character des Heitern und Edeln geht verloren 9–11 das Verhältniß … Beziehungen] Lö: Der Mund hat das Verhältniß der Mittheilung. Er und dies Obere, in sich Seyende, wenn dies bestimmt geschieden ist, so ist die Seite des Sinnens, der Innerlichkeit und die Seite der Mittheilung von einander geschieden. An: der Mund, das Organ der M i t t h e i l u n g , bildet den Gegensatz dazu Ke: der Mund als mittheilendes Organ ist mehr von Auge und Stirn geschieden. Pn: der Mund oder dies practische und mittheilende Verhältniß, wenn letzterer und die Stirn bestimmter geschieden ist so ist damit der Unterschied mehr oder weniger von andren Nationen gesetzt. 13 das Sinnen … Wollen] Lö, ähnlich AnKe: der Sinn in sich und der sich mittheilenden Rede 15 philosophische] Ke: psychologische 17 verschiedene] KeAnLöPn: vielfache weiblichen und jugendlichen] AnPn: weiblichen jugendlichen 18 würdigen, höheren Darstellungen] Ke: männlichen rund] Lö: rundlich Pn: niedriger, rundlich 19 daß sich … an] Lö: Daß die Stirn hoch wird und sich an beiden Seiten diese Winkel bilden, ist ein Umstand, der sich erst beim höhern Alter einfindet. An, ähnlich KePn: Die tieferen Winkel an den Seiten der Stirn treten erst in späteren Jahren ein, wo die Haare verschwinden.
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erscheint sie durch den Haarwuchs. Auch beim Hercules erscheint die Stirn niedrig, aber dieß gehört zu seiner nach aussen gehenden muskulösen Kräftigkeit, die Haare sind charakteristisch bei ihm. Die Form des Auges ist bei den Alten vornehmlich mit Aufmerksamkeit behandelt. In allen diesen Umständen aber sieht man bei den griechischen Werken einen Fortgang, das Ideal ist das was nicht auf einmal, sondern durch den Fortgang der Bildung hervortritt. Am auffallendsten verschieden sind in Rücksicht der Augen die aegyptischen, alt griechischen Kunstwerke und die aus klassischer Zeit, auch auf Münzen erleidet dieß Anwendung, die spaeteren Bildungen sind großartiger, wahrhaft schön. Im idealen Styl ist das Auge groß, rundlich gehalten, weit, offen, tiefliegend, in den Augen selbst aber ist ein großer Unterschied, die Augen der Venus | sind von denen der Juno sehr verschieden, bei jener sind sie kleiner, hier sind sie großartiger gehalten und wesentlich tiefliegend gemacht, was die idealischen Sculpturwerke auszeichnet. Bei den aegyptischen Werken sind die Augen platt, schräg gezogen fast gleich mit der Stirn, so daß der Augenknochen im Ganzen platt ist, auf den Seiten abgeschnitten, durch die Braunen. Pallas hat wie die Juno ein größeres Auge als Venus, dabei das obere Augenlied ein wenig gesenkt, ein züchtiger, jungfräulicher Blick. Die Augen liegen überhaupt an den griechischen Kunstwerken tiefer als in der Natur, was eine sehr schöne Wirkung macht
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Stirn. bei den weiblichen Gestalten ist sie mehr tief, doch auch zuweilen bei den männlichen; zb. beim sinnenden Herkules. 3–4 bei den … behandelt] Lö: von den Alten für höchst wichtig gehalten worden. Sie haben auf sie große Aufmerksamkeit gehabt. 5 Werken] An: Werken älterer und späterer Zeit Fortgang] Pn: Fortgang der Bildung 7–8 aegyptischen, alt griechischen] AnPn, ähnlich Ke: ägyptischen und altgriechischen 8 aus klassischer Zeit] An: aus der eigentlichen Zeit der Kunst Pn: der großen und hohen Kunst Lö: der höhern, spätern Kunst Ke: späteren hohen klassischen Gestalten 8–9 auch auf … schön] Ke: auch auf alten Münzen; auf den früheren erscheint das Auge schräg gezogen, und fast ganz platt 11 ist ein großer Unterschied] Ke: finden sich bei den einzelnen Individuen sehr große Unterschiede 12 Juno] Ke, ähnlich AnPnLö: Juno, die | Homer die Ochsenaugige (Lö: co×ju) nennt 12–13 bei jener … gemacht] An, ähnlich Pn: ihr (sc. der Venus) Auge ist kleiner, aber (An: es ist Lö: ob es kleiner oder größer ist, so ist es) doch wieder in seiner Form theils großartig gehalten (An: theils wesentlich Lö: und überall an den idealen Sculpturwerken) tiefliegend gemacht 14 Werken] Ke: Skulpturwerken An: Kunstwerken Lö: Statuen 14–15 platt, schräg gezogen fast] Ke: fast ganz platt 16 auf den … Braunen] Lö: Auf den Augenknochen sind die Augenbraunen aufgetragen und auf der Stirn abgeschnitten. Pallas] Pn: Man hat Abbildungen von der himmlischen Aphrodite die erhaben ist aber doch kleine Augen hat. Die Pallas An, ähnlich Lö: Man hat Bildsäulen | von der himmlischen Aphrodite, die unterschieden werden können durch die be|deutendere Kleinerheit ihres Auges 17–18 dabei das … Blick] Pn, ähnlich AnLö: aber ihre Kopfstellung ist so, daß der Kopf etwas geneigt ist,und also das obere Augenlied etwas mehr gesenkt ist, um ihr einen jungfräulichen züchtigen Blick zu geben Ke: dagegen ist ihr Kopf mehr ein wenig geneigt, um das Sittsame, Sinnige auszudrücken; das obere Augenlied ist ein wenig gesenkt, um den sinnenden Blick auszudrücken 18 griechischen] Lö: idealischen 19 tiefer] Lö: sehr tief, sie liegen tiefer
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durch den Schatten der von der Nase in’s Auge fällt. Zum Auge gehören die Braunen, jener Kranz von Haaren der sich über dem Auge sanft wölbt, diese halbzirkelförmige Wölbung gehört zu seiner Schönheit, diese Augenbraunen behandelten die Alten als ein Moment der Gestalt, deuteten sie an als Schärfe des Augenknochens, nicht so ausgeführt sind die Haare selbst. – Die Nase wird bedeutend sofern sie aufgezogen wird, was den Ausdruck von Trockenheit und Verachtung giebt, wogegen ihre Breite auf Sinnlichkeit deutet, am Schönsten ist sie in ihrer discreten Gestaltung und so erscheint sie in alten Kunstwerken. – Der Mund ist ein Haupttheil des Gesichts nach dem Auge, er ist nicht der Sitz des Bedürfnisses, sondern der Sprache, in allen Statuen hat er etwas Sprechendes, Ernstes oder Liebe zum Genuß Ausdrückendes, Alles dieß drückt sich am Schnitt der Lippen aus. Die Lippen der Alten sind weich, die untere Lippe voller wie die obere, was auch bei Schiller der Fall war, in dessen Bildung des Mundes jene Beredsamkeit und Fülle des Gemüths gleichsam zu lesen war; bei den Götterstatuen sieht man den Mund etwas geöffnet, was man zum Theil nicht für Charakterfülle und überwiegende Festigkeit halten darf. Bei innerer Thätigkeit, wo Auge und Sinn beschäftigt sind, schließt sich der Mund, aber der Charakter des Idealen, sein Versenktsein in sich, zugleich augenlos, führt das Offenstehen des Mundes herbei. – Ferner kommt es darauf an 1 durch] Lö: theils durch die Form, theils durch fällt.] Lö: fällt. An den Augen, dem Sitz des Blickes, der nicht vorhanden ist, hat sich die Gestalt idealisirt. 2 Braunen] KeAn: Augenbraunen Pn: Augenbrauen 3 halbzirkelförmige Wölbung] An: Halbzirkelrunde Augbraunen haben etwas auffallendes, elliptische sind die schönsten. Ga: daß dieses keinen halben Zirkel ausmacht wie bei den LöwenAugen Lö: Das ganz Eliptische, ganz Ovale ist nothwendig. 4–5 behandelten die … selbst] Ke, ähnlich AnPn: haben die Alten nicht als Härchen ausgeführt, sondern als ein besonderes Moment an der Gestalt behandelt, und nur angedeutet, nur hervortretend als eine Schärfe des Augenknochens 6 Die Nase] Lö: Vom Verhältnisse der Stirn zur Nase ist schon gesprochen. Die Nase 6–7 sofern sie … deutet] Lö, ähnlich Pn: wenn ihre Form abweichend ist: heraufgezogen, Spott andeutend, oder breit, herabgesunken, auf Sinnlichkeit deutend Pn schließt an: wie bei Socrates 8 ihrer discreten Gestaltung] Lö, ähnlich Pn: ihrer indifferenten Gestaltung 9 ein Haupttheil … Auge] Lö, ähnlich KePn: nächst dem Auge der schönste des Gesichtes 10 der Sprache] Lö: das Organ der Mittheilung beim Menschen Pn: Sprache und des Mittheilens 10–11 in allen … Ausdrückendes] Ke: auf seinen Ausdruck haben die Alten eine vorzügliche Sorgfalt gewandt An: er ist an den alten Statuen sehr bemerkbar dargestellt Lö: So ist er im Classischen etwas sehr Sprechendes. 12 Die Lippen … weich] Ke, ähnlich AnPnLö: An den idealen Kunstwerken finden wir die Lippen weich, nicht mager 13 voller wie die obere] Lö, ähnlich AnPnKe: etwas fülliger, als die Oberlippe 15 etwas geöffnet] An: meist nicht vollkommen geschlossen Ke: Niemals […] vollständig geschlossen. Pn, ähnlich Lö: nicht vollkommen geschlossen, etwas offen Ga: (Es ist auch ein Zug in den Gemahlden der Konige Bourbonen von Frankreich). 16 Festigkeit] Lö: Verständigkeit 18–19 der Charakter … herbei] An, ähnlich Pn: Das Auge ist aber in den alten Statuen ohne Bewegung, daher steht der Mund etwas auf. 19 Ferner kommt … an] Ke: | Auch macht es einen großen Unterschied
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ob der Mund|winkel herunter oder herauf gezogen ist, bei alten Statuen ist er mehr herauf gezogen, bei den griechischen Statuen dagegen leicht heruntergezogen, stärker gesenkt ist es eine gemachte Ernsthaftigkeit. – Das Kinn ist bei den aegyptischen Statuen aufgezogen und mager, bei den idealischen Statuen rund, von gewölbter Form, voll und etwas länger, so daß es eine gewisse Sattheit und Ruhe ausdrückt, bei alten Frauen die rührig sind, ist das Kinn mager und wackelt. Bei der medizäischen Venus ist es klein, wie gewöhnlich, aber es ist nicht mehr ganz vorhanden, sondern es ist etwas platt geschabt wodurch es flach erscheint. – Ferner sind die Kunstkenner auf die Ohren aufmerksam gewesen, an allen Köpfen des Alterthums sind sie fleißig gearbeitet und dem Kenner dient die mehr oder mindere Sorgfalt mit welcher das Ohr ausgeführt ist zum Kennzeichen. Bei alten Statuen stehen die Ohren leicht zu hoch. – Auch das Haar ist sorgfältig dargestellt mit allen möglichen Fleiß, die Locken bilden meist große Parthien, ältere Statuen haben hierin oft eine Einförmigkeit die ihnen das Ansehn von Perücken giebt. Hängendes Haar trifft man bei männlichen Statuen des Alterthums nicht an, dieß trugen nur Barbaren oder Feinde die im Triumph aufgeführt wurden. – Brust, Hand und Fuß sind ferner sehr sorgfältig gearbeitet, die Brust ist breit und stark, die Füße sind sehr zierlich. Die Hauptsache ist aber die ganze Stellung der Figur und hier eben ein alten Statuen] Lö: den egyptischen, überhaupt an den alten Statuen Ke, ähnlich An: alten ägyptischen Statuen 2–3 griechischen Statuen … heruntergezogen] Ke: idealen griechischen Statuen mehr eine sanfte Neigung nach unten An, ähnlich Pn: griechischen aber sind die Mundwinkel mehr und ganz leicht nach unten gesenkt Lö: idealen Statuen der Mundwinkel leicht, aber nur sehr leicht gesenkt. Stärker gesenkt drücken seine Ernsthaftigkeit aus. 4 Statuen] Ke: Statuen, die noch nicht die hohe Idealität erreicht hatten aufgezogen] KeAnLö: zurückgezogen 7 mager und wackelt] Lö: mager, hingegen ist diese Sattheit, Ruhe durch ein volles Kinn angedeutet 7–8 klein, wie gewöhnlich] Ke: ein wenig zu klein An: kleiner Pn: hat das Kinn nicht die ächte Rundung 8–9 aber es … erscheint] An, ähnlich KePnLö: aber die Kenner haben gefunden, daß es unächt, abgeschürft und leicht geglättet sey 10 allen Köpfen fleißig] KeAn: mit besondes Alterthums] Ke, ähnlich Lö: den alten Köpfen der griechischen Zeit derem Fleiß Lö: mit vieler Aufmerksamkeit Pn: gewöhnlich sorgfaltig 12 Kennzeichen] Lö: Kennzeichen […] über die Zeit der Statue Statuen] Ke, ähnlich Lö: Statuen, die noch nicht der idealen Zeit angehören 13 allen möglichen Fleiß] Lö: vieler Sorgfalt Ga: es ist dadurch | bestimmt zu unterscheiden, welche Gottheit durch das SculpturWerk vorgestellt werden soll 14 die Locken … Parthien] An: Die H a a r e sind in den idealen Statuen lockig und füllreich; in den älteren mehr gleichförmig und hangend. Pn: lockige Parthien, großartig 14–15 ältere Statuen … giebt] An: in den älteren mehr gleichförmig und hangend 15 Haar] Lö: Haare, wie man Christus das Haar nachgemacht hat 18 breit und stark] Ke, ähnlich PnAnLö: breit, mit starken Muskeln, die Hüften hervorragend 19 Figur] Lö: Statue 19–812,2 und hier … stehen] Ke: die sich gänzlich von den ägyptischen Statuen unterscheidet, bei denen die Schenkel geschlossen, Arme und Hände fest angelegt sind An, ähnlich Lö: In den älteren Statuen stehen die Füße, wenn sie auch auseinander gestreckt sind, nur parallel gegen einander. Lö schließt an: nicht auswärts
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Gegensatz gegen die aegyptischen, altgriechischen (aeginetischen) Statuen, wo die Füße eng zusammen stehen. Dädalus Verdienst war es die Füße und die Hände gleichsam erst zu lösen, so daß nun die Arme nicht mehr grade herunterhängen. In die Stellung der Arme und Füße und deren Bewegung haben die Alten einen geistreichen, zierlichen Ausdruck gebracht. – Dieß sind die Hauptmomente auf welche zu sehen ist um den idealen Styl kennen zu lernen. Die Individualität der dargestellten Charaktere modifizirt die Statue, sanft sind die Formen beim Bachus, aber hier sowohl als beim Weiblichen ist die Andeutung des Einzelnen immer vorhanden. Das Großartige ist ebenso | anmuthig wie zierlich und der farnesische Hercules mit seinem ochsenartigen Halse zeigt überall einen vollkommen ausgearbeiteten Körper, entfernt man sich von ihm, daß die Gestalt sich klein darstellt, so ist alles zierlich, in der Nähe ist er großartig, ohne Härte, es ist ein Kunstwerk in jedem Theile. Dieß schwere Studium ist nur für Kenner und jemehr das Besondere der Form bestimmt ist und diese durch die Individualität des Ganzen modifizirt ist, wird dieß schwerer. Wir haben schon gesprochen von den hohen, selbstständigen, idealischen Gestalten, diesen Göttern, die sich durch ihre Formen und Attribute unterscheiden. Jene schöne, einfache, thatlose Ruhe in ihrer Gestalt ist der Mittelpunkt, aber alle diese Gestaltungen treten heraus in eine Mannigfaltigkeit von Situationen und Handlungen. Die Darstellung der einfach, hohen Göttergestalten und wie sie in Bewegung treten, hat bei den Alten eine große Schicklichkeit. Ein Unterschied ist es die Statue in der Gallerie, ohne Umgebung, ohne ihren eigentlichen Standpunkt und die Statue diesen habend. Diese strengen, hohen Götterbilder standen inwendig im Tempel, wo sich noch mehrere befanden und die
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2–4 Dädalus Verdienst … herunterhängen.] An: Die ideale Kunst stellt sie und die A r m e frey und hervorstehend dar. 4–5 In die … gebracht.] Ke: Die Griechen haben zuerst Anmuth und Würde in die Statuen gebracht. 5 die Alten] Lö: Die idealen Künstler 5–7 Dieß sind … lernen.] Ke: Dies sind die vorzüglichsten Bestimmungen, die man zur Vorstelung bringen | muß, wenn man die 30 Skulptur verstehen will. 8 die Statue] Lö: in Allem etwas. Bedeutsamkeit hat das Characterisirende bis auf die kleinste Form | hindurch. 10–14 Das Großartige … Theile.] Pn: sonst macht auch der ganze Stand hier die Hauptsache aus 14–17 Dieß schwere … schwerer.] Pn: Dies Studium gehört zu den schwersten 18 hohen] Lö: schönen 19 ihre Formen … unterscheiden] Lö: ihre Form zu unterscheiden haben. Eine andre Unterscheidung geben freilich die 35 Attribute. 23 eine große Schicklichkeit] Ke: die rechte Schicklichkeit gehabt Lö: auch diese Schicklichkeit gehabt, daß solche Unterschiede mit dem Architectonischen zusammenhängen 23–25 Ein Unterschied … habend.] Lö: Wenn wir die Statuen in Gallerien sehn, so sind sie ohne ihren eigentlichen Standpunkt. An: | Die Stellung der Statuen, der Ort und die Reihe, worin sie sich befanden, war nicht so vernachlässigt und willkührlich, wie bey uns; die 40 Schicklichkeit kam auch hier wieder in betracht. 25 strengen] Lö: freyen
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ganze Umgebung sich auf sie bezog. An ihnen ist der Fortschritt der Kunst zu studiren. Das Bild desselben Gottes was in spaeterer Zeit von vollkommener Gestalt ist, war früher von Holz, ausstaffirt mit Zeug (Siehe Pausanias). Was die Compositionen anbetrifft wo die Götter in einer Handlung erschienen, als Heroen abgebildet sind, so fanden diese ausserhalb des Tempels am Giebel Platz, was von den aeginetischen Kunstwerken gewiß ist. Die Geschicklichkeit des Architektonischen ist hier besonders zu bemerken, in die Mitte waren die größten Figuren gestellt, so war z. B. die Gruppe der Niobe aufgestellt, wie neuere Kenner entdeckten, die Gruppe der neun Musen war gewiß auch so gestellt in einem Giebelfelde, wie Lewezow aufzuzeigen versucht hat. Hier hatten auch die Gestaltungen Platz die in besonderen Situationen sich fanden, wie jene Colosse, zwei Jünglinge welche Pferde halten, ein Mensch gewöhnlicher Größe reicht ihnen bis zur | Kniescheibe. Weihgeschenke, Fechter und Siegerstatuen hatten da ihre geeignete Stelle. Am Giebelfelde waren auch Basreliefs angebracht und Kreise von ganz freistehenden Figuren, bis zu den mannigfaltigsten 1 sich auf sie bezog] Ke: hob das ganze 1–2 An ihnen … studiren.] Ke: Oft fand man in demselben Tempel das Bild eines Gottes 2 oder 3 mal, aber aus verschiedenen Zeiten. 2–3 Das Bild … Zeug] Lö: Die ältesten, heiligsten Götterbilder und das Bild dieses Gottes in weit vollkommnerer Gestalt, aber ein Gott, war die Hauptsache. 3 (Siehe Pausanias)] Lö: Nach der Beschreibung des Pausanias von den Tempeln ist ein Gott, 2, 3mal abgebildet gewesen; dies war aber weiter nichts als ein hölzerner Stock, auf dem eine Büste war und mit Zeug drapirt. 5 ausserhalb des … Giebel] Ke: meist in den Außenhallen oder Giebelfeldern, und diente dann mehr zur Verzierung des architektonischen An: meist außerhalb der Tempel, in den Giebelfeldern Pn: die Heroen der Gott in seiner Bewegung stand aussen auf dem Giebelfelde 7–8 in die … gestellt] An, ähnlich KeLö: die mittlere Person stand aufrecht, die übrigen Figuren müssten sich nach den spitz zulaufenden Winkeln der Giebelfelder senkend und gebückt oder liegend erscheinen 8 so war … aufgestellt] Ke: So ist die berühmte Gruppe der Niobe wahrscheinlich die Zier eines Giebelfeldes gewesen. Lö: So wußte man lange nicht, was man mit den Kindern der Niobe machen sollte, bis man heraus brachte, daß sie in einem Giebelfelde gestanden. 9–10 die Gruppe … hat] Lö: Auch die 9 Musen zu Sanssouçi sind Figuren, die zur Composition eines Giebelfelds gehören. 10–11 Hier hatten … fanden] Ke: Auch die Thüren und Treppen der Tempel waren so mit einzelnen, freistehenden Figuren verziert. Pn: an den Treppen und auf der Spitze der Gebaude hatten Gestalten Platz, die nicht unmittelbar einen Gott darstellten An: Andere Momente sind freystehende Figuren auf Plätzen, vor Tempeln ff. 11–13 jene Colosse, … Kniescheibe] Lö, ähnlich Ke: So sind die beiden Colosse von Montecavallo, (Ke: zwei Jünglinge, (Ke: die jeder ein Pferd bändigen Ga: von denen jeder ein Pferd beim Zaume hielt), Ver|zierung von Tempeln gewesen. Von einem dieser Kolosse ist ein Abguß in München, der Theil vom Fuß bis zur Kniescheibe beträgt fünf Fuß. Lö: Diese sind ganz collossalisch, in dieser Größe aber mit der größten Zierlichkeit und Genauigkeit ausgearbeitet.) 13–14 Weihgeschenke, Fechter … Stelle.] Lö: | Weihegeschenke in den Tempeln waren vielfach Statuen von Fechtern usf. Das fand alles seinen schicklichen Platz. An: Weihgeschenke von Siegern in den Spielen u.a. schlossen sich an die Tempel an. 14–814,1 Am Giebel felde … fort] An, ähnlich Ke: Basreliefs reihten sich an die äußersten Wände der Tempel an, und verzierten sie. 15 und Kreise] Lö: Sie sind auch Hautsreliefs, Kreise 15–814,1 bis zu … fort] Lö: sie sollten die äußern Wände des Tempels verzieren
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Bildern und Darstellungen gingen jene Verzierungen fort, wie die welche am Parthenon angebracht waren. Von Göttern und Heroen ging man über zur Darstellung von Faunen und Satyren, zu Spielen Amors in den mannigfaltigsten Gruppen. Die Darstellungen der Sculptur aus der früheren Zeit betreffen oft Begebenheiten aus dem trojanischen Kriege, die Schicksale der von Troja heimkehrenden Helden, auch die Züge der Herakliden. Wilken versichert 28000 Cameen verglichen zu haben, welche solche Begebenheiten darstellten, woraus erhellt daß sie alle in die alte Zeit fallen. Anders sind die Sculpturwerke aus der römischen Zeit, hier sind keine sogenannten idealischen Bilder, die sich auf bestimmte mythische Figuren bezögen, nur in der neueren Zeit findet man Scenen aus dem Familienleben dargestellt, während die alten Darstellungen sich nur auf die Mythologie beziehen. Nur die bachantischen Tänze sind hiervon auszuschliessen. Ferner fand man keine allegorischen Darstellungen, es ist immer die Sache selbst, solche Denkmähler gehen immer auf die Person der sie gewidmet sind, was oft nur ein Zug andeutet. Ueber den Stoff ist noch einiges zu bemerken. Unter Sculptur begreift man oft auch das was die Alten Arabesken hießen, sie sind von Marmor und Metall. 1–2 wie die … waren] Lö: In den Peristylen im Parthenon ist die Procession vom Feste der Pallas, wie der Peplos hingebracht wird. 2–4 Von Göttern … Gruppen.] Ke: Winkelmanns Bemerkungen hierüber, und über die Darstelung der Faunen, Satyrn, des Amor, sind sehr treffend. 3–4 Amors in … Gruppen] Lö: der Amoren, mit Mars und Hercules und seiner Keule, mit Löwen und Tigern. Dies hat die mannigfaltigsten Gruppirungen der Alten gegeben. 4–6 aus der … Herakliden.] Lö, ähnlich AnPn: sind aber nur aus den mythologischen Zeiten hergenommen worden. Selten aus Begebenheiten, die nach dem trojanischen Krieg vorgefallen waren, den Zug der Heracliden noch nicht eingerechnet. 6–8 Wilken versichert … fallen.] Lö: Winkelmann sagt, daß er 28000 Abdrücke von verschiedenen Kameen verglichen habe (die dem Baron v. Stosch gehört hatten und von Friedrich dem Großen requirirt worden sind) und alle fielen in jene alte Zeit. Ke: Bemerkenswerth sind noch die Kameen, von denen Winckelmann 28,000 Stück genau betrachtet, und gefunden hat, daß sie alle der alten Zeit anheim fallen. 9 aus der römischen Zeit] Lö: Roms, die sich auf römische Geschichte beziehn 9–10 hier sind … bezögen] Ke: Selten kommen dabei ideale Gestalten vor, alles bezieht sich auf Goter und Helden, nicht auf mythische Personen. An: Die Alten machten keine idealen Statuen d. h. solche nicht, die sich blos auf eine fingirte Allegorie bezögen. 13–16 Ferner fand … andeutet.] Ke: Auf Urnen und Sarkophagen finden sich keine Vorstelungen von einem Uebergange ins Elysium, auch nichts Allegorisches, sondern meist ein Todtenzug im algemeinen, oder eine mythische Geschichte. Auf der Urne am Grabe des Cincinnatus zb. war Jason mit den Stieren pflügend vorgestelt. Lö: Auf Urnen ist auch immer ein bestimmtes Leichenbegängniß dargestellt, um den Zug anzudeuten, der sich auf die Person bezog, der das Denkmal gewidmet war. Bei Cincinnatus, der vom Pfluge zum Consulat gerufen ist, wurde Jason, der bei Aëtes mit den Stieren pflügt, vorgestellt. 18–815,1 Arabesken hießen, … Phidias] Lö: Thoreutik genannt. Sculptur bezieht sich theils auf den Marmor, theils auf ’s Gießen in Erz. Aber die Thoreutik bezieht sich auf die Art von Kunstwerken, worunter das Trefflichste des Phidias gehört
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Von dieser Art sind auch die Kunstwerke des Phidias, wo in der Masse gleichsam eine Seele ist die mit Metall überzogen wird, welches so mit dem Marmor verarbeitet ist, daß das Ganze eine Fläche bildet. Aus Holz haben die Alten viel gearbeitet, auch Albrecht Dürer hat sehr zierlich in Holz geschnitzt. An die Sculptur schließt sich manche Kunst an z. B. die Münzkunst, die so viele Meisterwerke des Schönen aufweisen kann, das Schneiden in Edelsteinen und Glas. Die alten Cameen sind ganz unschätzbar, höchst mannigfaltig in der Darstellung und so schön gearbeitet, daß sie die größte Bewunderung erregen, die höchste Schönheit der Form ist hier erreicht. Michel Angelos Siegelring enthielt | eine der berühmtesten, den Bachus mit Satyren und Nymphen. Es ist dieß gleichsam eine Kunst des Gefühls, kleine stählerne Rädchen werden durch ein großes in Schwung gebracht und wirken auf den Stein, das Auge reicht hier nicht aus, es ist die Hand die den Eindruck machen muß, das Gefühl des Fingers welches anleitet. Beim Basrelief sind mehr wie bei Statuen Handlungen der Gegenstand der Darstellung, und so macht es den Uebergang zur Mahlerei. Der Uebergang ist 1–3 wo in … bildet] Lö: wo eine Seele, wie es die Alten heißen, eine inwendige Masse, mit elfenbeinernen Platten überzogen und mit Gold bedeckt wird. Das nannten die | Alten Thoreutik. Ke: In Rüksicht des Materials, das zur Skulptur verwandt wurde, ist zu bemerken, daß nicht bloß Marmor oder Stein überhaupt und Meißel zur Skulptur gehört, sondern auch das Gießen in Erz, das Schnitzen | in Gold, Elfenbein und Holz. Pn: Man vergleiche mit unsrer Sculptur das, was die Alten Toreutik nannten, auf Marmor und Giessen in Erz bezieht sich die Sculptur, die Toreutik aber war da, wo eine Masse überzogen wurde mit elfenbeinernen Platten und dergleichen. An: In Ansehung der Stoffe ist nur noch anzuführen, daß zur Sculptur auch die sog. To r e u t i k gehörte, Ausarbeitung, Schnitzwerk aus elfenbeinernen, goldenen Platten. 3–4 Aus Holz … geschnitzt.] Lö: Aus Holz haben die Alten auch gearbeitet. In den ältesten Zeiten waren die Sculpturbilder daraus. In neueren Zeiten hat auch die Holzschneidekunst geblüht. 5 schließt sich … an] Lö: schließen sich aber auch noch diese andre Künste an und zwar besonders: 5–6 die so … kann] Lö, ähnlich Ke: Die Münzen der Alten sind berühmt. Münzen aus der guten Zeit sind eben so vollendete Meisterwerke der Schönheit als irgend Werke der griechischen Sculptur. 6–7 das Schneiden … Glas] Ke, ähnlich AnLö: So wurde auch (Ke: das Glas und die Edelsteine Lö: die E d e l s t e i n e u n d G e m m e n ) bearbeitet. 7 Cameen] KeAnPn: G e m m e n ganz unschätzbar] Ke: etwas ganz Unschätzbares; durch ein Vergrößerungsglas zeigen sie (Ke: die größte Vollendung der Arbeit An: die wunderbarsten KunstWerke). 9 die höchste … erreicht] Lö: Wenn man die kleinen Figuren mit dem Vergrößerungsglase betrachtet, so zeigen sie die höchste Vollendung der Form. 10 den Bachus … Nymphen] Lö: Es ist da der junge Bacchus vorgestellt, wie sich Nymphen um ihn beschäftigen. 12 Stein] Lö: auf Wachs geklebten Edelstein 12–14 reicht hier … anleitet] Ke, ähnlich AnLö: das Auge kann sich der Arbeit nicht bemeistern (Ke: und die Hand bildet alles Lö: das Gefühl muß unterscheiden, ob genug fortgenommen) 15–16 Beim Basrelief … Mahlerei.] Pn: Bei den Basreliefs sind schon Prozessionen, nämlich schon mehrere Figuren, und dadurch wird | der Uebergang zur Malerei gemacht. An: Die Handlungen, die in der Sculptur dargestellt werden, machen einen Übergang zur Malerey. 16 Uebergang] Pn, ähnlich Lö: | innere tiefere Uebergang
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daß das selbstständige Sculpturbild das in sich versenkt ist, das Ideale des Bewußtseins bedarf um für ein Anderes zu sein, das seiner bewußt ist, oder es dieß das Gegenübertreten der Gemeinde gegen den objektiven Gott, so daß das Göttliche in dieser Gemeinde sein Bewußtsein hat, die dritte Bestimmung ist das selbstständige Bild Gottes für sich. Die Gemeinde, das Bewußtsein Gottes ist der Punkt wo wir jetzt stehen, der subjektive Gott. Hierher fällt das Christliche, der christliche Gott ist in seine Gemeinde herübergetreten, er ist der Geist der sich in diesen vielfachen Bewußtsein besondert, die subjektive Seite ist hier wesentlich bestimmt. In der Sculptur ist das Göttliche nicht in der Form der Subjektivität als solcher, es ist hier zunächst fühlbar, das Auge dagegen ist daß die Subjektivität als solche sich zu erkennen giebt, sich manifestirt, daß das Bewußtsein zu erscheinen anfängt, das Dritte ist eine inhaltsvolle Aeusserung sich in der Vorstellung zu manifestiren, so daß dieß aber wesentlich noch subjektiv bleibt. Dieß sind die Formen der Kunst die in diese Bestimmungen fallen, Mahlerei, Musik und Poesie. –
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Die Mahlerei hat die Gemeinde vor Augen, sie hat in dieser nur äusserlichen Weise der Darstellung die Gemeinde zum Gegenstand, er ist subjektiv und damit das Herausbrechen der selbstständigen Gestalt der Sculptur in die Mannigfaltigkeit des Daseins, wogegen das Sculpturbild ewige Ruhe in
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1–4 daß das … hat] Pn, ähnlich Lö: daß das selbstständige, in sich (Pn: selbst seiende Sculpturbild Lö: vertiefte Sculpturwerk) des Bewußtseins bedarf für ein Anderes zu sein, oder das Gegenübertreten der Gemeinde, gegen den objectiven Gott, so daß das Göttliche in diese Gemeinde getreten ist und (Pn: den Reflex Lö: die Reflexion) seiner selbst, sein Bewußtsein hat. An: Das in der Sculptur befindliche Ideal bedarf des Bewusstseyns. Es i s t g e g e n ü b e r s t e l l e n des Gottes gegen die Gemeinde, daß das Göttliche den Reflex seiner selbst, das Bewusstseyn hat. 4–6 die dritte … Gott.] Lö: Das Dritte, diese dritte Bestimmung der unorganischen Umgebung ist die Malerei. 6–9 Hierher fällt … bestimmt.] Lö: In den subjectiven Gott fällt der christliche Gott. Dieser wohnt in seiner Gemeinde. Dies ist überhaupt die subjective Seite. An, ähnlich Pn: Es ist der subjektive Gott, der Xtliche Gott, der in eine seiner Gemeinden übergetreten ist. Die subjective Seite ist wesentlich hier zur Bestimmung gebracht. 9–10 In der … solcher] Lö, ähnlich Pn: Im Gotte der Sculptur ist Individualität, Geistigkeit, also auch Subjectivität, aber nicht in der Form der Subjectivität als solcher. 10–12 das Auge … anfängt] Lö, ähnlich AnPn: Die göttliche Gemeinde ist sichtbar für’s Auge, aber zweitens gibt diese Subjectivität sich als solche zu erkennen, manifestirt sich, producirt ihr Innerliches, zunächst im Abstracten des Tones, in dieser nicht objectiv werdenden Manifestation 12–13 das Dritte … bleibt] Pn: und 3, sich manifestirend in der Vorstellung, eine Ausserung die inhaltsvoll ist, so daß dieses Inhaltsvolle das Wesentliche bleibt, das Wort Lö: aber dann in der Vorstellung, Äußerung, die inhaltsvoll ist, so daß das Innere wesentlich bleibt: das Wort. 17–18 Die Mahlerei … subjektiv] An, ähnlich LöPn: Die erste unter diesen 3 Bestimmungen ist die M a l e r e y ; sie hat die Gemeinde nun für | das Auge zu ihrem Gegenstande; sie ist ganz subjektiv 19 Herausbrechen] KeAnLöPn: Heraustreten 20 Mannigfaltigkeit] Ke: Besonderheit und Mannigfaltigkeit
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sich | selbst ist. Handelnd tritt hier die Gestalt heraus und hierin liegt der Unterschied, eine Welt von Gegenständen hat hier der Geist sich gegenüber, die vom Subjekt bestimmt werden, in dieser Verwirklichung, diesem Heraustreten ist ebenso ein sich Innerlichmachen gegen das Äusserliche, eine Innerlichkeit im Äusseren, die allgemeine, abstrakte Bestimmung der Besonderheit ist. Es ist das Innerliche indem es in diese Bestimmung tritt im Unterschiede gegen anderes und damit ist es Besonderheit. Das Erscheinen des Innerlichen in Handlungen, Situationen ist hier die allgemeine Bestimmung. Indem wir nun nach dem Mittelpunkte der Mahlerei fragen, fragen wo sie ihren Sitz habe, so dürfen wir nicht sagen daß die Alten keine großen Meister in ihr gehabt hätten, das Gegentheil beweist vielmehr Meyer in seiner Geschichte der alten Mahlerei. Einen großen Schatz alter Zeichnungen besitzt der Mahler Ternite, und auch aus diesen Ueberbleibseln sieht man, daß die Mahlerei der Alten sich auf einer hohen Stufe befand, wenn uns gleich keine Meisterstücke geblieben sind, so war das uns Gebliebene selbst nicht einmal Ausgezeichnetes. Wie 1 selbst ist] Ke: selbst, die tiefste Innerlichkeit die Gestalt] KePn: das Subject 1–7 hierin liegt … Besonderheit.] Lö: Dies enthält den Gegensatz von Subjectivität: Heraustreten des Sculpturbildes, Entzweiung in seiner Innerlichkeit. Dies ist ebenso ein Hereingehn in sich, ein sich innerlich machen gegen das Äußerliche. Es ist diese Entzweiung: das Heraus im Handeln, und dann die Harmonie der Innerlichkeit gegen und im Äußerlichen. Der Inhalt ist Inhalt der Förmligkeit, aber zugleich damit der Besondernheit. Pn: Zweck und Interesse der innerlich ist, der ausserliche Umstände sich gegenueber hat, die von dem Subject erst dem Zweck gemäß gemacht werden. Dies Heraustreten des Sculpturbildes aus sich ist ein sich innerlich Machen gegen das Ausserliche, das Heraus in Handlung, die Innerlichkeit gegen das Ausserliche und die Innerlichkeit im Ausserlichen, die Bestimmung im Besondren uberhaupt; der Inhalt der Innerlichkeit zugleich damit der Besonderheit. 8 Situationen] Lö: allgemeinen Situationen 10 habe] Lö, ähnlich Ke: hat, so ist es allerdings die moderne, christliche Kunst An, ähnlich Pn: hat, so ist es das Moderne, Xtliche überhaupt 10–11 so dürfen … hätten] Ke, ähnlich AnLöPn: Damit soll nicht gesagt sein, als ob die Alten nicht auch gemalt, oder es in dieser Kunst nicht auch zur hohen Vollkommenheit gebracht hätten. 11–12 das Gegentheil … Mahlerei] Pn, ähnlich KeAnLö: Geschichtlich ist uns viel davon überliefert, cfr. Meiers Geschichte der Malerei 12–13 Einen großen … Ternite] Pn, ähnlich Lö: den reichsten Schatz hierüber besitzt (Pn: Hermide Lö: ein hiesiger Künstler, Herr Termidor), der 500 alte Gemalde (Lö: in Italien) abgezeichnet hat mit schwarzer Kreide durch welche Ausführung man die Manier der Malerei | erkennen kann 14–15 wenn uns … Ausgezeichnetes] Ke, ähnlich Pn: Auch hat man bei den Ausgrabungen in Herkulanum und anderwärts Gemälde der Alten aufgefunden, die man aber nicht zu den Meisterwerken zählen darf, weil sie in Provinzialstädten auf bewahrt wurden. Lö: Was wir kennen, das war nur in Provinzialstädten, wo nur das Gewöhnlichere, Gemeinere vorhanden gewesen ist, das uns schon die höchste Vorstellung gibt. 15–818,4 Wie die … bekundet] Pn, ähnlich Lö: Der größte Bildhauer ist Michel Angelo gewesen, viele seiner Werke sind in Italien, es ist ein Werk in den Niederlanden von ihm, wo 5 oder 6 Figuren von ihm sind, den Grafen von Nassau und dessen Gemahlin hat er in Alabaster auf bewahrt, 4 Figuren stehn und tragen auf der Schulter eine Platte, worauf die Insignien (Lö: des Hauses von Nassau) liegen (Pn am Rande: (Caesar, Regulus) Lö: Dann ist Julius Cäsar, Hannibal und Regulus von Michel Angelo in Alabaster gehauen. Das Genie Michel Angelo’s glänzt daraus hervor.)
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die Mahlerei, war auch die Sculptur nicht auf das Alterthum beschränkt, auch die neuere Zeit weist ausgezeichnete Sculpturwerke auf z. B. jenes berühmte Werk Michel Angelos welches sich in Breda befindet und das einen tiefen, großen Sinn auf wahrhafte Weise bekundet, auch die neuste Zeit hat ausgezeichnetes geliefert, aber ihre höchste Eigenthümlichkeit hat die Sculptur in den Götterbildern und so hat auch die Mahlerei ihre zweckmäßigste Anwendung innerhalb dessen was das Prinzip der neueren Religion ist und was mit diesem Prinzip zusammenhängt. Dieß Prinzip ist die Innerlichkeit und mit dieser Abstraktion zugleich Gegensatz gegen die Äusserlichkeit, hiermit ist die Besonderheit überhaupt verknüpft und somit ein unendliches Feld von Gegenständen aufgethan, wo jede Klasse eine eigenthümliche Art von Mahlerei herbeiführt. Die Mahlerei sofern sie in der Innerlichkeit und Besonderheit ist, ist die Kunst des Scheinens, es ist das Interesse daß dieß ein Gemachtes sei, daß es mehr für sich gelte und dadurch daß der Inhalt die Besonderheit an sich hat ein mehr Gleichgültiges, eben da er ein besonderer ist, wird er ein gleich|gültiger. In Ansehung der Äusserlichkeit die in der Mahlerei dargestellt wird, tritt in Beziehung auf das Element worin die Mahlerei auftritt, das Räumliche, eine nähere Bestimmung ein, das Runde der Sculptur wird nämlich auf die Fläche reduzirt, in der sich die drei Dimensionen des Räumlichen verlieren, es ist hier nicht die Subjektivität des Sculpturbildes da, nicht diese hohe Selbstständigkeit, nicht diese Innerlichkeit, dieß Versenktsein in’s Abstrakte. Die abstrakte Äusserlichkeit des Raums ist in der Sculptur, dieser läßt die drei Bestimmungen der Äusserlichkeit gewähren, denn die Negation der Äusserlichkeit ist damit noch nicht gesetzt. Mit der Innerlichkeit dagegen die unser Prinzip ist hängt zusammen diese Negation, daß die abstrakte Äusserlichkeit, Räumlichkeit beschränkt ist, dieß ist daß die Mahlerei die Fläche zu ihrer räumlichen Weise hat. Dieß ist keine Willkühr, nur der Leichtsinn nimt das Runde und die Fläche gleich. Die
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5–8 ihre höchste … zusammenhängt] Pn, ähnlich AnLöKe: Ihre höchste Eigenthümlichkeit hat die Sculptur (Pn: in den Gotterbildern An, ähnlich Lö: im Alterthum); die Malerei hat ihre zweckmassige Anwendung innerhalb der xstlichen Religion und was mit diesem Princip uberhaupt 30 zusammenhängt. 11 aufgethan] An: aufgethan, die sehr viele Klassen und Behandlungsweisen herbeyführt 13–15 es ist … gleichgültiger] Ke, ähnlich AnLöPn: ein abstractes Interesse, das sich mehr für sich geltend macht. Der Inhalt wird mehr oder weniger gleichgültig, weil er ein besonderer ist, und das Scheinen erhält das Uebergewicht. Das Ge|mälde ist ein Kunstwerk, und zugleich ein Kunststück des Scheinens. 16–18 In Ansehung … ein] Pn, ähnlich KeAnLö: Mit dieser Be- 35 stimmung treten in Hinsicht der Elemente das Räumliche und das Licht ein, nähere Bestimmungen ein 19 in der … verlieren] Ke: welche die räumliche Weise der Malerei ist 20–24 nicht diese … gesetzt.] Pn: Dieses Selbstsein das (Ms: die) nicht in diese Subjectivität, Unterschied zurückgegangen ist eben damit in die Ausserlichkeit versenkt, die abstracte Ausserlichkeit ist der Raum. Diese Entzweiung Negation, weil die Innerlichkeit noch nicht als solche ist, ist damit noch das 40 Ausserliche die Negation gesetzt.)
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eigentliche Fläche, diese Beschränkung der Räumlichkeit auf zwei Dimensionen hängt zusammen mit der Weise des Stoffes, doch gehört dieß mehr zur Technik. Die zweite Äusserlichkeit ist die Sichtbarkeit überhaupt; das Sculpturbild ist einfarbig, vornehmlich von Marmor, indem aber in der Mahlerei das Prinzip der Besonderheit auftritt, so ist es nicht die Einfarbigkeit welche erforderlich ist, und welche die angemessenste Weise der Manifestation wäre, wie das Weiße beim Marmor, hier liegt diese Weise in der Behandlung der Farben. Der Stoff ist das was von innen heraus sich entwickelt, er ist einfach, mit sich identisch und hat seine Besonderheit in sich, zu dieser geht er fort, tritt heraus und so erhält an einem wesentlich ihm Gegenüberstehenden das Helle seine Trübung, diese Trübung ist das Farbige, was zur Darstellung der Mahlerei gehört. Das Nähere sind dann die ganz feinen Uebergänge vom ganz Dunkeln in das Helle, das Helldunkel. Indem das Besondere der Stoff, der Gegenstand der Mahlerei ist, so ist dieß unendlich mannigfaltig und die Mahlerei läßt daher Maniren zu in der größten Ausdehnung. Zuerst haben wir nun zu sprechen vom Gegenstand, vom Inhalte | der Mahlerei, welcher unendlich mannigfaltig ist. Eine Beschränkung seiner Mannigfaltigkeit, eine Bestimmung derselben hat er zunächst im Zusammenhange mit anderen bisher betrachteten Künsten, dieß ist jedoch noch der äussere Zusammen-
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20 1 diese Beschränkung … Dimensionen] Ke, ähnlich LöPn: Das Flächenhafte, die Zurückziehung
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und Beschränkung des räumlichen auf 2 Dimensionen 2 der Weise des Stoffes] Pn, ähnlich Lö: diesem Prinzip aufs engste zusammen; es ist ein nothwendiges 3 Die zweite Äusserlichkeit] An, ähnlich Pn: Der 2te Punkt der Äußerlichkeit Sichtbarkeit überhaupt] LöPn, ähnlich KeAn: Sichtbarkeit, das Licht. Was sichtbar seyn soll, ist es nur im Lichte. 4 einfarbig, vornehmlich von Marmor] Lö, ähnlich KePn: sichtbar, einfarbig, vornehmlich im Marmor, Lö schließt an: diesem weißen, an der Kante durchscheinenden Stoffe An: sichtbar, im weichen, weißen Marmor 5 Besonderheit auftritt] An: Innerlichkeit hereintritt Einfarbigkeit] Lö, ähnlich Ke: allgemeine Sichtbarkeit der Einfarbigkeit, das Weiße Pn: bloße Einfarbigkeit, nicht bloß das Weiße 7 hier liegt … Farben] Pn, ähnlich LöKe: da tritt das Licht in seine Besonderheit ein und das Licht in dieser seiner Besonderheit sind die Farben 7–9 Der Stoff … sich] PnLö: das Licht ist schlechthin das einfache, (Pn: sein Dunkles, Negatives hat es an einem andern Lö: Als das Physische, mit sich Identische, hat es die Negation seiner an einem Andern außer ihm.) 9–10 so erhält … Trübung] Pn, ähnlich Lö: das Licht als physicalisches ist es nur diese Identitat an sich daß seine Verfinsterung, Besonderung, Trubung an einem ihm gegenuber entsteht. 10–11 diese Trübung … gehört] Lö, ähnlich KeAnPn: Deswegen ist es das vielfach Farbige, was zur Weise der Darstellung der Malerei gehört, nicht mehr das Helle und Dunkle. 11–13 Das Nähere … Helldunkel.] Lö, ähnlich PnKe: Hell und Dunkel sind diese abstracten | Gegensätze und es gibt (Lö: neue Übergänge. Pn: die feinen Uebergange durch das ganz Dunkle ins Helldunkel) In dies Helldunkel fallen die Farben 14–15 Indem das … mannigfaltig] Ke: D e r I n h a l t d e r M a l e r e i . / Schon früher ist gesagt, daß dieser von großer Mannigfaltigkeit ist. 16 Zuerst] Pn: daher müssen wir uns beschränken und 19–820,1 Zusammenhang] Lö, ähnlich Ke: Der (Ke: nächste Lö: noch so) äußere Zusammenhang ist, daß wir einen Tempel haben: die Architectur, dann einen Gott: das Sculpturbild.
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15/8An 1. D e r G e g e n stand.
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hang. Der Tempel, indem er einem Gott gewidmet ist bedarf sogleich der Wände, Flächen und somit hätten wir hier die würdigste Stellung für die Gemählde, die Tempelwände. Bei den Alten finden wir so auch namentlich immer die inneren und äusseren Wände der Tempel bemahlt, ebenso waren die Säulengänge verziert. Goethe hat in neuerer Zeit das Andenken Polygnotus wieder aufgefrischt, damit die Mahler nicht um Gegenstände verlegen sein mögten. Die zweckmäßigste Stelle für die Gemählde hat man also unmittelbar im Tempel, aber sowohl der Inhalt des Gemähldes als die Behandlungsart hängt vom Orte der Aufstellung und den weiteren Umgebungen ab. In einer Gallerie ist ihr Platz rein zufällig, hundert andere Bilder können eben so gut dort sein als die welche da hängen. Die Schicklichkeit des Platzes hängt ganz von der Umgebung ab, welche dazu gehört. Wir haben nun in der Mahlerei besonders dreierlei zu betrachten, erstens ihre Gegenstände, zweitens die Gruppirung und drittens das Colorit. Was erstens die Gegenstände der Mahlerei anbetrifft so praesentirt sie diese unendliche Mannigfaltigkeit von Gegenständen, ihr Kreis ist sehr groß. Die niederländischen Mahler haben am bestimmtesten diesen Kreis durchlaufen. Leblos und steif erscheinen dagegen die byzantinischen Kirchenbilder, die Form ist da 1–4 Der Tempel, … verziert.] Ke, ähnlich PnLö: Die Wände der Tempel und Heiligthümer sollen auf eine würdige Weise verziert werden, denn die Umgebung sollte nicht bloß architektonischer Natur sein, sondern eine Umgebung für die Gemeinde. (Pn, ähnlich Lö, schiebt ein: das ist ihre würdigste Bestimmung theils der innerlichen theils der ausserlichen Wände. Die Malerei des Polygnots in dem Tempel der Pallas.) Das Gemälde, als auf einer Fläche dargestelt, findet seinen zwekmäßigen Platz an der Wand. Der Gegenstand des Gemäldes muß in Zusammenhang stehn mit dem Ort, für den es bestimmt ist. Das fühlt man leicht, daher auch die Verlegenheit, in der man sich häufig befindet, einem Gemälde, das sich nicht mehr am Ort seiner Bestimmung befindet, einen schicklichen Platz zu geben. In gewöhnlichen Gallerien sind die Gemälde als Kunstwerke für sich, nicht an ihrem schicklichen Platz. An: […] Gallerien sind bloße Kunstsammlungen, die nicht die Natur der Gemählde erfüllen Lö, ähnlich AnPn: […] Umgekehrt ist die Frage, wenn Tempel mit Gemälden ausgeschmückt werden sollen, was soll man dahin malen. Man muß diese Seite, die Schicklichkeit, Zweckmäßigkeit eines Gemäldes für diesen Ort, durchaus nicht außer Augen lassen. Es ist von Interesse, daß Göthe wieder an die Situationen, die Philostratus beschrieben hat, erinnert hat. Andrerseits ist es aber für uns nicht zweckmäßig. Wo sollen wir solche Gemälde hinstellen? 5–6 Goethe hat … mögten.] Lö: Es ist noch eine Beschreibung des Philostratus von den Gemälden des Polygnotus in den Peristylen. Göthe hat sie in neueren Zeiten wieder aufgefrischt, um Malern Gegenstände, um die sie oft, wie die Dichter, verlegen sind, damit an die Hand zu geben. 6–9 Die zweckmäßigste … ab.] Pn: die Zweckmaßigkeit des Gemäldes für diesen Ort, so im Schlosse Gegenstände aus der Geschichte des Mithridates, chinesische Gegenstände; das gehört nicht hieher. Man hat die zweckmaßige Stellung unmittelbar in dem Tempel gewählt, so hängt der Inhalt und Behandlung der Gemälde von dem Orte ab und der weitern Umgebung in die das Gemälde hineinpaßt; es ist gewöhnlich ganz zufällig, die Schicklichkeit (Ms: Geschiklichkeit) hängt von der Umgebung ab, zu der dergleichen gehören. 16–17 Leblos und … Kirchenbilder] Lö, ähnlich KeAn: Das Erste sind die traditionellen, byzantinischen Kirchenbilder, die ganz steif (An: und roh) sind, denen man noch ansieht etwas aus der guten Zeit der Römer und Griechen 17 die Form ist da] Ke, ähnlich Pn: die Kunst, so wohl in ihren Formen wie in ihrer Behandlungsweise
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ganz bis zum Handwerksmäßigen herabgesunken und die Bilder welche hierher gehören haben einen näheren Zusammenhang mit der Architektur. Es ist die Stellung der bloßen Ruhe, der Ausdruck eines sinnigen, frommen, andachtsvollen Gemüths. Das Widerliche der Kunst bestand hier darin Lebendigkeit, Wahrheit in die Bilder hineinzubringen, aber eine solche Lebendigkeit die uns in der Anschauung verläßt, das Schmücken der Kleider und das Ausführen der Landschaft hing damit zusammen. Geschichts und Landschaftsmahlerei erschien vereint und ganz äusserliche Scenen wurden dargestellt, wo das Spiel der Farben sich besonders auszeichnete, wo die Kunst sich vom Gegenstande trennt, das Interesse | nicht auf den Stoff selbst, sondern auf die Darstellung, auf den Schein fällt. Man vertiefte sich besonders in Gegenständen obiger Art. Bei den Italienern ist der Uebergang der Mahlerei aus der katholischen Kirche, in die protestantische, in das Prosaische, Einzelne nicht vorhanden, die Kunst hat hier nicht den Cyklus durchlaufen wie in den Niederlanden. Das Besondere der Italiener besteht darin daß die Gegenstände dieselben blieben, daß sie auch Gegenstände aus der heidnischen Zeit nehmen und der Verfall der Kunst bezog sich dann mehr auf die Manier der Mahler, das Höchste soll hier nur behandelt werden, dieß ist der eigenthümliche Charakter der Mahlerei. Der höchste Gegenstand der Mahlerei ist das Subjektive das sich zur Erscheinung bringt, nicht abstrakt bleibt, sondern als Innigkeit der Empfindung, als 2–4 Es ist … Gemüths.] Lö, ähnlich Pn: Das weitere ist die Belebung dieser Gegenstän|de, welche noch in der Kirche waren. Der Ausdruck eines Frommen, Sinnigen, Andächtigen kommt herein. 4 Widerliche] LöPn: Wiederaufleben 5–6 aber eine … verläßt] Ke, ähnlich LöPn: Wie man Bildseulen zwischen den Seulen aufstelte, so nahmen auch die Gemälde der frühern Kunst gewisse Stellen in den Kirchen ein, um eine gewisse Symmetrie herzustellen: sie waren mehr Mitel als Zwek. Das Aufleben der Kunst war zugleich ein Beleben der Gegenstände der Malerei, die bis dahin so todt und leblos erschienen. Das neue, begeisterte Leben der Kunst zündete sich an der wirklichen Anschauung an; in den großen historischen Compositionen wurde der einzelnen Figur nicht bloß Lebendigkeit des Ausdruks, sondern auch der Handlung gegeben 6–8 das Schmücken … dargestellt] Ke, ähnlich LöPn: damit verband sich bald der Schmuck des Äußern, des Gewandes, der umgebenden Landschaft, und die nachher getrennten Zweige der Malerei treten hier noch vereinigt in großer Vollkommenheit auf. 8 ganz äusserliche] AnLö: häusliche 8–11 wo das … Art.] Lö, ähnlich AnKePn: Da konnte sich das Spiel der Farben besonders auszeichnen. Die Kunst des Malers wird das Interessante, die Darstellung, nicht das Dargestellte. (Lö: Bei den ganz idealischen Bildern Ke, ähnlich An: Bei Raphaels | Bildern Pn: in den Raphaelschen und van Dykschen Gemälden) vertieft man sich vornehmlich in den Gegenstand, da erscheint die Malerei als das Mittel, den Gegenstand zugänglich zu machen. Hier ist hingegen die Malerei die Hauptsache. 14 Niederlanden] Ke: niederländische; die Reformation gab jener einen Stoß 17–18 das Höchste … Mahlerei] Pn, ähnlich Ke: von diesen verschiedenen Zweigen der Malerei können wir hier nicht ausführlich sprechen, wir können nur die höchste Bestimmung, den Character, der der Malerei am eigenthümlichsten ist 19 Der höchste Gegenstand] Ke, ähnlich An: Ihr Grundcharakter Pn, ähnlich Lö: dieser Grundcharacter, der höchste Gegenstand
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Seele zeigt, eine Innigkeit die sich nicht sowohl als rein sondern als befreit darthut, die sich auf innerliche Weise gemacht hat und die Besonderheit überwunden, so daß aus dem Schmerz, dieß Ueberwundenhaben des Äusserlichen, der Sieg der Seele, die Heiterkeit hervorgeht und so die Seele zu dieser Beruhigung gekommen ist. Ihre Kraft, ihr Gefühl sind durchgearbeitet, über die Leiden triumphirt sie, so ist der höchste Charakter, der ideale Gegenstand der Mahlerei die mit sich versöhnte Seele, die aus der Uberwindung ihrer natürlichen Besonderheit zu sich selbst, zur Liebe, gekommen ist. Die Liebe die wesentlich aus der Aufopferung hervorgegangen ist macht in sofern den Grundzug aus. Die Selbstständigkeit der Sculptur ist ganz anderer Art, in der Gruppe der Niobe ist dieser Schmerz, dieses Leiden gleichsam der Inhalt, aber das Ausgesöhntsein ist darin noch nicht ausgedrückt. Wenn wir nun näher den Gegenstand der Mahlerei betrachten, so ist dieß der Gott der christlichen Religion, dieß ist aber kein vortheilhafter Gegenstand für die Kunst, dieser Gott ist gleichsam ein Zeus, welcher schon in den Idealen der Alten erschöpft ist. Zwar haben sie meist Gott Vater dargestellt auf die höchste Weise, prächtig und vortrefflich, aber wir haben sogleich die Empfindung daß unser Gefühl über Gott oder von Gott sich nicht zur Darstellung eigne, es wird nur ein Nothbehelf, da er doch einmal dargestellt werden soll, | doch ist es wie gesagt der höchste Gegenstand der christlichen Mahlerei gewesen. Das Weitere ist nun Gott als Mensch, Christus und hier sind verschiedene Situationen zu unterscheiden, die Situationen als 1 Seele] LöPn: Seele, die empfindungsreich, tief ist rein] KeAnLöPn: frei 2 auf innerliche Weise] LöPn: innerlich 2 Besonderheit] KeLöPn: natürliche Besonderheit 3–6 so daß … sie] Ke, ähnlich AnPn: daß sie ihre Freudigkeit zeigt, aus Kampf und Sieg hervorgegangen zu sein. Zu dieser Innigkeit, zu diesem Triumph gekommen, muß die Sele sich zeigen 7 mit] LöPn: in 8 natürlichen Besonderheit] Lö: eigenen Besondernheit Pn: Eigenthümlichkeit, ihrer natürlichen Besonderheit Liebe] Pn: Befriedigung und Liebe 10 Sculptur] LöPn, ähnlich Ke: Ideale der Sculptur (Pn schließt an: oder der Alten) 10–11 in der Gruppe … Inhalt] Ke, ähnlich LöPn: Die Ho|heit des Schmerzes in der Niobe und dem Laokoon ist gleichsam das letzte 13 dieß] Lö: Der erste Gegenstand, der uns einfallen kann 13 der Gott … Religion] AnLö: Gott der Vater Ke: der Gott der Christen 14–15 dieser Gott … ist] Ke: In den Idealen der Alten ist ihr Gott erschöpft Pn: die höchste Macht und Hoheit in den Idealen der Alten erschöpft Lö: Es ist in Zeus die höchste Macht, Hoheit erschöpft. 15–16 Zwar haben … vortrefflich] Ke: große Maler haben zwar auch versucht, den christlichen Gott auf eine großartige Weise darzustellen Lö: Raphael hat Gott Vater als Schöpfer des Lichts und der Finsterniß dargestellt; dies ist höchst großartig Pn: große Meister haben den Vater als Schöpfer dargestellt 17–18 aber wir … Nothbehelf ] Ke, ähnlich LöPn: aber es ergibt sich bei der Betrachtung der Werke sogleich, daß unser Gott sich für die Darstelung nicht hergibt, daß sie ein Nothbehelf ist 19–20 doch ist … gewesen] Lö, ähnlich KeAnLöPn: Der Sohn hingegen, (Lö: das Menschliche, Besondere Pn: ist menschliche Besonderheit Ke: in seiner Menschlichkeit An: der Gottmensch) ist der höchste Gegenstand der christlichen Malerei gewesen. 17 daß] das
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Kind, als Mann, als Lehrer pp aber immer findet man, daß diese Köpfe etwas an sich haben das dem nicht entspricht, was wir uns als christlich denken, am unpassendsten ist der griechische, idealisirte Kopf, welcher dem Zuge der Innigkeit und Liebe zuwider ist, der doch den Grundzug ausmachen müßte. Hoheit, Milde, Freundlichkeit ist besonders ausgedrückt in den Köpfen von Eyk, doch kann man nicht sagen, daß hier eine befriedigende Darstellung eines Christuskopfes vorhanden sei. Vortrefflich sind die Darstellungen Christi in welchen das Nichtvollendete, das Kindliche liegt, wo die Ahndung seiner Bestimmung erst ausgedrückt wird. Ferner auch ganz vortrefflich wo Gott im Gegentheil als Leidender dargestellt wird, die Darstellung befriedigt eben weil hier das betrübte Leiden selbst Zweck ist, weshalb denn hier auch der Kopf Christi das Höchste, Vortrefflichste ist. Die Kinder auf von Eyks vortrefflichen Bildern sind dagegen der unvollkommenste Theil, die aber welche diesen Theil zum höchsten machen wollen, finden in dieser Dürftigkeit etwas Beabsichtigtes und nehmen an daß es Plan war so etwas Unvollkommenes darzustellen, ist jedoch von der Kunst die Rede so muß dieß auf andere Weise genommen werden. Wo also eine Ahndung ausgedrückt werden soll wird die Kunst der Mahlerei uns befriedigen, ebenso auch in den Darstellungen des leidenden Christus, wo das verkümmerte Göttliche dargestellt ist, hierin ist besonders Vortreffliches geleistet worden, es ist ein Schmerz der nicht zur Verzerrung fortgehen darf, sondern Milde und Hoheit 1–2 aber immer … denken] Ke, ähnlich AnLöPn: Viele Köpfe der größten Meister, die ihn als Lehrer vorstellen, verdienen von Seiten der Ausführung alles Lob, aber man findet, daß sie etwas in sich haben, was dem nicht entspricht, was ihn als Gottmenschen ausdrücken soll. 2–4 am unpassendsten … müßte] Lö, ähnlich KePn: Das Unpassendste wird es seyn, einen griechischen Idealkopf zu wählen, um Christus darzustellen. Dies ist der Bestimmung der Innigkeit, Liebe zuwider, die Grundzug ist. 4–5 Hoheit, Milde, Freundlichkeit] Ke: Die (Ke: Größe, Milde, Hoheit und Freundlichkeit An: Größe, Milde, Hoheit, Innigkeit Pn: Größe, Freundlichkeit und Hoheit) kann dadurch wohl ausgedrückt werden, nicht aber das Göttlich-menschliche. 5 ist besonders … Eyk] Ke: In glänzender Vollendung hat van Eyck einen Christuskopf geliefert. Lö: Wir haben einen Kopf von van Dyk, der sehr vortrefflich ist. Es herrscht Milde, Hoheit vornehmlich in der Stirn Pn: van Dyck hat einen sehr schönen vollendeten Kopf gemalt 7 Vortrefflich] LöPn: Vortheilhafter Ke: Am vorteilhaftesten 8 seiner Bestimmung] KeLö, ähnlich Pn: des höchsten 10 das betrübte Leiden] Ke, ähnlich AnLö: das noch nicht vollendete, das Leidende 12 von Eyks] An: van Eik Lö: van Dyk 13–15 die aber … darzustellen] Lö, ähnlich Ke: Es wollen zwar einige in der Dürftigkeit des Christuskinds etwas (Lö: Symbolisches Ke: absichtliches, allegorisches) sehn; sie nehmen sie für absichtlich: weil das Christuskind Gegenstand der Verehrung für sich selbst seyn soll, nicht wegen seiner Schönheit. 16–19 Wo also … ist1] Lö, ähnlich Pn: Der leidende Christus ist der Gott, aber er ist das verkümmerte Gött|liche und soll es seyn 19–824,2 hierin ist … giebt.] Ke: Es ist hier Großes geleistet worden, besonders ist italienischen Meistern der Ausdruck des tiefen Seelenleidens gelungen: Lö, ähnlich Pn: Hier ist auch Großes, besonders von Italiänern geleistet. Das Leiden muß ein seeliges Leiden seyn, die Hoheit, diese (Lö: Milderung Pn: Milde) in sich haben und das ist besonders den italiänischen Meistern gelungen.
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immer noch zeigen muß. Dieser Ausdruck ist vielen Meistern gelungen, so daß es ganz originelle Schöpfungen davon in Zeichnung und Colorit giebt. In solchen Köpfen ist nicht ein Schrei des Schmerzes ausgedrückt, jedoch verrathen Augen und Stirn die Stürme der Leiden die sich übereinander wälzen, das Dulden eines innigen Schmerzes bei innerer Haltung. Bilder dieser Art haben meist einen grauen Ton, was aber nicht natürlich ist. – Nächstdem giebt es viele süßliche Chris|tusköpfe die besonders beliebt sind und namentlich in Bildern welche die Verklärung Christi darstellen sollen, interessante Situationen sind dann dabei angebracht. Die Schwierigkeit dieser Darstellungen liegt darin, daß ein zu hoher Ausdruck der Göttlichkeit gefordert wird, der das Idealische der Alten im Sculpturbilde sein soll. Ein Hauptgegenstand ist hier ferner die Mutterliebe, die reine, interesselose, sich in der Anschauung selbst vergessende, die selbst nichts ist, an sich nicht denkt, nur ein durch diese Liebe Erfreutes, so daß sie nur ist durch diese Liebe. Von dieser Liebe finden sich sehr verschiedene Darstellungen. Es ist diese unendliche Liebe welche so tiefen Schmerz duldet, die Göttlichkeit die zum Bewußtsein gekommen ist, das Herz ist gebrochen, aber nicht im Schmerz versteinert, wohl fühlt sie den Dolch, doch bleibt ihr Herz empfindend in diesem unendlichen Schmerze. Grade diese Lebendigkeit und Innigkeit in diesem unendlichen Schmerze ist die Liebe. Tod und Verklärung der Maria sind ein vorzüglicher Gegenstand der Mahlerei gewesen, namentlich bei Schorrel. Der Aus2–5 In solchen … Haltung.] Ke, ähnlich AnLöPn: Man sieht es, daß der Gott leidet, kein irdischer Schmerz, kein (Ke: Schrei An, ähnlich Pn: Schrey des Schmerzes, wie im Laokoon), kein Verzerren des Gesichts im Todeskampf ist sichtbar; in den Augen und auf der Stirn sehen wir die Stürme des Leidens, die sich hervorwälzen, im Innern konzentriert sich der Schmerz und behält seine Haltung und Würde. 5–6 Bilder dieser … ist] An, ähnlich KeLöPn: | sogar die Farben sind von den italienischen Meistern auf eine wunderbare Weise zusammengesetzt. Gräulich, gelb und dunkel, gleichsam den überhangenden Gewitter- und Wolkenhimmel andeutend. Man hat die Xtusköpfe dieser Art auch häßlich-verklärt dargestellt. 8 Verklärung] Ke, ähnlich Lö: Verklärung, Grablegung, Auferstehung Christi 10–11 das Idealische … soll] Lö: doch nicht das Idealische der Sculptur seyn soll Ke: fast nicht erreicht werden kann 12–14 die reine, … Liebe2 ] Ke, ähnlich LöPn: diese Innigkeit, ohne alles äußre Interesse, die Mutter mit dem Kinde, die beseligt ist im Anschauen, alles um sich her | vergißt, alles ist im Kinde 15 Darstellungen] Lö: Situationen: Maria zuerst als Mädchen bei der Verkündigung; dieser Gegenstand ist besonders von van Dyk ausgeführt: die Schamhaftigkeit, indem ihr das Hohe verkündigt wird. Ke: Bescheidenheit und jungfräuliche Demuth ruht auf dem berühmten Bilde von van Eyck, die Verkündigung der Maria darstellend. 15–20 Es ist … Liebe.] Ke, ähnlich LöPnAn: Der Mittelpunkt aber ist Maria die Jungfrau als Mutter. Am Kreuze steht sie im tiefsten Schmerz, daß ihr Liebstes verloren, das als Göttliches ihr zum Bewußtsein gekommen ist. Sie ist aber nicht erstarrt und versteinert in ihrem Schmerz, nicht eine Niobe, sondern (Ke: in ihrem Schmerz liegt die ewige Liebe, er ist göttlicher Art. Pn: sie bleibt lebendig in diesen unendlichen Schmerzen, absoluten Seelenleiden, das ist die Liebe) 2 Schöpfungen] Spöp-/fungen
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druck im Moment des Sterbens ist zugleich der der Verklärung, ein Ausdruck der dem ähnlich ist welchen eine Frau im somnambulen Zustande hat, so daß einerseits dieses äusserliche Erstorbensein, die Blindheit des Todes, ausgedrückt ist und zugleich diese Verklärung. Jene Darstellungen hängen damit zusammen daß Maria als Mutter zu keiner größeren Hoheit gelangt als die, Mutter zu sein. – An diese Gegenstände reihen sich dann andere weitere Individuen, Märtyrer pp, was bis zur Anbetung fortgeht, und es ist hier der Unterschied der zwischen jenen und den Anbetenden. Dieser Unterschied ist näher so zu bezeichnen daß in diesen Figuren, die wir Heilige nennen, es hauptsächlich ist, daß die äussere Form dem Ausdruck ihrer Frömmigkeit, Demuth und Liebe angemessen ist, diese in jener zu erkennen sind und die Form ihnen ganz und gar angemessen ist, daß das seelenvolle Innere auch als Seelenvolles in der Form erscheint oder daß die Form des Gesichts ganz übereinstimmt mit dem Innern das ausgedrückt werden soll. Im Gegentheil giebt es z.B. Menschen deren Lachen so zu sagen ein Grinsen ist weil die | Formen sonst so fest sind daß sie nur Ernst und Härte ausdrücken, verziehen sich diese Formen zum Lachen, so kann nur ein widriges Grinsen daraus werden, sie sind dem Ausdruck nicht für sich angemessen. Bei Kindern ist so der Ausdruck des Weinens oft lächerlich. Es kann vorkommen daß eine Unangemessenheit eintritt durch das Darstellen irgend einer besonderen Empfindung, die Hauptaufgabe für den Künstler bleibt jedoch immer, daß die Form des Gesichts dem angemessen ist, was derselbe in dasselbe hat legen wollen. Eins der berühmtesten Bilder in dieser Hinsicht ist 2–4 so daß … Verklärung] Pn, ähnlich KeLöAn: selbst eine aussere Erstarrung, und zugleich Belebung des Ausdrucks, daß (Pn: der Geist An: die Seele) anderwarts selig ist, ein Tod und doch ist eine Entfernung zugleich gegenwärtig. 4–6 Jene Darstellungen … sein.] Ke, ähnlich LöPn: Dargestelt als Königin des Himmels, gelangt sie zu keiner andren Hoheit, als die ist, Mutter des Welterlösers zu sein. 7 Märtyrer] Ke: die Apostel, Heiligen und Märtyrer Lö: Märtyrer, Heilige, fromme Männer Pn: Heilige, Martyrer, Frommen zur Anbetung] Lö: zu Portraits und den Anbetenden 8 jenen und den Anbetenden] Lö, ähnlich Pn: Heiligen und Anbetenden, Gliedern der Gemeinde 9 wir Heilige nennen] Lö: man Heilige nennen kann, sie mögen nun wirkliche Gestaltungen, wirkliche Personen seyn oder nicht 10 Demuth] Lö, ähnlich Pn: Demuth, Innigkeit 13 übereinstimmt] Pn: accordiren An: coordiniren Lö: accompagniren 14 Im Gegentheil … z.B.] Pn: Den Unterschied der hier sein kann, will ich durch Beispiele deutlich machen, es giebt 17 werden] Pn, ähnlich Lö: werden; oder es giebt Physiognomien die nicht freundlich sind 18 Bei Kindern … lächerlich.] Pn: wenn die Kinder weinen, so verzerren sie sich so, daß wir darüber lachen, daß sie des Weinens nicht werth sind 18–20 Es kann … Empfindung] Pn: Diese Unangemessenheit der Empfindung dessen was ausgedrückt und der Formen worin es ausgedrückt wird, kann vorkommen 20–22 die Hauptaufgabe … wollen] Lö, ähnlich KePn: Aber in den großen Gemälden spricht uns die Innigkeit durch und durch an und das Geheimniß, weshalb dies ist, ist: daß die Formen des Gesichts diesem Innern, diesem Ausdruck ganz angemessen sind. 22 Eins der berühmtesten Bilder] Lö: Ein berühmtes Gemälde ist Ke: Bewundernswürdig ist 21 derselbe] derselben
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das der büßenden Magdalene von Correggio, andere haben denselben Gegenstand dargestellt und es ist ein großer Unterschied zwischen ihnen, es sind schöne Figuren denen man die Weltlichkeit ansieht und bei denen man fühlt wie ihnen die Buße fremdartig ist. Anders ist jedoch Correggios schönes Bild, in den Formen des schönen Gesichts der Magdalene liest man diese Tiefe des Gefühls und daß es nicht ihrer Innerlichkeit fremd ist daß in der Buße sie sich zu sich selbst kehrt. Einheit der Innigkeit mit den Formen ist der große Vorzug dieser Schule vor den andern. Diese Frömmigkeit zeigt wie seelig und heiter sie ist die in dem Schmerze leidet und es ist der Sieg der Liebe der sich vornehmlich hier ausdrückt und so daß das ursprüngliche Naturell sich dieser Empfindung gemäß zeigt. Nur wenn der Ausdruck des Gesichts mit der Empfindung eins ist so ist diese Innigkeit sichtbar. Vorstellungen solcher Heiligen sieht man in den Kirchen sehr häufig. Näher kommt hier der Unterschied zwischen dem Idealischen und dem Portrait hervor. In voller Andacht sind die Heiligen dargestellt, mit frommen Gesichtern, ihr Inneres ist ganz eins mit der vorgestellten Handlung, ihre Empfindung ist etwas rein Geistiges. Dagegen sieht man auf anderen Bildern wie die religiöse Richtung nur eine ganz momentane ist, den männlichen Figuren sieht man an daß sie Krieger, Hausväter pp sind und daß dieß gleichsam der Sonntag ihres Lebens ist, man sieht ihnen an daß sie ausser der Frömmigkeit die sie ausdrücken auch noch eine weltliche Qualität haben. So ist 3 Weltlichkeit] Pn: Weltlichkeit und Leichtsinn 4 Buße] Lö: Buße, die Reue 4–7 in den … kehrt] Ke, ähnlich LöPn: Man hat gleich zu ihr das Zutrauen, daß das tiefe | Gefühl der Reue bei ihr innig ist, daß ihre Fehler nur etwas Vorübergehendes sind. Dieser Gegenstand ist wenigen Malern gelungen. Bei den meisten erscheint sie als ein lange der Wollust ergeben gewesenes Geschöpf, dessen Reue nicht das Gepräge der Götlichkeit an sich trägt. An: daß ihre Buße nur eine Rückkehr zu ihrem früheren guten Leben ist, dem sie nur eine Zeitlang untreu geworden; sie war nicht von Haus aus die Sünderinn 7–10 Einheit der … ausdrückt] Pn, ähnlich Lö: diese Einigkeit begründet diese Seligkeit die im Schmerze und Leiden sich ausdrückt; die Empfindung zeigt als etwas nicht Momentanes, sondern das ursprüngliche Naturell 12–13 Vorstellungen solcher … häufig.] Ke, ähnlich Lö: In Kirchengemälden sieht man häufig neben den Heiligen und ihren Thaten die Bildnisse der Donatarien, gewöhnlich in anbetender Stellung. 14–16 In voller … Geistiges.] Ke: Man sieht diesen Donatarien die Innigkeit und fromme Empfindung an, wie sie geistig vereinigt sind mit dem Wesen des Heiligen. Lö: Die letztern sind anbetend dargestellt, mit der frommen Innigkeit. Ihr Inneres ist dasselbe mit dem Wesen der Heiligen. 16–17 Dagegen sieht … Bildern] Ke: Doch entgeht dem Beschauer nicht Lö: Sehr häu|fig aber sehn wir dem Donator an 18 Hausväter pp sind] Lö: Männer in Ämtern, Hausväter 19–20 man sieht … haben] Lö, ähnlich Ke: Eben so sieht man den Frauen wohl die Innigkeit an und daß sie in dem Moment auch in Anbetung begriffen sind, aber daß sie außerdem noch andre weltliche Qualitäten haben. 20–827,5 So ist … sind.] Lö: Da ist ein Gemälde, das van Dyk zugeschrieben wird: die heiligen 3 Könige. Diese sind sehr fromm dargestellt, sind aber Portraits der Herzöge von Burgund. Man sieht ihnen außerdem an, daß es thatkräftige Männer gewesen. Ke: Anbetung der Heiligen 3 Könige, dem van Eyck zugeschrieben: drei Herzoge von Burgund, Patrone des Erzstifts Köln
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z. B. die Anbetung der heiligen drei Koenige | ein sehr beliebtes Süjet was die Mahler oft dargestellt haben und wozu auch ein Mahler Herzöge von Burgund wählte. Sie erscheinen voller Ergebung aber man sieht ihnen an daß sie ausser der Frömmigkeit noch etwas sind, daß es gottesfürchtige kräftige Männer und zugleich Fürsten sind. Die Formen des Gesichts und der Ausdruck des Inneren ist hier eins und dieß ist der Mittelpunkt alles dessen was wir über diesen Gegenstand zu sagen haben. Schon früher beim Begriff des Schönen ist davon gesprochen daß im Portrait die Wirklichkeit vorstellig und für die Erinnerung gemacht sein soll, daß es eine Wirklichkeit sein muß. Schmeicheln ist hierbei nothwendig, doch ist von Sudelei nicht die Rede, das wahrhafte Portrait wird nothwendig immer das haben müssen was wir eine Schmeichelei nennen. Der höchste Gegensatz in dieser Rücksicht ist eine bloß charakteristische Zeichnung mit wenigen Strichen z. B. die unschätzbaren Zeichnungen Raphaels, Michael Angelos, Leonardos. Wenige Striche sind hier nur hingeworfen in welchen ein so bestimmter Ausdruck liegt, frei, auf einmal sind sie entworfen und doch sind sie so ausdrucksvoll. Das Gegentheil hiervon ist die vollkommenste Ausführung bei den Portraits, welche jedes Grübchen, jedes Haar, jede Schattirung im Gesichte erkennen läßt wie z. B. Denners Bilder. Solche Bilder muß man für geistlos erklären, denn der Portraitmahler hat ein besonderes Individuum vor sich, den Charakter desselben hervorzuheben ist das worum es ihm zu thun sein muß und wenn er dieß nun in wenig Zügen darstellt, so ist eine solche Skizze unendlich geistvoller als jene Portraits, in jenen Darstellungen liegt ein sprechender, lebendiger Ausdruck. Viele Mahler können ein und denselben Kopf darstellen, doch wird jedes Bild verschieden sein, denn auch die gewöhnlichste Phisignomie ist eines sehr mannigfaltigen Ausdrucks fähig und deshalb ist es nöthig daß der Mahler den welchen er portraitiren will genau kennt, mit ihm umgegangen
5–7 Die Formen … haben.] Ke: die Formen der Gesichter entsprechen der Geschichte so wenig als dem Inneren Lö: Es ist hier nicht die vollkommne Harmonie des Idealischen vorhanden. 7–11 Schon früher … nennen.] Ke, ähnlich Lö: Vom Ideal, insofern es im Porträt ent30 halten sein kann, ist schon im Allgemeinen Theil gesprochen worden. Auch das Porträt muß ein ideales Kunstwerk sein, und was man gewöhnlich Schmeichelei nennt, ist für die Kunst durchaus nothwendiges. 14 Leonardos.] Ke: Sie zeigen uns das eine, daß es nämlich gar nicht nöthig ist, alles bis ins einzelne hin auszuführen. 21–23 wenn er … Ausdruck] Lö: Da dieser nun schon in einem Umriß ausgedrückt seyn kann, so zeigt sich solche Zeichnung viel geistreicher, als genauere Ausfüh35 rung in’s Bestimmte. Die Zeichnung ist allerdings noch kein Gemälde, aber von diesen characteristischen Zügen geht die Ausführung aus. Dadurch gewinnt ein solches Porträt einen Einheitspunkt, ein sprechendes Lebendiges, dem alles Andere angemessen und darauf bezogen ist. Ke: was in wenigen Grundzügen ausgedrückt werden kann, bedarf der Ausführung ins bestimte nicht 23 darstellen] Ke, ähnlich Lö: vornehmen, alle können ihn richtig malen 24 jedes Bild] Ke, ähnlich AnLö: der Aus25 eines sehr … fähig] KeLö: etwas sehr bewegliches 25–828,1 nöthig daß 40 druck des Geistigen … sei] Lö: oft Malern | nicht genug, die Physiognomie vor sich zu haben; sie wollen die Person handeln, sprechen gesehn haben Ke: für den Maler nicht hinreichend, sie in E i n e m Zustand zu sehen
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sei, weil in dieser | Bewegung die eigenthümliche Lebendigkeit sich ausdrückt und die Züge hervortreten die zum Charakter der Person gehören. Die Mahlerkunst hat also diesen Reichthum von Gegenständen vor sich, kann sich dem Natürlichen sehr nahe halten, aber sie muß doch stets von demselben unterschieden sein. Das Gemählde giebt uns ein rein theoretisches Verhältniß zum Gegenstande; bringt die Erscheinung als eine sichtbare vor uns, so daß diese Sichtbarkeit uns nur interessirt. Vor einer Frau mit Nudeln gehen wir vorbei, stellt aber ein Gerhard Dow sie dar, so ist die Erscheinung durch die vortreffliche Auffassung uns interessant und zwar noch mehr als durch die bloße Sichtbarkeit. Die Komposition des Bildes. Hier hat nun die Auffassung des Mahlers ein weites Feld, vom Blumenstück bis zum jüngsten Gericht. Hier fragt man nicht nach dem Unterschied der Sculptur und Mahlerei. Es ist dieß ein Gegenstand den Lessing in seinem Laocoon abgehandelt und einen großen und gründlichen Inhalt gegeben hat, doch erscheint uns sein Hauptinhalt nicht befriedigend. – Nur einen Moment kann der Mahler darstellen, der Dichter dagegen einen ganzen Verlauf von Veränderungen, der Mahler muß daher einen Hauptpunkt, einen praegnanten Moment nehmen, den Charakter und Ausdruck kann er viel bestimmter darstellen als der Dichter. – Dieß Feld ist jedoch so reich, daß unsere Bemerkungen nur formell sein können. – Die Gegenstände müssen bekannt 6 Erscheinung] Lö: Anschauung 7–9 Vor einer … Sichtbarkeit.] An: Wenn wir im Leben eine Frau eine Nadel einfädeln sehen, so werden wir dies nicht beachten, stellt es aber ein Maler dar, so verweilen wir gern in der Anschauung des Gemähldes. Es ist also mehr die abstrakte als die natürliche Seite, die beym Gemählde interessirt. Lö: Wenn der Maler die Handlung vorstellt, ist mehr unser theoretisches Interesse aufgerufen, die Erscheinung, die bloße Sichtbarkeit vor uns zu nehmen und uns für diese Sichtbarkeit zu interessiren. 10 Die Komposition des Bildes.] An: Eine 2te Seite ist die Composition eines Stückes 10–11 Hier hat … Feld] Ke, ähnlich AnLö: D i e C o m p o s i t i o n . / Auch hier findet die Mannigfaltigkeit statt, und die | Einbildungskraft hat ein ungemessenes Feld. 11 vom Blumenstück … Gericht] Ke, ähnlich Lö: Ein Blumenstrauß und die Vorstellung des jüngsten Gerichtes sind (Ke: große Extreme Lö: 2 Extreme, innerhalb derer sich der Maler bewegen kann). 11–12 Hier fragt … Mahlerei.] An: Es war sonst eine interessante Frage gewesen, wie sich Poesie, Sculptur und Malerey unterscheiden Lö: Lessings Laocoon hat die Frage behandelt, welche Gegenstände in die Sculptur und welche in die Malerei fallen. 14 doch erscheint … befriedigend] Lö: Dies Werk hat vor 40 Jahren für ein großes Werk gegolten. Der Inhalt ist aber jetzt nicht mehr sehr befriedigend. 15–16 einen ganzen … Veränderungen] Ke: ganze Handlungen in der Zeitfolge 16 Hauptpunkt] An: Haupt- und Einheitspunkt 17 praegnanten Moment nehmen] Ke, ähnlich Lö: solchen Punkt auswählen, in welchem das vorhergehende sich andeutet, und das Nachfolgende angekündigt wird 17–18 den Charakter … Dichter] Lö, ähnlich Ke: Er hat vor dem Dichter den Vortheil, daß er seine Figuren ganz bestimmt hat, also viel deutlicher darstellen kann. 19–829,2 Die Gegenstände … Sphäre.] An, ähnlich PnKeLö: Eine andere Bestimmung ist, dass die Handlung klar und leicht verstanden sey. Die sonst so beliebten allegorischen Darstellungen und Scenen, wo zB. etwas gelesen wird, sind | undeutlich, unpassend. Lö, ähnlich KePn, schließt an: Das Vortheilhafteste ist, daß die Gegenstände bekannt sind; bekannt aber sind die gewesen, die aus dem Kreise der unmittelbaren religiösen Vorstellung genommen sind
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sein und bestimmt, sie seien nun aus der Religion genommen oder aus einer anderen Sphäre. Die Alten nehmen gewöhnlich aus der Mythologie ihren Stoff. Es ist jedoch dann auch, daß durch die Umgebung und durch den Platz ein bedeutender Einfluß erzeugt wird, die Geschicklichkeit des Mahlers trägt für sich viel zur Verständlichkeit bei. In einem Saale die Bilder aufzustellen hat eigentlich gar keinen Sinn, es findet hier gar kein Verhältniß zu den Umgebungen statt. | Ein Umstand wodurch Verständlichkeit in ein Gemählde kommt ist ferner noch das was man gewöhnlich die Motiven nennt, daß nämlich in die äusseren Umstände der dargestellten Handlung eine Bestimmung hineingebracht wird die Bezug hat auf das was vorgeht. Der geistige Sinn des Mahlers der solche Motiven zu erfinden hat ist es der eine äusserliche Uebereinstimmung in die Umstände der Verhältnisse bringt so z. B. ist in der Darstellung Achilles in weiblicher Kleidung unter den Mädchen des Lycomedes das Auflösen der Perlenschnur ein gutes Motiv. Auch auf den Bildern von Hämmling vermißt man dieß nicht, so sieht man bei ihm auf einem Bilde die Erzväter von Kriegern umgeben, was eine allegorische Bedeutung hat. Ferner daß die Geburt Christi in einer ärmlichen und zerfallenen Hütte geschieht deutet darauf hin daß es mit der alten Religion aus war. Bei Mariae Verkündigung hat der Engel einen Lilienstängel in der Hand, um jeden Gedanken an ein geschlechtliches Verhältniß
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darstellen 4 Geschicklichkeit des Mahlers] Lö: Schicklichkeit des Platzes 5–7 In einem … statt.] An: Bilder in Gallerien bedürfen nicht selten der Erklärung, weil der Platz auch durchaus nicht mit ihrem Inhalt zusammenhangt. Lö: Was soll ein Maler malen? Außer aller Verbindung haben die Gegenstände Unklarheit, | Unverständlichkeit. Deswegen hat Göthe die Gemälde des Philostratus wieder ausgelegt und den Malern angerathen, sie zum Gegenstande zu wählen. 8–10 in die … vorgeht] Ke, ähnlich Lö: die äußern Umstände, die in einem Gemälde angebrachten Architekturen und Geräthschaften eine Beziehung auf die Handlung haben. Lö schließt an: Wenn die Umgebung mit der Handlung übereinstimmt, so trägt dies zur Erläuterung der Handlung bei. 9 Bestimmung] An: Bedeutsamkeit 12 so] An, ähnlich Lö: So zB. hat Raphael eine Pest gemalt, wobey sich eine Person die Nase zuhält. Man hat dieses oft getadelt, aber die Person ist das Motiv, wodurch man auf die Infication der Pest aufmerksam gemacht wird. Lö: […] Dies ist ein Motiv: daß die Pestbeulen diesen Geruch verbreiten. 12–14 z. B. ist … Motiv] Lö, ähnlich An: In einem Gemälde, das Göthe zum Gegenstande einer Preisaufgabe gemacht hat: Achill in Mädchenkleidern wird von (Lö: den Griechen An: Ulyss) gesucht, wird Achill durch die Töne der Drommete aufgeregt und zerreißt dabei eine Perlenschnur, die er um den Hals trägt. Ein Kind liest die Perlen auf. Das ist ein gutes Motiv. 14–16 Auch auf … umgeben] Lö: In einem Gemälde von Hennings sind die Erzväter zusammengekommen, sie begegnen sich auf dem Wege in Reisekleidern; man sieht ihnen die Müdigkeit an. 16–18 Ferner daß … war.] Lö, ähnlich Ke: zB. dem Stall Christi ist häufig die Form einer Capelle gegeben worden, aber diese Kapelle zerfällt. Es geht hinunter mit dieser Religion. Dagegen sind in der Ferne als ein Zukünftiges andre Tempel andrer Art vorstellig gemacht. 18 Mariae Verkündigung] Ke: der Verkündigung der Maria von van Eyck 19 Hand] Ke: Hand, der keine Staubfäden hat Lö: der keine Anthere hat: es ist ein Geschlechtsloses, daß man nicht bei dieser Ankündigung an das Geschlecht denke An: ohne Antherien d. h. ohne Geschlechtstheile, welches das Reine, Keusche der Sache andeuten soll
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fern zu halten. Dieß sind Motiven, welche sehr oft von den Mahlern erfunden worden sind, doch ist man hierin auch oft zu weit gegangen. – An der Transfiguration Raphaels hat man getadelt daß die Handlung in zwei Theile zerfalle, aber man kann sehr gut die Beziehung an beiden erkennen, daß die Jünger Christi ohne ihn ohnmächtig werden dieß deutet grade auf die Entfernung Christi hin. Indessen kann durch die Motiven auch eine solche Steif heit und Regelmäßigkeit hervorgebracht werden, welche störend ist, dieß ist mithin zu vermeiden, auch ist es am Beßten die Motiven an der Hauptfigur auszudrücken um diese in die Mitte derselben zu bringen. Drittens, das Colorit. Das was aber den Mahler zum Mahler macht ist daß er mahlen kann, in der Scizze beweist er sich noch nicht als Mahler. Die größten Meister im Coloriren sind die Venezianer und Niederländer, die römische und lombardische Schule erscheint gegen diese zu trocken, ihnen fehlt dieß Saftige. Wichtig ist hier der Gegensatz des Hellen und Dunkelen, womit allein schon ungemein gewirkt und eine große Modifikation hervorgebracht werden kann. Wenn auch nothwendig die Farben in der Mahlerei die Hauptsache sind, so ist doch das Helle und Dunkle überaus wichtig. Die Umrisse sind das Dunkelste und | die Verhältnisse vom Hellen und Dunkeln bestimmen den Ausdruck des Runden, Hebung, Senkung werden nur ausgedrückt durch das Helle und Dunkle. 2 doch ist … gegangen] Ke: Oft gehn auch die Erklärungen der Kunstkenner in diesen Beziehungen zu weit, so daß einige eine Allegorie in einer Pferdemähne gesucht haben. Lö: Oft geht man aber in der Erklärung zu weit und sucht in der Figur das Heer des Allegorischen, Symbolischen. 2–3 An der … getadelt] Lö: Die Figuren müssen bei der Gruppirung nicht zu gedrängt seyn, aber auch sich nicht zerstreuen. Sie müssen Eines zusammen bilden. Man hat gesagt 3 zerfalle] Lö: zerfalle, oben Christus der sich erhebt und die untern 4 die Beziehung an beiden] Lö: eine sehr große Ein|sicht darin 4–6 daß die … hin] Lö, ähnlich Pn: Gerade die große Erhabenheit Christi ist durch die Entfernung angekündigt, daß (Lö: die Figuren ohne diesen nichts vermögen Pn: die Jünger ohne ihn ohnmachtig sind und nichts über einen Besessenen vermögen) 6–9 Indessen kann … bringen.] Ke, ähnlich AnLöPn: Bei der Gruppierung liebt man besonders die pyramidalische Gestalt, so daß (Ke, ähnlich Lö: die Hauptfiguren den Vordergrund oder die Spitze einnehmen; darin sind viele ältere Maler zu weit gegangen, und ins Steife verfallen An: sie nicht in eine Höhe ausgehen. Dieses kann steif werden, wie bey älteren italienischen Malern, wo Maria in der Mitte auf einem Throne sitzt, und 2 Personen vor 11 in der … Mahler] Ke, ähnlich LöPn: ihr). 10 Drittens, das Colorit.] Ke: Die Farbe. / bloße Skizzen und Zeichnungen (Ke: sind leichter zu machen Lö: sind noch kein Gemälde Pn: machen ihn noch nicht aus) 12–13 Niederländer, die … Saftige] Ke: Niederländer die besten Coloristen gewesen sind, die beide niedrige, sumpfige Gegenden bewohnen. Die Pracht und Schönheit ihrer Farben übertrifft weit die italiänischen Schulen. An, ähnlich Lö: gerade solche, die unter einem feuchten, grauen Himmel wohnten, mahlten am lebendigsten 14–15 Wichtig ist … kann.] Lö, ähnlich KeAnPn: Bei der Farbe ist nun vielerlei | zu bemerken. Das Erste ist der Gegensatz des Hellen und Dunkeln überhaupt. Wenn die Farbe nur eine ist, so kann nur durch dies Hell und Dunkel gewirkt werden. Mit den Farben treten sogleich weitere Modificationen ein, auf die zu rücksichtigen ist.
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Hier tritt nun ein daß die eine Farbe für sich heller wie die andere ist, blau z. B. im Vergleich mit schwarz. Im Dunklen ist aber immer nur ein getrübtes Helles die Grundlage, hier ist daher ausser dem Dunkeln der Schattirung noch jenes Helle. Eine weitere Bestimmung machen auch dann noch die Lokaltinten aus. Die Entfernung modifizirt die Erscheinung der Farben, die entfernteren Gegenstände sind farbloser wie die im Vordergrunde, hierüber zeigen sich bei der Beleuchtung viele Schwierigkeiten. – Die Eigenthümlichkeit der Meister zeigt sich recht eigentlich im Colorit, die verschiedenen Töne welche dieselben Gegenstände bei verschiedenen Mahlern jedesmal haben zeugen hiervon, der Unterschied zeigt sich in der verschiedenen Art des Auffassens und in dieser Hinsicht unterscheiden sie sich ganz genau. Es ist dieß Eigenthümliche ein Gemachtes und auch nicht, denn die Farben machen ein System unter einander aus wie Goethe zeigt und zwar näher die Grundfarben, roth, blau, gelb und grün. Bei vielen alten Meistern findet man daß die Gemählde schon in Ansehung der Farben für sich eine eigene Befriedigung geben, wenn dagegen kein roth sich auf dem Bilde befindet, so ist dieß mangelhaft und es fehlt etwas an der Totalität der Farben. Die symbolische Bedeutung der Farben haben die Mahler auch beachtet, roth erscheint so als die leuchtende, koenigliche Farbe, blau mit seinen Abstufungen hat mehr einen weiblichen Charakter. Den Hauptpersonen auf den
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dem Gebrauch der Farbe ab, das Hellere und Dunklere in der Schattirung. 4–5 Eine weitere … aus.] Ke: Die Localtinten gehören auch hieher, die Winkel der Lippen sind dunkler, dies Dunkel thut Eintrag dem Hellen, und der Rundung. 5–7 die entfernteren … Schwierigkeiten] Pn, ähnlich An: afficirt den Farbenton, Gang des Ganzen, die Beleuchtung, die die Gegenstände trift; z. B. der Mondschein oder Sonnenschein, Kerzenlicht, bringen eine andere Stimmung herein, daher ist die Behandlung der Farbe einer der schwierigsten Gegenstände. Ke, ähnlich Lö: D i e L u f t p e r s p e c t i v. Die fernen Gegenstände sind im ganzen heller; die Beleuchtung bestimmt den Ton des ganzen; jedes Licht bringt eine eigene Bestimmung herein, so daß diese Behandlung der Farben einer der schwierigsten Gegenstände ist. 8–11 die verschiedenen … genau] Ke, ähnlich AnLö: Dieselben Gegenstände, menschlichen Gestaltungen oder Landschaften, aber jeder Maler hat einen eignen Farbenton. Man sollte glauben, sie würden vielmehr übereinstimmen; aber nicht; es kommt auf Conception des Farbentons an. Goethe beim Schuster in Dresden; in der Bude habe er geglaubt, ein Bild von Ostade vor sich zu sehen, ganz mit dem eigenthümlichen | Farbenton des Ostade. Er habe daraus gesehen, dies mit Bewußtsein üben zu können, sich die Fertigkeit erworben, die Natur mit den Augen eines bestimmten Künstlers anzusehen 12 und auch nicht] Ke: aber man kann auch diesen eigenthümlichen Farbenton mehr oder weniger nachsehen 13 wie Goethe zeigt] Ke: kein Maler ist so abgeschmakt, zu glauben, daß die Farben zusammengesetzt sind Grundfarben, roth, … grün] Ke: blau, gelb, roth sind die Grundfarben Pn, ähnlich Lö: kein |Maler glaubt, roth, gelb und blau für gleiche Farben mit violett (Pn: braun Lö: Orange), denn dies sind nur gemischte Farben 14 Gemählde] KeLö: Bilder 16 so ist dieß mangelhaft] An, ähnlich Pn: so fällt uns dieser Mangel gleich auf Ke: so mangelt etwas an der Totalität der Figuren 18–19 roth erscheint … Charakter] An, ähnlich KeLöPn: So hat Maria ein blaues Gewand: blau ist weiblich, innig, empfindungsreich. Joseph hat ein rothes Gewand: roth ist für das Männliche, es ist stark, königlich als Purpur.
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Bildern haben die Mahler daher die Hauptfarben gegeben, wogegen die Nebenpersonen in gemischten Farben erscheinen. Die Hauptsache ist die Harmonie der Farben, welche schwerer hervorzubringen ist in Farben die für sich blau sind als in solchen die mehr in’s Hellgelbliche fallen. Die einfachen Farben, roth, die Purpurfarbe nennen wir schön, doch ist es hier die ganz abstrakte Einfachheit und Einheit welche uns anzieht, bei solchen stark wirkenden Farben eine Harmonie zu erzeugen ist weit schwerer als bei schmutzigen, gemischten Farben. Zu dieser Harmonie gehört daß sich die Farben in einem Gleichgewicht der Intensität ihrer Wirkung halten, die reine Farbe erscheint immer stark gegen die vermischte | doch darf eine Farbe gegen die andere nicht so stark contrastiren, wenn Harmonie statt finden soll. Man hat dieser Schwierigkeit wegen ein Lila gewählt, wodurch aber die Bilder sehr matt erscheinen und sich dem Grauen hinnähern, erst in der neueren Zeit sind es die deutschen und niederländischen Mahler die mit reinen Farben ganz zu mahlen verstanden. – Der schwierigste Gegenstand in Rücksicht der Farben ist der menschliche Körper, denn hier giebt es die vielfachsten Modifikationen. Die Pracht der Blumen darzustellen, Gegenstände aus dem Thierreiche zu mahlen ist viel leichter, aber eine ungleich größere Schwierigkeit ist mit dem Darstellen des menschlichen Körpers und namentlich des menschlichen Hauptes verknüpft. Die Inkarnation ist in sich so vielfach, die gesunde Farbe ist das reinste rothe Karmin, der reinste Purpur, aber gleichsam nur ein Anflug, das Fleisch selbst ist eine Vermischung aller Farben, das Blau der Venen, das Roth der Artherien, verbindet sich mit dem Gelblichen der Haut, welche so einen grün2 gemischten Farben] Lö: Zwischenfarben Ke: Zwischen Farben, gemischte Farben 3–4 welche schwerer … fallen] Ke, ähnlich Pn: Mit matten Farben, Lilla, Violet, hellgelb, grünlich Harmonie hervorzubringen, ist viel leichter, als eine Harmonie in Farben, die für sich rein sind. 5 Purpurfarbe] Ke: Purpur, Azur 5–6 Einfachheit und Einheit] Ke: Reinheit Pn: Reinheit und Einfachheit 7 schmutzigen] An: schwächeren 8 Gleichgewicht] Ke: gewissem Gleichgewicht 11 Harmonie statt finden soll] Ke, ähnlich Lö: wenn sich diese auf Personen beziehen, die in gleichem Maaße hervortreten sollen 11 ein Lila] Ke: das Lilla, grünlich 13–14 sind es … verstanden] Ke, ähnlich LöPn: als man niederländische und deutsche Meister wieder schätzte, hat man wieder den Muth gefasst, mit solchen reinen Farben zu malen 16 Modifikationen] LöPn: Gradationen 16–19 Die Pracht … verknüpft.] Ke, ähnlich LöPn: Glanz der Metalle Farbe des Erdigten, Pracht der Blumen, die thierische Farbe ist schon ein in sich trüberes, weicheres, wolliges, wo verschiedene Schattirungen auftreten; jedes Härchen der Wolle hat seine eigne Lenge, daher verschiedene Beleuchtung, Schein; aber noch ganz anders mit der | menschlichen Haut ist die Schwierigkeit. 19 Die Inkarnation … vielfach] KeLö, ähnlich Pn: Da ist das Incarnat das in sich vielfachste 19–20 die gesunde … Purpur] Ke, ähnlich AnLöPn: das jugendliche Roth der Wangen ist das reinste Roth, Karmin, Rosenroth 22–833,1 welche so … läßt] Ke: und das gelbliche kann sich so dem grünlichen nähern, wie bei vielen Malern; hier ist die Vermischung so, daß ein Durchscheinen der Farbe ist Lö, ähnlich Pn: Das Gelbliche mit dem Blau verbunden, kann sich einem grünlichen Scheine nähern. Es gibt viele Maler, die auch das Grünliche für die menschliche Haut gebraucht haben. 11 Lila] Lilas
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lichen Schein erhalten kann, der jene Farben durchschimmern läßt, keine derselben aber wesentlich produzirt, das Ganze ist glanzlos. Die Italiener nennen dieß die Krankhaftigkeit des Fleisches. Jeder Mahler hat hierin eine eigene Manier welche oft nur im Gefühl liegt. Die Hauptschwierigkeit ist hier, wie Diderot in seiner Abhandlung zeigt das Durchscheinende zu bewirken, man sieht dieß gleich wenn auch nur in einer einzigen Farbe gemahlt ist und es wird durch ein öfteres Uebermahlen erzeugt, welches die unteren Farben durchscheinen läßt. Dieß ist es nun was die Glätte und den Glanz tilgt und dem Fleische seinen wahren Charakter giebt, man sieht gleichsam in das Bild hinein und fühlt jene Wirkung wenn man auch dieß Geheimniß der Kunst nicht weiß. Jede Materialität muß hier aufgehoben sein, diese feine Eigenthümlichkeit daß in der ganz äusserlichen Erscheinung ein Hineinsehen, eine Mattigkeit vorhanden ist die keinen Widerstand leistet wird durch das Lasiren erreicht. Der größte Meister in dieser Kunst war Titian. Andere Mahler bringen durch die Mitteltinten und deren Uebergänge eine große Wirkung hervor, man sucht so jene Krankhaftigkeit des Fleisches darzustellen, dieß wird aber bei den neueren Mahlern oft etwas ganz nebuloses, wobei oft das ganz fehlt was die Schönheit der Inkarnation ausmacht. Beson|ders aber darf kein flacher Zusammenhang erscheinen, die Farben müssen so in einander getrieben sein daß sie ein Ganzes ausmachen, daß jeder Punkt belebt ist und
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das Ganze ist glanzlos] Lö: Die Vermischung ist dabei vollkommen glanzlos. Allenthalben ist mehr bestimmte Farbe; bei der menschlichen Haut fehlt ihr Glanz. 3 Krankhaftigkeit] Ke: morbitezza, Mattigkeit, Krank|haftigkeit An: (morbidezza), nicht wie bey den Thieren, die reine Farben und mehr Glänzendes haben 4–5 Diderot in seiner Abhandlung] Ke, ähnlich LöPn: Diderot sagt: wer das Gefühl des Fleisches erreicht hat, ist schon weit gekommen, und das übrige ist nichts dagegen; 1000 Maler sind Gestorben, ohne das Fleisch zu fühlen. 5 dieß gleich] Ke: gleich das erdigte Pn: leicht das Erdigte, das Undurchscheinende 6–7 es wird … erzeugt] Lö, ähnlich Ke: Die Hauptkunst ist das Lasiren: Überzüge über Überzüge zu machen, so daß immer die untere Farbe durchschimmert. 7–9 Dieß ist … giebt] Lö, ähnlich PnKe: Dies Durchscheinen tilgt das Glatte, den Glanz und bringt diese Mattigkeit, dies Gestorbensein hervor. 10–11 Jede Materialität … sein] Ke, ähnlich LöPn: Die Materialität des Pigments muß aufgehoben werden, aber nicht beim Glanz der Metalle, der Vögel ist das hineinsehen, sondern nur beim menschlichen, daß auf der Haut, der äußerlichen Erscheinung, ein Hineinsehn vorhanden ist, eine Mattigkeit, die keinen Widerstand leistet (PnLö: (der Glanz leistet Widerstand)), sondern dies enthält, daß es ein hineinsehen zugleich ist 13 Lasiren erreicht.] Pn: Glaciren hervorgebracht, durch das Ueberziehn der Grundfarben mit andren, so daß dadurch auch ein Durchscheinen, Hineinsehn bewirkt wird 13–14 Der größte … Titian.] Ke, ähnlich Lö: Wenige Meister sind darin wahrhaft groß gewesen; (Ke: unter den größten Lö: der größte Ga: der berühmteste) ist Titian. 15–16 man sucht … darzustellen] Ke, ähnlich Lö: die nächste Nachahmung der morbitezza des Incarnats 17 der Inkarnation ausmacht] Ke, ähnlich LöPn: des Incarnats ausmacht, diese Innigkeit in der Äußerlichkeit selbst. (Ke, ähnlich AnLöGa: Albrecht Dürer Pn: Titian) und Niederlander haben auch so das Fleisch zu malen gewußt 18 Zusammenhang] KeLö: Zusammenhang, keine Fläche 19–834,1 daß sie … zeigt] Ke, ähnlich Lö: daß man keinen Unterschied bemerkt, in der Nähe, aber in der Ferne sieht man, daß jeder Punkt belebt ist, überall Modificationen
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überall eine Modifikation sich zeigt. Bei Vandyks Köpfen ist ein großer Auftritt von Farben sichtbar, dagegen wenig Mitteltinten, bei Titian hingegen ist ein solcher fast unmerklicher Unterschied daß man allenthalben nur eins vor sich hat und doch die Lebendigkeit uns überall entgegen tritt.
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4. Die Musi k. Die Musik ist die zweite Kunst auf der subjektiven Seite, auf der Seite der Gemeinde, eine Subjektivität, eine subjektive Bestimmtheit die nicht sichtbar ist. Die Musik hat zu ihrer Bestimmung das Innerste, Abstrakte, die abstrakte Innerlichkeit, die Innerlichkeit rein an sich, die sich aber als Innerlichkeit kund giebt und indem sie dieß thut muß diese Äusserung keine räumliche sein, denn diese ist eine stehende. Die Äusserung der Musik muß eine Äusserung sein die nicht für sich ist, sondern nur getragen sich zeigt durch ein Innerliches, Subjektives. Es ist ein freies Verschweben, ein Scheinen, ein Sein, das keinen Verstand für andere hat, nicht zur äusseren Objektivität kommt, sondern wo die Äusserlichkeit für sich haltungslos und darum gleich verschwindend ist. Der Ton ist darum das Element der Musik, er ist diese bloße Äusserung, dieß Erzittern, erschienen ist er sogleich verschwunden, ist seine Äusserlichkeit vernommen, so wird sie sogleich zu einem Innerlichen. Er kann sich zur Rede gestalten und so artikulirt werden daß er Sprache wird, dann ist er Ausdruck bestimmter Vorstellungen, wird aber hierzu fortgegangen, so ist dieß schon eine Äusserung die weiter geht als das Gebiet der Musik. Es ist dieß die Poesie, eine Äusserlichkeit, die jene Objektivität gewinnt welche wir Worte heißen und die bestimmte
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1–4 Bei Vandyks … tritt.] Lö, ähnlich KePn: Die | Mittel scheinen sehr gering zu seyn. | Wenn man einen Kopf von Albrecht Dürer sieht, so ist der Aufwand von Farben darin sehr gering und doch ist darin eine so große Unterschiedenheit, daß uns überall Lebendigkeit 25 entgegentritt. 4 entgegen tritt] Ke, ähnlich Pn: Die Mit der Malerei verwandten Künste, Kupferstecherkunst, musivische Arbeit hier auf der Seite. 7 subjektive Bestimmtheit … ist] Ke: Malerei subjective Besonderheit, sichtbar. 8 Die] Lö: Diese Seite gehört der subjectiven Besondernheit. Die 10 sie dieß thut] Lö: sich die Innerlichkeit als Innerlichkeit äußert 11 diese ist eine stehende] Lö, ähnlich Ke: die räumliche Äußerlichkeit ist gleich dem 30 Bestehn der Äußerlichkeit Äusserung] Pn, ähnlich Ke: Ausserung der Innerlichkeit 12–13 durch ein Innerliches, Subjektives] Lö, ähnlich Pn: von der innern Subjectivität, daß, so wie sie heraus ist, sie sogleich wieder verschwinde 14 Verstand] KePn: bestand 15 Ton] 21 Musik] LöPn: Musik KeLöPn: Ton als solcher 16 er] Lö, ähnlich Ke: der Ton, die Rede für sich 21–835,1 Poesie, eine … sind] Ke: Poesie, Ton der Rede wird, so daß diese Subjecti- 35 vität gewinnt die Objectivität, die wir Worte heißen, Zeichen von Vorstelungen. Pn: Poesie, daß der Ton, Subject zum Wort, Object wird. Lö: Dichtkunst. Da sind Worte Vorstellungen von Zeichen.
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Vorstellungen sind. Die Musik hält sich ganz in einer abstrakten Äusserlichkeit in den Tönen, nicht aber im Äussern der Vorstellungen, dieß ist das allgemeine Prinzip und das Element der Tonkunst. Unmittelbar hängt hiermit zusammen die Macht welche der Musik eigen ist, die | Alten sprechen sehr viel von dieser Gewalt. Die Mythe des Orpheus gehört hierher. Die Musik enthält nämlich Vorstellungen die dem menschlichen Geiste durch sie gegeben werden, aber auch unabhängig davon übt sie eine ganz eigenthümliche Gewalt über das Subjekt aus und dieß liegt eben in dem was als Prinzip der Musik angegeben ist. Es ist nämlich der Ton die Äusserung der abstrakten Innerlichkeit, das Ich selbst ist es was in diese Äusserlichkeit eingeht oder doch von ihr berührt wird, das Ich diese abstrakte Innerlichkeit erhält sich nicht gegen das was ihm hier gegenüber ist. Bei der Sculptur, der Mahlerei ist es im Anschauen das heißt im Bewußtsein von einem Gegenstande, hier bei der Musik aber findet dieß Verhältniß der Anschauung der Gegenständlichkeit nicht statt, mein Inneres ist darin, doch bleibt es mir so zu sagen nicht, wir gehen mit der Musik fort. Der Ton ist nun dieß ganz Abstrakte, dieß ganz abstrakt ideelle Äussere kommt Menschen wie Thieren zu, es ist ein Erzittern in ihnen, ein Verhältniß des Äusserns ihrer räumlichen Bestimmungen, eine Bewegung des Orts, die zugleich identisch mit sich bleibt. Dieß Tönen bleibt subjektiv, ist sogleich verschwunden, da nur die abstrakte Subjektivität sich darin äussert, so ist denn zunächst kein Inhalt darin. Dieß Tönen soll aber zu etwas Kunstmäßigen werden, dem Bestimmungen zukommen können, mannigfaltige 1–3 Die Musik … Tonkunst.] Ke, ähnlich Pn: Ton, nicht ein Zeichen von Vorstelungen, (Ke: ist das allgemeine Element, Princip der Tonkunst Pn: Der Ton ist nicht ein Zeichen von Vorstellung, nur eine abstracte Ausserung). 5 Gewalt] LöPn: Gewalt der Musik 5–6 Die Mythe … werden] Lö, ähnlich KePn: Dabei muß man sich nicht vorstellen, daß zB. Orpheus blos Musik gemacht habe, (Pn, ähnlich Ke: oder blos gegeigt,) sondern Gesang, der zugleich Vorstellungen gibt, war damit verbunden. 7 Gewalt] KeLöPn: Macht 8 Prinzip] Lö: Wesen 9–10 das Ich … wird] Lö, ähnlich KePn: Ich, diese abstracte Innerlichkeit, wird in den Ton hineingerissen. An: in der Musik aber wird man mit fortgerissen, man geht in ein anderes Daseyn über 11 nicht] Ke: nicht für sich Lö: nicht abstract 12 gegenüber] KeLö: gegeben 12–13 ist es … Gegenstande] Lö: stehe ich gegenüber 14 Inneres] Lö: Innerstes 15 doch bleibt … nicht] Lö, ähnlich KePn: Es bleibt mir dabei nichts für mich übrig. Pn schließt an: das Innerste wird mit hineingerissen fort] Lö, ähnlich KePn: fort; man kann sich nicht enthalten, Takt zu schlagen; es kommt einem in die Beine. Die Schwäche der Musik aber ist, daß sie vorstellungslos ist, keinen objectiven Inhalt hat und gibt. 16 dieß ganz … Äussere] Pn, ähnlich KeAn: Dieses ideele abstracte Bewegen 17 zu] Lö, ähnlich KeAnPn: es kommt auch unorganischen Dingen zu 17–18 ein Verhältniß des Äusserns] Ke: ein Verändern 18 Bewegung] Ke: Bewegung, innre Bewegung, Veränderung 19 bleibt] Ke: bleibt, ist der Ton überhaupt Dieß Tönen bleibt subjektiv] Pn, ähnlich Ke: dieses Klingen, Tönen bleibt subjectiv auch in der Ausserung 20 verschwunden] KeLö: verschwunden, (Ke: wie es gesetzt ist Lö: so wie es heraus ist) 20–21 so ist … darin] Pn: indem es wiederholt wird, ist es mannigfaltige auch mitunter inhaltslose Ausserung
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Abwechselungen, überhaupt Mannigfaltigkeit der Erscheinung. So z. B. der einzelne Schrei des Schmerzes, der Schmerz muß in sich befestigt werden, in sich eine Objektivität erhalten, dieß geschieht durch Wiederholung seines Ausdrucks, das Objektive darin kann nur sein die Wiederholung des Ausdrucks, diese Gleichförmigkeit in der Wiederkehr. Dieß bildet nun die Grundlage und Nothwendigkeit des Takts, daß nach einer Menge von Veränderungen sich ein Abschnitt zeigt und daß dieser in gleichen Zeiten wiederkehrt, dieß ist das Gesetz, das Gesetz im Veränderlichen ist aber das Allgemeine. Das Objektive hier ist indessen bloß eine Gleichheit die sich nur auf Quantitatives bezieht und näher bestimmt ist es ein Zählbares. Der Ton ist das erste substantielle Beharren, er muß sich wiederholen wenn irgend etwas ausgedrückt werden soll, aber diese ganz abstrakte Objektivität ist noch keine Musik, es muß eine Mannigfaltigkeit darin sein, ein Unterschied, der Takt wird daher auf verschiedene | Weise getheilt in 2, 3 oder 4 Theile. Beim 3/4 Takt kann die Arsis nicht in das vierte Viertel fallen, wohl aber beim 6/8 Takt, diese besondere Art des Takts macht eine Weise des Rhythmus aus und tritt in Collision mit dem weiteren Fortgange, sie ist für sich bestimmt, doch ist die Melodie wieder für sich an einen eigenen bestimmten Fortgang gebunden. Die Abschnitte der Worte müssen sich nun hierbei vom Abschnitte des Versmaaßes unterscheiden sonst wird es langweilig, so kann die Arsis in 1 Abwechselungen] Pn: Abwechslung und Veränderung überhaupt Ke: Abwechslung überhaupt, was loses 1–2 So z. B. … werden] Pn, ähnlich KeAnLö: dieses Schweifende des Tönens muß nun zuerst befestigt werden 4–5 das Objektive … Ausdrucks] Lö, ähnlich KePn: Die erste Objectivität ist weiter nichts, als die (Pn: Rückkehr,) Wiederholung eines und desselben. Das Tönen ist in der Zeit. 7–8 daß dieser … wiederkehrt] Ke, ähnlich PnLö: und dieser eine gleich lange Zeit umfasst 8–9 dieß ist … Allgemeine] Ke, ähnlich LöPn: In den Bewegungen der himlischen Körper macht das bestimmte Wiederkehren das Gesetz aus, ist das algemeine, und dies kann diese Außerlichkeit auf keine andre Weise an ihm haben, als nach Bestimmung der Gleichheit. 10 Ton] KeAnLöPn: Tact 11 das erste substantielle Beharren] Lö, ähnlich KePn: die zu Grunde liegende erste Objectivität, Substantialität, das Beharren er muß sich wiederholen] Lö, ähnlich KePn: Wenn aber die äußere Erscheinung ein Wechsel ist, so ist das Beharren das Wiederholen. 12–13 diese ganz … Musik] Pn: Dies ist das ganze abstracte Beharren, Objectivität. Eine bloße Wiederholung des Takts macht nicht die Musik aus Ke, ähnlich Lö: […] Die Russen, an die Trommeln, mit einem Schlegel, ein Takt, aber keine Musik. 17 weiteren] KeLöPn: höherm 17–19 doch ist … gebunden] Lö, ähnlich PnKe: D i e M e l o d i e für sich ist wieder ein eignes Fortgehn; sie ist einerseits an diesen Tact gebunden, aber andrerseits kann | sie in diesen eine Verschiedenheit hineinbringen. 19–20 Die Abschnitte … langweilig] Lö: Wie die Wortfüße unterschieden sind von den Versfüßen, so brauchen auch musikalische Läufe nicht mit dem Tacte anzufangen oder zu endigen Ke: beim Metrum Abschnitte, die Worte schneiden sich aber für sich ab, sonst ist der Vers sehr langweilig. So brauchen musikalische Phrasen nicht mit dem Takt anzufangen oder zu endigen Pn: die Verschiedenheit des Versmaaßes. Worte sind verschieden von den Füßen des Taktes; der Gegenstoß dessen das durch den besondern Takt erhort wird
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den Theil eines Takts fallen, in den Anfang oder in einen anderen bestimmten Theil, wodurch es dann erst zur Arsis wird, was es seiner logischen Bestimmung nach nicht ist. Was die Mannigfaltigkeit anbetrifft so beruht diese auf Zahlenverhältnisse und ist kein zufälliges Zusammenstellen hoher und tiefer Töne. Die Töne haben vielmehr unter sich in ihrer Verschiedenheit eine Zusammenstimmung und wie in der Farbe ein Grundverhältniß ist, ein Vernünftiges, so ist auch in der Musik für die Höhe und Tiefe ein bestimmtes Gesetz. Diese Harmonie ist die Unterscheidung in sich, der noch einmal so hohe Ton erfordert nur die halbe Länge der Zeit, die Lehre von der Terz und Quinte zeigt dieß und die Mechanik giebt die einfachen Verhältnisse hiervon an. Bei den Saiteninstrumenten sind es die Saiten, bei den Blasinstrumenten die Luftsäulen die die Schwingungen machen. Die verschiedenen Tonarten sind an eine nähere Besonderheit gebunden, so daß jeder Ton innerhalb seines Grundtons und der Oktave seine Stellung hat, insofern er in die Harmonie eingeht. Jeder Ton kann auch wieder Grundton sein und so ein eigenes System der Harmonie abgeben, die anderen Töne seines Systems, die Terzen, Quarten pp sind sogleich Momente im System des Grundtons. Hier finden sich Abweichungen, was in einem System die Quinte ist kann in einem andern System die Sexte sein und so ist es nicht möglich, daß der Ton genau der Stelle entspräche die er hat. Die Alten machten hierin einen großen Unterschied, was wir obere Töne nennen, die kurzen Töne hatten sie nicht, 1–3 in den … ist] Lö, ähnlich KePn: was sonst keine Arsis erhalten würde, erhält sie dadurch, daß es in den Anfang eines Tactes fällt. Das Bestimmte ist die bestimmte Art des Tactes, was aber in Collision kommt mit einem höhern Gange und grade der Gegensatz dessen, was durch den bestimmten Tact, und dessen, was durch die musicalische Phrase erfordert wird, macht das Höhere des Rhythmus aus. 4–5 Was die … Töne.] Lö, ähnlich An: Das Bestimmte ist nicht eine Reihe von zufälligen Zusammenstellungen niederer und höherer Töne. Die beruhen meist auf | quantitativen Verhältnissen, was der Mechanik angehört; sie beruhen auf Zahlenverhältnissen. Ke: Diese Mannigfaltigkeit f e r n e r ist eine freie Zusammenstelung von höheren und tieferen Tönen, die wesentlich auf quantitativen Verhältnissen beruhen, Zahlenverhältnissen, was einer andren Betrachtung angehört. 7–8 so ist … Gesetz] Lö, ähnlich KePn: so ist es auch bei den Tönen, daß sie nicht durch den Character ihrer Bewegung, ihres Verweilens bestimmt werden. Die Höhe und Tiefe gründet sich auf Größenverhältnisse, auf die Einfachheit. 8–11 Diese Harmonie … an.] Lö, ähnlich KePn: Das ist das Zusammenklingen, Terz und Quint macht den harmonischen Dreiklang aus. Das ist die Disjunction des (Ms: der) Tones in sich. (Lö: Ein noch einmal so hoher Ton, erfordert eine noch einmal so kurze Saite. Pn: Die Mechanik giebt die nähern Verhältnisse an) 13–15 Die verschiedenen … eingeht.] Ke, ähnlich PnLö: | Die verschiedenen Tonarten beruhen auf dem algemeinen, daß so ein System von Tönen, jeder Ton innerhalb seines Grundtons und der Oktave seine bestimmte Stellung hat 18–20 was in … hat] Pn, ähnlich KeLö: Was in einem System Quint, (in demselben Terz ist Ms: ist in demselben Terz), bei einem andren kann er Seconde sein; so kann nicht herauskommen, daß dieser Ton genau seiner Stelle die er in (einer anderen Tonart Ms: andrem Ton) haben soll entspricht 20–21 einen großen Unterschied] KeLö: (Ke: große Lö: gewisse) Unterschiede 21 was wir … nicht] Ke, ähnlich LöPn: die oberen Töne, eines Klaviers, die kurzen Tasten, hatten sie nicht
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auch keine halben Töne die bei uns ihren bestimmten Platz im System haben. Der Charakter der Musik bestimmt sich nach dem Ton welcher zum Grundton angenommen ist. Im Fortgang zur Quarte kommt zum F. ein anderer Ton, einen anderen Charakter hat die | Musik wenn man mit C. anfängt. Jenes von dem Fortgang in der phrygischen Musik, dieß in der sogenannten ionischen. Das Ganze beruht darauf daß jeder Ton für sich zum Grundton angenommen werden kann und so sein eigenes harmonisches System hat, so kann demnach ein Ton in verschiedenen Systemen nie derselbe sein, hier kann er voll austönen, während er dort geschwächt ist. – Das Weitere ist die Bestimmung der Töne nach ihrer Grundlage, diese gründet sich auf die mathematischen Gesetze des Erzitterns, dieß aber ist eine Bewegung und kann keine andere Bestimmung haben als die Zahl. Eine weitere Bestimmung ist ob das Tönende eine Luftsäule oder ob Holz das Vermittelnde ist. Die menschliche Stimme ist das Vortrefflichste im Reich der Töne, sie ist aber ein Ton der die anderen Töne in sich enthält, eben das was in Bezug auf die Mahlerei von der Hautfarbe gesagt war. Es ist ein Hauch, eine Luftsäule die hervorgestoßen wird und die durch ihre Umgebung modifizirt ist, es ist ein Festes das bewegt wird, nämlich Brust und Kehle, die hier wieder wohl zu unterscheiden sind. Die Instrumente sind einfacher und nur einer Seite hingewandt, so daß die hervorgestoßene Luftsäule verkürzt oder verlängert wird. Das Andere sind die Saiten diese cohärenten, festen, starren Körper. Die menschliche Stimme vereint beides, es ist hier nicht die empfindende Vollkommenheit, es ist die existirende, physikalische Vollkommenheit. – Jedes 1 auch keine … haben] Lö, ähnlich KePn: | E zu F, und H zu C ist auf dem Claviere ein halber Ton. Da kommt es darauf an, welchen Platz diese halben Töne in dem Systeme der Octave einnehmen. 3–4 Im Fortgang … anfängt.] Lö, ähnlich KePn: Wenn von E aus gegangen wird und im Fortgange zur Quinte, so ist es ganz anders (zuerst ½ Ton.) als wenn von C ausgegangen wird (zuerst 1 Ton). 5 Musik] KeLö: Tonart 6–9 Das Ganze … ist.] Lö, ähnlich KePn: Ein und derselbe Ton soll in einem Systeme dies seyn und in einem andern genommen etwas anderes. Dies kann er nun nicht vollkommen seyn. (Lö: Die gleichschwebende Temperatur hat dies alles so zu modificiren gesucht, Pn: sondern es sind da Modificationen, an jedem Ton ist von der Schärfe so viel abgenommen,) daß er in jeder Tonart ungefähr seine gehörige Schuldigkeit thut. 10 nach ihrer Grundlage] KeAnPn, ähnlich Lö: nach ihrem Fortgang 10–11 des Erzitterns] Pn: | des Bewegens, des Erzitterns 12–13 ist ob … ist] Lö, ähnlich KePn: aber kommt vom Lebendigen her, von der particularen Natur dessen, was tönt, ob es Holz, Saite usf ist 15 eben das … war] Lö, ähnlich KePn: Von der menschlichen Hautfarbe haben wir bei der Malerei gesagt, daß sie alle Farben aufgelöst enthalte. 15–18 Es ist … sind.] Ke, ähnlich PnLö: Die menschliche Stimme ist ein Hauchen, welches das Cohäsionslose der Luft zur Erschüterung bringt, andrerseits ist es ein festes, welches bewegt wird, (Pn: erzittert), die Fiber. Brust und Kopfstimme (Lö: unterscheiden wir sehr wohl). 18 Instrumente] KeLöPn: anderen Instrumente 19 hingewandt] KeLö: gewidmet 20 die Saiten] Lö: die Fibern: die Saiten Pn: die Darmsaiten, die Fiber, das Starre 21 empfindende] KeLö: empfindsame 22 Vollkommenheit] Ke: Vollkommenheit, daß sie diese beiden Momente vereinigt Pn, ähnlich Lö, schließt an: die andren Instrumente sind nur eine Zerlegung der Momente der menschlichen Stimme
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der Instrumente hat seinen verschiedenen Charakter und es kommt nun darauf an ob derselbe sinnig angewendet wird oder nur um großen Lärm zu machen. Bei der Anwendung der Instrumente versuchen die großen Meister zwischen den Blase und Saiteninstrumenten eine Einheit hervorzubringen, eine dramatische Haltung, wie im Dialoge wo jede Parthie bis zu dem Punkte sich forttreibt, wo die andere eintreten muß. Dieß ist bis auf den höchsten Grad getrieben, die Eigenthümlichkeit der Instrumente wird hierdurch herausgehoben, was sich so steigert. Man hat versucht durch die Harmonika viel Mannigfaltiges auszudrükken, sie paßt aber zu keiner Stimme, in kein System von Klängen, bei ihr klingt nur die Fläche. Die Hauptsache, die Seele der Musik ist die Melodie und auf diese kommt es an, aber hier ist am wenigsten etwas auf | allgemeine Weise zu bestimmen, das Ganze liegt innerhalb der Harmonie. Was ausgedrückt werden soll ist entweder die empfindende Seele oder die denkende Innerlichkeit, der reine Gedanke der in sich sein Element hat der aber die Innerlichkeit, dieses Subjektive ist, was ich empfinde ist daß ich das Empfundene nur in der Idee habe, hier dabei bin. Dieß ist die Form in die der höchste, erhabenste Inhalt gesetzt wird, indem ich ihn empfinde ist er der meinige, so bin ich darin. Der Inhalt ist in mir, welcher Art er ist darauf kommt es an, er kann gut oder schlecht, unvernünftig oder ein vernünftig objektiver sein. Leidenschaften, heftige Emp-
20 2 sinnig] AnPn: sinnreich
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Ke: sinnreich, sinnig, | seiner Particularität gemäß 2 großen Lärm] KeAnPn: Geräusch 3–6 Bei der … muß.] Pn, ähnlich KeLö: Mozart ist großer Meister in Anwendung der Instrumente, die Blas und Saiteninstrumente haben Hegel geklungen wie ein Dialog, (Ke: Im höchsten Grade genial,) weil eben das Eigenthümliche der Instrumente in Contrast gegeneinander gesetzt worden ist. 8–9 Man hat … Klängen] Ke, ähnlich LöPn: Harmonika ist fähig, einen sehr tiefen (Lö, ähnlich Pn: ja fürchterlichen) Eindruck zu machen, bei nervenschwachen Personen; accordirt nicht zum menschlichen Ton, man kann nicht danach singen; daher kann dieser Klang nicht eintreten in das System der Klänge, der zu Begleitung gebraucht | wird. 10 Fläche] KePn: Fläche, nicht die Länge Die Hauptsache, die Seele] Ke: Hauptsache: das beselende Lö, ähnlich An: Die Seele, das Poetische Pn: Jetzt von der Seele, Beleben, Poetischen 11 kommt es an] Ke: ankommt. zu erinnern, daß Hegel kein Musikverständiger ist. 11–12 aber hier … bestimmen] Ke, ähnlich Pn: Es ist auch zu bemerken, daß man den Generalbaß sehr bestimt ausgeführt findet, aber über das Poe|tische ist es am dürftigsten, läßt sich am wenigsten auf algemeine Weise bestimmen. Lö: Über diesen Gegenstand sind die Werke vom Generalbaß am Trockensten. 12 das Ganze … Harmonie] Pn, ähnlich KeLö: Der Gang der Töne muß innerhalb der Harmonie (Ms: verbunden) mit raschem und langsamem Fortschreiten verbunden sein (Ms: ist). 12–16 Was ausgedrückt … bin.] Pn, ähnlich KeLö: Was dadurch ausgedrückt werden soll ist die empfindende Seele, dieses Innerliche ist entweder das denkende Innerliche, der reine Gedanke, dem das Innerliche das Subject ist, so ist die Empfindung, was ich empfinde, daß ich als (Pn: besonderes Individuum dies empfinde Ke: d i e s e s dabei bin, diese Subjectivität ist die Form). 17–18 Der Inhalt … mir] Lö: Ich also bin dabei, dieser Inhalt ist in mir: Das ist die Sphäre der Empfindung 18–19 er kann … sein] Ke, ähnlich Lö: ob an sich groß, wahrhaft, ob er mir zustimmt Pn: wie er meinen Interessen, Neigungen zustimmt 19–840,3 Leidenschaften, heftige … weckt.] Lö, ähnlich KePn: Die Empfindung, die Leidenschaft, nicht das Vernünftige, Objective ist der Inhalt der Musik. Sie geht auf das Herz (Ke, ähnlich Pn: , die Bewegung des Gemüths). „Gebt mir Leidenschaften“ hat ein großer hiesiger Componist gesagt.
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findungen stellen die Componisten oft dar und eine Handlung und Begebenheit ist nur dann ein Gegenstand für die Composition wenn sie Leidenschaften und tiefere Empfindungen weckt. In der menschlichen Brust überhaupt ist die Sphäre, in der allein der Componist sich bewegen kann. Melodie ist die Seele der Musik, des Tons, dieses reinen Ertönens der Innerlichkeit, viel bestimmtes ist hierüber nicht zu sagen. Drei Weisen der Befriedigung sind hier zu unterscheiden. Die eine ist daß die Musik an einen Takt gebunden ist, dieß ist eine wahrhafte Bestimmung die einen Halt an der Vorstellung hat, daß der Ton etwas Abstraktes, Innerliches ist. Auch ein Nichtkenner kommt leicht dazu dieß einzusehen, bei einer Instrumentalmusik die keinen festen Halt am Takte hat, die nichts Bestimmtes ausdrückt, giebt man sich ohne Befriedigung leicht Träumereien hin. Die zweite Art von Befriedigung wird in der Melodie gefunden, die in der Verbindung des Inhalts der Musik mit dem Gedichte besteht. Hier giebt es eine große Mannigfaltigkeit, über die man nur Allgemeines sagen kann, nichts Bestimmtes. Es giebt eine Weise der Melodie die sich sehr an die Harmonie hält und an derselben bewegt, die die Harmonie zur Grundlage hat, dieß ist eine andere als die welche man heut zu Tage hört und die sich oft selbst zerreißt. Hier ist die Harmonie das Ueberwiegende und in dieser Art ist die große und erhabene Musik geschrieben, die man durch den Kirchenstyl bezeichnet. Die Harmonie ist in Rücksicht der Töne der Grund wie in Ansehung der Zeitveränderung vom Takte ist gesagt worden, daß er nämlich das Beharrende | in diesen Verwandlungen ausmache, sie ist es die als Grundla3–4 In der … kann.] Ke, ähnlich LöPn: Die menschliche Brust muß ihm den Stoff liefern; dies ist die Sphäre, worin er alles wirken kann, die er allein sich vornehmen kann, ausdruken zu wollen Lö schließt an: , nicht Malerei, Handlung. 6 sagen] Ke: sagen, Hegel um so weniger 6–7 Drei Weisen … unterscheiden.] Ke, ähnlich Lö: Die Unterscheidung hat sich Hegel gemacht: dreierlei Weisen der Befriedigung: Pn: ich unterscheide 3lei Arten Befriedigungen: 7–8 an einen Takt gebunden] KePn, ähnlich An: begleitend, an einen Text gebunden 8–9 dieß ist … ist] Lö: daß sie, die nur die Bewegung des abstracten Innerlichen ist, einen Halt hat an der Vorstellung 9–10 Auch ein … einzusehen] Ke: Wenn man nicht eigentlicher Kenner ist, der sich nicht mit den Feinheiten des Generalbasses beschäftigen kann, so fällt man 10–12 bei einer … hin] Lö, ähnlich Ke: Bei einem rein musikalischen Musikstück kann man nicht stehn bleiben bei der Leerheit, fällt also in Traumereien (Ke: Gang von Vorstelungen – veranlaßt mehr oder weniger von dem, was unmitelbar executirt wird). Das Erste ist also, daß die Melodie mit dem Inhalte verbunden wird. 12 Die zweite Art] Lö: a) D i e b e g l e i t e n d e M u s i k . 14 große Mannigfaltigkeit] KeLö, ähnlich Pn: unendliche Menge von Mannigfaltigkeiten 16–17 und an … hat] Ke: leichte Ausbeugungen, Abweichungen von der Grundharmonie, die vorschwebt 17–18 dieß ist … zerreißt] Ke, ähnlich LöPn: Diese Musik ist etwas ganz andres, als was man (Lö, ähnlich Pn: heute zu Tage) die Musik nennt, worin jetzt Meister der Harmonie sich zu erkennen geben. Dies ist vielmehr die zusammengesetzteste, in sich am weitesten sich entzweiende, zerreißende Musik. 18 Harmonie] An, ähnlich KePn: einfache Harmonie, worin der Dreyklang überwiegend ist 22 Beharrende in diesen Verwandlungen] An: Substanzielle zwischen dem Flüchtigen
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ge hier vornehmlich sich hervorhebt. In diesem Sinne haben Palestrina und Pergolesi ihre große Kirchenmusik geschrieben. Indem die Harmonie hier das Herrschende ist, so liegt darin die Ruhe, die Seeligkeit der Seele, Dissonanzstücke werden sogleich zurück geführt, aufgehoben, Schmerz wird ausgedrückt, wie auch Freude und seeliger Jubel, alles erhält sich in diesem Ebenmaaß, in dieser Seeligkeit, bleibt fest in seinem Gange zusammen, so daß in den Klagetönen immer eine Befriedigung ist, der Jubel nie ausartet in ein unbändiges Toben. Durch dieses Forttönen der Grundlage erhält sich die Musik in einem reinen klaren Maaße und dieß ist der Charakter aller großartigen Musik. Bestimmte Vorstellungen und Handlungen sind hier ausgedrückt, Heiterkeit wie Frohsinn, Schmerz der nie zur Zerrissenheit fortgeht, aber eine Gewisse Freiheit findet sich noch immer darin. Dieß wird vornehmlich bemerkt wenn bestimmte Vorstellungen in der Musik zum Grunde liegen, dadurch daß ein bestimmter Text vorausgesetzt wird ist die Trefflichkeit der Musik bedingt und die verschiedenen Sprachen erfreuen sich hierbei verschiedener Vortheile. Die lateinische Sprache bietet besonders hier große Vortheile dar, weniger die unsrige, welche in einem beständigen Wechsel von Jamben und Trochäen sich befindet, deren hüpfende gemeine Wiederkehr sogar bei dem Händelschen Messias, so wie bei seinen übrigen Musikstücken hindurch tönt, so frei und
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20 1–2 Palestrina und Pergolesi] Lö: Palästrina, Durante
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2 große] KeLö, ähnlich Pn: großartige alte 4 zurück geführt, aufgehoben] Ke: zurükgeführt werden, ganz in ihrer Nähe haben diese Grundharmonie Schmerz] Lö: Auch der Schmerz und die Klage, welchen die Kirchenmusik mit sich bringt 5–6 in diesem … Seeligkeit] Lö: in dieser Seeligkeit, Erhabenheit 6–9 bleibt fest … Maaße] Ke, ähnlich AnLöPn: es geht nicht in (Ke: den Tumult über, Taumel Pn: die Zerrissenheit der Leidenschaft uber), ebenso wenig als in das Tändelnde der Fröhlichkeit, es ist nur ruhig gehalten, immer ein Drübersein über diesem Jammer, so daß die Sele nur ihre Befriedung ausdrükt in dem negativen ihrer selbst. Freude, Jubel hält sich nur durch das sich Forterhalten der Grundlage immer in seinem reinen klaren Maße. 9–12 dieß ist … darin] Lö, ähnlich KePn: Das ist ein Character aller großartigen Musik überhaupt, auch der Gluck’schen und Mozart’schen Musik: daß das Ganze der Empfindung ausgedrückt ist und immer, auch in der Zerrissenheit des Gemüthes, die Freiheit, das Beisichseyn hervortritt. 13 bestimmte Vorstellungen] Lö, ähnlich Ke: ein bestimmter Text, eine bestimmte Vorstellung 13–14 dadurch daß … bedingt] Pn, ähnlich LöKe: Solche Musik ist auch Vortrefflich ohne Text, aber die Musik hat ihre Vortrefflichkeit daraus geschöpft, daß ein bestimmter Text vorausgesetzt worden ist. 15 erfreuen sich … Vortheile] Lö, ähnlich PnKe: haben da eine (Pn: verschiedene) Versification, die entweder Nachtheil oder Vortheil gewährt 16 Vortheile] Lö: Vortheile für die erhabene Musik 16–17 weniger die unsrige] KePn: das Gegentheil ist das gewöhnliche Versmaß in unserer Sprache; jambisch oder trochäisch; wie es bei uns, (Ke: bei den Griechen nur ausnahmsweise solche schlechten Verse, wie unsere Jamben Pn: (die Griechen haben das Versmaaß anders behandelt)) An: wir haben zu viele pferde trampelnde Jamben 18 Wiederkehr] Pn: Wiederkehr von ein und demselben Rythmus 18–842,2 sogar bei … durch] Lö: Händel (Ms: Himnel) hat selbst seine Texte gemacht, […] Pn, ähnlich KeAnLö: Die Händelschen (Ms: Himmelsschen) Compositionen sind aus Phrasen im Alten und Neuen Testament zusammengesetzt, aber man hört (Ke: durch alle Stücke, so frei, prachtvoll das fortgeht,) das pedantische Jambische doch
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herrlich auch sonst die Händelsche Musik einhergeht, so hört man doch diesen Jambus durch. Die Franzosen und Italiener befinden sich nicht in diesem Falle, ihre Versmaaße bieten mehr Abwechselung dar. Der Rhythmus des Textes läßt den Componisten frei, sicher gehen, er hat den Sinn des Ganzen vor sich, ohne durch den Text gebunden zu sein. Ferner wird nun die Musik frei, elementarisch und vornehmlich ist es die Instrumentalmusik welche sich so frei machen kann, aber man muß es für ein Unglück ansehen daß sie sich so selbststandig constituirt. Die Hauptsache in ihr ist die Melodie und hier tritt dann zugleich die Kunst der Harmonie ein, daß alle Dissonanzen, Ausbeugungen pp vom Grundton aus geführt werden, so daß jedes Moment wieder selbstständig wird und in einer eigenen Sphäre sich ergeht. | Bei solcher Kunst, wo die Entzweiung so weit getrieben wird, ist jede einzelne dieser Noten für sich ein Ganzes. Indem nun die Musik diese Selbstständigkeit erlangt, so finden die Kenner des Theoretischen leicht wie weit eine Dissonanz getrieben werden kann, der Nichtkenner wird betäubt, läßt auch wohl seinen Vorstellungen und Phantasieen freien Spielraum, da der Hörer sich nur selten passiv erhält. Als Grundlage dienen hier nicht Leidenschaften, bestimmte Empfindungen, der Gang der Leidenschaften beherrscht die Ausführung hier nicht mehr, sie bleibt 2–3 Die Franzosen … dar.] Lö: Im Französischen ist das identische Iambische nicht vorhanden, noch weniger im Italiänischen, am wenigsten im Lateinischen. 4 frei, sicher gehen] KePn: frei gehn Lö: sich völlig frei ergehn 5 Text gebunden] KeLö: Rhythmus genirt sein.] Pn, ähnlich Ke, schließt an: Diese begleitende (Ms: bekleidende) Musik | (Pn: Empfindung Ke: bestimmte Gedanken) ausdrückende Musik, diese kann wohl am vorzüglichsten sein. 6 Ferner wird … elementarisch] Lö, ähnlich KePn: b) D i e s e l b s t s t ä n d i g e M u s i k . – Die zweite Form der Musik ist dann, wie sie elementarisch, wie sie frei (Ke: selbstständig) ist 7 welche sich … kann] Lö, ähnlich KePn: Auch mit der Stimme kann man sich so freimachen, hin und her trillern. Aber so wie gesungen wird, erwartet man einen bestimmten Sinn: Die Töne sollen die Vorstellung bezeichnen. Die ganz selbstständige Musik ist also vor|nehmlich die Instrumentalmusik. 7–8 aber man … constituirt] Ke: für unser einen ist es ein Unglück, daß die Musik sich so selbstständig, elementarisch constituirt. Pn: ich muß es für ein Unglück ansehn daß die Musik sich so selbstständig konstruirt 10 Dissonanzen, Ausbeugungen] Lö: möglichen Dissonanzen, Ausweichungen 11 in einer … sich] Lö: sich in seiner Tonart 11–12 Bei solcher … wird] Ke: | was man, glaub’ ich, Contrapunkt nennt, oder so was 12–13 jede einzelne … Ganzes] Pn, ähnlich Lö: jedes Element für sich selbst zu einem Ganzen gemacht wird, ein jedes die harmonische Seite concentrirt, jede einzelne Note ist für sich ein (Lö: schönes) Ganze 13 Selbstständigkeit] Ke: Volkommenheit Pn: Vollkommenheit, Selbstständigkeit 14–15 finden die … kann] Lö, ähnlich KePn: findet nur der theoretische Kenner der Musik Befriedigung, der sieht, wie die Dissonanzen zusammenklingen, und zur Harmonie zurückgeführt werden 15 Nichtkenner] AnKe: (An: ungelehrte Ke: sonstige) Zuhörer 16 da der … erhält] Ke, ähnlich LöPn: Beschäftigung muß er bei der Musik haben, sind es nicht Werke, so ist es theoretische Kenntniß; ist diese nicht vorhanden, eigene Vorstelung, oder Langeweile (Lö: , man sieht sich um nach Äußerlichem). 18–843,1 sie bleibt leer] Lö, ähnlich KePn: Die Empfindung bleibt mehr oder weniger leer und dies kann doch nur die Bestimmung des Tönenden ausmachen.
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leer und oft artet alles in eine Fertigkeit aus eine schwierige Folge von Tönen hervorzubringen, das Gemüth wird hierbei nicht angesprochen, bloße Fertigkeit muß jene Schwierigkeit überwinden, hiermit ist aber der Geschmaklosigkeit Thür und Thor geöffnet, der Geschmack aber ist eben die Erhaltung durch das Substantielle, hier Leidenschaften, Empfindungen. Die dritte Form der Befriedigung kann man sich so vorstellen, daß auch das freie Ergehen wesentlich ist im Singen, dieß freie Ergehen ist wie bemerkt auch in der Instrumentalmusik vorhanden, wird aber dort nicht von der nothwendigen Grundlage getragen, die aus einer Vorstellung entspringt. Das Singen ist diese besondere Fähigkeit sich für sich selbst zu erheben, eine von Hause aus musikalische Seele gehört dazu. Anders ist das Verhältniß beim Instrumente, die Grundlage die dort vorhanden ist fehlt hier, hier ist nichts Vorgefundenes. Die Seele des Künstlers kann sich im Gesange frei ergehen und dieß gewährt erst eine eigentliche Befriedigung verschieden von der welche ein Instrument geben kann, Naturanlage ist hier durchaus erforderlich. Im Denken kann man so etwas nicht haben, hier ist auf einer Seite die größte Ausbildung und zugleich eine gänzliche Reflexionslosigkeit, so daß sich die Seele ganz in diesen Erguß wirft und sich darin ergehen läßt. 1–3 oft artet … überwinden] Lö: Man findet daher, daß die der Fertigkeit nach größesten Künstler das Geschmackloseste produciren, nur um ihre Fertigkeit zu zeigen. Ke: Exequirende Virtuosen haben häufig am wenigsten Geschmack; Fertigkeit, die schweren Successionen hervorzubringen, ohne Gemüth Pn: Es giebt (Ms: giebe) viele Virtuosen, die so sich selbst sehn lassen aber das ist geschmacklos, das Gemüth ist nicht dabei angewandt 4 die Erhaltung] KePn: die | Haltung Lö: das Gelten 6 Die dritte Form] Pn: Die 3te Form stelle ich mir so vor Ke: Die dritte Form von Befriedigung stellt sich Hegel so vor Lö: c) F r e i e s E r g e h n d e r S t i m m e . Die dritte Form von Befriedigung ist 8–9 wird aber … entspringt] Lö, ähnlich Ke: aber es muß mehr oder weniger (Lö: die Grundlage eines Begriffes Ke: eine Grundlage, die der Vorstelung entspricht,) in sich haben 9–10 Das Singen … erheben] Lö, ähnlich Pn: Das Dritte aber ist, daß das Singen sich für sich selbst erhält. Ke: vornehmlich aber ist das Singen fähig, sich in sich selbst zu ergehen 11–12 Anders ist … Vorgefundenes.] Lö: Man hat da (und dies ist nicht der Fall beim Instrumente, da ist es nur ein Moderirtes, selbst beim Phantasiren, wo die Angewöhnung vorherrscht,) ein Thema, das ist einmal da. Ke, ähnlich An: beim Instrument ist es ein (Ke: vor meditiertes An: Meditirtes); der Meister ist beim Improvisiren in seine Angewöhnungen verfallen. 12–13 Die Seele … ergehen] Pn, ähnlich KeLö: beim Singen ist ein Thema, ein Grundgang, in dem Singen dieses Themas kann sich auch die Seele des executirenden Künstlers freier (Pn: erheben KeLö: ergehn An: improvisatorisch ergehen), es ist die freie Seele des Individuums, die man da vor sich sieht. Lö, ähnlich An, schließt an: (Lö: es ist ein Hingerissenseyn der Seele, An: er wird fortgerissen) von einer höhern Macht (Ke: , wie die Nachtigall). 13–14 gewährt erst … kann] Ke: erwekt eine andre Befriedigung, | als ein andres Instrument Lö: Hier ist eine andre Virtuosität als auf Instrumenten. Es ist ein Text, eine bestimmte Grenze da, | und dann ist es die freie Seele des Individuums, die man sich ergehn sieht. 14–15 Naturanlage ist … erforderlich] Pn, ähnlich KeLö: solcher Gesänge sind nur die musicalischen Nationen fähig, wie die Italiäner; (Ke: In Italien hat jeder Stimme;) in Deutschland kann man es nur nachahmen, und anbringen 16 eine gänzliche] KePn: die gröste Lö: die höchste 17 läßt.] Ke: läßt. / Dies ist Hegel in der Erfahrung und der Reflexion über diese Erfahrung vorgekommen. Lö: Dies sind die Bemerkungen, die wir über diese Seite zu machen haben.
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Die Poesie ist die vollkommenste Kunst, die Kunst vorzugsweise, sie ist das dritte Element was zu den beiden vorhergehenden hinzutritt, die der Gemeinde, dem Gemüth sich zuwenden, dieser Innigkeit des Subjekts. Die Innerlichkeit ist hier nicht in jener Äusserlichkeit welche wir bisher sahen und die nur eine Äusserlichkeit ist, welche Äusserlichkeit des Vorstellens ist und deswegen die Innerlichkeit unmittelbar mit sich vereint. Die Poesie gehört dem Reiche der Vorstellung an, ihr Gebiet ist das reichste und mannigfaltigste, die Sprache ist die Weise in der sie sich äussert, sie ist ihr Element. Fragt man was Poesie ist, so liegt dieß schon im Gesagten, Schlegel sagt er wolle sich wohl hüthen eine Definition von ihr zu geben. Ihr höchster Inhalt ist die Idee und von dieser haben wir bereits im Anfange gesprochen, sie ist, wie der anderen Künste Inhalt so auch der ihrige. Insofern sie im Reiche der Vorstellungen zu Hause ist, der Gemeinde, der Partikularität angehört, so hat sie die Freiheit sich in allen Partikularitäten zu ergehen. Ihr Inhalt ist nun näher das Geistige in seiner Bestimmtheit, das Menschliche überhaupt, so aber daß dieß Geistige, es sei beschränkt wie es wolle, ein Freies, Ganzes ausmacht, nicht von Aussen determinirt ist. Die Empfindung, das Gemüth, das Geistige muß sich darin als das Herrschende beweisen. Dieß gilt besonders von der morgenländischen Poesie, die in Ansehung ihres Naturells so hoch steht, von Goethe kann man sagen, daß er im Alter, nachdem er aus den 2 vorzugsweise] KeLöPn: kbs’ wodn 2–3 das dritte Element] KeAn: das dritte Lö: die Drit3–4 die der … Subjekts] Ke, ähnlich LöPn: die wir der Gemeinde, dem te Pn: die 3te Kunst Gemüth, Subject zugeschrieben haben. In der Malerei ist sie fürs Auge, Musik ist das andre Extrem, abstracte Innerlichkeit; (Lö: Die Poesie vereinigt beides.) Poesie hat äußerlichen Inhalt auch, aber nicht | für Ohr und Auge, sondern Vorstelung, und deswegen die Innerlichkeit unmitelbar |mit sich vereinigt. An: Sie ist objektiv, hat bestimmten Inhalt, aber keine andre Äußerlichkeit als die des Vorstellens, die das Innere mit sich verknüpft. 8 Gebiet] Ke: Element Sprache] Ke, ähnlich Pn: Sprache, Sammlung der Zeichen der Vorstelung 9 sie ist ihr Element] Ke: dies dem innren unmitelbar Gehorchende, von ihm erschaffene Element hat sie Fragt man] Lö: a) D e r I n h a l t . Wenn man fragt: 9–10 so liegt … Gesagten] Lö, ähnlich Pn: so erwartet man eine (Lö: Definition Pn: Bestimmung) (Lö, ähnlich Ke: Dies wird mehr oder weniger perhorrescirt.) An: so geräth man in Verlegenheit 10 Schlegel] Lö, ähnlich Ke: August Wilhelm Schlegel 11 ihr] KeLö: der Poesie die Idee] KeLöPn: die Idee, das Idealische überhaupt 15 Inhalt] Lö: Inhalt, wenn wir ihn als die Idee bestimmt haben 16 dieß Geistige] Lö: das Geistige das Menschliche 16–17 ein Freies, Ganzes] LöPn, ähnlich Ke: eine freie Gestalt, ein freies Ganzes 17–18 determinirt ist … beweisen.] Lö: determinirt seyn; das Geistige muß herrschen An: Die äußern Umstände sind die Veranlassung, aber der Geist beherrscht und erweitert sie. 19–20 Naturells so hoch] Ke, ähnlich PnLö: höher, wie das Abendland in Ansehung des poetischen Naturells, als die Abendländer 20–845,1 von Goethe … hat.] Lö, ähnlich KeAnPn: Göthe in seinem westöstlichen Divan hat (Lö: die höchste Poesie KePn: das höchste An: das Herrlichste) geliefert, nachdem er in seinem Alter das Morgenland berührt hat und diese Besondernheit, Beschränktheit herausgekommen ist.
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beschränkenden Partikularitäten frei geworden war das Höchste geleistet hat. Es scheint dieß ganz der gewöhnlichen Meinung entgegen, welche das höhere Alter für Poesie wenig mehr geeignet findet, da ihm die Jugendwärme fehle. Hingegen aber kann man schon an Homer und anderen Dichtern erinnern die im hohen Alter so Vortreffliches geleistet haben, dasselbe gilt von Goethe was besonders in Bezug auf | seinen westöstlichen Divan gesagt sein soll. Das Morgenländische tritt ein in diese Freiheit, diese Jugend wo jene erhabenen Interessen herrschen, im höheren Alter sind dieselben ebenfalls noch vorhanden, wenn gleich gewöhnlich nicht in dieser Stärke, sie sind mehr nur in der Form von Schatten und bilden sich mehr den theoretischen Verhältnissen gemäß, welche der Kunst zum Grunde liegen. In seiner Leidenschaft zeigt sich der Morgenländer immer noch als unabhängig und frei und diese Freiheit in den Empfindungen der Leidenschaften ist es grade was das Charakteristische der orientalischen Poesie ausmacht und was dem reiferen Alter näher liegt als der Jugend. Das Interesse überhaupt ist von unendlicher Mannigfaltigkeit, aber ein substantielles, ein sittliches ist der Kern und Mittelpunkt von dem das Uebrige sich unterscheidet. Die Redekünste sind durch Geschehenes bedingt, durch ein Bestimmtes, die Dichterwerke müssen als ein Freies, für sich Gewolltes dastehen, aus der bloßen Gelegenheit muß sich der Dichter frei machen insofern er das Allgemeine aussprechen will. Der Inhalt hat sich sodann auszudrücken und darzustellen in Worten. 1–3 Es scheint … fehle.] Ke, ähnlich LöPn: Es scheint, als ob das höhere Alter mehr für die Poesie sei, als die Jugend 3–6 Hingegen aber … soll.] Ke, ähnlich AnLö: | Homer, hat als | Greis diese Unsterblichen Lieder gesungen, der alte Weise Anakreon; das schönste was Goethe gemacht hat, im reifern Mannesalter und Grei|senalter. 6–7 Das Morgenländische … herrschen] Lö, ähnlich Ke: Die Jugend ist noch zu sehr in ihr Interesse, Leidenschaft vertieft. 8–11 im höheren … liegen] Ke, ähnlich Lö: das Alter auch, aber nicht auf die praktische Weise, mehr in der Form von Schatten, denn sie bieten sich mehr dem theoretischen der Kunst dar 11–14 In seiner … Jugend.] KeLö, ähnlich Pn: (Ke: Hafis hat es nur mit den Locken der Mädchen zu thun, seinem Wein, seinem Schenken (Lö: obwohl er Mohamedaner ist), schimpft auf die Pfaffen, zeigt sich aber doch als) (Fortsetzung nach Lö:) der Freiste der Welt und grade die Freiheit in dieser Leidenschaft, in dieser Begierde ist es, was den morgenländischen Character auszeichnet und dem Europäischen höheren Alter näher liegt, als der Jugend. 14 Das Interesse] Pn: Ihr Inhalt 16–17 Die Redekünste … Bestimmtes] Ke, ähnlich Pn: Historische Kunst, Redekunst sind bedingt in Ansehung ihres Inhalts, durch Begebenheiten, äußerliches Geschehn; die Redekunst hat bestimmten äußerlichen Zwek. 18–19 aus der … Dichter] Ke, ähnlich PnLö: Die Veranlassung kann zufälig sein, Gelegenheitsgedicht; Pindarische Ode; aber der Dichter muß sich 19 insofern er … will] Pn: die Gelegenheitsgedichte wie die gewöhnlichen sind die schlechtesten weil sie an diese Gelegenheit gebunden sind; höherer Art aber sind die Pindarischen Oden Ke: | sie sind die schlechtesten, weil sie bestimte Veranlassung haben aber auch das schönste, indem die begebenheit verlassen wird, und der Dichter sich frei bewegt. Lö: Die Umstände, welche die Gelegenheit gibt, binden den Dichter, aber dieser muß sich frei bewegen. Der Inhalt] Lö: b) D e r A u s d r u c k . – Der Inhalt 20 in Worten] Ke: in Zeichen, in ausgesprochenen Worten; dies sind Tönende, musikalisch, metrisch Pn: in Worten, das Wort ist das Mittelere zwischen dem Innern und dem Musicalischen Lö: in der Sprache, der Vorstellung
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Das Vermittelnde zwischen dem Inneren und Äusseren ist hier das Metrische, über welches jetzt näher zu sprechen ist. Der Ausdruck ist das Wort, zunächst als Zeichen der Vorstellung, nicht für sich tönend, nicht schweigend, es ist Zeichen des Ausdrucks. Zwei Verhältnisse sind nur möglich in Ansehung der Stellung des Ausdrucks. Das Aussprechen kann statt finden in einer Gemeinde, im Volke, für welches das ausdrückende Sprechen etwas Neues ist, das noch nicht die gebildete Sprache seiner Empfindungen hat, oder es kann das Aussprechen eintreten in einem gebildeten Zustand. In jenem Falle ist es daß der Dichter der Sprechende ist und hier ist es der Vorzug des Dichters daß er sprechen kann. In dieser Voraussetzung hat das Sprechen Werth für sich, es hilft dem eingehüllten Vorstellen zur Entwickelung, es entwickelt gleichsam das Staunen der Menschen, jenes ist noch nicht herausgetreten, die Geläufigkeit des Vorstellens ist noch nicht vorhanden. Die Sprache ist | hier ganz einfach, die das was vorgestellt werden soll mit einfachen Zeichen ausdrückt, sie ist die Macht in dieser Äusserung, es ist das Machen selbst, aber noch nicht das Gebildete. Homers Sprache ist viel einfacher als die unsrige, keine uneigentlichen Ausdrücke sind hier vorhanden, sondern für jede Vorstellung ist das eigentliche Wort gebraucht, die Sprache wird dadurch ganz einfach. Das Versmaaß, ferner die Ausführlichkeit gehören der Weise der Vorstellung an, sagt man ein Ausdruck sei einfach, so kann doch die Vorstellung sehr breit sein, während die Diktion ganz einfach 1–2 Das Vermittelnde … ist.] Ke: Ueber diese beiden Seiten ist zu sprechen: der Inhalt. der Ausdruk. 2 Der Ausdruck … zunächst] Lö: Der Ausdruck ist also der Zweck. Daher ist das Wort 3 tönend, nicht schweigend] KeLöPn: tönend und klingend 5 Das Aussprechen] Pn: das Wort Lö: Das Wort, die Aussprache 7 Empfindungen] Ke: Welt, Empfindung Aussprechen] KeLöPn: Wort 8 gebildeten Zustand] Ke, ähnlich Pn: gebildeten Volke, das schon zu sprechen versteht Lö: Volke, dem die Sprache ganz geläufig ist In jenem Falle] Lö, ähnlich KePn: Bei dem ersten Volke 9 der Vorzug des Dichters] Lö: sein Vorzug Ke: sein Signum 10 das Sprechen] LöPn: die Sprache eingehüllten] KeLöPn: noch eingehülten 11 zur Entwickelung] LöPn: zum Bewußtseyn. Da hat die Sprache diesen Werth für sich. Ke: zum bewußtsein, zur Entwiklung entwickelt] KePn: | erwekt 12–13 jenes ist … vorhanden] Ke, ähnlich LöPn: es ist etwas neues, hat noch nicht diese Geläufigkeit der Sprache, dies heraussein in die Vorstellung heraus 13 ganz einfach] Ke: nothwendig einfach, nicht im Kampf, nicht polemisch Pn: nothwendig noch einfach 14–15 sie ist … Gebildete] Ke, ähnlich LöPn: Die Macht ist im Sprechen selbst; es ist nicht Gewohnheit, sondern dies Schaffen selbst, ojf±n. Das Sprechen ist noch nicht gebildet; für sich höchst gebildet allerdings. 15–17 Homers Sprache … gebraucht] Ke, ähnlich LöPn: so ist die Sprache Homers, einfacher Ausdruk, lauter eigentliche Ausdrüke, keine metaphorische, sondern Vorstellung und bestimtes eigenthümliches Wort; nicht etwas verwandtes, sondern einfach. Lö, ähnlich KePn, schließt an: Insofern ist die Homerische Sprache ganz prosaisch. 18 Das Versmaaß] Ke, ähnlich Lö: Wenn man das Versmaaß tilgt, ist die Diction prosaisch. 19 der Vorstellung an] KePn: der | Darstelung überhaupt an Lö: des Darstellers an 19–847,1 sagt man … ist1] Pn, ähnlich KeLö: Ausdruck oder Diction hat diese enge Verbindung mit der Vorstellung und Darstellung, wenn der Ausdruck ganz einfach ist, so kann die Vorstellung einfach sein aber die Darstellung kann auch sehr breit sein.
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ist, dieß ist das Wunder des Sprechens, dieser Macht sich kund zu geben. Dem Volke das noch nicht gebildet ist giebt der Dichter z. B. Homer, gleichsam den Mund. Erinnert kann hier werden an Dantes Divina Commedia, welches keine Komödie sondern der höchste Ernst ist, er schrieb sie in der lingua volgare, während er sonst nur lateinisch schrieb, Tasso schrieb bereits in einer gebildeteren Sprache, er hat die Töne und Klänge seinem Volke gegeben. Die Schöpfer des Sprechens sind so einfach in ihrer Diktion. Zweitens, die Sprache ist ein Geläufiges, der Kreis von Gedanken wird hier weiter entwickelt, mit der eintretenden Reflexion und dem Verknüpfen von Vorstellungen, mit der Fertigkeit fortzugehen in diesem Gedankengange vergrößert sich der Kreis der Sprache. So ist die gemeine Sprache auch die Sprache der Dichter, was aber in einem anderen Sinn genommen werden muß, indem die spaeteren Dichter und Sprachen eine andere Weise haben als die früheren. Zunächst ist die Sprache Ausdruck der Vorstellungen, dieß ist hier nicht von der Zufälligkeit des Bewegens der Vorstellungen gemeint, sondern so daß der Geist arbeitet, thätig ist. Ein Werk der Kunst, der Besonnenheit soll hervortreten und in der Sprache sich dieß ankündigen, wenn die Sprache geläufig ist wird sich dieß an der Kunst zeigen. Für die Poesie muß nothwendig eine andere Sprechweise eintreten als für die Prosa, beide unterscheiden sich leicht von einander, die Sprache muß als meditirt erscheinen. Im Element der Besonnenheit soll dies 1 das Wunder des Sprechens] Lö, ähnlich Pn: Das Wunder des Sprechens genügt für sich. Ke: dies Wunder des Sprechens, es ist ein vom Geiste gewolltes und producirtes 1–3 Dem Volke … Mund.] Ke, ähnlich LöPn: Die Poeten, die dem Volk die Sprache gegeben haben, sind sehr einfach; Homer hat seinem Volk den Mund gegeben. 5 während er … schrieb] Lö, ähnlich Ga: Die lateinische Sprache war sonst die Sprache der Gelehrten. Er hat also auch die Sprache gemacht. Ke, ähnlich Lö: Dante hat den Italiänern die Sprache gegeben […] von Seiten des gemeinen, harten hat sie noch viel an sich. 6 die Töne und Klänge] Ke: die poetische Sprache, diesen Ton Lö: den Ton, den Klang 8–16 Zweitens, die … ist.] Pn, ähnlich KeLö: Das Andre ist wenn das Volk eine gebildete Sprache hat, wenn es einen weiten Kreis von entwickelten Reflexionsverhältnissen hat, die Verstandesformen heraus sind und mit dem Zusammenhange ubereinstimmen, so ist dann eine gebildete prosaische Sprache eine Sprache des gemeinen Lebens, da muß die Sprache vom Dichter anders gebildet werden als in der vorigen Stellung. Zunächst ist die Sprache Ausdruck der Vorstellung uberhaupt, in der Sprache des Dichters ist, arbeitet nun ein Geist der producirt, eine Absichtlichkeit, Besonnenheit 16–19 Ein Werk … einander] Pn: ein Werk der Kunst soll da hervortreten, nicht ein Werk der augenblicklichen Empfindung und Leidenschaft; diese Besonnenheit muß sich ankündigen, und sich bildend an der Weise der Sprache zeigen. Fortsetzung nach Ke, ähnlich Lö: bei den Werken muß nothwendig durch das Bilden der Sprache sich dies zeigen, eine andere Sprechweise muß hervortreten, | dem Prosaischen angemessen, aber die sich auf leichte Weise unterscheidet, das Metaphorische. 20–848,3 Im Element … gebildet.] Pn, ähnlich KeLö: die Sprache muß als negativität erscheinen; die Begeisterung (Pn: soll Ke: , Innerlichkeit soll sich nicht gänzlich Gehen lassen, sondern) im Elemente, Stimmung der Besonnenheit, ein Werk das Innerliches (Ke: tiefe Bewegung des Gemüths) in sich trägt aber eben so in seiner Darstellung besonnen und diesem Innerlichen angemessen sich zeigt.
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sein, daß man sich nicht wie man zu sagen pflegt gehen läßt, in der Darstellung muß die Sprache sich der Innerlichkeit angemessen zeigen, welche im Kunstwerke ist, so sind die Gedanken und ihr Ausdruck gebildet. | Die Sprache der Dichter unterscheidet sich also von der anderen Seite, der Prosa. Beim Virgil ist der Ausdruck der Diktion die Hauptsache, die römische Sprache lautet sonst sehr naiv, sogar beim Cicero, doch verliert sich diese Naivetät früh bei den Dichtern und macht rhetorischen Figuren Platz. Hierzu gehört daß in der gebildeten Poesie die Darstellung oft sehr gesucht und breit ist, was zur Exposition eines Werkes gehört. Was die Weise des Poetischen anbetrifft, so wird oft bei den Bildern verweilt und andere Dichter namentlich verfallen in ihrer Diktion so in die Breite daß sie ein sprudelndes Gemüth darstellen. Beim Homer geht es immer ruhig fort, während bei den modernen Dichtern mehr ein Kampf ist zwischen der Gewalt des Innern und der Äusserung. Diese theoretische Arbeit der Empfindung sucht auf die Weise ihre Manifestation, die als die Unruhe des Machens sich zeigt, vornehmlich in der Strenge des Ausdrucks. Den südlichen Nationen ist sie besonders eigen, namentlich den Spaniern, wo man diese Breite der Diktion antrifft und wo das Gemüth in seinem Inhalte seelig und sorglos nur das Bestreben hat sich auszubreiten, sich zu manifestiren. Ist eine prosaische gebildete Sprache da, so ist es nothwendig daß die poetische Sprache sich mehr und mehr davon entfernt, die Richtigkeit ist jetzt nicht mehr ausschließliches Hauptverdienst. 3–4 Die Sprache … Prosa.] Lö, ähnlich Ke: So sind nothwendig die Gedichte gebildeter Nationen von diesen ersten Dichtungen unterschieden. 6 sehr] KeLöPn: äußerst 6–7 sogar beim … Platz] Pn: wie Cicero in seinen Schriften, aber bei den Dichtern tritt dieses Absichtliche, Gebildete ein, viele rhetorische Figuren haben da ihre Sitze. Fortsetzung nach Ke, ähnlich Lö: Ein Commentator wie Heyne hat genug zu thun: poetice dictum, ornata oratio, | quam ornate. 7–10 Hierzu gehört … verweilt] Lö, ähnlich Ke: In den gebildeten Sprachen macht sich die Darstellung gesucht und breit. Dies Breitmachen in Bildern, die Sorgfalt, die angewandt wird für die Diction drückt weiter wie|der die Weise des Poetischen aus. Es ist ein Verweilen bei den Bildern. 10 andere Dichter] Ke, ähnlich PnLö: bei den Alten geht es glatt weg, die modernen, besonders südliche Nationen verfallen in ihrer Diction in diese Breite, (Lö: diesen Bilderschmuck,) so daß sie ein sprudelndes Gemüth vorstelen, das diese Innerlichkeit aussprechen will 11–12 geht es … fort] Ke: wohl Vergleichungen 12–13 während bei … Äusserung] Pn, ähnlich KeLö: in den modernen stellt sich der Kampf des Gewollten oder Inhalt mit der Ausserung dar 13–15 Diese theoretische … Ausdrucks.] Ke, ähnlich LöPn: im modernen Kampf des Inhalts mit der Äußerung diese theoretische Unruhe der Empfindung, welche sucht nach der Weise ihrer Manifestation. Diese theoretische Unruhe, die sich als Unruhe des Machens, des Dichters sich zeigt. Drängen zum Ausdruk, | und um den Ausdruk herum 16 den Spaniern] Ke: Spaniern und Italienern Pn: Calderon 17 seelig und sorglos] Pn: ganz selig Ke: beruhigt Lö: ganz zufrieden 21 Hauptverdienst] Ke: Hauptverdienst, sondern es muß sich zeigen als etwas gemachtes 10 andere] anderen
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Das Dritte ist nun näher das Metrische überhaupt, das Klingen des Tons in seinem Fortgange, diverse Versifikation, sie ist den ganz äusserlichen Dichtern das Ganze, das Äussere der Erscheinung, sie ist nothwendiger als der poetische Ausdruck und wir fühlen sogleich, daß wir uns hier auf einem anderen Boden, als auf dem prosaischen, dem des gemeinen Bewußtseins befinden. Es soll ein Kunstwerk vorhanden sein, in welchem die sinnliche Seite sich ihrem Zwecke unterworfen zeigen muß. Man hat versucht das Versmaaß als eine Fessel zu verwerfen, was indessen nur eine ganz oberflächliche Theorie gethan hat. Selbst Goethe fing so an im Sinne der Schule Lessings, welche gegen die französischen Alexandriner die prosaische Form behauptet, doch auch schon in seinem Nathan versifizirt Lessing. Jene Vorstellung daß das Sprechen in gereimter Form unnatürlich sei ist oberflächlig und längst verschwunden, freilich ist der Reim | eine Fessel die sehr beschwerlich fallen kann, von deren Zwange man sich aber losmachen kann durch Gewalt über den Reim, es ist Trägheit sich diese nicht verschaffen zu wollen. Der Reim ist eine nothwendige Nöthigung für den Dichter die im Bedürfniß der Kunst selbst liegt, überdieß aber ist es schon Pflicht sich im Ausdruck nicht gehen zu lassen, sondern sich um einen gebildeten Ausdruck zu bekümmern. Wie man des Reims wegen oft Gedanken wegläßt, so erhält man auch dafür durch den Reim oft Gedanken, indem man einen Gegenstand in der Vorstellung herumwendet, er besteht gleichsam in einem 1 Das Dritte] KePn: | Drittens d a s M e t r i s c h e (Ke: überhaupt) 1–2 Tons in seinem Fortgange] Ke: Tones, was nicht dem Ton angehört als Zeichen der Vorstelung, sondern Fortgang und Succession in der Zeit Pn: Tons, (nicht der Ton, insofern er Zeichen der Vorstellung ist,) ein Fortgang in der Zeit 2–3 diverse Versifikation, … Erscheinung] Lö, ähnlich KePn: Diese Versification ist gleichsam der ganz äußere erste Duft der Poesie. 4 und wir fühlen sogleich] Ke, ähnlich PnLö: daß sogleich sinnlich angezeigt wird 5 gemeinen] KeLöPn: gewöhnlichen 6 sein] Ke: sein, ein meditirtes Seite] Ke: Weise 7 muß] Ke: muß, sondern als etwas für sich Zwek 7–8 das Versmaaß … verwerfen] LöPn: prosaische Gedichte zu machen 8 was indessen … hat] Lö: Es ist dann auch für ganz unnatürlich ausgegeben worden, daß man in Versen spreche. Dies ist eine ganz (Lö: ungehörige Kategorie Ke: untergeordnete, oberflächliche Kategorie, die lange verschwunden ist Pn: oberflachliche Kategorie, die Kunst soll eben nicht natürlich sein) 8–9 Selbst Goethe … an] Ke, ähnlich LöPn: Goethe und Schiller haben (Ke: so Lö: im Dramatischen prosaisch) angefangen, aber bald aufgegeben. 9 im Sinne … Lessings] Lö: Lessing hat lange ohne Versification geschrieben 13 eine Fessel … kann] Ke, ähnlich Pn: eine Fessel für den Dichter; kann als hartes Band erscheinen 13–15 von deren … wollen] Ke, ähnlich Pn: Aber man kann sehr Meister werden über die Versification und auch den Reim. Reimgenies. 15 Der Reim ist eine] Lö: Die Sprache in Versen ist allerdings für den Dichter eine Fessel, aber es ist für ihn eine 18 bekümmern] KeLöPn: bemühn 19–20 dafür durch … herumwendet] Ke, ähnlich Pn: große Hülfe am Reim, der Reim gibt Gedanken, veranlaßt dies Herumsuchen an den Vorstelungen, | sie zu bearbeiten Pn schließt an: und zu bilden, das soll der Dichter aber thun Lö: Wenn die Dichter wohl klagen, sie müßten für (Ms: um) den Reim manchen Gedanken unausgedrückt seyn lassen, so veranlaßt sie auf der andern Seite der Reim wieder, die Vorstellung herumzudrehn und gibt so neue Gedanken. 20–850,1 er besteht … Rahmen] Ke, ähnlich PnLö: Er hat einen algemeinen Rahmen am Sylbenmaaß, und Versification
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klingenden Rahmen und unterliegt Regeln der Gleichförmigkeit, wie der Rhythmus der Versifikation eine Umgränzung hat für den ganzen Ton des Gedichts und die Weise der Vorstellung, so klingt die Jambe und der Trochäus bestimmt an an einen eigenthümlichen Ton der Vorstellung, diese muß als Grundlage festgehalten werden. Die Versifikation enthält daß dem Sinnlichen eine Aufmerksamkeit geschenkt wird, sie muß mit Festigkeit gebildet erscheinen und hat nun verschiedene Systeme. Das der Alten bestand vornehmlich im Rhythmus, das der Neueren dagegen im Reime, die alten Sylbenmaaße gebrauchte Klopstock zuerst wieder, dann auch Schiller und Goethe, letzterem aber war nie recht geheuer darin. Die Äusserlichkeit am Worte muß eine gebildete sein, muß sich zeigen als eine der Besonnenheit angehörende, dieß hat sie gemein mit der Musik und es giebt nun hier zwei Arten, sofern nämlich diese Bildung in das Musikalische, in’s Tönen fällt oder näher in das Materielle, in das Wort, als tönendes Wort, das mit der Vorstellung verbunden ist. Bei der Versifikation der Alten ist der Takt die Hauptsache, in der Musik auch Abschnitt genannt, wo durch das Wiederholen des Äusserlichen innerhalb des Takts ein Bestehen, ein Verweilen in der Zeit entsteht. Es kommt hier darauf an ob die Worte schnell oder langsam im Takte bewegt werden, der Rhythmus bildet sich durch das Verhältniß dieser Längen und Kürzen und hierauf beschränkte sich die alte Metrik. Es tritt bei der Metrik gleich ein daß der Accent und die Intensität des Tons verschieden sein kann und auch oft verschieden ist von dem natürlichen Verweilen. Dieser Gegenstoß des Accents mit dem Metrischen ge|hört zum Schönen des Rhythmus, die Füße des Metrischen dürfen nicht mit dem 4–5 Vorstellung, diese … werden] Ke, ähnlich LöPn: Empfindung, und den muß es halten durch das Ganze, der ist die Grundlage dafür 6 sie muß … erscheinen] Ke, ähnlich Pn: es muß (Ke: für sich behandelt, und Pn: mit Ernst) gebildet erscheinen 7 hat nun verschiedene Systeme] Lö, ähnlich Ke: Es gibt nun verschiedene Systeme der Versification: 8 Rhythmus] Ke, ähnlich Lö: r y t h m i s c h e Versification 8–9 die alten … wieder] Ke: Klopstock vornehmlich hat die Versmaaße der Alten angeregt. 10 darin] Lö, ähnlich Ke: Die Überschrift über die Gedichte im antiken Versmaße ist / „Stehn uns diese weiten Falten“ / „Zu Gesicht’ auch, wie den Alten?“ 11–12 dieß hat … Musik] Ke: und wie sie sich so als gebildet zeigt, hat sie mit dem musikalischen gemeinschaftlich 16–17 wo durch … entsteht] Lö, ähnlich Ke: wodurch das (Lö: vergehende Tönen in der Zeit Ke: äußerliche Tönen) eine Substanzialität erhält 17–18 ob die … werden] Ke, ähnlich Lö: Innerhalb des Tacts ist eine Abwechslung von längen oder Kürzen; hier sind Worte, und es kommt darauf an, ob auf einer Sylbe sonst verweilt wird, oder rascher darüber hin gegangen wird. 18–19 der Rhythmus … Kürzen] Lö: Die Rhythmen bilden sich also als Sylbenmaße. 20 gleich] Ke: gleich der Unterschied 21–22 dem natürlichen Verweilen] Lö: dem Verweilen, das eine Sylbe erfordert Ke: der natürlichen Länge einer Sylbe 23 Rhythmus] Pn: Metrums 23–851,1 die Füße … Rhythmus] An: Die Füße des Metrums hören nicht auf, wo die Worte; die Worte sind Abschnitte in der Rede, die durch das Rhythmische in ein Verhältniß kommen. Lö: Die Füsse des Metrums müssen nicht mit den Versfüssen zusammenfallen. Die Abschnitte in der Rede müssen in Gegensatz kommen zu den Metrischen; das gehört zum Rythmischen.
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Wortabschnitt enden, die Trennung beider Endungen gehört zum Rhythmus. Jedes Wort hat so zugleich seine Betonung die verschieden sein kann vom sonstigen Verweilen auf einer Sylbe. Dieser Gegensatz ist nun in den alten Versmaaßen vornehmlich vorhanden, er beruht auf diesen Rhythmus, der sich durch Abwechselung des Längeren und Kürzeren bestimmt, oft aber erleidet auch der Accent Gewalt durch den Rhythmus. Doch kann es auch sein, daß eine Sylbe die schon von Natur lang ist noch durch den Accent besonders betont wird, umgekehrt kann auch eine kurze Sylbe durch das Versmaaß lang werden. Die Schönheit im Versmaaße herauszuhören ist für unser Ohr oft sehr schwierig, ebenso schwer ist es oft den Accent hören zu lassen und zugleich das Versmaaß zu beachten. Was das Besondere anbetrifft so ist der Accent des Hexameters dieser epische Fuß, dieß Wogen und Fortströmen; der Pentameter gehört dagegen mehr der Elegie an, die Jambe schreitet rasch daher, der Trochäus fängt mit dem starken Auftakt an, der anapästische Choriambus bezeichnet ein muthiges, jubelndes Fortschreiten pp [.] Solche Unterschiede hat man leicht bei der Hand. Ueber den Takt des Tons ist verschiedener Streit, ob nämlich dieß der Musik nothwendige Element auch eine wesentliche Bestimmung bei den Versen sei. Musik ist, wie wir gesehen haben, dieß haltungslose Tönen, das zur Befestigung das Wiederholen, Takt genannt, braucht. Voss erklärt den Takt schlechthin nothwendig für den Vers, aber man kann im Allgemeinen sich vorstellen er sei überflüssig, da das Fortgehen an der Vorstellung einen festeren und substantiel6–8 Gewalt durch … werden.] Ke, ähnlich AnLöPn: (Ke: Der Accent, erleidet Gewalt, das prosaische der gewöhnlichen Rede An: Der Accent, das Prosaische der gewöhnlichen Rede erleidet Gewalt durch den Rhythmus), und es geschieht, daß Sylben, die weder durch Accent betont, noch natürliche längen sind, durch den Rythmus, die Stelle, die ihnen im Sylbenmaaß gegeben ist, erhoben werden. An, ähnlich Lö, schließt an: So werden bei der Cäsur im Hexameter Kürzen zu Längen. 8–9 Die Schönheit] Pn: Diese Schönheit und Gegensatz 9 schwierig] Ke, ähnlich AnLö: etwas schwieriges. Gras wachsen hören hat viel geheißen; bei den Sylbenmaaßen gehört noch mehr dazu, alles herauszuhören; natürliche Länge, Accentlänge, und Rythmus zu unterscheiden. 10–11 ebenso schwer … beachten] Lö: Außer dem Sylbenmaße soll der Accent gehört werden und dann auch wieder bei diesen kurzen, als lang gebrauchten Sylben, daß weder der Accent auf ihnen ruhe, noch sie von Natur lang seyen. 11 Was das Besondere anbetrifft] Ke: Ueber das besondere der Versmaaße nichts hier zu sagen. 12 Fuß] KeAnLö: Fluß 12–13 dieß Wogen … an] Lö, ähnlich KeAnPn: das Wogen das in sich fortströmt. Der | Pentameter ist der Elegie, dem Lyrischen mehr angemessen 13 die Jambe … daher] Lö, ähnlich KePn: Im Iambus ist das Fortschreiten, die Raschheit, kurz anfangend, lang endend. An: der Jambus der Leichtfertige 13–14 der Trochäus … an] Pn, ähnlich KeLö: das Trochaische ist (Pn: schwerfällig Lö: das Schwerfällige, Langsame), fängt stark an und wird nachher matt 14 der anapästische Choriambus] Pn, ähnlich KeLö: Anapäste und Choriamben 15 jubelndes] Lö: kräftiges Pn: munteres Fortschreiten pp] Pn, ähnlich An: Spondeus das Verweilen Ke: Spondeus Fortgehn des Verweilens 18–19 das zur … braucht] Lö: Sie gebraucht ihn, um sich in dieser ganz bestimmten Wiederholung, die man den Tact nennt, zu befestigen. 19 Voss] Ke, ähnlich Pn: man behauptet auch in der Poesie, besonders Voss
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leren Halt hat, so daß der Takt den Versen nicht durchaus nothwendig erscheint, wie große Componisten beim Begleiten oft verlegen sind da sie keinen Takt halten und der Gedanke der Musik sie beschäftigt. Betrachten wir die alten Versmaaße näher, den Hexameter, das Sapphische und alcäische Versmaaß, so sehen wir daß darin kein eigentlicher Takt ist, es ist dort nicht jener feste Takt, jener gleichförmige Abschnitt, den wir in der Musik eben Takt nennen. Voss verlangt aber daß die sapphische und alcäische Strophe so gelesen werden müsse, daß ein Takt gehört wird, dieß ist aber eine capriziöse Willkühr und hieße den Versen Gewalt anthun. | Beobachtung der Caesur ist aber ein wesentliches Moment. Was den Reim anbetrifft so gehört er ganz der modernen Zeit an, der romantischen Poesie, der Zusammenhang liegt im Allgemeinen darin, daß hier die Schwere des Innern, die Wichtigkeit der Bedeutung Hauptsache ist und der Accent wird so durch den Sinn allein bestimmt, der Reim ist dann gleichsam das Materielle. Die Worte haben zugleich den Accent in ihrem Zusammenhange, durch ihren Sinn, das Wort macht auch den Accent des Worts als eines Tones aus. Soll das Äusserliche nicht für sich gebildet sein, so kann der Accent des Sinnes nicht untergeordnet werden, dem Tönen kann nicht das Recht gelassen werden frei für sich zu sein, es muß vom Accent des Sinnes abhängen, womit 1 so daß … erscheint] An, ähnlich PnKeLö: so daß dieses Substitut von Haltung hineinzubringen nicht nöthig 2–3 wie große … halten] Pn, ähnlich An: So geht es auch bei Virtuosen, wenn sie da ihrer Freiheit nachgehn, halten sie keinen Takt mehr und das Orchester kommt oft dadurch in Verlegenheit (Ms: Gelegenheit). 2 Componisten] KeAnLöPn: Virtuosen 4 alcäische Versmaaß] Ke: Alcäischen und zusammengesetztern Maaßen 5–6 es ist … den] Pn, ähnlich KeLö: Für sich ist der Takt also überflüssig, und in den alten Sylbenmaaßen haben wir nicht die festen gleichformigen Abschnitte, die 8 gehört] Ke: gehalten capriziöse Willkühr] An, ähnlich Pn: apriorische, eigenmächtige Bestimmung. In Rectius vives (Ms: vivis) soll rectius ein Takt, und vives (Ms: vivis) einen andern ausmachen. 9–10 Beobachtung der … Moment.] An, ähnlich KeLö: (An: Im jambischen Senar ist meist gerade die Abwechselung von Spondäen das Schöne; Lö: Im dramatischen Senar der Griechen macht grade dies die Schönheit aus, daß er kein iambischer Vers unsrer Art ist, sondern daß durch die ungeraden Füsse, die Spondeen, Dactylen, Anapästen und Tribrachys seyn können, die schöne Abwechselung hineinkommt. Ke: Beim Senar ist dies die Schönheit, nicht wie bei uns, sondern die schöne Abwechslung von Spondeen, daß die ungeraden Füße meist Spondeen sind.) viele reine Jamben sind in den Tragikern selten; eine Cäsur in der Mitte nach 2 Füßen ist der Anfang zugleich alcäischen Sylbenmaßes. | Auch Göthe und Schiller haben in ihren späteren Dramen dieses schlechte jambische Sylbenmaß (dadadada) verlassen, und Spondäen, besonders im Anfange eingemischt. 11 den Reim] PnKe: das Entgegengesetzte, den Reim 12–13 im Allgemeinen … Innern] Pn, ähnlich An: im Allgemeinen darin, daß im Romantischen die Schwere Lö: im Romantischen vornehmlich darin, daß das Schöne das Innere Ke: im algemeinen darin, daß das innere 14 wird so … bestimmt] Lö, ähnlich PnKe: wird also wesentlich auf den Sinn gelegt 16–17 das Wort … aus] An, ähnlich KeLö: Der Accent des Sinnes macht auch | den Accent des Wortes als eines Gesprochenen, Tönenden aus. 17–18 Soll das … werden] An, ähnlich KeLöPn: Dieser Wort- und Sinnaccent kann nicht als ein Untergeordnetes behandelt werden 19 es muß … abhängen] An, ähnlich KeLö: gegen den Accent, der (An: vom Innern abhängt Ke: von der Innerlichkeit herkommt)
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der Bau unserer Sprache zusammenhängt. Andere Verhältnisse fanden bei den alten Sprachen statt, wo Wurzeln in verschiedenen Modifikationen vorkommen, dadurch daß ihnen Sylben angehängt werden, in den neueren Sprachen dagegen bleibt die Wurzel ganz rein so daß eine Modifikation des Stammwortes gar nicht statt findet. Die alten Sprachen hängen durch Replikationen und Duplikationen von Sylben die Modifikation nicht unmittelbar an die Wurzel an und der Accent fällt dann nicht auf diese sondern auf einen anderen Theil des Wortes der eine Nebenbestimmung ausdrückt, bei uns hingegen ist die Wurzel der Grundton, das was den Ton hat und dieser ist wesentlich eine Länge, es kann nicht ein Fortgehen durch Längen und Kürzen hier stattfinden unabhängig vom Accent und dieß begründet nothwendig einen wesentlichen Unterschied bei den Sprachen. Jedes Wort ist hier gewichtigt durch seinen Accent und durch seinen Sinn. Es ruht in seiner Innerlichkeit und soll das Äussere, das Tönen gegen jene eine Wichtigkeit geltend machen, so muß es mit größerer Gewalt auftreten als es eigentlich hat, als hörbar, um so sich als Sinnliches gegen die Bedeutung zu beweisen, dieß ist dann der Reim. Er ist ein viel stärkeres Erklingen als die Abwechselung von Tönen ist die auf den Wechsel von Längen und Kürzen beruht. Dieß ist die Hauptsache; die alten Versmaaße wollen ein feineres Ohr haben, als die neueren und dieß hängt mit dem Romantischen zusammen. Nach und nach erhält in einer Sprache der Accent die Oberhand über die natürlichen Längen und Kürzen des Tönens, so sind im Griechischen die Accente | spaeter erfunden, 3 neueren] KeAn: modernen Ga: un|sern 4–5 eine Modifikation … findet] Lö, ähnlich KeAn: jede Modification ihr eigenthümliches Wort hat. Im Lateinischen haben wir: amaverunt. Da geht der Stamm bis am; stsomnojrj:sts ist die Wurzel. 5–8 Die alten … ausdrückt] Ke, ähnlich Lö: An die Wurzel angehängte | Modificationen. Da fällt der Accent nicht auf die Grundbestimmung, sondern auf andre Sylben, die nur Nebenbestimmungen betreffen 8 der Grundton] KeLö: der Grundverstand An: Grundsinn 9 Länge] An, ähnlich KeLöPn: Länge und Kürze hangen hier wesentlich mit dem Accent zusammen. 10 unabhängig vom Accent] KePn, ähnlich Lö: mit (Ke: Zurüksetzung Pn: Verwerfung) des Accent 12 gewichtigt durch … Sinn] An, ähnlich KeLöPn: gewichtig für sich und ist gewichtig durch seinen Sinn 13–16 soll das … beweisen] Pn, ähnlich KeAnLö: wenn diese Ausserlichkeit auch noch sich soll geltend machen gegen die Wichtigkeit des Innerlichen, so muß | die Ausserlichkeit mit größerer Gewalt auftreten muß sich nicht allein hörbar, sondern auch sinnlich zeigen 16 stärkeres] Ke: materielleres AnLö: materielleres, stärkeres 17 von Tönen … beruht] Ke, ähnlich PnLöAn: durch Rhythmen, die auf Länge und Kürze des Tönens begründet sind 18 Hauptsache] Lö: Hauptsache des Unterschiedes, daß das Äußere, wenn es sich geltend machen will, sich auffallend machen muß. Ke, ähnlich LöPn: Das außerliche, wenn es sich bei der Macht des innerlichen geltend machen will, muß g r ö b e r sein Pn schließt an: (es würde uns schwer sein die Meder zu verstehen) 18–19 die alten … neueren] Lö: Es gehört ein grobes Ohr dazu, um den Reim zu überhören, aber ein feines und gebildetes, um das Metrum der Alten zu hören. An: Es gehört ein wenig gebildetes Ohr dazu, um für diese Äußerlichkeit gleich empfänglich zu seyn 19–20 zusammen. Nach … Accent] An, ähnlich KeLöPn: zusammen; er hat ohne Zweifel der Xtlichen Religion seinen Ursprung zu danken. Er erhält nach und nach
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wenn nicht Bedürfniß auf sie geleitet hat, auch im Lateinischen ist der Accent von großer Wichtigkeit. Dem Reime waren die römischen Dichter nicht abgeneigt, wie Ovid beweist, unrichtig ist es den Arabern den Ursprung des Reims zuzuschreiben, da erst zur Zeit des Auftretens Mahomeds, also im 7ten Jahrhundert die großen arabischen Dichter erscheinen. Das christliche Abendland kannte dieselben weit früher, wie die Hymnen des heiligen Ambrosius zeigen, im 7ten und 8ten Jahrhundert findet sich der Reim bei den deutschen, aus welcher Zeit wir einige hundert gereimte Verse von Mönchen besitzen. In der christlichen Welt, in diesem eigenthümlichen Zusammenhange entstand eigentlich erst der Reim, dieses sinnliche, schwere Wiederklingen, das gegen das Versmaaß gleichgültig macht. Der Hauptunterschied bei unsern Versen ist, ob sie jambische oder trochäische sind, jenes ist gewöhnlicher, der Trochäus dagegen hat mehr einen sanften, melancholischen Fall. In Goethes Braut von Corinth ist das Versmaaß dem Tone des Inhalts auf das Schönste angepaßt, die zwei letzten Verse jeder Strophe sind mit einer Schönheit erfunden, die dem Inhalte und Ton des Ganzen durchaus angemessen ist, die kürzeren, vorangehenden Verse haben mehr etwas Tändelndes und männliche Reime, die längeren Zeilen dagegen mit denen jede Strophe schließt haben etwas tief Bewegendes, Rührendes, tief Traurendes, wie schon 1 wenn nicht … hat] An: Bey den Neugriechen, die für uns Muster der Aussprache sind, hat der Accent größeres Übergewicht 2 Wichtigkeit] Lö: Wichtigkeit, wie er im Griechischen gehabt hat 2–3 Dem Reime … abgeneigt] Pn, ähnlich KeAnLö: bei den Griechen und Römern ist der Accent uberwiegender, in den römischen Dichtern selbst finden wir haufig Reime, es zeigt dieses an, daß sie diesem nicht abgeneigt seien, so schließt man daß die saturnischen Verse die Reime der Römer gewesen. Ke, ähnlich Lö, schließt an: gelehrte Sachen. – Auch im Homer gereimte Hexameter. In den 40 ersten Versen der Metamorphosen 8 Reime. 3–4 unrichtig ist … zuzuschreiben] Lö, ähnlich An: Man hat den Reim Mohamed zugeschrieben. Dieser Ursprung aber ist zu spät. 4–5 zur Zeit … erscheinen] Ke: 100 Jahre vor Mahomed große Dichter, ohne Einfluß auf das christliche Abendland. 5–7 Das christliche … zeigen] Pn, ähnlich KeAnLö: wir finden im Abendlande sehr frühe Reime, man hat Hymnen von Ambrosius 374 (Ke, ähnlich Lö: Chorus novae Hierusalem novam meli dulcedinem promat), Augustin hat 395 einen gereimten Gesang gegen die Donatisten gemacht, | im 7 und 8 Jahr000 finden sich auch gereimte Gedichte 8 aus welcher … besitzen] Ke, ähnlich PnLö: Zu Anfang des 8ten Jahrhunderts Musaeus (Ms: Mucius), 400 gereimte Verse. 10–11 das Versmaaß] Lö, ähnlich Ke: die Eigenthümlichkeit des Versmaßes 13 gewöhnlicher] An: das Gewöhnliche, im Schiller schöne Gedichte darin 13–14 sanften, melancholischen] Pn: melancholischer schwärmerischer ruhiger 14–15 In Goethes … angepaßt] Lö, ähnlich An: (Lö: Göthe hat dann darin An: im Trochäus hat Göthe) sehr große Kunst und Schönheit bewiesen, das Versmaaß dem Inhalte anzupassen. 15 letzten Verse jeder Strophe] An: vorletzten kurzen Reime, wo die lange Zeile nachfolgt 19–855,1 haben etwas … müssen] An, ähnlich Ke: bringt eine Feyerlichkeit herein, (Ke: wo beides das tieftraurige des Ganzen charakterisirt An: und beides zusammen die Rührung:) / Seine Leibesglut, / wärmt sein starres Blut, / doch es schlägt kein Herz in seiner Brust. Lö: legt Traurigkeit, Melancholie hinein: „Aber Menschenopfer, unerhört!“ „Doch es schlägt kein Herz in ihrer Brust!“ Pn: […] Goethe hat darin sehr große Kunst bewiesen; außerdem sind noch Choriamben und Anapästen im Reim.
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ihr Sylbenmaaß zeigt, daß sie einen ganz anderen Charakter haben müssen. Bei den Franzosen und Italienern ist der Reim das Ueberwiegende und der einzelne Vers hat nur die Bedingung daß er eine gewisse Anzahl von Sylben ausmachen muß, beide Nationen haben es hierin zu einer großen Vollkommenheit gebracht, die Schönheit ihres Rhythmus ergeht sich frei, ohne an das Gemeine unserer Jamben gebunden zu sein. Der dreifache Inhalt der Poesie begründet wesentlich den Unterschied in der Eintheilung derselben, in die epische, lyrische und dramatische Poesie. Die erste die epische Poesie hat zu ihrem Inhalte die geistige Welt als ein Innerliches und zugleich in ihren Situationen, Thaten, Begebenheiten pp die daseiende Welt, Handlungen und Begebenheiten, Inneres und Äusseres, eine objektive Welt die zusammengesetzt ist aus diesen Momenten der Zufälligkeit und der inneren Bestimmung. Die lyrische Poesie hat zum Inhalt die empfindende Weise, ihr Sujet ist so das Gemüth, sich in sich vorstellend, nicht sich im Zu|sammenhang mit Handlungen zeigend. Der Inhalt der dritten, der dramatischen Poesie ist die Handlung als solche. – Beim Lyrischen ist es die Innerlichkeit, das was durch das Gemüth selbst bestimmt ist, welche nur in Beziehung auf das Gemüth betrachtet wird, so daß das was geschieht nur eine Wirkung des Gemüths ist; hier ist insofern die höchste, vollkommenste Kunst. Der menschliche Wille, das Gemüth äussert sich nicht bloß in Vorstellungen, sondern auch in Handlungen, aber in höchst verschiedenen Ausdrücken werden sich diese Vorstellungen äussern. Die Lieder sind bestimmt vorgetragen, gesungen, das Epos gesprochen zu werden, das Objektive, die Sache ist es worauf es hier ankommt. Homer, dieser blinde Bänkelsänger sang seine Gesänge zwar, aber Thaten sind ihre Haupt-
3–4 ausmachen muß] Ke: habe, wenigstens nicht so streng jambisch und trochäisch 4–6 beide Nationen … sein] An, ähnlich Ke: Einerseits ist dies etwas Loses, (An: andrerseits liegt ein Fortgang darin Ke, ähnlich Pn: aber großer Vortheil, daß die Schönheit des Rhythmus sich entfalten kann, ohne den gemeinen Gang der Jambischen Manier, die bei uns die Grund|lage ausmacht). 7 Der dreifache Inhalt] An, ähnlich KeLöPn: E i n t h e i l u n g 10 die] Ke: als 12 Momenten] KePn: Ele30 d e r P o e s i e / Hier haben wir 3erley Inhalt menten Zufälligkeit] KePn: Zufäligkeit, außerlichen Nothwendigkeit 13–14 Die lyrische … vorstellend] Ke, ähnlich AnLöPn: Der Gegenstand der lyrischen Poesie ist das Innerliche in seiner empfindenden Weise, sich in sich zerarbeitenden und Vorstelungen producirenden Weise 16–18 Beim Lyrischen … ist] Ke, ähnlich PnAnLö: die Innerlichkeit des lyrischen, so 35 daß das außerliche nur durch den Willen, das Gemüth bestimt ist, theils vom Gemüth aufgefaßt, theils so, daß das, was geschieht, (Lö: Produkt, Folge,) Wirkung des Gemüths ist 18–19 hier ist insofern] Lö: Sofern ist die dramatische Poesie 22 Die Lieder] Ke, ähnlich AnPnLö: wir lesen, aber die Gedichte vorgetragen, gesungen] Lö: lebendig vorgetragen KeAnPn: gesprochen 22–23 gesprochen zu werden] Lö: soll nicht gedruckt, geschrieben seyn, sondern ge23 ankommt] Ke: ankommt, ein Rhapsode; Homer war 40 sungen werden KeAnPn: gesungen ein blinder Bänkelsänger 23–856,1 Homer, dieser … Hauptsache] Lö: Die Thaten sind der Hauptinhalt. Deshalb bedarf es auch nicht der Musik
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gegenstände und daß sie ausgesprochen werden die Hauptsache, in der Lyrik ist dagegen die Empfindung die Hauptsache, durch Musikbegleitung und durch den Chor wurde sie vorgetragen. Das Dritte, das Drama ist das Aussprechen und Handeln, hier wird das ganze Individuum in Anspruch genommen, Musik, Gesang, Gebehrde schliessen sich an, es ist die eigene Welt, die sich als vorgetragen hier produziren muß. D a s E p o s . Das Epos ist die Rede, Sache und Wort, es sagt was die Sache ist, es ist der Gegenstand in seiner Breite, die Welt eines Volks in dem ganzen Reichthum ihrer Bestimmungen, seiner Religion, Denkungsart, seinen Begeben heiten, äusserlichen Zufälligkeiten. Das Epos setzt also einen äusserlichen Gegenstand voraus, so daß es nicht den ganzen Inhalt in sich begreift, sondern ausser der Rede noch vor sich sehen muß, sein Inhalt ist die Welt eines Volks, eine Welt die das Volk selbst darstellt. Es ist insofern das Buch des Volks, seine Sage und Rede, seine Bibel und jedes große und bedeutende Volk hat solche absolut ersten Bücher worin ausgesprochen ist welches seine ursprünglichen Zustände waren. Solche Denkmäler einer Nation sind nichts Geringeres als die Grundlagen des Bewußtseins des Volks, sie sind von seinen klassischen Werken zu scheiden, sie gehören dem Volke an dessen Ursprüngliches sie darstellen, dessen ganze Welt sie umfassen, während die klassischen Werke einer spaeteren und bereits abstrakten Periode anheim fallen. Diese Grundbücher, Bibeln haben eine verschiedene Gestalt, unser Buch ist die Bibel, die Grundlage für die christliche Religion, bei den Juden ist es das alte Testament, bei den Arabern pp der 1–3 in der … vorgetragen] Ke, ähnlich AnPnLö: Das Lyrische muß dem inneren angehören, vorgetragen werden, seine Außerung | haben | durch einen belebten Sänger, Tanz, Pantomimen, durch Chor vorgetragen werden. 3 das Aussprechen] Ke: Reden 4 genommen] Ke: genommen, das Individuum ist das Element der Außerlichkeit, in dem es sich darstellt 5 Gebehrde] Pn, ähnlich Lö: Geberde und (Pn: Miene Lö: Mimik) 5–6 es ist … muß] Ga: Die ganze Seele soll sich manifestiren. 7 D a s E p o s .] Lö: b) D a s E p o s . Sache] Ke: nach der Etymologie, Sage 8 Breite] KePn: ganzen Breite 9 Denkungsart] KeLö: Gesinnungen 9–10 Begebenheiten] KeLö: Begebenheiten, | Umstände Epos] KeAn, ähnlich Lö: Das Epigramm sagt auch, was die Sache ist 11 Inhalt] Ke: Inhalt desselben 12 muß] Ke: muß, um ihn volständig vor sich zu haben 12 Volks] Ke: ganzen Volkes 14 Sage] Pn: Sprache 15–16 worin ausgesprochen … waren] Lö, ähnlich PnKe: worin: was ihr Geist ist, wie eine bestimmte Stufe ihrer Bildung ausgesprochen ist 16 Solche Denkmäler … die] Pn: man kann nichts Interessanteres vor sich haben, als diese An, ähnlich Lö: Es wäre eine interessante Sache um eine Sammlung solcher Monumenta nationum. Ke schließt an: wenn Hegel Präsident einer Akademie wäre, m o n u m e n t a n a t i o n u m 17 Werken] Ke: Werken. zb. Sophokleischen Tragödie bei den Griechen 19–20 während die … fallen] Ke, ähnlich Lö: ihr Inhalt stelt nicht dar die ursprüngliche Welt eines Volks; bereits abstractere, spätere Periode, wo das ganze schon geschieden ist in besondere Gestaltungen 20–21 Bibeln haben … Gestalt] Lö, ähnlich KeAnPn: Auch sind diese Bibeln des Volkes nicht alle Epopoën. 22–857,1 bei 2 den … enthalten] Ke, ähnlich PnLöAn: der Koran bei den Mahomedanern, die Bibeln enthalten die Religion, religiöse Princip, wovon das übrige ihrer Welt, Thaten, Handlungen nur Folgen sind, nicht mehr in der engen Verbindung stehen, wie in solchem ursprunglichen Dasein
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Koran, welche Bücher somit das Heiligste der Völker | enthalten. Es giebt aber auch Völker die keine solche Bibeln besitzen, wie auch andere derselben ohne bestimmten Inhalt sind. So betreffen die Nibelungen einen Zustand mit welchem kein geschichtlicher Zustand zu verbinden ist, es erscheinen zwar in ihnen Burgunder, auch der Hunnenkoenig Ezel, aber es ist lauter Partikulares. Andere Bücher dieser Art enthalten besondere Seiten der Völker. So ist z. B. das Ritterleben, das schöne Ritterthum im Cid, in dieser Folge von Romanzen geschildert, der Cid steht höher wie viele andere Gedichte, es ist aber doch nur hier eine Seite dargestellt. Soll nun in dieser Rücksicht vom Epos gesprochen werden, so kann dieß nicht auf allgemeine Weise geschehen, sondern es muß von den besonderen Büchern gesprochen werden, die am eigenthümlichsten den Geist eines Volks darstellen. z. B. die Ramajuhna der Indier, ein neulich aufgefundenes Epos, scheint einen anderen Charakter zu haben, als den allgemeinen indischen, von dem Phantastischen mehr frei zu sein. Seine bestimmtere Form macht es wahrscheinlich, daß es aus dem nördlichen Indien stammt, es erscheint als ein Werk der höchsten, poetischen Kraft und mit einem Geiste der Wirklichkeit der sonst den indischen Darstellungen ganz fehlt. Die Araber besitzen auch große, poetische und charakteristische Gedichte, die noch vor der Zeit Mahomeds abgefaßt sind, der Dichter eines der größten derselben lebte zur Zeit Harun Alraschids, er ist Verfasser eines der Gedichte die in der Kaaba aufgehängt sind, der Geist arabischer Tapferkeit und Stammesrache ist hier lebendig geschildert, Herr von Hammer gab es zuerst 2–3 die keine … sind] Lö: die solche Bibeln haben, die das Völkerschaftliche betreffen, aber in einer nicht mit der gegenwärtigen zusammenhängenden Zeit 3–5 So betreffen … Partikulares.] Pn: Wir haben kein solches Epos wie die Griechen in ihrem Homer, Fortsetzung nach Ke: | Nibelungenlied betrift Zustand, womit wir durchaus keinen Zusammenhang haben. Burgund, Worms, der Rosengarten und Etzel sind ohnehin particular. 8–9 der Cid … dargestellt] Ke, ähnlich LöPnAn: Der Cid hat besondere Seiten; höher als das Epos; Diese Folgen der Romanzen stellen eine Seite des ganzen, das s c h ö n e R i t t e r t h u m dar; nach dieser Seite kann es als (Ke: das LöPn: ein absolutes) Buch angesehen werden. 11 auf allgemeine Weise] Ke: im algemeinen Lö: in abstracto Büchern] KePn, ähnlich Lö: | Büchern der Nationen 12 die am … darstellen] Lö, ähnlich Ke: diese haben ihren besondern Standpunkt im eigentlichen (Lö: Standpunkte Ke: Geist) der Nation 13–16 die Ramajuhna … stammt] Lö, ähnlich Ke: Die Indier haben so ihre Bücher, den Ramayan und Maha Barata. Im nördlichen Indien ist jetzt von einem Engländer ein Buch gefunden, das nicht mehr diesen ganz phantastischen Character trägt. 18–22 Die Araber … geschildert] Lö, ähnlich KePnAn: Die Mohamedaner und Araber haben auch ein großes Epos: Antar. Der Dichter fällt in die Zeit al Raschid’s. Antar hat ein Jahrhundert vor Mohamed gelebt und ist selbst Dichter gewesen, Verfasser von einem der 7 Gedichte, die in der Kaaba aufgehängt sind. Dies Gedicht ist ein Gedicht, worin (Lö: der Character der Araber Pn: die arabische Tapferkeit) auf ’s Großartigste dargestellt ist. 22–858,1 gab es zuerst heraus] Ke: hat es seit 20 Jahren übersetzt, findet keinen Buchhändler Lö: hat einige große Auszüge gegeben
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heraus. Im 13ten Jahrhundert war es besonders daß am Hofe des Sultans von Gaza die Poesie eine hohe Stufe der Vollendung erreichte. Viele der persischen Gedichte gehören aber einer andern Zeit an als der wo die alten Perser noch lebten, ihr Inhalt bezieht sich so mehr auf den Muhamedanismus. In gewisser Rücksicht gehören zu diesen epischen Werken auch die Gedichte Tassos und Ariosts, jedoch nur von einer ganz beschränkten Seite. Schon nach einer sehr bestimmten Besonderheit ist Dantes divina comedia verfaßt, es ist ein Epos des Christenthums, der katholischen Religion, die Gesinnungen und Thaten der hier auftretenden Menschen sind gleichsam erstarrt in der ewigen Gerechtigkeit menschlichen Leidens und so zugleich | gerichtet, die ganze Weltlichkeit ihrer Werke ist hier dargestellt und die Verdamniß wie die ewige Liebe gleichsam in sich versenkt. In England sind solche Volksbücher die Gesänge Ossians, die jedoch mehr lyrisch sind. Man hat Entdeckungen gemacht von Cimmerischen Gedichten, die mit dem alten Bardenthum eng zusammen hängen sollen, es sind aber spaetere, untergeschobene Gedichte. Die christlichen Eroberer zerstörten viele der alten Bardengesänge, doch blieben immer noch Spuren, diese Gedichte haben eine ganz eigenthümliche Form, ihr Inhalt ist höchst mannigfaltig, Julius Caesar wird darin erwähnt, auch allgemeine Begebenheiten die auf eine Bevölkerung von Osten her deuten, sie sind ächtes, altes Epos, jedoch von Völkern die einer vergangenen Zeit angehören. Will man also be1–4 Im 13ten … Muhamedanismus.] Lö, ähnlich PnKe: Ferdusi, das persische Heldengedicht ist späteren Ursprunges, aus dem 12ten Jahrhundert, am Hofe des Sultanen zu Gusna gedichtet. Es ist hohe Poesie, aber es gehört Zeiten an, wo schon das alte Perserleben vorbei gewesen ist. Es ist schon etwas mohamedanischer Geist darin, aber doch ist noch das Licht der Perser, ihre Reinheit darin enthalten. Aber es ist mehr eine phantastische Welt, als daß es wirklich einem Volke angehörte. 4–6 In gewisser … Seite.] Lö, ähnlich KePn: Bei den europäischen Völkern haben wir auch solche (Lö: Bücher Ke: Bibeln, die Epos sind). Tasso und Ariosto gehören hieher. Sie enthalten nur eine ganz beschränkte Seite, den Kampf der Christen und Mohamedaner; Cervantes ist im Gegensatz zum Cid zu nennen. Dieser kann hieher gerechnet werden, aber schon auf eine sehr bestimmte Besonderheit. 10–12 die ganze … versenkt] Ke, ähnlich LöPn: die lebendige Welt menschlichen Treibens, Thuns, Leidens, aber die gerichtet sind zugleich, wo die ganze Weltlichkeit mit ihrem Werth | und Unwerth gerichtet wird, alles sich in Verdammniß oder ewige Liebe versenkt. 12 England] Lö: Schottland Ke: Schotland und Irland Pn: England oder Schottland 14–16 die mit … Spuren] Lö, ähnlich KeAn: Man hat Barden entdeckt, die mit den ältesten in ganz ununterbrochener Folge zusammenhängen. (Lö: Als Wales erobert wurde, hat sie Eduard unterdrückt, aber man hat doch noch große Reste entdeckt. Ke: Die Engländer unter Eduard, die Reformation hat zur Zerstörung beigetragen, aber sehr große Reste. Eigenthümliche Formen.) 17–19 ihr Inhalt … deuten] Lö, ähnlich Ke: Sie haben einen so alten Inhalt, daß darin von Julius Cäsar gesprochen wird und noch viel ältern Begebenheiten, so daß die Bevölkerung Englands aus dem | Osten, aus Rußland hier erwähnt ist (Ke: alte Seefahrten nach Nordamerika). Sie zeichnen sich durch diesen wunderbaren Inhalt aus. 19–20 sie sind … angehören] Lö, ähnlich Ke: Dies ist einerseits (Ke: ächtes altes) Epos, aber es ist das Epos eines vergangenen Volkes, einer vergangenen Zeit.
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stimmt vom Epos sprechen so kann nur das Ursprüngliche gemeint sein und nur jene Nationen, welche dergleichen Denkmähler besitzen können dann in Betracht kommen, nicht alle klassischen Werke der Rede gehören hierher. Ihr Inhalt braucht nicht ausschließlich episch zu sein, er kann auch religiöses, äusserliches, gesetzliches enthalten. Es kann hier nur das ganz allgemeine angedeutet werden, so wie denn unter den vielen Besonderen auch das Klassische seine Stelle hat. An der Spitze aller steht Homer. Bei dem Allgemeinen, den allgemeinen Bestimmungen war gesagt, daß ein ursprüngliches Epos in die Zeit falle wo das Volk aus der Dumpf heit seines früheren Zustandes, aus seiner Bewußtlosigkeit herausgeht, wo der Geist sich erstarkt fühlt eine eigene Welt zu produziren und in dieser als in einer einheimischen sich zu wissen. Späterhin tritt dann ein gesetzlicher, rechtlicher Zustand ein, der für sich selbst gilt, ohne das Gemüth des Individuums, wo äussere Nothwendigkeit zum gelten lassen zwingt, wo dergleichen große, wahrhaft substantielle Bestimmungen nicht erscheinen als dem Gemüth des Individuums angehörend, sondern als festgeworden in sich selbst. – Hier ist das Epos die Welt eines Volks in ihrer Totalität, so daß der Geist sich zeigt einheimisch in seiner Welt, als das Wollende und Vollbringende. Zu diesem Geiste gehören Gesinnungen die aber zu allgemeinen Grundsätzen noch nicht geworden sind, die die Religion einerseits festsetzt, wo diese als Empfindungen sind, aber nicht als Empfindungen für sich, in denen nicht zu1–3 so kann … kommen] Lö, ähnlich PnKe: so müssen wir von den besondern Formen desselben in diesen verschiedenen Nationen sprechen 3 Werke] Pn: Kunstwerke hierher] Ke, ähnlich PnLö: hieher unter diese eigentlichen Bibeln, noch sind die Bibeln der Völker | gerade Epopöen 4–5 er kann … enthalten] Lö, ähnlich PnKe: Sie können andere Gestaltungen haben, einerseits religiös: die Bibel, oder andrerseits gesetzlichen Inhalts 8 Homer] KeLöPn: das homerische Epos 10 aus seiner Bewußtlosigkeit] An: aus der Dumpf heit zum Bewusstseyn hervortritt Pn: ins Bewußtsein heraustritt KeLö: aus der Dumpf heit seiner (Lö: frühern) Bewußtlosigkeit ins Bewußtsein (Ke: herauskommt Lö: heraustritt) 11 erstarkt] KePn: mächtig 12 in dieser … wissen] Ke, ähnlich Pn: darin als in einer einheimischen sich noch zu wissen 13 gesetzlicher, rechtlicher] LöPn: gesetzlicher Ke: geordneter, rechtlicher An: gesetzlich, rechtlich, geordneter 13–14 der für … zwingt] Ke, ähnlich Lö: wo die Bestimmungen des rechtlichen, Sitlichen für sich gelten, fest geworden sind (Ms: ist), außerliche Nothwendigkeit erhalten haben, ohne das Gemüth des Individuums 16 dem Gemüth des Individuums] Lö: dem Gemüthe des Individuums, des Subjectes Ke: dem Besondren 16–17 sondern als … selbst] Ke, ähnlich LöAnPn: wo dergl. auf der andren Seite zur Gewohnheit geworden ist, so daß die Beziehungen in dieser Rüksicht keine eigenthümliche Lebendigkeit erhalten, wo ganze Kreise von Gegenständen zu Miteln herabgesetzt sind, die wir nicht mehr als lebendig ansehen, sondern als todte Werkzeuge eben | gebrauchen 18 Geist] Lö: Geist, der diese Welt beseelt 19–20 allgemeinen Grundsätzen … festsetzt] Ke: Gnomen, wie eine lehrende Religion sie festsetzt Lö: allgemeinen Grundsätzen Pn: zu Gnomen oder allgemeinen Grundsätzen 20–860,1 wo diese … ist1] Lö, ähnlich Ke: es müssen Gesinnungen seyn, Empfindungen, aber noch nicht Empfindungen für sich, in denen nicht sogleich der Wille und die Vollbringung wäre
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gleich auch der Wille vorhanden ist. Das Gemüth | ist da schon abstrakt für sich geworden und es ist die lyrische Poesie die darin verweilt; das Handeln des Individuums wird zur Hauptsache, es macht sich selbstständig und wenn die äussern Umstände nicht mit einem Rechte eigener Selbstständigkeit auftreten sollen, so ist dadurch die Sphäre des Dramas bestimmt. – Im Epos ist die Einheit, von der früher die Rede war, wesentliche Bestimmung; es sind Individuen die handeln, aber sie sind weder empfindende, noch sind die Handlungen das Selbstständige, es ist ein Spiel zwischen Begebenheiten und Handlungen. Das Gedicht das eine solche Welt darstellt ist ebenso eine freie Produktion des Individuums, das Kunstwerk steht für sich da, die objektive Welt in die Rede gefaßt ist das Werk des Dichters, wo nämlich die Subjektivität des Dichters dann nicht als frei erscheint. Beim Homer tritt der Dichter nicht selbst auf, nicht seine Empfindungen und Gefühle sind es, sondern das Gedicht singt sich vielmehr selbst. Der Dichter erscheint nicht, was aber im Gedicht ist, ist das Seine, nach dieser Seite ist an Herodots Ausspruch zu erinnern „Homer und Hesiod hätten den Griechen ihre Götter geschaffen.“ Wir sehen so Calchas die That des Agamemnon erklären und sehen so daß dieß ein von dem Dichter Gemachtes ist, dasselbe gilt von der Behandlung Achills. Es ist die Seite der Äusserlichkeit die hier oft zum Vorschein kommt. Ferner die Götterversammlungen auf dem Olymp, hier ist Ironie 1–2 Das Gemüth … verweilt] Ke, ähnlich Pn: Wenn die Empfindung sich isolirt, daß es nicht mehr Wille ist, ist die Empfindung (Pn: das Gemüth) abstract (Pn: für sich) geworden, und die lyrische Poesie verweilt darin. 2–4 das Handeln … sollen] Pn, ähnlich Ke: Wenn die Handlung Hauptsache und selbstständig geworden und die Umstände und Begebenheiten keinen eigenthümlichen Werth mehr haben 6–7 es sind … Selbstständige] Lö, ähnlich Ke: Individuen, die handeln. Aber sie sind weder bloß empfindend, noch sind die Handlungen für sich selbstständig 8 es ist] Pn, ähnlich An: es sind die Zufalligkeiten und Handlungen eben so ihr Recht | es ist Gedicht] KeLö: Kunstwerk 11 wo nämlich … erscheint] Lö, ähnlich KePnAn: wo aber nicht das Subject des Dichters erscheint, es ist: Manier ohne alle Manier, dies ist aber die große Manier 12–13 nicht seine … es] Ke: Die Reflexionen, Empfindungen des Dichters erscheinen nicht 13 vielmehr selbst] Lö, ähnlich KePnAnGa: so fort: Es sind die Rhapsoden, die das vortragen, gleichsam ganz todte Instrumente des äußerlichen Erscheinens in der Rede. KePn schließen an: der Inhalt ist für sich 14 ist das Seine] KeLö, ähnlich Pn: als sein Produkt erscheint 16 geschaffen] Ke, ähnlich AnLöPn: gemacht. es sind diese Mächte, deren Bestimmungen wir schon gesehn haben das substanzliche des Geistes, in dem das Natürliche, mit einem Anklang nur enthalten ist. 16–17 Wir sehen … ist] Ke, ähnlich LöPn: Wir sehn bald Kalchas die Begebenheit erklären, den Nestor. Auch der Dichter spricht, es ist aber ein poetisches, vom Dichter gemachtes. 17–18 dasselbe gilt … Achills] An, ähnlich KeLöPn: Wo Minerva das Schwert des Achill zurückhält, ist dies poetische objektive Erklärung, daß Achill zur Besonnenheit gekommen; es ist vom Dichter Gemachtes. 18–19 Es ist … kommt.] Lö, ähnlich KePn: So geht es mehr oder weniger nach der Seite der Äußerlichkeit zu, aber so, daß dies ausdrücklich als ein Gemachtes erscheint. 19–861,2 Ironie hereingetreten, … Freude] Ke, ähnlich LöPn: In die Versamlung der Göter im Olymp ist diese Ironie hinein gebracht (Ke: mit Vulkan Lö: durch die Erzählungen des hinkenden Hephästos), das unauslöschliche Gelächter, diese Heiterkeit lindert wieder diese außerliche Ernsthaftigkeit.
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hereingetreten, ein ungeheures Gelächter erhebt sich, den Ernst dämpft die Freude. Bei Virgil ist alles anders, nur Verstandesmaschinerien, Figurationen pp recht auffallend ist dieser Gegensatz in der Schilderung wie er Aeneas in die Unterwelt kommen läßt, verglichen mit einer ähnlichen beim Homer. Hier gräbt Odysseus selbst die Grube, aber steigt nicht selbst hinunter, sondern die Schatten müssen sich zu ihm herauf bemühen, dann schlachtet er einen Bock, gießt das Blut in die Grube und belebt so die Schatten daß sie sprechen können, er verhält sich keineswegs so demüthig wie Dante und Aeneas, dem einen Schatten giebt er zu trinken, den andern jagt er fort. Alles geschieht hier durch den Helden selbst, er bleibt nicht bloß äusserlich dabei. – | Bei den modernen Epopeen ist ferner immer der Contrast, daß wir einmal die Geschichte, Thaten, Handlungen und Begebenheiten kennen und daß sie hier eine eigenthümliche Form bekommen, im ursprünglichen Epos ist dieß nicht vorhanden, der Dichter schafft sich den Inhalt selbst und bearbeitet ihn für seine Vorstellung. So z. B. Klopstocks Messias, was der Dichter zusetzt erscheint nur als äussere Form am fertigen Inhalte. Dieß ist der Gegensatz des Gemachten und Gegebenen, Klopstock hüllte nur seinen Gegenstand in neue Phrasen. Gemachtes aber und das was ist, ist ununterschie2 ist alles … Figurationen] Lö, ähnlich KeAnPn: erscheinen die Götter als bloße äußere Verstandesmaschinerien. Diese (Lö: Figurationen Ke: Machinationen) sind nicht erzeugt, sondern gebraucht. 3–4 wie er … läßt] Lö, ähnlich KePn: wie Homer den Odysseus die Todten besuchen läßt und Virgil den Aeneas in die Unterwelt führt. Bei Virgil wird Aeneas in eine finstere Höle hinuntergeschickt, das ist aber fertig. Pn, ähnlich Ke, schließt an: darunter ein dunkler Gang, Tartarus 5–6 die Schatten … herauf bemühen] Ke, ähnlich Lö: citirt die Geister zu seiner Grube; an der Grenze Hesperiens, der bekanten Welt 7 die Schatten … können] Ke, ähnlich LöPn: sie, daß sie zum sprechen kommen. (Im letzten Gesang der Odyssee freilich anders) Aus Durst zum leben kommen sie, trinken blut, und sprechen. 8–10 dem einen … dabei.] Ke, ähnlich PnLö: er läßt trinken, wen er will, jagt die andren mit dem Schwert fort; wen er sprechen will, läßt er herbei. Alles von dem Helden selbst, wir sehen es werden, nicht fertig, wo | das Individuum sich nur als ein außerliches verhält. 11–12 daß wir … kennen] Lö, ähnlich KePn: Einerseits | kennen wir die Geschichte; wir haben eine ganz positive, prosaische Vorstellung davon 12 daß sie … bekommen] Pn, ähnlich LöKe: das Andre ist daß der Dichter dahin kommt und dieser eine eigenthümliche Form giebt. Lö, ähnlich Ke, schließt an: Da haben wir den Gegensatz der Form und des Inhalts. 13–14 ist dieß … Vorstellung] Lö, ähnlich An: ist der Inhalt vom Dichter vorgetragen, erscheint nur, wie er vom Dichter gemacht ist. Der Dichter ist der Geschichtsschreiber. Er hat erst die Entstehung dieses Inhalts für die Vorstellung gegeben. Pn: dieser Gegensatz nicht, der Inhalt erscheint nur wie er vom Dichter kommt, ist noch nicht im Volksbewußtsein | oder in der Geschichte vorhanden wie in der Moderne Ke: erscheint der Inhalt nur, wie er vom Dichter gemacht ist; nicht, als ob er nicht so auch in der Volksvorstelung gelegen hätte, aber der Dichter ist Sprecher, hat es erst für die Vorstelung bearbeitet, hat den Inhalt erst vor die Vorstelung gebracht 15 äussere Form am] Lö: äußerer Zusatz zum 16–862,1 Klopstock hüllte … Epopeen] Ke, ähnlich LöAn: Der Inhalt ist nicht Produkt des Dichters, kein Erdichteter, kein gemachter. Goethe sagt, Klopstock hat es in neue Phrasen gestoßen, was er im (Ke: höllischen Pfuhl An: Himmel und Höllenpfuhl) Großes und Tiefes vernahm; hat es auch nicht vernommen, sondern gemacht, aber im ursprünglichen Epos ist alles gemacht.
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den in solchen ursprünglichen Epopeen. Bei den Indiern geht dieß leicht an, da sie des Geschichtlichen so ganz unfähig sind, so hat ihre poetische Produktion mehr den Charakter des Gemachten als des Gegebenen, Alles verrückt sich, der Dichter hat hier nicht einen prosaischen Inhalt, im Gegensatze zu dem was er produzirt. – Beim Homer erscheinen die Götter nicht als ein fertig Gegebenes. Bei Dante ist eine Erscheinung ähnlichen Inhalts, der religiöse Inhalt ist fest bestimmt, er erhält aber eine innigere, eine Form der Empfindung, eine philosophische Form, der Dichter ist es der diese und jene Individuen in die Hölle verdammt, und zum Fegfeuer oder zum Himmel hinweist. Hier maßt sich der Dichter dieß an, er bannt Päbste zur Hölle, und diese Bestimmung ist eine ebenso große Selbstständigkeit die der Dichter seinem Geiste giebt, wie Homer der die Götter handeln läßt. Es ist überhaupt das Innige, Geistige was als Produkt des Dichters erscheinen muß, Äusserliches kann ihm gegeben sein, es muß aber als ein in das Ganze hinein Passendes sein, so daß das Substantielle vom Dichter ausgesprochen wird. Dieß ist das Misverständniß im Geschichtlichen, was oft klar am Tage liegt. In den Dramen Shakespeares z. B. so mächtig dort der Geist auch waltet, ist doch vieles nur Gegebenes, namentlich mehrere Scenen im Macbeth, die geschichtlich sein mögen. Es ist dieß der Selbstständigkeit entgegen in der das Kunstwerk erscheint.| 1–3 da sie … sich] Lö, ähnlich KeAnPn: Die Indier sind im Ganzen des Geschichtlichen unf ähig. Sie haben die (Lö: Geschichte nicht von dem, was geschichtlich wäre Ke: Geseze von geschichtlichem nicht), da verrückt sich gleich alles. Alles geschichtliche Auffassen ist da nicht vorhanden. 5 Beim Homer … Gegebenes.] Ke, ähnlich Lö: Das ganze des Kunstwerks geht vom Künstler aus; daher erscheinen die Göter auch nicht als ein fertiges. 6 ähnlichen Inhalts] KePn: ähnlicher Art 8 Form] Pn: Empfindung An: Macht 9 oder zum Himmel hinweist] Lö, ähnlich Ke: aber auch sie seelig preist 9–10 Hier maßt … Hölle] Lö, ähnlich KePn: Hier ist also der Dichter, der sich die Macht der Kirche herausnimmt: zu binden und zu lösen. Er nimmt sich sogar die Freiheit, Päpste in die Hölle zu versetzen. 11 Selbstständigkeit] Pn, ähnlich KeLö: Freiheit und Selbständigkeit 12 handeln läßt] KePn, ähnlich Lö: gebildet hat Innige] KeAn: Innere 13 Äusserliches] Ke: das nur außerliche Lö: Äußerliches, Traditionelles, Geschichtliches 13–14 es muß aber] Ke: aber es muß auch bei ihm nicht bloß als aufgenommen, sondern 14–15 so daß … wird] Ke: und muß von ihm Gestalt gewinnen 15–16 Dieß ist … liegt.] Ke, ähnlich Lö: Wenn der Dichter erscheint als geleitet durch das (Lö: gegebene) geschichtliche, und andre Rücksichten, so (Ke: findet man das Mißverhältniß bald Lö: erkennt man bald diesen Mangel heraus). 16 mächtig] Ke: groß, mächtig 17 waltet] Ke: gewaltet hat – und beim Dramatischen noch auffalender – 18 die geschichtlich sein mögen] Lö: Man schreibt unter anderm die Scene zwischen Macduff, wenn er nach England kommt zu den vertriebenen Prinzen, als eine mit Ungehörigem überladene äußerlichen Rücksichten zu. Ke, ähnlich An: Macduff kommt zurük, dies ist geschichtlich; aber andre Scenen noch mehr. Von dem Heilen eines Kranken, An schließt an: der mit dem Kropf behaftet ist 18–19 Es ist … erscheint.] Ke, ähnlich Lö: Im Epos ist dies der Selbstständigkeit entgegen, in der das Kunstwerk erscheinen muß. 7 eine innigere] einen Ingrimm
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Das Kunstwerk muß sich nun als das Werk Eines zeigen, was namentlich vom Epos gilt, es muß von einem Individuum stammen, nicht zu glauben ist daß das Volk das Epos gesungen habe. Das Volk dichtet nicht, nur ein Individuum desselben und insofern das Individuum einem Volke angehört, hat dieß dann das Gedicht gemacht. Goethes und Schillers Gedichte machte so das deutsche Volk, wenn nun eine Weise vom Dichter gemacht ist, so ist’s eine Gegebene in Ansehung der Versifikation pp wenn der Ton angegeben ist, so kann hierin fortgegangen werden, in einem Ton der diesen Empfindungen pp nachkommt, aber anders ist es wenn ein Gedicht das erste ist, dieß kann nur ein Individuum machen. Der Volksgesang bringt den Geist eines Volkes hervor, aber der Mund des Volks ist ein Individuum das ihn ausspricht, es kommt nur darauf an ob Homer in der That gesungen ist. Die homerischen Gesänge sind lose für sich, haben nicht den Zusammenhang eines Dramas, lassen Einschaltungen zu, doch muß man daher annehmen daß die Gesänge ein Ganzes sind und nicht bloß zusammengesetzt, sondern sie bilden ein wahrhaftes inneres Ganzes, wenn sie auch äusserlich nicht fest verbunden sind. Bei den Neugriechen
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1 Das Kunstwerk] LöPn: | Ein episches Gedicht das Werk Eines zeigen] An, ähnlich KeLöPn: Das Kunstwerk muss als Eins erscheinen; ein episches Gedicht muss ein Ganzes seyn, und insofern kann es nur von einem Einzeln herrühren 2–3 nicht zu … habe] Lö, ähnlich KePn: Man kann von den Homerischen Gedichten nicht sagen, daß das Volk sie gesungen, gemacht. 3–5 Das Volk … gemacht.] An, ähnlich KeLö: ein Volk macht kein Gedicht, aber ein Individuum kann nur ein solches Gedicht machen, insofern es seinem Volke angehört 5–7 Goethes und … Versifikation] Ke, ähnlich LöPn: Goethe und Schiller haben deutsche (Ke: Empfindungen, Ansichten Lö: Gesinnungen Pn: Sprache und Sitte), das Volk hat nicht gesungen, der Dichter ist der Mund. Wenn eine Weise vom Dichter producirt ist, so ist es ein besonderes in Ansehung des Vortrags, der Reflexion, Form des bewußtseins 8 fortgegangen] KeAnLö: fortgesungen 9 nachkommt] KeLö: nahe kommt dieß] Lö: die erste Rede 10 Der Volksgesang … hervor] Lö, ähnlich Pn: Die Volksgesänge bringt allerdings der Geist des Volkes hervor 11 der Mund … ausspricht] Ke, ähnlich Lö: Aaron soll dein Mund sein – sagt Jehovah, dieser sprechende ist ein Individuum. 12 ob Homer … ist] KeLöPn: ob die Homerischen Gedichte ein Ganzes sind 12–14 Die homerischen … zu] Ke, ähnlich LöPn: das epische ist für sich loser, hat nicht die Einheit, die das Drama hat, | aber läßt auch nur bis auf gewisse Grenzen (Ke: Einschaltungen Lö: Zusätze, Entfaltungen) zu. 14–16 doch muß … sind] Ke: Hegels Sinn, ist, daß jedes sich als ein Ganzes zeigt, nicht als ein Zusammengesetztes aus vielfachem, das nur gemeinsamen Ton hat, sondern episches Ganze; nicht so, daß, wie Hr. Friedr. v. Schlegel sagt, ohne Ende sich hätte fortmachen lassen; nicht so feste Ganze, aber Ein Sänger. Einer hat es concipirt. 16–864,2 Bei den … besungen] Ke: Unter den gegenwärtigen Griechen ist es sehr gebraucht, so zu dichten. Oberst Voutier, war vor Arta, wo die ersten Philhellenen, 150 Mann durch Schlechtigkeit des Anführers fielen. Zweikampf mit einem Türken; die Griechen haben keine Kavallerie; Voutier hat Reiterzweikampf gehabt, das prächtige Pferd erbeutet, wie er den andren Tag durchs Lager gezogen ist, hat er Gedichte singen hören, die diese seine That besungen haben. Lö, ähnlich An: Unter den Neugriechen ist es sehr verbreitet, Gedichte zu machen. Ein französischer Obrist Voutier war 1820 bei den Philhellenen. Ein paar Tage vor der Schlacht bei Arta (An: wo Graf Normann fiel) hatte er einen Zweikampf zu Pferde mit einem Türken gehabt. Er hatte den Türken heruntergehauen und sein schönes Pferd als Beute genommen. Wie er am andern Tage bei den Griechen durch’s Lager ging, hörte er eine Menge Gedichte sagen, die seine That feierten.
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ist es sehr verbreitet solche Gedichte zu machen, die Schlacht bei Arta wurde vielfach besungen, so etwas kann bei einer gewissen Mühe sehr allgemein sein, aber das Gedicht selbst hat immer sein Individuum. – Wie nun ein Individuum das Gedicht macht, so muß auch ein Individuum an der Spitze desselben stehen, muß Gegenstand desselben sein, der Inhalt muß fertig, muß eine individuelle Gestalt sein. Dem Epischen ist es gemäß, daß nicht sowohl eine Handlung als eine Begebenheit der Gegenstand sei, der ganze Verlauf aber würde nicht entsprechend sein, wenn verschiedene Begebenheiten nur durch das Individuum zusammengehalten werden, so daß es selbst das Vermittelnde ist. Der Cid ist eine epische Begebenheit, nicht nur Handlungen desselben, sondern etwas das von ihm herkommt, seine Empfindungen, Leidenschaften, es ist das was ihm begegnet und was er veranlaßt. In der Iliade ist | der Zorn des Achilles der Gegenstand, was er darin thut ist nicht Handlung nicht Thätigkeit, er enthält sich selbst des Handelns, hieraus folgt vieles was er nicht thut und erst durch das was aus seiner Unthätigkeit erfolgt wird er wieder aufgeregt zur Thätigkeit. Dieß ist ganz im Sinne der Zeit wo nicht der Sinn des Individuums die Hauptsache ist, sondern wo Begebenheiten und Wille, Äusseres und Inneres, so in einander spielen, daß dieses nur ein Moment nicht das wesentlich Bestimmende ist. So ist es auch mit der Odyssee, Odysseus Zweck war Rückkehr ins Vaterland, ein subjektiver Zweck, wie Achilles Zorn, seine Rückkehr wird nicht bewirkt durch seine Handlungen sondern es sind äusserliche Zuf älligkeiten, diese spielen wesentlich herein und darum ist weder Achilles Zorn noch Odysseus Rückkehr ein dramatisches Sujet. Es ist einmal so zugegangen, ganz novellenartig, ein Jahr ist er bei der 2–3 so etwas … Individuum] Ke, ähnlich Lö: Solche Poesie kann sehr algemeines sein, aber das Gedicht hat imer ein Individuum gemacht. 8 Verlauf ] Lö, ähnlich Ke: Verlauf des Lebens und der Thaten eines Individuums 9–10 so daß … ist] Pn, ähnlich KeLö: so ist nur die Einheit durch das Subject vorhanden, aber nicht die Einheit des Inhalts 10 Der Cid … Begebenheit] Lö, ähnlich KeAn: Im Romantischen geht das eher. Die Romanzen im Cid enthalten eine Reihe seiner | Thaten. 10–12 nicht nur … veranlaßt] Lö, ähnlich KeAnPn: Die Begebenheit ist (KePn: , wenn sie episch ist,) nicht eine eigenthümliche Handlung des Individuums, sondern etwas, das von ihm herkommt, von seiner Empfindung, Leidenschaft, aber woran sich Handlungen knüpfen, zu denen das Individuum durch diese Leidenschaft veranlaßt wird. 12–13 In der Iliade ist] Lö, ähnlich AnPn: In dem einen Homerischen Epos ist die Leidenschaft 14 er] Lö: im Gegentheil, er Handelns] Lö: Kampfes 16–19 der Zeit … ist] Lö, ähnlich KePnAn: des Epischen. Nicht abstracte Handlungen, nicht der Wille des Individuums sind Vorwurf eines Epos, sondern wie Begebenheiten und Wille von einander scheiden, wo das, was das Individuum für sich will und thut, nur ein Moment ist, nicht das Hauptmoment, das Bestimmende ist; sondern das Benehmen des Individuums, nicht in freien Sinne Handlung ist. 21 Achilles Zorn] Ke: bei Achill die Leidenschaft 23–24 dramatisches Sujet] KeLöPn: dramatischer Gegenstand 24–865,1 zugegangen, ganz … Phäjaken] Lö, ähnlich Ke: Es ist so gegangen (Ke: , novellenartig) mit der Heimkehr, daß Odysseus 9 Jahre bei der Kalypso geblieben, dann ist ihm eingefallen, von ihr sich ein Schiff zu erbitten.
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Circe, dann bei den Phäjaken pp dann f ährt er weiter pp seine Fahrten sind durch äusserliche Zuf älligkeiten wesentlich gebildet. In der Odyssee giebt man Einheit leicht zu, weniger in der Ilias, wenn man aber das aus der Iliade herausnähme was dem Zorne Achilles angehört, so zerstörte man das Gedicht, es darf nur episch betrachtet werden. Ein größerer Zusammenhang wie in den übrigen Theilen ist beim Tode des Patroklus, eine erhabene, schöne Trauerscene, es ist einer der schönsten Gesänge der mit dem Hauptgegenstande im nothwendigen Zusammenhange steht, Wegschneiden würde hier nur Unvollständigkeit erzeugen, als überflüssig erscheint dieser Gesang nicht obgleich er nicht unmittelbare Hervorbringung des Willens Achills ist. Die Individualität, die Weise dessen was das Individuum will, muß jedoch im Ganzen immer hervortreten. Das Individuum muß aber einen Hintergrund haben, einen Boden auf dem es sich ergeht, dieser Boden ist nun eine belebte, selbstständige Welt, eine sittliche Welt, ein handelndes Volk, alles muß hier die Form der Selbstständigkeit gewinnen, muß diese objektive Weise haben; es muß ein Volk mit einem gemeinsamen Zweck sein, ihm gehört das Individuum an, welches an der Spitze des Gedichts steht, das Ganze hat so einen gemeinschaftlichen | Zweck. Daß diesen Zweck nun 1 Fahrten] KeLöPn: Fata
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müßte man den 1ten Theil wenigstens wegschneiden, der keinen Bezug auf seinen Zorn hat. Dramatisch nicht, aber episch hangt Alles mit seinem Zorn zusammen: Lö, ähnlich Ke: An den Zorn des Achilles knüpft sich noch mehr. Der Zorn des Achilles ist nur in den ersten Versen angekündigt. So müßte im Dramatischen vielleicht 5/6 fortgeschnitten werden, wo nicht die Scenen seines Zornes dargestellt sind. Die Veranlassung geht voraus, was sich während seines Zurückziehens vom Schlachtfelde ereignet, hängt wesentlich mit seinem Zorne zusammen. 5–10 Ein größerer … ist.] Ke, ähnlich LöAn: So gut wie die Veranlassung erzählt werden muß, und was zwischen seinem zurükziehen und auftreten geschieht, ebenso, daß er | beim Tode des Patroklos ausbricht. Die Trauer, die Spiele, einer der schönsten Gesänge, und der letzte, wo Priamos sich Hektors Leichnam ausbittet ist im schönsten und nothwendigsten Zusammenhang mit dem Hauptgegenstand. Lö, ähnlich Ke, schließt an: Nichts mehr und nichts minder hätte seyn können. 10–12 Die Individualität, … hervortreten.] Ke: Epischer Zusammenhang, daß die Begebenheit nicht unmitelbar Folge des Willens des Individuums ist, aber sich daran knüpft. Individualität, und die Weise, was das Individuum will im ganz algemeinen Sinn, nicht im stricten Sinn der Handlung, wie im Drama. 13–14 auf dem … ergeht] Ke, ähnlich An: auf den es einwirkt, und der auf dasselbe einwirkt Pn: worauf es sich bezieht und der auf dasselbe einwirkt Lö: auf dem das vorgeht, was geschieht 14 Welt] KePn: Welt, zu der das Individuum gehört 15 ein handelndes Volk] KeAnPn: ein Volk, das in Handlung ist 16 muß diese objektive Weise haben] Ke: für sich selbstständig, alles objectiv, auseinander, wie die Folgen der That sich selbstständig zu Ereignissen machen Lö: Wie die Thaten, Handlungen selbststandig, zu Ereignissen werden, so muß auch 18 das Ganze … Zweck1] Lö: dieser allgemeine Boden die Form von Selbstständigkeit haben. Das Ganze eines Volkes ist in Bewegung gesetzt; dann hat es natürlich einen Zweck und dies ist ein für das Individuum gemeinschaftlicher. Ke: Das ganze eines Volks, als handelnder Boden, vereint durch einen Zwek, Nationalunternehmung
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das Volk selbst nicht setzt ist episch, daß er vielmehr sofern er ein allgemeiner für das Volk ist auch Zweck für das Individuum ist, ist das wahre epische Verhältniß. Diese belebte Welt ist nun nicht der Chor der Tragödie, denn dieser handelt nicht, hat nur das Allgemeine vor sich, tritt aus diesem nicht heraus, die allgemeinen sittlichen Gesetze stehen ihm vor und er spricht sie aus. Alexander war nicht geeignet zum Gegenstand eines Epos gemacht zu werden, wenn er auch glücklicher war, er wurde nicht Gegenstand einer Epopee, die gebildetere Zeit hatte nicht mehr den Charakter für den Ton des Epos, seine Welt war seine Armee, die nicht in dieser Selbstständigkeit in Ansehung seiner dastand, wie die griechischen Anführer vor Troja, die gemeinsam beriethen, nur aus Zwang traten jene der Unternehmung bei. Bei Carl dem Großen ist ein ähnliches Verhältniß als in der Iliade, seine Vasallen sind ganz selbstständig, berathen pp dieß gehört zur epischen, objektiven Form und bildet den Hintergrund im Allgemeinen. Den allgemeinen Zweck betreffend, so ist es das Vortheilhafteste daß der Held eine Kriegesunternehmung vor hat und gegen Fremde ficht, in solchen Verhältnissen ist ein ganz vollständiger Gegensatz zu bekämpfen, Religion, Sitten, Sprache pp ist bei den Völkern verschieden, das Innere und Äussere tritt darin ganz vollständig auf, im Kriege kommen alle einzelnen Seiten in Berührung. Hierher gehört der Kampf des Cid gegen die Mauren, die Kreuzzüge, die 1 das Volk] KeLöPn: das Individuum 1–2 daß er … ist1] Lö, ähnlich An: sondern daß der Zweck für dasselbe geschieht. Der Zweck des Odyseus ist derselbe, als der jedes andern Griechen sein Nationalzweck. Ke: Der Zwek geschieht auch für das Individuum mit, algemeiner Zwek und subjectiver Zwek 3 dieser handelt nicht] Lö, ähnlich KeAnPn: Dieser ist unthätig, handelt nicht 4–5 die allgemeinen … vor] Lö, ähnlich KePn: Das Moralische, Sittliche, (Lö: diese allgemeinen Gesetze Ke: Ehrfurcht der Götter) stehn dem Chor vor 5 und er … aus] Lö: aber ohne daß er als handelnd heraustritt Ke: das träge algemeine 6 wenn er … war] Ke: so sehr er Achill glücklich pries, einen Homer erhalten zu haben zum Darsteller 7 die gebildetere] Lö: Einerseits ist es, daß die gebildete 8 seine Welt war] Lö, ähnlich Pn: ist die Welt, zu der Alexander gehört hat 9–10 vor Troja] Lö: gegen Agamemnon 10–11 nur aus … bei] Lö: Diese sind dem Unternehmen freiwillig beigetreten, wie denn Achilles zurücktreten wollte. 11 Bei Carl dem Großen] Lö, ähnlich An: Bei dem Epos, das wir von Carl dem Großen haben Ke: Bei Karl dem Großen (Turpin, Erzbischoff ) 12 Vasallen] Ke, ähnlich An: Vasallen, die freilich Lehnspflicht gegen ihn haben 14 Den allgemeinen Zweck] Pn: den gemeinschaftlichen Zweck Lö: Für diese Unternehmungen, den Hintergrund, den Boden, den allgemeinen Zweck 14–15 der Held … ficht] Lö, ähnlich KeAnPn: dieser Zweck eine Kriegsunternehmung sei | und zwar gegen ein (Lö: fremdes KeAnPn: fremdartiges) Volk, das zu den Griechen im Verhältnisse der Barbaren steht 16 vollständiger] Pn: vollständiger selbstständiger 17 Sprache pp … verschieden] Ke: Sprache, wenn das gleich bei Homer nicht in diesen Zügen bestimt ist – Sitten, Nationalität, das ganze der Völker ist von einander verschieden Lö, ähnlich Pn, schließt an: – was die Griechen unter Barbaren begriffen haben das Innere und Äussere] Pn, ähnlich Lö: das ganze Innere und Aussere des Volks 18 im Kriege … Berührung] Lö, ähnlich KeAn: Wenn Völker Krieg führen, die beide gesittet sind, so kommen nur einige Seiten in Collision, nicht aber steht sich der ganze Geist eines Volkes gegen|über. So ist auch in andern epischen Gedichten dieser Gegensatz. 19 die Kreuzzüge] An, ähnlich Lö: in den Kreuzzügen, die Tasso’s Gedichte besingen Lö schließt an: Da ist dieses Verhältniß der Christen gegen die Mohammedaner.
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Lousiade, wo es die Portugiesen sind die gegen die Indier fechten. Es ist ein Ganzes das in seiner ganzen Bestimmung gegen ein anderes auftritt, diese Tapferkeit welche den Unterliegenden nichts übrig läßt. – Als das Charakteristische des epischen Gedichts ist das Auseinandergehen in der Darstellung bezeichnet, der Held desselben kann am reichsten ausgestattet sein, wie Achill dieser Jüngling, der Held der Ilias, von ihm wird auch nach der objektiven Seite hin gesprochen, sein Verhältniß zu den Freunden ist berührt, kurz es ist ein nach allen Seiten hin entwickelter schöner Charakter wie beim Homer die meisten seiner Charaktere sind. Im Drama ist dieß unmöglich, hier ist ein bestimmter Zweck, das Individuum ist hier abstrakter. – | Das Auseinandergehen des Epos erlaubt es den Charakter in seiner ganzen Mannigfaltigkeit darzustellen und damit hängt zusammen die Objektivität in den Momenten des Handelns, des Seins, des Empfindens. Der epische Ton schließt die Zufälligkeit der Empfindung aus, was am Individuum als bewegend erscheint hat deswegen das Recht ein an sich Gültiges zu sein, nicht aber die besonderen Bestimmungen, nicht das Besondere des Zustandes, er, der Held, hat mehr in sich das Geltende, Allgemeine, das Sittliche wie es befestigt ist, objektiv ist, wie es in der Brust des Individuums lebt. Diese Objektivität ist es die beim Homer allenthalben hervortritt, auch in seinen ganz rührenden nur der Empfindung angehörenden Scenen hat das Objektive die Ueberhand, so in 1 fechten] Lö, ähnlich An: ziehn 1–3 Es ist … läßt.] Pn, ähnlich KeAnLö: Diese Begeisterung und Tapferkeit in solchen Verhältnissen ist von dieser eigenthümlichen Art, wo denen die unterliegen, nichts ubrig gelassen ist, nichts von dem was zu ihrem Geiste gehört, retten. Ke, ähnlich An, schließt an: sondern wo alles auf der Spitze steht 4–5 Als das … bezeichnet] An, ähnlich KePnLö: Es wäre jetzt von einem Charakter des Epos zu sprechen, wovon ich aber schon in der Einleitung gesprochen. Das Epos erlaubt dies Auseinander gehen des Characters in der Darstellung. 5 der Held] Lö: der Character am reichsten] Lö: am Reichsten im Epischen 6 der Held der Ilias] Lö: der Held, das Individuum 7 der objektiven Seite hin] KePn: allen objectiven Seiten Lö: allgemeisein Verhältniß … Freunnen, objectiven Beziehungen An: allen seinen verschiedenen Seiten den] Ke, ähnlich Lö: Tapferkeit, Verhältniß zu Freunden, Vater, Geliebten, übrigen Personen des Heeres 8 Seiten] Lö: Punkten schöner] Pn: menschlich schöner 8–9 wie beim … sind] Lö, ähnlich Ke: und so sind es auch mehr oder weniger alle anderen Charactere bei Homer 10 hier ist … Zweck] Pn, ähnlich KeLö: da ist die Handlung das Hauptprinzip, ein bestimmter Zweck, der Charakter nach dieser Seite hin abstrakter] KeLö: | viel abstracter 13 Momenten] KeLöPn: Motiven 14 Empfindung] Ke, ähnlich AnLöPn: Empfindung, das bloße Belieben, Besonderheit überhaupt mehr bewegend] Pn: bewegend, ihm interessant und muthig 15–16 das Recht … Zustandes] Ke, ähnlich Lö: ein in sich objectives, gültiges zu sein, nicht besondere Stimmung, Besonderheit des Empfundenen Zustandes 16–18 er, der … lebt] Ke, ähnlich LöPn: sondern die Motive haben mehr das algemeine, sitliche, wie es noch nicht in bürgerlicher Ordnung für sich befestigt ist, sondern wie es noch objectiv ist in der menschlichen Brust, (Ke: dem Individuum angehörig An, ähnlich Pn: in der Brust dieses Individuums). 18 Objektivität] KeLö: Objectivität der Motive 20 Scenen] KePn: Situationen Lö: Momenten die Ueberhand] KeAnPn: das Uebergewicht
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der Scene des Abschieds Hectors und der Andromache, daß was sie dem Hector vorhält und er ihr erwidert ist objektiver Inhalt, sie sagt: „Dein Muth wird dich verderben und deinen Sohn, die Achäer werden dich tödten, es ist kein Erbarmen, wenn du dem Schicksale erliegst ist die hohe Mutter dahin.“ Es sind ganz diese objektiven Gründe, rührend durch ihren Inhalt, nicht der Empfindung als solcher nur angehörend. Hector antwortet, alles dieß bedenke er, aber er scheue heftig die Troer wenn er die Schlacht vermeide, Muth, nicht Zorn geböthen ihm in den Streit zu gehen, er sei gewohnt der erste der Troer zu kämpfen „ich weiß es wird kommen der Tag wo das heilige Ilium hinsinkt.“ Es wird auffallend wenn im Drama ein solcher Ton sich zeigt wie z. B. in Schillers Jungfrau von Orleans die Scene mit Montgommery, die mehr episch als dramatisch ist, was schon längst von anderen richtig bemerkt wurde. Montgommery in der Gefahr fühlt sich vom Muthe verlassen, er ist nicht männlich genug geschildert, ein eitler Wahn, sagt er, bethörte mich wohlfeilen Ruhm zu erwerben. Dieß ist mehr dem Komischen angemessen, so auch die Äusserung „wäre ich doch im sichern Vaterhaus geblieben.“ Johanna sagt „Du bist des Todes.“ er erwidert „Weggeworfen hab ich Schwerdt und Schild“, er bietet Lösegeld, kein Mitleid 1 Scene des … Andromache] Lö, ähnlich Pn: Scene zwischen Hector und Andromache, dieser schönen Abschiedsscene 2 vorhält] KeLö: (Ke: vorhält Lö: sagt), womit sie ihn zu bewegen sucht 3–4 und deinen … dahin] Lö, ähnlich KePn: dich dauert nicht dein Sohn, deine Gattin, für die keine Freude mehr ist, wenn du dem Schicksal unterliegst. Vater und die hohe Mutter sind dahin und auch 7 Brüder | hat nur Achilles getödtet An: […] mir aber wär es besser, wenn ich dich verloren, unter die Erde zugehen; auch habe ich keinen Vater mehr 5–6 nicht der … angehörend] Pn: aber nicht Entwicklung der Empfindung, sondern Darstellung der Sache, des wesentlichen Inhalts 6 alles dieß bedenke er] An, ähnlich Lö: daß ihn dies Alles auch beschäftige 6–9 er scheue … hinsinkt.“] Ke, ähnlich AnLöPn: ich scheue heftig die Trojaner, wenn ich als Feiger die Schlacht | verließe; es ist nicht der øÅmou, Aufwallung, die mir gebietet, in Streit zu gehen, sondern weil ich es gewohnt bin, der erste unter den Trojanern zu sein. Ich weiß wohl, daß ein Tag kommen wird, wo Ilion und Priamos untergegangen sein wird. 9–10 Es wird … zeigt] Lö: Dieses Objective wird auch im Dramatischen aufgestellt. Ke, ähnlich Pn: Dies wird auch auffallen, wenn man im Dramatischen diesen Ton ausgeführt antrifft: 10 Jungfrau] KeAnLö: Johanna 12–13 in der … verlassen] Lö: entsinkt, da er seine Gefahr sieht, der Muth 13 er ist … geschildert] Lö, ähnlich An: So ist er ohnehin keine gute Figur. 14 wohlfeilen Ruhm zu erwerben] An: über’s Meer zu gehen ff Ke: wohlfeilen Ruhm zu suchen 14–15 Dieß ist mehr] Lö: Seine Klagen wären eher 15–16 „wäre ich … geblieben.“] Ke, ähnlich LöPn: wäre ich an der Savern lieber im Vaterhause geblieben, wo die Mutter und die zarte, süße Braut zurückblieb. 16 „Du bist des Todes.“] Ke: Du bist des Todes; eine brittische Mutter zeugte dich. 16–17 er erwidert … Schild“] Lö: Er führt seine Wehrlosigkeit an, daß sie ihn nicht tödte 17–869,1 kein Mitleid findet er] Ke, ähnlich LöPnAn: dann zieht ihn das Herz zu ihrer lieblichen Gestalt; beschwört sie bei der Milde ihres Geschlechts; sie sagt, er soll sie kein Weib nennen, sie sei ein körperloser Geist. – Neues Motiv; die Braut. Das sind irdische fremde Götter. (Ke: die Eltern; Lö: da beschwört er sie bei der Liebe waltendem Gesetze, den jammervollen Eltern.) das stößt sie zurük | damit, daß die Engländer viele Eltern kinderlos und Kinder elternlos gemacht haben. / es sei schwer, in der Fremde unbeweint zu sterben. / (Ke: Warum kamst du her. Pn: wer rief dich ins Land) 15 angemessen] angemessen ist
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findet er, alle diese Motiven vorzutragen ist ganz episch, die vollständige Exposition dieser Motiven motivirt der Dichter selbst dadurch, daß er ihm Schild und Schwerdt wegwerfen läßt. Johanna spricht im Sinne wie Englands | Feindin „Des Geistes Ruf verpflichtet mich“, es ist so kein Bedenken da daß sie ihn nicht gleich umbrächte, aus ihr spricht Haß. Beim Homer also war es das Sittliche, Objektive in den Verhältnissen was eine Hauptbestimmung abgiebt, hierzu gehört denn daß das Epos in dieser Breite sich entfaltet, die Breite der äusserlichen Welt, diese darf dem Individuum noch nicht äusserlich geworden sein, so daß ihm sein Zusammenhang mit der äusseren Welt nicht zu einem Zusammenhang mit ganz entblößten Mitteln herabgesunken ist, die homerischen Helden sehen wir so Essen, Trinken, Opfern pp jetzt spricht man gar nicht mehr von dergleichen, aber im Epos ist dieß einheimisch. – Werth hat das Individuum nicht als ein bloßes Mittel, dieß ist vielmehr als ein äusseres hinausgestellt, so sehen wir in diesem Zustande alles das was die Individuen brauchen betrachtet als etwas an und für sich Selbstständiges. Odysseus baut selbst sein Haus, es ist so ein menschliches Hervorgebrachtes, und in diesem zeigt das Epos sich auch einheimisch. Ein solches Haus wird näher beschrieben und es hat Alles dieß auch eine große Bedeutsam-
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2–5 daß er … Haß.] Ke: daß er Schild und Schwert von sich geworfen hat, und sie ihn (Ke: treibt, 20 sich wieder zu waffnen Lö: nicht unbewaffnet tödten will). Aber dies motivirt nicht diese Exposi-
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tion; sie selbst sagt, (Lö: sie müsse alle Engländer tödten, die ihr der Schlachtengott verhängnißvoll entgegenführt Ke: daß Engländer überhaupt getödet werden müssen:) Dem Geisterreich verpflichtet mich der schwere Vertrag, alles zu tödten, was mir begegnet. (Lö: Sie sagt nichts darauf, daß sie den Gegner durch Tapferkeit überwindet,) Sie könnte ihn eigentlich sogleich tödten, wenn sie bloß aus der Empfindung, ihrem Haß spräche, und er aus der Furcht, das Leben zu verlieren. Wenn dies auch als außeres Motiv gelten könnte, so wären diese objectiven Motive nicht dem Drama angemessen, sondern gehören dem Epos an. 6–7 war es … abgiebt] Ke: ist nur die Sache, das objective in einem Verhältniß, das Sitliche, überhaupt das wesentliche, auch der Zwek, ausgesprochen 7 hierzu] Pn, ähnlich KeLö: Zu dieser | Breite der Entfaltung und der Objectivität des Gemüths 8–9 diese darf … sein] Ke: wie aber das menschliche | objective nicht ein außerliches als solches ist, so gehört in Beziehung auf die äußerliche Welt dazu, daß 9–11 so daß … ist] Lö: daß die Gegenstände, die der Mensch gebraucht, nicht zu einem bloßen Mittel herabgesunken 12 Opfern pp … man] Ke, ähnlich AnLö: selbst schlachten; bei uns gilt dies als ein Mittel, man spricht 13–14 Werth hat … hinausgestellt] Ke, ähnlich Lö: hier hat es für das Individuum noch diese Nähe diesen Werth, daß es nicht als bloßes Mittel hinaus gestelt ist 15–16 betrachtet als … Selbstständiges] Ke, ähnlich AnLö: Gewand, Scepter und dergleichen; Waffen, als (Ke: etwas sehr wichtiges und schätzbares An: ein an und für sich Schätzbares betrachtet) 16–870,2 Odysseus baut … ist.] An, ähnlich KeLö: Odysseus hat seine Bettstelle selbst gemacht; die Häuser, Thüren mit künstlichen Angeln, werden ausführlich beschrieben. (Ke: dies wird alles als ein menschliches geehrt; wie in einer kleinen Familie man sich freut über ein Möbel, nicht als Mittel heruntergesunken. Das Zepter des Achill – Lö: Achill beschreibt seinen Scepter, wie er schon von seinen Ahnen besessen, wie er gemacht worden.) So ist denn auch das Individuum hier in dem, was es thut, noch einheimisch. Alles hat noch eine große Bedeutsamkeit für das Individuum. Das ist eine Objektivität, die nicht äußerlich geworden, sondern in der Brust des Menschen ist.
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keit für das Individuum, es hat eine Objektivität, worin auch das Äussere einheimisch ist. Das Objektive des ganzen Verhältnisses ist auch darin zu fassen, daß das Schicksal wesentlich im Epos waltet und nicht im Drama d. h. daß die Individuen darin entstehen und vergehen und daß das Herrlichste des Epos früh vorüber schwindet. Dem Göttlichen gegenüber hat der Mensch Freiheit und Selbstständigkeit, diese Mächte zeigen sich in ihm und dieß liegt in dem was vom Sittlichen, Objektiven gesagt worden ist, es ist diese Verbindung der Freiheit und der Ergebung in das was dem Individuum geschieht. Hierher gehört z. B. die Darstellung der Begebenheiten bei der Einnahme von Troja, die Trojaner werden zu Sklaven gemacht, wir sehen die Helden mit Leidenschaft handeln, Priamus wird am Hausaltar getödtet pp der Moment der Handlung ist aber nicht entsprungen aus der Leidenschaft, sie thun dieß als etwas das sich so gehört, das Schicksal, das Sitte ist. Dieser Charakter ist im Achill besonders dargestellt, es ist das Schicksal im Epos, Sittlichkeit, Gerechtigkeit ist noch nicht vorhanden. | Unmittelbar hieran schließt sich Vieles an z. B. die arabischen Märchen, tausend und eine Nacht, wo wir den Menschen in den mannigfachsten Situationen finden, so daß er einerseits handelt und auf der anderen Seite ihm das Schicksal gegenüber tritt, so daß er der Zufälligkeit preisgegeben erscheint. Die Äusser3 im Drama] Lö: in der Tragödie 4–5 des Epos früh vorüber schwindet] Ke, ähnlich PnLö: in der Jugend auch das Los hat, | früh vorüberzugehn 5–7 Dem Göttlichen … ist1] Lö, ähnlich KeAnPn: Schon früher ist in Ansehung der Götter die Inconsequenz bemerkt. Einerseits sind die Götter, andrerseits die Menschen. Das Individuum hat Freiheit durch diese Inconsequenz, daß es nicht bloße Maschine ist, sondern daß es ebenso selbstständig ist, wenn es auch heißt, daß die Götter wollen und eben die Subjectivität dieser Götter in ihm sich dadurch zeigt. 7–15 es ist … vorhanden.] Lö, ähnlich KeAnPn: Das Schicksal ist diese Verbindung der Nothwendigkeit und | Freiheit und das Ergeben des Individuums in das, was ihm geschieht. Dies ist sehr weit im Epischen beschrieben. Odysseus bleibt 9 Jahre bei der Calypso und hat da die größte Sehnsucht nach der Heimath. Die Götter finden es grausam, daß ihn Calypso zurückhält. Von Odysseus wird dann gesagt, daß er sein süßes Leben vertraure, jammernd um die Rückkehr, daß ihm nicht länger die | Nymphe gefiel. Er baut dann ein Floß. Früher heißt es, er habe nicht fortkommen können, weil es an einem Fahrzeuge mangelte. Jetzt finden sich Materialien, Calypso findet sich in den Abschied so schwer er ihr wird und liefert selbst die Materialien (Ke: und nimmt freundlich Abschied. – An: Briseis, deren Vaterstadt Achill zerstört, deren Eltern er erschlagen, läßt es sich gefallen, seine Geliebte zu seyn.). – Bei den gefangenen Trojanerinnen (Ke: Cassandra, Andromache) tritt das Verhältniß der Sclaverei ein. Jammernd und wehklagend tragen sie ihr Schicksal. Die Helden handeln mit wilder Leidenschaft, indem sie (Lö: den Feind tödten und sein Weib, seine Kinder in Sclaverei setzen KeAn: Priamos am Hausaltar tödten). Der Inhalt aber ist der, daß sie es thun, als etwas, das sich gehört, das Sitte, | Schicksal ist. Besonders ist bei Achill das Schicksal hervorgehoben. Sittliche Gerechtigkeit ist nicht vorhanden. Es ist uns ein Unbegreifliches, nicht etwas Sittliches, Gerechtes. 16 Unmittelbar hieran … an] An: Dies sey genug über das Epos. Lö, ähnlich KePn: Es schließt sich noch vielerlei an das Epos an, eigenthümliche Formen, die im Ganzen aber die Grundlage des Epos haben. 19 der Zufälligkeit] Ke: den außeren Bestimmungen und Zufäligkeiten Lö: der Zufälligkeit, im Epos dem Schicksal
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lichkeit, das was geschieht, sind wundersame Verbindungen des Zufalls, wir fordern aber einen verständigen Zusammenhang, die Befriedigung eines objektiven Zusammenhangs ist uns durchaus nothwendig. In den Märchen ist der äusserliche Zusammenhang ganz ohne Verstand und kann es auch sein, es ist gleichgültig, es werden Situationen gezeigt, wo Menschliches hervortritt und sich zeigen kann, wunderbare groteske Erfindungen, rege Erfindungen der Phantasie, das Andere dazu ist das Menschliche und dieß macht den wesentlichen Eindruck auf den Hörer. Die Völker für welche dieß produzirt wird sind die Hörer und man sehe darüber die Beschreibung des Herrn von Hammer der mit einer englischen Expedition in Aegypten war und mit den Beduinen lebte, er entwirft davon ein schönes Gemählde und zeigt daß das Menschliche in jenen Darstellungen das ist, was den tiefsten Eindruck beim Hörer erzeugt. An das Epos schließt sich ferner eine andere Form an, der Roman; das Sittliche und Rechte ist hier zum festen Verhältniß geworden, im Individuum bleibt diese feste Welt, mit seiner Partikularität, seiner Bildung tritt er in sie herein, 1 geschieht] Lö, ähnlich KeAnPn: hier geschieht, ist ganz phantastisch Verbindungen des Zufalls] Pn: Verbindung des Zufalls, die in der Erfindungsgabe des Dichters ihre Quelle hat 2 Zusammenhang] An, ähnlich KeAn: Zusammenhang wie er im homerischen Epos, Zusammenhang von Ursache und Wirkung. So auch im Drama fodern wir Wahrscheinlichkeit. 3 Zusammenhangs] Ke: Zusammenhangs nach dem Verstand, der Reflexion nothwendig] Lö: nothwendig, auch im Drama. In ihm ist der Mensch mit seiner Empfindung, seinem Willen. Dies macht die Hauptsache aus. An, ähnlich Lö: So auch im Drama fodern wir Wahrscheinlichkeit. In diesem Zusammenhange ist der Mensch […] mit seinem Willen. 5–6 wo Menschliches … kann] Pn, ähnlich An: Alles, was vom Menschlichen hervortreten kann, kann (Pn: in diesen Situationen An: an diesen Mährchen) sich zeigen Ke: es werden nur Situationen herbeigeführt, in denen sich menschlicher Wille äußert 6–7 wunderbare groteske … Phantasie] Ke: Groteske | Erfindungen, eigenthümliche Beschäftigungen, Erregungen der Phantasie, dies ist der äußerliche Rahmen 7–8 das Andere … Hörer] Ke, ähnlich Pn: das andre ist das Menschliche, worauf es ankommt, und dies ist es, was den wesentlichen Eindruck auf Hörer und Leser macht. Die Völker, für die es producirt wird, sind Hörer. 10 war] Ke: war, die die Franzosen vertrieb 11–12 er entwirft … erzeugt] Pn, partiell ähnlich An: von der magischen Kraft sich einen Begriff zu machen muß man die versammelten und dichten Kreise gesehen haben, die Beduinenkreise, in denen sie sich um den Erzähler sammeln; wenn die Sonne gesunken schlürfen sie die Fabelgeschichten ein, wenn sie auch schon 100 mal gehört haben, man muß sie sehn wie sie lachen und klagen, mit dem Erzähler die Raserei theilen. Ist der Held in dringender Gefahr so schreien sie, nein, nein, das kann nicht sein; fällt er durch Verräther so ziehn sie ihre Stirn in Falten, kehrt er siegreich zurück so schreien sie lobt Gott den Herrn der Heerscharen; nichts gleicht dem Vergnügen wenn der Erzahler eine weibliche Schönheit beschreibt; wenn der Erzahler schließt spricht er, gelobt sei Gott, der schöne Weiber geschaffen hat, diese wiederholen sie als Chor, dieselben Worte; der Erzahler endet immer an einem interessanten Punkte und setzt dort am folgenden Tage fort. / Das Menschliche ist es, was diese tiefen Eindrücke macht; dies ist der wahrhafte Eindruck. 13–872,1 der Roman; … machen] Pn, ähnlich KeAnLö: (am Rande: unser sogenanntes modernes Epos) der Roman, der Held des Romans kann nicht der Held einer epischen Dichtung sein, denn das Sittliche und Rechtliche ist zu festen Verhältnissen geworden. in dieser Welt handelt das Individuum dieser gemäß
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strebt sich ihr gemäß zu machen, für ihn ist es die Aufgabe die eigene Subjektivität herauszubilden, zu streben, zu ringen. D i e Ly r i k . Die lyrische Poesie ist die reichste, mannigfaltigste, ihr Gegenstand ist das Besondere, das Besondere der inneren Empfindung als ein Inhalt, als einen äusserlich erscheinenden Gegenstand. Sofern das Besondere und Allgemeine abstrakte Bestimmungen des Lyrischen sind, ist eine sogenannte Gelegenheit da, dieß wird in seinem ganzen Umfange zur ganzen Individualität des Subjekts, des ganzen Individuums, der Sänger tritt auf. Dieß ist der Mittelpunkt um den es sich handelt, der sich darstellig macht. Er erscheint für sich als dieß Individuum, aber nicht äusserlich oder abgeschnitten von den Ver|hältnissen, sich zeigt er darin, ist noch nicht dramatisch, geht nicht zum Handeln fort. Der Kreis seiner Gedichte stellt den seines Lebens dar und seine Individualität in diesem Kreise, insofern ist es der Stand der Würde des Individuums das sich auf eigenthümliche Weise als dichtendes verhält. Pindar wurde eingeladen besonders die Sieger zu besingen, ausserdem sind von ihm eine Menge anderer Dichtungen vorhanden die andere Verhältnisse betreffen. Singend bemächtigt sich der Dichter seines Gegenstandes, so daß er das Gedicht nicht auf den Sieger, sondern aus sich heraus singt, mehr in objektiver Weise. Häufig spricht Pindar von sich selbst in seinen Oden, kurz er ist die Hauptperson, ebenso ist es mit Hafis, er ist gar nicht nach aussen beschäftigt, es sind hier keine besonderen Veranlassungen, in seinem 1–2 für ihn … ringen] AnPn, ähnlich KeLö: was ihm zu thun übrig bleibt ist seine eigene Subjektivität 3 D i e L y r i k .] Ke: | Lyrische Poesie. AnPn: | Die L y r i s c h e P o e s i e Lö: c) Die Lyrik. 5–6 das Besondere … sind] Pn: das Besondere die allgemeine abstracte Bestimmung des Lyrischen ist 6 Gelegenheit] Lö: Veranlassung Pn, ähnlich Ke: Veranlassung, eine Gelegenheit 7–8 dieß wird … auf ] Lö, ähnlich AnKePn: Da aber das Besondere zur (LöAn: Totalität Pn: ganzen Individualität) eines Subjectes wird, so tritt im Lyrischen das ganze Individuum, der Sänger auf. 9 macht.] Ke: macht. Bei Veranlassungen können lyrische Gedichte gemacht werden, |Gedichte auf etwas 10 nicht äusserlich … Verhältnissen] Pn, ähnlich Ke:(nicht episch in einer ausserlichen Begebenheit, sondern) abgeschnitten von Situationen, Begebenheiten, zeigt er sich darin Lö: abgeschnitten von den äußeren Umständen, der Lebendigkeit 11 fort] KeLö: fort; so ist der Sänger Hauptperson 13 des Individuums das] Ke, ähnlich Pn: des Sängers, wenn das Individuum 14 die Sieger] An: die Sieger (Ms: Sänger) bey den pythischen, olympischen, nemeischen Spielen 16 die andere Verhältnisse betreffen] Ke: (Argonautenzug, andre Siege) 16–18 Singend bemächtigt … singt] Pn, ähnlich Lö: ausserdem hat er die Lebensart eines Sängers gehabt, wenn er so einen Sieger besang, so hat er diesen auch für sich besungen, sich selbst dargestellt, mehr objectiv Lö schließt an: Der Held ist also nur die Veranlassung. 18–19 Häufig spricht … Oden] Lö, ähnlich KePn: Der Dichter spricht von verwandten Geschichten, aber er zeigt dabei sich: er mischt ein Gnomon der Weisheit unter die Resultate seines Meditirens 19 Hauptperson] Ke: Hauptperson; der Sänger 19–20 Hafis, er … beschäftigt] Ke: bei Hafis, sein Wein die Schenke, und der Schenke Mädchen, Sultan, Feinde, Mönche. Lö: Hafis. Sein Leben ist im Wein und in den Mädchen, gar nicht geschaftig nach außen. 20–873,1 in seinem … dichtend] Ke, ähnlich Pn: in diesem Kreise lebt er, sein Verhältniß ist | zu dichten; und die Weise des Dichtens haben wir von ihm; er verhält sich immer in diesem Lebenskreise. Lö: Sein Verhältniß ist: zu dichten.
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Lebenskreise verhält er sich immer dichtend. Dieß gilt auch vom Anakreon und anderen, auch Klopstock wollte sich diese eigenthümliche Stellung geben, allein in seinen Gedichten wird es mehr zu einer aufgespreitzten Würde die er nach aussen erstrebt. Wenn nur seine Oden dichterisch wären im eigentlichen Sinn, so aber sehen wir ihn fortgehen, erst zum Mädchen und dann zum Vaterland. Es waren wirkungslose Versuche, die Würde der deutschen Sprache und Poesie von dem Gegenstand der Wettkämpfe, spaeter richtete sich das ganze Interesse auf die Revolution über die sehr prosaisch gesprochen wird, Zorn, Unwille, glühende Seele pp kommen da vor. – Unter den Sängern ist Goethe besonders zu betrachten der in der Mannigfaltigkeit seines reichen Lebens sich immer dichtend verhält. Sein Leben nach aussen, das in diesen unendlich mannigfaltigen Interessen sich zeigt, die Eigenthümlichkeit seines Herzens, seine wissenschaftliche Richtung, in Allem verhält er sich dichtend, selten ist ein Individuum dessen Interesse so nach allen Seiten thätig war, zugleich lebte er in sich in dieser Mannigfaltigkeit und das was ihn berührte verwandelte er in eine poetische Anschauung. Das leichteste Anspielen an die Empfindung explizirte er wie die härtesten, schmerzlichsten Phantasieen als Gedicht, so sich selbst davon befreiend. Der eigentliche Dichter lebt in sich, explizirt das innere Leben, faßt die Verhältnisse poetisch auf, verschmilzt Inneres und Äusseres, so bleibt immer der Sänger die | Hauptperson und wird berühmt als solcher. Homer ist als Individuum geopfert, eine individuelle Existenz gesteht man ihm nicht zu, seine Helden aber leben fort, bei Pindar dagegen ist dieß umgekehrt, seine Helden leben nicht fort, sind leere Namen, aber er ist es der als Sänger sich erhält, sich ausgesprochen und dargestellt hat. Bei Horaz ist ein ähnliches Verhältniß, auch er hat was nach
Stellung] KeLö: Stellung eines Sängers Pn: Stelle eines Sängers geben, der als Individuum singt 3–4 nach aussen erstrebt] Lö, ähnlich Ke: sich nach außen hin, aber mehr in seinen Gedichten, giebt 4–5 so aber … Vaterland] Pn, ähnlich KeLö: in seinen Oden sehn wir das Individuum, das fortgeht in seinen Interessen bis an sein Ende, in der Jugend bei seiner Geliebten, in seinem Alter das Verhältniß zur Nation, ihr eine poetische Mythologie zu geben, die aber keine Wirkung 6–7 von dem … Wettkämpfe] Ke: Wettkampf mit Engländern und 30 hervorbrachte. Franzosen 8 sehr prosaisch] Ke: prosaisch, aber sehr merkwürdig 12–13 die Eigenthümlichkeit … Richtung] Ke, ähnlich Pn: zum Individuum, zur Naturwissenschaft 14–15 zugleich lebte … berührte] Ke, ähnlich AnPn: | bei dieser Manigfaltigkeit der Interessen, lebt er (AnPn: zugleich) in sich, und was ihn berührt, verwandelt er in poetische Anschauung 16 Anspielen] 16–17 wie die … befreiend] Ke, ähnlich Lö: ebenso wie er durch die Poesie sein 35 Ke: Anklingen Gemüth befreit von dem härtesten 17–19 Der eigentliche … Äusseres] Lö, ähnlich Pn: Dies ist das eigentliche Dichterleben (Lö: : Spiegel des Innern in das Außen zu seyn. Pn, ähnlich An: , das sich selbst sein Inneres explicirt und eben so die Verhältnisse nach aussen hin poetisch auffaßt, Spiegel eines Innern und Spiegel der Außenwelt.) 21 geopfert] AnPn: aufgeopfert seine Hel22–23 seine Helden … 40 den] Lö, ähnlich An: sein Achill, sein (Lö: Hector An: Odysseus ff.) Namen] Ke: sind uns die meisten Sieger nicht bekannt, leere Namen, die die Gelehrten kennen, die man vergißt, wenn man sie gelesen hat
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aussen vorging in sich aufgenommen, aber nicht sowohl das Äusserliche als solches beschrieben, sondern sein Verhältniß, sein Dichten steht darüber, er scherzt mit ihnen. In seiner Zeit hat der Dichter als Sänger die Bedeutung, daß der Kreis seiner Bestrebungen ein erhaltender ist, Augustus rühmte sich vom Horaz besungen zu sein, dieser antwortete sehr launig darauf. Das Zweite ist, daß der Gesang dem Lyrischen wesentlich ist, weil der Gegenstand mehr ein besonderer, innerlicher ist, so fordert er ausgesprochen zu werden, der Stoff, Inhalt ist nicht von dieser Selbstständigkeit daß er dieß entbehren könnte, er ist nicht von dem Gehalt, nicht von der Objektivität, daß er nicht eine äusserliche Unterstützung nöthig hätte. Dieß führt uns zum Sylbenmaaß; bewegt, belebt, mannigfaltig muß dasselbe sein weil der Stoff ein besonderer ist, das Individuum sich giebt und entwickelt, der Inhalt und die Form ist darin in Bewegung. Die Hymnen hat man besonders ausgezeichnet, sie sind großentheils ein ganz subjektives Ausrufen. Eine mehr oder weniger uns fremde Dichtungsart sind die Oden, sie haben allgemein eine bestimmte Veranlassung, mehr historischen Inhalts oder es sind Gnomen. In dieser Art sind Pindars und Horazens Oden, sie sind im Ganzen sehr gebildet, aus großer Kälte und einer sehr ausdrücklichen Reflexion hervorgegangen. Daß sie singbar sind wußte 2 beschrieben] AnLö: zu seinem Gegenstande gemacht sondern sein Verhältniß] An: sondern sich, sein Verhältniß Lö, ähnlich Ke: sondern sein Dichten darüber, (Lö: daß er darüber ein Gedicht machen will Ke: von dem er viel Wesens macht). Sehr häufig ist es aus, wenn man meint, daß er anfangen werde. 3–4 daß der … ist] Lö, ähnlich Ke: daß er und (Lö: der Kreis seiner Gedichte Ke: seine Werke) ein sich Erhaltendes sind 4–5 Augustus rühmte … sein] Lö, ähnlich KeAnPn: August wünschte von ihm besungen zu werden. (Ke: Billet von Augustus an Horaz:) An vereris ne apud posteros tibi infame sit, quod videaris familiaris nobis esse? Er | hat sich (Ke, ähnlich Pn: durchgedrückt durch die Verhältnisse, sich) unabhängig, selbstständig erhalten. Dies ist die Haltung des Lyrischen. 6 wesentlich] LöPn: am Wesentlichsten Ke: am ähnlichsten 7–8 so fordert … werden] Lö, ähnlich KePn: so erfordert noch das Lyrische in seinem Vortrage eine entschiedene Äußerlichkeit. Die erregte Innerlichkeit muß sich äußerlich aussprechen und zwar prononcirter. 9 der Objektivität] Ke, ähnlich Lö: Gehalt, inneren Objectivität, wie im Epos 10 eine äusserliche Unterstützung] Ke: in Ansehung des außerlichen mehr formend, Gehalt, Unterstützung Dieß führt uns zum] Lö, ähnlich KePn: das bezieht sich auch auf das 13 darin in Bewegung] Lö, ähnlich Ke: von unbegrenzter Mannigfaltigkeit. Im Allgemeinen läßt sich da sehr wenig sagen 13–14 Die Hymnen … Ausrufen.] Lö, ähnlich AnKePn: | Man zeichnet Hymnen, Päane, Dithyramben (Ke: geistliche Lieder) aus: das (Lö: Aufgeregtsein An: aufjauchzen, aufjubeln) des Gemüths die Andacht oder auch die (Lö: Fröhlichkeit Ga: Frömmigkeit). Bei der Erhabenheit sind auch diese Hymnen erwähnt, besonders bei den Orientalen. Daß diese Hymnen noch ganz subjectives Ausrufen sind, gemäßigt werden können, davon haben wir ein Beispiel in den Homerschen Hymnen, die ganz episch sind. 16 mehr historischen … Gnomen] Lö: von der sie sich erheben zu würdigen Betrachtungen (Ke: und objectiven, mehr geschichtlichen Inhalt, oder), Gnomen, allgemeinen Ansichten 17 sie] KePn, ähnlich Lö: letztere 18 hervorgegangen] Ke, ähnlich Pn: hervorgehend, so absichtlich gemacht 18–875,1 wußte selbst … darzustellen] Ke: gilt wohl nicht von allen; im ganzen für den Leser Pn, ähnlich An: kann ich mir nicht vorstellen (Ms: vorzustellen), das carmen saeculare vielleicht, im Ganzen sind sie für’s Lesen gemacht Lö: fällt einem nicht leicht ein
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selbst Horaz nicht darzustellen, Pindars Gesänge waren wesentlich zum Vortrag bestimmt, seine Oden wurden bei feierlichen Gelegenheiten vorgetragen, womit Chorgesang verbunden war. Klopstock hat gesucht bei uns Ähnliches einzuführen, seine Gedichte sind im Ganzen Oden, aber sie | sprechen uns wenig an, er selbst überlebte seinen großen Ruhm, nur einige wenige seiner Oden sind als klassisch auszuzeichnen. Das Dritte ist das Lied welches die ganze unendliche lyrische Mannigfaltigkeit in sich faßt und bei dieser Mannigfaltigkeit kommt recht eigentlich die Besonderheit der Nationen zum Vorschein. Viele Völker brachten es in ihrer Poesie nur bis zum Liede, Lieder haben aber alle Völker, selbst die rohsten, daher kommt der eigenthümliche Eifer sie zu sammeln, wofür Herder viel that. Goethe interessirte sich sehr dafür und hat sie uns zugebracht, so daß er auf die sinnvollste und schönste Weise das Eigenthümliche diesen Liedern gelassen hat, wie z. B. in dem Gesang der Weiber Asan Agas, im morlackischen Liede pp[.] Eine halbe Barbarei gehört aber dazu wenn ein Volk bei diesen Liedern verweilt und es nicht zum Epos und zum Drama bringt. Das Lied kann nun subjektive Empfindungen ausdrücken oder dieß nur versuchen, anders ist ein offenes Aussprechen und Austönen und anders ist es wo der Dichter durch sein Verstummen 1 Pindars Gesänge] Lö: Die pindarischen Oden hingegen, besonders die Siegesoden VorLö: Vortrag durch den Gesang bestimmt. Von unserer modernen Abstraction wird auch noch näher die Rede seyn. (Lö: Da kommt es nur zum Vorlesen, nicht zur Musik. Ke: Wir sind das lesen so gewohnt, Mitte ist der Vorleser) 2–3 seine Oden … war] Lö, ähnlich KePnAn: Pindar aber hat seine Oden unter Gesang und Tanz von Chören vorgetragen, (Lö: es war also ein Gesang- Musik- und Tanzfest Pn, ähnlich Ke: in einem (Pn: feierlichen Ke: öffentlichen) concessus, einem förmlichen Gesang Musik und Tanzfest). 3 Ähnliches] KeAnLöPn: die Oden 4–5 aber sie … Ruhm] Ke, ähnlich LöPn: Wenig ist darunter, was uns noch ansprechen kann, was seine Zeit hat überleben können. 5–6 nur einige … auszuzeichnen] Ke, ähnlich LöPnAn: Einige, | an die deutsche Sprache sind von klassischem Inhalt und Form. Einige sind als ganz rein auszuzeichnen, und sich anzueignen, (Ke: ohne etwas uninteressantes zu finden Pn: ohne dabei zu empfinden). 7 die ganze] AnLö: beynahe die ganze 8 faßt] Lö: faßt. Das ist die eigentliche Bestimmung des Lyrischen. Seine Formen gehn in die unendliche Mannigfaltigkeit hinaus. 8–9 bei dieser … Vorschein.] Lö, ähnlich KePn: Bei dieser Mannigfaltigkeit des Inhalts kommt auch beim Liede die eigenthümliche Besonderheit der Nationen vor. Ke schließt an: poetische Seite in den Liedern. Alle Nationen. Volkslieder haben deswegen einen eigenthümlichen Reiz An: Zu dieser Mannichfaltigkeit überhaupt kömmt bey’m Liede noch besonders die Besonderheit des Volkes vor 11 kommt der … sie] Lö: ist es ein besondrer Hang, die Volkslieder verschiedener Nationen 12 Goethe interessirte …dafür] Lö, ähnlich Pn: Herder und Göthe haben sich dafür interessirt. uns zugebracht] KeAnLö, ähnlich Pn: umgebildet 13 das Eigenthümliche … gelassen] Ke: das nationell-charakteristische behalten Lö, ähnlich Pn: den eigenthümlichen Character belassen 14 wie z. B. … Liede] Lö, ähnlich An: Die Morlachen, | Dalmatier, (An: Servier,) Neugriechen sind reich an solchen Liedern. 17 oder dieß nur versuchen] Ke, ähnlich AnLöPn: oder mehr nur den Versuch, das auszusprechen ein offenes] Pn: das ausgelassene Ke: ein ofnes, ganz ausgelassnes
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spricht. Dieß ist der nördliche Charakter, der Kampf des Gemüths, dieß Sehnsüchtige, wo der Dichter nicht zum vollständigen Aussprechen kommt. Einige der schönsten göthischen Gedichte sind von dieser Art z. B. der Junggesell und der Mühlbach pp ebenso eine ganze Folge Nationalgedichte aus dem AltEnglischen, Alt-Französischen, Italienischen und Spanischen, ihr Charakter ist das in sich Gehaltene, Gedrungene, die Empfindung versteckt sich hier tief, ist nicht explizirt, kann und will sich nicht darstellen. Nach einer andern Seite geht es über zum subjektiven Inhalt bis zur Romanze, die ganz episch werden kann, eine Handlung der Tapferkeit darstellt pp wie z. B. in den neugriechischen Liedern. Im Liede drückt sich das Eigenthümlichste der Völker aus und wenn wir vom deutschen Gedichte sprechen so muß man sagen daß Goethe im Liede am vorzüglichsten ist, daß die Lieder hier in ihrer bestimmtesten Eigenthümlichkeit erscheinen. Andere der epischen und dramatischen Form sich nähernd, enthalten mehr oder weniger etwas zu einem bestimmten Zweck entlehntes. Im Liede verhält sich der Dichter in seiner eigensten Eigenthümlichkeit und ganz mitempfinden kann man nur die Lieder seiner Nation, wir Deutschen können uns wohl in’s Ausland hineinmachen, aber die letzte Musik eines In|halts und Versmaaßes, dieß letzte Innerste bleibt uns ein Fremdes, man befindet sich in einem anderen Tone, doch ist in den götheschen Liedern und Nachbildungen die innerste Eigenthümlichkeit auf bewahrt. Auf die unendlichste, mannigfaltigste Weise erging sich Goethe, bald findet man ihn in heiteren Spaeßen, bald in subjektiven Situationen pp das Vortrefflichste was er gab ent1–2 Dieß ist … kommt.] Pn, ähnlich An: dieser Kampf des Gemüth ist ein barbarischer Zustand Lö: Dies ist ein Character von halbbarbarischen Völkern: der Zug des Gemüths sich auszusprechen. Wenn der Inhalt sehnsüchtig ist, so liegt schon darin, daß er nicht zur Befriedigung, klaren Ausdruck kommen kann. 4–7 Mühlbach pp … darstellen] Ke: Mühlbach. / ich lobe mir den Müllerknecht, an dem ist nichts zu verderben, darüber englisch. Das deutsche ist in sich | gedrungen; Empfindung concentrirt, sich für sich als sich nicht expliciren könnend und wollend, darstelend. Lö, ähnlich An: Mühlbach. Den Anfang macht das eigentlich Prosaische; dann französisch, italiänisch, deutsch, spanisch. Das Deutsche ist das in sich gebundene. Es ist das Gespräch des Bächleins mit dem Junggesellen. Die Empfindung stellt sich aber tiefer, sich nicht expliciren wollend dar. 9–10 eine Handlung … Liedern] Lö: Das Idyllion kann auch (Lö: epischen Ke: lyrischen) Character haben, einzelne Züge, (Ke: z. B. die Tapferkeit) oder sonst eine Begebenheit. 11 vom deutschen Gedichte] Lö, ähnlich An: von unsern deutschen Dichtern 11–12 daß Goethe … ist] Lö: daß sie im Liede, vornehmlich Göthe, am Vorzüglichsten sind 14 mehr oder … entlehntes] Lö, ähnlich KeAn: etwas mehr oder weniger Entlehntes was nach (Lö: einem bestimmten Vorsatz Ke: bestimmter Form, Vorsatz) gemacht ist 15 verhält] KePn: erhält Eigenthümlichkeit] Pn: Eigenthümlichkeit und Selbstständigkeit 16–17 wir Deutschen … hineinmachen] Ke, ähnlich An: Wir Deutsche, die wir überhaupt die Archivare der ganzen Welt sind, aller Poesie, können leichter einheimisch werden im fremden 18–19 man befindet … Tone] Lö, ähnlich KeAn: Man empfindet es, daß man in einer (Lö: andern Sphäre, einem andern Tone Ke, ähnlich An: fremden Luft, Athmosphäre) sich befindet. 21 heiteren] Ke, ähnlich LöPn: gesellschaftliche, heitere
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halten seine Lieder. Auch von Schiller haben wir einen großen Kreis von Liedern, er verhält sich aber mehr als der Sänger der nicht so in sich singt, sondern einer Versammlung vorträgt und durch wirklich sittliche, wesentliche Interessen einen solchen Kreis zu beschäftigen bemüht ist. Bei Goethe findet man sehr viel Artigkeit, viel Subjektives, gelegentliche Äusserungen die Persönliches betreffen, Schiller dagegen stellt mehr einen für sich selbst würdigen Inhalt dar, seine Lieder tönen aus, wie er von seiner Glocke sagt, sie solle hoch über dem Getreibe der Menschen tönen. Würdigem und Ernsten war seine Muse geweiht, es sind nicht sowohl subjektive Veranlassungen die das Äussere bestimmen, sondern es ist der Stoff, es sind gründliche Interessen die von Schiller herausgebildet werden. D a s D r a m a . Der Gegenstand des Dramas ist die Handlung. Das Epos war so bestimmt daß das Individuum in dieser Objektivität ein sittliches aber zugleich ein Äusserliches ist, in der lyrischen Poesie war dagegen das Subjekt für sich in dieser Individualität die sich erhält, das Dritte ist nun die Individualität als handelnd, als sich äussernd, was aber so geschieht daß die Äusserlichkeit nicht die Begebenheit als solche ist, sondern ihre Äusserung eine durch die Individualität gewollte, hervorgebrachte ist, es ist die Gemeinde als göttliche in ihre menschliche, eigenthümliche Gestalt gebracht als wirkend, als handelnd. Im Drama ist das plastische Sculpturwerk höher gestellt und erscheint als lebendige Individualität, das Göttliche dagegen ist das Unbewegliche, Ruhige, diese allge2–4 der nicht … ist] Lö, ähnlich Ke: der (Lö: in einer Versammlung vortritt An: wie Pindar einer Versammlung vorträgt) und dieser durch einen [lacuna] sittlichen, besonders interessanten Inhalt Beschäftigung zu geben bestrebt ist 5 gelegentliche Äusserungen … betreffen] Ke, ähnlich Lö: gelegentlich außerlich gesuchtes 6 für sich] Ke: interessanten, für sich 7–8 sie solle … tönen] An: Seine Lieder tönen hoch über dem niedern Erdenleben Ke: mit schnellen Schwingen berühre sie im Flug die Zeit. 8 Würdigem und … geweiht] Lö: „nur ewigen und ernsten Dingen sey ihr metallner Mund geweiht“. 9 Veranlassungen die … bestimmen] Lö: Gelegenheiten, die Veranlassung geben 9–10 es ist … werden] An, ähnlich LöPnKe: Schiller sucht nach Stoffen, die für sich Interesse enthalten, die er für den Zuschauer herausbildet 11 D a s D r a m a .] KeAn: | D r a m a t i s c h e Po e s i e . / Pn: D r a m a 12–13 in dieser … Äusserliches] Ke: in der Objectivität steht; innerlich, und außerlich Pn: in der sittlichen und zugleich ausserlichen Objectivität 14 in dieser … erhält] Ke: | die Individualität, die sich in ihrem Geist, Anschauungen sich erhält Lö: aber die unthätige Individualität in ihrer Empfindung, Anschauung 15 als sich äussernd] KeLö: die lyrische Individualität, die sich außert 16–17 eine durch … hervorgebrachte] KeLö, ähnlich Pn: ein durch sie gewoltes, hervorgebrachtes 18 menschliche] Ke: weltlichen Gestalt] KeLö: Existenz Pn: Existenz, Totalitat 19 höher gestellt] KeAnPn: hergestellt lebendige] Ke: lebendige, wirkende LöPn: wirkliche, lebendige 20–878,1 das Göttliche … Macht] Lö, ähnlich KeAnPn: Es ist nicht ein Gott, wie in Sculpturwerken, der handelnd auftritt. Der Gott ist eine ruhende Macht: Wenn sie auch hervortritt, so ist es die allgemeine (Lö: Meinung KePn: Macht), die mit dem Vollbringen des Menschen in die inconsequente Stellung kommen muß. Die Gegensätze im Göttlichen zergehn (Lö: als gleichsam leichte Wellen, die sich momentan Ke: i n d e m a l g e m e i n e n , i m Z e u s , d e r N o t h w e n d i g k e i t , w i e Wo l k e n , d i e s i c h a u f d e m u n g e t r ü b t e n E i n e n ) hervorgethan haben. Es ist ein Heros, der handelnd auftritt.
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meine Macht. Das Drama ist abstrakter als das Epos, es ist nicht die Individualität die einem Subjekt angehört, sondern die ein Zweck, eine Sache ist. Diese Sache steht höher als das Individuum so weit es dieß besondere ist und das Individuum ist nur der Träger und Beleber. Indem das Interesse so wesentlich dieß eine ist, so wäre eine weitere Ausbreitung des Individuums nur Ueberfluß, das Individuum muß daher | nicht so mannigfaltig wie im Epos, sondern abstrakter gehalten hier erscheinen. Die Handlung muß eine sein, dieß ist die erste Bedingung, wo sie anfängt und endet ist selbst wieder unbestimmt, sie hat Voraussetzungen, aber ein Hauptinteresse muß da sein was bis zum Ende geführt wird, was als das Herrschende auftritt, durch das Beendigen desselben, durch die Vollbringung dieses Zwecks entstehen neue Kollisionen und so werden Bilogien und Trilogien erzeugt. Ist jedoch vom Bestimmen der Handlung die Rede, so kommen nur die zwei Hauptformen Tragödie und Komödie in Betracht. Ein Kunstwerk muß durchaus Abtheilungen haben, Akte sagte man sonst und besser, denn es sind besondere Handlungen. Eine große Handlung aus welcher etwas resultirt muß aus vielen Akten bestehen. Schiller um dieß zu vermeiden, hat es durch 4 Pausen bezeichnet, es erscheint aber zuerst zufällig ob 3 oder 5 Akte gemacht werden und nicht bestimmt läßt sich behaupten ob 3 oder 5 nothwendig sind. Zur Handlung gehört aber nun ein Gegensatz, zwei 1–3 es ist … besondere] Lö, ähnlich Pn: Es ist e i n Individuum, welches das Interesse fesselt, aber wesentlich ist es eine Handlung, ein Zweck, eine Sache, die das Interesse ausmacht. 4 der Träger und Beleber] Lö, ähnlich KeAnPn: Träger, Bethätiger (KePn: Beleber) dieser Sache, aber die Sache ist die Hauptsache 5 nur Ueberfluß] KeAnLö, ähnlich Pn: etwas müssiges 7 Die Handlung] Ke: Grundlage überhaupt ist die Handlung: Dies 8 wo sie … unbestimmt] Lö, ähnlich KeAnPn: (Lö: Wo die Handlung überhaupt ein Beschlossenes wird Pn: wo sie anfängt und sich schließt), ist im Bestimmten | selbst wieder ein Unbestimmtes 8–9 sie hat Voraussetzungen] Ke, ähnlich LöAnPn: Handlung hat Voraussetzungen, Bedingungen, hervorgebracht durch Handlungen; in eine Handlung greifen viele besondere Interessen ein, die nicht alle ausgeführt sind, wenn eines ausgeführt ist. 9 Hauptinteresse] Pn: Haupt und allgemeines Interesse 10 was als … auftritt] Ke, ähnlich AnPnLö: Untergeordnete Interessen, oder höhere, bleiben dann mehr oder weniger unerledigt. (Ke: bei Homer Pn: beim Achill Lö: Im Epischen) ist das Interesse die Eroberung Trojas, wird nicht erledigt in der Ilias. Im Dramatischen ebenso ein Interesse herschend. 11 neue Kollisionen] Lö, ähnlich Ke: eine neue Collision, es ist ein neuer Gegensatz gesetzt, der wieder Anfang einer neuen Handlung seyn kann 12 Bilogien und Trilogien] KeLö: Dilogien, Trilogien An: Dilogien, Tetralogien vom Bestimmen] KeLö: vom bestimten 13–14 so kommen … Betracht] Ke, ähnlich Lö: spaltet sich sogleich das (Ke: Ganze Lö: Eine) in die 2 Hauptformen Tragödie und Comoedie 14 Kunstwerk] LöPn, ähnlich Ke: Kunstwerk, das diese Handlung darstellt 14–15 Akte sagte … Handlungen] Pn, ähnlich KeLö: man hat früher Acte gesagt und das sind es auch, | es sind Handlungen und zwar besondere Handlungen 17 bezeichnet] Ke, ähnlich An: bezeichnet; thut nichts zur Sache; Hegel wohnte der ersten Aufführung der Braut von Messina in Jena bei; in der Nebenloge ein Fürst zankte den Kammerdiener aus, der hatte gesagt 4 Acte, Pausen für Acte genommen. Wunderbar, einen Werth auf solche Benennungen zu legen. 17–19 es erscheint … sind] Lö: Im Ganzen haben sich 5 oder 3 Acte gemacht; dies ist das Natürlichste. Pn, ähnlich Ke: Die Alten haben im Ganzen 5 Acte und 3 Acte gehabt
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Interessen treten sich gegenüber auf, das erste tritt auf und exponirt sich, dieß giebt den ersten Akt, dann das zweite, welches auch wohl im ersten Akt sich zeigen kann, doch hier selbstständig sich auslegt und entfaltet, dieß giebt den zweiten Akt, im dritten ist die Auflösung und Entwicklung dieses Gegensatzes, welche auch in den 5ten verlegt wird, so daß wenn der erste und zweite Akt die Exposition der beiden Seiten enthält, im dritten und vierten ihre Wirkung sich kund giebt und der fünfte alsdann die Auflösung des Gegensatzes enthält. Daß das Ganze aber so pedantisch auseinander gehalten werde ist hiermit nicht gesagt, jedoch plastischer und deutlicher ist es wenn diese Akte dem Begriff des Stücks entsprechen Der allgemeine Inhalt des Dramas ist die Handlung, diese näher bestimmt führt auf die Spaltung zwischen Tragödie und Komödie, wir wollen jedoch zuerst das Material näher betrachten in welchem sich hier der äussere Inhalt zur Anschauung bringt, hier sind dieß die Menschen selbst, im Lyrischen war es der Sänger, des Menschen Stimme die das Innere ausspricht, aber nicht Handlungen. Wesentlich behauptet sich im Drama der Dialog. Es sind so entgegengesetzte Interessen hier vorhanden, beim Vorlesen verschwinden sie, bringt man | sie weg, vorlesen ist ein Mittelding, es thut dem Pathos Gewalt an, im Drama müssen verschiedene Personen auftreten, um Empfindungen, Entschliessungen, Vorsätze darzustellen, die Gebehrde tritt sogleich hinzu und mit ihr die Umgebung, Scenen pp und indem jede Seite einer künstlerischen Behandlung fähig ist, alles künstlerisch behandelt werden soll, so treten auch Gesang und Tanz mit 6–7 im dritten … giebt] Ke, ähnlich Lö: im 3 und 4 Thaten und Wirken der beiden Seiten Pn: im 3 die Ueberwiegende der 1 Seite im 4 das Überwiegende der andren Seite 7 der fünfte … enthält] An, ähnlich Ke: so daß sich Alles in den 4 ersten Akten zuspitzt und im 5ten auflöst 13–14 äussere Inhalt zur Anschauung] KeAnPn, ähnlich Lö: Inhalt der Handlung zur | außerlichen Anschauung 14 hier sind … Menschen] An, ähnlich KePnLö: Dies Material ist kein Stein, kein Holz, kein Pigmente mehr, sondern der Mensch 15 des Menschen Stimme] LöPn, ähnlich Ke: Hier ist es auch die Menschenstimme ausspricht] KeLöPn: ausdrükt aber nicht Handlungen] Lö, ähnlich KePn: aber nicht blos Vorstellungen, Empfindungen sind auszudrücken, sondern Handlungen und Vorstellungen, die an einen andern gerichtet sind, wirken sollen gegen einen andern. 16 Dialog] Ke: Dialog, wobei freilich auch Monolog An, ähnlich KePnLö: der lyrische Sänger setzt sich in Bewegung, Handlung, es ist der konkrete lyrische Sänger, gesprochene Rede durch verschiedene Individuen, nicht eine Rede. 17–18 beim Vorlesen … Mittelding] Lö: Beim Vorlesen eines Dramas kommt nun der Übelstand, daß man entweder die Namen lesen muß, oder, wenn man sie fortläßt, dunkel wird. Ke, ähnlich An: beim Vorlesen genirt es, die Namen vorzulesen; Tieck bei seinem vortreflichen Vorlesen läßt die Namen weg, aber dies bringt Undeutlichkeit hinein. Pn: (das Vorlesen ist ein Mittelding zwischen dem Ausdruck und dem für sich Lesen) 20 Vorsätze] Pn, ähnlich Ke: die stärksten zum Wollen (Pn: bringenden Ke: dringenden) Empfindungen hinzu] Pn, ähnlich Ke: hinzu, das Sichtbare an dem Ausdruck 21 Scenen] Ke, ähnlich AnPnLö: Dekoration, Scene 22–880,1 treten auch … ein] Ke, ähnlich AnLöPn: tritt Musik, Gesang mit ein, und (Ke: Tanz zur Geberde An: der mit der Künstlerischen Gebärde zusammenhangende Tanz)
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ein. Es ist eine Vorstellung die nach allen Seiten hin ausgebildet wird, reich aber schwierig, denn alle Künste sind hier vereint. Wenn so das Drama nach allen Seiten ein Kunstwerk wird, so haben wir das was wir Oper nennen, sie erscheint als ein wahrhaftes, vollkommen ausgebildetes Drama, wir dagegen sind gewohnt sie als Luxussache anzusehen, wo die Ausbildung der besonderen Seiten das Ueberwiegende ist. Ueberdieß fordert dieser Punkt einen wunderbaren, phantastischen Inhalt, solche Begebenheiten, die nicht in dem ganz verständigen Zusammenhang bleiben, die Oper fällt daher in’s Märchen, in das Wundervolle, es erdrückt sich gleichsam der Ernst unter der Ausbildung aller Seiten. Dieß gewaltige Extrem ist hier zwischen dem Lesen des Dramas und dieser ungeheuren Ausbildung und an jenes sind wir so gewöhnt, daß wir es für die Hauptsache halten. Viele Dramen sind nicht für die Bühne geschrieben, aber das Drama hat wesentlich seine Bestimmung auf der Bühne dargestellt zu werden, wie wir namentlich beim griechischen Trauerspiel sehen, der Werth des Dramas als Kunstwerk wird nur durch eine Behandlung erlangt, welche es für die Bühne geschickt macht. Daß die griechische Tragödie hier unausführbar ist, hat in ihr selbst den Grund, in dem sie Voraussetzungen hat, welche uns fehlen z. B. daß Agamemnon seine Tochter schlachtet. Aristoteles fordert, daß die Tragödie Furcht und Mitleid erwecke, dieß erweckt aber nicht jener Mord in uns. Die 1 Vorstellung] Lö: Darstellung 1–2 reich aber schwierig] Ke, ähnlich Lö: gleichsam (Ke: Person Lö: ein Pfau) mit einem reichen Gewand, woran schwer zu tragen ist 2 vereint] Ke, ähnlich AnPnLö: vereinigt; (Lö: im Tempel) der Mensch die lebendige Statue; Architectur durch Malerei vorgestelt, oder reelle Architektur, Musik, Tanz, und Pantomime, (Ke: das sich isoliren kann, so gut wie die Musik Pn: Tanz und Pantomime so wie Musik kann sich auch isoliren.) 4 ein wahrhaftes, vollkommen ausgebildetes] Lö, ähnlich KePn: das wahrhafte Drama, das vollkommen künstlerisch ausgebildete 5–6 wo die … ist] Pn, ähnlich KeLö: als untergeordnet, wo es mit der Hauptsache nicht Ernst ist, wo der Pomp Ausbildung der besonderen Seiten ueberwiegend ist An, ähnlich KeLö: als etwas untergeordnetes betrachten, wo die Accessorien (Musik, Gebärde, Tanz) das Überwiegende werden 6 Punkt] KeLöPn: Pomp 7–8 solche Begebenheiten, … bleiben] Ke, ähnlich AnLö: es ist nicht natürlich, daß die Menschen singen, statt zu sprechen, tanzen, statt sich ruhig zu bewegen, zu diesem nicht natürlichen in der Vorstelung sucht man einen Inhalt, der nicht in den Grenzen des ver|ständigen Zusammenhangs bleibt 8 in’s Märchen, … Wundervolle] Ke, ähnlich AnPnLö: ins Feld des Märchenhaften, wunderbaren, Mythologischen 11–12 daß wir … halten] Ke: daß wir das, wie sich ein solches Kunstwerk beweiset, danach schätzen 12 Viele Dramen … geschrieben] Ke, ähnlich Pn: Viele Stücke werden nicht so aufgeführt, bekommen keine Bühne zu sehn geschrieben] Lö, ähnlich An: geschrieben. Es scheint uns die Aufführung auf der Bühne (An: ein Prunk,) ein Überfluß zu seyn. 13 werden] Lö, ähnlich KePn: werden. Damit ist nicht gesagt, daß der innere Werth des Drama’s nicht das Genügende sey. Bei den griechischen Dramen haben wir durch das bloße Lesen diese (Lö: große Ke: unendliche) Befriedigung. 18 schlachtet] Ke: schlachtet, ist nicht unsre Sache, haben | wir nicht gemein 19 dieß erweckt … uns] Ke, ähnlich LöPn: Was Furcht und Mitleiden erregen kann, muß Sache der menschlichen Brust sein, u n s e r Interesse sein; damit können wir wohl Mitleid haben, aber nicht sympathisieren 17 daß] das
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sophocleischen Tragödien haben ähnliche Voraussetzungen z. B. Philoktet, dergleichen können wir wohl in der Oper anbringen aber nicht im Drama. Ferner daß Iphigenia ihren Bruder schlachten soll, erschiene in unserer Zeit nicht als ein freies Ver|hältniß Der Inhalt jener Stücke läßt sie nicht auf unsere Bühne kommen. – Die Äusserlichkeit die der Inhalt durch die Darstellung erhält ist eben das Dramatische. Ein großes, substantielles Interesse wird gleich verstanden, ein anderes ist daß es sich gleich in Bewegung setzt und in dieser eigenthümlichen Bewegung handelnd dargestellt wird, so daß der Mensch andere bewegend, von diesen wieder selbst bewegt wird, dieß hängt dann zuletzt mit Zufälligkeiten zusammen. Ob ein Drama wirklich so gearbeitet sei daß es sich auf der Bühne gut ausnähme, dazu gehört viel und oft ist auszusetzen, daß sie auf der Bühne keine Wirkung thun. Bei uns ist der Fall daß der Geschmack es ist der entscheidet, er der ganz unbestimmt ist und so lassen wir uns das Heterogenste gefallen. Ob nun ein Drama nach dieser Seite des Wirkens auf Andere ganz richtig gearbeitet sei, diesen Werth erkennt man erst vornehmlich auf der Bühne. Bis zur Oper ist von der Ausführung des Dramas ein großer Schritt, wenn das Drama 1 z. B. Philoktet] Lö, ähnlich KeAn: wie im Philoctet die Nothwendigkeit der Pfeile des Hercules zur Eroberung von Troja, ferner die Nothwendigkeit seiner (Lö:Krankheit An: Geschwüre, die unheilbar). Dies alles liegt uns ganz fern. 2 dergleichen können … Drama] An, ähnlich KePn: daß Alceste für ihren Mann sterben will, das können wir in der Oper zugeben, aber nicht im Drama 3–4 erschiene in … Verhältniß] Lö, ähnlich An: ist allerdings eine große Härte, aber es gibt noch jetzt menschenopfernde Völker; so ist dies für uns gar nicht ein so entferntes Verhältniß Ke: ist nicht so ein entfernter Wahn; wir haben noch Völker, die Menschenfleisch essen 4–5 Der Inhalt … kommen.] Ke, ähnlich Pn: Daß sich die griechische Tragödie nicht bewähren könne auf der Bühne (Pn: vermindert ihren hohen Werth nicht Ke: ist nicht ganz das, daß das Drama für die Bühne bestimmt sei, und daß sein innerer Werth davon abhange, daß er so eingerichtet sei, daß er auf der Bühne erscheinen und Theilnahme erregen könne.) 6 Ein großes, … verstanden] An: Ein Charakter ist leicht für die Vorstellung zu schildern, ein Anderes ist es aber, daß er sich in Bewegung setzt. 10 zusammen] Ke, ähnlich AnPnLö: zusammen, das Entscheidende ist etwas (AnLö: Zufälliges,) sinnliches, das wir zugeben, weil wir es sehen 11–12 dazu gehört … thun] AnPn: ist schwer zu entscheiden Lö: dies ist dann ein Anderes Fortsetzung nach Ke: Vielen Dramen sieht man an, daß sie schlecht sind, andre bei großen Schönheiten nicht für die Bühne. Goethe hat 30 Jahre Bühne dirigirt, und nur versucht, war unsicher. 12–13 Bei uns … gefallen.] Lö, ähnlich KeAnPn: Dies ist besonders bei uns der Fall, vornehmlich: weil der Geschmack ein so ganz Unbestimmtes ist. Der Geschmack (Ke: (bei uns verpönt)) enthält aber das, daß eine allgemeine Weise beim Publicum feststeht, nach der sich der Dichter richten muß. Wir lassen keine solche allgemeine Weise gelten und (Lö: so macht das Allerheterogenste die größten Prätensionen Ke: bei uns findet das heterogenste Anerkennung, und das tollste, abentheuerlichste macht oft die meiste Prätension). 14 nach dieser … Andere] Pn, ähnlich Lö: in dieser Weise des Ausdrucks der Ausserung und der Wirkung auf Andere nach der Seite des Wirkens, des sich Verhaltens gegen Andre 15 auf der Bühne] Lö, ähnlich Pn: aus der Aufführung. Die sinnliche Anschauung ist der letzte Punkt, uns zu überreden, daß dies wirklich Handlung ist. 16–882,1 wenn das Drama aber] Ke, ähnlich AnLöPn: Wir begnügen uns mehr mit diesen Abstractionen, aber auch mit Zeichnungen, Kupferstichen; wer Musik versteht, liest die Partituren; ist aber das Kunstwerk 4 Verhältniß] Verhältniß erscheinen würde
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aber eine vollständige Totalität ist, so hat es seine Vorstellbarkeit nur hierdurch und zu bemerken ist hier, daß das Drama der Alten wesentlich Oper war, aber der Inhalt der alten Tragödien war nicht der der heutigen Oper. An Sprache und Gebehrde ließ man es sich im Alterthume nicht genügen, doch war die Rede bei weiten das Ueberwiegende, aber die Diktion ist so breit und schwer, daß man wohl behaupten muß daß den Zuhörern viel verlohren ging. In der Oper bei uns ist die Musik die Hauptsache, doch ist für das Drama der Sinn der Rede nothwendig das Ueberwiegende. Auf diesen Punkt der Darstellung tritt nun eine ganz eigene Kunst ein, die der Schauspieler. Diese Kunst in welcher der Dichter und Schauspieler in ein Verhältniß zu einander treten, und welche uns immer sehr nahe gelegen hat, hat zwei Gesichtspunkte, Erstens die Rede des Dichters, Zweitens die Darstellung. Jenes ist das Gegebene, dieß ist der Schauspieler selbst und was soll nun das Ueberwiegende sein, seine Persönlichkeit oder die Rede des Dichters. Die Macht | der Rede für sich muß also sehr hoch gestellt werden, bei den Griechen war die Aktion sehr einfach, im Anfange agirten sogar die Dichter selbst, erst Sophocles gab es auf, von der Deklamation ist wenig die Rede, ihre Kunst wurde nicht sehr hoch gestellt. Bei den römischen Pantomimen war es ganz etwas anderes, Leidenschaften und Partheilich1 so hat … hierdurch] An, ähnlich Ke: so hat es diese Vervollkommnung nur in der Oper 2 daß das … war] Lö, ähnlich KeAnPn: Die alten Tragödien sind wesentlich Opern gewesen. Sie haben alles gehabt, was die Oper unterscheidet: Musik, Gesang: der Chor hat unter Begleitung der Instrumente gesungen, ferner hat er auch getanzt. So haben wir alles. Die Tragödie der Alten ist Oper gewesen. Sie haben das Abstractum, was unser Drama ist, nicht gekannt. 4 die Rede] KeLöPn, ähnlich An: Die Rede, und der Sinn der Rede 5–6 die Diktion … ging] Ke, ähnlich PnLö: (Ke, ähnlich Lö: die Diction ist so gebildet, breit, schwer, daß man nicht zweifeln kann, daß die Zuhörer alles verstanden haben. Pn: die Rede hat wohl nicht durch die Accessorien gelitten,) (wir müssen uns herumrackern.) (Pn: die Chöre herauszubringen.) bei unsrer Oper geht alles vom Sinn in die Lüfte. An: Doch verstanden sie freylich einen äschylischen Chor leichter als wir, und brauchten sich nicht abzurackern. 9 Schauspieler] Lö, ähnlich PnKe: (Lö: Schauspieler. Der Dichter hat ein andres Element als der sein Werk vollbringt. Pn: Der Maler hat seine Farben als Elemente bei sich, der Dichter hat daran selbstständige Personen die ihr Recht haben wollen) Ke, ähnlich An: so daß großer Streit zwischen seinem Dichten und seinem Element obwalten kann 10–11 welche uns … hat] Ke: | liegt uns sehr nahe, können es täglich vor uns haben, wo es aufs persönliche wieder hingeht. 11–12 Rede des Dichters] Ke: 1, Rede, was der Dichter will Lö: Rede, die der Dichter geschrieben 12 Darstellung] Ke, ähnlich Lö: 2, Darstellung derselben durch den Schauspieler 13 seine Persönlichkeit] Ke: die ganze Persönlichkeit des Schauspielers 14–15 sehr hoch gestellt] Lö, ähnlich KeAnPn: geehrt, und kann sehr hoch gestellt 15 war die … einfach] Ke, ähnlich PnLöAn: ist die Action ohne Zweifel sehr einfach gewesen 16 Sophocles gab es auf ] Ke, ähnlich LöPn: Sophokles hat wegen 16–17 von der … Rede] Ke, ähnlich LöAnPn: Wenig schwächlicher Stimme das aufgegeben. ist davon gesprochen bei den Griechen von vorzüglichen Schauspielern, wohl Declamation 18–883,1 Leidenschaften und … Interesse] Lö: da wird von vielen berühmten Pantomimen gesprochen Ke: Leidenschaft, Parteilichkeit für einzelne war sehr wesentlich Interesse der Römer.
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keit waren lange Zeit hier ein wesentliches Interesse. Die Bewegung der Alten aber war ruhiger als heute, bei ihnen wurde alles in die Rede gelegt. Die Alten trugen bei den Vorstellungen Masken, damit aber fällt alles weg was wir Mienenspiel nennen, da die Maske ein bewegungsloses Gesicht zeigt, ob nur ein Theil des Gesichts maskirt war ist ungewiß, ihre Aktion war sehr einfach, ihre Rede von großer Wirkung, Verständlichkeit ist hierbei das Wesentlichste. Das Andere was wir vornehmlich achten ist das sogenannte natürliche Spiel des Schauspielers, diese Natürlichkeit ist in unserer Zeit besonders ausgebildet, auf die darzustellende Person kommt hier gar zu viel an. Goethe hat sich besonders in dieser Rücksicht viel Mühe um das Schauspiel gegeben und gestrebt die Schauspieler an einen höheren Ton zu gewöhnen, denn nicht etwa das Natür1–2 Die Bewegung … gelegt.] Lö, ähnlich KeAnPn: Schon der Sprache der griechischen Tragödie kann man es anmerken, daß die Rede sehr ruhig gewesen. (Lö: Das orientalische Leben ist in seiner Äußerung unendlich viel ruhiger, als das der Europäer. An, ähnlich Ga: das sog. orientalische Phlegma, die im Mantel eingehüllten Arme bringen ruhige plastische Figuren hervor Ke: : ruhige Haltung.) Die Kleidung schon bringt uns die Vorstellung einer ruhigen plastischen Haltung des Ganzen: Daß die Thür, das Schloß geöffnet wird, wird ganz bestimmt in die Rede gelegt. Bei Schiller dagegen (Lö: ist oft der Ausdruck ganz der Action zuzuschreiben Ke: sehen wir angegeben, was diese Personen thun sollen An: wird dieses beygeschrieben: er hebt den Blick gen Himmel dgl.). Die Alten haben alles in die Rede gelegt, nichts (Lö: der Person des Acteurs zugeschrieben Pn: der Gesticulation uberlassen). 3–4 fällt alles … zeigt] Ke, ähnlich AnPnLö: fällt das Mienenspiel weg, was bei uns wesentlich zum Ausdruk gehört; es ist nur die Rede als solche; wenn ein bewegungsloses Gesicht da ist, und der Korper viel Bewegungen machte, so wäre es (Ke: possirlich AnPn: lächerlich) 4–5 ob nur … ungewiß] An, ähnlich Ke: wenigstens für einen Theil des Gesichts 5–6 ihre Rede … Wirkung] Ke, ähnlich AnLöPn: Diese Wirkung der Rede kann geschlossen werden aus den Marionetten; hölzerne Figuren, (An: nicht blos statuenartige Menschen, wie bey den Alten,) können doch durch das Tragieren, das gehobne Sprechen, und der Inhalt des Sprechens haben größte Wirkung hervorgebracht, und können es noch bei dem gemeinen Volk. Goethe hat an einer alten Anekdote viel Vergnügen: (am Rande: im Wasserträger) |Wagner (Ke: citirt die Geister An: will das Geister citiren ablernen), hat das (KeAn: Wort Lö: Zauberwort) vergessen, wodurch er sie wieder weg bringen kann; geräth in die größten Ängste, (An: der Geister werden immer mehr, er) weiß sich gar nicht mehr zu helfen. In Dessau war Vorstelung davon; ein Prinz von Dessau im Parterre war von der Angst des Hanswurst so ergriffen, daß er ihm das Wort berlicke Berlucken zurief. 8–9 auf die … an] Ke, ähnlich AnLö: Im Tom Jones. Hamlet wird vorgestelt von Garrick | Der Bediente wird gefragt: der König habe sich die größte Mühe gegeben; nach Hamlet gefragt: Der hats gemacht wie ein gewöhnlicher Mensch; und darin wird das höchste Lob des Natürlichen Spiels Garricks gelegt. Fortsetzung nach An: Sind’s gewöhnliche bürgerliche Personen, wie die Iffländischen, (Ke: Hofrath, Frau; und dergleichen) so gehört nur etwas Lebensart und (An: Routine dazu Ke: eigne Routine, gebildeter Mensch, Ueberwindung der Schüchternheit. Dies kann etwa jeder, kein großer Unterschied Lö schließt an: zwischen dem Betragen des gewöhnlichen Lebens und dem auf der Bühne). 10 gegeben] An, ähnlich KeLöPn: Göthe hat sich in dieser Rücksicht auch viele Mühe gegeben. Er übersetzte Mahomed, und Tancred von Voltaire, um seine Schauspieler, denen er 30 Jahre vorstand, wieder an einen höhern Ton (Ke: als das betragen des gemeinen Lebens) zu gewöhnen. 11–884,1 denn nicht … sehen] Lö, ähnlich Ke: Denn nicht das, was man wohl das Natürliche nennt, soll gegeben werden: (Lö: dies Gewöhnliche Ke: , ist nicht das höchste).
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liche will man sehen, im Stücke sprechen die Personen, aber das Andere ist, sie sprechen auch zu einem Publikum und dieß ist in den französischen Schauspielen das mehr Ueberwiegende, während bei uns die Rede mehr dem Stande der darzustellenden Personen angemessen ist, doch bleibt es immer die Hauptsache daß die Rede wesentlich für das Publikum ist. Jene Rücksicht brachte es wohl auch zum Brummen und Murmeln so daß niemand etwas verstand, was denn für vortreffliches Spiel galt. An den Schauspieler macht man die Anforderung, er solle sich ganz in die Rolle versetzen, sich als Instrument verhalten, er ist aber selbst eine Person, hat ein bestimmtes Naturell, das was er auf der Bühne zeigt ist nur der Schauspieler selbst in seinem Naturell, die Rolle ist nur der Rahmen in welchem er sich produzirt, seine Persönlichkeit zeigt sich, entwickelt sich, diese Helden, diese Situationen pp sind nur das Mittel durch welche das Naturell sich explizirt, dieses aber, sein Genie ist ein Partikulares und nur die Rollen | die diesem gemäß sind kann der Schauspieler darstellen, nicht alles kann er spielen. Daß das Naturell sich exponirt ist eben das Spiel selbst. Was nun das Besondere betrifft, so ist hier die Eintheilung die in Tragödie und Komödie, als Mittelding ist das Drama zu betrachten. D i e Tr a g ö d i e . In der Tragödie ist es daß das Substantielle sich darstellt in einer Entzweiung, in einer Verwickelung vorkommt, aber siegt, sich in seiner Macht zeigt, darum ist der Ausgang die Versöhnung, daß das Sittliche, die allgemeine Macht zu ihrem Rechte gelangt. In der Komödie ist das Interesse ein Gemeintes nicht ein Substantielles, das Subjekt zerstört sich hier grade durch das 1 Personen] KeAnLöPn: Personen mit einander 2 Publikum] Ke, ähnlich AnLöPn: Publikum; diese Mitte zu treffen, ist eine Hauptsache beim Dichter und der Darstellung; die Rede ist ebenso gut gegen das Publikum gerichtet, und ist die | Rede die Hauptsache, so hat das Reden zum Publikum den Vorzug. 5–6 Jene Rücksicht … verstand] Lö, ähnlich Ke: Diese Natürlichkeit hat es auch dahin gebracht, daß die Schauspiele in ein Brummeln und Murmeln entstellt sind, wie sich Göthe ausdrückt, um doch nicht | lauter zu werden, wie im gewöhnlichen Leben. Ke: […] kein Mensch nichts verstehen kann; wie Goethe sagt 8 versetzen] AnPn, ähnlich Ke: hineindenken Lö, ähnlich KeAn: versetzen: nichts von dem Seinigen hinzuthun Ke schließt an: von sich nichts vorbringe 8–13 er ist … explizirt] Ke, ähnlich AnLöPn: die andre Seite ist, daß er nicht nur Persönlichkeit ist, sondern bestimmter Charakter, Naturell. Fortsetzung nach An, ähnlich KeLö: das was man sieht auf der Bühne ist der Schauspieler in seinem Naturell, und die Person, die er darstellt, der Rahmen, in dem er sein Innerstes, sein Naturell explicirt, zur Erscheinung bringt. Er erscheint in seinem Naturell vollkommen selbstständig; kann nur solche Rollen gut darstellen, die seinem Naturell gemäß. | Universalität des Darstellens ist eine (An: schlechte Ke: | Oberflächliche) Foderung an den Schauspieler. der Schauspieler kann nur sich selbst darstellen, sein Naturell muss aber gebildet seyn, und dazu gehört, daß es sich exponire. 18 D i e Tr a g ö d i e .] Ke: Tragoedie. Komoedie. Drama. / Tr a g ö d i e . im algemeinen Theil. 20 Macht] Ke: Macht über die Entzweiung 20–21 die allgemeine … gelangt] Lö: Substantielle, die absolute Macht ist 21 das Interesse] An, ähnlich Lö: das Umgekehrte, daß dieses Allgemeine nur
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was es vollbringen will, es ist die Auflösung der Kunst. Die classische Tragödie ist die wahrhaft große, ihr Thema, ihre Grundlage ist das sich Bewegende, ihr Interesse ein Substantielles, dieß Substantielle ist aber nicht ein Religiöses denn es soll in seiner Entzweiung, in Handlung erscheinen. Die Grundlage, das Bewegende der Handlung kann nicht die Religion sein, diese ist erhaben über die Interessen der Wirklichkeit, zur Frömmigkeit gehört resigniren zu können. Das Religiöse, Göttliche indem es in die Welt tritt ist das was wir das Sittliche heißen, es ist das Substantielle der geistigen Wirklichkeit. Das Sittliche kann auch Religion sein, denn insofern das Religiöse handelt nimt es die Weise des Sittlichen an. Das Sittliche ist das weltliche Substantielle, es ist das Göttliche wie es sich zeigt in seinen wesentlichen Seiten, als diese sittlichen Mächte, es ist die Grundlage denn es ist das Göttliche in der Wirklichkeit, sofern es bewegendes, handelndes ist und somit haben wir einen ganz bestimmten Inhalt und es ist wesentlich zu wissen daß ein solcher die Grundlage sein und explizirt, dargestellt werden muß. Dieß nun geht gegen zwei Weisen die Tragödie zu betrachten, die eine davon bezieht sich nur auf die Empfindung die die Tragödie erzeugt, ob dieselbe angenehm oder unangenehm ist, wo denn nur das Formelle herausgehoben wird. Es ist eine schlechte Kathegorie ob der Inhalt mir zustimme, was der Vernunft, dem wahren Geiste zusagt, dieß zu erforschen fordert daß auf etwas ganz Anderes Rücksicht | genommen werde, Aristoteles Worte, die Tragödie müsse Furcht oder Mitleid erwecken, mögen dieß veranlaßt haben, gehen wir aber hierauf ein und fragen nach der Bestimmtheit jener Empfindung, Furcht pp, so sehen wir daß die Natur der Empfindung durch ihren Inhalt bestimmt wird, das nun wovor der Mensch sich fürchtet ist ein Substantielles, das was er wahrhaft fürchten soll ist eine sittliche Macht, die eine Bestim-
4 erscheinen] Lö, ähnlich KeAn: erscheinen. Das Religiöse kann (An: nur) in der Form des Versöhnenden eintreten, aber 6 Interessen der Wirklichkeit] KeAnPn: weltlichen Interessen resigniren zu können] Pn, ähnlich KeAnLö: Abstrahiren, Resignation auf Handlungen selbst 7 indem es … tritt] AnKe: in die Wirklichkeit tretend (An: und handelnd Ke: (da ist 8–10 es ist … an] An, ähnlich KeLöPn: dies Substanzielle der 30 aber ein Gegensaz, Entzweiung)) geistigen Wirklichkeit ist auch religiös, aber insofern der Mensch handelt nimmt sein Handlen die (An: Gestalt Ke: Form Lö: Weise und Gestalt) der Sittlichkeit an 10 weltliche] Lö: wirkliche 10–11 wie es … Mächte] An, ähnlich Lö: in der Wirklichkeit wie es sich unterscheidet in seine wesentlichen Seiten, Mächte 11 es ist] An, ähnlich Lö: (An: In der alten Tragödie 12 das Göttliche] KeLö: die Form des götlichen 35 Lö: im Klassischen) ist also das Sittliche 12–13 bewegendes, handelndes] Ke, ähnlich AnLöPn: sofern es gewolt wird, Bestimmung, Beweggrund des Handelns 13 wir] Lö: wir für diese Gestalt der Kunst Inhalt] Ke: Inhalt für die Tragödie 18 Es ist … Kathegorie] An: | zu Nicolai’s, Eberhard’s und Mendelssohn’s Zeiten galt eine oberflächliche Theorie; das Angenehme oder Unangenehme der Empfindung kann 20 werde] Lö schließt an: als nur: was angenehm oder unange40 nicht die Zustimmung geben nehm sey 25 die] Ke, ähnlich LöPn: die sittliche Macht; | gegen andres gibt es keine wahre Furcht. Eine sitliche Macht, die nicht außerlich ist, sondern
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mung seiner eigenen Vernunft ist, diese ist ein Ewiges, Unveränderliches das gegen das Individuum steht, es ist die Furcht gegen eine an und für sich seiende Macht. Das Mitleiden, Sympathie, kann zweierlei zum Gegenstand haben, mit dem Unglück eines andern Mitgefühl haben ist das Rühren, dieß thun die Menschen gern und indem sie dieß thun betrachten sie sich als höher, es hat so seinen Grund in einer Herabsetzung des Andern. Die andere Sympathie ist die mit dem Affirmativen des Subjekts, die Empfindung des Affirmativen, so daß das Individuum uns als ein sittliches, tüchtiges erscheint, diese Sympathie muß nothwendig da sein, ebenso wie die Furcht vor der sittlichen Macht. Mit einigen alten Tragödien können wir affirmativ sympathisiren, da sie einen wirklichen, substantiellen Inhalt haben, keine Bösewichter in ihnen auftreten, eine Sympathie mit diesen würde sich nur auf das Negative beziehen. Heut zu Tage soll man sich interessiren nur für das was das Subjekt unschuldig thut, in unserer Brust soll das Dargestellte vorhanden sein, doch das Abnormste passirt durch. Das Schöne, der wahrhafte Gegenstand der Kunst ist schwer, anderes leicht, dieß ist es was im Aristoteles enthalten ist. – Das Andere das sich der Behauptung entgegenstellt, daß das Substantielle die Hauptsache sei ist die bloß formelle Betrachtung der Seele, in welcher Betrachtungsweise der Seele es nicht mehr auf das Substantielle ankommt, sondern auf winzige Gesichtspunkte, witzig und 1 Vernunft] Lö, ähnlich Pn: Brust, seiner eigenen Vernunft Ke: Vernunft, Freiheit selbst diese] KeLöPn: diese sitliche Macht 1–3 Unveränderliches das … Macht] Ke, ähnlich Pn: unabänderliches, an und für sich wahrhaftes, gegen diese das Individuum, wenn es sich von ihr isolirt, ein verschwindendes ist 4 Unglück] Ke, ähnlich AnLöPn: Unglück, (Lö: einmal ist es das Leiden mit dem Leiden des Andern: die Sympathie mit) dem negativen eines andren; das rührende, gemeine Sympathie. Die Menschen thun das sehr gern, indem sie bedauern, bemitleiden, setzen die andren dadurch herab, und darin liegt, daß viele gleich damit bei der Hand sind. Dagegen kann man protestiren. 7–8 so daß … erscheint] Ke, ähnlich AnLöPn: und das ist dann das tüchtige, sitliche, wahrhafte in diesen Individuen 9 ebenso wie … Macht] Ke, ähnlich An: Sofern das Individuum (Ke: Identität (Ms: Indivtät) mit An: selbst Theil) der sitlichen Macht ist 9–11 Mit einigen … haben] Lö, ähnlich Pn: In den alten Tragödien kommen solche Charactere vor, mit denen wir sympathisiren können, rücksichtlich ihrer affirmativen Seiten. Es sind große, wahre Charactere. 11–12 keine Bösewichter … beziehen] An, ähnlich Ke: Mit | Bösewichtern kann oder soll man nicht sympathisiren, man kann sie nur negativ bemitleiden. 12–13 Heut zu … thut] Lö, ähnlich KePn: In der neuen Tragödie sind oft die Helden niederträchtige, schändliche (Lö: Kerle Ke: Kerl, der die Unschuld verfolgt). Da hat nur die Sympathie mit dem Negativen ihren Platz. Es geschieht sehr leicht, daß wir auf die Schilderung von Verbrechen fallen. 13–14 in unserer … durch] An, ähnlich KeLöPn: In unserer Brust soll seyn, was da vor uns steht. In der Malerey und aller Kunst ist aber nichts leichter als Fratzen zu machen Ke schließt an: in der Malerei auch, schlechte Gesichter kritzeln 15 Das Schöne] Pn: das Geniale und Ideale 16–887,1 Das Andere … gestellt] An: Die andere Weise ist die blos formelle Betrachtung der Kunstwerke, deren Seele die Ironie ist – Hier kömmt es nicht mehr auf das Substanzielle an, sondern andere Gesichtspunkte werden (Ke: Geistreich und witzig) an die Stelle gesetzt, die zwar auch in Acht zu nehmen, aber nicht voranzustellen sind.
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geistreich zu sein, die Darstellung wird hier auf die Seite gestellt und aus dieser Ansicht welche die feste Richtung hinweggenommen hat ist nun eine Rücksichtslosigkeit, eine vollkommene Unbestimmtheit hervorgegangen und man ist auf das allerheterogenste gefallen. Der Inhalt bringt es dann mit sich daß es mit nichts Ernst sein soll und daß wenn dieser sich doch zeigen will man sich zankt, so daß man statt sittlicher Charaktere nur Lumpen sieht. – In der Tragödie | ist die sittliche Grundlage, der Pathos, nicht auf eine abstrakte Weise vorgetragen, dieß ist der ächte Pathos, dieß ist das was durchschlägt. Schillers Tragödien haben immer ein großes, sittliches Interesse und glänzen darin mit Pracht, daher diese Wirkung die sie immer thun werden, es ist dieß eine Seite worin die goetheschen Tragödien, so vortrefflich sie sonst an Gehalt auch sind den Schillerschen nachstehen, nicht so in Bezug auf Wirkung auf der Bühne. Das Sittliche ist also die Grundlage, das Göttliche in seiner Verwirklichung, das Resultat muß sein die Versöhnung des Sittlichen mit sich selbst, daß es zu seinem Rechten kommt, in seiner ewigen Gerechtigkeit ist. In den antiken Tragedien ist das was Schicksal heißt vorhanden, aber die Tragödie selbst steht höher, in ihr ist das Dasein, die Wirklichkeit aus der Göttlichkeit des Subjekts bestimmt, es ist subjektive Göttlichkeit welche handelnd und wo die Äusserlichkeit als durch sie bestimmt dargestellt wird. Dieß ist die Grundbestimmung der wahrhaft großen, alten Tragödie. Die Kunst ist das Göttliche, für die Vorstellung das Vollendetste, Klarste, Vollkommenste, dieß alles müssen wir vor uns haben. Religion wurde in Athen nicht gelehrt, die höchste Belehrung darüber ist in solchen Festen, wo die Tragödien gegeben wurden. Unter den Tragödien stellt man sich zunächst etwas vor, was einen traurigen Ausgang haben
Rücksichtslosigkeit, eine vollkommene Unbestimmtheit] Lö, ähnlich Ke: vollkommene Unbestimmtheit, Richtungslosigkeit 4 Der Inhalt] KeAnLöPn: Die Ironie 5–6 wenn dieser … sieht] An, ähnlich KeLöPn: Charaktere, die sonst herrlich sind, werden Lumpen, und Lumpen wieder (An: ausstaffirt Lö: aufgespreizt) 8 dieß] Ke: dies in sich wahrhafte durchschlägt] Ke: durchschlägt, diese Wirkung aufs Publikum macht 9–10 und glänzen … 30 werden] An, ähnlich KeLöPn: das energisch, deutlich, glanzvoll ausgesprochen, immer diese Wirkung gethan hat und thun wird Lö, ähnlich Ke: […] Dies kann leicht in das Rhetorische streifen und dies ist eine Seite der Gefahr. eben das Pathetische ist es, was sie auszeichnet. 12–13 nicht so … Bühne] Ke, ähnlich LöPn: und haben deswegen auf der Bühne nicht diese Wirkung 15–17 In den … höher] Ke: Das Schiksal, das in der Epopöe vorhanden 35 ist, ist nicht im Drama. Lö: Das Drama steht viel höher als das Epos: wo das Schicksal waltet. 17 das Dasein, die Wirklichkeit] Ke: das Geschehen 20–22 Die Kunst … haben.] Lö, ähnlich Ke: Die Kunst bringt überhaupt das Göttliche für die sinnliche Vorstellung hervor; so ist die Tragödie das Klarste, Vollendetste. Die müssen wir eben von den Alten vor uns haben. 22 Religion wurde in Athen nicht gelehrt] Ke, ähnlich AnLö: bei den Griechen aber 40 anders wie bei uns; in der Religion ist keine In|struction, die höchste Belehrung war in Festen, im Drama. Für uns ist dies aber eine sehr beiläufige, entbehrliche Form. 24 traurigen] Lö: unglücklichen
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müßte, Schiller hat sie so aufgefaßt und Schlegel ging nicht weiter als zu behaupten, daß die Tragödie darin bestehe zu sehen wie eine große Individualität mit dem Schicksal kämpfe und im Untergange ihre innere Selbstständigkeit behaupte. Dieß betrifft aber mehr das Formelle. Daß ein energischer Charakter in übermächtigen Verhältnissen seine innere Würde behauptet ist mehr oder weniger Hauptinhalt der modernen Tragödie, es ist dieß aber nur formell und betrifft mehr das Subjekt als die Sache. Wie wir dagegen das Tragische auffaßten so war es das sittliche Interesse das sich erhält und durchführt in der Entzweiung, in demjenigen was gegen dasselbe ist, die besonderen Zwecke im Individuo werden aufgeopfert, das Widerstrebende, Einseitige wird vernichtet, dieß kann aber auch auf eine innere Weise geschehen. Die Gerechtigkeit ist es die zustande | kommt, was der Fall sein kann ohne den Untergang der Individuen wie z. B. in den Eumeniden des Aeschylus, wo Orest von den Furien verfolgt wird, die Sache kommt vor Areopag, hier treten die Eumeniden auf und klagen die Mörder an, der Areopag gesteht beiden ein gleiches Recht zu, widmet den Eumeniden einen Altar, wie auch dem Orest und dieser, in welchem sittliche Mächte in Conflikt gerathen waren, wird nicht verdammt, das Resultat ist also Versöhnung der Strafe, der Rache. Man hat sogar von einem christlichen Ausgange gesprochen bei dem Oedip und den Eumeniden. Im Philoctet ist der Ausgang auch nicht unglücklich, er läßt von der Hartnäckigkeit seines Charakters ab, was durch das Erscheinen eines Gottes bewirkt wird. | Das Sittliche d. h. die Entzweiung desselben bildet also immer die Grundlage, die Handlung im Großen 1 müßte] An, ähnlich KeLö: müsse; tragisch, ein großes Individuum, das zu Grunde geht, indem es mit dem Schicksale kämpft, dabey aber doch seine innere Selbstständigkeit, Freyheit behauptet Schiller hat … weiter] Ke: Schiller hat die Tragödie so aufgefaßt, und A.W. Schlegel ist nicht weiter gegangen: An: So haben Schiller und Schlegel es gefasst. 3 Selbstständigkeit] Ke: Freiheit An: Selbstständigkeit, Freyheit 4–5 Daß ein … behauptet] Lö: eine große Seele, die sich auch in den überwältigenden Verhältnissen in ihrer Würde behauptet. Dies kann wohl auch Gegenstand der Tragödie sein und ist mehr oder weniger der Gegenstand der heutigen Tragödie. 6 Hauptinhalt] Ke: Hauptinteresse 6–7 es ist … Sache] Ke, ähnlich Lö: Es ist aber nur Stärke der formalen Subjectivität, diese abstracte Freiheit überhaupt, der Gehalt mag sein, welcher er wolle. 9 im Individuo] Ke: und Individualitäten 10 wird vernichtet] KeAn, ähnlich Lö: geht zu Grunde 12 ohne den … Individuen] Ke, ähnlich An: es ist nicht nothwendig, daß die Individuen zu Grunde gehn, der Ausgang braucht nicht unglücklich | zu sein 14 Areopag] Lö: den Areopag zu Athen 14–15 die Eumeniden … an] Lö: die beiden Mächte auf: Die Eumeniden mit der Rache des Muttermords und Apollo mit dem Rechte: daß die Mutter, die Gattenmörderin gemordet wird 15 beiden] Ke: den Eumeniden, welche den Muttermörder Orest verfolgen, und dem Orest, der die Mutter mordete, welche am Morde des Gatten und Königs Theil hatte 16 wie auch dem Orest] Ke, ähnlich Lö: und Orest geht frei aus 17 das Resultat] Lö: Der Ausgang 18 der Strafe, der Rache] Ke: der Rachegöttinnen 19 Oedip] Ke: Oedipus Coloneus 19–20 Im Philoctet … ab.] Ke, ähnlich An: Aias und Philoctet haben nicht dies hohe; scheinen nach dieser Seite Jugendstücke. Philoktets Character, Haß läßt ab. Lö, ähnlich An: […] Wenn der Character abläßt, so ist die Sache ausgeglichen. 22 im Großen] Ke: im griechischen Sinne Lö: im griechischen Sinne
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aufgefaßt enthält immer eine solche Entzweiung. Was geschehen soll behauptet sich, dieß ist das eine Interesse, ihm tritt ein anderes gegenüber. Wenn beide substantielle Gestalten sind, so sind sie es doch nur so weit als sie sittlich berechtigt sind. Mit dieser Bestimmung treten besondere Kreise des Sittlichen auf, welche als solche sich bis zum Gegensatze, bis zum Anderen steigern können, nur sofern beide Seiten sittlich sind sind sie rechtlich und so nach erst ein Affirmatives für die allgemeine sittliche Handlung, so erwecken sie ein wahrhaftes Interesse, es muß jedes ein wesentliches Recht für sich selbst sein. Man hat bald bemerkt daß Böses und Gutes gegenüber gestellt werden kann, daß dann aber das Erstere nur ein Widriges sei und hat deshalb ausgesprochen daß auch ein böser Charakter in sich etwas Gutes haben müßte, um Interesse zu erwecken. Das Wesentliche ist daß der Zweck des Individuums, sein Interesse für welches es thätig ist, für sich wahrhaft berechtigt sei, dieß ist die Grundlage der Collision und es ist das was die Griechen Pathos nannten. Leidenschaft drückt es nicht aus, es ist eine sittliche Macht deren formelle Thätigkeit das Individuum nur ist. Das Eine ist das ungetrübte Sittliche, in seiner Harmonie, in besonderen Kreisen sich befördernd, ruhig sich in sich verlaufend, dieser Harmonie des Sittlichen in sich selbst steht das Sittliche in seiner Collision gegenüber, dieß ist der erste Gegensatz, das Sittliche in | seiner ersten ungetrübten Harmonie und Klarheit und in der Entzweiung. In der griechischen Tragödie repraesentirt der Chor das Sittliche wie es in ungestörter Harmonie thatenlos vorhanden ist, als 1–2 solche Entzweiung. … gegenüber.] Ke, ähnlich An: verschiedenes Interesse; was vorhanden ist, behauptet sich, ist Interesse, und was gehandelt werden soll, ist auch ein Interesse 3–4 sittlich berechtigt sind] Ke: sitlich sind, specielle Rechte haben Lö: sittliche Gestaltungen 4–5 Mit dieser … können] An, ähnlich LöKe: Es ist eine Collision des Sittlichen in sich selbst, diese rührt daher, weil das Sittliche erstlich das (An: Allgemeine Lö: Eine) ist, dann mit seiner Selbstbestimmung in besondere Kreise tritt, die als besondere (An: sich Ke: | sich als solche) bis zum Gegensatze gegen einander steigern können. 8 Recht für sich selbst] Ke: für sich selbstständiges Recht 8–9 Man hat … kann] Lö, ähnlich KeAn: Wir stellen uns etwa einen Kampf des Guten und des Bösen vor. An diese Abstractionen sind wir ganz gewöhnt. 11 Interesse zu erwecken] Ke, ähnlich Lö: interessant zu sein. Corneille spricht in (Ke: seinen Vorreden Lö: seinen Tragödien An: der Einleitung zu seinen Tragödien) davon; er hat auch die bösen gut aufgeputzt, gute Qualitäten gegeben, damit es nicht ganz widrig auf die Zuschauer wirke. 12 Das Wesentliche ist] Lö, ähnlich An: Es ist aber nicht darum zu thun, daß der böse Mensch etwas Gutes an sich habe, um dadurch mehr Interesse zu erwecken, sondern (An: das Wesentliche ist) 16 ist 2 ] Lö: ist die Sittlichkeit überhaupt 17 befördernd] Ke: besondernd, aber in Harmonie mit sich 18 in sich … Collision] Lö, ähnlich AnKe: mit sich selbst steht nothwendig dem Sittlichen in seiner Entzweiung 20–890,2 In der … Glück] An, ähnlich KeLö: Dies ist in der griechischen Tragoedie, im Chor und den Heroen dargestellt. Im Chor ist das sittliche Bewusstseyn in seiner ungetrübten Harmonie, er ist daher auch ruhig, handlungslos, neutral; er fürchtet jene Entzweyung, hat ein Grauen davor, und hält der Entzweyung immer dieses Eine in sich gegenüber. 9 daß] das
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ein Neutrales, sofern dasselbe auch individualisirt wird bleibt es doch in seinem Glauben, in seiner Verehrung, in seinem dumpfen Glück, der Chor ist so eine ganz wesentliche Bestimmung, indem er vorstellt das Substantielle und in seiner thatenlosen Substantialität bleibt. In neuerer Zeit hat man den Chor als störend entfernt und Schiller führte ihn nicht glücklich und nicht im Sinne der Alten ein, wo er das substantielle Göttliche ist. Das Nähere ist nun der Gegensatz der sich im Sittlichen hervorthut und es kommt darauf an welches diese hohen sittlichen Potenzen sind die gewöhnlich auftreten. Die höchsten sind die Familie und der Staat, die natürliche Sittlichkeit ist als Familienliebe vorhanden, der Staat als die sich bewußte Sittlichkeit und sich eben damit in Gesetzen aussprechende, hat die Gesammtheit eines Volks zu seiner Verwirklichung. Ein anderer Gegensatz wird gebildet durch Bewußtsein und Bewußtlosigkeit. Den Oedip sehen wir als wissend, und zugleich als so unwissend daß er seinen Vater erschlägt und doch will er deshalb nicht unschuldig sein, er nimt die That auf sich, betrachtet sie ganz als seine Handlung, wüthet gegen sich selbst, reißt sich die Augen aus, wird ausgestoßen und wird als ein Gräuel betrachtet. Hier könnte man eher von Schuld und Unschuld etwas sprechen, daß man aber nicht weiß was man that, macht den Unterschied nicht aus, Christus am Kreuz flehete „Herr vergieb ihnen denn sie wissen nicht was sie thun.“ Diese Bitte wäre ja überflüssig, wenn das Wissen den Werth der That bestimmte. In den heroischen Charakteren war es so, daß das was sie thaten ihre Sache war, sie setzen eine Einheit des Charakters und der Sache betrachten was sie gethan haben als ihre Schuld, etwas wie Unschuld kann nicht im sittlichen Reiche vorkommen, nicht als Gegenstand höherer Kunst auftreten. Wir 3 Bestimmung] An, ähnlich KeLö: Bestimmung, er ist das Volk gegen die (Ke: Heroen,) RegentenFamilie, in der die Thätigkeit auftritt 4–5 störend entfernt] An, ähnlich KeLö: entfernt als etwas Überflüssiges, das die abstrakte Einheit störe 8–9 gewöhnlich auftreten] An, ähnlich KeLö: in Gegensatz treten können 12 Verwirklichung] An, ähnlich KeLö: Verwirklichung hat. Sofern diese in Collision kommen ist es der höchste Gegensatz. 13 als wissend] Ke, ähnlich Lö: Er, der wissende, der das Räthsel der Sphinx gelöst hat 14 daß er … erschlägt] Ke, ähnlich Lö: seinen Vater nicht zu kennen, sondern zu erschlagen 16 ausgestoßen] Ke: ausgestoßen, verabscheut 18 daß man … aus] An, ähnlich Ke: Wir erklären den für unschuldig, der nicht weiß was er thut. 20 Bitte] An: Vergebung und Bitte 20–21 wenn das … bestimmte] Ke, ähnlich An: wenn sie unschuldig sind Lö: Wenn sie wegen der Unwissenheit entschuldigt wären 21–22 In den … war] An, ähnlich KeLö: Die heroischen Charaktere wollen nicht unschuldig seyn, betrachten das Geschehene als ihre Schuld. 23–24 etwas wie … auftreten] Lö, ähnlich KeAn: In der andern Form, wo es die zwei inhaltsvollen Seiten sind, die in Collision gerathen, da hat jedes von beiden Schuld. Fortsetzung nach An, ähnlich Ke: Unschuldiges | Leiden kömmt in der Sphäre des Sittlichen nicht vor; es kann mal vorkommen, ist aber nicht Gegenstand (An: der KeLöPn: hoher) Kunst. 24–891,1 Wir sehen … Kollision] Lö, ähnlich Ke: In den großen tragischen Cyklen, die wir in der griechischen Tragödie sehn, sind vornehmlich Staat und Familie in Collision.
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sehen also beständig zwei Seiten in Kollision z. B. bei Agamemnon ist das eine Interesse das National-Unternehmen, diesem opfert er seine Tochter und verletzt so die Idee der Familie und diese ist es die sich an ihm rächt. Die Mutter zu strafen übernimt Orest, diese Rache hat einen Pathos der | Heiligkeit. Besonders ist dieser Gegensatz vorhanden in der Antigone des Sophocles, wo das Recht des Staats und das der Familienliebe mit einander in Kollision gerathen, Recht und Unrecht ist hier auf beiden Seiten, auf der Seite der Antigone wie Creons, Antigone verletzt das Recht des Staats, und wird gestraft, doch an der Seite der Familie die Creon verletzt wird auch er gestraft, hier ist das Tragische am größten und reinsten vorhanden. Die Athenienser erkannten dieß auch an und belohnten Sophocles durch die Ernennung zum Statthalter von Samos. Es ist die ewige Gerechtigkeit die hier waltet, beide Einseitigkeiten haben sich weggeräumt, die Individualitäten selbst sind es die diese Einseitigkeiten aufbrachten, sie werden abgestreift, gehen unter und so ist die absolute, vernünftige Gerechtigkeit hier vorhanden. Das Gemüth ist beruhigt und mit erleichterter Brust treten die Griechen aus ihren Theatern, wenn auch nicht ohne Schmerz, denn der Ausgang der die Versöhnung ist kann nicht ganz glücklich sein. In der modernen Zeit fällt die Versöhnung weniger in den Zuschauer, das Bewußtsein der Versöhnung fällt in die handelnden Subjekte selbst, die Versöhnung wird auf Agamemnon] KeAn: Agamemnon in Aulis Lö: In der Iphigenia in Aulis ist Agamemnon 2–3 verletzt so … Familie] Ke: die Familienpietät verlassen 3 diese ist … rächt] An, ähnlich KeLö: Clytemnestra nimmt dieses Pathos auf, und (An: tödtet ihn Ke: rächt die Familienpietät). Sie verschwor sich nicht blos aus Lust zu Aegisth gegen sein Leben, sondern (An: sie hat dies Familieninteresse Ke: ist als Mutter berechtigt). 3–4 Die Mutter … Orest] Ke, ähnlich AnLö: Orest übernimmt die Strafe: sie hat die Heiligkeit des Ehebündnisses (Ke: verlassen An: | verletzt), und den Herrscher mit tödten helfen. An: […] So ist Clytemnästra durchaus nicht unberechtigte Mörderin. 5 dieser Gegensatz] Lö: diese Collision Antigone des Sophocles] An, ähnlich Lö: Antigone. | Der Bruder, der gekommen ist, sein Vaterland zu bekämpfen, soll nicht beerdigt werden. 7–8 Recht und … gestraft] Lö, ähnlich AnKe: Da ist das Recht des Staates auf Creon’s Seite. Antigone hat das göttliche Recht der Familie. Sie sagt: Das ist das Recht der untern Götter, das ist das Natürliche, Sittliche. So haben beide Recht und beide Unrecht. Das Unrecht, das beide haben, fällt dann über sie. Antigone wird bestraft, sie leidet nicht (Lö: Unrecht KeAn: unschuldig) und ahndet das auch: „so enden wir denn, weil | wir gefehlt haben“, sind ihre letzten Worte. 8–9 doch an der Seite] Ke, ähnlich Lö: Creon ist auch Familienvater (An: , hat eine Gemalin und einen Sohn); sein Sohn, Haemon liebt die Antigone, Creon wird an der Seite 11 Sophocles] Lö: Sophocles für diese Tragödie Samos] An: Samos; heut zu Tage wäre das unpassend, wenn Einer für eine gute Tragödie zum Oberpräsidenten einer Provinz gemacht würde 15 beruhigt und] An, ähnlich KeLö: gerührt, aber zugleich sittlich berührt, wie Schiller in den Xenien sagt: 16 treten die … Theatern] An, ähnlich Ke: trat der Grieche aus der Tragödie heraus 17 nicht ganz glücklich sein] An, ähnlich KeLö: auch in unserm Sinne glücklich seyn, wie oben in den Eumeniden 18 weniger] An, ähnlich KeLö: vornehmlich 18–19 das Bewußtsein … selbst] Lö, ähnlich KeAn: Sie kommt nicht zum Bewußtseyn in dem Handelnden selbst.
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eine innerliche Weise bewirkt. Die Andacht zum Kreuze endet so mit einer Versöhnung, durch die Religion tritt hier eine innere Versöhnung ein. Die moderne Tragödie ist dem Romantischen anzureihen, in ihr sind es mehr die Leidenschaften, das Subjektive des Charakters was dem Gegenstande das Interesse giebt und vornehmlich die Lebendigkeit ausmacht, die bei den Alten mehr zurückgestellt war. Sie ist nicht unsittlich, ist vielmehr sittlich, aber sie hat diese Zufälligkeit in sich, daß sie Empfindung, Neigung, mithin Zufälligkeit des Subjekts ist. Viele anderen Leidenschaften und Interessen können so in Collision dargestellt werden, am häufigsten aber enthält die Tragödie die Stellung daß Schönes durch unglückliche Umstände, verletzende Zufälligkeiten zu Grunde geht, ein Schönes das mehr oder weniger seine Berechtigung in sich hat, aber auch mehr oder weniger ein Gemachtes ist, was uns interessiren soll, diese Bestimmungen gelten denn zugleich auch für die Zufälligkeiten mit denen es in Collision kommt. Diese ganz abstrakte Allgemeinheit daß dergleichen als Endliches dem Untergehen unterworfen sei, tritt hiermit ein, dieß Loos des Endlichen als solchen ist nicht eine sittliche Einseitigkeit, denn darin ist | keine sittliche Befriedigung. Bei den Franzosen machen gewöhnlich zwei abstrakte Leidenschaften das Interesse aus z. B. Liebe und Ehre, häufig wird die Liebe, die hier eigentlich nur zufällig ist, der Ehre oder dem Ruhm geopfert, es ist dann etwas in sich berechtigtes vorhanden an welchem die Liebe zu Grunde geht, im 1 Die Andacht zum Kreuze] Ke: Im Spanischen, die Andacht zum Kreuz 2–3 Die moderne … anzureihen] An, ähnlich KeLö: Die moderne Tragödie, die wir dem Romantischen besonders anreihen können, (An: ist im Ganzen davon verschieden Lö: kann hievon sehr verschieden seyn und ist es auch im Ganzen). 5 vornehmlich die Lebendigkeit ausmacht] AnLö, ähnlich KePn: vorzüglich die Liebe 8 ist] Lö: ist, die auf diesen oder jenen Gegenstand fallen kann 9 Stellung] Lö: Darstellung An: Voraussetzung 10 Schönes] Ke: glückliches Lö: Schönes, Glückliches unglückliche] Ke, ähnlich Lö: widerstreitende verletzende Zufälligkeiten] An, ähnlich KeLö: eine Zufälligkeit, Umstände, die auch ihre Berechtigung in sich haben 14–15 Diese ganz … ein] An: Hier tritt das ein, was die Alten Nemesis geheißen, (Ke: es ist gleichsam zu schön, als daß es bestehen solte) oder auch diese ganz abstrakte Allgemeinheit, daß dergl. dem Untergang unterworfen weil es was Endliches ist und nicht eine sittliche Einseitigkeit 15–17 dieß Loos … Befriedigung] Lö, ähnlich AnKe: nicht eine Seite der Sittlichkeit, sittliche Einseitigkeit, sondern nur daß das Loos der Sterblichen, Endlichen ist: Zufälligkeiten ausgesetzt zu seyn und dadurch unterzugehn 17 Befriedigung] Ke, ähnlich Lö: Zufriedenheit, sondern die epische Trauer über den Tod Achills, daß das Schönste (Lö: Herrlichste) der Zufäligkeit Preis gegeben ist. Lö, ähnlich Ke, schließt an: Es ist | besonders aber das Interesse der Shakspear’schen Tragödien, worüber wir reden wollen. 17–18 machen gewöhnlich … Ehre] An, ähnlich KeLöPn: macht ein abstraktes Pathos überhaupt das Interesse aus: Liebe, Ehre, Ruhm 18–19 häufig wird … geopfert] An, ähnlich KeLö: wo die Liebe meist unglücklich ist, oder der Ehre, Pflicht aufgeopfert wird 19–20 es ist … geht] Ke: hier ist nicht Zufäligkeit, sondern ein Berechtigtes, an dem die Liebe sich zerschellt 20–893,1 im Ganzen … erscheinen] Lö, ähnlich KeAn: Es sind im Ganzen diese hohen Motive, die im Französischen auftreten, auch gemeine Leidenschaften, Herrschsucht. 16 ist 2 ] ist | ist
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Ganzen sind es diese hohen Leidenschaften welche erscheinen. Bei Shakespeare sind es vornehmlich subjektive, leidenschaftliche Charaktere mit einer großen Entschiedenheit, Festigkeit an denen die besonderen Leidenschaften sich darstellen, diese feste, entschiedene Reflexionslösigkeit, dieß Pralle der Charaktere ist das Eigenthümliche Shakespeares z. B. der Charakter der Lady Mackbeth, welche zwar jetzt eine liebevolle Person sein soll und schwankend, aber es giebt nichts entschiedeneres bei Shakespeare, bei ihr ist keine Spur von Wanken vorhanden, sie ist durchaus ganz in ihrem Vorhaben, ohne alle sittliche Regeln, ohne daß es ihr einfiele, es sei nicht recht was sie will, von einem Zuge sittlicher Rührung ist nicht die Rede, stark und beharrlich will sie nur dieß eine. Dieß Entschiedene ist aber der ausgezeichnete Zug Shakespeares. Im Hamlet ist es, daß er um seiner Schönheit willen träge erscheint und seine Handlung ist entschieden nach der Seite seiner Unentschlossenheit. Nur das wozu sich die bei Shakespeare auftretenden Personen gemacht haben und was sie einmal sind bleiben sie, nur eine formelle Energie ist hier sichtbar, ein an sich so und so beschaffen, unterschieden sein Wollen, die interessantesten Stücke Shakespeares haben dieß zum Inhalt, daß sie darstellen, wie irgend eine Leidenschaft erregt wird. Eine Leidenschaft entsteht so, die in dem Charakter schon vorhanden, diesem gemäß ist, nur noch nicht zu dieser Entwickelung und Entfaltung, zu dieser Manifestation gekommen war, wir sehen sie in ihrem Entstehen, Fortgange und in der Zerstörung ihrer selbst in sich, durch die Umstände und Verhältnisse, welche grade so durch die Leidenschaft sich gestalten mußten. Dieser Gang der Leiden3 Festigkeit] Ke: Energie 5–6 der Charakter … schwankend] An: So haben die Herrn von der Ironie auch die Lady Macbeth zu einer sehr liebevollen Person stempeln wollen Ke: […] die Herrn von der Ironie haben da auch den Ausdruk: das Gespenstische; dies ist unbestimt, nebulos Lö: Es gibt nichts Unsinnigeres. Man macht sie dadurch zu etwas Nebulosem. Sie ist aber das Festeste. 8 sie ist … Vorhaben] An: sobald sie den Brief vom König erhält, ist sie ganz in ihrem Verbrechen 9 es sei … will] Lö: daß es Unrecht sey, den König zu ermorden 10–11 Dieß Entschiedene … Shakespeares.] An: Gerade diese Entschiedenheit ist Einer der entschiedensten Züge bey ihm. Lö: Grade diese Festigkeit der Charactere ist im Shakspeare. Ke: Charaktere sind nur ganz steif, starr ganz prall. 11–13 Im Hamlet … Unentschlossenheit.] Ke: Hamlet in sich schwankend, träge zur Handlung um seiner Schönheit willen An: Auch Hamlet dieses Schwankende ist nach dieser Seite seiner Unentschiedenheit entschieden. 13–16 Nur das … Wollen] An, ähnlich LöKe: Man sagt dann, daß dergl. Charactere, wie Macbeth, ursprünglich (An: gut Lö, ähnlich Ke: edle Gemüther) gewesen; aber davon kann nicht mehr die Rede seyn; das was sie geworden ist ihre Wirklichkeit, und das ist eben Charakter, diese Einheit. Lö, ähnlich Ke: […] Bei wirklichen Menschen, bei Characteren des Drama’s vollends, ist von der Ursprünglichkeit nicht die Rede; erst das, wozu sie sich gemacht haben, ist ihr Character. Das ursprünglich Edle ist die | Energie ihres Willens. Der wirkliche Character ist nur das Eine. 17 daß sie … wird] An: Lady Macbeth ist ganz diese Herrschaft so fest wie ein Thier bestimmt. Ke: wo so eine Leidenschaft, Thierisch, das treibende ist 22–894,1 Dieser Gang … ausgemahlt] An: Shakspeare zeigt diese Charaktere in ihrer Zerstörung durch sich selbst.
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schaften ist in solchen großen Seelen ausgemahlt, die Entwickelungen des Innern der Leidenschaften wird uns hier besonders gezeigt und nicht etwa bloß die Handlung in ihrem Dasein. So ist es auch der Fall in Romeo und Julia, Julia erscheint als ein Mädchen das die Liebe nicht kennt, mit der Entstehung derselben geht sie ihrer Zerstörung | entgegen durch eine Verwickelung mit äusseren Verhältnissen. Im Othello ist es die Eifersucht die wir entstehen und sich vollenden sehen, Herrschsucht tritt im Fortgange dieser Leidenschaft hinzu. Im Lear finden wir eben solche Gemählde, es erscheint als eine Thorheit von Hause aus, ja fast ist es Blödsinn zu nennen, daß Lear sein Reich theilt und seine Töchter so ganz miskennt, seine Thorheit sehen wir zum furchtbaren Wahnsinn werden. Timon von Athen sehen wir als einen Menschenhasser aber auch auf eine sehr oberflächliche Weise aufgefaßt, es ist dieß die Folge wenn ein solcher Stoff aus einer anderen Zeit und Bildung aufgenommen wird. Wir sehen also eine Leidenschaft die sich so vollführt, aber Sittliches ist nicht darin, es findet sich keine Rücksicht auf Recht, auf Sittliches vielweniger auf Religion, wir sehen nur das ganz Formelle der Leidenschaft, ein Zufälliges, ein oft unsittlicher Stoff, kein sittliches Interesse, so daß ein Drama in Shakespeares Manier darzustellen nicht möglich ist, es geht gegen den Mann solche Charaktere vor sich zu haben die ganz entblößt sind, es ist die bitterste Critik von allem was recht und sittlich ist. Von dieser Seite sind die Stücke bornirt und einseitig und nehmen eine untergeordnete Stelle ein, die allgemeinen Reflexionen in ihnen gehen auf die Vergänglichkeit der Hoheit menschlicher Dinge. Im französischen Trauerspiel ist es dagegen daß die Pflicht triumphirt. 1–3 die Entwickelungen … Dasein] An: Es ist nicht blos die Entwicklung der Collisionen, daß nur die Handlung nach ihrem Daseyn sich entwickelt, sondern es ist die Entwicklung des Innern, der Leidenschaften. 4 kennt] An: gekannt, Romeo im Anfang noch in eine andere verliebt 4–6 mit der … Verhältnissen] An: nun die Entwickelung und der Untergang Lö, ähnlich AnKe: wir sehn den Fortgang bis zur Zerstörung. Romeo und Julie ist aus einer Novelle genommen; das sieht man ihm auch an. In einer Novelle geht es blos so zu. Es steht hier nichts im Wege, daß Julie nicht, statt zu dem Mittel, das der Mönch ihr bereitet, zu greifen, entflieht. Dies ist die Novelle, im Drama ist (Lö: das ungehörig Ke: es nicht an seiner Stelle). 6–7 Im Othello … sehen] An: So ist im Othello die Eifersucht, deren Entstehen und Vollendung bis zu diesem fürchterlichen Ausgang. 7 Herrschsucht tritt … hinzu] Ke: Im Macbeth ist die Herschsucht, nicht Vollführung eines durch den Willen bestimten Zweks. 10 seine Thorheit … werden] An, ähnlich KeLö: dieser Blödsinn entwickelt sich bis zum (An: höchsten Ke: fürch|terlichen) Wahnsinn 11–12 auch auf … aufgefaßt] Ke, ähnlich An: eins der schwächsten Stücke Shakespeares 13–19 Wir sehen … sind] Lö, ähnlich AnKe: Diese Leidenschaften mit ihrer Entwickelung sind das Hauptinteresse in Shakspeare, Sittliches ist aber gar nicht darin; man kann auch nicht sagen: Unsittliches, aber durchaus kein sittliches Interesse. Daher ist es durchaus nicht möglich, jetzt in der Weise von Shakspeare ein Drama zu machen: da jetzt die Dichter durchaus keinen Character so entblößt von allem Substantiellen Sittlichen sich schaffen. 20 Von dieser …Stücke] Ke: das geht gegen den Mann; dieser große Dichter ist von dieser Seite sehr 22 Hoheit menschlicher Dinge] Ke: menschlichen Hoheit, Größe An: irdischen Größe
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D i e K o m ö d i e . | Die moderne Komödie ist von der antiken sehr verschieden, zwischen beide stellt man das Drama. Es ist im Ganzen dieß, daß Pflicht, Recht den Sieg davon tragen, Laster und Ungehöriges beschämt und bestraft werden und so eine Besserung eintritt, es ist so eine Versöhnung in ihnen zu stande gebracht mit einem moralischen Ausgange. Gegen dieses deutsche Drama haben sich die Franzosen |sehr erklärt, aber das was bei ihnen die hohe Komödie ist, ist bei uns nicht das was im Ganzen unser Drama ist. Tartuffe beschließt damit daß ein Scheinheiliger bestraft wird, dieß und Ähnliches ist häufig der Gegenstand des Dramas bei ihnen, aber diese moralische Besserung streift da an das Komische. Das formelle Tragische ist daß der Mensch seinem Charakter treu bleibt, ihn durchsetzt und vollführt, so daß nicht ein Umschlagen | eine Besserung entsteht an die man nicht viel glaubt, indem man dafür hält ein Charakter bleibe so, wie er einmal sei. Der Gegenstand der absoluten Komödie wie wir sie bei den Alten sehen, ist daß die Thorheit sich selbst zernichtet, daß ein großer Zweck vorgesetzt ist, daß dieser Zweck ein gemeinter ist indem er ausgeführt wird. Daß die Herrschaft einen bestimmten Zweck habe, durch diese Media werden die Heroen bestimmt, der eigene Vortheil wird von ihnen wahrgenommen, wodurch sie allerhand Gefahren ausgesetzt werden. So tritt das Komische im Allgemeinen ein. Es ist ein Zweck der sich durch die Mittel selbst vollführt. |Wenn die Komödie wahrhafte Lüstigkeit in sich hat, so sind die Personen in diesen Zweck und in diese Mittel gefallen und so vollständig fertig, daß sie über sich ebenso unbekümmert sind indem ihr Zweck mislingt. Bei 2 beide] Lö, ähnlich An: Tragödie und Comödie 3–4 Laster und … eintritt] Lö, ähnlich AnKe: das Laster bestraft oder beschämt wird und daß diejenigen, welche sich eingelassen haben, beschämt werden und zum Guten übergehn 8 ein Scheinheiliger bestraft wird] Ke, ähnlich Lö: Tartuffe wird beschämt, und seiner Weise bestraft; Herr Orgon wird beschämt, und kommt von seinem Mißverstandniß zurük. Spiele werden bestraft, die sich mit ihm eingelassen haben aber nicht so böse sind, bessern sich. 10 Komische] Lö: Komische: daß der Mensch seinen Character aufgibt Ke: komisch ist aber diese Umänderung des Characters. – Der Geizige, und dgl. so moralisch. 12–13 indem man … sei] An: Charaktere, die sich durchführen, sind besser 15 großer] An: thörichter daß] Lö: aber es zeigt sich, daß 15–16 indem er ausgeführt wird] Lö, ähnlich Ke: sind es die Mittel selbst, welche den Zweck zerstören 16–20 Daß die … vollführt.] Ke, ähnlich AnLö: In den modernen Comödien sind auch die Sitlichen Bediente, Kammermädchen, die ihrer Herschaft helfen, aber durch (Ke: Eigennutz, Mißverständniß den Zwek gefährden oder zerstören. An, ähnlich Lö: Schuftigkeit oder Dummheit dgl. ihren Herrn in Gefahr bringen). 20 hat] KeAn: hat, wie bei Aristophanes 20–21 die Personen … fertig] An, ähnlich LöKe: diejenigen, die in diesen Zwecken befasst sind, (Lö: ganz ernsthaft,) zugleich innerhalb ihrer selbst, so fertig, vollständig 22 mislingt] Lö: mißlingen. Sie sind aber in sich selbst komisch. 22–896,2 Bei allem … unbekümmert] An, ähnlich Lö: sie sind unbekümmert bey aller ihrer Ernsthaftigkeit, mit der sie auf den Zweck losgehen, wenn (An: sie auch ihn nicht erreichen Lö: dieser | zertrümmert wird) 9 streift] streifen
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allem Ernst mit dem sie auf ihren Zweck losgehen sind sie über den Erfolg völlig unbekümmert, es ist die Seeligkeit der olympischen Götter. In den Aristophanischen Lustspielen ist es vorzüglich die Thorheit des Volks, welche den Hauptgegenstand ausmacht, daß es diesen oder jenen Zweck beabsichtigt dabei aber so thörigt verfährt, daß er scheitern muß, wobei das Volk vor wie nach das unbekümmerte und gleichgültige ist, es ist ein Zweck dem man es gleich ansieht, daß nichts dabei herauskommen kann. Oft wird es auch ganz ernsthaft im Witzigen z. B. Strepsiades der Philosophie beim Socrates studiren will, sieht man näher auf Strepsiades so sieht man gleich daß er thörigt ist und auf eine schmählige Weise enden müßte. In einem anderen Stücke sind es die Weiber die eine neue Staatsverfassung einführen wollen man sieht hier gleich von vorne herein, daß es nichts kluges werden kann und daß eine Farçe das Ende machen muß, wozu Bachus selbst hilft. Hier ist eine bewußte Harmonie, dieser seelige Gott der nur Scherz mit sich selber treibt und so die Auflösung der Zwecke und Interessen durch sich selbst herbeiführt, darin aber völlig unbekümmert ist. Aristophanes hatte einen guten Stoff, einmal an den griechischen Göttern, die sich in ihrer anthropomorphistischen Gestalt leicht der Verspottung darbieten, wenn nur etwas weiter in der Besonderheit fortgegangen wird, die mit der Göttlichkeit sich dann im | höchsten Widerspruche zeigt, in den Fröschen z. B. verspottet Aristophanes die Götter. Das Andere war die Republik, theils ihre Verfassung, theils ihre Aktionen, Krieg und Frieden. Aristophanes hat besonders das atheniensische Volk ihm selbst zur Verspottung dargestellt, die Thorheiten des Volks und seiner Staatsmänner sind besonders der Gegenstand seiner Komedien, in welchen er sich aber als der beßte Bürger beweist, denn ihm war es nicht bloß um Spässe zu thun, er stellt die Thaten der Staatsmänner in ihrer Thorheit dar, die sich einen Zweck setzen, durch die Ausführung aber ihn zerstören. Er hat also die Personen an ihnen selbst komisch gemacht, so daß sie von Anfang an Thoren sind, wie sehen so diese vollkommene Sicherheit der Subjektivität, die beim zu Grunde Gehen ihres Zwecks immer bleibt was sie ist. Dieß ist der letzte Punkt der Versöhnung die die Subjektivität
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2 die Seeligkeit … Götter] Ke, ähnlich AnLö: Gleichsam die lachende Seligkeit der olympischen Götter bei Aristophanes 3 Aristophanischen] Pn: Wer den Aristophanes noch nicht gelesen, hat noch nicht wahrhaft gelacht 5 das Volk] Lö: Der eμou, obgleich der Zweck zu Grunde geht, 7 gleich] KeAn, ähnlich Lö: gleich von Haus aus 7–8 Oft wird … z.B.] Ke: In den Wolken zb. 9–10 daß er … müßte] Ke: daß Strepsiades nichts lernen kann Lö: daß nichts Kluges her- 35 auskommen kann 13 wozu Bachus selbst hilft] Ke, ähnlich LöAn: Dionysos geht nach der Unterwelt, um einen (Ke: ordentlichen Tragiker An: wahren Dichter) zu holen. Hier ist … Harmonie] Lö, ähnlich AnKe: Darin ist die Ironie, aber die bewußte Ironie. 14 dieser seelige Gott] An: dieser selige emou Lö: Der Demos bleibt der atheniensische emou 16 unbekümmert] An, ähnlich KeLö: unbekümmert, selig, ungetrübt 16–897,7 Aristophanes hatte … Komödie. Sondergut Gr 40
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sich erringt, im Komischen hat die Kunst ihr Ende. Vom Symbolischen begannen wir, im Klassischen macht sich das Subjekt sich selbst objektiv, stellt sich die Individualität als göttlich auf, als jenseits der besonderern Subjektivität Stehendes, zu diesem ist dann die Subjektivität die in sich selbst befriedigt und getröstet ist, nur mit dem Objektiven Spiel treibt der Gegensatz. In der Subjektivität vernichtet sich die Objektivität und wird Wissen ihrer Vernichtung in der Komödie. Hiermit haben wir nun die Kunst in ihrem Kreise durchlaufen, die Kunst in ihrem Ernst ist uns ein Gewesenes, für uns sind andere Formen nothwendig um uns das Göttliche zum Gegenstand zu machen, wir bedürfen des Gedankens. Aber die Kunst ist eine wesentliche Weise der Darstellung des Göttlichen und diese Form müssen wir verstehen, die Philosophie hat so das Wahrhafte in der Kunst zu betrachten.
8–13 Hiermit haben … betrachten.] Ke, ähnlich LöAn: | Das ist die Uebersicht über die Philosophie 15 der Kunst, über die verschiedenen Formen, in die sich das Kunstwerk ausbreitet; in der letzten, dem
Drama, (An: wenn es in seiner hohen Bestimmung gehalten worden) laufen alle Stralen (AnLö: der Kunst) (Ke: zusammen. An, ähnlich Lö: zusammen: es ist das vollendetste, das höchste Kunstwerk.) Ueber Poesie, und Drama allein könnte man eine Vorlesung halten, die ein halbes Jahr dauerte; das nationelle bietet besonderes Interesse dar.
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Ein leit ung Vorstellungen über die Kunst Erweckung von schönen Empfindungen als Zweck der Kunst Beruf unserer Zeit die Kunst denkend zu betrachten Nachahmung der Natur als Zweck der Kunst Reinigung der Gefühle als Zweck der Kunst Moralischer Endzweck der Kunst Verhältniß der Kantschen Philosophie der Kunst Schillers Verhältniß zur Philosophie der Kunst Winkelmann und die Gebrüder Schlegel Die Ironie Standpunkt der Fichteschen Philosophie Die schöne Seele Solger Tieck Täuschung durch die Kunst Einthei lung A. A l l g e m e i n e r T h e i l a. D i e I d e e d e r K u n s t Formunterschied der Kunst, Religion und Philosophie b. Der Kunst c. Der Religion h. Der Philosophie Die Idee als Ideal Der in die Realität versenkte Begriff Die Existenz des Begriffs; Leib und Seele Bestimmung des Kunstschönen 1. Der formelle Begriff a. Die Regelmäßigkeit b. Die Einfachheit 2. Die Handlung a. Die Selbstständigkeit b. Die Situation c. Die Reaktion
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Seite 1. –8 – 9. – 15 – 16. – 19. – 21. – 26. – 28. – 30. – 31. – 31. – 33. – 36. – 37. – 39. – 41. – 49. – 49. – 51. – 51. – 52. – 53. – 54. – 56. – 57. – 68. – 69. – 69. – 73. | Seite 74. – 74. – 85. – 96.
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3. Der Charakter – 105. Die Ironie – 111. 4. Die äusserliche Bestimmtheit – 112. Die subjektive Weise des Kunstwerks – 125. Die Objektivität der Darstellung – 128. Die Originalität – 131. b. D i e G e s t a l t d e r K u n s t . – 135. Eintheilung – 136. b. D i e s y m b o l i s c h e G e s t a l t . – 137. Die Erhabenheit – 137. Das Symbol – 137. Das Mythologische – 140. Formen des Symbolischen – 144. 1. Die erste Form, die unmittelbare Einheit des Gedankens und der Existenz, parsische Anschauung – 146. 2. Die zweite Form, die Gährung des beginnenden Unterschiedes, indische Anschauung – 150. a. Das Lebendige als Gott – 152. b. Die elementarische Natur als Gott – 153. c. Der Gedanke personifizirt – 154. d. Der reine Gedanke – 155. 3. Die dritte Form, der Tod des Natürlichen, syrische und aegyptische Anschauung – 158. 4. Die vierte Form, das Zerfallen der unterschiedenen Momente . – 165. 1. Die Erhabenheit, jüdische Anschauung – 166. 2. Das Endliche als Accidenz, persische Anschauung – 168. 3. Trennung der Bedeutung von der Gestalt – 172. | a. Erste Form Seite 173. b. Die aesopische Fabel – 173. c. Die Parabel – 177. b. Zweite Form – 179. 1. Das Räthsel. – 180. 2. Die Allegorie. – 181. 3. Die Metapher – 183. 4. Das Bild – 185. c. Dritte Form – 192. b. Das Lehrgedicht – 192. c. Das beschreibende Gedicht – 193.
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h. Naturschilderung e. Das Epigramm c. D i e k l a s s i s c h e G e s t a l t . a. Das Allgemeine, der griechische Gott. b. Das Besondere h. D i e r o m a n t i s c h e G e s t a l t Römische Kunst Satyren a. Die Innerlichkeit des Geistes b. Christusbilder c. Madonnenbilder h. Märtyrer e. Wunder und Legenden b. Die Tugenden b. Die Liebe c. Die Treue h. Die Ehre e. Die Tapferkeit c. Das Selbstständigwerden des Äusserlichen b. Die Partikularität des Charakters c. Das substantielle Gemüth a. Das Ritterthum b. Der Roman h. Das Zerfallen des Objektiven und Subjektiven Das Humoristische B. B e s o n d e r e r T h e i l . Eintheilung 1. Die Architektur b. Die symbolische Baukunst c. Die klassische Baukunst h. Die romantische Baukunst 2. Die Sculptur 3. Die Mahlerei b. Der Gegenstand c. Die Komposition h. Das Kolorit 4. Die Musik 5. Die Poesie b. Das Epos
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nachschrift griesheim · 1826 c. Die Lyrik h. Das Drama a. Die Tragödie b. Das moderne Drama und die Komödie
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zeichen, siglen
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ZEICHEN, SIGLEN
Bembo-Schrift S p e r rd r u c k Kursivdruck 00Gr 00An, Ga, Ke, Lö, Pn
| / [] ] die1 r v
Grundstufe des Textes Hervorhebung im Original Herausgeberrede am Rande des Textes: Seitenzahlen der Nachschrift Griesheim 1. am Rande des Textes:Seitenzahlen der im Variantenapparat herangezogenen Nachschriften (ohne Seitentrennstrich) 2. am Rande des Variantenapparats: Seitenzahlen der im Variantenapparat herangezogenen Nachschriften (ohne oder gegebenenfalls mit Seitentrennstrich) neue Seite im Original 1. im Variantenapparat: neuer Absatz 2. im Textkritischen Apparat: Zeilenumbruch Hinzufügung des Herausgebers Abgrenzung des Lemmas tiefgestellte Ziffern im Apparat geben bei öfterem Vorkommen des gleichen Wortes in einer Zeile die Reihenfolge an recto;Vorderseite eines Blattes verso; Rückseite eines Blattes
Im Variantenapparat und im Textkritischen Apparat sowie bei den Seitenangaben werden folgende Siglen verwandt: An bzw. An Ga bzw. Ga Gr bzw. Gr Ke bzw. Ke Lö bzw. Lö Pn bzw. Pn
Nachschrift Anonymus Nachschrift Garczynski Nachschrift Griesheim Nachschrift Kehler Nachschrift Löwe Nachschrift von der Pforten