Vergil: Festrede zur Feier der zweitausendsten Wiederkehr seines Geburtstags; gehalten vor der Straßburger Gesellschaft der Wissenschaften am 16. November 1930 in Frankfurt a.M. [Reprint 2022 ed.] 9783112693728, 9783112693711


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German Pages 22 [28] Year 1932

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Einleitung
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Vergil: Festrede zur Feier der zweitausendsten Wiederkehr seines Geburtstags; gehalten vor der Straßburger Gesellschaft der Wissenschaften am 16. November 1930 in Frankfurt a.M. [Reprint 2022 ed.]
 9783112693728, 9783112693711

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Schriften der Straßburger Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Universität Frankfurt a. M. Neue Folge 13. Heft

VERGIL Festrede zur Feier der zweitausendsten Wiederkehr seines Geburtstags gehalten vor der

Straßburger Gesellschaft der Wissenschaften am 16. November 1930 in Frankfurt a. M. von

W. F. Otto

193 1 WALTER DE GRUYTER & CO. V O R M A L S G. J . G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G - J . G U T T E N T A G , V E R L A G S B U C H H A N D L U N G - GEORG R E I M E R - K A R L J . T R Ü B N E R - V E I T & COMP.

BERLIN UNI) LEIPZIG

Schriften der Straßburger Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Universität Frankfurt a. M. Neue Folge 13. Heft

VERGIL Festrede zur Feier der zweitausendsten Wiederkehr seines Geburtstags gehalten vor der

Straßburger Gesellschaft der Wissenschaften am 16. November 1930 in Frankfurt a. M. von

W. F. Otto

193 1 WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J . GUTTENTAG, V E R L A G S BUCHHANDLUNG - GEORG R E I M E R - K A R L J . T R Ü B N E R - V E I T & COMP.

BERLIN UND LEIPZIG

VERGIL Festrede zur Feier der zweitausendsten Wiederkehr seines Geburtstags gehalten vor der

Straßburger Gesellschaft der Wissenschaften am 16. November 1930 in Frankfurt a. M.

von

W. F. Otto

1931 WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J . GUTTENTAG, V E R L A G S BUCHHANDLUNG - GEORG R E I M E R - K A R L J . T R Ü B N E R - V E I T £ COMP.

BERLIN UND LEIPZIG

Druck von Walter de Gruyter ft Co., Berlin W

In diesem Jahre feiern die Gebildeten Europas die zweitausendste Wiederkehr des Geburtstags Vergils, der am 15. Oktober des Jahres 70 vor Chr. in der Nähe von Mantua als Kind einfacher Eltern das Licht der Welt erblickt hat — des Dichters, den die Römer für ihren größten gehalten haben, der im Mittelalter fast wie ein Heiliger verehrt wurde, der Dante durch Hölle und Fegefeuer geleiten durfte. Europa besitzt kein zweites Beispiel, daß eines Dichters nach Jahrtausenden noch am Tage seiner Geburt ehrend gedacht würde; und wenn wir das tun, so bezeugen wir damit, trotz der Eigenmächtigkeit der Gegenwart, den Zusammenhang, die Einheit der Jahrtausende und unsere Verpflichtung gegen den Geist, der vor so langer Zeit, in einer versunkenen Welt, die Werke geschaffen hat, in deren Schule das neue Europa groß geworden ist und deren Lebenshauch auch uns noch berührt. Um das Gedächtnis dieses Mannes zu feiern, sind auch wir heute zusammengekommen. Da es nun nicht möglich ist, seine Dichtung selbst sprechen zu lassen, so glaube ich der Ehrfurcht den würdigsten Ausdruck zu geben, wenn ich zu zeigen versuche, wer er war, als D i c h t e r , und zwar als r ö m i s c h e r Dichter. Es ist immer lehrreich, das Genie, das dem Denken und Schauen von Generationen und Jahrhunderten die Prägung gibt, aus der geistigen Umwelt seiner Kindheit und ersten Jugend herauswachsen zu sehen. Aber selten ist dieser Aufstieg so wunderbar, wie im Falle Vergils. Als er heranwuchs, stand die Dichterschule, die wir durch Catull kennen, auf der Höhe ihres Könnens und ihrer Wirkung. Diese jungen Neuerer, die, durch schwärmerische Freundschaften miteinander verbunden, sich als geistige Einheit empfanden, haben den Römern tatsächlich eine neue Dichtung geschenkt; und ihre dämonische Begabung, derengleichen es vielleicht in Rom nicht wieder gegeben hat, hob diese Dichtung über die griechischen Vorbilder, denen sie verpflichtet war, hinaus. Ihre Blüte fällt mit dem Aufstieg des Caesar zusammen; die Größten von ihnen sind noch vor ihm gestorben. Unter den Gewittern der gewaltigsten und furchtbarsten Ereignisse und Wandlungen wurde damals ein neuer dichterischer Charakter geboren: der vornehme, nur für den kleinen Kreis der Anspruchsvollsten schaffende Künstler. Als Schüler der Alexandriner war man überzeugt, daß es jetzt nichts als leere und lächerliche Nachahmung wäre, ein Epos in der Nachfolge des großen Homer schreiben zu wollen. Aber der Mythos hatte seinen Reiz nicht verloren. War er doch so voll von noch kaum berührten Motiven, deren Merkwürdigkeit, Zartheit,



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Tiefsinn und Pathos den wählerischsten Geschmack entzücken und zur Gestaltung reizen mußten. Und zwar zu einer Gestaltung im kleinsten Formate, wie es sich für Köstlichkeiten geziemt, auf Kenner und Höchstgebildete berechnet, die geistreiche Andeutungen zu schätzen wissen und der offenen Breite längst überdrüssig geworden sind. Selbst der Erzählung als solcher, die so leicht der Gefahr des alten epischen Stiles verfallen konnte, war man müde geworden und lernte es, sie in kunstvoller Knappheit hinter den Schilderungen denkwürdiger Zuständlichkeiten und Seelenstimmungen zurücktreten zu lassen. Kein Gegenstand zog die Darstellungskraft so mächtig an, wie der Sturm der Menschenseele. Aber das unbändige Herz des jungen Dichters mußte sich auch unmittelbar aussprechen können. Auch dies geschah natürlich in den Formen griechischer Dichtung, namentlich im elegischen Epigramm, im Jambus, im kleinen Liede. Diese aus dem Augenbllick geborenen Verse ergreifen auch heute noch jedes empfängliche Gemüt und werden oft für die schönsten Blüten lateinischer Poesie erklärt. Sie haben schon im Altertum die größte Wirkung hervorgebracht. Es ist ungemein charakteristisch zu sehen, wie jener vornehmen Ablehnung alles Altgewordenen, breit und offen Daliegenden, dem Schulgeschmack Entgegenkommenden, jener entschieden ästhetischen Haltung des ernsten Epikers, die leidenschaftlichste Hingerissenheit und Augenblicksgebundenheit des erlebenden und sein Erlebtes kündenden Dichters entspricht. Diese dem modernen Empfinden so nahe liegende Unmittelbarkeit ist es denn auch, die — in Deutschland wenigstens — das Urteil hervorgerufen hat: dies allein seien echte Dichtungen lateinischer Sprache. Und wirklich, in der gesamten Weltliteratur gibt es Weniges, das durch Zartheit und Innigkeit so bezaubert, durch die Glut und Macht seiner Leidenschaft so erschüttert, wie diese kleinen Augenblickslieder und Epigramme. Aber auch nichts so Haßerfülltes, mit so furchtbarer Schärfe Verdammendes und Vernichtendes, wie diese poetischen Ausbrüche der Indignation über Feinde und treulose Freunde. Denn der Haß gehört mit zum Charakter dieser persönlichsten aller Dichtungen. Ebenso inbrünstig in der Freundschaft wie in der Liebe, wird sie von der Trunkenheit des Glückes in den schwärzesten Abgrund der Verzweiflung gerissen und kann nur anbeten oder in den Schmutz ziehen. Das Geliebteste wird im Augenblick der Enttäuschung zum Verworfensten, vor dessen Gemeinheit es den Reinen schauert. Und dieser Reine, dieser Gerechte und Fromme ist der Dichter selbst, der sich nur des edelsten Wollens bewußt ist, und dem für sein Vertrauen mit Verrat, für seine zarte Hingabe mit der frechsten Verhöhnung aller Scham und Zucht gelohnt wird. In diesem Tugendbewußtsein wird er auch zum Wortführer des echten Republikanertums gegen die aufsteigende Riesengestalt eines Caesar, dessen Sittenlosigkeit er mit seinen Spottversen unauslöschliche Schandmale aufzubrennen vermag. Gewiß, eine erschütternde Lebenstragödie spricht aus solcher Dichtung noch zu uns. Aber wenn wir an ihr die beispiellose Jugendfrische und Form-



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kraft bewundern, so dürfen wir uns doch nicht verhehlen, daß ihr die Freiheit der Distanz, ohne die nichts wahrhaft Großes entstehen kann, durchaus fehlte. Abseits von diesen Feuerköpfen stand der Mann, der durch seinen Sang von der Natur, von den Ursprüngen alles Werdens und Vergehens, im Sinne der freien und vornehmen Lehre Epikurs, die Menschheit von aller Unruhe, Sorge und Angst erlösen wollte: Lucrez. Ein Dichter ersten Ranges, dem Vergil Unendliches verdanken sollte; als Person von unglücklichstem Sehnen zerrissen und im Wahnsinn durch Selbstmord untergegangen an demselben Tage, an dem Vergil das Knabengewand mit der Männerkleidung vertauschte, am 15. Oktober des Jahres 55 vor Chr. So war die dichterische Atmosphäre des Zeitalters der Bürgerkriege, in dem Vergil aufwuchs.

Von seinen ersten dichterischen Versuchen wissen wir nur sehr wenig. Das einzige, was ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden kann, sind etwa ein Dutzend Epigramme, von denen die meisten der Zeit vor der bukolischen Dichtung angehören. Sie zeugen unverkennbar vom Einfluß des Catull, dessen früher Tod etwa in das sechzehnte Lebensjahr Vergils fiel, und unterscheiden sich doch schon sehr deutlich von Catulls Art. Aber sie bedeuten nur ein leises Vorspiel. Wenn man sich von der leidenschaftlichen Lebensverstrickung der vorangegangenen Dichtung unmittelbar zu den großen Schöpfungen des etwa achtundzwanzigj ährigen Vergil wendet, so ist es, als träte man plötzlich in eine große, stille Gebirgswelt. So gelöst ist hier alles, so klar und rein der Geist, und jegliches Ungestüm des eigenen Wollens untergegangen in dem Ringen um Größe und im Bekenntnis zum Erhabenen. Wir stehen hier vor einer der denkwürdigsten Offenbarungen des Geistes, dessen Wirken die Weltgeschichte ist. Man hat wohl die unerhörte Kühnheit des Blickes bemerkt, mit dem der Dichter noch mitten in den Wirrnissen und Greueln des Bürgerkrieges in dem blutjungen Caesar den Gott der Welt erkannte. Aber viel bedeutender noch ist dies: daß der Dichter den Frieden und die Größe, die jener einst dem Reiche geben sollte, als geistige Gestalt schon besaß, und klassisch zu sein vermochte, bevor die Ordnung der Welt es wurde. Mehr als zehn Jahre später, als der Friede erschienen war, hat Horaz es in dem Liede, das die Bändigung der wilden Mächte unter dem Bilde des Sieges der Olympier über Titanen und Giganten vorstellt, ausgesprochen, daß es derselbe Geist sei, der sich dem Mächtigen als Weisheit und dem Dichter als Gesang der Muse offenbare. Eine verhältnismäßig lange Zeit war vergangen, bis der Dichter seine Form gefunden hatte. Es war nicht seine Art, die Freuden und Leiden seiner menschlichen Existenz hinauszurufen, als ob sein Glück, seine Wünsche und



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Enttäuschungen, seine Parteinahme und Ablehnung die Welt bedeuteten. Er hatte nur eine Stimme bekommen für das Große. Von solchen, die ihn kannten, hören wir, daß er in der einfachen Rede geradezu ungeschickt gewesen sei, ganz ohne die Einfälle, mit denen andere glänzten. Wie langsam er arbeiten mußte, bezeugt er uns selbst. Zu diesem Bilde paßt sehr gut, was wir über seine äußere Erscheinung und sein Auftreten erfahren. Als hochgewachsen wird er uns geschildert, mit dunklem Teint und mit Gesichtszügen, die auf bäuerliche Abkunft schließen ließen. Die Idealität in der Haltung des Kopfes und der Art zu blicken, spricht noch durch das Trierer Mosaik deutlich zu uns, und es wäre sehr schön, wenn der herrliche Kopf, der früher als Menander gedeutet wurde, wirklich, wie ein Kenner vermutet hat, Vergil darstellte, und diese hohe Stirne, diese ausdrucksgewaltigen Lippen, diese seherisch in die Ferne gerichteten Augen die seinigen wären. Alle seine Äußerungen, so wird uns gesagt, zeugten von solcher Geradheit und Reinheit, daß man ihn in Neapel allgemein den Jungfräulichen nannte. Freilich war seine Gesundheit schon frühzeitig so angegriffen, daß er sich schonen mußte, wo andere verschwendeten. Das war der Mann, der für sein Zeitalter, ja für das Römertum überhaupt, das Wort finden sollte. Und mit diesem Berufe im Herzen zog er sich aus allen Interessen der unmittelbaren Gegenwart zurück in die Einsamkeit, in der die großen Linien sichtbar werden. Der zum Schöpfer des römischen Epos Geborene kannte noch Höheres — und träumte glühend davon —, als den Beruf des weltlichen Dichters. „ 0 daß doch am liebsten die süßesten Musen, denen ich priesterlich diene, ins Herz getroffen von unendlicher Liebe, mich aufnähmen, die Bahnen des Himmels mir zu zeigen und der Gestirne...! Glücklich, wer es vermag, die Gründe des Seins zu erkennen...!" So ruft er in den Georgica aus. Schon als Jüngling hatte er, in einem uns erhaltenen kleinen Gedichte, der Poesie den Abschied gegeben, um in der Schule der Philosophie die erhabene Freiheit der Erkenntnis zu suchen. Wie fern ist diese Gesinnung von jenem spröden, exklusiven Artistentum des Catullischen Kreises! Aber er konnte sich nicht darüber täuschen, daß er zum Philosophen nicht bestimmt sei. Und so wünscht er sich als Zweites den poetischen Umgang mit der stillen Natur, ihrem Zauber und ihrem Frieden. Alle seine Werke, besonders aber die beiden ersten, zeigen, wie vertraut er mit ihr war und mit welcher Liebe er an ihr hing/ Ihr gelten die schönsten Verse, die er gedichtet hat. Sie lassen uns die Stimme des Windes vernehmen und der Meeresbrandung, wenn sie ans Gestade donnert; sie künden den Frühling,... „wenn der allmächtige Vater mit fruchtbaren Güssen niedersteigt in den Schoß der jubelnden Gattin, und der Große ganz in den großen Leib sich ergießend alle Geschöpfe ins Leben r u f t . . . " Und sie kennen die Tiere und führen sie in Bildern von ergreifender Lebendigkeit vor unsere Augen. Mit welcher Liebe und mit welcher Pracht ist das Roß gezeichnet! Und wer konnte je ohne Erschütterung die Schilderung der leidenden und sterbenden Tiere lesen!



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Dies also war seine Welt — dies, und das eifrigste Studium griechischer und römischer Literatur — als er in hohem Stile zu schaffen anhob. Und mit dem Erklingen seiner ersten Verse erkannte man in ihm den ersten Dichter der Zeit. In der Form wie im Inhalt brachte er völlig Neues und war stolz genug, rühmend davon zu sprechen. Das erste war der Hirtensang des Theokrit. Und er hat so viel an Situationen, Bildern, Wendungen, sogar bis zur Wörtlichkeit, von dem Griechen übernommen, daß man einst glauben konnte, diese sogenannten Eclogen seien nichts als gutgemeinte, aber oft genug ungeschickte Übertragungen aus dem griechischen Original. In Wahrheit aber sind sie so eigenartig und römisch, daß wir der Überlieferung, die uns den griechischen Meister erhalten hat, nicht genug danken können für diese Möglichkeit, die Richtung des römischen Geistes durch ihre Abweichung von der griechischen genauer als sonst zu bestimmen. Wir ahnen noch, welchen Reiz es bieten mochte, aus Schöpfungen von eigenem Gehalt und Bau die Anklänge an den wunderbaren sizilischen Sänger, wie der Dichter wollte, herauszuhören. Was aber das war, das Vergil selbst geschaffen hat, vermögen wir, nach mancher feinen Untersuchung der letzten Jahrzehnte, recht wohl zu erkennen. Bei Vergil erscheint das ländliche Dasein in eine höhere Sphäre gerückt, wo sich das Ideale und das Reale, das Einfachmenschliche und das Höchstgebildete auf wundersame Weise verschmelzen. Was wir bei Theokrit so lieben, die lebendige Unmittelbarkeit des Gegenständlichen und der Sprache, die ebenso zart und süß wie keck und derb bis zum Groben sein kann, das alles ist hier verschwunden. Ein neuer Geist spricht aus der Vergilischen Welt. Es ist der Geist der Vornehmheit in Erscheinung und Gestalt, wie in Gesinnung, Wort und Tun, der vom Gemeinen nichts weiß, alles Gewöhnliche hinter sich läßt und in der Erhebung zum Großen seine wahre Freiheit genießt; aber ebenso weit entfernt ist von Strenge, Gewaltsamkeit und Unnatur, in ewiger Entzückung strahlend, vom Hauch der reinsten Liebe durchglüht und in jeder Gebärde liebenswürdig. Dieses vergeistigte Sein, dessen Idealität sich der stillen Natur verwandt und nahe fühlte, hat in der Hirtendichtung seine Gestalt gefunden. Das bedeutet eine Neuschöpfung der bukolischen Poesie, trotz der offensichtlichsten Anlehnung an Theokrit. Die vollkommene Verschmelzung des Ewigen mit der Sinnfälligkeit des Individuellen und Naturhaften, dieses Wunder der Gestaltung ist und bleibt griechisch. Aber ein zweites Wunder vollzieht sich nun in der Dichtung des Römers, durch das seine Bucolica schon klassisch sind und den großen klassischen Werken seiner späteren Zeit würdig vorangehen. Ihre Vornehmheit, ihre Größe und ihre reine Süßigkeit, auch sie sind ganz hineingeschmolzen in die Naturgestalt. Aber es ist nicht mehr die elementare Unmittelbarkeit und Individualität des Natürlichen, die hier in die Erscheinung tritt, sondern eine neue Wirklichkeit, die im Spiegel des Geistes, wie unter dem Mondlicht, ihre Schwere samt allem Sachlichen und Gewöhnlichen verloren hat, und dennoch die natürliche Wirklichkeit geblieben ist, ohne von



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der schlichten Wahrhaftigkeit ins Willkürliche und Phantastische abzuirren. Daher treten die realen Vorgänge sowie die Individualitäten der Zustände, der Orte und der Personen fast bis zur Unkenntlichkeit zurück hinter dem vollendet Schönen der Natur, dem Ergreifenden der Empfindung oder dem Strahlenglanz der Größe. Aber es ist nur ein Verschwinden oder Vergessenwerden der realistischen Züge und Verhältnisse; keine fühlbaren Widersprüche und Unmöglichkeiten stören den Eindruck der Wahrheit dieser idealen Sphäre. Und eben weil die Aufmerksamkeit gar nicht auf das gerichtet ist, was der Hirte tut und treibt und was seine augenblickliche Situation bestimmt, sondern nur auf das, was er schaut, empfindet und ausspricht, kann dies alles so geistreich und von der erlesensten Schönheit sein, ohne in solchem Munde unnatürlich, leblos oder sentimental zu erscheinen. Ja es kann sogar ein besonderer Reiz werden, wenn der Hirte plötzlich, und nur für einen Augenblick, die Züge des Dichters selbst annimmt und mit dessen eigenen Worten spricht, oder wenn gelegentlich die Bilder vornehmer und geistvoller Freunde im Hirtenbereiche auftauchen, als ob sie ihm angehören könnten. Vor dem von aller Nähe und Unmittelbarkeit gelösten und dennoch so liebevollen Blick des römischen Dichters ist eine neue Natur entstanden, in der das Sublime wiederum wirklich wird und das Ideale mit dem Realen in einem neuen Wunder zusammenschmilzt. Diese neue Wirklichkeit drückt sich auch in der äußeren Kunstform deutlich aus. Denn so ähnlich diese der Theokritischen auf den ersten Blick zu sein scheint, so zeugt sie doch, bei genauerer Prüfung, durch ihre klare Architektonik, durch die absolute Durchbildung aller Glieder und den streng rhythmischen Aufbau aus lauter formvollendeten Einzelgestalten für eine geistige Welt, die Vergilisch und römisch ist. Ihren tiefen Sinn und Ernst wird uns erst die Aeneis zu erkennen geben. Ihr Zauber ergreift uns in den Hirtenliedern. Und dieser Zauber, wenn wir ihn nennen wollen, heißt Liebe. Aber die Liebe ist in dieser Sphäre der Gelöstheit zur süßesten Blüte der Vergeistigung geworden, und wenn auch das Menschenherz ihre Leiden und Freuden in den pathetischsten Tönen hinaussingt, so hat sie doch so viel vom Erdhaften abgetan, daß ihr reiner Glanz über allen Dingen schwebt, und Himmel und Erde ihre Sprache reden. So weit ist die Vergilische Hirtenwelt von der des Theokrit entfernt. Und so kann denn mitten aus dem Umkreis der Weiden, der Herden und des Flötenspiels der Preis des Großen tönen, der dem Weltkreise den Frieden und die Ordnung bringen soll, des jungen Caesar, der im Munde des beglückten Hirten schon jetzt ein Gott heißen darf. Sein Name wird nicht genannt. Aber der Tityrus des Vergil ist der erste Mann, der den künftigen Augustus damals schon so zu sehen und zu künden vermochte. Und nun soll zu Ehren des Konsulates jenes Asinius Pollio, der dem Reiche des Hirtensanges so nahe steht, das sizilische Hirtenlied in höherem Tone erklingen, um mit dem Hinweis auf den eben erst dreiundzwanzig Jahre alt gewordenen Octavian in sibyllinischen Worten die Geburt des göttlichen Kindes zu verkünden, mit

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dem das goldene Zeitalter wiederkehren wird. Dies ist das Lied, das von dem jungen Christentum als Prophetie auf den messianischen Heilbringer gedeutet werden sollte und dem Vergil des Mittelalters seinen Platz in der Nähe der Heiligen der Kirche gegeben hat. Aber es denkt an keine Erlösung aus Sünde und Verdammnis, sondern an die Wiederherstellung der in Zwietracht und Verfinsterung versunkenen Welt zur Reinheit, zur Größe und zum goldenen Frieden der Urzeit, unter dem Regimente eines göttlichen Fürsten aus dem Blute des jungen Caesar. So haben die Eclogen eine Bedeutung, die sie weit über das bloß Bukolische hinaushebt. Die Welt der Hirten steht der echten Wirklichkeit nicht fern und nimmt aus ihr gerade das Größte, ohne es beim Namen zu nennen, mit prophetischem Geiste auf und gibt ihm in ihrem Zauberkreise Gestalt.

Der nächste Aufstieg führte zu dem Lehrgedicht der G e o r g i c a , mit dem der Dichter in die Gefolgschaft des alten Hesiod trat, wenn er auch tatsächlich aus Späteren viel mehr Anregung geschöpft hat, als gerade aus ihm. Die Zeitgrenzen, die einem Vortrage gesetzt sind, erlauben mir nicht, auf die Bedeutung der vier großen Gesänge zum Preis des Feldbaues und des Landlebens näher einzugehen. So will ich denn nur einiges hervorheben, das uns dann zur Betrachtung des Vergilischen Hauptwerkes hinüberleiten kann. Wir lassen das Lehrgedicht nicht als echte Poesie gelten. Aber die Georgica sind, trotz ihrer vielen Anweisungen für Ackerbau, Baumpflanzung, Vieh- und Bienenzucht, viel weniger eine Anleitung, als ein Hinweis auf die Natur und auf das Leben in ihr, für sie und aus ihr. Was man am wenigsten erwartet, ist gerade das Wichtigste: bei aller Liebe zu den Reichen der Natur, die der Dichter mit so viel Lebendigkeit und Glanz darzustellen weiß, ist sein tiefster Gedanke doch der Mensch; und während wir ihm mit Entzücken folgen in das Glück und die unverdorbene Rüstigkeit des Bauernlebens, kündet er uns plötzlich den wahren Ursprung geschichtlicher Größe. Nie ist ein so begeistertes und frommes Lied auf Not und Mühe gesungen worden. Daß die Erde dem Menschen die Gaben, deren er bedarf, nicht mehr, wie im goldenen Zeitalter, von selbst hervorbringt, ist nicht, wie einst, ein Gegenstand pessimistischer Klagen. Nein, gut hat es der höchste Gott mit dem Menschen gemeint, als er es ihm schwer machte, die Frucht des Feldes zu ernten. Aus der Not ist alle Erfindsamkeit und Kunst entsprungen. Erst der rastlos Tätige ist der wahre Mensch. Und die Erde ist gerecht, sie läßt keine Mühe unbelohnt: iustissima Tellus! Auch mahnt uns alles an die Götter, die auf Gebete hören. Und der Landmann, der keine Wünsche hat, als die natürlichen, darf nach der Arbeit den Segen der Erde genießen und von ihrem Überflusse Feste feiern, umgeben von der reinsten Liebe und Treue, unbekümmert um alles, was der Ehrgeiz plant, unbesorgt um den Aufruhr der Völker und um die ganze Politik. Und hier, mitten in den Traum von der



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Seligkeit des weltabgeschiedenen Lebens, tönt es plötzlich herein: so lebten einst die Großen der Vorzeit, aus solchen Ursprüngen ist Etrurien kraftvoll erwachsen und Rom zur schönsten Stadt der Welt geworden. Und so steht denn am Anfang des zweiten Buches, das mit solcher Mahnung schließt, das ewige Loblied auf Italien, Saturnia Tellus — „ich grüße dich, du große Mutter der Fruchtbarkeit, große Mutter der Männer... die die mannhaftesten Stämme hervorgebracht hat, die größten Helden und Führer und den unvergleichlichen, dich, Caesarl" — um dessen gnädige Erhaltung, noch mitten in den Schrecken des Bürgerkrieges, der Schluß des ersten Buches in feierlicher Anrufung die hohen Götter bittet. So ist der Dichter, der sich anfänglich in ein Phantasiereich zurückzuziehen schien und aus dieser Abgeschiedenheit von der Welt die kühnsten Blicke in ihre Gegenwart und Zukunft tun durfte, auf dem Wege der Natur aufgestiegen zur Ausschau auf das große Wirkliche, auf Volk und Geschichte, auf Ursprung und Ziel. Der Traum vom goldenen Zeitalter ist nicht verleugnet, aber verwandelt in die erhabene Idee vom Gegenwärtigen und Ewigen. Ihre Erfüllung ist das Epos, das letzte, größte und für alle Zeiten berühmteste Werk des Vergil, die A e n e i s . Schon in seiner Frühzeit soll er sich mit dem Plane eines historischen Epos getragen haben, und in den Georgica spricht er selbst von künftiger Verherrlichung des neuen Caesar durch ein Lied über seine ruhmreichen Kriege. Nach der Tradition wäre es Augustus selbst gewesen, der ihn auf die Aeneis hingewiesen. Aber es bedarf kaum eines Wortes, daß die Entstehung einer klassischen Dichtung tiefere Gründe in dem Dichter selbst und im Wesen der Dichtung gehabt haben muß. Bis zu seinem Tode, am 21. September des Jahres 19 vor Chr., hat Vergil an diesem Werke gearbeitet, nach der Überlieferung elf Jahre lang, und als er von ihm und der Welt scheiden mußte, erschien es ihm noch so unfertig, daß er dringend wünschte, die Niederschrift möchte vernichtet werden.

Der moderne Beurteiler hat es nicht leicht, die Aeneis gebührend zu würdigen. Daran ist vor allem der Vergleich mit Homer schuld, den der römische Dichter durch seine offensichtliche Anlehnung selbst herauszufordern scheint. Wer jedoch in der Aeneis nur einen Versuch, es dem Homer gleichzutun, sehen wollte, müßte bitter enttäuscht werden. Erst mit dem Gewahrwerden, daß der große Abstand von dem Griechen kein Unvermögen bedeutet, sondern römische Art, kann das echte Verständnis der Vergilischen Schöpfung beginnen. Aber gerade damit hebt eine Aufgabe an, die dem Deutschen schwerer zu lösen ist, als dem Romanen. Denn das Römische ist uns, trotz der scheinbaren Nähe, von Natur fern. Wenn wir uns fragen, was wir von der Aeneis im Gedächtnis haben, so finden wir uns in einiger Verlegenheit. Wie viele menschliche und göttliche



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Gestalten aus Homer leben unvergänglich in unserer geistigen Anschauung! Aeneas dagegen, die Hauptperson des Vergilischen Epos, ist er mehr für uns als ein großer Name ? Selbst Dido, deren Liebestod wir nicht vergessen können, scheint, mit den Frauen und Mädchen der Ilias und Odyssee verglichen, ein Schatten zu bleiben. Wir erinnern uns an große Worte, die der Dichter ihnen in den Mund legt, an Würdigungen, die wie Aufschriften auf Monumenten klingen. Aber ihnen selbst scheint das Leben zu fehlen, das aus jeder Gebärde der Homerischen Männer und Frauen, wie viel oder wie wenig sie bedeuten mögen, so ergreifend zu uns spricht. Und doch würde unser eigenes Gefühl protestieren, wenn wir sagen wollten, daß es den Vergilischen Gestalten an Wirkung fehle. Man braucht sich nur an Nisus und Euryalus zu erinnern, die gemeinsam auf die Heldenfahrt und in den Tod gehen, jenes Paar, dessen Liebe und Größe die Unsterblichkeit, die Vergil für sie erhoffte, wirklich erlangt haben; oder an den Knaben Pallas, oder selbst an den wilden Gottesverächter Mezentius, der doch im Tode so groß ist — und die glänzendsten Erscheinungen stehen vor dem entzückten und gerührten Auge. Wo so große Wirkung ist, kann es nicht an Wirklichkeit fehlen. Aber es ist offenbar nicht die Wirklichkeit, die in den Dichtungen Homers lebt, sondern eine ganz andere. Und es wäre ein kindliches Mißverständnis, zu denken, der römische Dichter hätte aus Mangel an ursprünglicher Begabung die griechische Wirklichkeit nicht zu erreichen vermocht. Der Römer gehört einer anderen geistigen Zone an, und je größer er ist, um so klarer muß der Geist seiner eigenen Welt aus ihm sprechen und das Werk, wenn es sich auch äußerlich in die Nachfolge Homers stellt, zu einem Zeugnis des spezifisch römischen Wirklichkeitssinnes machen. Es ist nötig zu sagen, daß das Römische für die Grundgestalt und das Verständnis der Aeneis mehr bedeutet, als das Hellenistische, auf dessen Vorbild man die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem Vergilischen und dem Homerischen Schaffen zurückzuführen pflegt. Das gilt nicht etwa nur für den Stoff und seine gesamte Würdigung, sondern — was noch wesentlicher ist — für die Grundauffassung vom Sein und Geschehen überhaupt. Die Aeneis ist von Anfang an auf zwölf Bücher, und das heißt hier: auf zwölf in sich abgeschlossene Teile, angelegt, von denen jeder seinen eigenen künstlerischen Aufbau hat; und dieser Aufbau ist so streng, daß die Einzelpartien in ganz bestimmten Größenverhältnissen zu einander und zum Ganzen stehen, und jede von ihnen, so fest sie auch mit den anderen verbunden ist, dennoch sich selbst wiederum nach eigenem Gesetze aufbaut und abschließt. Das gilt für den Inhalt wie für die Form, und zwar in dem Grade, daß die unzweifelhaft vollendeten Bücher der Aeneis einen sogar zahlenmäßig faßbaren Rhythmus aufweisen, dessengleichen wir heute nur noch in der Architektur und im musikalischen Kunstwerk kennen. Für diese Art des Aufbaus ist die Aeneis wohl das größte Beispiel. Aber an und für sich entspricht sie dem römischen Gestaltungswillen genau so, wie in der Baukunst die ebenmäßige Anordnung komplexer Gebäude und bebauter Plätze römische Art ist. Der

— 14 — Römer baut auch in der Dichtung. Diese Beobachtung läßt sich beim klassischen Kunstwerk bis in das Gefüge der Sätze hinein verfolgen. Und so fügt sich in der Gesamtdarstellung ein Stück zum andern, schließt sich haarscharf an, tragend und den Rhythmus weitergebend — und man soll empfinden, daß es in sich geschlossene, selbständig gemeißelte Blöcke und Bauteile sind, die sich mit einer Art von schicksalhafter Notwendigkeit unaufhaltsam fortschreitend, zum Riesenbau verbinden. Die Größe, die sich hier offenbart, muß dem, der mit Homerischen Bildern und Gedanken erfüllt ist, in ihrer Monumenthaftigkeit fremd, ja fast schrecklich erscheinen. Der Leser der Aeneis, noch ganz im Banne des gewaltigen Schreitens ihrer Geschichte und der großen Denkmäler, die an ihrem Wege aufgerichtet sind, greift plötzlich zum Homer, liest irgendeine Szene aus Ilias oder Odyssee — und kann die Tränen nicht zurückhalten; so erschütternd wirkt die Stimme und der Glanz des griechischen Lebens nach dem feierlichen Takte des römischen Vormarsches. Und unwillkürlich denkt er an die Worte, mit denen Hegel in seiner Geschichtsphilosophie von der griechischen Welt zur römischen übergeht: „Dadurch, daß es der Zweck des Staates ist, daß ihm die Individuen in ihrem sittlichen Leben aufgeopfert werden, ist die Welt in Trauer versenkt: es ist ihr das Herz gebrochen, und es ist aus mit der Natürlichkeit des Geistes, die zum Gefühle der Unseligkeit gelangt ist." Selig ist das Griechische durch die Fülle eines Seins, in dem das Individuelle mit dem Allgemeinen, der Augenblick mit dem Immerwährenden zur konkreten Einheit verschmolzen sind. Für den Römer dagegen ist das Individuelle vom Allgültigen geschieden; an die Stelle des substantiellen Seins tritt das Sein in der Zeit, das Weiterschreiten ohne Verweilen, die ununterbrochene Folge von Forderungen und Entscheidungen, von Willensakten und Konsequenzen. Die Herrschaft der Zeit offenbart sich schon in den Formen und Strukturen der römischen Sprache. Sie läßt den Römer historisch denken. Und von ihr zeugt die eigentümliche Schöpfung des römischen Epos. Die Aeneis ist ein historisches Epos. Diese Tatsache ist uns so vertraut, daß wir uns über ihre Merkwürdigkeit kaum noch Gedanken machen. Bei den Griechen gibt es das historische Epos nicht. Wenn auch das eine und andere Mal ein Stoff aus der geschichtlichen Vergangenheit in Homerischer Weise zum Gegenstand epischer Dichtung gemacht worden ist, so waren es doch nur weit zurückliegende und eng umgrenzte Ereignisse; und das wichtigste Moment des Historischen fehlte: die Beziehung auf die Gegenwart. Erst durch das Bewußtsein der Gegenwart, auf die alle zeitlichen Abfolgen hinführen, wird die Betrachtung der Vergangenheit eigentlich historisch. Erst in der Idee eines Gesamtablaufes alles entscheidenden Geschehens von einem Anfangspunkte aus bis zur Gegenwart als Ziel offenbart sich der wahrhaft geschichtliche Sinn. Und es ist eine Frage für sich, wie groß die Rolle des Mythos bei der Gestaltung dieser Idee sein kann oder muß. Das in diesem Sinne historische Epos besitzen nur die Römer. Ja noch mehr: sie besitzen auf den

— 15 — Höhen der Dichtung bis zur klassischen Zeit überhaupt nur dieses. Den Anfang machte der große Naevius mit seinem saturnischen Gedicht über den von ihm selbst miterlebten ersten punischen Krieg, das er mit Aeneas' Auszug aus dem brennenden Troja, also mit den ersten Anfängen des Römertums, anheben ließ. Nicht anders hat, wenige Jahrzehnte nach ihm, Ennius sein bis in die eigene Zeit fortlaufendes hexametrisches Epos von der Geschichte Roms begonnen. Von diesen beiden führt der Weg, an manchem Halbwertigen vorbei, direkt zu Vergil. Während die unmittelbar vorangegangene Generation sich grundsätzlich auf das Epos kleinen Formates in Alexandrinischer Manier beschränkte, hat er es gewagt, zu dem großen römischen Entwürfe zurückzukehren. Das historische Epos, dessen Idee und Forderungen dem Wesen des Homerischen so fern stehen, zum vollendeten Kunstwerk zu gestalten, das war die Aufgabe, die er vor sich sah, und dafür sollte das Studium des Vaters der Poesie nützlich sein. Es ist unverständig, diese dem Römer eigentümliche Richtung auf das Geschichtliche aus dem Fehlen einheimischer Sagen erklären zu wollen. Die Aeneis selbst und ihre antiken Kommentare können uns lehren, daß es deren viele gab, die, wenn sie auch die Form griechischer Erzählungen angenommen haben mögen, dennoch zweifellos an heimatliche Überlieferungen anknüpften. Der wahre Grund liegt in der Natur des römischen Denkens selbst. Je mehr man das Römertum studiert, um so deutlicher muß man erkennen, daß sein Geist in anderem Sinne auf die Wirklichkeit bezogen ist, als der griechische, daß die Welt für ihn etwas anderes bedeutet, als für den griechischen. Dieser Unterschied drängt sich in jeder Beschreibung, jeder Einzelerzählung, jedem Gleichnis des Epos, wenn wir sie von der Seite der Form betrachten und neben die analogen oder vorbildlichen griechischen Schöpfungen halten, auf. Nehmen wir irgendein in sich geschlossenes Geschehen der Ilias, etwa die Aristeia des Diomedes, und vergleichen seine Darstellung mit dem, was in einem der vollendeten Bücher der Aeneis, dem zweiten, vierten oder sechsten, erzählt wird. Auf beiden Seiten sehen wir beständigen Fortschritt. Aber bei Homer ist es ein gewissermaßen innerer Fortschritt: immer größer wird die Gefahr und die Aufgabe, immer gewaltiger der Held, immer gegenwärtiger die Gottheit, bis endlich Menschliches und Göttliches in einem ungeheuren Geschehen ineinander aufgehen. Bei Vergil dagegen sind wir Zeugen eines entschieden zeitlichen Fortschrittes, der in rhythmischer Abfolge scharf markierter Perioden des Geschehens gesehen und festgehalten wird. Bei Homer fließt und verweilt die Darstellung mit der Ruhe des ewigen Seins. Alle Erscheinungen und Auftritte werden auf das ausführlichste motiviert und vollständig zu Ende geführt. Bei dem Römer ist zwar die Motivierung überlegter und häufig genug angemessener als bei Homer, aber in vielen und charakteristischen Fällen muß eine Andeutung genügen, und der Leser, der nachträglich den Zusammenhang prüfen will, hat oft sehr genau zuzusehen und nachzudenken. Hier ist das Geschehen alles. Und es ist im ganzen so aufgebaut, daß das Entscheidende unmittelbar zusammenrückt und anein-



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ander anschließt, während alles Zuständliche und Ereignishafte genau in dem Augenblick, wo es außerhalb des Entscheidenden fällt, einfach verschwindet. Da ist kein Interesse mehr an Personen und Zuständen, weder Mitgefühl noch sonstige Teilnahme, sobald dieser Punkt erreicht ist, diese Fuge des Geschehens, die hart an die neu einsetzende Periode fortschreitender Entscheidung anschließt. Was wir hier mit unerhörter Spannung miterleben, ist die geradlinige und unaufhaltsame Folge von lauter entscheidenden Einzelmomenten, die als solche deutlich skandiert und umrissen sind, jedes in sich selbständig und plastisch herausgemeißelt bis zu der Stelle, wo es auf das nächste trifft und scharf daran ansetzt, um schließlich mit allen zusammen sich zu dem ungeheuren Bau des Ganzen zu fügen. Man hat hier viel entschuldigungsbedürftig gefunden, statt zu bemerken, daß sich in dieser Darstellungsform eine eigentümliche Auffassung von Sein und Zeit offenbart, die durch die Genialität des Dichters den vollkommenen sinnlichen Ausdruck gefunden hat. Der Dichter will nicht, wie man gemeint hat, dramatisch wirken, nach dem Vorbilde hellenistischer Erzählungskunst. Er stellt die Wirklichkeit so dar, wie es dem Römer angeboren ist, sie zu sehen, das heißt: als eine stillstandlose Abfolge von lauter entscheidenden, bindenden und gebundenen Ereignissen. Und daß er für dieses Echtrömische die konkrete und vollkommene Gestalt gefunden hat, macht ihn zum klassischen Dichter römischen Geistes. In einer so gearteten geistigen Sphäre kann die Rolle des Göttlichen nicht dieselbe sein, wie bei Homer und im Griechischen überhaupt. Sie entspricht im römischen Epos, trotz der Homerischen Züge der Darstellung, durchaus den Grundgedanken der römischen Religion. Auch im religiösen Denken der Römer herrscht die Idee der Zeit, und nicht die des Seins, wie bei den Griechen. Auf die Besonderheit ihrer religiösen Begriffsbildung weisen schon ihre Götternamen durch die Eigentümlichkeit, daß sie so oft einen Akt (häufig durch das Abstractum) bezeichnen, genauer: den Eintritt der Handlung und des Geschehens. Der große Gott Janus, mit dessen Namen die Gebete beginnen, bedeutet jegliche Art des Anfangs und des Eingangs, der, wie wir wissen, selbst in der Sprache des täglichen Lebens mit einer den Griechen fremden Ausdrücklichkeit markiert zu werden pflegte. Ihm gegenüber steht der Gott der räumlichen und zeitlichen Begrenzung, dessen Fest den Jahreslauf beendet. Nach etruskisch-römischem Glauben wird die Existenz des Menschen wie der Stadt und des Staates am Tage der Geburt oder der Gründung durch göttliche Zeichen schicksalhaft vorausbestimmt, und das Gesamtdasein des Volkes gliedert sich in einer Reihe von Saecula, deren Ende jedesmal durch gewaltige Erscheinungen verkündet wird. In einer so durch das Geschehen und seine zeitliche Ordnung bestimmten Welt ist die Gottheit ein Agens und wird, wie so viele römische Götternamen anzeigen, in der Funktion erfaßt. Sie kann sich denn auch bei dem römischen Epiker nicht, wie bei Homer, im Menschen und durch ihn und aus ihm offenbaren. Zwischen ihr und allem Menschlichen ist eine unendliche Kluft, — nicht der griechische



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Abstand des Seins (denn auf das Sein kommt es hier nicht an), sondern die römische Unterscheidung des Weisunggebens und des Achthabens (religio). Das Göttliche bedeutet hier Willen, Geheiß — Numen. Es äußert sich fortwährend in absolut gültigen Hinweisen und richtet so den Weg des Menschen, der ihm als Frommer folgen muß, auch wenn er es von Herzen anders wünschte. Der deutlichste Ausdruck für die Trennung der göttlichen Leitung vom menschlichen Sein und Tun ist das Fatum (oder die Fata in der Mehrzahl). Trotz Moira, Heimarmene und ähnlichen Begriffen kennt die griechische Religion keine Wesenheit, deren Art und Bedeutung dieser allgewaltigen, dem Fas nahestehenden, Größe gleichkäme. Vergil schließt sich zwar auch mit dem Schicksalsbegriff eng an Homerische Wendungen an. Aber sein Fatum ist dennoch ganz unhomerisch und im Grunde italisch. Im Gegensatz zu der negativen Homerischen Moira ist es eminent positiv und tritt mit seinem festen Plan als selbständige Macht leitend und bahnbrechend hervor. Wie dunkel auch immer die Zukunft erscheinen mag: „das Schicksal wird den Weg finden". Solche Gedanken liegen weit ab von Homer. Aber auch auf die Stoa darf man die eigentümliche Anschauung des römischen Epos nicht zurückführen wollen, mag die Ausdrucksweise auch noch so oft an Griechisches erinnern. Auch nach der etruskischen Lehre steht der höchste Gott der Schicksalsmacht besonders nahe, und daß ihre Bestimmungen als die seinigen gelten können, ist gerade von der römischen Sprache aus, deren wichtigster Schicksalsbegriff vom „Spruch" und der „Ansage" ausgeht, wohl verständlich. Hier, wie so häufig, birgt sich unter der griechischen Formel Vergils viel mehr Echt-Italisches, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist. So wird denn dem Aeneas schon bei seinem Auszug aus Troja der neue Aufstieg in Italien vorausgesagt und durch Himmelszeichen gewährleistet. Ja, noch lange vor der Überwindung der neuen Feinde in Italien darf er große Blicke in die Zukunft seines Geschlechtes tun, bis zur Herrlichkeit des Augusteischen Reiches. Zwar wird die Feindschaft der Juno ihm allerlei Widerwärtigkeiten und Hemmnisse schaffen; aber schließlich muß auch sie sich begütigen lassen, und auch ihre endgültige Versöhnung weiß der oberste Gott schon von Anfang an voraus. Dies alles: der mächtige Schritt der Zeit, die unverrückbare Bestimmung und die weisunggebende Gottheit, dies alles gehört zu einem und demselben Bilde der Wirklichkeit, dessen Idee im römischen Geiste lebendig ist. Man darf diese Idee und ihre Gestaltung, im Vergleich mit griechischem Denken und Sehen, abstrakt nennen; und diese Abstraktheit fällt uns in der Dichtung besonders bei den menschlichen Figuren, die im Mittelpunkte des Geschehens stehen, auf. Wer aber von ihr spricht, sollte sie nicht mit Phantasielosigkeit verwechseln. Wie das göttliche Wesen dem Römer ein Agens ist, also jene Fülle und Konkretheit, die wir am griechischen bewundern, gar nicht besitzen kann, so müssen auch die menschlichen Gestalten der lebendigen Unmittelbarkeit ferner stehen. Und trotzdem sind sie von vollendeter Plastik. Ihre Plastik aber ist die Ausprägung eines eigenwüchsigen Gehaltes. Sie stellen O t t o , Vergil.

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sich als Träger einer Funktion dar, sie spielen eine Rolle, sie haben eine Aufgabe. Darin erkennen wir die Grundanschauung vom Wesen alles Menschlichen. Durch sie erhalten die Vergilischen Personen jenes Symbolhafte und zugleich Monumentale, das sie so weit entfernt von den lebensnahen Menschen der Ilias und der Odyssee. Und dazu kommt der echtrömische Zug des Exemplarischen. Was dem Griechen die Heroen, das sind dem Römer die Vorfahren, die Ahnen. Auch darin spricht sich jene Denkweise aus, auf die wir durch die Betrachtung des römischen Epos geführt worden sind. An Stelle des Mythos steht die Geschichte. Die Vorfahren haben in einem bestimmten Zeitpunkte gelebt und gewirkt. Trotzdem sind und heißen sie Götter; sie sind dem Lebenden gegenwärtig und treten sogar beim Leichenbegängnis mit den individuellen Masken leibhaftig auf, um den Preis des jüngstverstorbenen Nachkommen mitanzuhören. Was sie geschaffen und für recht gehalten haben, gibt dem Tun der Lebenden Gültigkeit. So treten sie denn auch im historischen Epos, das immer auf die Gegenwart bezogen sein muß, als Wegweiser und Muster auf und nehmen den Ausdruck des Vorbildlichen um so entschiedener an, als schon an und für sich eine jede Daseinsauffassung, die mehr auf Funktion und Wirkung als auf das Sein gerichtet ist, den Gestalten ihrer Phantasie diese Bedeutung zu geben pflegt. Natürlich tritt dieses Exemplarische da am meisten hervor, wo der Römer seine Größe sieht: in der Virtus, der Iustitia, der Pietas. Mannesmut ist auch die Tugend der homerischen Helden, aber der Römer muß Gerechtigkeit und Frömmigkeit betonen. Und vor allem die Frömmigkeit. Selbst Diomedes, der ehemalige Feind, muß den Aeneas für größer erklären als alle Helden, größer selbst als Hektor, weil er fromm ist. Es ist bekannt, daß die Römer ihren eigenen Standpunkt unter den Völkern der Erde als den der „religiosissimi mortalium" verstanden und diesen Charakter in genauestem Zusammenhang mit dem Beruf und Glück der Weltherrschaft gesehen haben. So sagt zum Beispiel Cicero einmal: „Wenn wir uns mit anderen Völkern vergleichen, so müssen wir erkennen, daß wir ihnen in allem andern nur gleich oder sogar unterlegen sind, in der Religion aber, das heißt im Dienste der Götter, weit überlegen." Und zur Zeit, als die Aeneis entstand, faßt Horaz seine Mahnung in die Worte zusammen: „Wie du den Göttern Untertan bist, so sollst du herrschen, Römer!" Als Bild dieser Pietas sehen wir den Aeneas aus der Vaterstadt, die sein Heldentum gegen das Geschick nicht mehr verteidigen darf, mit den Göttern der Heimat und dem greisen Vater auf den Schultern ausziehen. Und so bleibt „pius Aeneas" seine Ehrenbezeichnung— wieweit ab von den Idealen der Ilias! „Keiner war gerechter, keiner frömmer, keiner gewaltiger im Kampfe," so sagt Ilioneus von ihm zur Königin Dido. Er darf denn auch den Turnus, der als anderer Achill gegen ihn aufgestanden war, überwinden, und tut dies mit der Größe, die keine Grausamkeit kennt, obwohl der Gegner auch ihm einen innig geliebten Freund in der schönsten Blüte der Jünglingsjahre erschlagen hatte. Ihm werden die Gottesdienste, die Rom groß gemacht haben, anvertraut, und altheilige



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Bräuche erscheinen als wichtigster Teil seiner Sendung gerade in der Zeit, als Augustus die Kulte und Heiligtümer in jener großartigen Weise, von der er selbst der Nachwelt Rechenschaft ablegt, wiederaufrichtete. Man hat richtig beobachtet, daß dieselben Eigenschaften, die des Aeneas Größe ausmachen, wörtlich wiederkehren bei der Ehrung des Augustus durch den goldenen Schild, den Senat und Volk im Jahre 27 vor Chr. in die Kurie stifteten mit der Aufschrift: „Für Mannestugend, Milde, Gerechtigkeit und Frömmigkeit". In der Vergilischen Zeit hat sich mit der alten Vorstellung vom schicksalhaften Wechsel der Saecula die prophetische Ahnung verbunden, daß das Zeitalter des Vollkommenen als ganzes zurückkehren, daß die Jahrhunderte sich zurückwenden werden, wie Horaz später sagte, „zum uranfänglichen Golde". Solche Ahnung hätte nie diese Kraft bekommen, ohne das heimliche Vorausleuchten des augusteischen Zeitalters. Mit der goldenen Zeit müssen alle Tugenden, Gerechtigkeit, Treue, Reinheit, Frömmigkeit, wieder heimisch werden. Aber wenn ihre Wiederkehr auch eine Gnade des Schicksals ist, so bedarf es doch des Manneswillens, ihnen den Weg zu öffnen. Nichts Geringeres steht in Aussicht, als daß das Reich, von solchen Kräften getragen, dem Schicksal des Alterns und Vergehens enthoben sein soll. „Herrschaft ohne Ende hab' ich bestimmt," so lauten die ersten Worte des höchsten Gottes in der Aeneis.

Diese lange Betrachtung war unumgänglich, wenn wir uns über die Welt- und Daseinsidee klar sein wollten, von der das Werk des Römers erfüllt und getragen ist. Homer vor allem und nach ihm andere griechische und römische Dichter haben ihm die Motive für den Entwurf im ganzen und die Darstellung im einzelnen gegeben. Wenn schon einmal hervorgehoben wurde, wie fremd uns die Kunst der römischen Dichtung ist, so gilt das im besonderen auch für ihre Indifferenz gegenüber dem, was wir Originalität nennen. Unsere Subjektivität ist gewohnt, von den geistigen Produkten in erster Linie Eigenheit und Unmittelbarkeit zu fordern, und so fällt es ihr nicht leicht, einer Kunst gerecht zu werden, die bis in die Einzelzüge der Gestaltung von schon Gestaltetem abhängig sein will. Aber wir beginnen doch zu verstehen, daß der Verzicht auf freie Erfindung nicht bloß Mangel an "Ursprünglichkeit bedeuten kann, sondern — was im höchsten Grade bemerkenswert ist — den Willen zur absoluten Vollendung. Erst wenn diese Gesinnung in ihrer ganzen Positivität erkannt wird, ist eine echte Würdigung der römischen Dichtung möglich. Ihre großen Werke sind so vollkommen durchgestaltet und sprachlich zu Ende geführt, daß sie in der ganzen Weltliteratur ihresgleichen nicht haben und, wie von Kennern mit Recht gesagt wird, unübersetzbar bleiben. Was aber diese Form in ihrer Endgültigkeit herausstellt und ausdrückt, das 2*



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ist römischer Geist, römische Seh- und Denkweise. Und in der Tat, wenn wir auch für fast alle Entwürfe und Darstellungsarten des römischen Epos bis in das Detail seiner Gleichnisse die griechische Anregung nachzuweisen vermögen, so läßt sich doch kein Aufbau, keine Einzelerzählung oder Beschreibung, kein Bild und keine Wendung aufzeigen, die nicht von dem Strukturgesetz des römischen Charakters beherrscht wären und die römische Wesenheit zum sinnfälligen Ausdruck brächten. Und so ist auch das Epos als Ganzes durchaus römisch. Der Dichter der Aeneis hat die spezifisch römische Aufgabe der geschichtlichen Dichtung im klassischen Kunstwerk erfüllt. Daß diese neue Gestaltschöpfung unter dem Vorbilde des heroischen Epos der Griechen gelingen konnte, verdient unsere Bewunderung um so mehr, je bedeutender der Wesensunterschied gesehen wird, der die römische Vorstellungswelt von der griechischen trennt, je größer also die Schöpferkraft erscheinen muß, die gefordert war, um die Eigentümlichkeit römischen Gehaltes zur Erscheinung vollendeter Plastik herauszuführen. Damit ein Kunstwerk klassisch sei, muß — nach Hegels unübertroffener Definition — die Idee in sich selbst so konkret gefaßt und geformt sein, daß sie von der Naturgestalt, in der sie erscheinen soll, vollkommen erfaßt werden kann und beide restlos ineinander verschmelzen. Das ist in der Aeneis geschehen. Sie dichtet nicht, wie einst die Annalen des Ennius, von den Anfängen fortschreitend bis in die eigene Zeit. Vergil hat es vermocht, die Geschichte seines Volkes vom trojanischen Ursprung bis in die Gegenwart mit einem ungeheuren Griff zusammenzufassen, ihre Gesamtheit in einem nur kurze Zeit währenden Geschehen gewissermaßen zu verleiblichen, und ihr — um wiederum mit Hegel zu reden —- Selbstbewußtsein zu geben in den Gestalten großer Persönlichkeiten auf der Erde und im Himmel. Aeneas ist nicht bloß der hohe Ahn, der die brennende Vaterstadt verläßt, um in Italien mit dem Stamm der Latiner zusammen das Römertum zu gründen: er ist der Träger des römischen Schicksals. Schon in dem eroberten Troja hat er den großen Aüftrag erhalten, und Zeichen, Prophezeiungen und Erscheinungen haben ihn seitdem Schritt um Schritt verdeutlicht und wiederholt. Und während er so mit dem heiligen Wissen von großer Zukunft vorwärtsschreitet, immer von neuem aufgemuntert, beruhigt und gemahnt, darf er zweimal einen visionären Blick in die Zukunft tun und Zeuge sein, wie die Jahrhunderte vorüberziehen. Das eine Mal in der Unterwelt, die er besuchen sollte, um von dem Schatten seines Vaters Belehrung zu erbitten. Da sieht er die Reiche der Toten und hört von ewigen Ordnungen und Gesetzen; und das Grandioseste von allem ist das Letzte: der Zug der Geister, die noch nicht geboren sind, seiner nächsten Nachkommen und all der großen Gestalten, die Rom zur Herrscherin der Welt machen werden, bis zu Augustus hin, dem bestimmt ist, ein neues goldenes Zeitalter in Latium zu gründen. Und zum zweiten Male schaut er die ganze Geschichte seiner Nachkommen, wenn auch in stummen Bildern, auf dem Schilde, den Volcanus auf Bitten seiner Mutter für ihn verfertigt hat.



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Und ahnungsvoll, wenn auch unwissend, nimmt er „den Ruhm und alle Schicksale der Enkel auf seine Schultern", um in den Entscheidungskampf zu treten. So stellt das Genie des Dichters in schicksalsschwerem Augenblick das ungeheure Bild des die Geschichte tragenden Helden vor unsere Augen. Vom Himmel her wird die ganze römische Geschichte gesehen und gewissermaßen zum Selbstbewußtsein gebracht durch den höchsten Gott, Juppiter, der den Plan des Schicksals kennt und oft genug als der Wille erscheint, der ihn gesetzt hat. Dann durch Venus und Juno, die fördernde und die hemmende Gottheit. Auch sie sind — ganz anders als die homerischen Götter — im geschichtlichen Sinne vielsagend: Venus die Stammutter des Julischen Hauses und so vieler bedeutender Geschlechter; Juno dagegen nicht bloß die aus Homer bekannte Erzfeindin der Trojaner, sondern die uralte Göttin der Latiner, zugleich als Freundin der Karthager angesehen, die das Römervolk noch bis zum zweiten punischen Kriege mit ihrer Mißgunst verfolgte. So sind in diesen beiden Gottheiten, zu denen noch Apollo als Freund der Julier tritt, die Troer und die Latiner, aus deren Zusammenschluß das Volk der größten Zukunft hervorgehen sollte, symbolhaft verkörpert und das Gesamtgeschick des Römertums in das Licht lebendiger Erscheinung herausgestellt. Und das italische Land — in Aeneas schaut es sich gewissermaßen selbst an. Euander führt ihn auf den Boden des späteren Roms, zu den Denkstätten, deren Namen noch für den augusteischen Römer den stolzesten und feierlichsten Klang hatten. Bis zu den Göttern Janus und Saturnus, die einst hier regierten, reicht das lebendige Andenken zurück, und die Zukunftsbilder alle, von der Gründung Roms bis zum goldenen Frieden des Augustus, stehen auf dem Schilde, den Aeneas gleich darauf auf die Schultern nimmt, um durch seinen Sieg dem Schicksal den Weg zu bahnen. Und er sammelt die Urvölker des römischen und etruskischen Landes um sich, er streitet gegen die italischen Stämme, die in lebhaften Bildern an uns vorüberziehen, auch sie von einer geschichtlichen Bedeutung, wie sie die Aufzählung der Kriegsvölker in der Ilias nicht besitzt. Und dieser Aeneas, der Treffpunkt all dieser Strahlen, ist kein leeres Schemen, kein bloßer Begriff, sondern echte Person, die solche Fülle des Wesens, der Zeiten und der Bedeutung in der konkretesten Lebendigkeit erfährt und denkt. Wenn er nun seine Troer nach Italien führen darf, so kehren sie damit in Wahrheit nur in ihre Urheimat zurück, aus der einst der Urahn ausgezogen war. Das wird dem Aeneas schon am Anfang seiner Fahrt geoffenbart, und der König Latinus, der ihn nach der Landung in Italien empfängt, weiß es wohl. So rundet sich alles Geschehen. Des vereinigten Volkes Sendung aber wird im Angesichte der Geister, die im Schattenreiche dem künftigen Leben auf römischer Erde entgegenziehen, mit den ewig denkwürdigen Worten ausgesprochen: „Andere werden geschickter sein, das Erz zu beseelen und ein lebendiges Angesicht dem Stein zu entringen, größere Meister der Rede und



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Kenner der Bahnen des Himmels: dein, o Römer, ist der Beruf, die Welt zu regieren, Ordnung und Recht dem Frieden zu schaffen und milde zu sein jedem Gehorsamen, aber die Trotzigen niederzuwerfen." So ist das Gedicht, in dem es die Geschehnisse und Erlebnisse weniger Tage erzählt, auf wunderbare Weise zugleich das Bild der Gesamtgeschichte des Volkes, deren Sinn es in unmittelbare Anschauung bringt. Ihre Geister trinken vom Blut des Helden, und die Ereignisse stehen, magisch gerufen, da, noch ehe sie geschehen sind. Ältestes und Jüngstes ist, ohne Aufhebung der fortschreitenden Zeit, eins, weil sie in einer sinnfällig gestalteten Idee lebendig werden. Das ist das Werk Vergils, das ist die klassische Vollendung des historischen Epos der Römer. Das Alte kehrt immer größer wieder, und das Größte ist das Wunder der Gegenwart, in dem alle Sprüche sich erfüllen. Das goldene Zeitalter, das die italische Erde vor Zeiten erleben durfte, kommt nun zurück durch den Friedensfürsten, den einst das Hirtengedicht als Gott verkündet und auf den das messianische Lied traumhaft hingedeutet hatte. Seinen Geisterschatten sah Aeneas schon unter den großen Gestalten der jenseitigen Zukunftsschar, ihn, dessen Herrschaft weiter reichen sollte als die des Herakles oder des triumphierenden Dionysos. Sein Bild trug Aeneas unwissend auf seinem Schilde, wie er bei Aktium den Sieg und den Frieden erkämpft, flammenumleuchtet und mit dem Stern des großen Vaters über der Stirn.

Kein zweites Volk der Erde hat ein solches Werk aufzuweisen. Darum wird er, der es geschaffen hat, nicht aufhören, bewundert und verehrt zu werden, solange die Größe seines Volkes des Aufmerkens der Menschheit wert ist. Statt ihn an dem unvergleichlichen Homer zu messen, von dem er nur gelernt hat, um das hervorzubringen, was ganz römisch ist, sollen wir erkennen, daß er seinem eigenen Volke nicht bloß das klassische Kunstwerk gegeben hat, sondern mit ihm das große und ewige Bild seines Wesens und Schicksals. Und so ist er würdig geworden, neben Homer durch die Jahrtausende zu gehen.

Schriften

der Straßburger

Wissenschaftlichen

Gesellschaft:

Heft 1: D e r P a p y r u s L i b b e y . Ein ägyptischer Heiratsvertrag. Von W. Spiegelberg• Mit drei Tafeln in Lichtdruck. 4°. IV, 12 S. 1907. MM 1"— Heft 2: A r a b i s c h e B e d u i n e n e r z ä h l u n g e n : Arabischer Text. Von Enno Littmann. 4°. VII, 58 S. 1908. MM 1-— Heft 3: A r a b i s c h e B e d u i n e n e r z ä h l u n g e n : Übersetzung. Von Enno Littmann. Mit 16 Abbildungen im Text. 4°. XI, 57 S. 1908. MM V— Heft 4: Die g r i e c h i s c h e n M a r t y r i e n . Rede, gehalten bei der ersten Jahresversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg am 6. Juli 1907. Von Albert Ehrhard. Mit Anhang: 1. Jahresbericht der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg, erstattet bei der ersten Jahresversammlung am 6. Juli 1907 von Adolf Michaelis. Mit dem Verzeichnis der Mitglieder der Gesellschaft. 4°. 30 und 8 Seiten. 1907. J l J l 0'50

Heft 5: S t u d i e n zu Q u i n t i l i a n s g r ö ß e r e n D e k l a m a t i o n e n . 4°. IV, 90 S. 1909. Heft 6: Ü b e r die p s e u d o a p o s t o l i s c h e n K i r c h e n o r d n u n g e n .

Von B.

Beitzenstein. MM 1"50 Von E. Schwartz.

Mit Anhang: 2. Jahresbericht, erstattat am 4. Juli 1908 von Adolf Michaelis. 3. Jahresbericht, erstattet am 3. Juli 1909 von Theobald Ziegter. Mit dem Verzeichnis der Mitglieder der Gesellschaft.

4». IV, 40 und 15 S. 1910. JlJt 0'70 Heft 7: B u ß s t u f e n u n d K a t e c h u m e n a t s k l a s s e n . Von E. Schwartz. Lex. 8°. IV, 61 S. 1911. MM 1 — Heft 8: G r i e c h i s c h e U r k u n d e n des Ä g y p t i s c h e n M u s e u m s zu K a i r o . Von Friedrich Preisigke. Lex. 8». VIII, 58 S. 1911. MM 1 — Heft 9: V e n e z i a n i s c h - I s t r i s c h e S t u d i e n . Von Walter Lenel. Mit 3 Tafeln in Lichtdruck. Lex. 8°. XV, 197 S. 1911. MM 3'— Heft 10: Zur n o r d a r i s c h e n S p r a c h e u n d L i t e r a t u r . Vorbemerkungen und vier Aufsätze mit Glossar. Von Ernst Leumann. Lex. 8°. VIII, 147 S. 1912. MM 2"40 Heft 11: Die j u r i s t i s c h e P e r s ö n l i c h k e i t d e r s t a n d e s h e r r l i c h e n F a m i l i e . Von Hermann Behm. Lex. 8°. VI, 76 S. 1911. MM 1'— Heft 12: B u r z ö e s E i n l e i t u n g zu d e m B u c h e K a i i l a wa D i m n a . Von Theodor Nöldelce. Lex. 8°. V, 27 S. 1912. MM 0*50 Heft 13: E i n E r b s t r e i t a u s d e m p t o l e m ä i s c h e n Ä g y p t e n . Von Otto Oradenwitz, Friedrich Preisigke, Wilhelm Spiegelberg. Mit vier Tafeln in Lichtdruck. Lex. 8°. VII, 62 S. 1912. MM 2-— Heft 14: D a s t a u s e n d j ä h r i g e J u b i l ä u m d e r d e u t s c h e n S e l b s t ä n d i g k e i t . Bede, gehalten in der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg am 1. Juli 1911. Von Harry Bresslau. Mit Anhang: 4. und 5. Jahresbericht, erstattet von Theobald Ziegler. Mitglieder der Gesellschaft. Lex. 8». III, 16 und 17 S. 1912.

Mit dem Verzeichnis der J2JC 0 ' 3 0

Heft 15: D e r A l e x a n d e r s a r k o p h a g a u s S i d o n . Von Franz Winter. Format 57X 50 cm. 18 Seiten Text und 18 Tafeln in Faksimile-Farben-Lichtdruck. 1912. In Mappe Preis auf Anfrage. Heft 16: Die s t a n d e s h e r r l i c h e S c h i e d s g e r i c h t s b a r k e i t . I h r e Z u l ä s s i g k e i t u n d i h r e G r e n z e n i m h e u t i g e n R e c h t e . Denkschrift, im Auftrage des Vereins der deutschen Standesherren verfaßt von Hermann Behm. Lex. 8°. V, 57 S. 1912. MM 0'80 Heft 17: C h e m i s c h e S t e u e r u n g s v o r g ä n g e i m T i e r k ö r p e r . Rede, gehalten in der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg am 6. Juli 1912. Von Franz Hofmeister. Mit Anhang: 6. Jahresbericht, erstattet von Harry Bresslau. Mit den Berichten der Herren E. Schwartz, F. Preisigke und O. Gradenwitz iiber die wissenschaftlichen Unternehmungen der Gesellschaft. Lex. 8'. III, 15 und 20 S. 1912. J}jg 0"25

Heft 18: Der P a p y r u s c o d e x saec. VI—VII d e r P h i l l i p p s b i b l i o t h e k i n C h e l t e n h a m . Koptische theologische Schriften. Herausgegeben und übersetzt von W. E. Crum. Mit einem Beitrag: Zur literarhistorischen und theologischen Würdigung der Texte von A. Ehrhard. Lex. 8°. XVIII, 171 S. und 2 Lichtdrucktafeln. 1915. MM 3'50 Heft 19: P r i n z - J o a c h i m - O s t r a k a . Griechische und demotische Beisetzungsurkunden für Ibis- und Falkenmumien aus Ombos. Herausgegeben von Friedrich Preisigke und Wilhelm Spiegelberg. Lex. 8°. VIII, 69 S. 1914. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. MM 2-— Heft 20: K o n z i l s t u d i e n . I. Cassian und Nestorius. II. Über echte und unechte Schriften des Bischofs Proklos v. Konstantinopel. Von Eduard Schwartz. Lex.8°. V, 70 S. 1914. MM 1.25 Heft 21: D a s D e u t s c h e O b s e r v a t o r i u m i n S p i t z b e r g e n . Beobachtungen und Ergebnisse. I. Herausgegeben von H. Hergesell. Lex. 8°. V, 65 S. 1914. Mit 10 Abbild, im Text, 8 Tafeln und 1 Karte. MM 2.49 Heft 22: Die B e v ö l k e r u n g M i t t e l a m e r i k a s . Vortrag, gehalten in der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg am 22. November 1913, nachträglich erweitert und mit Anmerkungen versehen. Von Karl Sapper. Mit Anhang: 7. Jahresbericht, erstattet von Harry Bresslau. der Gesellschaft. Lex. 8". III, 32 und 10 S. 1914.

Mit dem Verzeichnis der Mitglieder JIM 0 ' 5 0

Heft 23: E l s ä s s i s c h e U r k u n d e n , vornehmlich des 13. Jahrhunderts, herausgegeben von Alfred Hessel. Mit einer Tafel in Lichtdruck. Lex. 8°. IV, 73 S. 1915. MM V— Heft 24: Die A r t h r i t i s d e f o r m a n s als A l l g e m e i n e r k r a n k u n g . Von O. Ledderhose aus Straßburg. Lex. 8°. 40 S. 1915. MM 0*60 Forlsetzung nächste Seite.

Schriften

der

Straßhnrger

Wissenschaftlichen

Gesellschaft:

lieft 25: Von Z a h l e n u n d Z a h l w o r t e n bei den a l t e n Ä g y p t e r n u n d w a s f ü r a n d e r e V ö l k e r u n d S p r a c h e n d a r a u s zu l e r n e n ist. Ein Beitrag zur Geschichte von Rechenkunst und Sprache von Kurt Seihe. Mit drei Tafeln. Lex. 8°. VIII, 147 S. 1916. MM 3 — Heft 26: S p ä t e V e r g e l t u n g . Aus der Geschichte der Theodicee. Vortrag, gehalten in der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg am 20. Nov. 1915. Von Erich Klostermann. Mit Anhang: 8. und 9. Jahresbericht, erstattet von Harry Bresslau. Mitglieder der Gesellschaft. Lex. 8'. V. 45 und 16 S. 1913.

Mit dem Verzeichnis der JU[ 0'75

Heft 27: K a t a l o g d e r g e s c h i c h t l i c h e n V u l k a n a u s b r ü c h e . Von Karl Sapper. Lax. 8°. X, 358 S. 1917. MM frHeft 28: D i e E r g e b n i s s e d e r g e o l o g i s c h e n F o r s c h u n g e n in E l s a ß - L o t h r i n g e n u n d i h r e V e r w e n d u n g zu K r i e g s z w e c k e n . Vortrag in der Mitgliederversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg am 19. Februar 1916. Von Leopold van Werveice. Lex. 8°. V, 73 S. 1916. Mit 16 Zeichn. und 1 Tafel. JIM 1'20 Heft 29: Die E b e n b ü r t i g k e i t s f r a g e im H a u s e Croy. Von Hermann Rehm. Lex. 8°. 30 S. 1916. JIM 0-30 Heft 30: D i e I n s c h r i f t v o n S k a p t o p a r e n e i n i h r e r B e z i e h u n g z u r K a i s e r l i c h e n K a n z l e i in R o m . Von Friedrich Preisigke. Mit einer Schrifttafel. Lex. 8°. V, 79 S. 1917. JIM 1-50 Heft 31: D i e a l t g r i e c h i s c h e B ü h n e . Von August Frickenhaus. Mit einer Beilage von Eduard Schwartz. Mit 29 Abbildungen und 3 Tafeln in Lichtdruck. Lex. 8°. VIII, 129 S. 1917. JIM 4-— Heft 32: D e r A l m a n a c h p e r p e t u u m des A b r a h a m Z a c u t o . Ein Beitrag zur Geschichte der Astronomie im Mittelalter von Berthold Cohn. Lex. 8°. V, 48 S. 1918. JIM 0'75 Heft 33: Z u r P a t h o l o g i e u n d P h y s i o l o g i e des D u r s t e s . Von Erich Meyer. Mit Anhang: 10. und 11. Jahresbericht, erstattet von Harry Bresslau. Mitglieder der Gesellschaft. Lex. 8°. 23 und 24 S. 1918.

Mit dem Verzeichnis der JIM 0'40

Heft 34: Z u r E n t s t e h u n g d e r I l i a s . Von Eduard Schwartz. Lex. 8°. V, 40 S. 1918. X ^ 0 - 6 0 Heft 35: D a s n e u e k i r c h l i c h e G e s e t z b u c h — C o d e x J u r i s C a n o n i c i — s e i n e G e s c h i c h t e u n d E i g e n a r t . Mit einem Anhang: Sammlung einschlägiger Aktenstücke. Von August Knecht. Lex. 8°. IV, 71 S. 1918. JIM 1'20 Heft 36: Ü b e r d i e P h a r m a k a i n d e r I l i a s u n d O d y s s e e . Von Oswald Schmiedeberg. Lex. 8°. 29 S. 1918. MM 0"50 Heft 37: P r o v e n z a l i s c h e S t u d i e n I. Von Oskar Schultz-Oora. Lex. 8°. VIII, 103 S. 1919. JIM 1-20 Nette Folge Heft 1: D i e H a r m o n i e in der E n t w i c k l u n g d e r O r g a n i s m e n . Rede, gehalten in der zwölften Jahresversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg, Samstag, 13. Juli 1918. Von Franz Keibel. Mit 8 Abbildungen. Lex. 8°. IV, 18 S. 1920. JIM 0*40 Heft 2: P r o v e n z a l i s c h e S t u d i e n II. Von Oskar Schultz-Oora. Lex. 8°. VI, S. 105—153. 1921. JIM 0-80 Heft 3: D i e E r k e n n t n i s l e h r e des J o h a n n e s E r i u g e n a im Rahmen ihrer metaphysischen und anthropologischen Voraussetzungen nach den Quellen dargestellt von Artur Schneider. 1. Teil. Lex. 8°. VIII, 68 S. 1921. JIM 1"10 Heft 4: S t e i n v e r e h r u n g bei d e n I s r a e l i t e n . Ein Beitrag zur semitischen und allgemeinen Religionsgeschichte von Georg Beer. Lex. 8°. VI, 22 S. 1921. JIM 0 - 40 Heft 5: D a s a m e r i k a n i s c h e R e g i e r u n g s s y s t e m . Rede, gehalten bei der Jahresversammlung der Wissenschaftlichen Gesellschaft am 1. Oktober 1921. Von Otto Lenel. Mit Anhang: 14. Jahresbericht, erstattet von Harry Bresslau. Lex. 8». IV, 29 S. 1922. JlJl

0'30

Heft 6: S t e i m a r i m S t r a ß b u r g e r M ü n s t e r . Ein Beitrag zur Geschichte des Naturalismus im 13. Jahrhundert von Franz Schultz. Mit einer Tafel in Lichtdruck. Lex. 8°. VI, 15 S. 1922. JIM 0-50 Heft 7: D i e E r k e n n t n i s l e h r e des J o h a n n e s E r i u g e n a im Rahmen ihrer metaphysischen und anthropologischen Voraussetzungen nach den Quellen dargestellt von Artur Schneider. 2. Teil. Lex. 8°. VIII, 58 S. 1923. JIM 1-20 Heft 8: D e r K a i s e r als M a r s c h a l l des P a p s t e s . Eine Untersuchung zur Geschichte der Beziehungen zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter von Robert Holtzmann. Lex. 8°. X, 50 S. 1928. MM 1-50 Heft 9: S t r a ß b u r g e r K e i l s c h r i f t t e x t e i n s u m e r i s c h e r u n d babylonischer S p r a c h e . Herausgegeben von C. Frank. Lex. 8°. 36 S. u. 20 Tafeln. 1929. MM 3-— Heft 10: D r e i U n t e r s u c h u n g e n z u r G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k . Herausgegeben von K. Bopp. Lex. 8°. 66 S. und 2 Tafeln. 1929. MM 8-— Heft 11: A u f b a u u n d S i n n des C h o r f i n a l e s i n B e e t h o v e n s n e u n t e r S y m p h o n i e . Von Otto Baensch. Lex. 8°. VI, 99 S. 1930. MM 8'— Heft 12: D a s B i l d W a l t h e r s v o n d e r V o g e l w e i d e . Von Hans Naumann. Lex. 8°. IV, 28 S. 1930. MM 3-— Heft 13: V e r g i l . Von W. F. Otto. Lex. 8®. 22 S. 1931. ca. MM 2*50

WALTER DE GRUYTER & CO., BERLIN W. 10

VIRGIL UND „HOMER" Persönlichkeit

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V o r t r a g a m 2000. G e b u r t s t a g V i r g i l s a m 15. O k t o b e r

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Adolf

Groß-Oktav.

1930

Trendelenburg 16 S e i t e n .

1930.

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VIRGILS AENEASLIED Verdeutscht und erklärt von Adolf Trendelenburg G r o ß - O k t a v . I X , 3 2 7 S e i t e n . 1 9 2 8 . R M 1 0 . — , g e b . 11.—

VIRGILS LÄNDLICHE

DICHTUNGEN

Verdeutscht und erklär/von Adolf Trendelenburg Groß-Oktav.

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DIE ANTIKE Zeitschrift für Kunst und Kultur des klassischen Altertums

Herausgegeben von Werner Jaeger Jährlich 4 Hefte. des Jahrgangs RM P r o s p e k t

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