Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises: Eine Analyse ihrer Grabinventare und Grabformen 9781841717036, 9781407328072

Eine Analyse ihrer Grabinventare und Grabformen

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Vorwort
Inhalt
1. Einleitung
2. Beigaben
3. Bestattungswesen
4. Schlußbetrachtung
Verzeichnisse
Abgekürzt zitierte Literatur
Verzeichnis der Museen und Sammlungen
Katalog
Tafeln
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Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises: Eine Analyse ihrer Grabinventare und Grabformen
 9781841717036, 9781407328072

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BAR S1375 2005  CLAUSING  URNENFELDERZEITLICHEN GRÄBERN MIT WAFFENBEIGABEN

Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises Eine Analyse ihrer Grabinventare und Grabformen

Christof Clausing

BAR International Series 1375 B A R

2005

Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises

Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises Eine Analyse ihrer Grabinventare und Grabformen

Christof Clausing

BAR International Series 1375 2005

Published in 2016 by BAR Publishing, Oxford BAR International Series 1375 Untersuchungen zu den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben vom Alpenkamm bis zur Südzone des Nordischen Kreises © C Clausing and the Publisher 2005 Volume Editor: John W Hedges The author's moral rights under the 1988 UK Copyright, Designs and Patents Act are hereby expressly asserted. All rights reserved. No part of this work may be copied, reproduced, stored, sold, distributed, scanned, saved in any form of digital format or transmitted in any form digitally, without the written permission of the Publisher.

ISBN 9781841717036 paperback ISBN 9781407328072 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781841717036 A catalogue record for this book is available from the British Library BAR Publishing is the trading name of British Archaeological Reports (Oxford) Ltd. British Archaeological Reports was first incorporated in 1974 to publish the BAR Series, International and British. In 1992 Hadrian Books Ltd became part of the BAR group. This volume was originally published by John and Erica Hedges Ltd. in conjunction with British Archaeological Reports (Oxford) Ltd / Hadrian Books Ltd, the Series principal publisher, in 2005. This present volume is published by BAR Publishing, 2016.

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BAR Publishing 122 Banbury Rd, Oxford, OX2 7BP, UK [email protected] +44 (0)1865 310431 +44 (0)1865 316916 www.barpublishing.com

Vorwort

Die vorliegende Untersuchung stellt die überarbeitete Fassung meiner Dissertation im Fach Vor- und Frühgeschichte dar, die 1994 dem Fachbereich 16 – Geschichtswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität vorgelegt wurde. Verschiedene Gründe haben die Drucklegung verzögert, aber an den Fragestellungen und Ergebnissen hat sich im Grundsätzlichen seitdem kaum etwas geändert. So konnte trotz des Zuwachses an Arbeiten, die das hier behandelte Quellenmaterial betreffen, der Aufbau im Wesentlichen beibehalten werden. Neuere monographische Untersuchungen, wie diejenigen von W. Brestrich über die Singener Gräber, von H. Hennig zu den Urnenfeldern im Regensburger Raum, von U. Pfauth zur Urnenfelderzeit Niederbayerns, von F. Schopper zum Gräberfeld von Künzing sowie von St. Wirth über die Gräberfelder von Augsburg-Haunstetten und Friedberg, wurden ebenso eingearbeitet, wie weitere urnenfelderzeitliche Grabfunde mit Waffenbeigaben, aber auch neuere typenchronologische Studien, wie etwa die von Ch. Jacob zu Metallgefäßen oder von I. von Quillfeldt zu Vollgriffschwertern im hier behandelten Untersuchungsgebiet. Vom urspünglichen Vorhaben, das hier behandelte Fundmaterial zur Gänze abzubilden, wurde abgesehen, um den Umfang der Arbeit und damit auch die Kosten zu verringern. In mehreren gut zugänglichen Arbeiten die nach Abgabe der vorliegenden Untersuchung erschienen, sind die Inventare einer Reihe von Grabfunden mit Waffenbeigaben abgebildet.

Die entsprechenden Ergebnisse wurden hier nicht eingearbeitet, sie basieren auf anderen Prämissen und sind unter anderem Gegenstand eines größeren Beitrages in Band 43 der Monographien des RGZM.

Was die soziale Interpretation der urnenfelderzeitlichen Grabfunde mit Waffenbeigaben angeht, so wurde dieser Ansatz nach der Promotion weiter verfolgt und entwickelt.

Gewidmet sei die Arbeit meiner Familie, insbesondere aber dem Andenken meines Vaters Peter Clausing, der ihre Fertigstellung nicht mehr erlebt hat.

Vielen Personen habe ich Dank für die Begleitung und Unterstützung meiner Dissertation auszusprechen, unter Ihnen vor allem: Prof. Dr. H. Ament, Prof. Dr. N. Bantelmann (†), Dr. F. Daim, Dr. K.-V. Decker, Ch. von Doehren, Prof. Dr. P. Drechsel, Prof. Dr. M. Egg, Dr. M. zu Erbach, Prof. Dr. F.-W. von Hase, Prof. Dr. H. Hildebrandt, H. Jung, Dr. I. Kilian-Dirlmeier, Dr. W. Kubach, Dr. I. Kubach-Richter, Dr. A. W. Mees, M. Ober, Prof. Dr. J. Oldenstein, Prof. Dr. Ch. F. E. Pare, Dr. K. F. Rittershofer, Dr. M. Schaich, Dr. F. Schopper, Dr. L. Sperber, Prof. Dr. B. Streck, Dr. G. Waurick, Dr. K. Weidemann, Dr. St. Winghart, Dr. St. Wirth, den Kommilitoninnen und Kommilitonen, insbesondere Dr. A. Frey und Dr. M. Will. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Prof. Dr. P. Schauer, der die Arbeit anregte, ihr Entstehen förderte und betreute. Für finanzielle Unterstützung im Rahmen der Graduiertenförderung sei ferner der Johannes Gutenberg-Universität gedankt, für den Druck den Herausgebern der British Archaeological Reports.

I

II

Inhalt 1 Einleitung

1

1.1 Zur Materialbasis 1.2 Zur Chronologie 1.3 Zur Forschungsgeschichte

1 2 3

2 Beigaben

11

2.1 Schwerter 2.1.1 Griffplattenschwerter 2.1.2 Griffangelschwerter 2.1.3 Griffzungenschwerter 2.1.4 Halbvollgriffschwerter 2.1.5 Vollgriffschwerter 2.1.6 Schwertfragmente und Schwerter von unbestimmtem Typ 2.1.7 Schwertzubehör

11 11 15 18 34 34 40 40

2.2 Lanzenspitzen 2.2.1 Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt 2.2.2 Nordwesteuropäische Ösenlanzenspitzen 2.2.3 Lanzenspitzen vom Lüneburger Typ II 2.2.4 Lanzenspitzen mit rechteckigem Tüllenquerschnitt im Blattbereich 2.2.5 Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen 2.2.6 Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz 2.2.7 Lanzenspitzen mit vierkantigem Tüllenquerschnitt im Blattbereich 2.2.8 Lanzenspitzen mit schneidenparallelen Rillen 2.2.9 Sächsisch-thüringische Lanzenspitzen 2.2.10 Facettierte Lanzenspitzen 2.2.11 Im Pfahlbaustil verzierte Lanzenspitzen 2.2.12 Lanzenspitzen mit abgesetztem Blattansatz 2.2.13 Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund 2.2.14 Lanzenspitzen mit schneidenparallelen Rippen 2.2.15 Lanzenspitzen mit kräftiger Profilierung der Tülle im Bereich des Blattes 2.2.16 Lanzenspitzen mit profiliertem Blattansatz 2.2.17 Lanzenspitzen mit erweitertem Tüllenmund 2.2.18 Schlichte Lanzenspitzen 2.2.19 Funktion der Lanzenspitzen

48 50 51 51 51 52 52 53 53 53 54 54 55 55 56 56 56 57 57 59

2.3 Pfeilspitzen 2.3.1 Tüllenpfeilspitzen 2.3.2 Dornpfeilspitzen 2.3.3 Zungenpfeilspitzen 2.3.4 Tüllenförmige Bronzepfeilspitzen 2.3.5 Nicht auswertbare Pfeilspitzen 2.3.6 Silexpfeilspitzen 2.3.7 Pfeilspitzen aus organischem Material 2.3.8 Funktion der Pfeilspitzen

61 63 68 69 70 70 71 71 71

2.4 Dolche 2.4.1 Griffplattendolche 2.4.2 Griffangeldolche 2.4.3 Griffzungendolche 2.4.4 Vollgriffdolche 2.4.5 Dolche von unbestimmbaremTyp 2.4.6 Funktion der Dolche

72 73 74 74 75 76 76

III

2.5 Beile

77

2.6 Schilde

78

2.7 Bronzegefäße

80

2.8 Goldgegenstände

84

2.9 Wagen und Wagenteile

87

2.10 Weitere Beigaben 2.10.1 Gerät 2.10.2 Schmuck 2.10.3 Phaleren

91 91 93 95

2.11 Keramik 2.11.1 Tongefäße als Grabbeigabe 2.11.2 „Adelskeramik“

96 96 98

3 Bestattungswesen

100

3.1 Grabritus 3.1.1 Brandgräber 3.1.1.1 Urnengräber 3.1.1.2 Urnengräber mit Leichenbrandschüttung 3.1.1.3 Urnengräber mit Brandschutt 3.1.1.4 Urnengräber mit Brandschüttung 3.1.1.5 Knochennester 3.1.1.6 Leichenbrandschüttungsgräber 3.1.1.7 Leichenbrandschüttungsgräber mit Brandschutt 3.1.1.8 Brandschüttungsgräber 3.1.1.9 Brandgrubengräber 3.1.1.10 Brandflächengräber 3.1.2 Körpergräber 3.1.3 Doppel- und Mehrfachbestattungen 3.1.4 Anthropologische Alters- und Geschlechtsbestimmungen 3.1.5 Zusammenfassung 3.2 Grabform 3.2.1 Äußere Strukturen 3.2.1.1 Hügel 3.2.1.2 Grabumfriedungen 3.2.1.3 Flachgräber 3.2.1.3.1 Flachbrandgräber 3.2.1.3.2 Flachkörpergräber 3.2.2 Steinbauten 3.2.2.1 Steinkisten und Steinpackungen 3.2.2.2 „Steinschutz“

100 100 102 103 103 103 103 103 104 104 104 104 104 105 106 107 108 108 108 109 109 110 110 111 111 113

3.3 Bestattungsplätze 3.3.1 Zur Wahl des Bestattungsplatzes 3.3.2 Zu einzeln gelegenen Gräbern mit Waffenbeigabe 3.3.3 Gräber mit Waffenbeigabe in Gräberfeldern

113 113 117 118

3.4 Beigabensitte 3.4.1 Beigabe persönlichen Besitzes 3.4.2 Speisebeigaben 3.4.3 Depot im Grab

121 121 123 123

IV

4 Schlußbetrachtung

124 124

4.1 Urnenfelderzeitliche Krieger im Spiegel der Grabfunde 132 4.2 Spätbronzezeitliche Kriegergräber angrenzender Regionen – ein Überblick 136 4.3 Kriegergräber der mittleren Bronzezeit – ein Rückblick 138 4.4 Kriegergräber der älteren Hallstattzeit – ein Ausblick Verzeichnisse

141 143

- Abgekürzt zitierte Literatur 151 - Verzeichnis der Museen und Sammlungen Katalog

153

Tafeln 1-81 Karten 1-3

V

VI

sich jedoch bei einer Überprüfung nicht bestätigen ließen, wurden ebenso berücksichtigt1. Die Materialaufnahme orientiert sich an politischen Grenzen, entspricht damit also nicht naturräumlichen Einheiten2. Dazu zwang der jeweils regionale Bearbeitungsstand, der sich zumeist auf moderne Verwaltungsgliederungen stützt3. Vor diesem Hintergrund sind Feststellungen, daß gewisse Typen in bestimmten Regionen nicht vertreten zu sein scheinen, zu verstehen. Verschiedentlich ist in der Arbeit von einem engeren und einem weiteren Untersuchungsgebiet die Rede. Ersteres bezeichnet den durch den Katalog abgedeckten Raum Südund Südwestdeutschlands vom Alpenfuß im Süden bis in die Mittelgebirgszone im Norden4. Für die meisten Regionen innerhalb dieses Raumes liegen monographische Bearbeitungen für die Bronze- und Urnenfelderzeit vor5. Durch eine Vielzahl von Einzel- und Sammelwerken, Aufsätzen und Fundmeldungen war der jeweilige regionale Forschungsstand zu aktualisieren. Das erweiterte Untersuchungsgebiet dient anhand einschlägiger Funde der Erhellung von Bezügen und Parallelen im Gebiet der angrenzenden Urnenfeldergruppen. Dazu gehören im wesentlichen Ostfrankreich, die Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren und die Slowakei. Die späte Bronzezeit

1 Einleitung Die urnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigaben stellen im Rahmen der vielfältigen Kulturerscheinungen der späten Bronzezeit Mitteleuropas eine Fundgattung dar, anhand derer in beschränktem Umfang Aussagen zu Kultur- und Sozialgeschichte möglich erscheinen. Die Gräber mit Waffenbeigaben heben sich häufig deutlich von den ansonsten in der Urnenfelderzeit üblichen ab, und zwar in Form aufwendiger Grabbauten (große Steinkammern oder Steinsetzungen), unabhängig von Brand- oder Körperbestattung; ferner in reicher Beigabenauswahl an Grabkeramik und Bronzen sowie hervorgehobener Lage in oder abseits von Gräberfeldern. Diese besondere Behandlung der Grablegen einiger Waffenträger wirft ein Licht auf deren gesellschaftliche Stellung im lokalen Sozialverband. Auch aufwendige Doppelbestattungen von Mann und Frau betonen die Bedeutung solcherart Bevorrechtigter. Daneben liegt aber auch eine ganze Reihe von Grablegen mit Waffenbeigaben vor, die solch eine bevorzugte Behandlung nicht erkennen lassen. Die auf diese Weise hervortretende Bedeutung der Gräber Waffenführender für Aussagen über die kultur- und sozialgeschichtlichen Verhältnisse der späten Bronzezeit ist verschiedentlich betont, jedoch kaum grundlegend untersucht worden.

1 Einzelfunde von Waffen finden im Text dann Berücksichtigung, wenn dies für typologische Zwecke dienlich ist, oder falls sich das Verbreitungsbild dadurch ändert. 2 Vgl. die Kritik an einer solchen Vorgehensweise z. B. von W. Torbrügge (Torbrügge, Urnenfelderzeit). 3 Eine Vorgehensweise nach fein differenzierten naturräumlichen Einheiten ist nicht Gegenstand vorliegender Untersuchung; dies müßte zuerst in kleinregionalen Untersuchungen geschehen. 4 Der nordrhein-westfälische Grabfund von Hennef (Sieg)-Geistingen (21) wurde mit aufgenommen, da dieses Grab typische urnenfelderzeitliche Beigaben- sowie Bestattungssitte aufweist. Andere Gräber mit Waffenbeigaben dieser Region wurden hingegen nicht aufgenommen, da sie vom Inventar her nicht den charakteristischen Urnenfeldergräbern angeschlossen werden können. – Von der Mittelgebirgszone nach Westen, Norden und Osten ist der spätbronzezeitliche Fundstoff zunehmend durch die Kontakte mit anderen Kulturkreisen geprägt. – Dazu z. B.: M. Desittere, De Urnenfelderkultuur in het gebied tussen Neder-Rijn en Nordzee. Periodes Ha A en B (Brugge 1968). – Vgl. dazu die Rezensionen von H. Aschemeyer, Germania 50, 1972, 285-290 und W. Kimmig, Helinium 10, 1970, 39-51. – E. Baudou, Die regionale und chronologische Einteilung der jüngeren Bronzezeit im Nordischen Kreis (Stockholm 1960); Thrane, Forbindelser; W. R. Lange, Einflüsse der Urnenfelderkultur auf den Urnenfriedhöfen Ostwestfalens. Arch. Korrbl. 13, 1983, 219-231; A. Jockenhövel, Zum Beginn der Urnenfelderzeit in Niederhessen. Arch. Korrbl. 13, 1983, 209-218; Nass, Nordgrenze; ders., Die Nordgrenze der Urnenfelderzeit in Hessen 2 (Niederhessen). Kurhess. Bodenaltert. 2, 2 (Marburg 1952); S. Fröhlich, Studien zur mittleren Bronzezeit zwischen Thüringer Wald und Altmark, Leipziger Tieflandsbucht und Oker. Veröff. Braunschweig. Landesmus. 34 (Braunschweig 1983) bes. 80 ff. zu den urnenfelderzeitlichen Verhältnissen; Lappe, Urnenfelderzeit. – Zu den Regionen westl., südl. und östl. des Untersuchungsgebietes sehr informativ: Sperber, Untersuchungen 13-22; siehe ferner auch die einzelnen Beiträge in: Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen. Ergebnisse eines Kolloquiums. Monogr. RGZM 35 (Mainz 1995). 5 von Berg, Untersuchungen; Berger, Bronzezeit; Dehn, Urnenfelderkultur; Dohle, Urnenfelderkultur; Eggert, Urnenfelderkultur; Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur; Hennig, Grab- und Hortfunde; dies., Urnenfelder; Herrmann, Funde; Hochstetter, Hügelgräberbronzezeit; Kimmig, Urnenfelderkultur; Kolling, Bronzezeit; Koschik, Bronzezeit; Ludwig-Lukanow, Hügelgräberbronzezeit; Müller-Karpe, Urnenfelderkultur; Pfauth, Beiträge; Ruppel, Urnenfelderzeit; Torbrügge, Bronzezeit; Wilbertz, Urnenfelderkultur; Zylmann, Urnenfelderkultur.

1.1 Zur Materialbasis Als Gräber mit Waffenbeigaben wurden alle diejenigen aufgenommen, welche Schwert, Lanze oder Pfeile als Angriffswaffen, daneben seltener auch Hinweise auf Schutzwaffen enthalten. Von dieser Gattung scheinen nach gängiger Forschungsmeinung womöglich in wenigen Fällen Schilde in Grabinventaren des Untersuchungsgebietes beigegeben worden zu sein. Da sich diese in Gräbern mit Angriffswaffen fanden, konnte auf eine eigene Katalogisierung verzichtet werden. Besonderes Augenmerk galt auch jenen Grablegen mit Gegenständen, welche gemeinhin als Teile der Waffenzurüstung (Doppelknöpfe, Knebel, kleine Ringe als Bestandteile des Wehrgehänges) angesehen werden. Wegen der verschiedenen Deutungsmöglichkeiten dieser Kleinbronzen wurde auch von einer Katalogisierung sogenannter „schwertanzeigender“ Bronzen abgesehen, so daß als Gräber mit Schwertbeigabe nur solche geführt werden, die vollständige oder Teile dieser Waffen enthielten. Eine regelrechte Beilbewaffnung, wie es sie im mediterranen und südosteuropäischen Gebiet in der Hügelgräberbronzezeit und frühen Eisenzeit gibt, kommt für vorliegende Untersuchung nicht in Betracht. Gleiches gilt für Gräber mit Dolchbeigabe. Die Untersuchung gründet auf den einschlägigen veröffentlichten Befunden. Um eine breite Materialbasis zu erhalten, wurden nicht nur gut dokumentierte, weitgehend ungestörte Grabfunde aufgenommen, sondern auch gestörte Gräber mit Waffenbeigaben und solche Funde, deren Grabcharakter nicht eindeutig zu klären ist. Funde und Fundensembles, die in der Literatur als Grabinventare angesprochen werden, die

1

einzelner Teilregionen ist dabei nur selten Gegenstand von monographischen Untersuchungen6.

1.2 Zur Chronologie Vorliegende Untersuchung umfaßt den Zeitraum vom Übergang der jüngeren Hügelgräber- zur frühen Urnenfelderzeit (Bz C2/D) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3). A. Beck, H. Reim und Ch. Unz haben an verschiedenen Formengruppen die Besonderheiten der Reinecke-Stufe Bz D aufgezeigt13. Es gelang ihnen einerseits darzustellen, daß jene Stufe kein starres chronologisches Gebilde ist, sondern daß sich, wie innerhalb und zwischen den Stufen Ha A und B auch, Übergänge beschreiben lassen. Dabei scheint es nur eine Frage der Terminologie zu sein, ob man von einem frühen, mittleren und späten Bz D oder von einem Übergang Bz C2/D, einem vollentwickelten Bz D und einem erneuten Übergang Bz D/Ha A1 spricht. Schwieriger scheint eine Zweiteilung von Bz D, die Übergangsphasen und somit Verflechtungen mit vorangegangenen und folgenden Stufen nicht berücksichtigen kann14. Darüber hinaus haben die Arbeiten von A. Beck, H. Reim und Ch. Unz aufgezeigt, wie sehr die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) in der bodenständigen mittelbronzezeitlichen Tradition verwurzelt ist, was Annahmen fremder Einwanderungen hinfällig werden läßt15. Die Mittlerstellung der Stufe Bz D zwischen Hügelgräber- und Urnenfelderzeit kann auch gut an der hier behandelten Sachgruppe abgelesen werden, so daß für Bz D in Übereinstimmung mit H. Müller-Karpes Chronologievorschlag von 1974 der Terminus „späte Hügelgräber-/ frühe Urnenfelderzeit“ übernommen wurde16. Eine Gleichsetzung einzig der Stufe Bz D mit der Spätbronzezeit17 scheint dagegen dem Fundstoff der Urnenfelderzeit zu widersprechen. Da in der vorliegenden Arbeit nicht die feinchronologischen Zusammenhänge, sondern eine überregionale vergleichende Betrachtung im Vordergrund steht, werden gebiets- und materialgruppenspezifische Stufenbenennungen und regionale Fazies nicht berücksichtigt. Die in den Arbeiten der PBFReihe erstellten Stufenbenennungen werden nicht angewandt. Sie würden die Übersichtlichkeit und Vergleichsmöglichkeiten erheblich beeinträchtigen. Hingegen folgen wir in etwa dem genannten Vorschlag H. Müller-Karpes für die Benennung urnenfelderzeitlicher Stufen, welcher sich an P. Reineckes Stufenschema und das von ihm selbst 1959 vorgelegte anlehnt18. Allerdings ließ sich am hier untersuchten Material weder eine Dreiteilung von Ha B, noch ein Übergang von jüngerer zu später Urnenfelderzeit (Ha B1/B3) ablesen.

Über die Quellenkritik zu Teilbereichen des derart definierten Arbeitsgebietes informieren unterschiedlich vollständig die einzelnen regionalen Aufarbeitungen von Fundgut der Bronze- und Urnenfelderzeit7. Gerade deshalb war eine kritische Prüfung der Quellen erforderlich, da verschiedentlich ungeklärt ist, ob es sich bei Fundkomplexen um Grabfunde handelt, und andererseits erheblich voneinander abweichende Datierungsansätze vorlagen. Eine Begutachtung der Funde selbst wurde nur in wenigen Fällen vorgenommen8. Manche der sich im Untersuchungsverlauf ergebenden Fragestellungen konnten in unserer Arbeit nur knapp aufgezeigt werden, da gründliche Auseinandersetzungen den Arbeitsrahmen gesprengt hätten. Zu den Fragen, die nur angerissen werden konnten, gehört beispielsweise das Verhältnis von Gräbern mit Waffenbeigabe zu Gräberfeldern, in denen sie aufgefunden wurden9, zu Siedlungen10 oder auch in Bezug auf eine Erhellung sozialer Strukturen mittels umfänglicher Gegenüberstellungen von Kriegergräbern mit Bestattungen ohne Waffenbeigabe, darunter solche von Handwerkern oder Frauengräber. Dies betrifft auch Vergleiche von Grabbauten und -ritus der betreffenden Gruppen untereinander. Schwierigkeiten liegen hier in der unterschiedlichen Publikationslage begründet. Erst nach einer Reihe weiterer Spezialuntersuchungen dürfte es möglich sein, ein begründetes Bild sozialer Verhältnisse während der Urnenfelderzeit zu entwerfen. Deshalb besitzen diesbezügliche Aussagen in unserer Untersuchung möglicherweise nur vorläufigen Wert. Weiterführende Arbeiten lohnten auch zur Typologie und Chronologie von Keramik. Einem solchen Unterfangen steht allerdings die uneinheitliche und unübersichtliche Fachterminologie für diese Fundgattung – beispielsweise im Alpenvorland und dem Neuwieder Becken – entgegen11. Neben einer ausführlicheren Beschäftigung mit den waffenführenden Gräbern der angrenzenden Regionen des erweiterten Untersuchungsgebietes, die eine kritische Würdigung der jeweiligen Chronologiesysteme erfordert hätte, stellen außerdem auch einzelne Beigabenformen, darunter Phaleren12, ein weites Betätigungsfeld dar.

6 Bocksberger, Age du Bronze; zu Erbach, Funde; Lochner, Studien; Podborský, Mähren. – Hilfreich ist zudem bis einschließlich der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) das Handbuch von H. Müller-Karpe (Müller-Karpe, Bronzezeit). 7 von Berg, Untersuchungen 23-43; Dehn, Urnenfelderkultur 22 f.; Eggert, Urnenfelderkultur 8-11; Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 16 ff.; Pfauth, Beiträge 5 ff.; Ruppel, Urnenfelderzeit 3 f.; Wilbertz, Urnenfelderkultur 1424; Zylmann, Urnenfelderkultur (Text) 7 ff. – Vgl. in diesem Zusammenhang auch: W. Torbrügge, Geographische und historische Fundlandschaften der Oberpfalz. Korrektive zum Fundbild der Bronzezeit. Germania 36, 1958, 10-28; ders., Die bayerischen Inn-Funde. Bayer. Vorgeschbl. 25, 1960, 1669; ders., Urnenfelderzeit. – Siehe auch Schier, Besiedlung; Schmotz, Besiedlung. 8 In dieser Hinsicht vorbildlich z. B.: M. Schaich, Quellenkritische Untersuchungen zu spätbronze- und urnenfelderzeitlichen Schwertfunden in Bayern (Magisterarbeit Regensburg 1989). 9 Vgl. Kap. 3.3.3) Gräber mit Waffenbeigabe in Gräberfeldern. 10 Vgl. Kap. 3.3.1) Zur Wahl des Bestattungsplatzes. 11 In dieser Hinsicht vgl. die Einleitung zum Kap. 2.11.1) Tongefäße als Grabbeigabe. 12 Vgl. Kap. 2.10.3) Phaleren.

13

Beck, Beiträge; Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter; Unz, Keramik. 14 So Sperber, Untersuchungen: SB Ia, Ib. – In L. Sperbers Arbeit geht es in erster Linie um die Laufzeiten der Formen und Verzierungen von Keramik. Dabei wurden einerseits zwar fließende Übergänge erarbeitet, diese aber andererseits wiederum in einem Stufenschema ohne Übergänge zusammengefaßt. Auch aus diesem Grund findet L. Sperbers Chronologievorschlag keine Anwendung in vorliegender Untersuchung. 15 Deutlich bei Kimmig, Urnenfelderkultur u. ders., Seevölkerbewegung und Urnenfelderkultur. Studien aus Alteuropa (Festschr. K. Tackenberg) (Köln/Graz 1964) 220-283. 16 Müller-Karpe, Definition. – Der Einfachheit halber, und da das hier untersuchte Material es auch zuläßt, wird anstelle dieser Bezeichnung für die Stufe Bz D in der Regel nur die Benennung frühe Urnenfelderzeit angewandt. 17 So z. B. in Bayer. Vorgeschbl. und Arch. Jahr Bayern. 18 Müller-Karpe, Definition; ders., Beiträge.

2

An der Dreiteilung der Urnenfelderzeit Ha B durch H. Müller-Karpe ist verschiedentlich begründete Kritik vorgebracht worden19. In nach H. Müller-Karpes Chronologiewerk entstandenen Arbeiten lassen sich Zweifel an dieser Periodisierung daran ablesen, daß für verschiedene Regionen der Urnenfeldergruppen die Bearbeiter unter Beibehaltung der Dreiteilung die Phase Ha B2 aus ihrem Material nicht auszugliedern vermochten20. Folglich vermeinte beispielsweise H. Hennig in Ober- und Mittelfranken einen Hiatus annehmen zu müssen und schlug die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) ihrer Mittelstufe der Urnenfelderzeit im Ober- und Mittelfränkischen zu, während die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) einer Spätphase entsprechen sollte. Indirekt wird damit H. Müller-Karpes Ha B2 als überregional gültig akzeptiert, wenngleich die Stufe bei regionalen Untersuchungen kaum einmal nachweisbar ist21. So gesehen, sollte im Sinne des Vorschlages vor allem von E. Gersbach die Zweiteilung und nicht die Dreiteilung von Ha B im Vordergrund stehen22. Inzwischen wird anscheinend überwiegend davon ausgegangen, daß eine selbständige Stufe Ha B2 nicht begründet werden kann resp. nicht existent ist23. Nomenklatorisch scheint jedoch in der deutschen Urnenfelderforschung die Dreiteilung von Ha B gegenwärtig nicht mehr umkehrbar. Die Urnenfelderzeit bildet das Substrat für die folgende ältere Eisenzeit. Auch dies zeigt eine Reihe von Merkmalen, die in der Urnenfelderzeit auftreten und die in der Hallstattzeit dann verstärkt rezipiert werden. Dazu zählen beispielsweise Wagengrabsitte, Bronzegeschirrbeigabe, Körperbestattungen unter Hügeln oder auch die Wahrung eigenständiger Begräbnistraditionen der Krieger. Zum Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit fand 1992 in Regensburg ein Kolloquium statt, in dessen Rahmen prinzipiell festgestellt wurde, daß ein Übergang von Ha B3 nach Ha C verschiedentlich zu belegen sei24. Inzwischen hat Ch. F. E. Pare die Chronologie dieses Zeitraumes umfassend bearbeitet und konnte für den Beginn der Hallstattzeit eine ältere Phase (Ha

C1a), die um 800 v. Chr. beginnt, von einer jüngeren (Ha C1b) deutlich scheiden25. In diesem Zusammenhang spielen sowohl seine eigenen, älteren Untersuchungen, als auch jene von M. Friedrich und H. Hennig zum Wagengrab von Wehringen eine bedeutende Rolle26. Was die hier zusammengestellten Grabfunde mit Waffenbeigaben aus dieser Zeit angeht, so sind sie von der neuen chronologischen Ordnung kaum betroffen und lassen sich recht gut den jeweiligen Phasen zuweisen. Deswegen wird die von H. Müller-Karpe vorgeschlagene Bezeichnung späte Urnenfelder-/frühe Hallstattzeit für die Stufe Ha B3 nicht übernommen27. 1.3 Zur Forschungsgeschichte Schon zu Beginn der archäologischen Bronzezeitforschung galt den urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Waffenbeigaben besondere Aufmerksamkeit28. Untersuchungen adäquater Grablegen des zeitlichen und räumlichen Umfeldes liegen verschiedentlich vor29. Demgegenüber fehlt eine Diskussion der urnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigaben im deutschsprachigen Raum, und der Forderung W. Torbrügges, diese Grablegen insgesamt zu betrachten30, ist bisher lediglich in vergleichender Weise entsprochen worden. Erste Ansätze zu einer solchen Arbeit stellten Aufsätze von P. F. Stary31 und P. Schauer32 dar. Deutliche Schwerpunkte lagen bei der Erforschung spätbronzezeitlicher Bewaffnung hingegen auf der Untersuchung augenfälliger, z. T. außergewöhnlicher Angriffs- und Schutzwaffen (Schwerter, Schilde, Helme, Panzer, Beinschienen). Vor fast 30 Jahren trug W. Kimmig den Kenntnisstand zur urnenfelderzeitlichen Bewaffnung im südlichen Mitteleuropa zusammen33. Bezüglich der Quellensituation hob er hervor, 25

Pare, Beiträge I; ders., Beiträge II. Vor allem: Pare, Swords; M. Friedrich u. H. Hennig, Dendrochronologische Untersuchungen der Hölzer des hallstattzeitlichen Wagengrabes 8 aus Wehringen, Lkr. Augsburg und andere Absolutdaten zur Hallstattzeit. Bayer. Vorgeschbl. 60, 1995, 289-300; Hennig, Frage. 27 Müller-Karpe, Definition. 28 Da umfangreiche Forschungsgeschichten zu den einzelnen Waffenformen verschiedentlich vorliegen, werden die Anfänge hier nicht wiedergegeben. Von Interesse ist für unsere Untersuchung der weitere Gang der Forschung etwa ab den 70er Jahren, der im folgenden skizziert wird. – Zu Schwertern, Lanzen, Pfeilen und Schilden siehe außerdem die jeweiligen Kapitel vorliegender Arbeit. 29 z. B.: J. Fogel, Studia nad uzbrojeniem ludnoĞci kultury áuĪyckiej w dorzeczu Odry i Wisáy (Studien zur Bewaffnung der Bevölkerung im Oderund Weichselgebiet [Angriffswaffe]) (Poznán 1979); ders., Siáy zbrojne ludnoĞci kultury áuĪickiej w dorzeczu Odry i Wisáy (organizacja – struktura – wartoĞü bojowa) (Die Kampfkräfte der Lausitzer Kultur im Stromgebiet der Oder und Weichsel [Organisation – Struktur – Kampfwert]). Mat. Szczecin 25, 1979, 7-51; ders., BroĔ ochronna i okazjonalna ludnoĞci kultury áuĪyckiej w dorzeczu Odry i Wisáy (Schutz- und Gelegenheitswaffen der Bevölkerung der Lausitzer Kultur im Oder- und Weichselflußgebiet). Arch. Polski 26, 1981, 147-190; ders., Militaria kultury áuĪyckiej z dorzecza Odry i Wisáy (Ĩródáa) – Militaria der Lausitzer Kultur aus dem Flußgebiet von Oder und Weichsel (Quellen) (Poznán 1988); Gerdsen, Studien; Kristiansen, Krieger; P. F. Stary, Zur eisenzeitlichen Bewaffnung und Kampfesweise in Mittelitalien (ca. 9. bis 6. Jh. v. Chr.). Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 3 (Mainz 1981). 30 Torbrügge, Urnenfelderzeit 23 ff. 31 Stary, Häuptlingsgrab. 32 Schauer, Gemeinsamkeiten. 33 Kimmig, Bewaffnung. 26

19 z. B.: Dehn, Urnenfelderkultur 52 ff.; Eggert, Urnenfelderkultur 93-106; Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 65-68. 20 z. B.: Hennig, Grab- und Hortfunde 38; 56; dies., Donautal 20 f.; Herrmann, Funde 35; 47; Wilbertz, Urnenfelderkultur 89 f.; Ruoff, Frage Anhang II, A3-8. 21 Eine andere Frage ist, ob sich das Material aus H. Hennigs Ha B1 (späte Mittelstufe) und Ha B3 zu einer gemeinsamen Spätstufe zusammenfassen ließe, wenn man keinen Hiatus einer Müller-Karpeschen Stufe Ha B2 annimmt. – H. Müller-Karpe selbst betrachtete die Stufe Ha B2 anfänglich lediglich als Übergangsphase von jüngerer zu später Urnenfelderzeit, nicht aber als eigene Stufe (Müller-Karpe, Urnenfeld 17). 22 E. Gersbach, Ein Beitrag zur Untergliederung der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B) im Raume der südwestdeutsch-schweizerischen Gruppe. Jahrb. SGU 41, 1951, 175-191; W. Kimmig, Bad. Fundber. 18, 1948-1950, 227 f.; E. Vogt, Der Beginn der Hallstattzeit in der Schweiz. Jahrb. SGU 40, 19491950, 209-231; ders., Zierstil. – Umfassende Darlegung der wichtigsten Arbeiten zur Chronologie: Sperber, Untersuchungen 23-26; 161 f. 23 L. Sperber arbeitete eine Dreiteilung in den Gebieten der RheinischSchweizerischen und Niederbayerisch-Südoberpfälzischen Urnenfeldergruppen heraus (Sperber, Untersuchungen 108 ff.; 239 ff.). Unter anderem gehören zu seiner Stufe SB IIIa (in etwa Ha B2 nach H. Müller-Karpe) Griffdornmesser mit Krückenklinge, die jedoch eine klassische Leitform von Ha B3 darstellen (vgl. Kap. 2.1.5.4.1] Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen). – L. Sperber begründete die Dreiteilung anhand interpolierter Daten und der stratigraphisch einwandfrei durch sterile Schichten getrennten Abfolge in Schweizer Seeufersiedlungen (Sperber, Untersuchungen 28). 24 Archäologische Untersuchungen zum Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit zwischen Nordsee und Kaukasus. Regensburger Beitr. Prähist. Arch. 1 (Regensburg 1994).

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daß Grabfunde mit Waffenbeigaben gegenüber Waffeneinzelfunden und Horten, die Waffen enthielten, deutlich seltener seien und die Grabausstattung überdies nur Ausschnitte des damals bekannten Waffenrepertoires widergäbe34. Das Ensemble der Angriffswaffen sei auf früh- und mittelbronzezeitliche Grundlagen zurückzuführen, was unter anderem der kontinuierliche Gebrauch von Schwert und Lanze, darüber hinaus aber auch der des im Verlaufe der Urnenfelderzeit in den Hintergrund tretenden Dolches zeige. Neben einer Waffenfunktion des Dolches erwog W. Kimmig in Hinblick auf mittelbronzezeitliche Verhältnisse auch für das Beil neben Werkzeug- einen Waffencharakter, obwohl dieses kaum noch in Grablegen gelangte35. Die Feststellung, daß sich waffentechnische Veränderungen überregional recht schnell durchsetzten, was in umfassenden Austauschmöglichkeiten begründet liege, führten in der Forschung zur Suche nach den Ausgangsgebieten jener Neuerungen. Dabei kamen in der deutschen Bronzezeitforschung hauptsächlich G. von Merhart und H. Müller-Karpe zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während G. von Merhart die Ursprünge der mitteleuropäischen urnenfelderzeitlichen Bewaffnung im Donauraum Südosteuropas gefunden zu haben glaubte36, meinte H. Müller-Karpe vor dem Hintergrund neuerer Funde die mykenische Welt als Ursprungsgebiet der Bewaffnungsänderungen des urnenfelderzeitlichen Mitteleuropas ansehen zu dürfen37. W. Kimmig gab keiner dieser beiden Forschungsmeinungen den Vorzug, sondern führte die Herausbildung der urnenfelderzeitlichen Bewaffnung auf einen überregionalen Kommunikationsprozeß zurück38. Aus den Funden und Befunden urnenfelderzeitlicher Schutzund Angriffswaffen glaubte W. Kimmig drei Gruppen unterschiedlich bewaffneter Krieger ableiten zu können39: Die größte Gruppe wären einfach ausgerüstete Fußkämpfer, die zum neu aufgekommenen Hieb-/Stichschwert gelegentlich wohl auch Pfeil und Bogen getragen hätten, und außerdem Leichtbewaffnete, die eine Lanze trugen. Darüber hinaus vermutete W. Kimmig, es habe auch Krieger gegeben, die ausschließlich Pfeil und Bogen führten40. Einer zweiten, schwerstbewaffneten Gruppe, der er anführende Funktion zusprach, ordnete W. Kimmig das gesamte Spektrum bekannter Schutzwaffen sowie Schwert und Lanze zu. Einschränkend machte er darauf aufmerksam, daß eine solche Bewaffnung bislang nie vergesellschaftet in einem Grab gefunden worden sei, und wies auf die Möglichkeit hin, daß es daneben auch (vergangene) Rüstungsteile aus organischen Materialien gegeben haben müßte. Außerdem hob W. Kimmig hervor, daß die bronzenen Schutzwaffen aufgrund ihrer geringen Stärke wohl kaum effektiven Widerstand in Kampfhandlungen geboten haben dürften41. Schließlich gäben sich als dritte Gruppe Bewaffneter ab der späten Ur-

nenfelderzeit (Ha B3) berittene Krieger anhand von Pferdeschirrungsteilen unter den Grabbeigaben zu erkennen42. Nähme man mit H. Müller-Karpe an, daß gelegentlich an Schwertknäufen festgestellte Durchlochungen auf berittene Schwertkämpfer hindeuten könnten43, sei überdies vielleicht schon ab der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) mit Reiterkriegern zu rechnen44. Streitwagen schließlich kämen für die Urnenfelderzeit noch nicht infrage45. Überdies stellte W. Kimmig den Forschungsstand zu einzelnen Waffenformen zusammen, der im folgenden kurz referiert wird46. Zu den Hauptformen urnenfelderzeitlicher Schwerter zählen Griffzungen- und Vollgriffschwerter. Mykenische Griffzungenschwerter hätten – so W. Kimmig – als Vorbilder für donauländische Waffen des Typs Boiu-Keszthely der mittleren Bronzezeit gedient. Diese regten ihrerseits die umfangreiche Griffzungenschwertproduktion Mitteleuropas an, wobei jene Waffen zu Beginn als reine Stichschwerter und ab der beginnenden Urnenfelderzeit mit breiten Klingen als kombinierte Hieb-/Stichwaffen Verwendung fanden. Die mit diesen neuartigen Griffzungenschwertern verbundenen Möglichkeiten seien derart umwälzend gewesen, daß die neue Form rasch in ganz Europa aufgenommen wurde. Im Zuge dieser Veränderungen hätten die in der mittleren Bronzezeit und noch zu Beginn der Urnenfelderzeit gebräuchlichen Griffplattenschwerter ihre Bedeutung eingebüßt. Hingegen blieben Schwerter mit Griffzunge bis in die ältere Hallstattzeit (Ha C) in Gebrauch. Für die Griffzungenschwerter Südeuropas nahm W. Kimmig eine eigenständige, dabei aber mit den mitteleuropäischen Schwertern auf irgendeine Weise in Beziehung zu bringende Entwicklung an47. Zusätzlich setzte gleichfalls in der mittleren Bronzezeit eine Produktion von Vollgriffschwertern (Typ Spatzenhausen, Achtkantschwerter) in Mitteleuropa ein. Zu Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) sei mit den vor allem in Ostmitteleuropa verbreiteten Riegseeschwertern ein Standard geschaffen worden, der in den folgenden Phasen (Ha A1-B1) maßgeblich für die weitere Entwicklung von Vollgriffschwertern geblieben wäre. Zu diesen letztendlich auf den Typ Riegsee als Vorbild zurückzuführenden Vollgriffwaffen zählte W. Kimmig auch die mittel- und jüngerurnenfelderzeitlichen Dreiwulst- und Schalenknaufschwerter48. Dagegen sei das Entstehungsgebiet späturnenfelderzeitlicher Typen vor allem in den alpennahen Gebieten des sogenannten Pfahlbaukreises zu lokalisieren. Dessen Waffen fanden eine den Griffzungenschwertern nahezu vergleichbare Ausbreitung. Im Gegensatz zu jener Schwertgruppe hätten aber in der älteren

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Kimmig, Bewaffnung 381. – Allerdings enthielt weder das von ihm angeführte Grab von Steinkirchen, noch sonst eine mit Pferdegeschirr ausgestattete Grablege Schwert, Lanze oder Pfeilspitzen. Nur Gräber mit Wagen- und Waffenbeigabe erbrachten auch solche Gegenstände. – Zu urnenfelderzeitlichen Wagen siehe weiter unten. 43 Vgl. Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 91 u. ders., Bewaffnung 268. 44 Kimmig, Bewaffnung 381. – H. Müller-Karpe hatte jedoch die ältesten Vollgriffschwerter mit durchlochter Knaufplatte in Ha A1 bemerkt (MüllerKarpe, Bewaffnung 268). 45 Kimmig, Bewaffnung 381. 46 Kimmig, Bewaffnung 382 ff. 47 Kimmig, Bewaffnung 382 ff. 48 Kimmig, Bewaffnung 383.

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Kimmig, Bewaffnung 376 f. Kimmig, Bewaffnung 377; 383. 36 von Merhart, Metallhelme; ders., Schienen; ders., Panzer-Studie. 37 Müller-Karpe, Bewaffnung. 38 Kimmig, Bewaffnung 377 f. – Deutlicher vertrat P. Schauer diesbezüglich die Auffassung, beide Gebiete hätten miteinander in Kontakt gestanden und sich gegenseitig beeinflußt (Schauer, Bewaffnung 308). 39 Kimmig, Bewaffnung 378-381. 40 Kimmig, Bewaffnung 378. 41 Kimmig, Bewaffnung 378-381 Abb. 80-81. 35

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Hallstattzeit Vollgriffschwerter nur noch in Form vereinzelter nachempfundener Stücke Verwendung gefunden49. Offensichtlich gehörte nach W. Kimmigs Ansicht in Analogie zu mittelbronzezeitlichen Verhältnissen zu Beginn der Urnenfelderzeit auch der Dolch zur Bewaffnung, wenngleich er hervorhob, daß dieser bald nicht mehr nachweisbar sei. Der Formenbestand umfasse unter anderem Dolche mit dreieckiger Griffplatte, die häufiger in Vergesellschaftung mit Schwertern des Typus Rixheim vorkämen, daneben langlebigere und weitverbreitete Peschieradolche und selten auch Vollgriffdolche, die Beziehungen des nordwestlichen Alpenvorlandes und Italiens widerspiegelten. W. Kimmig betonte aber auch an Dolchen ablesbare Beziehungen zwischen Mitteleuropa und dem mediterranen Raum, wozu Untersuchungen noch weitgehend fehlten50. Relativ selten seien nach W. Kimmig Lanzen in urnenfelderzeitlichen Grabfunden vertreten. Die Waffenform komme am Ende der frühen und am Beginn der mittleren Bronzezeit Mitteleuropas auf, spiele dann in der Urnenfelderzeit anscheinend eine untergeordnete Rolle und sei schließlich in der jüngeren Hallstattzeit (Ha D) wieder fester Bestandteil der Bewaffnung gewesen51. Schwierig sei aufgrund des Variantenreichtums spätbronzezeitlicher Lanzenspitzen eine Unterscheidung von Stoßlanzen und Wurfspeeren bzw. Kriegs- oder Jagdwaffen. Ab der späten Urnenfelderzeit träten neben Stangenwaffen mit bronzenen auch solche mit eisernen Spitzen52. Aus dem Spektrum urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen griff W. Kimmig drei markante Typen auf. Vor allem in Nordwesteuropa heimisch, reichten mittelbronzezeitliche Ösenlanzenspitzen noch bis in den Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1). Neben diese träten ab Bz D Lanzenspitzen mit gestuftem Blatt53, die weit verbreitet auch in der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) gebräuchlich gewesen sein sollten54. Für die jüngere und späte Urnenfelderzeit (Ha B) gehörten schließlich Lanzenspitzen des Pfahlbaukreises zu den Lanzenspitzenleitformen. Dabei seien für die ältere Phase bogen- und mäanderverzierte Tüllen charakteristisch, für die jüngere ein geripptes Tüllenende. Auch diese Lanzenspitzen sind bis weit in den Norden verbreitet55. W. Kimmigs Wiedergabe des Forschungsstandes zu urnenfelderzeitlichen Metallhelmen basiert im wesentlichen auf H. Henckens Erkenntnissen56. Bronzene Helme gehörten demnach ab der beginnenden Urnenfelderzeit (Bz D) zur Rüstung des Kriegers. Bei den Kappen- und Glockenhelmen handele es sich um Schutzwaffen der älteren Urnenfelderphasen, Kammhelme dagegen seien dem Ende der Urnenfel-

derzeit zuzuweisen. H. Hencken zufolge fanden sich Helme in Nord- sowie Mittel- und Westeuropa hauptsächlich in Flüssen und Mooren. Östlich davon sind sie überwiegend in Hortfunden nachgewiesen, und lediglich im spätbronze-/ früheisenzeitlichen Italien und der Ägäis bildeten Helme Bestandteile von Grabinventaren57. Die bronzene Panzerform der Urnenfelderzeit und darüber hinaus auch der Hallstattzeit ist der Glockenpanzer, der aus Brust- und Rückenharnisch bestand. Der bislang älteste Ganzmetallpanzer aus Felskammergrab 12 von Dendra58 ist W. Kimmig zufolge nicht mit jenen spätbronze- und früheisenzeitlichen Exemplaren in Verbindung zu bringen. Die älteste derartige Schutzwaffe im Gebiet der Urnenfeldergruppen stelle der nur in Bruchstücken überlieferte Glockenpanzer von ýaka in der Slowakei dar59. Bereits dem jüngeren Abschnitt der Urnenfelderzeit (Ha B) seien dann die reichverzierten Panzer der Art Fillinges zuzuweisen. Diese hätten G. von Merhart zu einer westalpinen60, treffender aber H. Müller-Karpe zu einer westalpin-norditalischen Gruppe61 zusammengefaßt62. Bezüglich der Quellenlage hielt W. Kimmig fest, daß urnenfelderzeitliche Glockenpanzer auf das Umland der Alpenregion beschränkt seien und, wie bereits bei der Behandlung der Helme festgestellt, im westlichen Alpenraum zu kultischen Deponierungen gehörten, dagegen im östlichen Alpengebiet und im mediterranen Raum in Gräber gelangten63. Auf eine vergleichbare Quellensituation in Bezug auf die Fundzusammenhänge machte W. Kimmig auch bei der Besprechung der Beinschienen aufmerksam64. Nach Funktion und Ornamentik wären diese Rüstungsteile in zwei Gruppen zu untergliedern: eine mitteleuropäische und eine ägäische. Beide Beinschienenformen seien etwa in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1 bzw. SH IIIC) aufgekommen und bis in die ältere Hallstattzeit (Ha C) nachzuweisen65. Aus der Fülle der Literatur zu bronzezeitlichen Rundschilden stellte W. Kimmig die wichtigsten Fragestellungen und Ergebnisse vor66. Wie schon bei seiner einleitenden Behandlung der Bewaffnung im allgemeinen, so sind auch hier zwei kontroverse Forschungsmeinungen bezüglich der Ursprünge festzuhalten. Zur Debatte stünden dabei laut W. Kimmig Zentraleuropa und der ägäische Raum67. Dagegen seien die Forscher sich dahingehend einig, daß mit dem Rundschild eine neue Kampfweise verbunden sei, der Kampf mit dem in der Urnenfelderzeit neu aufgekommenen Hiebschwert. Ferner nahm W. Kimmig an, man müsse auch das Auftreten der Beinschienen in Zusammenhang mit dem Schild sehen. Denn zu mykenischer Zeit seien die Krieger durch Turmschilde

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Kimmig, Bewaffnung 383. Kimmig, Bewaffnung 383. – Vgl. Gersbach, Vollgriffdolchformen; Peroni, Gruppierung. 51 Kimmig, Bewaffnung 383. 52 Kimmig, Bewaffnung 383. 53 In unserer Untersuchung als Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt angesprochen. 54 Kimmig, Bewaffnung 383. 55 Kimmig, Bewaffnung 383. 56 Hencken, Helmets. – Siehe auch von Merhart, Metallhelme; Müller-Karpe, Bewaffnung 271-275. – Ein Jahr nach Henckens Werk erschien J. Borchardt, Homerische Helme. Helmformen der Ägäis in ihren Beziehungen zu orientalischen und europäischen Helmen in der Bronze- und frühen Eisenzeit (Mainz 1971). Darin spielen urnenfelderzeitliche Helme Mitteleuropas nur eine untergeordnete Rolle (ebd. 121 ff.).

Kimmig, Bewaffnung 384; Hencken, Helmets 4 Abb. 1; 8 ff. N. M. Verdelis, Neue Funde von Dendra. Mitt. DAI Athen 82, 1967, 8-35 Abb. 10-12 Beil. 4-17. 59 A. Toþík u. J. Paulík, Výskum mohyly v ýake v rokoch 1950-51. Slovenská Arch. 8, 1960, 76 ff. Abb. 15-17; 90 f. Abb. 27. 60 von Merhart, Panzer-Studie. 61 Müller-Karpe, Bewaffnung 278 ff. 62 Kimmig, Bewaffnung 384. 63 Kimmig, Bewaffnung 385. 64 Kimmig, Bewaffnung 385 f. 65 von Merhart, Schienen; Müller-Karpe, Bewaffnung 275 f.; K. Kilian, Zu geschnürten Schienen der Hallstattzeit aus der Ilijak-Nekropole in Bosnien. Germania 51, 1973, 528-535. 66 Kimmig, Bewaffnung 386 f. 67 Kimmig, Bewaffnung 386.

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hervorragend geschützt gewesen. Diesen manndeckenden Schutz hätte nun die Kombination von Rundschild und Beinschienen ersetzt68. Die auf uns gekommenen Schilde lassen sich zum einen in solche mit U- und V-förmigem Ornamentausschnitt, zum anderen anhand der weiteren Zierweisen in Gruppen mit konzentrischen, getriebenen Rippen und Exemplare mit einer Kombination von Rippen und Buckeln ordnen69. Die Schilde mit U- und V-förmigem Ausschnitt weisen – abgesehen von Irland, wo beide Formen vorkommen – deutlich voneinander abgesetzte Verbreitungsgebiete auf, wobei jene mit V-Ausschnitt überwiegend in Südeuropa, jene mit U-Ausschnitt hauptsächlich im nördlichen Europa verbreitet sind70. Was den ältesten bekannten Rundschild betrifft, so betonte W. Kimmig, daß Chronologie und Zusammengehörigkeit des Schildes und des Hortes von PlzeĖ ungeklärt seien. Sollten sie einen zusammengehörigen Fund bilden, so wäre die Schutzwaffe in die beginnende Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) zu datieren. Gesichert sei diese Zeitstellung hingegen für Fragmente von Rundschilden aus dem Donauraum, die z. T. womöglich auch jünger sein könnten71. Hingegen wies W. Kimmig Schilde der Art Nipperwiese und Herzsprung aufgrund ihrer Zierweise den jüngerurnenfelderzeitlichen Phasen (Ha B) zu. Wiederum jünger seien die entsprechenden ägäischen und südwesteuropäischen Schutzwaffen72. Aufgrund der Annahme, die ältesten von Darstellungen bekannten Schilde des östlichen Mittelmeergebietes seien wohl aus organischen Materialien verfertigt gewesen, sprach sich W. Kimmig dafür aus, das Entstehungsgebiet des metallenen Rundschildes nach Europa zu verlegen73. Schließlich sei wiederum die unterschiedliche Behandlung der Schutzwaffe in verschiedenen Regionen auffällig: Während die Schilde im nördlichen und nordwestlichen Europa überwiegend im Kontext ritueller Niederlegungen gesehen werden müßten, gehörten vor allem jene des östlichen Donaugebietes zum Inventar von Hortfunden. Im ägäischen Raum handele es sich in der Hauptsache um Weihegaben in Heiligtümern. Schildfunde aus Gräbern wären unbekannt, wolle man nicht mit A. Snodgrass übereinstimmen, daß bronzene Zierscheiben aus Grabfunden auf Schutzwaffen dieser Art hindeuten würden74.

Die spätbronze- und früheisenzeitlichen Helme wies er drei Gruppen zu: schlichte Kappenhelme, Kammhelme der Art Biebesheim und Kammhelme der Art Beram-Karkemisch76. Letztere kommen in unserem Untersuchungsgebiet nicht vor77, sind zudem dem 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. zuzuweisen78 und können hier daher vernachlässigt werden79. Bezüglich der einfachen Kappenhelme wurde die von H. Hencken vorgeschlagene Einteilung80 durch P. Schauer modifiziert81. Er gliederte sie in verzierte Exemplare vor allem italischer Provenienz82, die aus früheisenzeitlichen Gräbern stammen83, in eine balkanische Gruppe mit Sternmustern verzierter Schutzwaffen84 und drittens schlichte Kappenhelme85. Bis auf die beiden Exemplare von Oggiono-Ello und aus dem Rhein bei Mainz86 wies er die auch in unserem Untersuchungsgebiet vorkommenden einfachen Helme der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B) zu87. Zu den zwei Kappenhelmen von Oggiono-Ello und aus dem Rhein bei Mainz meinte P. Schauer, sie könnten vielleicht schon der älteren Urnenfelderzeit zugeordnet werden. Dabei betonte er die ungeklärten Fundumstände der Schutzwaffe von OggionoEllo88, erwog aber gleichzeitig die Möglichkeit einer solch frühen Datierung im Hinblick darauf, daß derartige Helme im assyrischen und ägyptischen Raum offensichtlich bereits in Gebrauch gewesen sein könnten89. Kammhelme der Art Biebesheim, deren Fundpunkte über unser Untersuchungsgebiet und Westeuropa streuen, wies P. Schauer der älteren Urnenfelderzeit zu90. Lediglich ein Exemplar sei aufgrund formaler Übereinstimmungen mit den italischen verzierten Helmen der Früheisenzeit wohl späturnenfelderzeitlich einzuordnen91. Die Ursprünge jener Schutzwaffenform lägen im Hethitischen92, wobei die Art und Weise der Einflußnahme auf Mittel- und Westeuropa nicht genauer darzustellen sei. Er vermutete aber, die anregenden Kontakte seien über die Ägäis verlaufen93. Besançon 299, 1985, 463-470; ders., Beinschienen; ders., Rundschild. – Da keine dieser blechernen Schutzwaffen aus einem Grabfund unseres Untersuchungsgebietes stammt, werden im folgenden nur kurz die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeiten P. Schauers aufgezeigt. – 1981 erschien ferner ein kurzer Überblick von J. Bouzek, Die Anfänge der blechernen Schutzwaffen im östlichen Mitteleuropa. In: H. Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit (Festschr. W. A. von Brunn) (Mainz 1981) 21-38, in dem der Forschungsstand zusammengefaßt wiedergegeben wurde. J. Bouzek trat nachdrücklich für eine ägäische Herkunft dieser Schutzwaffen ein, doch erst in Ostmitteleuropa habe man die Einzelformen zu einer Rüstung zusammengestellt (ebd. 32). 76 Schauer, Helmformen 522 ff.; 532 ff.; 540 ff. 77 Schauer, Helmformen 540-543. 78 Schauer, Helmformen 542. 79 Auch kegel- und glockenförmige Helme mit gegossenem Scheitelknauf liegen aus dem Untersuchungsgebiet bislang nicht vor. – Vgl. Schauer, Helme 181-194; 190 Abb. 8. 80 Hencken, Helmets 124 ff. 81 Schauer, Kappenhelme 703 ff. 82 Schauer, Kappenhelme 705 Nr. 9-18. 83 Schauer, Kappenhelme 719. 84 Schauer, Kappenhelme 703 Anm. 20. 85 Schauer, Kappenhelme 704 f. Nr. 1-8. 86 Schauer, Kappenhelme 704 Nr. 1. 4. 87 Schauer, Kappenhelme 719 f. 88 Schauer, Kappenhelme 701. 89 Schauer, Kappenhelme 720 f. 90 Schauer, Helmformen 533. 91 Lesum, Kr. Brem-Blumthal: Schauer, Helmformen 533 Anm. 48. 92 Schauer, Helmformen 533 ff. 93 Schauer, Helmformen 540.

Den genannten urnenfelderzeitlichen Schutzwaffen aus Bronze widmete vor allem P. Schauer in den folgenden Jahren umfangreiche Spezialstudien, wobei er auch der Forschungsgeschichte besondere Aufmerksamkeit zollte75. 68

Kimmig, Bewaffnung 386. Die zusammengefaßte Behandlung der Schildtypen bei Kimmig ist etwas undeutlich (Kimmig, Bewaffnung 386 f.). – Erstmalig zusammengestellt und benannt: Sprockhoff, Handelsgeschichte 1-44, insbes. 1-8. 70 Coles, Shields 157 Abb. 1; Kimmig, Bewaffnung 386. 71 Kimmig, Bewaffnung 387. – Vgl. P. Patay, Urnenfelderzeitliche Bronzeschilde im Karpatenbecken. Germania 46, 1968, 241-248. 72 Kimmig, Bewaffnung 387. 73 Kimmig, Bewaffnung 387. 74 Kimmig, Bewaffnung 387. – A. Snodgrass, Early Greek armour and weapons from the end of the Bronze Age to 600 B. C. (Edinburgh 1964) 38. 75 Schauer, Helmformen; ders., Kappenhelme; ders., Helme; ders., Bronzepanzer; ders., Deutungs- und Rekonstruktionsversuche; ders., Une plaque de cuirasse en bronze, du début de l’Age du Fer. In: Eléments de Pré- et Protohistoire européenne. Hommages à Jacques-Pierre Millotte. Ann. Litt. Univ. 69

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nen Rundschilden zu zählen105. Gegen eine solche Frühdatierung der Nipperwiese-Schilde sprach sich O. Kytlicová, gestützt auf eine gründliche Untersuchung der Bronzen von PlzeĖ aus106. Sie widerlegte eine Zusammengehörigkeit von Hort und Schild und ordnete anhand von Metallanalysen sowohl diese Schutzwaffe als auch sämtliche bekannten der Art Nipperwiese in die späte Urnenfelderzeit ein107. Wie andere Schutzwaffenformen auch, so führte P. Schauer letztendlich auch die Einführung des Rundschildes auf vorderorientalische Anregungen zurück108.

Anläßlich einer Neuuntersuchung urnenfelderzeitlicher Panzer gelang es P. Schauer, solche der Art Dendra und ýaka auf gemeinsame vorderorientalische Vorbilder zurückzuführen94. Ungeklärt blieben dagegen die Beziehungen ostalpinkarpatischer Panzerwerkstätten zu solchen des spätmykenisch-geometrischen Griechenland95. Auch eine Anregung der westalpin-italischen Glockenpanzer einzig durch jene des östlichen Donauraumes wäre nicht anzunehmen. Zusätzlich müsse man wohl mit Bronze beschlagene Panzer aus organischen Materialien, die vermutlich spätmykenischen geähnelt haben dürften, als Vorläufer berücksichtigen96. Auf derartige Schutzwaffen gingen P. Schauers Überlegungen zurück, Bronzephaleren könnten auch als Beschläge urnenfelderzeitlicher Kompositpanzer gedient haben97. Solche Panzer seien für die frühe Eisenzeit belegt98. Vor diesem Hintergrund erwog P. Schauer für einige aus Gräbern und Horten unseres Untersuchungsgebietes stammende Zierscheiben unter anderem deren Funktion als Bestandteil von Schutzwaffen dieser Form99.

Die von P. Schauer einzeln vorgelegten Abhandlungen über die Schutzwaffen der Spätbronze- und Früheisenzeit griff B.R. Goetze auf, um nach Wiedergabe des jeweiligen Forschungsstandes dieselben insgesamt zu betrachten. Zu neueren Erkenntnissen führte dies nicht109. Die von W. Kimmig aufgezeigten, unterschiedlichen Deponierungssitten und Verbreitungen jener Rüstungsteile arbeitete er nochmals auf. Lediglich in der Ägäis, dem Karpaten- und Beskiden-Becken sowie auf der Apenninhalbinsel sind alle vier Schutzwaffenformen (Helme, Panzer, Beinschienen, Schilde) bezeugt. Ansonsten schließen sich die Vorkommensbereiche der Einzelformen weitgehend aus110. Bezüglich der Ursprünge der spätbronzezeitlichen Schutzwaffen aus Metall nahm B.-R. Goetze wegen des überwiegenden Fundanfalles im ägäischen Raum orientalisch angeregte, mykenische Werkstätten an111. An der Verbreitung sei dann allerdings auch das Karpatengebiet maßgeblich beteiligt gewesen112.

Unter anderem angeregt durch den Neufund einer recht gut erhaltenen Beinschiene in Süddeutschland100, nahm P. Schauer eine Neugliederung dieser urnenfelderzeitlichen Schutzwaffenform vor101. Anhand seiner Untersuchungen konnte er drei große Werkstattkreise im Donaugebiet, in Zentral- und in Westeuropa wahrscheinlich machen, die ihre Arbeit ab dem Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) aufnahmen. Die Anregungen für eine Herstellung solcher Beinschutzwaffen vermutete P. Schauer im spätmykenischen Griechenland. Die jeweils eigenständige Ornamentik der Beinschienen der Werkstattkreise sei wohl nicht nur auf donauländische Wurzeln zurückzuführen102.

Im Zusammenhang mit der Vorlage des Grabes von Hagenau (19), das chronologisch in der Wende von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) angesetzt werden darf, untersuchte P. F. Stary die Bestattungen mit Waffenbeigabe Süd- und Südwestdeutschlands, Österreichs und der einstigen Tschechoslowakei des Zeitraumes von mittlerer Hügelgräber- (Bz C1) bis mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A2)113. Er ging dabei von der Prämisse aus, daß sowohl die mittel- als auch die spätbronzezeitlichen Grablegen mit Waffenbeigabe reiche Bestattungen einer führenden Schicht von Kriegern seien114. Zu den urnenfelderzeitlichen Angriffswaffen zählte er neben Schwert und Lanze sowie Pfeil und Bogen auch Dolche und Messer115. Seiner Untersuchung legte P. F. Stary vornehmlich jene Gräber zugrunde, die im Beigabeninventar ein Schwert enthielten, da dieses von der mittleren Bronzezeit bis zur mittleren Urnenfelderzeit die hervorragendste Waffe, daneben

Bei der Besprechung der bronze- und früheisenzeitlichen Rundschilde machte P. Schauer insbesondere auf mit Bronze beschlagene hölzerne Schutzwaffen aufmerksam, die ab der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) nachzuweisen seien103. Von seiner Darlegung des Forschungsstandes zu ganzmetallenen Rundschilden sei hier lediglich der Typ Nipperwiese aufgegriffen, zu dem allein neuere Untersuchungen veränderte Ansätze erbracht haben. Da auf diese in einem eigenständigen Kapitel näher einzugehen sein wird104, sollen hier die unterschiedlichen Auffassungen nur kurz angezeigt werden. Die Annahme, Schild und Hort von PlzeĖ bildeten einen zusammengehörigen Fund, bewog P. Schauer, die Schutzwaffen vom Nipperwiese-Typ zu den ältesten ganzmetalle-

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Schauer, Bronzepanzer 121. Schauer, Bronzepanzer 127. 96 Schauer, Bronzepanzer 129. 97 Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 335-349. 98 Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 335. 99 Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 338 ff. – Ausführlicher zu Kompositpanzern: Kap. 2.10.3) Phaleren. 100 W. Dehn, Zur Beinschiene von Schäfstall bei Donauwörth. Zeitschr. Hist. Ver. Schwaben 74, 1980, 29-33. – Siehe auch G. Krahe, Beinschiene der Urnenfelderzeit von Schäfstall, Stadt Donauwörth, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. Arch. Jahr Bayern 1980 (1981) 76-77. 101 Schauer, Beinschienen 133-143; vgl. ebd. 153 Abb. 19. 102 Schauer, Beinschienen 155. 103 Schauer, Rundschild 227. 104 Kap. 2.6) Schilde. 95

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Schauer, Rundschild 230. Kytlicová, Schild. Kytlicová, Schild 447 f. 108 Schauer, Rundschild 248. 109 Goetze, Schutzwaffen. 110 Goetze, Schutzwaffen 48 f. 111 Goetze, Schutzwaffen 49 f. 112 Goetze, Schutzwaffen 50 f. – Dieses mögliche Zusammenspiel von Ägäis und Donauraum hatte W. Kimmig bereits betont. – Auch bei den Deutungen der Schutzwaffen geht B.-R. Goetzes Aufsatz nicht über das bereits Bekannte hinaus. 113 Stary, Häuptlingsgrab 57 ff. 114 Stary, Häuptlingsgrab 57; 68. 115 Stary, Häuptlingsgrab z. B. 71 Nr. 44; 73 Nr. 85. 106 107

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wichtigstes Kennzeichen des gesellschaftlichen Status und außerdem bevorzugter Opfergegenstand gewesen sei116. Die Beobachtung, daß in mittelbronzezeitlichen Gräbern den Kriegern Schwert, Dolch und Beil, in der Oberpfalz und in Böhmen zusätzlich auch Pfeile beigegeben wurden, ließ P. F. Stary vermuten, es handele sich um mehr oder weniger vollständige Kriegerrüstungen117. Im Gegensatz dazu seien ab der beginnenden Urnenfelderzeit (Bz D) deutliche Veränderungen im Beigabenbrauchtum zu verzeichnen. Den verstorbenen Kriegern wären zumeist nur noch einzelne, ausgewählte Waffen beigegeben worden. Zumeist handele es sich dabei um eine Kombination von Schwert und Messer, seltener auch von Schwert und Dolch. Regional begrenzt und selten seien auch Zusammenstellungen von Schwertern mit Lanzen oder Pfeilspitzen118, wobei die (mutmaßlich allgemein) reichen Kriegergräber119 meistens lediglich durch das Schwert gekennzeichnet seien120. Das Aufkommen von Messern und Pfeilspitzen in jenen Grablegen deutete P. F. Stary vor dem Hintergrund der vermutlich selektiven urnenfelderzeitlichen Waffenbeigabe mit gesellschaftlichen Veränderungen. Es schien ihm, als seien die in der mittleren Bronzezeit noch den kriegerischen Charakter der Bestatteten betonenden Waffenbeigaben in der späten Bronzezeit auf reine Statussymbole – vornehmlich das Schwert – begrenzt. Indem P. F. Stary Messern eine Funktion von Waidinstrumenten zuwies121 und Pfeilspitzen nicht als Kriegs-, sondern ausschließlich als Jagdwaffe interpretierte122, nahm er an, die Beigabenauswahl könne den hervorragenden Status der mit diesen Beigaben beigesetzten Personen bezeugen. Als Resultat hielt er Jagd für „privilegierten Sport (eventuell gar rituellen Charakters) der Führungsschicht“123. Nicht mehr der militärische Aspekt hätte im Leben urnenfelderzeitlicher Krieger im Vordergrund gestanden, sondern vielmehr die Wahrnehmung politischer und gesellschaftlicher Führung124. Dies ließe sich auch dadurch stützen, daß die vielfältigen Einflüsse und Importe aus teilweise weiter entfernten Regionen anzeige, daß die herrschende Schicht in der Urnenfelderzeit, die P. F. Stary mit reichen Kriegern gleichsetzte, weitreichende Beziehungen knüpfte und auszunutzen verstand, was sich überdies im Bestattungsritus zeige125. Wiederholt betonte er in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung von Handelswegen, an denen die „reichen Kriegergräber“ sich sowohl in mittlerer als auch später Bronzezeit orientiert hätten126. Gelegentlich würde sich die urnenfelderzeitliche „Führungsschicht“ auch anhand von Doppelbestattungen zu erkennen geben127 und insbesondere durch das Aufkommen von Wa-

gengräbern, einer Sitte, deren Ursprünge P. F. Stary im Balkangebiet vermutete, von wo sie über die Donau ins Alpenvorland vermittelt worden sei. Zeitlich sah P. F. Stary die Wagengrabsitte auf die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) begrenzt; sie träte erst ab der älteren Hallstattzeit (Ha C) wieder in Erscheinung128. Hob P. F. Stary einerseits den deutlichen Wandel der mit Kriegergräbern verbundenen Beigabensitte hervor129 und erwog er auch gesellschaftliche Veränderungen130, so war er doch der Ansicht, die Bewaffnung selbst habe sich nicht besonders verändert131. 1982 ist die urnenfelderzeitliche Bewaffnung von P. F. Stary im Vorfeld seiner Untersuchung zur hallstattzeitlichen Beilbewaffnung nochmals knapp skizziert worden132. Er betonte dabei, daß es bezüglich der Bewaffnung von Bronze- zu Urnenfelderzeit keine einschneidenden Veränderungen gegeben hätte133. Ferner sei in der Urnenfelderzeit nicht die komplette wehrhafte Ausrüstung, sondern seien lediglich Teile derselben dem Bestatteten mit ins Grab gegeben worden. Diese hätten den Zweck gehabt, den Status des Verstorbenen zu beschreiben. Zu den reichsten Grablegen würden solche gehören, die Schwert, Pfeilspitzen und Messer im Beigabeninventar bargen. Dabei bezog P. F. Stary die Messerbeigabe auf seine Deutung der Exemplare mit Gegenschärfe an der Spitze als Waidmesser. Die Jagd sei ein Privileg von Personen hohen gesellschaftlichen Ranges gewesen, weswegen eben diese Messer ein bedeutendes Statussymbol darstellten134. Auf diese symbolhafte Funktion sah P. F. Stary auch die Beigabe der Waffen ebenso wie die aus anderen Fundgattungen stammenden bronzenen Schutzwaffenteile beschränkt135. Zu den urnenfelderzeitlichen Angriffswaffen zählte P. F. Stary auch Beile und Dolche und hob außerdem hervor, daß das aus Gräbern vorliegende Waffeninventar unvollständig sei und durch Waffen aus anderen Fundmilieus zu ergänzen wäre136. Den Ursprung einiger Schutzwaffen nahm er im Mykenischen an und meinte, diese Einflüsse hätten kaum Auswirkungen auf Bewaffnung und Kampfesweise gehabt. Dies zeige der kontinuierliche Gebrauch von Waffen wie Schwert, Beil und Dolch seit der Mittelbronzezeit137. Kritisch bemerkte P. F. Stary, daß es schwerbewaffnete Krieger, wie sie H. Müller-Karpe und P. Schauer idealtypisch dargestellt hatten138, wohl nie gegeben habe139. Vielmehr müsse man davon ausgehen, daß gewisse Führungspersönlichkeiten, denen er die hervorragenden bronzenen Schutzwaffen zuwies, jeweils nur einzelne Teile einer sol-

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Stary, Häuptlingsgrab 62. – Die Sitte beginnt jedoch in Bz D: Poing (26). Stary, Häuptlingsgrab 61; 64; 68. 130 Stary, Häuptlingsgrab 64. 131 Verstärkt kommt dies in P. F. Starys nachfolgend angeführter Studie zum Ausdruck. 132 Stary, Beilbewaffnung. – Die Ausführungen basieren im wesentlichen auf den Erkenntnissen, die er im Zusammenhang mit der Besprechung des Hagenauer Grabes (19) gewonnen hatte (Stary, Häuptlingsgrab 57 ff.). 133 Stary, Beilbewaffnung 26. 134 Stary, Beilbewaffnung 26. 135 Stary, Beilbewaffnung 26 f. 136 Stary, Beilbewaffnung 27. 137 Stary, Beilbewaffnung 27. 138 Müller-Karpe, Bewaffnung 282 f. Abb. 9-10; Schauer, Bewaffnung 305311 Beil. 48-50. 139 Stary, Beilbewaffnung 27. 129

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Stary, Häuptlingsgrab 68. Stary, Häuptlingsgrab 63 f.; 68. – Besser „-ausrüstungen“, denn Rüstungsteile wie Helm, Panzer und Beinschiene sind für die Mittelbronzezeit in P. F. Starys Untersuchungsgebiet bislang nicht nachgewiesen. 118 Stary, Häuptlingsgrab 62-64. 119 Stary, Häuptlingsgrab 68. 120 Stary, Häuptlingsgrab 61. 121 Stary, Häuptlingsgrab 64 Anm. 126. 122 Stary, Häuptlingsgrab 64; 68. 123 Stary, Häuptlingsgrab 64. 124 Stary, Häuptlingsgrab 62 ff.; 68. 125 Stary, Häuptlingsgrab 63; 69. 126 Stary, Häuptlingsgrab 62 ff. 127 Stary, Häuptlingsgrab 62 ff.; 68. 117

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chen Rüstung besessen haben dürften140. Die ausgewählte Beigabe von Waffen – insbesondere des Schwertes – sowie deren Funktion als Standeskennzeichen seien kontinuierlich bis in die ältere Hallstattzeit (Ha C) üblich. In jener Zeit habe das Schwert, obwohl es häufiger als andere Angriffswaffen in Grabfunden vorkäme, in Kampfhandlungen wohl nicht die bedeutendste Rolle gespielt. Gleiches nahm P. F. Stary auch für die Urnenfelderzeit an141. Erst mit der jüngeren Hallstattzeit (Ha D) seien erstmalig seit der mittleren Bronzezeit wirklich neuartige Bewaffnungsformen aufgekommen, was Grabfunde mit Kombinationen von Lanzen und Dolchen anzeigen würden142.

ten bemerkt. Er deutete sie zur Befestigung von Riemen, die Schwert und Hand des Kämpfers miteinander verbunden hätten, und schloß von daher auf berittene Krieger. Bezüglich der gelegentlich mit derartigen Blankwaffen sowie Pfeil und Bogen Ausgerüsteten nahm er an, der Reiter habe im Kampf aus der Distanz zuerst Pfeile abgeschossen, um dann im Nahkampf das Schwert einzusetzen, welches bis zu diesem Zeitpunkt frei am Handgelenk herabhing. Als Indiz für eine derartige Trageweise des Schwertes führte H. MüllerKarpe an, daß in den Grabfunden mit derartigen Schwertern die Scheiden fehlten149. P. Schauer sah die ein Schwert mit Riemen führenden Krieger nicht zwingend als Berittene an. Vielmehr meinte er, dem Faustriemen komme im Schwertzweikampf dann Bedeutung zu, wenn der Kämpfer den Griff des Schwertes verlöre. Durch den Riemen mit dem Handgelenk verbunden, könne der Entwaffnete sein Schwert rasch wieder fassen, um so ernsthafte Verletzungen zu vermeiden150. Einer Entscheidung, ob Pfeil und Bogen ausschließlich als Kriegs- oder Jagdwaffe anzusehen wären, enthielt sich P. Schauer151. Zu einer eigenen Gruppe (C) stellte er Doppelbestattungen mit Waffenbeigabe zusammen152, obwohl diese, unter dem Aspekt der Bewaffnung gesehen, auf seine Gruppen A, B und D bis F aufgeteilt werden könnten. Diesbezüglich betonte er die Nähe der Gruppe C zu den Gruppen B und D153. So war für diese Zusammenstellung auch weniger die Kampfweise, als vielmehr die Beigabenausstattung insgesamt und der Grabritus von Interesse154. Die Bedeutung von mit Schwert und Lanze Bewaffneten (D)155 sah P. Schauer darin, daß diese sich sowohl am Nahkampf als auch an einer distanzierten Auseinandersetzung beteiligen konnten. Dabei sei zuerst die Lanze in Funktion als Wurfspeer im Sinne einer Fernwaffe oder als Blankwaffe für mittlere Entfernungen eingesetzt worden, während das Schwert im Nahkampf gebraucht wurde. P. Schauer meinte, die verhältnismäßig langen Lanzenspitzen dieser Gruppe würden auf Stoßwaffen verweisen und könnten von Fußkämpfern, Reiterkriegern oder auch Kämpfern vom Wagen aus eingesetzt worden sein156. Die Kombination von Schwert und Lanze ginge überdies nicht zwingend, wie P. F. Stary annahm, auf westliche Einflüsse zurück157. Zu einer weiteren Gruppe, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet war (E), zog P. Schauer jene Grabfunde zusammen, in deren Beigabeninventaren sich mehr als eine Pfeilspitze fand158. Dabei seien die Bögen vermutlich mit in die Gräber gelegt worden, aber ebenso wie die Pfeilschäfte vergangen. Aufgrund fehlender Nahkampwaffen nahm P. Schauer an, solcherart Bewaffnete hätten die kriegerischen Auseinandersetzungen aus der Distanz eröffnet, um dann am Nahkampf teilzunehmen. Auf welche Weise letzteres vor sich gegangen sein könnte, dazu äußerte sich P. Schauer allerdings nicht,

Gleichfalls zu Beginn der 80er Jahre waren die früh- bis mittelurnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigabe Zentraleuropas Gegenstand einer weiteren Studie von P. Schauer143. Im Gegensatz zu P. F. Stary lehnte er den militärischen Aspekt der Bewaffnung nicht ab. Er stellte gleichartige Kombinationen von Inventaren aus Gräbern mit Waffenbeigaben zusammen, um daraus Hinweise auf spätbronzezeitliche Kampfesweisen ableiten zu können. Die räumlich von Ostfrankreich bis zur Slowakei ausgreifende Betrachtungsweise zeigte, daß die unterschiedlichen Bewaffnungen der Bestatteten und folglich das damit verbundene Kriegshandwerk gleichförmig weit über das Gebiet der mitteleuropäischen Urnenfeldergruppen verbreitet waren144. Anhand vergleichbarer Beigabenausstattungen vermochte P. Schauer sechs Gruppen (A bis F) unterschiedlicher Ausstattungsmuster zusammenzustellen145. Zur ersten Gruppe (A) gehören Grablegen mit Schwertbeigabe146. Entgegen der Auffassung von P. F. Stary, die Veränderungen in Bewaffnung und Kampfesweise von Mittelbronzezeit zur Urnenfelderzeit seien unerheblich, machte P. Schauer geltend, daß die neuen Schwertformen der Jungbronzezeit zu einer veränderten Kampfweise geführt hätten. Der stechende Schwertkampf der mittleren Bronzezeit, den P. Schauer mit dem modernen Florettfechten verglich, wich aufgrund der zum Stich gleichermaßen wie zum Hieb geeigneten urnenfelderzeitlichen Schwerter einer Kampfweise, die in etwa dem modernen Säbelkampf vergleichbar sein solle. Dabei hätten die Schwerter mit den breiten Hiebklingen gleichfalls auch das in der mittleren Bronzezeit als Hiebwaffe dienende Beil hinfällig gemacht147. Zusätzlich zum Hieb-/Stichschwert ist eine zweite Gruppe Bewaffneter (B) mit Pfeil und Bogen als Distanzwaffe ausgerüstet148. Die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten dieser Waffenausrüstung gab P. Schauer wieder und stellte eine weitere Interpretation zur Disposition. H. Müller-Karpe hatte, wie betont, an verschiedenen Vollgriffschwertern ab der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) durchlochte Knaufplat140

Stary, Beilbewaffnung 27 f. Stary, Beilbewaffnung 28. 142 Stary, Beilbewaffnung 28. 143 Schauer, Gemeinsamkeiten. 144 Schauer, Gemeinsamkeiten 210. 145 Schauer, Gemeinsamkeiten 210 f. – Unergründlich ist, warum in diesem Zusammenhang die von P. Schauer als Merkmale der einzelnen Gruppen besonders hervorgehobenen Gebrauchsgeräte (Messer, Rasiermesser) und Schmuck (Nadeln) eine Rolle spielten. 146 Schauer, Gemeinsamkeiten 211-216. 147 Schauer, Gemeinsamkeiten 211. 148 Schauer, Gemeinsamkeiten 217-220. 141

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Müller-Karpe, Wagengrab 60 f. Schauer, Gemeinsamkeiten 217. 151 Schauer, Gemeinsamkeiten 217 Anm. 12. 13. 152 Schauer, Gemeinsamkeiten 221-224. 153 Schauer, Gemainsamkeiten 221. 154 Schauer, Gemeinsamkeiten 221. 155 Schauer, Gemeinsamkeiten 224-228. 156 Schauer, Gemeinsamkeiten 224. 157 Schauer, Gemeinsamkeiten 226 Anm. 16. 158 Schauer, Gemeinsamkeiten 228-232; 228 Anm. 17; 210 Anm. 7. 150

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meinte aber, die Bogenschützen seien durch Krieger mit nahkampfspezifischer Bewaffnung geschützt worden159. Zur letzten Gruppe der Ausstattungsmuster (F) zählte P. Schauer Grablegen, deren Beigabenensembles einzig eine Lanzenspitze als Waffe enthielten160. So bewaffnete Krieger wären nach seiner Ansicht sowohl für den Nah- als auch für den Distanzkampf gerüstet. Stangenwaffen mit gedrungenen Spitzen könnten nämlich als Wurfspeere gedeutet werden, daneben seien mit besonderen Lanzen, wie beispielsweise jener von Gau-Algesheim (163), auch komplizierte Nahkampftechniken zu vollführen161.

logische Gliederungen vorgelegt, die in vorliegender Arbeit in den entsprechenden Kapiteln besprochen werden168. Die Behandlung von Pfeil und Bogen spielt in der deutschsprachigen Urnenfelderforschung eine noch geringere Rolle, was umso erstaunlicher ist, da auch sie unter anderem Hinweise auf urnenfelderzeitliche Bewaffnungen und Kampfweisen geben. Neben einer Arbeit zu bronze- und früheisenzeitlicher Pfeilspitzen, die 1970 vorgelegt wurde, hat H. Eckhardt eine umfangreiche Studie zu Pfeil und Bogen der Urnenfelder- und Hallstattzeit publiziert169. Wegen des differierenden Forschungsstandes zu Schwertern, Lanzen und Pfeilen wurde die Besprechung dieser Waffen in unserer Untersuchung unterschiedlich gewichtet. Da zu Schwertern typologische Untersuchungen bereits vorliegen, diente die Behandlung dieser Blankwaffen unter anderem dazu, die Grundzüge der in vorliegender Untersuchung verwendeten Chronologie zu erörtern. Die Lanzenspitzen des Arbeitsgebietes mußten hingegen typologisch besprochen werden. Wegen der relativ geringen Zahl an Lanzen in Gräbern und um außerdem den Entwurf einer Typenchronologie nicht zu verfälschen, wurden weitere geschlossene Funde aus dem engeren und dem erweiterten Arbeitsgebiet herangezogen. Für eine Gliederung der urnenfelderzeitlichen Pfeilspitzen war die Anzahl aus Grabfunden des Untersuchungsgebietes hingegen ausreichend. Allenfalls aus der Fundlage läßt sich bei diesen Grablegen klären, inwieweit die Pfeilspitzen zur persönlichen Ausstattung des Bestatteten gehörten oder zu seinem Tod geführt hatten. Eindeutig sind Körperbestattungen mit entsprechender Lage der Pfeilspitzen, mit Kombinationen verschiedener Waffen, und Gräber, in denen sich Köcherüberreste fanden.

Der Forschungs- bzw. Publikationsstand über urnenfelderzeitliche Angriffswaffen weist einstweilen erhebliche Unterschiede auf. Die Zusammenstellung der bronzenen urnenfelderzeitlichen Schwerter im Rahmen der „Prähistorischen Bronzefunde“ wird in Bälde für Mittel-, Süd- und Südosteuropa abgeschlossen sein162. Neufunde verschiedener urnenfelderzeitlicher Schwerter können diesen umfassenden Typochronologien angeschlossen werden163. Für urnenfelderzeitliche Lanzenspitzen fehlt eine umfassende typochronologische Auseinandersetzung. G. JacobFriesen behandelte einzelne Exemplare in seiner Untersuchung bronzezeitlicher Lanzenspitzen Norddeutschlands und Skandinaviens am Rande164. Ansonsten finden sich diese urnenfelderzeitlichen Stangenwaffen nur selten in der Literatur berücksichtigt165. Zwar hatte sich S. Hansen in seiner Studie zu urnenfelderzeitlichen Deponierungen auch dieser Waffenform angenommen und sie von der frühen Bronzezeit bis zur späten Urnenfelderzeit untersucht166, er gelangte dabei allerdings nicht zu einer den Schwerttypologien vergleichbar strukturierten und anwendbaren Gliederung167. Für die Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen aus Mähren hat schließlich J. ěíhovský im Rahmen der PBF-Edition typenchrono-

Insgesamt sind die Grundlagen für unsere Untersuchung über die Grabbeigaben der waffenführenden Bestattungen – so unterschiedlich die Aufarbeitungen einzelner Sachgruppen auch sind – tragfähig. Umso mehr fällt auf, daß eine gründliche Auseinandersetzung mit Aspekten des Bestattungswesens fehlt. Zwar findet sich in der Literatur häufig die Bedeutung beispielsweise von Steinkistengräbern oder Körperbestattungen im Zusammenhang mit Kriegergrablegen erwähnt, kritische Studien zu Grabbau und -ritus sowie zu topographischen Gegebenheiten und Beziehungen von Kriegergräbern zu Grablegen ohne Waffen fehlen fast völlig170. Somit müssen auch Untersuchung und Strukturierung des Bestattungswesens wichtiges Anliegen dieser Arbeit sein; auch dabei sind quellenbedingte Grenzen schnell erreicht.

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Schauer, Gemeinsamkeiten 228. Schauer, Gemeinsamkeiten 232-234. 161 Schauer, Gemeinsamkeiten 232. – Vgl. ders., Kampfweise insbes. 74. 162 Festzuhalten ist allerdings, daß Funde mit Schwertbruchstücken, die nicht zuweisbar sind, in diesen Arbeiten nur selten Berücksichtigung finden. – A. Harding konnte überdies aufzeigen, daß die Griffzungenschwertentwicklung im Gebiet des ehem. Jugoslawien eng mit jener des Karpatenbeckens verknüpft ist, zum spätmykenischen bis geometrischen Griechenland hingegen kaum Beziehungen aufzuzeigen sind (A. Harding, Late Bronze Age Swords between Alps and Aegean. In: A. Lippert u. K. Spindler [Hrsg.], Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 8 [Bonn 1992] 207-214). 163 Schwierigkeiten bereiten hier lediglich die Arbeiten von T. Kemenczei, der beispielsweise die Vollgriffschwerter Ungarns nach den Buchstaben des Alphabets benannte und dabei das Glück hatte, daß jenes exakt so viele Buchstaben hat, wie er Typen unterscheiden konnte (Kemenczei, Vollgriffschwerter). 164 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen. 165 P. Schauer, Kontinentaleuropäische Lanzenspitzen vom Typ Enfield. Arch. Korrbl. 3, 1973, 293-298; ders., Neues zu der Bronzelanzenspitze vom Typ Enfield aus Baden-Württemberg. Arch. Korrbl. 4, 1974, 27-29; ders., Kampfweise. – Die meisten Bespechungen urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen in den das Untersuchungsgebiet betreffenden Monographien können hier vernachlässigt werden. 166 Hansen, Studien 27-54. 167 Zur Kritik an dieser Untersuchung vgl. Kap. 2.2) Lanzenspitzen u. 2.2.18) Schlichte Lanzenspitzen. 160

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ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen. Mercer, Arrow-heads; Eckhardt, Pfeil. – Zur Kritik siehe Kap. 2.3) Pfeilspitzen. 170 Vgl. die Einleitung von Kap. 3) Bestattungswesen sowie einzelne Unterkapitel dort. 169

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Verzierungen der Verzierungsgruppe 2177 dagegen einem mittleren bis späten Abschnitt des Rixheim-Horizontes angehörten. Dabei ist einerseits aus H. Reims Arbeit selbst heraus nicht einsichtig, warum eine Dreiteilung der Stufe Bz D vorgenommen wurde, da er doch offensichtlich die mittlere und späte Phase zusammenfaßte178. Andererseits liegen den typochronologischen Ergebnissen H. Reims zu den ostfranzösischen Rixheim-Schwertern lediglich fünf sichere179 und zwei fragliche Grabfunde180 zugrunde, von denen nur drei auch datierbare Beifunde enthielten181. Die Rixheimschwerter aus diesen drei datierbaren Grablegen gehören zudem alle derselben Variante an182. Schließlich ist zu berücksichtigen, daß die für H. Reims typologische Trennung unter anderem maßgebliche Klingenzier zumindest teilweise nachträglich angebracht worden sein kann183. Deshalb wird hier von H. Reims Typen- und Variantenschema Abstand genommen. Stattdessen folgen wir P. Schauers Typologisierung, die sich nach primären, bereits im Guß angelegten Merkmalen richtet.

2 Beigaben 2.1 Schwerter 2.1.1 Griffplattenschwerter Griffplattenschwerter werden anhand ihrer trapez-, parabelförmigen oder abgerundeten Griffplatte definiert, die den oberen Abschluß der Schwertklinge bildet. In Nietlöchern oder -kerben wurden die Nietstifte angebracht, der Griff bestand zumeist aus organischem Material. Langdolche oder Kurzschwerter mit Griffplatte sind seit der späten Frühbronzezeit (Bz A2), Langschwerter ab der älteren Hügelgräberzeit (Bz B) bekannt. Die früh- und mittelbronzezeitlichen Schwerter unterscheiden sich von jenen der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) deutlich hinsichtlich Klingen- und Plattengestaltung. So impliziert die schilfblattförmige Klinge der im folgenden besprochenen Griffplattenschwerter deren Verwendung als Hieb- und Stichwaffe. Die Bz D-zeitlichen Griffplattenschwerter wurden von P. Schauer in Typ Rixheim mit fünf weiteren Varianten, Typ Meienried mit einer Variante, Schwerter mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben sowie den Typ Ober-Illau und schließlich westeuropäische Griffplattenschwerter vom Typ Rosnoën eingeteilt. Die letzten beiden Gruppen sind in den aus dem Arbeitsgebiet bekannten Waffengräbern nicht vertreten171. Griffplattenschwerter stammen im Untersuchungsgebiet aus 22 Gräbern.

Drei Schwerter sind demnach dem eigentlichen Typ Rixheim zuzuordnen184. Das in mehrere Stücke zerbrochene und nicht mehr vollständig erhaltene Schwert aus einem Grab von Leupolz-Herfatz (89 – Taf. 39, C 1) hat als einzigen Beifund einen Armring, der von A. Beck185 dem Typ Leibersberg nach I. Richters Klassifizierung186 zugeschrieben worden ist (Taf. 39, C 2). I. Richter hatte die chronologische Stellung dieser Armringe anhand geschlossener Grabfunde innerhalb der Stufe Wölfersheim bzw. Riegsee (Bz D) begründet187. Brandpatina und Verbiegung durch Feuer lassen für das Schwert von Villingen im Schwarzwald (135 – Taf. 54, A) die Annahme berechtigt erscheinen, daß es aus einem Brandgrab stammt. Da keine Beifunde bekannt sind, kann eine Datierung dieses Stückes in erster Linie lediglich analog der allgemeinen chronologischen Stellung der RixheimSchwerter vorgenommen werden. Auch das in vier Stücke zerbrochene Schwert aus Grab 1 von Wiesloch (12 – Taf. 8, A 1) ist durch das Bestattungsfeuer verbogen. Die Typenzugehörigkeit ist dennoch ausgezeichnet zu erkennen. Während G. Kraft wegen der allgemeinen Stellung der Gräber von Wiesloch am Beginn von Ha A in eben diese Zeit auch das Grab 1 datierte188, nahm W. Kimmig für das Schwert an, es handele sich um ein Altstück in dem nach der Keramik Ha A zu datierenden Grab189. P. Schauer wies hingegen darauf hin, daß Keramik wie die des

2.1.1.1 Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim Die überwiegende Zahl der Griffplattenschwerter aus Grablegen des Arbeitsgebietes – 13 Exemplare – gehört dem Typ Rixheim und dessen Varianten an. Sie kommen innerhalb der Gesamtverbreitung vor: von Ostfrankreich über die Westschweiz bis Rheinhessen und vom östlichen Württemberg bis Mittelfranken172. G. Kraft hat 1927 die Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim erstmalig benannt und ihren Leitformcharakter für die Stufe Bz D umschrieben173. H. Reim legte 1974 einen Versuch vor, die Rixheim-Schwerter typologisch weiter zu untergliedern und machte daran eine chronologische Feineinteilung der Stufe Bz D in eine ältere, mittlere und jüngere Phase fest174. Anhand der Untersuchung der Klingenzier der Rixheimschwerter sowie deren Beifunde175 hat H. Reim dargelegt, daß Schwerter mit Verzierungen der Verzierungsgruppe 1176 zeitlich früh innerhalb des durch diese Waffen definierten Horizontes anzusetzen seien, die Schwerter mit

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Varianten D bis E: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 38. 178 Vgl. die Ausführungen im Kap. 1.2) Zur Chronologie zu den Arbeiten von A. Beck, H. Reim und Ch. Unz. 179 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Nr. 24-28. 180 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Nr. 11. 33. 181 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Nr. 24-26. 182 Variante E: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 15 ff. 183 Vgl. dazu die Rezension zu H. Reims Arbeit von P. Schauer, Prähist. Zeitschr. 51, 1976, 98. 184 Schauer, Schwerter 61. 185 Beck, Beiträge 57. 186 Richter, Arm- und Beinschmuck 104 f. 187 Richter, Arm- und Beinschmuck 105. 188 Kraft, Stellung 146 Anm. 2. 189 Kimmig, Urnenfelderkultur 102.

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Schauer, Schwerter 61 ff. Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Taf. 11-15; Schauer, Schwerter Taf. 115, A. 173 Kraft, Stellung 137; 146 f. 174 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter. 175 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 43 ff. 176 Varianten A bis C und G: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 38. 172

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Wieslocher Grabes auch schon in der Riegsee-Stufe vorkäme und daher einer Datierung nach Bz D nicht widerspräche190. Ist nun das Schwert selbst eine Form der frühen Urnenfelderzeit (Bz D), Keramik mit strengen Horizontalriefen, wie sie das Gefäßbruchstück (Taf. 8, A 4) aus dem Wieslocher Grab zeigt, jedoch charakteristisch für die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) in Süddeutschland191, wird man nicht fehlgehen, das Grab zeitlich an der Wende von früher nach älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) anzusetzen192.

Obergriesinger gezackten Nadel ist für den süddeutschschweizerischen Typ ungewöhnlich, was den Spezialisten nicht auffiel. Bemerkenswert ist, daß er Nadeln vom Typ Henfenfeld ähnelt205, die sowohl von H. Hennig206 als auch W. Kubach übereinstimmend der urnenfelderzeitlichen Frühstufe bzw. der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zugewiesen wurden207. Auch die zonale Gliederung der Schaftverzierung weist deutliche Bezüge auf208. Zu den fünf Nadeln mit gedrückt kugeligem Kopf und leicht geschwollenem Schaft mit linksgängiger Spiralrille bzw. horizontaler Verzierung (Taf. 44, C 9-13) hat W. Kubach eine überwiegend frühurnenfelderzeitliche209, A. Beck eine jüngerhügelgräberzeitliche210 Datierung vertreten. Zusammenfassend ist das Grab von Obergriesingen wohl einem frühen Abschnitt der Stufe Bz D, frühestens aber dem Übergang von jüngerer Hügelgräbernach früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) zuzuweisen211. Das Griffplattenschwert vom Typ Rixheim, Variante Griesingen (Taf. 52, A) aus einem Grabhügel von Veringenstadt (134) kann – analog dem Schwert von Villingen im Schwarzwald – nur aufgrund seiner Typenzugehörigkeit in die frühe Urnenfelderzeit datiert (Bz D) werden. Für das reich ausgestattete Waffengrab von KreßbronnHemigkofen (6) schlug H. Wocher bei Erstvorlage der Funde wegen der Bestattungssitte und einigen noch oder erst in Ha A vorkommenden Typen wie Kolbenkopfnadel, Pfriem und Armring212 einen zeitlichen Ansatz sehr spät in Bz D vor213. P. Schauer erkannte richtig, daß es sich bei dem von H. Wocher als Armringfragment gedeuteten Stück (Taf. 5, A 2) um das Bruchstück eines Schwertscheidenbügels handelt214. Die Nadel (Taf. 5, A 4) gehört nach A. Beck zu den ältesten Formen der Mohnkopfnadeln, die in eine Frühphase der älteren Urnenfelderzeit datieren215. Ch. Unz hob im Sachzusammenhang seiner Bearbeitung spätbronzezeitlicher Keramik die Datierung in seine Zeitstufe I, die einer älteren Phase von Bz D entspricht, hervor, datierte die Krüge des Kreßbronn-Hemigkofener Grabes allerdings nach den Bronzen216. Für einen Zusammenhang mit der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1), wie H. Wocher ihn sah217, gibt es keine Anhaltpunkte; alles spricht für eine Einordnung des Grabfundes in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)218.

Zwei Schwerter wurden von P. Schauer der Variante Griesingen zugeordnet193, ein weiteres Exemplar steht dieser Variante nahe. Das Grab von Obergriesingen (106), das aufgrund der Vielzahl beigegebener Bronzen Anlaß zu der Vermutung gab, es könne sich um eine Doppelbestattung gehandelt haben194, ist anhand der Ausstattung deutlicher zu fassen. Der zweinietige Griffplattendolch (Taf. 44, C 3) gehört zu einer Gruppe von Dolchen, die unter anderem in den Aufsammlungen von Peschiera, Prov. Verona in Italien vorkommen195. Diese wurden von H. Müller-Karpe der Peschiera-Stufe zugewiesen, die zeitgleich mit der süddeutschen und österreichischen frühen Urnenfelderzeit (Bz D) ist196. Der Gürtelhaken des Grabes (Taf. 44, C 2) gehört nach I. Kilian-Dirlmeier dem Typ Wilten, Variante 1, an, für den sie eine Datierung in die gleiche Zeit geltend macht197. Des weiteren hat die Bestattung von Obergriesingen mehrere Nadeln erbracht, von denen sechs noch zugewiesen werden können. Ein Exemplar (Taf. 44, C 8) gehört zu den gezackten Nadeln, die von F. Holste umfassend bearbeitet worden sind198. Für die Exemplare Süddeutschlands schlug er eine Datierung in den spätesten Abschnitt der Hügelgräberbronzezeit vor, während dem schon Schwerter vom Typ Rixheim vorkommen199. W. Kubach übernahm diese Zuweisung für die Obergriesinger Nadel200, obwohl nach F. Holstes Umschreibung die süddeutschen gezackten Nadeln durch einen Trompetenkopf gekennzeichnet sind201; die Zeitstellung entspräche dabei etwa der Stufe Wölfersheim202. A. Beck hat die gezackten Nadeln später ausführlich besprochen203. Sie ging wie F. Holste von einer Datierung der Nadeln vom süddeutschschweizerischen Typ in den Endabschnitt der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) und den Beginn jener Stufe, die durch Rixheim-Schwerter gekennzeichnet ist, aus204. Der Kopf der

Zwei weitere, aus Gräbern des Arbeitsgebietes stammende Schwerter vom Typ Rixheim gehören der Variante Freimersheim an, wobei eines der Stücke vom eponymen Fundort stammt.

190

Schauer, Schwerter 72 mit Anm. 7. z. B.: Müller-Karpe, Beiträge 172; 174. 192 Gleiche Datierung: Unz, Keramik 11 Anm. 64: Zeitstufe III, entspricht Bz D/Ha A1; datiert anhand der Bronzen. 193 Schauer, Schwerter 62 ff. 194 Leichenbrand ist nicht nachgewiesen; die Annahme begründet sich auf den Brandspuren, die einige der Bronzen aufweisen, während andere unverbrannt sind. – Vgl. Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 56 Anm. 121. – Siehe auch Kap. 3.1.3) Doppel- und Mehrfachbestattungen. 195 Vgl. Kap. 2.4) Dolche. 196 Müller-Karpe, Beiträge 184 Abb. 21 Taf. 106; vgl. ebd. 188 Abb. 22, 15 sowie Taf. 132, 6. 8. 10 die österreichischen Parallelen. 197 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 51 Nr. 101; 57. 198 Holste, Nadeln. 199 Holste, Nadeln 425. 200 Kubach, Nadeln 333. 201 Holste, Nadeln 415 Abb. 2; 421. 202 Kubach, Nadeln 333 f. 203 Beck, Beiträge 4 ff. 204 Beck, Beiträge 86; 88. 191

205

Henfenfeld, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Gräber 10 und 11: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 57, 16-17; 58, 25. 206 Hennig, Grab- und Hortfunde 34. 207 Kubach, Nadeln 401 f. 208 Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 57, 16-17; 58, 25. 209 Kubach, Nadeln 400 Anm. 1 u. 8. 210 Beck, Beiträge 87. 211 Vgl. Sperber, Untersuchungen 315 Nr. 38. 212 Wocher, Grabfund 29. 213 Wocher, Grabfund 32. 214 Wocher, Grabfund 19 Nr. 7; Schauer, Schwerter 72 Anm. 11. – Vgl. Kap. 2.1.7.2) Schwertscheiden. 215 Beck, Beiträge 89. 216 Unz, Keramik 20 Anm. 120. 217 Wocher, Grabfund 29; 32. 218 Entsprechend: Sperber, Untersuchungen 315 Nr. 32.

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Grab von Mannheim-Seckenheim234, das W. Kubach in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) einordnete235. Die Plattenkopfnadeln gehören nach W. Kubach allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) an236. Gegen eine Deutung der beiden Bruchstücke als Nadel sprach sich A. Beck aus. Der spindelförmige Gegenstand und der niedrige zylindrische, die beide gerippt sind, zeigen ihrzufolge keine Bruchstellen, was vermuten läßt, die beiden Stücke seien vollständig erhalten237. Zum Vergleich mit dem spindelförmigen quergerippten Bronzegegenstand zog A. Beck das Grab von Richemont-Pépinville, Dép. Moselle heran238. Dieses sei in etwa gleichzeitig mit dem Singener Grab, gehöre ihrer dritten Typenkombinationsgruppe an und damit an den Übergang von der frühen zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1)239. Diese Datierung wird durch die Binninger Nadel des Grabes von Richemont-Pépinville gestützt: nach W. Kubach gehören Nadeln dieses Typs in früh- und älterurnenfelderzeitliche Zusammenhänge240. Sieht man den spindelförmigen Gegenstand aus dem Singener Grab als Schaft oder gar als Kopf einer Nadel an, so kann man Vergleichbares durchaus in Übereinstimmung mit P. Schauer in spätbronze- und frühurnenfelderzeitlichem Zusammenhang finden241. Aufgrund dieser Datierungsanhalte ist es möglich, Grab 115 a von Singen (Hohentwiel) (10) einem fortgeschrittenen Abschnitt der Stufe Bz D zuzuordnen. Aus einer Körperbestattung auf dem Hesselberg bei Wassertrüdingen (136) stammt ein zweites Rixheim-Schwert der Variante Singen (Taf. 54, B 1). Die zusammen mit dem Schwert gefundenen Nadelbruchstücke (Taf. 54, B 2-4) sind nicht näher zuweisbar, so daß auch in diesem Falle eine allgemein Bz D-zeitliche Zeitstellung zu vertreten ist. Das Schwert aus Grab 13 von Schwabmünchen (120) würde aufgrund des breiten Mittelwulstes gut zur Variante Singen passen. Die Griffplatte läßt jedoch eine deutliche Verwandtschaft mit den typischen Rixheim-Schwertern erkennen, weshalb das Schwert ein typologisches Bindeglied darstellt (Taf. 48, 1)242. Die Datierung des Grabes in die Stufe Bz D ist nicht ausschließlich durch das Schwert, das typologisch

Das Griffplattenschwert von Freimersheim (Pfalz) (67 – Taf. 32, B), namengebend für diese Variante219, ist bereits von F. Sprater richtig in die Stufe Bz D eingeordnet worden220. Die Beifunde – Scherben und kalzinierte Knochen – erlauben nicht nur eine Ansprache als Brandgrab, vielmehr stützt die senkrechte Kannelurzier dieser zu einem einzigen Gefäß gehörenden Scherben221 die Einordnung in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)222. In Anbetracht des Umstandes, daß die Keramikfragmente verschollen sind und daher keine genaue Einordnung mehr möglich ist, kann nur eine allgemein Bz Dzeitliche Stellung des Freimersheimer Grabes vertreten werden. Zur gleichen Variante wie das Freimersheimer Schwert ist auch dasjenige des fraglichen Grabfundes von Thurnsberg (128 – Taf. 50, C 1) zu zählen223, welches zusammen mit dem zweinietigen Griffplattendolch (Taf. 50, C 2) der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zuzuweisen ist224. Der Variante Egringen des Typs Rixheim sind drei Schwerter aus Bestattungen zuzuordnen. Das Griffplattenschwert vom Typ Rixheim, Variante Egringen225 von Bühl (47 – Taf. 26, B) könnte laut H. Reim aus einem Grabfund stammen226. Es ist allgemein in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) zu datieren. Die gleiche Zeitstellung kann auch für das aus einem Grabhügel stammende Rixheim-Schwert der Variante Egringen von Ulm (130 – Taf. 51, B) geltend gemacht werden227. Das dritte Rixheim-Schwert dieser Variante (Taf. 42, B 1) gehört zu einer Bestattung von München-Aubing (102), deren Riegsee-Messer (Taf. 42, B 4) als Leitform der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) gilt228. Die mitgefundenen Nadeln vom Typ Henfenfeld (Taf. 42, B 2-3) stützen diese Datierung229. Die Variante Singen, der zwei Schwerter angehören, hat eine vom Typ Rixheim stärker abweichende Griffplattengestalt. Die sehr scharfe Profilierung des Schwertes vom eponymen Fundort fällt auf, außerdem ist bei diesem Griffplattenschwert noch ein zusätzliches viertes Nietloch angebracht230. P. Schauer wies das Singener Grab 115 a (10) aufgrund der Nadel231, die in spätbronze- und frühurnenfelderzeitlichen Zusammenhang gehöre, der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zu232. W. Kubach sprach die beiden gerippten Fragmente als Überreste einer Nadel mit dickem Plattenkopf an, die nach dem Schwert des Grabes in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiere233. Ein vergleichbares Exemplar stammt aus einem

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Kimmig, Urnenfelderkultur Taf. 11, A 2; hier ist der Nadelkopf bzw. der zylindrische Gegenstand von Interesse (Brestrich, Grabfunde Taf. 4, 1-2). 235 Kubach, Nadeln 379. 236 Kubach, Nadeln 455 ff. 237 Beck, Beiträge 129 f. – W. Kimmig vertrat die Auffassung, die beiden Stücke gehörten fraglos zusammen, da sie völlig übereinstimmend patiniert seien (Kimmig, Schwertgrab 156). 238 Richemont-Pépinville, Dép. Moselle, Lorraine: J. B. Keune, Grabfund der Bronzezeit aus Pépinville bei Reichersberg. Jahrb. Ges. Lothring. Gesch. Altkde. 15, 1903, 475 f. Taf. 30; Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Taf. 22, C 4-5. Das eine Stück (Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Taf. 22, C 4) wurde von P. Schauer jedoch als Fragment einer gezackten Nadel angesprochen, weshalb er das Grab von Richemont-Pépinville nach Bz D datierte (Schauer, Schwerter 90 f.). 239 Beck, Beiträge 122. 240 Kubach, Nadeln 419 f. 241 Schauer, Schwerter 73. – Vgl. Nadeln mit geschwollenem, ungelochten Hals vom Typ Deinsdorf, Variante mit leichtgerippter Verzierung: ěíhovský, Nadeln Taf. 20-22; Kolbenkopfnadeln der älteren Form, Varianten mit langem Kopf und gerundeten Rippen: ebd. Taf. 27, 489-495; Kugelkopfnadeln mit geschwollenem Hals: Novotná, Nadeln Taf. 25, 579-587. 242 Ähnlich verhält es sich mit dem Schwert von Böttstein (Schauer, Schwerter 68 Nr. 229 Taf. 32, 229). Die Zuordnung dieses Exemplares zur Variante Singen ist wegen des Mittelwulstes begründet, jedoch gleicht auch hier die Griffplatte denen der typischen Rixheim-Schwerter. Auch dieses Schwert wird man folglich als typologisches Bindeglied ansprechen dürfen.

219

Schauer, Schwerter 66 Nr. 215. F. Sprater, Ber. RGK 7, 1912, 179. 221 F. Sprater, Germania 12, 1928, 103. 222 Vgl. Unz, Keramik 56-60; 62-68. 223 Schauer, Schwerter 66 Nr. 218. 224 Vgl. Kap. 2.4) Dolche. 225 Schauer, Schwerter 67 Nr. 219 A. 226 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 75. 227 Schauer, Schwerter 67 Nr. 227. 228 z. B.: Gräfensteinberg (72). – Koschik, Bronzezeit 80; Schauer, Schwerter 73. 229 Hennig, Grab- und Hortfunde 34; Koschik, Bronzezeit 86; 117; Kubach, Nadeln 401 f. 230 Brestrich, Grabfunde Taf. 4, 4. 231 Brestrich, Grabfunde Taf. 4, 1-2. 232 Schauer, Schwerter 73. 233 Kubach, Nadeln 379. 220

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zwischen dem Typ Rixheim und der Variante Singen steht, gesichert. Diese Zeitstellung wird sowohl durch die beiden Griffplattenmesser von Riegsee-Art (Taf. 54, 5-6)243, als auch durch die typische frühurnenfelderzeitliche Keramik unterstützt. Ein Klingenfragment eines zweiten Schwertes aus Grab 13 von Schwabmünchen ist nicht zu bestimmen244.

2.1.1.3 Griffplattenschwerter mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben Zu einer weiteren Gruppe werden Schwerter mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben zusammengefaßt, die formal zwischen den typischen Rixheim- und MeienriedSchwertern stehen. Die Schwerter aus drei Grabfunden gehören zur Gruppe mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben, die rechtsrheinisch von Hessen bis in das weitere Bodenseegebiet verbreitet sind253.

2.1.1.2 Griffplattenschwerter vom Typ Meienried Den wenigen Griffplattenschwertern vom Typ Meienried, Variante Vernaison, steht das Schwert des Grabes von Dannstadt-Schauernheim (49) nahe245. Es unterscheidet sich vom Typ durch den breiten Mittelwulst, der von ebenfalls breiten Rillen gesäumt wird (Taf. 26, D )246. Die Bestattung liegt abseits der Verbreitung von Griffplattenschwertern dieser Gruppe, die von Oberitalien bis an die Saône reicht247. Die Datierung des Schwertes von Dannstadt-Schauernheim (49) ist nur über das Depot von Vernaison248 möglich, das unter anderem ein Exemplar der gleichnamigen Schwertvariante enthält249. H. Reim schlug für die Griffplattenschwerter vom Typ Meienried eine Datierung von der späten mittleren Hügelgräberzeit (Bz C1) bis zur frühen jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) aufgrund typologischer Vorformen vor, die in die Göggenhofen-Stufe (Bz C1) datieren250. P. Schauer begründete hingegen einen zeitlichen Ansatz in die Frühphase der Urnenfelderzeit (Bz D) anhand der im Depot von Vernaison vergesellschafteten Bronzen251. Diese belegen einen Niederlegungszeitraum von der jüngeren Hügelgräber(Bz C2) bis zur frühen Urnenfelderzeit (Bz D)252. Eine exaktere Datierung ist – nach der Quelleneigenart von Depotfunden – für die Bronzen von Vernaison und somit für das Schwert von Dannstadt-Schauernheim nicht möglich.

Das Schwert mit seitlichen Nietkerben aus einem Grab254 von Schmiden (119 – Taf. 47, D) datiert aufgrund deutlicher Verwandtschaft mit dem Typ Rixheim255 in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)256. Über die zeitliche Einordnung des Schwertes mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben von FrankfurtBerkersheim (66 – Taf. 32, A 1) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) herrscht Übereinstimmung. Sowohl die Nadeln der Form Urberach (Taf. 32, A 2)257 und des Typs Kloppenheim (Taf. 32, A 3)258 als auch die Brillenspiralen der Form Frankfurt-Berkersheim (Taf. 32, A 9-10)259 gehören zur Stufe Wölfersheim (Bz D)260. Ist einerseits die Datierung des Griffplattenschwertes mit seitlichen Nietkerben von Ossenheim (108 – Taf. 45, C) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) durch die enge Verwandtschaft mit den Rixheim-Schwertern sicher begründet, so kann andererseits die Herkunft aus einem verschleiften Hügelgrab nur vermutet werden261. 2.1.1.4 Griffplattenschwerter von unbestimmtem Typ Ein Schwert aus einem Grab des Bopparder Waldes (43) mit einer Griffplatte, die deutlich breiter als die Klinge ist und die ferner vier randliche Nieten aufweist, kann ebensowenig wie die Fragmente eines Schwertes des Grabes von Tiengen (11) einem bestimmten Typ zugewiesen werden. Auch für

243 Vergleichbare Messer mit auf die Griffplatte aufgeschobenen Bronzescheiben: Polsingen, Grab 4 (301); Maria Anzbach, VB St. Pölten, Niederösterreich, Einzelfund: Griffplattenmesser, dem Typ Bluþina nahestehend, mit drei schmalen, zusammengepreßten, auf die Griffplatte aufgeschobenen Ringen (ěíhovský, Messer 22 Nr. 57 Taf. 5, 57); Erzingen, Kr. Waldshut, Südbaden, Brandgrab 1: Griffplattenmesser mit auf die Griffplatte aufgeschobenem, ovalem Ring (W. Kimmig, Bad. Fundber. 18, 1948-1950, 80 ff. Taf. 17, 4); St. Sulpice, Kt. Vaud, Schweiz: Griffplattenmeser mit einem aufgeschobenen Ring (Schauer, Schwerter Taf. 132, C 1). 244 Vgl. Kap. 2.1.6) Schwertfragmente und Schwerter von unbestimmtem Typ. 245 Schauer, Schwerter 75 f. Nr. 243. – H. Reim (Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 6 ff.) hat von einem Typ Oggiono-Meienried (neun Schwerter) einen Typ Vernaison (acht Schwerter) geschieden, zu welch letzterem er das Schwert des genannten Grabes zählt. Die Trennung der Typen beruht im wesentlichen auf den gleichen Merkmalen wie bei P. Schauer die Unterscheidung von Typ und Variante. 246 Schauer, Schwerter 75. 247 Schauer, Schwerter Taf. 115, B. 248 Vernaison, Dép. Rhône, Rhône-Alpes: Beck, Beiträge Taf. 4-6, A. 249 Beck, Beiträge Taf. 5, 9. 250 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 45. 251 Schauer, Schwerter 76. 252 Beck, Beiträge 6 f.; 18; 106; Chardenoux u. Courtois, Haches 77; Kubach, Nadeln 323; Primas, Sicheln 60; Richter, Arm- und Beinschmuck 111; 131.

253

Schauer, Schwerter Taf. 115, B. Schauer, Schwerter 77. 255 Vgl. die Klingenquerschnitte der Rixheim-Schwerter z. B. von Oppenheim (Schauer, Schwerter Taf. 25, 186), Sugiez (ebd. Taf. 25, 187) u. a. ebd. 256 H. Reim sprach das Schwert als Griffdornschwert der Variante A des Typs Mantoche an (Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 25 Anm. 1). Für diesen ist die herzförmige Griffplatte, die in einem Dornfortsatz endet, typisch (ebd.). Da eine so gestaltete Griffplatte an dem Schwert von Fellbach-Schmiden nicht nachzuvollziehen ist, wird die Einordnung von P. Schauer übernommen. Er faßte zur Gruppe der Schwerter mit schmaler Griffplatte und seitlichen Nietkerben solche zusammen, die gemeinsame Formmerkmale aufweisen, welche jedoch für eine Typendefinition unzureichend sind (Schauer, Schwerter 76 Anm. 5). 257 Kubach, Nadeln 343 Nr. 838. 258 Kubach, Nadeln 355 Nr. 858. 259 Wels-Weyrauch, Anhänger 93 Nr. 551. 552. 260 Kubach, Nadeln 349; 355; Wels-Weyrauch, Anhänger 101. – Vgl. Kubach, Stufe 30 zur zeitlichen Stellung der Stufe Wölfersheim. – In Übereinstimmung mit H.-J. Hundt (Hundt, Doppelgrab 348) hatte H. Reim (Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 11) das Schwert als Sonderform dem Typ Rixheim, Variante B zugeordnet. Die Sonderform begründete er mit den seitlichen Nietkerben, die Griffplatte aber sei charakteristisch für die Variante B. – Vgl. dazu die m. E. treffendere Zuordnung durch P. Schauer (Schauer, Schwerter 76 Anm. 5). 261 Schauer, Schwerter 77 Nr. 248. 254

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das Griffplattenschwert aus Grab 348 von Zuchering (33) ist eine genauere Einordnung einstweilen nicht möglich. Diese nicht zuweisbaren Schwerter stammen aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz, Südbaden und Oberbayern. Die Inventare aus zwei Gräbern des Bopparder Waldes waren ursprünglich nicht voneinander getrennt gehalten worden, bis L. Lindenschmit sie in zwei Gruppen teilte, die er den Gräbern 1 und 2 zuwies262. Demnach enthielt Grab 1 von Boppard (43) neben dem Schwert (Taf. 24, E 1) eine Nadel mit umgekehrt konischem Kopf und geschwollenem, gerippten Hals (Taf. 24, E 2), die von W. Kubach der gleichnamigen Gruppe von Nadeln zugeordnet wurde263. Diese Nadeln datieren im allgemeinen in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)264. Dagegen ist das dem zweiten Grab zugewiesene Fundgut mit Binninger Nadel und Messer mit umlapptem Ringgriff um die Wende von früher nach älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) einzuordnen265. Die Trennung der Inventare darf daher als begründet gelten, ebenso die Datierung des Grabes 1 in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D). Aus einem reich ausgestatteten Brandgrab von Tiengen (11) stammen zwei stark zerschmolzene Schwertklingenbruchstücke (Taf. 7, 1). Sie sind durch einen rhombischen Querschnitt, eine flache, seitlich von feinen Rillen begleitete Mittelrippe sowie abgesetzte Schneidenkanten nur mit frühurnenfelderzeitlichen Griffplattenschwertern verschiedener Typen vergleichbar266. Daher haben die Schwertfragmente von Tiengen hier ihren Platz. Die Datierung des Grabes ist durch drei fast vollständige, nach Form und Verzierung für die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) typische Gefäße (Taf. 7, 13-15) gesichert267. Wegen der engen Kontakte zu (noch) mittelbronzezeitlichem Formengut ist darüber hinaus eine zeitlich frühe Stellung innerhalb dieser Stufe vertretbar268. Für eine frühurnenfelderzeitliche Datierung des Grabes 348 von Zuchering (33), dessen Beigabeninventar unter anderem mehrere Fragmente eines Griffplattenschwertes enthielt, sprachen sich C. Schütz-Tillmann und J. Druckenmüller aus269.

Griffangeln, wohingegen diejenigen der wenigen Schwerter der ehemaligen Tschechoslowakei von rundem oder annähernd quadratischen Querschnitt sind270. Die datierbaren Griffangelschwerter der Urnenfelderzeit gehören den Stufen Bz D bis Ha A2 an271. Entsprechend ihrer geringen Gesamtzahl – überwiegend stammen Griffangelschwerter aus Hortund Flußfunden oder wurden einzeln gefunden272 – sind sie in waffenführenden Gräbern der Urnenfelderzeit Süddeutschlands bislang lediglich neunmal vertreten273. Zwar besitzen auch die urnenfelderzeitlichen Vollgriffschwerter Klingen mit Griffangeln, hier werden aber nur solche Schwerter besprochen, deren Griff aus organischem Material bestand. Die recht breiten Klingen der Griffangelschwerter machen dabei eine Verwendung als Hiebwaffen wahrscheinlich. 2.1.2.1 Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching Fünf Schwerter gehören dem Typ Unterhaching an274. Dem Typ selbst werden zwei Exemplare zugeschrieben: Unterhaching, Grab 30 (132), Altötting (39), von denen vom eponymen Fundort stammt. Die anderen drei Schwerter werden den dem Typ Unterhaching nahestehenden Griffangelschwertern der Art Eßfeld zugeordnet: Eßfeld, Grab 1 (59), Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Speyer (122)275. Die beiden Schwerter des Typ Unterhaching stammen aus Oberbayern, die drei der Art Eßfeld aus Südhessen, Unterfranken und der Pfalz276. Aufgrund des Messers mit keilförmigem Klingenquerschnitt und durchlochtem Griffdorn (Taf. 53, B 2) kann Grab 30 von Unterhaching (132) der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zugewiesen werden277. Das Schwert (Taf. 53, B 1) ist in elf Stücke zerbrochen und durch Feuereinwirkung verbogen. 270

Schauer, Schwerter 82 ff.; Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 26 ff.; Novák, Schwerter 12. 271 Schauer u. Reim ebd. – Die Schwerter der ehem. Tschechoslowakei sind undatiert: Novák, Schwerter 12. 272 Schauer, Reim u. Novák ebd. 273 Aus Österreich ist nur ein Grab mit Griffangelschwert (dem Typ Terontola nahestehend: Schauer, Schwerter 89 Nr. 229) zu nennen: Baierdorf, VB Hollabrunn, Niederösterreich, Grab 7: Lochner, Gräberfeld 267; 270 Taf. 9, 1-3 (Bz D – Schauer, Schwerter 89). – Aus der Schweiz, Ostfrankreich und der ehem. Tschechoslowakei sind keine Grabfunde mit Griffangelschwertern bekannt. 274 Schauer, Schwerter 83 ff. 275 Schauer, Schwerter 83. 276 Vgl. Schauer, Schwerter Taf. 116, A. 277 Müller-Karpe, Urnenfelder 32 u. 34. – Gleiche Datierung: Sperber, Untersuchungen 328 Nr. 178. Unverzierte Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt in Gräbern mit Waffenbeigabe: Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Eßfeld, Grab 1 (59), Gundelsheim, Körpergrab 1 (74), Möckmühl (99), Nenzingen (104), Ockstadt, Grab 2 (25), Unterhaching, Grab 30 (132), Unterhaching, Grab 92 (133), Hanau, Grab 6 (167), Lörrach (186), Karbach, Grab 4 (147), Obernau, Grab 10 (295), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297), Tauberbischofsheim, Grab 4 (307). – Österreich: Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Tirol, Grab 37 (Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 8, C 5); Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Tirol, Grab 54 b (Schauer, Schwerter Taf. 143, B 4). – Weitere unverzierte Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt: Arnsburg, Kr. Gießen, Hessen: Kunter, Urnenfelderzeit 97 ff. Taf. 8, 2; Eschollbrücken, Kr. Darmstadt-Dieburg, Grab von 1925: Herrmann, Funde Taf. 149, C 1; Eschollbrücken, Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen, Moorfund: ebd. Taf. 216, A 1; Neuenstadt am Ko-

2.1.2 Griffangelschwerter Kennzeichnend für die Griffangelschwerter Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz ist ein mehr oder weniger vierkantiger Querschnitt der Angel. Einige der französischen Exemplare haben davon abweichend achtkantige oder runde 262

L. Lindenschmit, Mainzer Zeitschr. 1, 1906, 78. Kubach, Nadeln 327 f. 264 Kubach, Nadeln 328 f. 265 Beck, Beiträge 103 f.; 122; Kubach, Nadeln 421. – Zur dritten Nadel (L. Lindenschmit, Mainzer Zeitschr. 1, 1906, 78 Abb. 13, 5) sind mir keine vergleichbaren Stücke bekannt. 266 z. B. die Klingenquerschnitte der Rixheim-Schwerter aus den Gräbern von Kreßbronn-Hemigkofen (6), Bühl (47), Obergriesingen (106), Schwabmünchen, Grab 13 (120), Thurnsberg (128) und Veringenstadt (134). 267 Unz, Keramik 15 mit Anm. 85. 268 Sperber, Untersuchungen 324 Liste 2 Nr. 8; Beil. 8: Kombinationstab. 2 Nr. 8; – Typen 2, 4, 9, 13, 35, 36, 55, 57, 60. Zur Typendefinition ebd. 164170 (Taf. 57 Typ 55 ist ein Fehler unterlaufen: das große abgebildete Gefäß stammt nicht, wie aus Tafel und Kombinationstabelle hervorgeht, aus dem Mengener Grab von 1955, sondern aus der hier behandelten Bestattung von Tiengen; – vgl. Taf. 7, 14). – Zur engen Verbindung mit der mittleren Bronzezeit siehe Sperber ebd. 176 zu Typen 4, 9 und 13 sowie S. 178. 269 Schütz-Tillmann u. Druckenmüller, Doppelbestattung 53. 263

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Zusammen mit drei weiteren Schwertern (36-38) stammt das zerbrochene und durch Feuereinwirkung zerschmolzene Griffangelschwert von Altötting (39 – Taf. 24, B) aus einem Fundensemble, dessen Beifunde nicht mehr zuzuordnen sind278: ein Messer mit keilförmigem Klingenquerschnitt und durchlochtem Griffdorn, ein großer, rundstabiger Armring mit Tannenzweigmuster, ein kleiner, vierkantiger Armring und ein mit Ringabrollung verzierter Henkelbecher279. Die Datierung der bronzenen Funde des Ensembles in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) legt wie auch die allgemeine Datierung der hier besprochenen Griffangelschwerter, diesen Zeitansatz für das Griffangelschwert von Altötting nahe280.

absichtlich verbogene und zerbrochene Dietzenbacher Schwert (Taf. 3, 1) ist von P. Schauer der Art Eßfeld zugeordnet worden289. Bis auf das Schwert des Speyerer Grabes (122), dessen Griffangel abgebrochen ist (Taf. 49, B 1), lassen sich unter den Grabbeigaben keine ausgesprochenen Männerutensilien aussondern. Es scheint sich vielmehr um eine Doppelbestattung von Mann und Frau zu handeln, deren genauere chronologische Einordnung sich als schwierig erwiesen hat. Bei der ersten Vorlage der Funde hatte G. Krahe das Grab aufgrund von Schwert, Nadel und Zwillingsarmring allgemein in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) datiert290. Dieser allgemeinen Datierung schloß sich P. Schauer an291. I. Richter ordnete die Berge (Taf. 49, B 40) des Grabes von Speyer dem Typ Wollmesheim zu, der in Hessen und Rheinhessen allgemein der älteren Urnenfelderzeit angehört292. Aufgrund des Griffangelschwertes, welches sonst auf den älteren Abschnitt dieser Zeit beschränkt sei, könne das Speyerer Grab eventuell etwas älter sein, als die Gräber 1 und 2 von Wollmesheim293. H. Reim meinte anhand der Vergesellschaftung des Griffangelschwertes zusammen mit einer Nadel vom Typ Wollmesheim (Taf. 49, B 14) eine Datierung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) analog dem oben besprochenen Dietzenbacher Grab rechtfertigen zu können294. W. Kubach hingegen stellte den Leitformcharakter der Nadel vom Typ Wollmesheim für die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A1 und Ha A2) heraus295. Das Speyerer Exemplar gehöre wahrscheinlich der Variante Weinheim an296, die mit der älteren Urnenfelderzeit erstmals auftritt, aber nicht auf diese Zeit beschränkt sei297. Dies zeigten nach W. Kubach die Wollmesheimer Gräber 1 und 2 aus der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2), mit denen das Speyerer Grab aufgrund seiner ähnlichen Ausstattung zeitgleich sein könnte298. Das Grab von Speyer sei ferner jünger als jenes von Dietzenbach299. D. Zylmann wiederum legte sich in seiner Arbeit über die Urnenfelderkultur in der Pfalz nicht auf eine genauere Zeitstellung als Ha A fest, zog jedoch in Betracht, daß das Grab in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datieren könnte300. Zuletzt hat sich L. Sperber mit der chronologischen Einordnung des Grabes von Speyer auseinandergesetzt. Er erreichte auf kombinationsstatistischem Wege eine Datierung in seine Stufe SB IIa (Ha A1)301. Dazu zog er als relevante Typen den S-förmig geschwungenen Haken mit Öse und Ring, den Zwillingsarmring vom Typ Speyer, die Nadel vom Typ Wollmesheim sowie die Beinberge gleich-

Für die Griffangelschwerter der Art Eßfeld ist das Schwert aus Brandgrab 1 von Eßfeld (59) namengebend281. Zusammen mit dem nahezu unbeschädigten Schwert282 enthielt das Grab unter anderem ein Messer mit keilförmigem Klingenquerschnitt und durchlochtem Griffdorn283 sowie Keramik, die zwar noch Anklänge an Bz D-zeitliche Formen zeigt, aber wegen ihres strengen Stufenprofils H. Müller-Karpes älterer Formengesellschaft im Hanauer Land (Ha A1) zuzuweisen ist284. Zweiteilige Drahtbügelfibeln vom Typ Burladingen, von denen das Grab Bruchstücke enthielt285, sind während der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) geläufig. Das Eßfelder Schwert wird jedoch aufgrund des Gesamtcharakters des Inventares deren älterem Abschnitt zugerechnet286. Als Leitinventar für Gräber der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) gelten die Funde aus dem Steinkistengrab 1 von Dietzenbach (3). Trotz seines fragmentarischen Zustandes wird das Messer (Taf. 3, 2) zur Gruppe mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt gehören und begründet damit diese Datierung. Das zweischneidige Rasiermesser mit Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung der Variante Dietzenbach (Taf. 3, 3) stützt diese zeitliche Einordnung nur bedingt287. Die drei Nadeln der Varianten Eschollbrücken (nahestehend), Mosbach und Weinheim des Typs Wollmesheim aus dem Dietzenbacher Grab (Taf. 3, 5-6. 8) stehen diesem Zeitansatz nicht im Wege288. Wie im Falle des Eßfelder Grabes wird die Datierung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) durch die Keramik mit strengem Stufenprofil gestützt. Auch das vor seiner Niederlegung

cher, Kr. Heilbronn, Nordwürttemberg, Grab 2: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 7, B; Mainz-Bretzenheim, Stkr. Mainz, Rheinland-Pfalz, Grab: Eggert, Urnenfelderkultur Taf. 7, D 3; Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Grab 19: Müller-Karpe, Besiedlung 179 Abb. 7, D 6; Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Grab 46: ebd. 173 Abb. 2, A 1; Thalmässing, Lkr. Roth, Mittelfranken: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 64, 11-12; Treuchtlingen, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken: ebd. Taf. 79, 9. 278 P. Beck u. L. Reindl, Bayer. Vorgeschbl. 15, 1938, 88. 279 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 11, F 2-5. 280 Vgl. Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 9. 281 Schauer, Schwerter 83. 282 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 53, 1 283 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 53, 8. 284 Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 36 ff.; ders.; Beiträge 172; 174. 285 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 53, 14. 286 Betzler, Fibeln 33 Nr. 61; 36. 287 Rasiermesser diese Typs sind zwar überwiegend für die ältere Urnenfelderzeit, aber auch für die folgende Stufe belegt: Jockenhövel, Rasiermesser 110. 288 Kubach, Nadeln 439 f.; 443 f.

289

Schauer, Schwerter 83. Krahe, Grabfund. 291 Schauer, Schwerter 85. 292 Richter, Arm- und Beinschmuck 66. – Ältere Urnenfelderzeit entspricht in I. Richters Terminologie Ha A1 und A2. 293 ebd. 66 mit Anm. 9; Sprater, Fürstengrab 97 ff.; Krahe, Grabfund 1 ff. Abb. 1, 2; 2; 5-8. – Vgl. auch Richter, Arm- und Beinschmuck 131 f. zu dem Zwillingsarmring. 294 H. Reim, Bronze- und urnenfelderzeitliche Griffangelschwerter im nordwestlichen Alpenvorraum und in Oberitalien. Arch. Korrbl. 4, 1974, 22. 295 Kubach, Nadeln 439. 296 Kubach, Nadeln 431. 297 Kubach, Nadeln 444. 298 Kubach, Nadeln 439. 299 Kubach, Nadeln 439. 300 Zylmann, Urnenfelderkultur (Text) 247. 301 Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 148. 290

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namigen Typs heran302. Es ist jedoch festzuhalten, daß, während die ersten beiden Typen auf die Stufe SB IIa (Ha A1) beschränkt bleiben, die Nadel noch in einem Fundzusammenhang303 und die Beinbergen noch in vier weiteren Fällen304 auch der folgenden Stufe SB IIb (Ha A2) angehören. Dabei stellten laut L. Sperber die Beinbergen aus der vorangegangenen Stufe tradierte Formen dar305.

Schauer als Teile eines Griffangelschwertes, dessen Typ nicht bestimmbar ist314. Auch die sechs kantigen Niete gehören zu den Überbleibseln dieses Schwertes (Taf. 1, 1-2). Die reichen Keramikbeigaben des Steinkistengrabes gestatten eine Zuordnung zur mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2). Den Leitformcharakter der Tongefäße mit einer Verzierung aus Riefenbuckeln und gerafften Riefen für diese Zeit hat F.-R. Herrmann herausgearbeitet315. Gestützt wird diese Einordnung nicht allein durch Keramik aus Mittel- und Südhessen, sondern auch durch einige Gräber außerhalb Hessens316.

2.1.2.2 Griffangelschwerter von unbestimmtem Typ

Ein heute verschollenes Schwert, welches 1888 beim Verschleifen eines flachen Hügels und darauf folgender Nachgrabungen in Stammheim (125) gefunden wurde, besitzt eine flache, wahrscheinlich flach rechteckige Griffangel, die in abgerundete Schultern übergeht (Taf. 50, B 1). Die Klinge, die ohne deutlichen Absatz zur Schulter verläuft, ist durch einen bis zum Ort durchlaufenden Mittelgrat sowie abgesetzte Schneidenkanten317 entlang der annähernd parallelseitigen Klinge profiliert. Das Heft ist nietlos; das Schwert war den Abbildungen nach offenbar in einem Stück erhalten. Während F.-R. Herrmann ein Griffzungenschwert vermutete318, nahm P. Schauer an, es könne sich um ein Griffangelschwert handeln, ohne es einem bestimmten Typ zuzuweisen319. Da bei den Griffzungenschwertern die Griffzunge mit der Klinge in der Regel in einem Guß hergestellt wurde320 und da auch die Vollgriffschwerter anders gestaltete Schulterpartien aufweisen, kann man davon ausgehen, daß es sich um ein Griffangelschwert – wahrscheinlich ein Halbfabrikat – gehandelt haben wird321. Eine Datierung des Grabes von Stammheim bot P. Schauer nicht322. F.-R. Herrmann hingegen gab ein Datierung in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) an, allerdings ohne dies zu begründen323. Das Messer (Taf. 50, B 2) aus dem Grab scheint mit demjenigen des Grabes 1 von Kirchheimbolanden vergleichbar324. D. Zylmann bezeichnete es als Messer mit schlichtem, flach ausgehämmertem Dorn, das formal den Griffdornmessern mit keilförmigem Klingenquerschnitt nahestünde, die verschiedentlich eckige oder rechteckige Griffdorne aufweisen. Aufgrund des

Das Schwert aus dem Steinkistengrab von Bad Nauheim (1), dasjenige von Stammheim (125), ein Griffangelschwert von Münchingen (8) und schließlich eines von Ellwangen (Jagst)-Haisterhofen (56) können keinem bestimmten Typ zugewiesen werden. Von diesen vier Schwertern stammen zwei aus Nordwürttemberg, die anderen beiden aus Hessen. Das Hügelgrab mit Steinaufbau von Münchingen (8), enthielt unter den Beigaben ein Griffangelschwert, welches in vier Teile zerbrochen ist (Taf. 4, C 1). Dasselbe Grab erbrachte auch ein Bruchstück einer Schwertklinge mit asymmetrisch profilierter Klinge (Taf. 4, C 4), welches keiner bestimmten Schwertgruppe zugeordnet werden kann306. Auch das Griffangelschwert konnte von P. Schauer keinem bestimmten Typ zugewiesen werden307. P. Goessler bezeichnete es als eine norditalische Form, was jedoch nicht zu belegen ist308. Auch sonst ist aus dem Urnenfeldergebiet kein vergleichbares Stück anzuführen. Eine genauere Datierung als allgemein urnenfelderzeitlich ist weder den Arbeiten von R. Dehn noch von P. Schauer zu entnehmen309. Obwohl M. Primas das Sichelfragment aus dem Münchinger Grab als unbestimmbares Bruchstück ansprach310, ordnete sie es den Pfeffingen-Sicheln zu311. Durch den Anschluß an das Grab von Möckmühl (99), das durch ein Vollgriffschwert vom Typ Illertissen in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert wird312, meinte sie, auch für das Grab von Münchingen eine Datierung in diese Zeit ableiten zu können313. Der Erhaltungszustand der übrigen Funde des Grabes erlaubt keine nähere Datierung. Demzufolge kann das Grab von Münchingen nur allgemein nach Bz D und Ha A1 verwiesen werden.

314

Schauer, Schwerter 93 Nr. 313. Herrmann, Funde 32 ff. – W. Kubach hat diese Keramik Form Nauheim genannt (Kubach, Nadeln 453 mit Anm. 6). 316 Vgl. z. B. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen u. 2.1.3.8) Griffzungenschwerter vom Typ Locras. 317 Vielleicht auch Gußränder, die nach dem Guß abgeschlagen und geschliffen werden sollten. – Vgl. Schauer, Schwerter 1. 318 Herrmann, Funde 132 Nr. 414. 319 Schauer, Schwerter 94 Nr. 318. – Die im RGZM angefertigte Kopie des Schwertes, welche die Inv. Nr. 35770 erhielt, war anläßlich der Revision der Museumsbestände nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufzufinden. Daher muß sich die Beschreibung auf die vorliegenden Abbildungen von Herrmann, Funde 132 Nr. 414 Taf. 121, C 1 und des Inventarbuches des RGZM beschränken, die keine Querschnitte angeben. Herrn O. Höckmann (vorm. RGZM) bin ich für den freundlich gewährten Einblick in das Inventarbuch zu Dank verpflichtet. 320 Vgl. z. B. das Schwert aus dem Hort von Ehingen, Lkr. Augsburg, Schwaben: Holste, Sammelfunde 12 Taf. 5, 1-2. 321 Klinge und Angel wären dann für die Nachbearbeitung vorgesehen gewesen. Für ein Griffangelschwert spricht ferner die Form der Klinge, die für ein Vollgriffschwert untypisch wäre. 322 Schauer, Schwerter 94. 323 Herrmann, Funde 40 Abb. 9 Nr. 37; 202 Liste zu Abb. 9 Nr. 37. 324 Kirchheimbolanden, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz: Zylmann, Urnenfelderkultur (Kat.) 90 Nr. 102 Taf. 44, 10. 315

Aus einem Steinkistengrab von Bad Nauheim (1) sind neben einem Schwertklingenfragment drei zusammengehörige Bruchstücke kräftiger, gebogener, im Querschnitt annähernd runder Bronzestäbe überliefert. Diese Fragmente erkannte P. 302

Zur Typendefinition siehe ebd. 49 f. Typen 84, 85, 90, 91. ebd. Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 166. 304 ebd. Nr. 165. 167-169. 305 ebd. 70 f.; 74. 306 Siehe Kap. 2.1.6) Schwertfragmente und Schwerter von unbekanntem Typ. 307 Schauer, Schwerter 94 Nr. 316. 308 P. Goessler, Fundber. Schwaben 16, 1908, 18. – Vgl. V. Bianco Peroni, Die Schwerter in Italien. PBF IV, 1 (München 1970) 30 ff. Taf. 7, 53. 54; 812. 309 Dehn, Urnenfelderkultur 27 ff.; Schauer, Schwerter 94. 310 Primas, Sicheln 186 Nr. 1959. 311 ebd. 27. 312 Vgl. Kap. 2.1.5.2.3) Vollgriffschwerter vom Typ Illertissen. 313 Primas, Sicheln 27. 303

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Kirchheimbolander Grabes sowie weiterer geschlossener Funde aus der Pfalz datierte er das Messer in ein jüngeres Ha A (Ha A2)325. So stellt das Messer des Grabes von Stammheim, da die beigefundenen Scherben ebenfalls verschollen sind, den einzigen Anhaltspunkt für eine chronologische Einordnung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) dar.

P. Schauer hat nach J. D. Cowen 1971 eine eigene typologische und chronologische Gliederung der Griffzungenschwerter vorgelegt, die bis heute brauchbar ist332. Innerhalb des Untersuchungsgebietes stammen 49 Griffzungenschwerter aus Gräbern oder werden in der Literatur als Teile von Grabinventaren genannt333.

Schließlich kann auch das in mehrere Stücke zerbrochene und verbrannte Griffangelschwert326 von Ellwangen (Jagst)Haisterhofen (56), welches zusammen mit weiteren Lesefunden als aus einem urnenfelderzeitlichen Brandgrab stammend angesprochen wird, typologisch und chronologisch nicht genau eingegrenzt werden. Aufgrund des Erhaltungszustandes ist eine Zuweisung zu den bekannten Griffangelschwerttypen nicht möglich, wenngleich es jenem des Typs Unterhaching, Art Eßfeld aus dem älterurnenfelderzeitlichen Steinkistengrab 1 von Ditzenbach (3) ähnelt. In Ermangelung einer gut datierbaren Parallele bietet auch die bei derselben Gelegenheit aufgelesene, fragmentierte Nadel327 keinen näheren Anhaltspunkt zur chronologischen Einordnung des Schwertes, so daß man nur auf die allgemeine Datierung von Griffangelschwertern von Bz D bis Ha A2 zurückgreifen kann.

Das Bassenheimer Griffzungenschwert (Taf. 24, C) entstammt möglicherweise einem Schwertgrab336. Da Beifunde jedoch fehlen, kann eine chronologische Einordnung nur auf typologischem Wege vorgenommen werden, wie dies K. Wilhelmi tat. Dadurch scheint eine Datierung an den Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) möglich337.

2.1.3 Griffzungenschwerter

2.1.3.2 Griffzungenschwerter vom Typ Asenkofen

Typisch für diese Gruppe von Schwertern ist eine parallelseitige oder gebauchte Griffzunge, welche beiderseits von Stegen begrenzt ist, die, meist länger als die Zungenbrücke, hörnerartig enden. Durch eine Einziehung ist die Zunge vom Heft abgesetzt. Griffzunge und Heft sind für die Aufnahme organischer, mittels Pflocknieten befestigter Griffschalen bestimmt. Griffzungenschwerter kommen im Untersuchungsgebiet ab der mittleren Hügelgräberzeit (Bz C1) vor328. In größerer Zahl treten sie allerdings erst seit der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) auf329. Neben den Vollgriff- sind Griffzungenschwerter die bestimmende Waffenform der Urnenfelderzeit. Bis in die ältere Hallstattzeit (Ha C)330 kommt die Schwertform vor, um in der jüngeren Hallstattzeit (Ha D) von Dolchen abgelöst zu werden331. Sowohl die zum Ort hin relativ gleichmäßig breiten, als auch die im vorderen Klingenteil stark verbreiterten Schwertklingen zeigen, daß Griffzungenschwerter von der frühen (Bz D) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) einerseits als kombinierte Hieb-/Stichwaffen, andererseits als reine Hiebschwerter dienten. Im Gegensatz dazu belegen die mittelbronzezeitlichen Griffzungenschwerter mit einziehendem Schneidenverlauf und, zur Spitze hin, schmäler werdenden Schneidenbahnen, daß es sich um reine Stichschwerter handelt.

Zum Typ Asenkofen mit Tendenz zur Variante Braunau gehören die beiden Schwerter aus dem Grab von Hagenau (Taf. 12, 1-2)338, zur Variante Gusen jenes Typs zählt das Schwert von Windhausen (142). Die Verbreitung der beiden Varianten weist Schwerpunkte im süddeutschösterreichischen Donaugebiet sowie in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Jütland auf339.

2.1.3.1 Griffzungenschwerter vom Typ Annenheim Das Schwert von Bassenheim (40) steht dem Typ Annenheim nahe334, dessen Verbreitungsschwerpunkte einerseits nördlich und südlich der Donau, aber auch in Oberösterreich, Steiermark, Kärnten sowie in der Slowakei, andererseits im Nordischen Kreis liegen335.

Die chronologische Stellung des Grabes von Hagenau (19) hat P. F. Stary umrissen340. Der Dolch des Grabes (Taf. 12, 14) gehört zur Gruppe zweinietiger mittelbronzezeitlicher

332

Schauer, Schwerter 94 ff. – 1955 hatte J. D. Cowen eine erste umfassende Gliederung der urnenfelderzeitlichen Griffzungenschwerter vorgenommen (Cowen, Einführung). Diese wurde von P. Schauer (Schauer, Schwerter 94 ff.) in typologischer Hinsicht ergänzt und überarbeitet, wobei unter Einbeziehung des neu von H. Müller-Karpe erstellten Chronologiesystemes (Müller-Karpe, Beiträge) die chronologische Typengliederung präzisiert und verfeinert werden konnte. Daher folgt die Typeneinordnung der Griffzungenschwerter den Vorgaben von P. Schauer. 333 Diese sind deswegen sowohl im Text besprochen als auch im Katalog erfaßt. 334 Wilhelmi, Bronzen 345. 335 Schauer, Schwerter 128 f. Taf. 118, B. 336 Wilhelmi, Bronzen 351; M. Hopf, ebd. 354. 337 Wilhelmi, Bronzen 345-351 (zur Typologie). – Vgl. Schauer, Schwerter 125-128. – Entsprechende Datierungen vertreten auch H.-H. Wegner, in: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 1. Trierer Zeitschr., Beih. 1 (Trier 1987) 191: Stufe Asenkofen/Riegsee und von Berg, Untersuchungen 65: frühe Phase von Bz D. 338 Stary, Häuptlingsgrab 49. – Es ist festzuhalten, daß das überarbeitete Schwert nach der Ausbildung der Griffzunge zugeordnet wurde, der flachrhombische Klingenquerschnitt, welcher sich bis zum Heft fortsetzt, für Schwerter des Typs Asenkofen jedoch ungewöhnlich ist. – Vgl. Schauer, Schwerter Taf. 48, 329-50, 345. 339 Schauer, Schwerter 109 Taf. 117, B. 340 Stary, Häuptlingsgrab 49-56.

325

Zylmann, Urnenfelderkultur (Text) 108. J. Busse, Fundber. Baden-Württemberg 17/2, 1992, 37 Taf. 11, A 1. 327 J. Busse, Fundber. Baden-Württemberg 17/2, 1992 Taf. 11, A 2. 328 Beutelsbach, Kr. Vilshofen, Niederbayern: Schauer, Schwerter 97 Nr. 324. 329 Schauer, Schwerter 105 ff. 330 Knapp 600 bronzene und eiserne Hallstattschwerter aus Gräbern sind bekannt: Gerdsen, Studien 45 Anm. 426. 331 Gerdsen, Studien 69 f. 326

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Griffplattendolche341, die auch aus frühurnenfelderzeitlichen Funden belegt sind342. Mittelständige Lappenbeile (Taf. 12, 13) kennzeichnen sowohl die jüngere Hügelgräber- (Bz C2) als auch die frühe Urnenfelderzeit (Bz D), gehören aber im wesentlichen der älteren Stufe an343. Der Gürtelhaken (Taf. 12, 19) ist singulär und somit chronologisch nicht signifikant344. Auf die zeitliche Stellung der gezackten Nadeln, zu denen das Exemplar (Taf. 12, 27) aus dem Grab von Hagenau zählt, wurde bereits hingewiesen. Die Nadel unterstreicht die Grabdatierung an den Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D).

spricht nahezu der des Schwertes von Greffern349, welches wiederum aufgrund seiner Klinge in unmittelbarem Zusammenhang mit den Rixheim-Schwertern steht. Auf diese Weise wird man für den fraglichen Grabfund von Buchloe eine jüngerhügelgräber- bis frühurnenfelderzeitliche Datierung vertreten können. Durch die überlieferte Vergesellschaftung mit einem Dolch vom Typ Pertosa (Taf. 45, A 2)350, kann die zeitliche Einordnung des Schwertes aus einem wohl nicht erkannten Grabfund von Peiting (110) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) als gesichert gelten. Klingenform und -querschnitt des Griffzungenschwertes (Taf. 45, A 1) bestätigen die Zeitstellung351.

Das Schwert des Grabes von Windhausen (142 – Taf. 56, A) wurde von E. Sprockhoff zu den alten Griffzungenschwertern mit gerader Zunge gezählt, die bis zum Ende der Periode II allmählich ausstürben345. Hingegen datierte P. Schauer das Grab, von dem keine weiteren Beigaben bekannt sind, an die Wende von jüngerer Hügelgräber- nach früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D). Ausschlaggebend dafür schien die Verwandtschaft der Windhausener Waffe zum Schwert des Grabes von Gusen346.

2.1.3.4 Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen Neun Schwerter aus Bestattungen des Arbeitsgebietes sind dem Typ Reutlingen zuzurechnen, fünf davon dem KernTyp: Reutlingen, Grab 4 (27), Reutlingen, Grab 12 (28), Nenzingen (104), Staffelstein (124) und Straubing (126). Das Schwert von Marzoll (93) zählt zur Variante Baierdorf, das von Langsdorf (88) zur Variante Gemer der ReutlingenSchwerter. Jene Waffen sind weit verbreitet: von der Schweiz bis an die Küste des Schwarzen Meeres und vom Nordischen Kreis bis zur Peleponnes352. Baierdorf-Schwerter stammen aus Niederösterreich, der Steiermark und Oberbayern, solche der Variante Gemer sind anscheinend aus dem slowakisch-ungarischen Raum beeinflußt und könnten von denen der Art Annenheim abgeleitet sein353. Der Variante Genf des Typs Reutlingen stehen die Griffzungenschwerter aus Grab 1 von Memmelsdorf (24) und Grabhügel 23 von Riegsee (116) nahe. Schwerter dieser Variante streuen von der Westschweiz bis in die Slowakei, das Exemplar aus Riegsee selbst steht im Verdacht, aus Mittelitalien zu stammen354. Zu Griffzungenschwertern der Art Reutlingen faßte P. Schauer Exemplare zusammen, die weder dem Typ Reutlingen noch einer Variante zugewiesen wurden355. Zu diesen Schwertern gehören jene von Obersöchering (107) und Sprendlingen (123). Schwerter der Art Reutlingen sind vereinzelt vom Rhein-Main-Gebiet über Baden-Württemberg und von der Westschweiz bis nach Niederösterreich gefunden worden356.

2.1.3.3 Griffzungenschwerter der Gruppe Buchloe/ Greffern Den Griffzungenschwertern der Gruppe Buchloe/Greffern gehören die Exemplare aus Buchloe (46) selbst und Peiting (110) an. Die Schwerter dieser Gruppe stammen vornehmlich vom Rand des Verbreitungsgebietes der Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim und der diesen verwandten Schwerter347. Die Zeitstellung des Griffzungenschwertes von Buchloe (Taf. 26, A) ist nur anhand typologischer Vergleiche zu ermitteln. Das Schwert ist durch einen Mittelwulst gekennzeichnet, der für hügelgräberzeitliche Griffplatten- und Vollgriffschwerter typisch ist348, die Griffzunge hingegen ent-

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Vgl. Stary, Häuptlingsgrab 50 Anm. 10-16. – Etwas unglücklich erscheint P. F. Starys Ansprache als Typ, da die von ihm ebd. angeführten Vergleichsbeispiele verschiedene Merkmale aufweisen. 342 z. B. in den Schwertgräbern von Kreßbronn-Hemigkofen (6), Stetten bei Hechingen (29), Dannstadt-Schauernheim (49), Obergriesingen (106), Peiting (110), Thurnsberg (128) und dem Lanzengrab von Bingenheim (157). – Vgl. Kap. 2.4) Dolche. 343 Zusammenstellung mittelständiger Lappenbeile sowie deren Nachweise bei Stary, Häuptlingsgrab 50 Anm. 18-24. – Nicht alle angegebenen Beile sind ohne weiteres mit dem des Hagenauer Grabes vergleichbar; z. T. sind sie unterhalb der Lappen deutlicher abgesetzt, haben einen anderen Nackenausschnitt, weisen eine andere Stellung der Lappen auf oder differieren im Schneidenschwung. – A. Berger konstatiert, daß Lappenbeile mit langschmalem Umriß, in Bahnmitte sich aufwerfenden kleinen Lappen und Nackenausschnitt vom Lochhalsnadelhorizont (Bz B) bis in die Spätbronzezeit (Bz D) reichen(Berger, Bronzezeit 48 u. 49 Anm. 359 f.). – Vgl. hierzu auch das Lappenbeil aus einem Grab von Prag-Hloubetín, okr. Prag, Böhmen (Jockenhövel, Rasiermesser 56 Nr. 46 Taf. 54, A 3), welches in die jüngere Hügelgräberzeit (Bz C2) datiert wird (ebd. 59). 344 Stary, Häuptlingsgrab 52. 345 Sprockhoff, Griffzungenschwerter 11; 71. – Bei E. Sprockhoff entspricht die Periode II der Stufe Bz C2 (Sprockhoff, Griffzungenschwerter IV), heute parallelisiert man sie im allgemeinen mit dem Übergang Bz C2/D. 346 Schauer, Schwerter 109. – Zum Gräberfeld von Gusen siehe Trnka u. Ladenbauer-Orel, Gräberfeld. 347 Schauer, Schwerter 154 f. Taf. 120, A. 348 Schauer, Schwerter 150 Anm. 2.

Das von G. Behrens zuerst veröffentlichte Grab von Nenzingen (104)357 wurde von P. Schauer nur allgemein den Riegsee-Hart-Stufen (Bz D-Ha A1) zugewiesen358. Von den Nadeln des Grabes gehört eine der Variante Plaidt des Typs Wollmesheim an (Taf. 42, C 7)359, für die es Belege in der 349

Schauer, Schwerter Nr. 447 Taf. 65, 447. Peroni, Gruppierung 70; 74; 83 Nr. 38. – Vgl. Kap. 2.4.3) Griffzungendolche. 351 Vgl. Schauer, Schwerter 151. 352 Schauer, Schwerter 135 f. 353 Schauer, Schwerter 140 Taf. 119, A. B. 354 Schauer, Schwerter 142 Taf. 119, B. 355 Schauer, Schwerter 147 Anm. 3. 356 Schauer, Schwerter 147 f. Taf. 120, A. 357 G. Behrens, Mainzer Zeitschr. 32, 1937, 108-120. 358 Schauer, Schwerter 135. 359 Kubach, Nadeln 428. 350

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älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A1 und A2) gibt360. Zwei weitere Nadeln zählen zur Variante Weinheim des gleichen Typs (Taf. 42, C 4-5)361, die analog der vierten Nadel, die dem Typ Binningen verwandt ist (Taf. 42, C 6)362, von W. Kubach in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert wurden363. A. Beck wies diese von W. Kubach eingeordnete Nadel dem Typ Binningen, mit vier Halsrippen, zu. Sie zählt damit zur dritten Typenkombinationsgruppe Südwestdeutschlands und der Schweiz (nach A. Beck), am Übergang von der frühen zur älteren Urnenfelderzeit364. Die Datierung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) wird durch das Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 42, C 9) gestützt365. Die Armringe (Taf. 42, C 23) des Grabes können den einfach tordierten Armringen nach I. Richter zugeordnet werden366. Vergleichbar sind zwei Exemplare von Nierstein367 und aus dem Rhein bei Mainz368, wobei der erstere in die Stufe Wölfersheim (Bz D) datiert, der zweite als Einzelfund für Datierungszwecke ausfällt369. Allgemein gibt es nach I. Richter einfach tordierte Halsringe in der Hügelgräber- und Urnenfelderzeit370, die Datierung hängt folglich vom jeweiligen Kontext ab. Schließlich sind nach P. Schauer Schwerter vom Typ Reutlingen allgemein für die Stufen Bz D und Ha A1 belegt371, so daß man das Grab von Nenzingen aufgrund der besprochenen herab- und heraufdatierenden Formen der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zuordnen kann. Grab 4 von Reutlingen (27) wurde von H. Reim im Anschluß an die „Binninger Gruppe“ an den Übergang zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) datiert372. P. Schauer vertrat hingegen eine Datierung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1), gestützt auf die Grabkeramik (Taf. 19, B 5-6), von der er annahm, sie könne jünger sein, als diejenige von Immendingen und Mengen der frühen Urnenfelderzeit (Bz D)373. Die Spindelkopfnadel (Taf. 19, B 3) des Grabes, so nahm er an, unterstütze diese Zeitstellung374. Wie H. Reim wies Ch. Unz die Keramik des Grabes dem Übergang Bz D/Ha A1, bzw. dem Beginn von Ha A1 zu, da die Gefäße tendenziell nach Ha A1 wiesen. So gebe es schmale konzentrische Kreisriefen seit dem Übergang von Bz D nach Ha A1, in Grab 4 vertreten durch ein Tongefäß, das noch nicht den reinen Urnenfelderstil verkörpere, sondern noch gewisse spätbronzezeitliche Formelemente aufweise375. Dabei schloß

Ch. Unz die Datierung der Keramik an die der Bronzen an376. Nach W. Kubach gehört die Nadel des Grabes möglicherweise zu den Spinnwirtelkopfnadeln der Form KleinAuheim, die im allgemeinen der frühen Urnenfelderzeit zugewiesen werden377. In Anlehnung an den Datierungsvorschlag von P. Schauer stufte W. Kubach das Grab 4 von Reutlingen dennoch etwas jünger ein378. Mit der chronologischen Einordnung des Grabes 4 ist die Zeitstellung des Grabes 12 (28) vom gleichen Fundort eng verbunden. Hatte J. D. Cowen noch die Auffassung vertreten, daß Grab 12 wie Grab 4 wegen seiner Keramik früh in die Stufe Ha A (Ha A1) eingeordnet werden müsse379, so betonte H. Müller-Karpe, daß Grab 12 wohl älter als das von Nenzingen sei und damit an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) gehöre. Dabei sei jedoch unklar, ob Grab 12 den Bz D-zeitlichen Gräbern von Riegsee und Memmelsdorf oder dem älterurnenfelderzeitlichen Grab von Nenzingen näherstünde380. Eine differenziertere Datierung vertrat P. Schauer, indem er die Keramik des Grabes (Taf. 20, 34-38) mit der von Immendingen und Mengen verglich381. Die Datierung nach Bz D könnte sich auch auf die fragmentierten Nadeln vom Typ Horgauergreut (Taf. 20, 12-13) stützen382. Diese nach einem Hortfund benannten Nadeln dürfen mit Recht als eine Leitform der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) angesehen werden383. Tendierte die Keramik des Grabes 4 von Reutlingen nach Ch. Unz eher zur älteren Urnenfelderzeit (Ha A1), so stellte er die des Grabes 12 an den Übergang von Bz D nach Ha A1384. Zuletzt hat sich L. Sperber mit der chronologischen Einordnung des Grabes 12 von Reutlingen auseinandergesetzt. Mittels Kombinationsstatistik konnte er die Datierung in ein jüngeres Bz D festlegen, wobei er allerdings ausschließlich die Keramik des Grabes berücksichtigte385. Als Ergebnis dieser chronologischen Diskussion ist festzuhalten, daß Grab 4 von Reutlingen an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) gehört und Grab 12 in die Stufe Bz D einzuordnen ist. Das Griffzungenschwert aus einem zerstörten Grab von Staffelstein (124 – Taf. 49, A) kann, da die Beigefäße verlo376

Unz, Keramik 15. Kubach, Nadeln 359 Anm. 5. 378 Kubach, Nadeln 360 Anm. 16. 379 Cowen, Einführung 65. 380 Müller-Karpe, Beiträge 174 Anm. 7. 381 Schauer, Schwerter 134 f. 382 Schauer, Schwerter 135 mit Anm. 7. 383 Nadeln vom Typ Horgauergreut z. B.: Fürstenfeldbruck, Lkr. Fürstenfeldbruck, Oberbayern: Rietzler, Prähist. Bl. 19, 1907, 1 f. Taf. 1, 1-7; Höfen, Gde. Langenaltheim, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken, Gräber 1 und 15: Hennig, Grab- und Hortfunde 34; 43 Taf. 73, 10; 78, 3. 4 („Haag“); Horgauergreut, Gde. Horgau, Lkr. Augsburg, Schwaben, Hort: Holste, Sammelfunde 10 f. Abb. 1, 3. 5. – Vgl. Kubach, Nadeln 153 Anm. 28; 261 Anm. 73. 384 Unz, Keramik 8 f.; 11; 20; 22; 24; 26; 83 Nr. 50; 89; 94 f.; 99 Taf. 3, 3-7; 4 (Zugehörigkeit des Kruges Taf. 3, 7 nicht sicher). 385 Sperber, Untersuchungen 40 f. Typ 40: Feinkeramik im „Mengener Stilstadium“: 42 Typ 45: Dekor: feingekerbte Leiste; 43 Typ 51: große Zylinderhalsgefäße mit Schulterleiste; 44 Typ 58: Krug; 47 Typ 78: „echte“ Knickwandschalen. – Typ 40 datiert allgemein in Bz D (SB I), ebenso Typ 58; Typ 78 tritt früh in Bz D (SB Ia) auf, gehört allgemein aber eher der jüngeren Stufe Bz D (SB Ib) an (Sperber, Untersuchungen 68 f.). – Vgl. ebd. 316 Nr. 77 u. Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 77. – Die Gräber von Immendingen und Mengen sind nach L. Sperbers Ergebnissen früher anzusetzen als Grab 12 von Reutlingen (ebd. 315 Nr. 21. 22 – SB Ia). 377

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Kubach, Nadeln 442. Kubach, Nadeln 432. 362 Kubach, Nadeln 434. 363 Kubach, Nadeln 442 Anm. 153; 443. 364 Beck, Beiträge 47 Anm. 21; 105; 122. 365 Vgl. Kap. 2.1.2) Griffangelschwerter. 366 Richter, Arm- und Beinschmuck 127 ff. Taf. 43, 778-795. 367 Nierstein, Kr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, Grab: Richter, Arm- und Beinschmuck 128 Nr. 780 Taf. 43, 780. 368 Richter, Arm- und Beinschmuck 128 Nr. 781 Taf. 43, 781. 369 Richter, Arm- und Beinschmuck 129. 370 Richter, Arm- und Beinschmuck 129. 371 Schauer, Schwerter 134 f. 372 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 47. 373 Immendingen, Kr. Tuttlingen, Südbaden: Holste, Bronzezeit Taf. 24; Mengen, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Grab von 1955: Schiek, Mengen 54 ff. Taf. 89-91. 374 Schauer, Schwerter 134 f. 375 Unz, Keramik 92: Urne Gruppe 3 – Taf. 5, 6 – mit Kreisriefen (ebd. 108) – datiert in Zeitstufe 3 (ebd. 15 Anm. 86 u. ebd. 40 zu Kreisriefen); 95: Becher Gruppe 2 – Taf. 5, 5 – gleiche Datierung (ebd. 22 Anm. 134). 361

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ren sind, lediglich aufgrund seiner Typenzugehörigkeit, darin den datierbaren Schwertern vom Typ Reutlingen ähnlich, nicht genauer als in die Stufen Bz D bis Ha A1386 eingeordnet werden. Die gleiche Datierung gilt auch für das vermutlich aus einem Grab stammende Schwert von Straubing (126 – Taf. 50, D) 387 . Das zum Inventar eines zerstörten Brandgrabes gehörende Griffzungenschwert von Marzoll (93 – Taf. 39, B) wurde von P. Schauer wohl wegen seiner Griffgestaltung zur Variante Baierdorf des Typs Reutlingen gestellt388. Die Schwerter dieser Variante werden nach dem Befund des namengebenden Grabes von Baierdorf in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert389. Sowohl die Nadel mit horizontal profiliertem, annähernd doppelkonischem Kopf (Taf. 39, A 2) als auch das Gefäß mit Doppelhenkel (Taf. 39, A 4) datieren das Grab mit Schwertbeigabe von Langsdorf (88) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)390. Der gleichen Zeit gehört auch Grab 1 von Memmelsdorf (24) wegen seines Ringgriffmessers mit gekerbten Zungenstegen (Taf. 16, B 9), der Kugelkopfnadel (Taf. 16, B 7) und der Ösenscheibe (Taf. 16, B 6) an. Aus dem Bz D-zeitlichen Grab 27 von Steinheim391 stammen sowohl ein vergleichbares Messer mit nasenartiger Spitze392 als auch eine Ösenscheibe393. Der Nadel des Memmelsdorfer Grabes stehen wegen der charakteristischen Kopfprofilierung diejenigen vom Typ Kloppenheim nahe394, wobei einzig die Nadel des Frankfurt-Berkersheimer Grabes (66) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert werden kann395. Wegen des zweinietigen Griffplattenmessers vom Typ Riegsee (Taf. 47, A 2) und der mit Rillenbuckeln verzierten Keramik (Taf. 47, A 4) kann Grabhügel 23 von Riegsee (116) der Stufe Bz D zugewiesen und nach den Ergebnissen von Ch. Unz und L. Sperber innerhalb dieser Stufe früh eingeordnet werden396.

Grab 28 von Obersöchering (107) ist aufgrund des Armringes vom Typ Pfullingen (Taf. 44, B 5) allgemein der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zuzuweisen397. Die Zeitstellung des Schwertes (Taf. 47, C) aus einem Grab von Sprendlingen (123) schließlich kann nur über die allgemeine chronologische Einordnung der Riegsee-Schwerter in die frühe (Bz D) oder die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) vorgenommen werden398. 2.1.3.5 Griffzungenschwerter vom Typ Riedheim Das möglicherweise aus einem nicht erkannten Grab stammende Griffzungenschwert von Mintraching (97) ist dem Typ Riedheim nach P. Schauer zuzuordnen399. Ein gutes Gegenstück findet sich im Schwert des eponymen Fundortes400. Die wenigen Schwerter des Typs Riedheim sind überwiegend linksrheinisch, etwa von der Mainmündung südwärts sowie am Oberlauf der Donau verbreitet401. Die Datierung des Mintrachinger Schwertes (Taf. 40, D) sowie der Schwerter vom Typ Riedheim ist nur anhand typologischer Vergleiche vorzunehmen. Demnach sind sie gleichzeitig mit den Griffzungenschwertern vom Typ Reutlingen und diesem verwandten Typen der frühen (Bz D) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)402. 2.1.3.6 Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen Griffzungenschwerter des Typs Hemigkofen und dessen Varianten stellen die größte Zahl urnenfelderzeitlicher Griffzungenschwerter aus Gräbern. Von 15 Schwertern gehören vier dem eigentlichen Typ an: Hemigkofen (79), Homburg Saarpfalzkreis (82)403, Trimbs, Grab 3 (129)404 und Unterhaching, Grab 92 (133). Verbreitungsschwerpunkte des Typs Hemigkofen liegen im westschweizerisch-ostfranzösischelsässischen Raum und im Bodenseegebiet. Darüber hinaus streuen Funde von Westfrankreich über Südengland bis zum mittleren Elbegebiet405. Der Variante Uffhofen sind sechs Schwerter zuzuordnen: Boppard (42), Eschborn, Steinki-

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Schauer, Schwerter 134 f. Schauer, Schwerter 134. 388 Schauer, Schwerter 137 Nr. 413. 389 Schauer, Schwerter 137 f. Nr. 411. 390 Nadel: Kubach, Nadeln 471 Nr. 1170. – Ein dem Exemplar aus dem Langsdorfer Grab vergleichbarer Doppelhenkeltopf stammt aus einem Grab bei Kelsterbach, Kr. Groß-Gerau, Hessen, welches wölfersheimzeitlich ist (Kubach, Stufe 29; 35 Nr. 29 Taf. 29, A 5). Dieses Grab enthielt ferner eine Nadel der Form Urberach, Variante Mainflingen, welche in die Stufe Bz D gehört (Kubach, Nadeln 345 Nr. 843; 350), zwei Bergen mit gegenständigen Endspiralen der gleichen Zeit (Richter, Arm- und Beinschmuck 58 Nr. 322. 323; 59) sowie eine Brillenspirale der Form Nieder-Flörsheim der späten Hügelgräberbronzezeit (Bz D) (Wels-Weyrauch, Anhänger 98 Nr. 587; 102). 391 Zur Datierung: Hundt, Skelettgrab 41 ff.; Beck, Beiträge 100 Anm. 29; Kubach, Stufe 31; 36 f. Nr. 50. 392 Hundt, Skelettgrab 45 Abb. 2, 1. – Im Falle von Memmelsdorf liegt zwar kein umlappter Ringgriff vor, dennoch ist das Messer von seiner Konstruktion her ähnlich. 393 Hundt, Skelettgrab 53 mit Anm. 25. – Vgl. Schauer, Schwerter 141 Anm. 6. 394 Kubach, Nadeln 354 ff. Taf. 59, 857-862. 395 Vgl. Kap. 2.1.1) Griffplattenschwerter sowie Kubach, Nadeln 355. 396 Zum Leitformcharakter der zweinietigen Griffplattenmesser vgl. Kap. 2.1.1) Griffplattenschwerter. – Ch. Unz hat den Becher mit Rillenbuckeln seiner Gruppe 2 der Urnen zugeordnet (Unz, Keramik 91), die seiner Zeitstufe I, also dem Beginn der Stufe Bz D angehören (ebd. 13; 15 mit Anm. 84; 38). – Sperber, Untersuchungen 164 Typ 4 A: Buckelbecher (gehen noch auf mittelbronzezeitliche Traditionen zurück – ebd. 177); 168 f. Typ 47: Riegseemesser, ohne Berücksichtigung der Griffgestaltung (gibt es in SB Ia 387

und Ib – ebd. Beil. 8: Kombinationstab. 2); 169 Typ 57: Keramikdekor: umrillte Buckel (langlebig, kommen ebenfalls bereits in der mittleren Bronzezeit vor, durchlaufen beide Bz D-Phasen L. Sperbers – ebd. 177 u. Beil. 8: Kombinationstab. 2); 325 Nr. 19. 397 Beck, Beiträge 53; 95; 120; Pászthory, Arm- und Beinschmuck 78 Anm. 1; 80 Anm. 1. 398 Schauer, Schwerter 132 ff. 399 H. Werner hatte das Schwert den Griffzungenschwertern des Typs Nenzingen nach J. D. Cowen bzw. E. Sprockhoffs Typ IIa zugerechnet (Werner, Funde 71 ff. Abb. 4). Nach der Neugruppierung der Griffzungenschwerter durch P. Schauer gehören die typologischen Entsprechungen des Mintrachinger Schwertes zum Typ Riedheim (Schauer, Schwerter Taf. 66, 453457; 67, 458-459). 400 Schauer, Schwerter 156 Nr. 457 Taf. 66, 457. 401 Schauer, Schwerter 157 Taf. 120, A. 402 Schauer, Schwerter 156. 403 Kolling, Bronzezeit 76. – A. Kolling nahm die Zuordnung des Schwertes nach J. D. Cowens Einteilung vor (Cowen, Einführung 79 ff.). Einige Typen J. D. Cowens sind von P. Schauer anders beurteilt worden, das Schwert von Homburg Saarpfalzkreis weist jedoch eine Erweiterung der Klinge auf und hat deswegen hier zu Recht seinen Platz. 404 von Berg, Untersuchungen 63. 405 Schauer, Schwerter 159 Taf. 120, B.

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stengrab 2 (17), Flonheim (63), Lorsch, Grabhügel 2 (90), Mimbach (95)406 und Pleidelsheim (112). Zur Variante Elsenfeld des Typs Hemigkofen rechnen die Schwerter aus Grab 1 von Elsenfeld (15), aus Grab 5 von Lorsch (91) und Pleidelsheim (113). Die Verbreitung dieser beiden Varianten deckt sich im wesentlichen mit der des Typs407. Nur allgemein den Schwertern der Art Hemigkofen, Uffhofen oder Elsenfeld408 können die Exemplare aus Mengen (94) und Prien a. Chiemsee (9) zugewiesen werden409.

orientierten Armringe sind in die frühe (Bz D) oder in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zu datieren419. Die chronologische Unempfindlichkeit von sogenannten Blechbandfingerringen hat unlängst D. Zylmann betont420. Sie sind auch noch für die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) bezeugt421. Insofern lassen die Bronzen des Ensembles von Homburg Saarpfalzkreis keine genauere Einordnung als allgemein in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) zu. Die von A. Kolling vorgenommene Datierung in seine Zeitgruppe 4422, die der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) nach H. MüllerKarpe entspricht423, kann nicht aufrecht erhalten werden. H. Müller-Karpe hatte Grab 92 von Unterhaching (133) gelegentlich der Vorlage der Münchener Urnenfelder in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert424. Dagegen vertrat P. Schauer wegen der Beifunde von Nadel und Messer eine Datierung in die vorangehende Stufe425. Bei dem Messer handelt es sich um die Form mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 53, A 3), die typisch für die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) ist426. Die Nadel (Taf. 53, A 2) ist ein sowohl in der älteren (Ha A1) als auch mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) geläufiger Typ, was durch Beispiele aus Münchener Urnenfeldern zu belegen ist427. L. Sperber wiederum schloß sich der von H. Müller-Karpe gegebenen Datierung wegen der durch die Kombinationsstatistik erzielten Ergebnisse an428. Zu den von L. Sperber dafür herangezogenen Typen gehören Nadeln mit großem, flachkugeligem Kopf und strich- und fischgrätverziertem Hals429, die auch in den Inventaren der von ihm berücksichtigten Gräber 38 von Grünwald und 42 von Unterhaching enthalten

Das aus mehreren Gräbern stammende Fundgut von Homburg Saarpfalzkreis (82) enthielt eine Anzahl Bronzen, die zur Klärung der chronologischen Stellung herangezogen werden können. Das Schwert des Komplexes (Taf. 37, B 1) erlaubt nur den allgemeinen Anhalt ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A1 und Ha A2)410. Ähnlich lautet die Datierung für die einteilige Blattbügelfibel vom Typ Kreuznach, nach P. Betzler der Variante C anzuschließen (Taf. 37, B 26)411. Die Bronzeberge (Taf. 37, B 44-46) des Inventares ist bislang noch typologisch unbestimmt, jedoch werden nur Bergen vom Typ Wollmesheim durch Rippengruppen definiert, die parallel zu den verdickten Rändern und in der Manschettenmitte verlaufen. Auch bandförmige Spiralen, die aus einem rundstabigen Draht fortgeführt werden, gelten als typische Merkmale412. Eingepunzte Buckel zeigt beispielsweise das Exemplar aus der „Umgebung von Mainz“413. Einen genauen Datierungsanhalt liefert das Schmuckstück allerdings nicht, da Bergen vom Typ Wollmesheim allgemein vom Übergang zwischen Bronze- und Urnenfelderzeit bis in die jüngere Urnenfelderzeit belegt sind414. Dieser Datierungsspielraum läßt sich möglicherweise etwas einengen, zumal die datierbaren Bergen vom Typ Wollmesheim in Hessen und Rheinhessen der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) angehören415. Auch kommen Nadeln der Homburger Art (Taf. 37, B 27), die der Variante Weinheim des Typs Wollmesheim anzuschließen ist, bis in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) vor416. Das dreifach gerippte Armband (ein zweites ist nur fragmentarisch erhalten) (Taf. 37, B 30. 29) ähnelt den Drillingsringen, die I. Richter für Hessen und Rheinhessen zusammengestellt hat und die von ihr allgemein als Ha A-zeitlich erkannt wurden417. Ein Armring mit Tannenzweig- bzw. Fischgrätmuster (Taf. 37, B 33) steht wohl dem Typ Wallertheim nahe418. Diese formal westlich

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Richter, Arm- und Beinschmuck 116. Zylmann, Urnenfelderkultur (Text) 123. 421 z. B. Grab von Mainz-Bretzenheim, Stkr. Mainz, Rheinland-Pfalz: Eggert, Urnenfelderkultur 185 f. Nr. 229 Taf. 8, D. 422 Kolling, Bronzezeit 88. 423 Kolling, Bronzezeit 95. 424 Müller-Karpe, Urnenfelder 34. 425 Schauer, Schwerter 159. – Ebd. Anm. 3 nimmt er an, daß H. MüllerKarpe diese Datierung vermutlich anhand des Schwertes vorgenommen habe. Möglicherweise hängt diese aber auch mit der Horizontalstratigraphie des Gräberfeldes von Unterhaching zusammen, denn H. Müller-Karpe stellte fest, daß Ha A1-zeitliche Gräber im nördlichen, Ha A2-zeitliche Gräber auf den südlichen Teil des Gräberfeldareales konzentriert sind. Daneben kommen letztere aber ebenfalls im nördlichen Teil vor (Müller-Karpe, Urnenfelder 34). 426 Müller-Karpe, Beiträge 153. – Vgl. die Liste der Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt in Gräbern in Kap. 2.1.2) Griffangelschwerter. 427 Grünwald, Grab 38: Müller-Karpe, Urnenfelder 24 Taf. 10, B mit Gürtelhaken vom Typ Wilten (Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 52 Nr. 110) – Ha A1; Grünwald, Grab 41: Müller-Karpe, Urnenfelder 24 Taf. 11, D mit zweischneidigem Rasiermesser mit Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung Variante Volders (Jockenhövel, Rasiermesser 112 Nr. 171) – Ha A2; Unterhaching, Grab 30 (132) – Ha A1; Unterhaching, Grab 32: MüllerKarpe, Urnenfelder 32 Taf. 17, A mit Gürtelhaken vom Typ Wilten (KilianDirlmeier, Gürtelhaken 53 Nr. 119) – Ha A1; Unterhaching, Grab 42: Müller-Karpe, Urnenfelder 34 Taf. 20, A mit Gürtelhaken vom Typ Wilten (Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 52 Nr. 113) – Ha A1; Unterhaching, Grab 106: Müller-Karpe, Urnenfelder 34 Taf. 27, A mit zweischneidigem Rasiermesser mit Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung Variante Volders (Jockenhövel, Rasiermesser 112 Nr. 172) – Ha A2 (wegen des Messers mit eingezogenem Klingenquerschnitt – Müller-Karpe, Urnenfelder 34; Jockenhövel, Rasiermesser 112). 428 Sperber, Untersuchungen 331 Nr. 97: SB IIb (Ha A2); Beil. 9: Kombinationstab. 3 Nr. 97. 429 Sperber, Untersuchungen 175 Typ 116. 420

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Kolling, Schwertgrab 49 f. mit Anm. 12. Schauer, Schwerter 162 f.; 165 Taf. 120, B. 408 Schauer, Schwerter 165 Anm. 4. 409 Schauer, Schwerter 165 Nr. 490. 491. – Die Zuordnung des Mengener Schwertes geht aus der Beschreibung von O. Paret, Fundber. Schwaben N. F. 8, 1935, 59 hervor. 410 Schauer, Schwerter 157 ff. 411 Betzler, Fibeln 44 Nr. 94; 45 f. 412 Richter, Arm- und Beinschmuck 64 ff. Taf. 21-23. 413 Richter, Arm- und Beinschmuck 65 Nr. 350 Taf. 23, 350. 414 Richter, Arm- und Beinschmuck 67. 415 Richter, Arm- und Beinschmuck 67. 416 Kubach, Nadeln 431 Anm. 57; 449 Anm. 213. 417 Richter, Arm- und Beinschmuck 136 Taf. 44, 799 ff. 418 Richter, Arm- und Beinschmuck 115 Taf. 38, 675 ff. – Im Unterschied zu dem Homburger Armring ist nach I. Richter bei den Armringen vom Typ Wallertheim die Verzierung in drei Zonen gegliedert. Sie hat jedoch diesem Typ noch drei Armringe angeschlossen, „bei denen die typenkennzeichnende Verzierung nicht in reiner Form auftritt“ (Richter, Arm- und Beinschmuck 115). 407

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sind430. Diese werden jedoch in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert431. Zwei Messertypen L. Sperbers können auf das Griffdornmesser des Grabes 92 von Unterhaching bezogen werden. Zum einen Messer mit breiter Klinge, die zumeist ein eingezogenes Klingenprofil sowie einen verstärkten Rücken und außerdem einen deutlichen Gegenschwung des Rückens zur Spitze hin aufweisen432. Den eingezogenen Klingenquerschnitt sowie Gegenschwung des Rückens oder verstärkten Rücken weisen zwar die beiden von L. Sperber zur Typendefinition herangezogenen Messer aus Grab 78 von Unterhaching433 und aus Grab 5 vom Hofoldinger Forst434, nicht aber das Messer aus dem hier besprochenen Grabe auf435. Bei diesem handelt es sich zweifelsfrei um ein Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigen Klingenquerschnitt, welches das Unterhachinger Grab 92 in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert436. Aus einem Brandgrab von Hemigkofen (79) sind an Funden lediglich ein Griffzungenschwert vom gleichnamigen Typ (Taf. 36, B 1) sowie ein Messer mit durchlochtem Griffdorn und stark profiliertem Klingenquerschnitt (Taf. 36, B 2) überliefert. Obwohl der Querschnitt des Messers singulär ist, läßt sich eine Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) rechtfertigen. Erst aus dieser Zeit sind Griffdornmesser bekannt, die neben eingezogenem Klingenquerschnitt auch gestufte bzw. verdickte Messerrücken und deutlich profilierte Klingenquerschnitte besitzen437. L. Sperber ordnete das

Grab von Hemigkofen seiner Stufe SB IIa (Ha A1) zu438. Ausschlaggebend für diese Datierung ist sein Typ 87: Messer mit langgestreckter Klinge, gerader Schneide, gekrümmtem Rücken, Klinge ohne Gegenschwung zur Spitze hin und keilförmiger Klingenquerschnitt439. Das Messer aus dem Grab von Hemigkofen weist jedoch weder eine gerade Schneide noch ein keilförmiges Klingenprofil auf. Die der Kombinationstabelle L. Sperbers zu entnehmenden Funde mit Messern zeigen, wie inhomogen und wenig differenziert Typ 87 ist440. Aus diesem Grunde wird L. Sperbers Datierung nicht übernommen441. Grab 3 von Trimbs (129) enthält als datierenden Fund ein zweischneidiges Rasiermesser mit kreuzförmig verstrebtem Rahmengriff (Taf. 51, A 20), das jenen vom Typ Straubing nahesteht442. Diese Rasiermesser gehören der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an443. Gleichzeitig ist auch das Messer mit umgeschlagenem Griffdorn (Taf. 51, A 2). Der Gürtelhaken des Grabes (Taf. 51, A 24) soll nach A. von Berg mit denjenigen vom Typ Grünwald nach I. Kilian-Dirlmeier verwandt sein444, weist jedoch Reste einer Ringöse auf. Die Gürtelhaken des Typs Grünwald sind aber durch einen umgelegten Haken gekennzeichnet445. Ringösen treten dagegen an den Typen Mühlau und Wilten auf. Ersterer scheidet aus, da die Längen erhaltener Stücke über 11 cm liegen446. Gut zu vergleichen sind hingegen die Gürtelhaken vom Typ Wilten, und zwar deren kleinere Gruppe mit einer durchschnittlichen Länge von 8 cm447, welche überwiegend der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) angehören, aber auch noch in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) vorkommen448. Punzverzierung wie beim Exemplar von Trimbs kommt wiederum nicht beim Typ Wilten, jedoch bei den Haken vom Typ Grünwald vor449, die in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert werden450. Die beiden Nadeln der Bestattung (Taf. 51, A 17-18) zählte A. von Berg allgemein zum Typ Wollmesheim nach W. Kubach und gab für sie eine Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) an451. Aufgrund des annähernd gleichmäßig gerundeten Kopfes und der vier Halsrippen können die Nadeln jedoch typologisch genauer bestimmt werden. Sie gehören demnach zur Variante Weinheim des

430 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 38: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 10, B 2; Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 42: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 20, A 9. 10. 431 Sperber, Untersuchungen Beil. 9: Kombinationstab. 3 Nr. 9. 35 – SB IIa (Ha A1). – Vgl. Kap. 2.1.2 ) Griffangelschwerter. 432 Sperber, Untersuchungen 169 Typ 47 a; 197 Typ 145. 433 Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 78: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 29, A 2. 434 Hofolding, Lkr. München, Oberbayern, Grab 5: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 185, D 5. 435 Außerdem umfaßt der Typ L. Sperbers nur Klingenquerschnitt und -form, nicht aber den Dorn bzw. die Griffbildung, die für typenchronologische Erwägungen durchaus relevant sind. 436 Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 437 Messer mit durchlochtem Griffdorn und einziehendem Klingenquerschnitt z. B.: Altensittenbach, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grab 2: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 46, 18; Bruchköbel, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab: H. Birkner, Prähist. Zeitschr. 34-35, 1949-1950 I, 270 Abb. 2, 31; Eggolsheim (54); Frankfurt a. M., Hessen, Osthafen, Grab 14: Herrmann, Funde Taf. 67, G; Frankfurt-Höchst, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Grab: ebd. Taf. 70, C 1; Fußgönheim, Kr. Ludwigshafen am Rhein, Rheinland-Pfalz, Grab: Betzler, Fibeln Taf. 87, A 6; Karlstein (85); Strullendorf, Lkr. Bamberg, Oberfranken, Grab 2: Hennig, Grabfunde 125 Abb. 19, 2; Unterhaching, Grab 13 (131). – Messer mit umgeschlagenem Griffdorn und stark profilierter Klinge z. B.: Acholshausen (149); Altensittenbach, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grab 1: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 47, 8; Frankfurt-Sindlingen, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Grab: Herrmann, Funde Taf. 74, A 7; Gammertingen, Grab von 1927 (69); Gosberg, Lkr. Forchheim, Oberfranken, Grab 12: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 8, 2; Holzgerlingen, Kr. Böblingen, Nordwürttemberg, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 7, C 1; Illingen, Kr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg, Grab: Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957 Taf. 16, A 9; Karbach, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken, Grab: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 13, 5; Lorsch, Kr. Bergstraße, Hessen, Grab (?): Herrmann, Funde Taf. 141, B; Lorsch, Kr. Bergstraße, Hessen, Hügel von 1838: ebd. Taf. 141, E 3; Neuenstadt am Kocher, Kr. Heilbronn, Nordwürttemberg, Grab 1: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 7, D 4; Oberbimbach, Kr. Fulda, Hessen, Grab: Müller, Bemerkungen 47 Abb. 15, 7; Oberpeiching (296); Poppenweiler, Kr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 8, A 2; Reichelsheim, Wetteraukreis, Hessen, Grab 1: Herrmann, Funde Taf. 119, A 1; Spachbrücken, Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen, Grab: ebd. Taf. 160, A 3; Viernheim (204); Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139).

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Sperber, Untersuchungen 318 Nr. 131. Sperber, Untersuchungen 49 Typ 87. – Vgl. ebd. Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 131 – Typen 81 und 87. 440 Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 110. 116-117. 121-122. 127-129. 150-151. 162. – Zu den Nachweisen siehe ebd. 317 f. 441 Durch die Zusammenfassung doch unterschiedlicher Messer zu einem Typ (die Gestaltung des Griffdorns spielt auch bei dieser Typendefinition keine Rolle; siehe oben zu Unterhaching, Grab 92) hat sich bei L. Sperber eine Verschiebung der Stufeninhalte ergeben, die z. B. auch die Schwertgräber von Wollmesheim (Sperber, Untersuchungen 317 Nr. 121) und Flonheim (ebd. 318 Nr. 128) betrifft. – Zu diesen Umdatierungen bezog L. Sperber in seiner Arbeit keine Stellung. 442 Jockenhövel, Rasiermesser 140 Nr. 261. 262 Taf. 22, 261. 262. 443 Jockenhövel, Rasiermesser 140 f. 444 von Berg, Untersuchungen 96. 445 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken Taf. 16, 160-164; 17, 165-167. 446 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 49 Nr. 91-94. 447 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 51 ff. 448 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 58. – Eine Zugehörigkeit des Gürtelhakens von Trimbs zu Variante 1 oder 2 nach I. Kilian-Dirlmeier (ebd. 51) ist nicht festzustellen, da das für eine Zuordnung ausschlaggebende Ende des Hakens abgebrochen ist. 449 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 58 ff. Taf. 16, 160-164; 17, 165-167. 450 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 60. 451 von Berg, Untersuchungen 93 f. 439

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Typs Wollmesheim, die durch zumeist drei bis vier Halsrippen ausgezeichnet ist452 und die vom Übergang Bz D/Ha A1 bis Ha A2 belegt werden kann453. Die Fragmente einer Bronzetasse (Taf. 51, A 25-26) wurden aufgrund des Henkels von A. von Berg in die Nähe der Tassen vom Typ Fuchsstadt, einer Leitform der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2), gestellt454. Charakteristisch für die Fuchsstadt-Tassen ist neben Verzierungslosigkeit des Tassenkörpers vor allem der Standring455, der für das Exemplar von Trimbs aber nicht nachzuweisen ist. Insofern das Henkelfragment von Trimbs mit demjenigen aus dem Steinkistengrab 1 von Eschborn (58) zu vergleichen ist, scheint A. von Bergs Zuordnung gerechtfertigt. Allerdings gibt es vergleichbare Henkel mit der typischen parallelen Rillenzier und zweifacher Nietung auch an Bronzetassen vom Typ Jenišovice456 bzw. JenišoviceKirkendrup457. Fraglich ist ferner die Ansprache des Blechstückes mit umgelegtem, schwach eingerolltem Rand (Taf. 51, A 25) als zu eben jener Tasse gehörig458. Zumindest aus der Literatur ist eine solche Randbildung für keinen Typ der spätbronzezeitlichen Blechtassen bekannt459. Insgesamt ist für Grab 3 von Trimbs eine Einordnung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) zu vertreten. Das Steinkistengrab 2 von Eschborn (17) ist außer dem Griffzungenschwert vom Typ Hemigkofen, Variante Uffhofen (Taf. 10, 1) mit mehreren Beigaben ausgestattet, die eine chronologische Zuweisung ermöglichen. So stellt der Armring vom Typ Hanau (Taf. 10, 10) nach datierbaren Funden eine Leitform der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) dar460. Der gleichen Stufe gehört auch die Nadel der Form Schwabsburg (Taf. 10, 14) an461, während jene mit horizontal profiliertem und annähernd doppelkonischem Kopf (Taf. 10, 9) zu einer Gruppe von chronologisch nicht näher faßbaren Nadeln gehört462. Die Bruchstücke einer FuchsstadtTasse (Taf. 10, 8) und ein Griffdornmesser mit geripptem Zwischenstück (Taf. 10, 11) werden in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) verwiesen463, wobei diese Messer eigent-

lich so selten sind, daß sie wohl kaum als Leitform, aber doch als typisch für die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) gelten können. Auch die Keramik mit Girlandenrillen und dazwischenliegenden kleinen, umrillten Buckeln (Taf. 10, 19. 21) stützt die Datierung des Grabes nach Ha A2464. Das Schwertgrab von Flonheim (63) enthielt ebenfalls eines jener mittelurnenfelderzeitlichen Messer mit profiliertem Zwischenstück (Taf. 31, B 6)465. Auch die Nadel mit seitlich abgerundetem Plattenkopf (Taf. 31, B 2) aus dem Grab spricht für diese zeitliche Einordnung. Solche Nadeln gehören in Hessen und Rheinhessen überwiegend der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an466. L. Sperber erzielte auf kombinationsstatistischem Wege eine Datierung des Grabes von Flonheim in seine Stufe SB IIa (Ha A1)467. Relevante Typen sind Schwerter der Variante Uffhofen des Typs Hemigkofen, Messer mit langgestreckter Klinge, gerader Schneide, gekrümmtem Rücken ohne Gegenschwung zur Spitze hin sowie mit keilförmigem Klingenprofil und schließlich Scheibenkopfnadeln468. Für das Messer gilt das gleiche, was zu demjenigen von Hemigkofen (79) bemerkt wurde: der Typ 87 L. Sperbers ist zu inhomogen, um als Typ Bestand zu haben. Zu den Scheibenkopfnadeln hatte schon W. Kubach bemerkt, daß sie überwiegend in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2), aber auch schon in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) vorkommen können469. Die beiden Vergleichsstücke zu der Flonheimer Nadel, die L. Sperber anführt, stammen aus dem äußersten Südwesten des Untersuchungsgebietes470. Während die Nadel aus Grab 29 von Niederweis eine andere Kopfbildung aufweist, ist die aus Grab 1 von Beckingen gut vergleichbar. Aus diesem Grab stammt ferner ein Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenprofil, das den Fund in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert471. Vor allem aufgrund des Messers mit profiliertem Zwischenstück scheint eine Datierung des Grabes von Flonheim (63) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) unmöglich, eine Zeitstellung in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) ist dagegen angebracht. Aus Pleidelsheim (112) liegt ein unsicherer Grabverband vor472, zu dessen Inventar neben einem Griffzungenschwert

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Kubach, Nadeln 430 ff. Taf. 69, 1046-1055; 70, 1056-1063. Kubach, Nadeln 443 f. 454 von Berg, Untersuchungen 93 f.; Sprockhoff, Handelsgeschichte 75 f. – Sie reichen noch bis in die Phase Ha B1, wo sie zugunsten der Tassen vom Typ Jenišovice-Kirkendrup auslaufen, wie H. Müller-Karpe dargelegt hat (Müller-Karpe, Beiträge 159). 455 z. B.: Prüssing, Bronzegefäße 22. – Vgl. auch Jacob, Metallgefäße 23 f. 456 z. B.: Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 4, 22. 457 z. B.: Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße Taf. 1, 6; 2, 10. 12-14; 3, 22. 458 von Berg, Untersuchungen 93 f.; ders., Bemerkungen 140 Nr. 23. 459 Überblicke über den Formenbestand: Jacob, Metallgefäße; Kytlicová, Bronzegefäße; Novotná, Bronzegefäße; Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße; Prüssing, Bronzegefäße. 460 Richter, Arm- und Beinschmuck 138 Nr. 839; 141. 461 Kubach, Nadeln 425 Nr. 1100; 435 Anm. 3-5. 462 Kubach, Nadeln 471 f. Nr. 1182; 472 ff. 463 Richter, Arm- und Beinschmuck 141; Schauer, Schwerter 162 Anm. 8. – Messer mit profiliertem Zwischenstück (ausgenommen sind die Ha BMesser, die eine andere Klingenführung haben; außerdem ist in Ha B das Zwischenstück viel zahlreicher vertreten, womit wohl eine Ableitung aus Ha A2-Vorbildern zu rechtfertigen ist; ferner scheint ein typologischer Übergang von verziertem Griffansatz zu Zwischenstück greifbar): Bornmühle bei Nieder-Rosbach, St. Rosbach, Wetteraukreis, Hessen, Grab: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 44, D 2; Eschborn, Steinkistengräber 1 und 2 (58. 17); Flonheim (63); Frankfurt am Main, Hessen, Stadtwald, Distr. Holzhekke, Einzelfund aus Hügel von 1877: Herrmann, Funde Taf. 75, G; Marzoll, Lkr. Berchtesgadener Land, Oberbayern, Grab 1: M. Hell, Bayer. Vorgeschbl. 17, 1948, 28 Abb. 5a, 5; Nieder-Rosbach, St. Rosbach, Hessen, aus Grab: Herrmann, Funde Taf. 115, C 1; Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 69, 453

3; Courcelles-Chaussy, Dép. Moselle, Lorraine, Grab (?): Jockenhövel, Rasiermesser in Westeuropa 100 Nr. 309 Taf. 72, B 1. 464 Dehn, Urnenfelderkultur 55; Müller-Karpe, Beiträge 175; Schauer, Schwerter 164 Anm. 11. 465 Siehe dazu Kubach, Nadeln 463 f.: das Messer mit durchlochtem Griffdorn und Zwischenstück vertrete „eine erst in der mittleren Urnenfelderzeit beginnende und in der jüngeren Urnenfelderzeit in veränderter Gestalt fortlebende Form“. 466 Kubach, Nadeln 465. 467 Sperber, Untersuchungen 318 Nr. 128. 468 Sperber, Untersuchungen 48 Typen 79. 81; 49 Typ 87. – Vgl. ebd. Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 128. 469 Kubach, Nadeln 464 Anm. 12-17. 470 Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 112 (Niederweis, Kr. Bitburg, Rheinland-Pfalz, Grab 29: Kolling, Bronzezeit Taf. 7, 1722) und Nr. 127 (Beckingen, Kr. Merzig-Wadern, Saarland, Grab 1: ebd. Taf. 32, 6-8). 471 A. Kolling datierte beide Gräber in seine Zeitgruppe 3, entsprechend Ha A1 nach H. Müller-Karpe (Kolling, Bronzezeit 87; 96; 100). 472 Vgl. die unterschiedlichen Angaben bei L. Lindenschmit, AuhV 1, 1 (Mainz 1858) Taf. 2, 15; Behrens, Bronzezeit 237 Nr. 593; Paret, Urgeschichte 50 f. – widersprüchlich zu den Fundortangaben S. 172 ebd., die den Grabfund wahrscheinlich machen; ders., Württemberg 150; Schauer, Schwerter 161 Nr. 474; 162 Anm. 9; Dehn, Urnenfelderkultur 31; 104;

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vom Typ Hemigkofen, Variante Elsenfeld (Taf. 45, D 1) ein Griffplattenmesser mit zweischneidiger Spitze (Taf. 45, D 2) gehört. Obwohl das Messer in direktem Zusammenhang mit den frühurnenfelderzeitlichen Schneidegeräten mit dolchartiger Spitze steht473, ist die Klingennase mit der des Griffdornmessers eines Grabes von München-Untermenzing aus der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) vergleichbar474. Somit dürfte das Pleidelsheimer Messer für sich genommen an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) zu stellen sein475. Hingegen gehört das Schwert des Grabes wegen seiner deutlich weidenblattförmigen Klinge frühestens in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1). Ebenfalls zur Variante Uffhofen des Typs Hemigkofen rechnet das Schwert aus dem 1969 entdeckten Grab von Mimbach (95 – Taf. 40, B1), für das keine genauere Datierung als allgemein Ha A-zeitlich zu ermitteln ist. Zur Nadel mit doppelkegelförmigem, getreppt profiliertem Kopf und vertikal gestricheltem Mittelstück (Taf. 40, B 2) gibt es keine direkten Parallelen. Es lassen sich aber einige Nadeln anführen, die gewisse formaltypologische Ähnlichkeiten mit derjenigen von Mimbach aufweisen476. Unzutreffend scheint die Annahme, daß es sich um eine vor allem im Moselgebiet verbreitete Form der Mohnkopfnadel handele477, die zum Bestand der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zählten478. Auch die ähnlichen Nadeln lassen keine exaktere Datierung für diejenige von Mimbach zu – teils sind es undatierte Einzelfunde479, die allgemein Ha A-zeitlich sein werden480, andere stammen aus Gräbern der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2)481. Knickwandschalen, deren Innenseiten mit bogen- bzw. halbkreisförmigen Dekorelementen in Kammstrichtechnik verziert sind, gelten als charakteristisch für die rheinisch-schweizerisch-ostfranzösische Urnenfeldergruppe und für die Stufe Ha A insgesamt482. Sowohl Grab A 22 von Ballern-Rech483 als auch dasjenige von FrankenthalEppstein484 enthalten Keramik, die bei becherartiger Gefäßform, nach Art des Mimbacher Grabes, mit einem zweifach horizontalen Linienband mit unten anschließenden senkrechten Strichbündeln verziert ist485. Die Bestattung von Fran-

kenthal-Eppstein und Grab D 4 von Ballern-Rech hat L. Sperber seiner Stufe SB IIb (Ha A2) zugeordnet486. Das Grab D 4 von Ballern-Rech487 wurde von A. Kolling zusammen mit Grab A 22 desselben Fundortes488 der Zeitgruppe 3 – also der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)489 zugerechnet490. W. Kubach zählte die Nadel des Grabes zur Ha A-zeitlichen Variante Mosbach des Typs Wollmesheim491. In diese Zeitstufe gehört auch der Zwillingsarmring vom Typ Speyer jener Bestattung492. Das Grab von Frankenthal-Eppstein enthielt ein zweischneidiges Rasiermesser vom Typ Stockheim493. Dieser Typ ist von A. Jockenhövel lediglich aufgrund des Hortes vom eponymen Fundort in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert worden494. Von einer Datierung des Grabes von Frankenthal-Eppstein sah A. Jockenhövel hingegen ab495. Auch die Strichbündelverzierung kann damit höchstens eine allgemein Ha A-zeitliche Datierung anzeigen. Die Verzierung mit einer Kombination hängender und aufsitzender Girlanden bzw. Metopenzier an den beiden Bechern mit scharfem Umbruch (Taf. 40, B 5-6) ist bislang ohne Parallelen496. Wie die Diskussion zeigt, ist es nicht möglich, das Schwertgrab von Mimbach genauer als allgemein in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) zu datieren497. Das aus einem Grab stammende Griffzungenschwert vom Typ Hemigkofen, Variante Uffhofen von Boppard (42 – Taf. 24, D 1), kann nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) zugewiesen werden. Das Schwert von Flonheim (63) und das aus dem Steinkistengrab 2 von Eschborn (17) sind die einzigen exakt datierbaren Waffen der Variante Uffhofen. Beide gehören der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an. Falls der Fund von Pleidelsheim „geschlossen“ ist, ließe er für das Bopparder Grab (42) eine Herabdatierung um eine Stufe in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zu und führte zu einer allgemein Ha A-zeitlichen Einordnung dieses Grabes. Da es zu den verschollenen Beifunden498 aus Grabhügel 2 des Lorscher Waldes (90)499 keine genauen Angaben gibt,

Beck, Beiträge 149 (zu Taf. 59, 1); Stary, Häuptlingsgrab 72 Nr. 82; Schauer, Gemeinsamkeiten 216 Nr. 37. 473 Hundt, Skelettgrab 45 ff. 474 Müller-Karpe, Urnenfelder 23 Taf. 1, A 3. – Vgl. Schauer, Schwerter 162 Anm. 10. 475 Für die Gruppe der Messer mit zweischneidiger Spitze ist die Gestaltung des Griffes bislang singulär. 476 z. B.: Altheim, Kr. Homburg, Saarland, Hügel 15: Kolling, Bronzezeit Taf. 31, 3; Ernzen, Kr. Bitburg, Rheinland-Pfalz, Streufund: S. Gollub, Neue Funde der Urnenfelderkultur im Bitburger Land. Trierer Zeitschr. 32, 1969, 21 Abb. 9, 2; Eschborn, Steinkistengrab 2 (17; Taf. 10, 9); Irlich, Kr. Neuwied, Rheinland-Pfalz, Grab: Dohle, Urnenfelderkultur Taf. 25, G 4; Wollmesheim, Grab 1 (30; Taf. 21, B 22). – Vgl. Kolling, Schwertgrab 50 mit Abb. 6. 477 So Kubach, Nadeln 385 mit Anm. 36. 478 Kubach, Nadeln 385 mit Anm. 38. – Nämlich aufgrund des hier besprochenen Grabes. 479 Altheim und Ernzen (s. o.). 480 Entsprechend Irlich (s. o. sowie Kubach, Nadeln 384). 481 Eschborn und Wollmesheim (s. o.). 482 Vgl. Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1 Typ 96. 483 Ballern-Rech, Kr. Merzig-Wadern, Saarland, Grab A 22: Kolling, Bronzezeit Taf. 18, 7-14. 484 Frankenthal-Eppstein, Kr. Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz, Grab: Zylmann, Urnenfelderkultur Taf. 14, B. 485 Sperber, Untersuchungen 49 Typ 88; Kolling, Bronzezeit Taf. 18, 10; Zylmann, Urnenfelderkultur Taf. 14, B 3.

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Sperber, Untersuchungen 318 Nr. 163. 164; Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 164. 163. 487 Ballern-Rech, Kr. Merzig-Wadern, Saarland, Grab D 4: Kolling, Bronzezeit Taf. 23, 1-7. 488 Kolling, Bronzezeit Taf. 18, 7-14. 489 Kolling, Bronzezeit 87; 96. 490 Wohl, weil die Nadel noch nicht typologisch und chronologisch bestimmt wurde. 491 Kubach, Nadeln 429 Anm. 39; zur Datierung siehe ebd. 443. 492 Richter, Arm- und Beinschmuck 132 Anm. 2. 493 Jockenhövel, Rasiermesser 53 f. Nr. 36. 494 Jockenhövel, Rasiermesser 53 f. Nr. 35. 495 Anders D. Zylmann (Zylmann, Urnenfelderkultur [Text] 112), der das Grab von Frankenthal-Eppstein dann aufgrund des Rasiermessers analog in Bz D einordnete. 496 So schon Kolling, Schwertgrab 49. 497 Nach L. Sperbers Untersuchungen gehört die Bestattung von Mimbach in seine Zeitstufe SB IIa (Ha A1) (Sperber, Untersuchungen 318 Nr. 130; Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 130, Typen 78, 80-81, 83, 88, 94, 96 und 97. – Zur Typendefinition ebd. 47 ff.). – Diese Umdatierung rührt von der zeitlichen Fixierung der Schwerter vom Typ Hemigkofen, Variante Uffhofen (Sperbers Typ 81) in die Stufe SB IIa her, welche wiederum durch die unzutreffende Definition der Messer in den oben besprochenen Schwertgräbern bedingt ist (Typ 87; – vgl. dazu weiter oben). 498 Bronzestifte (möglicherweise die Schwertniete), weitere Bronzen, Golddrahtfragmente und Keramik.

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kann diese Bestattung lediglich anhand des Schwertes (Taf. 39, D) entsprechend dem Bopparder Grab in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) datiert werden. Brandgrab 1 von Elsenfeld (15) wird durch Keramik mit breiten Horizontalriefen, deren untere girlandenartig gerafft, wobei in deren Zwickel Buckel angebracht sind500 (Becher der Form Nauheim nach W. Kubach)501, in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert. Einen weiteren Anhaltspunkt für die Datierung der Schwerter vom Typ Hemigkofen, Variante Elsenfeld502 bietet das unter der Steinkiste III gelegene Grab von Latdorf mit einer Waffe dieses Typs503. Diese Bestattung gehört der älteren Periode IV der Nordischen Bronzezeit an504, die in etwa der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) entspricht505. So bieten die beiden Gräber von Elsenfeld und Latdorf die einzige Möglichkeit, Grab 5 von Lorsch (91), aus dem lediglich das Schwert (Taf. 39, E) überliefert ist, mit einiger Wahrscheinlichkeit in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) zu datieren. Ein weiteres Griffzungenschwert der Variante Elsenfeld (Taf. 46, A) stammt vermutlich aus einer Grablege von Pleidelsheim (113) und dürfte wie die genannten Gräber zu datieren sein506. Das verschollene Schwert aus einem Grab bei Mengen (94), zu dem Beifunde nicht zugeordnet werden können, kann lediglich analog der Zeitstellung von HemigkofenSchwertern samt den Varianten Uffhofen und Elsenfeld nach Ha A datiert werden. Da für das Schwert (Taf. 5, B 1) aus einem Grab von Prien a. Chiemsee (9) keine exaktere Typenzuweisung möglich ist, kann auch dieses wie das Schwert von Mengen (94) nur allgemein in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) eingeordnet werden. Die Lanzenspitze mit geflammtem Blatt (Taf. 5, B 2) scheint ihres Querschnittes wegen singulär und bietet keinen Anhaltspunkt für eine genauere Datierung507.

und das mittlere Scheldegebiet, weiter über die Oberpfalz bis Oberösterreich508, wobei die geringe Zahl keine Konzentration erkennen läßt. Das Inventar von Mönlas (100) dürfte ehemals aus einem Grabfund stammen509. P. Schauer ordnete es der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zu, mit der Begründung, daß die Nadel (Taf. 42, A 4) älter sei als das Messer510. Da zu den beiden als Schwerthaken (Taf. 42, A 3) und Scheidenmundblech (Taf. 42, A 2) angesprochenen Bronzen keine Parallelen aus der älteren und mittleren Urnenfelderzeit vorliegen, bleiben zur Datierung des Fundes die Nadel mit doppelkonischem, vom Schaft abgesetztem Plattenkopf sowie das Messer mit durchlochtem Griffdorn, keilförmigem Klingenquerschnitt, gebogenem Klingenrücken und Zier auf Klinge und Rücken (Taf. 42, A 4-5). Die Nadel fügt sich in eine Reihe vergleichbarer Exemplare ein, für die es Belege sowohl aus der älteren (Ha A1)511 als auch mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2)512 gibt. Das Griffdornmesser besitzt zwar einen für die Stufe Ha A1 charakteristischen Klingenquerschnitt, deutet darüber hinaus mit Klingenform und -verzierung bereits auf die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) hin. So liegt aus dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab 13 von Unterhaching (131) ein Griffdornmesser mit vergleichbarer Rückenform vor, wobei der Klingenquerschnitt aber nicht keilförmig ist, sondern einen verdickten Rücken aufweist (Taf. 52, B 2). Ein diesem Exemplar ähnliches Messer kommt im Inventar des Grabes 58 von Gernlinden aus der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) vor513. Aufgrund dieser Anhaltspunkte wird man das mutmaßliche Grab von Mönlas an den Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A1/A2), spätestens aber ganz an den Beginn der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) datieren müssen. 2.1.3.8 Griffzungenschwerter vom Typ Locras Das Schwert aus dem 1927 gefundenen Grab von Gammertingen (69) steht dem Typ Locras nahe. Das Gammertinger Grab liegt im mitteleuropäischen Verbreitungsgebiet dieser Schwerter in dessen südöstlichem Bereich514.

2.1.3.7 Griffzungenschwerter vom Typ Letten Das Griffzungenschwert von Mönlas (100) gehört dem Typ Letten an. Die wenigen Fundpunkte der Letten-Schwerter streuen von der nördlichen Schweiz über das mittlere Seine499 Die Numerierung der Gräber des Lorscher Waldes von 1 bis 8 wurde aus praktischen Gründen entsprechend den Katalognummern 522-529 bei Herrmann, Funde 151 f. vergeben. 500 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 8. 501 Schauer, Schwerter 164 Anm. 11. – Zur Definition der Form Nauheim: Kubach, Nadeln 453 mit Anm. 6. 502 Schauer, Schwerter 163 Nr. 480; Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 1. 503 Latdorf, Kr. Bernburg, Bez. Halle, Sachsen-Anhalt: H. Behrens, Inv. Arch. Deutschland (Bonn 1964) D 127; Schauer, Schwerter 164 Anm. 4 (Typenzugehörigkeit). 504 H. Behrens, Inv. Arch. Deutschland (Bonn 1964) D 126-127; von Brunn, Hortfunde 74 Anm. 4; 299. 505 Ebd. – Vgl. Schauer, Schwerter 164 f. Anm. 2. 506 Die vermutete Zugehörigkeit zu einem Grab ist in der Literatur etwas undeutlich erklärt; sie ist einerseits mit der Patina des Schwertes (Schauer, Schwerter 164 Nr. 488), die derjenigen anderer Schwerter, welche aus Gräbern stammen entspricht und die sich deutlich von derjenigen von Moorund Gewässerfunden unterscheidet, zu begründen (siehe ebd. Gräber). Die Zugehörigkeit erhellt außerdem aus der Formulierung bei Paret, Urgeschichte 172, welche seltsamerweise seiner eigenen Äußerung ebd. 50 widerspricht. 507 Vgl. Kap. 2.2.5) Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen.

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Schauer, Schwerter 167 Taf. 121, A. Dafür spricht die Patina, die für Gewässerfunde atypisch ist, aber auch die Kombination der Funde. – Der von Schauer, Schwerter 167 Anm. 1 zitierte Fundbericht, nach welchem die Gegenstände zusammen gefunden worden sein sollen, konnte nicht ermittelt werden. 510 Schauer, Schwerter 167. 511 z. B.: Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 8: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 14, E 8 mit Gürtelhaken vom Typ Wilten, Variante 2 (Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 55 f. Nr. 151); ebd., Grab 37: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 18, A 9 mit Gürtelhaken vom Typ Wilten (KilianDirlmeier, Gürtelhaken 52 f. Nr. 115); ebd., Grab 88: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 24, A mit Gürtelhaken vom Typ Wilten, Variante 2 (KilianDirlmeier, Gürtelhaken 56 Nr. 152). 512 z. B.: Brandgrab 1 von Elsenfeld (15): Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 9. – Zur Grabdatierung s. o. 513 Gernlinden, Lkr. München, Oberbayern, Grab 88: Müller-Karpe, Urnenfelder 50 Taf. 34, E 4. 514 Schauer, Schwerter 179 Taf. 122, A. 509

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Die Beigaben des Gammertinger Grabes (69) zählen zu den Leitinventaren für die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)515. An typischen Formen stammen aus dieser Grablege das Messer mit umgeschlagenem Griffdorn516, kräftig profiliertem Klingenquerschnitt und strichverziertem Rücken (Taf. 33, 10), der Armring vom Typ Hanau (Taf. 33, 15)517 sowie ein Zylinderhalsgefäß mit Girlandenriefen (Taf. 33, 49)518.

aber der Heftflügel in Frage. Rhombischen Klingenquerschnitt weisen die mittelurnenfelderzeitlichen Griffzungenschwerter der Typen Hemigkofen, Letten und Erbenheim auf524. Mindestens drei oder mehr Nietlöcher in den Heftschultern sind bei entsprechendem Klingenquerschnitt nur für die Schwerter vom Typ Erbenheim belegt, wonach die Zugehörigkeit der Bruchstücke des Gammertinger Schwertes zu diesem Typ möglich erscheint. Die datierbaren Exemplare dieser Schwertreihe gehören der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an525. Das Schwert aus dem Gammertinger Grab wurde vor der Niederlegung auf dem Scheiterhaufen zerbrochen. H. Reim, der das Grab 1981 veröffentlichte526, datierte den Fund in die Stufe Ha A2527, wobei er annahm, daß die Metallbeigaben die Datierung stützten528. Typologisch ansprechbar sind das Fragment eines Drillingsarmringes vom Typ Framersheim (Taf. 11, 29), eine Nadel mit gedrücktem Kugelkopf und rippenverziertem Schaft (Taf. 11, 5) sowie drei mehr oder minder gut erhaltene Doppelknöpfe (Taf. 11, 3-4. 17). Drillingsarmringe vom Typ Framersheim wurden von I. Richter allgemein der älteren Urnenfelderzeit (Ha A) zugewiesen529, ihr Ursprung läge aber möglicherweise sogar in der Bronzezeit-Stufe D530. Parallelen zur Nadel mit gedrücktem Kugelkopf und rippenverziertem Schaft dürften am ehesten unter dem von W. Kubach definierten Typ Wollmesheim zu suchen sein531. Für die Schaftform finden sich unter diesen jedoch keine Parallelen, da bei dem genannten Typ Kopf und Rippenzone in einem Stück angefertigt und im Verbundguß auf den Nadelschaft aufgegossen wurde. Die Nadeln vom Typ Wollmesheim werden in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A1 und A2) datiert532. Ausschließlich nach der Kopfform der Gammertinger Nadel533, können auch die von W. Kubach zusammengestellten verschiedenen Nadeln mit einfachem kugeligem bis doppelkonischem Kopf534 zum Vergleich herangezogen werden. Unter dieser Gruppe stammt eine Nadel mit kleinem flachkugeligem Kopf und profiliertem, offenbar fein geripptem Hals, die leider undatiert ist, aus einem Hügel im Ostheimer Stadtwald535. Zwar deutet nach W. Kubach die Rippung dieser Nadel auf solche des Typs Binningen hin, ein Zusammenhang sei aber nicht erkennbar536. Das von H. Reim als Vergleich zur Gammertinger Nadel herangezogene Exemplar aus dem 1933 entdeckten Grab von EfringenKirchen537 ist jener Gruppe verschieden gestalteter Nadeln

2.1.3.9 Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim Den Griffzungenschwertern vom Typ Erbenheim sind diejenigen aus Gammertingen, Grab von 1971 (18)519, Wollmesheim, Grab 1 (30), Bönnigheim (41), Heilbronn (78) und aus dem Steinkistengrab 1 des eponymen Fundortes WiesbadenErbenheim (139) zuzuordnen. Derartige Griffzungenschwerter bilden drei Verbreitungsschwerpunkte: an der Mainmündung, zwischen Maas und Niederrhein und an der Themsemündung. Darüber hinaus sind sie von der Bretagne bis zum Niederelbegebiet sowie vom Oberlauf des Po bis in den Westen Ungarns bekannt520. Aufgrund des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn und profiliertem Klingenquerschnitt (Taf. 55, A 2), des zweischneidigen Rasiermessers mit X-fömiger Griffverstrebung (Taf. 55, A 9)521 sowie der Keramik mit an Buckeln gerafften Riefen und Girlandenriefen (Taf. 55, A 13-14), kann die Datierung des Steinkistengrabes 1 von WiesbadenErbenheim (139) in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) als gesichert gelten. Ein Schwertfragment, das H. Reim den Griffangelwaffen zuwies, stammt aus dem 1971 entdeckten Grab von Gammertingen (18). Es handelt sich um ein Klingenbruchstück mit rautenförmigem Querschnitt, an dem H. Reim den für Griffangelschwerter charakteristischen Übergang von Klinge zu Angel erkannte (Taf. 11, 1 b)522. Unter den Bronzefragmenten fand sich jedoch auch das Fragment eines Gegenstandes (Taf. 11, 1 a), dessen Funktion sich für H. Reim nicht deutlich zu erkennen gab523. Die stegartige Verdickung sowie die gleichmäßige Durchlochung legen nahe, daß es sich um das Griffbruchstück eines Griffzungenschwertes handeln könnte. Dabei kommt wegen des geringen Abstandes von Steg zu Durchlochung nicht die Zungenbrücke, wohl 515 Entsprechend oftmals als Stufe Gammertingen in der Literatur bezeichnet. 516 Selbiger auf den Abbildungen schwer zu erkennen. 517 Richter, Arm- und Beinschmuck 141 mit Anm. 3. 518 z. B.: Dehn, Urnenfelderkultur 55; Müller-Karpe, Beiträge 175. – Die beiden barocken Nadeln sind nach W. Kubach formal zwar mit der Form Schwabsburg verwandt, diese Verwandtschaft sei jedoch nicht eng genug, um die Stücke danach zuzuordnen (Kubach, Nadeln 45 Anm. 17). Die Bemerkung, die Nadeln gehörten auch noch der gleichen Zeit an, hat eigentlich nichts mit dieser Verwandtschaft zu tun, sondern ist durch die Datierung des Gammertinger Grabes selbst bedingt. 519 Zur Typologie vgl. weiter unten. 520 Schauer, Schwerter 169 Taf. 121, A. 521 Jockenhövel, Rasiermesser 135 Nr. 235. – In diesem Falle datierte A. Jockenhövel das Rasiermesser nach dem Schwert, dem Griffdornmesser und der Keramik. – Allgemein gehören die zweischneidigen Rasiermesser mit Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung überwiegend der Stufe Ha A2 an (Jockenhövel, Rasiermesser 105-138; – vgl. ebd. Taf. 82). 522 Reim, Brandgrab 128 Nr. 14; 130. 523 Reim, Brandgrab 128 Nr. 11.

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Schauer, Schwerter Taf. 68, 468; 69, 471-473; 70, 477; 71, 479-482; 72, 484. 488; 73, 494; 74, 497; 75, 503. 504; 76, 505. 507. 508. 525 Schauer, Schwerter 167; 170. 526 Reim, Brandgrab. 527 H. Reim setzte irrtümlich die ältere Urnenfelderzeit mit H. Müller-Karpes Ha A2 gleich: Reim, Brandgrab 137; 140. 528 Reim, Brandgrab 137. 529 Richter, Arm- und Beinschmuck 132; 136. 530 Richter, Arm- und Beinschmuck 136 Anm. 4. 531 Kubach, Nadeln 422 ff. Taf. 67-71. 532 Kubach, Nadeln 439-446. 533 Der Kopf, der aus einer stark zinnhaltigen Bronze besteht, wurde nachträglich auf den Schaft aufgesetzt (Reim, Brandgrab 128 Nr. 19 Abb. 6, 7; 11, 2). 534 Kubach, Nadeln 481 ff. Taf. 76, 1212-1218; 77; 78, 1259-1267. 535 Ostheim, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Stadtwald, Grabhügel: Kubach, Nadeln 484 Nr. 1266 Taf. 78, 1266. 536 Kubach, Nadeln 487. 537 Efringen-Kirchen, Kr. Lörrach, Südbaden, Grab: Reim, Brandgrab 136; Kimmig, Urnenfelderkultur Taf. 20, A 1.

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anzuschließen538. Ein Vergleichsstück zur Form eines am Hals gerippten Nadelschaftes, auf den ein Kopf im Überfangguß aufgesetzt wurde, ist nicht auszumachen. Ansonsten wird man die Nadel von Gammertingen aufgrund ihrer doch recht ähnlichen Kopfbildung mit den Nadeln vom Typ Wollmesheim vergleichen539 und damit allgemein in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) datieren können. Für Doppelknöpfe stammt der jüngste Nachweis aus dem späturnenfelderzeitlichen Grab 316 von Zuchering540; die übrigen datieren im allgemeinen nach Ha A und mehrheitlich in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)541. Einen besseren Datierungsanhalt für das Gammertinger Inventar bietet die Keramik, mit für die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) charakteristischer Girlandenverzierung (Taf. 11, 45. 49. 52)542. Über die Datierung des Grabes 1 von Wollmesheim (30) in diese Zeit (Ha A2) herrscht fast völlige Übereinstimmung. Lediglich L. Sperber datierte es in seine Stufe SB IIa (Ha A1). Die beiden Bergen vom Typ Wollmesheim (Taf. 22, 17-20) sind chronologisch nicht exakt zu fassen: ihre Zeitstellung reicht von der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) bis zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1)543, jedoch stammen die datierten Exemplare aus Hessen und Rheinhessen sämtlich aus älter- und mittelurnenfelderzeitlichen Zusammenhängen544. Der gleichen Zeit gehören die Drillingsarmringe vom Typ Framersheim, Variante Framersheim (Taf. 22, 15-16)545 an, obwohl I. Richter annimmt, deren Anfänge könnten vielleicht schon bis in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) zurückreichen546. P. Schauer begründete seinen Datierungsvorschlag in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) mit der Spindelkopfnadel (Taf. 21, B 22), dem Messer mit wenig geschweifter Klinge, durchlochtem Dorn und breitem Klingenquerschnitt mit schmal abgesetzten Schneiden (Taf. 21, B 15) sowie den beiden Drillingsringen547. P. Betzler ordnete die Fibel (Taf. 21, B 16) des Wollmesheimer Grabes 1 den zweiteiligen Drahtbügelfibeln vom Typ Burladingen zu, die allgemein Ha A-zeitlich zu datieren sind, übernahm aber für das Wollmesheimer Grab 1 in Anlehnung an H. MüllerKarpe dessen Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)548. W. Kubach sprach die einzelne Nadel des Grabes als Spinnwirtelkopfnadel mit glattem Schaft und vollständig verziertem, leicht profiliertem Kopf an. Die beiden anderen Nadeln (Taf. 22, 1-2) gehören seiner Meinung nach wahrscheinlich zur Variante Weinheim des Typs Wollmesheim549. W. Kubachs Datierung richtete sich nach P. Schauers Vorgabe für das Schwert sowie nach dem Vergleich mit dem Grab von Speyer (122), das er für gleichzeitig mit den bei-

den Gräbern 1 und 2 von Wollmesheim hielt550. D. Zylmann schließlich wies darauf hin, daß der einzige Datierungshinweis für mittelurnenfelderzeitliche Zeitstellung des Wollmesheimer Grabes 1 das Griffzungenschwert vom Typ Erbenheim (Taf. 21, B 1) sei, da dieser Typ in dem nach Ha A2 datierten Steinkistengrab 1 von Wiesbaden-Erbenheim (139) vorkomme551. Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt werden im allgemeinen als Leitform der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) angesprochen, wobei das Wollmesheimer Exemplar einige abweichende Merkmale aufweist. Der Ansatz des Griffdorns ist verziert552, bei breitem Klingenquerschnitt und schmal abgesetzter, leicht eingezogener Schneide. Die Dornverzierung ist an Messern der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) geläufig und scheint in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zu fehlen553. Des weiteren fanden sich Bruchstücke eines oder zweier Messer mit ähnlichem Klingenquerschnitt in dem mittelurnenfelderzeitlichen, 1971 entdeckten Grab von Gammertingen (18). Selbst wenn man das Wollmesheimer Messer zur Gruppe mit keilförmigem Klingenquerschnitt zählt, widerspricht dies nicht einer Einordnung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2). Vergleichbare Klingenquerschnitte gibt es durchaus an Messern mit durchlochtem und umgeschlagenem Griffdorn der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2)554. 550

Kubach, Nadeln 439; 443 Anm. 160; 444 Anm. 166. – Das Grab von Speyer wird aber wohl nach Ha A1 zu datieren sein. – Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 551 Zylmann, Urnenfelderkultur (Text) 237; ebd. 236 f. ist die Chronologie des Grabes in vergleichbarer Weise wie dies hier geschieht, diskutiert worden. 552 Krahe, Grabfund 9 Abb. 6, 11. – Diese Verzierung ist D. Zylmann entgangen, obwohl er selbst G. Krahes Abb. bearbeitete (Zylmann, Urnenfelderkultur [Text] 106 mit Anm. 132: nur ein Griffdornmesser mit verziertem Rücken aus der Pfalz bekannt; 107 mit Anm. 137). 553 Messer mit durchlochtem, verziertem Griffdorn und/oder verziertem Klingenrücken z. B.: Eggolsheim (54); Gundelsheim, Grab 1 (74); Heidesheim, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, Grab 2: Betzler, Fibeln Taf. 87, E 3; Hemigkofen (79); Irlich, Kr. Neuwied, Rheinland-Pfalz, Grab 1: von Berg, Bemerkungen 77 Abb. 7, 5; Karlstein (85); Wollmesheim, Grab 1 (30); Mönlas (100); Nieder-Mockstadt, Wetteraukreis, Hessen, Hügel 12: Herrmann, Funde Taf. 101, E 2; Unterhaching, Grab 13 (131); Aldrans, VB Innsbruck, Tirol, Österreich, Grab 1: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 33, B 2; Linz-Kleinmünchen-Au, VB Linz, Österreich: zu Erbach, Funde Taf. 38, 1. – Anscheinend sind im Arbeitsgebiet die datierbaren Ha A1zeitlichen Messer mit durchlochtem Griffdorn überwiegend unverziert. – Das Grab von Heidelberg, welches ebenfalls ein Messer mit verziertem und durchlochtem Griffdorn enthielt (Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 65, B 1), wurde von A. Jockenhövel eben wegen des Messers und von W. Kubach aufgrund von Messer und Rasiermesser der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zugewiesen (Jockenhövel, Rasiermesser 97 Nr. 124; Kubach, Nadeln 444 mit Anm. 164). Nun ist das Rasiermesser bislang das einzige datierte seines Typs (Jockenhövel, Rasiermesser 97 f. – Typ Lampertheim) und die allgemein Ha A-zeitliche Stellung der Nadeln vom Typ Wollmesheim, Variante Weinheim (Kubach, Nadeln 431 Anm. 61) ist bereits verschiedentlich hervorgehoben worden. Daneben basiert A. Jockenhövels Datierung des Grabes auf typologischen Vergleichen der Rasiermesser (Jockenhövel, Rasiermesser 98), wobei zu beachten ist, daß – wie gesagt – außer dem Heidelberger Exemplar alle Rasiermesser des Typs Lampertheim undatiert sind. Schließlich berücksichtigte A. Jockenhövel (ebd.) die Verzierung des Heidelberger Messers nicht. Daher erscheint diese Beweisführung als Stütze für die hier interessierende Diskussion zu vage. 554 Messer mit umgeschlagenem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt z. B.: Bad Friedrichshall-Jagstfeld, Kr. Heilbronn, Nordwürttemberg, Hügel 3: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 3, A 11; Darmstadt, Hügel 2 (220); Gernsheim, Kr. Groß-Gerau, Hessen, Grab: Herrmann, Funde Taf. 162, B 1; Grundfeld, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken, Grab d: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 19, 24; Heilbronn, Nordwürttemberg, Grab 1: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A 2; Hochheim, Main-Taunus-Kreis, Hessen, aus Grab:

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Kubach, Nadeln 486 Anm. 11. Kubach, Nadeln 422 ff. Taf. 67-71. Zuchering, St. Ingolstadt, Oberbayern, Grab 316: Schütz, Fund 78 ff. 541 Vgl. Kap. 2.1.7.3.2) Doppelknöpfe. – Lediglich das Grab von Acholshausen (149) gehört an den Übergang Ha A2/B1 – siehe Kap. 2.2.18.1) Schlichte Lanzenspitzen mit langem Blatt. 542 Dehn, Urnenfelderkultur 55; Müller-Karpe, Beiträge 175. 543 Richter, Arm- und Beinschmuck 66 Anm. 1; 67. 544 Richter, Arm- und Beinschmuck 67. 545 Richter, Arm- und Beinschmuck 134 Anm. 2. 546 Richter, Arm- und Beinschmuck 136 mit Anm. 4. 547 Schauer, Schwerter 170 mit Anm. 3-4. 548 Betzler, Fibeln 32 Nr. 52; 36 mit Anm. 9. 549 Kubach, Nadeln 365 mit Anm. 6; 431 Anm. 60. 539 540

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Auch kommt ein keilförmiger Klingenquerschnitt noch an jüngeren Messern vor, wie Beispiele aus der „Wasserburg“ Buchau zeigen555. Die Siedlung wird der mittleren bis späten Urnenfelderzeit (Ha A2 bis Ha B3) zugewiesen556. Die Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt gelten in erster Linie als Leitform der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1), können aufgrund von Verzierung oder Zwischenstück aber durchaus noch der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zugewiesen werden. Weitere Anhaltspunkte, die zur Stützung der chronologischen Einordnung des Wollmesheimer Grabes 1 in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) beitragen, ergeben sich aus der typologischen Nähe des Schwertes zu jüngerurnenfelderzeitlichen Griffzungenwaffen vom Typ Mainz557. Überdies weist der Klingenquerschnitt des Wollmesheimer Schwertes, dessen schmaler Klingenmittelwulst relativ flach in die Schneiden übergeht, auf eine derartige Zeitstellung hin. Vergleichbare Querschnitte kommen an dem Schwert von Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), aber auch an den ebenfalls jüngerurnenfelderzeitlichen558 Schwertern von Dörnigheim559, Otterstadt560 und Forel561 vor. L. Sperber hat mit seiner chronologischen Untersuchung für Grab 1 von Wollmesheim eine Zuordnung zu seiner Stufe SB IIa (Ha A1) erzielt562. Unter den von ihm herangezogenen Typen finden sich solche von allgemein Ha A-zeitlicher Stellung, darunter die Bergen vom Typ Wollmesheim563, Wellenbügelfibeln vom Typ Burladingen564, Drillingsringe vom Typ Framersheim565 und Nadeln vom Typ Wollmesheim566. Der Typ 78 (nach L. Sperber) umfaßt sämtliche Knickwandschalen mit senkrechtem oder schrägem Oberteil und breiter, schräg abgewinkelter Randlippe567, die nach seiner Kombinationstabelle568 in dieser Umschreibung die Stufen SB Ia (frühes Bz D) bis SB IIIb (Ha B3)

durchlaufen. Hier bezieht sich L. Sperber auf eine von F. Sprater dem Inventar des Grabes 1 zugewiesene Knickwandschale, die verschollen und ihmzufolge überdies unverziert ist (Taf. 22, 26)569. Damit stehen L. Sperbers Typen 96 und 97 infrage, die sich auf verzierte Knickwandschalen und allgemein auf Kammstrichdekor beziehen570. Der noch erhaltene Becher des Grabes (Taf. 22, 24) wird von L. Sperber seinem Typ 76 zugeschrieben (schlanke doppelkonische Becher mit Schrägrand)571. Nun ist nicht nur der Rand des Bechers nicht erhalten, sondern darüber hinaus hat sich D. Zylmann bei der typologischen Ansprache des Stückes nur zurückhaltend geäußert572. Als eine weitere Form zog L. Sperber aus Grab 1 von Wollmesheim den S-förmigen Haken mit Öse und eingehängtem Ring (Taf. 21, B 21) heran, wobei alle vier bekannten Belege dieser Form aus der Pfalz stammen573. Ihre chronologische Stellung hängt mit der Datierung des Speyerer Grabes (122) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zusammen574. Die Nadel mit doppelkonischem, getreppt profiliertem Kopf hat L. Sperber unter Hinweis auf die von A. Kolling zusammengestellten Formen, welche der Nadel aus Mimbach (95) vergleichbar sind, dieser Nadelgruppe (mit etwa flach-doppelkonischem Kopf und mit vertikalen Strichen verzierter Mittelzone) angeschlossen575. Die letztgenannte Verzierung trifft für die Wollmesheimer Nadel nicht zu, die außerdem einen verzierten Schaft aufweisen soll576. Zu den Typen von L. Sperbers Kombinationstabelle gehören auch Messer mit lang gestreckter Schneide und gekrümmtem Rücken ohne Gegenschwung der Klinge zur Messerspitze hin, die überdies ein keilförmiges Klingenprofil aufweisen577. Zu diesen zählt L. Sperber auch das Messer mit durchlochtem Griffdorn, keilförmigem Klingenprofil und verziertem Schneidenansatz des Wollmesheimer Grabes578. Schließlich können zu den beiden Armringen mit rundem Querschnitt, sich verjüngenden Enden und Strichverzierung keine Parallelen namhaft gemacht werden579. Da demnach sämtliche Typenansprachen L. Sperbers für eine Feinchronologie des Grabes 1 von Wollmesheim (30) unzutreffend sind, muß seine Datierung des Fundes in die Stufe SB IIa (Ha A1) als unbegründet angesehen werden. Dagegen können für

Herrmann, Funde Taf. 85, B 4; Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis, Nordwürttemberg, Grab 1: Schultze-Naumburg, Brandgräber Taf. 10, 6; Trimbs, Grab 3 (129); Undenheim, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, Grab 3: D. Zylmann, Ein Bestattungsplatz der Urnenfelderkultur von Undenheim, Lkr. Mainz-Bingen. Mainzer Zeitschr. 82, 1987, 208 Abb. 5, 3; Wiesbaden-Bierstadt, Stkr. Wiesbaden, Hessen, Grab 1: Herrmann, Funde Taf. 97, D 1. – Das Messer mit durchlochtem Griffdorn, keilförmigem Klingenquerschnitt und Zwischenstück von Flonheim (63) ist auch wegen des Klingenumrisses vergleichbar; genauso, bei gleichfalls eingezogener Schneide, das Messer mit durchlochtem Griffdorn und eingezogenem Klingenquerschnitt aus Grab 58 von Gernlinden, Lkr. München, Oberbayern (Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 34, E 4). – Alle genannten Beispiele sind der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zuzuweisen. 555 Kimmig, Wasserburg Taf. 8, 2. 7. 9. 10; 9, 2. 4. 6. 7; 10, 2. 3. 6. 7. 556 Kimmig, Wasserburg 40. 557 Vgl. das Schwert von Eschborn, Steinkistengrab 1 (58). 558 Schauer, Schwerter 171; 180 f. 559 Dörnigheim, Main-Kinzig-Kreis, Hessen: Schauer, Schwerter Taf. 76, 510. 560 Otterstadt, Kr. Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz: Schauer, Schwerter Taf. 80, 533. 561 Forel, Kt. Fribourg, Schweiz: Schauer, Schwerter Taf. 81, 537. 562 Sperber, Untersuchungen 317 Nr. 121; Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 121: Typen 73, 76, 78, 80, 84, 87, 90-93, 96-97. – Zur Typendefinition vgl. ebd. 47-51. 563 Sperber, Untersuchungen 50 Typ 91. 564 Sperber, Untersuchungen 50 Typ 92. 565 Sperber, Untersuchungen 50 Typ 93. 566 Sperber, Untersuchungen 49 f. Typ 90. – Hierbei handelt es sich um die Varianten Eschersheim, Plaidt, Mosbach, Weinheim und Osthofen, für die W. Kubach eine allgemein Ha A-zeitliche Stellung angibt (Kubach, Nadeln 441-444). 567 Sperber, Untersuchungen 47 Typ 78. 568 Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1.

569

Sprater, Fürstengrab 99 f. mit Abb. Sperber, Untersuchungen 51 Typen 96-97. – Auch bei den übrigen von F. Sprater abgebildeten Keramikbruchstücken ist keine Kammstrichverzierung zu erkennen (Sprater, Fürstengrab Abb. S. 100). 571 Sperber, Untersuchungen 47 Typ 76. 572 Zylmann, Urnenfelderkultur Taf. 87, A 1; ebd. (Kat.) 196: Typ XVI (Zylinderhalsbecher mit Schrägrand). – Diese Angabe ist von D. Zylmann zu Recht mit einem Fragezeichen versehen worden. 573 Sperber, Untersuchungen 49 Typ 84. 574 Sperber, Untersuchungen Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 122 (Wollmesheim, Grab 2), Nr. 147 (Schifferstadt-Burgstraße) und 148 (Speyer, hier Nr. 122; – vgl. Kap. 2.1.2.1] Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching). 575 Sperber, Untersuchungen 48 Typ 80. – Die Varianzbreite sowie die chorologische und chronologische Stellung der hier zusammengefaßten Nadeln ist weiter oben bereits besprochen worden. 576 Zum Nadelkopf vgl. Krahe, Grabfund 9 Abb. 6, 3. – Zylmann, Urnenfelderkultur (Kat.) 196 Nr. 267 (ansonsten nicht in der Literatur wiedergegeben). 577 Sperber, Untersuchungen 49 Typ 87. 578 Abgesehen davon ist die Schneide des Wollmesheimer Messers leicht eingezogen. 579 Sperber, Untersuchungen 47 Typ 73. – Unter diesem Typ hat L. Sperber sämtliche rundstabigen, zu den Enden verjüngten Armringe subsumiert, welche strichverziert sind. Dabei ist die unterschiedliche Art der Ritzverzierung für ihn ohne Bedeutung. 570

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eine Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) einige Argumente vorgebracht werden. Aus einem Grab von Heilbronn (78) stammen außer einem Schwert (Taf. 36, C 1) Keramikscherben, ein Bronzeniet (Taf. 36, C 2) und die Fragmente einer Bronzeplatte (Taf. 36, C 3). Für die Datierung der Bestattung sind sie ungeeignet. Nach der Restaurierung der aus der Grablege stammenden Gefäßscherben580 war es möglich, die Keramik zuzuordnen (Taf. 36, C 4-7). R. Dehn konnte zwar vier Gefäße genau bestimmen, datierte sie aber nach dem Schwert581. Für Keramik mit breiten Horizontalriefen wird hier in der Regel älterurnenfelderzeitliche Datierung vertreten582, sie kann aber auch noch in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) vorkommen, so beispielsweise im Steinkistengrab 1 von Wiesbaden-Erbenheim (139)583. In Grab 1 von Heilbronn584, das durch ein Messer mit umgeschlagenem Griffdorn585 und ein zweischneidiges Rasiermesser mit Rahmengriff und Xförmiger Griffverstrebung586 in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert wird, fand sich nicht nur ein der Knickwandschale des Heilbronner Schwertgrabes vergleichbares Exemplar587, sondern auch ein Gefäß mit breiten Horizontalriefen588. Eine weitere Knickwandschale sowie Keramik mit girlandenartig gerafften Riefen und umrieften Buckeln stammt ferner aus Grab 2 desselben Fundortes589. Aufgrund der datierbaren Schwerter vom Typ Erbenheim aus den drei Gräbern von Gammertingen, Grab von 1971 (18), Wollmesheim, Grab 1 (30) und Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139) und da Keramik mit breiten Horizontalriefen noch für die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) zu belegen ist, erscheint eine Datierung des Heilbronner Grabes in eben jene Stufe gerechtfertigt. Das Griffzungenschwert von Bönnigheim (41 – Taf. 24, A), das möglicherweise einem Grab entstammt590, kann als Einzelfund wie die Erbenheim-Schwertgruppe in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert werden.

dem Typ Mainz an, der im Gebiet zwischen Niederrhein und oberer Donau verbreitet ist592. Als ausschlaggebende Beigabe für eine Datierung des Steinkistengrabes 1 von Eschborn (58) hat das reichverzierte Griffdornmesser mit Zwischenstück und eingezogenem Klingenquerschnitt zu gelten (Taf. 30, A 6). In einem Grab von Kornwestheim ist ein sehr ähnliches Messer zusammen mit einer wellenverzierten Eikopfnadel gefunden worden593, die als Leitform der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) erkannt ist594. Die Benennung der Stufe Ha B1 als Eschborn-Stufe595 konnte verschiedentlich mit guten Gründen abgelehnt, und die damit verbundenen Inventare konnten teilweise umdatiert werden596. Dadurch entstanden Irritationen über die Datierung des Eschborner Grabes597. M. K. H. Eggerts Argument, das Bruchstück eines riefenverzierten Zylinderhalsgefäßes (Taf. 30, A 3) gehöre auf jeden Fall nach Ha A598, hat insofern Bestand, als nachgewiesen werden wurde, daß es sich um eine Leitform der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) handelt, die aber auch noch in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) vorkommt. Auf eine erneute Aufzählung verschiedener Vergleichsbeispiele für die Verzierungen von Messer und Rasiermesser des Fundes wird an dieser Stelle verzichtet, da A. Jockenhövel dies ausführlich tat599. Daß FuchsstadtTassen (Taf. 30, A 5) noch bis in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) hineinreichen, dort aber zugunsten der Bronzetassen vom Typ Kirkendrup bzw. Jenišovice-Kirkendrup, als Leitform dieser Stufe, auslaufen, hat bereits H. Müller-Karpe begründet dargelegt600. So wird man das Steinkistengrab 1 von Eschborn (58) mit einiger Berechtigung an den Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) stellen dürfen. Die chronologische Stellung des Grabes 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21) hat Th. Ruppel ausführlich diskutiert601, weswegen die einzelnen Formen hier nicht noch einmal besprochen werden. Th. Ruppel konnte schlüssig ausführen, daß das Inventar des Grabes wie jenes von Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), das mit dem Fund von Hennef (Sieg)-Geistingen in engem Zusammenhang steht, an den Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) zu stellen ist602.

2.1.3.10 Griffzungenschwerter vom Typ Mainz Die Schwerter aus dem Steinkistengrab 1 von Eschborn (58) und aus Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21)591 gehören

592

Schauer, Schwerter 172 f. Taf. 121, B. Kornwestheim, Kr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 13, B. 594 z. B. Kubach, Nadeln 495 ff.; Müller-Karpe, Beiträge 159. 595 Jockenhövel, Rasiermesser 147. 596 Eggert, Urnenfelderkultur 38; 115; D. Zylmann, Zur Problematik der Stufe Eschborn. Bonner Jahrb. 178, 1978, 115-124. 597 Eggert, Urnenfelderkultur 118 Anm. 732. – Seltsamerweise hat M. K. H. Eggert für die Begründung der Datierung einige Vorgaben H. Müller-Karpes angezweifelt (Eggert ebd.; vgl. Müller-Karpe, Beiträge 177 f.), andere, wie die treffende Feststellung H. Müller-Karpes, Fuchsstadt-Tassen liefen bis in Ha B1 hinein (Müller-Karpe, Beiträge 159), dabei aber außer acht gelassen (Eggert ebd.). 598 Eggert, Urnenfelderkultur 118 Anm. 732. 599 Jockenhövel, Rasiermesser 147 Anm. 6-7; 148 Anm. 2-9. – Vgl. auch Schauer, Schwerter 172 Anm. 9-11. 600 Müller-Karpe, Beiträge 159. – Vgl. auch Jockenhövel, Rasiermesser 148; Prüssing, Bronzegefäße 23 f.; Novotná, Bronzegefäße 7; Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße. 601 Ruppel, Urnenfelderzeit 85-90; – ebd. 168 f. Nr. 79 ausführliche Literaturliste. 602 Ruppel, Urnenfelderzeit 86 f.; 89. – L. Sperber ordnete das Inventar seiner Stufe SB IIc (Ha B1) zu (Sperber, Untersuchungen 321 Nr. 297 Beil. 5: Kombinationstab. 1 Nr. 297). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß in 593

580

W. Mattes, Fundber. Schwaben N. F. 15, 1959, 146 f. Taf. 23, B. Dehn, Urnenfelderkultur 55. 582 Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 583 Auch im Grab von Oberhausen, Kr. Karlsruhe, Nordbaden (Kimmig, Urnenfelderkultur Taf. 4, D) datiert das Trichterhalsgefäß mit breiten Horizontalriefen (ebd. Taf. 4, D 2) wegen des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn (ebd. Taf. 4, D 4) nach Ha A2. – Das bedeutet für Keramik mit breiten Horizontalriefen allgemein, daß sie zwar primär eine Leitform der Stufe Ha A1 darstellt, daß bei entsprechenden Beifunden aber auch eine jüngere Datierung vertretbar ist, wie dies auch für Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt begründet werden konnte. 584 Heilbronn, Nordwürttemberg, Grab 1: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A. 585 Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A 2. 586 Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A 1. – Vgl. Jockenhövel, Rasiermesser 118 Nr. 179. 587 Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A 6. 588 Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 6, A 14. 589 Heilbronn, Nordwürttemberg, Grab 2: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 5, B 4. 5. – In der Bildunterschrift versehentlich mit Grab 1 beschriftet. 590 Paret, Urgeschichte 50; 172; Schauer, Schwerter 169. 591 Schauer, Schwerter 171 Nr. 511; 172 mit Anm. 2. 581

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ausschließliche Vorkommen der bekannten Griffzungenschwerter vom Typ Großauheim in Flüssen und Mooren Süddeutschlands. Ferner weist das Stück eindeutig eine Moorpatina auf. W. Kubach griff den Fund erneut auf, wobei er eine pollenanalytische Untersuchung heranzog, welche ergab, daß zur Zeit der Niederlegung der Rhein an dieser Stelle das Flußbett bereits verlassen hatte und daß in der Folge die Torfbildung zeitlich mit der Niederlegung zusammengefallen sein müßte. Die erwähnten Gefäßscherben vermochte W. Kubach nicht zu beurteilen, schloß aber aufgrund von Moorpatina und Pollenanalyse, daß es sich bei dem Fund von Ludwigshafen am Rhein-Maudach um eine Deponierung handeln müsse613. Ganz offensichtlich scheint der Umstand, daß das Schwert mit Keramik zusammen gefunden wurde, unzureichend berücksichtigt. Letztendlich ist der Befund aber wegen der ungünstigen Überlieferungslage nicht mehr zu kategorisieren614. Die Datierung des Schwertes beruht wie bei der Chamer Waffe der Otterstadt-Gruppe auf typologischen Überlegungen. Wegen der Verwandtschaft vor allem mit den späturnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern der Typen Auvernier und Tachlovice615, deren chronologische Einordnung unumstritten ist, gehören die Großauheim-Schwerter wohl ebenjener Zeit an616. Gegen eine späturnenfelderzeitliche Datierung der Griffzungenschwerter des Typs Großauheim hat sich S. Hansen ausgesprochen617. Seine abwägende Diskussion endet letztendlich in der Aussage, daß ein Zusammenhang des jüngerurnenfelderzeitlichen Schwertes aus Grab 63 von Klentnice618 mit den Großauheim-Schwertern klar auf der Hand liege619. Er führte zwar die starke Ausbauchung der Griffzungen bei Schwertern des Typs Großauheim an620, beachtete dieses typologische Merkmal jedoch in der Diskussion nicht weiter. Das Schwert von Klentnice selbst besitzt, ebenso wie das Exemplar des Weinheimer Fundes (Taf. 54, C), eine deutlich fließender gestaltete Griffbegrenzung621. Hingegen ist die von P. Schauer hervorgehobene Ausbauchung der Griffe bei Auvernier- und Tachlovice-Schwertern im Vergleich mit dem Griffumriß von Großauheimschwertern überaus deutlich622.

2.1.3.11 Griffzungenschwerter der Gruppe Otterstadt Das vielleicht zu einem Grabfund gehörende Schwert von Cham (48) wird den wenigen Griffzungenschwertern der Gruppe Otterstadt zugerechnet, die aus Rheinhessen, der Oberpfalz, Oberbayern und Nordost-Ungarn stammen603. P. Schauer hat die Chamer Waffe (Taf. 26, C) anhand typologischer Vergleiche allgemein nach Ha B datiert604. Für eine frühe Datierung (Ha B1) spricht die Verwandtschaft mit den Griffzungenschwertern vom Typ Mainz, dessen Grabfunde, wie dargelegt, an den Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) datiert werden konnten, ferner die Verwandtschaft mit dem Typ Säckingen, dessen einziges datiertes Inventar der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) angehört605. Für eine Zeitstellung innerhalb der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) spricht hingegen die Verwandtschaft der Waffen der Gruppe Otterstadt mit den Griffzungenschwertern vom Typ Großauheim, die P. Schauer wegen der Verbindungen mit Vollgriffschwertern u. a. der Typen Auvernier und Tachlovice in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) einordnete606. Die Griffzungenschwerter vom Typ Großauheim, Variante Kesselstadt können nur allgemein nach Ha B gewiesen werden607. Nach der vorliegenden Literatur kann nicht näher begründet werden, ob es sich nun bei dem Schwert von Cham um einen Grab-, Einzel- oder Hortfund handelt608. Nach allem Dafürhalten wäre jedoch die Zuordnung zu einem Grabfund ungewöhnlich609. 2.1.3.12 Griffzungenschwerter vom Typ Großauheim Das Griffzungenschwert von Ludwigshafen am RheinMaudach (92) gehört zu den Schwertern vom Typ Großauheim, die ansonsten ausschließlich aus Flüssen oder Mooren stammen610. Sie sind mit einem deutlichen Schwerpunkt im Rhein-Main-Neckargebiet verbreitet611. Genauso unsicher wie die Zuweisung des Chamer Schwertes zu einem Grabfund ist auch die desjenigen von Ludwigshafen am Rhein-Maudach (Taf. 40, A), allerdings soll dieses mit einem weitmundigen, bauchigen Tongefäß zusammen gefunden worden sein612. Gegen einen Grabfund spricht das

182 Nr. 542 und bei Ch. Seewald, Die Urnenfelderkultur in der Rheinpfalz (ungedr. Diss. Freiburg 1957) 363. 613 W. Kubach, Arch. Korrbl. 15, 1985, 181 mit Anm. 18-20. 614 Selbst wenn die Torfbildung gleichzeitig mit der Niederlegung einsetzte, könnte es sich noch um ein zum letztmöglichen Zeitpunkt angelegtes Grab handeln. 615 Daneben sind auch Merkmale der Typen Tarquinia, Weltenburg und Mörigen angezeigt worden. 616 Schauer, Schwerter 183. 617 Hansen, Studien 15. 618 ěíhovský, Messer Taf. 43, A 1. 619 Hansen, Studien 15. 620 Hansen, Studien 13 Anm. 77. 621 ěíhovský, Messer Taf. 43, A 1. 622 Schauer, Schwerter 183 Anm. 7. – Vgl. die Griffumrisse der von MüllerKarpe, Vollgriffschwerter Taf. 67-69 zusammengestellten Schwerter mit jenen bei Schauer, Schwerter Taf. 81, 539; 82, 541. 543; 85, 547. – Mit Recht hat P. Schauer das Schwert von Ehingen nach Ha B1 verwiesen (Schauer, Schwerter 184 f. Nr. 545 Taf. 85, 545) und einer Datierung der Variante Kesselstadt nach Ha B1 und Ha B3 Raum gelassen. Wegen der überaus großen Ähnlichkeit in der Griffbildung wird man wohl auch die Kesselstadt-Schwerter vom eponymen Fundort (Schauer, Schwerter Taf. 85, 547) und Großauheim (ebd. Taf. 82, 546) dem Typ Großauheim anschließen und somit der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) zuweisen dürfen.

L. Sperbers Stufengliederung Übergangshorizonte nicht zum Ausdruck kommen. 603 Schauer, Schwerter 180 Taf. 122, A. 604 Schauer, Schwerter 180. 605 Schauer, Schwerter 173 Nr. 518. 606 Schauer, Schwerter 182 f. 607 Schauer, Schwerter 184 f. 608 Die älteste Erwähnung durch A. Essenwein und J. Mestorf (A. Essenwein u. J. Mestorf, Katalog der im germanischen Museum befindlichen vorgeschichtlichen Denkmäler [Rosenberg’sche Sammlung] [Nürnberg 1887] 98 Nr. 6023) nennt für das Schwert keine Herkunftsangabe. 609 Für einen Fund, der zumindest von festem Land stammen dürfte, spricht die mehrfache Zerbrechung (mehr als acht Stücke) des Schwertes, was einerseits als rituelle Behandlung an die mehrfach zerbrochenen Schwerter aus Gräbern – hauptsächlich im bayerischen Raum –, andererseits an Hortfunde denken läßt. Bei einem Gewässerfund dürfte das Stück wohl kaum in seiner Vollständigkeit überliefert auf uns gekommen sein. 610 Schauer, Schwerter 182 f. 611 Schauer, Schwerter 183 Taf. 122, A. 612 K. Kaiser, Mitt. Hist. Ver. Pfalz 51, 1953, 59; Zylmann, Urnenfelderkultur (Kat.) 106 f. Nr. 120. – Dagegen als Einzelfund bei Schauer, Schwerter

31

nenfelderzeit (Ha A2/B1) entspricht631. Wegen des Fehlens der Beifunde ist eine exaktere Zeitstellung für das Säckinger Grab nicht zu ermitteln.

2.1.3.13 Griffzungenschwerter vom Typ Klentnice Das Griffzungenschwert von Weinheim (137) mit einem losen Antennenknauf wurde von P. Schauer dem Typ Klentnice zugeordnet. Es besteht aus der älteren Klinge eines zerbrochenen Schwertes, bei der die fehlende Griffzunge im Verbundguß durch eine neue ersetzt und das Schwert insgesamt überarbeitet wurde623. Die Schwerter vom Typ Klentnice sind von Nordjütland bis Oberitalien und vom Marneunterlauf bis Nordostungarn verbreitet; ein Zentrum ist dabei nicht zu erkennen624.

2.1.3.15 Griffzungenschwerter von unbestimmtem Typ Die fünf Schwerter aus Zuchering, Grab 348 (33) und Hurlach (83), von Mindelheim (96), Pichl (111) und Singen (Hohentwiel) (121) können keinem Typ urnenfelderzeitlicher Griffzungenschwerter zugewiesen werden.

Da die Beifunde des Griffzungenschwertes vom Typ Klentnice aus dem Grab von Weinheim (137) verschollen sind625, ist es zulässig, das Schwert (Taf. 54, C) an die chronologische Einordnung des namengebenden Fundortes anzuhängen und somit in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) zu datieren626.

Aus Grab 348 von Zuchering (33) stammen neben Fragmenten eines Griffplattenschwertes auch solche von einem Griffzungenschwert, die bislang aber noch nicht näher bestimmt werden können. Das Beigabeninventar der Brandbestattung erlaubt dem Vorbericht von C. Schütz-Tillmann und J. Drukkenmüller zufolge eine Datierung in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)632. Auch zur 1997 ausgegrabenen Doppelbestattung von Hurlach (83) gehörte unter anderem ein Griffzungenschwert, welches aber durch das Bestattungsfeuer so stark verbrannt ist, daß es keinem Typ mehr zugewiesen werden kann. St. Winghart, der den Grabfund veröffentlichte, wies ihn aufgrund von im Inventar enthaltenen Nadeln des Typs Horgauergreut sowie, neben weiteren, auch Turban- und Vasenkopfnadeln633 der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zu634. Vom Mindelheimer Griffzungenschwert (Taf. 40, C) kann nur vermutet werden, daß es einst Bestandteil einer Bestattung gewesen ist, da es aus dem Bereich eines urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes stammt635. Mit dem Versuch, das Schwert typologisch zu datieren, läßt sich keine genaue Zeitstellung festlegen. Merkmale sind unter anderem die gebauchte Griffzunge mit hörnerartig auslaufenden Stegen, die an Griffzungenschwertern ab der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) vorkommen636. Klingenform und -querschnitt sowie Heftbildung lassen hingegen zeitliche Nähe zu den Schwertern vom Typ Reutlingen möglich erscheinen637. Die Heftbildung wiederum erinnert an die Asenkofen-Schwerter, bei welchen jedoch der Klingenquerschnitt stärker ausgeprägt ist638. Die Klinge weist weniger auf ein Rapier als vielmehr auf ein Hieb-Stich-Schwert der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) hin. Auch fehlen den Mittelwulst begleitende Rillen. Folglich kann man für das Mindelheimer Schwert nur eine Zeitstellung zwischen der ausgehenden jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) annehmen. Auch die Zugehörigkeit der Bronzen von Pichl (111) zu einem Grab kann nicht als gesichert gelten. Gleichwohl vermeinte H. P. Uenze, sie als zusammengehörig ansprechen zu

2.1.3.14 Westeuropäische Griffzungenschwerter Zu westeuropäischen Griffzungenschwertern gehört die Waffe von Säckingen (118). Dieses Schwert (Taf. 47, B), dessen Beifunde (bronzenes Kettengehänge und Bronzeknopf – möglicherweise ein Nadelkopf) verloren sind, wird zu den westeuropäischen Griffzungenschwertern der Gruppe der épées avec lamée pistilliforme atlantique gerechnet627. Diese Schwerter sind in der Gruppe von Saint-Brieuc-des-Iffs nach J. Briard628 vertreten, die ursprünglich in der bretonischen Hortfundchronologie die Stufe Bronze Final II umschrieb und mit Ha A parallelisiert wurde629. Durch neuere Forschungen werden die Horte der Gruppe Saint-Brieuc-des-Iffs an den Übergang von BF IIb nach BF IIIa gestellt630, was in mitteleuropäischer Terminologie dem Übergang von der mittleren zur jüngeren Ur-

623

Schauer, Schwerter 175. Schauer, Schwerter 176 Taf. 121, B. 625 Kleine Bronzeringe und Tonscherben. 626 Die Datierung des Grabes 63 von Klentnice hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vom Übergang Ha A2/B1 (J. ěíhovský, Pam. Arch. 47, 1956, 286), über Ha B1 (ders., Das Urnengräberfeld von Klentnice. Fontes Arch. Pragenses 8 [Prag 1965] 17 ff.; 49 Abb. 14), dann nach Ha B1/B2 (ěíhovský, Messer 54 Nr. 183: Stufe Klentnice II) verschoben und wird neuerdings der Phase Ha B1 zugeordnet (Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße 4 Nr. 5). Dies hängt u. a. mit dem Leitformcharakter der Tasse vom Typ Jenišovice-Kirkendrup für die letzgenannte Phase zusammen (Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße 3 ff.; vgl. auch Novotná, Bronzegefäße 7). – Natürlich fällt die typologische Vergleichbarkeit mit den Antennenschwertern vom Typ Lipovka, denen H. Müller-Karpe die Schwerter von Weinheim und Klentnice zugeordnet hatte (Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 52 Nr. 7. 11) auf (vgl. Schauer, Schwerter 174). Die enge Verwandtschaft mit dem Schwert von Klentnice ist jedoch ungleich zwingender, zumal es für den danach benannten Typ ausreichend Belege gibt, um ihn als solchen zu rechtfertigen (Schauer, Schwerter 174) und die Typologie der Griffzungenschwerter von derjenigen der Vollgriffschwerter getrennt betrachtet wird. 627 Vgl.: Colloque Nemours Typ 33 Liste Nr. 112. – Eine Durchsicht der dort angegebenen Schwerter zeigt, wie dringend eine für diese schon lange geforderte typenchronologische Aufarbeitung notwendig wäre. 628 Briard, Dépôts 175 ff. 629 Briard, Dépôts 198. 630 P. Brun u. C. Mordant, Le Bronze final IIb-IIIa en Ile-de-France. In: Colloque Nemours 298. – Vgl. ebd. 301 Abb. 6. 624

631

W. Kimmig, Les «Champs d’Urnes» d’Europe centrale. Remarques à propos de colloque de Nemours. In: Colloque Nemours 11-15 mit synchronistischer Tabelle. 632 Schütz-Tillmann u. Druckenmüller, Doppelbestattung 53. 633 Winghart, Totenfolge 71 Abb. 42. 634 Winghart, Totenfolge 70 f. 635 E. Holzbaur u. J. Striebel, Bayer. Vorgeschbl. 37, 1972, 151 f.; 155 Abb. 49, 2; Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 109; 212 f. Abb. 32. 636 Vgl. Schauer, Schwerter 115. 637 z. B.: Schauer, Schwerter Taf. 60, 409. 638 z. B.: Schauer, Schwerter Taf. 48, 331. 332.

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können639. Das Griffzungenschwert (Taf. 45, B 1) ist zwar ein Unikat640, seine Klinge gestattet jedoch in Hinblick auf Form und Querschnitt eine Verbindung beispielsweise mit einigen Vollgriffschwertern vom Typ Riegsee641. Das beschädigte zweischneidige Rasiermesser mit ehemals wohl ovalem Blatt (Taf. 45, B 2) gehört zu einer Gruppe mit organischem Griff und leichtem Blattausschnitt642, deren relativ gut vergleichbare Exemplare aus dem südlichen Mitteleuropa eine Zeitstellung von der mittleren Bronzezeit643 bis zur älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)644 anzuzeigen scheinen645. Als weitaus bessere Belege, zumal für den Blattausschnitt, erweisen sich westeuropäische Rasiermesser, wobei der Vförmige Einschnitt oftmals von einer Durchlochung begleitet wird646. Vom Verbreitungsbild her sind die Stücke mit einfachem V-förmigem Blattausschnitt ohne Durchlochung auf die britischen Inseln beschränkt647. Sie stammen dort aus spätbronzezeitlichen Befunden, wenn nicht sogar aus dem Übergang zur Eisenzeit648. Das Bruchstück der Messerklinge (Taf. 45, B 3), welches nach H. P. Uenze ebenfalls zum Inventar von Pichl gehören soll, und das nicht zu bestimmen ist, trägt nicht zur Einordnung des angeblichen Grabfundes bei. Eine 1950 ausgegrabene Bestattung von Singen (Hohentwiel) (121) erbrachte als interessanteste Beigabe ein eisernes Schwert649. Dem Grabungsbefund zufolge wurde die Waffe wohl auf dem Deckel einer Holzkiste niedergelegt, welche die Brandbestattung und die übrigen Beigaben schützte650. Wegen der starken Korrosion ist der Eisenschwert-Typ nur schwer zu bestimmen. Bei der Frage, ob es sich um ein Griffplatten- oder Griffzungenschwert handelte, spricht für letzteres, daß die jüngsten Griffplattenschwerter der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) bzw. allenfalls noch dem Übergang Bz D/Ha A1 angehören651. Ungewöhnlich für

urnenfelderzeitliche Griffzungenschwerter ist eine waagerecht plazierte, paarweise Anordnung von Nieten, wie sie das Singener Schwert aufweist. Zwei weitere Nietlöcher sind ansatzweise noch am abgebrochenen oberen Ende des Heftes zu erkennen. Nur die frühhallstattzeitlichen Griffzungenschwerter vom Typ Steinkirchen-Gündlingen aus dem beginnenden 8. Jahrhundert v. Chr.652 besitzen paarweise angeordnete Nietlöcher – allerdings in anderer Position653. W. Kimmig nahm an, daß das Schwert in den Kontext hallstattzeitlicher Entwicklung gehöre, schloß aber späturnenfelderzeitliche Stellung keinesfalls aus654. Den Herausbildungsprozeß hallstattzeitlicher Griffzungenschwerter der Arten Gündlingen und Mindelheim hat P. Schauer ausführlich beschrieben655. Demnach regten „ProtoHallstattschwerter“656 des nordfranzösischen Küstengebietes, die aus späturnenfelderzeitlichen Fundverbänden vornehmlich West-, aber auch Mittel- und Nordeuropas stammen657, die englische Schwertproduktion des Typs Ewart Park an658. Von jenen leitete er die westeuropäischen Hallstattschwerter des Themse-Typs ab659, die ihrerseits schließlich als Vorbilder der bronzenen Gündlingen-Schwerter dienten660. Andere Hallstatt-Schwertformen seien von dieser Entwicklung kaum beeinflußt worden, sondern in der Hauptsache autochthon entstanden661. Für eine Datierung des Singener Grabes 164 (121) in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) kann bereits die einzige Metallbeigabe in der Grabkammer herangezogen werden. Dabei handelt es sich um eine Nadel mit kleinem horizontalem Scheibenkopf662. Diese Nadeln sind des öfteren mit überwiegend späturnenfelderzeitlichen kleinköpfigen Vasenkopfnadeln vergesellschaftet und werden deshalb entsprechend datiert663. Auch die Keramik des Singener Grabes664 – 22

639

Uenze, Grabfund. Die von H. P. Uenze (Uenze, Grabfund 89) angegebenen Verbindungen typologischer Merkmale des Schwertgriffes zu Schwertern Dänemarks und Norddeutschlands konnten anhand der Literatur nicht nachvollzogen werden. 641 z. B.: Behringersdorf, Grab 5 (14); Gräfensteinberg (72); Riegsee, Hügel 9 (115) sowie das Schwert aus einem Grab von Alteiselfing (35). – Vgl. dazu aber auch den Klingenquerschnitt eines Vollgriffschwertes von unbekanntem Typ aus Unterhaching, Grab 13 (131), welches nach Ha A2 datiert. 642 Jockenhövel, Rasiermesser 51 ff. Taf. 3, 28-34. 643 Unterbrunnham, Gde. Tachtering, Lkr. Traunstein, Oberbayern, Hügel 2: Jockenhövel, Rasiermesser 51 f. Nr. 30 Taf. 3, 30. 644 Bzw. Tirol II: Mühlbachl, VB Steinach, Tirol, Grab 96: Jockenhövel, Rasiermesser 52 f. Nr. 31 Taf. 3, 31. 645 H. P. Uenze hatte auf slowakische Parallelen verwiesen (Uenze, Grabfund 89), für die es aus der hier referierten Gruppe von Rasiermessern keine Belege gibt (Jockenhövel, Rasiermesser 51 f. Nr. 28-34). 646 z. B.: Jockenhövel, Rasiermesser in Westeuropa Taf. 9, 147. 149; 10, 164. 165. 167. 647 All Cannings Cross, Wiltshire, England, Siedlungsfund: Jockenhövel, Rasiermesser in Westeuropa 76 Nr. 209 Taf. 12, 209; Braes of Gight, Aberdeen, Schottland: ebd. 76 Nr. 210 Taf. 12, 210; Rathinaun, Lough Gara, Co. Sligo, Irland, Siedlungsfund: ebd. 76 Nr. 216 Taf. 12, 216. 648 Ebd. 76 f. 649 Brestrich, Grabfunde Taf. 33, 5. 650 Holzreste sind zwar nicht nachgewiesen, die Holzkammer ist aber dem Grabungsbefund nach als ehemals vorhanden anzunehmen. Eine 0,15 m mächtige, sterile Schicht trennte das Schwert von den übrigen Beigaben. Möchte man bezweifeln, daß es eine Beigabe dieses Grabes darstellt, so müßte es sehr zufällig exakt mittig oberhalb der Grabkammer zu liegen gekommen sein. – Vgl. dazu Kimmig, Grabfund 93 ff. u. Brestrich, Grabfunde 358. 651 Vgl. Kap. 2.1.1) Griffplattenschwerter. 640

652

Vgl. Pare, Beiträge II bes. 287 ff. Vgl. Schauer, Schwerter Taf. 98; 99, 629-633. 654 Kimmig, Grabfund 100. 655 Schauer, Schwerter 214 f.; ders., Herkunft. 656 Briard, Dépôts 205 ff. 657 Schauer, Herkunft 261 f. 658 Schauer, Herkunft 268. 659 Schauer, Herkunft 268. – Entspricht dem „Type Ewart Park/southeastern final step“ bei C. B. Burgess u. I. Colquhoun (Burgess u. Colquhoun, Swords 73 f.). 660 Schauer, Schwerter 214; ders., Herkunft 268 ff. 661 Schauer, Schwerter 214; ders., Herkunft 270. – C. B. Burgess u. I. Colquhoun vertreten eine andere Auffassung (Burgess u. Colquhoun, Swords 115 f.). Allerdings gingen die Autoren von der mißverstandenen Voraussetzung aus, P. Schauer habe „Proto-Hallstattschwerter“ mit dem Typ Themse gleichgesetzt. Ihnen zufolge würden Gündlingen-Schwerter auf lokale Griffzungenschwerter zurückgehen, und dabei habe der Typ Mindelheim aus Bronze und Eisen Pate gestanden (ebd. 116). – Demzufolge wären dann bronzene und eiserne Mindelheim-Schwerter älter als jene der Art Gündlingen, von der bislang nur bronzene Exemplare bekannt sind. – Eine zeitliche Abfolge von Gündlingen- zu Mindelheim-Schwertern ist inzwischen von Ch. F. E. Pare begründet worden (Pare, Swords; ders., Beiträge II 287 ff.). 662 Brestrich, Grabfunde Taf. 33, 1. – Kubach, Nadeln 521 ff. Taf. 81, 13231328. Der Singener Nadel am ähnlichsten ist der Einzelfund einer Nadel mit kleinem horizontalen Scheibenkopf aus Oberhessen: Kubach, Nadeln 521 Nr. 1324 Taf. 81, 1324. – Es ist keine kleinköpfige Vasenkopfnadel, als die W. Kimmig sie anspricht (Kimmig, Grabfund 100). 663 z. B.: Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Depot 1: Kubach, Nadeln 514 Nr. 1306; 521 Nr. 1323; Flonheim-Uffhofen, Lkr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz: ebd. 515 Nr. 1308. 1309; 521 Nr. 1327; Frankenbach, Kr. Heilbronn, Nordwürttemberg, Fst. Hippberg, „Urnenfeldergehöft“: G. Beiler, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Oberamts Heilbronn a. N. 653

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jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) an675. Die Schwerter von Worms-Pfeddersheim (143) und aus dem Hort „La Farigourière“ scheinen jeweils in einem Stück gegossen. Ein Schwert aus Ostwald im Elsaß wurde durch die Anbringung eines Griffaufsatzes und eines Heftabschlusses zu einem Halbvollgriffschwert umgearbeitet, das dem Typ Tachlovice nahesteht676. Da die Beifunde aus der Bestattung von WormsPfeddersheim (143) – angeblich ein Goldreif und ein Knopf – verschollen sind, wurde das Schwert typologisch zeitlich eingeordnet. P. Schauer stellte es den Griffzungenschwertern vom Typ Forel zur Seite. Diese sind bislang nicht zu datieren, sollen nach P. Schauer aber gleichalt sein wie die jüngerurnenfelderzeitlichen der Art CourdemangesPfeddersheim-Wollishofen677, die H. Müller-Karpe mit dem ebenfalls jüngerurnenfelderzeitlichen Typ Stockstadt verbunden hatte678. Das Halbvollgriffschwert des Hortfundes von „La Farigourières“ gehört der gleichen Zeit an. In Ermangelung weiterer Parallelen ist es aber einstweilen müßig, darüber Vermutungen anzustellen.

Tongefäße wurden dem Bestatteten beigegeben – stützt die späturnenfelderzeitliche Datierung. Sowohl die Gefäßform als auch die Verzierung – feine, auf die Schulterzone begrenzte, waagerecht umlaufende Kannelurzier, breitere Schulterriefen und Teilgraphitierung – sind typisch für die Tonware der rheinisch-schweizerisch-ostfranzösischen Urnenfeldergruppe der späten Urnenfelderzeit (Ha B3)665. 2.1.4 Halbvollgriffschwerter666 Ein Schwert aus einem Grab von Worms-Pfeddersheim (143) stellt eine Mischform zwischen Griffzungen- und sogenannten Vollgriffschwertern dar (Taf. 56, B). Die Knaufpartie des Schwertes ist massiv wie bei denjenigen mit Vollgriff, die Heftschultern und die Griffmitte sind zur Befestigung organischer Griffstücke vorbereitet. Die Klinge des Schwertes von Worms-Pfeddersheim ähnelt urnenfelderzeitlichen Griffzungenschwertern. Sowohl H. Müller-Karpe als auch P. Schauer betonten die Verwandtschaft jener Waffen mit einigen Vollgriffschwertern667 der Art PfeddersheimCourdemanges-Wollishofen (nach H. Müller-Karpe). Sie stünden einerseits dem Typ Stockstadt668, andererseits den Griffzungenschwertern vom Typ Forel669 nahe. Allerdings ist die Zusammenfassung der Schwerter von den drei genannten Fundorten eine Verlegenheitslösung und nicht zu begründen. Das Schwert von Courdemanges ist ein echtes Vollgriffschwert670, jenes von Wollishofen besaß einst organische Griffeinlagen, vergleichbar den Vollgriffschwertern vom Typ Auvernier671. Auch das von P. Schauer zusätzlich herangezogene Exemplar von Malaucène ist ein Vollgriffschwert672. Ein weiteres Schwert wäre nach der oben gegebenen Umschreibung als Halbvollgriffschwert anzusprechen. Es stammt aus dem französischen Depotfund „La Farigourière“ bei Pourrières673 und gehört damit dem BF IIIa674 bzw. der

2.1.5 Vollgriffschwerter Schwerter mit aufgesetztem, hohl gegossenen Bronzegriff werden in der Forschung Vollgriffschwerter genannt, da die Handhabe völlig aus Bronze besteht. Dieser Begriff ist fest im archäologischen Sprachgebrauch verankert und wird deswegen beibehalten. Vollgriffschwerter werden durch ihren hohl gegossenen, metallenen, durch Nietstifte oder seltener im Überfangguß an der Klinge befestigten Griff definiert. Im Zweischalenguß hergestellt679, wird er über die Angel der Schwertklinge geschoben und vernietet. Anhand einer Serie von Röntgenuntersuchungen an Achtkant- und Riegseeschwertern stellte D. Ankner fest, daß die Klingen dieser Waffen unterschiedlich in die Bronzegriffe eingepaßt wurden680. Späturnenfelderzeitliche Vollgriffschwerter können zusätzlich mit organischen Griffeinlagen oder Knäufen681, manchmal auch mit Griffeinlagen aus anderen Metallen682 versehen sein. Vollgriffschwerter treten im Untersuchungsgebiet erstmals in der älteren Hügelgräberzeit (Bz B) auf (Typ Spatzenhau-

(Heilbronn 1937) 111 Taf. 7 Abb. 2, 1. 3; ebd. Fst. Gaffenberg, „Wohnstätte“: O. Paret, Fundber. Schwaben N. F. 9, 1935-1938, 33 Abb. 20, 1. 2. 664 Brestrich, Grabfunde Taf. 33, 2-4; 34; 35, A. 665 z. B.: Gündlingen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald, Südbaden, Grabhügel A, untere Fundgruppe: Kimmig, Urnenfelderkultur 138 Abb. 3 Taf. 28, B; Ihringen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald, Südbaden, Grabhügel C, Fundgruppe 4: ebd. Taf. 25-26; ebd., Grabhügel M, Fundgruppe 2: ebd. Taf. 27, A; ebd., Fundgruppe 3: ebd. Taf. 27, B; Illingen, Enzkreis, Nordwürttemberg, Grabhügel 1: Quast, Grabhügel 307-326 Abb. 8-11; Liptingen, Kr. Konstanz, Südbaden, Hügel 2: Kimmig, Urnenfelderkultur Taf. 30; Singen (Hohentwiel), Lkr. Konstanz, Südbaden, Grab von 1937: W. Kimmig, Ein Grabfund der jüngeren Urnenfelderzeit von Singen am Hohentwiel. Prähist. Zeitschr. 34-35, 1949-1950 I, 288-313 Abb. 2-6; ebd., Grab von 1951: W. Kimmig, Germania 29, 1951, 130 ff. Taf. 7, 2 (Gefäß im Vordergrund); Ossingen, Kt. Zürich, Schweiz, Grabhügel 4, 7, 8 u. 9: Ruoff, Frage Taf. 1; 3-5. 666 Mit dem Begriff „Halbvollgriffschwerter“ wird versucht, die typologische Zwischenstellung zwischen Griffzungen- und sog. Vollgriffschwertern zu erfassen. Der Begriff, im Prinzip ein ähnlicher Kunstbegriff wie bei den sog. Vollgriffschwertern, hat sich in der Literatur eingebürgert und wird deswegen hier übernommen. 667 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 51; Schauer, Schwerter 181. 668 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 51. 669 Schauer, Schwerter 81. 670 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 49, 9. 671 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 49, 8. 672 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 49, 7; Schauer, Schwerter 181. 673 Fourrières, arr. Toulon, Dép. Var, Côte-d’Azur, „La Farigourière“, Hort: J. C. Courtois, Le dépôt de fondeur de „La Farigourière“ à Pourrières (Var).

Cahiers Rhodaniens 4, 1957, 37 Abb. 2; 41 Abb. 4, 3; Schauer, Beginn 58 Abb. 9, 1; Chardenoux u. Courtois, Haches Taf. 86, A 14. 674 Chardenoux u. Courtois, Haches 86. 675 Schauer, Beginn 55. 676 B. Lambot, Bull. Soc. Préhist. Française 78, 1981, 286 Abb. 8-9. – Vergleichbares Verfahren bei einem westeuropäischen Griffzungenschwert von Aubepierre, Dép. Haute-Marne, Champagne-Ardenne, ebd. 287 Abb. 10. – Siehe auch P. König, Ein jungurnenfelderzeitliches Halbvollgriffschwert von Ladenburg, Baden-Württemberg. Arch. Korrbl. 32, 2002, 389-400. 677 Schauer, Schwerter 181. 678 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 49 ff. 679 Zweischalengußform für den Griff eines Vollgriffschwertes vom Typ Mörigen aus dem Hort von Erlingshofen, Lkr. Eichstätt, Oberbayern: von Hase, Bronzeschwertgriff 10 Abb. 9. 680 Ankner, Röntgenuntersuchungen 276 f. 681 Organische Griffeinlagen z. B.: Schwert von Algersdorf (34); Elfenbeinknauf: Schwert von Bruck a. d. Alz (44). 682 z. B. Eiseneinlagen an den Griffen der Schwerter von Bruck a. d. Alz (44) und von Kleedorf, Gde. Unterkrumbach, Lkr. Hersbruck, Mittelfranken: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 62, 1.

34

sen)683. Mit der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) bricht die Tradition der Vollgriffschwert-Fertigung ab, wohingegen Schwerter mit Griffbelag aus organischem Material (Griffzungenschwerter) in Gebrauch bleiben684. Bei vereinzelt in Ha C-zeitlichem Kontext aufgefundenen Vollgriffschwertern handelt es sich um späturnenfelderzeitliche Typen. Möglicherweise sind es Altstücke, die noch aus Werkstätten der späten Urnenfelderzeit stammen685. Daneben sind im erweiterten Untersuchungsgebiet auch sogenannte „Traditionsschwerter“ als hallstattzeitliche Nachahmungen späturnenfelderzeitlicher Schwerttypen bekannt686.

detaillierten Varianten- bzw. Gruppenbildung vorgelegt693. Auch die bereits von H.-J. Hundt694 bemerkte Nähe von jüngerhügelgräberzeitlichen Achtkant- zu Riegseeschwertern wurde von D. Ankner untersucht695. Dabei stellte er fest, daß sich die beiden Schwerttypen gegenseitig beeinflußt haben müssen und ein längeres zeitliches Nebeneinander angenommen werden müsse696. Durch eine Erweiterung der formalen und dekorativen Riegseeschwert-Merkmale, wie F. Holste sie aufgestellt hatte697, konnte D. Ankner die Waffen in vier Gruppen und eine davon in drei weitere Untergruppen unterteilen. Über diese Gruppenbildung hinaus kann aber mangels Beifunden eigentlich keine Feinchronologie der Riegseeschwerter entworfen werden698. Auch eine chronologische Reihung anhand der – durch die technologischen Untersuchungen erweiterten – typologischen Merkmale ist nicht zu begründen699. Solche ergänzenden Untersuchungen hatte W. Torbrügge schon vor mehr als 30 Jahren gefordert700. Sie sind aber bis heute im wesentlichen auf die Riegseeschwerter beschränkt geblieben701. Die von D. Ankner erstellte Typologie für die Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee findet in vorliegender Arbeit keine Verwendung, da sie auf den Ergebnissen von Röntgenuntersuchungen beruht, weshalb sie bei den von ihm nicht berücksichtigten Exemplaren nicht nachvollziehbar ist. Schließlich ist vor mehreren Jahren eine weitere Arbeit über die Vollgriffschwerter Süddeutschlands von I. von Quillfeldt erschienen702. Ausgehend von H. Müller-Karpes Arbeit ergänzte sie die typochronologische Untersuchung auch um die Bz D-zeitlichen Schwertfunde. Die Vollgriffschwerter wurden von ihr neu gegliedert und teils mit neuen Benennungen für Typen und Varianten versehen703. Da dadurch allerdings die überregionale Vergleichbarkeit von Schwertformen mit eingebürgerten Typenbezeichnungen teilweise nicht mehr gewährleistet ist, wird I. von Quillfeldts Typisierung hier ebenfalls nicht angewendet.

Aus 52 gesicherten und fraglichen Gräbern mit Waffenbeigabe des Arbeitsgebietes stammen Vollgriffschwerter. Ob Klingenbruchstücke aus urnenfelderzeitlichen Gräbern einst zu Vollgriffschwertern gehörten, läßt sich nicht mehr beurteilen687. H. Müller-Karpe legte 1961 eine bis heute weitgehend gültige umfassende Typologie der urnenfelderzeitlichen Vollgriffschwerter vor688. Obgleich sich seine Untersuchung vornehmlich am bayerischen Fundgut orientierte, wurden die Vollgriffschwerter der angrenzenden Gebiete mit in die Betrachtung einbezogen689. Im Anschluß an diese Arbeit erschien 1985 eine erneute Studie über die Vollgriffschwerter Österreichs und der Schweiz von W. Krämer, welche sich im wesentlichen an H. Müller-Karpes Arbeit orientierte690. Ausgenommen sind in dessen Untersuchung die frühurnenfelderzeitlichen Riegseeschwerter, die in eine 1953 posthum herausgegebene Bearbeitung von F. Holste über die bronzezeitlichen bayerischen Vollgriffschwerter einbezogen waren691. Obwohl die Vielzahl veröffentlichter Riegseeschwerter692 den Gedanken an eine Variantenbildung nahelegte, hat erst D. Ankner 1977 eine Studie über technologische Untersuchungen an Riegseeschwertern mit dem Ergebnis einer 683 G. von Merhart, Spatzenhausen – Absam – Cascina Ranza. Germania 25, 1941, 204 f. 684 Vgl. Kap. 2.1.3) Griffzungenschwerter. 685 z. B.: Aschering, Lkr. Starnberg, Oberbayern, Hügelgrab 8: Kossack, Südbayern Taf. 90, 6; Hallstatt, VB Gmunden, Oberösterreich, Gräber 228 und 996: K. Kromer, Das Gräberfeld von Hallstatt (Florenz 1959) Taf. 46, 1; 200, 1 a. b. 686 Goldes, Gde. Klein, VB Leibnitz, Steiermark, Hügel 59: Krämer, Vollgriffschwerter Taf. 27, 164; Gorina Radgora (Radkersburg), Sr. Maribor, Slowenien: Krämer, Vollgriffschwerter Taf. 27, 163; Stiþna-Vrhpolje, Slowenien, Panzergrab: St. Gabrovec, Germania 44, 1966, 26 Abb. 5, 1. – Zum Gedanken der „Traditionsschwerter“ in Zusammenhang mit dem Grab von Radkersburg: Egg, Fürstengrab 200-206; ablehnend: W. Torbrügge, Jahrb. RGZM 39, 1992 (1995) 588 ff.; vgl. auch G. Tomedi, Nochmals zur „Fabel von den Traditionsschwertern“. Weitere Randbemerkungen zu den Schwertgräbern des Südostalpenraumes und zur „Schwertgrabchronologie“. In: Th. Stöllner (Hrsg.), Europa celtica. Untersuchungen zur Hallstatt- und Latènekultur. Veröff. Vorgesch. Seminar Marburg, Sonderbd. 10 (Espelkamp 1996) 167-188. 687 Vgl. Kap. 2.1.6) Schwertfragmente und Schwerter von unbestimmtem Typ. 688 Bei aller von W. Torbrügge berechtigt vorgebrachten Kritik, die aber ohne Einfluß auf die gebräuchliche Typologie geblieben ist: Torbrügge, Vollgriffschwerter. 689 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter. 690 Krämer, Vollgriffschwerter. – Zu dieser im Rahmen der PBF-Edition nicht unproblematischen Arbeit: V. Rychner, Germania 65, 1987, 475 ff. – In W. Krämers Arbeit sind außerdem auch früh- und mittelbronzezeitliche Vollgriffschwerter behandelt. 691 Holste, Vollgriffschwerter 26-30. 692 Bader, Schwerter 123 führt 91 Exemplare an.

693

Ankner, Röntgenuntersuchungen. Hundt, Untersuchungen. 695 Ankner, Röntgenuntersuchungen 270. 696 Ankner, Röntgenuntersuchungen 282. – Siehe auch P. Schauer, Die bronzenen Schwerter mit achtkantigem, hohlgegossenem Griff vom Typus Speyer. Jahrb. RGZM 20, 1973 (1975) 73-80. 697 Holste, Vollgriffschwerter 26 f.; Ankner, Röntgenuntersuchungen 273 ff. 698 Ankner, Röntgenuntersuchungen 319; 322. 699 Ankner, Röntgenuntersuchungen 322. 700 Torbrügge, Vollgriffschwerter 100 f. mit Anm. 74. 701 Für einzelne weitere Typen von Vollgriffschwertern: J. Driehaus, Das Ergebnis der Röntgenuntersuchung der Vollgriff-Bronzeschwerter des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Bonner Jahrb. 159, 1959, 12-17; ders., Röntgenuntersuchungen an bronzenen „Vollgriffschwertern“. Germania 39, 1961, 22-31; R. Hofmann, Das Schwert von Nassenfels. Ein Beitrag zur Deponierungssitte intentionell zerschlagener Schwerter der Urnenfelderzeit. Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg 39 (Nürnberg 1982) 147-161; Hundt, Untersuchungen; von Hase, Bronzeschwertgriff. – Der durch F.-W. von Hase vorgestellten Untersuchung liegt auch eine Metallanalyse zugrunde, aus der hervorgeht, daß nur zwei der drei Schwertfragmente zusammengehörten (von Hase, ebd. 8). 702 von Quillfeldt, Vollgriffschwerter. 703 Vgl. dazu auch die Rezension von H. Hennig, Germania 75, 1997, 763765. 694

35

Gräfensteinberg (72) bekannt (Taf. 35, A 2)714. Die Datierung des Herlheimer Grabes (80) kann unter anderem durch das Rasiermesser715 und das Griffplattenmesser716, daneben aber auch durch leicht geriefte Keramik717 begründet werden. Die Vasenkopfnadel aus Riegsee, Hügel 9 (115 – Taf. 46, C 3) ist eine typische Form des frühurnenfelderzeitlichen südwestlichen Oberbayern718. Die entsprechende Zeitstellung des Grabes von Wimm (141) untermauert die Nadel vom Typ Henfenfeld-Weitgendorf (Taf. 55, B 4)719. Die Gräber 136 (31) und 144 (32) von Zuchering enthielten je ein Riegseeschwert. Die noch nicht publizierten Bestattungen wurden von I. von Quillfeldt anhand der metallenen Grabbeigaben der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zugewiesen720. Für Grab 144 kamen K. Pászthory u. E. F. Mayer zur selben Datierung721.

2.1.5.1 Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee Die Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee stellen im Arbeitsgebiet eine Leitform der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) dar704. Das Verbreitungsgebiet der Riegseeschwerter reicht vom Südbadischen im Westen bis nach Siebenbürgen im Osten. Im Süden wird die Ausbreitung im wesentlichen durch den Alpenkamm begrenzt, nach Norden bildet der Main eine grobe, durchlässige Grenze. Einzelfunde aus dem oberfränkischen Raum haben dieses Verbreitungsbild nach Norden zu erweitert705. Abseits dieser Verbreitung lag bislang ein Einzelfund eines Riegseeschwertes von Löwenberg, Kr. Ruppin in Brandenburg706. Nicht gesichert ist der Fund eines Riegseeschwertes in Nordjütland707.

Aufgrund typologischer Nähe zu den Riegseeschwertern ist das Vollgriffschwert von singulärem Typ aus einem nicht gesicherten Grabfund von Alteiselfing (35 – Taf. 23, C) in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) zu datieren722. Die Beifunde, ein zweischneidiges Rasiermesser mit organischem Griff und leichtem Blattausschnitt (Taf. 23, C 2)723 und das Fragment einer Zungensichel vom Typ Wildon (Taf. 23, C 3)724, geben in diesem Zusammenhang nicht den Ausschlag.

Aus 12 Grablegen mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes sind Riegseeschwerter bekannt. Davon müssen die Bestattungen von Forstinning (65) und Fridolfing (68) über den Leitformcharakter der Schwertgruppe datiert werden. Daß es sich bei dem Schwert von Forstinning (Taf. 31, C) um ein Riegseeschwert handelt und nicht um ein Achtkantschwert, hat D. Ankner durch seine Röntgenuntersuchungen feststellen können. Demnach hat der Schwertgriff einen zweikantigen Querschnitt708. Schließlich spricht für eine Brandbestattung, von der nur das in vier Teile zerbrochene Schwert überliefert ist, daß die Fragmente deutliche Spuren von Feuereinwirkung zeigen709. Im Falle von Behringersdorf, Grab 5 (14) wird die chronologische Zuweisung durch das Griffzungenmesser mit Ringgriff vom Typ Baierdorf (Taf. 9, B 9)710, bei Grab 12 dieses kleinen Gräberfeldes (2) durch den Kegelhalsbecher mit „leichter Riefung“ auf dem Unterteil (Taf. 2, 5-6) gestützt711. Unter den Beigaben des Grabes 1 von Bruck (45) erlaubt eine Knickwandschale mit Henkel (Taf. 25, A 5) die Einordnung in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D)712, bei Hügel 22 von Etting (61) neben der gerippten Vasenkopfnadel (Taf. 30, B 2)713 ein Riegseemesser (Taf. 30, B 7). Diese Form ist auch aus dem Grab von

Vom Typ her nicht näher einzugrenzen sind die Bruchstücke eines Vollgriffschwertes von Stetten b. Hechingen (29). Das erhaltene Griffbruchstück (Taf. 21, A 1) paßt seiner Knaufbildung wegen zu keinem der jünger- und späturnenfelderzeitlichen Typen, eher schon zu solchen aus der frühen bis zur mittleren Urnenfelderzeit (Bz D-Ha A2). Da zudem Dolchfragmente aus der Bestattung überliefert sind, geht man wohl nicht fehl, den Fund entsprechend den datierbaren urnenfelderzeitlichen Fundkomplexen mit Dolchen allgemein dem Zeitraum von früher und älterer Urnenfelderzeit (Bz D und Ha A1) zuzuweisen725. 2.1.5.2 Dreiwulstschwerter Mit Dreiwulstschwertern umschrieb H. Müller-Karpe diejenigen Vollgriffschwerter, deren Griff drei umlaufende Wülste zieren726.

704

Im südöstlichen Mitteleuropa sind sie noch am Übergang von Bz D nach Ha A1 anzutreffen. – Vgl. Bader, Schwerter 127. 705 Breitengüßbach, Lkr. Bamberg, Oberfranken: M. Nadler, Arch. Jahr Bayern 1989 (1990) 76 f. Abb. 44 links; Pettstadt, Lkr. Bamberg, Oberfranken: B. Schauberger, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 1 (München 1987) 90 f. Abb. 62; von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 113 Nr. 99 A Taf. 33, 99 A. 706 Holste, Vollgriffschwerter 53 Nr. 60. – Gesamtkartierungen von Riegseeschwertern haben I. von Quillfeldt (von Quillfeldt, Vollgriffschwerter Taf. 118) und T. Bader (Bader, Schwerter Taf. 67, A) vorgelegt. Für das ebd. 124 f. Anm. 18 als möglicherweise aus einem Grabfund stammend angesprochene Riegseeschwert von Engen läßt die Überlieferung keinen Rückschluß auf eine Bestattung zu (Voss, Katalog 19 Nr. 77. 81). 707 Vgl. von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 108 Anm. 28. – Diese Unsicherheit geht allerdings aus den Verbreitungskarten ebd. Taf. 118-119 nicht hervor. 708 Ankner, Röntgenuntersuchungen 350 f. Nr. 11. – Als Achtkantschwert bezeichnet: R. Brenner, Bayer. Vorgeschbl. 24, 1959, 204; W. Torbrügge, Bayer. Vorgeschbl. 1960, 34 Anm. 34. – Mittelbronzezeitliche Zeitstellung: Dannheimer u. Torbrügge, Vor- u. Frühgeschichte 90 Nr. 40. 709 R. Brenner, Bayer. Vorgeschbl. 24, 1959, 204. – Vgl. Kap. 3.1.1) Brandgräber. 710 Hundt, Adelsgrab 55. 711 Vgl. Unz, Keramik 59 f. 712 Vgl. Sperber, Untersuchungen 47 Typ 78 Taf. 16. 713 Kubach, Nadeln 387 Anm. 8.

714

Zum Leitformcharakter vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 715 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 74, 5; Abels, Grabfund 33 Anm. 9-11. 716 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 74, 3; Abels, Grabfund 33 Anm. 12. 717 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 74, 6. – Abels, Grabfund 33. 718 Koschik, Bronzezeit 87 Taf. 10, 2; 106, 4; 125, 5; 130, 1. 2; 134, 1. – Vgl. die Vasenkopfnadel von Eberfing, Hügel 14 (226). 719 Vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 720 von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 119. 721 Pászthory u. Mayer, Äxte 106. 722 Jockenhövel, Rasiermesser 52. 723 Jockenhövel, Rasiermesser 52 Nr. 28. 724 Primas, Sicheln 109 Nr. 764. 725 Vgl. Kap. 2.4) Dolche. 726 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 7-32.

36

44, A 2) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert werden. Das Schwert von Straubing-Ittling (127 – Taf. 50, A) kann entsprechend dem generellen Zeitansatz für den Typ Erlach eingeordnet werden738. Die Zusammengehörigkeit des dem Typ Erlach nahestehenden Schwertes von Kuhart (87 – Taf. 38, C 1) mit dem Lappenbeil vom gleichen Fundort (Taf. 38, C 2) ist nicht gesichert, da vier Jahre zwischen der Auffindung der beiden Gegenstände lagen; sie sollen der Überlieferung nach jedoch von derselben Stelle stammen739. Da das mittelständige Lappenbeil vom Typ Grigny, Variante Swalmen740 sowohl für frühe (Bz D) als auch für die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) belegt ist741, scheint die älterurnenfelderzeitliche Datierung und eine Zusammengehörigkeit der Fundstücke letztlich doch plausibel742. Das Geiginger Grab von 1922 (70) ist wegen des entwickelten Ringgriffmessers (Taf. 34, A 3) sowie der Fragmente eines zweiten mit keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 34, A 2) der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zuzuweisen. Nach neueren Untersuchungen, die H. P. Uenze743 in Zusammenhang mit einem 1979 am gleichen Ort gefundenen gleichalten Vollgriffschwert (71) unternahm744, liegen Mischtypen aus den Erlach- und Illertissen-Schwertern vor745.

2.1.5.2.1 Dreiwulstschwerter vom Typ Schwaig Der vornehmlich im südöstlichen Mitteleuropa mit Schwerpunkt im östlichen Alpengebiet und in Böhmen verbreitete Typ Schwaig727, ist im Arbeitsgebiet lediglich durch den Grabfund von Grubhöh (5) vertreten. Sprach H. Müller-Karpe die Vollgriffschwerter vom Typ Schwaig als zeitgleich mit den älterurnenfelderzeitlichen vom Typ Erlach an728, so dürfte das Fundensemble von Grubhöh wegen der beigefundenen Lanzenspitze mit gestuftem Blattquerschnitt (Taf. 4, B 2) an den Beginn der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zu stellen sein729. 2.1.5.2.2 Dreiwulstschwerter vom Typ Erlach Die Schwerter dieses Typs sind auffällig im südostbayerischoberösterreichischen Gebiet verbreitet und streuen darüber hinaus vereinzelt bis Holstein und Polen730. Ein dem Typ Erlach nahestehendes Schwert stammt möglicherweise aus einem Grab von Kuhart (87) in der Pfalz. Aus sechs weiteren Gräbern ist der eigentliche Typ überliefert, zwei weitere stellen Mischformen mit Dreiwulstschwertern vom Typ Illertissen dar. Obgleich dem aus einem Grab stammenden Schwert von Altötting (36) keine Beifunde zuzuweisen sind, gestatten die übrigen Funde des Komplexes, darunter drei weitere Schwerter (37-39), die Datierung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1)731. Im Falle des Grabes von Erding (57) wird diese Zeitstellung durch ein Fragment eines für die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) in der Münchener Schotterebene typischen Armringes wahrscheinlich732. Die älterurnenfelderzeitliche Stellung des Grabes 1 von Gundelsheim (74) ist durch das Griffdornmesser mit keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 34, B 4) sowie durch die Bronzetasse vom Typ Friedrichsruhe (Taf. 34, B 3)733 hinreichend zu begründen. Ein ebensolches Messer (Taf. 14, 6), die Bronzegefäße (Taf. 14, 12. 15. 17)734 und die kerbschnittverzierte Keramik (Taf. 13, B 2. 4. 6-8)735 belegen die Gleichzeitigkeit des Wagengrabes von Hart a. d. Alz (20) mit den zitierten Gräbern. 1997 wurde in Nußdorf a. Inn ein Brandgrab ausgegraben (105), zu dessen Beigaben unter anderem ein in vier Teile zerbrochenes Vollgriffschwert gehört (Taf. 44, A 1). St. Möslein wies das Stück dem Typ Gundelsheim nach I. von Quillfeldt zu736, nach H. Müller-Karpes Gliederung ist es dem Typ Erlach zuzuordnen737. Die Bestattung kann sowohl über das Schwert, als auch über das Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf.

2.1.5.2.3 Dreiwulstschwerter vom Typ Illertissen Die Dreiwulstschwerter vom Typ Illertissen sind typologisch vor allem wegen ihrer Ornamentik von jenen des Typs Erlach zu trennen. Die Verzierungsweise gibt auch Aufschluß darüber, daß die Illertissen- eine Weiterentwicklung der Erlach-Schwerter darstellen746. Das Verbreitungsbild der Vollgriffschwerter vom Typ Illertissen läßt wegen der im Verhältnis zu den ErlachSchwertern geringeren Funddichte eine Werkstättenfolge nur erahnen. Die Fundpunkte streuen etwas weiter nach Westen747. Die Griffdornmesser mit keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 41, B 3-4) und die horizontalriefenverzierte Keramik (Taf. 41, B 12) machen eine älterurnenfelderzeitliche Datierung des Grabes von Möckmühl (99) wahrscheinlich. Die 738

Vgl. auch Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 9 f. Harter, Westdt. Zeitschr. 15, 1896, 358; – vgl. Kibbert, Äxte 49 Nr. 76. 740 Kibbert, Äxte 49 Nr. 76. 741 Kibbert, Äxte 54. 742 Beile in spätbronzezeitlichen Gräbern mit Waffenbeigabe: Zuchering, Grab 144 (32), Ensingen (145). – Vgl. auch Kap. 2.5) Beile. 743 Uenze, Grabfund 80 f. 744 Uenze, Schwertgrab 81 Abb. 60 rechts. 745 H. Müller-Karpe hatte das Schwert aus dem Grab von 1922 (70) dem Typ Illertissen zugeordnet, jedoch seine Nähe zu den Erlach-Schwertern betont (Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 18). 746 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 18 f. 747 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 93 Karte 2. – Mit dem Einzelfund eines Illertissen-Schwertes aus Oberbayern ist dieses Verbreitungsbild nach Osten hin zu erweitern, was die Übereinstimmung mit dem Kerngebiet der Erlach-Schwerter noch deutlicher erscheinen läßt. – Raubling-Reischenhart, Lkr. Rosenheim, Oberbayern: M. Beilhack, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 1 (München 1987) 103 f. Abb. 69. – Wegen der Knaufverzierung einerseits sowie der unverzierten Wulste andererseits ist wohl eher eine Stellung am Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A1/A2) im Gegensatz zu der ebd. genannten Datierung anzunehmen. 739

727

Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 92 Karte 1. Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 15 ff. Vgl. Kap. 2.2.1) Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt. 730 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 92 Karte 1. 731 Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 732 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 9 Anm. 2. 733 Vgl. Kap. 2.7) Bronzegefäße. 734 Vgl. Kap. 2.9) Bronzegefäße. 735 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 9. 736 Möslein, Grabfund 79 f.; von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 149 ff. 737 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 7 ff. 728 729

37

Ornamentik des Schwertgriffes (Taf. 41, B 1) findet allerdings ihre Entsprechung an mittelurnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern vom Typ Illertissen, so daß auch eine Zeitstellung am Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A1/A2) in Betracht kommt. Die mittelurnenfelderzeitliche Datierung der Bestattung von Eggolsheim (54) wird durch ein gleichartiges Messer, dessen Heft und Rücken zusätzlich ritzverziert ist (Taf. 28, 9) sowie ein Rasiermesser gestützt, welches dem von A. Jockenhövel erstellten Typenschema nicht ohne weiteres zuzuordnen ist. Das Toilettgerät (Taf. 28, 10) verbindet Elemente des mittelurnenfelderzeitlichen Typs Imst748 und zwei gleichzeitigen oberfränkischen Rasiermessern mit Rahmengriff von Gosberg und Schönbrunn749. Auch das Grab von Ehingen (Donau) (55) gehört aufgrund eines Griffdornmessers mit eingezogenem Klingenquerschnitt (Taf. 29, B 2) dieser Zeit an. Das Schwert aus dem eponymen Grab von Illertissen (84 – Taf. 38, A), dessen übrige Beigaben nicht bekannt sind, sollte daher auch in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert werden.

liefert (Taf. 38, B 1). Das beigefundene Messer mit eingezogenem Klingenquerschnitt (Taf. 38, B 3) weist die Bestattung der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zu. 2.1.5.2.6 Dreiwulstschwerter von unbestimmtem Typ Aus fünf Gräbern des Arbeitsgebietes stammen mangelhaft erhaltene Dreiwulstschwerter, deren genaue Typenzuweisung unmöglich ist. Von diesen gehört das Griffbruchstück aus einer Altöttinger Bestattung (38 – Taf. 23, F) der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) an. Zeitgleich wird Grab 2 von Ockstadt (25) wegen des Griffdornmessers mit keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 19, A 15) sein. Hingegen darf Grab 6 von Langengeisling (23) aufgrund seiner nur allgemein älter- und mittelurnenfelderzeitlichen Beigaben, darunter eine Nadel mit kleinem Kugelkopf und Halsverzierung (Taf. 16, A 12)754 sowie Sicheln (Taf. 16, A 45. 47)755, nur allgemein nach Ha A datiert werden. Tendenziell steht das Inventar dabei eher der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) nahe, da die Knaufverzierung des Schwertes von Langengeisling (Taf. 16, A 1), wie H. Müller-Karpe beobachtete, derjenigen der Typen Illertissen, Högl und Aldrans ähnelt756. Diese gehören im Untersuchungsgebiet überwiegend der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an. Grab 13 von Unterhaching (131) sollte wegen des beigegebenen Griffdornmessers mit eingezogenem Klingenquerschnitt (Taf. 52, B 2) der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zugerechnet werden. Derselben Zeit dürfte aus typologischen Erwägungen auch Grab 58 von Grünwald (73) zuzuweisen sein (Taf. 35, B).

2.1.5.2.4 Dreiwulstschwerter vom Typ Högl Im Gegensatz zu den Dreiwulstschwertern der Typen Erlach und Illertissen weist die Verbreitung derjenigen vom Typ Högl keine Schwerpunkte auf. Die Fundpunkte streuen von Oberbayern bis Westungarn und Pommern. Demnach fällt auch ein räumlich enger faßbarer Werkstättenkreis aus750. Schwerter aus drei Gräbern sind dem Typ Högl zuzuordnen. Davon dürfte dasjenige aus einem Grab von Altötting (37 – Taf. 23, E) der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zugewiesen werden751. Zum Schwert des fraglichen Grabfundes von Högl (81 – Taf. 37, A), aber auch zu dem von Mitterdarching (98 – Taf. 41, A), angenommen wird, daß es aus einem Grab stammt, sind Beifunde nicht bekannt. Die hier vorgeschlagene Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) basiert einerseits auf typologischen Erwägungen und stützt sich andererseits auf geschlossene Funde aus Böhmen und Ungarn, die mit dem Formengut der genannten Stufe zu verbinden sind752.

2.1.5.3 Antennenschwert von unbestimmtem Typ In die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) wird ein nicht näher zu bestimmendes Antennenschwert (Taf. 4, A) aus einem Brandgrab von Garching a. d. Alz (4) datiert. Ansonsten sind aus waffenführenden Gräbern des Untersuchungsgebietes keine jüngerurnenfelderzeitlichen Vollgriffschwerter belegt.

2.1.5.2.5 Dreiwulstschwerter vom Typ Aldrans 2.1.5.4 Vollgriffschwerter der späten Urnenfelderzeit Die Dreiwulstschwerter des nach einem Nordtiroler Fundort benannten Typs Aldrans sind überwiegend aus Oberbayern, dem östlichen Alpengebiet und aus Böhmen bekannt. Vereinzelt liegen sie auch aus Mecklenburg, Mähren, der Slowakei, Nordungarn und Siebenbürgen vor753. Innerhalb des Arbeitsgebietes ist nur aus dem Grab von Karlstein (85) ein Dreiwulstschwert vom Typ Aldrans über-

2.1.5.4.1 Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen Die weitaus meisten aus späturnenfelderzeitlichen Grablegen stammenden Vollgriffschwerter des Arbeitsgebietes gehören dem Typ Mörigen an. Nach typologischen Unterschieden der Griffbildung teilte H. Müller-Karpe die Schwerter dieses Typs in drei Varianten (I-III) ein757 und zeigte deren mittel-

748

Jockenhövel, Rasiermesser 159 ff. Taf. 24, 303-306; 25, 307. Gosberg, Lkr. Forchheim, Oberfranken, Grab 12: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 8, 1; Schönbrunn, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken: Hennig, Grabfunde 126 Abb. 20, 2. 750 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 94 Karte 3. 751 Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 752 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 29. 753 Bader, Schwerter 135 Taf. 68, B. 749

754

Kubach, Nadeln 486 Anm. 11. Primas, Sicheln 100 Nr. 677; 105 Nr. 707; 115 f. 756 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 44. 757 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 73-78. – Vgl. auch Krämer, Vollgriffschwerter 43. – W. Krämer erweiterte unter Übernahme von H. MüllerKarpes Varianten die Typologie um zwei weitere Varianten (IV und V). 755

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europäische Verbreitung auf. Fundpunkte streuen nach Norden bis in das südliche Schweden (Schonen, Götaland, Värmland) sowie das südöstliche Finnland758. Fundkonzentrationen, wie beispielsweise diejenige der Variante I im Rhein-Main-Gebiet oder jene der Variante II am Neuenburger See im Schweizer Mittelland, sind eher quellenbedingt, als daß sie tatsächliche Verhältnisse, geschweige denn Werkstättenkreise bezeichnen759. Die Datierung der Schwerter vom Typ Mörigen in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) ist Gemeingut der Forschung und wird durch Hortfunde ausreichend gestützt760. Tüllenortbänder mit Knopfenden belegen die späturnenfelderzeitliche Datierung der Gräber von Mauern (7), Asch (13) und Mühlheim a. d. Donau (101). Über die beigegebenen Ösenknebel sind ferner die Gräber von Mauern (7) und Pottenstein (114) miteinander in Verbindung zu bringen. Grab 4 von Feldgeding (62) enthält neben dem Mörigenschwert als weitere datierende Bronze ein Griffdornmesser mit Krükkenklinge und Zwischenstück (Taf. 31, A 3)761. Wegen des Leitformcharakters der Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen dürften auch die Bestattungen von Dommelstadl (51), Echzell (53), Hart a. d. Alz (77) und Kleinheubach (86), alle ohne datierbare Beifunde, späturnenfelderzeitlich sein.

vergne. Ein breiter Streifen westlich und östlich des Rheines bleibt einstweilen fundleer762. Ein Tachlovice-Schwert ist im Arbeitsgebiet lediglich aus einem Grabhügel von Algersdorf in Mittelfranken (34 – Taf. 23, A) auf uns gekommen. 2.1.5.4.3 Antennenschwerter von unbestimmtem Typ Möglicherweise zu einem Grabensemble gehört ein Antennenschwert von Pappenheim (109) zusammen mit vier Bronzeknöpfen. Da die Funde verschollen sind, kann das Schwert typologisch nicht zugewiesen werden. Dennoch dürfte nach den geläufigen Datierungsanhaltspunkten für Antennenschwerter späturnenfelderzeitliche Zeitstellung anzunehmen sein763. 2.1.5.4.4 Rundknaufschwerter Zum Inventar eines Brandgrabes aus Hügel 34 von Bruck a. d. Alz (44) gehört ein Rundknaufschwert mit Elfenbeinknauf und Eiseneinlagen im Griff (Taf. 25, B). Da Beifunde nicht bekannt wurden, ordnete H. Müller-Karpe das Schwert aufgrund stilistischer Merkmale späturnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern, darunter vor allem der Typen Weltenburg und Tarquinia, zu764.

2.1.5.4.2 Vollgriffschwerter vom Typ Tachlovice Die Verbreitung der Schwerter vom Typ Tachlovice weist einen deutlichen Schwerpunkt im Böhmischen auf. Von dort streuen Fundpunkte vereinzelt über Mitteldeutschland bis Polen im Nordosten, nach Westen bis in das mittlere Frankreich vom Oberlauf der Marne bis in die südwestliche Au-

2.1.5.5 Vollgriffschwert von unbestimmtem Typ Ein Vollgriffschwert, das keiner der Gruppen dieser Waffenform zugewiesen werden kann, stammt aus einem Urnengrab unter Hügel 1 von Etting (60). I. von Quillfeldt, die das Schwert (Taf. 30, C) im Rahmen ihrer Arbeit als Sonderform behandelte, sprach sich für eine Datierung des Grabes in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) aus765.

Wegen deren geringer Zahl und der von W. Torbrügge (Torbrügge, Vollgriffschwerter 73 ff. Abb. 2. 3) angegebenen Vielzahl von Überschneidungsmöglichkeiten bereits bei H. Müller-Karpes Typologisierung wird W. Krämers Typensplitterung in vorliegender Arbeit nicht verwendet. 758 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 98 Karte 7; Sprockhoff, Vollgriffschwerter 114 f. Taf. 42; H. Thrane, Acta Arch. (København) 39, 1968, 206 Abb. 30 Nr. 28. 30. 759 Vgl. Torbrügge, Vollgriffschwerter 83 f. 760 z. B.: Flachslanden-Forst, Lkr. Ansbach, Mittelfranken: Hennig, Grabund Hortfunde 103 Nr. 74 Taf. 31, 1-3; Friedberg, Wetteraukreis, Hessen: Herrmann, Funde 130 Nr. 400 Taf. 200, B; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 78 Taf. 36-37; Kleedorf, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken: Hennig, Grab- und Hortfunde 128 Nr. 122 Taf. 62, 1-2; Mannheim-Wallstadt, Stkr. Mannheim, Nordbaden: von Hase, Bronzeschwertgriff 3-12 Abb. 2; Wallerfangen, Kr. Saarlouis, Saarland, Depot 1: Kolling, Bronzezeit 197 f. Nr. 125 Taf. 44, 1-2; 45-47; WeinheimNächstenbach, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden: Stemmermann, Bronzedepot. 761 Griffdornmesser mit Krückenklinge und Zwischenstück in geschlossenen Funden (Auswahl): Feldgeding, Grab 4 (62); Kelheim, Grab 242 (261); Ensingen (145); Wien-Leopoldsberg, Österreich: ěíhovský, Messer Taf. 45, A 2; Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 52, 7; Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 185, 3-8; Bayrisch-Gmain, Lkr. Traunstein, Oberbayern: Ganslmeier, Anmerkungen 27 Abb. 10; Engelthal, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grabhügel 2: Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 52, 16; Gambach, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 195, 1; Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 33, D 3; Mühlham/Aicha, Lkr. Passau, Niederbayern, Grab 6: Ganslmeier, Anmerkungen 27 Abb. 9, 8. – Vgl. W. A. von Brunn, Reichverzierte Hallstatt B-Messer aus Mitteldeutschland. Germania 31, 1953, 15-24 mit Abb. 1, 2. 3. 5. 6.

762

Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 99 Karte 8. – Für Frankreich: D. Vuaillat, Bull. Soc. Préhist. Française 66, 1969, 287 Abb. 4-5; B. Lambot, Bull. Soc. Préhist. Française 78, 1981, 288 Abb. 11, a. b. – Das Schwert von Ostwald (Lambot, ebd. 285 Abb. 6-7; 288 Abb. 11, a Nr. 7) ist kein Tachlovice-Schwert in dessen eigentlicher Umschreibung, sondern paßt eher zu Halbvollgriffschwertern wie demjenigen von Worms-Pfeddersheim (143). Zudem handelt es sich um ein umgearbeitetes Griffzungenschwert. – Vgl. Kap. 2.1.4) Halbvollgriffschwerter. – Die an den zitierten Stellen vermerkte Verbreitung im Ostalpengebiet ist unter Hinweis auf die Ha C-zeitlichen Traditionsschwerter von Goldes und Radkersburg sowie urnenfelderzeitliche Typen in hallstattzeitlichem Kontext (vgl. die Einleitung zum Kap. 2.1.5] Vollgriffschwerter) zu streichen. 763 In seine Stufe Ha B2 ordnete H. Müller-Karpe (Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 55 f.) die Antennenschwerter vom Typ Flörsheim ein. Der einzige datierbare Grabfund mit einem diesem Typ nahestehenden Schwert ist der von Wien-Leopoldsberg (ěíhovský, Messer 66 Nr. 263 Taf. 45, A). Konsequenterweise muß dieser Grabfund bei Ablehnung der Müller-Karpeschen Stufe Ha B2 aufgrund des Leitformcharakters des Griffdornmessers mit Krückenklinge (ěíhovský, Messer Taf. 45, A 2) der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) zugewiesen werden (im Gegensatz dazu Krämer, Vollgriffschwerter 35). 764 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 70. 765 von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 99 f.

39

Zum Inventar des Grabes 20 von Riekofen (117) gehört unter anderem das Klingenfragment eines Schwertes mit ausgeprägter Mittelrippe773, das typologisch nicht zuzuweisen ist. Da im Beigabenensemble der Bestattung keine chronologisch empfindlichen Formen auszumachen sind, kann die Grablege nur entsprechend der Laufzeit der kleinen Nekropole in die Zeit von Ha A1 bis Ha B1 datiert werden774. Schließlich erbrachte Grab 3 von Künzing (22) ebenfalls ein Bruchstück einer Schwertklinge von etwa 5 cm Länge775. F. Schopper wies das Fragment wegen seines späturnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertklingen ähnlichen Profils sowie der charakteristischen Begleitkeramik der Stufe Ha B3 zu776. Die Schwertklingenspitze von Dixenhausen (50 – Taf. 27, B) dürfte urnenfelderzeitlich sein, da sie aus dem Bereich eines Gräberfeldes dieser Zeit stammt777. Auch das Schwert von Hallstadt (76) gehört der Urnenfelderzeit an, da die Klinge der Beschreibung nach schilfblattförmig erweitert sein soll. Für eine urnenfelderzeitliche Datierung des Grabes von Westhofen (138) muß man sich auf alte Angaben beziehen778. Unsicher ist hingegen die Zeitstellung des Grabes von Hainhausen (75), da keine Funde erhalten sind. Zieht man in Betracht, daß in einigen der urnenfelderzeitlichen Grablegen mit Waffenbeigabe die Schwerter unbrauchbar gemacht, d. h. zerbrochen wurden, bevor man sie im Grab deponierte, so darf mit einiger Berechtigung angenommen werden, daß Schwertbruchstücke in Bestattungen eine pars pro toto-Beigabe darstellen779. Dieser Sachverhalt ist umso wahrscheinlicher, als in dem Grab von Münchingen (8) dem Toten außer dem Schwertklingenbruchstück (Taf. 4, C 4) ein ganz erhaltenes Griffangelschwert (Taf. 4, C 1) beigegeben wurde. Ein unzerstörtes Griffplattenschwert vom Typ Rixheim (Taf. 48, 1)780 sowie das Klingenfragment eines zweiten Schwertes (Taf. 48, 2) sind auch in Grab 13 von Schwabmünchen (120) gefunden worden781. Dies verleiht der vertretenen Auffassung von pars pro toto-Beigaben zusätzliches Gewicht.

2.1.6 Schwertfragmente und Schwerter von unbekanntem Typ Aus 14 Grabfunden des Untersuchungsgebietes sind Schwertfragmente sowie vollständige Schwerter überliefert, die keine genauere Ansprache erlauben. Die drei Schwerter von Hainhausen (75), Hallstadt (76) und Westhofen (138) sind ursprünglich wohl ganz erhalten gewesen. Das Fehlen von Umzeichnungen sowie ungenügende Beschreibungen gestatten keine Zuordnung zu gängigen urnenfelderzeitlichen Schwerttypen766. Von den anderen elf Bestattungen sind Schwerter nur in Fragmenten überliefert. Zumeist sind es einzelne Klingenbruchstücke (Künzing, Grab 3 [22]; Eberfing, Grabhügel 26 [52]; Elsenfeld, Brandgrab 2 [16]; Forst, Grabhügel 2 [64]; München-Englschalking, Grab 14 [103]; Münchingen [8]; Riekofen, Grab 20 [117]; Schwabmünchen, Grab 13 [120] und Wiesloch, Grab 2 [140]), einmal eine Schwertklingenspitze (Dixenhausen [50]) und schließlich eine stark verbrannte Schwertklinge (Poing, Wagengrab [26]). In die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datieren der Grabhügel 26 von Eberfing (52) wegen eines Griffplattenmessers (Taf. 27, C 2)767 und Grab 13 von Schwabmünchen (120)768. Der gleichen Zeit gehört auch das Wagengrab von Poing (26) an. Datierend ist hier neben charakteristischen Wagenbronzen769 die sehr qualitätvolle Keramik (Taf. 18), die typisch für Tonware im sogenannten „Mengener Stilstadium“ der Stufe Bz D ist770. Dem Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) ist Grab 2 von Wiesloch (140) aufgrund der Keramik mit stark gegliedertem Oberteil und Buckelverzierung (Taf. 54, D 12. 14) zuzuweisen. Die Zeitstellung des Grabes von Münchingen (8) kann nicht genauer als allgemein Bz D- bis Ha A1-zeitlich ermittelt werden771. Wegen der aus den Beigabeninventaren vorliegenden horizontalriefenverzierten Keramik können Grab 2 von Elsenfeld (16), Grabhügel 2 von Forst (64) und das Grab 14 von München-Englschalking (103) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) eingeordnet werden772.

2.1.7 Schwertzubehör 2.1.7.1 Ortbänder

766

Allenfalls bei dem Schwert von Hallstadt (76) könnte es sich den Angaben G. Hocks zufolge um ein Griffzungenschwert gehandelt haben (G. Hock, Frankenland 1, 1914, 249). 767 Müller-Karpe, Beiträge 144; W. Torbrügge, Ber. RGK 40, 1959, 44. – Vgl . dazu z. B.: Etting, Hügel 22 (61), Gräfensteinberg (72), Eberfing, Hügel 13 (225). 768 Vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 769 Vgl. Kap. 2.9) Wagen und Wagenteile. 770 Vgl. z. B. die Keramik aus Grab 23 von Riegsee (116) – (Taf. 47, A 3-5) und aus dem Grab von Tiengen (11) – (Taf. 7, 13-15). – Zu dem Rasiermesser gibt es keine direkten Parallelen. Die typologischen Elemente Rahmengriff mit Quersteg und einmal durchlochtem Blatt begegnen – nicht in Kombination – an verschiedenen Rasiermessern Böhmens (Jockenhövel, Rasiermesser 103 ff. Nr. 142-147 Taf. 12, 142-147), Italiens (V. Bianco Peroni, I rasoi nell’ Italia continentale. PBF VIII, 2 [München 1979] 7 Nr. 29. 30 Taf. 3, 29. 30; 23 f. Nr. 102 Taf. 9, 102; 45 f. Nr. 219-223 Taf. 18, 219-221; 19, 222-223) und Frankreichs (Jockenhövel, Rasiermesser in Westeuropa 59 Nr. 137 Taf. 8, 137). – St. Wingharts Annahme, daß das Rasiermesser mit Rahmengriff und Quersteg sowie durchlochtem Blatt des Poinger Grabes nach Italien weise (Winghart, Wagengrab [1991] 11), wird dadurch relativiert. 771 Vgl. Kap. 2.1.2.2) Griffangelschwerter von unbestimmtem Typ. 772 Vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim.

In den drei späturnenfelderzeitlichen Bestattungen von Mauern (7), Asch (13) und Mühlheim a. d. Donau (101)782 fand sich zusammen mit dem beigegebenen Schwert u. a. je eine konische Tülle mit kugeligem Abschluß. Der Fundverband

773

Hennig, Urnenfelder Taf. 81, 10. Hennig, Urnenfelder 46 f. 775 Schopper, Gräberfeld Taf. 3, 8. 776 Schopper, Gräberfeld 55 f. 777 Hennig, Grab- und Hortfunde 130 ff. Nr. 126. 778 Vgl. Eggert, Urnenfelderkultur 299 Nr. 549. 779 Vgl. Kap. 2.1.7.3.2) Doppelknöpfe zu vermeintlichen pars pro totoBeigaben. 780 Vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 781 Zu Grab 13 von Schwabmünchen (120) siehe Kap. 3.1.3) Doppel- und Mehrfachbestattungen. 782 Zur Datierung der drei Gräber siehe Kap. 2.1.5.4.1) Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen. 774

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von Chavéria, Grabhügel 9783 und der Befund des 1987 entdeckten Grabes von Saint-Romain-de-Jalionas784 rechtfertigen die Bestimmung dieser Bronzen als Ortbänder ebenso wie der Hortfund von Münchenroda, in welchem sich eine Bronzebandscheidenumwicklung sowie ein Tüllenortband mit kugeligem Abschluß noch in situ am Schwert befanden785. In beiden Gräbern lagen die Ortbänder an der Spitze der Schwerter. Weitere Tüllenortbänder mit kugeligem Abschluß sind aus Südwest- und Süddeutschland, Ostfrankreich und der Schweiz bekannt. Außer aus Bestattungen stammen sie entweder aus Horten oder sind Einzelfunde, teils aus Siedlungen786. Der Aufbau der Tüllenortbänder mit kugeligem Abschluß ist sehr einheitlich; Unterschiede gibt es in der Art der Verzierung. Das Exemplar aus dem Grab von Asch (13 – Taf. 9, A2) ist ebenso wie jene aus dem Hort von Münchenroda787, dem Fund von Kleedorf788 und das Fundstück aus Grabhügel 9 von Chavéria789 von der Mündung bis an den abschließenden Knopf durch umlaufende Rillen profiliert. Auch ein Ortband von Auvernier gehört hierzu, wenngleich dessen Abschluß kleiner gestaltet ist790. Eine zweite Serie von Tüllenortbändern mit kugeligem Abschluß wird durch eine Gruppe umlaufender, wulstartiger Riefen am engeren Ende der Tülle gekennzeichnet. Zusätzlich kann eine weitere Riefe die Ortbandmündung begleiten. Neben der Bestattung von Mauern (7 – Taf. 6, 2) sind solche Stücke aus der „Wasserburg“ Buchau791, dem Hort vom Dunlopgelände in Hanau792, jenem von WeinheimNächstenbach793, dem französischen Hort von L’Epineuse794,

ferner aus Auvernier795, dem Hort von Kerzers796 und schließich dem aus Mörigen797 bekannt. Ersatzweise sind statt der kräftigen Wülste auch einfache umlaufende Ritzlinien an denselben Stellen zu finden, wie beispielsweise an einem Tüllenortband aus dem Hort von Bex-Lac de Luissel798 und an zweien aus Mörigen799. Bei einem Ortband aus dem Hort von Saarlouis schließlich geht die Tülle nach einer wulstartigen Verbreiterung und einer kleineren gedrückten, in den ebenfalls gedrückt kugeligen Abschlußknopf über800. Zum Ortband von Mühlheim a. d. Donau (101) liegt keine Abbildung vor, es zählt jedoch wie auch das Exemplar von Saint-Romain-de-Jalionas zu den Ortbändern mit kugeligem Abschluß801. 2.1.7.2 Schwertscheiden Über das Aussehen von Schwertscheiden im Vorkommensbereich der Urnenfeldergruppen ist recht wenig bekannt. Eine Schwertscheidenumwicklung aus Bronzeband, ähnlich der genannten aus dem Hortfund von Münchenroda802 stammt, wenngleich nicht in derselben Länge, aus dem Gammertinger Grab von 1927 (69 – Taf. 33, 2). Im Inventar der frühurnenfelderzeitlichen Bestattung von KreßbronnHemigkofen (6) fand sich ein Bruchstück eines vierkantigen, massiven Bronzestabes mit abgerundeten Enden, dessen Seiten und Kanten ritzverziert sind (Taf. 5, A 2). P. Schauer meinte, in Analogie zu einem Grabfund von HamburgWellingsbüttel803, dieses Stück als Schwertscheidenbügel ansprechen zu können804. Dieses Grabinventar enthielt auch ein Scheidenmundblech805, welches einem Bronzeblech aus der möglichen Grablege von Mönlas (100 – Taf. 42, A 2) entfernt ähnelt. P. Schauers Annahme, daß es sich bei dieser Bronze um ein Scheidenmundblech und bei dem Haken mit Ringösen desselben Fundes (Taf. 42, A 3) um einen „Schwerthaken“ handelt, ist in Ermangelung von Parallelen bislang nicht zu begründen806. Organische Überbleibsel der Schwertscheiden sind aus den genannten Fundkomplexen mit Ortbändern und Scheidenumwicklung nicht erhalten. Im Untersuchungsgebiet ist aber

783 Chavéria, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté, Grabhügel 9: Millotte, Chavéria. 784 Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb.; Verger u. Guillaumet, Tumulus Abb. 1; Verger, Dépôt Abb. 1. 785 Münchenroda, Lkr. Jena, Thüringen, Hort: Eichhorn, Depotfund 196 Abb. 2. 786 Bad Buchau, Südwürttemberg, „Wasserburg“: Kimmig, Wasserburg Taf. 7, 2; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: MüllerKarpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 20; Kleedorf, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Bayern, Hort: Hennig, Grab- und Hortfunde 128 Nr. 122 Taf. 62, 2; Saarlouis, Saarland, Hort: Keller, Hortfund Taf. 1, 2; WeinheimNächstenbach, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepot Taf. 1, 3; L’Epineuse, Dép. Côte-d’Or, Bourgogne, Depot: W. Kimmig, Revue Arch. Est et Centre-Est 5, 1954, 214 Abb. 93, a; Auvernier, Kt. Neuchâtel, Schweiz, Siedlungsfund: Rychner, Auvernier Taf. 107, 7-9; Bex-Lac de Luissel, Kt. Vaud, Schweiz, Depot: Bocksberger, Age du Bronze 97 Abb. 28, 9; Kerzers, Kt. Fribourg, Schweiz, Depot: Stein, Katalog 209 Nr. 484 Taf. 124-126, 1-5; Mörigen, Kt. Bern, Schweiz, Siedlung: Bernatzky-Goetze, Mörigen Taf. 156, 4-6. 787 Münchenroda, Lkr. Jena, Thüringen, Hort: Eichhorn, Depotfund 196 Abb. 2. 788 Kleedorf, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Hort: Hennig, Grab- und Hortfunde 128 Nr. 122 Taf. 62, 2. 789 Chavéria, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté, Grabhügel 9: Kimmig, Grabfund 105 Abb. 6, 1 a. 790 Auvernier, Kt. Neuchâtel, Schweiz, Siedlungsfund: Rychner, Auvernier Taf. 107, 9. 791 Bad Buchau, Kr. Biberach, Südwürttemberg, „Wasserburg“: Kimmig, Wasserburg Taf. 7, 2. 792 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 20. 793 Weinheim-Nächstenbach, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepot 6 Nr. 52 Taf. 1, 3. 794 L’Epineuse, Dép. Côte-d’Or, Bourgogne, Depot: W. Kimmig, Revue Arch. Est et Centre-Est 5, 1954, 214 Abb. 93, a.

795

Auvernier, Kt. Neuchâtel, Schweiz, Siedlungsfund: Rychner, Auvernier Taf. 107, 7. 8 (Endknopf kleiner). 796 Kerzers, Kt. Fribourg, Schweiz, Depot: Stein, Katalog 209 Nr. 484 Taf. 124-126, 1-5. 797 Mörigen, Kt. Bern, Schweiz, Siedlung: Bernatzky-Goetze, Mörigen Taf. 156, 4. 6. 798 Bex-Lac de Luissel, Kt. Vaud, Schweiz, Depot: Bocksberger, Age du Bronze 97 Abb. 28, 9. 799 Mörigen, Kt. Bern, Schweiz, Siedlung: Bernatzky-Goetze, Mörigen 156, 4. 6. 800 Saarlouis, Saarland, Hort: Keller, Hortfund Taf. 1, 2. 801 Goessler, Altertümer 59. – Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, RhôneAlpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb.; Verger u. Guillaumet, Tumulus; Verger, Dépôt. 802 Münchenroda, Lkr. Jena, Thüringen, Hort: Eichhorn, Depotfund 196 Abb. 2. 803 Hamburg-Wellingsbüttel, Hamburg, Grab: Sprockhoff, Skizze 144 Abb. 1, 3. 804 Schauer, Schwerter 71 Anm. 3. 805 Sprockhoff, Skizze 144 Abb. 1, 8. 806 Schauer, Schwerter 166. – Wobei der als Scheidenmundblech angesprochene Blechstreifen von den Abmessungen her durchaus an eine zugehörige Schwertscheide passen könnte.

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wegen der ungewöhnlichen Überlieferungsbedingungen in dem frühurnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Behringersdorf eine hölzerne Schwertscheide rekonstruierbar: Auf der Klinge des Riegsee-Schwertes aus Grab 5 (14) hafteten größere Teile der Schwertscheide aus Holz an (Taf. 9, B 1c). Dabei handelt es sich der Bestimmung M. Hopfs zufolge womöglich um das Holz einer Vogelbeerenart807. Die Scheide war aus zwei dünnen Blättern dieses Holzes gefertigt, wobei bandförmige Einkerbungen von 1 mm Tiefe, die am oberen Ende um die Scheide herumführen andeuten, daß die beiden Scheidenblätter ehemals von Riemen zusammengehalten wurden. Spuren einer entsprechenden Umwicklung sind außerdem in der Scheidenmitte auszumachen. Da dies allein für eine haltbare Scheidenkonstruktion nicht genügt, nahm H.-J. Hundt an, die Behringersdorfer Schwertscheide habe möglicherweise einst einen Lederüberzug besessen, der jedoch nicht mehr nachweisbar sei, da die Kupferoxyde der Schwertklinge nur die unmittelbar aufliegende Schicht der hölzernen Scheide konserviert hätten808.

kurzen Steg, andererseits aber auch direkt in die Querstange übergehen814. Die Querstangen beider Typen können mit Ritzlinien verziert sein. Für diese Knebel gibt es innerhalb des Arbeitsgebietes Belege aus weiteren Gräbern815, aus Horten816 sowie Einzelfunde817. Auch außerhalb unseres Untersuchungsraumes sind Ringknebel ebenfalls aus Gräbern und Horten, aber auch als Einzelfunde, teils von Siedlungsplätzen bekannt. Diese gleichfalls späturnenfelderzeitlichen Knebel sind von Nordpolen818 über Norddeutschland819 bis Luxemburg820, weiter auch über Zentral- und Ostfrankreich821 und die Schweiz822 bis nach Böhmen823 verbreitet824. 814

Jockenhövel, Siedlungen 58. Kelheim, Niederbayern, Grab 17: Müller-Karpe, Urnenfeld Taf. 3, D 910; Marbach, Lkr. Reutlingen, Südwürttemberg, Hügel 2: Sixt, Untersuchung 33 Abb. 3; Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Pferdegeschirrgrab: Holste, Bedeutung Abb. 2, 19; Clausing, Grab 13 ff. Abb. 4, 5. 816 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 25-28; Reinhardshofen, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim, Mittelfranken, Hortfund: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 172, A 21; Saarlouis, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 50, 14; Weinheim-Nächstenbach, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepot Taf. 4, 44-47; Wiesbaden, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 193, 9-10. 817 Aschhausen, Hohenlohekreis, Nordwürttemberg, Abschnittsbefestigung, Lesefund: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 35, B 1; Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Ringwall Bleibeskopf, Lesefund: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 50, B 22; FO unbekannt, Einzelfund: Joachim, Bronzen 282 Abb. 1, 8; Heiligenstadt-Zoggendorf, Lkr. Bamberg, Oberfranken, Lesefund: A. Böhnlein, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 5 (München 1992) 69 f. Abb. 43, 7; Kronach-Gehülz, Lkr. Kronach, Oberfranken, Lesefund: H. Urban, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 5 (München 1992) 71; 69 Abb. 43, 2. 818 Witikowo, woj. Sáupsk, Hort: Sprockhoff, Periode V Taf. 66, 19. 819 Wesenberg, Kr. Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern, Hort: Sprockhoff, Periode V Taf. 66, 14; Hollnagel, Denkmäler Taf. 24, a-b; Nemitz, Gde. Trebel, Kr. Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen, Hort: von Kleist, Funde Taf. 8, 2 k. 820 „Luxemburg“, Einzelfund: Waringo, Hortfund 40 Abb. 5, 1-4. 821 Boissy-aux-Cailles, Dép. Seine-et-Marne, Ile-de-France, Depot: Nouel, Cachette 299 Abb. 90, 13; 301 Abb. 91, 8; Chavéria, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté, Grabhügel 9: Kimmig, Grabfund 105 Abb. 6, 8; Frouard, Dép. Meurthe-et-Moselle, Lorraine, Depot: Millotte, Carte Taf. 9; St.-Genès-Champanelle, Dép. Puy-de-Dôme, Auvergne, Depot: Chardenoux u. Courtois, Haches Taf. 86, B 25; Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb. 822 Mörigen, Kt. Bern, Siedlungsfunde: Bernatzky-Goetze, Mörigen Taf. 144, 40.43. 823 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 52, 5-6; Hradištko, Böhmen, Hort: Kytlicová, Beziehungen 171 f. Abb. 17, 2. 824 Dem Typ I nach A. Jockenhövel gehören folgende Stücke an: Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Ringwall Bleibeskopf, Lesefund: MüllerKarpe, Urnenfelderkultur Taf. 50, B 22; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 25. 27; Kelheim, Niederbayern, Grab 17: Müller-Karpe, Urnenfeld Taf. 3, D 9-10; Marbach, Kr. Reutlingen, Südwürttemberg, Hügel 2: Sixt, Untersuchung 33 Abb. 3; Reinhardshofen, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim, Mittelfranken, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 172, A 21; Saarlouis, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 50, 14; Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Wagengrab: Holste, Bedeutung 7 ff. Abb. 2, 19; WeinheimNächstenbach, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepot 1 ff. Taf. 4, 44-45. 47; Wiesbaden, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 193, 9-10; Boissy-aux-Cailles, Dép. Seine-et-Marne, Ile-deFrance, Depot: Nouel, Cachette 301 Abb. 91, 8; Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb.; Mörigen, Kt. Bern, Siedlungsfunde: Bernatzky-Goetze, Mörigen Taf. 144, 40-43; ZürichHaumesser, Kt. Zürich: R. Wyss, in: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz. Bd. 3: Die Bronzezeit (Basel 1971) 141 Abb. 27, 8; Nemitz, Gde. Trebel, Kr. Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen, Hort: von Kleist, Funde Taf. 8, 2 k; Witikowo, woj. Sáupsk, Polen, Hort: Sprockhoff, Periode V Taf. 66, 19. – Dem Typ II nach A. Jockenhövel gehören folgende Stücke 815

2.1.7.3 Wehrgehänge Verschiedentlich werden in der Forschung Knebel, Doppelknöpfe und kleine Ringe als Bestandteile des Schwertgehänges angesprochen. Anlaß zu dieser Annahme gab die Entdeckung und Veröffentlichung des Steinkistengrabes 1 von WiesbadenErbenheim (139) durch F. Kutsch, dessen Äußerungen in der Folge aufgegriffen wurden und immer dann galten, wenn der Nachweis für Gräber mit Waffenbeigaben geführt werden sollte. Waffen selbst lagen in den entsprechenden Gräbern nicht vor, sie gelten als „ausgehängt“ 809. 2.1.7.3.1 Knebel Fünf Gräber mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes enthielten im Beigabeninventar bronzene Ringknebel: Mauern (7 – Taf. 6, 3-4), Pottenstein (114 – Taf. 46, B 2), Herrnsaal, Grab 27 (147)810, Frankfurt am Main (229 – Taf. 70, A 9) und Pfatter, Grab 26 (299)811. A. Jockenhövel befaßte sich anläßlich der Untersuchung süddeutscher urnenfelderzeitlicher Höhensiedlungen am Rande mit diesen Bronzen und hob deren Leitformcharakter für die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) hervor812. Er gliederte die Knebel in zwei Typen, wovon er seinen Typ 1 durch einen kreisrunden, über einen kurzen Steg mit einer Querstange verbundenen Ring umschrieb813. Bei Typ 2 besitzt der Ring gedrückte Form und kann einerseits über einen sehr

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M. Hopf, Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 15-16, 1974-1975, 46. Hundt, Adelsgrab 46-49. Zum Bericht von F. Kutsch siehe unter 2.1.7.3.2) Doppelknöpfe. 810 Pfauth, Beiträge Taf. 45, 8. 811 Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 22-23. 812 Jockenhövel, Siedlungen 58 Anm. 175-176; vgl. ders., Zu einigen späturnenfelderzeitlichen Bronzen aus dem Rhein-Main-Gebiet. In: H. Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit (Festschr. W. A. v. Brunn) (Mainz 1981) 140; siehe auch Thrane, Forbindelser 124 Abb. 74; 278 Fundliste 5. – Nicht alle dort zitierten Knebel gehören zu den hier besprochenen Formen. 813 Jockenhövel, Siedlungen 58. 808 809

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Die beiden Grabfunde von Chavéria825 und Saint-Romainde-Jalionas826 legen nahe, daß Knebel Bestandteile von Schwertgehängen bilden können. In Chavéria lag der Knebel direkt auf der Schwertklinge, im Grab von Saint-Romain-deJalionas knapp unterhalb des Griffes neben der Klinge des Schwertes. Dies läßt für die Bestattungen von Mauern (7) und Pottenstein (114) den Schluß zu, daß die in diesen Bestattungen enthaltenen Ringknebel ebenfalls zu einem Schwertgehänge gehört haben könnten. Daß dies nicht der alleinige Verwendungszweck jener Bronzen gewesen ist, zeigt aber ihr Vorkommen drei Grabfunden mit Pfeilspitzen als einziger Waffe an: Grab 27 von Herrnsaal (147), aus dem Frankfurter Stadtwald (229) und Grab 26 von Pfatter (299). Aufgrund dessen könnten die Ringknebel hier in Zusammenhang mit einem Köcher stehen. Über eine dritte Funktion von späturnenfelderzeitlichen Ringknebeln gibt das Steinkirchener Grab mit Pferdegeschirrbronzen Aufschluß827. Diese könnten nahelegen, daß der Knebel in diesem Falle an einem Schirrungsriemen befestigt war828. Auch im Nordischen Kreis der Periode V nach O. Montelius fanden sich Knebel mit kurzer Querstange verschiedentlich an Trensen mit Klapperblechen, die dem Pferdeschmuck zugerechnet werden829. Teils in veränderter Form kommen bronzene Ringknebel auch noch in der älteren Hallstattzeit (Ha C) vor, wobei für diese Zeit die Zugehörigkeit zum Pferdegeschirr außer Frage steht830.

Schließlich sind vom Beginn der Urnenfelderzeit aus Grab 13 von Behringersdorf831 sowie Grab 10 von Langengeisling832 Ringknebel bekannt. Das Exemplar aus Behringersdorf ist von ankerförmiger Gestalt, die beiden aus Langengeisling setzen sich aus einem kreisrunden Ring mit rhombischem Querschnitt, einem im Querschnitt dachförmigen Steg und einer gekrümmten Querstange zusammen. Die Inventare beider Gräber lassen keinen Schluß auf die Verwendung der Knebel zu. 2.1.7.3.2 Doppelknöpfe Seit der Ausgrabung des Steinkistengrabes 1 von Wiesbaden-Erbenheim (139) scheint allgemein für Doppelknöpfe zu gelten, daß sie als ein Bestandteil des Schwertgehänges anzusprechen sind. Von der Körperbestattung waren lediglich Teile des Beckens, des Hüftgelenkes sowie der Ober- und Unterschenkel erhalten. Neben der Hüfte des S-N-orientiert Bestatteten fand sich das Schwert mit der Spitze nach Norden zu833. Neben diesem lagen zwei Doppelknöpfe zusammen mit zwei Ringen und den Resten eines dritten. Da der Schwertgriff sich laut F. Kutsch in Beckenhöhe befand, haben die Doppelknöpfe dem Plan nach zwischen dem mittleren Bereich des Schwertes und der Oberschenkel gelegen. Noch weiter entfernt wurden die Ringe entdeckt. Diese Lagebeziehungen haben die Forschung auf einen Irrweg geführt. F. Kutsch hatte angemerkt, daß die Doppelknöpfe anscheinend zu einem Gehänge gehört haben dürften834, den Zweck der Ringe ließ er völlig offen835. Schließlich zogen sich 13 Nieten unterschiedlicher Größe von einer Stelle unter dem oberen Teil des Schwertes zwischen den Ringen hindurch. Auch für die Nietstifte bot F. Kutsch lediglich eine Deutung als Zubehör zu Lederzug an836. Dieser Befund sowie die vagen Aussagen F. Kutschs haben in der Folgezeit zu einseitigen Deutungen geführt. P. Schauer schrieb837, daß sowohl die zwei Doppelknöpfe als auch die drei kleinen Bronzeringe aus der WiesbadenErbenheimer Bestattung zum Schwertgehänge gehören würden, relativierte diese Feststellung aber838. A. Jockenhövels Behandlung der Doppelknöpfe ließ keine Zweifel mehr zu. Das häufige Vorkommen von Doppelknöpfen zusammen mit Schwertern sowie insbesondere im Falle von Wiesbaden-Erbenheim die Lage der Doppelknöpfe zum Schwert, deute auf einen Bestandteil des Wehrgehänges hin839. In einer Anmerkung betonte der Autor schließlich, daß dieser Umstand für Gebiete, aus denen Doppelknöpfe zwar vorlägen, Schwerter hingegen fehlten, besonders wich-

an: Pottenstein (114); Herrnsaal, Grab 27 (147): Pfauth, Beiträge Taf. 45, 8; Frankfurt am Main (229); Pfatter, Grab 26 (299): Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 22-23; Aschhausen, Hohenlohekreis, Nordwürttemberg, Abschnittsbefestigung, Lesefund: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 35, B 1; Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Ringwall Bleibeskopf, Lesefund: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 50, B 22; FO unbekannt, Einzelfund: Joachim, Bronzen 282 Abb. 1, 8; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 26. 28; HeiligenstadtZoggendorf, Lkr. Bamberg, Oberfranken, Lesefund: A. Böhnlein, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 5 (München 1992) 69 f. Abb. 43, 7; Kronach-Gehülz, Lkr. Kronach, Oberfranken, Lesefund: H. Urban, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 5 (München 1992) 71; 69 Abb. 43, 2; Weinheim-Nächstenbach, RheinNeckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepotfund 1 ff. Taf. 4, 46; Wesenberg, Kr. Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern, Hort: Sprockhoff, Periode V Taf. 66, 14; Hollnagel, Denkmäler Taf. 24, a-b; „Luxemburg“, Einzelfund: Waringo, Hortfund 40 Abb. 5, 1-4; Boissy-auxCailles, Dép. Seine-et-Marne, Ile-de-France, Depot: Nouel, Cachette 299 Abb. 90, 13; Chavéria, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté, Grabhügel 9: Kimmig, Grabfund 105 Abb. 6, 8; Frouard, Dép. Meurthe-etMoselle, Lorraine, Depot: Millotte, Carte Taf. 9; St.-Genès-Champanelle, Dép. Puy-de-Dôme, Auvergne, Depot: Chardenoux u. Courtois, Epingles Taf. 86, B 25; Hradištko, Böhmen, Hort: Kytlicová, Beziehungen 171 f. Abb. 17, 2. 825 Chavéria, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté, Grabhügel 9: A. Jockenhövel, in: H. Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit (Festschr. W. A. von Brunn) (Mainz 1981) 136 Abb. 4, 1. 826 Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb. 827 Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Wagengrab: Holste, Bedeutung 7 ff. Abb. 2, 19; Clausing, Grab 13 ff. Abb. 4, 5. 828 A. Jockenhövels Ansicht, daß der Typ I überhaupt auf Pferdegeschirr begrenzt sei, ist angesichts des Grabfundes von Saint-Romain-de-Jalionas nicht mehr haltbar (Jockenhövel, Siedlungen 58). 829 Vgl. Thrane, Forbindelser 124 Abb. 74; 278 Fundliste 5. 830 G. Kossack, Pferdegeschirr aus Gräbern der älteren Hallstattzeit Bayerns. Jahrb. RGZM 1, 1954, 168 Abb. 19, B 12; 171 Abb. 22, B 9-10; 178 Abb. 29, E 3. F 7.

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Behringersdorf, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grab 13: Hennig, Gräber 43 Abb. 13, 16. Langengeisling, Lkr. Erding, Niederbayern, Grab 10: Krämer, Grabfunde 264 Abb. 1, 2. 833 Vgl. dazu und zu den folgenden Lagebeschreibungen den Plan des Grabes: Kutsch, Skelettgrab 39 Abb. 2. 834 Kutsch, Skelettgrab 38. 835 Kutsch, Skelettgrab 38. 836 Kutsch, Skelettgrab 40. 837 Schauer, Schwerter 169. 838 Schauer, Schwerter 169 Anm. 19: „möglicherweise“. 839 Jockenhövel, Rasiermesser 80. – Dort führt er für Wiesbaden-Erbenheim fälschlich nur einen Doppelknopf an – richtig zwei Exemplare im Katalog ebd. 135 Nr. 235. 832

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tig sei840. Als pars pro toto-Beigaben und ausschließlich als Teil des Schwertgehänges angesprochen, bestünde nach A. Jockenhövel die Möglichkeit, lausitzische und mecklenburgische Gräber, die nur Fernwaffen enthielten oder waffenlos bleiben, als Schwertgräber zu identifizieren841. A. Jockenhövels Tabelle der Grabfunde mit Doppelknöpfen842 zeigt nicht nur deren Vergesellschaftung mit Waffen, sondern unter anderem auch mit Messern und/oder Rasiermessern. P. F. Stary verwies auf A. Jockenhövel, der die enge Verbindung zwischen Doppelknöpfen und Schwertgehänge belegt habe. Wo erstere aufträten, letztere aber fehlten, müsse man davon ausgehen, daß das Schwert ausgehängt worden sei843. Dieser unkritisch übernommene Trugschluß gipfelte für P. F. Stary schließlich in der Annahme, daß auch Gräber mit Messerbeigaben eigentliche Schwertgräber anzeigten, sofern erstere eine Funktion als Waidmesser hätten. Überdies legten diese „durch ihren Charakter als Statusabzeichen eine Verbindung mit dem Schwert“ nahe844. P. F. Stary trat für den Gedanken der Schwertaushängung und Sonderdeponierung in der Urnenfelderzeit ein. Den Weg wies ihm W. Torbrügge, der vermutete, daß hallstattzeitliche, lediglich mit Messer und Rasiermesser ausgestattete Gräber auf Schwertaushängung hinweisen könnten845.

zusammen850, was bedeutet, daß die Funktion von Gurt mit Doppelknopf nicht eindeutig war. Zuletzt äußerte sich L. Sperber grundsätzlich zu den Doppelknöpfen. Er meinte, sie seien indirekte Anzeiger für Schwerter und hätten in der urnenfelderzeitlichen Tracht zu Schwertkoppeln gehört851. Diese Annahme hat Konsequenzen für die Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Volders in Tirol. Vor allem deshalb, da L. Sperber Gräber mit „Schwertanzeigern“ heranzieht, um eine lückenlose Generationenfolge von Schwertträgern im Gräberfeld zu rekonstruieren. Eine kritische Gegenprobe fehlt indes852. Bedenken meldete auch O. M. Wilbertz zur Bedeutung von Doppelknöpfen im Zusamenhang mit dem Grab von Acholshausen (149) an. Er meinte, eine so große Zahl wie im Grab von Gammertingen 1927 (69) – sieben Stück – könne unmöglich allein für ein Schwertgehänge Sinn machen853. Ist dies einerseits kein zwingendes Argument diese Funktion auszuschließen, so liefert es andererseits auch keinen Beweis dafür. Da Doppelknöpfe im Untersuchungsgebiet während beider Ha A-Phasen geläufig sind, werden sie im folgenden zusammen behandelt. Chronologische Feinheiten („Generationentakte“) oder ethnische Fragen („Zuwanderer, Umzügler“) sollen hier nicht geklärt werden854. Vielmehr geht es darum, die mögliche Zugehörigkeit von Doppelknöpfen zu Schwertgehängen zu untersuchen. Im Inventar von zehn Bestattungen mit Waffenbeigabe wurden Doppelknöpfe in Ein- oder Mehrzahl gefunden: Bad Nauheim (1 – Taf. 1, 4-5), Gammertingen, Grab von 1971 (18 – Taf. 11, 3-4. 17), Hart a. d. Alz (20 – Taf. 14, 5), Langengeisling, Grab 6 (23 – Taf. 16, A 5), Eggolsheim (54 – Taf. 28, 2-4), Gammertingen, Grab von 1927 (69 – Taf. 33, 3-9), Grünwald, Grab 58 (73 – Taf. 35, B 2), Trimbs, Grab 3 (129 – Taf. 51, A 11-14), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139 – Taf. 55, A 6-7) und Acholshausen (149)855. Sieben Gräber des gleichen Gebietes erbrachten jeweils einen Doppelknopf: Langendiebach, Grab 7856, Grünwald, Grab 41857, Kobern, Grab 1858, Münzenberg859, Niederwal-

Daß gesonderte Behandlung von Schwertern im Grabbrauch möglich war, belegen beispielsweise Gräber, in denen das Schwert offensichtlich auf der Decke der hölzernen Grabkiste abgelegt wurde846. Wichtig ist ferner, daß in vielen Schwertgräbern aus der Zeit, in der Doppelknöpfe gebräuchlich waren (hauptsächlich Ha A), derartige Utensilien fehlen. Neben mangelhafter Scheiterhaufenauslese können als Gründe dafür beispielsweise mehrere Gräber aus Schlesien und weiter östlich angeführt werden, in denen Doppelknöpfe aus Knochen beigegeben waren847. Dies zeigt, daß mit Doppelknöpfen aus organischen Materialien gerechnet werden muß, die ebenfalls gewissen Ausleseverfahren unterlagen. In der Periode II nach O. Montelius wurde in Muldbjerg in Westjütland ein Langhügel mit drei Bestattungen angelegt. Grab A, im nordöstlichen Teil des Hügels gelegen, war eine Baumsargbestattung. Die ausgezeichneten Erhaltungsbedingungen haben Kleidung und weitere Beigaben in vorzüglichem Zustand und in Trachtlage überliefert848. Das Schwert lag längs über die Körpermitte des Toten. Es war ferner mit einem 3,9 cm breiten Riemen verbunden, der von einem Doppelknopf aus Horn verschlossen wurde849. Nach S. Müller hielt dieser Gürtel die Unterkleidung des Bestatteten

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Müller, Altertumskunde 343. Sperber, Bemerkungen 68; ebd. 71 nennt er für Innsbruck-Mühlau vier Gräber mit Doppelknöpfen, in Anm. 27 gibt er aber sieben an. Von diesen stammt aus Grab 20 kein Doppelknopf. Aus dem Gräberfeld InnsbruckWilten stammt nach L. Sperber ebd. 73 kein Doppelknopf. Es befand sich jedoch ein solcher unter den Beigaben des Grabes 88. 852 Sperber, Bemerkungen 69 ff. Abb. 9. – Vgl. dazu weiter unten die Ausführungen zum Gräberfeld von Innsbruck-Mühlau. Zeigten Doppelknöpfe Schwerter an, so hätten wir es in einer sehr begrenzten Zeitspanne mit immerhin zehn Schwertträgern zu tun. – Leider geht aus dem genannten Artikel nicht hervor, welche Gräber des Urnengräberfeldes von Volders L. Sperber anhand von Doppelknöpfen als Schwertgräber identifizierte. 853 Wilbertz, Urnenfelderkultur 63 mit Anm. 228. 854 Dazu vgl. Sperber, Bemerkungen 69 ff. 855 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 58, 24-25. 856 Langendiebach, Gde. Erlensee, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Herrenwald, Grab 7: Urnengrab in Steinkiste; N-S-orientiert; Leichenbrand und Bronzen in der Urne, außen herum die Beigefäße. – Doppelknopf. – Beifunde: Nadel mit flach doppelkonischem, fein getrepptem Kopf; riefenverziertes Kegelhalsgefäß (Urne); zwei Becher der Form Nauheim; Schrägrandbecher mit Riefe; vier kalottenförmige Schalen; mehrere Scherben eines weiteren Gefäßes; Leichenbrand. – Kubach, Nadeln 462 Nr. 1148; Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 26, A 5. 857 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 41: Urnengrab, gestört. – Doppelknopf, asymmetrisch. – Beifunde: Bruchstücke zweier Nadeln mit 851

840

Jockenhövel, Rasiermesser 80 Anm. 3. Jockenhövel, Rasiermesser 197 Anm. 3. 842 Jockenhövel, Rasiermesser 81. 843 Stary, Häuptlingsgrab 68 mit Anm. 135. 844 Stary, Häuptlingsgrab 68 Anm. 136. 845 Torbrügge, Hallstattzeit 208. 846 z. B.: Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121). 847 S. Gollub, Endbronzezeitliche Gräber in Mittel- und Oberschlesien. Ein Beitrag zur Gliederung der Lausitzer Kultur (Bonn 1960) 46 f. Anm. 455 Taf. 27, 6; 39, 4. 848 Boye, Trouvailles 30-35 Taf. 3-5 zu Grab A. 849 Boye, Trouvailles 34 Taf. 5, 3. – Falsch sind dagegen die Angaben von R. Moschkau (Moschkau, Doppelknöpfe 140) zu diesem Befund und auch aus der Beschreibung von S. Müller (Müller, Altertumskunde 343) geht nur ein Teil des Befundes hervor. 841

44

luf860, Unterhaching, Grab 77861 und Regensburg-Weichs, Grab 9862. Diese Grablegen enthielten jedoch keine Waffenbeigaben. Außer Acht gelassen werden für die Untersuchung die zeitgleichen Einzelfunde863, aus Hortfunden864 stammende Doppelknöpfe sowie späturnenfelderzeitliche Exemplare aus

Gräbern865, Horten866 und gleichzeitige Einzelfunde aus Siedlungen867. Tabelle 1 veranschaulicht die Verhältnisse von Grabinventaren im Untersuchungsgebiet, die Doppelknöpfe enthalten868. Von den Beigaben dieser Bestattungen werden unter der Maßgabe, daß der gewöhnliche Gürtel der Bronzezeit aus einem geflochtenen Band bestand und zum Verschließen verknotet wurde, wohingegen Doppelknöpfe einen stabileren Gürtel mit einer bestimmten Funktion verschlossen, neben Waffen Messer und Rasiermesser berücksichtigt. Diese könnten einigen Befunden zufolge mit dem Gurt mit Doppelknopf in Beziehung stehen869. Als Ergebnis der regionalen Betrachtung ist festzuhalten, daß ein Vorkommensschwerpunkt von Doppelknöpfen aus Gräbern nicht festgestellt werden kann. In zehn von insgesamt 17 Gräbern fanden sich Waffen, in sieben fehlten sie. Allerdings war der gleichen Zahl an Bestattungen ein Messer bzw. Rasiermesser beigegeben worden, wiederum sieben enthielten diese Beigabe nicht. Schließlich läßt sich in neun der 17 Grablegen eine Kombination von Waffe und Schneidegerät feststellen. Sechs Gräber mit je einem Doppelknopf enthielten weder eine Waffe noch ein Messer oder Rasiermesser. Insgesamt scheinen Doppelknopf und Waffe bzw. Messer in den behandelten älter- und mittelurnenfelderzeitlichen Gräbern mit Doppelknopfbeigabe paarweise vorzukommen. Damit kann nicht entschieden werden, ob die Doppelknöpfe einen Schwertgurt anzeigen und somit als pars pro totoBeigabe zu gelten haben.

gedrücktem Kugelkopf, eine mit gerilltem Hals; zweischneidiges Rasiermesser mit Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung, Var. Volders; gewölbter Knopf mit Rückenöse; Fragmente von Ringen; drei Näpfchen, zwei mit Riefen über dem Boden; Scherben eines Gefäßes (Urne). – Jockenhövel, Rasiermesser 112 Nr. 171; Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 11, D 4. 858 Kobern, Kr. Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz, Grab 1: Brandgrab; Kleinbronzen in der Urne. – Doppelknopf. – Beifunde: vermutlich zwei Teile eines Flachmeißels mit umgeschlagenem Griffende; Niet mit rechtekkigem Dorn; Barren aus Weißbronze mit trapezförmigem Querschnitt; randloses Kegelhalsgefäß, schwache Leiste am Halsansatz; Schrägrandgefäß, Schulter gerieft; konische Schrägrandschale, Wandung geknickt, innen Kammstrichbögen, am Boden ansatzweise erhaltene Füßchen. – von Berg, Untersuchungen 156 Nr. 140; Jockenhövel, Barren 24 Abb. 1, A 3; Kibbert, Äxte 182 Nr. 931. 859 Münzenberg, Wetteraukreis, Hessen, Eilingswald: (Brand-)Grab mit Steinsetzung unter flachem Hügel. – Doppelknopf. – Beifunde: Nadel vom Typ Wollmesheim Variante Plaidt; Bruchstück eines Nadelschaftes; drei längsgerippte Fingerringe; Buckel mit hakenartigem Umschlag an der einen Seite; Schmuckscheibe mit gewelltem Rand und Rückenöse; Schmuckscheibe; Trichterrandgefäß (Urne?) mit zwei Grifflappen und Tupfenreihe; Näpfchen; weitere fünf Tongefäße verloren. – Kubach, Nadeln 462 f. Nr. 1024; Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 79 Taf. 41, B 5. 860 Niederwalluf, Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen, Flur „Im Sand“: Körperbestattung in Steinkiste; SO-NW-orientiert. – Doppelknopf. – Beifunde: Zwei Schlaufen mit gekerbten Enden; zwei Eberhauer; Becher mit leicht gekehltem Schrägrand, auf der Wandung Rillen und Riefen, am Umbruch Buckel; Unterteil und Scherben eines randlosen (?) Kegelhalsgefäßes; Scherben eines Bechers mit Riefen; flacher, gehenkelter Becher mit Riefen und Rillen, am Umbruch vier ovale Riefenbuckel, Unterteil abgesetzt; steilwandige, nach oben leicht verjüngte runde Dose mit zwei Riefen; Henkeltöpfchen. – Herrmann, Funde 84 Nr. 179 Taf. 89, A 7. 861 Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 77: Brandgrab. – Doppelknopf. – Beifunde: Zwei Fragmente eines Nadelschaftes; Astragalus vom Schaf, angebrannt; verglühte Scherben eines großen und eines kleineren Gefäßes. – Müller-Karpe, Urnenfelder 42 Taf. 22, E 1. 862 Regensburg-Weichs, Stkr. Regensburg, Oberpfalz, Grab 9: Urnengrab, mit zwei Steinplatten geschützt, in der Urne Leichenbrand und drei Beigefäße. – Doppelknopf. – Beifunde: Nadel mit profiliertem, kugeligem Kopf, gebogen; Bruchstück eines Nadelschaftes; zwei Bruchstücke eines Halsringes mit falscher Torsion; sechs Bruchstücke von Armringen mit falscher Torsion; sechs Fragmente einer Armspirale (?) aus vierkantigem Draht; Haken eines Gürtelhakens; sechs vierkantige Ringe, drei durch dünnen Draht zusammengehalten; zwei Bruchstücke ebensolcher; Rest einer kleinen Drahtspirale; Punze, meißelartig zugerichtet; Punze, vierkantig; Punze, ahlenartig, spitz; Wetzstein aus Griffelschiefer mit konischer Durchbohrung; Zierstück aus Knochen, schmal, am oberen Ende beschädigt, oben durchbohrt, mit Dreiecksmustern und Zickzackbändern reich verziert – wohl Amulett; Gefäß (Urne) mit leicht trichterförmigem Hals, umgelegter, auf der Außenseite schräg gekerbter Rand; Etagengefäß, Unterteil nach Attinger Art verziert; Etagengefäß, in zwei Reihen angeordnete Schrägstrichgruppen von waagerechten Linienbändern eingefaßt; Schale Attinger Art; Leichenbrand. – Wagner, Urnengrabfelder 197; 201 f. Abb. 3, 25. 863 Frankenthal-Eppstein, Kr. Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz, aus Grab: Zylmann, Urnenfelderkultur Taf. 18, E 7. 864 Fridolfing, Lkr. Traunstein, Oberbayern, Hort: H. Koschik, Ein Hortfund der späten Urnenfelderzeit von Fridolfing, Ldkr. Traunstein, Oberbayern. Bayer. Vorgeschbl. 46, 1981, 41 Abb. 3, 3.

865

Zuchering, St. Ingolstadt, Oberbayern, Grab 316: Schütz, Fund 78-80 (fünf Doppelknöpfe, ausweislich Leichenbrandbestimmung Frauengrab); Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 54, 29-35. 37-38. 40. 43. 866 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 32-33; Weinheim-Nächstenbach, Rhein-NeckarKreis, Nordbaden, Hort: Stemmermann, Bronzedepot Taf. 4, 52. 867 Bad Homburg, Obertaunuskreis, Hessen, Bleibeskopf, Streufunde: A. Müller-Karpe, Neue Bronzefunde der späten Urnenfelderzeit vom Bleibeskopf im Taunus. Fundber. Hessen 14, 1974 (1975) 211 Abb. 6, 10; Hansen, Studien Taf. 15, 10; Fundort unbekannt: Joachim, Bronzen 282 Abb. 1, 4; Cortaillod, Kt. Neuchâtel, Schweiz, Seeufersiedlung: F. Keller, Pfahlbauten. Siebenter Bericht. Mitt. Antiquar. Ges. Zürich 19 H. 3 (Zürich 1876) Taf. 9, 23; Mörigen, Kt. Bern, Schweiz, Seeufersiedlung: BernatzkyGoetze, Mörigen Taf. 150, 6-7; Zürich-Wollishofen, Kt. Zürich, Schweiz, Seeufersiedlung: J. Heierli, Urgeschichte der Schweiz (Zürich 1901) 221 Abb. 203. – Aus den Schweizer Seeufersiedlungen müssen noch weitaus mehr Funde an Doppelknöpfen vorliegen; sie sind in der Literatur immer wieder erwähnt, liegen aber nicht in Abbildung vor. 868 D = Doppelknopf, mit Anzahl der im Grab aufgefundenen Exemplare (3+ = mehr als 3); W = Waffe: S = Schwert, L = Lanze, P = Pfeilspitze(n); M, R = Messer und/oder Rasiermesser (+ = vorhanden, - = nicht vorhanden). 869 z. B.: Wiesbaden-Erbenheim (139): das Messer lag nicht mehr in situ, aber das Rasiermesser lag auf dem Schwert. – Gleiche Lage bei dem Rasiermesser aus der Bestattung von Eggolsheim (54). – Dies sind zugleich die beiden einzigen Gräber im Untersuchungsgebiet, von denen eine Fundlage überliefert ist.

45

Bad Nauheim, Steinkistengrab (1) Hart a. d. Alz, Wagengrab (20) Langengeisling, Grab 6 (23) Gammertingen, Grab von 1927 (69) Trimbs, Grab 3 (129) Eggolsheim, Steinkistengrab (54) Gammertingen, Grab von 1971 (18) Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139) Grünwald, Grab 58 (73) Acholshausen, Steinkammergrab (149) Langendiebach, Grab 7 Grünwald, Grab 41 Kobern, Grab 1 Münzenberg, Grab Niederwalluf, Steinkistengrab Regensburg-Weichs, Grab 9 Unterhaching, Grab 77

D 3+ 1 1 7 4 3 3 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1

W S, L S, P S, P S S S S S S L -

M, R + + + + + + + + + + -

Tabelle 1: Älter- und mittelurnenfelderzeitliche Gräber mit Doppelknöpfen im Untersuchungsgebiet.

Zieht man nun noch einige weitere Bestattungen mit Doppelknopfbeigabe aus Mitteldeutschland870, Österreich871 und Böhmen872 hinzu, verändert sich diese Bild (Tabelle 2) 873.

870

Großeutersdorf, Lkr. Jena, Thüringen, Kirchberg, Grab 24: K. Peschel, Bronzezeitliche Brandgräber von Großeutersdorf, Lkr. Jena. Ausgr. u. Funde 10, 1965, 225 Abb. 2, e; Latdorf, Kr. Bernburg, Sachsen-Anhalt, Pohlsberg, Schwertgrab: H. Behrens, Inventaria Arch. Deutschland 13 (1964) D 127 Abb. 2; Niederebersbach, Kr. Großenhain, Sachsen, Grab 30: A. Dietzel, Beobachtungen auf dem bronzezeitlichen Gräberfeld Niederebersbach, Kr. Großenhain. Ausgr. u. Funde 13, 1968, 69 Abb. 5, 9; Osternienburg, Kr. Dresden, Sachsen, Grab 11: Sprockhoff, Handelsgeschichte Taf. 11, h; Stenn, Kr. Zwickau, Sachsen-Anhalt, Grab: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 11, C 2. – Zu den verzierten sächsischen Doppelknöpfen vgl. Moschkau, Doppelknöpfe. 871 Großmugl, VB Stockerau, Niederösterreich, Grab: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 62, A 6 (verziert); Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Tirol, Grab 18: Wagner, Urnenfelder 90; Grab 42: ebd. Taf. 18, 4; Grab 47: ebd. 97; Grab 48: ebd. Taf. 16, 8; Grab 54 b: Schauer, Schwerter Taf. 143, B 3; Grab 75: Wagner, Urnenfelder 103; Innsbruck-Wilten, VB Innsbruck, Tirol, Grab 88: Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 53 Nr. 124; Überackern, VB Braunau, Oberösterreich, Grab 35: zu Erbach, Funde Taf. 14, A 2. 872 TĜebusice, okr. Most, Böhmen, Grab 40 A: J. Bouzek u. D. Koutecký, Knovízské pohĜebištČ v TĜebušicích (Ein Gräberfeld der Knovízer Kultur in TĜebušice). Pam. Arch. 63, 1972, 454 Abb. 16, D 5. 873 B = Beil.

46

D 3+ 1 1 3 7 3 4 4 2 2 1 2 1 1 1 1 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Bad Nauheim, Steinkistengrab (1) Hart a. d. Alz, Wagengrab (20) Langengeisling, Grab 6 (23) Eggolsheim, Steinkistengrab (54) Gammertingen, Grab von 1927 (69) Gammertingen, Grab von 1971 (18) Innsbruck-Mühlau, Grab 54 b Trimbs, Grab 3 (129) Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139) Acholshausen, Steinkammergrab (149) TĜebusice, Grab 40 Latdorf, Steinkistengrab Grünwald, Grab 58 (73) Innsbruck-Mühlau, Grab 18 Stenn, Grab Osternienburg, Grab 11 Innsbruck-Mühlau, Grab 75 Innsbruck-Mühlau, Grab 42 Innsbruck-Mühlau, Grab 47 Innsbruck-Mühlau, Grab 48 Grünwald, Grab 41 Großmugl, Grab 1 Innsbruck-Wilten, Grab 88 Langendiebach, Grab 7 Kobern, Grab 1 Münzenberg, Grab Niederwalluf, Steinkistengrab Regensburg-Weichs, Grab 9 Unterhaching, Grab 77 Überackern, Grab 35 Großeutersdorf, Grab 24 Niederebersbach, Grab 30

W S, L S, P S, P S S S S S S L L S, L S S S S, (B) -

M, R + + + + + + + + + + + + + + + + + + -

Tabelle 2: Ha A-Gräber mit Doppelknopfbeigabe im erweiterten Untersuchungsgebiet.

Von 32 Gräbern, die Doppelknöpfe enthielten, ist in 16 auch eine Waffe beigegeben worden. Nur in zwei Grablegen fehlt das Schwert als Waffenbeigabe, so daß 13 Bestatteten ein Schwert und Doppelknöpfe in das Grab gelegt wurden. 18 Gräber mit Messer- und/oder Rasiermesserbeigabe enthalten Doppelknöpfe; elf Gräber mit Doppelknöpfen enthalten sowohl Waffen als auch Messer. Bei diesem relativ ausgeglichenen Vorkommensbild und wegen des Übergewichtes von Grab 6 Grab 35 Grab 37 Grab 54 a Grab 54 b Grab 18 Grab 42 Grab 47 Grab 48 Grab 75

Messer-/Rasiermesserbeigaben scheint sich die Annahme von Doppelknöpfen als „Schwertanzeiger“ nicht zu bestätigen. Noch eindringlicher gerät das Bild durch die Betrachtung eines einzelnen Gräberfeldes, wozu hier als Beispiel jenes von Innsbruck-Mühlau dienen soll (Tabelle 3).

D 4 1 2 2 2 3

W S S S S S S -

M, R + + + + + + + +

Tabelle 3: Gräber mit Doppelknöpfen und/oder Schwertbeigabe des Gräberfeldes Innsbruck-Mühlau.

Von insgesamt zehn Gräbern mit Schwertern und/oder Doppelknöpfen sind sechs mit Schwertern ausgestattet, ebenfalls sechs mit Doppelknöpfen, davon zwei mit einem Schwert. Dagegen war acht Bestatteten ein Messer und/oder Rasier-

messer beigegeben worden. Lediglich zwei Gräber mit Schwertern enthalten Doppelknöpfe, hingegen fanden sich in fünf Gräbern mit Messern Doppelknöpfe. In diesem Falle spricht einiges dafür, daß Doppelknöpfe primär etwas mit 47

der Beigabe von Schneidegeräten, nicht aber mit Waffen zu tun haben. Es wäre zwar möglich, ist aber durch keinen Befund schlüssig zu beweisen, daß Doppelknöpfe generell Bestandteile des Schwertgehänges waren und womöglich als pars pro totoBeigabe in Gräber gelangten. Genausogut können Doppelknöpfe als Gürtelbestandteil und in ihrer eigentlichen Funktion als Knöpfe als Bestandteil der Bekleidung angesehen werden. Solange noch kein einwandfreier archäologischer Beweis vorliegt, der die Verwendung der Doppelknöpfe sicher anzeigt, kann von diesen Kleinbronzen nur auf einen Gurt aus strapazierfähigem Material geschlossen werden. Ein Zusammenhang mit der Schwertbewaffnung scheint nicht ausgeschlossen. Ungeklärt ist dabei, ob das Schwert bzw. die Schwertscheide nicht einfach am Gürtel, der von einem Doppelknopf verschlossen wurde, befestigt war oder zwischen diesen und den Leib eingeschoben war. Aus der Doppelknopfbeigabe allein einen Schwertgurt, wenn nicht sogar ein separates Schwertgehänge zu rekonstruieren, scheint fraglich. Ein Zusammenhang scheint mit Beigaben wie Messern und Rasiermessern zu bestehen, die ebenfalls auf irgendeine Weise an einem mittels Doppelknopf verschlossenen Gürtel getragen worden sein dürften.

Das Vorkommen gleichartiger Ringe auch in Vergesellschaftung mit anderen Bronzen, wie beispielsweise Messern oder Gürtelhaken, legt allerdings auch eine Verwendung in Zusammenhang mit verschiedenen Gegenständen der persönlichen Ausrüstung nahe876. Die Zugehörigkeit von Knebeln, Doppelknöpfen und bestimmten Ringen zum Schwertgehänge ist durch einige Fundvergesellschaftungen durchaus zu belegen, jedoch legen andere Befunde nahe, daß dies nicht ausschließlich gilt. Allgemein gehören sowohl Ringknebel als auch Doppelknöpfe und kleine Ringe zu Gehängen, wie schon F. Kutsch annahm877. Den aufgeführten Befunden zufolge scheint es so, als ob die Funktion der Doppelknöpfe, die im wesentlichen der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) angehören, während der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) von Knebelringen übernommen wurde. 2.2 Lanzenspitzen Eine typologisch-chronologische Gliederung der urnenfelderzeitlichen Lanzenspitzen in ihrer Gesamtheit ist bislang nicht vorgelegt worden. Verschiedene Lanzenspitzen des Untersuchungsgebietes sind von G. Jacob-Friesen in dessen Arbeit über die bronzezeitlichen Lanzenspitzen Norddeutschlands und Skandinaviens mitbehandelt worden878. Daneben sind F. Holste879, W. A. von Brunn880, H. MüllerKarpe881 sowie E. Sprockhoff882 auf einzelne Typen näher eingegangen. In der Folge hat S. Hansen einen am bronzewie urnenfelderzeitlichen Fundgut orientierten Gliederungsversuch anläßlich von Untersuchungen zu Deponierungen der Urnenfelderzeit im Rhein-Main-Gebiet vorgelegt883. Anhand stilistischer Vergleiche von Lanzenspitzen sowohl aus Grab- und Hortfunden wie auch Einzelfunden, nahm er eine typologische und chronologische Einordnung des betreffenden bronze- und urnenfelderzeitlichen Fundstoffes vor. Auf deren Ergebnissen basiert dann S. Hansens Auswertung von Indizes, die in graphischer Darstellung Entwicklungstrends bronze- und urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen

2.1.7.3.3 Ringe Kleine Ringe mit rundem oder rhombischem Querschnitt mögen unter anderem auch als Bestandteile von Schwertgehängen anzusehen sein. Zu dieser Annahme berechtigt – in gleicher Weise wie für die Doppelknöpfe – der Befund von Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139). Hier lagen zwei Ringe und Reste eines dritten, zusammen mit zwei Doppelknöpfen zur rechten Seite des Bestatteten in unmittelbarer Nähe des Schwertes. Auch der Befund des Grabes von Mauern (7) sowie derjenige der Grablege von Saint-Romainde-Jalionas874, wo ein Ringknebel und mehrere Ringe dicht am Schwert gefunden wurden, lassen diesen Schluß zu. Kleine, geschlossene Ringe mit rhombischem oder auch rundem Querschnitt liegen aus mehreren Gräbern mit Waffenbeigabe vor875.

876

Exemplarisch sei eine Auswahl von Inventaren mit Ringen mit rhombischem Querschnitt angeführt: Bad Friedrichshall, Lkr. Heilbronn, Nordwürttemberg, Jagstfeld, Hügel 3: Dehn, Urnenfelderkultur 83 f. Taf. 3, A; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Bebraer Bahnhofstraße, Grab 1: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 4, A; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Töngesfeld, Grab 17: ebd. Taf. 6, B; Heidelberg, Nordbaden, Grab: Jockenhövel, Rasiermesser Nr. 124 Taf. 65, B; Heilbronn, Nordwürttemberg, Fundstelle 5: Dehn, Urnenfelderkultur 88 Taf. 9, A; Kahl, Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken, Grab: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 23, A; Kornwestheim, Lkr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur 90 Taf. 13, B; Lörzweiler, Kr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, Grab: Eggert, Urnenfelderkultur 162 Taf. 6; Reupelsdorf, Lkr. Gerolzhofen, Unterfranken, Hort: Ch. Pescheck, Arch. Korrbl. 1, 1971, 200 Abb. 2, 10; Steinkirchen-Steinfeld, Niederbayern, Grab 7: Müller-Karpe, Besiedlung 177 Abb. 5, A 4; Steinkirchen-Steinfeld, Niederbayern, Grab 31: ebd. 173 Abb. 2, B 2-3; Worms, Rheinland-Pfalz, Grab 6: Eggert, Urnenfelderkultur 318 Taf. 25, B; WormsPfeddersheim, Stkr. Worms, Rheinland-Pfalz, Grab: ebd. 327 Taf. 30. 877 Kutsch, Skelettgrab 40. 878 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen. 879 Holste, Urnenfelderzeit bes. 68-71. 880 von Brunn, Hortfunde 140 ff. 881 Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 46 ff. 882 Sprockhoff, Periode IV 24 ff.; ders., Periode V 77 ff. 883 Hansen, Studien 27-54.

874 Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Grab: Brun, Princes 216 f. mit Abb. 875 Kleine Ringe mit rhombischem Querschnitt: Acholshausen (149 – Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 58, 2-6. 9. 13-14. 17); Behringersdorf, Grab 2 (153); Darmstadt, Hügel 2 (220 – Taf. 68, B 3-4); Gammertingen, Grab von 1927 (69); Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21 – Taf. 15, B 21); Wollmesheim, Grab 1 (30 – Taf. 21, B 9); Neuses a. d. Regnitz (294 – Taf. 75, A 7); Obergriesingen (106); Speyer (122 – Taf. 49, B 2-5); Trimbs (308 – Taf. 79, A 9); Trimbs, Grab 3 (129 – Taf. 51, A 15-16) und Viernheim (204 – Taf. 65, A 2-3). – Kleine Ringe mit rundem Querschnitt: Bad Nauheim (1 – Taf. 1, 8-9); Gammertingen, Grab von 1971 (18); Eggolsheim (54 – Taf. 28, 5); Eßfeld, Grab 1 (59 – Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 53, 19); Etting, Hügel 22 (61 – Taf. 30, B 3); Riekofen, Grab 20 (117 – Hennig, Urnenfelder Taf. 81, 6-7); Acholshausen (149 – Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 58, 7-8. 10-12. 15-16. 18-19); Hanau, Grab 6 (167 – Taf. 61, C 3); Schwabmünchen, Grab 13 (120 – Taf. 48, 7-8); Altendorf (212); Kelheim, Grab 278 (265 – Pfauth, Beiträge Taf. 191, 6); Künzing, Grab 97 (269 – Schopper, Gräberfeld Taf. 67, 7); Künzing, Grab 191 (281 – Schopper, Gräberfeld Taf. 136, 5); Pfatter, Grab 26 (299 – Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 20); Unterhaching, Grab 42 (309 – Taf. 79, B 14-16).

48

widerspiegeln sollen884. Diese Vorgehensweise erscheint angesichts von zum Verwechseln ähnlicher Lanzenspitzen unterschiedlicher Zeitstellung problematisch885. Aus diesem Grund erfahren Einzelfunde hier so gut wie keine Berücksichtigung, es sei denn, sie ließen sich zeitlich eng begrenzten Typen zuweisen886. J. ěíhovský hat schließlich im Rahmen der PBF-Edition eine Gliederung der mährischen Lanzen- und Speerspitzen vorgelegt, die allein des Titels wegen schon Interesse weckt, da dies impliziert, daß eine funktionale Unterscheidung in Stoßund Wurfwaffen für die Urnenfelderzeit nur von den erhaltenen Bronzespitzen her vorgenommen werden könnte887. J. ěíhovský ist auf diese Problematik allerdings nicht näher eingegangen, sondern hat als Speerspitzen diejenigen angesprochen, deren Länge weniger als 10-11 cm beträgt888. Die Typengliederung erstellte er nach formalen und metrischen Gesichtspunkten889. Dabei wurden die Blattquerschnitte untergeordnet, so daß teilweise recht unterschiedliche Lanzenspitzen in derselben Grundform zusammengefaßt sind. In solchen Fällen wurden Varianten gebildet. Tüllenrippen und Verzierung schließlich sind Merkmale, die von J. ěíhovský als nachrangig eingestuft wurden, so daß der Leitformcharakter bestimmter Formen, die mittels jener umschrieben werden können, nicht genügend berücksichtigt wird890.

In 79 gesicherten und möglichen Gräbern des Arbeitsgebietes wurden Lanzenspitzen bzw. deren Fragmente gefunden. Einige Lanzenspitzen fallen von vorneherein aus der typologischen Betrachtung aus, da sie entweder zu fragmentarisch überliefert sind oder keine Abbildungsvorlage von ihnen existiert, wie dies beispielsweise bei jener des Grabes von Garching a. d. Alz (4) der Fall ist. Aufgrund dieser Kriterien werden überdies die Lanzenspitzen aus den Bestattungen von Münchingen (8 – Taf. 4, C 5), Tiengen (11 – Taf. 7, 2), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150)893, Forst, Grabhügel 1 (162 – Taf. 59, B 1), Hader (166 – Taf. 60, 1), Irlich, Grab 5 (171), Lörrach (186 – Taf. 62, E 1), Künzing, Gräber 42 (178)894, 57 (180)895 und 127 (181)896, Mellrichstadt (189), Pfullingen (196 – Taf. 64, 1), das anhand eines Griffdornmessers mit Krückenklinge und Zwischenstück (Taf. 64, 2) sowie eines spulenförmigen Gegenstandes (Taf. 65, 5), zu dem eine Parallele aus dem Hortfund von Engen-Hohenhewen vorliegt897, in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) datiert wird, Steinkirchen (202 – Taf. 63, H) und Weichering (209) von der typologischen Betrachtung ausgenommen. Aus denselben Gründen müssen die Lanzenspitzen einiger Horte und Grabfunde auch des weiteren Arbeitsgebietes ausscheiden. Hierzu zählen die Horte von Biblis898, Iphofen-Nenzenheim899, jener von Publy900, die österreichischen Funde von Bruck a. d. Mur901, Graz-Plabutsch902, Mixnitz903, Munderfing-Buch904, Trefffelsdorf905, Unterradl, Grab 2906 und Wildon a. d. Mur907 sowie das Grab 4 von Überackern908.

Da die vorgestellten Ansätze zu keinen deutlich umrissenen und voneinander abgegrenzten Gruppierungen geführt haben, wird im folgenden der Versuch unternommen, ausgehend von geschlossenen Funden der Urnenfeldergruppen in Süd- und Südwestdeutschland über solche aus Ostfrankreich, der Schweiz, Österreich sowie Tschechien und der Slowakischen Republik, die urnenfelderzeitlichen Lanzenspitzen typologisch zu gliedern und deren chronologische Stellung zu untersuchen891. Mit dieser methodischen Vorgehensweise soll vermieden werden, daß in Fundchroniken als urnenfelderzeitlich ausgewiesene Lanzenspitzen-Einzelfunde den typologisch-chronologischen Zusammenhang verfälschen892.

Andere Lanzenspitzen sind chronologisch und typologisch nicht näher einzugrenzen und fallen deshalb aus. Dazu gehört Grab 47 von Künzell (176), das aufgrund eines doppelkonischen Gefäßes mit Zylinderhals und Henkeln (Taf. 62, F 4) in die Urnenfelderzeit datiert und Langengeisling, Grab 1 (185), das wegen des Messerfragmentes mit keilförmigem oder Urnenfelderzeit dürfte auch etwas Willkür im Spiel sein – erreicht wird immerhin, daß die Lanzenspitzen publiziert werden. 893 Datiert nach Bz D (Wirth, Grabfunde 62). 894 Schopper, Gräberfeld Taf. 30, 4 (Ha B3-zeitlich – ebd. 28). 895 Schopper, Gräberfeld Taf. 39, 8. – Datiert nach Ha B3 wegen des Griffdornmessers mit Krückenklinge und Zwischenstück (ebd. 28 Taf. 39, 7). 896 Schopper, Gräberfeld Taf. 94, A 1. – Datiert nach Ha B3 wegen des einschneidigen Rasiermessers (ebd. 25 Taf. 94, A 3). 897 Engen-Hohenhewen, Lkr. Konstanz, Südbaden, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 175, C 1 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 107 Anm. 55). 898 Biblis, Kr. Bergstraße, Hessen: Herrmann, Funde Taf. 192, C 3. 899 Iphofen-Nenzenheim, Lkr. Kitzingen, Unterfranken: Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 94, 14-16. 900 Publy, arr. Lons-le-Saunier, Dép. Jura, Franche-Comté: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter Taf. 23, 37-41. 901 Bruck a. d. Mur, Steiermark: Schauer, Schwerter Taf. 141, B 2-3. 902 Graz-Plabutsch, VB Graz, Steiermark: Schauer, Schwerter Taf. 149, A 6. 903 Mixnitz, VB Bruck a. d. Mur, Steiermark: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 124, D 11. 904 Munderfing-Buch, VB Braunau a. Inn, Oberösterreich: J. Reitinger, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich. Schriftenr. oberösterr. Musealver. 3 (Linz 1968) 306 Abb. 251, 9. 905 Treffelsdorf, VB Klagenfurt, Kärnten: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 144, B 3. 906 Unterradl, VB St. Pölten, Niederösterreich, Grab 2: Eppel, Gräberfeld 46 Taf. 4, 35. 907 Wildon a. d. Mur, VB Leibnitz, Steiermark: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 144, A 4. 908 Überackern, VB Braunau a. Inn, Oberösterreich: Sperber, Untersuchungen Taf. 117, 9.

884

ebd. 52 Abb. 8 (ohne Nachweise). Siehe unter 2.2.18) Schlichte Lanzenspitzen. – Nicht abzuschätzen ist eine Verzerrung für die von S. Hansen vorgeschlagene Einteilung der im Rhein-Main-Gebiet vorkommenden Lanzenspitzen dadurch, daß er zum typologischen Vergleich Lanzenspitzen aus ganz Europa vom Nordischen Kreis über die westeuropäischen Bronzezeitgruppen, die Urnenfeldergruppen bis an das Schwarze Meer zusammenstellte. 886 Der genannten Gründe wegen werden auch die Ergebnisse aus der Verteilung der Lanzenspitzen auf Zeitstufen nach Quellen (Hansen, Studien 53 Abb. 10) nicht berücksichtigt. 887 ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen. 888 ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 5; 88 ff. Nr. 219-238 Taf. 20, 219-238. – Bei dem von J. ěíhovský als flügellose zweischneidige Tüllenspeerspitze angesprochenen Objekt aus einem fraglichen Depot von BĜeclav wird es sich wohl eher um einen Lanzenschuh handeln (ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 98 Nr. 239 Taf. 21, 239). 889 ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 6 ff. 890 Beispiel: ěíhovský, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen Taf. 8, 64, eine im Pfahlbaustil verzierte Lanzenspitze, die eine Leitform der Stufe Ha B1 darstellt und außerdem einen eckigen Blattansatz aufweist. Zur selben Variante rechnete J. ěíhovský das unverzierte Stück ebd. Taf. 8, 65, das außerdem einen rechteckigen Tüllenquerschnitt im Blattbereich aufweist. – Zu diesen beiden Formen vgl. weiter unten. 891 Hieran können im Bedarfsfall Einzelfunde angehängt werden. Schwierig ist jedoch die Zuweisung vereinzelter Lanzenspitzen, welche in gleichförmiger Gestalt fast die gesamte Bronzezeit durchlaufen. 892 Es ist auch nicht immer gewährleistet, daß es sich dabei wirklich um urnenfelderzeitliche Lanzenspitzen handelt. Bei der Zuweisung zu Bronze885

49

Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1)920. Das Steinkistengrab 7 von Langendiebach (184) ist wegen der Keramik mit Stufenprofil bzw. breiter Horizontalriefenzier (Taf. 62, C 2-3) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zu datieren921. Der gleichen Zeitstufe gehört auch das fragliche Grab von Grubhöh (5 – Taf. 4, B) an922. Aufgrund des klar begrenzten Datierungsansatzes der Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt kann ein aus einem Grab von Singen (Hohentwiel) stammendes Exemplar (200)923 dem älteren Abschnitt von Ha A (Ha A1) zugeordnet werden. Lediglich ein Grab von Bayerbach (152 – Taf. 57, F ) sowie der Hort vom Forstmühler Forst924 stehen wohl am Übergang der Phase Bz C2 nach Bz D. Das Grab von Bayerbach, dessen Inventar überwiegend Formen der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) enthält, dürfte wegen des Datierungsansatzes der Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt noch an den Übergang zur Phase Bz D zu stellen sein. Eine ähnliche Zeitstellung gilt wohl auch für das Depot vom Forstmühler Forst, dessen Achtkantschwert zu den Leitformen der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) zählt. Noch aus einem zweiten Hortfund – MengkofenKrottenthal925 – ist eine Lanzenspitze mit gestuftem Blattquerschnitt zu nennen. Aus dem weiter gefaßten Arbeitsgebiet liegen solche Lanzenspitzen aus dem fraglichen Grab von Riehen in der Schweiz926, in Österreich aus den Gräbern von Mannersdorf a. d. March927, Pöttsching928, SalzburgMorzg, Grab 3929 sowie aus den Horten von Augsdorf930 und Hartkirchen931, vom Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei aus Grab 2 von ýaka932, dem unsicheren Grab von Dolný Peter933, der Grabhügelgruppe B von Milavþe934, dem Grab 1 von Velatice935 und schließlich den Depotfunden I und II von Drslavice936 vor.

Klingenquerschnitt (Taf. 62, A 2) nur allgemein als urnenfelderzeitlich (Ha A oder B) eingeordnet werden kann. Andere Gräber mit Lanzenspitzen gelten allgemein als urnenfelderzeitlich. So die aus dem Bereich von Gräberfeldern dieser Zeit stammenden Lanzenspitzen von Barbing, Grab 40 (151)909, Grundfeld (165 – Taf. 61, A 1)910, Mellrichstadt (189)911 und Steinkirchen (202 – Taf. 63, H)912. Die Lanzenspitze von Höchst a. d. Nidder (168 – Taf. 59, E 1) mag eher urnenfelder- als bronzezeitlich sein, zumal sie von einem hallstattzeitlichen Gräberfeld stammt913. Schließlich kann bei mehreren Lanzenspitzen die in der Literatur angegebene urnenfelderzeitliche Datierung nicht bestätigt werden. Dies gilt für die Lanzenspitzen von Bingenheim (157 – Taf. 57, C 1), Ebensfeld (160 – Taf. 59, A), Oberndorf (193), Obersteinbach a. d. Haide (195 – Taf. 63, E), Römerberg (198 – Taf. 63, G) und Wildenberg (210 – Taf. 65, D 1). Die nach R. Dehn angeblich aus einem Grab stammende Lanzenspitze von Jagsthausen wird von O. Paret indes nicht als Grabfund geführt914. 2.2.1 Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt Aus einer größeren Zahl von Gräbern und Horten Deutschlands, der Schweiz, Österreichs und der Tschechoslowakei stammen Lanzenspitzen, die G. Jacob-Friesen915 aufgrund ihres charakteristischen, im Querschnitt stufig profilierten Blattes als Gruppe mit gestuftem Blatt bezeichnete. Typisch für sie ist der geschwungene Umriß des Blattes. Lanzenspitzen dieser Art sind über gesamt Mitteleuropa verbreitet, wie G. Jacob-Friesen und M. zu Erbach dargelegt haben916. Die Kartierungen zeigen mehrere deutliche Schwerpunkte im Bereich und im näheren Umfeld der mittleren Donau, was einerseits sicherlich auf den Forschungsstand zurückgeht917, andererseits rechtfertigt dieses Verbreitungsbild aber auch die Annahme mehrerer Werkstätten918. Die geschlossenen Funde mit Lanzenspitzen dieser Art (mit gestuftem Blattquerschnitt) gehören recht einheitlich der frühen (Bz D) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) an. Nach Bz D datierte J. Biel das Grab von EberdingenHochdorf (161) aufgrund der beigegebenen Keramik919. Von den Grabfunden des engeren Untersuchungsgebietes gehören die Wagengräber von Königsbronn (175 – Taf. 62, B) und Hader (166 – Taf. 60) an die Wende von früher zu älterer

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Zur Datierung der Gräber von Hader und Königsbronn vgl. Kap. 2.9) Wagen- und Wagenteile. 921 Siehe Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 922 Vgl. Kap. 2.1.5.2.1) Dreiwulstschwerter vom Typ Schwaig. 923 Brestrich, Grabfunde 322 Taf. 5, A 9. 924 Forstmühler Forst, Kr. Regensburg, Oberpfalz: Torbrügge, Bronzezeit Taf. 59, 10 (Bz C – ebd. 95). 925 Mengkofen-Krottenthal, Lkr. Dingolfing-Landau, Niederbayern: MüllerKarpe, Neues 32 Abb. 17, 1 (Bz D – ebd. 31). 926 Riehen, Kt. Basel-Stadt, Grab (?): Schauer, Schwerter Taf. 134, C 2 (Bz D – ebd. 77). 927 Mannersdorf a. d. March, VB Gänserndorf, Niederösterreich, Grab (?): Schauer, Schwerter Taf. 148, A 2-3 (Bz D – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 177). 928 Pöttsching, VB Mattersburg, Burgenland, Grab (?): Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 11, A 4 (Bz D/Ha A1 – ebd. 16 f.). 929 Salzburg-Morzg, VB Salzburg, Salzburg, Grab 4: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 64, C 7 (Ha A1 – ebd. 90). 930 Augsdorf, VB Villach, Kärnten: Schauer, Schwerter Taf. 139, 3 (Ha A1 – ebd. 143 f.). 931 Hartkirchen, VB Eferding, Oberösterreich: Stein, Katalog Taf. 122, 8 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 177). 932 ýaka, okr. Levice, Slowakei, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 59, 3-4 (Bz D – ebd. 74). 933 Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakei, Grab (?): Paulík, Problematike 324 Abb. 44, 2 (Bz D – Vladár, Dolche 52). 934 Milavþe, okr. Domažlice, Böhmen, Grabhügelgruppe B: Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 28, 824 (Bz D – Jockenhövel, Rasiermesser 43 Nr. 9). 935 Velatice, okr. Brno-venkov, Mähren: Müller-Karpe, Bronzezeit Taf. 405, C 9 (Ha A1 – von Brunn, Hortfunde 299). 936 Drslavice, okr. Uherské HradištČ, Mähren, Depot I: ěíhovský, Messer Taf. 35, 29-30 (Bz D – ebd. 20); Drslavice, okr. Uherské HradištČ, Mähren, Depot II: Pavelþík, Depot Taf. 13, 12 (Bz D – ěíhovský, Messer 20).

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Hennig, Urnenfelder Taf. 42, 7. Hennig, Grab- und Hortfunde 91 ff. Nr. 66. 911 Wilbertz, Urnenfelderkultur 179 f. Nr. 172. 912 H. Neubauer, Bayer. Vorgeschbl. 16, 1942, 55. – Müller-Karpe, Besiedlung. 913 Herrmann, Funde 108 Nr. 283. – Die Zugehörigkeit des Tongefäßes ist nicht sicher. 914 Dehn, Urnenfelderkultur 90; O. Paret, Fundber. Schwaben N. F. 11, 1951, 57 f. Abb. 14. 915 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 220 ff. 916 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 220 f. Karte 13; zu Erbach, Funde 88 f.; Fundliste S. 302-308 u. Karte 19. 917 Vgl. Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 221: H. Müller-Karpe wies 1959 (Müller-Karpe, Beiträge ) 98 Fundorte nach, G. Jacob-Friesen führte acht Jahre später 166 Funde an. 918 So auch Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 221. 919 Biel, Untersuchungen 98 f. Abb. 52. 910

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ten (208) stammen aus der Lüneburger Heide945. Sie zeigen, daß nicht alle Lanzenspitzen dieses Typs mit umlaufendem Absatz bzw. umlaufender Rille am Blattansatz versehen sind. F. Laux vermutete, die Mittelrippe auf der Tülle habe dazu gedient, die Lanzenspitze zu versteifen946. Er ordnete derartige Exemplare den Lüneburger Stoßlanzen der Variante B zu, die seiner Zeitgruppe III der Männergräber angehört und damit älter ist als Periode IV nach O. Montelius. Dies entspricht in etwa dem Ende der Phase Bz D und dem Beginn von Ha A1 süddeutscher Chronologie947. Höchstwahrscheinlich gilt diese Datierung auch für den Grabfund von Wallerstädten (208).

2.2.2 Nordwesteuropäische Ösenlanzenspitzen Den Kontakt der rheinisch-schweizerisch-ostfranzösischen Urnenfeldergruppen mit gleichzeitigen nordwesteuropäischen Kulturgruppen spiegelt die Ösenlanzenspitze des Grabes 1 von Wiesloch (12) wider. Die Verbreitung937 dieser nordwesteuropäischen Lanzenspitzenform reicht von den britischen Inseln über die Bretagne im Nordwesten und den Niederlanden, Belgien, Schleswig-Holstein bis Niedersachsen im Osten, nach Süden hin über die Picardie und die Bourgogne zum Limousin und den Rhône-Alpen bis hin zu einem vereinzelten Fundort fast im äußersten Nordwesten Spaniens938. Die südöstlichste Verbreitung der nordwesteuropäischen Ösenlanzenspitzen zeigt der Einzelfund von Heimiswil in der Schweiz auf, welcher ebenfalls zur rheinisch-schweizerisch-ostfranzösischen Urnenfeldergruppe gerechnet wird939. Ansonsten sind aus dem zum Zwecke der Typologisierung von Lanzenspitzen erweiterten Untersuchungsgebiet keine geschlossenen Funde namhaft zu machen. Zu den Ösenlanzenspitzen gehört das fragmentierte Exemplar aus Grab 1 von Wiesloch (Taf. 8, 2), das in den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) datiert wird940. G. Jacob-Friesen hat die Wieslocher Lanzenspitze, die außerhalb des typischen Verbreitungsgebietes liegt, der Gruppe C III, D III der nordwesteuropäischen Ösenlanzenspitzen zugeordnet941.

2.2.4 Lanzenspitzen mit rechteckigem Tüllenquerschnitt im Blattbereich Die bemerkenswerte Lanzenspitze (Taf. 59, D 1) aus dem Steinkammergrab von Gau-Algesheim (163), das aufgrund des im Stufenprofil gegliederten Gefäßes (Taf. 59, D 3) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) datiert werden kann948, hat G. Jacob-Friesen als Lanzenspitze mit eckigem Blattansatz eingestuft und damit das frühe Auftreten jener Gruppe von Lanzenspitzen begründet949. Der Befund des Dietzenbacher Steinkistengrabes 1 (3) gibt ihm in dieser Hinsicht recht950. Dennoch soll die Gau-Algesheimer Waffe hier als langschmale Lanzenspitze mit annähernd rechteckigem Tüllenquerschnitt angesprochen werden. Zu einer solchen Gruppierung können aus dem weiteren Arbeitsgebiet die oftmals erwähnte Lanzenspitze aus einem österreichischen Hort gleicher Zeitstellung von St. Martin-Paß Luftenstein951 sowie eine Lanzenspitze aus dem Bz D-zeitlichen Depot II von Cannes-Écluse, Ile-de-France952 gezählt werden. Weitere Parallelen liegen aus dem Hort von Tab, Komitat Somogy vor, welcher der Depotfundstufe Kisapáti der älteren Urnenfelderzeit angehört953, aber auch in Gestalt einer Lanze unbekannten Fundortes, die im Museum Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz aufbewahrt wird954.

2.2.3 Lanzenspitzen vom Lüneburger Typ II Aus dem Untersuchungsgebiet vermag hierzu lediglich die Lanzenspitze aus dem nicht gesicherten Grabfund von Wallerstädten (208) namhaft gemacht zu werden, der durch keine weiteren Beigaben zu datieren ist. G. Jacob-Friesen hat die Wallertädtener Lanzenspitze (Taf. 65, C) gelegentlich der Besprechung seines Lüneburger Typs 2, der ebenfalls durch eine Längsrippe ausgezeichnet wird, angeführt. Er sah jedoch darin keine Verwandtschaft dieser Formen mit dem Wallerstädtener Exemplar und vermutete, daß jene charakteristische technische Besonderheit sowohl in Nord- als auch in Mitteleuropa zu verschiedenen Zeiten und unabhängig voneinander aufgetreten sei942. Vornehmlich sind diese Lanzenspitzen im Ilmenau-Tal und in der östlichen Nordheide verbreitet943; diesbezügliche Fundpunkte lassen sich über den Nordischen Kreis bis Mitteldeutschland belegen944. Gute Parallelen zur Lanzenspitze von Wallerstäd-

945

Laux, Bronzezeit Taf. 55, 10 (Hohenbünstorf); 77, 2 (Boltersen). Laux, Bronzezeit 86. 947 z. B. Laux, Bronzezeit 125; Laux, Fibeln 6. 948 Zum Gefäß mit Säulchenfuß gibt es eine Parallele aus dem älterurnenfelderzeitlichen Grab 1 von Kobern, Gde. Kobern-Gondorf, Kr. MayenKoblenz, Rheinland-Pfalz: B. C. Oesterwind u. K. Schäfer, Grabfunde der Urnenfelderzeit im Neuwieder Becken. Begleith. zur Sonderausstellung »... und sie verbrannten ihre Toten« im Stadtmuseum Andernach vom 17. Oktober - 13. Dezember 1992. Andernacher Beitr. 9 (Andernach 1992) 60 Abb. 35, 3. 949 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 83 Anm. 123; 241. 950 Kap. 2.2.6) Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz. 951 St. Martin-Paß Luftenstein, VB Zell a. See, Salzburg: M. Hell, Wiener Prähist. Zeitschr. 26, 1939, 150 Abb. 3; Müller-Karpe, Beiträge 136. 952 Cannes-Écluse, arr. Provins, Dép. Seine-et-Marne, Ile-de-France: G. Gaucher u. Y. Robert, Gallia Préhist. 10, 1967, 204 Abb. 44, 13; 212. 953 Tab, Csabapusta, Kom. Somogy: Kemenczei, Schwerter 19 Taf. 78, 11. 954 Schauer, Kampfweise 70 Nr. 2 Abb. 1, 2. – Bei Hansen, Studien Taf. 3, 2 ist irrtümlich ein verrundeter Querschnitt der Tülle angegeben. 946

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Zur Verbreitung auf den britischen Inseln u. a. Ch. F. E. Hawkes, Proceed. Prehist. Soc. 14, 1948, 196 ff.; ergänzend Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 212 Anm. 39 mit Karte 12. 938 San Esteban del Rio Sil, Prov. Orense: Jacob-Friesen, Lanzenspitzen Nr. 1646. 939 Heimiswil, Kt. Bern: J.-P. Millotte, Jahrb. Schweiz. Ges. Urgesch. 47, 1958-1959, 46. 940 Vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 941 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 209 Abb. 1; 212 Anm. 39. 942 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 188. – Angeführt werden soll hier lediglich ein Einzelfund aus Ebelsbach-Steinbach, Lkr. Haßberge, Unterfranken, Bayern: H. Mauer, Bayer. Vorgeschbl., Beih. 1 (München 1987) 94; 96 Abb. 66, 3. 943 Laux, Bronzezeit, Karte 16. – Die Verbreitung rührt von dem in der Zeitgruppe III veränderten Bestattungsbrauch her (ebd. 135). 944 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 184 ff.

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Mit der Lanzenspitze (Taf. 3, 7) aus dem Dietzenbacher Steinkistengrab 1 (3), das in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zu datieren ist965 sowie mit demjenigen der österreichischen Bz D/Ha A1- und Ha A1-zeitlichen Horte von Augsdorf966, Hallstatt967 und Trössing968, kann dieses Bild einerseits chronologisch, andererseits auch räumlich erweitert werden. Ein Hortfund von Freiham969 und drei österreichische Grabfunde von Innsbruck-Hötting, Grab 1 des Urnenfeldes III970, Kitzbühel971 und aus Grab 3 von SalzburgMorzg972, zeigen die obere Grenze der Datierungsspanne an. Darüber hinaus tritt das Merkmal des eckigen Blattansatzes auch noch an Lanzenspitzen aus einigen Hortfunden Südosteuropas auf973. Ein weiteres Merkmal dieser Gruppe von Lanzenspitzen sind schneidenparallele Rillen, die mit Ausnahme der älterurnenfelderzeitlichen Lanzenspitze aus dem Steinkistengrab 1 von Dietzenbach (3) und den gleichzeitigen von Augsdorf und Trössing auf allen Blättern der hier zusammengestellten Lanzenspitzen vorkommen. Im Falle des Hortfundes von Hallstatt, dessen Niederlegungszeitraum nicht eindeutig festliegt, wäre zu erwägen, ob die Lanzenspitze nicht analog den übrigen in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) datiert werden sollte. Das älterurnenfelderzeitliche Exemplar von Dietzenbach hingegen könnte überarbeitet und damit dem Typ angeglichen worden sein. Entgegen G. Jacob-Friesens Ansicht gilt F. Holstes Ha Bzeitliche Einordnung der Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz – wenngleich für die Phase Ha B1 präzisiert – sowie die schon von ihm beschriebene Verbreitung dieser Waffen. Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz und schneidenparalleler Rillenzier sind demnach eine Leitform der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) vornehmlich des Ostalpengebietes und seines näheren Umlandes. Die Lanzenspitze mit eckigem Blattansatz von Bad Buchau974 stellt wegen des im Pfahlbaustil verzierten freien Tüllenendes die Verbindung her zu solchen, die sich durch diese Verzierung auszeichnen975.

2.2.5 Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen Die Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen unterscheiden sich durch ihren flaueren Blattumriß recht deutlich von den geflammten Blättern nach Art der Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt. Auch die Datierung der Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen, zu denen sechs geschlossene Funde gerechnet werden können, läßt sich innerhalb von früher (Bz D) bis zu älterer Urnenfelderzeit (Ha A1) nicht exakter fassen. Eine allgemein Ha Azeitliche Stellung konnte für eines der beiden Gräber von Prien a. Chiemsee (9 – Taf. 5, B) ermittelt werden955. Auch das zweite Grab von diesem Fundort (197), dessen Rasiermesser (Taf. 63, F 2) aufgrund der Zeitstellung vergleichbarer Stücke nicht genauer als in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) datiert werden kann956, gehört in diesen Zeitraum. Die beiden Lanzenspitzen aus dem gestörten Grab von Neufra (190 – Taf. 63, A) und dem fraglichen Grabfund von Kaldorf (172 – Taf. 61, E) lassen sich recht gut mit einem Exemplar aus dem jüngerurnenfelderzeitlichen Hort von Pfeffingen vergleichen957. Besonders eindrucksvoll sind die zwei gußgleichen, fast 50 cm langen, sehr schmalen Lanzenspitzen aus dem jüngerurnenfelderzeitlichen Hortfund von Crévic in Lothringen958, welche in doppelten Zweischalengußformen gegossen wurden959. Zwei weitere Lanzenspitzen mit eingezogenen Schneidenbahnen stammen aus den österreichischen Horten von Grünbach960 und Söllheim961. 2.2.6 Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz Aus Gräbern und Horten Deutschlands und Österreichs liegen mehrere Lanzenspitzen vor, deren Blatt in nahezu rechtem Winkel zur Tülle ansetzt und dann ebenfalls winklig bis geschwungen verläuft. In einigen Fällen ist der Ansatzwinkel etwas größer, dennoch können die Lanzenspitzen mit horizontalem Blattansatz zu einer Gruppe zusammengefaßt werden. Zeitlich verteilen sich die geschlossenen Funde der Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz vom Übergang der frühen zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) bis in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1). F. Holste hatte sie noch als eine charakteristische Form der Stufe Ha B herausgestellt962, die vornehmlich im Ostalpengebiet beheimatet sei963. Als westlichsten Fundpunkt führte er das Depot von MünchenWidenmayerstraße an964.

965

Siehe Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. Augsdorf, VB Villach, Kärnten, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 139, 4 (Ha A1 – ebd. 143 f.). 967 Hallstatt, VB Gmunden, Oberösterreich, Hort: P. Reinecke, Wiener Prähist. Zeitschr. 21, 1934, 10 Abb. 2 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 177). 968 Trössing, VB Radkersburg, Steiermark, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 136, C 6 (Ha A1 – ebd. 135). 969 Freiham, Lkr. Rosenheim, Oberbayern, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 170, D 2 („Hafenham“) (Ha B1 – ebd. 167). 970 Egg, Bewaffnung 404 ff. Abb. 2, 1 (Ha B1 – ebd. 406). – Nach diesem Fundort von M. Egg (ebd. 405) Typ Hötting genannt. 971 Kitzbühel, VB Kitzbühel, Tirol, Grab: R. Pittioni, Arch. Austriaca 10, 1952, 53-60 Abb. 1, 1 (Ha B1 – Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 31). 972 Salzburg-Morzg, VB Salzburg, Salzburg, Grab 3: Hell, Urnenfelderkultur 99 Abb. 5, 2 (Ha A2/B1 – ebd. 100). 973 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 241 Anm. 55. 974 Bad Buchau, Kr. Biberach, Südwürttemberg: H. Reinerth, Die Wasserburg Buchau. Eine befestigte Inselsiedlung aus der Zeit 1100 - 800 v. Chr. Führer Urgesch. 6 (Augsburg 1928) Taf. 9 (Ha B1 – Kimmig, Wasserburg 41). 975 Vgl. Kap. 2.2.11) Im Pfahlbaustil verzierte Lanzenspitzen. 966

955

Vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. Jockenhövel, Rasiermesser 94. 957 Pfeffingen, Zollernalbkreis, Südwürttemberg: Stein, Katalog Taf. 89, 5. 6 (Ha B1 – Primas, Sicheln 141). 958 Crévic, Dép. Meurthe-et-Moselle, Lorraine: Hänsel, Hortfund 76 Abb. 9, 4. 6 (Ha B1 – ebd. 68). 959 Hänsel, Hortfund 60. 960 Grünbach, VB Neunkirchen, Niederösterreich: F. Mühlhofer, Wiener Prähist. Zeitschr. 23, 1936, 155 Abb. 1, 9 (Ha A1 – Mayer, Äxte 157). 961 Söllheim, VB Salzburg, Salzburg: Hell, Moorfunde 33 Abb. 2, 2 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 177). 962 Holste, Urnenfelderzeit 58-78; bes. 68 ff. 963 Holste, Urnenfelderzeit 70. 964 München-Widenmayerstraße, Oberbayern, Hort: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 46, 14-19; 47, 8 (Ha B1 – ebd. 31). – Holste, Urnenfelderzeit 70. 956

52

schnitt. Der Depotfund selbst liegt zeitlich innerhalb des festgestellten Rahmens989.

2.2.7 Lanzenspitzen mit vierkantigem Tüllenquerschnitt im Blattbereich Diese Lanzenspitzen kennzeichnet ein runder Tüllenquerschnitt, der am Blattansatz vierkantig gestaltet ist und in dieser Form bis zur Spitze verläuft. Die wenigen Belege aus geschlossenen Funden, etwa aus den Gräbern von Gnötzheim (164 – Taf. 59, C 1) und Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174)976 sowie aus dem österreichischen Grab von 1908 aus Pleißing977 datieren in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D). Das Grab von Gnötzheim (164) wird durch eine Nadel der Form Urberach (Taf. 59, C 2) datiert978. Die Zeitstellung des Grabes 11 von Kitzingen-Etwashausen (174) ergibt sich aus der Form des Griffplattenmessers979, der horizontal gerieften Turbankopfnadel980, der vertikal gerieften Tasse981 und dem Rasiermesser982. Als Belege aus jüngerer und später Urnenfelderzeit dürfen Lanzen der Horte von MünchenWidenmayerstraße983 und Ockstadt984 gelten. Mit der Schmidmühlener Lanzenspitze985 wegen des geschwungenen Blattes vergleichbar und von daher wohl entsprechend in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) zu datieren, ist eine einzeln gefundene Lanzenspitze von Eschollbrücken986. Lanzenspitzen mit eckigem Tüllenquerschnitt sind im Nordischen Kreis ab der jüngeren Periode I – etwa Bz A2/B – und in der II. Periode nach Montelius – etwa Bz B bis Bz C2/D – bekannt (Typen Smörumövre und Valsömagle)987, in Westfrankreich treten sie ebenfalls ab der mittleren Bronzezeit in Erscheinung (Typ Tréboul)988. Nicht gerechtfertigt wäre es, die Lanzenspitzen mit vierkantigem Tüllenquerschnitt des Untersuchungsgebietes generell auf diese Gruppen zurückführen zu wollen, zumal es sich beim Tüllenquerschnitt um ein technisches Detail handelt und Übereinstimmungen etwa der Verzierungsmuster fehlen. Zu den Bronzen des Hortes von Villars-d’Arène gehört ebenfalls eine Lanzenspitze mit vierkantigem Tüllenquer-

2.2.8 Lanzenspitzen mit schneidenparallelen Rillen Eine Verzierung durch schneidenparallele Rillen ist an Lanzenspitzen dreier Hortfunde unterschiedlicher Zeitstellung festzustellen. Eine weitere Lanzenspitze mit diesem Merkmal (Taf. 57, B) wurde neben dem Skelett des Toten aus der Paulushöhle bei Beuron (155) geborgen990. Entsprechend der Zeitstellung des in dieser Höhle gefundenen Hortes991 datiert auch die Lanzenspitze in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1). Deren Schneidenschwung folgen je zwei parallel verlaufende Rillen. Der gleichen Zeit gehört auch eine Lanzenspitze mit entsprechenden Merkmalen aus dem Hortfund von München-Widenmayerstraße an992. Eine Lanzenspitze aus dem späturnenfelderzeitlichen Hort von Engen-Hohenhewen trägt wie diejenige des Beuroner Fundes zwei feine parallele Rillen993. Das Exemplar aus dem Bz D/Ha A1-zeitlichen Fund von Haidach in Kärnten weist beiderseits je eine tiefe schneidenparallele Rille auf994. Ein genetischer Zusammenhang zwischen den beiden Lanzenspitzen ist trotz der Gemeinsamkeiten allerdings auszuschließen. Dagegen fällt es nicht schwer, eine Brücke zwischen den jüngerurnenfelderzeitlichen Exemplaren von Beuron (155), MünchenWidenmayerstraße und der von Engen-Hohenhewen zu schlagen. 2.2.9 Sächsisch-thüringische Lanzenspitzen Aus dem Nordosten des Untersuchungsgbietes liegen von Oberbimbach, Grab C (191) und Vollmarshausen, Fundstelle 24 (205) zwei Lanzenspitzen vor, die zwar einen gerippten Tüllenmund aufweisen (Taf. 63, B 1; 65, B), jedoch abweichend von den übrigen Lanzenspitzen des Arbeitsgebietes mit diesem Kennzeichen in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datieren. Bei den beiden Exemplaren handelt es sich nicht um typische Urnenfelderlanzenspitzen, wie schon die Blattform zeigt. Vielmehr liegen beide Fundorte im Kontaktbereich von Urnenfeldergruppen und zeitgleichen Siedelverbänden Mitteldeutschlands. Dort und in Nordwestdeutschland wurde das Hauptverbreitungsgebiet dieser Lanzenspitzen festgestellt. Nach E. Sprockhoff als „sächsischthüringische Lanzenspitzen mit profiliertem Tüllenmund“

976

Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 68, 1. Pleißing, VB Hollabrunn, Niederösterreich, Grab von 1908: Lochner, Studien Abb. S. 127 (Bz D – ěíhovský, Messer 15 Nr. 22). 978 Kubach, Nadeln 351 Anm. 99. 979 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 68, 3. 980 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 68, 2. 981 Wilbertz, Urnenfelderkultur 52 Taf. 68, 7. 982 Wilbertz, Urnenfelderkultur 55 Taf. 68, 4. 983 München-Widenmayerstaße, Stkr. München, Oberbayern, Hort: MüllerKarpe, Vollgriffschwerter Taf. 47, A 13 (Ha B1 – ebd. 31). 984 Ockstadt, St. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 198, 9 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 985 Schmidmühlen, Lkr. Amberg-Sulzbach, Oberpfalz: Torbrügge, Bronzezeit Taf. 17, 18 (Bz D – ebd. 95). 986 Eschollbrücken, Kr. Darmstadt, Hessen, EF: Herrmann, Funde Taf. 216, A 3. – S. Hansen hatte diese Lanze in Ermangelung einer Parallele an die Chronologie der ebenfalls mit geschweiftem Blatt versehenen Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt angeschlossen (Hansen, Studien 36), welche aus Bz D- und Ha A1-zeitlichen Zusammenhängen überliefert sind (s. o.). Aufgrund des „altertümlichen“ Eindruckes, vor allem des Querschnittes wegen, den S. Hansen für Ha A nicht nachzuweisen vermochte, der aber sehr wohl aus jünger- und späturnenfelderzeitlichen Zusammenhängen bekannt ist (s. o.), nahm er eine Datierung nach Bz D an. 987 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 117 ff. – Vgl. K. H. Willroth, Aspekte älterbronzezeitlicher Deponierungen im südlichen Skandinavien. Germania 63, 1985, 361-400, bes. 369 ff. mit Abb. 9, 4. 988 Briard, Dépôts 86 f. – Diese Lanzen sind abgesehen vom Querschnitt allerdings nicht mit den hier subsumierten Lanzenspitzen zu vergleichen. 977

989

Villars-d’Arène, Dép. Hautes-Alpes, Provence, Hort: Audouze u. Courtois, Épingles Taf. 30, 26 (BF IIb – BFIII – ebd. 28). 990 F. Stein vertritt die Auffassung, es habe sich bei dem Toten um den Besitzer des Hortes gehandelt (Stein, Hortfunde 28). P. Schauer erwägt, der im Höhleneingang Bestattete könnte der magische Beschützer des Schatzes gewesen sein (P. Schauer, Urnenfelderzeitliche Opfer in Höhlen und Felsspalten. In: H. Lorenz [Hrsg.], Studien zur Bronzezeit [Festschr. W. A. von Brunn] [Mainz 1981] 410 Anm. 34). 991 Stein, Katalog 107 ff. Nr. 263 Taf. 74-77; dies., Hortfunde 28. 992 München-Widenmayerstraße, Stkr. München, Oberbayern, Hort: MüllerKarpe, Beiträge Taf. 47, A 17 (Ha B1 – ebd. 31). 993 Engen-Hohenhewen, Lkr. Konstanz, Südbaden, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 175, C 4 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 107 Anm. 55). 994 Haidach, VB Feldkirchen, Kärnten: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 128, A 15 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178).

53

zusammengefaßt995, gehören sie im wesentlichen der Periode IV nach Montelius an996, können aber noch bis in die Periode V hineinreichen997. G. Jacob-Friesen hat auf die weite Verbreitung von Lanzenspitzen mit rippenverziertem Tüllenmund hingewiesen, allerdings im Hinblick auf den Schwerpunkt im mitteldeutschen Raum den Sammelbegriff „sächsisch-thüringische“ Lanzenspitzen beibehalten998. Diese Gruppe von Lanzenspitzen kann eindeutig von derjenigen mit geripptem Tüllenmund getrennt werden, zumal letztere eine Leitform der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) darstellt999.

von G. Jacob-Friesen getrennt behandelten Gruppen hier zusammengefaßt. Lanzenspitzen mit facettierter Tülle kommen im Untersuchungsgebiet nach Ausweis der geschlossenen Funde von der mittleren (Ha A2) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) vor. Dabei gehören das Steinkistengrab von Bad Nauheim (1) aufgrund der Keramik mit Girlandenriefen an Buckeln (Taf. 1, 16. 20-23)1008 sowie auch Grab 1 aus Hügel 1 von Oberbimbach (192) aufgrund der innenverzierten Knickwandschale (Taf. 63, C 2) und des Zylinderhalsgefäßes mit horizontalen Schulterriefen (Taf. 63, C 3)1009 in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2). Der Ring vom Typ Homburg (Taf. 57, A 2) datiert die Lanzenspitze aus dem Grab von BingenDromersheim (156) in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3)1010, falls die Beifunde tatsächlich zu diesem Grabfund gehören. In Norddeutschland und Skandinavien treten Lanzenspitzen mit facettierter Tülle bereits während der Periode III nach Montelius, überwiegend aber erst während der Periode IV auf1011. Eine Lanzenspitze aus dem Hort von ReventinVaugris1012 weist einen der Lanzenspitze von Beuron vergleichbaren Blattquerschnitt auf, besitzt jedoch eine abweichende Gesamtform. Bis auf das Fragment eines NenzingenSchwertes gehören alle Fundstücke dieses Hortes dem BF I (Bz D) an.

2.2.10 Facettierte Lanzenspitzen Aus drei Gräbern und drei Horten des Arbeitsgebietes liegen Lanzenspitzen vor, deren Tülle mehrfach facettiert ist. G. Jacob-Friesen hat die facettierten Lanzenspitzen in solche, deren Tülle vollständig und solche, die nur im Blattbereich facettiert sind, geschieden1000. Zur ersten Gruppe könnten die Exemplare von BingenDromersheim (156 – Taf. 57, A 1), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192 – Taf. 63, C 1) und Beuron1001 gerechnet werden, zur zweiten die des Bad Nauheimer Steinkistengrabes (1 – Taf. 1, 3)1002 sowie jene aus den Horten von Bad Homburg1003 und Münzenberg-Gambach1004. Durch diese Trennung war es G. Jacob-Friesen ob der weit gestreuten Verbreitung von Belegen für die erste Gruppe – von Norddeutschland und Skandinavien bis Italien – nicht möglich, eine Konzentration und somit ein mögliches Herkunftsgebiet dieser Spitzen zu ermitteln1005. Die im Blattbereich facettierten Lanzenspitzen unterteilte er wiederum in sechs Untergruppen, welche über den gesamten Nordischen Kreis, darüber hinaus aber auch in Landschaften, deren Siedelverbände mit Urnenfeldergruppen in Kontakt standen, vorkommen1006. Die Lanzenspitze von BingenDromersheim (156), nach G. Jacob-Friesen denjenigen mit Facettierung im Blattbereich zugewiesen1007, läßt die Facettierung noch auf einem Tüllenteil unterhalb des Blattansatzes erkennen. Wegen dieses Merkmales und aufgrund der geringen Stückzahl aus geschlossenen Funden, werden die beiden

2.2.11 Im Pfahlbaustil verzierte Lanzenspitzen Von den reichlich überlieferten Lanzenspitzen, die im typischen Pfahlbaustil verziert sind, stammen innerhalb des für die Lanzenspitzentypologie erweiterten Arbeitsgebietes lediglich vier Exemplare aus geschlossenen Funden1013. Die Bronzespitzen aus Ober-Sorg (194 – Taf. 63, D 1) und Worms (211 – Taf. 66, 1) stammen aus fraglichen Grabinventaren, wovon das erste undatiert ist und der zweite Komplex wegen der beigefundenen Nadel mit verziertem Eikopf (Taf. 66, 3) der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) zugewiesen werden kann1014. Die Lanzenspitze von Ehingen-Badfeld stammt aus einem Hort1015. Hinzugezogen werden kann auch noch die Bad Buchauer Lanzenspitze, die denjenigen mit eckigem Blattansatz zugeordnet wurde1016. Da die drei letztgenannten Funde der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) angehören, darf für die Lanzenspitze von Ober-Sorg (194) die gleiche Zeitstellung angenommen werden. G. Jacob-Friesens Bezeichnung als Lanzenspitze mit konzentrischen Halbkreisund Mäanderverzierungen1017 trifft zwar für die nordischen Exemplare zu, ist für die hier besprochenen Stücke aber zu

995

Sprockhoff, Periode IV 25 f.; 65 f. u. Karte 6. Sprockhoff, Periode IV 25 f. 997 Sprockhoff, Periode IV 25 f.; ders., Periode V 83. 998 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 247 f. 999 Siehe Kap. 2.2.13) Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund. 1000 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 235-245. 1001 Beuron, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Hort: Stein, Katalog Taf. 74, 1 (Ha B1 – Müller-Karpe, Beiträge 167). 1002 Die in Publikationen vorliegenden Zeichnungen der Lanzenspitze aus dem Steinkistengrab von Bad Nauheim zeigen eine schlichte Lanzenspitze. Aus der Slg. Betzler/Schauer stammt eine Originalzeichnung des Fundstükkes, welche beiderseits des Blattes eine dreifache Facettierung der Tülle wiedergibt, die sich entsprechend auch im Innern der Tülle zeigt. – Verf. möchte sich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei den genannten Herren für die bereitwillig gewährte Einsicht in diese unveröffentlichte Sammlung bedanken. 1003 Bad Homburg v. d. H., Hochtaunuskreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 186, 5 (Ha B3 – Richter, Arm- und Beinschmuck 159). 1004 Münzenberg-Gambach, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 194, 10 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1005 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 235 f. 1006 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 237 ff. u. Karte 15. 1007 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 239 Anm. 43. 996

1008

Vgl. Kap. 2.1.2.2) Griffangelschwerter von unbestimmtem Typ. Vgl. Kap. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1010 Richter, Arm- und Beinschmuck 159. 1011 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 237 ff. 1012 Reventin-Vaugris, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Hort: Audouze u. Courtois, Épingles Taf. 24, 23 (BF I – ebd. 13 f.). 1013 Zum Pfahlbaustil vgl. E. Vogt, Der Zierstil der späten Pfahlbaubronzen. Schweiz. Arch. Kunstgesch. 4, 1942, 193-206 sowie E. Sprockhoff, Pfahlbaubronzen in der Südzone des Nordischen Kreises während der jüngeren Bronzezeit. Arch. Geographica 1, 1950-1951, 120-128. 1014 Kubach, Nadeln 495 f. 1015 Ehingen-Badfeld, Kr. Augsburg-West, Schwaben, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 168, 6-7 (Ha B1 – ebd. 167). 1016 Vgl. Kap. 2.2.6) Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz. 1017 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 262 ff. 1009

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ungenau. Vielmehr handelt es sich um eine Zier aus Wellenbändern mehrfacher paralleler Ritzlinien, welche von Gruppen ebenfalls paralleler umlaufender Ritzlinien überschnitten werden. Nun zeigen die Lanzenspitzen von Ober-Sorg (194), Worms (211), Ehingen-Badfeld und Bad Buchau wie unterschiedlich die Träger dieses Ziermotives gestaltet sein können. Die Lanzenspitze von Ober-Sorg weist einen profilierten Tüllenmund auf, diejenige von Worms ist von ihrer Grundform her eher als schlichte Lanzenspitze zu bezeichnen. Bei einer der Lanzenspitzen von Ehingen-Badfeld wird das Ziermotiv am Tüllenmund durch ein umlaufendes Fischgrätmuster abgeschlossen; beide Felder sind oben durch dreieckige Winkelbänder begrenzt. Beim Exemplar aus Bad Buchau handelt es sich schließlich um eine Lanzenspitze mit eckigem Blattansatz. Die einheitliche Zeitstellung innerhalb der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) bekräftigt die Zusammenfassung dieser kleinen Gruppe anhand eines eigentlich sekundären Verzierungsmerkmales. Schon G. Jacob-Friesen hatte, gestützt auf ältere Arbeiten, auf die weite Verbreitung der im Pfahlbaustil verzierten Lanzenspitzen von Südskandinavien über Mittel- bis Südosteuropa hingewiesen. Überdies verband er die aus dieser Lanzenspitzengruppe vorliegenden Ziermotive nachdrücklich miteinander, betonte aber die formale Unterschiedlichkeit der in dieser Art verzierten Lanzenspitzen1018. Darüber hinaus machte er aber auch im Zusammenhang mit mehreren Hortfunden der Periode V und VI aus dem Nordischen Kreis darauf aufmerksam, daß im Pfahlbaustil verzierte Lanzenspitzen dort noch zu einer Zeit üblich waren, als sie im Bereich der Urnenfeldergruppen bereits von anderen Formen abgelöst worden waren1019.

2.2.13 Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund Lanzenspitzen, deren Tüllenmund durch kräftige umlaufende Ritzlinien bzw. umlaufende Rippen verziert sind, können zusammengefaßt werden. Sie sind aus den Gräbern von Bubesheim (159 – Taf. 57, D 1), Hürben (170 – Taf. 61, D1), Mauern (7 – Taf. 6, 10) und Ensingen (145 – Taf. 57, E 1) überliefert. Das Grab von Mauern muß aufgrund des Vollgriffschwertes vom Typ Mörigen (Taf. 6, 1), des Tüllenortbandes mit Knopfende (Taf. 6, 2) und der Knebel (Taf. 6, 34) späturnenfelderzeitlich datiert werden1024. Der gleichen Zeit ist das Grab von Ensingen wegen des Griffdornmessers mit Krückenklinge und Zwischenstück (Taf. 57, E 2) zuzuweisen1025. Für die Gräber 2 (177)1026 und 143 (182)1027 von Künzing lassen gleichartige Messer sowie im Falle des Grabes 143 zusätzlich ein einschneidiges Rasiermesser eine Datierung in dieselbe Zeitstufe zu1028. Grab 27 von Herrnsaal (147), welches das Bruchstück einer gerippten Lanzenspitzentülle enthielt1029, kann wegen des Ringknebels aus dem Beigabeninventar ebenfalls in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) eingeordnet werden1030. Entsprechend datierte U. Pfauth auch Grab 43 von Thronhofen (203) mit einer dieser Lanzenspitzen1031. Die Gräber von Bubesheim und Hürben schließlich verdanken ihre Datierung der durch die vorgenannten Gräber und die folgenden Horte begründeten Zeitstellung. In Hürben ist zusätzlich die späturnenfelderzeitliche Keramik der Bestattung von Gewicht. Weitere Belege für Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund sind aus den Horten von Altusried-Ottenstall1032, Bad Homburg v. d. H.1033, Hanau1034, Hochstadt1035, Kaiserslautern1036, Konz1037, Münzenberg-Gambach1038, Offenbach-Heusenstamm1039, Roden1040, Rüdesheim-Eibingen1041, Saarbrücken-Brebach1042 und aus dem von Saarlouis1043 bekannt.

2.2.12 Lanzenspitzen mit abgesetztem Blattansatz 1024

Vgl. Kap. 2.1.5.4.1) Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen. Zum Leitformcharakter der Griffdornmesser mit Krückenklinge und Zwischenstück vgl. Kap. 2.1.5.4.1) Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen. 1026 Schopper, Gräberfeld Taf. 2, 5. 1027 Schopper, Gräberfeld Taf. 104, 1. 1028 Schopper, Gräberfeld 25 Taf. 2, 6; 104, 7-8. 1029 Pfauth, Beiträge Taf. 45, 6. 1030 Pfauth, Beiträge Taf. 45, 8. 1031 Pfauth, Beiträge 100 Taf. 213, 1. 1032 Altusried-Ottenstall, Lkr. Oberallgäu, Schwaben, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 173, 12 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 116). 1033 Bad Homburg v. d. H., Hochtaunuskreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 186, 1. 6 (Ha B3 – Richter, Arm- und Beinschmuck 159). 1034 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 2. 4. 6-7. 9 (Ha B3 – Jockenhövel, Rasiermesser 227). 1035 Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Kibbert, Äxte Taf. 94, 12 (Ha B3 – ebd. 105). 1036 Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 52, 12 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 148). 1037 Konz, Kr. Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz, Hort: Kibbert, Äxte Taf. 93, D 10 (Ha B3 – ebd. 141). 1038 Münzenberg-Gambach, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 194, 4 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1039 Offenbach-Heusenstamm, Kr. Offenbach am Main, Hessen, Hort: Kibbert, Äxte Taf. 93, A 5 (Ha B3 – ebd. 196). 1040 Roden, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken, Hort: Kiel, Hortfund 62-64 Abb. 35, 1 (Ha B3 – ebd.). 1041 Rüdesheim-Eibingen, Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 192, A 1 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 105). 1042 Saarbrücken-Brebach, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 42, 3 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1043 Saarlouis, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 49, 7-8 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104).

Die Lanzenspitze aus dem seiner Keramik nach späturnenfelderzeitlichen Grab 184 von Kelheim (173)1020, hatte G. Jacob-Friesen im Zusammenhang mit der Periode IVzeitlichen Lanzenspitze aus dem Hort von Midskov behandelt1021. Bei dieser ist der Blattansatz schmal und geschwungen, bevor er in das breitere untere Ende des Blattes übergeht1022. Ähnlich abgesetzt sind die Blattansatzstellen der Lanzenspitze aus dem genannten Kelheimer Grab sowie aus dem Hort gleicher Zeitstellung von Schotten1023. Weitere vergleichbare Lanzenspitzen liegen nur sehr vereinzelt aus Mittel- und Südosteuropa vor, jedoch nicht aus geschlossenen Funden innerhalb des Arbeitsgebietes. Deswegen ist hier eine Bewertung der Lanzenspitzen mit abgesetztem Blattansatz als späturnenfelderzeitliche Leitform nicht möglich.

1025

1018

Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 262 ff. – Vgl. ebd. Taf. 159-167; 184-185. Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 273. Pfauth, Beiträge Taf. 154, 1; Müller-Karpe, Urnenfeld 14 f. Tabelle 2 Typen 21-22. 1021 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 241; 243. 1022 Jacob-Friesen, Lanzenspitzen Taf. 121, 1. 1023 Schotten, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 202, A 3 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1019 1020

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Aus dem lothringischen Depot I von Basse-Yutz1044 sowie aus den Schweizer Horten von Basel1045, Grandson, Corcelettes1046 und Ollon-Charpigny1047 sind solche Lanzenspitzen ebenfalls in geschlossenen Zusammenhängen überliefert. Die weit überwiegende Zahl der datierenden Funde stammt aus dem Gebiet Süd- und Südwestdeutschlands. Bis auf die Tüllenmundrippung sind die Lanzenspitzen dieser Gruppe sämtlich unverziert. Dies hebt sie beispielsweise von den im Pfahlbaustil verzierten Lanzenspitzen von Ober-Sorg (194) und Worms (211) mit geripptem Tüllenmund ab. Zudem datieren die unverzierten Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund einheitlich in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3), die verzierten von Ober-Sorg und Worms hingegen in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1). Auch von den sächsischthüringischen Lanzenspitzen, deren Belege aus dem Untersuchungsgebiet der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) angehören, können die Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund, als Leitform der späten Urnenfelderzeit (Ha B3), deutlich unterschieden werden.

2.2.15 Lanzenspitzen mit kräftiger Profilierung der Tülle im Bereich des Blattes Aus einem Grab des Untersuchungsgebietes sowie aus drei Horten Süddeutschlands, Österreichs und Mährens und aus einem österreichischen Grabfund liegen Lanzenspitzen vor, deren Tülle im Bereich des Blattes kräftig profiliert ist. Dabei wird die Tülle beiderseits von je einer Rippe begleitet, die sich am Exemplar aus dem späturnenfelderzeitlichen Hort von Stadtallendorf zur Blattspitze hin verlieren1053. Bei den Lanzenspitzen aus dem Pleißinger Grab von 19091054, dem burgenländischen Hort von Draßburg1055 sowie einer weiteren des mährischen Depots I von Drslavice1056, das an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) datiert wird, reichen sie jedoch bis zur Spitze. Diese Rippen beginnen am Blattansatz, was am Pleißinger Stück zu einer barocken Profilierung führt. Die durch die Tülle gebildete Mittelrippe verliert sich an jener Lanze zur Spitze hin, da die beiden seitlichen Rippen aufeinander zulaufen. Datierungsanhaltspunkte, die durch die wenigen geschlossenen Funde erkennbar sind, umfassen den Zeitraum von der frühen (Bz D) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) und sind somit kaum aufschlußreich. In die späte Urnenfelderzeit ist dabei Grab 245 von Künzing (183) aufgrund der im Beigabeninventar enthaltenen Keramik und des einschneidigen Rasiermessers zu datieren1057. Die Ursprünge dieser Verzierungsart scheinen im südosteuropäischen Raum zu liegen. Von vier ungarischen Fundorten weisen eine Lanzenspitze aus dem Hort von Berkesz1058, drei aus demjenigen von Bükkaranyos1059, drei aus dem Hort von Felsözsolca1060 und schließlich zwei weitere aus dem Hort von Kék1061 diese Profilierung auf. Die Horte der ersten drei Fundorte lassen sich durch ihre Beifunde in etwa mit der Phase Bz D korrelieren1062, jener von Kék mit der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)1063.

Einige Lanzenspitzen, die sich zu kleineren Gruppen zusammenstellen lassen, sind lediglich aus Horten bekannt. Dort sind sie mit Lanzenspitzen anderer Gruppen, die auch aus Gräbern vorliegen, vergesellschaftet. Zusammenfassen lassen sich die im folgenden besprochenen Lanzenspitzen. 2.2.14 Lanzenspitzen mit schneidenparallelen Rippen Fünf Lanzenspitzen aus vier Hortfunden Österreichs (Augsdorf1048), Mährens (Bluþina1049; Drslavice, Depot II1050) und der Slowakei (Dolný Peter1051) sind mit den Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt verwandt, die aus den genannten Horten – außer dem von Bluþina – gleichfalls vorliegen1052. Diese Lanzenspitzen sind dadurch charakterisiert, daß allseitig parallel zur Schneide eine kräftige Rippe verläuft, die unterhalb der Spitze und oberhalb des Blattansatzes an die Tülle stößt. Sie sind zeitlich entsprechend den Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt anzusetzen. Lediglich der Hort von Bluþina ist älter. Er steht am Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D).

2.2.16 Lanzenspitzen mit profiliertem Blattansatz Diesen im Blattbereich kräftig profilierten Lanzenspitzen, dabei insbesondere jener aus dem späturnenfelderzeitlichen Hort von Stadtallendorf1064 stehen zwei Exemplare aus den 1053 Stadtallendorf, Kr. Marburg-Biedenkopf, Hessen, Hort: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 79, 15 (Ha B3 – ebd. 234). 1054 Pleißing, VB Hollabrunn, Niederösterreich, Österreich, Grab von 1909: Jacob-Friesen, Lanzenspitzen Taf. 187, 8. 1055 Draßburg, VB Mattersburg, Burgenland, Österreich, Hort: ěíhovský, Messer Taf. 38, 28 (Ha A1 – ebd. 40). 1056 Drslavice, okr. Uherské HradištČ, Mähren, Tschechische Republik, Hort: ěíhovský, Messer Taf. 35, 28 (Bz D/Ha A1 – ebd. 20). 1057 Schopper, Gräberfeld 26 Taf. 172, 3-4. 1058 Berkesz, Kom. Szabolcs-Szatmár, Hort: Kemenczei, Schwerter Taf. 69, 21. 1059 Bükkaranyos, Kom. Borsod-Abaúj-Zemplén, Hort: Kemenczei, Schwerter Taf. 62, A 4. 6. 10. 1060 Felsözsolca, Kom. Borsod-Abaúj-Zemplén, Hort: Kemenczei, Schwerter Taf. 62, B 13. 15-16. 1061 Kék, Kom. Szabolcs-Szatmár, Hort: Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken Taf. 65, B 8-9. 1062 Kemenczei, Schwerter 26; 60. 1063 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 113. 1064 Stadtallendorf, Kr. Marburg-Biedenkopf, Hessen, Hort: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 79, 15 (Ha B3 – ebd. 222).

1044

Basse-Yutz, Dép. Moselle, Lorraine, Dépôt I: Millotte, Carte Taf. 12, 15 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 105). 1045 Basel, Kt. Basel-Stadt, Hort: Pászthory, Arm- und Beinschmuck Taf. 192, 15 (Ha B3 – ebd. 199). 1046 Grandson, Kt. Vaud, Corcelettes, Hort: Pászthory, Arm- und Beinschmuck Taf. 193 (Ha B3 – ebd. 199). 1047 Ollon-Charpigny, Kt. Vaud, Hort: B. Frei, Die späte Bronzezeit im alpinen Raum. In: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz 3 (Basel 1971) 100 Abb. 21, 24 (Ha B3 – Pászthory, Arm- und Beinschmuck 217). 1048 Augsdorf, VB Villach, Kärnten, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 139, 5 (Ha A1 – ebd. 144). 1049 Bluþina, okr. Brno-venkov, Mähren, Tschechische Republik, Hort: ěíhovský, Nadeln Taf. 79, A 18 (Bz C2/D – ebd. 81). 1050 Drslavice, okr. Uherské HradištČ, Mähren, Tschechische Republik, Depot II: Pavelþík, Depot 27 ff. Taf. 13, 11. 13 (Bz D – ěíhovský, Messer 35). 1051 Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakische Republik, Hort (?): Paulík, Problematike 324 Abb. 44, 1 (Bz D – Vladár, Dolche 52). 1052 Vgl. Kap. 2.2.1) Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt.

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späturnenfelderzeitlichen Horten von Hochstadt1065 und Saarlouis1066 nahe. Bei diesen Lanzenspitzen wird der Blattansatz durch Rippen betont, die um das untere Blattende gelegt sind. Sie gehen fließend in die Tülle über und lösen sich auf.

Wiesentheid-Reupelsdorf1073. Lägen diese Stücke nicht aus geschlossenen Funden vor, so könnten sie ihrer Zeitstellung nach ausgetauscht werden. Zumindest grob lassen sich die schlichten Lanzenspitzen dennoch in zwei größere Gruppen unterteilen. Die eine Gruppe bilden schlichte Lanzenspitzen mit kurzem und gedrungenem freien Tüllenteil – folglich enstprechend längerem Blatt. Der zweiten Gruppierung gehören Lanzenspitzen an, deren Blatt etwa die Hälfte (oder weniger) der Gesamtlänge der Spitze einnimmt; diese werden als Lanzenspitzen mit kurzem Blatt angesprochen.

2.2.17 Lanzenspitzen mit erweitertem Tüllenmund Aus drei Hortfunden des Arbeitsgebietes liegen Lanzenspitzen vor, deren Tüllenmund erweitert ist: Erlingshofen1067, Hanau1068 und Saarbrücken-Brebach1069. Diese drei Lanzenspitzen sind aufgrund ihrer Beifunde der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) zuzuweisen. Es fällt auf, daß der Tüllenmund der Saarbrücken-Brebacher Lanzenspitze mit Schrägstrichen verziert ist1070, was ansonsten bei der jeweils untersten Rippe einiger gleichzeitiger Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund begegnet.

2.2.18.1 Schlichte Lanzenspitzen mit langem Blatt Allgemein urnenfelderzeitlich sind die gedrungenen Lanzenspitzen aus den Gräbern von Barbing, Grab 40 (151)1074, Grundfeld (165 – Taf. 61, A 1)1075, Höchst a. d. Nidder (168 – Taf. 59, E 1)1076, Künzell (176 – Taf. 62, F 1)1077 und Langengeisling, Grab 1 (185 – Taf. 62, A 1)1078 sowie aus Grab 417 des Gräberfeldes von Linz-St. Peter1079 zu datieren. Die Lanzenspitzen der Gräber 2 (153), 7 (154) und 12 (2) des kleinen Begräbnisplatzes von Behringersdorf (Taf. 58, 1; 57, G 1; 2, 2) sowie jene aus Bestattung 1 von Schirradorf (199 – Taf. 63, I 1) gehören der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) an. Einzelne Funde aus den verschiedenen Gräbern von Behringersdorf, die in jene Phase datiert werden, sind miteinander gut zu verknüpfen und sichern so die Zeitstellung1080. Für die Schirradorfer Grablege gewährleistet ein Riegseemesser (Taf. 63, I 3) die frühurnenfelderzeitliche Einordnung1081. In die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) gehört die inzwischen verschollene Lanzenspitze von Heldenbergen (146 – Taf. 56, C 1), wegen der fragmentierten, aber dennoch charakteristischen Bronzeblechbeschläge einer hölzernen Ziste (Taf. 56, C 19-20)1082. Die Waffe aus Grab 20 von Pfakofen (148)1083 kann anhand des Messers mit profiliertem Klingenquerschnitt, wie er für solche mit umgeschlagenem Griffdorn typisch ist, nach Ha A2 datiert werden1084, während die beiden Lanzen des Grabes von Acholshausen (149)1085 nach dem übrigen Inventar dem Übergang von der mittleren zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) zuzuweisen sind1086. Maßgeblich für diese Zeitstellung sind das Eta-

2.2.18 Schlichte Lanzenspitzen In 24 der Grablegen des engeren Untersuchungsgebietes lagen Lanzenspitzen, die von mehr oder weniger gleichförmiger Gestalt sind. Sie tragen keine der für die bisher behandelten Lanzenspitzengruppen charakteristischen Merkmale. Die Blätter dieser Stücke setzen unterschiedlich hoch an der Tülle an, sind unterschiedlich breit und weisen verschieden große Blattbreiten auf. Die Lanzenspitzenlängen aus den einschlägigen Grab- und Hortfunden des erweiterten Untersuchungsgebietes variieren ohne erkennbare Schwerpunkte in chronologischer oder chorologischer Hinsicht. Eine Sortierung der datierten Fundkomplexe nach Chronologie und Größenverhältnissen der Exemplare führte zu keinem brauchbaren Ergebnis. Die Fragwürdigkeit eines Versuches, anhand der Berechnung verschiedener Indices Tendenzen in der Genese von Lanzenspitzen – falls man diese bei schlichten Lanzenspitzen überhaupt voraussetzen darf – sichtbar zu machen, zeigt das entsprechende Kapitel in S. Hansens Arbeit1071. Wie wenig es gelingt, Einzelstücke chronologisch zu fixieren, veranschaulichen vier Lanzenspitzen aus den unterschiedlich datierten Gräbern von Acholshausen (149)1072 und Heldenbergen (146 – Taf. 56, C 1) sowie aus dem Hort von

1073 Wiesentheid-Reupelsdorf, Lkr. Kitzingen, Unterfranken, Hort: Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 98, 1-2 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1074 Hennig, Urnenfelder Taf. 42, 7; Hennig, Donautal 31 ff.; bzw. zwischen Ha A2 u. Ha B3 (ebd. 18). 1075 Hennig, Grab- und Hortfunde 91 ff. Nr. 66. 1076 Herrmann, Funde 108 Nr. 283. 1077 Wegen des zweihenkligen Doppelkonus mit Zylinderhals. – Vgl. die Einleitung zum Kap. 2.2) Lanzenspitzen. 1078 Aufgrund der Messerklinge mit keilförmigem Klingenquerschnitt. 1079 Linz-St. Peter, VB Linz, Grab 417: zu Erbach, Funde 112 Nr. 437 Taf. 30, D 1; Adler, Gräberfeld 110 f. 1080 Hennig, Gräber 57 ff. 1081 Zum Leitformcharakter der Riegseemesser vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 1082 Vgl. Kap. 2.7) Bronzegefäße sowie Clausing, Vorläufer. 1083 Hennig, Urnenfelder Taf. 53, 1. 1084 Hennig, Urnenfelder Taf. 53, 2. 1085 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 58, 20-21. 1086 Verschiedene Autoren vertreten die Ansicht, drei aus dem Inventar stammende Bronzenieten hätten einst zu einem Schwert gehört, das nun fehle. Bei der Qualität und dem Wert jener Bronzen, die erhalten sind und die zudem unverbrannt beigegeben wurden, erscheint das allerdings unwahr-

1065 Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Kibbert, Äxte Taf. 94, 13 (Ha B3 – ebd. 105). 1066 Saarlouis, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 49, 12 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1067 Erlingshofen, Lkr. Eichstätt, Oberbayern, Hort: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 64, 4 (Ha B3 – Jockenhövel, Rasiermesser 227). 1068 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 3 (Ha B3 – Jockenhövel, Rasiermesser 227). 1069 Saarbrücken-Brebach, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 42, 1 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1070 Auf A. Kollings Umzeichnung nur schwach angedeutet, aber dennoch zu erkennen. 1071 Hansen, Studien 27-54; bes. 51 ff. Abb. 8. – Wobei S. Hansen die von ihm datierten Einzelstücke dann zur typochronologischen Gliederung hinzuzieht, was gegebenenfalls das Bild verfälschen kann. – Vgl. dazu den folgenden Absatz. 1072 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 58, 20-21.

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gengefäß1087 sowie die Fragmente eines Armrings mit annähernd ovalem Querschnitt1088. Weitere gedrungene Lanzenspitzen stammen aus dem frühurnenfelderzeitlichen Hortfund von Henfenfeld1089 sowie aus dem Bz D/Ha A1-zeitlichen Hort von HainsackerRiedhöfl1090. Der Hortfund von Asperg1091 ist bereits der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) zuzurechnen. Die überwiegende Zahl gedrungener Lanzenspitzen aus datierten Zusammenhängen innerhalb des engeren Untersuchungsgebietes gehört der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) an. So wurde Grab 3 von Böhmhartsberg (158), da die Beifunde zur Lanze1092 verschollen sind, anhand der späturnenfelderzeitlichen Datierung dieser kleinen Nekropole nach Ha B3 verwiesen1093. Gleichzeitig sind die Exemplare aus den Depotfunden von Engen-Hohenhewen1094, Hanau1095, MünzenbergGambach1096, Roden1097 und Wiesentheid-Reupelsdorf1098. Aus dem erweiterten Arbeitsgebiet gehören zu der hier besprochenen Gruppe von Lanzenspitzen einige Exemplare aus den französischen Horten von Crévic1099, Frouard1100, Réallon1101 und Reventin-Vaugris1102, ferner Stücke aus den österreichischen Horten von Judendorf-Straßengel1103, Kleedorf1104, Oggau1105 und Saalfelden1106 sowie drei Lanzenspit-

zen aus den tschechischen Depotfunden von Lešany1107, Dubany1108 und Strekov1109, deren Datierung überwiegend in die jüngeren Abschnitte der Urnenfelderzeit fällt. 2.2.18.2 Schlichte Lanzenspitzen mit kurzem Blatt Lanzenspitzen dieser Gruppe kommen innerhalb des engeren Arbeitsgebietes neun mal in Gräbern vor. Nur allgemein nach Ha A sind die Funde von Homburg (169 – Taf. 37, B 2)1110 und wahrscheinlich Mainleus, Grab 1 (188 – Taf. 62, D) zu stellen, wofür die Keramik des Gräberfeldes zu sprechen scheint1111. Der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) gehören Grab 6 von Hanau (167) wegen des Messers mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 61, C 2), Grab 3 von Lorsch (187) aufgrund der engen Verwandtschaft des Bronzeblechbeschlages (Taf. 61, B 2) mit demjenigen von Heldenbergen (146) und eine aus einem Grab von Singen (Hohentwiel) (201)1112 an. Der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) ist die Lanzenspitze des Grabes von Viernheim (204) des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn (Taf. 65, A 9) wegen zuzuordnen. In die gleiche Zeit datierte J. Bergmann die Bestattung der Fundstelle 28 von Vollmarshausen (207 – Taf. 64, C). Die Lanzenspitze aus Fundstelle 27 dieses Fundortes (206 – Taf. 64, B 1) gehört bereits der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) an. Grab 46 von Künzing (179) enthielt im Beigabeninventar ebenfalls eine schlichte Lanzenspitze, die denjenigen mit kurzem Blatt zugewiesen werden kann. F. Schopper hat ihre späturnenfelderzeitliche Datierung ausführlich begründet. Als Besonderheit ist allerdings anzusehen, daß das Exemplar aus Eisen besteht und im Rahmen einer Reparatur am Tüllenmund mittels Überfangguß eine bronzene Manschette angebracht wurde1113. Aus dem engeren Arbeitsgebiet stammen Lanzenspitzen mit kurzem Blatt aus den Horten von Bad Homburg1114, Bad Enderndorf-Stockheim1116, FrankfurtKreuznach1115, 1117 Niederrad , Haimbach1118, Ockstadt1119, Osterburken1120,

scheinlich. Auch die Doppelknöpfe und die kleinen Ringe stützen ein einstiges Vorhandensein eines Schwertes nicht. 1087 Wilbertz, Urnenfelderkultur 29 f. Taf. 60, 8. 1088 Wilbertz, Urnenfelderkultur 76 Anm. 326 Taf. 40-44. 1089 Henfenfeld, Lkr. Hersbruck, Mittelfranken, Hort: F.-R. Herrmann, Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 10-11, 1970-1971, 90 ff. Abb. 12, 2-5 (Bz D – Kibbert, Äxte 47). 1090 Hainsacker-Riedhöfl, Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 151, A 8 (Bz D/Ha A1 – Kibbert, Äxte 37). 1091 Asperg, Kr. Ludwigsburg, Nordbaden, Hort: Stein, Katalog 106 f. Nr. 261 Taf. 72-73 (Ha B1 – Stein, Hortfunde 127 Anm. 28). 1092 Pfauth, Beiträge Taf. 203, 6. 1093 Pfauth, Beiträge 100. 1094 Engen-Hohenhewen, Lkr. Konstanz, Südbaden, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 175, C 5 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 107 Anm. 55). Obwohl diese Lanzenspitze eine Verzierung trägt, muß sie zu den gedrungenen gezählt werden, da diese Zier an Lanzenspitzen der hier besprochenen Komplexe sonst nicht festzustellen ist. 1095 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: MüllerKarpe, Urnenfelderkultur Taf. 36, 5. 8 (Ha B3 – Jockenhövel, Rasiermesser 227). 1096 Münzenberg-Gambach, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 194, 11-13 (letztere verziert). 1097 Roden, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken, Hort: Kiel, Hortfund 62-64 Abb. 35, 2 (Ha B3 – ebd.). 1098 Wiesentheid-Reupelsdorf, Lkr. Kitzingen, Unterfranken, Hort: Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 98, 2 (Kibbert, Äxte 104). 1099 Crévic, Dép. Meurthe-et-Moselle, Lorraine, Hort: Hänsel, Hortfund Abb. 9, 1 (Ha B1 – ebd. 68). 1100 Frouard, Dép. Meurthe-et-Moselle, Lorraine, Hort: Millotte, Carte Taf. 9 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1101 Réallon, Dép. Hautes-Alpes, Provence, Hort: Audouze u. Courtois, Épingles Taf. 27, A 55(Ha B – ebd. 19). 1102 Reventin-Vaugris, Dép. Isère, Rhône-Alpes, „La Poype“, Hort: Audouze u. Courtois, Épingles Taf. 24, 24-25 (Bz D – ebd. 23). 1103 Judendorf-Straßengel, VB Graz, Steiermark, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 126, A 16 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178). 1104 Kleedorf, VB Hollabrunn, Niederösterreich, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 148, B 16 (Ha B1 – ebd. 187). 1105 Oggau, VB Eisenstadt, Burgenland, Hort: R. Pittioni, Beiträge zur Urgeschichte der Landschaft Burgenland (Wien 1941) Taf. 13, 7 (Ha A2/B1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178). 1106 Saalfelden, VB Salzburg, Salzburg, Hort: Primas, Sicheln Taf. 139, B 79 (Ha A2/B1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178).

1107 Lešany, okr. ProstČjov, Mähren, Tschechische Republik, Hort: ěíhovský, Messer Taf. 40, A 10 (Ha A2 – ebd. 47). 1108 Dubany, okr. ProstČjov, Mähren, Tschechische Republik, Hort: ěíhovský, Messer Taf. 41, B 2 (Ha B1 – ebd. 53). 1109 Strekov, okr. Nové Zámky, Slowakische Republik, Hort: Novotná, Nadeln Taf. 64, D 4 (Ha B1 – ebd. 154). 1110 Zur Datierung siehe Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. 1111 Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 14-15. 1112 Brestrich, Grabfunde 322 Taf. 5, A 10. 1113 Schopper, Gräberfeld 28 f. Taf. 33, 10. 1114 Bad Homburg v. d. H., Hochtaunuskreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 186, 2. 4. 7 (Ha B3 – Richter, Arm- und Beinschmuck 159). 1115 Bad Kreuznach, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, Hort: Kibbert, Äxte Taf. 90, B 2-4 (Ha A1 – ebd. 50 f. Nr. 99; 54). 1116 Enderndorf-Stockheim, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 156, 64-73 (Bz D/Ha A1 – Kibbert, Äxte 104). 1117 Frankfurt-Niederrad, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 177, 6 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 73). 1118 Haimbach, Kr. Fulda, Hessen, Haimberg, Hort: Richter, Arm- und Beinschmuck Taf. 94, 15 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1119 Ockstadt, St. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 198, 7 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1120 Osterburken, Odenwaldkreis, Nordbaden, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 162, A 8-9 (Ha A1 – Primas, Sicheln 141).

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Saarlouis1121, Wiesentheid-Reupelsdorf1122 und Windsbach1123. Zu der so umschriebenen Gruppierung passen ferner zwei Lanzenspitzen der französischen Horte von La Rivière-Drugeon1124 und Réallon1125 sowie jenem von Aesch in der Schweiz1126. Von österreichischem Gebiet stammen Lanzenspitzen mit kurzem Blatt aus Grab 5/41 von Gusen1127, aus der Bestattung von Linz-Kleinmünchen-Au1128, aus Grab 1 von Wien-Leopoldsberg1129 und Grab 234 von Linz-St. Peter1130 sowie aus den beiden Hortfunden von Hummersdorf1131 und Söllheim1132. Anzuschließen sind schließlich Lanzenspitzen aus dem fraglichen Grab von Hostomice1133, Hügel C 4 von Milavþe1134 und Hort I von Drslavice1135. Zu dieser Gruppe gehören auch die beiden Lanzenspitzen aus dem frühurnenfelderzeitlichen Grab 115 a von Singen (Hohentwiel) (10)1136 sowie dem gleichzeitigen von Kreßbronn-Hemigkofen (6 – Taf. 5, A 6), die zwar ebenfalls eine lange Tülle aufweisen, aber aufgrund ihrer langschmalen Blätter Sonderformen darstellen. Bereits zur älteren Hallstattzeit (Ha C) leiten zwei eiserne Lanzenspitzen des Hortes von Ramsen über1137.

gewesen zu sein scheint, zumal deren typenchronologische Genese gut nachvollziehbar ist. Nur vereinzelt lassen chronologisch eng begrenzte Typen – wie die Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt (Bz D und Ha A1), diejenigen mit eckigem Blattansatz und die im Pfahlbaustil verzierten (Ha B1) sowie die Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund (Ha B3) – gewisse Gestaltungsnormen erkennen. Die Masse der Lanzenspitzen (also die schlichten) scheint allerdings viel mehr einen reinen Zweckform-Charakter gehabt zu haben, was für die Schwerter nicht in diesem Umfang zutrifft. Diese unterlagen weitaus stärker einem zeitlich begrenzten vereinheitlichenden Formenwillen. 2.2.19 Funktion der Lanzenspitzen F. Laux nahm 1971 für die Bronzezeit des lüneburgischen Raumes eine Gliederung der Lanzenspitzen in zwei Großgruppen vor, die er funktional als Stoß- und Wurflanzen ansprach1138. Stoßlanzen umschrieb er anhand ihrer langen und breiten Blätter, welche 3/4 bis 5/6 der Gesamtlänge der Lanzenspitze einnähmen. Diese Lanzen sollen nach F. Laux aufgrund ihres Gewichtes kopflastig sein, woraus gefolgert wird, sie seien wie Spieße verwendet worden. Ferner gebe es im Lüneburgischen keine Fundverbände, in denen diese Lanzenspitzen mit anderen Nahkampfwaffen, wie beispielsweise Dolchen, vergesellschaftet seien. Wurflanzen hingegen würden sich anhand leichter Spitzen, langer Tüllen1139 und Blättern, deren Länge kürzer als die Gesamtlänge der Lanzenspitze sei, zu erkennen geben1140. Aus 12 Gräbern mit Waffenbeigaben des hier zur Debatte stehenden Untersuchungsgebietes ist eine Vergesellschaftung von Schwertern und Lanzenspitzen überliefert1141. Von diesen Grabfunden sind vier für unsere Belange nicht auszuwerten1142. Das freie Tüllenende der Lanzenspitze aus Grab 12 von Behringersdorf (2) beträgt ebenso wie jenes aus dem Grab von Mauern (7) etwa 1/6 der Gesamtlänge. Nach F. Laux’ Überlegungen müßte es sich demnach um Stoßlanzen handeln. Im Bereich der Lanzenspitzen mit einem Blattlänge zu Gesamtlänge-Verhältnis, deren Funktion F. Laux nicht bestimmte, liegen die Exemplare aus den Bestattungen von Bad Nauheim, Steinkistengrab 1 (1), Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Grubhöh (5), Kreßbronn-Hemigkofen (6), Prien a. Chiemsee (9), Singen (Hohentwiel), Grab 115 a (10) und Homburg Saarpfalzkreis (169). Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt wie die aus Grab 12 von Behrin-

Die chronologische Spannbreite vereinzelter Lanzenspitzentypen mit gut definierbaren Merkmalen (im Gegensatz zu den mehr oder minder gleichförmig durchlaufenden schlichten Exemplaren) zeigt, daß die Gestaltung dieser Waffenform nach gänzlich anderen Regeln vorgenommen worden sein muß, als dies beispielsweise für die Schwerter der Fall 1121 Saarlouis, Saarland, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 49, 13-14 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1122 Wiesentheid-Reupelsdorf, Lkr. Kitzingen, Unterfranken, Hort: Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 98, 1 (Ha B3 – Kibbert, Äxte 104). 1123 Windsbach, Lkr. Ansbach, Mittelfranken, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 155, A 7 (Bz D – Kibbert, Äxte 54 f.). 1124 La Rivière-Drugeon, arr. Pontarlier, Dép. Doubs, Franche-Comté, Hort: Beck, Beiträge Taf. 25, B 6 (Bz D/Ha A1 – ebd. 116 f.). 1125 Réallon, Dép. Hautes-Alpes, Provence, Hort: Audouze u. Courtois, Épingles Taf. 27, A 56 (Ha B – ebd. 18 f.). 1126 Aesch, Kt. Basel-Land, Hort: M. Primas, Der Beginn der Spätbronzezeit im Mittelland und Jura. In: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz 3: Die Bronzezeit (Basel 1971) 63 Abb. 11, 5 (Bz C2/D – Primas, Sicheln 101). – Lanzenspitze verziert. 1127 Gusen, Gde. Langenstein, VB Perg, Oberösterreich, Grab 5/41: MüllerKarpe, Beiträge 102 Abb. 10, 4 (Bz D – ebd. 102). 1128 Linz-Kleinmünchen-Au, Oberösterreich, Grab: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 73, C 1 (Ha A2 – ebd. 133). 1129 Wien-Leopoldsberg, Grab 1: Kerchler, Brandgräberfeld Taf. 2, 2 (Ha B1 – ěíhovský, Messer 69). – Zugehörigkeit nach der Inv.-Nr. des Messers. 1130 Linz-St. Peter, VB Linz, Oberösterreich, Grab 234: Adler, Gräberfeld 106 f. Abb. 2-4; zu Erbach, Funde 109 Nr. 422-425 Taf. 27, C 1 (Ha A). 1131 Hummersdorf, VB Radkersburg, Steiermark, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 135, A 7-8 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178). 1132 Söllheim, VB Salzburg, Salzburg, Hort: Hell, Moorfunde 33 Abb. 2, 1 (Bz D/Ha A1 – zu Erbach-Schönberg, Bemerkungen 178). 1133 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 54, 82-85 (Eisenlanzen!) (Ha B3 – ebd. 57 f.). 1134 Milavþe, okr. Domažlice, Böhmen, Tschechische Republik, Hügel C 4: Kytlicová, Bronzegefäße 95 Nr. 55 Taf. 12, 55; Müller-Karpe, Handbuch Taf. 399, C 8 (Bz D – Kytlicová, Bronzegefäße 95). 1135 Drslavice, okr. Uherské HradištČ, Mähren, Tschechische Republik, Depot I: ěíhovský, Messer Taf. 35, 21-22 (Bz D/Ha A1 – ebd. 20). 1136 Brestrich, Grabfunde Taf. 4, 3. 1137 Ramsen, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 54, 12-13. – In der Literatur auch irrtümlich unter Alsenborn oder Enkenbach-Alsenborn.

1138

Laux, Bronzezeit 85. Nach den Angaben, welche F. Laux für die Stoßlanzen gibt (s. o.), wären dies also Lanzenspitzen, deren Tüllenende länger als 1/4 bzw. 1/6 der Gesamtlänge ist. 1140 Schon durch diese Blatt- und Tüllenangaben gehören Lanzenspitzen, deren Tüllen zwischen 1/6 und 3/6 bzw. 1/4 und 2/4 der Gesamtlänge betragen, einer klassifikatorischen Grauzone an. 1141 Bad Nauheim, Steinkistengrab (1); Behringersdorf, Grab 12 (2); Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3); Garching a. d. Alz (4); Grubhöh (5); Kreßbronn-Hemigkofen (6); Mauern (7); Münchingen (8); Prien a. Chiemsee (9); Singen (Hohentwiel), Grab 115 a (10); Tiengen (11) und Wiesloch, Flachbrandgrab 1 (12). 1142 Garching a. d. Alz (4); Münchingen (8); Tiengen (11) und Wiesloch, Grab 1 (12). 1139

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gersdorf (2) dürften von ihrem Gewicht her weniger als Wurfspeere, sondern – auch aufgrund ihrer hohen Stabilität – weitaus besser als Stoßlanzen geeignet sein1143. In die Grablege von Kreßbronn-Hemigkofen (6) sind dem Toten neben der Lanze ein Schwert und ein Dolch als Nahkampfwaffen mitgegeben worden. Nach F. Laux’ Schlußfolgerungen für das Gebiet der Lüneburger Bronzezeit sollte es sich bei dieser Lanze, die aber zwischen den beiden von ihm postulierten funktionalen Gruppen steht, um eine Wurflanze handeln. Gleiches träfe dann auch für die Singener Lanzenspitze zu, welche derjenigen von Behringersdorf formal sehr ähnlich ist. Auch aus den angrenzenden Gebieten sind Vergesellschaftungen von Schwert und Lanze in Grablegen bekannt. Innerhalb des von F. Laux funktional nicht bestimmten Bereiches liegen dabei die Werte der Lanzenspitzen aus dem fraglichen Grabfund von Riehen1144, aus Grab 5/41 von Gusen1145, aus dem fraglichen Grab von Mannersdorf a. d. March1146, aus dem Hortfund von Pöttsching1147, aus Salzburg-Morzg, Grab 31148, Brno-ObĜany, Grab 1691149, ýaka, Grab 21150, aus den fraglichen Gräbern von Dolný Peter1151 und Hostomice1152 sowie Grab 1 von Velatice1153. Ferner gehören einige dieser Lanzenspitzen dem Typ mit gestuftem Blattquerschnitt an, für den eine Verwendung als Stoßwaffe plausibel ist. Im Falle des Grabes 3 von Salzburg-Morzg1154 ist eine der Lanzenspitzen mit eckigem Blattansatz sogar mit einem Lanzenschuh vergesellschaftet, was zusätzlich die Funktion dieser Lanzengruppe als Stoßlanze betont, denn auch in Grab 1 des Urnenfeldes III von Innsbruck-Hötting1155 und dem Hort von München-Widenmayerstraße1156 kommen Lanzenschuhe vor. Daß letztere wiederum nicht auf diesen Lanzentyp beschränkt sind, zeigen beispielsweise die Hortfunde von Beuron1157, Graz-Plabutsch1158 und Saalfelden1159.

Eine Unterscheidung in Stoß- und Wurflanzen, wie F. Laux sie für das Lüneburger Gebiet erarbeitet hat, muß demnach nicht zwingend auf das Urnenfeldergebiet übertragen werden. Eine andere Waffenkombination stellt die Vergesellschaftung von Lanzenspitzen in Bestattungen zusammen mit Pfeil und Bogen (Distanzwaffe) dar. Lediglich in den Gräbern von Ensingen (145), Heldenbergen (146), Herrnsaal, Grab 27 (147), Pfakofen, Grab 20 (148) sowie im fraglichen Grab von Hostomice1160 kommen diese beiden Waffenarten zusammen vor. Man könnte argumentieren, daß die wenigen Fälle von gemeinsamen Vorkommen von Lanzen- und Pfeilspitzen zeigen, daß es sich bei beiden um Distanzwaffen gehandelt habe. Andererseits benötigt ein Bogenschütze zum Bedienen seiner Waffe beide Hände, und eine mitgeführte Lanze wäre zumindest hinderlich. Außerdem scheinen Lanzen primär als Stoßwaffen geeignet. Dem widerspricht auch nicht ihre Vergesellschaftung mit Schwertern, denn diese haben kampftechnisch gesehen eine begrenztere Reichweite. Schließlich würden sich die in den Gräbern mit Lanzenbeigabe als einziger Waffe erkennbaren Lanzenbewehrten, falls es sich um Wurfwaffen handeln sollte, durch den Gebrauch ihrer Waffe selbst entwaffnen und wären dann schutzlos. Vorausgesetzt wird, daß uns die Grabinventare der waffentragenden Männer nicht nur in Auswahl vorliegen. Zusammenfassend wird nicht dem ausschließlichen Gebrauch von Lanzen als Stoßwaffen das Wort geredet, denn selbstverständlich kann auch jede Lanze geworfen werden. Dies macht allerdings kampftechnisch wenig Sinn1161. Aufschlußreich können in diesem Zusammenhang die chronologisch jüngeren bildlichen Darstellungen aus dem eisenzeitlichen Italien des 9. bis 6. Jahrhunderts v. Chr. sein. Hier begegnen uns zusätzlich mit einem Schild ausgerüstete Lanzenträger, deren Kampftechnik mit der Lanze auf das Stoßen beschränkt gewesen sein dürfte1162.

1143

Dies deckt sich mit den oben nach F. Laux referierten Annahmen für die Lüneburger Lanzenspitzen des Typs II. 1144 Riehen, Kt. Basel-Stadt, Grab (?): Schauer, Schwerter 77 Nr. 249 Taf. 134, C. – Nach Stein, Katalog 208 Nr. 480 wohl kein Grab. 1145 Gusen, Gde. Langenstein, VB Perg, Oberösterreich, Grab 5/41: MüllerKarpe, Beiträge 102 Abb. 10. 1146 Mannersdorf a. d. March, VB Gänserndorf, Niederösterreich, Grab (?): Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 371 Nr. 1557. 1147 Pöttsching, VB Mattersburg, Burgenland, Grab (?): Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 14 Nr. 6 Taf. 11, A. 1148 Salzburg-Morzg, VB Salzburg, Salzburg, Grab 3: Hell, Urnenfelderkultur 84-104. 1149 Brno-ObĜany, okr. Brno, Mähren, Tschechische Republik, Grab 169: Stegmann-Rajtár, Neuerkenntnisse. 1150 ýaka, okr. Levice, Slowakische Republik, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser 74 Nr. 80 Taf. 59-61, A. 1151 Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakische Republik, Grab (?): Vladár, Dolche 51 Nr. 147 Taf. 7, 147. 1152 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30. 31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52-54. 1153 Velatice, okr. Brno, Mähren, Tschechische Republik, Grab 1: MüllerKarpe, Vollgriffschwerter Taf. 25. 1154 Salzburg-Morzg, VB Salzburg, Salzburg, Grab 3: Hell, Urnenfelderkultur 99 Abb. 5, 3. 1155 Innsbruck-Hötting, Tirol, Urnenfeld III, Grab 1: Egg, Bewaffnung 404 f. 1156 München-Widenmayerstraße, Stkr. München, Oberbayern, Hort: MüllerKarpe, Vollgriffschwerter Taf. 47, A 1-4. 11. 1157 Beuron, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Paulushöhle, Hort: Stein, Katalog 107-109 Nr. 260 Taf. 74, 2. 1158 Graz-Plabutsch, VB Graz, Steiermark, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 149, A 5. – Von der dazugehörigen Lanzenspitze ist nur die Spitze erhalten

Einige abschließende Überlegungen sollten der Schäftungsweise urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen gelten. Häufig werden in der Literatur bei der Beschreibung der Lanzenspitzen die Begriffe „Nietlöcher“ oder „Schäftungslöcher“ für die beiden gegenständigen Durchlochungen gewählt, welche meist knapp unter dem Blattansatz im freien Tüllenteil angebracht sind1163. Jedoch ist lediglich aus Grab 7 von (ebd. Taf. 149, A 6), die sicherlich nicht zum Typ mit eckigem Blattansatz gehört. 1159 Saalfelden, VB Salzburg, Salzburg, Hort: Primas, Sicheln Taf. 139, B 10. 1160 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30. 31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52-54. 1161 Außerdem müßten – methodisch gesehen – für eine Unterscheidung von Lanzen und Speeren die ehemaligen Schaftlängen überliefert sein. 1162 P. F. Stary, Zur eisenzeitlichen Bewaffnung und Kampfesweise in Mittelitalien (ca. 9. bis 6. Jh. v. Chr.). Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 3 (Mainz 1981) z. B. Taf. 33, 1; 53, 1. 2; 55, 2. 1163 Von der Vielzahl der Beispiele seien hier nur wenige exemplarisch angeführt: Bubesheim (159): Stroh, Katalog 14 Nr. 41; Gnötzheim (164): Wilbertz, Urnenfelderkultur 141 Nr. 80; Grundfeld (165): Hennig, Grabund Hortfunde 91 Nr. 66; Hanau, Grab 6 (167): Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 66; Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174): Wilbertz, Urnenfelderkultur 145 ff. Nr. 95; Vollmarshausen, Fst. 24 (205): Bergmann, Gräberfeld 266.

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Behringersdorf (154) ein bronzener Niet nachgewiesen, der zur Befestigung der Lanzenspitze auf dem hölzernen Schaft diente1164. Ansonsten fehlen sichere Befunde aus den geschlossenen Grabfunden des Untersuchungsgebietes. Bei der genannten Lanzenspitze von Behringersdorf gilt es ferner zu beachten, daß diese vier Durchlochungen aufweist, von denen jeweils zwei gegenständig sind. Wie H. Hennig meint, stammt das zweite Lochpaar von einer Nachschäftung der Lanzenspitze1165. Sehr deutlich zeigt hingegen der Befund des Hortes von Crévic in Lothringen, daß die gegenständigen Durchlochungen primär zur Befestigung des Gußkernes mittels eines durchgesteckten Stabes dienten1166. Im Falle von Crévic sind nur Gußkerne, Sicherungsstäbe und Fertigprodukte erhalten. Aus Meckenheim in der Pfalz hingegen ist uns eine Gußform für eine Lanzenspitze mit langem Blatt überliefert, deren beide Hälften exakt an der notwendigen Stelle die für das Durchschieben des Kernhalters erforderlichen Aussparungen aufweisen1167. Sekundär machen die Durchlochungen natürlich eine Sicherung der Schäftung möglich, wie E. Sprockhoff sie anhand des Befundes von Karlshütte, Kr. Bremervörde in Niedersachsen nahegelegt hat. Dort ist ein Draht mehrfach durch die Löcher gezogen und um den hölzernen Schaft der Lanzenspitze gewickelt worden1168. Man wird davon ausgehend auch an analoge Befestigungen durch organische Materialien denken müssen. Dies belegt ein Fund von Hünfeld, Kr. Fulda in Hessen. Eine einzeln gefundene bronze- oder urnenfelderzeitliche schlichte Lanzenspitze mit kurzem Blatt und langer Tülle ist mittels eines erhaltenen Holzstiftes am Schaft befestigt worden1169. Weitaus häufiger dürften die Lanzenspitzen jedoch auf einen trockenen Holzschaft gesteckt worden sein, welcher sich durch anschließendes Aufquellen in Wasser sehr fest an die Tülle angepaßt haben wird. Da es sich bei den Tüllenlöchern, die immer gegenständig sind1170, offensichtlich um ein primär technisches Merkmal handelt, wird hier anstelle von Nietlöchern die neutralere Bezeichnung Durchlochung verwendet. Ein bronzener Niet dürfte ehemals eine aus dem Rhein bei Mainz geborgene urnenfelderzeitliche Lanzenspitze mit dem hölzernen Schaft verbunden haben1171. Zwar fehlt der untere Tüllenteil, jedoch hat sich ein Rest der alten Holzschäftung erhalten, der an entsprechender Stelle eine Durchlochung erkennen läßt. Diese weist ferner eine grüne Oxidationspatina auf, die darauf schließen läßt, daß durch diese Durchlochung von Tülle und Schaft ehemals ein bronzener Stift (Niet) getrieben worden war. Reste der Holzschäftung urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen sind aus den Gräbern 7 und 12 von Behringersdorf (154, 2), Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Viernheim (204) und Vollmarshausen, Fundstelle 24 (205), Fundstelle 27 (206) und Fundstelle 28 (207) bekannt. Von für die Schäftung urnenfelderzeitlicher Lanzenspitzen verwendeten Hölzern liegen Bestimmungen aus

den Gräbern 7 von Behringersdorf und demjenigen von Viernheim vor. Nachgewiesen sind die Holzarten Esche1172 sowie eine nicht näher bestimmte Laubholzart1173. Auch von einer einzelnen, der Urnenfelderzeit zugewiesenen, aus dem Main bei Ochsenfurt stammenden Lanzenspitze sind Schaftreste aus Eschenholz erhalten1174. An den Schäftungsresten von vier allgemein bronzezeitlichen Lanzenspitzen aus dem Besitz des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart konnte B. Urbon Spanschäftung, und – wo möglich – als Holzart Esche nachweisen1175. Bei der oben genannten Lanzenspitze aus Hünfeld schließlich ist ein Schaftrest aus Haselnußholz erhalten1176. 2.3 Pfeilspitzen Von der urnenfelderzeitlichen Bewaffnung mit Pfeil und Bogen sind überwiegend die bronzenen Pfeilspitzen, in wenigen Fällen auch solche aus Silex erhalten1177. Bögen sowie aus organischen Materialien hergestellte Pfeilspitzen sind bis auf wenige Knochen- und Hornpfeilspitzen aufgrund der Quellenüberlieferung kaum nachzuweisen1178. Neben dem Fund eines hölzernen Köchers aus Grab 5 von Behringersdorf (14) gelang jedoch vor wenigen Jahren der Nachweis für bronzene und knöcherne Beschläge, die zu urnenfelderzeitlichen Pfeilköchern gehörten1179. Aus knapp 130 sicheren und möglichen Bestattungen des Untersuchungsgebietes stammen eine oder mehrere Pfeilspitzen1180, was fast dem gesamten Bestand urnenfelderzeitlicher Pfeilspitzen in geschlossenen Funden entspricht. Sehr selten sind Pfeilspitzen Bestandteil von Hortfunden1181. Einzelfunde werden zwar gelegentlich ohne klar erkennbare Auswahlkriterien veröffentlicht, sind aber schwer chronologisch genauer innerhalb der gesamten Hügelgräber- und Urnenfelderzeit zu fassen. Aufgrund der mangelhaften Publikationslage können Pfeilspitzeneinzelfunde aus Gebieten, in denen ein bestimmter Typ nicht in geschlossenen Funden 1172

Für Behringersdorf, Grab 7 (154). Viernheim (204). 1174 Wilbertz, Urnenfelderkultur 86; 212 Nr. 250. 1175 B. Urbon, Spanschäftung für Lanzen und Pfeile. Fundber. BadenWürttemberg 16, 1991, 127-131. – In die Untersuchungen B. Urbons wurden auch 17 hallstattzeitliche, fünf latènezeitliche sowie eine merowingische Lanzenspitze mit einbezogen. Aus dem Text geht leider nicht hervor, in welchem Maße seine Ergebnisse von der Untersuchung der bronzezeitlichen Lanzenspitzen stammen. 1176 Fundber. Hessen 21, 1981 (1992) 116 Abb. 50, 1. 1177 Ausnahmsweise sind auch Reste der ehemaligen Holzschäftung überliefert. – Siehe dazu Kap. 2.3.8) Funktion der Pfeilspitzen. 1178 T. Capelle hat u. a. über hölzerne Waffen einen bemerkenswerten Aufsatz veröffentlicht: Capelle, Erkenntnismöglichkeiten bes. 269; 274 ff.; 287. 1179 Clausing, Köcher. 1180 Ausgeklammert sind hier Grab 1 von Bamberg, bei dem es sich sicher um die Grablege einer Frau handelt, und Grab 1 von Hanau, in dem die Pfeilspitze die Todesursache des Bestatteten sein dürfte und welches daher nicht als Grab mit Waffenbeigabe angesprochen werden kann. – Bamberg, Stkr. Bamberg, Oberfranken, Grab 1: Wels-Weyrauch, Anhänger Taf. 99; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab 1: Kubach, Nadeln Taf. 121, D. 1181 Frankfurt a. Main-Rödelheim, Stkr. Frankfurt, Hessen, Hort: Herrmann, Funde 60 Nr. 54 Taf. 179, A; Crévic, Dép. Meurthe-et-Moselle, Lorraine, Depot: Hänsel, Hortfund 79 Abb. 12, 3 (Ha B1 – ebd. 68); Munderfing, VB Braunau, Oberösterreich, Hort: zu Erbach, Funde (Text) 92; (Taf.) Taf. 46, 11 (Bz D/Ha A1 – Mayer, Äxte 180). 1173

1164

Hennig, Gräber 36. Hennig, Gräber 36. 1166 Hänsel, Hortfund Abb. 9, 1-2. 4-5. 1167 Zylmann, Urnenfelderkultur Taf. 56, B 4. 1168 E. Sprockhoff, Zur Schäftung bronzezeitlicher Lanzenspitzen. Mainzer Zeitschr. 24, 1934, 56-62 Taf. 9, 4. 1169 Fundber. Hessen 21, 1981 (1992) 116 Abb. 50, 1. 1170 Ausnahme: Bubesheim (159) mit nur einer Durchlochung in der Tülle. 1171 Wegner, Flußfunde 142 f. Nr. 459 Taf. 19, 2. 1165

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vertreten ist, fast nie zur Ergänzung des Bildes herangezogen werden. Ihr Quellenwert beschränkt sich dabei ohnehin nur auf chorologische, nicht aber auf chronologische Aussagen, womit sie für die uns interessierenden Fragen unbrauchbar sind. Eine weitaus nützlichere Quelle stellen datierbare Pfeilspitzengußformen dar, die aber nur sehr selten überliefert sind1182. Auf diese Quellenlage stützt sich die hier vorgelegte typologische, chronologische und chorologische Auswertung der aus Gräbern stammenden Pfeilspitzen im Untersuchungsgebiet. Spricht man mit F. Schultze-Naumburg das bogenförmige Beinstück aus Grab 2 von Tauberbischofsheim (306) als Köcherbesatz an1183, so hat dies Konsequenzen für die Frage ob eine Pfeilspitze im Grabe ausreicht, um von einer Waffenbeigabe sprechen zu können. Denn der Befund aus dem älterurnenfelderzeitlichen Grab 1 von Hanau, wo eine Pfeilspitze noch im Knochen steckte, legt nahe, Gräber mit nur einer Pfeilspitze nicht ausschließlich als Grablegen Bewaffneter anzusprechen1184. Die Geschoßspitze aus Hanau, Grab 1 dürfte zum Tode des hier Bestatteten geführt haben. Ein entsprechender Befund ist auch aus Urnengrab A des Hügels VII von Dobraca in Serbien bekannt, das dem Beginn der Urnenfelderzeit angehört. Dort steckte die todbringende Pfeilspitze noch in einem Rückenwirbel des bestatteten Individuums1185. Für diese Diskussion ist auch das Inventar des Bz Dzeitlichen Grabes 1 von Bamberg-Friedhof von Bedeutung. In diesem Grab lag ebenfalls eine Pfeilspitze1186. Hier handelt es sich eindeutig um die Bestattung einer Frau. Ob diese Grablege wegen der Pfeilspitze unter die Bestattungen mit Waffenbeigabe gezählt werden darf, ist fragwürdig, deutet doch sonst nichts darauf hin. Wegen dieser verschiedenen Möglichkeiten, Gräber mit nur einer Pfeilspitze zu deuten, wurden sie in den Katalog mit aufgenommen, sofern es sich nicht eindeutig um Frauengräber handelt oder angenommen werden kann, daß die Pfeilspitze die Todesursache war. Eine Entscheidung darüber, ob es sich bei den Gräbern mit nur einer Pfeilspitze ohne sonstige Waffenbeigaben um Waffengräber im echten Sinne handeln könnte, wurde nicht gefällt, wahrscheinlich ist die Annahme schon1187.

Es ergeben sich auch theoretische Konsequenzen für die Gräber mit zwei und mehr Pfeilspitzen ohne sonstige Waffen. Da aber in 25 Grablegen des Arbeitsgebietes Pfeilspitzen zusammen mit anderen Waffen vorkommen1188, wurden ausschließlich mit Pfeilspitzen ausgestattete Begräbnisse in vorliegender Untersuchung als Gräber mit Waffenbeigabe angesprochen. Merkwürdig mutet in diesem Zusammenhang auch der Befund aus dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab 2 von Herrnwahlthann (242) an. In diesem Grab sind zwei Pfeilspitzen mit einem sonst ebenfalls für Männergräber typischen Inventar vergesellschaftet. Nach der anthropologischen Auswertung handelt es sich allerdings um den Leichenbrand eines weiblichen Individuums1189. Eine umfangreiche Arbeit über Typologie und Chronologie bronzezeitlicher Pfeilspitzen stammt von R. J. Mercer1190. Ausgehend von Pfeilspitzenfunden verschiedener Quellengattungen von der frühen Bronzezeit bis zur Hallstattzeit, unterschied er vier Pfeilspitzengruppen voneinander. Davon repräsentieren drei auch urnenfelderzeitliche Fundstücke. Es handelt sich um Zungenpfeilspitzen1191, Tüllenpfeilspitzen1192 und Dornpfeilspitzen1193. Unter der letzten Gruppe hat R. J. Mercer offensichtlich aufgrund eines Übertragungsfehlers versehentlich die Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken eingeordnet1194. Dagegen finden sich diejenigen Pfeilspitzen, die hier als Dornpfeilspitzen angesprochen werden, bei R. J. Mercer unter der Gruppe der Zungenpfeilspitzen aufgeführt1195. Da eine Überprüfung der von R. J. Mercer herangezogenen Inventare gezeigt hat, daß viele dieser, die von ihm im Sinne geschlossener Funde verwendet wurden, nicht geschlossen bzw. fragwürdig sind, werden seine chronologischen und chorologischen Ergebnisse hier nicht berücksichtigt. In seiner Arbeit über die Lanzen-, Speer und Pfeilspitzen aus Mähren im Rahmen der PBF-Edition hat J. ěíhovský die aus seinem Untersuchungsgebiet stammenden Pfeilspitzen vornehmlich nach der Art ihrer Befestigung sowie der Form des Blattes geordnet1196. Genauso wie bei den Lanzenspitzen birgt aber auch diese Typologie Schwächen, die etwa dann offensichtlich werden, wenn sogenannte skythische Pfeilspitzen den schlichten Tüllenpfeilspitzen als Variante angeschlossen sind1197, oder wenn Pfeilspitzen, die derart schlecht

1182 Heilbronn-Neckargartach, Stkr. Heilbronn, Nordbaden, Hort: Paret, Sammelfund 7-10 Taf. 8, 15-16; Meckenheim, Kr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz, Hort: Zylmann, Urnenfelderkultur (Kat.) 155 f. Nr. 154 Taf. 56, B 2. – Einzelfunde: Besigheim, Lkr. Ludwigsburg, Nordbaden, Siedlungsoder Grabfund: Jockenhövel, Struktur 220 Abb. 7, C; Riesbürg, Ostalbkreis, Nordwürttemberg, Goldberg: ebd. Abb. 7, B; Urach, Lkr. Reutlingen, Südwürttemberg, Runder Berg: J. Stadelmann, Funde der vorgeschichtlichen Perioden aus den Plangrabungen 1967-1974. Der Runde Berg bei Urach IV. Komm. Alamann. Altkde., Heidelberger Akad. Wiss. Schr. 7 (Sigmaringen 1983) Taf. 53, 554; Wallhausen, Lkr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz: D. Zylmann, Eine Gußform für Pfeilspitzen aus Wallhausen, Landkreis Bad Kreuznach. Mainzer Zeitschr. 84-85, 1989-1990, 235 ff. Abb. 1-2. 1183 Schultze-Naumburg, Brandgräber 37 f. – Vgl. auch Clausing, Köcher 379 ff. Abb. 2, 5-6. 1184 Anders: Schauer, Gemeinsamkeiten 210 Anm. 7. 1185 Garašanin, Sépultures Abb. 4. 1186 Hennig, Grab- und Hortfunde 59 f. Nr. 3. 1187 Gräber mit einer Pfeilspitze und weiterer Waffenbeigabe: Elsenfeld, Grab 2 (16); Gammertingen, Grab von 1971 (18); Reutlingen, Grab 4 (27); Herrnsaal, Grab 27 (147); Pfakofen, Grab 20 (148).

1188

Vgl. unter 2.3.8) Funktion der Pfeilspitzen. Pfauth, Nekropole. – Der Autor ist auf diesen offensichtlichen Widerspruch nicht eingegangen. Trotzdem wird in vorliegender Untersuchung das Grab als Männergrab angesprochen. 1190 Mercer, Arrow-heads. 1191 „tanged arrow-heads“. 1192 „socketed arrow-heads“. 1193 „spurred arrow-heads“. 1194 Mercer, Arrow-heads 185. 1195 Dies geht aus Mercer, Arrow-heads 196 „arrow-heads with stop-ridge on the tang“ hervor. – Dabei handelt es sich um Dornpfeilspitzen, die am Übergang von Blatt zu Dorn aus technischen Gründen verdickt sind. – Vgl. dazu Kap. 2.3.2.2) Dornpfeilspitzen mit Verdickung am Übergang von Blatt zu Dorn. 1196 ěíhovsky, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 7 ff.; 99 ff. 1197 ěíhovsky, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 103 Nr. 254-255 Taf. 22, 254-255. 1189

62

Hellmitzheim (237)1205 datiert. Falls die Pfeilspitzen und die Nadeln von Dixenhausen aus einem Grab stammen, gilt die Pyramidenkopfnadel (Taf. 69, C 3) als zeitbestimmende Form1206. Für Hellmitzheim ist der Armring mit schräger Leiterbandverzierung die ausschlaggebende Beigabe1207. Zu erwähnen ist hier auch der frühurnenfelderzeitliche Hort von Frankfurt am Main-Rödelheim, einer der seltenen Hortfunde, die Pfeilspitzen enthalten1208. Das Grab von Neuses a. d. Regnitz (294 – Taf. 75, A 1) enthielt ein den Nadeln vom Typ Guntersblum verwandtes Exemplar (Taf. 75, A 12)1209. Jene Nadeln gehören fast ausnahmslos der frühen (Bz D) sowie der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) an1210. Daher ist auch die Bestattung von Neuses a. d. Regnitz (294) nur allgemein diesem Zeitraum zuzuordnen. Noch vager muß die Datierung des Grabes 29 von Steinheim (305) ausfallen, die in Ermangelung einer Veröffentlichung nur nach den Angaben H.-J. Hundts vorgenommen werden kann. Danach ist das Steinheimer Gräberfeld insgesamt in der frühen (Bz D) sowie älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) belegt worden1211. Fünf sichere Gräber und ein fragliches mit schlichten Tüllenpfeilspitzen sind der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zuzuweisen. Neben Grab 2 von Ockstadt (25 – Taf. 19, A 6. 8)1212 ist das Grab 27 von Aschaffenburg-Strietwald (213 – Taf. 67, B 1. 6) vor allem wegen der Keramik mit breiten Horizontalriefen (Taf. 67, B 17. 20) als älterurnenfelderzeitlich einzustufen1213. Die Grabfunde von Diesenbach sind nach H. Hennig charakteristisch für die ältere Urnenfelderzeit im Regensburger Raum1214, weshalb diese Datierung für Grab 11 (221)1215 übernommen wird. Die 1909 aufgedeckte Grablege von Gädheim (234)1216 gehört wegen der überwiegend älterurnenfelderzeitlichen Stellung der zweischneidigen Rasiermesser mit X-förmiger Griffverstrebung, Variante Dietzenbach1217 sowie einem Messerklingenstück mit keilförmigem Querschnitt1218 in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1). Grab 3 von Friedberg (231)1219, wird durch ein Messer mit durchlochtem Griffdorn in dieselbe Zeit datiert1220. Falls es sich bei dem fraglichen Grabfund von Zandt (316 – Taf. 80, A 25) um ein geschlossenes Inventar handelt, ist die gerippte

erhalten sind, dass sie eigentlich nicht genauer eingeordnet werden sollten, bestimmten Formen zugewiesen werden1198. Im selben Jahr wie J. ěíhovskýs Untersuchung erschien eine Arbeit von H. Eckhardt über Pfeil und Bogen in der Urnenfelder- und Hallstattzeit1199. Mit der Arbeit von R. J. Mercer hat sich H. Eckhardt offensichtlich nicht näher auseinandergesetzt, da diese nur kurz im einführenden Abschnitt über die Forschungsgeschichte angesprochen wird1200. Da die Studie von H. Eckhardt auf sämtliche Aspekte dieser Waffengattung in seinem Untersuchungsgebiet und -zeitraum angelegt ist, räumte er der Pfeilspitzentypologie keinen breiten Raum ein1201. Für unsere Belange soll im folgenden daher eine speziell auf die Urnenfelderzeit im Arbeitsgebiet ausgerichtete und angepaßte Typenchronologie entworfen werden. 2.3.1 Tüllenpfeilspitzen Die gebräuchlichste bronzene Pfeilspitzenform, die aus urnenfelderzeitlichen Grablegen vorliegt, ist diejenige mit Tülle. Diese Tüllenpfeilspitzen können in zwei Untergruppen – solche ohne (49 Gräber) und solche mit Widerhaken (63 Gräber) – eingeteilt werden. 2.3.1.1 Schlichte Tüllenpfeilspitzen In 49 als Grabinventare angesprochenen Fundkomplexen des Untersuchungsgebietes sind den Verstorbenen schlichte Tüllenpfeilspitzen beigegeben worden. Die Datierung dieses bereits seit der Hügelgräberbronzezeit bekannten Typs reicht innerhalb der späten Bronzezeit von der frühen (Bz D) bis in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3). Noch dem Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) gehört das Grab von Hagenau (19) mit vier schlichten Tüllenpfeilspitzen (Taf. 12, 3-6) an1202. In die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) werden neben Grab 5 von Behringersdorf (14 – Taf. 9, B 2. 4. 6-8) und Grab 1 von Memmelsdorf (24 – Taf. 16, B 2. 5)1203 auch die Pfeilspitze von Dixenhausen (224 – Taf. 69, C 1), jene aus dem Grab von Fünfbronn (233)1204 und die aus der Bestattung von

1205

Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 63, 4. Kubach, Nadeln 407 Anm. 87. 1207 Wilbertz, Urnenfelderkultur 88 Taf. 63, 5; Richter, Arm- und Beinschmuck 101; 102 Anm. 1. 1208 Frankfurt am Main-Rödelheim, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 179, A 4 (Bz D – Kubach, Nadeln 411 ff.). 1209 Kubach, Nadeln 381 Anm. 54. 1210 Kubach, Nadeln 378 ff. 1211 Hundt, Adelsgrab 55 f. Anm. 13. 1212 Datierung siehe Kap. 2.1.5.2.6) Dreiwulstschwerter von unbekanntem Typ. 1213 Zur älterurnenfelderzeitlichen Stellung dieser Keramik siehe z. B. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 1214 Hennig, Bemerkungen 295 f. 1215 Hennig, Urnenfelder Taf. 2, 12. 14-15. 1216 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 75, 9. 1217 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 75, 4. – Jockenhövel, Rasiermesser 109 f. 1218 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 75, 8. – Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 1219 Wirth, Grabfunde Friedberg 3, 12-15. 1220 Wirth, Grabfunde 62 Friedberg 3, 16. 1206

1198

z. B.: ěíhovsky, Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen 104 Nr. 256-257 Taf. 22, 256-257. 1199 Eckhardt, Pfeil. 1200 Eckhardt, Pfeil 21. – Zudem schrieb H. Eckhardt, R. J. Mercer habe Tüllenpfeilspitzen zusammengestellt, wobei – wie oben geschildert – dieser auch Zungen- und Dornpfeilspitzen behandelte. Unzutreffend ist außerdem, dass sich R. J. Mercers Ergebnisse nicht auf geschlossene Funde stützten. Solche sind sehr wohl in seine Untersuchung mit einbezogen worden. 1201 Eckhardt, Pfeil 21 ff. – Tüllenpfeilspitzen (Grundtypen 4 und 5) etwa gliederte H. Eckhardt in sieben verschiedene Varianten auf (ebd. 29 f.), was aber bei seiner Untersuchung von Laufzeiten (ebd. 152 Diagramm 5) nicht zum Tragen kommt. So werden die fünf Varianten des Grundtyps 4 sämtlich dem gesamten Zeitraum von Bz C bis LT A zugewiesen (ebd. 29 f.). 1202 Zur Datierung siehe Kap. 2.1.3.2) Griffzungenschwerter vom Typ Asenkofen. 1203 Zeitstellung vgl. Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee und 2.1.3.4) Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen. 1204 Berger, Bronzezeit Taf. 58, 5.

63

(Ha B3) nach H. Müller-Karpe1234. Da die Erhaltung unbezweifelbare charakteristische Merkmale jedoch nicht erkennen läßt, wird auch dieses Grab hier nur allgemein nach Ha B verwiesen. Die Keramik (Taf. 77, D 2-8) aus Hügel 71 von Schöngeising (303 – Taf. 77, D 1) fügt sich gut in den Formenschatz der jüngeren und späten Urnenfelderzeit (Ha B). Gleichzeitig sind die Gräber 70 (250), 104 (254) und 173 (257) von Kelheim1235, Grab 230 (284)1236 von Künzing und die aus Grab 236 oder 237 (285)1237 stammenden Pfeilspitzen desselben Begräbnisplatzes. Drei Bestattungen des Gräberfeldes von Kelheim mit der Beigabe schlichter Tüllenpfeilspitzen sind der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) zuzuordnen. Grab 99 (253)1238 wurde übereinstimmend von H. Müller-Karpe und L. Sperber anhand der Ergebnisse von Gräberkombinationen des Kelheimer Gräberfeldes einerseits und der Kombination geschlossener Funde der niederbayerisch-südoberpfälzischen Urnenfeldergruppe andererseits, diesem Horizont zugewiesen1239. Der gleichen Zeit gehört Grab 110 (256)1240 wegen der Enghalsurne mit gegenständigen Rillengruppen auf der Schulter1241 sowie dem eiförmigen Gefäß mit Trichterrand und an der Außenseite oberhalb des Bodens umlaufenden Riefen1242 an1243. Auch Grab 242 von Kelheim (261)1244 ist aufgrund des Griffdornmessers mit Zwischenstück und Krückenklinge1245, einer Leitform dieser Stufe, der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) zuzuordnen1246. Die Gräber 6 (214) und 8 (215) von Barbing1247 verwies H. Hennig ebenfalls an das Ende der Urnenfelderzeit1248. Der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) sind ferner aus der Nekropole von Künzing Grab 3 (22)1249, Grab 31 (267)1250 aufgrund der Knickwandschale1251, die Gräber 117 (272)1252, 140 (273)1253 und 199 (282)1254 wegen der Griffdornmesser

Vasenkopfnadel (Taf. 80, A 7) für die Einordnung in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) ausschlaggebend1221. Aus vier Bestattungen des Untersuchungsgebietes, die in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) angelegt wurden, sind schlichte Tüllenpfeilspitzen überliefert. Die Zeitstellung von Elsenfeld, Grab 1 (15)1222, Eschborn, Steinkistengrab 2 (17 – Taf. 10, 7) und Wollmesheim, Grab 1 (30 – Taf. 21, B 3) ist bereits ausführlich erörtert worden1223. Die mittelurnenfelderzeitliche Datierung des Grabes 2 von Herrnwahlthann (242 – Taf. 72, 2) ist unter anderem anhand des Griffdornmessers mit profiliertem Klingenquerschnitt (Taf. 72, 3)1224 und der in Attinger Art verzierten Keramik (Taf. 72, 12-13) zu begründen1225. Nicht genauer als allgemein Ha A-zeitlich ist in Anlehnung an W. Dehn der Grabfund von Bühl im Ries (219 – Taf. 68, A 1) zu datieren1226. Dies trifft auch für Grab 2 von Weiher (313 – Taf. 78, A 1-2) zu, da der Klingenquerschnitt des Messers mit durchlochtem Griffdorn (Taf. 78, A 4) nicht festzustellen ist und der dreirippige Fingerring (Taf. 78, A 3) sowohl in älterer als auch mittlerer Urnenfelderzeit vorkommt1227. Auch Grab 6 von Langengeisling (23 – Taf. 16, A 3) ist nur allgemein nach Ha A zu verweisen1228. In die mittlere oder jüngere Urnenfelderzeit – dem Belegungszeitraum des Erlanger Gräberfeldes – ist Grab 12 dieses Fundplatzes (228 – Taf. 70, B 1) einzuordnen. Allenfalls könnten die vertikal aneinandergesetzten Riefen mit ins Grab gegebener Tongefäße (Taf. 70, B 6-8) auf die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) hindeuten1229. Gleichfalls der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) hat H. Müller-Karpe Grab 9 des Kelheimer Gräberfeldes (248)1230 aufgrund der durch die Typenkombination gewonnenen Ergebnisse zugeordnet1231. Allgemein Ha B-zeitlich wird man Grab 245 (262)1232 dieser Nekropole wegen der außen am Boden riefenverzierten Schale ansprechen dürfen. Wegen des mangelhaften Erhaltungszustandes der Keramik (Taf. 74, D 3-8) kann auch Grab 5 von Manching (288 – Taf. 74, D 1) nur allgemein dem Zeitraum von jüngerer und später Urnenfelderzeit (Ha B) zugeordnet werden1233. Indem O. Rochna das Oberteil des Nadelschaftes (Taf. 74, C 2) aus Grab 8 von Manching (289 – Taf. 74, C 1) als kleinköpfige Vasenkopfnadel rekonstruierte, datierte er dieses Inventar in die späte Urnenfelderzeit

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Rochna, Gräberfeld 75 f.; 99. Pfauth, Beiträge Taf. 102, 4-5; 115, 5; 148, 2-4. 1236 Schopper, Gräberfeld 74 Taf. 164, A 9 (rechts). 1237 Schopper, Gräberfeld Taf. 167, B. 1238 Pfauth, Beiträge Taf. 111, 11. 1239 Müller-Karpe, Urnenfeld 14 Tab. 2; Sperber, Untersuchungen 334 Nr. 132. 1240 Pfauth, Beiträge Taf. 118, 7. 1241 Pfauth, Beiträge Taf. 118, 1. 1242 Pfauth, Beiträge Taf. 118, 2. 1243 Müller-Karpe, Urnenfeld 17. – H. Müller-Karpes Behandlung dieser Bestattung weist Unstimmigkeiten auf: 1. Das Grab wird nicht unter den pfeilspitzenführenden angegeben (ebd. 11 Tab. 1); 2. konsequenterweise ist auf Taf. 20, E keine Pfeilspitze abgebildet; dort vermißt man auch die Umzeichnung der Schale mit ausgebrochenem Boden (G. Behrens u. E. Sprockhoff, Mainzer Zeitschr. 24-25, 1929-30, 108 f. Abb. 5, 6); 3. nach H. MüllerKarpes Karte 3 (Müller-Karpe, Urnenfeld 10) handelt es sich bei diesem Grab um die Bestattung eines weiblichen Individuums; 4. in der Tab. 1 hingegen wird die Grablege unter Männergräbern geführt (ebd. 11). – Bestätigt wird durch Grab 110 von Kelheim dennoch, daß Gräber mit typischen Männerbeigaben (Lanzen- und Pfeilspitzen) „ausschließlich mit Enghalsurnen zusammen vorkommen“ (ebd. 9). 1244 Pfauth, Beiträge Taf. 182, 7-8. 1245 Pfauth, Beiträge Taf. 182, 5. 1246 Siehe Kap. 2.1.5.4.1) Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen. 1247 Hennig, Urnenfelder Taf. 37, 8; 38, 12. 1248 Hennig, Urnenfelder 44. 1249 Schopper, Gräberfeld Taf. 3, 12-13. 1250 Schopper, Gräberfeld Taf. 24, 6. 1251 Schopper, Gräberfeld Taf. 24, 2. 1252 Schopper, Gräberfeld 125 Taf. 82, 9. 1253 Schopper, Gräberfeld Taf. 101, 7. 1254 Schopper, Gräberfeld Taf. 142, 11 (links). 1235

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Kubach, Nadeln 387 f. Anm. 8, 16, 20. Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 3. 5. 1223 Datierung: Elsenfeld und Eschborn siehe Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen; Wollmesheim vgl. Kap. 2.1.3..9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1224 Vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. 1225 Zur Attinger Ware: R. Eckes, Eine Töpferei der Urnenfelderzeit zu Atting, BA. Straubing, Bayerische Ostmark. Marburger Stud. (Festschr. G. Merhart) (1938) 43-46. – M. M. Rind, Die urnenfelderzeitliche Siedlung von Dietfurt/Oberpfalz. Brit. Arch. Rep., Int. Ser. 377 (Oxford 1987) 114 ff. 1226 W. Dehn, Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 202. 1227 Vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. 1228 Vgl. Kap. 2.1.5.2.6) Dreiwulstschwerter von unbekanntem Typ. 1229 Hennig, Grab- und Hortfunde 36. 1230 Pfauth, Beiträge Taf. 64, 7. 1231 Müller-Karpe, Urnenfeld 14 Tab. 2; 16. 1232 Pfauth, Beiträge Taf. 183, 7. 1233 O. Rochna meinte, einen nach H. Müller-Karpe für dessen Stufe Ha B2 charakteristischen Nadeltyp im Schaftbruchstück aus Grab 5 erkennen zu können und daher das Grab entsprechend datieren zu dürfen (Rochna, Gräberfeld 99 mit Anm. 36). 1222

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mit Krückenklinge und Zwischenstück1255 sowie Grab 191 (281)1256 wegen der kleinköpfigen Vasenkopfnadel im Beigabeninventar1257 zuzuweisen. Für einige Bestattungen mit Beigabe schlichter Tüllenpfeilspitzen kann keine genaue Zeitstellung innerhalb der gesamten Urnenfelderzeit ermittelt werden. Dazu rechnet Dixenhausen (223 – Taf. 69, B ) wegen der allgemeinen Zeitstellung des Gräberfeldes1258. Auch die Kelheimer Gräber 61 (249), 72 (251), 82 (252), 107 (255) und 181 (258) werden hier nur allgemein urnenfelderzeitlich eingeordnet1259. Mehr kann auch einstweilen nicht für Grab 3 von Höfen (243) ermittelt werden, da die Funde nicht in Abbildung vorliegen. Da einige der Gräber mit Beigabe schlichter Tüllenpfeilspitzen chronologisch nur ungenau zu beurteilen sind, muß von einem Versuch zeitliche Schwerpunkte der Geschoßspitzenverbreitung zu ermitteln, abgesehen werden. Auffällig ist im Verbreitungsbild der besprochenen Bestattungen, daß einstweilen kaum Belege aus BadenWürttemberg namhaft gemacht werden können, was sich wohl daraus erklärt, daß von dort kaum größere urnenfelderzeitliche Nekropolen bekannt sind. Die gleiche Feststellung trifft auch für das Saarland zu, aus Rheinland-Pfalz und Hessen sind nur wenige Gräber mit einer Beigabe schlichter Tüllenpfeilspitzen belegt. Recht gut ist hingegen die Situation im südöstlichen Teil des Arbeitsgebietes (Bayern) zu beurteilen. Dort zeichnet sich eine (großräumige) Konzentration ab, da hier große Friedhöfe vorliegen. Inwiefern sich dieses Bild aus der Quellenüberlieferung, aufgrund einer Beigabensitte oder dem tatsächlichen Vorkommen der schlichten Tüllenpfeilspitzen ergibt, kann gegenwärtig kaum beurteilt werden1260. In Ergänzung zu diesem Verbreitungsbild kann eine Auswahl an Gräbern mit Pfeilspitzenbeigabe aus der Schweiz, Ober- und Niederösterreich sowie aus Böhmen und Mähren festgehalten werden1261.

2.3.1.2 Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken Zu einer zweiten Gruppe von Tüllenpfeilspitzen sind diejenigen mit Widerhaken am Tüllenmund zusammengefaßt. Der Haken kann durchaus schon als solcher im Guß angelegt worden sein, andererseits hob H. Drescher hervor, daß er aber auch aus einem umgebogenen Gußrest gefertigt sein kann1262. Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken sind in den Beigabeninventaren von 63 Bestattungen des Untersuchungsgebietes enthalten1263. In die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert Grab 5 von Behringersdorf (14 – Taf. 9, B 5)1264. Das beigegebene Griffplattenmesser (Taf. 69, D 2) erlaubt die Datierung der Bestattung aus Hügel 13 von Eberfing (225 – Taf. 69, D 1) in die gleiche Zeit. Dasselbe gilt für Bestattung 1 aus Hügel 5 von Weinsfeld (314 – Taf. 78, B 3). Hierher gehört auch Hügel 14 des Eberfinger Gräberfeldes (226 – Taf. 69, A 1), unter anderem wegen der im Inventar enthaltenen Turbankopfnadeln (Taf. 69, A 8-9) und der Vasenkopfnadel (Taf. 69, A 10), die als Leitform der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) im Oberbayerischen gelten1265. An Scherben zweier Henkelgefäße der Bestattung aus Hügel 1 von Grünwald (235 – Taf. 71, D 1-4) befinden sich noch für die frühe Urnenfelderzeit typische X-Henkel (Taf. 71, D 11. 13). Auch die Raffung der eingeritzten Muster am Henkel ist ein Charakteristikum dieser Zeit im südwestlichen Oberbayern1266. Zeitgleich ist auch ein Grab von Mutterstadt (293 – Taf. 75, E 1-2), dessen erhaltener Henkelkrug (Taf. 75, E 4) gut mit dem von W. Kubach für die Stufe Wölfersheim (Bz D) zusammengestellten Formenschatz zusammengeht1267. Schließlich gehört Grab 8 von Worms (315 – Taf. 81, 4-5) der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) an. Neben dem zweischneidigen Rasiermesser vom Typ Obermenzing (Taf. 81, 6)1268 enthielt es Keramik (Taf. 81, 7-9), die mit dem Typenspektrum der Stufe Wölfersheim vergleichbar ist, wenngleich das Grab W. Kubach zufolge nicht zu dieser Fazies gehört1269. Für Grab 29 von Steinheim (305) gilt lediglich die chronologische Zuordnung Bz D- oder Ha A-zeitlich1270. 16 Bestattungen sowie eine unsichere, unter deren Beigaben sich Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken fanden, sind älterurnenfelderzeitlich. Die Datierung von einigen dieser Gräber ist bereits erörtert worden: Aschaffenburg-Strietwald, Grab 27 (213 – Taf. 67, B 7. 12), Diesenbach, Grab 11 (221)1271, Friedberg, Grab 3 (231)1272, Gädheim, Grab von 1909

1255

Schopper, Gräberfeld Taf. 125 Taf. 82, 11; 101, 8; 142, 10. Schopper, Gräberfeld Taf. 137, A 3 (links). 1257 Schopper, Gräberfeld Taf. 136, 4. 1258 Hennig, Grab- und Hortfunde 130 f. Nr. 126 Taf. 63, 12-21; 64, 1-10; 65, 10-12. 15-18. 1259 Pfauth, Beiträge Taf. 100, 6. 8; 104, 3; 107, 7; 115, 5; 117, 8-9; 148, 2-4; 151, 4. 1260 Zu möglichen Publikationslücken vgl. den Abschnitt zur Quellenlage. – Die einschlägigen Fundberichte für die Gebiete, in denen die schlichten Tüllenpfeilspitzen zu fehlen scheinen, wurden ergebnislos durchgesehen. Dies wurde auch für die folgenden Typen mit dem gleichen Ergebnis so gehandhabt. 1261 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, Schweiz, aus Gräbern: Beck, Beiträge 125 f. Taf. 13, A 3 (Bz D – Schauer, Schwerter 80); Linz-St. Peter, Oberösterreich, Grab 199: zu Erbach, Funde 98 f. Nr. 368-372 Taf. 25, B 4 (Urnenfelderzeit – ebd. 80); Linz-St. Peter, Oberösterreich, Grab 205: Adler, Gräberfeld 94 f. Abb. 1-5 (Ha A2 – Jokkenhövel, Rasiermesser 175); Maiersch, VB Horn, Niederösterreich, Grab 7: Lochner, Studien 96-100 Nr. 73 Taf. 3, 6. 10 (Ha A2/B1 – ebd. 100); Maiersch, VB Horn, Niederösterreich, Grab 12: Lochner, Studien 96; 100 Nr. 73 Taf. 4, 10-11 (Ha A2/B1 – ebd. 100); Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52, 10-11 (Ha B3 – ebd. 57 f.); Hrušov, okr. Mladá Boleslav, Böhmen, Tschechische Republik, Grab 1: Jockenhövel, Rasiermesser 191 Nr. 377 Taf. 68, A 4-5 (Ha A1 – ebd. 192 f.); LháĖ, okr. Jiþín, Böhmen, Tschechische Republik, Grab 92: Jockenhövel, Rasiermesser 189 Nr. 372 Taf. 68, B 2 (Ha A1 – ebd. 192); Švabenice, okr. Vyškov, Mähren, Tschechische Republik, Grab 3: ěíhovský, Nadeln 88 Nr. 447 Taf. 79, C 3 ( Bz D – ebd. 88). 1256

1262

Drescher, Überfangguß 112 f. Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken und seitlicher Öse an der Tülle liegen aus geschlossenen Funden nicht vor. Da Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken erst ab Bz D zu belegen sind, ist eine urnenfelderzeitliche Datierung auch für jene mit Öse anzunehmen. – Z. B.: Wegner, Flußfunde Taf. 23, 15-17; zu Erbach, Funde Taf. 84, 4. 1264 Zur Datierung: Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee. 1265 Zu den Turbankopfnadeln siehe M. zu Erbach (zu Erbach, Funde 124 Anm. 41-45 Karte 11), zur Vasenkopfnadel siehe Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee. 1266 Koschik, Bronzezeit 110 mit Aufzählung von Parallelen aus seinem Untersuchungsgebiet. 1267 Kubach, Stufe Taf. 11, A. 1268 Jockenhövel, Rasiermesser 56 Nr. 48; 61. 1269 Kubach, Stufe 29 f. Anm. 91. 1270 Vgl. unter 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1271 Hennig, Urnenfelder Taf. 2, 13. 16. 1272 Wirth, Grabfunde Friedberg 3, 10-11. 1263

65

(234)1273 sowie Elsenfeld, Grab 2 (16)1274, das Wagengrab von Hart a. d. Alz (20 – Taf. 14, 2-3), Grab 2 von Ockstadt (25 – Taf. 19, A 2-5. 9. 11)1275 und das Steinkistengrab von Heldenbergen (146 – Taf. 56, C 2-4)1276. Aufgrund des zweischneidigen Rasiermessers vom Typ Hrušov (Taf. 67, D 4)1277 und des Messerfragmentes mit keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 67, D 5)1278 ist auch die 1937 untersuchte Grablege von Bruchköbel (218 – Taf. 67, D 1) in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) zu datieren. Gleichzeitig sind das Steinpackungsgrab von Langendiebach (286 – Taf. 74, A 2. 4) und die Bestattung von Frankfurt am Main-Fechenheim (230 – Taf. 70, C 1-2)1279 wegen der mitgefundenen horizontalriefenverzierten Keramik (Taf. 74, A 8; 70, C 4)1280. Grab 4 von Karbach (247)1281 erbrachte als älterurnenfelderzeitliche Leitform ein Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt1282. Der gleiche Typ (Taf. 78, C 6) ermöglicht des weiteren die entsprechende Datierung des Grabes 4 von Tauberbischofsheim (307 – Taf. 78, C 1-4). Wiederum anhand eines gleichartigen Messers1283 ist ferner Grab 10 von Obernau (295)1284 der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zuzuweisen. Die Nadel1285 gehört zum Typ Wollmesheim, ist aber der Erhaltung wegen keiner Variante zuzuordnen und von daher als allgemein Ha A-zeitlich zu beurteilen1286. Auch das Steinkistengrab von MühlheimLämmerspiel (292 – Taf. 75, F 1-2) gehört wohl der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) an1287. Grab 42 von Unterhaching (309 – Taf. 79, B 1-2) enthielt im Beigabeninventar zwei jener gerippten Vasenkopfnadeln (Taf. 79, B 5-6), wie sie vornehmlich im südbayerisch-westösterreichischen Raum verbreitet und überwiegend in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) einzuordnen sind1288. Diese Datierung wird durch einen der gleichfalls hauptsächlich älterurnenfelderzeitlichen Gürtelhaken vom Typ Wilten (Taf. 79, B 41) nach I. KilianDirlmeier unterstützt1289. Falls das Inventar des fraglichen Grabfundes von Zandt (316 – Taf. 80, A 1) geschlossen ist, gehört es wegen der gerippten Vasenkopfnadel (Taf. 80, A 7) der gleichen Stufe an1290.

Als Leitform der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) gilt das Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt. Eines dieser Messer (Taf. 76, A 9) wurde dem Bestatteten der Steinkiste B von Oberwalluf (297 – Taf. 76, A 1-4) beigegeben. Hingegen scheint die mit strichgefüllten Dreiecken auf dem Rand verzierte Knickwandschale (Taf. 76, A 20) nach W. Kubach bereits auf die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) bezogen zu sein1291, weshalb man das Grab an den Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A1/A2) datieren möchte. Dieser Zeitansatz würde auch durch die vornehmlich mittelurnenfelderzeitliche Datierung der Nadeln der Form Landau gestützt, die mit einem Exemplar (Taf. 76, A 10) im Steinkistengrab B von Oberwalluf vertreten ist1292. Fünf Gräber mit Beigabe von Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken sind in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) angelegt worden. Die Zeitstellung des Grabes 1 von Elsenfeld (15)1293, des Steinkistengrabes 2 von Eschborn (17 – Taf. 10, 3-6), des Grabes 1 von Wollmesheim (30 – Taf. 21, B 2. 4)1294 und von Grab 2 des Gräberfeldes von Herrnwahlthann (242 – Taf. 72, 1)1295 wurde schon diskutiert. Hügel 2 von Darmstadt (220 – Taf. 68, B 1-2) ist unter anderem wegen des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn (Taf. 68, B 6)1296 sowie des Armringes vom Typ Hanau (Taf. 68, B 5)1297 ebenfalls mittelurnenfelderzeitlich. Nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) sind Grab 6 von Langengeisling (23 – Taf. 16, A 2. 4)1298, der Grabfund von Stetten b. Hechingen (29 – Taf. 21, A 2) und Grab 32 von Riekofen (302)1299 zuzuweisen. Aus der Grablege von Altendorf (212 – Taf. 67, A 1) liegt ein Griffzungenmesser vom Pfattener Typ vor (Taf. 67, A 25). Nach H. Müller-Karpe gehören diese der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) an1300. Der steigbügelförmige Ring mit Stegen (Taf. 67, A 18) ist jenen mit Steggruppen verwandt, die aus der mittleren und jüngeren Urnenfelderzeit (Ha A2 und Ha B1) bekannt sind1301. Eine genauere Einordnung als Ha A- oder Ha B-zeitlich kann für Grab 12 von Waging am See (311) anhand der Publikationslage einstweilen nicht begründet werden1302. Dasselbe gilt für Grab 104 von Barbing (216)1303 aufgrund der allgemeinen Einordnung des Gräberfeldes1304.

1273 Hennig, Urnenfelder Taf. 75, 5-6. – Siehe oben Kap. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1274 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 16. – Vgl. Kap. 2.1.6) Schwertfragmente und Schwerter von unbekanntem Typ. 1275 Hierzu Kap. 2.1.5.2.2) Dreiwulstschwerter vom Typ Erlach und 2.1.5.2.6) Dreiwulstschwerter von unbekanntem Typ. 1276 Zur Datierung: Kap. 2.2.18.1) Schlichte Lanzenspitzen mit langem Blatt. 1277 Jockenhövel, Rasiermesser 191 f. 1278 Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 1279 Die dritte Pfeilspitze ist nicht als solche mit Widerhaken auf der Abbildungsvorlage kenntlich, jedoch von F.-R. Herrmann als gleichartige bezeichnet worden (Herrmann, Funde 55 Nr. 25). 1280 Siehe dazu z. B. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 1281 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 49, 1. 1282 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 49, 2. – Zum Leitformcharakter der Messer mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt siehe Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 1283 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 20. 1284 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 19. 1285 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 12. 1286 Nach W. Kubach handelt es sich vielleicht um die Variante Weinheim (Kubach, Nadeln 432 Anm. 75). Diese ist von Bz D bis Ha A2 belegt, so daß W. Kubach die Datierung der Obernauer Bestattung anhand des Messers begründet (ebd. 443 f.). 1287 Vgl. dazu Ebel-Zepezauer, Steinkisten 29 f. 1288 Kubach, Nadeln 387 f. 1289 Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 58. 1290 Vgl. dazu in 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen.

1291

Kubach, Nadeln 470 f. mit Anm. 23. Kubach, Nadeln 468 Nr. 1163; 469 f. 1293 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 2. 4. 6. 1294 Zu diesen Grablegen vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen u. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1295 Vgl. Kap. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1296 Vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen u. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1297 Richter, Arm- und Beinschmuck 141. 1298 Siehe Kap. 2.1.5.2.6) Dreiwulstschwerter von unbestimmtem Typ. 1299 Hennig, Urnenfelder Taf. 86, 3. 1300 H. Müller-Karpe, Grünwalder Gräber. Prähist. Zeitschr. 34-35, 19491950 I, 322 ff. Abb. 7-8; ders., Beiträge 139 f. 1301 Richter, Arm- und Beinschmuck 147 ff. Nr. 881. 882; Pászthory, Armund Beinschmuck 137 f. Nr. 764-766 Taf. 58, 764-766. 1302 Irlinger, Grabfunde 60. 1303 Hennig, Urnenfelder Taf. 24, 34-35. 1304 Hennig, Urnenfelder 42 ff. 1292

66

Für die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) können Grab 242 von Kelheim (261)1305 sowie die Gräber 97 (269), 106 (270), 117 (272), 144 (274), 162 (277), 186 (278), 191 (281) und 199 (282) von Künzing1306 angeführt werden. Die chronologische Zuweisung von Grab 97 (269) erfolgt dabei genauso wie die von Grab 162 (277) über die Knickwandschalen aus den Beigabeninventaren1307, die von Grab 106 (270) wegen der beiden einschneidigen Rasiermesser und der kleinköpfigen Vasenkopfnadel1308 und die des Grabes 144 (274) anhand des nur fragmentarisch überlieferten Griffdornmessers mit Krückenklinge und Zwischenstück1309. Derselben Zeit gehört aufgrund der beiden im Beigabeninventar enthaltenen Ringknebel und des einschneidigen Rasiermessers1310 Grab 26 von Pfatter (299) an1311. Allgemein jünger- bis späturnenfelderzeitlich (Ha B) sind die Gräber 70 (250), 181 (258), 245 (262) und 247 (263) von Kelheim einzuordnen1312. Der fragliche Grabfund von Kösching (266) wurde von O. Rochna gleichfalls nach Ha B verwiesen1313. Mehrere Gräber mit Widerhaken-Tüllenpfeilspitzen des Untersuchungsgebietes können nur als allgemein urnenfelderzeitlich angesprochen werden. Da zu den Grab 4 b von Höfen (244) zugeordneten Beigaben keine Umzeichnungen vorliegen, kann es nur anhand des Belegungszeitraumes des Gräberfeldes als urnenfelderzeitliche Bestattung bestimmt werden1314. Auch die Gräber 192 (259) und 278 (264) von Kelheim1315 sind vorerst nicht genauer als allgemein urnenfelderzeitlich einzuordnen. Wegen des Fehlens von Beifunden sowie unbekannter Fundumstände ist die urnenfelderzeitliche Datierung der Bestattungen von Langenselbold (287 – Taf. 75, D) und Sprendlingen (304 – Taf. 77, A) mit der chronologischen Spannbreite der Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken (Bz D bis Ha B3) insgesamt zu begründen. Die aus Grablegen von Mettendorf (291 – Taf. 75, B 1-5) stammenden Pfeilspitzen können gleichfalls nur allgemein der Urnenfelderzeit zugewiesen werden. Die anderen aus Gräbern des gleichen Bestattungsplatzes vorliegenden Bronzen widersprechen dieser groben Zuordnung zumindest nicht1316.

Im südwestlichen Teil des Untersuchungsgebietes (Baden, Bayerisch Schwaben, Saarland) fehlen einstweilen Grabfunde mit Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. Größere Zahlen an Bestattungen mit widerhakenbewehrten Geschoßspitzen sind dagegen aus Hessen, Ober- und Niederbayern zu verzeichnen1318. Wiederum sind einige Grabfunde im südöstlich angrenzenden Teil des Arbeitsgebietes aus Österreich, Böhmen und der Slowakei belegt1319. 2.3.1.3 Besondere Tüllenpfeilspitzen Für die im folgenden zusammengefaßten Pfeilspitzen lassen sich auch aus den angrenzenden Regionen keine Parallelen anführen. An der Pfeilspitze aus Grab 15 von Memmelsdorf (290) ist die Tülle sechsflächig facettiert (Taf. 74, B 1). Das zweischneidige Rasiermesser mit Rahmengriff dieser Bestattung (Taf. 74, B 3) ist mit jenen vom Typ Gusen vergleichbar, sieht man von den herabgezogenen Schneiden ab1320. Diese Rasiermesser datieren im allgemeinen in die jüngere Hügelgräberzeit (Bz C2), können aber auch noch in der folgenden Stufe (Bz D) vorkommen1321. Typisch für die Frühstufe der Urnenfelderzeit (Bz D) nach H. Hennig ist auch die Keramik des Grabes (Taf. 74, B 5-6)1322. Grab 4 von Reutlingen (27) aus der Wende frühe/ältere Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1)1323, enthielt eine Tüllenpfeilspitze mit Widerhaken, deren freies Tüllenende die bereits im Guß angelegte Nachahmung einer Umwicklung zeigt (Taf. 19, B 1). Der gleichen Zeit gehört das Grab von Trimbs (308) an, das eine Tüllenpfeilspitze mit weidenblattförmiger Schneide (Taf. 79, A 1) erbrachte1324. Die Durchlochung am Tüllenende diente primär der Fixierung des Gußkernes1325.

1318

Unter den Einschränkungen der Quellensituation. Großmugl, VB Korneuburg, Niederösterreich, Grab 1: W. Angeli, Zwei urnenfelderzeitliche Brandgräber von Großmugl. Mitt. Anthr. Ges. Wien 89, 1959, 127 Taf. 4, 2 (Ha A1 – Prüssing, Bronzegefäße 18 f. Nr. 2); Maiersch, VB Horn, Niederösterreich, Grab 12: Lochner, Studien 96; 100 Nr. 73 Taf. 4, 12 (Ha A2/B1 – ebd. 100); Salzburg-Morzg, VB Salzburg, Salzburg, Grab 2: Hell, Urnenfelderkultur 86-98 Abb. 3, 5-6. 8-9 (Bz D oder Ha A1 – Kubach, Nadeln 366 Anm. 17); Überackern, VB Braunau, Oberösterreich, Grab 6: zu Erbach, Funde 197; 199 Nr. 809-815 Taf. 2, 5-7 (Ha B2 – zu Erbach, Funde 135; Sperber, Untersuchungen 331 Nr. 143); Wels, VB Wels, Oberösterreich, Grab B 29: zu Erbach, Funde 248-250 Nr. 1081-1093 Taf. 18, A 6-7 (Ha A1 – Jockenhövel, Rasiermesser 192 Nr. 380); ýachtice, okr. Nové MČsto, Slowakische Republik, Grab: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 14 Nr. 7; 97 Taf. 10, 9 (Ha A1 – ebd. 16 f.); Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52, 12 (Ha B3 – ebd. 57 f.). 1320 Jockenhövel, Rasiermesser 64 ff., bes. Nr. 57. 60. 62 Taf. 6, 57. 60. 62. 1321 Jockenhövel, Rasiermesser 64 ff. 1322 Hennig, Grabfunde 142. 1323 Zur Herleitung der Zeitstellung siehe Kap. 2.1.3.4) Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen. 1324 Ausführliche Begründung der Datierung bei A. von Berg, Eine frühurnenfelderzeitliche Doppelbestattung von Trimbs, Kreis Mayen-Koblenz. In: H.-H. Wegner (Hrsg.), Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 2. Trierer Zeitschr., Beih. 12 (Trier 1990) 55-62. – Falsch ist die ebd. 57 getroffene Feststellung, daß Tüllenpfeilspitzen grob in die späte Bronzezeit bzw. frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datierten. Die Tüllenpfeilspitze ist nur durch das Grabensemble, auf keinen Fall aber aus sich selbst heraus datier-

Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken sind für die gesamte Urnenfelderzeit belegt. Im hier untersuchten Grabfundbestand stammt der älteste Nachweis aus dem Grab von Hagenau (19), das an den Übergang von Hügelgräber- zu Urnenfelderzeit datiert wurde. Ansonsten sind mittelbronzezeitliche Pfeilspitzen mit Widerhaken Dornpfeilspitzen1317.

1319

1305 Pfauth, Beiträge Taf. 182, 6. – Begründung der Datierung in 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1306 Schopper, Gräberfeld Taf. 67, 9 (links); 71, B 10 (unten); 82, 15; 106, 10; 119, 10; 133, A 4; 137, A 3 (1 Stück); 142, 9. 11 (rechts). 1307 Schopper, Gräberfeld 37; 81 Taf. 67, 2; 119, A 2. 1308 Schopper, Gräberfeld 32 ff. Taf. 71, 5. 7-8. 1309 Schopper, Gräberfeld Taf. 106, 8. 1310 Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 17. 22-23. 1311 Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 13-16. 1312 Pfauth, Beiträge Taf. 102, 3; 151, 2-3; 183, 6; 184, 4. 1313 Rochna, Gräberfeld 81 Nr. 43. 1314 Hennig, Grab- und Hortfunde 144 ff.; Müller-Karpe, Beiträge 310 sowie die Bemerkungen an entsprechender Stelle im Katalog vorliegender Arbeit. 1315 Pfauth, Beiträge Taf. 158, 11; 191, 4-5. 1316 Hennig, Grab- und Hortfunde Taf. 63, 7-11. 1317 z. B.: Koschik, Bronzezeit Taf. 14, 1-4.

67

Im Inventar des älterurnenfelderzeitlichen Grabes 4 von Tauberbischofsheim (307)1326 lag eine Tüllenpfeilspitze mit Widerhaken, deren beide Schneidenblätter an der Ansatzstelle zur Tülle Aussparungen aufweisen (Taf. 78, C 3). Ob es sich dabei um ein gezielt angelegtes Kennzeichen – vergleichbar etwa den Nordwesteuropäischen Ösenlanzenspitzen – oder um einen Gußfehler handelt, ist in Ermangelung von Parallelen nicht zu entscheiden. Unter den Beigaben des Grabes 2 von Tauberbischofsheim (306), das in die mittlere Urnenfelderzeit verwiesen wird1327, fand sich eine Tüllenpfeilspitze mit Widerhaken (Taf. 77, A 1); in einer Oberseite der Tülle ist ein langrechteckiger Ausschnitt angebracht, dessen Funktion nicht erklärt werden kann1328.

fener Bestattung lagen unter anderem als datierbare Bronzen ein zweischneidiges Rasiermesser mit Rahmengriff und kreuzförmiger Griffverstrebung sowie ein fragmentiertes Messer mit umgeschlagenem Griffdorn1335. Am Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) wurde das Grab von Altendorf (212 – Taf. 67, A 23) angelegt1336. Die gleiche Zeitstellung wurde auch für Grab 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21 – Taf. 15, B 5) ermittelt1337. Der jüngeren und späten Urnenfelderzeit (Ha B) allgemein sind die Gräber 30 (238), A (239) und C (240) von Herrnsaal1338 sowie Grab 230 von Künzing (284)1339 zuzuweisen, deren Tüllenpfeilpitzen sich aufgrund ihrer Erhaltung nicht näher bestimmen lassen. Grab D aus Herrnsaal (241) gehört der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) ebenso an1340, wie die Gräber 97 (269), 106 (270), 117 (272), 162 (277) und 191 (281) des Künzinger Gräberfeldes1341.

2.3.1.4 Unbestimmbare Tüllenpfeilspitzen Wegen ihres Erhaltungszustandes sind die Tüllenpfeilspitzen mehrerer Gräber nicht zuzuordnen. Entweder fehlt der abschließende Tüllenteil mit der Mündung, oder aber es fehlen Umzeichnungen, die eine Typenansprache erlaubten.

2.3.2 Dornpfeilspitzen Nicht so häufig wie Tüllenpfeilspitzen sind Dornpfeilspitzen in den urnenfelderzeitlichen Bestattungen beigegeben. Einige Exemplare dieser Pfeilspitzen weisen am Übergang von Blatt zu Dorn eine Verdickung auf, deren Funktion darin besteht, beim Aufprall des Geschosses ein Aufspalten des Holzschaftes zu vermeiden1342. Der schlichte Typ der Dornpfeilspitzen ist häufiger vertreten als jener mit Verdickung.

Aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) liegen unbestimmbare Tüllenpfeilspitzen aus den Grabfunden von Eberfing, Hügel 14 (226 – Taf. 69, A 3), Mutterstadt (293 – Taf. 75, E 3)1329 und Memmelsdorf, Grab 1 (24 – Taf. 16, B 3-4)1330 vor. Auch Grab 27 von Aschaffenburg (213) und Grab 2 von Ockstadt (25) enthielten fragmentierte Tüllenpfeilspitzen (Taf. 67, B 2-5. 8-11;19, A 7. 10). Beide Grablegen werden der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zugewiesen1331. Eine unbestimmbare Tüllenpfeilspitze fand sich auch im Beigabeninventar der 1971 ergrabenen mittelurnenfelderzeitlichen Doppelbestattung von Gammertingen (18 – Taf. 11, 2)1332. Das 1950 entdeckte Grab von Bühl i. Ries (219 – Taf. 68, A 2) ist nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit zuzuweisen1333, Grab 20 von Pfakofen (148) datiert in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)1334. Im Inventar der Pfako-

2.3.2.1 Schlichte Dornpfeilspitzen Aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) sind innerhalb des Arbeitsgebietes vier Grabfunde mit Beigabe schlichter Dornpfeilspitzen zu nennen. Die chronologische Stellung des Grabes 5 von Behringersdorf (14 – Taf. 9, B 3)1343, Reutlingen, Grab 12 (28 – Taf. 20, 2)1344 und des Grabes 8 von Worms (315 – Taf. 81, 3)1345 wurde bereits diskutiert. Aufgrund der Keramik mit leicht gerieftem Oberteil ist auch Grab 3 von Böckweiler (217 – Taf. 67, C 1) dieser Zeit zuzuordnen1346. Der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) gehören das Grab von Langendiebach (286 – Taf. 74, A 5)1347 und die 1909 ausgegrabene Bestattung von Gädheim (234)1348 an.

bar, da dieser Typ bis in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) belegt ist (vgl. Kap. 3.1.1 u. 3.1.2). 1325 Vgl. hierzu Drescher, Überfangguß 112 f. u. Taf. 29 (Liemberg) sowie das Fragment einer Gußform für eine Tüllenpfeilspitze mit Halterung für einen Tonkern und seitlichem Eingußkanal von Riesbürg, Ostalbkreis, Nordbaden, „Goldberg“: Jockenhövel, Struktur 220 Abb. 7, B. 1326 Zur Datierung siehe 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1327 Schultze-Naumburg, Brandgräber 42 Anm. 8; Schauer, Gemeinsamkeiten 231 Nr. 110. 1328 Eine besondere Tüllenpfeilspitze mit einem umlaufenden Wulst in der Mitte des freien Tüllenteils stammt aus dem späturnenfelderzeitlichen fraglichen Grabfund von Hostomice: Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52, 9 (Ha B3 – ebd. 57 f.). 1329 Zur Datierung der beiden Bestattungen vgl. Kap. 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1330 Vgl. Kap. 2.1.3.4) Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen. 1331 Zur Datierung von Aschaffenburg, Grab 27 siehe Kap. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen; zu Ockstadt, Grab 2 vgl. Kap. 2.1.5.2.6) Dreiwulstschwerter von unbestimmtem Typ. 1332 Zeitstellung im Kap. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim besprochen. 1333 Bühl im Ries siehe Kap. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1334 Hennig, Urnenfelder Taf. 53, 3.

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Hennig, Urnenfelder Taf. 53, 2. 12. – Zu einem Rasiermesser dieses Typs: Jockenhövel, Rasiermesser 141 Nr. 262 A Taf. 22, 262, A. – A. Jokkenhövel betonte dessen Verwandtschaft mit den zweischneidigen Rasiermessern vom Typ Straubing und nahestehenden Stücken (Jockenhövel, Rasiermesser 141). 1336 Vgl. 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1337 Siehe dazu Kap. 2.1.3.10) Griffzungenschwerter vom Typ Mainz. 1338 Pfauth, Beiträge Taf. 47, 9; 51, 6-8; 48, 5-6. 1339 Schopper, Gräberfeld Taf. 164, A 9 (links). 1340 Pfauth, Beiträge Taf. 49, 3-7. 1341 Schopper, Gräberfeld Taf. 67, 6; 71, 9; 82, 7-8. 10. 14; 119, 8; 137, A 3 (2 Stücke). 1342 R. J. Mercers Pfeilspitzen mit „stop-ridge on the tang“ (Mercer, Arrowheads 196). 1343 Siehe Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee. 1344 Vgl. Kap. 2.1.3.4) Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen. 1345 Dazu unter 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1346 Ausführlich zu Keramik mit „leichter Riefung“: Unz, Keramik 56 ff. 1347 In Kap. 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken besprochen.

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Nicht genauer als Bz D- oder Ha A-zeitlich ist Grab 29 von Steinheim (305 – Taf. 77, B) einzuordnen1349. Falls das Spiralenfragment (Taf. 71, C 4) aus Grab 50 von Grünwald (236 – Taf. 71, C 1) ein Bruchstück einer einteiligen Drahtbügelfibel vom Typ Grünwald nach P. Betzler ist, gehörte das Grab allgemein nach Ha A1350. Die Scherben eines Zylinderhalsgefäßes mit senkrechten Schulterriefen aus derselben Bestattung (Taf. 71, C 5) ähneln einem Tongefäß aus dem älterurnenfelderzeitlichen Grab 104 des nahegelegenen Gräberfeldes von Unterhaching1351. Auch die aus Homburger Gräbern stammende Pfeilspitze (245 – Taf. 37, B 3) ist nicht genauer als in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) zu datieren1352. In den Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) gehört Grab 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21)1353 mit unter anderem schlichten Dornpfeilspitzen (Taf. 15, B 2-4). Unter den 20 Bestattungen mit Pfeilbeigabe von Künzing enthielt nur das jüngerurnenfelderzeitliche Grab 190 (280) eine Dornpfeilspitze1354. Der Grabfund von Sprendlingen (304) schließlich kann nur allgemein der Urnenfelderzeit zugewiesen werden1355.

derzeitlichen Grab mit Wagenbeigabe von Hart a. d. Alz (20) um eine des hier besprochenen Typs (Taf. 14, 4). Ausgehend von der Zeitstellung der genauer datierbaren Dornpfeilspitzen beider Varianten ist festzustellen, daß sie sich ausschließlich in früh- bis mittelurnenfelderzeitlichen Bestattungen fanden1362. Daß aber diese chronologische Erkenntnis quellenbedingt ist, zeigen die späturnenfelderzeitlichen Horte mit Gußformen für Dornpfeilspitzen von Heilbronn-Neckargartach in Nordwürttemberg und Meckenheim in der Pfalz1363. Die Verbreitung der Dornpfeilspitzen weist Lücken in Baden, der Oberpfalz und Niederbayern auf. In Anbetracht dessen, daß für die beiden letztgenannten Regionen umfassende Publikationen jüngeren Datums vorliegen, ließe sich darüber spekulieren, daß sie dort nicht in Gebrauch waren. 2.3.3 Zungenpfeilspitzen Zu einer dritten Gruppe bronzener Pfeilspitzen der Urnenfelderzeit, die jedoch nur selten in Bestattungen vertreten ist, sind Zungenpfeilspitzen zusammenzufassen. Dabei ist eine schlichte Variante von einer mit gegabeltem Ende zu unterscheiden.

2.3.2.2 Dornpfeilspitzen mit Verdickung am Übergang von Blatt zu Dorn An Dornpfeilspitzen mit einer Verdickung am Übergang von Blatt zu Dorn liegen Exemplare aus dem frühurnenfelderzeitlichen Grab 12 von Reutlingen (28 – Taf. 20, 3-6)1356 und Worms, Grab 8 (315 – Taf. 81, 1-2)1357 derselben Zeitstellung, aus dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab 1 von Wollmesheim (30 – Taf. 21, B 6-7)1358 und aus der Grablege von Oberpeiching (296 – Taf. 75, C 1) vor, die wegen des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn (Taf. 75, C 2) der gleichen Zeit angehört1359. Noch in den Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) gehört das Steinkistengrab B von Oberwalluf (297), zu dessen Beigabeninventar unter anderem eine solche Pfeilspitze zählt, deren Gußreste nicht abgearbeitet wurden (Taf. 76, A 5)1360. Allgemein in die frühe und ältere Urnenfelderzeit (Bz D und Ha A1) ist die Bestattung von Stetten b. Hechingen (29) datiert worden1361, die zwei der hier besprochenen Dornpfeilspitzen enthielt (Taf. 21, A 3-4). Womöglich handelt es sich auch bei einer der Pfeilspitzen aus dem älterurnenfel-

2.3.3.1 Schlichte Zungenpfeilspitzen Schlichte Zungenpfeilspitzen, die auch als Blattpfeilspitzen bezeichnet werden, waren schon in der mittleren Bronzezeit geläufig1364. Im Untersuchungsgebiet liegen aus zwei Grabfunden solche Pfeilspitzen vor: aus dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab 1 von Wollmesheim (30 – Taf. 21, B 8)1365 und dem jüngerurnenfelderzeitlichen Grab von Oberwalluf (298 – Taf. 76, B 2). Die Datierung der Oberwallufer Bestattung ergibt sich aus der im Beigabeninventar enthaltenen Nadel mit verziertem Eikopf (Taf. 76, B 3) sowie den Scherben eines Tongefäßes mit eingestochenem Tannenzweigmuster (Taf. 76, B 9)1366.

1362 Nur das oberösterreichische Grab 27 von Überackern kann als Beleg für eine späturnenfelderzeitliche Bestattung mit Dornpfeilspitze genannt werden: Überackern, VB Braunau, Oberösterreich, Grab 27: zu Erbach, Funde 212 f. Nr. 885-887 Taf. 8, E (Ha B2/3 – ebd. 55). – Frühe Belege urnenfelderzeitlicher Bestattungen mit Dornpfeilspitzen sind auch aus der Schweiz überliefert: Muttenz, Kt. Baselland, Urnengrab: Beck, Beiträge Taf. 20, B; dazu gehört die bei J.-P. Millotte, Le Jura et les plaines du Saône aux âges du métaux. Ann. Litt. Univ. Besançon 59 (Paris 1963) Taf. 15, 11 abgebildete Dornpfeilspitze (Bz D/Ha A1 – Beck, Beiträge 104; 122; 128); Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, Schweiz, aus Gräbern: Beck, Beiträge 125 f. Taf. 13, A 4 (Bz D – Schauer, Schwerter 80). 1363 Heilbronn-Neckargartach, Stkr. Heilbronn, Nordbaden, Hort: Paret, Sammelfund 7-10 Taf. 8, 15-16; Meckenheim, Kr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz, Hort: Zylmann, Urnenfelderkultur 155 f. Nr. 154 Taf. 56, B 2. 1364 z. B.: Ponholz-Medersbach, Lkr. Regensburg, Oberpfalz: Torbrügge, Bronzezeit 195 Nr. 280 Taf. 57, 11-22; Unterbuchfeld, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz: ebd. 140 Nr. 109 Taf. 27, 1-4; Mantlach, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 2: ebd. 167 Nr. 194 Taf. 43, 45-49. 51-52. 1365 Zur Datierung vgl. Kap. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1366 Kubach, Nadeln 496 f.

1348 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 75, 11. – Vgl. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1349 Dazu vgl. 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1350 Betzler, Fibeln 29 Anm. 2; 30. 1351 Müller-Karpe, Urnenfelder 34; 45 Taf. 26, A 10. 1352 Ausführlich: Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. 1353 Vgl. Kap. 2.1.3.10) Griffzungenschwerter vom Typ Mainz. 1354 Schopper, Gräberfeld 87 Taf. 135, B 4. 1355 Siehe hierzu Kap. 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1356 Vgl. Kap. 2.1.3.4) Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen. 1357 Vgl. Kap. 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1358 Erörtert in Kap. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1359 Zum Leitformcharakter der Messer mit umgeschlagenem Griffdorn vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen u. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1360 Begründung dieser Datierung unter 2.3.1.2) Tüllenpfeilspitzen mit Widerhaken. 1361 Vgl. dazu Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee.

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lich herangezogenen, lagen solche Exemplare im Fundverband mit Köchern und/oder Pfeilspitzen1373. Der von G. Wegner vorgeschlagenen Interpretation ist wegen der Unterstützung mit eindeutigen Befunden eine hohe Wahrscheinlichkeit zuzusprechen. In diesem Sinne wird auch für das Exemplar aus dem Grabfund von Frankfurt am Main (229) eine Funktion als Geschoßspitze angenommen. Daß derartigen Spitzen eine besondere (uns unbekannte) Aufgabe, womöglich auf der Jagd zugekommen sein dürfte, scheint plausibel.

2.3.3.2 Zungenpfeilspitzen mit gegabeltem Ende Aus zwei weiteren Grablegen des Untersuchungsgebietes stammen Zungenpfeilspitzen, deren schaftseitiges Ende schwalbenschwanzförmig gegabelt ist. Mindestens vier Zungenpfeilspitzen mit gegabelten Enden (Taf. 70, A 2-5) sind aus dem späturnenfelderzeitlichen Grab von Frankfurt am Main (229) überliefert1367. Schwierig ist die chronologische Zuweisung des Grabes von Wallmerod (312 – Taf. 80, C 1-2). Vertrat F.-R. Herrmann noch einen späturnenfelderzeitlichen Ansatz, so wartete A. von Berg mit einer frühurnenfelderzeitlichen Datierung auf1368. Für keine dieser beiden Auffassungen können letztendlich Beweise angeführt werden, so daß die Bestattung hier nur als allgemein urnenfelderzeitlich ansprechbar ist.

2.3.5 Nicht auswertbare Pfeilspitzen Aus einigen Grabinventaren stammen bronzene Pfeilspitzen, die anhand der Quellenlage nicht zu beurteilen sind.

Zungenpfeilspitzen beider Varianten sind so selten aus geschlossenen Funden überliefert, daß zu ihrer räumlichen und zeitlichen Verbreitung einstweilen keine gültigen Aussagen möglich sind.

In die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert das Grab mit Wagenbeigabe von Poing (26)1374, welches mehrere Pfeilspitzen enthielt. Gleichzeitig ist Grab 4 von Polsingen (301) wegen des Griffdornmessers mit Gegenschärfe an der Klingenspitze anzusetzen1375. Ein dem Verstorbenen beigegebener Armring vom Typ Hanau (Taf. 73, A 2) nach I. Richter ermöglicht für Grab 18 von Kaltenengers (246) eine Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)1376. Entsprechend ist das Steinkistengrab 3 von Dietzenbach (222) wegen Keramik mit Girlandenriefen (Taf. 68, C) zu datieren1377. Gleichartige Tongefäße (Taf. 69, E 5-6. 9) legen diesen Zeitansatz auch für das Grab von Ehingen (Donau) (227) nahe. Die aus dieser Bestattung überlieferte Nadel (Taf. 69, E 2) wurde von W. Kubach jenen vom Typ Guntersblum angeschlossen, die hauptsächlich in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) einzuordnen sind, darüber hinaus aber noch vereinzelt bis in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) vorkommen1378. Besser ist die mittelurnenfelderzeitliche Datierung des Grabes hingegen mit dem reich verzierten Vollgriffmesser (Taf. 69, E 1) zu begründen. Es läßt sich einigen vergleichbaren Messern zur Seite stellen, die von Hessen über Unterfranken und Niederbayern bis Böhmen streuen und fast ausschließlich jener Zeit angehören1379.

2.3.4 Tüllenförmige Bronzepfeilspitzen In der späturnenfelderzeitlichen Grablege aus dem Stadtwald von Frankfurt am Main (229) fand sich, bei den Zungenpfeilspitzen liegend, eine kleine konische Bronzetülle mit zwei Löchern und einem Rest der Holzschäftung (Taf. 70, A 11). In dieselbe Zeit datiert auch Grab 26 von Pfatter (299), welches ein vergleichbares Stück im Beigabeninventar enthielt, wobei dieses am Tüllenmund zusätzlich rillenverziert ist 1369 . Während aus urnenfelderzeitlichen Fundverbänden derartige Bronzen ansonsten nicht bekannt sind, geben ähnliche jüngerhallstattzeitliche Exemplare Aufsch luß über deren Funktion. L. Pauli konstatierte für gleichartige Stücke aus Bronze und Eisen, daß eine Funktionsinterpretation nicht gelänge1370. In Ermangelung eines treffenden Begriffes nannte er diese Stücke „Speerschuhe“1371. Hingegen erwog G. Wegner anhand des Befundes aus Hügel XII von Kleinostheim in Unterfranken für gewisse jüngerhallstattzeitliche konische Bronze- und Eisentüllen eine Deutung als Pfeilspitzen1372. Sowohl im Kleinostheimer Grab als auch in einigen zusätz-

1373 Wegner, Grab 112 Nr. 2-4 Anm. 73. – Bezugnehmend auf vermeintlich ähnliche, aus Eisenblech gefertigte Stücke von der Heuneburg (H. Drescher, in: S. Sievers, Die Kleinfunde der Heuneburg. Die Funde aus den Grabungen von 1950-1979. Heuneburgstudien V = Röm.-Germ. Forsch. 42 [Mainz 1984] 103-115), von denen aber nur ein Exemplar den besprochenen äußerlich gleicht (ebd. 212 Nr. 1970 Taf. 185, 1970), lehnte D. Baatz die von H. Drescher vertretene Deutung als Geschoßspitzen kategorisch ab (D. Baatz, »Spitzen« aus Eisenblech von der Heuneburg. Arch. Korrbl. 17, 1987, 9395). Die dort behandelten Spitzen unterscheiden sich von den oben besprochenen allerdings dadurch, daß sie aus zusammengebogenem und verlötetem Eisenblech bestehen, die uns interessierenden hingegen gegossen worden sein dürften. 1374 Vgl. Kap. 2.1.6) Schwertfragmente und Schwerter von unbestimmtem Typ. 1375 Koschik, Gräber 86. 1376 Richter, Arm- und Beinschmuck 141 mit Anm. 2 u. 5. 1377 Vgl. zur Zeitstellung der girlandenriefenverzierten Keramik Kap. 2.1.2.2) Griffangelschwerter von unbestimmtem Typ. 1378 Kubach, Nadeln 378 ff. 1379 Aub, Lkr. Würzburg, Unterfranken, Grab: Wilbertz, Urnenfelderkultur 202 f. Nr. 226 Taf. 62, 4; Bruchköbel, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Steinkammergrab: H. Birkner, Ein urnenfelderzeitliches Steinpackungsgrab von Bruchköbel bei Hanau. Prähist. Zeitschr. 34-35, 1949-1950 I, 270 Abb. 2,

1367

Zur Datierung vgl. Kap. 2.1.7.3.1) Knebel. Herrmann, Funde 28 Anm. 107 Taf. 82, D 1. 5; A. von Berg, in: Der Westerwald. Kreis Altenkirchen und Westerwaldkreis. Führer Arch. Denkm. Deutschland 26 (Stuttgart 1993) 43 Abb. 11; 44. – A. von Berg datiert das Grab der angeblich leicht gerieften Tasse mit Bandhenkel wegen nach Bz D. – Zu beachten ist allerdings: 1. Für eine derartig frühe Zeitstellung von Zungenpfeilspitzen mit gegabeltem Ende gibt es keinen Beleg. – 2. Auch in Ha B sind senkrechte Riefen auf dem Gefäßoberteil geläufig. – 3. Ungenaue Angabe des Fundjahres: um 1890 (bei F.-R. Herrmann auf Tag, Monat und Jahr genau angegeben). – 4. Laut F.-R. Herrmann trägt der Henkeltopf eingeglättete Riefen auf dem Hals, nicht aber, wie bei A. von Berg gezeichnet, auf der Schulter. – 5. Schließlich sind laut F.-R. Herrmann Brandflächengräber – darunter Wallmerod – in Mittel- und Südhessen auf die Spätphase der Urnenfelderzeit beschränkt (Herrmann, Funde 28). 1369 Hennig, Urnenfelder Taf. 67, 19. 1370 Pauli, Dürrnberg 231 f. Abb. 30, 2. 18. 1371 Pauli, Dürrnberg 232. – Tatsächlich gibt es eine gewisse Ähnlichkeit, wenngleich auch L. Pauli sich bewußt gewesen sein dürfte, daß diese Stücke für eine derartige Verwendung zu klein sind. 1372 Wegner, Grab 104 Nr. 10 Abb. 7, 14; 111 ff. 1368

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Späturnenfelderzeitlich sind schließlich noch die Grablegen von Asch (13)1380, Ensingen (145)1381 und Herrnsaal, Grab 27 (147) mit einer Pfeilspitze1382. Dem Bericht E. von Paulus zufolge waren dem Bestatteten im Grab von Asch 30 Bronzepfeile beigegeben worden1383, was für einen einzigen Grabfund, vergleicht man dies mit der Anzahl der aus den anderen Gräbern überlieferten Pfeilspitzen, beträchtlich ist.

2.3.7 Pfeilspitzen aus organischem Material Eine Besonderheit des Künzinger Gräberfeldes stellt das Vorkommen von verbrannten Knochenpfeilspitzen in sieben der Gräber dar1391. Von diesen ist Grab 153 (276) aufgrund der Keramik im Beigabeninventar nur allgemein nach Ha B zu datieren1392. Die späturnenfelderzeitliche Einordnung der Gräber 117 (272)1393 und 162 (277)1394 wurde bereits erörtert. Derselben Zeit gehören wegen eines verzierten Griffdornmessers mit Zwischenstück1395 auch Grab 95 (268)1396 sowie wegen der Keramik die Gräber 114 (271)1397 und 149 (275)1398 an. Neben einer durch das Bestattungsfeuer in Mitleidenschaft gezogenen tüllenförmigen Knochen- oder Hornpfeilspitze1399 aus dem allgemein Ha B-zeitlichen Grab 187 (279), stellt das Stück in Form einer Dornpfeilspitze aus demselben Inventar1400, zu dem F. Schopper zwei ähnliche Exemplare aus der Schweiz und Österreich anführen konnte1401, eine Ausnahme im Untersuchungsgebiet dar.

2.3.6 Silexpfeilspitzen In drei Bestattungen urnenfelderzeitlicher Stellung des Arbeitsgebietes wurden den Verstorbenen Silexpfeilspitzen beigegeben. Das Grab der Fundstelle 76 des Gräberfeldes von Vollmarshausen (310) wurde von Bergmann an den Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) datiert1384. Es enthielt zwei Silexpfeilspitzen, von denen eine an der Basis einen eckigen, die andere einen runden Ausschnitt aufweist (Taf. 80, B 1-2). Späturnenfelderzeitlich ist Grab 217 von Künzing (283), das eine dreieckige Silexpfeilspitze mit eingezogener Basis enthielt1385, nach F. Schopper aufgrund der Knickwandschale im Grabinventar einzuordnen1386. Die Pfeilspitze aus Grab 196 von Kelheim (260)1387, das nicht genauer als allgemein urnenfelderzeitlich datiert werden kann1388, ist in ihrer Grundform dreieckig mit konvexen Schneiden und konkaver Basis1389. Silexpfeilspitzen kommen außer in den angeführten Fällen auch sonst gelegentlich in urnenfelderzeitlichen Fundzusammenhängen vor1390.

2.3.8 Funktion der Pfeilspitzen Aus 25 Gräbern des engeren Untersuchungsgebietes sind in 21 Fällen Schwerter und in vier Fällen Lanzenspitzen in Kombination mit Pfeilspitzen überliefert1402. Ein auffälliger Schwerpunkt der Bestattungen mit kombinierter Waffenbeigabe liegt innerhalb des Zeitraumes von früher (Bz D) bis mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A2)1403. Ferner fällt wie schon bei den Bestattungen mit Schwertbeigabe, so auch bei den hier besprochenen mit Pfeilspitzen als Beigabe auf, daß im genannten Zeitraum eine größere Zahl entsprechender Gräber angelegt wurde. Nur die Gräber von Asch (13), Grab 3 von Künzing (22), das von Ensingen (145) sowie Grab 27 von Herrnsaal (147) belegen kombinierte Bewaffnung auch während der späten Urnenfelderzeit (Ha B3).

32; Frankfurt am Main-Niederursel, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Grab: Herrmann, Funde 59 Nr. 48 Taf. 72, A 1; Piering, Lkr. Straubing, Niederbayern, Grab: H.-J. Hundt, Urnengrab von Piering, Lkr. Straubing. Germania 29, 1951, 281 Abb. 1, 5; ýeradice, okr. Žatec, Böhmen, Grab (?): MüllerKarpe, Vollgriffschwerter Taf. 33, E. 1380 Siehe Kap. 2.1.5.4.1) Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen. 1381 Zur Datierung vgl. Kap. 2.2.13) Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund. 1382 Pfauth, Beiträge Taf. 45, 9. 1383 von Paulus, Alterthümer 110. – Unverständlich ist, warum R. Dehn diese im Text seiner Arbeit angibt (Dehn, Urnenfelderkultur 29), sie im Fundkatalog aber nicht erwähnt (ebd. 83). – Selbst wenn R. Dehn meint, die Funde seien zur Zeit seiner Materialaufnahme wohl nicht zuweisbar gewesen – was aber nach E. von Paulus’ Angaben mit Sicherheit möglich scheint –, vermißt man zumindest an einer der beiden zitierten Stellen einen Verweis. 1384 Bergmann, Gräberfeld 31 f. 1385 Schopper, Gräberfeld Taf. 154, A 3. 1386 Schopper, Gräberfeld 85 Taf. 153, 2. 1387 Pfauth, Beiträge Taf. 161, 9. 1388 Vgl. hierzu die Bemerkungen unter 2.3.1.1) Schlichte Tüllenpfeilspitzen. 1389 Aus dem Bz D-zeitlichen Grab 6 von Barbuise-Courtavant ist ebenfalls eine Silexpfeilspitze überliefert. Dabei handelt es sich um eine Zungenpfeilspitze mit weit ausgezogenen konkaven Schneiden: Barbuise-Courtavant, Dép. Aube, Champagne-Ardenne, Grab 6: Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 73 Nr. 257; Müller-Karpe, Bronzezeit Taf. 465, E 2 (Bz D – Kilian-Dirlmeier, ebd.). 1390 z. B. in den Siedlungen von Efringen-Kirchen, Lkr. Lörrach, Südbaden: R. Dehn, Eine Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur bei Efringen-Kirchen. Bad. Fundber. 23, 1967, 47 ff. Taf. 21, 9; Gauting, Lkr. Starnberg, Oberbayern: I. von Quillfeldt, Eine Siedlung der Spätbronzezeit in Gauting, Landkreis Starnberg, Oberbayern. Arch. Jahr Bayern 1988 (1989) 53 ff. Abb. 24. – Auch aus Siedlungen des Niederrheines sind Silexpfeilspitzen bekannt geworden: S.-K. Arora, Metallzeitliche Flintindustrie. Neuere Untersuchungen im rheinischen Braunkohlerevier. Rhein. Landesmus. Bonn 6, 1985, 8385; ders., Metallzeitliche Flintindustrie II. Formenkundliche Aspekte einiger

metallzeitlicher Steingeräte. Rhein. Landesmus. Bonn 3-4, 1986, 33-35. – Festzuhalten ist allerdings, daß entgegen S.-K. Aroras Ansicht, dreieckige, kantenretuschierte Silexpfeilspitzen fehlten in metallzeitlichen Inventaren bislang völlig (ebd. 1986, 33), eine ebensolche aus dem Kelheimer Grab 196 (260) vorliegt. – Eine subtile Werkstoffanalyse, wie S.-K. Arora sie vorgelegt hat, kann mit den aus Gräbern mit Waffenbeigaben vorliegenden Silexpfeilspitzen nicht betrieben werden. 1391 Schopper, Gräberfeld 62 ff. 1392 Schopper, Gräberfeld 37 Taf. 112, 4-5. 1393 Schopper, Gräberfeld Taf. 81, 7-8. 1394 Schopper, Gräberfeld Taf. 119, 11. 1395 Schopper, Gräberfeld 126 Taf. 64, 5. 7. 1396 Schopper, Gräberfeld Taf. 64, 1. 3. 1397 Schopper, Gräberfeld Taf. 78, 8. 1398 Schopper, Gräberfeld Taf. 110, A 6. 1399 Schopper, Gräberfeld Taf. 134, A 4. 1400 Schopper, Gräberfeld Taf. 134, 2. 1401 Schopper, Gräberfeld 64. – Andere Spitztüllen aus Hirschgeweih, wie jene aus den Gräbern 4 (307 – Taf. 78, C 5) und 2 von Tauberbischofsheim (306 – Taf. 77, C 2) sind wohl im Zusammenhang mit dem Hirschhornperlenschmuck dieser Bestattungen zu sehen. Ferner wären die Stücke für Pfeilspitzen auch zu schlecht ausbalanciert. – Das gleiche gilt auch für einen Tierzahn aus Brandgrab 1 von Elsenfeld (15) (Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 10). 1402 Katalog-Nummern 13-33 und 145-148. 1403 Ausnahme: Hagenau (19) gehört noch dem Übergang von Bz C2 nach Bz D an.

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P. F. Stary vermutete mit Blick auf die Vergesellschaftung von Pfeilspitzen und Messern mit zweiseitig geschärfter Spitze, die er als „Waidmesser“ ansprach, damit sei ein Hinweis auf die Verwendung von Pfeilspitzen bzw. Pfeilen als Jagdutensilien anzunehmen1404. Diese Messer mit „Klingennase“ sind eine überwiegend frühurnenfelderzeitliche Form. Für die mittlere Bronzezeit sowie für die Urnenfelderzeit von Ha A1 bis Ha B3 kann eine solche vermutete Verwendung mangels Vergesellschaftung mit typischen Jagdgeräten nicht begründet werden. Selbstverständlich liegt es aber auf der Hand, daß Pfeile nicht nur als Angriffswaffen, sondern auch als Jagdwaffen verwendet wurden1405.

lenpfeilspitzen einfach auf den Holzschaft aufgeschoben wurden. Eine Dornpfeilspitze aus Grab 29 von Steinheim (305) wurde mit Pech im Schaftloch eingeklebt. Zur Vervollständigung des Bildes über von der Ausrüstung urnenfelderzeitlicher, mit Pfeil und Bogen Bewaffneter ist festzuhalten, daß lediglich aus zwei Gräbern des Untersuchungsgebietes mit Pfeilspitzenbeigaben als „Pfeilschaftglätter“ gedeutete Steingeräte vorliegen: Langengeisling, Grab 6 (23 – Taf. 16, A 46) und Tauberbischofsheim, Grab 4 (307 – Taf. 78, C 7). Eine weitere Bestattung, die einen „Pfeilschaftglätter“ erbrachte, enthielt keine Pfeilspitzen1413.

In einigen Gräbern des Untersuchungsgebietes sind verschiedene Pfeilspitzentypen miteinander vergesellschaftet. In den meisten dieser Bestattungen handelt es sich um Tüllenpfeilspitzen und ebensolche mit Widerhaken1406, die am häufigsten beigegebenen Pfeilspitzentypen der Urnenfelderzeit1407. Andere Pfeilspitzenarten sind häufig nur in jeweils einer Bestattung miteinander vergesellschaftet1408. Das umfassendste Typenspektrum an Pfeilspitzen und damit der Nachweis von Gleichzeitigkeit, liegt aus Grab 1 von Wollmesheim (30) vor. Im Gegensatz zu den Gräbern des Untersuchungsgebietes ist im oberösterreichischen Raum immer nur je ein Typ in den Bestattungen mit Pfeilspitzenbeigabe vertreten1409.

2.4 Dolche Im Untersuchungsgebiet enthielten sieben Gräber mit Waffenbeigabe auch je einen Dolch: Kreßbronn-Hemigkofen (6), Hagenau (19), Stetten b. Hechingen (29) Obergriesingen (106), Peiting (110), Thurnsberg (128) und Bingenheim (157). In einem achten Grab – Dannstadt-Schauernheim (49) – soll sich nach der Überlieferung ebenfalls ein Dolch im Inventar befunden haben. Da Dolche durchaus als Waffen gedient haben bzw. gedient haben könnten1414, sollen sie im folgenden näher untersucht werden. Eine umfassende Bearbeitung spätbronzezeitlicher Dolche liegt für das Untersuchungsgebiet nicht vor1415. Einzelne Gruppen sind von E. Sprockhoff1416, R. Peroni1417, R. Hachmann1418 und E. Gersbach1419 im Rahmen weiter gefaßter Studien behandelt worden. Unter einem Dolch wird ein Schneidegerät mit symmetrischer, zweischneidig durchgängig geschärfter Klinge und mit ebenfalls symmetrischem Griff verstanden, prinzipiell einem Schwertgriff ähnlich1420. Damit sind die Dolche gegen Messer mit Gegenschärfe an der Spitze abgesetzt, die berechtigterweise als Waidmesser bezeichnet werden dürfen1421. Dolchcharakter ist diesen Messern sicherlich zu eigen, fraglich ist aber, ob sie auch deren Funktion besa-

Die erhaltenen Schäftungsreste einiger Pfeilspitzen des Grabes 5 von Behringersdorf (14) regten H.-J. Hundt zu der Annahme an, daß es sich um Giftpfeile handelte. Unterhalb der bronzenen Pfeilspitzen war der Schaft mit einer Bastumwicklung versehen, die beiderseits einen feinen Holzdorn hielt. Diese Konstruktion wurde durch einen Pechüberzug verklebt. Bei einem weiteren Pfeil war ebenfalls eine pechverklebte Bastumwicklung festzustellen. H.-J. Hundt entnahm diesen Befunden, daß diese Wicklung einzig als Träger von Gift sinnvoll sei1410. Allerdings fehlen zum einen der Nachweis des Giftes selbst1411, andererseits aber auch vergleichbare Funde mit eindeutigen Nachweisen. Zur Funktion dieser Giftpfeile meinte H.-J. Hundt schließlich, es könne sich je nach Art des verwendeten Giftes um Kampf- oder Jagdwaffen gehandelt haben1412. Zur Schäftung selbst ist neben den oben angeführten pechgetränkten Umwicklungen – die sicherlich nicht der Regelfall sind – bekannt, daß Tül-

1413 Lampertheim, Kr. Bergstraße, Hessen, Grab: Herrmann, Funde 150 Nr. 513 Taf. 139, C 1. – Auch die Durchsicht der Grabfunde mit Pfeilbeigabe aus den angrenzenden Gebieten ergab keine weiteren „Pfeilschaftglätter“. Dagegen stammen aus einer Bestattung mit Lanzenbeigabe von Milavþe, okr. Domažlice, Böhmen, Tschechische Republik, Grabhügelgruppe B zwei Hälften eines Pfeilschaftglätters (Kytlicová, Bronzegefäße 93 Nr. 50 Taf. 28, B 23-24). Ob es sich bei einem „runden Stein mit Rille“ aus einer urnenfelderzeitlichen Grube von Vogtsburg-Burkheim, Kr. BreisgauHochschwarzwald, Südbaden ebenfalls um ein solches Stück handelt, ist anhand der Vorlage nicht zu entscheiden (Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 98 Taf. 24, 11). 1414 Vgl. Kap. 2.4.6) Funktion der Dolche. 1415 Ausführlich sind im Rahmen der PBF-Edition u. a. die urnenfelderzeitlichen Dolche von Teilregionen außerhalb des Untersuchungsgebietes behandelt: Gallay, Bronzedolche; M. Gedl, Die Dolche und Stabdolche in Polen. PBF VI, 4 (München 1980); Vladár, Dolche; H. Wüstemann, Die Dolche und Stabdolche in Ostdeutschland. PBF VI, 8 (Stuttgart 1995). 1416 Sprockhoff, Peschieradolch. 1417 Peroni, Gruppierung. 1418 Hachmann, Hügelgräber- u. Urnenfelderkulturen. 1419 Gersbach, Vollgriffdolchformen. 1420 Gallay, Bronzedolche 3. – Vgl. Seitz, Blankwaffen 198. Im Mittelalter gab es ein- und zweischneidige Dolche (ebd.). 1421 Stary, Häuptlingsgrab 51.

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Stary, Häuptlingsgrab 51. Man vergleiche dazu das hallstattzeitliche Fürstengrab von Hochdorf, in welchem neben einem gefüllten Köcher auch Angelhaken mit ins Grab gelangten, was an eine eher unkriegerische Verwendung denken läßt. – Selbst zur Jagd benutzte Pfeile gehören außerdem zur Kategorie der Waffen. 1406 Elsenfeld, Grab 1 (15); Eschborn, Steinkistengrab 2 (17); Langengeisling, Grab 6 (23); Aschaffenburg, Grab 27 (213); Diesenbach, Grab 11 (221); Kelheim, Gräber 70 u. 181 (250, 258). 1407 Vgl. die Einleitung zu 2.3.1) Tüllenpfeilspitzen. – Vielleicht stellt dies einen Beleg für eine überlegene Funktionalität dieser Form gegenüber den anderen dar. Unterschiedliche Zweckbestimmungen der verschiedenen Typen sind nicht zu eruieren. 1408 Behringersdorf, Grab 5 (14); Hart a. d. Alz, Wagengrab (20); Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21); Stetten b. Hechingen (29); Gädheim, Grab von 1909 (234); Oberwalluf, Steinkistengrab B (297); Worms, Grab 8 (315). 1409 zu Erbach, Funde 92. 1410 Hundt, Adelsgrab 51 ff.; 56. 1411 Hundt, Adelsgrab 53. 1412 Hundt, Adelsgrab 53. 1405

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ßen1422. Allerdings hat H.-J. Hundt darauf hingewiesen, daß auch der zweischneidige Dolch als Messer und damit zum Schneidgerät geeignet war1423. Da die Typologie der Dolche in der Literatur uneinheitlich gehandhabt wird, soll der Versuch unternommen werden, sie analog den Typengruppen der urnenfelderzeitlichen Schwerter in Griffplatten-, Griffangel-, Griffzungen- und Vollgriffdolche zu untergliedern und zu besprechen. Um dafür eine hinreichende Materialbasis zu bekommen, werden neben den Dolchen, die aus Gräbern mit Waffenbeigabe stammen, weitere Bz D-zeitliche oder jüngere Dolche aus geschlossenen Funden herangezogen.

2.4.1.2 Zweinietige Griffplattendolche Eine größere Anzahl von Bronzedolchen aus Gräbern weist zwei Nietlöcher auf. Nach Klingenform, Klingenquerschnitt und der Stellung der Niete können sie feiner untergliedert werden. 2.4.1.3 Zweinietige Griffplattendolche mit flachrhombischem Klingenquerschnitt und senkrecht zueinander stehenden Nietlöchern Zu den Beigaben des Grabes von Obergriesingen (106) gehörte neben einem Rixheimschwert ein zweinietiger Griffplattendolch mit zur Mitte hin deutlich verbreitertem Klingenumriß (Taf. 44, C 3). Dieses Inventar zählt zu den Funden aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D)1429. Eine vergleichbare Klingenform scheint für den fragmentierten zeitgleichen Dolch aus Hügel 2 von Untersöchering infrage zu kommen1430. Entsprechend sind auch die Gräber von Bopfingen1431 und Büchelberg, Hügel 31432 zu datieren. Die annähernd dreieckigen Griffplatten beider Dolche gehen vom unteren Ende in die spitz zulaufende Klinge über. Bemerkenswert ist, daß die beiden Nietlöcher des Büchelberger Dolches in einer länglichen Vertiefung angebracht sind. Aus einem Grab von Wahnwegen stammt ein schmaler zweinietiger Griffplattendolch, zu dem Beifunde nicht bekannt sind1433. Einziger Anhaltspunkt für eine frühurnenfelderzeitliche Datierung könnte die Ähnlichkeit mit dem einnietigen Griffplattendolch von Frankenthal sein, der jener Zeit angehört1434.

2.4.1 Griffplattendolche Die aus geschlossenen Funden des Arbeitsgebietes überlieferten Griffplattendolche lassen sich nach Position und Anzahl der Nieten sowie der Griff- und Klingengestaltung untergliedern. 2.4.1.1 Einnietige Griffplattendolche Aus drei Bestattungen des Untersuchungsgebietes sind Griffplattendolche mit rhombischem Klingenquerschnitt und einem Nietloch überliefert. Aufgrund des zweischneidigen Rasiermessers vom Typ Obermenzing ist das Grab von Frankenthal, in dem ein solcher Dolch beigegeben war, der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zuzuweisen1424. Der gleichen Zeit gehören auch das Grab aus Hügel 8 von St. Andrä bei Etting1425 und Grab 2 von Wilburgstetten1426 an, die beide einen einnietigen Griffplattendolch als Beigabe enthielten. Im Inventar der Fundgruppe 2 des Hügels R von Ihringen befand sich ein Dolch mit verflachtem Klingenquerschnitt, an dessen oberem Ende noch ein Nietloch zu erkennen ist1427. Ch. Unz wies diese Grablege seiner Zeitstufe I der Spätbronzezeit, d. h. dem Beginn der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zu1428.

2.4.1.2.2 Einzelne zweinietige Griffplattendolche mit flachrhombischem Klingenquerschnitt Bei vier Dolchen aus Gräbern des Arbeitsgebietes ist das einzige verbindende Merkmal, daß zwei Nietlöcher waagerecht angebracht sind. Für den aus einem fraglichen Grab von Bingenheim (157) stammenden Griffplattendolch mit rhombischer Griffplatte und konkaver Basis (Taf. 57, C 2) kann urnenfelderzeitliche Zeitstellung nicht bewiesen werden1435. Bereits der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) muß der Grabfund von Kleinblittersdorf wegen des Messers mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt zugewiesen werden1436. Die Nadel der Form Wollmesheim

1422 In diesem Sinne: Hundt, Skelettgrab. – Messer mit zweischneidiger Spitze der Art Steinheim z. B. in den Gräbern mit Waffenbeigabe von Memmelsdorf, Grab 1(24), Pleidelsheim (112), St. Sulpice, Kt. Vaud, Schweiz, Grab: Schauer, Schwerter Taf. 132, C 1. – Auch im 1955 entdeckten Wagengrab von Mengen befand sich ein solches Messer in Vergesellschaftung mit dem hier besprochenen Dolch: Schiek, Brandgrab 132 Abb. 2, 2. 1423 Hundt, Doppelgrab 358. – Als Beleg dafür nannte er frühbronzezeitliche, einseitig abgenutzte Dolchklingen. 1424 Frankenthal, Kr. Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz, Grab: Jockenhövel, Rasiermesser 56; 62 Taf. 56, C (Bz D – ebd. 62). 1425 St. Andrä bei Etting, Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern, Hügel 8: Müller-Karpe, Beiträge 297 f.; Koschik, Bronzezeit Taf. 118, 4 (Bz D). 1426 Wilburgstetten, Lkr. Ansbach, Mittelfranken, Grab 2: Hennig, Grab- und Hortfunde 105 Taf. 31, 7-10 (Bz D – ebd. 10). 1427 Ihringen, Kr. Freiburg, Südbaden, Hügel R, Fundgruppe 2: Kimmig, Urnenfelderkultur 142 Taf. 4, A. 1428 Unz, Keramik 21 Anm. 131.

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Zur Datierung Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. Untersöchering, Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern, Hügel 2: Koschik, Bronzezeit 234 Taf. 123, 1-10 (Bz D – ebd. 109 ff.). 1431 Bopfingen, Kr. Aalen, Nordbaden, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur 86 Taf. 2, E (Bz D – ebd. 31). 1432 Büchelberg, Kr. Germersheim, Rheinland-Pfalz, Hügelgrab 3: L. Kilian, Mitt. Hist. Ver. Pfalz 69, 1972, 7 ff. Abb. 4-5 (Bz D). 1433 Wahnwegen, Kr. Kusel, Rheinland-Pfalz, Grab: Zylmann, Urnenfelderkultur 91 Taf. 85, B. 1434 Vgl. Kap. 2.4.1.1) Einnietige Griffplattendolche. 1435 Vgl. Kap. 2.2) Lanzenspitzen. 1436 Kleinblittersdorf, Kr Saarbrücken, Saarland, wohl Grab: Kolling, Bronzezeit 176 f. Taf. 33, 3-5 (Ha A1 – wegen des Griffdornmessers). – Vgl. Kap. 2.1.2.1) Griffangelschwerter vom Typ Unterhaching. 1430

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spricht nicht gegen diese Datierung1437. Die Basis des Dolches ist annähernd gerade, das Heft zieht leicht ein, bevor es in die Klinge übergeht. Der gleichen Zeit, wenn nicht dem Übergang von älterer zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A1/A2), muß der Grabfund von Nieder-Mockstadt zugewiesen werden1438. Datierend ist das Messer mit durchlochtem Griffdorn, keilförmigem Klingenquerschnitt und verziertem Rücken1439. Die Griffplatte des Dolches ist in etwa halbrund ausgebildet. Schließlich liegt ein zweinietiger Dolch mit langrechteckiger Griffplatte aus Hügel B von Unteröwisheim vor1440. Nach Ch. Unz wird dieses Inventar an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) zu stellen sein1441.

2.4.2 Griffangeldolche Um einige Dolche, deren Griff zwei vertikal angeordnete Nietlöcher aufweist, von Griffplatten- und Griffzungendolchen abzugrenzen, wird hier die Bezeichnung Griffangeldolche gewählt. Es handelt sich um Dolche, denen einerseits die für Griffplattendolche und -schwerter typische Heft- und Griffplattengestaltung, andererseits auch die für Griffzungendolche und -schwerter charakteristischen randbegleitenden Stege der Griffzunge fehlen. Von Griffangelschwertern unterscheiden sich die hier als Griffangeldolche bezeichneten Typen zum einen durch die Nietlöcher und zum anderen durch den breiten, flachrechteckigen Angelquerschnitt1448. Zu dieser Gruppe von Dolchen gehören die aus Hügel 1, Grab 6 vom Frankfurter Stadtwald1449, aus dem 1955 entdeckten Wagengrab von Mengen1450 sowie jene aus den Gräbern von Türkheim1451 und Urberach1452. Diese Dolche sind zwischen ca. 17 cm (Frankfurt-Stadtwald) und 20 cm (Türkheim) lang. Der Frankfurter Dolch weist schneidenparallele „Blutrinnen“ auf, der aus dem Grab von Türkheim besitzt am Übergang von Klinge zu Angel beiderseits je einen hörnchenförmigen Fortsatz. In der oberen Klingenhälfte des Urberacher Dolches verläuft eine Mittelrippe, die zur Spitze hin in einen flachrhombischen Querschnitt übergeht. Die ursprüngliche Anzahl der Nieten kann nicht rekonstruiert werden. Bei dem Mengener Dolch schließlich ist der Griff durch eine Einziehung von den Schultern abgesetzt. Trotz dieser Einzelmerkmale gehören die vier Dolche aufgrund ihrer Größe und Gestalt zusammen. Die von Frankfurt, Mengen und Urberach zählen zur frühen Urnenfelderzeit (Bz D), der von Türkheim aufgrund von Keramik aus den anderen Grablegen dieses Bestattungsplatzes vielleicht schon zur älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)1453.

2.4.1.2.3 Zweinietige Griffplattendolche mit Mittelrippe Der zweinietige Dolch mit konvexer Basis und einer deutlichen Mittelrippe im Klingenverlauf (Taf. 12, 14) aus dem Grab mit Waffenbeigabe von Hagenau (19) wird an den Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) datiert1442. In etwa gleichzeitig dürfte der zweinietige Griffplattendolch mit einer etwas schwächer ausgeprägten Mittelrippe von Hienheim anzusetzen sein1443. Merklich hebt sich von diesen beiden Exemplaren der frühurnenfelderzeitliche Dolch aus dem Fund von Thurnsberg (128) ab, dessen breite Klinge von deutlich abgesetzten Schneiden begleitet wird (Taf. 50, C 2)1444. 2.4.1.3 Dreinietige Griffplattendolche mit Mittelrippe Eine weitere Gruppe von Griffplattendolchen aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) ist durch drei Nieten und eine deutliche Klingenmittelrippe charakterisiert. Hierzu rechnen aus dem Untersuchungsgebiet die drei Exemplare aus den Grablegen von Burglengenfeld1445, Lengenfeld a. d. Vils1446 und Unterbuch1447.

2.4.3 Griffzungendolche Für die spätbronzezeitlichen Griffzungendolche hat sich in der Literatur die Benennung Peschiera-Dolche nach dem eponymen Fundort in Oberitalien eingebürgert. Anhand eines der Periode IV nach O. Montelius zuzuweisenden Grabfundes von Wehdel in Niedersachsen wies E. Sprockhoff den Horizont von geschlossenen Funden mit PeschieraDolchen der beginnenden Urnenfelderzeit Süddeutschlands zu und hielt die weite Verbreitung der Dolche vom Mittelmeerraum bis in den Nordischen Kreis fest1454. R. Peroni griff diese Ansätze auf. Auf der Basis einer größeren Materialmenge gelangte er zu dem Schluß, daß den Funden mit

1437 Zur Datierung der Wollmesheim-Nadeln vgl. Kap. 2.1.3.6) Griffzungenschwerter vom Typ Hemigkofen. 1438 Nieder-Mockstadt, Kr. Büdingen, Hessen, Grab: Herrmann, Funde 108 f. Taf. 101, E. 1439 Vgl. Kap. 2.1.3.9) Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim. 1440 Unteröwisheim, Kr. Karlsruhe, Nordbaden, Hügel B: Kimmig, Urnenfelderkultur 154 Taf. 1, C. 1441 Unz, Keramik 19 f. Anm. 122. 1442 Zur Datierung vgl. Kap. 2.1.3.2) Griffzungenschwerter vom Typ Asenkofen. 1443 Hienheim, Lkr. Kelheim, Niederbayern, Grab (?): Hochstetter, Hügelgräberbronzezeit 130 Taf. 37, 10. 1444 Zur Datierung: Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 1445 Burglengenfeld, Lkr. Schwandorf i. Bay., Oberpfalz, Hügelgrab (?): Torbrügge, Bronzezeit 119 Taf. 15, 16-18 (Bz D – wegen des Riegseemessers). 1446 Lengenfeld a. d. Vils, Lkr. Amberg-Sulzbach, Oberpfalz, Grab: P. Reinecke, Spätbronzezeitliche Scheibenkopfnadeln aus der Oberpfalz. Germania 19, 1935, 206 ff. Taf. 29 (Bz D – ebd. 209). 1447 Unterbuch, Lkr. Donau-Ries, Schwaben, Grab: M. Förderreuther, Bayer. Vorgeschbl. 27, 1962, 202 Abb. 19, 1; 24, 4.

1448

Vgl. Kap. 2.1.2) Griffangelschwerter. Frankfurt am Main, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, Hügel 1, Grab 6: Fischer, Grabhügel 31 ff. Plan 6; 64 f. Taf. 3, 1 (Bz D – ebd. 108 f.). 1450 Mengen, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Wagengrab: Schiek, Brandgrab 132 Abb. 2, 1 (Bz D – ebd.). 1451 Türkheim, Lkr. Unterallgäu, Schwaben, Grab: Striebel, Gräber 188 Abb. 1, 4. 1452 Urberach, Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen, angeblich Grabfund: Jorns, Urberach 185 f. Taf. 47, 14; Kubach, Nadeln 382 Nr. 940 Taf. 117, C 1 (Bz D – ebd. 383). 1453 Frankfurt: Fischer, Grabhügel 108 f.; Mengen: Schiek, Brandgrab 130 ff.; Urberach: Kubach, Nadeln 383; Türkheim: Striebel, Gräber 188 Abb. 40, 1. 3. 1454 Sprockhoff, Peschieradolch. 1449

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Peschiera-Dolchen kein einheitlicher chronologischer Horizont zugrundeliegt1455. Er unterteilte die Griffzungen- oder Peschiera-Dolche in 16 Typen und drei Serien mit fließenden Übergängen1456, die auf vier Gruppen (A-D) aufgeteilt wurden1457. Merkmale für R. Peronis Unterteilung sind Klingenform, Anzahl und Stellung der Niete sowie Heft- und Griffzungenform. Bei Gruppe A handelt es sich nach R. Peroni möglicherweise um die Ausgangsform der Peschiera-Dolche, welche vornehmlich im norditalienischen Gebiet der Terramare-Kultur sowie im nördlichen Teil der Apenninischen Kultur verbreitet ist1458. Zu dieser Gruppe zählt auch der Typ Pertosa, der im Arbeitsgebiet durch einen Dolch (Taf. 45, A 2) aus dem nicht gesicherten frühurnenfelderzeitlichen Grabfund von Peiting (110) repräsentiert wird1459. Die Gruppe B wird von Typen gebildet, die aus jenen der Gruppe A abzuleiten sind. Ihr Verbreitungsschwerpunkt deckt sich im wesentlichen mit dem der Gruppe A, wenngleich mehrere Stücke aus dem nordöstlichen Alpengebiet zu verzeichnen sind1460. Aus dem hier interessierenden Untersuchungsgebiet sind keine Peschiera-Dolche der Gruppe B zu verzeichnen. Gruppe C stellt nach R. Peroni wiederum eine Weiterentwicklung der Gruppe B dar; neben den schon genannten Zentren werden Landschaften im östlichen Donaugebiet weit stärker mit einbezogen, während jenes im süddeutschen Raum weitgehend dem der Gruppe B entspricht1461. Der Gruppe C ordnete R. Peroni Griffzungendolche der Serie St. Andrä-Virje zu, die im Untersuchungsgebiet durch einen Dolch aus Hügel 9 von St. Andrä b. Etting vertreten ist1462. Der Gruppe D hingegen gehören Typen an, die fast keine direkte Verwandtschaft mehr mit den Griffzungendolchen der Typengruppe B erkennen lassen. Als neuer Verbreitungsschwerpunkt wird das Ostalpengebiet sichtbar, während die Zentren der Dolchgruppen A bis C in Norditalien nahezu ausdünnen1463. Auch zu den Peschiera-Dolchen der Gruppe D konnte R. Peroni kein Exemplar aus dem Arbeitsgebiet anführen. Dieser Typenabfolge sollte nach demselben Autor auch eine chronologische entsprechen: die Dolche der Gruppe A reichen von der mittleren Bronze- bis zur frühen Urnenfelderzeit (Bz D), der Zeit des Grabfundes von Peiting (110)1464. Etwas jünger sind die Exemplare der Dolchgruppe B: sie treten in der frühen (Bz D) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) auf1465. Die gleiche Zeitstellung trifft auch für die Griffzungendolche der Gruppe C zu1466.

Von den datierbaren Dolchen der Typengruppe D nach R. Peroni schließlich gehört keiner mehr der frühen Urnenfelderzeit (Bz D), sondern der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) an1467. Neuere Forschungen, die R. Peronis chronologischen Ergebnissen nicht widersprechen, suchten vornehmlich den Ursprung der Peschiera-Dolche zu ergründen1468. Demnach könnten diese Dolche aus dem minoisch-mykenischen Kreis nach Italien gelangt sein, wo sie als Vorbilder für eine einheimische Dolchherstellung dienten. Von Italien aus fanden die Peschiera-Dolche schließlich den Weg über Süddeutschland bis in den Nordischen Kreis1469. 2.4.4 Vollgriffdolche Aus dem Untersuchungsgebiet sind drei Vollgriffdolche namhaft zu machen, die ihrer typologischen Unterschiede und Bezüge wegen jeweils gesondert behandelt werden. 2.4.4.1 Ein Vollgriffdolch von Kreßbronn-Hemigkofen Der Vollgriffdolch von Kreßbronn-Hemigkofen (6) gehört zum Inventar eines Grabfundes mit Waffenbeigabe der frühen Urnenfelderzeit (Bz D)1470. Griff und Knaufplatte des Dolches (Taf. 5, A 7) sind mit Kupferbändern tauschiert1471, die Klinge verläuft weidenblattförmig mit kurzer, gekerbter Fehlschärfe und scharfem Mittelgrat bei abgesetzter Schneide. Den Vollgriff verbinden drei Nieten mit der Griffplatte der Klinge. Die Dolchlänge von 28,5 cm ist beachtlich. Parallelen zu diesem Dolch könnten allenfalls die zwei Vollgriffschwerter von Wangen1472 mit ebenfalls drei Nieten und Berlin-Spandau1473 mit einer Griffbefestigung durch vier Nieten abgeben. Die Griffbildung – vor allem die des Wangener Schwertes – entspricht der des KreßbronnHemigkofener Dolches nahezu völlig, sieht man vom Knaufabschluß ab. Beide Schwerter werden ebenso wie der Grabfund von Kreßbronn-Hemigkofen (6) der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zugerechnet1474. 2.4.4.2 Vollgriffdolche vom Typ Augst Ein zweiter Vollgriffdolch des Untersuchungsgebietes gehörte vermutlich zu einem Grabinventar von Westerhofen1475.

1455

Peroni, Gruppierung. Peroni, Gruppierung 70-72. 1457 Peroni, Gruppierung 72. 1458 Peroni, Gruppierung 69-92 Taf. 2. 1459 Peroni, Gruppierung 71; 74; 83 Nr. 38. – Zur Datierung des Grabes von Peiting (110) siehe Kap. 2.1.1.3) Griffplattenschwerter der Gruppe Buchloe/Greffern. 1460 Peroni, Gruppierung 72 f. Taf. 3. 1461 Peroni, Gruppierung 72 f. Taf. 4. 1462 St. Andrä b. Etting, Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern, Hügel 9: Koschik, Bronzezeit 226 Taf. 118, 5 (Bz D – Peroni, Gruppierung 71; 86 Nr. 107). 1463 Peroni, Gruppierung 72 f. Taf. 5. 1464 Peroni, Gruppierung 73 f. 1465 Peroni, Gruppierung 74. 1466 Peroni, Gruppierung 74 f. 1456

1467

Peroni, Gruppierung 75 f. Vgl. dazu Schauer, Spuren bes. 167 Abb. 39. Schauer, Spuren 170. 1470 Zur Datierung vgl. Kap. 2.1.1.1) Griffplattenschwerter vom Typ Rixheim. 1471 Eine (urnenfelderzeitliche?) Lanzenspitze mit Kupfer- (und Eisen-) einlagen ist aus Kronach bekannt: Bayer. Vorgeschbl., Beih. 2 (München 1988) 83 u. 79 Abb. 56, 7. 1472 Müller-Karpe, Neues 19 f. Abb. 9, 4. – Ohne Nachweis von Fundumständen und Literatur. 1473 Müller-Karpe, Neues 19 f. Abb. 9, 5. 1474 Müller-Karpe, Neues 19. 1475 Westerhofen, St. Ingolstadt, Oberbayern, Grab (?): Gersbach, Vollgriffdolchformen 10 Abb. 1, 3 (Bz D?). 1468 1469

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D bis Ha A1 zuzuweisen ist1486, sind nicht mehr näher zu bestimmen (Taf. 21, A 6). Schließlich liegt aus einem frühurnenfelderzeitlichen Steinplattengrab von Geroldshausen eine Dolchklinge mit flachrhombischem Klingenquerschnitt vor, deren Griffpartie nicht erhalten ist1487. Daher kann auch dieser Dolch keiner Gruppe mehr zugeordnet werden.

Der massive Griff und die Dolchklinge sind in einem Stück gegossen. E. Gersbach hatte, ausgehend von einem entlegen publizierten Vollgriffdolch aus Augst, der jenem von Westerhofen ähnelt, eine Gruppe gleichartiger Dolche aus Westmitteleuropa und Oberitalien zusammengestellt1476. Zusätzlich bezog er Dolche mit Ringende in die Untersuchung mit ein, deren genetische Verwandtschaft mit Dolchen mit Rahmengriff und Ringende sowie zu den Messern mit zweischneidig geschliffener Spitze, Vollgriff und Endring er zu Recht herausstellte1477. Zusammenfassend leitete E. Gersbach den Augster Typ, der nach geschlossenen Inventaren der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) angehört, von süddeutschen Vollgriffdolchen der Hügelgräberbronzezeit ab1478. Demnach sei der Typ nördlich der Alpen entstanden und habe durch Vermittlung nach Norditalien das dortige Handwerk beeinflußt1479.

2.4.6 Funktion der Dolche Der große Dolch mit gezähnter Fehlschärfe von KreßbronnHemigkofen (6) ist sicherlich als ergänzende Stichwaffe im Nahkampf dienlich gewesen. Neben seiner Größe und Gestalt zeigt auch die Vergesellschaftung mit Schwert und Lanzenspitze den Waffencharakter an. Ähnlich sind auch die vier großen, massiven Dolche von Mengen, Frankfurt-Stadtwald, Türkheim und Urberach zu bewerten. Allgemein wird in den Fällen, wo ein Dolch mit einer weiteren Waffe vergesellschaftet ist, Waffencharakter naheliegen, zumal wenn, wie im Falle des Mengener Grabes von 1955 als Schneidegerät auch ein Messer vorhanden ist1488. Hingegen ist beispielsweise der Dolch von Kleinblittersdorf1489 wesentlich kleiner als das Griffdornmesser desselben Grabes, weshalb in diesem Falle eine mögliche Waffenfunktion auszuschließen ist. Von größter Bedeutung ist in diesem Zusammenhang schließlich, daß bronzene Messer erst seit dem Beginn der jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) hergestellt werden1490. Seitdem lösen sie in typischen Grabbeigabeninventaren und kombinationen allmählich die Dolche ab, die schließlich – spätestens seit Beginn der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) völlig – zugunsten der Messer aus dem Repertoire urnenfelderzeitlicher Bronzeerzeugnisse verschwinden1491. Damit einher gehen Überlegungen, daß nur die Messer funktional – und zwar gerade im Hinblick auf die Verwendung als Schneidegerät – einen Ersatz für Dolche darstellen. Womöglich haben auch die Dolche primär als Werkzeuge bzw. Schneidegeräte gedient1492. Der Dolch war als Waffe somit – zumindest für das Gebiet der Urnenfeldergruppen – nur von sekundärer Bedeutung1493. Hierzu verwendet wurde er aber

2.4.4.3 Dolche mit Rahmengriff und Ringende Aus dem Untersuchungsgebiet liegt – vermutlich aus einem Hügelgrab – von Ronsolden ein Dolch mit Rahmengriff und Ringende vor1480, dessen Griffbildung sich zwar deutlich von jenen der Dolche von Kreßbronn-Hemigkofen und Westerhofen unterscheidet, der aber dennoch als Vollgriffdolch gelten kann1481. Unverkennbar ist die enge Verwandtschaft der Dolche mit Rahmengriff und Ringende zu den Dolchen mit Ringende und massivem Griff1482. Ebensowenig läßt sich die Verwandtschaft mit Messern mit Rahmengriff und Ringende leugnen. Die letztgenannten Dolche gehören überwiegend der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) an1483. Die Vollgriffdolche mit Rahmengriff und Endring werden nach R. Hachmann entsprechend datiert und sind ihm zufolge italischer Herkunft1484. 2.4.5 Dolche von unbestimmbarem Typ Zu der frühurnenfelderzeitlichen Bestattung mit Schwertbeigabe von Dannstadt-Schauernheim (49) soll als weitere Grabbronze ein Dolch gehört haben, der mangels genauerer Überlieferung nicht zuzuordnen ist1485. Auch die Fragmente eines Dolches aus dem Grab von Stetten b. Hechingen (29), das nur allgemein dem Zeitraum von Bz

1486

Vgl. Kap. 2.1.5.1) Vollgriffschwerter vom Typ Riegsee. Geroldshausen, Lkr. Würzburg, Unterfranken, Steinplattengrab: Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 51, 10 (Bz D – Jockenhövel, Rasiermesser 52). 1488 Schiek, Brandgrab 132 Abb. 2, 2. 1489 Kleinblittersdorf, Kr. Saarbrücken, Saarland, wohl Grabfund: Kolling, Bronzezeit 176 f. Taf. 33, 4. 1490 Müller-Karpe, Bronzemesser. 1491 Vgl. hierzu die Beigabenkombinationen von mittelbronzezeitlichen mit denen urnenfelderzeitlicher Waffenträger: Schauer, Schutz- und Angriffswaffen; ders., Gemeinsamkeiten. 1492 Zumal mit dem Aufkommen der Stichschwerter die Waffenfunktion der Dolche in den Hintergrund getreten sein dürfte. 1493 Vgl. hierzu mit umgekehrter Priorität Hundt, Doppelgrab 358. – Er hatte darauf hingewiesen, daß der zweischneidige Dolch auch in Messerfunktion und damit als „ziviles“ Schneidegerät dienen konnte. Belege dafür waren einseitig abgenutzte Dolchklingen, welche H.-J. Hundt aus der frühen Bronzezeit bekannt waren. – Vgl. auch H. Wüstemann, Zur Funktion bronzezeitlicher Dolche. In: Beiträge zur Geschichte und Kultur der mitteleuropäischen Bronzezeit. Tl. 2 (Berlin/Nitra 1990) 557-566, nach dessen Untersuchungen an einigen Dolchtypen die eine, an anderen Formen die andere Funktion zu erkennen sein soll. 1487

1476 Nach dem eponymen Fundort von ihm Augster Typ genannt. – Gersbach, Vollgriffdolchformen. 1477 Gersbach, Vollgriffdolchformen 13 ff. 1478 Gersbach, Vollgriffdolchformen 19 f. 1479 Gersbach, Vollgriffdolchformen 23. – Etwas zu ausschließlich sprach E. Gersbach die Vollgriffdolche als Waffen an. 1480 Ronsolden, Lkr. Neumarkt i. d . Opf., Oberpfalz, Hügelgrab (?): Torbrügge, Bronzezeit 178; Müller-Karpe, Bronzemesser 115 Abb. 1, 17 (Einzelfund). 1481 Terminologisch irreführend ist die Bezeichnung „Dolchmesser“ bei Hachmann, Hügelgräber- u. Urnenfelderkulturen 61 f. 1482 Vgl. z. B.: Gersbach, Vollgriffdolchformen 13 f. mit Abb. 2-3. 1483 Gersbach, Vollgriffdolchformen 16. – Siehe auch St. Winghart, Zwischen Oberitalien und Ostsee – Ein spätbronzezeitlicher Dolch von Neufahrn b. Freising, Lkr. Freising, Oberbayern. Arch. Jahr Bayern 1999 (2000) 27-30. 1484 Hachmann, Hügelgräber- u. Urnenfelderkulturen 61 f. 1485 Zur Datierung siehe Kap. 2.1.1.2) Griffplattenschwerter vom Typ Meienried.

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schon, wenn man das Frankfurter und vergleichbare Exemplare entsprechend einstuft.

Der nicht sicher als Grabinventar anzusprechende Fund von Kuhardt (87) ist offensichtlich noch diesem mittelbronzezeitlichen Bewaffnungsschema verhaftet. In diesem Falle ist die herausragende Waffe des Verstorbenen ein Vollgriffschwert mit Hieb-/Stichklinge. Das Beil (Taf. 38, C 2) stellt allenfalls eine zusätzliche Waffe dar, die kampftechnisch gesehen, sieht man von einem beidhändig Bewaffneten ab, eigentlich überflüssig scheint. Für die mittlere und jüngere Urnenfelderzeit (Ha A2 und Ha B1) sind waffenführende Grablegen mit Beilbeigabe bislang nicht bekannt. In die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) gehört das Grab mit Lanzen- und Pfeilbeigabe von Ensingen (145). Im Inventar dieser Bestattung soll sich ein heute nicht mehr auffindbares Lappenbeil befunden haben1498. Auch in diesem Kontext würde das Beil eine wirkungsvolle kampfestechnische Bewaffnungsergänzung darstellen, käme es allein mit Pfeil und Bogen oder Lanzenspitze vor. Fraglich bleibt aber, ob die Beilbeigabe in diesem Falle auf die gleichen mittelbronzezeitlichen Wurzeln zurückgeht, wie die der besprochenen Bestattungen, oder ob sich hier nach einem (wegen der Überlieferung vielleicht nur vermeintlichen) Hiatus schon die hallstattzeitliche Beilbewaffnung der folgenden Zeit andeutet.

2.5 Beile In vier Gräbern, die Waffen im Inventar enthielten, wurde den Bestatteten ein Beil beigegeben. Es sind diese das Bz C2/D-zeitliche Grab von Hagenau (19)1494, Grab 144 von Zuchering (32) aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D), der als Grabbeigaben geltende Fund von Kuhardt (87) aus der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1)1495 sowie das späturnenfelderzeitliche Grab von Ensingen (145)1496. Die Beigabe von Beilen in Gräbern mit Waffen wurde von der älteren (Bz B) bis zur jüngeren Hügelgräberzeit (Bz C2) geübt1497, wobei die Vergesellschaftung mit Stichschwertern, Lanzen- und Pfeilspitzen in diesen Gräbern die Annahme wahrscheinlich macht, daß auch die Beile als Waffen gedeutet werden dürfen. In Ergänzung zu Stichwaffen wie Schwert und Dolch sowie Distanzwaffen (Pfeil und Bogen) hätten sie damit die Funktion von Hiebwaffen besessen. Diese Ergänzung der wehrhaften Ausrüstung wurde mit der Einführung urnenfelderzeitlicher Hieb-/Stichschwerter überflüssig. Das Grab von Hagenau (19), das zeitlich in den Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) gehört, verdeutlicht diese noch in der Tradition der mittleren Bronzezeit stehende Waffenkombination. Stichschwerter, Dolch, Pfeilspitzen und das mittelständige Lappenbeil (Taf. 12, 13) ergeben eine sinnvolle, wenn auch schwer zu handhabende Bewaffnung für alle Phasen des Kampfgeschehens.

Im weiteren Untersuchungsgebiet sind die Verhältnisse ähnlich. Frühurnenfelderzeitliche Belege für Gräber mit Beilbeigabe sowie eindeutigen Angriffswaffen stammen aus der Slowakei1499. Der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) sind die Gräber 1 und 17 von Unterradl in Niederösterreich zuzuweisen1500. Späturnenfelderzeitliche Bestattungen, die im Inventar Waffenkombinationen mit Beilen aufweisen, stammen aus der Steiermark1501 sowie aus Böhmen und Mähren1502. Auch diese Grablegen belegen das zögerliche Wiedereinsetzen von Beilen als Beigabe und deren erneute Bedeutung als Waffe. Im östlichen Hallstattkreis stellen sie dann neben der Lanze die überwiegend verwendete Angriffswaffe dar1503.

1494

Zur chronologischen Einordnung vgl. Kap. 2.1.3.2) Griffzungenschwerter vom Typ Asenkofen. 1495 Siehe Kap. 2.1.5.2.2) Dreiwulstschwerter vom Typ Erlach. 1496 Zur Zeitstellung siehe Kap. 2.2.13) Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund. 1497 Gräber der älteren bis jüngeren Hügelgräberzeit (Bz B bis Bz C2) mit Beilen und weiteren Waffenbeigaben (Auswahl): Batzhausen, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Grab 1: Torbrügge, Bronzezeit 141 Nr. 116 Taf. 29, 19. 23-24; Brunn, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 11, Grab 1: ebd. 146 Nr. 119 Taf. 32, 17-21; Brunn, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 31, Grab 1: ebd. 149 Nr. 119 Taf. 33, 1-2; Buchenau, Lkr. Fürstenfeldbruck, Oberbayern, Grab: Schauer, Schwerter 36 Nr. 71 Taf. 128, D; Darmstadt-Arheilgen, Stkr. Darmstadt, Hessen, Hügel 25, Grab 4: Kubach, Nadeln 308 Nr. 724 Taf. 116, D; Degerndorf, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 2: Torbrügge, Bronzezeit 155 Nr. 141 Taf. 36, 24-26; Grünthal, Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Hügel 2: ebd. 193 Nr. 269 Taf. 55, 11-14; Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grabhügel 3: Schauer, Schwerter 23 Nr. 17 Taf. 128, A; Kallmünz, Lkr. Schwandorf i. Bay., Oberpfalz, Grab: Torbrügge, Bronzezeit 123 Nr. 58 Taf. 14, 1-4; Mantlach, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 2: ebd. 167 Nr. 194, B Taf. 43, 45-49. 51-52; Muckenwinkling, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern, Hügel 11: Jockenhövel, Rasiermesser 43 Nr. 6 Taf. 52, A; Niederbessingen, Kr. Gießen, Hessen, Hügel 1, Grab 3: Kubach, Nadeln 289 f. Nr. 668 Taf. 116, C; Pörndorf, Lkr. Landshut, Niederbayern, Grab: Schauer, Schwerter 51 Nr. 141 Taf. 129, D; See, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz, Hügel 1, Grab 1: Torbrügge, Bronzezeit 182 Nr. 241 Taf. 41, 6. 10; Singenbach-Weilerau, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen, Oberbayern, Grab: Schauer, Schwerter 51 f. Nr. 143 Taf. 130, A; Steinfurth, Wetteraukreis, Hessen, Grab: Kubach, Nadeln 281 Nr. 663 Taf. 115, D; Ulfa, Wetteraukreis, Hessen, Hügel, Grab 3: ebd. 279 Nr. 648 Taf. 115, G; Unterbimbach, Kr. Fulda, Hessen, Hügel 1, Grab 1: Richter, Arm- und Beinschmuck 95 Nr. 576 Taf. 80, B; Unterbimbach, Kr. Fulda, Hessen, Grabhügel 4, Grab 1: Schauer, Schwerter 41 Nr. 110 Taf. 129, B; Wallenberg, Vogelsbergkreis, Hessen, Kubach, Nadeln 264 Nr. 573 Taf. 114, C; Weizen, Kr. Waldshut, Südbaden, Grab: Schauer, Schwerter 56 Nr. 158 Taf. 130, D.

1498

Staehle, Urgeschichte 71. ýaka, okr. Levice, Slowakische Republik, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 59-61, A; Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakische Republik, Grab (?): Vladár, Dolche Taf. 14, B. 1500 Unterradl, VB St. Pölten, Niederösterreich, Grab 1: Mayer, Äxte 155 Nr. 699; Unterradl, VB St. Pölten, Niederösterreich, Grab 17: Mayer, Äxte 143 Nr. 607. 1501 Kleinklein, VB Leibnitz, Steiermark, Hügel 1: Mayer, Äxte Taf. 127, C. 1502 Brno-ObĜany, okr. Brno-mČsto, Mähren, Grab 169: Stegmann-Rajtár, Neuerkenntnisse 211-219 Taf. 1-3; Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 52-54. 1503 Mayer, Äxte 259. – Die Funktion als Werkzeug ist daneben allerdings für die Beile zu keiner Zeit auszuschließen. – Vgl. dazu z. B.: Mayer, Äxte 240; A. Wesse, Die Ärmchenbeile der Alten Welt. Ein Beitrag zum Beginn der Eisenzeit im östlichen Mitteleuropa. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 3 (Bonn 1990) 107 ff.; 113 ff.; 116 ff. zu eisernen Ärmchenbeilen im Ostalpenraum, Transdanubien und Hallstatt. – Zur Beilbewaffnung der Hallstattzeit: Stary, Beilbewaffnung 17-104, wobei ebd. 26 f. urnenfelderzeitliche Bestattungen mit Lanzen und Beilen offenbar als nicht existent unberücksichtigt sind. 1499

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jene Zeit gesichert ist1511. Metallanalysen des Schildes und der bis dahin unpublizierten Bronzefunde ergaben auffällige Affinitäten. Durch die festgestellte Fundplatznähe gestützt, nahm O. Kytlicová an, daß an einer Gleichzeitigkeit kein Zweifel mehr bestehen könne. Ihren Untersuchungen zufolge gehören somit sowohl die Herzsprung-Schilde als auch jene vom Typ Nipperwiese der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) an, eine Datierung, welche die englische Forschung schon frühzeitig vertreten hatte1512. Die unterschiedliche Blechstärke der beiden Schildtypen bewertete sie dabei als chronologisch irrelevant. Denn aufgrund von Bronzegefäßen der beginnenden Urnenfelderzeit, die aus dünnem Blech gearbeitet sind, sei nicht anzunehmen, daß die Blechstärke der Nipperwiese-Schilde, die im Unterschied zu den HerzsprungSchilden aus dickem Blech gefertigt wurden, einen verläßlichen Hinweis auf eine ältere Zeitstellung der ersteren geben müßten1513. Des weiteren – so O. Kytlicová – verbinde der Schild von PlzeĖ die formalen Merkmale solcher Schutzwaffen vom Typ Herzsprung mit der Technologie derer vom Typ Nipperwiese und stelle somit eine eigenständige Variante dar1514. An einer frühurnenfelderzeitlichen Einordnung des PlzeĖSchildes hält P. Schauer mit der Begründung fest, mit dem Bruchstück einer solchen Schutzwaffe aus dem älterurnenfelderzeitlichen Hortfund von Elsterwerda sei eine Frühdatierung für bronzene Rundschilde hinreichend gesichert1515. Selbst wenn der Schild offenbar nicht zum Depot gehört, scheint allein die Zusammensetzung der Bronze eine dürftige Ausgangsbasis für eine Datierung zu sein, zumal offensichtlich auch die späturnenfelderzeitlichen Bronzen vergleichbarer Legierung keinen Fundverband mit dem Schild zu bilden scheinen1516. Eine Verwandtschaft des Schildes von PlzeĖ mit dem mutmaßlichen Schildbruchstück von Elsterwerda schloß O. Kytlicová aus, indem sie das Fragment als aus dem Karpatenraum stammend deutete1517. Gewißheit über diese Fragen ist somit vorerst nicht erreicht; Abhilfe sollte hier eine Restaurierung und Untersuchung des Bronzeblechfragmentes aus dem Hortfund von Elsterwerda schaffen können.

2.6 Schilde Die urnenfelderzeitlichen, überwiegend ganz aus Bronze gearbeiteten Schutzwaffen sind hinreichend bekannt. G. von Merhart hatte seinerzeit dieser Fundgattung besondere Aufmerksamkeit gewidmet und war insbesondere Fragen der Chronologie und Herkunft der Rüstungsteile nachgegangen1504. Zu den einzelnen Formen: Helme, Panzer, Beinschienen, Schilde, liegen inzwischen umfangreiche Spezialstudien neueren Datums vor1505. Trotz beträchtlicher Stückzahlen dieser hervorragenden Rüstungsteile sind uns aus den Gräbern mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes nur einst wahrscheinlich mit einem Lederüberzug versehene und mit Nägeln beschlagene hölzerne Rundschilde überliefert. Die übrigen Defensivwaffen stammen aus anderen Fundgattungen. Außerhalb des engeren Arbeitsgebietes ist bislang nur eine einzige Bestattung bekannt, die Bestandteile der Rüstung eines urnenfelderzeitlichen Kriegers erbracht hat1506. In einer breit angelegten Untersuchung zum Rundschild der Bronze- und frühen Eisenzeit legte P. Schauer 1982 den Forschungsstand zu typologischen und chronologischen Fragen dar1507. Durch die Synchronisierung des Schildes und des Depots von PlzeĖ, deren Gleichzeitigkeit er voraussetzte1508 und die damit dem Beginn der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zugewiesen wurden, kam er zu dem Ergebnis, daß der Gebrauch von Rundschilden aus Bronze und solchen aus organischen Materialien an der Wende von mittlerer zu jüngerer Bronzezeit (etwa der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.) beginne1509. Aufgrund neuerer Untersuchungen des Schildes von PlzeĖ, die unveröffentlichtes Material desselben Fundortes mit einbezogen und durch umfangreiche Metallanalysen ergänzt wurden, ergaben sich neue Fragen. O. Kytlicová gelang der Nachweis, daß der unweit des Schildes entdeckte Hort einen eigenständigen Fundkomplex bildete und in keiner Weise mit dem bronzenen Rundschild in Relation stand1510. Dagegen gehörte dieser ihrer Auffassung nach zu einer Gruppe späturnenfelderzeitlicher Bronzen, deren Datierung in eben

Überreste einstiger Beigaben aus Holz, welche mit Nägeln versehen waren und die in der Forschung als Schilde angesprochen werden, sind im Untersuchungsgebiet aus drei urnenfelderzeitlichen Bestattungen mit Waffenbeigabe überliefert. Der erste Befund dieser Art wurde im Dezember des Jahres 1909 anläßlich der Ausgrabung von Wollmesheim, Grab 1 (30) bemerkt. Bei der Erstvorlage der Grabungsergebnisse sprach F. Sprater die 74 Bronzenägel, von denen zehn noch in Holz steckten (Taf. 21, B 23-84) als mögliche Schwert-

1504

von Merhart, Metallhelme; ders., Schienen; ders., Panzer-Studie. Helme: Schauer, Helmformen; ders., Kappenhelme; ders., Helme; Ch. Clausing, Spätbronze- und eisenzeitliche Helme mit einteiliger Kalotte. Jahrb. RGZM 48, 2001 (2003) 199-225. – Panzer: Schauer, Bronzepanzer; ders., Deutungs- und Rekonstruktionsversuche. – Beinschienen: Schauer, Beinschienen; Ch. Clausing, Geschnürte Beinschienen der späten Bronzeund älteren Eisenzeit. Jahrb. RGZM 49, 2002 (2003) 149-187. – Schilde: Schauer, Rundschild; Kytlicová, Schild; U. E. Hagberg u. L. Jacobzon, Fröslundasköldarna – en arkeologisk sensation. Fynd. Göteborg Tidskr. 1, 1988, 1-9; dies., Praktfynd. – Eine zusammenfassende Behandlung der verschiedenen Schutzwaffenstudien stammt von B.-R. Goetze (Goetze, Schutzwaffen). 1506 Panzer von ýaka, okr. Levice, Slowakische Republik, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 60, 41-54. – Untersuchungen am RGZM lassen für die als Panzerbruchstücke angesprochenen Bronzefragmente von Milavþe keine derartige Deutung zu (frdl. Mitt. M. Egg, RGZM): Milavþe, okr. Domažlice, Böhmen, Tschechische Republik, Hügel C 1: Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 26, 4. 11-14. 18. – Zu einem mutmaßlichen Kompositpanzer aus Trimbs, Grab 3 (129) vgl. Kap. 2.10.3) Phaleren. 1507 Schauer, Rundschild. 1508 Schauer, Rundschild 216; 230. – Anderer Auffassung z. B.: Coles, Shields 162 f. 1509 Schauer, Rundschild 227. 1510 Kytlicová, Schild. 1505

1511

Kytlicová, Schild 422 ff.; 436 f. Vgl. dazu Schauer, Rundschild 208 Anm. 51; 216 f. 1513 Kytlicová, Schild 433. 1514 Kytlicová, Schild 442; 446; 448. 1515 Schauer, Rundschild 230 Anm. 171; ders., Schutz- und Angriffswaffen 393. – Elsterwerda, Kr. Bad Liebenwerda, Sachsen, Fund I: von Brunn, Hortfunde 143 „kräftige Blechreste ... aus vernieteten Teilen (Schild?)“; 317 Nr. 57 „Schildbruchstück (?)“ Taf. 62, 36. 1516 Vgl. dazu Kytlicová, Schild 417 f. sowie zu den späturnenfelderzeitlichen Bronzen 422 ff. mit Abb. 5. 1517 Kytlicová, Schild 444. – Vgl. P. Patay, Urnenfelderzeitliche Bronzeschilde im Karpatenbecken. Germania 46, 1968, 241-248. 1512

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scheidenzier an1518. Einige Zeit später deutete er sie dann als Zier eines Holzschildes1519. Diesen anhand der entsprechenden Textstellen nicht zu begründenden Interpretationswandel erhellt eine von Ch. Seewald festgehaltene mündliche Auskunft F. Spraters, nach der die Nägel bei der Aufdeckung des Grabes in kreisförmiger Anordnung gelegen haben sollen1520. Eine heutigen Anforderungen genügende Befunddokumentation der Bestattung fehlt. Im Jahre 1963 wurde das Kriegergrab von KreßbronnHemigkofen (6) geborgen und anschließend ausführlich beschrieben1521. Demnach waren die nordöstliche Längs- und die südöstliche Schmalseite des Steinkammergrabes gestört. Eine deutliche Verfärbung auf der Grabsohle, die parallel der nordöstlichen Längsseite verlief und dann nach Nordwesten zu abbog, erbrachte einige Nägel und Nieten. In der Südostecke wurde eine fast kreisförmige dunkle Verfärbung, die mit Holzkohleresten durchsetzt war, festgestellt. Diese enthielt zahlreiche weitere Nägel und Nieten (Taf. 5, A 12. 17) sowie vier Blechstückchen mit Nietlöchern und Punzverzierung (Taf. 5, A 8-11). H. Wocher sprach die Blechfragmente als mögliche Reste eines Leder- oder Holzbeschlages an1522. Zu den Ziernägeln und Kegelnieten, die größtenteils nicht mehr in situ angetroffen wurden bemerkte sie, daß ähnliche Stücke fast ausschließlich in Zusammenhang mit Waffen, aber auch Messern gefunden würden und z. T. als Griffbeschläge oder Scheidennieten gesichert seien1523. Ihrer Meinung nach spräche einiges dafür, daß die Fundstücke aus der Grablege von Kreßbronn-Hemigkofen teilweise von der vergangenen Schwertscheide oder dem zugehörigen Wehrgehänge stammten1524. Bei den aus der kreisförmigen Verfärbung in der Südostecke stammenden Nägeln könne es sich möglicherweise um Beschläge eines Schildes aus organischem Material handeln. H. Wocher hielt in diesem Zusammenhang fest, daß Holzschilde in Süddeutschland noch nicht nachgewiesen seien1525. Eine solche Deutung käme wegen der Buckelverzierung einiger Bronzeschilde, die vom Aussehen wohl einst mit Ziernägeln versehenen Holzschilden ähnelten, sicherlich nahe1526. Dem Grabungsplan zufolge maß die unvollständig erhaltene, annähernd runde Verfärbung in der Südostecke des Grabes von KreßbronnHemigkofen (6) etwa 0,30 m im Durchmesser1527. In der nordöstlichen Ecke der Grabkammer von Hagenau (19), schräg zu Füßen des Bestatteten, wurde dem rekonstruierten Befund zufolge unter dem Kegelhalsgefäß eine kreisförmige Verfärbung von 0,45 bis 0,50 m Durchmesser angetroffen. Ebenfalls in kreisförmiger Anordnung befanden sich dicht am äußeren Rand der Verfärbung 30 größere sowie 13

kleinere Nägel (Taf. 13, A 28-70)1528. Da diese vor der Restaurierung noch mit Holzresten behaftet waren, nahm der Bearbeiter an, daß es sich bei den Nägeln um Beschlagreste eines runden, hölzernen Gegenstandes gehandelt haben müsse1529. Unter Hinzuziehung der Befunde von Wollmesheim, Grab 1 (30) und Kreßbronn-Hemigkofen (6) sowie deren Deutung, interpretierte P. F. Stary den geschilderten Befund analog als vergangenen hölzernen Rundschild. Falls die Rekonstruktion des Grabungsbefundes authentisch ist und somit der errechnete Durchmesser von 0,45 bis 0,50 m zutrifft, paßt der Hagenauer Schild mit seinen Ausmaßen gut in die Reihe der überlieferten spätbronzezeitlichen Rundschilde. Bei den kreisrunden Exemplaren sind Durchmesser zwischen etwa 0,33 m1530 und 0,78 m1531 vertreten. Insgesamt lassen die Ausführungen den Schluß zu, daß eine ungewöhnlich hohe Zahl an Nägeln in Gräbern mit Waffenbeigabe auf vergangene Holzschilde hinweisen kann. Derartige Deutungen wurden beispielsweise auch für die Befunde zweier mittelbronzezeitlicher Grablegen vorgebracht: Grab 4 aus Hügel 4 von Mehrstetten erbrachte nach dem Bericht von P. Goessler einen (vergangenen) Holzschild von 0,80 m Durchmesser, dessen Oberseite mit 17 kleinen Nägeln in kreuzförmiger Anordnung besetzt war. Außer diesem und einem Skelett enthielt das Grab keine weiteren Beigaben1532. Zum Beigabenensemble einer Bestattung von SingenbachWeilerau zählten neben einem Stichschwert auch 15 vergleichbare Nägel, die P. Schauer als möglichen Schildbesatz deutete1533. Die Angriffswaffe des Grabes scheint diese Vermutung zu erhärten. Daneben sind derartige Nägel außerdem nicht nur als Wagenzierde denkbar, wie in den beiden Grablegen von Hart a. d. Alz (20) und Hader (166), sondern auch als Schwertscheidennagelung, wie beispielsweise ein Teil der Nägel aus dem genannten Grab von Kreßbronn-Hemigkofen (6)1534. Auch Beispiele für eine konstruktive Nagelung wie bei dem Köcherbeschlag der Bestattung von Altendorf (212)1535 und zwei entsprechend gedeuteten Zierscheiben aus dem fraglichen Grabfund von Hostomice1536 sind bekannt. Aus Grab 2 von ýaka1537, dem Hügel 1 von Velatice1538 sowie dem Hügelgrab von Oþkov1539 stammen 70, 34 und 16 1528 Vgl. den Plan des Grabes von Hagenau (19): Stary, Häuptlingsgrab 47 Abb. 1. 1529 Stary, Häuptlingsgrab 47. 1530 Mixnam’s gravel pit, Thorpe, Surrey, England: Schauer, Rundschild 211 Abb. 5. 1531 Aus dem Lea, England: Schauer, Rundschild Taf. 20. 1532 Mehrstetten, Lkr. Reutlingen, Südwürttemberg, Hügel 4, Grab 4: P. Goessler, Fundber. Schwaben 13, 1905, 8; Pirling, Wels-Weyrauch u. Zürn, Bronzezeit 77 Taf. 35, G (dort 18 Nägel). 1533 Singenbach-Weilerau, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm, Oberbayern, Grab: Schauer, Schwerter 51 ff. Nr. 413 Taf. 130, A (vermutliche Schildnägel nicht abgebildet); ders., Schutz- und Angriffswaffen 388. 1534 Wocher, Grabfund 28 Anm. 49. 1535 Clausing, Köcher 381 ff. Abb. 3, 18; 4. 1536 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 54, 25. 27. – Vgl. Clausing, Köcher 382 ff. Abb. 3, 1-3. 1537 ýaka, okr. Levice, Slowakische Republik, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser Taf. 60, 25-26. 55-59. 1538 Velatice, okr. Brno-venkov, Mähren, Tschechische Republik, Hügel 1: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 25, 6-7. 1539 Oþkov, okr. Trenþín, Slowakische Republik, Grab: Paulík, Hügelgrab 26 Nr. 112. 117-118; 30 Abb. 19, 1-9. 17-19 Taf. 7, 28-36.

1518 Sprater, Fürstengrab 99. – Die dort gegebenen Zahlen wurden später korrigiert. 1519 Sprater, Urgeschichte 98. 1520 Ch. Seewald, Die Urnenfelderkultur in der Rheinpfalz (ungedr. Diss. Freiburg 1957) 114 mit Anm. 489. 1521 Wocher, Grabfund. 1522 Wocher, Grabfund 27. 1523 Wocher, Grabfund 28 Anm. 49. 1524 Wocher, Grabfund 28. 1525 Wohl in Unkenntnis der neueren Befundinterpretation von LandauWollmesheim (30) – s. o. 1526 Wocher, Grabfund 28. 1527 Vgl. den Plan des Grabes von Kreßbronn-Hemigkofen (6): Wocher, Grabfund 17 Abb. 1.

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Nägel, die jenen aus den Gräbern von Wollmesheim (30), Kreßbronn-Hemigkofen (6) und Hagenau (19) ähneln und die als Beschlagreste von Schilden gedeutet werden1540. Da es sich bei den drei Gräbern aus Mähren und der Slowakei um Brandgräber handelt, waren keine Beobachtungen wie im Falle von Wollmesheim, Grab 1, Kreßbronn-Hemigkofen und Hagenau möglich. Dennoch legt die Waffenausstattung bei gleichzeitigem Fehlen von Wagenbronzen in den ersteren drei Gräbern die Vermutung nahe, daß die Vielzahl der Nägel von vergangenen Holzschilden stammen könnten.

der Reihe „Prähistorische Bronzefunde“ (PBF) mehrere regional begrenzte Arbeiten zu diesem Thema erschienen, wobei eine länderübergreifende einheitliche Typenansprache angestrebt wurde1549. Von dieser Regelung wich Ch. Jacob bedauerlicherweise ab, indem sie die Metallgefäße ihrer Form nach beschrieb und gliederte1550. Um eine überregionale Vergleichbarkeit der urnenfelderzeitlichen Bronzegefäße gewährleisten zu können, wird hier die im Rahmen der PBFEdition bis auf den Band von Ch. Jacob eingehaltene Typengliederung beibehalten1551.

O. Kytlicová nahm aufgrund ihrer Untersuchungen an, daß Bronzeschilde möglicherweise erstmals im karpatischmitteldanubischen Gebiet in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) erzeugt wurden1541. Dies ließe sich ihrer Ansicht nach dadurch stützen, daß mannigfache neu auftretende toreutische Arbeiten – darunter das gesamte bekannte bronzene Schutzwaffenensemble – ab jener Zeit aufträten1542. Demzufolge wären in unserem Untersuchungsgebiet anstelle von bronzenen Schilden solche aus organischen Materialien mit in die Gräber gegeben worden, da Bronzeschilde erst nach den genannten hölzernen produziert wurden, die in den Rahmen vom Übergang jüngere Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D)1543 bis zur mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2)1544 datieren. Außerdem gelangten gegen Ende der Urnenfelderzeit (Ha B) weniger Beigaben in die Gräber und zudem Schutzwaffen in Form von Votivgaben in Flüsse und Moore1545.

Aus elf Gräbern des Arbeitsgebietes mit Waffen im Inventar liegen auch Bronzegefäßbeigaben vor. Von diesen zeigt das Grab von Poing (26) aus der frühen Urnenfelderzeit (Bz D), zu dessen Inventar eine bronzene Siebtasse gehört (Taf. 17, 1), den Beginn der Niederlegung von Bronzegefäßen in Waffengräbern an. Diese Sitte war im mittelbronzezeitlichen Milieu des entsprechenden Raumes noch nicht üblich, sieht man vom Grab 5/1941 von Gusen in Oberösterreich ab, das womöglich noch der Wende von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) zuzuweisen ist1552. Die bronzene Siebtasse des Poinger Grabes kann keinem bestimmten Typ zugewiesen werden. In die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) gehört die Tasse vom Typ Friedrichsruhe, Variante II b (Nied) nach O. Kytlicová (Taf. 34, B 3)1553 aus dem gestörten Grab von Gundelsheim (74). Zeitgleich ist ein kompletter Bronzegeschirrsatz, bestehend aus einem Eimer vom Typ Kurd (Taf. 14, 17)1554, einer Tasse vom Typ Friedrichsruhe, Variante I nach O. Kytlicová (Taf. 14, 12)1555 und einer Siebtasse mit schalenförmigem Körper, welche von den Tassen des Typs Friedrichsruhe abzuleiten ist (Taf. 14, 15)1556, aus dem Wagengrab von Hart a. d. Alz (20). Ebenfalls in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) sind die beiden fragmentierten Bronzeblechbeschläge (Taf. 61, B 2; 56, C 20) aus Grab 3 von Lorsch (187) und demjenigen von Heldenbergen (146) zu datieren. O. Kytlicová hatte in diesen Blechreste als Bestandteile von bronzeblechverkleideten Zisten vermutet1557. Beleg dafür sind erhaltene Holz- und Bronzeblechreste einer Ziste des böhmischen Grabes von Žatec1558, die aufgrund des Beigabeninventares der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zugerechnet wird1559.

2.7 Bronzegefäße Wie Wagen- und Goldbeigabe gelten auch Bronzegefäße als Anzeiger gehobenen sozialen Ranges der Bestatteten. Vor mehr als 70 Jahren erschien E. Sprockhoffs grundlegendes Werk über die Bronzetoreutik der Urnenfelder- und Hallstattzeit1546, worin er der typenchronologischen Gliederung der Bronzegefäße besondere Aufmerksamkeit widmete1547. Sind E. Sprockhoffs damalige Ansätze – insbesondere seine Gliederung der urnenfelderzeitlichen Bronzetassen – bis heute weitgehend gültig, so erschienen in den darauf folgenden Jahrzehnten Untersuchungen, die Fragen nach der Herkunft urnenfelderzeitlicher Bronzegefäße, einer feineren typologischen Ansprache und daraus abgeleitete Gliederungen zum Gegenstand hatten1548. Inzwischen sind im Rahmen

ser 135-156; ders., Bronzegefäße. – Vgl. für weiteres die forschungsgeschichtlichen Überblicke der im folgenden genannten PBF-Bände. 1549 Jacob, Metallgefäße, Kytlicová, Bronzegefäße; Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße; Novotná, Bronzegefäße; Patay, Bronzegefäße; Prüssing, Bronzegefäße. 1550 Warum das so ist, dazu ausführlich S. Hansen, Germania 76, 1998, 343346. 1551 Auf die von Ch. Jacob angeführten, aus Waffengräbern stammenden Gefäße des Untersuchungsgebietes wird im Katalog verwiesen, auf die übrigen hier genannten in den Anmerkungen. 1552 Vgl. dazu: Trnka u. Ladenbauer-Orel, Gräberfeld 47. 1553 Kytlicová, Bronzegefäße 25 Anm. 3; 38 Anm. 74. 1554 Patay, Bronzegefäße 40; 91. 1555 Kytlicová, Bronzegefäße 31. – Vgl. ebd. 23 f. 1556 Patay, Bronzegefäße 72; 91. 1557 Kytlicová, PĜíspČvek 136 Anm. 50-51. 1558 Žatec, okr. Louny, Böhmen, Tschechische Republik, aus Grab: Kytlicová, PĜíspČvek 127-129 Abb. 7-9; dies., Bronzegefäße 23 f. Nr. 3; 81 Nr. 44 Taf. 29, C. 1559 Kytlicová, Bronzegefäße 82. – Ausführlich zu dieser Gefäßform: Clausing, Vorläufer.

1540 Paulík, Hügelgrab 62 f. – J. Paulík zog auch eine Phalere aus dem Grab von Oþkov als Schildbeschlag in Erwägung, wobei er allerdings in keiner Weise eine mögliche Befestigungsweise ansprach (Paulík, Hügelgrab 62; 38 Abb. 18). 1541 Kytlicová, Schild 443. 1542 Kytlicová, Schild 443. 1543 Hagenau (19). 1544 Wollmesheim, Grab 1 (30). 1545 Kytlicová, Schild 446 f. 1546 Sprockhoff, Handelsgeschichte. 1547 Sprockhoff, Handelsgeschichte 49 ff. 1548 V. G. Childe, The First Bronze Vases to be made in Central Europe. Acta Arch. (København) 20, 1949, 257-264; G. von Merhart, Studien über einige Gattungen von Bronzegefäßen. Festschr. RGZM 2 (Mainz 1952) 171; Müller-Karpe, Wagengrab 46-75, bes. 58 f.; von Brunn, Hortfunde bes. 87; 155 ff.; Jockenhövel, Bronzeamphore; Thrane, Funde; ders., Forbindel-

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nach P. Patay1572 sowie wiederum eine Tasse vom Typ Friedrichsruhe, Variante II b (Nied)1573. Dem gleichen Typ und der gleichen Variante wird auch die Bronzetasse (Taf. 30, A 5) aus Steinkistengrab 1 von Eschborn (58) zugewiesen1574, das derselben Zeit angehört.

Der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) gehören die Fuchsstadt-Tasse des Grabes von Ehingen (Donau) (227 – Taf. 69, E 3)1560 sowie jene des Eschborner Steinkistengrabes 2 (17 – Taf. 10, 8) an. Die Fragmente einer Bronzetasse aus Grab 3 von Trimbs (129) stellte A. von Berg aufgrund des Henkels (Taf. 51, A 26) in die Nähe der Tassen vom Typ Fuchsstadt1561. Charakteristisch für die unverzierten Fuchsstadt-Tassen ist vor allem der Standring1562, der aber dem fragmentierten Exemplar von Trimbs fehlt. Insofern das Henkelfragment des Grabes mit demjenigen aus Steinkistengrab 1 von Eschborn (58) zu vergleichen ist, scheint A. von Bergs Zuordnung gerechtfertigt1563. Allerdings gibt es vergleichbare Henkel mit der typischen parallelen Rillenzier und zweifacher Nietung auch an Bronzetassen vom Typ Jenišovice1564 bzw. JenišoviceKirkendrup1565. Fraglich ist ferner die Ansprache des Blechstückes mit umgelegtem, schwach eingerolltem Rand (Taf. 51, A 25) als Tassenfragment1566. Zumindest aus der Literatur ist eine solche Randbildung für keinen Typ der spätbronzezeitlichen Bronzetassen zu belegen1567. Nach O. Kytlicová gehört die Tasse (Taf. 65, A 5) aus einem Grab von Viernheim (204) trotz abweichender Profilierung zum Typ Friedrichsruhe, Variante II b (Nied) und wäre damit mittelurnenfelderzeitlicher Zeitstellung1568. Das Sternmuster auf dem Tassenkörper läßt an eine mögliche Herkunft aus mitteldeutschen Werkstätten denken1569. Das Bruchstück eines Bronzezylinders mit Schrägrand (Taf. 65, A 2) aus derselben Bestattung gehörte einst sicherlich ebenfalls zu einem Bronzegefäß. Zu diesem Stück sind keine Parallelen namhaft zu machen, so daß sein einstiges Aussehen bzw. der Typ nicht bestimmt werden kann. Ein Vergleich mit separat gearbeiteten, nachträglich angebrachten Standringen späturnenfelder- und hallstattzeitlicher Bronzegefäße zeigt, daß jene von konischer, in keinem Falle aber von zylindrischer Form sind1570. Ferner fehlt im Inventar der Viernheimer Grablege auch ein funktional ergänzendes Gegenstück, das eine solche Annahme unterstützen könnte. An der Wende von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) wurde das Grab von Acholshausen (149) angelegt. Zu dessen Bronzegefäßausstattung gehörten neben einem bronzenen Kesselwagen1571 ein Becken mit Dreiecksattaschen vom Typ A Variante A1 (mit scharfem Umbruch)

Die besondere Wertschätzung von Bronzegefäßen läßt sich an deren Behandlung im Grabbrauch und an der Deponierungslage im Grabe ablesen. Etwa die Hälfte der in die genannten Grablegen mit Waffenbeigabe gelangten Bronzegefäße scheint unverbrannt und unbeschädigt beigegeben worden zu sein1575. Dabei ist der Erhaltungszustand der toreutischen Erzeugnisse nicht vom Grabritus (Brand- oder Körpergrab) abhängig. Die gut erhaltenen Gefäße aus Acholshausen, Ehingen (Donau), Hart a. d. Alz, Poing und Viernheim gehören zum Beigabeninventar von Brandgräbern. Das aus Körpergräbern stammende Bronzegeschirr (Steinkistengrab 3 von Eschborn, Gundelsheim) ist wie jenes aus Brandgräbern (Steinkistengrab 1 von Eschborn, Grab 3 von Trimbs) nur beschädigt überliefert. Ein Zusammenhang zwischen Fundumständen (z. B. Bruchgefahr bei der Bergung), Fundzeit (Altgrabungen) und Erhaltungszustand scheint nicht zu bestehen1576. Unterstützt wird unsere Annahme noch durch die Lage der Bronzegefäße, die nur in wenigen Fällen überliefert ist. Im Wagengrab von Hart a. d. Alz (20) wurden Eimer, Tasse und Sieb ineinandergestellt im nordöstlichen Teil des Grabes unter der Steinpackung und separat von den übrigen Beigaben deponiert. Die bronzebeschlagene Ziste von Heldenbergen (146) scheint sich etwa in der Mitte des Grabes befunden zu haben, die Siebtasse von Poing (26) lag im nordöstlichen Teil des Grabes und die Bronzetasse von Viernheim (204) in der Urne. Diese hervorgehobene Behandlung von Bronzegefäßen im Sepulkralbrauch bestätigt sich auch in waffenlosen Gräbern. Unbeschädigt mit in das Grab gegeben worden sind anscheinend auch die Bronzegefäße von Abstatt1577, Altensittenbach1578, Bad Schussenried1579, Burladingen1580, Gernlin-

1572

Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 56, 7; Patay, Bronzegefäße 19 f. Anm. 13. – Vgl. auch Novotná, Bronzegefäße 43 Anm. 1: Gruppe A nach G. von Merhart. 1573 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 56, 3; Kytlicová, Bronzegefäße 38 f. Anm. 74. 82. 1574 Kytlicová, Bronzegefäße 38; 101. 1575 Aus den Steinkistengräbern 1 und 2 von Eschborn (58, 17) stammen je drei Fragmente; bei der Tasse von Gundelsheim, Grab 1 (74) fehlt der Boden; bei Heldenbergen (146) und Lorsch, Grab 3 (187) ist die Fragmentierung wohl auf die vergangenen Holzkörper der Zisten zurückzuführen; aus Grab 3 von Trimbs (129) liegen, wie angeführt, nur ein Henkel einer Bronzetasse sowie ein Randstück eines weiteren Bronzegefäßes vor. 1576 Ganz erhalten war beispielsweise die Tasse der 1909 ausgegrabenen Bestattung von Ehingen (Donau) (227); nur Fragmente von Bronzegeschirr stammen aus dem 1973 gehobenen Grab 3 von Trimbs (129). Obwohl dieses gestört war, sprechen die erhaltenen Bruchstücke nicht dafür, daß vollständige Gefäße beigegeben waren. 1577 Abstatt, Lkr. Heilbronn, Nordbaden, Grab: Dehn, Urnenfelderkultur 35; 38; Paret, Urgeschichte 53 Abb. 17; Jacob, Metallgefäße 27 Nr. 24 Taf. 5, 24 (Ha A2 – Dehn, Urnenfelderkultur 35). 1578 Altensittenbach, St. Hersbruck, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grab 1: Hennig, Grab- und Hortfunde 118 Nr. 113 Taf. 47, 6-8; Jacob, Metallgefäße 29 Nr. 26 Taf. 5, 26 (Ha B1 – Hennig, Grab- und Hortfunde 37).

1560 D. Burkhardt, Frühhallstattfunde aus Ehingen a. D. Fundber. Schwaben 17, 1909, 10-12, gibt sie als der Schussenrieder Tasse im Stuttgarter Museum entsprechenden Typ an, bei der es sich, wie aus Müller-Karpe, Beiträge Taf. 207, B hervorgeht, um eine Fuchsstadt-Tasse handelt. 1561 von Berg, Untersuchungen 93 f. 1562 Vgl. Prüssing, Bronzegefäße 22. 1563 Nach älterer Typologie handelt es sich dabei um eine Fuchsstadttasse, neuerdings wird sie der Variante II b (Nied) des Typs Friedrichsruhe zugeordnet (Kytlicová, Bronzegefäße 38; 101). 1564 z. B. Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 4, 22. 1565 z. B. Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße Taf. 1, 6; 2, 10. 12-14; 3, 22. 1566 von Berg, Untersuchungen 93 f.; ders., Bemerkungen 140 Nr. 23. 1567 Vgl. etwa die entsprechenden Abbildungen bei Jacob, Metallgefäße; Kytlicová, Bronzegefäße; Novotná, Bronzegefäße; Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße; Patay, Bronzegefäße und Prüssing, Bronzegefäße. 1568 Kytlicová, Bronzegefäße 38 Anm. 74. 1569 Kytlicová, Bronzegefäße 39 Anm. 82. 1570 Vgl. dazu z. B.: Jockenhövel, Bronzeamphore 20 Abb. 2; 22 Abb. 4; 32 Abb. 6; Prüssing, Bronzegefäße Taf. 10, 79; 80-85; 92; 93, 300. 302; Kytlicová, Bronzegefäße Taf. 10, 46. 1571 Vgl. dazu Kap. 2.9) Wagen und Wagenteile.

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den1581, Langengeisling1582, Möhringen1583, Nierstein1584, Sengkofen1585, Singen (Hohentwiel)1586, Steinkirchen1587 und Landau-Wollmesheim1588. Nahezu unversehrt sind die Bronzetasse aus Grab U 14 von Marburg1589 und die aus Grab 48 von Zuchering1590. Beschädigt sind dagegen die Bronzegefäße der Gräber von Ergolding1591, Fuchsstadt1592, Haltingen1593, Haunstetten (zwei Gräber)1594 und Kirchehrenbach1595, wobei allerdings nicht zu klären ist, inwiefern diese ehemals unbeschädigt beigegeben worden waren. In den Grablegen von Altensittenbach1596, Marburg1597, Sengkofen1598 und Steinkirchen1599 fanden sich die Bronze-

gefäße in der Urne, in den Gräbern von Burladingen1600, Langengeisling1601 und Singen (Hohentwiel)1602 neben dieser und in Grünwald1603 schließlich unter der Urne. Die Bronzetasse mit Stierkopfgriff aus Grab 48 von Zuchering war zusammen mit den übrigen Gefäßen um den Leichenbrand herum angeordnet1604. Ansonsten sind keine genauen Lagebeschreibungen überliefert. Gräber mit Waffen- und zusätzlich auch Bronzegefäßausstattung zeugen vom besonderen Rang der Bestatteten1605. Diesen Begräbnissen stehen einige waffenlose Bestattungen mit Bronzegefäßbeigabe gegenüber. Das Verhältnis dieser beiden Gruppen von Grablegen zueinander soll im folgenden näher untersucht werden.

1579 Bad Schussenried, Lkr. Biberach a. d. Riß, Südwürttemberg, aus Grab: Müller-Karpe, Beiträge 313 Taf. 207, B; Jacob, Metallgefäße 27 Nr. 21 Taf. 4, 21 („Reichenbach“) (Ha A). 1580 Burladingen, Zollernalbkreis, Südwürttemberg, Grab von 1899: Betzler, Fibeln 31 f. Nr. 51 Taf. 86, A; Jacob, Metallgefäße 33 Nr. 31 Taf. 6, 31 (Ha A2 – Betzler, Fibeln 36). 1581 Gernlinden, Gde. Maisach, Lkr. Fürstenfeldbruck, Oberbayern, Grab 34: Müller-Karpe, Urnenfelder 54 Taf. 45, J; Jacob, Metallgefäße 27 Nr. 19 Taf. 4, 19 (Ha A2 – Müller-Karpe, Beiträge 159). 1582 Langengeisling, St. Erding, Lkr. Erding, Oberbayern, Grab 4: Krämer, Grabfunde 264 f. Abb. 2; Jacob, Metallgefäße 27 Nr. 20; 42 f. Nr. 53 Taf. 4, 20; 9, 53 (Ha A2 – Kytlicová, Bronzegefäße 87). 1583 Möhringen, Kr. Donaueschingen, Südbaden, aus 1 oder 2 Gräbern: Kimmig, Urnenfelderkultur 143 f. Taf. 33, A; Jacob, Metallgefäße 26 f. Nr. 17 Taf. 4, 17 (Ha A2?). 1584 Nierstein, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, aus Grab (?): Thrane, Funde 159 Abb. 2, b; Jacob, Metallgefäße 26 Nr. 12 Taf. 3, 12. 1585 Sengkofen, Gde. Mintraching, Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Grab 17: Fischer, Bronzetasse 93 Abb. 79 oben; Jacob, Metallgefäße 28 f Nr. 25 Taf. 5, 25 (Ha A – ebd.). 1586 Singen (Hohentwiel), Lkr. Konstanz, Südbaden, Grab 176: Brestrich, Grabfunde 370 ff. Taf. 49, 2 (Ha B3 – kleinköpfige Vasenkopfnadel). 1587 Steinkirchen, Gde. Stephansposching, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Grab mit Pferdegeschirr: Holste, Bedeutung 7 ff. Abb. 2, 1; Clausing, Grabfund 18 ff. Abb. 6 a, 1; Jacob, Metallgefäße 58 Nr. 124 Taf. 16, 124 (Ha B3 – Müller-Karpe, Besiedlung 181 Anm. 16). – Zum selben Grab gehört außerdem ein Trinkhorn, dessen bronzener Endbeschlag unbeschädigt erhalten geblieben ist (Clausing, Grabfund 24 ff. Abb. 6 a, 2). 1588 Wollmesheim, St. Landau in der Pfalz, Rheinland-Pfalz, Grab 3: Zylmann, Urnenfelderkultur 199 f. Taf. 89, C; Jacob, Metallgefäße 30 Nr. 28 Taf. 5, 28 (Ha A2 – wegen des Messers; damit entgegen O. Kytlicová, die einen Ha A1-zeitlichen Ansatz vertritt). 1589 Marburg, Kr. Marburg-Biedenkopf, Hessen, Botanischer Garten, Grabhügel U 14: Ebel, Bronzetasse 21 Abb. 4 (Ha B1 – ebd. 28). 1590 Zuchering, St. Ingolstadt, Oberbayern, Grab 48: Jacob, Metallgefäße 58 Nr. 124 Taf. 16, 124 (Ha B3 – ebd.). 1591 Ergolding, Lkr. Landshut, Niederbayern, aus Grab: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 128, B 1; Jacob, Metallgefäße 19 Nr. 6 Taf. 2, 6 (Ha A1 – Kytlicová, Bronzegefäße 38). 1592 Fuchsstadt, Lkr. Würzburg, Unterfanken, aus Grab: Wilbertz, Urnenfelderkultur 209 Nr. 238 Taf. 52, 1 (Zusammengehörigkeit des Inventars demnach nicht erwiesen); Jacob, Metallgefäße 25 Nr. 10 Taf. 2, 10. 1593 Haltingen, St. Weil a. Rhein, Kr. Lörrach, Südbaden, aus 1-2 Gräbern: Kimmig, Urnenfelderkultur 140 Taf. 4, B 5; Jacob, Metallgefäße 62 Nr. 137 Taf. 18, 137 (Ha A1 – Kytlicová, Bronzegefäße 34). 1594 Haunstetten, St. Augsburg, Stkr. Augsburg, Schwaben, Grab 23: Wirth, Grabfunde 156 f. mit Taf.; Grab 47: ebd. 163 f. mit Taf. (Ha B1 – ebd. 18 ff.). 1595 Kirchehrenbach, Lkr. Forchheim, Oberfranken, Hügel 2: Hennig, Grabund Hortfunde 79 Nr. 41 Taf. 12; Jacob, Metallgefäße 50 Nr. 100 Taf. 13, 100 (Ha B3 – Hennig, Grab- und Hortfunde 40). 1596 Altensittenbach, St. Hersbruck, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grab 1: Hennig, Grab- und Hortfunde 118 Nr. 113 Taf. 47, 6-8. 1597 Marburg, Kr. Marburg-Biedenkopf, Hessen, Botanischer Garten, Grabhügel U 14: Ebel, Bronzetasse 21 Abb. 4. 1598 Sengkofen, Gde. Mintraching, Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Grab 17: Fischer, Bronzetasse 93 Abb. 79 oben. 1599 Steinkirchen, Gde. Stephansposching, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Grab mit Pferdegeschirr: Clausing, Grab 7.

Schon das Beispiel des späturnenfelderzeitlichen Brandgrabes in Holzkammer mit Steinabdeckung von Singen (Hohentwiel)1606 zeigt, daß auch waffenlose Gräber mit einem Bronzegefäß durchaus als „reich“ ausgestattet eingestuft werden können: Außer dem aufwendigen Grabbau weisen neben dem Bronzeschälchen mindestens 64 serviceartig zusammengestellte Tongefäße darauf hin. Auch die waffenlosen Gräber von Burladingen1607, Grünwald1608 und Steinkirchen1609 geben mit ihren Beigabeninventaren den erhöhten Rang der Bestatteten zu erkennen, der sich durchaus mit dem von Waffenträgern messen kann. Zum Geschlecht der mit Bronzegefäßbeigabe Bestatteten ist anzumerken, daß es sich dort, wo der anthropologische und der archäologische Nachweis zu führen waren, fast ausschließlich um Männergräber handelt. Das reich mit frauenspezifischen Beigaben ausgestattete Grab 1 von Grünwald1610 deutet auf eine Doppelbestattung von Mann und Frau hin, die in gewisser Weise kennzeichnend für die Führungsschicht der späten Bronzezeit ist. Die Beigabenspannbreite der hier angeführten Grablegen mit und ohne Waffenbeigabe zeigt, daß wir bei dem Versuch, soziale Differenzierungen vornehmen zu wollen, durchaus mit fließenden Übergängen zu rechnen haben – ein Bild, wie es beispielsweise auch für die Gräber mit Goldbeigabe zutrifft1611. Bronzegefäßbeigaben stammen in keinem Fall aus schlicht angelegten Gräbern. 1600 Burladingen, Zollernalbkreis, Südwürttemberg, Grab von 1899: Betzler, Fibeln 31 f. Nr. 51 Taf. 86, A. 1601 Langengeisling, St. Erding, Lkr. Erding, Oberbayern, Grab 4: Krämer, Grabfunde 264 f. Abb. 2. 1602 Singen (Hohentwiel), Lkr. Konstanz, Südbaden, Grab 176: Brestrich, Grabfunde 370 ff. Taf. 49-54. 1603 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 1: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 6-7 (Ha A1 – Müller-Karpe, Beiträge 158). 1604 Jacob, Metallgefäße 59. 1605 Schauer, Gemeinsamkeiten 209. 1606 Singen (Hohentwiel), Lkr. Konstanz, Südbaden, Grab 176: Brestrich, Grabfunde 370 ff. Taf. 49-54. 1607 Burladingen, Zollernalbkreis, Südwürttemberg, Grab von 1899: Betzler, Fibeln 31 f. Nr. 51 Taf. 86, A. 1608 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 1: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 6-7. 1609 Steinkirchen, Gde. Stephansposching, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Grab mit Pferdegeschirr: Clausing, Grab. 1610 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 1: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 6-7. 1611 Vgl. Kap. 2.8) Goldgegenstände.

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Im überregionalen Vergleich zeigt das Beispiel böhmischer Grablegen mit Bronzegefäßbeigabe ein ähnliches Bild1612. Eine Trennung der hier behandelten Gräber nach Gruppen unterschiedlichen Ranges muss jedoch – gerade in Hinblick auf andere Anzeiger wie beispielsweise Wagen, Gold, Keramikservice und aufwendiger Grabbau – vorerst zurückgestellt werden1613. Weiterer Prüfung bedarf die Annahme, daß die mit sehr reichen Beigaben, darunter Bronzetasse, -sieb und -eimer beigesetzten Verstorbenen zu Lebzeiten Feste religiöser oder auch profaner Natur ausgerichtet haben könnten (Hart a. d. Alz), was Rückschlüsse auf ihren Reichtum, gesellschaftliche Funktion und Position zuließe1614. Zeigen ferner bereits die Waffenbeigaben in einigen Gräbern den Status der Bestatteten an, so mag in mehreren Fällen die Beigabe einer Bronzetasse oder auch eines Bronzesiebes die Annahme stützen, es habe sich zu Lebzeiten um Privilegierte gehandelt, die an nicht alltäglichen Zeremonien teilhatten. Daß dieses Privileg offensichtlich nicht nur auf Waffenträger beschränkt ist, darauf vermögen die bronzegefäßführenden Grablegen, in denen Waffenbeigaben fehlen, hinzudeuten. Jene enthielten zumeist nur eine bronzene Tasse, eine Schale oder einen Schöpfer. Nur aus dem waffenlosen Grab 4 von Langengeisling liegen zwei Bronzegefäße – Tasse und Siebtasse – vor. Das späturnenfelderzeitliche Grab von Kirchehrenbach gehört wohl nicht in diesen Zusammenhang, ebensowenig auch die Gevelinghausener Bestattung, die nach den eingangs geschilderten neueren Ergebnissen zur Chronologie der späten Bronze- und frühen Eisenzeit wohl schon letzterer zugewiesen werden müßte1615.

te für eine solche Verwendung der altweltlichen Bronzegefäße gibt es jedoch nicht1617. Lediglich für zwei Gefäße, die aus zwei Tempeln der frühdynastischen Zeit (2. Viertel 3. Jahrtausend v. Chr.) im Zweistromland stammen und die zudem mit Ausgußrinnen versehen sind, ergab sich die Möglichkeit einer Deutung im Zusammenhang mit Trankopfern1618. Unter chronologischem Aspekt liegt der Schwerpunkt von Bronzegefäßbeigaben in der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A). So wie sich an den Waffengräbern der Urnenfelderzeit allgemein ein Ausstattungsbruch zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) abzeichnet, trifft dies auch für Grablegen mit Bronzegefäßbeigaben zu. In der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) lebt die Sitte, dem Verstorbenen Bronzegefäße mit in das Grab zu geben, wieder auf. Gräber mit Waffenbeigabe im Untersuchungsgebiet sind hiervon bislang ausgenommen. Die außergewöhnlich reich ausgestattete Grablege von Saint-Romain-de-Jalionas jedoch, welche unter anderem ein Vollgriffschwert vom Typ Mörigen, einen bronzenen Eimer und ein kleines bronzenes Kännchen enthielt1619 sowie der eventuelle Grabfund von Hostomice – ebenfalls mit Waffenbeigaben, ferner an Bronzegefäßen eine Amphore, eine Becken-Tasse und zwei weitere Tassen1620 –, vermitteln einen recht deutlichen Eindruck von der herausragenden Stellung späturnenfelderzeitlicher Herren. Depot- mit und Einzelfunde von Bronzegefäßen tragen hier nicht zur Erweiterung der gewonnenen Erkenntnisse bei, sieht man davon ab, daß sie den Ausgleich zu den fehlenden Grabbeigaben in jüngerer (und später?) Urnenfelderzeit herzustellen scheinen1621.

Die Möglichkeit, die beigegebenen Bronzegefäße als Libationsgeschirr zu deuten, muß kurz erörtert werden. Denn in diesem Falle würden die Bronzen nicht aus dem Besitz des Toten, sondern aus dem der Hinterbliebenen stammen. Als Ritualgerät eigenen Rechts wären die Gefäße dann auch nicht auf den Scheiterhaufen gelangt, was ihren Erhaltungsgrad bzw. die separierende Behandlung im Grab erklären könnte. Zwar ist Libation als Bestandteil minoischer Religion und auch aus den homerischen Epen überliefert1616, Anhaltspunk-

1617

Dies ergab eine Durchsicht der Bronzegefäße behandelnden PBF-Bände. M. Müller-Karpe, Metallgefäße im Irak I (Von den Anfängen bis zur Akkad-Zeit). PBF II, 14 (Stuttgart 1993) 31 Nr. 44. 45; 285 Taf. 10, 44. 45. 1619 Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Grabhügel: Brun, Princes 216 f. mit Abb.; Verger, Dépôt; ders. u. Guillaumet, Tumulus. 1620 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30. 31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 10, 46; 52-54. 1621 z. B.: Aschhausen, Hohenlohekreis, Nordwürttemberg, Abschnittsbefestigung, Lesefund: Dehn, Urnenfelderkultur Taf. 35, B 2; Bad Homburg, Hochtaunuskreis, Hessen, Hort: Herrmann, Funde Taf. 187, 22; Beuron, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Hort: Stein, Katalog Taf. 75, 9-11; Dexheim, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz, FU unbekannt: AuhV 2, 3 (Mainz 1870) Taf. 5, 3; Dossenheim, Rhein-Neckar-Kreis, Nordbaden, Hort: Stein, Katalog Taf. 79, 2; Ehingen-Badfeld, Kr. Augsburg-West, Schwaben, Hort: Schauer, Schwerter Taf. 147, 24. 25; Enderndorf-Stockheim, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 156, 44; Frankfurt am Main-Nied, Stkr. Frankfurt, Hessen, Einzelfund: Herrmann, Funde Taf. 208, F; Fridolfing, Lkr. Traunstein, Oberbayern, Hort: H. Koschik, Bayer. Vorgeschbl. 46, 1981, 38 Abb. 1, 1; 40 Abb. 2; Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände, Hort: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur Taf. 37, 1; Mainz, Rheinland-Pfalz, aus dem Rhein: Wegner, Flußfunde Taf. 74, 1. 2; Pfeffingen, Zollernalbkreis, Südwürttemberg, Hort: Stein, Katalog Taf. 94, 6; Ramsen, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz, Hort: Kolling, Bronzezeit Taf. 55, 1-8. 22-30; Unterglauheim, Lkr. Dillingen a. d. Donau, Schwaben, Hort: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 169, 3-5; Winklsaß, Lkr. Landshut, Niederbayern, Hort: Stein, Katalog Taf. 116, 5-15; Wonsheim, Kr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz, Hort: Hansen, Studien Taf. 14, 10. 1618

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Kytlicová, Bronzegefäße 10 Tab. 4; ebd. 125 ff. und Taf. 24, B; 25 Listen und Kartierungen von urnenfelderzeitlichen Gräbern mit Bronzegefäßen und deren Beigabenkombinationen in Mitteleuropa. 1613 O. Kytlicová hat die Grabfunde mit Bronzegeschirr in drei Gruppen unterteilt, welche soziale Abstufungen wiedergeben sollen (Kytlicová, Bronzegefäße 102 f.). Dabei vermißt man allerdings die Bezüge zu einer Reihe weiterer, aufgrund anderer Beigaben als reich anzusprechenden Gräber, was zu einer sehr einseitigen Interpretation der tatsächlichen bzw. aus den Quellen abzulesenden Verhältnisse führt. 1614 In diesem Sinne: Egg u. Pare, Wagen 210. 1615 Entsprechend Veji, Quattro Fontanili, Grab AA1 (M. Cristina Franco, P. Mallett u. A. Wacher, Notizie Scavi Ant. 1970, 296 ff. Abb. 70-83 oben; 9399) und dem Königsgrab von Seddin (A. Kiekebusch, Das Königsgrab von Seddin. Führer Urgesch. 1 [Augsburg 1928]). – Jockenhövel, Bronzeamphore. – Zur Verbreitung der Bronzeamphoren des Typs GevelinghausenSeddin-Veio F.-W. von Hase, in: Die Etrusker und Europa. Paris 1992 – Berlin 1993 (Paris/Mailand 1993) 191; Karte S. 193; C. Metzner-Nebelsick, in: Gaben an die Götter. Schätze der Bronzezeit Europas. Bestandskat. 4 (Berlin 1997) 193-197. 1616 Vgl. RE II, 12 (München 1937) s. v. Trankopfer 2131-2138, bes. 2131 ff. (W. Enßlin).

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heim (74), Hurlach (83)1630, Lorsch, Grabhügel 2 (90), Trimbs (308) und Worms-Pfeddersheim (143). Bei einem zehnten Goldfund ist die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Grabinventar nicht gesichert: Homburg Saarpfalz-Kreis (82). Bis auf das Grab von Trimbs (308), wo eine Tüllenpfeilspitze als Waffenbeigabe angesprochen werden könnte1631, handelt es sich ausnahmslos um Gräber mit Schwertern bzw. Schwertbruchstücken. Zusätzlich befand sich eine Lanzenspitze in der Grablege von Bad Nauheim (1); Schwerter zusammen mit Pfeilspitzen fanden sich in den Gräbern von Hagenau (19) und dem Wagengrab von Hart a. d. Alz (20). Zeitlich erstreckt sich die Goldbeigabe aus den zitierten Gräbern von der Wende der jüngeren Hügelgräber- zur frühen Urnenfelderzeit (Bz C2/D)1632 bis zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1)1633. Gräber ohne Waffen- aber mit Goldbeigabe, Horte und Einzelfunde sind für die gesamte Urnenfelderzeit belegt. Noch in mittelbronzezeitlichem Kontext sind die beiden goldenen Noppenringe ungeklärter Funktion (Taf. 12, 2021)1634 aus der Bestattung von Hagenau (19), die in den Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) verwiesen wird, zu sehen1635. Vergleichbare, wenngleich kleinere Spiralringe stammen aus dem Bz Dzeitlichen Grab 1 von Augsburg-Haunstetten IV1636, aus dem älterurnenfelderzeitlichen Wagengrab von Hart a. d. Alz (20 – Taf. 14, 7) und aus einem Grab von Lachen-Speyerdorf, welches nur allgemein der Urnenfelderzeit zugewiesen wird1637.

2.8 Goldgegenstände Unter der Prämisse, daß Goldfunde in Gräbern ein Kriterium sozialen Ranges darstellen können, werden im folgenden die einschlägigen Grablegen im Arbeitsgebiet untersucht und die darin geborgenen Goldfunde zu funktionalen Gruppen zusammengestellt. Um diese Gruppierungen zu stützen, werden ferner auch Hort- und Einzelfunde des gleichen Raumes berücksichtigt. Eine einwandfreie Zuweisung einzelner Fundstücke ist jedoch dadurch erschwert, daß nicht immer Abbildungen vorliegen. Seit W. Hübener 1962 eine ergänzende Liste zu derjenigen W. Kimmigs von 19401622 vorlegte1623, ist keine aktuelle Zusammenstellung spätbronzezeitlicher Goldfunde unseres Untersuchungsgebietes mehr publiziert worden. Im Zusammenhang mit den drei Goldblechkegeln von Avanton, Ezelsdorf und Schifferstadt haben sich M. Fecht und P. Schauer um eine Deutung dieser Funde sowie um deren Technologie bemüht1624. Des weiteren wurden Herkunft und die aus der Bearbeitungstechnik ersichtlichen weitreichenden Bezüge dieser Treibarbeiten untersucht und in einem weitgespannten Überblick die Forschungsgeschichte zu den bronzeund urnenfelderzeitlichen Goldfunden dargestellt1625. Wertvolle Untersuchungen auf diesem Felde hatten zuvor Ch. Eluère für die französischen Goldfunde der Bronzezeit1626 und J. J. Taylor für jene der britischen Inseln1627 vorgenommen. Von B. Hardmeyer schließlich liegt ein Auszug ihrer Dissertation über die europäischen Goldfunde des 3. und 2. Jahrtausends vor. Diese Arbeit geht auch ausführlich auf alle Fragen der Goldverarbeitung von den Lagerstätten bis zum Fertigprodukt ein1628. Schließlich hat sich auch L. Sperber anläßlich der Bekanntgabe einer Zierscheibe von Schifferstadt (Kr. Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz), an der durch neue Untersuchungen Reste eines Goldfolienbelages festgestellt werden konnte, mit der Frage nach der sozialen Bewertung goldenen Trachtschmucks befaßt1629.

Aus dem älterurnenfelderzeitlichen Steinkistengrab von Gundelsheim (74) liegt eine goldene, ritzverzierte Zwinge vor, die auf den Griffdorn des Messers geschoben war (Taf. 34, B 4). Gold ziert auch das Messer aus dem frühurnenfelderzeitlichen Hügel 1 von Uffing am Staffelsee. Hier haben sich von einer einstigen hölzernen Messerscheide ein goldenes Mundblech sowie Teile der goldenen Scheideneinfassung erhalten1638. Zu den Beigaben des mittelurnenfelderzeitlichen Steinkistengrabes von Bad Nauheim (1) zählen zwei geriefte Goldblechröhrchen sowie drei dünne Goldplättchen, eines davon mit ovalen Buckeln geschmückt.

Neun Gräber mit Waffen im Beigabenspektrum enthielten auch Goldbeigaben: Bad Nauheim (1), Gammertingen, Grab von 1971 (18), Hagenau (19), Hart a. d. Alz (20), Gundels-

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Kimmig, Urnenfelderkultur 207 f. Hübener, Gräber. 1624 Schauer, Goldblechkegel. – Dazu ist vor mehreren Jahren ein vierter Goldblechkegel gekommen: W. Menghin, The Berlin Gold Hat: A Ceremonial Head-dress of the Late Bronze Age. In: Gods and Heroes of the Bronze Age. Europe at the time of Ulysses (London 1999) 172-175; ders.: Goldene Kalenderhüte – Manifestationen bronzezeitlicher Kalenderwerke. In: Gold und Kult der Bronzezeit (Nürnberg 2003) 220-237. 1625 Schauer, Goldblechkegel 1-24. 1626 Ch. Eluère, Les ors préhistoriques. L’âge du Bronze en France 2 (Paris 1982). – Eine deutschsprachige Arbeit derselben Autorin behandelt überdies die Goldfunde Europas vom ersten Auftreten bis in die Eisenzeit (Ch. Eluère, Das Gold der Kelten [München 1987]). 1627 J. J. Taylor, Bronze Age goldwork of the British Isles (Cambridge 1980). 1628 B. Hardmeyer, Prähistorisches Gold Europas im 3. und 2. Jahrtausend vor Christus (Teildruck Diss. Zürich 1976). – Auch das Gebiet der ehem. Sowjetunion wurde von ihr berücksichtigt. – Siehe auch B. R. Armbruster, Goldschmiedekunst und Bronzetechnik. Studien zum Metallhandwerk der Atlantischen Bronzezeit auf der Iberischen Halbinsel. Monogr. Instrumentum 15 (Montagnac 2000). 1629 Sperber, Bemerkungen. 1623

1630 Die Funde aus dieser Bestattung, eine goldene Hülse und ein goldener Anhänger, sind einstweilen nicht näher zu beurteilen. Sie sollen zusammen mit drei Bernsteinperlen vom Halsschmuck der im Doppelgrab mitbestatteten Frau stammen (Winghart, Totenfolge 70). 1631 Zur Frage, ob eine Pfeilspitze im Grab auch mit der Todesursache zu tun haben könnte vgl. Kap. 2.3) Pfeilspitzen. 1632 Hagenau (19). 1633 Worms-Pfeddersheim (143). 1634 Stary, Häuptlingsgrab 54 Anm. 74. 1635 Stary, Häuptlingsgrab 54 Anm. 69-73. 1636 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld IV, Grab 1: Wirth, Grabfunde 176 Taf. Haunstetten IV 1, 6 (Bz D – ebd. 101); Mehrfachbestattung: kleiner Golddrahtring. 1637 Lachen-Speyerdorf, St. Neustadt a. d. Weinstraße, Kr. Speyer, Rheinland-Pfalz: F. Sprater, Germania 19, 1935, 70 Abb. 14 (urnenfelderzeitlich – ebd. 70); Brandgrab: zwei Golddrahtschleifenringe. 1638 Uffing am Staffelsee, Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern, Hügel 1: Koschik, Bronzezeit 250 Nr. 240 Taf. 138, 1 (Bz D – Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 105 Nr. 415); Brandgrab in Steingewölbe unter Hügel: goldenes Mundblech und goldene Einfassung einer Messerscheide.

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Goldblechröhrchen bzw. -röllchen sind aus Burkheim1639, Grab 10 von Dietzenbach1640, Frankfurt am MainHeddernheim1641, Wollmesheim, Grab 21642, einem weiteren Grab desselben Fundortes1643, ferner aus dem Steinkistengrab 2 von Langenselbold1644, Mainkofen1645, NiederOlm1646, Reichenau, Hügel B, Grab 31647, Riegsee, Hügel Singen (Hohentwiel)1649 und Wiesbaden211648, 1650 überliefert. Mit Ausnahme des Exemplares Erbenheim von Burkheim – einem Siedlungsfund – stammen alle übrigen aus Grabfunden. Die Datierung dieser zum Schmuck gehörigen Gegenstände reicht von der frühen Urnenfelderzeit (Bz D)1651 bis an die Wende von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1)1652. Die meisten Grabfunde mit Goldblechröhrchen oder -röllchen gehören dabei der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) an. Goldplättchen bzw. Goldblechfragmente, deren ursprüngliche Form und Funktion aufgrund des Erhaltungszustandes nicht mehr ermittelt werden kann, befanden sich ferner im früh- bis älterurnenfelderzeitlichen Grab von Trimbs (308 – Taf. 79, A 4), in Grabhü-

gel 3 von Asch-Attilau1653, Grab 1 von Hanau1654, Grab 86 von Kelheim1655, Hügel 8, Grab 1 von Riegsee1656, Grab 13 von Weichering1657 und vom Gräberfeld Zuchering1658 sowie im Depot 5 vom Bullenheimer Berg1659. Aus dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab von Gammertingen des Jahres 1971 (18) sind Fragmente eines mit Punzbukkeln und zwei in Längsrichtung parallel verlaufenden Rippen verzierten Goldblechstreifens auf uns gekommen (Taf. 11, 37). Solche Blechstreifen aus Edelmetall sind für das frühurnenfelderzeitliche Grab 1 aus Augsburg-Haunstetten VI1660 und das Zucheringer Gräberfeld ebenfalls belegt; letzteres kann vorerst nur allgemein urnenfelderzeitlich datieren werden1661. Wenig Aussagekraft besitzt ein verschmolzenes Goldstückchen, das möglicherweise aus dem Homburger Gräberkomplex mit Schwert, Lanzen- und Pfeilspitze (82) stammt, der nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) zugewiesen werden kann1662. Zu den kleineren schmückenden Goldgegenständen zählen des weiteren Spiralröllchen aus dünnem Golddraht. Diese fehlen bislang in Gräbern mit Waffenbeigabe, fanden sich aber beispielsweise unter den Beigaben des jüngerurnenfelderzeitlichen Brandgrabes von Augsburg-Haunstetten VI, 11663, Grab 1 von Herrnwahlthann1664, das der mittleren Urnenfelderzeit zugewiesen wird, der nur allgemein urnenfelderzeitlich datierbaren Grablege von Ilvesheim1665 sowie in

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Burkheim, Kaiserstuhl, Kr. Freiburg, Südbaden: Kimmig, Urnenfelderkultur 207 Nr. 4 (urnenfelderzeitlich – Kimmig, Urnenfelderkultur 207 Nr. 4); Siedlungsfund: Goldblechröllchen. 1640 Dietzenbach, Lkr. Offenbach am Main, Hessen, Grab 10: Richter, Armund Beinschmuck 58 Nr. 329 (Ha A – ebd. 60); Flachbrandgrab: „zwei Goldblechanhänger mit konzentrischen und Radialrippchen“. 1641 Frankfurt am Main-Heddernheim, Hessen: Herrmann, Funde 55 Nr. 28 Taf. 69, G 5 (Ha A2 – Girlandenverzierung des Gefäßes); Brandgrab: geriefelte Goldblechhülse. 1642 Wollmesheim, St. Landau in der Pfalz, Rheinland-Pfalz, Grab 2: Krahe, Grabfund 13 Abb. 8, 1; Sprater, Fürstengrab 100 f. (Ha A2 – Betzler, Fibeln 36); Brandgrab in Steinkiste: sechs rippenverzierte Goldscheiben mit Ösen, zwei röhrenförmige gerippte Goldhülsen. 1643 Wollmesheim, St. Landau in der Pfalz, Rheinland-Pfalz: Zylmann, Urnenfelderkultur 202 Nr. 269 Taf. 90, A 8 (Ha A2/B1 – Kubach, Nadeln 420); Urnengrab in Steinplatteneinfassung: drei gerippte Goldblechfragmente, eines davon in Hülsenform. 1644 Langenselbold, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Steinkistengrab 2: MüllerKarpe, Urnenfelderkultur 73 Taf. 25, B 5 (Ha A – wegen des nicht erkennbaren Klingenquerschnitts des Messers); Brandgrab in Steinkiste: ein geripptes Goldblechröhrchen. 1645 Mainkofen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern: Behrens, Bronzezeit 225 Nr. 541 a (urnenfelderzeitlich – ebd.); Brandgrab: mindestens zwei Goldblechröllchen. 1646 Nieder-Olm, Lkr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz: Behrens, Bodenurkunden 26 Nr. 90 Abb. 90 (urnenfelderzeitlich?); Fundumstände unklar: neun quergerippte Goldblechröhrchen. 1647 Reichenau, Lkr. Konstanz, Südbaden, Hügel B, Grab 3: Hübener, Gräber 27 f. Taf. 11, 1 (Ha A1/A2 – ebd. 34); Brandgrab in Steinpackung: zwei leicht konische, gerippte Goldblechröllchen. 1648 Riegsee, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, Hügel 21: Koschik, Bronzezeit 246 Nr. 234 Taf. 131, 6 (Bz D); Hügelgrab mit Steinpackung: kleines Goldblechröhrchen. 1649 Singen (Hohentwiel), Lkr. Konstanz, Südbaden, Grab 114: Kimmig, Urnenfelderkultur 145 Taf. 32, C 7; Brestrich, Grabfunde 122; 320 Taf. 3, 6 (Ha A2 – ebd.); mit Steinplatte abgedecktes Urnengrab: zwei quergeriefte Goldblechröhrchen. 1650 Wiesbaden-Erbenheim, Stkr. Wiesbaden, Hessen: Herrmann u. Jockenhövel, Vorgeschichte 499; Jahrb. RGZM 36, 1989 (1992) 756 f. Abb. 43 (Ha A – vgl. Betzler, Fibeln 36 f.); aus Grab (NF 066,37 oder 40): drei kleine drahtspiralförmige Goldblechröhrchen. 1651 Riegsee, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, Hügel 21: Koschik, Bronzezeit 246 Nr. 234 Taf. 131, 6 (Bz D); Hügelgrab mit Steinpackung: kleines Goldblechröhrchen. 1652 Wollmesheim, St. Landau in der Pfalz, Rheinland-Pfalz: Zylmann, Urnenfelderkultur 202 Nr. 269 Taf. 90, A 8 (Ha A2/B1 – Kubach, Nadeln 420); Urnengrab in Steinplatteneinfassung: drei gerippte Goldblechfragmente, eines davon in Hülsenform.

1653 Asch-Attilau, St. Blaubeuren, Alb-Donau-Kreis, Nordwürttemberg, Grabhügel 3: Goessler, Altertümer 20 (urnenfelderzeitlich – Kimmig, Urnenfelderkultur 207 Nr. 2); Urnengrab in Steinkranz: Goldsplitter. 1654 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab 1: Kubach, Nadeln 386 Nr. 954. 956 Taf. 121, D 5 (Ha A1 – ebd. 388); Brandgrab: dünnes Goldblättchen. 1655 Kelheim, Lkr. Kelheim, Niederbayern, Grab 86: Müller-Karpe, Urnenfeld 29 f. Taf. 12, A 6; Pfauth, Beiträge 227 Taf. 107, 14 (Ha B); Urnengrab, ehem. von Steinplatte bedeckt: kleines Stück Goldblech. 1656 Riegsee, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, Hügel 8, Grab 1: Koschik, Bronzezeit 245 Taf. 129, 20 (Bz D); Brandgrab mit Steinpackung unter Hügel: kleines Zierstück aus Gold. 1657 Weichering, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen, Oberbayern, Grab Objekt Nr. 13: Tillmann, Gräber 73 f. Abb. 46 (Bz D/Ha A1 – ebd. 74); Urnengrab: kleines Stück Goldblech. 1658 Zuchering, St. Ingolstadt, Stkr. Ingolstadt, Oberbayern: Rieder, Nekropole 57 (urnenfelderzeitlich – ebd.); aus Gräbern: Goldblechfragmente. – Zuchering, St. Ingolstadt, Stkr. Ingolstadt, Oberbayern, Grab 261: Schütz, Ausgrabungen 63 f. (Bz D – ebd.); Brandschüttungsgrab: kleines Goldklümpchen. 1659 Bullenheimer Berg, Gde. Ippesheim, Mittelfranken/Gde. Seinsheim, Unterfranken, Depot 5: Diemer, Depotfunde 58 Abb. 2; 60 (Ha B3 – ebd. 60); Hortfund: zwei punzverzierte Goldblechfragmente. 1660 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld IV, Grab 1: Wirth, Grabfunde 176 Taf. Haunstetten IV 1, 7 (Bz D – ebd. 101); Mehrfachbestattung: verzierter Goldblechstreifen. 1661 Zuchering, St. Ingolstadt, Stkr. Ingolstadt, Oberbayern: Rieder, Nekropole 57 (urnenfelderzeitlich – ebd.); aus Gräbern: Goldblechstreifen. 1662 Vgl. Kolling, Bronzezeit 143 Nr. 40. 1663 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld VI, Grab 1: Wirth, Grabfunde 178 f. (Ha B1 – ebd. 140); Brandgrab einer Frau: feine Spirallröllchen aus dünnem Golddraht. 1664 Herrnwahlthann, Gde. Hausen, Lkr. Kelheim, Niederbayern, Grab 1: Pfauth, Nekropole 19; 32 Taf. 1, 3 (Ha A2 – ebd. 10 Abb. 3); Urnengrab: kleine Goldspirale. 1665 Ilvesheim, Kr. Mannheim, Nordbaden: Kimmig, Urnenfelderkultur 207 Nr. 14 (urnenfelderzeitlich – ebd.); Grab: kleine Golddrahtspirale.

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den Gräbern 71 und 103 von Unterhaching1666, von denen ersteres nach Ha A1, das andere nur allgemein Ha A-zeitlich datiert wird. Einen Anhaltspunkt für eine Verwendung dieser Goldspiralröllchen als Halsschmuck und dessen mögliches Aussehen, liefert der jüngerurnenfelderzeitliche Befund von Augsburg-Haunstetten1667 in Verbindung mit demjenigen von Nieder-Olm1668. Von ihrer Tragweise her zählen zu solchem Halsschmuck auch kleine, mit konzentrischen Kreisen verzierte goldene Blechscheiben, an deren Rand eine Zunge ösenartig zum Auffädeln aufgerollt wurde. Aus dem Inventar des beigabenreichen Grabes 2 von Wollmesheim stammen sechs solcher Scheibchen1669, zwei weitere Exemplare sind aus zerstörten Gräbern von Petterweil1670 und neun aus einem angeblichen Grabfund von Waldalgesheim1671 bekannt1672. Die chronologische Zuordnung dieser Goldblechanhänger ergibt sich über die Datierung des Grabes 2 von Wollmesheim in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2)1673.

ist ein kleines halbkugeliges Goldblech aus Grab 3 von Oberrimsingen1677, welches an den Übergang von früher nach älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) zu datieren ist. Schließlich soll der nicht als Grabinventar gesicherte jüngerurnenfelderzeitliche Fundverband von Worms-Pfeddersheim (143) ursprünglich einen goldenen Armreif enthalten haben. Wohl goldener Arm- oder Haarschmuck liegt auch aus dem bereits genannten Hort vom Bullenheimer Berg vor. Neben den Goldbuckeln und Arm- oder Haarspiralen fanden sich in diesem Hort auch zwei längsovale, punzverzierte Goldbleche, welche gemeinhin als Diademe bezeichnet werden. Solche Diademe sind auch aus dem allgemein Ha Azeitlichen Grab 1 von Holsthum1678, einem zerstörten Grab von Petterweil1679 sowie aus dem Bz D/Ha A1-zeitlichen Grab 1 von Pfullendorf1680 überliefert. Mit diesen Diademen hatte sich W. Kimmig ausführlich auseinandergesetzt und sie überregional untersucht1681. Anhand von Vergleichen vermutete er die zugehörigen Werkstätten im südwestmitteleuropäischen Raum1682, wobei eine Vielzahl goldverarbeitender Handwerker miteinander in enger Verbindung gestanden haben soll1683.

13 Fragmente dicken Golddrahtes, dessen ehemalige Funktion nicht zu ermitteln ist, waren im Inventar des allgemein Ha A-zeitlichen Grabes 2 aus dem Lorscher Wald (90) enthalten. In dem jüngerurnenfelderzeitlichen Bronze- und Goldgefäßdepot von Unterglauheim hielt angeblich ein Golddraht die beiden treibverzierten Goldbecher zusammen1674. Derselben Zeit gehört auch Grab 1 von Augsburg-Haunstetten VI an, das unter anderem fadendünne Golddrähte im Beigabeninventar enthielt1675.

Je ein Finger- und ein Ohrring aus dünnem Golddraht gehörten zu den Beigaben einer Bestattung von Grundfeld, welche in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) datiert1684. Möglicherweise ist auch das offene Golddrahtringchen aus FellbachSchmiden in diesen Funktionszusammenhang zu stellen1685. In Analogie zu einer Goldblechscheibe von Goldbach, Grab 21686, werden zwei ähnliche Exemplare, die womöglich aus einem Grabfund von Worms stammen1687, allgemein nach Ha A datiert1688. Außerdem soll zu einem Grabfund von Aislingen1689 eine goldene Zierscheibe gehört haben. Auch

Sechs treibverzierte Goldblechbuckel barg ein frühurnenfelderzeitliches Depot vom Bullenheimer Berg1676; ritzverziert 1666

Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 71: Müller-Karpe, Urnenfelder 41 f. Taf. 22, C 6 (Ha A1 – ebd. 34); Urnengab: sehr dünner, spiralig gewundener Golddraht; Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 103: Müller-Karpe, Urnenfelder 45 Taf. 25, D 4 (Ha A – ebd. 32 ff.); Urnengrab: zwei feine Goldspiralen. 1667 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld VI, Grab 1: Wirth, Grabfunde 178 f. (Ha B1 – ebd. 140); Brandgrab einer Frau: Bronzeplättchen mit sehr dünner Goldfolie, feine Spirallröllchen aus dünnem Golddraht, fadendünne Golddrähte. 1668 Behrens, Bodenurkunden 26 Nr. 90 Abb. 90. 1669 Zylmann, Urnenfelderkultur 202 Nr. 269 Taf. 90, A 8. 1670 Petterweil, Gde. Karben, Wetteraukreis, Hessen: Herrmann, Funde 128 Nr. 393 Taf. 118, C 10-12 (urnenfelderzeitlich – ebd.); aus zerstörten Gräbern: zwei goldene Scheibenanhänger, davon einer fragmentarisch, Fragment eines goldenen Diademes. 1671 Waldalgesheim, Kr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz: W. Dehn, Kreuznach 1. Urgeschichte des Kreises Kreuznach. Kat. west- u. süddeutsche Altertumsslg. 7 (Berlin 1941) 65 Anm. 152 Taf. 13 Abb. 1 (Ha A2 – vgl. Wollmesheim, Grab 2); Fundumstände unklar: neun goldene Zierscheiben mit Öse. 1672 Auch das allgemein Ha A-zeitliche Grab 10 von Dietzenbach enthielt zwei Goldblechanhänger mit konzentrischer Zier. Sie liegen nicht in Abbildung vor, gehören aber wahrscheinlich hierzu. Auch diejenigen aus Aislingen haben möglicherweise hier ihren Platz. 1673 Betzler, Fibeln 36. 1674 Unterglauheim, Lkr. Dillingen a. d. Donau, Schwaben: Müller-Karpe, Beiträge Taf. 162, 1-2 (Ha B1 – ebd. 167); Hort: zwei verzierte, getriebene Goldbecher, Golddrahtbruchstück. 1675 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld VI, Grab 1: Wirth, Grabfunde 178 f. (Ha B1 – ebd. 140); Brandgrab einer Frau: fadendünne Golddrähte. 1676 Bullenheimer Berg, Gde. Ippesheim, Mittelfranken/Gde. Seinsheim, Unterfranken, Depot a: Gebhard, Hortfunde 52 ff. Abb. 24 (Bz D – ebd. 54); Hortfund: vier goldene Armspiralen, sechs punzverzierte Goldbuckel, zwei „Diademe“.

1677

Oberrimsingen, Kr. Freiburg, Südbaden, Grab 3: Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 50; 127 f. Taf. 109, 1 (Bz D/Ha A1 – ebd. 69); Körpergrab in Steinkiste: halbkugeliges, dünnes Goldblech. 1678 Holsthum, Kr. Bitburg, Rheinland-Pfalz, Grab 1: Kolling, Bronzezeit 170 Nr. 37 Taf. 1, 9 (Ha A – Richter, Arm- und Beinschmuck 74); wohl Brandgrab (wegen der Brandpatina verschiedener Gegenstände): in drei Fragmente zerbrochenes Goldblech, Enden wohl spitz zulaufend. 1679 Petterweil, Gde. Karben, Wetteraukreis, Hessen: Herrmann, Funde 128 Nr. 393 Taf. 118, C 10-12 (urnenfelderzeitlich – ebd.); aus zerstörten Gräbern: Fragment eines goldenen Diademes. 1680 Pfullendorf, Kr. Überlingen, Südbaden, Grab 1: Kimmig, Neufunde 82 Taf. 19, 5 (Bz D/Ha A1 – ebd. 95); Brandgrab in Steinkiste: Fragment eines goldenen Diademes. 1681 Kimmig, Neufunde 87 ff. 1682 Kimmig, Neufunde 88. 1683 Kimmig, Neufunde 94. 1684 Grundfeld, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken, Grab 2/1983: R. Feger u. M. Nadler, Germania 63, 1985, 1 ff. Abb. 2, 2-3 (Bz D – ebd. 12); Körperbestattung in Holzkammer und Steinkiste: tropfenförmig gebogener Ohrring aus dünnem, tordiertem Golddraht, Fingerring aus dünnem Golddraht. 1685 Fellbach-Schmiden, Rems-Murr-Kreis, Südbaden: W. Mehrer u. O. Todt, Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957, 182 (urnenfelderzeitlich – ebd.); gestörtes Körpergrab: offenes Golddrahtringchen mit übereinandergelegten Enden. 1686 Goldbach, Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken, Grab 2: Wilbertz, Urnenfelderkultur 83; 116 Taf. 28, 10 (Ha A – ebd. 84); Urnengrab in Steinpakkung: treibverzierte Goldscheibe. 1687 Worms, Rheinland-Pfalz, Grab (?): Behrens, Bodenurkunden 25 Nr. 89, 1 (Ha A – Wilbertz, Urnenfelderkultur 84); Grabfund (?): zwei verzierte Goldblechscheiben. 1688 Wilbertz, Urnenfelderkultur 84. 1689 Aislingen, Lkr. Dillingen a. d. Donau, Schwaben, Grab: Behrens, Bronzezeit 227 Nr. 552 (urnenfelderzeitlich – ebd.); wohl Brandgrab: Zierscheibe aus Gold.

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Entstehung, Form und Verbreitung erörtert1699. P. Schauer legte dar, daß die Sitte, Wagen beizugeben, nicht aus Zentraleuropa stammt, sondern auf hethitisch-mykenische Ursprünge zurückgeht. Deren Wurzeln wiederum verfolgte er bis in das Gebiet von Euphrat und Tigris im 3. Jahrtausend v. Chr. zurück1700. So konnte ein Zusammenhang von Tradition und Verwendung der vierrädrigen Wagen im Brauchtum unterschiedlicher Kulturregionen seit dem frühen 3. Jahrtausend wahrscheinlich gemacht werden, wobei die Verbindungen zum Grabbrauch der mitteleuropäischen Urnenfelderkultur noch diffus sind1701. Auch Ch. F. E. Pare führte Bau und Ausbreitung vierrädriger Wagen im Bestattungsbrauch auf ägäische Einflüsse zurück, die dann eine selbständige Entwicklung des Wagenbaus in Mitteleuropa anregten1702.

ist eine mit Goldfolie versehene Zierscheibe aus der älterurnenfelderzeitlichen Bestattung von Schifferstadt1690 bekannt. Ein Bronzeplättchen, das mit sehr dünner Goldfolie belegt ist, stammt schließlich aus dem jüngerurnenfelderzeitlichen Grab 1 von Augsburg-Haunstetten VI1691. Besonders hervorgehoben sei eine aus dünnem Golddraht gefertigte Wellenbügelfibel unter den Beigaben eines Steinkistengrabes von Wiesbaden-Erbenheim1692. Zum Inventar aus Grab 24 von Grünwald gehört eine bronzene Wellenbügelfibel mit Golddrahtfragment in einer Windung1693. Dem Erhaltungsgrad der hier besprochenen aus Grabfunden stammenden Goldfunde nach zu urteilen, lagen sie zum überwiegenden Teil nicht auf dem Bestattungsfeuer und zeugen somit von einer besonderen Behandlung und Bedeutung dieses Edelmetalles im Totenbrauchtum. Der soziale Rang der Waffenträger wird durch die Goldbeigaben im Grabe zusätzlich betont. Auch Inventare der Gold führenden Gräber ohne Waffenbeigabe belegen sowohl reiche, aufwendige1694 als auch eher mäßig mit Bronze- und Keramikbeigaben versehene Bestattungen1695. Zusätzliche Rangkriterien, darunter eine größere Anzahl von serviceartig zusammengestellten Tongefäßen1696, Körperbestattung in Holzkammer und Steinkiste1697, Steinkistengräber1698, bestätigen die Annahme, daß Goldbeigaben eine herausgehobene Stellung Einzelner im Sozialverband anzeigen können.

In fünf Gräbern mit Waffenbeigabe aus dem Untersuchungsgebiet wurde den Bestatteten ein wahrscheinlich vierrädriger Wagen bzw. Teile davon mitgegeben: Hart a. d. Alz (20), Poing (26), Hader (166), Königsbronn (175) und Pfullingen (196). H. Müller-Karpe hat das Wagengrab von Hart a. d. Alz (20) anhand des Dreiwulstschwertes vom Typ Erlach (Taf. 14, 1), des Messers mit durchlochtem Griffdorn und keilförmigem Klingenquerschnitt (Taf. 14, 6) sowie der Bronzetasse vom Typ Fuchsstadt (Taf. 14, 12) und der vom gleichen Typ abzuleitenden Siebtasse (Taf. 14, 15), der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zuweisen können1703. Die Bestattungen von Hart a. d. Alz und aus dem Wagengrab von Poing (26), das der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) angehört, sind die beiden besterhaltensten Befunde der im folgenden besprochenen Wagengräber. Vom Haderer Grab (166), das am Übergang von der frühen zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) anzusetzen ist1704, sind lediglich Bronzen überliefert. Ausschlaggebend für die Zeitstellung ist unter anderem das Fragment einer Lanzenspitze mit gestuftem Blattquerschnitt (Taf. 60, 2)1705. Auf diesen Typ stützt sich schließlich die analoge Datierung des ebenfalls nur bruchstückhaft überlieferten und mangelhaft publizierten Wagengrabes von Königsbronn (175). Zu dieser Grablege gehören auch zwei Stangenknebel vom Typ Mengen-Kaisten (Taf. 62, B 12-13)1706. H.-G. Hüttel schloß die Datierung des Wagengrabes von Königsbronn jener des Mengener Grabes von 1955 an, das nach R. Dehn der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) angehören soll1707. Eine Datierung des Königsbronner Grabes an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) scheint jedoch nicht

2.9 Wagen und Wagenteile Wagen bzw. Bronzen, welche als Zubehör vierrädriger Zeremonialwagen gedeutet werden können, sind Ausdruck eines beträchtlichen Maßes an Prestige. Dieses hatten sich nach Ausweis des Fundgutes nur sehr wenige der in der Urnenfelderzeit Bestatteten zu Lebzeiten innerhalb ihrer sozialen Gemeinschaft erworben. Darüber hinaus zeigt jene Beigabe an sich, daß dem Sozialverband daran gelegen war, dem Verstorbenen seine im Leben erworbene gesellschaftliche Stellung auch im Jenseits zu ermöglichen bzw. zu erhalten. Wiederholt wurden die wenigen urnenfelderzeitlichen Grablegen mit Wagen- und Wagenteilbeigabe behandelt und ihre

1690 Schifferstadt, Kr. Ludwigshafen am Rhein, Rheinland-Pfalz: Sperber, Bemerkungen 63 Abb. 1 (Ha A1 – ebd.); Urnengrab: zwei Fragmente einer Zierscheibe aus Kupfer mit Goldauflage. 1691 Augsburg-Haunstetten, Schwaben, Gräberfeld VI, Grab 1: Wirth, Grabfunde 178 f. (Ha B1 – ebd. 140); Brandgrab einer Frau: Bronzeplättchen mit sehr dünner Goldfolie. 1692 Wiesbaden-Erbenheim, Stkr. Wiesbaden, Hessen: Jahrb. RGZM 36, 1989 (1992) 756 f. Abb. 43 (Ha A – vgl. Betzler, Fibeln 36 f.); aus einem Grab: goldene zweiteilige Drahtbügelfibel der Art Burladingen. 1693 Grünwald, Lkr. München, Oberbayern, Grab 24: Müller-Karpe, Urnenfelder 27 Taf. 9, F 7 (Ha A1 – ebd. 24); Urnengrab: Golddrahtfragment. 1694 z. B.: Hanau, Grab 1, Wollmesheim, Grab 2, Oberrimsingen, Grab 3, Riegsee, Hügel 8, Grab 1. 1695 z. B.: Goldbach, Grab 2, Holsthum, Grab 1, Pfullendorf, Grab 1, Unterhaching, Grab 71. 1696 z. B.: Frankfurt am Main-Heddernheim, Kelheim, Grab 86. 1697 z. B.: Grundfeld, Grab 1. 1698 z. B.: Pfullendorf, Grab 1, Langenselbold, Steinkistengrab 2.

1699 Clausing, Grabfund; ders., Grab; ders., Wagenkastenbeschläge; Drack, Spuren; Egg u. Pare, Wagen; Hennig, Frage; Jacob-Friesen, Skjerne; MüllerKarpe, Wagengrab; Pare, Zeremonialwagen; ders., Wagenbeschläge; ders., From Dupljaja to Delphi : the ceremonial use of the wagon in later prehistory. Antiquity 63, 1989, 80-100; ders., Swords; ders., Wagengräber; Schauer, Wagen; Winghart, Wagengrab (1990); ders., Wagengrab (1991); ders., Wagengrab (1993); ders., Wagengräber. 1700 Schauer, Wagen 22 f. 1701 Schauer, Wagen 22. 1702 Pare, Zeremonialwagen 61; 63; ders., Wheels. 1703 Müller-Karpe, Wagengrab bes. 49-52. 1704 Müller-Karpe, Wagengrab 69-71. 1705 Vgl. Kap. 2.2.1) Lanzenspitzen mit gestuftem Blattquerschnitt. 1706 Hüttel, Trensen 128 Nr. 182-183. – Trotz fehlender Angabe der Inv.-Nr. ebd. gehören die beiden Knebel zu dem Wagengrab, wie Ch. F. E. Pare (Mainz) mir freundlicherweise mitteilte. 1707 Hüttel, Trensen 128. – Dehn, Grabfunde D 129.

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herrscht Einigkeit1712, ohne daß bislang eine befriedigende Deutung gelänge1713. Ch. F. E. Pare hat die urnenfelderzeitlichen Fundkomplexe mit Wagenbronzen in fünf Gruppen eingeteilt1714. Nach seiner Untergliederung gehören die vier besprochenen Grablegen zur sogenannten „Hart a. d. Alz-Gruppe“ der urnenfelderzeitlichen Wagengräber1715.

nur aufgrund der Lanzenspitze (Taf. 62, B 1) wahrscheinlicher, sondern auch wegen der aus dieser Bestattung überlieferten Horntülle (Taf. 62, B 4), für die sich weitgehende Entsprechungen im Wagengrab von Hader (166) finden. Aufgrund der Hörnertüllen aus den Gräbern von Hart a. d. Alz (Taf. 14, 28), Hader (Taf. 60, 22-24) und Königsbronn (Taf. 62, B 4), die Bestandteile eines Wagenkastens gewesen sein dürften, ist auch für die beiden letztgenannten Gräber eine Wagenbeigabe zu belegen. Daneben ist jedoch grundsätzlich die Möglichkeit zu berücksichtigen, daß es sich bei einigen der als Wagenbronzen angesprochenen Gegenstände um Möbelbeschläge handeln könnte1708. Nicht nur die Beigabe von Wagen, sondern auch das übrige Ensemble der gut überlieferten Grabfunde von Hart a. d. Alz (20) und Poing (26) spiegeln den Rang der Verstorbenen. Während Schwert und Pfeilspitzen den Toten von Hart a. d. Alz als Waffenträger ausweisen, zeigt die Beigabe von Bronzeeimer, Tasse und Siebgefäß zugleich, daß er zu jenem Kreis zählte, der Feste und kultisch geprägte Zusammenkünfte ausrichten konnte. Die Beigabe von neun unversehrten, serviceartig zusammengestellten Tongefäßen vermag diese Funktion zu unterstreichen1709. In diesem Zusammenhang muß auch an Libation und Totenspenden gedacht werden. Einer ähnlichen Vorstellungswelt verdankt der etwas früher Bestattete von Poing seinen Rang. Auch ihm wurden Waffen (Schwert und Pfeilspitzen) sowie (unverbrannt) ein Bronzesieb und ein Keramikgeschirrsatz mit in das Grab gegeben. Während die Wände oder die hölzerne (?) Abdeckung des Wagengrabes von Hart a. d. Alz (20) noch zusätzlich mit einer Steinpackung versehen waren, scheint das Grab von Poing (26) ehemals wohl durch eine Holzkonstruktion nach Art eines Totenhauses oder einer Totenplattform hervorgehoben gewesen zu sein. Von den vier mächtigen, in die Grabsohle eingetieften Pfosten wird vermutet, daß sie vor dem Zufüllen der Grabgrube entfernt wurden. Trifft dies zu, dann wird es sich bei dem Holzwerk um einen Bestandteil der Aufbahrung oder von vorgeschriebenen Handlungen vor der Beisetzung handeln. Die mangelhafte Überlieferung der Grablegen von Hader (166) und Königsbronn (175) läßt keine nähere Beurteilung zu. Immerhin weisen die beigegebenen Lanzenspitzen die Bestatteten als Krieger aus, die Wagenbronzen unterstreichen ihren besonderen Rang1710. Allen vier besprochenen Grablegen gemein sind schließlich Vogelfigürchen (Taf. 14, 10-11. 16; 17, 10; 60, 5; 62, 2-6). Jene, womöglich auf vorderorientalische Einflüsse seit dem 3. Jahrtausend zurückgehenden Symbole sind im Raum nordwärts der Alpen ab dem Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit (Bz A2/B) bekannt1711. Über ihre zentrale Bedeutung auch im Symbolgut der Urnenfelderzeit

Zur Gruppe der Gräber mit Waffen- und Wagenbronzen gehören noch weitere Fundkomplexe mit Bronzen, die als Wagenteile angesprochen werden. Allenfalls der Dolch aus dem Mengener Grab von 19551716 könnte die Bestattung als Waffengrab ausweisen1717. Aufgrund seiner buckelverzierten Keramik sowie des Griffdornmessers vom Typ Erbach muss dieses Grab dem Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) zugewiesen werden1718. Aus der Bestattung stammt ein namengebender Stangenknebel vom Typ Mengen-Kaisten1719, der außerdem Entsprechungen in zwei Paaren aus einem zeitgleichen, 1905 entdeckten Grab desselben Fundortes hat1720. Beide Mengener Grablegen haben zudem als Wagenteile gedeutete Bronzen erbracht, wozu paßt, daß unter den Beigaben der Bestattung von 1905 auch Radnabenbeschläge entdeckt wurden1721. Von Fundstelle 5 der kleinen Grabgruppe vom Brucker Forst, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen, stammen einige wenige Bronzen, welche in geringem Umkreis verstreut waren und vermutlich Bestandteile einer Grabausstattung waren1722. Durch Parallelen aus den Gräbern von Hart a. d. Alz (20) (tordierte Bronzestäbe – Taf. 14, 21-22), Hader (166) (tordierte Bronzestäbe – Taf. 60, 29-34, Scheiben mit rückwärtigen Ösen und Riemenabdruck – Taf. 60, 8-11) und Mengen, Grab von 1955 (gebogene, schmale Bleche), könnte der Befund ebenfalls als Überrest eines Wagengrabes gedeutet und außerdem entsprechend an den Übergang von früher zu älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) datiert werden. Das Inventar des Grabhügels von 1838 aus dem Lorscher Wald wurde eine zeitlang als jüngster Beleg der urnenfelderzeitlichen Sitte, Wagen- oder Wagenteile mit in das Grab zu geben, angeführt1723. Neben einer als Hörnertülle zu deutenden Bronze fanden sich ein Messer mit umgeschlagenem Griffdorn und ein zweischneidiges Rasiermesser mit Rahmengriff und X-fömiger Griffverstrebung der Variante Heilbronn nach Jockenhövel, die einen zeitlichen Ansatz in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) nahelegen1724. Auch wenn 1712 Umfassend dazu: G. Kossack, Studien zum Symbolgut der Urnenfelderund Hallstattzeit in Mitteleuropa. Röm.-Germ. Forsch. 20 (Berlin 1954). – Vgl. auch H. Matthäus, .8.12, '( +6$1 72 $50$ – Spätmykenische und urnenfelderzeitliche Vogelplastik. In: H. Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit (Festschr. W. A. v. Brunn) (Mainz 1981) 277-297. 1713 Auffällige Übereinstimmungen von hethitischen Totentexten und Fundgut mykenischer Schachtgräber deuten an, daß Vogelsymbolik im Totenkult eine wichtige Rolle spielte (vgl. Schauer, Vogelplastik 58). 1714 Pare, Zeremonialwagen 35 ff. 1715 Pare, Zeremonialwagen 38 ff. 1716 Schiek, Brandgrab. 1717 Vgl. Kap. 2.4.6) Zur Funktion der Dolche. 1718 Beck, Beiträge 79 Anm. 3. 1719 Hüttel, Trensen 128 Nr. 174. 1720 Paret, Wagen; Hüttel, Trensen 127 f. Nr. 170-173. 1721 Dehn, Grabfunde D 129, 5 Bl. 1-3; D 130, 2 Bl. 1-2. 1722 Eckstein, Flachgräber 83 f. Abb. 3. 1723 Herrmann, Funde 152 Nr. 525 Taf. 141, E. 1724 Jockenhövel, Rasiermesser 119 Nr. 184; 121 Taf. 15, 184.

1708

Pare, Zeremonialwagen 43. Vgl. Winghart, Traditionsmuster; Schauer, Tongeschirrsätze. 1710 In Übereinstimmung mit P. Schauer, der betonte, daß so genannte „Wagenbronzen“ bislang nicht mit typischem Fraueninventar zusammen überliefert sind (Schauer, Wagen 15), scheint es vorläufig legitim, die Beigabe von Wagen auf einen Kreis vornehmer Männer beschränkt zu sehen. 1711 Schauer, Vogelplastik. 1709

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die Hörnertülle nicht exakt jenen von Hader und Königsbronn entspricht, ist dennoch deren formale Gemeinsamkeit unverkennbar1725. In Verbindung mit der Neubearbeitung des späturnenfelderzeitlichen Grabfundes mit Lanzenspitze von Pfullingen (196) gelang es schließlich, gewisse bronzene Tüllen und Spulen aus dessen Inventar (Taf. 64, 3-5) in Analogie zu hallstattzeitlichen Befunde als Beschläge der Wagenkästen urnenfelderzeitlicher Zeremonialwagen zu deuten. Dadurch war es möglich, die Wagengrabsitte auch für die Spätphase der Urnenfelderzeit zu belegen1726.

Schließlich liefern Pferdegeschirrteile, beispielsweise aus den Gräbern von Poing (26), Hader (166), Steinkirchen1739, den beiden Mengener Gräbern sowie Fundstelle 5 von Bruck Hinweise auf die Zugtiere. Außerhalb der Wagengräber sind sie jedoch so selten belegt1740, daß davon ausgegangen werden muss, daß Pferde innerhalb der geläufigen urnenfelderzeitlichen Bestattungssitten keine besondere Rolle spielten1741. Interessant ist dabei aber auch, daß, wenn paariges Pferdegeschirr aus den Gräbern vorliegt, es sich zumeist mit einem vierrädrigen Wagen in Verbindung bringen läßt. Dies stützt die von Ch. F. E. Pare aufgestellte These, wonach so vergesellschaftete Bronzen im Sinne von pars pro totoBeigaben den Grabinhaber als Besitzer eines Zeremonialwagens ausweisen1742. Auf dieser Grundlage konnten die Grabfunde von Pfullingen (196) und Steinkirchen1743 den urnenfelderzeitlichen Bestattungen mit Wagen(teil)beigabe angeschlossen werden, was sich auf die Überlegungen zur Dauer der Wagengrabsitte der Urnenfelderzeit auswirkte1744. Zum Beigabenensemble der Grablege von Hader (166) gehören außer Teilen eines Wagens unter anderem eine größere gewölbte Blechscheibe mit einer (Taf. 60, 11) und drei mittelgroße gleichartige Exemplare mit zwei rechteckigen rückwärtigen Ösen (Taf. 60, 8-10). Durch diese Ösen verlaufen Spuren von nicht erhaltenen Riemen, die wohl zur Schirrung der wagenziehenden Pferde gezählt werden dürfen1745. Aus der späturnenfelderzeitlichen Bestattung von Pfullingen (196) stammt ein Paar Phaleren (Taf. 64, A 7-8), das an anderer Stelle eingehend behandelt worden ist1746. Aufgrund des Umstandes, daß das Pfullinger Grab denen mit Wagen(teil)beigabe angeschlossen werden kann, darf für die beiden Zierscheiben vermutet werden, daß sie einst die beiden für das Ziehen des Wagens vorgespannten Pferde schmückten1747.

Wegen ihrer charakteristischen Beschlagstücke sind den Wagengräbern der Hart a. d. Alz-Gruppe schließlich das sogenannte Grabdepot von Münchsmünster1727, der Hort von Reventin-Vaugris1728, die schweizerischen Fundensembles von St. Sulpice1729, Kaisten1730 und Bern1731, das österreichische Fundensemble von Staudach1732 und ein Depot von Rýdeþ in Böhmen1733 zuzuordnen. Brauchbare Hinweise zur Konstruktion urnenfelderzeitlicher Wagen ermöglichen einstweilen lediglich Funde aus den drei waffenführenden Gräbern von Hart a. d. Alz (20), Poing (26) und Pfullingen (196). Drei bzw. vier Achskappen (Taf. 15, A 1; 17, 9-10) lassen auf vierrädrige Gefährte schließen1734, ferner liefert das Grab von Hart a. d. Alz einen Hinweis auf die Speichenkonstruktion. Aufgrund der überlieferten Manschetten (Taf. 15, A 2-3) werden sie wohl mit verdickten Speichenenden verfertigt gewesen sein1735. Der Erhaltungszustand der Radnabenbeschläge läßt den Schluß zu, daß die Räder mit vier Speichen versehen waren1736. Was die Räder selbst angeht, so konnte St. Winghart für die aus dem Wagengrab von Poing vorliegenden Doppelniete (Taf. 17, 1186. 91-92) glaubhaft machen, daß sie einst der Verbindung der einzelnen Segmente der Felgen dienten1737. Die weiteren Bronzen, wie Horntüllen, tordierte Stäbe, Nägel, hakenförmige Bronzestäbe, Tüllen und Spulen und anderes mehr, sind wohl teils zur Wagenkonstruktion selbst, teils für den Wagenkasten verwendet worden1738.

Die vom Übergang der frühen zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) bis zur mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) belegten Wagenteile sind derart gleichförmig, daß auf eine 1739

Clausing, Grab 8 ff. Abb. 1. Zwei einteilige Trensen stammen aus dem Bz D-zeitlichen Hortfund von Niedernberg, Lkr. Miltenberg, Unterfanken: Pescheck, Katalog 136 Taf. 30, 8-9; Wilbertz, Urnenfelderkultur 48 Taf. 88, 7-8, zwei weitere gehören zum Inventar des Ha B3-zeitlichen Hortes von Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Dunlopgelände: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 78 Taf. 36, 30-31. – Siehe ferner Hüttel, Trensen 118 Nr. 151 Taf. 14, 151 (Geweihknebel von Buchenbrücken, Wetteraukreis, Hessen, Einzelfund); 148 Nr. 226 Taf. 21, 226 (Bügelknebel von Hochstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Hortfund Ha B3); 151 Nr. 230 Taf. 21, 230 (Brillenknebel von Ockstadt, St. Friedberg [Hessen], Wetteraukreis, Hessen, Hortfund Ha B3); 159 Nr. 239-242 Taf. 22, 239-240 (4 Stangenknebel, 2 Gebißstangen von Wallerfangen, Kr. Saarlouis, Saarland, Hortfund Ha B3). 1741 Vgl. Pare, Zeremonialwagen 39. – Zu ergänzen sind Poing (26) und Steinkirchen (Holste, Bedeutung; Clausing, Grab). 1742 z. B.: Ch. F. E. Pare, Wagons and Wagon-Graves of the Early Iron Age in Central Europe. Oxford Univ. Comm. Arch., Monogr. 35 (Oxford 1992) 122 f.; 195 ff. Abb. 135; siehe auch M. Egg, Das hallstattzeitliche Fürstengrab von Strettweg bei Judenburg in der Obersteiermark. Monogr. RGZM 37 (Mainz 1996) 163. 1743 Clausing, Grabfund; ders., Grab; Holste, Bedeutung. 1744 Clausing, Grabfund; ders., Grab. 1745 Eine Scheibe mit zwei runden Ösen und einer vergleichbaren Abnutzungsspur (Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 68, 5) stammt aus Grab 11 von Kitzingen-Etwashausen (Nr. 174), ohne daß Anzeichen von Wagen oder Pferdegeschirr vorhanden wären. 1746 Clausing, Grabfund 567 ff. Abb. 2, 2-3; 3. 1747 So Paret, Pfullingen 61 ff. 1740

1725

Vgl. Pare, Zeremonialwagen 44 Anm. 54. Clausing, Grabfund; ders., Wagenkastenbeschläge. 1727 C. Schütz-Tillmann, Ein seltenes Fundensemble der Urnenfelderzeit von Münchsmünster, Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm, Oberbayern. Arch. Jahr Bayern 1995 (1996) 56-58; dies., Das urnenfelderzeitliche Grabdepot von Münchsmünster, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm. Germania 75, 1997, 19-44. 1728 Reventin-Vaugris, Dép. Isère, Rhône-Alpes, „La Poype“: Audouze u. Courtois, Epingles Taf. 23, B-25 (Bz D – ebd. 23; bzw. BF I ebd. 13 f.). 1729 St. Sulpice, Bez. Morges, Kt. Vaud: Drack, Spuren 74 f. Nr. 1 Abb. 1, A. 1730 Kaisten, Bez. Laufenburg, Kt. Aargau: Drack, Spuren 74 f. Nr. 2 Abb. 1, B. 1731 Bern-Kirchenfeld, Kt. Bern: Drack, Spuren 74-77 Nr. 3 Abb. 2. 1732 Staudach, Gde. Hochburg-Ach, VB Braunau, Oberösterreich: zu Erbach, Funde (Kat.) 273-277 Nr. 1214-1251; 162 f. Abb. 11-12. 1733 Rýdeþ, okr. LitomČĜice, Böhmen: R. Pleiner (Hrsg.), PravČké DČjiny ýech (Prag 1978) 460 Abb. 135, 4-6. 10-12. – Das Depot wurde von O. Kytlicová in ihrer unpublizierten Dissertation ausführlich behandelt. – Vgl. Novák, Schwerter 11 Anm. 50. – Ders., ebd. auch verschiedentlich zu Schwertern und -bruchstücken aus diesem Depot. 1734 Vgl. Clausing, Achsnagel. 1735 Vgl. Pare, Zeremonialwagen 35. 1736 Müller-Karpe, Wagengrab 65; 67 Abb. 7. 1737 Winghart, Überlegungen. 1738 Clausing, Grabfund; ders., Wagenkastenbeschläge; Pare, Zeremonialwagen 43-46; ders., Wheels; Winghart, Überlegungen. 1726

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kontinuierliche Wagenbautradition in den älteren Phasen der Urnenfelderzeit geschlossen werden kann1748. In der jüngeren und späten Urnenfelderzeit (Ha B) ist die Sitte, hochstehenden Personen Wagen mit in das Grab zu geben, bislang kaum belegt. Dafür stammen Wagenbronzen dieser Zeit dann überwiegend aus Depot- oder Gewässerfunden1749. Allerdings ist, wie die Gräber von Pfullingen (196) und Steinkirchen sowie die Wagengräber vor allem der beginnenden Hallstattzeit zeigen, nicht mit einem scharfen Traditionsbruch zum Wagenbau der Früheisenzeit zu rechnen1750. Dafür spricht auch die Bestattung aus Hügel 8 von Wehringen „Hexenbergle“, deren Beigabenensemble eine Mittlerstellung zwischen charakteristischen Späturnenfelder- und Frühhallstattfunden einnimmt1751. Eine vergleichbare Zeitstellung könnte nach Ch. F. E. Pare auch für das Wagengrab von La Côte-Saint-André zutreffen1752. Verbindungen von Nordischem Kreis über Nordostfrankreich und Schweizer Pfahlbauten bis nach Mähren spiegeln unter anderem Kleinbronzen wider, die G. Jacob-Friesen als Bestandteile von Wagen ansprach1753. Zu diesen Stücken zählen unter anderem tiergestaltige Tüllenaufsätze1754, von denen ein Exemplar aus der Maas bei Charleville stammt1755. Mit dieser Bronze ist gut ein Stück zu vergleichen, das sich unter den Beigaben der 1971 ausgegrabenen Bestattung von Gammertingen (18) aus der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) fand (Taf. 11, 39). Anhand dieses Zeitansatzes ist jener von G. Jacob-Friesen, der die Tierkopftüllen allgemein nach Ha B verwies1756, zu modifizieren. Überdies erweitert der im Einzugsbereich der oberen Donau gelegene Gammertinger Fundpunkt (18) die Verbreitung der von ihm einer westlichen Variante zugeordneten Vogelprotome nach Südosten zu1757. Einen weiteren Tüllenaufsatz aus derselben Grablege (Taf. 11, 36) sprach H. Reim – ebenso wie das tiergestaltige Stück – als möglichen Bestandteil eines beigegebenen Kultwagens an1758. Lockere Zusammenhänge zwischen diesen beiden Bronzen und urnenfelderzeitlichen Wagen bestehen zwar durchaus, dennoch ist die Interpretation, nach der die tiergestaltigen und ähnliche Protome einst derartige Gefährte

geschmückt haben könnten, anhand der bislang bekannten Befunde nicht abzusichern1759. Allerdings verweist eine röhrenförmige Bronze (Taf. 11, 38) des Gammertinger Grabes von 1971 (18), die eine gewisse Ähnlichkeit nicht nur mit Stücken aus dem Grab mit Wagenbeigabe von Hart a. d. Alz (20 – Taf. 14, 23. 25-26), sondern auch mit solchen von Wagenbeschlägen der Egemose-Gruppe nach Ch. F. E. Pare und G. Jacob-Friesen besitzt, auch darauf, daß eine solche Deutung nicht zwingend abzulehnen sein dürfte1760. Zu einer anderen Art von Bestattungen mit Wagenbeigabe rechnet das reiche Grab von Acholshausen (149), welches dem Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) zugewiesen wird. Der kleine modellhafte Kesselwagen repräsentiert nach Ch. Pescheck einen großen Wagen dieser Art, der im kultischen Bereich Verwendung fand1761. Die zwei urnenfelderzeitlichen Bronzeräder von Haßloch1762 sowie die vier gleichzeitigen von Stade1763, die Ch. F. E. Pare den Bronzerädern der Coulon-Gruppe zuwies1764, stellen Einzeldeponate dar und geben so einen Hinweis auf die kultische Bedeutung auch großer, vierrädriger Wagen. Diese Deutung wird verschiedentlich zugunsten der These abgelehnt, daß diese Kultwagen weniger mit großen Zeremonialwagen zu tun hätten, sondern vielmehr Teil von Bronzegeschirrservicen seien, die im Rahmen bestimmter Festlichkeiten kultischen Charakters verwendet worden wären1765. Anläßlich eines 1974 in Bujoru, Kr. Teleomarn, Rumänien, entdeckten Votivkesselwagens hat sich E. Moscalu ausführlich mit diesen Modellfahrzeugen und deren Symbolik auseinandergesetzt1766. Auch er betont die Verwendung dieser Gefährte im Kult, innerhalb dessen Sonne und Wasser eine wesentlich Rolle gespielt haben mögen1767. Der Votivwagen von Bujoru ist Bestandteil einer überhügelten Körperbestattung der klassischen Phase der Basarabi-Kultur, welche absolutchronologisch in das 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. datiert werden kann1768. Er fügt sich damit in eine lange Tradition bronzener Votivwagen, die verstreut über Europa vom 14./13.1769 bis in das 7. Jahrhundert belegt sind1770 und der auch der Acholshausener Kesselwagen angehört1771.

1748

Pare, Zeremonialwagen 46. Pare, Zeremonialwagen 46 ff. – Vgl. auch weiter unten. 1750 Einen Eindruck zur Verbreitung Ha C-zeitlicher Wagengräber vermittelt die Kartierung bei Ch. F. E. Pare, Ein zweites Fürstengrab von Apremont »La Motte aux Fées« (Arr. Vesoul, Dép. Haute-Saône). Untersuchungen zur Späthallstattkultur im ostfranzösischen Raum. Jahrb. RGZM 36, 1989 (1992) 424 Abb. 4. 1751 Wehringen, Lkr. Augsburg, Schwaben, Hexenbergle, Hügel 8: G. Krahe, Eine Grabhügelgruppe der mittleren Hallstattzeit bei Wehringen, Ldkr. Schwabmünchen, Schwaben. Germania 41, 1963, 100 f. Taf. 11-13; Hennig, Frage; Pare, Zeremonialwagen 191 f.; ders., Wagenbeschläge; ders., Swords; ders., Beiträge II 287 ff. 1752 La Côte-Saint-André, Dép. Isère, Rhône-Alpes: G. Chapotat, Le char processionel de la Côte-Saint-André (Isère). Gallia 20, 1962, 33-78; Pare, Zeremonialwagen 50; 191 f.; ders., Beiträge II 287 ff. 1753 Jacob-Friesen, Skjerne. 1754 Jacob-Friesen, Skjerne 123 Abb. 1, 1; 128 Abb. 3; 133 Abb. 5, 5-7. 15; Pare, Zeremonialwagen 46 ff. Abb. 18, 3 Taf. 1, 1. 1755 Charleville, Dép. Ardennes, Champagne-Ardennes, aus der Maas: Pare, Zeremonialwagen 46 Nr. 2 Taf. 1, 1; P. Schauer, Eine späturnenfelderzeitliche Wagenbronze aus der Maas zwischen Montcy-Saint-Pierre, Com. Charleville-Mézières und Charleville-Mézières, Dép. Ardennes, Champagne. In: A. Jockenhövel (Hrsg.), Festschrift für Hermann Müller-Karpe zum 70. Geburtstag (Bonn 1995) 297-309. 1756 Jacob-Friesen, Skjerne 150. 1757 Vgl. Jacob-Friesen, Skjerne 137 Abb. 8. 1758 Reim, Brandgrab 137 f. 1749

1759 1760

Vgl. Pare, Zeremonialwagen 46 ff. Pare, Zeremonialwagen 46 ff.; Jacob-Friesen, Skjerne 152 Abb. 11, 11-

13.

1761

Ch. Pescheck, Das Kultwagengrab von Acholshausen. Wegweiser zu vor- u. frühgeschichtl. Stätten Mainfrankens 3 3(Würzburg 1989) 11. 1762 Haßloch, Kr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz: H.-J. Hundt u. D. Ankner, Die Bronzeräder von Haßloch. Mitt. Hist. Ver. Pfalz 67, 1969, 14-34. 1763 Stade, Niedersachsen: K. H. Jacob-Friesen, Der Bronzeräderfund von Stade. Prähist. Zeitschr. 18, 1927, 154-186. 1764 Pare, Zeremonialwagen 49 ff. Nr. 4. 7. 1765 Zuletzt: Egg, Kultwagen 467 f. 1766 Moscalu u. Beda, Bujoru bes. 207 ff. 1767 Moscalu u. Beda, Bujoru 218. 1768 Moscalu u. Beda, Bujoru 201. 1769 Moscalu u. Beda, Bujoru 218. 1770 Moscalu u. Beda, Bujoru 217. – Ergänzend: M. Egg, Ein neuer Kesselwagen aus Etrurien. Jahrb. RGZM 38, 1991 (1995) 191-222; ders., Kultwagen. 1771 Darüber hinaus zeigen die Überreste eines ehemaligen Kultwägelchens aus Ton mit Vogelplastik von Böheimkirchen in Niederösterreich an, daß die urnenfelderzeitlichen Votivwagen auf Vorbilder des 16. Jhs. zurückzuführen sein dürften (J.-W. Neugebauer, Die Stellung der VČteĜovkultur bzw. ihrer Böheimkirchener Gruppe am Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit Niederösterreichs. Arch. Korrbl. 9, 1979, 35-52).

90

Männern beschränktes Schneidegerät handelt1775. Rasiermesser liegen aus einem fraglichen und 26 gesicherten Grabinventaren, die auch Waffen enthielten vor1776.

Die Acholshausener Grablege (149) zeigt durch ihren außerordentlichen Reichtum an Bronze- und Keramikbeigaben (darunter auch zwei Lanzenspitzen sowie Bronzegefäße), daß es sich – und darin stimmen die Grablegen mit Votivwagen überein – bei den mit dieser Beigabe Bestatteten um Personen von Rang handeln muss, die in ihrem Siedelverband verschiedene Funktionen wahrzunehmen hatten1772.

Sicheln finden sich überwiegend in urnenfelderzeitlichen Deponierungen, seltener als Grabbeigaben1777. Für das Untersuchungsgebiet liegen eines oder mehrere dieser Geräte aus acht gesicherten und zwei fraglichen Grabinventaren vor. Fast alle sind nur anhand von einzelnen Bruchstücken belegt1778. Zur Funktion der Sicheln in Gräbern mit Waffenbeigabe liegen verschiedene Deutungen vor, Klarheit ist in dieser Sache allerdings nicht erreicht. Auf der einen Seite werden die in den Grablegen mit Waffenbeigabe deponierten Sicheln bzw. deren Bruchstücke als kultisch-religiöse oder standeskennzeichnende Attribute angesehen und dementsprechend gedeutet1779. Andererseits wird ausschließlich vom profanen Gebrauch der Sicheln ausgegangen, wobei in Bezug auf das zu Schneidende mehrere Möglichkeiten bestehen1780.

2.10 Weitere Beigaben Weitere Beigaben aus den hier untersuchten Gräbern zählen nicht zu denjenigen, die besonders kennzeichnend für die Gruppe der Waffenträger sind. Sie werden deshalb im folgenden nur knapp behandelt. 2.10.1 Gerät Zur persönlichen Ausrüstung des urnenfelderzeitlichen Kriegers, darüber hinaus aber auch der nicht waffentragenden Bevölkerung, gehörte als Gerät bevorzugt das Bronzemesser. Bruchstücke oder nahezu ganz erhaltene Messer stammen aus 80 gesicherten und drei fraglichen Inventaren der hier behandelten Gräber mit Waffen1773. Sechs bzw. sieben Grabensembles enthielten je zwei, zwei weitere drei Messer bzw. -fragmente1774.

Zu den Beigaben des Grabes 6 von Langengeisling (23), das nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) zugewiesen werden kann und zu denen aus dem älterurnenfelderzeitlichen Grab 10 von Obernau (295), zählen Tüllenhaken (Taf. 23, A 44)1781. Für diese Geräte ist die Untersuchung von H.-J. Hundt, der vergleichbare Tüllenhaken mit einem oder mehreren Zinken zusammengestellt hat, immer noch maßgeblich1782. Durch zeitlich bis in das Mittelalter ausgreifende Beobachtungen kam er zu dem Schluß, daß es sich bei diesen Bronzen um

Eine besondere Bedeutung kommt unter den Toilettegeräten den bronzenen Rasiermessern zu. Denn es gilt als erwiesen, daß es sich um ein ausschließlich auf Ausstattungen von

1775 Jockenhövel, Rasiermesser 9. – Siehe auch P. Treherne, The warrior’s beauty: the masculine body and self-identity in Bronze Age Europe. Journal European Arch. 3.1, 1995, 105-144. 1776 Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Garching a. d. Alz (4), Behringersdorf, Grab 5 (14), Hagenau (19), Poing (26), Alteiselfing, Grab (?) (35), Eggolsheim (54), Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), Herlheim (80), Nußdorf a. Inn (105), Pichl, Grab (?) (111), Trimbs, Grab 3 (129), WiesbadenErbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Pfakofen, Grab 20 (148), Behringersdorf, Grab 7 (154), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzing, Grab 127 (181), Künzing, Grab 143 (182), Künzing, Grab 245 (183), Prien a. Chiemsee (197), Bruchköbel (218), Gädheim (234), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Memmelsdorf, Grab 15 (290), Pfatter, Grab 26 (299), Worms, Grab 8 (315), Künzing, Grab 106 (270) – 2 Exemplare. 1777 Vgl. Primas, Sicheln 14 ff. Tab. 4-6 mit Tab. 7-9 ebd. 18 ff. – Siehe auch die eingängigere Darstellung bei zu Erbach, Funde (Text) 146 Abb. 9, 6 (auf deren Arbeitsgebiet bezogen). 1778 Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Garching a. d. Alz (4), Behringersdorf, Grab 5 (14), Hagenau (19), Poing (26), Alteiselfing, Grab (?) (35), Eggolsheim (54), Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), Herlheim (80), Nußdorf a. Inn (105), Pichl, Grab (?) (111), Trimbs, Grab 3 (129), WiesbadenErbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Pfakofen, Grab 20 (148), Behringersdorf, Grab 7 (154), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzing, Grab 127 (181), Künzing, Grab 143 (182), Künzing, Grab 245 (183), Prien a. Chiemsee (197), Bruchköbel (218), Gädheim (234), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Memmelsdorf, Grab 15 (290), Pfatter, Grab 26 (299), Worms, Grab 8 (315), Künzing, Grab 106 (270) – 2 Exemplare. 1779 Winghart, Wagengrab (1990) 75; ders., Wagengrab (1991) 8; Schauer, Schwerter 162. – Die von beiden Autoren (unter anderem) vertretene Standeskennzeichnung wird von M. Primas abgelehnt. Sie vermutet vielmehr, der Sichelbruch könne Bestandteil einer Metallausstattung gewissen Wertes sein, die „für die Sicherung des Wegs ins Jenseits beigegeben worden“ sei (Primas, Sicheln 18 Anm. 49). 1780 ěíhovský, Sicheln 6; Primas, Sicheln 1 f. 1781 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 18. 1782 Hundt, Tüllenhaken; Nachtrag: ders., Ein Tüllenhaken von Babenhausen, Kr. Dieburg. Germania 32, 1954, 214-215. – Vgl. auch A. Jockenhövel, Fleischhaken von den Britischen Inseln. Arch. Korrbl. 4, 1974, 329-338.

1772

Egg, Kultwagen 468. Bad Nauheim (1), Steinkistengrab 1 von Dietzenbach (3), Garching a. d. Alz (4), Behringersdorf, Grab 5 (14), Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), Hart a. d. Alz, Wagengrab (20), Langengeisling, Grab 6 (23), Memmelsdorf, Grab 1 (24), Ockstadt, Grab 2 (25), Stetten b. Hechingen (29), Wollmesheim, Grab 1 (30), Zuchering, Grab 136 (31), Zuchering, Grab 348 (33), Boppard (42), Eberfing, Grabhügel 26 (52), Eggolsheim (54), Ehingen (Donau) (55), Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), Etting, Hügel 22 (61), Feldgeding, Grab 4 (62), Flonheim (63), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Gräfensteinberg (72), Gundelsheim, Körpergrab 1 (74), Hemigkofen (79), Herlheim (80), Karlstein (85), Mönlas, Grabfund (?) (100), München-Aubing (102), Nenzingen (104), Nußdorf a. Inn (105), Pichl, Grab (?) (111), Pleidelsheim (112), Riegsee, Grabhügel 9 (115), Riegsee, Grabhügel 23 (116), Schmiden, Grab (?) (119), Stammheim (125), Trimbs, Grab 3 (129), Unterhaching, Grab 13 (131), Unterhaching, Grab 30 (132), Unterhaching, Grab 92 (133), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Zuchering, Grab 352 (144), Ensingen (145), Pfakofen, Grab 20 (148), Behringersdorf, Grab 2 (153), Hanau, Grab 6 (167), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzing, Grab 2 (177), Künzing, Grab 57 (180), Künzing, Grab 143 (182), Langengeisling, Grab 1 (185), Lörrach (186), Pfullingen (196), Schirradorf, Bestattung 1 (199), Viernheim (204), Worms, aus einem oder mehreren Gräbern (211), Altendorf (212), Aschaffenburg, Grab 27 (213), Bruchköbel (218), Darmstadt, Hügel 2 (220), Eberfing, Hügel 13 (225), Eberfing, Hügel 14 (226), Ehingen (Donau) (227), Friedberg, Grab 3 (231), Gädheim (234), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Kaltenengers, Grab 18 (246), Karbach, Grab 4 (247), Kelheim, Grab 104 (254), Kelheim, Grab 242 (261), Künzing, Grab 95 (268), Künzing, Grab 140 (273), Künzing, Grab 144 (274), Künzing, Grab 199 (282), Langendiebach (286), Obernau, Grab 10 (295), Oberpeiching (296), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297), Polsingen, Grab 4 (301), Tauberbischofsheim, Grab 4 (307), Weiher, Flachbrandgrab 2 (313), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1774 Gammertingen, Grab von 1971 (18), Zuchering, Grab 144 (32), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Geiging (70), Möckmühl (99), Acholshausen (149), Künzing, Grab 117 (272), Hurlach (83), Schwabmünchen, Grab 13 (120). 1773

91

Fleischhaken gehandelt haben müsse, die zur Entnahme von Siedefleisch aus Kesseln genutzt wurden. Den Ausschlag für diese Interpretation gaben dreizinkige Formen (Tüllengabeln), deren Verwendungszweck für das Mittelalter feststeht und die sich (nicht lückenlos) bis in die Urnenfelderzeit zurückverfolgen ließen. Aufgrund von übereinstimmenden Merkmalen meinte H.-J. Hundt, die einzinkigen Stücke entsprechend als Fleischhaken deuten zu können1783. Diese Deutung griff O. M. Wilbertz bei der Besprechung des Grabes 10 von Obernau (295) auf1784. Die Bestattung sei nicht nur durch die im Verhältnis zu den übrigen Grablegen von Obernau „reiche“ Beigabe von Bronzen, sondern auch wegen der Seltenheit einzelner Formen hervorgehoben1785. Daher ließe sich das Obernauer Grab 10 einer Reihe herausragender Gräber – darunter Acholshausen (149) – zur Seite stellen, die Rückschlüsse auf eine gesellschaftliche Gliederung innerhalb der Urnenfelderzeit zuließen1786. Sicherlich darf die Seltenheit von Grabbeigaben nicht pauschal als Grund für einen besonderen Rang der damit ausgestatteten Grablegen angenommen werden. Im Falle des Kultwägelchens von Acholshausen mag eine solche Einschätzung durchaus zutreffen, fragwürdig scheint eine derartige Interpretation allerdings bei Gebrauchsgerät wie Tüllen- oder Angelhaken wie aus dem Obernauer Grab 101787. Zutreffen dürfte, daß beide Gegenstände – dies gilt auch für den Siedehaken aus Grab 6 von Langengeisling (23)1788 – aufgrund einer zielgerichteten Beigabenauswahl ins Grab gelangt sein müssen1789. Möglicherweise deutet der Angelhaken an, daß der Verstorbene gern fischte1790. Bei der großen Menge stärker verbrannter drahtförmiger Bronzefragmente aus Gräbern der Urnenfelderzeit ist allerdings nicht mehr zu entscheiden, ob sich darunter einst weitere Angelhaken befanden. Wenig berücksichtigt wird, daß Bronzen wie Tüllen- oder Angelhaken womöglich deswegen selten in Gräbern vorkommen, weil man ihnen als Gebrauchsgegenständen keinen besonderen Wert im Rahmen der Totenausstattung beigemessen haben mag1791. Insgesamt scheinen aber dennoch die Beigabenkombinationen des Grabes 6 von Langengeisling und Obernau, Grab 10 ungewöhnlich zu sein. Eine allgemeingültige Begründung dieser besonderen Ausstattungen scheint jedoch nicht möglich1792.

Aus dem älterurnenfelderzeitlichen Grab 10 von Obernau (295)1794 und aus der Bestattung von Karlstein (85), die der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) zuzuweisen sind, stammt je ein Flachmeißel von etwa 10 cm Länge (Taf. 38, B 2), Werkzeuge, die seit Beginn der Metallzeiten bekannt sind1795. K. Kibbert wies jene ursprünglich mit Schäftungen aus organischem Material versehenen Stücke den Werkzeugen für Holz-, Stein- und Metallbearbeitung zu1796. Andere Meißelformen sind in den Gräbern mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes nicht vertreten1797. Zu den Geräten, die sicherlich bei der Bearbeitung von Metall Verwendung fanden, zählen Punzen. Diese im Querschnitt in der Regel vierkantigen Werkzeuge weisen gewöhnlich ein stumpfes Ende zum Aufnehmen eines Schlages sowie eine unterschiedlich gestaltete werkstückseitige Partie auf1798. Eine klar zu umschreibende Trennung von Punzen und Flachmeißeln scheint für Stücke mit gerader Schneide nicht möglich1799. Im Untersuchungsgebiet werden Gegenstände aus vier Grablegen mit Waffenbeigabe als Punzen angesprochen1800. Dabei ist im Falle der Bestattung von Gädheim (234) von Bedeutung, daß zum Inventar neben der Punze auch ein Steinhammer gehört haben soll. Zu den in urnenfelderzeitlichen Gräbern allgemein sehr selten vertretenen Beigaben die Metallverarbeitung bezeugen, zählen bronzene Barren. A. Jockenhövel stellte Barren aus vier Grabinventaren – dazu gehören die waffenführenden Gräber von Münchingen (8) und Königsbronn (175) – vor und ging der Frage ihrer Funktion als Bestattungsbeigabe nach1801. Von den beiden Möglichkeiten, Barren in Grablegen einerseits Bronzegießern oder Rohstoffhändlern zuzuweisen oder sie als Beigabe eines gewissen Wertes zu deuten, zog A. Jockenhövel die erstere vor1802. Gestützt würde diese Interpretation seiner Ansicht nach durch Gräber, deren Beigabeninventare andere Gegenstände aus der Metallverarbeitung enthalten1803. Ferner äußerte A. Jockenhövel, daß die in den vier Gräbern mit Barrenbeigabe Bestatteten Angehörige einer sozial führenden Schicht waren oder diesen zumindest nahestanden1804. Die beiden Gräber von Münchingen und Königsbronn scheinen dies aufgrund ihrer reichen Beigabenausstattung sowie aufwendiger Grabbauten zu bestätigen.

Ein Teil der Beigaben aus den hier besprochenen Grabfunden verweist auf den handwerklichen Bereich. Eine spezielle Untersuchung zu Gräbern mit entsprechenden Objekten im Beigabeninventar gibt es bislang noch nicht1793. 1783

Hundt, Tüllenhaken 152 f. Wilbertz, Urnenfelderkultur 57; 100. 1785 Wilbertz, Urnenfelderkultur 100. 1786 Wilbertz, Urnenfelderkultur 100. 1787 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 17-18. 1788 Zu vergleichbaren Stücken mit einem Zinken vgl. Wilbertz, Urnenfelderkultur 57 Anm. 175. 1789 Wilbertz, Urnenfelderkultur 49. 1790 Wilbertz, Urnenfelderkultur 49. 1791 Vgl. insoweit die drei von O. M. Wilbertz in Bezug auf die Seltenheit von Tüllenhaken aufgestellten Hypothesen (Wilbertz, Urnenfelderkultur 100). 1792 Dazu fehlen entsprechende weiter Grabfunde, die Vermutungen über die Wertigkeit solcher Beigaben zuließen. 1793 Einstweilen muß man sich mit den vorgelegten Forschungen A. Jockenhövels behelfen: Jockenhövel, Barren; ders., Zeugnisse; ders., Burgenbau 226 f. Anm. 73 (jeweils mit weiterführender Literatur zu diesem Thema). –

Siehe auch: L. Sperber, Zum Grab eines spätbronzezeitlichen Metallhandwerkers von Lachen-Speyerdorf, Stadt Neustadt a. d. Weinstraße. Arch. Korrbl. 30, 2000, 383-402. 1794 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 13. 1795 Kibbert, Äxte 181-188 Taf. 68, 922-945; – vgl. insbes. die Stücke Nr. 930-943. 1796 Kibbert, Äxte 184 f. 1797 Vgl. Kibbert, Äxte 180 f. 1798 Vgl. Drescher, Punzen 131-142 Abb. 1-3. 1799 Drescher, Punzen 132: „kleine, meißelähnliche Geräte, in der Regel Punzen genannt“. 1800 Hagenau (19), Langengeisling, Grab 6 (23), Gädheim (234), Hellmitzheim (237). 1801 Jockenhövel, Barren. 1802 Jockenhövel, Barren 26. 1803 Jockenhövel, Barren 26 Anm. 12-16. 1804 Jockenhövel, Barren 27.

1784

92

Als weitere Beigaben aus dem Bereich der Metallverarbeitung werden aus den Inventaren der hier besprochenen Bestattungen Gußbrocken, -klumpen oder -kuchen genannt1805. So, wie eine grundlegende Erörterung jener Grablegen, in denen Gegenstände des Handwerks angetroffen wurden, noch aussteht, ist auch eine Beurteilung der Stücke aus Gräbern mit Waffenbeigabe anhand des Publikationsstandes einstweilen nicht möglich, zumal die entsprechenden Begriffe nicht genau genug zu sein scheinen1806. Immerhin ergab das Beigabeninventar von Möckmühl (99) außer drei Gußbrocken auch einen Bronzebarren. Diese Fundvergesellschaftung vermag A. Jockenhövels Annahme getrennter Arbeitsteilung innerhalb der Metallgewinnung und -verarbeitung zu stützen1807, denn beide Formen zeigen den gleichen Tätigkeitsbereich (Anfertigung mit Zwischenprodukten) an. Dies scheint auch für weitere Grablegen mit Befunden aus diesem handwerklichen Umfeld zuzutreffen1808. Spiegelt das Grab von Möckmühl auch einen gewissen sozialen Rang wider, so geben die Gräber mit Gußkuchenbeigabe allgemein anscheinend keine Hinweise darauf, ob die Metallverarbeitung in der Urnenfelderzeit mit besonderem gesellschaftlichem Status verbunden war1809.

Stücke in der Literatur geht es überwiegend nur um die Exemplare an sich. Weiter interessierende Angaben zu Größe, Zustand, Material und vor allem Gebrauchsspuren fehlen fast immer. Üblicherweise sind die urnenfelderzeitlichen Wetzsteine durchlocht und/oder mit einer umlaufenden Riefe, wohl zur Befestigung eines vielleicht ledernen Bandes, versehen. Zu den Beigabeninventaren von elf Gräbern mit Waffenbeigabe gehörten Wetzsteine1813. 2.10.2 Schmuck Bronzenadeln – zumeist einzeln getragen – bildeten einen elementaren Bestandteil der Trachtausstattung urnenfelderzeitlicher Bewaffneter. So gehören zu den Beigaben von drei fraglichen und 109 gesicherten Grabinventaren des Untersuchungsgebietes eine oder mehrere Nadeln1814. Dabei handelt

112 Nr. 36 Taf. 21, 17; Mannheim-Feudenheim, Stkr. Mannheim, Nordbaden: Kimmig, Urnenfelderkultur 151 Taf. 17, D 7; Mannheim-Seckenheim, Stkr. Mannheim, Nordbaden, Hügelgrab mit Steinkiste: Kimmig, Urnenfelderkultur 151 f. Taf. 2, A 4; Merdingen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald, Südbaden, Grab 1/1939: Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 126 Taf. 102, 11; Frankfurt am Main, Hessen, Osthafen, Grab 3: Herrmann, Funde 51 f. Nr. 10 Taf. 67, E 10; Reinheim, Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen: Herrmann, Funde 169 Nr. 603 Taf. 158, B 9; Rüsselsheim, Kr. Groß-Gerau, Hessen, Grab 3: Herrmann, Funde 182 Nr. 680 Taf. 168, A 5; Siegersdorf, Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken, Grabhügel 6: Hennig, Grab- und Hortfunde 134 Nr. 137 Taf. 65, 23; Steinkirchen, Lkr. Deggendorf, Niederbayern, Pferdegeschirrgrab: Clausing, Grab 28 f. Abb. 11, 2; Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis, Nordwürttemberg, Grab 1: Schultze-Naumburg, Brandgräber 37 Nr. 14 Taf. 10, 8; Unterhaching, Lkr. München, Oberbayern, Grab 44: Müller-Karpe, Urnenfelder 39 f. Taf. 18, C 1; Regensburg-Weichs, Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Grab 9: Wagner, Urnengrabfelder 200 Abb. 3, 15; Worms, Rheinland-Pfalz, „Liebenauer Feld“, Grab 8: Eggert, Urnenfelderkultur 320 f. Nr. 604 Taf. 29, A 7. 9-10. 1813 Wollmesheim, Grab 1 (30), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Riekofen, Grab 20 (117), Unterhaching, Grab 13 (131), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Viernheim (204), Kaltenengers, Grab 18 (246), Kelheim, Grab 242 (261), Künzing, Grab 230 (284), Oberwalluf (298), Wallmerod (312). 1814 Gräber mit einer Nadel: Singen (Hohentwiel), Grab 115 a (10), Tiengen (11), Gammertingen, Grab von 1971 (18), Hagenau (19), Hennef (Sieg)Geistingen, Grab 19 (21), Langengeisling, Grab 6 (23), Memmelsdorf, Grab 1 (24), Boppard, Grab 1 (42), Bruck, Grab 1 (45), Eberfing, Grabhügel 26 (52), Echzell (53), Eggolsheim (54), Ellwangen (Jagst)-Haisterhofen (56), Erding (57), Etting, Hügel 22 (61), Flonheim (63), Frankfurt-Berkersheim (66), Gundelsheim, Körpergrab 1 (74), Hainhausen (75), Herlheim (80), Langsdorf (88), Mimbach (95), Möckmühl (99), Mönlas (100), Nußdorf a. Inn (105), Riegsee, Grabhügel 9 (115), Säckingen (118), Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121), Wassertrüdingen (136), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Wiesloch, Flachbrandgrab 2 (140), Wimm (141), Zuchering, Grab 352 (144), Heldenbergen (146), Pfakofen, Grab 20 (148), Acholshausen (149), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Barbing, Grab 40 (151), Behringersdorf, Grab 7 (154), Hürben (170), Irlich, Grab 5 (171), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Königsbronn (175), Künzing, Grab 42 (178), Künzing, Grab 46 (179), Schirradorf, Bestattung 1 (199), Viernheim (204), Wildenberg, Grab (?) (210), Worms, aus einem oder mehreren Gräbern (?) (211), Barbing, Grab 8 (215), Böckweiler, Grab 3 (217), Bruchköbel (218), Ehingen (Donau) (227), Frankfurt am Main (229), Friedberg, Grab 3 (231), Grünwald, Hügel 1 (235), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Höfen, Grab 4b (244), Kelheim, Grab 9 (248), Kelheim, Grab 72 (251), Kelheim, Grab 107 (255), Künzing, Grab 97 (269), Künzing, Grab 106 (270), Künzing, Grab 117 (272), Künzing, Grab 140 (273), Künzing, Grab 144 (274), Künzing, Grab 153 (276), Künzing, Grab 191 (281), Künzing, Grab 199 (282), Künzing, Grab 217 (283), Manching, Grab 5 (288), Manching, Grab 8 (289), Memmelsdorf, Grab 15 (290), Obernau, Grab 10 (295), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297), Oberwalluf (298), Tauberbischofs-

Unabhängig von der Gußtechnik weisen alle gegossenen Bronzen zunächst Gußreste auf. Die endgültig gewünschte Schärfe von gegossenen Objekten wie Schwertern, Lanzen, Pfeilspitzen oder auch von Messern, Rasiermessern und Sicheln ist nicht im Guß zu erzielen, sondern bedarf der Nacharbeitung1810. So gesehen, ist es nicht einsichtig, warum Wetzsteine lediglich Schwertträgern zum Überarbeiten ihrer Waffen dienlich gewesen sein sollten und darüber hinaus jene Geräte in Gräbern ohne Schwertbeigabe sogar pars pro toto-Beigaben von eigentlich mit Schwertern Bestatteten darstellen sollten1811. Eine solch einseitige Deutung verbietet sich schon aufgrund einer deutlichen Überzahl waffenloser Gräber mit Wetzsteinbeigabe1812. Bei der Behandlung dieser 1805 Poing (26), Bruck, Grab 1 (45), Möckmühl (99), Unterhaching, Grab 13 (131), Unterhaching, Grab 30 (132), Unterhaching, Grab 92 (133), Eberfing, Hügel 14 (226). 1806 Bei Bronzefragmenten, die als Bronzeschmelz (Garching a. d. Alz [4]), Bronzeschmelzreste (Obersöchering [107]), Schmelzkügelchen (Behringersdorf, Grab 2 [153]) oder Bronzeschmelzklümpchen (Böckweiler, Grab 3 [217]; Bruchköbel [218]) bezeichnet werden, dürfte es sich um Überbleibsel verbrannter Beigaben handeln. 1807 Jockenhövel, Zeugnisse 300. 1808 Jockenhövel, Burgenbau 227. 1809 Jockenhövel, Zeugnisse 297 ff.; 301. 1810 Vgl. Jockenhövel, Rasiermesser 7. – Auch Nadeln könnten mittels Schleifen nachträglich zugespitzt worden sein. 1811 So beispielsweise zu Kelheim, Grab 242 (261) W. Torbrügge (Torbrügge, Urnenfelderzeit 25). 1812 Urnenfelderzeitliche Gräber mit Wetzsteinen ohne Waffenbeigabe (Auswahl): Alzey, Kr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz: Jockenhövel, Rasiermesser 123 Nr. 201 (verschollen); Bad Kreuznach-Planig, Kr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz: Eggert, Urnenfelderkultur 331 Nr. 628 Taf. 32, B 1; Bischofsheim, Kr. Groß-Gerau, Hessen, Herrmann, Funde 176 Nr. 631 Taf. 162, D 1; Frankfurt-Zeilsheim, Stkr. Frankfurt am Main, Hessen, aus Grab: Herrmann, Funde 65 Nr. 75 Taf. 77, B 2; Gernlinden, Lkr. München, Oberbayern, „Grab 146“: Müller-Karpe, Urnenfelder 69 Taf. 44, E 1; Großkarlbach, Kr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz, Grab 3: Zylmann, Urnenfelderkultur 55 f. Nr. 59 Taf. 20, D 15; Illingen, Kr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg: F. Wißmann, Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957, 181 Taf. 16, 8; Kelheim, Niederbayern, Grab 71: Müller-Karpe, Urnenfeld 28 Taf. 10, G 8; Leihgestern, Kr. Gießen, Hessen, Grab von 1922: Kunter, Urnenfelderzeit

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diesen Typ oder Fragmente von solchen1821. Bei dreien davon handelt es sich allerdings um Doppelbestattungen, so daß von dieser Seite die geschlechtsspezifische Zuweisung nicht bestätigt werden kann1822. Sie vermögen allerdings die Vermutung P. Betzlers zu stützen, daß das Vorkommen des Typs in reicher ausgestatteten Gräbern anscheinend auf Träger einer sozial gehobenen Schicht deute1823, was durch den aus einem Grab von Wiesbaden-Erbenheim stammenden Fund einer zweiteiligen Wellenbügelfibel der Art Burladingen aus massivem Gold unterstrichen wird1824.

es sich bei denjenigen Gräbern, die zwei oder mehr Nadeln erbrachten, nicht zwangsläufig um Doppel- oder Mehrfachbestattungen1815. Die Inventare der urnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigabe weisen gelegentlich einen, seltener zwei Hals-, Armoder Beinringe auf1816. Bei letzteren beiden überwiegen mittelgroße Formen, die als Armringe angesprochen werden. Grablegen, die – auch in Kombination – mehrere dieser Schmuckstücke erbrachten, sind einerseits gesicherte Doppel- oder Mehrfachbestattungen, wobei diese auch mit nur einem Hals- oder Armring ausgestattet sein können1817, andererseits Grablegen, bei denen eine solche Deutung naheliegt1818. Für beides gilt, daß eine Bewertung jeweils vor dem Hintergrund der gesamten Grabausstattung erfolgen muß. Dies zeigt das Beispiel des Grabes von Obergriesingen (106) an, zu dessen Beigabenensemble ein Halsring gehört, das aber, da mindestens sechs Nadeln gleichfalls dazugehören, als Doppel- oder Mehrfachbestattung angesprochen werden dürfte.

Obwohl bronzene Gürtelhaken durchaus auch einen Bestandteil der Trachtausstattung von Männern gebildet haben können, sind sie lediglich in vier Gräbern mit Waffenbeigabe vertreten1825. Einen weiteren Bestandteil urnenfelderzeitlicher Tracht bilden Bronzeblechknöpfe als funktionaler und wohl auch schmückender1826 Kleiderbesatz. Diese Knöpfe mit Durchmessern von 1,5 bis 5,8 cm liegen in drei unterschiedlichen Formen – gewölbt, flach oder konisch – vor. Auf der Knopfrückseite befindet sich eine mitgegossene, annähernd runde Befestigungsöse. Aus 20 gesicherten und zwei fraglichen Grabfunden sind solche Bronzeblechknöpfe bekannt, wobei die verschiedenen Formen chronologisch langlebig zu sein scheinen1827.

Zu den selten in Bestattungen urnenfelderzeitlicher Waffenträger vertretenen Trachtgegenständen zählen Fibeln. Solche oder deren Bruchstücke stammen aus acht gesicherten Grablegen mit Waffenbeigabe1819. Obgleich Fibeln im allgemeinen keinen geschlechtsspezifischen Trachtbestandteil darstellen, vertrat P. Betzler die Ansicht, der Typ Burladingen scheine überwiegend zur Ausstattung von Männern gehört zu haben1820. Vier Gräber mit Waffenbeigabe enthielten

Auch kleine, stabförmige Knebel aus Bronze oder Knochen – solche liegen aus drei Bestattungen vor – könnten eine den besprochenen Bronzeknöpfen vergleichbare Funktion gehabt haben1828.

heim, Grab 2 (306), Tauberbischofsheim, Grab 4 (307), Trimbs (308), Worms, Grab 8 (315). 1815 Gräber mit mehr als einer Nadel: Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Kreßbronn-Hemigkofen (6), Elsenfeld, Brandgrab 1 (15), Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), Künzing, Grab 3 (22), Poing (26), Reutlingen, Grab 4 (27), Reutlingen, Grab 12 (28), Wollmesheim, Grab 1 (30), Zuchering, Grab 136 (31), Zuchering, Grab 144 (32), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Grünwald, Grab 58 (73), Hurlach (83), MünchenAubing (102), Nenzingen (104), Obergriesingen (106), Speyer (122), Trimbs, Grab 3 (129), Unterhaching, Grab 13 (131), Unterhaching, Grab 30 (132), Unterhaching, Grab 92 (133), Behringersdorf, Grab 2 (153), Gnötzheim (164), Eberfing, Hügel 14 (226), Hellmitzheim (237), Neuses a. d. Regnitz (294), Pfatter, Grab 26 (299), Unterhaching, Grab 42 (309), Zandt, Grab (?) (316). 1816 Bad Nauheim (1), Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3), Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), Künzing, Grab 3 (22), Zuchering, Grab 348 (33), Erding (57), Herlheim (80), Hurlach (83), Leupolz-Herfatz (89), Nenzingen (104), Obersöchering, Hügel 28 (107), Wiesloch, Flachbrandgrab 2 (140), Wimm (141), Worms-Pfeddersheim, Grab (?) (143), Acholshausen (149), BingenDromersheim, aus Gräbern (?) (156), Forst, Grabhügel 1 (162), Gnötzheim (164), Künzing, Grab 46 (179), Vollmarshausen, Fst. 28 (207), Altendorf (212), Bühl i. Ries (219), Darmstadt, Hügel 2 (220), Grünwald, Hügel 1 (235), Grünwald, Grab 50 (236), Hellmitzheim (237), Kaltenengers, Grab 18 (246), Künzing, Grab 217 (283), Memmelsdorf, Grab 15 (290), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297), Trimbs (308). 1817 Gammertingen, Grab von 1971 (18), Wollmesheim, Grab 1 (30), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Schwabmünchen, Grab 13 (120), Speyer (122), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Behringersdorf, Grab 2 (153), Ehingen (Donau) (227), Erlangen, Grab 12 (228), Unterhaching, Grab 42 (309), Vollmarshausen, Fst. 76 (310). 1818 Hagenau (19), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Eberfing, Hügel 13 (225), Eberfing, Hügel 14 (226), Herrnsaal, Grab A (239), Neuses a. d. Regnitz (294). 1819 Wollmesheim, Grab 1 (30), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Hainhausen (75), Hurlach (83), Heldenbergen (146), Ehingen (Donau) (227), Grünwald, Grab 50 (236), Unterhaching, Grab 42 (309). 1820 Betzler, Fibeln 3 f.; 34 ff.

An Schmuck liegen aus den hier erfaßten Grabfunden schließlich noch bandförmige zusammengebogene Blechringe, die gemeinhin als Fingerringe bezeichnet werden1829,

1821 Wollmesheim, Grab 1 (30), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Heldenbergen (146), Ehingen (Donau) (227). 1822 Wollmesheim, Grab 1 (30), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Ehingen (Donau) (227). 1823 Betzler, Fibeln 36. 1824 Jahrb. RGZM 36, 1989 (1992) 756 f. Abb. 43 oben. 1825 Hagenau (19), Obergriesingen (106), Trimbs, Grab 3 (129), Unterhaching, Grab 42 (309). 1826 Vgl. dazu die beiden größeren Knöpfe aus Grab 3 von Trimbs (129) mit konzentrischer Punzzier. 1827 Bad Nauheim (1), Behringersdorf, Grab 12 (2), Münchingen (8), Elsenfeld, Brandgrab 1 (15), Gammertingen, Grab von 1971 (18), Hennef (Sieg)Geistingen, Grab 19 (21), Langengeisling, Grab 6 (23), Erding (57), Obergriesingen (106), Pappenheim, Grab- oder Hortfund (?) (109), Trimbs, Grab 3 (129), Worms-Pfeddersheim, Grab (?) (143), Acholshausen (149), Behringersdorf, Grab 2 (153), Forst, Grabhügel 1 (162), Hader (166), KitzingenEtwashausen, Grab 11 (174), Altendorf (212), Bruchköbel (218), Eberfing, Hügel 14 (226), Neuses a. d. Regnitz (294), Unterhaching, Grab 42 (309). 1828 Langengeisling, Grab 6 (23), Wollmesheim, Grab 1 (30), Gammertingen, Grab von 1927 (69). 1829 Gammertingen, Grab von 1971 (18), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Ehingen (Donau) (227), Kaltenengers, Grab 18 (246), Flachbrandgrab 2 von Weiher (313). – R. Dehn nahm an, daß dreirippige auf Ha A und fünfrippige auf Ha B1 beschränkt seien (Dehn, Urnenfelderkultur 35). D. Zylmann hingegen verwies auf die chronologische Unempfindlichkeit der Formen (Zylmann, Urnenfelderkultur 123). Analog zu den sog. Schleifenringen böte sich auch Kopfschmuck an. – M. zu Erbach zog außerdem Zehenschmuck in Betracht (zu Erbach, Funde 152).

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Schleifen- oder Noppenringe1830, Spiralröllchen und Blechröhrchen1831 sowie Radanhänger1832 vor. In den Beigabeninventaren einiger Grablegen fanden sich weiterhin Perlen aus Glas, Bernstein, Hirschhorn und Nephrit sowie aus Knochen und Perlmutt1833. Teilweise handelt es sich bei den mit den genannten Schmuckformen um sichere, teils um mögliche Doppel- oder Mehrfachbestattungen, in welchen diese Schmuckstücke den mitbestatteten Frauen zugewiesen werden.

die äußeren Kreise mit dem inneren. Am Innenrand der äußeren Buckelkreise sind zwei sich gegenüberliegende Durchlochungen angebracht. Eine anders gestaltete Zierscheibe fand sich in Grab 2 von Ockstadt (25), das ebenfalls der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) angehört. Die in Bruchstücken überlieferte Bronzescheibe (Taf. 19, A 14) weist einen Durchmesser von 10,8 cm auf und ist durch vier konzentrische Abstufungen und einen Mittelbuckel profiliert. Eine Befestigungsmöglichkeit – denkbar wäre eine rückseitige zentrale Öse – ist nicht zu ermitteln. Mittelurnenfelderzeitliche Zeitstellung gilt für Grab 3 von Trimbs (129). Im reichen Beigabenensemble fanden sich drei flachkonische Blechscheiben von 16,1 bis 16,3 cm Durchmesser (Taf. 51, A 41. 44-45). Bis auf zwei im Randbereich parallel umlaufende Linien sind die Stücke unverziert. Der äußerste Rand ist in regelmäßigen Abständen mit kleinen Löchern versehen. Funktional sicher zugehörig sind zwei gleichartig verzierte und gelochte, in etwa schwalbenschwanzförmige Blechfragmente, die ungefähr 7 x 4 cm im Umriß messen (Taf. 51, A 42-43). Dem Übergang von mittlerer nach jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) ist Grab 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21) zuzuweisen. Zu den Grabbeigaben gehört eine bisher singuläre, aus zwei Teilen bestehende Zierscheibe. Das innere Teilstück (Taf. 15, B 30) bildet eine leicht aufgewölbte Blechscheibe von etwa 7 cm Durchmesser. Eine zentrale Durchlochung dürfte einst einen Niet – vielleicht mit Rückenöse – aufgenommen haben. Drei konzentrische, etwa in gleichen Abständen angebrachte Verzierungen aus aneinandergereihten Halbkreisbögen, kleinen Punzbuckeln und wiederum Halbkreisbögen verzieren die Oberfläche des Bleches. Ein gegossener, flacher und randlich verdickter (leicht verzogener) Ring (Taf. 15, B 31), stellt den zweiten Bestandteil der Phalere dar. Das Stück ist bei einem äußeren Durchmesser von 9,2 cm etwa 3 cm breit. Am Innenrand und in der Mitte des Ringes sind umlaufende, aneinandergereihte Halbkreisbögen angebracht. Die Unterseite der Bronze weist zwei mitgegossene Ösen mit dreikantigem Querschnitt auf, die nicht gegenständig sind. Mit Grab 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21) ist die Grablege von Acholshausen (149) gleichzeitig. Im umfangreichen Inventar lagen unter anderem zwei sich gleichende Zierscheiben mit Durchmessern von 20,6 cm1837. Sie weisen einen breiten, flachen Rand sowie ein ursprünglich offenes, konisch getriebenes Mittelfeld auf. Den flachen Teil ziert eine konzentrische, gepunzte Buckelreihe, die außen von drei und innen von fünf parallelen umlaufenden Rippen begleitet wird. In einem zweiten Arbeitsgang wurde das Loch in der Mitte der konischen Aufwölbung im Überfangguß mit einem gestuften Dorn und rückwärtiger Öse verschlossen.

2.10.3 Phaleren Keiner der beiden Gruppen (Gerät, Schmuck) können Bronzeblecharbeiten zugeordnet werden, die in der Literatur unter den Begriffen Zierscheiben oder Phaleren geführt werden1834. Solche liegen aus sechs Grablegen mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes vor. Auf die Stücke aus dem späturnenfelderzeitlichen Pfullinger Brandgrab (196) wurde bereits eingegangen1835. Die anderen Funde werden im folgenden kurz beschrieben und Deutungsmöglichkeiten vorgestellt. Eine einheitliche Funktionsbestimmung ist dabei nicht zu erwarten – wohlweislich hatten bereits G. von Merhart und auch P. Schauer in ihren Arbeiten von entsprechenden Bewertungen abgesehen1836. Zum Beigabeninventar des älterurnenfelderzeitlichen Grabes von Möckmühl (99) zählten zwei Bronzeblechzierscheiben. Von einer sind nurmehr Fragmente erhalten, die jedoch ursprünglich zu einer der besser erhaltenen Phalere entsprechenden gehört haben dürften. Das im Durchmesser 6,4 cm große, flache, leicht gewölbte Exemplar (Taf. 41, B 6) ist mit einem größeren zentralen Buckel verziert, der von einem Kreis kleinerer Punzbuckel umgeben ist. Zwei konzentrische Reihen kleiner Buckel verlaufen am Rand des Stückes. Eine X-förmige Anordnung weiterer Punzbuckelchen verbindet 1830 Wollmesheim, Grab 1 (30), Hurlach (83), Speyer (122), Trimbs, Grab 3 (129), Wiesloch, Flachbrandgrab 2 (140). – Vgl. z. B. auch: WelsWeyrauch, Anhänger 171 ff. Taf. 106, A; 107, C; 110, F; 114, C. E; 115, C. F; 116, B; 118, B; 120, D sowie dies., Anhänger in Südbayern Taf. 49, A; 57, C; 58, D; 59, B; 60, B; 61, D. E; 63, B; 64, D. 1831 Behringersdorf, Grab 12 (2), Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21), Bruck, Grab 1 (45), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Etting, Hügel 22 (61), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Riekofen, Grab 20 (117), Unterhaching, Grab 30 (132), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Behringersdorf, Grab 2 (153), Viernheim (204), Barbing, Grab 104 (216), Eberfing, Hügel 14 (226), Erlangen, Grab 12 (228), Mühlheim-Lämmerspiel (292), Neuses a. d. Regnitz (294), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297), Unterhaching, Grab 42 (309). 1832 Ockstadt, Grab 2 (25), Etting, Hügel 22 (61), Gammertingen, Grab von 1927 (69). 1833 Wollmesheim, Grab 1 (30), Frankfurt-Berkersheim (66), Hurlach (83), Acholshausen (149), Behringersdorf, Grab 2 (153), Barbing, Grab 104 (216), Frankfurt am Main (229), Künzing, Grab 117 (272), Künzing, Grab 217 (283), Tauberbischofsheim, Grab 2 (306), Tauberbischofsheim, Grab 4 (307), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1834 G. von Merhart führte außerdem, um diese Zierscheiben sinngemäß von der klassischen Phalera abzugrenzen, die Schreibweise „Falere“ ein (von Merhart, Zierbuckel 28). Da für die Urnenfelderforschung aber vorausgesetzt werden darf, daß die inhaltliche Trennung urnenfelderzeitlicher und klassischer Phaleren durchaus bekannt ist, findet der Begriff Falere hier keine Verwendung. 1835 Vgl. Kap. 2.9) Wagen und Wagenteile. 1836 von Merhart, Zierbuckel 28; Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 338.

Bereits die unterschiedlichen Ausführungen der beschriebenen Stücke legen verschiedene Funktionen nahe. Da oft eindeutige Befunde fehlen, die Schlüsse auf den Verwendungszweck zuließen, haben verschiedene Deutungsversuche Eingang in die Literatur gefunden. Bemerkenswert ist dabei, daß ungeachtet der Formenvielfalt oft nur einer Inter1837

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Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 57, 3-4.

gen zählen1844. Auch in diesem Kontext wird man Zierscheiben zu bewerten haben1845.

pretation der Vorzug gegeben wird, die in einzelnen Fällen durchaus zutreffend sein mag1838. So liegen von verschiedenen Autoren Deutungen als Schallbecken, Rang- und Ehrenabzeichen (klassische Phalera), Helmbeschläge, Lederpanzerbesatz, Schildbuckel, Gürtelzierat und Schmuckscheiben vom Pferdezaumzeug1839 oder auch in Hinblick auf die Vergesellschaftung mit Schwertern in urnenfelderzeitlichen Gräbern – als Bestandteil des Schwertgehänges1840 vor. Gerade die Schmuckbleche aus Trimbs, Grab 3 (129) mit ihren zum Aufnähen gedachten randlichen Lochreihen lassen überdies an einen zierenden Kleiderbesatz denken, der daneben vielleicht einen Ganzmetallpanzer imitiert haben könnte. Denn daß eine wirksame Schutzfunktion der sehr dünnen Bleche – zumal in den vorgeschlagenen Anordnungen – nicht erreicht werden kann, ist klar und verschiedentlich hervorgehoben worden1841. Zusammengenommen ist, wie der Aufsatz von P. Gleirscher zeigt, die Diskussion um die Funktion „blecherner Zierbukkel“ bei weitem nicht abgeschlossen1842. P. Schauer hatte hinsichtlich der Zierweise ganzmetallener urnenfelderzeitlicher Panzer auf kultische Zusammenhänge verwiesen1843. Die Phalere von Möckmühl (99) beispielsweise erinnert entfernt an Sonnen- oder Radsymbole, die zum Allgemeingut der urnenfelderzeitlichen Glaubensvorstellun-

2.11 Keramik 2.11.1 Tongefäße als Grabbeigabe Da die Ansprache urnenfelderzeitlicher Keramik keiner allgemeingültigen Terminologie folgt1846, wird hier auf eine typenchronologische Behandlung der Tongefäße aus den Gräbern mit Waffenbeigaben verzichtet. Stattdessen wird der Versuch unternommen, regelhafte Beigaben von Töpferware herauszuarbeiten. Zu diesem Zweck ist eine durch die Quellensituation bedingte Auswahl getroffen worden. Exemplarisch wurden solche Gräber mit Waffenbeigabe ausgewählt, deren Tongefäßbeigaben weitgehend vollständig abgebildet und beschrieben sind und die zudem auf eine Phase der Urnenfelderzeit festgelegt werden konnten1847. Doppel- und Mehrfachbestattungen wurden ausgeschieden, da die dort beigegebene Keramik wohl nicht nur für eine Person bestimmt gewesen sein dürfte. Räumliche oder zeitliche Unterschiede bei der Anzahl mit ins Grab gegebener Tongefäße sind nicht festzustellen gewesen. Generell gilt aber, daß im Untersuchungsgebiet die regelhafte Beigabe mehrerer Tongefäße in einem Grab ein Novum darstellt, das mit der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) einsetzt1848.

1838 Die große Zahl spätbronze- und früheisenzeitlicher Phaleren bietet sich für eine umfangreiche Untersuchung an, für vorliegende Arbeit würde das aber zu weit führen. Daher kann die Darstellung den vielen Ansatzmöglichkeiten für Kritik nicht weiter nachgehen. 1839 Zu den Nachweisen siehe Schauer, Bronzepanzer 114 u. ders., Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 337 f. mit Anm. 14-30. – Zu den hallstattzeitlichen, mit Bronzescheiben versehenen Helmen (Schüsselhelme): M. Egg, Die ältesten Helme der Hallstattzeit. In: Antike Helme. Sammlung Lipperheide und andere Bestände des Antikenmuseums Berlin. Monogr. RGZM 14 (Mainz 1988) 212-218; ders., U. Neuhäuser u. Ž. Škoberne, Ein Grab mit Schüsselhelm aus Budinjak in Kroatien. Jahrb. RGZM 45, 1998 (1999) 435-472. – Zu P. Schauers Überlegungen (Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche) ist anzuführen, daß auch U. Schaaff Phaleren in gewissen frühlatènezeitlichen Gräbern als „Panzerscheiben“ ansprach (U. Schaaff, Frühlatènezeitliche Grabfunde mit Helmen vom Typ Berru. Jahrb. RGZM 20, 1973 [1975] 81-106; bes. 98 ff. mit Zusammenstellung S. 99). Inzwischen ist man aufgrund der Vergesellschaftung dieser Schmuckscheiben mit Pferdebronzen übereingekommen, sie teilweise als Bestandteile von Pferdegeschirren zu interpretieren (frdl. Mitt. U. Schaaff, ehem. RGZM). Nichtsdestotrotz ist auch A. von Berg der Meinung, die Schmuckbleche aus Grab 3 von Trimbs (129) gehörten zu einem Kompositpanzer der Art, die P. Schauer unter Vorbehalt vorschlug (von Berg, Untersuchungen 72 ff.). Genauso auch Th. Ruppel für die zweiteilige Zierscheibe aus Grab 19 von Hennef (Sieg)-Geistingen (21): Ruppel, Urnenfelderzeit 88. – An die Deutungen U. Schaaffs lehnt sich eine Zusammenstellung von F. E. Barth an, der dessen Interpretation auch für Hallstätter Phaleren meinte vertreten zu können (F. E. Barth, Falerenensembles im Gräberfeld Hallstatt. Situla 20-21, 1980, 211-217). – Zu einem Beitrag von O. Kytlicová, PĜíspČvek k problematice kožených pancíĜĤ zdobených bronzem v období popelnicových polí (Ein Beitrag zur Problematik bronzeverzierter urnenfelderzeitlicher Lederpanzer). Arch. Rozh. 40, 1988, 306-321 ist anzumerken, daß eine Restaurierung der Bleche aus Hügel 1 von Milavþe keinen Anhaltspunkt für einen einstigen Lederpanzerbesatz ergab (frdl. Mitt. M. Egg, RGZM). 1840 z. B.: Schauer, Deutungs- und Rekonstruktionsversuche 338 f. 1841 z. B.: J. Bouzek, Die Anfänge der blechernen Schutzwaffen im östlichen Mitteleuropa. In: H. Lorenz (Hrsg.), Studien zur Bronzezeit (Festschr. W. A. von Brunn) (Mainz 1981) 32 mit Anm. 51. 1842 P. Gleirscher, Der bronzene „Schildbuckel“ von der Gurina (Kärnten). Zu den hallstattzeitlichen Krempenfaleren in West- und Mitteleuropa. Germania 71, 1993, 31-57. – Die dort gegebenen Deutungen und die daraus folgenden Interpretationen weitläufig ähnlicher Befunde und Funde sind vielfach unbegründet und überwiegend spekulativ. 1843 Schauer, Bronzepanzer 109-112.

Zehn Gräber mit Waffenbeigabe, zu deren Beigaben jeweils nur ein Tongefäß gehörte, lassen keine Bevorzugung eines bestimmten Keramiktyps erkennen. Im einzelnen handelt es sich um ein schlichtes Großgefäß mit Fingertupfenrand (Lörrach [186 – Taf. 62, E 4)]), ein Zylinderhalsgefäß (Hagenau [19 – Taf. 13, A 71], Langendiebach [286 – Taf. 74, A 8]), einen einhenkligen Becher mit Zylinderhals und Schrägrand (Frankfurt am Main-Fechenheim [230 – Taf. 70, C 4]), eine Schrägrandschüssel (Böckweiler, Grab 3 [217 – Taf. 67, C 6]), einen Krug (Nußdorf a. Inn [105 – Taf. 44, A 5]) und eine Henkeltasse (Oberbimbach, Grab C [191 – Taf. 63, B 2]). Im Grab von Frankfurt-Berkersheim (66) fand sich lediglich eine Scherbe (Taf. 32, A 24), während Grab 4 von Feldgeding (62) besonders hervorzuheben ist, da es sich bei der einzigen Keramikbeigabe um ein Sauggefäß des Typs Haßloch nach C. Eibner handelt (Taf. 31, A 2)1849. Diese 1844 Zuletzt H. P. Uenze, Symbolgut. In: H. Dannheimer u. R. Gebhard (Hrsg.), Das keltische Jahrtausend. Ausstellungskat. Prähist. Staatsslg. 23 (Mainz 1993) 189-192. – Grundlegende Literatur ebd. 390. 1845 Vgl. dazu Pare, Wheels. 1846 Vgl. z. B. die Gliederungsversuche von W. Brestrich (Brestrich, Grabfunde) 36 ff., R. Dehn (Dehn, Urnenfelderkultur), B. Grimmer-Dehn (Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur), U. Pfauth (Pfauth, Beiträge), F. Schopper (Schopper, Gräberfeld), St. Wirth (Wirth, Grabfunde), D. Zylmann (Zylmann, Urnenfelderkultur) und Th. Ruppel (Ruppel, Urnenfelderzeit). – Zu letzterem siehe die Rezension von C. Dobiat, der eben diesen Sachverhalt an der Arbeit von Ruppel exemplarisch kritisiert (C. Dobiat, Germania 70, 1992, 448 ff.). – Für die Schweiz liegt wieder ein anderes Gliederungsschema vor: Bernatzky-Goetze, Mörigen 21 ff. („Bauformen”). 1847 Der Zustand der Keramik spielt hierbei keine Rolle; nebensächlich ist auch, daß teilweise nur Gefäßteile ins Grab gelangten, wie z. B. in Grab 27 von Aschaffenburg-Strietwald (213). 1848 Siehe etwa Schauer, Tongeschirrsätze 362. 1849 Eibner, Sauggefäße 152 Nr. 38.

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keramische Gefäßsonderform tritt in der Regel in Kinderbestattungen auf1850. Im engeren Sinne muß auch Grab 30 von Unterhaching (132) mit großem Zylinderhalsgefäß mit Schrägrand (Taf. 53, B 9) und einer Schüssel (Taf. 53, B 8) diesen Gräbern angeschlossen werden, da es sich bei dem großen Gefäß um die Graburne handelt.

unterschiedlicher Formen vorliegt (Taf. 47, A 3-5), scheinen in Vollmarshausen, Fundstelle 28 (207) zwei gleichartige doppelkonische Becher mit engem Schräghals (Taf. 64, C 45) beigegeben worden zu sein. Unbestimmbar ist das Bodenstück eines dritten Tongefäßes (Taf. 64, C 6) aus dieser Grablege. Hingegen zählten zu den beiden Urnengräbern von Kelheim, Grab 9 (248)1855 und Unterhaching, Grab 42 (309) je drei Gefäße unterschiedlicher Form zum Beigabeninventar (Taf. 79, B 44-46), jeweils ein weiteres großes Gefäß wurde zum Verwahren des Leichenbrandes genutzt (Taf. 79, B 47)1856. Dasselbe gilt auch für die Gräber 2 (177), 97 (269) und 106 (270) von Künzing1857 und für Grab D von Herrnsaal (241)1858. Im Künzinger Grab 149 (275) deckte eine Schale die Urne ab, drei Beigefäße fanden sich darin1859. Jeweils vier Tongefäße gehörten zu den Grabbeigaben aus Bruck, Grab 1 (45 – Taf. 25, A 3-5)1860, Brandgrab 1 von Eßfeld (59)1861, Forst, Grabhügel 1 (162 – Taf. 59, B 6-9)1862 und Trimbs (308). Die Keramik in diesen Bestattungen ist serviceartig zusammengestellt. Die verschiedenen Formen, zum Beispiel ein großes Gefäß mit Fingertupfenrand (Taf. 79, A 18), ein doppelkonischer Schrägrandbecher (Taf. 79, A 16), Schüssel (Taf. 79, A 17) und Napf (Taf. 79, A 15) in der Grablege von Trimbs (308), spiegeln unterschiedliche Verwendungen bei der Zubereitung und Aufnahme von Nahrung wider1863. In Grab 99 von Kelheim (253) diente ein großes Trichterhalsgefäß als Urne1864. Bei der mitgegebenen Keramik handelt es sich um ein kleines Trichterhalsgefäß, zwei verschieden große Schalen sowie um ein kleines, engmündiges Gefäß mit großer Standfläche1865. Servicecharakter weisen auch die fünf Tongefäße aus der Grablege von Eggolsheim (54 – Taf. 28, 12-16), des Grabes von Gräfensteinberg (72 – Taf. 35, A 3-7) und der Bestattung von Bruchköbel (218 – Taf. 67, D 7-11) auf. Sehr gut ist die Geschirrzusammensetzung auch an Grab 2 von Tauberbischofsheim (306) zu rekonstruieren. Ein großes Tongefäß, dessen Rand nicht erhalten ist (Taf. 77, C 12), nahm den Leichenbrand auf. Das beigegebene Keramikservice besteht aus einer konischen sowie einer etwas kleineren geschweiften Schüssel, zwei unterschiedlichen Henkelbechern und einer Tasse (Taf. 77, C 7-11). In der Urne von Künzing, Grab 46 (179) fanden sich drei verschieden große Tassen, eine Schale und Scherben eines weiteren Gefäßes aus Ton1866. Die planvolle Zusammensetzung von Keramik zu Geschirrsätzen in Gräbern mit Waffenbeigabe scheint auch bei

Zu den Beigaben von sieben genauer datierbaren Grablegen mit Waffenbeigabe zählten je zwei Tongefäße. Abgesehen von Worms, Grab 8 (315), zu dessen keramischem Inventar zwei oder drei Henkelkrüge gehörten (Taf. 81, 7-9), fällt die regelhafte Zusammensetzung eines größeren mit einem kleineren Gefäß bzw. zweier sich funktional ergänzender Formen auf. Im Grab von Kreßbronn-Hemigkofen (6) waren dies ein Henkelkrug (Taf. 5, A 21) und eine Schale (Taf. 5, A 20), im Falle desjenigen von Langsdorf (88) ein Topf mit zwei Henkeln (Taf. 39, A 4) und eine Tasse (Taf. 39, A 3). Während in Grab 7 von Langendiebach (184) zu einem Zylinderhalsgefäß ein Kegelhalsbecher gehörte (Taf. 62, C 23), wurde dem in Hügel 1, Grab 1 von Oberbimbach (192) Bestatteten zu einem gleichartigen größeren Gefäß (Taf. 63, C 3) eine Schale (Taf. 63, C 2) mitgegeben. Grab 15 von Memmelsdorf (290) erbrachte ein Etagengefäß (Taf. 74, B 6) sowie einen Zylinderhalskrug (Taf. 74, B 5). In Obernau, Grab 10 (295) fanden sich zwei Knickwandschalen1851. Da es sich hierbei um eine hohe und eine flache Form handelt, darf man auch hierfür unterschiedliche Funktionen annehmen. Diesen Gräbern mit zwei Tongefäßen sind die Bestattung von Erding (57), Grab 14 von München-Englschalking (103) sowie die Grab 42 (178) von Künzing, alles Urnengräber sowie Flachbrandgrab 1 von Wiesloch (12) anzuschließen. Als Leichenbrandbehältnis des Erdinger Grabes diente ein Großgefäß mit Fingertupfen auf dem Schrägrand (Taf. 29, A 8), im Falle von München-Englschalking, Grab 14 ein Trichterhalsgefäß (Taf. 43, B 5), genauso wie in Grab 42 von Künzing1852. An keramischen Beigaben fanden sich in der Grablege von Erding ein Zylinderhalsgefäß (Taf. 29, A 7) und ein konischer Napf (Taf. 29, A 6), in Grab 14 von München-Englschalking ein Trichterhalsbecher (Taf. 43, B 4) und eine Schüssel (Taf. 43, B 3), in Grab 42 von Künzing ein Enghalsbecher und eine Schale und in Grab 127 derselben Nekropole ein weiteres Großegefäß sowie ebenfalls ein Enhalsbecher1853. Auch im Flachbrandgrab 1 von Wiesloch (12) diente das große Tongefäß (Taf. 8, 5) als Urne, die Scherben von zwei weiteren Gefäßen sind nicht zuweisbar (Taf. 8, 3-4). Wie bei den anderen Gräbern mit zwei Tongefäßen im Beigabeninventar, so ergänzt sich auch hier die beigegebene Keramik in funktionaler Hinsicht.

1855

Pfauth, Beiträge Taf. 64, 4; 65, 1-2. Pfauth, Beiträge Taf. 64, 5. 1857 Schopper, Gräberfeld Taf. 2, 1-4; 67, 1-4; 71, B 1-4. 1858 Pfauth, Beiträge Taf. 49, 1-2. 1859 Schopper, Gräberfeld Taf. 110, A 1-5. 1860 Von dem vierten, nicht in Abbildung vorliegenden Gefäß sind nur Scherben erhalten. 1861 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 53, 4-7. 1862 Bei dem nicht erhaltenen vierten Stück handelt es sich um Scherben eines Großgefäßes. 1863 Zu Form und Funktion von Keramik siehe Bernatzky-Goetze, Mörigen 21 ff., bes. 62 („Bauformen“). 1864 Pfauth, Beiträge Taf. 112, 1. 1865 Pfauth, Beiträge Taf. 111, 7-10. 12. 1866 Schopper, Gräberfeld Taf. 33, 1-5. 1856

In Brandgrab 1 von Elsenfeld (15), Grabhügel 23 von Riegsee (116) und dem Grab Fundstelle 28 von Vollmarshausen (207) waren den Bestatteten jeweils drei Tongefäße mit ins Grab gegeben worden. Während in Elsenfeld, Brandgab 1 (15)1854 und Riegsee, Grabhügel 23 (116) Keramik dreier 1850

Eibner, Sauggefäße 176 ff., bes. 180 f. Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 32, 15-16. Schopper, Gräberfeld Taf. 30, 1. 1853 Schopper, Gräberfeld Taf. 30, 2-3; 94, A 2. 1854 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 36, 7-8. 11. 1851 1852

97

solchen Bestattungen vorzuherrschen, in denen sich mehr als fünf Tongefäße fanden. Dabei ist zu beobachten, daß, je zahlreicher die Stücke sind, sich bestimmte Formen von zumeist unterschiedlicher Größe auch mehrfach finden1867. Auch passen einzelne Gefäße ineinander. Daß Tonware im Grabbrauch gestapelt wurde, belegt ein Grabfund ohne Waffenbeigabe von Singen (Hohentwiel), aus dem die stattliche Zahl von mindestens 68 Tongefäßen stammt. Die unterschiedlichen Formen wurden – soweit möglich – in- und übereinandergestellt auf der Grabsohle deponiert1868. Eine vergleichbare Anordnung der Keramik wird auch für das 1950 entdeckte Singener Grab 164 (121) angenommen, das 22 Tongefäße enthielt1869. Für die 37 Tongefäße der Grablege von Acholshausen (149)1870, die sich gleichfalls zu Geschirrsätzen mit mehrfach vertretenen Keramiktypen zusammensetzen lassen, darf wohl eine entsprechende Aufstellung angenommen werden.

Bei der Behandlung der urnenfelderzeitlichen Funde im Raum Hanau stellte H. Müller-Karpe eine keramische Formengruppe mit besonderen Merkmalen vor1871. Diese Tonware bildet die vierte Variante von Bechern der Hanauer Gruppe, welche typische Vertreter der jüngeren Formengesellschaft im Hanauer Land (Hanau II, entsprechend Ha A2) darstellen1872. Die Keramik umschrieb H. Müller-Karpe mit den Merkmalen: tiefschwarze Schmauchung, Hochglanzpolitur, technische Feinheit der Herstellung, scharfe Profilierung, Girlandenriefen, z. T. mit runden Buckelwarzen in den Zwickeln sowie reicher Rillen- bzw. Schmalriefenzier1873. Auch in der von H. Müller-Karpe herausgearbeiteten Friedberger Gruppe ist diese qualitätvolle Tonware vertreten. Dort werden sie als Becher der Form Nauheim-Langendiebach bezeichnet1874. Die zeitliche Begrenzung auf die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) sowie die geringe Zahl an Fundorten mit dieser Keramik, die zudem regional sehr begrenzt verbreitet ist, rechtfertigt H. Müller-Karpes Annahme, sie müsse aus einer Werkstatt entstammen, die das umliegende Gebiet belieferte1875. Wegen des Vorkommens der Ware unter anderem in drei reich ausgestatteten Steinkistengrä-

bern, wozu jene mit Waffenbeigabe von Bad Nauheim (1) und Steinkistengrab 2 von Eschborn (17) zählen1876, vermutete H. Müller-Karpe, man könne womöglich den Abnehmerkreis sozial höherstehenden Personen zuweisen1877. F.-R. Herrmann griff diese Gedanken in seiner Untersuchung zur Urnenfelderzeit in Mittel- und Südhessen auf1878. Die von H. Müller-Karpe zusammengestellten Charakteristika der besonderen Keramik schränkte er einerseits auf tiefschwarze Schmauchung, Hochglanzpolitur sowie technische Feinheit der Herstellung ein und hob andererseits hervor, daß jene Merkmale nicht an allen Gefäßen dieser Art vorkämen1879. Für die herausragende Tonware führte er den Begriff „Adelskeramik” ein1880. Anhand einer Zusammenstellung von Grabfunden mit dieser Keramik1881 sah F.-R. Herrmann eine Verbindung mit Steinkistengräbern und schloß daraus, daß die in Steinkisten und anzuschließenden Gräbern (darunter jene mit „Adelskeramik”) Bestatteten einer „vornehmen Schicht” angehörten1882. Die wenigen Fundpunkte, die F.-R. Herrmann nennen konnte1883, tragen allerdings nicht zur Absicherung seiner Vermutung bei. Zwar weisen die Grablegen von Bad Nauheim (1) und Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), wie auch Grab 7 von Langendiebach durch ihren Grabbau (Steinkisten) und gleichzeitig reiche Grabbeigaben auf Bestattete höheren Ranges hin, ansonsten umfassen die von F.-R. Herrmann zusammengetragenen Funde aber gut ausgestattete Gräber, die teilweise keine Bronzen erbrachten und bei denen z. T. zweifelhaft ist, ob sie als Steinkisten angelegt waren1884, bis hin zu einfachen Brandbestattungen1885. Die aus mehreren Grablegen stammenden Fundstücke aus dem Lorscher Wald sind nicht mehr zu trennen1886. Zusammengenommen ist die sogenannte „Adelskeramik” Mittel- und Südhessens nicht regelhaft mit reich ausgestatteten Grablegen oder durch sonstige Merkmale verbunden1887. Der von H. Müller-Karpe vorgetragenen Vermutung, diese Keramik entstamme einer Werkstatt, widerspricht dies nicht. Aber die Art und Weise der Verteilung entzieht sich einer Deutung. Was die Möglichkeit angeht, daß die „Adelskeramik” zeitlich und räumlich eng zu fassen sei und sich auf diese Weise ein Regionalstil manifestiere, dazu ist ein Blick auf die urnenfelderzeitliche „Marburger Gruppe” Oberhessens ange-

1867 Gräber mit mehr als fünf Tongefäßen (zur Auswahl siehe die Einleitung des Kapitels): Herlheim (80) – 6; Aschaffenburg, Grab 27 (213) – 7; Dietzenbach, Steinkistengrab 1 (3) – 7; Hürben (170) – 7 (davon eine Schale als Leichenbrandbehältnis); Kelheim, Grab 110 (256), Künzing, Grab 114 (271) – 7 (darunter je eine Urne); Oberwalluf, Steinkistengrab B (297) – 7; Friedberg, Grab 3 (231), Kelheim, Grab 184 (173) – 8 (darunter eine Urne); Darmstadt, Hügel 2 (220) – 10; Diesenbach, Grab 11 (221) – 11; Eschborn, Steinkistengrab 2 (17) – 11; Mühlheim-Lämmerspiel (292) – 11; Viernheim (204) – 11; Tiengen (11) – 11; Wiesloch, Flachbrandgrab 2 (140) – 11; Bad Nauheim (1) – 14; Trimbs, Grab 3 (129) – 14; Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121) – 22; Acholshausen (149) – 37. 1868 W. Kimmig, Ein Grabfund der jüngeren Urnenfelderzeit von Singen am Hohentwiel. Prähist. Zeitschr. 34-35, 1949-1950, 288-313 Abb. 1; Brestrich, Grabfunde 370 ff. Taf. 49, 3-9; 50-54. 1869 Brestrich, Grabfunde Taf. 33, 2-4; 34; 35, A 1-5; Kimmig, Grabfund 95 f. Abb. 1. 1870 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 59-61. 1871 Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 22 ff. 1872 ebd. 22; 38. 1873 ebd. 22. 1874 ebd. 32. 1875 ebd. 22.

1876 Dazu: Langendiebach, Gde. Erlensee, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab 7: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 73 Taf. 26, A. 1877 Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 22. 1878 Herrmann, Funde 26 ff. 1879 ebd. 34. 1880 ebd. 26. 1881 ebd. 27 Abb. 4 mit Liste S. 198. 1882 ebd. 25 f. 1883 ebd. 198 Liste zu Abb. 4. 1884 Frankfurt am Main, Hessen, Osthafen, Gräber 3 u. 5: Herrmann, Funde 51 f. Nr. 10 Taf. 67, E. C; Frankfurt am Main, Hessen, Stadtwald, Grab 10: ebd. 64 Nr. 69. 1885 Langendiebach, Gde. Erlensee, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab 8: Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 74 Taf. 27; Frankfurt am Main, Hessen, Waldfriedhof, Grab 4: Herrmann, Funde 62 Nr. 63 Taf. 74, C. 1886 Lorsch, Kr. Bergstraße, Hessen, Lorscher Wald: Herrmann, Funde 151 Nr. 521 Taf. 141, C. 1887 Demnach trifft auch die Aussage von O. M. Wilbertz, Adelskeramik finde sich häufig in reichen Bestattungen, nicht zu (Wilbertz, Urnenfelderkultur 100 Anm. 418).

2.11.2 „Adelskeramik”

98

bracht1888. Dort war K. Nass auf der Suche nach der Nordgrenze der Urnenfelderkultur auf Keramik im sogenannten „Metallstil” gestoßen1889. Er umschrieb diese in vergleichbarer Weise, wie H. Müller-Karpe dies für die Becherform im Hanauer Gebiet tat1890, wobei auch im Marburger Raum die verschiedenen Merkmale nur vereinzelt an Gefäßen auftreten1891. Auch aus dem Westen des Untersuchungsgebietes ist Keramik bekannt, die als „Adelskeramik” bezeichnet wird. Die nur allgemein nach Ha A datierbare Grablege von Mimbach (95) enthielt unter anderem vier Becher ausgezeichneter Machart. A. Kolling wies diese der von F.-R. Herrmann als „Adelskeramik” bezeichneten Tonware zu1892. Allerdings lassen sich die Mimbacher Gefäße dabei nur noch aufgrund ihrer feinen Machart mit jener hessischen Keramik verbinden1893. Insgesamt bezeichnet der Begriff „Adelskeramik” Tongefäße qualitativ hochwertiger Machart1894. Auf den gleichen Nenner läßt sich auch der „Metallstil” zurückführen. Da, wie Beispiele aus der Pfalz und dem Saarland zeigen, exquisite Keramik auch in anderen Regionen auftritt, nicht auf Grabausstattungen beschränkt ist und ersichtlich wird, daß keine einheitliche Anwendung der bezeichnenden Merkmale besteht, kann die Tonware letztendlich nicht beurteilt werden. Dies ist auch nicht anhand der Literatur für das gesamte Untersuchungsgebiet zu bewerkstelligen1895.

1888

Zu Begriff und Forschungsstand: Dobiat, Gruppe 17-44; ders., Forschungen zu Grabhügelgruppen der Urnenfelderzeit im Marburger Raum. Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 17 (Marburg 1994). 1889 Nass, Nordgrenze 27. – Der Begriff geht vielleicht auf den von P. Reinecke für Villanova-Keramik beschriebenen „metallischen Charakter” zurück (P. Reinecke, AuhV 5 [Mainz 1911] 245 Taf. 43-44). 1890 Vgl. Nass, Nordgrenze 27 mit Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 22. 1891 Dobiat, Gruppe 28. 1892 Kolling, Schwertgrab 49 Anm. 5. 1893 Siehe dazu die Beschreibungen der vier Becher (Kolling, Schwertgrab 44 Nr. 3-6). 1894 Aus den Ausführungen von Herrmann wird nicht ersichtlich, wie dieser Begriff zu verstehen ist. 1895 „Metallstil” bemerkte auch W. Kimmig an urnenfelderzeitlichen Tongefäßen Badens (Kimmig, Urnenfelderkultur 14 Anm. 2). – Eine Siedlung von Hochstadt-Oberhochstadt, Lkr. Südliche Weinstraße in der Pfalz erbrachte eine große Zahl sehr fein gearbeiteter Keramik. Ganz im Sinne der verschiedenen angeführten Beispiele hebt sich auch diese Tonware vom übrigen Fundgut ab (frdl. Hinweis F. Dittewig, Mainz). – Zu Datierung und Fundort vgl. U. Grünwald, in: Pfalzatlas. Textbd. 4 (Speyer 1993) 2090.

99

3.1 Grabritus

3 Bestattungswesen Eine Behandlung der urnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigabe erfordert auch eine genauere Untersuchung der praktizierten Bestattungssitten – des Grabritus und der Grabform sowie der damit verbundenen Aspekte. Allzu selten lassen die Publikationen von Grablegen mit beigegebenen Waffen eine präzise Ansprache der Riten zu. Dabei hatte W. Kimmig bereits 1940 festgestellt, daß unter dem Forschungsterminus Urnenfelder keineswegs die verschiedenen Grabformen zusammengefaßt werden können, zu denen er Körperbestattungen und Hügelgräber rechnete. Eben diese trügen erheblich dazu bei, die religiösen Erscheinungen wie auch die ethnischen Hintergründe, die mit der programmatisch angewandten Epochenbezeichnung verbunden werden, auf eine differenziertere Basis zu stellen und neu zu bewerten1896. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Feststellung von Seiten der Urnenfelder-Forschung kaum Rechnung getragen. Bezeichnend sind knappe und oberflächliche bzw. punktuelle Untersuchungen zu Grabritus und Grabform1897. Erst mit der Vorlage des Gräberfeldes von Vollmarshausen durch J. Bergmann im Jahre 1982 setzte dieser, was die systematische Untersuchung von Bestattungssitten angeht, neue Maßstäbe1898. Diese ausgefeilte methodische Darstellung fand zunächst kaum den nötigen Wiederhall1899. Die verschiedenen Veröffentlichungen spiegeln eine sehr uneinheitliche Behandlung der Grabsitten, nicht nur für ein und dieselben Gräber, die von verschiedenen Autoren vorgelegt wurden, sondern auch für Gräberfelder unterschiedlicher Größe sowie deren Behandlung in regionalen Monographien. Die Schwerpunkte liegen zumeist auf der chronologischen und typologischen Bewertung der Beifunde; selten steht der Grabritus oder die Grabform im Vordergrund. Als ausgesprochenes Musterbeispiel kann neben J. Bergmanns Arbeit auch H. Hennigs Veröffentlichung des kleinen Gräberfeldes von Behringersdorf gelten. Hier stehen die Untersuchungen zu dinglichen Hinterlassenschaften, siedlungskundliche Betrachtungen und anthropologische Alters- und Geschlechtsbestimmung gleichberechtigt neben der Gräberkunde1900. Insgesamt ist die Basis für Vergleiche waffenführender Gräber mit anderen Bestattungen oder Gräberfeldern unter verschiedenen Gesichtspunkten recht dürftig1901. Vor dem sehr heterogenen Hintergrund der Publikationen kann die folgende vorläufige Beurteilung des Bestattungswesens zum einen nur auf die waffenführenden Gräber beschränkt, zum anderen auch nur tendenziell gültig sein1902.

3.1.1 Brandgräber Die überwiegende Zahl der urnenfelderzeitlichen Bestattungen mit Waffenbeigabe wurde in Form von Brandgräbern angelegt (Diagramm 1)1903. Von den 197 im Katalog als Brandbestattungen oder fragliche Brandbestattungen ausgewiesenen Grablegen gelten 173 als gesichert. Die Beigaben aus den Körpergräbern mit Waffenbeigabe sind in der Regel unverbrannt, in Brandgräbern hingegen regelhaft verbrannt, und zwar unabhängig davon, ob die Grablege genügend Raum für unverbrannt mitgegebene Grabbeigaben geboten hätte. Ausnahmen stellen nach unterschiedlichen Riten angelegte Doppel- und Mehrfachbestatttungen dar.

1896

1903

Kimmig, Urnenfelderkultur 19. Ein gebräuchliches Gliederungsschema, das nicht auf verschiedene Kategorien Rücksicht nimmt, ist z. B.: Brandgräber – Körpergräber – Steinkistengräber. 1898 Bergmann, Gräberfeld bes. 84-229. 1899 Dies hängt natürlich auch mit den gewählten Schwerpunkten der jeweiligen Arbeiten zusammen. Dennoch bleiben auch neuere Arbeiten klar gegliederte Darstellungen schuldig, die erst die Grundlagen für eine verschiedene Regionen umfassende Betrachtung der Gräberkunde bilden könnten. – Vgl. Ruppel, Urnenfelderzeit 62 f. u. von Berg, Untersuchungen 44-61. 1900 Hennig, Gräber. 1901 Vgl. zu diesem Problem auch Bergmann, Gräberfeld 110-119. 1902 Siehe dazu auch die einleitenden Abschnitte zu den Grundlagen in den jeweiligen Kapiteln.

Aus Gründen der Darstellung wurde in allen Graphiken auf die Stufenkürzel Bz (Bronzezeit) und Ha (Hallstattzeit) verzichtet. Da anhand der Hinterlassenschaften aus den Gräbern mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes weder die Stufe Ha B2 nach H. Müller-Karpe, noch ein Übergang Ha B1/B3 mit Material belegt sind, entfallen auch diese bei den graphischen Übersichten. In den Diagrammen wurden auch jene Gräber, die nicht exakt zu datieren waren, nicht dargestellt. Daher können die im Text genannten absoluten Zahlen von denen der Diagramme abweichen. Die chronologisch nicht genau zu fassenden Grablegen werden aber in den entsprechenden Abschnitten berücksichtigt. Bei der Auszählung nach dem Grabritus wurde von mono- und birituellen Doppel- und Mehrfachbestattungen nur jeweils die Bestattung gewertet, der die Waffenbeigabe zuzuweisen ist. Die Mitbestatteten finden sich im Kap. 3.1.3) Doppel- und Mehrfachbestattungen wieder und werden in keinem Diagramm berücksichtigt.

1897

100

45 40 35 30 25 Körpergräber Brandgräber

20 15 10 5 0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 1: Verhältnis von sicheren Körper- zu sicheren Brandgräbern mit Waffenbeigabe.

Demzufolge ist es zulässig, 13 weitere Gräber, zu denen Angaben über Leichenbrand fehlen, aufgrund der Brandspuren an den Beigaben als Brandbestattungen anzusprechen: Garching a. d. Alz (4), Singen (Hohentwiel), Grab 115 a (10), Ellwangen (Jagst)-Haisterhofen (56), Forstinning (65), Hart a. d. Alz (77), Mengen (94), Sprendlingen (123), Villingen im Schwarzwald (135), Heldenbergen (146), Hader (166), Königsbronn (175), Ober-Sorg (194) und Kelheim, Grab 276 (264). Somit erhöht sich die Brandgräberzahl auf 186 (Diagramm 2). Fraglich bleibt die Ansprache als Brandbestattung bei zehn Gräbern: Feldgeding, Grab 4 (62), Illertissen (84), Karlstein

(85), München-Aubing (102), Pleidelsheim (112), Barbing, Grab 40 (151), Höchst a. d. Nidder (168), Oberndorf (193), Kelheim, Grab 107 (255) und Mettendorf (291). Lediglich für die Funde von Karlstein (85) wird in der Literatur erwähnt, daß das Schwert keine Brandspuren aufweist – für die übrigen Befunde fehlen Hinweise. Des weiteren stehen Angaben zur Größe der Gräber aus, so daß auch darüber der Grabritus nicht ermittelt werden kann. Bei einem elften Inventar – Worms (211) – ist nicht zu entscheiden, ob es sich um einen Grabfund oder überhaupt um einen geschlossenen Fund handelt.

45 40 35 30 25 unsicher sicher

20 15 10 5 0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 2: Sichere und unsichere Brandgräber mit Waffenbeigabe.

Chronologisch entspricht die relative Häufigkeit der Brandgräber mit Waffenbeigabe in etwa der Gesamtverteilung von

Gräbern mit Waffenbeigabe innerhalb der einzelnen Phasen der Urnenfelderzeit (Diagramm 3). 101

60

50

40

übrige Gräber

30

Brandgräber 20

10

0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 3: Verhältnis sicherer Brandgräber mit Waffenbeigaben zu sicheren Gräbern mit Waffenbeigabe insgesamt.

wohl an gleicher Stelle angegeben ist, daß der Leichenbrand außerhalb des Gefäßes lag1908. Andererseits wird die Bezeichnung „Urnengrab“ auch pauschal auf verschiedenartige Brandgräber der Urnenfelderzeit angewandt. Das 1950 entdeckte, 1981 von W. Kimmig beschriebene Grab 164 mit Eisenschwert von Singen (Hohentwiel) (121) gilt anfangs als Urnengrab1909. Im folgenden führt W. Kimmig jedoch aus, daß „der Leichenbrand frei (in das Grab) eingeschüttet war“1910. Der Terminus „Urnenfriedhof“ wird zumeist unkritisch auf urnenfelderzeitliche Bestattungsplätze angewandt, wobei der im einzelnen geübte Bestattungsbrauch nicht erfaßt wird1911.

Eine Analyse der im Katalog erfaßten Brandbestattungen zeigte, daß eine schlichte Zuordnung Urnengräber – sonstige Brandgräber den unterschiedlichen, bei Feuerbestattungen geübten Bräuchen nicht gerecht wird1904. Es ist vielmehr möglich, anhand der Angaben zu Art und Ort der Leichenbrandverwahrung, dem Vorhandensein resp. Fehlen von Scheiterhaufenresten sowie der Kenntnis über den Verbrennungsplatz ein wesentlich differenzierteres Bild der urnenfelderzeitlichen Brandbestattungen zu zeichnen1905. Aufgrund des sehr uneinheitlichen Publikationsstandes ist eine solche Einteilung an 111 der 186 sicheren Brandbestattungen durchzuführen.

Untersucht man unter Berücksichtigung dieser Vorgaben die Brandbestattungen mit Waffenbeigabe, so sind 64 Grablegen als Urnengräber gesichert, d. h. der Leichenbrand fand sich ausschließlich in der Urne1912. Als besondere Spielart der

3.1.1.1 Urnengräber Eine auf die Bestattungsart zielende Sichtung der Urnengräber mit Waffenbeigabe anhand der Literatur ist problematisch. Einerseits wird oft das größte beigegebene Tongefäß – in vermeintlicher Übereinstimmung mit dem durch den Begriff „Urnenfelder(kultur)“ umschriebenen charakteristischen Ritus – als Urne und folglich die Bestattung oft als Urnengrab angesprochen1906. „Urne“ geriet sogar zum Sammelbegriff für verschiedene Typen von Großgefäßen1907. So wurde beispielsweise das Trichterhalsgefäß aus Grab 181 von Kelheim (258) von H. Müller-Karpe als Urne bezeichnet, ob-

1908

Müller-Karpe, Urnenfeld 42. Kimmig, Grabfund 94. 1910 Kimmig, Grabfund 96. 1911 z. B.: Müller-Karpe, Urnenfeld; ders., Urnenfelder. – Solche Verallgemeinerungen treten häufig auf. Man gewinnt den Eindruck, daß zugunsten der typologischen und chronologischen Einordnung der dinglichen Hinterlassenschaften die Untersuchung der Bestattungssitten vernachlässigt wird. 1912 Wiesloch, Flachbrandgrab 1 (12), Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21), Künzing, Grab 3 (22), Langengeisling, Grab 6 (23), Etting, Hügel 1 (60), Geiging (70), München-Englschalking, Grab 14 (103), Unterhaching, Gräber 13 und 30 (131, 132), Pfakofen, Grab 20 (148), Böhmhartsberg, Grab 3 (158), Hürben (170), Kelheim, Grab 184 (173), Künzing, Gräber 2, 42, 46, 57, 127, 143, 245 (177, 178, 179, 180, 181, 182, 183), Thronhofen, Grab 43 (203), Viernheim (204), Barbing, Gräber 6 und 8 (214, 215), Darmstadt, Hügel 2 (220), Eberfing, Hügel 14 (226), Friedberg, Grab 3 (231), Herrnsaal, Gräber A, C, D (239, 240, 241), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Kelheim, Gräber 9, 70, 72, 104, 173 (248, 250, 251, 254, 257), Künzing, Gräber 31, 95, 97, 106, 114, 117, 140, 144, 149, 153, 162, 186, 187, 190, 191, 199, 217, 230 (267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 178, 279, 280, 281, 282, 283, 284), Manching, Grab 8 (289), Oberwalluf (298), Pfatter, Grab 26 (299), Riekofen, Grab 32 (302), Tauberbischofsheim, Gräber 2 und 4 (306, 307), Unterhaching, Grab 42 (309), Vollmarshausen, Fst. 76 (310), Weiher, Flachbrandgrab 2 (313). 1909

1904

Ganz abgesehen von offensichtlichen Fehlansprachen, die der Korrektur bedurften. – Vgl. Kap. 3.1.1.1) Urnengräber. 1905 Anregend war u. a. die Lektüre des Abschnittes über die Bestattungssitten in der Arbeit von R. Bockius, Untersuchungen zur jüngeren Latène- und älteren römischen Kaiserzeit im Mittelrheingebiet (Mainz 1992) 134 ff. – Nicht alle Termini sind in vorliegender Arbeit in Entsprechung zu jener definiert. – Vgl. auch Brestrich, Grabfunde 262 f. 1906 Wie die weiter unten angesprochene Veröffentlichung des 1950 entdeckten Singener Grabes 164 (121) durch W. Kimmig zeigt, weist auch die neuere Literatur solche undifferenzierten Aussagen auf. 1907 z. B.: Kimmig, Urnenfelderkultur; Müller-Karpe, Urnenfeld; ders., Urnenfelder.

102

Urnenbestattung ist das Grab von Hürben (170) anzuführen. Die keramischen Beigaben wurden aufeinander in die Grube gestellt. Dabei befand sich der Leichenbrand zuoberst in einer Schale, die mit einer weiteren, umgedrehten, abgedeckt war. Ansonsten sind die Kombinationen bei der Verwahrung von Tongefäßen und nichtkeramischen Beigaben im Grab vielfältig. Allerdings befand sich in keinem der hier besprochenen Urnengräber ausschließlich der Leichenbrand in der Urne. Urnenabdeckungen in Form von Deckschalen1913, mit einer größeren Scherbe1914, durch eine Tuffsteinplatte1915 oder auch mit einem Mahlstein1916 sind belegt.

3.1.1.5 Knochennester Bei der als Knochennest bezeichneten Bestattungsart wurde der Leichenbrand intentionell an einer Stelle im Grab konzentriert niedergelegt, und nicht, wie bei den Leichenbrandschüttungsgräbern, über eine größere Fläche im Grab verteilt1918. In Hügel 2 von Forst (64) lagen neben einem Scherbennest der Leichenbrand und das Schwertklingenbruchstück. Einen entsprechenden Befund erbrachte Grab 5 von Manching (288), wo Leichenbrand und Beigaben neben einem Kegelhalsgefäß niedergelegt waren. Bei der Bestattung von Wallmerod (312) fanden sich der Leichenbrand und die Beigaben zwischen beiden Gefäßen. In der N-S-orientierten Branddoppelbestattung von Hurlach (83) lag der Leichenbrand etwa in der Mitte des Grabes, darauf war ein Teil der Beigaben niedergelegt. Beigegebene Keramik und weitere Beigaben waren im nördlichen und südlichen Bereich des Flachgrabes deponiert. Im Grab von Nußdorf a. Inn (105) lag der Leichenbrand in einem kleinen Häufchen seitlich des Schwertes. Um eine Mehrfachbestattung handelt es sich auch bei Grab 13 von Schwabmünchen (120). Die Leichenbrände dreier Individuen waren getrennt voneinander als Knochennester mit den jeweils zuweisbaren Beigaben auf die Grabsohle gelegt worden. Möglicherweise sind die Knochennester sekundärer Natur, wenn man annimmt, der Leichenbrand sei ursprünglich in einem kleineren Behältnis aus organischem Material verwahrt worden. Anlaß zu dieser Vermutung gibt Grab 8 von Worms-Adlerberg (315), in dem der Leichenbrand in einem Holzkistchen vermutet wurde1919.

3.1.1.2 Urnengräber mit Leichenbrandschüttung Bei den als Urnengräber mit Leichenbrandschüttung bezeichneten Bestattungen wurde ausgelesener Leichenbrand einesteils in der Urne, anderenteils frei in der Grabgrube eingeschüttet angetroffen. Die Lage der Beigaben im Grab von Erding (57) ist nicht bekannt. Die Urne aus der Steinkiste von Mauern (7) enthielt mehrere Beigefäße sowie einen Teil der Bronzebeigaben. Weitere Beigaben waren auch außerhalb der Urne niedergelegt und wenig Leichenbrand war über den Hauptraum verstreut worden. In Grab 27 von Herrnsaal (147) befanden sich der größte Teil des Leichenbrandes sowie die Beigaben in der Urne. Zusätzlich war etwas Leichenbrand in die Grabgrube eingeschüttet worden. Ein entsprechender Befund ist für Grab 247 von Kelheim (263) überliefert, wobei die Urne zusätzlich mit einer Schale abgedeckt war. 3.1.1.3 Urnengräber mit Brandschutt

3.1.1.6 Leichenbrandschüttungsgräber Lediglich für Grab 99 von Kelheim (253) ist angegeben, daß sich der ausgelesene Leichenbrand sowie ein Becher in der Urne befanden und die Überreste des Scheiterhaufens zusammen mit den übrigen Beifunden außerhalb der Urne in das Grab eingebracht wurden.

Im Gegensatz zu den Knochennestern wurde bei Leichenbrandschüttungen der ausgelesene Leichenbrand über eine größere Fläche im Grab verstreut. Nach „echten“ Urnengräbern (64 Gräber) entfällt der nächsthöhere Anteil der urnenfelderzeitlichen Brandgräber mit Waffenbeigabe auf diese Art der Feuerbestattung. 17 Grablegen sind als Leichenbrandschüttungsgräber anzusprechen. In vier Gräbern wurden sowohl der Leichenbrand als auch die Beigaben, ohne daß eine Regelhaftigkeit erkennbar wäre, auf der Grabsohle verteilt: Tiengen (11), Elsenfeld, Brandgrab 1 (15), Gammertingen, Grab von 1971 (18) sowie Mühlheim-Lämmerspiel (292). In neun weiteren Gräbern fanden sich Tongefäße und nichtkeramische Beigaben – teils getrennt, teils zusammen – auf verschiedene Bereiche der Grabkammer verteilt: Kreßbronn-Hemigkofen (6), Hart a. d. Alz (20), Poing (26), Eßfeld, Grab 1 (59), Mimbach (95), Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121), Aschaffenburg, Grab 27 (213), Oberwalluf, Steinkistengrab B (297) und Polsingen, Grab 4 (301). Auch bei diesen (z. T. gestörten) Befunden ist kein einheitliches Niederlegungsschema festzustellen. Bei den vier übrigen Bestattungen schließlich ist die Lage der Beifunde nicht überliefert: Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), Trimbs, Grab 3 (129), Vollmarshausen, Fundstelle 27

3.1.1.4 Urnengräber mit Brandschüttung Diejenigen Brandbestattungen, in denen Leichenbrand und Scheiterhaufenreste vermischt in Urne und Grab ausgestreut wurden, werden als Urnengräber mit Brandschüttung bezeichnet. Prinzipiell handelt es sich also um eine Kombination aus Urnen- und Brandschüttungsgrab1917. Die Beigaben des nach diesem Ritus angelegten Grabes 50 von Grünwald (236) wurden angeblich in und neben der Urne angetroffen. In Grab 61 von Kelheim (249) lagen die Beigaben außerhalb und in der Bestattung von Schöngeising, Hügel 71 (303) in der Urne.

1913

z. B.: Langengeisling, Grab 6 (23), Viernheim (204), Barbing, Grab 8 (215). 1914 z. B.: Pfakofen, Grab 20 (148). 1915 z. B.: Eberfing, Hügel 14 (226). 1916 München-Englschalking, Grab 14 (103). 1917 Vgl. 3.1.1.8) Brandschüttungsgräber.

1918 1919

103

Vgl. Kap. 3.1.1.6) Leichenbrandschüttungsgräber. Siehe Eggert, Urnenfelderkultur 314 f. Nr. 590.

(206) und Erlangen, Grab 12 (228)1920. Eventuell trifft auch für Grab 5 von Augsburg-Haunstetten II (150) diese Art der Bestattung zu.

3.1.2 Körpergräber Eine im Vergleich zu den Brandbestattungen geringere Zahl der hier untersuchten Gräber wurde in Form von Körperbestattungen angelegt (Diagramm 4). 34 Grablegen sind diesem Ritus zuzuweisen1921, vier weitere sind als fraglich einzustufen1922. Auch wenn teilweise weder Skelettreste noch Leichenbrandspuren erhalten sind, ist für einige der Bestattungen nach Lage der Beigaben anzunehmen, daß es sich um Körpergräber handelt1923. Des weiteren sind die Beigaben in gesicherten Körperbestattungen fast immer unverbrannt1924. Lediglich bei Doppel- und Mehrfachbestattungen, die mitunter nach beiden Riten (Brand- und Körperbestattung) angelegt wurden, können auch Beigaben, die dem Waffenträger zugerechnet werden müssen, mitverbrannt sein1925. Die Beschreibung der Funde aus den als fragliche Körpergräber eingestuften Grablegen von Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), Dannstadt-Schauernheim (49), Fridolfing (68) und Gnötzheim (164) deutet darauf hin, daß sie unverbrannt beigegeben wurden. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, daß es sich bei diesen Bestattungen um Körpergräber handelt. Zumindest für die Grablegen von Eschborn, Steinkistengrab 2 (17) und Gnötzheim (164) ließe sich dieser Befund von der Beschreibung des Grabbaus her unterstützen1926. Nach einigen hinreichend dokumentierten Gräbern1927 wurde die persönliche Ausrüstung der Körperbestatteten häufig so angetroffen, wie der Verstorbene sie wohl zu Lebzeiten getragen haben wird. Soweit feststellbar, wurden die Toten in gestreckter Rückenlage bestattet1928. So lag in den Gräbern mit Schwertbeigabe diese Waffe zumeist an der rechten Körperseite1929. In den Bestattungen mit Lanzenbeigabe lag die Lanzenspitze in den beschriebenen Fällen im Kopf- oder Fußbereich1930, was darauf hindeutet, daß die Lanzen geschäftet beigegeben worden sind.

3.1.1.7 Leichenbrandschüttungsgräber mit Brandschutt Gräber, in denen der ausgelesene Leichenbrand und die Überreste des Scheiterhaufens getrennt voneinander im Grab verstreut wurden, sind als Leichenbrandschüttungsgräber mit Brandschutt zu bezeichnen. Nur für eine Bestattung mit Waffenbeigabe ist die Anlage nach diesem Ritus überliefert: Bruck, Grab 1 (45). 3.1.1.8 Brandschüttungsgräber Im Gegensatz dazu ist für vier Bestattungen belegt, daß Leichenbrand und Scheiterhaufenreste vermischt in das Grab gegeben wurden: Bad Nauheim (1), Vollmarshausen, Fundstellen 24 (205) und 28 (207) sowie Grab 12 von Waging am See (311). Diese Brandbestattungsart darf als Brandschüttung gelten. In den Grablegen von Bad Nauheim (1) und Fundstelle 24 von Vollmarshausen (205) enthielt die Brandschüttung auch die Beigaben. Genauso scheint es – obwohl der Befund teilweise zerstört war – in Fundstelle 28 (207) desselben Fundortes gewesen zu sein. In Grab 12 von Waging am See (311) dagegen wurden Scherben weiterer Tongefäße sowie eine Pfeilspitze außerdem neben der Brandschüttung angetroffen. 3.1.1.9 Brandgrubengräber Die Einfüllung von Brandgrubengräbern ist aus Leichenbrand, verbrannten Beigaben, Holzkohle und Asche zusammengesetzt, die in die Grablege eingeschüttet wurden. Dieser Bestattungsart sind die beiden Gräber von Hemigkofen (79) und Bühl im Ries (219) zuzuordnen.

1921

Behringersdorf, Grab 12 (2), Prien a. Chiemsee (9), Asch (13), Hagenau (19), Memmelsdorf, Grab 1 (24), Ockstadt, Grab 2 (25), Wollmesheim, Grab 1 (30), Boppard (42), Eggolsheim (54), Frankfurt-Berkersheim (66), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Gräfensteinberg (72), Gundelsheim, Grab 1 (74), Heilbronn (78), Herlheim (80), Langsdorf (88), Obergriesingen (106), Wassertrüdingen (136), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Ensingen (145), Behringersdorf, Grab 2 (153), Behringersdorf, Grab 7 (154), Gau-Algesheim (163), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzell, Grab 47 (176), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192), Schirradorf, Bestattung 1 (199), Böckweiler, Grab 3 (217), Fünfbronn (233), Gädheim (234), Karbach, Grab 4 (247), Steinheim, Grab 29 (305), Trimbs (308), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1922 Eschborn, Steinkistengrab 2 (17), Dannstadt-Schauernheim (49), Fridolfing (68), Gnötzheim (164). 1923 z. B.: Behringersdorf, Grab 2 (153), Behringersdorf, Grab 7 (154). 1924 Im Grab von Asch (13) fand sich eine Nadel mit Brandspuren. 1925 z. B.: Obergriesingen (106): nur Schwert und Dolch waren unverbrannt. – Vgl. Kap. 3.1.3) Doppel- und Mehrfachbestattungen. 1926 Vorbehaltlich der Tatsache, daß auch Brandbestattungen in Gräbern anzutreffen sind, deren Ausmaße groß genug für Körperbestattungen wären. 1927 Zu 14 der 34 Körpergräber gibt es in Bezug auf die Lage der Beigaben keine Befunddokumentation, die der übrigen 20 ist teils sehr ausführlich, teils unvollständig. 1928 Zu Sonderbestattungen siehe Ganslmeier, Anmerkungen. 1929 Memmelsdorf, Grab 1 (24), Eggolsheim (54), Frankfurt-Berkersheim (66), Heilbronn (78), Herlheim (80), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139). 1930 Behringersdorf, Grab 2 (153), Behringersdorf, Grab 7 (154), KitzingenEtwashausen, Grab 11 (174), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192).

3.1.1.10 Brandflächengräber Brandflächengräber gehen auf ebenerdig angelegte Scheiterhaufen zurück, die nach dem Verbrennungsvorgang überhügelt wurden. In diesem Sinne sind acht Bestattungen als Brandflächengräber anzusprechen: Eberfing, Hügel 26 (52), Echzell (53), Etting, Hügel 22 (61), Obersöchering, Hügel 28 (107), Riegsee, Hügel 9 (115), Riegsee, Hügel 23 (116), Frankfurt am Main (229) und Grünwald, Hügel 1 (235). Die Beigaben wurden vor der Aufschüttung der Hügel zumeist auf oder um den niedergebrannten Scheiterhaufen herum angeordnet. Bei Grabhügel 23 von Riegsee (116) wurden die Beigaben in einer Eintiefung im niedergebrannten Scheiterhaufen verwahrt.

1920 Letzteres Grab erbrachte zusätzlich die Urnenbestattung eines Kindes. – Vgl. Kap. 3.1.3) Doppel- und Mehrfachbestattungen.

104

16 14 12 10 unsicher

8

sicher 6 4 2 0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 4: Sichere und unsichere Körpergräber mit Waffenbeigabe.

(104) vier Nadeln und zwei Armringe, Grab 12 von Reutlingen (28) drei oder vier Nadeln. In der Bestattung aus Hügel 14 von Eberfing (226) fanden sich drei Nadeln und fünf Armringe, im Grab von Neuses an der Regnitz (294) waren es ebenfalls drei Nadeln sowie zwei Halsringe. Zwei Bergen, einen Hals- und zwei Armringe sowie zwei weitere Ringe erbrachte auch Brandgrab 1 von Eßfeld (59), im Beigabeninventar der Bestattung aus Hügel 13 von Eberfing (225) fanden sich Bruchstücke von drei Armringen. Auch beim Grab von Hagenau (19) wird es sich, den paarig beigegebenen Ringsätzen zufolge, um eine Doppelbestattung gehandelt haben. Erstaunlich ist, daß, während bei archäologisch bestimmten Doppelbestattungen die Verstorbenen immer als Mann und Frau angesprochen werden, in fünf anderen Doppelbestattungen, die anthropologisch untersucht wurden, die Bestimmung jeweils einen Erwachsenen zusammen mit einem Kind oder Jugendlichen ergab. Dies betrifft das 1971 entdeckte Grab von Gammertingen (18), die Bestattung von Mimbach (95), Grab 12 von Erlangen (228), Grab 2 von Tauberbischofsheim (306) und Vollmarshausen, Fundstelle 76 (310). Bemerkenswert ist dabei wiederum, daß allein nach den Grabungsbefunden eine solche alters- und geschlechtsspezifische Differenzierung für die genannten Gräber nicht möglich wäre. Es lassen sich aber aus diesen Bestattungen nicht einmal Beigaben anführen, die einer zweiten Person zuzuordnen wären1935. Festzuhalten ist ferner, daß die fünf Bestattungen monorituell und zwar in Form von Brandgräbern angelegt waren. In gleicher Weise sind die Toten aus vier sicheren und drei möglichen Doppelbestattungen, die archäologisch bestimmt wurden, bewertet worden1936. Bei vier weiteren Gräbern handelt es sich sicher, bei einem fünften

Nach wenigen entsprechend aufgearbeiteten Grabfunden kamen Pfeilbeigaben etwa in Höhe der Körpermitte des Bestatteten zu liegen1931. Die übrigen nichtkeramischen Beigaben wurden in einigen Grablegen ebenfalls in Trachtlage vorgefunden1932. Die beigegebenen Tongefäße wurden zumeist am Kopf- oder Fußende, seltener an einer Körperseite oder in einer Kombination dieser drei Positionen abgesetzt1933. 3.1.3 Doppel- und Mehrfachbestattungen Anhand geschlechtsspezifischer und anhand der Zahl gleichartiger Beigaben sowie aufgrund anthropologischer Altersund Geschlechtsbestimmung, ist eine Reihe von Gräbern als Doppelbestattungen ausgewiesen. In zehn Grablegen waren den archäologischen Befunden zufolge je zwei Individuen bestattet worden. Angenommen wird, daß es sich bei den Beigesetzten jeweils um Mann und Frau handelte1934. Im Falle des Grabes von Hurlach (83) hat die anthropologische Untersuchung der Leichenbrände die archäologische Geschlechtsbestimmung gestützt. Nach Anzahl, Art und Lage der Beigaben, welche nach gebräuchlichen Konventionen auf Doppelbestattungen von Mann und Frau hinweisen, ist für sieben weitere Grablegen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß darin zwei Individuen bestattet wurden. So enthielt das Grab von Nenzingen 1931

Memmelsdorf, Grab 1 (24), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). Hagenau (19), Memmelsdorf, Grab 1 (24), Eggolsheim (54), FrankfurtBerkersheim (66), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1933 Asch (13), Hagenau (19), Memmelsdorf, Grab 1 (24), Eggolsheim (54), Gräfensteinberg (72), Heilbronn (78), Herlheim (80), WiesbadenErbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192), Böckweiler, Grab 3 (217), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1934 Wollmesheim, Grab 1 (30), Frankfurt-Berkersheim (66), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Hurlach (83), Obergriesingen (106), Speyer (122), Behringersdorf, Grab 7 (154) (?), Dietzenbach, Steinkistengrab 3 (222), Ehingen (Donau) (227), Unterhaching, Grab 42 (309). 1932

1935

Umgekehrt hat dies dann Folgen für die als Grablegen eines Individuums angesprochenen Bestattungen. Speyer (122), Dietzenbach, Steinkistengrab 3 (222), Ehingen (Donau) (227), Unterhaching, Grab 42 (309), Reutlingen, Grab 12 (28), Eberfing, Hügel 14 (226), Neuses a. d. Regnitz (294). 1936

105

wahrscheinlich um Körperdoppelbestattungen1937. Nur eine Doppelbestattung ist der archäologischen Interpretation zufolge biritueller Art1938. In 27 Gräbern und wahrscheinlich einem weiteren konnten anhand der anthropologischen Untersuchung der Leichenbrände in Verbindung mit archäologischer Bestimmung Mehrfachbestattungen festgestellt werden. Birituell waren offensichtlich die Gräber 2 und 12 von Behringersdorf (153, 2) angelegt worden. Dabei ist je ein körperbestatteter Mann anhand von Art und Lage spezifischer Beigaben zu bestimmen1939. Die anthropologische Leichenbranduntersuchung ergab für Grab 2 von Behringersdorf (153) ferner die Mitbestattung einer Frau sowie von zwei (wohl zugehörigen) Kindern, für Grab 12 dieses Begräbnisplatzes (2) die Brandbestattungen einer Frau und eines Kindes. In Grab 13 von Schwabmünchen (120) sind ausweislich der anthropologischen Bestimmung vier Individuen brandbestattet worden. Es handelte sich um einen Mann, eine Frau und ein Kind; der vierte Leichenbrand war nicht zu bestimmen. Ohne die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung wären für die drei genannten Gräber allenfalls Doppelbestattungen anzunehmen gewesen. Noch deutlicher wird diese Mißweisung anhand einiger Gräber von Augsburg-Haunstetten, Herrnsaal, Kelheim und Künzing. Bei 25 der hier untersuchten Gräber haben die anthropologischen Untersuchungen Doppel-, in zwei Fällen sogar Dreifachbestattungen ergeben1940. Ausschließlich anhand der Beigaben geben sich diese nicht zu erkennen. Allenfalls für Grab 106 von Künzing (270) könnte man aufgrund der Beigabe zweier Rasiermesser auf eine Doppelbestattung für zwei Männer schließen1941. Die anthropologische Untersuchung hat aber ergeben, daß es sich um die Grablege eines Mannes und einer Frau handelt. Am Beispiel des Gräberfeldes von Behringersdorf postulierte H. Hennig eine Deutung der Mehrfachbestattungen im Sinne von Familiengrabstätten1942. Der anthropologische Befund zu Grab 13 von Schwabmünchen (120) wirft die – nicht zu beantwortende – Frage auf, welcher Bestattung das Fragment eines zweiten Schwertes zuzuordnen ist. Auch in anderen Gräbern wurden zusätzlich zu einer Waffe noch Fragmente oder ganz erhaltene Exemplare einer gleichartigen zweiten beigegeben. So enthielten die Gräber von Münchingen (8) und Tiengen (11) jeweils ein Bruchstück eines zweiten Schwertes. Das Grab von Ensingen (145) soll eine zweite Lanzenspitze enthalten haben. Daß zwei gleichartige Waffen einer Person mit ins Grab gegeben worden sein können, scheint der Befund von Hagenau (19) zu belegen1943. Auch das Grab von Acholshausen (149) ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Außer der übrigen, aus-

serordentlich reichen Ausstattung waren Lanze und Messer je zweifach beigegeben. Und doch wird die Grablege nur einer Person zugeschrieben. Klarheit über diese Sachverhalte ist angesichts der Überlieferung für Gräber mit zwei gleichartigen Waffen nicht zu erwarten. 3.1.4 Anthropologische Alters- und Geschlechtsbestimmungen Die Zahl derjenigen Bestattungen mit Waffenbeigabe, in denen die beigesetzten Individuen aufgrund anthropologischer Geschlechts- und Altersbestimmungen näher eingeordnet werden können, ist relativ gering1944. Leichenbrand wurde aus 56 Grablegen untersucht1945. Auch für fünf Körpergräber liegen Alters- und Geschlechtsbestimmungen des Skelettmaterials vor1946. Die geringe Zahl der Daten ist verständlicherweise für Überlegungen zur Demographie urnenfelderzeitlicher Waffenträger kaum geeignet. Allerdings handelt es sich – soweit bestimmt – bei Bestattungen männlicher Individuen fast ausnahmslos um solche der Altersstufen Adult bis Matur, im Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Bei 16 Bestattungen werden die lediglich als Erwachsene bestimmten Personen anhand des archäologischen Fundgutes als männliche Individuen angesprochen werden dürfen1947. Die in Doppel- oder Mehrfachbestattungen beigesetzten Frauen gehören überwiegend der Altersstufe Adult, seltener Juvenil an. Frauen im maturen Alter sind in den vorliegenden Leichenbränden nicht bestimmt worden. Daneben wurden aber auch die Leichenbrände aus fünf Gräbern, die dem Inventar nach eher Männern zuzuweisen sind, als weiblich diagnostiziert1948. Schließlich konnten in insgesamt 12 Gräbern, davon neun Doppel- und Mehrfachbestattungen, Leichenbrände von Kindern erfaßt werden1949. Auf1944 Bei überwiegender Brandbestattung und der feststellbaren möglichst vollständigen Totenverbrennung verwundert dies nicht. – Vgl. dazu beispielhaft Pfauth, Nekropole 24. 1945 Mauern (7), Gammertingen, Grab von 1971 (18), Künzing, Grab 3 (22), Bruck, Grab 1 (45), Hurlach (83), Mimbach (95), Nußdorf a. Inn (105), Riekofen, Grab 20 (117), Schwabmünchen, Grab 13 (120), Herrnsaal, Grab 27 (147), Pfakofen, Grab 20 (148), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Barbing, Grab 40 (151), Behringersdorf, Grab 2 (153), Künzing, Gräber 2, 42, 46, 57, 127, 143, 245 (177, 178, 179, 180, 181, 182, 183), Vollmarshausen, Fundstelle 27 (206), Barbing, Gräber 8, 104 (215, 216), Diesenbach, Grab 11 (221), Erlangen, Grab 12 (228), Friedberg, Gräber 3, 7 (231, 232), Herrnsaal, Gräber C und D (240, 241), Herrnwahlthann, Grab 2 (242), Kelheim, Gräber 70 und 181 (250, 258), Künzing, Gräber 31, 95, 97, 106, 114, 117, 140, 144, 149, 153, 162, 186, 187, 190, 191, 199, 217, 230 (267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284), Riekofen, Grab 32 (302), Tauberbischofsheim, Gräber 2 und 4 (306, 307), Vollmarshausen, Fundstelle 76 (310). 1946 Eggolsheim (54), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Herlheim (80), Gädheim (234), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1947 Mauern (7), Gammertingen, Grab von 1971 (18), Herlheim (80), Mimbach (95), Nußdorf a. Inn (105), Riekofen, Grab 20 (117), Pfakofen, Grab 20 (148), Barbing, Grab 40 (151), Barbing, Grab 8 (215), Diesenbach, Grab 11 (221), Erlangen, Grab 12 (228), Friedberg, Grab 3 (231), Friedberg, Grab 7 (232), Riekofen, Grab 32 (302), Tauberbischofsheim, Grab 2 (306), Vollmarshausen, Fundstelle 76 (310). 1948 Künzing, Grab 3 (22); Barbing, Grab 104 (216); Herrnwahlthann, Grab 2 (242); Künzing, Grab 217 (283); Tauberbischofsheim, Grab 4 (307). 1949 Behringersdorf, Grab 12 (2), Bruck, Grab 1 (45), Mimbach (95), Schwabmünchen, Grab 13 (120), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Behringersdorf, Grab 2 (153), Künzing, Grab 46 (179), Erlangen, Grab 12

1937 Boppard (42), Frankfurt-Berkersheim (66), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Wollmesheim, Grab 1 (30), Behringersdorf, Grab 7 (154) (?). 1938 Obergriesingen (106). 1939 Skelettreste waren in beiden Gräbern nicht erhalten. 1940 Herrnsaal, Grab 27 (147), Augsburg-Haunstetten II, Grab 5 (150), Künzing, Gräber 2, 57, 127, 143, 245 (177, 180, 181, 182, 183), Herrnsaal, Gräber C und D (240, 241), Kelheim, Gräber 70 und 181 (250, 258), Künzing, Gräber 31, 95, 97, 106, 117, 140, 144, 153, 162, 186, 187, 191, 199, 230 (267, 268, 269, 270, 272, 273, 274, 276, 277, 278, 279, 281, 282, 284). 1941 Schopper, Gräberfeld Taf. 71, B 7-8. 1942 Hennig, Gräber 57. 1943 Wenngleich die vier beigefundenen und separat niedergelegten Armringe Anlaß zur Vermutung einer birituellen Doppelbestattung geben könnten.

106

fällig ist, daß in keinem Fall ein Individuum der Altersstufe Senil festgestellt wurde1950.

Häufigkeit „echter“ Urnengräber während des gesamten Untersuchungszeitraumes1952 weit unter 50% liegt. Von 221 Gräbern, deren Ritus bestimmt werden konnte, liegt der Anteil der Urnengräber lediglich bei 29%. 4% entfallen auf die weiteren Formen der Urnenbestattung und 53% auf Brandgräber ohne Urne. Der Anteil der Körpergräber mit Waffenbeigabe liegt bei etwa 14%.

3.1.5 Zusammenfassung Brandgräber mit Waffenbeigabe (Diagramm 5) sind ab der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) in einiger Zahl vertreten. Während der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) setzt sich die Sitte weiter durch, um dann zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) nachzulassen. In der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) nimmt die Ausübung dieser Sitte wieder zu. Eine Reihe von Bestattungen, die innerhalb von Ha A nicht genauer festzulegen ist, unterstreicht die Zunahme der Brandgräber ab der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) zusätzlich. Bei der geringen Zahl von Gräbern, die jeweils auf die meisten der beschriebenen Feuerbestattungsformen entgliedert werden konnten, ist eine chronologische Einzeluntersuchung zumeist nicht angebracht. Daher wurden im Diagramm 5 (Ritus der Brandgräber) alle Gräber zusammengefaßt, die ein als Urne verwendetes Tongefäß enthielten und Grablegen ohne Urne gegenübergestellt. Demzufolge sind Brandgräber mit und ohne Urne in sehr geringer Zahl in der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) vertreten, nehmen an Zahl in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) leicht zu, um nach der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) hin seltener zu werden. Dabei nimmt diese Grabsitte allerdings nicht so stark ab, wie beispielsweise die Gräber mit Waffenbeigabe insgesamt. Eine Reihe von Gräbern, die in Ha A und Ha B nicht näher datiert werden können, verstärken den Eindruck des ab der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) schlagartig auftretenden Ritus der Urnenbrandbestattung, der in der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) den Höhepunkt erfährt. Im Gegensatz zu den Urnengräbern sind Brandbestattungen ohne Urne während der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) schon recht häufig. Ihre Zahl nimmt im Verlauf von älterer zu später Urnenfelderzeit (Ha B3) kontinuierlich ab. Wenige allgemein nach Ha A und Ha B datierte Gräber können dabei außer acht bleiben. Bei den Körpergräbern mit Waffenbeigabe (Diagramm 4) liegt, auf die Urnenfelderzeit bezogen, der höchste Anteil unverbrannt Beigesetzter entsprechend des hügelgräberzeitlichen Bestattungsritus in der frühen Urnenfelderzeit (Bz D). Ein Grab gehört in den Übergang zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1). Aber auch elf älter- sowie mittelurnenfelderzeitliche Bestattungen sind als Körpergräber angelegt worden. Schließlich sind zwei späturnenfelderzeitliche Körperbestattungen überliefert. Im Verlaufe der Urnenfelderzeit nimmt die Zahl der Körperbestatteten im Vergleich mit den Brandbestattungen deutlich stärker ab1951. Von Bedeutung ist ferner, daß die relative

Um abschließend die Verhältnisse von Brand- zu Körpergräbern mit Waffenbeigabe zu solchen ohne Waffen näher untersuchen zu können, bietet sich der unterfränkische Raum an. Den Angaben von O. M. Wilbertz zufolge entfallen dort 80% auf Brandgräber, 5% auf Körpergräber sowie ca. 15% auf Bestattungen, deren Ritus nicht zu bestimmen ist1953. Berücksichtigt man lediglich jene Grablegen, bei denen der Beisetzungsritus ermittelt werden konnte, handelt es sich bei 94% der Bestattungen um Brandgräber, bei 6% um Körpergräber. Betrachtet man ausschließlich die Begräbnisse mit Waffenbeigabe aus Unterfranken, so ist der Anteil an Körpergräbern fünfmal höher – 30% –, wodurch jener der Brandgräber im Verhältnis zu den unterfränkischen Bestattungen allgemein deutlich niedriger ist – 70%. Anders stellt sich das Verhältnis dieser beiden Bestattungsriten im gesamten Untersuchungsgebiet dar. Dort sind Brandbestattungen mit Waffenbeigabe zu 85,5% vertreten, Körperbestattungen zu 14,5%. Als Schlußfolgerung läßt sich zumindest für Unterfranken ableiten, daß Waffenträger wesentlich häufiger körperbestattet wurden, als Personen, die keine Waffen trugen. Auf diese Weise wird der Sonderstatus der ersteren zusätzlich hervorgehoben1954.

(228), Künzing, Grab 144 (274), Künzing, Grab 149 (275), Tauberbischofsheim, Grab 2 (306), Vollmarshausen, Fundstelle 76 (310). 1950 Auch in dem sehr gründlich aufgearbeiteten Gräberfeld von Vollmarshausen konnte kein seniles Individuum bestimmt werden. Dabei wurden immerhin die Leichenbrände aus 260 Gräbern untersucht: A. Czarnetzki, in: Bergmann, Gräberfeld 422-427, bes. die Spalten „Dx“ in Tab. 1 u. 2 S. 423 f. sowie 425 Abb. 1. 1951 Man beachte aber die Ausführungen weiter unten zu den Verhältnissen in Unterfranken.

1952

Ohne Bz C2/D. Wilbertz, Urnenfelderkultur 21. 1954 Für die anderen von vorliegender Arbeit berücksichtigten Gebiete liegen keine Vergleichsdaten mit Angaben zu den Bestattungsriten vor. Interessant ist dennoch, daß dem Publikationsstand zufolge auch in Hessen ähnliche Verhältnisse herrschen: 74% Brandgräber mit Waffenbeigabe, 26% Körpergräber mit Waffenbeigabe. 1953

107

45 40 35 30 25 mit Urne ohne Urne

20 15 10 5 0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 5: Sichere Brandgräber mit Waffenbeigabe, mit und ohne Urne.

3.2 Grabform

dene tatsächliche Höhe aus, da sekundär anthropogene oder erosionsbedingte Verflachungen nicht zu bestimmen sind.

3.2.1 Äußere Strukturen

Chronologisch betrachtet (Diagramm 6), liegen Schwerpunkte der Überhügelung von Gräbern mit Waffenbeigabe zum einen in der frühen (Bz D), zum anderen in der späten Urnenfelderzeit (Ha B3). Dabei ist der Anteil der Brandbestattungen jeweils höher als der an Körperbestattungen, was der Verteilung von Brand- zu Körperbestattungen entspricht. Daraus dürfte zu folgern sein, daß die frühen (Bz Dzeitlichen) Hügel noch in mittelbronzezeitlicher Tradition stehen, diese in den folgenden Phasen fortbestand, und daß sich in der Zunahme von Grabhügeln während der späten Urnenfelderzeit (Ha B3) bereits die überwiegende Grabform der älteren Hallstattzeit (Ha C) andeutet. Nachbestattungen – zumeist hallstattzeitlich – oder auch Mehrfachbelegung sind in 13 der 47 gesicherten urnenfelderzeitlichen Grabhügel nachgewiesen1957. In der Mehrzahl der entsprechend dokumentierten Grabhügel waren die Grabkammern aus Steinen errichtet1958.

3.2.1.1 Hügel Von den insgesamt 282 hier behandelten sicheren Gräbern mit Waffenbeigabe waren 47 mit Sicherheit überhügelt1955, bei elf weiteren ist die Möglichkeit gegeben1956. Zu etwa der Hälfte der gesicherten Grabhügel (25) sind Größenangaben überliefert. 21 dieser Hügel waren rund, zwei weitere rechteckig aufgebaut. Der Durchmesser der runden Grabhügel schwankt zwischen 5 und 60 m. Zehn Hügel liegen im Bereich von 10 bis 20 m Durchmesser; der nächstkleinere zu dem größten Hügel mit 60 m Größe liegt bei 32 m. Von insgesamt 19 Hügeln mit Höhenangaben liegt die minimale gemessene Höhe bei 0,15 m, die maximale bei 4,5 m. Der zweithöchste Hügel soll 2,25 m hoch sein. Grundsätzlich sagt aber die erhaltene recht wenig über die ehemals vorhan1955 Mauern (7), Münchingen (8), Asch (13), Hagenau (19), Wollmesheim, Grab 1 (30), Bruck a. d. Alz, Hügel 34 (44), Dommelstadl (51), Eberfing, Grabhügel 26 (52), Echzell (53), Eggolsheim (54), Etting, Hügel 1 (60), Etting, Hügel 22 (61), Forst, Grabhügel 2 (64), Herlheim (80), Lorsch, Grabhügel 2 (90), Obersöchering, Hügel 28 (107), Riegsee, Grabhügel 9 (115), Riegsee, Grabhügel 23 (116), Säckingen (118), Stammheim (125), Ulm (130), Veringenstadt (134), Windhausen (142), Bayerbach (152), Bubesheim (159), Forst, Grabhügel 1 (162), Hader (166), Lorsch, Grab 3 (187), Neufra (190), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192), Oberndorf (193), Obersteinbach a. d. Haide, Grabhügel 4 (195), Schirradorf, Bestattung 1 (199), Ensingen (145), Weichering (209), Böckweiler, Grab 3 (217), Darmstadt, Hügel 2 (220), Eberfing, Hügel 13 (225), Eberfing, Hügel 14 (226), Frankfurt am Main (229), Fünfbronn (233), Grünwald, Hügel 1 (235), Hellmitzheim (237), Schöngeising, Hügel 71 (303), Trimbs (308), Wallmerod (312), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1956 Algersdorf (34), Flonheim (63), Gräfensteinberg (72), Hart a. d. Alz (77), Langsdorf (88), Lorsch, Grab 5 (91), Pleidelsheim (112), Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121), Sprendlingen (123), Kaldorf (172), Polsingen, Grab 4 (301).

1957 Hagenau (19), Wollmesheim, Grab 1 (30), Etting, Hügel 22 (61), Bubesheim (159), Oberbimbach, Hügel 1, Grab 1 (192), Schirradorf, Bestattung 1 (199), Böckweiler, Grab 3 (217), Darmstadt, Hügel 2 (220), Frankfurt am Main (229), Grünwald, Hügel 1 (235), Schöngeising, Hügel 71 (303), Trimbs (308), Weinsfeld, Hügel 5, Bestattung 1 (314). 1958 Grabkammern aus Steinen in 25 Hügeln, keine besonderen Einbauten in 11 Hügeln, bei 11 Grabhügeln keine entsprechende Überlieferung.

108

16 14 12 10 Ritus unbekannt

8

Körperbestattung Brandbestattung

6 4 2 0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 6: Sichere Hügelgräber mit den Anteilen von Brand- und Körpergräbern sowie unbestimmtem Grabritus.

ten Ausgrabungsmethoden häufiger bei urnenfelderzeitlichen Gräberfeldern beobachtet1961.

3.2.1.2 Grabumfriedungen Bei fünf urnenfelderzeitlichen Grablegen mit Waffenbeigabe wurden Grabumfriedungen in Form von Steinkränzen1959, bei acht weiteren Kreisgräben1960 festgestellt. Für die fünf mit einem Steinkranz umgebenen Gräber sind Hügel gesichert. Der Grabhügel von Eggolsheim (54) war mit einem Steinkranz von 32 m Durchmesser umgeben. Das Grab 1 von Wollmesheim (30) war zusammen mit Grab 2 überhügelt und mit einem 5 m durchmessenden Steinkranz umgeben worden. Der Grabhügel von Frankfurt am Main (229) barg bei 30 m Durchmesser zwei Steinkränze, deren innerer das eigentliche Grab umgab. Der Hügel von Trimbs (308), der im SW-Teil zusätzlich eine Nachbestattung überdeckte, war von einem im Durchmesser 8 m großen Kreis senkrecht gestellter Schieferplatten umgeben. Bei dem Grabhügel von Wallmerod (312) schließlich handelte es sich um einen Hügel von 20 m Länge, der von einem Steinkranz begrenzt wurde. Ein zweiter Steinkranz war um die Bestattung selbst angelegt worden. Die 1950 ausgegrabene Bestattung von Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121) war von einem 0,7 bis 0,8 m tiefen, 0,35 m breiten Kreisgraben mit einem Durchmesser von 16 m umgeben. Der um das Grab 27 von Herrnsaal (147) angelegte Kreisgraben hatte einen Durchmesser von 6 m, war an seiner Oberkante 0,5 m breit und 0,4 m tief. Durch die sorgfältige Ausgrabung konnte festgestellt werden, daß dieser Kreisgraben in Form eines Spitzgrabens angelegt worden war. In einer zweiten Phase wurde ein Steinkranz darüber errichtet. Allgemein werden Kreisgrabenanlagen in den letzten Jahren aufgrund der fortgeschrittenen Kenntnis und den verbesser-

3.2.1.3 Flachgräber Neben wenigen überhügelten Gräbern ist das Flachgrab nach Literaturangaben die vorherrschende Art der urnenfelderzeitlichen Grabanlage1962. Daß Flachgräber jedoch nicht ausschließlich Brandbestattungen bergen, belegen einige Körperbestattungen, die in Form von Flachgräbern angelegt wurden. Vom Grabbau her handelt es sich dabei nicht ausschließlich um einfache Gruben, auch Steinkisten und Steinpackungen fallen bisweilen unter die Definition Flachgräber. Ein diese verschiedenen Grablegen verbindendes Merkmal ist die in die alte Oberfläche eingetiefte Grabgrube, wobei die Bestattung gänzlich unterhalb des einstigen Bodenniveaus liegt. Die Untersuchung urnenfelderzeitlicher Flachgräber mit Waffenbeigabe zeigt wiederum Mängel im Forschungsstand zum urnenfelderzeitlichen Bestattungswesen. Zum einen fehlen häufig entsprechende Hinweise auf die Grabtiefe, zum anderen sind die metrischen Angaben oft nur auf das Niveau der Grabsohle bezogen. Nur wenige Gräber werden explizit als Flach- oder Flachbrandgräber genannt. Die Sitte soll in der Urnenfelderzeit vorherrschend sein, daher muß sich die

1961

z. B.: Manching-Oberstimm, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm, Oberbayern: Schütz, Fund 58 Abb. 28; Zuchering, St. Ingolstadt, Oberbayern: dies., Arch. Jahr Bayern 1991 (1992) 78 ff. Abb. 51; Illingen, Enzkreis, Nordbaden, Wald „Vorhaken“, Hügel 2: Quast, Grabhügel 321 Abb. 13; ebd. 326 Liste urnenfelderzeitlicher Kreisgräben Süddeutschlands; Künzing, Lkr. Deggendorf, Niederbayern: Schopper, Gräberfeld 13 ff. – Siehe auch Hennig, Urnenfelder 23. 1962 z. B.: Eggert, Urnenfelderkultur 53; Kimmig, Urnenfelderkultur 19 ff.; Müller-Karpe, Urnenfelder 12 f.; Zylmann, Urnenfelderkultur 222; 258; 336.

1959 Wollmesheim, Grab 1 (30), Eggolsheim (54), Frankfurt am Main (229), Trimbs (308), Wallmerod (312). 1960 Singen (Hohentwiel), Grab 164 (121), Herrnsaal, Grab 27 (147), Künzing, Gräber 57, 127, 143, 31, 106, 117 (180, 181, 182, 267, 270, 272).

109

chen1972. Die obersten Kanten der Grablegen wurden in Tiefen zwischen 20 cm1973 und 1,2 m1974unter dem Geländeniveau angetroffen. Sechs der hier behandelten Flachbrandgräber waren in Form von Steinkisten oder ähnlichem angelegt worden1975. Chronologisch umfassen die erkennbaren Flachbrandgräber den Zeitraum von der frühen (Bz D)1976 bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3)1977.

unzuverlässige Definition auf das Fundbild gravierend auswirken1963. Ungeklärt ist vielfach, inwiefern als Flachgräber angesprochene Bestattungen ehemals überhügelt gewesen sein könnten. R. Kreutle ist dieser Frage im Gebiet Württembergs nachgegangen1964. Bei einer Gegenkartierung urnenfelderzeitlicher Grabhügel und gleichzeitiger Flachgräber ergab sich, daß Hügel gehäuft auf der Alb, nicht überhügelte Bestattungen vor allem im Neckarraum und in den Tallagen der Alb vorkommen. Unterschiede zeitlicher oder kultureller Art liegen diesem Befund nicht zugrunde. Nicht nur in Nordwürttemberg ergibt sich dieses Bild, daß Hügel in Wald oder auf (nicht bewirtschafteten) Wiesen lagen. Flachgräber dagegen wurden bei Eingriffen wie Pflügen, Sandabbau, Baumsetzen oder Baumaßnahmen entdeckt. In Südwürttemberg lagen die Flachgräber vor allem in den beackerten Tallagen, Hügel hingegen auf der erst seit dem letzten Jahrhundert in die ackerbauliche Nutzung einbezogenen Albhochfläche1965. Daraus lassen sich nach R. Kreutle zwei Schlußfolgerungen ziehen: Zum einen ist ein Teil der „Flachgräber“ wahrscheinlich überhügelt gewesen, zum anderen blieben wohl Flachgräber, die im Bereich größerer Konzentrationen von Hügeln liegen, unentdeckt1966. Wie unter anderen W. Kimmig1967, so sind auch H. Hennig und R. Kreutle der Ansicht, Flachgräber seien wahrscheinlich ehemals oberirdisch gekennzeichnet gewesen1968. Stützende Befunde können jedoch nicht angeführt werden. Daß das fast vollständige Fehlen urnenfelderzeitlicher Hügelgräber in Gebieten intensiver Bewirtschaftung wohl nicht der einstigen Wirklichkeit entspräche, hatte M. K. H. Eggert zu bedenken gegeben1969.

3.2.1.3.2 Flachkörpergräber Außer den besprochenen Brandbestattungen sind auch neun Körpergräber als Flachgräber anzusprechen1978. Auffällig ist, daß alle feststellbaren Flachkörperbestattungen als Steinkisten- oder Steinpackungsgräber angelegt wurden. Die obere Steinlage befand sich zum Zeitpunkt der Ausgrabung zwischen 0,21979 bis 0,8 m1980 unter der Oberfläche. Daß Steinkisten, sofern sie unter Bodenniveau angelegt wurden, als Flachgräber gelten können, hat W. Kimmig betont1981. Chronologisch reichen die Flachkörpergräber von der frühen (Bz D)1982 bis zur mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2)1983. Sofern man bei der geringen Zahl an Belegen noch von einer Häufung sprechen mag, scheinen sie sich in den älteren Abschnitten der Urnenfelderzeit zu konzentrieren, was in Anbetracht der chronologischen Verteilung der hier insgesamt untersuchten Gräber mit Waffenbeigabe nicht verwundert. Nicht nur die Anzahl sicherer Waffengräber, von Steinkisten- oder Steinpackungsgräbern, sondern auch von Körperbestattungen wird gegen Ende der Urnenfelderzeit geringer. Auch die Bestattungen von Staffelstein (124) und Grab 15 von Memmelsdorf (290) werden als Flachgräber eingestuft. Um ein unsicheres Flachgrab handelt es sich bei der Grablege von Grundfeld (165). Da der jeweilige Bestattungsritus nicht zu ermitteln ist, können diese drei Gräber keiner der beiden Kategorien – Flachbrand-/Flachkörpergräber – zugewiesen werden.

3.2.1.3.1 Flachbrandgräber Von 163 sicheren, nicht überhügelten Brandbestattungen, können nur 22 Gräber eindeutig zu den Flachbrandgräbern gezählt werden1970, wenn die Tiefe der Grabgrubenoberkante angegeben ist oder zumindest über die von der Oberfläche gemessene Tiefe der Grabsohle im Vergleich zur Höhe des Grabes ermittelt werden kann1971. Selten werden die Bestattungen in der Literatur als Flachbrandgräber angespro-

1972 Wiesloch, Flachbrandgrab 1 (12), Elsenfeld, Brandgrab 1 (15), Hurlach (83), Nußdorf a. Inn (105), Wiesloch, Flachbrandgrab 2 (140), Singen, aus Grab (200), Singen, aus Grab (201), Erlangen, Grab 12 (228), Weiher, Flachbrandgrab 2 (313). – Auch die Brandbestattung von Poing (26) ist eventuell als Flachgrab angelegt worden. 1973 Eßfeld, Brandgrab 1 (59). 1974 Pfullingen (196). 1975 Elsenfeld, Brandgrab 1 (15), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Mimbach (95), Aschaffenburg, Grab 27 (213), Dietzenbach, Steinkistengrab 3 (222), Höfen, Grab 3 (243). – Siehe auch unter 3.2.1.3.2) Flachkörpergräber. 1976 Bruck, Grab 1 (45), Hurlach (83). 1977 Pfullingen (196). 1978 Behringersdorf, Grab 12 (2), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Heilbronn (78), Wiesbaden-Erbenheim, Steinkistengrab 1 (139), Behringersdorf, Grab 2 (153), Behringersdorf, Grab 7 (154), Gau-Algesheim (163), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzell, Grab 47 (176). – Sicherlich um ein Flachgrab, aber nur vielleicht um eine Körperbestattung handelt es sich bei der Grablege von Gnötzheim (164). 1979 Gau-Algesheim (163). 1980 Heilbronn (78). 1981 Kimmig, Urnenfelderkultur 27. 1982 Behringersdorf, Gräber 12, 2 u. 7 (2, 153, 154). 1983 Gammertingen, Grab von 1927 (69), Heilbronn (78).

1963 Es ist anzunehmen, daß eine größere Zahl von Flachgräbern vorliegt, die in den Quellen aber nicht als solche geführt werden. Eine brauchbare Arbeitsgrundlage läßt sich daraus nicht gewinnen. Deshalb ist auch eine Gegenüberstellung von Hügel- und Flachgräbern mit Waffenbeigabe wenig sinnvoll. 1964 Kreutle, Spätbronzezeit 173 ff. 1965 Kreutle, Spätbronzezeit 175; 173 f. Abb. 1-2. 1966 Kreutle, Spätbronzezeit 175. 1967 Kimmig, Urnenfelderkultur 23. 1968 Hennig, Gräber 26; Kreutle, Spätbronzezeit 175. – Vorausgesetzt wird, daß den Bestatteten an einer solchen Kenntlichmachung gelegen war. Das Fehlen sich überschneidender Bestattungen auf den bekannten Gräberfeldern spricht auf jeden Fall für eine Kennzeichnung irgendeiner Art. – So auch Wirth, Grabfunde 24 f.; Hennig, Urnenfelder 22. 1969 Eggert, Urnenfelderkultur 57. 1970 Vgl. die einführenden Bemerkungen zur Quellenlage. 1971 Bruck, Grab 1 (45), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Hemigkofen (79), Mimbach (95), Speyer (122), Pfakofen, Grab 20 (148), Pfullingen (196), Vollmarshausen, Fst. 28 (207), Aschaffenburg, Grab 27 (213), Dietzenbach, Steinkistengrab 3 (222), Höfen, Grab 3 (243), Kelheim, Grab 61 (249), Kelheim, Grab 104 (254), Vollmarshausen, Fst. 76 (310).

110

angelegt worden. Der für den Aufbau verwendete Kalkstein mußte aus etwa 3 km Entfernung antransportiert werden1991. Auch die Steinkonstruktion des Grabes von Mimbach (95) wurde mit ortsfremdem Sandstein ausgeführt. Als Beispiele für Form, Größe und Aufbau von Steinkammern und -packungen werden fünf in der Literatur hinreichend ausführlich beschriebene Grablegen vorgestellt. Der Steinbau des Grabes 5 von Behringersdorf (14) ist von annähernd rechteckigem Grundriß1992. An seiner Oberkante mißt er 4,5 auf 2,6 m. Auf dem Niveau der Grabsohle – in 1,35 m Tiefe – maß die Steinpackung noch 2,5 zu 0,9 m. Der Boden des Grabes war sorgfältig mit Steinplatten ausgelegt. Auf dem Bodenpflaster scheint die Bestattung wohl in einem Holzsarg (?) vorgenommen worden zu sein. Die Grabgrube wurde schließlich mit einer dichten Packung von Steinen abgedeckt. Grab 12 von Behringersdorf (2) darf als Beispiel für unregelmäßigen Grabbau eingestuft werden1993. Der Grundriß der Steinsetzung ist oberflächlich annähernd rund bei einem Durchmesser um 6,0 m. Auf dem Bodenniveau des Grabes in 1,9 bis 2,0 m Tiefe mißt die O-W-orientierte Grabgrube etwa 4,0 auf 2,0 m1994. Die rechteckige Grabsohle ist ebenfalls mit einem sorgfältig angelegten Bodenpflaster versehen. In etwa 0,5 m Höhe über der Grabsohle wurde eine steinfreie Aussparung ungefähr rechteckiger Form von 2,65 auf 1,3 m festgestellt. Auffällig sind je vier die Längsseiten in regelmäßigen Abständen begleitende Pfostenspuren, die wohl zu einem hölzernen Grabeinbau – eventuell einem Totenhaus – gehört haben1995. Auffälligerweise hebt sich Grab 12 von Behringersdorf (2) als einzige der 12 erfaßten Begräbnisse dieses Bestattungsplatzes oberirdisch durch eine runde Steinpackung hervor. Zugleich handelt es sich um das einzige Grab, in dem Pfostenspuren nachgewiesen wurden1996. Die Steinkiste von Eggolsheim (54) war überhügelt. Ihr Grundriß ist rechteckig bzw. auf der Oberfläche von leicht ovaler Form1997. Die obere Steinabdeckung mißt etwa 3,5 auf 2,0 m. In 1,3 m Tiefe befindet sich die Grabsohle mit einem sorgfältig ausgelegten Plattenboden von etwa 3,0 m Länge und 1,0 m Breite. Vom Grabboden aus wurden vier leicht schräg nach außen gerichtete Trockenmauern aus Steinblökken errichtet. Die fertige Steinkiste wurde abschließend überhügelt und mit einem Steinkranz umgeben1998.

3.2.2 Steinbauten Bei 76 der hier besprochenen Gräber mit Waffenbeigabe wird ein aus Steinen gefügter Grabbau genannt. Ein Teil dieser Grabbauten kann wegen ungenügender Beschreibungen von Größe, Grundform oder auch Aufbau nicht in der folgenden Behandlung berücksichtigt werden1984. Bei anderen Bestattungen sind die Angaben zwar unvollständig, können aber zum Teil herangezogen werden. Für vier Gräber sind Steinbauten nach der Literatur nicht zu bestätigen1985. 3.2.2.1 Steinkisten und Steinpackungen 65 der mit Steinen errichteten Grabbauten können als Steinkisten bzw. -kammern oder Steinpackungen gelten, wobei der Unterschied in der äußeren Form liegt. Während die Steinkisten von regelmäßig rechteckiger – bisweilen auch annähernd quadratischer Gestalt sind, weisen Steinpackungen unregelmäßige ovale bis runde Formen auf. Eine derart klare Unterscheidung ist aufgrund der fließenden Übergänge von Steinkisten zu Steinpackungen bei den mit Waffen ausgestatteten Gräbern schwierig. Da zudem die aus der Literatur zu entnehmenden Angaben über Größe, Form und Aufbau sehr unterschiedlich sind, werden Steinkisten und Steinpackungen, in denen Bestattungen mit Waffenbeigabe angetroffen wurden, im folgenden gemeinsam behandelt. Die Größe der Steinkonstruktionen schwankt zwischen 0,9 auf 0,9 m1986 und 4,8 zu 4,3 m1987. Eine an der Oberfläche runde Konstruktion mißt im Durchmesser 5,6 bis 6,1 m1988. Die meisten der mit Steinen errichteten Grablegen sind um 3,0 m lang bei 1,0 bis 1,8 m Breite. Gelegentlich sind die Steinkistengräber zusätzlich überhügelt1989. Für etwas mehr als ein Drittel der Gräber (28) ist ein sorgfältig verlegter Plattenboden beschrieben. Eine einheitliche N-SOrientierung der Steinsetzungsgräber kann nicht festgestellt werden. Nach der Totenausrichtung sowie aufgrund der Beigabenlage bei Brandbestattungen sind vielmehr Orientierungen von N-S bis S-N anzutreffen. Am Beispiel dreier Fundorte ist nachgewiesen, daß das zum Bau der Steinkammern verwendete Gestein nicht vor Ort anstand. So sind die Steinkammern des kleinen Gräberfeldes von Behringersdorf (2, 14, 153, 154) aus ortsfremdem Sandstein aufgebaut, welcher aus einer Entfernung von mindestens 500 m herbeigeschafft wurde1990. Die Steinkiste von Gau-Algesheim (163) ist in eigentlich steinlosem Gelände

1991

Schauer, Kampfweise 74 f. Siehe den Plan des Grabes 5 von Behringersdorf (14): Hundt, Adelsgrab 44 Abb. 3. 1993 Siehe den Plan des Grabes 12 von Behringersdorf (2): Hennig, Gräber 25 Abb. 5. 1994 Bei der Größenangabe der Grabsohle hat sich H. Hennig bezüglich des Maßstabes offensichtlich vertan (Hennig, Gräber 39). 1995 Vier mächtige Pfosten, die an den Ecken des Grabschachtes von Poing (26) in die Grabsohle eingetieft waren, legen auch hier eine mögliche Deutung als Totenhaus nahe. Außerhalb des Grabes 4 von Polsingen (301) wurden Überreste eines Sechspfostenbaus ausgegraben. Auch bei diesem handelte es sich eventuell um ein Totenhaus, welches in diesem Falle aber in Beziehung zu allen vier Gräbern von Polsingen gesehen werden muß. – Vgl. Koschik, Gräber 86 f.: 39 Abb. 30-31; 40 Abb. 32. 1996 Vielleicht hängt die runde Form mit dem (vergangenen) Pfostenbau zusammen. 1997 Vgl. den Plan des Grabes von Eggolsheim (54): Abels, Adelsgrab 346 Abb. 1, 1-4. 1998 Vgl. Kap. 3.2.1.2) Grabumfriedungen. 1992

1984 Asch (13), Reutlingen, Grab 12 (28), Eberfing, Grabhügel 26 (52), Echzell (53), Eschborn, Steinkistengrab 1 (58), Gammertingen, Grab von 1927 (69), Gundelsheim, Grab 1 (74), Möckmühl (99), Obersöchering, Hügel 28 (107), Riegsee, Grabhügel 23 (116), Säckingen (118), Weinheim (137), Westhofen (138), Langendiebach, Grab 7 (184), Gnötzheim (164), Obersteinbach a. d. Haide, Grabhügel 4 (195), Altendorf (212), Eberfing, Hügel 13 (225), Eberfing, Hügel 14 (226), Grünwald, Hügel 1 (235), Hellmitzheim (237), Karbach, Grab 4 (247), Kelheim, Grab 181 (258), Kelheim, Grab 192 (259), Langendiebach (286), Memmelsdorf, Grab 15 (290). 1985 Ockstadt, Grab 2 (25), Freimersheim (Pfalz) (67), Mainleus, Grab 1 (188), Obernau, Grab 10 (295). 1986 Riegsee, Grabhügel 9 (115). 1987 Mühlheim-Lämmerspiel (292). 1988 Behringersdorf, Grab 12 (2). – Auf dem Niveau der Grabsohle mißt die Steinpackung nur noch 2,0 x 1,1 m. 1989 Vgl. Kap. 3.2.1.1) Hügel. 1990 Vgl. Hennig, Gräber 27.

111

Eine Besonderheit innerhalb des gesamten Untersuchungsgebietes stellt die Steinkiste von Gau-Algesheim (163) dar1999. Dies betrifft nicht nur die außergewöhnliche Ausführung des Steinbaus, sondern auch den apsidenartigen Einbau in der südlichen Schmalseite des Grabes. Das Innere der Grabkammer ist in eine Hauptkammer von 2,0 auf 1,7 m sowie die apsidenähnliche Erweiterung von 1,2 auf 0,75 m Größe aufgeteilt. Diesen Grabraum begrenzt sehr sorgfältig errichtetes Mauerwerk, das außen durch senkrecht angebrachte Steinplatten quasi verschalt wird. Nachgewiesen ist die Form einer rechteckigen Steinkammer von 3,6 auf 2,4 m Größe. Zuunterst und über den gesamten Grundriß ausgreifend war der ebene Boden der Grabgrube mit Steinplatten ausgelegt2000. Auf ein vergleichbares Steinkammergrab (Grab II) mit apsidenartiger Nische wies schon M. Hell anläßlich der Veröffentlichung des Gräberfeldes von Salzburg-Morzg hin2001. Die Steinkiste von Gau-Algesheim (163) scheint zwar wesentlich sorgfältiger ausgeführt, dennoch sind Grundrißform und Maße der beiden Grabkammern verblüffend ähnlich2002. Nach M. Hell2003 machte unter anderen auch P. Schauer auf – wie auch immer geartete – Beziehungen der beiden Grablegen zueinander aufmerksam2004, die Verbindungen mit dem kretisch-mykenischen und minoischen Kulturkreis zu zeigen scheinten2005. Zu dem Kegelhalsgefäß mit Schrägrand und Säulchenfuß des Gau-Algesheimer Grabes (Taf. 59, D 3) ist ein vergleichbares Exemplar aus Grab 1 von KobernGondorf bekannt2006, ein weiteres stammt aus Grab 4 von Augsburg-Haunstetten III2007. Wegen ihrer Besonderheit im Aufbau soll auch die Steinkiste von Mühlheim-Lämmerspiel (292) ausführlicher besprochen werden2008. Der im südöstlichen Teil gestörte Steinbau von etwa 4,8 zu 4,3 m Größe war mit einem sorgfältig verlegten Bodenpflaster versehen. Das Aufgehende ist in Trockenmauertechnik errichtet, wobei die ursprüngliche Höhe nur bis zu 1,0 m erhalten ist. Bei unregelmäßiger äußerer Begrenzung der Steinpackung im südwestlichen und östlichen Bereich bildet der Bau insgesamt (mit Berücksichtigung der Störung) annähernd ein Quadrat mit starken Abrundungen bei einer Grabkammergröße von etwa 2,0 auf 2,0 m. In N-SRichtung wird sie durch flache, senkrecht gestellte Steine in zwei annähernd gleichgroße Räume unterteilt. Nur im östlichen wurden Reste einer Bestattung mit Beigaben angetroffen. Eine scheinbare leichte Erweiterung im südöstlichen Teil der Grabkammer wird von W. Ebel-Zepezauer als möglicher Zugang angesprochen2009.

Etwa die Hälfte der 65 sicheren Steinkisten und -packungen darf als reich ausgestattet bezeichnet werden2010. Die andere Hälfte ist teils mäßig ausgestattet2011, teils wegen summarischer Behandlung in der Überlieferung oder nachweislicher Unvollständigkeit des Inventares nicht zu beurteilen. Insgesamt kann keinesfalls die Rede davon sein, Steinkistengräber grundsätzlich als reich ausgestattet und damit die Bestatteten als sozial bevorrechtigt zu bezeichnen2012. Der relativ hohe Anteil von Schwertbeigaben in Steinkistengräbern unter den hier insgesamt behandelten Gräbern mit Steinkammer oder -packung verringert sich deutlich, sofern die waffenlosen Steinkistengräber berücksichtigt werden. Somit kann die Schwertbeigabe in Steinkisten nicht pauschal als zusätzliches Zeichen des persönlichen Ranges des bestatteten Waffenträgers angesehen werden. Exemplarisch hat dies eine Bearbeitung von früh- und älterurnenfelderzeitlichen Steinkisten und Steinpackungen aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg durch R. Baumeister vorgeführt2013. Auch eine Abhängigkeit von Beigabenreichtum zu Grabgröße ist nicht festzustellen. Bezüglich des Bestattungsritus verhält es sich bei den Steinkisten- und Steinpackungsgräbern nicht anders als bei den Gräbern mit Waffenbeigabe insgesamt – die Toten wurden überwiegend verbrannt beigesetzt (Diagramm 7). Die chronologische Verteilung der aus Steinen aufgebauten Grablegen mit Waffenbeigabe (Diagramm 7) zeigt einerseits eine Abnahme zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) hin, andererseits aber auch für die ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) eine geringere Zahl an Bestattungen als in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2).

2010 Kriterien sind eine Vielzahl an Bronzen und/oder Keramik, aber auch besondere Beigaben wie Gold oder Bronzegefäße. 2011 z. B.: Langsdorf (88) mit Schwert, Nadel und zwei Tongefäßen. 2012 z. B.: Dehn, Urnenfelderkultur 39; Ebel-Zepezauer, Steinkisten 31 f.; Eggert, Urnenfelderkultur 59; Herrmann, Funde 22 ff.; Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 14 f.; Zylmann, Urnenfelderkultur 266. – Offensichtlich genügte bereits der zahlenmäßig geringere Anteil von Steinkistengräbern (ohne Berücksichtigung der Inhalte) im Verhältnis zu den übrigen Bestattungsformen, jene als Kriterium für höhere soziale Stellung zu bewerten. – Abhilfe sollte hier ein Kompendium der urnenfelderzeitlichen Steinkistengräber schaffen können. 2013 R. Baumeister, Ein Grabfund der älteren Urnenfelderzeit aus dem Kraichgau. Arch. Nachr. Baden 47-48, 1992, 24 Abb. 5; – ebd. 23 Abb. 4 eine seinerzeit aktuelle Kartierung der von ihm behandelten Gräber. Eine weitere Kartierung der Bz D- bis Ha B1-zeitlichen Steinkistengräber in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordbayern und dem nördlichen BadenWürttemberg hat W. Ebel-Zepezauer vorgelegt (Ebel-Zepezauer, Steinkisten 36 Abb. 11).

1999

Siehe den Plan des Grabes von Gau-Algesheim (163): Biehn, Urnenfeldergrab 87 Abb. 1. 2000 Wegen der das Mauerwerk umgebenden Steinplatten sowie des Befundes des Plattenbodens kann der Aufbau der Grabkammer nur sukzessive von unten nach oben erfolgt sein. 2001 Hell, Urnenfelderkultur; zu Salzburg-Morzg, Grab II ebd. 86 ff. Abb. 2. 2002 Hell, Urnenfelderkultur 97. 2003 Hell, Urnenfelderkultur 97 f. 2004 Schauer, Kampfweise 75 ff. 2005 Schauer, Kampfweise 77 f. 2006 Kobern-Gondorf, Kr. Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz, Grab 1: Kibbert, Äxte 182 Nr. 931 Taf. 101, C 2. – Vgl. Schauer, Kampfweise 77 Anm. 4447. 2007 Wirth, Grabfunde Haunstetten III, Grab 4, 2. 2008 Vgl. den Plan des Grabes von Mühlheim-Lämmerspiel (292): EbelZepezauer, Steinkisten 23 Abb. 3. 2009 Ebel-Zepezauer, Steinkisten 24.

112

25

20

15 Ritus unbekannt Körpergrab Brandgrab

10

5

0 C2/D

D

D/A1

A1

A1/A2

A2

A2/B1

B1

B3

Diagramm 7: Sichere Steinkisten und -packungen mit den Anteilen von Brand- und Körpergräbern sowie unbestimmtem Ritus.

3.2.2.2 „Steinschutz“

3.3 Bestattungsplätze

In den drei Brandgräbern von Frankfurt am MainFechenheim (230), Kelheim, Grab 9 (248) und Grab 99 desselben Gräberfeldes (253) wurde die Bestattung bzw. die Urne mit einem sogenannten „Steinschutz“ versehen. Während für die Grablege von Frankfurt am Main-Fechenheim (230) lediglich festgehalten ist, daß das Tongefäß mit Steinen umstellt war, dienten in Grab 9 von Kelheim (248) vier Kalksteinfindlinge dem Schutz der Urne mit dem darübergestellten Henkeltopf. In Grab 99 (253) waren elf Kalksteinfindlinge um die Urne herum angeordnet worden. Die Abdeckung der Bestattung bildeten drei Kalksteinplatten. Der geistige Hintergrund, der dazu führte, Gräber dieser Form anzulegen, dürfte ein anderer sein, als jener, der zur Anlage großräumiger Steinkisten und Steinpackungen veranlaßte. Eventuell könnte der Schutz aus Steinen eine funktionale Ursache haben. Für die beiden Kelheimer Gräber 9 (248) und 99 (253) ist nicht auszuschließen, daß der Steinschutz dazu gedient hat, Füllerde von der Grablege fernzuhalten. Allerdings bleibt dann fraglich, warum nur noch zwei weitere von insgesamt 17 Kelheimer Gräbern mit Waffenbeigabe Steineinbauten aufweisen2014. Betrachtet man das Kelheimer Gräberfeld unter diesem Blickwinkel, so sind von knapp 260 bekannten Gräbern lediglich 38 mit einer Steinkonstruktion versehen2015. Dabei handelt es sich einesteils um regelrechte Steinsetzungen, anderenteils wurden einzelne Steine um die Bestattung aufgestellt. Die Gründe, die zur Errichtung eines „Steinschutzes“ führten, bleiben also ungewiß2016.

Einer erschöpfenden Behandlung der Gräber mit Waffenbeigabe, seien sie vereinzelt oder im Kontext kleinerer oder größerer Nekropolen angelegt worden, deren Einbindung in topographische Gegebenheiten und ihrem Verhältnis zu zugehörigen Siedlungen, stehen mehrere Faktoren entgegen. Wohl die meisten der urnenfelderzeitlichen Gräberfelder sind nicht in ihrer ursprünglichen Ausdehnung bekannt. Aufgrund moderner Bebauung oder anderer äußerer Umstände wegen sind viele nur partiell gegraben und teilweise veröffentlicht worden2017. Nachteilig machen sich auch nicht standardisierte und wenig vergleichbare Gräberfeldpublikationen bemerkbar. Wie schon bei der Behandlung des Bestattungsritus festgestellt2018, so treten auch hier oft ergänzende Angaben, wie beispielsweise die Einbindung der Gräber in die sie umgebende Fundlandschaft (Topographie, Siedlung, Gewässernetz) zugunsten der Typologie und Chronologie in den Hintergrund. Verhältnismäßig wenige Darstellungen sind in diesem Sinne mustergültig2019. 3.3.1 Zur Wahl des Bestattungsplatzes Um Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Landschaftsmorphologie und Lage von Nekropolen oder vereinzelten Gräbern zu erhalten, wäre eine Eintragung aller Gräberfelder bzw. isoliert angelegter Bestattungen in großmaßstäbliche topographische Karten notwendig. Ansätze dazu bilden die Untersuchungen von K. Schmotz zur Besiedlung

2014

Kelheim, Grab 181 (258), Kelheim, Grab 192 (259). Müller-Karpe, Urnenfeld: Gräber 9 (248), 17, 20, 23-24, 26, 28, 30, 32, 44, 78, 99 (253), 103, 126-127, 144-147, 149, 167-169, 171, 174, 181 (258), 185, 190, 192 (259), 194-195, 207, 212-213, 215-216, 249. 2016 Als alleiniger Schutz vor dem anstehenden Donauschotter kann diese Steinstellung nicht gesehen werden. Denn Grab 59 von Kelheim beispielsweise ist vollständig in den Kies eingetieft, ohne daß es mit einem „Steinschutz“ versehen wäre (Müller-Karpe, Urnenfeld 26). 2015

2017

z. B.: Müller-Karpe, Urnenfeld; ders., Urnenfelder; Pfauth, Nekropole. Vgl. die Einleitung zu Kap. 3) Bestattungswesen. 2019 z. B.: Aschaffenburg-Strietwald: Rau, Gräberfeld; Behringersdorf: Hennig, Gräber; Hundt, Adelsgrab; Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste; Gammertingen: Reim, Brandgrab; Singen (Hohentwiel): Brestrich, Grabfunde; Augsburg-Haunstetten, Friedberg: Wirth, Grabfunde. 2018

113

des Isarmündungsgebietes2020 sowie von W. Schier über einen Abschnitt des Maingebietes2021. Aufgrund unterschiedlicher Prioritäten und Zusammenhänge bei den Veröffentlichungen der hier untersuchten Gräber mit Waffenbeigabe lassen oft fehlende Angaben zur Topographie selten Auswertungen zur Wahl des Bestattungsplatzes zu. Darüber hinaus ist wenig über die Lage von Gräberfeldern zu den dazugehörigen Siedlungen bekannt. Sei es, daß sie nicht im Zusammenhang publiziert wurden, sei es, daß die Siedlungsplätze unbekannt sind2022. Im folgenden wird beispielhaft eine Reihe von Fundplätzen aufgegriffen, zu denen für unsere Belange notwendige Angaben vorliegen bzw. anhand von Plänen zu ermitteln sind. Die Angaben zu topographischen Gegebenheiten richten sich dabei zwangsläufig nach modernen Karten.

Etwa 150 m westlich der zweiten Fundstelle (Siedlungsstelle 4) verläuft ein Bach, ein zweiter scheint zwischen Siedlungsstelle 4 und der Düne, in die Grab 12 eingebracht ist, zu verlaufen2029. Sowohl die beiden Sandanwehungen mit Bestattungen als auch jene mit Siedlungsresten liegen mindestens zehn Meter oberhalb der Pegnitz. Die offensichtlich mit Berücksichtigung der Wasserversorgung angelegte Siedlung mit zugehörigem Gräberfeld lag damit wohl außerhalb des Hochwasserbereiches. Eine ungefähr 100 m weiter nördlich angetroffene Lehmbänderzersetzung weist auf fruchtbaren Boden, darüber hinaus auf ein potentielles Wirtschaftsareal hin. Zusammengenommen dürfte in Behringersdorf eine Siedlungskammer, bestehend aus Bauten, Gräbern und Nutzfläche nachgewiesen sein, die relativ kurze Zeit genutzt wurde. Das Gräberfeld von Aschaffenburg-Strietwald2030 liegt auf einem sanft nach Süden zum Main hin geneigten Hang. Das Bestattungsareal umfaßt etwa 120 m von Nord nach Süd und 65 m von West nach Ost2031. Die einzelnen Grablegen sind in eine einen Meter mächtige Feinsandschicht eingebracht, die von einer postglazialen Flugsanddüne herrührt. Den Untergrund bildet ein kompakter Lehmboden, in den keines der Gräber hinabreicht2032. Die zur Nekropole gehörende Siedlungsstelle konnte 30 m nördlich des Gräberfeldes wahrscheinlich gemacht werden. Innerhalb einer dort angetroffenen Bodenverfärbung von 15 zu 3 bis 5 m Größe konnten vier zum Teil langovale Gruben ergraben werden, die urnenfelderzeitliches Scherbenmaterial, daneben auch Glättsteine, Silices und Quarzbruchstücke erbrachten2033. Scheint einerseits das Gräberfeld vollständig erfaßt zu sein, so ist andererseits von der Siedlungsstelle nur ein Ausschnitt greifbar, der aber immerhin Aussagen zur Topographie eines Siedlungsraumes – in diesem Falle zur Siedlung und dem zugehörigen Gräberfeld – zuläßt. Bei der Platzwahl ist die Nähe zu einer fruchtbaren Bachaue wohl ausschlaggebend gewesen. Etwa 400 m südöstlich des Gräberfeldes fließt von Nord nach Süd die Aschaff vorbei, um etwa einen Kilometer weiter im Süden in den Main einzumünden2034. Der Niveauunterschied des Geländes zwischen der Nordgrenze des Bestattungsareales (die Siedlungsstelle lag wohl in entsprechender Höhe) und dem Bach liegt bei 12 m2035. Somit dürfte auch diese Siedlung außerhalb einer möglichen Hochwassergrenze gelegen haben. Von der Gunst des Siedlungsraumes zeugt die Belegungsdauer des Friedhofes von der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) bis zur älteren Hallstattzeit (Ha C)2036. Die jener von AschaffenburgStrietwald am nächsten gelegene bekannte Siedlungskammer dürfte mit den in wenigen Kilometern östlich gelegenen Gräbergruppen gleicher Zeitstellung von Goldbach zu fassen sein2037.

Einheitlich gehören die Gräber der kleinen Nekropole von Behringersdorf2023 der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) an. Der Fundplatz liegt westlich des Albanstiegs und nördlich der Pegnitz in der weiten Niederterrasse des Flusses2024. Auf den Schwemmsanden des Flußtales, die würmeiszeitlich sind, sind vereinzelte endeiszeitliche Flugsanddünen von geringer Mächigkeit gelagert. Die Gräber sind in solche Sandanwehungen eingetieft. Nördlich dieses Bereiches ist der Boden mit Lehmbändern durchsetzt. Von fünf Stellen im näheren Umkreis des Bestattungsareales stammen frühurnenfelderzeitliche Funde und Befunde. Von diesen scheinen lediglich eine etwa 300 m südlich bis südwestlich der Gräber liegende sowie eine ungefähr 150 m südwestlich von Grab 12 entfernte Fundstelle mit einiger Sicherheit als zur Nekropole gehörende Siedlungsbereiche angesprochen werden zu können. Von der ersten Stelle stammen aus einer dunklen Schicht Hüttenlehm und Scherben2025. Die zweite Fundstelle, gleichfalls auf einer der landschaftstypischen Flugsanddünen gelegen, setzt sich aus mehreren Einzelstellen zusammen, die Hüttenlehm und Keramik erbrachten2026. Zwei weitere Fundstellen stehen mit der Siedlung in Zusammenhang2027, von der fünften stammt nur atypisches Scherbenmaterial2028. 2020

Schmotz, Besiedlung. Schier, Besiedlung. 2022 Ganz abgesehen von den unterschiedlichen Deutungen des Begriffes Siedlung seitens der Forschung. Vertritt die eine Seite die Auffassung, nur (datierbare) Bauten oder adäquate Befunde würden wirklich auf Siedlungen verweisen, so steht dem die Ansicht gegenüber, auch Lesefunde, die primär nur eine Anwesenheit von Menschen zu einer bestimmten Zeit, aber nicht deren dauerhafte Inbesitznahme des Landes bezeugen können, repräsentierten Siedlungen. Offensichtlich herrscht Uneinigkeit über die Begriffsinhalte von Siedlung und Besiedlung. So entstehen auffällige Diskrepanzen beispielsweise von als urnenfelderzeitliche Höhensiedlungen ausgewiesenen Plätzen im Raum Südwürttemberg-Hohenzollern. Gab J. Biel eine Zahl von 34 derartigen Plätzen an (J. Biel, Vorgeschichtliche Höhensiedlungen in Südwürttemberg-Hohenzollern. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. BadenWürttemberg 24 [Stuttgart 1987] 82), so sind davon durch Baubefunde oder vergleichbares Material lediglich 10 gesichert (frdl. Mitt. U. Trimpert, ehem. Mainz). 2023 Siehe Nr. 2, 14, 153, 154. 2024 Zum folgenden vgl. Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 62 ff. Abb. 2 u. Hennig, Gräber 19 f. Abb. 1. 2025 Siedlungsreste 1 a u. b: Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 62 f. Abb. 2, 1 a-b; 68 ff. 2026 Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 63 Abb. 2, 4; 64 f. Abb. 3. 2027 Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 63 f. Abb. 2, 2-3. 2028 Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 62 f. Abb. 2, 5. 2021

2029

Vgl. Göbel u. Reisenhauer, Siedlungsreste 62 f. Abb. 2. Siehe Nr. 213. 2031 Rau, Gräberfeld Taf. 2. 2032 Rau, Gräberfeld 9 f. 2033 Rau, Gräberfeld Taf. 2; Wilbertz, Urnenfelderkultur 114 Nr. 7. 2034 Vgl. Rau, Gräberfeld Taf. 1. 2035 Rau, Gräberfeld 9. 2036 Vgl. Rau, Gräberfeld 18 ff. 2037 Vgl. Rau, Gräberfeld 9 Anm. 2; Wilbertz, Urnenfelderkultur 15 Abb. 1 Nr. 6. 10-12; 144 ff. Abb. 7 Nr. 10-12. 2030

114

In einer von der Lauchert in Nord-Süd-Richtung durchflossenen Tallandschaft, an einer Stelle, wo sich diese zu einem kleinen Kessel erweitert, liegt die Fundstelle von Gammertingen auf einer Geländeterrasse, die anstehender Jurakalk bildet2038. Mindestens fünf Gräber westlich des Wasserlaufes zeugen von einem kleinen Bestattungsplatz2039. Nahe westlich des Grabes von 1971 (18), dem nördlichsten der Gräbergruppe, fanden sich siedlungsanzeigende Funde und Befunde2040, weitere Siedlungsreste, etwa 70 bis 80 m nördlich der Grablege, sind nicht genau zu lokalisieren2041. Wie die Gräber so liegen auch die Siedlungsreste wenige Meter oberhalb der Lauchert, gemeinsam bilden sie wiederum einen Ausschnitt einer kleinen Siedlungseinheit. Zwar sind die Wirtschaftsflächen unbekannt, dafür hob H. Reim die verkehrstopographisch sehr günstige Lage der Gammertinger Siedlung am Schnittpunkt zweier Albübergänge hervor. Diese schließen von Norden nach Süden das Albvorland über die Hochfläche an das Donautal an bzw. verbinden von Nordwest nach Südost das Vorland der Alb mit dem Laucherttal2042.

mittlerer nach jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) angelegt wurde, die Bedeutung des umliegenden Siedlungsraumes betonen2046. Bis auf den Fund eines oberständigen Lappenbeiles2047 fehlt es bislang im näheren Umfeld jedoch an älteren, zeitgleichen und jüngeren Funden und Befunden der Urnenfelderzeit2048. Der Fundplatz liegt auf einem der durch kleinere, in den Main mündende Gewässer stärker reliefierten Lettenkeuperausläufer, knapp 100 m oberhalb des Mainbettes, auf einer leicht geneigten, südlich der Stelle steiler zu einem Bach hin abfallenden Hochfläche2049. Unterscheidet sich diese Platzwahl – falls sie siedlungsanzeigend gedeutet werden darf – nicht so sehr von den häufig festzustellenden Tendenzen in der Urnenfelderzeit (Lage an Oberläufen kleiner Nebenflüsse und Bäche)2050, so überrascht die im Vergleich zu den Bestattungen von Hart a. d. Alz (20) und Poing (26) ausgesprochene Randlage dieser zudem vereinzelt angetroffenen Grablege, der man eigentlich eine gleichbedeutende Stellung einräumen möchte. Das weitere Umfeld der Bestattung von Acholshausen (149) scheint dann ab der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) aufgesiedelt worden zu sein2051.

An verkehrstopographisch gleichfalls günstiger Stelle liegt das Gräberfeld von Poing2043, von der Bronze- bis zur Latènezeit belegt, dessen zugehörige Siedlungen einstweilen noch unbekannt sind. Die Lage im Einzugsbereich der NordSüd-Verbindung durch das Isartal von den Alpen bis nach Böhmen sowie einer West-Ost-Verbindung, die das Alpenvorland durchzieht, darf als Grundlage für eine dauerhafte Ansiedlung gewertet werden2044. Mit der Gunst dieses Siedlungsgebietes, das ein großes wirtschaftliches Potential in sich birgt, ist sicherlich auch die Anlage der herausragenden Bestattung mit Wagen- und Waffenbeigabe von Poing (26) zu erklären.

Die Kelheimer Nekropole2052 wurde auf einer hochwassergefährdeten Donauinsel am östlichen Ausläufer der südlichen Frankenalb, nordöstlich des Flußbogens der in die Donau einmündenden Altmühl angelegt2053. Neuere Grabungen haben neben weiteren Bestattungen in der Nähe auch Siedlungsreste der Urnenfelderzeit mit dem Nachweis von Firstpfostenbauten und Erdwerke bzw. Grabenanlagen erbracht2054. Insgesamt scheint sich ein Siedelareal von 60.000 m² abzuzeichnen, das ab der beginnenden jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) in größerem Stil aufgesiedelt wurde2055. Die Anlage einer Siedlung dieser Größe trotz Hochwassergefährdung und der Tatsache, dass der sandig-lössige Untergrund nicht als primäre Grundlage für die Ansiedlung gelten kann, läßt annehmen, daß eine Erschließung des Hinterlandes vom offenen Flußtal her erfolgte. Aber auch verkehrsto-

Ähnliche topographische Verhältnisse, somit gleichfalls günstige ökonomische Grundlagen, kennzeichnen die Siedlungsgunst jenes Gebietes, in dem das kleine Gräberfeld von Hart a. d. Alz2045 entdeckt wurde, zu dem die reiche Grablege eines wagenfahrenden Waffenträgers (20) gehört. Hier bildet der nahe vorbeifließende Inn mit seinem Flußtal die wesentliche Verkehrsader von Norden nach Süden, die West-Ost-Achse entspricht jener, die für Poing festgestellt werden konnte.

2046

Schier, Besiedlung Bd. 1, 174 f. Wilbertz, Urnenfelderkultur 199 Nr. 224. 2048 Vgl. Schier, Besiedlung Bd. 2, 101 ff. Nr. 538. 540-559. 2049 Siehe Schier, Besiedlung Bd. 2 Karte 43 Nr. 555; Würzburg, Karlstadt, Iphofen, Schweinfurt. Führer vor- u. frühgesch. Denkm. 27 (Mainz 1975) Karte vor S. 17 u. S. 43 Karte 6 Nr. 18. 2050 z. B.: Hellmitzheim (237): Schier, Besiedlung Bd. 2, 40 Nr. 140 Karte 6 Nr. 140; dazu gehören zwei gleichzeitige Gräber (ebd. 141), deren genaue Lokalisation unbekannt ist; – vgl. ebd. Karte 42 Nr. 140-141. – KitzingenEtwashausen (174): Schier, Besiedlung Bd. 2, 46 Nr. 177 Karte 32 (südöstliche Gruppe) u. Karte 42 Nr. 177; Gnötzheim (164): Schier, Besiedlung Bd. 2, 65 Nr. 287 (fälschlich nach Ha B datiert) Karte 15 Nr. 287 u. Karte 43 Nr. 287. 2051 Schier, Besiedlung Bd. 1, 175. – Vgl. Wilbertz, Urnenfelderkultur 15 Abb. 1 (Ausschnitt); die nicht numerierten Fundpunkte der Karten 1-4 sind hierbei kaum hilfreich. 2052 Siehe Nr. 173, 248-265. 2053 Zu den Ausführungen: Müller-Karpe, Gräberfeld 5 Karte 1; Regensburg – Kelheim – Straubing I. Führer arch. Denkm. Deutschland 5 (Stuttgart 1984) 12 f.; Regensburg – Kelheim – Straubing II. Führer arch. Denkm. Deutschland 6 (Stuttgart 1984) 56 f.; Topographische Karte L 7136 Kelheim, Ausgabe 1958. Maßstab 1:50.000; Meiborg u. Müller, Siedlung. 2054 B. Engelhardt, Ausgrabungen am Main-Donau-Kanal. Archäologie und Geschichte im Herzen Bayerns (o. O. 1987) 50 ff., bes. 61 ff.; Meiborg u. Müller, Siedlung 77 ff. 2055 ebd. 63; Meiborg u. Müller, Siedlung 101 ff. 2047

Kann man in den Fällen der Wagengräber von Hart a. d. Alz (20) und Poing (26) die Anlage sehr reich ausgestatteter Grablegen letztendlich auf eine anscheinend außerordentlich günstige Wahl des Siedlungsplatzes zurückführen, so fällt eine adäquate Beurteilung des Kultwagengrabes von Acholshausen (149), das ebenfalls durch reiche Beigaben auffällt, schwer. Nach W. Schier soll das Grab, das am Übergang von 2038 Siehe Nr. 18, 69. – Zu den Ausführungen Reim, Brandgrab 121-123 Abb. 1-2; 133 f. 2039 Reim, Brandgrab 123 Abb. 2, 1-2. – Das mehrere hundert Meter nördlich auf der anderen Seite der Lauchert gelegene Grab von 1954 gehört wohl nicht dazu (Reim, Brandgrab 131 Abb. 1, 2). 2040 Reim, Brandgrab 122 f. Abb. 2, 4; 132 Abb. 9. 2041 Reim, Brandgrab 122 f. Abb. 2, 3. 2042 Reim, Brandgrab 121. 2043 Vgl. Nr. 26. 2044 Vgl. Winghart, Wagengrab (1993) 88-93 Abb. 68. 2045 Siehe Nr. 149.

115

pographische Überlegungen mögen eine Rolle gespielt haben. Das Zusammentreffen von Altmühl und Donau einschließlich der durch sie erschlossenen Räume, mag zur wirtschaftlichen Bedeutung des Kelheimer Siedlungsplatzes beigetragen haben.

Ränder der Albhochfläche aufgesucht wurden, wohingegen in Früh- und Spätbronzezeit (einschließlich Bz D) eine Orientierung zu den Tallagen hin deutlich wurde. Verbreitungsschwerpunkte liegen in der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) ebenda und im Albvorland. Als Ursache für die Verlagerung der Siedelräume vermutete A. Berger eine veränderte Wirtschaftsweise. Nachdrücklich wies er darauf hin, daß diese Veränderung nicht mit der Quellensituation zusammenhänge2063. Vergleichbare Besiedlungsabläufe hatte W. Torbrügge für die Bronzezeit in der Oberpfalz festgestellt. Auch dort unterscheiden sich das frühbronzezeitliche und das frühurnenfelderzeitliche Siedlungsbild von jenem der Mittelbronzezeit. Während sich in der Frühbronzezeit Fundpunkte gleichmäßig über Jura- und Donaugebiet verteilen und in Bz D neben Fundstellen im Donauraum der Besiedlungsschwerpunkt in der Juraregion liegt, wurde die Donauebene während der mittleren Bronzezeit anscheinend gemieden. Im Gegensatz zu A. Bergers Interpretation dieses Bildes vertrat W. Torbrügge insbesondere für die frühe Hügelgräberzeit (Bz B) die Auffassung, daß davon nicht auf einstige Verhältnisse geschlossen werden dürfe, da sich hierbei Forschungstätigkeiten in den entsprechenden Regionen widerspiegelten2064. W. Schier hob bei seiner Untersuchung über die vorgeschichtliche Besiedlung des südlichen Maindreieckes hervor, daß sich urnenfelderzeitliche Funde (Ha A und B) zwar selten auf bronzezeitlichen Fundstellen fänden, überdurchschnittlich oft aber in deren Nähe lägen. Flußnähe, also Lagen auf Niederterrassen und Flußauen sind charakteristisch für Siedlungsstellen der Früh- und Mittelbronzezeit. Ab der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) setzte die Erschließung von für die Urnenfelderzeit typischen Siedelplätzen an Oberläufen in kleinen Nebentälern und in Terrassenlagen des Flußtales ein2065.

Auf einem pleistozänen Schotterfeld, das an dieser Stelle eine siedlungsgünstige Terrasse bildet, liegt das Gräberfeld von Unterhaching2056. In etwa 750 m Entfernung verläuft westlich der Hachinger Bach mit dem für die Siedlungsanlage wichtigen Wasservorrat2057. H. Müller-Karpe hatte richtig vermutet, daß die zum Begräbnisplatz gehörige Ansiedlung wohl näher am Bach gelegen hätte2058, da die Ausgrabungen der Siedlung 1979/80 zeigten, daß Schwemmfächer des Baches bis u 500 m östlich seines rezenten Bettes reichten2059. Die Siedlung selbst liegt ca. 200 m südwestlich des Gräberfeldes2060. Die Platzwahl des Unterhachinger Siedlungsgebietes ermöglichte wahrscheinlich überdies die Teilhabe an den verschiedenen durch das Isartal ziehenden Verbindungen. Die Platzauswahl für Gräberfelder, in denen sich Bestattungen mit Waffenbeigabe fanden, unterscheidet sich (verallgemeinert) zwangsläufig nicht von den bereits öfter festgestellten Tendenzen. So liegen in stärker reliefiertem Gelände Nekropolen bevorzugt an kleinen Wasserläufen in kleinen Nebentälern. Dabei spielt eine geringe Distanz zum Wasser und somit Unterhanglage eine wesentliche Rolle. In weniger reliefiertem Gelände, vor allem in weiten Flußtälern, finden sich Bestattungsplätze vornehmlich in hochwasserfreier Terrassenlage. Auch hier ist der Bezug zum Gewässer gegeben, darüber hinaus läßt die Größe einiger Gräberfelder auf die wirtschaftliche Bedeutung von Siedelräumen schließen2061. Eine grundsätzliche Beurteilung des hügelgräberzeitlichen Siedelverhaltens, die eine Gegenüberstellung mit den urnenfelderzeitlichen Verhältnissen ab der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) gestattet, stößt nicht nur auf Schwierigkeiten bezüglich der Publikationslage, sondern auch auf terminologische Hindernisse. Denn in verschiedenen Regionaluntersuchungen wurde die Phase Bz D noch der mittleren Bronzezeit bzw. Hügelgräberzeit zugewiesen, wodurch mögliche Veränderungen von Mittelbronzezeit zu Urnenfelderzeit nicht immer klar herauszuarbeiten sind2062. Für das ober- und mittelfränkische Gebiet kam A. Berger zu dem Ergebnis, daß in der Mittelbronzezeit hauptsächlich die

Scheint (verallgemeinert) eine örtliche Konstanz der Siedlungsplätze von Hügelgräber- zu Urnenfelderzeit nicht bestanden zu haben, so stellen sich Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Auswahl der Bestattungsplätze – soweit sich dort Gräber mit Waffenbeigaben fanden – weitaus differenzierter dar. Einige Gräberfelder reichen von der mittleren Bronzezeit in die frühe Urnenfelderzeit (Bz D) hinein2066, andere Nekropolen wiederum setzen erst in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) ein, reichen teilweise bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3)2067 oder weisen letzte Bestattungen in der älteren Hallstattzeit (Ha C) auf2068. Die Verbindung stellen Friedhöfe mit Belegung von früher (Bz D) bis zu mittlerer Urnenfelderzeit (Ha A2) her2069.

2056

Vgl. Nr. 131-133, 309. – Zum folgenden: Müller-Karpe, Urnenfelder 7; 31 u. Kartenbeilage; Keller, Siedlung; M. Schefzik, Die bronze- und eisenzeitliche Besiedlung der Münchner Ebene. Eine Untersuchung zu Gebäudeund Siedlungsformen im süddeutschen Raum. Int. Arch. 68 (Rahden/Westf. 2001) 142 f.; 426 Kat. Nr. 679 u. 679/1-2 Plan 50. 2057 Vgl. Keller, Siedlung 117 Anm. 6-7. 2058 Müller-Karpe, Urnenfelder 31. 2059 Keller, Siedlung 117. 2060 Keller, Siedlung 116 Abb. 1; 124 Beil. 3. 2061 z. B.: Dehn, Urnenfelderkultur 60 ff.; Eggert, Urnenfelderkultur 10; Hennig, Grab- und Hortfunde 16 ff.; Kolling, Bronzezeit 123; Schier, Besiedlung Bd. 1, 174; Schmotz, Besiedlung 96 ff. Abb. 45; Wilbertz, Urnenfelderkultur 19. 2062 z. B.: Torbrügge, Bronzezeit; Schier, Besiedlung Bd. 1, 173 f.; Schmotz, Besiedlung 91-95.

2063

Berger, Bronzezeit 58 ff. Abb. 6-9; 80 f. Torbrügge, Bronzezeit 96. Schier, Besiedlung 173-176 Karten 42-43. – Generell ähnliche Verhältnisse treffen auch für das von K. Schmotz untersuchte Isarmündungsgebiet zu. Problematisch ist bei ihm allerdings die chronologische Terminologie, weshalb nicht abzuschätzen ist, inwiefern die Zuweisung von Bz D zur Hügelgräberzeit das Bild beeinträchtigt (Schmotz, Besiedlung 91-98). 2066 z. B.: Eberfing – vgl. Nr. 52, 225-226; Grünwald – Nr. 235; Riegsee – Nr. 115-116. 2067 z. B.: Barbing – Nr. 151, 214-216; Grünwald – Nr. 73, 236; Unterhaching – Nr. 131-133, 309; Steinkirchen – Nr. 202. 2068 z. B.: Kelheim – Nr. 173, 248-265; Sprendlingen – Nr. 123, 304; Aschaffenburg – Nr. 213. 2069 z. B.: Steinheim – Nr. 305. 2064 2065

116

Für das große Gräberfeld von Poing, in dem von der frühen Bronzezeit bis zur Latènezeit bestattet wurde, sind aufgrund der momentanen Publikationslage Kontinuitäten und Diskontinuitäten vorerst nicht zu ermitteln2070. Bezüglich einer Ortskonstanz von Siedelräumen anhand der Gräberfelder, in denen sich Kriegerbegräbnisse fanden, ergibt sich somit kein eindeutiges Bild, kontinuierliche und diskontinuierliche Entwicklungen stehen bereits in begrenzten Siedellandschaften nebeneinander.

weiterer, weitgehend erhaltener Begräbnisse geborgen werden, die O. Paret als Urnengräber der Spätbronzezeit ansprach2075. Im Jahre 1950 wurde bei Baumaßnahmen 150 m nördlich der 1927 entdeckten Gräber eine urnenfelderzeitliche Siedlungsstelle angegraben, eine gleichzeitige südöstlich der damaligen Stadtgrenze südlich der Lauchert2076. Vier Jahre später, als für Gleisbauarbeiten im Bereich des Bahnhofes von Gammertingen eine Böschung teilweise abgetragen wurde, traf man auf ein reich ausgestattetes urnenfelderzeitliches Brandgrab, das jedoch zu großen Teilen unsachgemäß geborgen wurde2077. 1971 schließlich konnte anläßlich von Bautätigkeiten für eine Schule auf der nunmehr bebauten Flur Schrot ein zweites reiches Kriegergrab (18) – ebenfalls eine Doppelbestattung – nach Anschneiden der Steinkammer sachgerecht ausgegraben werden2078. Zu vermuten ist, daß es sich bei den 1927 und 1971 entdeckten Begräbnissen um Teile eines urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes handelt, weitere dürften unter der modernen Bebauung verborgen liegen2079. Die Beispiele von Mimbach und Gammertingen zeigen, daß bei der Deutung anscheinend einzeln gelegener Gräber vorsichtige Zurückhaltung angebracht ist.

Ein weiterer Platzwahlaspekt betrifft Grabhügel. R. Pirling konnte bei der Untersuchung der Lagen mittelbronzezeitlicher Grabhügel auf der mittleren und westlichen Alb feststellen, daß diese fast sämtlich an Stellen angelegt wurden, die es ermöglichten weite Gebiete zu überschauen: hochgelegenes, in der Regel leicht nach Süden abfallendes Gelände2071. Entsprechende Angaben zur Topographie urnenfelderzeitlicher Grabhügel mit Kriegerbegräbnissen fehlen fast völlig. Ausweislich der Literatur könnte eine den mittelbronzezeitlichen Verhältnissen der Alb ähnliche Platzauswahl für die verschleiften, auf einer Kuppe gelegenen Hügel von Bayerbach, zu denen ein Grab mit Lanzenbeigabe zählt (152), ferner für vier auf einer Landzunge am Zusammenfluß von zwei Bächen gelegene Grabhügel von Obersteinbach a. d. Haide, darunter ebenfalls eine Bestattung mit Lanzenbeigabe (195) sowie für die Hügelgräber von Weinsfeld, die auf einer flachen Anhöhe angelegt wurden und zu denen ein Grab mit Pfeilspitzenbeigabe (314) gehört, zutreffen. Häufiger fanden sich urnenfelderzeitliche Grabhügel allerdings auch in relativ ebenem Gelände, wo sie zwar sichtbar gewesen sein dürften, aber die Möglichkeit einer „Fernsicht“ weit eingeschränkter war2072.

Man sollte annehmen, daß mit Macht und Privileg ausgestattete Persönlichkeiten sich in angemessener Weise bestatten ließen. Dies betrifft Grabbeigaben und -bauten ebenso wie die Wahl eines exponierten Bestattungsplatzes. Umso weniger sind reiche Gräber mit Waffenbeigabe wie beispielsweise Acholshausen (149) oder Hennef (Sieg)-Geistingen, Grab 19 (21) erklärbar. Das letztere Grab liegt als einziges urnenfelderzeitliches (Ha A2/B1) inmitten eines hallstattzeitlichen Gräberfeldes, ohne daß bekannt wäre, ob es einst oberirdisch gekennzeichnet war. Eine solche Kennzeichnung stellt der große Langhügel von Wallmerod (312) dar2080. Auch die Mehrzahl der Steinkistengräber ist oberirdisch sichtbar angelegt gewesen. Auf der Mitte des Grabhügels von Echzell (53) fand sich ein großer Felsblock von sechs bis acht Zentnern Gewicht, der dort sicher intentionell aufgestellt war und zusätzlich die Begräbnisstätte deutlich sichtbar markierte.

3.3.2 Zu einzeln gelegenen Gräbern mit Waffenbeigabe Wie schwierig eine zuverlässige Beurteilung scheinbar isoliert liegender Gräber ist, verdeutlicht das Beispiel des Mimbacher Grabes (95). War es zum Zeitpunkt seiner Entdekkung noch die einzige Grablege dieses Fundortes, so hat sich später die Zahl der Gräber um drei weitere erhöht2073. Interessant ist in dieser Hinsicht die Entdeckungsgeschichte der Gammertinger Gräber von 1927 (69) und 1971 (18): 1927 wurden beim Anlegen einer Kiesgrube auf der Flur Schrot, damals noch am Südrand der Stadt gelegen, zwei Gräber angeschnitten2074. Eines von ihnen ist hallstattzeitlich und hier nicht von Interesse. Bei dem anderen Fund handelt es sich um die Grablege, in der ein Krieger der Urnenfelderzeit und eine Frau bestattet wurden (69). Für kurze Zeit stellte jenes reiche Grab die einzige bekannte urnenfelderzeitliche Bestattung von Gammertingen dar. Wenige Monate später, als der Abbau der Grube fortschritt, stieß man auf einige Brandgräber, die jedoch zerstört wurden. Bei Nachuntersuchungen konnten Reste eines gestörten sowie zweier

Insgesamt sind zu 66 der aufgenommenen Bestattungen keine weiteren Grabfunde derselben Fundorte bekannt. Untersucht man die Fundumstände, so fällt auf, daß die Gräber häufig um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entdeckt wurden2081. Fehlende Angaben zu Fundumständen und Fundstellen sind dabei typisch. Weit wichtiger ist aber die Feststellung, daß scheinbar vereinzelt liegende Gräber mit 2075

Paret, Gammertingen 153 f. – Zur Lage der Gräber siehe Reim, Brandgrab 122 Abb. 1, 1; 123 Abb. 2, 1. 2076 Fundber. Schwaben N. F. 12, 1938-1951, 27. – Vgl. Reim, Brandgrab 123 Abb. 2, 4. 3. 2077 A. Rieth, Ein Brandgrab der frühen Hallstattzeit von Gammertingen, Kr. Sigmaringen. Germania 34, 1956, 58-62; W. Kimmig u. S. Schiek, Ein neuer Grabfund der Urnenfelderkultur von Gammertingen (Kr. Sigmaringen). Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957, 50-77. – Fundstelle: Reim, Brandgrab 122 Abb. 1, 2. – H. Reim zufolge gehörte dieses Grab wohl nicht zu jenen südlich der Lauchert zutage gekommenen (ebd. 134). 2078 Reim, Brandgrab 121-140; Fundstelle: ebd. 122 Abb. 1, 2; 123 Abb. 2, 2. 2079 Prophetisch: Paret, Gammertingen 154. – Reim, Brandgrab 133; 140. 2080 Vgl. Kap. 3.2.1.1) Hügel. 2081 Siehe die Angaben der Fundjahre im Katalog.

2070

Vgl. Nr. 26. – Siehe auch Schefzik 238 Kat. Nr. 53. Pirling, Wels-Weyrauch u. Zürn, Bronzezeit 5. 2072 z. B.: Riegsee, Hügel 9 (115) und Hügel 23 (116). 2073 Zu Grab 4 von Mimbach: A. Miron u. J. Schönwald, Mimbach, Stadt Blieskastel (Saar-Pfalz-Kreis). Ber. Staatl. Denkmalpfl. Saarland 27-28, 1986-1987, 45 f. 2074 Zum folgenden: Paret, Gammertingen. 2071

117

Waffenbeigabe – und darin unterscheiden sie sich nicht von einzeln gefundenen Gräbern ohne Waffen – oft im Zuge landwirtschaftlicher Arbeiten2082, beim Anlegen von Kanälen2083 sowie beim Abbau von Sand und Kies2084 zutage kamen. Aufgrund der Art ihrer Auffindung bestand die Sicherung der archäologischen Hinterlassenschaften wohl überwiegend aus Notbergungen oder -grabungen bis hin zum schlichten Einsammeln der Überreste der Funde. Dabei dürften diese Arbeiten häufig auch nicht von Fachleuten verrichtet worden sein. Lediglich für das 1884 entdeckte Grab von Westhofen (138) ist überliefert, daß über den Jahreswechsel 1903/1904 eine Nachgrabung stattfand, in deren Verlauf auch die nähere Umgebung untersucht wurde. Dabei wurden keine weiteren Gräber entdeckt. Es ist anzunehmen, daß es sich in vielen Fällen nicht tatsächlich um Einzelgräber handelt, eine entsprechende Zuweisung kann aber nicht vorgenommen werden.

Nekropolen an, deren Bestattungszahl teilweise mehrere hundert betragen haben wird2086. Was nun die Untersuchung der Gräber mit Waffenbeigabe angeht, so sind für viele Gräberfelder die chronologischen Verhältnisse unzureichend bekannt bzw. nicht in wün2086

Anzahl der Gräber (häufig nur ungefähr) einer Auswahl von Nekropolen des Untersuchungsgebietes: Nordrhein-Westfalen: 11 Fst. mit mehr als 1, max. aber 5 (Ruppel, Urnenfelderzeit 61). – Hessen: Nordhessen: Vollmarshausen 252 (siehe Nr. 205-207, 310), Oberbimbach 50 (Müller, Bemerkungen 25 ff.); Mittel- und Südhessen: Wiesbaden-Erbenheim 137, Dietzenbach 32 (Herrmann u. Jockenhövel, Vorgeschichte 498 f.; 343), Dietzenbach, „Rödlingsweg“ 26 (Ch. Leitschuh-Weber, Stud. u. Forsch. N. F. 15, 1993), Friedberg-Morschel 15, Hanau-Töngesfeld 24, Hanau-Blücherstraße 7 (Müller-Karpe, Urnenfelderkultur 16), Echzell 15 (J. Klug u. W. Struck, Fundber. Hessen 14, 1974 [1975] 83 ff.), Pfungstadt 7, Ostheim 4 (Herrmann, Funde 18), Dietzenbach, Gräberfeld A 5 (W. Ebel-Zepezauer, Stud. u. Forsch. N. F. 14, 1992, 3 ff.), Eschborn 2 (siehe Nr. 17, 58), Hanau 22 (siehe Nr. 167), Oberwalluf 2 (siehe Nr. 297-298), Lorsch 8 (siehe Nr. 90-91, 187). – Rheinland-Pfalz: Neuwieder Becken: Irlich 32, Gladbach 22, Kaltenengers 22 (von Berg, Untersuchungen 24), Irlich 6 (siehe Nr. 171), Kaltenengers 20 (siehe Nr. 246), Trimbs 3 (siehe Nr. 129); Eifel: Rockeskyll 7 (G. Weber, Trierer Zeitschr. 56, 1993, 7 ff.); Rheinhessen: max. 30, zweitgrößtes Gräberfeld 11 (Eggert, Urnenfelderkultur 9), Undenheim 4 (D. Zylmann, Mainzer Zeitschr. 82, 1987, 199 ff.); Pfalz: Dannstadt-Schauernheim 15, Wörth 17, Heuchelheim-Klingen 28, Kirchheimbolanden 11, Barbelroth 6, Immesheim 6, Wahnwegen 5, Bellheim 4 (Zylmann, Urnenfelderkultur 7 f.), Wollmesheim 3 (siehe Nr. 30). – Saarland: Ballern 56, Altheim 10, Wintersdorf 8 (Kolling, Bronzezeit 27; 145 ff.; 199 ff.), Mimbach 4 (siehe Nr. 95). – Baden-Württemberg: Nordbaden: bis max. 10 (Kimmig, Urnenfelderkultur 133 ff.), Weiher 6 (siehe Nr. 313), Forst 3 (siehe Nr. 64, 162); Südbaden: Singen (Hohentwiel) ca. 100 (Brestrich, Grabfunde; siehe Nr. 10, 121, 200201), Feldkirch-Hartheim 13 (Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 19), Reichenau 7 (Hübener, Gräber 25 ff.), Königschaffhausen 5 (R. Dehn, Denkmalpfl. Baden-Württemberg 10, 1981, 21 ff.), Hüfingen 2 (E. Sangmeister, Bad. Fundber. 22, 1962, 9 ff.); Nordwürttemberg: Gemmrigheim 13 (J. Biel, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1984 [1985] 57 ff.), Oberboihingen 15 (R. Dehn, Fundber. Schwaben N. F. 19, 1971, 68 ff.), Tauberbischofsheim 4 (siehe Nr. 306-307); Südwürttemberg: Dautmergen 30 (H. Reim, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1983 [1984] 79 ff.), Gammertingen 5 (siehe Nr. 18, 69). – Bayern: Unterfranken: Aschaffenburg-Strietwald 49 (siehe Nr. 213), Obernau 6 (siehe Nr. 295), Eßfeld 5 (siehe Nr. 59), Elsenfeld 2 (siehe Nr. 15-16); Oberfranken: Grundfeld 50, Bamberg 3 (Hennig, Grabfunde 99 ff.), Memmelsdorf 17 (siehe Nr. 24, 290), Mainleus 13 (siehe Nr. 188), Gundelsheim 11 (siehe Nr. 74); Mittelfranken: Wendelstein 8 (J. P. Zeitler, Arch. Jahr Bayern 1984 [1985] 52 ff.), Behringersdorf 15 (siehe Nr. 2, 14, 153-154), Erlangen 14 (siehe Nr. 228), Obersteinbach 4 (siehe Nr. 195), Polsingen 4 (siehe Nr. 301); Schwaben: Augsburg-Haunstetten 78 (siehe Nr. 150), Friedberg 61 (siehe Nr. 231-232), Schwabmünchen 13 (siehe Nr. 120), Türkheim 4 (Striebel, Gräber 187 ff.), Burgau-Oberknöringen 2 (Zeitschr. Hist. Ver. Schwaben 73, 1979, 34 ff.); Oberbayern: Zuchering über 550 (Schütz-Tillmann, Bronzezeit 103; siehe Nr. 31-33, 144), Gernlinden 185, München-Englschalking 16, München-Obermenzing 9, Feldgeding 5, München-Moosach 4 (Müller-Karpe, Urnenfelder 7 ff.), München-Obermenzing 35 (St. Winghart, Arch. Jahr Bayern 1984 [1985] 60 f.), Oberstimm 16 (C. Schütz, Arch. Jahr Bayern 1988 [1989] 58), Weichering 8 (Tillmann, Gräber 73 f.), Unterhaching 124 (siehe Nr. 131-133, 309), Grünwald 59 (siehe Nr. 73, 263), Riegsee 37 (siehe Nr. 115-116), Eberfing 26 (siehe Nr. 52, 225226), Langengeisling 12 (siehe Nr. 23, 185), Waging a. See 12 (siehe Nr. 311), Manching 8 (siehe Nr. 288-289), Feldgeding 5 (siehe Nr. 62), Bruck 45 (siehe Nr. 45); Niederbayern: Kelheim 261 (siehe Nr. 173, 248-265), Natternberg 80 (K. Schmotz, Arch. Jahr Bayern 1981 [1982] 90 f.), Künzing mind. 350 (K. Schmotz, in: ders. [Hrsg.], Vorträge des 17. Niederbayerischen Archäologentages [Rahden/Westf. 1999] 129 ff.; siehe Nr. 22, 177183, 267-285), Herrnwahlthann 53 (siehe Nr. 242), Steinkirchen 51 (siehe Nr. 202), Straubing-Ittling 34 (siehe Nr. 127), Uttenhofen-Ost 15 (MüllerKarpe, Besiedlung 174; 172), Herrnsaal 32 (siehe Nr. 147, 238-240); Oberpfalz: Barbing ca. 200 (siehe Nr. 151, 214-216), Pfakofen 47 (siehe Nr. 148), Diesenbach 11 (siehe Nr. 221), Pfatter 30 (siehe Nr. 299), Taimering (Riekofen) 15, Schirndorf 12, Tegernheim 12, Ziegetsdorf 11 (Hennig, Donautal 13 f.; 21; 70), Sengkofen 69 (Fischer, Bronzetasse 92 f., Eltheim 26, Regensburg-Weichs 13 (Wagner, Urnengrabfelder 197 ff.), Schalkenthan 13 (A. Stroh, Bayer. Vorgeschbl. 29, 1964, 64 ff.).

3.3.3 Gräber mit Waffenbeigabe in Gräberfeldern Bei 99 der im Katalog erfaßten Fundorte liegen gesicherte bzw. wahrscheinliche Gräber mit Waffenbeigabe in Bestattungsarealen von kleinen bis umfangreichen Nekropolen2085. Die sich daraus ergebenden Fragen nach dem Verhältnis zeitgleicher Bestattungen innerhalb eines Gräberfeldes zu den jeweiligen waffenführenden Grablegen, deren Lagebeziehungen zueinander sowie der Untersuchung des Grabbaus, -ritus und der Beigabenauswahl, um mögliche Auskünfte über die gesellschaftliche Stellung der Waffenträger zu erhalten, sind wegen der unterschiedlichen Quellenlage oftmals nicht ohne weiteres zu beantworten. Nur sehr wenige der betreffenden Gräberfelder dürften in vollem Umfang erfaßt und ausgegraben sein. Dennoch ist anzunehmen, daß die vorliegenden Angaben Trends widerspiegeln, die für die einstige Belegung der Nekropolen repräsentativ sein dürften. Dies betrifft vor allem die allgemein festzustellenden regional unterschiedlichen Friedhofsgrößen. Demnach finden sich im nördlichen und nordwestlichen Bereich des Untersuchungsgebietes fast ausschließlich kleine Nekropolen, deren Bestattungszahl in der Regel bei bis zu zehn, selten bei bis zu 50 Gräbern liegt. Ausnahmen stellen das bislang unpublizierte Gräberfeld von WiesbadenErbenheim mit 137 Grablegen sowie der Friedhof von Vollmarshausen mit 252 Bestattungen dar, beide in der Nachbarschaft größerer Flüsse gelegen. Demgegenüber treffen wir im südöstlichen Arbeitsbereich, hauptsächlich in Bayern südlich der Donau, neben entsprechenden kleinen Friedhöfen eine ganze Reihe umfangreicher

2082

z. B.: Stetten b. Hechingen (29), Obergriesingen (106), Heldenbergen (146), Gau-Algesheim (163), Gnötzheim (164), Neufra (190), Oberndorf (193), Oberwalluf (298), Trimbs (308). 2083 z. B.: Möckmühl (99), Hürben (170), Ehingen (Donau) (227). 2084 z. B.: Nenzingen (104), Speyer (122), Bruchköbel (218), Langendiebach (286), Frankfurt-Fechenheim (230), Oberpeiching (296). 2085 Nicht immer ist es anhand der Literatur möglich zu entscheiden, ob es sich dabei um ausschließlich in der Urnenfelderzeit belegte Friedhöfe handelt.

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schenswertem Umfang zu ermitteln. Oftmals können Grabdatierungen über eine allgemein urnenfelderzeitliche Einordnung nicht hinausgehen. Dies birgt für einen Teil der im folgenden untersuchten Friedhöfe zwangsläufig Ungenauigkeiten in sich. Dennoch ist zu erwarten, daß dabei feststellbare Zusammenhänge zumindest ansatzweise zutreffen und somit übertragbar sein dürften. Von Interesse sind dabei unter anderem solche Nekropolen oder Gräbergruppen, innerhalb deren einzelne Bestattungen mit Waffenbeigabe chronologisch aufeinander folgen. So beispielsweise auf dem 13 Gräber unterschiedlicher Zeitstellung umfassenden Friedhof von Reutlingen. Dem mit Schwert- und Pfeilspitzenbeigabe ausgestatteten Grab 12 (28), das der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zuzuweisen ist, schließt sich im Übergang zur älteren Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) Grab 4 (27) mit derselben Bewaffnung an. Das Beigabeninventar der älteren Grablege ist geringfügig umfangreicher als das der jüngeren. Eine Zuordnung weiterer urnenfelderzeitlicher Gräber dieses Fundortes ist anhand der Literatur einstweilen nicht möglich2087. Grabhügel 2 von Forst (64) mit Schwertbeigabe knüpft wegen seiner älterurnenfelderzeitlichen Stellung unmittelbar an Grabhügel 1 (162) aus dem Übergang von früher nach älterer Urnenfelderzeit (Bz D/Ha A1) an. Jene ältere Bestattung enthielt im Beigabeninventar unter anderem eine Lanzenspitze, einen Armring, einen kleinen Ring und einen Knopf. Grabhügel 2 dagegen erbrachte außer dem Bruchstück einer Schwertklinge keine weiteren Bronzen. Auch auf dem kleinen Begräbnisplatz von Tauberbischofsheim folgen zwei Gräber mit Waffenbeigabe zeitlich aufeinander. An das älterurnenfelderzeitliche Grab 4 (307), in dem ein Mann durch Pfeilspitzenbeigabe ausgewiesen wird, schließt sich in der mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2) Grab 2 (306) mit einer gleichartigen Waffenausstattung an. Berücksichtigt man, daß es sich bei Grab 4 (307) um eine Doppelbestattung von Mann und Kind handelt, so sind die Beigabenensembles beider Grablegen als gleichwertig anzusehen. Mit Grab 2 (306) ist Grab 1 aufgrund des Messers mit umgeschlagenem Griffdorn gleichzeitig2088. Auch dessen Grabausstattung liegt, von einer fehlenden Waffenbeigabe abgesehen, jenen der Gräber 2 und 4 nahe. Das vierte Grab des Bestattungsplatzes (Grab 3), das Begräbnis eines jugendlichen Individuums2089, das innerhalb der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) nicht genauer einzuordnen ist, enthielt hingegen nur sehr wenige Beigaben. Anscheinend fassen wir hier den Begräbnisplatz einer kleinen Siedlungseinheit (ein Gehöft bzw. eine Familie), die sich eine Zeitlang die fruchtbaren Lößböden am aufsteigenden Ostrand des Taubertales zunutze machte. Aus Elsenfeld sind zwei urnenfelderzeitliche Brandgräber bekannt (15-16), die 20 m voneinander entfernt lagen. Weitere Grablegen sind von dieser Fundstelle nicht überliefert. In beiden Gräbern fanden sich Waffenbeigaben. Während für das älterurnenfelderzeitliche Brandgrab 2 (16) mit Pfeilspitze ungeklärt ist, ob zwei nicht genauer beschreibbare Bronzestücke zu einem Schwert gehörten, ist die Kombinati-

on Schwert/Pfeil und Bogen für das mittelurnenfelderzeitliche Brandgrab 1 (15) gesichert. Etwas anders ist der Fall in Eschborn gelegen. Zwar sind die Steinkistengräber 2 (17) und 1 (58), von denen zumindest ersteres obertägig sichtbar gewesen sein muß, beide schwertführend. Grab 2 (17), das in die mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) datiert, ist schon aufgrund der Zahl der Beigaben, darunter auch Pfeilspitzen, als reich ausgestattet zu bezeichnen. Hingegen stellt für Grab 1 (58), das in den Übergang von mittlerer nach jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) gehört, die Art der Beigaben (Schwert, Bronzetasse) und des Grabbaus (Steinkiste) ein Anzeichen vergleichbaren Ansehens des Verstorbenen dar. Schwer fällt jedoch eine Deutung möglicher Bezüge, wie sie beispielsweise für Tauberbischofsheim und Elsenfeld aufzuzeigen sind, liegen beide Gräber doch 1600 m voneinander entfernt. Vielleicht deutet sich hier neben einer zeitlichen Kontinuität eine Verlagerung des Siedlungsplatzes an, wohingegen Elsenfeld und Tauberbischofsheim auch in dieser Hinsicht kontinuierlich sind. Eine weitere Deutungsmöglichkeit eröffnet das Beispiel der urnenfelderzeitlichen Besiedlung um Steinkirchen in Niederbayern2090. Zwischen zwei Siedlungsplätzen, die ungefähr 1000 m voneinander entfernt liegen, fanden sich drei Gräberfelder, die nicht als Bestattungsplätze derselben Ansiedlung zu bezeichnen sind. Zur Uttenhofener Siedlung2091 gehörte wohl der Friedhof Uttenhofen-Ost2092. Die topographische Situation verbietet jedoch die Zugehörigkeit des Begräbnisplatzes von Steinfurth2093 zu derselben Siedlungsgemeinschaft. Der Abstand zwischen den beiden Gräberfeldern beträgt etwa 230 m2094. So könnte auch für die Eschborner Steinkistengräber 1 (58) und 2 (17) angenommen werden, daß es sich um Repräsentanten zweier Friedhöfe handelt. Von mehreren mehrperiodigen Friedhöfen sind zeitgleiche Gräber mit Waffenbeigabe bekannt: Zwei Bestattungen mit Schwertbeigabe gehören zum mindestens 23 Grabhügel umfassenden Gräberfeld von Riegsee, das der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) zugewiesen wird2095. Zu den Grabbeigaben aus Hügel 9 (115) zählen neben einem Vollgriffschwert eine Nadel, Messerfragmente und drei Tongefäße. Grabhügel 23 erbrachte außer einem Griffzungenschwert ebenfalls ein Messer, daneben unbestimmbare Bronzebruchstücke und Scherben von mindestens drei Gefäßen. An Beigabenreichtum übertrifft sicherlich Brandgrab 1 aus Hügel 8 diese beiden Begräbnisse. Neben Gerät, unbestimmbaren Bronzen und bis zu vier Tongefäßen, enthielt es umfangreiche Schmuck- und Trachtbeigaben2096. Auch die Grabinventare der Hügel 25, 26, 34 und 35 zeugen von gewissem Reichtum der dort Bestatteten2097, wenngleich sie teilweise zu einer zweiten Hügelgruppe gehören und die Beziehungen der nahe beieinander gelegenen Gräberfelder unklar sind. Aber auch

2090

Müller-Karpe, Besiedlung. Müller-Karpe, Besiedlung 172 Abb. 1, 1. Müller-Karpe, Besiedlung 172 Abb. 1, 2. 2093 Müller-Karpe, Besiedlung 172 Abb. 1, 3. 2094 Vgl. auch Clausing, Grab 30 ff. Abb. 13. 2095 Zwei weitere Hügel sind vermutlich hallstattzeitlich, andere sind fraglich, weitere gehören zu einer anderen Gräbergruppe. – Vgl. Koschik, Bronzezeit 244 ff. Nr. 234. 2096 Koschik, Bronzezeit 245 Nr. 234 Taf. 128, 2-7; 129; 130, 1-8 (11-13?). 2097 Koschik, Bronzezeit 246 ff. Nr. 234 Taf. 133; 134, 1-12; 135, 2-14. 1516; 136, 1-11. 2091 2092

2087 Vgl. P. Goessler, Fundber. Schwaben 16, 1908, 22 f. Taf. 2, 1-15; ders., Fundber. Schwaben 18, 1910, 18 f. Taf. 2. 2088 Schultze-Naumburg, Brandgräber Taf. 10. 2089 Schultze-Naumburg, Brandgräber 45 Taf. 11, 13-17.

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mäßig bis spärlich mit Beigaben versehene Begräbnisse stammen von dieser Nekropole2098.

Nadeln, Spiralröllchen und Tongefäßbeigabe durchaus den gut ausgestatteten Gräbern zur Seite gestellt werden. Als Sonderfall, dessen angemessene Beurteilung schwer fällt, ist die Doppelbestattung Grab 42 (309) anzusehen, welche neben zwei Pfeilspitzen das umfangreichste Beigabeninventar aufweist. Zweifellos handelt es sich um die hervorragendste Bestattung. Ihr Verhältnis zu den übrigen Gräbern ist aber wegen der untrennbaren Beigaben für zwei Personen nicht zu klären. Für die folgende mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) scheint das Bild vordergründig klarer zu sein. Neben Grab 13 (131) mit Schwertbeigabe wies H. MüllerKarpe 22 Gräber ohne Waffen dieser Phase zu2108. Sie umfassen wiederum die verschiedenartigsten Austattungen, von der Beigabe eines Tongefäßes2109 bis zu umfangreichen Ensembles, bestehend aus Trachtbestandteilen, Gerät und Keramik2110. Hier ist Grab 13 (131) mit Schwert, Messer, Wetzstein, Pfriem, mindestens einer Nadel und sieben Tongefäßen eines der am besten ausgestatteten. Die Beigaben würden in diesem Falle die Annahme bestätigen, daß Schwertträger eine Vorrangstellung in ihrer Gemeinschaft eingenommen hätten. Zu bedenken ist allerdings, daß von insgesamt 125 Gräbern, die von der Unterhachinger Nekropole bekannt sind, lediglich 40 genauer in ältere oder mittlere Urnenfelderzeit datiert sind. Zwei weitere Grablegen gehören nach Ha B, die übrigen 83 Bestattungen sind nur allgemein der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) zuweisbar2111. Dazu zählt eine Reihe von Gräbern, deren Inventare unbekannt sind, gestörte sowie nicht mehr voneinander zu trennende Grablegen mit Beigaben und Gräber, die den Eindruck der Unvollständigkeit erwecken. Daher müssen einerseits die Ergebnisse aus den Gegenüberstellungen für die ältere und jüngere Urnenfelderzeit relativiert werden, andererseits können keine möglichen Lagebeziehungen zeitgleicher Grablegen herausgearbeitet werden. Auch auf weiteren Gräberfeldern ist festzustellen, daß Bestattungen mit Waffenbeigabe sich mit ihrem übrigen Inventar nicht auffällig von den übrigen unterscheiden2112. Stimmt man dem Ansatz zu, kleine Gräberfelder zeugten von kleineren Siedelverbänden, die relativ kurze Zeit an einem Platz verblieben, und umgekehrt große Gräberfelder, über einen längeren Zeitraum belegt, von gemeinschaftlichen Begräbnisstätten mehrerer Siedlungsgruppen, so überrascht der vergleichsweise geringe Anteil an Gräbern mit Waffenbeigabe auf den umfangreichen Nekropolen Südbayerns2113.

Ausweislich der Beigabenausstattungen in Grablegen umfangreicherer Nekropolen, wie beispielsweise der Münchener Urnenfelder von Grünwald und Unterhaching, ist es auch dort nicht möglich, Waffen- und im speziellen Schwertträger von vorneherein als innerhalb ihrer Gemeinschaft privilegierte Personen zu bezeichnen. Eine solche Aussage wäre allenfalls dann statthaft, wenn man die Beigabe einer Waffe an sich bereits als besonderes Kennzeichen hohen Ranges wertet. Denn die übrige Grabausstattung der Gräber mit Waffenbeigabe von der genannten Nekropole entspricht nicht regelhaft zugleich den am reichsten ausgestatteten Grablegen. Das aufgrund der Quellenlage ja einzig anhand der Bestattungen zu ermittelnde Bild gesellschaftlicher Ordnung in der Urnenfelderzeit ist weit unklarer und läßt kaum einmal Normen erkennen2099. Mit dem mittelurnenfelderzeitlichen Grab 58 von Grünwald (73) sollen nach H. Müller-Karpe 20 Gräber derselben Nekropole zeitgleich sein2100. Die Ausstattungen jener Grablegen reichen von der Beigabe eines Tongefäßes2101 bis hin zu umfänglichen Inventaren mit Geräten, Schmuck und Keramik2102. Abgesehen von der Schwertbeigabe hebt sich Grab 58 (73) nicht sonderlich von den übrigen gleichzeitigen Bestattungen ab, wenngleich das Fehlen von Keramik das Inventar unvollständig erscheinen läßt. Einige Gräber sind sogar durchaus als reicher ausgestattet zu bezeichnen2103. Vergleichbare Verhältnisse sind auch für die älterurnenfelderzeitlichen Grablegen von Unterhaching zu bemerken. In diese Phase sollen neben zwei mit Schwert und einem mit Pfeilspitzen Bestatteten (133-134, 309) nach H. MüllerKarpe 13 weitere Gräber gehören2104. Dieses Gräberfeld mag zugleich als Beispiel eines mehrperiodigen Friedhofes mit zeitgleichen und aufeinander folgenden Gräbern mit Waffenbeigabe dienen2105. Auch hier reicht die Spanne mit ins Grab gegebener Besitztümer von wenigen Bronzen oder Keramik2106 bis zu Beigabeninventaren mit reichlich Gerät, Trachtbestandteilen und Tongefäßen2107. Grab 92 (133) mit der Beigabe eines Schwertes, einer Nadel und einem Messer zählt dabei nicht zu den reicher ausgestatteten Grablegen. Dagegen darf Grab 30 (132) mit Schwert, Messer, zwei 2098

z. B.: Hügel 1-4 (Koschik, Bronzezeit 244 Nr. 234). L. Sperber hat solche Fragestellungen einmal am Beispiel von Gräbern mit Goldbeigabe und dem Gräberfeld von Volders in Nordtirol durchexerziert (Sperber, Bemerkungen) und festgestellt, daß pro Generation maximal acht gleichzeitig lebende Familien nur einen Schwertträger stellten (ebd. 71). – Zur Problematik seines Nachweises von Schwertträgern anhand von Doppelknöpfen vgl. Kap. 2.1.7.3.2) Doppelknöpfe. 2100 Müller-Karpe, Urnenfelder 24: Gräber 3, 4, 5, 6, 14, 17, 18, 29, 33, 37, 39, 41, 42, 43, 44, 47, 49, 56, 57, 59. 2101 Grab 29: Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 13, A. 2102 z. B.: Gräber 14 (ebd. 26 Taf. 8, F), 17 (ebd. 26 f. Taf. 8, D), 18 (ebd. 27 Taf. 8, E), 41 (ebd. 29 Taf. 11, D), 47 (ebd. 29 f. Taf. 12, C). 2103 Vgl. vorige Anm. 2104 Müller-Karpe, Urnenfelder 34: Gräber 3, 5, 8, 24, 35, 37, 70, 71, 88, 101, 104, 108, 124. 2105 Dazu gehören beispielsweise auch die Grablegen aus dem Lorscher Wald (90-91, 187) und jene von Vollmarshausen (205-207, 310). 2106 z. B.: Gräber 35 (Müller-Karpe, Urnenfelder Taf. 17, B), 101 (ebd. Taf. 25, C), 124 (ebd. Taf. 28, D). 2107 z. B.: Gräber 3 (ebd. 35 Taf. 14, B), 8 (ebd. Taf. 14, E), 108 (ebd. Taf. 27, B). 2099

2108

Müller-Karpe, Urnenfelder 34: Gräber 7, 9, 15, 26, 29, 39, 41, 50/52, 53, 68 (?), 78, 80, 84, 85, 86, 87, 89, 94, 96, 106, 123. 2109 Grab 41: Müller-Karpe, Urnenfelder 39 Taf. 18, D. 2110 z. B.: Gräber 39 (ebd. 38 f. Taf. 18, B), 106 (ebd. 45 f. Taf. 27, A). 2111 Vgl. Müller-Karpe, Urnenfelder 32 ff. 2112 Vgl. z. B.: Barbing, Grab 8 (215) mit den Barbinger Gräbern 26, 125, 127 (Hennig, Bemerkungen 295 Abb. 6), 29, 37/38, 77, 78 (ebd. 294 Abb. 5), 75, 76, 121 (ebd. 293 Abb. 4). 2113 Gräberfeldgrößen (in Klammern die Zahl der Gräber mit Waffenbeigabe): Rheinland-Pfalz: Irlich 6 (1), Kaltenengers 20 (1), Wollmesheim 3 (1), Trimbs 3 (1); Saarland: Mimbach 4 (1); Hessen: Vollmarshausen 252 (4), Eschborn 2 (2), Lorscher Wald 8 (3), Oberwalluf 2 (1), Steinheim 29 (1), Hanau 22 (1); Unterfranken: Aschaffenburg 49 (1), Elsenfeld 2 (2), Eßfeld 5 (1), Obernau 6 (1); Oberfranken: Gundelsheim 8 (1), Memmelsdorf 15 (2), Mainleus 13 (1); Mittelfranken: Behringersdorf 15 (4), Erlangen 14 (1), Polsingen 4 (1), Obersteinbach 4 (1); Nordbaden: Forst 3 (2), Weiher 6 (1); Südbaden: Singen (Hohentwiel) ca. 100 (4); Nordwürttemberg: Tauberbischofsheim 4 (2); Südwürttemberg: Gammertingen 5 (2); BayerischSchwaben: Augsburg-Haunstetten 78 (1), Friedberg 61 (2), Schwabmünchen

120

Man ist versucht anzunehmen, in den betroffenen Gebieten hätten andersartige Verhaltens- und Gestaltungsnormen der urnenfelderzeitlichen Siedelverbände bestanden. Hier versagen die archäologischen Interpretationsmöglichkeiten, und man müßte auf Hypothesen ausweichen. Dann wäre davon auszugehen, daß größere Gemeinschaften, die sich in großen Nekropolen widerspiegeln2114, im Verhältnis zu den kleineren eine andere Beigabensitte pflegten. Denn in den Regionen, aus denen große Gräberfelder bekannt sind, sind zugleich auch kleinere Friedhöfe bekannt, deren Anteile an waffenführenden Gräbern mit jenen der nördlich und westlich angrenzenden Gebieten vergleichbar sind. Auch könnte man mutmaßen, Waffen- oder speziell Schwertträger seien häufiger an anderen Stellen bestattet worden. Stützende oder negierende Relationen sind mit unseren Mitteln aber nicht herzustellen. W. Torbrügge meinte, derartige Separierungsvorgänge im Bestattungsbrauchtum seien in der Urnenfelderzeit ganz Mitteleuropas zu beobachten2115. Mangelnd berücksichtigt scheint dabei jedoch, daß beispielsweise vereinzelt angetroffene Grablegen mit Waffenbeigabe auch Stellvertreter für noch nicht entdeckte Nekropolen desselben Fundortes darstellen können2116. Demgegenüber treffen wir in einer Steigerung derartiger Sonderbehandlung von Kriegern, wie beispielsweise in der Absonderung des Grabes 12 von Behringersdorf (2) von den übrigen Grablegen dieses kleinen Bestattungsplatzes, in der älteren Hallstattzeit (Ha C) regelrechte Kriegernekropolen bzw. Begräbnisplätze, die deutlich einer gesellschaftlich führenden Schicht vorbehalten waren, an2117. Insgesamt zeigt sich, daß auch eine vergleichende Untersuchung waffenführender Grablegen zu Gräbern ohne Waffenbeigabe keine allgemeingültigen Aussagen über eine herausragende Stellung urnenfelderzeitlicher Waffenträger zuläßt. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, daß Bewaffnete, ebenso wie die übrige Bevölkerung auch, die unterschiedlichsten Positionen einer zwar vorhandenen, vertikal aber nicht exakt zu gliedernden gesellschaftlichen Ordnung besetzt hätten2118.

3.4 Beigabensitte 3.4.1 Beigabe persönlichen Besitzes Daß sowohl die Auswahl von Grabbeigaben als auch die überlieferten Gegenstände selbst verschiedenen Ausleseverfahren unterlagen, muß hier nicht weiter ausgeführt werden2119. Daß das Beigabenbrauchtum eine auffällige Veränderung zum Ende der Urnenfelderzeit hin zeigt, ist bekannt und anhand der Inventare aus Gräbern mit Waffenbeigabe durchaus zu bestätigen. Darauf hingewiesen wurde, daß die Beigaben in Brandgräbern fast immer verbrannt2120, in Körpergräbern fast immer unverbrannt2121 überliefert sind. Ob vor dem Hintergrund von Ausleseverfahren einerseits sowie der generellen Qualitäts- und Quantitätsunterschiede von Grabbeigaben andererseits vorbehaltlos vermutet werden kann, die Beigabensitte (so wie sie uns überliefert ist) spiegele die Besitzverhältnisse zu Lebzeiten wider, kann wohl nur eingeschränkt zutreffen2122. Um begründete Aussagen darüber zu erhalten, welche Beigaben dem Verstorbenen bevorzugt mit in das Grab gelegt wurden bzw. als regelhafte Beigaben angesprochen werden können, empfiehlt sich eine Untersuchung darüber, ob sie häufig oder selten in den Gräbern vorkommen. Dabei müssen neben unsicheren Gräbern auch Bestattungen, aus denen neben einer Waffe keine weitere Beigabe überliefert ist, ausgenommen werden. Doppel- und Mehrfachbestattungen, deren Inventare nicht einwandfrei getrennt werden können, müssen gesondert betrachtet werden. Daher basiert der folgende Überblick auf 187 Gräbern mit Waffenbeigabe. Keramik kann nach dieser Auswahl nicht als häufigste Beigabe gelten (49 Gräber – ca. 26 %), wobei die höchste Zahl an Tongefäßen – 37 Exemplare – aus der Grablege von Acholshausen (149) stammt, aus 7 Gräbern ist lediglich eine einzelne Gefäßbeigabe überliefert. Wie ausgewählte Inventare anzeigen, erlaubt nur eine einzige Keramikbeigabe keine Rückschlüsse auf insgesamt ärmliche Beigabenausstattung2123. Wo Keramik fehlt, ist einerseits die Überlieferung der Grabinventare mangelhaft, andererseits deren Vollständigkeit zu bezweifeln. Kommen mehrere Tongefäße in Grablegen vor, dann handelt es sich um verschiedene funktionale Formen wie Großgefäße, Becher, Schüsseln, Schalen etc., bzw. Vorratsgefäße, Kochgefäße, Eßgeschirr usw.2124. Besonders deutlich wird der serviceartige Charakter der Acholshausener Grabkeramik (149). Unter den insgesamt 37 Tongefäßen finden sich jeweils mehrfach vertretene Gefäßformen, die für Nahrungsaufbereitung und -aufnahme erfor-

13 (1); Oberbayern: Bruck 5 (1), Eberfing 26 (3), Feldgeding 5 (1), Grünwald 59 (2), Langengeisling 12 (2), Manching 8 (2), Riegsee 37 (2), Unterhaching 124 (4), Waging a. See 12 (1), Zuchering mind. 550 (4); Niederbayern: Herrnsaal 32 (5), Herrnwahlthann 53 (1), Kelheim 261 (17), Künzing mind. 350 (27), Straubing-Ittling 34 (1), Steinkirchen 51 (1); Oberpfalz: Barbing ca. 200 (4), Diesenbach 11 (1), Pfakofen 46 (1); Pfatter 30 (1). 2114 Denkbar wären auch Zusammenschlüsse mehrerer kleiner Siedlungsgemeinschaften, die dasselbe Gräberfeld belegten. – Nicht nachvollziehbar ist die Begründung von U. Pfauth gegen diese Vermutung (Pfauth, Beiträge 13 f.). 2115 Torbrügge, Hallstattzeit 208 f. 2116 Vgl. Kap. 3.3.2) Zu einzeln gelegenen Gräbern mit Waffenbeigabe. 2117 z. B.: Großeibstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld, Unterfranken: G. Kossack, Gräberfelder der Hallstattzeit an Main und fränkischer Saale. Materialh. Bayer. Vorgesch. 24 (Kallmünz/Opf. 1970) 44 ff.; 157 ff.; 168; Oberwiesenacker, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz: Torbrügge, Hallstattzeit 319 ff. Nr. 174. – Vgl. auch Gerdsen, Studien 70 ff. 2118 Dies ist eine immer wieder zu beobachtende Erscheinung. – Siehe auch Kap. 2.7) Bronzegefäße, 2.8) Gold, 2.11.2) „Adelskeramik“, 3.2.2.1) Steinkisten und Steinpackungen.

2119 Siehe dazu v. a. Sperber, Untersuchungen 4 f. sowie Schauer, Gemeinsamkeiten 209 f. 2120 Vgl. Kap. 3.1.1) Brandgräber. 2121 Siehe Kap. 3.1.2) Körpergräber. 2122 In diesem Sinne auch P. Schauer zu Ausrüstungsteilen aus organischem Material (Schauer, Gemeinsamkeiten 211). – Dazu auch umfassend: Capelle, Erkenntnismöglichkeiten. 2123 Reichhaltiges Inventar in Bestattungen mit nur einer Gefäßbeigabe z. B.: Münchingen (8), Hagenau (19), Langengeisling, Grab 6 (23), Altendorf (212), Eberfing, Hügel 14 (226). 2124 Siehe dazu Bernatzky-Goetze, Mörigen 21 ff., bes. 62. – Zu dieser Arbeit vgl. auch die Besprechung von L. Sperber, Bayer. Vorgeschbl. 56, 1991, 228-233, bes. 229. – Vgl. auch Kap. 2.11.1) Tongefäße als Grabbeigabe.

121

derlich sind2125. Ergänzt wird das keramische Spektrum durch Bronzegefäße – ein Becken und eine Tasse. Nur in der späturnenfelderzeitlichen Bestattung von Saint-Romain-deJalionas haben bronzene Gefäße – Situla, Tasse und Teller – die keramischen Beigaben anscheinend vollständig ersetzt2126. Nadeln sind als häufig gebrauchte Trachtbestandteile aus den Gräbern überliefert (76 Gräber – ca. 41 %). Zumeist liegen sie einzeln, des öfteren auch paarweise vor. Selten stammen drei oder vier Nadeln aus einer Bestattung. Als Gebrauchsgeräte kommen Messer unter den Grabbeigaben bevorzugt vor (67 Gräber – ca. 36 %). Gewöhnlich wurde dem Verstorbenen ein Messer beigegeben, selten sind zwei Exemplare, wobei überprüft werden muß, ob es sich um Doppelbestattungen oder Anzeiger für Speisebeigaben handelt. Vornehmlich Arm- und Halsringe, weniger häufig Bergen, kamen in 27 Grablegen (ca. 14 %) vor. Weitere Trachtbestandteile wie Fibeln, Ösenknöpfe, Knochenschmuck und Perlen aus verschiedenen Materialien sind weitaus seltener belegt. Weiter sind aus 19 Gräbern (ca. 10 %) Rasiermesser, Bronzegeschirr für zehn Bestattungen (ca. 5 %), Geräte wie Schleifsteine und Sicheln aus je acht Gräbern bekannt. Kaum vertreten sind hingegen Spinnwirtel, Angel- und Tüllenhaken sowie schließlich Werkzeuge (Steinhammer, Meißel, Barren, Punzen, Ahlen, „Tätowiernadeln“). Unser Überblick zeigt, daß Nadeln nach den Waffen offensichtlich die wohl wichtigsten Beigaben in den hier behandelten Gräbern darstellen. Angesichts der Beigabenanteile dieser sowie von Messern und Keramik in den untersuchten Bestattungen, die unter 50 % liegen, fällt es schwer, von Regelbeigaben auszugehen, zutreffender scheint es, von geläufigen bzw. bevorzugten Beigaben zu sprechen. Dabei haben allerdings bezüglich der Keramik die oben angeführten Einschränkungen zu gelten. Der Aussagewert dieser quantitativen Angaben ist beschränkt, verglichen werden müßten weiträumig partiell übereinstimmende Inventare, was aber hier nicht Aufgabe sein kann. Auf eine Darstellung von Beigabenausstattungskombinationen in waffenführenden Gräbern von der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) bis zum Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) kann verzichtet werden, da hierzu Untersuchungen vorliegen2127. Aus einer Zusammenstellung einschlägiger gesicherter Grabfunde der älteren und mittleren Urnenfelderzeit zwischen Ostfrankreich und der Slowakei sowie vom Alpengebiet bis Mitteldeutschland ergeben sich sechs Gruppen von Ausstattungsmustern2128. Primäres Kriterium ist jeweils die Bewaffnung, deren unterschiedliche Kombinationen nach P. Schauer Rückschlüsse auf die Kampfesweise, aber auch auf das gesellschaftliche Ansehen der urnenfelderzeitlichen Krieger zulassen2129. Von dieser Betrachtung sind Gräber mit nur einer Pfeilspitze mit der Begründung ausgeschlossen, da man nicht entscheiden kann, ob es sich dabei um eine Waffenbei-

gabe oder aber um einen Pfeil handelt, der zum Tode des Bestatteten führte2130. Auch Keramik, Grabbau und Grabritus wurden nicht berücksichtigt. Zu letzteren Aspekten betonte P. Schauer mit Recht, daß eine „umfassende Gräberkunde“ für die Urnenfelderzeit immer noch aussteht2131. Bis dahin sind Bewertungen verschiedener Ausprägungen des Bestattungswesens zumeist subjektiver Art und müssen nicht zwingend sein2132. Von der mittleren zur späten Urnenfelderzeit nimmt die Zahl der in die Gräber gelegten Beigaben deutlich ab. Die Begründung dafür ist sicherlich nicht in einer aufkommenden Bronzearmut zu suchen, wogegen eine Reihe üppig ausgestatteter Hort- sowie Einzelfunde sprechen. Vielmehr müssen die Ursachen in gewandelten geistig-religiösen bzw. gesellschaftlichen Verhaltens- und Gestaltungsnormen begründet liegen. Deren Hintergründe entziehen sich jedoch unseren Erkenntnismöglichkeiten. Weder für die jüngere, noch für die späte Urnenfelderzeit sind regelhafte Ausstattungsmuster, wie sie für die älteren Urnenfelderphasen noch zu erstellen waren, zu erkennen2133. Als einzige mehrfach belegte Beigaben in den wenigen waffenführenden Grablegen der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1)2134 – sind neben Schwertern, Lanzen und Pfeilspitzen – Tongefäße und Nadeln zu nennen. Demgegenüber wurden im südöstlichen Teil des erweiterten Arbeitsgebietes neben Schwert und Lanze außer Keramik eher ein Messer und/oder Rasiermesser mit in das Grab gegeben2135. Wegen der geringen Belege jüngerurnenfelderzeitlicher Gräber mit Waffenbeigabe empfiehlt es sich jedoch nicht, hier von überregionalen Gemeinsamkeiten, wie sie für die vorangegangenen Zeitabschnitte gut begründet sind, zu sprechen. Bei wieder zunehmender Gräberanzahl in der späten Urnenfelderzeit (Ha B3)2136 läßt sich eine höhere Anzahl verschiedener Beigaben in mehreren Gräbern feststellen. Wie in den vorangegangenen Zeitabschnitten erhöht sich nun die Zahl der Bestattungen mit wenigen Beigaben gegenüber jenen mit 2130 Schauer, Gemeinsamkeiten 210 Anm. 7. – Vgl. dazu die einleitenden Bemerkungen im Kap. 2.3) Gräber mit Pfeilspitzenbeigabe. 2131 Schauer, Gemeinsamkeiten 235. 2132 Vgl. hierzu die Bemerkungen bezüglich der Beigabenausstattung von Steinkisten und -packungen, die von sehr reichhaltigen Inventaren bis zu solchen mit wenigen Beigaben reicht (Kap. 3.2.2.1] Steinkisten und Steinpackungen). 2133 Dies hängt aber womöglich mit der geringen Zahl bekannter jünger- und späturnenfelderzeitlicher Grablegen mit Waffenbeigabe zusammen. 2134 Garching a. d. Alz (4), Weinheim (137), Neufra (190), Kelheim, Grab 9 (248), Oberwalluf (298). 2135 Überackern, VB Braunau, Oberösterreich, Grab 4: Sperber, Untersuchungen 331 Nr. 113 Taf. 117, 5-9; Volders, VB Innsbruck, Tirol, Grab 332: Krämer, Vollgriffschwerter 33 Nr. 10 Taf. 17, 102; Wörschach, VB Liezen, Steiermark, Bestattung 1: Prüssing, Bronzegefäße 23 Nr. 10; Müller-Karpe, Vollgriffschwerter Taf. 36, 1; 33, G; Klentnice, okr. BĜeclav, Mähren, Tschechische Republik, Grab 63: ěíhovský, Messer 54 Nr. 183 Taf. 43, A. 2136 Mauern (7), Asch (13), Künzing, Grab 3 (22), Algersdorf (34), Bruck, Hügel 34 (44), Dommelstadl (51), Echzell (53), Feldgeding, Grab 4 (62), Hart a. d. Alz (77), Mühlheim an der Donau (101), Singen, Grab 164 (121), Ensingen (145), Herrnsaal, Grab 27 (147), Bingen-Dromersheim (156), Böhmhartsberg, Grab 3 (158), Bubesheim (159), Hürben (170), Kelheim, Grab 184 (173), Künzing, Gräber 2 (177), 42 (178), 46 (179), 57 (180), 127 (181), 143 (182), 245 (183), Pfullingen (196), Thronhofen, Grab 43 (203), Barbing, Grab 6 (214), Barbing, Grab 8 (215), Frankfurt am Main (229), Herrnsaal, Grab D (241), Kelheim, Gräber 99 (253), 110 (256), 242 (261), Künzing, Gräber 31 (267), 95 (268), 97 (269), 106 (270), 114 (271), 117 (272), 140 (273), 144 (274), 149 (275), 162 (277), 191 (281), 199 (282), 217 (283), Pfatter, Grab 26 (299).

2125

Vorschläge zur Funktion verschiedener Gefäßformen („Bauformen“) bei Bernatzky-Goetze, Mörigen 62. – Serviceartig zusammengestellte Keramik fand sich beispielsweise auch in den Gräbern von Poing (26), Echzell (53) und Grab 164 von Singen (Hohentwiel) (121). 2126 Verger, Dépôt 57 Abb. 3. 2127 Schauer, Gemeinsamkeiten. 2128 Schauer, Gemeinsamkeiten 210 f. 2129 Schauer, Gemeinsamkeiten 211; 217; 224; 228; 232.

122

mehreren Beigaben. Neben der Keramik sind relativ häufig Messer und einzelne Nadeln sowie Gegenstände, die dem Wehrgehänge zugeordnet werden müssen2137, des öfteren kombiniert. Ansonsten liegen einzelne Beigaben wie Schleifsteine, Ringschmuck, Goldzierat, Perlen, Knochenschmuck, Phaleren und Knöpfe überwiegend nur aus einem Grabinventar vor. Für die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) ließen sich zwar auch überregional Gräber mit charakteristischen Beigaben zusammenstellen, auf der anderen Seite wird aber anhand des Beigabenreichtums von Bestattungen der Art SaintRomain-de-Jalionas2138 deutlich, auf eine welch kleine Zahl an Gemeinsamkeiten entsprechende Gruppierungen Bezug nehmen. An Reichtum ist denn auch keines der waffenführenden Gräber des engeren Untersuchungsgebietes den ostfranzösischen oder dem unsicheren Grabfund von Hostomice in Böhmen2139 an die Seite zu stellen. Insgesamt sind die wenigen bekannten späturnenfelderzeitlichen Gräber mit Waffenbeigabe auch aus dem erweiterten Untersuchungsgebiet in ihren Ausstattungen höchst verschieden – gemeinsam führen sie lediglich die Waffenbeigabe2140. Am Beispiel des späturnenfelderzeitlichen Leichenbrandschüttungsgrabes 164 in Holzkammer von Singen (Hohentwiel) (121) mit einem Eisenschwert, einer Nadel und 22 Tongefäßen wird deutlich, daß – abgesehen von der stattlichen Keramikbeigabe – zumindest einigermaßen regelhafte Beigabenkombinationen und -konventionen nicht mehr zu bestehen scheinen. Dennoch wurde auf diese Weise ein hochrangiger Angehöriger eines Sozialverbandes geehrt. Zugleich deutet sich an, daß von einer kleineren Zahl verschiedenartiger Grabbeigaben während jüngerer und späterer Urnenfelderzeit (Ha B) nicht zwingend auf die gesellschaftliche Position des Verstorbenen zu Lebzeiten geschlossen werden kann. Auch die Beigabenkombinationsgruppen von der frühen Urnenfelderzeit (Bz D) bis zum Übergang von mittlerer zu jüngerer Urnenfelderzeit (Ha A2/B1) sind nur eingeschränkt für die Rekonstruktion einstiger gesellschaftlicher Strukturen zu nutzen2141.

3.4.2 Speisebeigaben Tierische Beigaben sind für 25 Gräber mit Waffenbeigabe nachgewiesen2142. Soweit bestimmt, scheinen den Toten bevorzugt Teile von Schafen oder Ziegen, daneben aber auch von Schweinen mitgegeben worden zu sein. Unter den Knochenresten des Steinkistengrabes von Bad Nauheim (1) fanden sich solche eines großen Vogels, in Grab 1 von Bruck (45) Hundeknochen. Zusammen mit dem Leichenbrand und den Beigaben fanden sich in der Urne von Künzing, Grab 187 (279) Rothirschknochen, ein Rinderknochen wurde in Grab 143 (182) desselben Begräbnisplatzes bestimmt, in Grab 348 von Zuchering (33) fand sich ein Fischwirbel. Ansonsten werden in der Literatur lediglich Tierteile, beispielsweise Rippen, oder ganz allgemein Tierknochen angegeben, die des öfteren unverbrannt sind2143. In zwei Gräbern sind die Speisebeigaben zusammen mit dem Toten verbrannt worden, wie aus der Durchmischung des Leichenbrandes hervorgeht2144. Andere Speisebeigaben sind aus keinem der untersuchten Gräber bekannt. Über die angenommene Funktion bestimmter Keramikgefäße lassen sich Vermutungen zu Nahrungsmitteln ableiten2145. 3.4.3 Depot im Grab In der obersten Steinpackungsschicht des Grabes 2 von Behringersdorf (153), an der nordwestlichen Längsseite des Grabes, wurde ein Tongefäß aufrecht abgestellt. Darin lagen zahlreiche durch Brand deformierte und beschädigte Bronzen, darunter Nadeln, Arm- und Halsringe, Blechknöpfe und Spiralröllchen, aber auch organische, rindenartige Reste2146. H. Hennig nahm an, es handele sich um den Schmuck der bestatteten Frau, von dem weitere Stücke auf der Grabsohle verstreut lagen2147. Erwägenswert ist, ob es sich bei dem offensichtlich nachträglich beigegebenen, mit Schmuck gefüllten Tongefäß um ein Depot ritueller Art handelt, das mit den bestatteten Personen in Beziehung stand. Bei Gräbern wie Poing (26) mag die Lage der Bronzefunde zwar an Deponierungen erinnern, jedoch gestatten die Grabungsbefunde keine Deutung der Art wie für Behringersdorf, Grab 2 (153).

2137

Vgl. Kap. 3.1.7.3) Wehrgehänge. Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Frankreich, tumulus Géraud: Brun, Princes Abb. S. 217; Verger u. Guillaumet, Tumulus 230 ff. Abb. 1-4. 2139 Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30-31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52-54. 2140 Brégnier-Cordon, Dép. Ain, Rhône-Alpes, Frankreich: W. Kimmig, Revue Arch. Est et Centre-Est 3, 1952, 166 Abb. 33; Rolampont, Dép. Haute-Marne, Champagne-Ardennes: W. Kimmig, Revue Arch. Est et Centre-Est 3, 1952, 162 ff. Abb. 32; St. Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes, Frankreich, tumulus Géraud: Brun, Princes Abb. S. 217; Verger u. Guillaumet, Tumulus 230 ff. Abb. 1-4; ders., Dépôt 53 ff. Abb. 13, Klein-Klein, VB Leibnitz, Steiermark, Österreich, Hügel 1: Mayer, Äxte 171 Nr. 836 Taf. 127, C; Überackern, VB Braunau, Oberösterreich, Österreich, Grab 2: zu Erbach, Funde 212 f. Nr. 885-887 Taf. 8, E; Villach, VB Villach, Kärnten, Österreich: ěíhovský, Messer 73 Nr. 282 Taf. 45, D; Wien-Leopoldsberg, Österreich: ěíhovský, Messer 66 Nr. 263 Taf. 45, A; Brno-ObĜany, okr. Brno, Mähren, Tschechische Republik, Grab 169: Stegmann-Rajtár, Neuerkenntnisse 211 ff. Taf. 1-3; Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30-31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52-54; Most, okr. Most, Böhmen, Tschechische Republik: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 81 Nr. 7; 82 f. Nr. 4; 122 Taf. 68, 1-3. 2141 Vgl. dazu die entsprechenden Bemerkungen in den Kap. 2.7) Bronzegefäße, 2.8) Gold, 2.11.2) Adelskeramik, 3.2.2.1) Steinkisten und -packungen; – zumal sich dies ausschließlich auf Grabfunde stützen kann. 2138

2142 Bad Nauheim (1), Zuchering, Gb. 348 (33), Bruck, Grab 1 (45), Eßfeld, Brandgrab 1 (59), Riekofen, Grab 20 (117), Schwabmünchen, Grab 13 (120), Zuchering, Grab 352 (144), Herrnsaal, Grab 27 (147), Acholshausen (149), Behringersdorf, Grab 2 (153), Kitzingen-Etwashausen, Grab 11 (174), Künzing, Grab 57 (180), Künzing, Grab 143 (182), Barbing, Grab 8 (215), Kelheim, Grab 245 (262), Künzing, Gräber 95 (268), 97 (269), 114 (271), 153 (276), 162 (277), 187 (279), 199 (282), Tauberbischofsheim, Grab 2 (306), Tauberbischofsheim, Grab 4 (307), Vollmarshausen, Fst. 76 (310). 2143 Bad Nauheim (1); Eßfeld, Brandgrab 1 (59); Schwabmünchen, Grab 13 (120), Zuchering, Grab 352 (144), Barbing, Grab 8 (215); Tauberbischofsheim, Grab 2 (306); Tauberbischofsheim, Grab 4 (307). 2144 Behringersdorf, Grab 2 (153); Vollmarshausen, Fst. 76 (310). 2145 Zur funktionalen Deutung der Keramik siehe unter 3.4.1) Beigabe persönlichen Besitzes. 2146 Hennig, Gräber 28. 2147 Hennig, Gräber 53.

123

ten2149. Griffe und Befestigungsformen, die den Erfordernissen gerecht wurden, behielten die Schwertfeger hingegen bei und entwickelten sie weiter. Eine überzeugende Deutung des „Produktionsprinzips Mörigen”, für anscheinend wenig kampftaugliche Vollgriffschwerter, ist hingegen noch nicht gefunden2150. Durch eine Autopsie der oberösterreichischen Schwertfunde konnte M. zu Erbach lediglich an sechs von 33 Exemplaren durch Gebrauch entstandene Klingenscharten nachweisen2151. Entsprechende Untersuchungen für unsere Schwertfunde fehlen bislang, und auch Literaturangaben und Abbildungen helfen nicht weiter. Zum einen finden sich in den Publikationen keine Vermerke über Klingenscharten, zum anderen ist auch nicht abzuschätzen, inwiefern mögliche Scharten durch eine gezielt fechtende Kampfweise oder durch ein unbeabsichtigtes Parieren von Schwert mit Schwert zustande gekommen sein könnten. Aber auch Beschädigungen, die auf moderne Einflüsse zurückzuführen sind, können nicht beurteilt werden. Zwar vertritt I. KilianDirlmeier Fechtkampf für das spätbronze- und früheisenzeitliche Griechenland2152, dort sind aber auch die Hefte entsprechender Blankwaffen zu einem regelrechten Handschutz ausgearbeitet. Sie gehen außerdem in Stichklingen über, die sich zur Spitze hin verjüngen2153. Vergleichbare Griffgestaltungen sind für urnenfelderzeitliche Schwerttypen nicht belegt. Folglich scheint die von P. Schauer erwogene Möglichkeit, daß mit diesen Blankwaffen gefochten worden sein könnte2154, als gering eingeschätzt werden zu dürfen. In seiner Studie über Krieger und Häuptlinge im älterbronzezeitlichen Dänemark ging K. Kristiansen der Frage des Schwertgebrauchs nach2155. Die Materialbasis boten 304 Schwerter der Perioden II und III nach Montelius, die im Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen zur Verfügung standen. K. Kristiansen leitete den Gebrauch der Schwerter von Klingenform und -querschnitten ab. Kräftig profilierte Klingen sollten nicht überarbeitet worden sein, Klingen mit einfachen rhombischen oder spitzovalen Querschnitten könnten dagegen mehrfache Überarbeitungen aufweisen2156. Anhand charakteristischer Beigaben stellte K. Kristiansen fest, daß gering überarbeitete Klingen in der Periode II mit reicherem Beigabeninventar, solche mit einfachen Klingenquerschnitten der gleichen Zeit in weniger reichen Zusammenhängen vorkommen. Daraus leitete er eine soziale Schichtung ab. Die erstgenannten Gräber stünden demnach für Häuptlinge, die vornehmlich mit repräsentativen bzw. anführenden Funktionen betraut waren, und deren Schwerter im Kampfgeschehen eine untergeordnete Rolle spielten, jene der zweiten Gruppe bezeichnen Krieger, deren Waffen wegen häufigen Gebrauchs oft überarbeitet bzw. nachgeschliffen werden mußten. In der Periode III verwischt dieses Bild zwar, K. Kristiansen meinte dennoch Gräber mit geringfügigen Abweichungen des Beigabenreichtums analog trennen zu können2157.

4 Schlußbetrachtung 4.1 Urnenfelderzeitliche Krieger im Spiegel der Grabfunde Bei der Bearbeitung der urnenfelderzeitlichen Grabfunde mit Waffenbeigaben ergaben sich neben notwendigen Änderungen ihrer zeitlichen Einordnung weitere Fragen zur urnenfelderzeitlichen Bewaffnung. Da bisherige Arbeiten und Aussagen zu dieser Thematik hauptsächlich von Gräbern mit Schwertbeigabe ausgingen, vorliegende Untersuchung darüber hinaus Bestattungen mit Lanzen sowie Pfeil und Bogen berücksichtigt, ist es möglich geworden, ein Spektrum unterschiedlich ausgerüsteter Waffenträger zu erfassen und zu erweitern. In der Literatur werden Dolche und Beile aus urnenfelderzeitlichen waffenführenden Grabfunden kaum diskutiert, da noch nicht entschieden ist, ob sie ausschließlich als Waffen angesprochen werden dürfen. 4.1.1 Angriffswaffen Eine Zusammenstellung der Angriffswaffen aus den urnenfelderzeitlichen Grablegen des Untersuchungsgebietes zeigt, mit welchen Waffenausrüstungen zu rechnen ist (Diagramm 8). Es ergeben sich sechs Gruppen unterschiedlicher Kriegerausstattungen, die zusammen mit der denkbaren Kampfesweise im folgenden beschrieben werden sollen2148. 1.) Eine erste Gruppe Bewaffneter läßt sich anhand von Grabfunden umschreiben, zu deren Beigabeninventar ein Schwert zählt. Es stellt die typische Nahkampfwaffe der Urnenfelderzeit dar. Mit dem Beginn dieser Epoche (Bz D) wurde diese Blankwaffe in ganz Europa verändert. Die mittelbronzezeitlichen Schwerter mit ihren langschmalen, einziehenden Stichklingen, machten zunächst Klingen Platz, die bis zur Schwertspitze hin annähernd parallele Schneiden aufweisen. Derartige Waffen sind für den Hieb wie für den Stich gleichermaßen geeignet und zeugen somit von einer neuartigen Kampftechnik der Spätbronzezeit. Mit der neuen Schwertklingenform erübrigte sich die Notwendigkeit, Schwerter für den Stich mit Beilen als Hiebwaffe zu ergänzen. Ab der älteren Urnenfelderzeit treten als Weiterentwicklung dieser Neuerung zusätzlich Schwerter auf, die im vorderen Klingendrittel deutlich verbreitert sind und sich damit erstlinig als Hiebschwerter zu erkennen geben. Das Nebeneinander beider Klingenformen von der älteren bis zur späten Urnenfelderzeit – unabhängig vom Schwerttyp – dürfte mit individuellen, persönlich bevorzugten Kampftechniken zu begründen sein. Die neuen Klingen und damit verbundene Kampfweisen führten offensichtlich zur Aufgabe der Griffplattenschwertherstellung. Die kurzen, mittels Nieten befestigten Griffplatten konnten den Belastungen, denen die Hieb-/Stichklingen ausgesetzt waren, nicht mehr standhal-

2149

Siehe auch Gordon, Swords 74. Hundt, Untersuchungen 57. – Vgl. weiter unten. 2151 zu Erbach, Funde (Text) 84 Anm. 98. 2152 Kilian-Dirlmeier, Schwerter 137. 2153 z. B. Hörnerknaufschwerter: ebd. Taf. 9, 51; 10-20. 2154 z. B. Schauer, Gemeinsamkeiten 211. 2155 Kristiansen, Krieger. 2156 ebd. 188. 2157 ebd. 200 ff. 2150

2148

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit bildlichen Waffendarstellungen des ägäischen Raumes findet sich bei Kilian-Dirlmeier, Schwerter 132 ff. Taf. 68-75.

124

S/L 4%

S/P 9%

P 30%

S 35% L 20%

L/P 2%

Diagramm 8: Waffenkombinationen und Einzelwaffen in Gräbern (S = Schwert, L = Lanzenspitze, P = Pfeilspitze).

nahm P. Schauer hingegen an, sie sei mit einer kampfestechnischen Neuerung im Fechtkampf verbunden. Indem der eine Schwertkämpfer versuchte, mit der gekerbten Fehlschärfe seines Schwertes das des Gegners an der ebenfalls gekerbten Fehlschärfe zu treffen, hätten sich die beiden Waffen quasi „verhakt”. Der Stärkere hätte dann dem Unterlegenen dessen Waffe entwinden können2163. Dies setzt allerdings den intentionellen Kampf Schwert gegen Schwert im Sinne des Fechtens für die Urnenfelderzeit voraus, wozu Erkenntnisse jedoch bisher fehlen. Kommt der Zeigefinger allerdings auf dem Klingenmittelteil zu liegen, so sind die urnenfelderzeitlichen Schwerter recht gut zu führen. Diese Handhabung eignet sich jedoch eher zum Stich als zum Hieb mit dem Schwert2164. An den Knaufplatten einiger der von ihm zusammengestellten Vollgriffschwerter hatte H. Müller-Karpe eine Durchlochung beobachtet. Er nahm an, diese hätte der Anbringung eines Riemens gedient, der dem Krieger ermöglicht hätte, die Waffe griffbereit frei am Handgelenk herabhängen zu lassen. Ferner bestünde ein Zusammenhang von Knaufriemen und den urnenfelderzeitlichen Hieb-/Stichschwertern, was Rückschlüsse auf bestimmte Kampfweisen zuließe2165. Den vorliegenden Abbildungen von Schwertern aus Gräbern unseres Untersuchungsgebietes zufolge sind die Knaufplatten von 21 der hier behandelten früh- bis mittelurnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern durchlocht2166, vermerkt ist dies in der Literatur jedoch nicht für alle. Die Bz D-zeitlichen Grabfunde von Herlheim (80) und Zuchering, Grab 136 (31), belegen das erste Auftreten dieser Eigenart, deren Beginn H. MüllerKarpe nach seinerzeitigem Kenntnisstand noch der älteren

Selbst wenn diese Beobachtung für die Perioden II und III der Nordischen Bronzezeit zutreffen sollte, muß sie nicht auch für die spätbronzezeitlichen Verhältnisse Mitteleuropas gelten. Denn aus urnenfelderzeitlichen Zusammenhängen sind Schwerter bekannt, deren einfache rhombische Klingenquerschnitte bereits im Guß angelegt waren, wie beispielsweise das noch nicht überarbeitete Griffzungenschwert aus dem Hortfund von Ehingen-Badfeld in BayerischSchwaben belegt2158. Auch mit dem in der Forschung als „Ricasso” bezeichneten gekerbten oder stumpfen Klingenteil unmittelbar unterhalb der Klingenbasis, wurden verschiedentlich Kampftechniken in Verbindung gebracht. Die Fehlschärfe ist an 50 sicher und möglicherweise aus Gräbern stammenden Schwertern unseres Untersuchungsgebietes festzustellen. Dabei sind im Verhältnis zum jeweiligen Fundanfall für die einzelnen Stufen Fehlschärfen in allen Phasen gut vertreten. Eine Regelhaftigkeit bezüglich Schwertformen und Datierung ist nicht festzustellen2159. H. Reim und P. Schauer stimmten darin überein, daß die Funktion nicht mit jener renaissancezeitlicher Blankwaffen verglichen werden dürfe. Bei diesen diente ein Ricasso zur Auflage eines Fingers, womit eine bessere Führung des Degens erreicht wurde. Durch Griffbügel, später auch durch Gefäße wurden Finger und Hand geschützt2160. H. Reim und P. Schauer betonten, daß dies bei spätbronzezeitlichen Schwertern mit gekerbter Fehlschärfe nicht möglich sei, da der dort zu liegen kommende Finger verletzt würde2161. Allerdings sollte dann auch für stumpfe Fehlschärfen gelten, daß sie nicht als Fingerauflage gedient haben dürften. Konnte H. Reim die Funktion der Fehlschärfe nicht klären2162, 2158

Holste, Sammelfunde 10-17 Taf. 5, 1-2. Bz C2/D: 46; Bz D: 2, 6, 10, 14, 32, 68, 72, 80, 102, 120, 135, 136; Bz D/Ha A1: 12, 27; Ha A1: 3, 25, 57, 71, 74, 87, 112, 122, 127; Ha A1/A2: 99, 100; Ha A2: 30, 54, 55, 63, 69, 78, 84, 85, 91, 98, 113; Ha B1: 137, 143; Ha B3: 13, 34, 44, 62, 92, 101, 114. – Nicht genau datiert: 42, 56, 95, 97. 2160 Seitz, Blankwaffen 152; 306 f. Abb. 209. 2161 Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 57; Schauer, Schwerter 70 Anm. 2. 2162 Reim, ebd. 56 f. 2159

2163

Schauer, Schwerter 70 Anm. 2. Für die Möglichkeit, dies an Originalen und Nachbildungen urnenfelderzeitlicher Schwerter nachvollziehen zu können, bin ich Herrn M. Egg (RGZM) sehr verbunden. – Vgl. auch Torbrügge u. Uenze, Bilder 129. 2165 Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 91. 2166 Nr. 5, 20, 23, 25, 31, 36, 37, 54, 55, 57, 70, 71, 74, 80, 81, 84, 85, 98, 99, 105, 127. 2164

125

Urnenfelderzeit (Ha A1) zugwiesen hatte2167. Die Durchlochungen sind ihmzufolge bis in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) hinein anzutreffen2168. I. von Quillfeldt sprach sich für eine Deutung der Knaufdurchlochungen zur Aufnahme von Riemen aus, nachdem sie feststellte, daß einige dieser charakteristische Abnutzungserscheinungen aufweisen würden2169. Auf keinen Fall bilden die Knauflöcher einen Anhaltspunkt für berittene oder wagenfahrende Krieger – der von H. Müller-Karpe präferierten Deutung2170. Dafür bietet keines der hier zur Debatte stehenden Grabinventare stützende Funde2171. Plausibler scheint dagegen eine von P. Schauer vorgebrachte Deutung, derzufolge der Knaufriemen im Handgemenge nutzbringend, wenn nicht gar lebensrettend gewesen sein könnte2172. Überdies wäre zu erwägen, ob der Riemen als zusätzliche Sicherung des in der Scheide steckenden Schwertes oder die Durchlochung zur Anbringung schützender Amulette gedient haben könnte2173. Schließlich muß auf eine Reihe von Röntgenuntersuchungen an urnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern eingegangen werden. H.-J. Hundt hatte 1965 die technische Genese bronzezeitlicher Vollgriffschwerter dargelegt und die fortschreitende Entwicklung von Verbesserungen aufgezeigt. Dies betrifft vor allem die Verbindung von Klinge und Griff2174. Sowohl H.-J. Hundt als auch die Bearbeiter späterer Untersuchungen kamen für die späturnenfelderzeitlichen Schwerter (vor allem des Typ Mörigen) zu dem Ergebnis, daß Klinge und Griff nicht mehr eingepaßt und die beiden Teile einzig durch kräftige Nieten verbunden wurden2175. H.-J. Hundt umschrieb diesen technologischen Rückfall etwa mit den Worten: „noch schneller, noch mehr, aber schlechter”2176. Dieser offensichtliche Mangel2177, der an einer Verwendbarkeit dieser Blankwaffen im Kampf zweifeln läßt, führte in der Forschung zur Annahme, es handele sich um hauptsächlich für Repräsentations- oder kultische Zwecke hergestellte Schwerter, eine Deutungsmöglichkeit, deren Wahrheitsgehalt erst nach umfangreichen Reihenuntersuchungen zu ermitteln sein dürfte2178. 2.) Einer zweiten Gruppe von Kriegern wurde in die Gräber Schwert und Lanze mitgegeben. Derart Bewaffnete konnten neben dem Schwertnahkampf auch auf mittlere Distanz mit der Stangenwaffe kämpfen. Für den Fall, daß einzelne Lan-

zenspitzen von (Stoß-)Lanzen stammen könnten, wäre die Reichweite im Nahkampf größer als jene des Schwertes, für den Fall, daß auch (Wurf-)Speere darunter sind, würde sich die Reichweite noch erhöhen. Gegen eine derartige Kampfweise machte M. zu Erbach geltend, daß ein nur mit einem Speer Bewaffneter sich durch den Abwurf desselben entwaffnen würde und in der Folge unbewaffnet und ungeschützt im Kampfgeschehen stünde2179. P. Schauer erörterte außerdem die Möglichkeit, daß mit gewissen Lanzenspitzen auch komplizierte Fechtmanöver vollzogen worden sein könnten2180. Wichtig ist es festzuhalten, daß wir aufgrund fehlender Schäftungen die Länge der Stangenwaffen nicht rekonstruieren können, und folglich allein anhand der überlieferten Spitzen eine Unterscheidung von Lanzen und Speeren selbst anhand von Länge und Form bislang nicht zu gelingen scheint2181. 3.) Außer dem Schwert gehörte zur Waffenausrüstung einer dritten Gruppe von Kriegern zusätzlich Pfeil und Bogen. Mit dieser Bewaffnung war es dem Krieger möglich, sich sowohl am Nahkampf als auch an einer Auseinandersetzung, in der Pfeil und Bogen als Fernwaffen zum Tragen kamen, zu beteiligen. So, wie die Lanzen nicht von den Speeren unterschieden werden können, ist auch bei Pfeil und Bogen eine kategorische Unterscheidung von Angriffs- und Jagdwaffe nicht gut möglich. Zumindest scheint aber für jene Grablegen, in deren Inventar sich neben Pfeilspitzen auch Schwerter fanden2182, die Angriffswaffenfunktion annehmbar zu sein; sie soll hier aber nicht als ausschließliche Möglichkeit verstanden werden. Die Vorstellung aber, Pfeil und Bogen hätten als Jagdwaffe allein der illustren Freizeitbeschäftigung urnenfelderzeitlicher Führungspersönlichkeiten gedient, wie P. F. Stary dies annahm2183, ist nicht zu begründen. Ärmlich ausgestattete urnenfelderzeitliche Grablegen mit Pfeilspitzenbeigabe, wie beispielsweise Langendiebach (286 – Taf. 74, A), Frankfurt am Main-Fechenheim (230 – Taf. 70, C) oder auch Karbach, Grab 4 (247)2184, spiegeln sicherlich keine hervorragende Gesellschaftsschicht wider2185. Gelegentlich in Grabfunden auftretende Flintpfeilspitzen zeigen, daß auch dieser Rohstoff in der urnenfelderzeitlichen Waffenherstellung eine (geringe) Rolle spielte2186. Zur Standardausrüstung mit dieser Fernwaffe ausgestatteter Männer muß der Pfeilköcher gehört haben, der für fünf Grabfunde bezeugt ist. Im Falle von Behringersdorf, Grab 5 (14) ist die einstige Form nicht festzustellen, hingegen dürften jene aus Altendorf (212), Heldenbergen (146), Reutlingen, Grab 12 (28) und Tauberbischofsheim, Grab 2 (306) einst wohl von röhrenförmiger Gestalt gewesen sein, wie

2167

Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 91. ebd. 2169 von Quillfeldt, Vollgriffschwerter 23. 2170 ebd. 2171 Zudem ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß ein berittener oder wagenfahrender Krieger, der zunächst Pfeile abfeuert, das Schwert störend am Handgelenk trug, anstatt es in eine Schwertscheide zu stecken. – Siehe Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 91. 2172 Schauer, Gemeinsamkeiten 217. 2173 Siehe die frühmittelalterlichen Schwertperlen; Überblick bei: W. Menghin, Das Schwert im Frühen Mittelalter. Chronologisch-typologische Untersuchungen zu Langschwertern aus Gräbern des 5. bis 7. Jahrhunderts. Wiss. Beibd. Anz. Germ. Nationalmus. 1 (Stuttgart 1983) 142-145. 2174 Hundt, Untersuchungen. 2175 z. B.: Hundt, Untersuchungen 54 Taf. 12-14; G. Dmochowska-Orlníska, Trzy mieze brązove z miejsowoĞci niezanych. WiadomoĞci Arch. 52, 19911992, 55-59; von Hase, Bronzeschwertgriff; Wüstemann, Vollgriffschwerter. 2176 Hundt, Untersuchungen 52 ff. 2177 Von H.-J. Hundt als „Produktionsprinzip Mörigen” bezeichnet (Hundt, Untersuchungen 57). 2178 z. B.: von Hase, Bronzeschwertgriff 11; Wüstemann, Vollgriffschwerter 39-49 (mit weiterer Literatur). – Vgl. auch Hansen, Studien 18 Anm. 119. 2168

2179

zu Erbach, Funde (Text) 194 Anm. 3. Schauer, Kampfweise. – Ähnlich auch O. Höckmann, Lanze und Speer im spätminoischen und mykenischen Griechenland. Jahrb. RGZM 27, 1980 (1982) 121 („Fechtlanzen”). 2181 Vgl. Kap. 2.2.19) Funktion der Lanzenspitzen. 2182 21 Grabfunde: Nr. 13-33. 2183 Stary, Häuptlingsgrab 64. – Auch R. J. Mercer deutete in der Kombination Schwert/Pfeil letztere als herrschaftliche Jagdwaffen (Mercer, Arrowheads 203). 2184 Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 49, 1-2. 2185 Siehe auch die Kelheimer Gräber 61 (249), 82 (252), 107 (255), 247 (263) und Oberpeiching (296 – Taf. 75, C). 2186 Vgl. Kap. 2.3.6) Silexpfeilspitzen. – Der Bearbeitungsstand zu urnenfelderzeitlichen Silexartefakten ist sehr dürftig. 2180

126

anhand von Beschlagresten und hallstattzeitlichen Analogien ermittelt werden konnte2187.

bürgt, zumal er Fragmente eines Köchermündungsbeschlages enthielt.

4.) Eine vierte Gruppe war nach den Grabinventaren lediglich mit einer Lanze als Angriffswaffe ausgerüstet. Diese Krieger waren, falls ihre Stangenwaffen zum Stoß ausgelegt waren, in der Lage, an einem Nahkampf teilzunehmen, der noch Spielraum für die Handhabung einer Lanze ließ. Sie hatten aber auch die Möglichkeit, die Kampfhandlungen aus einer größeren Entfernung zu beeinflussen, für den Fall, daß sie Speere trugen. Die mögliche Reichweite solcher Blankwaffen ist auf jeden Fall geringer als jene von Pfeil und Bogen, die eine regelrechte Fernwaffe darstellen.

6.) Schließlich ist eine sechste Gruppe urnenfelderzeitlicher Waffenträger mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Sie mögen – in Übereinstimmung mit P. Schauer – mit ihren Fernwaffen den Waffengang zunächst aus der Distanz eröffnet haben2192. Aber auch im weiteren Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzung wird ihnen wohl eine Rolle zugekommen sein. Mit festen Formationen, d. h. einer getrennten und organisierten Vorgehensweise unterschiedlich bewaffneter Krieger in verschiedenen Phasen des Kampfes, ist für die Urnenfelderzeit wohl noch nicht zu rechnen. Eine derartige Kampfweise ist erst für das klassische Griechenland bezeugt2193. So dürften die Bogenschützen auch im weiteren Kampfverlauf immer wieder aus der Entfernung auf Ziele geschossen haben.

5.) Eine Kombination von Lanzen- und Pfeilspitzen ist nur viermal in Gräbern des Untersuchungsgebietes vertreten. Für eine Handhabung von Pfeil und Bogen im Kampfgeschehen sind beide Hände notwendig; eine Lanze scheint daher für einen mit dieser Fernwaffe ausgerüsteten Krieger – im Gegensatz zum Schwert, das in einer Scheide steckt – hinderlich. So gesehen, macht die Vergesellschaftung Lanze/Pfeil wenig Sinn. Lediglich für den Fall, daß derart ausgestattete Krieger zunächst in einen Nahkampf bzw. Kampf mittlerer Distanz verstrickt waren, um sich dann nach Verlust der Lanze den aus der Entfernung kämpfenden Bogenschützen anzuschließen, scheint auch diese Bewaffnung sinnvoll. Bei den vier Grabfunden, in denen diese Kombination vorliegt, handelt es sich um das älterurnenfelderzeitliche Steinkistengrab von Heldenbergen (146), das allgemein Ha A-zeitliche Grab 20 von Pfakofen (148), das späturnenfelderzeitliche Grab 27 von Herrnsaal (147) und um das gleichzeitige Ensemble von Ensingen (145). Der letztgenannte Grabfund wurde 1845 aufgedeckt, seine Fundverhältnisse sind nicht mehr einwandfrei zu klären2188. Im Grab 20 von Pfakofen genauso wie in Grab 27 von Herrnsaal barg die Urne neben der Lanzenspitze eine vereinzelte Pfeilspitze. Vor dem Hintergrund urnenfelderzeitlicher Gräber, die gleichfalls nur eine Pfeilspitze erbrachten und bei denen die Befunde nahelegten, es handele sich dabei um das todbringende Geschoß2189, könnte man eine entsprechende Deutung vielleicht auch im Falle von Pfakofen, Grab 20 annehmen. Aus den an unser Untersuchungsgebiet angrenzenden Regionen ist eine Kombination von Lanze und Pfeilspitze nur in zwei Fällen auszumachen: dem frühurnenfelderzeitlichen Körpergrab 2 von Diváky in Mähren2190 sowie einem Fundkomplex aus Töppeln-Mühlsdorf in Thüringen. Hierbei handelt es sich um einen Fund, bei dem fraglich ist, ob es sich um das Inventar eines oder mehrerer Gräber handelt. Auch dazu gehörte lediglich eine Pfeilspitze2191. Hingegen ist der Grabfund von Heldenbergen (146), zu dessen Beigabeninventar eine Lanzenspitze und drei Pfeilspitzen gehörten, hinreichend ver-

Wie die Anzahl der Grabfunde mit Einzelwaffen und Waffenkombinationen (Tabelle 4) zeigt, sind ausschließlich mit einer Angriffswaffe ausgerüstete Krieger am häufigsten vertreten2194. Das heißt, Krieger mit Schwertern für den Nahkampf, Krieger mit Lanzen für den Nahkampf oder den Kampf auf mittlere Distanz sowie Bogenschützen stellten die Masse der Kämpfer. Inwiefern die Zahlen reelle Verhältnisse wiedergeben, kann nicht beurteilt werden, da gegenüber den typologisch und chronologisch gut aufgearbeiteten Schwertformen die Schwierigkeit einer Zuweisung einzelner aus Grabfunden stammender Lanzen- oder auch Pfeilspitzen zur Urnenfelderzeit Fehlerquellen birgt. Weit seltener sind dagegen Krieger mit zwei unterschiedlichen Waffen ausgerüstet2195. Die Verteilung der sechs Gruppen unterschiedlich bewaffneter Krieger belegt, daß diese bereits mit dem Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) einsetzen und bis zu deren Ende (Ha B3) vertreten sind. Inwieweit die schon ab der frühen Urnenfelderzeit entwickelte Bewaffnung auf mittelbronzezeitliche Verhältnisse zurückzuführen ist, wird später zu betrachten sein. Diejenigen Grablegen, die nur allgemein nach Ha A oder Ha B datiert werden können, führen ebenso wie die nur als urnenfelderzeitlich ansprechbaren keine gewichtigen Änderungen herbei. Die gering vertretenen Übergangsphasen entsprechen der Verteilung der waffenführenden Grablegen insgesamt.

2187

Clausing, Köcher. Vgl. Kat. Nr. 145 sowie Dehn, Urnenfelderkultur 87 u. Staehle, Urgeschichte 15; 70 f. 2189 Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Grab 1: Kubach, Nadeln Taf. 121, D; Dobraca, Serbien, Hügel VII, Urnengrab A: Garašanin, Sépultures Abb. 4. 2190 Diváky, okr. BĜeclav, Mähren, Körpergrab 2; Körperbestattung: ěíhovský, Äxte 136 Nr. 400 A Taf. 26, 400 A; ders., Lanzen 29 Nr. 6; 117 Nr. 339. 340 Taf. 1, 6; 24, 339. 340; 34, B. 2191 Töppeln-Mühlsdorf, Lkr. Gera, Thüringen: Lappe, Urnenfelderzeit 20 f. Nr. 28 Taf. 14, 27-32; 15, 1-18. 2188

2192

Schauer, Gemeinsamkeiten 228. RE XXXIX (München 1938) 1626-1647 s. v. Phalanx (F. Lammert). 2194 Mit aufgenommen sind auch Grabfunde, die zwei Schwerter bzw. Lanzen oder deren Fragmente enthielten (8, 19, 33, 120, 145, 149, 166) . – Vgl. auch Karten 2 u. 3. 2195 Siehe auch Karte 3. 2193

127

S/L S/P S L/P L P

1 1 1 C2/D

4 7 25

1 1 3

7 11 D

2 2 D/A1

1 3 17 1 6 12 A1

2

1 A1/2

1 4 14 1 5 7 A2

1 1 1

1

1 2 A2/B1

4 2 B1

1 2 8 2 14 21 B3

Tabelle 4: Verteilung der sechs Bewaffnungsgruppen auf Zeitstufen.

zu dem neben zwei Lanzenspitzen auch Pfeilspitzen und ein Beil gehört haben sollen, weist dagegen vielleicht schon auf die hallstattzeitliche Beilbewaffnung hin2202. Für den älterurnenfelderzeitlichen Fund von Kuhardt (87) schließlich ist die Zusammengehörigkeit der Funde unklar. Außerdem darf der Gerätecharakter von Beilen nicht übersehen werden. Denn, daß auch Werkzeuge und Gerät in Bestattungen mit Waffenbeigaben deponiert wurden, ist durch mehrere Grabfunde belegt2203. Zusammengenommen kann für die Funde von Gräbern mit Waffen und Dolchen oder Beilen nur vermutet werden, daß die dort bestatteten Krieger ihre Bewaffnung durch sogenannte Gelegenheitswaffen ergänzten2204.

4.1.2 Dolche und Beile Zu den Beigaben aus vier gesicherten und drei fraglichen Grabfunden gehörten Dolche2196, für einen achten Grabfund wird eine Dolchbeigabe vermutet2197. Auffällig ist, daß die Schneidegeräte überwiegend in Zusammenhang mit Schwertern vorkommen. Kampftechnisch läßt sich die Verwendung eines Dolches als Waffe gut erklären. Bei einem dichten Handgemenge, in dem ein langes Schwert nur noch schlecht einzusetzen ist, oder auch bei dessen Verlust, kann der Krieger auf den Dolch mit seiner für diese Art des Kampfes besser geeigneten Reichweite zurückgreifen. Waffencharakter wird bei dem exquisiten Stück aus der Bestattung von Kreßbronn-Hemigkofen (6) besonders deutlich vor Augen geführt. Die geringe Zahl der Dolche in Gräbern mit Waffenbeigabe zeigt aber, daß dieser nicht zur Standardausrüstung urnenfelderzeitlicher Krieger gehörte. Als Waffen sind jedenfalls die vier großen, massiven Dolche von FrankfurtStadtwald2198, dem Mengener Grab von 19552199, Türkheim2200 und Urberach2201 denkbar. Da typische Angriffswaffen im Spektrum der Grabinventare dieser Funde jedoch fehlen, können die Bestatteten weniger als Krieger, vielmehr als Wehrhafte angesprochen werden. Primär stellt der urnenfelderzeitliche Dolch wohl ein Gerät dar, in zweiter Linie kann er aber auch als (Gelegenheits-)Waffe genutzt worden sein. Ähnliches trifft auch für Beile zu. Die Einführung der Hieb-/ Stichschwerter zu Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) machte eine Beilbewaffnung eigentlich überflüssig. Daß sich diese Bronzen, wenngleich überaus selten, dennoch in urnenfelderzeitlichen Grabfunden fanden, könnte auf Traditionen oder dem Behalten einer bewährten Waffe gründen. Dem Grab von Hagenau (19), das am Übergang von Hügelgräberzu Urnenfelderzeit (Bz C2/D) steht, liegt mit einem frühen Hieb-/Stichschwert und einem Beil noch das mittelbronzezeitliche Bewaffnungsschema zugrunde. Dasselbe mag auch für das Bz D-zeitliche Grab 144 von Zuchering (32) gelten. Der späturnenfelderzeitliche Grabfund von Ensingen (145),

4.1.3 Schutzwaffen Von dem bekannten urnenfelderzeitlichen Schutzwaffenrepertoire sind für die Gräber mit Waffenbeigabe des Untersuchungsgebietes lediglich Schilde wahrscheinlich zu machen. Diese waren allerdings nicht nur aus organischen Materialien gefertigt und mit Bronzen beschlagen, sondern wegen schlechter Erhaltungsbedingungen nur für drei Grabfunde bedingt nachzuweisen: Kreßbronn-Hemigkofen (6), Hagenau (19) und Wollmesheim, Grab 1 (30). Aufgrund der Kombinationen von Schwertern mit Pfeil und Bogen ist anzunehmen, daß die aus organischen Werkstoffen bestehenden Schilde wie manche bronzenen eine Vorrichtung zum Umhängen besessen haben müssen. W. Kimmig hatte die Vermutung geäußert, die Entstehung des Rundschildes sei in unmittelbarem Zusammenhang mit der Einführung des Hieb-/Stichschwertes zu sehen2205. Dem ist zu entgegnen, daß der mittelhügelgräberzeitliche Grabfund von Singenbach-Weilerau neben einem Stichschwert vermutlich einen Schild (aus organischem Material) mit Bronzenagelung erbrachte2206. Da eine solche Schutzwaffe überdies nicht nur der Abwehr von Schwerthieben gedient 2202

Zum Beil als Waffe in der Hallstattzeit: Stary, Beilbewaffnung. Vgl. Kap. 2.10.1) Gerät. 2204 Umfassende Untersuchungen zu „Gelegenheitswaffen“: J. Fogel, BroĔ ochronna i okazjonalna ludnoĞci kultury áuĪyckiej w dorzeczu dry i Wisáy (Schutz- und Gelegenheitswaffen der Bevölkerung der Lausitzer Kultur im Oder- und Weichselflußgebiet). Arch. Polski 26, 1981, 147-190. – Problematisch ist bei Gelegenheitswaffen, daß keine Grenzen faßbar sind (gleichwohl J. Fogel diese durch seine Auswahl absteckte). Beispielsweise könnte sich ein im Kampf Entwaffneter auch mit einem herumliegenden Stein (gelegenheits-)bewaffnen. 2205 Kimmig, Bewaffnung 386. 2206 Schauer, Schwerter 51 ff. Nr. 143 Taf. 130, A (vermutliche Schildnägel nicht abgebildet).

2196

2203

Kreßbronn-Hemigkofen (6), Hagenau (19), Stetten b. Hechingen (29), Obergriesingen (106), Peiting, Grab? (110), Thurnsberg, Grab? (128), Bingenheim, Grab? (157). 2197 Dannstadt-Schauernheim (49). 2198 Frankfurt am Main, Hessen, Stadtwald, Hügel 1: Fischer, Grabhügel 64 f. Taf. 3, 1. 2199 Mengen, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Grab von 1955: Schiek, Brandgrab 130 ff. Abb. 2, 1. 2200 Türkheim, Lkr. Mindelheim, Schwaben, Grab: Striebel, Gräber 188 Abb. 1. 2201 Urberach, Kr. Darmstadt-Dieburg, Hessen, Grab (?): Jorns, Urberach 185 f. Taf. 47, 14.

128

haben dürfte, ist zu vermuten, daß sie einst zahlreicher waren, aber nur selten nachgewiesen werden können. Dazu paßt, daß in unserem gesamten Untersuchungsgebiet bislang lediglich drei bronzebeschlagene organische Schilde aus urnenfelderzeitlichen Gräbern unter gewisen Vorbehalten nachzuweisen sind. Überdies ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß Schutzwaffen im süddeutschen Beigabenbrauch nicht vorgesehen waren. Das Vorkommen solcher Ausrüstungsgegenstände in Grabfunden anderer Bestattungsgemeinschaften scheint eine solche Annahme nahezulegen. Für die auch in unserem Untersuchungsgebiet vorkommenden Bronzeblechschilde wird häufig angenommen, daß sie im Kampf nicht verwendbar waren2207, obgleich sie formal zur Schutzwaffenausrüstung gehören. 1985 kam im südschwedischen Fröslunda ein Hortfund von mindestens 16 Bronzeblechschilden der Art Herzsprung zutage2208. Im Anschluss daran untersuchte der Bearbeiter, U. E. Hagberg die spätbronzezeitlichen Rundschilde erneut und erwog für sie eine kultische Funktion, vergleichbar etwa den religiösen Tänzen der römischen salii, die mit Schwert und Schild ausgestattet waren2209. Ein Nachweis berittener Kieger, die W. Kimmig für die Urnenfelderzeit in Betracht zog2210, gelingt nicht. Liegt aus Grabinventaren des Untersuchungsgebietes Pferdegeschirr vor, so fand sich dies entweder in Zusammenhang mit Wagenbronzen, wie in den Fällen von Poing (26), Hader (166), Königsbronn (175) und Pfullingen (196)2211, mit Wagengräbern ohne Waffenbeigaben (Mengen, Gräber von 19052212 und 19552213), oder es handelt sich um Grabfunde ohne Waffen- und/oder Wagenbeigabe, wie beim Steinkirchener Grab, wobei es in diesem Falle als pars pro toto-Beigabe für einen von zwei Pferden gezogenen, vierrädrigen Zeremonialwagen gilt2214. Allerdings muß die Möglichkeit berücksichtigt werden, daß einzelne Phaleren, die aus Gräbern ohne Wagenbronzen vorliegen, Bestandteile einer Pferdeschirrung gewesen sein könnten2215. Folglich sind die sechs Gruppen unterschiedlich ausgerüsteter Krieger wohl als Fußkämpfer zu deuten2216. Auch die von W. Kimmig vorgestellte Gruppe schwerstbewaffneter Krieger mit einer kompletten Angriffsund Schutzwaffenausrüstung ist anhand der Grabfunde nicht zu belegen2217. Eine „Überbewaffnung”, d. h. eine umfängliche Angriffs- und Schutzwaffenausrüstung, deren Formen sich nicht sinnvoll ergänzen und die nicht der Kampfnotwendigkeit entspricht, kommt in unserem Untersuchungsgebiet nicht vor. Allenfalls der Befund von Hostomice in Böhmen, mit Schwert, drei Lanzenspitzen, Pfeilspitzen und Pan-

zer könnte ein derartiges Phänomen widerspiegeln. Die Zuweisung der Funde zu einem Grab ist jedoch nicht geklärt2218. 4.1.4 Bestattungssitten Ab der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) nehmen KriegerBrandbestattungen deutlich zu. Der Anteil echter Urnenbestattungen liegt dabei für die ganze Urnenfelderzeit deutlich unter 50%. Der höchste Anteil an körperbestatteten Waffenträgern liegt in der frühen Urnenfelderzeit (Bz D). Sporadisch tritt diese Totenbehandlung bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) auf. Am Beispiel Unterfrankens wurde gezeigt, daß der Anteil an Körperbestattungen bei Gräbern mit Waffenbeigabe mit 30% fünfmal höher als bei Grablegen ohne Waffen ist. Große Differenzen zeigen sich dabei hingegen bei der Untersuchung einzelner weiterer Teilräume. Trifft die angeführte Relation für Hessen noch in etwa zu, so sind beispielsweise für Mittelfranken 54%, für Oberbayern hingegen nur 4% körperbestattete Krieger zu ermitteln2219. Eine Beurteilung dieser Verhältnisse muss aufgrund fehlender Vergleichsdaten für Grablegen ohne Waffenbeigabe dieser Gebiete vorerst unterbleiben. Allgemein scheint aber festgehalten werden zu dürfen, daß die Körperbestattung den Status der Waffenträger zusätzlich unterstrich und daß diese sich hinsichtlich des Bestattungsritus gelegentlich durch eine besondere, von der übrigen urnenfelderzeitlichen Bevölkerung deutlich abgesetzte Traditionspflege auszeichneten. Im Grabbau liegen Schwerpunkte der Überhügelung in der frühen (Bz D) sowie in der späten Urnenfelderzeit (Ha B3). In diesen Grabhügeln wurden, entsprechend den allgemein herrschenden Verhältnissen, überwiegend Brandbestattungen angetroffen. Unter den meisten Grabhügeln fanden sich steinerne Grabkammern. Genausowenig wie Grabumfriedungen sind auch Hügel für auffällig reiche Bestattungen regelhaft, wenngleich derartige äußere Strukturen bislang zu wenig erforscht sind. Der Vergleich von Steinkistengräbern mit Waffenbeigabe zu solchen ohne Waffen hat gezeigt, daß die Ansicht, der besondere Grabbau hebe Schwertträger zusätzlich hervor, nicht stimmen kann2220. Die Beigabensitte – sieht man von den Waffen ab – unterscheidet sich offensichtlich nicht von der in der Urnenfelderzeit allgemein üblichen. Dies zeigen unter anderem Einzeluntersuchungen von Wagen(teil)- und Gold-, Bronzegefäßund Keramikbeigaben. Abhängigkeiten von Beigabenzahlen zu Grabgrößen bestehen nicht. Neben den gebräuchlichen Bronze- und Keramikbeigaben weisen einige der Kriegergrablegen Speisebeigaben auf. Aber auch hierbei folgte man den allgemeinen Bräuchen, wie Begräbnisse ohne Waffenbeigabe belegen. Zweierlei ist festzuhalten: Krieger pflegten gelegentlich im Grabritus und im Gegensatz zur übrigen urnenfelderzeitli-

2207 Coles, Shields 184 f. – Als wiederstandsfähig erwiesen sich dagegen lederne Rundschilde (ebd.). – Auf mögliche Waffeneinwirkung zurückzuführende Beschädigungen scheint allein der Bronzeschild von PlzeĖ aufzuweisen (Kytlicová, Schild 431). 2208 Hagberg u. Jacobzon, Praktfynd. 2209 Hagberg u. Jacobzon, Praktfynd 31. – Zu den salii vgl. RE II, 2 (Stuttgart 1920) 1874-1899 s. v. salii (Rappaport); zur kriegerischen Ausrüstung bes. 1886 f. 2210 Kimmig, Bewaffnung 381. 2211 Kap. 2.9) Wagen und Wagenteile. 2212 Paret, Wagen 28 ff. Taf. 11, 5. 7. 8. 2213 Schiek, Brandgrab 130 ff. Abb. 2, 3. 2214 Holste, Bedeutung; Clausing, Grab. 2215 Kap. 2.9) Wagen und Wagenteile. 2216 Begründete Einwände gegen Reiterei auch bei Gordon, Swords 75-78. 2217 Kimmig, Bewaffnung 378-381.

2218

Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Tschechische Republik, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30. 31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 52-54. 2219 Zugrunde liegen 13 Gräber mit Waffenbeigabe für Mittelfranken, für Oberbayern 48. 2220 Kap. 3.2.2.1) Steinkisten und Steinpackungen.

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chen Bevölkerung eine eigenständige Tradition. Hinsichtlich der Beigabenauswahl folgten sie hingegen den gleichen Begräbnisvorschriften, denen auch nichtwaffentragende Mitglieder der Gemeinschaft unterlagen. So gibt sich anhand des Bestattungswesens der Kriegerstand in dem von uns untersuchten Gebiet als eine in die urnenfelderzeitliche Gesellschaft integrierte, aber nicht als eine generell führende Gruppe zu erkennen. Auch die Anlage der Kriegerbegräbnisse in Nekropolen zeigt dies. Die Grablegen der Waffenträger sind in die Bestattungsplätze eingebunden, ohne eine Sonderbehandlung erfahren zu haben und ohne daß dabei besonders auffällige Beziehungen ermittelt werden können2221. Als Ausnahme von der Regel sei auf das in einer separat liegenden Sanddüne angelegte Grab 12 von Behringersdorf (2) verwiesen. Schwierig bleibt es, einzeln gelegene Gräber mit Waffenbeigabe zu beurteilen, die zudem oberirdisch gekennzeichnet waren. Ihr Umfeld ist in der Regel kaum erforscht, und wie der Gang der Forschung verschiedentlich lehrt, können sich dort auch Friedhöfe verbergen2222. Dennoch zeigt sich gerade im Bestattungsbrauch – unabhängig von ihrer sozialen Stellung – der besondere Status der urnenfelderzeitlichen Krieger. Dies belegt nicht nur die Waffenbeigabe an sich, sondern auch, daß es ihnen innerhalb ihrer Sozialverbände möglich war, die Körperbestattung im Sinne einer eigenen Tradition weiterzuführen, als diese in der Regel schon durch die Totenverbrennung abgelöst worden war. Eine derartige Abweichung von den allgemein geltenden Bestattungsvorschriften ist nur möglich, wenn sie von der Gemeinschaft gebilligt und unterstützt wurde. Keinesfalls gestatten die Grabfunde die generalisierte Ansprache der Waffenträger als Adelskrieger oder gar als Häuptlinge2223. Angehörige einer sozial gehobenen Schicht sind sie jedoch sicherlich gewesen, insofern der Kriegerstand insgesamt an sich mit einem erhöhten Status verbunden war. Daß für Waffenträger eine anführende Position innerhalb des Sozialverbandes zu erreichen war, scheinen Grablegen mit Wagenbeigabe wie Hart a. d. Alz (20), Poing (26), Hader (166), Königsbronn (175) oder auch Pfullingen (196) anzuzeigen. Demzufolge können Waffenbeigaben auch politische Funktionen ihrer Träger widerspiegeln. Derartige Positionen können aber auch von nicht waffentragenden Gemeinschaftsmitgliedern besetzt worden sein, wie beispielsweise im Falle des Mengener Grabes von 1955 offensichtlich wird2224.

Da wir uns überwiegend auf Grabfunde zu stützen haben, können wir nur den sichtbaren Ausdruck sozialen Ranges festhalten. Demzufolge wurden die Waffenträger ihrem Ansehen und ihrem Stand gemäß bestattet. In anderen Kategorien bewegen sich an den Quellen nicht abzulesende Eigenschaften, die weder sichtbar noch interpretierbar sind2225. Deuten wir das immer wiederkehrende Bild unterschiedlich ausgestatteter und aufgebauter Grablegen richtig, so scheinen verschiedene „Ränge“ von Kriegern feststellbar zu sein, die sich nicht ausschließlich mit einer Waffenform verbinden lassen. Es fällt jedoch auf, daß Gräber mit Schwertern häufiger reich ausgestattet sind als jene mit Lanzen- oder Pfeilbeigabe. Unklar ist, auf welche Art Krieger ermittelt wurden. Möglich scheinen persönliche Fähigkeiten, Wahl oder Erbfolge. Auf letzteres könnten zeitlich aufeinander folgende Kriegerbegräbnisse desselben Fundortes hindeuten2226. I. Kilian-Dirlmeier erwog überdies die Möglichkeit einer Einstufung von Kriegern nach deren Reichtum2227. Erst eine Mehrzahl an Beigaben, die Rückschlüsse auf gehobenen Status erlauben, wie beispielsweise Wagen, Bronzegeschirr, Gold oder auch umfangreiche Tongeschirrsätze, daneben Besonderheiten im Grabbau wie Pfostenstellungen, Steinkisten usw. zusammengenommen, ermöglicht es, den Bestatteten als eine hochgeschätzte Person ersten Ranges anzusprechen. Dagegen ist es methodisch nicht richtig, eine Beigabe im Sinne eines zentralen Kriteriums in den Mittelpunkt einer Untersuchung zur Sozialstruktur zu stellen2228. Macht äußert sich in den Gräbern durch Kumulation von Prestigegütern. Gerade die Beigabe solcher ausgesprochenen Prestigegüter zeigt, daß sie in der Regel keinen Filtern zu unterliegen scheinen, sondern mit der Absicht, den hohen sozialen Rang des Verstorbenen widerzuspiegeln bzw. für das Jenseits zu erhalten, deponiert wurden. Davon ausgehend, daß im Untersuchungsgebiet relativ gleichartige Bestattungsvorschriften herrschten (und dafür spricht die Uniformität von Grablegen über weite Distanzen), ist anzunehmen, daß begräbnisbedingte Quellenfilter (z. B. Scheiterhaufenauslese) ebenfalls recht gleichmäßig ins Gewicht fallen dürften. Insgesamt scheint wahrscheinlich, daß festgelegte Bestattungsregeln vorschrieben, Krieger mit ihren Standesund Statuskennzeichen zu begraben. Ansonsten ist es kleinräumigen Untersuchungen vorbehalten, soziokulturelle Erscheinungen in ihren Gesamtzusammenhängen von Siedlung, Wirtschaft und Bestattungen zu untersuchen2229. Die Feststellung, daß Gräber mit Schwertbeigabe häufiger reich ausgestattet waren als jene mit Lanzen- oder Pfeilbeigabe, hat ihre Ursache sicherlich nicht nur in statistischen Gründen. Allein von der Häufigkeitsverteilung darauf zu schließen, daß das Schwert die wichtigste Kampfwaffe darstellt, scheint übereilt. Womöglich ist das Fundbild dadurch beeinträchtigt, daß Schwerter die angesehenste Waffenform gewesen sein könnten2230. Dafür spricht deren häufig quali-

2221

Zu möglichen Bedenken gegen diese Deutung sei auf die Quellenkritik des Kap. 3.3.3) Gräber mit Waffenbeigabe in Gräberfeldern verwiesen. 2222 Aufgezeigt wurde dies an den Beispielen von Gammertingen (18, 69) und Mimbach (95). – Kap. 3.3.2) Zu einzeln gelegenen Gräbern mit Waffenbeigabe. 2223 Diese und ähnliche Begriffe zeugen von dem Versuch, gesellschaftlich führende Persönlichkeiten zu klassifizieren, sind dabei aber nicht wertfrei. Z. B.: Stary, Häuptlingsgrab 46 ff. (Häuptling); Herrmann, Funde 26; 46 (Häuptlingsadel); Hundt, Doppelgrab 357; 359 (Häuptlingsadel, Kriegeradel, Kriegerkaste); ders., Adelsgrab 57 (Kriegeradel, Häuptlingsadel, Adelsschicht); Müller-Karpe, Wagengrab 74 (Adel); Torbrügge u. Uenze, Bilder 129 f. (Schwertadel). – Auch von dem in Zusammenhang mit einer ideellen kompletten Angriffs- und Schutzwaffenausrüstung geprägten Begriff des „Adelskriegers“ sollte Abstand genommen werden: Schauer, Bewaffnung. – Zu soziologischen Kategorien wie Klassen, Stände, Statusgruppen, Eliten z. B.: G. Lenski, Macht und Privileg. Eine Theorie der sozialen Schichtung. Suhrkamp Taschenbuch Wiss. 183 (Frankfurt am Main 1977) 109-115. 2224 Mengen, Lkr. Sigmaringen, Südwürttemberg, Grab von 1955: Schiek, Brandgrab.

2225

z. B. Verhaltensnormen zu Lebzeiten u. ä. Vgl. Kap. 3.3.3) Gräber mit Waffenbeigaben in Gräberfeldern. 2227 Kilian-Dirlmeier, Schwerter 169. 2228 Etwa Kytlicová, Bronzegefäße 102 f. sowie dies., K sociální struktuĜe kultury popelnicových polí (Zur sozialen Struktur der Urnenfelderkultur). Pam. Arch. 79, 1988, 342-389. 2229 In dieser Hinsicht: Roymans, Societies. – Zu sozialen Fragestellungen Sperber, Bemerkungen. 2230 Davon abgesehen, daß sie am besten zu datieren sind. 2226

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tätvolle Gestaltung, vor allem bei Vollgriffschwertern die reiche Ornametik am Griff. Eine derartige Neigung zur Verzierung begegnet bei Lanzenspitzen kaum, bei Pfeilspitzen schon gar nicht. Neben den geschilderten, sich eher pragmatisch ausnehmenden Aspekten urnenfelderzeitlichen Kriegertums begegnen uns in den untersuchten Grablegen gelegentlich Indizien kultisch-religiöser Gesinnung. Sie äußert sich nicht nur in der Beigabe des symbolträchtigen Kesselwagens von Acholshausen (149)2231, in plastischer Vogeldarstellung, wie in den Fällen von Hart a. d. Alz (20 – Taf. 14, 10-11. 16), Poing (26 – Taf. 17, 10), Hader (166 – Taf. 60, 5) und Königsbronn (175 – Taf. 62, B 2-6) oder ähnlichen Attributen (tiergestaltiger Aufsatz aus dem Gammertinger Grab von 1971 [18] – Taf. 11, 39), vielleicht auch in möglicher Rad/Sonne-Ornamentik im Zusammenhang mit Phaleren (Möckmühl [99] – Taf. 41, B 6)2232. Aus einem gesicherten2233 und vier unsicheren2234 Grabfunden der jüngeren und späten Urnenfelderzeit stammen Schwerter, deren Klingen im griffnahen Bereich auffällig verziert sind (Taf. 54, C; 23, A; 26, C; 40, A; 56, B). Waffen dieser Art und Zeitstellung stammen in der Urnenfelderzeit gewöhnlich aus Horten oder sind Einzelfunde, die aus Gewässern oder auch Mooren zutage kamen2235. Zudem sind derart verzierte Blankwaffen aufgrund ihrer relativ großen Länge bei gleichzeitig geringer Stärke häufig untauglich für den Kampf gewesen2236. Zusammen mit anderen Waffen wie Helmen und Schilden sind diese Schwerter eher in einem rituell-zeremoniellen Kontext denkbar2237. Entsprechende Beurteilungen von Lanzen- und Pfeilspitzenbeigaben scheinen kaum möglich. Offensichtlich haben von den Angriffswaffen insbesondere die Schwerter neben ihrer Waffen- und Statussymbolfunktion auch als Kultgegenstand gedient. Gerade die symbolhafte Verwendung dürfte auch für die einzelnen blechernen Schutzwaffen gelten. Daß dies besonders in der jüngeren und späten Urnenfelderzeit auffällt, bedeutet nicht, daß sich das Wesen des Kriegerstandes geändert hätte2238. Zwar sind kultische oder religiöse Deponierungen von Waffen für die gesamte Urnen-

felderzeit bezeugt, wenngleich für deren jüngere Abschnitte (Ha B) in gestiegener Anzahl. Gleichzeitig sind aber auch Grabstätten für Krieger, deren Anlage auf dieselben Begräbnisvorschriften zurückgehen wie jene der älteren Phasen (Bz D bis Ha A2). Somit kann für den urnenfelderzeitlichen Waffenträger eine kontinuierliche Bedeutung des militärischen Aspektes festgehalten werden. Inwieweit Doppel- oder Mehrfachgräber mit Waffenbeigaben zwingend von einem besonderen Status der bestatteten Krieger zeugen2239, muß einstweilen dahingestellt bleiben, da die Gräber ohne Waffen dieser Gruppe bislang nicht zusammenfassend behandelt worden sind. Ob ferner gewisse Bestattungen ohne Waffen im Beigabeninventar solche von Kriegern gewesen sein könnten, also beispielsweise das Schwert ausgehängt wurde, scheint nicht beantwortet werden zu können. Die Vorstellung, gewisse Gegenstände (Doppelknöpfe, Knebel, kleine Ringe) in Gräbern seien Indizien dafür, daß in jenen Schwertträger bestattet und bei dem Toten nur Teile des Wehrgehänges verblieben seien, mußte revidiert werden. Für eine derartige Beigabenauslese hat sich in der Wissenschaft die Vorstellung von der Aushängung von Schwertern vor der Grablege eingebürgert. Eine quellenkritische Untersuchung zeigte hingegen, daß die angeführten Gegenstände nicht zwingend als Teile des Schwertgehänges anzusprechen sind, auch wenn dies für einige Grabfunde mit Waffenbeigabe durchaus zuzutreffen scheint. Folglich sind Gräber mit der Beigabe solcher Bronzen, aber ohne Waffen, auch nicht als Waffengräber zu deuten. Hier hat sich in der Forschung aus einer voreilig übertragenen Befundinterpretation eine Auffassung ergeben, die aufgegriffen wurde und bis heute vertreten wird2240. Eine rituelle Sonderbehandlung von Schwertern ist dennoch festzustellen, sie spiegelt sich nicht nur in Fluß- und Weihe(?)funden wider2241. Trotzdem gelingt eine sinnvolle Interpretation eines möglichen Beziehungsgeflechtes von Waffeneinzel- und -flußfunden zu möglichen Kriegergräbern mit „ausgehängten“ Waffen oder zu gesicherten Gräbern mit Waffenbeigabe aber nicht. Ungeklärt ist schließlich auch, wie Gräber, die neben Waffen auch Beigaben des Handwerks (Sicheln, Hämmer, etc.) erbrachten, zu deuten sind. Waren die Bestatteten beispielsweise Krieger und Handwerker in einer Person? Von einer Kartierung der Gräber mit Waffenbeigabe nach Zeitstufen konnte abgesehen werden2242. Ein Versuch führte zu keinen neuen Erkenntnissen, da sich jeweils der regionale Forschungsstand widerspiegelt2243. Ein deutlicher Schwerpunkt in der frühen Urnenfelderzeit läßt sich beispielsweise im südwestlichen Oberbayern erkennen. Dabei handelt es sich um das Untersuchungsgebiet von H. Koschik, der die Bronzezeit dieser Region bearbeitete2244. Eine weitere Konzentration am Untermain und dessen Mündungsbereich in den Rhein ist ebenso von umfassenden Studien geprägt. F.-

2231

Wilbertz, Urnenfelderkultur Taf. 54-55. Vgl. Kap. 2.10.3) Phaleren. 2233 Weinheim (137). 2234 Algersdorf (34), Cham (48), Ludwigshafen am Rhein-Maudach (92) und Worms-Pfeddersheim (143). 2235 z. B.: Schauer, Schwerter 173 ff. Taf. 78, 518-519. 521-522; 79, 523524. 526. 528; 80, 531. 533; 81, 539; 82, 541. 543. 546; 87, 547. 552; Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 108; 111 f.; 114; 122 Taf. 37, 1-2; 45, 1; 48, 1; 49, 1; 52, 1; 67, 4; Wegner, Flußfunde 43. – G. Wegner betonte, daß eine Bindung zwischen Typ und Fundart an den aus dem Main und Rhein stammenden Schwertern bestünde (ebd.), wie dies für einzelne Vollgriffschwerter bereits W. Torbrügge formuliert hatte (W. Torbrügge, Ber. RGK 51-52, 1970-1971, 35 f.). – In unserem Falle interessieren primär die mit Halbkreisbögen verzierten Schwerter unterschiedlicher Typen. 2236 z. B.: Schauer, Schwerter 178; 183. 2237 Vgl. Roymans, Societies 29; Torbrügge, Hallstattzeit 209 Anm. 858. 2238 Ein Vorgang, den P. F. Stary für den Beginn der Urnenfelderzeit glaubte vertreten zu dürfen. Er postulierte, daß in der Urnenfelderzeit eine Beigabenselektion stattgefunden habe (Stary, Häuptlingsgrab 62-64). Dies beruht aber auf der Fehleinschätzung neu aufgekommener urnenfelderzeitlicher Waffenformen in Verbindung mit ihrer Funktion. Außerdem zeigten nach P. F. Stary insbesondere die Beigaben von Pfeilspitzen und Messern die Abkehr urnenfelderzeitlicher Waffenträger vom mittelbronzezeitlichen Kriegertum und die Hinwendung zu politischen und gesellschaftlichen Aufgaben in der Urnenfelderzeit (Stary, Häuptlingsgrab 62 ff.; 68). Eine Veränderung von solch kulturhistorischer Tragweite ist aber durch den Fundstoff keinesfalls gerechtfertigt. 2232

2239

In diesem Sinne z. B.: Stary, Häuptlingsgrab 68. z. B.: Torbrügge, Urnenfelderzeit 25; Sperber, Bemerkungen. 2241 Vgl. Torbrügge, Hallstattzeit 208 Anm. 856. – Die Hinweise, Messer, Rasiermesser, Wetzsteine, Knebel u. ä. würden auf Waffen hindeuten, möge man geflissentlich überlesen. 2242 Ersatzweise sei auf Karte 1 verwiesen. 2243 W. Torbrügge sprach diesbezüglich für die oberpfälzische Hallstattzeit von einer „Kataloglandschaft“ (Torbrügge, Hallstattzeit 229). 2244 Koschik, Bronzezeit. 2240

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R. Herrmann, H. Müller-Karpe und O. M. Wilbertz haben hier den urnenfelderzeitlichen Fundstoff ausführlich aufbereitet2245. Neben dem forschungsbedingten Bild wird aufgezeigt, wo gut datierte Fundstellen liegen. Die nur als allgemein urnenfelderzeitlich eingestuften Gräber mit Waffenbeigabe sowie jene, die nur allgemein den Phasen Ha A und Ha B zugewiesen werden können, relativieren das Fundbild.

4.2 Spätbronzezeitliche Kriegergräber angrenzender Regionen – ein Überblick Gelegentlich überregionaler Untersuchungen zu Gräbern mit Waffenbeigaben stellten P. F. Stary und P. Schauer auch einschlägige Grabfunde aus den an unser Untersuchungsgebiet angrenzenden Regionen zusammen2254. Eigenständige Studien zu spätbronzezeitlichen Grablegen mit Waffen im Beigabeninventar liegen hingegen nicht vor. Im folgenden werden die Kriegerbestattungen jener Gebiete, die unserem Arbeitsgebiet benachbart sind, kleinräumig zusammengestellt, um mögliche Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten zu Kleinregionen unseres Untersuchungsgebietes deutlich werden zu lassen. In Anbetracht der Publikationslage ist nicht mehr als ein allgemeiner Überblick möglich. Vorab gilt es zu berücksichtigen, daß in unserem Untersuchungsgebiet die relative Zahl an Gräbern mit Waffenkombinationen etwas über 13% der sicheren Waffengräber überhaupt liegt. Vor dem Hintergrund der wesentlich geringeren absoluten Zahl einschlägiger Grabfunde mit Waffenbeigaben aus den angrenzenden Gebieten könnte dies für Regionen mit sehr wenigen waffenführenden Bestattungen bedeuten, daß Vergesellschaftungen verschiedener Waffen allein schon aufgrund der ungünstigen Relation kaum vorkommen werden2255.

Die Kartierungen der Bewaffnungsgruppen spiegeln in der Auswahl urnenfelderzeitliches Besiedlungsverhalten, im speziellen Falle auch Schwerpunkte wider2246. Wie sich anhand ausgewählter regionaler Gegenproben darstellen läßt, sind anscheinend fundleere Regionen nicht ausschließlich auf reelle Quellen- oder Forschungslücken zurückzuführen, wie dies für Bayerisch-Schwaben zwischen Donau, Iller und Lech gelten dürfte. Genausowenig zeigen sie in der Regel an, wo moderne Bewirtschaftung oder Waldflächen archäologische Funde weitgehend unmöglich machen2247. Das Gebiet westlich der Regnitz ist tatsächlich allgemein arm an urnenfelderzeitlichen Funden2248. Dicht mit Fundpunkten belegt ist hingegen die Mainschleifenregion von der fränkischen Saale flußaufwärts zwischen Ochsenfurt und Schweinfurt2249. Auch das Gebiet Nordwürttembergs zwischen Neckar, Donau und Jagst ist an urnenfelderzeitlichen Funden reicher, als die Kartierungen annehmen lassen könnten. Hier markieren die Gräber mit Schwertbeigabe (Karte 2) deutlich Besiedlungsschwerpunkte2250. Der südöstliche Oberrheingraben weist nach der Aufarbeitung durch B. Grimmer-Dehn deutliche urnenfelderzeitliche Besiedlungsspuren vornehmlich im nördlichen Teil des von ihr untersuchten Gebietes auf2251. Vergleichsweise dicht ist auch das Isarmündungsgebiet in der Urnenfelderzeit besiedelt gewesen, wie die Untersuchung dieses Kleinraumes durch K. Schmotz ergeben hat2252. Das auffällige Fehlen von Pfeilspitzenfunden in Bestattungen im südlichen Teil unseres Untersuchungsgebietes dürfte hauptsächlich forschungsbedingt sein, da neuere monographische Aufarbeitungen für Südbaden und Südwürttemberg fehlen oder noch nicht publiziert sind. Dagegen scheint das Ausdünnen der Gräber mit Schwertbeigabe nach Nordosten hin einstige Verhältnisse wiederzugeben2253.

4.2.1 Angriffs- und Schutzwaffen, Grabbrauch In keiner der angrenzenden Regionen sind alle sechs Bewaffnungsgruppen, die für unser Untersuchungsgebiet herausgearbeitet werden konnten, vertreten. Dies mag an der Auswahl einschlägiger Grabfunde liegen, zum anderen wohl auch an der chronologischen Verteilung solcher Bestattungen, vor allem dann, wenn einzelne oder mehrere Urnenfelderstufen keine einschlägigen Funde aufweisen. Auch muß der unterschiedliche Forschungsstand zur Spätbronzezeit berücksichtigt werden. So werden in Ostfrankreich die waffenführenden Gräber in die frühe und in die späte Urnenfelderzeit datiert, während sie aus den dazwischen liegenden Phasen fehlen. Ähnlich verhält es sich mit den Grabfunden der Schweiz, die fast ausschließlich der beginnenden Urnenfelderzeit (Bz D bis Ha A1) angehören. Aus Ostfrankreich liegen bislang lediglich Schwerter und einmal eine Pfeilspitze aus Grabfunden vor. Lanzenspitzen fehlen in spätbronzezeitlichen Bestattungen ebenso wie Waffenkombinationen. Zudem gehören die einschlägigen Funde recht einheitlich dem Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) und deren Ende (Ha B3) an. Bezüglich des Bestattungsritus ist das Verhältnis von Brand- zu Körperbestattungen – unabhängig von der Zeitstellung – ausgewogen2256.

2245 Herrmann, Funde; Müller-Karpe, Urnenfelderkultur; Wilbertz, Urnenfelderkultur. 2246 Der Übersichtlichkeit wegen wurden Grabfunde mit einer Waffenform (Karte 2) und solche mit Waffenkombinationen (Karte 3) getrennt kartiert. 2247 Vgl. dazu etwa die Kartierung Deutschland – Bodennutzung/Bodenschätze/Industrie/Außenhandel, in: Diercke Weltatlas (Braunschweig 1974) 30 f. 2248 Hennig, Grab- und Hortfunde 17 Abb. 1. 2249 Wilbertz, Unterfranken 15 Abb. 1 – Vgl. dazu Schier, Besiedlung Karte 43 (ohne Bz D). 2250 Dehn, Urnenfelderkultur 132 Abb. 27 (bezieht auch Teile Südwürttembergs vor der Gebietsreform mit ein). 2251 Grimmer-Dehn, Urnenfelderkultur 79 Karte 1. 2252 Schmotz, Besiedlung 96 Abb. 45 (ohne Bz D). – Siehe außerdem für die Pfalz die Kartierung von U. Grünwald, Fundkarte der Spätbronzezeit (Urnenfelderkultur, ca. 1300-750 v. Chr.). Pfalzatlas. Textbd. 4, H. 55-56 (Speyer 1993) 2073-2094; Karte 165. 2253 Vgl. diesbezüglich Kap. 4.3) Kriegergräber der mittleren Bronzezeit – ein Rückblick. – Schwertfunde aus dieser Region und dem benachbarten Gebiet Thüringens sind überwiegend späturnenfelderzeitlich (Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 92-101 Karten 1-10).

2254

Stary, Häuptlingsgrab 70 f.; Schauer, Gemeinsamkeiten. – Der Bereich nördlich der Mittelgebirgszone fällt bei der folgenden Betrachtung weitgehend aus. Er wird von der Niederrheinischen Grabhügelkultur und den Ausläufern des Nordischen Kreises bestimmt. 2255 Dies scheint beispielsweise in Oberösterreich der Fall zu sein: zu Erbach, Funde (Text) 194 Anm. 3. 2256 Schwertbeigabe: Barbuise-Courtavant, Dép. Aube, ChampagneArdenne: J. Déchelette, Manuel d’Archéologie préhistorique, celtique et gallo-romain II. Archéologie celtique ou protohistorique 1 : Age du Bronze

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Unter den Beigaben von Kriegerbegräbnissen aus den nördlichen Landesteilen der Schweiz fanden sich Schwerter und Pfeilspitzen, dagegen kann die Kombination von Schwert und Lanze nur einmal in einem nicht eindeutigen Grabinventar nachgewiesen werden. Zeitlich gehören die zusammengestellten Bestattungen mit Waffenbeigabe der frühen (Bz D) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) an; Brandbestattung überwiegt deutlich2257.

Dieselben Bewaffnungen (Schwerter, Lanzen, Pfeil und Bogen, Schwerter mit Lanzen) sind auch für das Land Salzburg belegt. Die Grabfunde mit Waffenbeigaben reichen hier vom Beginn der Urnenfelderzeit (Bz D) bis zu deren mittleren Phase (Ha A2). Bei der geringen Zahl von Bestattungen handelt es sich durchweg um Brandgräber2259. Aus oberösterreichischen waffenführenden Grabfunden liegen Schwerter, Lanzen- und Pfeilspitzen vor, ohne daß diese Angriffswaffen miteinander kombiniert worden wären. Eine Vergesellschaftung von Schwert und Lanze ist bislang lediglich für Grab 5/41 von Gusen belegt, das noch am Übergang von jüngerer Hügelgräber- zu früher Urnenfelderzeit (Bz C2/D) stehen könnte. Gräber mit Waffenbeigabe in Oberösterreich sind während der gesamten Urnenfelderzeit bekannt; bevorzugter Grabritus ist die Brandbestattung2260.

Die archäologischen Anhaltspunkte für Waffenkombinationen aus den nördlich des Alpenkammes gelegenen Landesteilen Österreichs werden hier detailliert, jene aus den südlichen Landesteilen summarisch vorgestellt. Während aus Vorarlberg Gräber mit Waffenbeigaben zu fehlen scheinen, belegen Begräbnisse aus Tirol Kriegerausstattungen mit Schwertern, Lanzen, Pfeil und Bogen sowie mit einer Kombination von Schwert und Lanze. Die Grabfunde gehören in die Zeitspanne von der frühen (Bz D) bis zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1). Soweit feststellbar wurden die Waffenträger ausschließlich brandbestattet2258.

Schwerter 147 f. Nr. 439 Taf. 64, 439; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 60: Wagner, Urnenfelder 23; 100; Innsbruck-Wilten, VB Innsbruck, aus Grab (?): Krämer, Vollgriffschwerter 25 f. Nr. 67 Taf. 12, 67; SchwazPirchanger, VB Schwaz, aus Grab: Wagner, Urnenfelder 104 Taf. 26, 18-19; Thaur, VB Innsbruck, aus Grab: L. Zemmer-Planck, Schild von Steier 15-16, 1978-1979, 25 f. Abb. 2 Taf. 1, 2; Völs, VB Innsbruck, aus Grab: Wagner, Urnenfelder 23 Anm. 2; 117 Nr. 44; Völs, VB Innsbruck, aus Grab: Wagner, Urnenfelder 23; 117 Nr. 45; Volders, VB Innsbruck, aus Grab (?): Krämer, Vollgriffschwerter 23 Nr. 54 Taf. 10, 54; Volders, VB Innsbruck, aus Grab: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 7 Nr. 17 b Taf. 91, 2; Volders, VB Insbruck, Grab 18: Jockenhövel, Rasiermesser 89 Nr. 102 Taf. 64, A; Volders, VB Innsbruck, Grab 266: A. Kasseroler, Das Urnenfelder von Volders. Schlern-Schr. 204 (Innsbruck 1959) 114; 190 Abb. 266 Taf. 33, 266; Volders, VB Innsbruck, Grab 322: Krämer, Vollgriffschwerter 33 Nr. 102 Taf. 17, 102; Volders, VB Innsbruck, Grab 425: Krämer, Vollgriffschwerter 25 Nr. 59 Taf. 11, 59; Wörgl, VB Kufstein, Grab (?): Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 7 Nr. 27; 14 Nr. 19 (fälschlich zwei Typen zugeordnet) Taf. 8, A; 9, 4. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Kitzbühel, VB Kitzbühel: MüllerKarpe, Vollgriffschwerter 31 Anm. 4; 105 Taf. 31, 8; R. Pittioni, Arch. Austriaca 10, 1959, 53 ff. Abb. 1. – Lanzenbeigabe: Innsbruck-Hötting III, Grab 1: Egg, Bewaffnung 404 Abb. 2, 1. – Pfeilbeigabe: Innsbruck-Wilten, VB Innsbruck, aus Gräbern 4-7: Wagner, Urnenfelder 28; 121 Taf. 27, 4; Innsbruck-Wilten, VB Innsbruck, Grab 77: Wagner, Urnenfelder 28; 130 f.; Volders, VB Innsbruck, Grab 214: Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken 53 Nr. 125 Taf. 13, 125. 2259 Schwertbeigabe: Salzburg-Morzg, VB Salzburg-Stadt, Grab 7: Krämer, Vollgriffschwerter 20 Nr. 43 Taf. 9, 43; St. Martin b. Lofer, VB Salzburg: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 3; 105 f. Taf. 31, 2; 33, F. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Salzburg-Morzg, VB Salzburg-Stadt, Grab 3: Hell, Urnenfelderkultur 98 ff. Abb. 5, 1-4. – Lanzenbeigabe: Salzburg-Morzg, VB Salzburg-Stadt, Grab 4: Jockenhövel, Rasiermesser 90 Nr. 106 Taf. 64, C. – Pfeilbeigabe: Salzburg-Morzg, VB Salzburg-Stadt, Grab 2: Hell, Urnenfelderkultur 86-98 Abb. 2-4. 2260 Schwertbeigabe: Hallstatt, VB Gmunden, aus Grab (?): Krämer, Vollgriffschwerter 40 Nr. 124 A Taf. 21, 124 A; Helfenberg, VB Rohrbach, Grab (?): Schauer, Schwerter 132 f. Nr. 400 Taf. 59, 400; Holzleithen, Gde. Hörsching, VB Linz-Land: Schauer, Schwerter 166 f. Nr. 498 Taf. 74, 498; Nöfing, Gde. St. Peter am Hart, VB Braunau, Grab (?): zu Erbach, Funde 170 Nr. 707 Taf. 39, B 1; Nöfing, Gde. St. Peter am Hart, VB Braunau, Grab 1: zu Erbach, Funde 168 ff. Nr. 702-706 Taf. 39, C (2 Schwerter); Schörgenhub b. Kleinmünchen, VB Linz, Grab 4: zu Erbach, Funde 82; 84 Nr. 300. 300 a Taf. 36, A 1; Thann, VB Linz-Land, Grab (?): zu Erbach, Funde 188 Nr. 768-769 Taf. 39, A. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Gusen, Gde. Langenstein, VB Perg, Grab 5/41: Müller-Karpe, Beiträge 100; 102 Abb. 10. – Lanzenbeigabe: Linz-Kleinmünchen-Au, Gde. Linz: zu Erbach, Funde 81 f. Nr. 288-293 Taf. 38; Linz-St. Peter, Grab 234: zu Erbach, Funde 109 Nr. 422-425 Taf. 27, C 1; Linz-St. Peter, Grab 417: zu Erbach, Funde 112 Nr. 436-437 Taf. 30, D 1; Überackern, VB Braunau, Grab 4: zu Erbach, Funde 196 f. Nr. 802-807 Taf. 1, C. – Pfeilbeigabe: Linz-St. Peter, Grab 18: zu Erbach, Funde 86 ff. Nr. 310-319 Taf. 21, C; Linz-St. Peter, Grab 199: zu Erbach, Funde 98 f. Nr. 368-372 Taf. 25, B; Linz-St. Peter, Grab 201: zu Erbach, Funde 99 f. Nr. 373-379 Taf. 23, A; Linz-St. Peter, Grab 205: zu Erbach, Funde 101 f. Nr. 382-390 Taf. 25, A; Überackern, VB Braunau, Grab 6: zu Erbach, Funde 197 ff. Nr. 809-815 Taf. 2; Überackern, VB

(Paris 1924) 148 Abb. 44; Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 15 Nr. 24 Taf. 4, 24; Brégnier-Cordon, Dép. Ain, ChampagneArdenne, Rhône-Alpes: W. Kimmig, Revue Arch. Est et Centre-Est 3, 1952, 166 Abb. 33; Evry, Dép. Yonne, Bourgogne, Grab (?): L. Bonnamour u. C. Mordant in: Colloque Nemours 366 Abb. 2, 8-10; Gugney, Dép. Meurthe-etMoselle, Lorraine, Grab (?): Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 10 Nr. 11 Taf. 2, 11; Heidolsheim, Dép. Bas-Rhin, Alsace, Grab (?): Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 21 Nr. 33 Taf. 6, 33; Rixheim, Dép. Haut-Rhin, Alsace, Brandgrab 4: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 16 Nr. 26 Taf. 21, C; Rolampont, Dép. Haute-Marne, Champagne-Ardenne: N. K. Sandars, Bronze Age Cultures in France. The later phases from the thirteenth to the seventh century B. C. (Cambridge 1957) 216 Abb. 55; Saint-Romain-de-Jalionas, Dép. Isère, Rhône-Alpes: Brun, Princes Abb. S. 217; Trévoux, Dép. Ain, Rhône-Alpes: J. Naue, Die vorrömischen Schwerter aus Kupfer, Bronze und Eisen (München 1903) Taf. 31, 4; Villeneuve-la-Guyard, Dép. Yonne, Bourgogne, Grab von 1949: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 16 Nr. 27 Taf. 5, 27; Wittelsheim, Dép. Haut-Rhin, Alsace, Brandgrab 1951: Reim, Griffplatten-, Griffdorn- und Griffangelschwerter 16 Nr. 28 Taf. 22, A. – Pfeilbeigabe: Barbuise-Courtavant, Dép. Aube, Champagne-Ardenne, Grab 6: R. Joffroy, Gallia Préhist. 9, 1966, 492 f. Abb. 3; Müller-Karpe, Bronzezeit Taf. 465, E. 2257 Schwertbeigabe: Basel: Schauer, Schwerter 132 Nr. 395 Taf. 58, 395; Hüttwilen, Kt. Thurgau, Grab (?): Schauer, Schwerter 67 f. Nr. 221 Taf. 30, 221; Jolimont, Gde. Gals, Kt. Bern, Grab (?): Schauer, Schwerter 80 f. Nr. 268 Taf. 38, 268; Kilchberg, Kt. Zürich, Grab (?): Schauer, Schwerter 67 Nr. 222 Taf. 31, 222; Müllheim, Kt. Thurgau: Schauer, Schwerter 63 Nr. 200 Taf. 27, 200; St. Sulpice, Kt. Vaud: Schauer, Schwerter 64 Nr. 204 Taf. 28, 204; Stirzental, Gde. Egg, Kt. Zürich, aus Grab: Beck, Beiträge 126 Taf. 15, A („Egg, Bez. Uster“); Schauer, Schwerter 64 Nr. 206 Taf. 28, 206; SutzLattrigen, Kt. Bern, aus Grab: Beck, Beiträge 129 Taf. 23, A; Wallisellen, Kt. Zürich: Schauer, Schwerter 79 Nr. 259 Taf. 37, 259; Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, aus Grab (a): Schauer, Schwerter 79 f. Nr. 260 Taf. 37, 260; Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, aus Grab (b): Schauer, Schwerter 79 f. Nr. 261 Taf. 37, 261; Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, aus Grab (c): Schauer, Schwerter 79 f. Nr. 262 Taf. 37, 262. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Riehen, Kt. Basel-Stadt, Grab (?): Jacob-Friesen, Lanzenspitzen 222; 380 f. Nr. 1749; Schauer, Schwerter 77 Nr. 249 Taf. 35, 249; Stein, Katalog 208 Nr. 480. – Pfeilbeigabe: Marthalen, Kt. Zürich: Hundt, Adelsgrab 56 Anm. 11; Wangen a. d. Aare, Kt. Bern, aus Gräbern (d): Schauer, Schwerter 79 f. Nr. 260-262 Taf. 134, D 20-21. 2258 Schwertbeigabe: Aldrans, VB Hall: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 30 Nr. 1 Taf. 32, 2; 33, B; Innsbruck-Hötting, VB Innsbruck: Schauer, Schwerter 145 Nr. 434 Taf. 63, 434; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 6: Wagner, Urnenfelder 40; 46 f.; 87 Taf. 16, 13; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 35: Wagner, Urnenfelder 40; 46; 93 f. Taf. 15, 1-7; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 37: Wagner, Urnenfelder 94 Taf. 15, 812; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 54 a: Wagner, Urnenfelder 99 Taf. 14, 14-18; Innsbruck-Mühlau, VB Innsbruck, Grab 54 b: Schauer,

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Die drei Waffengrundausstattungen mit Schwert, Lanze oder Pfeil und Bogen sind auch in Grabfunden Niederösterreichs vertreten. Zusätzlich stammt aus einigen Grabinventaren eine kombinierte Bewaffnung mit Schwertern und Lanzen. Wiederum sind Gräber mit Waffenbeigabe für die gesamte Urnenfelderzeit belegt, die Verstorbenen wurden verbrannt beigesetzt2261. Aus den österreichischen Landschaften südlich des Alpenkammes (Kärnten, Steiermark, Burgenland) sind kaum Gräber mit Waffenbeigabe bekannt. Ihre Inventare bezeugen die allgemeine Zugehörigkeit zu den Urnenfeldergruppen Mitteleuropas und Italiens. Die Grabdatierungen reichen von der frühen (Bz D) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3). Bei den wenigen Grabfunden, deren Bestattungsritus ermittelt werden konnte, handelt es sich um solche, in denen die Toten verbrannt beigesetzt wurden2262. Ist die Zahl der einschlägigen Grabfunde mit Waffenbeigaben aus Böhmen auch geringer als jene Oberösterreichs, so sind doch die gleichen Waffenausstattungen zu verzeichnen. Neben Kriegern, die mit Schwertern, Lanzen oder Pfeil und Bogen bewaffnet waren und solchen, die Schwert und Lanze trugen, tritt, falls es sich beim Fund von Hostomice um ein Grabinventar handelt, überdies ein mit allen drei Angriffswaffen Gerüsteter auf2263. Bronzestücke aus dem Grabfund

von Milavþe, Hügel C1 reichen nach neueren Untersuchungen nicht für die Rekonstruktion eines Panzers aus2264. Bei den Kriegerbegräbnissen, die von der frühen (Bz D) bis zur späten Urnenfelderzeit (Ha B3) belegt sind, herrscht Brandbestattung vor2265. Auch für Mähren und die Slowakei sind die drei Grundbewaffnungen mit Schwert, Lanzenspitze sowie Pfeil und Bogen belegt. Aus Grabfunden Mährens liegen außerdem Vergesellschaftungen von Schwert und Lanze vor, aus der Slowakei neben dieser Kombination eine Ausrüstung mit Schwert und Pfeil und Bogen. Aus Grab 2 von ýaka (Slowakei) mit Schwert und Lanzenspitze im Beigabeninventar stammt ferner der einzige verbürgte Panzerfund aus einer urnenfelderzeitlichen Bestattung nördlich der Alpen, sieht man von eventuellen Kompositpanzern ab. Gehören die waffenführenden Grabfunde der Slowakei in die frühe (Bz D) und ältere Urnenfelderzeit (Ha A1), so reichen jene aus Mähren bis in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) hinein. Ausweislich der zusammengestellten Grabfunde wurden die Krieger beider Regionen fast sämtlich brandbestattet2266.

Bronzegefäße 50 Nr. 30-31 Taf. 54, 25-26) dürften eher zu einem Pfeilköcher der Art Altendorf gehören (vgl. Clausing, Köcher 382 ff. Abb. 3, 1-3). 2264 Die in Frage kommenden Stücke wurden im RGZM neu restauriert. Ihre Funktion konnte nicht ermittelt werden (frdl. Mitt. M. Egg). 2265 Schwertbeigabe: ýeradice, okr. Žatec, Grab (?): Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 30 Nr. 5 Taf. 32, 3; 33, E; Chrastavice, okr. Domažlice, Grab (a): Novák, Schwerter 21 Nr. 84 Taf. 13, 84; Chrastavice, okr. Domažlice, Grab (b): Novák, Schwerter 21 Nr. 85 Taf. 13, 85; Krchleby, okr. Domažlice: Novák, Schwerter 21 Nr. 90 Taf. 13, 90; Milavþe, okr. Domažlice, Hügel C 1: Kytlicová, Bronzegefäße 23 Nr. 1; 62 Nr. 35; 77 Nr. 43 Taf. 26; 27, B; Most, okr. Most: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 81 Nr. 7; 83 Nr. 4 Taf. 68, 1-3; Sváreþ, okr. PlznČ, Grab 41: J. Böhm, Základy hallstattské periody v ýechách (Praha 1937) 159 Abb. 80; Tupadly, okr. Klatovy: V. Šaldová, Arch. Rozhledy 13, 1961, 694 ff. Abb. 245, 1-2; Žatec, okr. Louny, Grab 2: Kytlicová, Bronzegefäße 83 Nr. 45 Taf. 10, 45; Müller-Karpe, Bronzezeit 827 Nr. 514 Taf. 399, J. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Milavþe, okr. Domažlice, Hügel C 4: Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30-31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 5, 30-31; 6, 33; 10, 46; 52-54. – Lanzenbeigabe: Milavþe, okr. Domažlice, Grabhügelgruppe B: Kytlicová, Bronzegefäße 93 Nr. 50 Taf. 12, 50; 28, B; TĜebušice, okr. Most, Grab 40: Jockenhövel, Rasiermesser 113 Nr. 175 Taf. 14, 175. – Pfeilbeigabe: Hrušov, okr. Mladá Boleslav, Grab 1: Jockenhövel, Rasiermesser 191 Nr. 377 Taf. 68, A; LháĖ, okr. Jiþín, Grab 92: Jockenhövel, Rasiermesser 189 f. Nr. 372 Taf. 68, B. 2266 Mähren: Schwertbeigabe: Klentnice, okr. BĜeclav, Grab 63: ěíhovský, Messer 54 Nr. 183 Taf. 43, A; Milovice, okr. BĜeclav, aus Grab: Nekvasil u. Podborský, Bronzegefäße 4 Nr. 10 Taf. 2, 10; Smolín, okr. BĜeclav: ěíhovský, Sicheln 70 Nr. 367 Taf. 79. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Ivanþice, okr. Brno-venkov: J. ěíhovský, Pam. Arch. 69, 1978, 45 ff. Abb. 1; Velatice, okr. Brno, Brandgrab 1: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 3; 44 Taf. 25; J. ěíhovský, Pam. Arch. 49, 1958, 71 ff. Abb. 1-8. – Lanzenbeigabe: Moravská Huzová, okr. Olomouc, Grab 20: Jockenhövel, Rasiermesser 204 Nr. 388 Taf. 29, 388; Šaratice, okr. Vyškov: J. ěíhovský, Sborník ýeskoslov. Arch. 3, 1963, 110 Abb. 15, I. – Pfeilbeigabe: Oblekovice, okr. Znojmo, Grab 11: ěíhovský, Urnengräberfeld 9-11 Taf. 5, A; Oblekovice, okr. Znojmo, Grab 36: ěíhovský, Urnengräberfeld 16 f. Taf. 10, B; Švabenice, okr. Vyškov, Grab 3: ěíhovský, Nadeln 88 Nr. 447 Taf. 79, C. – Slowakei: Schwertbeigabe: ýaka, okr. Levice, Grab 4: Novotná, Bronzegefäße 130 Nr. 836 Taf. 39, 836; Müller-Karpe, Bronzezeit 814 f. Nr. 404 Taf. 386, B; Oþkov, okr. Trenþín: J. Paulík, Slovenská Arch. 10/1, 1962, 5 ff.; 38 Abb. 27, 1. 2. 4 (Abb. 27, 2: fälschlich als Lanzenspitzenbruchstück angesprochen; wegen Klingenquerschnitt, Verbreitung und Zeitstellung dürfte es sich um ein Riegsee-Schwert handeln). – Schwert- und Lanzenbeigabe: ýaka, okr. Levice, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser 74 Nr. 80 Taf. 59-61, A (+ Panzer, + Dolch). – Schwert- und Pfeilbeigabe: ýachtice, okr. Nové Mešto: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 14 Nr. 7 Taf. 10, 9. – Lanzenbeigabe: Dolný Peter, okr. Komárno, Grab (?): Paulík, Problematike 314; 324 Abb. 44; Vladár, Dolche 51 Nr. 147 Taf. 14, B (2 Lanzen + Dolch + Beil).

Braunau, Grab 27: zu Erbach, Funde 212 f. Nr. 885-887 Taf. 8, E; Wels, Grab 8/29: zu Erbach, Funde 248 ff. Nr. 1081-1093 Taf. 18, A. 2261 Schwertbeigabe: Baierdorf, VB Hollabrunn, Grab 2: Schauer, Schwerter 137 f. Nr. 411 Taf. 60, 411; Baierdorf, VB Hollabrunn, Grab 6: ěíhovský, Messer 14 Nr. 12 Taf. 31, A; Baierdorf, VB Hollabrunn, Grab 7: Schauer, Schwerter 89 Nr. 299 Taf. 44, 299; Dunkelsteinerwald-Mauer, VB Melk: Primas, Sicheln 95 Nr. 759 Taf. 34, 579; Ennsdorf, VB Amstetten: Jockenhövel, Rasiermesser 112 Nr. 170 Taf. 73, A; Langmannersdorf, VB St. Pölten-Land, Grab 1: Schauer, Schwerter 189 Nr. 580 Taf. 89, 580; St. Valentin, VB Amstetten: W. Angrüner, Fundber. Österreich 13, 1974, 65 f. Abb. 162; Unterradl, VB St. Pölten, Grab 10: ěíhovský, Nadeln 133 Nr. 869 Taf. 81, C; Wien-Leopoldsberg: ěíhovský, Messer 66 Nr. 263 Taf. 45, A; Wolfsthal, VB Bruck a. d. Leitha, Grab (a): Schauer, Schwerter 143 Nr. 431 Taf. 63, 431; Wolfsthal, VB Bruck a. d. Leitha, Grab (b): Schauer, Schwerter 156 Nr. 459 Taf. 67, 459. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Hainburg: Schauer, Gemeinsamkeiten 226 Nr. 73; Mannersdorf a. d. March, VB Gänserndorf, Grab (?): Schauer, Schwerter 191 Nr. 592 Taf. 148, A (2 Lanzenspitzen); Pleißing b. Retz, VB Hollabrunn, Grab von 1909: Lochner, Studien 124 ff. Nr. 103 Taf. 85-86; Vösendorf, VB Mödling, Grab 26: Schauer, Schwerter 192 Nr. 601 Taf. 91, 601. – Lanzenbeigabe: Pleißing b. Retz, VB Hollabrunn, Grab von 1908: Lochner, Studien 124 f.; 127 f. mit 3 Abb. Taf. 87, 1-10; Unterradl, VB St. Pölten, Grab 2: Eppel, Gräberfeld 35; 46 Taf. 3, 4-6. 21. 24; 4, 27. 35 (2 Lanzenspitzen); Wien-Leopoldsberg, Grab 1: Kerchler, Brandgräberfeld 54 f. Taf. 2, 1-3. – Pfeilbeigabe: Großmugl, VB Korneuburg, Grab 1: ěíhovský, Messer 14 Nr. 16; 20 f. Nr. 47; 40 Nr. 134 Taf. 31, B; Maiersch, VB Horn, Grab 7: Lochner, Studien 96 ff. Nr. 73 Taf. II, 5-11; Maiersch, VB Horn, Grab 12: Lochner, Studien 96; 100 Nr. 73 Taf. II, 8-13. 2262 Steiermark: Schwertbeigabe: Gleinstätten, VB Leibnitz, Grabhügel 17: Schauer, Schwerter 191 Nr. 591 A Taf. 90, 591, A; Graz, Grab (?): Schauer, Schwerter 137 f. Nr. 412 Taf. 60, 412; Klein-Klein, VB Leibnitz, Hügel 1: Mayer, Äxte 171 Nr. 836 Taf. 127, C; Wörschach, VB Liezen, Grab: Schauer, Schwerter 165 Nr. 493 Taf. 73, 493; Wörschach, VB Liezen, Bestattung 1: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 33 Nr. 1 Taf. 33, G; 36, 1. – Burgenland: Schwertbeigabe: Loretto, VB Eisenstadt, aus Grab (?): Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 14. – Schwert- und Lanzenbeigabe: Pöttsching, VB Mattersburg, Grab (?): St. Foltiny, Arch. Austriaca 40, 1966, 67 ff. Abb. 1-3. – Lanzenbeigabe: Großhöflein, VB Eisenstadt, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser 74 Nr. 81 Taf. 62, B; R. Pittioni, Beiträge zur Urgeschichte der Landschaft Burgenland im Reichsgau Niederdonau (Wien 1941) 60 ff. Taf. 12, 2-12. 2263 Die von O. Kytlicová als Brustbesatz eines Lederpanzers angesprochenen Bronzescheiben aus dem Fundverband von Hostomice (Kytlicová,

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Was die Beigabenauswahl in den Bestattungen mit Waffenbeigabe der einbezogenen angrenzenden Regionen angeht, so ist auch bei diesen festzustellen, daß Qualität und Quantität im allgemeinen unabhängig von den Waffenformen sind. Gräber mit Schwertbeigabe (vor allem in den südöstlich benachbarten Gebieten) sind allerdings auch hier häufiger reich ausgestattet als jene mit Lanzen- oder Pfeilspitzen.

ist fortwährend Gegenstand der Forschung, die nach den Untersuchungen durch W. A. von Brunn2271 insbesondere durch K. Peschel für Thüringen und W. Coblenz für Sachsen vorangetrieben wurde2272. Fernab der Mittelgebirgszone liegt der – nach neueren Studien bereits als früheisenzeitlich einzustufende – Grabfund von Seddin, Kreis Potsdam in Brandenburg, zu dessen Beigabeninventar ein Antennenschwert des Typs Tarquinia gehört und der dadurch Verbindungen bis zum villanovazeitlichen Italien anzeigt2273. In dessen Nähe wiederum fand sich das sogenannte „Königsgrab“, welches neben einem Schwert nordischen Typs unter anderem eine Bronzeamphore des Typs Gevelinghausen-Vejo-Seddin erbrachte und somit diese Kontakte nachhaltig unterstützt2274. Bau (verputzte und bemalte Steinkammer) und Ausstattungsmuster dieser Grablegen machen deutlich, von welcher Bedeutung und Effizienz für die bodenständige, dem Nordischen Kreis zugehörige regionale Gruppengliederung die überregionale Kommunikation im spätbronze- und früheisenzeitlichen Europa gewesen sein muss. Im Rahmen dieser weitreichenden Kulturverbindungen gelangten neben urnenfelderzeitlichen Schwerttypen auch weitere Urnenfelderbronzen bis tief in das Gebiet des Nordischen Kreises2275.

Für die im Nordosten an unser Untersuchungsgebiet angrenzenden Regionen Thüringen und Sachsen fehlen Gräber mit Schwertbeigabe bislang. Allerdings gehören diese Gebiete auch nicht mehr den Urnenfeldergruppen unseres Arbeitsgebietes an, sondern werden von eigenständigen Bestattungsgemeinschaften im Spannungsfeld zwischen Urnenfeldergruppen, Nordischem Kreis und Lausitzer Kultur geprägt. In wenigen Bestattungen fanden sich Lanzen- oder Pfeilspitzen sowie Kombinationen beider Angriffswaffen. Die Grabfunde gehören der beginnenden Urnenfelderzeit (Bz D) sowie deren älteren Phase (Ha A1) an. Üblicher Grabritus scheint die Brandbestattung gewesen zu sein. Was die Beigabenensembles dieser Bestattungen betrifft, sind zwar Differenzen in Art und Anzahl deutlich, insgesamt ist aber keine derart weite Beigabenspanne, wie bei den im Vorangehenden untersuchten Bestattungen sowohl des eigentlichen Untersuchungsgebietes als auch der umliegenden Regionen zu bemerken2267. Reich ausgestattete Grablegen mit Waffenbeigabe in Unstrut- und Saalemündungsgruppe der Jungbronzezeit Sachsen-Anhalts (Köthen, Latdorf, Osternienburg, Wulfen)2268 sowie aus dem Gebiet der sächsischen Lausitzer Kultur (Stenn)2269, legen mit ihrem Inventar, das sich deutlich vom regional üblichen abhebt, Zeugnis für den großen Kommunikationsprozeß ab, im Rahmen dessen Ideengut und Besitztümer der Urnenfeldergruppen auch bis weit in die Südzone des Nordischen Kreises gelangten. H. Agde und W. Grünberg hatten sich dieser Denkmäler erstmals in größerem Rahmen angenommen und deren chronologische und kulturelle Stellung erörtert2270. Das Studium dieser Beziehungen

2271

W. A. von Brunn, Reichverzierte Hallstatt B-Messer aus Mitteldeutschland. Germania 31, 1953, 15-24; ders., Steinpackungsgräber; ders., Hortfunde. 2272 W. Coblenz, Grabfunde der Mittelbronzezeit Sachsens (Dresden 1952); ders., Einige Urnenfelderbronzen in Gräbern der sächsisch-lausitzischen Gruppe. Alt-Thüringen 6, 1962-63, 274-291; ders., Jungbronzezeitliche Gräber aus dem „Grenzgebiet“ der Lausitzer Kultur aus Zauschwitz. Ausgr. u. Funde 9, 1964, 83-90; ders., Die Lausitzer Kultur der Bronze- und frühen Eisenzeit Ostmitteleuropas als Forschungsproblem. Ethn.-Arch. Zeitschr. 12, 1971, 425-438; ders., Die Urnenfelder Sachsens und ihre Beziehungen zum Osten und Süden. In: Die Urnenfelderkulturen Mitteleuropas. Symposium Liblice 21.-25.10.1985 (Praha 1987) 89-98. – K. Peschel, Zur Westgrenze der Lausitzer Kultur in Thüringen. In: W. Coblenz (Hrsg.), Beiträge zur Lausitzer Kultur. Arb.- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl., Beih. 7 (Berlin 1969) 161-178; ders., Die Gliederung der jüngeren Bronzezeit in Thüringen. In: W. Coblenz u. F. Horst (Hrsg.), Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte (Berlin 1978) 87-120; ders., Zu den Grundlagen der jüngeren Bronzezeit in Thüringen. In: Die Urnenfelderkulturen Mitteleuropas. Symposium Liblice 21.-25.10.1985 (Praha 1987) 111-127. – Vgl. auch: B. Schmidt, Die jungbronzezeitlichen Stämme im ElbSaale-Gebiet. In: W. Coblenz u. F. Horst (Hrsg.), Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte (Berlin 1978) 121-136; K. Simon, Ein Hortfund von Rudolstadt. Zu Bronzemessern der mittleren Urnenfelderzeit in Thüringen. Alt-Thüringen 21, 1986, 136-163. 2273 A. Götze, Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Westprignitz (Berlin 1912) 38 f. Abb. 53 Taf. 3, 1-3; Sprockhoff, Vollgriffschwerter Taf. 16, 2. 4. 6-8. 10-11; F.-W. von Hase, in: Die Etrusker und Europa. Paris 1992 – Berlin 1993 (Paris/Mailand 1992) 189-195; C. Metzner-Nebelsick, in: Gaben an die Götter. Schätze der Bronzezeit Europas. Bestandskat. 4 (Berlin 1997) 193-197. 2274 A. Kiekebusch, Das Königsgrab von Seddin. Führer Urgesch. 1 (Augsburg 1928); Jockenhövel, Bronzeamphore; F.-W. von Hase, in: Die Etrusker und Europa. Paris 1992 – Berlin 1993 (Paris/Mailand 1992) 189-195. 2275 Thrane, Funde; ders.: Eingeführte Bronzeschwerter aus Dänemarks jüngerer Bronzezeit (Per. IV-V). Acta Arch. (København) 39, 1968, 143218; ders.: Urnenfeldermesser aus Dänemarks jüngerer Bronzezeit. Acta Arch. (København) 43, 1972, 165-228; ders.: Forbindelser; ders.: Bronzegefäße.

2267 Lanzenbeigabe: Hainchen, Kr. Eisenberg, Thüringen, Hügel 4/1894: Lappe, Urnenfelderzeit 10 Nr. 4 Taf. 3, 1-4. – Lanzen- und Pfeilbeigabe: Töppeln-Mühlsdorf, Lkr. Gera, Thüringen, ein Grab (?): Lappe, Urnenfelderzeit 20 f. Nr. 28 Taf. 14, 27-32; 15, 1-18. – Pfeilbeigabe: Dorndorf, Kr. Rudolstadt, Thüringen: Lappe, Urnenfelderzeit 88 Nr. 154 Taf. 84, 13-21; Dresden-Niedersedlitz, Sachsen, Grab 1: W. Grünberg in: Marburger Studien (Festschr. G. v. Merhart) (Marburg 1938) 70 ff. Taf. 34, B; Eichenberg, Lkr. Jena, Thüringen, Fst. 29, Grab (?): Lappe, Urnenfelderzeit 31 Nr. 37 Taf. 25, 1-9; Orlamünde-Winzerla, Lkr. Jena, Thüringen, Grab 6: Lappe, Urnenfelderzeit 53 Nr. 66 Taf. 56, 13. 2268 Köthen, Kr. Köthen, Sachsen-Anhalt: von Brunn, Steinpackungsgräber 9; Latdorf, Kr. Bernburg, Sachsen-Anhalt, „Pohlsberg“: H. Behrens, Steinzeit – Bronzezeit. Die Funde aus dem großen Grabhügel „Pohlsberg“ bei Latdorf, Kr. Bernburg. Inventaria Arch. Deutschland 13 (Berlin 1964) D 126-127 (Zusammengehörigkeit oder Trennung des Inventares nicht gesichert); Osternienburg, Kr. Köthen, Sachsen-Anhalt, Hügel 2, Grab 11: W. Bethge, Die Abgrabung des Mühlenhügels in Osternienburg Kr. Köthen – Anhalt. Mannus 17, 1925, 374-376; Wulfen, Kr. Köthen, Sachsen-Anhalt: von Brunn, Steinpackungsgräber 12 f. Taf. 14, 1-2; 15, 1-4. – Allgemein: Agde, Kultur; ders., Kulturgruppen; von Brunn, Steinpackungsgräber. 2269 Stenn, Kr. Zwickau, Sachsen: Grünberg, Hügelgrab 45-51; MüllerKarpe, Vollgriffschwerter 97 f. Taf. 11, C; 15, 5. 2270 Agde, Kultur; ders., Kulturgruppen; Grünberg, Hügelgrab; ders., Die Grabfunde der jüngeren und jüngsten Bronzezeit im Gau Sachsen. Vorgeschichtl. Forsch. 13 (Berlin 1943).

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lich kann für unsere Darstellung der Waffenausrüstung nur der Anspruch erhoben werden, damit Ausschnitte der vielfältigen Beigabenauswahl zu erfassen. Für die Nachbarregionen zu unserem Untersuchungsgebiet gilt zu bedenken, daß die Zahl der einschlägigen Grabfunde mit Waffenbeigaben zusammengenommen weit geringer ist, als im eigentlichen Arbeitsgebiet. Die Schutzwaffenausrüstung der Urnenfelderzeit weicht von der in den Gräbern nachweisbaren stark ab. Neben der Möglichkeit, daß Defensivwaffen aus organischen Materialien angefertigt waren und so nicht mehr nachweisbar sind, muß für Helme, Panzer, Beinschienen und Schilde aus Bronzeblech aufgrund der überlieferten Fundumstände angenommen werden, daß sie im Bestattungsbrauchtum keinen Platz hatten. Hingegen waren sie Gegenstände, die bevorzugt in rituelle Handlungen einbezogen scheinen: nachgewiesen sind sie als Gewässerfunde und als Deponierungsgut in Horten sowie als Einzelfunde (Weihe- oder Opfergaben?).

4.2.2 Dolche und Beile Entsprechend der geringen Zahl an Grabfunden mit Waffenbeigaben der angrenzenden Gebiete fanden sich auch Dolche und Beile selten in waffenführenden Bestattungen. Dolche stammen aus einem gesicherten und zwei fraglichen Grabfunden mit Waffenbeigabe der frühen (Bz D) und der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1) im Burgenland und in der Slowakei2276. Die Grabmitgabe dieser Schneidegeräte beruht wohl noch auf dem Beigabenbrauchtum der mittleren Bronzezeit. Beile sind aus den waffenführenden Gräbern südöstlich unseres Untersuchungsgebietes teils für die beginnende Urnenfelderzeit (Bz D), teils für deren Spätphase (Ha B3) belegt2277. Während die frühen Beile auf noch in mittelbronzezeitlicher Tradition stehende Bewaffnungsschemata zurückzuführen sein dürften, scheinen die späturnenfelderzeitlichen Stücke in waffenführenden Grablegen, bezieht man deren Verbreitung mit ein, bereits die älterhallstattzeitliche Bewaffnung des Südostalpenraumes vorwegzunehmen2278. Generell gilt für Dolche wie für Beile aus urnenfelderzeitlichen Gräbern auch aus angrenzenden Regionen, daß Waffen- und Gerätecharakter der Bronzen grundsätzlich nicht unterschieden werden können2279. Der Höhepunkt der Waffengrabsitte reicht von der frühen (Bz D) bis zur mittleren Urnenfelderzeit (Ha A2). Vor allem in der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B) gelangten kaum noch Waffen in die Gräber. Es zeigt sich aber eine Wechselbeziehung mit Horten und Einzelfunden. Weder waffentechnische Änderungen noch eine Verringerung der Kriegerzahl, vielmehr ein Wandel geistig-religiöser Vorstellungen und des damit verbundenen Totenbrauchtums deutet sich in den veränderten Beigabensitten der jüngeren Urnenfelderzeit an. Schließlich ist für den gesamten Themenkomplex zu berücksichtigen, daß uns keine Erkenntnisse über Waffen, die aus organischen Werkstoffen angefertigt wurden, vorliegen. Da bislang (von den wenigen möglichen Schilden abgesehen) kein derartiges Objekt für die Urnenfelderzeit nachzuweisen ist, scheint es vorderhand müßig, sich Gedanken darüber zu machen, inwieweit sie ins Gewicht fallen könnten2280. Folg-

4.3 Kriegergräber der mittleren Bronzezeit – ein Rückblick Die Gräber mit Waffenbeigabe der mittleren Bronzezeit im Rahmen unseres Untersuchungsgebietes sind bislang nicht Thema einer erschöpfenden Untersuchung gewesen, gleichwohl liegen über einige Aspekte, wie die Verwendung von Dolchen und Beilen als Waffe, Einzelbeiträge vor. Die wenigen Aufsätze, die sich mit derart ausgerüsteten Bestattungen auseinandersetzen, ermöglichen keine detaillierte Gegenüberstellung mit urnenfelderzeitlichen Kriegergräbern. So wird im folgenden der momentane Forschungsstand grob skizziert, wobei insbesondere jene Ansätze hervorgehoben werden, die auch aufgrund unserer Ergebnisse adäquate Schlußfolgerungen zuzulassen scheinen. Für die Bewaffnung der mittleren Bronzezeit unseres Untersuchungsgebietes stellte K. Raddatz in der Neuausgabe des Reallexikons 1976 exemplarisch eine Hessische Gruppe einer Oberpfälzischen Gruppe gegenüber2281. Ausweislich der Grabfunde stellen, was bereits F. Holste erkannte, in der Hessischen Gruppe der mittleren Bronzezeit Beil und Dolch – häufig kombiniert – die hauptsächlich verwendeten Waffen dar. Selten kommen Schwerter in Bestattungen vor, gelegentlich einzelne Pfeilspitzen. Lanzenspitzen fehlen in dieser Regionalgruppe völlig in Grabinventaren2282. Dagegen sind in Bestattungen der Oberpfälzischen Gruppe Beile weniger häufig vertreten, wohingegen Pfeile in einiger Zahl vorliegen. Auch Schwerter und Lanzen sind aus mittelbronzezeitlichen Grabzusammenhängen dieser Region überliefert2283. Diese landschaftlichen Unterschiede hängen nach K. Raddatz nicht mit verschiedenartigen Bewaffnungen zusammen, sondern sollen vielmehr auf gebietsspezifische Rohstoffvorkommen zurückzuführen sein. Unter der Voraussetzung, daß für das mittelbronzezeitliche Mitteleuropa gleichartige Bewaffnungen und Kampfweisen üblich gewesen seien, nahm

2276 Pöttsching, VB Mattersburg, Burgenland, Grab (?): St. Foltiny, Arch. Austriaca 40, 1966, 67 ff. Abb. 1-3; Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakei, Grab (?): Paulík, Problematike 314; 324 Abb. 44; Vladár, Dolche 51 Nr. 147 Taf. 14, B (2 Lanzen + Dolch + Beil); Švábenice, okr. Vyškov, Mähren, Grab 3: ěíhovský, Nadeln 88 Nr. 447 Taf. 79, C. 2277 Klein-Klein, VB Leibnitz, Steiermark, Hügel 1: Mayer, Äxte 171 Nr. 836 Taf. 127, C; Hostomice, okr. Teplice, Böhmen, Grab oder Hort (?): Kytlicová, Bronzegefäße 55 Nr. 30-31; 60 Nr. 33; 84 Nr. 46 Taf. 5, 30-31; 6, 33; 10, 46; 52-54; Most, okr. Most, Böhmen: Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 81 Nr. 7; 83 Nr. 4 Taf. 68, 1-3; ýaka, okr. Levice, Slowakei, Grab 2: Jockenhövel, Rasiermesser 74 Nr. 80 Taf. 59-61, A (+ Panzer + Dolch); Dolný Peter, okr. Komárno, Slowakei, Grab (?): Paulík, Problematike 314; 324 Abb. 44; Vladár, Dolche 51 Nr. 147 Taf. 14, B (2 Lanzen + Dolch + Beil). 2278 Vgl. Kap. 4.4) Kriegergräber der älteren Hallstattzeit – ein Ausblick. 2279 Einige Tüllenbeile Österreichs, denen E. F. Mayer Waffenfunktion zusprach, sind überwiegend hallstattzeitlich; der Beweisführung liegen zwei Grabfunde mit Beilen und Angriffswaffen sowie als Werkzeug wenig geeignete Formen zugrunde (Mayer, Äxte 207). – Unlogisch ist M. Lochners Feststellung, daß diesen entsprechende Tüllenbeile des Waldviertels in den Übergang zur Hallstattzeit datieren und daß sich dies mit E. F. Mayers Interpretation jener Beile als Waffe decke, da gerade diese Zeit sehr bewegt sei (Lochner, Studien 230). 2280 Zur Problematik: Capelle, Erkenntnismöglichkeiten.

2281

K. Raddatz, Bewaffnung. § 3 Bronzezeit, f. Hessische Gruppe, g. Oberpfälzische Gruppe. RGA² (Berlin/New York 1976) 368. 2282 F. Holste, Die Bronzezeit im Nordmainischen Hessen. Vorgeschichtl. Forsch. 12 (Berlin 1939) 25 ff.; 100 ff.; 129 ff. 2283 Torbrügge, Bronzezeit 59-65; ders., Ber. RGK 40, 1959 (1960) 31 ff.; 60 ff.

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ten2291. Dabei gliederte er die mittelbronzezeitlichen Ausstattungsmuster auch unter Berücksichtigung des übrigen Beigabeninventares (Schmuck, Gerät), und damit Sachgruppen, die für die Rekonstruktion von Kriegerausrüstungen eigentlich unerheblich sein dürften. Doppelbestattungen wurden ebenso wie eine Zweizahl gleichartiger Waffen und auch Kombinationen mit Schutzwaffen (Schild) mit eigenen Austattungsmustern belegt. Um eine unseren sechs urnenfelderzeitlichen Bewaffnungsgruppen vergleichbare Datenbasis zu erhalten, soll P. Schauers Einteilung modifiziert werden. Gemäß der Vorgehensweise in unserer Untersuchung sind die weiteren Grabbeigaben und die nach Überlieferungsbedingungen problematischen Schilde zu vernachlässigen. Ferner wird die aus Doppelbestattungen vorliegende Bewaffnung jener aus einzelnen Grablegen zugeschlagen und eine Zweizahl gleichartiger Waffen (z. B. Schwerter) im Sinne einer Einzahl gewertet. Danach ergeben sich nur 17 unterschiedliche Ausstattungsmuster, die den sechs urnenfelderzeitlichen gegenübergestellt werden können2292. Diese Diskrepanz in der Anzahl möglicher Ausstattungen ist damit zu erklären, daß in der Mittelbronzezeit Dolche und Beile in Waffenfunktion verwendet wurden und außerdem unterschiedliche Schwerter (Lang- und Kurzschwerter) benutzt wurden. Dadurch erhöhen sich die Kombinationsmöglichkeiten. Eine Deutung der Ausstattungsmuster hinsichtlich der aus ihnen ersichtlichen Kampfweise bot P. Schauer nicht an, was auch hier nicht Thema ist. Vielmehr ging es ihm darum, die Veränderungen in Bewaffnung und Kampfweise von der mittleren zur späten Bronzezeit hervorzuheben2293. In der Urnenfelderzeit verringert sich das Repertoire aufgrund neuartiger Waffen, die Funktionen vereinen, die in der mittleren Bonzezeit noch mit unterschiedlichen Waffen zu erbringen waren. Neben diesen waffentechnischen Überlegungen zeigt die Zusammenstellung von P. Schauer mit Blick auf die weiteren Beigaben aber auch, daß für die mittlere Bronzezeit ebenfalls ein in die Gemeinschaft integriertes Kriegertum, das in sich gleichfalls sozial differenziert gewesen sein dürfte, zu vermuten ist. Eine Basis für eine umfassende Darstellung mittelbronzezeitlicher Kriegerbegräbnisse vergleichbar unserer Untersuchung ist mit P. Schauers Studie angelegt und künftigen Forschungen vorbehalten. Mit dem Beginn der Urnenfelderzeit liegt eine umfassende Bewaffnung vor, wobei das Aufkommen der Hieb-/ Stichschwerter sowie die nicht mehr gebräuchliche Verwendung von Beilen und Dolchen als Waffen eine Änderung gegenüber der Hügelgräberzeit zeigt. Dennoch ist die urnenfelderzeitliche Bewaffnung auf jene der Mittelbronzezeit zurückzuführen, deren zeitliche und räumliche Ursprünge künftig zu untersuchen sind. In der Folge solcher Studien kann die

K. Raddatz an, daß eine Detailuntersuchung weiterer lokaler Hügelgräbergruppen allenfalls geringe Abweichungen, aber keine von Grund auf verschiedenartige Bewaffnung widerspiegeln dürfte. Regionale Differenzen in Grabausstattungen reflektierten angeblich das Wirtschaftspotential der betreffenden Gebiete. Die beigegebene Bewaffnung bezeichnete K. Raddatz als selten effektiv und außerdem nur in Ausnahmefällen vollständig. Solchen Äußerungen stehen die von P. F. Stary dargelegten Folgerungen gegenüber, der annahm, daß die Kriegerausrüstungen der mittleren Bronzezeit weitgehend vollständig seien2284. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Hagenauer Grabes (19) skizzierte er neben urnenfelderzeitlichen2285 auch die mittel- und jüngerhügelgräberzeitlichen einschlägigen Grabfunde mit Schwertbeigabe2286. Für unsere Belange kann diese Zusammenstellung lediglich als Materialvorlage dienen2287, da hier interessierende Fragen nicht aufgegriffen oder nur sehr undifferenziert wiedergegeben werden2288. So geht aus den beigefügten Listen neben möglichen Waffenkombinationen hervor, daß getreu mittelbronzezeitlichen Gepflogenheiten die Waffenträger – soweit feststellbar – fast ausschließlich körperbestattet und die Grablegen überhügelt wurden2289. Diese Feststellung ist für unsere Fragestellung insofern verwertbar, als die unverbrannte Beisetzung der Toten einen wichtigen Bestandteil urnenfelderzeitlicher Kriegertraditionen zu bilden scheint. Die gegensätzlichen Meinungen von K. Raddatz und P. F. Stary über die Vollständigkeit der Waffenausrüstung sind nicht miteinander zu vergleichen, da sie auf unterschiedlichen Grundlagen beruhen. Es darf aber vermutet werden, daß die waffenführenden Grablegen der Hügelgräberzeit – verallgemeinert – auf ähnliche Weise interpretiert werden können wie jene der Urnenfelderzeit. Demzufolge scheinen die Befunde Gruppen unterschiedlich bewaffneter Krieger widerzuspiegeln, so daß von vollständigen oder unvollständigen Bewaffnungen nicht die Rede sein kann. Überlegungen zu einer möglichen Gliederung mittelbronzezeitlicher Kriegergräber Mitteleuropas legte auch P. Schauer vor2290. Anhand verschiedener Kombinationen von Angriffsund Schutzwaffen konnte er 30 Ausstattungsmuster unterschiedlich Bewaffneter zusammenstellen und betonte diese hohe Anzahl gegenüber jener für die Spätbronzezeit ermittel-

2284

Stary, Häuptlingsgrab 68. Vgl. Einleitung. 2286 Stary, Häuptlingsgrab 59-61. 2287 ebd. 70 f. Tab. 1. 2288 Schon die Prämisse, es handele sich um reiche Kriegergräber (Stary, Häuptlingsgrab 57 ff.), geht am Material vorbei. Auch die Vermutung, die Waffenausstattungen der mittleren Bronzezeit seien nahezu vollständig, wohingegen jene der Urnenfelderzeit auf ausgewählte Stücke beschränkt seien (ebd. 68), ist als Trugschluß zu bewerten. Die Aussage, Kriegergräber lägen an bedeutenden Verkehrswegen (ebd. 59) ist zwar zutreffend, aber daß auf diese Weise der Status der Waffenträger als wichtigste Träger von Handel und Austausch unterstrichen werde (ebd. 60), basiert auf einer Fehleinschätzung des Siedlungswesens. Mutmaßliche „Verbreitungsrichtungen“ der Kriegergräber dürften in gleichem Maße, wie dies für die urnenfelderzeitlichen Grablegen mit Waffenbeigabe gilt (Stary, Häuptlingsgrab 60; 83 f. Karten 3 u. 4), auf allgemeine Siedlungsschemata und Forschungsstand zurückzuführen sein. 2289 ebd. 70 f. Nr. 1-43. – Irreführend ist die Vergabe gleicher Ziffern für verschiedene Gräber derselben Nekropole (z. B. ebd. 70 Nr. 1 u. 71 Nr. 1). 2290 Schauer, Schutz- und Angriffswaffen. 2285

2291

ebd. 382; 387; 399. Ausstattungsmuster (S = Schwert [Kurz- u. Langschwert], B = Beil, D = Dolch, P = Pfeile, L = Lanze; in Klammern die Ausstattungsmuster nach P. Schauer): 1: S (I, dazu XII), 2: S/B (II, dazu XI, XIII), 3: S/P (III, dazu XIV), 4: S/B/P (IV, dazu VI), 5: S/B/D/P: (V, dazu IX), 6: S/D (VII), 7: S/D/L (X), 8: S/D/B (XIII, dazu XXIX), 9: S/D/P (XV), 10: D (XVI, dazu XXI), 11: D/B (XVII, dazu XVIII, XXIV), 12: D/B/P (XIX), 13: D/P (XX), 14: B (XXII), 15: B/P (XXIII), 16: P (XXV, dazu XXVI, XXVII), 17: L (XXVIII, dazu XXX). 2293 Schauer, Schutz- und Angriffswaffen 394-399. – Darüber hinaus scheinen die 30 von P. Schauer vorgestellten Kombinationsmuster auch soziale Abstufungen zu beinhalten. 2292

137

Genese der urnenfelderzeitlichen Bewaffnung genauer erörtert werden. Ferner dürfte dann für die Bewaffnung der Urnenfelderzeit eine Differenzierung zwischen externen Einflüssen und autochthonen Entwicklungen möglich sein. Der sehr uneinheitliche Forschungs- und Publikationsstand läßt diesbezügliche Schlußfolgerungen kaum zu. P. Schauer zufolge stammen die Hauptanregungen für die breiten Hiebklingen aus dem Donauraum, seien aber letztendlich auf das späthelladische Griechenland zurückzuführen2294. Dagegen betonte I. Kilian-Dirlmeier, daß in der Ägäis und in Italien während der Spätbronzezeit weidenblattförmige Klingen kaum vorkommen2295. Beispielhaft soll hiermit verdeutlicht werden, daß prinzipiell die Entstehungsgeschichte einzelner Angriffs- und Schutzwaffen zu klären wäre, bevor die Geschichte der Bewaffnung in den Blick genommen werden kann. Es scheint als seien, wie im Zusammenhang der spätbronzezeitlichen Defensivwaffen dargelegt, sowohl der Mittelmeerraum als auch das mittlere Donaugebiet maßgeblich an der Entstehung der gleichförmigen mitteleuropäischen Bewaffnung beteiligt gewesen zu sein.

nach fanden sich in acht Bestattungen Schwerter zusammen mit Lanzen, 13 enthielten Schwerter und Beile oder Äxte. Aus neun Grabinventaren stammen Vergesellschaftungen von Schwertern mit Lanzen und Beilen oder Äxten2301. Lediglich eine Bestattung erbrachte neben einem Schwert eine einzelne Pfeilspitze2302. Nach Abzug der Grabfunde mit Waffenkombinationen bleiben 527 Gräber, die ausschließlich ein Schwert als Angriffswaffe enthielten. Diese hohe Zahl veranlaßte H. Gerdsen zu der Schlußfolgerung, daß dem Grabschwert primär eine Funktion als Statuskennzeichen und nicht nur als Waffe zugekommen sein dürfte2303. Daß die Schwertbeigabe auch den Krieger charakterisiert, wurde von H. Gerdsen nicht eigens betont2304. Die wenigen Grablegen mit Beilbeigabe verdeutlichen dabei Kontakte mit dem Waffenkreis der Südostalpenregion2305. Gelegentlich auftretende frühe Hiebmesser sind nicht zwingend als Waffen zu deuten2306. Belege für Schutzwaffen aus älterhallstattzeitlichen Gräbern mit Schwertbeigabe sind selten, überdies großenteils fragwürdig oder auf die Peripherie des Westhallstattkreises beschränkt2307. Dorthin weisen auch frühe Dolche bzw. Kurzschwerter2308. Hinsichtlich Beigabeninventaren und Bestattungsritus schwertführender älterhallstattzeitlicher Gräber gelang es W. Reinhard, zwei große Grabsittenkreise innerhalb des Westhallstattkreises zu unterscheiden. Eine Gruppe im Westen des Vorkommensbereiches übte Körperbestattung, zu den Beigaben gehören neben weiteren Kleinbronzen Gündlingen- oder Magny Lambert-Schwerter, ein Armring, eine Nadel und ein bis drei Tongefäße. Dem steht im Osten eine Gruppe vornehmlich mit Brandbestattungen gegenüber, zu deren Grabausstattungen neben Wagen und Pferdegeschirr vor allem Mindelheim-Schwerter, eine Pinzette, mehrere Nadeln, bis zu 60 Tongefäße sowie Messer und Speisebeigaben im funktionalen Zusammenhang gehören2309. Den Raum zwischen diesen beiden geographisch recht gut voneinander abgesetzten Grabsittenkreisen belegen Bestattungen, die Elemente aus beiden vereinen. Demnach deutete W. Reinhard diese Mischregion als Vermittlungsgebiet2310. Eigenständige Begräbnistraditionen scheinen von Kriegern der beginnenden Eisenzeit fortgeführt worden zu sein. Schon G. Kossack hatte darauf aufmerksam gemacht, daß in der älteren Hallstattzeit (Ha C) Waffenträger überwiegend körperbestattet wurden, wohingegen die übrige Bevölkerung die Sitte der Brandbestattung beibehielt. Dies gilt für Oberbayern, die Oberpfalz und allgemein für Nordbayern2311. Bei

4.4 Kriegergräber der älteren Hallstattzeit – ein Ausblick Wegen der deutlichen Diskrepanz zwischen der älterhallstattzeitlichen Bewaffnung und jener der jüngeren Hallstattzeit (Ha D), in der Schwerter äußerst selten vorkommen, wird im folgenden nur auf die Verhältnisse der älteren Abschnitte (Ha C) eingegangen. Verallgemeinernd wird dabei auf eine Trennung des Horizontes mit GündlingenSchwertern von der Mindelheim-Phase (Ha C1 nach G. Kossack) verzichtet. Ferner soll die Betrachtung auf den schwertführenden sogenannten „Westhallstattkreis“ beschränkt sein, dessen Ausbreitungsgebiet das von uns untersuchte einschließt2296. Eine Vielzahl von Studien über die verschiedenen hallstattzeitlichen Angriffs- und Schutzwaffen sowie ein einzelner zusammenfassender Beitrag2297 charakterisieren die Publikationslage zur Bewaffnung der Hallstattzeit (Ha C und D). Aber erst H. Gerdsen legte 1986 eine Untersuchung älterhallstattzeitlicher Gräber mit Schwertbeigabe im Zusammenhang mit Begräbnissitten vor2298. Was die Bewaffnung der älteren Hallstattzeit angeht, wird von einer Gesamtzahl von 567 Grablegen mit Schwertern ausgegangen2299. Gräber, die keine Schwerter aber andere Waffen enthielten, berücksichtigte H. Gerdsen nicht. Kombinationsgruppen gehen aus seiner Behandlung der weiteren Beigaben hervor2300. Dem-

2301 Die Mengenverhältnisse sowie die Kombination Schwert, Lanze, Beil/Axt gehen aus dem Text in Verbindung mit den Anmerkungen hervor (ebd. 54 Anm. 503. 506). 2302 ebd. 2303 ebd. 74 ff. 2304 ebd. 73 ff. 2305 Reinhard, Gedanken 360 Abb. 1 Nr. 50. 66; Stary, Beilbewaffnung 53. 2306 Torbrügge, Hallstattzeit 71. 2307 Gerdsen, Studien 55 f. Anm. 519-523. – Im Osthallstattkreis zählen Schutzwaffen zu den Grabbeigaben – vgl. z. B. Stary, Beilbewaffnung 54 ff.; Kimmig, Hallstattzeit 401-407. 2308 Sievers, Hallstattdolche 16 Nr. 7; 17 Nr. 16; 19 Nr. 20; 22f. Nr. 58. 66. – Zu ihrer Gleichsetzung von Ha C2, Ende Ha C und Übergang H C/D z. B. ebd. 20 f.; 55. 2309 Reinhard, Gedanken 359 ff. Abb. 1-2. 2310 ebd. 359. 2311 G. Kossack, Südbayern während der Hallstattzeit. Röm.-Germ. Forsch. 24 (Berlin 1959) 120.

2294

Schauer, Schwerter 149; ders., Schutz- und Angriffswaffen 399. Kilian-Dirlmeier, Schwerter 94 Anm. 4. Vgl. dazu Reinhard, Gedanken 359 Anm. 3. 2297 Kimmig, Hallstattzeit. – Trotz der Unterschiede wurden dort Ha C und D sowie West- und Osthallstattkreis wenig differenziert behandelt. 2298 Gerdsen, Studien. – In dieser fast ganz Europa umfassenden Untersuchung konnten Grablegen mit anderen Waffen nicht ausführlich untersucht werden (siehe aber weiter unten); zur Aufnahme dieser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zehn Jahre alten Arbeit: W. Kimmig, Prähist. Zeitschr. 63, 1988, 225-230. – Trotz dessen massiver Kritik stellt H. Gerdsens Arbeit bislang die einzige publizierte derartige Untersuchung dar, die überdies zu uns hier interessierenden Fragen Auskunft gibt. 2299 Gerdsen, Studien 45. – Weitere 22 Funde sind fraglich. 2300 ebd. 54 ff. 2295 2296

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seiner weiträumigen Untersuchung griff H. Gerdsen diesen Aspekt auf und betonte die großen, teilweise regionalen Unterschiede im Bestattungsritus. Grob betrachtet, stellte er ein West-Ost-Gefälle im Verhältnis von Körper- zu Brandbestattungen von Frankreich bis in die Slowakei dar2312. Speziell für unser Untersuchungsgebiet kam er zum Ergebnis, daß in Baden-Württemberg und Hessen Schwertträger häufiger körper- als brandbestattet wurden, wohingegen in Bayern die Brandbestattung vorherrsche2313. Regelhaft sind die Grabstätten der Schwertträger überhügelt2314. Verbindungen zwischen älterhallstattzeitlichen und späturnenfelderzeitlichen Kriegergräbern wurden verschiedentlich angezeigt2315. Dazu gehören Körperbestattungen von Schwertträgern unter Hügeln ebenso wie die Beigabenauswahl2316. Andere Elemente, die schon früh in der Urnenfelderzeit auftraten (z. B. Wagengrabsitte, Bronzegeschirrbeigabe) und die in den weiteren Zeitläuften nur noch teilweise zu beobachten waren, erfuhren erst ab der älteren Hallstattzeit (Ha C) eine weiträumige Umsetzung und wurden zum intergralen Bestandteil der Früheisenzeit. Dem liegen verstärkt wohl überregionale Kommunikationsvorgänge und Kontakte mit angrenzenden Siedelgemeinschaften unter Hochkultureinfluß zugrunde2317. Die Austauschmöglichkeiten und den damit verbundenen Wohlstand und Reichtum spiegeln die Ausstattungen der Grablegen mit Schwertbeigabe wider, die über weite Räume fast schon normiert scheinen2318. Demzufolge mag es angehen, den relativ einheitlich

hohen Status der hallstattzeitlichen Schwertträger als Kennzeichen einer führenden Gesellschaftsschicht anzusehen.

2312

Dazu s. auch Reinhard, Gedanken 360 Abb. 1. Gerdsen, Studien 52. – Die pauschale Betrachtung (speziell Bayerns) birgt Fehler, wie sich bei einer Gegenüberstellung mit den Ergebnissen von G. Kossack zeigt (s. o.); vgl. auch Sievers, Hallstattdolche 107 ff.; 111. – Nicht anders verhält es sich mit den urnenfelderzeitlichen Kriegerbestattungen – vgl. Kap. 4.1.4) Bestattungssitten. – Die teilweise dürftige und stark differierende Quellensituation für Kriegergräber in einzelnen Regionen sowie die überregionale Betrachtungsweise läßt m. E. vorerst nur allgemeine Aussagen, bestenfalls in Form von Trends zu, zumal statistische Vergleichsmöglichkeiten nicht gegeben sind. 2314 Gerdsen, Studien 3; 15 ff.; 22 ff.; 24 ff. (speziell zu den älterhallstattzeitlichen Gräbern der Regionen, die sich mit unserem Untersuchungsgebiet decken). 2315 Siehe dazu Gerdsen, Bemerkungen 554-559. – Zu Grablegen, die womöglich einen Übergang Ha B3/C umschreiben vgl. auch Kimmig, Grabfund. 2316 Siehe auch die sog. „Traditionsschwerter“, urnenfelderartige Waffentypen in hallstattzeitlichem Kontext: Egg, Radkersburg. – Das Thema hat eine heftige Diskussion angeregt, siehe z. B.: W. Torbrügge, Jahrb. RGZM 39, 1992 (1995) 588 ff.; vgl. auch G. Tomedi, Nochmals zur „Fabel von den Traditionsschwertern“. Weitere Randbemerkungen zu den Schwertgräbern des Südostalpenraumes und zur „Schwertgrabchronologie“. In: Th. Stöllner (Hrsg.), Europa celtica. Untersuchungen zur Hallstatt- und Latènekultur. Veröff. Vorgesch. Seminar Marburg, Sonderbd. 10 (Espelkamp 1996) 167188. 2317 z. B.: W. Kimmig, Die griechische Kolonisation im westlichen Mittelmeergebiet und ihre Wirkung auf die Landschaften des westlichen Mitteleuropa. Jahrb. RGZM 30, 1983, 5-78; K. Kromer, Das östliche Mitteleuropa in der frühen Eisenzeit (7.-5. Jh. v. Chr.) – seine Beziehungen zu den Steppenvölkern und antiken Hochkulturen. Jahrb. RGZM 33, 1986, 3-93. – Vgl. auch Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zu Geschichte und Technik. Monogr. RGZM 12 (Mainz 1987), insbes. Ch. F. E. Pare, Der Zeremonialwagen der Hallstattzeit – Untersuchungen zu Konstruktion, Typologie und Kulturbeziehungen. Ebd. 189-248; L. Aigner-Foresti, Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen Italien und Zentraleuropa. In: Die Etrusker. Ausstellungskat. Paris 1992 – Berlin 1993 (Paris/Mailand 1992) 158167; F.-W. von Hase, ebd. 189-195. 2318 Dies zeigt auch W. Reinhards Zusammenstellung (Reinhard, Gedanken 359 f. Abb. 1). 2313

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VERZEICHNISSE

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