Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich aus Südwestdeutschland [durchgeseh. Nachdr. 1968. Reprint 2019 ed.] 9783110835083, 9783110003741


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German Pages 226 [304] Year 1981

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Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGEN
EINLEITUNG
ERSTER TEIL. DIE HAUPTGRUPPEN DER KERAMIK IN SÜD WESTDEUTSCHLAND. Chronologie
1.1 EINLEITUNG: Keramik der spätmerowingischen Zeit
1.2. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware
1.3 Gewülstete Ware
1.4 Jüngere Drehscheibenware
EXKURS: Bodenzeichen
ZWEITER TEIL: ÜBERBLICK ÜBER DIE HAUPTGRUPPEN DER KERAMIK IM MITTELEUROPÄISCHEN BEREICH
2.1 Drehscheibenware im Gebiet von Rhein und Maas
2.2 Die Entwicklung im nordwestdeutschen Kugeltopfgebiet
2.3 Die Entwicklung im Gebiet der Standbodenware östlich des Rheins
2.4 Schluß
DRITTER TEIL: MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER KERAMIK IN SÜDWESTDEUTSCHLAND
I. Münzschatzgefäße
II. Stratigraphisch datierte Funde
III. Bau- und ortsgeschichtlich absolut datierbare Funde
IV. Töpfereifunde
V. Grabfunde
VI. Ausgewählte Siedlungsfunde
BIBLIOGRAPHIE
Abbildungsnachweise
VERZEICHNIS DER IM MATERIALTEEL BEHANDELTEN FUNDORTE (vg. Kartenbeilage II, III)
NACHTRÄGE 1981
TAFELTEIL
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Untersuchungen mittelalterlicher Keramik vornehmlich aus Südwestdeutschland [durchgeseh. Nachdr. 1968. Reprint 2019 ed.]
 9783110835083, 9783110003741

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A R B E I T E N ZUR FRÜHMITTELALTERFORSCHUNG

ARBEITEN ZUR FRÜHMITTELALTERFORSCHUNG Schriftenreihe des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster In Zusammenarbeit mit Hans Belting, Hugo Borger, William Foerste (f), Dietrich Hofmann, Karl Josef Narr und Karl Schmid herausgegeben von KARL HAUCK

3. BAND

BERLIN 1968 WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Gattentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit Sc Comp.

UNTERSUCHUNGEN MITTELALTERLICHER KERAMIK vornehmlich aus Südwestdeutschland

von

UWE LOBBEDEY

BERLIN 1968 WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp.

Gedruckt mit Unterstützung des Landschaftsverbandes von Westfalen-Lippe, der Universität Hamburg und der Gesellschaft zur Förderung der Westf. Wilhelms-Universität zu Münster Durchgesehener Nachdruck 1981

© Archir-Nr. 45 90 «8/1 Copyright 1968 by Walter de Gruyter «t Co., vormals G. J. GO»chen'»che Veriagahmdhing - J. Gnttenog Vcriagibochhandhing Geaqc Krimer - Kol J. Trüboer . Vek t Comp. • Prioted in Gennas? - AUe Rechte de» Nachdruck», fimrhlirBHrh des Rechte» der Hencellusig TOO Photokopien und Mikrofilmen Tocbehaken. S a : f i k t f d e G n | t B * Co., Berfa. Druck: Werner Hildebrand, Beziin 65

VORWORT Ausgehend von einer begrenzten und detaillierten Materialvorlage sollen über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten und einen weiten geographischen Bereich hinweg geschichtlich wesentliche Elemente einer archäologischen Fundgruppe herausgearbeitet werden. Muß ein solcher Versuch nicht angesichts des gegenwärtigen Standes der Forschung unter allzu vielen Lücken und Mängeln leiden? Indessen soll kein abschließendes Forschungsergebnis vorgelegt, vielmehr mit den hier entworfenen Gliederungen des Materials gerade in der Phase des Sammeins und Ordnens ein Diskussionsbeitrag gegeben werden. Der Verfasser des vorliegenden Textes hat seine akademische Ausbildung als Kunsthistoriker erfahren. Die Problemstellung und die Formulierungen unterscheiden sich daher in manchem von denen der prähistorischen Archäologen - denen das Verdienst zukommt, die wissenschaftliche Bearbeitung des Gegenstandes in e r s t e r Linie gefördert zu haben. So ist die Ausgangssituation reich an Problemen. Umso größer ist mein Dank f ü r das Verständnis und die Förderung, die ich genossen habe. An e r s t e r Stelle möchte ich diesen Dank meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. WOLFGANG SCHÖNE, aussprechen, der die Arbeit als kunstgeschichtliche Dissertation der Universität Hamburg angenommen hat. Herr Professor Dr. WALTHER MATTHES übernahm dankenswerterweise das Korreferat. Herrn Professor Dr. KURT TACKENBERG (Münster) danke ich f ü r sein Interesse und f ü r zahlreiche Ratschläge, auf Grund d e r e r die Arbeit zum Druck vorbereitet wurde. Dem Institut für Frühmittelalterforschung an der Universität Münster, insbesondere Herrn Professor Dr. KARL HAUCK, bin ich f ü r die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe sehr dankbar. Daß die erheblichen Druckkosten besonders des Abbildungsteiles aufgebracht werden konnten, verdanke ich dem Landschaftsverband von Westfalen-Lippe, besonders den Entscheidungen der Herren Ländesrat ROBERT PAASCH und Landeskonservator Dr. HERMANN BUSEN, ferner der Universität Hamburg und der Förderergesellschaft der Universität Münster. Die Beschäftigung mit dem Thema erwuchs aus der Tätigkeit des Verfassers als studentischer Mitarbeiter bei der Ausgrabung in der Kirche St. Dionysius in Eßlingen am Neckar, in den Jahren 1960 und 1961. Anregung und sehr tatkräftige Unterstützung verdankt die Arbeit dem Leiter der Ausgrabung, Herrn Dr. GÜNTHER P. FEHRING. Eine weitere Voraussetzung, ohne die ihre Entstehung nicht denkbar wäre, war die organisatorische und finanzielle Unterstützung, die der Träger der Grabung, das Staatliche Amt f ü r Denkmalpflege Stuttgart, der Arbeit zuteil werden ließ. Dem Leiter des Amtes, Herrn Professor Dr. HELMUT DÖLKER, gebührt daf ü r besonderer Dank. Zur Lösung von chronologischen Fragen waren Spezialkenntnisse verschiedener Art erforderlich, vor allem auf dem Gebiet der Numismatik, der Vor- und Frühgeschichte und der Architekturgeschichte. Obwohl der Verfasser versuchte, sich so weit wie möglich ein eigenes Urteil zu bilden, war es doch geraten, sich in e r s t e r Linie auf Rat und Gutachten von erfahrenen Fachleuten zu stützen. Bei einem Unternehmen, das eine so umfangreiche Materialaufiiahme erforderte, mußte darüber hinaus die Bitte um Hülfe an zahlreiche amtlich oder ehrenamtlich an

VI

Vorwort

Museen oder in der Denkmalpflege tätige Personen gerichtet werden. Diese Bitte fand einen so weitgehenden Widerhall, daß der Verfasser tief beschämt sein müßte, hätte e r nicht die Hoffnung, daß das Ergebnis der Arbeit wiederum einem Kreis von Interessierten Nutzen bringen werde. Die Einarbeitung in das Material wurde dadurch erheblich erleichtert, daß H e r r Dr. GERHARD WEIN (Tübingen und Stuttgart) seine Materialsammlung zur mittelalterlichen Keramik großzügig zur Verfügung stellte. Auf dem Gebiete der Numismatik wurde der Verfasser von Frau Dr. ELISABETH NAU (Stuttgart) ständig beraten, ebenso stellte sich H e r r Dr. FRIEDRICH WIELANDT (Karlsruhe) f ü r zahlreiche Auskünfte zur Verfügung, e r erlaubte auch die Auswertung seiner Materialsammlung. Den Herren Dr. FRIEDRICH GARSCHA (Karlsruhe), Dr. WOLFGANG HÜBENER (Freiburg), Dr. ROBERT ROERENf (Stuttgart) wird die Einführung in das Gebiet der südwestdeutschen Frühgeschichte verdankt. Herr Dr. GARSCHA und H e r r Dr. HÜBENER gestatteten auch die Benutzung tinveröffentlichter Manuskripte. In architekturgeschichtlichen Fragen wurde der Rat von Herrn Dr. PETER ANSTETT (Eßlingen) und Herrn Dr. H.R. SENNHAUSER (Basel) eingezogen. Wissenschaftlichen Rat erteilten auch die folgenden Herren, die selbst auf dem Gebiet der mittelalterlichen Keramik als Forscher tätig sind: Dr. WALTER BAUER (Dillenburg), P r o f e s s o r Dr. KURT BÖHNER (Mainz), Dr. W.C. BRAAT (Leiden), K. HEID (DLetikon), Dr. LUDWIG HUSSONG t (Trier), der auch die Benutzung eines unveröffentlichten Manuskriptes gestattete, Dr. GEORG RASCHKE (Nürnberg), Dr. OTTO STAMM (Frankfurt) und Professor Dr. FRITZ TISCHT .ER (Duisburg). H e r r Dr. LUDWIG BERGER (Basel) stellte vorzeitig die Ergebnisse seiner inzwischen publizierten Arbeit über die Ausgrabungen Basel-Petersberg zur Verfügung. Herr ALBRECHT RIEBER (Ulm) stellte auf Bitte des Verfassers stadtgeschichtliche Erhebungen an. E r ermöglichte auch die Auswertung der umfangreichen, von Herrn Dr. A. HERRMANN (Ulm) angelegten Fotosammlung mittelalterlicher Keramik i m Ulmer Museum, indem e r die Notizen von A. HERRMANN und die sonst erreichbaren Inventarangaben zusammenstellte. Diese Notizen erwiesen sich in den Fällen als besonders wertvoll, wo sie einen Ersatz f ü r i m Kriege verloren gegangene Funde und Fundunterlagen boten. Herr HANS MÜLLER (Känigsbronn) leistete bei der Auswertung der von ihm ausgegrabenen Keramik der Ruine Herwartstein Hilfe. Über Burgen in Württembergisch-Franken erteilte Herr Stud. - P r o f e s s o r Dr. G. WUNDER (Schwäbisch Hall) geschichtliche Auskünfte. Folgende Denkmalämter unterstützten den Verfasser bei der Materialaufhahme: die Staatlichen Ämter f ü r Denkmalpflege Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen sowie das Staatliche Amt f ü r Ur- und Frühgeschichte in Freiburg, das Bayerische Landesamt f ü r Denkmalpflege München mit seinen Außenstellen Augsburg, Regensburg, Würzburg, der Landesdienst f ü r Vor- und Frühgeschichte Speyer, das Staatliche Amt f ü r Bodendenkmalpflege Darmstadt und die Abteilung Bodendenkmalpflege im Museum f ü r Hamburgische Geschichte (Hamburg). Zahlreiche Museen erteilten Auskünfte, bemühten sich u m Foto - Aufnahmen und gestatteten die Arbeit an ihrem Material. Der Dank richtet sich an die Leit e r und die Sachbearbeiter an folgenden Museen i m Arbeitsgebiet: Augsburg, Maximiliansmuseum; Basel, Historisches Museum; Bern; Freiburg, Augustinermuseum; Geislingen/Steige; Göppingen; Hagenau i m Elsaß; Heilbronn; Herbolzheim/Jagst (Bürgermeisteramt); Karlsruhe, Badisches Landesmuseum; Kaufbeuren; Konstanz, Rosgarten-Museum; Lauingen; Mannheim, Reiss-Museum; Mindelheim; Nördlingen; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum; Pforzheim; Schwäbisch Hall; Schwäbisch Gmünd; Solothurn; Speyer, Historisches Museum;

Vorwort

VU

Straßburg, Musfee Archéologique und Musée de l'Oeuvre Notre Dame; Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum und Stadtarchiv; Ulm, Museum und Stadtgeschichtliche Forschungsstelle; Winterthur; Vaduz, Liechtensteinisches Landes muséum; Würzburg, Mainfränkisches Museum und Zürich, Schweizerisches Landesmuseum; desgleichen außerhalb des Untersuchungsgebietes: Bonn, Rheinisches Landesmuseum; Düsseldorf, Hetjens-Museum; Duisburg; Frankfurt, Historisches Museum; Köln, Kunstgewerbe-Museum und Römisch-Germanisches Museum; Krefeld, Museum Burg Linn; Langerwehe, Töpfereimuseum; Trier, Rheinisches Landesmuseum und Worms. Besonders wichtige Funde stellten außerdem zur Verfügung: H. BURKERT (Urach); R. NETTER (Bopfingen); F. REXER (Bouxwiller/Bas Rhin) und M. WOLFF (Niederbrarm - les Bains / Bas Rhin). Die Fotoaufnahmen der umfangreichen Keramikbestände im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart und in der Stadtgeschichtlichen Forschungsstelle Ulm fertigte Frau T. UHLAND-CLAUSS an. Herr HEINZ FISCHER zeichnete die Vorlagen für die Publikation um. Die Materialaufnahme war im Oktober 1962 abgeschlossen. Für die Drucklegung wurde der Text im Frühjahr 1966 revidiert und ergänzt. VORWORT ZUM

NACHDRUCK

Dreizehn Jahre nach ihrem Erscheinen wird diese Arbeit in einem Neudruck vorgelegt. Eine hohe Zahl v o n Aufsätzen und Büchern zur mittelalterlichen Keramik, die seitdem gedruckt w u r den, hat den Forschungsstand erheblich verändert. Dies gilt für die drei Hauptteile, aus denen die Arbeit sich zusammensetzt, in unterschiedlichem >laße. A m meisten betroffen ist der Zweite Teil, in dem ein Überblick über die Hauptgruppen der Keramik im europäischen Bereich versucht wurde. Sowohl Spezialuntersuchungen wie regionale Zusammenfassungen haben die Kenntnis des Materials in allen Bereichen rings um das engere Arbeitsgebiet u m ein Vielfaches vermehrt. Besser zu übersehen ist die Situation im Hinblick auf den Ersten Teil, die Eauptgruppen der Keramik in Südwestdeutschland betreffend. Eine regionale Bibliographie v o n D. LUTZ und ein Forschungsbericht v o n B. SCHOLKMANN*3 erschließen die seit 1968 erschienenen Arbeiten. Sie haben zu einer bedeutenden Erweiterung der Materialbasis und zu einer Differenzierung der früheren Ergebnisse geführt, jedoch den 1968 vorgelegten Entwurf der Hauptgruppen und ihrer Chronologie beibehalten. A m wenigsten berührt v o m Fortgang der Forschung ist seiner Natur gemäß der Dritte Teil, der ilaterialteil, sieht m a n v o n der seither erfolgten quantitativen Erweiterung ab. Die Zwänge äußerer Gegebenheiten lassen es nicht zu, eine dem heutigen Stand gerecht werdende Neuauflage zu erarbeiten. Dank dem Entgegenkommen des Verlages ist es jedoch möglich, in diesem Neudruck einige Berichtigungen und Ergänzungen zu geben. In der Einleitung wurde ein Absatz (S. 6) neu gefaßt.

VIII

Vorwort zum Nachdruck

Bei Literaturnachweisen, die als unveröffentlichte Manuskripte zitiert waren, ist der Publikationstitel nachgetragen. Auf den Seiten 47 und 122 wurden Fehler beseitigt, auf S. 134 und 136 fehlerhafte Zahlen korrigiert. Weitere Korrekturen und Ergänzungen sind in einem Nachtrag beigefügt. Zwei Materialpublikationen des Verfassers, auf die im Buch Bezug genommen wurde, blieben ungedruckt: das als Sonderheft der Bad. Fundber. geplante Manuskript sowie die abschließende Vorlage der Keramik der Grabung Eßlingen, St. Dionysius. Als problematisch hat sich das Unterscheiden der "Schnelllaufend nachgedrehten Ware" von der "Jüngeren Drehscheibenware" erwiesen0. Nicht zu bezweifeln ist die Existenz von Gefäßen, die von Hand gewülstet und dann auf einer Handtöpferscheibe so fein nachgearbeitet sind, daß die Spuren des Aufbauens teilweise oder weitgehend "verwischt" sind. Es liegt in der Konsequenz dieser Arbeit, den Unterschied zwischen beiden Herstellungsarten als einen prinzipiellen zu betonen, obwohl in der Praxis das Zuweisen zur einen oder anderen Gattung zumal bei einzelnen Scherben problematisch oder gar unmöglich ist. Zu erhoffen wäre eine spezielle Untersuchung, um hier einen Konsens zu erreichen^.

a

D. LUTZ, Die Archäologie des Mittelalters in Baden-Würt-_ temberg, Entwicklung und Aufgaben. Iiit einer Bibliographie 1945-1975. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 4, Stuttgart 1977, S. 247-307. b B. SCHOLKMANN, Zum Stand der Erforschung mittelalterlicher Keramik in Baden-Württemberg. Ztschr. für Archäologie des Mittelalters 6, 1978, 149-159. c B. SCHOLKLIANN, Sindelfingen/Obere Vorstadt. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Badenvfürttemberg 3, Stuttgart 1978, S. 60. d Der weg von B. SCriOLKMANN (wie Anm. c, S. 61), die Außenseite der Topfböden zum hauptsächlichen Kriterium zu machen, scheint uns nicht hinreichend begründet. Zwar belegen die meist kreisförmigen Spuren des Abschneidens von der Scheibe überzeugend die freie Drehtechnik, doch gilt dies nicht notwendig umgekehrt, d. h. auch rauhe oder geglättete Böden könnten von einer Fußtöpferscheibe abgehoben worden sein, worauf auch SCHOLKMANN a. a. 0. in Anm. 264 hinweist.

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort V Abkürzungen XII Einleitung 1 A. Ziel der Arbeit 1 B. Begründung der für die Untersuchung und Darstellung angewandten Methoden 4 C. Terminologie 10 1

Erster Teil: Die Hauptgruppen der Keramik in Südwestdeutschland. Chronologie 1.1 Einleitung: Keramik der spätmerowingischen Zeit 1.11 Doppelkonische (Knickwand-) Gefäße 1.12 Rauhwandige Drehscheibenware 1.13 Gewülstete Ware — Kammstrichware 1.2 Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware 1.21 Gelbe oberrheinische Drehscheibenware und orangefarbene Straßburger Ware 1.211 Beschreibung 1.212 Horizont A 1.213 Horizont B 1.214 Horizonte 1.22 Rotbemalte Elsässer Ware 1.23 Importierte Keramik 1.231 Mayener, Trierer, Pingsdorfer Ware 1.232 Nachgeahmte Pingsdorfer Ware 1.233 Pingsdorfähnlich bemalte Ware 1.3 Gewülstete Ware 1.31 Gruppeneinteilung 1.32 Gefäße mit Standboden oder Linsenboden 1.321 Horizont A 1.322 Horizont B 1.323 Horizonte 1.324 Horizont D 1.33 Kugeltopfware 1.4 Jüngere Drehscheibenware 1.41 Graue, geriefte, oberrheinische Drehscheibenwäre 1.42 Der grauen, gerieften, oberrheinischen Ware nahestehende Keramik 1.43 Rotbemalte Feinware und glasierte Feinwäre 1.44 Gemeine Arten der jüngeren Drehscheibenware 1.441 Töpfe 1.4411 Horizont D 1.4412 Horizont E 1.4413 Horizont F

13 15 15 15 16 17 17 17 18 20 21 22 23 23 24 25 26 26 28 28 29 30 31 32 33 33 38 40 43 44 44 45 46

X 1.442 1.45 1.451 1.452 1.453 1.454 1.455 1.456

Inhaltsverzeichnis Sonstige Gefäßtypen, nach Gattungen geordnet Warenarten unsicherer, wohl auswärtiger Herkunft Feinsandige Ware Gelbtonige, getauchte Irdenware Steinzeugartig hartgebrannte Ware I Steinzeugartig hartgebrannte Ware II (Hessische Krausen) . . . . Steinzeugartig hartgebrannte Ware III Echtes Steinzeug Exkurs: Bodenzeichen

2 2.1 2.11 2.12 2.121 2.122 2.123 2.124 2.125 2.126 2.13 2.131 2.1311 2.1312 2.1313 2.1314 2.132 2.1321 2.1322 2.133 2.2 2.3 2.4 3

Zweiter Teil: Überblick über die Hauptgruppen der Keramik im mitteleuropäischen Bereich Drehscheibenwäre im Gebiet von Rhein und Maas Nachrömische Keramik: merowingisch-frühkarolingische Zeit. . . Epoche der kugelig geformten Keramik (Ältere Drehscheibenware, 8.—12. Jahrhundert) Jüngere Mayener Ware Badorfer Ware Pingsdorfer Ware und andere rotbemalte Waren Ornamentstempelverzierte Ware Glasierte Ware, Tatinger Kannen, Reliefbandverzierung Ergebnis Epoche der Gefäße mit Zylinderhals (Jüngere Drehscheibenware, spätes 11. bis 15. Jahrhundert) Die neuen Elemente Gefäßboden Glasur Zylinderhalskrug Kragenrand Neue Warenarten Steinzeugartige Ware, Steinzeug Graue, geriefte Ware Ergebnis Die Entwicklung im nordwestdeutschen Kugeltopfgebiet Die Entwicklung im Gebiet der Standbodenware östlich des Rheins. . Schluß Dritter Teil: Materialien zur Geschichte der Keramik in Südwestdeutschland I. Münzschatzgefäße Vorbemerkungen zur chronologischen Auswertung Münzschätze in zeitlicher Ordnung 1.—41 II. Stratigraphisch datierte Funde Vorbemerkungen zur stratigraphischen Chronologie 1. Eßlingen, St. Dionysius 2. Ulm, Weinhof III. Bau- und ortsgeschichtliche absolut datierte Funde Vorbemerkung zur Datierung durch schriftliche Überlieferung . . . Funde in zeitlicher Ordnung 1.—19

49 58 58 58 59 60 61 61 61 63 65 65 68 69 71 73 77 80 82 82 82 83 84 85 85 86 86 88 89 89 93 97 99 101 101 102 119 119 121 131 138 138 139

Inhaltsverzeichnis

IV. Töpfereifunde 1.—11 Exkurs zur Konstruktion von Töpferöfen V. Grabfunde 1.—6 VI. Ausgewählte Siedlungsfunde 1. Straßburg 2. Neckarmündungsgebiet 3. Ladenburg 4. Merdingen 5. Breisgau und Hochrhein 6. Donaugebiet 7. Urach 8. Romatsried 9. Ulm Bibliographie Abbildungsnachweise Verzeichnis der im Materialteil behandelten Fundorte Nachträge 1981

XI

158 167 171 173 173 178 181 182 187 188 191 191 193 199 210 211 214

ABKÜRZUNGEN Vollständige Titel abgekürzt zitierter Zeitschriften: Bad. Fundber. = Badische Fundberichte Bayer. Vorgesch. -Bl. = Bayerische Vorgeschichtsblätter Ber. Amersfoort = Berichten van de rijksdienst voor het oudheidkundig bodemonderzoek Ber. RGK = Berichte der Römisch-Germanischen Kommission Bonner Jb. = Bonner Jahrbücher Fundber. Schwaben = Fundberichte aus Schwaben Oudheidkundige Mededelingen = Oudheidkundige Mededelingen uit het rijksmuseum van oudheden te Leiden Prähist. Ztschr. = Prähistorische Zeitschrift Württ. Franken = Württembergisch Franken Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins = Zeitschrift f ü r die Geschichte des Oberrheins Ztschr. f. Schweizer. Archäologie und Kunstgeschichte = Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Bez. = Bezeichnung oder bezeichnet BS = Bodenstück RS = Randstück WS = Wandstück Dm.= Durchmesser Inv. = Inventarnummer Fd. Nr. = Fundnummer FO. = Fundort Hist. -Mus. = Historisches Museum LM = Landesmuseum Römische und arabische Ziffern in Klammern hinter einem Fundort verweisen auf den Materialteil.

EINLEITUNG

A. Ziel der Arbeit Gegenstand der Arbeit ist das Tongeschirr von der karolingischen Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters vorwiegend in dem Gebiet östlich der Vogesen, nördlich der Alpen. Nicht behandelt sind Fliesen und reliefgeschmückte Ofenkacheln, figürliche Tongefäße oder Bildhauerwerke in Tan. Die mittelalterliche Keramik sei noch ungenügend bekannt, ihre Erforschung werde, da sie in keiner der Fachwissenschaften der Vorgeschichte, Geschichte und Kunstgeschichte ihren Platz habe, stiefmütterlich vernachlässigt. Diese einleitende Erklärung ziert als Topos seit etwa 30 Jahren viele Arbeiten zu diesem Thema. Umso auffallender ist es, daß eine vollständige Bibliographie der mittelalterlichen Keramik kaum weniger als tausend Titel timfassen dürfte, und daß wesentliche Beiträge bereits im 19. Jahrhundert geleistet wurden 1 . Aber die im einzelnen vielfältigen und wichtigen Ergebnisse stehen durchaus unverbunden nebeneinander. Eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen ist nur unter großen Schwierigkeiten möglich. Bloße Hypothesen und gesicherte Erkenntnisse, Vermutungen und Irrtümer sind so eng miteinander verknüpft, daß der Kern der Tatsachen nicht leicht freizulegen ist. Dazu kommt die Zerstreuung der Arbeiten an entlegene Druckorte. Dies gilt auch für die Lage der Forschung in dem von uns gewählten Südwestdeutschen Untersuchungsgebiet, wo das einschlägige Literaturverzeichnis bereits eine bemerkenswerte Anzahl van Titeln umfaßt. In den Arbeiten von HENNING und FICKER (1907, 1912)2, sowie von FORRER (1927) liegen bereits seit langem sehr wichtige Materialien zur Geschichte der oberrheinischen Keramik vor. Deren kritische Verwertung aber war kaum möglich, da die Gründe für die gegebenen Datierungen nur ausnahmsweise mitgeteilt waren. Die Ergebnisse der Ausgrabungen von H. GROFENGIESSER (1933-1938) sind nur in kurzen Notizen, ebenfalls ohne kritische Begründung, bekannt geworden. Eine Reihe von Forschern hat sich der mittelalterlichen Tonware besonders angenommen und ihr eigene Arbeiten gewidmet. Zu nennen sind der Kunsthistoriker A. HERRMANN (1935-1938) und, von Burgengrabungen ausgehend, mit zahlreichen Arbeiten K. HEID (zuerst 1937) sowie mit zwei vielzitierten Aufsätzen K. HAMMEL (1948/50, 1951). Von den reichen Beständen des Züricher Landesmuseums an mittelalterlichen Altsachen ausgehend hat H. SCHNEIDER sich ebenfalls eine Aufarbeitung der mittelalterlichen Keramik zur Aufgabe gestellt (zuerst 1946). Z. B. L. HÄNSELMANN, Die vergrabenen und eingemauerten Thcngeschirre des Mittelalters. Westermanns Jahrbuch der Uhistrirten Deutschen Monatshefte 41, 1876-1877, 393-405. C.KDENEN, Zur karolingischen Keramik. Westdeutsche Zeitschrift 6, 1887, 354-366 und ders., Gefäßkunde der vorröim sehen, römischen und fränkischen Zeit in den Rheinlanden. Beim 1895. 2 Vgl. Literaturverzeichnis A unter "Denkmaler". 1

2

Einleitung

Besondere Aufmerksamkeit widmeten G. KRAFT (1935) und W. GUYAN (19501954/55) der karolingisch-ottonischen Keramik. Die intensiven Bemühungen von E. KOST um die mittelalterliche Keramik haben nur in kurzen Fundberichten ihren Niederschlag gefunden. So wenig die Ergebraisse dieser Forscher und der hier nicht aufgezählten Bearbeiter unterschätzt werden sollten, war es dennoch geboten, bei einer Neubearbeitung einzig von den chronologisch gesicherten oder einigermaßen gesicherten Befunden selbst, soweit sie im Original oder in Publikationen erreichbar waren, auszugehen. Eine Auseinandersetzung mit der Literatur erfolgte also nur dort, wo es sich um die kritische Betrachtung eines solchen Befundes handelte. Die Übereinstimmung oder die Abweichung von den Ergebnissen der vorangehenden Arbeiten wurden auch nachträglich nicht besonders herausgearbeitet. Beruhen doch die Abweichungen überwiegend darauf, daß wir uns auf Funde stützen konnten, die den betreffenden Autoren nicht bekannt waren. Der Unterschied der vorliegenden Arbeit gegenüber den anderen besteht auch nicht darin, daß die eine oder die andere Form anders bewertet und datiert wird, sondern in dem für dieses Gebiet erstmaligen Versuch, einen Überblick über die Gesamtentwicklung in einem größeren Raum zu bieten und eine möglichst umfassende Gliederung des Materials nach historischen Gesichtspunkten zu entwerfen. Damit konnten keine abschließenden Erkenntnisse - etwa im Sinne eines Bestimmungsbuches - gegeben werden; allenfalls ein Rahmenwerk dafür konnte errichtet werden. Angesichts der unübersichtlichen Tage der Forschung scheint es nötig, nicht die Berechtigung, wohl aber die Zielsetzung, Art und Weise der Bearbeitung und die Auswahl des Materials näher zu erläutern. Die Bearbeitung der mittelalterlichen Keramik betrifft, wie schon oft gesagt worden ist, weder die Kunstgeschichte noch die Vor- und Frühgeschichte ausschließlich, sie überschreitet die Grenzen dieser Wissenschaften und ist recht eigentlich ein Thema der "mittelalterlichen Archäologie" 3 . Diese hat als Kunde von den Sachgütern des Mittelalters im System der historisch gewachsenen Fachwissenschaften noch keinen eigenen Platz gefunden. Im Rahmen der Deutschen Altertums - und Volkskunde sind überwiegend die oberirdisch erhaltenen Sachgüter des Mittelalters behandelt worden. Deren geringe Zahl und mangelnde chronologische Bestimmtheit verhindern aber eine genauere historische Einordnung. Soweit die Belange der mittelalterlichen Archäologie nicht von speziell interessierten Laien, deren Methoden aber in manchen Fällen kritischen Maßstäben nicht standhalten, wahrgenommen worden sind, haben Vertreter der Vor- und Frühgeschichte die wichtigsten Beiträge geleistet. Das eigentliche Arbeitsgebiet der Vor- und Frühgeschichte ist jeweils dadurch begrenzt, daß die Bodenfunde als Quellen historischer Erkenntnis nicht mehr die Hauptrolle spielen - sei es, daß etwa durch das Aufhören der heidnischen Bestattungssitte mit Beigaben die geschichtlich verwertbaren Fundgruppen ausfallen, sei es, daß sie gegenüber den schriftlichen Quellen oder den in lebendiger Tradition bewahrten Sachgütern nur noch eine dienende Funktion besitzen. Die zeitliche Grenze liegt jeweils verschieden: In Süddeutschland ist sie durch das Ende der merowingischen Reihengräberkultur gegeben, in Skandinavien wird noch die Wikingerzeit zur Frühgeschichte gezählt, und in Ostdeutschland endet die frühgeschichtliche Epoche erst mit der Kolonisation im 13. Jahrhundert. Darüber hinaus sind in der praktischen Arbeit der Bodendenkmalpflege 3

Vgl. z. B. W. BADER, Grundsätze mittelalterlicher Bauforschung. Beiträge zur Kunst des Mittelalters, Berlin 1950, 89-98. - H.J. EGGERS, Einführung in die Vorgeschichte. München 1959. - O. LAUFFER, Deutsche Altertümer im Rahmen deutscher Sitte. Leipzig 1918. J. POTRATZ, Einführung in die Archäologie. Stuttgart 1962.

Ziel der Arbeit

3

und in der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges einsetzenden Stadtkemforschung auch Funde aus sehr viel späteren Perioden von Prähistorikern in ihre Arbeit einbezogen worden. Allerdings blieb es stets der persönlichen Entscheidung des betreffenden Wissenschaftlers überlassen, ob er seine Aufmerksamkeit auf diese außerhalb des eigentlichen Fachgebietes liegenden Aufgaben richtete oder nicht. Im Gegensatz zur klassischen Archäologie sah sich die Kunstgeschichte einem so umfangreichen oberirdischen Denkmälerbestand gegenüber, daß erst in jünger e r Zeit das Bedürfnis nach Erweiterung dieses Bestandes durch Bodenfunde, d.h. in erster Linie durch Architekturreste, entstand. Hinzu kamen die ungewollt durch Kriegsfolge auftauchenden Befunde. Allgemein verbindliche, kritische Methoden bei der Behandlung von Bodenfunden, wie sie für Vor- und Frühgeschichte und klassische Archäologie selbstverständlich geworden sind, sind aber außer bei einer Gruppe von Spezialisten den Kunsthistorikern fremd geblieben. Mittel alterliche Archäologie kann nicht nebenher ausschließlich als "Hilfswissenschaft" der Geschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde usw. betrieben werden, ihr Wesen liegt vielmehr in der Verbindung der verschiedenen historischen Fächer und ihrer Bereicherung durch die Bodenfunde. Zweifellos eine wesentliche Aufgabe der mittelalterlichen Archäologie ist die Erforschung der Keramik. Es ist aber nicht sinnvoll, sie ausschließlich als Hilfsmittel zur chronologischen Einordnung von Befunden oder als Quelle für Aussagen über Volkstumsgrenzen, volkstümliche Sitten oder im Hinblick auf das Kunstgewerbe der Neuzeit zu erforschen, vielmehr muß zuerst die Geschichte der Keramik selbst, um ihrer selbst willen und in ihrer Eigengesetzlichkeit erforscht werden. Dann erst lassen sich Aussagen über rein chronologische, volkskundliche oder kunstgeschichtliche Fragen gewinnen. Wenn wesentliche Züge der Entwicklung herausgearbeitet werden sollen, muß das Ganze in den Blick gefaßt werden. Angesichts der Forschungslage droht ein solches Unternehmen sich ins Uferlose auszudehnen. Um der praktischen Durchführbarkeit willen sind deshalb Kompromisse zu schließen, vor allem in der Einteilung des Arbeitsgebietes und in der Auswahl des Materials. Unsere Arbeit wurde daher mit folgenden Begrenzungen durchgeführt: Zeitlich schließt die Arbeit an den Tätigkeitsbereich der Vor- und Frühgeschichte an, sie beginnt in der Karolingerzeit und reicht bis ins 15. Jahrhundert. Räumlich wird das Untersuchungsgebiet durch eine Linie begrenzt, die von der Neckarmündung zum Main bis Bamberg führt, von dort zum Lech, dann am Alpenrand nach Westen bis zum Oberrheintal, wo die Vogesen die Grenze bilden. Innerhalb dieses Gebietes wurden alle datierbaren Funde, soweit sie aufzuspüren und zugänglich waren, behandelt. In einem engeren Arbeitsgebiet, das auf die württembergischen und badischen Gebiete beschränkt ist, wurden möglichst alle vorkommenden Formen erfaßt. Absolute Vollständigkeit hätte weit mehr Zeit und Geld erfordert, als zur Verfügung standen 4 . In einer Arbeit über mittelalterliche Keramik hätten auch die zeitgenössischen Bildquellen herangezogen werden müssen. So ist beispielsweise das Aufkommen der italienischen Majolika in Süddeutschland um die Mitte des 15. Jahrhunderts einzig auf Tafelbildern nachweisbar®. Die Auswertung gleichzeitiger und jüngerer Schriftquellen vermag ebenfalls wichtige Fragen klären zu helfen, wie schon die knappen Beiträge von O. STAMM zeigen®. Angesichts des Umfangs dieser For4

Einige neuere Grabungsfunde, die sich bereits in wissenschaftlicher Bearbeitung befinden, sind vom Verfasser nicht vintersucht worden. 5 Marientod auf dem Wurzacher Altar von Multscher, 1437, und vielfach auf Darstellungen der Verkündigung Mariae in der zweiten Hälfte des 15. Jhdt. 6 O. STAMM, Snätrömische und frühmittelalterliche Keramik der Altstadt Frankfurt am Main.-

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Einleitung

schungsbereiche schien aber ein Vollständiger Verzicht b e s s e r zu sein als oberflächliche Arbeit. Da die Materialaufnahme quantitativ unvollständig war, erschien es auch vorerst nicht sinnvoll, Verbreitungskarten anzulegen. B. Begründung der für die Untersuchung und Darstellung angewandten Methoden Die erste und vielleicht auch die schwierigste Aufgabe bei der Bearbeitung der mittelalterlichen Keramik ist die Gruppeneinteilung. Beim Studium der Keramik vorgeschichtlicher Kulturen, ebenso der griechischen und der römischen und provinzialrömischen Keramik konnte man von der Feinkeramik ausgehen, die sich durch besondere Herstellungstechnik und künstlerische Gestaltung auszeichnet. Eine intensive Bearbeitung der gewöhnlichen Grobware hat auch in diesen Bereichen z. T. erst begonnen. Eine Feinkeramik i m Sinne der griechischen bemalten Ware, der T e r r a sigillata oder des Renaissance-Steinzeugs existiert i m Mittelalt e r nicht. Auch bèi den feineren Warenarten des Mittelalters finden wir nur stereotype Verzierungen und langlebige Gefäßformen. Die Merkmale, nach denen dieses Material gegliedert werden kann, lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen: 1. Formale Merkmale a) Gesamtformund Proportion, d.h. Verhältnis der Teile zueinander b) Ausbildung der einzelnen Gefaßteile wie Randprofil, Henkel, Fuß usw. c) Plastische oder aufgemalte Verzierung 2. Technologische Merkmale a) Auswahl und Zubereitung des Rohmaterials b) Aufbau des Gefäßes durch Wülsten oder f r e i e s Drehen c) Technische Details (Oberflächenbehandlung, Anbringen von Henkeln, Tüllen usw. ) d) Brennweise Die Merkmale der ersten Gruppe lassen sich eindeutig bestimmen und durch Fotos oder Zeichnungen befriedigend wiedergeben. Die meisten Merkmale der zweiten Gruppe lassen sich dagegen nicht ausreichend reproduzieren. Um die Beschaffenheit des Scherbens wiederzugeben, sind Fotografie und Zeichnung viel zu grob, und auch die genaueste Beschreibung wird dem, der das Stück nicht selbst in den Händen gehabt hat, kein eindeutiges und von Irrtümern f r e i e s Bild vermitteln können. Aber auch die Beurteilung der Originale selbst ist nicht eindeutig. Angaben über das Magerungsmaterial des Scherbens, die Oberflächenbehandlung, die Brennweise schwanken auch bei Fachleuten s d i r erheblich, teils weil gleiche Ausdrücke in unterschiedlichem Sinne verwendet werden, teils weil die Beschaffenheit des Materials, etwa Härte, Porosität, Gehalt an Mineralien, nicht ohne umständliche Laboruntersuchungen genau festzustellen ist. Trotz dieser f ü r eine wissenschaftliche Bearbeitung äußerst hinderlichen Umstände kann auf eine Berücksichtigung der technologischen Merkmale nicht verzichtet werden, da die formalen Merkmale allein f ü r eine genauere Bestimmung oft nicht ausreichen. Die in dieser Arbeit getroffenen Bestimmungen sind möglichst weit und allgemein gefaßt. Der Verfasser glaubt, sie auf Grund seiner Erfahrungen bei der Durchschriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte 1, 1962, 160 f., vgl. auch J. KRETZSCHMAR, Zur Geschichte des Töpferhandwerks im mittelalterlichen Leipzig. Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs 22, 1938, 5-19. Vgl. auch die Beschreibung orientalischer Luxuskeramik in fürstlichen Inventarien bei: DERVIEU, La poterie au moyen age. Bulletin monumental 73, 1909, 53, 58, Anm.1.

Begründung der angewandten Methoden

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sieht eines sehr umfangreichen und weit gestreuten Materials und auf Grund bescheidener eigener keramischer Versuche verantworten zu können7. Die Hauptfrage ist nun, nach welchen Merkmalen die Ordnung des Materials in erster Linie zu erfolgen hat. Es bieten sich zwei verschiedene methodische Ausgangspunkte an - der deduktive, bei dem unabhängig von den Fundumständen allein aus dem Arbeitsmaterial die Gruppen nach technologischen oder typologischformalen Merkmalen eingeteilt werden - und der induktive, bei dem die Gruppen jeweils auf Grund der örtlichen und zeitlichen Fundsituation gebildet werden. Keine der beiden Methoden wird jeweils allein angewendet werden können, doch wird das Arbeitsergebnis wesentlich davon beeinflußt werden, auf welche Seite das Schwergewicht gelegt wird®. Bei der Wahl der Methode ist die Eigenart des zu bearbeitenden Materials und das Ziel, das erreicht werden soll, zu berücksichtigen. Kennzeichnen wir noch einmal die Aufgabenstellung, die unserer Arbeit zugrunde liegt: eine historische Ordnung für eine zahlenmäßig sehr große, aber bisher nur sporadisch und im ganzen unzulänglich erforschte Sachgütergruppe zu schaffen. Da die landschaftliche und zeitliche Gliederung des Materials infolge der mangelhaften Erforschung zunächst unbekannt oder ungewiß war, mußte räumlich und zeitlich eine willkürliche Abgrenzung vorgenommen werden. Dabei war darauf zu achten, daß einerseits die Grenzen nicht zu eng gezogen wurden, damit nicht durch Zufälligkeiten des Materials - regionale Besonderheiten oder Willkürlichkeit bei den Datierungsanhalten - ein falsches Bild entstand, andererseits mußte das Gebiet einigermaßen überschaubar bleiben. Die Ordnung des Materials hatte so zu erfolgen, daß sie unabhängig von örtlichen Besonderheiten der Funde oder Fundumstände für ein weites Gebiet gültig ist, und zwar in so elementarer Weise, daß späteren Bearbeitern eine Zuweisung neuen Fundmaterials ohne SpezialStudien möglich ist. Da wie gesagt die Gliederung des Materials im Anfang unbekannt war, bzw. als unbekannt vorausgesetzt werden mußte, galt es festzustellen, was überhaupt in den gesteckten Rahmen gehörte und was nicht, danach welche Merkmale eigentlich zur Begründung einer historischen, d. h. vor allem zeitlichen Ordnung herangezogen werden konnten und welche nicht. Diese Aufgabe erforderte zunächst ein rein induktives Vorgehen, d.h. ein Sammeln und Vergleichen der räumlich und chronologisch festgelegten Fundkomplexe. Aus dem Vergleich waren dann die Prinzipien der Gruppeneinteilung abzuleiten. Die Entscheidung, ob eine getroffene Einteilung beizubehalten oder zu verbessern war, ergab sich aus ihrer Brauchbarkeit bei der Anwendung auf das gesamte Material. Ein solches Verfahren entspricht nicht unbedingt der bei neueren Arbeiten über mittelalterliche Keramik verfolgten Methode. Vergleichbar hinsichtlich räumlicher und zeitlicher Ausdehnung des Arbeitsgebietes ist die Arbeit von D. SELLiNG, von der der erste von zwei Abschnitten "Wikingerzeitliche und frühmittelalterliche 7

Der Verfasser versuchte vor allem, den Herstellungsvorgang bei der "einfach nachgedrehten Ware" und der '' Schnellaufend nachgedrehten Ware" zu rekonstruieren. Ferner wurde das Aussehen des Scherbens bei verschiedenen Brenntemperaturen, aber gleichem Rohmaterial verglichen. Weitergeilende praktische Untersuchungen, vor allem durch Nachbau von mittelalterlichen Töpferöfen, wären zur Klärung vieler Probleme wünschenswert. 8 Vgl. im folgenden D. SELLING, W. HÜBENER auf der einen, R. SCHINDLER auf der anderen Seite. 9 Die Bearbeitung des Eßlinger Materials (U, 1) als Ausgangspunkt hatte den Verfasser zunächst zu völlig anderen Kategorien geführt.

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Einleitung

Keramik in Schweden" 1955 erschienen ist 10 . Für die Gliederung hat D. SET.T JNG deduktiv ein Schema entworfen, dessen erste Einteilung die in prähistorisch weich gebrannte, in klingend hart gebrannte und in steinzeugartig hart gebrannte Ware ist (Ware A, B, C). Weiterhin wurde die Keramik in Ursprungsgebiete eingeteilt (bisher vorliegend nur für Ware A): A I - rheinisch, A H - slawisch, A III finnisch-baltisch, A I V - einheimisch. Die feinere Unterteilung wurde nach bestimmten Merkmalen der Gefäßform vorgenommen, vor allem nach dem Umriß des Gefäßes und der Gestalt des Mündungsrandes, so daß z. B. die Gruppe der Gefäße mit Bauchknick, die mit Schulterknick und mit gerundeter Wandung je wieder in Untergruppen mit eingebogenem, ausgebogenem oder senkrechtem Rand zerfallen. Für jedes dieser Merkmale wurde eine Ziffer oder ein Buchstabe als Signatur eingesetzt, so daß jede Gefäßform mit einer Ziffern- und Buchstabenkombination bezeichnet werden konnte. In der durch diese Einteilung festgelegten Reihenfolge wurde das Fundmaterial beschrieben und abschließend an Hand der datierbaren Stücke die Chronologie der Gruppen untersucht. Indessen erweist s i c h , daß dieses System nicht feinmaschig genug i s t , um d i e typenarme Keramik so d i f f e r e n z i e r t zu e r f a s s e n , daß eine genauere Chronologie möglich w i r d . Ganz überwiegend haben d i e Gruppen i h r z e i t l i c h e s Schwergewicht um 9 0 0 - 1 1 0 0 ' ' , d. h. in der Z e i t , f ü r d i e überhaupt d i e meisten Datierungsanhalte im A r b e i t s b e r e i c h v o r l i e g e n ? im übrigen deutet sich aber innerhalb des b e a r b e i t e t e n Zeitraumes von v i e r Jahrhunderten nur t e i l w e i s e eine Trennung in ä l t e r e und jüngere Typen an. Seitdem i s t mehrfach an der Entwicklung von Systemen g e a r b e i t e t worden, d i e d i e Merkmale der m i t t e l a l t e r l i c h e n Keramik mit H i l f e von Chiffren-Kombinationen e r f a s s e n , auch mit dem B l i c k auf eine w e i t e r e Auswertung unter Zuhilfenahme der modernen Datenverarbeitungstechnik. In seinem 1974 e r s c h i e n e nen Buch "Die Südsiedlung von Haithabu" (Die Ausgrabungen in Haithabu. Bd. 6) hat Heiko STEUER e i n Kombinationssystem v o r g e l e g t , mit dem d i e norddeutsche Kugeltopfkeramik, insbesondere i h r e Randformen, in Z i f f e r n f o l g e n beschrieben werden kann. Dieses System i s t empfindlich genug, um an Hand von s t r a t i g r a p h i s c h g e g l i e d e r t e m M a t e r i a l einen z e i t l i c h bestimmten Formenwandel d e u t l i c h erkennen zu lassen. Seine Anwendungsmöglichkeit i s t , wie b e i den übrigen v e r g l e i c h b a r e n Systemen, b i s l a n g auf einen räumlich und z e i t l i c h zu begrenzenden Geltungsbereich beschränkt. Anders ging H. PLATH vor, als er die Keramikfunde der Altstadtgrabungen in Hannover b e a r b e i t e t e 1 E r wählte mehrere durch den Befund absolut datierte Komplexe und dazu einen Fundkomplex mit einer möglichst ergiebigen relativen Schichtenfolge zur Untersuchung aus. Deduktiv teilte er das Material, meist Scherben, in drei Warengruppen ein - Steinzeug, dunkle Irdenware, helle Irdenware, und unter diesen wiederum in insgesamt 69 Merkmalsgruppen. Auf einer Tabelle verzeichnete PLATH das Vorkommen oder Fehlen jeder Merkmalsgruppe in den zu sieben Perioden zusammengefaßten Fundschichten vom 10. bis zum frühen 15. Jahr10 D. SELLING, Wikingerzeitliche und frühmittelalterliche Keramik in Schweden (Diss. phil. Uppeala 1955) Stockholm 1955. 11 D.SELXiNG, s. Anm. 10, S. 225 ff. 12 H. PLATH, Mittelalterliche Keramik vom 12. bis zum 15. Jahrhundert in Hannover. Hannoversche Geschichtsblätter NF 12, 1959, 1-39.

Begründung der angewandten Methoden

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hundert. In dem anschließenden "TabeUenkommentar" arbeitete er die Bedeutung der einzelnen Merkmale für die engere oder weitere Chronologie heraus. Obwohl bei diesem Verfahren, wie bei aller schablonierten Arbeit, gewisse Feinheiten der Beobachtung entgehen, ist der Wert einer solchen Maren Aufstellung innerhalb der Begrenzung auf den örtlichen Bereich außerordentlich. Die Brauchbarkeit des Verfahrens bleibt allerdings auf den eng begrenzten Bereich eingeschränkt, eine Summierung solcher Untersuchungen von verschiedenen Orten - vorausgesetzt, daß sie möglich wäre - würde wohl die chronologischen Grundlagen, aber noch keine Geschichte der Keramik liefern. Nach dem deduktiven Prinzip: erst Gruppeneinteilung, dann Kartierung und Chronologie ist auch die Arbeit über merowingerzeitliche Keramik in Süddeutschland von W. HÜBENER 13 methodisch angelegt. Das Material umfaßte hier zeitlich nur eine verhältnismäßig kurze Spanne - die Hauptmasse der zu bearbeitenden Funde stammt aus Reihengräberci des 6. und 7. Jahrhunderts, und nur ein kleiner Teil fällt in das 5. oder 8. Jahrhundert. Die Absicht ging dahin, "Absatzgebiete" herauszuarbeiten, d.h. zeitlich und räumlich charakteristische Fundgruppen. HÜBENER verfuhr deshalb nicht nach starren Prinzipien, sondern stellte Ähnliches zu Ähnlichem, wobei jeweils andersartige Merkmale maßgebend waren. Wie die kartografischen Ergebnisse zeigen, ist der Erfolg dieses Vorgehens sehr bemerkenswert. Der Nachteil dieser eng auf das Material zugeschnittenen Einteilung ist wiederum, daß sich die Keramik der anschließenden Zeit, also etwa des 8. bis 10. Jahrhunderts im gleichen Arbeitsgebiet nicht daran anschließen läßt bzw. soweit sie von HÜBENER mit aufgenommen worden ist, ganz undifferenziert bleibt. Außerdem setzt HÜBENERS Einteilung das Vorhandensein ganzer Gefäße voraus und ist für einzelne Scherben wenig ergiebig. K. BÖHNER legte bei seiner Bearbeitung nachmerowLngerzeitlicher mittelund niederrheinischer Keramik die Beschaffenheit des Scherbens hinsichtlich Brennweise und Magerung als maßgebendes Einteilungsprinzip zugrunde. Entwickelt wurde diese Methode bei der Bearbeitung des keramischen Materials der Grabung Gladbach bei Neuwied1^, deren Publikation noch aussteht. Ihre Zweckmäßigkeit konnte BÖHNER an verschiedenen Fundkomplexen des Mittel und Niederrheins erproben 15 , auch die mit der gleichen Methode von F. TISCHLER erarbeiteten Erkenntnisse über die Duisburger Keramik bestätigten sie1®. O. STAMM hat diese Methode auch auf die Frankfurter Keramikfunde mit aufschlußreichen Ergebnissen übertragen. Die Anwendung der Methode ist einerseits an das Vorhandensein von Töpferei Zentren mit überregionaler Bedeutung gebunden, deren Produkte über eine bestimmte Zeit hin einen gleichartigen Charakter haben. Zum anderen muß die Möglichkeit gegeben sein, die makroskopische Diagnose des Scherbens durch eine ausreichende Anzahl von mineralogischen Analysen zu stützen. Sobald das Material überwiegend aus verschiedenen lokalen Werkstätten mit unterschiedlicher Herstellungstechnik 13 W. HÜBENER, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Beiträge zur Keramik der Merowingerzeit. Antiqjiitas, Reihe 3, Bd.6, Bonn 1969. 14 Vgl. den Vorbericht: L>. HUS^ONG, Die Kleinfunde (der fränkischen Siedlung bei Gladbach, Kr. Neuwied). Germania 22, 1938, 182-186. 15 Vor allem: K. BÖHNER, Die Keramik (der Ausgrabungen in den Kirchen von Breberen und Doveren / Regierungsbezirk Aachen). Bonner Jahrb. 150, 1950, 208-219 und ders., Karolingische Keramik aus dem Bonner Münster, Bonner Jahrb. 151, 1951, 118-121. 16 F. TISCHLER, Zur Datierung der frühmittelalterlichen Tonware von Badorf, Landkr. Köln. Germania 30, 1952, 194-200, vgL auch dens., Frühmittelalterliche Keramik aus Duisburg. Germania 28, 1944-1950, 75-85.

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Einleitung

stammt, fällt zumindest die chronologische Bedeutung dieser Methode aus. In der Arbeit von O. STAMM über die Frankfurter Keramik werden die Grenzen des Verfahrens ersichtlich-*-'. Die wohl am meisten verbreitete Methode der Keramikbearbeitung ist die "typologische", d.h. die Aufstellung einer Reihe von Formen, sei es der Gesamtform oder von Details wie z. B. des Randprofils, bei der sich die eine aus der anderen kontinuierlich entwickelt habe. Als wichtige Arbeiten sind die Aufsätze von P. GRIMM 1932/1933 und 195918 zu nennen. Mit guten Gründen ist die typologische Reihe eine der wichtigsten prähistorischen Arbeitsmethoden, ebenso wie die stilkritische Methode aus der Kunstgeschichte nicht wegzudenken ist. Die Anwendbarkeit des Prinzips zur chronologischen Ordnung mittelalterlicher Keramik kann allerdings nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden, schon gar nicht bei isolierten Details wie etwa Randprofilen. Es wäre ein Leichtes, unterschnittene römi sehe oder karolingische Profile als gleichartig neben "typisch gotische" zu stellen, Sichelprofile des 7. neben ähnliche des 12. Jahrhunderts. Gleichzeitige Gefäße besitzen Randprofile, die typologisch um Jahrhunderte auseinander datiert werden können. Die von GRIMM aufgestellten Typenreihen, bei denen sowohl formale wie technische Merkmale berücksichtigt sind, erwiesen sich als durchaus brauchbare Arbeitsgrundlage. Doch auch in GRIMMS Arbeiten finden sich die für diese Arbeitsweise kennzeichnenden Fehler: das Bestreben, einen Typ immer aus bodenständigen "Vorstufen" erklären zu wollen und die mögliche Anregung von außen außer acht zu lassen, ferner die Neigung, zufälligen Varianten eines Typs oder auch Gebilden von größter Primitivität eine besondere typologische Bedeutung zuzumessen. SCHINDLERS 1959 erschienener Aufsatz "Die Entwicklungstendenzen der Hamburger Keramik des 8. bis 10. Jahrhunderts", aus dem einige Ergebnisse weiter unten zu referieren sind^^, kann als ein Musterbeispiel induktiver Arbeitsweise angesehen werden. Ausgehend von den ungewöhnlich fundreichen, dicht aufeinander folgenden und gut datierten Straten der Hamburger Altstadt und der ostfriesischen Wurt Hessens hat SCHINDLER durch eindringliche Beobachtung feiner Unterschiede in der groben Keramik dieser Zeit sehr bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen. Die Fruchtbarkeit von SCHINDLERS Methode ist aber abhängig von dem Vorhandensein geeigneter stratigraphisch datierter Funde. Die genannten Verfahrensweisen ließen sich auf unsere Arbeit nicht ohne wei17

O.STAMM, s. Anrn. 6, vgl. dazu unten Seite 20 f. Bei aller Feinheit der Differenzierung sind doch manche Gruppen von heterogenem, zeitlich nicht genauer bestimmbarem Charakter. H. HINZ hat jüngst auf die Grenzen dieser Methode hingewiesen: H. HINZ, Die karolingische Keramik in Mitteleuropa. Karl der Große, Bd. 3 - Karolingische Kunst - Düsseldorf 1965, 266 und ders., Besprechung von O. STAMM, Frankfurt, in Banner Jahrb. 164, 1964, 575. Selbst ofengleiche Ware kann in der Brennhärte und damit im Aussehen des Scherbens verschieden sein. Vgl. W. LJJNG, Töpferöfen der frühmittelalterlichen Badorfware aus Badorf und Pingsdorf, Ldkr. Köln. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1, 1955, 59. 18 P. GRIMM, Die Entwicklung der mittelalterlichen Keramik im nördlichen Harzvorland. Prähist. Ztschr. 23, 1932, 310-313. Ders., Zur Entwicklung der mittelalterlichen Keramik in den Harzlandschaften. Ztschr. des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 66, 1933, 1-38. Ders., Zur Entwicklung der frühmittelalterlichen Keramik in den Bezirken Halle und Magdeburg. Prähist. Ztschr. 37, 1959, 72-100. In der späteren Arbeit hat GRIMM seine typologische Ableitung des Kugeltopfes aus dem heimischen Standbodenge faß revidiert. 19 R.SCHINDLER, Entwicklungstendenzen der Hamburger Keramik des 8. bis 10. Jahrhunderts. Prähist. Ztschr. 37, 1959, 57-71, vgl. unten S. 89 f.

Begründung der angewandten Metboden

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teres übertragen. Um der Aufgabe gerecht zu werden, entschieden wir uns für folgenden methodischen Weg: Als Grundlage dient eine kritisch kommentierte Vorlage der einzelnen Befunde. Es galt, sie so übersichtlich und objektiv wie möglich darzubringen. Auch wenn durch später hinzukommende Funde neue Erkenntnisse gewonnen würden, sollte diese Materialvorlage doch ihren Wert behalten. Für die Benennung der Keramikgruppen verwendeten wir nach Möglichkeit generalisierende Ausdrücke und versuchten dann in der Beschreibung, die jeweilige Eigenart der örtlich angetroffenen Ware anzudeuten. Der erste Teil der Arbeit hat zum Ziel, Hauptgruppen der südwestdeutschen Keramik und die chronologische Ordnung herauszuarbeiten. Die grundlegende Einteilung wurde dabei nach dem Gesichtspunkt der Herstellungsweise getroffen. Es hatte sich herausgestellt, daß damit am ehesten eine historische Ordnung gewonnen werden konnte. Die Chronologie wurde in erster Linie auf induktive Weise erstellt: Durch Vergleich gut datierter Funde wurden die zeittypischen Kriterien ermittelt und die chronologisch nicht aussagefahigen Merkmale ausgeschieden. Da die induktive Methode bei dem sehr unzulänglichen Material bedeutende Fehlerquellen enthält, wurden ihre Ergebnisse nur dann akzeptiert, wenn sich zugleich ein überzeugendes Bild einer typologischen Entwicklung erkennen ließ. Für gewisse Perioden, in denen allzu wenig chronologisch gesichertes Material vorlag, mußte allerdings überwiegend mit typologischen Argumenten gearbeitet werden. Für die chronologische Einordnung wurde ein Schema von "Horizonten" entworfen. Der Begriff ist der Prähistorie entlehnt. Dort pflegt man längere Epochen chronologisch in "Stufen" zu gliedern, von denen jede sich von den anderen durch bestimmte Unterschiede im Fundmaterial unterscheidet. "Horizont" wird unbestimmter gebraucht, um Gruppen von Fundkomplexen zusammenzufassen, bei denen ein charakteristischer Typus in gleichartiger Weise vorkommt und deshalb die ungefähre Gleichzeitigkeit anzunehmen ist. Wir verwenden den Ausdruck im Sinne von "Zeitschichten", in denen jeweils die Funde zusammengefaßt werden, die entweder durch Fundvergesellschaftung oder durch typologische Übereinstimmung oder gleichzeitige absolute Datierung als grob gesehen gleichzeitig anzusprechen sind. Der Ausdruck "Stufe" wurde vermieden, da es sich nur um eine einzige Fundgruppe, und nicht um die gesamte sachliche Hinterlassenschaft handelt, und da dieser Begriff sich auf etwas zu Bestimmtes bezieht. Der theoretisch-methodische Wert einer solchen Einrichtung mag recht fragwürdig sein, es kommt in erster Linie auf den praktischen an. Er besteht einmal darin, relative chronologische Angaben zu machen, die durch Neufunde späterhin genauer bestimmt werden können. Er schützt auch davor, daß feste Jahreszahlen, die lediglich als Näherungswerte gemeint sind, unkritisch als sichere Daten aufgegriffen werden. Außerdem läßt sich auch durch die BuchstabenSignaturen der Horizonte eine rasche und bequeme Orientierung im Text und auf den Tafeln ermöglichen. Der erste Teil der Arbeit ist zu einem großen Teil als fortlaufend geschriebener Kommentar zum Materialteil anzusehen, d.h. es wird jeweils stillschweigend auf die methodischen Erörterungen und die Befunddiskussion im Materialteil verwiesen. Die Ziffern hinter den Ortsnamen entsprechen denen des Materialteiles. Im zweiten Teil werden die historischen Gliederungen, die sich bei der regionalen Untersuchung ergaben, mit dem keramischen Material im mitteleuropäischen Bereich verglichen. Dieser Teil, aus zweiter Hand gearbeitet und not-

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Einleitung

wendig grob vereinfachend, kann nicht mehr als ein Versuch sein. Seine Rechtfertigung liegt darin: die bisher schon verhältnismäßig gut erforschten rheinischen, nord- und mitteldeutschen Keramikgruppen treten aus ihrer Isolierung und lassen unter dem neuen Aspekt weiträumige historische Beziehungen erkennen. Eine Fortführung dieser Betrachtungen kann vielleicht zu wesentlichen neuen Erkenntnissen führen. C. Terminologie Eine allgemein verbindliche Terminologie besteht für die mittelalterliche Keramik nicht. Das Verständnis der Literatur wird nicht zuletzt dadurch erschwert, daß mit verschiedenen Begriffen Gleiches und mit gleichen Begriffen Verschiedenes gemeint wird. Im allgemeinen haben wir uns an die gebräuchlichsten und zweckmäßigsten Ausdrücke gehalten20. In einigen Fällen haben wir aber auch dort, wo solche Ausdrücke in der Literatur zu finden waren, neue verwendet. Beispielsweise ist der Ausdruck "blaugraue Ware" nicht als terminus technicus übernommen worden, um nicht durch die Gleichheit der Begriffe von vornherein eine Gleichheit der Sache zu unterstellen. Zweifellos wäre es reizvoll, bei der Terminologie möglichst auf die historischen Namen zurückzugreifen. Doch abgesehen davon, daß diese nicht immer zu ermitteln sind, sind einfache Kunstwörter den landschaftlich sehr verschiedenen und keineswegs sehr eindeutigen volkstümlichen Bezeichnungen in der Praxis vorzuziehen. Als Kugeltopf bezeichnen wir nicht nur die gleichmäßig runden frühen Gefäße 21 , sondern auch die häufig als Bombentöpfe bezeichneten, d.h. alle, die einen runden Boden und keinen Linsenboden oder Standboden haben, gleichgültig ob der obere Teil kugelig oder mehr gestreckt ist. Wir halten es aber für irreführend, wenn auch Gefäße mit Linsenboden oder gar solche mit Standboden, die lediglich eine kugelig gewölbte Wandung haben, als Kugeltöpfe bezeichnet werden. Linsenböden sind mehr oder minder stark nach unten (außen) gewölbte Böden. Sie sind im Gegensatz zu den Kugelböden mit einem deutlichen Klick von der Wandung abgesetzt. Statt der volkstümlichen Bezeichnung Grapen für Kugeltöpfe mit drei Standfüßen haben wir die neutrale Benennung Dreifußtopf gewählt. Die Füße können stumpf enden oder so, daß ein Tonzipfel in Form einer Lasche hochgebogen ist. Unter Krügen verstehen wir hohe Flüssigkeitsbehälter, mit oder ohne Henkel, mit oder ohne Schneppe, unter Kannen dagegen Gefäße, die eine röhrenförmige Tülle zum Ausgießen haben. Eine besondere Form ist die Bügelkanne, bei der die Eingußöffnung durch einen an den Rändern befestigten Henkel bogenförmig überwölbt wird. An Henkeln unterscheiden wir Bandhenkel mit flachem Querschnitt - gesattelt, wenn sie an der Außenseite eingekehlt sind - und Wulsthenkel mit rundem Querschnitt. Schneppe ist eine Ausbuchtung des Mündungsrandes zum Ausgießen, unter Tülle verstehen wir einen röhrenförmigen Ausguß. Unter den Randformen sind folgende Bezeichnungen zu erwähnen (vgl. Tai. 1): Kragenrand wählen wir als Oberbegriff für alle Randformen, bei denen der Mündungsrand kragenartig umgeschlagen ist. Eine typische Form des 13. bis 15. Jahrhunderts ist der Karniesrand (1). Ohne immer eine klare Abgrenzung vomeh20

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Ein neuer Versuch einer systematisch aufgebauten Nomenklatur für Gefäßformen kann in der Praxis nicht befriedigen: Th. DEXEL, Über die Benennung von Gefäßformen. Keramos 19, 1963, 22-32. W.HÜBENER, Die Keramik von Haithabu (Diss. phil. 1951) Neumünster 1959. (= Die Ausgrabungen in Haithabu Bd. 2).

Terminologie

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men zu können, bezeichnen wir schmale, mit senkrechter Kante abgedrehte Ränder als Leistenränder (2). Als feste Begriffe verwenden wir ferner die Bezeichnungen Knollenrand (3), gestauchter Schrägrand (4), Lippenrand (5), Kragleistenrand (6), gratiger Rand (7), Trichterrand (8), während die übrigen Formen umschrieben werden. Gekehlt bedeutet, daß der Rand auf der Innenseite eine Kehlung hat, die in vielen Fällen, aber sicher nicht in allen, eine Deckelkehle darstellt. Bei den Gefäßverzierungen möchten wir eine Unterscheidung zwischen Riefen, bei denen die ganze Wandung wellblechartig profiliert ist, und Furchen, die nur auf der Außenseite der Wandung eingetieft sind, vorschlagen. Zugegebenermaßen gibt es zahlreiche Zwischenformen, so daß die Unterscheidung nicht streng durchgeführt werden kann. Im Querschnitt können sowohl Furchen wie Riefen gratige Rücken oder ein mehr wellenförmiges Profil haben. Rillen sind sehr schmale Furchen. Wellenbänder sind im Gegensatz zu Wellenlinien mit einem mehr zinkigen Gerät gezogen. Als Verzierung kommen auch erhabene Leisten vor, teils beim Drehen aus der Wandung herausgeformt, teils als Applikation waagerecht, senkrecht oder schräg aufgebracht. Bei der Beschreibung der technologischen Eigenschaften bezeichnet der Scherben die keramische Substanz in gebranntem Zustand. Magerung ist der Zuschlag, der dem reinen (fetten) Ton beigemengt ist. Er ist zum Formen des Gefäßes in gewissem Maße erforderlich und verhindert ein Reißen beim Brand. Das Magerungsmaterial kann absichtlich zugefügt worden sein oder es kann in dem verwendeten Rohmaterial als natürliche Beimengung schon enthalten sein. Da der Unterschied selbst mit mineralogischen Methoden offenbar nicht ohne weiteres festzustellen ist, verzichten wir auch auf eine terminologische Unterscheidung. Der Scherben kanfi in der Oberfläche und im Bruch mehrfarbig sein als Folge verschiedener chemischer Reaktionen während der unterschiedlichen Phasen des Brennvorganges (reduzierender und oxydierender Brand, Schmauchung). Als Mantelung bezeichnen wir es, wenn eine deutlich abgegrenzte, verschieden dicke, etwa millimeterstarke Rinde anders gefärbt ist als die übrige Masse. Umgekehrt kann im Bruch auch ein mehr unscharf abgegrenzter, mehr oder minder dicker Kern eine abweichende Farbe haben. Mit diesen Ausdrücken wird ein einheitlich entstandener Scherben bezeichnet, im Gegensatz zum mehrschichtigen Aufbau durch Engoben, d.h. Aufmalen oder flächenhaftes Auftragen von farbigem Tonschlicker, oder aber durch Glasuren. Die Oberfläche wird als rauh beschrieben, wenn sie sich sandpapierartig anfühlt, als körnig, wenn der Finger über die Buckel der an die Oberfläche getretenen Magerungskörner glatt hinweggleiten kann. Die Korngröße der Magerung ist als fein bezeichnet worden, wenn sie im Durchschnitt unter 0, 3 bis 0, 5 mm liegt, als mittelgrob, wenn sie im Durchschnitt zwischen 0, 5 und 1 mm liegt, darüber als grob. Für die Benennung der Härte ist die Skala: weich - mäßig hart - sehr hart steinzeugartig hart verwendet worden. Eine Beziehung auf absolute Werte, etwa Brenntemperaturen ist nicht möglich, da hierfür kein praktisch geeignetes Meßverfahren zur Verfügung steht. Wülsten heißt, daß die Gefäße aus runden Tonwülsten oder aus flachen Bändern mit der Hand aufgebaut sind. Im anderen Falle sind sie frei gedreht. Bei Verwendung der Töpferscheibe kann der Boden von dieser entweder mit einem Faden abgeschnitten oder von laufender Scheibe abgedreht oder er kann abgehoben worden sein. Im letzteren Falle kann ein Quellrand entstehen, d.h. der Ton ist über den Rand der Scheibe etwas nach unten gequollen und bildet einen schmalen Ring um den Boden. In manchen Fällen sind die Böden nachgearbeitet, d. h.

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Einleitimg

durch Streichen oder Schneiden verändert, nachdem sie von der Scheibe abgenommen worden sind. Die Begriffe frühes, hohes und spätes Mittelalter werden zumal von Seiten der Prähistorie in sehr verschiedenem Sinne gebraucht. Da eine solche Epochenteilung, abgesehen von ihrer theoretischen Bedeutung, einem praktischen Bedürfnis entspricht, sei angemerkt, daß wir unter frühem Mittelalter die Zeit bis zum Ende des karolingischen Reiches, unter hohem Mittelalter die Zeit bis zum Interregnum und unter spätem Mittelalter die Zeit bis um 1500 verstehen.

ERSTER

TEIL

DIE HAUPTGRUPPEN DER KERAMIK IN SÜD WESTDEUTSCHLAND Chronologie

Chronologisches Schema (Die absoluten Zahlen gelten nur als Anhaltspunkte) Ältere Drehscheibenware Gewülstete Ware Jüngere Drehscheibenware grau, gerieft gemeine Arten Badorfer Ware (Jüngere) Pingsdorf e r Ware Steinzeugartig hartgebrannte W. Steinzeug

A1 750-820 A2 820-900 B1 900-970 B2 970-1020 C 1 1020-1090 C2 1090-1150 D1 1150-1220 D2 1220-1260 E 1 1260-1320 E 2 1320-1380 F 1 1380-143o F 2 1430-1470

1.1

EINLEITUNG Keramik der spätmerowingis chen Zeit Die vorliegende Arbeit behandelt die mittelalterliche Keramik von der karolingischen Zeit, d.h. vom 8. Jahrhundert an. Sie setzt dort ein, wo die merowingerzeitliche Reihengräberkultur und zugleich das Arbeitsfeld der Frühgeschichtsforschung in Süddeutschland ihr Ende finden. Selbstverständlich mußte bei einer Bearbeitung der karolingischen Funde die vorangehende Entwicklung mit berücksichtigt werden. Die Kenntnis der merowingerzeitlichen Keramik stützt sich ganz überwiegend auf G r a b f u n d e ^ . Durch diese allein ist auch eine genauere chronologische Einordnung möglich. Daneben können aber auch einige Siedlungsfunde herangezogen werden, i m engeren Untersuchungsgebiet die Keramik aus den Wohngruben in G e i s l i n g e n , L a u i n g e n und U l m (n, 2) 2 3 .

1.11

Doppelkonische (Knickwand-) Gefäße Die feintönigen, geglätteten, stempelverzierten Gefäße mit der charakteristischen doppelkonischen F o r m bilden mit ihren vielen teils scheibengedrehten, teils handgemachten Varianten die weitaus umfangreichste Fundgruppe der Reihengräber-Keramik. In karolingischer Zeit fehlt diese Ware oder eine ihr entsprechende jedoch völlig. Dies kann nicht nur mit dem geringeren Umfang des Fundmaterials erklärt werden. 1.12

Rauhwandige Drehs cheibenwäre Wir unterscheiden dabei eine Ware nach Donzdorfer Art mit einem meist oxydierend gelb gebrannten, mit grobem Magerungskorn versetzten und mäßig hart bis hart gebrannten Scherben, der im Bruch eine grobe, schiefrige KLüftung aufweist, ferner sandige Arten, z.B. Eichtersheimer Gruppe, die sich i m Ton nicht wesentlich von der handgemachten Ware unterscheiden, d. h. der Scherben enthält 22 W. VEECK, Die Alamannen in Württemberg. Germanische Denkmäler der Völkerwandemngszeit 1, Berlin und Leipzig 1931. M. FRANKEN, Die Alamannen zwischen liier und Lech. German. Denkmäler d. Völkerwanderungszeit 5, Berlin 1944 (1949). - R.ROEREN, Datierbare Rippengefäße aus alamannischen Reihengräbern. Germania 32, 1954, 183-188. - W.HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 13) - F.GARSCHA, Die Alamannen in Südbaden. Kat. der, Grabfunde,. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Ser. A, 'Bd. 11 Berlin 1970 W. HÜ BENER, Topographisch-statistische Untersuchungen zur merowingerzeitlichen Keramik in Süddeutschland. Alemannisches Jahrbuch 1964/65, 1-35. 23 W. HÜBENER und U. LOBEEDEY, Zur Struktur der Keramik in der späteren Merowingerzeit. Bonner Jb. 164, 1964, 88-129.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

viel Sand, hat einen groben, sehr porösen Bruch und eine sandrauhe Oberfläche; die Farbe ist meist braun, graubraun oder rotbraun, nur selten gelb, der Brand ist oft recht weich, 'nur selten hart. Gemeinsam ist den beiden Gruppen die plumpe Drehtechnik mit breiten Drehriefen und dickem Boden 24 . Die Reste eines Töpferofens, in dem die schiefrige Ware gebrannt wurde, konnten in D o n z d o r f , Kr. Göppingen festgestellt werden 25 . Die Form der dort gefundenen Töpfe - meist breit mit schmalem Boden, ansteigend gewölbter und zum Hals eingezogener Wandung, mit steil gestelltem, sichelförmig mit gerundeter Kante profiliertem Rand - scheint für alle Töpfe dieser schiefrigen Ware "nach Donzdorfer Art" verpflichtend zu sein. Außer den ebenfalls in D o n z d o r f gefundenen Schalen gehört die zwei- oder mehrhenküge ''Amphora'' zu den gebräuchlichen Typen. Im Friedhof von E i c h t e r s h e i m , Kr. Sinsheim, kommt eine Gruppe von hohen Töpfen mit etwa tormenförmiger Gestalt vor, bei denen der kantige, innen mit einer kleinen Kehle versehene Rand charakteristisch ist. Auf Grund von Grabfunden können diese Keramikgruppen in die Zeit vom frühen bis zum späten 7. Jahrhundert datiert werden. 1.13 Gewülstete Ware -

Kammstrichware

Die handgemachte Keramik der Reihengräberzeit ist entweder auf einer unbeweglichen oder nur langsam rotierenden Unterlage (Töpferbrett) durch Wülsten aufgebaut oder sie ist unter Verwendung einer Handtöpferscheibe gefertigt2**. Damit und auch mit dem oft groben, im Bruch teigig-porös erscheinenden, meist weich bis mäßig hart gebrannten Scherben schließt sie sich an die vorgeschicht liehe Keramik an. Über zahlreiche Fundplätze hin verbreitet ist die Verzierung der Gefäßwandungen durch Kammstrich 2 '. In bezug auf die Gefäßformen zeigt sich bei den Grabfunden eine große Variationsbreite. Die wenigen Siedlungsfunde zeigen dagegen einen einheitlichen Typ, den hochschultrigen Topf, mit gewissen Variationen des Randprofils. Eine zweite, in unserem Zusammenhang bemerkenswerte Gruppe, besteht aus ebenfalls zum großen Teil kammstrichverzierten Gefäßen, deren größte Weite etwa in halber Höhe liegt und die ganz ähnlich den scheibengedrehten Töpfen der Eichtersheimer Gruppe einen nach außen abgewinkelten, kurzen, kantigen, oft innen gekehlten Rand aufweisen. Beispiele liefern die südbadischen Gräberfelder M e n g e n und M e r d i n g e n . Abschließend sei noch auf die in den Siedlungsfunden sichtbare Keramikvergesellschaftung hingewiesen. In L a u i n g e n sind alle drei Gruppen: doppelkonische Gefäße, Drehscheibenware in Mayener Tradition und handgemachte Ware vertreten, wobei die handgemachte Ware weitaus überwiegt und die beiden anderen Gattungen nur vereinzelt vertreten sind. In G e i s l i n g e n finden sich Rippengefäße, Donzdorfer Drehscheibenware und gewülstete Ware. In U l m (II, 1) fehlen doppelkonische Gefäße. Handgemachte Ware und wenig Drehscheibenware sind vorhanden. In S c h w a b m ü n c h e n , S t e p h a n s p o s c h i n g , E i n i n g , ferner in B u r g h e i m und M a n c h i n g findet sich neben der kämmstrichverzierten, handgemachten Ware jeweils ein Scherben eines doppelkoni 24 25 26 27

Hier und zum folgenden vgl. HÜBENER- LOBBEDEY (Aran. 23). W.HÜBENER, K.NATTER, R. ROEREN, Ein Töpferofen des frühen Mittelalters von Donzdorf (Kr. Göppingen). Fundber, Schwaben NF. 16, 1962, 172-183. S. 26 f. Hier und zum folgenden vgl. HÜHENER- LOBBEDEY (Anm. 23).

Ältere Drehscheibenware

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sehen Gefäßes. Nicht nur in bezug auf die Datierung - hier läßt sich sehr deutlich ein gut datierbarer keramischer Horizont des 7. Jahrhunderts herausarbeiten - ist diese Vergesellschaftung wichtig. Das Nebeneinanderbestehen von fein e r e r Drehscheibenware und handgemachter Ware und damit die Möglichkeit einseitiger oder wechselseitiger Beeinflussung sind auch in der folgenden Zeit bis zum 12. Jahrhundert gegeben.

1.2 Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware 1.21 Gelbe oberrheinische Drehscheibenware und orangefarbene Straßburger Ware 1.211

Beschreibung Die unter diesen Bezeichnungen zusammengefaßte Keramik entspricht zeitlich und auch hinsichtlich der Brenntechnik der Badorfe r und Pingsdorfer Ware. Im Gegensatz zu den untereinander recht einheitlichen Erzeugnissen des Töpfer Zentrums am Kölner Vorgebirge haben wir es in Südwestdeutschland mit einer Vielzahl van Varianten zu tun, die außer auf zeitliche Unterschiede auch auf verschiedene Herstellungsorte zurückzuführen ist. Die Gefäße sind durchweg in feiner Drehtechnik ausgeführt. Charakteristisch f ü r die gelbe oberrheinische Ware sind die breite Riefung des oberen Teils der Wandung und die RoHstempelverzierung. Der Ornamentschatz ist reichhaltig. Besonders häufig ist das Schräggittermuster, ferner sind Wolfszahnmuster, Schrägbalken, ein- und zweizeiliges Rechteckmuster und komplizierte Muster nach Art der "römischen Zahlen" zu nennen, sogar gestempelte WeHenlinien kommen vor. Die bisher reichsten Funde stammen aus S t r a ß b u r g (VI, 1) und aus dem Neckarmündungsgebiet (VI, 2). In B u c h s w e i l e r , Oberelsaß (IV, 1) wurde ein Töpferofen der gelben Ornamentstempelware gefunden. Außerhalb des Oberrheintales tritt die gelbe Drehscheibenware nur vereinzelt auf, die rollstempelverzierte Ware überhaupt nur in E ß l i n g e n (n, 1) und am Hochrhein (VI, 5). Zu der Frage, ob die Funde der gelben Drehscheibenware im Neckar-, Jagst- und Donaugebiet als oberrheinischer Import anzusehen sind oder ob es sich um Herstellung am Ort selbst handelt, ist folgendes zu bedenken: Die gewöhnliche Gebrauchskeramik dieser Gebiete besteht aus handgemachter Ware. Die Mengenverhältnisse von feiner Drehscheiben- und Grobkeramik dürften etwa denen der breisgauischen Siedlungen entsprechen (VI, 5). Die sonderbare Mischtechnik der E ß l i n g e r Gruppe 3 (n, 1), deren Scherben nach Art der gelben oberrheinischen Drehscheibenware gebrannt, aber mit der Hand gewülstet ist, spricht für eine Herstellung am Ort. Die in U l m (n, 2) festgestellte feinpulvrige Drehscheibenware (Gruppe 3b) ist ebenfalls höchstwahrscheinlich lokale Nachahmung. Bemerkenswert ist auch, daß an einigen rechtsrheinischen Stücken Verzierung durch Einstiche zu sehen ist, die am Oberrhein selbst nicht vorkommt. Demnach ist anzunehmen, daß verschiedenartige Tochterwerkstätten den Bedarf an feiner Drehscheibenware im Bereich östlich des Oberrheins befriedigten. E s muß dahingestellt bleiben, ob diese Werkstätten ortsfest waren und ihre Erzeugnisse in ein größeres Absatzgebiet verhandelten oder ob es sich um wandernde

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

Handwerker handelte, die jeweils nur begrenzte Zeit an einem Ort tätig waren. Unter Verweis auf die Beschreibung bei den einzelnen Fundkomplexen sei hier ein kurzer Überblick über die von uns unterschiedenen Varianten gegeben. Erst nach umfassenden mineralogischen Untersuchungen kann an die Stelle unserer groben, recht willkürlichen Unterscheidung eine besser begründete Klassifizierung in Angriff genommen werden. a) Feintonige Art, vgl. S t r a ß b u r g (VI, 1). Dieser badorf-ähnlichen Ware entspricht in der Einteilung von O. STAMM die Gruppe 13 in F r a n k f u r t 2 8 . Besonders qualitätvoll in bezug auf Ton und Brand sind einige Gefäße aus S t r a ß b ü r g (VI, 1) und dem E l s a ß (Taf. 13/6) 29 , vielleicht aus einer Werkstatt in der Umgebung von S t r a ß b u r g . b) Schiefrige Art, vgl. E ß l i n g e n (n, 1) und S t r a ß b u r g (VI, 1). Diese auf vielen Fundplätzen verbreitete Ware entspricht in der Härte des Brandes und der schiefrigen KLüftung der Pingsdorfer Ware, sie unterscheidet sich aber von ihr durch das gröbere Magerungsmaterial. Vgl. Gruppe 11 und 12 bei STAMM30. c) Feinsandige Art, vgl. E ß l i n g e n (n, 1) und S t r a ß b u r g (VI, 1). Der Ton ist entweder von Natur aus mager oder künstlich mit feinem Sand gemagert. Auch in der originalen Pingsdorfer Keramik kommen ähnlich sandige Stücke mit rauher Oberfläche vor. d) Rauhtonige Art, vgl. E ß l i n g e n (11,1). Ein Teil dieser Gruppe hat einen nicht sehr harten, badorfahnlichen Scherben, ein anderer ist härter gebrannt. Eine Aufteilung der beiden Grippen ist makroskopisch aber kaum möglich. Örtliche Varianten sind ferner: grobtonige Art: Neckarmündungsgebiet(VI, 2) und feinpulvrige Art: U l m (11,2). Für die orangefarbene Straßburger Ware (VI, 1) ist neben der orangefarbenen oder bräunlichen Oberfläche (oft mit grauem Kern) die Rollstempelverzierung durch ein schmales Band mit "laufendem Hund" charakteristisch. Auch die sonst vorkommenden Rollstempelmuster sind gegenüber denen der gelben oberrheinischen Ware kleinteiliger. Anscheinend beschränkt sich die Rollstempelverzierung auf Kannen, während Töpfe unverziert sind. Funde dieser Ware sind bisher fast nur in unmittelbarer Umgebung von S t r a ß b u r g 3 * gemacht worden und die in S t r a ß b u r g festgestellten Reste einer Töpferei (IV, 2) beweisen, daß die Herstellung im Bereich der Stadt selbst erfolgte, vielleicht aber nicht nur dort 32 . 1.212

Horizont A Leittyp ist der kugelig gebauchte Topf mit nach außen abgeknicktem kantig profiliertem Rand und Standboden. Die Wandung ist oft sehr kräftig gerieft und mit Rollstempelbändern verziert. Dazu kommt die weitmündige Kanne, deren 28 29

STAMM, Frankfurt 1962 (Anm. 6) 140 ff. Straßburg ( VI, 1/1-5 ) und Zeschheim/Elsafl - Straßburg, Oeuvre Notre Dame, Inv. 581. Feintonig, Wandung gerieft, spiraliges Kreuzgitter - Rollstempelband, aus Scherben ergänzt. H. 20 cm; Randdm. ca. 13, 5 cm. Vgl. dazu auch Einzelscherben im Museum Hagenau, ohne PO. 30 STAMM, Frankfurt, 1962, (Anm.6) 133 ff.. 138 ff. 31 Kork b. Kehl und Basel. Siehe unten, S. 22. 32 Funde von stark goldglimmerhaltigen Scherben dieser Ware in Legelshurst, Kr. Kehl (Senderheft der Bad. Fundber., in Vorbereitung, Legelshurst Nr. 6-12),deuten auf eine Herstellung am Fuß des Schwarzwaldes, denn spätere lokale Produktionen aus diesem Gebiet (vgl. das genannte Sonderheft, Lahr und Sulz) weisen ebenfalls Goldglimmer auf. Eine Scherbe wurde in Basel-Petersberg gefunden (III, 1) - der zugehörige Topf dürfte wohl importiert gewesen sein.

Ältere Drehscheibenware

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Umriß sich nur durch die Tülle und die kleinen Henkel von den Töpfen unterscheidet. Die Anhaltspunkte für die absolute Chronologie sind sehr schwach, die hier angenommene Zeitfolge hat daher nur hypothetischen Charakter. Zur Stützung werden einige fernliegende Funde herangezogen. Mit welchem Recht, soll im zweiten Teil erläutert werden. Abschnitt A 1 Ein Randstück der Periode I i n E ß l i n g e n (II, 1) (Taf. 3/37), wohl 8. Jahrhundert, ist als der am frühesten datierte Fund anzusehen. Der unverdickte, ausladende Rand gehört zu einem bauchigen Topf. Der Topf aus dem Reihengräberfeld von A l t l u s s h e i m (V, 1, Taf. 12/2) mit gerundeter Randlippe und gefurchtem Oberteil hat im Rheinland ein Gegenstück, das aus einem sonst beigabenlosen Gräberfeld in W a l b e r b e r g Ldkr. Bonn stammt33. Ebenso wie der Altlußheimer Topf ist die Schüssel mit Fußring aus W o l l m e s h e i m * ( V , 6, Taf. 14/7) kaum mehr der merowingerzeitlichen Reihengräber-Keramik einzuordnen. Der Fußring der Wollmesheimer Schüssel ist auch in karolingischer Zeit ohne Parallele 34 . Zu dem Zierwulst unter dem Rand finden sich merowingische Analogien, aber auch im " W a l s u m e r Horizont" des 8. Jahrhunderts, in K ö l n - P o l l 3 5 und D u i s b u r g 3 6 kommt er vor. Die sorgfältig ausgeführte und geschmackvolle Verzierung mag ein frühes Stadium der karolingischen Ornamentstempel-Ware repräsentieren. Mit diesen wenigen Beispielen ist eine Phase angedeutet, in der der Übergang von der reihengräberzeitlichen zur karolingischen Drehscheibenware erfolgt, ohne daß Formenschatz und Datierungen näher bezeichnet werden können. Abschnitt A 2 Randstücke der Periode II in E ß l i n g e n (n, 1, Taf. 3/27-29), wohl 9. Jahrhundert, zeigen verdickten, scharf umgelegten und kantigen Rand. Der Fund stempelverzierter Scherben mit gleichem Rand in S t r a ß b u r g , Kalbsgasse (VI, 1, Taf. 12/5) ist vermutlich in das ausgehende 8. oder 9. Jahrhundert zu setzen: Entsprechende Stücke sind in F r a n k f u r t in karolingischen Schichten gefunden worden37. Eine vergleichbare Randbildung findet sich bei den in das frühe 9. Jahrhundert, spätestens vor 864 datierten Töpfen der Stiftskirche St. Viktor in X a n t e n 3 8 . Außer kugelig gebauchten Gefäßen, die stilistisch den Mayener Töpfen und 33 34

35

36 37 38

KERSTEN, Fundbericht. Bonner Jahrb. 142, 1937, 252, Abb. 27. Vgl. Anm.520. Fußplatten kommen dagegen, seit dem 7. Jhdt., häufiger vor, z. B . : A. STEEGER, Der fränkische Friedhof in Rill bei Xanten. Bonner Jb. 148, 1948, 256, Abb. 2/12 und 259, Abb. 4/1,8. - K.BÖHNER, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie B, 1, Berlin 1958, 47 und Taf. 2/12, 3/6. - L. HUSSONG, Frühmittelalterliche Keramik aus dem Trierer Bezirk. Trierer Ztschr. 11, 1936, 75 ff., Taf. 3. - Ders., Herstellungsorte und Datierung der karolingischen Keramik im Rheinland. "Das Ahnenerbe", Bericht über die Kieler Tagung 1939, Neumünster 1944, 179 ff., Abb. 6, 7. A. MARSCHAU-,, K.J. NARR, R.V.USLAR, Die vor-und früh geschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes. Neustadt an der Aisch 1954 - auch in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 73, 1954, - 156 m. Abb. 146, 1. Abgebildet auch bei W. LUNG, Z u r v o r und frühgeschichtlichen Keramik im Kölner Raum. Kölner Jahrbuch für Vor - und Frühgeschichte 4, 1959, 45 fl., Taf. 11/9. Das Gräberfeld ist im wesentlichen beigabenlos, im Grab 89 lag ein Klappmesser. R. STAMPFUSS, Der spätfränkische Sippenfriedhof von Walsum. Leipzig 1939, Taf. 19/5. STAMM, Frankfurt 1962 (Anm. 6), Taf. 13/177, 14/192-193, 15/208, 210. Vgl. unten S. 20 f. H. BORGER, Die Ausgrabungen unter der Stiftskirche des hl. Viktor zu Xanten in den Jahren 1945-1960. Benner Jahrb. 161, 1961, 396-448, - Bau V, 409, 427, 430, Taf. 98. W.BADER, Datierte Gefäße aus St. Viktor in Xanten. Bonner Jb. 162, 1962, 188-230.

»Siehe Nachtrag S. 214.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

den Linsenbodengefäßen der Badorfer Ware entsprechen (Taf. 12/1,3,4 und Taf. 14)39 müssen wir zu diesem Horizont eine Gruppe von S t r a ß b u r g e r Gefäßen mit aus gesprochenem Bauchknick zählen (Taf. 13/2-6), als karolingische Nachfolger merowingischer Gefäßtypen4®. Der grobgemagerte Scherben des Kruges mit Deckel aus H u g s t e t t e n (V, 3, Taf. 15/14) ist in karolingischer Zeit ungewöhnlich. Gesamtform, Verzierung und Profilierung des Randes finden aber gute Entsprechungen in der T r i e r e r Hospi talkeramik (Taf. 15/15)41. Das Bruchstück einer Reliefbandamphora aus S t r a ß b ü r g (VI, 1, Taf. 13/1) ist bereits von ARBMAN und HÜBENER als Parallelstück zu den Badorfer Reliefbandamphoren hervorgehoben worden . Es ist diesen gegenüber aber eigenständig: die Bänder sind rechteckig profiliert und tragen Radkreuzstempel.

1.213 Horizont B Als Gefäßtypen sind weiterhin der kugelig gebauchte Topf und die weitmündi ge niedrige Kanne in Gebrauch. Das besondere Kennzeichen der Gefäße dieses Horizontes ist der stärker ausgebildete Rand, der durch kragenartiges Umlegen gebildet ist und der in den meisten Fällen gratig ausgeformt ist. Neu hinzu kommt der ähnlich gebildete Trichterrand, der in der Mehrheit zu Kannen zu gehören scheint. Die gratigen Ränder und die Trichterränder sind unter den S t r a ß b u r g e r Funden von der Gerbergasse und von der Kalbsgasse (VI, 1) nicht vertreten, ebenso fehlen sie in den Perioden I und II von E ß l i n g e n (II, 1) was allerdings bei der geringen Anzahl der Randstücke aus diesen Schichten nicht allzuviel besagt. Dagegen darf mit einiger Sicherheit aus dem Fehlen der Ränder in Periode IV in E ß l i n g e n gefolgert werden, daß die Ränder in dieser Zeit (nach der Mitte des 11. Jahrhunderts) nicht mehr in Gebrauch sind. Einige typische Ränder unserer Gruppe datiert O. STAMM in das 8. und 9. Jahrhundert43. Indessen geht aus den von ihm vorgelegten stratigraphischen Unterlagen in F r a n k f u r t deutlich hervor, daß eine andere Datierung als die gegebene möglich ist. Die von STAMM zur Gruppe 11 (karolingische, grobgemagerte, gelb-grautonige Ware) zusammengefaßte Keramik ist von recht heteroge39

Vgl. Materialteil und: Mutzig/Elsaß-Straßburg, Oeuvre Notre Dame Inv. 41561. Feinsandig, Wandung gerieft, stark verzogen, vielleicht Töpfereiabfall. H. 14,4 cm; Randdm. 13, 5 - 15 cm. Zu Mayen und Badorf vgl. unten . S. 68 ff. 40 Im 7. Jhdt. finden sich neben den reduzierend gebrannten doppelkonischen Töpfen auch oxydierend gebrannte, die bereits zu hohen und verwaschenen Formen tendieren. Vgl. STEEGER, Rill, 1948 (Anm. 34), 259, Abb. 4/3, BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), 47 und HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 13). Die in der Art eines Topfes geformte, einbis dreihenklige Kanne ist ein verbreiteter spätmerowingischer Typ: HUSSONG, Trierer Bezirk, 1936 (Anm. 34), 82 und HÜBENER, Absatzgebiete. Nur die doppelkonische Form, nicht aber die Warenart ist vergleichbar. 41 Die Rillenbänder kommen bereits in merowingischer Zeit vor - Beispiele bei STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 125, Nr. 161. Sie sind aber auch in der Trierer Hospitalkeramik reichlich vertreten. Die leider nur andeutungsweise publizierten Funde vom Irminen-Hospital (HUSSONG, Trierer Bezirk 1936 und Herstellungsorte, 1944 (Anm. 34) - vgl. dort Abb. 7 zu den Rillenbändern) konnten durchgesehen werden, wobei Herr Dr. HUSSONG freundlichste Unterstützung gewährte. 42 Literatur im Materialteil, VI, 1/7. 43 STAMM (Anm. 6) z.B. Tafel 14/180-181, besonders 185 (Gruppe 11) Taf. 16/218 (Gruppe 13).

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nem Charakter. Ein Teil ist wohl spätmerowingisch und gehört noch dem späten 7. oder 8. Jahrhundert an 4 4 . Die auffällige Fundhäufung der Gruppe in Geländehöhe 7 der Frankfurter Stratigraphie (10. bis zweite Hälfte 11. Jahrhundert) erklärt STAMM mit sekundärer Verlagerung 4 5 . Da eine Prüfung ergab, daß die von uns als spät angesehenen Ränder alle aus Schichten stammen, die erst im 10. oder 11. Jahrhundert geschlossen wurden, dürfen wir annehmen, daß das Vorkommen in Geländehöhe 7 zu einem Teil auf ungestörter Lagerung beruht und demnach die Enddatierung der Gruppe 11 mindestens bis in das 10. Jahrhundert zu rücken ist. Starke Riefung und Rollstempelverzierung sind auch in diesem Horizont geläufig (Taf. 16/15,17-20). Bei vielen Gefäßen tritt die Ausbildung von gratigen Leisten hinzu, die einfach oder doppelt die Zone unterhalb des Randes betonen (Taf. 15/16; 16/13). Die Kanne aus S t r a ß b u r g (VI, 1, Taf. 13/2) mag einen frühen Vertreter dieser leistenverzierten Gruppe darstellen 4 ®. 1.214 Horizont C Die Drehscheibenkeramik dieses Horizontes zeigt gegenüber der der älteren Horizonte erhebliche Unterschiede, sowohl hinsichtlich der Gefäßtypen als auch des Charakters des keramischen Materials. In den Horizont C fällt der Übergang von der gelben zur grauen gerieften Ware (jüngere Drehscheibenware), der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und in verschiedenen Übergangsformen vollzieht, die örtlich voneinander stark abweichen. Die orangefarbene Straßburger Ware ist eine solche Übergangsbildung, das Münzschatzgefäß von M e c h t e r s h e i m (1,2, u m 1080, Taf. 16/14) mit bläulich-grau gebrannter, aber noch nicht geriefter Oberfläche ebenfalls. Ein spätes Beispiel f ü r oxydierend gebrannte, gelbe Ware ist der Topf von H e r r n s h e i m (VI, 2, Taf. 17/4), der wohl nicht vor den Anfang des 12. Jahrhunderts zu datieren ist. Eine eigentümliche Sonderbildung ist die E ß l i n g e r Keramik (II, 1, Gruppe 3) der Periode IV, deren Gefäße mit der Hand gewülstet, aber ganz nach der Art der gelben oberrheinischen Drehscheibenware gebrannt sind. Als charakteristische Gefäßformen des Horizontes C sind zu nennen: 1. Der Topf mit gleichmäßig kugelartig gewölbter Wandung und steil aufgesetztem Hals, ungerieft, mit Standboden oder Linsenboden (Taf. 16/14 und 17/9). 2. Ganz anderen Charakter trägt der Topf mit abgesetztem Hals und knolligem, nach außen gestülptem Randwulst und mächtig gebauchter, nach oben stark ausladender ungeriefter 44 STAMM, Frankfurt. 1962 (Anm. 6) 135 (zu Taf. 13/178: Wende des 7. zum 8. Jahrhundert. Vgl. Gefäße der auf S. 16 o. besprochenen Art (z. B. Altlußheim, Topf aus Reihengräberfeld, unpubliziert) - Mannheim, Reiß-Mus., femer Grabfund von Niederweis, Fundbericht: Trierer Zeitschrift 24-26, 1956/1958, 6/3 m. Abb. 168/3. 45 STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), Tabelle und Text S. 136. Vgl. die Fundortangaben von STAMM zu jedem Randstück. Die fraglichen befinden sich in den Schichten 5 oben bis 7 b. 46 Siehe Materialteil und: Baden-Gaden. Karlsruhe, Bad. LM. Inv. C 3161. Feinsandig, nur ganz geringfügige Beschädigungen. 3, 5 cm unter der Mündung befindet sich im Innern eine Kruste von eingetrockneter organischer Substanz, Rest einer Flüssigkeit. Vor 1857 auf dem "Markt in Baden" gefunden. Möglicherweise handelt es sich um ein Bauopfer. H. 10 cm; Randdm. 10,7 cm. - Ditzingen, Kr. Leonberg. Stuttgart, Württ. LM. Inv. A 1979. Schiefriger Ton, unter dem Rand ein Absatz, darüber und darunter je eine Wellenlinie; Oberkante des Randes mit Einstichen verziert.-Cime FO. Karlsruhe, Bad. LM. ohne Inv. Feinsandig, grau, mit spiraligen Drehriefen, mit Gips ergänzt. H. 9, 5 cm; Randdm. 10,5 cm.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

Wandung. Die oberrheinischen Töpfe dieses Typs haben durchweg einen linsenboden (Taf. 17/4,6-8). 3. Die doppelhenkelige hohe Kanne mit langer TüILe. Eine ganze Gruppe dieser Kannen wurde in S t r a ß b u r g (IV, 2; VI, 1) und in unmittelbarer Nahe, in K o r k bei Kehl a. Rh. ^ gefunden. Charakteristisch sind der vom Körper stark abgesetzte Hals und die schmalen Rollstempelbänder (Taf. 17/ 1, 5). Sowohl durch die Fundumstände ( S t r a ß b u r g IV, 2) wie durch die Verwandtschaft des Typs - die Kannen haben durchweg keinen sicheren Standboden ist die Gleichzeitigkeit mit den bauchigen Randwulst-Töpfen gesichert. Abschnitt C 1 Als Anhaltspunkte für die absolute Datierung stehen uns zur Verfügung der Münztopfvon M e c h t e r s h e i m (1,2, ca. 1080) und die Randstücke von E ß l i n g e n , Periode IV (n, 1, Taf. 3/1-6) nach der Mitte des 11. Jahrhunderts. Gemeinsam ist der steile, auskragende Rand, den ähnlich auch ein Straßburger Topf (VI, 1, Taf. 17/9) zeigt. Durch diese Funde - in der Eßlinger Schicht kommt außerdem noch ein kaum verdicktes, einfaches Lippenprofil vor - wird der knollige Wulstrand mit abgesetztem Hals anscheinend in das 12. Jahrhundert (Abschnitt C 2) verwiesen. Es ist aber zu bedenken, daß der recht ähnliche bauchige, nach oben ausladende Topf mit abgesetztem Rand und Linsenboden bei der gewülsteten Ware bereits in das 11. Jahrhundert zu datieren ist, wie die Funde von B a s e l - R i e h e n und B a s e l - P e t e r s b e r g zeigen (II, 1 und 2, Taf. 21c, e, 22). Abschnitt C 2 Die Form des bauchigen Topfes mit abgesetztem Hals und Randwulst kann durch den Münzfund von S t e c k b o r n (1,3, um 1125-30, Taf. 23/43), von dem nicht sicher bekannt ist, ob er scheibengedreht oder gewülstet ist, datiert werden. Die Gruppe rollstempelverzierter Kannen der orangefarbenen Straßburger Ware muß gleichzeitig mit dem Beginn der grauen gerieften Ware angesetzt werden. Eine S p e y r e r Kanne mit geriefter Wandung (Taf. 33/9) zeigt den gleichen Gefäßaufbau, ein Deckel aus M e r t z w e i l e r / Elsaß (Taf. 33/2) mit dem typischen blau grauen Scherben ist mit schmalem Rollstempelband im Muster des "laufenden Hundes" verziert. Ohne daß wir dafür Beweise hätten, dürfen wir doch annehmen, daß der Typus des gleichmäßig kugelartig gewölbten Topfes auch in diesem Abschnitt weiterlebt. Einige Stücke der grauen gerieften Ware zeigön diese Gestalt und noch der um 1230 datierte Münztopf von H a g e n a u (1,6, Taf. 32 b) setzt den Typus fort. 1.22

Rotbemalte Elsässer Ware Bei der Besprechung der S t r a ß b u r g e r Funde (VI, 1) wird an Hand des Vergleiches der Ziermuster gezeigt, daß diese Keramik unabhängig von der Pingsdorfer Ware ist. Das gleiche gilt auch hinsichtlich der Gefäßformen. Während sich die bemalte Elsässer Ware von der echten Pingsdorfer bereits durch die Beschaffenheit des Scherbens deutlich unterscheidet, ist sie von den Nachahmungen nach 47

W.DEECKE, G.KRAFT, Fundbericht. Bad. Fundber. II, 1929-32, 171-174 m. Abb. In einem holzverschalten Brunnen wurden drei Dappelhenkelkannen und Scherben von mindestens vier weiteren Gefäßen gleicher Art gefunden. Die Kannen entsprechen hinsichtlich Form, Linsenboden, Rollstempelverzierung und Ton völlig den Straßburger Funden. Verbleib der Gefäße unbekannt.

Ältere Drehscheibenware

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Pingsdorfer Art, die oft einen ähnlichen Scherben besitzen, vor allem durch die andersartige Bemalung zu unterscheiden, die bei der von Pingsdorf beeinflußten Keramik stets in breiten Parallelstrichen und Klecksen oder in später Zeit auch im Gittermuster aufgetragen ist. Die E l s ä s s e r Ware bevorzugt dagegen feingezogene Kreis- und Bogenmuster abwechselnd mit senkrechten Strichen. Verglichen mit der Pingsdorfer Ware handelt es sich bei der E l s ä s s e r u m eine quantitativ sehr bescheidene Fundgruppe. Hauptfundort ist S t r a ß b u r g (VI, 1, Taf. 12/5), daneben sind einzig noch B u c h s w e i l e r (IV, 1, Taf. 14/5) und E t t l i n g e n bei Karlsruhe (Taf. 18/2) zu nennen. Das schon vor langem publizierte E t t l i n g e r Fundstück 4 ® mit senkrechter Streiferibemalung gehört der feintönigen geglätteten Art an. Leider ist dieses Stück das einzige der geglätteten Art, dessen Gestalt sich rekonstruieren läßt. E s handelt sich u m einen kleinen Becher mit kugelförmigem Boden und schwach verdickter Randlippe. Diese F o r m ist wohl kaum auf den niederrheinischen Kugeltopf zurückzuführen, sondern vielmehr auf die beuteiförmigen Becher, die aus merowingischen Reihengräbem bekannt g e w o r d e n ^ sind, ebenso weist ja auch die Gefäß glättung auf merowingis che Tradition. Zweifellos verdient diese Keramik - feines Tafelgeschirr - in Zukunft besondere Beachtung, zumal wir es mit einer bemalten Ware zu tun haben, die möglicherweise älter ist als Pingsdorf e r Ware. Die Funde von B u c h s w e i l e r {IV, 1) und S t r a ß b u r g , Kalbsgasse (VI, 1), wo diese Ware zusammen mit stempelverziert e r Ware ausschließlich des Horizontes A 2 gefunden wurde, sprechen f ü r eine Datierung in das 9. Jahrhundert. Unter den Scherben der feinsandigen Art gehören wohl die meisten zu weitmündigen, niedrigen Kannen, deren Typ von der rollstempelverzierten Ware her bekannt ist. Bei mehreren Bruchstücken findet sich wie bei Taf. 18/3 die dreieckige Leiste unter der Henkel-Tüllenzone. Ebenso wie die entsprechenden stempelverzierten Kannen setzen wir diesen Typ in den Horizont B, also in eine Zeit, die der älteren Pingsdorf e r Ware entspricht. Jünger ist die bauchige Doppelhenkelkanne aus S t r a ß b u r g (VI, 1, Taf. 18/1). Der von der Wandung abgesetzte, schräg ansteigende Hals spricht f ü r eine Datierung in den Horizont C, und zwar eher in den späteren Abschnitt C 2. Der bauchige Kontur und die wulstige Mündung der Tülle bezeugen einen Einfluß der "Pingsdorfer Amphora", der Linsenboden und die Bogenmotive der Bemalung stehen jedoch in E l s ä s s e r Tradition. 1.23 Importierte Keramik 1.231 Mayener, Trierer, Pingsdorfer Waren Im Gegensatz zu den Gebieten am Niederrhein und in Norddeutschland ist der Südwesten im ganzen Mittelalter a r m an Importware. Außer der Pingsdorfer War e konnte im Neckarmündungsgebiet (VI, 2) karolingische Keramik der steinzeug48

F.GARSCHA, Die Bodenfunde (der St. Martinskirche zu Ettlingen). Bad. Fundber. 3, 1933 1936, 343 m. Abb. 153a, c, 154a. Nach mündlicher Mitteilung vcai Herrn Dr. GARSCHA ist der stratigraphische Befund nicht so eindeutig, daß die Gleichzeitigkeit der bemalten Scherben mit den ebenfalls dort gefundenen unbemalten angenommen werden kann. 49 Vgl. z.B. STEEGER, Rill, 1948, (Anm.34) 256 Abb. 2/11, 259 4/6, 12. 50 Zur umstrittenen Anfangsdatierung der Pingsdorfer Ware, s. unten, S. 74 f.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

artigen Mayener Art festgestellt werden. Wahrscheinlich importiert ist auch eine dort gefundene bauchige Kanne nach Art der T r i e r e r Hospitalkeramik (Taf. 15/15). Pingsdorfer Ware, und zwar aus den Produktionsstätten am Kölner Vorgebirge 51, liegt in einigem Umfang in dem Neckarmündungsgebiet vor (VI, 2, VI, 3), in einer einzelnen Scherbein E ß l i n g e n (IL 1), in einem Bodenstück auf einem Burgstall bei C r i e s b a c h , Kr. Künzelsau 5 2 und in wenigen Stücken aus B a s e l (III, 2). 1.232 Nachgeahmte Pingsdorfer Ware Wir verstehen unter dieser Bezeichnung eine Ware, die das Pingsdorf e r Geschirr nach seinen Gefäßformen und der Dekorationsweise möglichst genau imit i e r t 5 3 , die* aber durch die Tonqualität von echter Pingsdorfer Ware sich deutlich unterscheidet. Gelegentlich wird bei nachgeahmten Gefäßtypen Wülsttechnik angewendet, die bei der echten Pingsdorfer Ware gedreht sind. Diese Nachahmung der Pingsdorf e r Ware ist nicht zu verwechseln mit folgenden anderen Gruppen bemalter Ware: a) Ware Pingsdorf e r Art, die der Ware aus dem Kölner Vorgebirge (vor allem P i n g s d o r f , B a d o r f , W a l b e r b e r g ) n a c h F o r m \ind Herstellungsweise völlig entspricht, aber in anderen Orten hergestellt ist, z . B . am Nieder rhein oder in M a y e n / Eifel 5 4 . b) Pingsdorfähnlich bemalte und gebrannte Waren, d. h. Waren mit einheimischen, von Pingsdorf unabhängigen Gefäßformen, die unter Einfluß von Pingsdorfer Ware gelb gebrannt und mit roten Engobestrichen bemalt sind. Beispiele dieser Art finden sich in Norddeutschland 55 und am Mittelrhein (siehe S. 25 ). c) Rotbemalte Waren, die unabhängig vom Einfluß der Pingsdorf er. Ware sind. Derartige Waren finden sich z. B. in Frankreich 5 ® und im Elsaß (rotbemalte Els ä s s e r Ware). Wahrscheinlich gehört auch die rotbemalte Feinware des 12. bis 14. Jahrhunderts im Neckargebiet 5 '' dazu. Die nachgeahmte Pingsdorf e r Ware i m Untersuchungsgebiet 5 ® kommt in folgenden Typen vor: Große Amphora — Neckarmündungsgebiet (VI, 2), M u t t e r s t a d t b. Speyer (ohne Abb.). Kleiner Kugeltopf — U n t e r r e g e n b a c h , N ü r n b e r g (wie Taf. 18/5). Kleines S t a n d b o d e n g e f ä ß - - - H a g e n a u (Taf. 18/4). Kleine relativ schlanke V a s e — E ß l i n g e n , G u n d e l s h e i m , Lampertsweiler (Taf. 18/6, 7). Typisch f ü r die meisten Funde ist der schmutzig-weißliche magere Ton mit oft starkem Glimmergehalt. Ein Töpferofen mit eben solcher Ware wurde 51 Die Zuweisung ist noch nicht durch mineralogische Analysen bestätigt. 52 Bodenstück mit Wellenfuß, Schwäbisch Hall, Keckenburgmus. Kost, Tuffhügel "Burgstall", Württ. Franken NF. 26/27 1951/1952, 87 Abb. 9 (mittlere Reihe rechts). 53 Siehe unten , S. 75 f. 54 Siehe Anm. 315. 55 PLATH, Hannover, 1959, (Anm. 12) 28 ff. 56 Siehe unten, S. 76 f. 57 Siehe unten, S. 41. 58 Nachgeahmte Pingsdorfer Ware ist von folgenden Orten bekannt: 1) Hermsheim (VI, 2) 2) Mvtterstadt, Kr. Ludwigshafen. Speyer, Hist. Mus. Inv. 2447. Amphora, H. 23 cm. 3) Ohne PO. Speyer, Hist. Mus. Hm 0/929. Handgemachter Kugeltopf, H. 6, 9 cm. 4) Ohne PO. Hagenau /Elsaß, Mus. Inv. K5. Kleiner Topf, H. 7 cm. 5) Gundelsheim, Kr. Heilbronn, Karlsruhe, LM. Inv. C 3228. Schlanke Vase mit geriefter Wandung, Schräggitter-Bemalung. H. 8, 5 cm. 6) Burgstall bei Criesbach, Kr. Künzelsau, einige RS und WS, Kost (Anm. 52) Abb. 9, mittlere und untere Reihe. -

Altere Drehscheibenware

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in S e l i g e n s t a d t am Main festgestellt 5 9 , und es darf vermutet werden, daß das untere Maingebiet als Herkunftsort f ü r einen großen Teil der Funde zu benennen ist. Sicher ist diese Ware in einen späteren Abschnitt der langen Lebenszeit der Pingsdorfer Ware (Ende 9./Anfang 10. Jahrhundert bis Anfang 13. Jahrhundert) zusetzen. Der Ofen von S e l i g e n s t a d t wird von NAHRGANG auf Grund der Fundumstände vor die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert 6 ®. Eine Datierung der kleinen Kugeltöpfe wird einmal durch den Münzschatz von L a n g e n s e l b o l d , Kr. Hanau ermöglicht, der Münzen aus dem Ende des 11. und dem Anfang des 12. Jahrhunderts enthielt und etwa 1130-40 vergraben wurde 6 1 . Die beiden kleinen handgemachten Gefäße, eines mit abgeplattetem Boden, das andere mit Kugelboden und Tülle, entsprechendem U n t e r r e g e n b a c h e r und dem N ü r n b e r g e r Fund durchaus. Für den letzteren ist ebenfalls ein Datierungsanhalt um 1100 gegeben 6 2 . NAHRGANG nennt ferner Beispiele aus dem 11. und aus dem 10. Jahrtiundert 6 3 , wobei das letztere Datum wohl einer Überprüfung bedürfte. F ü r die schlanken Vasen von G u n d e l s h e i m und L a m p e r t s w e i l e r mit ihrer gerieften Wandung ist eine Datierung in das ausgehende 12. oder das 13. Jahrhundert in Betracht zu ziehen 6 ^.

1.233 Pingsdorfähnlich bemalte Ware Eine Gruppe kleiner, in Pingsdorf-Manier bemalter Töpfe (ca. 10-11 cm hoch) aus S p e y e r (Taf. 18/8-10) 6 5 ist dadurch bemerkenswert, daß sie hinsichtlich des Gefaßtyps völlig den oberrheinischen Töpfen der späten gelben Drehscheiben wäre und der frühen grauen gerieften Ware (Horizont C) entsprechen. Die Wandung ist eben oder zeigt Drehriefen, die Mehrzahl hat einen Linsenboden. Da dieser Gefäßtyp nicht zum Repertoir der Werkstätten a m Kölner Vorgebirge zu gehören scheint, dürfte es sich u m einheimisches, unter dem Einfluß der Pingsdorfer War e verziertes Geschirr handeln. Gleichartige kleine Töpfe sind auch in W o r m s gefunden worden 6 5 .

59 60 61 62 63 64 65

7) Unterregenbach, Kr. Crailsheim. Stuttgart, Staatl. Amt f. Denkmalpflege. Scherben kleiner handgemachter Kugeltöpfe und größerer Gefäße. 8) Wüstung Lampertsweiler, Gem. Wittenweiler b. BLaufelden, Kr. Crailsheim. Schwab. Hall, Kuckenburg-Mus. Vase mit geriefter Wandung und flächiger Bemalung am Oberteil. H. 7,2 cm. E.KOST, Württ. Franken NF 22/23, 1948, 35. 9) Eßlingen -Obereßlingen. Heimatmuseum Eßlingen Inv. 4598. Vase, H. 7,1 cm. Fundort "Kleinkinderschule". A. HERRMANN, Ztschr. d. Dt. Vereins für Kunstwiss. 5, 1938, 236, Abb. 6 10) Nürnberg, German. Nat.-Mus., handgemachter Kugeltopf.G. SCHIEDLAUSKY, Essen und Trinken. Tafelsitten bis zum Ausgang des Mittelalters. München 1956, Abb. 3 Mitte. K. NAHRGANG, Ein Töpferofen mit Pingsdorfer Keramik in Seligenstadt. In: Stadt- und Landkreis Offenbach a.M. Studien und Forschungen, H. 3, 1957, 73-77. NAHRGANG, Töpferofen, 1957 (Anm. 59), 75. K. DIELMANN, Bemalte Kugeltöpfchen von Langenselbold, Kr. Hanau. Germania 38, 1960 200-203. Nach freundl. Mitteilung von Herrn Dr. G. RASCHKE. K. NAHRGANG, Töpferofen, 1957 (Anm. 59) 77. Vgl. eine kleine Vase bei HERRNBRODT, Der Husterknupp, Köln-Graz 1958, Taf. 20/219 ("geriefte Ware" aus Periode IV - suburbanum 13. /14. Jhdt.), die mit ihrer stärker ausschwingenden Mündungspartie typologisch noch jünger zu sein scheint. 1) Speyer. Speyer, Hist. Mus. Inv. 2490. Topf mit knolligem, innen gekehltem Rand, Linsenboden. H. 10, 2 cm. 2) Vermutlich Speyer. Speyer, Hist. Mus. Inv. Hm 0/926. Knolliger, innen gekehlter Rand, unebener Boden. H. 11 cm.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

1.3 Gewülstete Ware 1.31 Gruppeneinteilung Bis an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert bestehen scheibengedrehte und gewülstete Ware nebeneinander, wie es bereits bei Funden der Völkerwanderungszeit zu beobachten ist®®. Mit Ausnahme von bisher zwei Siedlungsgebieten, an denen die Drehscheibenware überwog - S t r a ß b u r g (VI, 1), - Neckar mündungsgebiet (VI, 2) - bildet die handgefertigte Ware das gewöhnliche, zahlenmäßig weit überwiegende Fundgut. Anders als bei der älteren Drehscheiben wäre spielen landschaftlich gebundene Eigenheiten eine besondere Rolle. Da das Material aus dem fraglichen Zeitraum aber allzu lückenhaft vorliegt, kann eine Einteilung nach landschaftlichen Gruppen noch nicht vorgenommen werden. Wir fassen daher vor allem die überregionalen Gemeinsamkeiten ins Auge und bemühen uns u m das chronologische Gerüst. Als besonders wichtiges Merkmal für eine chronologische Einteilung erwiesen sich die Unterschiede in der Herstellungsweise®^. Sie konnten bei der Bearbeitung des Merdinger Materials (VI, 4) besonders deutlich erkannt werden und ließen sich i m ganzen Arbeitsbereich beobachten. Die Hauptgruppen sind: a) Abgestrichene Ware. Die Gefäße sind entweder ohne Hilfe einer Drehscheibe oder auf einer nur langsam rotierenden Handtöpferscheibe aufgebaut. Die Wulstgrenzen sind oft deutlich erkennbar. Die Ränder sind entweder nur mit den Fingern geformt oder mit Hilfe eines schmalen Spatels abgestrichen und nachgeformt worden, wobei das Gefäß langsamer oder schneller gedreht wurde. b) Einfach nachgedrehte Ware. Die Drehgeschwindigkeit der Handtöpferscheibe war bei dieser Gruppe groß genug, u m eine völlig ebenmäßige Bildung des Randprofils beim sorgfältigen Nachdrehen zu ermöglichen. Auch die Wandung ist auf diese Weise überarbeitet, sie zeigt häufig feine Drehrillen. Ein f r e i e s Drehen war aber nicht möglich, da eine Hand ständig damit beschäftigt war, die Scheibe in Bewegung zu halten. c) Schnellaufend nachgedrehte Ware. Die oft sehr dünnwandigen Gefäße zeigen, besonders am Umbruch vom Boden zur Wandung, deutlich die Spuren des Aufbaus von Hand. Jedoch sind die Mündungsränder häufig kragenartig umgelegt, was nur durch f r e i e s Drehen mit beiden Händen bewerkstelligt werden kann. Die hierzu verwendete Scheibe kann entweder eine Handtöpferscheibe gewesen sein, die mit einem so schweren Schwung3) Vielleicht aus Kaiserslautern. Speyer, Hist. Mus. Inv. K. 285. Kragleistenrand, Unterteil der Wandung und Boden beschnitten. H. 10,6 cm. Im Städt. Museum Worms befinden sich weitere Gefäße der gleichen Art. 66 Vgl. A. DAUBER, Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern).. Bad. Fundber. 21, 1958, 139-160. 67 Zur Herstellungstechnik vgl. : A. RIETH, Die Entwicklung der Töpferscheibe. 1. Aufl. Leipzig 1939. 2. Aufl.: 5000 Jahre Töpferscheibe, Konstanz o.J. (1960), femer H.Khorr, Die slawische Keramik zwischen Elbe und Oder. Mannus-Bücherei Bd. 58, Leipzig 1937, 115 ff., I. HOLL, Beiträge zu den Arbeitsmethoden der ungarischen Töpferei des Mittelalters (ungar., dt. Résumé). Küüölenyomat Budapest Régiségei 17, 1956, 177 - 196, R.LAIS, Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen. Bad. Fundber. 21, 1958, 177-202. E.M.JOPE, Artikel Ceramics, Medieval in: A history of technology, Bd. 2, Oxford 2 1957, 284-310. - R. HAMPE und A WINTER, Bei Töpfem und Töpferinnen in Kreta, Messenienund Zypern. Mainz 1962, bes. 93 f.

Gewülstete Ware

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rad ausgestattet war, daß der Töpfer zeitweilig mit beiden Händen bei laufendem Bad arbeiten konnte, vielleicht wurden auch mit einem Stab angetriebene Scheiben verwendet®®. Unsere drei Gruppen zeigen eine stufenweise Vervollkommnung des Herstellungsprozesses, aber keine grundsätzlichen Unterschiede. Entsprechend kann es auch zwischen den Gruppen keine eindeutigen Grenzen geben. Darüber hinaus sind auch unterschiedliche Gewohnheiten an den verschiedenen Orten festzustellen. Daher ist diese Gruppierung als elastischer Rahmen zu verstehen. Eine am Oberrhein (Basel, Merdingen- HI, 1,2; IV, 4) festgestellte Übergangsform von der einfach zur schneilaufend nachgedrehten Ware ist als "dünnwandig nachgedrehte Ware" bezeichnet worden. Der Scherben der gewülsteten Ware unterscheidet sich erheblich von dem der gleichzeitigen Drehscheibenware mit der bisher einzigen Ausnahme der Gruppe 3 in E ß l i n g e n (n, 1). Ohne daß sich bei den großen örtlichen Unterschieden durchgehend gültige Regeln aufstellen lassen, kann doch ein gewisser Zusammenhang zwischen den Gruppen verschiedener Wülsttechnik und der Beschaffenheit des Scherbens beobachtet werden. Der abgestrichenen Ware ist vorzugsweise ein grober Scherben von weichem Brand in der Art frühgeschichtlicher Grobware zuzuordnen. Der Scherben der einfach nachgedrehten Ware ist ebenfalls van grober Struktur, oft recht sandig. Im Durchschnitt ist er wohl etwas härter gebrannt. Bei beiden Gruppen herrschen dunkle Farben, schwarz, braun oder rotbraun vor. Bei der Schnellaufend nachgedrehten Ware ist neben dem grobtonigen Material auffallend häufig ein feinsandiger Ton anzutreffen. Die Brennhärte ist unterschiedlich, in manchen Fällen ist sie der der jüngeren Drehscheibenware gleich. Es kommen außer den dunklen Brauntönen auch hellgraue, blaugraue und ziegelrote Farben vor. Als Verzierungen kommen Wellenbänder vorzugsweise bei der abgestrichenen Ware vor, einfache Wellenlinien, Rillen, Einstiche und einfaches Rechteckroll stempelmuster aber bei allen Warenarten. Der Kammstrichüberzug des Gefäßes ist für einen großen Teil der frühen, abgestrichenen Ware kennzeichnend. Ein davon deutlich unterschiedener, feiner Kammstrich tritt wieder im 11. und 12. Jahrhundert auf der schneilaufend nachgedrehten Ware und ihren Frühformen auf. Die Tatsache, daß die primitive Wülsttechnik sich jahrhundertelang neben der sehr viel rationelleren Drehtechnik erhielt, verlangt nach einer Erklärung. Es liegt nahe, an eine nichtgewerbliche Erzeugung im Haushalt zu denken 69 . Bereits die Gefäße der abgestrichenen Ware zeigen aber über größere Entfernungen hin so weitgehende Übereinstimmungen in Form und Herstellungsweise, wie sie bei einer Erzeugung im Hausgewerbe kaum möglich wären. Die Herstellung der nachgedrehten, insbesondere der dünnwandigen, schneilaufend nachgedrehten Gefäße erfordert überdies eine solche Fertigkeit, daß eine zumindest nebenberufliche dauernde Tätigkeit Voraussetzung ist. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß die Keramikfunde von zwei weit entfernten Orten, B a d R a p p e n a u (IV, 3)und U l m (n, 2) eine genau übereinstimmende Gefäßverzierung aufweisen. Sie besteht aus flachen Bandleisten, die mit laiigen, schrägliegenden, parallelen oder sich kreuzenden Einschnitten bedeckt sind. Die Leisten, die vermutlich als Wülste auf die Gefäßwandung aufgelegt und durch s chnellaufendes Drehen fast mit ihr verschmolzen sind, können unter den nicht gerade seltenen Funden dieser Zeit nur noch auf dem H e r w a r t s t e i n bei Königsbronn (in, 10) und in 68 69

Vgl. in diesem Kapitel weiter unten und S. 34 f. Vgl. J . KRETZSCHMAR, Zur Geschichte des Töpferhandwerkes im mittelalterlichen Leipzig. Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs 22, 1938, 5-19.

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1. Südwestdeutschlflnd, Chronologie 70

Unterregenbach wiedergefunden werden, wohin sie vielleicht aus derselben Werkstatt wie die Ulmer Gefäße gelangt sind. Da die Unterschiedlichkeit des Scherbens und das Fehlen eines durchgehenden Wasserweges die Annahme verbieten, die U l m e r Gefäße seien aus R a p p e n a u bezogen worden, bleibt nur die Folgerung, daß wandernde Handwerker die Formen übertragen haben? 1. Avis ähnlichen Gründen sind bereits wandernde Töpferhandwerker für die Merowingerzeit postuliert worden' 2 . Die technischen Voraussetzungen für ein Wandergewerbe - primitive, leicht zu erstellende Qfenfeonstrukticaien' 3 und das Wülsten der Gefäße unter Verwendung einer einfachen Handtöpferscheibe - sind bis in das Ende des 12. Jahrhunderts gleich geblieben. Man kann sogar erwägen, ob nicht der Umstand, daß die Töpfer ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränken konnten oder wollten, die Übernahme der überlegenen Dreh- und Brenntechnik von den oberrheinischen Werkstätten verhindert hat. Indessen kann es nicht zweifelhaft sein, daß auch solche Töpfer, die die Drehscheibentechnik und harten Brand beherrschten, zumindest gelegentlich wanderten74. Bei der Besprechung der grauen gerieften Drehscheibenware wird auf diese Frage noch einmal einzugehen sein. 1.32 Gefäße mit Standboden oder Linsenboden 1.321 Horizont A Abschnitt A 1 Ausgangspunkt ist die Kammstrichware der späteren Merowingerzeit, die technisch zur abgestrichenen Ware gehört7^. Durch eine glückliche Fundkombination kann in M e r d i n g e n (VI, 4), wo die drei Hauptgruppen sich auch in einer horizontalen Stratigraphie voneinander abheben, der datierende Anschluß an die merowingischen Reihengräberfunde gewonnen werden. Die Ränder Taf. 19/77-79 lassen sich durch Vergleich mit einem Topf aus dem Reihengräberfeld von M e r d i n g e n - Ende des 6. Jahrhunderts - datieren7®. Auch die Ränder 19/63-76 lassen sich noch mit den Formen des M e r d i n g e r Gräberfeldes vergleichen, sie dürften in das 7. oder beginnende 8. Jahrhundert gehören. 70 71

72

73 74 75 76

Siehe Nachtrag S. 214. Bandleisten finden sich auch bei den Gefäßen der Gruppe 1 von Romatsried (VI,8), sie gehören dort aber einer wesentlich älteren Periode an. Leistenverzierung an schnellaufend nachgedrehter Ware findet sich in ähnlicher Weise noch in Rimbach (A. STROH, Rimbach beiKötzting, Bayer. Vorgesch.-bl. 21, 1956, 347 -350) und in Bruck, Ldkr. Neuburg/ Donau (H.J.SEtTZ, Fundbericht, Bayer. Vorgesch. bl. 26, 1961, 304 f., Abb.36). H. MÜLLER-BRAUEL, Sächsische Friedhöfe bei Stade. Prähist. Ztschr. 17, 1926, 131159, 148 f. Auch HÜBENER (Absatzgebiete, s.Anm. 13) kommt zu der Annahme von wandernden Töpfern in merowingischer Zeit. Die Bedeutung des Wandergewerbes in merowingischer Zeit hat J. WEENER herausgearbeitet: Femhandel und Naturalwirtschaft im östlichen Merowingerreich nach archäologischen und numismatischen Zeugnissen. 42. Ber. RGK 1962, 307 -346, - 316 ff. Die hochmittelalterlichen Zustände wären demnach nur eine Fortsetzung der merowingischen. Ein wanderndes Töpfergewerbe ist noch in neuester Zeit zu beobachten, vgl. RIETH, Töpferscheibe 1939, 52 f. und HAMPE-WINTER (Anm. 67). Vgl. Bad Rappenau (IV, 3) und Exkurs-Töpferöfen S. 167 ff., 170. - wie die Ulmer Abart der gelben, oberrheinischen Drehscheibenwäre zeigt: Ulm, H, 2 und S. 17. ferner i>. 86. Vgl.oben Kap. 1.13, Seite 16. Zum folgenden siehe HÜBENER-LOBBEDEY, 1964 (Anm. 23). HÜBENER - LOBBEDEY, 1964 (Anm. 23) 106, 125 f.

Gewülstete Ware

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Eine kleine Gruppe mit besonders scharf umgeknickten Rändern, darunter ein ergänztes M e r d i n g e r Gefäß (Taf. 19/60-62. 20/6) und ein Gefäß ans S a s bach (VI, 5/1, Taf. 20/7) steht vermutlich am Schluß der oberrheinischen Kammstrichware und reicht bereits in karolingische Zeit. Auch ein Kammstrichtopf von Ef r i n g e n - K i r c h e n (VI, 5/2, Taf. 20/4), eiförmig, mit schräg ausladendem Rand, vergleichbar mit M e r d i n g e n (VI, 4) Taf. 19/56 mit feinem Kammstrich scheinen in diesen zeitlich nicht näher bestimmbaren Horizont zu gehören^. Rechtsrheinisch sind vergleichbar die kaxnrnstrichlosen Töpfe vom I l m e n s ee b. Überlingen (Taf. 20/5) und der mit einem sehr ungleichmäßig abgestrichenen Rand versehene vom B u s s e n s e e * bei Konstanz (Taf. 20/3). Die Topfböden haben Quellränder, der vom B u s s e n s e e ein Bodenzeichen in Kreuzforrrv Abschnitt A 2 Die beiden Töpfe von G r i s s h e i m (V, 2, Taf. 20/2) und S a s b a c h (VI, 5/3, Taf. 20/1) zeigen eine sorgfältig nachgedrehte Oberfläche. Beide haben ihre vollkommenen Gegenstücke in Bezug auf Ware und Randprofil unter den M e r d i n g e r Funden (Taf. 19/42-55). Eine Datierung ist am ehesten möglich auf Grund des Vergleiches von Randprofil und Gesamtform mit den entsprechenden Gefäßen der gelben oberrheinischen Drehscheibenware. Analogien gehen so weit, daß die gewülsteten Töpfe als Nachahmungen der Drehscheibentöpfe bezeichnet werden können. 1.322 Horizont B "Horizont der gestauchten Schrägränder" dürfte eine initreffende Bezeichnung sein. Die Leitform, der scharf abgeknickte, breite und an der Mündung gestauchte Rand tritt an vielen Fundorten des Arbeitsgebietes in Erscheinung. Unter den Gefäßen der oberpfälzischen Reihengräber findet sich diese Randform nicht, was wohl nicht damit zu begründen ist, daß sie zeitlich später ist. Ein Anhaltspunkt für die absolute Datierung ergibt sich aus der Kombination der Befunde von M e r d i n g e n (IV,4), B a s e l - P e t e r s b e r g (III, 2) und B a s e l - R i e h e n (HI, 1). Die Ränder der Töpfe von B a s e l - R i e h e n haben einen über einer runden Hals kehle ausladenden, am Ende meist schwach verdickten und zugespitzten Rand mit gewissen Varianten. Diese Randform ist in R i e h e n wie am P e t e r s b e r g in das 11. Jahrhundert zu datieren, etwa in die Mitte des Jahrhunderts, aber nicht viel später. In der typologischen M e r d i n g e r Chronologie entsprechen diese Formen denen des Übergangs von der einfach zur schnellaufend nachgedrehten Ware (Taf. 19/13-18, vgl. auch 40, 41, 51) d.i. der dünnwandig nachgedrehten Ware. Die gestauchten Schrägränder müßten demnach älter sein. Der Befund am P e t e r s b e r g bestätigt diese Abfolge: gestauchte Schrägränder kommen in der "unteren Lederschicht" mehrfach vor, in der oberen zwar sporadisch auch, aber offenbar in sekundärer Lage''®. Ob diese für den Oberrhein ermittelte zeitliche Folge auf Fundkomplexe wie 77 78

79

Vgl. auch Basel-Petersberg (HI, 2), L. BERGER, Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel. Basel 1963, Taf. 21/1-3, untere Leder Schicht. ümensee b. Ueberlingen, Pfahlbaugrabung am Seeufer 1937. Karlsruhe, Bad. LM. ohne Inv. Verziert mit Wellenlinie. Unter dem Rand durchbohrt. Aus Scherben ergänzt. H. 15,1 cm; Randdm. 14, 8 cm. "Torfried Bussensee" Konstanz, Rosgarten-Mus. H. 13-13,4 cm; Randdm. 11,5 cm. BERGER, Petersberg, 1963 (Anm. 77), Taf. 21/9, 10. Vgl. BERGER, S. 49 zu Taf. 21, 8; zwei Scherben obere Lederschicht.

•Siehe Nachtrag S. 214.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

R o m a t s r i e d (VI, 8, Taf.23/1-41) und U n t e r r e g e n b a c h 8 ® ohne weiteres zu übertragen ist, muß zunächst offen bleiben. Bis jetzt ist noch kein einziges vollständiges Gefäß des Schrägrand-Typus bekannt geworden. An Hand der Boden- und Wandstücke läßt sich eine bauchige Form analog den Töpfen des Horizontes A 2 und den R i e h e n e r Töpfen erkennen. Als Verzierungen treten einfache Wellenlinien und Wellenlinien in Verbindung mit Rillen auf, ferner Einstiche, oft von einem mehrzinkigen Gerät. Von den oberrheinischen Funden setzt sich eine D o n a u g r u p p e hinsichtlich Form und Verzierung durch Kammstrich.- und Wellenbänder deutlich ab (VI, ö, Taf. 24/15 f f . ) . Eine durch Formvergleich gestützte Datierung ist daher schwierig. Die Zeitstellung läßt sich unter Hinweis auf verwandte Formen in U l m (II, 2, Taf. 6/27-32) nur ungefähr mit 10. bis 11. Jahrhundert angeben. Die U l m e r Scherben müssen nachmerowingisch und vorstaufisch sein.

Horizont C

1.323

In diese Zeit fällt der Übergang zur Schnellaufend nachgedrehten Ware, der, wie die Betrachtung der M e r d i n g e r (VI, 4) Funde lehrte, sich in allmählicher Entwicklung vollzog. Charakteristisch für diesen Horizont ist die Herausbildung eines knollig verdickten Randes und eines abgesetzten Halses. Am Oberrhein wird in dieser Zeit - ebenso wie bei den Drehscheibengefäßen - der Linseriboden gebräuchlich. Er findet aber östlich des Rheins keine Verbreitung. Durch eine Reihe datierbarer Funde läßt sich der Formenwandel genauer verfolgen. Abschnitt C 1 Die Datierung des Riehen-Petersberger Horizontes in B a s e l (III, 1; III, 2) etwa in die Mitte des 11. Jahrhunderts findet eine Bestätigung durch das auch in der Machart ähnliche Münzgefäß von K ü l s h e i m (1,1, um 1040, Taf. 21 d). Einige der Randstücke aus R o s s t a l (III, 3, Taf. 21 b) fügen sich ebenfalls in das Bild ein. Die zehn Töpfe von B a s e l - R i e h e n (Taf. 21 c, 22) sind insofern von besonderer Bedeutung, als sie zu den ganz wenigen Funden gehören, die nachweis lieh gleichzeitig niedergelegt, d. h. auch gleichzeitig im Gebrauch gewesen sind. Gefäßform und Randprofil weisen eine merkliche Variationsbreite auf. Die Wandung kann gleich über dem Boden kugelig ausladen oder steil hochgeführt und erst zur Mündung eingezogen werden. Breite Töpfe stehen neben hohen, hochschultrige neben solchen mit abfallender Schulter. Neben dem verhältnismäßig breiten Boden und der bauchig geführten Wandung darf als gemeinsame Eigenart - und das ist wohl zeittypisch - der aus der gewölbten Wandung mit unbestimmtem Übergang herauswachsende, schmal profilierte Rand bezeichnet werden. Der Topf von B r e i s a c h - H o c h s t e t t e n (VI, 5, Taf. 21 a) vervollständigt diese Reihe. Der Zisternenfund vom H e r w a r t s t e i n (111,10, Taf. 41/6) darf wohl als typologisch jüngeres Stück an die Grenze dieses und des folgenden Abschnittes gestellt werden. Abschnitt C 2 Der 1125-1130 datierte Münztopf von S t e c k b o r n * ( I , 3, Taf. 23/43) hat einen über dem stark eingezogenen Bauch abgesetzten, schräg aufsteigenden Hals und einen knolligen Rand. Dieselbe Bildung zeigt eine Reihe von hohen Töpfen in S c h a f f h a u s e n . Aus dem Fundort - den Latrinen des Klosters Allerheiligen 80 siehe Nachtrag zu S. 28, Anm. 70. •Siehe Nachtrag S. 214.

Gewülstete Ware

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ergibt sich für die Töpfe eine Datierung nicht vor das Ende des 11. Jahrhunderts®!. In der jüngsten Gruppe der M e r d i n g e r Ware sind der verdickte Lippenrand und die Halskehle deutlich ausgeprägt. Kennzeichnend für diese Ware ist die sorgfältige Behandlung der Oberfläche durch Glättung des Innenrandes und eines Teiles der Wandung. Öfter findet sich ein Kammstrichüberzug auf der Oberfläche, der im Gegensatz zu der spätmerowingisch-karolingischen Kaminstrichverzierung aus feinen flachen Rillen besteht. Abgesehen davon ist eine Verwechslung auch durch den dünnwandigeren und härter gebrannten Scherben der romanischen Ware ausgeschlos sen. Eine ganze Reihe von F r e i b u r g e r Altstadtfunden gehört dem gleichen Typ an. Sie sind sicher in die Zeit nach der Gründung F r e i b u r g s 1118/1120 zu datieren 82 . Wie der Münzschatz von B e c h b u r g (1,4, 1175-1190, Taf. 23/44) zeigt, lebt diese Form aber noch bis in das Ende des 12. Jahrhunderts fort (Horizont D 1).

1.324 Horizont D In den Horizont D fällt das Ende der gewülsteten Ware im Arbeitsgebiet. Bereits im Abschnitt D 2 sind sämtliche datierbaren Gefäße völlig auf der Scheibe gedreht. Genau läßt sich der Übergang aber nicht verfolgen, besonders weil einzelne Randscherben nicht erkennen lassen, ob das zugehörige Gefäß noch aufgewülstet und Schnellaufend nachgedreht ist oder frei gedreht. Auch hinsichtlich Form und Brennweise besteht oft kein Unterschied zwischen später gewülsteter Ware und früher Drehscheibenware. Das Hauptmerkmal dieses Horizontes ist der kragenartig umgeschlagene und zu einem teils kantig, teils rundlich profilierten Wulst geformte Rand. Diese plastisch, gesimsartig profilierte Mündung und der deutlich ausgeprägte Ha i steil unterscheiden die Gefäße dieses Horizontes von denen des vorigen, deren Ränder ebenfalls kantig abgedreht sein können. Daß außer den Kragenrändern auch runde Lippenränder in diesen Zeitabschnitt fallen, wurde schon erwähnt. Insbesondere durch Burgenfunde ist das Material dieses Horizontes schon sehr reichhaltig geworden. Für die absolute Datierung stehen die Perioden V und VI in E ß l i n g e n (11,1, 1.Drittel 13. Jhdt.) und die Münzschatzgefäße von B e c h b u r g (1,4, 1175-1190, Taf. 23/44) und N i e d e r b i p p (1,5, 1175-1200, Taf. 23/42) zur Verfügung, eine relative Chronologie ließ sich aus der Schichtenfolge der U l m e r (II, 2) Perioden Il-V ablesen. Es ergab sich, daß die Ausbildung des Randprofils im einzelnen, die mehr kantige oder runde, unters chnittene oder nicht unterschnittene Form kaum chronologische Bedeutung hat. Die älteren Schichten (Periode II) enthalten schmale Wulstränder, die "Staufenmauer-Periode" (Periode IVa, b) enthält vor allem plastisch ausgebildete, senkrecht abgedrehte Wulstränder und einige von schlankem, karniesartig geschwungenem und nach außen ausladendem Profil, die dann auch in der jüngeren Periode V hervortreten. Der U l m e r Periode IV dürfte der Töpfereifund von Bad R a p p e n a u (IV, 3, Taf. 25, 26) entsprechen, ebenso der dem Ton nach sehr ähnliche Topf von W i t t i s l i n g e n (VI,6, Taf. 27/9). Der Münztopf von N i e d e r b i p p läßt sich dieser Gruppe ebenfalls 81

Die Latrinen liegen im Bereich des Atriums des Vorgängerbaues, sie können also erst angelegt worden sein, als dieser Bau durch den noch bestehenden, 1107 geweihten Neubau ersetzt worden war. Eine Behandlung dieser altberühmten, bisher aber unpublizierten Funde im Rahmen unserer Materialvorlage mußte unterbleiben, da eine Arbeit im Museum während der Zeit der Materialaufnahme nicht möglich war (vgl. zuletzt W. GUYAN, Osterfingen, 1950, 205 und dens., Gächlingen, 1954/55, 3). 82 Vgl. Sonderheft der Bad. Fundberichte, in Vorbereitung. A. KRIEGER, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Heidelberg 2, 1904/1905, I, Sp. 604 ff.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

zuordnen. Eine engere Datierung ist aber auf Grund dieses Anhalts allein noch nicht möglich. Außer dem weitbauchigen Topftyp, der am Oberrhein unter dem Einfluß der Drehscheibenware auch mit spitzig unterschnittenem Leistenprofil und Rollstempelverzierung ausgeführt wird (Taf. 27/10)®"* ist auch ein Typ mit weiter Mündung und wenig ausgebauchter Wandung vertreten. In diesem Horizont erstmalig tritt die Bügelkanne auf ( U l m II, 2). Ein Krug mit Oesenhenkeln wurde auf dem L ü t z e l h a r d t (HI, 8) gefunden. 1.33 Kugeltopf wäre Südlich des Mains sind Funde von Kugeltöpfen eine Ausnahme. In diesem Gebiet wird der Standboden f ü r Kochgefäße beibehalten. Lediglich der Dreifußtopf wird - vorwiegend in der Schweiz und im Bodenseegebiet - i m 13. Jahrhundert aus dem Bereich der Kugeltopfkeramik übernommen. Ein in S t r a ß b u r g gefundener Kugeltopf (VI, 1/17, Taf. 27/8) und das Bruchstück eines Lochhenkelgefäßes aus T a g o l s h e i m / E l s a ß (Taf. 27/7) 8 4 , das wohl mit einem Kugelboden zu ergänzen ist, können ohne Schwierigkeit als Importstücke, die etwa durch den friesischen Handel nach Straßburg gelangt wären, gedeutet werden. Es muß jedoch Bedenken erregen, daß in St. Peter auf der Zitadelle in M e t z drei Kugeltöpfe als Schallgefäße eingemauert gefunden wurden 8 5 . Hier ist nicht ohne weiteres Import aus dem niederrheini s chen Gebiet zu vermuten, zumal sich nach der Beschreibung des Tones das Gefäß nicht gut in die bekannte Kugeltopfware einfügt 8 ®. Die Möglichkeit, daß es sich bei diesem Gefäß wie bei denen aus S t r a ß b u r g und T a g o l s h e i m nicht um Import vom Niederrhein, sondern um Ausläufer eines nordwestlich an das Elsaß anschließenden Kugeltopfgebietes handelt, müßte geprüft werden. Die aus H a i t h a b u und wenigen norddeutschen Fundstellen bekannten Lochhenkelgefäße ordnet W. HÜBENER seiner Nordseegruppe zu 8 7 , e r hält aber auch für möglich, daß es sich um einen Import aus westlicher Richtung handelt. Die Funde von H a i t h a b u sind ebenso wie die Gefäße mit Henkelattachen aus Schweden frühestens in das 10. Jahrhundert zu datieren 8 8 . Der S t r a ß b u r g e r Kugeltopf mit schlichtem Rand müßte auf Grund der norddeutschen Chronologie, z. B. von H a i t h a b u , in das 9. -10. Jahrhundert datiert werden 8 ®. Mit Rücksicht auf diese Funde ist auch zu erwägen, ob eine kleine Gruppe von Rändern von B a s e l - P e t e r s b e r g (III, 2) 9 0 mit kugeligem Boden zu ergänzen ist. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber eher für eiförmige Gefäße in der Art des Topfes von E f r i n g e n - K i r c h e n (Taf. 20/4). 83 84 85 86 87 88 89 90

Freiburg, Palast-Kino, Mus. f. Urgesch. Freiburg. Grau, Innenrand geglättet, auf der Schulter 4 Rollstempelreihen. H. 21 cm; Randdm. 14, 5 cm. Aus Tagolsheim, Straßburg, Mus. archéologique, ohne Inv. Brauner, sandiger Ton, mäßig gebrannt, Bauchdm. ca. 25 cm. W. REUSCH, Die St. Peter-Basilika auf der Zitadelle in Metz. Germania 27, 1943, 79-92, -91 mit Anm. 70: ein (abgebüdeter) Kugeltopf, H.28 cm; ein Fragment und ein älterer Fund. a.a.O. Anm. 85, S. 91: "Der Brand ist klingend hart, ziegelrot und an einigen Stellen blau grau, im Bruch mehr dunkelrot". HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 104. HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 104 f. SET .T JNG, Schweden, 1955 (Anm. 10), 179 ff. Lochhenkelgefäße finden sich in England bereits im 7. Jhdt. : J.G. HURST, Middle-Saxon pottery. Médiéval Archaeology 3, 1959, 16 f. Vgl. auch Dunning, ebendort S. 39, Abb. 15/5. HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 90. BERGER, Petersberg 1963 (Anm. 77), Taf. 21/1-3.

Jüngere Drehscheibenware

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Zweifellos ein importiertes Stück ist der gedrehte, nur an der Bodenpartie von Hand geformte Kugeltopf mit Münzschatz aus H e i l b r o n n (I, 25, u m 1350, Taf. 27/3 und 61/50). Bedeutungsvoll ist das Stück insofern, als damit f ü r die späten Kugeltopfformen ein Datierungsanhalt gegeben ist. Die Kugeltöpfe aus Ki r s c h f u r t (IV, 5, Taf. 33/3), ferner aus dem Brunnen auf dem Neumiinsterplatz in W ü r z b u r g (Taf. 27/1, 2,4, 5 und 61/51-52) 9 1 und von der Wüstung L ü t z e l h o f (III, 19, Taf. 61/23-49) gehören dagegen noch unmittelbar dem bis hier reichenden nord- und mitteldeutschen Kugeltopfgebiet an 9 ^. Die mainfränkischen Rugeltöpfe sind gewülstet, am Rande gut nachgedreht und mit unterschiedlicher Härte grau bzw. blaugrau gebrannt. Eine Datierung ist möglich durch den Münzschatz fundvon T r ü b e n b r u n n , Kr. Brückenau (Taf. 27/6 und 61/53) 9 3 aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und durch das H e i l b r o n n e r Münzgefäß aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die kantig-sichelförmigen Mündungsränder aus den unteren Schichten des W ü r z b u r g e r Brunnens werden demnach in das 13. Jahrhundert verwiesen, die hohen beuteiförmigen Stücke mit ausladendem, gekehlten Rand in das 14. Jahrhundert, womöglich noch in das beginnende 15. J a h r hundert, wie die mitgefundenen Randstücke von Standbodengefäßen auf dem L ü t z e l h o f vermuten lassen. Als Curiosum ist ein völlig auf der Scheibe gedrehter Kugeltopf aus U l m (VI, 9, Taf. 58/7, 8) hier zu vermerken. 1.4 Jüngere Drehscheibenware 1.41 1. Graue, geriefte oberrheinische Drehscheibenware Im Oberrheingebiet wird die oxydierend gebrannte Drehscheibenware i m Laufe des 12. Jahrhunderts von einer reduzierend gebrannten abgelöst 9 5 , die sich nicht nur durch die graue oder blaugraue Oberfläche, sondern auch durch die feine Riefung der Wandung und ebenso durch die Einführung neuer Gefäßtypen von der älteren unterscheidet. Wie wir schon feststellten, vollzieht sich der Übergang nicht überall gleichzeitig und unter Ausbildung von Sonderformen. F ü r die i m 12. Jahrhundert voll ausgebildete F o r m sind charakteristisch der harte bis sehr h a r te Brand, die dichte, feinkörnige Sandmagerung, etwa entsprechend der sandigen Art der Pingsdorfer Ware, die den Bruch nur selten schiefrig erscheinen läßt, 91 O. KUNKEL, Ein mittelalterlicher Brunnenschacht zwischen Dom und Neumünster in Würzburg. Mainfränkisches Jahrbuch 5, 1953, 293-309, Taf. 17,18. 92 S. unten , S. 89 ff. 93 G.HOCK, Erdställe in Mainfranken. Bayer. Vorgesch. -bl. 12, 1934, 42 ff., 53 m. Taf.VI unten ganz links. CHR. PESCHECK, Zur Erforschung der historischen Keramik. Schönere Heimat 49, 1960, 253 ff., Abb. 1. 94 Vgl. unten S.45 bis 47. Zur Chronologie der Kugeltöpfe vgl. auch W.BAUER, Grabungen und Funde auf dem Burghügel von Dernbach, Nassauische Heimatblätter 49, 1959 (= Bodenaltertümer in Nassau 9) 22-52, Zerstörungsdatum um 1326, ferner BAUER, Burg Wartenberg bei Angersbach/Oberhessen. Die Funde. Prähist. Zeitschr. 39, 1961, 233 ff. (ca. 1225 bis 1265). 95 In diesem und dem folgenden Abschnitt muß über die im Materialteil vorgelegten Fundkomplexe hinausgegangen werden, um einen sinnvollen Zusammenhang herzustellen. Die Aus führungen stützen sich auf Museumsbestände insbesondere aus Freiburg, Hagenau und Straßburg und aus mehreren örtlichen Sammlungen. Eine systematische Vorlage und Kartierung war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

lind die meist feingekörnte Oberfläche. Häufig ist der Bruch weißlich und hat nur eine graue Rinde. Deren Farbe ist schiefergrau, hellgrau oder bläulichgrau. In der Geschichte der mittelalterlichen Keramik Südwestdeutschlands nimmt die graue geriefte Ware eine besondere Stellung ein. Trotz eines nur sehr lückenhaft vorliegenden Materialbestandes läßt sich erkennen, daß diese Keramik auf westlichen Einflüssen beruht, als deren Ausgangspunkt wohl Nordfrankreich zu vermuten ist. Darauf soll an anderer Stelle näher eingegangen werden9®. Ferner ist zwischen der Tatsache, daß in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Landschaften östlich des Rheins fast schlagartig das freie Drehen auf der Töpferscheibe übernommen wurde und einer Ausbreitung von Werkstätten der grauen gerieften Ware ein ursächlicher Zusammenhang zu vermuten. Als Hauptverbreitungs - und Herstellungsgebiet ist das Elsaß anzusehen, ähnlich wie bei der gelben rollstempelverzierten Ware, und zwar für die Zeit des 12. bis 15. Jahrhunderts. Eine Töpferwerkstatt von W e i h e r (IV, 4) gehört vielleicht noch zum Kerngebiet, während eine am Main bei K i r s c h f u r t gelegene (IV, 5) als auswärtige Niederlassung oberrheinischer Töpfer zu deuten ist. Auf dem Burgstall "Alte Burg" in M ö c k m ü h l / J a g s t 9 7 wurde ziemlich zahlreich harte Drehscheibenware mit ganz entsprechenden Randprofilen und Rollstempelverzierung gefunden. Während dieser "Nordgruppe" balkenartige Leistenprofile eigen sind, können wir in Südbaden, d. h. in einem Gebiet, in das die ältere gelbe Drehscheibenwäre nur als Import gelangt ist, eine "Südgruppe" mit feingliedrigen, stark unterschnittenen Rändern feststellen, die wahrscheinlich nicht importiert, sondern am Ort hergestellt ist. In F r e i b u r g wurde aus einer Latrinengrube eine Anzahl von Scherben sehr harter feinsandiger Ware geborgen9®. Sie gehören einem hochschultrigen Topftyp mit Linsenboden an, entsprechend Taf. 38/9. Obwohl diese Ware unter den F r e i b u r g e r Funden sonst kaum noch wiederkehrt, spricht doch das massierte Auftreten für eine vielleicht nur sehr kurze Zeit tätige Werkstatt in unmittelbarer Umgebung. Auch in W i t t l i n g e n Kr. Lörrach haben wir eine örtliche Werkstatt vermutet, die eine sehr qualitätvolle graue Ware, wahrscheinlich ebenfalls nur für kurze Zeit herstellte 9 9 . Die genannten Keramikfunde östlich des Rheins sind in die 2. Hälfte des 12. und die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu setzen, also in die gleiche Zeit, in der der allgemeine Übergang von gewülsteter zu frei gedrehter Ware in den Gebieten östlich des Rheins erfolgt. Diese Drehscheibenwaren zeigen häufig auch ähnlich wie die graue geriefte Ware die feine Riefung des Gefäßkörpers. Diese Gründe scheinen für die Vermutung, die Ausbreitung der Drehscheibentechnik sei auf die Wirksamkeit von Filialwerkstätten der grauen gerieften Ware zurückzuführen, schwach genug. Indessen hat die Alternativantwort, daß die Steigerung der handwerklichen Fertigkeit allmählich zum freien Drehen führte, wenig Wahrscheinlichkeit angesichts der Schnelligkeit und Allgemeinheit, mit der dieser Übergang erfolgte. Denkbar wäre aber folgender Ablauf: Durch die Ausbreitung von Töpfern, die entweder selbst aus dem Elsaß kamen oder die nur die dort heimische Drehscheibentechnik erlernt hatten, wurden die nach der unrationellen Wülsttechnik arbeitenden Handwerker ins Hintertreffen gedrängt. Um ebenso rasch produzieren zu können, übernahmen sie die Drehtechnik, daß heißt aber wohl, sie ersetzten die Handtöpferscheibe durch die Blockscheibe. Die Erfindung dieses Gerätes, dessen wichtigstes Merkmal die mit den Füßen zu bedienende untere Antriebsscheibe ist, kann nach RIETH in hellenistische Zeit datiert wer96 97 98 99

S. unten, S. 82 ff. Herr Pfarrer TH. HERBERG/Möckmühl schickte freundlicherweise Proben der Keramik zu. Sonderheft der Bad. Fundber., in Vorbereitung. Wie Anm. 98.

Jüngere Drehscheibenware

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den 1 ® 0 . Neben der Fußtöpferscheibe wurde auch in der Antike der ältere einteilige Scheibentyp beibehalten, der in F o r m von Töpferrädern aus Basalt auch in provinzialrömischen Werkstätten in Gebrauch war. Die Tradition dieser schweren, mit einem Stab angetriebenen Töpferräder hat sich als römisches Erbe in den ehemaligen Provinzialgebieten erhalten 1 0 1 . Man kann nun annehmen, daß die gelbe oberrheinische Drehscheibenware auf solchen Töpferrädern gefertigt wurde. Diese waren schwer und schlecht zu transportieren und folglich für Wanderhandwerker - als solche möchten wir die Hersteller der handgemachten Ware ansehen - ungeeignet. Die Blockscheibe war dem gegenüber ein leicht bewegliches Gerät. Man kann weiter vermuten, daß eben mit der grauen, gerieften Ware die Blockscheibe aufkam. Dafür spricht, daß die charakteristische, feine und gleichmäßige Riefung der Wandung nur entstehen kann, wenn eine ununterbrochene Drehbewegung ein gleichmäßiges Hochziehen des Tones erlaubt. Auf einem Töpferrad muß dagegen das Hochziehen unterbrochen werden, wenn infolge der Reibung die Drehgeschwindigkeit nachläßt. Im 13. Jahrhundert waren in Frankreich sowohl das Töpferrad wie die Block1 09

Scheibe in Gebrauch, wie A. RIETH auf Grund von bildlichen Darstellungen zeigt . Auf den ältesten bekannten Darstellungen in Deutschland, aus dem 15. Jahrhundert, ist die Blockscheibe zu sehen. Es sei nochmals betont, daß diese Ausführungen nicht durch Beweise gestützt werden können. Wir halten sie aber für fruchtbare Arbeitshypothesen. Eine Klä rung dieser Fragen kann nur auf einer sehr breiten Basis, vor allem unter Heranziehung auch jüngerer schriftlicher Quellen versucht werden. Das vorliegende Fundmaterial ist typologisch nur sehr schwer zu gliedern. Das liegt einerseits daran, daß nur ein tinvollkommener Ausschnitt des Formenvorrats zugänglich ist, zum anderen an der Vielzahl von typologischen Bezügen zu der uns kaum bekannten Keramik der westlich angrenzenden Gebiete. F ü r eine chronologische Bestimmung des Materials stehen uns drei Fixpunkte zur Verfügung: der terminus post quem von 1090 - 1105 in P f o r z h e i m (111,5, Tai. 31), der, wie sich zeigen wird, nur eine sehr grobe Datierung ergibt, ferner der Münztopf von H a g e n a u (I, 6, wohl u m 1230, Tai. 32b, Taf. 33/10) und die Schalltöpfe aus der Dominikanerkirche in S t r a ß b u r g (in, 12, erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, Taf. 34). Eine zeitliche Ordnung ist daher nur in groben Umrissen möglich. Wir hatten bereits gesehen, daß die Spätformen der oxydierend gebrannten, älteren Drehscheibenware zur grauen, gerieften Ware überleiten 10 "^. Insbesondere kann ein Deckelfragment aus M e r t z w e i l e r (Taf. 33/2) 10< * angeführt werden, das nach Farbe und Scherben deutlich zur grauen, gerieften Ware gehört. Es ist mit einer Rollstempelverzierung bedeckt, die nach Muster und Anordnung völlig der auf den Kannen der orangefarbenen Straßburger Ware entspricht. Hinsichtlich der Gesamtform bildet eine graue, geriefte Kanne i m Museum S p e y e r 1 (Taf. 33/9) ein vollkommenes Gegenstück zu den S t r a ß b u r g e r Funden. Bei dem Münzgefäß von M e c h t e r s h e i m (1,2, um 1080, Taf. 16/14) sind die Merk100 RIETH, Töpferscheibe 19391, 67, i960 2 (Anm. 67), 48 ff. 101 Römische Töpferscheiben wurden offenbar z. T. aus Basaltmühlsteinen umgearbeitet, mit einem Durchmesser bis zu 80 cm. RIETH, Töpferscheibe (Anm. 67), 19391, 71,77, i960 2 , 51 ff. 102 RIETH, Töpferscheibe, i960 2 (Anm. 67), 55 f. 103 S. obei, S. 21 f. 104 Deckelfragment aus Mertzweiler, mit kantig profiliertem Mittelbuckel, an dem Durchbohrungen angebracht sind. Hellgrauer, sandiger Ton, Oberfläche blaugrau. Rollstempelbänder mit "laufendem Hund". Dm. ca. 15 cm. Hagenau /Elsaß, Museum, Inv. 57/19. 105 Doppelhenkelkanne, ohne FO. Speyer, Hist. Mus. Ohne Inv. Vorkragender Rand, feinsandiger, hellgrauer Scherben, Wandung leicht gerieft, Linsenboden. H. 17,8 cm.

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male der grauen, gerieften Ware bereits vorgebildet, aber noch nicht voll ausgeprägt. Demnach dürfen wir den Beginn der grauen, gerieften Ware etwa in die Zeit des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts (Horizont C) ansetzen, wobei f ü r die örtlich verschiedene Entwicklung ein entsprechender Spielraum zu berücksichtigen ist. Mit den P f o r z h e i m e r Funden (III, 5) und den Töpferei funden von W e i h e r (IV,4) und K i r s c h f u r t (IV, 5) (Taf. 28-31) ist ein Horizont mit kugelartig gleichmäßig gewölbten Töpfen mit Linsenböden erfaßt. Eine charakteristische Randform ist die balkenartig profilierte vorkragende Mündungsleiste (Kragleistenrand). Innerhalb dieses Horizontes sondert sich eine typologisch jüngere Gruppe mit stärker ausladenden, mit schräger Kante profilierten Leisten rändern aus, zu der ein Teil der Profile von W e i h e r (Taf. 28/5-9) und die Töpfe von K i r s c h f u r t gehören. Sie wird in etwa durch den Münztopf von H a g e n a u (I, 6, Taf. ?2b) in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts (D 2) datiert, die ältere Gruppe wird damit dem 12. Jahrhundert zugewiesen (D 1). Eine noch jüngere Stufe - wohl schon dem Horizont E angehörig - wird von einem H a g e n a u e r Fund (Taf. 33/1)106 vertreten: eine Reihe von im Brand verzogenen Gefäßen, offensichtlich Töpfereiabfall, setzt die Tradition der kugeligen Gefäße fort. Ihre ziegelrote Brennfarbe ist möglicherweise unbeabsichtigt. Einer anderen Typenreihe gehört der hochschultrige Topf von S e l z i. Elsaß (Taf. 33/8) 1 0 7 an. Der Münztopf von H a g e n a u (I, 6, Taf. 32b) hat eine leicht gestreckte F o r m und einen hohen Hals. Einige bauchige S t r a ß b u r g e r Gefäße lassen sich daran anschließen (Taf. 35/10-12). In der jüngeren Stufe sind hochgestreckte, ovale, weniger ausgebauchte F o r men gebräuchlich, wie sie z. B. die Schallgefäße aus der Dominikanerkirche in S t r a ß b u r g zeigen (HI, 12, Taf. 34). Nebeneinander bestehen ausladende, kantige Leistenränder und kaniiesartig profilierte Kragenränder. (Vgl. Taf. 35/ g_g)108_ B r e i t e Kragenrandformen sind i m Maasgebiet schon im 12. Jahrhun106

Hagenau, Entenlach 10; 4 durch Fehlbrand beschädigte Töpfe mit Linsenboden, sandiger, roter z. T. hellgrauer Ton. Zwei Töpfe haben die Maße: H. 14, 8 cm; Randdm. 12 cm; Bauchdm. 14 cm; Bodendm. 8, 5 cm und H. 22,5 cm; Randdm. 14,5 cm; Bauchdm. ca. 20 cm; Bodendm. ca. 11 cm. Mus. Hagenau/Elsaß, Inv. K 4. 107 Selz /Elsaß. Feiner sandiger Ton, hellgrau, Oberfl. blaugrau, Wandung spiraüg gerieft, Kragleistenrand, Linsenboden, nachgearbeitet. H. 12, 5 cm; Randdm. 9, 5 cm; Mus. Hagenau/Elsaß; Inv. L 1. 108 Die Tafeln 35 und 36 sind Typenzusammenstellungen aus den Museen Pforzheim (36/3 Pforzheim, Barfüßerstaffel 1958, H. 23 cm), Hagenau (35/3, Inv. L 11, H. 37 cm und 36/2, Inv. 51/23 H. 14 cm, und 36/4, Inv. L 12, H. 22, 2 cm)und vor allem Straßburg, Musée de l'Oeuvre Notre Dame. Taf. 35 (außer 3 und 12 alles Straßburg, soweit bekannt): 1) Neuer Markt 5 bis ; H. 20 cm; Inv. 11973. 2) H. 14 cm; Inv. unleserlich. 3) H. 37 cm; s. oben. 4) Alter Fischermarkt-Str. 7 (1912); H. 21 cm; Inv. 11960. 5) H. 14 cm; ohne Inv. 6) H. 12 cm; ohne Inv. 7) H. 11 cm; ohne Inv. 8) Contades (1910); H. 14 cm; Inv. 10846. 9) Kaufhaus Modern (1912); H. 14 cm; Inv. 12312. 10) Kaufhaus Modem (1912); H. 18 cm; Inv. 12317. 11) Brandgasse 4 (1900); H. 17 cm; Inv. 10697. 12) aus Stephansfeld. H. 12, 5 cm; Inv. 516. Taf. 36: (s. oben und aus Straßburg): 1) ohne Inv. 5) Str., Rué de la Nuée Bleue: H. 15, 5 cm; ohne Inv. 6) Str., Neue Straße (1912) H. 18, 6 cm; Inv. 12514.

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dert verbreitet 1 ® 9 , in dem uns vorliegenden oberrheinischen Material erfahren sie aber erst i m 14. Jahrhundert eine größere Verbreitung 1 1 0. Die Töpfe aus der Dominikanerkirche (Taf. 34) sind mit aufgekneteten, senkrechten Leisten verziert. In der weiteren Entwicklung wird die sackartig ovale F o r m zugunsten einer schlankeren, ansteigenden aufgegeben, die Halszone wird besonders hoch, die Riefung wird feiner und läßt bestimmte Zonen der Wandung frei, die Gefäße haben nur noch Standböden (Taf. 35/3-5). Eine Sonderform des 15. und 16. Jahrhunderts sind zierlich überhöhte schlanke Töpfe, gelegentlich mit graphitartig glänzender Oberfläche (Taf. 35/1, 2) 1 0 8 . Die Doppelhenkelkannen mit weiter Mündung dürften bis in das 13. Jahrhundert gebräuchlich sein. Eine rollstempelverzierte Kanne zeigt einen steilen, gekehlten Kragenrand, wie e r von belgischen und niederländischen Funden aus dem Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts bekannt ist (Taf. 36/6) 1 0 9 . Zur Rollstempelverzierung ist anzumerken, daß sie ausschließlich einzeilig in kleinen Quadraten oder in hohen, schmalen, dicht nebeneinanderstehenden Rechtecken ausgeführt wird, und zwar in enger Reihung auf dem Oberteil des Gefäßes. Sie findet sich offenbar nie auf Gefäßen, bei denen die Wandung stärker gerieft ist. Seit dem Ende der merowingis chen Zeit sind einhenkelige Krüge am Oberrhein nicht mehr nachweisbar, bis sie unter der grauen, gerieften Ware, anscheinend nicht vor dem Ende des 12. oder dem Beginn des 13. Jahrhunderts wieder aufkommen (Taf. 36/3-5). Im Gegensatz zu den rheinisch - maasländischen Krügen der Zeit, die einen zylinderförmigen, steilen Hals mit kragenartigem Rand und davon scharf abgesetzt einen kugeligen oder eiförmigen Bauch sowie einen kräftigen Wulsthenkel haben 1 1 !, sind die elsässischen Stücke gedrungen, mit niedrigem, in den Bauch übergehenden Hals und kurzem schmalem Bandhenkel. Vergleichbare Formen sind in Nordfrankreich und in England zu finden 1 1 2 . Die älteren Kannen besitzen häufig einen leicht gewölbten Boden. Abweichend von diesem gedrungenen Typ der Henkelkrüge hat ein Krug aus P f o r z h e i m (Taf. 3 6 /3) einen deutlich abgesetzten Zylinderhals und einen ei förmig gebildeten Bauch. Außerdem besitzt e r einen gekniffelten Standring. Daß klar abgesetzte Zylinderhalsformen der grauen, gerieften Ware nicht fremd sind, zeigt ein Bruchstück von W e i h e r (IV, 4, Taf. 29). Als Datierung kommen die Horizonte D 2 und E 1 in Frage. Eine spätere Kanne (wohl des 14. Jahrhunderts) mit graphitartig glänzender Oberfläche im S p e y r e r Museum hat ebenfalls einen gekniffelten Fuß (Taf. 6 5 / 1 ) 1 1 2 a . Als Typen der grauen gerieften Ware sind ferner zu nennen: die Henkelflasche (Taf. 36/2), die doppelhenklige Flasche und die doppelhenklige, engmündige Kanne (Taf. 64/3), die Bügelkanne (Taf. 36/1), schließlich Schüsseln und Becher (Taf. 29/8-12). Bei der Besprechung des Formenschatzes der gemeinen Warenarten wird auf diese Formen noch zurückzugreifen sein. 109 110 111 112 112a

R. BORREMANS und R. WARGINAIRE, La céramique d'Andenne. Rotterdam 1966, bes. 73 f. R. BORREMANS und W. LASSANCE, Recherches archéologiques sur la céramique d'Andenne au moyen âge. Archaeologia Bélgica 32, 1956. Bei den gemeinen Warenarten der jüngeren Drehscheibenware ist der breite Kragenrand aber bereits im späteren 13. Jahrhundert eingeführt. Vgl. unten , S. 45. S. unten, S. 82 f. G. C. DÜNNING, Pottery of the late Anglo-Saxon Period in England. Medieval Archaeology 3, 1959, 31-78, - 40 Abb. 16/3, 63 Abb.34/1, 2, 65 Abb.36/2, 68 Abb. 38/3. Vermutlich aus Speyer. H. 20 cm. Speyer, ffist. Mus. bez. HR 12. 8. 10.

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1.42 Der grauen, gerieften oberrheinischen Ware nahestehende Keramik Das Verhältnis der grauen, gerieften oberrheinischen Ware zu den gemeinen Warenarten dürfte das Hauptproblem bei der künftigen Erforschung der "gotischen" Keramik des 13. bis 15. Jahrhunderts sein. Ein entscheidender Aspekt wurde bereits im vorigen Kapitel erörtert: Die allgemeine Ausbreitung der Drehscheibenwäre etwa um 1200 ist möglicherweise unter dem Einfluß der grauen, gerieften Ware erfolgt. Die Beziehungen zwischen dieser Ware und den gemeinen regionalen Arten sind aber noch unter verschiedenen anderen Gesichtspunkten zu erörtern, wobei die Unübersichtlichkeit und Lückenhaftigkeit des Materials nur eine skizzenhafte Darstellung der komplizierten Probleme zuläßt. Im Oberrheingebiet können wir zunächst, d. h. für uns faßbar im 13. Jahrhundert, einen deutlichen Gattungsunterschied der Waren erkennen. Die hartgebrannte, feingedrehte Qualitätsware (graue, geriefte Ware) steht den dickwandigeren, gröber gemagerten, mäßig gebrannten, verschiedenfarbigen Warenarten gegenüber, ebenso wie früher die ältere Drehscheibenware der gewülsteten Ware. Der Gattungsunterschied der Waren verwischt sich, als neben die reduzierend, grau gebrannte Ware seit dem späteren 13. Jahrhundert eine oxydierend, ziegelrot gebrannte tritt, die im übrigen aber von gleicher Qualität ist. Zudem erreichen die Töpfe der gemeinen Warenarten im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts vielfach den technischen Stand der grauen, gerieften Ware. Als weiterer Faktor tritt seit dem 14. Jahrhundert die Bleiglasur hinzu, die anscheinend nur bei mittelharten, rot gebrannten Gefäßen verwendet wird, kaum aber bei denen der grauen, gerieften Ware1^. In den übrigen Landschaften des Arbeitsgebietes, im Neckar-, Jagst- und Donaugebiet ist ein Gattungsunterschied, vergleichbar dem, der vorher zwischen der älteren Drehscheibenware und der gewülsteten Ware bestand, nicht festzustellen, sondern lediglich ein Nebeneinander verschiedener, meist regional gebundener Warenarten. Dabei kommen manche Erzeugnisse denen der grauen, gerieften Ware recht nahe. In einigen Fällen mag oberrheinischer Irrport vorliegen, ohne daß dies sicher zu entscheiden wäre, in anderen liegt aber sicher Nachahmung vor. Die dritte Möglichkeit, daß oberrheinische Töpfer nach Osten gewandert sind, scheint nur für die Zeit um 1200 wahrscheinlich 114 . Die im 13. Jahrhundert sehr beträchtlichen Qualitätsunterschiede zwischen der grauen, gerieften Ware und ihren güten Nachahmungen einerseits und den gröberen Arten andererseits verwischen sich im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts in zunehmendem Maße, jedoch bestehen in bezug auf Farbe, Magerung, Glasur usw. beträchtliche Unterschiede. Wesentlicher noch als diese technologische Entwicklung dürften die formengeschichtlichen Beziehungen sein. Die entscheidende Frage ist dabei, ob der For menschatz der grauen, gerieften Ware dem bodenständigen, allgemeinen Formengut entspricht oder aber eine besondere Eigenart hat, die dann in den gröberen Warenarten nachgeahmt wird. Eine beweisbare Antwort kann mit unserem Material nicht gegeben werden. Wohl aber können einige Gesichtspunkte herausgestellt werden, die für die Beantwortung ausschlaggebend sein werden. Die Keramik des Oberrheingebietes hebt sich seit dem 11. Jahrhundert von der der östlich anschließenden Landschaften durch den Linsenboden ab, der nicht nur an Kochtöpfen, sondern auch an Kannen auftritt und bis in das 14. Jahrhundert all113 114

Die skizzenhaften Ausführungen stützen sich außer auf das abgebildete Material auf weitere Straßburger Museumsbestände und auf Scherbenfunde, dieM.WOLFF, Niederbronn (Elsaß), gesammelt hat. S. voriges Kapitel.

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gemein gebräuchlich ist. E r kommt außer in der späten Stufe der oxydierend gebrannten, älteren Drehscheibenware und in der grauen, gerieften Ware ebenso in der gewûlsteten Ware und in den gemeinen Arten der jüngeren Drehscheibenware vor. E s scheint so, daß die Rückkehr zum Standboden bei den Gefäßen der gemeinen Drehscheibenware früher einsetzt als bei denen der grauen, gerieften Ware. Die Schalltöpfe der S t r a ß b u r g e r Dominikanerkirche (HI, 12, Taf. 34), unter denen ein grobtoniges Gefäß mit Standboden ist, liefern dafür ein Beispiel. Eine weitere Eigenheit in der oberrheinischen Keramik ist die seit dem 13. Jahrhundert zu beobachtende Tendenz, die Halspartie der Töpfe übermäßig zu strecken, wodurch die größte Weite des Gefäßes tief zu liegen kommt und das Gefäß oft einen plumpen Eindruck macht (Taf. 35/4-9 und 38/8). Diese ProportionsVerschiebung, die in der Keramik östlich des Rheintales nicht zu finden ist, kommt bei beiden Warengattungen, der grauen, gerieften und der gemeinen vor, aber nicht durchgehend. In beiden Gattungen kommen Töpfe vor, die sich in den P r o portionen nicht von der übrigen süddeutschen Keramik unterscheiden. Beide Merkmale - Ldnsenboden und gelängter Hals - besitzen Entsprechungen in Funden, die auf nordfranzösischem und belgischem Gebiet gemacht wurden. Linsenböden waren, wie es scheint, in diesem Bereich in der Zeit des 12. bis 14. Jahrhunderts weit verbreitet oder sogar überwiegend in G e b r a u c h 1 D i e Streckung des Halses kam ebenfalls vor, wie die Töpfereifunde von A n d e n n e (12.-14. Jahrhundert) und der Münztopf von G r a n d H a l l e u x (um 1285) zeigen116. Bemerkenswert ist weiter das Vorhandensein einer ungerieften, der gerieften im übrigen aber gleichartigen grauen Ware. Eine große Scherbenmenge von feingedrehten, graphitglänzenden Töpfen, z. T. mit Rollstempelverzierung, wurde in einer F r e i b u r g e r Abfallgrube gefunden 1 1 ''. Ihre Gestalt entspricht völlig einem ebenfalls roll stempelverziert en Topf aus B r e i s a c h (Taf. 38/9) 1 1 8 . Zweifellos hat dieser Typ als Vorbild für die grobtonigen Straßburger Gefäße mit Rollstempel verzierung gedient ( Taf. 38/8 J 1 , ebenso steht e r hinter den langhalsigen Töpfen vom L ü t z e l h a r d (IE, 8 ) 1 2 0 . Bruchstücke von ungerieften Bügelkaimen aus F r e u d e n b a c h bei Creglingen (Taf. 38/3-7) 1 2 1 mit Verzierung durch Rollstempel und plastisch aufgelegte Mas ken, Lilienmuster usw. gehören zweifellos ebenfalls in den Kreis oberrheinischer Keramik, vielleicht als Import. Das Verhältnis von grauer, geriefter Ware zur gröberen Gattung ist somit auch am Oberrhein, im engeren Bereich, nicht deutlich zu fassen. Gegenseitige Beeinflussung in Hinsicht auf Formen und Machart ist denkbar. Noch komplizierter scheint die Frage zu werden, wenn in den Kreis der Betrachtung die Keramik des Mainmündungsgebietes, moselländische und mittel115 116 117 118 119 120 121

BORREMANS u. a., Andenne, s. Anm. 109. DUNNING, Pottery, 1959, Anm. 112, DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6), 61, Abb. 24. J. BREUER, Notes sur la céramique ordinaire du moyen âge et des temps modernes. Bulletin des Musées Royaux d'art et d'histoire, 3.Sér., 1, 1929, 96-100, -97 mit Abb. 6/1. S. oben, Anm. 98. Der Breisacher Topf selbst ist zur Grobkeramik zu rechnen. Breisach, Münsterberg, Rathaus (1951). Rötlichbrauner Ton, z.T. bläulich-schwarze Oberfläche, mehrere spiralige Reihen von Rechteck-Rollstempeln. H. 13,4 cm. Freiburg, Augustiner-Mus. Inv. K 52/4. Straßburg, Meisengasse; grauer Ton, spiralige Reihen von Kleinrechteck-Rollstempeln. H. 15 cm. Straßburg, Oeuvre Notre Dame. S. unten, S. 44 f.> Freudenbach bei Creglingen. Scherbenkomplex verschiedener Zeitstellung, darunter Scherben von Bügelkannen mit Lippenrand, gesatteltem Bandhenkel mit Einstichen; Verzierung durch doppelzeiligen Rechteckrollstempel, aufgelegte Bänder mit Lilienornament und Mas ken; Scherben von Doppelhenkelkannen. Schwäbisch Hall, Keckenburg - Mus.

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rheinische Keramik und schließlich mittel- und ostdeutsche Standbodenkeramik einbezogen wird. Darauf soll später noch kurz eingegangen werden* 2 2 . sei uns die Freiheit gestattet, hier die These aufzustellen, der Typenschatz der "gotischen" Keramik i m Arbeitsgebiet habe seinen Ausgang insgesamt oder zum größten Teil von der des Oberrheins genommen, die wiederum mit der Keramik der westlich und nördlich angrenzenden Gebiete in Verbindung steht. An einem Beispiel, bei der Behandlung der Fußbecher, werden sich diese Beziehungen aufzeigen lassen12^®. Ein schlüssiger Beweis wird sich allerdings i m Rahmen dieser Arbeit nicht erbringen lassen. 1.43 Rotbemalte Feinware und glasierte Feinware Bereits A. HERRMANN 124 hat eine "schwäbische" Keramikgruppe herausgestellt, die sich durch einen sehr feintönigen hellgelben Scherben und rotbraune Engobe-Bemalung, meist in dünrdinigem Gitterdekor, aus der Masse der spät mittelalterlichen Keramik heraushebt. E. KOST12^ hat dieser Ware ebenfalls seine Aufmerksamkeit gewidmet, e r unterschied aber nicht zwischen ihr und der nachgeahmten Pingsdorf e r Ware, die durch einen sandigen Scherben und breit gepinselte Bemalung gekennzeichnet ist. Dafür, daß diese Ware, wie HERRMANN angenommen hatte, ein schwäbisches Erzeugnis ist, spricht die Fundhäufung im Neckar- und Jagstgebiet deutlich. Ihre Einheitlichkeit läßt vermuten, daß die gesamte Produktion in einer oder in sehr wenigen Töpfereien hergestellt wurde. Der besonders hohe Anteil der bemalten Ware unter den E ß l i n g e r Funden (II, 1) deutet auf eine nahegelegene Werkstatt. Kleine Kännchen von V e I b u r g / O b e r p f a l z und N ö r d l i n g e n 1 2 6 (Taf.37/1) unterscheiden sich nach Typ und Ton geringfügig von den württembergischen Gefäßen. Möglicherweise sind sie in einer Tochterwerkstatt entstanden. Sicherlich beide von gleichem Ursprung sind die zwei Tier-Aquamanilien (Tai. 38/1, 2), von denen eines in der Kirche von F a u r n d a u , das andere in S p e y e r 1 2 ' ' gefunden wurde. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Tieren kann als geschwisterlich bezeichnet werden. Da am Oberrhein sonst keine Funde dieser bemalten Ware auftreten, darf die Herkunft des S p e y r e r Stückes aus dem Neckargebiet angenommen werden 12 ®. Die rotbemalte Ware wurde auch in mehr oder minder geeignetem Tonmaterial nachgeahmt. Dafür liefern Funde vom H e r w a r t s t e i n (m, 10) ein Beispiel. Merkwürdig sind die vielen Funde von Miniaturgefäßen dieser Ware. HERRMANN 122 123 124 125 126 127 128

S. unten, S. 88 f. und 93 ff. S. unten. S. 55 f. A. HERRMANN, Romanische Tongefäße in Schwaben. Prähist. Zeitschr. 26, 1935, 227-238, ders., Schwäbische Tongefäße des frühen Mittelalters, Ztschr. des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 5, 1938, 230-251. KOST, Tuffhügel "Burgstall" 1951/1952, (Anm. 52) vgl. auch Fundbericht Lampertsweiler: Württ. Franken NF. 22/23. 1947/1948, 35. Velburg/Oberpfalz; rosalich-blaßgelbe Ware, aufgemalte Schnecken. H. 8,1 cm. Nürnberg, German. Nat. -Mus. Inv. Ke 2468. - ferner: Museum Nördlingen, Inv. 7295. Faurndau, unter dem Fußboden der Kirche gefunden. L. des Rumpfes 21 cm; Göppingen, Heimatmus. Fundber. Schwaben NF. 16, 1962, 292, Taf. 78/2. - Speyer, Salzturmbrücke (1908); L. des Rumpfes ca. 23 cm; Speyer, Hist. Mus. Inv. HM 0/928. Die Kirche St. Dionysius in Eßlingen mit ihrem Zubehör befand sich seit 1213 im Besitz des Domkapitels zu Speyer (vgl. O. BORST, Zur älteren Geschichte Eßlingens bis zum Auftreten der Reichsstadt. Eßlinger Studien 6, 1960, 32).

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Kannte erst ein einziges Fragment van einem Gefäß normaler Größe. Auch aus den reichen Scherbenfunden von E ß l i n g e n (II, 1) geilt hervor, daß ein großer Teil dieser Keramik aus Kleingefäßen besteht. Als Typen sind Bügelkanne, Henkelkrug und Henkelflasche unter den großen Gefäßen vertreten. Bügelkanne und Henkelkrug werden auch als Miniaturgefäße ausgeführt. Häufig kommen kleine, weitmündige Kannen mit spitzer Tülle und seitlichem Henkel und kleine Töpfchen vor. Kochgeschirr findet sich nicht. Ganz wenige Stücke weisen Glasur auf: zvvei winzige Gefäße vom H e r w a r t s t e i n sind außen glasiert (HI, 10), ebenso zwei Bruchstücke aus U n t e r r e g e n b a c h , Kr. Crailsheim*^. Einer der J e s i n g e r Krügehat versehentlich einen Glasurspritzer bekommen (1,30). Zu einer Abart dieser Feinware müssen Gefäße gerechnet werden, deren Oberfläche schwarz geschmaucht und zum Teil geglättet ist. Die Beschaffenheit des Scherbens ist im übrigen die gleiche. Bisher einzigartig ist ein kleiner Henkelkrug aus dem Münzschatz von J e s i n g e n (1,30, Taf. 37/5) mit leuchtend orangefarbenem feinen Ton und einer pastosen weißen SchHckerbemalung1 3 0. Die Zeitstellung der rotbemalten Feinware ist einerseits durch den Münzschatz von J e s i n g e n (1,30, um 1400 bis 1410) gegeben, wo die jüngsten Typen vertreten sind, andererseits durch das Vorkommen in der E ß l i n g e r Periode V (n, 1), wodurch der Beginn vor 1200 datiert werden kann. Die rotbemalte Ware schließt sich damit zeitlich an die Pingsdorf er Ware an, die bis in den Anfang des 13. Jahrhunderts reicht 1 ^ 1 , und es liegt nahe, sie als späten Ausläufer der Pingsdorfer Mode zu deuten. Parallelen wären dazu in Norddeutschland gegeben, wo in Du i n g e n und anderen lokalen Werkstätten vom Ende des 12. bis über die Mitte des 14. Jahrhunderts heimische Geschirrtypen nach Pingsdorfer Manier gelb gebrannt sind und rot bemalt w u r d e n - * 3 2_ D g sehr feintönige Scherben und das Glasurvorkommen auf dem H e r w a r t s t e i n deuten jedoch eine andere Herkunft an. Bemalte Ware ist nicht nur in Pingsdorf hergestellt worden, sondern war - vermutlich in der ¿Leichen Zeit, d.h. im 9. bis 13. Jahrhundert - in Nordfrankreich verbreitet. Ebendort und wohl in gleicher Funktion als feineres Geschirr findet sich auch eine zur Zierde glasierte, gelbe feintonige W a r e 1 i m späten 12. Jahrhundert beginnen rheinische Werkstätten diese glasierte Feinware nachzuahmen1 Die Verbindung von Glasur, Bemalung und feinem Ton bei der süddeutschen Ware dürfte kaum auf dem Umweg über den Niederrhein, sondern eher von Frankreich direkt übernommen worden sein. Zudem läßt sich der Typ der kleinen Kannen mit hohem Hals (Taf. 37/1,3) gut von französischen gehenkelten Töpfchen mit Zylinderhals ableiten 1 -^. Ob auch der Typ der Bügelkannen auf westliche Vorbilder zurückgeht oder ob er autochthon entstanden ist, wäre interessant zu wissen 1 36. r

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Grabungspubl. in Vorbereitung. Keramikfunde Nr. 420, 421. Nach dem Fundort anscheinend spätes 12. oder frühes 13. Jhdt. Die Tradition der Weißbemalung geht möglicherweise auf eine merowingische Keramikgruppe zurück, vgl. C.NEUFFER-MÜLLER, Die rotgestrichene weißbemalte fränkische Keramik des Mittelrheingebietes. Bonner Jb. 162, 1962, 175-187. Rot-Weißbemalung kommt auch bei der orangefarbenen Straßburger Drehscheibenware vor(s. Materialteil VI, 1 A). S. unten, S. 74.» PLATH, Hannover, 1959 (Anm. 12), 28 ff. COCHET, Sepultures gauloises, romaines, franques et normandes. Paris 1857, 352 f. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 62 ff. vgl. unten S.76 f., 84. W. LUNG, Die Ausgrabung nachkarolingischer Töpferöfen in Paffrath, Gemeinde BergischGladbach, Rheinisch-Bergischer Kreis. Bonner Jb. 155, 156, 1955/1956, 365 ff. HERRNBRODT, Der Husterknupp, Köln-Graz 1958, Taf. 17/176-178, Schicht III D, nach Mitte 12. Jhdt., vor 1192/1244. COCHET, Sepultures, 1857, (Anm. 133) 353 f., Abb.: DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6),

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Über die Formenentwicklung der rotbemalten F einwäre können wir uns an Hand der datierbaren Funde von E ß l i n g e n (11,1), H e r w a r t s t e i n (III, 10) und J e s i n g e n (1,30) einen guten Überblick verschaffen. Eine Gegenüberstellung zweie r Kannen aus der Umgebung von S t u t t g a r t zeigt deutlich die unterschiedlichenEntwicklungsstufen: Die Kanne von der "Alten Burg" D i s c h i n g e n (Tai.37/10) (Stuttgart-Solitude) 137 mit stark abgeriebener Bemalung besitzt eine in gleichmäßiger Wölbung gebauchte Wandung. Der Rand, ebenso breit wie der Boden, schließt mit einem Wulst nach außen und innen ab. Der Henkel ist in flachem Bogen geführt, die Tülle ist kurz und dick. Vergleichbare Randprofile finden sich unter den ältesten Funden der bemalten Ware in E ß l i n g e n (II, 1, Taf. 5/26). Die Kanne dürfte ins ausgehende 12. Jahrhundert zu datieren sein. Etwa zwei Jahrhunderte später ist die Kanne von S t u t t g a r t - B a d C a n n s t a t t (Taf. 3 7 / 7 ) e n t s t a n d e n . Das stark gekehlte, nach innen vorspringende Randprofil hat unter den E ß l i n g e r Funden der Periode IX vollkommene Entsprechungen (Taf. 5/1-3). Der Typ ist bis in die Einzelheiten der gleiche geblieben, der Henkel ist noch in derselben Weise durch zwei gratige Verstärkungen mit der Wandung verklammert. Bedenkt man, daß die Bügelkannen der anderen Warenarten beträchtliche Variationen i m Detail zeigen, so wird deutlich, daß eine bewußt gepflegte Tradition vorliegt. Vermutlich ist sie in einer Werkstattkontinuität begründet. Auch ein gewisser Unterschied in der Machart spricht nicht dagegen. Die Kanne von der "Alten Burg" kann als Frühform der rotbemalten Ware gelten, der Brand ist noch nicht so hart, die Wandung ist unten von gröberen Drehriefen bedeckt, oben glatt. Das C a n n s t a t t e r Gefäß ist hart gebrannt und gleichmäßig fein gerieft. Wie die E ß l i n g e r Funde zeigen, ist bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dieser handwerkliche Stand erreicht. Die formalen Unterschiede der beiden Kannen sind rein "stilistischer" Natur, d.h. sie beruhen auf einem veränderten Zeitgeschmack. E r kommt in einer Differenzierung der Teile bei dem jüngeren Stück zum Ausdruck. Der Henkel wölbt sich hoch über der schlank eingezogenen Mündung, die wieder mit der massigen, von unten nach oben leicht ansteigenden Wölbung des Bauches kontrastiert. Zwischen diese beiden Kannen sind zwei Miniaturgefäße einzuordnen (Taf. 37/8,11), die überträgt man ihre Proportionen auf das große Maß - andeuten, daß die Entwicklung etwa im 13. Jahrhundert eine leichter aufsteigende "gotische" Gefäßform hervorgebracht hat 13 ®. Eine Gefäßform des 13. Jahrhunderts stellt auch der Reliquienbehälter von F i c h t e n b e r g dar (Taf. 37/12 1 3 9 . Um 1400 ist ein birnförmig gekurvter Leib mit schlankem Fußteil, ein abgesetzter, hoher Hals und eine spitze Tülle (Taf. 37 /3) an die Stelle der gedrungenen, von Kugelvolumen und Wulst bestimmten F o r m getreten. Henkelkrüge wie die aus dem Minzschatz von J e s i n g e n waren auch in n o r -

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55 Abb. 12. E. SALIN, Les tombes gallo-romaines et mérovingiennes de la basilique de Saint-Denis. Paris 1958, Taf. 26, 2,3. - DUNNING, Poltery. 1959 (Anm. 112), 63, Abb. 34/6. S. unten, S. 50 f. "Alte Burg" Dischingen; H. ohne Henkel 22,3 cm; Randdm. 10, 4 cm; Stuttgart, Stadtarchiv Inv. S. 1627.-Stuttgart-Bad Cannstatt, Burggraben; H. ohne Henkel 24 cm; Randdm. 7,4 cm; Stuttgart, Württ. LM Inv. F 62/25. Fundber. Schwaben NF 16, 1962, 298. Beide Stücke wurden von G.WEIN geborgen. Mägerkingen, Kr. Reutlingen - A. HERRMANN, Prähist. Ztschr. 1935, 232, Abb. 1; Ztschr. f. Kunstwiss. 1938, 245, Abb. 13. H. ohne Bügel 7 cm. Ulm, Mus.- Ohne FO; H. ohne Henkel 7, 5 cm; Stuttgart, Württ. LM. ohne Inv. A. HERRMANN, Prähist. Ztschr. 1935, 233. Fichtenberg A. HERRMANN, Ztschr. d. Dt. Vereins f. Kunstwiss. 5, 1938, 245, Abb. 13. Ders., Prähist. Ztschr. 1935, 231, Abb. 1. H. 7,5 cm, Stuttgart, Württ. LM. bez. 11140,

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maier Größe vorhanden. Das belegen u. a. E ß l i n g e r Funde (II, 1). Eine Henkelflasche stammt aus L o r c h (Tai. 37/9) 1 4 0 . 1.44 Gemeine Arten der jüngeren Drehscheibenware (Schiefrige, graue Ware, sandige Ware, grobtonige Ware) Eine Vielzahl van teils lokal eng gebundenen, teils über große Gebiete verbreiteten Warenarten tritt seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts an die Stelle der gewülsteten Ware. Bei der Behandlung der grauen, gerieften oberrheinischen Drehscheibenware hatten wir die Vermutung ausgesprochen, daß der Übergang vom Nachdrehen der Gefäße zum freien Aufdrehen gleichbedeutend sei mit dem Übergang von der Handtöpferscheibe zur Blockscheibe. Die Brennweise der gewülste ten Ware wird dabei vielerorts beibehalten, so daß hinsichtlich Brandhärte, F ä r bung und Magerung kein Unterschied zwischen gewülsteter und gedrehter Ware zu bemerken ist. Dieses Festhalten an der Tradition einzelner Werkstätten erklärt das sehr uneinheitliche Bild, das die Keramik des 13. bis 15. Jahrhunderts bietet. Neben hartem bis sehr hartem, blaugrauem Brand kommt ebenso h a r t e r ziegelroter oder gelber vor, daneben mäßig harter Brand in den verschiedensten F a r ben und ebenso ist die Magerung der Tone ganz unterschiedlich. Ein genaues Eingehen auf diese unterschiedlichen Warenarten verspricht wichtige Erkenntnisse über die Bedeutung einzelner Werkstätten und zur Abgrenzung Meinräumiger Kulturlandschaften. Innerhalb unseres Rahmens kann diese Arbeit nicht geleistet werden. Auf einige besonders verbreitete Gruppen soll aber der Blick kurz gerichtet werden: a) schiefrige graue Ware. Offensichtlich ist der harte reduzierende Brand in Nachahmung der grauen, gerieften oberrheinischen Ware erfolgt. Dafür spricht auch die Verbreitung, die sich über das Kocher-Jagst-Gebiet und entlang des Schwarzwaldes erstreckt. Charakteristisch ist in beiden Verbreitungsgebieten das häufige Vorkommen weißer Kalkspatkörnchen in der Magerung. b) grobtonige Ware, mäßig hart bis hart, oxydierend oder reduzierend gebrannt, mit körniger Oberfläche. Im 13. Jahrhundert ist eine solche Ware an mehreren Orten nachweisbar. Außer auf die H e r w a r t s t e i n -Keramik (EI, 10) sei noch auf die Funde einer Ware aus dem Schuttertal am westlichen Schwarzwaldrand hingewiesen* 41 , vgl. L ü t z e l h a r d (111,8). c) sandige Ware, mäßig hart bis hart gebrannte Ware mit sandigem Scherben, reduzierend oder oxydierend gebrannt, findet sich an zahlreichen Orten besonders im 13. und 14. Jahrhundert. d) feinsandige, hartgebrannte Ware. Kennzeichnend f ü r die Keramik des 15. Jahrhunderts an vielen Orten ist ein magerer, feiner, hartgebrannter Ton. E r ist ziegelrot oder dunkelgrau gebrannt, oft mit graphitartig glänzender Oberfläche. Die Gefäße sind meist dünnwandig gedreht. Auch i m 15. Jahrhundert gibt es aber, das muß betont werden, grobe und mäßig gebrannte Keramik. Überraschend ist, daß unter den Funden der S t r a ß b u r g e r Altstadt neben der hart gebrannten, grauen, gerieften Ware eine Minderheit von mäßig gebrannten, grobtonigen Töpfen vorkommt - vielleicht als eine billige, von ländlichen Töpfern gelegentlich auf den Markt gebrachte Ware. 140 141

Lorch Fundber. aus Schwaben NF. 16, 1962, 294, Tai. 78/1. H. 24, 5 cm; Stuttgart, Württ. LM, Inv. 1959/70. S. Sondertieft der Bad. Fundber., in Vorbereitung - Lahr, Sulz.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

Für die Datierung der Drehscheibenware des 13. bis 15. Jahrhunderts steht im Gegensatz zu den älteren Perioden eine verhältnismäßig große Anzahl von datierbaren Gefäßen bereit. Indessen scheint die Aufstellung einer auf typologische Merkmale gegründeten Chronologie um so schwieriger zu werden, je mehr absolut datierte Funde vorliegen. Leider sind nur sehr wenige dieser Funde wirklich fest datiert. Man kommt bei einer vorsichtigen Abwägung der Gesichtspunkte der typologischen und der absoluten Chronologie zu dem Ergebnis, daß erstens verschiedene Typen, die untereinander sehr wohl in einem typologischen AbfolgeVerhältnis stehen können, gleichzeitig auftreten, daß zweitens der Spielraum der Varianten eines Typs reichlich zu bemessen ist und daß drittens die Zeitdauer eines Typs sich über ein Jahrhundert ausdehnen kann, ohne daß sichere Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Stücken festzustellen sind. Diese Einsicht mahnt übrigens auch zur Vorsicht gegenüber einer allzu feinen typologischen Datierung der Keramik der älteren Perioden. In der Darstellung ist das Material wiederum nach Horizonten gegliedert, wobei die Gefäßgattungen getrennt behandelt werden. 1.441 Töpfe 1.4411 Horizont D In Abschnitt 1 sind noch keine Funde dieser Ware nachweisbar. Die Chronologie der Topfformen kann sich auf folgende, in den Zeitraum von etwa 1220 bis 1260 (Abschnitt 2) fallende Daten stützen: B a m b e r g (1,7, 1240 bis 1250, Taf.39/5), B l a n k e n b u r g (1,10, um 1260, Taf. 39/3), H u n d e r s i n g e n (1,12, um 12601270, Taf. 39/4), E ß l i n g e n Periode VI und Periode VE (II, 1, 1200-1220 und um 1240, Taf. 4), O b e r w i n t e r t h u r (m, 6, erste Hälfte des 13. Jahrhunderts, Taf. 45/1,2), G l a n z e n b e r g ( m , 7, um 1240 bis 1268, Taf. 44e), L ü t z e l h a r d (HI, 8, wohl Mitte des 13. Jahrhunderts). Der Münztopf von E g g i n g e n (1, 17, Taf.39/2) ist nach Ausweis der Schlußmünzen gegen Ende des 13. Jahrhunderts vergraben worden. Da aber vergleichbare Stücke nur in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert sind, ist für diesen Topf offenbar nicht die Schlußmünze, sondern die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende Hauptmasse der Münzen als terminus ad quem anzunehmen. Als charakteristisch für diesen Horizont ist der kragenartig umgeschlagene, schmale, feingliedrige Rand anzusehen. 142

Außer den im Materialteil behandelten Gefäßen auch auf Taf. 46:Domstadt, Ortsakten des Bayer. Landesamts f. Denkmalpflege, nach freundl. Mitteilung von Herrn Dr. G. KRÄHE: Beim Ausheben einer Dunggrube 1939 im Anwesen Nr. 52 wurde eine 1,10 m breite und 1, 60 tiefe Grubenverfärbung festgestellt, in deren mit Holzkohle vermischter Füllung sich von oben bis unten 20 Gefäße in unregelmäßiger Lage befanden. 16 Gefäße gelangten ins Museum Nördlingen. Zwei Töpfe, eine Bügelkanne und eine Becherkachel wurden bei einem Museumsbesuch aufgenommen. Ihre Machart - grobgemagerter, ockerfarbener oder hellgrauer Ton - ist völlig gleichartig. Die Töpfe sind auf der Schulter spiralig gefurcht. H. 31, 5 cm und 21,2 cm. Bügelkanne mit leicht gefurchter Wandung, unregelmäßige Wellenlinie. H. ohne Henkel 18, 8 cm. Becherkachel, horizontal abgedrehter Rand mit Innenwulst; H. 16,7 cm. Nördlingen, Mus. Inv. 1294-2,9,12,4. Schwäbisch Hall. Mohrenstraße. Topf mit Karniesrand, Schulter spiralig gerieft; H. 12 cm und Bügelkanne von völlig gleicher Machart mit Bodenzeichen: Radkreuz. H. ohne Bügel 13, 7 cm, wohl vom gleichen PO. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. Topf bez. D 49. Vgl. Württ. Franken NF. 22/23, 1947/48, 35.

Jüngere Drehscheibenware

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Bei den Topfformen unterscheiden wir solche mit kugelähnlicher, gleichmäßig gerundeter Wandung und solche mit ansteigender, eiförmiger Wölbung 142 . Am Oberrhein wird ein Typ mit ausgeprägter Schulter, steilem, hohem Hals und linsenförmigem Boden bevorzugt. Dort finden sich auch die senkrecht abgedrehten, fast schwalbenschwanzartig profilierten Ränder (Taf. 38/9) 14 3_ Entsprechend den unterschiedlichen Werkstättengepflogenheiten oeim Zubereiten und Brennen des Tones finden sich auch vielerlei Gefäßtypen, typologische Mischformen, Nachahmungen, deren Herkunft oft unklar bleibt. Von der grauen, gerieften oberrheinischen Ware wird oft die Riefung der Wandung und Verzierung durch Rechteckrollstempel übernommen. 1.4412 Horizont E Eine gewisse Vereinheitlichung der Formen ist in diesem Horizont festzustellen, indem der Topf mit eiförmig ansteigender Wandung und weiter ausladender Mündung eine allgemeine Verbreitung findet. Varianten dieses Typs - hohe und niedrige Formen, schlanke und bauchige - gibt es genug, doch sind wir nicht in der Lage, bestimmte Typen zu unterscheiden. Lediglich bei den Randprofilen können wir das Nebeneinanderbestehen von mehreren Typen feststellen. Der Kamiesrand ist gegenüber dem des älteren Horizonts wesentlich breiter ausgebildet, seine trichterförmig ausladende, kantige oder gerundete Gestalt ist das a m j n e i s t e n charakteristische Element dieses Horizontes. Neben ihm und keinesfalls als typologischer Vor- oder Nachläufer besteht der unterschnittene Leistenrand und der einfache oder gekehlte, rund oder kantig abgedrehte Lippenrand. Als Stilelement des Horizontes E - wobei wir uns in e r s t e r Linie auf den bess e r bekannten Abschnitt 1 beziehen - können gelten: die ausschwingende bauchige Rundung der Gefäßleibung, aus der der Rand sich kelchartig ausstülpt, Verzierung durch plastisch wirkende Grate oder durch Riefen bzw. Furchen, die überwiegend rundlich profiliert sind und nur zu einem Teil, vorwiegend i m späteren Abschnitt, gratiges Relief zeigen. Die Oberflächenbelebung - wozu auch Rollstempel mit komplizierten Mustern gehören - erfaßt meist nur einen Teil der Wandung, sie dient aber nicht dazu, bestimmte Gefäßpartien zu akzentuieren. Abschnitt 1 Datierbare Funde: N ü r n b e r g (1,13, drittes Viertel des 13. Jahrhunderts, Taf. 45/4), S a a l (1,15, drittes Viertel des 13. Jahrhunderts, Taf. 39/1), B i e s e l s b e r g (1,18, Hauptmasse zweites Viertel des 13. Jahrhunderts, vergraben um 1300, Taf. 43/7), G r o ß s o h r h e i m (1,19, um 1300 oder kurz danach, Taf.44b), W a i z e n h o f e n (1,20, A n f a n g d e s l 4 . Jahrhunderts, Taf.44a), W i n t e r t h u r (1,21, um 1310, Taf.45/9), M e i l e n h o f e n (1,22, um 13101320, Taf. 50/5), W i n t e r s d o r f (1,23, Hauptmasse vor 1300, vergraben u m 1330, Taf.44d), V i l l i n g e n (HI,9, vor 1275, Taf.43/1-6), H e r w a r t s t e i n (111,10, 1287, Taf.40-42), M u l t b e r g (111,11, 1309, Taf.44c), S t r a ß b u r g (111,12, nach 1307, Taf.34/1), D i s c h i n g e n (m, 13, wohl 1311/12, Taf.45/6). Der Münztopf von K i e c h l i n s b e r g e n (1,16, Taf. 52/7) zeigt alle Merkmale der Keramik des Horizontes F und wird hier nicht berücksichtigt. Eine engere Beziehung ergibt sich zwischen den Funden von B i e s e l s b e r g , W i n t e r s d o r f , V i l l i n g e n , einem der S t r a ß b u r g e r Stücke und D i s c h i n 143

Vgl. oben, S. 38 f.

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1. SUdwestdeutschland, Chronologie

g e n . Die bauchige Form, die Verzierung durch gratige Leisten und das schmale, stark unters chnittene Leistenprofil des Randes bilden die gemeinsamen Merkmale der Gruppe. Der Datierungsschwerpunkt liegt u m 1300, auch der Wintersdorf e r Topf kann wohl eher in diese Zeit als in die der Vergrabung um 1330 gesetzt werden. Der Münztopf von N ü r n b e r g ist mit der H e r w a r t s t e i n - K e r a m i k nahe verwandt, so daß sich deren Datierungen gegenseitig stützen. Das ausladende kantige Leistenprofil vom M u l t b e r g findet seine Entsprechung bei den Schalltöpfen der grauen, gerieften Ware aus S t r a ß b u r g (DI, 12, Taf. 34/2-6).

Abschnitt 2 Datierbare Funde: S i m m e t s h a u s e n (1,27, Mitte des 14. Jahrhunderts, Taf. 50/3,4), V a d u z (I, 28, Hauptmasse u m 1300, Vergrabungszeit 1360 bis Ende des 14. Jahrhunderts, Taf. 50/2), T o m e r d i n g e n (1,29, nach 1361, vor 1400, Taf. 50/1), E ß l i n g e n Periode VIII und IX (II, 1, u m 1330-1340 und u m 1370, Taf. 4), S c h ö n e n w e r d (IE, 14, 1371, Taf. 48 u. 49), B o p f i n g e n (m, 15, 1377 oder 1386, Taf. 51b), U l m (EI, 17, um 1380, Taf.45/5). Wir finden als gemeinsame Merkmale bauchig-eiförmige Gestalt, ausladenden Karniesrand, durch Spiralfurchen wellig profilierte Wandung, d. h. Merkmale, die eine typologische Trennung van dem älteren Abschnitt nicht erlauben. Zwischen dem Münztopf von M e i l e n h o f e n (Taf. 50/5) um 1310 bis 1320 und dem U l m e r Bauopfertopf um 1380 läßt sich schlechterdings kein typologisch oder stilistisch begründeter Unterschied feststellen. So können wir auch dem Münzgefäß von V a d u z kaum ansehen, ob die Sammelzeit des Schatzes u m 1300 oder die Vergrabung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts das Datum des Gefäßes angibt. Gewisse Unterschiede lassen sich allenfalls bei den breiten Kamiesrändern feststellen, die i m späteren 13. Jahrhundert als dicker, gratiger Kragen ausgebildet sind, i m späteren 14. Jahrhundert dagegen einen schmalen, gestreckten Querschnitt haben.

Abschnitt 1 und 2 Die Zuweisung undatierter Keramik zu einem der beiden Abschnitte wird zweifelhaft sein, da die datierbaren Funde uns keine sicheren Kriterien f ü r eine Unterscheidung liefern. Die erste Gruppe der U l m e r Funde (Taf. 53-55), gehört offenbar vorwiegend in den Abschnitt E 2, während ein Topf (Taf. 55/9) auf Grund seiner Verwandtschaft mit einem der S t r a ß b u r g e r Gefäße (Taf. 34/1) wohl früher zu datieren ist. Bei zwei fränkischen Gefäßen verdient die Rotbemalung erwähnt zu werden, ebenso auch an zwei B o p f i n g e r Randstücken (HI, 15, Nr. 4, 6 ) 1 4 4 . Der Lippenrand scheint im Neckargebiet gegenüber dem Karniesrand überwogen zuhaben. Die M u s b e r g e r Töpferei (IV, 7, Taf. 47, wohl Abschnitt E 1) stellte anscheinend ausschließlich Gefäße mit Lippenrändern her. 144

Mönchsroth, Kr. Dinkelsbühl (1961), Würzburg, Außenstelle d. Bayer. Landesamtf f. Denkmalpflege. Rotbemalung auf grober Ware im 13. Jhdt. auf dem Herwartstein (III, 10). Diese sparsame Bemalung mit einfachen Linien oder Wellenlinien hält sich bis in die Neuzeit in unveränderter Weise. (Vgl. z.B. auch BRÜCKNER, Kipfenberg, 1921 (Anm.227), 29). Vgl. auch Ulm (VI. 9) Nr. 57. 99.

Jüngere Drehscheibenware

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1.4413 Horizont F Der Gefäßstil um 1400 -wird durch die schlank ansteigende birnförmig sich auswölbende Wandung und den gesimsartigen Rand über einem eingezogenen Hals bestimmt. Ein charakteristischer Unterschied gegenüber den Gefäßen um 1300 kann an der Führung des Konturs abgelesen werden: um 1300 wird er in voller S-Kurve geführt, bei der großer Schwung nach außen und kleiner Schwung nach innen ineinander übergehen. Um 1400 schwingt der Kontur in rhythmischem Wechsel erst leicht nach innen, dann nach außen, dann wieder nach innen, wobei alle Teile als etwa gleichwertig erscheinen. Die rhythmische Gliederung des Gefäßes wird durch die Verzierung der Wandung verstärkt. Die Wandung ist glatt und ohne Belebung durch Drehriefen geführt, nur in einer bestimmten Zone laufen gratig eingeschnittene Spiralfurchen um. Wenn lediglich eine Furche als Verzierung vorhanden ist, so betont sie die größte Weite oder den Absatz vom Hals zur Schulter. Mit Vorliebe wird der Kragenrand so breit ausgeführt, daß das Gefäß fast kopflastig erscheint. Es ist nun zu fragen, ob dieser Unterschied der Form auf eine allmähliche Wandlung des Zeitstils oder auf die Einführung eines neuen Gefäßtyps zurückzuführen ist. Eine wichtige Stellung bei dieser Überlegung nehmen die U l m e r Altstadtfunde (VI, 9) ein. Wir konnten das Material in zwei Gruppen einteilen, die sich nicht nur in bezug auf Drehtechnik und Brennweise, sondern auch in bezug auf den Gefäßstil deutlich unterscheiden. Eine Gruppe, zu der auch die Keramik der Perioden VI und VH von U l m , Weinhof 15 (II, 2) gehört, entspricht den datierten Funden des Horizontes E 2. Die andere läßt sich gut dem Horizont F 1 einfügen. Wichtig ist nun vor allem, daß fast keine Übergangsformen vorkommen, merkwürdig besonders deshalb, weil ein großer Teil der Funde aus Abfall gruben stammt, die Keramik aus beiden Perioden enthielten und folglich auch die Keramik der Übergangszeit enthalten müßten. Es ist allerdings möglich, daß das fast völlige Fällen von Übergangsformen zufällig dadurch bedingt ist, daß nur ganze oder ergänzte Gefäße von uns aufgenommen wurden. Jedoch ist dieser Fall bei der großen Zahl der bearbeiteten Gefäße nicht sehr wahrscheinlich. Zum mindesten ist aber die Annahme berechtigt, daß der Übergangsphase nur verhältnismäßig wenige Gefäße angehört haben können und daß diese Phase deshalb nicht lange gedauert haben kann. Zufällig vertritt der Münztopf von T o m e r d i n g e n (1,29, Taf. 50/1), dessen Fundort ca. 10 km von U l m entfernt ist, die kritische Über gangsphase. Im Sinne der älteren Gruppe ist er dickwandig gedreht, hell ockerfarben gebrannt und trägt als Verzierung weich profilierte Furchen. Merkmale der jüngeren Gruppe sind der abgedrehte Boden, der gestreckte bimförmige Kontur und der in der älteren U l m e r Gruppe nicht vorkommende schmale, unter schnittene Leistenrand. Der U l m e r Bauopfertopf (HI, 17, Taf. 45/5) gehört, nach dem bauchig geführten Kontur und den unregelmäßigen Drehriefen zu schließen, noch zur älteren Gruppe oder in die Übergangszeit. Da das Gefäß nur nach einer Fotografie beurteilt werden kann, ist eine sichere Bestimmung allerdings nicht möglich. Die Vergrabungszeit des T o m e r d i n g e r Gefäßes liegt zwischen 1361 und etwa 1400, der Bauopfertopf ist wahrscheinlich um 1380 zu datieren. Das Ergebnis ist, daß in U l m im dritten oder vierten Viertel des 14. Jahrhunderts ein Wandel in der keramischen Produktion eintrat, bei dem nach einer nicht sehr langen Übergangsphase Gefäße von veränderter, verbesserter technischer Qualität und von anderer Formgebung hergestellt wurden. Zweifellos beruht ein solcher Wandel nicht auf bodenständiger Entwicklung, sondern auf Einfluß von außen. Vielleicht ist er mit grundlegenden Neuerungen in der Organisation der Töpferwerkstätten verbunden.

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1. Südwestdeut schland, Chronologie

Um die von uns angeschnittene Frage, Typ oder Zeitstil, weiter zu klären, verfolgen wir die weitere Entwicklung der Gefaßform. Es zeigt sich, daß noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine unbedingt gleiche Form anzutreffen ist. Der Münztopf von Ü b e r s t o r f , Kanton Freiburg (Schweiz) 145 ist'nach seiner Form ohne weiteres neben die Gefäße des frühen 15. Jahrhunderts zu stellen. Lediglich die Glasur und die Beschaffenheit des Scherbens bestätigen die durch zahlreiche Münzen des 16. Jahrhunderts gegebene späte Datierung. Wir können hier nicht in die Darstellung der Keramik des 16. Jahrhunderts eintreten. Es sei aber angedeutet, daß der hochschultrige Münztopf von Ü b e r s t o r f einen in dieser Zeit durchaus geläufigen Typ vertritt. Neben diesem seit dem späteren 14. Jahrhundert verbreiteten Typ finden wir im 16. Jahrhundert neue, bisher unbekannte: der Topf mit wenig ausgebauchtem Kontur, dessen größte Weite in der Mitte liegt, mit abgesetztem Fuß und leicht gerundetem Leistenrand. Der Münzschatzfund von W e i n s b e r g , vergraben nach 1527 146 bietet ein Beispiel. Ein weiterer Typ des 16. Jahrhunderts hat einen eigentümlich strumpfartig verschliffenen Kontur mit sehr hochliegender größter Weite und herabhängender Randleiste 147 . Demnach haben wir es bei dem hochschultrigen, birnförmigen Topf mit einem Typ zu tun, der zu einem bestimmten Zeitpunkt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts allgemeine Verbreitung findet und im 16. Jahrhundert neben anderen Typen fortlebt. Wahrend dieser Lebensdauer unterliegt der Typ auch einem gewissen Formwandel, dessen Tendenzen etwa so bezeichnet werden können, daß um 1400 ein weich aus- und einschwingender Kontur charakteristisch ist und im 16. Jahrhundert das überbetonte schwere Randgesims zurückgebildet wird. Es ist nun aber nicht so, daß die Gefäßtypen sich stets so deutlich voneinander abheben, wie dies in U l m der Fall ist. Vielmehr gibt es zahllose Übergangs- und Mischformen. Solche Übergangsformen sind aber nicht als primäre Zeugen einer allmählichen Formentwicklung zu bewerten, sondern als sekundäre Ableitungen aus Mischung und Abwandlung verschiedener Einflüsse entstanden. Die unterschiedliche Bewertung hat praktische Folgen vor allem darin, daß die Datierung von Gefäßen nach typologi sehen Gesichtspunkten wesentlich von ihr beeinflußt wird. Um 1400 kommt die Glasur für Töpfe auf, und zwar zunächst nur am Innenrand ( M a r b a c h , 1,33). Dreifußtöpfe und Schüsseln werden bereits im 14. Jahrhundert innen voll glasiert 14 ®. Die Irmenrandglasur der Töpfe hat eine Parallele in maasländischen Funden, die wohl dem früheren 14. Jahrhundert angehören14®. Abschnitt 1 Datierbare Funde: J e s i n g e n (1,30, erstes Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, Taf. 37/2), B l u m b e r g (1,31, nach 1418, Taf. 60c), D i e t e n h e i m (1,32, um 1420-1430, Taf. 52/4, 5), M a r b a c h (1,33, um 1420-1430, Taf. 52/1, 2), O b e r b ü h l e r t a l (1,35, um 1424, Taf. 52/3), T i e f e n b r o n n (m, 16, um 1400-1410, Taf. 52/6), B i l r i e d (HI, 18, um 1390, Taf. 51a), L ü t z e l h o f (m, 19, wohl Anfang des 15. Jahrhunderts, Taf. 61/1-22). 145

D. SCHWARZ, Der Münzfund von Überstorf. Schweizerisches Landesmuseum in Zürich, 25. Jahresbericht 1946, 57-62, -61: durch einen Testen Heinrichs n . von Frankreich wird die Vergrabungszeit nach 1555 datiert. 146 E. NAU, Zur Württembergischen Geldgeschichte im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Der Weinsberger Find. In: Neue Beiträge zur süddeutschen Münzgeschichte, Stuttgart 1953. 69-102. 147 Zur Datierung vgl. den Bauopfertopf -von der Kbmburg, Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. (Fundbericht: WÜrtt. Franken NF. 20/21, 1940, 37 und NF. 22/23, 1947/1948, 36. 148 Vgl. unten S. 49 f., 55. 149 BORREMANS und LASSANCE, Antenne. 1956, Taf. IV a-c. BORBEMANS und WABGINAIRE 1966 (s. Anm. 109).

Jüngere Drehscheibenware

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Die Form des großen J e s i n g e r Schatzbehälters läßt sich nur näherungsweise rekonstruieren. E r dürfte auch den weich birnförmig aasschwingenden Kontur gehabt haben, den die kleine Kanne und zwei Krüge zeigen. Die jüngere Gruppe der U l m e r Altstadtfunde (VI, 9) wird in diese Zeit datiert, da eine Reihe ihrer Gefäße den beiden gleich datierten Henkeltopfen von D i e t e n h e i m und M a r b a c h bis in Einzelheiten wie der kleinen Absatzlinie unter dem Hals entspricht. Die geographische Nähe der Fundorte erklärt die besonders enge Übereinstimmung. Der auf'dem Chorgewölbe der T i e f e n b r o n n e r Kirche gefundene Topf trägt unverkennbar die Kennzeichen des Horizontes F 1. Zwei Wahrscheinlichkeiten - die stilistische Datierung und die mögliche Datierung durch die Bauzeit - stützen sich gegenseitig. Ähnliches gilt für die Scherben von B i l r i e d und L ü t z e l h o f . Der Münztopf von O b e r b ü h l e r t a l mit seiner tiefliegenden Bauchweite folgt der oberrheinischen Stiltendenzl50( ebenso der Münztopf von K i e c h l i n s b e r g e n (1,16, Taf. 52/7). Dieser Topf entspricht so sehr den von uns herausgestellten Formtendenzen der Zeit um 1400, daß die numismatische Datierung in das 13. Jahrhundert schlechterdings nicht zu akzeptieren ist. Denkbar wäre die Datierung um 1370, die O. ROLLER für die Münzen vorgeschlagen hatte. Standboden, feingedrehte, ziegelrot hartgebrannter Scherben sprechen ebenfalls für den späten Zeitansatz dieses Topfes. Abschnitt 2 Aus dem späteren 15. Jahrhundert sind keine datierten Töpfe vorhanden, lediglich zwei Randstücke von T a u b e r r e t t e r s h e i m (1,37, um 1441, Taf. 6Od) können herangezogen werden, ihre Zugehörigkeit zum Münzschatz ist aber nicht gesichert. Da der Gefäßaufbau der Kannen und Krüge dem der Töpfe zu entspre chen p f l e g t * d ü r f e n wir die beiden Münzgefäße von B o p f i n g e n (1,40, Mitte des 15. Jahrhunderts, Taf. 66/6) und L a n g e n a u (1,41, Mitte oder drittes Viertel des 15. Jahrhunderts, Taf. 64/4) aushilfsweise heranziehen. Der hochschultrige Gefäßtypus entspricht dem des Abschnitts 1, doch ist der Kontur nicht mehr weich schwingend, sondern fester geführt. 1.442 Sonstige Gefäße nach Gattungen

geordnet

Dreifußgefäße Vornehmlich im Südwesten des Arbeitsgebietes, d. h. im Bodenseegebiet und in der nördlichen Schweiz, spielen Dreifußtöpfe (Grapen) eine Rolle in der spät mittelalterlichen Keramik. Im 13. Jahrhundert ist ihr Vorkommen durch das G l a n z e n b e r g e r Gefäß (III,7, um 1240-1268, Taf. 44e) bezeugt. Es zeigt einen abgewinkelten Schrägrand, der eine leicht gestauchte Kante, aber keine Innenkehlung hat: es hat gewinkelte Henkel, einen gerundeten Boden und Füße ahne Laschen. Das Münzgefäß von S c h e l l e n b e r g (1,39, um 1440, Taf. 62/2) hat eine beuteiförmige Gestalt mit gestrecktem Oberteil. Die größte Weite ist durch leichte Furchung betont. Der Rand lädt mit einer runden Halskehle aus und ist innen kräftig gekehlt. Der Bandhenkel ist rund geführt. Ob ein zweiter vorhanden war, ist ungewiß. Der flach gewölbte Boden ist mit einer Kante von der Wandung abgesetzt, die Füße haben hochgezogene Laschen. 150 151

S. oben S. 39.' S. folgendes Kapitel.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

Unter den Funden der Brandschicht des Jahres 1371 von S c h ö n e n w e r d (m, 14) finden sich Füße mit und ohne Laschen, kugelförmige und abgeflachte Böden (Taf.48). Als chronologisch wichtige Merkmale dürfen angesehen werden: Form des Randes (Ausbildung der Hohlkehle), schmale Leiste im Halsknick, Form der Henkel, Form des Bodens. Die Datierung im einzelnen muß zukünftigen Arbeiten überlassen bleiben. Auf Taf. 62 ist unter Heranziehung von undatierten Funden aus K o n s t a n z und A u g s b u r g * 5 2 eine Zusammenstellung vorgenommen, beider die unterste Reihe dem Horizont D, die mittlere dem Horizont E und die obere dem Horizont F angehören dürfte. Dreifußpfannen mit Grifftülle (schweizerisch "Tüpfi"), oft glasiert, begegnen in Fundkomplexen des 14. Jahrhunderts (Ulm , 11,2, Taf. 11, S c h ö n e n w e r d , m, 14, Taf. 49). Der im Arbeitsgebiet zweifellos nicht heimische Dreifußtopf mag auf einer Anregung aus dem nördlich anschließenden rheinländischen oder mitteldeutschen Kugeltopfgebiet beruhen, wo der Dreifußtopf zumindest seit dem späten 12. Jahrhundert aufkommt * Denkbar wäre aber auch ein Einfluß von Westen her, worauf der starke Verbreitungsschwerpunkt im Bodenseegebiet zu deuten scheint. Ein Stück in A r r a s könnte einen frühen Typ des 13. Jahrhunderts darstellen, eines in Nancy- 1 5 4 ist dem S c h e l l e n b e r g e r Fund ähnlich, also wohl frühestens unserem Horizont F zuzurechnen. Bügelkannen

Bügelkannen - Gefäße, die besonders dem Transport von Wasser dienten155 . dürften im späteren 12. Jahrhundert im Arbeitsgebiet aufgekommen sein. Nach Formund Funktion entsprechen sie den Doppelhenkelkannen. Deren tunnelförmige Bandhenkel dienten nicht zum Anfassen durch die Hand - dazu waren sie viel zu klein - sondern sie bildeten Oesen für einen aus Stricken gedrehten Henkel. Infolge besonderer Erhaltungsbedingungen sind solche Henkel aus gedrehten Reben in einem W ü r z b u r g e r Brunnenschacht gefunden worden (Taf. 27/4)156. Wir dürfen diesem zufälligen Fund aber wohl eine allgemeine Bedeutung zuschreiben. Man kann darin einen Hinweis für die autochthone Entstehung der Bügelkanne sehen. Das endgültige Urteil darüber maß aber noch zurückgehalten werden. Durch die Maskenverzierung einem S t r a ß b u r g e r Gefäß verwandt sind Bruch152

Augsburg: Fronhof 12, Karniesrand, ein Spitzhenkel, Boden abgeflacht, Füße abgebrochen, Oberfläche etwas geglättet. H. 14,7 cm. Inv. 10139. Abb. 62/3. Bei St. Ursula (1949) Schrägrand, innen gekehlt, Oberfläche teilweise geglättet, ein Wulsthenkel. H. 12,7 cm. Inv. 10108. Abb. 62/4. - Beide Augsburg, Maximilians-Mus. Konstanz, Altstadtfunde: Gekehlter Schrägrand, Halsleiste, ein Bandhenkel, flacher Boden, Füße mit Laschen. H. 19,2 an, Abb. 62/1. - Schrägrand, innen gekehlt, Halsleiste, Spitzhenkel H. 19,5 cm. Abb. 62/5.- Einfacher Schrägrand, Spitzhenkel, abgeflachter Boden, gefurchte Wandung. H. 16 cm. Abb. 62/6. - Leistenrand, runde Wulsthenkel, abgeflachter Boden, Wandung gefurcht, Füße abgebrochen. H. 13,5 cm. Abb. 62/7. - Kantig abgedrehte Randlippe, runde Wulsthenkel, Kugelboden. H. 14, 2 cm. Abb. 62/8. - Freiburg, AugustinerMus. , ohne Inv.

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Vgl. BRUIJN, Brunssum, 1959, 1960, 1962/63 (Anm. 213). Zu dem kurz nach 1000 vergrabenen Münzschatzfund von Klein-Roscharden I scheint ein Dreifußgefäß gehört zu haben (GANDERT, Die oldenburgischen Silberschatzfunde von Klein-Roscharden, Oldenburger Jahrbuch 51, 1951, 151 ff. Taf. VH ). DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6), 69, Abb. 32 und 33. Sonderheft der Bad. Fundber., in Vorbereitung. - Beim Fassen einer sehr kräftigen Quelle in Sulz wurden sehr zahlreich fast ausschließlich Reste von Bügelkannen gefunden. KUNKEL, Würzburg, 1953 (Anm. 91), 10 m. Taf. 22.

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stücke von Bügelkannen aus F r e u d e n b a c h bei Creglingen (Tai. 38/5-7). Möglicherweise sind es vom Oberrhein importierte Gefäße der grauen (hier ungerieften) Ware. Die Beschaffenheit des Scherbens und die Rollstempelverzierung sprächen dafür. Außer Masken finden sich Leisten- und Ldlienmotive als plastische Verzierung. Für diese Art der Verzierung sind im übrigen Fundmaterial keine Parallelen vorhanden. Als Datierung kommt für die F r e u d e n b a c h e r Scherben Horizont E 1 in Frage. Besonders häufig sind Bügelkannen in der rotbemalten Feinware ausgeführt •worden, und zwar in einem sehr einheitlichen Typ. In den gemeinen Warenarten finden wir zahlreiche Varianten in der Bildung des Henkels, des Mündungsrandes und der Tülle. Eine Chronologie der Formen wird dadurch ermöglicht, daß der Gefäßaufbaü dem der jeweils gleichzeitigen Töpfe weitgehend entspricht. So läßt sich z.B. eine Kanne mit dreieckigen Leisten (Taf. 6 3 / 2 ) 1 5 7 sehr gut den Funden von D i s c h i n g e n (111,13, Taf. 45/6) vergleichen und dadurch in den Abschnitt E 1 datieren. Der vermutliche Fundort, L e o n b e r g , liegt 5 km vom Burgstall D i s c h i n g e n entfernt. Der gemeinsame Fundort und die Gleichheit der Machart lassen bei den Kannen von D o r n s t a d t (Taf. 46/1) und H a l l (Taf. 4 6 / 5 ) 1 4 2 die Gleichzeitigkeit mit den entsprechenden Töpfen erschließen (Horizont D 2). So wird die B a s l e r Kanne (Taf. 6 3 / l ) 1 5 8 wohl in den Horizont E 1, die G e i s l i n g e r 1 5 9 , ein feingedrehtes Stück mit geglätteter Oberfläche (Taf. 63/4), in die spätere Phase E 2 zu setzen sein. Eine kleine Kanne aus dem Museum K o n s t a n z (Taf. 63/5), die außen grün glasiert ist, zeigt die Konturen des Horizontes F 1 6 ®. Eine Miniatur kanne mit gekniffeltem Henkel (Taf. 63/3) 1 6 1 ist, ebenso wie ihr großes Gegenstück (Taf. 36/1) in den Horizont F 2 zu setzen. Doppelhenkelkannen In einer Reihe von verschiedenartigen Typen lebt die Tradition der doppelhenkligen Kannen fort. Tiefliegende Ösenhenkel hat ein bauchiges, wohl dem früheren 13. Jahrhundert angehöriges Stück im Württembergischen Landesmuseum (Taf. 6 4 / 1 ) 1 6 2 . Der gLeiche Gefäßtyp ist in U l m (H, 2) sowohl in den älteren wie den jüngeren Perioden (Taf. 9/2-3, 11/3) (Horizont D 1 und E 2) vertreten. Breitere Griffhenkel hat eine B a m b e r g e r Kanne (Taf. 6 4 / 2 ) 1 6 3 , die in den Horizont D 2 zu setzen ist. Als fast unveränderte Fortsetzung der "Pingsdorfer Amphoren'' erscheint eine W e i n h e i m e r Kanne. Die ProportLonierung des riefenüberzogenen Körpers läßt aber keinen Zweifel aufkommen, daß das Stück ebenso wie die mitgefundenen Henkelkrüge spätmittelalterlich, d. h. wohl in den Horizont E 2 zu datieren ist 1 6 4 . Die Kanne mit flaschenartig enger Eingußöffnung und randständigen Henkeln 157 158 159 160 161 162 163 164

Vermutlich aus Leonberg. Boden und hintere Hälfte der Wandung ergänzt. H. 27, 5 cm, m. Henkel. Ehemals Stuttgart, Württ. LM., verschollen, nur in Foto von A. HERRMANN erhalten. BERGER, Petersberg (Anm. 77), Taf. 25/4. Geislingen /Steige, Hauptstr. 5;H. ohne Henkel 22, 5 cm. A. HERRMANN, Prähist. Ztschr.2( 1935, 236, Abb. 13, 238, Geislingen, Heimatmuseum. Cime PO. Außen grün-glasiert, H. 13 cm. Konstanz, Rosgarten-Mus. Ohne PO. Kleine Bügelkanne mit gekniffeltem Henkel, Tülle abgebrochen, Oberfläche geglättet. H. ohne Heikel 9,1 cm. Stuttgart, Württ. LM. 1952/514. Ohne PO. H. 18,5 cm. Stuttgart, Württ. LM. Inv. 1952/496. A. HERRMANN, Ztschr.d. Dt. Ver. f. Kunstwiss. 1938, 242, Abb. 9. Bamberg (1927). Bandhenkel mit Einstichen. Bodenzeichen: Radkreuz. H. 28 cm. Balsberg. Hist. Mus. H. V.B. 844. S. unten. S. 59 und Anm. 210.

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1. Südwestdeutschland, Chronologie

scheint eine typologische Neuerung des 12. Jahrhunderts zu sein1®®. Am gleichen Fundort wie die reliefverzierten Bügelkannen wurden in F r e u d e n b a c h auch doppelhenMige Kannen gefunden (Tai. 38/3,4). Das Material des Scherbens ist gleichartig, so daß eine gleichzeitige Datierung möglich ist. Im übrigen befindet sich bei diesem Fundfeomplex aber auch frühneuzeitliche Keramik. Die jüngeren Formen des Typs zeichnen sich durch die Ausbildung einer Halsleiste, wohl i m Horizont E (Taf. 64/3) 16 ® aus, wozu i m Horizont F noch betont ausladende Schulter und gekniffelter Henkel tritt. Typengeschichtlich interessant ist, daß auch Kugelgefäße mit der gleichen engen Eingußöffnung, daran ansetzenden Henkeln und spitzer Tülle ausgestattet wurden, w i e d e r W ü r z b u r g e r Brunnenfund zeigt 167. Kannen mit einem Henkel oder mit einem Griff Einen hornartigen Griff statt eines Henkels haben eine engmündige, hohe Kanne aus W i n t e r s t e t t e n d o r f und vielleicht ein weitmündiges topfartiges Gefäß aus dem Museum G ü n z b u r g 1 * ^ . Diesem ähnlich ist eine kleine Kanne aus dem Württembergischen L a n d e s m u s e u m 1 m i t seitlichem Griffansatz. Die Stücke sind etwa dem Horizont D 2 zuzuweisen. Von der rotbemalten Feinware h e r sind die kleinen Kannen mit spitzer Tülle bekannt. Das Kannchen von L a n g e n a u (I, 41, Taf. 64/4) ist durch den in ihm verborgenen Münzschatz in den Horizont F 2 datiert. Henkelkrüge Henkelkrüge scheinen außerhalb des Oberrheingebietes erst im Laufe des 16. Jahrhunderts eine allgemeine Verbreitung zu finden. Unter den wenigen älteren Stücken lehnt sich ein Krug aus der Umgebung von S c h w ä b i s c h - G m ü n d (Taf. 65/6)^® an die untersetzte F o r m elsässischer Krüge an. Seine Wandung ist teilweise geglättet, am Hals ist eine Wellenlinienverzierung eingeglättet. Gleichfalls leichte Glättspuren zeigt ein L e o n b e r g e r Krug (Taf. 65/5), mit wohl zu spitz ergänzter Tülle 1 '' 1 . Die Wandung ist mit Furchen und Wülsten v e r ziert. Ein Gegenstück befindet sich im H a g e n a u e r Museum (Taf. 65/3) es trägt einen inibeabsichtigten Fleck grüner Glasur auf der gerieften Wandung. Am Hals sind Ansätze vo^i Wülsten ähnlich dem L e o n b e r g e r Krug zu erkennen. Eine Datierung aller dieser Stücke in den Horizont E wird nicht fehlgehen. Der Münzschatzfund von J e s i n g e n (1,30, erstes Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts) enthielt drei kleine Krüge der rotbemalten Feinware, die wohl als Abbilder großer Formen gelten können. Zwei davon zeigen den f ü r die Gefäße des Horizontes F 1 als charakteristisch herausgestellten birnförmigen Aufbau mit weich ge165 166 167 168 169 170 171 172

In der späten Pingsdorf-Ware wird diese Form gebräuchlich. Am Rheinufer bfei Leopoldshafen 1839 gefunden. H. 18 cm. Karlsruhe, Bad. LM. Inv. C 3222. KUNKEL, Würzburg, 1953 (Anm. 91) Tafel 19a. Schließlich ist auch an den seit römischer bzw. merowingischer Zeit kaum veränderten Typ der Feldflasche zu denken (H. STOLL, Mittelalterliche Taifeldflaschen aus Schwaben. Germania 17, 1933, 210-213). Fotosammlung A. HERRMANN im Ulmer Museum. Ohne PO., ohne Inv. H. 11,6 cm. Aus "Wüstung Eutighofen". Gesattelter Bandhenkel. Oberfläche leicht geglättet, am Hals eingeglättete Wellenlinie. H. 13,7 cm. Schwäbisch-Gmünd, Mus. Leonberg. Gesattelter Bandhenkel. Am Hals und auf der Schulter wulstige Leisten. Bauch zone flach gefurcht. Mit Gips ergänzt. H. 17,7 cm, Stuttgart, Württ. LM. bez. 27. Ohne PO. Bandhenkel mit zwei Kniffelungen auf jeder Seite, Wandung gefurcht. Auf dem Bauch ein Spritzer dunkelgrüner Glasur. H. 28 cm. Hagenau/Elsaß, Mus. Inv. L 16.

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schwungenem Kontur. Ein Gefäß (Taf. 37/6) weicht durch das Fehlen einer ausgeprägten Halspartie und die vollere Wölbung der Wandung ab, die ganz i m Sinne der Formen des Horizontes E geführt ist. Die Erklärung f ü r diesen Unterschied kann darin liegen, daß dieser kleine Krug bereits als älterer Spartopf in den Schatz aufgenommen wurde. E r könnte eine Gruppe von etwa 100 Hellern aus der Mitte des 14. Jahrhunderts enthalten haben, die sich als ältester Bestandteil des Schatzes von den übrigen, jüngeren Minzen abhebt. Einen strengeren Gefäßaufbau, der für eine Datierung in den Horizont F 2 spricht, zeigt ein Krug aus I n g e l f i n g e n (Taf. 6 5 / 4 ) 1 ' 3 . Ein Krug aus K o t t s p i e l mit hochgestrecktem Hals und niedrigem, stark ausladendem Bauch scheint einem metallenem Vorbild nachzueifern (Taf. 65/2)l' 7 4 .

Vierpaßkrüge Ein offenbar sehr verbreiteter Typ des späten Mittelalters ist der Krug mit vierblättriger Mündung, die häufig mit einem Siebeinsatz versehen ist. Vermutlich hat dieser Typ den der Bügelkarme in seiner Funktion als das gebräuchliche Wassergefäß abgelöst. Die frühesten Stücke sind wohl in den Horizont E zu datieren, so etwa ein M i n d e l h e i m e r Krug (Taf. 66/3) 1 7 5 . Die Masse gehört dem Horizont F an (Taf. 66/4, vgl. U l m , VI, 9, Taf. 58/1-2, 9 ) 1 7 6 . Das in die Mitte des 15. Jahrhunderts datierte Münzgefäß von B o p f i n g e n dürfte a m ehesten als Vierpaßkrug zu rekonstruieren sein (1,40, Taf. 66/6).

Henkelflaschen Frühe Exemplare dieses Typs, wohl aus dem 13. Jahrhundert, fanden sich bei der grauen, gerieften Ware (Taf. 36/2) und der rotbemalten Ware (Taf. 37/9). In Fundzusammenhängen des 14. und 15. Jahrhunderts ist e r nicht selten. Seit dem 14. Jahrhundert werden die Flaschen häufig geglättet, womit möglicherweise die Steigerung der Wasserdichtigkeit beabsichtigt wurde. Die häufig unter dem Henkelansatz angebrachte Durchbohrung des Halses diente wohl dem besseren Ausgießen der Flüssigkeit. Einen Datierungsahhalt bietet ein Fund aus K a u f b e u r e n (Taf. 6 6 / 5 ) e i n e geglättete Flasche mit fehlendem Oberteil, die wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Bauopfer vermauert wurde. Gleichfalls dem Horizont F ist eine 173 174 175 176 177

Ingelfingen, Kr. Künzelsau (1937). Gesattelter Bandhenkel, um den Bauch Gurtfurche, Hals leicht gerieft. Obere Hälfte des Henkels (wohl zu hoch) ergänzt. H. 20,9 cm. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. Inv. 1929. E.KOST, Württ. Franken NF. 19, 1937/38, 189. Kottspiel (1938). Gekniffeiter Bandhenkel. H. 17 cm. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. Inv. 1937. E.KOST, Württ. FrankenNF. 22/23, 1947/48, 35. Vgl. dazu z.B. A,G.VERSTEH, Tin door de eeuwen, Amsterdam 1954, Abb. 11 und 14. Aus Mindelheim oder Umgebung. Im Hals Siebeinsatz. Gesattelter Bandhenkel mit gekerbter Mittelrippe. H. 34 cm. Mindelheim, Mus. Inv. 627. Günzburg, mit Siebemsatz. H. 26,7 cm. Mus. Günzburg. A. HERRMANN, Schwabenland 1936, 157, Abb. 5. Bruchstück offenbar einer Henkelflasche mit Ansatz des Henkels, Oberteil fehlt, an der Wandung haftet Mörtel. Oberfläche leicht geglättet. H. noch 20, 8 cm. Kaufbeuren, Mus. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Oberamtmann a. D. F. SCHMITT / Kaufbeuren wurde das Gefäß zusammen mit den Resten eines zweiten Gefäßes und mit tierischen Knochenstücken gefunden, als man 1947 den "Schiffgerberstadel" abriß. F. SCHMITT datiert die Erbauung des ursprünglichen Färberstadels an Hand der konstruktiven Merkmale in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts.

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Flasche aus dem Württembergischen Landesmuseum (Tai. 66/2) zuzuweisen, vielleicht auch ein mit Rollstempelund Wellenband verziertes Stück in S c h w ä b i s c h H a l l (Taf. 66/1) mit zu hoch ergänzter Mündung17®. Henkellose Flaschen und Krüge Eine rollstempelverzierte Flasche aus C r e g l i n g e n (Taf. 67/1) und ein Krug aus H e r b o l z h e i m (Taf. 67/2) 1 7 9 stellen i m Arbeitsgebiet Einzelstücke dar. Als Parallele f ü r das letztere Gefäß ist der in das 12. Jahrhundert datierte mitteldeutsche Münzschatzfund von G e r s t e n b e r g 1 ® ^ heranzuziehen. Auf Grund der Mach art und der Proportionen ist der H e r b o l z h e i m e r Krug in den Horizont D 2 zu datieren. Die C r e g l i n g e r Flasche dürfte dem Horizont E zugehören. Eine Reihe von Flaschen aus Frankreich bildet DERVIEU ab 1 ® 1 . Die pauschale Datierung "12. Jahrhundert" trifft f ü r einige der von DERVIEU abgebildeten Gefäße mit Sicherheit nicht zu. A.HERRMANN hat bereits einen Krug aus der Kirche von N a g o l d (Taf. 67/5) gewürdigt 1 ® 2 . Dieses Gefäß gewinnt noch dadurch an Interesse, daß sich ein in den Abmessungen weitgehend übereinstimmendes Gefäß, leider ohne Angabe des Fundortes im Württembergischen Landesmuseum befindet (Taf. 67/6). Hinsichtlich der Machart - Brand, Magerung, Randbildung usw. - sind die Gefäße einander so verwandt, daß eine annähernd gleichzeitige Datierung als sicher anzunehmen ist. Das eine ist jedoch von einem Meister des Handwerks gefertigt, das andere technisch sehr unvollkommen. Der abgesetzte Fuß, der genaue Ansatz der Rundung und die ganz gleichmäßig in leicht geschwungenem Kontur hochgezogene Wandung des N a g o l d e r Kruges bezeugen ein beträchtliches handwerkliches Können. Wo es nicht vorhanden ist, entsteht ein plumper Boden, eine mit ungleichmäßigen Drehriefen hochgeführte, schornsteinartige Wandung. Der Vergleich kann weiter auf die Aus führung der Details und auf die Behandlung der Oberfläche ausgedehnt werden, die bei dem N a g o l d e r Krug irisierend schimmert, bei dem anderen stumpf bleibt. Mühelos ließe sich dieser Unterschied aber auch stilistisch interpretieren und als zeitlicher Abstand deuten. Die Warnung vor stilistischer Überinterpretation ist um so angebrachter, als HERRMANN den N a g o l d e r Krug allein auf Grund eines stilistischen Vergleichs in staufische Zeit datiert hat. Ein vermutlich kleineres Gefäß, das, sieht man von der etwas höher geführten Wandung ab, genau den gleichen Aufbau zeigt, büdet WALCHER VON MOLTHEEN ab E r hält das außen (und innen?) braun glasierte Stück f ü r ein pharmazeutisches Gefäß. E s ist wohl frühestens dem 15. Jahrhundert zuzuschreiben. Entsprechende Metallgefäße, wie sie HERRMANN zur Datierung heranzieht (die Paradiesesflüsse der Bronzetaufe im H i l d e s h e i m e r Dom) gibt es nicht nur in staufischer Zeit, sondern 178

179 180 181 182 183

Ohne PO. Gekniffelter Bandhenkel. Mindung abgebrochen. Auf der Schulter Furchenband. H. noch 26 cm. Stuttgart, Württ. LM. luv. 1952/532. Ohne PO. Gesattelter Bandhenkel, um den Bauch Wellenband, darüber spiralig Rechteck rollstempel. Mündung ergänzt. H. 25,7 cm. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. Inv. 806. • Creglingen. RechteckroHstempel. H. 14,8 cm. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. A. HERRMANN, 1938 (Anm. 124), 237, Abb. 18. Herbolzheim/Jagst, Burg. H. 15,8 cm. Herbolzheim. E. SCHIRMER, Die deutsche Irdenware des 11.-15. Jahrhunderts im engeren Mitteldeutschland. (IRMIN, Vorgeschichtliches Jahrbuch des Germanischen Museums der Universität Jena, 1) Jena 1939, Taf. XI, 9. DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6), 47 Abb. 4, 5, 48 Abb. 6 J. A.HERRMANN, 1938 (Anm. 124), 238 f . , Abb. 8. Nagold, Alte Kirche, H. 27,3 cm. Inv. A 33/150. Ohne PO. Am Boden etwas ergänzt. H. 26,8 cm. Inv. E 1246. Beide Stuttgart, Württ. LM. A. WALCHER VON MOLTHEIN, Beiträge zur Geschichte mittelalterlicher Gefäßkeramik. Kunst und Kiinsthandwerk 13, 1910, 73-96, 385-420, - 410, Abb. 88, 412.

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ohne stilistische Unterschiede auch i m 16. oder 17. Jahrhundert, und zwar als Meßbehälter * Möglicherweise hatte der Krug aus N a g o l d und sein Gegenstück bereits diese Zweckbestimmung. Die Datierung wird man unter diesen Umständen nur mit Vorbehalt aussprechen können. Auf Grund der Machart wird eine Ansetzung in Horizont D 2 oder E 1 am ehesten zutreffen. Schüsseln Die mittelalterlichen Schüsseln sind typologisch wenig ergiebig. Im hohen Mittelalter sind sie offenbar nur selten im Gebrauch. Außer der bemerkenswerten Gruppe mit ausladendem Rand in R o m a t s r i e d (VI, 8, Taf. 23) sind kaum Funde zu verzeichnen. Eine reiche Ausbeute lieferte die Burg S c h ö n e n w e r d (HI, 14, Taf. 48, 49), wo unglasierte konische Schüsseln mit schmaler Standfläche neben glasierten mit breitem Boden stehen. Schüsseln mit gewölbter Wandung sind selten. Eine F o r m des 15. Jahrhunderts ist die Schüssel mit S-förmig geschwungener Wandung (Taf. 58/10). Schalen Ohne Vergleichsbeispiel ist eine Fußschale mit geknickter Wandung aus R i ß t i s s e n (Taf. 67/4) 1 8 5 mit Wellenlinienverzierung auf der Oberseite des Randes und unter dem Rand. Als Datierung kann nur sehr allgemein das 14. oder 15. J a h r hundert angenommen werden. Becher Eine reizvolle und typologisch interessante Gruppe der spätmittelalterlichen Keramik sind die Becher. Der Fußbecher kommt i m Rheinland i m 12. Jahrhundert auf. Aus dem Münzschatzfund von St. Irminen, T r i e r (Taf. 68/7, 8), der in der Zeit von etwa 11701200 vergraben wurde, sind vier solcher Becher bekannt. Sie besitzen eine kugelförmige, geriefte Wandung, einen abgesetzten, schmalen, als Standring ausgebildeten Fuß und einen niedrigen oder höheren, konisch gebildeten Rand. Der durch eine Urkunde von 1287 datierte, als Reliquienbehälter in St. Simeon, T r i e r verwandte Becher hat einen hohen und schlanken Fuß (Taf. 68/9). Alle diese Becher gehören der steinzeugartig hartgebrannten Ware an^®®. Unter den Töpfereifunden der grauen, gerieften Ware von W e i h e r (IV, 4, Taf. 29/8-12) befinden sich Bruchstücke von Fußbechern mit kräftig geriefter Wandung, schmalem Rand und abgesetztem Fuß. Etwa gleichzeitig dürften zwei Becher von O d i g h e i m und L e o p o l d s h a f e n 187 sein. Die kugelförmige Gestalt und der niedrige Fuß sind sicher noch dem 13. Jahrhundert, vermutlich dem Horizont D 1 zuzuschreiben. Eine entwickeltere F o r m zeigt eine Gruppe von württembergischen und mainfränkischen (Taf. 68/5) Bechern 1 Der Fuß ist schlanker, der Rand 184 185 186

187 188

Eine ganze Reihe bronzener Meßkrüge befindet sich z. B. im Museum Allerheiligen, Schaffhausen. Rißtissen, Kr. Ehingen. Fuß und Wandung mit Gips ergänzt. Auf der Oberseite des Randes und auf der Wandung unter dem Rand Wellenlinie. H. 10,6 cm. Stuttgart, Wurtt. LM. Inv. 1952/550. H. LÜCKGER, Zwei mittelalterliche Trierer Münzschatzfunde. Trierer Zeitschrift 8, 1933. 41-50.- L- HUSSONG, Die Keramik des Münzschatzfundes von St. rrminen, Trier, 1928. Trierer Zeitschrift 29,. 1966, 236-266. Zum Becher von. St.Simeon s. HUSSONG,252 , - U . LOBBEDEY, Zur Kmstgeschichte der rheinischen Keramik vom 12. bis 14. Jahrhundert. Keramos 1965, 4, Abb. 8-11. Karlsruhe, Bad. LM. ohne Inv. Apfelstetten. Inv. 1952 und ohne PO.. Inv. 1952/515. Beide Stuttgart, Württ. LM. -

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stärker ausgebildet, die Wandung gratig gefurcht. Die bei diesen Bechern noch bewahrte Kugelform wird in der Folgezeit aufgelöst. Die Fußplatte wird bei den späteren Stücken, z . B . Tai. 68/4, aus dem Württembergischen Landesmuseum 1 8 9 , dünner, seitlich auslaufend profiliert. Besonders zierlich ist eine Gruppe von Bechern aus G r a b e n s t e t t e n (Taf. 67/3 und 68/2, 3, 6 ) 1 9 0 geformt. Kein Stück gleicht genau dem anderen, doch sind sie in i h r e r Machart einander so verwandt, daß sie als gleichzeitig angesehen werden müssen. Eine Fußplatte ist gar nicht mehr vorhanden. Dies ist aber kein entwicklungsgeschichtliches Moment, sondern eine Angleichung an einen Typ von Bechern (Taf. 64/7), deren stielartiger Fuß in e r s t e r Linie zum Umgreifen und nicht zum Stehen eingerichtet ist* 9 *. Sicher ist die geschweifte F o r m der G r a b e n s t e t t e n e r Becher eine Erfindung des 14. Jahrhunderts. Es ist aber sehr wohl denkbar, daß diese Becher erst im 15. J a h r hundert entstanden. Möglicherweise hatte noch der als Fragment erhaltene Münzbehälter dès um 1560 vergrabenen Schatzes von G r ü n e n w ö r t 192 eine ähnliche Gestalt. Einen langen Stiel zum Greifen, verbunden mit einer Fußplatte zum Stehen besitzt ein Becher aus W a l d e n b u r g (Taf. 68/1) 1 9 3 , der dem Horizont F zugeschrieben werden kann. In Vierpaßform gemündelte Becher auf hohem Fuß (Taf. 64/7, wohl aus F ö r c h h e i m 1 ) sind eine seit dem 14. Jahrhundert beliebte und von Frankreich bis Österreich verbreitete F o r m 1 9 ^ . Häufig sind ferner fußlose Becher mit Vierpaßmiindung. Bei den älteren Stücken ist die Wandung ähnlich wie bei den Töpfen gewölbt, bei den späteren ist die größte Breite mit Vorliebe nach unten verlegt, oft entsteht durch scharfen Umbruch eine doppelkonische Form. Bei einem W ü r z b u r g e r Becher (Taf. 64/5)*9® mit Gurtfurchen entspricht der Kontur der Wandung genau umgekehrt den Gefäßen des Horizontes F. Zweifellos ist auch e r in diesen Horizont zu datieren. Interessant ist e r noch dadurch, daß e r vom Typ der Fußbecher den abgesetzten Fuß übernommen hat. Weitere Formen des 15. Jahrhunderts^ 9 ? sind hohe Becher (Taf. 64/8)l 9 8 , schließlich ein Becher mit Trichterhals aus H e i l ' b r o n n , dessen F o r m den hessischen Krausen entspricht 1 9 9 . Schließlich sind als Bechertypen noch einfache konische Gefäße zu erwähnen, mit Henkel, wie ein bnichstückhafter Fund aus S i p p l i n g e n (Taf. 64/6)200 o c j e r ohne,

189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200

In der Nähe der Waldenburg bei Amorbach. H. 10, 9 cm. Würzburg, Mainfränk. Mus. Inv. 312. Taf. 68/5. Ein gleichartiger Becher vom gleichen Fundort, Inv. 311. Teil des Randes fehlt. H. 9 , 8 c m . Stuttgart, Württ. LM. Inv. 12723. Grabenstetten, Kr. Reutlingen (1893) 5 Becher, mit Gips ergänzt, H. 8, 9 bis 11, 2 cm. Stuttgart, Württ. LM. Inv. 10458 a-e. HERRMANN 1938 (Anm. 124), 232, Abb. 3. WALCHER VON MOLTHEIN, Beiträge, 1910 (Anm. 183), 81, Abb. 10, 11, 82 Abb. 12, 13. F. WIEIANDT, Drei badische Münzfunde aus dem 16. Jahrhundert. Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins 109, NF. 70, 1961, 305-322, - 317 ff. Waldenburg, Kr. Ctrringen. Rand abgebrochen, H. noch 15, 2 cm. Schwäbisch Hall, Keckenbürg-Mus. Vermutlich aus Forchheim. Rand und Fuß durch je eine Leiste abgesetzt. H. 15,3 cm. Würz bürg, Mainfränk. Mus. Inv. S 2893. DERVLEU, Poterie, 1909, 21 Abb. 60, (Anm. 6). Würzburg. Um den Bauch laufen zwei Gurtfurchen. H. 13,4 cm. Würzburg, Mainfränk. Mus. Inv. 1846. Vgl. auch Aim. 191, für die "Loschitzer Becher" auch: M.U. KASPAREK, Die mittelalterlichen Loschitzer Becher. Heimatjahrbuch Ostsudetenland 5, 1958, 37 f. Wiirzburg (1868) H. 19,8 cm. Wurzburg, Mainfr. Mus. Inv. 321. Heilbronn, Hist. Mus. Inv. 59/63, im Gegensatz zu den Krausen allerdings mit Standboden, nicht beuteiförmigem. Vgl. unten, S. 60. Sipplingen. Leistenrand, abgesetzter Fuß, Gurtfurche. Teil des Randes und Henkel abge-

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•wie eine Reihe von L a u i n g e r Stücken^Ol. Die einfache zylindrische Becherform erscheint bereits im 11. Jahrhundert bei den Schallgefäßen von B u r g f e l d e n (in, 4, Taf. 70/3). In der Form sind sie von den entsprechenden Ofenkacheln nicht zu unterscheiden. Lediglich bei den D i s c h i n g e r Funden (HI, 13) bezeugt die Verwendung des feinen gelben Tones der rotbemalten Feinware die Bestimmung als Trinkgefäß. Daß "Becherkacheln" zweimal an Quellen gefunden wurden, in S u l z und in P f u l l e n d o r f 2 0 2 , und zwar in einer sehr grobtonigen, porösen Ausfuhrung, ist ein weiteres Zeugnis. Andererseits beweisen Funde von hartgebrannten, gut gedrehten Stücken mit anhaftendem Ofenlehm, daß keineswegs alle besser ausgeführten Stücke als Trinkbecher dienten. Eine besondere Gruppe bilden die als "Scheuer" bezeichneten Becher mit seitlichem Henkel - meist aus nachmittelalterlicher Zeit bekannt. Im Arbeitsgebiet sind an mittelalterlichen Stücken die beiden Becher vom H e r w a r t s t e i n (111,10, Taf. 42/26-27) zu nennen. Der Ösenhenkel des bemalten Bechers erweist eine unmittelbare Verwandtschaft des Gefäßes zu einer hölzernen Scheuer aus dem Brunnenschacht von W ü r z b u r g 2 0 3 , den KUNKEL vom Befund her wohl zu Recht in das 13. Jahrhundert datiert - in die gleiche Zeit also, der auch der Tonbecher vom H e r w a r t s t e i n angehört. Sondertypen 204 Die feintonige, glasierte Sparbüchse von B l u m b e r g (1,31, nach 1418 vergraben, Taf. 60c) und die von W e m d i n g (1,38, um 1440, Taf. 70/1) gehören zu einem Typ, der mit einigen Veränderungen von der römischen bis in die neuere Zeit fortbestanden h a t 2 0 5 . Der kleine zylindrische Münzbehälter des Schatzfundes von W a l d b a c h (1,34, um 1420/1430, Taf. 70/2) kann auf Grund späterer Analogien als Salbenbüchse angesprochen werden. Nicht mit Sicherheit auszumachen ist die Bestimmung des Schatzbehälters von A u f h o f e n (1,36, nach 1428, Taf. 70/7). Das für diese Zeit außerordentlich dickwandige Stück kann kaum als Küchengeschirr gedient haben. Eher kommt eine Bestimmung als Ofenkachel, aber kaum an einer sichtbaren Stelle, in Frage. Man kann eine Analogie in kachelähnlichen Gefäßen sehen, die in der Nikolauskirche von H a g e n a u wohl als Schallgefäße eingemauert waren 20 ®. Deckel Wir kennen bei den Deckeln drei Grundformen unterscheiden: Flachdeckel, konische Deckel und flache Deckel mit Mittelbuckel. Jede dieser Formen kann einen Knauf oder eine Öse in der Mitte haben, gelegentlich kommt auch ein kleiner seitlicher Henkel vor. Zwischen den Formen besteht keine zeitliche Aufeinanderfolge. Eine Typologie und Chronologie der Deckelformen im einzelnen hier darzulegen, würde zu weit führen. Es sei auf den Materialteil verwiesen, insbesondere auf

201 202 203 204 205 206

brochen. Unterer Henkelansatz 6 cm über dem Boden. H. 15,4 cm. Stuttgart, Württ. IJVT. bez. 145. Lauingen, Heimathaus. Sonderheft der Bad. Fundber., in Vorbereitung. KUNKEL, Würzburg, 1953 (Anm.91), 12 und Taf. 20. Siehe Nachtrag S. 2 1 4 . Lediglich Münzschatzbehälter sind hier berücksichtigt. Vgl. W. HABEKEY, Kornspeicher und Mjnzspartopf. Bonner Jb. 159, 1959, 185-187. Hagenau, Nilraiauskirche, ca. 1880 geborgen aus den Seitenschiffen in Höhe des Gewölbeansatzes. Die Grundfläche ist quadratisch, ca. 20 c m Seitenlänge, unverziert. Die runde Mündung ist wulstig verdickt. Anhaftende Reste von verziegeltem Lehm können auf eine ursprüngliche Verwendung als Ofenkacheln deuten, sofern sie nicht vom Einbau in die Kirche stammen. Hagenau/Elsaß, Mus.

58

1. Südwestdeutschland, Chronologie

die Fundorte E ß l i n g e n (n, 1), U l m (n, 2; VI,9) und M u s b e r g (IV, 7)207. Ofenkacheln Eine Geschichte der Ofenkacheln zu geben, ist hier nicht beabsichtigt. Zur Datierung sei auf die Münzfunde von M ö n c h s r o t h (1,9, u m 1250, Taf. 70/6), G a u s e 1 f i n g e n (1,14, 2. Viertel 13. J h . , Taf. 70/5) und M e i m s h e i m (I, 26, 1. Hälfte oder Mitte des 14. Jahrhunderts, Taf. 70/4) verwiesen, die die Becherkachel als einen zählebigen Typ zeigen, der auch im Horizont E 2 fortexistiert ( E ß l i n g e n , 11,1, Periode IX). Daneben gibt es vor Aufkommen der glasierten Kacheln und neben ihnen weiterbestehend Napf- oder Schüsselkacheln, die von Schüsseln zu unterscheiden sind durch den kragenartig nach innen geschlagenen, unterschnittenen Rand (z. B. S c h ö n e n w e r d , 111,14). Nach Ausweis eines Bruchstückes vom L ü t z e l h a r d (m, 8) und weiter von K i r s c h f u r t (IV, 5) hat man bereits i m 13. Jahrhundert die Mündung der Schüsseln zu einem Quadrat ausgezogen, so daß sie sich auf der Qfenfläche lückenlos aneinandersetzen ließen. 1.45 Warenarten unsicherer, wohl auswärtiger Herkunft Diese Gruppe umfaßt Irdenware, steinzeugähnliche, steinzeugartige und Steinzeugwaren, die ähnlich wie die rotbemalte Ware über weitere Entfernungen verhandelt wurden. Der Ursprungsort ist in keinem Falle mit Sicherheit anzugeben. 1.451 Feinsandige

Ware

Zwei in E ß l i n g e n gefundene gehenkelte Töpfe (Taf.45/7, 8)208 machen einen innerhalb der schwäbischen Keramik recht fremdartigen Eindruck. Der Gefäßtyp mit steilem Rand, winklig angebrachtem Bandhenkel, der s d i r feinsandige, ebenmäßig schwarz geschmauchte Ton und die kleinteilige QuadratroILstempelverzierung lassen f ü r das eine der beiden Gefäße (Taf. 45/8) Import vermuten. Das andere, das nur nach einer Fotografie beurteilt werden kann, ist möglicherweise eine einheimische Nachahmung. Gehenkelte Töpfe mit Zylinderhals sind in Frankreich verbreitet - allerdings scheinen diese durchweg ein kleines Format, etwa Tassengröße zu haben 2 °9. Die Frage nach der Herkunft muß daher offenbleiben. 1.452 Gelbtonige,

getauchte

Irdenware

In Nachahmung von Steinzeug ist der gelbe, kräftig mit mittelfeinem Kom gemagerte Scherben hart bis sehr hart gebrannt. Oberfläche und Innenrand sind durch Eintauchen mit einer dunkelbraunen Engobe überzogen, die mehr oder min207 Deckel-Literatur: N.PARADI, Mittelalterliche irdene Deckel (ungar., dt. Résumé). Folia Archaeologica 10, 1958, 155-160. A.DORGELO, Middeleeuwse versierde aardewerkdeksels. Ber. Amersfoort 9, 1959, 119-138. 208 Henkeltopf mit Steürand, auf der Schulter spiralige Bollstempelverzierung ( Kleinquadrate). H. 17,8 cm. Eßlingen, Mus. Aus einem Weinberg bei Eßlingen, Henkeltopf mit Steilrand. H. 16, 2 cm. Slg. Meißner, ehem. Ulm (nach Foto A. HERRMANN). 209 S. Anm. 135.

Jüngere Drehscheibenware

59

der stark gesintert ist. Die Funde bestehen überwiegend aus Zylinderhalskrügen mit geriefter Wandung und einer ausgebildeten Fußplatte. Sie stammen aus W ü r z b u r g (Taf.69/2), W e i n h e i m (Tai. 69/1) und aus dem linksrheinisch pfälzischen Gebiet (Museum S p e y e r , Taf. 69/3-4) 2 1 H. KNORR hat eine Gruppe von mitteldeutschen Münzschatzgefäßen des späten 14. Jahrhunderts zusammengestellt, die offenbar einer entsprechenden Warenart angehören 2 * 1 . Zwei der Gefäße unterscheiden sich von den pfälzischen Funden durch einen aus geprägten Wellenfuß, während das Gefäß von M o l c h o w , vergraben gegen Ende des 14. Jahrhunderts, ihnen durchaus gleicht und damit ihre Datierung ebenfalls in das 14. Jahrhundert wahrscheinlich macht. Ob ein engerer Zusammenhang zwischen den beiden Fundgruppen besteht oder ob es sich um voneinander unabhängige Steinzeug-Nachahmungen handelt, könnte nur eine Gegenüberstellung der Originale fergeben. Als Vorbild für die pfälzische Gruppe hat sicher nicht das rheinische Stein zeug gedient, es ist in F o r m und Farbe zu andersartig. Vergleichbar ist eher das Steinzeug aus der Umgebung von S p e i c h e r bei Trier, das hellen, gelblichen Tongrund und braune Engobe aufweist 2 Ebenso wie bei der rheinischen Keramik sind die Krüge mit Wellenfüßen versehen. Die F o r m des Bechers (Taf. 69/4) ist weder im rheinischen noch im moselländischen Steinzeug zu finden, mehrfach tritt sie dagegen in einer weiteren steinzeugartigen Keramikgruppe auf, deren Herkunft noch nicht bestimmt werden kann (Steinzeugartig hartgebrannte Ware IE). 1.453 Steinzeugartig hartgebrannte Ware I Der Scherben ist dunkelgrau, e r ist steinzeugartig hartgebrannt, d. h. mit Stahl nicht ritzbar, hat jedoch nicht den für das völlig gesinterte, reine Steinzeug kennzeichnenden homogenen Bruch, sondern einen mit feinen Poren und körnigen Gesteinsteilchen durchsetzten. Auf der Oberfläche finden sich kleine schwarze Flecken. In der Regel sind die Gefäße ganz oder teilweise mit violettbrauner, stellenweise hellgrauer Engobe bedeckt, die bald matt ist, bald lebhaft glänzt. Diese Keramik entspricht der von HERKNBRODT als "Geriefte Ware" bezeichneten, von HUSSONG und BAUER als "Steinzeug" angesprochenen Warengattung, die seit dem Ende des 12. Jahrhunderts aufkommt und die Vorstufe zum Steinzeug des 14. Jahrhunderts d a r s t e l l t 2 1 3 . Eine Herstellung ist in holländisch Lim210

211 212 213

Würzburg. H. 14,7 cm; Würzburg, Mainfränk. Mus. Inv. 1848. - Weinheim (1913) H. 26,5 cm. Inv. C 10517. Vom gleichen Fundort ein genau entsprechender, nur kleinerer Krug und eine Doppelhenkelkanne, mit sandigem, nicht engobiertem Scherben. Karlsruhe, Bad. LM. - Speyer, Hist. Mus., ohne PO. und Inv., H. 15 und 12,2 cm. H.A. KNORR, Einige Bemerkungen zu dem Münzgefäß von Molchow. Ausgrabungen und Funde 1, 1956, 42-45, Taf. 8a. Vgl. S. LOESCHCKE, Tonindustrie von Speicher und Umgebung. Trierische Heimatblätter 1, 1922, 138-142. LOBBEDEY, Keramos 1965 (Anm. 186) 12, Abb. 61,62. HERRNBRODT, Der Husterknupp, Köln-Graz 1958. HUSSONG, Herstellungsorte, 1944 (Anm. 34). BAUER, Dernbach, 1959 (Anm.94) 33 ff., 46 f. B. BECKMANN, Der Scherbenhügel in Siegburg, Siegkreis. Benner Jb. 163, 1963, 469-478 und 164, 1964, 327-332. A.BRUUN, Die mittelalterliche Töpferindustrie in Brunssum. Ber. Amersfoort 9, 1959, 139-188. - Ders., Die mittelalterliche keramische Industrie in Schinveld. Ber. Amersfoort 10-11, 1960-61, 462-507. - D e r s . , Die mittelalterliche keramische Industrie in Südlimburg. Ber. Amersfoort 12-13, 1962-63, 357-459. - LOBBEDEY, Keramos 1965 (Anm. 186). -

60

1. Südwestdeutschland, Chronologie

bürg - B r u n s s u m , S c h i n v e l d - und im K ö l n e r Gebiet nachweisbar. Wir glauben, einen, wenn auch nur geringfügigen Anhaltspunkt für eine Herstellung auch im Oberrheingebiet zu besitzen. Eine Gruppe von fünf Bechern im Badischen Landesmuseum Karlsruhe stammt laut Inventar aus R h e i n z a b e r n (Tai. 69/5-9)214_ Einer davon ist mit Sicherheit als im Ofen gesprungenes Ausschußstück zu bezeichnen, die anderen vier sind sehr wahrscheinlich ebenfalls Ausschußstücke. Geeignete Steinzeugtone waren am Oberrhein verfügbar, wie die neuzeitliche Steinzeugproduktion um H a g e n a u e r w e i s t ^ Die am oberen und mittleren Rhein^® am meisten verbreitete Form sind Kräftig geriefte Becher mit Wellenfuß, deren Gestalt den Zylinderhalskrügen entspricht. Durch zwei Münzschatzfunde - R ö t t i n g e n (1,8, 1240-1250, Taf. 32e) und D u r m e r s h e i m (1,11, 1260-1270, Taf. 32c) - läßt sich diese Form für die Mitte des 13. Jahrhunderts belegen. Wohl in die gleiche Zeit dürften die eiförmig gestreckten, oft mit einer kleinen Schneppe versehenen Becher gehören, die aus den Kugelbechern der Zeit um 1200 hervorgegangen sind^l^. Außerdem kommen Zylinderhalskrüge und sicher ebenfalls noch in das fortgeschrittene 13. Jahrhundert reichend, Gefäße in der Form der "Pingsdorfer Amphoren" vor^lß. 1.454 S t e i n z e u g a r t i g h a r t g e b r a n n t e W a r e II ("Hessische Krausen") Eine Gruppe sehr dünnwandig gedrehter Becher - alle außer einem von gleicher beuteiförmiger Gestalt mit gewölbtem Boden und abgeschnürtem hohem Hals besteht aus steinzeugartig hartgebranntem, mit feinem Material kräftig gemagertem Ton von grauer Farbe. Auf der kräftig gekörnten Oberfläche sind oft Sinterungserscheinungen zusammen mit grünlich-bräunlichen Verfärbungen zu bemerken. Der Becher aus T a u b e r r e t t e r s h e i m ist durch den in ihm verborgenen Münzschatz um 1441 datiert (I, 37, Taf. 60d). Für einen N ö r d l i n g e r Fund ist eine Datierung vor 1442 wahrscheinüch^ 19. Die gleiche Form ist als "hessische Krausen" noch im 16. und 17. Jahrhundert bekannt, außer beuteiförmigen Bechern kommt auch einer mit Standboden vor (Taf. 69/12). Die Fundverteilung220 spricht

214 215 216

217

218 219

220

Zur Datierung vgl. auch P. BERGHAUS, Der Kolner Pfennig in Westfalen. Zwei neue westfälische Schatzfunde des 12. und 13. Jahrhunderts. Dona Numismatica, Festschrift Walter Hävernick. Hamburg 1965, 197 f., Taf.XVI. Rheinzabern, erworben 1877. H. 5 - 1 5 , 7 cm, Karlsruhe, Bad. LM. Inv. C 3206-3217. Funde im Museum Hagenau. Weitere Fundorte: Basel (L. BERGER, Ausgrabungen am Petersberg in Basel, Basel 1963, Taf. 25/1), Straßburg (Musee de l'Oeuvre Notre Dame). Säckingen (Heimatraus.). - Lützelhardt (HI, 8). Neustadt am Main (Würzburg, Mainfr. Mus. Inv. 1851). Schwebheim? (Würzburg, Mainfr. Mus. Inv. 1495, 1496). Augsburg (Max.-Mus.). Zahlreiche Stücke auch im Museum Worms. Vgl. oben Abschnitt Becher. Solch ein Becher, stammt auch von der 1399 zerstörten Burg Tannenberg (b. Darmstadt): J. v.HEFNER und J. W. WOLF, Die Burg Tannenberg und ihre Ausgrabungen. Frankfurt a. M. 1850, Taf. V/E-D. Z.B. Speyer, Hist. Mus., ohne Inv. Beim Bau eines Kamins im sog. Rädlerhaus am Marktplatz im Boden gefunden, 1936. Das Rädlerhaus ist älter als das ohne eigene Wand darangebaute "Hohe Haus" von 1442 (vgl. Kunstdenkmäler von Bayern, Schwaben n, Stadt Nördlingen, 269 - Marktplatz 16). Rand etwas ergänzt. H. 10, 8 cm. Mus. Nördlingen, Inv. 7006. Ohne FO. Becher mit Standboden, H. 9, 2 cm (Hagenau/Elsaß, Inv. L 18, Taf. 69/12)-

Bodenzeichen

61

für eine mittelrheinisch-hessische Produktion, vielleicht in D r e i h a u s e n 2 2 1 . 1.455 Steinzeugartig hartgebrannte Ware

III

Ein auf der Burg H e r t e n s t e i n bei B i l l i n g s b a c h , Kr. Crailsheim gefundener B e c h e r 2 2 2 besteht aus sehr hartem, sehr feinem Ton von bräunlich graue r Farbe, der nur vereinzelte feine Poren enthält. E r ist sehr dünnwandig, mit leichter Riefung, gedreht. Die Wandung und die Unterseite des Standbodens sind in lederhartem Zustand - nachgedreht worden. Auf der Wandung finden sich Reste eines roten Farbüberzugs. Ein W o r m s e r Becher (Taf. 69/11) 2 2 ^ mit dunkelgrauer Oberfläche ist dem Fund von H e r t e n s t e i n in F o r m und Machart vergleichbar. Es ist auch ein aus einer M a i n z e r Sammlung stammender, im W ü r z b u r g e r Museum befindlicher Krug (Taf. 69/10) 2 2 ^ heranzuziehen, bei dem der Unterteil der Wandung und der Standring ebenfalls in lederhartem Zustand nachgedreht sind. Der Herstellungsort dieser eleganten Feinware ist unbekannt. 1.456 Echtes

Steinzeug

Ob das Münzgefäß von R e i h e n (I, 24, um 1340/45, Taf.32d) aus einer der Werkstätten im Bereich der Kölner Bucht stammt, ist angesichts seines gelblichen Tones und des braunen Überzugs fraglich. Dort waren i m 14. Jahrhundert eher graue Tone gebräuchlich. So ist auch eine moselländische Herkunft in Betracht zu ziehen22**. Das S i e g b u r g e r Steinzeug des 15. Jahrhunderts hat wie überallhin auch an den oberen Rhein und ins Donaugebiet seine Verbreitung gefunden. Sein spärliches Auftreten im Fundmaterial läßt es indessen weder als archäologisches Leitfossil noch als Zeugnis bedeutender Handelsbeziehungen erscheinen, weshalb auf eine Untersuchung hier verzichtet wurde. EXKURS Bodenzeichen Bodenzeichen sind geometrische Figuren, die als erhabene Abdrücke auf der

221

222 223 224

225

Würzburg (Mainfr. Mus. ohne Inv. )-Gaüdorf (E. KOST, Wiirtt. Franken NF. 22/23, 1947/48, 36)-Augsburg (Max. -Mus., Inv. 8099)-Worms (Mus. Inv. M 1867). Wie die Materialvorlage von H. J.STOLL, Die mittelalterlichen Töpfereifunde von Sondershausen/Stockhausen und Weimar, Wagnergasse. Alt-Thüringen 5, 1961, Abb. 8/1-6 lehrt, wurden solche Gefäße, ebenfalls zum Sintern hart gebrannt, auch weitab vom Rhein hergestellt. Die Form dieser "Krause" wird durch einen Fund auf der Burg Tannenberg bereits vor 1399 datiert (s. Anm.217, Taf. V/lV ). Hertenstein bei Billingsbach, Kr. Crailsheim (1949) H. 8, 5 cm; Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus. E.KOST, Württ. Franken NF. 24/25, 1949/50, 61, Abb.44. Worms, Augustinerschule; H. 10, 2 cm; Mus. Worms Inv. M 2393. Ohne PO., aus einer Mainzer Sammlung. H. 15 cm; Würzburg, Mainfr. Mus. Inv. 3027. Zu dieser Gruppe gehören noch mehrere fundortlose Stücke in den Museen Frankfurt (Hist. Mus.), Stuttgart (Württ. LM.) Karlsruhe (Bad. LM.) mit Medaillon-Verzierung. Vgl. FALKE, Rheinisches Steinzeug, Bd. 1, 40 f . , Abb. 28. S. oben S. 59, 2. Absatz mit Anm. 212.'

62

1. Süd Westdeutschland, Chronologie

Unterseite der Gefäßböden erscheinen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die mit den seltsamsten Hypothesen bedachte Frage der Bodenzeichen nach allen Richtungen zu beleuchten. In jüngerer Zeit zeichnen sich immerhin einige Ergebnisse ab 226 , und eine Aufreihung von Beobachtungen mag die Sache klären helfen: Bodenzeichen sind im Untersuchungsgebiet nicht zu beobachten bei der älteren Drehscheibenware und bei der grauen, gerieften (jüngeren) Drehscheiben wäre. Sie finden sich aber gelegentlich auf Gefäßen der gewülsteten Ware spätestens vom 11. Jahrhundert an (Münzgefäß von K ü l s h e i m (1,1, Taf. 21d), Schallgefäße von B u r g f e l d e n , 111,4, Taf. 70/3). Auch bei den gemeinen Arten der jüngeren Drehscheibenware treten sie noch im 14. Jahrhundert auf (z. B. U l m , II, 2), in späterer Zeit offenbar nicht mehr. Bei den Formen findet sich wenig Abwechslung. In den meisten Fällen wird ein schlichtes gleicharmiges Kreuz oder ein Radkreuz verwendet. Außer an Töpfen konnte ein Bodenzeichen auch an Deckeln beobachtet werden. Die Gefäße aus dem Töpferofen von Bad Rappenau (IV, 3) tragen ein "stempelgleiches" Bodenzeichen. Die Bodenstücke von einem nahe dabeigelegenen Ofen trugen ein anderes Zeichen, waren aber sonst gleichartig. BRÜCKNER zählte unter Töpfereifunden in K i p f e n d o r f 2 2 7 60 Bodenstempel, die von sieben verschiedenen Matritzen rührten. In der Füllung des ausgegrabenen Ofens wurden 18 Stücke von einer und eines von einer zweiten Form gefunden, ein weiteres Exemplar der zweiten Form unmittelbar vor dem Ofen. Die Bodenzeichen stellen demnach eine Quelle für die Erkenntnis der handwerklichen Organisation dar. Bis in heutige Zeit dienen sie als Herstellerzeichen22®. OOQ Zur Deutung der Zeichen sei lediglich folgende von J. HOLL,'" 3 zitierte Mitteilung angeführt: Bei neuzeitlichen, nach sehr alten Methoden arbeitenden Töpfern in Ungarn seien in den Scheibentellern der Handtöpferscheiben eingravierte geometrische Zeichen gefunden worden, deren ursprünglicher Sinn den Töpfern aber nicht mehr klar gewesen sei. Ähnliches mag schon im Mittelalter gegolten haben.

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227 228 229

Die ältere Literatur bei SELLING, Schweden 1955 (Anm. 10) 22 ff. und STOLL, Töpfereifunde, 1961 (Anm. 221), 324 f. Vgl. ferner: M. HELL, Ein frühgeschichtlicher Grabfund bei der Michaelskirche in Salzburg. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 98, 1958, 235-240. H.MI TSCHA-MÄRHEIM, Bodenzeichen auf spätrömischen Tongefäßen aus Mautern, N. Ö. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 17, 1963, 153-157. - Merowingische Gefäße mit Bodenstempel bei HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 13). A. TOCIK, Die Keramik mit Bodenstempeln aus slawisch - awarischen Gräberfeldern in der Sudwestslowakei (tschechisch.dt. Resume). Pam4tky archeologicke 53, 1962, 347-380. R.BRÜCKNER, Kipf endorf, eine mittelalterliche Töpferei in der Nähe von Coburg. Coburger Heimatblätter 1, 1921, 27-38. R. HAMFE und A. WINTER, Bei Töpfern und Töpferiimen in Kreta, Messenien und Zypern. Mainz 1962, 97. I. HOLL, Beiträge zu den Arbeitsmethoden der ungarischen Töpferei des Mittelalters. Külölenyomat Budapest Regisegei 17, 1956, 194.

ZWEITER

TEIL

ÜBERBLICK ÜBER DIE HAUPTGRUPPEN DER KERAMIK IM MITTELEUROPÄISCHEN BEREICH

Drehscheibenware an Rhein und Maas

65

2.1

Drehscheibenware im Gebiet von Rhein und Maas Die allgemeine Verbreitung der Drehscheibenware beschränkt sich in den f r ü heren Abschnitten des Mittelalters, d.h. etwa bis in das 12. Jahrhindert, i m wesentlichen auf die ehemals zum römischen Reich gehörigen Gebiete Mitteleuropas. Wohl arbeiten auch im Bereich östlich des Rheins Werkstätten mit vollkommen entwickelter Drehtechnik; doch bis in das 12. Jahrhundert sind ihre Erzeugnisse nicht Allgemeingut, sondern seltene Feinware - ebenso wie die zahlreichen Importe aus rheinischen Werkstätten. Zudem entsprechen sie den rheinischen Erzeugnissen in F o r m u n d Machart - ungeachtet gewisser Qualitätsunterschiede - durchaus. Nun gibt es auch dort, wo Drehscheibenware allgemein gebräuchlich ist, westlich des Rheinlaufs, handgemachte Gefäße. Im Rahmen unseres Überblickes muß diese E r scheinung aber vernachlässigt werden. J e nach dem Stand der Forschung muß die Betrachtung geographisch unvollständig bleiben, bzw. über die Begrenzung hinausgreifen. 2.11 Nachrömische Keramik: merowingisch - frühkarolingische Zeit Ein zahlenmäßig großes, an Formen reiches keramisches Material ist uns aus der Zeit der merowingischen Reihengräberkultur überliefert. Zusammenfassende Bearbeitungen dieses Materials sind aber erst in jüngster Zeit erfolgt 2 3 ^. Auf diese und auf zahlreiche Einzelpublikationen gestützt, läßt sich folgendes Bild entwerfen: Der weitaus größte Anteil an der Fundmenge fällt den doppelkonischen Gefäßen zu, die mit ihrem reduzierend gebrannten feinen Ton, der geglätteten Oberfläche, der reichen Verzierung durch schmale Leisten, Rillen, Wellenlinien, Einzelstempel- oder Rollstempelbänder zu den am meisten charakteristischen Elementen der Reihengräberkultur gehören. Wie seit langem angenommen wird, geht die Entstehung dieses Typs auf Einflüsse der römischen T e r r a nigra-Ware und der rollstempelverzierten späten T e r r a sigillata zurück 2 3 1 . Das Töpfereizentrum M a y e n in der Eifel, das in spätrömischer Zeit eine hervorragende Bedeutung hatte und dessen Erzeugnisse an den Oberrhein wie an die Rheinmündung exportiert wurden 2 3 2 , ist nach der Annahme von K. BÖHNER 233 auch für die Entwicklung des fränkischen Doppelkonus von maßgebender Bedeutung gewesen. Die anfangs fast schüsseiförmig breite Gestalt des doppelkonischen Topfes mit niedriger, einschwingender Oberwand bildet den Ausgangspunkt für die zahlreichen Typenvarianten, die in spätmerowingischer Zeit, d.h. i m 7. Jahrhundert, nicht selten den Charakter von Deformationen annehmen. Allgemein ist eine Tendenz zur Höhenstreckung zu beobachten, die besonders den oberen Gefäßteil betrifft. 230 231 232 233

BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34). HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 13). Als immer noch besonders wichtig ist HUSSONG, Trierer Bezirk, 1936 (Anm. 34) zu erwähnen. Literatur bei STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6) 118 und unten Anm. 233. UNVERZAGT, NIERHAUS, FELLMANN - Literaturzusammenstellung bei STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 101 Anm. 34. K. BÖHNER, Die fränkischen Gräber von Orsoy, Kreis Moers. Bonner Jahrb. 149, 1949, 146-196, -189, vgl. BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34) 37 f. und R. PIRLING, Gräber des frühen 5. Jahrhunderts aus Krefeld-Gellep. Bonner Jb. 159, 1959, 215-242, bes. 230, 234. - C.NEUFFER-MÜLLER, 1962 (Anm. 130), 187.

66

2. Hauptgruppen der Keramik

Häufig wird der Bauchknick zu einer bauchigen Rundung verschliffen. Vorzugsweise bei den späteren Stücken wird auch von der sorgfältigen Glättung der Oberfläche abgegangen und statt des reduzierenden der oxydierende, gelb- oder rotfärbende Brand angewendet23 4 . Durch Anfügung einer Tülle und eines oder m e h r e r e r Henkel wird die Topfform zur "Röhrenausgußkanne" umgewandelt. Zählt man noch die wenigen Becher und Schalen hinzu, so ist der Gefäßtypenvorrat bereits erfaßt. Mit dem Ende der Reihengräberfunde um 700 verschwindet diese Ware, und dies scheint nicht nur auf einer Fundlücke zu beruhen 2 ^. Die Rollstempelverzierung und, wie oberrheinische Funde zeigen, auch die doppelkonische Gestalt (Taf. 13/3-6) finden in der karolingischen Keramik eine Fortführung. Von weit größerer Wichtigkeit f ü r die Beurteilung der karolingischen Keramik ist die "rauhwandige Wölbwandware". Während die doppelkonischen Gefäße mindestens zum Teil als Feingeschirr angesehen werden müssen, besteht das gewöhnliche Geschirr der Zeit, soweit es Drehscheibenware ist, aus ungeglätteten, in der Regel unverzierten Gefäßen ohne Wandungsknick, oft aus recht grob gemagertem Ton. Als Grabbeigabe tritt dieses Geschirr gegenüber dem feineren zurück, in den Siedlungen dürfte es aber dominiert haben 2 -* 6 . Als Ausgangspunkt f ü r die Entwicklung dieser Ware ist wiederum das spätrömische Töpfereizentrum M a y e n anzunehmen. Im 4. und 5. Jahrhundert wird dort eine oft steinzeugartig harte Ware von besonders grober Magerung hergestellt und über weite Strecken e x p o r t i e r t 2 ^ . Der Übergang von spätrömischer in merowingische Zeit erfolgt, ohne daß ein Bruch in der Entwicklung zu bemerken wäre, ja ohne daß spätrömische und fränkische Ware i m Einzelfalle sicher zu unterscheiden wären 2 ^ 8. In merowingischer Zeit beginnen außer dem alten M a y e n e r Zentrum Tochterwerkstätten zu arbeiten, die ihre Gefäße in der durch M a y e n überlieferten spätrömischen Tradition herstellen. So nimmt i m späten 6. Jahrhundert in T r i e r erstmalig seit römischer Zeit wieder eine Werkstatt die Tätigkeit a u f 2 3 9 . Im unteren Maingebiet 2 4 0 , in Hessen 2 4 1 , an der Rheinmündung 242 findet sich rauhwandige Keramik, die mindestens zu einem Teil lokaler Herstellung ist. Eben um die Wende des 6. zum 7. Jahrhundert setzt auch die Herstellung in den bald so bedeutend gewordenen Töpfereien am Kölner Vorgebirge ( B a d o r f , P i n g s d o r f usw.) mit der Ware aus "Vorgebirgston" e i n 2 4 3 . In K r e f e l d 234 235 236 237 238 239 240 241

242 243

BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), 47-49. STEEGER, Rill 1948 (Anm. 34), 258-260. BÖHNER, Breberen und Doveren, 1950 (Anm. 15), 213 vermutet allerdings noch eine Fortdauer der Ware bis in das 9. Jhdt. HUSSONG, Gladbach, 1938 (Anm. 14), 184. S. Anm. 232. Vgl. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 121 ff. Gruppe 9. BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), 4. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 121 f. J. VONDERAU, Die Ausgrabungen am Büraberg bei Fritzlar 1926/31. Veröffentlichungen der Fuldaer Geschichtsvereinigung 22, 1934, 56 und Taf. VH. Als terminus ante quem hat für diese Funde nach VONDERAU das Jahr 744 zu gelten. VONDERAU nimmt eine Datierung vor 700 an. W. HÜBENER, Keramik und Kämme in Dorestad. Germania 31, 1953, 177-189, -184. K. BÖHNER, Frühmittelalterliche Töpferöfen in Walberberg und Pingsdorf. Bonner Jb. 155-156, 1955-1956, 372 f. B.SCHMIDT, Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, Heft 18, Halle 1961, 111 ff. stellt eine Gruppe von Drehscheibengefäßen nach Mayener Art aus Mitteldeutschland zusammen. Die frühesten seien in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts, spätere ins 8. Jahrhundert zu datieren.

Drehscheibenware an Rhein und Maas

67

G e l l e p und in D o n z d o r f , Kr. Göppingen konnten Töpferöfen des 6. und 7. Jahrhunderts festgestellt werden 2 4 4 . Nichtsdestoweniger ist auch im 7. Jahrhundert weiterhin mit einer erheblichen Ausfuhr vom Hauptort M a y e n selbst zu rechnen, am stärksten offenbar ins Rheinmündungsgebiet 245 . Versuchen wir, uns einen Überblick über die Erzeugnisse dieser Werkstätten in dem uns besonders interessierenden Zeitraum des 7. Jahrhunderts zu verschaffen, so lassen sich unter den Töpfen etwa folgende Gruppen erkennen: a) Bauchiger Topf mit schmalem Boden und hochgestelltem sichelförmigem Randprofil. b) Tonnenförmig gewölbter Topf mit stark abgewinkeltem gedrücktem Rand. c) Gestreckt-eiförmiger Topf ohne Halseinziehung, also mit weiter Öffnung, mit nach außen umgelegtem knolligem oder zugespitztem Rand. d) Eiförmiger Topf mit nach außen aus schwingendem Rand'24**. Übergangsformen und Mischformen gibt es zahlreich, und allgemein zeichnet sich die Keramik gerade in dieser Zeit durch eine erstaunliche Formlosigkeit, d. h. am ehesten durch die Auflösung fester Typen aus. Nicht zu verkennen ist aber, daß alle diese Varianten auf den spätrömischen Typ des weitmündigen Topfes mit sichelförmigem Rand 247 oder mit verkröpftem Randprofil24® zurückgehen. Ein weiterer Gefäßtyp, der in späterem Zusammenhang wichtig werden wird, ist der weitmündige meist doppelhenklige Krug (Amphora), der gelegentlich auch mit drei breiten Bandhenkeln ausgestattet wird . Das römische Vorbild ist hier nicht ohne weiteres nachzuweisen25®, darf aber doch mit einiger Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden. Zum Typenvorrat gehören ferner Kannen mit Kleeblattmündung und Schüsseln. 244 245

246

247 248 249

250

R.PIRLING, Ein fränkischer Töpferofen aus Krefeld-Gellep. Germania 38, 1960, 149-154. HÜBENER - NATTER - ROEREN, Donzdorf, s. Anm. 25. S. die Gräberfelder von Wageningen und Putten. J . H. HOLWERDA, Een Grafveld bij Putten. Oudheidkundige Mededelingen Nr. 7, 1926, 110-125 und d e r s . , Het Grafveld van Wageningen. Oudheidkundige Mededelingen Nr. 9, 1928, 82-116. In Westfalen s. O.UENZE, Zur Anfangsdatierung der sächsischen Kugeltöpfe. Germania 22, 1938, 118-120. Einige Beispiele: zu a) Donzdorf - HÜBENER - LOBBEDEY (Anm. 23) Abb. 1-3. - Wageningen - HOLWERDA (Anm. 245), 96 Abb. 17/38. zu b) Eichtersheim - HÜBENER-LOBBEDEY (Anm. 23) Abb. 5. - Frankfurt-Praunheim STAMM (Anm. 6), Tai. 12/149. - Wageningen - HOLWERDA (Anm. 245) 96 ff. Abb. 17/36-37; 18/73-74. zu c) Soest - STIEREN, Germania 14, 1930, 174, Abb. 2. - Wageningen - HOLWERDA (Anm. 245) 98, Abb. 18/61 -62. - Duisburg - TISCHLER 1952 (Anm. 16) 199, Abb. 2/4,6. Rill - STEEGER (Anm. 34), 263, Abb. 7/9,10. - Rüdigieim - UENZE, Germania 38, 1960, 195 f . , Abb. 1. - Hohenfels - BÖHNER, T r i e r e r Land (Anm. 34) Tai. 5/15. - Weilbach SCHOPPA, Die fränkischen Friedhöfe von Weilbach, Maintaunuskreis. Wiesbaden 1959, Taf.33, Gr. 75, Taf.37, Gr. 11. zu d) Hirang und Eisenach/Reg. Bez. Trier - BÖHNER, T r i e r e r Land (Anm. 34), Taf. 5/12, 13, 16. E.GOSE, Gefäßtypen der römischen Keramik im Rheinland. Beiheft 1 der Bonner J a h r b . , Kevelaer 1950. HUSSONG, T r i e r e r Bezirk, 1936 (Anm. 34), Beilage 2, links, Mitte. Beispiele: Soest - WERNER, Münzdatierte austrasische Grabfunde Taf. 20A. Walsum - STAMPFUSS (Anm. 36) Taf. 15/1. - Duisburg - TISCHLER 1952 (Anm. 16) 199, Abb. 2/1, 3, 5. Wageningen - HOLWERDA (Anm. 245) 101, Abb. 19/89, 90, 92. - Weilbach - SCHOPPA (Anm. 246) Taf. 39. Gr. 21. BÖHNER, T r i e r e r Land (Anm. 34), 1958, 59.

68

2. Hauptgruppen der Keramik

Die römische Tradition ist in diesen Fällen ohne Schwierigkeit aufzuzeigen 2 5 *. Das Kennzeichen der Ware dieser Zeit ist der grobe Magerungszusatz und der oft schlechte Brand. Es gibt jedoch bedeutende Qualitätsunterschiede, u. a. auch feintönige Waren. Bei dem -weitverstreuten Material ist aber ein Urteil über eventuelle Zusammenhänge schwer zu gewinnen. Während die entsprechende römische und frühfränkische Ware unverziert ist, findet sich im 7. Jahrhundert, offenbar unter dem Einfluß der doppelkonischen Gefäße, gelegentlich Verzierung durch Rechteckrollstempel, Wellenlinien und Rillen bänder. Seit dem Ende des 7. Jahrhunderts ist die Beigabensitte im Aussterben begriffen, und damit entfällt nicht nur die wichtigste Quelle der Datierung, sondern das Fundmaterial wird überhaupt sehr spärlich. An einigen Stellen läßt sich das Fort leben der Gefäßformen in Mayener Tradition i m 8. Jahrhundert feststellen. Der gewölbte Topf mit sichelförmigem Rand und die weitmündigen Töpfe 2 5 2 des W a l s u m e r Friedhofs sind da zu zurechnen. Eine besonders wichtige Fundgruppe ist die ' 'Hospitalkeramik 1 ' i n T r i e r , für die vom Befund her kein Datierungsanhalt vorliegt. L. HUSSONG hat eine ältere und eine jüngere Gruppe unterschieden und für die e r s t e r e die zweite Hälfte des 8., f ü r die andere die erste Hälfte des 9. J a h r hunderts als Datierung angenommen. HUSSONGS Ausführungen bedürften im einzelnen der Revision. Beispielsweise ist die typologische Bestimmung des Topfes mit hochliegendem Bauch und ausladendem, gekehltem R a n d 2 5 2 a als Spätform wohl verfehlt, da eine entsprechende F o r m schon aus dem Reihengräberfeld von M e n g e n , das in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts endet 2 5 3 , vorliegt. Die rote Bemalung auf einzelnen Scherben muß nicht, wie HUSSONG annahm, auf den Einfluß der Pingsdorfer Ware zurückzuführen sein - womit ein Datierungsargument entfällt. Im ganzen ist HUSSONG aber durchaus recht zu geben, wenn e r die Kontinuität zwischen spätrömischer und karolingischer Keramik betont. Bauchige Töpfe mit sichelförmigem Rand, abgewinkelte und lippenförmig ausladende Randformen 2 5 ^ sind fraglos Nachfolger der spätmerowingischen Formen. Zugleich ist aber in der T r i e r e r Hospitalkeramik ein neues Element wirksam, dessen Aufkommen den Beginn einer Epoche bedeutet. 2.12

Epoche der kugelig geformten Keramik (Ältere Drehscheibenware, 8. -12. Jahrhundert) Zu einem noch nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt im 8. Jahrhundert beginnt ein neuer Gefäßstil die nachrömische Formenwelt der rheinischen Keramik abzulösen. Seine Leitform ist der kugelige Topf mit linsenförmig gewölbtem Boden. Ob251 252

HUSSONG, Trierer Bezirk (Anm. 34), 1936. STAMPFUSS, Walsum (Anm. 36); 1939, Tai. 6/9 (Grab 10), 7/1 (Grab 8), 8/11 (Grab 20). Die von STAMPFUSS versuchte Typologie der Walsumer Gefäße bedürfte einer Revision. Schon HUSSONG äußerte in seiner Besprechung der Arbeit von STAMPFUSS (Trierer Zeitschrift 14, 1939, 86-89) Bedenken an dessen Aufstellung. Ansätze hat F. TISCHLER, Badorf, 1952 (Anm. 16), gemacht. 252a HUSSONG, Trierer Bezirk, 1936 (Anm. 34), Beilage 2, Mitte ganz rechts. Die geplante Gesamtpublikation der Hospitalfunde ist leider noch nicht erfolgt. Herr Dr. HUSSONG erlaubte freundlicherweise die Einsicht in die zeichnerischen Unterlagen. 253 Unpubliziert, Freiburg, Amt für Urgeschichte Inv. F 36/113 e. Zur Datierung des Gräberfeldes s. H. STOLL und H. BÜTTNER, Die frühmittelalterliche Besiedlung des Breisgaues. Schau-ins-Land, Jahrbuch 65/66, 1938/1939, 122-132. 254 HUSSONG, Trierer Bezirk, 1936 (Anm. 34), Beilage 2, rechts.

Drehscheibenwäre an Rhein und Maas

69

wohl gelegentlich eiförmig oder kugelrund gewölbte Böden auftreten, möchten wir doch den Ausdruck "Kugeltopf" f ü r diese Gruppe vermeiden. Dank i h r e r starken Exporttätigkeit nehmen zwei Töpfereizentren eine führende Rolle in der Keramik dieser Zeit ein: M a y e n und B a d o r f (Vorgebirge). Die Rolle dieser Töpfereien und i h r e r Erzeugnisse, der steinzeugartig hartgebrannten Mayener Ware und der "Badorfer Ware" ist zuerst von HUSSONG und JANKUHN herausgearbeitet worden. Trotz einer bedeutenden Vermehrung des Materials in der Zwischenzeit fehlt aber bisher eine zusammenfassende Darstellung 2 5 5 . 2.121

Jüngere

Mayener

Ware

Der Ton ist rot bis violett, mit verschiedenen Varianten, meist fein gemagert und bis zum Sintern hart gebrannt 2 5 6 . Dies ist die typische, leicht erkennbare P r ä gung der Mayener Produktion. Daneben gibt es weniger scharf gebrannte, stärker gemagerte, graue oder rote Gefäße, die eine ziemliche Variationsbreite innerhalb der Gruppe vermuten l a s s e n 2 5 7 . Der kugelige Topf (Taf. 2/1) hat einen schmalen, mit dem Messer zugeschnittenen Linsenboden, eine kräftig zur Schulter ausladende, dann zur Mündung sich stark einziehende Wandung. Der Rand ist entweder unverdickt, spitz auslaufend, scharf nach außen umgelegt oder e r ist als runder oder kantiger Knollenrand ohne Hals ausgebildet. Als Verzierung läuft häufig eine scharfe Rille unter dem Rand um, gelegentlich finden sich eine oder zwei flache Wellenlinien. Der Topf kommt mit zwei kleinen Bandhenkeln am Rand vor, es finden sich auch Durchbohrungen am Rand. Beide Vorrichtungen dienten sicher zum Aufhängen über dem Feuer. An weiteren Typen sind bekannt: ein i m übrigen gleichartiger Topf mit Standboden25**, ein Topf mit kugelrundem Boden 25 ®, hohe Töpfe 2 6 0 und einhenklige Krüge2*>l. Die beiden letzteren Typen sind insofern bemerkenswert, als sie deutlich eine Fortsetzung älterer, aus merowingischer Zeit bekannter Formen darstellen. Der früheste sicher datierte Fund ist der durch nur eine Münze der Zeit 781 800 datierte Grabfund von L e e r , Kreis Steinfurt (Taf. 2/1)262, in einer Grube unter dem B o n n e r Münster 2 6 ^ wurde Mayener Ware zusammen mit Badorfer Ware und einer einzigen Pingsdorfer Scherbe gefunden, ferner war eine Münze Ludwigs des Frommen (814-850) enthalten. Die Grube ist demnach i m 9. Jahrhun255

256 257 258 259 260 261 262 263

Wichtig sind vor allem folgende Arbeiten: HUSSONG, Trierer Bezirk, 1936 und Herstel lungsorte, 1944 (Anm. 34). - H. JANKUHN, Die Wehranlagen der Wikinger zeit zwischen Schlei und Treene. Neumünster i937. - F. TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 und Badorf 1952 (Anm. 16). - BÖHNER, Breberen und Doveren, 1950 und Bonner Münster 1951,(Anm. 15), ders.. Frühmittelalterliche Töpferöfen von Walberberg und Pingsdorf, Bonner Jb. 155/156, 1955/1956, 372-387. - W. 1XJNG, Töpferöfen der frühmittelalterlichen Badorfware aus Badorf und Pingsdorf, Ldkr. Köln. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1, 1955, 56-66. - HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21). - STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6). H.HINZ, Karol. Keramik 1965 (Anm. 17). Besonders die Erforschung der Mayener Ware dürfte ein dringendes Desiderat sein. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 151 ff. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 146, BÖHNER, Trierer Land, 1958, (Anm. 34), Taf. 7/1. BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), Taf. 7/2. HUSSONG, Herstellungsorte, 1944 (Anm. 34) 191, Abb. 11/4-5,8. BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), Taf. 7/3. HUSSONG, Herstellungsorte, 1944 (Anm. 34), 191, Abb. 11/7, 9. K. HUCKE, Zum münzdatierten Drehschelbengefäß van Leer Kr. Steinfurt in Westfalen, Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 14, 1938, 306-307. BÖHNER, Bonner Münster 1951, (Anm. 15).

70

2. Hauptgruppen der Keramik

dert gefüllt und nicht vor Ende des 9. Jahrhunderts geschlossen worden. Ebenso weist eine Münze Ludwigs des Frommen einen Scherbenfund aus T r i e r , Altbachtal in das 9. Jahrhundert. W. HÜBENER hat von stratigraphischen Gesichtspunkten her Bedenken gegen die Zulässigkeit dieser Datierung e r h o b e n ^ " ! . sie kann also nur als wahrscheinlich aufrecht erhalten werden^^ Aus dem strati graphischen Befund der F r a n k f u r t e r Altstadtgrabungen^®® gdit deutlich hervor, daß die jüngere Mayener Ware noch vor der Gründung der Pfalz, wohl in der Zeit 815-822 einsetzt und am Ehde des 9. oder im Laufe des 10. Jahrhunderts außer Gebrauch kommt. K. BÖHNER datiert den Beginn an den Anfang des 8. Jahrhunderts, weil einige Funde noch aus Reihengräbern des Trierer Landes geborgen wurden^?. Da aber Gräber mit Beigaben vereinzelt noch wesentlich später auftreten kennen^8^ ist dieser Schluß nicht völlig unanfechtbar. Gegen BÖHNERS zweites Argument, daß in der Siedlung G l a d b a c h bei Neuwied wohl reichlich Mayener Ware, aber kein Stück Badorfer Ware gefunden wurde, kannte man einwenden, das Fehlen der Badorfer Ware beruhe darauf, daß dieses Gebiet eben nicht zum Absatzgebiet der Badorfer Ware gehört habe^"^. Immerhin legen die Reihengräberfunde, zu denen noch zwei Gräber am Niederrhein, in R i l l ™ ® , und eines in Westfalen, in S o e s t ^ l zu zählen sind, den Schluß nahe, daß der Beginn der Mayener Ware zumindest noch in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zu datieren ist. Zur Datierung können auch die Schallgefäße herangezogen werden, die im Fußboden des Baues VI von St. Viktor in X a n t e n gefunden wurden. Der Bau ist 863 zerstört worden und seine Errichtung wohl in den Anfang des 9. Jahrhunderts zu datieren. Diese Schallgefäße entsprechen in der Form völlig den Mayener Töpfen, sind aber anscheinend am Ort hergestellt^^ Die Ehddatierung des Mayener Topfes ist noch nicht fixiert. Da in M a y e n ein steinzeugartig hartgebrannter sehr ähnlicher Scherben noch bis in das 13. Jahrhundert erzeugt wurde^3, gehen die karolingischen Formen möglicherweise erst allmählich in jüngere über. Daß die "Mayener Ware" zu einem großen Teil in M a y e n selbst hergestellt worden ist, bezeugen Töpfereifunde und mineralogische Untersuchungen^' 4 _ Dort wurde ja auch schon in römischer Zeit steinzeugartig harte Ware hergestellt^5_ 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273

274 275

HÜBENER, Haithabu (Anm. 21), 136. Die ebenfalls dort gefundene Kaisie in der Art der Tatinger Kannen ist durch Vergleichsbeispiele mehrfach ins 9. Jahrhundert datiert. HÜBENER, Haithabu (Anm. 21), 135 f. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 154. BÜHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), 59 ff. S. unten, Materialteil, V , S. 171 ff. Die Publikation der Funde von Gladbach steht noch aus. Vgl. HUSSONG, Gladbach, 1938 (Anm. 14) und BÖHNER, Walberberg, 1955/1956 (Anm. 255). STEEGER, Rill 1948 (Anm. 34), 264 ff., Abb. 8/1 (Grab 58), Abb. 8/2 (Grab 34), 267 Anm. 1 und 277: die spätesten Gräber sind in das 8. Jahrhundert zu datieren oder reichen möglicherweise in das 9. Jahrhundert hinein. A. STIEREN, Ein neuer Friedhof fränkischer Zeit in Soest. Germania 14, 1930, 166-175. Abb. 5/3. Nach STIEREN hat die Belegung des Friedhofes im 8. Jahrhundert aufgehört. BORGER, Xanten, 1961 (Anm. 38) Tai. 98. - BADER, Xanten, 1962 (Anm. 38). Nach O.UENZE, Zur Anfangsdatierung der sächsischen Kugeltöpfe. Germania 22, 1938, 120 entsprechen die Xantener Schalltöpfe der jüngeren Mayener Ware. Vgl. STAMM, Frankfurt(Anm. 6),157,Gruppe 22.Das Münzgefäß von Kottenheim, Kr. Mayen, um 1248, mit rotem Bruch und dunkelblaugrauer Oberfläche entspricht dem Mayener Scherben sehr, vgl. W.HAGEN, Zwei neue rheinische Münzschatzfunde aus dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts. Hamburger Beiträge zur Numismatik 14, 1960, 514 ff. P.HÖRTER, Die germanisch-keltische Bevölkerung im Kreise Mayen in der Frankenzeit. Maimus 21, 1929. 72-83. - BÖHNER, Trierer Land, 1958 (Anm. 34), 59 ff. - STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 146, 151 ff. S. oben, S. 66.

Drehscheibenware an Rhein und Maas

71

Eine Verbindung zu dieser älteren Mayener Ware stellt auch die eigentümliche karge Verzierung durch horizontale Rillen und eine gelegentliche Wellenlinie dar 6. Zudem hat O. STAMM auf eine Abart der jüngeren Mayener Ware hingewiesen, die sich eng an die Machart der älteren Ware anschließt^?. Außerdem ist aber die steinzeugartig harte Ware - und zwar der völlig gleiche Linsenbodentopf - auch anderwärts gefertigt, d.h. doch wohl nachgeahmt worden. In B a d o r f und W a l b e r b e r g , Kr. Bonn fanden sich solche Scherben im Töpferschutt zusammen mit Badorf e r W a r e ^ ß , und in D o v e r e n wurde mineralogisch eine niederrheinische Herkunft e r m i t t e l t ^ 9 . Das Absatzgebiet der jüngeren Mayener Ware entspricht zum Teil dem der merowingischen, älteren Ware: mittlerer und niederer Rhein, Westfalen; am Oberrhein tritt Mayener Ware nur noch ausnahmsweise an der Neckarmündung a u f ^ O . Doch ist nicht zu verkennen, daß die Bedeutung dieses Exports erheblich zurückgegangen ist, zugunsten der Badorfe r Ware, deren Gefäße westwärts nach England, ostwärts nach H a i t h a b u und darüber hinaus bis B i r k a verhandelt wurden^Sl. Festzustellen wäre auch noch, ob die am Niederrhein und in Westfalen gefundenen "Mayener" Gefäße aus der Eifel oder aus rheinischen Werkstätten stammen. 2.122

Badorfer

Ware

Wesentlich eingehender als die Mayener Ware ist die Badorfer Ware in der Literatur behandelt worden282< Kennzeichnend ist die hellgelbe Farbe, der nicht sehr harte Brand, die in der Regel zweizeilige Rechteckrollstempel-Verzierung und die leichte Riefung der Gefaßwandung. Wiederum ist der bauchige Topf die Leitform, im Gegensatz zum Mayener Topf besitzt e r aber eine große Variationsbreite. E r ist bald höher, bald niedriger, die größte Weite liegt bald hoch, bald in der Mitte, der Umbruch ist mehr oder weniger betont. Typisch ist der nach unten schmal zulaufende Unterteil - mit linsenförmigem oder spitzovalem Boden -, die einge27 6 277 278 279 280

281 282

In der älteren Mayener Ware z. B. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), Tai. 8/110,111. STAMM, Frankfurt (Anm. 6) 1962, 146 ff. BÖHNER, Walberberg, 1955/1956 und DÜNG, Töpferöten, 1955 (Anm. 255). LUNG trifft diese Unterscheidung nicht, aus seiner Beschreibung geht aber deutlich hervor, daß sowohl "Badorfer" wie "Mayener" Ware an den gleichen Ofenstellen gefunden wurden. BÖHNER, Breberen und Doveren 1950 (Anm. 15), 211, 214. Außer den bereits genannten Orten Trier, Gladbach (Kr. Neuwied), Bonn, Walberberg (Kr. Bonn), Rill bei Xanten, Leer (Kr. Steinfurt) sind zu nennen: Ladenburg a.N. und Edingen (Kr. Mannheim) (VI, 2) Pfalz Ingelheim (STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6). 152). Lütüngen, Kr. Moers (HINZ 1965 (Anm. 17) 265), Brinkum (UENZE, Anfangsdatierung, 1938 (Anm. 272), 118, Abb. 1/4). Haddien (Kr. Jever) UENZE, 1938, 118. STAMM, 1962, 151 führt - nach UENZE - auch die Grabgefäße von Godlinze an - vgl. A. E. VAN GIFFEN, Een karolingisch GrafveLd bij Godlinze. Deerde en Vierde Jaarsverslag van de Vereeniging voor Terpenonderzoek, 1919/1920, 39-96. Der Topf VAN GIFFEN, 49, Nr. 2, Tai. HI, entspricht dem Aussehen nach etwa den Mayener Töpfen, der Beschreibung nach ist er aber kaum zur Mayener Ware zu rechnen. (Vgl. auch unten Kap. 2.124, S. 80. Das ebenfalls von STAMM genannte Wageningen scheint nur ältere Mayener Ware zu enthalten (HOLWERDA, Wageningen, 1928, vgl. Anm. 245). Die Gefäße von Birka, die hier in Frage kommen (STAMM, 152. - H. ARBMAN, Birka I, Die Gräber, Uppsala 1940 und 1948 (Text und Tafelband), Tafel 222/1, 223/1-3, S.128, 248, 486, 487) stehen den Mayener Töpfen in der Form wohl nahe, doch läßt die Beschreibung ARBMANS eine Zuweisung an die Mayener Ware fraglich erscheinen. DUNNING, Pbttery, 1959 (Anm. 112), 52 f. - HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 112. HINZ 1965 (Anm. 17), 266. Vgl. Anm. 255.

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2. Hauptgruppen der Keramik

zogene Mündung mit dem kurzen, wulstig oder keulenartig profilierten Rand. Das Rollstempelornament bedeckt in der Regel auch den Rand. Ebenso wie bei der Mayener Ware fallen auch bei der Badorfer Ware hohe Töpfe auf, deren gestreckte F o r m und deren Hals- und Randbildung (Taf. 2/2) unmittelbar an die Typen des 7. Jahrhunderts erinnern. Der Linsenboden und die herausgedrückte Bauch- (oder Schulter-) weite, die dem Gefäß eine eigentümlich weichfedernde Spannung verleihen, entsprechen aber durchaus dem Stil der niedrigen, kugeligen Töpfe. An Gefäßtypen sind weiter "Amphoren" und Schüsseln zu verzeichnen, ebenfalls mit ovalem oder linsenförmigem Boden, z. T. auch schon mit Wellenfuß. Eine Sondergruppe stellen die ' 'Reliefbandamphoren'' dar, Gefäße von zuweilen beträchtlichen Dimensionen, meist mit drei Bandhenkeln ausgestattet, ohne Tülle, verziert mit aufgelegten rundlichen Leisten, auf die Rollstempel oder auch EinzelStempel eingedrückt sind. Die so beschriebene Ware, von JANKUHN283 a i s "Badorfer Ware" bezeichnet, entspricht in der Einteilung F. TISCHLERS 284 der "jüngeren Badorfer Ware". Ihr geht eine "ältere Badorfer Ware" voraus, die auf Grund mineralogischer Untersuchungen am gleichen Ort, nämlich im Bereich des Kölner Vorgebirges ( B a d o r f , P i n g s d o r f , W a l b e r b e r g ) hergestellt wurde - allerdings nicht nur dort. Wie die mineralogischen Untersuchungen ergaben, ist ein großer Teil der im Ruhrmündungsraum gefundenen Gefäße nicht in Werkstätten des Vorgebirges, sondern in örtlichen Tochterwerkstätten hergestellt worden, die ganz nach der Art der VorgebirgsWerkstätten arbeiteten. Das gilt auch für die "jüngere Badorfer Ware". Die ' 'ältere Badorfer Ware'' hat bereits die entsprechende Brenntechnik, die leicht geriefte Wandung, es kommen Linsenböden vor und auch ein- oder mehrzellige Rechteckrollstempel. Deren Rechtecke sind allerdings erheblich kleiner als die der jüngeren Ware und entsprechen den merowingischen Rollstempeln. Außer Flaschen und einhenkligen Krügen, die in der jüngeren Ware offenbar nicht mehr auftreten, kommen hohe Töpfe und zwei- oder dreihenkLige "Amphoren" vor. Der breite kugelige Topf fehlt noch. Die Krüge, Töpfe und Amphoren besitzen aber bereits den eigentümlich weich-gespannten Kontur, der auch den Mayener und jüngeren Badorfer Töpfen eigen ist. Da die ältere Badorfer Ware im Reihengräberfeld von W a l s u m mit einer Reihe von Gefäßen vertreten ist - sie gehört sichtlich dem jüngeren Abschnitt der Bele gungszeit an - ist eine Datierung in das 8. Jahrhundert gegeben 28 ^. Der Beginn der ' 'jüngeren Badorfer Ware'' fällt spätestens auf das Ende des 8. Jahrhunderts. Der Münzschatzfund vom K r i n k b e r g in Holstein, der nach 781, etwa um 800 vergraben wurde, war in einem typischen Badorfer Gefäß v e r borgen 28 ^. Wie die Bachbettstratigraphie von H a i t h a b u ergeben hat, wird die Badorfer Ware von der Pingsdorfer abgelöst, ihre Enddatierung fällt also in etwa mit der Anfangsdatierung der Pingsdorfer Ware zusammen - mit Ausnahme der Reliefbandamphoren - und soll weiter unten besprochen werden. Die Verbreitung der Badorfer Ware wurde am Ende des vorigen Abschnitts angegeben. Zu erwähnen ist noch, daß G. DUNNING eine Reihe von Funden von H a m w i h (Südengland), die in stratigraphischem Zusammenhang mit einem Münzschatz der 283 284 285 286

JANKUHN, Wehranlagen, 1937 (Anm. 255). TISCHLER, Badorf, 1952 (Anm. 16). Die Ansetzung ungefähr von 720-780 von TISCHLER, Badorf, 1952 (Anm. 16), ist nur als Näherungswert zu verstehen. Insbesondere die Anfangsdatierung ist wenig gesichert. Nach STEEGER, Rill, 1948 (Anm. 34), 278, umfaßt Walsum die Zeit von ca. 700-775. E.NÖBBE, Der karolingische Münzschatzfund vom Krinlfberg. Festschrift zur Hundertjahrfeier des Museums vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel, Neumünster 1936, 136-160, m. Taf. VI. - JANKUHN, Wehranlagen, 1937 (Anm. 255), 296 m. Abb. 218/220.

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Drehscheibenware an Rhein und Maas

Zeit 700-750 gefunden wurden, der älteren Badorfer Ware z u w e i s t * ^ . D a < j j Gefäßformen aber keine unmittelbare Entsprechung in den Funden von W a l s u m und den entsprechenden von D u i s b u r g , D ü s s e l d o r f 288 Köln 2 89 finden, wäre die Zuweisung der englischen Funde an rheinische Werkstätten erst zu überprüfen. Das Gleiche gilt übrigens auch für einen Topf von J e r s e y , zusammen mit Münzen Karls des Kahlen (840-877) gefunden, der nach DIMNING der jüngeren Badorfer Ware angehört290. Die breite Wellenbandverzierung in Verbindung mit Horizontalfurchen begegnet auf echten Badorfer Gefäßen des 9. Jahrhunderts sonst nicht. 2

e

2.123 P i n g s d o r f e r W a r e und a n d e r e r o t b e m a l t e

Waren

Die Pingsdorfer Ware - in den gleichen Werkstätten wie die Badorfer am Kölner Vorgebirge hergestellt - unterscheidet sich von dieser durch den härteren Brand, die körnig auf die Oberfläche tretende Magerung und die rotbraune Engobe Bemalung in breiten, gestaltlos hingepinselten wellenlinienartigen oder kommaförmigen Strichen. Charakteristisch ist der Wellenfuß. Der am häufigsten auftretende Gefäßtyp ist die "Amphora", die Kanne mit eiförmigem Umriß, zwei flachen Bandhenkeln und einer dicht unter dem Rand sitzenden kurzen Tülle (Taf. 2/4). An gewöhnlich noch vorkommenden Typen sind die Schüssel mit Wellenfuß und der Kugeltopf zu n e n n e n ^ ! . Diese Beschreibung der Pingsdorfer Ware entspricht dem allgemeinen Begriff, ist aber aus mehreren Gründen nicht unproblematisch. BÖHNER ist von der Rotbemalung als wesentlichem Kriterium abgegangen, er stützt sich allein auf die Tonbeschaffenheit als bestimmendes Merkmal 292 . Gerade dieses Merkmal ist aber schwer eindeutig zu definieren, zumal selbst am gleichen Töpferort eine erhebliche Variationsbreite im Material möglich ist 2 9 3 . Andererseits ist die Bemalung in der Tat nicht °auf die Pingsdorfer Ware beschränkt, sondern findet sich auch auf badorfartig gebrannten und rollstempelverzierten Gefäßen - die sogenannte H u m e n s c h a n s g r u p p e ^ Auch die lange Lebensdauer der Pingsdorfer Ware über drei Jahrhunderte hinweg verursacht notwendig eine gewisse Vielfalt und Unübersichtlichkeit. 2

2

9

In den Formen der Gefäße sind während der langen Lebensdauer erhebliche Änderungen eingetreten, doch gestattet der Stand der Forschung noch keinen Überblick über die Entwicklung29"". Insbesondere wäre die Geschichte der Kugeltöpfe Pingsdorfer Ware zu klären. Der Münztopf von W e r m e l s k i r c h e n 2 9 " , mit schwach sichelförmig profiliertem Rand ist auf der Scheibe gedreht und auf der 287

288 289 290 291 292 293 294

295 296

G. C. DUNNING, Trade relations between England and the continent in the late Anglo-Saxon period. Dark-Age Britain, Studies presented to E. T. Leeds. London 1956, 219. - Ders., Pottery, 1959 (Aran. 112), 51 Abb. 23/15, 19, 23-24 und 52. TISCHLER, Badorf, 1952 (Anm. 16). MARSCHALL, NARR, USLAR, Bergisches Land, 1954, (s. Anm. 35). DUNNING, Pöttery, 1959 (Anm. 112), 54 m. Abb. 26, 8. Der Typenkatalog bei HÜBENER, Haithabu, 1959, 127 ff. enthält auch Typen, die nur in der Spätphase auftreten. BÖHNER, Breberen, Doveren, 1950 (Anm. 15), 208. Vgl. Anm. 17. W. C.BRAAT, Die frühmittelalterliche Keramik von Burgh. Oudheidkundige Mededelingen 41, 1960, 97 hat diese Ware "Badorf-Pingsdorf-Gruppe" genannt. - HÜBENER, Haithabu (Anm. 21), 121 f. Ein Ansatz findet sich bei BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294). P. BERGHAUS, Beiträge zur deutschen Münzkunde des 10. und 11. Jahrhunderts. 6. Fund Kölner Pfennige von Wermelskirchen (Rhein-Wupper-Kreis) vergraben um 960. Hamburger Beiträge zur Numismatik 9/10, 1955/1956, 23-29, Taf.2.

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2. Hauptgruppen der Keramik

Unterseite kugelförmig beschnitten und entspricht damit in der Machart den Linsenbodentöpfen der Mayener und Badorfer Ware. Ein Großteil der handgemachten "Pingsdorfer Kugeltöpfe" dürfte später und in Filialwerkstätten entstanden sein. Anders verhält es sich mit den Kugeltöpfen der "blaugrauen Ware". Wie die Ausgrabungen auf den Motten H u s t e r k n u p p 2 * * 7 und H o v e r b e r g 2 ^ gezeigt haben, wurden als gewöhnliches Kochgeschirr reduzierend grau gebrannte Kugeltöpfe z. T. auf der Scheibe gedreht oder nachgedreht, z. T. handgemacht - gebraucht. Die Pingsdorfer Ware dagegen dürfte als feineres Tafelgeschirr verwendet worden sein. Die Vergesellschaftung von Pingsdorfer Ware und "blaugrauer Ware" oqq

setzt bereits in der ältesten Periode des H u s t e r k n u p p ein und dauert bis zum Ende der Pingsdorfer Ware. Möglicherweise ist die "blaugraue Ware" zu einem Teil auch am gleichen Ort wie die Pingsdorfer, in P i n g s d o r f selbst, hergestellt worden 3 0 0 . Die Datierung der Pingsdorfer Ware ist ein in der Forschung heftig umkämpf tes Problem 3 0 *. Das Auslaufen zu Anfang des 13. Jahrhunderts liegt f e s t 3 0 2 . Die Aufeinanderfolge von Badorfer und Pingsdorfer Ware und der Überschneidungshorizont der Hunnenschans-Ware ist im Bachbett von H a i t h a b u sehr deutlich abzulesen. Eine Ausnahme bilden die Reliefbandamphoren, die die übrige Badorfer Ware noch eine Zeitlang überdauern 3 0 3 . Den Zeitpunkt des Überganges hat W. HÜBENER auf Grund der von H. JANKUHN an Hand der Münzen und Metallsachen erarbeiteten absoluten Chronologie des Bachbettes um 900 oder in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts gelegt. Da der Export rheinischer Keramik nach H a i t h a b u kontinuierlich erfolgte, muß dieses Datum auch für das Ursprungsgebiet gelten. Einen wesentlich früheren Beginn der Pingsdorfer Ware - um 820 - hat O. DOPPELFELD angenommen, da mehrere Pingsdorfer Scherben in einer Fundamentgrube des "Alten Domes" in K ö l n gefunden wurden 3 0 4 . DOPPELFELDS Datierung des "Alten Domes" in das zweite Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts wird aber mit triftigen Gründen nicht nur von archäologischer 30 ^, sondern auch von kunstgeschichtlicher Seite her 30 ® angefochten, so daß dieser Ansatz aufzugeben ist. K. BÖHNER vertritt 297 298 299

300 301 302 303 304 305 306

HERRNBRODT, Husterknupp, 1958. A.HERRNBRODT, Die Ausgrabungen auf der Motte "Hoverberg" bei Birgelen, Kreis Geilenkirchen - Heinsberg. Bonner Jahrb. 155/156, 1955/1956, 343-354. Von HERRNBRODT, Kusterknupp, 1958, auf'letztes Viertel des 9. Jahrhunderts bis erste Hälfte des 10. Jahrhunderts" datiert, was allerdings in Anbetracht des nur spärlich vorhandenen datierenden Fundmaterials mit Vorsicht aufzufassen ist. Auch BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294), stellte ein ähnliches Verhältnis - ca. 3/4 Kugel topfwäre - fest. Die Bezeichnung "blaugraue Ware" für diese frühen Kugeltöpfe, von HERRNBRODT angewandt, ist geeignet, Verwirrung zu stiften. In der Regel wird unter rheinischer "blaugrauer Ware" erst die dünnwandige, sehr hart gebrannte Ware, wohl vom 11. Jahrhundert ab, verstanden. - TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 (Anm. 16). BÖHNER, Walberberg, 1955/1956 (Anm. 255), 385, vgl. HÜBENER, Haithabu, 129. Die Forschungsgeschichte bis ca. 1950 ist bei HÜBENER, Haithabu, 1959, 122 ff. referiert. HÜBENER, Haithabu, 122 ff., dazu der Münzfund von Burg a. d. Wupper: W. HAGEN und A. HERRNBRODT, Denarfund von Schloß Burg a. d. Wupper. Romerike Berge 3, 1954, 151-174. HÜBENER, Haithabu, 1959, 113 f., 131, 168. Ostapsis, O. DOPPELFELD: Die Domgrabung V. Die Einzelfunde aus der Dreikönigenkapelle. Kölner Domblatt 4/5, 1950, 123, Taf. 1,63-65. BGHNER, Breberen und Doveren 1950 (Anm. 15), 217 Anm. 80. I.ACHTER. Zur Datierung der Periode VII, Kölner Domblatt 14-15, 1958, 185-188, bes. 186. - A. VERBEEK, Zum äußeren Mauersockel am alten Dom, ebenda 188-191 und O.DOPPELFELD, Entgegnung, ebenda 191 -195. I.ACHTER, Die Kölner Petrusreliquien und die Bautätigkeit Erzbischof Brunos (953-965) am Kölner Dom. Das erste Jahrtausend. Textband II, Düsseldorf, 1965, 948-991. Die karolingische Datierung vertritt W. WEYRES,

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unter Berufung auf das Münzgefäß von Z e l z a t e eine Anfangsdatierung in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts307. Nun ist aber die Zugehörigkeit der Feldflasche von Z e l z a t e zur Pingsdorfer Ware strittig und wohl eher abzulehnen30®. W. BRAAT tritt aus historischen Erwägungen für eine Datierung noch in das 9. Jahrhundert ein 309 . BQHNER erklärt den Widerspruch zwischen seiner Datierung und der Bachbettstratigrqphie dadurch, daß in der von JANKUHN aufgestellten absoluten Chronologie des Bachbettes Fehlerquellen enthalten seien. Diese Frage wäre demnach zu prüfen. In HÜBENERS Bachbett-Statistik mag auch der Fehler der kleinen Zahl wirksam sein, da gerade in den kritischen Schichten die Fundmenge klein ist. Immerhin ist bis jetzt keine methodisch besser begründete Anfangsdatierung vorgelegt worden. Bei der Schlußdatierung der Badorfer Ware muß berücksichtigt werden, daß eine Sondergruppe, die Reliefbandamphoren, in die Pingsdorfer Zeit hinein, möglicherweise sogar bis in das 11. Jahrhundert3*0 fortlebt. Die zeitliche Einordnung der bemalten Badorfer Ware, der "Hunnenschans-Gruppe", beruht erst auf zwei Scherben von nur einem Gefäß in H a i t h a b u 3 * * , ihre Lebensdauer ist damit noch nicht festgestellt. Eine befriedigende Lösung dieser Fragen wird nicht zuletzt von einer genauen Definition des Begriffs der Pingsdorfer Ware abhängen. Von den über das Rheinland, die Niederlande, Nordwestdeutschland bis nach England und nach Schweden verbreiteten3*^ Fundmassen ist ein wesentlicher Teil zweifellos am K ö l n e r Vorgebirge hergestellt und von dort verhandelt worden3*3. Erwiesenermaßen ist a b e r die bemalte W a r e auch außerhalb dieses Gebietes erzeugt worden 3 Dabei ist streng zu unterscheiden zwischen solchen bemalten Waren, die von Pingsdorf abhängig, und solchen, die unabhängig sind. Bei den Pingsdorf-abhängigen Warenarten ist wiederum eine saubere Trennung zu empfehlen: a) Ware Pingsdorfer Art, die der Pingsdorfer Ware in Form und technischer

307 308

309 310

311

312 313

314

Der karolingische Dom zu Köln. Karl der Große, Bd. III, Karolingische Kunst. Düsseldorf 1965, 384-423. BÖHNER, Bonner Münster, 1951 (Anm. 15), 119, Anm. 7. Ursprünglich wurde der Münzfund um 843 datiert. (Vgl. BÖHNER, Breberen und Doveren, 1950 (Anm. 15), 216 f . ) . Gegen die Zugehörigkeit haben sich HÜBENER, Dorestad (Anm. 242), 179, Anm. 16, HERKNBRODT und RENAUD ausgesprochen: J.G. N. RENAUD, De karolingische muntvondst van Zelzate Belgie. Ber. Amersfort 6, 1955, 86-87. Daraufhin hat wieder BÖHNER Stellung genommen (BÖHNER, Walberberg, 1955/1956 (Anm. 255), 373 Anm. 6) und das Gefäß nochmals für die Pingsdorfer Ware beansprucht. Nach HINZ, 1965 (Anm. 17), 274 gehört es einer "belgisch-nordfranzösischen Sondergruppe'' an. BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294), 97. Eine Ausnahme bildet die Gruppe der Reliefbandamphoren, die wenigstens im 10. Jahrhundert, vielleicht noch bis zum Ende des 11. in Gebrauch waren, vgl. BADER, Xanten, 1962 (Anm. 38), 204 ff. - W.BADER, St. Quirinus zu Neuß, Neuß 1955, 69 ff. - H.HINZ, 1965 (Anm. 17) 267 und Anm. 20. HÜBENER, Haithabu 1959, - W. 1XTNG, Zur Frage der rotbemalten Badorfware. Kölner Jahrbuch für Vor-und Frühgeschichte 1, 1955, 67-70. - BRAAT, Bur^i, 1960 (Anm. 294). Vgl. auch W. WINKELMANN, Archäologische Untersuchungen unter der Pfarrkirche zu Vreden. Westfalen 31, 1953, 313. Verbreitungskarten: HÜBENER, Haithabu, 1959, 130. DUNNING, Trade relations (Anm. 287) 1956, 226. Mineralogische Untersuchungen, z . B . HÜBENER, Haithabu, 1959, 189. PLATH, Hannover, 1959 (Anm. 12), 30 f. Die bisherigen Verbreitungskarten berücksichtigen die Unterschiede zwischen originaler Pingsdorfer Ware vom Vorgebirge und den Derivaten nicht. Eine erste Differenzierung hat F. TISCHT .ER vorgenommen: Zum Aussagewert der bemalten Pingsdorfer Keramik. Niederrheinisches Jahrbuch des Vereins Linker Niederrhein 3, 1951 (Festschrift für ALBERT STEEGER), 52 f. Vgl. femer oben S. 24 f.

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2. Hauptgruppen der Keramik

Qualität gleichkommt, die aber in anderen Orten hergestellt ist, z. B. am Niederrhein oder in M a y e n /Eifel 3 1 5 . b) Nachgeahmte Pingsdorfer Ware, die die Qualität der Pingsdorfer Ware nicht erreicht, d. h. deren Gefäße schlechter gebrannt sind oder gewülstet statt frei gedreht. Werkstätten solcher Ware sind z.B. S e l i g e n s t a d t amMain^®, wohl auch D u i n g e n , Kr. Alfeld/Niedersachsen 3 *^, L a n g e r w e h e bei D ü r e n ^ ^ B r u n s s um/holländisch Limburg3-^. c) Pingsdorfähnlich bemalte und gebrannte Waren, deren Gefäßformen von denen der Pingsdorfer Ware aber mehr oder weniger unabhängig sind, so in Norddeutschland und am Mittelrtiein (Taf.18) 320 . 3

Wir Verfölgen hier nur die Frage der von Pingsdorf unabhängigen bemalten Waren. Erstmalig hat G. DUNNING 321 Material zu diesem Problem beigebracht, als er unter dem englischen Fundmaterial zwei Gruppen unterschied, von denen sich eine als Import aus Pingsdorf, bzw. von pingsdorfabhängigen Werkstätten erwies, die andere als Import der Normandie, wo auch ein Töpferofen in G o i n c o u r t / OLse gefunden wurde 322 . De r Beurteilung dieser französisch-englischen Funde als "derivatives of the Pingsdorf group and of Dutch Limburg 1 ' 323 können wir uns allerdings nicht anschließen. Wohl sind alle diese Funde später datiert als die rheinischen. Über das 11. Jahrhundert werden die von DUNNING beigebrachten Beispiele (Taf. 2/7, 8) selten zurückreichen. Sowohl die Gefäßformen - Zylinderhalskrüge als die Bemalungs weise - z. B. lange senkrechte Streifen, dünnlinige Fischgrätenmuster - unterscheiden sich von der Pingsdorfer Ware. Ähnliche Formen treten bei dieser erst in der spätesten Phase auf, als sie sich zur steinzeugartig harten Ware entwickelt, d.h. im späten 12. Jahrhundert. Außerdem konnten wir am Oberrhein rotbemalte Keramik feststellen32**, die mit Sicherheit unabhängig von der Pingsdorfer Ware ist und ebenso alt oder vielleicht älter als diese. Sehr wahrscheinlich gehören auch die bemalten Scherben der T r i e r e r Hospitalkeramik in diesen Zusammenhang32*'. Die Herstellungsorte rotbemalter Ware - Elsaß, Moselgebiet, Kölner Bucht, Normandie - liegen an der Peripherie eines Raumes, dessen geographische Mitte - Ile de France, Champagne - sich unserer Betrachtung weitgehend entzieht. Unsere Vorstellung von der Keramik dieses Gebietes kann sich lediglich auf einige von DUNNING abgebildete Gefäße stützen und auf das 1857 erschienene Buch von COCHET, in dem er eine bemalte Ware folgendermaßen beschreibt 320 : " . . . des pots en terre fine et légère d'une teinte jaunâtre ou d'un blanc sale, n'ayant aucun vernis, mais simplement décorés sur la panse des lignes rouges perpendiculaires ou diagonales, ordinairement réunies par faisceaux de quatre à cinq, et 315

316 317 318 319 320 321 322 323 324

325 326

Vgl. "Nieder-rheinischer Ton IV" - BÖHNER, Breberen und Doveren, 1950 (Anm. 15), 211. Schatzgefäße von Trier, St. Irminen, siehe Anm. 186, vgl. auch HÜBENER, Haithabu, 1959, 130. S. oben, S. 24 f. S. 41. unpubliziert, Töpfereimuseum Langerwehe. BRUIJN: Brunssum, 1959 und Schinveld, 1960/1961 und 1962/63 (Anm. 213). S. 24 f. Zusammenfassend:Pottery, 1959 (Anm. 112), 55 f. und 62 ff. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 67. COCHET, Sépultures, 1857 (Anm. 133), 354. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 62. S. oben , S. 22 f.- Ein frühes Stück unter dem von DUNNING abgebildeten Material könnte allerdings eine Kanne von Pequigny/Somme sein (DUNNING, Aran. 112, 63, Abb. 34/3), die mit ihrer knickwandigen Form an die entsprechenden wohl karolingischen Gefäße aus Straß burg erinnert. Vgl. Taf. 2/8 und 13/3, 4,6. Lit. s. Anm. 333. COCHET, Sépultures (Anm. 133), 1857, 353.

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toutes obtenues au moyen de sanguine appliquée simplement et sans a r t . " Auf Grund von Funden in Gräbern datiert e r diese Gruppe in die Zeit von 900-1300 3 27. OOQ

Während die Schlußdatierung gut bestätigt werden kann 0 , bleibt die frühe Datierung dunkel 3 29. An dieser Stelle wäre vielleicht das schon genannte umstrittene Münzgefäß von Z e l z a t e ins Feld zu führen, das vielleicht eher aus einer westfränkischen Werkstatt als aus P i n g s d o r f stammen d ü r f t e 3 3 0 . Obwohl dies nicht beweisbar ist, darf doch mit einigem Recht vermutet werden, daß die Pingsdorf e r Ware nur ein Ausläufer der rotbemalten Warenarten ist, allerdings einer, dessen technische Qualität und wirtschaftliche Bedeutung überragend w a r 3 3 1 . Unter diesem Aspekt wird es auch bemerkenswert, daß die Metopenverzderung auf den Gefäßen von W i l d e n r a t h i m Maasbereich^ 3 21 sonst in der Pingsdorf e r Ware nicht geläufig, sich am Oberrhein in ähnlicher Weise wiederfindet 3 3 3 . Auch die jüngst bekannt gemachten Funde rot bemalter Keramik des 7. J a h r hunderts aus dem Mayener Bereich beweisen keine autochthon rheinische Entwicklung der Rotmalerei, sie deuten vielmehr auf den gemeinsamen provinzial-römischen Hintergrund dieser Ziermode 3 3 4 . 2.124 Ornamentstempelverzierte

Ware

Die ornamentstempelverzierte Ware, die wir am Oberrhein - im Elsaß, im Neckarmündungsgebiet - und in genau entsprechender Weise in F r a n k f u r t festgestellt hatten, ist eine bei weitem nicht so einheitliche Gruppe wie die Mayener, Badorfe r und Pingsdorfer Ware. Das rührt offenbar daher, daß sie nicht an ein Herstellungszentrum gebunden ist, sondern in einer Vielzahl von kleineren Werkstätten erzeugt wurde 3 3 5 . Die Machart entspricht der Badorfer und Pingsdorf e r Ware, d. h. sie unterscheidet sich im ganzen von der mehr grobgemagerten mero wingischen Ware. Konnte bei der Badorfer Ware eine leichte wellige Riefung der Wandung festgestellt werden, so findet sich eine sehr betonte, oft gratig zugespitzte Riefung am Oberrhein. Vielfältig sind auch die Rollstempelmuster: Quadrate, ein- und doppelzeilige Rechtecke, Schrägbalken-, Schräggitter- und 327 328 329

330 331 332 333 334

335

COCHET, wie Anm. 326. Töpfe und Kannen, wie in DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 63 Abb.34/4-8 abgebildet, gehören sicher schon ins 13. Jahrhundert, wie der Vergleich mit den datierten kleinen glasierten Henkeltöpfen bei SALIN, Tombes, 1958 (Anm. 135), 63 zeigt. In der Fotosammlung des Römisch-Germanischen Museums Köln befindet sich ein Foto zweier als "westgotisch" bezeichneter kleiner, bemalter, gehenkelter Töpfe aus dem Museo del Seminario de historia primitiva zu Madrid, zusammen mit dem einer merowingischen oder karolingischen Gürtelschnalle. In Form und Bemalung entsprechen diese dem von COCHET, Sépultures, 1857 (Anm. 133), 353 abgebildeten Typ mit Zylinderhals. S. oben Anm. 308. Auch HINZ, 1965 (Anm. 17), 287 vermutet auf französischem Gebiet ein Zentrum, von dem nach verschiedenen Richtungen Anregungen ausgegangen seien. F. RADEMACHER, Ein karolingischer Töpferofen bei Wildenrath. Bonner Jahrb. 132, 1927, 207-210, Taf. VII. S. 22 f. und S. 176. - HUSSONG (Anm. 34), 1936, 87 und 1944, 185 Abb. 7 rechts und Oberbillig, Jahresbericht des rheinischen Landesmuseums Trier 1938, Trierer Zeitschrift 14, 1939, 273-278, Abb. 54. H.AMENT, Rotbemalte frankische Keramik aus dem Mittelrheingebiet. Bonner Jb. 164, 1964, 321-326. Vgl. z.B. römische Keramik aus dem Gräberfeld Krefeld-Gellep (Museum Krefeld), die der Pingsdorfer Malerei technisch durchaus vergleichbar ist. R. PIRLING, Krefeld-Gellep (Anm. 391), Teü 2, Taf. 117/1 Außer Buchsweiler (IV, 1) sind sicher in der Straßburger und Mannheimer Umgebung Töpfereien anzunehmen, vgl. auch die Dünnschliff-Analysen bei STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 140 f., 159-161: Vorspessart, Raum Dieburg.

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2. Hauptgruppen der Keramik

"Römisches Zahlen"-Muster. Sie sind entlehnt aus dem merowingischen Motivschatz, doch sind sie in der Regel in vergrößerter Form ausgeführt. Außerdem ist ein Großteil unverzierter Gefäße aus den gleichen Werkstätten hervorgegangen. Ebenso wie bei der Mayener und Badorfer Ware ist der kugelige Topf mit schmalem Boden, über der größten Weite stark eingezogenem Hals und kurzem, nach außen umgelegtem Rand die Leitform (Tai. 12 und 14). Im Gegensatz zu den Mayener und Badorfer Töpfen findet aber der Linsenboden keinen Eingang. Daneben gibt es, wiederum entsprechend der Mayener und Badorfer Ware, Gefäßformen, in denen merowingische Traditionen fortleben - hier die doppelkonischen heilen Töpfe (Taf. 13/4-6) und düe niedrigen Kannen (Taf. 13/2, 3). Die Datierung der oberrheinischen Ware ist nicht mit der wünschenswerten Genauigkeit möglich. Immerhin ist das Einsetzen im späteren 8. Jahrhundert sehr wahrscheinlich. Im 9. und 10. Jahrhundert ist diese Ware verbreitet und in einer Spätform dauert sie bis in das 11. Jahrhundert fort. Die nach dem Fundort in T r i e r ''Hospitalkeramik''336 genannte Ware ist mit der oberrheinischen Ornamentstempel - Ware gut vergleichbar. Zwar ist der Anteil der unverzierten Gefäße sehr hoch, vor allem bei den Töpfen, während Schüsseln und Kannen eher verziert sind, doch sind Dreh- und Brenntechnik so ähnlich und die Rollstempel entsprechen den oberrheinischen so, daß man von einer wohl eigenständigen, aber verwandten Gruppe sprechen muß. An die Stelle der Stempelverzierung treten häufig umlaufende Rillenbänder oder Welleribänder. Eigenständig sind vor allem die T r i e r e r Gefäßtypen, von denen die 1'Reibeschüsseln"337 mit dem Sandbewurf auf der Innenseite und dem Ausguß sich wirklich unmittelbar an die römischen Schüsseln anschließen. Typisch für T r i e r sind die zahlreichen Schüsseln mit Standfuß. Wenn auch die Gefäßformen der T r i e r e r Hospitalkeramik nicht sehr genau datiert werden können, so ist doch allgemein die Gleichzeitigkeit mit der oberrheinischen Ware im späteren 8. und 9. Jahrhundert anzunehmen. Reliefbandamphoren und Mayener Kugeltöpfe vtertreten diesen karolingischen Horizont in T r i e r und der Fund vom Altbachtal be stätigt das ebenfalls 338 . Ein weiteres Verbreitungsgebiet rollstempelverzierter Ware ist Hessen. Auch hier zeigt sich eine gewisse Andersartigkeit gegenüber der oberrheinischen Ware, vor allem in der Vorliebe für spitz auslaufend profilierte, auf die Schulter gerollte Ränder, wie sie in der Mayener Ware häufig sind. Ganze Gefäße sind kaum erhalten. Soweit erkennbar, handelt es sich durchweg um bauchige Töpfe mit eingezogener Mündung und Standboden. An Fundorten sind in erster Linie die von VONDERAUS Publikationen her altbekannten: F u l d a und B ü r a b e r g bei Fritzlar 3 3 9 zu nennen. W. BAUER 340 hat weitere Fundstellen zusammengestellt: D i l l e n b u r g , ferner Altes Schloß im Salzbödetal (zwischen Gießen und Gladenbach) und M a d e m ü h l e n im Dillkreis. Dazu sind zu nennen T r e y s a . Kr. 336 337 338 339 340

Siehe Literatur Anm. 333. HUSSONG 1936 (Anm. 34), 181, Abb. 2 obere Reihe ganz links und ganz rechts, HUSSONG 1944, Taf. 4/1 dto. Oberbülig, 1938 (Anm. 333), 276 Abb. 53/5. S. oben Anm. 264. VONDERAU, Büraberg, 1934 (Anm. 241) und J. VONDERAU, Pfahlbauten im Puldatale. E r ste Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins, Fulda 1899. W. BAUER, Zur Keramik der Wüstung Feldbach'bei Dillenburg. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 44, 1960 - Festschrift Rauch, 31 f.

Drehscheibenware an Rhein und Maas

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Ziegenhain341, Nauborn, Kr. Wetzlar34^ und schließlich Bad Nauheim343, wo sich stratigraphisch zwei Gruppen trennen ließen. Die ältere, zahlenmäßig geringe, besitzt runde und sichelförmige Randprofile, die jüngere kräftig umgelegte und eingerollte Ränder nach Mayener Art, auch gratige Randstücke mit gratig geriefter Wandung. In dem jüngeren Horizont wurde eine Münze Ludwigs des Frommen (814-840) gefunden. Ob das von M. HUNDT angezeigte Auftreten von Qmamentstempelware im östlichen Franken (Turxriberg von K a s e n d o r f ) 3 4 4 ebenfalls ein Hinweis auf ein größeres Verbreitungsgebiet ist, kann erst die Zukunft lehren. H. ARBMAN und F. TISCHLER 345 haben auf das Vorkommen omamentstempelverzierter Ware am Niederrhein hingewiesen. So gut wie kein Materiell ist publiziert, ifnmerhin: es zeichnet sich ein eigenständiges Verbreitungsgebiet ab. Das von ARBMAN abgebildete Randstück aus W a u l s o r t 3 4 ^ weist keine engeren Beziehungen zum Oberrhein oder anderen Gebieten auf. Eine in B i r k a gefundene Kanne scheint sich an dieses Stück anschließen zu lassen. Jedenfalls sind die gleichmäßig gewölbte Wandung, die gemündelte Tülle, der sehr lange fLachbogige Henkel in den übrigen von uns berührten Gebieten ungewöhnlich. Am ehesten erinnert der Fund aus B i r k a an die W a l s u m e r Kannen, obwohl er zweifellos jünger ist. Für eine Verbindung mit der T r i e r e r Hospitalkeramik, wiesie TISCHT •KR vorgeschlagen hatte 348 , spricht eine gewisse Verwandtschaft des Gefaßaufbaus. Doch kommt die direkte Herkunft aus T r i e r sicher nicht in Frage. R. SCHINDLER dachte bei der Besprechung von rollstempelverzierten Scherben aus H a m b u r g 3 4 ® an Töpfereien "im Bereich des Rheindeltas und der flandrischfriesischen Küstengebiete", die nach Badorfer Art produziert hätten. Mineralogische Untersuchungen hatten für badorfahnliche Scherben eine andere Herkunft als die aus dem Vorgebirge gezeigt. Man fragt sich, warum alle diese Erzeugnisse aus den einzig besser bekannten Töpfereien am Kölner Vorgebirge stammen sollen. Der Grund für die Lokalisierungen scheint zu sein, daß andere Werkstätten nicht bekannt geworden sind. Das heißt aber nicht, daß sie nicht existiert haben. Im Maasgebiet ist im 12. bis 14. Jahrhundert eine sehr bedeutende Töpfereiindustrie heimisch gewesen - wir denken dabei nicht an die provinziellen Betriebe in B r u n s sum und Schin v e l d , denen wohl mehr eine lokale Bedeutung zukommt, als vielmehr an die Töpfereien von Andenne 3 5 ®. Es muß doch zumindest die Möglichkeit erwogen 341 342 343

344 345

346 347 348 349 350

O.UENZE, Karolingische Keramik aus Treysa, Kr. Ziegenhain. Germania 38, 1960, 197-200. W. BADER, Archäologische Untersuchungen im Kreise Wetzlar. Banner Jb. 139, 1934, 118 f . , Abb.5. W. JÖRNS und L. SÜSS, Salzgewinnung in Bad Nauheim während der karolingischen Zeit. Fundberichte aus Hessen 1, 1961, 117-127 m. Abb. 1 - M.HUNDT, Das karolingische Reihengräberfeld von Feikendorf - Kleetzhöfe im Landkreis Kulmbach. In der Reihe: Die Plassenburg, 6, 1953, 120. M.HUNDT, Zur Vor- und Frühgeschichte des Obermainlandes. In: J.M. RITZ, Führer durch das Heimatmuseum in Kulmbach, München 1939, 31. H. ARBMAN, Schweden und das karolingische Reich. Stockholm 1937. - TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 (Anm. 16), 81, vgl. auch W. LUNG: Eine interessante RollstempelVerzierung auf der frühmittelalterlichen rheinischen Tonware. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1, 1955, 71-74 (Dorestad, Hoogebeintum, Janum bei Dokkum, Katwijk bei Leiden, Naaldwijk/Südholland, Uskwerd nördl. Groningen, WauLsort). ARBMAN, Schweden, 1937 (Anm. 345), Tai. 18/2. ARBMAN, Schweden (Anm. 345), Taf. 18/1. ARBMAN, Birka V (Anm. 280), Tai. 222/1. TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 (Anm. 16), 81. SCHINDLER, Entwicklungstendenzen, 1959 (Anm. 19), 66 Anm. 24. Lit. Anm. 109.

2. Hauptgruppen der Keramik

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werden, daß im M a a s g e b i e t auch in karolingLscher Zeit eine bedeutende Töpferei mit weiten Exportverbindungen bestand. So würde sich am besten erklären lassen, weshalb die van DUNNING als Badorfer Ware bezeichneten Stücke zwar badorfähnlich sind, aber sich doch nicht in die übliche Badorfer Produktion einreihen lassen. Das Gleiche gilt für eine Reihe von Töpfen, die in B i r k a gefunden wurden und die ARBMAN als rheinisch bezeichnet hat 35 *. Sie entsprechen ganz dem Typ der Töpfe mit eingezogenem, knolligem Rand und linsenförmigem oder ovalem Boden, wie sie für Mayen und Badorf charakteristisch sind. Andererseits lassen sie sich in keine der beiden Gruppen wirklich einreihen. Auch die Töpfe von G o d l i n z e 3 5 2 , deren Verwandtschaft mit den englischen "Badorfer" Gefäßen DUNNING353 schon angemerkt hat, dürften in diesem Zusammenhang zu nennen sein. DUNNING hat schließlich noch auf Funde von Töpfereien in der südlichen Bretagne aufmerksam gemacht, M e u d o n bei Vannes354. Die zahlreich gefundenen Rollstempelmuster entsprechen denen vom Oberrhein so genau, auch entspricht ein vollständiges Gefäß den Topfformen der T r i e r e r Hospitalkeramik so sehr, daß ein Zusammenhang und wohl auch eine annähernd gleiche Zeitstellung angenommen werden muß. Werkstätten im südlichen England stellen ebenfalls rollstempelverzierte Ware her (Hietford-Ware, Münztopf von ehester um 970)355. Damit ergibt sich für die Verbreitung der rollstempelverzierten Ware eine ähnliche Konstellation wie für die rotbemalte Ware: Eine Zone in großem Bogen entlang des Rheines über England auf den Westen Frankreichs führend. Wiederum die Peripherie eines Kreises, in dessen Zentrum Nordfrankreich liegt. In dieser Betrachtungsweise zeigt sich, daß die Badorfer Ware nichts ist als ein Sonderfall der Ornamentstempelware, indem man sich auf das zweizeilige Rechteckmuster spezialisierte. Wobei selbst in Badorf offenbar auch andere Muster vorkamen35®. Ebenso wie bei den übrigen Stempelarten unterscheidet sich das Badorfer Muster von den merowingischen durch seine Ausführung in größerem Maßstab. Rollstempelverzierung aus dem Kerngebiet dieses Kreises ist uns erst aus späterer Zeit, aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Auch diese spätere Rollstempelware strahlt ins Rheinland aus, wie später zu zeigen sein wird"' . 2.125 Glasierte

Ware

Tatinger

Kannen

Reliefbandverzierung Sobald man nicht mehr die rheinische Vorgebirgskeramik isoliert betrachtet, sondern den Raum Nordfrankreich - England - Niederlande - Mittel- und Oberrhein als eine mehr oder minder zusammenhängende Einheit sieht, lassen sich 351 352 353 354

355

356 357

AKBMAN, Birka (Anm. 280), Taf. 223/1 -3. S. Anm. 280, VAN GIFFEN. DUNNING, Trade relations, 1956 (Anm. 287), 219 und Abb. 49/6. G. C. DUNNING und A. FOX, Twelfth-Century pottery from Exeter. The Antiquaries Journal 31, 1951, 186. - C. DE LANTIVY und J. DE LA MARTTNIÈKE, Les poteries décorées de Meudon, près Vannes (Morbihan). Revue Archéologique 4. Sér. 24, 1914, 67-93. G. WEBSTER, R. H. DOLLEY, G. C. DUNNING, A Saxon treasure hoard found at Chester, 1950. Hie Antiquaries Journal 33, 1953, 22-32, s. auch DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 36 Abb. 12/2. W. LUNG, Zur Frage der rotbemalten Badorfware. Kölner Jahrbuch f. Vor- und Frühgeschichte 1, 1955, 67 ff., Abb. 1/2, 1/12. S. unten, S. 83.-

Drehscheibenwäre an Rhein und Maas

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auch einige bisher rätselhafte Erscheinungen wenigstens i m Prinzip einordnen. Benennung und Lokalisierung der "Tatinger Kannen" gehören zu den umstrittensten Fragen. D. SELLENG vermutete zuletzt den Ursprung dieser feintönigen, durch Auflage von Zinnfolie in verschiedenen Mustern verzierten Gruppe i m a l e m a n n i s c h - f r ä n k i s c h e n G e b i e t 3 B i s auf den Fund einer Scherbe in L o r s c h sind aber nicht die geringsten Voraussetzungen dafür gegeben. Die hochgestreckte Kannenform ist überhaupt am Oberrhein in karolingischer Zeit völlig unbekannt. Sie ist vielmehr eine typisch französische F o r m 3 ^ die noch in den plastisch verzierten und glasierten Kannen fortlebt, die sich im 13. und 14. J a h r hundert von R o u e n aus i m Nordseegebiet verbreiteten 3 ® 0 . W. BRAAT hat sich mit Erfolg u m die Frage früher Glasur bemüht 3 6 1 . Vermutlich etwa u m 900 kommt eine feintönige Ware mit vollständiger Außenglasur (Bleiglasur) an einigen Fundplätzen in den Niederlanden und in England (frühe Stamford - Ware ) 3 6 1 a vor. Zwei glasierte Fundstücke am Oberrhein gehören nicht zu dieser Gruppe 3 ®^. Dag eine Gefäß hat Innenglasur, das andere einen Glasurfleck auf der Außenseite. Zudem sind sie höchstwahrscheinlich älter, aus dem 8. oder sogar dem späteren 7. Jahrhundert. Die Fundkonstellation Oberrhein - Niederrhein - England deutet dennoch wieder auf das gemeinsame Zentrum, wo die Glasur aber erst in späterer Zeit nachweisbar i s t 3 6 3 . Die Verfolgung dieser Frage führt nun über den nordwesteuropäischen Raum weit hinaus. Als Ursprungsort dieser Glasur ist wohl B y z a n z anzusehen. Von dort aus breitet sie sich über den Donauraum nach Osteuropa 3 ® 4 und über den Seeweg nach Westeuropa 3 ® 5 aus. Allenfalls f ü r die beiden oberrheinischen Stücke wäre zu e r wägen, ob sie aus einer in Gallien fortlebenden Tradition der römischen Glasur entstanden sind. F ü r die karolingische Glasur in England kommt nach dem Urteil R. STEVENSONS nur unmittelbarer Import bzw. Einfluß von B y z a n z in Frage. Auch die Reliefbandverzierung ist nicht eine auf Badorf beschränkte Eigenheit. 358

SELUNG, Schweden, 1955 (Anm. 10), 49 ff., 53. Vgl. zu dieser Keramik femer: HÜBENER, Haithabu, 1959, 133 ff., DUNNING, POttery, 1959 (Anm. 112), 52 (englische Funde!), E. -K. HOUGEN, Tinnfoliert keramikk fra Kaupang. Universitetets Oldsaksamling Arbok 1958-1959 (Oslo 1960), 91-105. 359 Vgl. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 63 Abb. 34/1 -2 (Rouen und St. Vincent-de-Nogent/ Seine Maritime). 360 Vgl. W. C. BRAAT, Funde mittelalterlicher Keramik in Holland und ihre Datierung. Bonner Jahrb. 142, 1937, 170 Abb. 10, Taf.44/2. A.E. HERTEIG, The excavation of "Bryggen", the old hanseatic wharf in Bergen. Médiéval Archaeology 3, 1959, 177-186, Taf. 13, A u. B. D. SELLENG, Fynd fr&n Kalmar. Ur statens historiska Museums samlingar, 5, Stockholm 1948, 33 Abb. 21. - Möglicherweise gibt es auch mittelmeerische Bezüge, vgl. G. LJVERANI, Italienische Majolika, Köln 1960, Abb. 3. 361 Zuletzt BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294). 361a J.G. HURST, Saxö-Norman Pottery in East Anglia. Proceedings of the Cambridge Antiquarian Society 51, 1958, 37-65. 362 U.LOBBEDEY, Glasierte Keramik des frühen Mittelalters am Oberrhein. Bonner Jb. 164, 1964, 130-132. 363 SALIN, Tombes, 1958 (Anm. 135), 63. 364 K. MLJATEV, Die mittelalterliche Keramik in Bulgarien. Prähist. Zeitschr. 37, 1959, 219226. C. NICOLESCU, La céramique roumaine émaillée du moyen âge, à la lumière des dernières recherches. Byzantinoslavica 21, 1960, 260-273. Ausläufer davon im Ostsee küstengebiet: K. A. WILDE, Glasierte Tonnäpfe aus dem frühgeschichtlichen Wollin, als Anhang in: ders., Die Bedeutung der Grabung Wollin 1934, 2. Aufl. = Atlas der Urgeschichte, 1. Beiheft. Hamburg 1953. P.GRIMM, Ein glasiertes Gefäßbruchstück mit Ritzzeichnung aus Zantoch (Santok). Prähist. Ztschr. 38, 1960, 133-139 (wohl byzantin. Import). 365 DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 37 ff. R. B. K. STEVENSON, Médiéval lead-glazed pottery: links between East and West. Cahiers Archéologiques 7, 1954, 89-94. Vgl. auch D. B.WHITEHOUSE, Forum wäre. Médiéval Archaeology 9, 1965, 55-63.

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2. Hauptgruppen der Keramik

Schon ARBMÄN, JANKLJHN und HÜBENER haben auf den S t r a ß b u r g e r Fund als ein nicht aus B a d o r f stammendes Beispiel hingewiesen 3 6 6 . Eine mit Reliefband - ohne Stempel - verzierte Schüssel wohl karolingischer Zeit bildet DUNNING als "fränkischen Import" a b 3 6 7 . In späterer Zeit sind verschiedenartige Reliefbandverzierungen in Nordfrankreich beliebt 3 6 8 . 2.126 Ergebnis Zusammenfassend kann gesagt werden, daß auf die nachrömische, merowingische Keramik in karolingischer Zeit eine neue Epoche folgt, deren Kennzeichen die großformatige Rollstempelverzierung und der kugelige Topf sind. Daß diese Entwicklung sich in dem Raum vom Oberrhein bis nach England jeweils selbständig aus lokalen Gegebenheiten in gleicher Weise vollzogen hätte, ist sehr unwahrscheinlich. Dazu kommt, daß die besondere kugelige Topfform sich auf keinerlei Vorformen in dem genannten Gebiet beziehen läßt. Eine Ableitung des kugeligen Topfes vom doppelkonischen Gefäß ist zwar behauptet worden 3 6 ^, und späte rundliche Formen unter doppelkonischen Gefäßen geben einen gewissen Anhalt dafür, doch handelt es sich um völlig verschiedene Gefäßgattungen, bei denen sich allenfalls parallele Entwicklungen vollziehen. Gewiß ist die Einführung des kugeligen Topfes in Zusammenhang mit dem im sächsisch-friesischen Nordseeküstengebiet i m 8. Jahrhundert entstehenden handgemachten Topf mit Kugelboden, dem Kugeltopf i m engsten Sinne 3 7 0 , zu sehen. Ob man aber wie HUSSONG371 die Entstehung des "Mayener Topfes" mit Linsenboden auf den unmittelbaren Einfluß dieses Kugeltopfes zurückführen darf, ist doch fraglich. Zumal am Oberrhein ein stilistisch gleicher Topftypus auftritt, der den Standboden beibehält. Vielleicht wird man den handgemachten Kugeltopf ebenso wie den scheibengedrehten kugeligen Topf mit Standboden oder Linsenboden als gleichberechtigte Vertreter einer in frühkarolingiseher Zeit ganz Nordwesteuropa erfassenden Stilströmung sehen müssen. In Mayen, in Badorf, am Oberrhein, überall ent wickelt sich eine besondere Form, die - das war jedenfalls bei Mayen und Badorf deutlich erkennbar - auf einheimische, besonders in der Herstellungstechnik begründete Traditionen zurückgeht.

2.13 Epoche der Gefäße mit Zylinderhals (Jüngere Drehscheibenware, spätes 11. bis 15. Jahrhundert) 2.131 Die neuen

Elemente

Beginnend im 11. Jahrhundert und fortschreitend i m 12. Jahrhundert machen 366 367 368 369 370 371

H.ARBMAN, Schweden (Anm. 345), 100 und liÜBENER, Haithabu, 1959, 116. DUNN1NG, Pottery, 1959 (Anm. 112), 50, 51 Abb. 23/26. Vgl. DUNNING und POX, Exeter, 1951 (Anm. 354), 184. BORREMANS und LASSANCE, Andenne (Anm. 109), 28 und Taf.II, 6, VIII, 1. F. RADEMACHER, Karolingische Keramik am Niederrhein. Altes Kunsthandwerk 1, 1927, 173-180, 176 ff., vgl. HÜBENER, Haithabu, 1959, 81. Vgl. HÜBENER, Haithabu, 1959, 80 ff. L. HUSSONG, Schweden und das karolingische Reich. Bemerkungen zu dem gleichnamigen

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sich Veränderungen in der Keramik der Rheingebiete bemerkbar, die als Ganzes eine neue Epoche begründen. An die Stelle der seit karolingischer Zeit herrschenden oxydierend gelb gebrannten Ware treten einerseits die reduzierend blaugrau gebrannte Ware, andererseits die Vor- und Frühformen des rheinischen Steinzeugs. Formale Kennzeichen der neuen Epoche sind: Belebung der Wandung durch schmale Drehriefen (im Gegensatz zu den sehr breiten Riefen auf dem oberen Teil karolingischer Gefäße), Betonung des Mündungsrandes durch kragenartige Bildung, Ersetzung der "Amphora" durch den einhenkeligen Krug mit Zylinderhals. Auch die Rollstempelverzie rung ist zu nennen, sie ist an Motiven ärmer als die karolingische: überwiegend einfache Rechtecke, "Römisches Zahlen"- und Wolfszahn-Muster. Sie wird an Kannen und Krügen angebracht, weniger an Töpfen. Desgleichen spielt die glasierte Ware, wie schon in der älteren Epoche, eine besondere Rolle. 2.1311 Gefäßböden Als ein wichtiges Moment bei der Rekonstruktion der geschichtlichen Entwicklung erweist sich die jeweilige Gestaltung des Gefäßbodens - Standboden, linsenförmig gewölbter Boden, kugelförmiger Boden -, weshalb wir hier zusammenfassend auf diese Frage kurz eingehen müssen. Linsenförmige Böden treten gelegentlich in spätmerowingis eher Zeit auf, und zwar auch bei Gefäßen, die vermutlich nicht zum Kochen dienten^®7 Der Standboden ist aber in der Keramik der Merowingerzeit in den Rheingebieten und östlich davon die Regel. Mit dem Aufkommen der Mayener und der Badorfer Ware wird am mittleren Rhein im 8. Jahrhundert der Linsenboden allgemein eingeführt. Gleichzeitig entsteht im sächsisch-friesischen Nordseeküstengebiet der Kugeltopf37^. Seit dem 10. Jahrhundert ist am mittleren und niederen Rhein der Topf mit Linsenboden verschwunden und der Kugeltopf allgemein eingeführt, der sich gleichzeitig auch im niedersächsischen Gebiet ausbreitet. Um die Standfestigkeit zu bewahren, ist bei den Pingsdorfer Kannen in dieser und der folgenden Zeit ein gewellter Standring aus der Wandung des kugeligen Bodens herausgekniffelt. Währenddessen ist in der Keramik des Oberrheins und der anschließenden Gebiete der Standboden beibehalten worden. Im 11. Jahrhundert wird am Oberrhein der Linsenboden eingeführt und bleibt bis in das 14. Jahrhundert gebräuchlich 374 . In England ist der Linsenboden seit der Mitte des 7. Jahrhunderts bekannt. Er bildet die für das Kochgeschirr zumindest bis in das 14. Jahrhundert übliche Bodenform, findet sich aber auch bei hohen Kannen und bei Schüsseln 375 . Auf französischem Gebiet sind sowohl Standböden wie Linsenböden, letztere auch bei hohen Kannen, nachweisbar. Frühe Beispiele sind zwei Gefäße der Tatinger Gruppe - sofern unsere Lokalisierung dieser Gruppe in Frankreich richtig i s t 3 7 6 . Spätere Gefäße bilden DUNNING und DERVIEU ab^' 7 .

372 373 374 375 376 377

Buch von H. ARBMAN. Germania 23, 1939, 174, Anm. 26 und HUSSONG, Herstellungsorte, 1944 (Anm.34), 194 f. Vgl. F. TISCHLER, Der Stand der Sachsenforschung, archäologisch gesehen. 35. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1954 (1956), 84. HURST, Middle-Saxon pottery, 1959 (Anm. 88), Abb. 3-5. HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 6). S. unten, S. 90. S. oben, S. 21 f., 38 f. A. FOX und G. C. DUNNING, A medieval pottery kiln in Exeter. Hie Antiquaries Journal 37, 1957, 43-53. - HURST, MiddLe-Saxon pottery, 1959 (Anm. 88). SELLING, Schweden (Anm. 10), 52 Abb. 7-8, 57 Abb. 12. HÜBENER, Haithabu, 1959, 118. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 63 Abb. 34, 65 Abb. 36, 68 Abb. 38, DERVIEU, Poterie

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2. Hauptgruppen der Keramik

In den Töpfereien von And enne an der Maas wurden im 0*70 12. und 13. Jahrhundert Töpfe, Kannen und Krüge mit Linsenboden hergestellt . I n der jüngeren Phase, vielleicht seit dem späten 12. Jahrhundert, wurden bei Kannen drei Standknubben aus der Gefaßwandung gedrückt, die aber zunächst noch nicht bis auf den Boden reichten. Erst seit dem späteren 13. Jahrhundert - datierbar durch den nlyq Münztopf von Grand H a l l e u x - stehen die Gefäße der Maaskeramik auf einem Kranz von Standknubben, wobei der Boden ziemlich flach ist. Der Linsenboden scheint demnach für die mittel alterliche Keramik der nordwesteuropäischen Gebiete - England, Nordfrankreich, Belgien - ebenso charakteristisch zu sein wie der Kugelboden für die nord- und mitteldeutsche Keramik"*®®, und zwar'über lange Zeit hinweg, mindestens von karolingischer Zeit an bis in das 14. Jahrhundert. Ein Wechsel vom Standboden zum Kugelboden oder Linsenboden oder zwischen Kugelboden und Linsenboden, wie er in den Rheingebieten zu beobachten ist, spiegelt also jeweils Einflüsse von Westen oder Osten wider. Für eine genauere Untersuchung dieser Frage wäre auch südeuropäische Keramik heranzuziehen - Gefäße mit Kugelboden finden sich auch in Italien3®1 - doch würde das den Rahmen dieser Untersuchung sprengen. 2.1312 Glasur W. BRAAT hat die Keramik mit "sparsamer Glasur" als eine auf die vollständig glasierte karolingische Ware folgende, etwa in das späte 11. und 12. Jahrhundert zu datierende Warenart herausgearbeitet. In den Niederlanden sind mehrere Fundorte bekannt; durch die Töpfereifunde von Schinveld ist die Herstellung im Maastal bezeugt3®^. In die gleiche Zeit reicht auch die vollständig glasierte "Stamford-Ware" in England3®3. In Frankreich ist die feintonige gelbe Ware mit "sparsamer Glasur", die hier zweifellos ähnlich wie die rote Bemalung nur zur Verzierung aufgebracht ist, im 13. Jahrhundert anzutreffen3®4. In den Töpfereien von Andenne ist sie, verbunden mit Glasierung des Innenrandes, noch im 14. Jahrhundert in Gebrauch3®5. Im Rheinland wurde die geübtonige, feine Ware mit Glasur ebenfalls hergestellt, wie die Töpfereifunde von P a f f r a t h zeigen. Offensichtlich kommt sie aber erst zu einem Zeitpunkt auf, als die Pingsdorfer Ware,bereits abgelöst wurde, d.h. nicht vor der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts3®®. Vereinzelte offenbar einheimische süddeutsche Stücke gehören in den gleichen Horizont3®"^. Eine Ausbreitung verschiedenartiger Glasuren findet im 13. Jahrhundert statt, was hier nicht weiter verfolgt werden kann3®®. 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388

(Anm. 6), 1909, 54 Abb. 9-11, 61 Abb. 24, vgl. auch HINZ, 1965 (Anm. 17), 287. BORREMANS und LASSANCE, Andenne, 1956 (Anm. 109). Dort sind auch nordfranzösische Vergleichsbeispiele angeführt. S. Anm. 116. S. unten, S. 90 f. G. BONI, Il sacrario di Juturna. Notizie degli Scavi di Antichità, 1901, 99-101, Abb. 54, 55. BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294). - BRUIJN, Schinveld 1960/61 (Anm. 213). - HINZ 1965 (Anm. 17) 286. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 37 ff. und Trade relations (Anm. 287) 228 ff. HURST, Saxo-Norman pottery (Anm. 361a). SAUN, Tombes, 1958 (Anm. 135), 63. BORREMANS und LASSANCE, Andenne, 1956 (Anm. 109) 35-38, 42, Taf.III, IV. S. Anm. 134. Vgl. oben, S. 41. Glasierte Keramik des 13. Jhdt. u.a. bei J.BRAUN, Der Christliche Altar, B&. 1, München 1924, 644 - Reliquiengefäße von Vatterode 1219-45 und Wettin 1290, beide grün glasiert. A. WALCHER VON MOLTHEIN, Beiträge zur Geschichte mittelalterlicher Gefaßkeramik.

Drehscheibenware an Rhein und Maas

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2.1313 Zylinderhalskrug Bei dem Krug mit Henkel und abgesetztem Zylinderhals handelt es sich nach Annahme von A. KLEIN um eine deutsche Schöpfung der ottonischen Z e i t 3 8 9 . Aber abgesehen davon, daß diese F o r m in Deutschland erst i m 12. Jahrhundert aufkommt 3 90, weist sie auf eine lange Tradition zurück, die zweifellos mittelmeerischen Ursprungs ist. In der provinzialrömisdien Keramik sind Vorbilder erkennb a r 3 9 1 . Niedrige Krüge mit abgesetztem zylindrischem Hals finden sich gelegentlich in der merowingischen Keramik Südwestdeutschlands 392 . Bauchige Krüge mit abgesetztem Ironischen Hals, vermutlich aus merowingiseher Zeit, sind aus Spanien bekannt 3 9 3 . Krüge und Kannen mit spitzer Tülle, mit ähnlichem tonischem Hals fanden sich auch im Lacus Iutumae auf dem Forum Romanum 3 9 4 . Ihre Zeitstellung ist allerdings sehr ungewiß. Sicher gehören auch die karolingischen Tatinger Kannen mit ihrem sich konisch öffnendem Hals in diese Tradition. An Hand des von G. DUNNING abgebildeten M a t e r i a l s 3 9 5 (vgl. Taf. 2/7) fällt es nicht schwer, an eine Kontinuität zwischen den karolingischen Henkelkrügen und den i m 12. Jahrhundert entwickelten Formen zu denken. 2.1314 Kragenrand Wie wir aus den Arbeiten von BRAAT, DUNNING, BOKREMANS und BRUIJN 3 9 6 wissen, ist der hohe, senkrechte Kragenrand ein Kennzeichen der nord-französisch niederländischen Keramik des 12. /13. Jahrhunderts. Eine genauere Datierung dies e r F o r m ist allerdings nicht möglich, da sich die in der Literatur angegebenen Anhaltspunkte einer näheren Prüfung entziehen 3 9 ^. Besonders die Anfangsdatierung dieser F o r m wäre aus kunstgeschichtlichen Gründen wichtig zu wissen. Außer dem hohen, bandartigen Kragenrand ist gleichzeitig und im gleichen Gebiet noch ein vorspringender, schmal, schwalbenschwanzartig profilierter Kragenrand in Gebrauch, gleichzeitig kommen außerdem ausladende, unverdickte, kantig abgedrehte Ränder vor.

389 390 391

392 393 394 395 396

397

Kunst und Kunsthandwerk 13, 1910, 414, Abb. 94 - Reschen (Mähren) 13. Jhdt., hellbraune Glasur. NICKEL, Magdeburg (Anm. 445), Taf. 58, 59 und Abb. 52 f. A.KLEIN, Bemerkungen zur mittelalterlichen Keramik. Euro-Ceramic 10, 1960, 53-57, -56. KLEIN fußt noch auf der Anschauung von F. RADEMACHER, Die ottonische Keramik Kölns. Der Cicerone 17, 1925, 165-180. Diese Keramik ist in keinem Falle älter als das 12. Jhdt. Z. B. aus den spätrömischen Gräbern von Krefeld-Gellep. R. PIRLING, Das römisch "fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungs- . zeit Serie B, Bd. 2, Berlin 1966, Teil 1, Tafel 1, 3, 5. Z. B. Herten, Grab 1-4, Karlsruhe, LM Inv. C 5539. K. RADDATZ, Ein Skramasax aus Andalusien. Germania 37, 1959, 250-254, -252 Abb. 2. WHITEHOUSE, Forum wäre (Anm. 365). DUNNING, Potteiy, 1959 (Anm. 112), 63 Abb. 34, 65 Abb. 36, 68 Abb. 38/3, vgl. auch G. LIVERANI (Anm. 360), Abb. 3 aus Rom. W. C. BRAAT, Funde mittelalterlicher Keramik in Holland und ihre Datierung. Bonner Jahrb. 142, 1937, 157-176. BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294), 102, 105. DUNNING und FOX, Exeter, 1951 (Anm. 354). BORREMANS u. a . , Andenne (Anm. 109), BRUIJN, Schinveld, 1960/1961, Südlimburg, 1962/1963 (Anm. 213). Nach BRAAT, Burgh, 1960 (Anm. 294), 101, ist die Datierung auf Grund der WieringermeerFunde nicht ohne weiteres zuverlässig. Ein terminus ante quem von 1122 scheint sich für den Kragenrand aus dem stratigraphisehen Befund vom Valkenburg zu ergeben: J . G . N . RENAUD, Enkele opmerkingen over het bodemprofiel en de middeleeuwse scherven op de burcht Valkenburg (Limburg). Ber. Amersfoort 8, 1957/1958, 172-178 m. Abb. 11. Die Gleichsetzung von stratigraphischem Befund (Probeschnitt!) und historischer Überliefe-

2. Hauptgruppen der Keramik

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2.132

Neue W a r e n a r t e n 2.1321

Steinzeugartige Ware, Steinzeug In diesem Rahmen erweist sich eine Betrachtung der Töpfereifunde von S c h i n v e l d und B r u n s s u m , die A. BRXJLJN wohlgeordnet v o r l e g t e ^ , als besonders fruchtbar. Der älteste in S c h i n v e l d nachweisbare Fundhorizont (Periode B nach BRUIJN) enthält überwiegend handgemachte Kugeltöpfe mit kantig nachgedrehtem Rand, z.T. mit Rotbemalung, und ebenfalls handgemachte, bemalte "Pingsdorfer Amphoren". Der Scherben ist weißlich und weicher gebrannt als bei der Pingsdorfer Keramik. Es handelt sich um eine ländliche Produktion einiger im Rhein- und Maasgebiet gebräuchlicher Typen. Die Keramik der folgenden Periode A in S c h i n v e l d ist scharf von der älteren abgesetzt. Sie ist durchweg frei aufgedreht aus hellgelbem, feingemagertem Ton, und mit RoHstempelbändem, aufgekneteten senkrechten Leisten, 1 'sparsamer Glasur" und roter Bemalung verziert. Vor allem ist der Topf mit Kugelboden völlig verdrängt durch den mit Linsenboden und breitem Kragenrand. Lediglich die Form der Amphoren erinnert noch an die vorige Periode. Zum Pingsdorfer Typenvorrat bestehen sonst keine Beziehungen mehr, auch die Art der Bemalung ist anders. Es ist typische Maas-Keramik, und die Übereinstimxnung der S c h i n v e l d e r Keramik mit der in A n d e n n e hergestellten ist so weitgehend, daß man mit BRULJN vermuten kann, aus A n d e n n e oder entsprechenden Werkstätten kommende Töpfer hätten sie gefertigt. Anscheinend folgte auf die Periode A in S c h i n v e l d eine Pause, in der keine Töpferei an dieser Stelle arbeitete. In der folgenden Periode I wurde in S c h i n v e l d und von dieser Zeit an auch in B r u n s s u m wiederum eine primitive, handgewülstete und nachgedrehte Ware hergestellt, die sich in bezug auf Form und Verzierung an die Pingsdorfer Ware anschloß. Kugeltöpfe mit gratiger Randleiste und bemalte Amphoren sind die häufigsten Typen, dazu kommen Töpfe mit Standring, hohe vasenartige Töpfe, doppelhenkelige Flaschen, Schüsseln und Dreifußgefäße, alles Typen, die aus dem Umkreis der Pingsdorfer Töpfereien gut bekannt sind. Dem entspricht auch der sehr hart gebrannte gelbe Ton. In der Spätphase dieser Periode (I, Ia) wird der gelbe Brand mehr und mehr durch einen grauen, noch härteren ersetzt. Gleichzeitig erfolgt wiederum die Einführung der Drehscheibentechnik, ebenso tritt der Linsenbodentopf mit Kragenrand in einer etwas entwickelteren Form zum zweiten Male auf, und der Henkelkrug mit Zylinderhals wird eingeführt. In der Bemalung treten neue Motive auf. Damit wird übergeleitet zur Periode II: auf der Scheibe gedrehte, ockergelbe bis graue, hart gebrannte Keramik. Deren Haupttypen sind Zylinderhalskrug mit Rollstempelverzierung, kugelige Becher mit Wellenfuß und Linsenbodentopf. 8

Die westliche Herkunft dieser neuen Elemente ist unverkennbar. Indessen ist dieser Vorgang anders zu verstehen als der Übergang von Periode B zu Periode A. Dort erfolgte ein sichtlicher Bruch in der Entwicklung. Hier liegt eine Kontinuität der Entwicklung vor, die vor allem in der Brennweise der Gefäße sichtbar wird. Demnach hätten also nicht neu zugewanderte Töpfer die neuen Elemen-

398

rung muß aber vorerst mit großer Zurückhaltung aufgenommen werden. BORREMANS und LASSANCE, Andenne, 1956 (Anm. 109) 23, ziehen unpublizierte Funde aus Nivelles (12. Jhdt) heran. Eine Angabe von FOX und DUNNING, Exeter, 1951 (Anm. 389): spätes 11. Jhdt. - Evreux - konnte noch nicht nachgeprüft werden. BRUIJN, Brunssum, 1959, Schinveld, 1960/61, Südlimburg 1962/63 (Anm. 213).

Drehscheiben-ware an Rhein und Maas

87

te herangetragen, sondern offenbar haben die einheimischen Töpfer sie von auswärts aufgenommen. Bemerkenswert ist nun, daß sich wesentliche Merkmale dieses Vorgangs - der Übergang von der Amphora zum Zylinderhalskrug und den mit ihm auftretenden Gefäßtypen, von der gelben, rotbemalten Ware zur grauen, braun engobierten - auch in den Töpfereien am Kölner Vorgebirge und in den anderen Töpferzentren der mittel- und niederrheinischen Gebiete in gleicher Weise und zur gleichen Zeit wiederfinden. Die Ähnlichkeit der technischen und formalen Ausbildung über weite Gebiete hin läßt sich aber nicht erklären, wenn man voneinander tinabhängige Töpfereien annimmt, sondern nur, wenn man ein führendes Zentrum oder auch mehrere aufeinanderfolgende Töpferzentren und entsprechende Querverbindungen annimmt. Die Entwicklung verläuft in ihren Grundzügen seit dem 12. Jahrhundert etwa jjj ( j e r übergangsphase zwischen der späten Pingsdorfer Ware und der steinzeugartigen Ware (entsprechend S c h i n v e l d - B r u n s s u m Periode II) werden die Gefäße zunächst noch bemalt, jedoch ist diese Bemalung auf dem dunkelgrauen oder bräunlichen Grund kaum mehr sichtbar. Hinzu kommt, daß die nun durch Grate und Riefen belebte Wandung keine geeignete Mal.fläche mehr bie ten kann. Dafür kommt in zunehmendem Maße die Übung auf, die Gefäße mit einer braunen Engobe zu überziehen, die bei den hohen Brenntemperaturen teilweise sintert und glasurähnliche Effekte hervorbringt. Als Verzierung kommen Rollstempelbänder auf - erstmalig am Niederrhein seit der Einführung der bemalten Pingsdorfer Ware. Im Westen, in Nordfrankreich, hatte sich die Tradition der Rollstempelverzierung erhalten. so 399.

Bei den Gefäßformen ist eine Anlehnung an die einfachen stereometrischen Formen Kugel und Zylinder zu beobachten. Die charakteristischen Formen der steinzeugartig hart gebrannten Ware sind in der Mitte des 13. Jahrhunderts ausgebildet ®. Der Ton ist im Bruch dunkelgrau, teilweise ist er bereits gesintert, die Oberfläche meist ganz oder nur zum Teil engobiert, ist braun bis violettbraun oder grau (Periode IE in S c h i n v e l d B r u n s s u m ) . Die Wandung der Gefäße ist gerieft und bei den Krügen an bestimmten Stellen, am Rand oder auf der Schlüter, mit Rollstempelbändern verziert. Der zylindrische oder leicht konische Hals der Krüge ist deutlich von dem meist ei förmig straff geformten Leib abgesetzt. Bei den kleinen Bechern sondert sich ein hoher Fuß von dem kugelförmigen Behälter ab (Taf. 2/6). Bereits im späteren 13. Jahrhundert ist ein Verschleifen der Formen zu beobachten, der Gefäßleib wird schlanker gebildet und geht fließend in den Hals über. Die technische Entwicklung von der steinzeugartig harten engobierten Ware zum Steinzeug mit Salzglasur vollzieht sich örtlich verschieden, bedingt im wesentlichen durch die Eigenschaften der zur Verfügung stehenden Tone. Am Rande sei vermerkt, daß neben den steinzeugartigen Waren und dem Steinzeug auch Irdenware im Mittel- und Niederrheingebiet hergestellt wird, teils als fortbestehende Kugeltopfware, teils als bleiglasiertes Geschirr^Ol. 399 400

401

Vgl. LOBBEDEY, Keramos 1965 (Anm. 186) und die in Anm. 213 genannte Literatur. Vgl. Anm. 213. Heranzuziehen ist mit einzelnen Vorbehalten auch: J.SPIEGEL, Münzdatierte Gefäße des Mittelalters aus Westfalen. Westfalen 23, 1938, 207-212, das gleiche in: Verein der Münzforscher und Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete. Festschrift zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Vereins, Münster 1938, 23-27. Wichtig ist auch J. HAGEN: Rheinische Müinzschatzgefäße aus Mittelalter und Neuzeit. Bonner Jahrb. 142, 1937, 177-182. - BRAAT, 1937 (Anm. 396). Vgl. z.B. BRAAT, Holland, 1937 (Anm. 396), Taf.45, 2. Funde im Kunstgewerbe-Museum Köln und Hetjens -Museum Düsseldorf.

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2. Hauptgruppen der Keramik

2. 1322 Graue, geriefte Ware Als graue, geriefte Ware haben wir eine oberrheinische Warenart bezeichnet, deren Kennzeichen d e r reduzierend gebrannte, s e h r harte, feinsandige Scherben und die dünnwandig gedrehte, fein geriefte Gefäßwandung ist. Die Vorformen dies e r Keramik sind an Hand des Münztopfes von M e c h t e r s h e i m (Tai. 16/14) b e r e i t s in das 11. Jahrhundert zu datieren 4 ^. i m übrigen umfaßt sie den Zeitr a u m des 12. bis 15. Jahrhunderts, wobei sie etwa vom späteren 13. Jahrhundert ab von einer gleichwertigen rotgebrannten Ware begleitet wird. Gleiche oder verwandte Warenarten sind in den angrenzenden Gebieten des unteren Mains 4 *® und des Mosellandes 4 ® 4 verbreitet. Da f ü r diese Gebiete aber noch keine zusammenfassenden Bearbeitungen vorliegen, müssen wir uns mit dem Hinweis begnügen. Nicht zu verwechseln ist diese Gruppe mit d e r "blaugrauen Ware" a m Mittelund Niederrhein. Sie ist zwar reduzierend gebrannt - in i h r e m Anfang noch weich und dickwandig, späterhin sehr hart und dünn 4 0 5 , aber die charakteristische Riefung fehlt, es handelt sich auch überwiegend u m gewülstete Kugeltöpfe. Die Formen d e r oberrheinischen Keramik stehen, worauf oben schon hingewiesen wurde, in enger Beziehung zu nordfranzösisch-belgischen Funden. Der westliche Einfluß macht sich b e r e i t s in der Mitte des 11. Jahrhunderts durch die Einführung des Linsenbodens a m Oberrhein bemerkbar. Der Typ der frühen Doppelhenkelkannen mit abgesetztem hohen Hals und Linsenboden findet in England sei ne Analogie in einem von DUNNING abgebildeten Gefäß d e r " S t a m f o r d - W a r e " 4 0 6 . Machart und Formen dieser Warenart gehen allgemein auf kontinentale Anregungen zurück, i m Falle d e r Kanne zweifellos nicht auf rheinische, denn in der Badorf-Pingsdorfer Keramik ist dieser Typ unbekannt. Ebenfalls unbekannt in der Vorgebirgs-Keramik sind die bauchigen Henkelkrüge mit Linsenboden, gedrungenem in den Bauch übergehenden Hals und Bandhenkel. F a s t gleichartig wie i m Elsaß kommen sie in Nordfrankreich und England vor, wobei die in England gefundenen Stücke als französischer Import anzusehen sind 40 " 7 (Taf. 2/7 und 36/4,5). Auch d e r Typ des kugelartig mit abfallenden Schultern gewölbten Topfes mit einem über einer Halskehle ausladendem kantigen Rand hat westliche Entsprechungen, in englischen ( T o r k s e y ) 4 0 8 wie in belgischen Funden ( A n d e n n e ) 4 0 . Als westliche Elemente in der grauen, gerieften Ware wären noch zu nennen der Kragenrand und die Rollstempelverzierung und nicht zuletzt die feine Riefung der Gefäße s e l b s t 4 1 0 . Schwierig ist die F r a g e zu beantworten, inwieweit die reduzierende graue Brennweise auf die Verbindung mit dem Westen zurückzuführen ist. Daß graue Ware in Belgien und Nordfrankreich hergestellt wurde, ist bekannt. E s i s t a b e r unklar, ob sie als eine gröbere Keramik sich auf das Kochgeschirr beschränkte, 402 403 404 405

406 407 408 409 410

S. oben, S. 21. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6) 156 f. BALDES, Neue Funde: 16. Bosen im Fürstentum Birkenfeld. Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift 26, 1907, Nr. 3, 4, Sp.33 - 40 m. Abb. F.TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 (Anm. 16). HERRNBRODT, Husterknupp, 1958, vgl. auch W. HAARNAGEL: Die einheimische frühgeschichtliche und mittelalterliche Keramik aus den Wurten Hessens und Emden und ihre zeitliche Gliederung. Prähist. Ztschr. 37, 1959, 52 f. vgl. auch Anm. 299. DUNNING, Pottery, 1959 (Anm. 112), 40 Abb. 16/1. DUNNING, 1959 (Anm. 112), 63 Abb. 34/1-2, 65 Abb. 35/2, 68 Abb. 38/3. DUNNING, 1959 (Anm. 112) 45 Abb. 19/1, vgl. auch 34. BORREMANS und LASSANCE, Andenne, 1956 (Anm. 109), Taf. 1,10. DUNNING, 1959 (Anm. 112), 65 Abb. 36/2, 66 Abb. 37/3. BORREMANS (Anm. 109) Taf. V.

Kugeltopfgebiet

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während etwa die Krüge in der feinen, gelben, glasierten Art ausgeführt wurden 4 1 1 , oder ob die graue Ware als Variante gleichwertig neben der gelben steht, wie etwa aus dem Befund von A n d e n n e 4 1 ^ vermutet werden kann. Herkunft und Bedeutung der grauen, gerieften Ware werden sich erst dann umreißen lassen, wenn außer der französischen auch die westdeutsche Keramik besser aufgearbeitet sein wird. Eine besondere Rolle dürften dabei unter anderem T r i e r e r Funde spielen, roll stempelverzierte geriefte Kochtöpfe mit Kragenrand und Linsenboden , die einerseits den westlichen Topfformen ( A n d e n n e , vgl. auch Münztopf von F l o s t o y ) 4 1 4 an die Seite zu stellen sind, andererseits auch den Prototyp des "gotischen" Topfes darstellen können, wie e r aus dem südwestdeutschen Untersuchungsgebiet und darüber hinaus bekannt ist. 2.133 Ergebnis Als Ergebnis der vorangehenden Vergleiche kann festgehalten werden, daß die oberrheinische Keramik einem nordwesteuropäischen Kreis, Nordfrankreich, Südengland, die Niederlande und West- und Süddeutschland umfassend, angehört, innerhalb dessen auf einer gemeinsamen, nämlich der provmzialrömischen Grundlage eine enge Kommunikation der Formen und Techniken erfolgt. An dem Aufnehmen zweier großer Stilströmungen - der karolingischen Rollstempelware mit dem kugeligen Topf und der spätromanischen, ebenfalls roUstempelverzierten gerieften War e mit dem durch Kragenrand und Zylinderhai,s bestimmten Gefäßstil - zeigten sich die Einheitlichkeit dieses Kreises und zugLeich die regionale Verschiedenheit. Der Mangel an Material verwehrt uns, die Eigenart dieses Kreises nach Süden hin abzugrenzen. 2. 2

Die Entwicklung im nordwestdeutschen Kugeltopfgebiet Im deutschen und holländischen Insel- und Küstenbereich der Nordsee, dazu in Westfalen und Südostengland zeichnet sich ein spät-angelsächsisch-friesischer Formenkreis ab, dessen Keramik in der Zeit des 7. Jahrhunderts bis in das ausgehende 9. Jahrhundert i m wesentlichen von gleicher Art ist und keine grundsätzlichen Formwandlungen aufweist. Die Leitformen dieses Kreises sind der Eitopf und der frühe, dickwandige Kugeltopf. Innerhalb dieser Nordsee-Keramik, deren Gemeinsamkeit F. TISCHLER herausgearbeitet h a t 4 1 5 , konnte R. SCHINDLER 416 an Hand einer Analyse von stratigraphisch gut bestimmbaren Keramikfunden der Altstadt H a m b u r g und der Wurt H e s s e n s /Ostfriesland sowie unter Heranziehung holsteinischer und westfälischer Funde, vor allem der Siedlung W a r e n d o r f wichtige Differenzierungen herausarbeiten. SCHINDLER unterscheidet zwei 411 412

413 414 415 416

vgl. IXJNNING, 1959 (Anm. 112), 67, s. auch DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6), 54, 68. BORREMANS, 1956 (Anm. 109) 18. Eine blaugraue Ware (terre cuite grise bleuâtre, de fabrication locale") wurde in Arlon festgestellt - R. BORREMANS, Céramique médiévale et moderne trouvée à Arlon et environs. Bulletin de l'institut archéologique de Luxembourg 4, 1954 (ebenso Archaeologia Belgica 29, 1956) 50 ff. Trier, Erzbischöfl. Diözesanmuseum. DERVIEU, Poterie, 1909 (Anm. 6), 54 Abb. 13 - mit 730 Münzen des 13. Jahrhunderts. Verglichen wird nur die Form, das Münzgefäß ist im übrigen gelb, glasiert. F. TISCHLER, Der Stand der Sachsenforschung, 1954 (Anm. 372) 86 ff. SCHINDLER, Entwicklungstendenzen, 1959 (Anm. 19), vgl. zum Folgenden auch HINZ, 1965 (Anm. 17), 275 ff.

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2. Hauptgruppen der Keramik

"artverwandte, aber doch eigenständige" 41 ^ Gruppen: eine im engeren Sinne "spätsächsische" Keramik, deren typische Form, der weitmündige hohe Topf mit spitz auslaufender Randlippe lind Standboden den Hauptanteil der H a m b u r g e r Funde vom 7. bis zum beginnenden 9. Jahrhundert stellt. SCHINDLER zählt vergleichbare Funde i m Holsteinischen (z. B. S t e l l e r b u r g ) und Lauenburgischen (z. B. F a r c h a u) auf, ferner im Gräberfeld von S i e v e r n (nördlich Bremerhaven). Eine zweite Gruppe ist vor allem in den küstennahen Marschen und auf den Inseln beheimatet, aber auch die Keramik von W a r e n d o r f (Westfalen) ist ihr zuzurechnen. Abweichend von der Hamburger Gruppe sind die dick gebildeten Ränder, oft mit stärker eingezogenem Hals beim Eitopif und das frühe Auftreten des Kugel topfes. Auf der Wurt H e s s e n s tritt der Kugeltopf i m Siedlungshorizont 4, d. h. wohl im 8., spätestens in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf 41 ®. Ganz deutlich läßt sich an der H a m b u r g e r Stratigraphie ablesen, daß i m Laufe des 9. Jahrhunderts die "spät-sächsische" Keramik verschwindet und an ihre Stelle mit einem Überschneidungshorizont eine Ware tritt, die der f r i e s i schen Insel- und Marschengruppe völlig entspricht. Damit wird auch der Kugeltopf in H a m b u r g heimisch. Zunächst bleibt e r aber gegenüber der Standbodenwäre noch in der Minderheit, erst i m Laufe des 10. Jahrhunderts verdrängt e r die Standbodengefäße fast völlig. Als Importgut treten Kugeltöpfe bereits in "spätsächsischen" Schichten d.h. wohl schon im 8. Jahrhundert auf. Nach der Vermutung von SCHINDLER sind diese mit Muschelgrus gemagerten Kugeltöpjfe ein E r zeugnis des friesisch-flandrischen Küstengebietes, entstanden ' 'unter dem Einfluß der frühen Badorfer Kugeltöpfe" 41 ^. Man kann diese Hypothese dahin modifizieren, daß die Kugeltöpife nicht von Badorf selbst ausgehen, sondern ebenso wie die Badorfer und Mayener Töpfe einer großräumigen Stilströmung im fränkischen Bereich angehören. Im Gegensatz dazu steht die These, der Kugeltopf des 8. J a h r hunderts sei aus Vorformen des 5. -7. Jahrhunderts im friesischen Nordseeküsten bereich entstanden 42 ®. Eine b e s s e r e Beurteilung wird erst möglich sein, wenn das Kugeltopfproblem auch i m Hinblick auf den Zweck der F o r m und damit i m Zusammenhang auf seine Parallelen - Linsenboden, Kugelgefäße anderwärts,- z . B . in Italien - genauer geklärt i s t 4 2 1 . Sowohl auf der Wurt H e s s e n s wie in H a m b u r g bedeutet das 10. J a h r hundert eine Zäsur f ü r die Keramik. Das Nebeneinander von variantenreichen, in der Regel schwach gebrannten Kugel- und Standbodengefäßen hört auf. E s herrscht ein sehr einheitlicher Kugeltopftyp mit ausladender Randlippe, nicht mehr so dickwandig geformt und gut gebrannt 4 2 2 . In der gleichen Zeit erfolgt eine außerordentliche Ausbreitung des handgemachten Kugeltopfes. Im Rheinland tritt die frühe sog. "blaugraue Ware" auf 4 . Die datierten Funde von W a l b e c k (964, Grab Graf Lothars n . ) und L e e t z e , Kr. Salzwedel (nach 982) 4 2 4 bezeugen die Ausbreitung des Kugeltopfes nach Südosten, wobei zunächst Kugeltöpfe und Standbodengefäße nebeneinander bestehen. 417 418 419 420 421 422 423 424

SCHINDLER, Entwicklungstendenzen (Anm. 19), 66. Vgl. HAARNAGEL, Hessens und Emden, 1959 (Anm. 405), 49. SCHINDLER, Entwicklungstendenzen, 1959 (Anm. 19), 71. Die Literatur über ältere Vor und Frühformen des Kugeltopfes, die in das 4. /5. Jahrhundert zurückgehen, ist bei HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 80 ff. zusammengefaßt. Vgl. HÜBENER, Haithabu 1959, 80 ff., HINZ, 1965 (Anm. 17), 277. V g . Kap. 2.131 und 2.4 mit Anm. 381, 461. Vgl. R. SCHINDLER, Die hamburgische Keramik des 8.-12. Jahrhunderts als Geschichtsquelle. Hammaburg 3, 1951/1952, 115 - 131, - 123 f. HAARNAGEL, Hessens und Emden, 1959 (Anm. 405), 52 f. HERRNBRODT, Husterknupp, 1958, HAARNAGEL, Hessens und Emden, 1959 (Anm. 405), 52 f. vgl. auch Anm. 299. GRIMM, Halle und Magdeburg, 1959 (Anm. 18), 76, 95 ff., vgl. auch P.GRIMM, Zur

Kugeltopfgebiet

91

Wie sich die Erweiterung des Kugeltopfgebietes im einzelnen vollzogen hat, ist trotz der Studien von O. A. ERICH und neuerdings P. GRIMM 425 noch wenig geklärt. Im Verlaufe der Kolonisatiansbewegung wird Norddeutschland bis über die Oder hinaus zum Kugeltopfgebiet. Die Kolonisationsgebiete östlich davon Pommern, Preußen, im Süden Schlesien übernehmen aber den Kugeltopf nicht. Nach Süden hin wird der Main die endgültige Grenze, zwischen Main und Oder verläuft sie grob gesehen auf der Linie S c h w e i n f u r t - L e i p z i g - C r o s s e n . Im Westen gehören Mittelrhein, Moselland und Niederrhein zum Kugeltopf gebiet, die Grenze nach Norden ist nicht ganz deutlich 4 2 6 . Es muß noch betont werden, daß die so beschriebene Grenze ein Gebiet umfaßt, in dem der Kugeltopf zu früherer oder späterer Zeit einmal das allgemein gebräuchliche Kochgeschirr darstellte. Neben dem Kugeltopf können sehr wohl gleichzeitig auch Standboden gefäße in Gebrauch gewesen sein, wie z.B. die Töpfereifunde von W e i m a r zeigen 4 2 7 . Schließlich kann die Grenze des Gebietes, in dem der Kugeltopf vorherrschend ist, im Verlaufe der Geschichte sowohl vor- wie zurückverlegt werden 42 ®. Mit diesen Einschränkungen kann das umschriebene Kugeltopfgebiet in etwa als eine Einheit betrachtet werden. Nach Westen und Nordwesten hin schließt an das Gebiet des Kugeltopfes das Verbreitungsgebiet der Linsenbodengefäße an, nach Süden, Osten und Norden das Gebiet der Standbodengefäße. Eine örtliche Besonderheit bilden die Drehscheibentöpfe mit Linsenboden in H a i t h a b u , die nach rheinischen oder eher maasländischen Vorbildern im 10. Jahrhundert angefertigt wurden 42 ®. Zur Geschichte der Keramik i m Kugeltopfgebiet vom 10. bis 15. Jahrhundert liegt eine beträchtliche Anzahl von Arbeiten, teils eng begrenzt, teils größeres Gebiet umfassend, v o r 4 3 0 . Eine kritische Durcharbeitung des ganzen Materials liegt aber außerhalb unserer Möglichkeiten, lediglich einige besonders hervorstechende Erscheinungen können hier kurz besprochen werden. Eine typologische Weiterbildung der Kugeltöpfe bedeutet die mehrteilige P r o filierung des Randes, die HÜBENER aufgrund der Bachbettstratigraphie von H a i t h a b u bereits in das späte 10. Jahrhundert datieren konnte 4 3 *. Um eine solche Profilierung durchzuführen, ist anscheinend gelegentlich eine Art Schablone, ein "Formholz" 4 3 2 benutzt worden. Es wäre zu prüfen, ob nicht manche Funde von Topfrändern, bei denen in der Literatur eine Formholz -Bearbeitung angegeben ist, durch Nachdrehen auf einer Handtöpferscheibe ohne Schablone pro -

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Südostausbreitung der Nordsee-Gruppe der frühmittelalterlichen Keramik. Prähist. Ztschr. 38, 1960, 126-132. O. A. ERICH, Zwei Fundkarten zur deutschen Keramik des Mittelalters. Prähist. Ztschr. 25, 1934, 164-172, auch: GRIMM, Südostausbreitung, 1960 (s. Anm. 424), vgl. H.A.KNORR, Die slawische Keramik zwischen Elbe und Oder. Mannus-Bücherei Bd. 28, Leipzig 1937, 192. Kugeltöpfe des 11.-13. Jhdt. in Lund: R.BLOMQVIST, Early medieval black earthenware in Lund K. Humanistiska Vetenskapssamfundets i Lund arsberättelse 3, 1947-1948, 150-176, bes. 165. Stoll, Töpfereilunde, 1961 (Anm. 221). Vgl. z.B. Schinveld, s.obenS. 86 f. und GRIMM 1960 ( Anm. 424 ), Karte Abb. 3. HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21). 106 ff. Vgl. Literaturverzeichnis. HÜBENER, Haithabu, 1959 (Anm. 21), 71 f. Die Frage der Herstellungstechnik der Kugeltöpfe ist immer wieder diskutiert worden. Angeführt seien hier nur: P. FASSHAUER, Die mittelalterlichen Kugelköpfe als Gebrauchsgeschirr. Die Gründe der Formgestaltung und das Herstellungsverfahren. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 38, 1954, 220-232. - W.BAUER, Zur Herstellung der mittelalterlichen Kugeltöpfe. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 65/66, 1954/1955, 243-247 und zuletzt GRIMM, Halle und Magdeburg, 1959 (Anm. 18), 79 f.

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2. Hauptgruppen der Keramik

filiert worden sind. Ebenfalls durch eine Schablone (Formholz) oder durch Nachdrehen werden seit dem 12. Jahrhundert Rippenzonen unterhalb des Randes ausgebildet. Bei den späteren Kiigeltöpfen (Taf. 2/5) des 13. bis 15. Jahrhunderts ist diese Rippenzone häufig, sie ist jedoch nie obligatorisch. Der wichtigste Einschnitt innerhalb der Entwicklung der Keramik des Kugeltopfgebietes wird durch das Aufkommen der "blaugrauen Ware" bezeichnet. Während die ältere Kugeltopf wäre bis zum 12. Jahrhundert relativ dickwandig, von mäßig hartem Brand und erdfarbenem - braunem,rötlichem, grauem oder schwarzem - Scherben ist, ist die Keramik seit dem 12. /13. Jahrhundert dünnwandig, hart bis sehr hart gebrannt und meist von blaugrauer F a r b e 4 3 3 - allerdings nicht durchgehend, es kommen auch ziegelrot gebrannte Gefäße vor, besonders i m nördlichen Thüringen. Diese ziegelrote Ware entspricht im Hinblick auf die Qualität des Scherbens und auf die Formen aber durchaus der blaugrauen. Die hartgebrannte blaugraue Kugeltopfware wird i m Rheinland bereits früh, wohl schon im 11. Jahrhundert hergestellt 4 3 4 . Dort geht ihr eine ältere, dickwandige, weiche sogenannte "blaugraue Ware" voraus. Offenbar hat die Technik von dort ihren Ausgang genommen. Ihre Aufnahme in den einzelnen Landschaften dürfte zeitlich verschieden erfolgt sein, als Richtlinie kann aber die gut begründete Feststellung von GRIMM dienen, daß die blaugraue Ware in den Landschaften nördlich und östlich des Harzes im Anfang des 13. Jahrhunderts aufgekommen ist. Zur gleichen Zeit treten i m Kugeltopfgebiet erstmalig Krugformen, und zwar einhenkelige Krüge auf - zur Zeit der älteren Kugeltopfwäre waren außer importierten Kannen lediglich einige Tüllengefaße festzustellen 4 3 5 . Eine sehr weit verbreitete Krugform ist die "Dreiknubbenkanne", ein Gefäß, dessen Wandung dem Kugeltopf in F o r m und Machart entspricht, das jedoch mit einem verlängerten Hals und mit einem randständigen Henkel ausgestattet ist und bei dem zur Erlangung der Standfestigkeit am Boden drei Knubben aus der Wandung gedrückt sind. Solche Standknubben finden sich nicht in der rheinischen Keramik, wohl aber sind sie in den maas ländischen Töpfereien sehr gebräuchlich 4 3 6 . Zweifellos sind sie von dort angeregt, ebenso wie die im 13. Jahrhundert aufkommende Rollstempelverzierung im Kugeltopfgebiet und auch in den östlich und südöstlich anschließenden Gebieten 4 3 7 . Als eine wesentliche Neuerung erfolgte i m Laufe des 12. /13. Jahrhunderts die Einführung der freien Drehtechnik. Allerdings werden Kugeltöpfe und die ihnen ent-

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Gewisse slawische Gefäße machen den Eindruck, als ob sie mit einer Schablone auf der Handtöpferscheibe nachgedreht worden seien - das gleiche könnte auch für Kugel topfe gelten. Allerdings spielt das "Formholz" in der deutschen Keramik wohl eine sehr viel geringere Rolle, als GRIMM anfangs (1933) (s. Anm. 18) annahm und jetzt noch vielfach angenommen wird (PLATH, Hannover, 1959) (Anm. 12). Es dürfte mehr eine örtlich begrenzte Bedeutung haben. Daß die spaten Kugeltöpfe (sicher nicht vor dem 13. Jhdt.) zu einem Teil frei gedreht wurden, kann heute nicht mehr bezweifelt werden. Vielfach findet sich die Behauptung, Kugeltöpfe seien durch "Klopfen" aus dem Tonballen hergestellt worden. Ob eine solche Technik bei nicht ganz kleinen Gefäßen aber realisierbar oder gar praktisch ist, scheint recht zweifelhaft. E. NICKEL, Bemerkungen zur Herstellung und Benutzung des Kugeltopfes. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 49, 1965, 139-144 hat die These aufgestellt, der Unterteil der Kugeltöpfe sei in eine Schüssel geknetet, der Oberteil gewülstet und (ohne "Formholz") nachgedreht. Dem möchten wir voll zustimmen. Vgl. Anm. 405. TISCHLER, Duisburg, 1944-1950 (Anm. 16), 78, vgl. auch F. TISCHLER, Keramische Formen des 12. Jahrhunderts in Europa. In: Gesellschaft für Keramikfreunde (jetzt Keramos) 1/2, 1953, 42-44. Z. B. SCHINDLER, Hamburgische Keramik, 1952 (Anm. 422), Tab. II, 25. GRIMM, Halle und Magdeburg, 1959 (Anm. 18), 77 Abb. 4. S. oben, S. 84.

Standbodenware östlich des Rheims

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sprechenden Gefäße (z. B. Dreiknubbenkanne) noch längere Zeit mit der Hand hergestellt und erst in einer späteren Phase frei aufgedreht. Der Typenvorrat der blaugrauen Ware ist mannigfaltig. Die Kugeltöpfe werden in verschiedenen Ausprägungen gebildet, außerdem -wird seit dem 13. Jahrhundert der Dreifußtopf (niederdeutsch: Grapen) gebräuchlich, der an manchen Orten den einfachen Kugeltopf verdrängt43**. Als Standbodengefäße sind Töpfe mit Kragenrand, Krüge verschiedener Form, Schüsseln und mehrerlei Becher verbreitet. Im 14. und 15. Jahrhundert tritt auch die Glasur auf. Zu erwähnen ist noch der umfangreiche westliche Import, in erster Linie von rheinischer Keramik. Der Import rheinischer Keramik - Badorfer und Pingsdorfer Ware - spielte schon, wie zahlreiche norddeutsche Fundstellen beweisen, eine sehr wesentliche Rolle zur Zeit der älteren Kugeltöpfe, und die zahlenmäßige und räumliche Ausdehnung dieses Imports wird noch gesteigert. Daneben entstehen in Mitteldeutschland auch Werkstätten, in denen Nachahmungen der rheinischen Keramik hergestellt werden. Überblickt man die Entwicklung im Kugeltopfgebiet, so lassen sich drei Haupt Perioden unterscheiden: In der ersten (7. bis 9. Jahrhundert) herrscht eine Stand bodehkeramik als Fortsetzung der völkerwanderungszeitlichen Siedlungskeramik mit örtlich verschiedenen Ausprägungen. Die zweite Periode wird durch die allgemeine Ausbreitung des handgemachten Kugeltopfes hauptsächlich im 10. Jahrhundert gekennzeichnet. Das Aussehen der Keramik wird dadurch zunächst über weite Strecken hin einheitlich., um sich späterhin wieder in lokale Gruppen zu differenzieren. In der dritten Periode - historisch zweifellos im Zusammenhang mit der Kblomsationsbewegung zu sehen - werden Technik und Typenreichtum der westeuropäischen Keramik nach Norddeutschland übertragen. Daß dabei nicht an eine stereotype Verpflanzung von Formen zu denken ist, sondern im Kugeltopfgebiet eine unverkennbar "niederdeutsche" Keramik sich ausbildet, sei nur nebenher vermerkt. Die Analogie zu den drei Epochen der rheinischen Drehscheibenware - nachrömische Keramik, kugelig-bauchiger Stil, Zylinderhalsperiode - ergibt sich zwanglos. Es ist eine gewisse zeitliche Verschiebung der einzelnen Phasen festzustellen. 2.3 Die Entwicklung im Gebiet der Standbodenware östlich des Rheins Die Erforschung der vorgotischen Keramik außerhalb des Kugeltopfgebietes steht noch in den Anfängen. Das liegt vor allem daran, daß sie von der älteren Forschung zum großen Teil mit der slawischen Keramik verwechselt wurde, und in der Tat ist der Unterschied nur sehr schwer und nur durch Vergleich der Originale herauszuarbeiten. Die Schwierigkeit wird noch dadurch vermehrt, daß auch die Entwicklung der slawischen Keramik, von der Spätphase des 11. und 12. Jahrhunderts abgesehen, keineswegs geklärt ist, obwohl eine kaum noch übersehbare Literatur über dieses Thema entstanden ist43**. 437

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Die Rollstempelverzierung hatte bereits ERICH, Fundkarten, 1934 (Anm. 425) aus der westlichen (rheinischen) Keramik abgeleitet. Ihm war aber unbekannt, daß diese Verzierung auch in der gotischen Keramik Süddeutschlands und Österreichs (vgl. WIESLNGER, Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich, Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins 87, 1937, 85-175) eine Rolle spielen. Einfache Kiigeltöpfe halten sich vielerorts bis in das 15. Jhdt., während sie z. T. offenbar schon im 13. Jhdt. von den Grapen verdrängt werden. Vgl. auch oben, S. 49 f. Ein Großteil der älteren Literatur ist bei SET J JNG, Schweden 1955 (Anm. 10), angeführt. Vgl. auch Literaturverzeichnis.

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2. Hauptgruppen der Keramik

Die merowingische Keramik in Süd- und Mitteldeutschland ist in den Arbeiten von W. HÜBENER und B. SCHMIDT 440 vorgelegt worden. E s ergibt sich ein recht buntes Gemisch verschiedener T^pen, die Einflüsse sehr unterschiedlicher Art widerspiegeln. In e r s t e r Linie wird diese Vielfalt aber auf den Umstand zurückzuführen sein, daß das in diesen Arbeiten besprochene Material aus Gräbern stammt. Die wenigen Siedlungsfunde, die HÜBENER heranziehen konnte, vor allem B u r g h e i m u n d M a n c h i n g zeigen eine bemerkenswerte Einheitlichkeit der Gefäßtypen. Als Haupttyp ist in diesen Siedlungen - vom Oberrhein bis nach Bayern - der hohe Topf mit hochliegender Schulter und schrägem, lippenartig oder kantig profiliertem Rand v e r b r e i t e t 4 4 1 . Die Wandung ist häufig mit Kammstrich überzogen. Dieser merowingerzeitliche Topftyp wird in der karolingischen Keramik NordostBayerns fortgeführt (Tai. 2/3). P. REENECKE hat erstmals die oberpfälzischen Reihengräber auf ihre ethnische Zugehörigkeit neu untersucht und sich zuletzt eindeutig f ü r bajuwarischen Ursprung ausgesprochen 4 4 2 . F. DINKLAGE hat sich darüber hinaus bemüht, die Unterschiede zwischen dieser deutschen und der slawischen Keramik herauszuarbeiten 4 4 3 . Daß REINECKE und DINKLAGE mit i h r e r Zuweisung dieser War e an eine germanische Bevölkerung Recht hatten, bestätigt die jüngst von H. REMPEL vorgelegte "frühdeutsche" Keramik in Thüringen 4 4 4 , eine Ware, die hinsichtlich ihr e s Aussehens und ihrer Zeitstellung - 8. bis 11. Jahrhundert - durchaus der Oberpfälzer Reihengräberkeramik entspricht. Daß es sich in Wirklichkeit um eine sehr weit verbreitete, bislang aber meist verkannte Erscheinung handelt, zeigt das Vorkommen solcher Ware in M a g d e b u r g 4 4 5 , in der Pfalz T i l l e d a 4 4 ® , ferner Funde aus Hessen - F u l d a 4 4 7 - und aus Franken - S c h l a m m e r s d o r f 4 4 ® . Das Aussehen dieser Keramik bleibt vom 8. bis zum 10. Jahrhundert und teils bis in das 11. Jahrhundert hinein im wesentlichen gleich. E s sind breitere oder höhere Töpfe mit schwach gewölbter Wandung. Die Schulter liegt meist hoch, der Hals ist nur wenig eingezogen, der Rand ist kantig profiliert. Der Ton ist braun, oft grob gemagert und mäßig hart gebrannt, die Herstellung ist auf der Handtöpferscheibe e r folgt. Sehr oft sind die Gefäße verziert, und zwar in der typisch "mittelslawischen" Weise: mit hochgestellten Wellenbändern, auch einzelnen Wellenlinien, mit Einstichen und Einstempelungen von Punktreihen, Perlstäben usw. Auch die Bodenzeichen 440 441 442

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HÜBENER, Absatzgebiete (Anm. 13) und SCHMIDT, Völkerwanderungszeit, 1960 (Anm. 243). S. oben, S. 16. P. REINECKE, Die Slaven in Nordostbayem. Bayerischer Vorgeschichtsfreund 7, 1927, 1928, 17-37 und 8, 1929, 42 f. Ders., Slavisch oder Karolingisch? Prähist. Ztschr. 19, 1928, 268-279. Ders., Karolingische Keramik aus dem östlichen Bayern. Germania 20, 1936, 198-202. - A.STROH, Die Reihengräber der karolingisch-ottonischen Zeit in der Oberpfalz. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte H. 4, Kallmünz/Opf. 1954, dort weiter Literatur. K. DINKLAGE, Studien zur Frühgeschichte des deutschen Südostens. Südostforschungen 5, 1940, 158-199. H. REMPEL, Zur frühdeutschen Keramik des Landes Thüringen, in: Frühe Burgen und Städte, Berlin 1954, 131-136. Ders., Die frühdeutsche Keramik in Thüringen. Prähist. Ztschr. 37, 1959, 101-124. Bereits bei E. SCHIRMER, Die deutsche Irdenware des 11.-15. Jahrhunderts im engeren Mitteldeutschland. Jena 1939, 14 findet sich ein Hinweis auf diese "frühdeutsche" Ware. Vgl. Gruppe III bei NICKEL, Der "Alte Markt""in Magdeburg. Deutsche Akademie der Wiss. zu Berlin, Sehr. d. Sektion f. Vor- und Frühgeschichte Bd. 18, Berlin 1964, 106 ff. P. GRIMM, Neue Ausgrabungen in der Pfalz Tilleda, Kr. Sangerhausen. Prähist. Ztschr. 38, 1960, 106. VONDERAU, Fuldatal, 1899 (Anm. 339), Tai. VI, vgl. auch VONDERAU, Büraberg, 1934 (Anm. 241), Taf.IX. H.JACOB, Feststellung oberfränkischer Siedlungsplätze zwischen Altsteinzeit und Mittelalter. 95. Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, Jahrbuch 1956, 262-271.

Standbodenware östlich des Rheins

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sind der deutschen und slawischen Ware gemeinsam. Diese auffallende Übereinstimmung - die Unterschiede zur slawischen Ware deutlich zu machen wäre erheblich schwieriger - kann nicht auf Zufall beruhen, sondern muß zumindest auf eine gemeinsame Wurzel zurückgehen. P. REINECKE hat auf die donauländische Keramik der römischen Kaiser zeit hingewiesen44®, und hier dürfte wohl eine der Wurzeln dieser Keramik liegen. Seit dem 11. Jahrhundert ist die slawische Keramik von der deutschen sichtlich unterschieden. Die spätslawische Keramik ist vor allem durch ihre üppige Verzierung mit aufgelegten Leisten, mit Furchen, Wellenbändern, Einstempelungen usw. gekennzeichnet. Krug- oder Kannenformen fehlen ihr - bis auf eine Gruppe von flaschenartigen Gefäßen, deren Verbreitung auf Ungarn und das Karpathenland beschränkt ist und die auf spätrömisch -byzantinische Einwirkungen zurückgeht45®. Die Herstellungstechmk der spätslawischen Ware ist durch die rasch rotierende Handtöpferscheibe verbessert. Ob das freie Drehen bei den westslawischen Völkerschaften vor dem 13. Jahrhundert eingeführt worden ist, scheint aber nicht deutlich 4 5 1 . Die deutsche Keramik östlich des Rheins ist in dieser Zeit (d.h. 11. bis 12. Jahrhundert) gekennzeichnet durch die Armut an Verzierung. Es findet sich kaum mehr als gelegentlich eine Wellenlinie. Die Wandungen der Gefäße werden dünner - auf schnell rotierender Handtöpferscheibe hergestellt - der Brand wird besser. Der Kontur der Gefäße nähert sich stark der bauchigen Form mit eingezogener Mündung, wie sie am Oberrhein seit karolingischer Zeit gebräuchlich ist, dazu kommen Doppelhenkelkannen auf. Das Eindringen westlicher Formen vollzieht sich offenbar langsam, über große Zeiträume hin, nicht als rasche Expansion wie beim Kugeltopf. In den am Rhein gelegenen Gebieten wird der hochschultrige Gefäßtyp schon in karolingischer Zeit zu Gunsten des kugelig-bauchigen Topfes aufgegeben. In der Oberpfalz mögen kugelige und hochschultrige, weitmündige Töpfe wohl zeitlich nebeneinander bestanden haben. Aus Mangel an genauer datierbarem Material kann diese Frage aber nicht weiter verfolgt werden. Hingewiesen sei noch auf die merkwürdige Tatsache, daß die in Südwestdeutschland so charakteristische Gruppe der breiten bauchigen Töpfe mit gestauchtem Schrägrand (Horizont B) weiter östlich offenbar keine Verbreitung gefunden hat, daß aber in England eine verblüffend ähnliche Form - breiter Topf mit Linsenboden - gefunden wird, die dort in das 11. und in den Anfang des 12. Jahrhunderts datiert wird 4 5 2 . Zu den unaufgeklärten Merkwürdigkeiten gehört auch, daß sowohl in der slawischen wie in der süddeutschen Keramik im Taufe des 12. Jahrhunderts der kragen artig umgelegte und karniesartig profilierte Rand ausgebildet wird. Die Ausbildung verdickter, kantiger Ränder, die als Vorform gelten könnten, beginnt in der slawischen Keramik bereits im 11. Jahrhundert, und so scheint die Ansicht durchaus begründet, daß diese Randform eine eigentümlich slawische Entwicklung s e i 4 5 3 . 449 450 451

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REINECKE, Bayern, 1936 (Arm. 442), 201, vgl. dazu vor allem H. BOTT, Besprechung von: A. STROH, Die Reihengräber . . . in der Oberpfalz. Germania 36, 1958, 507 - 513. Z. VANA, Die Flaschenformen in der westslawischen Keramik (tschechisch, dt. Résumé) Pamatky archeologické 47, 1956, 105-150. Wenn in der Literatur von ' 'Drehscheibentechnik1 ' die Rede ist, ist meist nicht ersichtlich, ob freies Drehen oder Nachdrehen auf der Handtöpferscheibe gemeint sein soll. Auch an den Objekten selbst ist der Unterschied nicht ohne weiteres erkennbar - vgl. z. B. E. SCHULDT, Die slawische Keramik in Mecklenburg. Berlin 1956. G. C. DUNNING, Saxcgi and Norman pottery from Colchester Castle park. The Antiquaries Journal 42, 1962, 62-67. Vor allem von K. STRAUSS, Beiträge zur Geschichte der mittelalterlichen Keramik. Mannus 18, 1926, 298-331 vertreten, aber auch von E. SCHIRMER, Mitteldeutschland, 1939 (Anm. 444).

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2. Hauptgruppen der Keramik

Die andersartigen, steilen maasländischen Kragenränder könnte man als eine parallele, unabhängig entstandene Form betrachten. Schwierig wird die Situation dadurch, daß auch in Zentralfrankreich Randformen auftauchen, die denen im slawischen Gebiet (und im süddeutschen) völlig e n t s p r e c h e n ^ ^ . Ebenso rätselhaft mutet die Entstehung eines abgesetzten, zylindrischen Halses bei den spätslawischen Gefäßen vor allem des 12. Jahrhunderts an. Dies entspricht völlig der stilistischen Entwicklung im Maasgebiet. Wie die Übereinstimmungen zu erklären sind, bleibt offen. Etwa gleichzeitig mit der Verbreitung der "blaugrauen Ware" im Kugeltopfgebiet erfolgt die Einführung der Drehscheibenware, des "gotischen11 Topfes und des Henkelkruges im Bereich der Standbodengefäße. Wir können dabei im wesentlichen auf die Darstellung der Entwicklung im engeren Untersuchungsgebiet verweisen. Wenn uns als Stütze auch nur ältere und vielfach unzureichende Arbeiten zur Verfügung stehen455( s o läßt sich doch erkennen, daß auch in den entfernten Kolonisationsge bieten, in Preußen, Schlesien, ebenso in Österreich eine im Grunde gleichartige Keramik im Gebrauch ist, wenn auch die regionalen Differenzierungen nicht vernachlässigt werden dürfen. Bemerkenswert ist, daß auch in Böhmen, wo die slawische Kultur nicht wie in den Kolonisationsgebieten völlig verdrängt wurde, die westliche Keramik mit ihren Gefäßformen die einheimisch-slawische Ware umwandelt. Es entstehen Mischgebilde vcm eigentümlichem Reiz^Sß. Auch nach Ungarn dringen die westlichen Formen 4 ^ 7 , sie treffen dort mit den Ausläufern eines anderen keramischen Formkreises zusammen, des byzantinischen. Versuchen wir auch hier den Überblick, so ergibt sich gegenüber den beiden vorher behandelten Gebieten (rheinische Drehscheibenware, Kugeltopf) ein wesentlicher Unterschied: die bodenständige, aus der Völkerwanderungszeit und wohl auch aus älteren Quellen überkommene Keramik wird nur zu einem Teil von der karolingisch -ottcaiischen Stil Strömung überlagert. In den östlichen Teilen des deutschen Siedlungsgebietes wird die ältere Tradition fortgeführt, und zwar in enger Berührung mit der slawischen Keramik. Die von Westen ausgehende Bewegung des 13. Jahrhunderts führt auch hier die AngLeichung durch. Angemerkt sei noch, daß der einhenkelige Krug außerhalb des Kugeltopfgebietes zunächst verhältnismäßig selten ist und erst seit dem 15. Jahrhundert eine stärkere Verbreitung findet. Das mag damit zusammenhängen, daß im Gebiet der Standbodengefäße der hohe Topf sowohl zum Kochen wie zum Aufbewahren von Flüssigkeiten benutzt wurde. Der Kugeltopf oder späterhin der Dreifußtopf war aber für letzteres weniger geeignet, und deshalb bestand in seinem Verbreitungsgebiet das Bedürfnis nach einem besonderen Gefäßtyp. Die Geschichte der Keramik im 16. Jahrhundert wird vor allem durch das Aufblühen der kunstgewerblichen Produktion bestimmt. Im K ö l n e r Gebiet werden die Vorstufen des reliefverzierten Steinzeugs im 15. Jahrhundert entwickelt. Vielleicht noch früher beginnen die spielerischen Gebilde des " D r e i h a u s e n e r Steinzeugs"4®®. 454

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Bericht der Commission d'étude des enceintes préhistoriques et fortifications anhistoriques. Bulletin de la société préhistorique de France 7, 1910, 174 Abb. 17 (Roche-Sellée, bei Chastel - sur - Murat / Cantal). S. Literaturverzeichnis. Vgl. dazu auch die Funde von Standbodengefäßen in: G. NEUMANN, Mittelalterliche Gefäße von Jena-Lobeda. Ausgrabungen und Funde 5, 1960, 252-255. R. MOSCHKAU, Mittel alterliche Keramik aus Markranstädt, Lkr. Leipzig. Ausgrabungen und Funde 6, 1961, 91-97. K. REICHERTOVA, Ein Beitrag zur Datierung der mittelalterlichen Keramik in Böhmen (tschechisch, deutsch. Résumé). Pamâtky archeologické 47, 1956, 171-186. VgL auch KNORR, Slawische Keramik, 1937 (Anm.425), Taf. 35 e. S. Literaturverzeichnis. O. v. FALKE, Das gotische Steinzeug von Dreihausen. Kunst und Kunsthandwerk 10, 1907, 295-309.

Schluß

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Es ist darauf hinzuweisen, daß glasierte Ware mit Reliefapplikation in Frankreich ber e i t s i m 13. Jahrhundert hergestellt w i r d 4 ^ . Die weit berühmte N ü r n b e r g e r Hafherei des 16. Jahrhunderts hat ihre geschichtlichen Wurzeln wohl besonders in der seit dem 14. Jahrhundert vor allem in den Randgebieten der Alpen geübten Kunst der Reliefkacheln. Auch ein von F.WOLTER publizierter kerbschnittverzierter Krug4®® - als Unikum mit einem eingravierten Datum 1470 versehen - mag hier erwähnt sein.

2.4 Schluß Im Verlaufe u n s e r e r Arbeit konnten wir eine Beobachtung in der Entwicklung der mittelalterlichen Keramik mehrfach wiederholen: Ein Formenwandel entsteht in e r s t e r Linie dadurch, daß ein bestimmter Gefäßtyp oder auch eine Gruppe von Gefäßtypen sich von einem bestimmten Ausgangspunkt mehr oder minder schnell über weite Gebiete ausbreitet. Wenn wir dabei gelegentlich von "Stilen" gesprochen haben, so geschah es in uneigentlichem Sinne - etwa in der Bedeutung, die der englische Ausdruck "pattern" i m geisteswissenschaftlichen Bereich haben kann. In den verschiedenen Landschaften erfahren die Mustertypen mannigfache regionale Abwandlungen, auch i m Laufe der Zeit ändert sich das Aussehen allmählich meist aber zeigen die Typen ein erstaunliches Beharrungsvermögen, und "typologische Reihen" erweisen sich oft als aus bloßen Varianten und Mischtypen - ohne jegliche chronologische Bedeutung - zusammengesetzt. Ist diese Anschauung richtig - darüber kann erst weitere Arbeit endgültig entscheiden - so folgt daraus, daß die Erforschung der Geschichte der mittelalterlichen Keramik in e r s t e r Linie von den Mustertypen ausgehen muß. Sie hat zu klären, wo sie entstanden sind, wohin und wann sie sich ausgebreitet haben und was der Grund f ü r ihre Ausbreitung ist. Bei der Untersuchung des Grundes wird man nicht von einseitigen Gesichtspunkten aus verfahren dürfen. In Frage kommen vor allem Zweckmäßigkeit i m Gebrauch, Zweckmäßigkeit der Herstellung und Gefallen an der Form. Den Kugeltopf als "romanische Form" (Rundbogen!) anzusprechen, geht sicher nicht an - nicht nur weil e r auch in gotischer Zeit gebräuchlich war. Auf der anderen Seite ist auch die oft aufgestellte Behauptung, die Verwendung des Kugeltopfes erklär e sich aus der speziellen Eignung f ü r die früh- und hochmittelalterliche Herdform, bisher nicht bewiesen, da ein Unterschied der Herdformen, die i m Kugeltopfgebiet in Gebrauch waren zu denjenigen, die vor dem Kugeltopf oder gleichzeitig in anderen Gebieten vorhanden waren, noch nicht festgestellt werden konnte. Warum der Kugeltopf sich erst zu einem bestimmten Zeitpunkt ausbreitete und warum e r sich auf ein bestimmtes Gebiet beschränkte, ist noch durchaus ungeklärt. Daß übrigens Kugeltopf und Topf mit Linsenboden in dieser Beziehung keinen grundsätzlichen Unterschied 459

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Vgl. BRAAT, Holland, 1937 (Anm. 360), 170 m. Abb. 10, Tai. 44/2, 45/1. Vielleicht ist auch eine hellbraun glasierte, mit Rollstempelbändem und Medaillons (Bischof und Greifen) verzierte Kanne aus Reschen, Bezirk Römerstadt (Mahren) Import aus Frankreich. Das Gefäß war als Münzschatzbehälter mit Münzen des 13. Jahrhunderts vergraben -worden. A. WALCHER V. MOLTHEIN, Beiträge zur Geschichte mittelalterlicher Gefäßkeramik 13, 1910, 414 m. Abb. 94. FRANZ WOLTER, Ein gotischer Tcnkrug aus dem Jahre 1470. Festschrift des Münchener Altertums-Vereins zur Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum. Gewidmet Kronprinz Ruprecht von Bayern. Minchen 1914, 25-27. Eine genaue Beurteilung dieses Gefäßes, vor allem der Echtheitsfrage, wäre nur durch Kenntnis des Originals möglich.

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2. Hauptgruppen der Keramik

bedeuten, zeigt der mehrfache Übergang der Produktion von der einen zur anderen Art bei den Töpfereien von B r u n s s u m - S c h i n v e l d 4 ® 1 . Daß die Gefäßform i m Ablauf der Zeit einem Wandel unterliegt, der der Stilentwicklung in der Kunstgeschichte entspricht, läßt sich sehr deutlich erkennen. Der schwere, kantig profilierte gesimsartige Rand bei den Töpfen des 15. Jahrhunderts entspricht den verkröpften Horizontalgesimsen in der spätgotischen Architektur. Der weich geschwungene Kontur der Gefäße u m 1400 und der h ä r t e r e Umriß der späteren entspricht der Wendung vom "Weichen Stil" zum knittrigen Faltenstil i m 15. Jahrhundert. Das S-förmige Schwingen des Konturs i m 14. Jahrhundert, das kelchartige Ausmünden der Gefäße erfolgt im gleichen Rhythmus wie die Bewegung der gotischen F i guren von den Straßburger Propheten bis zum Rottweiler Kapellenturm. Daß das v e r stärkte, kragenartig umgeschlagene Randprofil i m 12. Jahrhundert allgemein gebräuchlich wird, darf man sicher als ein stilistisches Riänomen werten. Ebenso die Beobachtung, daß im Laufe des 11. Jahrhunderts eine Wendung von geometrisch völlig indifferenten, kissenartig amorphen Gebilden zu in sich gegliederten, kugel- oder zylinderähnlichen Formen sich anbahnt - von Frankreich bis nach Schweden. Mit diesen wenigen Beispielen mag es hier sein Bewenden haben. Grundsätzlich ist zu solchen Analysen zu sagen, daß es ein schwerer Fehler wäre, von der Betrachtung einzelner Gefäße auszugehen. Fehlinterpretationen sind unweigerlich die Folge, wie etwa der Versuch von A. HERRMANN zeigt 4 ® 2 . Der "stilistische" Eindruck, den das einzelne Gefäß im Betrachter hervorruft, ist in den allermeisten Fällen mehrdeutig, e r ist zudem von vielen Zufälligkeiten der Herstellung abhängig, sei es leichte Deformation beim Trocknen oder Brennen, sei es das individuelle Formempfinden oder technische Können des Meisters. E r s t aus der Quersumme aller Gefäße eines Zeitabschnitts kann der "Zeitstil" erkannt werden. Die Geschichte der Töpferei wird auch in- bezug auf die Organisationsformen des Handwerks genauer erforscht werden müssen. Daß der Aufschwung der städtischen Kultur i m 13. Jahrhundert dabei eine entscheidende Rolle spielt, steht außer Zweifel463.

Sollte sich bestätigen, daß die Töpfer i m hohen Mittelalter zu einem Teil Wandemandwerker waren, so ergibt sich die Frage nach der Stellung dieser Leute im sozialen Gefüge der mittelalterlichen Welt, wo der Schutz gewährende H e r r und der "Rat und Hilfe" leistende Holde gegenseitig im Verhältnis der "Treue" stehen 4 ® 4 . Ein archäologischer Beitrag zu dieser Frage entsteht aus der von K. BÖRNER gemachten Beobachtung, daß die Töpfereibetriebe von P i n g s d o r f und W a l b e r b e r g in auffällig engem räumlichem Zusammenhang mit einem Adels sitz stehen. Diese Beobachtung läßt sich an anderen Orten mehrfach wiederholen 4 ®^.

461 462 463 464 465

S. oben S. 86 f. Vgl. auch TISCHLER, Stand der Sachsenforschung, 1954 (Anm. 372), 84. Zur Verwendungsfrage vgl. auch NICKEL 1965 (Anm. 432). HERBMANN, Schwäbische Tongefäße, 1938 (Anm. 124). Vgl. J. KRETZSCHMAR, Geschichte des Töpferhandwerks, 1938 (Anm. 69). O. BRUNNER, Land und Herrschaft, 4. Aufl. Wien - Wiesbaden 1959. BÖHNER, Walberberg, 1955/1956 (Anm.255), 373 ff., vgl. RADEMACHER, Wildenrath, 1927 (Anm. 332), ebenso HABEREY, Wildenrath. Bonner Jb. 155/156, 1955/1956, 533-536. Auch der Töpferofen von Bad Rappenau (IV, 3) liegt auf ehemals herrschaftlichem Grund (E.WAHLE in: Heidelberger Neueste Nachrichten - Heidelberger Anzeiger 1934, 19.Mai, Nr. 115). Der Ofen von Donzdorf steht in Verbindung mit einer frühgeschichtlichen Befestigung (s. Anm. 25). Nach G. HOCK (Manuskript Ortsakten Bayer. Landesamt f. DenkmalpfL., Außenstelle Würzburg) wurde die im Ofen bei den Kirschfurter Höfen (IV, 5) gebrannte Ware auch auf einem nahe gelegenen Burgstall gefunden. Die Funde von Weiher (IV, 4) lagen im äußeren Burgbering.

DRITTER

TEIL

MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER KERAMIK IN SÜDWESTDEUTSCHLAND

Die Beschreibungen des Materialteiles beruhen in der Regel auf Autopsie. Wo diese nicht möglich war, ist die Quelle bei der Warenbezeichnung angegeben.

I.

Münzschatzgefäße

Vorbemerkungen zur chronologischen Auswertung von münzdatierter Keramik Obwohl nicht unangefochten^®®, bilden die als Schatzbehälter vergrabenen Tongefäße die für eine absolute Chronologie wichtigste Fundgruppe. Bei ihrer Auswertung muß jedoch kritisch verfahren werden. Der terminus ante quem für das Gefäß ist die Vergrabungszeit des Schatzes. Die Genauigkeit, mit der diese ermittelt werden kann, hängt einmal davon ab, ob der Fund geschlossen oder nur bruchstückhaft zur wissenschaftlichen Auswertung gelangte, zum zweiten von der Zahl der Münzen, denn j e mehr Münzen der Schatz enthält, desto wahrscheinlicher wird das Prägejahr der letzten Münze und die Vergrabungszeit zusammenfallen. Bei zahlenmäßig geringen Münzschätzen ist dagegen der Fehler der kleinen Zahl zu berücksichtigen. Zum dritten ist die Zeitbe Stimmung davon abhängig, ob der Schatz gut datierte Münzen oder sogenannte "stumme Gepräge", deren Prägezeit nur indirekt und näherungsweise erschlossen werden kann, enthält. Zwischen der Entstehungszeit des Gefäßes und der Vergrabungszeit als Schatzbehälter kann ein erheblicher Unterschied bestehen. Da ist einmal die allgemeine Lebensdauer zu veranschlagen. Wie die Beobachtung lehrt, handelt es sich nur in wenigen Fällen um besonders geartete Gefäße, nur in zwei Fällen um eine r e gelrechte Sparbüchse (I, 31, 38), gewöhnlich aber um Gefäße des Haushalts - Kochtöpfe, Krüge, Büchsen - die gerade zur Hand waren und die geeignete Größe besaßen. Die Lebensdauer dieser Gebrauchskeramik wird in der Regel nicht sehr hoch angesetzt werden können. Anders liegt der Fall, wenn die Gefäße als Spartöpfe zur Verwendung gelangten und so möglicherweise Generationen überdauerten. Durch Analyse der Münzschätze und durch Vergleich der Gefäße konnte R. DEHNKE solche F ä l l e herausarbeiten 4 ® 7 . Die Untersuchung des Münzschatzfundes von E g g i n g e n (1,17) ergibt, daß der umfangreiche Schatz um die Mitte des 13. Jahrhunderts zusammengetragen wurde, wobei einige bereits lange im Umlauf befindliche und daher abgegriffene Stücke aus dem Anfang des 13. J a h r hunderts mit eingingen. Im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts wurden noch einige Münzen hinzugefügt und der Schatz vergraben. Die Merkmale des Topfes stimmen mit Funden aus der Mitte des 13. Jahrhunderts völlig überein, nicht aber mit solchen der Zeit um 1300. 466

467

Vgl. z.B. A. SUHLE, Besprechung von W. PETZSCH, Die vorgeschichtlichen Münzfunde Pommerns. In: Ztschr. für Numismatik 42, 1932, 138-141. E. BENINGER, Erörterungen zur mittelalterlichen Irdenware. Mitteilungen der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte 9, 1958, 28 ff. Vgl. auch H. STEININGER, Die münzdatierte Keramik des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Österreich. Wien 1964. R. DEHNKE, Minzdatierte Gefäße des 12. -14. Jahrhunderts aus dem Landkreise Peine (Niedersachsen). Germania 36, 1958, 220-228.

102

Materialien

Bei d e r Auswertung von Münzschatzgefäßen i s t demnach sowohl die Sammelzeit wie die Vergrabungszeit des Schatzes zu berücksichtigen. Welches d i e s e r beiden Daten - falls s i e merklich auseinanderliegen - f ü r den Ansatz des Gefäßes maßgeblich ist, kann n u r durch Vergleich mit anderen datierten Gefäßen ermittelt werden. Münzschatzfunde in chronologischer Ordnung • 1. K ü l s h e i m (Kr. Tauberbischofsheim) F . WIELANDT, Fund Würzburger und Bamberger Denare des 11. Jahrhunderts aus Külsheim (Baden). Deutsche Münzblätter 58, 1938, 58-60, 67-69. D e r s . , Bad. Fundber. 14, 1938, 32 m . Taf. X ü , 3 . Ders., Münz- und Geldgeschichte i m Lichte badischer Münzfunde. Baden 2, 1949, 49-53, b e s . 50, m.Abb. Der 1936 gefundene Schatz mit 37 Münzen d e r 1. Hälfte des 11. Jhdt. wurde u m 1040 vergraben. Dünnwandig nachgedrehte Ware Kleiner Topf mit flachem, b r e i t e m Boden und schwach ausladender Rancüippe, an einer Seite mit Gips ergänzt. Bodenzeichen in F o r m eines abgewandelten Radkreuzes. Der feinsandige Ton i s t mäßig hart gebrannt, i m Bruch schwarz, an d e r Oberfläche rotbraun. Der Rand zeigt Drehspuren vom Nachdrehen. H. 4, 9 cm; Randdm. ca. 4 cm; Bauchdm. 5, 8 cm; Bodendm. 4 , 5 - 4 , 7 cm. Karlsruhe, Bad. LM. (Taf. 21d) • 2. M e c h t e r s h e i m

(Kr. Speyer)

C. W. SCHERER, Der Denarfund von Mechtersheim (Pfalz). Berliner Münzblätter 32, 1911, 74-77, 113-116, 449-500. 1910 wurde in einem Topf mit Deckel ein Schatz von 3346 ganzen und 521 halben Minzen gefunden. Darunter sind 3305 ganze und 514 halbierte Denare des Bischofs Heinrich I. von Speyer (1067-75). Die Vergrabung setzt SCHERER nicht vor 1076 (S. 500). Ältere Drehscheibenware Der vollständig auf der Drehscheibe gearbeitete Topf mit Kragleistenrand hat einen mäßig hart bis hartgebrannten Scherben mit ziemlich ebener, nur leicht gekörnter Oberfläche und helblich- grauer, an d e r Außenseite meist bläulich mittel bis dunkelgrauer Farbe. Der Boden ist schwach linsenförmig gewölbt. Der Topf ist aus Scherben zusammengesetzt und i m oberen Teil etwa zur Hälfte - und zwar sehr ungeschickt - ergänzt. Der von SCHERER (S. 74) erwähnte Deckel i s t nicht mehr aufzufinden. H. 13, 5 cm; Randdm. 9,7 c m (ergänzt); Bauchdm. 16, 3 cm; Bodendm. 8 cm. Speyer, Hist. Mus. der Pfalz. (Taf. 16/14) • 3. S t e c k b o r n (Kt. Thurgau) C. - F . TRACHSEL, Semi-bractéates inédites suisses et suabes du Xe, du Xle et du Xlle siècle. Lausanne 1884, m. Abb. Der 1883 gehobene Schatz von 500 Münzen i s t u m 1125-30 vergraben worden* Der Behälter war nach TRACHSEL ein kleiner Topf mit abgesetztem Hals und knolli•Siehe Nachtrag S. 214.

I. Münzschatzgefäße 1. -5.

103

gern Lippenrand, "aus rötlichem Ton" (a. a. O., S. 3), mit zwei Wellenlinien auf der Schulter verziert. H. 8,5 cm; Bauchdm. 11, 5 cm. Vermutlich gehört das Gefäß zur Schnellaufend nachgedrehten Ware, es fehlen aber sichere Anhaltspunkte. Verbleib unbekannt. (Taf. 23/43) • 4. A l t - B e c h b u r g Gem. Holderbank (Kt. Solothurn) E. TATARINOFF, Der Münzschatzfund von Alt-Bechburg, Jahrbuch für solothurnißche Geschichte 11, 1938, S. 47-63 m. Abb. 13. E . C AHN, Der Münzfund vom "Storchen-Areal" Basel 1957, Historisches Museum Basel, Jahresberichte und Rechnungen 1957. Bei der Ausgrabung der Ruine Alt-Bechburg 1937 wurde ein Schatz von 5216 Münzen gefunden. Die Vergrabungszeit des in seiner Masse einheitlichen Schatzes kann mit Sicherheit in das Qide des 12. Jhdt. gesetzt werden (TATARINOFF, S. 61). CAHN nimmt 1175-90 als spätestes Datum an (S. 9). Schnellaufend nachgedrehte Ware (nach TATARINOFF und MÜLLER) Der Topf besteht aus "hartgebranntem, rötlich - braunem Ton, mit weiter Mündung und breiter Standfläche, H. ca. 13,5 cm, Mündung ca. 11 cm. Der feingearbeitete Rand ist wulstig und nach außen umgebogen. Die Oberfläche ist glatt, das Gefäß mit der Töpferscheibe erstellt" (TATARINOFF S. 47). Fingerspuren am Boden zeigen, daß die Scheibe nur zum Nachdrehen verwendet worden ist (freundl. Mitteilung von ERNST MÜLLER, Solothurn). Aus Scherben mit Gips ergänzt. Solothum, Mus.

(Taf. 23/44)

• 5. N i e d e r b i p p (Kt. Bern) 468 C. F. TRACHSEL, Trouvaille a Niederbipp au Canton de Berne. Revue beige de numismatique 56, 1900, 44 ff. E. CAHN, Der Münzfund vom "Storchen-Areal" Basel 1957, Historisches Museum Basel, Jahresberichte und Rechnungen, 1957, 33. H. JUCKER, Der Münztopf von Niederbipp. Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, 39-40, 1959/60, 296-302, m. Abb. Die zahlreichen Münzen des 1897 gefundenen Schatzes wurden zerstreut. CAHN setzt die Vergrabungszeit spätestens 1175-90 an (S. 41), JUCKER tun 1200, spätestens um 1210 (S. 302). Schnellaufend nachgedrehte Ware (nach JUCKER) Der Topf hat einen oben waagerecht abgestrichenen Leistenrand, "der ziemlich körnige, wenig gereinigte Ton ist dunkelgrau gebrannt" (JUCKER S. 297). Der Topf ist handgewülstet und auf der Scheibe nachgedreht, hat einen linsenförmig gewölbten, unscharf in die Wandung übergehenden Boden. Die Wandung ist mit sieben unregelmäßig eingedrückten schmalen horizontalen Furchen verziert. Aus Scherben mit Gips ergänzt. H. 12,7 cm - 13,3 cm; Randdm. 12 cm. Bern, Bernisches Hist. Mus. Inv. Nr. 3429 (Taf. 23/42) 468

Die Kenntnis des Fundes wird einem Hinweis von Herrn H. ZUMSTEEN/Straflburg verdankt, ebenso auch Buchsweiler (IV, 1).

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Materialien

• 6. H a g e n a u (Elsaß) Betzheimergasse X. NESSEL, Die ältesten Hagenauer Münzen. Frankfurter Münzzeitung 6, 1906, 370-382. D e r s . , (ergänzende Bemerkung in:) Die Hagenauer Münze im 14. Jahrhundert, Frankfurter Münzzeitung 6, 1906, 423-427, bes. 427. 1880 wurde ein Schatz von ca. 300 Münzen aufgefunden, von dem 276 Stücke zur Bearbeitung gelangten. Die Vergrabungszeit wurde von NESSEL zuerst auf 12351240 bestimmt (S. 370), dann auf ca. 1260 korrigiert (S. 427). F. WIELANDT (nach mündlicher Mitteilung) neigt dazu, ihn etwas früher als den numismatisch sehr verwandten Fund von Rotenfels I (ca. 1240), also etwa 1230 anzusetzen. Graue, geriefte oberrheinische Drehscheibenware Der Topf mit Kragleistenrand hat einen hartgebrannten, feinsandigen, i m Bruch hellgrauen, an der Oberfläche bläulich - grauen Scherben, e r ist außerordentlich fein gedreht, mit einer Wandstärke wenig über 2 mm. Die Wandung ist leicht gerieft, der Boden ist linsenförmig. E r ist, ebenso wie der unterste Teil der Wandung, nachgearbeitet. In Scherben erhalten, ein Teil fehlt. H. 12, 2 cm; Randdm. 7, 8 cm; Bauchdm. 12,1 cm; Bodendm. 7, 4 cm. Hagenau, Mus. • 7.

(Taf. 32b und Taf. 33/10)

Bamberg

Bayer. Vorgesch.-bl. 25, 1960, 283-284 Taf. 32,11 (H.J. KELLNER). 1958 wurde ein mit einer Kupferplatte überdeckter Topf gefunden, der 2220 Pfennige und weitere Münz-Bruchstücke aus dem 2. Viertel des 13. Jhdt. enthielt. Die Vergrabungszeit ist 1240/50 anzusetzen. Jüngere Drehscheibenware, grobtonig Der kleine Topf mit Karniesrand ist etwas unregelmäßig auf der Scheibe geformt. Der hartgebrannte Scherben enthält Sand von unterschiedlicher Korngröße und besitzt eine körnige Oberfläche. Die Farbe ist gelblich-blaßgrau, teils grau geschmaucht. Um die Wandung laufen flache Spiralfurchen. Einige Fehlstellen sind ergänzt. H. 12, 8 cm; Randdm. 10 cm; Bauchdm. 12 cm; Bodendm. 6, 8 cm. Bamberg, Hist. -Mus.

(Taf. 39/5)

• 8. R ö t t i n g e n (Kr. Ochsenfurt) H. -J. KELLNER, Ein Hellerfund von Röttingen (Ldkr. Ochsenfurt) Mainfränkisches Jahrbuch 5, 1953, 310-317, m. 2 Taf. E. NAU, Haller Pfennige I. Württ. Franken N. F. 44, 1960, 25-62, bes. 41. C. PESCHECK, Zur Erforschung der historischen Keramik. Schönere Heimat 49, 1960, S. 254 und Abb. 3. 1951 wurde ein Schatz von 1201 Hellern gefunden, dessen Datierung von E. NAU auf 1240-50 festgelegt werden konnte. Steinzeugartig hartgebrannte Ware Das Schatzgefäß ist ein krugförmi'ger Becher. Der Scherben ist im Bruch dunkel-

I. Münzschatzgefäße 6.-11.

105

grau, an der Oberfläche z. T. hellgrau, zum größten Teil ist e r mit violettbrauner Engobe überzogen, die stellenweise glasurartige Sinterungen zeigt. Die Wandung von Leib und Hals sind - jeweils im Gegensinne - von kräftigen Spiralfurchen umzogen. Drei Viertel des Randes und ein großer Teil des Standringes sind in Gips ergänzt. H. 15, 6 cm; Randdm. ca. 6, 5 cm; Bauchdm. 9 cm; Bodendm. ca. 6 cm. Wiirzburg, Mainfr. Mus. Inv. Nr. 46848

(Taf.32e)

• 9. M ö n c h s r o t h (Kr. Dinkelsbühl) H. -J. KET 15. B o p f i n g e n (Kr. Aalen), Burgstall Beschreibung des Oberamts Neresheim (Paulus u. a.) Stuttgart 1872, 235 ff. Das Königreich Württemberg, 3. Bd., Jagstkreis, Stuttgart 1906, 431. Aufmessungen und Berichte R. NETTER, Bopfingen (Akten Staatliches Amt für Denkmalpflege, Stuttgart). Anläßlich von Ausschachtungen am "Burgstallberg" südöstlich der Bopfinger Altstadt stellte R. NETTER im Jahre 1962 Reste der abgegangenen Burg der Herren von Bopfingen fest. Die freigelegten Teile, eine 75 cm breite Fundamentmauer mit rechtwinkliger Eckumbiegung, eine Wegstickung und eine Viehtränte, gehören vermutlich dem Wirtschaftshof an. NETTER stellte umfangreiche Schutt- und Brandreste fest, die auf eine Zerstörung der Anlage durch Feuer schließen lassen. An einer Stelle fand sich eine größere Anzahl Keramikscherben in einer Brandschutt ansammlung. An historischen Nachrichten stehen nur die widersprüchlichen Angaben der Oberamtsbeschreibung zur Verfügung. Dort wird S. 235 eine Zerstörung der Burg im Städtekrieg 1386/87 erwähnt, wonach der Burgstall an die Stadt verkauft worden sei. Auf S. 248 wird die Zerstörung auf 1377 datiert. Letztere Angabe wurde aufgenommen in: Das Königreich Württemberg, a. a. O. Als sicher kann gelten, daß die Anlage nach 1377 oder 1386 nicht wiederaufgebaut wurde. 1.-5. Jüngere Drehscheibenware (Taf. 51b) 1. Feintonige glimmerhaltige Drehscheibenware Der Scherben ist mäßig hart gebrannt, er hat einen pulvrigfeinen Bruch und eine kreidige Oberfläche. Er enthält einen Glimmerzusatz. Im Bruch ist er blaugrau, mit rotbrauner Mantelung.

III. Geschichtlich datierte Funde 15.16. 39. -42.

155

RS von Töpfen. Randdm. ca. 16 cm (2 mal), 2 1 c m .

2. Grobtonige Drehscheibenware Der mäßig hart bis hartgebrannte Scherben ist mäßig bis grob gemagert und hat einen unregelmäßig strukturierten Bruch und körnige Oberfläche, gelegentlich mit speckigem Glanz. Die Färbung ist meist hell- oder braungrau, gelegentlich mit blaugrauem Kern. 43. -51.

RS von Töpfen. Randdm. 14 cm, 15 cm (2 mal). Wahrscheinlich gehören zu dieser Ware auch 5 BS, von der Scheibe abgehoben, Bodendm. um 15 cm.

3. Sandige Drehscheibenware Der hartgebrannte Scherben ist kräftig mit feinem Sand gemagert. Der Bruch ist gleichmäßig sandig, die Oberfläche rauh. Die Farbe ist meist grau. Es kommen flach gefurchte Wandungsscherben vor und 1 WS mit senkrechter Leiste. 16. -37.

RS von Töpfen. Randdm. 13 cm, 15 cm (3 mal), 17 cm, 18 cm (2 mal).

4. Schiefrige graue Ware Der hartgebrannte Scherben ist mit mittelgrobem Sand mäßig gemagert und hat einen schiefrigen Bruch und eine körnige Oberfläche. 38.

RS, Randdm. ca. 20 c m .

5. Feintonige Drehscheibenware Die Gruppe enthält einerseits eine Reihe von sehr feintonigen Scherben, die nur wenig rauher und sandiger sind als die rotbemalte Feinware: 1. -4., auf der anderen Seite eine Reihe von sandigeren Stücken, die einen Übergang zu der War e (3) bilden: 5. -15. J e ein RS der beiden Varianten weist als Verzierung einen 2-4 m m breiten horizontalen rotbraunen Engobestrich auf der Schulter auf: 4, 6. Als Verzierung kommen außerdem gratige Furchen und Leisten vor: 12-13. 1. -7. RS von Töpfen. Randdm. 12 cm, 14 cm, 16 cm, 18 cm, 20 cm. 12. -13. WS, verziert. 14. BS eines Topfes, Boden abgedreht. Nach dem Brand sind 5 Löcher von unten in den Boden eingeschlagen worden mit einer lichten Weite von ca. 0,5-1, 5 cm. Bodendm. 11, 5 cm. 15. RS eines Deckels.

Bopfingen, R. NETTER • 16. T i e f e n b r o n n (Kr. Pforzheim) Pfarrkirche H. ROTT, Die Kirche zu Tiefenbronn, Deutsche Kunstführer, Augsburg 1929. W. BOECK, Die Kirche in Tiefenbronn, Führer zu deutschen Kunstdenkmälern, München 1951. E. LACRQK, St. Maria Magdalena in Tiefenbronn, Schnell und Steiner Kunstführer Nr. 215, München 2 1955. Laut Inventar des L. M. Karlsruhe wurde 1888 auf dem Chorgewölbe der Kirche in Tiefenbronn ein Tontopf gefunden. Dieser Topf kann frühestens zur Zeit der F e r tigstellung des Chores an seinen Platz gelangt sein. Die Bauzeit bietet also einen terminus post quem. Da der Topf nach den Vergleichsbeispielen gewiß nicht jünger als das 15. Jhdt. ist und elso kaum bei einer späteren Gelegenheit an diese Stelle

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gebracht sein kann, ist die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß er im Zusammenhang der Bauarbeiten am Chor oder am T anghaus auf das Gewölbe gekommen ist. Die Bauzeit des Chores wurde von.ROTT (S. 5-6) und BOECK (S. 2) in die 2.Hälfte des 14. Jhdt. gesetzt, LACROIX (S. 2) gibt 1370/80 an. P. ANSTETT glaubt, daß das letztere Datum etwa für den Baubeginn gilt, während das Maßwerk der Fenster und die Wölbung der Zeit um 1400-1410 angehören (briefliche Mitteilung). Der Bau des Langhauses erfolgte anschließend in den Jahren nach 1400.

Jüngere Drehscheibenware (Taf. 52/6) Der Topf mit Karniesrand hat einen hartgebrannten, kräftig mit mittelgrobem Sand gemagerten, im Bruch grob strukturierten Scherben. Die Oberfläche ist stark körnig, rauh. Der Bruch ist hellgrau, die Oberfläche schwarz, teils leicht irisierend. H. 14, 2 cm; Randdm. 11, 6 cm,- Bauchdm. 12, 3 cm; Bodendm. 6, 2 cm. Karlsruhe, Bad. LM. Inv: C 5850 • 17. U l m "Grät" Unpubliziert. Nach Foto und Notizen von A. HERRMANN. Ulmer Archivalien und Literatur nach Zusammenstellung von A. RIEBER/Ulm (Akten Staatliches Amt für Denkmalpflege Stuttgart). Auf der Brandstätte des 1852 abgebrannten Hallamts wurde ein großer Topf mit Deckel geborgen, der vermutlich ein Bauopfer enthielt. Die Erbauungszeit des "Grät" genannten Gebäudes, des alten Salzstadels, ist nur indirekt aus den Quellen zu erschließen. A. RIEBER hat die gesamte Literatur und die Quellen zu dieser Frage zusammengestellt und kommt zu dem Ergebnis, daß der Bau wahrscheinlich 1380 errichtet worden sein muß, wobei möglicherweise bis spätestens 1388 ein Anbau erfolgte. Als sicher muß angesehen werden, daß der Salzstadel nach 1379 erbaut wurde und daß er 1389 stand: 1379 kaufte die Stadt zwei Grundstücke auf, von denen eines ein Lehen des Grafen von Württemberg war und dem Peter Rot gehörte (Stadtarchiv Ulm, Rep. 2, Bd. 3, Steuerhausarchiv, Urkundenregesten Se-Z - "Repertorium über das alte Archiv 1692" Bd. 3, S. 1173: 22.3.1379 "Hauskauff an Statt Ulm" und am gleichen Ort mit dem Datum des 23.8.1379 "Peter Roth Hofstatt kauff an Statt Ulm"). Das Haus des Peter Rot war nur ein Teil eines Hofbesitzes gewesen, dessen anderer Teil 1360 von den Kürschnern zum Bau eines Innungshauses erworben worden war gegen Zahlung einer Rente (VeesenmeyerBazing, Ulmisches Urkundenbuch, Bd.n, 2, 1900, S. 520, Nr. 567 und "Repertorium über das alte Archiv" a. a. O., S. 1174, 30.4.1360: "Obgedachten Kürßner Hauß und Zinß Ursprung"). Auch dieses Grundstück wurde von der Stadt Ulm übernommen und die Rente 1389 abgelöst. Dabei wurde auf das ehemalige Kürschnerhaus Bezug genommen, auf dessen Stelle der Salzstadel sich befände (Repertorium S. 1174, 29.1.1389, "Statt Gebau, Salzstadl, zuvor der Kirßner Haus"). Wegendesohne Willen des Lehnsherrn erfolgten Abbruches des Hauses des Peter Rot und anderer Häuser zur Erbauung des Salzstadels verglich sich die Stadt mit Graf Eberhard von Württemberg 1391 (Fr. DRESSEL, Aus Alt-Ulm, Mitteilungen Ulm-OberSchwaben 12, 1905). 1955 wurden von A. RIEBER und K. REUTTER / Ulm bei einer Aufgrabung auf dem Hauptwachplatz die Mauerreste der Grät festgestellt, außerdem aber auch Mauerreste älterer Häuser, z. T. unterkellert, auf dieser Stelle (schriftl. Mitteilung A. RIEBER). Leider ist nicht sicher bezeugt, ob das Gefäß aus den Fundamenten der Grät oder eines Vorgängerbaues stammt. Wahrscheinlicher ist das

HI. Geschichtlich datierte Funde 17-18.

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erstere. Terminus ante quem ist jedenfalls das J a h r 1389, ein -wahrscheinlicher termirrus ad quem das J a h r 1380. Jüngere Drehscheibenware (Taf.45/5) (Nach HERRMANN) Das Gefäß ist ein hoher Topf mit Karniesrand, von grauer Farbe. Der Oberteil der Wandung ist leicht gefurcht und mit drei aufgelegten senkrechten gekniffelten Leisten verziert. Der flache Deckel hat einen Mittelbuckel und darauf einen oben zugespitzten Ösengriff. Der Topfrand ist zu einem kleinen Teil, der Deckel stark in Gips ergänzt. H. des Topfes: 40, 5 cm; Randdm. 20, 5 cm; Bodendm. 20 cm. Deckel: H. 8, 5 cm; Dm. 20 cm. Ehem. Museum Ulm, Inv. Nr. 5977 - nicht mehr vorhanden.

• 18. B i l r i e d b e i C r ö f f e l b a c h (Kr. Schwäbisch Hall) Burgstall L. FROMM, Burg und Herrschaft Bielrieth mit Veinau i m Oberamt Hall. Zeitschrift des Historischen Vereins für das Württembergische Franken 1, 1848, 29-38. Württembergische Geschichtsquellen Bd. 1: Geschichtsquellen der Stadt Hall, bearbeitet von CHRISTIAN KOLB, Stuttgart 1894 (bes. S. 83). Württembergische Geschichtsquellen Bd. 6, bearbeitet von demselben, Stuttgart (bes. S. 81, 84). Eine von E. KRÜGER /Schw. Hall beaufsichtigte kleine Schürfung auf der Baustelle erbrachte eine Reihe von Keramikfunden. Ihre Datierung ergibt sich aus der Zerstörung der Burg u m 1390. Sie wird von den Haller Chronisten des 16. Jhdt. WIDMANN und HEROLT überliefert. Dsinach habe der Haller Stadtadelige Eberhard Philipp 1386 die Burg von Ulrich von Hohenlohe Brauneck in Pfandbesitz genommen. 1390 habe er sie dem Rat der Stadt übergeben müssen, der sie gesprengt habe. Die lehnrechtliche Anfechtbarkeit dieser Zerstörung führte angeblich zur Ächtung der Stadt durch den König, jedenfalls aber zu Streitigkeiten mit den Hohenlohe. Die Burg blieb im Besitz der Stadt und dürfte demnach kaum wiederaufgebaut worden sein. Eine Bestätigung dieser späten Überlieferung durch Urkunden ist noch nicht gefunden worden. Die entsprechenden Bestände sind noch nicht bearbeitet. Anscheinend konnte sich aber FROMM (S. 36-37) auf Urkunden stützen, die die Streitigkeiten mit den Hohenlohe bezeugen. Der Zeitansatz u m 1390 darf demnach als einigermaßen zutreffend gelten (schriftl. Mitteilung G. WUNDER /Schwab. Hall). Jüngere Drehscheibenware, schiefrig, grau (Taf. 51a) Der hartgebrannte, nicht sehr stark mittelfein bis mittelgrob gemagerte Scherben hat einen schiefrigen Bruch und ist von stumpf -dunkelgrauer Farbe. 1.-6. 7. 8.

RS mit gesimsartigem Karniesrand. Bruchstück eines Ironischen Deckels. H. 15 cm; Randdm. ca. 19 c m . RS eines Deckels, Randdm. ca. 13 c m . Außerdem Bruchstücke von Viereckschüsselkacheln. Schwäbisch Hall, Keckenburg-Mus.

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• 19. L ü t z e l h o f b e i L i n d e l b a c h (Kr. Ochsenfurt) Wüstung C. PESCHECK, Der Lützelhof bei Würzburg, Mainfränkisches Jahrbuch f ü r Geschichte und Kunst 13, 1961, 32-40. W. SCHERZER, Curia Lützelfeld, ebenda, 41-54. Durch eine Grabung des Bayerischen Landesamts f ü r Denkmalpflege wurde 1960 ein Teil eines wüst gewordenen Wirtschaftshofes erforscht und zahlreiche Keramikfunde gemacht. Die urkundlichen Untersuchungen W. SCHERZERS ergeben, daß der i m 12. Jhdt. von der Zisterzienserabtei Attenberg bei Köln angelegte Hof 1354 wahrscheinlich noch bestanden hat und 1471 sicher wüst war. SCHERZER vermutet einen Abgang in der 2. Hälfte des 14. Jhdt., einer allgemeinen Wüstungsperiode des Würzburger Gebietes (S. 51-52). In einer Urkunde über eine Erbteilung wird der Lützelhof 1414 noch erwähnt (SCHERZER, S. 51), so daß er, wenn auch vielleicht mit geringer Bedeutung, s A r wohl bis in das 15. Jhdt. fortbestanden haben kann. Das keramische Fundmaterial, das im wesentlichen aus einem kleinen Probeloch in der Mitte der Anlage stammt, ist auffallend einheitlich und gehört fast ausnahmslos zwei Gruppen an: scheibengedrehten Standbodentöpfen und handgemachten Kugeltöpfen. 1. Jüngere Drehscheibenware, grobtonig (Taf. 61) Die Standbodengefäße sind in der Minderheit. Der hartgebrannte Scherben ist ziemlich grob gemagert und weist eine unregelmäßige Struktur im Bruch auf. Ein kleiner Teil der Scherben (4 RS) ist reduzierend grau gebrannt, die Mehrzahl gelb. Die Gefäße sind dünnwandig gedreht und mit gratigen Furchen und Leisten verziert. Die Ränder haben gesimsartiges Kamiesprofil. 1.-18. 19. 20.-21. 22.

RS von Töpfen. Randm. 14 cm, 15 cm, 16 cm (2 x), 18 cm, 20 cm. Bruchstück eines Topfes mit Leistenverzierung. RS von konischen Deckeln. RS einer Becherkachel. Ein WS einer Becherkachel hat ziegelroten Ten.

2. Gewülstete Ware: Khgeltöpfe (Taf. 61) Die Masse der Scherben stammt von gewülsteten, am Rande nachgedrehten Kugeltöpfen von beuteiförmiger Gestalt, aus mäßig hartgebranntem, i m Bruch hellgrauem, außen dunkelgrauem Ton mit mittelfeiner bis grober Magerung. Die Wandung ist durchschnittlich 0, 5 cm stark. Die Mündung wird stets von einer nach außen gebogenen Randlippe gebildet, die teils kantig abgestrichen ist und innen eine Hohlkehle hat. Der Randdurchmesser beträgt 12-16 cm. Würzburg, z. Zt. Zweigstelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. IV. T ö p f e r e i f u n d e • 1. B u c h s w e i l e r

- Bouxwiller è m e

(Unterelsaß)

F. REXER, Céramiques des 8 - 9 è m e siècles découvertes à Bouxwiller. Société d'Histoire et d'Archéologie de Saverne et environs 41, 1963, Heft 1, 3 f. Ergänzende briefl. Mitteilung F . REXER. Auf einer Baustelle stellte F. REXER eine Grube van ca. 1,4 m Durchmesser und 1,4 m Tiefe fest, deren oberer Teil mit dunkler, von Holzkohle und Knochenresten durchsetzter Erde gefüllt war. Der untere Teil war mit brandbeschädigten Kalk-

IV. Töpfereiftmde 1. -2.

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steinen ausgekleidet und mit grünlich gefärbter Erde, Holzkohle und Topfscherben aufgefüllt. Durch Baggerarbeiten war bereits ein Teil des Bestandes zerstört. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware (Taf. 14) (Nach REXER) E s fanden sich keine Kochspuren auf den Gefäßen. Nach den Deformationen zu u r teilen, handelt es sich u m Töpfereiabfall. 1. Gelbe oberrheinische Ware 1. -5.

Ein ergänzbares Gefäß: 1 und mehrere Randstücke: 2,3,5 haben bauchige Form und verdicktes kantiges Randprofil. Die Wandung ist gratig gerieft: 1, oder mit Rollstempelbändem verziert, die "römisches Zahlenmuster" oder doppelzeiliges Quadrat- oder ebensolches Hochrechteckmuster zeigen. Der Bruch ist sandig mit schiefriger Struktur, die Farbe meist weißlich-gelb, teils orange oder grau.

2. Rotbemalte E l s ä s s e r Ware, feinsandige Art Scherben von einem Becher mit Steilrand, Boden linsenförmig beschnitten, mit rotbrauner Engobebemalimg: Bogenfries und Kreis mit Punkt in Rechteckrahmen. Die Oberfläche ist etwas rauh, der Bruch rauh und feinsandig.

3. Reliefverzierte Ware 6.

WS mit zwei schmalen, in Wellenlinienform aufgelegten Bändern aus olivgrünem Ten verziert. Die Bänder haben sich zum Teil gelöst.

Bouxwiller, Städt.Mus. • 2. S t r a ß b u r g , Pariserstaden P . WEIGT, Fundbericht. Westdeutsche Ztschr. f. Geschichte und Kunst 24, 1905, 334 m . Taf. 3 B. Denkmäler der Elsässischen Altertumssammlung. Bd. 2, Christliche Zeit, van J . FICKER. Straßburg 1907, Taf. XXXVII. R. FORRER, Strasbourg - Argentorate Bd. 2, Straßburg 1927, S.759 f. Bei Ausschachtungen in Straßburg N, Pariserstaden (Erweiterungsbau Warenhaus Tietz) wurden 1904 Gruben mit Töpfereiabfall angetroffen. Von WEIGT als nachkarolingisch bezeichnet, wurden die Funde von FICKER als romanisch und von FORRER als spätkarolingisch klassizifiert. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware (Nach WEIGT und FICKER. Autopsie: Kanne Taf. 17/2) 1. Orangefarbene Straßburger Ware Gefäße und Scherben "ausschließlich derselben Art, aus blaßrotem bis gelblichem Ton" (WEIGT, a . a . O . , vgl. Straßburg VI, 1) mit Rollstempelverzierung: "laufender Hund", Rechteck- oder Quadratreihen. Außer bauchigen Töpfen mit ausladendem Lippenrand wie Taf. 17/6-8 (FICKER, Taf. XXXVII, 2-3) wurden doppelhenküge Kannen (vgl. Taf. 17/5, FICKER, Taf. XXXVII, 4-5. WEIGT, Taf. 3 B 15) und einhenklige Kannen (FICKER, Taf. XXXVII, 6 und unsere Taf.

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17/2) gefunden, f e r n e r konische Becherkacheln mit geriefter Wandung und horizontal abgedrehtem Rand (FICKER, Tai. XXXVII, 1). Von diesen Kacheln wurden bis zu 8 Stück ineinander steckend aufgefunden. Möglicherweise gehörten sie zur Ofenkonstruktion. Die abgebildete einhenklige Kanne ist feintonig, mit kreidiger Oberfläche, orangefarben. Der kantige auskragende Rand ist innen gekehlt, der Boden ist leicht linsenförmig gewölbt. Verzierung durch 3 Rollstempelbänder mit einem senkrecht geteilten Quadrat. Ein Teil des Randes und der Henkel ergänzt, H. 11, 5 cm. 2. Rotbemalte E l s ä s s e r Ware In einer Grube wurden 2 gelbe Scherben mit roter Bemalung gefunden. Straßburg, Oeuvre ND. Inv. 6658 (= Kanne Taf. 17 /2) u. a. • 3. B a d R a p p e n a u (Kr. Sinsheim) Unpubliziert. E. WAHLE, Fundbericht. Ms. Akten Staatliches Amt f ü r Denkmalpflege Karlsruhe. Tafel 1 f 1934 erfolgte durch E. WAHLE die Ausgrabung eines Töpferofens, der bei der Neuanlage der Burgeck-Straße südlich des "Bandhauses" auf dem flach nach Süden hin abfallenden Hang angeschnitten worden war. Nach Abtragung von 75 cm Deckschichten zeigte sich der erhalten gebliebene untere Teil des Ofens, bestehend aus dem ca. 1, 20 m breiten Schürloch, dessen Boden nach Süden stark anstieg. Die Ränder des in den anstehenden gelben Lehm eingetieften Schürloches zeigten in den obersten Teilen keine Hitzeeinwirkung, sondern wurden e r s t in einiger Tiefe braunrot und am Boden rostrot. Vom Schürloch führte eine ca. 25 cm hohe Untertunnelung in den Brennraum. Dessen sorgfältig geebneter Boden stieg steil nach Norden an. Die Wände waren rot verziegelt. Die Füllung des Schürloches bestand aus dunklem Lehm, der in der Tiefe durch Holzkohlebeimengung völlig schwarz war. Am Boden lagen Scherben, darunter ein fast vollständiger Topf. Der Brennraum war überwiegend mit Gefäßscherben gefüllt. Im übrigen wurden keine Funde gemacht. Zur Konstruktion der Ofenkuppel lag kein Anhalt vor. Drei Monate später konnte F. LINDER in einer Entfernung von 9 m die Spuren Bines weiteren Töpferofens beobachten, der durch Bauarbeiten fast völlig beseitigt war. LINDER stellte zwei Vertiefungen von verschiedener Breite in der Art des Schürloches des ersten Ofens fest, die in rechtem Winkel aufeinander zuführten. Am Treffpunkt der beiden Gruben soll sich der Brennraum befunden haben. An Funden konnte LINDER von dieser Stelle zwei Gefäßböden und einige Henkelund Tüllenscherben bergen, die nach LINDER denen des ersten Ofens in F o r m und Material fast völlig entsprachen.

Gewülstete Ware: Schnellaufend nachgedrehte Ware, feinsandiger Text (Taf. 25,26) An Funden sind 11 aus Scherben mit Gips ergänzte Gefäße erhalten , 10 Töpfe von mittlerer bis erheblicher Größe und eine Doppelhenkelkanne. Der Scherben ist bei allen Gefäßen der gleiche, mäßig hart bis hart, mit meist feinem Sand gemagert, mit sandig - poröser Struktur i m Bruch und fein gekörnter Oberfläche, die stellenweise speckigen Glanz hat.

IV. Töpfereifunde 3.

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Der untere Teil der Wandung ist bei einigen Stücken geglättet. Der Scherben hat eine warme rotbraune Farbe, teils ist e r etwas blasser, ockerfarben. Die Gefäße sind mit der Hand gewülstet und nachgedreht. Die Leistenrandprofile sind bei ungleichmäßiger Ausführung im einzelnen doch alle vom gleichen, wulstigen, kragenartig umgelegten Typ. Die Böden sind in der Mitte leicht eingedellt, an den Rändern aber auswärts gewölbt. 7 Töpfe und die Kanne haben ein "stempelgleiches" Bodenzeichen in F o r m eines Wiederkreuzes mit zwei ungleich langen Armpaaren. Bei dem großen Topf 11 war kein Bodenzeichen festzustellen. Bei 2 Töpfen sind die entsprechenden Bodenteile in Gips ergänzt. Die Durchmesser der Böden zeigen eine gewisse Normierung. Die kleineren Töpfe haben ca. 12 cm, die mittleren und die Kanne ca. 15 cm, die großen Töpfe ca. 18 cm Bodendm. Bei einer Reihe von Töpfen ist die Wandung durch ein bis drei breite, flache, mit Schrägeinschnitten besetzte Leisten verziert. Die Kanne besitzt flache Gurtfurchen. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Topf, mit stark verzogenem Rand. H. 17, 5 - 18,7 cm. Randdm. 13,1 - 13,7 cm; Bauchdm. 20.3 - 22,1 cm; Bodendm. 11, 5 cm. Taf. 26/15. Topf, H. 18,9 cm; Randdm. 13,7 cm; Bauchdm. 22 cm; Bodendm. 12 cm. Taf. 26/16. Topf, H. 16 - 16, 3 cm; Randdm. 12,3 cm; Bauchdm. 19,2 cm; Bodendm. 11, 2 - 11,4 cm. Taf. 26/13. Topf, H. 18,2 - 18,6 cm; Randdm. 13, 6 - 13,9 cm; Bauchdm. 20,3 cm; Bodendm. 11, 8 cm. Taf. 26/14. Topf, mit einem Gurtband, H. 18, 3 - 18,8 cm; Randdm. 13, 3 cm; Bauchdm. 22,4 cm; Bodendm. 12,8 cm; Taf. 25/4. Topf, an einer Stelle blaugrau gefärbt, H. 23, 9 - 24, 3 cm; Randdm. 15,4 - 15,7 cm; Bauchdm. 27, 5 cm; Bodendm. 15 cm. Taf. 25/3. Topf, mit einem Gurtband, H. 27, 7 cm; Randdm. 17 cm; Bauchdm. 28, 2 cm; Bodendm. 15, 5 cm. Taf. 25/1. Topf, mit einerfi Gurtband, H. 27,6 - 28 cm; Randdm. 17, 3 cm; Bauchdm. 30,5 cm; Bodendm. 15,*2 cm. Taf. 25/2. Topf, mit zwei Gurtbändern, H. 27, 2 - 28,1 cm; Randdm. 19, 2 cm; Bauchdm. 30 cm; Bodendm. 18 cm. Taf. 25/5. Doppelhenkelkanne mit breiten Bandhenkeln und langer Tülle, H. 27, 9 - 29, 3 cm; Randdm. 13.4 cm; Bauchdm. 28, 2 cm; Bodendm. 15 cm. Taf. 25/6. Großer Topf, mit drei Gurtbändern, H. 41, 6 cm; Randdm. 24, 5 - 26, 5 cm; Bauchdm. 40, 5 cm; Bodendm. 18, 5 cm. Taf. 26/17.

Karlsruhe, Bad. LM. Die von F . LINDER geborgenen und skizzierten zwei Gefäßböden zeigen ein Radkreuz als Bodenzeichen. • 4. W e i h e r (Kr. Bruchsal) Unpubliziert. G. HASELCER, Geschichte des Dorfes und der Gemeinde Weiher am Bruhrain. Weiher 1962, 41 f f . , bes. 47, Abb. S. 61. Fundunterlagen Staatliches Amt f ü r Denkmalpflege Karlsruhe, nach Mitteilung A. DAUBER. Anläßlich einer Notgrabung auf dem Burgstall würden südlich des eigentlichen Burghügels, aber innerhalb des äußeren Grabens zwei mit Scherben gefüllte Gruben angetroffen. Ahnliche Keramik wurde auch aus dem Baggeraushub bei weiteren Erdbewegungen im Burggelände ausgelesen. A. DAUBER vermutet, daß es sich u m Töpferei-Abfallgruben handelt, da außer den Scherben keine Siedhxngsreste wie Knochen usw. gefunden wurden und da die Scherben keinerlei Spuren des Gebrauches im Kochfeuer zeigen. Einige Scherben sind zudem so stark verzogen, daß sie sicher als Töpfereiausschuß anzusprechen sind.

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1194 - 1282 ist Weiher als Stammsitz der Edelfreien von Wilre bezeugt, vorher - bis 1194 oder bis frühestens 1180 - lag an der Stelle ein Bauernhof. Die Burg Weiher bestand noch im 15. Jhdt. und verfiel im 16. Jhdt. (HASELIER, S. 41 ff.). 1.-2. Jüngere Drehscheibenware 1. Graue geriefte oberrheinische Ware (Taf. 28-30) (Nicht aus einer der Gruben, sondern aus Baggeraushub im Gelände der Burg wurden gehoben: 28/9, 14-17, 21, 22, 24, 57, 67, 74; 29/1). Der Scherben ist hart bis sehr hart gebrannt, mäßig mit ziemlich feinem Sand gemagert und enthält feinen Glimmer. Die Bruchkanten verlaufen ziemlich gerade, der Bruch liegt dicht und zeigt Tendenz zu schiefriger, feiner KLüftung. Die Oberfläche ist kräftig gekörnt und fühlt sich rauh an. Sie ist ebenso wie der Bruch stumpf mittelgrau gefärbt, oft mit hellbraunem oder rotem Kern im Bruch. Die Gefäße sind dünnwandig gedreht. Die kantig profilierten Ränder sind mit einem Spatel geformt. Das Sfcherbenmaterial ist im wesentlichen einheitlich, zeigt aber hinsichtlich der Brandhärte und des Sandgehaltes gewisse Unterschiede. Die zahlenmäßig bedeutendste Gruppe bilden die Kragleistenränder: 28/14-47. Bei einem großen Teil ist die Wandung unmittelbar unter dem Hals kantig gestuft. Vier Randstücke dieses Typs erwiesen sich durch Bandhehkel: 28/14-15 und Tüllen: 28/16-17 als Teile weitmündiger Kannen. Wahrscheinlich gehört ein großer Teil der Ränder dieses T^ps zu Kannen. In diesem Falle wäre allerdings der zahlenmäßige Anteil der Kannen an der Gesamtfundmenge ungewöhnlich hoch. Denkbar wäre immerhin, daß sich die Töpferei auf die Herstellung von Kannen f ü r den Export spezialisiert hätte. Ein Vergleich der Durchmesser der Kragleistenränder mit denen einer sehr wahrscheinlich zu Kochtöpfen gehörigen Gruppe von runden oder kantigen, knollig oder lippenartig verdickten Rändern: 28/48-67 scheint die Vermutung zu bestätigen. Die letztere Gruppe mißt ziemlich einheitlich 13-14 cm, während die Kragleistenränder unterschiedlich und eher kleiner sind (s.unten). Beiden Gruppen ist ohne Unterschied die auffällige Gestaltung der Halszone durch kantige Rillen, Absätze und Riefen eigen. Die übrige Wandung ist entweder glatt oder mit breiten, flachen Riefen oder auch mit kurzer welliger Riefung versehen. Häufig tritt Rollstempelverzierung auf. Sie bedeckt den Oberteil der Gefäße, in einem Fall sogar die Oberkante des Randes: 28/24. Meist handelt es sich um dichtgereihte Bänder aus einzeiligem Kleinquadratstempel. Gelegentlich scheint auch zweizeiliger Quadrat Stempel vorzukommen. In zwei Fällen findet sich einzeiliger Hochrechteckstempel, z . B . 28/68. Seltener ist die Verzierung durch Wellenlinien: 28/23, 69, 70. In bezug auf die Formung der Hals- und Randpartie unterscheiden sich die Randstücke 28/5-13 von den bisher besprochenen. Die kantigen Rillen und Riefen fehlen. Über einer Halskehle laden die Leistenränder kräftig aus: 28/5-9, oder sie sind knollig oder mit Hohlkehle gebildet: 28/10-13. Die Wandung ist glatt, wellig gerieft oder gefurcht. Wie der Vergleich der Randabmessungen zeigt, gehören die Gefäße zum gleichen Topf typ wie die knolligen Ränder 28/48-67. Der Unterschied in der F o r m beruht demnach wahrscheinlich nicht auf verschiedener Funktion, sondern auf verschiedener Zeitstellung. Die Kragenränder 28/2 -4 gehören zu sehr großen Gefäßen. Die Wandung ist teils wellig gefurcht wie bei einigen der ausladenden Leistenränder, teils gratig ge-furcht. Ob Gleichzeitigkeit oder zeitlicher Unterschied besteht, muß vom Befund her offen bleiben. Unter den Bodenstücken finden sich solche von geglätteten Linsenböden: 28/72-73, 74 und geraden Standböden. Von einem Dreifußtopf stammt ein großer Fuß.

IV. Töpfereifunde 4. -5.

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Ob die verschiedenen Bodentypen den verschiedenen Randtypen fest zuzuordnen sind, läßt sich nicht entscheiden. Ein Topf mit knolligem Rand ließ sich ergänzen: Taf. 30/14. Randdurchmesser ca. 8 cm, 10 cm, 11 cm, 12 cm, 13 cm, 14 cm, 15 cm, 18 cm Kragleisten ränder 28/14-47 2 1 2 3 2 1 Knollige Ränder 28/48-67 1 1 1 2 5 6 1 Ausladende Ränder 28/5-13 1 2 2 3 1 1 Kragenränder 28/2-4 18 cm: 1 ; 19 cm: 1; 20-24 c m : 1 Tafel 29 Bruchstück eines Kruges mit wellig gefurchtem Zylinderhals. Bruchstück eines gerieften Zylinderhalskruges mit kleiner Schneppe. Bruchstück einer gedrehten, mit Rillen verzierten Hille. RS einer Kanne? Randdm. ca. 15 c m . Boden eines Kruges? RS einer Schüssel. Bruchstück vom Oberteil einer großen Feldflasche. Kantiger Wulsthenkel, Ansatz der Tülle erkennbar. Von einer großen Feldflasche mit Bandhenkeln fand sich ein Mündungsbruchstück. Randdm. ca. 4,5 c m . 8.-10. RS vwi Bechern mit geriefter Wandung. Randdm. ca. 7 c m . 11. Unterteile eines gerieften Fußbechers mit hohlem Fuß. 12. Unterteil eines gerieften Fußbechers mit vollem Fuß. 13. RS eines Deckels, Dm. ca. 14 c m . 14.-16. RS von Becherkacheln. Randdm. ca. 1 1 c m . Ein Bruchstück stammt von einer Viereckschüsselkachel. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

2. Sandige, teils grobtonige Drehscheibenware (Taf. 29/17-23) Der Scherben ist merklich weicher gebrannt, oft ist die Oberfläche stark abgewittert im Gegensatz zu der grauen gerieften Ware, die keine Verwitterungsspuren zeigt. Charakteristisch ist ferner die blaugraue oder blauschwarze, i m Kern ockri ge oder rotbraune Farbe im Gegensatz zum stumpfen Grau der ersten Gruppe. Der Bruch ist porös und unregelmäßig strukturiert, Korngröße und Menge des Magerungssandes sind unterschiedlich. Die Formen entsprechen völlig der grauen, gerieften Ware, 3 RS gehören zu den Kragleistenrändern, 3 weitere zu den ausladenden Leistenrändern. Danach ist es möglich, daß es sich um Erzeugnisse derselben Töpferei handelt. Zu dieser Ware mit weicherem Scherben gehört auch ein eigentümlicher Leuchter mit zwei Schalen, von denen die obere drei Dochttüllen hat. Der Schaft ist mit gratigen Riefen gegliedert (Taf. 30/15). Karlsruhe, Staatl. Amt f ü r Denkmalpflege. • 5. K i r s c h f u r t e r H ö f e , Gemeinde Reistenhausen (Kr. Miltenberg) Unpubliziert. Manuskript G. HOCK - Ortsakten des Bayer. Landesamts f. Denkmalpflege, Außenstelle Würzburg. Inventar des Mainfränkischen Museums Würzburg. Beim Bau der Bahnlinie Miltenberg - Stadtprozelten wurden 1905 zwei kleine Abfallgruben und Reste eines Töpferofens gefunden und durch G. HOCK untersucht. Die

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Fundstelle liegt westlich der Kirschfurter Höfe am rechten Mainufer, 30 m nördlich der verschwundenen Kirchenruine St. Michael. Erhalten war der unterste, in den Boden eingetiefte Teil eines Ofens, ein runder Kessel von ca. 1,10 m lichtem Durchmesser, dessen 40 cm hoch erhaltene Wände aus Sandsteinen errichtet waren. Boden und Wände waren mit Lehm verkleidet. Die Füllung bestand aus schwarzer Erde, mit vielen Scherben vermengt; an der Sohle fanden sich 16 Gefäße. Außerhalb des Ofens fand sich eine Kugelkanne (Nr. 7). Bei dem gefundenen Ofenrest handelt es sich anscheinend um den Brennraum. Unklar ist, wie die Feuerung betrieben wurde. Es haben sich 6 Gefäße und eine Anzahl von Einzelscherben erhalten.

Taf. 30/1-13, 33/3-7 1. Jüngere Drehscheibenware: Graue, schwach geriefte Drehscheibenware, oberrheinischer Art Der Scherben ist hart bis sehr hart gebrannt und kräftig gemagert, e r hat einen rauhen, etwas schiefrigen Bruch und eine körnig rauhe, vom Drehen geriefte Oberfläche. Die Farbe ist mittelgrau mit grünlicher Tönung. Unter den Einzelscherben finden sich gelbe und graue mit gelbem Kern im Bruch. Mehrfach zeigen sich an der Oberfläche glasurähnliche Sinterungserscheinungen. Nicht erhalten sind zwei im Bericht erwähnte Bruchstücke eines gelblichen Ausgußgefäßes mit roten Tupfen. 1.-3. Stark verbogene bauchige Töpfe mit schmalem auskragendem Leistenrand. Der Boden ist linsenförmig gewölbt und geglättet. Die Wandung zeigt Drehriefen. Die Töpfe sind etwa gleichgroß, H. um 16, größter Dm. um 19 cm. Inv. 1465, 1469, 1470. 5 ähnliche Stücke nicht erhalten. Taf. 33/5-7. 4. -5. Den gleichen Scherben besitzen zwei Becherkacheln mit S-förmig geschwungenem Kontur. H. 16,5 cm. Inv.-Nr. 1473 und H. 19 cm, Inv.-Nr. 1476. 5 ähnliche Stücke nicht erhalten. Taf. 33/4. 6. Einzelscherben von weiteren Töpfen und Kacheln: Randstücke von Töpfen von gelber (30/3-6) und grauer (30/7-10) Farbe, zwei mit kräftig gefurchter Wandung. Randdm. zwischen 10 und 16 cm. Unter den Wandscherben finden sich mehrere mit kräftiger, gratiger Furchung. Von quadratisch ausgezogenen Schüsselkacheln fand sich ein Randstück mit welliger Furchung (30/11) und 3 weitere Scherben. Inv. -Nr. 1479.

2. Gewülstete Ware: Graue, sandige Kugeltopfware Der Scherben ist hart gebrannt und hat einen groben, sandhaltigen Bruch. Die ungleichmäßige Magerung tritt bucklig an die Oberfläche. Die Farbe ist schwarzgrau. 5.

DoppelhenKLige Kugelkannr, vom Brand verbeult und gesprungen. Das Gefäß ist gewülstet, der verdickte Rand ist kantig nachgedreht. Die flachen Bandhenkel haben eine Mittelrippe. Die Gefäßwandungen sind mit Besenstrichen in senkrechter Richtung überzogen. Vermutlich rühren sie vom Ebnen der Wandung nach dem Formen. H. mit Henkel 18,5 cm; Bauchdm. 20 cm. Inv.-Nr. 1464. Taf. 33/3, 30/1. Ferner 6 Scherben von mindestens zwei weiteren Kugeltöpfen. Inv. -Nr. 1479. Taf. 30/2.

Würzburg, Mainfränkisches Museum.

IV. Töpfereifünde 5. -7.

• 6. P f u l l e n d o r f

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(Kr. Überlingen)

BAAS/LOBBEDEY, Fundbericht. Beiheft der Bad. Fundber. (in Vorbereitung) m. Abb. Als Rest eines Töpferofens wurde 1960 eine wannenartige Grube von über 2,4 m Länge und 1,75 m Breite mit brandgehärteten Wänden festgestellt. In der Füllung wurden Teile der aus Lehm über einem Zweiggeflecht errichteten Qfenkuppel sowie Holzkohle und Scherben gefunden. Eine Rekonstruktion des Ofenaufbaus ist nicht möglich. Gewülstete Ware •• Schnellaufend nachgedrehte Ware, feinsandiger Ton (nicht abgebildet) Die in der Grubenfüllung nicht sehr zahlreich gefundene Keramik ist nicht ganz einheitlich. Gewisse Schwankungen hinsichtlich Brandhärte und Sandbeimengung sind festzustellen. Ein ergänzbarer Topf und einige Randstücke zeigen am Rand schmale Leistenprofile. Pfullendorf, Heimatmuseum. • 7. M u s b e r g (Kr. Böblingen) E. NEUN, Fundbericht: Fundber. aus Schwaben NF. 15, 1959, 197. Ergänzende Mitteilungen E. NEUN. Bei Erdabtragungen wurde auf einem nach Süden gelegenen Hang eine TöpfereiAbfallhalde angeschnitten, Von einer nicht sehr starken Schicht Humus bedeckt, lagen die Scherben in dichter Packung. Ein großer verkohlter Eichenbalken wurde an der gleichen Stelle gefunden. Jüngere Drehscheibenware, sandig (Taf. 47) Der Scherben ist hartgebrannt, seine Festigkeit ist aber durch den sehr starken Gehalt an unklassiertem feinem bis mittelgrobem Sand (mit Glimmer) beeinträchtigt. Einige Stücke aus weniger sandigem Ton weisen eine gute Festigkeit auf. Die Oberfläche ist sandig-rauh, oft verwittert. Die Scherben haben helle Farben, meist ocker, in hellgrau übergehend, oft mit rötlichem Anflug, gelegentlich auch durchgehend orange. Zuweilen hebt sich ein hellerer Kern im Bruch ab. An einigen Stükken ist blauschwarze Schmauchung festzustellen. Die Topfränder 1-20 gehören alle dem Typ des ausladenden, kantig abgedrehten, innen oft gekehlten Leistenrandes an. Die Ausführung im einzelnen ist von Stück zu Stück verschieden. Die Randdm. schwanken zwischen ca. 11 und 17 cm, wobei ein Schwergewicht in der Größenordnung von ca. 13-14 cm liegt (8 von 16 gemessenen RS). Die Wandungen sind meist glatt mit schwachen Drehriefen. Bei einigen Stücken ist die Wandung kräftig gerieft: 21. Gelegentlich kommt WellenlinienYerzierung vor: 22. -24. 25.

26. 27.

RS mit Bandhenkel von einem großen Henkeltopf. Der Henkel ist mit tiefen Einstichen versehen, die offenbar nicht der Verzierung dienten, sondern wohl das Reißen des Tones beim Brennen verhindern sollten. Henkelbruchstack mit Einstempelungen zur Verzierung. RS einer Schüssel mit Leistenrand. Wandung gefurcht.

Von Deckeln fanden sich eine ganze Anzahl Bruchstücke, die z. T. vollständig zusammenzusetzen waren. Sie gehören zu drei verschiedenen Typen: a) Knopf-

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Materialien

deckel: über der flachen.Platte erhebt sich ein halbkugelförmiger (innen hohler) Mittelbuckel, auf dem ein gehöhlter Knopf sitzt. Seitlich an den Mittelbuckel ist ein kleiner Henkel angesetzt: 28. b) Gebuckelter Griffösendeckel. Auf der flachen Platte erhebt sich ein ebenfalls halbkugelförmiger oder ein verschliffen kegelförmiger Mittelbuckel, auf dem eine flache GriffÖse mit bogenförmigem oder gezähntem Umriß sitzt: 29. c) Napfdeckel. Auf der flachen Platte sitzt konzentrisch ein Napf, an den seitlich ein kleiner Henkel angesetzt ist: 30. Die Deckel tragen durchweg Verzierung durch rechteckige, spitzovale oder dreieckige Einstempelungen, und zwar einen Stempel ring auf der Platte und einen auf dem Mittelbuckel. An Stelle der Stempelringe können Wellenlinien stehen. Randdm. 12-15 cm. Von Becherkacheln fand sich ein beschädigtes Stück und mehrere RS mit geriefter Wandung. Randdm. 9, 5 - 11 cm. 31. H. 10 - 10, 5 cm; Randdm. ca. 9,5 cm; Bodendm. 6,8 cm. 32. -34. Randdm. ca. 10 - 11 cm. 35. Bruchstück wohl vcti einem Leuchter. Hohler Schaft mit dicker Wandung, Drehriefen, gewölbter Fuß. H. noch 11 cm.

Musberg. Schulsammlung und Proben Staatliches Amt f ü r Denkmalpflege, Stuttgart. • 8. H e c h i n g e n (Kr. Hechingen) Fundbericht: Pundber. aus Schwaben NF. 8, 1933-35, Anhang II, Fundberichte aus Bohenzollern Heft 3, 22. 1935 wurde in der Goldschmiedestraße bei Bauarbeiten die Abfallhalde einer Töpferei angeschnitten. Jüngere Drehscheibenware (Nach Fundbericht) 4 9 0 Die Scherben zeigen Beschädigungen durch Fehlbrand. E s wurden Töpfe, einhenklige Krüge, eine Dreifußpfanne und Deckel gefunden. An Verzierung finden sich Furchen auf der Schulter und senkrechte Leisten. Hechingen, Landessammlung Burg Hohenzollern. • 9. E l t i n g e n (Kr. Leonberg) Fundbericht: Fundber. aus Schwaben NF 12,1938-1941,137. 1938 wurden die Reste eines Töpferofens ausgegraben. Der Boden des Brennraumes bestand aus Lehmglattstrich. Die Wände waren über einem Gerüst aus a r m dicken Pfählen aus "Wölbtöpfen" und Fehlbrandware mit Lehmverputz errichtet worden. Wie die Feuerung beschaffen war, geht aus dem Bericht nicht hervor. • 10. . F r e u d e n b a c h (Kr. Bad Mergentheim) Fundbericht: Fundber. aus Schwaben NF. 1, 1917-1922, 117. 1921 wurde ein mit Scherben gefüllter Qfenrest angeschnitten. Die Anlage hatte einen runden Grundriß. Als Teile der Ofenkonstruktion fanden sich runde Ton490

Eine Besichtigung war zur Zeit der Materialaufnahme nicht möglich.

167

Töpferöfen 8.-11.

röhren von 15 cm Durchmesser und 3-4 cm lichter Weite. Unter den Scherben fanden sich Bodenstücke mit Bodenzeichen. • 11. H e r b o l z h e i m

- J a g s t (Kr. Mosbach)

Unpubliziert, nach Mitteilung R. UNSER / Herbolzheim. Lehmbrocken von der Wölbung eines Brennraumes, Holzkohle und Fehlbrand wäre wurden beim Hausbau an der Stelle eines Töpferofens gefunden. Exkurs zur Konstruktion von Töpferöfen (Tai. 1) Aus den im Arbeitsgebiet bekannt gewordenen Ofenresten läßt sich die Konstruktion der Töpferöfen nicht mit genügender Sicherheit erkennen. Systematische Ausgrabungen mittelalterlicher Töpferöfen 4 9 1 zeigen, daß es mehrere Konstruktions weisen gab. Geläufig ist die Einteilung nach "liegenden" und "stehenden" Öfen, je nachdem Feuerung und Brennraum hintereinander oder übereinander angeordnet sind. Wir gliedern sie hier einerseits nach dem Gesichtspunkt, ob Feuerung und Brennraum als zwei selbständige Bauteile des Ofens erscheinen oder als ohne Einschnitt ineinander übergehend (ein- oder zweiteilig) und zum anderen nach der Art der Verbindung zwischen Feuerung und Brennraum. A. R e i h e n o f e n Die Feuerung und der Brennraum, in dem die Töpfe stehen, sind hintereinander angeordnet. Der Brennraum liegt in der Regel höher als die Feuerung, e r hat häufig einen ansteigenden Boden und am hinteren Ende eine Zugöffnung. Wie die Beobachtung von W. HING an der Töpferei in Paffrath z e i g t 2 , benutzten die Töpfer dort quadratische, auf der Unterseite abgeschrägte Tonplatten, u m die Gefäße auf den ansteigenden Boden des.Brennraumes stellen zu können. Zumindest f ü r einen Teil der unter A. zusammengefaßten Typen ist die Bezeichnung "liegender Ofen" gebräuchlich. 4 9

A 1. Block- oder Zungenofen (Taf. lb) Die Feuerung ist, ein tunnelartiger Raum. An der Stelle, wo e r sich in den breiteren, überkuppelten Brennraum öffnet, befindet sich ein massiver Block oder eine weit in den Brennraum reichende Zunge, die die Aufgabe haben, direkte Stichflammen abzulenken und die Hitze gleichmäßig über den Brennraum zu verteilen. Gleichzeitig kann dieser Einbau dazu dienen, die Ofenkuppel zu stützen. 1. 491

492 493

Walberberg (Lkr. Bonn) 493 Blockofen, Brennraum mit ebener Sohle. Badorfer Ware und steinzeugartig hartgebrannte Ware. 9. Jhdt. Zusammenfassende Behandlung mittelalterlicher Töpferöfen bei: H.J.STOLL. Die mittelalterlichen Töpfereifunde vön Scndershausen/Stockhausen und Weimar, Wagnergasse. Alt-Thüringen 5, 1961, 304 ff. - W. LUNG, Zur vor- und frühgeschichtlichen Keramik im Kölner Raum. Kölner Jahrbuch für Vor-und Frühgeschichte 4, 1959, 45-65. - F.ENGEL, Die mittelalterlichen Töpferöfen von Dümmer und Granzin. Hammaburg 3, 1951, 78-87. A history of technology, 2. Bd. Oxford2 1957: E.M.JOPE, Ceramics: Medieval, 284-310. Siehe auch Fundberichte in Bonner Jb. 159, 1959, 446 f . , 457 und in Medieval Archaeology 8, 1964, 294 ff. W. LUNG, Die Ausgrabung nachkarolingischer Töpferöfen in Paffrath, Gemeinde BergischGladbach, Rheinisch-Bergischer Kreis. Bonner Jahrb. 155/156, 1955/1956, 353-371, -358. K BÖHNER, Frühmittelalterliche Töpferöfen in Walberberg und Pingsdorf. Bonner Jahrb. 155/156, 1955/1956, 372-387, -378 Abb. 3.

168 2. 3. 4. 5. 6.

Materialien Pingsdorf (Lkr. Bonn) 4 9 4 , Zungenofen mit zwei Zungen, stark ansteigendem Brennraum. Pingsdorfer Kugeltopfware, dunkelgrau, ca. 1 0 . / I I . Jhdt. Wildenrath (Kr. Erkelenz) 4 ? 5 , Zungenofen. Ware nach Pingsdorfer Art. Ca. 12. Jhdt. Brunssum / holländisch Limburg 4 9 ", Zungenofen, Ware nach Pingsdorfer Art im Übergang zu grauer steinzeugartig hartgebrannter Ware. 2. Hälfte 12. Jhdt. Katterbach (Rhein. -Berg. Kreis) 4 9 7 , Zungenofen. Kugeltopfware, "blaugrau". Kipfenberg bei Coburg49**, Zungenofen. Hartgebrannte Standbodengefaße mit Kragenrand, ca. 14. /Anfang 15. Jhdt.

A 2. Zweiteiliger Ofen mit F e u e r g i t t e r Feuerung und Brennraum sind wie bei AI selbständige T e i l e . D e r Brennraum liegt erheblich über der Feuerung und hat stark ansteigenden Boden. Die Verbindungsöffnung zwischen Feuerung und Brennraum i s t durch zwei Lehmstege gitterartig unterteilt. 1.

Mayen / E i f e l 4 9 9 , Ware nach Pingsdorfer Art (ca. 10.-12. Jhdt.).

A 3. Zweiteilige Öfen v e r s c h i e d e n e r Konstruktion 1. 2. 3.

Wienrode b. Blankenburg a. H. 5 0 ° . Der Brennraum liegt beträchtlich über der Feuerung, hat einen ebenen Boden und ist in der Längsrichtung von einer gemauerten Zunge durchzöge!. Handgemachte Kugeltopfware, ca. 11. /13. Jhdt. Audlem, Cheshii-e / Westengland 5 "!. Ein längsgestreckter Brennraum erstreckt sich zwischen zwei Erdlöchem, von denen das eine als Feuerung, das andere als Kamin gedeutet wird. Cobb£gge b. Andemne / Belgien 5 ® 2 . Fast kreisrunder Brennraum, von dem rechteckigen Heizraum durch eine hohe Schwelle aus Lehm getrennt. Gelb glasierte und vinglasierte Ware.

A 4. Reihenofen mit verdoppelter Feuerung An beiden Enden d e s längsgestreckten, rechteckigen oder ovalen Brennraumes i s t eine Feuerung angebracht. B e i den beiden genannten B e i s p i e l e n leitet e i n Graben die Heißluft an den Rändern d e s Brennraumes entlang. 1. 2. 494 495

Limpsfield, Surrey. 13. Jhdt. Brill, Buckinghamshire. 13. J h d t . 5 0 3

Wie Anm.493, 383 Abb. 5. W.HABEREY, Wildenrath. Fundbericht. Bonner Jahrb. 155/156, 1955/1956, 533-536, -535 Abb. 64. 496 J.G.N.RENAUD, De Pottenbakersoven te Brunssum, Limburg. Ber. Amersfoort 6, 1955, 106-125. A. BRUIJN, Die mittelalterliche Töpferindustrie in Brunssum. Ber. Amersfoort 9, 1959, -182 Abb. 41 (leicht abweichend). Vgl. auch A. BRUIJN, Die mittelalterliche keramische Industrie in Schinveld. Ber. Amersfoort 10-11, 1960-1961, 466 ff. 497 W. LUNG, Mittelalterliche Töpferöfen und Eisenverhüttung in Katterbach. Kölner Jahrbuch f. Vor- und Frühgeschichte 3, 1958, 93-106 m.Abb. 498 R. BRÜCKNER, Kipfendorf, Eine mittelalterliche Töpferei in der Nähe von Coburg. Coburger Heimatblätter 1, 1921, 27 -38 m. Abb. 499 P. HÖRTER, Die germanisch-keltische Bevölkerung im Kreise Mayen in der Frankenzeit. Mannus 21, 1929, 72-83, Abb. 9 (schlecht gezeichnet). 500 F. AHLBORN, Eine altwendische Töpferwerkstatt in Wienrode bei Blankenburg a. H., Zeitschrift des Harzvereins f ü r Geschichte und Altertumskunde 31, 1898, 284-301 m. Tai. 501 G. WEBSTER, G. C. DUNNING, A médiéval pottery kiln at Audlem, Cheshire. Médiéval Archaeology 4, 1960, 109-125, m. Abb. 38. 502 R. BORREMANS und W. LASSANCE, Recherches archéologiques sur la céramique d'Andenne au moyen âge. Archaeologia Belgica 32, 1956, 13 f. m. Abb. 1. 503 JOPE, A History 1957 (Anm.491) 296, Abb. 266 und 284.

Töpferöfen

169

A 5. Einteiliger Ofen mit Feuergitter (Taf. lc) Ein ovaler Grundriß schließt sowohl Feuerung wie Brennraum in s i c h ein, b e i de sind von einer gemeinsamen Kuppel überdeckt. U m die Stichflammen von d e m Brenngut abzuhalten und die Hitze b e s s e r zu verteilen, i s t zwischen Feuerung und Brennraum ein Gitter aus Tonsäulen eingebaut, das -wohl zugleich die Aufgabe hat, die Decke zu stützen. Die Säulen sind häufig innen hohl. Gelegentlich sind s i e aus ineinandergesteckten Töpfen aufgebaut. Siegburg, Galgenberg®®4. Zwei Öfen mit je zwei Tonsäulen. Bei dem einen sind die Säulen noch durch querliegende Tonrollen miteinander verbunden. Steinzeugartig hart gebrannte Ware, 12. /13. Jhdt. Paffrath (Rhein. -Berg. Kreis)®®®. Ofen 1. Langgestreckte F o r m mit zwei Tonsäulen. Reduzierend gebrannte blaugraue Kugeltöpfe, ca. 11.-13. Jhdt. Duingen (Kr. Alfeld) 5 0 6 . Plau (Kr. Lübz)®®^. 5 Tonsäulen sind V-förmig mit der Spitze gegen die Feuerung zu angeordnet. Reduzierend gebrannte Kugeltöpfe und Krüge, 13. Jhdt. Granzin (Kr. Boizenburg) 5 0 8 . Wie Plau, Säulen aus Töpfen gebildet. "Mitte 13. J h d t . " Dümmer (Kr. Schwerin) 5 0 8 . Der Boden des Brennraumes ist in der Mitte erhöht, an den Seiten grabenartig vertieft. Im älteren Bauzustand nur eine Säule, im jüngeren fünf. Reduzierend gebrannte Ware "Mitte 14. J h d t . " Boberg b. Hamburg 5 0 9 . Reduzierend gebrannte Kugeltöpfe, Dreifußtöpfe, Kannen u. a . , 14. /15. Jhdt.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

A 6. Einteiliger Ofen ohne Feuergitter (Taf. ld) D e r Ofen hat die gleiche Gestalt wie der einteilige Ofen mit Feuergitter. G. RASCHKE vermutete, daß der Ofen von Oppeln (Nr. 2) nach d e m P r i n z i p e i n e s Backofens erhitzt wurde und anschließend die Wärme an die dann hineingestellten Gefäße wieder abgab. Mit d i e s e r Methode dürfte allerdings kaum die notwendige Hitze erreicht werden können. Vielmehr wird man - s o wie BRUIJN e s auch f ü r den m i t einer abgesonderten Feuerung ausgestatteten Zungenofen a n n i m m t 5 1 0 , das Feuerungsmaterial unmittelbar u m die Gefäße geschichtet haben. Während die b i s her genannten Ofentypen ein kräftiges Nachheizen während d e s B e t r i e b e s gestatten, i s t d i e s e r Ofentyp dafür offenbar ungeeignet. Paffrath (Rhein. Berg. Kreis) 5 1 1 . Die Öfen 2, 3, 4 unterscheiden sich von Ofen 1 nur durch das Fällen einer Feuerbrücke. Sie sind auch gleichzeitig mit ihm. Reduzierend gebrannte "blaugraue Kugeltöpfe" und oxydierend gebrannte glasierte Ware. Ca. 11.-13. Jhdt. Oppeln / Oberschlesien 5 1 2. Aus Ziegeln gemauerte Kuppel. Hartgebrannte Ware. Ca. 14. Jhdt.

1. 2.

A 7. Reihenöfen v e r s c h i e d e n e r Konstruktion Eine Übergangsform z u m stehenden Ofen stellen zwei von JOPE abgebildete 504 505 506 507 508 509 510 511 512

F. OELMANN, Siegburg. Fundbericht. Bonner Jahrb. 132, 1927, 297 f. m. Abb. LUNG, Paffrath, 1955/1956 (Anm. 492) m. Abb. ENGEL, Dümmer und Granzin, 1951 (Anm.491), 79. A. HOLLNAGEL, Ein mittelalterlicher Töpferofen von Hau, Kr. Lübz. Bodendenkmalpflege in Mecklenburg, Jahrbuch 1956, 152-159 m. Abb. ENGEL, Dümmer und Granzin, 1951 (= Anm.491) m. Abb. V. KELLERMANN, Die mittelalterliche Töpferei an der Boberger Furt. Hammaburg 2 1950/51, 37-42 m. Abb. VgL dazu W. KAUSCH, Die mittelalterliche Keramik von Boberg. Hammaburg 5, 1957, 85-94. BRUIJN, Brunssum, 1959 (Anm. 496), 179. LUNG, Paffrath, 1955/1956 (Anm. 492) m. Abb. G. RASCHKE, Der mittelalterliche Töpferofen vor. Oppeln. Oppelner Heimatkalender 1932, 35-38, m. Abb.

170

Materialien

Beispiele dar, bei denen der erhöht liegende Brennraum grabenartig von Heizkanälen umgeben wird. Die Heizkanäle sind mit Tonwülsten überbrückt. 1. 2.

Potterspury, Northamptonshire. 14. Jhdt. Cheam, Surrey, 15. Jhdt. 5 1 3 .

B. S t e h e n d e r

Ofen

Die Meinung von W. LXJNG, das Mittelalter habe nur liegende Öfen gekannt® 14 , hat sich als I r r t u m erwiesen. Doch ist der stehende Ofen, bei dem d e r Brennraum auf einem Rost sich oberhalb der Feuerung befindet, e r s t sehr selten bekannt geworden515. 1. 2.

3.

Seligenstadt a.Main 51 ®. Ovaler Brennraum mit Rost über einem Feuerungsraum mit gerundetem Boden. Nachgeahmte Pingsdorfer Ware. 11./12. Jhdt. Exeter / England5 . Der etwa kreisrunde Brennraum ist erheblich größer-als der unter ihm liegende Feuerungsraum. Seine Ränder sind durch schräg liegende Kanäle mit der Feuerung verbunden. Harte, oxydierend gebrannte Ware und zwei glasierte Scherben. 14. Jhdt. oder etwas später. Witznitz (Kr. Borna) 518 . Die Deutung des Befundes als stehender Ofen ist nach der Beschreibung wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Ca. 12. Jhdt.

C . S t e i l e r O f e n o h n e a b g e t e i l t e F e u e r u n g (Taf. l e , f ) STOLL deutet den Befund in Weimar, Wagnergasse als stehenden Ofen 5 1 9. Anhaltspunkte f ü r einen Rost sind aber nicht vorhanden. Es ist nun aber nicht s e h r wahrscheinlich, daß ein stabiler Einbau keine Spuren hinterlassen hätte. Möglicherweise war gar kein Rost vorhanden. Bei dem Ofenrest von Bad Rappenau kann die Feuerung nicht in dem südlichen, als "Schürloch" bezeichneten Teil gelegen haben. Die Verziegelungsspuren d e r Wände sind dort s e h r viel schwächer als i m Brennraum. Das Feuerungsmaterial muß i m Brennraum gebrannt haben. Ein Nachheizen durch die enge Tunnelöffnung wird kaum möglich gewesen sein, da gleich dahinter der Boden stark anstieg. E s ist also wie bei dem einteiligen Ofentyp ohne Feuergitter A 5 zu fragen, ob der Brand ohne Nachfeuern erfolgte und ob die Feuerlöcher nur zur Regelung des Zuges und zur Entnahme der Asche dienten. Eine zweite F r a g e ist, wie die Gefäße und das Brennmaterial in dem steilen Raum gestapelt waren, ohne b e i m Niederbrennen durcheinander zu stürzen. E r s t weitere Fundbeobachtungen k ä m e n zeigen, ob es fiich. tatsächlich u m einen besonderen Ofentyp handelt. 513 514 515 516 517 518

JOPE, A History, 1957 (Anm. 491). 296 f. IXJNG, Kölner Raum, 1959 (Anm. 491), 56. HERKNBRODT und THÜLEN bezeichnen einen Ofen von Witterschlick als stehenden Ofen. Der Befund läßt aber wohl keinem ganz sicheren Schluß zu. Bonner Jahrb. 159, 1959, 455 f. K. NAHRGANG, Ein Töpferofen mit Pingsdorfer Keramik in Seligenstadt. In: Stadt- und Landkreis Offenbach a. M. Studien und Forschungen H. 3, 1957, 73-77, m. Abb. A. FOX und G. C. DUNNING, A medieval pottery kiln in Exeter. The Antiquaries Journal 37, 1957, 43-53 (m. Abb.). (Literaturhinweis von Herrn Professor PAULSEN/Stuttgart). R.WEBER, Ein frühdeutscher Töpfer-Brennofen von Witznitz, Amtsh. Borna. Die Fund pflege 5, H. 3, 1937, S. 10. (= Beilage in: Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde 12, 1937, 250). Zur Datierung der Keramik vgl. J. KRETZSCHMAR, Frühdeutsche Tonware des 10.-12. Jahrhunderts n. Z. im nordwestlichen Sachsen. Sachsens Vorzeit 5, 1941, 100, Abb. 2. Datierung ins 12. Jhdt.: 104.

V. Grabfunde 1. 1. 2.

171

Weimar, Wagnergasse^lS. steiler in den anstehenden Boden eingeschnittener Brennraum, horizontaler Feuerungstunnel. Bad Rappenau (Krs. Sinsheim) s. oben IV, 3. V. Grabfunde

Daß Reihengräber mit Beigabenausstattung in nachmerowingischer Zeit vorkommen, ist nicht nur in den erst spät von der kirchlichen Organisation erfaßten Gebieten der Oberpfalz bezeugt, sondern auch am Niederrhein mit Wahrscheinlichkeit festgestellt worden 52 ". In Frankreich ist der Brauch, bei der Bestattung Gefäße beizugeben, von COCHET von karolingischer Zeit bis in das 17. Jhdt. verfolgt w o r d e n " 1 . Doch ist dieser späte Beigabenbrauch, bei dem Holzkohle, Weihrauch und Weihwasser in den Gefäßen beigegeben wurden, nicht mit dem merowingerzeitlichen Bestattungsbrauch gleichzusetzen. Ein weiteres Beispiel für Gefäßbeigaben in später Zeit stellen Grabfunde des 13. /14. Jhdt. auf dem Friedhof des Domes von Roskilde dar^22_ Bei den hier zusammengestellten südwestdeutschen Funden handelt es sich offenbar ebenso wie bei den oberpfälzischen und niederrheinischen Beispielen um späte Ausläufer der merowingerzeitlichen Reihengräber in karolingischer Zeit. Wohl nachkarolingisch ist der Topf aus Tübingen (5). Leider liegt in keinem Falle eine ausreichend genaue Beobachtung der Fundumstände vor. Der Sinn der vorliegenden Zusammenstellung liegt in erster Linie darin, die Aufmerksamkeit stärker auf diese Fundgruppe zu lenken. • 1. A l t l u ß h e i m

(Kr. Mannheim)

Unpubliziert, Fundunterlagen verloren. Das Reihengräberfeld von Altlußheim enthält Funde des 6. und 7. Jhdt. Das Grab, aus dem der Topf stammt - es fand sich eine Notiz "Skelett mit Topf und Eisen messer" und die Bezeichnung: 1. E. 35 - ist offenbar ein später Ausläufer des Gräberfeldes. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware (Taf. 12/2) Topf mit ausladendem, innen leicht gekehltem Lippenrand. Der Scherben ist 519 520

521

522

STOLL, Töpfereifunde, 1961 (Anm.491), 306. R. STAMPFUSS, Der spätfränkische Sippenfriedhof von Walsum. Leipzig 1939, 57 vermutet, daß die Belegung des Friedhofs um 775 aufhörte, läßt aber offen, ob sie in das 9. Jhdt. reichte. A. STEEGER, Der fränkische Friedhof in Rill bei Xanten, Bonner Jb. 148, 1948, 249-298, -267 Anm. 1 und 277 hält eine Belegung des Friedhofs von Rill noch im 9. Jhdt. für möglich. Ein -wohl zu Recht als karolingisch bezeichneter Topf wurde aus einem sonst beigabenlosen Gräberfeld in Walberberg, Ldkr. Bonn geborgen. KERSTEN, Fundb. Bonner Jb. 142, 1937, 252 m. Abb. 27 - H. STOLL, Die fränkische Besiedlung der südlichen Kölner Bucht. Rheinische Vorzeit in Wort und Bild 2, 1939, 22, Nr. 12. Vgl. femer A. STROH, Die Reihengräber der karolingisch-ottcnischen Zeit in der Oberpfalz. Material hefte zur Bayerischen Vorgeschichte H. 4, Kallmünz 1954. - K.NASS, Karolingische Reihengräberfelder aus Hessen. Germania 22, 1938, 41-50. Allgemein: P. REINECKE, Zur Frage "Reihengräber und Friedhöfe der Kirchen". Germania 14, 1930, 175-177. COCHET, Sépultures gauloises, romaines, franques et normandes. Paris 1857, 351 ff. DERVIEU, La poterie au moyen âge. Bulletin Monumental 73, 1909. - E. SALIN, Les tombes gallo-romaines et mérovingiennes de la basilique de Saint-Denis. Paris 1958, 63 undders., La civilisation mérovingienne, Bd. II, Paris 1952, 209 ff. SALIN bringt die Grabfunde überzeugend in Verbindung mit den in einer liturgischen Abhandlung des 13. Jhdt. überlieferten Gebräudien (Migne PL. t. 202, Sp. 163 f. ) . J. B. LÖFFLER, Eil kirkegaard fra den aeldre middelalder. Aarb^ger for nordisk oldkyndigh og historié 2. raekke 12, 1897, 235 ff.

172

Materialien

nur mäßig hart gebrannt, enthält recht groben Sand und hat einen tonigen, porösen Bruch. Die Farbe ist ockrig - weißlich mit hellgrauem Kern. Der Oberteil ist durch spiralige Furchen riefenartig gegliedert. Während die Böden der oberrheinischen Ware gewöhnlich von der Scheibe abgedreht sind, ist dieser abgehoben. H. 10, 3 cm; Randdm. 11, 4 cm; Bauchdm. 12, 9 cm; Bodendm. 7, 5 cm, Mannheim, Reiss-Mus.

• 2. G r i ß h e i m (Kr. Müllheim) Fundbericht: Bad. Fundber. 19, 1951, 215. F. GARSCHA, Katalog der Reihengräberfunde in Südbaden, in Vorbereitung. Taf. 48,15 Bei der Zerstörung eines Grabes (vermutlich Plattengrab) wurde 1951 ein fast unbeschädigter Topf gefunden, der mit Wahrscheinlichkeit als Beigabe anzusehen ist. Genaue Beobachtungen liegen nicht vor. Gewülstete Ware. Einfach nachgedrehte Ware (Taf. 20/2) Topf mit ausladendem verdicktem Rand, mäßig hart gebrannter, grobgema gerter schwarzbrauner Scherben, genau entsprechend Merdingen (VI, 4) Ware 4. H. 12 cm; Randdm. 13,1 cm; Bauchdm. 17 cm; Bodendm. 10, 5 cm. Freiburg, Staatl. Amt f ü r Ur- und Frühgesch. Inv. Mü. 51/14.

• 3. H u g s t e t t e n (Kr. Freiburg) Fundbericht: Bad. Fundber. 20, 1956, 254 m. Abb. 14. F. GARSCHA, Katalog der Reihengräberfunde in Südbaden, in Vorbereitung. Anläßlich der Bergung von alemannischen Reihengräbern wurde 1952 ein fast unversehrtes großes Gefäß mit Deckel gefunden, das sich offensichtlich nicht in di rektem Zusammenhang mit einem Grab befand. Wegen seines Erhaltungszustandes kann das große Gefäß aber nur absichtlich in der Erde deponiert worden sein. Da Siedlungsreste nicht beobachtet wurden, ist die Annahme am wahrscheinlichsten, daß das Gefäß in Verbindung mit irgendeinem Grabbrauch verwendet wurde. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware (Taf. 15/14) Bauchiger Krug mit knolligem, kantig zugespitztem Randprofil. Der Scherben ist mäßig hart bis hart gebrannt, enthält ziemlich groben Magerungszusatz und ist hellrot. Die Oberfläche ist stark verwittert. Die obere Wandung ist verziert mit 3 Gurtbändem von je 6-7 Rillen. Der Deckel ist zugehörig. H. 24 cm; Randdm. 14 cm; Bauchdm. 26, 2 cm; Bodendm. 13 cm. Freiburg, Staatl. Amt f. Ur- und Frühgeschichte. Inv. F r . 52/27.

VI. Siedlungsfunde 1.

• 4. K a r l s r u h e

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- Knielingen

Fundbericht: Bad. Fundber. 14, 1938, 31 (und mündl. Angaben F. GARSCHA). Bei einer Notbergung von 7 sonst beigabenlosen Gräbern im Gebiet der Rheinland Kaserne wurden Scherben eines Topfes gefunden, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch das Planiergerät von einem der Skelette ein Stück entfernt Warden waren. Da die Humusschicht an der Fundstelle nur dünn war, ist es unwahrscheinlich, daß es sich bei dem Gefäß um einen Siedlungsfund handelt. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware. Gelbe oberrheinische Ware (Taf. 14/9) Mehrere RS, WS und 1 BS eines Topfes mit verdicktem kantigem Rand, mit blaßgelbem hartgebranntem feinsandigem Scherben, der sich an der Oberfläche kreidig anfühlt. Verzierung durch 5 Reihen eines doppelzeiligen Quadrat-Rollstempels. Bei den beiden oberen Reihen hat sich nur je eine Zeile abgedruckt. Randdm. ca. 15 cm. Karlsruhe, LM, ohne Inv. -Nr. (in Gips wohl zu hoch ergänzt).

• 5. T ü b i n g e n Fundbericht: Fundber. aus Schwaben 22-24, 1914-16, 42. 1914 wurden am alten Weg von Derendingen nach Lustnau Skelette angeschnitten und dabei Scherben eines Topfes gefunden. Der Befund wurde als Kriegerfriedhof einer Schlacht von 1161 gedeutet. Der Topf ist zweifellos erheblich älter. Ob er als Beigabe zu bezeichnen ist oder sich zufällig bei den Skeletten befand, ist nicht zu entscheiden. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware. Gelbe oberrheinische Ware (Taf. 16/18) Topf mit gratigem Rand und stark geriefter Wandung, mit viel Gips nach ausreichenden Anhaltspunkten ergänzt. Der gelbe Scherben hat einen schiefrigen Bruch, ist aber anscheinend nur mäßig hart gebrannt. H. 12, 5 cm; Bauchdm. 18, 5 cm; Bodendm. 12 cm (nach Ergänzung). Stuttgart, Württ. LM., Inv. A 850.

• 6. W o l l m e s h e i m (Kr. Landau)

VI. A u s g e w ä h l t e •

Siedlungsfunde

1. S t r a ß b u r g i. E . , f r ü h - u n d hochmittelalterliche Siedlungsfunde Denkmäler der Elsässischen Altertums-Sammlung zu Straßburg i. Eis. Bd. 1, R. HENNING, Von der neolithischen bis zur karolingischen Zeit. Straßburg 1912. Bd. 2, J . FICKER, Christliche Zeit. Straßburg 1907. R. FORRER, Strasbourg-Argentorate. 2 Bde. Straßburg 1927. • S i e h e N a c h t r a g S. 214.

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Materialien

W. HÜBENER, Absatzgebiete frühgeschichtlicher Töpfereien in der Zone nördlich der Alpen. Habil. -Sehr. Freiburg 1962, Manuskript. Eine systematische Durcharbeitung der reichen Bestände an früher Keramik in den beiden Straßburger Museen - Musée Archéologique und Misée de l'oeuvre Notre Dame - war innerhalb des für die Materialaufnahme zur Verfügung stehenden Zeitraumes nicht möglich. Im folgenden soll mit wenigen Beispielen ein Überblick über die frühen Keramikgruppen an diesem wohl wichtigsten oberrheinischen Fundplatz gegeben werden. A.

Warengruppen

Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware Geltejiber^eimsche Drehscheibenware Der weitaus überwiegende Teil der Straßburger Keramikfunde karolingischer bis salischer Zeit besteht aus feingedrehtem, quarzgemagertem Geschirr, von dem der größere Teil mit breiten Riefen und Rollstempelbändern verziert ist. Gelegentlich tritt auch Verzierung durch frei gezogene Wellenlinien auf. Eine Gliederung der mannigfachen Varianten ist nach dem Aussehen des Bruches vorgenommen. Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, feintonige Art Der Scherben ist hartgebrannt, "badorfartig" und härter und enthält eine geringe bis mäßige feinkörnige Quarzmagerung. Der Bruch hat ein pulvriges Aussehen, er enthält feine Klüfte. Die Oberfläche ist kreidig-glatt oder kreidig-feingerauht. Die Farbe ist durchgehend gelb, z. T. mit dunklerer Oberfläche. 1.-4.

Gerbergraben - Ecke Neue Straße (Rue du Fossêe - Rue du 22 Novembre) Wohngrube, 1912 (Inventar. Vgl. PORRER 1927 n. 759, Anm-2).

Aus Scherben zusammengesetzt wurden mehrere Gefäße mit Bauchknick, zwei weitmündige, einhenklige Kannen und ein hoher Topf. Diese sowie weitere Scherben gehören der feintönigen Art der gelben oberrheinischen Ware an. Sie haben eine geriefte Wandung und sind im Oberteil mit spiralig umlaufenden Rollstempelbändern mit verschiedenartigem Schräggittermuster verziert. Die scharf umgelegten, verdickten Ränder sind auf der Oberseite rund, an der Seite kantig zugespitzt. 1. 2. 3. 4. 5.

Heiler Topf. H. 20 cm. Inv. 27289 (HÜBENER, Taf. 49, 2) Taf. 13/4. Kanne mit seitlichem'Bandhenkel. H. 20 cm; Inv. 27290 (HÜBENER, Taf. 50,3) Taf. 13/3. Kanne mit rückwärtigem Bandhenkel. H. 19 cm (HÜBENER, Taf. 50,4). RS mit Bandhenkel, Randdm. ca. 13, 5 cm. Inv. 27291. Taf. 14/11, Mus. Arch. Münstergasse 2 (Rue du Dôme). Scherben aus einem Brunnen außerhalb der römischen Stadtmauer (PORRER 1927 I, S.83, Taf. EX (S.77) und Taf. XI (S.79), vgl. H, 407).

Eine weitmündige Kanne wurde zusammengesetzt und ergänzt (der Henkel ergänzt). Die Wandung ist schwach gerieft, unterhalb der Tülle verläuft eine gratige Leiste, darunter ein spiralig umlaufendes Rollstempelband mit einem unregelmäßigen wolfszahnähnlichen Muster. H. 20,7 cm. Inv. 5194a, Mus. Arch. Taf. 13/2. Gelbe oberrheinische Drehscheit enware, schiefrige Art Die nicht sehr zahlreich vertretene Gruppe ist durch die schiefrige, feingeklüftete Struktur des hartgebrannten Tones, in den mittelgrobe Quarzmagerung einge-

VI. Siedlungsfunde 1.

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bettet ist, gekennzeichnet. Die Körnung tritt auf der Oberfläche hervor, die F a r be ist meist gelb, oft mit grauem Kern. 6.

Schloßgasse (Rue du Château) Das durch Absprünge und Ausbrechen des Randes leicht beschädigte Gefäß ist zu drei Vierteln mit -weichem Kalk gefüllt. Von FORKER wird es als karolingischer "Sturmtopf" angesprochen (PORRER 1927, Abb. 118, S. 210und S. 213, Anm. 2, vgl. auch S. 233).

Der Topf hat einen Bauchknick. Die obere Wandung ist kräftig gerieft, der verdickte Rand mit gerundeten Ecken ist umgelegt. H. 16 cm; Randdm. 13, 7 cm; Bodendm. 8, 59 cm. Inv. 22762 Oeuvre ND. Taf. 13/5. 7.

Neue Straße 32 {Rue du 22 Novembre). Neubau Dem. PORRER n, 759 A2. H. ARBMAN, Schweden und das karolmgische Reich. Stockholm 1937, 100, Anm. 4. W. HÜ BENER, Die Keramik von Haithabu. Neumünster 1958, 116.

Scherben vom Oberteil einer Doppelhenkelkanne mit .Reliefbandverzierung (Relief band-Amphora), mit Gips ergänzt. Der orangefarbene, an der Oberfläche kräftig gekörnte Ton gehört offenbar der schiefrigen Art an (Bruch nicht sichtbar). Der unverdickte ausladende Rand ist zugespitzt. Die rechteckig profilierten aufgelegten Leisten tragen Verzierung durch Radkreuzstempel. Randdm. ca. 11 cm; Bauchdm. 23 cm; Inv. 22780. Oeuvre ND. Taf. 13/1. Gelbe oberrheinische Drehscheibeirware, feinsandige Art Der pingsdorfartig hartgebrannte Scherben hat einen rauhen Bruch von sandigem Aussehen. Die Oberfläche fühlt sich rauh an. Die Farbe ist gelb, gelegentlich dunkler, es kommen auch graue Scherben vor. 8.

Spießgasse 25 (Rue des Hallebardes), 1951 gefunden. Vollständig erhaltener Topf mit steilem, kantigem, gefurchtem Rand, blaßgelb. H. 13,2 cm; Randdm. 11 cm. Inv. LVIII-60. Oeuvre ND. Taf. 17/9.

Orangefarbene Straßburger Drehscheibenware, rauhtonig Der hartgebrannte Scherben hat je nach der Stärke der Sandbeimengung ein pulvriges oder sandiges Aussehen. Starke Sandmagerung ist nicht selten. Die Oberfläche ist kreidig oder sandig-gerauht. Die Farbe ist stets orange mit Variationen nach gelb oder bräunlich. Die Gruppe besteht aus stark gebauchten Töpfen mit Halskehle und ausladendem Lippenrand und aus Kannen, die mit schmalen Rollstempelbändern im Muster des "laufenden Hundes" oder kleiner Rechtecke verziert sind. Die Gefäße haben durchweg keinen festen Standboden, sondern meist schwach gewölbten Linsenboden. Durch den Fund von Töpfereiabfall gruben ist die Herstellung mindestens eines Teiles dieser Gruppe in Straßburg gesichert (IV, 2). Einige Stücke tragen weiße und rotweiße Bemalung (vgl. 10). 9.

Neue Straße 10 (Rue du 22 Novembre) Doppelhenkelkanne mit langer Tülle, der größere Teil in Scherben erhalten. Der kantig vorkragende Rand ist innen leicht gekehlt, der Hals ist gerillt und die Wandung mit schmalem Rollstempelband im Muster des "laufenden Hundes" spiralig umzogen. H. 24 cm. Inv. 12516 Mus. Arch. Taf. 17/5. 10. Gewerbslauben 47/49 (Rue des Grandes-Arcades) Nach FORRER 1927 I, Abb. 56, S. 142. Ein Randstück von einer Kanne der gleichen Art trägt auf der Oberkante des Randes rotweiße Bemalung. 11. ohne PO. Einhenklige Kanne, Tülle und Henkel abgebrochen, Rand teilweise ergänzt. Der vorkragende, gerundete, oben waagerechte Rand ist innen gekehlt. Der Hals ist gefurcht, die Wandung rollstempelverziert mit "laufendem Hund". H. 12, 6 cm. Ohne Inv. Oeuvre ND. Taf. 17/3.

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Materialien

12. Große Spitzengasse 12 (Rue des Dentelles), 1904. Topf mit über einer Halskehle ausladendem, leicht verdicktem, kantig zugespitztem Rand, leicht beschädigt. H. 18 cm. Inv. 10810. Oeuvre ND. Tai. 17/6. 13. Hochstraße (Rue des Francs Bourgeois) Topf mit über einer Halskehle ausladendem, kantig zugespitztem Lippenrand. Mit Gips etwas ergänzt. H. 15, 5 cm; Randdm. 12,6 cm. Inv. 31795. Oeuvre ND. Tai. 17/7. 14. ohne PO. Topf mit ausladendem kantig zugespitztem Lippenrand. An der Wandung starke Abplatzungen. H. 10,4 cm; Randdm. 10,1 cm; Bodendm. 9, 2 cm. Ohne Inv. Oeuvre ND. Taf. 17/8.

Die Typen der Töpfe und Kannen aus den Töpfereiabfallgruben vom Pariserstaden (IV, 2) entsprechen den hier zusammengestellten Gefäßen völlig. Rotbemalte Elsässer Ware Die mit roter Engobemalerei verzierte Ware ist nach der Beschaffenheit des Scherbens eindeutig von Pingsdorfer Ware zu unterscheiden. Da die Dekorations motive: Girlanden, Bogenfries, Metopenmuster, palmettenartige Kringel usw. bei der Pingsdorfe r Keramik nicht vorkommen, ist diese Ware auch nicht als Nachahmung der Pingsdorfer Ware zu verstehen. E s lassen sich deutlich zwei Arten der rotbemalten Ware unterscheiden: Rotbemalte Elsässer Ware, geglättete, feintonige Art Der hartgebrannte Scherben besitzt einen sehr feintonigen Bruch, in dem nur wenige Quarzkörner und rote Gesteinsteilchen sichtbar werden. Die Oberfläche ist außen sehr sorgfältig geglättet und mit rotbrauner Engobe bemalt, innen zeigt sie ganz feine Drehrillen. In der Regel scheinen die Scherben zu kleinen bis mit telgroßen Gefäßen zu gehören. Sie sind bisher nur selten gefunden worden, hauptsächlich in dem Graben in der Kalbsgasse (s.unten). Rotbemalte Elsässer Ware, feinsandige Art Der Scherben entspricht etwa der feinsandigen Art der gelben oberrheinischen Ware, gelegentlich ist die Sandbeimengung schwächer und die Oberfläche kreidig. Der Scherben hat oft eine blaß-rosa Tönung. Die Bemalung ist bräunlich oder karminrot, oft stark abgewaschen. Die meisten Scherben scheinen zu ein- und zweihenkligen Kannen zu gehören. 15. Straßburg Oberteil einer weitmiindigen Kanne, mit gratigem Rand und breitem, rückwärtigem Band henkel. Unterhalb der Tülle läuft eine gratige Leiste um. Die stark abgewaschene karminrote Bemalung zeigt Bögen und senkrechte Striche. Randdm. 11,7 cm. Inv. 51, 94. Mus. Arch. Taf. 18/3. Ein Randstück einer völlig entsprechenden Kanne wurde zusammen mit anderen Scherben am Neuen Markt gefunden (PORRER 1927 I, Abb. 59, S. 145). 16. Neue Straße - Siebenmanrusgasse (Rue du 22 Novembre - Rue des Sept-Hommes) 1912, mittelalterliche Senkgrube. (PORRER Strasbourg 1927, II, 759 Anm. 2). Bauchige Doppelhenkelkanne, aus Scherben zusammengesetzt, Bandhenkel abgebrochen. Unter dem steilen gratigen Rand ist eine schräge Halszone sdrwach abgesetzt. Die Wandung ist schwach gerieft. Der Boden ist leicht linsenförmig gewölbt. Die Bemalung mit konzentrischen großen Bogenstrichen ist sehr verblaßt. H. 18, 5 cm; Randdm. 10,6 cm; Inv. 12442 Oeuvre ND. Taf. 1 8 / 1 .

Gewülstete Ware Die handgemachte Ware spielt unter den Straßburger Funden nur eine sehr ge-

VI. Siedlungsfunde 1.

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ringe Rolle. Ähnliche Verhältnisse bieten die Siedlungsfunde im Neckarmündungsgebiet (VI, 2), während gewöhnlich die handgemachte Ware in den Siedlungen 2x1 dominieren pflegt. Sehr bemerkenswert ist aber der Fund eines handgemachten Kugeltopfes. 17. Neue Straße (Rue du 22.Nov.) Neubau Ebstein, 1912. Kleiner Kugeltopf,leicht beschädigt. Der feinsandige schwarzbraune Scherben ist mäßig hart gebrannt. Der Topf ist gewülstet, der steile Rand ist nachgedreht mit leichter Abkantung der Mündung, die Oberfläche ist teilweise glatt. H. 12,4 cm; Randdm. 9,4 cm. Inv. 12366. Taf. 27/8.

B.

Fundvergesellschaftung

Einen möglichen zeitlichen Anhaltspunkt für die Datierung der Gruppen 1 -3 und 5-6 erteilten wir durch eine Reihe von Scherben, die zusammen mit Metall Sachen in der Kalbsgasse gefunden wurden. Straßburg, Kalbsgasse (Rue des Veaux) Taf. 12/5 Beim Aushub für einen Kanalisationsgraben in der Kalbsgasse wurden in 3 -4 m H e f e zahlreiche Keramik- und Metallfunde geborgen. Sie befanden sich in der schlammigen Einfüllung des vor der römischen Stadtmauer verlaufenden Grabens. Genaue stratigraphische Beobachtungen liegen nicht vor, deswegen können die Metallsachen nur mit großem Vorbehalt zur Datierung der Keramik herangezogen werden. Da indessen sowohl die Metall Sachen, soweit sie datierbar sind, im wesentlichen zeitgleich zu sein scheinen, als auch die Keramik einen recht einheitlichen Eindruck macht, ist die Annahme nicht ganz unwahrscheinlich, daß die Funde zeitlich einander nahestehen. Unter den Waffen ist die Spatha (HENNING 1912, Taf. LXIV, 18, FORRER 1927, I, Abb. 157 A, S. 233) als zum Typ Petersen H gehörig bestimmt worden und demnach in das mittlere 9. oder spätestens die erste Hälfte des 10. Jhdt. zu datieren 5 2 3 . Der schwere Sax und die Messer (HENNING 1912, Taf IXIV, 11-15,17; FORRER 1927, I, Abb. 157 B-G, S. 233) lassen sich weniger genau bestimmen, doch spricht nichts gegen eine Datierung in karolingische Zeit 5 2 ^. Die abgebildeten Sporen sind frühestens vom Ende des 7. Jhdt. und wohl nicht später als das 9. Jhdt. 5 2 5 . Für die Fibel mit Christuskopf (FICKER 1907, Taf. II, 6, 523 524

525

FORRER 1927 I, 230. H. ARBMAN, Schweden und das karolingische Reich, Stockholm 1937, 222 Anm. 4. J.PETERSEN, De norske Vikingesverd, Oslo 1919, 89-101. Karolingische Messer bei: M.HUNDT, Das karolingische Reihengräberfeld von Feikendorf Kleetzhöfe im Landkreis Kolmbach. In der Reihe: Die Plassenburg, 6, 1953, 52 ff. Zum Sax vgl. K. DINKLAGE, Studien zur Frühgeschichte des deutschen Südostens. Südostforschungen 5, 1940, 166 f. und Taf. in. Soweit die Abbildungen einen Vergleich zulassen, scheint das Sporenpaar von Haidenegg bei Hundersingen (W. VEECK, Die Alamaimen in Württemberg, Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Bd. 1, Berlin und Leipzig 1931, - Taf. 67 B 4), datierbar in das ausgehende 7.und frühe 8. Jhdt., einen Anhalt zu geben. Vgl. H. ZEISS, Spätmerowingischfrühkarolingische Schildbuckel von Zuckerhutform. Reinecke-Festschrift, Mainz 1950, 176, f e m e r H. BOTT, Frühkarolingischer Sporenfund von Westendorf, Ldkr. Kaufbeuren. Bayer. Vorgesch. -bl. 18/19, 1951, 59-83. Ein Sporn dieses Typs auch bei G. RASCHKE, Frühgeschichtliche Bodenurkunden im Regnitzraum. Jahrbuch für fränkische Landesforschung 19, 1959, 118, Abb. 3b (PO. Rothenstein). Vergleichbar ist auch noch ein Stück mit kurzer Spitze, von K. HUCKE, Tonware und Siedlung der Slawen in Wagrien. Neumünster 1938, 42 ins 10. Jahrhundert gesetzt. Im Laufe des 9. /10. Jahrhunderts setzt sich allgemein der Sporn mit einer durch eine Stange verlängerten Spitze durch (Literatur bei BERGER, Petersberg, 1963 (Anm.77), 62 f . , außerdem HUCKE, a . a . O . , STROH, Oberpfalz, 1954 (Anm. 520), 9 und Taf. 13 K(Krachen-

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Materialien

FORKER 1927, Abb. 150, S. 232) ist eine Datierung in frühkarolingische Zeit zu rechtfertigen 5 2 6 . Die Fibel mit Drachentöter (FICKER 1907, Taf.H, 3, FORRER 1927, I, Abb. 149, S. 232 und n , Abb. 565, S. 756) dürfte ein älteres Importstück sein. FORRER datiert die Funde zwischen 700 und 1000 und glaubt, daß sie noch von der Eroberung Straßburgs 1002 herrühren könnten (FORRER 1927 I, S. 233). Dieser Ansatz dürfte erheblich zu spät sein, eine Datierung in das späte 8. und 9. Jhdt. wird richtiger sein. Die von HENNING (1912, Taf. LXV) abgebildeten Scherben gehören der gelben oberrheinischen Drehscheibenware, sowohl der feintönigen wie der feinsandigen Art an und der rotbemalten E l s ä s s e r Ware, sowohl der geglätteten feintönigen wie der feinsandigen Art. Die Topfränder zeigen den typischen scharf umgelegten, verdickten Rand mit abgerundeter Oberseite. Die Kannenränder sind verschieden profiliert. Die Scherben der geglätteten feintonigen rotbemalten Ware gehören zu kugeligen Gefäßen mit hochgezogenem Hals. Der Reichtum der Rollstempelmotive ist groß. Außer eingestempelten Wellenlinien findet sich auch eine freihändige Wellenlinie in Verbindung mit einem Rollstempelband. Die Rollstempel bedecken auch den Rand. Häufig sind sie auf der Wandung mit Riefen verbunden. ^ 2. N e c k a r m ü n d u n g s g e b i e t .Früh- und hochmittelalterliche Siedlungsfunde H. GROFENGIESSER, Karolingische Topfware im unteren Neckarlande. P r ä hist. Ztschr. 24, 1933, 319-20. Ders., Siedlung des 9.-10. Jahrhunderts bei Neckarau. Germania 18, 1934, 288-289. Ders., Die Ausgrabungen in Hermsheim. Mannheimer Geschichtsblätter 35, 1934, Sp. 551-56. Ders., Reichsautobahn und Urgeschichte bei Mannheim. Mannheimer Geschichtsblätter 36, 1935, Sp. 176-196, bes. Sp. 195. D e r s . , Fundbericht: Bad. Fundber. HI, 1933-1936, 176 und 14, 1938, 30; 15, 1939, 32. Heimatatlas der Südwestmark Baden, bearb. von K. GÄRTNER, 2. Aufl., Karlsruhe 1937, Taf. XVI, 46 und 47. A. G r a b u n g e n

1910 - 1938

Die von H. GROFENGIESSER bei seinen Grabungen in den Jahren 1910-1938 gemachten hochbedeutsamen Funde sind durch Zerstörung i m Kriege der F o r schung weitgehend entzogen worden, bevor eine über die knappen Vorberichte hinausgehende Publikation erfolgte. Die Grabungsunterlagen sind völlig vernichtet. Ein Teil der Originalfunde konnte jedoch aus dem Brandschutt des Museums wieder aufgefunden werden. Einige Zeichnungen und Fotos der Keramik haben

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hausen) und H. PREIDEL, Handel und Verkehr in den Sudetenländern während der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. Südostforschungen 5,1940, 433-501). Die Frühdatierung des letzteren Sporentyps bei PREIDEL, 491 (Taf.II, 1-2) beruht auf einer Fehldatierung der im gleichen Grab gefundenen Lanzenspitze (Taf. II, 3), die nicht frühkarolingisch ist, sondern die den spätwiküigerzeitlichen 'typen, z. B. PETERSEN 'fyp M - siehe J.PETERSEN, De norske Vikingesverd, Oslo 1919, 35 m Abb. 25 - zuzuordnen ist. Demnach gehören auch die von PREIDEL a. a. O. erwähnten jüngeren Tongefäße wohl zu jenem Grab. Vgl. K. DINKLAGE, Karolingischer Schmuck aus dem Speyer- und Wormsgau. Pfälzer Heimat NF. 6, 1955, 43, Abb. 4.

VI. Siedhxigsfunde 2.

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sich ebenfalls an anderer Stelle erhalten. Die Ordnungsarbeiten sind jedoch noch nicht abgeschlossen, daher ist die Auswertung der geretteten Bestände noch nicht möglich. Im folgenden sollen nur einige Beispiele der in der Literatur häufig zitierten Keramikfunde ^ 27 behandelt werden. Daß dieser Fundgruppe innerhalb der oberrheinischen Keramik eine ganz besondere Wichtigkeit zukommt, geht nicht nur aus dem Vorkommen von importierter Keramik aus Mayener, T r i e r e r , Badorf Pingsdorf e r Töpfereien hervor. Auch das gemeinsame Auftreten von Drehscheibenware und gewülsteter Ware in diesen Siedlungen ist beachtenswert. Befriedigende Ergebnisse werden allerdings e r s t durch stratigraphische Beobachtungen bei neu unternommenen Grabungen möglich sein. Die dem römischen Ladenburg geltende Ausgrabung 1960 (vgl. unten) erbrachte in dieser Hinsicht noch keine wesentlichen Resultate. Die Funde stammen aus folgenden Grabungen H. GROPENGIESSERS: a) Edingen (Mannheim). Grabung 1935. Untere Neugasse. b) Ladenburg (Mannheim). Grabungen 1911-1912 in der Galluskirche, in der Sebastianskirche, im karolingischen Königshof, Beobachtung von Kanalisationsgräben. Grabung 1926. Grabung 1960 s. unten. c) Mannheim-Neckarau, Wüstung "Hermsheim". Bei einer umfangreichen Grabung 1933/1934 und Notuntersuchungen 1937/1938 wurden Teile einer Siedlung mit Haus platzen, Abfallgruben, Brunnen usw. freigelegt. Das Fundmaterial bestand u. a. aus 50 Kisten Scherben. Zu erwähnen sind ferner ein Buntmetallbeschlag und kleine rechteckige Knochenplättchen mit Ritzverzierung in geometrischen Mustern. d) Mannheim-Seckenheim, Gewann Hochstätt. Grabung 1910.

Merowingische, reduzierend gebrannte, geglättete Drehscheibenware Wüstung "Hermsheim". Scherben einer Schüssel mit Stempeldekor. Q ^ d i e r e ^ j j e b r a n n t e j^tere_Drehs cheibaiware^

G ö t e j a b e r ^ e i n i s d i e ^ Drdisdieibaiwar e Entsprechend den Beobachtungen in Eßlingen (II, 1) und Straßburg (VI, 1) unterscheiden wir mehrere Arten: Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, feintonige Art Der hartgebrannte Scherben enthält eine geringe bis mäßige feinkörnige Quarzmagerung und hat einen pulvrig-feinen, dichtliegenden Bruch. Die Oberfläche ist kreidig-glatt oder schwach gerauht, der Scherben ist in der Regel durchgehend gelb. 1. 2. 3.

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ohne PO. Bezeichnet: Grube I. Topf aus Scherben ergänzt, die untersten 2 cm rekonstruiert. Umgelegter kantiger, auf der Oberseite gerundeter Rand, Wandung gerieft. Randdm. 13,2 - 14,5 cm; Bauchdm. ca. 20 cm. Tai. 12/3, 14/8. Ladenburg 1926. Bruchstack vom Oberteil eines Topfes, mit Gips zum vollständigen Gefäß ergänzt. Steiler Rand, Verzierung durch gratige Leisten und Rollstempel im "römischen Zahlenmuster". Randdm. ca. 11 cm. Taf. 16/17. ohne PO. Scherben, vermutlich vom Oberteil einer Kanne, mit Gips ergänzt. Unter einer gratigen Leiste Rollstempelverzierung im Kreuzgittermuster. Randdm. ca. 12 cm. Taf. 15/16. Zuletzt O. STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm. 6), 134 Anm. 83.

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Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, schiefrige Art Der hartgebrannte Scherben hat im Bruch eine schiefrige, feingeklüftete Struktur, die Magerungskörner treten kräftig auf der Oberfläche hervor. Die F a r b e ist gelb, oft mit grauem Kern. Die Zugehörigkeit von 5. und 6. zu dieser Gruppe ist nicht ganz sicher. 4.

Wüstung "Herrnsheim". Weitmündiger Topf, unvollständig erhalten, mit flachgedrücktem kantigem Rand, stark geriefter Wandung und dickem Boden. H. 11 cm; Randdm. ca. 17 cm; Bauchdm. 17, 4 cm; Bodendm. 8 cm. Tai. 12/1, 14/10. Mannheim-Seckenheim. Topf mit gratigem Rand, aus Scherben zusammengesetzt und ergänzt, verziert durch 4 Reihen Schräggitter - Rollstempel. H. 12,6 cm; Randdm. 13, 8 cm; Bauchdm. 17 cm; Bodendm. 9, 2 cm. Taf. 16/19. Mannheim-Seckenheim. Topf mit gratigem Rand, ergänzt, Mittelteil rekonstruiert. Wandung kräftig gerieft. Randdm. 15,4 cm. Taf. 16/20.

5. 6.

Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, feinsandige Art Der pingsdorfartig hart gebrannte Scherben ist stark mit feinem Sand gemagert. Ein Teil der Hermsheimer Scherben enthalt auch gröberen Sand, so daß die Oberfläche körnig und rauh ist. Die Farbe ist gelb, orange oder grau. 7.

Mannheim-Seckenheim. Topf mit Lippenrand, aus Scherben ergänzt, rollstempelverziert (Schräggittermuster). H. 10, 6 cm; Randdm. 11,6 cm; Bauchdm. 13 cm; Bodendm. 7, 2 cm. Taf. 16/15.

Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, grobsandige Art Der sehr hart gebrannte Scherben ist mit feinerem und gröberem Quarzsand so kräftig gemagert, daß der Bruch rauh und grobsandig erscheint. Die Oberfläche ist sehr kräftig und dicht gekörnt und fühlt sich rauh an. Die Farbe ist blaßgelb bis hellgrau. 8.

Wüstung "Hermsheim". Der Topf mit knolligem, über einem schräg ansteigenden Hals ausladendem Rand, aus Scherben zusammengesetzt. Linsenboden, unterster Teil der Wandung ebenso -wie der Boden geglättet. H. 15,5 cm; Randdm. 11,8 cm; Bauchdm. 18,5 cmj Bodendm. 11 cm. Taf. 17/4.

T r i e r e r Hospitalkeramik Der feingedrehte hartgebrannte Scherben mit feiner Magerung, matter kreidiger Oberfläche und' orange - gelber Farbe entspricht makroskopisch völlig der Hospitalkeramik von T r i e r . O. STAMM lokalisiert die Herstellung einer d e r a r tigen Ware auf Grund von mineralogischen Untersuchungen aber auch im Vorspessart®28. 9.

Wüstung "Herrnsheim". Bruchstücke einer doppelhenkligen Kanne mit knolligem Randprofil, verziert mit zweizeiligem Hochrechteck - Rollstempelmuster. Randdm. ca. 13,5 cm. Taf. 15/15.

Mayener Ware, steinzeugartig hartgebrannt Die Ware entspricht hinsichtlich ihres Scherbens und der Gefäßform völlig den 528

O. STAMM, Frankfurt, 1962 (Alma. 6), 140 (Gruppe 13, TonA).

VI. Siedhngafunde 2.-3.

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"Mayener T ö p f e n " 5 29. Zu erwähnen sind ein mit Gips ergänzter, rekonstruierter Topf aus Ladenburg, 1926, und eine Scherbe aus Edingen. Badorfer Ware Badorfer Ware wird von GROFENGIESSER erwähnt (Prähist. Ztschr. 1933, 319). Möglicherweise handelt es sich um gelbe oberrheinische Drehscheibenware, die gelegentlich mit badorfartigem RechteckrollStempel verziert ist. Echte Pingsdorfer Ware Bei einer Reihe von bemalten Scherben, wohl von Amphoren aus der Wüstung "Hermsheim11, handelt es sich, soweit makroskopisch ein sicheres Urteil möglich ist, um echte Pingsdorfer Ware 5 3 0 . Nachgeahmte Pingsdorfer Ware Der weißliche, sehr viel feinen Sand und Glimmer enthaltende Scherben hat blaßrote Bemalung. Außer anderen Scherben stammt aus der Wüstung "Herrnsheim" ein Gefäß in der typischen Form der Pingsdorf er Amphora. GewüDstete Ware Unter den Funden von Ladenburg und aus der Wüstung "Hermsheim" ist eine größere Anzahl handgemachter, mäßig hart gebrannter Scherben von brauner oder blaugrauer Farbe vertreten. Im Verhältnis zur Drehscheibenware treten diese Funde aber erheblich zurück. Mannheim, Reiss-Mus. ß. E i n z e l f u n d e : H o c k e n h e i m H. GROFENGIESSER, Fundbericht: Bad. Fundber. 15, 1938, 30. GEMBER, Fundbericht: Bad Fundber. 20, 1956, 261 m. Taf. 62 B. GROFENGIESSER las in der Niederungsbucht des alten Rheinlaufs Scherben auf. 1952 wurden aus einer Siedlungsschicht auf der Flur Hochstetten Scherben der gelben oberrheinischen Drehscheibenware geborgen. • 3. L a d e n b u r g a.N. (Kr. Mannheim) D. BAATZ, Lopodunum-Ladenburg a.N. Die Grabungen im Frühjahr 1960. Sonderheft der Bad. Fundber. 1, 1962, 17. Ein Suchschnitt der Lopodunum - Grabung 1960 berührte einige mittelalterliche Gruben, aus denen Scherben entnommen wurden. Die vier untersuchten Verfärbungen enthielten alle je ein bis zwei Wandstücke Pingsdorfer Ware - soweit sich durch makroskopischen Vergleich feststellen ließ - originale Ware mit dem typischen feinen, klassierten MagerungsZuschlag und breit gepinselter Engobemale529 530

Vgl. die Beschreibung bei K. BÖHNER, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. Germanische Denkmäler der Völkerwandenngszeit, Serie B, 1, Berlin 1958, 59. O.STAMM, Frankfurt, 1962 (Anm.6), 151 ff. (Gruppe 16). Vgl. Beschreibung der Pingsdorfer Ware bei K. BÖHNER, Breberen und Doveren, 1950 (Anm.15), 216.

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rei530. Aus dem Befund geht nicht hervor, ob die Einfüllung der Gruben als gleichzeitig oder ü b e r einen längeren Zeitraum ausgedehnt anzunehmen ist. 1 . - 3 . Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware Taf. 15 (Beschreibungen vgl. VI, 2) 1. Gelbe oberrheinische Drehscheibenwäre, feintonige Art 15/1. RS, vorkragender Rand, weiche kreidige Oberfläche. Bez. : 1 , 8 a . 15/2. RS, innen fein gekehlt. In der Magerung farbige Teilchen, Oberfläche matt glänzend. Bez.: 1,9. 2. Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, schiefrige A r t 15/3. RS scharf umgelegt, mit leicht geriefter Wandung, Randdm. ca. 14-15 cm. Bez.: 1,8a. 3. Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, feinsandige A r t 15/4. RS, kantig verdickt mit geriefter Wandung. Bez.: 1,8a. 15/5. RS, Halßkehle mit lippenartigem Rand. In der Magerung farbige Teilchen. Randdm. ca. 12 cm. Bez.: 1,8a. 15/6. WS, leicht gerieft, mit Rollstempelverzierung: kleine schräggeteilte Quadrate. Ein Teil der Oberfläche ist von einem sinterartig glänzenden Überzug bedeckt. Bez.: 1, 8a. 4. Pingsdorfer Ware 15/7.-9. WS, bemalt. Bez.: 1,8b; 1,9; 1.11. 5. Gewülstete Ware: Einfach nachgedrehte Ware 15/10. RS mit unverdicktem Ldppenrand, schwarzbrauner, teigiger Scherben mit groben Magerungsteilen, verziert mit steiler Wellenlinie unter dem Hals. Bez.: 1,11. 15/11. RS mit Ansatzstelle eines Henkels (?), zugehörig BS eines Linsenbodens. Hellgrauer, mäßig gebrannter, grob gemagerter Scherben. Bez.: 1,9. 15/12. WS mit Einstichverzierung. Feinsandiger Ton, Oberfläche geglättet. 15/13. BS eines Linseribodens. Grobsandiger, stark goldglimmerhaltiger Ton, innen hellocker, außen grau.

• 4. M e r d i n g e n (Kr. F r e i b u r g ) F . GARSCHA, K. HAMMEL, W. KIMMIG, G. KRAFT, E. SCHMID, Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkr. Freiburg). Bad. Fundber. 18, 1948-50, 137-183. Abschnitt: Die Keramik, von K. HAMMEL. ROBERT LAIS, Die Technik d e r frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkr. Freiburg). Bad. Fundber. 21, 1958, 177-202. W. HÜBENER und U. LOBBEDEY, Z u r Struktur der Keramik in der späteren Merowingerzeit. Bonner J b . 164, 1964, 88-129, bes. 125 f. a) B e f u n d u n d ä l t e r e

Forschung

Unter schwierigen Umständen wurde 1940 ein Teil einer abgegangenen Siedlung mit Grubenhäusern verschiedener Konstruktion, ebenerdigen Häusern, Brunnen, Wegen usw. und einem kleinen Teil eines Friedhofs untersucht. Eine Schichtenfolge war infolge d e r äußeren Behinderung d e r Grabung und wegen d e r Boden-

VI. SiedLungsfunde 4.

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Verhältnisse nicht festzustellen. Die Keramikfunde stammen überwiegend aus den Huttengruben, sie sind zahlenmäßig erstaunlich gering. K. HAMMEL hat im Rahmen der Grabungspublikation (Bad. Fundber. 1948-50) die Keramik vorgelegt, eingeteilt nach "Formenreihen" der Randstücke. Die Datierung glaubte HAMMEL auf die Jahre 1050-1150 festlegen zu können. Seine Argumente halten der Kritik aber nicht stand. So beruht z. B. die feste Datierung der zum Vergleich herangezogenen Keramik von Speicher auf 1136 (Bad. Fundber. 1948-50, S. 171, 174) unter Berufung auf S. LOESCHCKE 5 3 1 aif einem methodischen Mißverständnis. LOESCHCKE meinte lediglich, die Speicherer Keramik aus typologischen Gründen etwa in die Zeit setzen zu können, in die die erste urkundliche Erwähnung des Ortes fällt. Keinesfalls aber glaubte er, daß diese mehr oder weniger zufällige Nennung im Jahre 1136 einen festen Anhaltspunkt für die Datierung der Keramik abgebe. Die meisten der sonst von HAMMEL herangezogenen Funde (z. B. Breisach - Hochstetten, Efringen -Kirchen, Ladenburg, MannheimSeckenheim, Köln) sind ebensowenig fest datiert. Auch der von HAMMEL eingeschlagene Weg des Vergleichs von Randprofilen scheibengedrehter und handgemachter Gefäße ist nicht ohne weiteres zu akzeptieren. Dagegen ist die Heranziehung der Töpfe von Basel-Riehen völlig zu Recht erfolgt, denn hinsichtlich ihrer Machart sind sie einigen Merdinger Funden sehr eng verwandt (vgl. unter Hl, 1). Die richtigen Schlüsse hat HAMMEL aus dem Vergleich aber nicht ziehen können, da e r einerseits nicht erkannte, daß die Riehener Randfoimen in einigen der Merdinger vollkommene Gegenstücke haben und andererseits die Datierung der Riehener Kirche in karolingische Zeit unzutreffend ist. Es ist hier nicht der Ort, die anregende Arbeit von LAIS (Bad. Fundber. 1958) auszuschöpfen, zumal uns die naturwissenschaftlichen Voraussetzungen für eine kritische Würdigung fehlen. LAIS' Untersuchungen über das Brennverfahren, über die Beziehung zwischen Quarzmagerung einerseits, Kalkspatmagerung andererseits und der Festigkeit des Scherbens, über die Technik der Gefäfiherstellung haben bisher kaum Beachtung in der Forschung gefunden. Eine wichtige Beobachtung von LAIS ist, daß ein großer Teil der Merdinger Gefäße mit der Hand aufgewülstet und dann auf einer Töpferscheibe nachgedreht worden ist (Bad. Fundber. 1958, S. 188 ff.). Eine neue Durcharbeitung der Merdinger Scherben ergab, daß das gesamte Material in vier Gruppen eingeteilt werden kann, von denen jede durch Randform, Verzierung, Herstellungsweise und Aussehen des Bruches, von den anderen verschieden ist. Die Gruppen decken sich zu einem Teil mit den von HAMMEL aufgestellten Formreihen und mit den mineralogischen Einteilungen von LAIS (s. unten, Abschnitt c). Beide Bearbeiter hatten jedoch nur einzelne Aspekte isoliert betrachtet und die Gruppen in ihrer komplexen Einheit nicht erkennen können. b) B e s c h r e i b u n g d e r K e r a m i k (Taf. 19,20/6) Die abgebildeten Randstücke stammen von Töpfen mit Ausnahme von 12, das einer gehenkelten Kanne angehört. 1.-2 Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware 1. Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, schiefrige Art Der hartgebrannte Scherben hat schiefrig strukturierten Bruch und enthält Quarzkörner von 0,5 - 1 mm Größe, die kräftig auf der Oberfläche hervortreten, e r ist in der Regel gelb. Wenige Wandstücke, darunter das kräftig geriefte (HAMMEL, Taf. 531

S. LOESCHCKE, Tonindustrie van Speicher und Umgebung. Trierische Heimatblätter 1, 1922, 138 f.

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31,7 - auf dem Kopf stehend abgebildet), gehören dieser Ware an (vgl. reaiinggn Ware 2 b). 2. Gelbe oberrheinische Drehscheibenware, feinsandige Art Der Bruch und die Oberfläche des hartgebrannten Scherbens sind durch feinkörnige Sandmagerung fein gerauht (vgl. Eßlingen, Ware 2 c). Der gelbe Scherben kann auf der Außenseite hellgrau sein. Außer einigen Wandstücken gehören zwei Randstücke mit verdicktem kantigen Profil: '57 (= HAMMEL, Tai. 30, H 10, Taf. 31,5) und 58, ein Bruchstück mit Ansatz einer Tülle von einer Kanne mit kantigem Profil und gratiger Zierleiste (= HAMMEL, Taf. 31,6), ferner ein Wandstück mit Rollstempelverzierung in Gestalt einer Wellenlinie (= HAMMEL, Taf. 31,18) dieser War e an. 3.-6. Gewülstete Ware 3. Abgestrichene schwarzbraune Ware, Kammstrichware Der Scherben ist weich bis mäßig hart gebrannt, hat einen teigig aussehenden Bruch, der bei leichter Verwitterung speckigen Glanz zeigt, er enthält marmorartig aussehende mittelgrobe Magerungskörner. Die Farbe ist schwarz, schwarz mit brauner Mantelung, schwarz mit braunem oder grauem Kern. Die Gefäße sind wohl ohne Hilfe einer Drehscheibe, allenfalls auf einem drehbaren Untersatz geformt. Die Ränder sind kantig abgestrichen. Sichtbar sind die Spuren eines 5-6 mm breiten und, wie das unterschnittene Randstück 71 zeigt, ca. 1,5 mm dicken spatelartigen Werkzeugs - wohl eines Holzspanes. Die Wandungen zeigen auf der Innenseite oft schlecht verstrichene Wulstgrenzen, auf der Außenseite meist Kammstrichverzierung mit tiefeingedrückten Rillen, gelegentlich aber auch flachen brei ten Furchen. Als Verzierung treten zusätzlich Wellenlinien und -bänder auf. Abweichend hat das Randstück 79 keinen Kammstrich und statt der waagerechten Werkzeugspuren senkrechte Fingerspuren am Innenrand. Es ist durch eine Wellenlinie und ein zwei- bis dreizügiges Wellenband verziert. Dieser Ware sind vor allem die kurzen, kantigen, gestauchten Profile 60-71 zugeordnet. Ein Topf konnte ergänzt werden, wobei nur ein kurzes Stück über dem Boden rekonstruiert werden mußte. Der Topf hat einen ausladenden, gestauchten Rand und eine bauchige Wandung. H. (ergänzt) 18,7 cm; Randdm. 16,1 cm; Bauchdm. 21, 5 cm; Bodendrru 13, 5 cm. Taf. 20/6 Eine weitere Unterteilung dieser Gruppe ist möglich: als typologisch jüngere Formen lassen sich 60-62 aussondern, als ältere 76-79, was in anderem Zusammenhang ausgeführt worden ist 5 ^ 2 . Konkordanz der Profile von Tafel 19 und HAMMEL, Tafel 30: 59 = fehlt bei HAMMEL; 60 = HAMMEL, Taf. 30, B5; 61 = B3; 62 = B4; 63 = B8; 64 = B l ; 65 = B2; 66 = B9; 67 = B7; 68 = B6; 69 = BIO; 70 = A2; 71 = A3; 72 = A I ; 73 = A4; 74 = A7; 75 = A5; 76 = A9; 77 = C10; 78 = A8; 79 = A6.

4. Einfach nachgedrehte Ware, schwarzbrauner, grobgemagerter Ton Die Beschaffenheit des Scherbens ist der der abgestrichenen Ware sehr verwandt, doch läßt sich deutlich eine Tendenz zu härterem Brand feststellen. Die Magerung tritt bucklig auf der Oberfläche heraus, der Bruch zeigt eine blättrige Struk532

HÜBENER - LOBBEDEY 1964 (Anm. 23), 125 f.

VI. Siedlungsfunde 4.

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tur. Der Scherben ist merklich stärker gemagert. Die Farbe ist dunkelbraun oder schwarz mit brauner Mantelung. Die Wulstgrenzen der Wandung sind sorgfaltig verstrichen, die Außenseite und der Rand sind auf der Scheibe nachgedreht. Die Oberfläche ist, wo nicht verwittert, mit feinen Nachdrehrillen bedeckt und nur selten durch eine Wellenlinie verziert (HAMMEL, Taf. 31 /23). Einige Bodenstücke dieser Ware zeigen linsenförmige Wölbung nach unten. Besonders charakteristische Randprofile sind der ausladende verdickte Rand: 45-53 oder der breite Schrägrand mit gestauchten Kanten: 19-32. Nr. 56 ist ausnahmsweise mit feinem Kammstrich überzogen, anscheinend vertritt es eine Übergangsstufe zur vorangegangenen Gruppe. Konkordanz 19 = HAMMEL, Taf. 30, C8; 20 = C7; 21 = Cl; 22 = C5; 23 = H6; 24 = C2; 25 = C3; 26 =C4; 27 = C9; 28 = E4; 29 = H7; 30 = D5; 31 = D6; 32 = D8; 33 = G6; 34 = E5; 35 = E6; 36 = E7; 37 = E8; 38 = D6; 39 = H7; 40 = H4; 41 = H3; 42 = El; 43 = E2; 44 = D7; 45 = H U ; 46 = fehlt; 47 = fehlt; 48 = Hl2; 49 = H13; 50 = H9; 51 = G9; 52 = H8; 53 = Dl; 54 = D2; 55 = D3; 56 = C6.

5. Dünnwandig nachgedrehte Ware Diese Gruppe stellt eine Übergangsform von der einfach zur Schnellaufend nachgedrehten Ware dar. Bei ihr sind Merkmale beider Arten im Wechsel miteinander vereinigt. Die Randstücke 14, 16, 17, 18 haben den sandigen Bruch der Schnellaufend nachgedrehten Ware (6), aber die schwarzbraune Farbe der grobgemagerten Ware (4), der Innenrand von 13 ist nach Art der sandigen Ware (6) geglättet, der tonige weiche Bruch weist das Stück aber der schwarzbraunen grobgemagerten Ware (4) zu. Hinsichtlich des Randprofils - gerundeter Schrägrand - stellen diese Stücke ebenfalls eine Übergangsform zwischen beiden Warenarten dar. Konkordanz 13 = HAMMEL, Taf. 30, F7; 14 = Fl; 15 = F4; 16 = F3; 17 = F5; 18 = F2.

6. Schnellaufend nachgedrehte Ware, feinsandiger Ton Der Scherben unterscheidet sich erheblich von den beiden anderen gewülsteten Warenarten. Er hat einen sehr homogenen, stark sandigen Bruch, ist härter gebrannt und hat eine hellere Farbe, ocker, lederbraun oder rotbraun, teils mit hellgrauem Kern. Die Gefäße sind von Hand sehr dünnwandig aufgebaut und auf einer rasch rotierenden Scheibe nachgedreht, besonders sorgfältig am Oberteil. Die Innenseite des Randes und die Wandung vinterhalb des Halses sind durch Bestreichen geglättet. Manchmal ist die Oberfläche kammstrichüberzogen, im Unterschied zur abgestrichenen Ware (3) aber mit sehr feinen dichtliegenden Rillen. Die Böden sind durchweg nach unten gewölbt und geglättet. Den Randstücken dieser Ware ist eine ausgeprägte Halskehle und ein lippenförmig gerundeter oder kantig profilierter Abschluß eigen (1-11). Konkordanz 1 = fehlt bei HAMMEL; 2 = fehlt bei HAMMEL; 3 = HAMMEL Taf. 30, G8; 4 = Gl; 5 = G2; 6 = G3; 7 = G4; 8 = G5; 9 = G7; 10 = F6; 11 = H2; 12 = G10.

c) E r g e b n i s Ein Vergleich der nach Warenarten und Profiltypen geordneten Tafel 19 mit den von HAMMEL, Bad. Fundber. 1948-50, Taf. 30 aufgestellten "Foonenreihen" zeigt weitgehende Entsprechungen. Die Formenreihen A und B entsprechen unse-

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r e r abgestrichenen schwarzbraunen Ware (3), C außer CIO, D,EundH3-9, 11-13 unserer einfach nachgedrehten Ware (4), G mit Ausnahme von G6 und 9 und H2 der schneilaufend nachgedrehten Ware, F außer F6 der Übergangsgruppe. LAIS unterschied auf Grund der mineralogischen Untersuchung der Merdinger Scherben eine mit Kalkspat und eine mit Quarz gemagerte Gruppe. E r stellte fest (Bad. Fundber. 1958, S. 198 f.), daß die Randstücke der Formreihen A - D, also unserer abgestrichenen schwarzbraunen Ware (3) und der einfach nachgedrehten grobtonigen Ware (4) fast ausschließlich zu der kalkspatgemager ten Gruppe gehören, die Randstücke der Reihen F und G mit einer Ausnahme, außerdem der größere Teil von H, also unsere schneilaufend nachgedrehte Ware, zu der quarzgemagerten Gruppe. Für die Deutung der drei durch Randprofil, Herstellungsweise und Magerungsgut unterschiedenen Arten der gewülsteten Ware lassen sich drei Erklärungen geben: 1. Der Unterschied kann durch den Verwendungszweck des Gefäßes bedingt sein. 2. Die Gefäße stammen aus verschiedenen Werkstätten gleicher Zeitsteüung. 3. Der Unterschied entspricht einer zeitlichen Aufeinanderfolge. Die Ergebnisse der chronologischen Untersuchung (Teil I) übernehmend können wir die abgestrichene kammstrichverzierte (3), die einfach nachgedrehte (4) und die schneilaufend nachgedrehte sandige Ware (6) als zeitlich aufeinanderfolgende Produkte einer örtlichen Töpferei bezeichnen. Die gelbe Drehscheibenware (1, 2) erweist sich als Importgut (s. Teil I ) . Das Ergebnis der "horizontalen Stratigraphie", d.h. der regionalen Verteilung der Funde über die Grabungsfläche kann die chronologische Untersuchung ergänzen, obwohl sich infolge der geringen Zahl der Funde und der Begrenzung der Grabung auf einen Teil der Siedlung eine völlige Klarheit nicht erzielen läßt ( vgl. Karte 1) . Im südlichen Teil der Grabungsfläche (Fundstelle 58-72) ist die älteste Keramik - die kammstrichverzierte Ware (3) dominierend. Die einfach nachgedrehte Ware (4) ist in diesem Bereich nur gering vertreten, die schnellaufend nachgedrehte nur an einer Stelle mit vier Scherben eines Topfes (Fundstelle 65, vgl. Plan Bad. F. - b e r . ) . Im mittleren Hauptabschnitt der Grabungsfläche (Fundstelle 23-57) tritt die kammstrichverzierte Ware (3) zwar an einigen Stellen noch deutlich hervor (Fundstellen 25, 26, 40), doch herrscht hier entschieden die einfach nachgedrehte Ware (4), begleitet von der schnellaufend nachgedrehten Ware (6). Bei den im Norden untersuchten Hausgrundrissen (Fundstellen 2-17) liegt das Übergewicht bei der schnellaufend nachgedrehten Ware (6), die einfach nachgedrehte Ware kommt nur spärlich vor. Die kammstrichverzierte Ware (3) ist in diesem Bereich nur an einer Stelle gefunden, und zwar in dem Friedhofsteil (Fundstelle 1). Zweifellos lag der Friedhof zur Zeit seiner Benutzung nicht innerhalb des bebauten Geländes, semdern wurde erst nach teilweiser oder völliger Aufgabe in die Siedlung einbezogenes. Aus der Verteilung der Warengruppen ergibt sich also, daß das gesamte Gebiet kontinuierlich besiedelt war, daß aber der Bereich der intensivsten Besiedlung sich allmählich von Süden nach Norden verschoben hat. Das chronologische Verhältnis wird dadurch erhärtet, daß die jüngste Gruppe (6) sich mit dem jüngeren Haustyp verbindet (Haus 14, 51, auch Pflaster 53b gehört zur jüngeren Phase). Eine Mischung von älteren und jüngeren Scherben kommt vor allem i m Bereich der Häuser 24, 25, 40, 42, 43, 44 vor. Im Falle des Hauses 24 läßt sich nachweisen, daß eine ältere Grube überbaut wurde (GARSCHA, S. 152). Bei 59 wurde ebenfalls eine ältere Anlage überbaut. Weitere chronologische Möglichkeiten am Ort ergeben sich aus dem Vergleich 533

Vgl. den Parallelfall in Breisach-Hochstetten, wo ebenfalls Gräber zwischen den Häusern festgestellt wurden. K.NASS, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1931/34. Bad. Fundber. m , 1933 -1936, 298. Vgl. VI, 5.

VI. Siedlungsfunde 4. -5.

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mit den seitdem ausgegrabenen Reihengräber-Friedhöfen bei Merdingen (HÜBENERLOBBEDEY, 1964). Funde: Freiburg, Amt f. Urgeschichte.

• 5. B r e i s g a u u n d H o c h r h e i n F r ü h - u n d hochmittelalterliche Funde G. KRAFT, K. NASS u. a . , Breisach-Hochstetten. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1931/34. Bad. Fundber. EI, 1933-36, 225-302. NIERHAUS, STOLL, UNSER, Fundbericht: Bad. Fundber. 15, 1939, 32 (= Breisach-Hochstetten). KÜHN, NIERHAUS, Fundbericht: Bad. Fundber. 17, 1941-1947, 323 f . , 355 (= Efringen - Kirchen). SCHNEIDER, KLIMETZEK, Fundbericht: Bad. Fundber. 22, 1962, 289 m . Tai. 103, 12-13 (= Sasbach). W. GUYAN, Die frühmittelalterliche Siedlung von Osterfingen (Kt. Schaffhausen). Ztschr. f. Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 11, 1950, 193-215 m. Abb. 5. D e r s . , Hinweis auf das frühmittelalterliche Gächlingen (Kanton Schaffhausen). Ebenda, 15, 1954/55, l - 6 m . T a f . l . Der ausführlich besprochenen Siedlung Merdingen (VI, 4) läßt sich eine Reihe von Siedlungsfundstellen mit gleichartiger Keramik an die Seite stellen. Durch Ausgrabungen wurden in Breisach-Hochstetten im Bereich einer latönezeitlichen Siedlung zahlreiche mittelalterliche Wohngruben und eine Reihe von Bestattungen aufgedeckt. In Efringen-Kirchen wurden gleichermaßen Wohngruben und Gräber angetroffen. Bei Erdbewegungen in Sasbach wurden ebenfalls beigabenlose Gräber und die Reste einer Hausgrube festgestellt. Die Keramik besteht überwiegend aus gewülsteter Ware und läßt sich ohne weiteres den f ü r Merdingen (VI, 4) aufgestellten Gruppen zuordnen. Der Anteil der Drehscheibenware ist in Breisach-Hochstetten erheblich größer als in Merdingen. Die Keramik der beiden Siedlungen von Gächlingen und Osterfingen dürfte sich, soweit aus den Publikationen ersichtlich, zu einem großen Teil ebenfalls an die aus Merdingen bekannten Gruppen der gewülsteten, nachgedrehten Ware und der Drehscheibenware anschließen lassen 534_ Ergänzend fcu dem Merdinger Material werden hier einige b e s s e r erhaltene Gefäße besprochen.

Gewülstete Ware Abgestrichene schwarzbraune Ware 1. Sasbach. Scherben eines Toptes mit kantigem, gestauchtem Rand. Die Karnmstrichverzierung ist stellenweise senkrecht gezogen. Randdm. ca. 17 cm. (Bad. Fundber. 1962, Nr. 2) Freiburg, Amt f ü r Urgeschichte. Tai. 20/7

Bemerkenswert sind kammstrichverzierte Scherben in Breisach-Hochstetten, die zugleich Rollstempelverzierung (einzeilig, kleine Hochrechtecke) tragen. Bad. Fundber. 1933-1936, 292 Abb. 130 i . 534

Während der Zeit der Materialaufiiahme war eine Besichtigung der Funde trotz mehrmaliger Versuche nicht möglich. Die typischen gestauchten Randprofile der Kammstrichware sind vertreten: GUYAN 1950, Abb. 5/4,10,15. GUYAN 1954/55 Taf. 1/2,9. Ein stempelverziertes Randstück ist bei GUYAN 1950, Abb. 5/9 abgebildet. Zumindestens in Gächlingen sind auch die späten Merdinger Formen wiederzufinden: GUYAN 1954/55, Taf. 1/13, 20, 21.

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Einfach nachgedrehte Ware, schwarzbrauner, grobgemagerter Ton 2. EfringenKirchen. 1909 vom LM Karlsruhe erworben, vielleicht aus der im Bereich der Siedlung befindlichen Kiesgrube. Topf, mit Gips ergänzt. Die nur flach eingedrückte Kammstrichverzierung gehört sonst nur der abgestrichenen Ware an. Offenbar gehört das Stück, das auch auf Grund seiner eiförmigen Gestalt und seines ausladenden Randes eine Sonderstellung einnimmt, einer Übergangsphase von der abgestrichenen zur nachgedrehten Ware an. Der Rand ist nachgedreht. H. 20,4 cm; Randdm. ca. 19 cm; Bauchdm. ca. 22 cm; Bodendm. ca. 11 cm. Inv. C9972 Karlsruhe, Bad. LM. Tai. 20/4. 3. Sasbach. Topf mit steil gestelltem Rand, aus Scherben ergänzt. Der Ton enthält große Goldglimmerplättchen. H. 13 cm; Randdm. 12,8 cm; Bodendm. 11,6 cm. Bad. Fundber. 1962, Nr. 1 Freiburg, Amt für Urgeschichte. Tai. 20/1. 4. Breisach-Hochstetten. Nach Zeichnung K. HAMMEL, 535 . Topf mit ausladendem Lippenrand und Linsenboden. "Dunkelgrauer Ton, ziemlich fein, im Bruch schwarz, Brand mäßig hart" (Notiz K. HAMMEL) vgl. Merdingen (VI, 4) Nr. 14, 16, 17, 18. H. 15,5 cm; Randdm. 14 cm; Bauchdm. 19, 5 cm; Bodendm. 13, 5 cm. Freiburg, Amt f ü r Urgeschichte (nicht aufgefunden). Taf. 21a.

• 6. D o n a u g e b i e t . Hochmittelalterliche Siedlungsfunde im Landkreis Dülingen In den Jahren 1951 bis 1955 führten H. J. SE3TZ und R. H. SEITZ mehrere Notuntersudningen an mittelalterlichen SiedLungsstellen in Gundelfingen, Lauingen und Wittislingen durch. Die Befunde sind meist bereits publiziert, ausführlicher vor allem in den Fundberichten des Jahrbuchs des Historischen Vereins Dillingen. Die Keramik ist jedoch noch kaum vorgelegt worden^ 6 _ Unter den Funden der nahe beieinander gelegenen Orte ließen sich lokale Differenzen nicht ausmachen. 1. -2. Gewülstete Ware (Taf. 24) 1. Einfach nachgedrehte Ware, feinsandiger Ton, verziert Der Scherben ist mäßig hart gebrannt. Der Bruch sieht pulvrig aus oder ist mit feinkörnigem Sand versetzt. Die Farbe schwankt zwischen schwarzbraun (11, 12, 14, 17), rotbraun mit schwärzlicher Oberfläche (15, 16, 26, 27), blaugrau mit rotbrauner Oberfläche (13) und ocker (10). Der Aufbau der Gefäße ist meist recht dünnwandig aber ohne einheitliches System mit senkrechten, schrägen oder waagerechten Fingerspuren im Inneren. Die Wülste sind oft schlecht verstrichen. Doch sind Rand und Wandung auf einer Scheibe sorgfältig nachgedreht. Die Ränder haben steile oder schräg ausladende, an der Mündungskante meist verdickte Profile, ferner kommt ein Wulstprofil vor (12). Die ebene Wandung ist in der Regel verziert, und zwar durch Einstempelungen mit einem mehrzinkigen Gerät (11,12) oder einem kleinen Perlstab (17), durch Gurtbänder aus Rillen (18) oder durch steile oder flache Wellenbänder (21, 23 und 15, 16, 22). 535

536

Aus dem Nachlaß von K. HAMMEL. Vgl. die abweichende Abbildung in Bad. Fundber. 1933-36, 293, Abb. 131 rechts und die ebenfalls abweichende Abbildung in: GARSCHA, HAMMEL u . a . , Merdingen, Bad. Fundber. 18, 1948-1950, 172, Abb. 16,4. Die dortige Abb. 16, 4a stellt nicht, wie die Unterschrift angibt, das Gefäß aus Hochstetten dar, sondern einen Topf aus dem Reihengräberfeld von Sasbach (Karlsruhe, LM, Inv. C 10377). Der Topf von Hochstetten war leider nicht auffindbar. Es besteht aber kein Grund, an der Richtigkeit der HAMME Lachen Originalzeichnung zu zweifeln. HÜBENER - LOBBEDEY 1964 (Anm. 23), 124 ff.

VI. Siedlungsfunde 6.

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2. Schnellaufend nachgedrehte Ware, feinsandiger Ton Der Scherben -unterscheidet sich kaum von der einfach nachgedrehten Ware, allgemein läßt sich eine Tendenz 2x1 härterem Brand - mäßig hart bis hart - und zu einer stärkeren Sandbeimengung feststellen. In der Regel ist der Scherben schwarz grau bis braun, gelegentlich heller - ockerbraun (6) oder mittelgrau (4). Die Wandung ist in verbesserter Wulsttechnik mit gut verstrichenen Wulstgrenzen und sorgfältig nachgedrehtem Rand hergestellt. Fundstellen a) Gundelfingen, Oberes Ehla Bayer. Vorgesch. -bl. 18/19, 1952, 305. H . J . SEITZ und R. H. SEITZ, Fundbericht: Jahrb. d. Hist. Vereins Dillingen 54, 1952, 43. Grube mit Pfostenstellungen. In den oberen Tagen wurde Keramik des 14. /15. Jhdt. gefunden, in den unteren Scherben der gewülsteten Ware. Einfach nachgedrehte Ware 13. RS, Durchbohrung nach dem Brand angebracht. 14. RS, Randdm. ca. 13 cm. 15. und 16. WS und BS, vielleicht vom gleichen Gefäß, verziert mit zwei weitbogigen Wellenbändern. Randdm. ca. 15 c m . 17. RS, verziert mit Einstempelungen eines Perlstabmusters. Randdm. ca. 10-11 c m . 19. WS mit Absatz, verziert mit einer Wellenlinie. 24. BS, horizontal abgedreht, Bodendm. ca. 12-13 c m . 25. BS mit Quellrand.

Schnellaufend nachgedrehte Ware 2. und 3. 8. und 9.

2 RS, möglicherweise vom gleichen Gefäß. Randdm. ca. 1 2 c m . 2 BS mit Bodenstempel: Radkreuz, Bodendm. ca. 12 c m .

b) Gundelfingen, Gartnersiedlung Dies. Verf., Bayer. Vorgesch.-bl. 22, 1957, 245 f. Jahrbuch d. Hist. Vereins Dillingen 57/58, 1955/56, 47. Neben einem Grab mit Schläfenring befand sich eine Grube (ohne stratigraphische Beziehung zum Grab), aus der einige Scherben geborgen wurden. Einfach nachgedrehte Ware 18.

WS, mit Rillenband, Wandung durchbohrt. Ähnliche WS auch bei Fundstelle e.

c) Lauingen, Schloß Dies. Verf., Jahrb. d. Hist. Vereins Dillingen 54, 1952, 43. Bei Unterkellerungsarbeiten wurden Reste von Befestigungsanlagen und Auf füll schichten angeschnitten. Aus den oberen Lagen wurde Keramik des 13.-15. Jhdt. geborgen, in den unteren fanden sich: 7.

RS, schnellaufend nachgedrehte feinsandige Ware, mit zwei kurzen, unregelmäßigen Wellenlinien verziert. Randdm. ca. 9 - 10 cm.

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Außerdem wurde ein kleiner Topf der abgestrichenen schwarzbraunen Ware (Kammstrichware, vgl. Anm. 536) gefunden.

d) Lauingen, Herzog-Georg-Str. 23 Unpubliziert Im Baugrund der Metzgerei Pröller wurde zahlreiche Keramik des 13. /14. Jhdt. gefunden, darunter Töpfereiabfälle. In der untersten Lage wurde gefunden: 10. Vollständig erhaltener kleiner Topf der schneilaufend nachgedrehten feinsandigen Ware. Das Gefäß ist schief. Der Boden hat einen Quellrand. H. 7,7 cm; Randdm. 9, 5 cm; Bauchdm. 10 cm; Bodendm. 7 cm.

e) Wittislingen, Papiermühlfeld H.J. SEI T Z und R. H. SEITZ, Bayer. Vorgesch.-bl. 21, 1956, 353 und: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 54, 1952, 44-45 und ebenda, 59/60, 1957/58, 121. H. J. SEITZ, Die Süßwasserkalkprofile zu Wittislingen und die Frage des nacheiszeitlichen Klima-Ablaufes. 4. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg. Augsburg 1951 (Abb. 20: Gesamtplan mit Hausgrundrissen) . Bei mehreren Not- und Plangrabungen wurde eine Anzahl von rechteckigen Grundrissen ebenerdiger Pfostenhütten festgestellt, ferner wurden drei Keller, in Trokkenmauerwerk erstellt, ausgegraben. An einer Stelle tonnte eine ungestörte Schichtenfolge beobachtet werden. An Keramik wurde aus ihr geborgen: aus Periode I Scherben der einfach nachgedrehten Ware, aus Periode II die Scherben des Topfes 24/1 = 27/9: schnellaufend nachgedrehte Ware, aus Periode III Keramik des 13. /14. Jhdt. Außerdem wurden Scherben spätmerowingischer Zeit gefunden (Drehscheiben wäre nach Donzdorfer Art und abgestrichene schwarzbraune Ware mit Kammstrich Verzierung) (vgl. Anm. 536). Einfach nachgedrehte Ware 11. 12. 20. 21. 22. 23. 26. 27.

RS, mit Ansatz einer Verzierung durch Einstempelungen. PO.: Keller 1952. RS, verziert durch Einstiche mit einem mehrzinkigen Instrument. Randdm. ca. 10 cm; PO.: Keller 1952. RS. Vielleicht vom gleichen Gefäß ein WS mit 4-zügiger Gurtbandverzierung. PO.: Haus 14. RS, verziert mit steilem, nach links geneigten Wellenband. FO.: Haus 14. RS (2 Zeichnungen geben die verschiedene Neigung des Randes an zwei verschiedenen Stellen wieder) verziert mit flachem Wellenband. Randdm. ca. 12-13 cm. PO.: Haus 11. WS mit Verzierung durch zwei steile, nach links geneigte Wellenlinien. PO.: Haus 14. RS einer Schüssel. An der rechten Bruchkante Ansatzspuren eines Henkels oder einer Tülle. PO.: Haus 12. WS eines Gefäßes mit Ansatz einer Tülle an der rechten Bruchkante, verziert durch 4 unregelmäßige kleinteilige Wellenlinien. PO.: Haus 12.

Schnellaufend nachgedrehte Ware 1. 4.

Scherben eines Topfes, mit Gips ergänzt. Bodenzeichen: Radkreuz. H. 22 cm; Randdm. 15,7 cm; Bodendm. 12,1 cm; Bauchdm. 24 cm. PO.: Profil Per. II, S. auch Taf. 27/9. 2 RS und 5 WS eines Topfes. Wandung geglättet. Der Rand ist mit einem Instrument abgedreht, dessen Spuren innen und außen 3 cm unter die Mündungskante reichen. Randdm. ca.

VI. Siedlungsfunde 6. -8.

191

17 cm. PO.: Grube im Haus 3. 5. 6.

RS, Randdm. ca. 14 cm. P O . : Keller 1952 . RS, Randdm. ca. 12 - 14 cm. P O . : Keller 1952 .

• 7. U r a c h (Kr. Reutlingen) Runder Berg Fundber. aus Schwaben NF 14, 1957, 215 und NF 15, 1959, 150 f.* Der vorspringende Bergspom am Albtrauf ist durch urnenfelderzeitliche, römische und merowingerzeitliche Funde bekannt. Aus spätkarolingischer Zeit fand sich eine Münze von Ludwig dem Kind (899-911) (a.a.O., 14, 1957, 215). G.BURKERT fand auf einem eng begrenzten Areal nahe der Spitze des Bergsporns eine Reihe karolingisch - ottonischer Scherben. Oxydierend gebrannte ältere Drehscheibenware: Gelbe oberrheinische Drehscheibenware (Taf. 16/1-11) Der Scherben entspricht etwa der rauhtonigen Art in Eßlingen (II, 1. Ware 2a) mit rauhem, teils unregelmäßig-schiefrigem Bruch, ist von gelber bis bräunlicher Farbe, oft mit grauem Kern. Eine Ausnahme bildet 16/8 mit dicht gemagertem, sehr hart gebranntem Scherben von grauer Farbe mit orangefarbenem Anflug, entsprechend der fast sinterharten Variante der schiefrigen Ware in Eßlingen (n, 1, Ware 2b). 16/1 ist dagegen besonders sandig und weich gebrannt. 5 weist die Ansatzspuren wohl eines Henkels auf. Randdm.: 1: ca. 14 cm; 2: ca. 11 cm; 4: ca. 16 cm; 5: ca. 15, 5 cm. Urach, Slg. Burkert. • 8. R o m a t s r i e d (Kr. Kaufbeuren) Burgstall B. EBERL, Der Burgstall bei Romatsried, Schwabenland 3, 1936, S. 73-81. L. OHLENROTH, Zum Hausbau des frühen Mittelalters in Süddeutschland. Maimus 29, 1937, 535-544. Ders., Fundbericht: Schwaboiland 1940, 269-308. Durch eine in den Jahren 1935-1937 durchgeführte Teiluntersuchung der Abschnittsbefestigung wurden Reste mehrerer Gebäude aus Holz und Stein freigelegt. Nach der Annahme von OHLENROTH handelt es sich um eine zur Zeit der Ungarneinfälle im 10. Jhdt. angelegte Fluchtburg, die ihr Ende durch Eroberung und Zerstörung gefunden hat. Einen Anhalt für den Zeitpunkt des Unterganges findet OHLENROTH darin, daß das Kloster Irsee bei seiner Gründung 1185 mit den ehemals zu der Befestigung gehörigen Grundbesitz ausgestattet sei und diese also vorher zerstört worden sein muß (Schwabenland 1940, S. 306). Als einzige datierbare Münze wurde ein Denar Heinrichs I. von England (1100-1135) gefunden. Eine Schichtenfolge war bei der Grabung nicht zu beobachten. EBERL sieht die aus der einheitlichen Fundschicht stammenden Funde als etwa zeitgleich an (Schwabenland 1936, S. 77 und 79). Das trifft jedoch weder für die Keramik noch für die Eisenfunde zu (Eisenfunde abgeb. bei EBERL, Schwabenland 3, 1936, Abb. 4-7). Während der Sporn mit geschweiftem Bügel (Abb. 5) dem 12. /13. Jhdt. zuzuweisen ist, ist das Stück mit geradem Bügel und leicht aufgebogener Spitze in Form einer Doppelpyramide in das spätere 10. oder in das 11. Jhdt. zu datieren . Für die viereckige Schnalle lassen sich im 12. /13. Jhdt. Beispiele benennen Unter den Schlüsseln (Abb. 4) sind die Stücke mit viereckigem Griff wohl nicht 537 538

Literatur BERGER, Petersberg (III, 2), 1963, 62 f . , dazu K.HUCKE, Tonware und Siedlung der Slawen in Wagrien, Neumünster 1938, 39 ff. (vgl. Arnn. 525). A.HERKNBRODT, Der Husterknupp. Köln und Graz 1958, Taf. 9/83-85, Taf.18/200• S i e h e Nachtrag S.

214.

192

Materialien

vor das 12. Jhdt. zu d a t i e r e n 5 ^ . Runde Griffe sind dagegen nicht genauer bestimmbar 540 . Die Formen der Messer (Abb. 7) lassen sich im einzelnen zeitlich kaum festlegen. Eher ist es möglich, aus dem Gesamtbild eines Fundkomplexes zu einer Datierung zu gelangen54 Der Zeitraum 11. /12. Jhdt. kommt für die Messer von Romatsried vorzugsweise in Frage. Unter den Pfeilspitzen (Abb. 6) ist die ausgesprochene Doppelpyramidenform (untere Reihe) auffällig. Datier bare Funde des 13. Jhdt. zeigen durchweg eihe schlanke gestreckte Form 5 4 2 . Gewülstete Ware (Taf. 23/1-41) Die Keramikfunde haben durch Verwitterung ihre alte Oberfläche und ihre Festigkeit zum großen Teil verloren. Die Geschirrkeramik besteht aus 2 Gruppen: 1. Einfach nachgedrehte Ware, sandiger Ton Der Scherben enthält feinen und mittelgroben Sand, darunter weiße Körnchen. Die Farbe ist bei den Schüsseln überwiegend grau, bei den Töpfen rötlich-hellbraun oder grau. Die Gefäße sind gut nachgedreht. Sie haben einen ausladenden, gestauchten Schrägrand, der besonders bei den Schüsseln stark ausgebildet und bei mehreren noch durch eine Zierleiste am inneren Umbruch ergänzt ist. Auch die Wandungen sind durch breite Bänder mit oder ohne Ziereinschnitte geglie dert. 23/7. RS eines Topfes, Randdm. ca. 15 cm. 8. BS eines Topfes, Randdm. ca. 21 cm . 9. WS eines Topfes mit Horizontalband und Emstichverzierung. 10.-21. RS und WS von Schüsseln. Verzierung: 10. RS einer großen Schüssel, unter dem Rand außen eine Zone von senkrechten Einschnitten. Auf der Innenseite des Randes Wellenlinie; auf der auf dem Unibruch vom Rand zur Wandung liegenden Leiste schräge Einstiche. Randdm. ca. 50 cm.

539 540 541

542

(Periode ffl C,m D und IV) BAUER, Wartenberg, 1961 (Anm. 483), Taf.XI/18 (1225 bis 1265). Sie treten am Petersberg in Basel noch nicht auf. L. BERGER, Petersberg, 1963 (Anm. 77), 63 f. und Taf. 30/1-10. Datierbare Stücke des 13. Jhdt. z.B. bei BAUER, Wartenberg, 1961 (Anm. 483), Taf. VH. Für genauere Bestimmungen wären vor allem herstellungstechnische Untersuchungen erforderlich. Ein verwandtes Typenbild bieten die Basler Funde. L. BERGER, Petersberg, 1963 (Anm. 77), 58 f. und Taf. 27. Vgl. vor allem M. HUNDT, Felkendorf-Kleetzhöfe, 1953 (Anm. 524), femer: Messer mit'"konvex" gebogenem Rücken: BAUER, Wartenberg, 1961 (Anm. 483), Taf.VII/ 21,26 (ca. 1225-1265), A.STROH, Oberpfalz, 1954 (Anm. 520), Taf.6 L; 11 W40; 12 J 11; 13 K 6 (Burglengenfeld und Krachenhausen karolingisch-ottonisch). Messer mit "konkav" eingebogenem Rücken: Fundbericht, Bonner Jb. 145, 1940, 358 ff., Abb. 75,1 (Vehlingen, 11.-13. Jhdt.). A.STROH, Oberpfalz, 1954 (Anm.520), Taf. 17 E 2 (Eichelberg, karolingisch-ottonisch). Bereits in merowingischer Zeit: z.B. F.GARSCHA, Ein neuer Alamarmenfriedhof in Eberfingen, Ldkrs. Waldshut. Bad. Fundber. 22, 1962, 165-178, - Taf. 49,3. Die Beispiele ließen sich vermehren. Z.B.BAUER, Wartenberg, 1961 (Anm. 483), Taf. XI, oben. Herwartstein b. Königsbronn (III, 10, unpubl.). Die doppelpyramidenförmigen Spitzen sind vielleicht eine ältere Form. Sie kommen selten vor, z. B. bei E. KOST, Ausgrabungsergebnisse auf dem Tuffhügel "Burgstall" am Weinberghang zwischen Niedemhall und Criesbach. Württ. Franken NF. 26/27, 1951/1952, 79-97, - Abb. 15. Vgl. dort auch hochmittelalterliche Messer und Schlüssel Abb. 13. Entsprechende Pfeilspitzen, Messer und Schlüssel auch bei: K. HEID und G.GLOOR, Aus der mittelalterlichen Herrschaft Königstein. Aarauer Neujahrsblätter 1958, Abb. neben S. 72 (Ruine Hören).

VI. SiedhngBfunde 8. -9.

193

11. -13. RS von Schüsseln, bei 12. und 13. kleinrechteckige Eüistempehngen auf der Umbruch leiste. 14. -15. WS mit aufgelegten Leisten. 16.-21. RS von Schüsseln ohne Umbruchleiste, 16 mit 5-zügigem Wellenband auf dem Imenrand, Randdm. ca. 45 cm. 22. RS eines Kumpfes. 23. RS eines Leuchters oder Deckels. 24. RS eines Deckels, auf der Innenseite des Randwulstes unregelmäßige Wellenlinie. Randdm. ca. 16 cm« 25. RS vielleicht eines Untersetzers? Auf der Oberseite des Randwulstes Rille und Wellenlinie. In der Mitte eine Öffimng von ca. 8 cm Durchmesser. Randdm. ca. 16 cm. 2. Schnellaufend nachgedrehte Ware, feinsandiger Ton Der Scherben enthält wesentlich feineren Sand als bei der ersteren Gruppe, die Gefäße sind sorgfältig nachgedreht. Der Scherben ist gelbgrau /braungrau oder hellrot, z. T. gemantelt. Eine Reihe von Wandstücken zeigt Hbrizontalrillen, meist paarweise angeordnet. Mehrere Bodenstücke haben Bodenstempel in F o r m des einfachen Kreuzes oder des Radkreuzes mit vier oder mit acht Speichen. 23/1. -4. RS von Töpfen. 5. -6. WS mit Bandhenkeln. Ofenkacheln Die gefundenen Becherkacheln lassen sich in drei Gruppen einteilen, die vielleicht auf drei verschiedene Öfen schließen lassen.* 23/26. -31. Handgewülstete Kacheln mit feinsandigem, meist hellziegelrotem Scherben, meist mit einem vortretenden Bauchknick in halber Höhe, mit wulstigem Rand, Randdm. ca. 13 cm (30) oder ca. 15 cm (27-29). 32. -40. Die Kacheln gleichen der ersteren Gruppe, haben aber durchweg eine trichterförmige ausladende Mündung. Randdm. ca. 12 cm bei 34, 36. 41. Die Scherben sind stark verschmort durch sekundären Brand, die Magerung ist etwas gröber. Die Kacheln sind gedreht. Randdm. ca. 12 cm. •

9. U l m / D o n a u . Spätmittelalterliche Siedlungsfunde

Durch die Stadtgeschichtliche Forschungsstelle (A. RIEBER) wurden in den Jahren 1954-62 zahlreiche Keramikfunde geborgen. Der Gesamtpublikation der Funde soll hier nicht vorgegriffen werden, sondern lediglich durch den Vergleich der bisher zusammengesetzten Gefäße aus einigen reichhaltigen Fundkomplexen ein Überblick über die Gefäßtypen gewonnen werden. Der Vergleich ergab eine Aufteilung des Gesamtbestandes in zwei verschiedene Gruppen, deren Unterschied bereits in der Färbung erkennbar wird. Der Scherben der ersten Gruppe ist ockerfarben und variiert teils nach braun, rötlich oder grau, der der zweiten Gruppe ist in der Regel hellgrau mit einer dunkelgrauen, metallisch schimmernden, häufig irisierenden Oberfläche. Gemeinsam ist der starke Sandgehalt des Scherbens. Die Drehtechnik der zweiten Gruppe ist in der Regel feiner, die Gefäße sind häufig dünnwandiger. Sämtliche Gefäße der ersten Gruppe sind von der Scheibe abgehoben und haben einen rauhen Boden, die der zweiten Gruppe zeigen die Spuren des Abschneidens oder Abdrehens von der Töpferscheibe. In den Fällen, wo eine eindeutige Zuweisung auf Grund der Herstellungsweise nicht möglich ist, wie bei den Ofenkacheln, wurde für unsere Gruppeneinteilung der Fundzusammenhang herangezogen. »Siehe Nachtrag S. 214.

194

Materialien Sandige Drehs cheiberrware, Gruppe 1 und 2

• 1. Grabung Weinhof 1958, Erster Brunnen Gruppe 1 1. Topf mit Karniesrand, verziert durch Wellenlinie und zwei rahmende Gurtfurchen. H. 23,6 cm. Tai. 55/9, Tai. 60a. 2. Oberteil eines Topfes mit Kamiesrand, Randdm. 15,5 cm. Taf. 55/5, Taf. 60a. 3. Scherben vom Oberteil eines Topfes mit Kamiesrand, Rollstempelband: Buchstabenmuster. Taf. 55/7-8. 4. Kleiner Henkeltopf mit Kamiesrand, Wandung geglättet. Taf. 54/11. 5. wie 4. Taf. 54/12. 6. Napfkachel mit geriefter Wandung. Taf. 55/4. 7. 8. 9. Fragmente von zipfligen ösenhenkeln. Taf. 54/4-6 .

• 2. Neue Straße 65, Hotel Goldenes Rad, 1955. Abortgrube Gruppe 1 10. Topf mit Karniesrand, verziert durch zwei Rollstempelbänder unter dem Hals: Wolfs zahnmuster. H. 20,5 cm. Taf. 54/13, Taf. 60a. 11. Topf mit Kamiesrand, verziert mit einem Rollstempelband: Wolfszahnmuster. H. 16,5 cm Taf. 53/11, Taf. 60a. 12. Konischer Deckel mit Knauf. Taf. 53/12.

• 3. Frauenstraße 17, ehemals Zum Biber. 1961 Als Auffüllung des 1316 aufgegebenen Stadtgrabens gedeutete Schicht. Gruppe 1 13. Topf mit Kamiesrand, verziert mit Rollstempelband: kleinteiliges Wolfszahnmuster. H. 16 cm. Taf. 53/10. 14.-17. Henkelbruchstücke von Bügelkannen, mit rundem Querschnitt und Einschnittverzierungen. Taf. 54/7-10. 18.-20. Bruchstücke von zipfligen Ösenhenkeln. Taf. 54/1 - 3. 21. Napfkachel. Taf. 55/6.

• 4. Spital, Dreifaltigkeitshof, neuer Quertrakt, 1954 Abfallgrube B Gruppe 1 22. Topf mit Karniesrand, verziert durch zwei Rollstempelbänder: Wolfszahnmuster. H. 20,6 cm. Taf. 53/8-9. Taf. 60a. 23. Topf mit Kamiesrand. Oberteil der Wandung gefurcht. H. 16,6 cm; Randdm. 12, 6 cm. Taf. 53/1. Taf. 60a. 24. Topf mit Karniesrand, Oberteil der Wandung gefurcht. H. 18,5 cm; Randdm. 12, 6 cm. Taf. 53/5. Taf. 60a. 25. Topf mit Kamiesrand, Oberteil der Wandung gefurcht. H. 12 cm; Randdm. 10,5 cm. Taf. 53/3. 26. Kleiner Henkeltopf mit Kamiesrand. H. 11,4 cm. Taf. 53/2. 27. Niedrige Becherkachel. Taf. 55/1.

VI. Siedlvmgsfunde 9.

195

Gruppe 2 28. Henkeltopf mit hohlgekehltem Leistenrand. H. 17,3 cm; Randdm. 14,4 - 14,8 cm. Tai. 56/19.

• 5. Spital, Dreifaltigkeitshof, neuer Quertrakt, 1954 Abiallgrube C Gruppe 1 29. Topf mit Karniesrand, verziert mit Rollstempelband: Wolfszahnmuster. H. 14,6 cm; Randdm. 11,8 cm. Tai. 53/7. 30. 31. Zwei niedrige Becherkacheln. Taf. 55/2-3.

Gruppe 2 32. Henkeltopf mit schmalem schrägem Leistenrand, auf der Schulter etwas geglättet. H. 10,9 cm; Randdm. 10,2 cm. Taf. 56/14. 33. Henkeltopf mit Leistenrand, unter dem Hals schmales gratiges Furchenband, Oberfläche leicht geglättet. H. 15,2 cm; Randdm. 12, 5 cm. Taf. 56/18. 34. Kleeblattkrug, ungeglättet. Taf. 58/1. 35. Henkelschüssel mit Furchen in der Mittelzcne. Taf. 59/9.

• 6. Spital, Dreifaltigkeitshof, neuer Quertrakt, 1954 Abfallgrübe A Gruppe 1 36. Topf 12,4 37. Topf Taf.

mit Karniesrand, Bauchfurche, Oberteil der Wandung gefurcht. H. 15,6 cm; Randdm. cm. TSf. 53/6, Taf. 60a. mit Karniesrand, Wandung flach gefurcht. H. 17, 6 cm; Randdm. 14,3 cm. Taf. 53/4, 60a.

Gruppe 2 38. Topf mit kantigem Lippenrand, Schulterzone grätig gefurcht. H. 13 cm; Randdm. 10,9 cm. Taf. 56/15, Taf. 60a. 39. Topf mit Leistenrand, Gratleiste unter dem Hals. H. 13,6 cm; Randdm. 11,7 cm. Taf. 56/4, Taf. 60a . 40. Topf mit Leistenrand. H. 15,2 cm; Randdm. 11,8 cm. Taf. 5 6 / 5 . 41. Topf mit Leistenrand. H. 18,1 cm; Randdm. 14,1 cm. Taf. 56/10 . 42. Topf mit Leistenrand, Schulterzone gratig gefurcht. H. 13,6 cm; Randdm. 12,9 cm. Taf. 56/9, Taf. 60a. 43. Topf mit Karniesrand, Mittelzone flach gefurcht. H. 17,4 cm; Randdm. 13,3 cm. Taf. 56/22. 44. Topf mit Leistenrand. Gurtfurche unter dem Hals. H. 16, 9 cm; Randdm. 12,7 cm. Taf. 56/20. 45. Topf mit schrägem Leistenrand. H. 17 cm; Randdm. 13,4 cm. Taf. 56/21. 46. Henkeltopf mit Karniesrand, Oberfläche geglättet. H. 14,8 cm; Randdm. 10,6 cm. Taf. 56/1. 47. Henkeltopf mit Karniesrand, Oberfläche am Hals geglättet. H. 14, 2 cm; Randdm. 11,2 cm. Taf. 56/2. 48. Henkeltopf mit Karniesrand. H. 15 cm. Taf. 56/3. 49. Henkeltopf mit Leistenrand, Gratleiste unter dem Hals, geglättet. H. 16 cm. Taf. 56/6, Taf. 60a. 50. Henkeltopf mit schrägem Leistenrand, abgesetzte Kante unter dem Hals. H. 18 cm. Randdm. 13,4 cm. Taf. 56/7. 51. Henkeltopf mit Karniesrand. H. 17,3 cm; Randdm. 13, 5 cm. Taf. 56/8. 52. Kleiner Henkeltopf mit Karniesrand. H. 9,8 cm. Taf. 56/11. 53. Henkeltopf mit Leistenrand, geglättet. H. 11,2 cm; Randdm. 10,2 cm. Taf. 56/12.

196

Materialien

54. Henkeltopf, mit «mistigem Leistenrand, auf der Schulter geglättet. H. 12 cm; Randdm. 10.3 cm. Tai. 56/13. 55. Henkeltopf mit Leistenrand, geglättet. H. 12,7 cm. Taf. 56/16. 56. Henkeltopf mit Leistenrand, geglättet. H. 13 cm; Randdm. 12 cm. Taf. 56/17, Taf. 60a. 57. Topf mit Kamiesrand, ockerfarben mit rotbrauner läigobebemalung: Gurtband unter dem Hals. H. 15,3 cm. Taf. 56/23. 58. Dreifußtopf mit hohlgekehltem Schrägrand, Gratleiste im Halsknick, Bandhenkel, Flachboden, Laschenfüßen. H. 11,5 cm; Randdm. 9,2 cm. Taf. 58/6, Taf. 60a. 59. Kugeltopf mit einem gewinkelten Wulsthenkel, gerundetem Leistenrand, Oberfläche geglättet. Die Drehspuren reichen bis zum Boden hinab. H. 11, 5 cm; Randdm. 11 cm. Taf. 58/7-8. 60. Kleine Bügelkanne, Henkel abgebrochen, Oberfläche geglättet. Taf. 58/5. 61. Vierpaßkrug, Oberfläche geglättet. Taf. 58/2. 62. Henkelkrug mit gekniffeltem und mit Mittelrippe versehenen Henkel, auf dem Innenrand kleine Öse, Oberfläche geglättet. Taf. 58/3. 63. Henkelkrug, Ansätze einer Henkelöse, Oberfläche geglättet. Taf. 58/4. 64. Steilwandige Schüssel, Rand mit Innenwulst. Taf. 59/12. 65. 66. Steilwandige Henkelschüsseln mit gefurchter Mittelzone, grau. Taf. 57/15, 59/10. 67. Steilwandige Schüssel, Rand mit Innenwulst, grüne Innenglasur auf ockerfarbenem Ton. Taf. 59/13. 68. Schüsselkachel mit Innenwulst. Taf. 59/11.

• 7. Dreikönigsgasse 7, 1955. Vermutlich Töpferei-AbfalLgrube Gruppe 2 69. Topf mit schrägem Leistenrand. Schulterzone durch Spiralfurchen verziert. H. 16,2 cm; Randdm. 13,3 cm. Taf. 57/1. 70. Topf mit gekehltem Leistenrand, umlaufende Rille unter dem Hals. H. 16,6 cm; Randdm. 14 cm. Taf. 57/2, Taf. 60a. 71. Topf mit Leistenrand. H. 17,3 cm; Randdm. 13,5 cm. Taf. 57/5, Taf. 60a. 72. Topf mit Karniesrand. H. 18 cm; Randdm. 15 cm. Taf. 57/6. 73. Topf mit Leistenrand. H. 19,1 cm; Randdm. 14, 2 cm. Taf. 57/7. 74. Topf mit Kamiesrand, Schulterzone und Bauchweite gratig gefurcht. H. 19,5 cm; Randdm. 15 cm. Taf. 57 /8. Taf. 60a. 75. Henkeltopf mit Leistenrand, geglättet. H. 17,7 cm; Randdm. 14,5 cm. Taf. 57/3. 76. Henkeltopf mit Leistenrand. H. 14, 2 cm; Randdm. 12,2 cm. Taf. 57/4, Taf. 60a. 77.-81. Steilwandige Henkelschüsseln mit gefurchter Mittelzone. Grau. Taf. 57/9-11, 13-14. 82. ebenso, ocker. Taf. 57/12. 83. Schüsselkachel. Taf. 57/19. 84. Schüsselkachel mit Innenwulst. Taf. 57/16. 85. 86. Viereckschüsselkacheln. Taf. 57/17-18.

• 8. Frauenstraße 31, ehemals zum "Greifen", 1961. Vermutlich Töpferei -Abfallgrübe Gruppe 2 87. Hoher Topf mit Kamiesrand, unter dem Hals gratige Leiste. H. 27,4 cm; Randdm. 18,6 cm. Taf. 58/11, Taf. 60a. 88. Doppelhenkelkanne mit gekniffelten Henkeln. Taf. 58/12. 89. Vierpaßkrug mit Siebeinsatz, geglättet. Taf. 58/9. 90. Schüssel mit geschweifter Wandung. Taf. 58/10. 91. -94. Konische Khaufdeckel. Taf. 59/5-8. 95.-98. Flachdeckel, davon einer glasiert. Taf. 59/1-4.

Sandige Drehscheibenware, bemalt • 9. vor Haus Schwörhausgasse 1, Gasleitungsgraben Aus einer Brandschicht.

VI. Siedlungsfunde 9.

197

zu Gruppe 1 99. Henkelkrug, Oberteil und Henkel abgebrochen, Schulter verziert durch drei horizontale Linien und eine Wellenlinie in rotbrauner iäigobe. Tai. 58/13.

zu Gruppe 2 vgl. Nr. 57.

Ergebnis Bei der Aufgliederung der beiden Gruppen auf die einzelnen Fundstellen zeigt sich, daß in einigen Fällen nur je eine Gruppe vertreten ist - bei Fundstelle 1 - 3 nur Gruppe 1, bei Fundstelle 7, 8 nur Gruppe 2. In den anderen Fällen überwiegt entweder die eine oder die andere Gruppe, so bei dem Befund auf dem Spitalgelände, wo von drei Abfallgruben eine ( = Fundstelle 4) zur Hauptsache Gefäße der Gruppe 1 und nur eines der Gruppe 2 enthält, eine andere (= Fundstelle 6) zum größten Teil mit Gefäßen der Gruppe 2 gefüllt war und nur ein Stück der Gruppe 1 und ein Stück, das als Übergangsform bezeichnet werden kann, enthielt. Die dritte Grube (= Fundstelle 5) enthielt ebenfalls mehr Gefäße der Gruppe 2. Der Befund kann kaum anders gedeutet werden, als daß die beiden Gruppen zeitlich - wohl mit einem gewissen Überschneidungshorizont - aufeinander folgen. Die Gruppe 1 entspricht der sandigen Drehscheibenware n von Ulm, Weinhof 15 (n, 2, Perioden Vla-c, VII), während die Gruppe 2 dort nicht vertreten, d.h. jünger ist. Ein Vergleich der Gefäßformen der Gruppen ergibt kennzeichnende Unterschiede. Bei der ersten Gruppe ist der Körper der Töpfe eiförmig, über einer engen Halskehle lädt der breite Karniesrand kräftig aus. Auffallend ist, daß das Verhältnis von Randdurchmesser und Höhe nicht gleich bleibt, sondern daß große Töpfe eine relativ enge Mündung und einen entsprechend bauchigen Kontur haben, während bei kleinen Töpfen der Randdurchmesser etwa dem Bauchdurchmesser entspricht und dadurch der Kontur weniger auslädt. Henkel finden sich nur an besonders kleinen Töpfen, deren Oberfläche häufig geglättet ist. Die Verzierung reicht nie über die größte Weite hinab, sie besteht aus Spiral furchen, die die Wandung wellig profilieren, oder aus Rollstempelbändern. In Gestalt und Verzierung bildet der Topf 1 (Taf. 55/9) eine Ausnahme. Vermutlich ist e r ein älteres Stück. Gruppe 2 Die Töpfe haben eine gestreckte, birnförmige Gestalt mit einem gereckten ausladenden Hals und einem meist schmalen Randprofil. Das Verhältnis von Rand und Höhe ist bei großen und kleinen Töpfen kaum verändert. Die Wandungen sind häufig geglättet, als Verzierung findet sich unter dem Hals oder auf der Schulter eine gratige Leiste oder ein schmales Band von gratigen Furchen. Ein großer Teil der Töpfe ist gehenkelt, wobei kein formaler Unterschied zu den ungehenkelten besteht. Die Doppelhenkelkanne 88 (Taf. 58/12) zeigt, verglichen mit der vom Weinhof 15 (II, 2, Taf. 11/3) den gleichen Unterschied des Gesamtkonturs wie die entsprechenden Töpfe. Die Vierpaßkannen haben unter der Gruppe 1 kein Gegenstück. Die für Gruppe 2 repräsentativen konischen Deckel treten auch schon im älteren Horizont auf, während umgekehrt die älteren zipfligen Ösenhenkel keine Fortsetzung in der jüngeren Gruppe finden. Die Schüsselform des älteren Horizonts ist nicht belegt. An einer steilwandigen Schüssel der Gruppe 2 tritt grüne Glasur auf. Den Becher-

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Materialien

und Napfkacheln der Gruppe 1 treten die runden oder quadratisch ausgezogenen Schüsselformen der jüngeren gegenüber. Es fällt auf, daß mit einer Ausnahme (37, Taf. 53/4) keine eigentlichen Zwischenformen auftreten. Die Gruppen sind auch in sich so einheitlich, daß eine Differenzierung nach älteren oder jüngeren Typen nicht durchführbar ist. Die Tatsache kann ihre Erklärung einerseits in den Fundumständen finden, indem sich nämlich zufällig die Keramik der Zwischenzeit nicht unter unserem Material befindet, oder aber es mag ein plötzlicher Wandel in Formund Technik nach Zuwanderung neuer Töpfer erfolgt sein. Erst die Erstellung einer lückenlosen stratigraphisch gesicherten Chronologie am Ort kann die Frage beantworten.

BIBLIOGRAPHIE Im Literaturverzeichnis sind auch Arbeiten aufgeführt, die im Text nicht zitiert sind. Die Literatur über die Keramik im Arbeitsgebiet ist möglichst vollzählig aufgeführt, allerdings sind Erwähnungen von Funden ahne Abbildungen oder Abbildungsnachweis in der Regel fortgelassen, ebenso sind die einzelnen Stellen in den Fundberichten der einschlägigen Zeitschriften nicht besonders nachgewiesen. Für die nicht zum Arbeitsgebiet gehörigen Landschaften sind jeweils die jüngsten Arbeiten, von denen aus die ältere Literatur auffindbar ist, zitiert, ferner die wichtigsten der heute noch unersetzten älteren Arbeiten. Vgl. auch die umfangreiche Bibliographie bei JANSSEN unten C 2. Abkürzungsverzeichnis s.oben. A. Südwestdeutsches Untersuchungsgebiet (Baden-Württemberg, Bayerisch Schwaben, Nordschweiz, Elsaß) Fundberichte in: Badische Fundberichte Bayerische Vorgeschichtsblätter Fundberichte aus Schwaben Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Westdeutsche Zeitschrift f ü r Geschichte und Kunst Württembergisch Franken BECK, A., Frühmittelalterliche Töpferkunst in Konstanz. Badische Heimat 17, 1934, 40-50 BERGER, L . , Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel. Basel 1963 BOSCH, R., Mittelalterliche Keramikfunde aus Burgen. Nachrichten der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen, 1953,13-14 BRAUN V. STUMM, G . , und L.OHLENROTH, Der Brakteatenschatz von Blankenburg. Das Schwäbische Museum, 1925, 56-60 Denkmäler der Elsässischen Altertums-Sammlung zu Straßburg i. Eis. (1) R. HENNING, Von der neolithischen bis zur karolingischen Zeit, Straßburg 1912 (2) J . FICKER, Christliche Zeit, Straßburg 1907 ERB, H., Ausgrabung Tierstein 1934. Argovia, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 47, 1935, 13-94 FICKER, s.Denkmäler PORRER, R . , Strasbourg-Argentorate. 2 Bde Straßburg 1927 FRAUENFELDER, R . , Die Burgruine Wolkenstein. Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte 30, 1953, 252-258 FROMMELT, A., Münzfund Vaduz 1957. Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 57, 1957, 9-46 GARSCHA, F . , Die Bodenfunde (der St. Martinskirche zu Ettlingen). Bad.Fundberichte HI, 1933-1936, 339-344

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