Ueber Egypten nach der Schlacht bei Heliopolis: Nebst allgemeinen Bemerkungen über die physische und politische Beschaffenheit dieses Landes [Aus dem Französischen übersetzt. Reprint 2018 ed.] 9783111640297, 9783111257662


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Table of contents :
Vorbericht
Einleitung. Allgemeine Bemerkungen über den natürlichen, milttärischen, politischen und moralischen Zustand Egyptens.
Ueber Egypten nach der Schlacht von Heliopolis
Erster Theil. Vom Monat Floreal (Mai) im I.8, bis zum Monat Brumar .Nov.) un I. 9.
Zweiter Theil. Vom Monat Brumär bis zum Monat Dentoße des Jahrs 9. (v. Ende Oct. bis Febr.)
Dritter Theil. Feldzug gegen die Engländer und gegen die Surfen
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Ueber Egypten nach der Schlacht bei Heliopolis: Nebst allgemeinen Bemerkungen über die physische und politische Beschaffenheit dieses Landes [Aus dem Französischen übersetzt. Reprint 2018 ed.]
 9783111640297, 9783111257662

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Ueber

Egypten «ach der Schlacht bei

H e l i o p o l t s. Nebst allgemeinen Bemerkungen über die physische und politische Beschaffenheit dieses Landes. Dem

Diviston--Gentdal Reynirk.



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8tt# dem Fka«ir-sche» -hersetzt.

Berlin, i goa. 3 n der RralschulduchhaNtzlUng.

Dorbrricht. ©«t General Brtthter hat die Geschichte aller Gefechte, oder vielmehr eines jeden Sieges der Armee des Orients in Egypten, von ihrer Landung daselbst bis zur Schlacht von Abuk»r, herausgegeben. Mich haben die Umstände vermocht, einen andern Zeltpunkt zu behandeln, und zwar den, welcher auf die Schlacht bei Heiiopolis folgte. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, einige genaue Soicrtolteis zur Geschichte der letzten Zeilen der Expedi­ tion zu sammeln, und obgleich eS schwer ist, wenn man über Begebenheit schreibt, bei denen man selbst eine Rolle spielte, unparteiisch zu seyn, so habe »ch nur we­ nigstens alle Mühe gegeben, mich vom entgegengesetzten Fehler frei zu halten. Ich habe immer noch die Ausdauer und Tapferkett der Französischen Soldaten zu erzäh­ len, allein weiter keine Reihe von glänzen­ den Siegen wie unter Bonaparte; keinen Feldzug wie de« von HeliopoliS; ich kann nur Unglücksfalle schildern. Zur Ehre der Armee deS Orients aber, muß ich die Ursachen derselben bekannt machen.

tf

Vorbericht.

damit man wisse, daß sie sich stets ihres allen Ruhmes würdig gezeigt har. Ich habe versucht in der Einleitung eine allgemeine Kenntniß der Organisation Egyptens, des Vertheidigungs-Systems, welches auf dasselbe anwendbar ist, des politischen Zustandes ferner Bewohner und srmer Administration zu geben. Dreje all­ gemeinen Ueberblicke, die ich meinem Haupt­ zwecke angepaßt habe, reichen hin, die Feldzüge der Franzosen und die von ihnen ge­ stiftete Administration zu verstehen. ES ist diesem Werke eine Charte von Nieder-Egypten beigefügt. Sie ist nach den astronomischen Beobachtungen, und nach den anderweitig angestellten Unter­ suchungen entworfen, und die genaueste, die bis hieher erschienen ist *). Die Regierung wird mit der, einer großen Nation würdigen Pracht, die durch die Commission der Künste und Wissenschaf­ ten in Egypten angestellten Nachforscht»«, gen bekannt machen lassen. Dort wird man die alten Denkmähler, die Naturge­ schichte, die Regierungsverfaffung, so wie die Sitten und Gebräuche der Bewohner dieses Landes kennen lernen. •) Etngerrerner Hindernisse wegen har diese Charte btt der Uebersehung mchr geliefert werden können. Durch den Mangel derselben wi.d in# deß dem «erkhe des Duckies nichts benommen, da dies tu goc keiner rveuern Deuehnng mti -euer ftehr.

Einleitung. Allgemeine Bemerkungen über den natür» Uchen, milttärischen, politischen und moralischen Zustand EgyptrnS.

Ägypten ist schon durch mehrere Reisebefchreider bekannt; niemand har jedoch über den physischen und politischen Zustand dieses Landes best fere allgemeine Ansichten gegeben, als Dvlney. Keiner von allen indessen wurde durch die Um­ stande, oder durch seinen Beruf dazu veranlaßt, es in militärischer und staatswirthfchaftlicher Hinsicht zu untersuchen. Und doch sind Kenntnisse dieser Art unumgänglich nothwen­ dig, um die politischen und militärischen Bege­ benheiten, deren Schauplatz «6 war, beurtheilen zu können, um die großen Erwartungen, welche die neuerliche glänzende Expedition für die Ausbreitung der Aufklärung, und die Erweite­ rung des Französischen Handels in Indien und auf dem Mittelländischen Meere geben konnte, richtig zu würdigen, und endlich um die Ursa­ chen von dem Verluste dieser Eroberung begreif­ lich zu finden.

2 Ich will es versuchen, von diesem Ge­ sichtspunkte aus einige allgemeine Bemerkun­ gen zu entwerfen. Da ich immerwährend durch militärische Beschäftigungen zerstreuet wurde, so konnte ich über die politische Verfassung wrin­ ge ins Einzelne gehende Beobachtungen anstel­ len. Die Gelehrten, welche die Mühseligkeiten der Armee des Orients getheilt haben, und wesi che den Unternehmungen derselben den Vor­ zug verdankten, sich ausschließend mit interessan­ ten Untersuchungen beschäftigen zu können, wer­ den diese der Welt mittheilen. Mein gegenwär­ tiger Zweck ist, den Lesern, die Egypten nicht kennen, einen Ueberblick seiner Organisation, in Betreff seiner Vertheidigungsmittel und des po­ litischen Zustandes seiner Bewohner geben.

Physische Organisation. Egypten ist von dem übrigen Theil« der Welt durch natürliche Schranken beinahe ganz abgeschnitten. Von Asien ist es durch Wüsten getrennt, in denen einige wenige Niede­ rungen, die salziges Wasser enthalten, den Weg bezeichnen, den eine Armee nehmen kann, um e» anzugreifen. Die flache Küste Egyptens am Mittelländischen Meere, und die Mündungen des Nils, die von Sandbänken umgeben sind, erlauben bloß an einigen bekannten Punkten zu landen. Im Westen ist es von ungeheuern Wüsten begrenzt, und daher von dieser Seite bloß den Einfällen von Arabischen Horden der Barbarei ausgesetzt. Vom rothen Meere durch eine Wüste getrennt, darf es von dieser Seite keine Anfälle befürchten; seine beiden Häfen

an

diesem Meere, bieteo nicht die geringsten Hülfs­ mittel dar; kaum findet sich Wasser in ihrer Nähe, und die zur Reife durch die Wüste nö­ thigen Lebensmittel sowohl, als die zu ihrer Forrschaffung erforderlichen Kameele müssen aus Egypten hieher geschickt werden. Zwei dürre GebirgS - Rücken laufen in Ober-Egypten längs dem Nil hin; sie laßen ein Thal von vier bis fünf Meilen (lieues) breit, zwischen sich, worin der Nil fließt, und welches er bei seinem periodischen Uebertreten ganz be­ deckt. Dieses Thal ist der einzige angebauete und bewohnte Theil. Die östliche Gebirgs­ kette ist die höchste; sie trennt den Nil vom ro­ then Meere, und endigt sich am Eingänge des Thals, mit einem jähen Absturz, der an vielen ^Stellen das Ansehen einer sehr hohen Mauer hat, die. von Zeit zu Zeit durch Hohlwege, oder durch einige enge Thäler unterbrochen ist, welche im Winter durch die Regenbäche gebildet wer­ den, und als Wege dienen, um die Gebirge zu ersteigen. Die westliche Kette, die das Nilthal vom Thal der Uasis trennt, endigt sich im All­ gemeinen in sanften Abhängen; sie wird indessen gegen (Siut schroffer, und von dem Ellbogen ao, den der Nil in der Gegend von Kennh bildet, bis nach Sien ne hat sie, eben so wie die öst­ liche, senkrechte Wände. Von hier an wird das Gebirge höher und läßt dem Flusse nur ein enges Bette. Unweit Kairo entfernen sich beide Ket­ ten von einander; die östliche endigt sich an der Spitze des rothen Meeres, ohne daß man je­ doch irgend eine Verbindung mit dm Gebirgen A

a

4 Arabiens, die sich ebenfalls hier endigen, wahr­ nehmen kann *). Die westliche wird gegen Fayourn eben­ falls niedriger, nimmt in der Gegend von Kairo

*) Die Art, mit die beiden Ketten, die ans rothe Meer stoßen, sich endigen, und die Niederungen, die, auf der Landenge von Suez, eine Art von Thal bilden, welches bis an den Fuß de- Gebrge-, vorzüglich auf der Asiatischen Seite, von Dünen eingefaßt ist, könnten zu der Vermuthung führen, daß in alten Zeiten d«e beiden Meere, vermittelst eines enge» Canal- zusammen hingen, der durch die entgegengesetzten Slröhmungrn, und die an den Mündungen des Nils sich bildenden Anschwemmungen, bald versandete. Ein« Revolu­ tion, die das Niveau des Mittelländischen Meereverändert haben muß, da es 25 Fuß niedriger ist, als das rothe Meer, kann zu der ersten Bildung der Landenge beigetragen haben, die hernach durch die Anschwemmungen des Nils bedeutend zuge­ nommen hat. Die Dünen von beweglichem Sande erstrecken sich, von Aboroal und Dir-Deodar, bis jenseit El-Alrich; sie nehmen die ganze Fläche zwischen dem Mittelländischen Meere und den Gebirgen des steinigten Arabien-, deren Fuß sie bedecken, ein. Di» in diesen Gegenden ziemlich regelmäßigen Winde, haben allen Dünen dieselbe Richtung ertheilt; sie gehen »m Allgemeinen von Nordwest nach Nordost, und sind durch kleine Thäler von einander getrennt. Nur in dem nie­ drigsten, die man gewöhnlich am Fuße der hschsten Dünen antrifk, find« man einig« Fuß tief, beim Aufgraben des Sandes, Wasser. Di« Palmbäume, welche dort wachsen, sind eine sichere An­ zeige davon. Dieser bewegliche Sand, und die Ungleichheit der Dünen, machen die Mäische sehr beschwerlich, und sind das größte Hinderniß, wel­ ches eine Armee bei ihrem Durchgänge durch die Wüste zu besiegen hat.

ihre Richtung gegen Nordwest, und dann nach Westen, wo sie die Küste des Mittelländischen Meeres bildet. Die Felsen, welche man in der Gegend von Alexandrien und Abukir fin­ det, scheinen Inseln zu seyn, die von dieser Kette abgelöst find. Die zwischen diesen beiden Ketten und dem Meere gelegene Flache ist die Ebene von Nie­ ter-Egypten, die größkentheils durch die An­ schwemmungen des Nils gebildet ist. Sie wird von den Armen dieses Fluffes und einer gro­ ßen Anzahl von Canalen durchschnitten und bewassert. Die sieben Arme, in welche der Nil sich sonst in dem Delta zertheilte, um sich in sieben Mündungen ins Meer zu ergießen, sind gegen­ wärtig auf zwei Hauptarme zurückgebracht, auf den von Rosette, und den von Damiette. Ei­ nige Canäle, die einen Theil des Jahres fchijA bar sind, sind die noch vorhandenen Ueberreste der andern Arme. Der Canal von Moe; ist der alte Arm von Tan iS; der Canal von Achmoutt der von Mendes.; ihre Mündungen fin­ den.sich noch zu Omfaredje und zu Dibeh,

jenseit des Sees Menzaleh. Die Canale von Karinen und von Tabamich, die bei Bur­ los ins Meer fallen, sind der alte Arm von Sebennytuö. Weniger ©puren findet man von den Ar­ men von Pelusiuyr und Canopus, welche, da sie der Wüste näher lagen, dem Delta eine größere Aur-dehnung gaben; die Spuren des Arms von Pelusium sind indessen sehr beufr

lich in der Provinz Charkih zu erkennen, und man findet seine Mündung noch zu T i n e h, in der Gegend der Ruinen von Pelufium. Es ist wahrscheinlich, daß, zur Zeit, wo alle diese Arme zusammen eristirten, sie beinahe ein gleiches Volumen von Wasser bekamen. Die ungleiche Vcrtheilung des Wassers, Canale, die ganz zweckwidrig abgeleitet oder übel unterhalten wuroen und verschledene andere Ursachen haben das Volumen desselben in irgend Einem dieser.Arme vermindert; das Wasser ist also in demselben bei seiner Mündung gefallen, und das Gleichge­ wicht aufgehoben. DaäMeerwaffer ist ins Fluß­ bette gestiegen, hat das süße Wasser zurückge­ drängt, und sich mit ihm vermengt. Die Sal­ zigkeit desselben hat die Fruchtbarkeit der Lände­ reien, die durch die Arme des Flusses bewässert werden, in welche dies Wasser gedrungen ist, geschadet, und hat so lange fortdauern müssen, als Unkunde der Ursache, »nd das Interesse der mehr begünstigten Landstriche cs verhinderten, das Gleichgewicht wieder herzustellen; und die Unterhaltung der Canale ist auf der andern Seite in dem Grade vernack/aßiget worden, als die Menschen, die ihre Ufer anbaueten, sich in fruchtbarern Gegenden niederließen. Man bemerkt dieses zuweilen an den Armen von Rosette und Damiette. Wenn der Bruch irgend eines Deiches oder andere Umstande die Menge des Wassers in dem Einen Arme auf Kosten des andern vermehren; so dringt das Meer sogleich in diesen hinein, schwängert de» Boden mit Salz, und verhindert den Anbau desselben so lange, bis Gleichgewicht wieder

hergestellt ist, und das süße Wasser den Boden wieder hinlänglich hat waschen können, um ihn fruchtbar zu machen. Es haben «och andere Ursachen dazu bei­ getragen, den Arm von Pelusium zu zerstöhren. Die Kreuzfahrer legten die Stadt Pelusium, so wie die hauptsächlichsten Städte diese» Distrikts, in die Asche, und bewogen dadurch die Bewohner dieser Grenz-Provinz, die allein Unglück des Krieges bloß gestellt war, dieselbe zu verlassen. Der Arm von Pe l u st u m wurde nicht mehr unterhalten; die Uferbewohner der übrigen Arme, die von jeher sich des Nilwasser» allein zu bemächtigen suchten, leiteten eS ab, und da nun das Gleichgewicht einmal unterbrochen war, so trat das Meerwaffer in diesen Arm. Der nicht mehr von süßem Wasser beuchte Bo­ den wurde mit Salz geschwängert, und bedeu­ tende Landstriche wurden wüste und verödet. Man kann nicht daran zweifeln, daß Nie­ der-Egypten grdßtentheils nur den Anschwem­ mungen des Nils fein Daseyn verdankt. Die loSgespülte Erde, welche der Fluß auf seinen Ufern nicht absehen konnte, mußte sich an dem Orte von ihm absondern, wo das Gleichgewicht der entgegengesehten Bewegungen des Meere» und des Flusses eine Ruhe erzeugten. Dieser Bodensah bildere hier Sandbanke, welche durch die verschiedenen Bewegungen des Wasser» sich zur Rechten und Linken ausdehnen mußten. Nach und nach durch die Einwirkung der Winde und des Wassers vermehrt, mußten aus ihm die Ketten von Dünen und Sandbänke entstehen, welche sich zwischen den verschiedenen Mündun­ gen finden.

8 Diese Sandbanke konnten lange Zeit von den directen Anschwemmungen des Flusses, durch Zwischenräume, oder durch vom Mcerwasser ge­ bildete Seen abgesondert seyn, die aber zur Zeit der Ueberschwemmung das Flußwasser aufnah­ men. Diese Seen mußten in eben dem Grade abnehmen, als die Anschwemmungen zunahmen, und die Communicarion mit dem Meere ver­ stopften. Da der Schlamm, natürlicher Weise, sich in den, dem Flusse am nächsten gelegenen Ver­ tiefungen, niedersetzt, so haben sich zuerst seine Ufer erhöhen müssen. Die Anschwemmungen in den entfernteren Gegenden erfolgten bei weitem spater, und eS haben sich Seen an den Küsten, die von den Punkten, wo sich der Nil in meh-cere Canale zertheilte, am weitesten entlegen sind, erhalten. Auch sind zu alten Zeiten bei Petu­ st um Moraste vorhanden gewesen, und der Grund des Sees Mareotis ist sehr flach ge­ blieben. Die Anschwemmungen

des

Äils

mußten

diese Seen ausfüllen, Nieder-Egypten noch er­ weitern, und dem Meere noch mehr Land abge, »innen; allein dieses kämpft ebenfalls unaufhör» Die An« lich gegen diese Eroberungen an. schwemmungen des Nils haben vielleicht einen Punkt erreicht, wo sie weder zunehmen noch ab­ nehmen können. Man hat bemerkt, daß seit ei­ nigen Jahrhunderten das vom. Meere verschlun­ gene Land bei weitem bedeutender ist, als die Anschwemmungen. Man kann sogar voraus­ sehen, daß, wenn man kein« künstlichen Anstal­ ten trifft, das Werk der Natur zu unterstützen;

wenn man die Wassermasse sich zertheilen und und die hauptsächlichsten Arme sich erweitern läßt; und wenn man das Gleichgewicht des Wassers an der Mündung nicht unterhalt; das Meer der Cultur immer mehr entreißen wird, anstatt ihr noch mehr zu überlassen. Dies ist das Schicksal, welches Egypten bedroht, wenn es in den Händen eines unwissenden Volkes bleibt. Wenn, wie wir oben gesehen haben, die Verminderung der Wassermasse in irgend einem Arme, dem Meerwasser erlaubt, in denselben zu treten, so ergießt sich das letztere in die Niede­ rungen und die dem Flusse nahe gelegenen Seen. Die Bewegmigen desselben, die zuweilen durch die Stürme, welche das Meerwaffer augenblick­ lich steigen machen, unterstützt werden, konnten diese Seen erweitern, die Anschwemmungen, wel­ che sie von den Armen des Flusses trennten, wiederum wegnehmen, und die Fruchtbarkeit de» mir seinem Salze geschwängerten Bodens auf­ heben. Atlf diese Art kann man sich die Entste­ hung der Morastähnlichen und stachen Seen er­ klären, die sich auf den Küsten Egyptens finden. Der beträchtlichste von ihnen, der See Menzaleh, hat einen großen Theil deö Landes, wel­ ches die Arme von Pelusium, Tunis und M end res, bespülten, verschlungen. Der See Burlos liegt gegen die Mündung des alten Arms von Sebennytus, und der aus dem Arme von Rosette abgeleiteten Canäle. Her See Maadied liegt in der Gegend der'al»n Mündung von CanopuS. Der See Ed ko,

IO der neuerlich erst, wahrend der Ueberschwemmüng des Jahres 9, gebildet wurde, ist durch die Oeffnung des Canals von Deirut entstanden, welche der General Menou ohne Bedacht vornehmen ließ. Die in diese Niederungen geströhmte un­ geheure Waffermasse bahnte sich, mitten durch die Dünen, eine Verbindung mit dem Meere. Als das Niveau des Wassers sich nach der Ueberschwemmung senkte, harre es durch den Canal, den es sich bei dem sogenannten viereckigren Hause gebildet hatte, weiter keinen Abfluß. Das Meer trat hinzu und bildete diesen neuen See. Der See Mareotis war vom Flusse zu weit entfernt, um durch feine Anschwemmungen verengt werden zu können. Die Anlagen des Canals, dessen Bestimmung seyn sollte, den Nil nach Alexandrien zu leiten, so wie die man­ gelhafte Unterhaltung der Canale von Bahireh, haben das Wasser des Nils davon, entfernt. Da die Verbindung mtt dem Meere aufgehoben war, so verdunstete sein Wasser. Er war seit langer Zeit trocken- allein es war ein salziger Schlamm und ein beweglicher Sand übrig ge­ blieben, die, wenn sie im Winter durch das Regenwaffer und durch die Ueberschwemmungen, die vermittelst der Canale von Bahireh etwas Nilwasser dorthin leiten, angefeuchtet wurden, ihn einen großen Theil des Jahres morastig machten. Da die Engländer wahrend des kehlen Feldzuges den Deich des Canals von Alexan­ drien *) durchgestochen haben, so ist er von *) Diese Operation der Engländer trennt drien fast gänzlich von dem übrigen

Al ex an» Egypten.

D«S Durchstechen de- Canal- schneidet ihm das

neuem mit Meerwasser angefüllt worden. Die­ ser See dehnt sich in ein Thal aus, das mit dem Meere parallel läuft, und von demselben nur durch einen Bergrücken getrennt ist, dessen Breite an einigen Hrtcn keine joo Toisen be­ tragt. Er erstreckt sich noch Wetter als der so genannte Arabische Thurm. Es finden sich auch einige Seen, welche durch Überschwemmung entstehen, indem das Wasser sich über Niederungen verbreitet, die keinen Abfluß haben, und hier bloß durch Aus­ dunsten verschwinden kann. Dergleichen Seen sind die von Fayum, von Grarak, vonBirket-el Hadji, der Uadi Tomlat und die so genannten Kräh, durch welche der Canal von Suez ging. Diese lehtern erhalten ihr Wasser nur bei großen Überschwemmungen. Außer den hauptsächlichsten Armen und Canälen, von denen wir so eben gesprochen ha­ ben, ist Nieder-Egypten noch von einer beträcht­ lichen Menge Bewässerungs-Canälen, die aus den großen Armen abgeleitet sind, durchschnit­ ten. Das durch diese Canäle abgeleitete, und in einigen Distrikten auf Deiche zurückgehalte­ ne Ueberschwemmungs-Wasser befruchtet zuerst

N'livaffcr ab, und wird den Ruin dieser Stadt hrrbetziehn, wenn man dem Uebel nicht abhilft. Allem sind die Türken im Stande - ohne Hülfe der Europäer ein so bedeutendes Werk auszufüh­ ren? Wird sich ihre von Natur nur zerstöhrenden Grundsätzen folgende Regierung lebhaft damit beschäftigen? Und wird sie sich dazu verstehen, die nSlhigen Kosten zu einer so großen Unterneh­ mung herzuschießen?.

die höher gelegenen Landstriche, und ergießt sich alsdann durch die niedrigeren in die Seen oder ins Meer. Das Anwachsen des Nils hebt mit dem Sommersolstirium an: seine größte Höhe erreicht er im Herbstequinoctium, er bleibt auf derselben einige Tage, breitet sich aus, und nimmt als« dann allmahlig ab. Das Wasser fallt langsa­ mer, als es stieg; im Winterftlsiirium ist der Fluß schon sehr niedrig; allein in den großen Canälen bleibt noch Wasser. Um diese Zeit fängt man an, dey Acker abzubauen. Die großen BewässerungS - Canäle fangen mit Ende des Thermidors (Aug.) an, sich zu fällen. Ganz Egypten ist zu Anfange des VendcmiärS (Octob.) überschwemmt. Das Wasser läuft mehr oder weniger schnell in verschiedene Gegenden ab. Mit EndeBrumars(Ndv.) öffnet sich fürdieFußgänger gewöhnlich wiederum die Passage. Die Niederungen und Canäle sind noch mit Wasser undSchlamm angefüllt, und trocknen erstimFrimar (Decbr.) aus. Um diese Zeit sind mehrere HauptCanäle für ein Truppencorps und für die Ar­ tillerie noch nicht zu passiren, weil das Wasser in denselben zu niedrig ist, um Fahrzeuge an­ wenden zu können, und der Schlamm zu weich, um sie zu durchwaten. Da in Egypten die Brücken und Deiche sehr selten sind, und keine einzige Straße zu großen Transporten eingerich­ tet ist, so kann man das Delta nur im Monat Pluviose(Febr.) wohl mit einer Armee durchziehen. Diese Zeitpunkte treten, je nachdem der Nil anwächst, vierzehn Tage, ja selbst einen Monat,

früher oder später ein. . Zm allgemeinen kann man aber annehmen, daß Nieder-Egypten, nach allen Richtungen, nur Don den ersten Tagendes Ventofe (Marz) an, bis zu Ende Thermidors (Aug.) zu paffiren ist. Bloß die großen Canäle behalten ihr Wasser, und Man findet.auf denselben beständig Fahrzeuge zum UeberseHe«. Die Districte, wel­ che durch abgeleitete Canäle, nach der. liebet# fchwemmung der höher gelegenen Länder, das Wasser erhalten, werden weit später zum Anbau und zum Reisen geschickt. Von dieser Art ist ein Theil der Provinz Charkieh. Nach diesem Ueberblick 'sieht man, daß Krieaes-Operationen nur während sieben Monate des Wahres in Nieder-Egypten möglich sind. Im übrigen Theil des Jahres kann man wohl an der Grenze der Wüste Märsche vornehmen; allein die an dieser Grenze liegenden Dorfschaften sind außer Stande, alle für eine Armee nöthigen Lebensmittel zu liefern, die nach einer Reise durch die Wüste an allem Mangel hat; und von dort kann man während der Monate Vendemiäre, (Her.) Frimaire (Dec.) und Brumaire (Nov.) mit den Dorfschaften im Innern durchaus keine Verbindung haben. Um diese Zeit also, und selbst während der beiden andern Monate der Überschwemmung im übrigen Egypten, ist es nicht wohl möglich, auf dieser Grenze andere als bloß partielle Operationen vorzunehmen *).

*) Die See» von Uabi Tomlar, welche wäh, rtnb der anßerordentkichen Ueberschwemmuna un 3. 9 angefüllt wntden, enthielten zu viel Wcksser, als daß di« Hitze des Sommer« sie ganz au«.

14 So würde auch eine Armee, welche um diese Zeit an den Küsten landete, und im Innern Egyptens etwas vornehmen wollte, dies nur ju Wasser thun können. Sie würde jedoch einige Vortheile von ihrer Ankunft tn dieser Jahres­ zeit ziehen können, wenn sie sich darauf beschran­ ken wollte, auf irgend einem Punkte der Küste einige Niederlassungen zu stiften, in denen sie schwerlich angegrissen werden könnte, und wo sie im. Stande wäre, ihre Kräfte zu sammeln, um in der guten Jahreszeit desto glücklichere Unter­ nehmungen machen zu können. Die Armee, welche Egypten zu vertheidigen hatte, würde durch die Ueberfchwemmung in ih­ ren Operationen ebenfalls aufgehalten werden. Ein Theil ihrer Bewegungen kann nur zu Was­ ser Statt haben, und muß deshalb sehr lang­ sam und beschwerlich seyn. ES giebt sogar auf der Küste einige Punkte, wo sie sich nur mit der größten Mühe zusammenziehen könnte, wenn sie unvermurhet angegriffen würde.

ZknegSsystem, welches von den Franzosen angenommen tjt Dies ist die Lage und physische Organisa­ tion Egyptens. Wir wollen nicht dabei verweilen, den Einfluß derselben auf das Krieg­ trocknen konnte; und wenn die iArmee nicht we­ gen der Landung der Engländer sich nach den Küsten hätte ziehen müssen, so würde das tn die­ sen Seen vorhandene Wasser die militärischen Operationen auf der Grenze Syriens verändert

habe«.

*5 führen zu untersuchen, eben so wenig wie ihren Einstuß auf die verschiedenen Arten die- Land anzugreifen, zu vertheidigen und zu befestigen, mir Rücksicht auf die Tactik und die milikärischen Hütfequellen der benachbarten Völkerschaf­ ten. Dies würde uns zu sehr MS Einzelne führen. Wir wollen bloß das Krieges- und Befestigungs-System, welches die Franzosen hier befolget haben, der Untersuchung unterwerfen. Als die Franzosen in Egypten landeten, war ihnen dort alles neu; Clima, Tacrik der Mammelucken, Sitten der Bewohner u. f. w. Sie hatten nicht allein mit den Soldaten des Landes, den Mammelucken, sondern auch noch mit den Arabern und den Landbewohnern zu kämpfen. Indem man damit beschafftiget war, sich festzusetzen und gegen den äußern und in­ nern Feind zu verschanzen, mußte man sich Hilfsquellen aller Art eröffnen, sich die Gunst des Volkes erwerben, und es civilisiren. Bona­ parte hatte bald das System getroffen, was tut» ter diesen Umstanden allein anzuwenden war. Egypten bietet durchaus nicht solche natür­ lichen Vertheidigungs-Linien, Gebirgsketten oder solche Flüsse dar, welche in Europa dasAngriffsVertheidigungS- und Befestigungs-System eines Landes bestimmen. Es hat keine solch« Posten, deren Besitz über den Besitz einer ganzen Pro­ vinz entscheidet. Die ausgedehnte und stäche Küste des Mittelländischen Meeres ist überall für kleine Schaluppen zugänglich; aber nur we­ nig Punkte sind dazu geschickt, eine große Lan­ dung zu begünstigen; nur «in einziger bietet den Schiffen gegen di« Winde Schutz dar, und er»

»6 laufet ihnen, sich dem Lande hinlänglich zu na; Hern, und die Truppen zu decken. Der Feind, der sich einmal festgesetzt hat, kann, ausgenom­ men zur Zeit der Uefeerschwemmung, sehr leicht ins Land eindringen. Alles steht ihm offen; nichts hindert ihn vorzudringen, wenn er nicht vielleicht durch irgend ein Corps auf»den schma­ len fünften zwischen dem Nil und den Seen in seinem Marsche aufgehalten,wird. Einige Befestigungen zur Vertheidigung der freien Fahrt auf dem Nrl an seinen Mündungen können ihm in seinen Operationen hinderlich seyn. Sie sind indessen ohne Beschützung einer Armee gar nichts. Der Marsch durch die Syrische Wüste hat eine große Menge Schwierigkeiten; der Weg ist durch die Orte bestimmt, wo sich Wasser findet. Ein Theil dieser Orte laßt sich in Besitz nehmen und befestigen. Man kann sie aber auch Hingehen, wenn man, wie die Türken, bloß mit CavaUerie und ungeheuken Transporten von Lebensmitteln, drirch dieselbe zieht. Hat man diese ersten Schwierigkeiten besiegt, so steht Egypten tont der Seite der Wüste völlig offen. Die Festungen, die man hier anlegen könnte, würden den Feind keinesweges aufhalten, weil es hier keine einzige durch. Kunst oder von der Natur gebahnte Straße giebt. Wenn die Türken, die einzigen Feinde, von denen die Armee im Orient einen Angriff be­ fürchten konnte, ins Innere des Landes dran­ gen; so mußte der Fanatismus die Bewohner aufsaßig machen; sie würden bier Hülfstruppen, Lebensmittel, und.alle Hülfsguellen angetroffen haben,

Habeft,

die

das Land bet Französischen Ärmer

verweigert hatte. Nur mit einer Armee konnte man sich dem widersetzen. Aber diese Beobachtungen bewogen uns Zur Annahme des Grundsatzes, daß Egypten nicht sowohl durch Festungswerke, als vielmehr durch eine Armee vertheidigt werden müßte, da die er­ steren, nach dem physischem Zustande des Lan­ des und nach Beschaffenheit der Feinde, welche man zu bekämpfen hätte, auf den Feldzug kei­ nen hinlänglichen Einfluß haben würden. Die Schwierigkeiten der Transporte in Egypten, die Art der Lebensmittel bei den Eingebornen, woran die Französischen Soldaten sich nicht gewöhnen konnten, unv das Bedürfniß im Voraus an den Plützen, wo die Armee sich zusammenziehn sollte, Lebensmittel herbeizuschaf­ fen, machten es indessen nothwendig, Magazine anzulegen. Es mußten dieselben aber vor den» Angriffe der Araber, der Bewohner des Landes und der feindlichen Parrheien sicher gestellt n-erden. Man mußte sie durch verschanzte Posten decken, die nur einer schwachen Garnison bedurf­ ten, um die Armee nicht zu sehr düdurch zu schwächen. Es war indessen nöthig, daß die äußersten Grenzposten hinlänglich befestiget wur­ den, um den Angriffen des Feindes bis zur Vereinigung der Armee, Widerstand zu leisten. Die nothwendige Bewachung des Innern von Egypten, um es zu regieren und die Ruhe zu erhalten, erforderten ebenfalls befestigte Posten, die im Stande waren, das Volk in Furcht zu setzen, oder im Fall eines allgemeinen Aufruhrs cde; eines von der Uebermachr feindlicher Par-

theien veranstalteten Angriffes, den Französischen DetaschementS zum Zufluchtsort zu dienen. Bonaparte richtete nach diesen Grundsahen, den Mittelpunkt der Operationen und der Ma­ gazine der Armee, die äussersten Posten und die Zwischenposten ein. Auf dem Nil ließ er eine Marine erbauen, die im Stand« war, die Be­ wegungen der Armee zu begünstigen und die Transporte zu decken.

Festungswerke, welche die Franzosen er* richtet haben. Die Arbeiten bei den Festungs-Werken machten anfänglich viele Schwierigkeiten. Die Art zu bauen, Transporte zu veranstalten u. s. w. alles, war von den Europäischen Gebrauchen ganz verschieden. An Holz mangelte es durchaus; Handwerkszeug war selten; man hatte auf der Flotte einen grossen Theil davon eingebüßt, man musste also Werkstätten zur Verfertigung neuer errichten. Die Soldaten, die die Veränderung des Climas und unaufhörliche Märsche abge­ mattet und erschöpft hatten, die oft schlechte Nahrungsmittel bekamen, imt> starke Getränke gänzlich entbehren mussten, konnten schwerlich zu diesen Arbeiten gebraucht werden, und ungeach­ tet der ungeheuren Preise, die man ihnen ver­ sprach, zeigten sie nicht die geringste Arbeitsam­ keit. Die über die Veränderung der Herrschaft erstaunten und erschrockenen Eg> pticr stellten sich nur mit Unwillen zu diesen Arbeiten ein. Die bessere Behandlung und richtigere Zahlung,

als die, welche ihnen unter der alten Regierung zu Theil geworden war, bewog sie indessen dazu, wenn gleich nur langsam. Sie konnten aber nie zu elwgS anderm als zu den gröbsien Arbeiten ge> braucht werden, und gewöhnten sich nur mit großer Mühe an den Gebrauch der Europas schen Maschinen und Werkzeuge, die zugleich die Zeit und die Kräfte der Menschen sparen. Der Mangel an Werkzeugen und Handwerkern und die schlechten Finanzen beeinträchtigten die Festungs Arbeiten von Tage zu Tage; dennoch schritten sie mit einer solchen Schnelligkeit vor­ wärts, daß die Egyptier in (Erstaunen geriethen. Zu derselben Zeit, als man diese Arbeiten betrieb, hatte man mit den Angriffen der Feinde und der Bewohner des Landes zu kämpfen; man mußte sie aus diesem Grunde beschleunir gen, um bald feste Platze zu haben, und matt brauchte alierwärtS, wo dies möglich war, ältere Werke. Alles wurde aber so angelegt, daß eS ztt dem allgemeinen System der immerwähren» den Festungs-Werke paßte. Die Stadt Kairo, die an der Oeffnung des Nilthals gelegen ist, und zwar nicht weil von dem &rte, wo dieser Fluß sich theilt, bietet sich von selbst als Mittelpunkt aller militärischen Operationen dar, so wie sie der Mittelpunkt der Regierung uitd des Handels ist. Man wählte sie deswegen atich zu dem Sammelpkah der Ar­ mee, von wo sie sich über die angegriffenen Grenzen ausbreiten könnte. Die in gewisser Hinsicht abergläubische Meinung der Eingebenneu, welche ibei allen Kriegen und innern bür­ gerlichen Zwistigkeiten, die Parthei, welche diese

20 Hauptstadt m Besitz hat, für den Herrn ton Egypten anerkennen, mußte auch diese Wahl bestätigen. Diese Stadl ist von zu großer Ausdeh­ nung, zu zahlreich bevölkert, als daß man an ihre Befestigung denken könnte; man nahm deswe­ gen bloß die Punkte in Besitz, welche die Stadt beherrschten. Man benutzte das alte Schloß aufs einsichtsvollste, und aus dem Chaos dieses alten Bau's erhob sich eine Citadelle, die ver­ möge einer kleinen Anzahl von Truppen verthei­ digt werden konnte, und deren Artillerie und Po­ sition die Stadt Kairo beherrschte mit) di« Ein­ wohner derselben in Furcht hielt. Andere klei­ nere Posten errichtete man nmb um die Stadt, um einige Anlagen mit wenig Garnison beschützen zu können. Zm Mittelpunkt dev militärischen Operatio­ nen mußte noch ein Magazin von solchen Din­ gen angelegt werden, deren die Armee und die Werkstatte, besonders in Rücksicht der Artillerie nothwendig bedurften; dieses mußte am Ufer des Nils gelegen ftnl, um den Transport zu erleich­ tern. Man wählte dazu Grzeh; und zur Be­ festigung dieses Ort6 benutzte man eine alte Matter, welche Murad«Bey hatte erbauen lassen. Nachdem man den Mittelpunkt der -Operationen der Armee, und die Mittel sich die­ ses für den Besitz Egyptens so wichtigen Punkts zu versichern bestimmt hatte, mußte man an die Vertheidigung eines. für die Französische Armee bei wertem wichtigeren Punktes denken, nämlich des Meerhafens, der ihre Flotte und fast alle ihre Magazine enthielt, und wodurch sie allein HW zu erwarten hatte.

LI Der militärische Einfluß Alexandriens als eines Kriegsplatzes ist äußerst unbedeutend. Diese,'durch eine Wüste ifolirte Stadt, wtrd von den Egyptiern fast wie eine fremde Stadt betrachtet; man kann alles cultivirte Land Egyp­ tens besitzen, ohne dieser Stadt zu bedürfen, die auf ihrer Seite ohne das Wasser des Nils und die Lebensmittel Egyptens nur schwerlich beste­ hen könnte. Aber als vortrefflicher Seehafen und als der einzige, welcher auf der Meeresküste vorhanden ist, ist Alexandrien allerdings der Schlüssel Egyptens. Keine Operation zur See kann ohne ihren Besitz wohl unternommen wer­ den. Sie ist im Besitz des hauptsächlichsten Handels, da die Häfen von Rosette undDamiette mir kleine Fahrzeuge aufnehmen können. Nahe bei Alexandrien liegt die Rhede von Abukir, die bloß bei Nord- und NordOst-Winden gefährlich ist. Am Ende dieser Rhede befindet sich der günstigste LandungsPunkt auf bej ganzen Küste. Alle diese Gründe bewogen uns zur Be­ festigung Alexandriens. Wir , vereinigten unsere Vertheidigungsmittel auf diesen Platz um so mehr, da er der einzig« war, der von Euro­ päischen Truppen einen Angriff befürchten konnte. Allein diese Befestigung erforderte viel Zeit, viel Handwerker und noch mehr Tagelöhner. Die Armee konnte, ohne sich zu schwächen, hier nur eine geringe Garnison hinterlassen, und dennoch erforderte die Vertheidigung der Stadt und des Hafens wegen ihrer Ausdehnung eine starke Be­ deckung; die Gegend umher war allerwärts mit alten Gebäuden und Bergen von Trümmern

rr angefüllt. Man benutzte einen Theil der von den alten Arabern erbauten Mauer, den Pharus U. f.'ro. um eine Vertheidigungs-Linie anzulegen, welche man durch Redouten verstärkte, die auf den wichtigsten Trümmer-Hügeln errichtet wur­ den, die man in der Folge m verschanzte Forts verwandelte. Diese Arbeiten, die so schnell be­ trieben wurden, als die wenigen zu Gebote ste­ henden Mittel es erlaubten, bekamen bald von außen ein' sehr furchtbares Ansehen, waren aber in der That sehr unbedeutend. Eine alte, auf der Insel oder dem Felsen Marabau erbauete Moschee, wurde in ein Fort verwandelt, das dazu diente, den Ort, wo die Armee ihre Landung unternommen hatte, und den westlichen Eingang des alten Hafens von Alexandrien zu decken. Das alte Schloß von Abukir wurde wieder hergestellt und be­ setzt; es diente als Seitenbattene, und würde, wenn es vollendet worden wäre, eine Verschanzung abgegeben haben, die bis zur Ankunft der Armee hatte Widerstand leisten können, wenn der Feind auf der Rhede gelandet wäre. Die andern wichtigen Punkte auf der Küste wa^en die beiden Mündungen des Nils; man beschäftigte sich mit ihrer Vertheidigung; die Städte Damiette und Rosette waren zu groß und zu volkreich, um io militärische Posten verwandelt werden zu können. Sie waren vorr der Mündung zu weit entfernt, um den Ein­ gang derselben zu vertheidigen, und die im In­ nern des Bogaz postirten Kriegsschiffe konn­ ten ihn nicht wirksam vertheidigen, wenn sie nicht vom Landfeuer unterstützt wurden. Ein

2Z altes, eine halbe Meile (lien) unterhalb Roset­ te gelegenes Schloß wurde wieder hergestellt und mit Truppen beseht. Man gab ihm de» Nahmen Fort Julien. Unterhalb Damiette, an der schmälsten Stelle der Landzunge, die de» Nil vom See Menzaleh trennt, errichtete man auf dem Plahe des Dorfes Lesbeh ein Fort. Dies Fort, das den Nahmen des Dor­ fes führte, beherrschte den Nil, und würde den Feind zurückgehalten haben, wenn er nach seiner Landung an dem östlichen Ufer der Mündung auf Damiette hätte marschiren wollen. Er war indessen vom Bogaz zu weit entfernt, um die Schiffe, die seinen Eingang vertheidigen soll­ ten, zu decken. Man stellte deswegen zwei vor alten Zeiten auf beiden Ufern erbauete Thürme wieder her, und besetzte sie mit Mannschaft. Außerdem war es noch nothwendig, einige Punkte der Küste ttv Besitz zu nehmen, als die Mündungen von Burlos, Dibeh und Om« faredse; allein man konnte hieran nur in der letzten Zeit arbeiten. Man erbaute Thürme mit einem Glacis, und besetzte sie mit einigen Artillerrestücken. Sie wurden außerdem noch von bewaffneten Fahrzeugen beschützt. Ein Posten zwischen Fort Julien und Abukir war von Nutzen, um die Derbindung mir Alexandrien zu decken, und nur die am meisten bedroheke Küste desto besser beobachten za können. Zu diesem Endzweck verwandelte man ein altes Caravansarqi, das viereckigre Haus ge­ nannt, in einen militärischen Posten. Dieser Posten beschützte auch die Mündung des Sees Edko, die nicht weit davon entstand.

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Cs war 'nothwendig für die Operationen der Armee auf der Küste einen Mittelpunkt und ein Magazin von Lebensmittel und Munition zu haben. Man wählte zu diesem Endzweck den Ort, wo der Canal von Alexandrien aus dem Nil kömmt; man errichtete hier eine Re­ doute und legte Magazine an. Wenn Kairo der Mittelpunkt für die Operationen von ganz Egypten war, so konnte Ram-anieh es für die Küste seyn. Ein Reserve Corps würde steh von dort sehr schnell nach dem bedrohten Punkte zwischen BurloS und Alexandrien haben begeben können. Wenn die Noth es erforderte, die ganze Armee zu vereinigen, so konnten sich die Corps aus den verschiedenen Theilen Egyp­ tens dorthin verfüaen, und so vereint auf den Feind llosgohcn Von Ramanieh bedarf man drei Tage, um durch das Delta nach Damiette zu kommen. Vier Tage sind hinreichend, um durch das Delta von Ramanieh nach Salahieh auf der Grenze Syriens zu gehen. Hatte man nach dieser Richtung W^ge, Brüklken und Deiche angelegt, so würde diese Ver­ bindung das ganze Jahr hindrirch offen zu er­ halten gewesen seyn. Auf der Syrischen Grenze wählte man Belbeiö und Salahieh zu äußersten Po­ pen. Man wollte anfänglich Haiiptfestlingen aus ihnen machen; allein die Schwierigkeiten, welche man bei Ausführung einer so bedeuten­ den Unternehmung antraf, zwangen uns, darauf Verzicht zu leisten. Man machte aus ihnen MagazinpläHe, und Salahieh, welches steh an der Grenze des gegen die Wüste zu cukivivren

Landes

befand, mußte

der

Hauptplah werden.

25 . Der Feldzug in «Syrien entwickelte die in Rücksicht der Vertheidigung dieser Grenze ge­ faxten Projekte. Man hielt dafür, daß das beste System sey, die Hauptstationen in - der Wüste in Besitz zu nehmen. Das alte Schloß El-Alrich, das beinahe an den äußersten Enden der Wüste gegen Syrien zu liegt, wurde gewählt, um es 41t befestigen und in Besitz zu nehmen. Zu Kat,eh errichtete man einen Zwischenposten. Das Thal El» Alk ich ist so gelegen, daß «ine Armee, die von Syrien nach Egypten mors schirrn will, nothwendig dort anhalten muß, um alles zum Marsche durch die Wüste Unentbehrliche einzunehmen. Eine zu El-Alrich ange­ legte Festung würde sicher Egypten gedeckt ha­ ben, ja würde sogar aufs höchste furchtbar ge­ worden seyn, wenn inan sie so angelegt hatte, daß sie alle Brunnen beherrschte; wenn man hier eine hinlängliche Garnison harte unterhal­ ten können, um eine jede Niederlassung im Thale zu verhindern; wenn das ganze Werk schnell genug eilen, und eine solche Vollkommenheit hatte errei­ chen können, um bis zur Ankunft einer Ver­ stärkung Widerstand zu leisten; wenn sie stark genug verproviankirt hatte werden können, um nicht alleil» ein« lange Blockirung auszuhalten, sondern auch noch die Armee, die ihr zu Hülfe gekommen, mit deu nöthigen Lebensmitteln zu versehen, und sie in den Stand zu setzen, den Feind in Syrien zu verfolgen. Aber alles dies war nicht der Fall. Der Bau, mitten in der Wüste, wo alles mangelte, ging sehr langsam hon Statten; das Meer war noch nicht

26 frei, und die auf dem Rücken der Cameele transportieren Lebensmittel reichten kaum für eine sehr schwache Garnison hin; der Feind konnte sich im Thäte El-Alrich festsetzen, dort Wasser für seine Armee finden, das Fort bela­ gern oder mir wenig Truppen die schwache Gar­ nison desselben in Respekt erhalten, wahrend er in Egypten agirte. Die Angefangenen Arbeiten wurden nicht vollendet, und das Fort befand sich in einem sehr traurigen Zustande, als die Ar­ mee des Groß-Veziers es im Monat Nivose (Jan.) deS I- 8 belagerte. Ein diplomati­ scher **) Kunstgriff und eine Ueberrumpelung lieferten es in die Hände der Feinde, ehe die Französische Armee ihm zu Hülfe eilen konnte. Nach dem Siege bei Heliopolis sah sich die Armee genöthigt, Kairo zu belagern, und konnte den Groß-Dezier nicht bis El-Alrich verfolgen, um aus diesem Fort eine feste Niederlassung zu machen, oder eö gänzlich zu zerstöhren. Man überdachte hierauf die Schwie­ rigkeiten, die sich darbieten würden, diese Posten in der Wüste gehörig zu unterhalten und zu befestigen; man sah ein, daß sie die Armee zu einer Theilung nöthigen würden; daß verschiede­ ne Wege, die man ausfindig gemacht harte, und die sie umgingen, solchen Armeen, die, wie die Türklsche, vorzüglich aus Cavallerie bestanden, oder doch wenigstens ihren Parteien dazu die­ nen konnten, sich ins Innere von Egypten zu verbreiten, wahrend die Französische Armee an ' 1

i.

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...

*) Ueber den Tractat von Kl« Alk ich sehr man. den historischen Theil.

verschiedenen Orten zerstreuet seyn würde. Man erinnorte sich, daß es von der größten Wichtig­ keit sey, gegen die Türkischen Truppen osfenftv zu agiren; daß diese, bei dem Durchgänge durch die Wüste mit einer ganzen Armee sich noth­ wendig zu Kali eh vereinigen und dort auf­ halten müßten, und daß es äußerst Vortheilhaft sey, sich dorthin zu begeben, um ihnen em Tref­ fen zu liefern, oder wenn dies nicht möglich wäre, sie mit der vereinigten Armee dann zu schlagen, wenn jtty ermüdet von dem Marsche durch die Wüste, tm Begriff seyn würden das cultivirte Land zu erreichen. Man kam also beinahe auf den ersteren Entschluß zurück. Salah ieh bildete einen Po­ sten, der stark genug war, um mit einer schwa­ chen Garnison bis zur Ankunft der Armee Wi­ derstand leisten zu können, und um die Lebens­ mittel zu fasten, die zum Unterhalt der Armee wahrend ihrer Operationen in der Wüste noth­ wendig seyn würden. Belbeis diente zur Nie­ derlage zwischen Sa la hi eh und Kairo. Man errichtete im Innern zu Menuf, Müt Khramr, Mansur, u. s. w. einige Posten, um die Nilschiffahrt zu decken, die Ein­ wohner im Zaum zu erhalten und um Zwi­ schenniederlagen zu haben. Man errichtet? auch zu Suez einen Posten. Bei Anlegung desselben fand man beinahe eben so viel Schwierigkeiten als zu El-Alrich, weil man alles durch die Wüste hieher transportiern mußte. Die Befe­ stigungen, welche man hier vornahm, reichten hin, um die Etablisstmcnrs, welche man hier er­ richten wollte, gegen die Araber jit schützen; al-

28

lein man konnte um so wenigst daran denken, Suez gegen einen ernsthaften Angriff zu ver­ theidigen, da dieser wahrscheinlicher Weise mit einem allgemeinen Einfall in Egypten würde verbunden gewesen seyn, wodurch man verhin­ dert worden wäre, Hülfe dorthin zu schicken. Da übrigens Suez in dem Fall nicht mit Le­ bensmitteln versorgt werden konnte, und keine Marine besaß, so war keine Gefahr dabei, es einige Zeit lang aufzugeben. Die Beschaffenheit der Lage v-i Obex« Egnprm isolier dasselbe einigermaßen von den großen Kriegs-Operationen, und erlaubt ihm nur, der Schauplatz der inneren Unruhen zu seyn. Bloß die Ankunft fremder Truppen über Kosfeir kann es eine andere Rolle spielen lassen. Diese Truppen können indessen die Wüste nicht passiern, als wenn sie vom Innern des Landes aus begünstigt werden. Zur Zeit der Mammelucken, zogen sich die aus Kairo vertriebenen Parrheien mit den Misvergnügten nach Ober# Egypren zurück. Sobald sie sich wiederum hnrlanglich festgesetzt uNd organisirt hatten, suchten sie sich Kairo zu nähern; die herrschende Par­ tei schlug sie, und das lange Thal, in -welches der Nil hinabsteigt, war das Schlachtfeld- Die Franzosen hatten unter der Anführung des Ge­ neral Desair einen ähnlichen Krieg mit Murad-Bey: sie unterworfen bald ganz OberEgyp'en, und trieben die Machmelucken fast gänzlich auseinander; allein dieser.Bey, der alle Thaler und alle Wege io der Wüste kannte, war so glücklich zu entwischen, begleitet von ei­ ner geringen Anzahl vortrefflicher Reuter, die

freilich von der Anstrengung de6 Treffens «ruft höchste ermüdet waren *). Man glaubte anfänglich in Ober - Egvten nur einige militärische Posten nöthig zu haben, um die Schiffahrt auf dem Nil zu decken, die Einwohner im Zaume zu halten, und die Ma­ gazine von Lebensmitteln imb Munition zu be­ schützen. Dle Ankunft eines Corps MekkinArüber tr.beffciv, die ihren Weg über Koffeir genommen hatten, überzeugten uns von der Nothwendigkeit diesen Hafen in Besitz zu neh­ men. Sobald man hinlängliche Mittel zusam­ men gebracht hatte, faßte man dort Fuß und befestigte ein altes Schloß. Kenneh am Nil wurde zur Erbauung eines Fort erwählt, das für die Communication mit diesem Hafen als Niederlage und für Ober-Egvpten als militäri­ scher Hauptposten dienen sollte. Andere Posten

*) Als dieser Dey sehr lebhaft verfolge wurde, Züchtete er in EinS dieser Thäler, und schien sich in di» Wüste zu begeben; aber sobald er die Franzosen hinein gezogen hatte, zertheilte er seine Truppen so, daß man ihre Spur nicht ausfinden konnte. Sie qmg übers Gebirge in rin anderes Thal, wo sie sich wieder vrganisirt« und ans Nil, that hinabstieg. Murad,Dey erschien also an ürttn wieder, wo die Franzosen ihn nicht rrwar, m#n, er nahm in den Dorffchaiten -ebensmittel ein und bediente sich dieses Zkunstgnffrs jedes Mal wieder, wenn die Franzosen seinen Aufentt halt entdeckt harten, und auf ihn los marschir, ten. Obgleich er oft ganz »»vermuthet angegrif, feu und selbst in seinem Lager überfallen würde, so war er doch jedes Mal so glücklich, ihnen zu entwischen.

zs wie die zu Girgeh, Seut, Benisuef wurden befestigt.

Miniet und

Die Besitznahme von ganz Ober - Egypten und von Kosseir, und der Krieg mir Murad - Bey beschäftigt« viele Truppen, die man Vortheilhaft mit der Armee hätte vereinigen kön­ nen, um fit in den Stand zu sehen, äußern Angriffen Widerstand zu leisten. Es war in­ dessen nothwendig aus diesem Lande Mittel zum Unterhalt der Armee und zur Bezahlung ihrer Ausgaben zu ziehen. Kleber erfüllte diese bei den Zwecke durch den Frieden mit MuradDey, der für die Provinzen, deren Regierung man ihm übertrug, zinsbar wurde. Die mili­ tärischen Posten Siut, Miniet und Beni­ suef waren mit einer kleinen Anzahl von Fran­ zosen gedeckt, um die Operationen der Regie­ rung in den übrigen Provinzen zu unterstützen. Kleber behielt sich das Recht vor in Kosseir Garnison halten zu dürfen, aber er wollte An­ stand nehmen davon Gebrauch zu machen, bis die Truppen, die er dorthin schickte, durch eine zwischen Suez und Kosseir veranstaltete Ver­ bindung zur See, weniger isolirt waren. Man würde sich von den Festungs-Wer­ ken, welche die Franzosen in Egypten angelegt haben, einen sehr falschen Begriff machen, wenn man auf sie das anwendete, was man in Eu­ ropa unter F.stung, Fori, militärischen Posten u. s. w. versteht. Man muß sich immer an das erinnern, was ich über die Hindernisse gesagt habe, die man zu besorge» hatte. Man mußte ganz neue Arten von Festungswerken und von Gebäuden schaffen, die dem Lande, den Make-

rialien und den verschiedenen Angriffen, von de­ nen man bedroht werden konnte, angemessen wa­ ren. Die Ingenieur - Officiere haben auf die öffentliche Dankbarkeit für die Ausführung des­ sen, was in dem Zeitraume von drei Jahren wirklich au Stande gebracht ist, nur desto grö­ ßere Ansprüche. Hauser oder alt? Gebäude, die mit einigen Kanonen und Schießscharten versehen waren; kleine Thürme, die ebenfalls Schießscharten und eine Terrasse mit einer oder zwei Kanonen hat­ ten, waren Posten, wo einige zwanzig.Franzo­ sen die Angriffe der feindlichen Cavallerie oder eines aufrührerischen Haufens, ohne Furcht er­ warteten und zurückschlugen. Sie scheueten sich hier selbst nicht vor einigen schlecht bedienten Artilleriestücken. Ein großer Theil der Posten, die ich Fortö genannt habe, waren von dieser Art. Die Lebensmittel und die Munition für die Garnison und die Niederlaqe für die Ar­ mee, wurden in Magazine geschaft, welche man im Innern errichtete, oder auch wohl von außen an diese Gebäude anbrachte. Um diese Posten etwas gegen das Feuer der Artillerie in Schuh zu sehen, errichtete man um einige derselben Brustwehren oder verdeckte Wege. Sie bildeten alsdann Schlupfwinkel, und um sie mit Erfolg anzugreifen, hatte man ebenfalls verdeckte Wege aufwerfen, und auf dem Glacis eine Batterie errichten müssen- Dies tst das System, welches man für Salahieh angenommen hatte, und welchem zufolge «» durch die nachfolgenden Arbeiten in eine regel­ mäßige Festung verwandelt werden konnte.

3» Alte Schlösser, um welche man nicht Zeit gehabt hatte, Graben zu ziehen, und bekleidete Eonrrescarpcn zu errichten, führten den Nahmen Fort. Der Fuß der Bekleidung bei mehreren war kaum durch etwas aufgeworfene Erde ge# schützt. Diese Force konnten mithin 'feinet Ar­ tillerie Widerstand leisten. Die meisten waren auch nur einfache Feldredouten, die man zu be# kleiden anfing, und die keine Contresiarpe hatten. Fast alle Werke waren mit Palmbaumen, Trümmern, Sandhaufen u. d. m. umgeben, die die Annäherung an derselben erleichterten, und wovon man fie noch nicht hatte befreien können. Alle diese Hindernisse waren j» Alexandrien vereinigt; die weit ausgedehnten Werke indessen unterstützten sich wechselseitig. Die Annäherung aber war dennoch leicht, und man Hane einige wichtige Punkte vernachlaßigen müssen, um die hauptsächlichsten desto eher in Vertheidigungs-Stand zu setzen. Zn den letzten Zeiten harre man weder alles Geld, noch alke Hände, die der Armee zu Gebore standen, zu die­ sen Arbeiten angewandt, und Alexandrien war nicht im Stande, sich gegen einen regelmä­ ßigen Angriff länger als acht Tage zu halten. Man hatte Ka i r o immer für zu betracht lief) und zu bevölkert gehalten, um vertheidigt werden 511 tonnen. Kleber wollte indessen nach der Belagerung desselben, zu der er sich genö­ thigt sahe, verhüten, daß unter ähnlichen Um­ ständen, wie bei dcrBacaille von Hcliopolis, keine feindlichen Parteien in dieselben dringen iinb eine Revolution verursachen könnten; er be­ fahl daher die Wieverherstellling einer alten Ring-

33 Ringmauer, die Errichtung einiger Thürme- und die Besitznahme einiger Posten. Er bestimmte zu diesem Behuf besonders die Griechischen und Koptischen Hülfstruppen, so daß ihm die Armee immer zu anderweitigen Zwecken Allein als er diese Arbeiten befahl, daran gedacht, daß sich diese je auf Fall darin verschließen sollte. Nach

frei stand. harre er nie irgend einen seinem Tode

fuhr man mit der Arbeit fort; und da sie un­ ter den Augen des Armee-Chefs unternommen wurde, so gab man ihr eine Wichtigkeit, die sie nie hatte habe» müssen. tfoie wurde auf alle Weise verstärkt, und man verwandte dazu Gelder und Arbeiter, die anderswo, vorzüglich zu Alerandrien, bei weitem nützlicher gewesen waren. Dieser Abriß reicht hin,

um

von

den in

Egnptcn von den Franzosen errichteten FcstungSWerken einen allgemeinen Begriff zu geben. Die Ingenieur - Officiere, die sie mir so vielein Eifer und so vielen Talenten aufgeführt hatten, haben mehr geleistet, als man bei den wenigen zu Gebote stehenden Mitteln und den vielen zu besiegenden Hindernissen, in so kurzer Zeit erwärm­ ten konnte. Diese Festung^ - Werke waren vortrefflich gegen Türkische Armeen, die an regelmäßige An­ griffe nicht gewöhnt waren, ja die vermöge ihrer Organisation derselbe» gar nicht fähig sind, und von ihrer Artillerie keinen Gebrauch zu machen wissen. Den Angriffen Europäischer Truppen konnten sie aber nur einen schwachen Wider­ stand leisten. Indessen als Niederlagen betrach­ tet, die dazu bestn..mt waren, für die Bedürf-

«

3* nisse der Armee an den Orten, wo dieselbe sich hinbegeben konnte, zu sorgen, erfüllten sie ihren Zweck. Die Vertheidigung Egyptens beruhte bloß auf der Armee. Sie mußte daher jederzeit bereit seyn sich zu vereinigen, um auf den gefährlichsten Feind los zu gehn.

Wege und Marsche der Armee in Innern EgyptenS. Da Egypten mehr durch die Armee, als durch Festungs-Werke vertheidigt werden mußte, so waren, um zu allen Jahreszelten ihre Mar. sche zu erleichtern, die Wege der Gegenstand, womit man sich vorzüglich beschäftigen mußte, nachdem man sich der Mittel versichert hatte, sie allenthalben mit Nahrungsmitteln zu versehen. Die Verbindungen zu Wasser wurden auf dem Nil eröffnet, und durch bewaffnete Fahr­ zeuge geschützt. Für diejenigen zu Lande ließ Bonaparte Untersuchungen anstellen, die "inner seinen Nachfolgern fortgesetzt wurden. Wenn die Märsche wahrend der Dürre ohne Beschwer­ den waren, so konnte man sie in den andern Jahreszeiten nur mit der größten Anstrengung vornehmen. Dies war indessen noch von grö­ ßerer Wichtigkeit für die Zeit, wo das Zurück­ treten des Wassers zwar verstattete, am Rande der Wüste und auf einem Theil der Küste zu agiren, wo aber die Truppen CorpS noch Schwie­ rigkeiten fanden, durch Nieder-Egypten zu marschirrn. Die Wege, welche man besonders in Stand zu sehen halte, waren der Weg von Alexandrien

35 Nach Damiette längs der Küste (man brachte ihn, vermittelst Anlegung von Fahren zum Uebersehen über die Mündungen zu Stande) von R amanreh nach Damiette, von Ramanieh, nach Salahieh, von Damiette nach Salahieh, von Kairo nach Damiette, von Kairo über Ramanieh nach ?llexandrien und Rosette. Damit diese Wege zur Zeit der Ueberschwemmung von Ruhen seyn konnten, mußten sie über das Niveau des Wassers erhaben seyn. Man konnte von verschiedenen Brücken und Deichen, welche schon vorhanden waren, Ge­ brauch machen, tüte neueren Erhöhungen und Brücken, die man hatte machen müssen, muß­ ten sich wiederum an das allgemeine Bewässe­ rungs-System von Nie der-Egypten anschließen, und es war nothwendig, dies vorher genau zu studieren, ehe man eine Arbeit unternahm, die für den Landbau und den physischen Zustand Egyptens von so wichtigem Emftuß seyn konnte. Man mußte durch die Anlegung der Wege die Vertheilung des Wassers zu vervollkommnen su­ chen; die hierüber angestellten Untersuchungen konnten nur langsam von Statten gehn, und man war noch nicht damit zu Stande, als man das Land schon wieder raumen mußte. Man hatte eine große Menge von Brücken bauen, und weit ausgedehnte Erhöhungen auswerfen müssen; allein diese zn Vervollkommung des Vertheidigungs-Systems unumgänglich nothwen­ dige Arbeit erforderte mehrere Zahre. Wenn man nicht die Zeit gehabt hat, diese Wege zu vollenden, so haben die Untersuchung

C

2

36 gen, zu denen sie Veranlassung gegeben haben, den in den verschiedenen Zweigen des IngenieurWesens angestellten Officieren äußerst schätzbare Materialien zur vollkommenen Kenntniß Egyp­ tens verschafr.

Bemerkungen über die Civilisation der verschiedenen Classen der Bewohner Egyptens. Die Bewohner Egyptens sind aus ver­ schiedenen Stammen zusammengesetzt, die alle in ihrem Charakter gemeinschaftliche Züge haben, aber dennoch in ihren Sitten, ihrer Lebensart, ihrer politischen Eristenz und ihrer Religion von einander verschieden sind. Der größte Theil der Egvptier huldigt dem Islamismus, der die In­ dividuen aller übrigen Religionen von allem politischen Einfluß ausschließt; das Gesetz dul­ det sie zwar, allein sie leben in einer großen Ab­ hängigkeit, und sind unaufhörlich der Verach­ tung des stolzen Muselmanns ausgesetzt. Man bemerkt in Egypten fast alle Abstu­ fungen der Civilisation, vom Stande des Hir­ ten bis zu dem durch Macht und Luxus umge­ wandelten und sogar verderbten Menschen. Den durch Künste und wissenschaftliches Studium veredelten Menschen sucht man hier aber verge­ bens. Dagegen 'findet man hier die Spuren eines Feudalsystems, welches mit den ersten Graden der Civilisation unzertrennlich verbun« den zu seyn scheint. Diese Abstufungen werden auffallender seyn,

wenn man die Bewohner der Wüste, des plat­ ten Landes und der Städte besonders betrachtet.

Von den Arabern. Der Beduin-Araber, der in den Wü­ sten umher zieht, hier sein Vieh weiden laßt, und von dessen Milch sich nährt, stellt uns noch gegenwärtig die alten Patriarchen dar; dieselben Sitten, dieselben Gebrauche, dieselbe Lebensart; das Land, ivelcheS er bewohnt, läßt keine andere zu, er hat sich also nicht verändern können. W»nn gewisse Schriftsteller mit diesem Volke gelebt hätten, wenn sie die durch dies Hirtenleben gebildeten Menschen studier hätten, so würden sie sich viele Deklamationen erspart haben. Der Araber hat eine besondere Achtung für Greise; die väterliche Gewalt hat bei ihm eine große Ausdehnung, und alle Kinder bleiben unter der Macht des Familienhauptes vereinigt. Wird die Familie nach einigen Generationen be­ deutend, so bildet sie emen Stamm, desien ErbHäupter die Abkömmlinge des ersten Pattiarchen sind. Sie haben die Verwaltung der Regie­ rung auf sich, und verschaffen sich Einfluß und Reichthümer, sie bilden am Eude eine vorneh­ mere Classe, werden Herrscher, und usurpjren über den übrigen Theil des Stammes eine Art von Feudalgewalt. Die CheikS stellen die Familicn-Vätervor, und schlichten die Strein'gkeiten ihrer Kinder; allein je größer die Famille oder der Gramm ist, desto weniger werden ihre Urtheile geachtet; daraus entstehen- Zwistigkeiten, und der Natur-

38 mensch, der sich beleidigt glaubt, nimmt zu sei­ ner körperlichen Starke seine Zuflucht. D«e Eifersucht zwischen Brüdern, die Folge eines Mangels an gegenseitiger Zuneigung, oder aber der Unveichältnißinaßigkeit der ihnen zugefalle­ nen Güter, ist sehr häufig, vorzüglich nach dem Tode des Vaters; und obgleich das Recht der Erstgeburt bei ihnen gilt, so ist es doch nicht selten, Brüder mit einander Krieg führen zu sehen, wenn ste anders mächtig genug sind, daß ihre Streitigkeiten diesen Nahmen ver­ dienen können. Die Zwistigkeiten zwischen den Familien und Stammen sind ebenfalls sehr häufig; die Ursache oder der Vorwand dazu ist eine beeinträchtigte Weidegerechcigkeit, der Dieb­ stahl eines Stückes Vieh u. d. m. Keine hö­ here Macht ist vorhanden, die ihnen Rechrspricht, oder sie zu einem Vergleicbe zwingt, und dreö ursprüngliche Hirtenleben, das man für so fried­ lich hielt, bietet nur das Gemählde eines un­ aufhörlichen Krieges dar. Nichts bindet die Araber an eine allge­ meine Gesellschaft; ihre Religion, die ein Mit­ tel der Vereinigung seyn sollte, hat sie mit zur Zeit des Fanatismus vereinigt, der durch MaHorner und seine Nachfolger txrmittel)l einer Reihe bewunderöwürdiger Eroberungen, erzeugt wurde, und wodurch sich zugleich die Sitten dieser Generationen veränderten. Jeder Stamm hat sein religiöses -Oberhaupt, welches bei innern Angelegenheiten, die zu wichtig sind, um von den Cheikö entschieden zu werden, nach den Grundsahen des Koran entscheidet; allein diese Diener der, Religion haben zu wenig Einfluß,

39 um bk Uneinigkeiten zwischen gänzlich zu schlichten.

den Stammen

Die Streitigkeiten nehmen auf diese Weise kein Ende; ein sich forterbender Haß erzeugt immer voy neuem Kämpfe, Plünderungen und Ermordungen; das Blut muß durch Blut gerächt werden. Local-Verhältnisse, allgemeines Interesse und ähnlicher Haß vereinigen zuweilen auf eine kurze Zelt Familien und Stämme unter Ein Oberhaupt; allein das Ende des Krieges und die Theilung der Beute zersiören diese augen­ blicklichen Verbindungen, sobald nicht dieselben Gefahren sie mit einander vereinigt zu bleiben nöthigen. Obgleich von den gehässigen Leidenschaften und der Eifersucht beherrscht, welche aus diesem immerwährenden Zustande des Krieges entsteht, besitzen die Araber doch vortreffliche moralische Eigenschaften. Sie üben, selbst gegen ihre Feinde, die Gastfreundschaft aus, die bei dein Naturmenschen, ungeachtet seiner Bedürfnisse, weit allgemeiner ist, als bei dem im Genuß sei­ ner Schätze civilisirren Menschen. Diese Tu­ gend fängt an, bei ihnen an ihrer Reinheit zu verlieren, weil sie eitel darauf sind, und sie auch hauptsächlich nur eine Folge des Bedürfnis­ ses ist, welches sie in den häufigen Stürmen, denen sie ausgesetzt sind, öfters Freistätten zu suchen nöthigt. Leidenschaftlich für- ihre Unabhängigkeit-ein­ genommen, verachten sie den Landbauer und Städter. Sie haben einen kühnen Charäcrer, und sind nicht ohne erhabene Gefühle. Die

Frage ist sogar schwer zu beantworten, ob die Falschheit und Verstellung, welche man ihnen, namentlich in ihren politischen und besondern Verhältnissen mir den civilisirteren Classen schuld giebt das Resultat ihrer Sitten, oder der zu oft erfahrnen Unredlichkeit dieser lehtern ist. Liegt die geschickte Schmeichelei, welche sie bei gewissen Gelegenheiten anzuwenden wissen, in ihrem Charakter, oder haben sie dieselbe durch ihre auswärtigen Verhältnisse erlernt? *). Die Eigenschaften, welche die Araber be­ sonders schätzen, sind OlTcniioit und Tapferkeit; eine der größten Lobcö-Er^bungen bei ihnen ist, von einem Menschen zu sagen, rass er nur ein einziges Wort har. Sie waren vor der An­ kunft der Franzosen wenig daran gewöhne, diese Eigenschaft bei den Beherrschern,Egyptens an­ zutreffen.

*) Ich erstaunte oft, wenn ich Hörer, was diese in der Wüste erzogene», rohen, mit Lumpen beklei­ deten Araber, die kaum einige Stellen aus dem Koran lesen können, bet gewissen Dlscussionen für eine Gewandtheit im Räsonmren zeigten und für Umzüge gebrauchten, die dein verschmitztesten Negocmttur Ehre gemacht haben würde», und wie sie ihre Gespräche mit den feinsten Schmrichrleie», deren der geübteste Hoffmann sich nicht schämen würde, und mit großen und schöne» Dildern durchwebten. Die lebhafte Einbildungskraft und die erhabenen Gefühle der Araber stehen im der That mit dem brennend he,ßen und dürren Bo­ den, den sie bewohnen, mit der Einfachheit und selbst mit der Dürftigkeit torer Lebensart im Wi­ derspruch. In ihren Gedichten besingen sie die Liebe, während ihre Gesetze, die Polygamie, und der Zustand der Elniedrigung, in dem ihre Wei­ ber sich befinden, diese.Leidenschaft fast gänzlich zersiöhrrn sollten.

4i Kein Titel hat in ihren Augen mehr Reiz, als der eines Vaters; sobald ein Araber einen Sohn bekömmt, verändert er seinen Nahmen, und nennt sich den Vater dieses Sohnes. Der höchste Wunsch der Araber ist die Vermehrung ihres Geschlechts, weil ihre Macht pnd ihr An­ setzn in eben dem Grade wachst. Das Weib, das viele Kinder gebiert, steht in großer Achtung, da die Weiber sonst bei ihnen in der Regel gar keinen öffentlichen Einfluß haben, und nur die Geschäfte der Haushaltung und Viehwirthschaft verrichten. Indessen finden sich einige Beispiele von Weibern, die wegen ihrer Tauglichkeit zu öffentlichen Geschäften in Achtling standen, und ihren Männern in der Stelle der Cheiks folg­ ten *).

*) Der Stamm Dekir in Syrien, der seit dem Tode Atmet-, eines angesehene» Dekir« Cheik's, sehr mächtig ist, gehorcht der Mutter diese« letzter». In Oder »Egypten trist man auch noch Ein- von diesen sehr seltenen Beispielen. Dei einem Besuche de« Stamms der Nefa« hat, sprach ich mit eenem Greise, den man mir alden Geschichtschreiber seine- Stamm- vorstellte. Er erzählte mir, indem er von ihrer Niederlassung in Egypten redtt>, daß Nefoa bei seiner An» tunst eine Frau hatte, deren Augen so leb« hast und durchdringend waren, al- die jtu» gel, wenn sie au- der Flinte kömmt; sie besaß «inen festen Charakter, und hatte viel Geist. Auch sind ihre Kinder fruchtbar gewesen, und die Nefahat haben gegenwärtig fünfhundert Reu« ter; während die Tomlat nur ioo stellen kön» nen; sie stamme» indessen von einem Bruder deNefoa ab, der zugleich mit ihm kam, dessen Frau aber Augen hatte, wie eine Gazelle, und sanft und furchtsam war»

4» Die häufigen Kriege haben die Familien oder Stamme bewogen, sich der die Grenzen gewisser Ländereien und der Brunnen in der Wüste, die einem Jeden von ihnen gehören, zu vereinigen. Diese Art des Eigentblims ist dem Stamme gemeinschaftlich; das persönliche Eigen­ thum besteht m Heerde«, deren Verkauf ihnen Korn, Waffen und Tabak giebt, und ihre In­ dustrie beschrankt sich auf das Vermierhen ihrer Cameele, und auf einige sehr unbedeutende Handelszweige, als Kohlen, Gummi, Salz, Narrum, Alaun u. f. w. Diese Produkte bie­ tet die Natur aber nur einigen Stammen dar. Bei den Arabern ist es nicht gebräuchlich Auflagen zur Bestreitung öffentlicher Ausgaben zu verfügen. Der Cheik ist gewöhnlich der reichste; er muß mit seinem Vermögen seine Reuter unterha'ten, und die Unkosten bestreiten, welche die Gastfreundschaft und die Zusammenkünfte der übrigen Chefs veranlassen. Außer diesen Verhältnissen lebt er eben so einfach als der übrige Theil des Stammes. Plündern ist ein Bedürfniß für alle Ara­ ber. D»e Beute wird unter die Familien, nach festgesetzten Regeln vertheilt. Ist dieser PlünderungS - Geist der Stufe ihrer Civilisation genau entsprechend? Ist er das Resultat der Kriege unter sich, oder entspringt er aus der Eifersucht, mit der sie die größer» Bequemlich­ keiten betrachten, die die Bewohner mehr culrivirter Ländereien genießen? Ich mag diese Fra­ gen nicht entscheiden. Die Araber rechtfertigen sich dadurch, daß sie die, Plünderung für ein Recht des Eroberers ausgeben; sie betrachten

das, was sie nehmen, als militärische Trophäen, und sich selbst als im ewigen Kriege begriffen mit allem, was nicht zu ihnen gehört. Da der Araber von Kindheit an daran gewöhnt ist, alles an den Greifen und seinen Vatern zu verehren, so bildet er seine Meinung nach der ihrigen. Nichts erweckt in ihm neue Ideen, und so haben sich seine Sitten fortgepflanzt und erhalten. Nichts ist ihm mehr werth, als seine Existenz. Mit seinen Kamee« len und Pferden, mit Marschen und Plünderungen beschäftigt, wahrend seine Weiber die Heerden weiden, und ihre groben Kleidungsstücke weben, betrachtet er den Rest der. Menschen mit Verachtung, und glaubt seine Würde zu ent­ weihen, wenn er sich mit dem Anbau der Lände­ reien befassen und in Hausern wohnen sollte. Seine Verachtung gegen alle fremden Gebräu­ che verhindert ihren Einfluß auf ihn» Dies erhält bei den Arabern einen allge­ meinen Nanonal-Eharakter, selbst bei denen, wel­ che die meisten Verbindungen mit den civilisirtesten Völkern unterhalten, und einen Theil ihrer Gebrauche angenommen haben. Allein, obgleich ihr Charakter nicht merklich durch die Verbin­ dung mit andern Völkerschaften modistnrt ist, so verursacht das Bewohnen cultivirter Länder doch einige Veränderungen in ihrem politischen Zu­ stande. Verfolgen wir sie seht von dem isolirten Araber der Wüste bis zu dem, der sich in einigen Distritten zum Souverän erhoben hat. Der in der Wüste von dem Ertrage seiner Heerden und von Plünderungen lebende Be-

44 duin-Araber steht in d«m Rufe des größ­ ten Edelmuths und der größten Aufrichtigkeit. Die reichsten und angesehensten der ganzen Na­ tion erheben sie aufs höchste, und betrachten cS sogar als eine Ehre, von ihnen abzustammen; sie fühlen aber keinen Beruf ihnen nachzuah­ men. Eö befindet sich in einigen Stammen eine Classe, die aus 'Abkömmlingen fremder Fanulien, oder aus den sogenannten Fellahs besteht, die des unruhigen Lebens müdo, sich in die Wüste geflüchtet, und die Lebensart der Araber ergrif­ fen haben. Diese Classe hat sich keineswegeS dem edlen Müßiggänge und kriegerischen Leben der Beduinen gewidmet; sondern be­ schränkt sich auf die Sorge für ihre Heerden, für ihre Kameele und auf Feldarbeiten, da diese Stamme vorzüglich die Hattemeh in Charkieh etwas Ackerbau treiben. Einige CheikS der benachbarten Stamme haben ihre Macht und ihren Reichthum vergrößert, und so haben sie den übrigen Theil des Stammes auf diesen niedrigern Stand herabgebracht; bloß ihre Fa­ milie, als von edlem und acht Arabischen Ur­ sprünge, ist von diesen Arbeiten befreit. Die Araber machen in ihren Kriegen keine Sklaven *j; da sie keine beschwerlichen Arbeiten *) Einige mächtige Stämme in Ober-Egvpten sol­ le» dem Anscheine nach hiervon eine Ausnahme machen; btt von ihnen gemachten Sklaven gehör­ ten indessen nicht den Arabern, sondern den D a« rabas. Während unsers Aufenthalts schickte der (heit des Stamme- Tarfe, Mahmud« Ebn,

Uafi, eine Partei von einigen hundert Reutern,

haben, womit sie solche beschäftigen können, so wür­ den sic unnütz für sie seyn, und da keine Käu­ fer derselben vorhanden sind, so würden sie kei­ nen Gegenstand des Handels für sie abgeben können. Wenn ihre Feinde ihnen in die Han« de fallen, so ködten sie dieselben, oder begnügen sich damit, sie zu plündern, je nachdem sie solche für mehr oder weniger gefährlich halten; zu­ weilen nur behalten sie dteselben als Geißel. Sie kennen indeß die Sklaverei, und kaufen sogar Negern aus dem Innern Afrikas, die sie aber, so wie dies fast im ganzen Orient der Fall ist, eigentlich nur adoptiren. Der gekaufte Sklave macht ein Mitglied der Familie aus, und har anfänglich nur häusliche Dienste zu verrichten, aber sobald sein Alter und seine Kräfte es ihm erlauben, begleitet er seinen Herrn in den Krieg; er hat alles mit den Kindern ge­ meinschaftlich; und oft schenkt ihm sein Herr »üben seiner Freiheit noch die zu seiner Wirth­ schaft nöthigen Heerden, und verheirarhet ihn. Abkömmlinge dieser schwarzen Sklaven theilen öftere Ehre lind Ansetzn mit den übrigen Ara­ bern; mehrere haben sogar die Stelle eines auf hundert zwanzig Tagereisen l» die Wüste, gegen «tuen «Stamm, über den er sich beklagen ja müssen vorgab; seine Reuter wurden geschlagen, und auf ihrer Rückreise fielen sie in das Landchen Donqola ein. wo sie Gefangene machten, worunter sich btt Familie des Oberhaupts befand. Der vermuthliche Erb» kam nach Spuk um sich deswegen bei den Franzosen zu beklagen, und der General Donzelot ließ ihm seine Vrüder und Schwestern wieder ausliefern, eben so wie seine Unterthanen, die schon in die verschiedenen Zele« des Stamms zerstreut waren.

*5 Cheik bekleidet.

Di« Stämme der Wänste kam

fm weniger Sklaven, als ihre Nachbaren, die Ackerbau treiben, und eine bedeutende Armee unterhalten müssen, um sich zu schützen und ihre Macht zu vergrößern. Mehrer« Stamme haben sich nach und nach am Rande der Wüste und der angebauten Landstriche, andere in sandigen Ebenen, die mit­ ten iintet cultivirren Landstrichen eine Art von Inseln bilden, niedergelassen. Sie leben hier noch unter Zelten oder in Rohrhütten, und er­ halten sich in ihren. Sitten. Sie haben auch ihre Distrikte in der Wüste, wohin sie ihre Cameele auf die Weide schicken, und sich mit ihren Heerden ssüchren können, sobald sie einen Angriff zu befürchten haben. Diese Nachbar­ schaft angebauter Gegenden giebt ihnen Gebrau­ che und Bedürfnisse, die die Beduinen nicht kennen. Diese Araber haben bessere NahrungsMittel, und lassen einige Ländereien durch die niedrigern Classen oder durch die Fellahe an­ bauen. Andere Araber haben die Zelte «-erlas­ sen, um Dörfer zu bewohnen; sie haben sich hier von den Fellahs durch »hre mastige Lebensart, durch die Kriegeelust, die alle mit den Familien der CheikS tn Verwandschaft stehende beseelt, und durch eine Art von Unabhängigkeit ausge­ zeichnet. Da sie Eigenthümer und Ackerleute gewor­ den sind, so stehen sie mehr unter dem Einflüsse der Regierung; indessen sindmehrcre mächtig genug, ihn sich ihr zu widersetzen, oder sich furchtbar zu machen. Einige besitzen Landstriche, wo sie unumschränkt regieren. Der Cheik Ha mm an in i>ber-Egnpren herrschte wirklich als Fürst,

als AkitDey feine Macht zerstöhrte. Seit die­ ser Zeit hat'sich Niemand bis zu diesem Grade von Macht erhoben; allein es giebt viele, die Dörfer besitzen, sey e6 als Eigenthümer oder Beherrscher oder als Besitzer freier Landstücke: sie behaupten ihre Würde durch eine zahlreiche Meuterei, und werden von einer schwachen und zertheilten Regierung gefürchtet und verehrt. Die Araber

betrachten

sich

in

Egypten,

durch das Recht des Eroberers, als einheimisch. Die verschiedenen Stamme haben sich in Vasselbe getheilt, und beherrschen eü nach Districlcn und Gerichtsbarkeiten, in denen jeder seine 6er sonderen Ländereien besitzt *). Sie betrachten die Fell«Hs als ihre Basallen, die den zu ih­ rer Subsistenz nothwendigen Acker bauen, und für den, welchen sie für ihre eigene Rechnung benutzen, einen Tribut zahlen müssen, wahrend sie stets zu Pferde und unter den Waffen sind, um jene gegen die feindlichen Stamme zu schü­ tzen. Diese Stamme betragen sich in diesem Zustande mit allem Arabischen Stolze, unter­ handeln mit den Beherrschern von Egypten, wie

*) Ich

bediene

mich de« Wort» Gerichtsbarkeit weil man noch Spuren von den Einsetzungen der Arabischen Nachfolger Mahomers ttntnft, welche ein» Art von Friedensrichtern, die sie Sanager nen»n, anordneten. Diese Schieds» richtet schlichteten di« Streitigkeiten, welche in ihren GrrtchtSbarkeiten vorkamen; und dz» Stel­ len waren für die Häupter gewisser Familien erb­ lich. Die Araber befragen sie noch zuweilen um Rach. Doch ist diese Einrichtung beinahe ganz verschwunden, seit dem di« Maannelucken alle Mach» an sich -«rissen habe«.

(Jurisdiction)

48 bet Souverän mir dem Souverän, finden es unter ihrer Würde bestimmte Contributionen zu zahlen, ersaufen aber ihre Ruhe durch Geschen­ ke, die der Gebrauch einmal eingeführt hat, und die in Kameelen und Pferden, sehr selten in Geld bestehen. Sie fliehen eher in die Wü­ ste, als daß sie stch vollkommen unterwerfen. Von den Ackerleuten gefürchtet, und der Regie­ rung "Hohn sprechend, zwinaen sie bei ihrer Flucht und bet ihrer leichten Rückkehr die Fellahö, ihren Schutz zu erkaufen. Der Titel Arabischer C h e i k wird in Egyp­ ten sehr verehrt; sobald Docf-Cheik's reich genug sind, um ein Haus und eine gewisse An­ zahl Reuter zu unterhalten, verschaffen sie sich eine Genealogie, die ihnen eine Abkunft von ir­ gend einer alten Arabischen Familie giebt, und nehmen alsdann den Titel Cheif-el Araban. Wenn die eingewurzelten Zankereien und Zwistigkeiten ihre Vereinigung nicht verhinder­ ten; so würden sie 40,000 Reuter stellen kön­ nen, und Herren von Egypten seyn, allein der Geist der Zwietracht der sie beherrscht, beschützt das Land dagegen. Die Arabischen Familien, welche die Dör­ fer bewohnen, namentlilch die Aua rah in OberEgypten, scheinen von denen abzustammen, die eo unter den Nachfolaern Mahomet's erober­ ten, allein die Niederlassung der übrigen Stamme fällt viel später. Ich habe den Zeitpunkt der­ selben nicht ausfindig machen können, eben so wenig wie den der Emtheiluna ihrer Districte. Die ältesten Leute der neben angebauten Landstrichen woh-

wohnenden Stamme, setzen ihre Einwanderung in das eilfte oder zwölfte Jahrhundert. Zu allen Zeiten hat der Nil die Bewohner der Wüste auf seine Ufer gezogen, von der Seite von Charkieh sind die Stamme ene große Krieg-«Maxime anwenden: die geringe Zahl durch schnell« Märsche zu ersetzen. M'r scheint es paffend meine Division mit allen möglichen Trupren nach Alexanorien auf­ brechen zu lassen. Die Besatzung in Salahieh ist mehr al» hinreichend, die von Belbett will ich etwa- verstärken i Dromadaire sollten^ di« Wüste auskundschaften, und ich würde die nothivendige« Befehle den Befehlshabern dieser festen Plätze hinterlassen. Ich habe die Engländer mehrmals bekämpft, und ich wünsche, wie d:e unter meinem Befehle stehenden Truppen, beizutragen, sie auch in Egyp­ ten zu schlagen. In mehreren meiner vorigen Brief« hab, ich ihnen von dieser Expedition geredet, die Wichtigkeit derselben macht es uns zur Pflicht nichts zu vernachlässigen, daß die Unternehmung auf eine für die Armee de« Orients rühmliche, und der Beispiele würdige Art, die uns dt« an­ deren Armeen gegeben haben, scheitere. Wenn sie etwa andere Nachrichten über di« Landung erwarten, ehr sie sich entschließen wollen, alle Truppen nach Alerandrien marschirrn zu las­ sen, so bitte ich sie, daß meine Division hier oder in Birkel«el>had,a bleibe, ich finde dies mit mei­ nem Verrhridigungeplane der Gränze Syrienübereinstimmender, auch würden diese Truppe« viel besser gestellt seyn, um sie sogleich nach Alexan, drien aufbrechen zu lassen, wenn sie es dienlich fänden Dieser Brief und die in demselben »nchallenen Bemerkungen sind eine Folge des tiefen Ge­ fühls sür das Interesse der Armee. Wir müsse» unS alle etzt vereinigen, damit sie siegreich aus ihrer gegenwärtigen Lage hervorgehe: sie ist auf zw« Punkten bedrohet, deren tintr aber «eit gefähr, iicher als der ander« ist.

192 der Unmöglichkeit ihn zu bewegen, bessere Dis­ positionen zu nehmen, hoffte er, daß seine Abreise die Eifersucht und die Furcht die er einflößte, zerstreuen würde, und glaubte, daß alsdann die anderen General mit besserem Erfolge dieselben Bemerkungen machen könnten; der General Mcnou aber war für jede Vorstellung taub; und wie er nun folgenden Tages und weiter hin, keme Nachricht von der Landung erhielt, so überredete er sich nur noch mehr, treffliche An­ ordnungen gemacht zu haben. Weil er hart­ näckig darauf bestand, in Cairo zu bleiben und die Armee zu theilen, so wäre unstreitig bte Wahl eines neuen Ober-BefehlshaberS das ein­ zige Mittel gewesen, Egypten zu erhalten; die Umstände und die Entfernung des Gouverne­ ments, hätten vielleicht zu einem solchen Mittel berechtigt; doch hätte dies ein zu gefährliches Bei­ spiel für die Subordination gegeben; und nur der glücklichste Erfolg, der sich bei der unvorbereiteten Lage der Dinge nicht ahnden ließ, konnte einen sol­ chen Schritt rechtfertigen. Es war nicht bot; herzusetzen, daß die Engländer sieben Tage ver­ streichen lassen würden, ohne zu landen; auch konnte man ja nach dem Siege sagen, daß der General Menou ihn ebenfalls würd« erfochten haben.

§. 2. Antwort dt« General« Menou. In Delbei«, Bürger General, erwarten sie von mir Nachrichten, sie sollen alle« erfahren, und die nSthigen Vorkehrungen sollen getroffen werden; sie müssen kür dir Sicherheit der Grenzen Syrien« wachen. Drechen sie schnell auf. Ich grüße sie Untersch. Abd. I. Menou.

§. r. Landung bet Engländer. Gefecht ant aasten Ventose. Der Wind ging am i6ten nach ÖtorbroefL die See ward ruhiger und der Feind konnte sich mit der Landung beschäftigen. Er sandte be­ waffnete Chaluppen nach der .Mündung de« Sees Müadieh, um sich der Fahre zu bemächttgen und die directt Verbindung Alexandriens mit Rosette aufzuheben; hundert Mann aber dir zu dieser Operation ausstiegen, wurden durch 40 Grenadiere der Listen geworfen, und dies Unternehmen scheiterte. Der General Friant, hatte seit der Ankunft der Englischen Flotts seine Truppen auf folgende Art vertheilt: Znfant.

CavaÜ.

Zu Rosette und im FortJulieN drei Compagnien der 6iftm 150M. Zu Edko Und int viereckigen Hause ein Bataillon der 7§steN, eine CompagN. Gre­ nadiers der Listen und ein Detachement vom zttn Regim. Dragoner, in allem §oo33t Zu Abukir zwei Bataillons uNd die Grenadieredet Listen 700 33t. Zwei Bataillons der 75ffen 600 3Ä. Die Hälfte eines Bataillons der Zisten und ein Deta­ chement von der aZsten 250 33t. Das igle Dragoner . < — Detachement des aostett Dra­ goner ...............................-*

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«94 Zn Abukir in allem 1550 Mann Infan­ terie, 180 Kavallerie und 10 Stück Kanonen: Die Bkschühung AlexaNdriens überließ