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German Pages 210 Year 2019
Christiane Feuerstein Turnaround Urbanism – Perspektivwechsel und Transformation in Downtown Los Angeles
Urban Studies
Christiane Feuerstein (Dr. techn.) ist Architektin und Stadtforscherin. Sie arbeitet und publiziert zu den Themen urbane Transformationsprozesse, Stadterneuerung, Quartierskonzepte und Wohnen. Sie lehrt unter anderem an der Universität für angewandte Kunst Wien und der FH Joanneum Graz.
Christiane Feuerstein
Turnaround Urbanism – Perspektivwechsel und Transformation in Downtown Los Angeles
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Einleitung | 7 Die Stadt der langen Wege | 15 Missionswege & Stadtgründung | Ankunft der Eisenbahn Zitrusfrüchte & Palmen | Promoting a Paradise: Garten Eden | Der erste Film Siedlungsentwicklung entlang der innerstädtischen & regionalen Transportsysteme Das Einfamilienhaus als Stadtbaustein | Frühe Motorisierung Die Mainstreet als Trennlinie | Veränderung der Nutzungen in Downtown Suburbia – a bunch of suburbs in search for a city
Downtown: Urban Blight | 65 Detektivgeschichten als (imaginäre) Reisen durch die Stadt Downtown als kranker Patient | Die Rezeption des Verfalls im Film Noir Das Community Redevelopmentprojekt Bunker Hill | Das Bild der Stadt Soziale Territorialität in der Planung | Vertikale Teilungen im Stadtraum
Blade Runner. Ein Film als Wendepunkt? | 101 Dystopie als Gesellschaftskritik | Blade Runner: Mensch & Maschine Gebrauchsspuren der Zukunft | Downtown L.A. als imaginierter und realer Ort Die Stadt der kurzen Wege als Gegenentwurf zur Dystopie Augen: Sehen und Wahrnehmen | Perspektivwechsel
Downtown: From a 8-hour-a-day office center to a 24-hour city | 153 Loft Living | Urbane Pioniere & Umnutzungen | Live-Work-Play Neue Konzepte im Umgang mit Wohnungslosigkeit | Umstrukturierung des Stadtraums Wohnen als Baustein im Muster einer komplexer werdenden Raumorganisation Transformationen
Timeline: Stadtentwicklung Downtown Los Angeles | 192 Verzeichnisse & Quellen | 196
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Einleitung
Turnaround Urbanism steht für eine immer wiederkehrende Transformation städtischer Räume, der auf der Ebene der Wahrnehmung ein Perspektivwechsel vorausgeht. Da die Wahrnehmung sowohl von individuellen als auch historisch und medial geprägten Erfahrungsmustern beeinflusst ist, ist der Blick auf die Stadt nie voraussetzungslos. Die Rückbezüglichkeit zwischen den auf die Wahrnehmung einwirkenden Vorstellungen und der Neubestimmung der Nutzung, Organisation und Gestalt städtischer Räume steht im Fokus des Essays. Räumliche Ordnung, sozio-ökonomische Strukturen, Nutzungsanforderungen sowie die architektonischbauliche und städtebaulich-morphologische Gestalt bilden ein kontextuelles Gefüge wechselseitiger Beziehungen, das einem andauernden, dynamischen Veränderungsprozess unterliegt. In Downtown Los Angeles – dem Drehort des für seine dystopische Zukunftsvision bekannten Films Blade Runner – lassen sich die unterschiedlichen Transformationsprozesse, die die Stadt im Lauf ihres Bestehens durchlaufen hat, noch heute im Stadtbild nachvollziehen. Nach der Eingliederung Kaliforniens in den Staatenbund der Vereinigten Staaten wurde aus der spanischen Kolonialstadt die verkehrstechnische und
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From its first major urban boom in the late nineteenth century, Los Angeles seemed to have a morphological mind of its own. The classic urban forms were never entirely absent, and glimmerings of them are discoverable even today, but from the beginning the Los Angeles urban fabric took on a very different texture. Ed Soja, 1996:433
Die im Süden und Westen an den Pazifischen Ozean angrenzende Stadt Los Angeles liegt in der hügeligen Küstenregion des Los Angeles Basin und ist im Osten und Norden von den Gebirgsketten der San Gabriel Mountains umgeben. Im Spätherbst und Winter beeinflussen die warmen und trockenen, sich auf die Pazifikküste zubewegenden Santa Ana Winde das Wetter in Südkalifornien. Sie können hohe Geschwindigkeiten erreichen. Diese Kombination aus Wind, Hitze und Trockenheit führt häufig zu Waldbränden. Die Region ist – mit der am Ostrand verlaufenden San-Andreas-Verwerfung und der innerhalb des Stadtgebiets verlaufenden Puente-Hills-Verwerfung – stark Erdbeben gefährdet. Innerhalb des Stadtgebiets trennen die Santa Monica Mountains das Basin, in dem Downtown liegt, vom San Fernando Valley. Die Stadt Los Angeles ist das Zentrum und der Verwaltungssitz der ausgedehnten Metropolregion Los Angeles County, die mit mehr als 18 Millionen Einwohnern zu den größten der Welt gehört. Die Stadtregion ist in 15 Distrikte untergliedert. Sie besteht aus einem Patchwork von verschiedenen Bezirken, Unterbezirken und eigenständigen Städten, zu denen u.a. Santa Monica, Beverly Hills, West Hollywood, Pasadena, Inglewood oder Culver City gehören, die teilweise oder ganz vom Stadtgebiet der Stadt Los Angeles umschlossen sind. Sie sind eigenständige administrative Einheiten mit einer eigenen Stadtverwaltung.
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San Bernadino County
Kern County
Ventura County
Glendale
Pasadena
Malibu Santa Monica
Sante Monica Bay
Orange County Pazifischer Ozean
San Pedro
Abb. 01 Los Angeles County
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wirtschaftliche Drehscheibe einer sich rasch entwickelnden Region, deren Wachstum durch klimatische Standortvorteile – das milde Wetter mit vielen Sonnentagen – und der Verfügbarkeit von Land gefördert wurde. Die verschiedenen Verkehrsinfrastrukturen – vom Fahrrad über die Eisenbahn bis zum Auto – unterstützten in der zeitlichen Abfolge ihrer Einführung die Entstehung einer horizontal organisierten Siedlungsstruktur, deren geographische Grenzen sich mit jeder Veränderung der Transportsysteme – vor allem mit der im Vergleich zur übrigen USA frühen Verbreitung des Autos – erweiterten. In der in Folge der Industrialisierung immer rascher wachsenden Stadt ließen die Pendler Downtown als ein am Abend und Wochenende verlassenes Zentrum zurück. Der Bedeutungsverlust im alltäglichen Leben korrelierte mit einem in Literatur und Film verbreiteten Image Downtowns als einem verlassenen und gefährlichen Ort. Die Versuche, dem Verlust an Steueraufkommen und dem baulichen Verfall durch von der Bundespolitik unterstützte Stadtsanierungsprogramme entgegenzutreten, änderten jedoch wenig an der zeitlich unausgeglichenen Nutzung von Downtown, dem Leerstand der Gebäude im historischen Zentrum und der in den 1980er Jahren zunehmenden Wohnungslosigkeit. Der 1982 in Downtown Los Angeles gedrehte Film Blade Runner schien das Schreckensbild der Großstadt als einem chaotischen, krankmachenden und völlig ungeordnetem Ort in die Zukunft fortzuschreiben. Da in dem Film auch lokal bestehende Probleme, wie der Leerstand historischer Gebäude oder Wohnungslosigkeit, thematisiert wurden, wurde von das dystopische Szenario von einigen Akteuren als Warnung vor einer als real empfundenen Gefahr aufgefasst. So bezieht sich der Historiker Kevin Starr in seinem Epilog zu dem 1988 verfassten Stadtentwicklungskonzept L.A. 2000: A city for the future direkt auf den Film. Er warnt darin eindrücklich vor dem im Film beschriebenen, bedrohlichen Szenario und verweist auf, die Bedeutung des vorgelegten Plans, der des-
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sen Eintritt verhindern könnte. In einer 1992 veröffentlichten Kurzfassung des Downtown Strategic Plan befindet sich eine Visualisierung des revitalisierten Broadways, die das Los Angeles Theatre mit einer Ankündigung des Films Blade Runner zeigt. Der sich an dem Ideal der »Stadt der kurzen Wege« orientierende Plan steht für einen Perspektivwechsel in den Konzepten der Stadterneuerung. Wie bei Kevin Lynch, der in seinem 1960 erschienen Buch Das Bild der Stadt das Geschäftszentrum rund um den Pershing Square analysierte, wird die Stadt aus der Perspektive des Fußgängers und nicht mehr aus der des Autofahrers betrachtet. Die im Jahr 1982 für Los Angeles im November 2019 imaginierte dystopische Zukunft, in der überfüllte Straßen und verfallende Fassaden im Kontrast zu futuristischen Videoprojektionen stehen, ist heute real erfahrbare Gegenwart: Historische Bürogebäude werden saniert, Büros in Appartements verwandelt und in die flüchtig renovierten Fabrikgebäude des in Art District umbenannten Industrial District ziehen Studios, Cafès, Restaurants und Galerien. Ein kulturelles Zentrum mit neuen Museen und Auditorien entwickelt sich an der Grand Avenue. In dem im Südwesten von Downtown entstehenden neuen Stadtteil South Park sind in unmittelbarer Nähe des großen Entertainment- und Einkaufskomplexes L.A. Live Wohnhochhäuser im Bau, und in Skid Row bemüht man sich, dauerhaften Wohnraum für Wohnungslose zu schaffen. Der folgende Essay betrachtet die unterschiedlichen Transformationsprozesse und die ihnen vorausgegangenen Perspektivwechsel in den historischen Zusammenhängen ihrer Entstehung. Die eigens für diese Publikation angefertigten Karten, Grundrisse und Grafiken sind ein wichtiges Werkzeug der analytischen Arbeit.
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Downtown liegt im Zentrum des Los Angeles Basin und ist geographisch durch den Fluss, den L.A. River, im Osten und drei Highways begrenzt: im Norden durch den Highway 101, den Hollywood Freeway, der in Los Angeles beginnt und entlang der Küste bis nach Oregon verläuft. In seinem Verlauf folgt er annähernd dem alten Missionsweg; im Westen durch den Interstate Highway 110, den Harbor Freeway, der Pasedana mit dem Hafen in San Pedro verbindet. Der erste Abschnitt wurde als Pasadena Freeway oder Arroyo Seco Parkway 1940 fertig gestellt, die Verbindung nach Süden, zum Hafen im Jahr 1970. Der im Süden verlaufende Interstate Highway 10, der Santa Monica Freeway, beginnt in Santa Monica und führt durch acht Bundesstaaten vom Pazifik zum Atlantik. Nördlich des Highway 101 liegen der Elysian Park und das Dodger-Stadion, im Süden, westlich des Highways 110, der Exposition Park und die University of Southern California. Die städtebauliche Struktur ist durch ein Straßenraster bestimmt, dessen »nord-südlich« verlaufende Straßen Namen haben, während die »ostwestlich« verlaufenden Querstraßen nummeriert sind. Downtown umfasst mehrere Stadtteile, zu denen u.a. Little Tokyo, Chinatown, Skid Row oder Bunker Hill gehören. Die amerikanische Downtown und die europäische Innenstadt unterscheiden sich in ihrer Bedeutung und Struktur. Im Zentrum der meisten europäischen Innenstädte steht ein zentrales Bauwerk, zum Beispiel ein Dom oder eine historische Altstadt. Die amerikanische Downtown hingegen wird meist mit dem zentralen Business District gleichgesetzt.
Wien 1.Bezirk Downtown Los Angeles
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City Markets
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A St. Vibiana´s Cathedral, 1876 Restaurant B Bradbury Building, 1893 C Pan America Building, 1895 Lofts D Continental Building, 1903 Old Bank District E Farmers & Merchants Bank, 1871 Old Bank District F San Fernando Building, 1907 Old Bank District
G Santa Fe Freight Depot, 1907 SCI-Arc H Million Dollar Theatre, 1918 K Second Street Tunnel, 1924 L Richard J. Riordan Central Library, 1926 Library Tower, 1989 M Union Station, 1939 N City Hall, 1928 O General Petroleum Building, 1949 Pegasus App. P Bonaventure Hotel, 1978
1 Erster Ralphs, 1873 2 Erste City Hall, 1889 3 Grand Central Public Market, 1897 4 Angels Flight, 1901 5 Alexandria Hotel, 1906 6 Hotel Biltmore, 1923 7 Hotel Rosslyn, 1923 8 Music Center, 1964 9 Bunker Hill High Rise Apartements, 1968 10 Staples Center, 1999 11 Cathedral of Our Lady of the Angels, 2002 12 Walt Disney Concert Hall, 2003
Abb. 02 Los Angeles Downtown
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13 L.A. Live, 2007 14 Central Los Angeles Area High School #9 for the visual and performing arts, 2008 15 Star Appartements, 2014 16 The Broad, 2015 17 One Santa Fe, 2015 18 Hauser & Wirth, 2016
Die Stadt der langen Wege
Los Angeles, November 2019. Man sieht die Lichter einer nächtlichen, sich bis zum Horizont erstreckenden Stadt. Dunkle Hochhäuser im Vordergrund. Vom Boden in den Himmel zischende Flammen erhellen immer wieder blitzartig die Szenerie. Im Gegenschnitt taucht für einen kurzen Moment ein Auge auf, in dem sich die Lichter und die hochauflodernden Feuer spiegeln. Ein Flugobjekt kommt direkt auf den Betrachter zu, zischt von rechts nach links durch das Bild und verschwindet. In den darauf folgenden Szenen verhüllt ein stetig fallender, vermutlich giftiger und zersetzender Regen die Stadt wie hinter einem Schleier. Der Regen und das an ein fliegendes Auto erinnernde Flugobjekt verweisen gleich in den ersten düsteren Einstellungen des Films Blade Runner auf zwei, in komplexer Weise miteinander verknüpfte Faktoren – die klimatischen Standortvorteile und die unterschiedlichen Verkehrsinfrastrukturen –, die sowohl das Bild von Los Angeles geprägt als auch die materielle Struktur der Stadt geformt haben. In seiner Beständigkeit erscheint der Regen im Film als die endgültige Umkehrung des weit verbreiteten Images von Los Angeles als einer Stadt nahezu endlosen Sonnen-
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Umzug Westchester
scheins. Das milde Klima mit wenigen Niederschlägen, in dem es keinen Winter mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gibt, wie ihn die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus New England, Iowa oder anderen östlichen Bundesstaaten der USA kommenden Einwanderer kannten, unterstützte das Klischee von Südkalifornien als Garten Eden.1 Den motorisierten Individualverkehr, für den Los Angeles ebenfalls berühmt ist, setzen die sich frei im dreidimensionalen Raum bewegenden fliegenden Gleiter in die Zukunft fort. Sie sind der letzte konsequente Schritt in der Entkopplung von Bewegungsmittel und Bewegungsweg, da sie sich von einem eine Richtung vorgebenden Verkehrsweg, wie Straße oder Schiene, unabhängig gemacht haben und in nahezu alle Richtungen unbegrenzte, individuell gesteuerte Bewegungsmuster ermöglichen. Man kann sie somit als einen Verweis auf die unterschiedlichen Transportsysteme – vom Fahrrad über die Eisenbahn bis zum Auto – sehen, die in der zeitlichen Abfolge ihrer Einführung zur Entstehung der geographisch weit ausgedehnten Siedlungsstruktur in der Region beigetragen haben. Jedes Transportmittel legte die Grundstruktur für das folgende System, durch das es ersetzt wurde. Die Verkehrsbänder – Fußwege, Straßen, Schienen und Schnellstraßen (Highways) – des jeweiligen Transportmittels schrieben sich in die Topografie der Stadt und der Region ein und lenkten, indem sie Orte verbanden oder trennten, die Entwicklung der Besiedlung, deren Grenzen sich mit jeder Veränderung der Transportsysteme erweiterte.
Missionswege & Stadtgründung
1 Deverell & Hise, 2005:118
Die spanische Kolonialisierung von Alta California (Oberkalifornien) begann mit der Suche nach einem Weg, einer Landverbindung von San Diego nach San Francisco. Die von General José de Galvez im Auftrag des Vizegouverneurs von
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San Fernando
Yang Na
San Gabriel
Pueblo
El Camino Real
Pazifischer Ozean Rio de Porciúncula L.A. River
Mit der vom Vizegouverneur von Neu-Spanien beauftragten und von General José de Galvez geleiteten administrativen Inspektion begann zwischen 1765 und 1771 die Kolonialisierung von Alta California (Oberkalifornien). Franziskanermönche gründeten entlang des von San Diego nach San Franzisco führenden Missionswegs eine Reihe von Missionen, zu denen auch San Gabriel Arcangel (1771) und San Fernando Rey de Espana (1797) gehören, die heute im Stadtgebiet von Los Angeles liegen. Südlich der indianischen Siedlung Yang-Na (in der Nähe der heutigen North Main Bridge) gründete 1781 der spanische Gouverneur Felipe de Neve am Ufer des damals Rio de Porciúncula genannten Flusses die Stadt El Pueblo de Nuestra Señora La Reina de Los Angeles del Rio de Porciúncula. Abb. 03 Missionswege, 1781
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Plaza
Yang Na
Main Street
Das neu gegründete Pueblo war nach den in allen spanischen Kolonien geltenden Leyes de Indias angelegt, in denen auch das auf einem rechtwinkligen Straßenraster beruhende städtebauliche Konzept definiert war. Normalerweise sah das Konzept eine Verdrehung des Rasters um 45° aus der Nord-Süd-Richtung zum Schutz vor Winden und zur besseren Beschattung der Straßen vor. In Los Angeles verhinderten geographische Gegebenheiten die exakte Umsetzung dieser Regel, so dass die Innenstadt nur um 36° gedreht ist. Nachdem die Region Alta California 1850 als 31.Staat in den Bund der Vereinigten Staaten aufgenommen war, erhielt die ehemals spanische Kolonialstadt das Stadtrecht nach US-amerikanischem Recht. Um die damit verbundenen Steuern zu bezahlen, musste die Stadt Land verkaufen und beauftragte Leutnant Edward O.C. Ord mit der Erstellung einer Karte, um die Einteilung der Parzellen für den Verkauf vorzubereiten. Die bereits im September 1849 erstellte Karte der Ciudad de Los Angeles ist in Englisch und Spanisch beschriftet und beinhaltet noch heute gültige Straßennamen, wie Spring, Main, Flower oder Hope Street. Abb. 04 Erster Stadtplan, 1849
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Plaza
Yang Na
Main Street
Das bereits in kolonialer Zeit eingeführte System der offenen Bewässerungsgräben, der zanjas, versorgte die wachsende Stadt und die Felder und Plantagen mit Wasser aus dem in Los Angeles River umbenannten Fluss. Da die offenen Wasserkanäle jedoch, vor allem in den Sommermonaten, die Seuchengefahr erhöhten, begann man sie durch unterirdisch geführte Kanäle zu ersetzen. Ebenso wurden, nachdem wiederholte Überschwemmungen zu Schäden in den an das Zentrum angrenzenden Quartieren geführt hatten, Schutzwälle aus Holz und Sandsäcken errichtet. Nachdem diese Maßnahmen sich als wenig effizient erwiesen hatten, erhielt der Fluss zwischen 1935 und 1959 ein Betonbett. Heute bemüht man sich um seine Renaturierung. Abb. 05 Bewässerungssysteme
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In dem ersten offiziellen Stadtsiegel der Stadt Los Angeles betonen die Trauben und Weinblätter die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft. Ein erster, ca. 100 Hektar großer Weingarten war von dem aus Bordeaux stammenden Jean Louis Vignes bereits 1831 mit importierten Reben südlich der Aliso und westlich der Alameda Street angelegt worden. In unmittelbarer Nähe zwischen der Alameda und der San Pedro Street legte William Wolfskill 1838 einen Hain mit Orangen- und Zitronenbäumen an. Abb. 06 Offizielles Siegel der Stadt Los Angeles, 1854
Neu-Spanien (Mexiko) zwischen 1765 und 1771 geleiteten Inspektionen führten durch eine Steppenlandschaft, die von den Tongva-Indianern, die dem Stamm der Schoschonen angehörten, besiedelte wurde. Missionierende Franziskaner begleiteten die Exkursionen und errichteten entlang der noch heute als El Camino Real bezeichneten Route Missionsstationen. (→ Abb. 03)
2 Das Pueblo blieb auch nach der Unabhängigkeitserklärung der Republik Mexiko (1821) die Hauptstadt der Region Alta California.
In unmittelbarer Nähe zu der bereits an einer Biegung des Flusses Rio de Porciuncula bestehenden indianischen Siedlung Yang-Na wurde – da die Gründung von Städten zu den wichtigsten Maßnahmen der spanischen Kolonisierung gehörte – im September 1781 die Stadt El Pueblo de Nuestra Señora La Reina de Los Angeles del Rio de Porciuncula als Regierungssitz für den von der spanischen Krone eingesetzten Gouverneur der Region Alta California, Felipe de Neve, gegründet.2 Das neu errichtete Pueblo lag nahe des Flusses, jedoch ausreichend entfernt, um vor Überflutungen geschützt zu sein. Seine städtebauliche Anlage folgte den in allen spanischen Kolonien geltenden Regeln, den Leyes
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de Indias. Die in den 1570er Jahren erlassenen Leyes waren eine Sammlung von Gesetzen, um die Gestaltung neuer Siedlungen nach einem einheitlichen Muster zu regeln. (→ Abb. 04) Das die neue Niederlassung umgebende Land wurde an pensionierte spanische Soldaten vergeben, die auf den umliegenden Ranchos Rinderzucht betrieben und die Grassteppe als Weidefläche nutzten. Das Buschland mit seiner Vegetation aus Chaparralbewuchs wurde systematisch brandgerodet, um den Ausbruch großflächiger Brände durch die im Spätherbst und frühen Winter zyklisch wiederkehrenden Santa-Ana-Winde zu vermeiden.3 Als Alta California 1850, nach dem Ende des mexikanischamerikanischen Krieges, als 31. Staat in den Bund der Vereinigten Staaten aufgenommen wurde, hatte sich die spanische Kolonialstadt zu einem Zentrum der Viehwirtschaft entwickelt. Im Jahr 1850 war Los Angeles mit seinen 1.610 Einwohnern im Vergleich zu San Francisco mit 34.776 Einwohnern eine kleine Stadt.4 Doch bereits zehn Jahre später hatte sich die Zahl der Einwohner mehr als verdoppelt (4.385 Einwohner). Unmittelbar an das Zentrum der spanischen Stadt, der Plaza, angrenzend wurden auf der im Osten zwischen der Stadt und dem Fluss liegenden Ebene Felder, Weingärten und kleine Plantagen für den Anbau von Zitrusfrüchten angelegt. Das bereits in mexikanischer Zeit angelegte System offener Bewässerungsgräben, die sogenannten zanjas,5 wurde erweitert, um die Plantagen und die Stadt selbst mit Wasser aus dem Fluss und den angrenzenden Wasserreservoirs zu versorgen.6 (→ Abb. 05) In den 1860er und 1870er Jahren verwandelte sich die ehemalige spanische Kolonialstadt in eine amerikanische Kleinstadt. (→ Abb. 06) Die Plaza verlor als kommerzielles, aber auch als gesellschaftliches und religiöses Zentrum an Bedeutung. Die Main Street, wie die im Zentrum einer amerikanischen Kleinstadt liegende Hauptgeschäftsstraße seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bezeichnet wird, übernahm diese Funktion. Sie war die meist befahrene Durchgangsstraße der Siedlung, an der die repräsentativsten Geschäfte, Hotels, Banken, aber auch
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3 Die Santa-Ana-Winde, die zuweilen Geschwindigkeiten von 130 bis 145 km/h erreichen können, werden durch die im Spätherbst und frühem Winter über dem Great Basin entstehen Hochdruckgebiete verursacht. 4 Vgl. Fogelson, 1967:21 (Tabelle) 5 Fogelson, 1967:24 6 Deverell & Hise, 2005:119
Plaza 1
A Central Park
2
A St. Vibiana´s Cathedral, 1876 1 Pico House, 1870 2 Erster Ralphs, 1873 Main Street
Das Zentrum der spanischen Kolonialstadt bildeten die Plaza mit einer kleinen Kirche und die Olvera Street mit vielen Läden, in denen Waren aller Art anboten wurden, die nicht auf den umliegenden Ranchen und Landwirtschaften produziert werden konnten. Sie wurden in den 1920er Jahren zu einem beliebten Drehort und in den 1930er Jahren zu einer touristischen Attraktion. Der Platz und die noch erhaltenen Häuser wurden 1953 zu einer Parkanlage, dem El Pueblo de Los Angeles State Historic Park, umgestaltet, der 1972 in das National Register of Historic Places aufgenommen wurde.Nach der Eingliederung in die Vereinigten Staaten wandert das Stadtzentrum von der Plaza zur Main Street, an der 1876 die St.-Vibiana-Cathedrale von Bischof Tadeo Amat geweiht wird. In der sich am barocken Vorbild von San Miguel in Barcelona orientierenden Kirche konnten ca. 3.000 Personen, etwa drei Fünftel der damaligen Stadtbevölkerung, am Gottesdienst teilnehmen. In unmittelbarer Nähe entstand an der Kreuzung Main und Third Street das erste Bankgebäude der 1871 von Isaias Hellman und dem ehemaligen Gouverneur John Downey gegründeten Farmers and Merchants Bank, die als führendes Finanzunternehmen der Stadt viele Landverkäufe abwickelte. Etwas weiter südlich eröffnete 1873 an der Kreuzung von Sixth und Spring Street George A. Ralphs (1850-1914) sein erstes Geschäft, das sich zu einer der größten der Supermarktketten in Los Angeles entwickelte. Abb. 07 Amerikanische Kleinstadt, um 1875
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B Bradbury Building, 1893 C Pan America Building, 1895 D Continental Building, 1903 E Farmers & Merchants Bank, 1871 F San Fernando Building, 1907 G Santa Fe Freight Depot, 1907
Plaza
3
Pershing Square
4
C 2
1
A
B D E F Main Street
G
1 City Hall, 1889 2 Grand Central Public Market, 1897 3 Angels Flight, 1901 4 Alexandria Hotel, 1906
Am Broadway wurde 1889 zwischen der Third und Fourth Street das erste, von S.J. Hass entworfene Rathaus fertig gestellt. Unmittelbar angrenzend entstand mit dem von dem Architekten George H. Wyman entworfene Bradbury Building (1893) und dem Grand Central Public Market (1897) ein neues Geschäftsviertel. An der South Spring Street entstanden elegante Hotels, wie das 1906 eröffnete, von John Parkinson im Beaux Arts-Stil entworfene Hotel Alexandria, zu dem ein luxuriöser Bankettsaal gehörte. Die repräsentative Fassade war mit den damals populären Materialien Klinker und Terrakotta verkleidet und mit Skulpturen geschmückt. Im Osten der Stadt entstanden neue Personen- aber auch Güterbahnhöfe, wie der 1907 fertiggestellte, von Harrison Albright entworfene Güterbahnhof Santa Fe Freight Depot, eines der ersten in Stahlbeton errichteten Gebäude. Das 380 m lange, aber nur 11m breite Gebäude wurde zu einem lokalen Orientierungspunkt. Abb. 08 Downtown, um 1900 As a place, Main Street represents far more than a locus of business and fine houses. It is a center for informal socializing and special events, for private display and public ceremony, a symbol of achievement and potential. Richard Longstreth, 1985:117
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die Kirchen standen. Ihre Bebauung war höher und aufwendiger gestaltet und sie erhielt als erste Gasbeleuchtung und Straßenbahn.7 (→ Abb. 07) Der ständige Zuzug neuer Siedler erforderte eine Verbesserung der innerstädtischen Transporte, der durch die Pflasterung der Hauptstraßen erleichtert wurde. Als neues und im Vergleich zu Kutschen kostengünstigeres Verkehrsmittel beschleunigten die von Pferden gezogenen Straßenbahnen den Personenverkehr. Da den lokalen Behörden die finanziellen Mittel fehlten, übernahmen private Unternehmer deren Finanzierung und Einrichtung. Sie profitierten von dem Anstieg der Bodenpreise und der Wertsteigerung der in ihrem Besitz befindlichen Liegenschaften entlang der angebundenen Straßenzüge.8
Ankunft der Eisenbahn
7 Stierli, 2010:192f 8 Fogelson, 1967:40 9 Deverell & Hise, 2005:130
Die Ankunft der Eisenbahn beschleunigte die Erschließung der westlichen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten und förderte das Wachstum der bis dahin verkehrstechnisch isoliert im Südwesten gelegenen Stadt. Drei Jahre nach der Fertigstellung der ersten transkontinentalen Eisenbahnverbindung (1873), die San Francisco mit der Ostküste der USA verband, errichtete die Eisenbahngesellschaft Southern Pacific Railway zwischen der Alameda und Central Street an der 5th Street ihren ersten Güterbahnhof.9 In den folgenden Jahren entwickelte sich Downtown zu einem regionalen Verkehrsknotenpunkt, an dem westlich des Flusses mehrere, miteinander konkurrierende Eisenbahngesellschaften – u.a. die Southern Pacific Railway, die Union Pacific und die Santa Fe Railroad – endeten. Auf dem Gelände zwischen der Alameda Street und dem Fluss, das bis dahin landwirtschaftlich genutzt wurde, errichteten die verschiedenen Eisenbahngesellschaften jeweils getrennte Bahnhöfe für den Personenund den Güterverkehr. In unmittelbarer Nachbarschaft der Bahnhöfe für den Güterverkehr entstanden darüber hinaus
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Die am Fuß der schneebedeckten Berge, an die Stelle der ursprünglichen Steppenlandschaft tretenden Plantagen mit Zitrusfrüchten ließen ein malerisches, pittoreskes Landschaftsbild entstehen, das gemeinsam mit dem milden Klima zum »mediterranen Image« der Region beitrug. Abb. 09 Veränderung der Landschaft
Lagerhäuser und einfache Behausungen für die Arbeiter. (→ Abb. 08) Mit dem Ausbau des Liniennetzes der verschiedenen Eisenbahnlinien erhöhte sich zunächst der Transport von Gütern und in weiterer Folge die Anzahl der beförderten Personen. Da den großen Eisenbahngesellschaften häufig auch das an das Schienennetz angrenzende Land gehörte, wurden sie zu wichtigen Akteuren in der Entwicklung der Stadt und der Region.
Zitrusfrüchte & Palmen Nachdem die ersten Weingärten und Zitrushaine bereits in der spanischen Zeit in der Nähe des Flusses entstanden waren (→ Abb. 04), wurde die agrarische Produktion in der gesamten Region nach der Eingliederung Kaliforniens in die USA in vielfältiger Weise von unterschiedlichen Akteuren gefördert: Das Landwirtschaftsministerium unterstützte den Anbau von Kulturpflanzen wie Feigen, Weintrauben und
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The orange tree is the living symbol of richness, luxury and elegance. With its rich, black-green shade, its evergreen foliage, and its romantic fragrance, it is the millionaire of all trees of America. [...] The aristocrat of the orchards, it has, by natural affinity, drawn to it the rich and the well-born, creating a unique type of rural-urban aristocracy. Carey Mc Williams , 1946: 218
Zitrusfrüchten, die aus dem Mittelmeerraum importiert wurden. Die Zitruskultur wurde mit Unterstützung des Jahrhunderte alten Wissens der vielen aus China eingewanderten und in der kalifornischen Landwirtschaft tätigen Arbeiter, die in einfachen Behausungen lebten, weiter kultiviert und verfeinert. Die Eisenbahn erleichterte den Transport der Früchte und vereinfachte die Beförderung der Saisonarbeiter, die vor allem zum Pflanzen und Ernten benötigt wurden. Entlang der Schienen entstanden auf dem Terrain der Eisenbahngesellschaften große, künstlich bewässerte Plantagen mit Zitruspflanzen, die zur Wertsteigerung der Grundstücke beitrugen.10 Den Orangen, dem Hauptprodukt der agrarischen Produktion der 1870er Jahre, kam sowohl wirtschaftlich als auch symbolisch eine hohe Bedeutung zu.11 Die großen Plantagen mit den Zitrusfrüchten hatten einen mehrfachen wirtschaftlichen Nutzen für die Region, da sie sowohl ein Ort landwirtschaftlicher Produktion als auch eine Attraktion für Touristen waren. Anstelle der ursprünglichen Steppenlandschaft standen nun Orangenhaine am Fuß der schneebedeckten Berge. Zusammen mit den ebenfalls in die Region eingeführten Palmen, die zu einem der bekanntesten Wahrzeichen Südkaliforniens wurden, entstand ein pittoreskes Landschaftsbild, das zum mediterranen Image der Region beitrug. (→ Abb. 9)
10 Vgl. Davis, 2006:120f. 11 Mc Williams, 1983:218 12 Vgl. Klein, 1997:33
Zu diesem pastoralen Bild passte es gut, dass dem milden Klima auch gesundheitsfördernde Aspekte zugeschrieben wurden – wurde doch am Ende des 19. Jahrhunderts der Aufenthalt in der sauberen Luft der Berge oder am Meer als einzig wirksame Kur gegen die Tuberkulose betrachtet, die vor allem in den großen Industriestädten weit verbreitet war. In Los Angeles hingegen war die Luft sowohl trocken und frisch als auch, wie oftmals von Neuankommenden erwähnt, voller angenehmer Gerüche, die aus den Obst- und Weingärten kamen.12 Die Gesundheitsstatistiken aus der Zeit zwischen 1870 und 1900 zeigen, dass bis zu 20.000 an Tuberkulose oder Rheuma erkrankte Patienten hier den
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Omaha San Francisco
Kansas City
Los Angeles San Diego
New Orleans
Das Streckennetz im Südwesten der USA wurde von unterschiedlichen Eisenbahngesellschaften betrieben. Die Verbindung nach Kansas und anderen Städten des mittleren Westen wurde 1881 von der Atchison, Topeka & Santa Fe Railroad fertig gestellt. Abb. 10 Liniennetz der unterschiedlichen Eisenbahnlinien im Südwesten der USA, um 1885
Winter verbrachten und in den als landschaftliche Attraktion betrachteten Plantagen spazieren gingen. Das milde Klima zog jedoch nicht nur Saisontouristen an, sondern auch Einwanderer, die sich aus gesundheitlichen Gründen in der Region niederlassen wollten. Darunter waren viele ältere Personen, die über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügten.13 Die überwiegende Mehrheit der Einwanderer kam aus Ohio, Illinois, Iowa, Oklahoma, Texas und anderen durch die Eisenbahn erschlossenen Bundesstaaten des mittleren Westens mit einem hohen Anteil protestantischer Bevölkerung.14 (→ Abb. 10)
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13 Vgl. Longstreth, 1997:7 14 Vgl. Klein, 1997:299
Two recently completed transcontinental railroads, the Southern Pacific and the Santa Fé, started a war for the supremacy of the Far West, especially of California, where they owned vast tracts of land which they were eager to develop. California was advertised throughout the East and Mid-West as the Golden State, the spot on which God had smiled His broadest smile, the land of perpetual sunshine, the paradise on earth. For a time, round-trip tickets from points west of Missouri could be had for as low as a dollar piece. ›comons‹ arrived in hordes and within a few years the population of Los Angeles trebled and the land values increased 300 %. Louis Adamic, 1930:185
Promoting a Paradise: Garten Eden
Very few suspect that the Californians have the best of us, and that so far from living in a kind of rule exile, they enjoy, in fact, the finest climate, the most fertile soil, the loveliest skies, the mildest winters, the most healthful region, in the whole United States. […] It is, in fact the best part of the American continent, either for health or for profitable and pleasant living in any industrious pursuit. Charles Nordhoff, 1872
15 Vgl. Reisenleitner, 2003:224f 16 Vgl. Deverell & Hise, 2005:252
Da sich sowohl die Transportzahlen als auch die Grundstückswerte erhöhten profitierten die Eisenbahngesellschaften von dieser Entwicklung in mehrfacher Hinsicht: Mit den Orangen erhöhte sich der durch Fruchttransport und mit der in Folge des Tourismus zunehmenden Zahl an Passagieren der durch den Personenverkehr zu erzielenden Profit. Nachdem die Kultivierung des Landes durch die Plantagen die Grundstückswerte gesteigert hatte, erhöhte sich mit den aus dem Westen kommenden Zuwanderern die Zahl der Landverkäufe. Nachdem die Eisenbahngesellschaften das Potential positiver Zuschreibungen erkannt hatten, spielte die Produktion und Verbreitung von Bildern, in denen der Landstrich als mediterranes Arkadien mit großen Wachstumschancen beschrieben wurde, für die weitere Entwicklung der Region eine wesentliche Rolle. Publikationen wie der 1872 von dem Journalisten Charles Nordhoff veröffentliche Bestseller California for Wealth, Health and Residence schilderten das Leben in Südkalifornien in glühenden Farben.15 Das milde Klima mit den vielen Sonnentagen und das vielgestaltige, zum Teil pittoreske, vom Meer bis zu den Bergen reichende Landschaftsbild wurden zu Konstanten in den Werbekampagnen der Eisenbahngesellschaften, die zur Popularisierung des pastoralen Bilds von Südkalifornien als einem mediterranen Arkadien beitrugen. Die metaphorische Redewendung vom »Garten Eden« war in den späten 1880er Jahren zum Klischee geworden.16
28
In der Beschreibung Nordhoffs stellt sich Los Angeles als »verschlafene, gemütliche Kleinstadt dar, bewohnt von Weißen, Indianern, Latinos und Chinesen, ein beschauliches Bild friedlichen Zusammenlebens, in dem fandango und hacienda neben den Möglichkeiten expandierenden Geschäftslebens stehen.«17 Diese Darstellungen versprachen jedoch nicht nur eine ländliche Stadt im Sonnenschein, sondern betonten auch das Fehlen von negativen Faktoren wie Armut, dunkle Mietskasernen, Kriminalität und den daraus resultierenden Klassenkämpfen, wie sie mit der Urbanisierung der östlichen Städte der USA in Verbindung gebracht wurden,18 und trugen so zur Entstehung des anti-urbanen Bildes von Los Angeles bei.
Accounts depicting the region as an Eden – salubrious in climate, lush in vegetation, abundant in space, dramatic in scenery, absent the crowding, the filth, the slums, the poverty, the corrupt politics, the crime associated with large American cities [...] Richard Longstreth, 1997:9
The prosperity of Los Angeles is founded on the immutable forces of nature, combined with the inevitable needs of making; and it will remain, as the sea and the clouds and the mountain remain, and will increase as the nation [...] Geschäftsführer der Handelskammer (Los Angeles Chamber of Commerce), 1899
Anlässlich der 1893 in Chicago stattfindenden Weltausstellung veranstaltete die Eisenbahngesellschaft Southern Pacific Company gemeinsam mit der 1888 gegründeten Handelskammer, der Los Angeles Chamber of Commerce, eine große, landesweite Kampagne zur Vermarktung Südkaliforniens und schickte mit der eigens aus diesem Anlass gegründeten Southern California World´s Fair Association19 mit Früchten und Blumen gefüllte Eisenbahnwagen nach Chicago.20 Im selben Jahr (1893) wurde die California Fruit Grows Exchange gegründet, die eigene Qualitätskriterien einführte, um die kalifornischen Zitrusfrüchte überregional besser vermarkten zu können. Die ausgewählten, besonders schönen Früchte wurden mit dem Label Sunkist – von der Sonne geküsst (»sun kissed«) – versehen. Die innerhalb der gesamten USA transportierten Früchte wurden von Publikationen begleitet, die ebenfalls zur Imagebildung beitrugen. Weit verbreitet war die seit 1894 erscheinende Zeitschrift Land of Sunshine: An Illustrated Monthly Descriptive of Southern California, deren Chefredakteur der
29
17 Reisenleitner, 2003:225 18 Klein, 1997:28 19 Direktor der Southern California World‘s Fair Association war Frank Wiggins, der der Wirtschaftskammer angehörte. 20 Vgl. Deverell & Hise, 2005:252
Despite the cosmopolitan intent, the city was still struggling with its frontier roots and in 1894 created the Fiesta de las Flores, sponsored by the Merchants Association, to help revive the slumping economy and improve relations in the already multicultural city. Glen Creason, 2010:56
This regional artistic vision would provide a soft-sell testimony as a buffer to the inflated business rhetoric that filled his booster magazine. Michael Dawson, 2005:208
Schriftsteller und Journalist Charles Fletcher Lummis21 im Januar 1895 wurde. Die Fotografien kalifornischer Landschaften waren ein wesentliches kompositorisches Element in der rhetorische und visuelle Strategien verknüpfende Gestaltung der Zeitung.22 Lummis veröffentlichte jedoch nicht nur Bilder von professionellen Fotografen, sondern – in der damaligen Zeit eine Besonderheit – auch Amateurfotos, da diese ein »authentischeres« Zeugnis ablegen sollten. 23 Die Fotografien waren, wie Markus Reisenleitner ausführt, sehr zielgerichtet, ging es doch »einerseits darum Touristen und Siedler anzulocken, um den Grundstücksboom in Schwung zu halten, andererseits aber auch der Stadt selbst im Sinne der durchaus bereits existierenden Städtekonkurrenz eine Form von wiedererkennbarer Identität zu verleihen, also ein Identitätsprojekt in sehr offensichtlicher Weise zu gestalten, die eine Geschichte des Raumes und Formen geographisch-kultureller Determinierungen verbindet.«24
21 Charles Fletcher Lummis war selbst aus gesundheitlichen Gründen nach Los Angeles gezogen und hatte als Lokalredakteur für die 1881 von dem Verleger Harrison Gray Otis gegründete Zeitung Los Angeles Times gearbeitet. 22 Deverell & Hise, 2005:206 23 Dawson, 2005:2008 24 Reisenleitner, 2003:224 25 Vgl. Creason, 2010:56
Parallel zu diesen Werbekampagnen, die Kalifornien als einen privilegierten Ort anpriesen, wurde durch das von der Handelskammer 1894 initiierte öffentliche Stadtfest, die Fiesta de las Flores, auch ein an die spanischen Wurzeln erinnerndes Image weiter gepflegt.25 Entscheidenden Anteil an der Popularität des Missionsmythos hatte der zehn Jahre zuvor (1884) erschienene Roman Ramona, in dem die aus dem Osten der USA stammende Schriftstellerin Helen Hunt Jackson das um romantische Aspekte erweiterte Leben einer Indianerin in der Zeit der Eingliederung des spanischmexikanischen Pueblos in die Vereinigten Staaten beschreibt. Obwohl von der Autorin als gesellschaftskritischer Roman konzipiert, wurde er vom Publikum vor allem als sentimentales Portrait des mexikanischen Koloniallebens rezipiert.
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Der als idealisierte Darstellung der indianisch-mexikanischen Vergangenheit wahrgenommene Roman zog viele Touristen an, die die (vermeintlichen) Schauplätze des Romans und die von den Franziskanern gegründeten Missionen besuchten.26 In San Gabriel, einer der Missionsstationen, drehte der Regisseur D. W. Griffith, der zwischen 1908 und 1913 für die 1895 gegründete Filmgesellschaft American Mutoscope and Biograph Company tätig war, im Januar 1910 die erste Version des mehrfach verfilmten Romans.27 Griffith gilt als einer der Begründer des »Erzählkinos«. Er gehörte zu den ersten, die filmische Elemente wie z.B. Großaufnahmen systematisch einsetzten und den filmischen Raum durch kinematografische Techniken wie homogene Reihungen oder abrupte Schnitte strukturierten. Szenen, die zuvor nur aus einer einzigen Einstellung bestanden hatten, setzte er aus einzelnen Einstellungen mit unterschiedlichen Kamerastandpunkten zusammen, die dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, einen Wahrnehmungsstandpunkt mitten im Geschehen zu haben.28
Der erste Film Der erste in Los Angeles gedrehte Film entstand jedoch bereits am Ende des 19. Jahrhunderts, als die von Thomas Alva Edison 1894 gegründete Filmproduktionsfirma Edison Company Los Angeles mit der Southern Pacific Railroad erreichte.29 Der am 31. Dezember 1897 gedrehte und schlicht South Spring Street, Los Angeles benannte Film ist 28 Sekunden lang.30 An einer geschäftigen Straßenecke platziert, filmte eine in Augenhöhe nach Norden blickende, statische Kamera eine dynamische und detailreiche Straßenszene. Nur die Passanten und Verkehrsmittel bewegen sich. Die Kamera wurde so aufgestellt, dass sich möglichst viele Bewegungen der Verkehrsteilnehmer kreuzen. Die räumliche Tiefe wurde durch auf die Kamera zulaufende Bewegungen verstärkt. 31 Das Hauptsujet ist die Großstadtstraße, auf der sich spontane oder spontan wirkende alltägliche Szenen abspielen.
31
26 Vgl. Reisenleitner, 2003 27 Vgl. Heimann &Starr, 2009:60 28 Vgl. Agotai, 2007:98 29 In kurzen Filmen dokumentierte sie die an der von New York über Philadelphia, Chicago und San Francisco führenden Route liegenden Städte. Die Filme waren oftmals kürzer als Minute, da sich die Länge des Films aus der Länge des zur Verfügung stehenden Filmmaterials ergab. Der Schnitt und die Montage (cutting) von einzelnen Filmstreifen wurden erst später erfunden. 30 Einminütige Filme wurden, z.B. von den Gebrüdern Lumière an den Pariser Boulevards, auch in europäischen Metropolen gedreht. Die Szenen wurden jeweils nach den dokumentierten Orten benannt und dokumentieren das Zeitgeschehen und die städtebaulichen Strukturen der Metropolen. (Vgl. Dähne, 2013:86) 31 Erst später setzten Kameramänner die Kamera selbst in Bewegung, indem sie sie auf fahrende Objekte montierten, womit sich die Wahrnehmung des Raums und seiner Ereignisse beschleunigte.
Auf dem Gehsteig stehen Reklametafeln. Eine von Pferden gezogene Kutsche und eine Straßenbahn kommen auf den Betrachter zu. Passanten, von denen einige in die Kamera winken, kreuzen von links nach rechts.32 In den Anfangstagen des Kinos wurde vor allem mit natürlichem Licht gedreht. Damit war man sowohl zeitlich als auch räumlich vom Sonnenlicht abhängig, sodass auch die Filmindustrie von den vielen Sonnentagen Südkaliforniens, dem milden Klima und der Landschaft profitierte. Die landschaftliche und architektonische Vielfalt in der Umgebung von Los Angeles erleichterte es den frühen Filmemachern, Schauplätze für die unterschiedlichsten Drehbücher zu finden. 33 Dies trug dazu bei, dass die weltweit bekannte Filmindustrie Hollywoods seit ihrer Entstehung in vielfältiger Weise mit der Geschichte von Los Angeles verbunden ist.34 Charly Chaplin beispielsweise übersiedelte von Chicago nach Los Angeles, da ihm für seine Filme hier – auf das gesamte Jahr betrachtet – mehr Tageslicht und Sonnenstunden zur Verfügung standen als in der Stadt am Michigansee. Erst die Einführung von Scheinwerfern und Aufhellern – die die differenzierte, subtile Ausleuchtung der Filmszenen erleichterten – und der Bau großer Filmstudios ermöglichte eine von Zeit und Raum unabhängige Produktion. In der Folge entwickelte sich die Filmindustrie neben der landwirtschaftlichen Produktion von Zitrusfrüchten und dem Tourismus zu einem wichtigen Faktor wirtschaftlichen Wachstums.
32 Vgl. Shiel, 2012:25f. 33 In der frühen Zeit des Films wurden in den Studios fast ausschließlich Innenaufnahmen gedreht. 34 Vgl. Heimann &Starr, 2009:61 35 Vgl. Reisenleitner, 2003:225
Siedlungsentwicklung entlang der innerstädtischen & regionalen Transportsysteme Am Ende des 19. Jahrhundert – Los Angeles hatte inzwischen (1889) eine Einwohnerzahl von 50.000 Personen erreicht35 – etablierte sich in den USA das Fahrrad als modernes Verkehrsmittel, das sowohl für Transporte als auch zur Erholung genutzt wurde. Um seinen Gebrauch zu erleichtern, wurden Straßen gepflastert und Radwege angelegt.
32
Downtown
Most of the profits for Henry Huntington´s Pacific Electric empire came from real estate, not the fare box. Norman Klein, 1997:7 Die von Henry E. Huntington 1901 gegründete Pacific Electric Railway Company war ein in Privatbesitz befindliches Nahverkehrssystem. Die auch als Red Cars bezeichneten Wagen der elektrisch betriebenen Stadtbahn verbanden die verschiedenen Städte in der Region von Los Angeles. Abb. 11 Liniennetz der Pacific Electric Railway, 1912
33
Das Fahrrad unterstützte die individuelle Mobilität und wurde – im Kontrast zu den von Pferden gezogenen Kutschen, die ihren Mist auf den Straßen verloren – als eine moderne, saubere und effiziente Art des Transports empfunden. 36 Mit den zunehmenden Entfernungen und dem Ausbau der regionalen und innerstädtischen Verkehrssysteme nahm die Verwendung von Fahrrädern ab. Die sogenannten Big Red Cars der 1901 von Henry Huntington gegründeten Pacific Electric Railway Company verkehrten auf einem mehr als 1.600 km umfassenden Streckennetz zwischen den in der Region liegenden Städten wie Santa Ana, Pasadena oder Glendale. Die aus zwei bis drei Wagons bestehenden elektrischen Züge der Stadtbahn fuhren mit einer Geschwindigkeit von 65 bis 80 Kilometer pro Stunde auf einem eigenen normalspurigen Gleiskörper.37 Um die unterschiedlichen Städte miteinander zu verbinden, fuhren die Big Red Cars kreuz und quer durch die Stadt und nahmen somit auch innerstädtische Verkehrsaufgaben war. (→ Abb. 11) Parallel zu den Red Cars fuhren innerhalb des Stadtgebiets von Los Angeles auf einem eigenem Gleiskörper die Yellow Cars, die gelblackierten Wagen der schmalspurigen innerstädtischen Straßenbahn (streetcar oder trolley), die von der Los Angeles Railway betrieben wurden.38 In den 1920er Jahren besaß Los Angeles das größte elektrische Stadtbahnsystem dieser Zeit in den USA.39
36 Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:175 37 Vgl. Heimann &Starr, 2009:60 38 Vgl. Schmid, 2000:63 39 Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:176 40 Vgl, Klein, 1997:7 41 Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:176 42 Fishman, 1991:73
Die privatwirtschaftliche Errichtung der Stadtbahn war eng mit immobilienwirtschaftlichen Interessen verknüpft, da das brachliegende oder landwirtschaftlich genutzte Land entlang des Schienennetzes für Siedlungszwecke neu aufgeteilt wurde.40 Da bis zum Ende des ersten Weltkrieges die Immobilienentwicklung auch in anderen US-amerikanischen Städten dem Schienennetz der Stadtbahn folgte, entstanden auch in New York oder Chicago sogenannte »streetcar suburbs«.41 Diese häufig eleganten, vom Lärm der Innenstädte entfernten, exklusiven Vororte für eine kleine Elite trugen dazu bei, »das Einfamilienhaus mit eigenem, garten-architektonisch gestaltetem Grundstück zum Inbegriff des Wohnens für die Mittelschicht«42 zu machen.
34
The view presented at night is a striking one. Mingled with the heavy churning and ceaking of the ponderous walking beams, the hoarse, unceasing roll of the machinery belting, and the continuous roar of the blazing petroleum in the furnaces is the seemingly never-ending hissing of escaping steam, while in all directions the whole area is lit up by lurid flames from the burning oil, darting their forked tongues into the darkness of night. Los Angeles Times, 1895 Some of the most charming, picturesque and healthful portions of the municipality are being menaced by the oil district. Los Angeles Times, 1898
Nachdem die Siedlungsentwicklung mit anderen Nutzungen in Konflikt kam, begann die Stadtregierung die Landnutzung zu regulieren, indem sie bestimmte Nutzungen, wie z.B. die Haltung von Kühen im Garten (backyard cows), regional einschränkte und andere Nutzungen, wie Friedhöfe oder Schlachthäuser, bestimmten Bezirken zuwies.43 Die Interessenskonflikte verschärften sich, als Edward Laurence Doheny und Charles Canfield 1892 in der Nähe von Downtown, an der Kreuzung Second Street und Glendale Boulevard, Öl gefunden hatten. Von Pferden gezogene Ölwagen wurden ein gewöhnlicher Anblick in einer Landschaft, in der ein Wald aus hohen, hölzernen Bohrtürmen entstand. Drei Jahre später (1895) gab es bereits über 300 Ölfelder und bis 1897 hatte sich ihre Zahl verdreifacht. (→ Abb. 12) Die Los Angeles Times, im Mai 1895 noch von ihrem nächtlichen Anblick beeindruckt,44 schrieb bereits drei Jahre später, im Oktober 1898, dass die Ölraffinerien das mit einem gesunden Aufenthalt im Freien verbundene, idyllische Image von Los Angeles und der gesamten Region gefährdeten.45 In dem 1904 zur Regulierung der Bodenflächen erlassenen Flächennutzungsplan (zoning ordinance) wurden drei Kategorien festgelegt:46 In den Wohnbezirken (residential districts) war der Bau von Einfamilienhäusern, mehrgeschossigen Appartementhäusern und Hotels gestattet. Kommerzielle Nutzungen waren in allen anderen Bezirken der Stadt erlaubt, während die industrielle Nutzung auf eine ausgewie-
35
43 Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:213 44 Los Angeles Times, May 8, 1895; zitiert nach Hayden, 1995:124 45 The SixteenHundred-Foot Limit, Los Angeles Times, October 2, 1898; zitiert nach Gottlieb & Ng, 2017:213 46 Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:213
It was amazing to see what had happened to the Prospect Hill field. All over the top of the hill and the slopes a forest of oil derricks had arisen, and had started marching across the fields of cabbages and sugar beets. Seeing them from the ditance, in the haze of sunset, you could fancy ab army of snails moving forth - the kind which have crests lifted high in the air. When you came near , you heard a roaring and a grumbling, as of Pluto´s realm; at night there was a scene of enchantment, a blur of white and golden lights, with jets of steam, and a glare of leaping flame where they were burning gas that were burning [...] Upton Sinclar, 1927:113
Salt Lake
Las Cienegas
Montebello Downtown
Inglewood Playa del Rey Santa Fe Springs
L.A. River Torrance
Ölfelder
In the twenties L.A. was the Saudi Arabia for American Oil. Norman Klein, 1997:78
Nachdem Edward Laurence Doheny und Charles Canfield 1892 in der Nähe von Downtown an der Kreuzung Second Street und Glendale Boulevard Öl gefunden hatten, wurden von Pferden gezogene Ölwagen ein gewöhnlicher Anblick in der Landschaft, in der ein Wald aus hohen, hölzernen Bohrtürmen entstand. Drei Jahre später (1895) gab es bereits über 300 Ölfelder und bis 1897 hatte sich ihre Zahl verdreifacht. In den 1920er Jahren hatte die Ölförderung die Landwirtschaft als führende Industrie überholt. Abb. 12 Ölfelder
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Santa Monica
Los Angeles County had over 936.000 people by 1920, 2.200.000 by 1927. The more than tenfold rise within the county limits during the first three decades of the twentieth century was by far the greatest rate of increase in any major metropolitan area of the United States at that time. In sharp contrast to other places with over one million people – New York, Chicago, Philadelphia and Detroit the shape, character, and routines of Los Angeles were primarily determined by the twenty century forces, including the automobile. Richard Longstreth, 1997:6
Downtown
Venice
Inglewood
San Pedro
Die Hafenstädte Wilmington und San Pedro wurden 1909 eingemeindet, 1910 folgte Hollywood, 1915 das San Fernando Valley, 1925 der Badeort Venice und 1926 Watts. Weitere fünf Städte und 34 Ortschaften wurden zwischen 1922 und 1928 eingemeindet. Mit den Eingemeindungen der vorher eigenständigen Siedlungen vergrößerte sich das Territorium der Stadt zwischen 1909 und 1928 von 89.6 Quadratmeilen (ca. 2.320 km²) auf 363.9 Quadratmeilen (ca. 9.424 km²); weitere 77.8 Quadratmeilen (ca. 201 km²) kamen 1930 dazu. In Folge der Eingemeindungen und der starken Zuwanderung stiegen die Bevölkerungszahlen. Mit mehr als 1.200.000 Einwohner lag Los Angeles 1930 an fünfter Stelle der großen US-amerikanischen Städte hinter New York, Chicago, Philadelphia und Detroit. Abb. 13 Eingemeindungen, 1909 - 1928
37
sene Zone in der Nähe des Flusses beschränkt wurde.47 Mit der Eingemeindung vorher eigenständiger Siedlungen in das Stadtgebiet vergrößerte sich zwischen 1909 und 1928 das Territorium der Stadt um 300 %.48 (→ Abb. 13) Die für die weitere Siedlungsentwicklung erforderliche Wasserversorgung wurde durch das im Oktober 1913 fertiggestellte Aquädukt gesichert. (→ Abb. 14)
Here even a person of modest means could settle in agreeable surroundings – very likely a house with a yard and garden – partake in an outdoor life amid almost perpetual sunshine, and still have all the amenties of a city. For many Los Angeles was the essence of the American dreams. […] The freestanding, single-family house dominated the landscape of Los Angeles as it did no other American metropolis, continuing a pattern established well before 1900 when the community functioned more as a seasonal retreat. […] Except in a few concentrated areas, apartment buildings were modest in scale and scattered intermittently, even along arterial routes, rather than forming the dense corridors characteristic of numerous major urban areas of the period. Richard Longstreth, 1997:9
Das Einfamilienhaus als Stadtbaustein
47 Der Plan wurde zwischen 1908 und 1909 weiterentwickelt. Die Kategorien wurden in dem 1917 beschlossenen Flächennutzungsplan auf fünf erweitert. (vgl. Gottlieb & Ng, 2017:213) 48 Vgl. Longstreth, 1997:6 49 Vgl. Longstreth, 1997:10
Charakteristisch für die Siedlungsentwicklung ist eine moderate Bauhöhe und ein hoher Anteil an eingeschossigen Häusern (es gibt wenig Reihenhäuser oder andere Formen horizontaler Verdichtung).49 Sie lässt sich, wie der Historiker Richard Longstreth ausführt, auf die Zeit des saisonabhängigen Tourismus am Ende des 19. Jahrhunderts zurückführen. Damals wurde Los Angeles als ein Ort beworben, der es auch Personen mit bescheidenen finanziellen Mitteln ermöglichte, in einem Haus mit einem kleinen Garten zu wohnen und gleichzeitig die Annehmlichkeiten einer Stadt zu genießen – ein Traum vieler Amerikaner, der sich in der Region von Los Angeles im großen Maßstab realisieren ließ.50 Die Grundstücke waren mit einer Breite von 40 bis 50 Fuß (das entspricht ca. 12 bis 15 Metern) und einer Tiefe von 130 bis 150 Fuß (ca. 39 bis 45 Metern) im Vergleich zu den Grundstücken in den größeren Städten der Ostküste und des mittleren Westens großzügig bemessen.51
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Mono Lake
Owens River
Ka Nev lif ad or a ni en
Owens Lake
Los Angeles Aqueduct
Van Norman Reservoir Los Angeles
Da der Fluss, die vorhandenen Wasserreservoire und die Wasserversorgung durch offene Wasserkanäle den Wasserbedarf der stetig wachsenden Stadt nicht mehr befriedigen konnten, war 1907 unter der Leitung des Ingenieurs William Mulholland mit dem Bau einer über 370 km langen Wasserleitung begonnen worden, die den Owens See mit der Stadt Los Angeles verband. Das im Oktober 1913 fertiggestellte Aquädukt sicherte die Wasserversorgung für die weitere Siedlungsentwicklung. Abb. 14 Aquädukt
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Im Gegensatz zu dem relativ rasch abgeschlossenen Verkauf der neuaufgeteilten Grundstücke benötigte die Errichtung eines Hauses weitaus mehr Zeit. Die lokalen Zimmerer und Bauunternehmer konnten die ständig steigende Nachfrage kaum decken. Erst mit der im 19. Jahrhundert aufkommenden vorfabrizierten Bauweise beschleunigte sich der Bauprozess. In Werkstätten und kleinen Fabriken wurden einzelne Bauelemente hergestellt, die vor Ort nur noch zusammengesetzt werden mussten. Zunächst wurden auf diese Weise einfache Unterkünfte für Soldaten, Wanderarbeiter oder (im Norden Kaliforniens) für Goldsucher produziert. Aus diesen Vorläufern entstanden seit den 1890er Jahren die von großen Warenhäusern wie Sears vertriebenen vorgefertigten Timber Kit Houses.52
50 Vgl. Longstreth, 1997:9 51 Vgl. Longstreth, 1997:9 52 Die ersten Fertigteilhäuser entstanden in einer Zeit, in der immer mehr vormals handwerklich hergestellte alltägliche Gegenstände wie Kleidung, Schuhe und Haushaltsgegenstände industriell am Fließband hergestellt wurden. Vorbild war die den Prinzipien des Taylorismus folgende Produktion von Autos, in der Henry Ford 1907 das Fließband eingeführt hatte. (vgl. Bergdoll, 2008:12) 53 Vgl. Hise, 1997:59ff; Vgl. Hayden, 1995:128
In Los Angeles wurde 1909 die Firma Pacific Ready Cut Homes 53 gegründet, die in ihrer Fabrik an der South Hill Street Häuser, Schulen, Schlafbaracken und Geschäftslokale fertigte. Das direkt von den Holzfällern erworbene Bauholz wurde von den Arbeitern zu einzelnen, exakt vorgegebenen Bauteilen verarbeitet. Als vorgefertigter Bausatz wurden die Häuser anschließend mit der Eisenbahn verschickt und vor Ort von einem Zimmerer innerhalb von vier Tagen montiert. Der weitere Innenausbau wurde in weniger als einem Monat fertig gestellt. (→ Abb. 15) Die zukünftigen Eigenheimbesitzer konnten die Häuser samt der Innenausstattung in einem Katalog auswählen oder die aus zehn Modellhäusern bestehende Ausstellung an der Hill Street besichtigen. Nach Angaben der Firma besuchten in den 1920er Jahren jährlich 10.000 Besucher die Ausstellung. Alleine in Los Angeles wurden während der 1920er Jahre 25.000 Bungalows verkauft.
Frühe Motorisierung Die Siedlungsentwicklung mit einer geringen baulichen Dichte wurde durch die geographisch weitreichenden Transportsysteme, in den 1880er Jahren die Stadtbahn und seit
40
Die Produktionsstätte der Pacif Ready Cut Homes befand sich an der Hillstreet an der Ecke 14th Street. Abb. 15 Pacific Ready Cut Home, 1909
Equally important to the character of the area’s residential districts was the sense of openness they imparted. Attached dwellings were almost nonexistent. Many houses were low in mass, containing one or one and a half stories. Yards tended to be more generously dimensioned than those common in to large eastern or Midwestern cities; […] Lots with a 40 to 50-foot frontage and a 130 to 150-foot depth were the norm in many parts of the city. Except in a few concentrated areas, apartment buildings were modest in scale and scattered intermittently, even along arterial routes, rather than forming the dense corridors characteristic of numerous major urban areas of the period. Longstreth, 1997:10
41
den 1910er Jahren das Auto, begünstigt.54 In den vom Schienenverkehr dominierten Städten wohnten die meisten Menschen im Umkreis einer in fünfzehn Minuten zu Fuß erreichbaren Stadtbahn- oder Straßenbahnhaltestelle. Das Auto, das eine vom schienengebundenen Transportwesen unabhängige Siedlungsentwicklung ermöglichte, war eine radikale Neuerung. Nun waren auch bis dahin wenig erschlossenen Gebiete innerhalb des Schienennetzes sowie bis dahin verkehrstechnisch gänzlich unerschlossene Regionen erreichbar. Bereits 1925 besaßen in Los Angeles 1,6 Personen ein Auto, ein Wert, der in den übrigen USA erst Ende der 1950er Jahre erreicht wurde.55 (→ Abb. 16)
[...] the shape, charakter, and routines of Los Angeles were primarly determined by the twenty century forces, including the automobil. Richard Longstreth, 1997:6
Die Verbreitung des Autos zu einem historisch so frühen Zeitpunkt hatte verschiedene Ursachen. Dazu gehören die bereits für den Fahrradverkehr gepflasterten Straßen und – wie bereits in der landwirtschaftlichen Produktion und der Filmindustrie – das milde Klima, da es – trotz der witterungsanfälligen Karosserien der frühen Autos – ihren ganzjährigen Gebrauch ermöglichte.56 Zeitgleich kamen – bereits vor der Fertigstellung (1926) der legendären transkontinentalen Schnellstraße, der in Santa Monica endenden Route 66 – immer mehr Zuwanderer mit dem eigenen Automobil, da in den agrarischen Gebieten des mittleren Westens das Fahren mit dem eigenen Wagen bereits sehr verbreitet war.
54 Vgl. Longstreth, 1997:9 55 Vgl. Davis, 2006:127 56 Vgl. Longstreth, 1997:14
Die verkehrstechnische Infrastruktur bildet einen Rahmen, einen Möglichkeitshorizont, in dem sich BewohnerInnen bewegen können. In dem schienengebundenen System der Stadt- und Straßenbahnen beschränkten sich die Wahlmöglichkeiten auf die Auswahl einer Strecke innerhalb des vorgegebenen Streckennetzes. Der Wechsel von den Massenverkehrssystemen der Stadt- und Straßenbahnen zum individuell gesteuerten Automobil erweiterte aus der Perspektive der NutzerInnen den persönlichen Bewegungsradius. Das an die Straße als Verkehrsweg gebundene Auto ermöglichte eine flexiblere und individuellere Gestaltung der Route, da Verkehrsmittel und Verkehrsband im Gegensatz
42
The automobile is 10 per cent pleasure, 90 per cent utility and 100 percent necessity. Lokaler Händler, 1921 (zitiert nach Longstreth, 1997:13)
Los Angeles 1915
Chicago
US
Los Angeles 1920
Chicago
One car existed for every 8.2 Angelenos in 1915 (compared with one for every 61 Chicagoans and one for 43.1 people nationwide). By 1920 the ratio stood at one for every 3.6 Angelenos (versus 30 Chicagoans or 13.1 people nationwide). Longstreth, 1997:13
US
Abb. 16 Frühe Motorisierung
zum schienengebundenen Verkehrssystem nicht mehr unauflöslich miteinander verknüpft waren. Das Auto sei, wie ein lokaler Autohändler bereits 1921 erklärte zu 10 % Vergnügen, zu 90 % Nützlichkeit und zu 100 % Notwendigkeit.57 Da am Ende der 1920er Jahre die meisten mit der Stadtbahn gut erreichbaren Grundstücke bereits bebaut waren, verlor das Immobiliengeschäft für die privaten Betreiber an Rentabilität. Um unter Beibehaltung der geringen Bebauungsdichte den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken, wurde das enge Band zwischen Stadtbahn und Siedlungsentwicklung gelöst. Das Auto ermöglichte die Erweiterung
43
57 Vgl. Longstreth, 1997:13
der geographischen Grenzen der Landerschließung. Der Automobilclub Süd-Kaliforniens forcierte, unterstützt durch in Grundstücksspekulationen involvierte Geschäftsleute die Schaffung eines umfassenden neuen Straßennetzes.58 In der Folge verfünffachte sich in den 1920er und 1930er Jahren die Bevölkerung in den oftmals mehr als zwei Meilen von den Regionalbahnen entfernten Gebieten.59
Die Mainstreet als Trennlinie Obwohl Los Angeles keine sich von einem Zentrum aus kontinuierlich nach außen entwickelnde Stadt war, sondern verschiedene Siedlungen durch Eingemeindung miteinander verband, war Downtown in den 1920er Jahren die wirtschaftliche und verkehrstechnische Drehscheibe der rasch wachsenden und aus vielen eigenständigen administrativen Einheiten bestehenden Region.
Everything east was proletarian and honky tonk, filled with workmen waring little round black felt railway boomer’s hats, or big tan rancher’s hats. Norman Klein, 1997:104
58 Vgl. Fishman, 1991:77 59 Vgl. Bratzel, 1995:53 60 vgl. Davis, 2006:126
In den 1920er Jahren – Downtown war ein bei Tag und Nacht lebendiges Zentrum – wurden viele Investitionen in Immobilien getätigt.60 Westlich der eine Trennlinie bildenden Main Street lag an der Spring Street das Bankenviertel. Entlang des Broadways wurden zwischen 1910 und 1931 zahlreiche Theater und Lichtspielhäuser im Art Déco-Stil errichtet. In den frühen Jahren des Kinos fanden die Filmpremieren ausschließlich in Downtown statt. Zu den frühen, großen Lichtspielhäusern gehört das 1918 von Sid Graumann eröffnete Million Dollar Theatre mit 2.345 Sitzen. An dem in Pershing Square umbenannten Central Park entstanden elegante Hotels, wie das von den Architekten Schultze & Weaver entworfene und 1923 fertig gestellte Millennium Biltmore Hotel. Mit seiner repräsentativen Fassade im Stil der Neo-Renaissance und der Vielzahl üppig dekorierter Festsäle zählte es zu den teuersten Hotels in Downtown. Unweit entfernt entstand 1926 nach dem Entwurf von Bertram Grosvenor Goodhue die öffentliche Bibliothek (Public Library) und als weiteres Wahrzeichen der Stadt 1928 das Rathaus (City Hall), ein
44
M K
H Million Dollar Theatre, 1918 K Second Street Tunnel, 1924 L Central Library, 1926 M Union Station, 1939 N City Hall, 1928
N
H
L 2 Pershing Square
1
3
Main Street
1 Alexandria Hotel, 1906 2 Hotel Biltmore, 1923 3 Hotel Rosslyn, 1923
In den 1920er Jahren wurde in Downtown viel in Immobilien investiert. Das von den Architekten Schultze & Weaver entworfene und 1923 am inzwischen in Pershing Square umbenannten Central Park fertig gestellte Millennium Biltmore Hotel wurde mit seiner repräsentativen Fassade im Stil der Neo-Renaissance und den großen üppig dekorierten Festsälen das exquisiteste Hotel in Downtown. Die sich unmittelbarer Nähe befindende Stadtbibliothek wurde von Bertram Grosvenor Goodhue entworfen und 1926 fertiggestellt. Nach dem Entwurf der Architekten John Parkinson, Albert C. Martin, und John C. Austin wurde 1928 ein größeres, das Stadtbild prägendes Rathaus errichtet, das das erste Rathaus am Broadway ersetzte. Östlich davon entstand am Broadway ein Vergnügungsviertel mit vielen Filmtheatern, zu denen das 1918 von Sid Grauman eröffnete, dem Bradbury Building gegenüberliegende Million Dollar Theatre in einem zwölfstöckigen, von Albert C. Martin entworfenen Gebäude gehört. Die Fassade mit ihren allegorischen Figuren, Tieren und Fabelwesen wurde von dem Bildhauer Jose de Churriquera gestaltet. Als eines der letzten Kinos wurde das von D. Charles Lee entworfene Los Angeles Theatre (1931) fertig gestellt. Die Neo-Rokoko-Fassade, die geschwungene Marmortreppe und das aufwendig ausgestattete Foyer sollten an den Glanz von Versailles erinnern. Charly Chaplins Film City Lights hatte hier im Januar 1931 Premiere, an der Albert Einstein als Ehrengast teilnahm. An der Spring Street entstanden die auch für durchschnittlich verdienende Reisende leistbaren Hotels, wie das von John Parkinson gemeinsam mit seinem Sohn Donald B. Parkinson und seinem Mitarbeiter Edwin Bergstrom entworfene, 1914 fertig gestellte und 1923 um einen Anbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite ergänzte Rosslyn Hotel an der Fifth Street. Es war mit 1.100 Zimmern und 800 Bädern das größte Hotel seiner Zeit. Abb. 17 Downtown in den 1920er Jahren
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Projekt der Architekten John Parkinson, Albert C. Martin, und John C. Austin. (→ Abb. 17) Östlich der Main Street hingegen, wo parallel zum Fluss die Gleise der miteinander konkurrierenden Eisenbahnlinien verliefen, lagen die verrufenen, sogenannten schlechten Straßen, die »Mean Streets« mit ihren billigen Lokalen, Bordellen und einfachen Hotels.61 Am Ende des 19. Jahrhunderts war hier in der Nähe der Bahnhöfe für die Beschäftigten der Eisenbahnlinien, für neu ankommende Zuwanderer sowie für Handelsreisende und Saisontouristen eine eigene Typologie preisgünstiger Unterkünfte bzw. einfacher Hotels entstanden. Die sogenannten One-Single-Occupancy Hotels (SRO Hotels) verfügten über große, offene Treppenaufgänge. Auf jedem Stockwerk erschlossen lange Korridore die einzelnen, mit Klappbetten und Dampfheizung ausgestatteten Zimmer und die gemeinschaftlich zu nutzenden Bäder.62
61 Klein, 1997:104 62 Eine Studie der Handelskammer im Jahr 1919 ergab, dass 20 Prozent der Wintertouristen Bungalows oder Häuser und 33 Prozent von ihnen eine Wohnung mieteten, während sich der Rest mit Zimmern in Pensionen oder Touristenhotels zufriedengab. (Vgl. Davis, 2004:135)
Die als schäbig geltenden Viertel, die häufig in der Nähe von Bahnhöfen oder Häfen zu finden waren, wurden in allen US-amerikanischen Städten als Skid Row (dt. Rutschstraße) bezeichnet. Der Name geht auf die Zeit der Errichtung der Eisenbahnen im 19. Jahrhundert zurück und bezeichnete die Trassen aus eingefetteten Gleitschienen, die parallel zu den wenigen ausgebauten Straßen verliefen und von den Holzfällern zum Transport der für den Gleisbau benötigten Holzstämme genutzt wurden. (vgl. S. 90ff)
Veränderung der Nutzungen in Downtown Mit der fortschreitenden Motorisierung nahmen die Fahrten von und nach Downtown zu. Während die Gesamtregion von der Entwicklung profitierte, führte der zunehmende Automobilverkehr in Downtown zu einem Verkehrsproblem. Insbesondere im spätnachmittäglichen Verkehr kam es zu Konflikten zwischen dem gestiegenen Automobilverkehr und den Fahrgästen der red cars der Stadtbahn und der yellow cars
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der Straßenbahn,63 da der für das Ein- und Aussteigen erforderliche Halt der in der Straßenmitte fahrenden Stadt- und Straßenbahnen den allgemeinen Verkehrsfluss behinderte.64 Mit dem Ziel den Verkehrsfluss zu verbessern und den Bau von Parkgaragen anzuregen, plante der Stadtrat, das Los Angeles City Council, in der Kernzone von Downtown die Einführung eines nahezu ganztägigen Parkverbots entlang des Randsteins (curbside parking) und die Beschränkung der Parkdauer auf eine Stunde in den angrenzenden Blocks. Zwei Monate vor Inkrafttreten der neuen Verordnung am 10. April 1920 erschien am 20. Februar 1920 in der Los Angeles Times ein Artikel mit der Schlagzeile The Perils of a Parkless Town, in dem vor den »Gefahren einer parkfreien Zone« in Downtown und vor allem vor den zu erwartenden Umsatzverlusten für die Geschäftsleute gewarnt wurde.65 Das in dem Artikel geschilderte Szenario trat tatsächlich ein. Die Einzelhändler und die Business Men´s Cooperative Association beklagten einen Rückgang der Bank- und Einzelhandelstransaktionen und Umsatzverluste in der Höhe von 25-35 %. Da viele Autofahrer ihren Wagen am Rande der Parkverbotszone abstellten und in den nahegelegenen Läden einkauften, verbuchten die Geschäfte am Rande von Downtown ihre besten Umsätze seit Jahren. Nachdem ein Autokorso vier Tage nach dem Inkrafttreten der Verordnung demonstrierend durch die Straßen gefahren war, gab der Stadtrat – trotz des Protestes der State Railroad Commission und des Verkehrsausschusses – neunzehn Tage später dem öffentlichen Widerstand nach und beschloss am 29. April 1920 eine Änderung der Verordnung. Das strikte Parkverbot entlang der Bordsteinkante wurde auf die Zeit des höchsten Verkehrsaufkommens zwischen 16:00 und 18:00 und die Parkdauer zwischen 10:00 und 16:00 auf 45 Minuten beschränkt.66 Darauf folgende Versuche, durch die Einführung zusätzlicher verkehrstechnischer Regeln, wie dem Verbot von Linksabbiegen, den Einsatz von Ampeln oder die Einführung von Einbahnstraßen, den Verkehrsfluss zu verbessern, konnten
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63 Um ein sicheres Ein- und Aussteigen der Fahrgäste zu gewährleisten, benötigten die in der Mitte der Straße fahrenden Stadt- und Straßenbahnen drei Spuren: zwei zum Fahren und eine weitere für den Ein- bzw. Ausstieg. 64 Vgl. Longstreth, 1997:5 65 Vgl. Longstreth, 1997:5 66 Vgl. Bratzel, 1995:42
nicht verhindern, dass sich die Verkehrssituation im Zentrum für alle Verkehrsteilnehmer (Stadt- und Straßenbahnen, Autos und Fußgänger) weiter verschlechterte.67 Als private Initiative gründete sich eine aus 23 Mitgliedern bestehende Verkehrskommission, das Major Highway Committee, das die bekannten Stadtplaner Frederick Law Olmstead Jr., Harland Bartholomew und Charles H. Cheney mit einer Verkehrsstudie beauftragte, deren Ergebnis der im Mai 1924 fertig gestellte Major Traffic Street Plan war.68 In diesem Plan wurde das noch heute gültige System der in Nord-Süd bzw. in OstWest Richtung verlaufenden Boulevards fixiert.69 In den darauf folgenden Jahren wurde ein großer Teil der bereitgestellten öffentlichen Mittel für die Begradigung, Verbreiterung und Anpassung bestehender Straßen sowie für die Errichtung neuer Straßen, Brücken und Tunnel, wie den am 25. Juli 1924 eröffneten 2nd Street Tunnel – einem der Drehorte von Blade Runner – ausgegeben, um die Verbindung zwischen Downtown und den Außenbezirken der wachsenden Stadt zu verbessern.70
67 Longstreth, 1997:16 68 Vgl. Bratzel, 1995:44 69 Vgl. Hise & Deverell, 2000:30 70 Longstreth, 1997:16 71 Longstreth, 1997:19 72 Der Investor A. W. Ross hatte bereits am Beginn der 1920er begonnen, die damals noch nicht asphaltierte Landstraße in eine Geschäftsstraße zu verwandeln.
Trotz der geographisch weit in die Region reichenden Wohnbebauung war Los Angeles, nicht zuletzt in Folge der effizienten Erschließung Downtowns durch die Straßen- und Stadtbahnen, lange Zeit eine relativ zentralisierte Stadt mit einem lebendigen Stadtzentrum, in dem – die industrielle Produktion ausgenommen – die meisten wirtschaftlichen Transaktionen stattfanden.71 Mit dem zunehmenden motorisierten Individualverkehr und dem verringerten Verkehrsangebots im Personennahverkehr sowie den in den Vororten wachsenden Siedlungen reduzierte sich der Anteil der in Downtown getätigten Einkäufe zwischen 1929 und 1935 um die Hälfte. Die wirtschaftlichen Aktivitäten verlagerten sich sowohl zu den neuen Geschäften entlang der Miracle Mile am Wilshire Boulevard,72 der ersten außerhalb von Downtown errichteten Geschäftsstraße, als auch zu den Filialen der Handelsketten, zu den Stadtteilkinos und zu den expandierenden suburba-
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30 Office Buildings
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20
Stores Hotels
15 Lofts 10 Department Stores Garages
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1885
1890
1895
1900
1905
1910
1915
1920
1925
1930
Abb. 18 Wechsel der Nutzungen in Downtown
nen Einkaufszentren, bei denen im Gegensatz zu Downtown ausreichende Parkmöglichkeiten zur Verfügung standen.73 Die Innenstadtgeschäfte begannen, Zweigstellen in den Vorstädten zu eröffnen, so dass bald nicht nur Gegenstände des täglichen Bedarfs, sondern auch viele spezialisierte Güter und Dienstleistungen in allen Stadtteilen erhältlich waren. Entlang der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen den Vororten und Downtown entstanden neue Einkaufszentren mit bequemen Parkmöglichkeiten wie »roadside strips« oder »strip center«.74 Zeitgleich fand in Downtown ein markanter Wechsel in den kommerziellen Nutzungen statt. Seit 1885 hatte die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte (stores) abgenommen und die Anzahl der großen Warenhäuser (departement stores), der Bürogebäude und der Parkgaragen zugenommen. Im selben Zeitraum reduzierte sich die Zahl der Hotels sich fast um die Hälfte. (→ Abb. 18)
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73 Vgl. Klein, 1997:41 74 Vgl. Crawford, 1992:19f.
Even during the fifties, downtown is treated more as injured than dying […] Broadway and Spring were still lively into the fifties, home to first-run movie theatres, the major department stores, the large legal firms, the corporate headquarters. […] Throughout the fifties, residents dressed a bit fancier to go to ›downtown‹. And, visually speaking, the streets were no more worn than downtowns throughout America. Norman Klein, 1997:46
Symbolically no less than in function the central district ceased to be of central import to the experience of many area residents. Richard Longstreth, 1997:5
Die in Folge der Abwanderung in Downtown abnehmende Kaufkraft, aber auch die Wirtschaftskrise 1929 und der Beginn der großen Depression trugen dazu bei, die Dominanz von Downtown im kommerziellen Leben der Region zu beenden.75 Obwohl Downtown am Ende der 1930er Jahre sowohl in Bezug auf ihre Funktion als auch symbolisch aufgehört hatte von zentraler Bedeutung für die Erfahrung vieler Bewohner zu sein,76 wurde, wie der Stadthistoriker Norman Klein ausführt, der Niedergang nicht als irreversibel wahrgenommen, da in den 1940er und auch noch in den 1950er Jahren – insbesondere in der Vorweihnachtszeit – die Geschäfte gut besucht und die Einkaufsstraßen vor allem am späten Nachmittag voller Verkehr waren.77
Suburbia – a bunch of suburbs in search for a city 75 Bereits auf dem Höhepunkt der Ausdehnung des Streckennetzes, begann die Zahl der Passagiere abzunehmen. Inzwischen war der Frachttransport profitabler als der Personenverkehr geworden und so wurde 1925 nur noch ein Viertel des Systems für den Verkehr von Personen und Dreiviertel für den Transport von Frachtgut genutzt. (Vgl. Gottlieb & Ng, 2017:178f.) 76 Longstreth, 1997:5 77 Vgl. Klein, 1997:41 bzw. Klein, 1997:46 78 Vgl. Keil, 1993:73
Mit der überregionalen Verkehrsanbindung durch den Tiefseehafen in San Pedro (→ Abb. 19) und der Sicherstellung der Energieversorgung durch die Förderung von Öl (→ Abb. 12) waren die Voraussetzungen für die Industrialisierung der Region geschaffen. Die über das ganze Stadtgebiet verteilten Ölfundstellen zogen neue, ölverarbeitende Industriezweige an. Da die seit den 1920er Jahren in größerem Umfang eingesetzten Lastwagen eine vom Streckennetz der Eisenbahn unabhängige Ansiedlung von Industriebetrieben ermöglichten, erhöhten sie – wie bereits zuvor das Auto in Bezug auf das Wohnen – die Flexibilität in der Standortwahl. In den 1930er Jahre lassen sich die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Reihenfolge ihrer Umsätze im Wesentlichen fünf wirtschaftlichen Sektoren zuordnen: Wohnungsbau und Immobilien, Lebensmittel und Landwirtschaft, Öl, Filmindustrie und Maschinenbau.78
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Metro Airport
Lloyds Airport
Clover Field
Downtown
Calif. Airways Mines Field
Kelly Airport
Dycer Airport
Shorts Airport
Torrance Airport
Further impetus for industrial development came from improvements in both overland and overseas connections. The Port of Los Angeles […] Richard Longstreth, 1997:7
Port of Los Angeles
Mit der Fertigstellung des Panamakanals (1914) war der zwischen 1899 und 1914 im 20 Meilen südlich von Downtown gelegenen San Pedro errichtete Tiefseehafen sowohl mit den Häfen im pazifischen Raum als auch mit den großen Schifffahrtszentren an der amerikanischen Ostküste verbunden. Abb. 19 Überregionale Verkehrsverbindungen
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Nachdem mit der Industrialisierung nicht nur in Los Angeles, sondern in den gesamten USA die Wohnungsfrage aktuell geworden war, wurde 1934 auf Bundesebene die Federal Housing Administration (FDA) als eine nachgeordnete Behörde des US Department of Housing and Urban Development gegründet. Zur Herstellung kostengünstigen Wohnraums wurden von der FDA umfangreiche Studien durchgeführt, um die bereits am Ende des 19. Jahrhunderts begonnene Vorfertigung von Häusern weiterzuentwickeln. (vgl. S. 40) Die Häuser sollten, wie ein nach den Prinzipien des Taylorismus am Fließband produziertes Auto, industriell kostengünstig herstellbar sein. Das 1936 entwickelte FHA Minimum House war ein erster Prototyp.79 (→ Abb. 20) In Los Angeles entstanden – nachdem die industrielle Produktion zunehmend an Bedeutung gewann – in unmittelbarer Nähe der Fabriken neue Wohngebiete, in denen das bestehende Siedlungsmuster mit einer niedrigen Bebauungsdichte weitergeführt wurde.80 Große Konzerne wie der Autohersteller Ford errichteten Zweigwerke in Los Angeles. Der industrielle Sektor wurde vor allem in den Bereichen Maschinenbau (Montage von Kraftfahrzeugen & Reifenfabrikation) und Luftfahrt (Flugzeug- und Flugmotorenhersteller), die in ihrer Frühzeit ähnlich wie das Auto zuvor vom milden Klima profitierten,81 zur treibenden wirtschaftlichen Kraft der Region.82 Eingeschossige Fabrikhallen entstanden, die den neuesten Erkenntnissen industrieller Effizienz entsprachen. 79 Vgl. Hise, 1997:68 80 In dem 1967 erschienenen Buch The Fragmented Metropolis beschreibt der amerikanische Historiker Robert M. Fogelson detailliert die Entwicklung von Los Angeles zwischen 1850 und 1930. 81 Vgl. Klein, 1997:34 / Klein, 1997:29 82 Vgl. Wolch, 1998:391
Die weitere Zuwanderer anziehende Industrie wurde zum Schlüsselstimulus für das wirtschaftliche Wachstum der sich auch geographisch weiter ausdehnenden Stadt.83 Während des Zweiten Weltkriegs wurden unter der Aufsicht der Defense Plants Coorporation neue Fabriken nicht mehr in den bereits bestehenden industriellen Zentren und großen Städten im Norden der USA errichtet, sondern in den weniger dicht besiedelten Gebieten im Süden des Landes. »Mit diesen neuen Fabriken verfügten«, wie der Historiker Robert Fishman ausführt, »die großstädtische Peripherie und die de-
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The FHA´s minimum-house prototype was a 624-square-foot dwelling, which it presented simply as the ›minimum house‹ or ›basic plan‹. The accompanying text informs readers that ›in the design of small, low-priced houses, the principles of efficiency, economic use of materials, and proper equipment, which are important in any class of dwellings, became paramount.‹ Greg Hise, 1997:68
Industrielle Vorfertigung und funktionale Grundrissgestaltung sollten die Produktionskosten des FHA Minimum House reduzieren. Das eingeschossige Haus bestand aus einem Wohnzimmer, von dem aus sowohl die privaten Räume – zwei Schlafzimmer mit einem Bad – als auch die mit Einbaumöbeln ausgestattete Küche erschlossen wurden. Die Küchenzeile selbst war den Arbeitsabläufen entsprechend effizient organisiert. Abb. 20 FHA Minimumhouse, 1936
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Los Angeles is the Damnedest Place. The city started with nothing but sunshine now expects to become the biggest in the world. Roger Butterfield, 1943, Life Magazine
zentralen Städte des Sunbelt beinahe über Nacht über eine solide industrielle Basis, auf der sie in der Nachkriegsperiode aufbauen konnten.«84 Mitte der 1940er Jahre war Los Angeles ein industrieller Gigant geworden85 – eine Entwicklung, die auch im Film ihren Ausdruck findet. (→ Abb. 21) Der 1948 in die Kinos gekommene Film He Walked by night beginnt – wie Blade Runner – mit einem Panoramablick. Es ist heller Tag und der Zuschauer blickt auf die sich bis zum Horizont ausdehnenden Vororte von Los Angeles. Während der Blick von oben, aus einem Flugzeug oder Helikopter, dem Zuschauer einen visuellen Überblick über die Stadt vermittelt, erläutert eine keiner konkreten Person zuzuordnende Voice-Over-Stimme die Struktur der sich über 452 Quadratmeilen über Täler, Gebirgsausläufer und Strände erstreckenden Stadt. Als Anziehungspunkt für Personen mit ganz unterschiedlichen Interessen und Motiven und einer aus allen Teilen des Landes kommenden Bevölkerung verfüge sie über eine der größten und härtesten Polizeistationen des Landes. Das rasche Wachstum mache, wie die Stimme weiter erläutert, aus Los Angeles »a bunch of suburbs in search for a city.«
83 Vgl. Heimann & Starr, 2009:60 84 Fishman, 1991:78 85 Vgl. Klein, 1997:34 86 Klein, 1997:41 87 Vgl. Dimendberg, 2004:291
Die Verlagerung der Schlüsselindustrien in den Süden der USA beschleunigte und förderte die Binnenwanderung, so dass am Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als 14 Millionen Menschen innerhalb der USA den Ort gewechselt hatten86 und nahezu die Hälfte von ihnen in neue Häuser übersiedelt war.87 Damit hatte bereits während des Zweiten Weltkriegs eine neue Phase des Suburbanisierungsprozesses begonnen, die sich nach dessen Ende unterstützt durch nationale politische Rahmensetzungen, die den Bau von Einfamilienhäusern und die Nutzung des privaten Autos subventionierten, fortsetzte. (→ Abb. 22) Die Federal Housing Administra-
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Ladies and gentlemen [...] The motion picture you are about to see is called The Naked City. My name is Mark Hellinger. I was in charge of its production. And I may as well tell you frankly that it‘s a bit different from most films you‘ve ever seen. It was written by Albert Maltz and Malvin Wald [...] Photographed by William Daniels and directed by Jules Dassin. As you see, we‘re flying over an island. A city. A particular city. And this is a story of a number of people - and a story also of the city itself. It was not photographed in a studio. Quite the contrary. Barry Fitzgerald, our star [...] Howard Duff, Dorothy Hart [...] Don Taylor, Ted de Corsia and the other actors [...] played out their roles on the streets, in the apartment houses [...] in the skyscrapers of New York itself. And along with them, a great many thousand New Yorkers played out their roles also. This is the city as it is. Hot summer pavements, the children at play [...] the buildings in their naked stone [...] the people, without makeup. The Naked City, (Voice Over Stimme von Mark Hellinger), 1948
Manhattan The Naked City, 1948
Los Angeles He walked by night, 1948
Blade Runner, 1982
This is Los Angeles. Our lady, a Queen of the Angeles as the Spaniards named her. The fastest growing city in the nation. It´s been called a bunch of suburbs in search of a city. And it´s been called the glamour capital of the world. A make up for tourists. A stop over for transients. A target for gangsters. A heaven for those pleading for winter. A home for the hard working. It is a City of holding the hope and dreams of two million people. It sprawls out horizontally over 452 square miles of valleys and off land, of foothills and beaches. Because of that vast area and because of a population made up with people from every state of the union Los Angeles is the largest police in the country and one of the toughest. We are going to take you into city hall, where police headquarters are located. He Walked by night (Voice Over Stimme), 1948 Die beiden 1948 gedrehten Spielfilme The Naked City und He walked by night beginnen mit einem Panoramablick auf eine Stadt, auf Manhattan in New York und auf die sich zwischen Bergen und Stränden erstreckende Stadt Los Angeles. Der Blick von oben, aus der Vogelperspektive, vermittelt dem Betrachter ein Gefühl von Übersicht, von Kontrolle. Abb. 21 Manhattan (New York) und Los Angeles in der Totalen
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Economic expansion characterized much of the post-World War II period in Los Angeles, transforming the Southland into the largest manufacturing region in the country […] Jennifer Wolch, 1998:391
tion (FHA) in Washington förderte den kostengünstigen Bau von Einfamilienhäusern durch Steuernachlässe und Kredite (FHA loan). Zu den Gesetzen, die einer in der Nachkriegszeit drohenden Wohnungskrise vorbeugen und die Wirtschaft stimulieren sollten, gehörte auch der 1944 erlassene servicemen readjustment act, der den aus dem Krieg zurückkehrenden GIs mittels einer staatlichen Kreditgarantie den Kauf eines Eigenheims ohne Barzahlung ermöglichte.88
88 Der Housing Act (1949) wird »mit seinem Hyothekenversicherungsprogramm für Kriegsveteranen und Zivilisten, das durch die Federal Housing Administration (FHA) und die Veterans Administration (VA) verwaltet wird, zur wichtigsten gesetzlichen Voraussetzung der Suburbanisierung.« (Keil, 1993:65) 89 Fishman, 1991:78 90 Vgl. Dimendberg, 2004:195
Im Gegensatz zum Eisenbahnnetz wurde der Bau der Highways von Anfang an als öffentliche Aufgabe betrachtet, der mit Subventionen aus Steuergeldern gefördert wurde.89 Die gesetzliche Grundlage für das größte Straßenbauprogramm der Vereinigten Staaten bildete der im Dezember 1944 von Präsident Franklin D. Roosevelt unterschriebene Federal-Aid Highway Act of 1944, in dem vier Kategorien von Straßen – Landstraßen, Fernstraßen (Highways), Stadt- und Bundesautobahnen (Interstate Highways) – eingeführt wurden. Dieser Erlass garantierte finanzielle Zuschüsse des Bundes für den Straßenbau, mit Ausnahme der letzten Kategorie, der Bundesautobahnen. Im Juni 1956 wurde diese Lücke durch ein weiteres von Präsident Dwight D. Eisenhower unterzeichnetes Dekret, den Federal-Aid Highway Act of 1956, geschlossen.90 Dieses Gesetz regelte – bei Zahlung einer angemessenen Entschädigung – die Möglichkeit der Enteignung (Right-of-way). Die Realisierung des umfangreichen Straßenbauprogramms wurde durch die bereits 1919 eingeführte Benzinsteuer finanziert, die ausschließlich für den Bau und die Erhaltung der Highways und Interstate Highways verwendet wurde. (→ Abb. 23) Sicherheit und rasche Zirkulation wurden, um den Autos einen kontinuierlichen Bewegungsfluss zu ermöglichen, zu den bestimmenden Faktoren für die Gestaltung der Highways. Geschwindigkeit und Geradlinigkeit unterstützten sich gegenseitig. Den Verkehrsablauf störende Kreuzungen und Querwege sollten vermieden werden und wurden, wo notwendig, durch Auf- und Abfahrten ersetzt. Dem Knotenpunkt – Interchange – kam in diesem Verkehrssystem eine hohe Bedeutung zu, da er, vergleichbar
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Teppichartige Siedlungen aus Einfamilienhäusern treten im San Fernando Valley und anderen Vororten an die Stelle der Plantagen mit Zitrusfrüchten. Abb. 22 Suburbanisierung nach dem 2. Weltkrieg
mit einer Weiche bei der Eisenbahn, darüber entschied, welche Orte und Städte miteinander verbunden wurden. In den Städten sollten die zunehmenden Verkehrsprobleme durch die Separierung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer – Auto, Straßenbahn, Radfahrer oder Fußgänger – gelöst werden. Die räumliche Trennung der Verkehrsteilnehmer ermöglichte – funktional betrachtet – eine an die Verkehrsgeschwindigkeit des jeweiligen Teilnehmers angepasste Gestaltung. In Los Angeles folgte die Straßenführung der Highways häufig den Routen der Red und Yellow Cars, die zunehmend still gelegt wurden. Die mit dem Bau der Highways und der Separierung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer verbundene Rationalisierung der Verkehrsbewegung führte zu einer neuen Konfiguration des Stadtgrundrisses. Wie unterschiedlich weit diese verkehrstechnische Entwicklung in den US-amerikanischen Städten vorangeschritten war, verdeutlicht ein Vergleich der beiden folgenden Filmszenen. In dem bereits erwähnten Film He Walked by night verlässt Polizeioffizier Robert Rawlins das im Rathaus (City Hall) untergebrachte Hauptquartier der Polizei und fährt mit dem Auto durch die nächtlichen Straßen nach Hause. In dem im selben Jahr gedrehten und in
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New York spielenden Film The Naked City (USA, 1948; Regie: Jules Dassin) fährt der mit seiner Frau und einem kleinen Sohn in einem idyllischen Haus in einem Vorort wohnende Polizeioffizier Jimmy Halloran noch mit der Stadtbahn zu seiner Arbeitsstelle in Manhattan. Nicht nur im Film, sondern auch in der Lebenswelt der Zuschauer hatte das Auto in Los Angeles den Aktionsradius verändert. Die zunehmenden geographischen Distanzen zwischen dem Arbeits- und dem Wohnort sowie zu den Einkaufsmöglichkeiten und anderen Einrichtungen des täglichen Bedarfs machten die Nutzung eines Autos erforderlich. Die ständig größer werdenden Entfernungen wurden im Alltag nicht mehr als geographische Distanz, z.B. als Anzahl der Häuserblocks, sondern als Zeitaufwand beschrieben: der nächste Supermarkt ist – mit dem Auto – zehn Minuten entfernt, der in einer anderen Richtung liegende Arbeitsplatz vierzig. Für den Autofahrer ist – im Gegensatz zum Fußgänger, der Distanzen geographisch misst – der erforderliche Zeitaufwand wichtiger als die geographische Entfernung. Zentrum dieses Netzes unterschiedlicher Zielpunkte war das häufig vorgefertigte, von unterschiedlichen Firmen angebotene Einfamilienhaus. Die mit unterschiedlichen Modellen der Vorfabrikation arbeitenden Systeme waren kontinuierlich weiterentwickelt worden. Bereits während des Zweiten Weltkriegs waren mehr als 200.000 Häuser aus Fertigteilelementen von ca. siebzig Firmen produziert worden, was ca. 12 % der Wohnbauproduktion dieser Zeit entsprach.91
91 Bergdoll, 2008:22
Der Herausgeber der Zeitschrift Arts & Architecture, John Entenza, initiierte 1945 ein Modellprogramm, um Prototypen für gut gestaltete, kostengünstig herstellbare Einfamilienhäuser zu entwickeln, die für eine ideal-typische amerikanische Familie finanziell leistbar sein sollten. Die im Rahmen des Case-Study-House-Program (CSH Program) von unterschiedlichen Architekten realisierten Modellhäuser wurden in der Zeitschrift – illustriert durch Fotografien von Julius
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Downtown
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde das private Auto, forciert durch die Autoindustrie und unterstützt durch preiswertes Öl und großzügige Bundessubventionen, zum dominanten Verkehrsträger. In der Mitte der 1960er Jahre war das Netzwerk von Highways weitgehend fertig gestellt. Abb. 23 Federal Highway System
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Shulman – publiziert. Ihre Gestaltung orientierte sich an einem auf outdoor Aktivitäten bezogen Lebensstil. (→ Abb. 24) 92 Als Sinnbild des American Dreams beschäftigten sich viele Künstler mit dem Swimming pool. So veröffentlichte der in Los Angeles lebende, Künstler Ed Ruscha 1968 unter dem Titel »Nine Swimming Pools (and a broken Glass)« eine Serie von türkisblauen Pools, die sich in Form und Perspektive unterscheiden. 93 Klopfer, 2005:276f 94 In Los Angeles schloss die Lebensmittelkette Ralphs 1950 ihren letzten »Downtownstore« an der Ecke 7th und Figueroa und eröffnete erst 2004 wieder eine Filiale in Downtown an der Ninth Street in South Park. 95 Vgl. Crawford 1992:21 96 Ein erster Prototyp war bereits 1947 in Seattle errichtet worden. Er bestand aus zwei, jeweils am Ende einer offenen, nicht überdachten Fußgängerzone platzierten Kaufhäusern und war von einem großen Parkplatz umgeben. In Minneapolis entstand 1956 mit dem von Victor Gruen entworfenen Southdale Center in Edina die erste geschlossene Einkaufspassage.
In dem von Werbung, Fernsehen und Magazinen geprägten Verbrauchermarkt (→ Abb. 25) waren das Einfamilienhaus, eine gepflegte Rasenfläche im Vorgarten zur Straße und ein eigener Swimming pool, ein ursprünglich nur der High Society zur Verfügung stehendes Schwimmbad, im Garten hinter dem Haus zu Statussymbolen des Mittelstands geworden.92 »Suburbia« war, wie die Kulturwissenschaftlerin Nadine Klopfer ausführt, der »Ausdruck einer an ein spezifisches Wertesystem gebundenen Perspektive […] der white anglosaxon protestant (WASP) Mittelklassen. […] Das Vororthaus avancierte ebenso wie das Auto zum Statussymbol der Mittelschicht die mit Freiheit und Selbstbestimmung konnotiert waren; […] ›Suburbia‹ verkörperte eine Mittelklassen-Vision, die die Familie von der Korruption der Städte zu befreien, ihr ein unabhängiges Leben in Wohlstand zu ermöglichen und sie dennoch in eine stabile community einzubinden suchte. Die postulierte Nähe zur Natur galt als zusätzlicher Bonus der suburbs gegenüber der Stadt.«93 Mit dem Umzug der Konsumenten wanderte auch die Kaufkraft von Downtown in die Vorstädte,94 wo sich neue Formen des Konsums etablierten.95 Um die steigende Nachfrage an Konsumgütern zu decken, entwickelten sich aus den frühen, ganz unterschiedlich organisierten, noch nicht standardisierten nachbarschaftlichen Laden- und frühen Einkaufszentren nationale Ladenketten und die »shopping mall«. Die Malls wandten sich von der Stadt ab und orientierten sich nach Innen. Schlechtes Wetter, Lärm, aber auch Armut und andere negative Aspekte des täglichen Lebens ließen sich so leichter ausblenden. Glaslifte und Rolltreppen ermöglichten in den bislang ausschließlich horizontal organisierten Einkaufszentren eine vertikale Bewegung. Ursprünglich errichtet, um bequem ein komplettes Leistungsspektrum anzubieten,96 wurde, nachdem die alltägliche Tätigkeit des Einkaufens zu einer Freizeitaktivität geworden war, die Gestaltung des
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Die Architekten des Case-Study-House-Program (CSH Program) verfolgten unterschiedliche konzeptionelle Ansätze. In dem von Ray und Charles Eames entworfenen Case Study House #8 wurde die Nutzung vorfabrizierter Elemente, die zu einer dreidimensionalen Collage zusammenfügt wurden, neu interpretiert. Der Bezug zur Landschaft war das zentrale Motiv für das von Pierre Koenig entworfene Case Study House #22, das auf einem Vorgebirge in den Hollywood Hills liegt. Die großen Panoramafenster ermöglichen einen Blick auf Los Angeles und die Vororte und heben die Trennung von Innen und Außen auf. Der L-förmige, den Pool einrahmende Grundriss ermöglicht eine bestmögliche Nutzung des Geländes. Abb. 24 Case-Study-House #22, 1960
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1946 1946
1949 1949
1951 1951
1960 1960
Die Verbreitung des Einfamilienhauses wurde durch die Schaffung weiterer Netzwerke der Dezentralisierung unterstützt, zu denen sowohl neu entstehende Kommunikationsmittel, wie das Telefon als auch Medien wie das Radio und das Fernsehen gehören, die akustisch und visuell die Welt sichtbar machen und das private Leben veränderten. Abb. 25 Verbreitung des Fernsehens
97 Vgl. Crawford 1992:20ff. 98 White, 1928:115f. Der Artikel erschien in der Zeitschrift Fortune sowie als Beitrag in der 1958 erschienenen Publikation The Exploding Metropolis. A Study of the Assault on Urbanism and how our cities can resist it.
Einkaufens als Erlebnis immer wichtiger. Die Abgrenzung zwischen bezahlter Arbeitszeit und freier Zeit, die für Hobbies, Sport oder neue Freizeitbeschäftigungen genutzt werden konnte, hatte sich mit den durch die industrielle Produktion bedingten standardisierten Arbeitswochen allgemein durchgesetzt.97 Für die als Folge der dezentralen Stadtentwicklung von Los Angeles entstehenden, geographisch weit ins Umland reichende diffuse, aus Industrien und Vorstädten mit Bungalows, Doppelgaragen und Swimmingpools bestehende Stadtstruktur prägte der Herausgeber der Zeitschrift Fortune William H. Whyte Jr. den Begriff »sprawl«. In seinem 1958 erschienenen Aufsatz Urban Sprawl beschrieb er, wie er auf dem Rückflug von Los Angeles nach New York aus
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1889 1889
1909 1909
1929 1929
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1969 1969
1989 1989
Die Mehrzahl der nach 1945 in den USA gebauten Häuser sind freistehende, von ihren Besitzern bewohnte Einfamilienhäuser. Abb. 26 Einfamilienhäuser
dem Fenster blickte und eine von Bulldozern zerfressene Landschaft sah.98 Der Artikel löste im stadtplanerischen und stadtökonomischen Fachdiskurs eine bis heute andauernde Diskussion über die Konsequenzen einer horizontalen, gering verdichteten Siedlungsentwicklung aus.
[…] in the great expansion of the metropolitan areas the subdivision of one city are beginning to meet up with the subdivisions of another. Flying from Los Angeles to San Bernadino – an unnerving lesson in man’s infinite capacity to mess up environment – the traveler can see a legion of bulldozers gnawing into the last remaining tract of green between the two cities, and from San Bernadino another legion of bulldozers gnawing westward. William H. White, 1958:115
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Downtown: Urban Blight [...] as the Downtown of no hope, a precursor of the ›blade runner‹ city. It became the polyglot nightmare in people´s imagination, as famous in its way as the Sunkist orange. Norman Klein, 1997:50
Bereits lange vor dem in Blade Runner dargestellten düsteren Szenario wurde Los Angeles und insbesondere Downtown in Literatur und Film als ein gefährlicher Ort geschildert.1
Detektivgeschichten als (imaginäre) Reisen durch die Stadt Ein in Kriminalgeschichten beliebter Schauplatz war das nordwestlich des Geschäftszentrums liegende Stadtviertel Bunker Hill. Der steile Berg bot wenige Möglichkeiten für eine kommerzielle Entwicklung, so dass hier am Ende des 19. Jahrhunderts ein Wohnviertel entstand. Um eine direkte Verbindung zwischen dem am Fuß des Berges liegenden Geschäftszentrum und den seit 1880 an dem Berg entstehenden eleganten Hotels und Villen zu schaffen, errichtete Colonel J.W. Eddy 1901 auf der Höhe der Third Street die Standseilbahn Angels Flight, die auf einer Strecke von 100m eine Steigung von 33 % überwand. An der oberen Station an der Olive Street befand sich eine Aussichtsplattform, die einen Blick auf die Stadt und die umgebenden Berge bot. 2 Das City Council wollte ein Transportmonopol verhindern und verlangte den Bau einer parallel zu den Schienen angeord-
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1 Klein, 1997:73 2 Vgl. Dimmendberg,2004:163
Mural on 242 South Broadway. Fotografie von Jane O’Neal aus dem Jahr 1973. Im Hintergrund ist das Bradbury Building zu sehen.
neten Treppenanlage, die die Olive Street mit der Hill Street verband. Die Seilbahn wurde zum visuellen Erkennungszeichen des Stadtviertels und ein in vielen in Downtown gedrehten Filmen zu sehendes Motiv.3 Um 1910 begann die wohlhabende am Berg lebende Bevölkerung in den nahe der University of California (USC) entstandenen neuen Stadtteil Adams District abzuwandern. Die ehemals prächtigen viktorianischen Villen wurden in einfache Pensionen (Boarding Houses) umgewandelt oder in kleine Wohnungen unterteilt.4 Bunker Hill is old town, lost town, shabby town, crook town. Once, very long ago, it was the choice residential district of the city, and there are still standing a few of the jigsaw Gothic mansions with wide porches and walls covered with round-end shingles and full corner bay windows and spindle turrets. They are all rooming houses now, their parquetry floors are scratched and worn through the once glossy finish and the wide sweeping staircases are dark with time and cheap varnish laid on over generations of dirt. Raymond Chandler ,1942
3 Der Betrieb der Anlage wurde 1969 eingestellt. Die 1962 als Los Angeles HistoricCultural Monument eingestufte Gleisanlage wurde demontiert und eingelagert. Einen halben Block weiter südlich wurde sie 1996 wieder aufgebaut. 4 Vgl. Klein, 1997:52 5 Vgl. Chandler, 1942:70f.
Der US-amerikanische Schriftsteller Raymond Chandler, der in seinem 1942 erschienenen Detektivroman The High Window die Nachbarschaft literarisch porträtierte, bezeichnete Bunker Hill, dessen alte Villen sich in billige Pensionen verwandelt hatten, als »lost town«, als »shabby town«.5 Der Roman gehört zu einer Serie von Detektivgeschichten, die alle im Großraum von Los Angeles spielen und einem ähnlichen Handlungsmuster folgen. Unter dem Titel The Brasher Doublon wurde er, wie auch viele seiner anderen Romane in den 1940er und 1950er Jahren verfilmt. Die Suche nach den Tätern führt die Hauptfigur, den Detektiv Philipe Marlowe, und damit die LeserInnen und ZuschauerInnen, in die entlegensten Winkel der Stadt und in die unterschiedlichsten sozialen Milieus. Mit Hilfe des Detektivs überschreitet das Publikum in der Illusion des Romans oder des Films soziale Grenzen und betritt Stadtviertel, die die Mehrzahl der Leser oder Zuschauer in ihrem Alltagsleben kaum kennen lernen würden. Großzügige Villen und verfallene Stadtviertel werden zu Schauplätzen, die Marlowe nach Spuren, wie z.B. atypischen Arrangements von Objekten, absucht. Ein wesentlicher Motor der Handlung sind kriminalistische Techniken, die
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They are all rooming houses now, their parquetry floors are scratched and worn through the once glossy finish and the wide sweeping staircases are dark with time and with cheap varnish laid on over generations of dirt. In the tall rooms haggard landladies bicker with shifty tenants. On the wide cool front porches, reaching their cracked shoes into the sun, and staring at nothing, sit the old men with faces like lost battles. In and around the old houses there are flyblown restaurants and Italian fruit stands and cheap apartment houses and little candy stores where you can buy even nastier things than their candy. And there are ratty hotels where nobody except people named Smith and Jones sign the register and where the night clerk is half watchdog and half pander. I parked at the end of the street, where the funicular railway comes struggling up the yellow clay bank from Hill Street, and walked along Court Street to the Florence Apartments. It was dark brick in the front, three stories, the lower windows at sidewalk level masked by rusted screens and dingy net curtains. The entrance door had a glass panel and enough of the name left to be read. I opened it and went down three brass bound steps into a hallway you could touch on both sides without stretching. […] At the back of the hallway a screen door and in the alley beyond it four tall battered garbage pails in a line, with a dance of flies in the sunlit air above them. Raymond Chandler, 1942:70
zur Aufklärung des Verbrechens beitragen können, wie die Befragung von Zeugen oder das »Profiling«, die Erstellung von Phantombildern. Aus Chandler´s »shabby town« wurde in der Sprache der Stadtplaner »blight« (engl.: Zerstörung, Schandfleck) und Bunker Hill das Ziel zahlreicher Stadterneuerungsprojekte.6 Nachdem sich die Vororte im Westen der Stadt immer weiter ausdehnten und der Automobilverkehr zunahm, war der Berg zu einer verkehrstechnischen Barriere geworden. Mit dem Bau von Tunneln – 1915 wurde der Third Street Tunnel, 1924 der Second Street Tunnel fertiggestellt – versuchte man das Verkehrsproblem zu lösen. Die ersten Pläne zur Neuordnung des Stadtviertels waren bereits 1907 entstanden. In seinem Bericht The City Beautiful. Report to the Municipal Art Comission hatte der Landschaftsarchitekt Charles Mulford Robinson nicht nur breite Alleen für die Innenstadt vorgeschlagen, sondern auch eine städtische »Akropolis« für Bunker Hill, die die Bedeutung von Downtown visuell sichtbar machen sollte. Eine weitere
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Bunker hill had become the emblem of urban blight in Los Angeles the primary target for redevelopment downtown from the late twenties on. Norman Klein, 1997:52
6 Vgl. Klein, 1997:52
Studie zur Neuordnung des Stadtviertels entstand 1931, als die Stadtregierung, das City Council, den Ingenieur William H. Babcook mit einer Studie beauftragte. Der nach seinem Verfasser benannte Babcock Plan sah ebenfalls eine aus Museen, Gerichts- und anderen öffentlichen Gebäuden bestehende »Akropolis« vor. Darüber hinaus war die Einebnung der Spitze des Berges geplant.7 Dust and old buildings and old people sitting at windows, old people tottering out of doors, old people moving painfully along the dark street. The old folk from Indiana and Iowa and Illinois, from Boston and Kansas City and Des Moines, they sold their homes and their stores, and they came here by train and by automobile to the land of sunshine, to die in the sun, with just enough money to live until the sun killed them […] John Fante, 1939:45
Beide Konzepte wurden nicht realisiert und die bestehenden Gebäude weiterhin preisgünstig vermietet. Zu den Bewohnern des Viertels gehörten sowohl viele ältere, nicht mehr erwerbstätige Personen, wie sie John Fante in seinem 1939 erschienenen Roman Ask the Dust beschrieb, als auch Immigranten, die überwiegend aus Mexiko, aber auch aus Italien, Kanada, Russland, Deutschland und England kamen. Die Bevölkerungsdichte stieg zwischen 1930 und 1940 von 19 % auf 63 % pro Hektar, obwohl nach 1930 keine neuen Häuser mehr errichtet worden waren.8
Downtown als kranker Patient
7 Vgl. Klein, 1997:52 8 Vgl. Klein, 1997:52
Seit die Stadt immer rascher nach außen wuchs, ließen die Pendler Downtown am Abend und am Wochenende als ausgestorbenes Zentrum zurück. Da es nicht nur in Los Angeles, sondern auch in vielen anderen US-amerikanischen Downtowns Stadtteile gab, deren dem Verfall (engl. decay) preisgegebene bauliche Strukturen von den Planern als »blighted« eingestuft wurden, fragte 1943 die Zeitschrift The Architectural Forum in einem weit verbreiteten Artikel: »How can we fix decay?« und beantwortete diese Frage auch gleich selbst, indem der bauliche Verfall mit einer sich im Körper ausbreitenden Krankheit verglichen wird, die eine
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Behandlung, einen planerischen Eingriff in Form einer radikalen Neuordnung des Gebiets erforderte: »The way a dentist does – by cleaning out the infected area and guarding it against further trouble.«9 Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Sanierung der US-amerikanischen Downtowns zu einem zentralen Anliegen der Bundespolitik, nachdem sich die Bundesregierung bereits Mitte der 1930er Jahre mit der Wohnungsfrage beschäftigt hatte. (vgl. S. 52f.) Man wollte »zunächst im Geiste sozialstaatlicher Reform«10 öffentlichen und bezahlbaren Wohnraum in den Innenstädten schaffen, »deren zunehmenden Verfall [man] mit großflächigen Reformmaßnahmen gegenzusteuern beabsichtigte.«11 Das am 1. September 1937 von Präsident Roosevelt unterzeichnete Wohnungsbaugesetz United States Housing Authority Act (Wagner-SteagallAct) ermöglichte den lokalen Wohnungsbehörden (Housing Authorities) den Bau und die Verwaltung von Sozialwohnungen (Public Housing). Für die Umsetzung der Stadtsanierungsprogramme (urban renewal programms) war der von Präsident Harry Truman unterschriebene Housing Act (1949) von großer Bedeutung, da er u.a. die Möglichkeit der Enteignung – bei Zahlung einer den marktüblichen Preisen entsprechenden Entschädigung – innerhalb der ausgewiesenen Sanierungsgebiete vorsah.12 In demselben Gesetz wurde in Artikel I (Title 1) die ökonomische Unterstützung der Städte und Gemeinden durch die Bundesregierung bei der Umsetzung von »slum clearance« -Programmen und »urban renewal projects« geregelt. Die Bundessubventionen trugen dazu bei, die grundstücksbezogenen Kosten zu reduzieren.13 Bereits zuvor hatten einzelne Bundesstaaten, zu denen auch Kalifornien gehörte, die gesetzlichen Grundlagen für die Einrichtung kommunaler Stadterneuerungsbehörden, Community Redevelopment Agency (CRA) geschaffen. Zu den Aufgaben der Community Redevelopment Agency (CRA) gehörte die Definition vernachlässigter Stadtviertel (blighted areas), die Erstellung
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9 Zitiert nach Klein, 1997:39 10 Keil, 1993:165 11 Keil, 1993:165 12 Vgl. Klein, 1997:56 13 Vgl. Cuff, 2000:302
There are many of us living on Bunker Hill who have nice homes. We appreciate these homes. For the record, too, there are many of us on Bunker Hill who are teetotalers. In short, I think more could be done to clean up the slum areas of our cities by restraint on the issuance of liquor licenses than by tearing down and rebuilding any particular section of the city to conform to changing conceptions of civic beauty. Mrs.W., Disturbed, Los Angeles Herald and Express, March 23, 1951
verwertbarer Grundstücke durch das Zusammenlegen von Parzellen und die Vorbereitung des gesamten Areals für die zukünftige Bebauung. 14 Die Arbeit der Community Redevelopment Agency (CRA) wurde 2015 in ganz Kalifornien eingestellt. 15 Keil, 1993:166 16 Keil, 1993:166 17 Der Förderantrag um Bundesgelder wurde 1954 erfolgreich abgeschlossen. 18 Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden 2009 in der Einleitung des Berichts Community Redevelopment Agency of the City of Los Angeles (2009): Bunker Hill Redevelopment Project Area. Implementation Plan. FY 2010 – January 1, 2012 zusammengefasst. 19 »that 82 % of the housing units in Bunker Hill were deteriored, overcrowded, unhealthy, and unsafe.« (CRA, 2009:1) 20 Mrs.W., Disturbed, (Dimendberg, 2004:157) 21 Frahm, 2013:279ff.
Nahezu zeitgleich mit dem Beginn des Case-Study-HouseProgramms (vgl. S. 58ff.) gründete 1948 der Stadtrat von Los Angeles, das Los Angeles City Council, die Community Redevelopment Agency (CRA).14 Als »quasi-lokalstaatliche Institution«15 hatte diese Einrichtung »zwei Hauptzwecke zu erfüllen: die Entwicklung von günstigem Wohnraum (low and moderate income housing) und die Revitalisierung sanierungsbedürftiger Gebiete (blighted areas).«16 In Los Angeles konzentrierten sich die Aktivitäten der CRA zunächst auf den Stadtteil Bunker Hill. Um den für die Förderansuchen17 bei der Bundesregierung notwendigen sozialen, ökonomischen und physischen Sanierungsbedarf zu dokumentieren, wurden Studien18 durchgeführt, die zu dem Schluss kamen, dass 82 % der Wohnungen an Bunker Hill verfallen, überbelegt, ungesund und unsicher waren.19 Der US-amerikanische Filmwissenschaftler Edward Dimendberg, der sich intensiv mit der medialen Rezeption des Viertels beschäftigt hat, verwies auf Fotografien und Zeitungsmeldungen, in denen vor allem ältere BewohnerInnen in Leserbriefen ein anderes Bild der Nachbarschaft zeichnen.20 Ebenso stellte der als Studentenprojekt an der University of California (USC) entstandene Kurzfilm Bunker Hill – 1956 von Kent Mackenzies »das alltägliche Leben und die vielstimmigen Rhythmen dieses Stadtteils in den Vordergrund«,21 indem Ladenbesitzer, Handwerker, Pensionäre und andere Bewohner interviewt werden.
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Rezeption des Verfalls im Film Noir Während die Restrukturierung von Bunker Hill noch intensiv diskutiert wurde und sich das Leben weiterhin in den Straßen und Bars abspielte, wurde unter der Regie von Robert Aldrich der Spielfilm Kiss me deadly (USA, 1955) nach dem Buch von Mickey Spillane gedreht. Ikonografisch an die Romane von Raymond Chandler angelehnt, wurden einige Szenen an Bunker Hill gedreht. Bekannte Orientierungspunkte, wie die Standseilbahn Angels Flight, tragen zur Identifizierung des Ortes bei. Der als Spielfilm konzipierte Film wurde durch die weitgehend realistische, unverfälschte Darstellung des Ortes zur Dokumentation über ein Stadtviertel, das wenige Jahre später abgebrochen wurde. In ähnlicher Weise dokumentierte sieben Jahre zuvor der Regisseur Jules Dassin in seinem Film The Naked City (USA, 1948)22 viele Orte in Manhattan, die kurz nach den Dreharbeiten aus dem Stadtbild verschwanden. (→ Abb. 21) Als Schauplätze mehrerer Szenen dienten Gebäude im Viertel Turtle Bay östlich der First Avenue zwischen der 42sten und 48sten Straße, die kurz nach den Dreharbeiten abgebrochen wurden, um Platz für das neue von Le Corbusier und Oskar Niemeyer entworfene Gebäude für das UN-Hauptquartier zu schaffen. Der Film, eine Mischung aus Reportage und Fiktion, sollte den Zuschauer durch eine möglichst authentische Darstellung beeindrucken.23 Am Beginn wird Manhattan aus der Totalen gezeigt, die einen Überblick über die topografischen und städtebaulichen Strukturen der Halbinsel gibt. Während der Zuschauer auf Manhattan zuzufliegen scheint, erläutert der Produzent Mark Hellinger in der von ihm selbst gesprochenen Voice-Over-Stimme, dass der Film anders als bisher bekannte Filme sei, da an Originalschauplätzen in der Stadt gedreht wurde. Die darauffolgenden Bilder zeigen nächtliche Aktivitäten und die räumlichen Strukturen, in denen sie stattfinden. Ein Abendessen in einem eleganten Restaurant, eine nächtliche Telefonzentrale usw.; die Szenen geben einen kaleidoskopartigen Überblick über das nächtli-
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22 Den Titel für den Film hatte der Produzenten Mark Hellinger dem Pressefotograf Weegee (Pseudonym für Arthur Fellig) abgekauft, der bereits zwei Jahre zuvor (1946) ein Buch mit dem Titel The Naked City veröffentlicht hatte. Weegee hatte sich auf zumeist nächtliche Verkehrsunfälle, Brandkatastrophen und Gewalttaten spezialisiert und war bekannt für seine hart ausgeleuchteten, aus nächster Nähe fotografierten Bilder. Für sein Buch kombinierte er die Verbrechens- und Unfallfotos mit Aufnahmen von Wohnungslosen in New York. 23 Zur lebensechten Wahrnehmung trug auch die Tonspur bei: Die synchrone Wahrnehmung von optischem Bild und begleitenden Geräuschen, die seit dem Ende der 1920er Jahre durch die Entstehung des Tonfilms ermöglichst wurde, verstärkte die wirklichkeitsnahe Wahrnehmung der Filme.
che Leben in der Großstadt ohne eine Geschichte zu erzählen.24 Da die nächtliche Stadt oft auch die gefährliche Stadt ist, beginnt die eigentliche Handlung des Films um ein Uhr nachts mit der Ermordung einer jungen Frau, Jean Dexter, in ihrem Appartement.25
24 Der um ein Uhr nachts beginnende Film hat einen klaren zeitlichen Rahmen, einen Tag. 25 Die Elektrizität wurde 1881 auf der Weltausstellung in Paris als technische Innovation gefeiert. In den Metropolen veränderte die Einführung künstlicher Lichtquellen die Funktion und Nutzung der öffentlichen Räume. Großflächig erleuchtete Schaufensterfronten und Lichtreklamen verwandelten Geschäftsund Vergnügungsviertel in illuminierte Räume. (vgl. Schivelbusch, 1992) 26 Vgl. Grob, 2008:15 27 Grob, 2008:9 28 Grob, 2008:27ff 29 Grob, 2008:30 30 Grob, 2008:34
In ihrer weiteren Handlung verbinden beide Filme, Kiss me deadly und Naked City, Verbrechen und verlassene Stadtviertel miteinander. Verfallene Häuser und verlassene Quartiere avancierten in den amerikanischen Filmen der Nachkriegszeit zur idealen Kulisse für Kriminalgeschichten. Nicht mehr funktionstüchtige Bahnhöfe, leerstehende Lagerhallen und andere dysfunktional gewordene Strukturen der Stadt schienen gut zum Bild des städtischen Gangsters und seinen Untergrundaktionen zu passen. Stadtviertel oder Wahrzeichen, die ein lebendiges Zentrum zeigen, sind auffällig abwesend, denn die harten und unliebsamen Seiten des Großstadtlebens schienen sich (ausschließlich) auf verlassene Stadtteile zu konzentrieren. Die klare Trennung von Gut und Böse wird visuell durch die harten Kontraste von Licht und Schatten, von Schwarz und Weiß verstärkt, wie sie für die Ästhetik des Film Noir charakteristisch sind. Die klassische Phase des amerikanischen Film Noir wird in der gängigen Literatur als die Zeit zwischen den Filmen The Maltese Falcon (John Huston, 1941, dt. Die Spur des Falken) und Touch of Evil (Orson Welles, 1958, dt. Im Zeichen des Bösen) definiert. 26 Die dem Noir zugeordneten Filme sind, wie der Film- und Medienwissenschaftler Norbert Grob ausführt, »stets sozial verankert, gleichzeitig aber auch schicksalhaft verdichtet«27 und daher nur ansatzweise der Realität verpflichtet. Für Grob gibt es vier für das Genre des Film Noir zentrale Kennzeichen: die Stadt, die Nacht, die Off-Erzählungen sowie Licht und Schatten. 28 Die nächtliche Stadt ist nicht nur Kulisse sondern »integraler Bestandteil des Dramas vorne, sie spielt in den Bildern die Hauptrolle vor der alles andere zum supporting acting verkümmert.«29 Licht und Schatten, Hell-Dunkel-Kontraste sind das zentrale Prinzip, um visuelle Spannungen aufzubauen. 30
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Kennzeichnend für die dem Genre zugeordneten Filme ist eine pessimistische, zynische und nihilistische Sichtweise auf die Welt. »Das Genre ist definiert durch Stil: durch Choreografie, Atmosphäre, Blick. Das Wie ist so wichtig wie das Was.«31 Die spezifische, wenig optimistische und härtere Art der Erzählung fand, wie der US-amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Paul Schrader feststellt, im Amerika der Nachkriegsjahre besonderes Interesse, denn »die Desillusionierung, die viele Soldaten, kleine Geschäftsleute, Hausfrauen und Fabrikangestellte bei der Rückkehr zu einer Friedens-Wirtschaft empfanden, wurde auf direkte Weise in der Gemeinheit des urbanen Kriminalfilms gespiegelt.«32 Beide Filme, Kiss me deadly und Naked City, zeigen paradigmatisch, wie eng die im Stil des Film Noir entstandenen Detektivfilme mit der Geschichte der US-amerikanischen Innenstädte verbunden sind.33 Sowohl New York als auch Los Angeles waren ab den 1940er Jahren einem städtebaulichen Wandel unterworfen, der die Transformation bzw. die Zerstörung ganzer Bezirke mit sich brachte. Eduard Dimendberg wies daraufhin, dass sich weder die Verarbeitung im Film noch die städtebaulichen Dynamiken als klar umrissene Phasen auf einem Zeitstrahl markieren lassen. Vielmehr seien der Wandel der Großstädte und seine Verarbeitung im Film Noir als Fließprozesse zu begreifen. Er betrachtet den Film Noir als Ausdruck des Dilemmas zwischen der nostalgischen Sehnsucht nach verschwundenen urbanen Lebensformen und der Angst vor einer neuen Sozialstruktur in den US-amerikanischen Städten.34
Das Community Redevelopment Projekt Bunker Hill In den 1950er Jahren veränderte sich die Bedeutung des Begriffs »blight«, der nun »zunehmend mit dem Absinken der örtlichen Steueraufkommen identifiziert wurde und keineswegs mit dem physischen oder sozialen Zustand der betroffenen Stadtviertel.«35 Die Begründungen der Sanierungs-
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The loss of public space, the homogenization of everyday life, the intensification of surveillance, and the eradication of older neighborhoods by urban renewal and redevelopment projects are seldom absent from these films. Edward Dimendberg, 2004:18
31 Grob, 2008:22 32 Schrader, Paul (1976): Notizen zum film noir, in: Filmkritik, Hr.9, S.465; zitiert nach Grob, 2008:21 33 Vgl. Dimendberg 2004 34 Vgl. Dimendberg, 2004:18
bedürftigkeit konnten »technisch, hygienisch, ökonomisch oder sozial sein. Das Ziel der Sanierung ist immer die Verbesserung oder Wiederherstellung der städtischen Grundsteuerbasis. Aus der Erhöhung der Steuerbasis zieht der Sanierungsprozess selbst den größten Teil seiner finanziellen Mittel. Ökonomisch erlaubt nämlich das sogenannte Tax Increment Financing, dass die Stadterneuerungsmaßnahmen sich im Voraus aus den zu erwartenden erhöhten Steuereinnahmen im Sanierungsgebiet finanzieren. Damit sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Community Redevelopment Agency (CRA) Mittel aus den ›normalen‹ Allokationsprozess von lokalen Steuergeldern (z.B. für Schulen, Sozialdienste, etc) abzweigt, um die soziale und technische Infrastruktur, den Planungsprozess und andere Maßnahmen zu finanzieren, die für die Revitalisierung des Sanierungsgebiets und die erwarteten Investitionen notwendig sind.«36 Um die Umsetzung der Finanzierungsstrategie des Tax Increment Financing zu erleichtern, stand der CRA das Recht auf Enteignung (Eminent Domain) von Parzellen im Sanierungsgebiet (mit Entschädigungszahlungen zu marktüblichen Preisen) zu. Dieses Recht bot die Möglichkeit, den lokalen Flächennutzungsprozess zu regulieren, und stellte dadurch »ein wirksames Mittel dar, die politische Ökonomie des Ortes für eine neue Nutzung zu ändern.«37 During the housing shortage after World War II, there was a brief flurry of interest in adding low-income apartment’s downtown. Promises were made by civic leaders to reserve Bunker Hill and Chavez Ravine for public housing. These commitments had to been washed away, through redbaiting campaign where public housing was labeled as communist. Once that succeeded at the polls in 1953, a much more corporate upscale program for Bunker Hill was approved by city council. Norman M. Klein, 1997:56
35 Keil, 1993:165f. 36 Keil, 1993:166 37 Keil, 1998:167 38 Vgl. Dimendberg, 2004:152
Pläne, die statt des Abbruchs und der Restrukturierung der Flächen eine Sanierung der bestehenden Bausubstanz von Bunker Hill vorsahen, wurden 1956 von der CRA zurückgewiesen.38 Nach den von ihr durchgeführten Untersuchungen war sie zu dem Ergebnis gekommen, dass nur eine großflächige Neuordnung der Topografie und eine veränderte Organisation des Straßen- und Verkehrssystems die beste-
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First Street Fifth Street
Hill Street
Grand Avenue
Highway 110
Hill Street
Grand Avenue
Highway 110
Abb. 27 Bunker Hill Redevelopment Projekt, 1959-2015
A rearrangement of the topography and a realignment of the street and circulation systems would be necessary to begin correcting the prevailing blighting conditions. CRA
Despite the rude oversimplifications, many of these models were designed to address the problems of poorer, struggling neighborhoods; and deeply influenced plans for public housing in the forties. But consider what the model suggests: buildings are the host victims, and therefore alive; poor residents are only part of the corpus, seemingly further down the chain. The unique dynamics of specific working-class communities were often ignored, primarily because the brooding problem was, first of all, the body of the city (tax base), and second, the blood system (roads). Norman M. Klein, 1997:39
henden Probleme lösen konnte.39 Auf Grund von Einsprüchen wurde der zunächst geplante, kostengünstig zu errichtende Wohnbau40 in ein Projekt, das unterschiedliche Nutzung für das Gebiet vorsah, verwandelt.41 Der 1959 vom Büro Charles Luckmann and Associates präsentierte Entwurf beinhaltete vor allem Angaben zur Flächennutzung, zur Verkehrsführung und Angaben zur Situierung der Gebäude. Der Plan sah, wie bereits der unrealisierte Babcock-Plan von 1931, die Einebnung des Berges und die Planierung des Geländes vor. Die beiden bestehenden Tunnel sollten erhalten bleiben.
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39 Community Redevelopment Agency of the City of Los Angeles, 2009:1 40 Vgl. Klein, 1997:39f. 41 Vgl. Klein, 1997:56
By the mid-sixties, even local elites in Sun Belt cities, notably Dallas and Los Angeles, planned to redevelop their downtown around an arts presence. The early-twentieth-century ›civic centers‹, which were planed and built by earlier local elites, suggest a precedent for concentrating cultural facilities near, but not in the downtown area. [...] Moreover, the amenity that a concentrated arts presence offers to middle-class and upper-class arts consumers makes it possible to charge high prices for the housing that is eventually built nearby. Sharon Zukin, 1989:111
Am 31. März 1959 wurde vom City Council das erste, im Süden und Osten durch den Central Business District (CBD), im Westen durch den Harbor Freeway und im Norden durch das Civic Center begrenzte, Urban Renewal Project der CRA beschlossen.42 (→ Abb. 27) Unmittelbar nördlich an das ausgewiesene Projektgebiet von Bunker Hill angrenzend, entstand mit dem 1964 eröffneten Music Center43 ein kulturelles Zentrum. Die in vielen US-amerikanischen Städten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Stadterneuerungsprojekten errichteten kulturellen Einrichtungen sollten, wie die US-amerikanische Stadtsoziologin Sharon Zukin ausführt, dazu beitragen, die innerhalb der Gebietsgrenzen der Stadterneuerungsprojekte errichteten Büros und Wohnungen für Investoren und potentielle Nutzer attraktiver machen.44 Indirekt sollte, wie Mike Davis feststellt, die Kultur dazu beizutragen, die Immobilienwerte zu erhöhen.45 (→ Abb. 28)
Das Bild der Stadt
42 Es wurde 1968 in ein Redevelopment Project umgewandelt. 43 Zu dem Music Center gehören der Dorothy Chandler Pavillion, das Mark Taper Forum und das Ahmanson Theater. 44 Vgl. Zukin, 1989:111 45 Vgl. Davis, 2006:89
Die großen städtebaulichen Veränderungen in Downtown – der Abriss der Gebäude und die Einebnung von Bunker Hill – waren bereits begonnen, als 1960 das Buch The Image of the City (dt. Das Bild der Stadt) von Kevin Lynch erschien. Er untersuchte an Hand der fünf Elemente Wege, Grenzlinien, Bereiche, Brennpunkte und Merk- oder Wahrzeichen die gegenständliche Form von Stadtbildern paradigmatisch in den drei US-amerikanischen Städten Boston, Jersey City und Los Angeles. Seine Untersuchungen konzentrierten sich auf den vom Fußgänger wahrgenommenen Stadtraum. Lynch ging davon aus, dass die Bewegung des Fußgängers im Straßen-
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1
Civic Center
Bunker Hill Redelevopment 2
O General Petroleum Building, 1949
O
Pershing Square
1 Music Center, 1964 2 Bunker Hill High Rise Apartements, 1968
Main Street
Noch bevor 1968 die von Wurster, Bernadi & Emmons (WBE) an Bunker Hill geplanten Wohnhochhäuser fertiggestellt werden, wurde nördlich des ausgewiesen Stadtsanierungsgebiets 1964 das Music Center, zu dem der Dorothy Chandler Pavillion, das Mark Taper Forum und das Ahmanson Theatre gehören, eröffnet. Abb. 28 Civic Center
raum eine zeitliche Abfolge von Eindrücken erzeugt, deren Verweilmomente durch die Anordnung städtebaulicher Elemente, die zugleich der Orientierung dienen, bestimmt ist. Basis für die von ihm erstellten, als mental maps bezeichneten kognitiven Karten waren Befragungen und Interviews, in denen Bewohnerinnen und Bewohner ihre alltäglichen Erfahrungen beschrieben. (→ Abb. 29) In Los Angeles konzentrierten sich seine Untersuchungen auf das nahe an Bunker Hill gelegene Geschäftszentrum am Pershing Square und die daran angrenzenden Straßen.
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(→ Abb.30) Lynch beschreibt ausführlich, in welcher Weise zentrale, für die Orientierung in Downtown wesentliche Orte von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Die im Stadtbild bereits erkennbaren Veränderungen an Bunker Hill führten, wie Lynch feststellt, zu einer »fast pathologischen Anhänglichkeit an alles, was die Umwälzung überdauert hat.«46 Die Plaza an der Olvera Street und die baufälligen Hotels von Bunker Hill wurden in den Interviews so häufig genannt, dass Lynch den Eindruck erhielt, »dass hier die gefühlsmäßige Bindung an das Alte noch stärker ist als im konservativen Boston.«47 As the core of a metropolis, central Los Angeles is heavily charged with meaning and activity, with large and presumably distinctive buildings, and with a basic pattern: its almost regular grid of streets. Yet a number of factors operate to result in a different, and less sharp, image than that of Boston. First is the decentralization of the metropolitan region, whereby the central area is still by courtesy ›downtown‹, but there are several other basic cores to which people are oriented. The central area has intensive shopping, but it is no longer the best shopping, and great numbers of citiziens never enter the downtown area from one year to the next. Kevin Lynch, 1960:33
46 Lynch, 1968:55f. 47 Lynch, 1968:55f. 48 Lynch, 1968:50 49 Lynch, 1968:56 50 Lynch, 1968:46
Der Broadway war als größte Geschäftsstraße allen Interviewten gut bekannt. Obwohl die Plakate der Lichtspielhäuser und die Straßenbahnen (in den anderen Straßen fuhren nur noch Busse) wesentlich zu seiner Belebung beitrugen, »galt er den meisten dieser Leute aus der Mittelklasse doch nicht als Einkaufsbezirk.«48 Er erschien, wie auch der Pershing Square, »dieser aus der Mittelklasse stammenden Gruppe befragter Personen fremdartig oder gar gefährlich. Sie wurden von niemandem als angenehm oder schön beschrieben.«49 Die Wahrnehmung von Downtown als einem gefährlichen Ort unterstützte die durch Wirtschaftswachstum, niedrige Immobilienpreise und staatliche Subventionen geförderte Abwanderung der überwiegend weißen Mittelschicht in die Vororte. Lynch kam daher zu dem Schluss, dass das Stadtzentrum als Folge der Dezentralisierung der Stadtregion »nur noch aus reiner Höflichkeit als ›downtown‹ bezeichnet«50 werde und es inzwischen viele verschiedene andere Kernpunkte gäbe, die von den Einwohnern aufge-
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The interviews brought out another general response: to the way in which the physical scene symbolizes the passage of time. [...] In Los Angeles there is an impression that the fluidity of the environment and the absence of physical elements which anchor to the past are exciting and disturbing. Many descriptions of the scene by established residents, young or old, were accompanied by the ghosts of what used to be there. Change, such as those wrought by the freeway system, have left scars on the mental image. The interviewer remarked: ›There seems to be a bitterness or nostalgia among natives which could be resentment at the many changes, or just inability to reorient fast enough to keep up with them.‹ Kevin Lynch, 1960:45
Million Dollar
B R A D B U R Y
Kevin Lynch analysierte die Aufzeichnungen von Experten und die Interviews mit Bewohnern und dokumentierte seine Analyse in als mental maps bezeichneten Karten, für die er eine einheitliche grafische Systematik entwickelt hatte. Abb. 29 Kevin Lynch, Das Bild der Stadt
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Broadway was perhaps the only path which was unmistakable for all. As the original main street and still the largest shopping concentration in the downtown area, it is marked by the crowds on its sidewalks, by the length and continuity of its shopping, by the marquees of its movie houses, and by the street cars (where other streets carry only busses). Although conceded to be the core, if anything is, yet Broadway was not a shopping area for most of these middle-class persons. Its walks are crowded with ethnic minorities and lower-income groups whose living quarters ring the central station. The subjects interviewed regarded this linear core as an alien one, looking at it with varying degrees of avoidance, curiosity, or fear. They were quick to describe the status differences between the Broadway crowds, and those to be seen on 7th Street, which, if not elite, is at least a middle-class shopping street. Kevin Lynch, 1960:37f
Wege / Paths are the channels along which the observer customarily, occasionally, or potentially moves. [...] People observe the city while moving through it, ana along these paths the other environmental elements are arranged and related. Grenzlinien / Edges [...] are the boundaries between two phases, linear breaks in continuity: shores, railroad cuts, edges of development, walls. [...] Such edges maybe barrriers, more or less penetrable, [...] Bezirke / Districts are the medium-to-large sections of the city, conceived of as having two-dimensional extent, which the observer mentally enters ›inside of‹, and which are recognizable as having some common, identifying character. [...] Most people structure their city to some extent in this way, [...] Brennpunkte / Nodes [...] may be primarily junctions, places of a break in transportation, a crossing or convergence of paths, moments of shift from one structure to another. Or the nodes may be simply concentrations, which gain their importance from being the condensation of some use or physical character, as a street-corner hangout or an enclosed square. [...] They may be called cores. Merkzeichen / Landmarks are another type of point-reference, but in this case the observer does not enter within them, they are external. They are usually a rather simply defined physical object: building, sign, store, or mountain. Kevin Lynch, 1960:47
Another frequent theme was that of relative age. Perhaps because so much of the environment is new or changing, there was evidence of widespread, almost pathological, attachement to anything that had survived the upheaval. Thus the tiny Plaza-Olvera Street node, or even decayed hotels of Bunker Hill, claimed the attention of many subjects. Kevin Lynch, 1960:42
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Union Depot
Sunset Plaza
ed
am Al
The strongest images, Broadway and Pershing Square, were, to this middle class group of subjects at least, rather alien or even menacing. Not one described them as pleasnt or beautiful. The little, neglected Plaza, and certain of the shopping or entertainment functions symbolized by the landmarks in the upper 7st Street area were the only elements on which any affection was bestowed. Kevin Lynch, 1960:43
a
City Hall First
Harbor Freeway Biltmore
Pershing Square
Wilshire
Seventh
Broadway
In Downtown L.A. bewegten sich die meisten Fußgänger entlang des Broadway und der Seventh Street. Eine lineare Unterbrechung des städtischen Gefüges war der eine Grenze bildende Harbor Freeway. Als wichtige Orientierungspunkte wurden das Biltmore Hotel am Pershing Square, das Rathaus (City Hall) und der Bahnhof (Union Station) genannt. Abb. 30 Kevin Lynch, Mentalmaps
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In 1965 the Watts riots […] After the riots, it was pushed outward by working- and middle-class Angelos who were suddenly afraid to live in or near what they now referred to as ›the inner city.‹ William Fulton 1997:76
sucht würden. Die Geschäftsnutzung im Zentrum sei wohl intensiv, doch seien es »nicht mehr die besten Geschäfte, und viele Einwohner betreten das Downtown-Gebiet nicht öfter als einmal im Jahr.«51 Die Aufstände in dem südlich von Downtown gelegenen Stadtteil Watts im Jahr 1965 verstärkten die Wahrnehmung von Downtown als einem Ort der Gewalttätigkeit.52
On a straightforward catalogue of representative monuments, downtown does sound like a true urban centre; it has City Hall and law courts, the Union Station, the Cathedral of Santa Vibiana, it has the oldest brick structure in the city, and the Plaza church and the old Plaza firehouse […] and the Bradbury Building whose central well of cast-iron balconies, stairs, and open elevators make it one of the most magnificient relics of nineteenth-century commercial architecture anywhere in the world. But like everything else in downtown it stands as an unintegrated fragment in a downtown scene that began to disintegrate long ago – out of sheer irrelevance as far as one can see. Many US cities have had their downtown areas fall into this kind of desuetude, and have made equally irrelevant attempts to revitalize them […] but in none of the others does one have quite such a strong feeling that this is where the action cannot possibly be. Reyner Banham, 1971:191
Der zehn Jahre später nach Los Angeles kommende britische Architektur- und Designhistoriker Reyner Banham kam zu einem ähnlichen Schluss wie Lynch. Obwohl das Bild des Stadtzentrums auf Grund der repräsentativen Bauten komplett erschiene, würde das Verschwinden der vernachlässigten Innenstadt im realen Leben wohl gar nicht bemerkt werden.53 In seinem Buch Los Angeles. The Architecture of Four Ecologies (1971) beschreibt Banham die ästhetischen Qualitäten der Betonkonstruktionen der »Freewaymetropolis«, der für das Auto errichteten Infrastrukturen. Da die Stadt nur von jenen, die sich fließend durch ihre diffuse urbane Struktur bewegen könnten, vollständig verstanden werden könne, lernte er – dem Vorbild englischer Gelehrter folgend, die italienisch lernten, um Dante im Original lesen zu können – Auto fahren.54 (→ Abb.31) 51 Lynch, 1968:46 52 Vgl. Fulton 1997:76 53 Vgl. Banham, 2000:191f. [1971] 54 Vgl. Banham, 2000:5 55 Lynch, 1968:55
Schon Kevin Lynch hatte auf die Bedeutung des Autos im Alltagsleben der Bewohner und dessen Einfluss auf eine veränderte Wahrnehmung der Stadt hingewiesen55 – waren doch mit der zunehmenden Automobilisierung viele auf das
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Automobile traffic and the highway system were dominant themes in the interviews. This was daily experience, the daily battle – sometimes exciting, usually tense and exhausting. Trip details were full of references to signal lights and signs, intersections and turning problems. On the freeways, decisions had to be made far ahead of time; there were constant lane maneuvers. It was like shooting rapids in a boat, with the same excitement and tension, the same constant effort to ›keep one’s head.‹ Many subjects noted their fears on driving a new route for the first time. There were frequent references to the overpasses, the fun of the big interchanges, the kinesthetic sensations of dropping, turning, climbing. For some persons driving was a challenging, high-speed game. Kevin Lynch, 1960:42
Million Dollar
Bunker Hill: Flower Street
B R A D B U R Y
Historisches Zentrum: Broadway
In dem von Kevin Lynch untersuchten Straßenraum am Broadway gibt es im Erdgeschoss Geschäfte und vielfältige Zeichen, die den Straßenraum aus der Perspektive des Fußgängers, der die Details im Vordergrund wahrnimmt, abwechslungsreich gestalten. Wahrnehmung ist eine raumzeitliche Erfahrung, die von der Geschwindigkeit der Bewegung beeinflusst ist. Mit zunehmender Geschwindigkeit verschwindet der Vordergrund und der Blick richtet sich in die Ferne an den Horizont. Der Straßenraum an Bunker Hill ist ganz auf die Perspektive des Autofahrers abgestimmt, der sich auf den Verkehr konzentriert. Abb. 31 Straßenraum an Bunker Hill und am Broadway
Auto bezogene Einrichtungen und Orte entstanden: Drivein-Kinos oder Drive-Through-Schnellrestaurants sowie die Einkaufszentren in den Vororten mit ihren großen Parkplätzen. Die auf das Auto fokussierte Kultur fand ihren Ausdruck
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in Musik, Büchern, Kunst und Architektur. Pop Art und Konzeptkunst beschäftigten sich mit der spezifischen Ästhetik der automobilisierten Stadt. Zu den bekanntesten Arbeiten gehören die von Dennis Hopper 1961 durch die Windschutzscheibe fotografierte Tankstelle oder die typologisch geordneten Fotoserien des in Los Angeles lebenden Pop- und Konzeptkünstler Ed Ruscha, in denen die banale Alltagswirklichkeit Südkaliforniens dokumentiert wurde.56 Der Blick durch die Windschutzscheibe wurde für Denise Scott Brown und Robert Venturi der Ausgangspunkt ihrer stadträumlichen Untersuchungen. Sie fanden eine (ausschließlich) auf Daten basierende, an die Naturwissenschaften angelehnte Methode der Stadtanalyse, wie sie u.a. Urban-Renewal-Projekten wie Bunker Hill zugrunde lag, als nicht mehr zeitgemäß und bezogen sich daher in ihren Analysen sowohl auf Kevin Lynch, als auch auf die soziologisch orientierten Ansätze von Jane Jacobs und Herbert Gans.57 In ihrem 1961 erschienen Buch The Death and Life of Great American Cities hatte Jane Jacobs das »Straßenballet«, das alltägliche Leben in Greenwich Village, New York, beschrieben und die radikale Neuordnung der Urban-RenewalProjekte kritisiert. Der Soziologe Herbert J. Gans ging von einer Vielzahl von Stil- und Geschmacksvorlieben aus und postulierte »anstelle einer herkömmlichen Hierarchie im Sinne einer High-Low-Polarität (mit entsprechend zugeordneten Wertungen) […] die Gleichberechtigung dieser nebeneinander existierenden Geschmackskulturen, die jeder Subkultur eigene Werte und ästhetische Präferenzen zugesteht, sei sie nun elitär oder populär.«58
56 Vgl. Stierli 2010:130ff. 57 Stierli 2005:286 58 Stierli 2005:288 59 Vgl. Stierli 2010:111
Denise Scott Brown und Robert Venturi betrachteten die Plakatwerbung als Teil der Ästhetik der zeitgenössischen Stadt und beschäftigten sich mit den visuellen Auswirkungen der Automobilisierung auf die Umwelt.59 Ihre Untersuchungen basierten auf der Prämisse, dass der urbane Raum vor allem von einem automobilisierten Betrachter wahrgenommen wird. Für ihre 1972 erschienene Publikation Learning from
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FOXY‘S 24h Diner
Um die Stadt aus der Perspektive des Autofahrers zu untersuchen, fuhren Denise Scott Brown und Robert Venturi zusammen mit Studierenden der Universität Harvard nach Las Vegas und dokumentierten den Strip von Las Vegas in einer Serie von Fotos. Abb. 32 Scott Brown & Venturi, Learning from Las Vegas
Las Vegas montierten sie gemeinsam mit Studierenden der Harvard University eine Kamera auf ein Auto, um den Strip von Las Vegas ganz wörtlich, wie Reyner Banham, zu »er«fahren. (→ Abb. 31) Beim Autofahren ist die Blickrichtung – anders als beim Blick aus dem Fenster eines fahrenden Zugs – konform mit der Fahrtrichtung, sodass die Windschutzscheibe mit einer (Film)leinwand vergleichbar wurde.60 In ihren stadtanalytischen Untersuchungen verwendeten sie daher Techniken des Films und setzten, wie der Architekturhistoriker Martino Stierli ausführt, die Stadt »mit Hilfe von Fotografie und protofilmischen Fotosequenzen ins Bild, um damit einen unvoreingenommen, quasi mechanischen Blick auf die Stadt zu gewinnen, der eine Umwertung gängiger ästhetischer Urteile erst ermöglicht.«61 Basierend auf diesen Untersuchungen betonten Venturi und Scott Brown, dass »die ›sequenzielle und episodische Qualität des urbanen Erlebnisses‹ Ausgangspunkt für städtebauliche Entscheidungen sein müsse.«62 Damit vollzogen sie einen »paradigmatischen Perspektivenwechsel weg von der Auffassung einer Stadt als Bündel von abstrakten Werten und Daten hin zum konkreten Betrachter und seiner spezifischen Wahrnehmung der Stadt.«63 (→ Abb. 32)
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60 Vgl. Stierli 2010:174 61 Stierli 2005:284 62 Stierli 2005:286 63 Stierli 2005:286
A note on Downtown [...] because that is all downtown Los Angeles deserves. Reyner Banham, 2000:183
Soziale Territorialität in der Planung Eine auf diese Weise vom »flow«, vom Auto und von der Popkultur bestimmte Stadt wie Los Angeles bräuchte, aus der Sicht Banhams, kein konventionelles Zentrum mehr. Eine Fußnote ist somit alles, was Downtown aus Banham‘s Sicht verdient hätte.64 Die in der 1924 gegründeten Central City Association organisierten Geschäftsleute von Downtown waren jedoch ganz anderer Meinung. Aus ihrer Sicht war die Central City das physische, kulturelle und geschäftliche Herz der Region, der es nur dann gut ginge, wenn es auch dem Herzen gut ginge.65 Central City is a key element of the Regional Core – physically, culturally and commercially the center of the Western United States. It is unique and oneof-a-kind nature. As the heart of the Region, its health reflects the Region´s health – the two are tied irrefutably, one to the other. Committee for Central City Planning, 1972:Präambel
64 Vgl. Banham, 2000:190 65 Committee for Central City Planning, 1972:Präambel 66 Committee for Central City Planning, 1972
Um Downtown wiederzubeleben und ihr die Funktion als regionales Zentrum zurückzugeben, forderten die Geschäftsleute von Bürgermeister Sam Yorty - in Ergänzung zu dem im Januar 1970 vom Departement of City Planning Los Angeles veröffentlichten Konzept für den Los Angeles General Plan (einem Entwicklungsplan für das gesamte Stadtgebiet) eine Präzisierung der Pläne für Downtown.66 In der von ihnen initiierten Studie für einen Central Business District General Development Plan sollte eine Vision – Downtown im Jahre 1990 – und eine langfristige Strategie zu deren Umsetzung entwickelt werden. An der Erstellung des Entwicklungsplans waren das Committee for Central City Planning Inc. (CCCPI), das die Inter-
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essen der Geschäftsleute von Downtown vertrat, sowie verschiedene Los Angeles City Departements, Kommissionen, Vertretungen unterschiedlicher Interessensgruppen und weitere Institutionen beteiligt. Die wegen ihres silberfarbenen Einbands Silverbook genannte Studie Central City Los Angeles 1972/1990 Preliminary General Development Plan wurde im April 1972 Bürgermeister Yorty vorgelegt. Sie enthielt ein Konzept für die Anordnung der unterschiedlichen Nutzungen und betonte die bedeutende Rolle der Central City als wichtigstes Zentrum der Region.67 In einer ausführlichen Analyse wurden »verfallene und unternutzte Gebiete« (deteriorated and under-utilized areas) identifiziert. Downtown wurde in vier Quadranten – Nordwest, Nordost, Südwest und Südost – unterteilt, denen insgesamt acht »Action Areas« zugeordnet wurden. (→ Abb. 33) Im nordwestlichen Quadranten befanden sich das Geschäftszentrum (Central Commercial Core), das erste Redevelopment-Projekt Bunker Hill (Bunker Hill + Bunker Hill East) sowie das Regierungs- und Kulturzentrum (Civic Center, Music Center). Dem nordöstlichen Quadranten waren das zweite, 1963 implementierte Redevelopment-Projekt Little Tokio sowie die neu zu errichtende Central City East zugeordnet. Sie sollte – dem Beispiel von Bunker Hill folgend – das historische Zentrum mit seinen Art déco-Theatern, den historischen Bürogebäuden und billigen Hotels ersetzen.68 Im südöstlichen Quadranten ein Industriepark entstehen. Für den südwestlichen Quadranten wurde eine neue terrassenförmige Wohnbebauung als Katalysator für die zukünftige Bebauung des bislang wenig genutzten Gebiets geplant. Als Zentrum des neuen Stadtteils South Park Urban Village war – in Anlehnung an den Central Park in New York – ein großer Park geplant, der das Areal von neun Wohnblocks einnehmen und von Hochhäusern umgeben sein sollte. Mit dem Silverbook wurde die funktionalistisch orientierte Planungsstrategie auf ganz Downtown ausgedehnt und zur Umsetzung am 18. Juli 1975 ein weiteres Redevlopement-Projekt, der Central Business District (CBD), von der CRA eingerichtet. (→ Abb. 33)
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It was felt that the specialized and detailed nature of the problem and the urgency of the situation warranted special planning consultants for the CBD. Committee for Central City Planning, 1972
67 Committee for Central City Planning, 1972 68 Committee for Central City Planning, 1972:9
The first element of the two-part Plan is the Diagnostic / Detoxification Center. This necessarily precedes any clearance plans, to avoid continuing the past scatteration to other parts of the city. The Diagnostic / Detoxification Center is foreseen as a jointly sponsored (private, County, City) institution whose objective is to detoxify, rehabilitate, and return to the community as a useful member both the Skid Row alcoholic and the Skid Row resident who is there because of social or intellectual inadequacy. […] The treatment will give the Skid Row inhabitant skills and self-confidence […] After physical rehabilitation, the Aftercare portion of the Plan would be involved in a job retraining and continuing education. The second Stage development would focus on a Joint University Communications Center, sponsored by Southern California universities and numerous new, civic functions including east side parking. Committee for Central City Planning, 1972:17
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3
4
5
6 7
Create Catalysts in underutilized Areas
Bunker Hill
Central City East
South Park
Proposed Planning Area
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Broadway
East Side Industrial Park
1 Bunker Hill Renewal 2 Bunker Hill East Commercial Plaza 3 Little Tokyo Renewal 4 CCE Renewal University Joint Center 5 Skidrow Detox and Rehab Center 6 Intown Industrial Park 7 South Park Urban Village
The plan can be thought of as eight physically interlocking and interrelated ›Action Areas‹. Five Areas are in various stages of realization (Central Commercial Core, Bunker Hill, Civic Center, Little Tokyo, Central City East) and specific plans for the other three (East Side Industrial Park, Bunker Hill East, and South Park) are new. Committee for Central City Planning, 1972:9
Union Station Pueblo
Civic Center
1st Street Little Tokyo
Bunker Hill Alameda Street Downtown Office Core
7th Street
Deterioted and underutilized Area
Deterioted and underutilized Area
Broadway
Generalized Land use
This is a Plan for Central City Los Angeles: for its office, shopping and financial core, its manufacturing area, its residential and entertainment uses; reflecting its role as the single most important center in the Region. Committee for Central City Planning, 1972
Der wegen seines silberfarbenen Einbands Silverbook genannte Entwicklungsplan Central City Los Angeles 1972/1990 Preliminary General Development Plan betont die Bedeutung der Central City als wichtigstes Zentrum der Region und unterteilte Downtown in die vier Quadranten, Nordwest, Nordost, Südwest und Südost. Nach einer ausführlichen Analyse der »verfallenen und unternutzten Gebiete« (deteriorated and under-utilized areas) wurden die Action Areas, Bunker Hill Renewal (1), Bunker Hill East Commercial Plaza (2), Little Tokyo Renewal (3), CCE Renewal University Joint Center (4), Skidrow Detox and Rehab Center (5), Intown Industrial Park (6) und South Park Urban Village (7) definiert. Abb. 33 Silver Book Plan, 1972
NW
5 Little Tokio 6 Central City East
8 South Park
7 East Side Industrial Park
SW
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NE
1 Commercial Core 2 & 3 Bunker Hill 4 Civic / Music Center
SE
By the twentieth century, skid rows diminished in size and changed in character. They became associated in the public with a more or less permament core of alcoholics and derelicts who were a population of older white man considered by most to be responsible for their own poverty […] The Great Depression, which ushered in new waves of homeless, challenged these assumptions. The connections between the rise of unemployment and homelessness became clear, as poverty forced people from their homes and into the application to charities and local government for shelter, food and money. Stoner 2002:220 Thus, the area evolved from being primarily providing commercial hotels to a transient but working population to one that was providing more long-term places for people to live at the lowest level of income and affordability. They were people who were generally elderly, often long-term substance abusers, of low income, but this was a neighborhood with which they were familiar, containing the facilities with which they were familiar, and the services they needed and used were there. Spivack, 1998:5
Teil der geplanten Central City East war das am Ende des 19. Jahrhunderts zwischen der Main Street und den Bahnhöfen entstandene Gebiet Skid Row. (vgl. S. 46) Charakter und Größe der in den US-amerikanischen Städten als Skid Row bezeichneten Stadtviertel veränderten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts. Aus dem Wohngebiet einer zwar wandernden, aber doch arbeitenden Bevölkerung wurde in der öffentlichen Meinung ein Ort, an dem sich überwiegend ältere, weiße, alkoholkranke und straffällige Männer aufhielten, die für ihre Probleme selbst verantwortlich gemacht wurden.69 In Folge der großen Depression am Ende der 1920er Jahre wurden jedoch immer mehr Menschen zunächst arbeits- und anschließend wohnungslos. Die Zahl der Obdachlosen stieg. Als Konsequenz des immer deutlicher werdenden Zusammenhangs von Arbeits- und Obdachlosigkeit richteten lokale Behörden und private, oft religiös orientierte Einrichtungen (missions) Unterstützungsangebote ein.70
Fifth Street was filled with people, mostly men. There were men wearing caps; men wearing the little round black felt railway boomers´ hat; men wearing the big tan ranchers´ hats. You could tell occupations, nationalities even, by the hat as well as the face beneath it. There were cheap-john stores, pawnshops, restaurants with fifteen-cent meals, and saloons, some with pathetic attempts at floor shows. The B Girls of Los Angeles had not been legislated out, and were everywhere. B Girls may be barmaids, or work in front of the bar getting a percentage on drinks. The girls behind the bars were called sloppers, those in front grippers. The sloppers and grippers were mostly young women, running to weight. Some wore slacks and affected a masculine air; some beach dresses with no backs to the waist. G. Thimothy Turner, 1942:23
69 Vgl. Spivack, 1998:5 70 Vgl. Stoner, 2002:220 71 Vgl. Turner, 1942:23
Der Essayist Timothy G. Turner portraitierte in seinen 1942 unter dem Titel Turn off the sunshine: Tales of Los Angeles on the Wrong Side of the Tracks erschienenen Kurzgeschichten die Gegend und ihrer BewohnerInnen.71
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1 4
5
1 Bunker Hill Renewal 4 CCE Renewal University Joint Center 5 Skidrow Detox and Rehab Center
The program in Central City East would be to try stabilize it, create and maintain a base of low-income housing and the delivery of social services following a policy that was subsequently referred to as a ›Policy of Containment‹. The containment idea was not so much that you put a fence around Skid Row to keep people in, but you designate an area in which facilities and services will be encouraged to centralize and exist because you have a population in an area that needs the facilities and that needs the services. [...] There were two primary things to take place in that area. One was the preservation and appropriate expansion of residential facilities (for most part the single room occupancy hotels in the area) and social services, and the other was to provide for industrial growth to take place in the area. Donald R. Spivack (Mitarbeiter der CRA), 1998:5f.
In der Mitte der 1970er Jahre entschied man sich für eine als Policy of Containment (Politik der Eindämmung) bezeichnete Strategie und definierte in Skid Row geographische Grenzen, die in etwa dem als Central City East bezeichneten Stadtteil entsprachen. Innerhalb dieser Grenzen sollten soziale Serviceleistungen für Wohnungslose zur Verfügung gestellt werden. Das ungefähr 50 Blocks umfassende Areal wurde im Norden durch die Third Street, im Osten durch die Alameda Street, im Süden durch die Seventh Street und im Westen durch die Main Street begrenzt. Abb. 34 Central City East und Containment in Skid Row
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The 1950s, arguably the period of greatest prosperity in the United States, made it possible for American public opinion and policy to virtually ignore the existence of poverty and return to the image of homeless people as aging white, male alcoholics. Stoner, 2002:220
Nach dem Zweiten Weltkrieg verwandelten sich die vom Militär zur Unterstützung der auf ihren Kriegseinsatz wartenden Soldaten eingerichteten Serviceeinrichtungen in Unterstützungseinrichtungen für (Kriegs)invalide. In den 1950er Jahren – eine Zeit hoher wirtschaftlicher Prosperität in den USA – hatten Öffentlichkeit und Politik die Existenz von Armut kaum wahrgenommen und waren, wie die Expertin Madeleine Stoner feststellte, zu der Vorstellung zurückgekehrt, dass obdachlose Menschen nahezu ausschließlich alternde, weiße, männliche Alkoholiker waren.72 An diesem Bild orientierte sich der zweistufige Plan des Silverbooks, der in der ersten Stufe die Errichtung eines gemeinsam von Stadt, Bezirk und privaten Initiativen finanzierten Diagnose- und Entgiftungszentrums vorsah, in dem die in Skid Row lebenden Alkoholiker behandelt werden sollten. Für die zweite Stufe war die Errichtung eines von den südkalifornischen Universitäten unterstützten Joint University Communications Center geplant.73 Dieser Vorschlag entsprach der gängigen Praxis vieler US-amerikanischer Städte, die in den 1960er Jahren im Rahmen der großen Urban-RenewalProgramme ihre Skid Row Areas durch Flächensanierungen transformiert hatten. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine zwischen den Polen Abbruch und Sicherungsmaßnahmen bewegende Diskussion. Zeitgleich kam es zu einer Reduktion preisgünstigen Wohnraums, da viele der bestehenden Gebäude nicht den neuen gesetzlichen Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen entsprachen. Die als nicht erdbebensicher eingestuften Gebäude wurden abgebrochen.
72 Vgl. Stoner, 2002:220 73 Committee for Central City Planning, 1972:17
Mit der Annahme des Redevelopment Plans (1975) entschied man sich endgültig gegen eine Flächensanierung und für eine als Policy of Containment, als Politik der Eindämmung, bezeichnete Strategie. Der Begriff containment stammt aus der Zeit des Kalten Kriegs in den 1950er Jahren, als die Bundesregierung in Washington der Angst vor einem
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Dritten Weltkrieg mit einer Philosophy of Containment, einer Philosophie der Eindämmung, begegnete, die zwei unterschiedliche Funktionen in sich vereinte: Innenpolitisch sollte sie für die Bevölkerung Sicherheit, Schutz und Zuflucht signalisieren und außenpolitisch, gegenüber der rivalisierenden Sowjetunion, Abgrenzung.74 In Skid Row wurde aus der Philopsphie der Eindämmung, Philosophy of Containment, eine Strategie der Eindämmung, Policy of Containment.75 Die geographischen Grenzen,76 innerhalb derer Wohnraum und soziale Serviceleistungen zur Verfügung gestellt werden sollten, entsprachen in etwa dem als Skid Row bezeichneten Stadtteil Central City East. (→ Abb. 34) Das ungefähr 50 Blocks umfassende Areal wurde im Norden durch die Third Street, im Osten durch die Alameda Street, im Süden durch die Seventh Street und im Westen durch die Main Street begrenzt. Die CRA, die gesetzlich verpflichtet war, einen Teil ihrer Einnahmen in günstigen Wohnungsbau zu investieren,77 gründete 1978 (drei Jahre nach der Annahme des Redevelopment Plans) die Skid Row Development Corporation, um in Form von Single-RoomOccupancy-Hotels (SRO Hotels) Wohnraum zur Verfügung zu stellen (vgl. S. 46). Die bereits im Gebiet tätigen caritativen Organisationen wurden durch weitere Unterstützungseinrichtungen, wie z.B. Lebensmittelnothilfe oder Notunterkünfte für die Nacht, ergänzt – Einrichtungen, die, wie Madeleine Stoner ausführt, eine Gatekeeper-Funktion hatten, da die Konzentration von Einrichtungen für Wohnungslose an einem einzigen Ort zu einer entsprechend großen Konzentration der wohnungslosen Bevölkerung an eben diesem Ort führt. Sie sieht Parallelen zu den Antworten des 19. Jahrhunderts, als an den Rändern der Städte für marginalisierte Bevölkerungsgruppen Einrichtungen geschaffen wurden, um diese außerhalb der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu halten.78 Aus ihrer Sicht würde eine geographische Verteilung im gesamten Stadtgebiet und differenziertere Serviceangebote die Integration erleichtern.79
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74 Vgl. Baldauf, 2008:39f. 75 Spivack, 1998:8f 76 Vgl. Spivack, 1998:1 77 Vgl. Fulton, 1997:295 78 Stoner, 2002:223 79 Stoner, 2002:223
Not surprisingly, substandard and unconventional housing units became increasingly common throughout the region. A 1987 Los Angeles Times survey estimated that 42.000 garages were illegally occupied in the country, housing approximately 200.000 people. Some of these units were relatively high quality, with full utilities, plumbing, and so on. Many more were substandard in every conceivable way, lacking heat, electricity, and plumbing. Jennifer Wolch, 1998:405
Ein Jahr bevor Blade Runner in die Kinos kam, wurde Ronald Reagan am 20. Januar 1981 als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit kam es zu dramatischen Kürzungen in der finanziellen Unterstützung vieler Sozialprogramme. Die zwischenstaatlichen Transferprogramme und die Beihilfen des Bundes an die Einzelstaaten und Gemeinden wurden von der Bundesregierung in Washington – vor allem in den Bereichen Wohnen, Gesundheit, berufliche Ausbildung, soziale Unterstützung, kommunale Entwicklung und Sozialhilfe – stark reduziert.80 Bisher hatten Institutionen des US-amerikanischen Wohlfahrtsstaates die Menschen vor den Schwankungen des Arbeitsmarkts geschützt. Doch nun stieg nicht nur in Los Angeles, sondern in der gesamten USA die schwierig zu bestimmende Zahl der Wohnungslosen an.81 Ursachen für den Anstieg der Wohnungslosigkeit waren für die US-amerikanische Geografin Jennifer Wolch die Kürzungen des US-amerikanischen Wohlfahrtsstaates, ein instabiler Arbeitsmarkt und das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum.82
This development contributed to an increasing bimodality in the region´s income distribution. […] Some people were unable to compete and dropped out of the labor force; […] If poverty, unemployment, and unstable working conditions associated with post-Fordist Los Angeles were crucial preconditions for mounting homelessness, so too were efforts at federal, state, and local levels to remake and partially dismantle the welfare state that had historically protected people from the ravages of the labor market. […] poor and homeless faced […] increasingly hostile and penurious local welfare systems. Jennifer Wolch, 1998:419f.
80 Wolch, 1998:395 81 Wolch, 1998:406 82 Wolch, 1998:419f. 83 Wolch, 1998:391 84 Der Höhepunkt der Beschäftigung in der Industrie wurde in den USA in der Mitte der 1950er Jahre erreicht.
Der Arbeitsmarkt hatte sich nicht nur in Los Angeles, sondern in allen Bundesstaaten der USA, als Folge des in den 1970er Jahren begonnenen globalen sozio-ökonomischen Strukturwandels, der weltweiten Öl- und Bankenkrise und den Auswirkungen der schweren nationalen Rezession zwischen 1973 und 1974, sehr verändert. Die gesamte Region Los Angeles verwandelte sich von einem Zentrum der industriellen Produktion mit vielen handwerklichen und industriellen Betrieben, wie z.B. Flugzeugbauern, in eine postfordistische Service- und Dienstleistungsökonomie.83 Die Reduktion der industriellen Arbeitsplätze84 konnte nur in einem gewissen
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Umfang durch eine erhöhte Produktivität und eine Zunahme von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor ausgeglichen werden. Die Veränderungen am Arbeitsmarkt führten in der Folge zu Problemen auf dem Wohnungsmarkt, da die zunehmend diskontinuierlicher werdenden Einkommen eine Abdeckung der Wohnkosten erschwerten. Dies betraf nicht nur einkommensschwache Bevölkerungsgruppen, sondern zunehmend auch mittelständische Familien, die sich den Erwerb eines eigenen Hauses nicht mehr leisten konnten und nun ebenfalls preiswerte Mietwohnungen suchten und einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen vom Wohnungsmarkt verdrängten.85 Das Fehlen von leistbarem Wohnraum (affordable housing) trug ebenfalls zur zunehmenden Wohnungslosigkeit bei.
Los Angeles became the homelesss capital of the United States in the 1980s. In alarming numbers, Angelenos were cast away from traditional anchors of family, job, and community as waves of economic and social polarization resulted in spreading homelessness. Jennifer Wolch, 1998:390
Auf Landesebene führte die wirtschaftliche Rezession (1981-1982) zu einem Rückgang der steuerlichen Einnahmen in Kalifornien, der sich ebenfalls negativ auf die Ausgaben für das Sozialsystem auswirkte.86 Los Angeles war am Beginn der 1980er Jahre, wie die US-amerikanische Geografin Jennifer Wolch schreibt, zur »Hauptstadt der Obdachlosen« geworden.87 In Skid Row stieg die Zahl der Unterstützungsbedürftigen, die die in diesem Gebiet konzentrierten sozialen Einrichtungen aufsuchten. Die CRA und von ihr gegründete Organisationen übernahmen in den 1980er Jahren daher auch »einige der sozialen Dienstleistungen, die durch das tax increment financing kaum noch von den dafür zuständigen staatlichen Stellen getragen werden konnten: Obdachlosenheime, psychiatrische Versorgung, Sozialarbeit.«88
From homed to homeless. The upheavals in jobs, housing, and welfare state shook loss a new class of homeless Angelinos. The precise number of homeless persons is notoriously difficult to estimate, but there is little doubt that the numbers grew steadily over the decade of the 1980s. Jennifer Wolch, 1998:406
Vertikale Teilungen im Stadtraum Nahezu zeitgleich mit der Entscheidung für die Policy of Containment in Skid Row wurde auf Bunker Hill das vom Architekturbüro John Portmann & Associates entworfene Bonaventure Hotel (1976) fertig gestellt. Die die umliegen-
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85 Vgl. Wolch, 1998:405 86 Wolch, 1998:395 87 Wolch, 1998:390 88 Keil, 1993:171
de Bebauung spiegelnde Fassade, die Außenfahrstühle, das rotierende Restaurant und die über sechs Geschosse gehende Lobby mit Geschäften und Restaurants machten das Gebäude zu einer Touristenattraktion. Auf dem Straßenniveau, auf dem die Autos fahren, hat das Bonaventure Hotel nur einen Eingang, an der Figueroa Street. Alle weiteren Eingänge befinden sich auf der über dem Straßenniveau liegenden, für die Bebauung an Bunker Hill charakteristischen Fußgängerebene, auf der es über Fußgängerbrücken mit den angrenzenden Bürogebäuden verbunden ist. (→ Abb. 35) Skywalks und -bridges trennen aber nicht nur die Fußgänger vom Verkehr, sondern auch die in Downtown arbeitende Mittelschicht von der wohnungslosen, auf der Straße lebenden Bevölkerung. An Bunker Hill war damit eine massive Rekonfiguration des städtebaulichen Raums vollzogen, der Fußgängern ein wenig attraktives Umfeld bot und daher vor allem nach Büroschluss am Abend und an den Wochenenden entsprechend wenig belebt war. Mike Davis beschreibt in seinem Buch City of Quartz die Auswirkungen der physischen Sicherheitssysteme auf die Nutzung des öffentlichen Raums.89
89 Vgl. Davis, 2006:218ff [1990]
Da sich das Finanzzentrum nach Bunker Hill verlagert hatte, blieben – anders als in anderen US-amerikanischen Städten – die Gebäude des alten Finanzzentrums an der Spring Street erhalten. (→ Abb. 36) Die leerstehenden Gebäude des westlich an Skid Row angrenzenden historischen Zentrums wurden zu einem in der Filmindustrie beliebten Drehort, da sie rasch erreichbar waren und nur wenige verbliebene Bewohner durch die Dreharbeiten und Straßensperren in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt wurden. Die Baulücken und unbebauten Grundstücke wurden während des Tages als Parkplätze und in der Nacht als Drehort genutzt. Die städtische Realität der leerstehenden und teilweise verfallenden historischen Gebäude wurde durch zusätzliche Ausstattung zur gewünschten Film-Realität umgearbeitet. Straßenräume wurden von allem gesäubert, was die Film-Einstellung stören könnte: Parkende Autos wurden ebenso entfernt wie Einrichtungsgegenstände und Schilder. Anschließend wurde
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The entryways of the Bonaventure are, as it were, lateral and rather backdoor affairs: […] In this sense, then, the mini-city of Portman´s Bonaventure ideally ought not to have entrances at all (since the entryway is always the seam that links the building to the rest of the city that surrounds it), for it does not wish to be part of the city, but rather its equivalent and its replacement or substitute. That is, however, obviously not possible or practical, hence the deliberate downplaying and reduction of the entrance function to its bare minimum. Frederic Jameson,1988:10
Zimmer
Restaurants
LOBBY
Fitness S Figueroa St
Garage
S Flower St
Das Westin Bonaventure Hotel gehört zu den größten Hotels der Stadt und wurde in zahlreichen Spielfilmen als Kulisse verwendet. Das von den Architekten John Portman & Associates entworfene, 35-stöckige Hotel wurde 1976 fertiggestellt. Zu den architektonischen Besonderheiten gehören die verglasten Außenfahrstühle, ein Restaurant mit einer rotierenden Aussichtsplattform und die über sechs Etagen reichende Lobby. Abb. 35 Bonaventure Hotel, 1974 - 1976
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The absolute vanishing point for downtown came during the mid-Sixties, or so […] By 1968, it was noted, two-thirds of the metropolitan center was devoted to the automobile (garages, roads, filling stations, and so on) - […] a full scale depopulation and business exodus. Norman M. Klein, 1997:47
90 Klein, 1997:105
Flower Street Bunker Hill
das Szenenbild sowohl mit der »Filmeinrichtung« als auch mit entsprechender Produktplatzierung ausgestattet. Statisten, aber auch Autos, die mit einer bestimmten Zeitepoche oder einer bestimmten Stadt assoziiert werden, wie zum Beispiel die für New York typischen gelben Taxis, verwandelten Downtown in die unterschiedlichsten Städte. Die Springstreet mit ihren historischen Gebäuden war so beliebt, dass hier 1979 am selben Tag gleichzeitig Szenen für die drei Filme True Confessions, The Postman Always Rings Twice und Honky Tonk gedreht wurden.90
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An ironic result of the tragic demolition of Bunker Hill, says Ken Bernstein, manager of the Planning Department’s Office of Historic Resources, ›is that on the positive side, it sowed the seeds for the revitalization of downtown’s historic core. The fact that business was diverted to the west end left Los Angeles with one of the most intact historic cores of any downtown in America. And we are now seeing the flip-flopping of a historic relationship. It used to be that housing was up on the hill, and you took Angels Flight down to the base of the hill to the commercial core. Now, with the adaptive reuse ordinance and the construction of thousands of residential units, the housing center is at the base of the hill, and you can take Angels Flight for a quarter to the top of the hill, to what is now the commercial center.‹ Frances Anderton, 2011: 25f.
M
Bunker Hill N
P
Pershing Square
Million Dollar
BID Historic Downtown
B R A D B U R Y
Broadway Historisches Zentrum
Skid Row
Main Street
M Union Station, 1939 N City Hall, 1928 P Bonaventure Hotel, 1976
Das Zentrum der kommerziellen und administrativen Aktivitäten ist in Downtown mehrfach gewandert, von der Plaza zur Main Street, von dem Bankenzentrums des 19. Jahrhunderts an der Main und Spring Street zu einem neuen Geschäftszentrum am Pershing Square und der Public Library in den 1920er Jahren, in denen auch das erste Rathaus am Broadway durch einen Neubau im Regierungszentrum (Civic Center) ersetzt wurde. Diese Fluktuation führte zu einer ständigen Veränderung der Grundstückspreise innerhalb Downtowns. Da nach dem Abbruch der viktorianischen Villen an Bunker Hill ein neues Finanzzentrum entstanden war, blieben die Gebäude und baulichen Strukturen des alten Geschäftszentrums erhalten, obwohl sie ihre ursprüngliche Funktion verloren hatten. Abb. 36 Alter und neuer Finanzdistrict
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Blade Runner. Ein Film als Wendepunkt?
Positive Zukunftsbilder sah man in den 1960iger Jahren – vor allem nach dem ersten bemannten Flug zum Mond der amerikanischen Weltraumbehörde NASA im Dezember 1968 – im All. In Science-Fiktion-Filmen, wie dem ebenfalls 1968 unter der Regie von Stanley Kubrick entstandenen Film 2001: Odyssee im Weltraum dominierte eine kühne, futuristisch anmutende, hoch technologisch wirkende Raumfahrtarchitektur mit viel blitzendem Chrom, der zu einer ästhetisch einheitlichen und puristisch, wirkenden Gestaltung beitrug. Die hypertechnisiert ausgestatteten Interieurs waren sehr aufgeräumt und komfortabel.1 Das Glatte als Wesensmerkmal des Schönen betrachtet der koreanische Philosoph Byung-Chul Han als Ausdruck einer »neuzeitlichen Ästhetik des Schönen als Ästhetik des Wohlgefallens. […] [die] das Subjekt in seiner Autonomie und Selbstgefälligkeit bestätigt, statt es zu erschüttern. […] Die Körper, die dem Tastsinn Vergnügen bereiten, sollten keinen Widerstand leisten. Sie müssen glatt sein. Das Glatte ist also eine optimierte Oberfläche ohne Negativität. Es verursacht eine Empfindung, die ganz frei von Schmerz und Widerstand ist.«2 Die zeitliche Koinzidenz von Film und bemanntem Flug verdeutlicht, wie sehr das gedankliche Abenteuer »Zukunft« mit den gesellschaftlichen Vorstellungen und Problemen seiner Entstehungszeit verknüpft
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Illustration zu »Broadway Theater Entertainment District« Aus: Downtown Strategic Plan Advisory Committee (1992): Downtown Strategic Plan 1 Vgl. dazu Weihsmann, 1988:221 2 Han, 2016:26
ist. Das Unbekannte wird immer aus dem Bekannten extrapoliert.3 Das zeitgenössische Verständnis von Technik und die damit verbundenen technologischen Möglichkeiten werden auf die Zukunft projiziert. Gesellschaftspolitische, technische und wirtschaftliche Entwicklungen der jeweiligen Gegenwart, aber auch deren Hoffnungen, Ängste, Sehnsüchte und Krisen spiegeln sich in den Ideen und Vorstellungen zukünftiger Welten. Jeder in der Zukunft spielende Roman oder Film ist somit nicht nur der Ausdruck der persönlichen Vision eines Autors oder Regisseurs, sondern zugleich auch ein Kommentar zu den Realitäten und Trends der Zeit, in der er entsteht.
Dystopie als Gesellschaftskritik Der Begriff Utopie, die altgriechische Bezeichnung für ou-topos (griech. ›Nicht-Ort‹), geht in der englischen Literatur auf den britischen Humanisten Thomas Morus und das von ihm 1516 verfasste Buch Utopia zurück. (→ Abb. 37) Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der »Utopie« häufig synonym für Eutopie verwendet, ein Begriff, der sich etymologisch aus der altgriechischen Bezeichnung für eu-topos (griech. ›guter Ort‹) herleiten lässt. Eutopien beschreiben eine positive, ideale, gesellschaftliche Ordnung der Welt, die sich oftmals als geschichtsloser, sich scheinbar aus dem Nichts entwickelnder vollkommener Ort präsentiert. Im Gegensatz zu den Eutopien beschreiben Dystopien4 (griech. ›schlechter Ort‹) pessimistische Zukunftsvisionen, eine von negativen Faktoren bestimmte Weiterentwicklung der Welt. 3 Vgl. Webb, 1996:44 4 Der sich aus der Vorsilbe dys- (übersetzbar mit miss, un- oder übel) und Substantiv topos zusammensetzende Begriff Dystopie bezeichnet einen üblen oder schlechten Ort.
In Dystopien häufig wiederkehrende Themen sind – als Ausdruck der Kritik an realen politischen und sozialen Missständen der jeweiligen Gegenwart – die Ausbeutung ärmerer Schichten durch eine privilegierte Klasse, Ressourcenknappheit oder Umweltverschmutzung. Oftmals beginnen die Geschichten mit einer Katastrophe, nach der es zu einer Machtverschiebung, zu einer Neuordnung der Gesellschaft kommt,
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In seinem 1516 erschienenen, fiktiven Reisebericht schildert der britische Humanist Thomas Morus die fiktive Begegnung mit Raphael Hythlodeus, der ihm von seinen Fahrten und dem Inselreich Utopia mit einer ganz anderen als der zu dieser Zeit in England herrschenden Gesellschaftsstruktur berichtet. Seine in mehrere Sprachen übersetzte Darstellung eines idealen Staats- und Gesellschaftswesens wurde zum Vorbild weiterer sich mit politischen und gesellschaftlichen Idealzuständen beschäftigender Romane. Abb. 37 Utopia, Holzschnitt Titelblatt
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in der totalitäre Herrschaftssysteme und neue Technologien die individuelle, persönliche Freiheit einschränken. In dystopischen Erzählungen wird der Gegenstand der Kritik jedoch nicht durch ein positives Gegenbild negiert, sondern »direkt – unter Absehung von gegenläufigen positiven Tendenzen in der Wirklichkeit der Erfahrungswelt – aus der realen Mannigfaltigkeit der Bestrebungen extrapoliert.«5 Die kritisierten Tendenzen werden in eine fiktive Zukunft prolongiert und »dort zu einer negativ-idealtypischen Totalität perfektioniert. Die Systematisierung und idealtypische Vollendung der schlechten Gesellschaft beruht auf der Hochrechnung tendenziell erkennbarer Möglichkeiten der Wirklichkeit, die als Bedrohung oder Verschlechterung empfunden werden und die durch die Einseitigkeit und Konsequenz der dystopischen Darstellung ad absurdum geführt werden sollen.«6 Da sich die meisten Autoren dystopischer Erzählungen als Kritiker zeitgenössischer Entwicklungen betrachten, legen sie – um den Lesern oder Zuschauern das Gefühl zu geben, dass sie selbst von den Auswirkungen betroffen sein könnten – den Zeitpunkt der Erzählung oft in der nähere Zukunft, um der Warnung vor Fehlentwicklungen mehr Dringlichkeit zu verleihen.
5 Affeldt-Schmidt, 1991:35 6 Affeldt-Schmidt, 1991:35
In dem ebenfalls 1968 erschienenen Roman Do Androids Dream of Electric Sheep? (dt. Träumen Androiden von elektrischen Schafen?) – an dem sich die Handlung des Films Blade Runner orientiert – hat ein Atomkrieg die Welt in eine radioaktive Staubwolke gehüllt. In seinem Roman schildert der US-amerikanische Science-Fiktion-Autor Philip Kindred Dick (1928-1982) eine hypothetische, aber unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen durchaus mögliche zukünftige Entwicklung. Die Angst vor nuklearer Vernichtung und einem dritten Weltkrieg, die seit den 1950er Jahren die amerikanische Politik und Gesellschaft prägte (vgl. S. 92f.), war in den 1960er Jahren noch immer präsent und verband sich mit der Angst vor einem globalen Untergang des menschlichen Lebensraums, vor einer weiteren Zerstörung
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der Umwelt. Erste wissenschaftliche Studien, die sich mit den Ursachen der zunehmenden Luftverschmutzung beschäftigten, waren in Los Angeles bereits in 1950er Jahren entstanden. Rauch und Dunst wurden auch in der 1960 erschienenen Studie von Kevin Lynch (vgl. S. 76ff.) »wiederholt als die Folter des Stadtbewohners bezeichnet. Sie schienen die Farben der Umgebung zu trüben, so dass die allgemeine Tönung als weißlich oder gelblich oder grau angegeben wurde.«7 Am Ende der 1960er Jahre war die Luftverschmutzung in Los Angeles, aber auch in vielen anderen Regionen der Vereinigten Staaten, zu einem der drängendsten Umweltprobleme geworden. Es entstand eine sich für den Umweltschutz engagierende Bewegung, in der sich auf nationaler Ebene vor allem Wissenschaftler und Forscher und auf lokaler Ebene vor allem Aktivisten für bzw. gegen konkrete Projekte einsetzten.8 Im Erscheinungsjahr von Dicks düsterer Zukunftsvision (1968) wurde der Club of Rome gegründet, der mit seiner Expertise die Sensibilität für eine nachhaltige Zukunft der Erde und ihrer Bewohner zu wecken suchte. Die internationale, regierungsunabhängige, interdisziplinär arbeitende Expertengruppe veröffentlichte 1972 den Bericht Die Grenzen des Wachstums, der sich mit den alarmierenden Folgen des Energie- und Rohstoffverbrauchs der Industriestaaten beschäftigte und dazu beitrug, das Vertrauen in den technologischen Fortschritt und in die endlose Verfügbarkeit von Energieressourcen und Rohstoffen zu erschüttern. In Dicks Roman, aber auch in dem Film Blade Runner, ist das ökologische System der Erde zerstört.9 Als Folge der Umweltzerstörung sind alle Tierarten ausgestorben und wurden durch künstliche, möglichst »echt«, d.h. naturalistisch wirkende Tiere ersetzt, im Film z.B. die Eule in der Tyrell Corporation oder die Schlange von Zhora. Nach der Zerstörung der Erde war die Mehrzahl der Menschen auf andere – im Roman als Kolonien, im Film als »Off-Worlds« bezeichnete – Planeten ausgewandert. Die Suburbanisierung findet ihre Fortsetzung im Weltraum, im All. Die Kolonien sind im Film allerdings ausschließlich auf großen Videoscreens präsent,
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7 Lynch, 1968:55 [1960] 8 Vgl. Gottlieb, 2017:66ff; 76ff 9 Obwohl im Film keine konkreten Ursachen, wie z.B. eine Umweltkatastrophe benannt werden, verweist das Zitat »Man has met his match. Now it´s his problem.« auf dem den Film ankündigenden Plakat auf eine menschliche Ursache hin.
die für das Leben in den außerirdischen Welten werben. Im Roman erhalten die Menschen bei ihrer Ankunft in den Kolonien als »Begrüßungsgeschenk« einen auf ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Androiden, eine dem Menschen ähnliche Maschine. Diese lässt sich äußerlich kaum mehr von einem Menschen unterscheiden und verrichtet alle körperlich anstrengenden Arbeiten.10 Die Lebenszeit der Androiden ist, da sie eine potentielle Gefahr darstellen, begrenzt. Eine Rückkehr auf die Erde ist ihnen verboten.
Los Angeles, November 2019. Early in the 21st Century, THE TYRELL CORPORATION advanced a Robot evolution into the NEXUS phase – a being virtually identical to a human – known a Replicant. The NEXUS 6 Replicants were superior in strength and agility, and at least equal in intelligence, to the genetic engineers who created them. Replicants were used Off-World as slave labor, in the hazardous exploration and colonization of other planets. After a bloody mutiny by a NEXUS 6 combat team in an Off-World Colony, Replicants were declared illegal on earth – under penalty of death. Special police squads – BLADE RUNNER UNITS – had orders to shoot to kill, upon detection, any trespassing Replicant. This was not called execution. It was called retirememt. Textvorspann des Films (zitiert nach Laszig, 2013:69).
Blade Runner: Mensch & Maschine
10 Vgl. Dick, 2017:26
Die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine ist sowohl in dem Roman als auch im Film ein zentrales, die Handlung bestimmendes Element. Im Roman wird die Präsenz organischen Lebens, charakterisiert durch Erfahrungen, Erinnerungen und Tod, einer Maschine, die in Betrieb genommen, funktioniert und wieder abgestellt wird, komplementär gegenübergestellt. Die mechanischen Tiere und einem Menschen äußerlich ähnlich sehenden Maschinen (Androiden) werden in dem Roman von ihren Konstrukteuren, wie in der
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industriellen Produktion üblich, kontinuierlich in Produktreihen, weiterentwickelt. Da die Androiden, insbesondere die Modelle der Nexus-6-Reihe, über eine hohe intellektuelle Leistungsfähigkeit verfügten, war »der Diener […] inzwischen in manchen Fällen cleverer als sein Herr« geworden, wie es Philip K. Dick formulierte.11 Der reflektierenden Maschine, dem Androiden mit hohen intellektuellen Fähigkeiten, fehlt es in dem Roman jedoch an Einfühlungsvermögen, einer durch Sozialisation erworbenen Fähigkeit. »Empathie war«, wie Dick in seinem Roman schrieb, »offenbar etwas rein Menschliches, wohingegen man Intelligenz in mehr oder weniger großem Maße bei allen Ordnungen und Gattungen der Tiere fand, bis hinunter zu den Spinnen.«12 Ein äußerlich nicht von einem Menschen unterscheidbarer Androide konnte daher mit Hilfe eines entsprechenden psychologischen Tests, der die Defizite an Empathie offenlegen sollte, identifiziert werden. Der Film übernimmt an seinem Beginn die im Roman geschilderte dichotomische Vorstellung von Mensch und Maschine als Gegenpole. Die Maschine soll dem Menschen dienen, indem sie ihm Arbeit erleichtert oder abnimmt. Die im Film als Replikanten bezeichneten Androiden sind, wie alle Maschinen, aus der Sicht des Replikantenjägers Deckard entweder ein Segen oder ein Fluch. Im Laufe des Films wird diese Sichtweise zunehmend in Frage gestellt und relativiert. Dazu gehört, wie Andrew Benjamin ausführt, dass die Replikanten Rachel, Pris, Zhora, aber auch Roy, oftmals – entsprechend dem Firmenmotto der Tyrell Cooperation »more human than human« – wie Menschen agieren. Die Hybridisierung von Mensch und Maschine und die damit verbundenen ethischen Fragen werden, aus der Sicht von Benjamin, durch die Möglichkeit, dass auch Deckard selbst ein Replikant sein könnte, verstärkt.13 Die beiden Drehbuchautoren Hampton Fancher und David Webb Peoples haben einige Elemente der Handlung des Romans sowie die Namen der Protagonisten für den Film über-
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Replicants are like any other machine: They’re either a benefit or a hazard. Deckard
The film by introducing and maintaining the possibility that Deckard may be a replicant heightens the already ambiguous replicant-human relation. Andrew Benjamin, 1994:24 11 Dick, 2017:39 12 Dick, 2017:39 13 Vgl. Benjamin, 1994:24
nommen. Vieles wurde modifiziert, so wurde aus dem im Roman verheirateten Deckard im Film ein Junggeselle und der Ort der Handlung von San Francisco nach Los Angeles verlegt. Namensgebend für den Film war der Science-Fiktion-Roman eines anderen Autors, Alan E. Nourse, der 1974 den gleichnamigen Roman verfasst hatte, der sich mit der Geschichte eines mutierten Virus beschäftigt.14
14 Nachdem die ersten Testvorführungen auf Kritik gestoßen waren, wurde von Scott in der ersten Version des Films (1982) das bereits vorliegende Happy End, sowie zusätzliche Voice-Over-Kommentare hinzugefügt.
Der Film Blade Runner beginnt mit einem nächtlichen Panoramablick. Stichflammen schießen in den dunklen Himmel. Am Horizont sieht man die nächtliche, durch imposante Lichtdome markierte Silhouette einer pyramidenförmigen, raumschiffartigen Festung – die Firmenzentrale der Tyrell Corporation. Hier, am Stadtrand, werden zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter dem Firmenmotto »More human than human« als Replikanten bezeichnete, androide Roboter produziert. Sie verfügen über große Kräfte und eine hohe Intelligenz und arbeiten als Arbeits-, Kampf- oder Lustsklaven auf fernen Planeten und Weltraumstationen, den sogenannten Kolonien. Der Aufenthalt auf der Erde ist ihnen nach einem blutigen Aufstand in einer der »Off-World-Colonies« nicht mehr gestattet. Spezialeinheiten der Polizei – die sogenannten Blade Runner – haben den Befehl, jeden auf die Erde zurückkommenden Replikanten aufzuspüren und zu töten, euphemistisch als »Versetzung in den Ruhestand« (retired) bezeichnet. Trotz dieses Verbots ist eine Gruppe von sechs Replikanten der Nexus-6-Serie mit einem gekaperten Raumschiff, dessen Besatzung sie getötet haben, auf die Erde gekommen. Zwei von ihnen wurden bei dem Versuch, in die Tyrell Corporation einzubrechen, in einem elektrischen Feld getötet. In einem bläulich-fahl ausgeleuchteten Büro wird ein dritter Replikant, Leon Kowalski, der versuchte als Arbeiter der Abfallbeseitigung in das Gebäude der Tyrell Corporation zu gelangen, von einem Mann in einem grauen Anzug – Holden, einem Mitarbeiter der Polizei – einem Test unterzogen. Da sich die Modelle der hochentwickelten Robotergeneration
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der NEXUS-6-Reihe sowohl optisch als auch in ihrem Alltagsverhalten kaum mehr von Menschen unterscheiden lassen, können sie nur durch ein spezielles Testverfahren, den sogenannten Voigt-Kampff-Test, identifiziert werden. Das zu diesem Zweck eingesetzte Gerät ähnelt in seiner Funktionsweise einem Polygraphen, einem Lügendetektor, der körperliche Reaktionen wie die Veränderung der Atemfrequenz oder Erröten misst. Mit einem an einen Iris-Scanner erinnernden Gerät wird die Bewegung der Augen auf hypothetische, Emotionen auslösende Fragen, deren Beantwortung menschliche Empathie erfordert, registriert. Der Zuschauer wird erstmals Zeuge eines solchen Tests, in dem sich der Interviewer bemüht Emotionen zu provozieren, die die mangelnde Fähigkeit zur Empathie des Interviewten offenlegen sollen. Von Holden aufgefordert alle positiven Dinge zu nennen, die ihm einfallen, wenn er an seine Mutter denkt, erschießt Kowalski den überraschten Interviewer.15
After all, the thirties and forties gangster or later noir look often used rain as a symptom of the dark streets and dark souls inhabiting the inner city. It has become standard to think of the forties detectives in their raincoats; so standard, in fact, that the raincoat itself was parodied in Columbo shows. The Blade Runner becomes the mark of the devil, in this case a devil of man´s own making – the smog finally destroying the desert climate itself. Norman M. Klein, 1997:98
Es folgt ein harter Schnitt. Futuristische Videoprojektionen und flackernde Neonreklamen von teils bekannten Marken zeigen eine durch und durch kommerzialisierte Welt, in der menschliche Kommunikation auf ein Minimum reduziert ist und zwischenmenschliche Gefühle tabuisiert sind. Auf einer an der Fassade eines Hochhauses montierten Videowerbetafel ist das Gesicht einer asiatischen Frau, einer »aus westlicher Sicht […] verführerischen Fremden«,16 zu sehen. Nach dem Flug durch eine von elektronischer Reizüberflutung geprägten Stadtlandschaft landet die Kamera »im nächtlichen Getümmel der regenüberströmten Straßen, bei etwas scheinbar Altbekannten.«17 Der in Nahaufnahme gezeigte, von Harrison Ford gespielte Blade Runner Rick Deckard, wartet Zeitung lesend darauf, an einem asiatischen Imbissstand ein Nudelgericht zu ordern. Als Schutz gegen den ständigen Regen trägt er einen Trenchcoat, der ihn »wie eine Detektivgestalt aus den 1950er Jahren, ein desillusionierter Privat Eye, der als Einzelgänger das Labyrinth der Großstadt durchstreift«,18 wirken lässt. Der zum stereotypen Erkennungsmerkmal für Detektive gewordene Trenchcoat19
15 Bruno, 1987:71 16 Laszig, 2013:75 17 Laszig, 2013:75 18 Laszig, 2013:75 19 Ein Motiv, das von Inspektor Columbo, der für die Mordkommission des Los Angeles Police Department arbeitete, mit seinem zerknitterten Regenmantel in der gleichnamigen US-amerikanischen Fernsehserie, die in den USA von März 1968 bis Mai 1978 regelmäßig ausgestrahlt wurde, parodiert wurde. (Vgl. Klein, 1997:98)
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ist nur eines der Motive aus den Noir-Filmen der 1940er und 1950er Jahre, die in Blade Runner wieder aufgegriffen werden. Dunkle, nächtliche Straßen, Leuchtreklamen, nasser Asphalt, heruntergekommene Häuser, Bars und Tanzhallen waren in den Filmen des Noir-Genres als Metaphern für Kriminalität verwendet worden. Noch bevor Deckard sein Essen beenden kann, wird er von dem Polizisten Gaff abgeholt und in einem fliegendem Polizeifahrzeug ins Hauptquartier der Polizei – Drehort war die Union Station – gebracht. Die fliegenden Fahrzeuge sind Symbole einer sehr komplizierten, hochentwickelten Technik und stehen im scharfen Kontrast zu dem eher einem historischen als einem zeitgenössischen Stil verpflichteten Interieur der Polizeistation, das aus konventionellen Schreibtischen und Aktenschränken aus Holz besteht. Die Präsenz der Ventilatoren deutet auf eine fehlende oder defekte Klimaanlage hin. Die Technik scheint hier nur noch partiell zu funktionieren. Bryant: Roy Batty - Combat model. Optimum self-sufficiency. Zhora – she is trained for an Off-world kick murder squad. Talk about Beauty and the Beast. She´s both. Pris – a basic pleasure model. The Standard item for military clubs in the outer colonies. [...] They were designed to copy human beings in every way except their emotions. The designers reckoned after a few years they might develop their own emotional responses: Hate, Love, fear, anger, envy. So they built in a fail-safe device. Deckard: Which is what? Bryant: Four-year lifespan.
Der zuständige Polizeichef Bryant begrüßt Deckard mit einem Glas Whisky und beschreibt ihm die unterschiedlichen Modelle der Replikanten, den Gewichtheber Leon Kowalski, den vermutlichen Anführer Roy Batty und die beiden Replikantinnen Zhora und Pris. Die Replikanten hätten, obwohl sie ohne Gefühle konstruiert wurden, im Laufe der Zeit eigene emotionale Ausdrucksformen für Liebe, Hass, Angst, Ärger und Neid entwickelt. Nachdem jedoch die fehlende bzw. stark eingeschränkte Steuerung ihrer Emotionen zu einem unkontrollierbaren Verhalten führte, das ihre Einfügung in
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eine soziale Ordnung erschwere, wurde ihre Lebenszeit auf vier Jahre begrenzt. Von Bryant beauftragt, die vier Replikanten zu finden und zu töten, beginnt Deckard seine Suche in der Tyrell Corporation. In dem an einen Tempel erinnernden Empfangsraum begegnet er Rachel, der Assistentin des Konzernchefs Dr. Tyrell. Deckard beginnt, von Tyrell aufgefordert, Rachel zu testen. Nach dem mit über hundert Fragen ungewöhnlichen langen Test erfährt Deckard von Tyrell, dass Rachel nicht weiß, dass sie eine Replikantin ist, und ist empört. Für Tyrell hingegen ist Rachel, die er ausschließlich aus einer ökonomischen Perspektive betrachtet, nur ein Experiment, ein Prototyp, in den die Erinnerungen seiner Nichte implantiert wurden, um das (emotionale) Steuerungspotential von Erinnerungen zu testen. Deckard: She doesn´t know? Tyrell: She´s beginning to suspect, I think. Deckard: Suspect! How can it not know, what it is? Tyrell: Commerce is our goal. […] Rachel is an experiment, nothing more. We began to recognize in them a strange obsession. After all, they are emotionally inexperienced, with only a few years in which to store up the experiences, which you and I take for granted. If we gift them with a past, we create a cushion or a pillow for their emotions then consequently we can control them better. Deckard: Memories
Rachel, verunsichert durch den Test, sieht ihre Identität in Frage gestellt und sucht Deckard in seinem Appartement auf. Um ihn davon zu überzeugen, dass sie keine Replikantin ist, zeigt sie ihm mit den Worten »Look this is me, with my mother« ein Bild von einer Frau und einem Mädchen. Da sie nicht nur über Erinnerungen, sondern auch über photographische Kinderbilder verfügt, ist sie überzeugt, ein Mensch zu sein. Die Fotografien sind für Rachel der Nachweis, dass ihre inneren Anschauungsbilder, ihre Erinnerungen, mit äußeren, in den Photographien dokumentierten Anschauungsbildern korrespondieren. Damit liest Rachel, wie der Medienwissenschaftler Bernd Stiegler erläutert, die Photographien so, wie es überlieferte Kulturtechniken nahelegen. »Sie machen den Menschen zum Menschen und zwar in doppelter Hin-
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Memories are central to our identity – to our sense of who we are and what we might become – but we use them to construct narratives for ourselves, visions for our future. Alison Landsberg, 1995:198
sicht: durch das Dargestellte und durch die Art und Weise, mit ihnen umzugehen, sie zu lesen, sie für das Verständnis, die Konstruktion und die Erinnerung des eigenen Lebens zu nutzen.«20 Nachdem ihr Deckard, der ihre vermeintlich einzigartigen Erinnerungen kennt, ihr erklärt, dass es nicht ihre persönlichen Erinnerungen, sondern die von Tyrells Nichte sind, wirft sie das mitgebrachte Foto von Mutter und Kind traurig-trotzig weg. Mit dieser Deutung ist es für sie wertlos geworden.
If the replicants are to survive, the signifiers of their existence have to be put in order. Some semblance of a symbolic dimension has to be put together to release them from the trap of the present. Their assurance of a future relies on the possibility of acquiring a past. In their attempt at establishing a temporally persistent identity, the replicants search for their origins. They want to know who ›conceived‹ them, and they investigate their identity and the link to their makers. Giuliana Bruno, 1987:70
Aus der Sicht der amerikanischen Wissenschaftlerin Alison Landsberg sind die Replikanten im Film weniger durch das Fehlen von Empathie als durch das Fehlen von Erinnerungen, das Fehlen einer Vergangenheit charakterisiert.21 Auch Leon fehlt es, ihrer Meinung zufolge, nicht an Empathie, sondern an Vergangenheit. Er wird wütend, weil er seine Mutter nicht beschreiben kann, da er keine Erinnerungen an sie hat. Erinnerungen sind, wie Alison Landsberg ausführt, ein zentrales Element in der Konstruktion der eigenen Identität. 22 Sie beeinflussen die Selbstwahrnehmung, indem sie erklären, wer wir sind, und wer wir werden können. Wir nutzen die Erinnerungen, um Narrative über uns selbst zu konstruieren, um Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Ähnlich argumentiert die US-amerikanische Wissenschaftlerin Giuliana Bruno, wenn sie schreibt, dass die Zuversicht der Replikanten auf eine Zukunft auf der Fähigkeit beruht, sich eine Vergangenheit anzueignen.23 Während Deckard mit Rachel spricht, haben Roy und Leon auf der Suche nach Tyrell den Augenmacher Chew, einen Subunternehmer der Tyrell Corporation, getötet, nachdem dieser ihnen erklärt hatte, dass er nur Augen produziere, aber keinen direkten Kontakt zu Tyrell habe.
20 Stiegler, 2012:186 21 Vgl. Landsberg 1995:197 22 Vgl. Landsberg, 1995:198f 23 Vgl. Bruno, 1987:70f.
Auf der Suche nach Spuren und Indizien untersucht Deckard ein Hotelzimmer in dem preiswerten, etwas heruntergekommenen Yukon Hotel, in dem sich die Replikanten Leon und Zhora ein Zimmer gemietet haben. In die vermeintlich privaten
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1982 Esper Maschine
1981 Erster PC (IBM)
Auf dem im Film als Espermaschine bezeichneten Bildschirm können per Sprachbefehl Bilder vergrößert werden. Ein Jahr zuvor, 1981, hatte die Firma IBM den ersten Personalcomputer (PC) auf den Markt gebracht. Um den ersten Macintosh als einen radikal neuen Computer in den USA zu promoten beauftragte Apple drei Jahre später, 1984, Ridley Scott mit einem ein-minütigen Werbefilm, der anlässlich der Super-Bowl XVIII erstmals landesweit ausgestrahlt wurde. Der Titel des mehrfach ausgezeichneten Spots 1984 bezog sich ebenfalls auf eine dystopische Romanvorlage, den gleichnamigen von George Orwell verfassten Roman. Arbeiter mit ausdruckslosen Gesichter marschieren im Gleichschritt in eine Halle mit einem riesigen Bildschirm, auf den eine junge Frau in Sportkleidung rennt. Sie trägt einen großen Vorschlaghammer, mit dem sie den Schirm zerbricht. Eine Off-Stimme verkündet »On January 24th, Apple Computer will introduce Macintosh. And you‘ll see why 1984 won´t be like 1984.« Abb. 38 Methoden der Bildanalyse im Film
Innenräume dringt nicht nur Deckard, sondern auch das Licht der Suchscheinwerfer ein. Die dabei entstehenden Lichteffekte erzeugen mit ihren harten Schwarz-Weiß-Kontrasten eine nervöse Grundstimmung. Die heruntergezogenen Lamellen, mit denen ein auch in den Noir-Filmen häufig verwendetes Motiv aufgenommen wird – um »das Dunkle gegen das Helle zu stellen«24 – sind ein vergeblicher Versuch, sich gegen die Außenwelt zu schützen. Die Fenster haben ihre Funktion als Verbindungselement zwischen Innen und Außen, zwischen der Stadt und den privaten Innenräumen, verloren.
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24 Grob, 2008:36
Deckard, der in Leons Zimmer ein Stück Schlangenhaut und ein paar Fotos, alltägliche Schnappschüsse, gefunden hat, kehrt in sein Apartment zurück, das mehrfach gesichert und nur über eine lange, unterirdische, abgeschirmte Zufahrt – Drehort war der 2nd Street Tunnel – erreichbar ist. Seine Wohnung befindet sich im 97. Stockwerk eines Appartementkomplexes und ist nur über einen durch Stimmerkennung aktivierbaren Lift erreichbar – die »voice print identification« fragt nach der Nummer des Stockwerks. In seinem Appartement analysiert Deckard Leons Bilder auf einem als Esper-Maschine bezeichneten Bildschirm, den man als eine Anspielung auf den ersten, 1981, – ein Jahr bevor Blade Runner in die Kinos kam – von der Firma IBM auf den Markt gebrachten Personalcomputer (PC) ansehen kann. (→ Abb. 38) Neue technologische Entwicklungen spielen in Science-Fiction-Filmen immer eine besondere Rolle und der PC ermöglichte es, immer mehr Daten und Informationen in immer kürzerer Zeit zu verarbeiten. Die Espermaschine unterteilt das Foto in Planquadrate. Per Sprachbefehl lässt Deckard sich einzelne Bildausschnitte auf dem Monitor vergrößern und zoomt sich auf diese Weise immer weiter in das Bild, in dem in einem Spiegel ein Detail eines Frauenkörpers sichtbar wird. Deckard und mit ihm der Zuschauer »durchdringen das Foto in einer Art dreidimensionaler Suche und erblicken dadurch das vordergründig Unsichtbare.«25 In dem in einzelne Elemente zerlegten Bild werden von ihm als wichtig erachtete Ausschnitte ausgewählt und in einer anderen Kombination zusammengefügt, sodass neue, bisher nicht bemerkte Verbindungen entstehen. Die analysierten und reorganisierten Zeichen ergeben eine Geschichte, die letztendlich zur Entdeckung der Replikantin Zhora führen.26
25 Laszig, 2013:79 26 Vgl. Bruno, 1987:73
Mit dem Stück Schlangenhaut begibt sich Deckard auf seiner Suche nach Zhora zunächst in eine Art orientalischen Bazar und dann in einen Nachtclub, in dem Zhora als Schlangentänzerin arbeitet. Er durchsucht ihre Garderobe, in der es zum Kampf zwischen den beiden kommt. Nachdem sie Deckard
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niedergeschlagen hat, flieht Zhora aus dem Lokal. Die Verfolgungsjagd führt durch nächtliche, überfüllte Straßen, die zu bloßen Durchgangs- und Fluchträumen verkümmert sind. (→ Abb. 39) Inmitten des Gewühls von Fahrzeugen und Menschen schießt Deckard der flüchtenden Zhora in den Rücken. Sie stürzt, durchbricht mehrere Schaufensterscheiben, steht wieder auf, rennt weiter, wird nochmals getroffen und bleibt schließlich zwischen Schaufensterpuppen liegen. Deckard kauft in einem billigen Laden eine Flasche Schnaps. Rachel ist verschwunden, und er erhält den Auftrag, auch sie zu töten. Auf seinem Weg durch die Straßen wird er von Leon angegriffen, der Zeuge der im Film in Zeitlupe dargestellten Tötung Zhoras war. Rachel, die den Kampf zwischen den beiden beobachtet, rettet Deckard das Leben, indem sie Leon durch einen Kopfschuss tötet. Pris: Do you live in this building all by yourself? Sebastian: Yeah, I live here pretty much alone right now. No housing shortage around here. Plenty of room for everybody. Die Replikantin Pris, deren Kleidung an ein punk girl erinnert, wartet neben einem Hauseingang, unter einem Haufen Müll versteckt, auf den genetischen Konstrukteur und Spielzeugmacher J. F. Sebastian. Nach kurzem Zögern lädt er Pris ein, mit in seine Wohnung zu kommen. Die Suchscheinwerfer dringen auch hier – diesmal durch das Glasoberlicht der Erschließungshalle – in das Gebäude ein, in dem Sebastian alleine, nur von den von ihm selbst konstruierten Puppenfreunden umgeben, lebt. Seine Wohnung besteht aus hohen, ineinander übergehenden Räumen mit großen Fenstern. Das Interieur, in dem Maschinenteile und Antiquitäten dominieren, hat etwas Provisorisches. Es ist die Wohnung eines Bricoleurs, der mit den ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen seine elektrischen Freunde bastelt.27 Roy kommt zu Pris und Sebastian in die Wohnung und zwingt diesen, ihn zu Tyrell zu bringen. Nachdem Roy von Tyrell – die Szene spielt in Tyrells Schlaf- und Arbeitszimmer – vergeblich
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27 Der vom französischen Wort bricoler (dt. herumbasteln, zusammen schustern) abgeleitete Begriff Bricolage wurde von dem Ethnologen Claude Lévi-Strauss 1962 in die Anthropologie eingeführt, um zwei unterschiedliche Denkansätze einander gegenüberzustellen. Der improvisierende Bricoleur löst mit dem ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen ein Problem, in dem er Vorhandenes zweckentfremdet, während der rational, auf Grundlagen aufbauende Ingenieur spezielle Methoden oder Mittel zur Lösung des Problems entwickelt.
eine Verlängerung seiner Lebenszeit verlangt hat, tötet er ihn und Sebastian. Deckard, der im Auto die Nachricht vom Tod der beiden hört, fährt in die Wohnung von Sebastian. Der Sektor ist abgesperrt. Als Bedrohung wahrgenommene Polizeiautos, die ständig die Straßen nach Zeichen von einem als unangemessen definierten Verhalten absuchen, verstärken die paranoide, düstere, durch den Regen verstärkte Endzeitstimmung. In der Wohnung von Sebastian beginnt, nachdem Deckard auch Pris erschossen hat, der finale Endkampf zwischen ihm und Roy, in dessen Verlauf sich die Rollen vertauschen. Deckard flüchtet über die Fassade auf das Dach, springt auf das gegenüberliegende Gebäude, rutscht ab und kann sich kaum mehr halten. Kurz bevor er fällt, zieht Roy ihn zu sich auf das Dach und rettet ihm das Leben. Während sie einander gegenübersitzen, stirbt Roy. Es regnet weiter. Deckard kehrt in sein Appartement zurück, in dem Rachel auf ihn wartet. Der Film endet mit einem Aufbruch in eine ungewisse Zukunft, die mit dem im November 2017 in die Kinos gekommenen Film Blade Runner II ihre Fortsetzung gefunden hat.
Gebrauchsspuren der Zukunft
28 Interview in der Washington Post am 27.Juli 1981 (zitiert nach Webb, 1996:44)
Die (Film-)Architektur, das set design, ist ein wichtiges Medium um (dystopische) Zukunftsvorstellungen zu vermitteln. Im Gegensatz zu vielen anderen Science-Fiction-Filmen spielt Blade Runner nicht in einem technologisch hoch entwickelten, glatten Raumschiff oder auf einer durch das All schwebenden Raumstation, sondern in einer Stadt, die im Vorspann ganz konkret Los Angeles genannt wird. In einem Interview mit der Washington Post am 27. Juli 1981 erklärte der Regisseur Ridley Scott über seine Vorstellung der Stadt im Jahr 2019, sie werde »überladen, bunt, schmutzig, reich an Brüchen und pulsierend sein. […] Sie soll möglichst echt wirken. Es handelt sich um eine greifbar nahe Zukunft, nicht um eine, die so fern ist, dass sie unglaubwürdig wäre […], ebenso wie heute, nur übersteigert.«28 Ridley Scott und der
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Nostalgia only works when the original experience has been forgotten, so that the container is empty enough to fill with wide-ranging anxieties about what we have lost. So it seems on the street level of Blade Runner city. Norman Klein, 1997:97
Das Bildformat beeinflusst die Wirkung des Raums. In dem Breitbandformat des Films verlaufen die Fluchtlinien in einem flacheren Winkel als bei der perspektivischen Wahrnehmung durch das menschliche Auge. Das Bild wirkt dadurch flächiger, weniger tief. Um dem Straßenraum trotz des Breitbandformats mehr Tiefe zu geben, wird das Bildfeld durch das dunkle Feld in der Mitte in zwei Handlungs- bzw. Straßenräume geteilt. Die beiden auf diese Weise entstehenden vertikalen Formate entsprechen in etwa dem Sehfeld eines Fußgängers und lassen die im Film dargestellten Straßenräume »realistischer« wirken. Abb. 39 Bildformat und filmische Perspektive
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Designer Syd Mead gingen davon aus, dass »in einer Stadt mit 90 Millionen Einwohnern Dauersmog und saurer Regen herrschen würden. Wer es sich leisten könnte, würde in außerirdische ›Vorstädte‹ ziehen oder in die Sicherheit riesiger Hochhäuser und die Straßen unten einer multiethnischen Unterschicht überlassen. […] Mit der Abwanderung des Reichtums aus der Stadt würden Sanierungsmaßnahmen zu kostspielig werden, so dass ältere Gebäude zu gigantischen Werbeflächen umfunktioniert oder Versorgungsleitungen sich um ihre Wände ranken würden.«29 Daher sollte alles, so der Designer Syd Mead im Interview, »alt, abgenutzt und befremdlich wirken: eine seltsame, komprimierte, überladene Optik, die die Gefahren und Verzweiflung, in denen diese Menschen leben, überspitzt. Filme sind für mich seit jeher eine alternative Wirklichkeit. Man muss sich nur ein wenig danach richten, was die Leute für wirklich halten.«30
29 Webb, 1996:45 30 Syd Mead im Interview mit der Los Angeles Times am 19.07.1981; zitiert nach Webb, 1996:45 31 Stierli 2010:124
Für die formale und ästhetische, mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Gestaltung des Films waren Syd Mead, der Art Director David Synder und der Filmarchitekt Lawrence G. Paull verantwortlich. Da die Gestalter davon ausgingen, dass in der zukünftigen Welt das Geld für neue Gebäude fehlen würde, machten sie den Verfall und die kontinuierliche Anpassung bestehender, baulicher Strukturen zum zentralen visuellen Thema. An den Fassaden entlang laufende Rohre und Kabel sowie Umund Anbauten machen die Überformung sichtbar. Luftschächte, rostende Metalltüren und zerschrammte Alltagsgegenstände, von denen die Farbe blättert, gehören, wie auch die bunten Zeitungsstände oder die sich im Asphalt spiegelnden Neonlichter, zu den vielen Details, die zu der visuellen Dichte beitragen, die den Film auszeichnet. Die Ausstattung des Films war beeinflusst von den künstlerischen und architektonischen Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre und deren intensiver Beschäftigung mit der Alltagskultur (vgl. S. 84f.) und ihrer »Sensibilität für marginalisierte Subkulturen [...] und deren ästhetische Präferenzen«. Ihre ästhetische Kraft lag, wie der Architekturhistoriker Martino Stierli ausführt, »gerade nicht in der Vereinheitlichung und Harmonisierung, sondern in der Kontrastmontage [...]«31
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Der Filmarchitekt Lawrence G. Paull beschrieb den Designprozess mit den Worten: »Ich brachte praktisch meine ganze Architekturbibliothek ins Studio und wir mischten ägyptisch mit Art Déco, Stromlinienstil mit Klazzismus und Frank L. Wright mit Antoni Gaudì. Wir drehten die Photos seitlich, auf den Kopf, von innen nach außen und rückwärts, um dahin zu kommen, wo wir hinkommen wollten [...]«32 So geht die Gestaltung des Firmengebäudes der Tyrell Corporation auf mesoamerikanische Vorbilder zurück, die bereits den Architekten Frank L. Wright33 bei der Gestaltung des Ennis Brown House (1923) in den Hollywood Hills – im Film Deckards Appartement – bei der Ornamentierung der Zementblöcke inspiriert hatten. In einem akkumulierenden Prozess von Schichtungen und Überlagerungen entstand eine städtische Collage aus extrem hohen Gebäuden, schlecht ausgeleuchteten Straßen und Gassen, Smog, Regen, Stichflammen und Neonreklamen, in der unterschiedliche, architektonische Stile sowie Mode, Symbole und Embleme aus verschiedenen zeitlichen Epochen und unterschiedlichen Kulturkreisen in einer neuen, verfremdeten Weise arrangiert und montiert wurden, so dass Hybride aus unterschiedlichen Genres und Alltagsgegenständen entstanden.34 In den nächtlichen, mit einem Gewühl von Fahrzeugen und Menschen überfüllten Straßen bewegt sich eine oftmals gesichtslose Bevölkerung, deren Aussehen und Kleidung wie die Filmkulissen nach den Prinzipien einer Collage gestaltet wurde. Orientalische Händler, orthodox gekleidete Juden und Punks sind ebenso zu sehen wie die orange gekleideten Anhänger der in den 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten und in Westeuropa populären spirituellen Bewegung Hare Krishna. 35 Betrachtet man die beteiligten Kleidungs- und Schriftcodes jedoch im Detail, stellt man fest, dass viele Personen nicht eindeutig einer Ethnie oder Kultur zugeordnet werden können. Ihre Kleidung und ihr Aussehen sind eine Mischung aus Moden unterschiedlicher Epochen
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32 Lawrence G. Pauli, 1992, zitiert nach Neumann, 1996:148 33 Wright war »vom damals in Südkalifornien grassierenden ›MayaRevival‹ beeinflusst, das von Ausgrabungen in Mexiko angeregt worden war.« (Neuman, 1996:152). 34 Vgl. Laszig, 2013:72 35 Vgl. Bruno 1987:66
und verschiedener Kulturen. Die differenzierte und detailreiche Darstellung der transkulturellen Bevölkerung ist Teil der filmischen Collage, die auch durch die Sprache noch unterstützt wird. Man verständigt sich in »City speech«, einer Sprache, die ebenfalls nicht mehr eindeutig einer Sprachform zuzuordnen ist. Sie ist für den Zuschauer mit Ausnahme einzelner Worte, die der englischen, japanischen, spanischen oder deutschen Sprache entnommen wurden, unverständlich.
Downtown L. A. als imaginierter und realer Ort In Blade Runner ist die Stadt der Zukunft eine Stadt mit Vergangenheit. Der an der Gestaltung der Zukunft mitarbeitende genetische Konstrukteur und Spielzeugmacher J. F. Sebastian wohnt, umgeben von den von ihm selbst konstruierten Puppenfreunden, in einem der ältesten Gebäude von Los Angeles, dem Bradbury Building – im Film die Bradbury Apartements im Ninth Sector, NF 46751. (→ Abb. 40) Das 1893 fertiggestellte, nach seinem Auftraggeber, dem Millionär Lewis Bradbury, benannte Bürogebäude verfügte mit seiner über ein Glasdach von oben belichteten Lobby über einen der innovativsten Innenräume dieser Zeit. Bradbury, der sein Vermögen in mexikanischen Minen gemacht hatte, brauchte ein Büro in Downtown Los Angeles und ließ sich für ein Grundstück, in unmittelbarer Nähe der damals noch am Broadway gelegenen City Hall von George Wyman ein Bürogebäude entwerfen. Der Entwurf war von dem 1887 erschienen Science-Fiction-Roman Looking Backward von Edward Bellamy inspiriert, in dem Gebäude beschrieben werden, die über eine überwältigende, lichtdurchflutete Halle mit Oberlicht verfügten. Die zentrale, das Gebäude über Treppen und Lifte erschließende Halle des Bradbury Buildings wurde mit gusseisernen Geländern und weiteren aufwendigen Details verziert. Eine besondere Novität waren am Ende des 19. Jahrhunderts die verglasten Aufzüge.
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Next to the high-tech, its waste. It is into garbage that the characters constantly step, by garbage that Pris awaits J.F. Sebastian. A deserted neighborhood in decay is where Deckard goes to find the peace he needs in order to work. There he finds the usual gang of metropolitan punks exploring the ruins for unexpected marvels. In an abandoned, deteriorating building J.F. Sebastian lives surrounded by nothing but his mechanical toys. It is a building of once great majesty, now an empty shell left to disintegrate. Giuliana Bruno, 1987:63
Als der Regisseur Ridley Scott nach einem Drehort suchte, war das 1893 von George Wyman für den Bergbaumillionär Lewis Bradbury entworfene monumentale Bürogebäude, das Bradbury Building, bereits verfallen. Im Film verwandelte es sich in die Bradbury Apartements, in denen der genetische Konstrukteur und Spielzeugmacher J.F. Sebastian lebt. Das architektonisch aufwendig gestaltete und von oben belichtete Atrium machten das Gebäude seit den 1940er Jahren zum beliebten Drehort. Abb. 40 Die Bradbury Apartements
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Die ausgefallene architektonische Gestaltung machte das Gebäude bereits in den 1940er Jahren zu einem beliebten Drehort.36 Als Blade Runner am Beginn der 1980er Jahre hier gedreht wurde, war von seiner einstigen Pracht, wie die US-amerikanische Filmwissenschaftlerin Giuliana Bruno in ihrem Essay Ramble City: Postmodernism and Blade Runner feststellte, nur eine leere, zerfallende Schale geblieben.37 Das Gebäude stand, nachdem das Geschäftszentrum nach Bunker Hill gezogen war, wie zahlreiche aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammende Bürogebäude leer. Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Downtowns waren in Los Angeles die Gebäude und baulichen Strukturen des alten Geschäftszentrums erhalten geblieben, obwohl sie ihre ursprüngliche Funktion verloren hatten. (→ Abb. 36) Auf diesen real existierenden Leerstand nimmt Blade Runner in seinem Setdesign, in den Figuren und in den von ihnen geführten Dialogen Bezug. In dem von oben belichteten Treppenhaus fragt die Replikantin Pris den Spielzeugmacher J. F. Sebastian auf dem Weg in sein Appartement, ob er alleine in dem Gebäude lebe. Seine Antwort – »Yeah, I live here pretty much alone right now. No housing shortage around here. Plenty of room for everybody.« – kann als direkte Anspielung auf den in Downtown existierenden Leerstand verstanden werden.
36 Zu den ersten im Bradbury Building gedrehten Filmen gehört China Girl (Henry Hathaway, 1942). 37 Vgl. Bruno 1987:63
Darüber hinaus reflektiert der Film auch andere, am Beginn der 1980er Jahre bestehende Probleme wie Verfall oder Wohnungslosigkeit. Im Film wird das Thema des Verfalls – als Folge des Leerstandes der Gebäude – vor allem in den Straßenszenen visualisiert. Diese Szenen können als Abbild des am Beginn der 1980er Jahre im realen Stadtraum wahrnehmbaren (baulichen) Verfalls gedeutet werden, an dem auch die bis dahin unternommenen Versuche der Stadtsanierung wenig geändert hatten. (vgl. S. 126) In Film bewegen sich in den Straßen nicht nur Autos, sondern auch eine interkulturelle Bevölkerung, die als eine Spiegelung von im realen Leben marginalisierten, von Soziologen als Innercity
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Poor bezeichneten Bevölkerungsgruppen betrachtet werden könnte. Viele von ihnen konnten sich keine dauerhafte Wohnung leisten und lebten daher in den preiswerten SingleOccupancy-Hotels (SRO) östlich der Main Street. (vgl. S. 90) Diese preiswerten Hotels könnten Vorbild für das herunter gekommene Yukon Hotel im Film sein, in dem die Replikanten Leon und Zhora ein Zimmer gemietet haben. Ein weiteres Thema – die Wohnungslosigkeit – wird in dem Film auf zwei Ebenen adressiert: Zum einen auf der immateriellen emotionalen Ebene, auf der den Menschen das Gefühl von Zugehörigkeit fehlt, und zum anderen auf der physisch materiellen Ebene, auf der die Menschen tatsächlich kein Dach über dem Kopf haben. Auf den materiellen Aspekt der Wohnungslosigkeit verweist die Szene, in der sich die Replikantin Pris im Müll versteckt, um auf den Spielzeugmacher Sebastian zu warten. Los Angeles war, als Blade Runner am Beginn der 1980er Jahre gedreht wurde, »zur Hauptstadt der Obdachlosen« geworden, wie die US-amerikanische Geografin Jennifer Wolch schrieb. (vgl. S. 95) Obwohl in tatsächlich leerstehenden Gebäuden gedreht wurde (→ Abb. 41), wurden diese nicht, wie in dem Film Kiss me deadly (vgl. S. 72f.), mehr oder weniger unverändert, in jedem Fall aber identifizierbar portraitiert, sondern, wie bereits für die Szene im Treppenhaus des Bradbury Buildings beschrieben, durch Licht, Rauch und andere Effekte verfremdet. Das Licht wirkt raumtransformierend, da ausgewählte Details und Objekte abstrahiert werden und damit als figurale Silhouetten in den Vordergrund treten, während andere im dunklen Hintergrund verschwinden. Um sie mit den im Studiogelände der Warner Brothers in Burbank aufgebauten Filmkulissen abzustimmen, wurden die Gebäude mit Hilfe von gemalten Szenenteilen (Matte-painting) vergrößert, um mehr Höhe zu suggerieren. Der Film entstand daher, wie der Historiker Michael Webb festhält, »in weit stärkerem Maße als im Studio oder auf dem Aufnahmegelände in den Werkstätten der auf Spezialeffekte spezialisierten Firma
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00:29:10 Zufahrt zu Deckards Appartement 2nd Street Tunnel, 1924 K
K
C H 01:25:41 Hauseingang Bradbury Apartements Million Dollar Theatre, 1918 H
00:38:34 Treppenhaus Bradbury Apartements Bradbury Building, 1883 B
00:22:15 Yukon Hotel Pan Am Building,1895 C
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B
00:10:40 Polizeihauptquartier Union Station, 1939 M
M
Of course, by then the Union Station itself had begun to look blighted, the victim of freeway expansion and the decline of rail travel. Klein, 1997:60
Zu den Drehorten in Downtown gehörte nicht nur das Bradbury Building, sondern auch das ihm diagonal gegen überliegende PAN AM Building, in dem die Innenaufnahmen des Yukon Hotels gedreht wurden, sowie das Million Dollar Theatre. Der unter Bunker Hill verlaufende Second Street Tunnel wurde im Film zum Verbindungsweg zu Rick Deckards Appartement. Der Personenbahnhof, die Union Station, war am Beginn der 1980er Jahre noch immer in Betrieb, wurde jedoch in Folge der Automobilisierung von einer abnehmenden Zahl von Pendlern genutzt. Am Beginn der 1980er Jahre befand sie sich in einem schlechten baulichen Zustand und wurde immer wieder als Drehort verwendet. Oftmals in Funktionen, die ihrer eigentlichen Funktion als Bahnhof völlig fremd sind, wie z.B. als internationaler Flughafen in The Replacement Killers (Antonie Fuqua, 1998) oder als Hauptquartier der Polizei. In Blade Runner befindet sich in dem durch Lichteffekte verfremdeten Raum die Kamera in der Nähe der Decke. Der ein Gefühl von Übersicht und Kontrolle vermittelnde Blick ist eine ungewöhnliche, der alltäglichen Nutzung fremde Perspektive. Abb. 41 Drehorte des Films Blade Runner in Downtown L. A.
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Neon, of course, is a double signifier: first, the sour nightlife in crime movies from the forties, the insomia of urban decay; and second, the act of shopping as insommia, as a frisson. Norman Klein, 1997:73
38 Webb, 1996:46 39 Vgl. Klein, 1997:73 40 Bruno, 1987:64 41 Vgl. Benjamin, 1994:24
Entertainment Effects Group.«38 Die zahllosen, ununterbrochen Nachrichten und Shows projizierenden Bbildschirme verstärken die visuelle Dichte des Films. Das nervöse Flackern der Neonreklamen ist für Norman Klein ein doppelter Bedeutungsträger: Zum einen steht es für das Nachtleben in den Kriminalfilmen der 1940er Jahre und die Schlaflosigkeit des urbanen Niedergangs, zum anderen für die durch die Möglichkeit des ständigen Konsums erzeugte Schlaflosigkeit.39 Um eine bestimmte Lichtstimmung zu erzielen, wurde oft nachts oder am frühen Morgen gedreht, wie zum Beispiel in dem 1939 errichteten Bahnhof Union Station, im Film das Hauptquartier der Polizei. Die Union Station wurde, wie auch der unter Bunker Hill verlaufenden Second Street Tunnel – im Film die Zufahrt zu Deckards Appartement – oder das dem Bradbury Building gegenüberliegende Million Dollar Theatre und das an derselben Kreuzung liegende Pan Am Building – im Film das Yukon Hotel, in dem die Replikanten Leon und Zhora ein Zimmer gemietet haben – durch Licht und andere Effekte verändert, was ihre Identifizierung im Film erschwert.40 Die vertikale Teilung der Stadt im Film – in die obere Stadt der Screens mit futuristischen Videoprojektionen und in die darunterliegende, vom Verfall gezeichnete Stadt mit überfüllten, regenüberströmten Straßen, auf der ein Chaos aus Fußgängern, Fahrradfahrern und anderen Fahrzeugen herrscht – erinnert an die im realen Stadtraum bestehende Situation an Bunker Hill (vgl. S. 95), wo Fußgängerbrücken die Bürogebäude der Unternehmenszentralen miteinander verbinden und die Straßen dem Autoverkehr und marginalisierten Bevölkerungsgruppen überlassen sind.41 (→ Abb. 42) Die an den Fassaden der Film-Hochhäuser montierten, überdimensionalen Videoleinwände, die für Produkte und bessere Wohnorte in einer fernen Welt werben, bilden eine eigene Ebene, in der sich die fliegenden Fahrzeuge bewegen. Der unterschiedlichen Gestaltung der beiden Ebenen entspricht eine soziale Differenzierung. Während die aus ver-
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In Blade Runner, the visions of postindustrial decay are set in an inclusive, hybrid architectural design. […] It is a polyvalent, interchangeable structure, the product of geographical displacements and condensations. Blade Runner´s space of narration bears, superimposed, different and previous orders of time and space. It incorporates them, exhibiting their transformations and deterioration. It is a place of vast immigration, from countries of overpopulation and poverty. Giuliana Bruno, 1987:65
schiedenen Kulturen kommenden Immigranten die dunklen Straßen der Film-Stadt bevölkern, leben andere, vermutlich privilegierte Bevölkerungsgruppen in den im Film nur durch Werbekampagnen präsenten Off-World-Kolonien. Mit ihrem hellbeleuchteten Straßenraster, das an bekannte Darstellungen des nächtlichen Lichtmeers der ausgedehnten Vorstädte von L.A. erinnert, erscheinen sie als Lichtblick in der den Film dominierenden Dunkelheit. Räumlich ähnlich strukturiert ist die von Regisseur Fritz Lang und Filmarchitekt Erich Kettelhut für Metropolis 42 (D, 1927) entworfene, in drei vertikale Ebenen unterteilte Stadt: Die oberste Ebene – hoch über den Straßen der Stadt – ist der Wohnort der Privilegierten, deren Kinder in idyllisch gestalteten Gärten spielen; die mittlere Ebene ist der Ort der Maschinen und darunter, tief unter der Erde, die Unterstadt mit den lichtlosen Wohnquartieren der Arbeiter und Sklaven.43 Um soziale Dichotomie signifikant unterscheidbar und bildhaft darstellbar zu machen, wird in vielen Filmen soziale Territorialität nicht als eine sich horizontal über die Stadt verteilende Segregation gezeigt, sondern vertikal durch übereinanderliegende Ebenen dargestellt. Gerade in Science-Fiction-Filmen entsteht durch diese Verwandlung einer horizontalen in eine vertikale Ordnung eine ästhetisch überhöhte metaphorische Darstellung sozialer Territorialität. Obwohl Blade Runner an realen Orten in Downtown gedreht wurde und auf lokale Probleme verweist, wird, wie bereits ausgeführt, der Zuschauer nicht mit einem Abbild der realen Geografie konfrontiert, worauf auch die US-amerikanische Film- und Medienwissenschaftlerin Giuliana Bruno hinweist.44
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42 Der in den 1920er Jahren in Deutschland entstandene Filmklassiker Metropolis (D 1927) beschreibt die Ausbeutung armer Bevölkerungsgruppen durch eine privilegierte Klasse in einem totalitärem, die individuelle Freiheit einschränkendem Herrschaftssystem. 43 Die Androiden und ein die Stadt überragender, Gebäudekomplex – Fredersens Regierungssitz in Metropolis und die Tyrell Corporation in Blade Runner – sind weitere die beiden Filme verbindende Motive. 44 Vgl. Bruno, 1987:65
00:15:04
Flower Street
Bonaventure Hotel
The city is a large market; an intrigue of underground networks pervades all relations. The expolosive Orient dominates, the Orient of yesterday incorporimg the Orient of today. Overlooking the city is the ›Japanese simulacrum‹, the huge advertisement which alternates a seductive Japanese face and a Coca Cola sign. In the postindustrial city the explosion of urbanization, melting the futuristic high-tech look into an intercultural scenario, recreates the third world inside the first. Giuliana Bruno 1987:66
Abb. 42 Vertikale Teilung des Stadtraums in Blade Runner und DTLA
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[…] there is the strong suggestion that the majority of the population has left and now inhabit the Off-World. Immigrant communities, corporate headquarters, elements of government and those who work within them seem to be all that has remained. Andrew Benjamin, 1994:24
BRADBURY
Million Dollar
Broadway 00:25:12
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Explosions are as preplanned as in an industrial plant: geyers erupting on cue; a cross between a brewery, a refinery and film animation; Norman Klein, 1997:95
Bereits die ersten, dem Vorspann folgenden Bildsequenzen konterkarieren die präzise Nennung der Stadt. Statt einer an die ikonisch gewordenen Fotografien des nächtlichen Lichtmeers der suburbanen, horizontal ausgedehnten Vorstädte erinnernden Einstellung sieht man eine dunkle, vermutlich nächtliche Szene. Aufblitzende Stichflammen, die den USamerikanischen Historiker Norman Klein an kleine Explosionen einer Industrieanlage oder Raffinierie erinnern, geben der Szene einen industriellen Charakter.45 In einigen Szenen erinnert der Film auch an andere Städte – so erinnern die großen Videoscreens mit ihrer leuchtenden Werbung an den Times Square in New York oder die Ginza in Tokio.46 Auch die im Film angesprochene Zunahme der Wohnungslosigkeit betraf nicht nur in Los Angeles, sondern war auch in vielen anderen US-amerikanischen Städten ein Problem. Die filmische Umsetzung der in Blade Runner gezeigten Stadt wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Für Giuliana Bruno beschreibt der Film eine kraftvolle Vision einer vom Verfall geprägten Stadt des postindustriellen Niedergangs, die sich als eine im Müll erstickende Stadt, als eine Stadt der Ruinen präsentiert.47 Damit ist sie das Gegenteil der für das industrielle Zeitalter typischen, funktional geordneten Stadt, die auf Ordnung, Effizienz und Stabilität aufgebaut ist. Im Erscheinungsbild dominieren Abfall und Recycling.48 Aus ihrer Sicht kreiert der Film eine Ästhetik des Untergangs, entblößt die dunkle Seite von Technologie und beschreibt einen Prozess der Desintegration.49
45 Vgl. Klein, 1997:95 46 Vgl. Klein, 1997:97 47 Vgl. Bruno, 1987:65 48 Vgl. Bruno 1987:63 49 Vgl. Bruno 1987:63
Angesichts der in den 1980er Jahren als bedrohlich empfundenen zunehmenden Zahl ausländischer Einwanderer wünschten sich, wie der in Los Angeles lebende Stadthistoriker Norman Klein schreibt, viele Amerikaner bzw. »Angelinos« das alte Zusammengehörigkeitsgefühl, das Downtown vormals vermittelte, zurück. Ironischerweise würden die in Blade Runner gezeigten Straßen den Straßenzügen der 1940er Jahre ähneln, bevor sie im Zuge der massiven Umstrukturierung von Downtown Los Angeles abgerissen
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worden waren.50 Die Szenen auf Straßenniveau beschreiben für Norman Klein eine nostalgische Sichtweise, die nur funktioniert, wenn die ursprüngliche Erfahrung vergessen ist, sodass der Gedankenspeicher leer genug ist, um mit breitgefächerten Ängsten über verlorene Qualitäten gefüllt zu werden.51 Da die in Blade Runner präsentierte Stadt nicht wirklich ernst zu nehmen sei, erzeuge der Film einen angenehmen Gruseleffekt, der mit einem Besuch in einem Entertainmentpark vergleichbar sei, bei dem man sich ebenfalls einem vermeintlichen Risiko aussetzt.52
The Blade Runner city, therefore, is comforting in a strange way. We won´t live there. It is not our future. It is their future – particulary the ethnic future after the great vanishing that brings us to 2019. But we will be allowed to visit. […] It looks like a decay in the hypermall, complete with transfer vehicles out. […] Blade Runner helps us remember – and forget – high urban decay at the moment before downtown L.A. sank like a stone, an urban-planned island trapped by its own policies. […] Blade Runner is still a tourist imago, like a movie still – a frontier outpost, a wetlands preserve. It reminds the viewer that the non-white poor may reclaim the momentum of urban life eventually, but for the immediate future, the old mixed community is gone except as a theme park, as an interactive movie set. Norman Klein, 1997:99 If the imaginary idyll of padres and their happy neophytes erased a history of expropriation and racial violence, then the singing tomorrows of L.A. 2000 and the Central City Association are a preemptive repression of the Blade Runner scenario that too many Angelenos fear is already inevitable. Mike Davis, 1990:83
Die Stadt der kurzen Wege als Gegenentwurf zur Dystopie Andere »Angelinos« nahmen jedoch, im Gegensatz zu Klein, das im Film dargestellte düstere Szenario durchaus ernst und befürchteten gar, wie Mike Davis ausführt, dass der Film eine unausweichliche Entwicklung beschreibe.53 Die Tristesse des Films trug dazu bei, dass 1985 – drei Jahre, nachdem der Film in die Kinos gekommen war – der damalige Bürgermeister von Los Angeles, Thomas J. Bradley, eine Kommission einrichtete und mit der Entwicklung einer positiven Zukunftsvision für Los Angeles beauftragte.
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50 Klein, 1997:96 51 Vgl. Klein, 1997:97 52 Vgl. Klein, 1997:99 53 Davis, 2006:96 u. 97 [1990]
1 Livable Communities A city that manages its growth to provide affordable housing, improved accessibility to jobs and recreation, and a safe place to live.
3 Individual Fulfillment A city that provides literacy and quality education, thereby opening the way to opportunity and freedom of choice for all its citizens, for whom personal satisfaction and well being are the measures of success.
5 A Crossroads City A culturally rich diverse city that builds on the present to become the world´s leading marketplace for international goods and services.
Goals 1
Law & Justice
Growth Management
2
Infrastructure Water / Sewer/ Energy
Environmental
Management 2 Environmental
3
Literacy
Education for a 21st Century
Quality A city that recognizes the interrelations of environmental and economic issues and follows specific strategies for preserving its fragile ecosystem while achieving a healthful physical environment and a vibrant economy.
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4
Art as a Bridge
5
Economic Development
Social
Services 4 Enriching Diversity
A city that works toward a future where ethnic diversity enriches all who live here.
International Strategies
Where will Los Angeles 2000 find its community, its city in common, its civic unity? There is, of course the Blade Runner scenario: the fusion of individual cultures into a demotic polyglottism ominous with unresolved hostilities. There is also the possible continuation of armed camps occasionally sortieing out in attack or negotiated truce. […] Whatever the outcome, whatever the Los Angeles of 2000 or 2050 will turn out to be, historians of the future will one day marvel at the courage of this Los Angeles 2000 dialogue. Such a future historian might very well write that in the year 1987 Los Angeles, so overwhelmed in conflicts and problems, refused to despair or grow cynical. In the past that future was envisioned in so many ways – as a railroad, as water [...] Yet somewhere amidst it all, I believe Los Angeles, old and new, the pueblo and the world city awaits re-discovery. Kevin Starr, 1988:86
In dem 1988 erschienenen Ergebnisbericht LA 2000. A City for the future wurden als key ideas (Grundgedanken) für die weitere Entwicklung die fünf Themenbereiche Livable Communities (Lebenswerte Nachbarschaften), Environmental Quality (Umweltqualität), Individual Fulfillment (Individuelle Erfüllung), Enrichung Diversity (Bereichernde Diversität), sowie A Crossroads City (A culturally rich and diverse city than builds on the present to become the world´s leading marketplace for international goods and services genannt. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Restrukturierung der für Umweltschutz und Wachstumsmanagement zuständigen regionalen politischen Autoritäten empfohlen. Abb. 43 LA 2000. A City for the future, 1988
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Das LA 2000-Komitee 54 sollte unter dem Vorsitz von James Miscoll, Chef der Bank of America, und der Präsidentschaft von Jane Pisano einen Stadtentwicklungsplan erarbeiten, der, wie der Stadtforscher Roger Keil anmerkte, als »bewusste Konterkarierung des Chaos des Blade Runner Szenarios intendiert«55 war. Die Zukunft Südkaliforniens erschien in dieser Vision »als Projektion einer effizient regulierten Umgebung, in der jeder Aspekt städtischen Lebens in kleine, kontrollierbare Einheiten fragmentiert ist, deren Zweck es ist, dem Ganzen – der regionalen Integration – zu dienen.«56
54 Die Zahl der Mitglieder des Komitees wurde von zunächst 84 auf 150 Teilnehmer aufgestockt, um eine etwas repräsentativere Mischung zu erhalten. (Keil, 1993:269) 55 Keil, 1993:271 56 Keil, 1993:271 57 Starr, 1988:86 58 Starr, 1988:86 59 Vgl. Hayden, 1995:83ff In ihrer Publikation The Power of Place. Urban Landscape as Public History hatte die USamerikanische Historikerin Dolores Hayden die Geschichte der von Beginn an ethnisch sehr diversen Bevölkerung von L.A beschrieben.
Der 1988 unter dem Titel LA 2000. A City for the future publizierte Abschlussbericht endet mit dem Epilog Making Dreams come true, der von dem in Los Angeles lebenden Architekturhistoriker Kevin Starr verfasst wurde und in dem er sich direkt auf den Film Blade Runner bezieht. (→ Abb. 43) In der Beantwortung der von ihm selbst gestellten Frage »Where will Los Angeles 2000 find its community, its city in common, its civic unity?«57 beschreibt er, wie ein in der Zukunft lebender Historiker zu der Feststellung kommen würde, dass sich Los Angeles im Jahres 1987 geweigert hätte, die großen Konflikte und Probleme zu akzeptieren und in ihnen zu verharren, da die im Abschlussbericht formulierte Vision der regionalen Integration den Eintritt des in Blade Runner beschriebenen Szenarios einer Welt ungelöster Feindseligkeiten verhindert hatte.58 Weiters thematisiert Starr die in Blade Runner beschriebene kulturelle Diversität, in der sich die ethnische Vielfalt der Bevölkerung des realen Los Angeles spiegele – haben doch viele »Angelinos« komplexe ethnische Hintergründe, die mehr als Zensuskategorie beinhalten.59 (→ Abb. 44) Im darauffolgenden Jahr (1989) wurde die von dem lokalen Investor Ira Yellin finanzierte Restaurierung des Bradbury Buildings fertiggestellt. Das ikonografisch bedeutsame Gebäude war am 5. Mai 1977 in die Liste der National Historic Landmarks, einem Unterverzeichnis des National Register of Historic Places (NRHP), aufgenommen worden. Gesetzliche
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50 Latino
40
30 White
20
Asian / Pacific Islander 10 Black Mixed / Other Native American 1980
1990
2000
2010
2015
Los Angeles embodies the radically and culturally diverse American metropolis. […] And of course many Angelenos have complex ethnic backgrounds that include more than one census category. Dolores Hayden, 1995:83
Statistiken über ethnische Zugehörigkeit sind schwierig, zumal viele Angelinos komplexe ethnische Hintergründe haben, die mehr als eine Kategorie beinhalten. Abb. 44 Ethnische Bevölkerungen in Los Angeles, 1980-2015
Los Angeles´s population has always been diverse, from the day that the Gabrieleno Indians watched forty-four settlers of mixed Spanish, Native American, and African heritage found a new pueblo near the Gabrieleno village of Yang-Na in 1781. Yet city biographies and the official landmark process have favored the history of a small minority of white, male landholders, bankers, business and political leaders, and their architects. Dolores Hayden, 1995:85
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Basis des von der Bundesregierung geführten Katalogs war der National Historic Preservation Act (NHPA) von 1966. Die Anlage des Verzeichnisses (NRHP) sollte zur Erkennung und zum Schutz historisch bedeutsamer Kulturdenkmale beitragen. Mit der Listung, die primär eine symbolische Bedeutung hat, kann für den Eigentümer eine finanzielle Unterstützung für den Erhalt des Gebäudes sowie Möglichkeiten zur Reduktion von Steuern verbunden sein.60 In den 1960er Jahren kam es in den USA – nicht zuletzt durch die Kritik an den Flächensanierungen, wie sie u.a. von Jane Jacobs formuliert wurde (vgl. S. 84) – zu einem vermehrten Interesse an kleinräumig organisierten Stadtstrukturen und am Erhalt bestehender Bausubstanz. In fast allen Bundesstaaten der USA verhinderten Bürgerinitiativen den Abriss von Baudenkmälern. In Los Angeles gründeten Mitglieder der Bürgerinitiative, die den Abriss der 1924 errichteten Public Library in der Nähe von Bunker Hill verhindert hatte, 1978 die Los Angeles Conservancy. (→ Abb. 45)
60 Dazu gehören das Federal Historic Preservation Tax Incentive Program des Bundes und das Mills Act Program des Landes Kalifornien.
Die Restaurierung des Bradbury Buildings war Teil des Projektes Grand Central Square, zu dem auch das ebenfalls in Blade Runner vorkommende, dem Bradbury Building gegenüberliegende Million Dollar Theatre und der daneben liegende Grand Central Market gehörten. Das Bradbury Building und das Million Dollar Theatre wurden von der Architektin Brenda Levin restauriert. Teil des in Kooperation mit der Community Redevelopment Agency umgesetzten und 1993 fertig gestellten Projekts war auch ein über dem Central Market liegender Komplex mit preisgünstigen Appartements. Dem Bradbury Building schräg gegenüber liegt das Pan America Building, ein historistisches Bürogebäude im Neo-Renaissance-Stil mit einer durch Terrakotta-Verzierungen und große Fenster gegliederten Fassade. Das Gebäude, filmischer Schauplatz des Yukon Hotels, wurde jedoch erst viel später, 2007, nach dem Inkrafttreten der Adaptive Reuse Ordinance, von der Immobiliengesellschaft Urban Pacific Builder (UPB) renoviert und in Lofts verwandelt. (vgl. S. 163)
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U.S. Bank Tower
Public Library
Um den Abriss der 1924 errichteten Public Library in der Nähe von Bunker Hill zu verhindern, hatte sich in Los Angeles eine Bürgerinitiative formiert. Einige ihrer Mitglieder gründeten 1978 als nicht-profit orientierte Organisation die Los Angeles Conservancy, die sich für die Pflege und den Erhalt architektonischer Baudenkmäler einsetzt. Der Erhalt und die Finanzierung der Renovierungsarbeiten wurde durch die Übertragung der Luftrechte (transfer of air rights) ermöglicht. In den USA können die auf einem Grundstück nicht genutzten Entwicklungsrechte auf Basis der Transferable Development Rights (TDR) an benachbarte Grundstücke verkauft werden. Nach dem Kauf darf der Eigentümer des Nachbargrundstücks die Bodenflächenberechtigungen im entsprechend Maß überschreiten, muss dabei jedoch geltende Höhen- und Rückstaffelungsvorschriften einhalten. Abb. 45 Public Library & Library Tower
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Die Utopie der innenstadtorientierten Booster ist eine bereinigte Version des Blade-RunnerSzenarios, eine dichte städtische Beton- und Glaswelt mit Hochtechnologieschienenverkehr und intelligenten Gebäuden, die von einer neuen Generation von Büroangestellten bevölkert werden. Roger Keil, 1993:274
Mit dem Ziel Downtown als urbanes Zentrum wiederzubeleben, sah die Implementierungsstrategie für die in LA 2000. A City for the future formulierte Zukunftsvision die Etablierung eines Beratungsausschusses (Advisory Board) vor, der 1989 von Bürgermeister Bradley einberufen wurde.61 Unter dem Vorsitz des Architekten und USC-Professors Robert S. Harris sollte das Downtown Strategic Plan Advisory Committee (DSPAC) in Zusammenarbeit mit der Community Redevelopment Agency (CRA) einen strategischen Plan für die zukünftige Entwicklung von DTLA erstellen. Um dem wachsenden Missverhältnis von Arbeiten – in Downtown – und Wohnen – in den Vororten – gegenzusteuern, war die Erhöhung des Anteils der Wohnbevölkerung in Downtown eines der zentralen Ziele.
61 Vgl. Keil, 1991:198 62 Ziele und Vorgehensweise der CRA haben sich in der Zeit ihres Bestehens, von 1949 bis 2015, mehrfach geändert.
Der Downtown Strategic Plan bestand aus zwei Teilen, einem von der Community Redevelopment Agency (CRA) erstellten, nicht veröffentlichtem Factbook (1991) und einer zusammenfassenden Darstellung, die 1992 publiziert wurde. Die publizierte Kurzfassung enthielt eine Reihe von gemeinsam mit einem Team von Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern erstellte Visualisierungen, die exemplarische Möglichkeiten der Umsetzung illustrierten. Im Gegensatz zu den der Reorganisation von Bunker Hill zu Grunde liegenden Plänen wurde in den Untersuchungen zum Strategic Plan der öffentliche Raum in die Konzeptentwicklung einbezogen und die bauliche und soziale Struktur der unterschiedlichen Stadtviertel berücksichtigt.62 In dem Factbook sind die von der Community Redevelopment Agency (CRA) durchgeführten Analysen dokumentiert. Es beinhaltet sowohl umfangreiches, quantitatives Datenmaterial zur demografischen und ökonomischen Entwicklung als auch eine von dem für die Themen Urban Design, Open Space & Conservation zuständigen Team der CRA erstellte qualitative, visuelle Analyse der städtebaulichen Räume in Downtown. Das Team, zu dem John Kaliski sowie Allyne Winderman und Silja Tillner gehörten, orientierte sich in seiner Arbeit an der von Kevin Lynch entwickelten Methode zur Analyse der gegenständli-
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chen Form von Stadtbildern, die sich auf die Perspektive des vom Fußgänger wahrgenommen Stadtraums konzentrierten (vgl. S. 76ff.). Allyne Winderman und Silja Tillner, die den Prozess leiteten, führten die Methode von Lynch, der sich in seiner 1960 in dem Buch Das Bild der Stadt publizierten Studie auf das Geschäftszentrum um den Pershing Square herum konzentriert hatte, weiter, ergänzten sie um neue Kategorien und weiteten das Untersuchungsgebiet auf ganz Downtown aus. (→ Abb. 46) An der Erstellung der 1992 veröffentlichten Visualisierung des Downtown Strategic Plan waren die Architekten Elisabeth Moule und Stefanos Polyzoides, das Büro Hanna/Olin Landscape architects sowie die Urbanisten Andrés Duany und Elizabeth Plater-Zyberk (Büro DPZ) beteiligt, die zu dem Gründungskomitee des seit 1993 jährlich stattfindenden Kongresses Congress for the New Urbanism (CNU) gehörten.63 Mit diesem interprofessionellen Zusammenschluss wurde eine programmatische Bewegung institutionalisiert, deren Anfänge bis in die 1970er Jahren zurückreichen. Damals begannen private und öffentliche Initiativen sich aus ganz unterschiedlichen Motiven für Wachstumsgrenzen (growth boundaries), für einen integrativen Planungsansatz und für die Steuerung städtischer Flächenentwicklung zu engagieren. Aus der bis in die 1950er Jahre zurückreichenden Kritik an der Zersiedlung (urban sprawl) (vgl. S. 62) entwickelte sich die programmatische, den Themen der Nachhaltigkeit und der Umweltverträglichkeit verpflichtete Bewegung des New Urbanism. Die handlungsorientierte, nach räumlichen Ebenen strukturierte Charter of New Urbanism wurde 1996 bei einem in Charleston (South Carolina) abgehaltenen Kongress formuliert. Den drei Themenfeldern The Region: Metropolis, City and Town (Die Region: Metropole, Stadt und Kleinstadt), Neighborhood, District and Corridor (Nachbarschaft, Bereich und Korridor) sowie Block, Street and Building (Block, Straße und Gebäude) wurden in jeweils neun Punkten formulierte Anforderungen zugeordnet. Kompakte, entlang der öffentlichen Nahverkehrssysteme zu errichtende
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63 Der erste Kongress fand 1993 in Alexandria (Virgina) statt.
El Pueblo
Civic Center
6
Seventh
2
3
4
Fifth
Little Tokyo
1
First
Bunker Hill 5
Historic Core
Pershing Square
Garment District Convention Center
1 City Hall 2 St Vibiana‘s Cathedral 3 Bradbury Building 4 Million Dollar Theatre 5 Central Library 6 Bonaventure Hotel
fig. 02 Abstrahierte Darstellung Kevin Lynch, 1960
Main Street
Broadway
fig. 01 Abstrahierte Darstellung Downtown Built Environment: Districts, Paths, Nodes, Edges & Landmarks, Downtown Strategic Plan Factbook, 1991 Originalzeichnung: Silja Tillner, Allyne Winderman
Wege Paths In Downtown, path take three different forms: the path of the freeway which is removed from the activity of the city; the path of transit lines, Metro and Light rail, and railroad, which either stop at Downtown´s periphery or traverse it underground; and the streets, which are paths or both vehicles and pedestrians, and which take on distinctive images. In the section that follows (Streets) particular streets of Downtown have been explored. Grenzlinien Edges The freeways form a very distinctive edge to three sides of Downtown. These same elements however area a connector at a different scale, connecting City West with the Central Business District. In Bunker Hill, steep grade changes sometimes from a barrier to the pedestrian. Psychological barriers often separate one area from another, such as those between Little Tokyo and Central City east. Bezirke Districts Downtown Los Angeles boasts many distinctive districts. These districts, such as the Civic Center, Little Tokyo and the Garment District give Downtown its character and make it unique in the region. The districts range from ethnic communities to manufacturing and wholesaling areas, to concentration of high-rise office buildings. Brennpunkte Nodes. The Music Center, Pershing Square, and Seventh and Figueroa are all examples of nodes of concentrated energy and acitivity Downtown. Merkzeichen Landmarks. City Hall with its distinctive pyramid-topped tower dominated the Los Angeles skyline for years and is still the symbol of the City. Downtown‘s landmarks are not all tall buildings, however, and range from the Central Library to the beautiful atrium of the Bradbury Building. Downtown Strategic Plan Fact book, 1991 p.4.24/4.25
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Downtown LA Tomorrow is a melange of faces, ages, places and activities. It is a place which contains the excitement of new ideas, thriving neighborhood activities and small businesses within a physical structure which is immediately understable to a first-time visitor. People feel safe walking around during the day and night, and early morning runners claim the sunrise along the Los Angeles River is one-of-a-kind. Downtown is a good place to be. Downtown Strategic Plan, 1992:136
Upper Center City Mid Center City Low Center City Convention Center
Civic Center Bunker Hill Financial Core
Little Tokyo Central City East South Markets
South Park
fig. 03 Downtown Neighborhoods and Districts Downtown Strategic Plan,1992
Der Downtown Strategic Plan bestand aus zwei Teilen, einem von der Community Redevelopment Agency (CRA) erstellten, nicht veröffentlichtem Factbook (1991) und einer zusammenfassenden Darstellung, die 1992 publiziert wurde. Abb. 46 Downtown Strategic Plan, 1992
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Urban leaders must borrow a page from the suburban developers´ handbook and look at their communities from outside in, through the eyes of a customer who is comparison-shopping. A family or a company moving into a metropolitan area has a choice between the city and the suburb, both of which are competing for its business. Will it be a house on Maple Street, or one in a gated subdivision? Will it be an office suite in downtown, or a glass box in the business park? Often the greatest disadvantage of the city is not its own problems per se but the extreme competence and ingenuity of the suburban developers, who are constantly raising the expectations of consumers. A few years ago, for example, we were riding through a California subdivision in the Jaguar of a successful developer. Without warning he stopped, jumped out, crouched to inspect the lawn, and then returned to the car to dial his cell phone. ›Sprinkler head sixty-seven is crooked.‹ Before we had finished our tour, a maintenance man was working on it. Image such a thing happening in downtown Los Angeles. Andreas Duany & Elisabeth Plater-Zyberk, 2001:155
Bebauungsstrukturen sollten dazu beitragen den individuellen, motorisierten Personenverkehr zu reduzieren. In ihnen sollten Angebote für unterschiedliche Haushaltsstypen, Familienformen und Einkommensgruppen geschaffen werden. Alle für die Nahversorgung notwendigen Angebote sollten fußläufig erreichbar sein. Im Gegensatz zu der in der Charta von Athen – einem der programmatischen Dokumente der CIAM – geforderten Trennung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen orientierte sich der New Urbanism an dem Ideal der »Stadt der kurzen Wege« mit einer möglichst großen Mischung unterschiedlicher Funktionen an einem Ort. Der Downtown Strategic Plan griff diese Themen auf und verknüpfte sie mit den unterschiedlichen, in Downtown bereits bestehenden Stadtvierteln. Im Gegensatz zur Bebauung auf Bunker Hill, die die Stadt in zwei Ebenen teilte (→ Abb. 42), sah der Plan ein fußgängerfreundliches Konzept auf Straßenniveau vor. Eine der Illustrationen in dem 1992 veröffentlichen Bericht zeigt eine Vision des revitalisierten Broadways, die sich an Fotografien von Downtown aus den
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The new suburbs are known for their private yards, their tennis clubs, their golf courses, and their guardhouses. The city does not offer these amenities in abundance, nor should it attempt to. Perhaps the best-known urban amenities are cultural and sport events. These are indeed an advantage of city life, but they are not the most effective way to renew a downtown, as some suggest. These events may periodically attract suburban visitors, but they are not sufficient to persuade people to live or work in the city. Instead the most significant amenity that the city can offer potential residents is a public realm, with the vibrant street life that phrase implies. Such an environment is the compensation the city offers its customers for forgoing the suburban amenity package. If its exists, it can be enough, as downtowns from Manhattan to Portland show. The key to active street life is creating a twenty-four-hour city, with neighborhoods so diverse in their use that they are inhabited around the clock. Eating, shopping, working, socializing – no one activity can flourish in the absence of any other, since they are all mutually reinforcing. As Jane Jacobs observed, a business district such as Wall Street normally can not support fine restaurants, as there are not enough local residents to generate a adequate dinner traffic; the restaurants are forced to make their money between 12 and 2 pm. The same is true of other business, such as health clubs, which rely on both daytime and evening clientele. Urban revitalization must begin, then, by reinstating the balance among the widest range of local uses. Andreas Duany & Elisabeth Plater-Zyberk, 2001:156
1920er Jahren orientierte. Sie zeigt das Los Angeles Theatre (615 South Broadway), das am 31.01.1931 mit dem Film City Lights von Charly Chaplin eröffnet wurde, mit einer Ankündigung des Films Blade Runner. (vgl. S. 100) Zu der durch das Bild illustrierten, gewünschten Belebung der Stadt – vor allem am Abend und am Wochenende – sollte eine attraktive, fußgängerfreundliche Gestaltung des öffentlichen Raums beitragen. Ziel war die Verwandlung der Stadt der langen Wege in eine Stadt der kurzen Wege.
Augen: Sehen und Wahrnehmen Sehen und Wahrnehmen – symbolisiert durch das Auge, das gleich am Beginn des Films formatfüllend gezeigt wird – sind in Blade Runner weitere zentrale Motive. In der dunklen Iris eines Auges, von dem der Zuschauer nicht weiß, ob es zu einem menschlichen oder künstlichem Organismus gehört, spiegeln sich die Lichter und feurigen Explosionen
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des zuvor gezeigten nächtlichen Panoramas der Stadt. Der Wechsel zwischen dem nächtlichen Stadtbild und dem Auge betont die Funktion des Auges als Sinnesorgan, das die umgebende Welt wahrnimmt. Dass das Auge zugleich auch Ausdrucksorgan ist, zeigt sich wenige Sequenzen später, als die emotionalen Reaktionen des Replikanten Leon mit Hilfe eines Iris-Scanners aufgezeichnet werden. In dem im Film als Voigt-Kampff-Test bezeichneten Verfahren sind die Augen als willentlich nicht beeinflussbares Ausdrucksorgan von Emotionen von zentraler Bedeutung, wie er auch in der alltagssprachlichen Formulierung »Augen als Spiegel der Seele« zum Ausdruck kommt. (→ Abb. 47) Da das Auge Wahrnehmungs- und Ausdrucksorgan zugleich ist, nimmt es unter den menschlichen Sinnesorganen eine Sonderstellung ein. Für den Psychologen und Psychoanalytiker Parfen Laszig eröffnet, wie er in seiner Analyse von Blade Runner ausführt, das einzelne, im Film gezeigte Auge »einen mehrdeutigen Assoziationsraum. […] Das Auge ist ein Tor, das in zwei Richtungen offen ist, nach außen und nach innen. Als Zugang zur Innenwelt ist der Zusammenhang von Auge und Psyche in allen Kulturen bekannt.«64
64 Laszig, 2013:74f.
Im Alltagsverständnis wird visuelle Wahrnehmung oftmals mit der Fähigkeit gleichgesetzt, mit dem Auge Informationen über die materielle, physikalisch messbare Umwelt aufzunehmen. Wissenschaftlich betrachtet ist die visuelle Wahrnehmung ein sowohl sinnlicher als auch sozial-kognitiver Prozess. Im Zusammenspiel von optischen, biochemischen und zellularen Prozessen werden die optischen Reize organisiert und auf der Netzhaut zu einem vielseitig interpretierbaren Bild verarbeitet. Erst im Gehirn werden die optischen Signale mit neuronalem Wissen verknüpft und dem auf der Netzhaut entstandenen Bild eine Bedeutung, eine Interpretation zugeordnet. Die Bedeutungszuordnung ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses. Doch sind sich, wie die Architektin Doris Agotai ausführt, die meisten neuzeitlichen Auffassungen darüber einig, dass »der Wahrnehmung der Welt eine per-
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Die Iris steuert, angepasst an die Helligkeit der Umgebung, die Größe der Pupille, der Lichtöffnung. Durch die Pupille gelangt das auf die Hornhaut fallende Licht auf die Linse, wo das Licht gebündelt und zur Netzhaut weitergeleitet wird. Die Netzhaut besteht aus als Stäbchen (Hell-Dunkel) und Zapfen (Farbe) bezeichneten Lichtsinneszellen, die das Licht in Nervenimpulse umwandeln, die an das Gehirn weiter geleitet werden. Abb. 47 Das Auge als Wahrnehmungs- und Ausdrucksorgan
Ein gebauter Raum ist zwar physische messbar, gleichzeitig aber in der subjektiven Wahrnehmung vom Kontext abhängig, also von den ihn umgebenden Räumen, die seine Raumqualität relativieren. Ein Raum ist beispielsweise an sich nicht hoch, sondern hoch im Vergleich zu angrenzenden Räumen, zu vertrauten Maßstäben, einer bestimmten Funktion oder Räumen in der Erinnerung. Der Eindruck eines Raums wird einerseits durch den vorhergehenden konditioniert, anderseits durch die erzählerische Erwartungshaltung an den nächstfolgenden Raum geprägt. Doris Agotai, 2007:106
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If memory is the precondition for identity or individuality – if what we claim as our memories defines who we are – then the idea of prosthetic memory problimatizes any concept of memory that posits it as essential, stable or organically grounded. […] Because the mass media fundamentally alter our notion of what counts as experience, they might be a privileged area for the production and circulation of prosthetic memories. The cinema, in particular, as an institution which makes available images for mass consumption, has long been aware of its ability [...] We might read these films […] as an allegory for the power of mass media to create experiences […] Alison Landsberg, 1995:191
sönliche Konstruktion zugrunde liegt«, und führt weiter aus: »was wir als direkte, unmittelbare Wirklichkeit erleben, wird mit Hilfe kognitiver Fähigkeiten erzeugt, wobei diese Wirklichkeitsentwürfe keineswegs willkürlich entstehen, sondern der Umwelt unterworfen sind.«65 Kulturelle Konventionalisierungen spielen bei der individuellen Bedeutungszuordnung eine wesentliche Rolle, da jede individuell räumlich-ästhetische Begegnung durch ein kultur- und milieuspezifisches Vorwissen geprägt ist. Dieses wird in Bildern und Diskursen vermittelt und verbindet die Wahrnehmung mit dem spezifischen, im Kontext dieses Milieus geltenden Wertesystem. Im Alltag verdichten sich Voraussetzungen und Elemente des Wahrnehmungsprozesses zu (Seh-)Gewohnheiten und Routinen, was zu heterogenen Wahrnehmungswelten führt, da Erfahrung und Wissen individuell unterschiedlich sind. Da Wahrnehmung ein sensorisch-kognitiver Prozess ist, sind die Wahrnehmungsmuster sowohl durch neue persönliche Erfahrungen, durch Irritation als auch kognitiv, theoretischreflexiv durch eine Erweiterung der impliziten und expliziten Wissensbestände beeinflussbar.
65 Agotai, 2007:26
Filme bieten besonders intensive optische und akustische Reize, die Emotionen wecken. Sie können unbewusste, vorgeformte Erwartungshaltungen in Frage stellen, sowie die Vorstellungen und Realitätswahrnehmung der Zuseher beeinflussen. Da in Blade Runner ständig neue Faktoren auftauchen, die die Kausalketten durchbrechen, ist für Laszig die Irritation in den Film »förmlich eingewoben. Wiederholt werden grundlegende Zweifel an der Verlässlichkeit der ei-
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genen Wahrnehmung erzwungen.«66 Damit zwänge der Film die Zuseher ihre »Position zu überdenken«, wenn auch der Film »eindeutige Antworten schuldig«67 bliebe. Massenmedien, Photo- und Filmaufzeichnungen und insbesondere das Kino, produzieren wie die US-amerikanische Historikerin Alison Landsberg erläutert, mit »implantierten Erinnerungen« vergleichbare Erfahrungen. Sie hat das Konzept prosthetic memory entwickelt, um die Übertragung von Gedächtnisinhalten zu beschreiben, die nicht auf persönlichen Erfahrungen basieren, sondern mit technischen Mitteln in das Bewusstsein von Figuren übertragen werden. So können in Blade Runner die cyborgianischen Replikanten auf Gedächtnisinhalte – implantierte Erinnerungen – zurückgreifen, die sie nicht selbst erworben haben. Die »implantierten Erinnerungen« bzw. die mit diesen vergleichbaren Darstellungen in den Medien können Gefühle auslösen, die die Wahrnehmung verändern.68
Perspektivwechsel Der Blick auf die Stadt, auf die Welt ist daher nie voraussetzungslos, sondern immer mit Praktiken verbunden, die die Wahrnehmung konstituieren. Die Perspektive des Betrachters wird wesentlich von seinen Sehkonventionen, von seinem Standpunkt, seinem individuellen Bezugssystem bestimmt (Rezeptionsmodalität des Betrachters). Unterschiedliche Perspektiven können in wechselseitiger Ergänzung dazu beitragen, ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Neues kann nur entstehen, wenn neue Perspektiven ermöglicht werden. Die geometrisch »korrekte« Konstruktion der Perspektive wurde in der Renaissance erfunden. Der Renaissancearchitekt und -theoretiker Leon Battista Alberti verglich die zentralperspektivische Darstellung mit einem Fenster, »durch das wir in den Raum hindurch zu blicken glauben sollen.«69 Da die Sehstrahlen bei der Zentralperspektive auf einen zentralen Punkt zulaufen, entsteht der Eindruck, als ob
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66 Vgl. Laszig, 2013:73 67 Laszig, 2013:73 68 Vgl. Landsberg, 1995:191
1982
Irritationen in der Wahrnehmungsroutine
Wahrnehmung
Abb. 48 Perspektivwechsel: Wahrnehmung & Wissensbestände
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Loft, Art District
Banksy Street Art, Historic Core
Bradbury Building
Neue Perspektiven
Veränderung der Wissensbestände
1988 / 1992 Planungsdokumente
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wir mit einem einzigen, unbewegten Auge sehen würden. Dieser konstruktiv erzeugte Raum ist, wie der Kunsthistoriker Erwin Panofsky in seinem Aufsatz Die Perspektive als symbolische Form ausführt, eine Abstraktion des subjektiven, unmittelbar wahrgenommenen Seheindrucks. Im Raum der unmittelbaren Wahrnehmung »gibt es keine strenge Gleichartigkeit der Orte und Richtungen, sondern jeder Ort hat seine Eigenart und seinen eigenen Wert. Der Gesichtsraum wie der Tastraum kommen darin überein, dass sie im Gegensatz zum metrischen Raum der Euklidischen Geometrie ›anisotrop‹ und ›inhomogen‹ sind: die Hauptrichtungen der Organisation: vorn-hinten, oben-unten, rechts-links sind in beiden physiologischen Räumen übereinstimmend ungleichwertig.«70 Die exakte, systematische und damit rationalisierte Raumkonstruktion der (Zentral-)Perspektive nimmt somit Bezug auf die psychophysiologischen Bedingungen des Seheindrucks, unterscheidet sich aber in ihrer Struktur deutlich von der psychophysiologischen Wahrnehmung, da wir nicht mit einem fixierten, sondern mit zwei sich beständig bewegenden Augen sehen. Die Filme The Naked City und He walked by night nähern sich, ähnlich den Planern der Stadtsanierungsprojekte, der Stadt aus der Vogelperspektive, mit dem Blick von oben. Kevin Lynch hingegen betrachtete den Stadtraum aus der Perspektive eines gehenden Fußgängers, während Denise Scott Brown und Robert Venturi den von einem sitzenden Autofahrer wahrgenommenen Stadtraum analysierten. Der auf die Analysetechnik von Kevin Lynch zurückgreifende Strategic Plan steht für einen Perspektivwechsel, da die Stadt sowohl analytisch von oben – aus der Perspektive einer ordnenden Übersicht – als auch auf Augenhöhe – aus der Perspektive eines Fußgängers, eines Stadtbewohners – betrachtet wird.
69 Panofsky, 1927:99 70 Panofsky, 1927:101
Das Jahr 1992, in dem der Downtown Strategic Plan mit der Vision fußgängerfreundlicher Nachbarschaften veröffentlicht wurde und die Filmproduktionsfirma Warner Brot-
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The dystopian vision of Los Angeles reached its nadir in the early 1990s after a series of traumatic events. The end of the Cold War shut down the defense industry, causing massive unemployment. Soon after, the Northridge Earthquake and the 1992 uprisings confirmed Mike Davis‘s vision of the city as an inhospitable terrain, riven by fault lines both physical and psychic. Kazys Varnelis, 2003
hers eine neue Version des Films, Blade Runner. Director´s Cut, in die Kinos brachte, war ein Jahr der Koinzidenzen und Katastrophen. Nach dem Freispruch der vier Beamten des Los Angeles Police Departments, die im März 1991 den afroamerikanischen US-Bürger Rodney G. King brutal misshandelt hatten, kam es im April im Stadtteil Koreatown zu Straßenschlachten, bei denen Menschen getötet wurden.71 Die Straßenschlachten und ein Erdbeben der Stärke 7,3, das am 28. Juni die südkalifornische Stadt Landers und den Bezirk San Bernardino erschütterte, schienen, wie der USamerikanische Historiker Kazys Varnelis schreibt, die von Mike Davis heraufbeschworene Vision einer unwirtlichen, apokalyptischen Stadt zu bestätigen.72 Auch Michael Webb kam in seinem 1996 über den Film Blade Runner verfassten Essay zu dem Schluss, dass der Film seiner Zeit voraus zu sein schien: »Heute erscheint Blade Runner prophetisch: Illegale Einwanderer strömen über die südliche Grenze in das Land hinein, und inzwischen haben wir angefangen, uns mit den moralischen Problemen auseinanderzusetzen, die die Gentechnologie aufwirft. Der Verfall amerikanischer Städte ist im letzten Jahrzehnt noch weiter fortgeschritten. Die Gewalt eskaliert.« Dennoch dürfe man sich nicht, wie er weiter schreibt, »einer spenglerianischen Verzweiflung« hingeben, und beendet seinen Essay mit einer an Kevin Starr erinnernden Warnung: »Das apokalyptische Szenario, das Blade Runner für Los Angeles entwarf, darf sich nicht erfüllen.«73
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71 Vgl. Keil, 1993:289 72 Varnelis, 2003 73 Webb, 1996:47
Downtown: From a 8-hour-a-day office center to a 24-hour city
Neue Perspektiven brauchen Möglichkeitsräume, in denen sie erprobt werden können. Eine Umgebung, in der alle Flächen bereits präzise eingeteilt oder definiert sind, ist – wie Kevin Lynch bereits 1960 feststellte – ein Hindernis für neue Tätigkeitsvorbilder.1 Räume, deren Bedeutung nicht eindeutig festgelegt ist, hat der Psychoanalytiker Winnicott als Möglichkeitsräume bezeichnet. Ein Kind brauche diese Spielräume der Aneignung, wie er weiter ausführt, um sie mit eigenen Bedeutungen zu besetzen und sich seine Umwelt anzueignen. In der Stadt können, wie der Stadtsoziologe Walter Siebel ausführt, Gebäude, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, zu Hohlräumen werden, »in denen sich Phantasie entfalten kann. […] An solchen ungenutzten alten Industriestandorten entwickelt sich eine Spannung zwischen dem Gehäuse, das noch Geschichten von industrieller Herrschaft, von Ausbeutung, Lärm, Maloch und Widerstand erzählt, und den Nutzern, die eben dieser Herrschaft nicht mehr unterworfen sind und die deshalb deren Räume als ihre Spiel- und Möglichkeitsräume uminterpretieren können.«2 Gesellschaftliche Umbrüche werden daher gerade an Orten, die ihre vorherige Funktion verloren haben, erfahrbar. Der oft als Problem betrachtete Leerstand von Gebäuden ist zugleich eine wichtige Voraussetzung der Restrukturierung, da er anderen Nutzungen Raum bietet.
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An environment which is ordered in precise and final detail may inhibit new patterns of activity. Lynch, 1968:16 [1960]
1 Vgl. Lynch, 1968:16 [1960] 2 Siebel, 2004:49f
Östlich vom historischen Zentrum mit seinen leerstehenden Bürogebäuden war in dem zwischen der Main Street und dem Los Angeles River liegenden Teil von Downtown, im Industrial District, eine weitere Leerstelle im städtischen Gefüge entstanden. Die von den städtebaulichen Setzungen des Industriezeitalters, den Bahnhöfen, Märkten und anderen industriellen Nutzungen geprägten Flächen waren mit dem Ende der industriellen Nutzung ökonomisch entwertet. Mit der im zweiten Kapitel bereits angesprochenen Reduktion der industriellen Produktion hatten diese Orte ihre ursprüngliche Funktion und Leistungsfähigkeit verloren. In den 1980er Jahren führte der sozio-ökonomische Strukturwandel, dessen Anfänge bis in die 1970er Jahre zurückgehen, zu Veränderungen in den Produktionsabläufen, wie sie in Blade Runner in der Rolle des Augenmachers Chew angedeutet werden. Anders als in dem von Dick 1968 geschriebenen Roman Do Androids Dream of Electric Sheep?, in dem Pris und Rachel Modelle derselben Baureihe sind, die von der Firma Rosen an einem Ort hergestellt werden, werden die Replikanten im 1982 gedrehten Film nicht mehr ausschließlich an einem Ort, in der repräsentativen, an alte Pyramiden erinnernden Firmenzentrale der Tyrell Corporation am Stadtrand produziert. Im Gegensatz zur industriellen Massenproduktion, die durch eine Automatisierung der Arbeitsabläufe und die serielle Herstellung gleicher Produkte in hoher Stückzahl charakterisiert war, ließen sich inzwischen – in Folge der Digitalisierung – Produktionsprozesse nicht mehr nur innerbetrieblich, wie in der industriellen Produktion, sondern auch über geographische Distanzen hinweg arbeitsteilig organisieren. Einzelne Produktionsschritte, im Film die Herstellung der Augen, können nun an Subunternehmer, wie den Augenmacher Chew, vergeben werden. Seine Werkstätte befindet sich in einer Nebenstraße in Chinatown. Von den beiden Replikanten Roy und Leon bedrängt, beteuert er keine Kenntnisse über das Gesamtprodukt zu haben, sondern ausschließlich Augen zu produzieren »I just do eyes. Just eyes, just genetic design. Just eyes.« und verweist sie
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an den Firmenchef Tyrell, der den gesamten Herstellungsprozess kontrolliert. Mit den immer flexibler werdenden Organisationsformen in der Produktion, sowie ihrer Dezentralisierung und Internationalisierung veränderten sich weltweit die Anforderungen an die Produktionsstandorte.
According to the ›Oxford English Dictionary‹, loft refers to the relatively large, generally open space on each floor in multi-story industrial buildings and warehouses in the United States. Closer to the point, it is in America that loft living has most influenced the urban housing market, for it is American cities that have been most sensitive to the flight and return of middle-class residents and investment capital. Sharon Zukin, 1989:1
Loft Living Als Folge der Verlagerung der Produktionsorte und der Automatisierung in der Textilindustrie standen in New York vor allem in Lower Manhattan und Midtown am Beginn der 1970iger Jahre viele mehrgeschossige Fabrik- und Gewerbegebäude leer.3 Der Wert der Immobilien sank in der Folge. Der günstige Preis machte die vormaligen Industrieareale für Künstler und kulturelle Initiativen interessant, die über geringe finanzielle Mittel verfügten. Die nicht mehr genutzten Gebäude boten nicht nur viel Platz für unterschiedliche kulturelle Aktivitäten wie Ausstellungen, Techno-Events oder andere Musik- und Kunstveranstaltungen, sondern ermöglichten auch die Erprobung neuer ästhetischer Prinzipien und künstlerischer Konzepte. Künstler und andere Freiberufler gehörten daher zu den ersten, die die offenen und hohen Räume mit großen Fensterflächen für sich als Möglichkeitsraum entdeckten. Sie verwandelten die Orte der industriellen Produktion in Orte der künstlerischkreativen Produktion, die oftmals nicht eindeutig vom Wohnen abgegrenzt wurden. Da die frühen Lofts häufig von ihren Nutzern selbst und meist schrittweise renoviert wurden, waren die Veränderungen oft auf wenige Eingriffe in die bestehende Bausubstanz beschränkt. Auch die vorhandenen, auf
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3 Vgl. Zukin, 1989:23ff.
The way New York [magazine] depicted the sensual variety of urban life glamorized the old neighborhoods, showing them as great places for consuming authenticity – the authenticity that modernizers and suburbanites had lost. Sharon Zukin, 2010:16
During the 1960s, works of art – and working at art – went through a fundamental transformation. Previously regarded as rebellious and bizarre, artists became to integrated in the mainstream of American society that they were practically indistinguishable from other groups broadly defined middle class. Sharon Zukin, 1989:96
4 Vgl. Zukin, 1989:15 5 Vgl. Zukin, 1989:96f.
Grund der vorherigen Nutzung vielfach sehr rauhen, grobstrukturierten und strapazierfähigen Oberflächen, wie z.B. Betonböden, wurden belassen. Erforderliche Leitungen und Lüftungen wurden sichtbar über Putz geführt. Da eine Einheit meist der Gesamtfläche eines Geschosses entsprach, verfügten die ersten Lofts über viel Platz in alle Richtungen. Dies ermöglichte ungewöhnliche Raumaufteilungen und bot vielfältige Verdichtungsmöglichkeiten, wie das Einziehen einer Schlafgalerie über Küche und Bad. Wenige Wände und freistehende Möbel strukturierten die Grundrisse der kombinierten Arbeits- und Wohnräume. Unannehmlichkeiten, wie die Belästigung durch Schmutz und Lärm, den die verbliebenen Betriebe verursachten, oder die größere Entfernung zu Lebensmittelgeschäften und anderen Läden des täglichen Bedarfs, wurden aus Sicht der ersten Bewohner durch die niedrigen Mieten kompensiert. Die Möglichkeiten der Transformation werden sowohl von der baulichen Struktur, den vorhandenen Raumhöhen und -tiefen als auch von Veränderungen im ästhetischen Verständnis beeinflusst. In ihrem Buch Loft Living setzt sich die in New York lebende Stadtsoziologin Sharon Zukin am Beispiel der Transformation des New Yorker Stadtteils Soho mit der Rolle von Künstlern und Galerien als einem wesentlichen Motor in der Umwidmung von Immobilien in der postindustriellen Stadt sowie den Folgen für den Immobilien- und Wohnungsmarkt in New York auseinander. Sie beschreibt darin, wie sich das Kunstverständnis der weißen Mittelklasse wandelte und der bis dahin als bizarre Figur betrachtete Künstler mit seiner die Trennung zwischen Erwerbsarbeit und Freizeit aufhebenden Lebensweise zu einem kulturellen Lebensmodell für die Mittelklasse wurde.4 Diese Wandlung steht in Wechselbeziehung zu den sich seit den 1960er Jahren verändernden Formen der Kunstproduktion. Kunst übernahm die Funktion, das Leben der Mittelklasse zu repräsentieren.5 Aber auch die besondere Materialität der adaptierten Gebäude spielte, wie Zukin weiter ausführt, eine wesentliche Rolle. Viele der in New York als Lofts sanierten Gebäude waren aus Ziegeln
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The irony of Pop Art and the paradox of loft living, for example, reflected a kind of social comment and personal ›lifestyle‹ that the middle class of the 1960s could understand. If artists, critics, and curators persisted in theorizing, then other college-educated members of the middle class could follow the argument – or at least, as in some art history courses, pretend to follow it and look at Kodachrome slides. […] They saw the same world that the middle class saw: a ›continuous past‹ made by rapid social and technological change, the passing of industrialism and the devaluation of industrial work, and a mass production of art objects and cultural standards. In these conditions, art no longer either contradicted or negated the value of social existence, especially the life of the middle class. Instead, art found is function in representing this existence and its implicit existential angst. Sharon Zukin, 1989:97
und Eisen errichtet und verfügten mit Eichenböden und kupfernen Fensterblechen über hochwertig ausgeführte Oberflächen.6 Der Trend zur Renovierung bestehender Gebäude wurde sowohl durch das zunehmende ökologische Bewusstsein, als auch durch die steigende Wertschätzung von alltäglicher historischer Bausubstanz unterstützt.7 Dem Beispiel von New York folgend begannen auch in Los Angeles Künstler leerstehende Produktions- und Lagerhallen als Life-Work-Space zu nutzen. Sie adaptierten die im Nordosten von Downtown stehenden Hallen in einer einfachen, leicht reversiblen Weise. Die keinerlei gesetzlichen Standards entsprechenden Umbauten wurden 1981 mit der Artist Residence Ordinance nachträglich legalisiert.
Urbane Pioniere & Umnutzungen Der im Gespräch zwischen Pris und Sebastian im Treppenhaus angesprochene Leerstand betraf nicht nur das Bradbury Building selbst, sondern auch dessen unmittelbare Umgebung, das historische Zentrum. Es grenzt im Westen an die Hochhäuser des Finanzdistrikts Bunker Hill, im Norden an das Regierungsviertel mit dem Rathaus und im Osten und Süden an die Großhandelslager und Märkte sowie an Skid Row mit
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6 Vgl. Zukin, 1989:2 7 Vgl. Zukin, 1989:4
den vielen Serviceeinrichtungen für Wohnungslose. Da die in den 1970er Jahren im Silverbook beschriebene Vision der Central City East (vgl. S. 86) nie realisiert wurde, war – im Gegensatz zu anderen amerikanischen Downtowns, deren historische Zentren durch Urban Renewal Projekte zerstört worden waren – das bauliche Gefüge, die Straßen und die historischen Gebäudestrukturen erhalten geblieben, auch wenn sich Nutzungen und Bewohner verändert hatten. Aus vormals eleganten Hotels, wie dem Alexandria, waren – nachdem der Financial District in den 1950er und 1960er Jahren weiter westlich nach Bunker Hill gezogen war – preisgünstige Single-Occupancy Hotels geworden. Die Zuschauerräume der großen Lichtspieltheater am Broadway standen, wie viele Bürogebäude entlang der Springstreet, leer oder hatten sich in Lagerräume, sowie in Geschäfte für Elektrogeräte und billige Textilien verwandelt. Die dazwischen liegenden Baulücken wurden (vor allem tagsüber) als Parkplätze genutzt.
8 Vgl. Fennel, 2003:9
Die Community Redevelopment Agency (CRA) versuchte die Situation zu verändern, indem sie an der Spring Street zwei Gebäude, die California-Canadian Bank (1923) und das E.F. Hutton Building (1931), kaufte. Die ehemals als Büros genutzten Räume wurden in 121 Wohnungen, die Premiere Towers Apartements, umgebaut. Diese entsprachen sowohl hinsichtlich der erforderlichen Fluchtwege und Parkplätze als auch in ihrer Ausstattung allen für Wohngebäude geltenden Auflagen. Zeitgleich mit dem Inkrafttreten der Artist Residence Ordinance (1981) brachte die CRA die nun als Eigentumswohnungen deklarierten Wohneinheiten auf den Markt. Die Erwartung, dass die hochwertigen Wohnungen der Premiere Towers Apartements und die Eröffnung eines Nachtclubs im Gebäude der ehemaligen Börse weitere Restaurants und Geschäfte in unmittelbarer Nähe anziehen würde, erfüllte sich aus unterschiedlichen Gründen nicht und der Nachtclub wurde bereits zwei Jahre später, 1989, wieder geschlossen.8 Das Projekt scheiterte nicht zuletzt an der öffentlichen Wahrnehmung des historischen Zentrums als einer heruntergekommenen Gegend mit verfallenen Gebäuden.
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Such new middle-class residents were often referred to by real-estate interests and their newspaper flacks – not to mention an enthusiastic Mayor Ed Koch – as ›urban pioneers‹, as though the old neighborhoods could be understood according to the model of the Wild West. These developments surely seemed organic to the individuals moving in; as threatened communities began to resist, however, the process of change quickly enough gained a name: gentrification. Martha Rosler, 2010:7 ›It´s so strange and, in a way, so exciting because you just know it´s going to change‹, Gilmore says. ›And in this kind of environment, one person can make a big difference. I grew up in New York and love New York, but no single individual will ever change it. Here, it´s still like the Wild West. You can stake your claim and leave a mark on the city that people will remember for a long time, if you´re lucky.‹ Robert A. Jones, 1999:34
Von der Presse und dem damaligen Bürgermeister von New York, Ed Koch, wurden die verwahrlosten Viertel Manhattans mit dem Wilden Westen verglichen und die neuen Bewohner der umgestalteten Lofts als städtische Pioniere bezeichnet.9 Das Bild des um sein Überleben kämpfenden Pioniers ist tief in der amerikanischen Geschichte verankert. Es stammt aus der Frühzeit der Besiedlung Amerikas durch die Europäer, als sich die von Osten kommende frontier, die Grenze zwischen »Zivilisation« und »Wildnis«, immer weiter in den Westen verschob. Die Figur des Pioniers symbolisiert den Kampf des Einzelnen gegen eine von ihm als lebensfeindlich wahrgenommene Umwelt. Ein Pionier muss das Land, in dem er siedeln will, erst erobern, bändigen. Der aus New York stammende Architekt und Projektentwickler Tom Gilmore betrachtete sich als Pionier, als er 1998 das Immobilienentwicklungsbüro Gilmore Associates in Los Angeles gründete. Statt eines einzelnen Gebäudes kaufte er im selben Jahr im ehemaligen Finanzdistrikt des historischen Zentrums den südlichen Teil des zwischen Main Street und Spring Street an der Fourth Street liegenden Häuserblocks. Das Ensemble bestand aus um 1900 errichteten Bürogebäuden mit einem hohen ikonografischen Wert. (→ Abb. 49) Drei dieser direkt aneinander angrenzenden historischen Gebäude – das San Fernando Building, das Hellman Building und das
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9 Vgl. Rosler, 2010:7
Gilmore’s formula for urban revitalization incorporated a holistic approach. He advocated the creation of units in several contiguous buildings, contrary to the CRA´s method of clustering housing units in an isolated pocket. Gilmore’s idea was to redevelop a block and not just the buildings, since he states the revitalization battle will be won or lost with the street. To this end he has suggested the creation of an ›illusion‹ of an working neighborhood. There storefronts would be occupied by shops and services lured by artificially low rents and other incentives. Fennel, 2003:12
Zu dem Projekt Old Bank District gehören, direkt aneinander angrenzend, das zwölfgeschossige, 1904 von John Parkinson im Beaux-Arts-Stil entworfene Continental Building, das als erstes Hochhaus in Los Angeles bezeichnet wird und bis in die 1950er Jahre das höchste Bürogebäude in Los Angeles war, das sechsgeschossige, von den Architekten Morgan und Wallis entworfene und zwischen 1906 und 1910 errichtete Hellman Building sowie das ebenfalls von Morgan und Walls entworfene und 1905 im Stil des klassischen Revivals fertig gestellte Farmers and Merchants Bank Building, sowie das auf der gegenüberliegenden Seite der Main Street situierte sechsgeschossige San Fernando Building, das von Architekt John F. Blee im Stil der italienischen Renaissance entworfen und 1906 fertiggestellt wurde. Im Auftrag von Gilmore Associates wurden die Gebäude von dem Architekturbüro Killefer Flammang adaptiert und 230 Wohneinheiten errichtet. Abb. 49 Old Bank Distrikt (2000), 400 S. Main Street
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Wohnen Wohnen Wohnen Wohnen Cáfe
Galerie
Restaurant
Läden
Kommerzielle Infrastruktur
Eine bescheidene Renaissance ist im Gange, die längst verlassene Gebäude wieder zum Leben erweckt, aber die meisten Straßen im östlichen Downtown bergen nach wie vor tagsüber ordentliche Büros und nachts schattige Erinnerung. Auf der Ecke 4th und Main Street stoße ich an die Grenze der Zivilisation. Pete´s Café liegt dort neben einigen renovierten Wohnhäusern, in denen Künstler und junge urbane Pioniere leben. Hier gibt es einen Hauch von Ordnung und Hoffnung. Aber einen Schritt weiter nach Norden, Süden oder Osten ist die Sache vorbei. Steve Lopez, 2009:74 Das 2008 erschienene Buch The Soloist. A lost Dream, an Unlikely Friendship and the Redemptive Power of Music, in dem der Redakteur der Los Angeles Times, Steve Lopez, seine Freundschaft mit dem wohnungslosen,schizophren Musiker Nathaniel Ayers beschreibt, wurde 2009 von Regisseur Joe Wright mit Jamie Foxx und Robert Downey Jr. in den Hauptrollen verfilmt.
Farmers and Merchants Bank Building – fasste er zu einem Projekt, dem Old Bank District, zusammen. Im Unterschied zu dem auf ein einzelnes Gebäude beschränkten Versuch der City Redevelopment Agency (CRA) in den 1980er Jahren an der Spring Street verfolgte Tom Gilmore einen ganzheitlichen Ansatz. Er hatte, wie der Geograph Ryan Fennel in seiner Studie ausführt, erkannt, dass für den Erfolg seines Projekts die Einbeziehung des öffentlichen Raums wesentlich war.10 Da es – so nahe an Skid Row – schwierig war, neue Restaurants oder Läden anzusiedeln, vermietete er die Geschäftsräume im Erdgeschoss sehr günstig. Mit dem Restaurant, dem Cafè, der Kunstgalerie und einem kleinen Lebensmittelladen schuf er zugleich die erforderliche kommerzielle Infrastruktur zur Versorgung der Haushalte seiner Mieter. Zu diesem Zeitpunkt hatte keine einzige Supermarktkette eine Filiale in Downtown. Der erste Ralphs Supermarkt wurde erst im Sommer 2007 in South Park eröffnet. Gilmore wollte für seine Mieter ein angenehmes Wohnumfeld, eine belebte Nachbarschaft schaffen. Da zur Belebung der Straße auch ihre Hunde ausführende Mieter beitragen sollten, war im Old Bank District, im Gegensatz zu den in anderen Appartementgebäuden geltenden Hausordnungen, die Haltung von Tieren nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Die Mietwohnungen wurden als Live-Work-Space vermarktet. Die hohen Räume mit den großen Fenstern sollten ein großzügiges, an die Lofts im Art District erinnerndes Raumgefühl vermitteln. Das räumliche Erlebnis verband sich mit modernen Annehmlichkeiten wie Bad, Heizung, Klimaanlage und High-Speed-Internetanschluss sowie einer komplett eingerichteten Küche. Betonböden und offen geführte Lüftungs- und Heizungsrohre trugen sowohl zu einem industriellen, an Lofts erinnerndes Flair als auch zu einer Reduktion der Investitionskosten bei.
10 Vgl. Fennel, 2003:12
Tom Gilmore hatte mit seinem Konzept für den Old Bank District eine Nische im damaligen Wohnungsmarkt gefunden. Damit aus Möglichkeitsräumen jedoch langfristig wirksame
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Projekte werden können, sind konkrete, die Restrukturierung unterstützende Veränderungen in den bau- und planungsrechtlichen Bestimmungen notwendig. Im Vergleich zu den einfachen Umbauten in den Lofts waren sowohl die Unterteilung der einzelnen Geschosse in kleinere Einheiten als auch der Einbau von Sanitäreinheiten und Küchen weniger leicht reversibel. Mit den im Vergleich zu den einfachen Adaptionen in den frühen Lofts umfangreicheren baulichen Maßnahmen stiegen, trotz der Bemühung um eine kostengünstige Bauweise, die Investitionskosten und in der Folge auch das wirtschaftliche Risiko des Gesamtprojekts. Um die Umnutzung historischer Bürogebäude als Wohnraum zu unterstützen und die erforderlichen Investitionskosten zu reduzieren, wurden die bei Wohnungsneubauten gesetzlich einzuhaltenden baulichen Standards für Adaptive-Reuse-Projekte durch die 1999 in Kraft getretene, auch als Live-WorkOrdinance bezeichnete, Adaptive Reuse Ordinance (ARO / Ordinance No. 172571) vereinfacht. Diese Verordnung war zunächst auf ein durch die Highways im Süden, Osten und Westen und die Alameda Street im Osten begrenztes Gebiet beschränkt.11 Bestehende Bestimmungen über die trennende Widmung von Wohnen und Arbeiten und über die Mindestgröße von Wohnungen wurden aufgehoben. Die hinsichtlich des Schallschutzes, der Feuerund der Erdbebensicherheit einzuhaltenden gesetzlichen Standards für Umbauten wurden im gleichen Zeitraum vereinfacht.13 Für die Umbauprojekte wurden die Anforderungen an den Parkraum reduziert, da lediglich die bestehenden Stellplätzen erhalten, aber keine neuen geschaffen werden mussten. Um die Entstehung der erforderlichen kommerziellen Infrastruktur zu unterstützen, wurden die Projekte von den für Geschäfte und kleine Einkaufszentren geltenden Regelungen befreit.12 Der zwischen dem 18. September 2000 (San Fernando Building) und 31. Dezember 2001 (Hellman Building) fertiggestellte Old Bank Distrikt war das erste Projekt, bei dem die Richtlinien der Adaptive Reuse Ordinance umgesetzt wurden.
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11 Die Gebietsgrenzen wurden 2003 um andere Stadtteile erweitert. 12 Vgl. City of Los Angeles (1999): Adaptive Reuse Ordinance (Ordinance No. 172571) 13 Vgl. City of Los Angeles (2005): Fire/ Life Safety Ordinance (Ordinance No. 176673)
Andere Immobilienentwickler begannen dem Beispiel von Tom Gilmore zu folgen. Da die Adaptive Reuse Ordinance für alle vor dem 1. Juli 1974 errichteten Gebäude galt, konnten mit ihrer Unterstützung auch die westlich vom historischen Zentrum, in der Nähe von Bunker Hill in den 1940er und 1950er Jahren gebauten Bürogebäude adaptiert werden. Auch hier gab es, nachdem die neuen Bürohochhäuser an Bunker Hill gebaut und die Firmensitze der lokalen Unternehmen in den späten 1970er Jahren verschwunden waren, einen großen Leerstand mit wenig Aussicht auf Wiedervermietung als Büroraum. Zu diesen Bürogebäuden gehörten das 1949 von den Architekten Wurdeman und Becket entworfene Headquarter der General Petroleum und das 1956 von Claude Beelman für die Superior Oil Company geplante Firmengebäude – beide architektonische Ikonen ihrer Zeit. Da die Adaptive Reuse Ordinance auch den Umbau von Bürogebäuden in Hotels ermöglichte, beauftragte der Besitzer mehrerer luxuriöser Hotelketten, Andre Balazs, die Architekten Koning Eizenberg Architecture, den ehemaligen Firmensitz von Superior Oil an der Flower Street in ein Boutique Hotel zu verwandeln. In der Ausstattung kontrastiert modernes Design mit Marmor und Teakholz, den für die 1950er Jahre typischen Materialien. Die Gestaltung des 2002 eröffneten Hotels The Standard wurde mit mehreren Preisen, u.a. dem LA Conservancy Preservation Award (2003), ausgezeichnet. Zu den Attraktionen gehört eine Dachterrasse mit Pool und Bar, die einen Panoramablick auf die umgebenden Hochhäuser bietet. Ein Jahr später (2003) wurden auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Pegasus Apartments fertig gestellt. (→ Abb. 50) Das in das National Register of Historic Places aufgenommene, auch als Mobil Oil Building bezeichnete, General Petroleum Building wurde von den Architekten Killefer Flammang Architects, die bereits den Old Bank District adaptiert hatten, in ein Appartementgebäude umgebaut. Der Name Pegasus ist eine Hommage an das Markenzeichen von
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Pool
Fitness
Wohnen Wohnen
Wohnen
Wohnen
Gastronomie
LOBBY
Garage
Der modular aufgebaute Grundriss wurde in Studios und Appartments mit zwei Schlafzimmern unterteilt, die um die beiden vorhandenen Lichthöfe gruppiert wurden. Abb. 50 Pegasus Apartements (2003), 612 S. Flower Street
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Mobil Oil, ein fliegendes rotes Pferd. Die mit silbernen Aluminiumpaneelen verkleidete Fassade und die zweiflügeligen Aluminiumfenster blieben unverändert erhalten. Auftraggeber war das 1999 gegründete Immobilienunternehmen The Kor Group, die die Pegasus Apartements mit dem Slogan »inspired urban living« bewarben. Die neue Unterteilung der Geschosse orientierte sich an der modularen Struktur des vorhandenen Gebäudes. Die Studios, in denen der Schlafbereich nur durch eine Bücherwand vom Wohnbereich getrennt ist, und die Loft-Appartments mit zwei Schlafzimmern wurden um die beiden bestehenden Lichtschächte herum angeordnet. In ihrer Figuration nähern sich die Grundrisse den für den amerikanischen Wohnungsmarkt typischen TwoBedroom-Appartements an.14 Die Küchen sind, wie bereits bei den Case-Study-Houses, in den Wohnraum integriert. Auf dem Dach befinden sich ein verglastes Fitnessstudio und ein – an den suburbanen Lebensstil erinnernder – Pool. Die Lobby ist mit einer Concierge ausgestattet, um den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. 14 Ein Two-BedroomApartment besteht aus zwei Schlafzimmer, wobei eines, der Masterbedroom, über ein eigenes Badezimmer verfügt, und einem Wohnbereich. Die Küche kann in einem separaten Raum oder in den Wohnbereich integriert sein. 15 Die Nutzung des vornehmlich aus Bussen bestehenden öffentlichen Personennahverkehrs ist in Los Angeles, im Gegensatz zu anderen US-amerikanischen Großstädten, stark stigmatisiert. (vgl. Füller/Marquardt, 2010:111)
Live-Work-Play Die aktuelle Entwicklung in Downtown wird durch vielfältige, komplex mit einander verknüpfte und sich wechselweise beeinflussenden Faktoren unterstützt, zu denen u.a. die Zunahme der Bevölkerung (→ Abb. 51) und der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (→ Abb. 52) gehören. Die Errichtung eines neuen attraktiven öffentlichen Verkehrsmittels, die Metro, soll zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs beitragen, nachdem sich die im ersten Kapitel beschriebene, polyzentrische Stadtstruktur zu einer regionalurbanisierten Stadtlandschaft entwickelt hat, die inzwischen sowohl topografisch als auch verkehrstechnisch an ihre Grenzen kommt.15 In Folge der bereits angesprochenen sozio-ökonomischen Strukturveränderungen haben sich der Arbeitsmarkt und in
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10 Mio
8 Mio
6 Mio
4 Mio
2 Mio
0 1910
1930
1950
1970
1990
2010
Abb. 51 Bevölkerungswachstum
This acceleration of sprawl has surfaced enormous social, environmental, and economic costs, which until now have been hidden, ignored, or quietly borne by society. The burden of these costs is becoming very clear. We can no longer afford the luxury of sprawl. [ …] Our demographics are shifting in dramatic ways. Our economy is restructuring. Our environment is under increasing stress. We cannot shape California's future successfully unless we move beyond sprawl. This is not a call for limiting growth, but a call for California to be smarter about how it grows-to invent ways we can create compact and efficient growth patterns that are responsive to the needs of people at all income levels, and also help maintain California's quality of life and economic competitiveness. Bank of America, 1995 (Beyond Sprawl: New Patterns of Growth to Fit the New California)
weiterer Folge auch der Wohnungsmarkt verändert. Dies erfordert neue Strategien in der Wohnraumversorgung, die lange Zeit vom Ideal des Einfamilienhauses mit seinem am Familienleben orientierten Lebensstil dominiert war. (vgl. S. 50) In den 1950er Jahren unterstützte die Beschäftigung in den rasch wachsenden Industrien die Suburbanisierung, da sie die für den Erwerb eines Einfamilienhauses notwendige stabile ökonomische Basis schuf. Inzwischen haben die bereits erwähnten Veränderungen in der Produktion dazu beigetragen, die Diskontinuitäten am Arbeitsmarkt zu erhöhen und die berufliche und geographische Stabilität zu reduzieren. Die dadurch verursachten Schwankungen in der Einkommenssituation der einzelnen Haushalte erschweren die Übernahme längerfristiger finanzieller Verpflichtungen. Dies wirkt sich zusammen mit der Pluralisierung der Lebensstile
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und der zunehmenden Differenzierung von Familien- und Haushaltsformen auch auf den Wohnungsmarkt aus.
16 Vgl. Füller/Marquardt, 2010:122ff. 17 Die Novellierung der Transfer of floor Area Ordinance (2005) vereinfachte für Wohngebäude das Verfahren der Übertragbarkeit der baulichen Ausnutzung von Grundstücken innerhalb des Central Business Districts und des City Center Redevelopmentprojekt. (Vgl. Füller/Marquardt, 2010:127) 18 Mit der 2008 in Kraft getretenen Housing Density Bonus Ordinance (Ordinance No. 179681, 2008) sollte der Bau kostengünstiger Wohnungen gefördert werden. (Vgl. Füller/Marquardt, 2010:127)
Die Errichtung von Wohnbauten bzw. die Umwandlung von Büros in Wohnungen werden inzwischen nicht mehr nur durch die Adaptive Reuse Ordinance, sondern auch durch weitere Veränderungen in den gesetzlichen Regularien und planungsrechtlichen Bestimmungen unterstützt.16 Diese Regelungen betreffen vor allem die bauliche Ausnutzung der Grundstücke sowie die Anzahl der für ein Wohngebäude bereitzustellenden Parkplätze. Die drei, zwischen 2005 und 2008 in Kraft getretenen Verordnungen – die Transfer of floor Area Ordinanance (TFAR, Ordinance No. 178592, 2005)17, die Greater Downtown Housing Incentive Area (Ordinance No. 179076, 2007) und die Housing Density Bonus Ordinance (Ordinance No. 179681, 2008)18 – erleichterten, unter Einhaltung gewisser Auflagen, den Tausch von Flächen und erhöhten die Möglichkeiten der baulichen Ausnutzung von Grundstücken (Dichte) in einem Gebiet, dessen Grenzen in etwa denen des bereits 1999 in der Adaptive Reuse Ordinance definierten Projektgebiets entsprechen. Die 2012 in Kraft getretene Reduced Parking in a Modified Parking Requirement District Ordinance (Ordinance No. 182242, 2012) definiert die Kriterien, die die Ausweisung von Modified Parking Requirement Districts (MPR Districts) ermöglichen. Diese Gesetzesänderungen sollen zusammen mit prestigeträchtigen Großprojekten, Bildungs- und Kulturangebote und vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und des Konsums die Verwandlung von Downtown in ein rund um die Uhr belebtes Stadtzentrum unterstützen. Entertainment und Kultur werden als Motoren der Restrukturierung betrachtet. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts – als die Handelskammer 1894 das öffentliche Stadtfest, die Fiesta de las Flores, initiierte – wurde »Unterhaltung« als ein wichtiger Impulsgeber städtischer Entwicklung angesehen (vgl. S. 30). Bestehende kulturelle Institutionen, zu denen u.a. das 1964 nördlich des Urban Renewal Projects
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Metro Pacific Electric Railway
Nachdem die geographische Ausdehnung zu einer Vervielfachung des Verkehrsaufkommens und zu langen Wegzeiten beigetragen hat, wird seit 1990 das neue Schienennetz der Metro - als dessen erste Strecke die Downtown mit Hollywood verbindende Red Line fertig gestellt wurde - kontinuierlich ausgebaut. Die Errichtung kompakter baulicher Strukturen entlang der Metrolinien und frequentierter Busrouten wird gezielt gefördert. Abb. 52 Metrolininien
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Bunker Hill eröffnete Music Center gehört (vgl. S. 76), wurden inzwischen durch neue architektonische Wahrzeichen ergänzt. Zu ihnen gehört die von dem spanischen Architekten José Rafael Moneo entworfene und 2002 fertiggestellte Bischofskirche Cathedral of our Lady of the Angels an der West Temple Street, in unmittelbarer Nähe zum Hollywood Freeway. Sie ersetzt die frühere, bei dem Erdbeben von Northridge (1994) schwer beschädigte Kathedrale St. Vibiana an der Main Street, die lange Zeit leer stand und inzwischen renoviert und in ein Restaurant mit einem Veranstaltungsraum umgewandelt wurde.
The chess concept is a metaphor for a city, in which buildings act as agents that are charged with ›moves‹ and have the potential to transform the urban landscape. Coop Himmelb(l)au, 2010:40
19 Das im Oktober 1997 fertiggestellte, von Frank O. Gehry entworfene Guggenheim Museum in Bilbao war Teil einer komplexen Gesamtstrategie der städtischen Umstrukturierung der ehemaligen Industrie- und Hafenstadt, zu der u.a. auch der Bau eines neuen Flughafens und einer Metro gehörten.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Freeway 101 steht die vom österreichischen Architekturbüro Coop Himmelblau entworfene und 2008 fertig gestellte Central Los Area High School #9 for the visual and performing arts. Die Gebäude sind unmittelbar an den Rand des Grundstücks gerückt, um die für Schulen sonst typischen Zäune zu vermeiden. Da die Schule sowohl eine Nachbarschaftsschule als auch eine Schule für darstellende und visuelle Kunst ist, verfügt sie über ein großes Auditorium, das unabhängig vom Schulbetrieb für Aufführungen genutzt werden kann, da es über ein zusätzliches Foyer von der Straße aus zugänglich ist. Der spiralförmige Aufsatz verwandelt das für die Bühnenhochzüge erhöhte Dach in einen veritablen Turm, ein unverwechselbares Zeichen in Downtown. Im Verbund mit dem von Arata Isozaki entworfenen und 1986 fertiggestellten Museum for Modern Art (MOMA) und der Colburn School entwickelte sich an der Grand Avenue ein kulturelles Zentrum, zu dem auch die von Frank O. Gehry entworfene, den Namen ihrer inzwischen verstorbenen Stifterin, Lilian Disney (Ehefrau von Walt Disney) tragende und 2003 eröffnete Konzerthalle, die Disney Concert Hall,19 gehört. Sie wurde von Architekturkritikern mit einer Ansammlung geblähter Segel aus glänzendem Stahl verglichen, in denen sich Himmel und Sonne spiegeln. Direkt angrenzend wurde 2015 das von Diller Scofidio + Renfro (in Zusammen-
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arbeit mit Gensler) entworfene Museum The Broad fertiggestellt. In dem von Eli und Edythe Broad gestifteten Museum für zeitgenössische Kunst werden Werke aus der Privatsammlung und wechselnde Ausstellungen gezeigt. Die Restrukturierung der gebauten, materiellen Strukturen wird durch Stadtmarketing, d.h. durch kommunikative Praktiken, ergänzt, die dazu beitragen sollen, das negative Image von Downtown als der dunklen, schattenreichen Seite der Stadt als »no go area«, wie es u.a. in den Filmen des Noir transportiert wurde (vgl. S. 65), positiv zu verändern. 20
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20 Vgl. Brake, 2012:79
Die Schaffung einer für potentielle Kunden erkennbaren Identität gehört zu den Kernaufgaben der Business Improvement Districts (BID), deren Geschichte bis in die 1970er Jahre zurückreicht, als in vielen US-amerikanischen und kanadischen Städten die Stadt- und Stadtteilzentren durch die Konkurrenz mit den suburbanen Einkaufszentren an Attraktivität verloren hatten. Zur Steigerung der lokalen Wettbewerbsfähigkeit schloss sich 1970 im Stadtteil Bloor West Village von Toronto eine Gruppe von Gewerbetreibenden und Grundstücksbesitzern zusammen, um gemeinsam durch zeitlich begrenzte Maßnahmen die Attraktivität ihres Einzelhandelsstandortes für Konsumenten zu erhöhen. Vergleichbar mit den Aufgaben des zentralen Managements eines Einkaufszentrums sollten innerhalb des geographisch eindeutig definierten Zuständigkeitsbereichs Werbekampagnen koordiniert und für ein ansprechendes und einheitliches Erscheinungsbild gesorgt werden. Zur Realisierung dieser Maßnahmen entwickelten sie ein aus Eigeninitiative und Selbstverpflichtung (Selbstbesteuerung) bestehendes Modell. Die lokalen Geschäftsleute formulierten einen Antrag an die Stadt, der die Möglichkeit der Erhebung einer Abgabe vorsah, mit der die Aktionen finanziert werden sollten. Die sich als weltweit erster Business Improvement District bezeichnende Bloor West Village Business Improvement Area wurde 1971 gegründet.
21 Vgl. Pütz 2008:9
In den folgenden Jahrzehnten breitete sich das Konzept zunächst in Toronto und danach über Kanada und die Vereinigten Staaten aus.21 Die Erfordernisse zur Einrichtung (Anforderungen an den Gründungsablauf und dabei notwendige Zustimmungsquoten) und zur Lenkung (Kreis der Abgabeverpflichtungen, Kostenverteilung, Zielsetzungen, Form und Besetzung der Leitungsgremien) eines BIDs variieren, da sie von der jeweils gültigen bundesstaatlichen Gesetzgebung und lokalen Verordnungen abhängig sind. Seit dem Beginn der 1990er Jahre wurden zur Revitalisierung von Geschäftsvierteln in innerstädtischen Lagen in den USA viele BIDs gegründet. Nachdem 1994 in Kalifornien ein entsprechendes Gesetz erlassen worden war, wurden in den darauf folgen-
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Chinatown
Little Tokyo
Downtown Center
Arts District Historic Downtown
South Park
L.A. Downtown Industrial District
Fashion District
Als Business Improvement District (BID) werden Gebiete bezeichnet, in denen Grundeigentümer und Geschäftsinhaber gesetzlich verpflichtet sind, eine Abgabe an eine in diesem Gebiet tätige Organisation zu leisten, die Programme zur Attraktivitätssteigerung des Gebiets entwickelt und umsetzt. Abb. 53 Business Improvement Districts in Downtown L.A.
den Jahren in verschiedenen Stadteilen von Downtown, z.B. in Little Tokio, South Park und anderen, BIDs gegründet, die sich in ihren geographischen Grenzen an den historisch entstandenen Grenzen der jeweiligen Nachbarschaft orientieren. (→ Abb. 53) Die gemeinsam mit den Geschäftsleuten entwickelte Vermarktungsstrategie des 1998 gegründeten Downtown Center Business Improvement District (DCBID) sollte zur Änderung der zeitlich und geographisch unausgeglichenen Nutzung von Downtown – starker Betrieb während der Geschäftszeiten und wenig Leben am Abend und an den Wochenenden – beitragen. Mit dem Motto »Live-Work-Play«
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werden Aktivitäten beschrieben, die – rund um die Uhr und sieben Tage die Woche – zu einem geschäftigen Treiben in den mit Personen belebten Straßen beitragen. Damit eine Straße auch nach Büroschluss und am Wochenende belebt ist, benötigt sie ein vielfältiges Angebot. Es reicht daher nicht, der traditionellen Funktion der amerikanischen Downtown als Geschäftszentrum entsprechend Arbeitsplätze zu schaffen. Kulturelle, sportliche und andere Erlebnisse sollen nationale und internationale Touristen sowie BewohnerInnen aus der Region anziehen. Da Touristen jedoch nur eine begrenzte Zeit vor Ort verbringen, tragen vor allem ständige Bewohner zu einer konstanten Belebung des Straßenraums bei,22 weshalb mit dem Motto »Live-Work-Play« alle Lebensbereiche angesprochen werden: »Live« steht für Wohnen, »Work« steht für die vielfältigsten Formen des Arbeitens im Financial District, aber auch in den vielen Schulen und Universitäten, in den Märkten und im Handwerk, »Play« steht für Kunst & Kultur, vor allem entlang der Grand Avenue und im Art District sowie für Sport & Unterhaltung im Staples Center und im L.A. Live als räumliche Schwerpunkte.
Tourist do not spend as constistently as residents. […] A busy downtown street has to be dressed at least three times a day: the breakfast rush; lunch through rush hour; nightlife after 8 o’clock. It changes its appearance every five hours, or it is not paying the rent. The only customer who can guarantee that much turn over have to life within two miles. Norman M. Klein, 1997:48
22 Vgl. Klein, 1997:48
Downtown Los Angeles wird vom DCBID in vielfältigen Formaten – auf Webseiten, in Broschüren, in Internetforen oder in mit Geodaten verlinkten Karten – als derjenige Ort propagiert, an dem alle diese Bedürfnisse erfüllt werden können. Bustouren zu den neu entstehenden Wohngebäuden sollen neue Bewohner anziehen. Festivals, Führungen und Stadtspaziergänge verbinden Straßensettings, die einzelne Straßenabschnitte kennzeichnen, mit Erlebnissen, indem sie an Ereignisse oder Begegnungen erinnern, die dort stattgefunden haben. Der BID bemüht sich, mit diesen Formaten das einer lebenswerten Downtown zu vermitteln. Die
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Orientierung an ökonomischen Interessen geht einher mit einer Reduktion der das vorgegebene Bild und den – oftmals exklusiven – Charakter des Standorts beeinträchtigenden Elemente, wie Schmutz oder den Konsum störende Nutzungen. Die Verknüpfung von Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit reicht weit in die Vergangenheit städtischer Planungen zurück (vgl. S. 68). Da saubere Straßen mit Sicherheit assoziiert werden, wird in den jährlichen Berichten des Downtown Center Business Improvement District (DCBID) immer wieder auf die Bedeutung von Sicherheit durch Sauberkeit hingewiesen.23
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23 Vgl. Downtown Center Business Improvement District (2009): Downtown Los Angeles. Looking up, Moving forward. Annual Report, S.12
Safe and clean streets are the foundation of a vibrant downtown. Downtown Center Business Improvement District, 2009:12
Dies führt zu Ausschlussprozessen, zur sozialen Ausgrenzung von nicht ausreichend kaufkräftigen Personengruppen. Als Folge der engen Verknüpfung der Vermarktung des Standorts mit der Herstellung von Sauberkeit und Sicherheit führt die Umsetzung dieser Ordnungsvorstellungen zu einer Politik, die Kontroll- und Überwachungsstrategien erfordert, deren Umsetzung häufig ebenfalls von den Business Improvement Districts übernommen wird, zum Beispiel durch eine höhere Präsenz von privaten Sicherheitsdiensten. Damit werden nicht nur dem Verantwortungsbereich der städtischen Verwaltung zugeordnete städtische Dienstleistungen wie Straßenreinigung und Müllentsorgung, sondern auch Ordnungsmaßnahmen von privaten Interessensverbänden übernommen.
Neue Konzepte im Umgang mit Wohnungslosigkeit
With its multiple business centers, many people around Los Angeles County question the value of any investment in Downtown. […] The eastern flank of Downtown has a large population of homeless people. Efforts by property owners to improve their areas have led to clashes with homeless service providers. While each side has valid arguments, development pressures will only intensify this debate. LAEDC 2003, p.13
24 Quelle: DTBID, Anual Report 2017, S.7 25 Vgl. Blasi, 2008
Mit jedem neu fertiggestellten Appartement – die Zahl der Appartements hat sich seit der Einführung der Adaptive Reuse Ordinance 1999 nach Angaben des DCBID von 11.626 Wohnungen auf 40.935 im Jahr 2017 erhöht – ziehen andere Bevölkerungsgruppen nach Downtown. So hat sich nach Angaben des DTBID die Zahl der BewohnerInnen zwischen 1999 (mit 18.700 Personen) und 2017 (mit 69.999 Personen) fast vervierfacht.24 Die damit verbundenen Veränderungen im bestehenden Umfeld führen zu sozialen Konflikten. Vor allem in den an Skid Row angrenzenden Quartieren kommen nun soziale Gruppen mit sehr unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensvorstellungen in enge direkte Nachbarschaft. Der Umgang mit diesen Interessenskonflikten hat einerseits zu einer Zunahme der Präsenz von Polizei und privaten Sicherheitsdiensten (vor allem in Skid Row und dem angrenzenden historischen Zentrum) und andererseits zur Entwicklung unterstützender Wohnkonzepte beigetragen.25 Das 2014 an der San Pedro Street fertiggestellte Mural (→ Abb. 34) erinnert daran, dass die Konzentration der Wohnungslosenbevölkerung in diesem Gebiet auch eine Folge vergangener stadt- und so-
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55.048
52.765
46.874 44.359 39.461
39.414 35.926
38.089
38.717
2010
2011
2012
2013
2014
2015
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2018
Abb. 54 Wohnungslosigkeit Los Angeles County, 2010-2018
zialplanerischen Entscheidungen ist, die diesen städtischen Raum geprägt haben. Wie im zweiten Kapitel ausgeführt war in den 1970iger Jahren ein durch Straßenzüge klar abgegrenztes Gebiet definiert worden, in dem sich die Unterstützungseinrichtungen für Wohnungslose konzentrierten. (vgl. S. 90) Diese Konzentration der Einrichtungen trug wiederum dazu bei, dass in der Folge immer mehr Unterstützungsbedürftige nach Skid Row kamen. In den 1980er Jahren veränderten sich die Bewohnergruppen in Skid Row in Folge der Rezession, zunehmender Arbeitslosigkeit und dem Fehlen von preisgünstigem Wohnraum sowie den finanziellen Kürzungen in den Sozialprogrammen. Der Anteil von Frauen, Kindern und Familien, sowie psychisch Kranken nahm zu, da als Konsequenz der Budgetkürzungen vor allem in den einkommensschwachen Gemeinden die psychiatrischen Kliniken geschlossen und Serviceleistungen reduziert wurden.26 (vgl. S. 94) Gemeinnützige Einrichtungen, die versuchten diese Lücke zu schließen, trugen zu einer Diversifizierung und Spezialisierung des Angebots sozialer Einrichtungen bei. 27 So wurde 1985 von Mollie Lowery und Frank Rice die Non-
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26 Vgl. Wolch, 1998:396 27 Vgl. Wolch, 1998:407
Last, the homless population was no longer composed of older white alcoholic males who historically gravitated toward Skid Row. Rather, the growing diversity of the homeless population, especially the emergence of homeless women and children as a fast-growing component, reinforced spatial decentralization trends. Jennifer Wolch, 1998:407 Homelessness in viewed as a predictable consequence of the widening gap between the number of low-income housing units and the number of households that require such units. Madeleine R. Stoner, 2002:220
Profit-Organisation Los Angeles Men‘s Place (LAMP) zur Unterstützung psychisch kranker Obdachloser gegründet.
We were trying to invent an architecture of transitional space between their individual and internalized lives and the possibility for them to re-engage the city. Michael Maltzan, 2007:54
28 Das Gebäude wurde 2012 von den Architekten Killefer Flammang erweitert. 29 Das erste nach dem neuen Konzept adaptierte Gebäude war das 2004 von Richard Barron Architects sanierte St. George Hotel (113 E 3rd St.) mit 88 Wohneinheiten und ca. 280 m2 für Serviceeinrichtungen. 30 Vgl. Stoner, 2002:220
Mit dem Ziel Wohnraum zu schaffen, wurde vier Jahre später der Skid Row Housing Trust (SRHT) als gemeinnützige Organisation gegründet. Da sich die Aktivitäten des Trusts zunächst auf den Erhalt von preisgünstigem Wohnraum konzentrierten, wurde 1989 als erstes Gebäude das Genesis Hotel (502 S.Main Street) gekauft.28 Nachdem man erkannt hatte, dass gemeinsame Aktivitäten und das Angebot von Dienstleistungen zur Stabilisierung der Bewohner beitrugen, begann man 2004 in den Gebäuden gemeinschaftlich zu nutzende Räume vorzusehen. 29 Um die Kommunikation der Bewohner darüber hinaus durch zufällige, informelle Begegnungen zu unterstützen, ordnete Architekt Michael Maltzan in den Rainbow (2006) und in New Carver Apartements (2009) die über offene Laubengänge erschlossenen Wohnungen um großzügige Innenhöfe herum an. Mit der zunehmenden Zahl der Wohnungslosen (→ Abb. 54) wurde der strukturelle Zusammenhang zwischen Wohnungslosigkeit und zunehmender Armut einerseits und der gleichzeitig ständig abnehmenden Verfügbarkeit von leistbarem Wohnraum (affordable housing) andererseits deutlich. 30 Da es keinen geförderten Wohnungsbau gibt, steht in Los Angeles einer hohen Nachfrage an bezahlbaren Wohnraum kein
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›Rainbow triggered a lot of ideas‹, Mr. Alvidrez said. ›What we started to learn is how the design can help people get stabilized as a community. For us the building became part of the recovery.‹ Mike Alvidrez, Direktor Skid Row Housing Trust, 2010 (OUROUSSOF / NY Times)
entsprechendes Angebot gegenüber. Der Skid Row Housing Trust modifizierte daher 2006 sein Konzept, um langfristige Perspektiven zur Unterstützung obdachloser Menschen zu entwickeln. Unter dem Motto »Housing first« wird nicht mehr nur temporäres Wohnen angeboten (wie in den SROHotels), sondern dauerhafter Wohnraum geschaffen.31 Die 2014 fertiggestellten, ebenfalls von Michael Maltzan entworfenen Star Apartements (→ Abb. 55) stehen paradigmatisch für die geänderte Vorgehensweise im Umgang mit Wohnungslosigkeit. Die Überbauung eines ehemaligen Gewerbebaus ermöglichte eine neue funktionale und architektonische Konzeption. Im Erdgeschoss sind eine Klinik sowie ein Gesundheitszentrum mit psychologischer Beratung und weitere soziale Einrichtungen untergebracht (ca. 2.044 m² bzw. 22.000 ft²), die sowohl von den im Haus lebenden BewohnerInnen, als auch von Personen aus der Nachbarschaft und anderen Teilen der Stadt aufgesucht werden können. Das darüber liegende, ehemalige Parkdeck wird nun als Dachgarten mit Sportmöglichkeiten und Hochbeeten genutzt. Hier befinden sich auch die Gemeinschaftseinrichtungen für die Bewohner, zu denen u.a. ein Fitnessraum und eine Gemeinschaftsküche gehören. Darüber erheben sich aus vorgefertigten Holzelementen bestehende Kuben, in denen die Appartements der Bewohner untergebracht sind. Die Konstruktion des Gebäudekomplexes kombiniert die Wiederverwendung bestehender Bausubstanz, wie sie für die Adaptive Reuse Projekte typisch ist, mit neuen, industriell vorgefertigten Bauelementen aus Holz, wie sie für die frühen, in Downtown produzierten Einfamilienhäuser charakteristisch waren.
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31 Vgl. Homepage des Trust zum Wechsel der Konzepte
Umstrukturierung des Stadtraums Die sozialräumlichen und baulich-strukturellen Veränderungen werden in Downtown an unterschiedlichen Orten im Stadtraum sichtbar. Die Straßen, in denen sich in Blade Runner überwiegend marginalisierte Bevölkerungsgruppen bewegten, sollen wieder von allen Bevölkerungsgruppen genutzt werden. Eine ästhetisch ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raums soll – sowohl während des Tages als auch am Abend – zur Belebung des Straßenraums beitragen.32 Die Stadt hat daher 2009 einen Leitfaden zur Gestaltung des Straßenraums, den Downtown Design Guide, herausgegeben. Die Richtlinien beinhalten Regelungen zur Gestaltung der Gehsteige, der Nutzung der Erdgeschosszonen, Maßnahmen zur Begrünung sowie Angaben zur Verwendung von Zeichensystemen. 33
32 Von dem Investor des 2007 fertig gestellten Appartementkomplexes Luna wurde eine Verbreiterung der sonst üblichen Gehsteige angeregt und die Pflanzung von Bäumen vorgeschlagen. 33 Die Richtlinien wurden 2017 überarbeitet und aktualisiert. 34 Keil, 1991:190 35 Der 2014 eingerichtete Arts District Los Angeles Business Improvement District (ADLA) wird im Norden durch den Highway 101, im Osten durch den L.A. River, im Süden durch die Seventh und im Westen durch die Alameda Street begrenzt.
Der aktuelle Prozess der Um- oder Restrukturierung – ein Begriff, der »Fluss und Übergang, offensive und defensive Stellungen, eine komplexe Mixtur von Bestand und Veränderung«34 impliziert – wirkt sich auf die verschiedenen Stadtteile von Downtown und deren Bevölkerung unterschiedlich aus. An der Grand Avenue entsteht in der Nähe des bereits 1986 fertiggestellten, von Arata Isozaki entworfenen Museum of Modern Art (MOMA) ein kulturelles Zentrum, zu dem die Colburn School, die neue Cathedral of our Lady of the Angeles (2002) von Rafael Moneo, die Walt Disney Concert Hall (2003) von Frank O. Gehry, die High School #9 for the visual and performing arts (2008) von Coop Himmelblau sowie das Museum The Broad (2015) von Diller Scofidio + Renfro (in Zusammenarbeit mit Gensler) gehören (vgl. S. 168f.). Besonders auffällig sind die Veränderungen in den Teilräumen, in denen bisher andere Nutzungen dominierten, wie z.B. in dem inzwischen in Art District umbenannten Industrial District.35 Die Architekturschule SCI-Arc, die im Jahr 2000 ihren Standort in den leerstehenden Güterbahnhof Santa Fe Freight Depot verlegte, setzte hier neue Impulse. Der 1907
180
Wohnen
Wohnen
Wohnen Garten Büros
Ärzte
Gesundheitszentrum
Soziale & medizinische Infrastruktur
As Mr. Maltzan explained the first time we toured the site: ›One of the first things people do when they live on the street is put up walls around themselves to try to create some feeling of safety. You need to provide those walls before you can start to open things back up.‹ Michael Maltzan, 2010 (Ouroussof / NY Times) Abb. 55 STAR Apartments
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von Harrison Albright entworfene Bahnhof gehört zu den ersten in Stahlbeton ausgeführten Gebäuden in Los Angeles. Das nur elf Meter breite und 380 Meter lange Gebäude wurde von Architekt Gary Paige in Studios, Seminarräume und Werkstätten unterteilt. Sieben Jahre später (2007) entstanden in einem ehemaligen, 1966 errichteten Lagerhaus 297 unterschiedlich große Wohnungen, die von dem Immobilienunternehmen The Kor Group als Eigentumswohnungen vermarktet wurden. Der Appartementkomplex The Barker Block verfügt über eine Poollandschaft mit Fitnessstudio am Dach. Inzwischen werden auch neue Appartmentgebäude auf den ehemals industriell genutzten Flächen errichtet. Zu ihnen gehört die von Michael Maltzan entworfene Wohnanlage One Santa Fe, die 2014 auf der der SCI-Arc gegenüber liegenden Straßenseite fertiggestellt wurde. Den Bewohnern der 438 Wohnungen – Studios und Ein- bzw. Zweizimmer-Appartements – stehen eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung, zu denen ein Fitnessclub, ein Yoga- und Pilates-Studio, ein Veranstaltungsbereich im Freien sowie ein Salzwasserpool und ein Clubhaus gehören. Im Erdgeschoss befinden sich in einem öffentlich zugänglichen Innenhof mehrere Geschäfte und Cafés. (→ Abb. 56) Unweit der SCI-Arc eröffnete im März 2016 die Schweizer Galerie Hauser, Wirth & Schimmel eine Dependance in Downtown und adaptierte an der East Third Street einen ganzen Block mit zwischen 1890 und 1940 errichteten Gebäuden, die zuvor als Getreidemühle genutzten worden waren. Im südwestlichen Teil von Downtown entsteht mit South Park ein neuer Stadtteil, dessen Name und Planung bis in die 1970er Jahre zurückgeht. Der im sogenannten Silverbook an dieser Stelle geplante, von einer Wohnbebauung, South Park Urban Village, umgebene Park wurde jedoch nie realisiert (vgl. S. 87). Das zeitgleich geplante, von Charles Luckman Associates entworfene Convention Center wurde 1971 an der South Figueroa Street fertiggestellt und in den folgenden
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Jahren mehrfach erweitert. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft entsteht seit der Mitte der 1990er Jahre ein neuer Sport-, Entertainment- und Einkaufskomplex. Im Auftrag der Anschutz Entertainment Group wurde 1999 als erster Bauabschnitt die Multifunktionsarena Staples Center fertiggestellt, in der bis zu 20.000 Besucher an Sport- und Konzertveranstaltungen teilnehmen können – eine viele Besucher anziehende Attraktion, da hier die Los Angeles Lakers Baseball spielen. Dem Staples Center gegenüber entwickelt der gleiche Investor seit 2002 den Entertainment- und Einkaufskomplex L.A. Live, zu dem ein Theater, ein 54-stöckiges Hotel, Büros und Geschäfte gehören. Zentrum der Anlage ist ein großer Platz, der auch als Veranstaltungsort genutzt werden kann. Visuell und akustisch dominieren – an die obere Ebene
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der Stadt in Blade Runner erinnernde – Multimedia screens, auf denen, wie im Film, überwiegend Werbebotschaften gezeigt werden. Die ständig wechselnden Bilder und die Musik erzeugen – auch wenn sich nur wenige Personen auf dem Platz aufhalten – den Eindruck eines belebten Ortes. Die Angebote der Unterhaltungsindustrie werden durch eine entsprechende kommerzielle Infrastruktur – so ist die Supermarktkette Ralphs 2007 nach Downtown zurückgekehrt und hat in South Park eine Filiale eröffnet – sowie Bildungseinrichtungen, wie dem von Clive Wilkinson entworfenen, an den Hope Park angrenzenden Campus des Fashion Institute of Design & Merchandising (FIDM), ergänzt. Der 2004 fertiggestellte Campus soll zur Entstehung eines attraktiven Stadtteils mit vielfältigen Nutzungen beitragen. Die in den unterschiedlichen Stadtvierteln errichteten Theater und Unterhaltungsmöglichkeiten, sowie die neu eröffnenden Restaurants und Läden sollen zur Entstehung eines umfangreichen Angebots an Lifestyle Optionen in Downtown beitragen, die ein suburbanes Leben – nicht zuletzt auf Grund der langen Wege – nicht in diesem Umfang bieten kann.
Wohnen als Baustein im Muster einer komplexer werdenden Raumorganisation
36 In Teilräumen wie Little Tokio oder Bunker Hill wurde immer gewohnt.
Um das Wohnen in dem neuen Stadtteil South Park attraktiv zu machen,36 verfügen viele der neu errichteten Wohngebäude über Schwimmbäder, Fitnessräume sowie kleine Bibliotheken, Fernsehräume und andere Treffpunkte. Angrenzend an das Entertainmentcenter L.A. Live entsteht mit den sich zum Teil noch im Bau befindlichen Wohnhochhäusern eine für Los Angeles – das für die horizontale Ausdehnung seiner Siedlungsstruktur bekannt ist – ungewöhnliche Wohntypologie. Sie ist Teil eines breiten Spektrums unterschiedlicher Wohnformen, zu dem sowohl Serviced Apartments, Adaptive Reuse Projekte und mehrgeschossige, als Typ V be-
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The representation of the city needs to include the work of making visible the city’s different populations and their ways of being in the city, expressing the continual emergence of the city in subtler ways. The individual unit has long been the main object of study in housing – how it functions, how you live in it, how multiple units come together. But we shouldn’t forget the the accumulation of all of those individual units, all of those individual lives, not only builds community, but also renders a very powerful representation of the city itself. Michael Maltzan, 2016
First Street Bridge
L.A. River
Eisenbahngleise
Geschäfte
Gastronomie
SCI -ARC
Abb. 56 One Santa Fe
zeichnete Wohnbauten37 als auch Projekte, die dauerhaften Wohnraum für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen schaffen, gehören. In der bisherigen Strategie der Wohnraumversorgung dominierte in Los Angeles – beginnend mit den Pacific Cut Homes, dem Case-Study-House-Programm bis hin zu Lakewood und anderen Siedlungen in den 1950er und 1960er Jahren – das Einfamilienhaus, das erheblich zu der als Urban Sprawl bezeichneten horizontal ausgedehnten Siedlungsentwicklung beitrug. In der fordistisch organisierten Gesell-
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37 Mit Typ V wird eine in Südkalifornien weitverbreitete Konstruktionsweise bezeichnet, bei der über einem Erdgeschoss aus Beton bis zu fünf Geschosse in einer Holzrahmenkonstruktion errichtet werden.
schaft wurde diese Form der Wohnraumversorgung, vor allem in der Zeit nach dem Zweitem Weltkrieg, durch die Beschäftigung in den rasch wachsenden Industrien unterstützt. Sie garantierte die für den Erwerb eines Einfamilienhauses notwendige stabile ökonomische Basis und gehörte damit zu den wesentlichen Voraussetzungen für den Einzug in ein Eigenheim am Stadtrand. Die postfordistische Transformation aller Lebensverhältnisse – gekennzeichnet durch standortunabhängigere Produktionsformen, eine rasant steigende Mobilität, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, neue Kommunikationsformen sowie die Pluralisierung und Individualisierung von Lebensentwürfen – verändert auch den Wohnungsmarkt. Die Reduktion struktureller Kontinuitäten auf dem Arbeitsmarkt führt zu Schwankungen in der Einkommenssituation, die das Eingehen langfristiger finanzieller Verpflichtungen, wie z.B. die mit dem Kauf eines Einfamilienhauses häufig verbundene Rückzahlung eines Kredits, erschweren. Die zunehmende Unsicherheit in der Einkommenssituation der einzelnen Haushalte wirkt sich daher auch auf den Wohnungsmarkt aus. In allen Bevölkerungsgruppen steigt die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum. Die strukturelle Diskontinuität des Arbeitsmarkts und die zunehmende Mobilität wirken sich auch auf die bisher gewohnten Muster des sozialen und familiären Zusammenlebens aus. Sich diversifizierende Lebensstile tragen dazu bei, dass das Ideal des Familienlebens im suburbanen Wohnumfeld an Bedeutung verliert und Freizeitaktivitäten und Freunde wichtiger werden. Die sich an den Bürozeiten »from nine to five« orientierende Organisation des Alltags wird von fragmentierten Tagesabläufen abgelöst. (→ Abb. 57) Die neuen Zeitmuster verändern die Alltagskultur und die Organisation alltäglicher, dem Wohnen zugeordneter Aktivitäten. Essen oder Freunde treffen – Tätigkeiten, die im suburbanen Haus im Zentrum des Grundrisses standen – finden immer häufiger außerhalb der Wohnung, z.B. im Restaurant oder im Fit-
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23:00
06:00
Erwerbsarbeit 1960
2019 Erwerbsarbeit
Erwerbsarbeit
Mit den neuen Formen der Erwerbstätigkeit verändert sich auch die Organisation alltäglicher Tätigkeiten, die sich zuvor an den durch die industrielle Produktion vorgegebenen Arbeitszeiten orientierte – acht Sunden Arbeit, acht Stunden Schlaf und acht Stunden Freizeit. Abb. 57 Neue Zeitmuster der Alltagsorganisation
Place has become the central organizing unit of our time, taking on many functions that used to be played by firms or other organizations. […] But today corporations are far less committed to their employees and people changes their jobs frequently, making the employment contract more contingent. In this environment, it is geographic place rather than the cooperation that provides the organizational matrix for matching people and jobs. Richard Florida, 2002:6
nessstudio, statt. Viele der zuvor in den privaten Haushalten integrierten Aufgaben werden von verschiedenen (kommerziellen) Akteuren übernommen. Da die Grenzen zwischen Freizeit, Arbeit und Wohnen immer diffuser werden, werden die Tätigkeiten innerhalb und außerhalb der Wohnung neu verortet. Neue Raumnutzungsmuster, die die Entwicklung neuer Wohnmodelle und -grundrisstypologien fördern, entstehen. Multifunktionale Gebäudekonzeptionen und ein (Wohn)Umfeld, in dem die unterschiedlichen Konsum- und Freizeitangebote kurzfristig und ohne großen Aufwand – am leichtesten zu Fuß – erreichbar sind, erleichtern die Alltagsorganisation. Die Veränderungen am Wohnungsmarkt und die in Folge sich wandelnder Anforderungen an den Wohnraum und das Wohnumfeld sich neu strukturierenden Raumnut-
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zungsmuster zeigen, dass eine Korrelation zwischen den sozio-ökonomischen Strukturen, den sozio-kulturellen Praktiken des Wohnens und ihrer geographischen Verortung innerhalb eines Gebäudes, einer Parzelle oder innerhalb der Stadt besteht. Wohnen und Stadt lassen sich somit als ein kontextuelles Gefüge beschreiben, das einem ständigen Prozess der historischen Veränderung unterliegt.
Transformationen Der sich von dem lateinischen Wort transformare (aus: trans=hinüber und formare=formieren) ableitende Begriff Transformation steht für Umwandlung, Umgestaltung oder Umformung und beschreibt einen durch grundlegende politische, ökonomische oder gesellschaftliche Veränderungen ausgelösten Prozess. In Downtown Los Angeles sind lassen sich die unterschiedlichen Transformationsprozesse, die die Stadt im Laufe ihres Bestehens durchlaufen hat, noch heute im Stadtbild nachvollziehen. Zeitgleich mit der Aufnahme Kaliforniens in den Bund der Vereinigten Staaten im Jahr 1850 verlor die Plaza, das kommerzielle und religiöse Zentrum der spanischen Kolonialstadt, an Bedeutung. An der Main Street, an der die Kathedrale St. Vibiana errichtet wurde, entstand das neue Zentrum der amerikanischen Kleinstadt, die sich in den darauffolgenden Jahrzehnten zur zentralen Drehscheibe einer rasch wachsenden Region entwickelte. In den 1920er Jahren befanden sich die Banken und exklusiven Geschäfte in Downtown, wo sich die verschiedenen Linien der Stadtbahn kreuzten. In den eleganten Theatern am Broadway fanden Filmpremieren statt. Doch bereits am Ende der 1930er Jahre begann die Kaufkraft in die neu entstehenden Vororte abzuwandern, in denen die Innenstadtgeschäfte ihre Filialen eröffneten. Die frühe Verbreitung des Autos trug dazu bei das enge Band zwischen Stadtbahn und Siedlungsentwicklung zu lösen. In der immer
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rascher nach außen wachsenden Stadt ließen die Pendler Downtown als ein am Abend und Wochenende verlassenes Zentrum zurück. Der Verlust der Zentrumsfunktion korreliert mit dem in Literatur und Film verbreiteten düsteren Image von Downtown als einem verlassenen und gefährlichen Ort. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man dem baulichen Verfall (urban blight) und dem Verlust an Steueraufkommen mit Stadtsanierungsprogrammen (Urban Renewal Programms) entgegenzutreten, die von der Bundespolitik in Washington unterstützt wurden. Für deren Umsetzung wurde in Los Angeles 1948 die City Redevelopment Agency (CRA) gegründet. Ihre Aktivitäten orientierten sich zunächst an dem Leitbild der funktionalistischen Stadtplanung und konzentrierten sich auf den Stadtteil Bunker Hill, dessen alte Villen abgebrochen und durch einen neuen, sich an dem Prinzip der Zonierung orientierenden Stadtteil ersetzt wurden. Der Bewegungsfluss der Fußgänger und Autofahrer – im historischen Zentrum und am Broadway noch horizontal entlang der Erdgeschosszone organisiert – wurde getrennt und vertikal in zwei Ebenen geteilt. Dennoch änderte sich wenig an der zeitlich unausgeglichenen Nutzung von Downtown, dem Leerstand der Bürogebäude im historischen Zentrum und der Wohnungslosigkeit. Künstler und Kreative waren die ersten, die im heutigen Art District, dem ehemaligen Industrial District, die bestehenden Lagerhäuser, zunächst noch illegal, in einer leicht reversiblen Weise umbauten, um sie an ihre Bedürfnisse anzupassen. Mit den nachträglich legalisierten Lofts war ein neues Wohnmodell entstanden, das – unterstützt durch die Adaptive Reuse Ordinance – auf leerstehende Bürogebäude übertragen wurde. Weitere Projekte, die die bestehende, aus den unterschiedlichen Nutzungsphasen stammende Bausubstanz in ihre Gestaltung integrieren, sind entstanden. Die Trendwende ist inzwischen materiell im Stadtbild sichtbar. Mit dem Strategic Plan (1992) begann die Hinwendung zu
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einer am Leitbild der kompakten und nachhaltigen Stadt orientierten Planung, deren Umsetzung durch das zunehmende ökologische Bewusstsein für die weltweit knapper werdenden Ressourcen unterstützt wird. Die aktuelle Restrukturierung wird zum einen durch überregionale Trends und zum anderen durch eine Reihe von Regularien unterstützt. Da die Umstrukturierung des Stadtraums, die Neubestimmung seiner Nutzung, Organisation und Gestalt vom sozio-ökonomische Strukturwandel der letzten Jahrzehnte beeinflusst ist, unterscheiden sich die Downtown der 1920er Jahre und die heutige sowohl in ihrer Formation und Struktur als auch in ihrer Funktion und Bedeutung.
190
1889 Erste City Hall
1876 St. Vibiana´s Cathedral
1873 Erster Ralph (Supermarkt)
1871 Farmers Merchant Bank
Downtown L.A. Gebäude & städtebauliche Projekte
1849 Erster Stadtplan
Los Angeles Stadtgeschichte & Gesetze & Planungsdokumente
1876 Southern Pacific Railroad
1850 Eingemeindung Kaliforniens in die USA
USA Zeitgeschehen & Gesetze
1875
1860
1845
1890
1884 Helen Hunt Jackson Ramona (Roman)
1883 Tageszeitung Los Angeles Times
USA Diskurse & Medien (Publikationen, Filme, Zeitschriften)
1923 Ennis Brown House 1923 Hollywood Sign 1928 Pacific Coast Highway 1931 Babock Plan, Bunker Hill 1932 Olympiade
1924 2nd Street Tunnel 1926 Central Library
1928 City Hall
1932 Los Angeles Theatre
1913 Fertigstellung Aquädukt
1907 Charles Mulford Robinson, The City Beautiful 1909 Erste Eingemeindungen
1899 Tiefseehafen San Pedro
1923 Biltmore Hotel
1918 Million Dollar Theatre
1909 Pacific Ready Cut Homes
1906 Alexandria Hotel 1907 San Fernando Building
1901 Angels Flight 1903 Continental Building
1897 Grand Central Market
1895 Pan America Building
1893 Bradbury Building
1892 Erste Ölbohrung 1893 California Fruit Exchange
1934 Federal Housing Administration (FDA)
1916 Federal Aid Road Act
1893 Weltausstellung Chicago
1927 Film Metropolis (D)
1927 Upton Sinclair, Oil! (Roman)
1894 Stadtfest Fiesta de las Flores 1895 Zeitschrift Land of Sunshine 1897 Erste Filmaufnahmen, Spring Street
1935
1920
1905
1890
1976 Bonaventure Hotel 1978 Verhinderung Abriss Public Library
1968 Bunker Hill Apartements
1963 Water & Power Building 1964 Music Center mit Dorothy Chandler Pavilion
1959 Redevelopment Bunker Hill (1959-2015)
1953 El Pueblo de L.A. State Historic Park
1949 General Petroleum Building 1950 Ralphs schliesst letzte DT Filiale
1939 Union Station
Downtown L.A. Gebäude & städtebauliche Projekte
1976 Containment Skid Row
1972 Silverbook
1970 General Plan L.A.
1965 Riots Watts
1962 Dodger Stadium
1945 Case-Study-Houses (1945-66) 1948 Gründung CRA
1939 Arroyo Parkway
Los Angeles Stadtgeschichte & Gesetze & Planungsdokumente DTLA
1968 Gründung Club of Rome (Internationale, interdisziplinäre Arbeitsgruppe)
1954 Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen
1949 Federal Housing Act
1944 Federal Aid Highway Act 1945 California Redevelopment Act
USA Zeitgeschehen & Gesetze
1935
1965
1950
1980
1971 Reyner Banham, L. A. The architecture of Four Ecologies 1974 Film Chinatown (USA)
1968 Philip K. Dick, Do Androids Dream of Electric Sheep? (Roman)
1960 Kevin Lynch, Das Bild der Stadt
1958 William White, Urban Sprawl
1955 Film Kiss me deadly (USA)
1948 Film He walked by night (USA) 1948 Film The Naked City (USA)
1942 Raymond Chandler, The High Window (Roman) 1945 Weegee, The Naked City (Fotobuch)
USA Diskurse & Medien (Publikationen, Filme, Zeitschriften)
2014 Star Apartements 2015 One Santa Fe The Broad 2016 Hauser & Wirth
2008 High School #9
1999 Staples Center 2000 Old Bank District 2002 Cathedral of Our Lady of the Angels 2003 Walt Disney Concert Hall Pegasus Apartements 2007 L.A. Live
1993 Sanierung Million Dollar Theatre & Market
1989 Restaurierung Bradbury Building Fertigstellung Library Tower
1987 MOMA
1985 L.A.M.P.
1981 Premiere Towers
2012 Reduced Parking in a Modified Park. Requirement Dist. Ord.
2005 Transfer of floor Area Ord. 2007 Greater Downtown Housing Incentive Area Ord. 2008 Housing Density Bonus Ord.
1999 Adaptive Reuse Ordinance
1994 Erster BID in DTLA
1992 Strategic Plan
1987 Skid Row Housing Trust 1988 L.A. 2000
1981 Artist Residence Ordinance
1996 Charter of New Urbanism
1986 Federal Historic Preservation Tax
1981 Präsident Reagan 1981 Erster PC
2017 Film Blade Runner II (USA)
2009 Film The Solist (USA)
1992 Film Blade Runner (USA, Director´s Cut)
1982 Film Blade Runner (USA)
2025
2010
1995
1980
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Die Insel Utopia, Ambrosius Holbein, Holzschnitt, 1518 Zeichung CF & Screenshot, Blade Runner, Final Cut, 00:42:55 Zeichung CF & Screenshot, Blade Runner, Final Cut, 00:25:12 Zeichung CF & Screenshot, Blade Runner, Final Cut, 00:38:34 Zeichung CF & Screenshots, Blade Runner, Final Cut, 00:10:40; 00:22:16; 00:29:10; 00:38:34; 01:25:41 Zeichung CF & Screenshot, Blade Runner, Final Cut, 00:15:04; 00:25:12 Los Angeles 2000 Committee, 1988:13 Racial/ethnic composition: Los Angeles City, 1980-2015, U.S. Census Bureau, NHGIS, Woods & Poole Economics, Inc., National Equity Atlas fig. 01: Downtown Built Environment: Districts, Paths, Nodes, Edges & Landmarks (CRA, Downtown Strategic Plan Factbook, 1991, p.4.26) fig. 02: Kevin Lynch, 1968:45; fig. 03: Downtown Neighborhoods and Districts (Downtown Strategic Plan Advisory Committee, 1992:43) Zeichung CF & Screenshot, Blade Runner, Final Cut, 00:03:40; 00:04:52 Zeichnungen & Fotos CF Gilmore Associates (Architekt Killefer Flammang, Grundriss M 1:600) Zeichnungen & Fotos CF Los Angeles County Population Over Time, Census Bureau via California Department of Finance (Daten) Metro & Regional Rail Map, 2016 Downtown Center Business Improvement District, www.downtownla.com, 2019 Los Angeles Homeless Services Authority, 2018:3 (Daten) STAR Apartements (Architekt Michael Maltzan, Grundriss M 1:600)
Fotonachweis
Seite 14: Hise, 1997:184 Seite 64: Jane O´Neal (Mural on 242 South Broadway, 1973) Seite 100: Downtown Strategic Plan Advisory Committee, 1992:71 Seite 152: Martin Jann (2011) Alle anderen Fotos Christiane Feuerstein: Seite 6 (Broadway, 2018); Seite 91 (Mural Skid Row, 2018); Seite 98 (Bonaventure Hotel, 2011); Seite 149 (Bansky Street Art, Loft, 2011 / Bradbury Building, 2018); Seite 161 (Old Bank District, 2003); Seite 165 (Pegasus Apartements, 2011); Seite 171 (Broadway, 2018); Seite 175 (Fifth Street, 2011); Seite 183 (South Park, 2018); Seite 191 (Sixth Street, 2018)
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Soziologie Juliane Karakayali, Bernd Kasparek (Hg.)
movements. Journal for Critical Migration and Border Regime Studies Jg. 4, Heft 2/2018
Februar 2019, 246 S., kart. 24,99 €(DE), 978-3-8376-4474-6
Sybille Bauriedl, Anke Strüver (Hg.)
Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten 2018, 364 S., kart. 29,99 € (DE), 978-3-8376-4336-7 E-Book: 26,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-4336-1 EPUB: 26,99 € (DE), ISBN 978-3-7328-4336-7
Weert Canzler, Andreas Knie, Lisa Ruhrort, Christian Scherf
Erloschene Liebe? Das Auto in der Verkehrswende Soziologische Deutungen 2018, 174 S., kart., zahlr. Abb. 19,99 € (DE), 978-3-8376-4568-2 E-Book: 17,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-4568-6 EPUB: 17,99 € (DE), ISBN 978-3-7328-4568-2
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Soziologie Gianna Behrendt, Anna Henkel (Hg.)
10 Minuten Soziologie: Fakten 2018, 166 S., kart. 16,99 € (DE), 978-3-8376-4362-6 E-Book: 14,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-4362-0
Heike Delitz
Kollektive Identitäten 2018, 160 S., kart. 14,99 € (DE), 978-3-8376-3724-3 E-Book: 12,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-3724-7
Anna Henkel (Hg.)
10 Minuten Soziologie: Materialität 2018, 122 S., kart. 15,99 € (DE), 978-3-8376-4073-1 E-Book: 13,99 €(DE), ISBN 978-3-8394-4073-5
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