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German Pages [440] Year 2000
VSR
Lothar Perlitt gewidmet
JAN CHRISTIAN G E R T Z
Tradition und Redaktion in der Exoduserzählung Untersuchungen zur Endredaktion des Pentateuch
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Wolfgang Schräge und Rudolf Smend 186. Heft der ganzen Reihe
Die Deutsche Bibliothek -
CIP-Einheitsaufnahme
Gertz, Jan Christian: Tradition und Redaktion in der Exoduserzählung: Untersuchungen zur Endredaktion des Pentateuch / Jan Christian Gertz. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2000 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments; H. 186) ISBN 3-525-53870-7
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungsund Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT
© 2000 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen.
Vorwort Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 1998/99 von der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen als Habilitationsschrift angenommen. Für den Druck wurde sie durchgesehen und an einigen wenigen Stellen überarbeitet. Auf Literatur, die nach Abschluß des Manuskripts im Februar 1998 erschienen ist bzw. mir bekannt wurde, konnte leider nicht mehr eingegangen werden. Besonders hinweisen möchte ich daher an dieser Stelle auf die Untersuchungen von Konrad Schmid, Erzväter und Exodus. Untersuchungen zur doppelten Begründung der Ursprünge Israels innerhalb der Geschichtsbücher des Alten Testaments (WMANT 81), Neukirchen-Vluyn 1999 und Markus Witte, Die Biblische Urgeschichte. Redaktions- und theologiegeschichtliche Beobachtungen zu Genesis 1,1 - 11,26 (BZAW 265), Berlin - New York 1998. Die beiden genannten und die vorliegende Untersuchung kommen in der Beurteilung der formierenden Schichten des Pentateuch fur verschiedene Textbereiche teilweise zu ganz ähnlichen Ergebnissen, und zwar völlig unabhängig voneinander und auf sehr unterschiedlichen Anmarschwegen. Die weitere Diskussion wird nun zeigen müssen·, ob sich hier tatsächlich die Konturen eines neuen Gesamtbildes der Genese des Pentateuch abzeichnen. Mein Dank gilt vor allem Professor Dr. Dr. h.c. Lothar Perlitt, Professor Dr. Reinhard Gregor Kratz und Professor Dr. Rudolf Smend, D.D. Sie haben sich durch Frösche und Heuschrecken hindurchgeplagt, die Arbeit begutachtet und anregende Hinweise für die weitere Beschäftigung mit ihrer Themenstellung gegeben. Für ihr Interesse und ihre Kritik danke ich ferner allen Teilnehmern der alttestamentlichen Doktorandenkolloquien in Göttingen und Mainz, besonders Professor Dr. Christoph Levin und Professor Dr. Eckart Otto. Zu danken habe ich weiterhin den beiden Herausgebern der Reihe FRLANT und dem Verlag für die Aufnahme der Arbeit. Beim Lesen der Korrekturen waren Maike Westhelle, Katy Christmann und Dr. Wolf-Friedrich Schäufele hilfreich. Die Druckvorlage und das Register hat meine Frau Beate Gertz erstellt.
Göttingen, im Dezember 1999
Jan Christian Gertz
Inhalt Vorwort
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I. Einleitung
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II.
Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16) A. Das Passafest in Ägypten und seine alljährliche Vergegenwärtigung nach der Landnahme 1. Der vorliegende Textzusammenhang 2. Der priesterschriftliche Text 3. Der nichtpriesterschriftiiche Text 4. Kultgeschichtliche Einordnung B. Die Bestimmungen über die Opferung der Erstgeburt und über das Mazzotfest im Rahmen der Auszugserzählung 1. Literarische Analyse 2. Kultgeschichtliche Einordnung a) Das Mazzotfest b) Die Opferung der Erstgeburt C. Zusammenfassung
29 29 29 31 38 50 57 57 68 68 71 72
III.
Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36) A. Der vorliegende Textzusammenhang B. Der priesterschriftliche Text C. Der nichtpriesterschriftiiche Text 1. Fischsterben und Verpestung des Wassers (7,14-25) Exkurs: Die Erkenntnisaussage in 7,17a 2. Frösche (7,26-8,11) 3. Ungeziefer (8,16-28) 4. Viehpest (9,1-7) 5. Hagel (9,13-35) 6. Heuschrecken (10,1-20) 7. Finsternis (10,21-29) 8. Tötung der Erstgeburt (11,1-10; 12,29-36) D. Zusammenfassimg
74 74 79 97 98 106 113 123 129 132 152 163 166 185
IV.
Die Rettung Israels am Meer (Ex 13,17-14,31) A. Der vorliegende Textzusammenhang B. Der priesterschriftliche Text C. Der nichtpriesterschriftiiche Text D. Zusammenfassung
189 189 195 206 231
Inhalt
8 V.
VI.
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7) A. Der vorliegende Textzusammenhang B. Der priesterschriftliche Text C. Der nichtpriesterschriftliche Text 1. Die Offenbarung Jahwes am Dornbusch (3,1-4,17) a) Die Mosesberufüng in ihrem nichtpriesterschriftlichen Kontext b) Literarische Analyse von 3,1-6; 4,18 c) Literarische Analyse von 3,7-22 d) Literarische Analyse von 4,1-17 Exkurs: Die Bezeichnung Aarons als Levit in 4,14 2. Die Rückkehr nach Ägypten und der erste Auftritt vor dem Pharao (4,19 6,1) a) Literarische Analyse von 4,19-31 b) Literarische Analyse von 5,1-6,1 D. Zusammenfassung Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22) A. Der vorliegende Textzusammenhang B. Der priesterschriftliche Text C. Der nichtpriesterschriftliche Text D. Zusammenfassung und Ausblick
233 233 237 254 254 254 261 281 305 321 327 328 335 345 349 350 352 357 380
VII. Die Endredaktion in der Exoduserzählung
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Anhang: Exodus 1-14 in literarkritischer Schichtung
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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
397
Stellenregister
424
„ Uneinigkeit hinsichtlich der Wahrheit steht unendlich viel höher als Einigkeit im Irrtum. " Abraham Kuenen
I.
Einleitung
Die seit Jahren lebhaft geführte Diskussion um die Entstehung des Pentateuch wird gern als ein Krisenphänomen beschrieben1. Diese Deutung der eigenen Forschungssituation beschwört für die Vergangenheit einen Konsens herauf, der bei genauerer Betrachtung in dieser Eindeutigkeit nie bestanden hat. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß sich in den letzten gut zwei Jahrzehnten nach den relativ friedlichen Zeiten der um einige Ergänzungen bereicherten Pentateuchurkunden unterschiedliche Erklärungsmodelle herausgebildet haben, die zumindest ihrem eigenen Anspruch nach keine Vermittlung mehr zulassen - und deren Differenzen in der literarhistorischen Einordnung der Texte außerhalb der Fachdisziplin häufig nur noch Verwunderung hervorrufen. Angesichts der grundlegenden Bedeutung, die der Pentateuchkritik für weite Gebiete der alttestamentlichen Wissenschaft zukommt, erscheint es in dieser Situation ratsam, das Gespräch in Einzelstudien weiterzuführen, die wenigstens für die Formulierung ihrer Fragestellung auf einen über die Erklärungsmodelle und Schulen hinausgreifenden Konsens zurückgreifen können. Sofern überhaupt nach der Entstehungsgeschichte des Pentateuch gefragt wird, ist es unbestritten, daß sich der vorliegende Textzusammenhang nur als Ergebnis einer wie auch immer zu rekonstruierenden längeren literarischen Vorgeschichte begreifen läßt. Außerdem besteht wohl auch ein weitgehendes Einvernehmen über die Möglichkeit, im vorliegenden Textzusammenhang im weiteren Sinne priesterschriftliche Texte aufgrund ihrer sprachlichen und inhaltlichen Eigentümlichkeiten von nichtpriesterschriftlichen Texten zu unterscheiden. So ist es für die gegenwärtige Diskussion um die Entstehung des Pentateuch von nicht zu unterschätzender Bedeutung, daß sich die literarkritische Ausgrenzung des priesterschriftlichen Textbestandes durch T. Nöldeke 2 aus dem Jahre 1869 im Fortgang der literarkriti1
Die Pentateuchforschung ist bis in die jüngste Zeit hinein gut dokumentiert und braucht daher an dieser Stelle nicht rekapituliert zu werden. Außer den einschlägigen Überblicken in der Einleitungsliteratur sind an monographischen Gesamtdarstellungen zu nennen C. HOUTMAN, Pentateuch; R. N. WHYBRAY, Pentateuch. Vgl. ferner J. BLENKINSOPP, Pentateuch, 1-30; Α. Η. J. GUNNEWEG, T h R 4 6 , 2 2 7 - 2 5 3 u n d T h R 5 0 , 1 0 7 - 1 3 1 ; Α . DE PURY/T. RÖMER, P e n t a t e u q u e ,
9-80; E. Orro, ThR 60, 163-191; ders., ThR 61, 332-341; ders., ThR 62, 1-50; Η. H. SCHMID, V T . S 3 2 , 3 7 5 - 3 9 4 ; L. SCHMIDT, V F 4 0 , 3 - 2 8 ; D . J. WYNN-WILLIAMS, State; E. ZENGER, B Z 2 4 , 1 0 1 - 1 1 6 ; ders., T h R v 7 8 , 3 5 3 - 3 6 2 . 2
T. NÖLDEKE, Grundschrift.
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Einleitung
sehen und literarhistorischen Theoriebildung ungeachtet zahlreicher, kontrovers diskutierter Detailprobleme 3 grundsätzlich bewährt hat. Auf ihr gründet der Minimalkonsens gegenwärtiger Pentateuchkritik, der weder durch die vielfältigen Iiterarkritischen Differenzierungen noch durch die verschiedenen Bestimmungen der ursprünglichen literarischen Gestalt des priesterschriftlichen Textbestandes Quelle, Redaktion oder beides zugleich - nachhaltig in Frage gestellt wurde4. Erweist sich dieser Minimalkonsens am Einzeltext als tragfahig, dann stellt sich notwendig die weiterfuhrende Frage nach der ursprünglichen literarischen Gestalt der erkannten Größen, Quelle oder Bearbeitungsschicht, und nach der Art ihres Zusammenkommens. Diese Frage eröffnet somit einen Zugang zu einer detaillierten Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte des Pentateuch, über dessen Angemessenheit sich, wie mir scheint, ebenfalls leicht eine Übereinstimmung erzielen lassen müßte. Davon abgesehen entspricht es der wissenschaftlichen Maxime des Fortschreitens vom Gesicherten zum weniger Sicheren, im Anschluß an die grundlegende Differenzierung des vorliegenden Textzusammenhangs in priesterschriftliche und nichtpriesterschriftliche Texte das literarische Verhältnis zwischen den beiden Textbereichen zu untersuchen5. Insofern das Zusammenkommen der beiden Textbereiche als derjenige Vorgang gelten darf, der die Ausbildung des vorliegenden kanonischen Textzusammenhangs maßgeblich geprägt hat, soll es als Endredaktion bezeichnet werden. Unter Endredaktion wird also weder die Verantwortung für einen textkritisch zu ermittelnden „Endtext" verstanden noch beinhaltet die Verwendung des Begriffs eine Vorentscheidung darüber, ob es sich um die Verbindung ursprünglich selbständiger Erzählungswerke handelt oder ob eine der beiden Größen als endredaktionelle Bearbeitungsschicht zu verstehen ist. In diesem Sinne ist die Endredaktion Gegenstand der vorliegenden Untersuchung zur Exoduserzählung in Ex 1-14(15).
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Was die Abgrenzung der priesterschriftlichen Schicht anbelangt, so sind vor allem ihr Ende sowie die mit dem Problem der literarischen Einheit verbundene Frage, ob und in welchem Umfang sie rituelle Einzelbestimmungen enthalten hat, umstritten. Vgl. hierzu jetzt vor allem T. POLA, Priesterschrift und den Forschungsüberblick von E. OTTO, ThR 62,1-50. Anders zuletzt C. HOUTMAN, Pentateuch, 365ff, 431 и.о.; R. N. WHYBRAY, Pentateuch, 230f, 235-242 und für die Exoduserzählung in Ex 1-15 jüngst G. FISCHER, ZKTh 117, 203-211; ders., BEThL 126, 149-178. Die Auseinandersetzung mit diesen Positionen erfolgt im Rahmen der eigenen Analyse. Vgl. auch das von R. SMEND, Entstehung, 11 propagierte Verfahren: „Ausgangspunkt sind die fertigen lit Größen: das AT selbst und seine Teile. Von ihnen aus wird jeweils zurückgefragt: über die Redaktionen zu den von ihnen verwendeten schriftl. Quellen und von dort zu den Stoffen und Formen, die wiederum diesen zugrundeliegen." Zu nennen sind aus jüngerer Zeit auch die methodologischen Überlegungen zur entstehungsgeschichtlichen Rekonstruktion der Genesis bei D. M. CARR, Reading, 39. Er geht (zu Recht) davon aus, „that investigation of transmission history of Genesis must work from later, easier-to-reconstruct stages to the earlier, more difficult ones". Diese reduktive Vorgehensweise folgt der schlichten erkenntnistheoretischen Einsicht, daß das der Sache nach Frühere das der Erkenntnis nach Spätere ist, und die dort geboten ist, wo das der Sache nach Frühere nicht bekannt ist.
Einleitung
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Schon aus der knappen Herleitung der Fragestellung ergibt sich, daß das Hauptaugenmerk der vorliegenden Untersuchung den literarischen Aspekten des als Endredaktion bezeichneten Vorgangs gilt. Diese Fragehinsicht ist angesichts einer Vielzahl auf die Struktur des Endtextes und seiner theologischen Aussagen ausgerichteter Analysen6 sowie eines zunehmenden Interesses an den historischen Voraussetzungen der Formierung der endredaktionellen Gestalt des Pentateuch7 zu begründen und zu präzisieren. Hierzu sind die fur eine Untersuchung der Endredaktion einschlägigen Tendenzen und Fragestellungen der neueren Pentateuchkritik zu skizzieren. Sie betreffen die redaktionsgeschichtliche Ausdifferenzierung des nichtpriesterschriftlichen Textes und die ursprüngliche literarische Gestalt der priesterschriftlichen Schicht. Unauflösbar verbunden mit beiden Fragestellungen ist die Bestimmung des Eigenanteils der Endredaktion. Grundlegend für die Diskussion ist in Anknüpfung wie Widerspruch die von M. Noth im Rahmen der Neueren Urkundenhypothese vorgelegte Beschreibung des endredaktionellen Vorgehens 8 . Bekanntlich betrachtet M. Noth eine ehedem selbständige priesterschriftliche Erzählung als die literarische Grundlage des Gesamtpentateuch, insofern eine durch zahlreiche elohistische Elemente erweiterte jahwistische Quellenschrift in den Zusammenhang von Ρ eingearbeitet worden sei9. Den Redaktoren sei es dabei jeweils auf eine Sammlung des bekannten Überlieferungsgutes angekommen. Das bedeute, daß sie sich nicht um eine lükkenlose Aufnahme der vorliegenden literarischen Fassungen bemüht hätten, sondern um die vollständige Aufarbeitung des in ihnen enthaltenen Stoffes10. M. Noth beschreibt den literarischen Vorgang der Verbindung der Erzählungswerke somit als Ergänzung einer als Grundschrift dienenden Quellenschrift um das „Sondergut" der anderen Quelle, woraus folgt, daß nur für P, also für die Grundschrift des Gesamtpentateuch, eine vollständige Bewahrung des Textbestandes zu erwarten ist11. Eine möglichst umfassende Einarbeitung der nichtpriesterschriftlichen Erzählung sei damit allerdings nicht ausgeschlossen12, sie habe sich der Redaktion vielmehr schon aufgrund der je unterschiedlichen Stoffe nahegelegt13. Dies gelte vor allem für die Väter- und Josephsgeschichte der Genesis, da sich hier eine massive Ergänzung der summarischen Angaben in Ρ durch das nichtpriesterschriftli6
Für das Exodusbuch vgl. nur den Übelblick bei H. UTZSCHNEIDER, ZAW 106, 215-222 (Lit.); Μ . VERVENNE, B E T h L 1 2 6 , 2 8 - 3 2 .
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Hierbei geht es vornehmlich um die Frage nach dem Anteil der Autoritäten des Achaimenidenreiches an der Formierung des Pentateuch. S. auch u. S. 25f.
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M . NOTH, U P , 1 1 - 1 7 , 2 6 7 - 2 7 1 .
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Vgl. a.a.O., 11, 268. Diese Einschätzung ist freilich nicht ohne Vorgänger. Vgl. nur J. WELLHAUSEN, Composition, 3 zur Endredaktion in der Urgeschichte: „Q [= P] wird zu Grunde gelegt, JE ihr eingepasst". Vgl. M. NOTH, ÜP, 269 sowie 27f zur Durchführung und dem Befund in den „alten Pentateuchquellen". Vgl. a.a.O., 17. Vgl. a.a.O., 11. Vgl. a.a.O., 269.
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Einleitung
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che „Sondergut" angeboten habe14. Die inhaltliche Bewertung der Arbeit der Endredaktion durch M. Noth fallt eher nüchtern aus. Insofern der Gesamtpentateuch der auszulegende Text sei, komme der Arbeit der Endredaktion zweifellos eine große wirkungsgeschichtliche Bedeutung zu15. Gleichwohl handelt es sich nach M. Noth um einen „rein literarische[n] Additionsvorgang ..., in dem nicht nur die Erzählungsstoffe, sondern auch die theologischen Anliegen schlicht und unausgeglichen nebeneinander stehen und ineinander verschränkt sind, wie die Einzelquellen sie geboten hatten"16. Die Beschreibung der Endredaktion durch M. Noth besticht durch ihre Einfachheit, und sie erlangt dadurch eine große Plausibilität, weil sie auf der Einsicht beruht, daß sich die immense Aufgabe der Vereinigung zweier umfangreicher Erzählungswerke nur bei einem möglichst geringen Aufwand in der redaktionellen Arbeit bewerkstelligen ließ. Wegweisend ist schließlich die methodologische Unterscheidung der ursprünglichen literarischen Gestalt des redigierten Materials von seiner redaktionellen Verwendung. Sie legt in einer Analyse, die vom vorliegenden Textzusammenhang aus zurückfragt, den Grund für eine literarische Untersuchung möglicher älterer Textstufen. Als problematisch dürfte sich jedoch die rigorose Beschränkung des redaktionellen Eigenanteils erweisen, wie sie sich aus der Einschätzung, die Redaktion habe lediglich die Komplettierung der Stoffe beabsichtigt, geradezu zwangsläufig ergibt. Zwar ist es fur M. Noth unstrittig, daß zahlreiche Abschnitte insbesondere zum Abschluß des Numeribuches sowie ein Großteil der legislativen Texte im priesterschriftlichen Kontext bereits das priesterschriftliche und das nichtpriesterschriftliche Erzählungswerk voraussetzen17, doch stellt er diese Fortschreibungen in keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Endredaktion. Für diese Einschätzung mag mit ausschlaggebend gewesen sein, daß er die Vereinigung des priesterschriftlichen und des nichtpriesterschriftlichen Erzählungswerkes vor deijenigen des endredaktionellen Pentateuch mit dem dtr Geschichtswerk ansetzt18. Der Endredaktion hätte sich demnach die durch ein bloßes Nebeneinanderstellen der Vorlagen kaum zu lösende Frage, wie die Verbindung dtn-dtr und priesterschriftlicher Vorstellungen zu einer Thora zu ermöglichen ist, in ihrer ganzen Tragweite noch gar nicht gestellt.
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Vgl. ebd. Die Beschreibung von Ρ als Rahmen der vorliegenden Gestalt stößt in diesem Bereich angesichts des „äußerst mageren P-Bestandes" (a.a.O., 12) allerdings an ihre Grenzen. Das nichtpriesterschriftliche Erzählungsmaterial steht hier so sehr im Vordergrund, daß auch nach M. Noth die Endredaktion zur Rücksichtnahme auf seine Anlage gezwungen ist. Die Bevorzugung von Ρ zeigt sich seiner Ansicht nach aber darin, daß für eine vollständige Erhaltung der literarischen Grundschrift nichtpriesterschriftliche Texte ausgelassen worden sind - das umgekehrte Verfahren ist nach M. Noth aber auch belegt. Vgl. M. NOTH, ÜP, 268; ders., Exodus, 8.
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M. NOTH, ÜP, 270.
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Vgl. a.a.O., 8f; ders., ÜSt, 19 Iff, 217. Vgl. hierai a.a.O., 211ff.
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Einleitung
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Es spricht für die Überzeugungskraft der von M. Noth vorgelegten literarischen Rekonstruktion, daß die bekannte Bemerkung H. W. Hertzbergs, „noch immer fehlt das Buch über den Gesamtverfasser, den Endredaktor"19, weniger das literarische Problem, als die (auch von H. W. Hertzberg unbeantwortete) Frage nach den Intentionen der Endredaktion im Blick hat. Unabdingbare Voraussetzung für diese Frage ist eine Neubewertung der redaktionellen Arbeit, die als ein planvolles Gestalten des jeweiligen neuen Gesamtzusammenhangs begriffen wird: „Warum hat er [sc. der Endredaktor] die beiden Schöpfungsgeschichten ... nebeneinandergestellt? Hätte nicht eine genügt? ... Warum ließ er Dubletten ... stehen? Was dachte er sich dabei, wenn die Frau des ersten Patriarchen bei der Verheißung Isaaks als alte Frau erscheint und dann unmittelbar danach als begehrenswerte junge Frau, so daß der König des Landes die Hand nach ihr ausstreckt? War dieser Redaktor so vertrottelt, daß er das nicht merkte? Das ist ja ausgeschlossen. Also muß er andere Gründe gehabt haben. Diese Gründe aber liegen im theologischen Bereich. Es sind Sachgründe, um die es sich handelt."20 Um eine Antwort auf die Frage nach den Sachgründen der Endredaktion hat sich H. Donner in einem Vergleich der Arbeitsweise der Endredaktion mit derjenigen in Evangelienharmonien bemüht21. Auch fur H. Donner besteht das Problem nicht in der Frage, wie die „oft zu Objekten des Spottes herabgewürdigten Pentateuchredaktoren" gearbeitet haben, sondern warum sie ihre Vorlagen kompilierten22. Der Vergleich fuhrt nun zunächst zu der Einsicht, daß es dem Endredaktor eindeutig nicht darum gegangen sei, die Mehrstimmigkeit seiner Vorlagen zu bewahren23. Dies zeigten allein das Ergebnis seiner Arbeit und dessen vorkritische 19
H.-W. HERTZBERG, Beiträge, 111.
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H.-W. HERTZBERG, Beiträge, l l l f . H. DONNER, Hen 2, 1-30 [= ders., Aufsätze, 259-285]. Dem Vergleich liegt eine Analyse der Kompositionstechnik in Gen 6,5-8,22 und in der Ostergeschichte nach drei neuzeitlichen Evangelienharmonien zugrunde: A. Oslander, Harmoniae evangelicae libri quatuor graece et latine 1537, 21561; M. N. Olmsted, Walks and Words of Jesus. Α Paragraph Harmony of the Four Gospels, Oxford 1883, 21901; Die Geschichte des Leidens und Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi aus den vier Evangelien zusammengefaßt, in: Evangelisches Kirchengesangbuch, Ausgabe für die Evangelische Landeskirche Württemberg, III, Stuttgart 1953, 108ff. Der Vergleich mit den Evangelienhaimonien geht auf J. ASTRUC, Conjectures, 525 zurück. H. DONNER, Hen 2, 5 [= ders., Aufsätze, 262f|. Auch H. Donner folgt M. Noth und erkennt in Ρ den Rahmen für eine Einarbeitung der jahwistischen Erzählung. H. Donner nennt als Gegenposition C. WESTERMANN, Genesis I, 10. Vgl. ferner den (jüngeren) Beitrag von H. GESE, ThQ 167, 252-265, der in Auseinandersetzung mit der von B. S. Childs angeregten Diskussion um einen „canonical approach" (vgl. v.a. B. S. CHILDS, Introduction) die These aufgestellt hat, daß die Endredaktion die Mehrschichtigkeit des Textes nicht nur ungewollt durchscheinen lasse, sondern sie klar voraussetze und ein .„paralleles' Wahrnehmen der verschiedenen Texttraditionen" (H. GESE, a.a.O., 256) intendiere. Hierzu gehöre auch, daß sich die Bearbeitung von der ältesten Zeit an auf allen redaktionellen Stufen selbst kenntlich mache. Zu nennen sind schließlich auch diejenigen Beiträge der gegenwärtigen Diskussion, die den Kompromißcharakter in der Verbindung von nichtpriesterschriftlichen und priesterschriftlichen Texten herausstellen. Sie sind vor allem von E. BLUM, Studien, 333ff angeregt. E. Blum versteht die Texte der priesterschriftlichen Kompositionsschicht als „diskontinuierliche Fügun-
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Einleitung
Wirkungsgeschichte. Auch sei ein Redaktor, der seine Vorlagen ohne Sinn und Verstand zusammenbringe und seinem Leser die Geltungsentscheidung überlasse, eine Karikatur24. Redaktoren erzeugten vielmehr Einstimmigkeit, die allerdings nicht erst das Ziel ihrer Kompilationen sei, sondern bereits die notwendige gedankliche Voraussetzung und der Sinn ihrer Arbeit25. Der Endredaktor habe „J im Lichte von Ρ gelesen und beide für einstimmig gehalten"26. Er habe wie seine Zeitgenossen die ihm vorliegenden Texte als sachlich gleichwertig und selbst im Detail widerspruchslos angesehen, weshalb er bestehende Differenzen, sofern er sie überhaupt als solche wahrgenommen habe, durch eine vorgängige, harmonisierende Exegese aufgehoben habe. Diese Haltung gegenüber den vorgegebenen Texten ist nach H. Donner darin begründet, daß sie bereits anerkannte Autoritäten darstellten und die „Würde qualitativer Kanonizität"27 erlangt hätten. Die Arbeit der Redaktoren lasse daher vor allem zwei Motive erkennen, die um Vollständigkeit des Stoffes bemühte additive Ergänzung und die um Bewahrung des Wortlauts bemühte kumulative Ergänzung. Die Redaktoren seien „nicht Erfinder großer theologischer Entwürfe, sondern vorkritische Schriftexegeten" 28 . Daß Redaktoren dort, wo sie ähnliche und zugleich differierende Vorlagen verbinden, diejenige Einstimmigkeit gedanklich bereits voraussetzen, die sich dann in ihrer Arbeit ausdrückt, ist eine grundlegende Einsicht in das redaktionelle Vorgehen und wird in der Analyse stets zu bedenken sein. Zumindest für die von H. Donner gewählten alttestamentlichen Beispieltexte, die Sintfluterzählung in Gen 6-8 und die Darstellung des Meerwunders in Ex 14,15ff, läßt sie sich nur schwer widerlegen. Und es bedeutet auch keinen grundsätzlichen Einwand, daß die Verbindung von Vorlagen zu einem neuen Ganzen immer auch eine - in der Regel weiterfuhrende - Deutung durch die Redaktoren bedeutet. In diesem Sinne können sich gerade vorkritische Schriftexegeten als ausgesprochen produktiv erweisen. Zu bezweifeln ist freilich, ob sich mit dieser Einsicht notwendig die These einer quasi kanonischen Geltung der redigierten Vorlagen verbinden muß. Zum einen setzt diese These wie schon die Wahl der Vergleichsgröße, die Vereinigung eigenständiger Evangelien zu einer Harmonie, die Existenz ehedem selbständiger Pentateuchquellen voraus - was angesichts der gegenwärtigen Pentateuchdiskus-
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gen", in denen die vorgegebene nichtpriesterschriftliche Überlieferung nicht „.bearbeitend' transformiert wird, sondern anders konturierte Texte als .Korrektur', .Explikation' o.ä. neben sie gestellt werden" (a.a.O., 333; Hervorhebung von E. Blum). Vgl. ferner F. CRÜSEMANN, Tora, 407 mit der pluralistischen Deutung der von ihm erkannten nachpriesterschriftlichen Redaktion: „das Neben- und Miteinander von Texten, die einander an nicht unwesentlichen Punkten widersprechen,... führt auf so etwas wie .Toleranz'. Gottes Wille ist nicht... ein Prinzip der Integration vieler Wahrheiten in eine Einheit. Er umschließt einander Ausschließendes". Vgl. H. DONNER, Hen 2, 28 [= ders., Aufsätze, 284]. Vgl. a.a.O., 12f [= ders., Aufsätze, 269 u.ö.]. Vgl. aa.O., 22 [= ders., Aufsätze, 279]. A.a.O., 26 [= ders., Aufsätze, 282]. Ebd.
Einleitung
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sion erst zu beweisen wäre. Die Möglichkeit, daß Ρ eine gleichsam endredaktionelle Bearbeitungsschicht sein könnte oder daß sich die an den redaktionellen Ausnahmefällen in Gen 6 - 8 und Ex 14 gewonnene Erkenntnis nicht auf das gesamte Verfahren der Endredaktion übertragen läßt, kommt so jedenfalls nicht in den Blick29. Zum anderen spricht der im Vergleich mit den Evangelienharmonien recht große redaktionelle Eigenanteil gegen die These einer quasi kanonischen Geltung des redigierten Textbestandes30. Der Umfang redaktioneller Formulierungen ist sicherlich auch durch das redaktionelle Verfahren in dem Beispieltext Gen 6 - 8 bedingt. Er entspricht aber zugleich dem Bild, das sich nach einer Vielzahl von Analysen zunehmend fur die Entstehung der alttestamentlichen Traditionsliteratur abzeichnet und wonach sich das Gesamtgefüge von Tradition und Interpretation deutlich zugunsten literarisch und theologisch gewichtiger Redaktionen verschiebt31. Dieser Vorgang einer fortwährenden Interpretation betrifft allem Anschein nach nicht nur die „alten Pentateuchquellen" 32 , sondern hat sich ausweislich der bis in die Textgeschichte hinein greifbaren und zum Teil sehr umfangreichen „nachendredaktionellen" Fortschreibungen über die Endredaktion hinaus fortgesetzt33. Weder Vorgänger noch Nachfolgende hätten demnach die Ansicht der Endredaktion geteilt, daß es sich um quasi kanonische Texte gehandelt habe. Ein kanonisches Ansehen der vorgegebenen Texte scheint sich vielmehr erst bei denjenigen der späten Redaktoren vereinzelt anzubahnen, die ihre (punktuellen) Zusätze als solche kenntlich machen. Eine Endredaktion, die sich im Sinne H. Donners auf eine additive und kumulative Ergänzung beschränkt hat, wäre demnach innerhalb des Stromes alttestamentlicher Redaktorentätigkeit eine recht ungewöhnliche Erscheinung34. Letzteres bestätigen im Grunde genommen auch die einschlägigen Äußerungen von R. Smend zur Arbeitsweise der Redaktoren35. Zu dem Vorgang der Verbindung des priesterschriftlichen und des nichtpriester29
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H. Donners Auskunft a.a.O., 4 Anm. 1 [= ders., Aufsätze, 261 Anm. 1], daß die Diskussion um die Neuere Urkundenhypothese für den Zweck der Erörterungen weniger wichtig sei und die Einsicht in den zusammengesetzten Charakter des Textes genüge, ist aus diesem Grund wohl zu optimistisch. Die Frage, welcher Ait die von der Endredaktion zusammengesetzten Größen sind, ist für die Beurteilung des redaktionellen Verfahrens und seiner Voraussetzungen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Daß die Zusammensetzung paralleler Einzelerzählungen zu einer neuen Erzählung wie in Gen 6-8; Ex 14 nicht als das übliche Verfahren der Endredaktion gelten kann, bemerken bereits A. JOLICHER, JPTh 8, 106; M. Nora, ÜP, 269 Anm. 648. Zur Kritik vgl. auch H.-C. SCHMITT, ZAW 97,168 sowie R. N. WHYBRAY, Pentateuch, 121. Auf die Bedeutung dieser Entwicklung für das Gesamtbild der Entstehung des Pentateuch hat, wenn ich recht sehe, erstmals Η. H. SCHMID, VT.S 32, 377£F mit Nachdruck hingewiesen. Hierzu s. auch im folgenden. Es genügt an dieser Stelle, an die Bewertung der Schlußkapitel des Numeribuches durch M. NOTH, ÜSt, 191ff, 217 zu erinnern. Vgl. hierzu auch das krasse Mißverhältnis von 28 endredaktionellen (Teil-)Versen in Gen 1 bis Num 24 gegenüber mehr als 100 (Teü-)Versen „nachendredaktioneller" Ergänzung allein in Ex 1 - 1 5 b e i C. LEVIN, Jahwist, 3 1 7 - 3 4 7 , 4 4 0 .
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R. SMEND, E n t s t e h u n g , 3 8 ^ 1 6 , 6 2 - 6 9 .
Einleitung
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schriftlichen Erzählungswerkes heißt es bei R. Smend, daß der Redaktor („R") seine eigenen harmonisierenden Zusätze auf ein Minimum beschränkt habe36. Darin unterscheide er sich erheblich von den Redaktionen des vorpriesterschriftlichen Tetrateuch. Sei R „ein Kompilator, der seine beiden Vorlagen so unversehrt wie möglich zusammenfugt und nur selten selbst das Wort ergreift, so verfahren diese seine Vorgänger freier und produktiver ... und nicht ganz selten fugen sie Eigenes hinzu"37. Andererseits gilt aber auch: „Die Schule, die wir mit R bezeichnen, beschränkte sich nicht darauf, die überkommenen Quellenschriften zusammenzufügen. Sie unterzog vielmehr das neue Ganze einer weiteren Bearbeitungρπ „Festsetzungen" verdrängt146. Ähnlich stellt sich der Befund für die Anordnungen zur Opferung der Erstgeburt in 13,lf. 11—16 dar. Die an Mose gerichtete Aufforderung Jahwes in 13,1-2 wird von der Moserede in 13,11-16 als Beauftragung vorausgesetzt. Andererseits gilt ebenso, daß ohne die Ausführungen Moses der Anordnung Jahwes jeglicher Erfüllungsvermerk fehlen würde. Das spricht dafür, daß weder die V. l f als nach-
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„unsicher" charakterisierte Belege - sind als nachpriesterschriftlich einzuordnen. Vgl. C. LEVIN, Jahwist, 375f, 377; H.-C. SCHMITT, VWGTh 8, 259-278. Zur Wiedergabe vgl. J. GAMBERONI, ThWAT III, 341-343. Alle Belege stehen im Kontext von Ρ oder sind nachpriesterschriftlich einzuordnen: 12,14; 17,14; 28,12 (zweimal); 28,29; 30,16; 39,7; Num 5,15.18; 10,10; 17,5; 31,54. Femer Lev 23,24 (H); Jes 57,8; Sach 6,14; Mal 3,16; Hi 13,12; Qoh 1,11 (zweimal) 2,16; Est 6,1. Obwohl der spätdtr Beleg Jos 4,7 im Kontext einer Kindesbelehrung steht, spricht er nicht für eine dtn-dtr Herkunft der Ersetzung von ΠΕϋϋ durch p~DT: Es handelt sich weder um ein Zitat aus Dtn 6,6-8, noch hegt eine Anspielung auf diesen Text vor. Mit F.-L. HOSSFELD, Dekalog, 41, der allerdings - zu Unrecht - auch in Dtn 16,3bß eine entsprechende Verwendung von "DT vermutet. Vgl. hierzu J. C. GERTZ, Passa, 70. Zu ГПЗУ s.o. S. 41f. Zu ПрП vgl. vor allem die sekundär- und nachpriesterschriftlichen Belege aus dem unmittelbaren Kontext in 12,14.17.43 (ΠΟΒΠ ПрП!). Weitere Indizien für eine nachdtr Herkunft sind die außer in 13,5.11 nur spät- und nachdtr gebrauchte Wendung "'ЗУЗЗП „Land der Kanaanäer" aus V. 5a (vgl. Dtn 1,7; 11,30; Jos 13,4; Ez 16,3; Neh 9,8) sowie die Verwendung von ПЗЭ hi. „erzählen" in der Kindesbelehrung von V. 8, die sich in vergleichbaren Kontexten ebenfalls nur in spät- und nachdtr Texten findet: außer Dtn 32,7 noch Ex 19,3.9; Dtn 4,13; 5,5; 17,19f. Die Belege in Ex 19 sind nachdtr und nachpriesterschriftlich, s.u. S. 226-228. Für eine zumindest spät-dtr Verfasserschaft spricht auch die Häufung dtn-dtr Formelgutes in V. 5a mit der singulären Zusammenstellung von historisierender Gebotseinleitung, Völkerliste, Landschwursatz und Beschreibung des verheißenen Landes mit dem Bild vom Land, in dem Milch und Honig fließen. So R. ACHENBACH, Israel, 205, mit Verweis auf Dtn 6,1; 8,11b; 10,13; 11,1; 28,15.45; 30,10.16.
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Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16)
trägliche Einleitung zu V. 11-16 147 , noch die V. 11-16 als späterer Erfullungsvermerk zu V. l f formuliert wurden 148 . Vielmehr gehen die göttliche Beauftragung und ihre Ausführung in Form präziser kultischer Anweisungen auf einen Verfasser zurück 149 . Die unterschiedlichen Formulierungen der Anordnung Jahwes in V. 2 und des von Mose verkündeten Gebotes in V. 12f widersprechen dieser Annahme nicht. Sie beruhen vielmehr darauf, daß der Gebotsformulierung in V. 12f Zitate aus 34,19-20* zugrunde liegen150: Daß diese beiden Texte in einem literarischen Verhältnis zueinander stehen, zeigt sich insbesondere an der nahezu buchstäblichen Übereinstimmung des im AT sonst nicht belegten Gebotes in V. 13a und in 34,20a, die Erstgeburt des Esels auszulösen oder ihr das Genick zu brechen151. Daß dabei 34,19-20 die Priorität zukommt, geht daraus hervor, daß sich die Unterschiede zwischen beiden Texten schlüssig aus der Einstellung der Erstgeburtsbestimmung in den vorliegenden Textzusammenhang von Kap. 13 herleiten lassen. So beruhen die Formulierungen ΠΒΠ3 "DE? Jeder erste Wurf des Viehs" in V. 12b und ""["033 DIU 1133 Ьз1 Jeder menschliche Erstgeborene unter deinen Kindern" in V. 13b gegenüber ПИ1 "IIB? Jeder erste Wurf bei Rind- und Kleinvieh" aus 34,19b und "p33 TDD Jeder Erstgeborene bei deinen Kindern" in 34,20b auf einer Differenzierung des Begriffspaars ПВПЗЗ! СЛКЗ „bei Mensch und Vieh" aus V. 2 (vgl. V. 15), das sich seinerseits der priesterschriftlichen Schilderung der Tötung der ägyptischen Erstgeburt verdankt (s.u.). Die Unterschiede sind also eine Folge der Einbindung von 13,lf. 11-15 in den Kontext der Auszugserzählung. Weiterhin setzt in V. 12 der gegenüber 34,19 überzählige Relativsatz zu ΠϋΓΟ „Vieh" die futurische Ausrichtung der historisierenden Gebotseinleitung voraus. Er geht somit auf die Aussage von 13,1-16 zurück, daß die Bestimmungen über Mazzot und Erstgeburt erst im Kulturland Anwendung finden sollen. Die Umwandlung des Jahwebefehls "b ΡΠΊ *ШВ~Ьз Jeder Durchbruch des Mutterschoßes gehört mir" in 34,19a in eine Anweisung Moses bedingt schließlich die Wendung ПТрЬ ΡΠΊ IDB~*3D ГПЗУГП „und du sollst jeden Durchbruch des Mutterschoßes Jahwe übergeben" in V. 12a. In den V. 14b. 15 wird die Erstgeburtsbestimmung heilsgeschichtlich begründet und als Selbstaussage der Kultteilnehmer noch einmal wie ein Zitat aufgenommen. Anders als in V. 12f übernimmt V. 15b hierbei aus 34,19-20 das Wechselspiel von ОГП ~ЮВ~Ьз Jeder Durchbruch des Mutterschoßes" und "03 1133' Jeder Erstgeborene unter meinen Kindern", während das Begriffspaar ОЧ X „Mensch" und ПЙПЗ „Vieh" auf die heilsgeschichtliche Begründung beschränkt bleibt. Die Erstgeburtsbestimmung klingt damit in ihrer „klassischen" und von der Exodussituation unabhängigen Formulierung aus, was den Einfluß vorgegebener Texte abermals deutlich hervortreten läßt. 147
148 149 150
151
Vgl. (statt vieler) H. HOLZINGER, Exodus, 34: „die beiden Verse sind als redaktionelle oder diaskeuastische Voranstellung einer Grundformel zu v.3ff verständlich", und zuletzt J. VAN SETERS, Life, 123. Vgl. G. BRIN, Studies, 170f. So auch W. JOHNSTONE, FS Davidson, 175. Hierzu vgl. J. HALBE, Privilegrecht, 176-185 von dessen Analyse sich die folgenden Ausführungen jedoch im Einzelfall und vor allem hinsichtlich der literarhistorischen Einordnung der Texte erheblich abheben. Dort auch zur Textkritik in 34,19b.
V. 13a hat ΊΒΠ -КМгЬэ! statt ТИП 1DE1 in 34,20a.
Die Bestimmungen über die Opferung der Erstgeburt und über das Mazzotfest
65
Andererseits kann sich der Verfasser in V. lf wegen der folgenden ausführlicheren Behandlung des Themas auf eine summarische Anordnung beschränken. So geht es in V. lf - dem Kontext entsprechend - allein um den heilsgeschichtlich begründeten Anspruch Jahwes auf grundsätzlich alle Erstgeburt in Israel, während die Einzelheiten durch Mose in den V. 11-16 geregelt werden. Das erklärt, warum die Auslösung der menschlichen Erstgeburt und - ohne Bezug zum Kontext, aber als Teil der vorgegebenen Tradition der Erstgeburt des (unreinen) Esels erst in V. 12f erwähnt werden. Die Redeeinleitung ГТЮО'Ьх ΓΠΓΡ "Π "PI in V. 1 ist typisch fur priesterschriftlichen Sprachgebrauch152. Es fällt jedoch auf, daß die Anordnung Jahwes über die Heiligung der Erstgeburt erst nach 12,50f berichtet wird. In 12,50f greift ein sekundär-priesterschriftlicher Nachtrag den Wortlaut der Schlußverse der priesterschriftlichen Passagesetzgebung in 12,28 (= 12,50) und der priesterschriftlichen Chronologie des Ägyptenaufenthalts in 12,41 (= 12,51) auf und setzt dadurch einen eindeutigen Schlußpunkt hinter die im Zusammenhang des Auszugs erfolgte Gesetzgebung. Im Rahmen der (bereits erweiterten) priesterschriftlichen Strukturierung der Exoduserzählungen stünde 13,lf somit völlig unverbunden zwischen der bereits erfolgten Ägyptengesetzgebung in 12,1-51* und der Meerwundererzählung in 14,1-31*. Eine Zuordnung von V. lf zu Ρ oder zu einer sekundär-priesterschriftlichen Redaktion ist daher, von der Zusammengehörigkeit mit den V. 11-16 einmal ganz abgesehen, sehr unwahrscheinlich153. Es kommt hinzu, daß sich Jahwe in 13,lf im Unterschied zu 12,1.43 allein an Mose wendet. Das entspricht den nachpriesterschriftlichen Unterweisungen in 12,21-27; 13,310.11-16, in denen nur Mose als Übermittler der göttlichen Anordnungen auftritt und Aaron ungenannt bleibt. Dtn-dtr Einfluß zeigt sich wie in den V. 5-10 in der Verwendung der historisierenden Gebotseinleitung (V. 11), des literarischen Schemas der Kindesbelehrung (V. 14) sowie in der Zitierung von Dtn 6,8 (V. 16a). Daß die Ausführungen Moses zum Erstgeburtsopfer dennoch nicht einlinig aus dtn-dtr Tradition herzuleiten sind, zeigt schon die Verbindung des Erstgeburtsopfers mit den Auszugsereignissen. Sie ist der dem Konzept ihrer dtr Editoren zufolge am Horeb erlassenen Erstgeburtsbestimmung in Dtn 15,19f unbekannt154 und findet sich sonst nur im prie-
152 153
154
Ex 14,1; 16,11; 25,1; 30,11.17.22 u.ö. Die meisten Exegeten plädieren aufgrund des sprachlichen Befundes in V. 1 dagegen für P. Vgl. bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 72. Doch schon A. JÜLICHER, JPTh 8, 117, erwägt aufgrund der eigenartigen Stellung der Verse, daß ein späterer Redaktor sie verschoben hat Der ursprüngliche Ort und das Motiv für eine solche Umstellung bleiben jedoch ganz unklar. Da „V. 2 kein Wörtchen [enthält], das Q [= P] allein charakteristisch [ist]" (ebd.), scheint mir die Annahme nachpriesterschriftlicher Herkunft daher plausibler zu sein. So zuletzt auch F. KOHATA, Jahwist, 275. Vgl. auch J. VAN SETERS, ZAW 95,175f; ders., Life, 120,124, der die Erstgeburtsbestimmung in 13,11-16 auch aus diesem Grund unbeschadet ihrer dtn-dtr Elemente seinem „späten Jahwisten" zuschreibt, d.h. für nachdtn hält. Anders E. BLUM, Komposition, 35 Anm. 133 u. 167-
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Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16)
sterschriftlichen Kontext, und zwar in N u m 3 , 1 1 - 1 3 und N u m 8 , 1 6 f 5 5 . Innerhalb der Exoduserzählung ist allein der nachpriesterschriftliche Abschnitt 4,21-23 1 5 6 mit dem in 13,15 hergestellten Begründungszusammenhang zwischen der Tötung der ägyptischen Erstgeburt und der Heiligung der Erstgeburt Israels für Jahwe vergleichbar: D i e vorpriesterschriftliche Ankündigung der zehnten Plage in 11,5* (aufgenommen in 11,7*) spricht nämlich nur ganz allgemein von der Verschonung aller Israeliten und hat demnach die Gegenüberstellung der Erstgeborenen Ägyptens und Israels noch nicht im Blick. Hingegen begründet 4 , 2 1 - 2 3 die Forderung nach Entlassung der Israeliten ausdrücklich mit dem Anspruch Jahwes auf Israel als seinen erstgeborenen Sohn. Entsprechend wird die Tötung der ägyptischen Erstgeburt vorwegnehmend mit der Weigerung des Pharaos erklärt, diesem Anspruch Folge zu leisten. Unter diesem Vorzeichen ist es nur konsequent, wenn sich die Israeliten nach 1 3 , 1 1 - 1 6 zukünftig durch die Heiligung ihrer Erstgeborenen die Durchsetzung des göttlichen Anspruchs gegenüber dem Pharao kultisch vergegenwärtigen sollen 157 . Die Beobachtung, daß ausschließlich in 4,23 und in 13,15 die Tötung der Erstgeborenen Ägyptens mit 3~1Π „töten" beschrieben wird, ist literarhistorisch betrachtet daher kaum als Zufall zu bewerten.
169, der diese Beobachtung in seiner Auseinandersetzung mit Van Seters schlicht ignoriert und den Abschnitt seiner dtn-dtr Kompositionsschicht zuordnet 155 Die Übergabe der Leviten an Aaron und seine Nachkommen in Num 8,16-20 ist eindeutig von der Einsetzung der Leviten als Ersatz für das Erstgebuitsopfer in Num 3,11-13 abhängig. Num 3,11-13 ist wiederum ein jüngerer Nachtrag zu dem sehr uneinheitlichen Abschnitt über die Musterung der Leviten in Num 3, so daß eine literarhistorische Entscheidung darüber, ob es sich um einen Zusatz zu Ρ oder bereits um eine nachpriesterschriftliche Erweiterung handelt, schwerfallt Vgl. M. NOTH, Numeri, 32ff; D. KELLERMANN, Priesterschrift, 44,46FF. Sicher ist jedoch, daß Num 3,11-13 auf die priesterschriftliche Schilderung der Tötung der ägyptischen Erstgeburt in Ex 12,12 anspielt: Die Heiligung der Erstgeburt wird durch die Einfügung von b t n c a - п э э - Ь э -b T i e n p n „ich habe für mich jeden Erstgeborenen in Israel geheiligt" in ein Zitat aus Ex 12,12 ГТОГП—11Л mKD D-HXö }ПКЗ -Г0Э"ЬЭ ТРЭГП „als ich jeden Erstgeborenen im Lande Ägypten vom Menschen bis zum Vieh erschlug" mit den Exodusereignissen in Verbindung gebracht. Vgl. bereits B. BAENTSCH, Numeri, 457. Ganz ungewiß ist hingegen die u.a. schon von H. HOLZINGER, Numeri, 9 behauptete „deutliche Bezugnahme" auf Ex 13,2.11-16. Zum einen ist ЮЧр terminus technicus für die Abtretung der Erstgeburt an die Gottheit (vgl. Dtn 15,19), mithin durch den Inhalt und nicht durch literarische Abhängigkeit bedingt Ferner heißt es in Num 3,12 D m ΊΒΒ "ЛЭЗ^Э und nicht wie in Ex 13,2 ОП-гЬэ "TOB ТОЗ-Ъэ. Schließlich verlangt Ex 13,2.11-16 die Heiligung der Erstgeburt durch Mose (V. 2) und betrachtet die Opferung der Erstgeburt als Vergegenwäitigung des Exodusgeschehens durch die Kultteilnehmer, während Num 3,11-13 bereits in der Tötung der ägyptischen Erstgeborenen eine Heiligung der israelitischen Erstgeburt durch Jahwe sieht. 156 Zur literarhistorischen Einordnung s.u. S. 33 lf. 157 Die Antwort auf die Frage des Kindes in 13,15 bringt das Erstgeburtsopfer mit der Weigerung des Pharaos und der daraus folgenden Tötung der ägyptischen Erstgeburt in Verbindung, nicht mit der Verschonung der Israeliten! Ähnlich A. REICHERT, Jehowist, 83f, der beide Texte jedoch als vordtr ansieht. Auf den Zusammenhang von 4,21-23 und 13,11-16 macht auch W. JOHNSTONE, FS Davidson, 175f, aufmerksam. Er hält beide Stücke für dtr.
Die Bestimmungen über die Opferung der Erstgeburt und über das Mazzotfest
67
Sodann geht aus der Formulierung ГТОПЭ D I « ~D3D „vom Erstgeborenen unter den Menschen bis zum Erstgeborenen unter dem Vieh" in V. 15aß (vgl. V. 2.12f) hervor, daß dem Verfasser von 13,11-16 die priesterschriftliche Exoduserzählung bereits vorgelegen hat. Die Erwähnung der tierischen Erstgeburt im Zusammenhang der zehnten Plage stammt aus der priesterschriftlichen Passabestimmung in 12,12 und ist von dort erst sekundär in die vorpriesterschriftliche Überlieferung geraten (ll,5b.7aß; 12,29b)158. Möglicherweise enthält darüber hinaus die Beschreibung der Verhärtung des Pharaos mit ПЮр hi. in V. 15a einen Verweis auf einen nachpriesterschriftlichen Text, da sie innerhalb des Plagenzyklus nur noch in 7,3a eine Entsprechung hat. Allerdings ist in dem von dtn-dtr Sprache beeinflußten Zusatz zu Ρ nicht der Pharao das Subjekt zu Πt£7p hi., sondern wie in Dtn 2,30 Jahwe159. Die Anweisungen zum Erstgeburtsopfer und zum Mazzotfest erweisen sich demnach als ein geschlossen gestalteter Abschnitt, dessen literarische Spannungen durchweg darauf zurückgehen, daß der Verfasser des Abschnitts Zitate aufnimmt (aus Dtn 6,6-8; 16,1-8; Ex 34,19f) und seinen Vorstellungen gemäß in den neuen Kontext einpaßt. Wie in 12,21-27 ist der Sprachgebrauch von 13,1-16 von der dtn-dtr Traditon geprägt und zugleich von priesterschriftlichen Vorstellungen abhängig. Das weist den Abschnitt ebenfalls in die gemeinsame Nachgeschichte von dtn-dtr und priesterschriftlicher Sprachbildung. Ob sich die unbestritten dtn-dtr Elemente in 13,1-16 allein damit erklären lassen, daß die dtn-dtr Sprache bereits frei verfugbares Gemeingut gewesen ist, oder ob sie wie in 12,21-27 auch auf den Versuch zurückgehen, die dtn-dtr Kultgesetzgebung in einen priesterschriftlich geprägten Kontext zu integrieren, muß die kultgeschichtliche Einordnung des Abschnitts erweisen.
158
159
Zum sekundären Charakter s.u. S. 180f. Die Formulierung der Zusätze in 11,5.7; 12,29 hat ihren Ursprung kaum in 13,15: Das Begriffspaar D~tK „Mensch" und ППГО „Vieh" ist in der Tradition des Erstgeburtsopfers nicht vorgegeben. Es findet sich auschließlich in Texten, die einen Bezug des Erstgeburtsopfers auf die zehnte Plage herstellen (Ex 13,lf. 11—16; Num 3,11— 13; 8,16f) oder von diesen vorausgesetzt werden (Num 18,15). Seine Verwendung in Ex 13,15 (und 13,2.12f) erklärt sich somit wie auch seine Hinzufugung in 11,5.7; 12,29 als Folge der Einbindung der vorgegebenen Erstgeburtsbestimmung in den Kontext der Auszugsereignisse. Das legt seinerseits nahe, daß der Redaktor dieses Element in der Auszugsüberlieferung bereits vorgefunden hat, und zwar in der priesterschriftlichen Passabestimmung (12,12). Von dort aus ist die Formulierung gleichermaßen in die nichtpriesterschriftliche Plagenerzählung und in die Ausgestaltung der Erstgeburtsbestimmung in 13,lf. 11—16 eingedrungen. Für den Fall, daß die Wendung in 13,15 ihren Ursprung hat, wäre zudem eine parallele Gestaltung von historischer Begründung in V. 15a und begründetem Brauch in V. 15b (vgl. auch V. 12f) zu erwarten. Anders B. BAENTSCH, Exodus, 111; H. HOLZINGER, Exodus, 31. L. SCHMIDT, Priesterschrift, 3f erwägt ebenfalls eine Beziehung zwischen 7,3a und 13,15. Zur literarhistorischen Einordnung von 7,3 s.u. S. 252-254.
68
Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16)
2.
a)
Kultgeschichtliche Einordnung
Das Mazzotfest
Die Bestimmungen zum Mazzotfest in 13,3-10 fuhren die in 12,21-27 begonnene Übermittlung der Anordnungen Jahwes zum Passa und zum Mazzotfest aus 12,120 fort. Dieser an der Anordnung der Jahwe- und Mosereden in Kap. 12-13 erhobene Befund wird gestützt durch Gemeinsamkeiten im Aufbau und Sprachgebrauch beider Abschnitte, die die gleiche oder zumindest eine nah verwandte Verfasserschaft wahrscheinlich machen. Besonders auffallig ist dann jedoch der im Fortgang der Erzählung große zeitliche Abstand der Bekanntgabe der Mazzotbestimmungen von derjenigen der Passaordnung, wird zwischen beiden Gesetzesmitteilungen doch die Tötung der Erstgeborenen Ägyptens und der Aufbruch aus Ramses nach Sukkot berichtet. Bei einer Redaktion, die erwiesenermaßen bereits die priesterschriftliche Exoduserzählung in Verbindung mit nichtpriesterschriftlichen Texten vor Augen hat und die somit das Ganze überblickt, wird das kaum unbeabsichtigt geschehen sein. Auskunft über die Intention der Redaktion gibt die erstmals durch den dt Gesetzgeber in Dtn 16,1-8 vollzogene Vereinigung des Passa mit dem Mazzotfest160 und deren Nachgeschichte im Kontext priesterschriftlicher Literatur. In Dtn 16,1-8 fallt der erste Tag des siebentägigen Mazzotessens auf den Passaabend (V. 3f), so daß sich ein siebentägiger Festverlauf ergibt. Von diesen sieben Tagen verbringt die Kultgemeinde nur den Passaabend am Zentralheiligtum (V. 7b). Die verbleibenden restlichen sechs Tage des Mazzotessens sind wie der für den letzten Tag geforderte Feiertag nicht an ein Heiligtum gebunden (V. 8). Dagegen hat Ρ dem priesterschriftlichen Grundtext von 12,1-20 zufolge ursprünglich kein Mazzotfest161. Durch spätere Ergänzungen wieder eingeführt, erscheint es dann im Gegensatz zu Dtn 16,1-8 als eigenständige Begehung im Anschluß an das Passa. Entsprechend legen beide Nachträge zum priesterschriftlichen Einsetzungsbericht des Passa in Kap. 12 den ersten Tag des Mazzotessens nicht auf den Passaabend, sondern auf den nachfolgenden Tag. So geht in 12,1820 aus der Zeitangabe „vom Abend des 14. Tages bis zum Abend des 21. Tages" (V. 18) hervor, daß die Tage vom Abend des vorhergehenden Tages an gerechnet werden, der neue Tag also mit dem Abend beginnt. Folglich sieht der sekundärpriesterschriftliche Ergänzer in 12,18-20 ein siebentägiges Mazzotessen (vgl. V. 19) vor, das vom Beginn des 15. Tages bis zum Ende des 21. Tages gefeiert wird162, während das Passa im „Abendzwielicht", d.h. noch am 14. Tag (vgl. V. 6) 160
H i e r z u v g l . J. C. GERTZ, P a s s a , 5 6 - 8 0 .
161
S.o. S.31ff zur Analyse von Ex 12,1-20.28, zu den V. 14-20 insbes. S. 35. Vgl. nur die Angaben in Lev 23,27.32. Danach findet der Versöhnungstag am zehnten Tag des siebten Monats statt (Lev 23,27), was identisch ist mit der Angabe (eines späteren Bearbeiters) „am Abend des neunten Tages, vom Abend bis zum Abend" (Lev 23,32). Anders I. KNOHL,
162
Die Bestimmungen über die Opferung der Erstgeburt und über das Mazzotfest
69
stattfindet163. Der noch später anzusetzende Ergänzer von 12,14-17 stellt seine Mazzotbestimmungen (V. 15-17) hinter den von ihm selbst geschaffenen Abschluß der Passaanweisung (V. 14) und verlangt ein siebentägiges Mazzotessen im Anschluß an das Passa. Über die Mazzotanweisung in 12,18-20 hinausgehend, ruft er für den ersten und den letzten Tag der Mazzotwoche eine Feier aus. Der feierliche Abschluß der Mazzotwoche wird bereits in Dtn 16,8 gefordert, die Feier am ersten Tag der Mazzotwoche hat dagegen keine Entsprechung im dt Gesetz. Sie ist vermutlich deswegen notwendig, weil im Gegensatz zu Dtn 16,1-8 nicht mehr der Passaabend die Mazzotwoche eröffnet164. Eindeutig sind auch die chronologischen Angaben der Passa- und Mazzotordnung des Heiligkeitsgesetzes in Lev 23,5-8 und in dem hiervon abhängigen Festkalender in Num 28,16-25. Sie datieren den Passaabend auf den 14. Tag des Monats, den Beginn des siebentägigen Mazzotfestes hingegen auf den 15. Tag. Der erste und der letzte Tag des Mazzotfestes sind wie in 12,15-17 durch einen Feiertag charakterisiert. Der Verfasser von 13,3-10 trägt diesen chronologischen Vorstellungen eines vom Passa getrennten Mazzotfestes Rechnung, indem er die Einsetzung des Mazzotfestes im Erzählverlauf deutlich vom Passaabend abrückt und die Übermittlung des von Jahwe Gebotenen auf zwei voneinander getrennte Reden verteilt. Darüber hinaus identifiziert der Verfasser von 13,3-10 den Beginn des Mazzotfestes mit eben diesem Gedenktag. Dies geschieht durch den Rückbezug von V. 5 mit ЕППЭ ΠΤΠ „in diesem Monat" auf V. 4 sowie durch die Anweisung in V. 3, am Gedenktag des Auszugs nichts Gesäuertes zu essen. In Verbindung mit dem in V. 6 geforderten Wallfahrtsfest am siebten Tag ergibt sich somit derselbe Ablauf wie in 12,15-17 und in der Festordnung des Heiligkeitsgesetzes in Lev 23: Für das Passa und das Mazzotfest ist ein Zeitraum von einem und sieben Tagen zu veranschlagen, wobei der erste und der letzte Tag des Mazzotfestes durch einen besonderen Feiertag herausgehoben sind. Die kultgeschichtliche Einordnung der Mazzotfestbestimmung in 13,3-10 bestätigt somit das Ergebnis der literarischen Analyse, die den Text in die Nachgeschichte von Dtn und Ρ gestellt hat. Anders als in der Frage der Zentralisierung der Passafeier folgt die gleichermaßen priesterschriftlich und dtn-dtr beeinflußte Redaktion von Kap. 12-13 in 13,3-10 aber nicht der Konzeption des dt Gesetzes. Vielmehr liest sie ihr Verständnis des Festablaufes in den dt Gesetzestext hinein, indem sie es in Form eines Rekurses auf die Entstehungssituation und damit auf die ursprüngliche Intention des Gesetzgebers allen folgenden Bestimmungen zum
163
164
Sanctuary, 19ff. Er spricht für 12,15-17.18-20 von „complete fusion of the first day of Unleavened Bread with the day of the Passover sacrifice" (a.a.O., 20). Ähnlich auch S. BAR-ON, ZAW 107, 25f. Dies entspricht im übrigen auch dem Erzählverlauf des vorliegenden Textzusammenhangs; vgl. 12,28 und 12,39ff nach 12,29-34. Vgl. H. HAAG, Pascha, 81f, 89. Die Formulierung ist allerdings nicht eindeutig; auffällig ist, daß eine ausdrückliche Identifizierung des in V. 15 genannten Feiertags am ersten Tag des Mazzotessens mit dem in V. 14 als „Wallfahrtsfest für Jahwe" bezeichneten Passa unterbleibt.
70
Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16)
Mazzotfest als Interpretationsleitlinie voranstellt. Daß sie dabei vor allem auf die einschlägige Bestimmung des dt Gesetzes in Dtn 16,1-8 hin ausgerichtet ist, zeigen die Zitate und Anspielungen auf diesen Text165: Was die siebentägige Dauer des Mazzotessens und der Enthaltung von Gesäuertem im gesamten Gebiet der (Kult-) Gemeinde anbelangt, herrscht zwischen den einschlägigen Bestimmungen zum Mazzotfest Einmütigkeit. An diesen Punkten kann die Redaktion von Kap. 12-13 die entsprechenden Formulierungen aus Dtn 16,1-8 uneingeschränkt übernehmen, wodurch sie zugleich die Integrität der mosaischen Thora unterstreicht. Letzteres ist vielleicht auch der Grund dafür, daß sie die auf der Bezifferung der Monate beruhende Chronologie aus 12,1-20 (V. 2.18) mit derjenigen der älteren Monatsnamen verbindet, indem sie wie die vorpriesterschriftliche Mazzotfesttradition nicht vom ersten Monat, sondern vom Monat Abib (13,4) spricht. Die Identifizierung des Passaabends mit dem ersten Tag des Mazzotfestes im dt Gesetz und seine hieraus folgende Bestimmung, im Anschluß an das Passafest nur noch sechs weitere Tage Mazzot zu essen, werden dagegen aufgehoben. Wie gesehen geschieht dies zum einen durch die Anordnung der Gesetzesmitteilungen Moses im Ablauf der Auszugsereignisse, die die Eigenständigkeit des Mazzotfestes herausstellt. Darüber hinaus spielt V. 6b ГПГрЬ ЭП ЧУЭЮП D"P3T „und am siebten Tag ist ein Wallfahrtsfest für Jahwe" deutlich auf Dtn 16,8b DV31 - р п Ь к г п г г б ΓΠ3Ϊ7 "'УЗЕ7П „und am siebten Tag ist ein Feiertag für Jahwe, deinen Gott" an, wobei dessen Aussage jedoch in zweifacher Hinsicht korrigiert wird. So verlangt V. 6b für den letzten Tag der Mazzotwoche ein Wallfahrtsfest (2П) anstelle des in Dtn 16,8b geforderten Feiertages (H~l2iS7). In Übereinstimmung mit der Passa-Mazzotordnung des Heiligkeitsgesetzes in Lev 23,5-8 und mit Num 28,16-25 ist damit der Abschluß der Mazzotwoche an das Heiligtum gebunden166, während dies nach dem Wortlaut des dt Gesetzes lediglich für den Passaabend gilt (Dtn 16,7)167. Ferner wird die auch von Dtn 16,8b verlangte Hervorhebung des siebten Tages in V. 6b von der Weisung in V. 6a, sieben Tage Mazzot zu essen, und deren chiastischer Aufnahme in V. 7a gerahmt. Daß dies als Richtigstellung auf die Bestimmung in Dtn 16,8a zielt, im Anschluß an den Passaabend noch sechs weitere Tage Mazzot zu essen, ist bei einem wiederholt auf Dtn 16,1-8 zurückgreifenden Text offenkundig.
165 166
167
S.o. S.61. Nach beiden Texten findet das ganze Mazzotfest am Heiligtum statt Dies ergibt sich freilich nicht aus der Forderung nach einer Β π ρ κ ί ρ η „Feiertag/heilige Ausrufung" (Lev 23,7.8; Num 28,18.25), da diese nicht grundsätzlich auf Begehungen am Heiligtum eingschränkt ist (vgl. Lev 23,3 in Verbindung mit dem Sabbat). Die Bindung an das Heiligtum folgt vielmehr aus der Bezeichnung der Mazzotwoche als 3Π „Wallfahrtsfest" (Lev 23,6; Num 28,17) und der Pflicht eines täglichen Opfers während der Mazzotwoche. Der in Dtn 16,8 geforderte Feiertag ist lediglich durch ein allgemeines Arbeitstabu charakterisiert Er ist nicht an das Zentralheiligtum gebunden, das die Festgemeinde nach V. 7 bereits am Morgen nach dem Passaabend verlassen soll. Vgl. J. C. GERTZ, Passa, 65f.
Die Bestimmungen über die Opferung der Erstgeburt und über das Mazzotfest
71
Ungeachtet dieser Richtigstellung geht es in 13,3-10 ebensowenig wie bei 12,21-27 und seiner Unterscheidung des einmaligen Passa in Ägypten von dessen alljährlicher Vergegenwärtigung im Kulturland darum, die Gültigkeit der überlieferten und als mosaisch geltenden Gesetzgebung zu negieren. Das zeigen schon die wörtlichen Übereinstimmungen mit der auf eine bestimmte Lesart festzulegenden Bestimmung in Dtn 16,1-8. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Gerade der Anspruch der vorgefundenen Gesetzesüberlieferungen, mosaischer Herkunft zu sein, verlangt (und erzwingt) einen Ausgleich gegenläufiger Positionen. Das gilt selbstverständlich auch für die Interpretation der gegenüber den übrigen Bestimmungen zum Mazzotfest sperrigen und in ihrer Bedeutung zudem leicht mißzuverstehenden Anordnung in Dtn 16,8. Aus diesem Grund wird der Leser in der strittigen Frage des Ablaufs des Passa und des Mazzotfestes an die erstmalige Übermittlung der Anordnungen Jahwes durch Mose verwiesen. b)
Die Opferung der Erstgeburt
Die eigentlichen Gebote zum Erstgeburtsopfer in 13,lf. 11-16 sind im wesentlichen Zitate aus 34,19-20. Gegenüber seiner Vorlage legt der Text in der Antwort auf die Frage des Kindes einen besonderen Akzent darauf, daß es sich bei der Opferung der Erstgeburt um ein Schlachtopfer handelt. Wie in Dtn 15,19-23 ergibt sich somit, daß die Heiligung der Erstgeburt (ЮЧр „heiligen" mit Jahwe im dativus commodi in 13,2; Dtn 15,19) in einem Schlachtopfer mit anschließendem Mahl am Tempel besteht (ГПГРЬ ГПТ „Schlachtopfer für Jahwe" in 13,15; Dtn 15,21 bzw. ЧЗЬЭКЛ у п Ь к ΙΤΙΓΓ ~>xb „vor Jahwe, deinem Gott, sollst du sie verzehren" in Dtn 15,20). Das dürfte jedoch der traditionellen Praxis entsprechen, so daß die Bestimmungen zur Opferung der Erstgeburt durchaus konventionell sind. Im Unterschied zu 12,21-27 und 13,3-10 geht es der Redaktion in 13,lf.l 1 16 somit nicht um einen Ausgleich einander widersprechender Rechtstraditionen - es sei denn, die im dt Gesetz nicht erwähnte Weihe und Auslösung der menschlichen Erstgeburt und der Erstgeburt des Esels sollte unbedingt erwähnt werden. Neu gegenüber dem Überlieferungskern in 34,19-20 und gegenüber Dtn 15,19-23 ist allerdings der Bezug auf die zehnte Plage. Da es kaum vorstellbar ist, daß der dt Gesetzgeber oder gar die dtr Editoren des Dtn sich eine derartige heilsgeschichtliche Verankerung hätten entgehen lassen, spricht dies für eine auch nach kultgeschichtlichen Kriterien nachdtn-dtr Einordnung des Textes. Darüber hinaus liegt in der Einbindung in die Ereignisse des Auszugs aus Ägypten der, wie mir scheint, entscheidende Hinweis auf das Motiv für die Einfügung des Jahwebefehls über das Erstgeburtsopfer und seine Übermittlung durch Mose: Nach der vorliegenden Textgestalt von Kap. 34 gehört auch die Bestimmung über das Erstgeburtsopfer in 34,19-20 zur Gesetzeswiederholung auf der zweiten Tafel. Deren Identität mit der zerstörten ersten Tafel ergibt sich in der Endgestalt des Exodusbuches aus der Kontextstellung des Bundesbuches und seines kultischen Anhangs in 23,14-19 im Rahmen der Sinaiperikope. Die Bestimmungen des Bundesbuches
72
Passa und Mazzotfest (Ex 12,1-13,16)
zur Weihe der menschlichen und tierischen Erstgeburt in 22,28f erinnern jedoch nur entfernt an den Gesetzestext in 34,19-20 und erwähnen die Auslösung des erstgeborenen Sohnes und der Erstgeburt des Esels nicht. Es ist daher gut möglich, daß der Verfasser von 1 3 , l f . l l - 1 6 sie für unzureichend hielt, die Bestimmungen in 34,19-20 als Gesetzeswiederholung zu kennzeichnen. Wegen der in 34,18.19-20 vorgegebenen engen Verbindung der Bestimmungen zum Mazzotfest und zum Erstgeburtsopfer hat er die seines Erachtens ausstehende Vorwegnahme von 34,19-20 dann in den Kontext der Gesetzesmitteilung im Zusammenhang des Auszugs aus Ägypten gestellt. Die damit verbundene Möglichkeit, den Bestimmungen zur Erstgeburt durch die Verbindung mit der zehnten Plage eine Ätiologie zu geben, wird ein weiterer Grund für die Einfügung in Kap. 13 gewesen sein. Der Gedankengang, daß Israel sich in der Heiligung seiner Erstgeburt die Durchsetzung des göttlichen Anspruchs gegenüber dem Pharao kultisch vergegenwärtigt, ist jedenfalls das originäre Ergebnis der exegetischen Bemühungen der Redaktion in 13,1-16.
C.
Zusammenfassung
Im Hinblick auf den Gegenstand der Untersuchung, das für die Formierung der vorliegenden Textgestalt maßgebliche Zusammenkommen priesterschriftlicher und nichtpriesterschriftlicher Texte, läßt sich als Ertrag zu Kap. 12f folgendes formulieren: Die literarischen Analysen und kultgeschichtlichen Einordnungen der Bestimmungen zum Passa und zum Mazzotfest sowie zur Opferung der Erstgeburt haben eine umfangreiche Redaktion erkennen lassen, die gleichermaßen mit der dtn-dtr und der priesterschriftlichen Vorstellungs- und Sprachwelt vertraut ist. Diese Redaktion setzt allem Anschein nach eine nichtpriesterschriftliche und eine priesterschriftliche Exoduserzählung voraus, wobei die literarische Gestalt der beiden Größen und ihr Verhältnis zueinander vorerst offenbleiben müssen. Inhaltlich unterzieht die Redaktion die vorgegebenen Texte einer Bearbeitung, die sich um die ausgleichende Zusammenschau priesterschriftlicher und dtn-dtr geprägter Standpunkte bemüht. Aus diesem Grund kann sie als nachpriesterschriftlich bestimmt werden. Vor allem sucht die Redaktion den Ausgleich des dtn Festkalenders mit den entsprechenden priesterschriftlichen Bestimmungen, wie dies nicht zuletzt bei der Vereinigung beider Konzeptionen zu einer Thora gefordert ist. Uneindeutigkeiten in der dtn Gesetzgebung zum Mazzotfest, die sich aus der Zusammenschau ergeben, klärt die Redaktion in einem Rekurs auf das „Gesetzgebungsverfahren", d.h. anhand der erstmaligen Übermittlung der Anordnungen Jahwes durch Mose in 13,1-16. Die Redaktion hat also den mit dem dtr edierten Dtn vereinigten priesterschriftlichen Tetrateuch im Blick. Im einzelnen sind der Redaktion in 12,1-13,16 an gesetzlichen Passagen vorgegeben: Eine in sich geschichtete priesterschriftliche Passaanweisung in 12,113.28, sekundär-priesterschriftliche Ausführungen über das Mazzotfest in 12,18-
Zusammenfassung
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20 und über die Zulassung zum Passa in 12,43-51 sowie eine nichtpriesterschriftliche Passaanweisung in 12,21b—23. Der überkommene nichtpriesterschriftliche Textbestand zum Passa gehört vermutlich mitsamt seines szenischen Rahmens in 12,21a.27b - ursprünglich oder redaktionell - zu einer nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung. Auf die Redaktion selbst gehen die Katechese zum Passa in 12,24-27a sowie die Bestimmungen zum Mazzotfest und zur Opferung der Erstgeburt in 13,1-16 zurück. Diese Passagen sind durch ein gegenseitiges Durchdringen dtn-dtr und priesterschriftlicher Formulierungen und Vorstellungsgehalte geprägt. Wichtige Vorgaben und Referenzgrößen bei ihrer Formulierung sind die einschlägigen Bestimmungen zum Passa und Mazzotfest des dt Gesetzes in Dtn 16 sowie der Festkalender des Heiligkeitsgesetzes in Lev 23. Die Ergänzung 12,14-17 gehört in das Umfeld dieser nachpriesterschriftlichen Redaktion. Die relative literarhistorische Chronologie hat sich in der kultgeschichtlichen Einordnung bestätigt. Für das Passa spricht sich die Redaktion in Übereinstimmung mit Lev 23 gegen die Rücknahme des dt Reformprogrammes durch Ρ aus und versteht das Passa als Schlachtopfer am (Zentral-)Heiligtum, nicht als Ritus im Rahmen der Familie. Aus diesem Verständnis heraus ordnet sie in 12,1-28 die priesterschriftliche und die um eine Katechese erweiterte nichtpriesterschriftliche Passaanweisung als Jahwes Anordnung und deren verbindliche Übermittlung und Auslegung durch Mose an. Dies fuhrt im vorliegenden Textzusammenhang zur Unterscheidung eines einmaligen Passa in Ägypten und seiner Vergegenwärtigung durch die Passafeiern nach der Landnahme. Sie hat sich in der Folgezeit als Interpretationsschlüssel der verschiedenen, zu einer Thora vereinigten Bestimmungen bewährt. Für das Mazzotfest folgt die Redaktion wie Lev 23 dem sekundär-priesterschriftlichen Nachtrag in 12,18-20. Dieser nimmt die durch das dt Reformprogramm notwendig gewordene enge zeitliche Verbindung von Passa und Mazzotfest auf, vertritt aber gegen das Dtn eine genaue Unterscheidung beider Begehungen. Die Redaktion verstärkt diese Trennung und ruft, wieder in Übereinstimmung mit Lev 23, am ersten und am letzten Tag der Mazzotwoche einen Feiertag aus. Bemerkenswert ist, daß sich das Verständnis der kultischen Bestimmungen abermals in der redaktionellen Anordnung des Erzählverlaufs ausdrückt. Im vorliegenden Textzusammenhang wird die Übermittlung der Anordnungen Jahwes zum Passa und zum Mazzotfest aus 12,1-20 möglichst weit auseinander gehalten. Diejenige zum Passa in 12,21-27 erfolgt im unmittelbaren Anschluß an die Jahwerede und noch vor dem Auszug, diejenige zum Mazzotfest in 13,3-10 erfolgt dagegen erst nach dem Auszug. Eine Neuerung der Redaktion gilt schließlich der heilsgeschichtlichen Verankerung der Opferung der Erstgeburt in 13,lf.ll-16. Sie dient möglicherweise auch der Stimmigkeit des vorliegenden Textzusammenhanges des Exodusbuches, insofern sie den „Urtext" fur die „Gesetzeswiederholung" in 34,19-20 liefert.
III.
Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Die Analyse der kultgesetzlichen Texte in Kap. 12f hat einen Einblick in die Arbeit einer umfangreichen nachpriesterschriftlichen Redaktion gewährt, deren Horizont weit über den unmittelbaren Kontext von Kap 12f hinausgeht. Diese Redaktion hat außer der Passa- und Mazzotfestbestimmung der priesterschriftlichen Exoduserzählung eine weitere, ursprünglich wohl zu einer nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung gehörende Passabestimmung überarbeitet. Außerdem hat sie die redigierten Texte zusammen mit eigenständig verfaßten Passagen in einen neuen Gesamtzusammenhang gestellt. Für die weitere Untersuchung derjenigen Redaktion, die für die Endgestalt der Exoduserzählung maßgeblich verantwortlich zeichnet, stellt sich nun die Aufgabe, die ursprüngliche literarische Gestalt der beiden in Kap. 12f redigierten Größen zu bestimmen und zu klären, wie sie sich im vorliegenden Textzusammenhang zueinander verhalten. Sollte es sich jeweils um ehedem selbständige Erzählwerke handeln, die erst redaktionell verbunden worden sind, dann bietet es sich an, ihre Vereinigung derselben nachpriesterschriftlichen Schicht zuzuweisen wie die Kommentierung und Neuanordnung der vorgegebenen Texte in Kap. 12f Sollte sich der priesterschriftliche Text - um nur den wichtigsten Gegenentwurf zu nennen - als Bearbeitung eines nichtpriesterschriftlichen Werkes erweisen, dann bleibt zu fragen, ob die in Kap. 12f erkannte nachpriesterschriftliche Redaktion der Exoduserzählung auch außerhalb der gesetzlichen Passagen einen prägenden Stempel aufgedrückt hat, oder ob hier nicht Ρ die maßgebliche Redaktion darstellt. Es versteht sich von selbst, daß die Bestimmung der ursprünglichen literarischen Gestalt der in Kap. 12f redigierten Texte und die Untersuchung ihres redaktionsgeschichtlichen Verhältnisses sinnvollerweise mit dem unmittelbaren erzählerischen Kontext, dem Plagenzyklus und dann der Meerwundererzählung, einsetzt.
A. Der vorliegende Textzusammenhang Im Mittelpunkt des umfangreichen Plagenzyklus in 7,8-11,10 (12,29-36) stehen die von Wundern und Plagen unterstütze Forderung Moses an den Pharao um Entlassung der Israeliten und dessen hartnäckige Weigerung, dieser Forderung nachzukommen. Da sich an der Haltung des Pharaos bis züm Schluß nichts grundlegend ändert, bringt der Abschnitt die Handlung nicht eigentlich voran, sondern ist ohne eigenes Ziel ganz auf die folgenden Ereignisse der Auszugsnacht
Der vorliegende Textzusammenhang
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hin angelegt1. Andererseits ist die Forderung nach Entlassung der Israeliten bereits Gegenstand der vorangehenden Berufung Moses und wird von diesem sogleich in einer ersten Begegnung mit dem Pharao vorgebracht. Somit liegt keine isolierte Einheit vor, sondern ein Teilstück aus der Geschichte von Israels Befreiung aus der Knechtschaft des Pharao in Kap. 1-14(15). Dementsprechend ist die Abgrenzung des Abschnitts nicht unproblematisch 2 . Einen deutlichen Einschnitt zur folgenden Einsetzung des Passafestes und den Ereignissen der Auszugsnacht markiert das Plagenresümee in 11,10 und der betonte Neuanfang mit Ortsangabe und Datierung in 12,1. Dessenungeachtet greift der Plagenzyklus über diesen Einschnitt hinaus, da die Ausführung der in 11,4-8 angekündigten letzten Plage erst in 12,29fF geschildert wird. Die Abgrenzung nach vorn ist noch problematischer. Die eigentlichen Plagen beginnen im vorliegenden Textzusammenhang mit der überschriftartigen Feststellung der Hartherzigkeit des Pharaos in 7,14. Vorangestellt ist ein (erstes) Beglaubigungswunder Moses und Aarons vor dem Pharao in 7,8-13. Da bereits mit ihm ein bis 9,12 andauernder Wettkampf mit den ägyptischen Magiern 3 am Hofe des Pharaos beginnt, ist es nicht ratsam, nach 7,13 eine Zäsur zu setzten. Dagegen endet die vorangehende (und erneute) Einsetzung Aarons zum Sprecher Moses in 7,1-7 mit einer abschließenden Notiz über das Alter Moses und Aarons bei ihrem ersten Auftritt vor dem Pharao und grenzt dadurch die Berufung Moses und Aarons gegenüber dem Plagenzyklus ab. Besonders hervorgehoben wird dieser Einschnitt in den Erzählverlauf durch den Gebrauch der dreigliedrigen Ausfuhrungsformel in V. 64 mit der anschließenden chronologischen Angabe in V. 7. Diese Verbindung ist so selten belegt5, daß ihr - unabhängig von ihrem ursprünglichen literarhistorischen Kontext - auch im vorliegenden Textzusammenhang strukturierende Funk1 2
Vgl. M. NOTH, ÜP, 70ff. Das zeigt auch ein Blick auf die in der einschlägigen Literatur vorgenommenen Abgrenzungen: 6 , 2 8 - 1 1 , 1 0 (S. Ö. STEINGRIMSSON, Z e i c h e n ) ; 7 , 1 - 1 1 , 1 0 (H.-C. SCHMITT, F S K a i s e r I); 7 , 8 1 0 , 2 9 (M. N o r a , E x o d u s , 45FL); 7 , 8 - 1 1 , 1 0 (J. WELLHAUSEN, C o m p o s i t i o n , 61; В . BAENTSCH, Exodus,
5 4 ) ; 7 , 1 4 - 1 0 , 2 9 u n d 1 1 , 9 - 1 0 (G. FOHRER, Ü b e r l i e f e r u n g , 6 0 ) ; 7 , 1 4 - 1 1 , 1 0
(M.
GREENBERG, Exodus, 151; L. SCHMIDT, Beobachtungen). Vgl. auch den Überblick bei В. LEMMELIJN, B E T h L 1 2 6 , 4 4 3 - 4 4 6 (Lit.). 3 4
5
Zu D t r n vgl. H.-P. MOLLER, ThWAT III, 189-191 (Lit.). Mit P. WEIMAR, BN 23, 120-123; T. POLA, Priesterschrift, 116-144 lassen sich (innerhalb der priesterschriftlichen Literatur) zwei Formen unterscheiden, um die strenge Korrespondenz von göttlichen Befehlen und ihrer Ausfuhrung auszudrücken. Es sind dies der ausfuhrliche Bericht, der den Befehl weitgehend im Wortlaut aufnimmt, ohne die Korrespondenz durch eine Formel zu unterstreichen (vgl. Gen 8,15-17 mit 8,18f u.ö.) und der summarische Ausführungsbericht in einer höchstens dreigliedrigen Ausführungsformel, deren drittes, die Entsprechung von Befehl und Ausfuhrung nochmals unterstreichendes Glied in der Regel ausfällt: nos? p II N.N. "ПК r r m m s Ю Х Ь э э / п ю к э II N.N. (oder Narrativ) ΕΙΓ1; Und N.N. tat II wie/ganz so wie Jahwe dem N.N. befohlen hatte || so tat er. T. POLA, a.a.O., 125f nennt außer 7,6f noch Gen 6,22 mit 7,6; Ex 12,28 mit V. 40f; Ex 39,32.43; 40,16 mit 40,17a für Ρ und Ex 12,50 mit V. 51 für eine sekundär-priesterschriftliche Bearbeitung.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
tion zukommt 6 . Der so markierte deutliche Einschnitt schließt freilich nicht aus, daß bei der Berufung Aarons in einem Vorgriff auf die folgenden Ereignisse bis zum Auszug und zur Vernichtung der ägyptischen Streitmacht am Meer ausdrücklich auch die folgenden Plagen und die fortwährende Weigerung des Pharaos, Israel zu entlassen, erwähnt werden (7,3.4aa). Trotz der fließenden Übergänge zu seinem Kontext macht der Plagenzyklus formal w i e inhaltlich einen geschlossenen Eindruck 7 . Das liegt zum einen daran, daß am Ende die Situation die gleiche ist wie am Anfang und daß die Verhandlungen nach einer Reihe ähnlich aufgebauter Szenen erfolglos abgebrochen werden. Sodann läßt die Plagenreihe einen überlegten Aufbau erkennen. Dieser folgt jedoch nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, einer auf die Tötung der Erstgeburt hinauslaufenden qualitativen Steigerung der Plagen 8 . Vielmehr unterteilt sich die 6
7
8
Für den Grundbestand von Ρ haben insbesondere P . WEIMAR, BN 23, 120-123 und T. POLA, Priesterschrift, 125ff die Bedeutung der Verbindung von dreigliedriger Ausführungsformel und anschließender chronologischer Notiz als Struktursignal herausgestellt. Die Gegenmeinung findet sich pointiert bei H. GRESSMANN, Mose, 66ff (aufgenommen von S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 23) vertreten. Er bescheinigt den Redaktoren des vorhegenden Textzusammenhangs schlicht Unfähigkeit, da sich die Lektüre des Plagenzyklus wegen seiner „durch die vielen aufgesetzten Lichter, die unregelmäßig und planlos über das ganze Gemälde verteilt sind", entstandenen „Buntscheckigkeit" als „besonders unerfreulich" gestalte. H. Greßmanns Urteil (und dessen Formulierung!) ist allerdings durch das Interesse an den einfachen Formen geleitet und von dem Bemühen bestimmt, eine neue Fragestellung in der Forschung zu etablieren. Insofern handelt es sich bei H. Greßmann um einen schlechten Zeugen fur die von E. Blum unterstellte lang andauernde Ignoranz gegenüber der kompositorischen Geschlossenheit des Plagenzyklus. Vgl. E. BLUM, Studien, 242. Zum vermeintlichen Desinteresse der nichtjüdischen „neuzeitlichen Exegese" (ebd.) vor E. Blum vgl. nur M. NOTH, Exodus, 40. Dort auch zum folgenden. Ein derartiges Ordnungsprinzip liegt erzähltechnisch einfach zu nahe, als daß es nicht immer wieder Versuche gegeben hätte, es für die vorliegende Textgestalt aufzuweisen. Vgl. hierzu das kritische Referat bei M. GREENBERG, Exodus, 170f; ferner E. BLUM, Studien, 243. Anders jetzt wieder J. KEGLER, FS Rendtorff, 62, der eine Steigerung von „1. Erschwernis des Lebens" (Plagen I—III) über „2. Schädigung des Lebens" (Plagen IV-VI) und „3. Bedrohung des Lebens: Vernichtung der Lebensrnittel" (Plagen VII-IX) hin zu „4. Tötung des Lebens" (Plage X) erkennen möchte. Doch wird die Stimmigkeit dieser Gliederung durch eine unsachgemäße Zuordnung der Plagen zu den einzelnen Kategorien erschlichen: Weshalb gehört z.B. das Fischsterben der ersten Plage nicht in die dritte oder vierte Kategorie? Der Mangel an Trinkwasser der ersten Plage oder das Viehsterben der fünften Plage sind nicht weniger eine Bedrohung des Lebens und Vernichtung der Lebensmittel als die bei J. Kegler in der dritten Kategorie zu stehen kommenden Plagen u.s.w. Auch die zweite von J. Kegler beobachtete, „sozio-ökologische Erfahrungen voraussetzende]" (a.a.O., 63) Struktur gibt Anlaß zu Rückfragen. Nach J. Kegler haben die erste und die zehnte Plage rahmende Funktion und sind durch ein „Blutmotiv" verbunden: „Eine ,Blut'-Plage mit Sterben von Fischen" und „Eine ,Blut'-Plage mit Sterben von Kindern" (ebd.). Doch die Erzählung von der Tötung der Erstgeburt macht keine Andeutungen über den Hergang der Tötung und benutzt auch nicht den Ausdruck DT „Blut", der sich auch im näheren Kontext der zehnten Plage nur mit Bezug auf den Passaritus des Türenbestreichens (vgl. 12,7.13.22.23) findet. Für den Nachweis der Textgemäßheit der entdeckten ,,kunstvolle[n] Kompositionsstruktur" wird man daher nicht anführen können, daß es „in beiden Plagen ... um
Der vorliegende Textzusammenhang
77
Plagenreihe, wie M. Greenberg gezeigt hat, nach dem vorangestellten Beglaubigungswunder in 7,8-13 in eine Sequenz von drei Dreiergruppen vorläufiger Plagen, gefolgt von einer letzten und endgültigen zehnten Plage, der Tötung der Erstgeburt9: Auftakt: Verwandlung des Stocks in eine Schlange (7,8-13) 1. Verpestung des Nils (7,14-25) 2. Frösche (7,26-8,11) 3. Mücken (8,12-15)
4. Ungeziefer (8,16-28)
7. Hagel (9,13-35)
5. Viehpest (9,1-7) 6. Geschwüre (9,8-12)
8. Heuschrecken (10,1-20) 9. Finsternis (10,21-29)
10. Tötung der Erstgeburt (11,1-10) Jedes Tripel hat dieselbe Folge von Einleitungen. In der ersten Plage jeder Gruppe wird Moses von Jahwe beauftragt, am nächsten Morgen dem Pharao mit der stereotyp formulierten Entlassungforderung УУО [ЛХ] пЬю „entlasse mein Volk, damit sie mir dienen" entgegenzutreten und ihn vor der kommenden Plage zu warnen (7,14fF; 8,16; 9,13). Die jeweils nachfolgende Plage beginnt mit demselben göttlichen Auftrag, der jedoch nicht auf den nächsten Morgen festgelegt ist (7,26; 9,1; 10,1). Dem korrespondiert ein Szenenwechsel, wonach die Begegnungen nicht am Nil10, sondern im Palast des Pharaos stattfinden. Die abschließende dritte Plage der einzelnen Dreiergruppen wird mit der Aufforderung an Mose und Aaron eingeleitet, die folgende Plage herbeizufuhren, ohne daß der
9
10
Blut [geht]" (ebd.). Die Behauptung J. Keglers, daß „die Quellenhypothese den Blick auf die Gesamtkomposition verstellt" (a.a.O., 62), läßt sich auf diese Weise schwerlich belegen. Vielmehr ist es doch so, daß erst die jeder Quellenhypothese zugrunde liegende Frage nach der Entstehungsgeschichte des vorliegenden Textes auch zu Lösungen des Problems führt, weshalb ein erzähltechnisch zu erwartendes Ordnungsprinzip keine Anwendung gefunden hat. Es liegt nicht zuletzt an der Aufnahme verschiedener, schon ihrerseits streng strukturierter Überlieferungen („Quellen"), daß die für die vorliegende Textgestalt maßgebliche Redaktion anders verfahren ist. M. GREENBERG, FS Albright, 243-252. Vgl. ders., Exodus, 169; U. CASSUTO, Exodus, 92 (beide mit Verweis auf Rashbam) ferner E. BLUM, Studien, 243-245; J. KRASOVEC, BEThL 94,48f; J. BLENKINSOPP, Pentateuch, 154f. Anders L. SCHMIDT, Beobachtungen, 82f mit Anm. 295, der die ersten sechs Plagen paarweise angeordnet sieht und nur die letzten drei Plagen zu einer Dreiergruppe zusammenstellt. Trotz der thematischen Nähe der Plagen I + II (Nil), der Plagen ΙΠ + IV (Insekten) sowie der Plagen V + VI (Krankheiten) ist, wie mir scheint, die von M. Greenberg vorgeschlagene Stnikturierung nach dem Schema 3 + 3 + 3 + 1 überzeugender. Man wird aber auch nicht ausschließen dürfen, daß ein und dieselbe Redaktion einem Text verschiedene Strukturierungen zugrunde gelegt hat Daß zwischen den ersten sechs und den letzten drei vorläufigen Plagen ein Einschnitt liegt, bleibt unbestritten (s.u.). Vgl. 7,15; 8,16. In 9,13 wird allerdings nicht explizit gesagt, daß sich auch diese Begegnung im Morgengrauen am Nil ereignet. Ansonsten ist die Szenerie aber gleich.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Pharao um Entlassung der Israeliten angegangen oder vor den kommenden Ereignissen gewarnt werden würde (8,12; 9,8; 10,21). Innerhalb dieser Struktur werden die ersten beiden Dreiergruppen durch den bereits im Auftakt des Plagenzyklus anhebenden Wettkampf zwischen Mose und Aaron mit den ägyptischen Magiern bestimmt". Nachdem die Magier in der vorangestellten Beglaubigungsszene in 7,8-13 und den ersten beiden Plagen der ersten Dreiergruppe noch mithalten können, müssen sie in der darauffolgenden Plage passen. Ihr Unvermögen deuten die bis dahin schweigenden Magier als Hinweis auf eine hinter Mose und Aaron stehende größere Macht: „Dies ist der Finger Gottes" (8,15). Der Gegensatz dieses Votums zu der fortwährenden Verhärtung des Pharaos bildet den Abschluß der ersten Dreiergruppe und ersten Höhepunkt des Plagenzyklus. Danach treten die Magier nur noch zum Abschluß der zweiten Dreiergruppe auf. Sie sind nicht einmal mehr in der Lage, sich selbst vor den Plagen zu schützen und müssen den Wettkampf aufgeben. Daß der Pharao dennoch seine Niederlage nicht einzusehen vermag, wird auf der Deutungsebene der Erzählung als sicheres Indiz dafür gewertet, daß Jahwe die Verstocktheit des Pharaos selbst herbeiführt. Erstmals seit der vorgreifenden Notiz in 7,3 (ПЮр hi. „hart machen") ist Jahwe Subjekt in den Verstockungsaussagen (рТП pi. „verhärten" 9,12)12. Mit der Formulierung der Verstockungsaussage von 9,12 wird zugleich am Ende der zweiten Dreiergruppe ein deutliches Struktursignal gesetzt. Sie wird nämlich nicht nur in der Verstockungsaussage der zweiten und dritten Plage der letzten Dreiergruppe aufgenommen (10,20.27), sondern auch im Resümee über die neun vorläufigen Plagen in 11,10. Darüber hinaus findet sie sich mit 4,21 bereits in der ersten Ankündigung der Plagen, um schließlich leitmotivisch in der Meerwundererzählung aufgegriffen zu werden (14,4.8.17). Die dritte Dreiergruppe hebt sich ferner gegenüber den ersten beiden dadurch ab, daß sie - provoziert von der Verstockungsaussage in 9,12 - mit einer Reflexion über die vermeintliche Erfolglosigkeit der Plagen einsetzt (9,15-16) 13 . Hinzu kommt der allen drei Plagen der letzten Gruppe gemeinsame Erzählzug, daß Jahwe Mose befiehlt, seine Hand auszustrecken, um die Plage zu bewirken (9,22; 10,12.21). Sodann beanspruchen in der dritten Dreiergruppe die Verhandlungen zwischen Mose und dem Pharao einen immer größeren Raum. Dabei nimmt - auch im Hinblick auf den ganzen Plagenzyklus - die Erzählung zum Schluß hin spürbar an Spannung und Dichte zu, wenn nun nach den ersten Zugeständnissen in 8,4.24 der Pharao zunehmend die Bereitschaft signalisiert, den Forderungen Moses entgegenzukom11 12
13
Vgl. auch E. BLUM, Studien, 244. Die vorangehenden Plagen gebrauchen рТП qal mit ГШ~В a b als Subjekt (7,13.22; 8,15) bzw. in den Verhärtungsaussagen 1ЭЭ hi. mit ΓΗ7ΊΒ als Subjekt und з Ь als Objekt (8,11.28) oder ЧЗЭ qal mit ГППВ a b als Subjekt (9,7, vgl. 7,14). Vgl. auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 83. Dem korrespondiert, daß sie mit drei Erkenntnisaussagen (9,14.29; 10,2) so viele hat wie die ersten beiden Dreiergruppen zusammen.
Der priesterschriftliche Text
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men, um im nächsten Moment und in Reaktion auf Moses Hartnäckigkeit seine Zugeständnisse zurückzunehmen.
B. Der priesterschriftliche Text Die Motivfülle des Plagenzyklus ist in eine außerordentlich dichte und durchdacht aufgebaute Erzählung eingebunden, in der die strukturierenden Elemente den Eindruck von Geschlossenheit und Ebenmäßigkeit vermitteln. Gleichwohl bleibt festzuhalten, daß der vorliegende Textzusammenhang literarisch uneinheitlich ist und sich einer komplexen Entstehungsgeschichte verdankt. Besonders deutlich zeigt dies die Schilderung vom Fischsterben und der Verpestung des Wassers in 7,14-25. Der Abschnitt läßt sich ohne Schwierigkeiten in zwei unabhängige Erzählfäden aufteilen. Nach der einen, in sich nochmals geschichteten Darstellung wird Mose von Jahwe beauftragt, dem Pharao ein Fischsterben anzukündigen, das dadurch herbeigeführt wird, daß Jahwe (bzw. Mose mit seinem Stock) das Wasser im Nil schlägt. Obwohl das Fischsterben die Nilwasser für sieben Tage ungenießbar macht, vermag die Plage den Pharao nicht zum Einlenken zu bewegen (V. 14-18.20aot2.ß.21a.23-25). Hiervon läßt sich eine zweite Darstellung abheben, die von einem durch Mose vermittelten Auftrag Jahwes an Aaron berichtet. Danach soll Aaron, der in der Szenerie von V. 14f nicht erwähnt wird, seinen Stock ergreifen und die Hand über die Wasser Ägyptens ausstrecken, um sie bis hin zu der Feuchtigkeit in Bäumen und Steinen in Blut zu verwandeln (V. 19.20aai.21b). Die entsprechende Ausfuhrungsnotiz |ΊΠΧ1 iltBD p"IE?STl ПИТ m 3 „und Mose und Aaron taten so, wie Jahwe befohlen hatte" (V. 20aai) wird in der folgenden Szene, in der der Pharao seinen Magiern dasselbe Wunder abverlangt, aufgegriffen ОГРОЬЗ Ε Γ Ί ^ η ^ПОПП „und die ägyptischen Magier taten mit ihren Geheimkünsten ebenso" (V. 22a). Das Motiv des Wettstreits Aarons und Moses mit den ägyptischen Magiern ist demnach mit dem Motiv des von Aaron herbeigeführten Blutwunders verbunden. Das Vermögen der Magier, mit Aaron und Mose gleichzuziehen, bedingt wiederum (zumindest vordergründig), daß der Pharao uneinsichtig bleibt (V. 22b). V. 19.20acci.21b-22 ergeben somit eine in sich geschlossene und von ihrem Kontext klar abgrenzbare Fassung der ersten Plage. Ähnlich ist der Befund zur folgenden Froschplage in 7,26-8,11. Der Abschnitt beginnt mit einer Gottesrede, in der Mose aufgefordert wird, dem Pharao eine Froschplage anzukündigen (7,26-29). Anders als es der Handlungsverlauf gebietet, schließt sich an diesen Auftrag jedoch kein Ausfuhrungsbericht an. Vielmehr setzt, obwohl die vorherige Gottesrede nicht unterbrochen ist, eine neue Rede Jahwes an. Diese beinhaltet abermals einen Auftrag an Mose, der nunmehr Aaron anweisen soll, mit seinem Stock in der Hand eine Froschplage herbeizuführen (8,1). Auf den Ausfuhrungsbericht folgt eine Notiz über die Zauberkünste der
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
ägyptischen Magier (8,2f) u . Sie nimmt Formulierungen des Auftrags an Aaron wörtlich auf, so daß das Motiv des Wettstreits mit den Magiern wie in der ersten Plage auf das Auftreten Aarons bezogen ist15. Da die Magier ebenfalls eine Froschplage hervorbringen können, wäre analog zur ersten Plage eine Notiz über die Uneinsichtigkeit des Pharaos zu erwarten. Ein derartiger Vermerk findet sich jedoch erst, und zwar unvollständig, in 8,1 layb ("131 "1ЮХЭ ОпЬк УОЮ хЬт ГПГР „und er hörte nicht auf sie, wie Jahwe gesagt hatte"). Dazwischen wird im vorliegenden Textzusammenhang berichtet, daß der Pharao Mose und Aaron um Fürbitte ersucht und erstmals die Entlassung der Israeliten in Aussicht stellt (8,411 aß). Dieser Erzählzug ist nach dem unmittelbar vorher berichteten Erfolg der ägyptischen Magier völlig unmotiviert und geht daher mit Sicherheit auf einen anderen Verfasser zurück. Wie in der Schilderung der ersten Plage sind folglich zwei Darstellungen der Froschplage zu unterscheiden, wobei sich die Motivfolge der durch Mose übermittelten Beauftragung Aarons und des Wettstreits mit den Magiern in 8,1З.Пау.Ь wieder eindeutig vom Kontext als zusammengehörige Erzählung abheben läßt. Gemeinsam mit der entsprechenden Fassung der ersten Plage in 7,19.20a*. 21b.22 steht sie in einem literarischen Zusammenhang mit den in Aufbau und Formulierung im wesentlichen übereinstimmenden Abschnitten 7,8-13 16 ; 8,12-15 17 ; 9,8-12. Insofern überhaupt nach der literarischen Genese des vorlie14 15
16 17
Zu V. 2b s.u. S. 86. Vgl. 8,1b (D-nsn y-IX-by й Т " П Е 2 Г Г Ш b a m mit 8,3b (~bv ΕΡίηΊΕΙίΓΓηΚ ibu-n D*nSB f i x ) . Anders W. RUDOLPH, Elohist, 18 (vgl. auch B. D. EERDMANS, Studien III, 25), der V. 3b für den sonst fehlenden Ausfuhrungsbericht der parallelen Plagenerzählung hält. Die dabei vorausgesetzte Streichung der nota accusativi hat jedoch keinen Anhaltspunkt am Text. In 7,8-13 ist V. 10b sekundär. S.u. S. 95f. In 8,12-15 sind die V. 13b.l4b sekundär: V. 13b steht in Konkurrenz zum Plagenbericht in V. 13aßy (ab МЭП Vim), insofern die Mücken (ОЗЭП) nicht Mensch und Vieh befallen, sondern der ganze Staub im Lande Ägypten zu Mücken (DOS) wird. Das ist eindeutig eine Steigerung ( р К П -IBJJ-Ьэ in V. 13b statt р К П ~IBS7 in V. 12al3aß) und darüber hinaus ist der Teilvers nur locker durch Asyndese mit dem Kontext verbunden. Daher ist eher in V. 13b als in V. 13aß7 ein Nachtrag zu sehen. Vgl. auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 19 mit Anm. 86; P. WEIMAR, Z A W 107, 202. Anders R. FRIEBE, Form, 57f; S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 81f,
85. Sie plädieren wegen der weitgehenden Entsprechung von V. 13b mit der Plagenankündigung in V. 12, die zudem den Befall von Mensch und Vieh nicht erwähne, für eine Streichung von V. 13aßy. In diesem Fall wäre in V.13b ein Auftakt mit Imperf. cons, zu erwarten, so daß außer der Einfügung von V. 13aßy noch eine entsprechende redaktionelle Änderung von V. 13b unterstellt werden muß. V. 14b macht in seinem Kontext keinen Sum und ist vermutlich „eine versehentliche Wiederholung von Worten aus V.13" (M. NOTH, Exodus, 47 Anm. 2. Vgl. ferner S. Ö. STEINGRIMSSON, a.a.O., 85; R. FRIEBE, a.a.O., 58; L. SCHMIDT, a.a.O., 19 mit Anm. 86). An-
ders P. WEIMAR, a.a.O., 202 mit Anm. 35. Er zählt V. 14b zum Grundbestand und schließt den Teilvers an V. 14aa an. Die Streichung der Notiz über das Unvermögen der Zauberer in V. 14aß (und der Rede der Magier in V. 15a) setzt jedoch voraus, daß die hierzu in Beziehung stehende Plageneizählung in 9,8-13 eine gegenüber dem Grundbestand von 8,12-15 jüngere Fortschreibung ist Der Nachweis für diese Annahme steht - trotz des a.a.O., 201 Anm. 28 ge-
Der priesterschriftliche Text
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genden Textzusammenhanges des Plagenzyklus gefragt wird, herrscht an diesem Punkt eine so beeindruckende Einmütigkeit, daß es genügt, wieder einmal auf die für diese Textabgrenzung grundlegende Charakterisierung T. Nöldekes zu verweisen: „Aaron ist zugegen; nicht Mose's, sondern Aaron's Stab thut die Wunder; die ägyptischen Zauberer ( С Р О И Т ! ) sind dabei, welche die kleinen Wunder nachmachen können, nicht aber die grossen; die einzelnen Wunder werden alle kurz und ganz in stehenden Formeln erzählt"18. In der Geschwürplage in 9 , 8 - 1 2 wird dieses Schema leicht variert, insofern M o s e und Aaron von Jahwe angeredet werden und M o s e die Plage herbeifuhrt, während Aaron nur noch sekundiert. Die Gemeinsamkeiten mit den anderen Plagen dieses Schemas sind jedoch größer als die Unterschiede und die Abweichungen als Überbietung der vorherigen Plagen und Klimax der Reihe zu verstehen, so daß die Zugehörigkeit auch der Geschwürplage nicht in Zweifel gezogen werden braucht 19 . Ebenfalls nahezu unbestritten ist die priesterschriftliche Herkunft dieses literarischen Zusammenhangs. V o n priesterschriftlichen Eigenarten w i e der sprachlichen Korrespondenz zwischen göttlichem Auftrag und dessen Ausführung einmal abgesehen 20 , zeigt sie sich vor allem an der Verbindung mit der priesterschriftli-
machten Verweises auf P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 209 Anm. 126 - noch aus. In V.13 gilt darüber hinaus häufig noch die Ausfühningsformel р ' Ю У И „und sie taten so" wegen des folgenden ausfuhrlichen Berichts über Aarons Zauberhandlung, der zudem statt Mose und Aaron nur Aaron als Subjekt nennt, als literarkritisch problematisch und wird mit Hinweis auf das Fehlen der Wendung in der LXX als Glosse ausgeschieden. So u.a. W. RUDOLPH, Elohist, 18; G. BEER/K. GALLING, Exodus, 5 0 ; M. Nora, Exodus, 47 Anm. 1; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 2 Anm. 4; T. POLA, Priesterschrift, 125 Anm. 351. Doch die LXX hat die gesamte Textüberlieferung gegen sich. Was den Plur. in der Ausfuhrungsformel betrifft, so hat schon A. R. EHRLICH, Randglossen 1,289 das Richtige erkannt: „ p HDX7V ist gesagt mit Bezug auf die Mitteilung des Befehls durch Moses und seine Ausführung durch Aharon. Daher der Plural". Es bleibt das für die Grundschicht der genannten Plagenerzählungen auffällige Nebeneinander von Ausführungsformel und Bericht - non liquet. Gegen P. WEIMAR, ZAW 107, 202f, der in der Ausfühningsformel und in V. 13b die genuin priesterschriftliche Bearbeitung eines Ρ vorliegenden Textes sieht, wird man aber mit einiger Sicherheit sagen können, daß eine derartige Ergänzung der Ausfuhrungsformel nicht auf den ersten Verfasser von Ρ zurückgeht. In diesem Fall wäre doch die übliche zweigliedrige Formel zu erwarten (vgl. 7,10a.20aa,). Dagegen weist der vorliegende Gebrauch der Ausführungsformel als Einleitung zu einem Bericht der Tendenz nach eher auf jüngere Schichten der priesterschriftlichen Literatur. S. aber auch u. S. 96 Anm. 84 zuT. POLA, a.a.O., 116-144. 18
T. NÖLDEKE, Untersuchungen, 39.
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Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 22f; H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 204 Anm. 41. Gegen P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 209 Anm. 126; ders., ZAW 107, 201 Anm. 28, der 9,8-12 im Gegensatz zu den übrigen Plagen dieses Schemas nicht P, sondern einer nachpriesterschriftlichen Redaktion zuweist. Wenig überzeugend ist auch die bei H. GRESSMANN, Mose, 9 Iff vertretene Sicht, die Vorlage der Ρ in 9,8-12 habe ursprünglich von einer Finsternisplage berichtet. In den Plagenschilderungen vgl. 8,1 mit 8.2(f); 8,12 mit 8,13; 9,8f mit 9,10. Zur Sache vgl. K. ELLIGER, ZThK 4 9 , 130f [= ders., KSAT, 183F]; R . BORCHERT, Stil, 2 2 - 4 5 ; S. E . MCEVENUE,
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chen Darstellung der Einsetzung Aarons in 7,1-7 durch Rückbezüge sowie sprachliche und inhaltliche Gemeinsamkeiten21. Das gilt auch fur die Abschlußnotiz in 11,10. Sie bildet zusammen mit 7,1-7 eine die vorläufigen Plagen umfassende Inklusion22 und ist ebenfalls Ρ zuzuschreiben23. Der priesterschriftliche Anteil des Plagenzyklus zeichnet sich durch eine konsequente Linienführung aus. Berichtet wird von fünf Zauberhandlungen, die Mose und Aaron vor dem Pharao ausführen, um sich und ihren Auftrag zu legitimieren (7,9), und die zugleich die Überlegenheit Jahwes und seiner Beauftragten über den Pharao und seine Magier bezeugen (8,14.15; 9,11): Aaron verwandelt seinen Stab in eine Schlange (7,8-13*) und die Gewässer Ägyptens in Blut (7,19.20a*.21b.22), führt eine Frosch- (8,l-3.11ayb) und eine Mückenplage herauf (8,12-15*), Mose läßt schließlich Mensch und Tier in Ägypten an Geschwüren erkranken (9,8-12). Vorangebracht wird die Handlung durch das durchgängige Motiv des Wettstreits mit den ägyptischen Magiern24. Die ersten drei Wunder können auch die Magier vollbringen, beim vierten unterliegen sie jedoch den Zauberkünsten Aarons, und beim fünften, von Mose herbeigeführten Wunder nehmen sie selbst Schaden. Der dramatischen Steigerung des Wettstreits mit den Magiern entspricht ein „planmässiges Aufsteigen vom Geringeren zum Grösseren"25, und zwar einmal der Zauberhandlungen selbst, die mit einem bloßen Zauberkunststück beginnen und über lästige Übel bis hin zur Schädigung der Person führen, und zum anderen hinsichtlich der Urheber: Zunächst vollbringt Aaron die Wunder auf Befehl des Mose, der ihm, unmittelbar von Jahwe beauftragt, übergeordnet ist. Dann tritt Mose selbst auf und besiegt die Magier endgültig, während Aaron nur noch sekundiert. In der Konsequenz beider Steigerungen liegt als letzter und endgültiger Schritt die Tötung der ägyptischen Erstgeburt, in der Jahwe selbst auch als Urheber auftritt und zur Vernichtung von Leben schreitet (12,12). Semitics 1, 1 0 4 - 1 1 0 ; О . H . STECK, Schöpfungsbericht, 46FF; P. WEIMAR, B N 2 3 , 1 2 0 - 1 2 3 ; T . Priesterschrift, 116FF. Vgl. bereits A. KNOBEL, Exodus, 54f. So bezieht sich die Feststellung DilSx ИЭВГК1?! (ПИЭ-ЬК) m r p ЧЭТ "1ВКЭ „und er hörte nicht auf sie, wie Jahwe (zu Mose) gesagt hatte" zum Abschluß der einzelnen Plagen in 7,22; 8,11*; 8,15; 9,12 auf die Ankündigung Tibi UDBP „der Pharao wird nicht auf euch hören" in 7,4a. Zu den sprachlichen und inhaltlichen Bezügen s. im folgenden. Vgl. 11,10a mit 7,6; 11, lOba mit 7,4a; 11, lObß mit 7,2bß. Vgl. zuletzt L. SCHMIDT, Studien, 17, der jedoch 11,9 Ρ zuschreibt. Zu 11,9 s.u. S. 181f. Zu den Zweifeln an einer priesterschriftlichen Herkunft von 11,10 s. u. S. 83 mit Anm. 27. Anders als von C. LEVIN, Jahwist, 336 (vgl. ähnlich bereits H. EISING, FS Junker, 81 zu 7,22f; 8,3; G. QUELL, FS Rudolph, 270 sowie G. FOHRER, Überlieferung, 73) postuliert, gehört das Motiv zum Grundbestand, da die priesterschriftliche Plagendarstellung allein von dem Wettstreit mit den Magiern lebt - ohne diese Auseinandersetzung böte Ρ eine sinnlose Folge von Zauberhandlungen. Hiervon abgesehen ist die Feststellung, ein Erzählzug lasse sich ohne syntaktische Schwierigkeiten aus seinem Zusammenhang herauslösen, lediglich die notwendige Voraussetzung, jedoch keine hinreichende Begründung für die Annahme einer Fortschreibung.
POLA, 21
22 23
24
25
A. KNOBEL, Exodus, 55.
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Sie wird jedoch nicht mehr als ÜD1D „(Legitimations-)Wunder", sondern in eindeutiger Überbietung als DBE7 „Strafgericht" bezeichnet. Auf der Deutungsebene der Erzählung läßt sich ebenfalls ein Fortschreiten verzeichnen. Die Reaktion des Pharaos wird nach den ersten vier Wundern als Verhärtung mit рТП qal „sich verhärten" mit П17~1В з Ь „Herz des Pharaos" als Subjekt umschrieben (7,13.22; 8,11 [rekonstruiert]26.15). In den drei ersten Fällen ist diese Reaktion leicht nachzuvollziehen, insofern Mose und Aaron noch keinen eindeutigen Beweis ihrer Legitimation geliefert haben. Zum Abschluß des vierten Wunders müssen die Magier jedoch ihre Unterlegenheit zugeben. Das in wörtlicher Rede eingeführte Eingestehen der sonst sprachlosen Magier signalisiert deutlich, daß es der Pharao hätte besser wissen müssen (8,15a). Nach der durch Mose beigebrachten endgültigen und nicht mehr zu übersehenden Niederlage der Magier wird die Reaktion des Pharaos in 9,12 als Verstockung durch Jahwe mit рТП pi. „verhärten" mit Jahwe als Subjekt und ΓΓ17ΊΒ з Ь als Objekt bezeichnet, da die offenkundige Überlegenheit Jahwes für den Erzähler keine andere Deutung mehr zuläßt. Das priesterschriftliche Resümee der vorläufigen Plagen in 11,10 nimmt diese Deutung auf27. Es bezieht sie dadurch rückblickend auf alle Wunder, die - wie von Jahwe in 7,4 angekündigt - den Pharao nicht zur Einsicht gebracht und die Entlassung der Israeliten nicht herbeigeführt haben28. Damit erklärt sich auch, warum der Pharao trotz des Votums seiner Magier keine Einsicht zeigen konnte. Zugleich wird deutlich, daß der Plagenzyklus nur zu einem vorläufigen Ende gekommen ist, da die endgültige Durchsetzung Jahwes gegen den Pharao noch aussteht. Darüber hinaus gibt V.10 mit der Bestätigung von Jahwes Ankündigung, daß der Pharao nicht 26
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In 8,11 fehlt das erste Glied der dreiteiligen priesterschriftlichen Abschlußformel (лЬ ρΤΓΡΊ П ! Л а „und das Herz des Pharao verhärtete sich"). Hierzu s.u. S. 87. Seit A. JÜLICHER, JPTh 8, 85f und B. BAENTSCH, Exodus, 87 ist die Zuweisung von 11,(9+)10 an Ρ nicht unumstritten. Das Resümee sei im Anschluß an 9,12 überflüssig und weiche mit dem Hinweis auf die verweigerte Entlassung der Israeliten in V. lObß von den anderen Abschlußformulierungen der priesterschriftlichen Plagenerzählungen ab. Zudem bezeichne V. 10a im Gegensatz zum sonstigen Gebrauch bei Ρ Mose und Aaron als Urheber der Wundertaten. Vgl. u.a. H. GRESSMANN, Mose, 97 Anm. 1; K. ELLIGER, ZThK 49,121 [ders., KSAT, 174]; P. WEIMAR, Berufung, 57; F. KOHATA, Jahwist, 124f. Zu den ersten beiden Einwendungen s. im folgenden. Was die Nennung Moses und Aarons sowie die Formulierung von V. 10a anbelangt, so ist zu beachten, daß es sich um einen Rückbezug auf die in 7,9 genannte Forderung des Pharaos handelt, Mose und Aaron sollten sich durch ein Wunder (ПВ1&) ausweisen. Wird Jahwe als Urheber gegen die Ägypter gerichteter Handlungen herausgestellt, so handelt es sich nach Ρ ausschließlich um •'•DSD „um große Strafgerichte" (vgl. 6,6; 7,4). Auch aus diesem Grund ist 7,3 (Π3~ι hi. „zahlreich machen" mit Jahwe als Subjekt und ΎΙΕΤΟ „meine (Legitimations-)Wunder" neben "ГШ „meine Zeichen" als Objekt) als Nachtrag verdächtig. S.u. S. 252-254. Der Terminus ПВТП „(Legitimations-)Wunder" ist bei Ρ sonst nicht belegt. Problematisch ist hingegen 11,9. Der Vers ist endredaktionell. S.u. S. 181f. V. lObß greift zum Abschluß das in 7,2 genannte Anliegen der Vorsprache vor dem Pharao auf und ist nicht als Parallelbildung zu 9,35; 10,20.27 zu verstehen (so u.a B. BAENTSCH, Exodus, 87; F . KOHATA, Jahwist, 124f), da es an diesen Stellen anders als in 7,2; 11,10 nicht LANXD ... PiblB „er entläßt... aus seinem Land" heißt. Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 56.
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hören werde, zu erkennen, daß die Entlassung nicht durch DTISQ „(Legitimations-) Wunder" herbeigeführt wird, sondern wie in 7,4 angekündigt durch CTODttf „Strafgerichte" (vgl. 6,6; 7,4; 12,12) erzwungen werden muß29. Der priesterschriftliche Anteil an 7,8-9,12; 11,10 erweist sich damit als eine vom Kontext klar abgrenzbare, planmäßig aufgebaute und in sich stimmige Darstellung der ägyptischen Plagen, die mit Ausnahme der genannten Lücke zwischen 8,3 und 8,1 lay.b vollständig erhalten ist. Die priesterschriftliche Darstellung wird im vorliegenden Textzusammenhang jedoch durch die nichtpriesterschriftliche Passagen empfindlich gestört. Diese Beobachtungen sprechen eindeutig dafür, daß es sich bei der priesterschriftlichen Plagendarstellung in 7,8-9,12*; 11,10 um einen ursprünglich selbständigen Erzählzusammenhang handelt. Da bei den ersten beiden Plagen in 7,14-25 und 7,26-8,11 allem Anschein nach Varianten ähnlicher Plagenerzählungen miteinander verbunden worden sind30, liegt es darüber hinaus nahe, die Genese des Plagenzyklus mit Hilfe eines Urkundenmodells zu rekonstruieren. Insofern Anfang und Ende der vorliegenden Textgestalt des Plagenzyklus sowie dessen deutlicher Einschnitt zwischen den ersten beiden und dem dritten Tripel der Plagen31 auf priesterschriftlichen Texten beruht, wird man schließlich die priesterschriftliche Schicht als literarische Grundschrift von 7,8-11,10 bezeichnen können. Gegen diese Einschätzung ist jedoch wiederholt Einspruch erhoben worden. So hat sich insbesondere J. Van Seters um den Nachweis bemüht, daß der priesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus nicht nur bei völliger Kenntnis der nichtpriesterschriftlichen Überlieferung verfaßt wurde, sondern darüber hinaus bestens auf den vorliegenden Textzusammenhang hin abgestimmt ist32. Von einem in sich geschlossenen priesterschriftlichen Erzählfaden könne nicht die Rede sein, vielmehr wiesen nur aus dem nichtpriesterschriftlichen Text zu schließende Lücken in Ρ daraufhin, daß der priesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus eine Bearbeitungsschicht der nichtpriesterschriftlichen (jahwistischen) Erzählung sei. Auf die Spannungen, die in 7,14-25 und 7,26-8,11 zwischen dem priesterschriftlichen und dem nichtpriesterschriftlichen Text bestehen, ist schon hingewiesen worden. Hinzu kommt, daß es sich bei der Mücken- und der Ungezieferplage in 8,12-15 (P) und 8,16-28 um Varianten handelt, die nur wegen ihres unterschiedlichen Piagenstichwortes (ОЭЭ „Mücken" bzw. 31S7 „Ungeziefer") 33 29
30
31 32
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Wegen des Resümees in V. 10 kann man also nicht sagen, die priesterschriftlichen Plagenerzählungen hätten mit dem Sieg Moses und Aarons über die ägyptischen Magier „ihren nicht mehr übeibietbaren Höhepunkt erreicht. Eine innere Ausrichtung auf eine weitere Steigerung ... ist ihnen nicht gegeben" (J. REINDL, FS Priesterseminar Erfurt, 52f). Hierzu vgl. auch die Analysen des nichtpriesterschriftlichen Textes in 7,14-25 (s.u. S. 98ff) und 7,26-8,11 (s.u. S. 113ff.). S.o. S. 74ff zum Aufbau des Plagenzyklus. J. VAN SETERS, ZAW 98, 31-39; ders., Life, 103-111; ders., FS Milgrom, 569-579. Vgl. ferner J.-L. SKA, Bib 76, 401. Zur Übersetzung s.u. S. 123 mit Anm. 175.
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nicht redaktionell verbunden wurden34. Diese Beobachtungen sprechen so eindeutig gegen die Behauptung einer bestens auf ihren vorliegenden Kontext abgestimmten priesterschriftlichen Bearbeitung, daß auch Bestreiter einer ursprünglich selbständigen Quellenschrift Ρ fur den priesterschriftlichen Allteil in 7,8-9,12 von einer Ρ vorgegebenen Einzelüberlieferung ausgehen35. Aber auch die Annahme, die priesterschriftliche Plagenerzählung bliebe ohne den nichtpriesterschriftlichen Text unvollständig, hält einer Überprüfung nicht stand. J. Van Seters nennt folgende „Lücken": Die erste betrifft das Verhältnis des priesterschriftlichen Rahmens in 7,1-7 und 11,1036 zu den priesterschriftlichen Plagenerzählungen. In 7,1-7 erteilt Jahwe den Befehl, daß Mose und Aaron beim Pharao vorsprechen sollen, um die Entlassung der Israeliten zu erwirken (V. lf). Zugleich kündigt Jahwe die Weigerung des Pharaos an, auf Mose und Aaron zu hören, weshalb er selbst zum Strafgericht gegen die Ägypter schreiten werde, um die Israeliten aus dem Land zu fuhren (V. 4f). Problematisch ist nach J. Van Seters nun, daß in den folgenden Abschnitten zwar regelmäßig die Ankündigung Jahwes in 7,4 bestätigt werde, jedoch keine Verhandlungen erwähnt würden37. Dies geschehe nur in den nichtpriesterschriftlichen Erzählungen, so daß 7,1-7 eher als Einleitung zum vorliegenden Textzusammenhang zu verstehen sei. Entsprechend sei auch das von 7,1-7 nicht zu trennende Resümee in 11,10 mit seinem abschließenden Hinweis auf die Weigerung des Pharaos von vornherein auf den gesamten Plagenzyklus bezogen. Doch ist hier zu beachten, daß auch der vorliegende Textzusammenhang von 7,8-11,10 keinen mit dem Befehl in 7,2 korrespondierenden Redeauftritt Aarons schildert. Vielmehr fuhrt dort, wo im nichtpriesterschriftlichen Text Mose zusammen mit Aaron vor dem Pharao erscheint, mit Ausnahme von 10,3 stets Mose das Wort (vgl. 8,4ff; 8,25f; 9,29ff; 10,9). Diese Unstimmigkeit läßt sich nur schwer mit der Annahme verbinden, 7,1-7 sei eine redaktionelle Einleitung zu einem von derselben Redaktion verantworteten vorliegenden Textzusammenhang des Plagenzyklus. Hinzu kommt, daß auch die priesterschriftlichen Erzählungen von der Mücken- und der Geschwürplage mit dem auf Jahwes Ankündigung in 7,4 bezogenen Hinweis enden, der Pharao habe nicht auf Mose und Aaron gehört (vgl. 8,15; 9,12). Beide Erzählungen sind nicht mit einem nichtpriesterschriftlichen Text verbunden und erwähnen gleichwohl nicht, daß Mose und Aaron vom Pharao die Entlassung der Israeliten verlangt haben. Da auch nach J. Van Seters diese Erzählungen derselben literarischen Schicht angehören wie 7,1-7 und die übrigen Rückbezüge auf die Ankündigung
34
Hierzu s.u. S. 129. Gegen J. VAN SETERS, FS Milgrom, 574, wonach außer dem Stockwunder und der Geschwürplage auch die Mückenplage keine Parallele in der nichtpriesterschriftlichen Überlieferung hat.
35
V g l . E. BLUM, Studien, 2 4 2 - 2 5 6 .
36
Gegen J. VAN SETERS, FS Milgrom, 573 sind 7,3 (s.u. S. 252-254) und 11,9 (s.u. S. 181f) Ρ abzusprechen. Vgl. J. VAN SETERS, Life, 105, ders., FS Milgrom, 573, ferner J.-L. SKA, Bib 76, 401.
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in 7,4, zeigt dies eindeutig, daß die Ankündigung in 7,4 und die Rückbezüge in 7,13.22; 8,11*; 11,10 keinesfalls ausgeführte Verhandlungsszenen in den Plagenerzählungen und damit den nichtpriesterschriftlichen Text voraussetzen. Somit kann allein die Ausfuhrungsformel in 7,6 m m Π13 "ЮЮ ]ΊΓΓΚ1 ПЮП 1ИГ"1 "IW17 "ρ ΠΠίί „Mose und Aaron taten, so wie Jahwe ihnen aufgetragen hatte, genauso taten sie" als die dem Befehl in 7,2 korrespondierende Vollzugsmeldung gelten. Sie hat die Funktion einer ,,zusammenfassende[n] Vorwegnahme des Folgenden" 38 : In den anschließenden priesterschriftlichen Plagenerzählungen wird ein Gespräch mit dem Pharao lediglich in 7,9 angedeutet, im übrigen verlagert sich das Interesse der Erzählungen ganz auf die Mose und Aaron abverlangten Legitimationswunder. Doch selbst hier kommt der Befehl aus 7,2 noch zur Geltung, indem Aaron nach Jahwes Geheiß und auf Moses Übermittlung hin seine Wunder vollzieht (vgl. 7,9f.l9f; 8,lf.l2f). Die Bezugspunkte des Abschnitts 7,1-7 innerhalb des Plagenzyklus 39 finden sich damit sämtlich in priesterschriftlichen Texten und bedürfen keiner Ergänzung um den nichtpriesterschriftlichen Erzählfaden. Eine weitere Lücke vermutet J. Van Seters in 7,20. Zwar lasse sich der priesterschriftliche Anteil in 7,14-25 als „self-contained unit" rekonstruieren, doch fehle ein Ausfuhrungsbericht, in dem geschildert wird, wie Aaron mit seinem Stock das Wasser zu Blut verwandelt. Der Grund hierfür sei die Unvereinbarkeit eines solchen Berichts mit der jahwistischen Vorstellung, wonach Mose mit seinem Stock das Wunder herbeigeführt hat40. Abgesehen davon, daß eine derartige Unvereinbarkeit schwerlich fur J. Van Seters Annahme einer auf den vorliegenden Kontext abgestimmten priesterschriftlichen Bearbeitungsschicht spricht, ist die priesterschriftliche Darstellung vollständig: Der priesterschriftliche Text enthält in V.20aa eine Ausführungsformel, die nicht notwendig einer inhaltlichen Explikation bedarf, wie sich für Ρ vielerorts belegen läßt41. Für die priesterschriftlichen Plagenerzählungen wird dies durch 7,10 bestätigt, wo die ausführliche Schilderung der Zauberhandlung Aarons in V. 10b sich sogar als Nachtrag zur Ausführungsformel in V. 10a erweist42. Es kommt hinzu, daß sich in 7,14-25 für den nichtpriesterschriftlichen V. 20ac*2ß zeigen läßt, wie eine nachpriesterschriftliche Redaktion versucht, Moses und Aarons Anteil an der Herbeiführung der Plage in Übereinstimmung zu bringen43. Im Text der priesterschriftlichen Froschplage in 8,1-3.11 fehlt nach J. Van Seters eine priesterschriftliche Notiz über das Eintreten der Plage. Dieses werde zwar in V. 2b berichtet, doch sei der üblicherweise zu Ρ gerechnete Teilvers die 38
W. H. SCHMIDT, Exodus, 331.
39
Zu den Queibindungen in 6,6; 12,12 und 14,4.18s.o. S. 33 mit Anm. 14. J. VAN SETERS, Life, 106f; ders., FS Milgrom, 574f. Einen Ausfall des priesterschriftlichen Ausfuhnmgsberichtes vermuten in V. 20 dagegen R. FRIEBE, Form, 42f; F. KOHATA, Jahwist, 93. Vgl. hierzu T. POLA, Priesterschrift, 117 mit Anm. 322. S.u. S. 95f. S.u. S. 103f.
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41 42 43
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jahwistische Fortsetzung zu 7,2944. Dies zeige die Konstruktion von rrbs? qal „hinaufsteigen" mit den Fröschen als Subjekt, die dem jahwistischen Text in 7,28f entspreche, statt nbi7 hi. „hinaufsteigen lassen" mit den Fröschen als Objekt aus den priesterschriftlichen V. 1.3. Doch V. 2b greift mit der Wendung "ΓΙΚ ОЭГП •"H2iD ρ „ u n d sie bedeckten das Land Ägypten" eindeutig auf V. 1 zurück. Zudem besteht kein Widerspruch zwischen der in V. 2b geschilderten Folge (i"lbi7 qal) von Aarons Wunderhandlung und ihrer Ankündigung in V. lb (itbs? hi ), so daß V.2b der priesterschriftlichen Darstellung zugeschrieben werden muß45. Anders als J. Van Seters darlegt, ist die priesterschriftliche Darstellung in 8,1-3 also auch im Hinblick auf das Eintreten der Plage vollständig, während für den nichtpriesterschriftlichen Text ein Ausfall anzunehmen ist46. Hingegen fehlt in der priesterschriftlichen Abschlußnotiz in 8,11 tatsächlich das erste Glied der sonst dreigliedrigen Wendung (nS7~lB a b pTTPI „da verhärtete sich das Herz des Pharaos"; vgl. 7,13.22; 8,15). Statt dessen findet sich sein nichtpriesterschriftliche Pendant ОэЬ"ЛК ЧЛЭГП ... Ό ГГСПВ X"PI „als der Pharao sah, daß ..., verstockte er sein Herz"). Dies erklärt sich indessen problemlos damit, daß in 8,11 zwei funktionsgleiche Formeln aufeinanderstoßen 47 . Mit Blick auf die priesterschriftliche Passabestimmung in 12,1-14.28* bemerkt J. Van Seters schließlich, daß kein priesterschriftlicher Bericht über die von Ρ in 12,12 vorausgesetzte Tötung der Erstgeburt vorliegt. Solle nicht ein Ausfall48, d.h. eine vom üblichen Verfahren abweichende Redaktionstechnik unterstellt werden, so sei davon auszugehen, daß die priesterschriftliche Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 12,12 auf die vorpriesterschriftliche Plagenerzählung in 11,1-8 und 12,29-32 hin angelegt sei49. Gegen diesen Schluß ist jedoch einzuwenden, daß die 44
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46
J. VAN SETERS, Life, 107; ders., FS Milgrom, 574f. Vgl. ferner R. FRIEBE, Form, 43ff. H. HOLZINGER, Exodus, 24 erwägt wegen des nur liier und in Ps 78,45 als Kollektivbegriff gebrauchten Sing. УЧЧ03П elohistischen Einfluß. Vgl. auch F. KOHATA, Jahwist, 95; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 10; W. H. SCHMIDT, Exodus, 387. Vgl. bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 65; В. D. EERDMANS, Studien III, 25; B. BAENTSCH, Exodus, 64; H. HOLZINGER, Exodus, 23 und zuletzt F. KOHATA, Jahwist, 95; L.
47
48
49
SCHMIDT, Beobachtungen, 10; W. H. SCHMIDT, Exodus, 391. S. auch unten S. 115. So schon T . NÖLDEKE, Untersuchungen, 40; A. JOLICHER, JPTh 8, 82. Gegen J. VAN SETERS, Life, 107; ders., FS Milgrom, 575, dessen Hinweis auf die Redaktionstechnik in den Abschlußnotizen in 9,35; 10,20 nichts austrägt, weil der Endredaktion hier anders als in 8,11 keine Quellen vorlagen. S.u. S. 132ffinsbes. S. 141. Dies hat etwa A. JOLICHER, JPTh 8, 101 erwogen. Vgl. aber auch M. Nora, Exodus, 75: „Ob mit den .Gerichten', die Jahwe in der entscheidenden Nacht an ,allen Göttern Ägyptens' vollstrecken will (V. 12b), etwas Besonderes in das Auge gefaßt ist oder ob nur gemeint ist, daß die Passah-Nacht die Ohnmacht der ägyptischen Götter erweisen wird, ist nicht zu entscheiden." Vgl. J. VAN SETERS, ZAW 95, 177f; ders., Life, 109; ders., FS Milgrom, 576f. Vgl. ferner E. BLUM, Studien, 250 sowie F. AHUIS, Exodus 11,1-13,16, 41 mit Anm. 46, der das literarische Verhältnis von nichtpiiesterschriftlicher Plagenüberlieferung und 12,12 ähnlich bestimmt, 12,12 aber einer nachpriesterschriftlichen dtr Redaktion (DtrT) zuweist. 12,12 gehört jedoch zum Grundbestand der priesterschriftlichen Passabestimmung. S.o. S. 35. Nach J. Van Seters
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Einsetzung des Passa nach Ρ ganz auf die kultische Praxis der Israeliten hin ausgerichtet ist. Aus diesem Grund wird die Tötung der Erstgeburt in 12,12f lediglich angekündigt50 und in 14,4a.8 als vollzogen vorausgesetzt". Diese gegenüber den priesterschriftlichen Plagenerzählungen verschobene Perspektive der Darstellung wird dadurch ermöglicht, daß die vorläufigen Plagen und die Einsetzung des Passa durch das Resümee in 11,10 und den betonten Neueinsatz in 12,1 deutlich voneinander abgehoben sind. Sie läßt sich daher nicht gegen die Vollständigeit der priesterschriftlichen Erzählung anfuhren. Es ergibt sich also, daß sich allein für die priesterschriftliche Abschlußnotiz in 8,11 eine Lücke im priesterschriftlichen Text nachweisen läßt, während die übrigen von J. Van Seters vorgebrachten Beobachtungen einer Überprüfung nicht standhalten52. Angesichts der deutlichen Hinweise auf eine klar abgrenzbare, planmäßig aufgebaute und in sich stimmige priesterschriftliche Plagenerzählung kann daher für den priesterschriftlichen Anteil in 7,8-9,12*; 11,10 die These einer auf den vorliegenden Textzusammenhang hin abgestimmten priesterschriftlichen Bearbeitungsschicht nicht überzeugen. Vielmehr ist daran festzuhalten, daß die Rekonstruktion der Genese des Plagenzyklus zumindest teilweise auf ein Urkundenmodell zurückgreifen muß. Diese Bewertung des Textbefundes findet sich mit wenigen, für das Gesamtbild der Redaktionsgeschichte des Pentateuch jedoch entscheidenden Modifikationen auch bei E. Blum, der den Plagenzyklus als eines von sechs „Fallbeispielen"
50
51
52
antizipiert Ρ in 12,11 darüber hinaus den nichtpriesterschriftlichen Auszugsbericht. Die Notiz über die Eile beim Auszug ist jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit über Dtn 16,3ba vermittelt. Vgl. J. C. GERTZ, Passa, 70f. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß in der Ankündigung in 12,12 Ort ( " f i x a D^l^n „im Lande Ägypten"), Zeitpunkt (ПТП п Ь ^ З „in dieser Nacht") und Leidtragende (CISD -ПЭЭ-ЬЭ „alle Erstgeborenen im Lande Ägypten") der Plage präzise bestimmt werden. Geschieht das deshalb, weil eine entsprechende Erzählung wegen der Ausrichtung von 12,1-14*28 unteibleibt? Letzteres geht daraus hervor, daß die Ankündigung der Verhärtung des Herzens in 14,4a.8 implizit voraussetzt, daß eine vorhergehende Machtdemonsration Jahwes erfolgreich war, insofern sie den Pharao bereits zur Einsicht gebracht hat. Nach dem Plagenresümee in 11,10 ist dies jedoch nicht mit den vorläufigen Plagen geschehen, so daß 14,4a.8 nur die in der Zwischenzeit erfolgte Tötung der Erstgeburt im Blick haben kann. Vgl. auch o. S. 33 mit Anm. 14. J. VAN SETERS, Life, 104; ders., FS Milgrom, 573 macht ferner auf das Mißverhältnis von fünf priesterschriftlichen Wundern gegenüber sieben vorpriesterschriftlichen Plagenerzählungen bei J aufmerksam, das sich angesichts der zu unterstellenden Bekannschaft mit dem jahwistischen Werk nicht mit der Praxis antiker Autoren vertrage. Dieser Hinweis leuchtet ein, findet jedoch in der hier vorgelegten Analyse des nichtpriesterschriftlichen Anteils am Plagenzyklus eine andere Erklärung, insofern er in seiner bereits erweiterten Grundform nur fünf Plagen berichtet. S.u. S. 97ff. Darüber hinaus zeigt J. VAN SETERS, Life, 107f; ders., FS Milgrom, 575f, daß der von ihm als priesterschriftlich eingeordnete Text der Finsternisplage in 10,21-23 nicht vollständig ist und der Ergänzung um den nichtpriesterschriftlichen Text in 10,24-27 bedürfe. Auch dieses Problem ist sinnvollerweise erst im Rahmen der eigenen Analyse zu verhandeln. S.u. S. 132ff.
Der priesterschriftliche Text
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für die These einer priesterlichen Kompositionsschicht (KP) anfuhrt 53 . Die priesterliche Kompositionsschicht, der sich die Grundstruktur des vorliegenden Pentateuch verdanke, sei weder „Quelle" noch „Redaktion". Vielmehr handele es sich um eine Neufassung des ihr vorliegenden dtr geprägten Pentateuch (KD), die dessen Texte und Intentionen integriere, aber auch eigene Überlieferungen einarbeite, so daß in ihr vorgegebene nichtpriesterliche Tradition, priesterliche Tradition und priesterliche Komposition vereinigt seien. Eine wesentliche Voraussetzung dieser These zur literarischen Eigenart der priester(schrift)lichen Schicht ist die Unterscheidung zwischen priesterlichen Einzelüberlieferungen und einer auch auf den nichtpriesterlichen Text bezogenen priesterlichen Komposition. In der Analyse des Plagenzyklus durch E. Blum treten, wie mir scheint, Tragfähigkeit und Problematik dieser Differenzierung besonders deutlich zutage. Sie soll daher an dieser Stelle ausfuhrlich diskutiert werden. Im Anschluß an M. Noth weist E. Blum auch Teile der Hagel- (9,22.23aa![bis С Р О Г С Г г Ь у „zum Himmel"].35), der Heuschrecken- (10,12.13acn[bis D*n2tÖ „Ägypten"].20) und der Finsternisplage (10,21-23.27) der priesterschriftlichen Schicht zu54. M. Noth begründet die literarische Einordnung dieser herkömmlich dem Elohisten (E) zugeschriebenen Passagen55 damit, daß sie jeweils wie die priesterschriftlichen Plagenerzählungen in 7,8-9,12 mit einer Verhärtungsaussage endeten (рТП; 9,35; 10,20.27) und zudem das „für Ρ charakteristische Schema der Einleitung der Erzählabschnitte (9,22f; 10,12f.21f)"56 vorkomme. Zugleich macht er darauf aufmerksam, „daß in diesen Fällen nicht mehr die vollständige PErzählung erhalten wäre und also damit gerechnet werden müßte, daß ungewöhnlicherweise hier bei der Zusammenfügung der Schichten der J-Erzählung der Vorrang gegeben worden wäre vor der P-Erzählung"57. E. Blum hat diese Argumentation konsequent ausgebaut: Über die von M. Noth genannten Gründe hinaus spreche eine große sprachliche Nähe zum priesterschriftlichen Anteil an der Meerwundererzählung in Kap. 14 dafür, die fraglichen Texte Ρ zuzuschreiben58. Bezeichnend seien hierfür neben der Verhärtungsaussage mit рТП (14,4a. 17a) die Kombination der Wendungen „die Hand ausstrecken" und „den Stock ausstrecken
53
V g l . E. BLUM, Studien, 2 1 9 - 3 6 0 ( z u KP) u n d 2 4 5 - 2 5 6 ( z u m P l a g e n z y k l u s ) .
54
A.a.O., 246; vgl. M. NOTH, Exodus, 52f, der allerdings 10,23 J zuweist. Vgl. ferner (mit jeweils leichten Abweichungen) R. FRIEBE, Form, 45ff; S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 188 Anm. 213; J. VAN SETERS, ZAW 98, 31f; ders., Life, 103-111 sowie das zurückhaltende Urteil b e i R. SMEND, Entstehung, 48.
55
Vgl. die Literatur-Übersicht bei F. KOHATA, Jahwist, 105 Anm. 81. Nachdem bereits W. RUDOLPH, Elohist, 18ff von einzelnen „nicht-quellenhaften" Zusätzen gesprochen hat, findet sich in jüngerer Zeit vermehrt auch bei Vertretern der Neueren Urkundenhypothese, die an der Existenz einer Quelle Ε festhalten, die Bewertung dieser Passagen als redaktionell. Vgl. L.
56
M . NOTH, E x o d u s , 5 2 f .
SCHMIDT, B e o b a c h t u n g e n , 2 5 f , 35f, 4 5 f . 57
A.a.O., 53.
58
E . BLUM, Studien, 2 4 9 .
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
bzw. erheben" (9,22f; 10,12f und 14,16) sowie die gleichlautenden Befehle Jahwes, Mose solle seinen Stock ausstrecken (10,21 und 14,16a.26), mitsamt den entsprechenden Ausfuhrungsnotizen (10,22 und 14,21ao). Darüber hinaus ließen 9,23; 10,13 dieselbe Art der Verknüpfung der priesterschriftlichen Elemente mit der vorpriesterschriftlichen Erzählung erkennen wie 14,2159. Von weitreichender Bedeutung sind nun die redaktionsgeschichtlichen Schlußfolgerungen, die E. Blum aus seiner Bestimmung des priesterschriftlichen Anteils am Plagenzyklus ableitet. Seiner Meinung nach läßt sich das Vorhandensein von priesterschriftlich beurteilten Texten in der Hagel-, Heuschrecken- und Finsternisplage nicht mit M. Noth durch ein für die Endredaktion im Sinne der Neueren Urkundenhypothese ungewöhnliches Verfahren erklären. Vielmehr indiziere es, daß Ρ im „Fallbeispiel" des Plagenzyklus als Bearbeitungsschicht des vorpriesterschriftlichen Erzählfadens zu verstehen sei60: Die erzählerische Bewegung der ersten vier priesterschriftlichen Plagen, die durch das Motiv des Wettstreits mit den Magiern und dem Höhepunkt in der vierten Plage eine besondere Dramatik entwickele, werde nämlich durch die priesterschriftlichen Elemente in den folgenden Plagen nicht fortgeführt. Die Annahme einer ursprünglich selbständigen Plagenerzählung, in der auf die mit erzählerischem Geschick herbeigeführte Klimax drei weitere, eher von „stereotyper Regelmäßigkeit" gekennzeichnete Episoden folgten, sei aber höchst unwahrscheinlich. Es komme hinzu, daß sich unter Einbeziehung des Stockwunders in 7,1-7 und des priesterschriftlichen Anteils der Tötung der Erstgeburt in Ex 12 für eine selbständige priesterschriftliche Plagenerzählung eine Reihe von acht vorläufigen und einer endgültigen Plage ergebe eine numerische Kombination, der jedwede typologische oder motivische Signifikanz fehle. Die sich hieraus nahelegende Charakterisierung von Ρ als Bearbeitungsschicht wird nach Ansicht E. Blums durch die Beobachtung bestätigt, daß die priesterschriftlichen Schlußformulierungen in 9,35; 10,20; 10,27 die vorpriesterschriftliche Uberlieferung voraussetzten. Denn anstelle der Wendung • Г р Ь х X7DE? „und er hörte nicht auf sie" aus den vier ersten priesterschriftlichen Plagen formulierten sie im Anschluß an 8,28; 9,7 mit b i O E P ">33 ΓΙΚ nbt& кЬт „und er entließ die Israeliten nicht" und O n b ü b ПЗК К1?! „und er wollte sie nicht entlassen". Auf diese Weise griffen sie zugleich das Motiv der Gewährung und Rücknahme der Entlassung der Israeliten in den nichtpriesterschriftlichen Plagen auf (vgl. 8,28; 9,7)61. Desgleichen erfordere die priesterschriftliche Passabestimmung in 12,12 den literarischen Kontext mit der nichtpriesterschriftlichen Überlieferung der Tötung der ägyptischen Erstgeburt62. Andererseits beschreibt die Charakterisierung von Ρ als Bearbeitungsschicht nach E. Blum den literarischen Befund des Plagenzyklus nur unvollständig, da er 59 60 61 62
Vgl. a.a.O., 249f sowie J.-L. SKA, Passage, 1 lOf. Vgl.E. BLUM, Studien, 251. Vgl. a.a.O., 253f. Zu diesem Argument s.o. S. 87f.
Der priesterschriftliche Text
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- etwa im Gegensatz zu J. Van Seters - die ersten vier Plagen (7,19.20a*.21b.22; 8,1—3.1 lay.b; 8,12-15; 9,8-12) als kohärente und abgerundete Texte mit eigenem Handlungsgefälle betrachtet63. Das fuhrt zu der eingangs referierten These, daß Ρ als „Kompositionsschicht, die freilich z.T. auch in ihren Ergänzungen vorgegebene Überlieferungen aufgreift" 64 , zu fassen sei. Eine derartiges Traditionsstück von einem Wettstreit mit ägyptischen Magiern liege der Gruppe der ersten vier priesterschriftlichen Plagen mit zugrunde65. Nach ihrem Vorbild habe Ρ den Abschnitt 7,8-13 geschaffen 66 . Über E. Blums Ausführungen hinaus ist noch zu bemerken, daß die vorgegebene Überlieferung der priesterschriftlichen Tradition recht nahe gestanden haben muß, wie die konsequente Durchführung des Schemas von Befehl und Ausführung zeigt. Damit ergibt sich nach E. Blum für den priesterschriftlichen Anteil am Plagenzyklus ein ähnliches Bild wie für die Meerwundererzählung, wo seiner Ansicht nach ebenfalls eine Einzelüberlieferung aus priesterlicher Tradition in die priesterschriftliche Kompositionsschicht integriert worden ist67. Für diese beeindruckend geschlossene Argumentation hängt nun alles davon ab, ob sich für die ersten vier priesterschriftlichen Plagenerzählungen die Annahme einer von Ρ aufgenommenen Überlieferung verifizieren läßt68. Denn allein so ließe sich für das „Fallbeispiel" des Plagenzyklus das Nebeneinander von quellenhaften priesterschriftlichen Plagen und priesterschriftlichen Ergänzungen zur nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung in ein und derselben literarischen Schicht plausibel machen. Die für eine von Ρ aufgenommene Plagenreihe vorgebrachten Argumente können jedoch, wie mir scheint, nicht überzeugen. Die ausschlaggebenden Einwände nennt E. Blum selbst: „Die vorliegende Gestalt mit den Rückbezügen ("ШЮ Ϊ Τ Ι Γ Ρ ~Q"T u.a.) auf die Einleitung in 7,lfF. ist deutlich auf den Kontext von KP
63 64 65
66 67
Vgl. aaO., 250. A.a.O., 251. Vgl. a.a.O., 252 unter Aufnahme von J. REINDL, FS Priesterseminar Erfurt, 49-60, der jedoch das Stabwunder in 7,8-13 zu der von Ρ aufgenommenen Plagenreihe zählt Zu J. Reindl vgl. die gründliche Widerlegung durch L. SCHMIDT, Studien, 12f Anm. 43. Vgl. E. BLUM, Studien, 252 Anm. 81. Vgl. E. Blum, Studien, 256-262. Wenn seiner Ansicht nach die „Leerstelle" vor 14,15a zeigt, daß hier „ein Element der priesterlichen Erzählung nicht erhalten [ist]", was „eher für die Aufnahme eines vorgegebenen, bereits formulierten Textes [spricht]" (a.a.O., 260), so gilt das auch für die vergleichbare Lücke im priesterschriftlichen Text des Plagenzyklus in 8,11. S.o. Anm. 26.
68
Ähnlich wie im Plagenzyklus und in der Meerwundererzählung stellt sich nach E. Blum auch die Redaktionsgeschichte von Num 16 dar. Vgl. a.a.O., 263-271. Im Fall der Berufung des Mose in 6,2-7,7 habe der priesterliche Bearbeiter des vorpriesterlichen Textes hingegen seine Fassung erst selbständig formuliert (einschließlich des engen Zusammenhangs mit 2,25), um sie dann in den vorpriesterschriftlichen Textzusammenhang einzubinden. Vgl. a.a.O., 232-242. So zu Recht L. SCHMIDT, Studien, 13.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
hin formuliert. Auch bildet 7,19.20aa keinen selbständigen Erzählanfang." 69 Die richtig beobachtete literarische Einbindung der Plagenreihe in den priesterschriftlichen Erzählfaden und ihre durch den fehlenden Auftakt der Erzählung angezeigte Unselbständigkeit gegenüber Ρ sind jedoch kaum erst die Folge einer sekundären Einbindung in P. Vielmehr läßt sich unter Aufnahme von Überlegungen L. Schmidts zeigen, daß die vier zur Diskussion stehenden Episoden von vornherein Bestandteil eines fünf Legitimationswunder umfassenden priesterschriftlichen Plagenzyklus gewesen sind™. Selbst unter Absehung aller möglicherweise zur Einbindung in den priesterschriftlichen Kontext geschaffenen Erzählzüge handelt es sich bei allen vier zur Diskussion stehenden Plagenerzählungen um einen vor dem Pharao ausgetragenen Wettstreit zwischen Mose und Aaron mit den ägyptischen Magiern, in dem es um die Legitimation Moses und Aarons vor dem Pharao geht. Eingeführt wird dieses Thema aber in dem auch nach E. Blum priesterschriftlichen Abschnitt 7,8-13. In ihm wird zunächst in einer Jahwerede die Forderung des Pharaos nach einem Legitimationswunder antizipiert und dann sogleich der vom Pharao provozierte Wettstreit mit den Magiern geschildert. Darüber hinaus baut der Abschnitt die im weiteren Verlauf des Wettstreits mit den Magiern vorausgesetzte Szenerie einer Zusammenkunft von Mose, Aaron und den Magiern vor dem Pharao auf (vgl. V. 10a.IIa). Hieraus folgt eindeutig, daß die von E. Blum als ehemals selbständig angesehene Plagenreihe den priesterschriftlichen Abschnitt 7,8-13 voraussetzt. Sie wurde nie ohne 7,8-13 tradiert. Durch ihre Zusammengehörigkeit mit 7,8-13 sind die besagten Plagenerzählungen zugleich fest mit dem Grundbestand der vorausgehenden priesterschriftlichen Berufungserzählung in 6,2-7,7 verbunden. So setzt die von Jahwe angekündigte Forderung des Pharaos mit der Formulierung DB1D о э Ь ΌΠ „gebt für euch ein Legitimationswunder" den in 7,2 Mose und Aaron erteilten Auftrag voraus, gemeinsam beim Pharao vorzusprechen71. Ebenso entspricht die Aufgabenteilung zwischen Mose und Aaron in 7,9b der in 7,lf geschilderten Berufung Aarons zum Propheten des Mose, mit der Jahwe auf Moses Einwand gegen seine Sendung zum Pharao in 6,12 reagiert. Sodann beziehen sich die Verhärtungsnotiz in 7,13a • r r b x S7DK? x b l П1ПВ ü b ρΤΓΡΊ „und das Herz des Pharaos verhärtete sich, und er hörte nicht auf sie" sowie der Erfullungsvermerk in 7,13b 1 3 1 ЧК7Ю m i T „wie Jahwe gesagt hatte" zurück auf Jahwes Ankündigung der Verweigerungshaltung des Pharaos in 7,4a. Darüber hinaus steht 7,13a in einem Verweiszusammenhang mit 6,9.12; 7,4f. Das zeigt die innerhalb der priesterschriftlichen Texte des Pentateuch nur in 6,9.12; 7,4 und den Abschlußformulierungen 7,13.22;
69 70 71
E.BLUM, Studien, 251 Anm. 79. L. SCHMIDT, Studien, 13ff. Dort auch zum folgenden. Gegen J. REINDL, FS Priesterseminar Erfurt, 55 vermag ich keinen Grund dafür zu erkennen, in 7,9 аэЪ zu streichen.
Der priesterschriftliche Text
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8,11.15; 9,12 belegte Wendung x b + SJDK? „Nicht-Hören"72. Sie wird bewußt eingesetzt, um die Reaktion der Israeliten auf Moses Sendung mit derjenigen des Pharaos in Beziehung zu setzen: Die Erfahrung, daß die Israeliten sich der Offenbarung Jahwes gegenüber verschließen (6,9), fuhrt Mose zu dem Einwand, daß auch der Pharao nicht auf ihn hören wird (6,12). Die Jahwerede in 7,1-7 nimmt diese Einschätzung auf, erklärt sie aber - im Gegensatz zum Verhalten der Israeliten - für übereinstimmend mit dem göttlichen Heilsplan (7,4f). Der Einwand Moses und die Ankündigung Jahwes bestätigen sich schließlich in der geschilderten Reaktion des Pharaos auf das Legitimationswunder (7,13). Dasselbe gilt für die entsprechenden Abschlußnotizen und Rückbezüge auf 7,4a in 7,22bß; 8,llb.l5bß; 9,12. Sollte die Annahme E. Blums einer von Ρ eingearbeiteten ursprünglich selbständigen Plagenreihe zutreffen, dann müßte es sich bei diesen Rückbezügen sämtlich um sekundäre Angleichungen an den priesterschriftlich gestalteten Textzusammenhang handeln. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr sind sie ein konstitutiver Bestandteil der jeweiligen Plagenerzählungen, da sie die Erzählung vom Wettstreit mit den Magiern auf der Deutungsebene voranbringen und allein sie verständlich machen, weshalb es trotz der offenkundigen Unterlegenheit der Magier noch zur folgenden Geschwürplage kommen muß73. Die priesterschriftlichen Elemente in 7,19-9,12 setzen somit außer 7,8-13 auch den Grundbestand der priesterschriftlichen Berufüngserzählung in 6,2-7,7 voraus. Andererseits läßt sich die Fortfuhrung des in 7,8-13 einsetzenden Wettstreits mit den Magiern in den folgenden priesterschriftlichen Plagen gut als notwendige Konsequenz der Weigerung des Pharaos begreifen, das von Aaron beigebrachte Legitimationswunder zu akzeptieren. Die Annahme, daß sie auf dieselbe Hand wie 7,8-13 zurückgehen, hat somit alle Wahrscheinlichkeit für sich. Ferner ist die Ankündigung in 7,4a, der Pharao werde nicht auf Mose und Aaron hören, auf den Bericht über das Verhalten des Pharaos in 7,8-13 und in den folgenden Plagen hin angelegt, da in der Abschlußnotiz in 7,6f ein entsprechender Vermerk fehlt. Treffen diese Beobachtungen zu, dann sind der Grundbestand der priesterschriftlichen Berufungserzählung und die mit 7,8-13 zusammenhängenden Plagenerzählungen 72
73
16,20 gehört einer nachpriesterschriftlichen Redaktion an. Für die Diskussion um Kap. 16 vgl. die ältere Kontroverse bei J. WELLHAUSEN, Composition, 78f, 325-329 (JE und Q) und A. KUENEN, ThT 14, 281-302 [= ders., Abhandlungen, 276-295] (Grundlage P) und ihre Neuauflage bei E. RUPRECHT, ZAW 86, 269-307 (Grundlage P); P. MAIBERGER, Manna, 423 u.ö. (dreifach erweiterte Grunderzählung aus priesterschriftlichen Kreisen); C. LEVIN, Jahwist, 352-355 (J in V4a. 15b; Ρ in V. lb; sowie spätere, teilweise nachendreaktionelle Ergänzungen); T. POLA, Priesterschrift, 134-143 (16,1—15.16ff gehen bereits im Grundbestand auf eine Ρ voraussetzende Bearbeitung priesterschriftlicher Provenienz zurück). Vgl. o. S. 83 sowie L. SCHMIDT, Studien, 14f, der gegen J. REINDL, FS Priesterseminar Erfurt, 55 mit Recht feststellt, daß die Fortsetzung in 9,8-12 der Annahme widerspricht, in dem Eingeständnis der Magier in 8,15 den Höhepunkt des Wettstreits mit den Magiern zu sehen. Auch P. WEIMAR, ZAW 107, 203 mit Anm. 37 gibt zu, daß für seine Annahme einer vorpriesterschriftlichen Grundschicht in 8,12.13a*. 14aa.b.l5 der Rückbezug auf 7,1-5 (P) in 8,15bß „problematisch" ist
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in 7,19.20a*.21b.22; 8,1-3.11ауЬ; 8,12-15*; 9,8-12 innerhalb der priesterschriftlichen Schicht gleich ursprünglich74. Hingegen gehen die von E. Blum zutreffend als Ergänzungsschicht charakterisierten Passagen in 9,22.23aa,[bis СГПЮГтЬу „zum Himmel"].35; 10,12.Hao^ [bis D^ISQ „Ägypten"].20; 10,21-23.27 aus den von ihm selbst genannten Gründen kaum auf den Verfasser der priesterschriftlichen Plagenerzählungen in 7,89,12* zurück. Damit liegen sie aber - anders als E. Blum im Anschluß an M. Noth meint - auch auf einer anderen literarischen Ebene als der aufgezeigte ursprüngliche literarische Kontext dieser Erzählungen in 6,2-7,7*. Sie sind vielmehr auch gegenüber dem Grundbestand der priesterschriftlichen Berufungserzählung sekundär. Wegen ihrer Bezüge auf die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen verdanken sie sich der folgerichtig später anzusetzenden Verbindung des priesterschriftlichen Erzählfadens in 6,2-9,12* mit den nichtpriesterschriftlichen Elementen des Plagenzyklus75. Das bestätigt auch eine genauere Betrachtung der von E. Blum für ihre priesterschriftliche Herkunft angeführten Gründe: Es ist richtig, daß in Aufnahme der Abschlußformeln der priesterschriftlichen Plagen das Verhalten des Pharaos in 9,35; 10,20.27 wie im priesterschriftlichen Anteil an der Meerwundererzählung (14,4a. 17a) mit рТП „verhärten" beschrieben wird. Allerdings wird das in 9,12 erreichte Niveau der Deutung, wonach Jahwe die Verhärtung des Pharaos herbeiführt (рТП pi. mit Jahwe als Subjekt), lediglich in der priesterschriftlichen Meerwundererzählung, nicht aber in den vermeintlich priesterschriftlichen Formulierungen 9,35; 10,20.27 durchgehalten. Neben der Verstokkungsaussage aus 9,12 in 10,20.27 findet sich dort in 9,35 auch die vorläufige Deutung aus 7,22; 8,15, nach der sich das Herz des Pharaos selbst verhärtet (рТП qal mit ГГСПЭ л Ь als Subjekt). Hinzu kommt, daß in 9,35; 10,20.27 der durch das „Nicht-Hören" ( к Ь + S7ÖE?) hergestellte Verweiszusammenhang von 6,9.12; 7,4 und den Abschlußnotizen der priesterschriftlichen Plagen (s.o.) nicht fortgeführt wird76. Beide Beobachtungen sprechen für eine redaktionelle Aufnahme priesterschriftlicher Formulierungen in 9,35; 10,20.27 und gegen die Annahme eines ursprünglichen literarischen Zusammenhangs mit P. Desgleichen stimmen
74
75
Die gegen E. Blum vorgebrachten Argumente sprechen auch gegen die Ergebnisse der Analyse bei I. KNOHL, Sanctuary, 61f, in der 7,8-13; 8,12-15; 9,8-12 mit 6,13 als Einleitung der „Priestly Torah" (PT), die Berufung von Mose und Aaron in 6,2-7,7 sowie das Plagenresümee in 11,9f dagegen der jüngeren „Holiness School" (HS) zugewiesen werden. So erstmals F. KOHATA, Jahwist, 99-115, der sich L. SCHMIDT, Beobachtungen, 23ff и.о.; H.C. SCHMITT, FS Kaiser I, 21 Iff, W. H. SCHMIDT, BEThL 126, 226 Anm. 2; C. LEVIN, Jahwist,
76
337f; O. KAISER, Theologie 1,179 grundsätzlich angeschlossen haben. Die Beobachtung, daß statt dessen die nichtpriesterschrifllichen Formulierungen aus 8,28; 9,7 aufgenommen werden, findet sich auch bei E. BLUM, Studien, 245f. Ihrer Verwendung als Argument für das Verständnis von Ρ als Bearbeitungsschicht widerrät die oben begründete Annahme, daß die zur Diskussion stehenden Passagen gegenüber den priesterschrifUichen Plagenerzählungen 7,8-9,12*, die mit 6,2-7,7* auf einer literarischen Ebene stehen, sekundär sind.
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zwar der Befehl Jahwes, Mose solle zur Herbeiführung der Wundertaten seine Hand ausstrecken (i!D3 + ~P + b y ) , und die entsprechenden Ausfuhrungsnotizen in 10,21f und in der priesterschriftlichen Meerwundererzählung in 14,16aa2; 14,21aai.26a überein. Daneben heißt es in den Ausführungsberichten in 9,23; 10,13 aber auch, Mose habe seinen Stock ausgestreckt (Πϋ3 + ΓΓΟΟ). Eine vergleichbare Formulierung findet sich in der Meerwundererzählung nur in einem Nachtrag in 14,16aai (1 "[ÜDTlK D~in „erhebe deinen Stock und")77 und geht hier wie dort auf den nichtpriesterschriftlichen Text 4,1-5 (vgl. 7,15.17) zurück. Sie setzt darüber hinaus die Identifizierung von Moses Stock mit dem Stab Aarons durch die Endredaktion in 7,14-25 voraus78. Dieselbe Inkonsistenz der Vorstellungen und Formulierungen mindert auch die Beweiskraft der von E. Blum als besonders auffällig herausgestellten Entsprechungen der Übergänge vom priesterschriftlichen zum nichtpriesterschriftlichen Text in 9,23; 10,13 [jeweils ПОЭ + HOD] und 14,21 [ПОЗ + ~P], Die für eine priesterschriftliche Herkunft von 9,22.23aai[bis D^Dlörrbl? „zum Himmel"].35; 10,12.13aa,[bis ΟΉΧΟ „Ägypten"].20; 10,21-23.27 beigebrachten Übereinstimmungen mit der priesterschriftlichen Meerwundererzählung erweisen sich damit als nicht stichhaltig79. Die unmittelbare Fortsetzung der priesterschriftlichen Schicht und zugleich den Abschluß der priesterschriftlichen Plagenerzählung bildet das Plagenresümee in 11,ΙΟ80. Hierauf folgt die priesterschriftliche Darstellung der Einsetzung des Passa in 12,1-14.28* und die von der dreigliedrigen Ausführungsformel in 12,28 nicht zu trennende chronologische Notiz über den Auszug in 12,40f". Somit ergibt sich, daß die priesterschriftliche Schicht in 6,2-12,41 einen stringent aufgebauten und mit Ausnahme der Verhärtungsnotiz in 8,11 vollständigen Erzählfaden bietet. Dieser ist aus sich selbst heraus verständlich und wird im vorliegenden Textzusammenhang durch die nichtpriesterschriftlichen Passagen in seiner Struktur empfindlich gestört. Daß in der Genese des vorliegenden Textzusammenhangs die Verbindung der priesterschriftlichen Schicht mit dem (den) nichtpriesterschriftlichen Anteil(en) gegenüber Ρ folglich sekundär ist, bestätigt sich für den Plagenzyklus schließlich durch einen Nachtrag in der priesterschriftlichen Exposition des Plagenzyklus in 77
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Zu diesem Urteil gelangt bereits T. NÖLDEKE, Untersuchungen, 45. Vgl. femer die ausfuhrliche Begründung bei F. KOHATA, Jahwist, 232 und u. S. 198. S.u. S. 103f. Darüber hinaus ist auch die verbreitete und von E. Blum vorausgesetzte literarkritische Schichtung in 9,22f; 10,12f zu überdenken. Hierzu s.u. S. 136fif. Nach E. BLUM, Studien, 254f ist 11,9f „unverkennbar auf diese Stelle im Handlungsablauf ... hin formuliert" und greift zugleich die priesterschriftliche Einleitung in 7,3f auf. Beide Beobachtungen stimmen, nur ist zwischen priesterschriftlichem Gnindtext und den redaktionellen Ergänzungen in 7,3 und 11,9 zu unterscheiden. Nur fur die letztgenannten gilt, daß sie eindeutig auf den vorliegenden Textzusammenhang bezogen sind. S.u. S. 181f zu 11,9 und S. 252254 (zu 7,3). S.o. S. 58 mit Anm. 126.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
7,8-13. Dort wird in V. 10 die Ausführung des Jahwebefehls erst stereotyp mit der zweigliedrigen Ausfuhrungsformel ΓΠΓΡ Π Ώ "1КЖЭ |D ΊΕ71Ρ1 „und sie taten so, wie Jahwe befohlen hatte" festgestellt. Es folgt in V. 10b ein inhaltlicher Ausfuhrungsbericht. „Das Τ consec. in ""[bcn fuhrt also die Handlung nicht eigentlich weiter, sondern fuhrt nur eine Explication der vorangehenden allgemeineren Aussage ein"82. Der Anlaß hierzu findet sich in der Aussage, Aaron habe sein Wunder nicht allein vor dem Pharao, sondern auch „vor dessen Hofstaat" (ТПЭЮ ^ s b i ) vollbracht, die in dem entsprechenden Jahwebefehl aus V. 9b fehlt. Das ist deswegen besonders auffallig, weil der Hofstaat des Pharaos im Plagenzyklus sonst ausschließlich in nichtpriesterschriftlichen Passagen erwähnt wird83. Höchstwahrscheinlich geht seine Erwähnung in 7,10b daher auf das Bemühen einer nachpriesterschriftlichen Redaktion zurück, in der Explikation des Plagenzyklus alle im folgenden auftretenden Personen zu nennen, zumal der Hofstaat des Pharaos in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen zum Teil eine bedeutende Rolle spielt84. Diese Beobachtungen lassen sich am ungezwungensten damit erklären, daß die priesterschriftliche Schicht in 6,2-12,41 als Teil einer ursprünglich selbständigen Quelle „P" anzusehen ist. Zu diesen Texten kommt der priesterschriftliche Grundbestand von 1,7.13f; 2,23-25 hinzu, an den Ρ in 6,2fF unmittelbar anschließt. Im Vorgriff auf die Analyse der Meerwundererzählung läßt sich ferner folgendes feststellen: In 13,17-14,31 sind zwei in sich geschlossene und ehemals selbständige Darstellungen des Meerwunders zu unterscheiden, von denen eine der priesterschriftlichen Schicht zugerechnet werden muß. Dieser schon klassischen Sicht stimmt auch E. Blum zu, nur ist er der Meinung, daß sich die Verbindung der bei82 83
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B. BAENTSCH, Exodus, 58. Vgl. 7,20.28.29; 8,5.17.20.25.27; 9,14.20.30.34; 10,1.6.11,3. Bis auf 8,17.20; 9,14 sind die Belege endredaktionell oder noch jüngere Fortschreibungen. Dasselbe Anliegen vertritt die Übersetzung der LXX in den V. 9.10a sowie in der Lesart και έυαντίον τώι> θέραττόυτωΐ' αύτοΰ in 9,8. Zur Annahme eines Nachtrags in V. 10b paßt auch ein Hinweis von T. POLA, Priesterschrifit, 117 mit Anm. 322,wonach auf die priesterschriftlichen Ausfühnmgsformeln erst in jüngeren Texten ein inhaltlicher Ausführungsbericht folgt. Das vermeintlich sichere literarkritische Instrumentarium der stilechten Formel fuhrt allerdings zur Verengung des Blickwinkels auf die formelhaften Bestandteile des Textes. Diese sind freilich dermaßen beliebig kombinierbar, daß sich immer gute Textanschlüsse finden lassen und die Rekonstruktion stilechter Texte, die Stiukturparallelen zu anderen stilechten Texten aufweisen, somit leicht zu bewerkstelligen ist. Nachprüfbar sind die gewonnenen Ergebnisse allerdings kaum. Die literarhistorische Klassifizierung des Formelguts und formgeschichtliche Reduktion der literarkritischen Argumentation wirkt sich insbesondere auf die Analyse von Kap. 39f aus. Sie führt dort zur folgenreichen wie problematischen Zusammenziehung von 40,16 mit 40,17a.33b und zur Ausscheidung der Vollformen in 39,32.43 sowie des Ausfuhrungsberichtes in 40,17b(!).18-33a (vgl. a.a.O., 226-229 и.о.). Das ist deswegen ein folgenschwerer Schritt, weil die Rekonstruktion einer stilechten Vollform in 40,16.17a natürlich auch eine Vorentscheidung über das ursprüngliche Ende von Ρ enthält. Zum Problem einer literarkritischen Differenzierung des Formelguts vgl. auch J. BLENKINSOPP, CBQ 38, 275-292.
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den Darstellungen nicht mit dem durchaus naheliegenden Modell einer redaktionellen Verknüpfung von Quellenfäden erklären lasse, weil sich die priesterschriftliche Schicht in den vorangehenden Kapiteln als nichtselbständige Ergänzungsschicht erwiesen habe85. Aus diesem Grund plädiert er für die im Vergleich zu einem Quellenmodell kompliziertere Annahme, daß die priesterschriftliche Bearbeitung eine Einzelüberlieferung aus priesterlicher Tradition (ohne den notwendigen erzählerischen Kontext!) aufgenommen habe. Insofern Ρ in 6,2-12,41 zutreffend als Quellenschrift beschrieben werden kann, entfällt jedoch die Nötigung zu dieser Lösung. Wie der Verweiszusammenhang von 14,4a.8 mit der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 12,12f zeigt86, ist die priesterschriftliche Meerwundererzählung vielmehr ein ursprünglicher Bestandteil der priesterschriftlichen Exoduserzählung, der mit 14,1 lückenlos an die Auszugsnotiz von Ρ in 12,40f (bzw. 12,50f) anschließt. Damit läßt sich für die gesamte Erzählung von der Knechtschaft Israels in Ägypten und seiner Befreiung ein durchgängiger und ehemals selbständiger priesterschriftlicher Erzählfaden nachweisen. Dieses Ergebnis steht freilich unter dem Vorbehalt der häufig festgestellten Bezugnahmen auf nichtpriesterschriftliche Texte in der priesterschriftlichen Berufungsgeschichte sowie der fehlenden Einführung des Mose in P. Auf beide Probleme ist jedoch sinnvollerweise erst im Zusammenhang der Analyse von 3,1-7,7 einzugehen.
C. Der nichtpriesterschriftliche Text Die vorliegende Textgestalt des Plagenzyklus setzt in 7,8-13 mit einem priesterschriftlichen Abschnitt ein. Die deutlichen Einschnitte zwischen den ersten beiden und der dritten Dreiergruppe von Plagen in 9,12 und am Ende der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 11,10 beruhen ebenfalls auf priesterschriftlichen Texten. Der priesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus hat sich ferner als Glied einer ursprünglich selbständigen priesterschriftlichen Erzählung erwiesen, deren Aufbau im Plagenzyklus durch die nichtpriesterschriftlichen Texte empfindlich gestört wird. Ρ hat demnach in 7,8-11,10 als literarische Grundschrift zu gelten, die nachweislich erst sekundär mit den nichtpriesterschriftlichen Passagen verbunden wurde. Unter diesem Gesichtspunkt läßt sich der gesamte nichtpriesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus gegenüber Ρ - unabhängig vom Alter und ursprünglichen literarischen Zusammenhang der einzelnen Texte - immer auch als 85
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E. BLUM, Studien, 260 mit Anm. 116. Der Eindruck E. Blums, daß eine fortlaufende Lektüre der Ρ zugewiesenen Stücke seine Ablehnung einer ehedem selbständigen Quellenschrift Ρ bestätige, verdankt sich zum Teil auch einer unzutreffenden Textabgrenzung der priesterschriftlichen Schicht in den Kap. 11-13. Außer den von E. Blum für Ρ beanspruchten Passagen 9,22. 23*.35; 10,12.13*20; 10,21-23.27 gehören auch 12,37a.42; 13,1.20 weder zu Ρ noch zu den sekundär-priesterschriftlichen Ergänzungen der noch selbständigen Quellenschrift P. S.o. S. 57ff zu 12,42; 13,1 sowie u. S. 203 Anm. 62, S. 207fzu 12,37a; 13,20. S.o. S. 33 mit Anm. 14.
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Ergänzung einer nachpriesterschriftlichen Redaktion betrachten87. Insofern deren Verbindung des priesterschriftlichen Plagenzyklus mit nichtpriesterschriftlichen Texten den vorliegenden Textzusammenhang prägt, soll sie als Endredaktion bezeichnet werden. Die von der Endredaktion mit Ρ vereinten nichtpriesterschriftlichen Texte sind jedoch unbestritten literarisch nicht aus einem Guß. Es ist daher wahrscheinlich, daß die Endredaktion außer eigenen und ihrem Ursprung nach redaktionellen Ergänzungen zu Ρ auch ihr bereits vorgegebenes Material aufgenommen und verarbeitet hat. Das entspricht dem Befund der Analyse des priesterschriftlichen Plagenzyklus. Außer den nachpriesterschriftlichen Passagen aus der Hagel-, Heuschrecken und Finsternisplage deutete sich hier für die Plagenerzählung von der Verpestung des Wassers und für die Froschplage bereits die Möglichkeit eines nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens an, der nicht von vornherein als Ergänzung zu den priesterschriftlichen Parallelüberliefemngen konzipiert worden ist. 1. Fischsterben und Verpestung des Wassers (7,14-25) Der nichtpriesterschriftliche Text umfaßt 7,14-18.20aa 2 ß.b.21a.23-25. Er ist literarisch nicht einheitlich. Das zeigt insbesondere ein Subjektswechsel in V. 17, der eine Jahwerede völlig unvermittelt in eine Rede Moses übergehen läßt. V. 17a wird durch die Botenformel eröffnet und ist daher eindeutig Jahwerede, hingegen kann sich die Formulierung „mit dem Stock, der in meiner Hand ist" in V. 17b nur auf ein menschliches Subjekt beziehen. Dem Kontext nach kann dies nur Mose sein. So wird aus dem Ich ("OK) Jahwes das Ich (Ό3Κ) Moses. Es kommt hinzu, daß die Vorstellung des vorliegenden Textes von V. 17b im Widerspruch zu V. 25 steht. Führt nach V. 17b Mose die Plage durch einen Stockschlag auf den Nil herbei, so heißt es in V. 25 rückblickend, Jahwe habe den Nil geschlagen. Der harte Übergang von der Jahwerede in die Ankündigung des Mose, den Nil mit seinem Stock zu schlagen, und die hieraus folgende Inkonsistenz zwischen der Plagenankündigung in V. 17f und der Schlußnotiz in V. 25 legen es nahe, daß Jahwe ursprünglich auch das Subjekt in V. 17b gewesen ist. Bei der Formulierung „mit dem Stock, der in meiner Hand ist" handelt es sich dann um einen Nachtrag, der zur Folge hat, daß sich das Ό3Χ in V. 17b nicht mehr auf Jahwe, sondern auf Mose bezieht. Diese Annahme wird dadurch gestützt, daß die Erwähnung von Moses Stock in V. 17b auf die Aufforderung Jahwes in V. 15b verweist, Mose solle den Stock mitnehmen, der sich in eine Schlange verwandelt hatte. Das ist ein direkter Rückverweis auf die Beglaubigungswunder Moses vor den Israeliten, der damit den gesamten Kontext der Berufung Aarons in 4,1-17.27-31 voraussetzt (vgl. 4,2-4.17). Auf welcher literarischen Ebene dieser Bezugstext des Rückverweises in V. 15b liegt, soll zunächst offenbleiben. Deutlich ist jedenfalls, daß die Notiz den Zusammenhang zwischen Sendung und Redeauftrag des Boten in den 87
Vgl. auch B. D. EERDMANS, Studien ΙΠ, 34; M. Nora, ÜP, 11.
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V. 15a. 16 unterbricht88. Sie ist daher wie die Erwähnung des Stockes in V. 17b literarkritisch problematisch. Sind V. 15b und die Erwähnung des Stockes in V. 17b demnach als sekundär zu bewerten, dann gilt das auch für den nichtpriesterschriftlichen V. 20a*(außer ГПГР ΠΏ l ü K D ρΠΚΊ ПЮО рпЮУЛ „und Mose und Aaron taten so, wie Jahwe befohlen hatte"), in dem ebenfalls berichtet wird, ein Stockschlag auf das Wasser habe die Plage ausgelöst89. Weiterhin fällt auf, daß auch nach Abzug der priesterschriftlichen Erzählung von der Verwandlung aller Gewässer Ägyptens in Blut das Nebeneinander von 88 89
Für den nichtpriesterschriftlichen Anteil am Plagenzyklus vgl. 7,26; 8,16; 9,1; 9,13. Die Einführung des Stockes, mit dem Mose zu schlagen hat, halten - bei unterschiedlicher literarischer Einordnung - u.a. W. RUDOLPH, Elohist, 18f; M. NOTH, Exodus, 55f; V. FRITZ, Israel, 51; F. KOHATA, Jahwist, 93f; E. BLUM, Studien, 37 mit ANM. 141; L. SCHMIDT, Be-
obachtungen, 4f; W. H. SCHMIDT, Exodus, 379f für einen redaktionellen Zusatz. Die grundlegenden Beobachtungen finden sich bereits bei A. JÜLICHER, JPTh 8, 86; B. BAENTSCH, Exodus, 59£f, die die fraglichen Notizen für einen ursprünglich selbständigen Elohisten (E) in Anspruch nehmen. Vgl. u.a. G. FOHRER, Überlieferung, 70; B. S. CHILDS, Exodus, 131; ferner R. SMEND, Erzählung, 131, der die Notizen seinem JI zuschreibt, sowie O. EISSFELDT, HexateuchSynopse, 120, der hier an seine Laienquelle L denkt. Gegen die Annahme quellenhafter Stücke spricht schon der fragmentarische Charakter der Notizen, die auch in Verbindung mit weiteren Nachträgen (meist die Verwandlung des Nilwassers zu Blut in den V. 17b.20a) keinen geschlossenen (Teil-)Erzählzusammenhang erkennen lassen. Entscheidend fur ihre Bestimmung als redaktionelle Zusätze ist aber, daß V. 15b eindeutig auf V. 15a hin formuliert ist und in V. 17b die Moserede als Prädikat das ПЗВ der Gottesrede voraussetzt. Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 4. Eine andere Lösung schlägt C. LEVIN, Jahwist, 336 vor. Er streicht V. 17a und erhält so einen Redeauftrag, in dem Jahwes Forderungen an den Pharao lediglich in einem rückweisenden Zitat (V. 16a) erwähnt werden und Mose nicht bevollmächtigt ist, im göttlichen Ich zu reden. Mit V. 17a ist wegen des Querbezugs natürlich auch der Übergang zur Froschplage in V. 25 zu streichen, so daß die weiteren nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen Fortschreibungen der ersten Plage und ihre Erweiterungen sind. In der Konsequenz reduziert sich der an 5,1 f* (vgl. ebd.) anschließende nichtpriesterschriftliche Plagenzyklus in seiner Urgestalt auf die Verpestung des Nilwassers. Ob und wie diese Plage ursprünglich in den weiteren Verlauf des nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens eingebunden war, bleibt unerörtert Für die Einheitlichkeit der Vorstellungen in V.17 plädiert zuletzt J. VAN SETERS, F S Milgrom, 577f (anders noch in ZAW 98, 32 Anm. 3): „Moses must announce the deity's words in the first person but also refer to his own actions in the same way. The two have become one, and if the rod is original there is no other way to express it." Diese ähnlich schon von В. D. EERDMANS, Studien III, 24 und M. GREENBERG, Exodus, 152 vertretene Erklärung der Spannungen in V. 17 kann jedoch nicht befriedigen: Ungeklärt bleibt der Widerspruch der vorliegenden Textgestalt von V. 17 zu dem am Ende der Erzählung in V.25 erwähnten Handeln Jahwes, das seinerseits für V. 17 die Annahme einer Grundgestalt bestätigt, in der Mose noch nicht ankündigt, er werde mit seinem Stock den Nil schlagen. Ferner macht V. 15b nicht den Eindruck, als handele es sich bei dem Stockmotiv um einen ursprünglichen Zug der nichtpriesterschriftlichen Erzählung. Und schließlich gilt auch für die von J. Van Seters vorgetragene Interpretation des Verses, daß der Übergang von der Jahwe- in die Moserede völlig unvorbereitet ist. Nach H. GRESSMANN, Mose, 68 schlägt in der Kernüberlieferung Jahwe mit seinem Stock den Nil.
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Fischsterben und Blutwunder bestehen bleibt. So verwandelt nach dem vorliegenden nichtpriesterschriftlichen Text ein Schlag Jahwes oder eine von Mose vollzogene Zauberhandlung zunächst das Wasser zu Blut. Das Blut fuhrt wiederum zum Fischsterben und dies macht das Wasser stinkend. Das verpestete Wasser ist für Menschen ungenießbar, womit die Ursachenkette endlich zum Ziel kommt und das Ereignis zur Plage wird (V. 17b. 18; V. 20b.21a)90. Diese umständliche Kette von Kausalzusammenhängen ist kaum ursprünglich. Weder hat ihre Komplexität eine Analogie in den übrigen Plagenerzählungen noch entspricht ihre Abfolge dem Naturverlauf vergleichbarer Phänomene etwa im Zusammenhang des jährlichen Nilhochwassers91. Im Unterschied zur priesterschriftlichen Darstellung wird nun die Verwandlung des Wassers zu Blut, die sich zudem auf den Nil beschränkt, mit -|ΒΠ ni. „sich verwandeln" statt mit ГРП „werden zu" beschrieben. Dieser Sprachgebrauch verweist auf die nachträgliche Erwähnung von Moses Stock in V. 15b, von dem es ebenfalls heißt, er habe sich verwandelt ("[Sil ni ). Gehören demnach die Verwandlung des Nilwassers zu Blut in den V. 17b.20b und die Ergänzung um den Stock des Mose in den V. 15b.17b.20a zusammen92, so folgt hieraus, daß das überschüssige Element in der Ursachenkette der nichtpriesterschriftlichen Plagendarstellung mit der Verwandlung des Nilwassers zu Blut gegeben ist93. Wie ist nun die Hinzufügung beider Motive, Moses Stock und die Verwandlung des Nilwassers zu Blut, literarhistorisch zu verorten? Für welche Stufe in der Genese des Textes läßt sich also wahrscheinlich machen, daß die genannten Spannungen zum Zweck eines sinnvollen Gesamtzusammenhanges bewußt in 90
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Da in der Antike Fische in Ägypten anders als in Palästina ein Grundnahrungsmittel waren, ist natürlich bereits ein Fischsteiben ein schwerer Schlag. So berichtet Jes 19,8 in einer Reihe von schädlichen Auswirkungen des Ausbleibens der Nilflut (Jes 19,5-10), wie die lebenswichtige Fischerei geschädigt wird. Vgl. Herodot, Hist. II 72; II 92. Gleichwohl wird das Fischsterben in 7,18.21 nur als Ursache der Verpestung des Wassers eingeführt. Daß der Mangel an Trinkwasser die eigentliche Plage ist, zeigt auch der nachgetragene V. 24. Bei der Färbung ist am ehesten an Sedimente zu denken, die während des Nilhochwassers aus dem abessinischen Hochland herangeschwemmt werden. Sie haben allerdings keine einschneidende Auswirkung auf die Wasserqualität. Es kommt hinzu, daß V. 24 zufolge offensichtlich an die Zeit vor dem Hochwasser gedacht ist, da das Land in der Umgebung des Nils nicht überschwemmt ist. Weniger wahrscheinlich ist, daß eine starke Vermehrung von rötlich blühenden (Gold-)Algen den Vorstellungshintergrund der Verwandlung des Wassers zu Blut bildet. Immerhin könnte eine starke Algenvermehrung zu einem Sauerstoffmangel fuhren, der im Extremfall seinerseits das Wasser umkippen („stinken") läßt, was wiederum ein Fischsterben zur Folge haben kann. Die Erzählung berichtet jedoch, daß das Fischsterben das Wasser stinkend macht. Zu Recht bemerkt L. SCHMIDT, Beobachtungen, 4 mit Anm. 18, daß sich beide Motive nicht auf unterschiedlichen literarischen Ebenen verorten lassen. Gegen F. KOHATA, Jahwist, 93f. Anders C. LEVIN, Jahwist, 336, der die V. 18.21a fur einen Nachtrag hält, der aus dem Blutwunder der nichtpriesterschrifitlichen Erzählung erst eine Plage gemacht habe. Diese Interpretation überzeugt nicht, da auch das zu Blut verwandelte Wasser nicht trinkbar ist, mithin nicht erst durch die Anfügung der V. 18.21a aus dem Zeichen eine Plage wird.
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Kauf genommen wurden bzw. werden mußten? In der jüngsten ausfuhrlichen Analyse des Plagenzyklus hat L. Schmidt die Annahme vertreten, daß es sich um die jehowistische Bearbeitung einer jahwistischen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers handelt, die von einem Erzwingungswunder berichtet hat (V. 14.15a.16a.17ba [ohne ~b>V Т З ~ 1 Ю К ГЮМ „mit dem Stock, der in meiner Hand ist, auf']. 18. 20aa 2 *[~li0:i ЧЮХ О^ОГГЛК ... СГТП „und er erhob ... und schlug das Wasser im Nil"].21a.23-25) 94 . Diese Erzählung habe der vorpriesterschriftliche Jehowist durch die Einfügung von Blut- und Stockmotiv zu einem Schauwunder umgestaltet. Das jehowistische Schauwunder habe seinerseits Ρ als literarisches Vorbild gedient und sei von Ρ durch die Ausdehnung auf alle Wasser Ägyptens gesteigert worden. Das Fischsterben habe Ρ allerdings unerwähnt lassen müssen, da eine Schädigung der Ägypter von den Zauberern schlecht nachgeahmt werden konnte. Von entscheidender Bedeutung fur die Zuschreibung der zur Diskussion stehenden Nachträge an eine vorpriesterschriftliche Redaktion ist die Interpretation der postulierten jehowistischen Fassung als Schauwunder. Sie ermöglicht es, daß L. Schmidt von einer doppelten Abzweckung der Erzählung ausgehen kann, um so das Entstehen der literarischen Spannungen auf der Ebene des postulierten jehowistischen Textes plausibel zu machen: Insofern ein Schauwunder die Wirkmächtigkeit des Thaumaturgen unter Beweis stelle, gehe es dem Jehowisten anders als seiner Vorlage nicht mehr allein darum, ein Erzwingungswunder darzustellen, sondern gleichermaßen um eine Antwort auf die Frage, wer Jahwe sei (V. 17a), und um Moses Legitimation (V. 17ba* [ΉΌ—ΚΒΚ ПОВЗ -bv „mit dem Stock, der in meiner Hand ist, auf') 95 . Damit erkläre sich, weshalb beim Jehowisten eine durch Jahwe und eine durch Mose herbeigeführte Plage unausgeglichen nebeneinanderstünden und warum die Herbeiführung der Plage um die Verwandlung des Nilwassers zu Blut erweitert worden sei. Gegen diese Annahme zur Genese des nichtpriesterschriftlichen Textes spricht aber, daß die aufgezeigte Entwicklungslinie von einer Verpestung des Nilwassers durch ein Fischsterben (J) über ein für die Ägypter lästiges Schauwunder (Jehowist) zum reinen Schauwunder (P) den Textbefund nur unpräzise wiedergibt. Die Verwandlung des Wassers zu Blut in den V. 17b.20b wird nicht als Schauwunder eingeführt, sondern nennt lediglich ein weiteres Glied in der Ursachenkette, die zur
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Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 4-10; ferner E. BLUM, Studien, 37 Anm. 141, der in der Erwähnung des Stockes eine Ergänzung durch seine dtn-dtr geprägte KD-Komposition vermutet. Zu L. Schmidts Zuweisung der Erkenntnisaussage in V. 17a an den Jehowisten s.u. S. 106ff. Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 8, 72. Skeptisch macht die Beobachtung, daß auf der von L. Schmidt ins Auge gefaßten literarischen Ebene die Legitimation Moses vor dem Pharao nicht ausdrücklich angesprochen wird. Das geschieht erst durch Ρ in 7,8-13, weswegen auf der Ebene des Endtextes und im Blick auf alle Plagenerzählungen mit J. KRASOVEC, BEThL 94, 52ff durchaus von einer doppelten Aussagehinsicht, dem Machterweis Jahwes und der Legitimation seiner Boten, gesprochen werden kann.
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Verpestung des Nilwassers fuhrt96. Es kommt hinzu, daß V. 20* nur schlecht in den Zusammenhang einer jehowistisehen Plagenerzählung paßt: Sollte V. 20* ursprünglich den Ausfuhrungsbericht zur Plagenankündigung in V. 17f eröffnet haben und unmittelbar auf V. 18 gefolgt sein, so wäre - insbesondere bei den Schwierigkeiten, die V. 17 in seiner vermeintlich jehowistischen Gestalt macht doch die Nennung des handelnden Subjekts (Jahwe/Mose) zu erwarten (vgl. 8,20; 9,6 f . Somit hat von vornherein die weniger komplizierte und bereits von W. Rudolph und M. Noth erwogene nachpriesterschriftliche Einordnung der Nachträge alle Wahrscheinlichkeit für sich98. Es handelt sich bei den Teilversen dann um den Ausgleich des priesterschriftlichen Blutwunders mit einer nichtpriesterschriftlichen Erzählung von einer durch ein Fischsterben hervorgerufenen Verpestung des Nilwassers. Diese Annahme bestätigt sich vor allem an V. 20. Im Anschluß an die priesterschriftliche Ausfuhrungsformel ΠΊΓΡ Π Ώ ~1Ю>0 р П Х ! ПЕ?П p"lt£Wn „Mose und Aaron verfuhren so, wie Jahwe befohlen hatte" leitet der Vers mit seiner Darstellung der Zauberhandlung in mehrfacher Hinsicht zum nichtpriesterschriftlichen Erzählfaden über. Zum einen gleicht er die unterschiedlichen Auffassungen über die Art der Plage aus, indem er die in eins gesetzten Plagen auf eine gemeinsame erste Ursache zurückfuhrt, deren Folgen sich räumlich immer weiter ausbreiten: Am Anfang steht der Stockschlag, der das Wasser im Nil zu Blut verwandelt (~IE?K СгаГгЬо Ώ Β Γ Π ... - Ι Κ Ό 1E7X СРОГГЛХ "pi ГГВПЗ D T I -IKO). Die Verwandlung fuhrt ihrerseits zum Fischsterben und verursacht dadurch die Verpestung des Trinkwassers, wie es in der nichtpriesterschriftlichen Erzählung dargelegt ist (V. 21a). Erst im Anschluß daran findet die priesterschriftliche Notiz über die landesweite Verwandlung des Wassers zu Blut Erwähnung (V. 21b). Sie wird auf diese Weise zum Vermerk über die Ausbreitung der anfänglichen Verwandlung des Nilwassers auf alle Gewässer Ägyptens. Die Verwandlung des Nilwassers am Anfang der Erzählung und das landesweite Blutwunder zu deren Schluß werden demnach auf der Ebene des vorliegenden Textzu96
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Vgl. auch die zutreffende Charakterisierung bei W. H. SCHMIDT, Exodus, 381: „Die Erwähnung des Blutmotivs (7,17b.20b) wirkt eher wie ein Nebenzug, zu unbetont-knapp, um etwas Neues einzuführen." Damit wird natürlich auch der Annahme widersprochen, in V. 20* sei die Fortsetzung des jahwistischen Erzählfadens aus V. 18 in der Aussage "ЧЮЗ "ΊΒΚ •"'ПГГПК "pi „und er schlug das Wasser im Nil" zu suchen. So u.a. M. NOTH, Exodus, 46; F. KOHATA, Jahwist, 94; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 4, 9; W. H. SCHMIDT, Exodus, 382. Ähnlich wie in 7,26-8,11 kann man erwägen, ob in der vorpriesterschriftlichen Erzählung auf V. 18 ein ρ ΪΤΙΓΡ ЮУТ „und Jahwe tat so" gefolgt ist (vgl. 8,20; 9,6). Die Wendung wäre dann der Verbindung mit der priesterschriftlichen Erzählung zum Opfer gefallen, und zwar aus naheliegenden kompositorischen Gründen: In beiden Fällen tritt an ihre Stelle die priesterschrifffiche Darstellung der Wundertat Aarons. W. RUDOLPH, Elohist, 19; M. NOTH, ÜP, 32 mit Anm. 105; ders., Exodus, 55f. Vgl. auch H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 212f mit Anm. 82, der jedoch auch die Erkenntnisaussage in V. 17a hinzunimmt. Hierzu s.u. S. 111 mit Anm. 128.
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sammenhangs - im Einklang mit den Ergebnissen der diachronen Analyse - nicht einfach identifiziert. Sprachlicher Ausdruck der Differenzierung ist der Gebrauch unterschiedlicher Verben in den V. 17b.20b ("[ΒΠ ni. „sich verwandeln"; Verwandlung des Nilwassers) und in den V. 19.21b (ГРГГ „werden"; Verwandlung des gesamten Wassers)99. Diese Form der Verknüpfung des Blutwunders nach Ρ mit der nichtpriesterschriftlichen Darstellung der Verpestung des Trinkwassers durch ein Fischsterben verlangt, daß in der Plagenankündigung in V. 17b* und im Ausfuhrungsbericht in V. 20f zuerst nur die Verwandlung des Nilwassers zu Blut berichtet wird. Die Erwähnung des Blutmotivs in den V. 17b*.20b läßt sich somit ungezwungen aus der ausgleichenden Verbindung zweier unterschiedlicher Erzählungen herleiten. Ebenso verbindet das Stockmotiv die priesterschriftliche mit der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung, da es deren Vorstellung einer von Jahwe selbst bewirkten Plage in der priesterschriftlichen Darstellung eines von Aaron ausgeführten Legitimationswunders aufgehen läßt. Während der Stock nach der priesterschriftlichen Darstellung über die Gewässer ausgestreckt werden soll ("[DD π ρ ЧТО - 1 ?» - | - p - n D n , V. 19), berichtet V. 20a, wie mit dem Stock das Nilwasser geschlagen wird (ГОЭ hi.; vgl V. 17b). Dieser Sprachgebrauch knüpft an die ursprüngliche Gestalt von V. 17b ( Ι Κ Ό Ί » Χ СТОП [...] HDD "ОЖ ПЭП „ich werde das Wasser im Nil schlagen") an. Dort hat ПЭЭ hi. in übertragener Bedeutung Jahwe zum Subjekt und umschreibt eine schwere, schlagartig erfolgende Schädigung100. Sollte bei der Vereinigung mit der priesterschriftlichen Plagenerzählung im Kontext der vorgegebenen Plagenankündigung von V. 17f* die Herbeiführung der Plage durch menschliche Akteure herausgestellt werden, „so lag die sekundäre Einfuhrung des Erzählungselements von dem .schlagenden' Stock einfach nahe"101. Sie bewirkt, daß im vorliegenden Kontext der V. 17b.20 das Verb konkret menschliches Schlagen bezeichnet. Das göttliche Schlagen wird also umgestaltet zu einem von der Gottheit befohlenen Stockschlag, der vor den Augen des Hofstaates (ТИПУ i r t f b l П Ш Э ^ Г ^ Ь ) exekutiert wird (V. 20*)102. Darüber hinaus legt der nichtpriesterschriftliche Anteil von V. 20 mit Eindeutigkeit fest, wer den Schlag ausführt. Mit der Wendung О^агТПХ "pi HDD3 DT 1 ! ~1К">Л „und er erhob seinen Stock und er schlug das Wasser im Nil" setzt der Teilvers den priesterschriftlichen Erzählfaden in dessen vorliegenden Kontext bruchlos fort: Er eröffnet den (nichtpriesterschriftlichen) Ausführungsbericht zur (priesterschriftlichen) Ausfuhrungsformel. Logisches und grammatisches Subjekt des Satzes ist demnach der nach V. 19 (P) von Mose beauftragte Aaron, der mit 99
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Anders als A. JÜLICHER, JPTh 8, 87 annimmt, weist der Gebrauch unterschiedlicher Verben also gerade nicht auf eine vorpriesterschriftliche Herkunft der V. 17b.20b hin. Vgl. J. CONRAD, ThWAT V, 45 lf. M. NOTH, Exodus, 56. Ähnlich bereits W. RUDOLPH, Elohist, 19. Der Hofstaat ist das Publikum für die durch den Stockschlag bewirkte Plage, kaum für ein direktes Eingreifen Jahwes. So zuletzt auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 38 lf.
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seinem Stock in der Hand vor dem Pharao als Wundertäter auftreten soll103. Andererseits kann es wegen des Rückverweises auf die V. 15b. 17b durch ~|3Π ni. „sich verwandeln" in V. 20b keinen Zweifel daran geben, daß es sich nach Auffassung des Verfassers um den Stock handelt, der in V. 15b als Moses Stock eingeführt worden ist. Demnach liegt dem vorliegenden Textzusammenhang die Vorstellung zugrunde, daß Mose von Jahwe beauftragt wird, mit seinem Stock vor den Pharao zu treten (V. 15b), diesem die Plage anzukündigen (V. 17f), um dann an Aaron Auftrag und Stock weiterzugeben (V. 19)104. Wie bei der Schilderung von Ursache, Ausmaß und Wirkung der Plage bietet der vorliegende Textzusammenhang somit auch hinsichtlich der Aufgaben der menschlichen Akteure einen inhaltlich konsistenten Geschehensablauf. Dabei wird durch den Gedanken der Weitergabe von Moses Stock an Aaron auf der Ebene des vorliegenden Textzusammenhangs - stärker noch als in der priesterschriftlichen Darstellung - herausgestellt, wie sehr Aaron (und seine Nachkommen) von Mose abhängig ist und gleichermaßen von ihm autorisiert wird. Blut- und Stockmotiv, deren Einführung auf der Ebene eines vorpriesterschriftlichen Jehowisten literarische Spannungen verursacht hätte und nur unzureichend motiviert schien, erweisen sich damit als wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Textgestalt von 7,14-25, in der sie die priesterschriftlichen und nichtpriesterschriftlichen Vorstellungen zu einer zusammenhängenden Erzählung verbinden. Mit beiden Motiven sind daher V. 15b, der Übergang von der Jahwerede in eine Rede Moses in V. 17b und der nichtpriesterschriftliche Anteil von V. 20 als endredaktionell einzuordnen. Die damit verbundene Annahme, der Endredaktion habe neben der priesterschriftlichen Erzählung auch eine ursprünglich selbständige nichtpriesterschriftliche Version der Plage vorgelegen, bestätigt sich am verbleibenden Textbestand: Die V. 14.15a.l6.17*.18.21a.23.(24).25 bieten einen literarisch einheitlichen, zielgerichtet aufgebauten und in sich verständlichen Erzählzusammenhang. Den Auftakt der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung bildet die Beauftragung Moses zur Ankündigung der Plage in den V. 14-18*. Sie wird durch drei Elemente strukturiert, die in dieser Zusammenstellung sonst vornehmlich in prophetischen Fremdberichten belegt sind105: Den einleitenden Bericht vom Reden
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Mit Recht stellt H. HOLZINGER, Exodus, 22 fest, „dass im Ganzen des Textes die Plage durch Vermittlung Aarons heibeigefiihit wird". Vgl. auch M. GREENBERG , Exodus, 152 sowie A. DILLMANN, Exodus, 71, der annimmt, Rp habe in V. 20 das ursprüngliche Subjekt Mose hinter D~n gestrichen, um diesen Eindruck hervorzurufen. Auf dieselbe Weise wird die Endredaktion den Auftrag Jahwes in 7,9f (P) - in Übereinstimmung mit 4,2ff.l7.20 aber gegen den priesterschriftlichen Wortsinn - verstanden haben. Vgl. auch die LXX. Sie läßt in 7,9f die Suffixe zu Htm „Stock" unübersetzt und vermeidet damit ein eindeutige Festlegung der Besitzverhältnisse. Vgl. hierzu Η. H. SCHMID, Jahwist, 46 und die Gegenargumente bei F. KOHATA, Jahwist, 139ff. Zur Struktur der Einleitung in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen vgl. fer-
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Jahwes (ПЮО'Ьх П1П1 IQK"1!; V. 14aa), die zweiteilige prophetische Auftragsformel106 mit dem Befehl zum Gehen (ГШПЕтЬк V. 15aai) und zum Sprechen ( r b l t ΠΙΟΝΙ; V. 16aai) sowie die Botenformel (ГПГР ΊΏΧ HD; V. 17aa). Die Jahwerede beginnt damit, daß sie die bisherige Weigerung des Pharaos, das Volk zu entlassen (nbt£? pi.), als Verstockung bewertet. Im vorliegenden Textzusammenhang soll sich dieser Rückgriff auf das vergebliche Legitimationswunder der vorhergehenden priesterschriftlichen Szene in 7,8-13 beziehen. Den ursprünglichen Bezugspunkt von V. 14 stellt jedoch zweifellos die nichtpriesterschriftliche Darstellung der ersten Vorsprache beim Pharao in 5,1 f dar: тбх
ГПГР - Ш ' Г О n s n a - Ь к [1]-ΐηκ·η [ p n x i ] Π too 1ΠΚΤ 5,, m m "Ώ r u n s ΙΗΧ-ч 5 , 2 П Т О З -пгт - Ώ Ϊ Γ Π Κ пЬю btnvp Ъ ч ю п - т m i m m - η κ "»пут кЬ Ькпкг-пх пЬшЬ ibpn U D B X -fb 7.15а ί ο ^ π гбюЬ ]хп т л а з Ь ntoo-bx т т - ш · η 7Л4 ... :пЬюк :... ή κ τ ι пеегЬУ n m p b r m a i пп^пп пзп п р з п rrcna-bx
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5,i Dann ging[...] Mose [...] und sprachf...] zum Pharao: So spricht Jahwe, der Gott Israels, entlasse mein Volk, damit sie mir dienen und fur mich ein Wallfahrtsfest feiern in der Wüste." 5,2 Der Pharao antwortete: Wer ist Jahwe, daß ich seinem Befehl, Israel zu entlassen, gehorche? Ich kenne Jahwe nicht und Israel entlasse ich nicht. 7,i4 Da sprach Jahwe zu Mose: Das Herz des Pharaos ist schwer; er weigert sich, das Volk zu entlassen. 7,15» Geh morgen früh zum Pharao, wenn er gerade zum Wasser hinausgeht, und tritt ihm am Ufer des Nils entgegen 7,i6 und sage zu ihm: Jahwe, der Gott der Hebräer, hatte mich zu dir geschickt mit den Worten, entlasse mein Volk, daß sie mir in der Wüste dienen. Du aber hast bis jetzt nicht gehorcht. 7,17. So spricht der Herr: Daran sollst du erkennen, daß ich Jahwe bin: Ich werde [...] das Wasser im Nil schlagen ... Für diese Rekonstruktion des ursprünglichen Bezugspunktes von 7,14 spricht zunächst, daß Ρ zwar die Entlassungsforderung kennt (7,2), sie aber anders als 5,lf und 7,16 nicht mit dem Ziel des Jahwedienstes begründet. Überdies haben Mose und Aaron nach der priesterschriftlichen Plagenerzählung allem Anschein nach gar nicht die Gelegenheit, die Entlassung der Israeliten zu fordern, da der Pharao schon die vorgebrachten Legitimationswunder nicht akzeptiert. Hingegen berichtet 5,lf ausfuhrlich über die in 7,14-16* vorausgesetzte vormalige Forderung Moses (nbttf pi. „entlassen") und ihre Ablehnung durch den Pharao. Der ursprüngliche Zusammenhang der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung mit 5,lf wird darüber hinaus durch Thema und Formulierung von V. 16f bestätigt. Sie ner die grundlegenden Ausführungen bei R. FRIEBE, Form, 27£f; J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 183ff. 106
V g l . W . RICHTER, B e m f u n g s b e r i c h t e , 1 5 3 f . A n d e r s F. KOHATA, J a h w i s t , 1 4 3 .
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
orientieren sich ebenfalls an 5,lf: Deutet in V. 14 Jahwe gegenüber Mose das bisherige Verhalten des Pharaos als Verstockung, so wird dieses Verhalten in V. 16 zum Gegenstand der von Mose vorzubringenden Anklage des Pharaos107. Diese zitiert in V. 16a die Entlassungsforderung aus 5,1b weitgehend wörtlich und greift in V. 16b mit dem Vorwurf, der Pharao habe bislang nicht gehört, dessen Einwand aus 5,2 auf, weshalb er auf Jahwe hören solle. Begründet der Pharao diesen Einwand mit dem Hinweis, er kenne Jahwe nicht, so nimmt die Erkenntnisaussage in V. 17a dies auf, indem sie die Erkenntnis Jahwes zum Zweck der unbedingten Strafandrohung in V. 17b*. 18 setzt108. Außer der auf 5 , l f zurückgreifenden Deutung und Anklage des bisherigen Verhaltens des Pharaos sind in die dreigliedrige Struktur der Beauftragung Moses noch die Angabe von Ort und Zeit (V. 15a) und die Strafandrohung (V. 17b. 18) eingebunden. Diese besteht aus zwei Teilen und nennt zunächst Jahwes Wirken (V. 17b*), dann dessen Folgen (V. 18)109. Exkurs: Die Erkenntnisaussage in 7,1 Ία Die Beauftragung des Mose ist verhältnismäßig umfangreich gestaltet, sie bietet aber keinen literarkritischen Anhaltspunkt für weitere Eingriffe. Das gilt auch für die Erkenntnisaussage ГПГР "OK Ό !ЛП ПКТЗ „daran sollst du erkennen, daß ich Jahwe bin" im Anschluß an die Botenformel in V. 17a. Vergleichbare finale Formulierungen mit S7~P qal „erkennen" finden sich im nichtpriesterschriftlichen Anteil des Plagenzyklus noch in 8,6.18; 9,14.29; 10,2; 11,7. Erkenntnisinhalt ist wie in 7,17a die Selbstvorstellungsformel ГПГР "OK „Ich bin Jahwe" (8,18; 10,2) oder eine Aussage über Jahwes Überlegenheit und sein besonderes Handeln an Israel. Die Zugehörigkeit zum Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen ist seit J. Wellhausen und A. Jülicher umstritten110. Ihrer Ansicht nach handelt es sich sämtlich um Nachträge einer jehowistischen Redaktion. Für J. Wellhausen ergibt sich der sekundäre Ursprung aus der Verwendung des Personalpronomens "OK statt des fur J üblichen "'DDK (vgl. V. 17b)11'. Diese Beobachtung 107
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Die Formulierung ПЭ~ЧУ ПУОО"КЬ ПЭГЛ „du aber hast bist jetzt nicht gehorcht" in V. 16b zeigt eindeutig, daß es sich bei V. 16a um den Rückverweis auf eine schon erfolgte und bereits vom angeredeten Pharao abgelehnte Aufforderung handelt. Zur Annahme, daß die Bezüge sekundär sind, s. im folgenden. Die Jahwerede knüpft ausschließlich an 5,lf an. W. H. SCHMIDT, Exodus, 383 sieht darüber hinaus in V. 16 mit der Bezeichnung D"n3yn Tlbx ГПГР „Jahwe, der Gott der Hebräer" statt des Tlblt ΠΙΠΙ „Jahwe, der Gott Israels" aus 5,1b einen Rückgriff auf 5,3. Es wird sich jedoch zeigen, daß 5,3 eine nachgetragene erste Beantwortung der in 5,2 gestellten Frage ist, die durch die Abtrennung der unmittelbaren Fortsetzung in 7,14ff veranlaßt worden ist. S.u. S. 335-345. Der für 5,3 charakteristische Inhalt, der Verweis auf das Erscheinen Jahwes, spielt in 7,14-18 jedenfalls kerne Rolle. Das gilt auch für das Ergebnis der Verhandlungen, die in 5,5ff geschilderte Verschärfung der Fron. Vgl. GK § 142e. J. WELLHAUSEN, Composition, 67f; A. JÜLICHER, JPTh 8,87ff. Vgl. J. WELLHAUSEN, a.a.O., 68. Darüber hinaus gelten ihm die Erkenntnisaussagen als Kennzeichen des Übergangs von der Erzählung des J in die Predigt des Jehowisten. Auf diese Einschätzung ist in der Analyse der einzelnen Abschnitte einzugehen. Für V. 17a stimmt sie jeden-
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vermag die (pauschale) Aussonderung aller Erkenntnisaussagen aus dem Grundbestand der nichtpriesterschriitlichen Plagenerzählungen jedoch nicht zu begründen. Die Wahl der Personalpronomina in den Erkenntnisaussagen erklärt sich vielmehr hinreichend aus der Verwendung bzw. Abwandlung einer vorgegebenen Formel, die bis auf eine Ausnahme stets mit "OK gebildet ist112. Richtungsweisend, methodologisch aber bedenklich ist die von A. Jülicher vorgebrachte Argumentation" 3 . Danach sind die Erkenntnisaussagen als sekundär zu beurteilen, weil sie einer späteren religionsgeschichtlichen Entwicklungsstufe angehören als der Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzahlungen. Die Erkenntnisaussagen böten „Grunddogmen" (90) einer auf Einsicht zielenden dtn Geistesströmung, die sich auf der Ebene der Geschichtsschreibung eines J unnatürlich ausnehme. Problematisch an dieser Begründung ist, daß das als literarkritischer Maßstab herangezogene „Bild..., das wir uns von J's Persönlichkeit und Gedankenkreisen zu entwerfen haben" (92) in den Plagenerzählungen seinerseits das Ergebnis der aufgrund dieses Bildes vollzogenen literarkritischen Reduktion ist. Diese Argumentation ist eindeutig zirkulär und es verwundert wenig, wenn ein knappes Jahrhundert später gerade auch die Erkenntnisaussagen von Η. H. Schmid als Indiz für eine Spätdatierung des J angeführt werden114. In der Abgrenzung des jahwistischen Textbestandes weitgehend M. Noth folgend, hält Η. H. Schmid die Erkenntnisaussagen zum Großteil für ursprünglich115, freilich als Bildung einer relativ späten religionsgeschichtlichen Epoche116. Anders als bei A. Jülicher kommen sie damit zugleich auf derselben theologischen Reflexionsstufe zu stehen wie die für die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen wesenseigene Verstockungsproblematik und die Übertragung eines fur dtr gehaltenen Prophetenbildes auf Mose. Die genannten Charakteristika der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen weisen wie die Erkenntnisaussagen für Η. H. Schmid damit „in gemeinsamer Ausrichtung auf eine spätprophetische, dem deuteronomisch-deuteronomistischen Denken nicht allzuweit entfernte Situation" (52). Ob eine vorwiegend an den Plagenerzählungen (und an der Berufung Moses) gewonnene literarhistorische Einordnung sich ohne weiteres auf den Hauptbestand der J zugewiesenen nichtpriesterschriftlichen Texte übertragen läßt, ist hier nicht zu erörtern. Immerhin haben die genannten Eigenarten der nichtpriesterschriftlichen Texte in den Kap. (3f.)7—11 schon früh zu der Annahme geführt, daß es sich um verhältnismäßig junge Texte innerhalb einer als Ergebnis längeren Wachstums zu verstehenden Größe „J" handelt117. In diesen Modellen bereiten die Erkenntnisaussagen natürlich keine religionsgeschichtlichen und literarkritischen Probleme.
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falls nicht. Die Erkenntnisaussage ist hier als Antwort auf die Frage des Pharaos, wer Jahwe sei (5,2), erzählerisch gut eingebunden. Vgl. W. ZIMMERLI, Erkenntnis Gottes, 5-75, hier 23 [= ders., GAufs., 41-119, hier 62f] (als Vermutung vorgetragen). Die Ausnahme ist Ps 46,11. Die Einsicht in die formalen Gesetzmäßigkeiten erübrigt den von F. Кон ATA, Jahwist, 174 erbrachten Nachweis, daß auch J OK verwende, andererseits widerrät sie der Annahme, die Erkenntnisaussage in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen sei eine Eigenbildung des J und stehe in keinem literarhistorischen Zusammenhang mit der Verwendung der Formel in der exilisch-nachexilischen Literatur bei Ez, Dtjes und in der dtn-dtr Tradition. A. JÜLICHER, JPTh 8, 87ff.
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Η . H . SCHMID, J a h w i s t , 49FF.
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M . N o r a , Ü P , 2 9 - 3 5 ; v g l . Η . H . SCHMID, a . a . O . , 1 8 , 4 4 A n m . 1.
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Vgl. a.a.O., 50. G. BEER/K. GALLING, Exodus, 27f, 45ff weisen die Berufung Moses und die Plagenerzählun-
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Der methodische Zirkel einer wechselseitigen Bezugnahme von Textabgrenzung und literarhistorischer Einordnung des Textes läßt sich sicherlich nur bis zu einem gewissen Grad vermeiden: Auch die Deutung schlichter Textbeobachtungen gewinnt ihre Argumentationskraft und Verbindlichkeit grundsätzlich nur durch den Bezug auf ein (begründetes) Gesamtbild. Wegen der Differenzen in der Datierung der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzahlungen - bei einer weitgehenden Übereinstimmung in der religionsgeschichtlichen Einordnung der Erkenntnisaussagen - ist es dennoch angeraten, die Textabgrenzung zuerst und so weit wie möglich mit den üblichen literarkritischen Beobachtungen am Text zu begründen. Daß vor einer pauschalen Zuordnung der Erkenntnisaussagen jeder Abschnitt sinnvollerweise zunächst für sich zu prüfen ist, ergibt sich schon aufgrund ihrer formalen Unterschiede. So hat W. Zimmerli in seiner grundlegenden Untersuchung der Erkenntnisaussagen zwischen einer strengen Form mit der Selbstvorstellungsformel (vgl. 7,17; 8,18; 10,2) und freieren Formulierungen (vgl. 8,6; 9,14.29; 11,7) unterschieden. Darüber hinaus finden sich im Plagenzyklus neben Erkenntnisaussagen in der „persönlichen Rede Jahwes oder des von ihm zum Reden im göttlichen Ich Bevollmächtigten"118 (7,17; 8,18; 9,16; 10,2) auch Erkenntnisaussagen, die von Jahwe in der 3. Pers. sprechen (8,6; 9,29; 11,7). Schließlich richten sie sich teils an den Pharao (7,17; 8,6.18; 9,14.29) oder den Pharao und seine Höflinge (11,7) und teils an die Israeliten (10,2). Eine Übereinstimmung hinsichtlich aller Differenzierungsmerkmale ist in keinem Fall gegeben, so daß eine unterschiedliche Verfasserschaft der einzelnen Belege nicht von vornherein auszuschließen ist119. Die Erkenntnisaussage in 7,17 nimmt eine besondere Stellung ein. Sie eröffnet die Reihe der nichtpriesterschriftlichen Erkenntnisaussagen und ist durch ihren Bezug auf die Frage des Pharaos, wer Jahwe sei (5,2), in ihrem Kontext gut verankert. Wird durch 7,17a die Verpestung des Nilwassers zur Einsicht heischenden Strafe, so ist damit das Thema vorgegeben, durch das die anderen Erkenntnisaussagen erst in den Erzählzusammenhang eingebunden sind. Insofern alle anderen Erkenntnisaussagen auf das Wechselspiel von Frage und Antwort in 5,2 und 7,17 hin formuliert sind, fallt also in 7,17a eine Vorentscheidung darüber, ob die nichtpriesterschriftlichen Erkenntnisaussagen grundsätzlich redaktioneller Herkunft sind. Um einen entsprechenden Nachweis hat sich zuletzt L. Schmidt bemüht120. Ausgangspunkt ist die zutreffende Beobachtung, daß aufgrund der
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gen einem „theologisch entwickelteren" (a.a.O., 10) J2 zu. In jüngerer Zeit hat C. LEVIN, Jahwist, 330, 335-339 den Plagenzyklus insgesamt aus dem Bestand des von ihm exilisch datierten J ausgeschieden. Vgl. ferner J. VAN SETERS, ZAW 98, 31-39; ders., Life, 77-100, der die Plagenerzählungen für eine Neubildung des ebenfalls als exilisch eingeordneten J hält. A.a.O., 66. In der Regel gelten die Erkenntnisaussagen in 9,14; 10,2 als jüngere Nachträge. Vgl. R. FRIEBE, Form, 38 mit Anm. 155. A. JÜLICHER, JPTh 8, 92; H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 213ff machen hingegen keine Unterschiede in der literarhistorischen Zuordnung der einzelnen Aussagen. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 5FF. Andere Konsequenzen zieht R. FRIEBE, Form, 37f, 90£f aus der Tatsache, daß sich 7,16b und die Erkenntnisaussage in 7,17a auf 5, l f beziehen. Die Rückverweise in 7,16b. 17a dienen ihrer Ansicht nach zur redaktionellen Einbindung eines dem Jahwisten bereits schriftlich vorliegenden Plagenzyklus in den jahwisti sehen Erzählfaden. Die These eines die Plagen I (Verpestung des Nilwassers), II (Frösche), IV (Ungeziefer), VII (Hagel) und VIII (Heuschrecken) umfassenden voijahwisti sehen Plagenzyklus - mit Mose und Pharao, aber ohne Einbindung in die Exoduserzählung - ist aber höchst unwahrscheinlich und
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aufgezeigten literarischen Bezüge121 der literargeschichtliche terminus a quo fur 7,16b.17a mit 5,lb.2 gegeben ist. In der Analyse von 5,1-3 fuhrt nun eine oft beobachtete Spannung zwischen V. lf und V. 3 L. Schmidt zur Unterscheidung einer jahwistischen Grundschrift in den V. la*(ohne Aaron und Mose).3 und ihrer jehowistischen Bearbeitung in den V. la*(Mose und Aaron).b.2. Die jahwistische Grundschicht schließe nahtlos an die in 4,29*.31b geschilderte Versammlung der Ältesten Israels an. Sie habe somit ursprüglich berichtet, wie die Ältesten im Vertrauen auf die durch Mose übermittelte Botschaft Jahwes den Pharao ersuchen (5,1a*), die Israeliten für ein Opferfest in der Wüste zu beurlauben (5,3). Ihre Fortsetzung finde sich im Bericht über die verschärfte Fron in 5,5-19*, die an Mose und Aaron gerichtete abschlägige Antwort des Pharaos in 5,2 sei hingegen ein späterer Nachtrag des Jehowisten. Da nach L. Schmidt die jahwistische Darstellung der verweigerten Opferfeier und der verschärften Fron auf die Auflösung in den Plagenerzählungen hin angelegt ist, liegen die literarkritischen Konsequenzen für die die Analyse der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung in 7,14-25 auf der Hand: Die Erkenntnisaussage in V. 17a geht zusammen mit V. 16b auf den Jehowisten zurück, der wie in 5,1-3 eine jahwistische Grundschicht überarbeitet hat. Grundsätzlich hat sich dieser
wird sich in der folgenden Analyse nicht bestätigen. Problematisch ist insbesondere die von R. Friebe vertretene Annahme, daß auf die vorläufigen Plagen ursprünglich nicht die Tötung der ägyptischen Erstgeburt gefolgt sei (vgl. auch D. J. MCCARTHY, CBQ 27, 336-347; ders., JBL 85, 137-158; J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 195ff). Nach J. P. FLOSS, a.a.O., 190 sind die V. 16b. 17a auch deswegen als nachträgliche Erweiterungen erwiesen, weil ihre auf das Ganze des Plagenzyklus bezogene Aussage keine Entsprechungen in den übrigen nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen habe. Die „Motivierungen" von V. 16b. 17a seien in den folgenden Plagen entbehrlich und fielen aus dem Plagenschema heraus, das auch fiir 7,14-17 nach Ausscheidung von V. 16b. 17a übrig bliebe: Die durch das Grundschema „eingeleitete Reihe der sechs Plagen wird J vorgelegen haben. Sie wird von ihm literarisch gefaßt und in seine Gesamterzählung eingebaut" (ebd.). Daß die Rückverweise in V. 16b. 17a in den folgenden Plagenerzählungen nicht wiederholt werden, erklärt sich indessen hinreichend aus der Tatsache, daß 7,14-17 den Plagenzyklus eröffnet und die Problemstellung für die folgenden Plagenerzählungen vorgibt (etwas anderes sagt im Grunde genommen auch J. P. Floß nicht). Somit läuft die Argumentation allein auf die Abweichungen gegenüber dem Grundschema hinaus. Sie steht damit aber in der Gefahr eines Zirkelschlusses, wenn sie durch mehr oder weniger begründete Ausscheidungen ein streng geformtes Grundschema gewinnt, das sie dann zum Kriterium dieser und weiterer Ausscheidungen erhebt. Davon abgesehen sagt der Nachweis eines derartigen Grundschemas noch nichts darüber aus, auf welcher Stufe der Textgeschichte das Schema abgewandelt oder in einzelnen Plagenerzählungen über seine Grundelemente hinaus erweitert worden ist. So kann ein Verfasser seine Erzählungen nach einem bestimmten Schema aufbauen und dieses Schema im Einzelfall zugleich aus kontextuellen, kompositorischen oder ästhetischen Gründen variieren. Was schließlich die Rekonstruktion einer dem nichtpriesterschriftlichen Erzählfaden vorliegenden Plagenüberlieferung anbelangt, so ist grundsätzlich auf das Eingeständnis F. Kohatas hinzuweisen, daß „der vorgegebene Wortlaut... kaum überzeugend im vorliegenden Text abgegrenzt werden [kann]" (F. KOHATA, Jahwist, 146). Auch aus diesem Grund kann die jetzt wieder von J. VAN SETERS, ZAW 98, 31-39 vertretene These, der nichtpriesterschriftliche Plagenzyklus sei eine literarische Neubildung unter Aufnahme altorientalischer Fluch- und Plagentraditionen, große Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen nur ist dies schwerlich in einem Zug geschehen. 121
S.o. S. 105f.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Argumentation H.-C. Schmitt angeschlossen122. Aufgrund anderer literarhistorischer Zuordnungen in Kap. 4 weist er allerdings die von L. Schmidt dem Jehowisten zugewiesene Bearbeitungsschicht der Endredaktion zu123. Die Erkenntnisaussagen der nichtpriesterschnftlichen Plagenerzählungen werden dadurch zu einem wichtigen Indiz für die von H.-C. Schmitt vertretene prophetische Ausrichtung der Endredaktion124. Tatsächlich können die V. 16b. 17a nur dann als Nachträge (welcher Hand auch immer) ausgeschieden werden, wenn sich für die Szene in 5,1-3 eine Grundschicht rekonstruieren läßt, die die mit 7,16b.17a zusammenhängenden V. l.b.2 noch nicht enthalten hat. Andernfalls hinge die nichtpriesterschriftliche Plagenerzählung in 7,14-25* in der Luft, da deren Auftakt in V. 14 auch ohne die vermeintlichen Nachträge in den V. 16b. 17a eine erste Begegnung mit dem Pharao voraussetzt. Die Rekonstruktion wird indes dadurch erschwert, daß nach Ausscheidung des nachgetragenen Stockmotivs in 7,15b.l7b der Kontext der vermeintlichen sekundären V. 16b.17a keine literarischen Spannungen aufweist und sich somit die Schlußfolgerungen der Analyse von 5,1-3 auf 7,14-18 an diesem Text nicht bestätigen lassen. Somit hängt alles davon ab, ob sich in 5,1-3 die V. la*(ohne Mose und Aaron).3 mit der in diesen Fragen möglichen Sicherheit als Grundbestand nachweisen lassen. Unabhängig von den Ergebnissen der eigenen Analyse von 5,1-6,1125 ist das jedoch, wie mir scheint, vor allem aufgrund folgender Beobachtungen nicht der Fall: Der aus seinem Textzusammenhang mit 5,lf herausgelöste V. 3 hat keine Einleitung. Aus diesem Grund muß L. Schmidt den Vers an V. la anschließen. Unstrittig ist, daß in V. la die Erwähnung Moses und Aarons das ursprüngliche Subjekt, vermutlich den allein vorsprechenden Mose, verdrängt hat126. Schwer zu beweisen ist jedoch die Annahme, auf V. la* seien ursprünglich nicht die V. lb.2, sondern V. 3 gefolgt. Sie wäre nur dann hinreichend begründet, wenn mit L. Schmidt die Nennung Moses und Aarons in V. la und die postulierte Einfügung der V. lb.2 auf dieselbe Redaktion zurückgeführt werden könnten. In diesem Fall handelt es sich, wie von L. Schmidt ausgeführt ist, notwendig um diejenige Redaktion, die in Kap. 4 Aarons Zuordnung zu Mose formuliert hat. Da diese Redaktion mit der Erwähnung von Moses Stock in 7,15b.l7b.20a in Verbindung zu bringen ist, folgt aus dieser Annahme die äußerst problematische Konsequenz, daß die vermeintlichen Nachträge 7,16b. 17a derselben Hand zugeschrieben werden müssen, die für die Einführung des Stockmotivs in 7,15b.l7b.20a verantwortlich ist127. Die Jahwerede in V. 17a und die Eintragung des Stockes in V. 17b gehen aber kaum auf ein und denselben Verfasser zurück. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß ein Redaktor eine vorgegebene Jahwerede (V. 16a. 17b*) durch einen redaktionellen Rückverweis zunächst als Zitat Moses kennzeichnet (V. 16b), dann durch die Eintragung von Botenformel und Erkenntnisaussage doch eine Jahwerede anheben läßt (V. 17a), um diese schließlich durch die Eintragung des Stockmotivs (V. 17b*) völlig unvermittelt
122
H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 2 0 6 Anm. 4 7 u. 2 1 3 mit Anm. 2 1 3
123
Vgl. a.a.O., 212ff. Vgl. a.a.O., 196-216; ferner ders., FS Wüithwein, 139-155; ders., VT 32, 170-189; ders., VWGTh 8, 259-278. S.u. S. 335-345. Die von L. Schmidt in seiner Analyse von 5,1-3 gemachten umfangreichen literarkritischen Voraussetzungen sind in den Untersuchungen der jeweiligen Abschnitte zu berücksichtigen. S.u. S . 336.
124
125
126
127
Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 8; H.-C. SCHMITT, FS K a i s e r l , 213 Anm. 83.
Der nichtpriesterschrifUiche Text
111
wieder in eine Rede Moses Ubergehen zu lassen' 28 . Sollten Erkenntnisaussage und Stockmotiv auf derselben Redaktionsstufe liegen, dann wäre im Anschluß an V. 17b oder V. 18 eine freie Form der Erkenntnisaussage mit Jahwe in der 3. Pers. zu erwarten. Dies macht hinreichend deutlich, daß der Redaktor, der das Stockmotiv eingetragen hat, weitestgehend an vorgegebene Formulierungen gebunden war, d.h. die Erkenntnisaussage bereits vorgefunden hat. Die Zuweisung von 5,lb.2 an den Redaktor von Kap. 4 und 5,1a* schafft in ihren redaktionsgeschichtlichen Konsequenzen jedenfalls mehr Probleme als sie zu lösen beansprucht. Sodann wirkt 5,3 wie eine Präzisierung des Entlassungsgesuchs von V. 1*, wie sie durch die ablehnende Reaktion des Pharaos in V. 2 notwendig geworden ist. Der Eindruck wird dadurch bestätigt, daß V. lf nicht nur in 7,16b. 17a aufgenommen wird, sondern auch in 7,14b. Der unbestritten zum Grundbestand der Erzählungen gehörende Teilvers greift пЬю pi. „entlassen" aus 5,1b auf und nennt damit ein Leitwort der folgenden Plagenerzählungen, das bezeichnenderweise in 5,3 nicht fallt. Auch dies spricht deutlich gegen eine Ausscheidung von 5,lf*. Problematisch ist schließlich die Fortsetzung der postulierten jahwistischen Darstellung von 5,la*.3. Nachdem die Ältesten in V. 3 ihr Anliegen vorgetragen haben, enthält V. 4 die zu erwartende Antwort des Pharaos. Der Vers wird jedoch von L. Schmidt zu Recht einer jüngeren Bearbeitung zugeschrieben, weswegen er die Fortsetzung zu 5,1*.3 in V. 5-19* sucht. Nun beginnt V. 5 zwar mit der Wendung „da sprach der Pharao" und schließt daher vom Wortlaut gut an die Rede der Ältesten in V. 3 an. Doch es wird sich bei V. 5 „um eine nach dem Abtreten der israelitischen Deputation angestellte stille Reflexion des Pharaos handeln, der in lebhafter Weise, als stünden die Israeliten vor ihm ... den Fall überlegt; das Ziel seiner Politik V. 5aß hat er den Israeliten gewiss nicht dargelegt" 129 . Entsprechend wendet sich der Pharao unmittelbar darauf an seine Bediensteten und befiehlt ihnen die Umsetzung seiner Überlegungen (V. 6). Hierzu paßt ferner, daß mit l,9f auch der Referenztext zu den in V. 5aß angedeuteten Motiven der pharaonischen Politik mit Bedacht (vgl. 1,10) nicht vor den Israeliten gesprochen ist. Sind diese Überlegungen zu V. 5 textgemäß und der Auftakt des Verses angemessen mit „da dachte der Pharao" wiederzugeben, dann erhalten die Sprecher von V. 3 nach Ausscheidung von V. 4 auf ihr Anliegen keine Antwort, sondern betrachten den grübelnden Pharao. Das ist, wie auch ein Vergleich mit der parallelen Szene in V. lf zeigt, unwahrscheinlich. V. 3 ist demnach von der jüngeren Bearbeitung in V. 4 nicht zu trennen. Die von L. Schmidt vorgelegte Rekonstruktion eines jahwistischen Grundbestandes in den V. la*(ohne Moses und Aaron).3 kann aus den genannten Gründen nicht überzeugen. Die aufgrund dieser Rekonstruktion vorgenommene Ausscheidung der Erkenntnisaussage in V. 17a ist damit hinfallig. Die weitergehende Annahme, daß mit V. 3f eine Fortschreibung der Szene in 5,lf* vorliegt, ist in der eigenen Analyse von 5,1-6,1 auszufuhren
128
129
Die Kehrseite ist, daß sich durch die Zuweisung von V. 17a und dem Stockmotiv an ein und dieselbe Redaktion die Begründung für die von L. Schmidt zuvor (und mit Recht) vertretene Streichung des Stockmotivs selbst aufhebt, insofern die Streichung durch die Spannung veranlaßt ist, die sein unmittelbarer Anschluß an V. 17a hervorruft. Vgl. auch o. S. 99 Anm. 89 zur Rekonstruktion des Textes durch C. Levin. Η. HOLZINGER, Exodus, 17. Aus diesem Grund heißt es in V. 5 auch Dnbao „ihre Lastarbeiten" und nicht wie in V. 4 DSYlbao „eure Lastarbeiten".
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Die weiteren Abschnitte der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers sind wesentlich knapper formuliert. In V. 21a folgt ein zweiteiliger Bericht über das Eintreten und die Folgen der angedrohten Plage. Die Formulierung entspricht weitgehend der Ankündigung in V. 18. Die Reaktion des Pharaos wird in V. 23 geschildert. Der Vers greift in V. 23b das Stichwort „Herz" aus der Verstockungsaussage in V. 14 auf und kehrt somit zur Ausgangslage zurück: Wie die erste Verhandlung vor dem Pharao in 5,lf hat auch die erste Plage keinen Erfolg' 30 . Die Plage ist damit auf Fortsetzung hin angelegt. Dem entspricht, daß die Notiz vom Abschluß der Verpestung des Nilwassers in V. 25 mit ihrer auf den Fortgang der Erzählung hin angelegten Zeitangabe zugleich zur nächsten Plage überleitet131. Die Darstellung der Folgen der Plage fur die Bevölkerung in V. 24 ist hingegen nachgetragen. Der Vers wiederholt der Sache nach V. 21a und kommt nach dem Rückgriff von V. 23 auf die Ausgangslage in V. 14 zu spät132. Hier hat sich ein Späterer mit einer gewissen Schadenfreude ausgemalt, was die Ägypter in den in V. 25 genannten sieben Tagen gemacht haben. Der Vers hat nur im Blick, daß das Wasser im Nil ungenießbar ist, und nimmt somit auf die weitergehende priesterschriftliche Darstellung noch keine Rücksicht. Er geht demnach nicht auf die Endredaktion, sondern auf einen Ergänzer der noch selbständigen nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers durch ein Fischsterben zurück. Das Ergebnis der Analyse läßt sich wie folgt zusammenfassen: Neben der priesterschriftlichen Erzählung einer durch Aaron herbeigeführten Verwandlung des gesamten Wassers in Ägypten zu Blut (7,19.20aa*[bis ΓΤΙΓΡ iTI2i ~1ЮЮ „wie Jahwe befohlen hatte"].2lb.22) läßt sich in 7,14-25 auch eine nichtpriesterschriftliche Darstellung rekonstruieren. Diese berichtet von einer Plage, in deren Verlauf es durch göttliches Eingreifen zu einem Fischsterben im Nil kommt. Sie umfaßt 7,14.15a.l6.17*(außer ·Η43 - ΊΕ?Χ П00Э „mit dem Stock, der in deiner Hand ist, a u f ' und 1ЭЗПЗТ „und sie verwandelten sich zu Blut"). 18. 21a.23(24 sek.).25. Sie ist wie Ρ als ursprünglich selbständiger Text zu betrachten, der - im vorliegenden Textzusammenhang durch priesterschriftliche Texte getrennt - nach vorn an 5,lf* anschließt und auf eine Fortsetzung hin angelegt ist. Die Endredaktion verbindet beide Darstellungen zu einer Erzählung, indem sie die Eigenheiten der redigierten Texte durch eine geschickte Anordnung sowie durch 130
131
132
Anders u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 22; B. BAENTSCH, Exodus, 62 und zuletzt L. SCHMIDT, Beobachtungen, 8 mit Anm. 43. Ihrer Ansicht nach geht die Wendung von bereits zwei vergeblichen Zauberhandlungen aus und setzt somit die Verbindung mit dem priesterschriftlichen Stockwunder in 7,8-13 voraus. Aus diesem Grund streichen sie das Wörtchen D3 als endredaktionell. Vgl. W. H. SCHMIDT, Exodus, 385. Ferner J. WELLHAUSEN, Composition, 63; R. SMEND, Er-
zählung, 126; C. LEVIN, Jahwist, 336, die den Vers zur nichtpriesterschriftlichen Fassung der Froschplage ziehen. Mit C. LEVIN, Jahwist, 336. Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 385, der dem Vers innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung keine rechte Funktion zuzuweisen weiß.
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Der nichtpriesterschiiffliche Text
ausgleichende Einfügungen in V .
15Ь.17*("Ьу
">-P3"ltBX
ПООЗ „mit dem
Stock, der in deiner Hand ist, a u f ' und C n b "DSHD! „und sie verwandelten sich zu Blut") und V . 20*(außer ΠΙΠ 1 Π12δ "ΙΒΗΟ „ w i e Jahwe befohlen hatte") in eine möglichst weitgehende Übereinstimmung bringt. 2.
Frösche (7,26-8,11)
Zum nichtpriesterschriftlichen Text der Froschplage gehören 7,26-29; 8,4-11 aß. Es handelt sich um eine von der Endredaktion umfangreich redigierte Variante zur priesterschriftlichen Erzählung in 8,1-3.1 lay.b' 33 . 7,26-29 schildert die Beauftragung Moses, v o m Pharao die Entlassung der Israeliten zu fordern und für den Fall der Weigerung eine Froschplage anzukündigen. Der Abschnitt führt die auf Fortsetzung hin angelegte Abschlußnotiz der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers in 7,25 weiter. Zudem entspricht er weitgehend deren Auftakt in 7,14-18*, da er mit dem Bericht v o m Reden Jahwes ( П Ю О ' Ь н ГПГР
V . 26aa), der zweiteiligen
prophetischen Auftragsformel ( г Ь к Г П О Ю П Ш Е т Ь к К З ; V . 26aß.baon) und der Botenformel ( Π Ί Γ Π ~IQK П Э ; V . 26Ьаг) dieselben drei Strukturelemente aufweist. Bemerkenswert ist dabei, daß in V . 26 der Befehl, den Pharao aufzusuchen, anders als in 7,15 mit Ю З „hineingehen" statt mit ~[bn „gehen" formuliert ist. Dies geschieht, um die Exposition der Froschplage an die Schilderung der Reaktion des Pharaos auf die Verpestung des Nilwassers in 7,23 anzuschließen134. Sodann wird die Froschplage w i e die rekonstruierte Grundlage der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers direkt von Jahwe bewirkt. Entsprechend schildert die zweiteilige Ankündigung w i e in 7,17b*.18 zuerst das Wirken Jahwes ( V . 27b) und dann dessen Folgen ( V . 28f). Schließlich beginnt die Ankündigung w i e in der ursprünglichen Textgestalt von 7,17b mit der Formulierung Ό 3 Χ ПЭП + Partizip. Anders als bei der Verpestung des Nilwassers handelt es sich aber um keine unbedingte Strafandrohung. Vielmehr steht sie unter dem Vorbehalt, daß der Pharao der im Anschluß an die Botenformel erhobenen und den Wortlaut von 7,16a aufnehmenden Entlassungsforderung nicht nachkommt ( V . 26a.27a). Dieser Unterschied erklärt sich indessen hinreichend aus der Kontextstellung der ersten nichtpriesterschriftlichen Plage, die im Rückg r i f f auf die Unterredung Moses mit dem Pharao in 5,1 Ρ die Folge der nichtpriesterschriftlichen Plagen eröffnet 135 . Es spricht daher nichts dagegen, den Grundbestand von 7,26-29 aufgrund der Fortführung von 7,25 und der Aufnahme der ursprünglichen Textgestalt von 7,17 dem Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers durch ein Fischsterben zuzuweisen.
133
Zur Zugehörigkeit von 8,2b.3b zu Ρ s.o. S. 86f zu V. 2b und S. 80 Anm. 15 zu V. 3b.
134
V g l . F. KOHATA, Jahwist, 152.
135
S.o. S. 105f. Ferner F. KOHATA, Jahwist, 135f.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Ein erster Hinweis auf eine spätere Bearbeitung der Erzählung findet sich in der Darstellung der Folgen von Jahwes Handeln in V. 28f. Berichtet wird, wie sich die Frösche im Nil über die Maßen vermehren und zur Landplage werden, indem sie zuerst in den Lebensraum des Menschen eindringen (V. 28), um schließlich sogar an diesen selbst hinaufzukriechen (V. 29). Die dabei offensichtlich beabsichtigte Steigerung der Plage vom Haus über die inneren Gemächer, das Bett und die Palastbäckerei zu den Bewohnern des Hauses wird in V. 28 durch die Anfuhrung des Hauses der Höflinge des Pharaos und dessen Volk (~|"H3S7 ΓΡ331 "|DS731) unterbrochen. Besonders auffallig ist die Erwähnung des Volkes in V. 28, da der Vers als Ziel der Frösche sonst nur Räumlichkeiten nennt. Das hat bereits die LXX (bzw. deren Vorlage) dazu veranlaßt, in V. 28 statt "[ÖS731 „zu deinem Volk" "JDS71 „deines Volkes" zu lesen und den Ausdruck auf diese Weise zusammen mit -p~Q17 auf das pluralisch übersetzte ГРЗЭ1 zu beziehen: άς τους οίκους των θίραπόυτων σου καϊ του λαοϋ σου. Damit bliebe zwar die Einheitlichkeit der Vorstellung in V. 28 gewahrt, doch die Lesart der LXX stellt eindeutig eine Erleichterung dar. Sie ist deshalb kaum ursprünglich, zumal in der LXX auch die übrigen Ortsangaben aus V. 28 gegen MT im Plur. erscheinen136. Zu den Spannungen in V. 28 kommt hinzu, daß sich die Wendung "JDS731 auch in der Aufzählung der Betroffenen in V. 29 findet. Nun ist kaum anzunehmen, daß allein das Volk zweimal als eigenes Ziel der Froschplage genannt wird. Da die Erwähnung des Volkes in V. 28 problematisch ist, hingegen gut zur Aufzählung in V. 29 paßt, ist ~|D!731 in V. 28 mit hoher Wahrscheinlichkeit ein durch V. 29 provozierter Zusatz. Die naheliegende Erklärung dafür, weshalb eine spätere Redaktion in V. 28 die Erwähnung des Volkes vermissen konnte, bietet die Annahme, daß es sich bei V. 29 um eine nachträgliche Steigerung des in V. 28 angedrohten Ausmaßes der Froschplage handelt 137 . Der Verfasser dieses Nachtrages hat sich dann bereits bei der Reformulierung von V. 28 von seinen Vorstellungen über den Verlauf der 136
Vgl. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 11; W. H. SCHMIDT, Exodus, 344. Anders u.a. B. BAENTSCH, E x o d u s , 6 3 ; G . B E E R / K . GALLING, E x o d u s , 4 8 .
137
Vgl. S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 68, 76; C. LEVTN, Jahwist, 337. Anders P. WEIMAR, Berufung, 310 Anm. 144. Erweist V. 28 einer jehowistischen Ergänzung zu, während E. ZENGER, Exodus, 91f Anm. 54 an den Jehowisten oder sogar die Endredaktion denkt. Ähnlich (aber mit ausführlicher Begründung) L. SCHMIDT, Beobachtungen, 11, der ebenfalls in "|DS?31 einen durch V. 29 veranlaßten Nachtrag sieht, gleichwohl aber V. 28 einer jehowistischen Ergänzung zu V. 29 (J) zuschreibt. V. 28 ist demnach nachträglich an V. 29 angeglichen worden, obwohl es sich bereits um eine Ergänzung zu V. 29 handeln soll. Die Beobachtung, daß "|DS731 in V. 28 wegen V. 29 hinzugefügt wurde, spricht jedoch eher dafür, daß V. 28 dem Verfasser von V. 29 bereits vorlag und deswegen nach oder bei Eintragung von V. 29 überarbeitet wurde. Abgesehen davon liegt die Steigerung eindeutig in V. 29, der zudem das in V. 28 geschilderte Eindringen der Frösche in die Häuser voraussetzt. Schließlich bliebe ohne die Erwähnung des Nils in V. 28 gänzlich unklar, woher die Tiere kommen. Die Einheitlichkeit von V. 28f hat zuletzt W. H. SCHMIDT, Exodus, 344, 391 vertreten. Vgl. ferner H. GRESSMANN, Mose, 67; G. FOHRER, Überlieferung, 64 Anm. 11, die in V. 28f insgesamt einen Nachtrag sehen.
Der nichtpriesterschriftliche Text
115
Plage aus V. 29 leiten lassen. Angebunden ist die Erweiterung um V. 29 durch die chiastische Aufnahme von n b y qal aus V. 28, wobei eine leichte Verschiebung der Bedeutung festzustellen ist: In V. 28 bezeichnet das Verb in dem Doppelausdruck "1Ю1 flbsj das Heraufsteigen der Frösche aus dem Nil, in V. 29 dagegen ihr Heraufkriechen an den Menschen138. Die Vollzugsmeldung zu der Ankündigung in 7,26-28.(29) fehlt. Allem Anschein nach ist sie bei der Zusammenfuhrung mit der priesterschriftlichen Erzählung fortgefallen, die im vorliegenden Textzusammenhang mit 8,1-3 die Funktion eines Ausfuhrungsberichts zu 7,26-28(29) einnimmt139. Gestützt wird diese Annahme durch die Analyse von 7,14-25. Sie bestätigt die Existenz eines Ausfuhrungsberichts in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen, insofern das Eintreten der angekündigten Folgen des Handelns Jahwes ausdrücklich bestätigt wird (V. 21a; vgl. 8,20aßb). Auf die Einschaltung des priesterschriftlichen Fadens folgt in 8,4—9a eine Fürbittenszene. In ihr ruft der Pharao unter dem Eindruck der Plage Mose und Aaron herbei, ersucht sie um Fürbitte bei Jahwe und gewährt im Gegenzug die Entlassung der Israeliten. Mose kommt der Bitte nach, worauf Jahwe die Plage enden läßt. In diese Szene ist in den V. 5 - 7 ein kurzer Dialog eingebunden, in dem Mose den Pharao dazu auffordert, den Termin der Beendigung der Plage festzusetzen. Die Wende des Geschehens wird dadurch zum Beweis für Jahwes Unvergleichlichkeit. Die literarische Integrität dieses Dialoges wird in der Forschung aus verschiedenen Gründen bestritten140. Genannt werden vor allem Unterschiede zwischen der Fürbitte in V. 4 und deren Rekapitulierung durch Mose in V. 5a: So werden in V. 5a die Höflinge des Pharaos erwähnt, worin der Vers mit der Gewährung der Fürbitte in V. 7a gegen V. 4 übereinstimmt. Das ersehnte Ende der Plage wird in V. 4.7a mit "ПО hi. „weichen lassen" formuliert. Dies entspricht dem Sprachgebrauch der Fürbittenszenen in der Stechfliegenplage (8,25.27) und der Heuschreckenplage (10,17). Dagegen wird in V. 5 n~D hi. „vernichten" gebraucht. Schließlich folgt in V. 5 anders als in V. 4 (vgl. 8,25; 9,28; 10,17f) auf 1ПУ hi. „beten" keine Angabe der anzurufenden Gottheit. Nach F. Kohata widerspricht zudem die 138
139
140
Vgl. F. KOHATA, Jahwist, 154f. Sie führt die Spannungen in V. 28f auf die Verarbeitung einer Vorlage (V. 28*) durch J (V. 29) zurück. Dies haben bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 65 und B. D. EERDMANS, Studien III, 25 vertreten. Daß Ρ hier „wenig geschickt eingefügt" (H. HOLZINGER, Exodus, 23) wurde, wird man daher nicht sagen können. Anders zuletzt C. LEVIN, Jahwist, 337, wonach der Ausführungsbericht süllschweigend vorausgesetzt wird. Vgl. auch oben S. 86 zu J. Van Seters. Vgl. u.a A. JÜLICHER, JPTh 8, 88.92 und B. BAENTSCH, Exodus, 65f (sek. Erkenntnisformel in V. 6; Einfügung Aarons); H. HOLZINGER, Exodus, 23 (sek. Erkenntnisformel in V. 6, pedantische Überarbeitung in den V. 5b.7b; Einfugimg Aarons); G. FOHRER, Überlieferung, 64 Anm. 15 (Zusatz in V ,5b); S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 68ff, 77f (Nachtrag in V. 5.6a); F. KOHATA, Jahwist, 96f (Bearbeitung in den V. 5*.6.8bß; Einfügung Aarons); L. SCHMIDT, Beobachtungen, 12f (jehowistische Bearbeitung in den V. 5[ab - |Ь].6Ь^.7а*[-| - 'ПЗУт].Ь; Einfügung Aarons); C. LEVIN, Jahwist, 337 (Erweiterung um V. 5f mit Nachtrag in V. 7).
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Festsetzung der Wende zum Guten auf den nächsten Morgen der zuvor geschilderten Dringlichkeit der Situation141. Die genannten Beobachtungen sind von unterschiedlichem Gewicht, sie weisen aber daraufhin, daß in den V. 5 - 7 mit Erweiterungen zu rechnen ist142. So ist zu erwägen, ob nicht die als problematisch empfundene Terminierung des Plagenendes nachgetragen ist. Die Fürbittenszene enthielte dann ursprünglich lediglich das Ersuchen des Pharaos in V. 4, den Redeauftakt in V. 5a (ПУЧЗ1? iTOD ~IDK"H „und Mose sprach zum Pharao") sowie Moses Zusage der Fürbitte in V. 7143. Doch der Wunsch, die Plage „morgen" enden zu lassen (V. 6a), wird vom Grundbestand der folgenden Fürbittenszene in 8,21-27 vorausgesetzt, da Mose hier auf die vom Pharao in V. 6 gesetzte Frist zurückgreift und von sich aus das Ende der Stechfliegenplage fur „morgen" ankündigt (8,25)144. Aufgrund ihrer parallelen Formulierungen und gemeinsamen, aufeinander aufbauenden Thematik lassen sich die Fürbittenszenen im Plagenzyklus schwerlich verschiedenen Verfassern zuschreiben145. Daraus folgt, daß die Aufforderung in V. 5aa, einen Termin zu nennen, ebenso wie die Festlegung des Plagenendes auf den folgenden Tag in V. 6a zum Grundbestand der Fürbittenszene gehört. Hiergegen läßt sich auch nicht einwenden, in V. 5a folge auf "inu hi. im Unterschied zu V. 4 keine Nennung der anzurufenden Gottheit 146 . Die Angabe fehlt auch in 8,24b, einem Teilvers, an dem die ganze Fürbitte in 8,21-27 hängt147. Zudem ist die Erwähnung Jahwes nach der unmittelbar vorangehenden Aufforderung, Jahwe um ein Ende der Plage zu bitten, schlicht überflüssig. Schließlich gehört aus V. 5aa auch die Aufzählung deijenigen, zu deren Gunsten Fürbitte geleistet werden soll, zum Grundbestand der Fürbittenszene 148 . Das gilt selbst für die Höflinge. Zwar werden sie im Ersuchen des Pharaos in V. 4 nicht aufgeführt, ihre Nennung ist aber durch 7,29 und 8,7 gesichert. Zudem läßt sich der Unterschied zu V. 4 aus der jeweiligen Sprechersituation erklären. So spricht der Pharao in den Plagenerzählungen grundsätzlich nur von seinem Volk, nicht aber von seinem Hofstaat. Die Differenzierung in Pharao, Hofstaat und Volk scheint
141 142
143
144 145 146 147 148
F. KOHATA, Jahwist, 96. Ähnlich argumentiert W. Fuss, Pentateuchredaktion, 162. Wenig hilfreich ist, wie mir scheint, die von C. LEVIN, Jahwist, 337 vorgeschlagene radikale Lösung, den ganzen Dialog als sekundär zu streichen. Auf diese Weise werden die literarischen Probleme lediglich verschoben. Auch widerspricht dem Vorschlag, daß sich der Rückverweis ПВП 1 3 1 3 „wie Mose gesagt hat" (V. 9a) im szenischen Rahmen kaum auf die vorhergehende Notiz von Moses Schreien zu Jahwe bezieht, sondern eine ausgeführte Rede Moses voraussetzt Vgl. auch die Parallele in 8,27 und hierzu u. S. 127ff. Vgl. F. KOHATA, Jahwist, 96. Ihre Argumentation ist jedoch inkonsequent, da sie annimmt, in der ursprüngliche Fassung der Füibittenszene habe nach V. 7 (!) Mose das Ende der Plage für den folgenden Tag angekündigt (vgl. auch a.a.O., 133; ähnlich bereits W. Fuss, Pentateuchredakion, 170). Abgesehen davon, daß in der von F. Kohata rekonstruierten Fassung der Füibittenszene kein Motiv für diese Terminierung zu erkennen ist, gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, daß in V. 7 ein ursprüngliches НТО „morgen" (womöglich bei der Ergänzung der Festlegung des Termins durch den Pharao; vgl. a.a.O., 96 mit Anm. 23) ausgefallen ist. So zu Recht L. SCHMIDT, Beobachtungen, 13. Das ist mit Ausnahme von C. LEVIN, Jahwist, 336£F unbestritten. Dieser Einwand findet sich zuletzt bei F. KOHATA, Jahwist, 96. S.u. S. 127ff. "1ЛУ hi./qal „beten" wird nie absolut gebraucht.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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demnach in der Außenansicht des Mose angebracht zu sein, nicht aber im Munde des Pharaos, der seinem Volk allein und ohne jeden Unterschied gegenübersteht 149 . Die Festlegung des Termins durch den Pharao in V. 6a bedingt das Einverständnis Moses in V. 6ba. Ihm folgt eine freie Formulierung der Erkenntnisaussage, in der von Jahwe in der 3. Pers. gesprochen wird. Literarkritische Anhaltspunkte fur ihre Herauslösung aus dem Kontext der V. 5aa.6aba.7 gibt es nicht. Vielmehr erhalten der ganze Dialog um die Festlegung des Termins zur Beendigung der Plage wie auch die entsprechende Aussage der folgenden Fürbittenszene in 8,25 erst durch die Erkenntnisaussage ihren Sinn: Die Gewährung der Fürbitten in 8,4-9a und 8,21-27 dient dem Nachweis der Unvergleichlichkeit Jahwes und seines Beauftragten Mose (nt£?D ПЗЧЭ ГПГР ЮУ1 „und Jahwe tat, wie Mose gesagt hatte"; V. 9a.27aa) 150 . Da sich Moses Einverständnis in V. 6ba nur auf die vorhergehende Zeitangabe bezieht, folgt in V. 7 die Ankündigung des Endes der Plage. Sie beschließt den Dialog zwischen dem Pharao und Mose und korrespondiert mit der Bitte des Pharaos in V. 4. Die Ankündigung hat zudem eine Entsprechung in der folgenden Fürbittenszene in der Stechfliegenplage (8,25). Nachgetragen ist hingegen die Angabe des Zwecks der Fürbitte in V. 5aßb. Sie ist bereits in dem Ersuchen des Pharaos enthalten, dehnt den Dialog um die Festsetzung des Termins unnötig aus und weicht mit DID hi. „vernichten" in der Wortwahl von den V. 4.7 ("ПО hi. „weichen lassen") ab. Hinzu kommt, daß die Aussage von V. 5b über das Verbleiben der Frösche im Nil eine Dublette zu V. 7b ist. Während sie in der Ankündigung des Plagenendes sachgemäß ist, kommt sie in der Rekapitulation der Fürbitte in V. 5 zu früh, da der Pharao keinen entsprechenden Wunsch geäußert hat. Dies spricht dafür, daß es sich bei der Angabe des Ziels der Fürbitte in V. 5aßyb um eine nachträgliche Verdeutlichung handelt. Ebenfalls sekundär sind die Häuser des Pharaos in V. 7a. Sie werden in den V. 4.5a nicht erwähnt und unterbrechen die Aufzählung der betroffenen Personen, des Pharaos, seiner Höflinge und seines Volkes. Darüber hinaus ist auch der Gebrauch der Pluralform auffallig, da die Erzählung sonst nur von einem Haus/Palast des Pharaos spricht (7,28; vgl. 8,20). Innerhalb der Fürbittenszene in 8 , 4 - 9 a sind demnach die Zweckangabe in V. 5aßyb und die Erwähnung der Häuser des Pharaos in V. 7a nachgetragen. Die literarhistorisch weiter reichende Frage ist indes, in welchem Verhältnis 8,4-9a* z u m Auftakt der nichtpriesterschriftlichen Erzählung in 7,26-28.(29) steht. In der Regel gelten beide Abschnitte als gleich ursprünglich 151 . Gegen diese Annahme 149 150
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Anders L. SCHMIDT, &a.O., 12f. Anders u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 24. Nach W. Fuss, Pentateuchredaktion, 165ff hat der Jehowist die ursprünglich auf 7,27 (J) folgende Erkenntnisaussage umformuliert und in ihren jetzigen Kontext eingetragen. Auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 13 sieht die Erkenntnisaussage als Zusatz des Jehowisten an. Die Terminienmg des Plagenendes durch den Pharao sei ein Angebot seine bereits erlangte Erkenntnis von Jahwes Urheberschaft der Plage einer Probe zu unterziehen. Diese Erklärung ist, wie mir scheint, schon fur 8,6 unwahrscheinlich, Шг den von der ersten Füibittenszene her zu lesenden Wiederholungsfall in 8,25 ist sie unmöglich. Abgesehen davon gibt L. Schmidt für seine Ausscheidung der Erkenntnisaussage keine literarkritische Begründung, sondern begnügt sich mit dem Hinweis auf den sekundären Charakter der Erkenntnisaussage in 7,17a Hierzu s.o. S. 106ff. Außer S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 68£f, 78ff sind nur die Analysen eine Ausnahme, die
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sprechen allerdings eine Reihe von Beobachtungen. Auffällig ist zunächst das Zugeständnis des Pharaos, im Gegenzug für die erfolgte Fürbitte das Volk zu entlassen, damit es Jahwe ein Schlachtopfer darbringen könne (Π3Τ qal; V. 4). Ohne Zweifel soll sich diese Äußerung auf die durch Mose übermittelte Entlassungsforderung Jahwes in 7,26 beziehen. Dort heißt es aber, der Pharao solle das Volk zum Dienst Jahwes entlassen (ПЗУ qal). Diese Formulierung entspricht dem Rückgriff von 7,16 auf die erste Vorsprache beim Pharao in 5,lf. Der unterschiedliche Sprachgebrauch wird vielfach als Kennzeichen einer lebendigen Erzählweise in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen interpretiert, deren Ausdruck im Vergleich zu Ρ wesentlich stärker variiere und die daher auch ПЗУ und Π3Τ abwechselnd verwende 152 . Für diese Annahme ließe sich anfuhren, daß der Bezugstext zu 7,16 in 5,lf bei sonst wörtlicher Übereinstimmung den Dienst Jahwes konkret als Wallfahrtsfest beschreibt (Э2П + Ь statt ПЗУ qal). Doch das Verb ППП ist im Kontext der Plagenerzählungen nur in der Entlassungsforderung in 5,1b belegt, und durch die Aufnahme des Teilverses in 7,16 werden beide Zweckangaben der Entlassungsforderung, das Wallfahrtsfest in der Wüste und der Dienst Jahwes in der Wüste, identifiziert. Dabei steht die anschaulichere Fassung mit МП sinnvollerweise am Anfang der Unterredungen mit dem Pharao, da sie das allgemeinere (und zugleich grundsätzlichere) ПЗУ ihrer Wiederholungen inhaltlich füllt. In 5,1 ist also die fest geprägte Formulierung der Entlassungsforderung situationsbedingt abgeändert worden, um dem Pharao in der ersten Begegnung ein konkretes Vorhaben nennen zu können 153 . Ein vergleichbares Interesse für den Wechsel von Zweckangaben der Entlassungsforderung, die ПЗУ gebrauchen, und solchen, die ПЗТ verwenden, läßt sich hingegen nicht aufzeigen 154 . Es ist aber auch nicht anzunehmen, daß ein und derselbe Verfasser ПЗТ und ПЗУ einfach nur promiscue gebraucht hat. Dies geht schon aus dem Belegspektrum von ПЗТ qal hervor, das sich innerhalb der Auszugserzählung der Kap. 1-14(15) auf eine leicht abgrenzbare Gruppe von Texten beschränkt 155 . Es sind dies der redaktionelle Vorgriff auf die folgenden Ereignisse bis zur Entlassung in 3,18-22 (V. 18), die Erzählung über die verschärfte Fron in 5,3-6,1 (V. 3.8.17) und die Fürbittensze-
152 153 154 155
innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung (eines J) mündliche oder schriftliche Vorlagen ausmachen. In diesen Fällen gelten die Füibittenszenen zuweilen als „midraschartiges Anwachsen der Überlieferung" (H. SCHULTE, Entstehung, 61) und werden der Bearbeitung von Vorlagen durch J zugewiesen. So sieht bereits H. GRESSMANN, Mose, 77-80 in Ankündigung, Beschreibung und Erfolglosigkeit der Plage den (bei Ε erhaltenen; vgl. a.a.O., 87) überlieferungsgeschichtlichen Kern der jahwistischen Plagen, der erst um das Motiv der Zugeständnisse des Pharaos und dann um die Fürbitten Moses erweitert worden sei. Vgl. ferner J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 201ff (Verbindung von Plagenschema [ПЗУ-Tradition] und Schlachtopferbegehren [rut-Tradition] durch J); F. KOHATA, Jahwist, 171ff. Vgl. statt vieler B. BAENTSCH, Exodus, 64 und zuletzt W. H. SCHMIDT, Exodus, 359f. Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 248. Das stellt auch J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 202, 212 fest. In erzählenden Partien findet sich ПЭТ noch in 24,5 und 32,8. Zu den Querverbindungen zu diesen Belegen s.u. S. 301-303 zu 3,18.
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nen in der Frosch- und der Stechmückenplage in 8,4-9a und 8,21-27 (V. 4.21.22.23.24.25). Hinzu kommt ein Beleg in der Paränese zur Erstgeburtsopferbestimmung in 13,11-16 (V. 15). Bis auf 13,15 stehen die Texte offensichtlich in einem Verweiszusammenhang: Nach 3,18 erteilt Jahwe den Auftrag, Mose solle den Pharao bitten, die Israeliten zu einem Schlachtopfer für Jahwe in die Wüste ziehen zu lassen. In 5,3 wird die Ausführung des Auftrags berichtet. Die Reaktion auf Moses Bitte ist eine verschärfte Fron, die in 5,8.17 ausdrücklich mit der Ungehörigkeit des in 5,3 genannten Ersuchens begründet wird. Geht man vom Wortlaut des in 8,4 geäußerten Eingeständnisses des Pharaos aus, angesichts der Froschplage die Israeliten zu einem Schlachtopfer fur Jahwe zu entlassen, so setzt diese Formulierung zumindest die entsprechende Bitte in 5,3 voraus. Dasselbe gilt für die Fürbittenszene in der folgenden Stechfliegenplage. Die Verbindung wird dadurch noch unterstrichen, daß auch die mit 5,3 eröffnete Erzählung von der Verschärfung der Fron auf eine Fürbitte hinausläuft (5,22-6,1). Zudem enthält sie Züge eines Verhandlungselements (5,15)156, worin sie der Fürbittenszene in 8,2124 gleicht. Bei 5,3-6,1 handelt es sich aber, wie in Fortführung der oben genannten Beobachtungen zu 5,1-3 noch zu zeigen ist, um eine Fortschreibung zu 5,lf 1S7 . Für die Analyse der Fürbittenszene folgt hieraus, daß die auf 5,3 bezogene Fürbittenszene in 8,4ff nicht auf derselben literarischen Ebene liegen kann wie die an 5,lf anschließende nichtpriesterschriftliche Plagenerzählung in 7,14-25* und deren Fortsetzung in 7,26-28.(29). Der abweichende Sprachgebrauch bei der Formulierung des Zwecks der Entlassung der Israeliten weist somit auf eine redaktionelle Herkunft der Fürbittenszene in 8,4-9a hin158. Es kommt hinzu, daß nach 8,4 Jahwe gebeten werden soll, die Frösche vom Pharao und seinem Volk weichen zu lassen. Dieser Bitte liegt eindeutig die Vorstellung zugrunde, daß die Frösche nicht nur in die Häuser des Pharaos und seiner 156 157 158
Mit J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 207. S.u. S. 335-345. Das Nebeneinander von ПЗУ und ПЗТ in der Zweckangabe der Entlassungsforderung hat wiederholt zu der Annahme geführt, daß die ПЗТ-Belege nicht ursprünglicher Bestandteil der Füibittenszenen sind: A. DILLMANN, Exodus, 64ff, 76 weist den Hauptbestand der nichtpriesterschrifflichen Plagen seiner Quelle C, dem Jahwisten der Neueren Urkundenhypothese, und die ПЭТ-Belege in 8,(16a).21-24a.25b wie 3,18 seiner Quelle B, dem Elohisten der Neueren Urkundenhypothese, zu. Für 8,4 nimmt er eine redaktionelle Bearbeitung im Anschluß an 3,18 an. Dagegen fuhrt A. REICHERT, Jehowist, 15£f die ПЗТ-Belege auf eine Redaktionsschicht zurück, die das ihr vorgegebene ПЗУ der jahwistischen Plagenerzählungen im Hinblick auf 24,3-8 konkretisiert Zu Recht hat aber J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 210 eingewandt, daß zumindest für 8,4 eine literarkritische Differenzierung nicht zu begründen ist. Vgl. auch u. S. 127ff zu 8,21b-24a. J. P. Floß plädiert daher selbst für eine überlieferungsgeschichtliche Lösung. Danach hat J zwei Überlieferungen, das Plagenschema ( 1 3 S J ) und das in 5,3-19 einsetzende Schlachtopfeibegehren (ПЗТ), miteinander verbunden. Diese und ähnliche Lösungen (vgl. etwa R. FRIEBE, Form, 5 Щ 1001Ϊ) scheitern aber daran, daß 5,3-6,1 nicht in die Vorgeschichte, sondern in die Nachgeschichte der nichtpriesterschrifitlichen Plagenerzahlungen gehört. S.u. S. 335-345.
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Diener eingedrungen sind, sondern daß sie die gesamte Bevölkerung des Landes unmittelbar belästigt haben. Damit setzt sie ebenso wie die Gewährung dieser Bitte in 8,7* die Erweiterung der Plagenankündigung in 7,27b.28* um V. 29 und die dadurch provozierte Eintragung des Volkes in V. 28 voraus159. Auch diese Beobachtung schließt aus, daß der Grundbestand von 7,26-28(29) und die Fürbittenszene in 8,4ff auf derselben literarischen Ebene liegen. Problematisch ist schließlich das literarische Verhältnis der Fürbittenszene zum folgenden Bericht über das Ende der Plage in V. 9b. 10.1 laaß. Anders als die Ankündigung des Plagenendes durch Mose nach V. 7 spricht V. 9b nicht von einem Weichen der Frösche (ЧЮ; vgl. V. 4), sondern von ihrem Sterben (ГПО). Das läuft der Sache nach auf das Gleiche hinaus, ist aber ein Unterschied in der Formulierung, die wie die Erwähnung des Gestanks in V. 10 (ВЖЭ) an die Wortwahl der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Verpestung des Nilwassers anknüpft (vgl. 7,18.21a)160. Nun kann auch der (redaktionelle) Verfasser der Fürbittenszene eine derartige Verflechtung mit der vorhergehenden Plage beabsichtigt haben. Im vorliegenden Fall ist das, wie mir scheint, jedoch nicht anzunehmen. Einerseits läßt seine steile Formulierung der Ausfuhrungsnotiz in V. 9a, Jahwe habe Moses Wort entsprechend gehandelt (ilEJD ~Q4D ГПРР ЕЯП)161, wie in der Parallele in 8,27 einen mit der Ankündigung des Plagenendes korrespondierenden Bericht erwarten. Darüber hinaus ist die fehlende Übereinstimmung auch deswegen auffällig, weil die Motive des Berichts über das Plagenende in der Fürbittenszene überhaupt nicht vorbereitet werden. Andererseits zählen V. 9b und der davon abhängige V. 10 Häuser, Höfe und Felder sowie das Land als Schauplätze der vergangenen Plage auf. Diese Angabe läßt keinen Einfluß des in 7,29 angedrohten und in der Fürbittenszene betont aufgenommenen Befalls der Bevölkerung erkennen. Eher entspricht sie der Ankündigung in 7,27b.28*, die von einer Froschplage auf dem ganzen Territorium des Pharaonenreiches bis hin zum Innersten der Häuser ausgeht. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß in den V. 9b.l0.11aaß der ursprüngliche Schluß der in 7,26-28* einsetzenden Plagenerzählung vorliegt. Diese hätte dann wie die nichtpriesterschriftliche Erzählung von der Verpestung des Nilwassers einfach das Ende der Plage berichtet (vgl. 7,25) und mit einer Notiz
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Vgl. S. Ö. STEINGRIMSSON, Zeichen, 79. Ferner F. KOHATA, JAHWIST, 152ff, die V. 28 einer
voijahwistischen Oberlieferung zuweist und in V. 29 und der Fürbittenszene J ausmacht, sowie L. SCHMIDT, Beobachtungen, l l f , der die Verbindung von V. 29 und der 8,4ff ebenfalls feststellt, jedoch V. 29 zum Grundbestand der Plagenerzählung zählt und in V. 28 den Nachtrag erkennt. Aus diesem Grund ist L. Schmitd auch gezwungen, V. 7b zu streichen, da der Teilvers die Erwähnung des Nils in V. 28 voraussetzt V. 7b bringt aber die Ankündigung in V. 7a* zu einem sinnvollen Ende und schließt bestens an V. 7a* an. Ein literarkritischer Grund für seine Auscheidung ist nicht zu erkennen. Vielmehr zeigt der Teilvers, daß die Fürbittenszene die Plagenankündigung in ihrer vorliegenden redaktionellen Gestalt voraussetzt. 160
Vgl. H. EISING, FS Junker, 76.
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Sie findet sich im AT nur in 8,4.27.
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über den weiterhin unnachgiebigen Pharao zur nächsten Plage übergeleitet 162 . Sollte diese Annahme zutreffen, dann erweist sich 8 , 4 - 9 a auch gegenüber dem Schluß der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung als sekundär. Eine literarhistorische Einordnung der Fürbittenszene ist nur aufgrund ihrer literarischen Bezüge möglich, und d.h. auschließlich im Vorgriff auf folgende Analysen: Mit dem Zugeständnis des Pharaos in V. 4, die Israeliten zu einem Schlachtopfer ziehen zu lassen, setzt sie die entsprechende Bitte in 5,3 voraus. Damit steht der Nachtrag in 8 , 4 - 9 a in einem literarhistorischen Abhängigkeitsverhältnis zu der Erzählung von der Verschärfung der Fron in 5,3-6,1. Die Analyse dieses Abschnitts wird zeigen, daß es sich wahrscheinlich um ein Überleitungsstück zur priesterschriftlichen Berufungserzählung in 6 , 2 - 7 , 7 handelt163. Der Abschnitt ist damit der Endredaktion zuzuweisen. Entsprechend ist 8,4-9a zu beurteilen. Diese Einordnung wird sich dadurch bestätigen, daß sich die vergleichbaren Fürbittenszenen in 9 , 2 7 - 3 0 . 3 3 - 3 5 und 10,16-19 im Kontext erst nachpriesterschriftlich gestalteter Plagenerzählungen finden164. Für die literarhistorische Einordnung der Fürbittenszene wäre viel gewonnen, stellte sich der redaktionsgeschichtliche Befund zur Erwähnung Aarons in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen eindeutig dar. Denn daß der Pharao in 8,4 Mose und Aaron rufen läßt, ist genaugenommen nur dann verständlich, wenn Aaron bereits bei der Ankündigung der Plage zugegen war. Das ist nach der nichtpriesterschriftlichen Darstellung in 7,2628(29) nicht der Fall, entspricht aber dem vorliegenden Textzusammenhang, und zwar aufgrund von Ρ in 8,1-3. Die Erwähnung Aarons in 8,4a.8a setzt also die Verbindung der beiden Erzählungen voraus. Aufgrund dieser Einsicht gilt sie dort, wo die Fürbittenszene zum Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Darstellung zählt, als Zusatz der Endredaktion, die auch fur die Pluralbildung ТТПУП „betet" in V. 4 verantwortlich ist165. Da es aber keinen Widerspruch bedeutet, daß der Pharao sich an Mose und Aaron wendet, Mose aber allein antwortet und Fürbitte hält, läßt sich die Ausscheidung am Text von 8,4-9a selbst nicht begründen 166 . Entsprechendes gilt für die Fürbittenszenen in 8,21-27 (Aaron in V. 21; Plur. von ~1ПУ in V. 24b) und 9,27-30.33 (Aaron und й п Ь к „zu ihnen"
162
163 164 165
166
Vgl. auch F. KOHATA, Jahwist, 170ff. Sie kommt hinsichtlich der entstehungsgeschichtlichen Relationen in 7,26-8,11 auf anderer literarhistorischer Ebene, dem Verhältnis von J zu semer Vorlage, zu einem ähnlichen Ergebnis. S.u. S. 335-345. S.u. S. 132ff. Vgl. zuletzt und statt vieler L. SCHMIDT, Beobachtungen, 11, 80f. Einen Zusatz des Jehowisten erkennen dagegen u.a. J. WELLHAUSEN, Composition, 68; В. BAENTSCH, Exodus, 64 u.ö. Vgl. hierzu auch die Interpretation des Sachverhalts bei L. SCHMIDT, Beobachtungen, 80f: Auch die für die Nennung Aarons verantwortliche Endredaktion sei der Ansicht gewesen, daß allein Mose um das Ende der Plagen bitten könne. Um dies auszudrücken, habe die Endredaktion in V. 8b seinen Namen eingefugt. Die Streichung des expliziten Subjekts in V. 8b hat aber keinen Anhaltspunkt am Text und zeigt, wie schwierig es ist, diesen Gedankengang gegenüber dem Grundbestand der Szene als Nachtrag zu erweisen.
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in V. 27; Plur. von ~1ПУ in V. 28). Zwar wird hier anders als in 8,8a Aarons Abgang nicht berichtet, doch erklärt sich dies damit, daß die Abgangsnotiz unmittelbar auf eine Moserede folgt, in der Mose sein Weggehen ankündigt, um Fürbitte zu halten (vgl. 8,25.26; 9,29f.33167). Keine Schwierigkeiten bereitet auch die Erwähnung Aarons in 12,31. Die aufgrund quellenkritischer Vorentscheidungen häufig vorgenommene Streichung Aarons 168 hätte hier vielmehr zur Folge, daß in der durchgängig an die 2. Pers. Plur. adressierten Rede des Pharaos zumindest die Wendung Ьк~1ЕГ DnX"D2 „sowohl ihr wie die Israeliten" und der im Kontext des Entlassungsentscheides eher unverzichtbare Rückverweis DO~Q4D „wie ihr gesagt habt" als redaktionelle Ergänzung bzw. Umformulierung gelten müßten. Problematisch ist allerdings die unregelmäßige Erwähnung Aarons in der Heuschreckenplage in 10,1-20. Wie in den vorhergehenden Fürbittenszenen ruft der Pharao in 10,16-18 Mose und Aaron (V. 16a). Er gesteht ihnen gegenüber ein: „Ich habe gegen Jahwe, euren Gott, und gegen euch gesündigt" (ГПГРЬ ΤΙΚϋΠ • э Ь о йГГпЬк; V. 16b). Bevor er sie dann um Fürbitte ersucht (ГПГРЬ Г Р П У т а э г т Ь к „fleht zu Jahwe, eurem Gott!"; V. 17aß), bittet er um Vergebung seiner Sünde (ПУЕП ΎΙΚΟΠ κ : χ σ ПГВЛ; ν . 17aa). Diese Bitte ist an die 2. Pers. Sing, gerichtet. Das könnte dafür sprechen, daß die ganze Fürbittenszene (und mit ihr alle anderen) ursprünglich nur einen einzigen Gesprächspartner des Pharaos, Mose, gekannt hat. Dazu wird das Weggehen vom Pharao und das Halten der Fürbitte im Sing, dargestellt, wobei anders als bei den vorhergehenden Fürbitten Mose nicht explizit genannt wird (V. 18 MT169). Auch diese Uneindeutigkeit des vorliegenden Textzusammenhangs könnte auf eine nachträgliche Einfügung Aarons hinweisen. Der Sachverhalt ist freilich nicht ganz eindeutig, da in V. 17aa Sam., LXX, Pesch, und Vulg. den Plur. lesen und eine Verschreibung in MT vom Sing. KB zum Plur. 1KS7 wegen des nachfolgenden КЗ durchaus möglich erscheint170. Dagegen ist die Erwähnung Aarons in 10,3.8 mit einiger Sicherheit nachgetragen 171 . Im Unterschied zum Bericht über die Vorsprache beim Pharao in V. 3 richtet sich der entsprechende Befehl nur an Mose. Ferner ist die Abgangsnotiz nach Beendigung der Rede in V. 6b (ohne explizites Subjekt) im Sing, gehalten, obwohl die Redeeinleitung in V. 3 ausdrücklich im Plur. formuliert ist. Allerdings handelt es sich anders als bei den übrigen Erwähnungen Aarons um keine Fürbittenszene (auch 12,3lf mündet in eine Bitte um Segen), so daß dem Befund zu 10,3.8 nur eine eingeschränkte Aussagekraft fur die übrigen Belege Aarons in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen 167 168
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9,3 lf ist seit langem als ein späterer Zusatz erkannt S.u. S. 151 mit Anm. 285. So stellt etwa W. RUDOLPH, Elohist, 25 lakonisch fest: „Natürlich ist in v. 31 Aaron wie an den früheren jahwistischen Stellen zu streichen". Wird der Vers nicht zu J gerechnet, bietet die Nennung Aarons ebenso „natürlich" keinen Anstoß. Mose wird von einigen Handschriften des MT (Kennicott Nr. 4, 69, 84, 109, 129, 132, 151, 173, 193; Rossi Nr. 16, 266, 443, 503) sowie von LXX, Pesch., Vulg. explizit genannt. Die schwierigere Lesart des MT wird wie in V. 17 durch TN sowie durch Sam. gestützt Andernfalls läge das Versehen bei der Redaktion. Sie bedingt den Plur. TlDlfl „und sie sprachen" in V. 3 und die plur. Anrde in V. 8.10a (QTtbx „zu ihnen"). Die plur. Formulierung der Rede des Pharaos in V. lOf kann hingegen dadurch bedingt sein, daß Mose als Sprecher einer Vielzahl angesprochen wird
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zukommt172. Immerhin ist es denkbar, daß bereits der Verfasser der Fürbittenszenen Aaron nur in diesem speziellen Zusammenhang nicht unerwähnt lassen wollte und daß erst ein noch späterer Bearbeiter Aaron auch in 10,3ff eingetragen hat. Daß mit solchen Zufügungen Aarons zu rechnen ist, zeigt der textkritische Befund zu 10,24173. Freilich ist nicht auszuschließen, daß Aaron auch in den (redaktionellen) Fürbittenszenen nachgetragen ist. Daß die Erwähnung Aarons die Verbindung der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen voraussetzt, markiert indessen nur den literarhistorischen terminus a quo für derartige Nachträge und widerspricht einer Zuordnung der Fürbittenszenen an die Endredaktion nicht174. Zusammenfassend ergibt sich somit, daß die Endredaktion in 7,26-8,11 die priesterschriftliche Erzählung von einer Froschplage (8,1—3.11ay.b) mit deren nichtpriesterschriftlicher Variante (7,26-28*; 8,9b-llaß) verbunden hat. Dabei hat sie den nichtpriesterschriftlichen Ausfuhrungsbericht zugunsten der priesterschriftlichen Erzählung gestrichen und in 8,4~9a* eine Fürbittenszene formuliert, die durch den Nachtrag in 7,29 (sowie "[DS731 „und zu deinem Volk" in 7,28) in den Erzählfaden eingepaßt ist. Das Verfahren der Endredaktion in der Froschplage zeigt sehr schön, daß es sich nicht nur um eine reine Kompilation der Quellen handelt. Spätere Nachträge sind 8,5aßyb und die Erwähnung der Häuser des Pharaos in 8,7a. Ob auch die Erwähnung Aarons in 8,4a. 8a und die Pluralbildung "ΙΤΓΒ7Π „betet" in 8,4 „nachendredaktionell" sind, muß offenbleiben. 3. Ungeziefer (8,16-28) Die Ungezieferplage in 8,16-28 ist eine Variante zur priesterschriftlichen Mückenplage in 8,12-15. Anders als in den beiden vorhergehenden Plagenerzählungen hat die Endredaktion die beiden Varianten nicht ineinandergearbeitet, sondern nebeneinandergestellt. Grund hierfür sind die verschiedenen Plagenstichwörter, „Mücken" (ОЭЭ) bei Ρ und „Ungeziefer" (34Ϊ7175) im nichtpriesterschriftlichen Text176. 172 173
174 175
Anders L. SCHMIDT, Beobachtungen, 37. In 10,24 lesen „und Aaron" zwei Handschriften des MT (Kennicott Nr. 17; Rossi Nr. 661), Sam., 4Q22(paleoExodm) [= DJD Di, 52-130], LXX (bzw. deren hebr. Vorlage), TN, eine alte Handschrift der Pesch, (in einer weiteren Handschrift ist „und Aaron" ausradiert), sowie die Vulg. Die Lesart ist also gut bezeugt, wenn auch Sam. und der „praesamaritanische" Text von 4Q22(paleoExodm) in den Plagenerzählungen zu Harmonisierungen neigen. MT wird von T°, TPsI und Pesch, gestützt Ausschlaggebend für die textkritische Entscheidung sind indes die inneren Kriterien. Hier bietet MT im Gesamtzusammenhang der Plagenerzählungen wohl die schwierigere Lesart: Ein sekundärer Ausfall von „und Aaron" ist kaum zu erklären, während sich die Alternativlesart als Angleichung an den Kontext verstehen läßt. Vgl. auch H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 212 Anm. 75a. Die zoologische Bestimmung der nur im Zusammenhang mit den Plagen erwähnten Tiere (vgl. Ps 78,45; 105,31) ist völlig ungewiß. Zumeist wird an die Stech- oder Hundsfliege (Stomoxys calcitrans; vgl. die Übersetzung der LXX mit κυιпЬк „Gott der Hebräer" in V. 13 auch V. 14 auf die Exposition der ersten nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung zurück, wodurch sich der Kreis von der ersten zur letzten Plage dieses Zyklus schließt. Was die Fortführung des nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens anbelangt, so bleibt schon wegen der auf den Menschen beschränkten Plagenankündigung „nur die Annahme übrig, daß V. 14 auf die Vernichtung der Erstgeburt hinweisen will"283. Die auf 9,13f folgenden Erzählungen über die Hagel-, die Heuschrecken- und die Finsternisplage sind daher im Anschluß an C. Levin als spätere Zutat der Endredaktion zu bewerten, durch die V. 14 seine ursprüngliche Stellung am Ende der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen verloren hat284. Die so entstandene Unstimmigkeit wird indes von der Endredaktion durch die Reflexion über die Fortsetzung der Plagen in V. 15f sowie die Formulierungen des Ersuchens des Pharaos um Fürbitte in 9,27; 10,17 ausgeglichen. Letztere enthalten anders als die Fürbitten in 8,4-9a.21-27 jeweils ein Schuldbekenntnis, das mit DS7Bn „dieses Mal" an V. 14 anknüpft und dem offensichtlich eine aufschiebende Wirkung zugeschrieben wird. Der Anlaß für den massiven Ausbau des Plagenzyklus durch die Endredaktion ist sicherlich auch in den Erzählzügen von der Fürbitte und den Verhandlungen Moses mit dem Pharao zu suchen. Beide Motive gehen auf die Endredaktion zurück und wurden von ihr gemeinsam mit den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen in 7,14-25; 7,26-8,11; 8,16-28; 9,1-7 in den priesterschriftlichen Plagenzyklus eingearbeitet. Ihren Abschluß finden sie jedoch erst in der letzten Dreiergruppe der neun vorläufigen Plagen. In ihnen steigern Fürbitte und Schuldbekenntnis, eingeschränkte Entlassungszusage des Pharaos und deren Zurückweisung durch Mose, seine Vorladung und Vertreibung zunehmend die Unruhe und Spannung der Erzählung und führen so die dramatische Bewegung des gesamten Plagenzyklus zu ihrem Höhepunkt. Vollständig entfaltet die Endredaktion ihre Motive somit erst im Anschluß an den von ihr zusammengeführten 282
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Der im Pentateuch sonst nur noch fiir die Plagen des Wüstenzuges im Kontext priesterschriftlicher Literatur belegte Ausdruck »pö „Plagen" in V. 14 läßt sich hiergegen nicht anfuhren, da die Wurzel »рэ „schlagen" zur Bezeichnung des göttlichen Handels fur die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen mit 7,27 (vgl. 12,23) gesichert ist Gegen F. KOHATA, Jahwist, 119; К. H. WALKENHORST, FS Füglister, 382 mit Anm. 17 u.a. W. RUDOLPH, Elohist, 20. C. LEVIN, Jahwist, 337, der aufgrund seines engen Begriffs der Endredaktion von nachendredaktionellen Zusätzen spricht.
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Text der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen. Dieses Verfahren bot sich schon deswegen an, weil nach Beendigung der redaktionellen Vereinigung und dem Abschluß der strengen Vorgaben durch Ρ die Endredaktion mit größerer Freiheit vorgehen konnte. Zugleich eröffnet es der Endredaktion die Möglichkeit, eigene Anliegen als Höhepunkt des Plagenzyklus zu gestalten und so gegenüber den Vorgaben herauszustellen: Die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen berichten, daß sich der Pharao gegenüber der göttlichen Forderung verweigert. Tiefere Ursachen dieser Haltung werden nicht reflektiert, sondern es wird lediglich berichtet, daß der Pharao in den Plagen Jahwes Macht schließlich anerkennen muß und zum Nachgeben gegenüber dem göttlichen Willen gezwungen wird. Hingegen ringt sich Ρ in der Deutung der von Mose und Aaron vor dem Pharao vollzogenen Legitimationswunder zu der Einsicht durch, daß die Haltung des Pharaos durch Jahwe selbst verursacht ist - eingestellt in den Geschichtsplan Jahwes, der sich gegen alle menschlichen Widerstände verwirklicht. Die Endredaktion nimmt beide Sichtweisen auf, die Einsicht in die Freiheit zum Ungehorsam und die Aussage über Jahwes alles umfassenden Geschichtsplan. In den Verhandlungen und Fürbitten fuhrt dies zur Charakterisierung des Pharaos als desjenigen, der seine eigene Schuld erkennt und doch nicht anders handeln kann, und zwar, wie es in 9,15f deutlich heißt, zum Ruhme Jahwes. Die endredaktionelle Herkunft der letzten drei vorläufigen Plagen schließt freilich nicht aus, daß auch hier mit späteren Ergänzungen zu rechnen ist. Für die Hagelplage in 9,13-35 gilt das, wie gezeigt, für den Ausbau der Plagenschilderung (Erwähnung des Feuers in den V. 23aß.24aß sowie V. 23b) und die Korrektur der Beurteilung der Höflinge (V. 30.34.35b sowie ~IÜD1 „und Regen" in V. 33). Hinzu kommt die gelehrte Notiz über den Stand der Ernte in V. 3 lf. „Die Glosse bezieht sich auf 9,25 und ist an falscher Stelle in den Text geraten."285 Schließlich ist auch die Notiz über die Verschonung der Israeliten im Lande Gosen in V. 26 nachgetragen: Sie fehlt in der Plagenankündigung und hat auch keine Entsprechung in der parallel gestalteten Heuschreckenplage286. Zudem paßt die Notiz auch nicht in den Duktus einer Erzählung, die betont, daß jeder Gottesfurchtige sein Vieh habe in Sicherheit bringen können287. Die häufig als Nachtrag betrachteten V. 19-21 gehören hingegen zum Grundbestand der Erzählung. V. 20f bereitet die Verhandlungen zwischen Mose und dem Pharao in 10,7-11 vor, indem er die allmählich steigende Einsicht der Höflinge beschreibt, die nach 10,7 zur erneuten Einbestellung Moses fuhrt288. Die
285
B . D . EERDMANS, S t u d i e n III, 2 7 .
286
Hierzu s.o. S. 124ff.
287
V g l . H . - C . SCHMITT, J o s e p h s g e s c h i c h t e , 1 2 4 ANM. 143.
288
S o i m A n s c h l u ß a n R. SMEND, E r z ä h l u n g , 1 2 7 u.a. W . RUDOLPH, E l o h i s t , 2 0 ; H . - C . SCHMITT,
FS Kaiser I, 206 mit Anm. 49. Anders A. JÜLICHER, JPTh 8, 93; B. BAENTSCH, Exodus, 75; B.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Verhandlungen von 10,7-11 werden ihrerseits in 10,24-26 fortgeführt und auch von der Entlassungsnotiz in 12,3 lf vorausgesetzt. V. 19 ist von V. 20f nicht zu trennen, da die Glaubensprobe der Ägypter das zuvor von Mose unterbreitete Angebot an den Pharao voraussetzt, sein Vieh in Sicherheit zu bringen. Da die Ankündigung der Hagelplage etwa im Unterschied zur folgenden Heuschreckenplage unbedingt erfolgt, wird die Ernsthaftigkeit der Plagenankündigung durch diesen im Plagenzyklus singulären Zug nicht berührt289. Die Glaubensprobe tritt vielmehr an die Stelle der Alternativpredigt und holt so die wegen der Reflexion über den Fortgang der Plagen nicht formulierte Bedingung nach. Als Ertrag der literarischen Analyse läßt sich zusammenfassen: Zum Grundstock der Hagelplage gehören die V. 13-23aa.24aotb.25.27-29.33*.35a. Indem die Hagelplage die Stilmerkmale der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen vereint, entspricht ihr Aufbau dem vorliegenden Textzusammenhang der Erzählungen von der Verpestung des Nilwassers (7,1425) und der Froschplage (7,26-8,11). Damit ist sie als endredaktionell ausgewiesen. Vorgegeben ist der Endredaktion lediglich die Ankündigung einer letzten Plage in 9,13f, mit der ursprünglich die Reihe der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen endete. Die Endredaktion hat diese Ankündigung um eine Reflexion über die Fortführung der Plagen in V. 15f erweitert und ihrer Erzählung als Exposition vorangestellt. Spätere Bearbeitungen und Glossen bauen die Schilderung der Plage aus (V. 23aß.24aß; V. 23b), tragen das Motiv des Aufenthalts der Israeliten in Gosen nach (V. 26), korrigieren das positive Bild der Höflinge (V. 30.33*[~lDD1 „und Regen"].34.35b) und unterrichten über den Stand der Ernte (V. 31f). 6. Heuschrecken (10,1-20) Es hat sich gezeigt, daß die Erzählung von der Heuschreckenplage bereits in ihrem Grundbestand die als endredaktionell erkannten V. 12.13aoti (bis D"H2iD „Ägypten") umfaßt und den Aufbau der Hagelplage weitgehend wiederholt290. Dem entspricht, daß die Erzählung auch inhaltlich an ihr formales Vorbild anknüpft: So fressen die Heuschrecken ausdrücklich nur dasjenige Grün, das der Hagel übriggelassen hat (V. 5b1 „und er sprach") 17aß*.18 als Ergebnis der Analyse m.E. nicht überzeugt: Die Fürbitte setzt doch auch in ihrer reduzierten Gestalt das Eintreten der Plage voraus, hier folgt sie in V. 16 unmittelbar auf die bedingte Androhung der Plage in V. 4. Anders zuletzt L. SCHMIDT, Beobachtungen, 39 (vgl. auch die ähnlichen Ausführungen bei B. S. CHILDS, Exodus, 134f). Er spricht sich gegen die Annahme einer Überarbeitung von V. 3A aus, interpretiert den Befund aber als bewußte, im Hinblick auf die Reaktion der Höflinge in V. 7 erfolgte Abweichung des Jahwisten von seinem Schema. Das jahwistische Schema hat in diesem Fall für die literaikritische Argumentation in den V. 1-3 seine Beweiskraft vollends verloren. Die für die Ausscheidung der V. lb.2 vorauszusetzende jahwistische Herkunft der Heuschreckenplage wäre auf anderem Weg zu beweisen. S.o. S. 77. S.o. S. 134.
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che Schluß erst nachträglich durch die Formulierung von V. 20 ersetzt324, oder der jahwistische Grundbestand hat überhaupt keine Verstockungsnotiz gehabt325. Wird letzteres angenommen, so gilt 10,24-26 mit der Unterredung zwischen Mose und dem Pharao aus der folgenden Finsternisplage als die unmittelbare Fortsetzung zum Bericht über die Wende in der Heuschreckenplage in 10,19. Die Heuschrekkenplage endet dann mit dem szenischen Abschluß in 10,28f, während die Darstellung der Finsternisplage und die Verhärtungsnotiz in 10,21-23.27 als sekundär beurteilt werden326. Beide Lösungen überzeugen m.E. nicht. Die Annahme einer Verdrängung der jahwistischen Verstockungsnotiz durch V. 20 hat gegen sich, daß sie der Endredaktion unterschiedliche Redaktionstechniken bei gleichen Problemen unterstellen muß: Unabdingbare Voraussetzung für die Existenz einer jahwistischen Grundschicht in 10,1-20 ist, daß der vorhergehende Abschnitt über die Hagelplage nicht erst auf die Endredaktion zurückgeht und somit die endredaktionelle Verhärtungsaussage in 9,35 die Ergänzung einer vorgegebenen jahwistischen Verstockungsnotiz darstellt327. Die Existenz einer jahwistischen Hagelplage einmal unterstellt, so ist in diesem Fall nicht einzusehen, weshalb die Endredaktion in ihrer Bearbeitung der Heuschreckenplage anders verfahren sein soll und ihre Verhärtungsaussage an eine jahwistische Verstockungsnotiz angefugt hat, wenn ihr diese tatsächlich vorgegeben war328. Eine jahwistische Verstokkungsnotiz zum Abschluß der Heuschreckenplage hat es demnach aller Wahrscheinlichkeit nach nie gegeben. Andererseits kann aber auch das Gespräch zwischen Mose und dem Pharao in 10,24-26 nicht die ursprüngliche Fortsetzung zu V. 19 gewesen sein. Nach der Wende der Heuschreckenplage besteht für den Pharao kein Anlaß mehr, mit Mose zu verhandeln. Moses erneute Einbesteilung in 10,24 käme ohne die Notiz über die abermalige Verstockung des Pharaos und das Eintreten der Finsternis somit
324
Dies erwägt bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 68. Ferner J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 22Iff; F. KOHATA, Jahwist, 135. Nach W. Fuss, Pentateuchredaktion, 246 hat die Endredaktion eine elohistische Schlußnotiz verdrängt.
325
Vgl. R. SMEND, Erzählung, 128, 130; B. BAENTSCH, Exodus, 83f; W. RUDOLPH, Elohist, 21;
G. FOHRER, Überlieferung, 70; R. FRIEBE, Form, XXXIX; M. GREENBERG, FS Albright, 246£f; B . S . CHILDS, E x o d u s , 1 3 1 ; L . SCHMIDT, B e o b a c h t u n g e n , 4 4 , 4 7 - 5 0 ; H . - C . SCHMITT, F S K a i 326
327
328
ser I, 207 Anm. 50; W. H. SCHMIDT, BEThL 126,236 Anm. 47. J. VAN SETERS, Life, 77,107f; ders., FS Milgrom, 576 weist jedoch 10,27 J zu und stellt 10,28f zwischen 11,8a und 11,8b. Er begründet dies u.a. damit, daß zum Abschluß der jahwistischen Erzählung eine Notiz über die Haltung des Pharaos zu erwarten sei. Letzteres ist richtig, nur stammt auch 10,27 von der Endredaktion, wie schon das priesterschriftlich beeinflußte ρτπ pi. „verhärten" zeigt. Daß Ρ hier aus Anpassungsgründen die Vorlage geändert habe oder daß J ausnahmsweise ρτπ pi. statt ЧЗЭ hi. „schwer machen" gebraucht habe (a.a.O., 576 Anm. 28 mit Verweis auf den dtr Beleg für ρτπ in Jos 11,20), sind reine Verlegenheitslösungen. Zum Abhängigkeitsverhältnis der Heuschrecken- zur Hagelplage s.o. S. 152f, zur Literarkritik und literarhistorischen Einordnung in 9,34f s.o. S. 14 Iff. So zu Recht L. SCHMIDT, Beobachtungen, 44.
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völlig unmotiviert329. Hinzu kommt, daß das Gesuch des Pharaos um Fürbitte in 10,16f das vollständige Nachgeben gegenüber den Forderungen Moses voraussetzt. Wenn nun das Verhandlungsangebot des Pharaos in 10,24 die unmittelbar zuvor gegebene Entlassungszusage wieder einschränkt, so bedarf diese Rücknahme wenigstens auf der Deuteebene der Erzählung einer Erklärung, zumal nach Ausscheidung von 10,20-23 die Verhandlungen an einem völlig anderen Platz in der Erzählung zu stehen kommen als in den übrigen Plagen. Somit setzen die Verhandlungen in 10,24-26 sachlich zumindest den erneuten Stimmungsumschwung des Pharaos voraus330, was aus kompositorischen Gründen mit Sicherheit nicht unerwähnt geblieben ist. Schließlich lassen sich auch keine literarkritischen Gründe dafür anfuhren, den Gesprächsgang in 10,24-26 aus seinem vorliegenden Zusammenhang in der Finsternisplage herauszulösen331: Zumeist wird die literarkritische Scheidung in 10,21-27 damit begründet, daß die Verhandlungen in 10,24-26 auf den Stand der Gespräche in 10,7-11 bezogen sind. Da 10,7-11 als jahwistisch gelten, die Darstellung der Finsternisplage hingegen einer anderen Quelle oder einer späteren Redaktion zugeschrieben wird, könne die Unterredung in 10,24-26 nicht Bestandteil der Finsternisplage sein. Dem widersprechen aber die genannten Konsequenzen einer Ausscheidung von 10,21-23 und die Beobachtung, daß 10,21-27 „ohne Vorurteil für sich betrachtet"332 literarisch einheitlich ist. Die scheinbare Aporie der zutreffenden Aussagen über eine literarische Beziehung von 10,24-26 auf 10,7-11, über die nichtjahwistische Herkunft von 10,(20.)21-23 und über die literarische Einheitlichkeit von 10,21-27 löst sich indes auf, wenn erkannt wird, daß 10,7-11 wie die Heuschreckenplage insgesamt auf die Endredaktion zurückgeht333. Somit scheidet auch die Möglichkeit aus, 10,24-26 und damit den szenischen Abschluß in 10,28f zur Heuschreckenplage zu
329
330
331 332
333
Vgl. J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 221ff; F. KOHATA, Jahwist, 103. Nach H.-C. SCHMITT, FS Kaiser I, 207 Anm. 50 überzeugt dieser Einwand nicht, da die zweimalige Verhandlung zwischen Mose und dem Pharao vor Beginn der Plage (10,3-6; 10,7-11) auch eine zweimalige Verhandlung bei deren Beendigung erwarten lasse (10,16-19; 10,24-26.28f). Diese Auskunft ändert aber nichts an der Feststellung, daß 10,24ff ohne die Angaben in 10,20-23 völlig in der Luft hängt. Im übrigen hat die angeführte Struktur von jeweils zwei Verhandlungsgängen den Schönheitsfehler, daß die ersten Verhandlungen unmittelbar aufeinander folgend vor Plageneintritt geführt werden, während die beiden letzten Verhandlungen durch den Bericht über das Ende der Plage unterbrochen sind. Dies sieht im Grunde auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 48, wenn er bemerkt, daß der Dialog in 10,24ff die Verstockung des Pharaos sichtbar mache. Ähnlich auch P. LAAF, Pascha-Feier, 6, der in 10,24-26 „nach dem Aufhören der Plage ein letztes Gespräch zwischen Pharao und Mose" sieht, in dem die sonst stereotype Verstockungsnotiz „verdeutlicht" werde. Hierzu s. auch u. S. 163ff. F. KOHATA, Jahwist, 103f. Sie kann sich mit ihrem Urteil auf die ältere Zuweisung des gesamten Abschnitts an Ε berufen. Vgl. J. WELLHAUSEN, Composition, 66 und A. JÜLICHER, JPTh 8, 97f. Vgl. auch B. D. EERDMANS, Studien ΙΠ, 26, der die Texte aus ähnlichen Gründen einem Verfasser zuweist.
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ziehen und direkt an 10,19 anzuschließen. Die Heuschreckenplage bliebe nach Streichung der endredaktionellen Verhärtungsnotiz in V. 20 ohne Abschluß. Das ist jedoch ebenso unwahrscheinlich wie die Annahme einer durch V. 20 verdrängten jahwistischen Verstockungsnotiz. Der endredaktionelle V. 20 gehört folglich zum Grundbestand der Erzählung. Mit dem Auftakt und der Schlußnotiz sowie dem Bericht über das Auftreten des Wundertäters und das Eintreten der Plage geht der Grundstock der Heuschreckenplage auf die Endredaktion zurück. Gleichwohl sind wie in der Hagelplage noch Spuren späterer Bearbeitungen festzustellen. Dies gilt zunächst fur die Erwähnung der Höflinge in V. lb ("РЧЭХ7 лЬ"П*0 „und das Herz seiner Höflinge"). Wie gesehen, gehört sie in den Kontext einer Bearbeitung der Hagelplage (9,30.34.35b), die den Aussagen der Endredaktion über die Möglichkeiten einer Gotteserkenntnis und -furcht der Höflinge reserviert gegenübersteht334. Nachgetragen ist ferner die in Aufnahme von 5,1 erfolgte Erwähnung Aarons in V. 3a.8a, die zur Bildung des Plur. ΠΟΧΉ „und sie sprachen" in V. 3 a und zur Einfügung von ОпЬк „zu ihnen" in V. 8a. 10a geführt hat335. Außer der später eingefügten Glosse aus V. 5bßy (ab f 17П~Ьэ~ЛК Ь э ю „und werden alle Bäume fressen") 336 ist in der Botenrede Moses auch noch V. 6a eine spätere Ergänzung. Hierfür spricht, daß die Androhung, die Heuschrecken würden die Häuser füllen, im Plagenbericht keine Entsprechung hat. Auch bezieht sich die Vergleichsaussage in V. 6a anders als in V. 14b auf eine Einzelerscheinung der Plage, und nicht auf die Heuschreckenplage im allgemeinen337. Schließlich hat sich die Erwähnung mehrerer Häuser des Pharaos auch an ihren übrigen Belegstellen in 8,5.7.17 als Nachtrag zum endredaktionellen Text herausgestellt338. Ob es bei dieser Ergänzung um mehr als die Feststellung geht, „daß der Pharao als mächtiger Herrscher über mehrere Häuser verfügt haben muß"339, ist allerdings kaum noch zu beantworten. Unverkennbar ist jedenfalls das Bemühen, die Heuschreckenplage an die Frosch- und Ungezieferplage anzugleichen, in denen die Motive aus V. 6 ebenfalls vorkommen. Redigierende Eingriffe sind schließlich auch für den Bericht über das Eintreten der Plage nicht auszuschließen. So könnte die Vergleichsaussage in V. 14b im Anschluß an die entsprechenden Formulierungen der Hagelplage in 9,18.24 eingefügt sein und auch die Angaben über die Heuschrecken in V. 12aßb sind in Jahwes Ausführungsbefehl durchaus entbehrlich. Doch lassen sich in diesem Fall weitere literarkritische Differenzierungen nicht mehr hinreichend begründen. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß sich die im Zusammenhang der Analyse von 9,13-35 vermutete endredaktionelle Herkunft der Heuschreckenplage bestä334
S.o. S. 143FF.
335
Vgl. o. S. 1 2 1 - 1 2 4 .
336
S.o. S. 152 Anm. 291. Mit L. SCHMIDT, Beobachtungen, 44.
337 338
S.o. S. 1 1 7 , 1 2 4 .
339
L. SCHMIDT, Beobachtungen, 85.
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tigt hat. Eine Ausscheidung der in der Forschung wiederholt der Endredaktion zugeschriebenen Passagen zum Auftakt und Schluß der Erzählung sowie in den Schilderungen über Moses Vorsprache beim Pharao und das Eintreten der Plage ist literarkritisch nicht hinreichend zu begründen. Mit einiger Sicherheit nachgetragen sind außer V. 5bßy.6a lediglich die Erwähnung der Höflinge in V. lb sowie diejenige Aarons in V.3.8. Letztere geht auf eine räumlich begrenzte Korrektur des endredaktionellen Textes zurück, die bereits in der Hagelplage greifbar war. Hervorzuheben bleibt schließlich, daß die Reflexion über den Zweck der Plagen in 10, lf* nicht nur in einem engen Zusammenhang mit ihrem Gegenstück in der Hagelplage in 9,15f steht, sondern in der Verwendung des literarischen Schemas der Kindesbelehrung auch mit den katechetischen Ausführungen im Rahmen der Einsetzung von Passa und Mazzotfest konzeptionell übereinstimmt. 7. Finsternis (10,21-29) Die Finsternisplage in 10,21-27(28f) setzt ohne vorherige Ankündigung mit dem Befehl Jahwes in V. 21 ein, Mose solle durch Handerhebung eine Finsternis hervorrufen. Die Gestalt des Befehls und seiner Ausführung in V. 22a entspricht weitgehend den Befehlen zur Ingangsetzung der Hagel- und der Heuschreckenplage mit ihren Ausfuhrungsnotizen in 9,22.23acci (bis D">DE?rrbs7 „zum Himmel") und 10,12.13aoti (bis ΟΉΧΟ „Ägypten"). Ferner verbindet die Verhärtungsnotiz in V. 27 wie ihre Parallelen in der Hagel- und der Heuschreckenplage in 9,35 und 10,20 das nichtpriesterschriftliche Motiv der verweigerten Entlassung (пЬю) mit dem in den priesterschriftlichen Schlußnotizen gebräuchlichen рТП „verhärten". Die gemeinsame Verfasserschaft der genannten Passagen aus den letzten drei vorläufigen Plagen ist daher auch nahezu unbestritten340. Weiterhin setzt die Unterredung zwischen Mose und dem Pharao in V. 24-26 die in 10,7-11 geschilderten Verhandlungen nach der Ankündigung der Heuschreckenplage fort, insofern der Pharao über den Stand dieses Gesprächs hinausgehend bereit ist, auch die Kinder der Israeliten ziehen zu lassen. Andererseits ist das Gespräch in 10,711 auf seine Wiederaufnahme in der Finsternisplage hin angelegt, da Moses Erwähnung von Klein- und Großvieh in 10,9 erst mit der Einschränkung des Pharaos in V. 24, daß die Israeliten ihr Vieh nicht mitnehmen dürfen, in einen sinnvollen Aussagezusammenhang zu stehen kommt. Beide Gespräche stammen von ein und demselben Verfasser341. Schließlich kann man auch in dem Motiv einer 340
341
Eine Ausnahme ist M. GREENBERG, Exodus, 186f; ders., FS Albright, 248, der die Finsternisplage im Gegensatz zu den beiden anderen Erzählungen seinem (priesterschriftlichen) Zyklus В zuweist und als ihren ursprünglichen Ort unmittelbar hinter 9,8-12 annimmt. Vgl. zuletzt L. SCHMIDT, Beobachtungen, 47ff (bei anderer literarhistorischer Zuordnung und Verhältnisbestimmung zur Darstellung der Finstemisplage in den V. 21-23.27). Anders u.a. J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 221ff; F. KOHATA, Jahwist, 104. P. WEIMAR, Berufung, 278f mit Anm. 98+100 sieht die Bezüge zwischen beiden Dialogen, hält aber 10,24-26 und die Bezugspunkte aus den Verhandlungen in 10,6b-l la* für Nachträge der Endredaktion.
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dreitägigen totalen Finsternis (~[Ш) eine Steigerung gegenüber der Auskunft in der vorhergehenden Plagenerzählung sehen, daß die Heuschrecken das Land verdunkelt hätten ("[Е7П qal in 10,15; vgl. 10,5*). Nach dem Ergebnis der hier vorgelegten Analysen geht die Finsternisplage somit auf die Endredaktion zurück. Für das narrative Grund^erüst des Abschnitts bestätigt dies die Verwendung zugleich priesterschriftlicher und nichtpriesterschriftlicher Formulierungen und Motive in den V. 21.22a.27342. Für die Verhandlungen mit dem Pharao weist auf die Endredaktion, daß die Auskunft Moses, Jahwe werde die Einzelheiten seines Kultes erst bei Ankunft an der Feststätte bekanntmachen, die priesterschriftlichen Vorstellungen über den Ort und Zeitpunkt der Kultgesetzgebung sowie über die Aufnahme des Jahwekultes voraussetzt. Hinzu kommt die im Rahmen der Analyse der Heuschreckenplage entfaltete Einsicht, daß die erneute Einbesteilung Moses zu Verhandlungen zumindest die endredaktionelle Verhärtungsnotiz in 10,20 voraussetzt343. Ist der Anteil der Endredaktion an der Hagel- und der Heuschreckenplage richtig bestimmt, so sind im Vergleich dazu für die ebenfalls endredaktionelle Finsternisplage Besonderheiten festzustellen, die es zu erklären gilt. Zunächst fällt auf, daß der Vorspann der beiden vorhergehenden Plagenerzählungen mit dem Auftritt Moses vor dem Pharao in 10,21—27(28f) keine Entsprechung hat. Der Abschnitt wiederholt somit nicht die für die Hagel- und die Heuschreckenplage charakteristische Aufnahme der endredaktionellen Gestalt der Erzählung von der Verpestung des Wassers und der Froschplage. Bei der Herleitung dieser Eigenart ist von der Position der Finsternisplage im Ganzen des Plagenzyklus und dem dadurch bedingten Sachverhalt auszugehen, daß es sich bei der dreitägigen Finsternis um ein reines Schauwunder handelt: Die Finsternisplage beschließt den Reigen der neun vorläufigen Plagen. Diesen ist in 7,8-13 der priesterschriftliche Abschnitt über die Legitimation Moses und Aarons vor dem Pharao als Prolog vorangestellt. Als Nachweis der Legitimation dient die Verwandlung von Aarons Stock in eine Schlange. Auf dieses Schauwunder, das keinerlei schädigende Wirkung auf die Ägypter hat, folgen in der endredaktionellen Gestalt des Plagenzyklus acht Plagen mit eindeutig negativen Folgen fur Ägypten und seine Bewohner. Daß fur die Endredaktion bei diesen Plagen der Gesichtspunkt der Lebensbeeinträchtigung mit im Vordergrund steht, zeigt sich am Umgang mit den priesterschriftlichen Plagenerzählungen. Sofern diese wie bei der Verwandlung des Wassers zu Blut (7,19.20a*.21b.22) und dem Aufkommen der Frösche (8,1-3.1 lay.b) keine Erzählzüge enthalten, in denen es um das Ungemach Ägyptens geht, werden sie von der Endredaktion um die entsprechenden Heimsuchungsmotive der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen ergänzt. Hingegen können die priesterschriftliche Ungeziefer- und Geschwürplage (8,12-15; 9,8-12) ohne derartige Ergänzungen übernommen werden, weil in beiden Fällen deutlich auch vom Schaden Ägyptens 342 343
S.o. S. 134. S.o. S. 159ff.
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die Rede ist. Die Finsternis als die neunte und letzte vorläufige Plage stellt dagegen - ungeachtet ihrer fast kosmischen Dimension - zweifellos ein reines Schauwunder dar. Mit ihm schlägt die Endredaktion den Bogen zurück zum Prolog der vorläufigen Plagen und macht die Finsternisplage als deren Abschluß kenntlich. Zugleich wird die Finsternisplage durch den Rückbezug auf den Prolog in 7,8-13 ihrerseits zum Prolog der folgenden endgültigen Plage der Tötung der Erstgeburt Ägyptens. Das zeigt auch die Wahl einer dreitägigen Finsternis als Gegenstand des Schauwunders, das so zum „Signal einer zerstörerischen Realität"344 wird, deren Realisierung in der nächtlichen Tötung der Erstgeburt noch aussteht. Der Abschnitt 10,21—27(28f) läßt sich also zutreffend als Übergangsbereich zwischen den neun vorläufigen Plagen und der zehnten, zur Entlassung Israels führenden Plage beschreiben. Die aus ihrer Stellung im Kontext folgende Gestaltung der Finsternisplage als Schauwunder macht nun ihrerseits verständlich, weshalb der Abschnitt gleich mit dem Befehl Jahwes zur Initiierung der Finsternis einsetzen kann. Anders als bei den Strafandrohungen der Hagel- und der Heuschreckenplage entfällt für ein Schauwunder die Notwendigkeit der Botenrede mit dem Hinweis auf die bislang verweigerte Entlassung der Israeliten, da das Schauwunder im Gegensatz zum Strafwunder345 keines prophetischen Schuldaufweises bedarf. Die Endredaktion kann daher zugunsten der Dramaturgie auf den (redundanten) Vorspann mit der Ankündigung der Plage verzichten. Ausschlaggebend für die Wahl der Auftaktformulierung in V. 21 wird dann freilich die Strukturierung der endredaktionellen Gestalt des Plagenzyklus in drei Tripel gewesen sein, in der die jeweils dritte Plage jeder Gruppe mit einer solchen Aufforderung an Aaron (8,12 Ρ) oder Mose (9,8 P) eingeleitet wird346. Auffällig ist auch die Gestaltung des Gesprächsgangs in den V. 24-26(28f). Anders als ihr Anknüpfungspunkt in 10,7-11 finden die Verhandlungen nicht vor der Initiierung der Plage statt. Sie stehen aber auch nicht wie in den übrigen Plagenerzählungen im Zusammenhang einer Fürbittenszene vor der Wende zum Aufhören des Übels. Vielmehr ruft der Pharao diesmal Mose offenkundig erst nach Beendigung der Plage zu sich. Dies zeigt nicht nur das Fehlen des Gesuchs um Fürbitte, sondern auch die Auskunft von V. 23a, niemand habe sich wegen der Finsternis von seinem Platz erhoben: Da nichts anderes gesagt wird, gilt die Aussage von V. 23a wegen ihrer Allgemeinheit mit Sicherheit auch für die Sendboten des Pharaos, so daß dieser erst nach Ablauf der dreitägigen Finsternis die Verhandlungen erneut aufnehmen kann. Diese Stellung des Gesprächsgangs nach dem Aufhören der Plage ist sachlich bedingt durch das Fehlen eines Vorspanns
344 345
M. GÖRG, NBL I, 673. Zum Motiv vgl. auch VTE § 56. Zur Terminologie und zur Kritik am Begriff des Erzwingungswunders (L. Schmidt) vgl. H.-C. SCHMITT, F S Kaiser 1 , 2 1 1 Anm. 71.
346
S.o. S. 77f.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
und die Darstellung der Finsternisplage als ein ohne Fürbitte endendes Schauwunder. Die Positionierung der Verhandlungen nach dem Aufhören der Finsternis hat einerseits zur Folge, daß es dem Pharao bei der letzten Verhandlung erstmals nicht nur um die Abwehr einer vorfindlichen Notlage geht, sondern grundsätzlich um das Ende aller Plagen. Da das vom Pharao unterbreitete Angebot von Mose als unzureichend abgelehnt wird, fuhrt sie aber auch dazu, daß die Reihe der vorläufigen Plagen mit dem Abbruch der Verhandlungen endet. Entsprechend bescheinigen sich im vorliegenden Textzusammenhang Mose und der Pharao in V. 28f unabhängig davon, in welchen Kontext die Verse ursprünglich gehören347 - gegenseitig das Scheitern der Verhandlungen. Vorbereitet wird der Eklat zum Abschluß der vorläufigen Plagen auf der Deuteebene der Erzählung durch die in ihrem zweiten Teil (ОпЬюЬ i"QK Kbl „und er war nicht willens, sie zu entlassen") kontextbedingt abgewandelte endredaktionelle Verhärtungsnotiz in V. 27348. Somit hat die kompositorische Funktion der Finsternisplage als Abschluß der neun vorläufigen Plagen und Übergang zur endgültigen zehnten Plage ebenso wie ihre Ausformung als Schauwunder auch Konsequenzen für die Gestaltung des Gesprächs in den V. 24-26(28f) gehabt. Diese Beobachtung spricht ebenfalls für die oben dargelegte Ansicht, daß die V. 24-26 von vornherein in den Zusammenhang der Finstemisplage gehört haben. Als Ertrag der Analyse läßt sich somit formulieren: Die Erzählung von der Finsternis in 10,21-27 ist literarisch einheitlich. Ihre Verflechtung mit den Erzählungen von der Hagel- und der Heuschreckenplage bestätigt die Zuweisung an die Endredaktion, wie sie in jüngerer Zeit aufgrund der Vermengung priesterschriftlicher und nichtpriesterschriftlicher Formulierungen wiederholt vorgenommen worden ist. Bemerkenswert sind die Besonderheiten der Finsternisplage gegenüber den beiden vorhergehenden Plagen. Anders als bei Hagel und Heuschrecken handelt es sich bei der Finsternis um ein reines Schauwunder. Entsprechend fehlt die bedingte Ankündigung der Plage, und die Verhandlungen um die Entlassung finden erst nach Ende der Finsternis statt. Die Abweichungen erklären sich sämtlich durch die kompositorische Funktion der Finsternisplage im Ganzen der vorliegenden Gestalt des Plagenzyklus und weisen diese als eine durchdacht aufgebaute Einheit aus. Zu prüfen bleibt, ob die Endredaktion mit V. 28f ein vorgegebenes Textfragment eingearbeitet hat. 8. Tötung der Erstgeburt (11,1-10; 12,29-36) Der Plagenzyklus erreicht seinen grausigen Höhepunkt und Abschluß mit der Tötung aller Erstgeborenen Ägyptens. Sie wird von Jahwe vorab als ein letzter 347 348
S. hierzu im folgenden zur Tötung der Erstgeburt. Vgl. auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 45.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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Schlag kenntlich gemacht, auf den hin der Pharao die Israeliten tatsächlich entlassen wird (V. 1). Nach der Übermittlung seiner Drohung an den Pharao durch Mose (V. 4-8) kündigt Jahwe weiterhin an, daß sich der Pharao in Fortsetzung seines bisherigen Verhaltens von der Ankündigung dieser Plage allein noch nicht beeindrucken lassen wird. Vielmehr bedürfe es hierzu erst des Eintretens der Plage (V. 9). Daß nach V. 9 auch die Drohung mit der Tötung der Erstgeburt nicht ausreicht, um vom Pharao die Entlassung der Israeliten zu bewirken, stellt die Ankündigung der letzten Plage in eine Reihe mit den ersten neun, „planmäßig erfolglosen" 349 Plagen. Das gilt auch für die Auskunft der Verses, der vermeintliche Mißerfolg Moses, die Mißachtung seiner prophetischen Botschaft durch den Pharao, diene am Ende dem Ruhme Jahwes. Diese Zweckbestimmung stimmt gänzlich mit der Absicht überein, die nach dem vorliegenden Textzusammenhang der Reihe der neun vorläufigen Plagen zugrunde liegt und die sich in dem Erkenntnisziel der Unvergleichlichkeit Jahwes in einigen Plagenankündigungen (vgl. 8,6.18; 9,14.29) oder den Reflexionen über den Fortgang der Plagen (9,15f; 10,lb-2) ausdrückt. Die Einbindung von 11,1-10 in den Kontext der vorläufigen Plagenerzählungen erfolgt ferner durch Formulierungen der Jahwerede in V. lf. Mit der Aufnahme des Wortlauts von 3,20 in V. laß (ОЭПХ nbt£P ρ ~ Ή Π Χ „danach wird er euch entlassen") und dem Motiv der Beraubung der Ägypter in V. 2(3)350 greift sie auf den Abschnitt 3,18-22 zurück. Dieser bietet in Form einer Jahwerede eine präzise Vorhersage der bevorstehenden Abfolge von der Bitte um ein Opferfest in der Wüste (3,18 vgl. 5,3), den Plagen und der durch sie erzwungenen Entlassung der Israeliten (3,19f) sowie der Beraubung der Ägypter (3,21f)351. Der in die Situation vor der entscheidenden Plage gestellte Rückgriff in 11, lf kündigt den Abschluß dieser Kette an, wobei zugleich die durch den Plagenzyklus bedingte Verzögerung im Handlungsfortschritt überbrückt wird. Daneben läßt sich für die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt aber auch eine gegenläufige Bewegung ausmachen, die diese Verzögerung durch die Plagenerzählungen betont herausstellt. Dies geschieht in V. lb, der die ausstehende Entlassung der Israeliten als völlige Vertreibung aus Ägypten ansagt (ΠΤΩ DOriK ΕΓΌ"1 ЕПЭ п Ь э ТгЬюэ „wenn er entläßt, wird er euch sogar von hier völlig vertreiben"). Der Teilvers schlägt damit einen Bogen zu einem Gespräch zwischen Jahwe und Mose in 5,226,1, in dessen Verlauf Jahwe vor Beginn des Plagenzyklus ebenfalls in Steigerung der gebräuchlichen Rede vom Entlassen der Israeliten (пЬю pi.) ihre Vertreibung (Ena pi.) in Aussicht stellt. In der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt wie349
E. BLUM, Studien, 255.
350
Zur Motivkette der Beraubung der Ägypter in 3,21f; 11,2f; 12,35f vgl. die Zusammenstellungen bei W . Fuss, Pentateuchredaktion, 53f; T . - C . VRIEZEN, J E O L 23, 389f; P. WEIMAR, Berufung, 55f. Vgl. auch W . H. SCHMIDT, Exodus, 142f.
351
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derholt sich nach V . l b somit zum Ende des Plagenzyklus dessen Ausgangssituation. Bemerkenswert ist, daß sich das Gespräch zwischen Jahwe und M o s e in 5,22-6,1 seinerseits w i e 1 l , l f auf den Abschnitt 3,18-22 bezieht 352 . Somit entsteht ein N e t z v o n Verbindungen zu 11,1-3, in dem sich das Nebeneinander der gegenläufigen Bewegungen des Abschnitts, die Überbrückung der durch die Plagen bedingten Verzögerung der Erzählung w i e deren betontes Herausstellen, nicht gegenseitig ausschließen, sondern die P o l e markieren, deren Spannungsverhältnis eine gute Erzählung trägt. Schließlich findet auf der Deutungsebene des Plagenzyklus die Zugehörigkeit der letzten Plagenankündigung zu den vorhergehenden Plagenerzählungen darin ihren Ausdruck, daß erst im Anschluß an die Ansage der Tötung der Erstgeburt und die Ankündigung ihrer Mißachtung durch den Pharao das Resümee der vorläufigen Plagen folgt ( V . 10). Dessen rückblickende Auskunft, das von Jahwe vorausgesagte Verhalten des Pharaos sei nur als Verhärtung durch Jahwe erklärlich, schließt damit eindeutig auch die (erzählerisch nicht mehr durchgeführte) Reaktion des Pharaos auf die Ankündigung der letzten Plage mit ein. Das Resümee in V . 10 „ M o s e und Aaron taten alle diese Wunder v o r dem Pharao; Jahwe verhärtete aber das Herz des Pharaos, so daß er die Israeliten nicht aus seinem Lande ziehen ließ" beschließt den Plagenzyklus. A n seinem Ende ist die Situation die gleiche w i e an seinem Anfang. Es folgt in 12,1 ein betonter Neueinsatz mit Ortsangabe und Datierung. Gleichwohl greift der Plagenzyklus mit der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt weit über diesen Einschnitt hinaus, w i e vor allem das noch ausstehende Eintreten der letzten Plage und der angekündigten Entlassung der Israeliten zeigen. Beide werden erst in 12,29-39 geschildert. Dazwischen sind Jahwes Bekanntgabe der Bestimmungen zum Passa und zum M a z zotfest an M o s e und Aaron ( 1 2 , 1 - 2 0 ) geschaltet. A u f diese folgt unmittelbar die Übermittlung der Passaanweisungen durch M o s e an das V o l k (12,21-28), während erst im Anschluß an den Bericht über die Tötung der Erstgeburt und den Aufbruch aus Ägypten geschildert wird, w i e M o s e dem V o l k die Mazzotbestimmungen zusammen mit weiteren kultgesetzlichen Regelungen mitteilt ( 1 2 , 4 0 13,16). Dieser zweite Block kultgesetzlichen Inhalts unterbricht seinerseits das Itinerar über den Auszug der Israeliten und ihren Marsch durch die Wüste. Dessen Ausgangspunkt,
von
Ramses
nach
Sukkot,
wird
noch
im
Rahmen
der
Auszugsnacht angeführt (12,37a), während sich die Fortsetzung mit der ersten Station, Sukkot, und der nächsten Etappe nach Etam erst in 13,20 findet 353 . M i t dieser A b f o l g e stellt sich die für 11,1 bis 13,16(17-20) häufig beobachtete Mischung von Erzählung und Gesetz 354 - v o r der allfälligen Feststellung ihrer
352
353
354
Vgl. 6,Iba mit 3,19b; ferner 5,22b mit 3,10; 5,23b mit 3,8 und hieizu R. KESSLER, Querverweise, 202f, 209; E. BLUM, Studien, 19. Auf diese Weise entsteht der Raum, um im Rahmen der ersten Etappe grundsätzliche Informaüonen über den Zug der Israeliten mitzuteilen. S.o. S. 57. Vgl. statt vieler G. FOHRER, Überlieferung, 79f; W. H. SCHMIDT, Exodus, Sinai und Mose, 55.
Der nichtpriesterschiiftliche Text
169
literarischen Uneinheitlichkeit - als Übergangsbereich mit Themenverschränkung heraus355: Erzählung: (11,1-10)
Ankündigung der zehnten Plage und des Auszugs der Israeliten
Gesetz: (12,1-28)
Bekanntgabe der Passa- und der Mazzotbestimmung durch Jahwe und Übermittlung der Passabestimmung an das Volk durch Mose
Erzählung: (12,29-42)
Ausführung der zehnten Plage und Beginn des Exodus - Weiterführung von 11,1-10
Gesetz: Bekanntgabe weiterer Kultgesetze durch Jahwe, deren (12,43-13,16) Übermittlung sowie Übermittlung der Mazzotbestimmung an das Volk durch Mose; - Weiterführung von 12,21-27 in 13,5-10 Erzählung: (13,17-20)
Fortgang des Exodus; - Weiterführung von 12,37 in 13,20
Daß mit der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt auch ein neuer Abschnitt eingeführt werden soll, läßt ferner die „kompositorische Schaltstelle" in 11,1-3 erkennen. Diese greift nicht nur auf 3,18-22 und 5,22-6,1 zurück, sondern gibt zugleich einen summarischen Vorgriff auf die folgenden Ereignisse. Er reicht bis zu der rekapitulierenden Vollzugsmeldung der Beraubung der Ägypter in 12,363S6. Die letzte Plage und der Beginn des Auszugs werden so durch die Korrespondenz der Notizen D^ISD ^ГУЗ ПУП ]ГГПК ΓΓΊΓΡ " p i „und Jahwe verschaffte dem Volk Gunst in der Meinung der Ägypter" in 11,3a und К7ГГ |ГГЛХ |Π3 ΓΠΓΡΊ D"H2SD "О-'УЗ „und Jahwe hatte dem Volk Gunst in der Meinung der Ägypter verschafft" in 12,36a sowie durch den Rückverweis auf 11,2 mit dem Vermerk ilttfD "13ЧЭ „wie Mose gesagt hatte" in 12,35 gerahmt. Innerhalb dieses Rahmens stimmen die Abfolge in 11,1-3 und die Darstellung der Auszugsnacht in 355
Als Analogie in Gesetzestexten läßt sich auf die Verklammerung von „Kultus" und „Gerichtsordnung" in Dtn 16,2 lf sowie diejenige von „Gesetzen zum Schutze des Lebens" und „Sexualgesetzen" in Dtn 22,1-12 verweisen. Vgl. hierzu G. BRAULIK, Gesetze, 75-78; U. RÜTERSWÖRDEN, Gemeinschaft, 29f.
356
1 2,35f ist plusquamperfektisch zu verstehen. Das macht auch die Wendung ПОП „wie Mose gesagt hatte" in V. 35a deutlich, die freilich nicht auf Moses Beauftragung durch Jahwe in 11,1-3 verweist, sondern auf die nicht berichtete Ausführung des Auftrags. Vgl. B. BAENTSCH, Exodus, 104 (12,35f sind danach aber eine spätere Ergänzung zu 11,1-3); M. NOTH, Exodus, 67; P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 14 Anm. 26. Anders u.a. B. D. EERDMANS, Studien III, 27; W. Fuss, Pentateuchredaktion, 285.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
12,29-36 genau überein: Zuerst werden die letzte Plage (V. laa; vgl. 12,29f) und der dadurch bedingte und unmittelbar bevorstehende Auszug (V. laß.b; vgl. 12,31-34) angekündigt. Es folgen die Beauftragung Moses, dem Volk das Entleihen kostbarer Gegenstände von den Ägyptern zu befehlen (V. 2; vgl. 12,35), und eine Notiz über die von Jahwe bewirkte positive Reaktion der Ägypter auf dieses Ansinnen (V. 3; vgl. 12,36). Auf diese Weise bilden 11,1-3 und 12,35f eine Inklusion um die Ereignisse der Auszugsnacht und die in ihr erlassenen Gesetze, die über die üblichen Entsprechungen von Ankündigung und Eintreten der Plage hinausgeht357. Es ergibt sich somit folgender Befund zur kompositorischen Stellung von 11,1-10 im vorliegenden Textzusammenhang: Die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt gehört einerseits noch deutlich zu den Plagenerzählungen in 7,8-10,29. Den Abschluß dieser Erzählungen bildet das Resümee in 11,10. Ihm korrespondiert der unmittelbar folgende Neuanfang mit Ortsangabe und Datierung in 12,1. Abschluß und Neuanfang stammen aus der priesterschriftlichen Überlieferung358, deren Gliederung sich an dieser Stelle auch im vorliegenden Textzusammenhang durchgesetzt hat359. Andererseits weist die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt auch über das Plagenresümee in 11,10 hinaus und eröffnet einen komplexen Übergangsbereich zwischen Ägyptenaufenthalt und Plagen, Kultgesetzgebung und Auszug in 11,1-13,20. Beide Gliederungsprinzipien sind in dem kompositorischen Brückenglied 11,1-3 vereinigt, das auf die Ankündigung und den Beginn der Auseinandersetzung Moses mit dem Pharao zurückgreift und gleichermaßen auf die Ausführung der Plage und die Entlassung der Israeliten vorausweist. Der Grund für die Hineinnahme des Ausführungsberichts der letzten Plage in die kultgesetzlichen Bestimmungen liegt dabei auf der Hand. Die Tötung der Erstgeborenen Ägyptens folgt nach Angabe der Passabestimmungen (vgl. 12,1.12f.23) zeitlich und logisch auf die Einsetzung des als Schutzritus verstandenen Passafestes. Aus der Perspektive der Passabestimmung kann sie daher erst im Anschluß an 12,1-28 berichtet werden. Die hauptsächlich durch 11,1-3 vorgegebene Strukturierung des Abschnitts ist also unter dem Gesichtspunkt der vorliegenden Einbindung der Passabestimmung in die Auszugsereignisse durchaus sachgemäß. Es bleibt zu untersuchen, ob der Abschnitt 11,1-3 auch die Funktion hat, die Auf-
357
358 359
Die Aufnahme von 11,1b (ЕП5 pi. „vertreiben") in 12,39b (Ю~й pu. „veitrieben werden") kommt außerhalb dieses Rahmens zu stehen und ist auch deshalb als Nachtrag verdächtig. Vgl. o. S. 59 mit Anm. 130. S.o. S. 83 mit Anm. 27 (zu 11,10) und S. 32fmitAnm. 12 u. 14 (zu 12,1). Vgl. auch die Beobachtungen von P . WEIMAR/ E. ZENGER, Exodus, 11-15; E. ZENGER, VT.S 32, 481£F; P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 16-20. Danach setzt der durch chiastische Entsprechungen von 12,1-36 und 16,(13.)16-35 gerahmte dritte von sieben Abschnitten der Endgestalt des Exodusbuches mit 12,1 ein. Gegen P. WEIMAR, a.a.O., 11 Anm. 18 ist jedoch ausdrücklich festzuhalten, daß damit nur einer von vielen Gesichtspunkten der komplexen Struktur des Endtextes beschrieben ist.
Der nichtpriesterschriftliche Text
171
bauprinzipien der priesterschriftlichen Exoduserzählung mit denjenigen einer nichtpriesterschriftlichen Parallelüberlieferung in Einklang zu bringen. Die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt besteht im vorliegenden Textzusammenhang aus zwei Teilen, einer Jahwerede mit abschließender Erzählnotiz in den V. 1-3 und einer Moserede mit Szenenschluß in den V. 4-8. Mit der Zweigliedrigkeit geht einher, daß die V. 1-3 in einem spannungsreichen Verhältnis zu ihrem Kontext stehen: Zum Schluß der Finsternisplage in 10,28f beendet der Pharao barsch seine Unterredung mit Mose und untersagt diesem unter Androhung der Todesstrafe jeden weiteren Auftritt am Hofe, worauf Mose ebenso erregt erwidert, er werde kein weiteres Mal vor dem Pharao erscheinen. Es folgt die Jahwerede aus den V. 1-3. Mose wird über die letzte Plage und den bevorstehenden Auszug unterrichtet und erhält den Befehl, den Israeliten die Entlehnung kostbarer Gegenstände von den Ägyptern aufzutragen. Nachdem in 11,3 erklärt wird, weshalb sich die Ägypter auf letzteres eingelassen haben, beginnt mit V. 4 die Moserede. Sie ist im vorliegenden Textzusammenhang an den Pharao gerichtet, dem im Namen Jahwes die Tötung aller Erstgeborenen angekündigt wird. Diese Übermittlung einer Botschaft Jahwes an den Pharao wird nun weder in den V. 1-3 gefordert, noch in V. 4 szenisch eingeführt. So bleibt ihr Adressat zunächst ungenannt und wird erst am Ende der Rede (V. 7b.8a) und im Szenenschluß (V. 8b) erwähnt. Problematisch ist aber vor allem die Folge von Jahwe- und Moserede in ihrem Verhältnis zum Schluß der Finsternisplage in 10,28f. Einerseits kann man zwar davon ausgehen, daß der Endgestalt des Abschnitts die Vorstellung zugrunde liegt, Jahwe habe die in V. lf genannten Worte Mose sofort und ohne Wechsel des Ortes mitgeteilt360. Die Moserede in den V. 4-8a braucht also im Grunde genommen keine szenische Einführung, insofern für den vorliegenden Textzusammenhang die Charakterisierung U. Cassutos zutrifft, „that the intention of the passage is to indicate only what was taking place at that moment in Moses' mind"361. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß dennoch durch die V. 1-3 eine Digression entsteht, die es kaum mehr erlaubt, in den V. 4-8 die unmittelbare Fortführung der Rede Moses in 10,29 zu sehen. Zumindest nach der Notiz über Jahwes Handeln und das Ansehen des Mannes Mose in V. 3 wäre eine Mitteilung über die Fortfuhrung des Gesprächs aus 10,29 oder über das abermalige Erscheinen Moses vor dem Pharao zu erwarten. Insofern gerät, wie häufig bemerkt worden ist, Moses Rede in den V. 4-8a durch die Jahwerede in den V. 1-3 in Widerspruch zu Moses Ankündigung in 10,29, nicht mehr vor dem Pharao zu erscheinen. In der Regel fuhren diese Beobachtungen gemeinsam mit der Feststellung, daß 10,28f und 11,4-8 sich als ein geschlossener szenischer Zusammenhang lesen lassen, zur literarkritischen Ausscheidung der V. 1-3 362 . Im Rahmen der Neueren Ur360
So zu Recht B. BAENTSCH, Exodus, 85.
361
U. CASSUTO, Exodus, 132. Vgl. u.a. A. DILLMANN, Exodus, 106f; B. BAENTSCH, Exodus, 85; W. RUDOLPH, Elohist 21f;
362
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kundenhypothese ist dieser Befund näherhin so ausgewertet worden, daß die V. 1-3 als Einschaltung aus Ε in den jahwistischen Erzählfaden in 10,28f; 11,4-8 gelten363. Doch die Zuweisung der Verse an Ε bereitet erhebliche Probleme. Außer der Gottesbezeichnung Jahwe in den V. 1.3 spricht gegen eine elohistische Herkunft des Abschnitts, daß V. 1 mit der Wendung 1ΠΗ S733 Τ1Ϊ7 „noch eine Plage" auf eine Reihe von Plagen zurückblickt, während Ε im Plagenzyklus sonst nicht nachweisbar ist364. Eine elohistische Verfasserschaft wird daher auch von Autoren, die an der Existenz dieser Quelle festhalten, für 11,1-3 bestritten365. Scheidet folglich die Annahme einer redaktionellen Verbindung zweier Quellen als Ursache der literarischen Spannungen in 10,28f; 11,1-8 aus, so liegt es nahe, von wenig wahrscheinlichen Umstellungsvorschlägen einmal abgesehen366, die V. 1-3 als redaktionelle Fortschreibung zum (jahwistischen) Erzählfaden in 10,28f; 11,4—8 zu verstehen. Es stellt sich dann freilich die Frage nach den Beweggründen der Redaktion. Daß es sich, wie F. Schnutenhaus annimmt, um „eine nachträgliche Reflexion über die Bedeutung der Plage, inhaltlich aus 11,8 und 12,21f entnommen"367, handelt, scheint mir keine textgemäße Interpretation zu sein. Eher ist B. D. Eerdmans zu folgen. Er hält die Verse für einen gelehrten Nachtrag, der den in 12,35f vorausgesetzten Mosebefehl einschreibt368. Doch trifft das im Grunde genommen nur für V. 2f zu. Die Motive, die zur Eintragung von V. 1 gefuhrt haben, sind damit immer noch nicht klar erfaßt369. Nach E. Blum sind diese Motive vor allem in der Klarstellung zu suchen, „daß auch die letzte Plage mit ihrer Wir-
363
G. FOHRER, Überlieferung, 80ff; M. GREENBERG, FS Albright, 252; B. S. CHILDS, Exodus, 131ff, 161; E. BLUM, Studien, 28f; F. AHUIS, Exodus 11,1-13,16, 28 mit Anm. 1 u. 55ff. Anders vor allem R. FRIEBE, Form, 68ff; E. OTTO, VT 26, 7f; J. SCHREINER, FS Kornfeld, 76f; P. WEIMAR, Berufung, 56f aber auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 50f sowie C. LEVIN, Jahwist, 338f. Vgl. etwa B. BAENTSCH, Exodus, 85 (mit V. lbaß als Glosse); R. SMEND, Erzählung, 132; G. B E E R / K . GALLING, E x o d u s , 5 8 ; B . S. CHILDS, E x o d u s , 1 3 1 ; G . FOHRER, Ü b e r l i e f e r u n g , 80FF
364
365
366
367
(V. 2f wird seiner Quelle N zugewiesen). Auch A. JÜLICHER, JPTh 8, 97f weist 11,1-3* Ε zu und 11,4-8 J, sieht aber in 11,1-3 die unmittelbare Fortsetzung zu 10,29. Zu den Ε zugeschriebenen Stücken s.o. S. 132f. Auf die systemimmanenten Probleme, die eine Zuschreibung an Ε bereitet, weisen R. FRIEBE, Form, 69; E. OTTO, VT 26, 8 Anm. 24 und L. SCHMIDT, Beobachtungen, 51 hin. Vgl. u.a. F. KOHATA, Jahwist, 122; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 51.
So W. RUDOLPH, Elohist, 22f. Er scheidet die V. lb.5b.7aß als Glossen aus und stellt die V. la.2.3 hinter den verbliebenen Rest der V. 4-8. Vgl. ferner J. VAN SETERS, ZAW 98, 32 Anm. 9; ders. Life, 108f; ders., FS Milgrom, 575f. Im Anschluß an F. V. WINNET, Mosaic Tradition, 1 l f sieht er als ursprüngliche Textfolge l l , l - 8 a ; 10,28f; 11,8b; 12,29-32 an. Verantwortlich für die Umstellung sei die priesterschriftliche Redaktion. Hingegen merkt M. GREENBERG, Exodus, 192 an: „The Strange placement of 11:1-3 is unlikley to be original, though it is hard to find a smoother context without radically rewriting the present text of the ninth plague." Als wahrscheinlich erscheint ihm die Textfolge 10,21-29; 11,4-8; 1-3; 9-10. Vgl. a.a.O., 165ff. F. SCHNUTENHAUS, Mosetraditionen, 33. Vgl. auch C. LEVIN, Jahwist, 338.
368
Vgl. B. D. EERDMANS, Studien ΙΠ, 33.
369
So der berechtigte Einwand bei W. RUDOLPH, Elohist, 22.
Der nichtpriesterschrifUiche Text
173
kung Mose von Gott vorausgesagt wurde - ganz im Geist von 3,19f' 370 . Die Aussage von V. 1 ist auf diese Weise zutreffend beschrieben. Zugleich tritt aber ein Problem in den Blick, was die angenommene Grundschicht der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 10,28f; 11,4-8 anbelangt: Nach Ausscheidung von 11,13 wird die Ankündigung der entscheidenden Plage zum bloßen Anhang an den letzten Gesprächsgang zwischen dem Pharao und Mose im Rahmen der vorläufigen Plagen371. Das ist nach dem bisherigen Verlauf der Plagenerzählungen aber sehr unwahrscheinlich. Vielmehr ist zu erwarten, daß auch die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt auf Geheiß Jahwes erfolgt. Zumindest wird aber davon auszugehen sein, daß diejenige Plage, deren Verlauf zur Entlassung der Israeliten fuhrt, wie die übrigen nichtpriesterschriftlichen Plagen als abgerundete Erzähleinheit gestaltet ist. Hierfür spricht schon die Beobachtung, daß ihre Ankündigung und Ausführung sonst weitgehend dem nichtpriesterschriftlichen Plagenschema entsprechen372. Es bleibt also zu fragen, ob tatsächlich erst eine Redaktion mit l l , l ( 2 f ) ergänzt hat, was nach inhaltlichen wie formalen Gesichtspunkten bereits für den Grundbestand der letzten Plage fast notwendig zu erwarten ist. Anders stellt sich der Befund dar, wenn nicht mit einer blockweisen Ergänzung um die V. 1-3 .gerechnet wird, sondern mit einem umfängreich überarbeiteten, V. 1 einschließenden (jahwistischen) Grundbestand von ll,l-8 373 . Zu diesem Grundbestand zählt, da die Übermittlung der Botschaft Jahwes in V. 4ff ohne Nennung eines Adressaten erfolgt, außer der Jahwerede in V. I374 zumeist auch der daran anschließende Redeauftrag in V. 2a375. Der Auftrag zur Entlehnung kostbarer Gegenstände in V. 2b und die dazugehörige 370
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375
E. BLUM, Studien, 30. Vgl. auch die Begründung der Umstellung der Verse bei W. RUDOLPH, Elohist, 22. Allein hierin liegt die Berechtigung von H. Greßmanns Votum, „eine so furchtbare Drohung spricht man nicht zwischen Tür und Angel. Außerdem fragt man vergebens, woher Mose plötzlich diese Kunde hat" (H. GRESSMANN, Mose, 97 Anm. 1). Vgl. aber auch R. SMEND, Erzählung, 128. Er sieht es als Ausdruck der Dramatik an, „daß Mose hier in unmittelbarer prophetischer Inspiration redet". Vgl. zuletzt F. KOHATA, Jahwist, 169 sowie u. S. 178f. Unter Aufnahme von Überlegungen bei H. GRESSMANN, Mose, 97 Anm. 1 (zu J gehören die V. 1.4.5a.8b) und M. Nora, Exodus, 72 (V. 7f ist in jedem Fall nachgetragen; eventuell sind die V. 4-8 insgesamt ein in sich uneinheitlicher Nachtrag) vertreten dies - zum Teil mit erheblichen Unterschieden - u.a. R. FRIEBE, Form, 67ff; E. OTTO, VT 26, 7ff; J. SCHREINER, FS Kornfeld, 75ff; P. WEIMAR, Berufung, 56f mit Anm. 108. Vgl. ferner L. SCHMIDT, Beobachtungen, 50ff. Er schließt wie vor ihm schon H. Greßmann (vgl. a.a.O., 97 Anm. 1) 11,8b direkt an 10,29 an und weist l l , l - 8 a * dem Jehowisten zu. Hierzu s.u. S. 175 Anm. 384. In V. 1 wird zum Teil auch mit Nachträgen gerechnet: J. SCHREINER, FS Kornfeld, 77 (vgl. P. WEIMAR, Berufung, 56f Anm. 108) sieht in der lokalen Bestimmung ПТО aus V. la und in V. lb einen redaktionellen Zusatz, der „unnötigerweise verdeutlichen will". An V. lb hängt aber der Rückbezug des Abschnitts auf 6,1 (s.o. S. 167f) und ПТП stellt einen Querbezug auf die Auszugsnotiz in 13,3 dar. Daher wird man sie - unabhängig davon, auf welcher literarischen Ebene diese Bezüge anzusiedeln sind - kaum mit dem bloßen Hinweis auf eine unnötige Verdeutlichung ausscheiden dürfen. Vgl. etwa E. OTTO, V T 26, 12; J. SCHREINER, F S Kornfeld, 77; P. WEIMAR, Berufung, 56f
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
Erzählnotiz in V. 3 gelten hingegen als nachgetragenes Nebenmotiv, das seinerseits die sekundäre Redeeinführung ПЮ!Э „da sprach Mose" in V. 4 a a veranlaßt habe376. Als Konsequenz dieser literarkritischen Differenzierung ergibt sich, daß für den Grundbestand des Abschnitts die Fortsetzung der an Mose gerichteten Jahwerede aus den V. 1.2a in V. 4aß gesehen wird. Die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt ist danach also ursprünglich nicht vor dem Pharao erfolgt, sondern gibt den Inhalt der in V. 2a Mose aufgetragenen Mitteilung Jahwes an das Volk wieder377. Zur Bestätigung dieser Annahme wird auf einen Personenwechsel in den V. 4 - 8 verwiesen. Während V. 5 vom Pharao in der 3. Pers. rede, spreche V. 8a mit der Formulierung ~]"НЭУ~ b o „alle deine Höflinge" den Pharao in der 2. Pers. Sing, und V. 7b mit der Erkenntnisaussage рУ~1Л ]SJDb ПИТ1 nbD"1 (MT) „damit ihr erkennt, daß Jahwe einen Unterschied macht" die Ägypter insgesamt in der 2. Pers. Plur. an. Hieraus folge, daß sich die Botschaft Jahwes in den V. 4aß-6 ursprünglich nicht an den Pharao gerichtet habe. Erst ein späterer Ergänzer habe, veranlaßt durch den Nachtrag in den V. 2b.3.4aa, die Moserede in V. 7f hinzugefugt und dadurch die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt als Rede an den Pharao verstehen wollen 378 . Diese Erklärung der literarischen Spannungen in 11,1-8 hat den Vorteil, daß sie die letzte Plage bereits in ihrem Grundbestand als eigene, in sich geschlossene Einheit fassen kann. Gleichwohl stellen sich insbesondere hinsichtlich der Adressierung der Rede in den V. 4-6* Fragen. Zu Recht hat L. Schmidt darauf hingewiesen, daß offenbleibt, weshalb im rekonstruierten Grundbestand von 11,1-8 die letzte Plage nicht mehr dem Pharao, sondern den Israeliten angekündigt wird379. Denkbar ist, daß dies geschieht, weil die Tötung der Erstgeborenen die Entlassung der Israeliten erzwingt und dadurch von den vorherigen Plagen unterschieden ist380. Doch die Entlassung wird in V. la nur Mose angekündigt, sie ist nicht Gegenstand der von ihm zu übermittelnden Botschaft in V. 4ff*. Richten sich die Verse nun ursprünglich an die Israeliten, dann würden diese von der bevorstehenden Plage erfahren. Die Konsequenzen, die sich für sie daraus ergeben, blie-
Anm. 108. Ausnahmen sind R. FRJEBE, Form, 69 und H. SCHULTE, Entstehung, 66. Sie vermuten einen durch V. 2f bedingten Ausfall der Botensendung zum Pharao. Wenn R. Friebe in diesem Zusammenhang feststellt, es sei „ebenso möglich, daß sich die Ankündigung der Plage unmittelbar an 10,29 anschloß und Mose erst dann den Pharao verließ" (a.a.O., 69), dann übersieht sie die durch 11,1 entstehende Spannung zwischen 10,28f und 11,8. 376
V g l . E . OTTO, V T 26, 9FF; J. SCHREINER , F S K o r n f e l d , 7 7 ; P . WEIMAR, B e r u f u n g , 5 6 f A n m . 108. I n n e r h a l b d e r V . 2 b - 4 a a s e h e n E . OTTO, a.a.O., 11; J. SCHREINER, a.a.O., 7 7 in d e m H i n -
377
378
weis auf das Ansehen des Mannes Mose eine spätere Fortschreibung. Bereits M. NOTH, Exodus, 72 vermutet in den Israeliten die ursprünglichen Adressaten der Rede in V. 4ff. Vgl. E. OTTO, VT 26, 7ff. Etwas anders im Ergebnis J. SCHREINER, FS Kornfeld, 77f. Er zieht V. 5b.6 zu dem nachgetragenen V. 7, den er auf eine literarische Stufe mit V. lb stellt. Die V. 2b.3(!).4aa gelten als eine spätere Fortschreibung. Ähnlich auch P. WEIMAR, Berufung, 56f Anm. 108.
379
L . SCHMIDT, B e o b a c h t u n g e n , 51.
380
Ähnlich etwa E. OTTO, VT 26, 12. Er begründet den Wechsel der Adressaten gegenüber den vorhergehenden nichtpriesterschriftlichen Plagenankündigungen mit der Feststellung, daß in dem mit 11,1 eröffneten und bis 12,39 reichenden Bogen das Volk im Zentrum des Geschehens steht.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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ben ihnen dagegen unbekannt381. Das ist aber recht unwahrscheinlich, zumal wenn sich die Anrede an die Israeliten einem Wechsel der Perspektive in der letzten Plage hin zum Ergehen Israels verdanken sollte. Andererseits läßt sich wegen der Rede vom „Erstgeborenen des Pharaos" (ГШ "IQ T D 3 Q ) in V. 5 nicht mit Notwendigkeit ausschließen, daß die V. 4-6* von vornherein an den Pharao gerichtet gewesen sind. Die bildhafte Formulierung in V. 5 spricht keineswegs nur von einem abwesenden Dritten. Sie zielt vielmehr auf die Gleichheit aller Ägypter im Unglück, dem Tode „aller Erstgeborenen im Lande Ägypten, vom Erstgeborenen des Pharaos, der auf seinem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle" (П1ЛВ Ί Ώ 3 0 ΟΉ^Β р Х П -ТОГгЬэ • Т П П -|ПК ~ЮК ппаюп ТОП IS? ЧКОЭ-ЬУ ЗЮТГ). Eine derartige Aussage paßt bestens in eine vor dem Pharao erfolgte Strafandrohung, so daß der festgestellte Personenwechsel in den V. 4-8 als literarkritisches Indiz ausfallt382. Andererseits wirkt der in dieser Rekonstruktion als ursprünglich gehandelte Übergang vom Ausruf Moses in 10,29 zu der mit 11,1 beginnenden letzten Plage auf jeder literarhistorisch vor der Endredaktion anzusetzenden Stufe der Überlieferung unausgewogen. Denn auf 10,29 folgt im Unterschied zu den übrigen nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen weder eine Verstokkungsnotiz (vgl. 8,28 и.о.) noch eine szenische Überleitung zur folgenden Episode (vgl. 7,23)383. Hingegen bietet die Bemerkung „und er verließ den Pharao in flammendem Zorn" (ηΧ"·ΠΓα π ί π ε τ α υ η КЗ-П) in ll,8b einen passenden Szenenschluß zu der in 10,28f geschilderten Auseinandersetzung384. Nun wird nach 11,8b zweifellos auch die Rede in l l , 4 f f vor dem Pharao gesprochen. Da diese Aussage aber mit der Formulierung von V. 5 vereinbar ist, lassen sich 10,29f und 11,4-8, von späteren Ergänzungen einmal abgesehen385, in der Tat als geschlossener Zusammenhang lesen, der darüber hinaus mit 11,8b den notwendigen Abschluß zu 10,28f enthält. Dies weist wiederum auf die referierte Annahme zurück, 11,1-3 sei insgesamt sekundär eingetragen. Eine redaktionsgeschichtliche Klärung des Sachverhalts ergibt sich aus der hier vorgelegten Analyse der Hagel-, Heuschrecken- und Finsternisplage in 9, Π Ι 0,29. Ausgangspunkt sind die Spannungen, die im vorliegenden Textzusammenhang durch 10,28f entstehen. Der Dialog zwischen M o s e und dem Pharao am Ende der endredaktionellen Finsternisplage gerät nicht nur durch 11,1381
382
383
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385
Sie werden erst bei der Übermittlung der Passabestimmung durch Mose in 12,21-23 mitgeteilt. Der Abschnitt gehört aber nicht ursprünglich mit der Erzählung von der Tötung der Erstgeburt zusammen. S.o. S. 44ff. Vgl. E. BLUM, Studien, 29 Anm. 101; aber auch schon H. GRESSMANN, Mose, 98 mit Anm. 1. Zum Mahlen des Getreides als einer gemeinen Tätigkeit vgl. Jdc 16,21; Jes 47, If; Hi 31,10, zum geringen Status einer ППВЮ vgl. auch 2 Sam 17,17; 1 Sam 25,41. Das ist auf der Ebene des vorliegenden Textzusammenhangs anders, da die endredaktionelle Finsternisplage in 10,27 eine Verhärtungsnotiz hat. H. GRESSMANN, Mose, 75, 97 mit Anm. 1; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 5 lf betonen ebenfalls die Zusammengehörigkeit von 10,29 und 11,8b, schließen beide Verse jedoch unmittelbar aneinander, so daß der (jahwistische) Grundbestand der Erzählung von der Tötung der Erstgeburt lediglich den Plagenbericht in 12,29-36* beinhaltet hätte. Gegen diese Lösung spricht vor allem die zweifelhafte Annahme, daß die letzte und entscheidende Plage ursprünglich ohne Ankündigung erfolgt wäre. Nachgetragen sind die V. 5b.6b.7aß.b.8a. Hierzu s. im folgenden.
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3 zu seiner Fortsetzung und seinem Szenenschluß in 11,4-8* in Widerspruch. Strenggenommen ist darüber hinaus auch die in 12,3 lf berichtete Zusammenkunft Moses und Aarons mit dem Pharao nicht mit den Ankündigungen aus 10,28f zu vereinbaren, die jede weitere Begegnung ausschließen386. Nach 12,3 lf gewährt der Pharao im Anschluß an die Tötung der Erstgeburt die Entlassung der Israeliten, gestattet ausdrücklich die von Mose und Aaron im Rahmen der Finsternisplage verlangte Mitnahme ihrer Herden (vgl. 10,24-26) und bittet beide, für ihn den Segen Jahwes zu erwirken. Mit der Erlaubnis, das Vieh mitnehmen zu dürfen, wird der in 10,24 geäußerte letzte Vorbehalt des Pharaos aufgehoben und damit der Erzählzug der Verhandlungen zwischen Mose und dem Pharao beendet. Die Bitte, Segen für den Pharao zu erwirken, beschließt hingegen die Folge der Ansuchen des Pharaos um Fürbitte bei Jahwe und fuhrt diesen Erzählzug zu seinem Höhepunkt. Da beide Erzählzüge endredaktionell sind, geht folglich auch die Einbestellung Moses und Aarons in 12,3 lf auf die Endredaktion zurück387. Es ergibt sich also der Befund, daß 10,28f einerseits in Spannung zur Darstellung der Endredaktion steht (12,3 lf) und andererseits den Abschluß der endredaktionellen Finsternisplage bildet und zu deren Grundstock gehört388. Das legt es nahe, für 10,28f an ein Fragment einer älteren Überlieferung zu denken, das von der Endredaktion zur Gestaltung des Abschlusses der Finsternisplage aufgenommen wurde. Seine ursprüngliche Fortsetzung findet sich in der mit ll,4aß einsetzenden Botenrede, zu deren Grundbestand die V. 4b.5a.6a.7aa gehören. Hinzu kommt der szenische Abschluß in V. 8b. Das Zerwürfnis von Pharao und Mose in 10,28f gehört dann ursprünglich in den Zusammenhang der Ankündigung der letzten Plage. Der enge Zusammenhang von 10,28f und ll,4aß.b.5a.6a.7aa.8b wird redaktionell durch den Abschnitt 11,1-3 aufgehoben. Die literarhistorische Einordnung dieses Vorgangs deutet sich zum einen in der Formulierung п Ь э "пЬюэ „wenn er euch gänzlich entläßt" in V. lb389 an. Sie spielt auf die Vorbehalte des Pharaos an, einen Teil der Israeliten oder doch zumindest ihr Vieh zurückzubehalten, und 386
387
Anders u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 34; B. D. EERDMANS, Studien ΠΙ, 37; W. RUDOLPH, Elo-
hist, 25, die jedoch richtig sehen, daß in 12,3 lf nicht Uterarkritisch zu differenzieren ist. Der literarische Zusammenhang von 12,32 und 10,24-26 ist unbestritten. In der Regel gelten die Verse als jahwistisch. Vgl. B. BAENTSCH, Exodus, 103f; H. HOLZINGER, Exodus, 34; W. RUDOLPH, Elohist, 24f.; G. BEER/K. GALLING, Exodus, 68; G. FOHRER, Überlieferung, 124.
Häufig wird 12,31 wegen des zu Recht gesehenen Widerspruchs zu 10,28f von 12,32 als elohistisch geschieden (vgl. В. BAENTSCH, a . a O . (V. 31a = E); G. BEER/K. GALLING, a.a.O.; G.
388 389
FOHRER, a.a.O.; 83, 124), doch „die Wiederholung von ,wie ihr gesagt habt' (31. 32) ist Absicht zum Erweis der gründlichen Sinnesänderung des Pharaos und kein Grund zur Quellenscheidung" (W. RUDOLPH, a.a.O., 25; vgl. auchH. HOLZINGER, a.a.O., 34.). Überdies ist 12,32 eindeutig eine an Mose und Aaron gerichtete Rede des Pharaos, so daß auch nach Ausscheidung von 12,31 der Widerspruch zu 10,29 bestehen bliebe. Daran ändert auch der postulierte (schlechte) Anschluß von V. 32 an 12,29a nichts. S.o. S. 163ff. Zur Übersetzung vgl. B. BAENTSCH, Exodus, 85. Das als Adverb zu fassende п Ь э ist zum vorhergehenden ТГПКЗ zu ziehen.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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setzt also den endredaktionellen Erzählungszug der Verhandlungen Moses mit dem Pharao in 10,24-26 und seinen Abschluß in 12,3 lf voraus. Auch wird sich das aufgezeigte Gerüst von Querbezügen, in dem der Abschnitt zusammen mit 3,18-22 und 5,22-6,l 390 zu stehen kommt, im Fortgang der Analyse in seinen wesentlichen Elementen auf die Endredaktion zurückfuhren lassen391. Ausschlaggebend für die Einordnung von 11,1-3 als endredaktionell ist indessen, daß sich auch die Motive namhaft machen lassen, die auf der Ebene der Endredaktion zur Einfügung des Abschnitts geführt haben. E. Blum hat zu Recht als Funktion des Nachtrags herausgestellt, daß durch 11,1-3 Moses Ankündigung der Tötung der Erstgeburt auf göttliche Inspiration zurückgeführt werden soll392. Es handelt sich dabei allerdings nicht ausschließlich um das genuine Anliegen einer Redaktion, die nur nachholt, was ihrer Ansicht nach in der Plagenankündigung von 11,4-8 fehlt. Die Verse sind vielmehr eingefügt worden, weil im vorliegenden Textzusammenhang der Auftritt Moses vor dem Pharao in 10,28f; 11,4-8* von seinem ursprünglichen Kontext getrennt ist. Dieser findet sich m.E. in 9,13f: Das Zerwürfnis zwischen dem Pharao und Mose und die Ankündigung der Tötung der Erstgeborenen gehören mit dieser nichtpriesterschriftlichen Beauftragung Moses zur Ankündigung einer letzten Plage zusammen, für die nach der vorliegenden Analyse zumindest noch ein Bericht über das Eintreten der Plage aussteht393. Der ursprüngliche Zusammenhang von 9,13f und 10,28f; 11,4-8* ging verloren durch die endredaktionelle Einschaltung der Hagel-, Heuschrecken- und Finsternisplage in 9,15-10,27(28f), wobei der Text der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung von der Tötung der Erstgeburt jedoch fast vollständig erhalten geblieben ist. Lediglich eine knappe Ausführungsnotiz zu 9,13f ist allem Anschein nach weggefallen. Diese dürfte nur Moses Kommen zum Pharao vermerkt haben394 und der ursprüngliche Auslöser des Dialogs zwischen Pharao und Mose in 10,28f gewesen sein. Die Vertreibung Moses vom Hofe des Pharaos in 10,28 ist 390 391 392 393
394
S.o. S. 167f. S.u. S. 299-304 zu 3,18-22, S. 335-345 zu 5,22-6,1. Hierzu s.o. S. 173 mit Anm. 370. Anders C. LEVIN, Jahwist, 337FF, der in 11,8 die ursprüngliche Fortsetzung zu 9,13-14(15F) vermutet und die Erzählung von der Tötung der Erstgeburt insgesamt für einen Nachtrag hält. Diese Lösung vermag die literarischen Spannungen des vorliegenden Textzusammenhangs jedoch nur mit der Annahme von mehr oder weniger zusammenhangslosen Zusätzen erklären. Andererseits ist es nicht zwingend, daß die Furcht der Ägypter in 12,33 nur von der Androhung einer letzten Plage in 9,14 genährt wird und nicht von der bereits erfolgten Tötung der Erstgeburt. Die Tötung aller Ägypter ist vielmehr die letzte denkbare Steigerung der Tötung der Erstgeburt. Etwa: „und Mose tat so" ( p ПОП ЮУП; vgl. 8,20a) oder „und Mose ging zum Pharao" (nsnD b x ПГОЭ КЗ 1 !). Möglich ist auch, daß der Anfang von 10,28 von der Endredaktion umformuliert worden ist, um über die Verhärtungsnotiz in 10,27 hinweg den von ihr geschaffenen Zusammenhang von 10,28f mit dem Dialog in 10,24-26 herauszustellen. In seiner jetzigen Form setzt 10,28 jedenfalls voraus, daß zuvor Mose als Sprecher vor dem Pharao eingeführt ist.
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dann die Antwort auf die in 9,13f letztmals erhobene Entlassungsforderung. Der abschlägige Bescheid des Pharaos fuhrt seinerseits zu der in 10,29 geschilderten heftigen Reaktion Moses, der in einer Botenrede die Tötung der Erstgeborenen Ägyptens ankündigt. Die Plagenankündigung von 11,4-8* ist demnach die inhaltliche Konkretion von Jahwes Androhung einer ausschließlich gegen Menschen gerichteten Plage aus 9,13 f. Sie erfolgt ohne Vorbehalt, da durch das in 10,28 geschilderte Verhalten des Pharaos die in 9,13f für ihr Eintreten genannte Voraussetzung erfüllt ist395. Die auf die Botenformel folgende Plagenankündigung in 11,4-8* besteht wie in den übrigen nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen aus zwei Teilen, dem Eingreifen Jahwes (V. 4aß.b) und den daraus entstehenden Folgen (V. 5a.6a.7aa). Die ursprüngliche Fassung der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 9,13.14 [...] 10,28.29; ll,4aß.b.5a.6a.7aa.8b als der letzten und entscheidenden Plage lautet demnach 396 : т о ю
n s n s - о й Ь з з г т г п ч р з э о э ю п п ю п - b x π τ ρ -ιηχ·η 9,13 - O - O Y I ·ΉΐΤΗΧ п Ь о c p - α υ π Т Б К
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- p u m - p - a s m - р Ь ' Ь к т ю а п - Ь э - п х nbw η χ τ π о и а з -О 9 М [ р ПОП EST1] у П Х Г г Ь т "ODD f « Ό ! Л П Т О Ю
[...] m « ~ i η ο η - Ь к ~[Ь п о ю п · 6 » ο -\Ь г г с п а i b - n n i n
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10,28
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-[••за т к т т у η ο χ _ ί 6 m m ρ nm -ιηχ-η 10.29 • • n s n - p r o K2JT1 ••ж г б - Ъ п res г о т п 1 ι η κ п э [...] 1 М ж о г г Ь и э и г п г г с л а т о з п D - n a n у п к э - n r o - b a лот ,,,5 [...] С Р Г П П I N «
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[...]D"»-i2Sö у п к - Ь э з гб-га п р и з π η ν η , , . δ [...] з Ь г г у т р « Ь b t n i z r - о з ЬэЬт „, 7 n y - | Q - D y n ка - 1 ! [...] „, 8
9,13 Da sagte Jahwe zu Mose: Tritt morgen früh vor den Pharao und sage zu ihm: So spricht Jahwe, der Gott der Hebräer, entlaß mein Volk, damit sie mir dienen. 9,14 Denn diesmal will ich alle meine Schläge zu deinem Herzen und gegen deine Höflinge und gegen dein Volk senden, damit du erkennst, daß auf der ganzen Erde niemand ist wie ich. [...] [Und Mose tat so.] 10,28 Aber der Pharao sagte zu ihm: Geh fort von mir! Hüte dich, mir nochmals unter die Augen zu treten; sobald du mir 395
396
Damit entfällt auch ein wesentliches Argument für die von D. J. MCCARTHY, CBQ 27, 336347; ders., JBL 85, 137-158 vertretene Herauslösung der Tötung der Erstgeburt aus dem Plagenzyklus. Er sieht in 11, l-8(9f) den nachträglichen Angleichungsversuch an die vorhergehenden Plagenerzählungen in 7,8-10,27. Dieser trage zwar mit V. 4 - 8 die Ankündigung der Tötung der Erstgeburt nach, ihm fehle mit dem Versuch, den Pharao zum Einlenken zu bewegen, aber ein wesentlicher Zug der Plagenerzählungen. Dieser Versuch findet sich in 9,13f, die von D. J. McCarthy bemängelte Bedingungslosigkeit der Ankündigung in V.4-8* erklärt sich aus der Reaktion des Pharaos in 10,28f. Veränderungen (Auslassungen und Ergänzungen) gegenüber dem vorliegenden Textzusammenhang sind in der Rekonstruktion durch eckige Klammem kenntlich gemacht.
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wieder unter die Augen trittst, mußt du sterben! 10,29 Da erwiderte Mose: Es stimmt, was du gesagt hast. Ich werde dir nicht noch einmal unter die Augen treten! ц>4[...] So spricht Jahwe: Zur Mitte der Nacht will ich ausziehen mitten durch Ägypten hindurch. n,5 Dann sollen alle Erstgeborenen im Lande Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharaos, der auf seinem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle [...]. n,6 Und es wird im ganzen Lande Ägypten ein großes Geschrei sein [...]! 11,7Die Israeliten soll dagegen nicht einmal ein Hund anknurren [...]. u s [...] Und Mose verließ den Pharao in flammendem Zorn. Im Vergleich mit den vorhergehenden nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen fällt auf, daß die Übermittlung der Botschaft Jahwes wie auch die ablehnende Reaktion des Pharaos auf die Entlassungsforderung ausfuhrlich berichtet werden. Setzt der Erzähler beides sonst stillschweigend voraus, um die Botschaft Jahwes nicht wiederholen zu müssen397, so bietet ihm die ausfuhrliche Schilderung der Begegnung Moses mit dem Pharao in der letzten Plage die Gelegenheit, seine Plagenerzählungen zu ihrem Höhepunkt und Abschluß zu fuhren: Eine Fortführung der Plagenerzählungen ist nach dem Eklat in 10,28f und dem Szenenschluß in 11,8b unwiderruflich ausgeschlossen. Damit wird in der Erzählung zugleich ausgeführt, was sich bereits mit der Ankündigung „diesmal will ich alle meine Plagen schicken" in Jahwes Begründung der Entlassungsforderung in 9,13f andeutet398. Wie in den übrigen Plagenerzählungen vermeidet der Erzähler dennoch störende Wiederholungen, insofern er die allgemein formulierte Beauftragung aus 9,13f erst in 11,4-8* nach der erneuten Verweigerung der Entlassung durch den Pharao inhaltlich füllt. Hat die Einschaltung der endredaktionellen Plagenerzählungen in 9,15-10,27 (28f) die Diastase von 9,13fund 10,28f; 11,4-8* verursacht, dann geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Abschnitt 11,1-3 auf die Endredaktion zurück399. Diese nimmt mit V. 1 die Beauftragung Moses in 9,13f wieder auf und bildet so eine Klammer um ihre umfangreiche Fortschreibung der Hagel-, Heuschreckenund Finsternisplage. Zugleich hält sie durch die beschriebene Inklusion von 11,13 und 12,35f400 die überlieferte Ankündigung der Tötung der Erstgeburt und das Eintreten dieser Plage über das priesterschriftliche Plagenresümee in 11,10 und die kultgesetzlichen Passagen in 12,1-28 hinweg zusammen. Der Abschnitt 11,13 dient der Endredaktion somit gleichermaßen zur Einbindung der auf sie selbst zurückgehenden Plagenerzählungen wie der Verknüpfung einer nichtpriesterschriftlichen Darstellung der Plagen mit dem priesterschriftlichen Erzählfaden. Die ihr vorgegebene nichtpriesterschriftliche Plagenerzählung von der Tötung der Erstgeburt hat die Endredaktion geteilt. Bei diesem Vorgang stellte sie die Be397 398 399
400
So auch L. SCHMIDT, Beobachtungen, 39. S.o. S. 146ff. Zu einer ähnlichen literarhistorischen Einordnung kommt F. AHUIS, Exodus 11,1-13,16, 28 mit Anm. 1 u. 55ff, der 11,1-3 einer nachpriesterschriftlichen dtr Redaktion (DtiT) zuweist. S.o. S. 169f.
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auftragung Moses zur Ankündigung einer letzten Plage in 9,13f der eigenen Hagelplage als Exposition voran und nahm das in 10,28f geschilderte Zerwürfnis zwischen Mose und dem Pharao als Abschluß in die endredaktionelle Finsternisplage auf. Den Hauptbestand des überlieferten Textes benutzte die Endredaktion jedoch als Grundlage ihrer Darstellung der letzten und entscheidenden Plage in 11,1-10; 12,29-36. In 11,1-10 gehören die V. 4aß.b.5a.7aa.8b zur nichtpriesterschriftlichen Vorlage der Endredaktion. Die Redeeinführung in V. 4aa ist durch die Einfügung der V. 1-3 veranlaßt und daher ebenfalls endredaktionell. Auffällig ist, daß die Endredaktion in V. 4aa auf eine szenische Wiederaufnahme von 10,28f verzichtet, als hätten die Jahwerede und die abschließenden Erzählnotiz in den V. 1-3 das Gespräch zwischen Mose und dem Pharao lediglich für einen kurzen Augenblick unterbrochen. Hier ist ein Bemühen zu erkennen, die durch Aufnahme vorgegebener Texte entstehenden Unstimmigkeiten zu begrenzen401. Ein weiterer Nachtrag der Endredaktion liegt in V. 5b vor. Die Erwähnung der Erstgeburt des Viehs hinkt nach, insofern sie nicht stilistisch glatt mit ЧУ1402, sondern einfach mit ffaw-Copulativum an den durch die Präpositionen |D und ~IS7 umgrenzten Schadensbereich anschließt403. Hinzu kommt, daß Mose nach 9,13f von Jahwe ausdrücklich damit beauftragt wird, dem Pharao eine Plage anzukündigen, die nur Menschen treffen soll. Vom Vieh ist in 9,13f hingegen keine Rede. Beide Beobachtungen sprechen dafür, daß V. 5b und die korrespondierende Notiz im Plagenbericht in 12,29b sekundär sind. Mit V. 5b (12,29b) fällt schließlich auch die Wendung ПОГТЭ [5Л EPKob „vom Menschen bis zum Vieh" in der Ankündigung der Verschonung der Israeliten in V. 7a als sekundär heraus404. Sie ist schon deshalb als Nachtrag verdächtig, weil sie das Vieh unter die zuvor genannten Israeliten subsumiert, und wird durch V. 5b veranlaßt sein. Andererseits ist die Erwähnung der tierischen Erstgeburt mit der Formulierung "ПЭЗ'ЬЭ ПОГП™TS71 D1KD Cfn^D „alle Erstgeburt im Lande Ägypten, vom Menschen bis zum Vieh" in 12,12 fest in der priesterschriftlichen Passabestimmung verankert. Darf man aufgrund der sachlichen und räumlichen Nähe eine literarische Beziehung der Notizen zur tierischen Erstgeburt unterstellen, so ist es sehr wahrscheinlich, daß ihre Erwähnung von der priesterschriftlichen Passabestimmung nachträglich in die Plagenankündigung in 11,5b und den Plagenbericht 401
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404
Dies verkennt H. HOLZINGER, Exodus, 31, der V. 4aa anders als V. 1-3 deswegen nicht für redaktionell hält, da ein Redaktor seiner Meinung nach dem durch die V. 1-3 eingetretenen Situationswechsel Rechnung getragen hätte. Vgl. auch o. S. 171. Vgl. die Lesarten von LXX und Sam. Die Notiz halten fur sekundär u.a. B. BAENTSCH, Exodus, 103; H. HOLZINGER, Exodus, 31; H. GRESSMANN, Mose, 100 Anm. 2; W. RUDOLPH, Elohist, 23; W. Fuss, Pentateuchredaktion, 258; J. SCHREINER, FS Konifeld, 77; F. KOHATA, Jahwist, 118. Anders votiert u.a. M. Nora, ÜP, 73f mit Anm. 200. Vgl. u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 31; W. RUDOLPH, Elohist, 23; S. Ö. STEINGRIMSSON, Zei-
chen, 154f sowie M. Nora, Exodus, 65, der die Wendung in seiner Übersetzung übergeht.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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in 12,29b eingedrungen ist und somit im Zusammenhang der Verbindung des priesterschriftlichen und des nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens steht. Der sachliche Anlaß für die Ergänzung findet sich in den kultgesetzlichen Ausführungen zum Erstgeburtsopfer in 13,lf.ll-16 4 0 5 . Der nachpriesterschriftliche Text bezieht sich in seinem Begründungsteil ausdrücklich auf die letzte Plage zurück und schafft so außer fur das Passa und das Mazzotfest auch für den Brauch der Erstgeburtsopferung eine heilsgeschichtliche Verankerung. Es liegt daher nahe, die auf den ersten Blick sperrige Erwähnung der tierischen Erstgeburt in V. 5b und 12,29b derselben Hand zuzuweisen. Dagegen läßt sich nicht mehr entscheiden, ob V. 7aß auf die Endredaktion zurückgeht. Es ist ebensogut denkbar, daß ein noch späterer Ergänzer das Vieh in der sprichwörtlichen Ankündigung der Verschonung der Israeliten vermißt hat. Von der Endredaktion stammt ferner die Jahwerede in V. 9. Sie wird häufig zusammen mit V. 10 zu Ρ gerechnet406, doch ist dies wegen des Ausdrucks „meine Wunder" (TIÖID) mit Bezug auf Jahwe unwahrscheinlich. Ρ gebraucht ПЕЭЮ nur in 7,9 und 11,10, und zwar ohne ein auf Jahwe bezogenes Suffix: In 7,9 bezeichnet der Ausdruck das Mose und Aaron abverlangte Legitimationswunder vor dem Pharao. Entsprechend blickt 11,10 auf die Legitimationswunder zurück, die Mose und Aaron vor dem Pharao getan haben. Stellt Ρ hingegen Jahwe als eigentlichen Urheber der gegen Ägypten gerichteten Handlungen heraus, so werden diese als ( c r b - n ) •DQE? „(große) Strafgerichte" (vgl. 6,6; 7,4) bezeichnet. Darüber hinaus kann V. 9 wegen der wohl futurisch zu verstehenden Verbalform S7DEP„er wird nicht auf euch hören" kaum die ursprüngliche Fortsetzung zur letzten priesterschriftlichen Plagenerzählung in 9,8-12 und deren unüberholbarer Schlußnotiz sein407. Vielmehr kündigt der Vers an, daß der Pharao sich auch von der Androhung der Tötung der Erstgeburt nicht beeindrucken lassen wird. Nach der Konzeption der vorgegebenen Plagenerzählung, in der die unwiderrufliche Reaktion des Pharaos auf die Plagenankündigung bereits in 10,28 berichtet wird, kommt dieser Hinweis zu spät. Im vorliegenden Textzusammenhang, in dem 10,28f die vorhergehende Finsternisplage beschließt, stellt er hingegen eine gelungene Überleitung von der vorgegebenen nichtpriesterschriftlichen Überlieferung in V. 8b zum priesterschriftlichen Plagenresümee in V. 10 dar. Dies spricht für seine end-
405
406 401
Vgl. auch o. S. 67 Anm. 158. Den Zusammenhang betont - ohne auf seine literarhistorische Einordnung einzugehen - auch E. L. GREENSTEIN, FS Milgrom, 562ff. Die rabbinische Exegese hat die Erwähnung der tierischen Erstgeburt im Rahmen der letzten Plage dagegen häufig auf das in 12,12 erwähnte Strafgericht an den Göttern Ägyptens gedeutet. Vgl. hierzu a.a.O., 562f mit Anm. 26. Vgl. zuletzt und statt vieler L. SCHMIDT, Beobachtungen, 56. Vgl. bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 68; Α. JÜLICHER, JPTh 8, 85; H. HOLZINGER, Ex-
odus, 31. Anders L. SCHMIDT, Beobachtungen, 56; ders., Studien, 16. Er versteht das Imperf. als Iterativ und übersetzt: „Nicht hört auf euch der Pharao".
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
redaktionelle Herkunft 4 0 8 . Hinzu kommt, daß die Aussage des Finalsatzes in V. 9b, dies alles geschehe zur Verherrlichung Jahwes durch die Vielzahl seiner W u n dertaten, ganz auf einer Linie mit der Endredaktion in 9,15f; 10,1 f l i e g t . Ein weiterer, womöglich auf die Endredaktion zurückgehender Nachtrag findet sich in V. 6b. D e r Hinweis auf die Unvergleichlichkeit des ausstehenden Zetergeschreis der Ägypter hat keine Entsprechung im Bericht über das Eintreten der Plage. E r ist durch die endredaktionellen Parallelaussagen in 9,18.24; 10,14 beeinflußt. Eine jüngere Ergänzung des bereits endredaktionellen Textes liegt in den V. 7b.8a vor. In dem Sprichwort von V. 7aa wird durch die betonte Nennung der Israeliten am Anfang des Satzes das Ergehen Israels in einen scharfen Kontrast zu dem zuvor angekündigten Schlag gegen Ägypten gestellt. Der Teilvers paßt somit stimmig in die von Mose übermittelte Botschaft Jahwes. Dagegen ändert sich mit der Erkenntnisaussage in V. 7b die Redesituation. Aus der Botenrede im Auftrag Jahwes wird völlig unvermittelt eine Rede Moses über Jahwe. Die Moserede setzt sich in V. 8a fort, da Mose hier von sich in der 1. Pers. redet. Die V. 7b.8a sind damit sehr wahrscheinlich sekundär. Für eine endredaktionelle Herkunft des Nachtrags könnte sprechen, daß die Erkenntnisaussage in V. 7b wie ihre endredaktionellen Belege in 8,6 und 9,29 von Jahwe in der 3. Pers. spricht. Allerdings soll nach V. 7b der Verlauf der Plage im Unterschied zu allen anderen Erkenntnisaussagen im Plagenzyklus nicht nur zur Erkenntnis Jahwes fuhren, sondern Jahwes unterschiedliches Handeln an den Israeliten und an den Ägyptern (den Völkern) wird selbst zum Inhalt der Erkenntnis erklärt409. Hinzu kommt, daß die Erkenntnisaussage in V. 7b an die 2. Pers. Plur. gerichtet ist, um die direkte Anrede Moses an die Höflinge des Pharaos in V. 8a vorzubereiten. Beide Teilverse sind also nicht voneinander zu trennen410. V. 8a gehört aber weder zur vorgegebenen Plagenerzählung noch zum Text der Endredaktion. Das geht aus der Schilderung der in Reaktion auf die Tötung der Erstgeburt erfolgten Entlassung Israels hervor. Diese gibt selbst in der von der Endredaktion verantworteten Fassung keinen Hinweis auf das Eintreten von Moses Ankündigung in V. 8a, daß die Höflinge bei der Übermittlung des Entlassungsbescheids vor Mose niederfallen werden (vgl. 12,3 lf). Eine derartige Unterlassung ist aber für die vorgegebene Plagenerzählung wie für die Endredaktion angesichts der sonst zu beobachtenden Korrespondenz von Ankündigung und Eintreten der Plagen unwahrscheinlich. Für die Endredaktion ist ferner zu bedenken, daß eine V. 8a entsprechende Bekanntgabe der Entlassung durch die Höflinge im vorliegenden Textzusammenhang weniger Unstimmigkeiten hervorgerufen hätte, als die in 12,3 lf geschilderte Einbestellung Moses und Aarons. Diese Beobachtungen sprechen für eine jüngere Bearbeitung des endredaktionellen Textes durch die V. 7b.8a. Der angekündigte Triumph Moses über die Höflinge stellt die Verse zudem in die gedankliche Nähe der Ergänzungen zur mangelnden Gottesfurcht der Höflinge in 9,30.34.35b; 10,1b:
408
Ähnlich W. RUDOLPH, Elohist, 18; C. LEVIN, Jahwist, 337. Auch F. AHUIS, Exodus 11,113,16, 58, 68FF erkennt die überleitende Funktion, dehnt sie aber auch auf 11,10 aus.
409
Vgl. E . OTTO, V T 26, 8.
410
Das hat zuletzt und mit Recht L. SCHMIDT, Beobachtungen, 51 mit Anm. 199 herausgestellt. Vgl. auch E. OTTO, VT 26, 8; anders u.a. J. SCHREINER, FS Kornfeld, 77; P. WEIMAR, Beru-
fung, 56f Anm. 108. Sie weisen die Verse unterschiedlichen Redaktionen zu.
Der nichtpriesterschrifiliche Text
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Wie in der Hagelplage folgt der positiven Beurteilung der Höflinge durch die Endredaktion (11,3b) ihre Abwertung auf dem Fuße4". Der Bericht über das Eintreten der Plage und die dadurch bedingte Entlassung der Israeliten umfaßt 12,29-36. In 12,29-36 sind der Endredaktion an nichtpriesterschriftlicher Überlieferung die V. 29a.30aß.b.33f vorgegeben: V. 29a schildert, daß Jahwe alle Erstgeborenen in Ägypten getötet habe, vom Erstgeborenen des Pharaos, der auf seinem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen im Kerker. Der Plagenbericht entspricht also weitgehend der Plagenankündigung in 11,4b. 5a. Bemerkenswert ist allein, daß in V. 29a nicht wie in der Ankündigung vom Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle gesprochen wird. Doch wird man aus diesem Grund kaum auf eine unterschiedliche Verfasserschaft der im Aufbau völlig übereinstimmenden Verse schließen dürfen: „Beide Bilder sind gleich schön und umschreiben in poetischer Weise den Höchsten und den Niedrigsten."412 Daß dabei die unterste Stufe eines hierarchischen Aufbaus der Gesellschaft durch verschiedene Beispiele repräsentiert werden kann, entspricht nun einmal der Realität und ist zugleich Ausdruck der Erzählkunst. Hinzu kommt, daß sich keine überzeugenden Gründe fur die redaktionelle Ersetzung des einen Bildes durch das andere anfuhren lassen413. Im Anschluß an V. 29a vermerkt V. 30aß das Eintreten des in 11,6a angekündigten großen Geschreis in Ägypten, womit zugleich ein antithetischer Bezug zum „Geschrei" der Israeliten über ihre Bedrückung nach 3,7 hergestellt wird414. In V. 30b folgt eine Begründung, die mit der Auskunft, es habe kein Haus gegeben, in dem nicht ein Toter zu beklagen gewesen sei, die Allgemeinheit des Unglücks der Ägypter hervorhebt. Der Teilvers bildet damit eine Antithese zu der Ankündigung der uneingeschränkten Verschonung Israels in ll,7aa. Zugleich gibt er das Stichwort und die Motivation für die ursprüngliche nichtpriesterschrifiliche Entlassungsnotiz in V. 33. Danach drängen die Ägypter die Israeliten aus dem Lande, weil sie unter dem Eindruck ihrer getöteten Erstgeborenen furchten, alle des Todes zu sein415. In Übereinstimmung mit der Ankündigung Moses in 10,29 tritt Mose dem Pharao also nicht einmal mehr 411
S.o. S. 143ff.
4,2
H. GRESSMANN, Mose, 98 Anm. 1.
413
Gegen L. SCHMIDT, Beobachtungen, 52. Er vermutet, daß i m der Eindeutigkeit der Aussage willen in der redaktionellen Plagenankündigung an die Stelle des „Kriegsgefangenen" (OB) aus 12,29 in 11,5 die Sklavin (ΠΠΒΒ) getreten ist, da ein Kriegsgefangener bereits vor seiner Verschleppung nach Ägypten Kinder haben konnte, die Plage aber ausschließlich auf die in Ägypten lebenden Erstgeborenen ziele. Das Bild des allumfassenden Schlages gewinnt jedoch durch den Ausstausch des Beispiels keineswegs an Eindeutigkeit, da eine ППЕЮ nicht notwendig eine einheimische und im Lande geborene Sklavin ist, sondern auch durch Krieg in die Sklaverei geraten sein kann (vgl. Jes 14,2), mithin ebenfalls vor ihrer Verschleppung nach Ägypten Kinder haben konnte. Vgl. hierzu auch E. L. GREENSTEIN, FS Milgrom, 558. Auch W. Fuss, Pentateuchredaktion, 281 vermutet: „Möglicherweise steckt aber in V. 33 noch etwas vom alten Abschluß".
414 415
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
entgegen, um die Gewährung der Entlassung zu erfahren. Vielmehr endet nach der vorgegebenen nichtpriesterschriftlichen Erzählung die Fron der Israeliten in Ägypten mit der fast tumultartigen Vertreibung Israels durch die Ägypter. Sinnfalliger Ausdruck für die sich überstürzenden Ereignisse bei der Entlassung der Israeliten aus Ägypten ist die Notiz in V. 34, nach der die Israeliten mit dem noch nicht durchsäuerten und in Mäntel gewickelten Brotteig aufgebrochen sind. Sie bietet den sachlichen Anknüpfungspunkt für die spätere Hereinnahme der Anweisungen zum Mazzotfest. Ein förmlicher Entlassungsbescheid durch den Pharao, der auch der priesterschriftlichen Erzählung unbekannt ist, findet sich dagegen mit V. 3 lf erst in der endredaktionellen Fassung der Exoduserzählung416. Auf die Endredaktion gehen in 12,29-36 außer der Erwähnung der tierischen Erstgeburt in V. 29b und der Einbestellung Moses und Aarons zum Pharao in V. 31f noch die V. 30aa.35f zurück. V. 30aa enthält mit dem Pharao das in V. 31 nicht explizit genannte Subjekt und ist seinerseits auf die Fortsetzung durch V. 31f angewiesen. Die Verse lassen sich demnach nicht voneinander trennen. Hinzu kommt, daß V. 30aß wesentlich besser unmittelbar an die Schilderung der Tötung der Erstgeburt in V. 29a anschließt als an V. 30aa. Die rückblickende Bemerkung über die Beraubung der Ägypter in V. 35f ist im vorliegenden Textzusammenhang nicht von ihrem endredaktionellen Gegenüber in 11,2f zu trennen. Die Frage, inwieweit das im Zusammenhang der Plagenerzählungen ausgesprochen sperrig wirkende Motiv der Endredaktion bereits vorgelegen hat, soll im Rahmen der Analyse von 3,21f aufgenommen werden417. ,Die Analyse führt somit zu folgendem Ergebnis: Zum Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Erzählung von der Tötung der Erstgeburt gehören 9,13f; 10,28f; ll,4aß.b.5a.7aa.8b; 12,29a.30aß.b.33f. Diese Erzählung wird von der Endredaktion im Zuge der Einschaltung der von ihr selbst formulierten Hagel-, Heuschrecken- und Finsternisplage in 9,15-10,27 geteilt. Infolgedessen dient im vorliegenden Textzusammenhang 9,13f als Exposition der Hagelplage und 10,28f als Abschluß der Finsternisplage. Der Rest des vorgegebenen nichtpriesterschriftlichen Textbestandes bildet den Grundstock der vorliegenden Erzählung von der Tötung der Erstgeburt. Hier gehen auf die Endredaktion 11,13.4aa.5b.6b(?).7aß(?).9; 12,29b.30aa. 31f.35f zurück. Jüngere Ergänzungen liegen in 11,7b.8a vor. Von großer Bedeutung für den Aufbau des endredaktionellen Plagenzyklus ist das kompositorische Brückenglied in 11,1-3. Seine Aufnahme der Beauftragung Moses aus 9,13f integriert den nichtpriesterschriftlichen Erzählfaden in 11,4-8*. Darüber hinaus schlägt der Abschnitt einen Bogen zurück auf die gliedernde Ankündigung der kommenden Ereignisse im Rahmen der Moseberufung (3,18-22) und auf die Ausgangssituation der Plagenerzählungen (5,22-6,1). Zugleich strukturieren seine Vorgriffe den Text über das von Ρ formulierte Ende der vorläufigen Plagen (11,10) hinaus, womit er die Gliede416 417
Zur literarischen Einordnung von 12,3 l f s.o. S.176. S.u. S. 303f.
Zusammenfassung
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rungsprinzipien der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen vereinigt.
D. Zusammenfassung Die Analyse des umfangreichen Plagenzyklus in 7,8-11,10; 12,29-36 zeigt eindeutig, daß die Vereinigung der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen auf eine nachpriesterschriftliche Redaktion zurückzufuhren ist. Sie konnte ferner wahrscheinlich machen, daß es sich bei den redigierten Plagenerzählungen um Teilstücke zweier ursprünglich unabhängig voneinander tradierter, ehedem selbständiger Erzählwerke handelt. (1) Der priesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus ist klar abgrenzbar. Er umfaßt fünf Legitimationswunder, die Mose und Aaron auf Geheiß Jahwes vor dem Pharao und seinem Hofstaat vollbringen: Die Verwandlung des Stockes in eine Schlange in 7,8-10a. 11-13; die Verwandlung des Wassers zu Blut in 7,19.20aa*. 21b.22; die unmäßige Vermehrung der Frösche in 8,1-3.1 lay.b; die Verwandlung des Staubes zu Mücken in 8,12.13a.l4a.l5; der Befall von Mensch und Tier mit Geschwüren in 9,8-12. Den Schlußpunkt bildet die resümierende Feststellung in 11,10, daß die Legitimationswunder Jahwes Ankündigung entsprechend den Pharao nicht zur Entlassung der Israeliten bewegen konnten. Mit Ausnahme der Verhärtungsnotiz in der Abschlußformel der Erzählung von der Vermehrung der Frösche (8,1 laßy.b) bietet der rekonstruierte priesterschriftliche Anteil am Plagenzyklus einen vollständigen, auf der Darstellungs- wie auf der Deuteebene durchdachten und in sich stimmigen Textzusammenhang, dessen Struktur im vorliegenden Kontext durch nichtpriesterschriftliche Passagen erheblich gestört wird. Der priesterschriftliche Text knüpft außerdem fugenlos an den Grundbestand der Berufung Moses und Aarons nach Ρ in 6,2-7,7 an. Besonders deutlich sind seine Verbindungen mit der Darstellung von Aarons Einsetzung in 7,1-7*, die zusammen mit dem Resümee in 11,10 eine Inklusion um die fünf priesterschriftlichen Legitimationswunder bilden. Mit der noch ausstehenden Entlassung der Israeliten weist das negative Fazit in 11,10 zugleich auf Zukünftiges voraus. Dies ist Gegenstand der unmittelbaren Fortsetzung des priesterschriftlichen Anteils am Plagenzyklus, der Passabestimmung nach Ρ in 12,1-14*.28 und der davon nicht zu trennenden, ursprünglich direkt anschließenden chronologischen Notiz über den Auszug in 12,40f. Die Annahme, daß sich dieser durchgehende priesterschriftliche Erzählfaden zusammen mit den übrigen priesterschriftlichen Texten in Kap. 1-14(15) zu einer selbsttragenden Exoduserzählung fugt, wird sich in den nachfolgenden Analysen zu bewähren haben. Zusätze zu Ρ finden sich in 8,13b.14b. (2) Der in 7,8-11,10; 12,29-36 erkannte nichtpriesterschriftliche Erzählfaden berichtet ursprünglich von vier Plagenerzählungen: Verpestung des Nils in 7,14. 15a. 16.17*.18.21a.23.25; Froschplage in 7,26f.28* und 8,9b-llaß; Ungezieferplage in 8,16.17*.20.28; Tötung der Erstgeburt in 9,13f; 10,28f; ll,4aß.b.5a.6a.
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
7aa.8b; 12,29a.30aßb.33f. Erweiterungen liegen in 7,24 und in der Erzählung von der Viehpest in 9,1-7 vor. Sie wurden offensichtlich vor der Vereinigung mit Ρ hinzugefugt und bestätigen somit die Annahme, daß es sich bei den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen um keine Bearbeitungsschicht zu Ρ handelt. Die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen sind wie ihr Seitentext nach Ρ weitgehend vollständig erhalten, lediglich in der Froschplage und wohl auch in der Erzählung von der Tötung der Erstgeburt fehlt jeweils eine kurze Ausfuhrungsnotiz. Sie wurde in der Froschplage allem Anschein nach redaktionell durch die priesterschriftliche Darstellung ersetzt, und eine zwischen 9,13f und 10,28f vermutete Mitteilung, daß Mose wie befohlen beim Pharao vorgesprochen habe, wurde wahrscheinlich zugunsten der Einfügung der drei endredaktionellen Plagenerzählungen in 9,15-10,27 weggelassen. Die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen sind von vornherein auf einen größeren Kontext hin verfaßt worden. So ist der Auftakt der Erzählung von der Verpestung des Nils durch seine Rückverweise auf 5,lf eng mit der ersten Unterredung zwischen Mose und dem Pharao verbunden. Auf diese Weise werden die folgenden nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen zu der unverlangten Antwort auf die rhetorische Frage des Pharaos nach Erkenntnis Jahwes: Jahwe, der Gott der Hebräer, ist deijenige, der die Plagen über Ägypten bringt und den Pharao in die Knie zwingt. Doch auch die Vorsprache Moses beim Pharao ist nur schwer ohne einen entsprechenden Auftrag denkbar. Hierauf ist bei der Analyse der Moseberufung einzugehen. Desgleichen ist kaum anzunehmen, daß der Erzähler das Schicksal der Israeliten nur bis zu ihrem Verlassen Ägyptens berichtet. Hierauf ist bei der Analyse der Meerwundererzählung einzugehen. Treffen die Überlegungen zur Kontexteinbindung der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen zu, so kann an die Einsicht von E. Meyer erinnert werden, „daß bei den Plagen von einer Sage, von einer volkstümlichen Überlieferung gar keine Rede sein kann; denn sie haben absolut keinen sagenhaften Inhalt. Sie sind vielmehr freie Schöpfungen des Erzählers. Er steht aber vor der Aufgabe zu zeigen, wie der König durch göttliches Eingreifen dazu gebracht worden ist, den Hebräern den Zug ... zu gestatten, und denkt sich den Hergang so, wie jederzeit und überall die Gottheit gegen Ungehorsam ihren Willen durchsetzt"418. Der Gebrauch der Erkenntnisaussage widerrät schließlich Vorschlägen, diese freie Schöpfung des Erzählers in die Frühzeit israelitischer Literaturgeschichte zu datieren. (3) Auf die Endredaktion gehen zurück: der Ausfuhrungsbericht zur Verwandlung von Aarons Stock in 7,10b; die ausgleichende Erwähnung von Moses Stock in 7.15b. 17* und der Übergang von Ρ zur nichtpriesterschriftlichen Erzählung in 7,20* in der Erzählung von der Verpestung des Nils und vom Fischsterben; die Fürbittenszenen und ihre Einbindung in 7,28*.29 und 8,4-9a* sowie in 8,21-27 in der Frosch- und der Ungezieferplage; der Grundbestand der Hagelplage in 9,1323aa.24aab.25.27.29.33.35a (unter Aufnahme von 9,13f); der Grundbestand der Heuschreckenplage in 10,l-5ba.6b-20* (ohne die Höflinge in V. 1 und ohne 418
E. MEYER, Israeliten, 31.
Zusammenfassung
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Aaron in V. 3.8); die Finsternisplage in 10,21-29 (unter Aufnahme von 10,28f); in der Erzählung von der Tötung der Erstgeburt das kompositorische Brückenglied 11,1-3 zur Wiederaufnahme des nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens aus 9,13f; 10,28f sowie - gemeinsam mit 11,9 - zur Vereinigung der Gliederungsprinzipien der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen; ferner die Bearbeitungen in ll,4aa.5b.7aß(?); 12,29b.30aa.31f.(35f). Die Endredaktion hat die priesterschriftlichen Plagenerzählungen als strukturierende Grundlage genommen und in diese „Grundschrift" den nichtpriesterschriftlichen Erzählfaden eingearbeitet und umfangreich erweitert. Im einzelnen hat sie den Plagen das erste priesterschriftliche Legitimationswunder, die Verwandlung von Aarons Stock, als Prolog vorangestellt und hier mit 7,10b den Hofstaat des Pharaos nachgetragen, um zu Beginn alle Personen, die im weiteren Verlauf des endredaktionellen Plagenzyklus auftreten, zu nennen. Auf priesterschriftlichen Texten beruhen ferner die deutlichen Einschnitte nach den ersten beiden Dreiergruppen von Plagen in 9,12 und am Ende der Ankündigung der Tötung der Erstgeburt in 11,10. Die auf den Prolog folgenden Plagen hat die Endredaktion in eine Sequenz von drei gleichmäßig angelegten Dreiergruppen vorläufiger Plagen und einer letzten und endgültigen Plage angeordnet. Daß diese Strukturierung des vorliegenden Textzusammenhanges Ausdruck eines redaktionellen Gestaltungswillens ist, erhellt daraus, daß die erkannten Aufbauprinzipien auch die von der Endredaktion formulierte dritte Dreiergruppe vorläufiger Plagen bestimmen. Sofern es möglich war, hat die Endredaktion die priesterschriftlichen und nichtpriesterschriftlichen Varianten durch eine geschickte Anordnung ihrer Vorlagen und durch wenige ausgleichende Hinzufügungen miteinander verbunden (7,14-25; 7,26-8,11). Durch diese Verbindung hat sich ein weiteres Plagenschema herausgebildet, das vom Zusammenwirken des menschlichen Wundertäters, der die Plage initiiert, und seiner Gottheit, die die Plage eintreten läßt, berichtet. Dieses Schema liegt dann auch den endredaktionellen Erzählungen von der Hagel-, der Heuschrecken- und der Finsternisplage zugrunde. Sofern eine Verbindung der Varianten etwa wegen eines unterschiedlichen Piagenstichwortes unmöglich erschien, hat die Endredaktion ihre Vorlagen nebeneinandergestellt (8,12-15 und 8,16-28; 9,1-7 und 9,8-12). Über die reine Kompilation der Quellen hinaus setzt die Endredaktion aber auch eigene Akzente. Mit den Motiven der Verhandlungen und der Fürbitte gehen zwei bestimmende Erzählzüge des vorliegende Textzusammenhanges auf die Endredaktion zurück. Ohne Zweifel sollen sie den erzählerischen Spannungsbogen des in seiner vorliegenden Gestalt sehr umfangreichen Plagenzyklus aufrechterhalten. Wichtiger ist jedoch, wie mir scheint, die Charakterisierung des Pharaos als eines mächtigen Widersachers, der gezwungen wird, seine eigene Verantwortung für das erlittene Ungemach anzuerkennen, und der dennoch nicht anders kann, als sich weiter zu widersetzen. Ausweislich der Reflexionen über den Fortgang der Plagen geschieht dies zum Ruhme Jahwes in der Welt (9,15f), aber auch
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Der Plagenzyklus (Ex 7,8-11,10; 12,29-36)
zur Verkündigung über Generationen in Israel, denn fur die Endredaktion sind die Plagen immer auch Erweiswunder für Israel (10, lf*). Kann schließlich die Verbindung der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen auf eine Endredaktion zurückgeführt werden, so ist diese auch für die Zusammenstellung der in diesem Zusammenhang stehenden Passabestimmungen in Kap. 12 verantwortlich. Strenggenommen ist damit freilich nicht erwiesen, daß auch die nachpriesterschriftliche Kommentierung der Passabestimmung in 12,24-27a und die Anweisungen zum Erstgeburtsopfer und zum Mazzotfest in 13,1-16 auf die Endredaktion zurückzuführen sind. Doch darf dies aufgrund der in der Analyse genannten sprachlichen und konzeptionellen Gemeinsamkeiten zwischen diesen Texten und der Endredaktion im Plagenzyklus vermutet werden419. Ergänzungen des endredaktionellen Textes finden sich in 8,5аруЬ.7а* (nur -prQDl).17a* (nur - p m m ) . 1 8 . 1 9 ; 9,23aßb.24aß.26.30.31-32.33* (nur "It3m).34.35b; 10,1b* (nur ТНЭЮ эЪ _ ПК1); 10,3* (nur Aaron und die Pluralbildung ГЮК-П).5bß?.6a.8* (nur ρΠΚ'ΠΚΙ und ПГ6к).Ю* (nur DnbK).12aß.b(?); ll,7b.8a. Eventuell ist außer in 10,3*.8* auch in 8,4a und 8,8a die Erwähnung Aarons mit den dazugehörigen Änderungen nachgetragen.
419
Andernfalls wäre in Kap. 12f die endredaktionelle Verbindung des priesterschriftlichen und des nichtpriesterschriftlichen Textes von einer späteren „nachendredaktionellen" Fortschreibung zu unterscheiden. Das ist jedoch die weniger wahrscheinliche Annahme, da ohne den Kommentar in 12,24—27a die beiden Passabestimmungen recht unausgeglichen nebeneinander zu stehen kommen.
IV.
Die Rettung Israels am Meer (Ex 13,17-14,31)
Α. Der vorliegende Textzusammenhang Jahwes wunderbare Rettungstat am Meer stellt nach alttestamentlicher Auffassung die grundlegende Begebenheit der Volks- und Gottesgeschichte Israels dar. Entsprechend ist sie über Generationen hinweg Gegenstand theologischer Reflexion, wie für das Exodusbuch schon die Zusammenstellung von drei sehr unterschiedlich akzentuierten Bezeugungen erhellt, der Meerwundererzählung (13,17-14,31), dem Schilfmeerlied (15,lb-18) und dem Miijamlied (15,21b). Im Rahmen der Exoduserzählung ist der Prosabericht in 13,17-14,31 gleichermaßen Höhe- und Zielpunkt der Darstellung1. Erzählerisch kommen hier die beiden Bewegungen zur Ruhe, die die Erzählung von Anfang an prägen. Es handelt sich zum einen um den Konflikt zwischen Israel und Ägypten. Er hebt in 1,1-14 mit der Einführung der Fronpflicht für die Israeliten an und ist die Voraussetzung, auf der die ganze weitere Erzählung aufbaut. Am Ende der Meerwundererzählung steht dann die völlige Vernichtung der ägyptischen Streitmacht (vgl. 14,27-3 la), von Ägypten wird fortan nur noch in der Retrospektive gesprochen. Die zweite Bewegung zielt auf Moses Einfuhrung als desjenigen, den Jahwe mit der Herausführung Israels aus Ägypten beauftragt hat. Der erstmaligen Nennung Moses in 2,1-10 geht eine fortschreitende Zuspitzung der Darstellung vom Schicksal des Volkes hin zum exemplarischen Einzelschicksal des geretteten Mosekindes voraus. Am Ende der Exoduserzählung erscheint Mose in 14,31 dann als der exemplarische Diener Gottes, der sich in Wort (14,13f) und Tat (14,21.27) bewährt hat2. Heißt es hier zum Abschluß der Meerwundererzählung, daß das Volk auf Jahwe und auf Mose vertraute (|QK hi.; 14,31), so schließt dies an die Beglaubigungsszene in 4,27-31 an. In ihr ist das Vertrauen des Volkes (]QK hi.) die Reaktion darauf, daß Mose und Aaron Zeichen ihrer Legitimation vorbringen und dem Volk Jahwes Erscheinen und sein rettendes Wahrnehmen der Not mitteilen. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird dieses Vertrauen wiederholt durch äußere Widerstände erschüttert, sei es daß der Pharao die Entlassung verweigert und die Fron verschärft oder daß er den Ausziehenden nachsetzt (vgl. 5,21; 6,9; 14,llf). Zum Abschluß der Meerwundererzählung ist das Vertrauen dann jedoch (vorerst) wiederhergestellt. Anders als in 4,29-31 ist der Grund des Vertrauens allerdings nicht mehr durch Wort und 1 2
Vgl. nur M. NOTH, Exodus, 2f, 82; G. VON RAD, EvTh 31, 583 [= ders., GSt 2, 193]. So auch C. HOUTMAN, Exodus II, 229. Vgl. ferner J.-L. SKA, Passage, 143-146.
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Die Rettung Israels am Meer (Ex 13,17-14,31)
Zeichen Moses (und Aarons) vermittelt, sondern unmittelbar gegenwärtig 3 : „Und Israel sah Ägypten tot am Ufer des Meeres. Und Israel sah die machtvolle Hand ( п Ь ч а п "РГГПК), die Jahwe an Ägypten getan hatte" (14,30b.3 la). Die Abgrenzung des Abschnitts ist umstritten, was nicht zuletzt an dem inneren Zusammenhang und der planvollen Verzahnung der in Kap. 1-14(15) erzählten Ereignisse liegt4. Für den Beginn in 13,17 spricht, daß dieser Vers nach den gesetzlichen Partien in 12,43-51; 13,1-16 mit VPI und einer auf den Stand der Ereignisse bezogenen Zeitbestimmung einen erzählerischen Neueinsatz dokumentiert. Auch erfolgt im Anschluß an 13,17 eine Einfuhrung in die Situation (vgl. ""pCTD"1 „Schilfmeer" in 13,18) und die Handelnden der folgenden Erzählung. So wird insbesondere mit der Führung durch eine Wolken- und eine Feuersäule in 13,21f ein für die folgende Erzählung wesentliches Motiv erstmals genannt. Es ist daher kaum möglich, im vorliegenden Textzusammenhang 13,17ff von einer erst später einsetzenden Meerwundererzählung abzutrennen. Die Meerwundererzählung endet in 14,30f mit einer abschließenden Zusammenfassung. Die folgenden Lieder, das Schilfmeerlied in 15,lb-18 und das Miijamlied in 15,21b, heben sich schon rein formal durch den Wechsel von der Prosa zur Poesie deutlich von 13,17-14,31 ab. Hinzu kommt, daß 15,1a sich selbst als Überschrift einer neuen Einheit zu verstehen gibt, wobei das allgemeine TN „damals" die historische Distanz gegenüber den zuvor berichteten Ereignissen betont herausstellt5. Gleichwohl besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Prosafassung der Meerwundererzählung in 13,17-14,31 und den poetisch-hymnischen Bezeugungen in 15,1-21, der nicht allein durch das gemeinsame Thema gegeben ist. Denn im vorliegenden Textzusammenhang wird man 15,1-21 im Anschluß an die Interpretation durch Ps 106 als hymnische Ausformulierung (1пЬпЛ "ПРЕЛ „sie sangen sein Lob"; Ps 106,12b vgl. 15,la.b.21b) des in 14,31 genannten Vertrauens (Ί"Η3~Π "DOX"1! „sie vertrauten auf seine Worte"; Ps 3 4
Vgl. auch E. BLUM, Studien, 17. Als Abgrenzung der Meerwundererzählung wird in der Regel wie in der vorliegenden Analyse 13,17-14,31 genannt. Vgl. außer M. Nora, Exodus, 80-95 in jüngerer Zeit etwa H.-C. SCHMITT, FS Würthwein; F. KOHATA, Jahwist, 277-295; H. LAMBERTY-ZIELINSKI, Schilf-
meer, 58f. Für eine Einbeziehung von 15,1-21 plädieren nach J. WELLHAUSEN, Composition, 75-77; В. BAENTSCH, Exodus, 114-137; H. HOLZINGER, Exodus, 43-53; С. A. SIMPSON, Tradition, 18ffu.a. C. HOUTMAN, Exodus II, 221-295 sowie C. LEVIN, Jahwist, 441-347, dessen Gliederung sich allerdings am jahwistischen Textbestand orientiert. Nach P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 5ff u.ö. beginnt die Einheit in 13,20 und endet in 14,29 (vgl. hierzu H. LAMBERTY-ZIELINSKI, a.a.O., 58f Anm. 5f). W. Fuss, Pentateuchredaktion, 297; E. ZENGER, Exodus, 7; ders., Israel, 40f; ders., VT.S 32, 480f betrachten 14,1 als Anfang. Vgl. ferner J. I. DURHAM, Exodus, 181ff, der im Anschluß an G. W. COATS, VT 17, 253-265 die Meerwundererzählung zur Darstellung der Wüstenwanderung in 13,17-18,27 zählt und Einheiten in 13,17-14,4; 14,5-20; 14,21-31; 15,1-21 erkennt. 5
Vgl. E. ZENGER, VT.S 32,461; H. STRAUSS, ZAW 97,107f.
Der vorliegende Textzusammenhang
191
106,12a) zu verstehen haben. Schilfmeerlied und Mirjamlied gehören damit als liturgischer Ausklang und Reaktion auf das Berichtete noch zur Exoduserzählung 6 . Wird 15,1-21 in der vorliegenden Untersuchung dennoch ausgeklammert, so ist dies allein darin begründet, daß auch eine eingehende Analyse fur die redaktionsgeschichtliche Fragestellung zu Kap. 1-14(15) kaum etwas austrägt. Das Wenige (und halbwegs Sichere) sei kurz zusammengestellt: Fest steht lediglich, daß die vorliegende Verbindung der Meerwundererzählung und des Schilfineerliedes in Ps 106,12 undNeh 9,11 (vgl. Ex 14,21 und 15,10) vorausgesetzt wird. Im vorliegenden Textzusammenhang sind das Schilfmeerlied in 15,1b-18* und das Miijamlied in 15,21b wie das von Mose und den Israeliten intonierte Danklied und der von Mirjam und den Frauen respondierte Refrain (vgl. 15,1b und 15,21b) angeordnet. Sehr wahrscheinlich handelt es sich aber um ursprünglich selbständige Lieder7. Sollte diese Annahme zutreffen, so wird man V. 21b wohl als das ältere der beiden Lieder ansprechen müssen. Es hätte dem Dichter des Schilfineerliedes dann als Thema gedient8. V. 21b ist näherhin als imperativischer Hymnus zu beschreiben, der in den Jahwekult am Tempel gehört9 und dessen gedrängter, auf die göttliche Hohheit konzentrierter Wortlaut bei den Hörern die Vertrautheit mit einer breiten Überlieferung voraussetzt. Seine szenische Einleitung in V. 20.21a ist sekundär. Sie fuhrt den Hymnus anachronistisch als ein Reigenlied ein, wie es Frauen und Mädchen den heimkehrenden Siegern zusangen, wenn sie ihnen mit Handpauken und im Reigen aus dem Tor der Stadt entgegenzogen (vgl. 1 Sam 18,6f; Jdc 11,34)10. Das Schilfmeerlied in V. lb—18, das fraglos zu den eindrücklichsten Zeugnissen alttestamentlicher Poesie zählt, entzieht sich mit seinen an das Danklied gemahnenden und seinen hymnischen Elementen der formgeschichtlichen Kategorisierung". Seine literarische Integrität wird häufig mit unterschiedlichen Argumenten und für verschiedene Passagen bestritten12. Deutlich sekundär ist jedenfalls die recht ungeschickte Einbindung des Liedes. So paßt der Sing. "PET „er sang" in V. la gut zum singularischen ГГРВЖ „ich will singen" des Liedauftakts in V. lb, er stößt sich aber mit dem durch 14,31 veranlaßten pluralischen Subjekt „Mose und die Israeliten" in V. la und der pluralischen Verbform in V. laß. Auch wirkt die übliche Redeeinleitung ~1ПкЬ „und sie sprachen" im Vergleich mit der sprachlichen Kraft des Liedes recht unbeholfen. V. 19 ist ein prosaischer Zusatz. Dieser „ist durch die Partikel Μ nur sehr gekünstelt an V. 18 angeschlossen und 6
7
8 9
Zur Funktion von Psalmen innerhalb von Erzählungen vgl. J. W. WATTS, Psalm (dort 41-62 speziell zu 15,1-21. Der Text gilt als Abschluß der Exoduserzählung für die Passaliturgie). Vgl. H. SPIECKERMANN, Heilsgegenwart, 96ff. Dort auch zum folgenden. Anders in jüngerer Zeit vor allem M. L. BRENNER, Song. Seiner Ansicht nach ist das Miijamlied von vornherein als Refrain zum Schilfmeerlied konzipiert (vgl. a.a.O., 80-84 u.ö. sowie bereits S. MoWINCKEL, Psalmenstudien II, l l l f mit Anm. 4), wobei das Schilfmeerlied ebenfalls für seinen jetzigen Zusammenhang verfallt worden sei. Diese Ansicht wird in der Mehrzahl der Untersuchungen vertreten. Vgl. F. CRÜSEMANN, Studien, 19-24. Ε. A. KNAUF, Midian, 142-146 denkt dagegen an ein midianitisches Siegeslied.
10
So u.a. M . NOTH, Exodus, 97f; H . SPIECKERMANN, a.a.O., 100; C. LEVIN, Jahwist, 342f.
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Vgl. nur die Auflistung der Vorschläge bei H. STRAUSS, ZAW 97, 105f. Vgl. aus der Vielzahl der Vorschläge die Bestimmung des redaktionellen Anteils bei E. ZEN-
12
GER, V T . S 32, 4 5 2 - 4 8 3 (V. 2 ^ . 8 - 1 0 1 3 - 1 8 ) ; F. FORESTI, Lat. 48, 6 5 f (V. 4f); J. JEREMIAS,
Königtum, 98f (V. 2.4.5.15b); H. SPIECKERMANN, a.a.O., 96-115 оЬтп „und seine Heer" in V. 4ab~n CPaQDD „mit großen Strafgerichten" ohne Zweifel priesterschriftlicher Herkunft (7,4; vgl. 12,12). Bemerkenswert ist jedoch auch an dieser Stelle die große Nähe zum Ezechielbuch, auf das zehn von insgesamt 16 atl. Belegen für ODE? „Strafgericht" entfallen61. Auffällig ist schließlich auch die Formulierung der „Bundesformel" in V. 7a. Im Normalfell besteht sie aus zwei Sätzen, die mit ГРП und folgendem zweifachen Ь konstruiert sind. In V. 7a wird im ersten Teilsatz ГРП mit Israel als Subjekt durch ПрЬ mit Jahwe als Subjekt und Israel als Objekt ersetzt62. Hierfür sind zum einen stilistische Gründe verant58 59
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61 62
Vgl. hierzu o. S. 190-193. Dtn-dtr Sprachgebrauch wäre eine Formulierung mit ГПВ „loskaufen": Dtn 7,8; 9,26; 13,6; 15,15; 21,8; 24,18; 2 Sam 7,23 vgl. Jer 15,21; 31,11 sowie Lev 27,27 (par. zu Ьхз findet sich in den Bestimmung zur Auslösung von Boden und Personen in Lev 25 sowie in dem Nachtrag Lev 27. Durch die sekundären Paränesen in Lev 25,38.42.55 beziehen sich die Bestimmungen im vorliegenden Textzusammenhang auf den Exodus. Auffölligerweise wurde hierzu aber nicht auf Ьхз, das Leitwort der Bestimmungen, zurückgegriffen. Sollten 6,6f und das Heiligkeitsgesetz in seiner vorliegenden Gestalt auf dieselbe Pentateuchredaktion zurückgehen, so bliebe dies schwer nachvollziehbar. Die übrigen Belege sind Num 33,4; Prov 19,29; 2 Chr 24,24. B. BAENTSCH, Exodus, 47 merkt an, daß die Formulierung sonst nicht bei Ρ belegt ist. Über mögliche Abhängigkeiten ist damit freilich nichts ausgesagt, da die Formulierung der „Bundesformel" mit n p b und Jahwe als Subjekt im AT singulär ist. Fraglich scheint auch die statistische Signifikanz der Beobachtung, daß von drei (!) Belegen der „Bundesformel" in P° nur einer zweigliedrig ist.
Der priesterschriftliche Text
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wortlich zu machen, da sich auf diese Weise die „Bundesformel" schön in die Gottesrede mit ihrer Folge von Verben der 1. Pers. Sing, in V. 6f einordnet. Hinzu kommen sachliche Gründe. Während sich nach E. Otto die zweiteilige „Bundesformel" mit der von Ρ einseitig betonten Initiative Gottes stößt, so zeigt gerade die Formulierung von V. 7a, daß der Gebrauch der zweiteiligen Formel nicht gleichbedeutend ist mit der Herausstellung einer Wechsel- oder beidseitigen Initiative in der Begründung des Gottesverhältnisses: Das sonst bei Ρ fehlende zweite Glied der „Bundesformel" (Israel wird Jahwes Volk) wird in V. 7a vorgezogen und die Begründung des Gottesverhältnisses ganz von der Initiative Gottes her gedacht, insofern nämlich Jahwe das Subjekt auch dieses Gliedes der Formel ist63: „und ich werde euch als mein Volk annehmen" (D»b "Ь йЭПК -Tinpbl). Anzumerken bleibt, daß die „Bundesformel" in 6,7 von den im „Abrahambund" in (Jen 17 gebündelten Väterverheißungen die Zusage eines immerwährenden Gottesverhältnisses aufgreift, die dann in der Ankündigung von Jahwes Wohnen inmitten Israels in 29,45f eingelöst wird. Damit scheint die „Bundesformel" in 6,7 im Aufbau von Ρ doch wohl das notwendige Zwischenglied zwischen den beiden anderen (eingliedrigen) Belegen der „Bundesformel" bei Ρ (Gen 17,7; Ex 29,45) zu sein64. Und schließlich kann auch fur die zweigliedrige „Bundesformel" auf die häufigen Belege im Ezechielbuch verwiesen werden (Ez 11,20; 14,11; 36,28; 37,23.27). Für die Aussonderung der Ankündigung der Landnahme in V. 8 kann sich E. Otto auf eine zuletzt von F. Kohata ausfuhrlich begründete Beurteilung des Verses als eines dtn-dtr Tradition nahestehenden Nachtrags berufen, der „nicht nur dem Ausdruck, sondern auch der Sache nach priesterschriftlichem Landverständnis fremd" sei65. Merkmal einer von Ρ abweichenden und zugleich dtn-dtr geprägten Begrifflichkeit sei die Verbindung von Landgabeschwur und Hineinfuhrungsformel sowie das priesterschriftlich sonst nicht belegte Nomen ПЕПП „Besitz" anstelle des bei Ρ üblichen Synonyms ΠΤΠΧ. Zwar gebrauche auch Ρ einmal ЮТ qal „in Besitz nehmen", doch handele es sich eindeutig um ein Vorzugswort dtn-dtr Tradition. Sachlich stimme V. 8 deswegen nicht mit der Landgabekonzeption von Ρ überein, weil nach Ρ das Land schon den Patriarchen gegeben worden sei. Wie in V. 6f läßt sich jedoch auch fur V. 8 die These eines spezifisch dtn-dtr Einflußes nicht halten. Die Verbindung von Landgabeschwur und der mit SID hi. + Ь х formulierten Hineinfuhrung in das Land weist zweifellos dieselbe Struktur wie die entsprechenden dtndtr Formulierungen auf (f~lK + mit folgendem Relativsatz mit Schwur; Inf. von |ПЗ + Ьу 6 . Allerdings sind deren Schwuraussagen durchgehend mit U3E? ni. „schwören" gebildet (so auch der endredaktionelle Beleg in 13,11), während V. 8 den Schwur mit dem begleitenden Gestus der Handerhebung (УШИ + Τ 1 ) ausdrückt67. Ein unmittelbarer Einfluß
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Vgl. R. SMEND, Bundesformel, 27 Anm. 84 [= ders., Studien I, 35 Anm. 89]; E. ZENGER,
Gottes Bogen, 34. Vgl. hierzu u.a. B. JANOWSKI, Sühne, 317ff; T. POLA, Priesterschrift, 337f, dort auch zur gemeinsamen Abfolge von „Bundesformer (6,7a; 29,45b); Erkenntnisaussage (6,7b; 29aab); Exodusformel (6,7bß; 29,46βγ) Hoheitsformel (6,8bß) bzw. Huldformel (29,46b). F. KOHATA, Jahwist, 29ff; E. OTTO, ThR 62, 9 Anm. 43 („dtr Sprachgebrauch in 6,8"), 10 Anm. 45. Vgl. T. RÖMER, Väter, 492f, 504ff. Gegen die Wiedergabe von Τ КВЭ mit „schwören" hat sich vor allem J. Lust in mehreren Veröffentlichungen ausgesprochen. Er plädiert statt dessen für ein Verständnis als „entrer en action en faveur ou au ddtriment de quelqu'un" (J. LUST, BEThL 43, 488-527 (Zitat 517) [=
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
dtn-dtr Sprachgebrauchs ist daher wenig wahrscheinlich. Vielmehr ist wieder auf das Ezechielbuch zu verweisen, auf das zehn von 14 Belegen fur УЕ7Э + Ч"1 in der Bedeutung „schwören" entfallen68. Besonders eng sind die Gemeinsamkeiten mit Ez 20,28.42 (vgl. ferner 20,6) 69 . Der Landgabeschwur steht hier ebenfalls im Zusammenhang der mit Κ Ό hi. + Ън formulierten Hineinfuhrung in das Land. In dieselbe Richtung weist auch der Befund zu ПЕТЮ. Die Aussage, daß ЕП"1 qal in der dtn-dtr Literatur besonders beliebt ist, kann nicht bezweifelt werden, läßt sich aber nicht auf das Nomen ПЕ7ТЮ übertragen. Der Begriff kommt - hinsichtlich der Form und des Inhalts von 6,8 völlig abweichend - im Hexateuch nur noch im Mosesegen in Dtn 33,4 vor. Seine übrigen atl. Belege finden sich ohne Ausnahme im Ezechielbuch (Ez 11,15; 25,4.10; 33,24; 36,2.3.5). Doch von diesem eindeutigen Befund einmal abgesehen findet sich auch noch der einzige priesterschriftliche Beleg für Ю~Р qal in einem mit 6,8 vergleichbaren Kontext70: Nach dem Ρ zugeschriebenen Segen Isaaks in Gen 28,4 soll der Segen Abrahams auf Jakob und seine Nachkommen übergehen, damit Jakob das Land erwirbt ("]П2лЬ), in dem Jakob als Fremdling weilt und das Gotteinst dem Abraham gegeben hat С|ПЭ). Das Verhältnis von Landgabe an Abraham und Landerwerb durch Jakob entspricht, wie mir scheint, der Zuordnung von Landgabe an die Patriarchen (vgl. auch 6,4) und dem Landerwerb der Israeliten in V. 8. In beiden Fällen geht es um die im Erzählzusammenhang notwendige Aktualisierung der Landgabeaussage 71 - mit dem einzigen Unterschied, daß sich die Israeliten in 6,8 in Ägypten befinden und damit außerhalb des Landes stehen, in dem die Patriarchen als Fremdlinge weilten. Aus diesem Grund darf in 6,8 auch die Erwähnung der Hineinfuhrung nicht fehlen72. D e r Durchgang durch die erkannten sprachlichen und inhaltlichen Auffälligkeiten hat f u r V. 6 - 8 nicht bestätigen können, daß es sich um einen Nachtrag handelt, der an das Dtn und das Heiligkeitsgesetz anknüpft und daher einer nachpriesterschriftlichen Pentateuchredaktion zuzuweisen ist. Sieht man von den Einflüssen der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung einmal ab, so lassen sich vielmehr Gemeinsamkeiten mit dem Ezechielbuch erkennen. Der Einfluß der im Ezechielbuch bewahrten Überlieferungen und Traditionen auf Ρ (und dadurch vermittelt auch weiterer, vor allem prophetischer Traditionen) ist f ü r andere Bereiche der priesterschriftlichen Darstellung, insbesondere für die Flutprologe in Gen 6 , 1 1 - 1 3 hinreiders., FS Coppens, 162]; vgl. ders., BEThL 126, 218-222; auch T. KRÜGER, Geschichtskonzepte, 2 3 8 - 2 4 0 ) . 68 69
70 71 72
Ez 20,5.6.15.23.28.42; 36,7; 44,12; 47,14. Ferner Num 14,30; Dtn 32,40; Neh 9,15. P. WEIMAR, Untersuchungen, 148-150 vertritt sogar eine unmittelbare literarische Abhängigkeit von Ez 20,28.42. Allerdings liegt in Ez 20,27-29 und entsprechend in Ez 20,39*40-44 ein Nachtrag vor. Vgl. W. ZIMMERLI, Ezechiel I, 439, 450f und zuletzt F. SEDLMEIER, Studien, 98-105 (vgl. dort auch zu den Einwänden bei T. KRÜGER, Geschichtskonzepte, 210f), 12 Iff. Anders jetzt mit Nachdruck T. POLA, Priesterschrift, 152-156 (Lit.). Ausgangspunkt der Formulierungen von Ez 20,28.42 (= Ez 47,14) dürfte der zum Grundbestand des Kapitels zählende V. 15 sein: ^ п к г т Ь х рпчк ю а п т Ь з Ь ПГППЗ onS ч-р TIXP3 чзк-вп Vgl. auch W. Η. SCHMIDT, Exodus, 275. So zu 6,8 auch T. RÖMER, Väter, 546f mit ANM. 356. Für die Ursprünglichkeit von V. 8 hat sich jetzt auch T. POLA, Priesterschrift, 307f mit der allerdings problematischen These ausgesprochen, daß die zu erwartende Erfüllung der in 6,8 gegebenen Ankündigung mit der Ankunft des Volkes am Sinai/Zion in 19,1 gegeben sei.
Der priesterschriftliche Text
249
chend dokumentiert73. Gemeinsamkeiten und Kenntnis der „Ezechielüberlieferung" sind daher auch für 6 , 2 - 8 nicht unwahrscheinlich und bieten - ohne Gefahr zu weitreichender Hypothesen über die Kenntnis der Prophetie bei Ρ - eine hinreichende Erklärung für die sprachlichen Auffälligkeiten in V.6-8 7 4 . Es kommt hinzu, daß die Gottesrede in 6 , 2 - 8 keine literarischen Brüche aufweist, die eine Ausscheidung der V. 6 - 8 begründen könnten. Vielmehr handelt es sich um einen im hohen Maße durchstrukturierten Text, dessen Struktur ein konsistenter Gedankengang entspricht75. Das kann natürlich auch auf die Kunstfertigkeit einer Redaktion zurückgehen, doch bleibt in diesem Fall immer noch das Problem zu bedenken, daß nach Ausscheidung der V. 6 - 8 die in V. 9 mit „und Mose sprach so zu den Israeliten" ( b m e p P TOD - Q - т ) notierte Moserede bei Ρ ursprünglich mit welcher Botschaft dann eigentlich? - ohne Redeauftrag erfolgt sein muß76. Die Bewertung der V. 6 - 8 als nachpriesterschriftlicher Zusatz ist demnach kaum hinreichend begründbar, und sie schafft in ihren Konsequenzen für das Textverständnis der Moseberufung nach Ρ größere Probleme als sie zu lösen beansprucht. Aus diesem Grund ist die Annahme, Ρ selbst habe neben Formulierungen der „Ezechielüberlieferung" auch auf solche der nichtpriesterschriftlichen Darstellung zurückgreifen können, als die eindeutig plausiblere Erklärung des Sprachgebrauchs in V. 73
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Zum Formulienmgshintergrund von Gen 6,11-13 vgl. u.a. W. ZIMMERLI, Ezechiel I, 170; R. SMEND, FS Wolff, 67-72 [= ders., Ges. Stud. 1, 154-159]; С. LEVIN, Verheißung, 166, 231; R. OBERFORCHER, Flutprologe, 399ff; О. H. STECK, FS Koch, 300-305; ferner N. LOHFINK, VT.S 29, 195, 212ff [=ders., SB AB 4, 238fl], Zum Diskussionsstand vgl. J. LUST, BEThL 126, 209-224. Für 6,2-8 ist dabei vor allem an den literarisch kaum einheiüichen und gleichermaßen in die Vor- und die Nachgeschichte von Ex 6 gehörenden Geschichtsriickblick in Ez 20 zu denken. Außer den Formulierungen in V. 8 spricht hierfür vor allem die Vorstellung einer Selbstoffenbanmg Jahwes in Ägypten, für die in Ez 20,5 und in Ex 6,3 (vgl. 2,25 [rekonstruiert; s.o. S. 239 Anm. 26]) das bei Ρ in diesem Sinne sonst ungebräuchliche УЧ1 ni. verwendet wird. Vgl. W. ZIMMERLI, Ezechiel I, 442f; P. WEIMAR, Untersuchungen, 102f, 148-150 и.о.; J.-L. SKA, ZAW 94, 538f mit Anm. 24; ders., Remarques, 99; E. BLUM, Studien, 236f; T. POLA, Priesterschrift, 147-212, bes. 185. Vgl. hierzu außer M. GREENBERG, Exodus, 130ff; W. H. SCHMIDT, Exodus, 269f vor allem Р. AUFFRET, JSOT 27, 46-54, 69-71 sowie J. MAGONET, JSOT 27, 56-67, 73-74, dem sich J. LUST, BEThL 126, 212f weitgehend anschließt. Auch F. Kohata, Jahwist, 33f bestärkt diesen Einwand gegen die von ihr vorgenommene Streichung von V. 8, insofern sie die Selbstvorstellungsformel aus dem vermeintlich sekundären Vers Ρ zuschlägt und an V. 7 anschließt. Diese Schwierigkeit sieht natürlich auch E. Otto. Er sucht sie mit einer weiteren Hypothese zu beheben. Danach ist für die „von einer positiven Anthropologie der lückenlosen Erfüllung der Gottesforderungen im Schema von Auftrag und Befehlsausführung" bestimmte Ρ ein „Nichthören der Israeliten auf eine direkt von Gott zur Weitergabe durch Mose anbefohlene Verheißung undenkbar" (E. OTTO, ThR 62, 10 Anm. 45). Die strenge Korrespondenz von Auftrag und Erfüllung greift hier aber nicht als Argument, da, wie E. Otto selbst bemerkt, die Israeliten keinen Auftrag, sondern eine Verheißung vermittelt bekommen. Das Nichthören auf die Verheißung wird zudem begründet (V. 9bß) und es hat ein großes Vorbild in Abraham, dem selbst bei einer ihm direkt von Gott angesagten Verheißung Zweifel kommen: Gen 17,15ff (P).
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
6 - 8 vorzuziehen". Angesichts des oben dargelegten Befundes der Diskontinuität der priesterschriftlichen Berufungserzählung zu ihrem vorliegenden Textzusammenhang wird man jedoch eine derartige Textkenntnis nicht gegen die Annahme einer ursprünglich selbständigen Quellenschrift Ρ anfuhren können. Es bleibt somit das Fragmal der fehlenden Einfuhrung Moses innerhalb der priester&chriftlichen Darstellung. Es ist wiederholt als das wesentliche Argument für die Auffassung vorgebracht worden, daß die Ρ zugeschriebenen Texte als redaktionelles Gebilde zu verstehen seien78. Das Fehlen einer Einfuhrung Moses in Ρ mit näheren Angaben über die Person des Helden, sieht man von der fur Ρ charakteristischen Angabe von Moses und Aarons Lebensalter zu Beginn der geschilderten Ereignisse in 7,7 (vgl. Gen 7,6; 12,4b; 25,20 u.ö) einmal ab, ist natürlich auch schon den älteren Vertretern der Quellenscheidung aufgefallen. Sie haben es, sofern das Fehlen der Einführung überhaupt Anstoß erregt hat79, mit der Annahme erklärt, daß die entsprechenden Angaben bei der Verbindung mit der nichtpriesterschriftlichen Überlieferung ausgefallen80 oder durch Umstellung an eine andere Stelle geraten seien81. Gegen die Möglichkeit einer sekundären Textumstellung läßt sich jedoch einwenden, daß der hierfür allein in Frage kommende Abschnitt 6,13— 27* in seinem vorliegenden Kontext zwar eindeutig sekundär ist, aber nicht auf Mose, sondern auf Aaron und seine Nachkommen hinausläuft. Kaum zu beweisen, aber auch nicht unwahrscheinlich ist indessen die Annahme eines redaktionell bedingten Ausfalls. Allerdings kann die Einführung Moses wegen des fortlaufenden priesterschriftlichen Textes in 2,23aß-25; 6,2ff nicht, wie in der Regel vermutet wird, vor 6,2 ausgefallen sein. Statt dessen dürften - in Analogie zur Einführung Noahs zu Beginn der priesterschriftlichen Sintfluterzählung (vgl. Gen 5,32; 6,9) entsprechende und vermutlich eher knappe Angaben die Exoduserzählung nach Ρ eingeleitet haben82. Sie hätten also zwischen der Angabe des Lebensalters Josephs zum Schluß der Väterzeit in Gen 50,22b und dem Auftakt der priesterschriftlichen Exoduserzählung in Ex 1,783 gestanden. In diesem Fall ist eine Auslassung der prie77
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So zuletzt L. SCHMIDT, Studien, 6. Dort auch zur Zurückweisung der These von F. KOHATA, Jahwist, 75 wonach die nichtpnesterschriffliche Darstellung Ρ selbst an dieser Stelle nur in Grundzügen bekannt war. Vgl. vor allem F. M. CROSS, Myth, 317f; R. RENDTORFF, Problem, 130; E. BLUM, Studien, bes. 240f; aber auch J.-L. SKA, Bib. 76, 3 9 8 ^ 0 0 . Vgl. etwa die lakonische Bemerkung zur Sache bei J. WELLHAUSEN, Composition, 62, ferner R. SMEND, Erzählung, 125 und die Diskussion der „Lücken in P" bei D. M. CARR, Reading, 119f sowie u. Anm. 84. Damit rechnen u.a. A. KUENEN, Einleitung, 315; A. DILLMANN, Numeri, 634. So im Anschluß an A. KAYSER, Buch, 37ff u.a. A. DILLMANN, Exodus, 53ff; A. JÜLICHER, Quellen, 31fF. Vgl. auch J. WELLHAUSEN, Composition, 62 und O. EISSFELDT, FS Klostermann, 1-8 [= ders., KS 4, 1-7] mit einem weiterfuhrenden Referat älterer Positionen. Ähnlich vermutet schon B. W. BACON, Edition, 30, daß 6,16b-25 ursprünglich zwischen 1,5 und 1,7 gestanden habe und mit Rücksicht auf die konkurrierende Darstellung der Jugendgeschichte Moses in Kap. 2 versetzt worden sei. Zur Textabgrenzung s.u. S. 352ff.
Der priesterschriftliche Text
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sterschriftlichen Einiührung Moses durch die Endredaktion leicht erklärlich. Denn im vorliegenden Textzusammenhang würde schon die bloße Erwähnung Moses vor der Geburtsgeschichte in 2,1-10 den an der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung orientierten dramatischen Aufbau der Einführung der Rettergestalt Israels zerstören. Die Beobachtung, daß keine priesterschriftliche Einfuhrung Moses überliefert ist, läßt sich also selbst dann, wenn man hierin nicht geradezu ein Charakteristikum von Ρ erblicken möchte 84 , kaum mit der von den Bestreitern einer ehedem selbständigen Quellenschrift Ρ behaupteten Eindeutigkeit auswerten. Vielmehr legt ein Abwägen aller angeführten literarischen Beobachtungen wie schon im Fall des priesterschriftlichen Anteils am Plagenzyklus und an der Meerwundererzählung ein Festhalten an der These einer ursprünglich für sich bestehenden priesterschriftlichen Exoduserzählung nahe. Abschließend ist noch auf zwei spätere Fortschreibungen der priesterschriftlichen Moseberufung einzugehen. Einem weitgehenden Konsens zufolge ist die Genealogie Moses und Aarons in 6,14-25 mitsamt ihrem Erzählrahmen in 6,13.26f und dem Rückgang auf die Berufungsszene in 6,28-30 ein späterer Eintrag 85 . Der literarkritische Befund ist an dieser Stelle bemerkenswert eindeutig: Die Genealogie unterbricht den fortlaufenden Dialog. Sie kommt als Einfuhrung Moses zu spät, greift andererseits aber Aarons Einsetzung zum Sprecher Moses in 7,1 vor. Die Genealogie selbst hat keine homogene Gestalt, was sich leicht mit der Verwendung (sekundär-)priesterschriftlicher Vorgaben (vgl. Gen 46,9f; Num 3,17-20) erklären läßt. Was den Erzählrahmen .anbelangt, so setzt V. 13 zwar mit einer für Ρ üblichen Redeeinleitung ein, der folgende Auftrag wird aber in der fur Ρ ungewöhnlichen Gestalt einer indirekten Gottesrede mitgeteilt. Inhaltlich verschieben sich die Akzente in V. 13 zum einen dadurch, daß die Herausfuhrung Israels als menschliche Tat beschrieben wird, während in 6,6; 7,4 Jahwe Subjekt zu Χ Ϊ 1 hi. ist. Zum anderen wird Aaron (nach MT; LXX bzw. deren Vorlage gleicht an den Kontext an und läßt 1 ЬкЧЮ"1 "03"bt< aus) anders als in 7,lf auch zum Sprecher gegenüber Israel eingesetzt. Besonders auffallig ist schließlich der ausführliche 84
85
Vgl. insbesondere L. SCHMIDT, Priesterschrift, 34: Es sei methodisch geboten, nicht von prinzipiellen Erwartungen an eine Quellenschrift P, sondern vom literarischen Befund auszugehen. Folglich habe es für Ρ als eigentümlich zu gelten, daß Mose nicht eingeführt wird. Als Grund vermutet L. Schmidt im Anschluß an W. H. SCHMIDT, Exodus, 273f, daß Ρ Bedenken gegen Moses Jugendgeschichte hatte. Letzteres überzeugt aber deswegen nicht, weil ja auch eine andere Einfuhrung denkbar ist. Das zeigt die sekundäre Genealogie in 6,14-25. T. POLA, Priesterschrift, 103ff u.ö. und E. OTTO, ThR 62, 12f, die im Anschluß an L. Perlitt, ZAW 100 Suppl., 64-88 [= ders., Deuteronomium-Studien, 123-143] die Notiz über Moses Tod in Dtn 34,1a.7-9 Ρ zu Recht absprechen, erwägen dagegen einen Verzicht aufgrund eines geringen biographischen Interesses an Mose, dem eine Aufwertung der Gestalt Aarons entspreche. Erwägenswert ist auch der Vorschlag von E. AURELIUS (mündl.), daß analog zur Jesusdarstellung des Paulus die „Vergöttlichung" Moses eine herkömmliche Biographie verbiete. Vgl. u.a. J. WELLHAUSEN, C o m p o s i t i o n , 6 2 ; В. BAENTSCH, E x o d u s , 48FF; R. SMEND, E r z ä h -
lung, 125; K. ELLIGER, ZThK 49, 121 [= ders., KS, 174]; M. NOTH, Exodus, 42; G. FOHRER, Überlieferung, 49; W. H. SCHMIDT, Exodus, 293ff; E. BLUM, Studien, 231. Anders K. KOCH, VT 37, 465.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Rückgang auf V. 10-12 in V. 28-30, ein „klassisches Beispiel der Wiederaufnahme" (I. L. Seeligmann), um einen Einschub in den fortlaufenden Text zu integrieren86. Da der auf Aaron und seine Nachkommen hinauslaufende Abschnitt fur den vorliegenden Textzusammenhang eher in Verbindung mit der ersten Erwähnung Aarons in 4,13 ff zu erwarten wäre und ferner auch keine sprachlichen Indizien fur eine endredaktionelle Herkunft vorliegen, handelt es sich allem Anschein nach um eine Erweiterung des noch selbständigen priesterschriftlichen Textes 81 . Der Vorgriff auf die Verhärtung des Herzens des Pharaos und die Plagenerzählungen in 7,3 geht dagegen erst auf die Endredaktion zurück88. 7,3a greift mit seinem vorangestellten Personalpronomen die Konstruktion von 7,2a+b auf, fällt aber schon durch seinen Sprachgebrauch aus der priesterschriftlichen Darstellung heraus. Während Ρ die Verweigerungshaltung des Pharaos durchgehend mit der Wurzel рТП beschreibt (vgl. 7,13.22; 8,11 [rekonstruiert89]. 15; 9,12; 14,4.8), wird in 7,3 a das synonyme ΠΕ?ρ hi. verwendet. Ein vergleichbarer Sprachgebrauch begegnet in der Exoduserzählung allein im nichtpriesterschriftlichen Kontext, und 86
87
88
Zur Sache vgl. C. KÜHL, ZAW 64, 1-11; I. L. SEELIGMANN, ThZ 18, 314-324 und die kritischen Ausführungen bei M. ANBAR, VT 38, 385-398; В. O. LONG, JBL 106, 385-399. T. POLA, Priesterschrift, 104ff sieht dagegen in V. 10-12 und V. 28-30 eine inclusio, die die Genealogie von ihrem Kontext abgrenzen soll und betrachtet folglich auch die V. 10-12 als sekundär. Gegen diesen Vorschlag spricht indessen, daß die Einsetzung Aarons in 7,1 zum Sprecher Moses vor dem Pharao (!) erst durch die entsprechende Sendung in 6,10f und die Weigerung Moses in 6,12 motiviert wird. Doch scheint T. Pola diesen Begriindungszusammenhang zu übersehen, wenn er in 6,10f eine redaktionelle Vorwegnahme von 7,lf vermutet, die dadurch als redaktionell ausgewiesen gilt, daß sie um die Erwähnung Aarons verkürzt ist. Eine derartige Verkürzung ist bei einem Redaktor, der unmittelbar darauf V. 13 formuliert haben soll, wo entgegen der Darstellung der Grundschicht von einer Sendung Moses und Aarons gespochen wird, aber schlicht unbegreiflich. Schließlich hängt die Zuweisung von 6,12 an die Endredaktion davon ab, ob sich der Vers tatsächlich gegenüber 4,10 als sekundär erweist. Auf diese Voraussetzung ist im Zusammenhang der Analyse von 4,1-17 ausführlich einzugehen (s. u. S. 305ff). Mit W. H. SCHMIDT, Exodus, 297. Dagegen schreibt B. BAENTSCH, Exodus, 48, 52f den Erzählrahmen in V. 13.26f und die Einstellung in den vorliegenden Textzusammenhang durch V. 28-30 der Endredaktion zu, die mit V. 14—25 einen sekundär-priesterschrifflichen Text aufgenommen habe. Problematisch an dieser Lösung bleibt, daß der ursprüngliche Ort der eingearbeiteten und keineswegs homogenen Genealogie nicht benannt werden kann. Für eine endredaktionelle Herkunft des gesamten Textes spricht sich dagegen P. WEIMAR, Berufung, 16-18 Anm. 3 aus. Doch weder die Ortsangabe „im Lande Ägypten" in V. 28 und die daraus erkannte Struktur der Endgestalt des Exodusbuches (vgl. 12,1 und dazu o. S. 33 Anm. 14) noch die zutreffende Beobachtung, daß Aaron in den vorausgehenden Texten nur in endredaktionellen Einschüben vorkommt, sind durchschlagende Argumente für eine solche Zuordnung. So mit L. SCHMIDT, Priesterschrift, 3f (dort auch zum folgenden). L. Schmidt kann sich für die Ausscheidung von 7,3b auf F. KOHATA, Jahwist, 34-36 berufen, zu 7,3a vgl. bereits R. SMEND, Erzählung, 125, 129 Anm. 1.
89
S.o. S. 87.
Der priesterschriftliche Text
253
zwar in 13,15 (R). Es kommt hinzu, daß 7,3 a die Verstockungsaussage mit Jahwe als Subjekt formuliert. Damit nimmt der Teilvers die Pointe der priesterschriftlichen Darstellung vorweg, in der erst nach dem endgültigen Aufweis der Unterlegenheit der ägyptischen Magier die Haltung des Pharaos explizit auf Jahwes Wirken zurückgeführt wird. Sollte 7,3a ursprünglicher Bestandteil von Ρ sein, bliebe also nicht nur der Wechsel der Verstockungsnotizen mit рТП qal mit i"!S7~IQ з Ь als Subjekt in 7,13.22; 8,11 [rekonstruiert], 15 und dem abschließenden рТП pi. mit Jahwe als Subjekt und ΠΙ7ΊΕ3 з Ь als Objekt in 9,12 (vgl. 14,4.8) unmotiviert. Vielmehr verlöre der priesterschriftliche Plagenzyklus ein charakteristisches Mittel der Darstellung, denn bei Ρ entspricht der Steigerung der Spannung auf der Erzählebene ein Fortschreiten auf der Deutungsebene mit Hilfe der Verstockungsnotizen90. Der Teilvers ist folglich nachgetragen. Die Ankündigung von Zeichen (Г1Ж) und Legitimationswundern (riDID) in 7,3b setzt 7,3a voraus. Die daraus folgende sekundäre Herkunft wird ebenfalls durch den Sprachgebrauch bestätigt. Zum einen fällt die Wahl des Begriffs ГЛХ „Zeichen" auf, der im Zusammenhang der Plagenerzählungen sonst ausschließlich in (sekundären) nichtpriesterschriftlichen Passagen begegnet (vgl. 8,19; 10,lf; ferner 4,8[2x].9.17.28.30). Sodann werden П1К und n a i D durch ein Suffix auf Jahwe bezogen. Der unmittelbare priesterschriftliche Kontext bezeichnet dagegen in 7,9 mit ПОЮ das Mose und Aaron vom Pharao abverlangte Legitimationswunder. Und in 7,4 spricht der priesterschriftliche Kontext, sobald Jahwe wie in 7,3b als der eigentliche Urheber der gegen Ägypten gerichteten Handlungen in den Blick kommt, von D^bia DOS© „großen Strafgerichten" (vgl. 6,6). Ferner ist die Rede vom zahlreich werden lassen ( П 3 1 hi.) der Zeichen und Legitimationswunder in der priesterschriftlichen Darstellung ohne Analogie. Eine vergleichbare Formulierung (TIQID ΓΠ3~Ι) findet sich allein in 11.9, der endredaktionellen Überleitung zum priesterschriftlichen Plagenresümee in 11.10. Schließlich wird die Aussonderung von 7,3 als Nachtrag dadurch gestützt, daß 7,4 glatt an 7,2 anschließt, insofern sich die Ankündigung des Nichthörens des Pharaos in V. 4aa direkt auf den in V. 2b genannten Inhalt der Mose und Aaron befohlenen Vorsprache beim Pharao bezieht. Die endredaktionelle Herkunft des Nachtrags ergibt sich aus den sprachlichen Anklängen an Erweiterungen zur nichtpriesterschriftlichen Darstellung der Plagen, insbesondere zu 10, lf (ΤΙΓΙΝ), sowie an den Übergangsvers 11,9 (TIBIO ГПЗ~1). Beide Belege sind in der hier vorgelegten Analyse der Endredaktion zugewiesen worden91. Auch wird sich zeigen, daß die Ankündigung von Zeichen und Legitima90
91
S.o. S. 82ff. Dies übersieht W. H. SCHMIDT, Exodus, 318f bei seinem Hinweis auf die Tendenz der P, alles angekündigt sein zu lassen. S.o. S. 152-157 (zur literarhistorischen Einordnung 10,lf), S. 181f (zur literarhistorischen Einordnung 11,9). Mit der Bestimmung von 10, lf als endredaktionell erübrigt sich auch die Überlegung von W. H. SCHMIDT, Exodus, 319, wonach sich der Doppelausdruck „Zeichen und Wunder" darauf zurückfuhren lasse, daß Ρ in seiner Wortwahl von 10,1 angeregt worden sei.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
tionswundern in 7,3 einer terminologischen Unterscheidung entspricht, die erst die Endredaktion zur Beschreibung der von ihr herausgestellten zweifachen Funktion der Plagen als Wunder vor dem Pharao und Zeichen für Israels Glauben eingeführt hat92.
C. Der mchtpriesterschriftliche Text
1. Die Offenbarung Jahwes am Dornbusch (3,1-4,17) a) Die Moseberufung in ihrem nichtpriesterschriftlichen Kontext Die Exposition des Abschnitts 3,1-4,17 beginnt mit einem Nominalsatz, der die Ausgangssituation der folgenden Ereignisse darlegt und als vorangestelltes Subjekt die Hauptperson einführt (V. la)93. Es folgen zwei w-jiqtol-x-Sätze, in denen die vorhergehenden Angaben in die konkrete Situation der Erzählung überfuhrt werden, ohne daß jedoch schon die eigentliche Handlung anhebt (V. lb). Der Teilvers gehört damit noch zur Exposition des Abschnitts (vgl. Gen 18,1b.2; 19,1b.2; 1 Sam l,l-3) 94 . Dieser entfaltet im vorliegenden Textzusammenhang die in 2,25 summarisch mitgeteilte göttliche Reaktion auf die in 2,23aß-24 geschilderte Hage der Israeliten. Wie die Analyse der priesterschriftlichen Berufungserzählung gezeigt hat, ist diese Textfolge jedoch eindeutig redaktionell, da der priesterschriftliche Text in 2,23aß-25 seine ursprüngliche Fortsetzung in 6,2fFfindet95. Die mit 3,1 einsetzende Darstellung der Offenbarung Jahwes geht ihrem Ursprung nach aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht auf den Verfasser der vorangehenden nichtpriesterschriftlichen Ausführungen über Moses Flucht aus Ägypten, seinen Aufenthalt in Midian und den Tod des Pharaos in 2,ll-23aПГР in 2 Sam 17,25; im Geschlechtsregister des Stammes Aschar "ΙΓΡ in 1 Chr 7,38 neben p m in 1 Chr 7,37. S.u. S. 261f zu 3,1 und zu Reguel in 2,18 s.u. S. 378. Zumeist gilt 4,18 als elohistisch und 4,19 als jahwistisch; vgl. u.a. A. DILLMAN, Exodus, 5 lf ( Q u e l l e В u n d С); A . JÜLICHER, Q u e l l e n , 2 3 f ; B . BAENTSCH, E x o d u s , 3 3 ; M . NOTH, Ü P , 3 1 ,
39; ders., Exodus, 33; G. FOHRER, Überlieferung, 30, 43 (V. 19 = N); W. H. SCHMIDT, Exodus, 209. Anders J. WELLHAUSEN, Composition, 71 (V. 18 = J; V.19 = E); R. SMEND, Erzähl u n g , 1 1 4 f f ( V . 18 = J 2 ; V . 19 = J 1 ) ; G . B E E R / K . GALLING, E x o d u s , V . 18a = J 2 ; V . 18b. 19 =
J 1 ). Unentschieden bleibt B. S. Childs, Exodus, 94. 100
B . D . EERDMANS, S t u d i e n III, 16.
101
V g l . W . RUDOLPH, E l o h i s t , 7; E. BLUM, Studien, 2 1 f .
102
S o u.a. W . RUDOLPH, E l o h i s t , 6f; M . NOTH, Ü P , 3 1 f A n m . 1 0 3 ; E . BLUM, S t u d i e n , 2 0 ; T.
RÖMER, Väter, 351. Hingegen sieht C. LEVIN, Jahwist, 324, 329 die Fortsetzung zu 2,23aa in 4,20a (der a.a.O., 329 Anm. 7 gegebene Hinweis auf J. WELLHAUSEN, Composition, 71 und M. NOTH, ÜP, 31 mit Anm. 103 ist freilich etwas irreführend). Das Problem dieser Lösung besteht darin, daß kein Grund ersichtlich ist, weshalb ein Redaktor V. 19 zwischen 4,18 und
256
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Wege, da mit dem Tod des Pharaos der Grund für Moses Flucht entfallen ist. Unterstrichen wird dieser Zusammenhang noch durch die inhaltliche Aufnahme der Aussage „er (sc. der Pharao) trachtete, ihn zu töten" (ПЮО~ЛК ГЛпЬ ΙΟρΠΉ; 2,15) in der Begründung des Gottesbefehls: „Denn alle Leute, die dir nach dem Leben trachteten, sind gestorben" (-[ЮЭГПК СГЮрП/ЗП D i E m r r b D 1ПО">Э; 4,19) 103 . Die genannten Unstimmigkeiten zwischen 2,15-23aa; 4,19 einerseits und 3 , 1 4,18 andererseits sprechen wie der lückenlose und daher vermutlich ursprüngliche Zusammenhang von 2,23aa und 4,19 eindeutig dafür, daß die Darstellung der Offenbarung Jahwes am Dornbusch in 3,1—4,18 zwischen die Erzählung über die Flucht Moses in 2 , l l - 2 3 a a und den dazugehörigen Gottesbefehl in 4,19 eingeschoben wurde104. So eindeutig dieser für eine Quellenscheidung im Sinne der Neueren Urkundenhypothese eher ungünstige Befund auch ist105, so umstritten ist seine literarhistorische Interpretation. Das ist anhand von drei neueren Analysen auszuführen: C. Levin106 vertritt wie ähnlich schon zuvor W. Rudolph die Ansicht, daß der als Re4,20a hinzufügen sollte. B. BAENTSCH, Exodus, 17 und W. H. SCHMIDT, Exodus, 88f betonen ebenfalls den Zusammenhang von 2,23aa und 4,19, rechnen aber mit einer Umstellung von 2,23aa. Nach B. Baentsch sei in J ursprünglich 4,19 auf 2,23a1) der einzelnen nachgetragenen Gesetze und Anweisungen zur Ausstattung der Stiftshütte (vgl. Ex 30,11.17.22.34; 31,1.12) sowie in der Gliederung der Opferanweisungen in Lev 1-7 und im Heiligkeitsgesetz Lev 17-26 schon aus formalen Gründen als Parallele zu 3,5f ausscheiden. 168
M i t W . RICHTER, B e r u f u n g s b e r i c h t e , 6 2 .
169
V g l . (statt v i e l e r ) W . H. SCHMIDT, E x o d u s , 106FIF.
170
Vgl. bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 70. Anders W. H. SCHMIDT, Exodus, 109. Er sieht seine quellenkritische Aufteilung des Textes auf J und Ε dadurch bestätigt, daß sich zwei „lebensfähige Einheiten" rekonstruieren lassen. Doch selbst wenn man den von W. H. Schmidt rekonstruierten Maximalbestand des elohistischen Textes in den V. lbß*.4b*.6.9-15 zugrunde legt, bleibt es fraglich, ob diese „Querprobe" der Quellenkritik wirklich aufgeht. So gesteht W. H. Schmidt selbst ein, daß die elohistische Version im Vergleich mit J „eher blaß, teils schematisch" wirkt und auch nicht vollständig erhalten ist: „Verschiedene ... Eingriffe, Auslassungen (in lbß.9) und Zusätze (in 4b; vielleicht auch 9) dienen dazu, den Gesprächsgang mit dem Parallelbericht zu verzahnen" (a.a.O., 121). Es kommt hinzu, daß der elohistische Faden mit V. 14 „plötzlich abbricht und keine unmittelbare Fortsetzung erfährt" (a.a.O., 134). W. RICHTER, Berufungserzählung, 116 mit Anm. 53 erkennt das Problem, sucht es aber mit Hilfe der Gattungsbestimmung beiseite zu schieben, indem er für die Moseberufung nach Ε statt von einer Erzählung von einer „theologischen Abhandlung in Gesprächsform" ausgeht.
171
272
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
sind. Sofern am Anfang der Erzählung nicht der Ausfall eines elohistischen Textstückes postuliert wird, müßte es sich also bei V. 4b um die Erzählungseröffnung des elohistischen Berufungsberichtes handeln172. In diesem Fall wäre nicht nur die von V. 2f abhängige Erwähnung des Dornbusches (ПЭОП ~ρΠΏ) ein Zusatz 173 , sondern auch der Rückgriff auf eine vormalige Erwähnung Moses (V „zu ihm") ginge auf die redaktionelle Einbindung des elohistischen Fragments V. 4b in seinen vorliegenden Kontext zurück174. Im Gegensatz zu den üblichen Formulierungen würde die Erzähleröffhung keine Angabe über den Ort enthalten, von dem aus die Anrufung erfolgt, und sie würde auch den Adressaten erst in der wörtlichen Rede nennen. Eine Ausscheidung von ПЗОП ~[1ПП und von т Ь к läßt sich also literarkritisch kaum hinreichend begründen und ist auch hinsichtlich der Folgeannahmen höchst unwahrscheinlich175. Es kommt hinzu, daß auch die Formulierung der Anrufung Moses in V. 4b eine elohistische Verfasserschaft der beiden Teilverse nicht begründen kann. Von den drei weiteren alttestamentlichen Belegen für eine Anrufung mit zweifacher Namensnennung und Antwort des Angerufenen mit „Hier bin ich" ("ОЭГГ) scheidet die sehr entfernte Parallele in der allem Anschein nach vordtr Erzählung von Samuels Berufung in 1 Sam 3 , 1 - 1 0 ( 1 1 - 1 4 ) von vornherein für Ε aus176. Die fast wortwörtlich mit V. 4b übereinstimmende Anrufung Abrahams in Gen 22,11 177 (vgl. Gen 172 173
Diese Konsequenz zieht P .
WEIMAR, Berufimg, 36ff, 146FF. Vgl. u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 8; B. BAENTSCH, Exodus, 19; M. NOTH, Exodus, 17; W. RICHTER, Benifimgsberichte, 66; P. WEIMAR, Berufung, 37. W. H. SCHMIDT, Exodus, 122. R.
SMEND, Erzählung, 116, gefolgt von O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 111*, rettet den Dornbusch fur Ε, indem er V. 3b „in die Einsamkeit hinausstößt" (W. Rudolph) und zu Ε zählt. 174
175
So P. WEIMAR, Berufung, 37f.
W. RUDOLPH, Elohist, 13 Anm. 3 nennt das Ausscheiden von ПЗОП "ΡΠΗ nicht grundlos „künstlich". Vgl. auch J. VAN SETERS, Life, 36 Anm. 4. 176 Zur Analyse vgl. T. VEIJOLA, Dynastie, 38f. Die vordtr Herkunft von 1 Sam 3,1-10 folgt aus der Beobachtung, daß der Abschnitt zum Grundbestand der in 2,27-36 dtr (nach T. Veijola DtrH) überarbeiteten Kindheitsgeschichte Samuels gehört. Auf eine spätere dtr Redaktion (nach T. Veijola DtrP) geht 1 Sam 3,11-14 zurück. P. MOMMER, Samuel, 194 erkennt in der vordtr Grundschicht von 1 Sam 1-3 eine älteres Gut verarbeitende Erzählung prophetischer Herkunft aus dem 9./8. Jh. Grundlegend für diese Datierung ist indes die vermeintliche Nähe der Erzählung zu Ε (vgl. a.a.O., 30f mit Anm. 111). 177 Anders als in V. 4a erfolgt in Gen 22,11 die Anrufung „vom Himmel herab" (DTOBivp), und zwar durch den Boten Jahwes (mrp "|xbn). Bereits BerR 55, 6 bemerkt die Ähnlichkeit und kommentiert zu Gen 22,1, daß sich der Verfasser der Erzählung, Mose, hier mit Abraham vergleiche. Vgl. T. VEIJOLA, ZThK 85, 140 Arnn. 60. P. WEIMAR, Berufung, 37 sieht in Gen 22,11 eine „genaue Parallele" zu V. 4b, während in Gen 22,1; 46,2 leichte Abweichungen festzustellen seien. Diese sind nach P. Weimar darauf zurückzufiihren, daß die Formulierung der Anrufung in Gen 22,1; 46,2 jeweils dem Kontext am Anfang der Erzählung angepaßt ist. Angesichts dieses Befundes ist es erstaunlich, daß V. 4b wie Gen 22,11 „deutlich als eine für Ε typische Erzählungseröffnung" (ebd.) zu verstehen sein soll, womit nach P. Weimar V. 4b* als „hinreichende Eröffnung" (ebd.) einer elohisti' sehen Berufungserzählung formgeschichtlich abgesichert ist. Denn mit Gen 22,11 steht der
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22,1b) stammt ebenfalls nicht von E. Wie T. Veijola überzeugend dargelegt hat178, gehört die meisterhafte Erzählung von Abrahams Opfer in Gen 2 2 , 1 - 1 9 bereits in ihrem Grundbestand „in die Spätzeit, in das nachexilische Zeitalter, vermutlich in die Nähe des Chronisten - das 5. Jahrhundert dürfte am ehesten in Frage kommen"179. Zudem ist die Erzählung, selbst wenn eine Vorstufe einmal für sich bestanden haben sollte180, in ihrer überlieferten Gestalt literarisch nicht selbständig. Vielmehr bezieht sie sich mit ihrer Anspielung auf Gen 12,1-4a in den V. 2 - 4 deutlich auf einen in der Regel J zugewiesenen Text181. Schließlich läßt sich auch für die Anrufung Jakobs in Gen 46,2 die Annahme einer elohistischen Verfasserschaft nicht halten. Die in Gen 46,laß-5a geschilderte Offenbarung in Beerscheba gilt weithin als eine eigene Szene, die den Zusammenhang der Aufbruchsnotiz in Gen 46,laa und ihrer (sekundären182) Ausführung in 46,5b unterbricht183. Sofern im Rahmen der Neueren Urkundenhypothese
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einzige unveränderte Beleg fur die postulierte typische Erzählungseröffhung gerade nicht am Beginn der Erzähleinheit, wobei dies nach P. Weimar freilich ein „literarisches Stilmittel" (a.a.O., 37 Anm. 55) ist. Findet sich die Anrufung wie in Gen 22,1; 46,2 aber tatsächlich am Anfang einer Erzählung, so ist ihre Formulierung nach P. Weimar kontextbedingt variiert worden. So wird die Form einer elohistischen Erzählungseröffhung an einer Ausnahme gewonnen, ohne daß sich ihre unterstellte typische Verwendung nachweisen ließe. T. VEIJOLA, ZThK 85, 129-164, zur Datierung insbes. 149-157. Vgl. aber auch D. M. CARR, Reading, 197f, der Gen 22,1-19 im wesentlichen einer späten aber noch nicht mit Ρ vereinigten Edition der Genesis zuschreibt („Proto-Genesis Composition"). A.a.O., 155. Dies hat zuletzt C. LEVIN, Jahwist, 176 erwogen. Vgl. P. VOLZ, Der Elohist als Erzähler, 46; R. RENDTORFF, Problem, 59; C. WESTERMANN,
Genesis II, 436; T. VEIJOLA, ZThK 85, 141 mit Anm. 66 (Lit.); Ε. BLUM, Komposition, 330f mit Anm. 116 (Lit.); С. LEVIN, Jahwist, 176f. Außer in der Formulierung р-|Х(П)"Ьк ... (Gen 12,1; 22,2) stimmen die beiden Jahwebefehle auch darin überein, daß das Abraham Abverlangte, die Heimat, die er verlassen soll, bzw. seinen zum Opfer bestimmten Sohn, in einer schönen Klimax beschreiben. Sodann entsprechen sich der wortlose Aufbruch Abrahams in Gen 12,3 und 22,4. Durch diese Querbezüge wird der Befehl Jahwes, den geliebten Sohn zu opfern, in einen deutlichen Zusammenhang mit seinem anfänglichen Befehl gestellt, Verwandtschaft, Vaterhaus und Heimat aufzugeben und in ein unbekanntes Land zu ziehen: „Dort hatte Abraham seine Vergangenheit zu verlassen, jetzt fordert Gott von ihm auch die Zukunft" (T. VEIJOLA, a.a.O., 141), und zwar die Zukunft, die der erste Befehl eröffnet hatte. V. 5b schließt direkt an V. laa an, geht aber auf eine Fortschreibung zurück, da der Teilvers im Gegensatz zu V. laa den Vaternamen Jakob gebraucht und kein Grund ersichtlich ist, weshalb „Jakob" als Zusatz zu streichen ist (so u.a. H. GUNKEL, Genesis, 463). Vgl. H.-C. SCHMITT, Josephsgeschichte, 58. Er weist den Teilvers seiner redaktionellen „Ruben-JakobSchicht" zu. Dagegen vermutet L. SCHMIDT, Josephsgeschichte, 175ff hier wie 45,19-21aην Ч1ГЛК [В] T P X I ГКО [Α])230 ab. Auffällig ist sodann die Beschreibung der Situation der Israeliten in Ägypten mit dem Begriff 3 1 Ю 0 „Schmerz". Inhaltlich bringt der Begriff gegenüber der Aussage von V. 7aß nichts Neues231. Anders als die Rede vom Sehen des Elends ("OS7 ΠΚΊ) 226
227
Das Verhältnis der Quellen J und Ε wird im Sinne der erstgenannten Möglichkeit u.a. von H. GUNKEL, Genesis, LXXXIII; M. NOTH, ÜP, 40FF (gemeinsame Grundlage G; zurückhaltender urteilt R. SMEND, Entstehung, 89) bestimmt. Für eine direkte Einflußnahme von J auf Ε plädieren dagegen u.a. E. MEYER, Israeliten, 7ff u.ö; R. SMEND, Erzählung, 33; W. RJCHTER, Berufungsberichte, 130; P. WEIMAR, Berufung, 44. Vgl. a u c h Η . H. SCHMID, Jahwist, 4 1 - ^ 3 ; H . - C . SCHMITT, V T 32, 1 8 5 - 1 8 7 ; C. LEVIN, Jahwist, 326-333.
228 229 230 231
So auch P. WEIMAR, Berufung, 40. Vgl. ferner C. LEVIN, Jahwist, 330. Hierzu s.u. S. 335-345. Zu dem nominalen Relativsatz В"ПЗВЭ "ΊΒΧ in V. 7aß s.u. S. 289. Ähnlich P. WEIMAR, Berufung, 41. Vgl. auch das Nebeneinander von ^S? und ЭКЭ in Ps 69,30 sowie die Feststellung bei W. H. SCHMIDT, Exodus, 163: „Er [sc. der Begriff 31>OD]
Der nichtpriesterschriftliche Text
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in V. 7aß hat er aber keinen terminologischen Anknüpfungspunkt in der Darstellung der Unterdrückung der Israeliten in Kap. lf (vgl. ПЗУ II pi. „unterdrücken" in l , l l f ) . Und er wird auch nicht im Fortgang der Rede in V. 16f aufgenommen (vgl. „ich will euch aus dem Elend in Ägypten [D"H2iQ ">3S7ö] heraufführen" in V. 17a). Diesem Befund korrespondiert sein völliges Fehlen in der inneralttestamentlichen Rezeption der Exodusüberlieferung. Das gilt selbst für einen jungen Text wie das sog. „kleine geschichtliche Credo" in Dtn 26,5-9 232 . In Dtn 26,7 wird zur Vergegenwärtigung von Israels Klage und Jahwes Erhörung wie in Ex 3,7 ΌΪ7 „Elend" als Objekt zu ГЖ1 „sehen" verwendet und zudem mit dem Begriff f T l b „Bedrückung" ein Leitwort aus Ex 3,9 gebraucht. Zusammen mit den Verben pi72S „schreien" und S7DE7 „hören" werden in Dtn 26,7 damit alle wesentlichen Ausdrücke aus Ex 3,7.9 aufgenommen, mit Ausnahme des Begriffs 31iOD und des dazugehörigen Verbums 1 Л 1 „erkennen". Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil der Verfasser von Dtn 26,7 dem Duktus des Bekenntnisses entsprechend die Erinnerung an die Exodusereignisse in einer Dreiergruppe anfuhrt233. Als deren drittes Glied neben ΌΪ7 und f T l b benutzt er den in der Exodusüberlieferung nicht gebrauchten Begriff büV „Mühsal". Bot sich demnach der Begriff 31tOD dem Verfasser von Dtn 26,7 nicht zur Reihenbildung mit "017 und f T l b an, so wird man den "O-Satz in V. 7bß nicht mehr zum traditionsbildenden Bestand der Gottesrede in V. 7-10 rechnen dürfen. Der Satz gehört vielmehr in die spätere Nachgeschichte. Einen ersten Anhaltspunkt für seine weitergehende literarhistorische Einordnung bietet der Befund, daß das Nomen 3"l*OQ sonst ausschließlich in nachexilischen Texten belegt ist und daß die Wurzel 3 X 3 im Hexateuch nur bei Ρ vorkommt234. Den konkreten Anlaß fur die Erweiterung erhellt die Folge der Verben ΠΚ~Ι, S7QE7 und S7~P, wie sie durch die Hinzufiigung in V. 7 entstanden ist. Sie weist deutliche Übereinstimmungen mit der priesterschriftlichen Beschreibung von Jahwes Wahrnehmen der Not in 2,24-25 auf235. Dieser Abschnitt gehört im vorliegenden Textzusammenhang zur Exposition des gesamten Komplexes der Darstellungen der Berufung Moses und Aarons in Kap. 3-7. Danach ist die Offenbarung Jahwes am Dornbusch die Antwort auf die im priesterschriftlichen Teil von 2,23 geschilderte Klage der Israeliten und zugleich die Ausführung der summarischen Mitteilung
232
233 234
235
meint hier keine neuen, bisher nicht genannten Leiden wie Krankheiten oder Verletzungen, sondern eben die Unterdrückung." Zur literarhistorischen Einordnung von Dtn 26,5-9 vgl. vorerst L. Rost, Credo, 11-25; N. Lohfink, ThPh 46, 19-39 [= ders., SB AB 8, 263-290]; S. KREUZER, Frühgeschichte, 149182. Vgl. hierzu N. LOHFINK, ThPh 46, 24f [= ders., SBAB 8, 2693] 31ХЭП in Jes 53,3f; Jer 30,15; 45,3; 51,8; Ps 32,10; 38,18; 69,27; Hi 33,19; Koh 1,18; 2,23; Thr 1,12.18; 2 Chr 6,29; ЗКЭ qal bei Ρ in Gen 34,25. Auf die Korrespondenz der beiden Texte machen u.a. B. JACOB, M G W J 6 6 , 2 8 ; W . Fuss, Pentateuchredaktion, 38 und P. WEIMAR, Berufung, 41 aufmerksam.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
über Jahwes Wahrnehmen der Not in 2,24-25 236 . Die Hinzufügung des "O-Satzes in V. 7 verdankt sich daher sehr wahrscheinlich einer endredaktionellen Angleichung an den priesterschriftlichen Text von 2.24-25 237 . Wenn trotz der redaktionellen Angleichung die Unterschiede zwischen 2,24-25 und V. 7 nicht zu übersehen sind238, so zeigt dies einmal mehr, daß der Endredaktion zwei ursprünglich selbständige Versionen der Berufung Moses vorgelegen haben. Die Feststellung einer redaktionellen Bearbeitung von V. 7, die den Vers um der Gleichförmigkeit des vorliegenden Textzusammenhangs willen an Ρ in 2,24f angeglichen hat (V. 7bß) und darüber hinaus die in ihrem Kontext sekundäre Schilderung der verschärften Fron in Kap. 5 vorbereitet ("РИМ "OQÖ; V. 7ba 2 ), spricht dagegen, daß die V. 7-10 bereits in ihrem Grundbestand literarisch von Ρ in 2,2425 abhängen, also von einer nachpriesterschriftlichen Redaktion stammen239. Eine derartige Bestimmung des literarischen Verhältnisses der V. 7-10 (und damit der ganzen nichtpriesterschriftlichen Berufungserzählung) zu Ρ wird nun zuweilen mit der Annahme begründet, Jahwes Ausführungen in V. 7 und V. 9 über die zu ihm gedrungenen Notschreie der Israeliten setzten eine Darstellung dieser H a g e voraus, wie sie sich im vorliegenden Textzusammenhang nur bei Ρ finde, und zwar in 2,23aßb. Das inhaltliche Argument vermag die Beweislast für eine literarische Abhängigkeit der V. 7-10 von Ρ in 2,23aß-25 (bzw. für eine gemeinsame Verfasserschaft) gegen den dargelegten literar- und redaktionskritischen Befund jedoch nicht zu tragen. Denkbar wäre der Ausfall einer entsprechenden nichtpriesterschriftlichen Notiz wegen ihrer Überschneidung mit 2,23aßb. Doch auch der (stets problematische) Hinweis auf die Unvollständigkeit der redigierten Quellen erübrigt sich, da die Prämisse des Arguments, V. 7-10 müsse eine 2,23aß-25 entsprechende Bemerkung vorausgegangen sein, nicht stimmt240. Das zeigt ein Vergleich mit der zumeist J zugeschriebenen Erzählung von Hagars Flucht in Gen 16. Wie im nichtpriesterschriftlichen Textzusammenhang von Ex 3,7-10 wird in Gen 16 ohne vorhergehende Klageschilderung Jahwes Erhören des Elends berichtet (Π1ΓΡ S70KTO - p 3 i r b K ; Gen 16,11). Der Zusammenhang von Notsituation und Erhörungszusage wird in Gen 16 vielmehr dadurch zum Ausdruck gebracht, daß die Erhörungszusage mit dem Begriff OS? die Schilderung der Not durch ПЗУ II pi. (vgl. Gen 16,6) lexematisch aufnimmt. Dasselbe Verfahren begegnet in der Darstellung von 236
Hierzu s.o. S. 233ff zum vorliegenden Textzusammenhang.
237
Vgl. P. WEIMAR, B e r u f u n g , 41.
238
Die Reihenfolge der Verben ist unterschiedlich, und die Aussage von 2,24b, Jahwe habe seines „Bundes" gedacht, fehlt in V. 7. In diesem Sinne haben sich insbesondere B. JACOB, MGWJ 66, 16, 22 und U. CASSUTO, Exodus, 33 ausgesprochen. Vgl. in neuerer Zeit auch G. FISCHER, BEThL 126, 152 in Verbindung mit 177 Anm. 99, dem es wie B. Jacob und U. Cassuto um die literarische Einheitlichkeit der Exoduserzählung in Kap. 1-15 geht. Ferner E. OTTO, BEThL 126, 107. Dies hat zu Recht schon W. RUDOLPH, Elohist, 6 gegen R. SMEND, Erzählung, 122 und O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 269* vorgebracht, die fur den jahwistischen Faden mit einem Textausfall rechnen und in 2,23aß-25 einen elohistischen Anteil vermuten.
239
240
Der nichtpriesterschriftliche Text
287
Unterdrückung und Wahrnehmen in der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung (vgl. ПЗУ II pi. in Ex 1,1 lf und ^Dl? in Ex 3,7). Die Aussage, Jahwe habe das Leiden erhört, bedarf demnach nicht notwendig einer vorhergehenden Klageschilderung241, die Erhörungszusage in Ex 3,7 hängt inhaltlich also nicht von der priesterschriftlichen Darstellung in 2,23aßb ab. Auch wird man das religionsgeschichtliche Gefälle zwischen der Erhörungszusage in 3,7 und 2,23aß-25 zu bedenken haben. Während Ρ das Verhältnis vom universalen Handeln Jahwes und seiner partikularen Beziehung zu Israel im Anschluß an die dtn-dtr Theologie in dem Begriff des „Bundes" schon mit den Patriarchen (ГР~)Э; 2,24) zu vermitteln vermag, wird in 3,7 die Verbundenheit des israelitischen Volkes mit Jahwe noch eher traditionell und weniger reflektiert durch die Bezeichnung Israels als „mein Volk" (">017) ausgedrückt. Bestätigt wird dieses Ergebnis, daß also kein Grund für eine Zuschreibung von 3,7-10 an einen nachpriesterschriftlichen Redaktor vorliegt, durch das literarhistorische Gefälle von der Landverheißung in V. 8 (und V. 17) hin zu ihrer Aufnahme durch die Endredaktion in 13,5.II 242 : Der redaktionelle Anteil an den Landverheißungen in 3,8.17 wird in der Forschung kontrovers diskutiert243. Unstrittig ist jedoch, daß sie sich in jedem rekonstruierbaren Textstadium an die Exodusgeneration richten. Die von der Endredaktion formulierten Landverheißungen in 13,5.11 beziehen sich auf 3,8.17. So beschreibt 13,5 das verheißene Land wie 3,8.17 mit einer Völkerliste und der Formel vom Land, das von Milch und Honig fließt ЮЭЧТ з Ь п ГОТ)244. Noch deutlicher wird die Aufnahme dadurch, daß 13,11 ausdrücklich die Landverheißung an die angeredete Auszugsgeneration in Erinnerung ruft S73B73 ~lE7iO „wie er dir geschworen hat"). Nach dem überlieferten Textbestand kann sich diese Aussage nur auf 3,8.17 beziehen245. Im Gegensatz zu 3,8.17 verbinden die endredaktionellen Belege in 13,5.11 die Landverheißung an die Exodusgeneration mit der Vorstellung der Landverheißung an die Patriarchen. Zu diesem Zweck wird deutlich zwischen den Adressaten der während des Aus241 242 243
244
245
Vgl. außer Gen 16 noch Gen 21,16 (MT). 17; 1 Sam 9,16. S.o. S. 57FF zur literarhistorischen Einordnung von 13,1-16. Auf die Ankündigung der Heraufiuhrung folgen in V. 8 drei verschiedene Formulierungen der Zielangabe: „in ein gutes und weites Land" (ПЗПП ПЭ10 ]>-|К"Ъх); „in ein Land, in dem Milch und Honig fließt" (ВЭЧ1 з Ь п ПЭТ und eine sechsgliedrige Völkerliste. In V. 17 finden sich die beiden letzten Angaben in umgekehrter Reihenfolge. Diese Häufung von stereotypen Beschreibungen des verheißenen Landes wirkt überfüllt, und vermutlich wird man die Liste der Vorbewohner des Landes mit der Mehrzahl der Analysen als sekundär streichen können. Daß alle Zielangaben wegen ihrer Nähe zur dtn-dtr Sprache nachgetragen sind, wie dies u.a. W. H. SCHMIDT, Exodus, 137; F. KOHATA, Jahwist, 19f vetreten, scheint mir dagegen weniger wahrscheinlich zu sein. Vgl. auch C. LEVIN, Jahwist, 328 mit ANM. 4. Vgl. T. RÖMER, Väter, 557, der jedoch die in 13,5(+11) erfolgte Uminterpretation der Landverheißungen in 3,8.17 nicht berücksichtigt und wegen des Bezugs von 13,5 auf 3,8.17 in 13,5 gegen die opinio communis der Forschung in den „Vätern" die Exodusgeneration vermutet. Hierzu s. im folgenden mit Anm. 246. So L. SCHMIDT, ZAW104,24.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
z u g s erfolgten R e d e und den Vätern unterschieden ( Л п Ь " р г п к Ь УЭЮЗ "ΊΒ7Κ „das dir zu geben er deinen Vätern geschworen hat"; 13,5 bzw. S7DÜ3 ""IttffcO " j b ПЭПЭ1 " p r n x b l „wie er dir und deinen Vätern geschworen hat, und es dir gibt" 13,1 1)246. Bemerkenswert ist weiterhin, daß in 13,11 der Verweis auf die Landverheißung an die Exodusgeneration über 3,8.17 hinausgehend als Schwur Jahwes bezeichnet wird. Die einfache Z u s a g e des Landes an die Exodusgeneration von 3,8.17 wird demnach in 13,11 durch die j ü n g e r e Vorstellung v o m Schwur Jahwes 2 " 7 (vgl. 13,5) interpretiert. Dieser wird schließlich noch parallel gesetzt zu dem gleichlautenden Schwur Jahwes an die Patriarchen 2 4 8 . Dies spricht, wie mir scheint, eindeutig dagegen, daß die Landverheißungen in 3,8.17 auf derselben literarhistorischen E b e n e liegen wie die endredaktionellen Formulierungen v o n 13,5.11 249 - sei es mit E. O t t o die E b e n e der nachpriesterschriftlichen Pentateuchredaktion oder mit E. Blum die Ebene der dtr Kompositionsschicht („KD"). 246
247
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249
In 12,25 formuliert die Endredaktion in dieser Hinsicht offen, da der antizipierte Erfüllimgsvermerk „wie er [sc. Jahwe] gesagt hat" in der historisierenden Gebotseinleitung die Adressaten der Landverheißung nicht nennt. Im Zusammenhang seiner These, daß sich die erst dtr Erwähnung der Väter im Dtn ursprünglich ganz allgemein auf die Vorfahren der Adressaten des Dtn bezogen habe und erst die Endredaktion des Pentateuch die „Väter" mit den Patriarchen identifiziert habe, vertritt T. RÖMER, Väter, 556f die Ansicht, auch in 13,5.11 sei bei dem Schwur Jahwes an die Väter nicht an die Patriarchen zu denken, sondern an die Landverheißung in Ägypten. Zur Begründung verweist er auf die genannten Bezüge von 13,5 auf 3,8.17. Sei dort die Exodusgeneration gemeint, so gelte dies auch für 13,5. Die Parallele zu 13,5 in 13,11 müsse entsprechend interpretiert werden. Prima facie legt der Wortlaut von 13,5.11 diese Interpretation freilich nicht nahe, weshalb ihrer grundlegenden Kritik durch L. SCHMIDT, ZAW 104, 20-24, insbes. 23f zuzustimmen ist. L. Schmidt macht zu Recht darauf aufmerksam, daß sich Mose in 13,316 an das Israel wendet, das unmittelbar zuvor aus Ägypten ausgezogen ist. Wenn in 13,5 die Formulierung eindeutig zwischen diesem Israel und seinen Vätern zu unterscheiden weiß (das Land, das „er deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben"), dann kann mit L. Schmidt davon ausgegangen werden, daß in 13,5 mit den Vätern nicht die Exodusgeneration gemeint sein kann. Dasselbe gilt für das Nebeneinander vom Schwur Jahwes an die Väter und dem Schwur Jahwes an die angeredeten Israeliten in 13,11 („das Land, von dem gilt, er hat dir und deinen Vätern geschworen, es dir zu geben"). Damit erübrigen sich auch die Versuche, das „Dir" in der Erinnerung an den Schwur wegzuerklären, um gegen den Wortlaut die Differenz zwischen Vätern und Exodusgeneration aufzuheben. In der traditionsgeschichtlichen Verschiebung von der einfachen Zusage des Landes hin zur Schwuraussage spiegelt sich die Erfahrung von Bedrohung und schließlich Verlust des Landbesitzes, in der die Gültigkeit der Zusage Jahwes brutal in Frage gestellt wurde und der Versicherung bedurfte. Vgl. L. PERLITT, Bundestheologie, 68; M. KÖCKERT, Vätergott, 170; L. SCHMIDT, ZAW 104, 24f. Zwischen den Landverheißungen in 3,8.17 und ihrer Aufnahme in 13,5.11 liegt historisch demnach der völlige Verlust der Eigenstaatlichkeit - allerdings mit dem Vorbehalt, daß bei formelhaften Wendungen stets auch mit dem Gebrauch älterer Formulierungen in jüngeren Texten zu rechnen ist. Vgl. L. SCHMIDT, ZAW 104, 24. Auf eine ähnliche Interpretation der als einfache Zusage gestalteten Landverheißung von Gen 12,7 durch Gen 24,7 macht M. KÖCKERT, Vätergott, 315 aufmerksam. So auch L. SCHMIDT, a.a.O., 23FF. Vgl. ferner L. PERLITT, Bundestheologie, 68.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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Es bleibt das literarische Verhältnis von V. 7 P zu V. 9f zu untersuchen. Obwohl es sich bei V. 7-10* um eine schlüssig formulierte Rede handelt, machen die Verse nicht den Eindruck, von einer Hand zu stammen. Freilich geben sie für sich genommen, läßt man das Argument der Doppelung aus den genannten Gründen nicht gelten, keine eindeutigen Hinweise auf einen mehrstufigen Entstehungsprozeß. Allenfalls ließe sich auf den nominalen Relativsatz „das in Ägypten ist" ("1ЮК •"Η2ΪΜ) in V. 7aß hinweisen. Er beeinträchtigt die chiastische Anordnung der Erhörungszusage in V. 7* und könnte im Zusammenhang mit einer Erweiterung um V. 9f hinzugefugt worden sein250. Im vorliegenden Textzusammenhang stellt er jedenfalls das Gegenstück zu dem Relativsatz „die die Ägypter ihnen zufügen" (crianb •''"ISO "1ЕЖ) in V. 9bß dar. Der in seinem Kontext unproblematische Relativsatz in V. 9bß setzt also den möglicherweise in V. 7aß vorliegenden Nachtrag voraus. Dagegen ist das Nebeneinander der Partikel ПЛ170) + ГГЭП mit folgendem qatal-x-SaXz in V. 9 zwar auffallig, aber keineswegs singulär (vgl. 1 Reg 1,18)251 und daher kein zwingendes Argument für einen literarischen Bruch an dieser Stelle252. Ein eindeutiger Befund ergibt sich indessen von V. 16f her253: Die Sendung Moses zu den Ältesten Israels in V. 16f steht einerseits in einer deutlichen Spannung zu der im vorliegenden Textzusammenhang vorangehenden Bekanntgabe des Gottesnamens in V. 13-15254. Andererseits greift die Mitteilung über Jahwes Wahrnehmen der Not in V. 16 mit der figura etymologica ">ГПрВ "TpB die Konstruktion der Erhörungszusage in V. 7a auf ( Τ Ρ Κ Ί ΠΗ~Ι)255. Sodann wiederholt V. 17 die Ankündigung Jahwes seiner auf die Landgabe zielenden Herauffiihrung Israels aus Ägypten (nbs7 hi. mit Jahwe als Subjekt und dem Volk/den Israeliten als Objekt)256. Anders als in V. 8 beschreibt die Parallele in V. 17 den Ausgangspunkt der Herauffuhrung mit der Wendung „aus dem Elend Ägyptens" (Di-120 ">Э»П) statt „aus der Hand Ägyptens" ( • Ή Χ Ο T D ) , um damit das
250
So m i t P. WEIMAR, B e r u f u n g , 40.
251
Die Belege zum Nebeneinander beider Partikel in verschiedenen syntaktischen Verbindungen finden sich bei P. WEIMAR, a.a.O., 43 Anm. 76, wo es 2 Reg 18,21 statt 2 Reg 18,27 heißen muß und 2 Chr 18,22 zu ergänzen ist.
252
253
254 255
256
N a c h A . JÜLICHER, Q u e l l e n , 2 1 f ; R . SMEND, E r z ä h l u n g , 116f; P . WEIMAR, B e r u f u n g , 4 4 u.a.
wurde das zu J in V. 7f gehörende nns?1 durch die redaktionelle Einbindung von Ε in V. 9ff von seiner ursprünglichen Weiterflihrung getrennt. B. BAENTSCH, Exodus, 21; A. BESTERS, RB 74, 331; W. H. SCHMIDT, Exodus, 122 (mit Vorbehalt) u.a. sehen in ПП5Л den redaktionellen Übergang zwischen J in V. 7f und Ε in V. 9ff. Die folgenden Beobachtungen zum Verhältnis von V. 7f zu V. 16f finden sich sämtlich auch bei den Vertretern einer Aufteilung von Kap. 3 auf J und E. Sie sind hier lediglich in den Begründungszusammenhang einer Ergänzungshypothese zu stellen. Hierzu s.u. S. 294ff. Gegen C. LEVIN, Jahwist, 330 ist an der Ursprünglichkeit dieser Wendung festzuhalten. Ein von V. 9 hervorgerufener Nachtrag könnte hingegen V. 16bß sein. Gegen P. WEIMAR, Berufung, 49f liegt kein Grund vor, das Selbstzitat Jahwes (MT) als sekundär zu streichen.
290
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Stichwort „Elend" 0317) aus V. 7 aufzunehmen. Machen diese Entsprechungen eine gemeinsame Verfasserschaft von V. 7f und V. 16f wahrscheinlich, so ist weiterhin zu bedenken, daß V. 7f im Zusammenhang mit V. 16f auf die Bekanntgabe von Jahwes Rettungswillen an die Ältesten Israels zielt. Unter diesem Gesichtspunkt ist nun tatsächlich eine Differenz zwischen V. 7f.l6f einerseits und V. 9f andererseits nicht zu übersehen: Nach V. 9f wird Mose von Jahwe zum Pharao gesandt. Diese Durchführung der in V. 7f grundsätzlich bekundeten Rettungsabsicht Jahwes steht in Konkurrenz zu der Durchführung in V. 16f, zumal die Sendung Moses zum Pharao hier keine Rolle mehr spielt257. Darüber hinaus läßt sich V. 16f ohne Schwierigkeiten an V. 8 anschließen, so daß V. 9f (wie auch die daran anschließenden V. 11-15) sehr wahrscheinlich erst sekundär an V. 7f angefügt worden sind. Auf die Gründe für die Eintragung von V. 9f führt eine Auskunft vieler älterer Vertreter der Hypothese eines ursprünglich selbständigen elohistischen Erzählfadens. Danach handelt es sich bei der Einleitung zum Plagenzyklus in 5,lf um den Ausführungsbericht zu Moses Sendung zum Pharao nach Ε in 3,9Ρ 58 . Nun ist M. Noth jedoch zu der Einsicht gekommen, daß sich ein elohistischer Anteil am Plagenzyklus nicht nachweisen läßt und daß 5,lf den Auftakt der in der Regel J zugewiesenen nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen darstellt259. Beide Ergebnisse haben sich in neueren Untersuchungen des Plagenzyklus bewährt260. In einer elohistischen Berufüngserzählung hinge dann jedoch eine Sendung Moses zum Pharao in der Luft. Vermutlich ist es daher auch M. Noths neuer Zuordnung von 5,lf und den daraus folgenden Unstimmigkeiten für die Annahme einer Quelle Ε in Kap. 3f zu verdanken, wenn seither die auf den Pharao bezogenen Aussagen in V. 10(+11) wiederholt als störend empfunden worden sind und entsprechend als sekundär gelten261. Doch solche Operationen, nach denen eine elohistische Berufüngserzählung in Übereinstimmung mit dem Fehlen dieser Quelle im Plagenzyklus nicht von einer Sendung Moses zum Pharao berichtet, lassen sich aus V. 10(+11) nicht begründen262. Somit wird man an der literarischen Zusammengehörigkeit von
257
V. 18ff gehört einer anderen literarischen Stufe an. S. im folgenden.
258
Vgl. A. DILLMANN, Exodus, 48; B. BAENTSCH, Exodus, 37f; R. SMEND, Erzählung, 123; S. R. DRIVER, E x o d u s , 3 4 ; G . BEER/K. GALLING, E x o d u s , 3 9 f ; G . HÖLSCHER,
259
260
Geschichtsschrei-
bung, 298; G. FOHRER, Überlieferung, 56f u.a. M. NOTH, Exodus, 37f zu 5, Iff (mit der Überlegung, in 5,4 liege eventuell ein Bruchstück von Ε vor, wobei freilich unerklärt bliebe, warum „dieser nicht sehr gewichtige Vers zur Ergänzung der J-Version aufgenommen worden ist") und a.a.O., 53 zu den Plagen; ders., ÜP, 32, 39, 70 mit Anm. 193. S.o. S. 98ff zu 7,14ff sowie S. 132ff zu den vermeintlich elohistischen Plagenerzählungen in 9,13ff und die dort jeweils genannte Literatur.
261
Vgl. M. NOTH, Exodus, 28; A. REICHERT, Jehowist, 41 mit Anm. 121; H. VALENTIN, Aaron, 5 4 Anm. 1; F. KOHATA, Jahwist, 20f; L. SCHMIDT, Beobachtungen, 6 Anm. 32.
262
So das seiner eigenen Sicht der Dinge eher ungünstige Urteil von W. H. SCHMIDT, Exodus, 168.
Der nichtpriesterschriftliche Text
291
V. 9f(+ll) und 5,lf festhalten können, zumal 3,18f nicht als ursprünglicher Auftrag zu der in 5, lf berichteten Mission gelten kann263. Letzteres geht vermutlich auch schon daraus hervor, daß 3,18f im Gegensatz zu 5,1 f und zum durchgängigen Sprachgebrauch der Plagenerzählungen vom König von Ägypten statt vom Pharao spricht. Des weiteren hat die Analyse der Meerwundererzählung zu der Annahme geführt, daß die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen gegenüber ihrer ursprünglichen Fortsetzung in Kap. 14 ein nachgetragenes Element darstellen264. Aus diesen Beobachtungen, (1.) der Verbindung von Moses Sendung zum Pharao in 3,9f mit dem Auftakt zu den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen in 5,lf sowie (2.) dem sekundären Charakter dieser Erzählungen in ihrem nichtpriesterschriftlichen Kontext und (3.) dem sekundären Charakter von 3,9f in seinem nichtpriesterschriftlichen Kontext, folgt in der Synthese: Die Hinzufugung von 3,9f steht im Zusammenhang mit der Erweiterung der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung um die Plagen. V. 9f dient also zur nachträglichen Einbindung der Plagen in die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung, zu der bereits der Grundbestand der Berufung Moses in Kap. 3+4 gehört265. Im Anschluß an die Gottesrede schildert V. 11 die Reaktion Moses auf den Sendungsauftrag. Im Stil der Prophetenberufungen weist Mose auf seine Unwürdigkeit hin, Jahwes Sendung nachzukommen. Der Rückbezug auf den Sendungsauftrag nimmt V. 10 fast vollständig auf. Da zudem kein literarischer Bruch zwischen Sendung Jahwes in V. 9f und Reaktion Moses in V. 11 zu erkennen ist, kön263 264 265
S.u. S. 299ff. S.o. S. 229-231. Den Zusammenhang der Sendung Moses zum Pharao in V. 9f und der Plagenerzählungen hat auch A. REICHERT, Jehowist, 41 Anm. 121 gesehen. Da er jedoch in Kap. 3 eine elohistische Grundschicht erkennt, die von einem späten Jahwisten überarbeitet worden sei (vgl. auch H.C. SCHMITT, VT 32, 186F), und ferner die Erwähnung des Pharaos in V. 10(+11) für einen Nachtrag hält, kommt er zu einem anderen Ergebnis. Seiner Ansicht nach dient lediglich die sekundäre Erwähnung des Pharaos in V. 10(+11) der Einbindung der jahwistischen Plagenerzählungen in den elohistischen Berufungsbericht. Für den geschilderten Zusammenhang der Hinzufügung von V. 9f mit den Plagen ließe sich auch die verwandte Geistesart der angesprochenen Texte anführen: Bekanntlich hat man insbesondere für die Ε zugeschriebenen Passagen der Moseberufung (3,9-12aa) schon seit langem eine große Nähe zum sog. prophetischen Berufungsformular erkannt (grundlegend W. RICHTER, Berufungsberichte, bes. 136ff; vgl. ferner W. H. SCHMIDT, Exodus, 123-129 und die a.a.O., 123f genannte Literatur sowie H.-C. SCHMITT, ZAW 104, 202-216). Und daß Moses Auftreten in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen den typisierten Prophetendarstellungen der dtr Literatur entspricht und daß sich hier auch starke formale Übereinstimmungen mit prophetischen Redeformen finden, ist ebenfalls hinlänglich dokumentiert (vgl. insbes. Η. H. SCHMID, Jahwist, 4 6 ^ 9 ; H.-C. SCHMITT, FS Kaiserl, 206-211, bes. 209ff). Die Hinzufugung von V. 9f stellt also wie diejenige der Plagenerzählungen das Prophetische an Moses Sendung deutlich heraus. Freilich unterscheidet sie sich darin nur graduell von der Grundschicht der Moseberufung. Diese bietet zwar nicht das vollständige sog. Berufungsformular, erinnert aber, worauf insbesondere Η. H. SCHMID, a.a.O., 3 lf aufmerksam macht, in V. 16f stark an das Schema des Botenauftrags.
292
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
nen beide ein und demselben Verfasser zugeschrieben werden. Moses Einwand wird mit der Beistandszusage in V. 12aa ("[OS? ΓΡΠΧ~"0) entkräftet, die folglich ebenfalls zur Ergänzung des nichtpriesterschriftlichen Grundbestandes der Gottesrede um die V. 9f gehört. Bemerkenswert ist, daß die Beistandszusage an Mose aus V. 12aa (ungeachtet der zahlreichen Belege der Formel) allem Anschein nach in dem Zuspruch Jahwes an Josua in Jos l,5f vorausgesetzt wird: Zwar greift Jos l,5f mit der Ermutigungsformel (fDXI рТГГ) auf Dtn 31,7.23 zurück, und in diesem Kontext findet sich auch die Beistandszusage, doch ergeht sie hier an die Israeliten (Dtn 31,6) bzw. an Josua (Dtn 31,8.23). Es liegt daher nahe, daß nicht Dtn 31,6.8.23 den Bezugspunkt für den zurückweisenden Aspekt der Zusage „Wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein" (ГРГГХ ПЕ?П~йУ ТРТГ ~1Е7ХЭ "[Dl?) in Jos l,5ba gebildet hat, sondern Ex 3,12aot, und zwar im Sinne einer Parallelisierung von Moses und Josuas Beauftragung. Da Jos l,5f wohl unbestritten zum dtr Grundbestand der Einsetzung Josuas nach Jos 1,1-9 gehört266, bestätigt dies die Annahme, daß der um die V. 9f(l l-12aa) erweiterte Grundbestand der Gottesrede in Ex 3,7-10* nicht erst auf die Endredaktion zurückgeht. Schließen die V. 11.12aa fugenlos an die Gottesrede in V.7-10* an, so ist die Fortsetzung von V. 12 mit ihrer Ankündigung eines Zeichens literarkritisch problematisch. Die Ansage „und dies soll für dich das Zeichen sein" (ΠΊΚΠ ~[Ь~ГП"1; V. 12aß) markiert einen deutlichen Neueinsatz, ohne daß sie und die folgende Angabe über das Signifikat des Zeichens „daß ich selbst dich gesandt habe" ("ОЭХ Ό " p n n b t i ; V. 12ay) eine innere Verbindung zum Einwand Moses und zur Beistandszusage in V. 11.12aa erkennen ließen267. Statt dessen ist eine Akzentverschiebung festzustellen. Anders als in V. 11.12aoc geht es nicht mehr um den Einwand der eigenen Unwürdigkeit des Beauftragten und um die Aufhebung dieses Vorbehalts durch die Zusage des göttlichen Mitseins. Vielmehr soll das Zeichen V. 12ay zufolge die Identität des Beauftragenden bezeugen268. Hinzu kommt die vielfach gemachte Feststellung, daß die asyndetisch anschließende Angabe in V. 12b über die Art des Zeichens nur schlecht in ihren Kontext paßt: Nach V. 12b besteht das Zeichen im Gottesdienst des Volkes zum Abschluß des Auszugs aus Ägypten und fällt folglich mit der Durchführung des Auftrags zusammen269. Das Zeichen erfolgt also post festum und gibt daher nur eine unbefriedigende Antwort auf die 266
267 268
269
Zur Literarkritik in Jos 1,1-9 vgl. R. SMEND, FS v. Rad, 494-^97 [= ders., Ges. Stud. 1, 124126; К. BIEBERSTEIN, Josua, 81-83, 93-98; V. FRITZ, Josua, 25-31. Mit L. PERLITT, Motive, 51f [= ders., Deuteronomium-Studien, lOlf] wird V. 3f nicht zum Grundbestand gehören. So auch P. WEIMAR, Berufung, 45. Vgl. Jdc 6,17ff. Anders P. WEIMAR, Berufung, 45, wonach es in V. 12 um die Legitimation Moses geht. Der asyndetische Satz V. 12b kann, wie mir scheint, nicht anders als eine Angabe über die Art des Zeichens verstanden werden. ПТ in V. 12aß gibt also einen kataphorischen Verweis auf den folgenden Text. Vgl. u.a. M. GREENBERG, Exodus, 76; E. BLUM, Studien, 34. Anders vor allem B. S. CHILDS, Exodus, 56-60, der ПТ in V. 12 auf den Dornbusch bezieht, der auf diese Weise zum vorlaufenden Zeichen wird, das typologisch auf den Sinai verweist.
Der nichtpiiesterschriftliche Text
293
Einwände Moses gegen seine Beauftragung. Mit den sachlichen Schwierigkeiten der Zeichenankündigung gehen grammatische Unebenheiten einher. So wechselt in V. 12b die Konstruktion von der Gottesrede der 1. Pers. Sing, in eine Rede über Gott in der 3. Pers. Sing., und die Anrede an die 2. Pers. Sing. (Mose) geht in den Plur. über (Mose und das Volk)270. Diese Beobachtungen lassen grundsätzlich zwei Erklärungsmöglichkeiten zu: Entweder wurde der ursprüngliche Text nur bruchstückhaft überliefert und das Zeichen von einer Redaktion mit V. 12b umgestaltet oder, was wahrscheinlicher ist, die Ankündigung des Zeichens ist insgesamt redaktionell271. Wie man in dieser Frage auch entscheidet, V. 12b verdankt sich in beiden Fällen einer Redaktion272. Die Motive, die zur Eintragung der Zeichenankündigung (bzw. ihrer redaktionellen Umgestaltung) gefuhrt haben, erschließen sich einerseits daraus, daß sich V. 12b mit der Wendung „an diesem Berg" (ΠΤΓΓ ΊΠΠ b u ) auf die Lokalisierung der Berufungsszene „am Gottesberg, dem Horeb" (ГП~1П СГпЬкп 1 Г г Ь к ) in V. lbß bezieht. Nachdem bereits die endredaktionelle Redeeröfinung in V. 4a durch ihre Parallelbildung zu 19,3b; 24,16; Lev 1,1 einen engen Zusammenhang zwischen der Berufung Moses und der Gottesoffenbarung am Sinai hergestellt hat273, wird dieser Zusammenhang nun in V. 12b durch die Identifizierung der OfFenbarungsorte unmißverständlich ausgesprochen: Die Wahl des Zeichens, eine zukünftige gottesdienstliche Handlung Israels am Ort der Beauftragung Moses zur Herausfuhrung Israels aus Ägypten, wird man dahingehend zu verstehen haben, daß mit dieser Handlung der an Mose gerichtete Auftrag an sein Ziel kommt. Das Gegenstück zu dieser Aussage findet sich zu Beginn der Gottesoffenbarung am Sinai, und zwar in Jahwes Rückblick auf sein bisheriges Handeln an den Ägyptern und an Israel in 19,4274. V. 12b ist somit gleichermaßen Vorschau auf Kap. 19 und Ausdruck der Selbigkeit des Offenbarungsortes im Sinne von V. 4a2'5. Beide Merkmale, der Ein270 271
272
Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 130. Für die erstgenannte Lösung plädieren u.a. H . GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1; H . HOLZINGER, Exodus, 8; M. Nora, Exodus, 29; G. FOHRER, Überlieferung, 39. Vgl. ferner die vorsichtigen Äußerungen bei W. H. SCHMIDT, Exodus, 130 sowie F. KOHATA, Jahwist, 21f. Sie streicht V. 12b. Für die Alternative haben sich u.a. W. RUDOLPH, Elohist, 8f; P. WEIMAR, Berufung, 45f; C. LEVIN, Jahwist, 331 ausgesprochen. Vgl. auch W. Fuss, Pentateuchredaktion, 41f, der allerdings auch V. 12aa in die Ergänzung einbezieht. Anders u.a. B . BAENTSCH, Exodus, 2 1 ; W . RICHTER, Berufungsberichte, 1 0 4 ; B . S. CHILDS, Exodus, 5 6 - 6 0 .
273
S.o. S. 280.
274
M I T P . WEIMAR, B e r u f u n g , 3 4 3 .
275
Vgl. auch W. RUDOLPH, Elohist, 9; J. P. FLOSS, Jahwe dienen, 227, der zu Recht auf eine veränderte Bedeutung von ПЗУ „dienen" in V. 12 gegenüber den Entlassungsforderungen der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen aufmerksam macht, sowie P. WEIMAR, Berufung, 343f; W. H. SCHMIDT, Exodus, 130; E. OTTO, BEThL 126, 107f. E. BLUM, Studien, 53 sieht dagegen in der Wendung ΠΤΠ "ΙΠΠ b v in V. 12 einen eindeutigen Hinweis auf 24,911. Der Bezug ist richtig erkannt - nur läuft die Verbindung über 3,12 und 19,3b-8 sowie 3,18 und 24,3-8. Hierzu s.u. S. 301ff.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
klang mit der Intention der endredaktionellen Redeeröffnung in V. 4a und der Bezug auf 19,3b-8, weisen die Zeichenankündigung bzw. ihre Überarbeitung der Endredaktion zu. Die Bestimmung der endredaktionellen Überarbeitung in V. 12 erschöpft sich indessen nicht in der Verknüpfung der Moseberufung mit der Gottesoffenbarung am Sinai. Vielmehr dient die Zeichenankündigung auch als Überleitung zum nächsten, bis V. 15 reichenden Gedankengang des Dialogs. Dieser wird durch Moses Frage in V. 13 nach dem Namen der sich offenbarenden Gottheit eingeleitet. Seine Frage formuliert Mose mit äußerster Zurückhaltung, indem er sie als mögliche Rückfrage der Israeliten an Mose vorbringt. Damit greift V. 13 der Sendung Moses zu den Ältesten Israels in V. 16 vor, da bislang nur von einer Sendung Moses zum Pharao (V. 10.11) die Rede gewesen ist. So ist die V. 13 zugrunde liegende Vorstellung, daß Mose sich nach seiner Berufung zuerst an die Israeliten wendet, zwar durchaus sinnvoll, doch wird dies im Berufungsbericht weder gefordert noch vorbereitet276. Lediglich die Zeichenankündigung in V. 12 schafft einen Übergang, insofern sie im Gegensatz zu V. lOf die Sendung Moses im Hinblick auf den Adressaten nicht näher bestimmt und das Zeichen ausdrücklich auch auf die Israeliten bezieht277. Dies deutet daraufhin, daß die Endredaktion mit der Zeichenankündigung in V. 12 den Gesprächsgang um den Namen Gottes in V. 13-15 an die ihr vorgegebene Gottesrede in V. 7-12* anschließt. Hiermit steht in Einklang, daß die in V. 13 antizipierte Mitteilung Moses an die Israeliten von einer Beauftragung durch den „Gott eurer Väter" (ОЭ^Ьа v n b v DDVTDN ''пЬк) spricht. Anders als die gleichlautende, an dtn-dtr Sprachgebrauch erinnernde Apposition zum Gottesnamen Jahwe in V. 16 setzt diese Bezeichnung nach dem bisherigen Verlauf der Berufungsszene die endredaktionelle Selbstvorstellungsformel in V. 6a voraus278. Den Beobachtungen zu V. 12f korrespondiert der Befund zu V. 15f: Die Antwort auf Moses Frage in V. 13 erfolgt in drei jeweils neu eingeleiteten Gottesreden ( • т б к ηηκ-η V. 14a; -ΙΠίΓΊ V. 14b; СРпЬк -ΠΪ7 -IDK-n V. 15). Besonders auffällig ist die Redeeinleitung in V. 15 mit der erneuten Nennung des Subjekts und dem adverbialen „nochmals" (TIS7). Gegenüber dem einfachen „und er sprach" in 276
277 278
So mit A. REICHERT, Jehowist, 43; C. LEVIN, Jahwist, 331. Auch W. RICHTER, Berufungsberichte, 105 stellt zu V. 13 fest, daß die Frage keine Verbindung zum Kontext hat und eher von der Antwort Gottes in V. 14 her erfordert ist, zieht aber keine literarkritischen Konsequenzen. F. KOHATA, Jahwist, 16 bezeichnet Moses Frage in V. 13 und Jahwes Sendung in V. 16 dagegen unzutreffend als Dubletten. L. SCHMIDT, Beobachtungen, 6 macht schließlich in V. 10 einen „doppelten Auftrag" aus, und zwar die Sendung zum Pharao und die Herausführung der Israeliten. Die den Pharao betreffenden Aussagen in V. lOf möchte er auch deswegen als jehowistische Ergänzung streichen, weil sie im Widerspruch zu der in V. 13f vorausgesetzten Sendung Moses zu den Israeliten stehen. Die Überleitungsfünktion von V. 12 betont auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 130. Der Zusammenhang von V. 6a und V. 13 ist seit langem erkannt, er wird jedoch in der Regel fur Ε in Anspruch genommen. Vgl. bereits und statt vieler H. GRESSMANN, Mose, 34.
Der nichtpriesterschriftliche Text
295
V. 14b hat diese Formulierung offensichtlich gliedernde Funktion. Sie ist in ihrem Kontext nur verständlich als Auftakt der Sendung Moses zu den Ältesten Israels in V. 16-22, da andernfalls im vorliegenden Textzusammenhang die V. 16-22 keine Redeeinleitung hätten und völlig unvermittelt mit einem Imperativ beginnen würden279. Zugleich ist V. 15 inhaltlich und formal durch die Parallelbildung von V. 15a (ПГГЬК "Onbc? ... ΠΊΓΡ ЬкПЕР m ' S i * ΊΟΚΓΓΓΟ) und V. 14b ("ГО "Огбю ГРЛХ ЬхЛЕГ ГО1? ЮНЛ) deutlich auf die Frage Moses und Gottes Antwort in V. 13f bezogen. Dies wird noch durch den abschließenden Charakter des liturgisch anmutenden Parallelismus membrorum von V. 15b (vgl. Ps 135,13; 102,3; ferner Hos 12,6; Jes 26,8) unterstrichen. Faßt man diese Beobachtungen zusammen, so ergibt sich, daß V. 15 noch deutlicher als die Zeichenankündigung in V. 12 als Überleitung dient. Gleichwohl verläuft zwischen V. 15 und V. 16 in literarkritischer Hinsicht eine Bruchlinie280, denn die in V. 13-15 verhandelte Rückfrage der Israeliten greift der Sendung Moses zu den Ältesten Israels (!) vor und kommt vor V. 16f zu früh. Letzteres fuhrt zu der formgeschichtlichen Auffälligkeit, daß im vorliegenden Textzusammenhang die Einleitung zu V. 16-22 in V. 15a als Botenspruch stilisiert ist, während erst in V. 16a der Botenauftrag mit dem Befehl zum Gehen (und einem erneuten Redebefehl) folgt. Es kommt hinzu, daß die folglich als redaktionell anzusprechende Überleitung in V. 15 auch in V. 16 einen Nachtrag provoziert hat, und zwar die nachklappende und zwischen ПХ~0 "'bx und ""lOxb ungut eingefugte Bestimmung Jahwes als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs281. Sie nimmt V. 15 auf und verklammert den Vers auf diese Weise mit dem folgenden. Da die dreigliedrige Vätergottbezeichnung in V. 15f wie das selbständige „der Gott eurer Väter" in V. 13 in einem Verweiszusammenhang mit dem endredaktionellen Nachtrag in V. 6a steht, sind die Überleitung in V. 15 und die Ergänzung in V. 16 literarhistorisch der Endredaktion zuzuweisen282. Hierfür spricht auch, daß die in V. 15b herausgestellte unbegrenzte, geschlechterübergrei-
279 280
281
282
So zu Recht P. WEIMAR, Berufung, 344. Vgl. auch F. KOHATA, Jahwist, 23 mit Anm. 74. Das ist nahezu unumstritten, wobei die Interpretation des Befundes vom jeweiligen Erklärungsmodell für die literarische Genese des Textes abhängt. Im Rahmen der Urkundenhypothese gilt er als Indiz für die Quellenscheidung zwischen J und Ε bzw. für eine redaktionelle Vereinigung der beiden Quellen. So zuletzt mit Nachdruck W. H. SCHMIDT, Exodus, 108, 132f. Dagegen fängt nach M. BOTER, Moses, 62 mit V. 16 ein im späten Rednerstil abgefaßter Nachtrag zu 3,1-15 an, der an die späten Teile des Dtn erinnere. E. BLUM, Studien, 23f Anm. 65 sieht in V. 15 eine spätere Explikation zu V. 14; ähnlich bereits W. RUDOLPH, Elohist, 9. Vgl. bereits H. HOLZINGER, Exodus, 8 und in jüngerer Zeit etwa J.-L. SKA, LeDiv 151, 152f. Mit der Einsicht in den sekundären Charakter der Bestimmung erübrigt sich auch die von A. REICHERT, Jehowist, 42fif vertretene Ansicht, daß V. 13-15 und 16f wegen ihrer wechselseitigen Beziehung (Vorwegnahme der Sendung zu den Israeliten in V. 13-15; Aufnahme der Gottesbezeichnung aus V. 15 in V. 16) auf ein und dieselbe Redaktion zurückgehen. Vgl. fur V. 15 auch P. WEIMAR, Berufung, 48; F.-L. HOSSFELD, Dekalog, 200; E. OTTO,
BEThL 126, 107.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
fende Gültigkeit der Offenbarung des Gottesnamens innerhalb der Exoduserzählung ihre nächste Entsprechung in der endredaktionellen Aussage von 9,16 hat283. Der durch Moses Frage nach dem Namen Gottes eröffnete Gedankengang in V. 13-15 wird durch die endredaktionelle Zeichenankündigung in V. 12, den ebenfalls auf die Endredaktion zurückgehenden V. 15 und die damit zusammenhängende Überarbeitung von V. 16 in den Kontext der Berufung Moses eingebunden. Desgleichen verdankt sich die Formulierung von Moses Frage in V. 13 zumindest in ihrer vorliegenden Gestalt der Endredaktion. Bedenkt man ferner, daß die Bekanntgabe des Jahwenamens im weiteren Verlauf der nichtpriesterschriftlichen Berufungserzählung keine Rolle spielt284, wohl aber in ihrer vorliegenden Zusammenstellung mit der Berufung Moses nach P, dann liegt es nahe, die V. 13-15 insgesamt als Einschub der Endredaktion zu betrachten. Zu untersuchen bleibt, ob der Einschub als literarisch einheitlich gelten kann. Die dreimalige Neueinfuhrung der Gottesrede in V. 14f, die weitgehende Übereinstimmung von V. 14b und V. 15a sowie der Sachverhalt, daß sich Gott in V. 14b mit ГРГШ („ich werde sein") vorstellt und in V. 15a mit dem Namen „Jahwe", fuhren bekanntlich häufig zu der Einschätzung, in V. 14 oder V. 15 liege eine nachträgliche Explikation vor285. Nun ist die bisherige Analyse zu dem Ergebnis gekommen, daß sich in Kap. 3f kein ursprünglich selbständiger elohistischer Erzählfaden rekonstruieren läßt, dem die V. 13-15 zugeschlagen werden könnten, es sich bei V. 13-15 folglich um eine Fortschreibung zu V. 7-8(9-12aa). 16-17 handelt. Für das Problem einer möglichen Erweiterung in V. 14f folgt hieraus eindeutig, daß die Antwort auf Moses Frage nicht mit V. 14 geendet haben kann, insofern sich für kein Stadium der Textgeschichte ein unmittelbarer Zusammenhang von V. 14b und dem zum Grundbestand der Szene gehörenden V. 16 wahrscheinlich machen läßt. Denn die Abfolge von „So sollst du den Israeliten sagen: ,Ich werde sein' hat mich zu euch gesandt" (V. 14b) und „... und du sollst ihnen sagen: Jahwe, 283
284 285
Zu 9,16 s.o. S. 147. Die zuweilen für den Nachweis einer endredaktionellen Herkunft des Verses angeführte „Verwendung priesterschriftlicher Terminologie und Motivik" (E. OTTO, ebd. mit Verweis auf P. WEIMAR, Berufung, 48; W. SCHOTTROFF, Gedenken, 269) ist dagegen weniger einschlägig. Der Sprachgebrauch von V. 15 weist nur allgemein in die Spätzeit (vgl. die Übersicht zum Vokabular bei C. HOUTMAN, Exodus I, 367f) und läßt sich aufgrund der genannten Parallelen sowie der Unterschiede zu entsprechenden Formulierungen bei Ρ (vgl. D D - m b DblS? ПрП u.ä.) nicht überzeugend auf priesterschriftlichen Einfluß zurückführen. Hierauf macht auch M. GREENBERG, Exodus, 102 aufmerksam. V. 14 halten für nachgetragen u.a. W. R. ARNOLD, JBL 24, 109ff; B. D. EERDMANS, Studien III, 1 3 ; G . BEER/K. GALLING, E x o d u s , 2 8 ; M . NOTH, E x o d u s , 3 0 ; G . FOHRER, Ü b e r l i e f e r u n g , 40, 43; W.
Fuss, Pentateuchredaktion,
4 3 f f ; (J. BERGAMANN/H. RINGGREN/)K.-H.
BERN-
HARDT, ThWAT II, 406. Für die Alternative plädieren u.a. A. JÜLICHER, Quellen, 22; H. HOLZINGER, Exodus, 8 (V. 15a ist redaktionelle Überleitung zu J in V. 16); B. BAENTSCH, Exodus, 2 Iff; Η. GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1; W. RUDOLPH, Elohist, 9 (V. 15 ist zusammen mit V. 14a sekundär); M. NOTH, ÜP, 39; W. H. SCHMIDT, Exodus, 132f; P. WEIMAR, Berufung, 47f,
344fif (V. 14b. 15 sind eine endredaktionelle Erweiterung); F. KOHATA, Jahwist, 22f; E. BLUM, Studien, 23f Anm. 65.
Der nichtpriesterschriftliche Text
297
der Gott eurer Väter ist mir erschienen" (V. 16) ist aufgrund des unvermittelten Nebeneinanders verschiedener Gottesbezeichnungen in einem Redeauftrag, in dem es auch um die Frage nach dem Namen Gottes geht, kaum ursprünglich. Zudem orientiert sich die redaktionelle Angleichung beider Gedankengänge in V. 16 durch die Trias der Patriarchen an der Gottesbezeichnung von V. 15. Sollte also V. 14f nachträglich fortgeschrieben worden sein, so ist dies in V. 14 geschehen286. Für diese Annahme ließe sich anfuhren, daß V. 15 im unmittelbaren Anschluß an V. 13 einen glatten Zusammenhang ergibt und daß V. 15b mit der Wendung „das ist mein Name für immer" "ΏΕΓΓΓΤ) die Frage nach dem Namen in V. 13 aufnimmt, während V. 14 für sich genommen keine befriedigende Antwort erteilt287. Wegen des Anklangs der Selbstbezeichnung ΓΡΓΤΚ in V. 14b (vgl. ΓΡΓΓΚ -|t£?X ΓΡΓΓΚ in V. 14a) an die Beistandszusage „Ich werde bei dir sein" (~[QS7 ΓΡΠΧ'Ό) in V. 12b könnte es sich bei V. 14 um „eine durch V. 12 hervorgerufene gelehrte Bemerkung"288 handeln. Freilich erscheint es fraglich, ob eine literarkritische Differenzierung in V. 13-15 überhaupt zwingend gefordert ist. Der durch die erneute Redeeinleitung in V. 15a und die weitgehende Übereinstimmung des Teilverses mit V. 14b hervorgerufene Eindruck einer Überfiillung in V. 14f relativiert sich erheblich, wenn die überleitende Funktion von V. 15 als Abschluß von V. 13-15 und zugleich Redeeinleitung zu V. 16ff erkannt wird. Desgleichen muß auch der Wechsel von ГРГЖ in V. 14b zu Π1Π1 in V. 15 nicht auf einer späteren Kommentierung beruhen. Denn V. 14f bietet keineswegs zwei unterschiedliche, womöglich unvereinbare Antworten. Vielmehr geht Jahwe in einem komplexen, gleichwohl stringenten Gedankengang auf Moses Frage ein: Mit V. 14a wendet er sich zunächst allein an Mose, da hier im Gegensatz zu den folgenden Redeeinleitungen kein Weitergabebefehl folgt. Absicht der hinsichtlich ihrer Übersetzung und Bedeutung viel diskutierten289 Wendung „ich werde sein, wer immer ich sein werde"290 (ГРГЖ mit anschließendem paronomastischen Relativsatz ГРГЖ 1ЮК)291 ist es, zu verdeutlichen, 286 287
Hinzu käme 11!? in V. 15. Vgl. die Argumentation bei M. NOTH, Exodus, 30.
288
B. D. EERDMANS, Studien III, 13.
289
Die Literatur zu V. 13-15 und zum Gottesnamen ist kaum noch überschaubar. Die wichtigsten bis 1982 erschienenen Titel nennt W. H. SCHMIDT, Exodus, 169ff. Nachträge bietet ders., Exodus, Sinai und Mose, 161f. Ferner Ε. A. KNAUF, Midian, 43-63; J. P. FLOSS, FS Richter, 67-80; J. C. SIEBERT-HOMMES, FS Zuurmond, 59-67. Zur Übersetzung vgl. R. BARTELMUS, HYH, 226ff. Dort auch zum folgenden. Futurisch übersetzen u.a. A. DILLMANN, Exodus, 31; G. VON RAD, Theologie I, 194; W. H. SCHMIDT, Exodus, 102; G. FISCHER, Jahwe unser Gott, 8 mit Textanm. a, 147ff (mit einem Überblick über andere Übersetzungsvorschläge). In Auseinandersetzung mit R. Bartelmus hat sich jetzt wieder J. P. FLOSS, FS Richter, 67-80 für eine präsentische Übersetzung ausgesprochen. So u.a.
290
auch schon H. GRESSMANN, Mose, 34f; L. KÖHLER, Theologie, 24; G. BEER/K. GALLING, Ex291
odus, 29; S. HERRMANN, EvTh 26, 291. Hierzu vgl. im Anschluß an C. BROCKELMANN, Syntax § 156a („Ausdruck des Indefinitums") u.a. R. BARTELMUS, HYH, 229f; C. HOUTMAN, Exodus I, 95 („idem per idem construction ... used to define an indefinite form").
298
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
daß die Kenntnis des im folgenden genannten Namens keine Verfügungsgewalt über dessen Träger bedingt292, daß „der Name Jahwe den, der ihn ausspricht, daran erinnern soll, daß er damit den Gott nennt, den er nicht mit seiner Nennung fassen kann, sondern der je in seiner Freiheit der ist, als der er sich selber zu erkennen gibt"293. V. 14a steht demnach nicht in Spannung zu V. 15, ist weder Nichtbeantwortung oder explizite Verweigerung der Antwort294, sondern eine vorangestellte Unterrichtung über das Wesen der sich offenbarenden Gottheit und damit auch über den angemessenen Umgang mit ihrem Namen. Erst im Anschluß an diese grundsätzliche Erklärung ergeht der zweifache Redeauftrag an Moses, der nach V. 14b auf die erwartete Frage der Israeliten nach dem Namen Gottes zuerst mit der Bekanntgabe seines von keiner Namensanrufung eingeschränkten Wesens reagieren soll295. Ihr folgt in V. 15 die auf diese Weise nachhaltig vor Mißverständnissen geschützte Mitteilung des Namens Jahwe296. Nicht auszuschließen ist endlich, daß zwischen der Wesensaussage in V. 14 und der Negation der nationalreligiösen Heilstradition in Hos 1,9 ein traditionsgeschichtlicher Zusammenhang besteht. Die Endredaktion hätte in diesem Fall Traditionsgut positiv rezipiert, dessen Spuren sich außer in Hos 1,9 (vgl. Hos 12,10; 13,4) noch in den Aussagen über Jahwes Selbstoffenbarung in Ägypten nach Ez 20 (vor dem Volk; vgl. V. 5.9) und Ρ (vor Mose) in 6,2f finden. Wie immer in dieser Frage und hinsichtlich der literarischen Einheitlichkeit von V. 13-15 zu urteilen ist, fest steht, daß sich die Annahme einer endredaktionellen Erweiterung um die V. 13-15 nicht mit der literarkritischen Ausscheidung von V. 15 bestreiten läßt. 292
293
294
295
Zur Bedeutung der Kenntnis des Namens der Gottheit für das altorientalische Kultleben vgl. G. VON RAD, Theologie I, 195f. W. ZIMMERLI, Erwägungen, 31. Den in der Unbestimmtheit der Formulierung von V. 14a zutage tretende Aspekt der Freiheit Jahwes wird vielfach herausgestellt - unabhängig davon, ob ΓΡΠ als reines Zeit- und Funktionswort verstanden wird oder ob ΓΡΠ auch Veibalkraft, etwa mit der Bedeutung „dasein, wirksam sein, tätig sein" zugeschrieben wird. Vgl. u.a. G. VON RAD, Theologie 1,194; W. H. SCHMIDT, Exodus, 178; R. BARTELMUS, HYH, 232f. So zuletzt C. LEVIN, Jahwist, 331: „Die Frage wird nicht beantwortet (vgl. Gen 32,30a), sondern mit einer Bekräftigung der voranstehenden Beistandszusage V. 12aa für gegenstandslos erklärt". Ähnlich auch E. MEYER, Israeliten, 6; H. GRESSMANN, Mose, 35; L. KÖHLER, Theologie, 235 Anm. 36. Zum Problem vgl. auch M. SAEBO, F S Wolff, 43-55, bes. 53-55. Das ΓΡΠΧ in V. 14b beinhaltet demnach keine gegenüber V. 14a eigenständige Aussage, sondern faßt die Aussage dieses Verses zusammen. So (bei unterschiedlicher Interpretation dessen, worin die Aussage von V. 14a besteht) u.a. Т. C. VRIEZEN, FS Bertholet, 507 und zuletzt R. BARTELMUS, H Y H , 234. Anders L. KÖHLER, Theologie, 24; M . NOTH, Exodus, 31 („redaktionelle Überleitung zu V. 15 und in keinem Fall eine authentische Interpretation von V. 14a"); ferner J. P. FLOSS, FS Richter, 74. J. WELLHAUSEN, Composition, 70 Anm. 2; H. HOLZINGER, Exodus, 14; W. R. ARNOLD, JBL 24, 132ff, 162; W. RUDOLPH, Elohist, 9; W. H.
296
SCHMIDT, Exodus, 134 u.a. erwägen für ΓΡΠΚ in V. 14b eine nachträgliche Änderung aus einem ursprünglichen Π1ΓΡ. Die Änderung ist indes weder text- noch literarkritisch zu beweisen und erübrigt sich mit der hier vorgetragenen Interpretation. Mit R. BARTELMUS, HYH, 233ff, der, wie mir scheint, zu Recht die (auch literarische) Geschlossenheit dieses Gedankengangs betont.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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Mit Moses Sendung zu den Ältesten Israels in V. 16f wird der Faden des Grundbestandes der Berufungserzählung wieder aufgenommen297. Die Völkerliste in V. 17 ist eventuell nachgetragen, geht aber wie ihre Parallele in V. 8 nicht auf die Endredaktion zurück298, die in V. 16 lediglich die Wendung „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" nachgetragen hat299. Von V. 18 an ändert sich jedoch der Tenor der Gottesrede, die nun in eine Mischung aus Weissagung der künftigen Ereignisse bis zum Auszug und weiteren durch deren Eintreten bedingten Anweisungen umschlägt300: Die Ältesten werden auf Mose hören (V. 18a; vgl. 4,31), worauf sie zusammen mit Mose beim Pharao vorsprechen sollen, um die Freigabe Israels für ein Schlachtopfer in der Wüste zu erbitten (V. 18b; vgl. 5,3). Im Gegensatz zu den Ältesten wird der Pharao sich jedoch als widerspenstig erweisen (V. 19a; vgl. Kap. 7ff) und die Israeliten erst auf Jahwes hartes Eingreifen hin entlassen (V. 20; vgl. 11,1; 12,31ff). Jahwe wird ferner das Wohlwollen der Ägypter gegenüber den Israeliten erwirken, um diesen die Gelegenheit zu verschaffen, sich für den Dienst in Ägypten schadlos zu halten (V. 21f; vgl. 11,2f; 12,35f)301. Auffällig an dieser Auflistung ist die genaue, bis in den Wortlaut reichende Vorwegnahme der späteren Ereignisse: „Selbst die Priesterschrift, für die die Übereinstimmung zwischen Ankündigung und Ausführung charakteristisch ist, sagt nie so genaue Details des kommenden Geschehens voraus, wie es hier in der Berufungsgeschichte geschieht"302. Diese Feststellung deutet an, daß die V. 18-22 in ihrer vorliegenden Gestalt sehr wahrscheinlich auf eine eher späte Redaktion zurückzuführen sind. Das recht allgemein formulierte Urteil läßt sich indes noch im Hinblick auf die literarhistorische Einordnung der Redaktion und ihres Eigenanteils an V. 18ff präzisieren. V. 18 knüpft inhaltlich an die in V. 16 beschriebene Situation einer Versammlung der Ältesten Israels an, weicht aber vom bisherigen Sprachgebrauch ab. Statt des für die Darstellung charakteristischen ΠΚ~Ι ni. „erscheinen" von V. 16 (vgl. V. 2a sowie ΠΚΊ qal in V. 2b.3.4.7.9) führt V. 18 m p ni. „sich antreffen lassen" als Offenbarungsterminus ein. In dieser Funktion ist ГПр in der Exoduserzählung nur noch in der Aufnahme des Verses in 5,3 (K~lp II)303 belegt304. Auffällig sind ferner
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S.o. S. 289f. S.o. S. 287f. S.o. S. 295. Vgl. hierzu insbesondere W. H. SCHMIDT, Exodus, 142FF; auch J.-L. SKA, LeDiv 151, 150FF, der allerdings auch den Auftrag in V. 16f zu der strukturierenden Vorwegnahme hinzunimmt, gleichwohl aber erkennt, daß dies fur V. 17, der sich nicht von V. 16 trennen läßt, nicht zutrifft. Vgl. ferner Dtn 15,12-18 und dazu D. DAUBE, Studies, 49f; ders., FS Eißfeldt, 35-37. F. KOHATA, Jahwist, 23f. Ähnlich urteilt auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 142f. t n p Π ist eine Nebenform zu m p . Vgl. HAL 1055f. Die übrigen alttestamentlichen Belege für diesen Sprachgebrauch finden sich in Num 23,3.4.16. Im Anschluß an A. KUENEN, ThT 18, 497-540 wird Num 23,1-26* zumeist Ε zu-
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
die Gottesbezeichnungen „Jahwe, der Gott der Hebräer" und „Jahwe, unser Gott". Die Apposition „unser Gott" findet sich hier zum ersten Mal im Pentateuch. Sie faßt das im vorhergehenden begründete Gottesverhältnis Israels zusammen und ist ein treffender Ausdruck für die Eröffnung der Auseinandersetzung mit dem Pharao, dem dieses „Jahwe, unser Gott" der Sache nach von Mose im folgenden ständig entgegengehalten wird. Gleichwohl beschränken sich die weiteren Belege des Gottesprädikats, das sich im Pentateuch sonst ausschließlich in den Rahmenkapiteln des Dtn findet305, in den Plagenerzählungen auf redaktionelle Einschübe306. Die Apposition „der Gott der Hebräer" hat in der vorangehenden Beruflingserzählung keinen Anknüpfungspunkt. Vielmehr nimmt sie die in 7,16 (vgl. 9,13) erstmals erteilte und in 5,3 redaktionell eingetragene Antwort auf die Frage des Pharaos in 5,2 vorweg, wer Jahwe sei. V. 18 stimmt somit völlig mit der Intention des vorliegenden Textzusammenhangs von V. 18-22 überein, einen präzisen Vorgriff auf die kommenden Ereignisse zu geben. Dies spricht wie die Abweichungen vom bisherigen Sprachgebrauch dafür, daß der redaktionelle Neueinsatz bereits mit V. 18 beginnt. Über die literarhistorische Verortung dieser Redaktion gibt vor allem V. 19f hinreichend Auskunft307. Die Verse setzen die Plagenerzählungen voraus, stehen aber in keinem Zusammenhang mit der Einbindung des nichtpriesterschriftlichen Plagenzyklus durch V. 9f. Das deutet zum einen die Bezeichnung „König von Ägypten" statt des in V. 9f; 5,lf und im Plagenzyklus durchgängig gebrauchten Titels Pharao an. Vor allem geht es aber aus den sprachlichen Übereinstimmungen von V. 19f mit redaktionellen Erweiterungen im Plagenzyklus hervor. Die Verbindung von Τ пЬю „die Hand ausstrecken" und ПЭЭ hi. „schlagen" jeweils mit Jahwe als Subjekt aus V. 20 findet sich im Plagenzyklus nur in 9,15. Die Charakterisierung der Plagen als Tun Jahwes in seiner (Ägyptens/des Pharaos) Mitte (ΠΕ?Ϊ7 + 13~lp3) in V. 20 hat ihre einzige Entsprechung in 10,1. Beide Bezugspunkte für den Vorgriff auf den Plagenzyklus gehen auf die Endredaktion zurück308. Ferner stammt der neben V. 19b309 einzige weitere Beleg des dtr geprägten Ausdrucks
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gewiesen. So zuletzt (mit einigen Modifikationen) H.-J. ZOBEL, FS Rendtorff, 141-154; H. SEEBASS, ZAW 107, 4 1 9 ^ 1 9 aber auch H.-C. SCHMITT, FS Kaiser II, 180-198, bes. 192ff. Hierzu vgl. L. PERLITT, Deuteronomium, 40. Vgl. 5,3(.8); 8,6.22.23; 10,25.26 Die Formulierung "O T i y - p ЧЮ „ich weiß aber, daß ..." am Anfang von V. 19 ist im AT singulär. Nach C. LEVIN, Jahwist, 330 ist sie ein „Stilmittel, einen zusätzlichen Gesichtspunkt einzuführen" und daher Kennzeichen für eine Fortschreibung zu V. 18. Daß die Formulierung nach der Aufforderung von V. 18b die Antithese zur Reaktion der Ältesten auf Jahwes Mitteilung in V. 18a einleitet und folglich einen neuen Gesichtspunkt einbringt, ist unbestritten. Wie auch die vergleichbaren Konstruktionen in Hi 19,25 (ΤΙ *>b*M ТЩТ> OKI) oder 1 Reg 22,8 ( Ό Τ4ΊΚ30 ΌΧΙ) zeigen, ist damit aber noch nichts über eine diachrone Schichtung des Textes ausgesagt. Vgl. o. S. 147 zu 9,15f und S. 153-157 zu 10,lf. Zur Übersetzung von tibi in V. 19b vgl. J.-L. SKA, VT 44, 60-65, der die häufig im Anschluß an LXX und Vg. vorgenommene Änderung in x b DX ablehnt und mit Verweis auf
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ГГрТП ~ P 3 „mit starker Hand"310 in der Exoduserzählung von der Endredaktion (13,9) 3 ". Darüber hinaus stellt V. 19b durch die Verbindung des Ausdrucks mit nbt£? „entlassen" in V. 20b einen Bezug zu der Fürbitte in 5,22-6,1 her, die ihrerseits in einem Verweiszusammenhang mit dem endredaktionellen Abschnitt 11,1-3 steht312. Der Vorgriff auf die kommenden Ereignisse geht somit ausweislich seiner sprachlichen und sachlichen Querbezüge in V. 19f auf die Endredaktion zurück313. Hinzu kommt, daß die Annahme einer endredaktionellen Herkunft des Abschnitts auch einen Zugang zu einem tieferen Verständnis von V. 18b eröffnet. Das hinsichtlich seines genauen Sinngehalts sehr kontrovers diskutierte Begehren, drei Tage in die Wüste zu ziehen, um Jahwe ein Schlachtopfer darzubringen (ГОТ)314, wird in 5,3 wörtlich wiederholt und in den hiervon abhängigen Rückverweisen in 5,8.17 teilweise zitiert. Im Plagenzyklus findet es dagegen nur eine begrenzte Aufnahme, und zwar ausschließlich in Texten, die in der hier vorgelegten Analyse mit Blick auf 5,3-6,1 und die endredaktionellen Plagenerzählungen in 9,15-10,29* der Endredaktion zugesprochen werden konnten: Die Dreitagesreisen kommen noch in
Ex 8,22; Jes 32,1-3; Ez 16,43.56 gleichwohl für eine Übersetzung im Sinne der beiden Versionen plädiert: „si ce n' est pas une main forte". 310
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Vgl. D t n 4 , 3 5 ; 5 , 1 5 ; 6 , 2 1 ; 7 , 8 ; 9 , 2 6 ; 2 6 , 8 ; E x 3 2 , 1 1 ; J e r 32,21; f e r n e r P s 136,12; E z 20,33f;
Dan 9,15; Neh 1,10 und hierzu J.-L. SKA, LeDiv 151, 161FF. S.o. S. 57ff zur literarhistorischen Einordnung von 13,1-16. S.o. S. 167f zu 11,1-3. Zu V. 19f vgl. auch E. ZENGER, Exodus, 263 Anm. 24; T. RÖMER, Väter, 553 Anm. 401 und zu V . 2 0 C. DOHMEN, S i n a i b u n d , 6 9 A n m . 49; E . OTTO, B E T h L 126, 92f. G e g e n P. WEIMAR,
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Berufung, 229ff; E. BLUM, Studien, 33 mit Anm. 120 u.a., die V. 19f für dtr erklären. Die formelhafte Wendung ПШ7 „machen" mit göttlichem Subjekt und т х Ь в з „Wunder" als Objekt in V. 20 (vgl. 34,10; Jos 3,5) findet sich gehäuft in Psalmen und in anderen Gebeten, die eher in die Spätzeit weisen (Ps 40,6; 72,18; 78,4; 86,10; 98,1; 111,4; 136,4; Hi 37,5; Jer 21,2; Neh 9,17; 1 Chr 16,12), eine genaue Datierung der Formulierung aber nicht ermöglichen. Vgl. auch J.-L. SKA, LeDiv 151, 163ff. Die Angaben von 3,18 bzw. 5,3 werden sehr häufig ohne jede literar- oder überlieferungsgeschichtliche Differenzierung mit den übrigen Angaben über Ziel und Anlaß des Auszugsbegehrens zu einem „Gesamtbild" vereint: Das Fest in der Wüste (3,18; 5,1.3) sei ein Wallfahrtsfest (5,1) mit dreitägigem Anmarsch (3,18; 5,3; 8,23) gewesen, bei dem Jahwe Schlachtund Brandopfer dargebracht wurden (3,18; 5,3; 8,4.21-25; 10,25f), das apotropäischen Charakter hatte (5,3) und sachgemäß auch als kultischer Brauch (ГПЗУ; 12,225f; 13,5) bezeichnet werden kann. Vgl. statt vieler R. SCHMITT, Exodus, 25 Anm. 50. Sofern die Bitte, für ein Fest in die Wüste ziehen zu dürfen, nicht als Finte gilt (vgl. J. WELLHAUSEN, Prolegomena, 84 und zuletzt C. LEVIN, Jahwist, 328), wird das Fest häufig mit dem Passa identifiziert. Vgl. bereits A. DILLMANN, Exodus, 114; E. MEYER, Israeliten, 37f, 61f (in Kadesch); H. GRESSMANN, Mose, 66, 105 (am Sinai) u.a. P. LAAF, Pascha-Feier, 119ff, 165 denkt in Analogie zu Gen 22 an eine dreitägige Wallfahrt zu einem Erstgeburtsopferfest; W. H. SCHMIDT, Exodus, 25 Iff möchte die Erwähnung des Festes mit der Überlieferung vom Opfermahl unter Jitros Vorsitz in 18,12 verbinden. Dagegen plädiert A. REICHERT, Jehowist, 19 zu Recht für ein redaktionsgeschichüiches Verständnis von 3,18; 5,3 und sieht in 24,5 den Bezugspunkt. Hierzu s. im folgenden.
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8,23 vor; ein Schlachtopfer wird noch in 8,4.21-25 erwähnt, jedoch nie in der im Auftrag Jahwes übermittelten Entlaßforderung (7,16.26; 8,16 u.ö. vgl. 5,1). Wird nun 3,18 der Endredaktion zugeschrieben, so ergibt sich, daß die im Textverlauf erstmalige Erwähnung des Terminus Π3Τ gleich ursprünglich ist mit der Zeichenankündigung in 3,12, wonach Israel zum Abschluß des Auszugs Jahwe am Ort der Berufung dienen werde. Das untermauert den schon häufig gesehenen Zusammenhang, daß V. 18 als Aus- oder besser Hinführung zum Vollzug des in V. 12 angekündigten Gottesdienstes verstanden sein will315. Es erklärt aber auch die Einführung des Terminus ПЛТ durch V. 18: Als Bezugspunkt der Zeichenankündigung in V. 12 konnte auf den endredaktionellen Eintrag in 19,3b—8 hingewiesen werden316. Dieser hat im vorliegenden Aufbau der Sinaiperikope sein kompositorisches Gegenstück in 24,1-11, wobei 24,3-8 auf den Verfasser von 19,3b-8 zurückgeführt werden kann, der mit 2 4 , l f . 9 - l l * ein vorgegebenes Traditionsstück aufgenommen hat317. In dem von der Endredaktion formierten Abschnitt 24,1-11 wird in V. 5 die Darbringung eines ЕГоЬю DTQT genannten Schlachtopfers erwähnt und als gesteigertes Gegenüber hierzu die Schilderung eines Essens der Ältesten vor Jahwe aus dem Traditionsstück in V. 9-11 aufgenommen318. Dieses Mahl der Ältesten und der nach erneuter Selbstverpflichtung Israels (24,3.7; vgl. 19,7f) geschlossene „Bund" in 24,8 sind nach dem vorliegenden Textzusammenhang die Einlösung und Bestätigung der in 19,3b-8 eröffneten Aussicht auf ein von Jahwe regiertes und geheiligtes Volk319. Insofern findet also das in 3,12 angekündigte Zeichen eines Gottesdienstes „auf diesem Berg" seine Erfüllung erst in 24,1-11 320 . Angesichts 315
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V g l . u.a. W . H. SCHMIDT, E x o d u s , 180; C. HOUTMAN, E x o d u s I, 3 7 6 ; W . JOHNSTONE, B E T h L
126, 249 u.ö. S.o. S. 293. Zum kompositorischen Verhältnis von 19,3b-8(9) und 24,1-11 vgl. nur E. BLUM, Studien, 5 Iff, 9 Iff, dessen Beschreibung sich - bei divergierender literarhistorischer Bewertung - etwa E. OTTO, BEThL 126, 78ff weitgehend angeschlossen hat. Vgl. ferner L. PERLITT, Bundestheologie, 191f zu den bis in den Wortlaut reichenden Entsprechungen zwischen 19,3b-8 und dem Eintrag in 24,3-8, der gegen L. PERLITT, a.a.O., 194ff als literarisch einheitlich gelten darf. Vgl. hierzu E. W. NICHOLSON, God, 167f; E. BLUM, a.a.O., 91f Anm. 204. Mit 19,3b-8 wird auch 24,3-8 der Endredaktion zuzuschreiben sein. Aber auch das von ihr aufgenommene Traditionsstück in 2 4 , l f . 9 - l l + gehört eher in die nachexilische Zeit. Vgl. hierzu die bei F.-L. HOSSFELD, Dekalog 198f; J. BUCHHOLZ, Älteste, 37f zusammengetragenen Beobachtungen. Da der Bezug von 3,12.18 auf 24,5 über 19,3b-8 läuft, ändert sich an seiner Zuweisung an die Endredaktion auch dann nichts, wenn 24,1-11 in die dtr Vorgeschichte zu 19,3b-8 gestellt wird (vgl. u.a. C. DOHMEN, Sinaibund, 75f u.ö.). Zum abgestuften Verhältnis zwischen dem Schlachtopfer der Jungen in V. 5 und dem kultischen Mahl (vgl. zu dieser Bestimmung L. PERLITT, Bundestheologie, 188f; A. REICHERT, Jehowist, 166f; R. SMEND, FS Zimmerli, 255f [= ders., GSt 1, 208f]; E. BLUM, Studien, 53) der Ältesten in V. 9-11 vgl. E. BLUM, a.a.O., 52. Vgl. N. LOHFINK, Bundestheologie, 356f; E. BLUM, Studien, 50ff; C. DOHMEN, Sinaibund, 71f; E. OTTO, BEThL 126, 78ff. Vgl. auch E. BLUM, Studien, 53 (mit Beschränkung auf das Mahl in 24,9-11 und ohne Einbeziehung von 19,3b-8), ferner A. SCHENKER, RB 101, 489-492.
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dieser durch 19,3b-8 gegebenen Verbindung von 3,12 und den beiden Mahlzeremonien in 24,1-11 liegt es nahe, die im Kontext der Zeichenankündigung erfolgte Bitte um Erlaubnis für ein Schlachtopfer in 3,18 auf diese Mahlzeremonien zu beziehen. Hierfür spricht auch, daß der endredaktionelle Eintrag in 24,3-8 (und nicht das Traditionsstück in 24,9-11*!) mit der Wendung CTDBTΌ D T Q T Ί Π 3 Π Г П Г Р Ь (24,5) im weiteren Erzählverlauf neben 18,12 den einzigen terminologischen Anknüpfungspunkt für Π3Τ in 3,18 bietet32'. Die in V. 18 erwähnte Dreitagereise steht dieser Annahme jedenfalls nicht entgegen, da die im alttestamentlichen Sprachgebrauch verbreitete Angabe nur unbestimmt über Zeitraum und Entfernung informiert322. Für die Vorankündigung in V. 21f stellt sich der Befund dagegen möglicherweise anders dar. Das Motiv der „Beraubung der Ägypter" begegnet noch in 1 l,2f und in 12,3 5f, wobei seine drei Erwähnungen so weitgehende Übereinstimmungen aufweisen, daß sie nicht unabhängig voneinander entstanden sein können. Auffällig ist, daß das Motiv im vorliegenden Textzusammenhang stets mit den Plagen verbunden ist. Die sachlichen Schwierigkeiten, die sich hieraus ergeben, sind offenkundig: „Wenn Jahve die Ägypter mit harten Strafen gezüchtigt und ihnen sogar die Erstgeburt genommen hat, dann begreift man wohl, daß sie den Hebräern Geschenke machen, um sie zu schleunigem Aufbruch zu drängen; aber von einem ,Leihen' kann nur da die Rede sein, wo auf man Rückgabe hofft. Nach den Plagen konnten die Ägypter nur wünschen, die Hebräer niemals wiederzusehen."323 Das Motiv der Beraubung der Ägypter und die Plagenerzählungen werden daher kaum denselben Ursprung haben. Aber auch ein späterer Ergänzer wird derartige Unstimmigkeiten nicht in Kauf genommen haben, um mit der Beraubung der Ägypter ein Motiv einzuführen, das sich im vorliegenden Textzusammenhang als Nebenzug der Erzählung darstellt324. Dagegen paßt die List, mit der sich die Israeliten für ih321
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Vgl. auch (bei anderer literarhistorischer Einordnung des Beziehungsgefüges) A. REICHERT, Jehowist, 19. Die Wurzel ПЭТ findet sich im weiteren Kontext sonst nur noch in gesetzlichen Bestimmungen (20,24; 22,19; 23,18; 34,15.25), die ebenso wie die auf die Zeit nach der Landnahme blickenden Sohnesbelehrungen in 12,27; 13,15 und der Abfall von Jahwe in 32,8 nicht als Durchführung von 3,18 in Frage kommen. Aus sachlichen Erwägungen gilt das, wie mir scheint, auch für das unter dem Vorsitz Jitros durchgeführte Opfer in 18,12. Davon abgesehen ist die Möglichkeit literarischer Abhängigkeit von 24,9-11 für den Zusatz 18,12 nicht unwahrscheinlich. Vgl. ebd. mit Anm. 49; W. H. SCHMIDT, Exodus, 181; C. HOUTMAN, Exodus I, 376f und die jeweils aufgeführten Belege. H. GRESSMANN, Mose, 105 im Anschluß an E. MEYER, Israeliten, lOff. Gegen P. WEIMAR, Berufung, 55ff (gefolgt von E. OTTO, BEThL 126, 107), der das Motiv der Beraubung der Ägypter der Endredaktion zuweist, da es in 3,21f; 11,2f; 12,35f für den vorliegenden Textzusammenhang strukturierende Funktion habe und in redaktionellen Kontexten stehe. Die strukturierende Funktion und der redaktionelle Kontext des Motivs sind nicht in Zweifel zu ziehen, angesichts der Unstimmigkeiten des vorliegenden Textzusammenhangs drängt sich aber die Frage auf, ob das Motiv der Endredaktion nicht vorgegeben war und wenn ja - in welchen literarischen Zusammenhang es ursprünglich gehört. Aus den genann-
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ren Frondienst in Ägypten schadlos halten, gut zum Grundbestand einer nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung, die weder die Sendung Moses zum Pharao noch die Plagen beinhaltet, sondern lediglich von einer Flucht der Israeliten (14,5a) zu berichten weiß 325 : Jahwe verheißt Mose die Befreiung der fronpflichtigen Israeliten aus Ägypten; er beauftragt Mose, dies den Ältesten Israels bekannt zu machen und vor dem Auszug von den ahnungslosen Ägyptern die Entleihung kostbarer Gegenstände in die Wege zu leiten (3,1-22*); der Plan gelingt, und Israel zieht aus (12,37a; 13,20f*); als dem König die Flucht der fronpflichtigen Israeliten gemeldet wird, handelt er so, wie es in einem solchen Fall angemessen ist und setzt ihnen nach (14,5a.6) 326 ; am Meer erreichen die Verfolger die Israeliten, diese werden von dem allein kämpfenden Jahwe gerettet (14,9-30*). Schwer zu entscheiden ist freilich, welcher der drei Texte zur Beraubung der Ägypter ursprünglich ist. Mit Sicherheit geht 11,2f auf die Endredaktion zurück, da hier der vorliegende Textzusammenhang von 3 , 1 8 - 2 2 vorausgesetzt wird327. Denkbar wäre, daß lediglich die Ausführung in 12,35f vorgegeben war und daß von hier aus das Motiv als strukturierende Vorankündigung in 3,21f; 11,2f nachträglich in den Vorkontext eingeflochten wurde 328 . Wahrscheinlicher ist aber, wie mir scheint, daß bereits der Grundbestand der Berufungserzählung und Ankündigung der Rettungstat Jahwes eine entsprechende Anweisung enthalten hat; die V. 21f wären dann ursprünglich a u f V . 17 gefolgt 329 .
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ten Gründen gehört das Motiv gegen R . FRIEBE, Form, 87FF auch nicht zur Verflechtung der J vorgegebenen Plagenerzählungen in ihren jahwistischen Kontext. Diese Einschätzung liegt auch den Analysen zugrunde, die das Motiv „Beraubung der Ägypter" (zum Teil unter Absehung des Ε zugewiesenen Abschnitts 11,1-3) aus dem vorliegenden Kontext der nichtpriesterschriftlichen Berufungs- und Plagenerzählungen herauslösen und einer weiteren Quelle (J1, L bzw. N) zuordnen. Vgl. R. SMEND, Erzählung, 119f; O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 113*; G. BEER/K. GALLING, Exodus, 32; G. FOHRER, Überlieferung, 29. Die Annahme eines weiteren Erzählfadens erübrigt sich, wenn die hier vorgetragene Ansicht richtig liegt, wonach die Plagenerzählungen gegenüber dem Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Berufimgserzählung sekundär sind. Vgl. ferner H. GRESSMANN, Mose, 105ff, wonach das Motiv zu der bei Ε und Ρ bewahrten älteren Tradition gehört; Mose fordert nur eine befristete Entlassung; von den Ägyptern durchschaut lediglich der Pharao den Plan einer endgültigen Flucht, weshalb er „verstockt" bleibt, während sein Volk den Israeliten leutselig kostbare Gegenstände borgt. Gegen C. LEVIN, Jahwist, 341 (mit Verweis auf P. WEIMAR/E. ZENGER, Exodus, 51f Anm. 56) besteht also kein Aul aß, den Ablauf von Benachrichtigung und Aufnahme der Verfolgung, der „auch sonst wiederkehrt, wie es nicht zu verwundern ist (vgl. 1 Sam 23,13; 27,4; 1 Kön 2,29)" (ebd.), mit Abhängigkeit von Gen 31 zu erklären. Ebenso ist das Motiv der Flucht vollständig aus der Situation heraus verständlich, die der Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung schildert. S.o. S. 167f zu 11,1-3. Das Funktionieren des strukturierenden Rückblicks in 11,1-3 verlangt in jedem Fall die vorliegende Zusammenstellung der kommenden Ereignisse in 3,lS-22.
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So E. BLUM, Studien, 38.
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Vgl. auch C. LEVIN, Jahwist, 329, der jedoch V. 18 hinzunimmt.
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Als Ertrag der Analyse läßt sich formulieren: In 3,7-22 gehören zum Grundbestand der Offenbarungsrede die Erhörungszusage Jahwes und die Ankündigung seines rettenden Eingreifens in V. 7-8* sowie der Auftrag in V. 16f*, beides den Ältesten Israels mitzuteilen. Hinzu kommt wahrscheinlich noch die Anweisung in V. 21f, sich von den Ägyptern kostbare Sachen zu entleihen. Die Angaben über das verheißene Land in V. 8.17 sind möglicherweise später ausgestaltet worden. Der Grundbestand entspricht im wesentlichen dem „klassischen Jahwisten". Sein Verfasser ist, was keines weiteren Nachweises bedarf, auch fur die szenische Einleitung der Offenbarungsrede in 3,1-6* verantwortlich. Eine erste Erweiterung dient der Einbindung der Verhandlungen mit dem Pharao und der daran anschließenden nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen. Sie umfaßt V. 8-12aa und eventuell den Relativsatz D"H2D3 "1ЮК „die in Ägypten sind" in V. 7a. Der Rest der Offenbarungsrede geht auf die Endredaktion zurück: Die Erwähnung der Fronvögte in V. 7ba greift auf die Verschärfung der Fron in 5,3ff vor; V. 12aß.b.l8 zielen auf eine enge Verknüpfung mit der Sinaioffenbarung; V. 18-20(2 lf) geben eine strukturierende Vorschau auf die folgenden Ereignisse; V. 7bß hat ebenso wie die Bekanntgabe des Gottesnamens in V. 13-15 den priesterschriftlichen Paralleltext im Blick; die Erwähnung des Gottes der Patriarchen in V. 16 (vgl. V. 13.15) stellt die Offenbarung an Mose wie V. 4b.6a (R) in Kontinutät zu den Patriarchenerzählungen. d) Literarische Analyse von 4,1-17 Die Disposition der Fortsetzung des Dialogs zwischen Jahwe und Mose in 4,1-17 ergibt sich aus den drei Einwendungen Moses gegen seine Sendung in V. 1.10.13. Sie bringen den Dialog voran, der nun vornehmlich das Verhältnis des Boten Mose zu Israel reflektiert, und lassen außerdem wie die Entgegnungen Jahwes eine deutliche Steigerung der Anspannung erkennen: In V. 1-9 reagiert Jahwe auf den ersten Einwand Moses, man werde nicht auf ihn hören und seine Sendung in Frage stellen, mit der Bekanntgabe von Legitimationszeichen, wobei die V. 1.5.8f den deutenden Rahmen um zwei weitgehend parallel gestaltete Wundererzählungen in V. 2—4.6f bilden330. Wenn auch das Problem der äußeren Legitimation nun gelöst ist, so bezweifelt Mose im folgenden Gesprächsgang in V. 10-12 doch seine persönlichen Eignung zum Boten (V. 10). Die Zweifel werden von Jahwe mit dem Hinweis auf seine Schöpfermacht, der sich Mose samt seiner angeführten Schwächen verdanke, zurückgewiesen (V. llf). Auf diese grundsätzliche Entgegnung folgt in dem abschließenden Gesprächsgang in V. 13-16 Moses nicht weiter begründete Weigerung, seinem Auftrag nachzukommen (V. 13). Sie ruft Jahwes Zorn hervor, fuhrt aber schließlich zur Einsetzung Aarons als Stellvertreter Moses (V. 14-16). Der Dialog endet in V. 17 mit der Entlassung Moses zur Durchführung seines Auftrags, ohne daß es zu einem erneuten Einspruch kommt. 330
Vgl. A. REICHERT, Jehowist, 22; W. H. SCHMIDT, Exodus, 188ff.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Moses Einwand in V. 1 ist als Antwort auf die vorhergehende Gottesrede formuliert und schließt nahtlos an 3,22 an331. Der Einwand richtet sich vor allem gegen die wörtlich aufgenommene Zusage Jahwes in 3,18a, daß die Ältesten auf Moses Stimme hören werden (~[ЬрЬ 117ПЕП; vgl. "брЗ 1S7DET кЬт in 4,1). Außerdem nimmt er mit dem Bedenken, ob das Volk Moses Gotteserfahrung als Ausweis seiner Sendung anerkennt, die in 3,16 von Jahwe befohlene Formulierung der Legitimation Moses vor den Ältesten auf (ГЖЧЭ DSTQK "Tlbx ГПГР; vgl. m r r - p b x n m r i t b in 4,1b). Zu Recht urteilt daher W. Rudolph: „Daß 4,Iff. mit Kap. 3 zusammengehört, zeigt der gegensätzliche Anschluß von 4,1 an 3,18a, man kann deshalb 4,Iff. keiner anderen Quelle zuschreiben als 3,18"332. Nach den Ergebnissen der hier vorgelegten Analyse geht somit 4, Iff wie 3,18 auf die Endredaktion zurück. Dies wird durch weitere Bezugnahmen auf die Endredaktion in Kap. 3 bestätigt: V. lb formuliert den Einwand, indem eine mögliche Reaktion des Volkes auf Moses Sendung in wörtlicher Rede antizipiert wird. Dieses Stilmittel gebraucht die Endredaktion auch in 3,13b. Sodann greift V. 5 mit der Wendung „Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs" ( а р у ТгЬкТ рП2Р т б к ОГПЗХ T i b » ОГПХ i n S x m m ) die endredaktionellen Gottesbezeichnungen in 3,6a. 15.16 auf. Ferner erinnert die in 4,1 lb innerhalb einer Gottesrede betont herausgestellte Nennung des Jahwenamens an 3,15333. Und schließlich nimmt Moses Weigerung in V. 13 mit dem paronomastischen Relativsatz die Konstruktion von 3,14a auf, so daß der Widerstand gegen die göttliche Sendung als bewußte Antithese zur Selbstcharakterisierung der beauftragenden Gottheit erscheint334.
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Es ist umstritten, ob 4,1 ursprünglich an 3,18 oder an 3,22 anschließt. Nach W. RUDOLPH, Elohist, 8 spricht der gegenseitige Anschluß von 3,18 und 4,1 dafür, daß in 3,19-22 ein Zusatz vorliegt. Das häufig aufgenommene Argument überzeugt m.E. nicht, da der Aufbau des Dialogs in 3,18-22; 4, Iff sachlich stimmig ist: Moses Einwand greift kein Detail aus der Vorhersage in 3,18bff auf, sondern bezieht sich sinnvollerweise auf die für alles weitere grundlegende Zusage in 3,18a. Damit sind zugleich auch die folgenden Zusagen und Ankündigungen in Frage gestellt. Daß dies erst nach Abschluß der Gottesrede geschieht, versteht sich von selbst. Wer wollte einer Gottheit ins Wort fallen (vgl. selbst 4,13)? Andererseits gibt es keinen Ort innerhalb der Berufungsszene, der für einen so weitreichenden Vorgriff wie 3,18-22 geeigneter ist als 3,18. Denn erst dieser Zusammenhang als Ankündigung und Befehl schafft die sachlichen Voraussetzungen dafür, daß die Weigerung des Pharaos mit 3,19f in den Blick kommen kann. Wenig einleuchtend ist, wie mir scheint, auch das von A. REICHERT, Jehowist, 24 vorgebrachte Argument, im Anschluß an 3,22 erscheine der Einwand als Ungehorsam gegenüber dem Befehl zur „Beraubung der Ägypter" in 3,21f. Der •'D-Satz in 4,1b ist doch hinsichtlich der Stoßrichtung des Einwandes eindeutig. W. RUDOLPH, Elohist, 14. Gegen W. Rudolph ist jedoch daran festzuhalten, daß die Querbezüge zwischen 3,18 und 4,1 kein Grund für eine Ausscheidung von 3,19-22 sind (s. die vorherige Anm.) und daß 3,18 redaktionell und nicht quellenhaft ist.
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Vgl. P. WEIMAR, Berufung, 67.
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Vgl. a.a.O., 68.
Der nichtpriesterschriffliche Text
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Bereits diese Querbezüge335 sprechen eindeutig für eine endredaktionelle Herkunft von 4,1-17. Gleichwohl ist dieser Befund einer Überprüfung zu unterziehen, die von den Ergebnissen der Analyse von Kap. 3 unabhängig ist, da sich nur so der steten Gefahr eines auf falschen Grundannahmen beruhenden Kettenschlusses entgegenwirken läßt. Neben der Untersuchung der sprachlichen Gestaltung und dem Aufweis des kompositorischen Zusammenhangs mit endredaktionellen Passagen außerhalb der Berufungsszene läßt sich in 4,1-17 diese Überprüfung noch anhand des direkten Vergleichs mit Ρ durchführen. Das ist deswegen möglich, weil der Abschnitt zahlreiche Übereinstimmungen mit priesterschriftlichen Texten aufweist, die nach einem weitgehenden Konsens der Forschung auf eine direkte Abhängigkeit schließen lassen336. Vorab ist auf die umstrittene Frage nach der literarischen Einheitlichkeit des Abschnitts einzugehen. Sie ist von W. H. Schmidt nach ausfuhrlicher Diskussion mit guten Gründen bejaht worden337. Im folgenden sind daher nur seine, um einige weiterführende Gesichtspunkte ergänzten Beobachtungen darzulegen: Im ersten Teilabschnitt setzt die Gottesrede in V. 5.8f unvermittelt ein und das im Anschluß an V. 8 geschilderte dritte Zeichen unterscheidet sich in der Struktur deutlich von den ersten beiden in V. 2-4.6f, weshalb die V. 5.8-9338 bzw. V. 6-9339 oder nur V. 9340 häufig als Nachträge angesprochen werden. Doch läßt sich eine literarkritische Differenzierung in V. 1-9 nicht hinreichend begründen. Weder das anakoluthische „damit" (V. 5) noch das Fehlen einer Redeeröffhung in der Situation eines gedrängten Dialogs (V. 5.8) sind im AT singular341. Sodann sind die Abweichungen in der Struktur des dritten Zeichens sachlich bedingt, insofern die Verwand335
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Für weitere Verbindungen zu Kap. 3, die selbstverständlich nicht auf die hier interessierenden endredaktionellen Passagen beschränkt sind, vgl. W. H. SCHMIDT, Exodus, 187; B. RENAUD, RB 93, 510-534; J. VAN SETERS, Life, 52f. Vgl. u.a. W. H. SCHMIDT, Exodus, 192-197; F. KOHATA, Jahwist, 85-91; J. VAN SETERS, Life, 53-62; E. OTTO, BEThL 126, 101-106, die (mit unterschiedlichen Ergebnissen) einen derartigen Vergleich durchgeführt haben. W. H. SCHMIDT, Exodus, 188-192. Vgl. ferner A. DILLMANN, Exodus, 23 (außer V. 17); B. D. EERDMANS; Studien III, 14FF; F. AHUIS, Gerichtsprophet, 43-46; F. KOHATA, Jahwist, 82-85; T. RÖMER, Väter, 553 Anm. 401 (evtl. mit Ausnahme von V. 5b); J. VAN SETERS, Life, 50-52 (außer V. 17 = P); E. OTTO, BEThL 126, 101-103. So H. HOLZINGER, Exodus, 9; M. NOTH, ÜP 31; ders., Exodus, 32; W. Fuss, Pentateuchredaktion, 56ff. So P. WEIMAR, Berufung, 61ff, der V. 6-18 der Endredaktion zuweist und darüber hinaus in V. 1-5 den Rahmen in V. 1.5 auf eine jehowistische Redaktion zurückfuhrt. So H. GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1. Vgl. auch L. SCHMIDT, EvTh 37, 234 Anm. 17, der noch V. 5 als sekundär ausscheidet, sowie auch C. LEVIN, Jahwist, 332. Er sieht in V. 9 eine Fortschreibung zu dem seinerseits nachgetragenen zweiten Zeichen in V. 6-8, in der die Schlußfolgerung von V. 8 in Zweifel gezogen wird. Die Pointe der Darstellung dürfte aber gerade in der Steigerung nach Art des gestaffelten Zahlenspruchs χ + 1 liegen (vgl. Prov 6,1619; 30,15f.l8f.21-23.29-31; Sir 25,7; 26,5f и.о.), die jeden weiteren Einwand Moses im Grunde genommen ausschließen müßte und durch die das Widerstreben Moses in den folgenden Einwendungen besonders deutlich hervortritt. Vgl. H. GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1; G. FISCHER, Jahwe unser Gott, 175 Anm. 212.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
lung des Nilwassers zu Blut schwerlich wie die beiden anderen Wunder schon vorab am Gottesberg in der Wüste demonstriert werden kann. Allein aus diesem Grund wird die Folge des Wunders bereits im Befehl angesagt und nicht wie in V. 2-4.6f in Handlung umgesetzt342. Statt dessen ist zu berücksichtigen, daß trotz ihres abrupten Einsatzes erst die Gottesrede die Bedeutung der Zeichen erschließt und daher in der Entgegnung auf Moses Einwand unverzichtbar ist343. Auch werden die deutenden Rahmenverse, die vor allem durch ihr Leitwort „glauben/vertrauen" aufeinander bezogen sind344, mit dem auf V. 1 verweisenden "pbx „zu ihm" in V. 2 von den Wundererzählungen in V. 2-4.6f vorausgesetzt345. Als problematisch gilt weithin auch die Berufung Aarons zum Sprecher Moses. Da sie sich nur schlecht mit dem Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen vereinbaren läßt, wonach Mose allein vor den Pharao tritt und in den Aaron erst nachträglich eingefugt worden ist, werden V. 13-16 oder V. 14aß-16 häufig als jüngere Zusätze ausgeschieden346. Die Unstimmigkeiten zwischen V. 13-16 und dem Grundbestand der nichtpriesterschrifUichen Plagenerzählungen entfallen freilich als Argument fur eine literarkritische Differenzierung in 4,1-16, wenn der Abschnitt, wie im folgenden zu prüfen ist, insgesamt auf eine späte Redaktionsstufe zurückgeht347. Nun hat jedoch E. Blum gegen W. H. Schmidt hervorgehoben348, daß die Einsetzung Aarons eine Spannung zwischen dem Auftrag in 3,18 und seiner Ausführung in 5, Iff hervorrufe. Infolge der sekundär eingetragenen Einsetzung Aarons gehe Mose nach 5, Iff nämlich anders als in 3,18 verlangt nicht mit den Ältesten zum Pharao, sondern trete in Begleitung Aarons auf. Andererseits schließe 4,1-12 aber so eng an 3,18ff an, daß die Einsetzung Aarons auch gegenüber 4,1-12 sekundär sei. Da in der hier vorgelegten Analyse 3,18 der Endredaktion zugewiesenen wurde, wäre die Einsetzung Aarons folglich als „nachendredaktionelle" Fortschreibung zu beur-
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So schon B. BAENTSCH, Exodus, 29. Mit L. SCHMIDT, EvTh 37, 234 Anm. 17, der dies für V. 8 herausstellt und den Vers daher trotz der fehlenden Redeeröffnung fur ursprünglich hält. Es ist (gegen L. Schmidt) nur konsequent, wenn die fehlende Redeeröflnung dann auch für die parallele Aussage in V.5 nicht als hinreichender Grund für die Annahme einer Ergänzung gilt. So mit W. H. SCHMIDT, Exodus, 190. Anders u.a. W. RICHTER, Berufungsberichte, 59f, 68; P. WEIMAR, Berufung, 64. Moses Einwand aus V. 1 wird - jeweils leicht variiert - in den Entgegnungen Jahwes in V. 5.8 aufgegriffen. S.u. S. 311f. Nach P. WEIMAR, Berufung, 60f bezieht sich "PBX ursprünglich auf die Nennung Moses in 3,6b und gehört zu einer vom Jehowisten aufgenommenen „Dornstrauch-Geschichte" in 3,la*.ba.2b.3*.4a.5a.6b; 4,2-4. Diese Annahme ist in der weiteren Forschung jedoch weitgehend auf Vorbehalte gestoßen und ihre grundlegenden literarkritischen Differenzierungen und Zuordnungen haben sich in der hier vorgelegten Analyse nicht bestätigt. Der näher liegende Bezug von V. 2 auf 4,1 hat daher auch weiterhin als ursprünglich zu gelten. A. JÜLICHER, Quellen, 15f; J. WELLHAUSEN, Composition, 71f mit Anm. 1; E. MEYER, Israeliten, 14f; H. GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1; W. RUDOLPH, Elohist, 9; M. NOTH, Exodus, 32
halten V. 13-16 für sekundär. Dagegen scheiden B . BAENTSCH, Exodus, 27ff; H . HOLZINGER, Exodus, 9 nur V. 14aß-16 aus. Mit W. H. SCHMIDT, Exodus, 191. Er denkt an die J und Ε vereinigende Redaktion. E. BLUM, Studien, 27f.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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teilen349. Freilich ist zu bedenken, daß Aarons Einsetzung erst die Folge von Moses Widerspruch gegen seine in 3,16-22 ausgesprochene Sendung ist, mithin Aaron in der Formulierung des Auftrags noch gar nicht erwähnt werden kann350. Hinzu kommt, daß in 5, Iff literarkritisch zu differenzieren ist351. So steht 5,lf* in einer Aussagenreihe mit dem Sendungsauftrag in 3,9f und dem Grundbestand der folgenden nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen352. In diesem Textzusammenhang ist Aaron eindeutig sekundär. Auf die Formulierung der Endredaktion in 3,18 nimmt hingegen erst der vorliegende, um Aaron in V. la und um V. 3f erweiterte Textzusammenhang von 5,Iff Bezug. Die Einsetzung Aarons zum Sprecher Moses steht somit im Widerspruch zu den Schichten der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung, die der Endredaktion vorgegeben sind. Sie stimmt aber überein mit dem endredaktionellen Textzusammenhang, zu dem auch der Auftrag Jahwes in 3,18 und die Nachträge in 5, Iff gehören. Somit läßt sich, sofern der Abschnitt 4,1-17 insgesamt redaktionell ist und auf einer literarischen Stufe mit dem Nachtrag in 3,18-22 und den Erweiterungen von 5, Iff steht, eine Abtrennung von V. 13-16 schwerlich begründen353. Um so stärker fallen die verbindenden Elemente von V. 10-12 und V. 13-16 als Argumente für die literarische Einheitlichkeit von V. 10-16 ins Gewicht. Es sind dies ein weitgehend paralleler Aufbau der beiden Teilabschnitte35,1 sowie eine gemeinsame Terminologie355, von der die Lexeme "IDT („reden"; „Wort") und Π2 („Mund") zudem als Leit-
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E. BLUM, ebd. weist 3,18 seiner dtr Komposition (KD) zu und ordnet 4,13-16 und die weiteren Erwähnungen Aarons im nichtpriesterschriftlichen Kontext von Kap. 1-15 im Anschluß an H. VALENTIN, Aaron, 82ff nach seiner priesterlichen Komposition (KP) ein. So mit E. OTTO, BEThL 126, lOlf Anm. 175. Gleichwohl wird man E. Blum (gegen E. Otto und die Gleichsetzung der synchronen Textbeschreibung mit der diachronen Analyse) insoweit folgen müssen, daß die ursprüngliche Erwähnung einer Sendung Moses zu den Ältesten (3,16) nicht auf derselben literarischen Stufe steht wie die Einführung Aarons als Sprecher Moses gegenüber den Ältesten (4,13-16) und die daraus folgende Teilnahme Aarons an den Verhandlungen mit dem Pharao. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, daß ein Verfasser mit den Ältesten eine neue Größe einführt, um sie dann stillschweigend in der Versenkung verschwinden zu lassen (sie werden in 4,1-17 nicht erwähnt!) und durch Aaron zu ersetzen. Als Ansatzpunkt für die Zweifel Moses hätte es der Einführung der Ältesten Israels jedenfalls nicht bedurft, eine Sendung zu der bereits genannten Größe der Israeliten hätte sich hierzu ebenso gut angeboten. Die Einfuhrung Aarons ist demnach mit E. Blum gegenüber der Sendung Moses zu den Ältesten abzuheben, nur liegt die literarkritische Bruchlinie nicht zwischen 4,12 und 4,13 (auch E. Blum gesteht zu, daß sie sich literarkritisch nicht am Zusammenhang von 4,10-16 belegen läßt), sondern sie verläuft quer zur Darstellung der Berufung Moses in Kap. 3. Hierzu s.u. S. 335-345. S.o. S. 290f. Gegen eine Abgrenzung nach V. Maß wendet W. H. SCHMIDT, Exodus, 191 mit Recht ein, daß die Berufungsszene unmöglich einmal mit der Feststellung von Jahwes Zorn geendet haben könne. Auf Moses Einwand (V. 10.13) folgt jeweils die Entgegnung Jahwes mit Frage (V. 11.14), Auftrag und Verheißung (V. 12.15), während V. 16 den Zielpunkt beider Teilabschnitte dars t e l l t . V g l . H . VALENTIN, A a r o n , 88FF; W . H . SCHMIDT, a . a . O . , 1 9 0 .
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Vgl. die Synopse bei A. REICHERT, Jehowist, 31 Anm. 90: V. 13 wiederholt die Anrede von V. 10; V. 15 übernimmt die Verheißung an Mose in V. 12 wörtlich und überträgt sie auf Mose und Aaron; Jahwes Beschreibung von Aarons Redefertigkeit in V. 14 greift auf Moses
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worte dienen356. Schließlich bliebe Moses Weigerung in V. 13 ohne die Einrede in V. 10 unbegründet, während andererseits die V. 10-12 erst in V. 13-16 zu ihrem Zielpunkt kommen, insofern Moses rhetorisch geschickt vorgebrachter Hinweis auf seine fehlende Rednergabe „von vornherein zur Einfuhrung des Sprechers Aaron" dient357. Von V. 13-16 ist wiederum V. 17, der die Einsetzung Aarons in den Gesamtzusammenhang von Moses Berufung in 3,1-4,18 einbindet, nicht zu trennen: „The verses (sc. V. 16f) depict how Moses and Aaron ought to conduct themselves: Moses, staff in hand, is to be the high official, accompanied by Aaron as his spokesman"358. Zudem nimmt V. 17b mit dem Auftrag, Zeichen zu tun (ÜtÖU), Jahwes Zusage aus V. 15bß auf, Mose und Aaron hinsichtlich dessen zu unterweisen, was sie tun sollen (ΠΒ7Ϊ7). Hierbei wird es sich um keinen zufalligen Anklang handeln. Denn zum einen ist die Zusage von V. 15bß in einem Kontext, in dem es um mangelnde Rednergabe geht, auffallig. Zum anderen verweisen beide Aussagen auf ein Tun in der Zukunft, das im Gegensatz zur befohlenen Jahwebotschaft durch keine bisherige Beauftragung gedeckt ist359. Letzteres spricht dafür, daß Jahwes Zusage und Auftrag auf das weitere Geschehen, die Zeichen vor dem Pharao zu beziehen sind360. Kann an der literarischen Einheitlichkeit von V. 1 - 9 und V. 10-17 somit festgehalten werden, so ist abschließend die ursprüngliche Zusammengehörigkeit beider Abschnitte zu betonen. Auch sie wurde wiederholt in Frage gestellt, und zwar vornehmlich unter quellenkritischen Vorgaben361. Doch lassen sich in V. 1-17 weder (gegenläufige) Parallelen aus-
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Selbstcharakterisierung als schlechter Redner in V. 10 zurück; V. 16 nimmt die Beistandszusage in V. 12 auf. Vgl. femer P. WEIMAR, Berufung, 69f; W. H. SCHMIDT, Exodus, 190. -13П in V. 10(2x).12 und in V. 14(2x).15(2x).16; DS in V. 10.11.12 und in V. 15(3x).16. Vgl. auch H. VALENTIN, Aaron, 86f; W. H.SCHMIDT, a.a.O., 190. W. H. SCHMIDT, a.a.O., 190f (Zitat: 191). E. BLUM, Studien, 28 Anm. 49 sucht die ursprüngliche Selbständigkeit der V. 10-12 gegenüber V. 13ff mit einem Hinweis auf die strukturelle Nähe zu Jer 1 zu stützen. Die Rezeption von Jer 1 in den V. 10-12 erfolgt jedoch auf der Grundlage der priesterschriftlichen Darstellung der Einsetzung Aarons mitsamt des dort formulierten Einwandes der mangelnden Rednergabe. Hierzu s.u. S. 318ff C. HOUTMAN, Exodus I, 419. So mit P. WEIMAR, Berufung, 70f. Vgl. H. VALENTIN, Aaron, 78f; C. HOUTMAN, Exodus I, 418; E. OTTO, BEThL 126, 102f. Bereits J. WELLHAUSEN, Composition, 70; В. BAENTSCH, Exodus, 32; R SMEND, Erzählung,
117 haben diesen Zusammenhang gesehen, ihn jedoch als Argument dafür gewettet, daß V. 17 vom vorhergehenden zu trennen ist, da V. 17 anders als V.l-9 nicht von Zeichen vor den Israeliten handele (ähnlich jetzt wieder J. VAN SETERS, Life, 51). Der Einwand erübrigt sich mit der Einsicht, daß für die Endredaktion auch die Zeichen vor den Israeliten auf den Plagenzyklus vorausweisen (s. im folgenden) und andererseits die Plagen auch Zeichen fur die Israeliten sind (vgl. 10,lf und hierzu o. S. 153f). So u.a. R. SMEND, Erzählung, 117ff; O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 31-33, 113f*; G. BEER/K. GALLING, Exodus, 32-35; W . RICHTER, Berufungsberichte, 61, 69f, 84, 117-119; G . FOHRER, Überlieferung, 29. In der Regel werden die V. 1-9 an 3,16-18(.19f) angeschlossen und J (bzw. J1, L oder N) zugewiesen, während die V. 10-17 ursprünglich in Ε auf 3,9-15 gefolgt sein sollen. Für eine literarkritische Zäsur nach V. 9 plädieren ferner H. VALENTIN, Aaron, 5 If; Ε. ZENGER, Exodus, 57ff; C. LEVIN, Jahwist, 332f. Dagegen haben sich - zumeist ebenfalls aufgrund quellenkritischer Vorgaben - für die Zusammengehörigkeit von V. 112(.13-14aa) u.a. A. JÜLICHER, Quellen, 14ff; J. WELLHAUSEN, Composition, 71f mit Anm. 1; B. BAENTSCH, Exodus, 27ff; H. HOLZINGER, Exodus, 9; E. MEYER, Israeliten, 14f; H. GRESSMANN, Mose, 21 Anm. 1; W . RUDOLPH, Elohist, 9; M. NOTH, Exodus, 32; E. BLUM,
Der nichtpriesterschrifiliche Text
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machen362, noch ist zwischen V. 9 und V. 10 ein literarischer Bruch zu erkennen. Vielmehr schließt Mose mit V. 10 „an die aus den Objecten seiner Thätigkeit entnommenen Einwendungen ... sachgemäß eine aus der eigenen Individualität fliessende" an363. Auch ist zu bedenken, daß mit V. 17 die Einsetzung Aarons ebenso wie die Ausstattung Moses mit Legitimationswundern auf einen Vorblick auf Moses zukünftiges Handeln im Zusammenhang der Plagen hinausläuft. Zumindest hat V. 10-17 nie ohne V. 1-9 existiert, da sich die Erwähnung des Stockes in V. 17 nur auf den Stock Moses in V. 2-4 beziehen kann364. Der Abschnitt 4,1-17 stellt somit einen literarisch einheitlichen und mit Bedacht aufgebauten Dialog dar, der die Spannung zum Schluß der Berufungsszene auf das äußerste steigert, indem er diese mit der kaum zu überbietenden Weigerung Moses in V. 13 und dem größtmöglichen Einlenken Jahwes enden läßt. In 4,1-9 geht es den deutenden Rahmenversen (V. 1.5.8f) zufolge vornehmlich um das Vertrauen des Volkes auf Mose und das Hören auf seine Botschaft: Mit den beiden Schlüsselbegriifen, dem aus 3,18a als Negation aufgegriffenen VÜW qal „hören" und dem neu eingeführten ]DK hi. „glauben/vertrauen", gibt Moses Einwand in V. 1 das Thema der Offenbarungsmittlerschaft Moses vor. Für diese hängt nach V. lb wie nach V. 5 alles daran, daß das Volk auf Moses Mitteilung seiner Beauftragung in der Erscheinung Jahwes vertraut ( j h * г п п п б π ο ί ο - о m r p // m m - p b x η χ - υ - Ο 1ГОЮ vgl. 3,16). Zur Bestätigung wird Mose mit Legitimationszeichen ausgestattet, die freilich nichts anderes dokumentieren können als Mose bereits mitzuteilen aufgetragen ist. Das zeigt besonders deutlich die Gottesrede in V. 8f, die Moses Einwand aus V. 1 mit der Entgegnung Jahwes aus V. 5 zu einer Folge von Beweisen für Moses Offenbarungsmittlerschaft
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Studien, 27f ausgesprochen. Vgl. ferner P. WEIMAR, Berufung, 65ff sowie die o. S. 307 Anm. 337 genannten Autoren, die den gesamten Abschnitts 4,1-17 für literarisch einheitlich halten. So u.a. G. FOHRER, Überlieferung, 29, der dies vor allem mit der Erwähnung des Stockes in den V. 2.4.17(.20) begründet. So handele es sich nach V. 2.4 bei den mit dem Stock zu vollziehenden Zeichen um Legitimationswunder vor den Israeliten, während V. 17(.20b) auf die Plagenerzählungen vorgreife. Vgl. auch W. RICHTER, Berufungsberichte, 61, 63f, der darüber hinaus in V. 1-9 eine jahwistische Parallele zu Ε in 3,12 sieht. Doch schließen sich die von G. Fohrer genannten Ausrichtungen der Zeichen in V. 1-9 und V. 17 nicht gegenseitig aus. Das zeigen die Vorgriffe auf den Plagenzyklus in V. 1-9 (vgl. insbesondere V. 9 und hierzu im folgenden) ebenso wie der Rückgriff auf V. 2.4 im Plagenzyklus (vgl. 7,15b). A. JÜLICHER, Quellen, 15. Vgl. auch B. BAENTSCH, Exodus, 30. Die verbreitete Annahme, in V. 17 werde wegen der Formulierung ПТП ΠΒΟΠ ein neuer Stock eingeführt (vgl. aber auch пЬхп ГППКП in V. 9), muß wegen der Erwähnung der Zeichen mit Textausfall rechnen (vgl. В. BAENTSCH, Exodus, 32). Daß ПВО in V. 17 kein Suff, der 2. Pers. Sing, hat, sondern mit Demonstrativpronomen betont wieder eingeführt wird, erklärt sich damit zur Genüge, daß der Stock durch die Zauberhandlung kein gewöhnlicher Stock mehr ist, sondern eine Qualität als Wunderstab bekommen hat. Aus dem gleichen Grunde heißt er dann in V. 20b auch СРпЬкп ПВО „Gottesstab". Vgl. B. D. EERDMANS; Studien III, 15f; W. RUDOLPH, Elohist, 14f, die jedoch den Auftrag in V. 17 auf die in V. 1-9 eingeübten Zeichen begrenzt sehen. Vgl. ferner (ohne diese Einschränkung) H. VALENTIN, Aaron, 75 (Lit.); P. WEIMAR, Berufung, 353f; W. H. SCHMIDT, Exodus, 191f; C. HOUTMAN, Exodus I, 419 u.a.
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verknüpft. So nimmt V. 8a in seiner Deutung des vorhergehenden zweiten Zeichens V. 1 auf, setzt aber für Moses Stimme diejenige des Zeichens ein: „Wenn sie dir nicht vertrauen und nicht auf die Stimme des ersten Zeichens hören" (ГРГП | Ί » « η Π ЛКП b p b U7QEP x b l i r D i T кЬ'ПХ; vgl. in V. la: |ГП " б р а Ίΐ;ηΕ7ΐ кЬт i m i O ) о е г Nachsatz in V. 8b bekräftigt V. 5, faßt jedoch die explizite Erwähnung der Erscheinung Jahwes in der Wendung „Stimme des Zeichens" zusammen: „Sie werden auf die Stimme des folgenden Zeichens vertrauen" (р-1ГЖП ЛКГГ b p b 1ГПКГП; vgl. V. 5: - р Ь к П Ю Г - О i r D i T p n b П1П1). Die Ankündigung und vorlaufende Deutung des dritten Zeichens in V. 9 nimmt wiederum V. 8a auf, vertauscht aber die Objekte, so daß sich |DK hi. „glauben/vertrauen" auf das Zeichen und S70D „hören" wie in V. 1 wieder auf Moses Stimme, d.h. seine Mitteilung bezieht: „Wenn sie aber auch diesen beiden Zeichen nicht vertrauen und nicht auf deine Stimme hören"365. Daß die V. 1-9 mit diesem Thema die Beglaubigungsszene in 4,31 („Das Volk aber glaubte [|DK hi.]") vorbereiten, ist unbestritten. Desgleichen wird vielfach gesehen, daß sie gemeinsam mit 4,31 in einem Verweiszusammenhang mit der deutenden Schlußnotiz der Meerwundererzählung in 14,31 stehen („... und das Volk fürchtete Jahwe und vertraute []DK hi.] auf Jahwe und auf seinen Knecht Mose"), der dann in 19,9 nochmals aufgegriffen wird („...damit das Volk hört, wenn ich mit dir rede, und damit sie auch auf dich vertrauen []DX hi ] fur immer")366. Die beiden letzten Glieder dieser Reihe sind der Endredaktion (14,31) bzw. einer jüngeren Bearbeitung (19,9) zuzuweisen367, so daß es nahe liegt, auch für die betonte Einführung des Themas in V. 1-9 eine endredaktionelle Herkunft anzunehmen368. Die Zuweisung von 4,1-9 an die Endredaktion hat sich im Vergleich mit den priesterschriftlichen Paralleltexten zu bewähren: Das erste Zeichen in V. 2-4 hat mit 7,8-13 (P) das Motiv der Verwandlung eines Stockes in eine Schlange, den einleitenden Befehl Jahwes und die Stichworte ilüD „Stock"369, ~[bt£? hi „werfen" sowie ГРП + Ъ „werden zu" gemeinsam. Auch die dargestellte Situation ist vergleichbar, da es sich jeweils um die Ausstattung mit Legitimationszeichen handelt, von denen angenommen wird, daß sie die Empfänger der Botschaft dem Boten abverlangen werden370. Sprechen diese Gemeinsamkeiten dafür, daß beide Texte nicht unabhängig voneinander entstanden sein können, so orientiert sich die Bestimmung der Abhängigkeit an den Differenzen. Es sind dies die unterschiedliche Bezeich365 366
Zur Übersetzung vgl. W. H. SCHMIDT, Exodus, 186 Textanm. 9a. Grundlegend R. SMEND, FS Baumgartner, 284-290 [= ders., GSt 1, 118-123]. Vgl. ferner H. GROSS, F S E i c h r o d t , 5 7 - 6 5 ; R . RENDTORFF, P r o b l e m , 7 1 ; H . - C . SCHMITT, V T 3 2 ,
170-189;
E. BLUM, Studien, 32, 47f, 104 и.о.; E. OTTO, BEThL 126, 103. 36 ' S.o. S. 222-228 zu 14,31 und 19,3-8.9. 368 Zur Zusammengehörigkeit vgl. auch die o. in Anm. 366 genannten Autoren. 369 Vgl. auch 8,12 (P); 9,9 (P). 370 Der Adressatenkreis der Zeichen unterscheidet sich damit von demjenigen in den sog. Bemfungsformularen. Vgl. außer 3,12 noch Jdc 6,17ff; 1 Sam 10,2ff.
Der nichtpriesterschriftliche Text
313
nung für das herbeigezauberte Tier, ЮПЗ in 4,3f (vgl. 7,15) und "["ОЛ in 7,9ff, und vor allem die Details in 7,8-13, die sich aus dem Zusammenhang der Erzählung mit dem priesterschriftlichen Plagenzyklus ergeben: Anders als in 4 , 2 ^ tritt Mose in Begleitung Aarons auf, der statt Mose das Wunder mit seinem Stock vorfuhrt; endet 4,2—4 mit der Rückverwandlung der Schlange in einen Stock, so läuft die Erzählung in 7,8-13 auf den Auftritt der Magier und ihren Wettkampf mit Aaron hinaus. Der unterschiedliche Ausgang der Erzählungen zeigt nun nach W. H. Schmidt, daß Ρ in 7,8-13 mit 4,2-4 eine ältere Überlieferung aufnimmt und an den priesterschriftlichen Kontext angleicht311. Die unbestritten gute Einbindung des Erzählschlusses von 7,8-13 in den priesterschriftlichen Plagenzyklus sagt indessen noch nichts über das literarhistorische Verhältnis der beiden Texte aus. Die Unterschiede zwischen beiden Texten lassen sich nämlich, sofern in Übereinstimmung mit den bisherigen Analysen auch für Kap. 4 eine eigenständige Bearbeitung und Fortschreibung vorgefundener Überlieferungen durch die Endredaktion für möglich gehalten wird, auch anders auswerten: Die Endredaktion nimmt die vorgegebene priesterschriftliche Wundererzählung vorweg und paßt sie durch Kürzungen dem Kontext der Berufung Moses an. So wird Aaron in 4,2-4 schon deswegen nicht erwähnt, weil seine Einführung erst im Anschluß an die Wundererzählungen in V. 1 - 9 erfolgt372. Natürlich entfällt bei einer Zauberhandlung, die auf Moses Legitimation vor Israel zielt, auch der Wettkampf mit den ägyptischen Magiern. Statt dessen beschließt die Endredaktion ihre Erzählung mit der Rückwandlung der Schlange in einen Stock. Das ist indes kein unwichtiges Detail, sondern für den endredaktionellen Textzusammenhang von entscheidender Bedeutung, insofern die Rückwandlung die notwendige Voraussetzung für die Aufnahme des Motivs von Moses Stock in 4,17.20; 7,15; 9,23; 10,13; 14,16; 17,5.9; Num 20,8f ist. Von 4,17.20 vorerst einmal abgesehen, findet sich das Motiv mit diesen Belegen ausschließlich in endredaktionellen Texten. Das Motiv von Aarons Stock aus der priesterschriftlichen Parallele in 7,8-13 ist dagegen in Ρ fest verankert373. Bedenkt man ferner, daß die Endredaktion in den Plagenerzählungen bemüht ist, Aarons Stock als „Leihgabe" Moses erscheinen zu lasen374, dann spricht alles dafür, daß die Endredaktion mit 4,2-4 auch auf die Einführung von Moses Stock zielt375. Sollte dies 371
W. H. SCHMIDT, Exodus, 193, 196, der mit seiner Verhältnisbestimmung der Wundererzählungen in 4,2-4.9 zu ihren priesterschriftlichen Parallelen zweifellos die Mehrheitsmeinung repräsentiert. Vgl. zuletzt E. BLUM, Studien, 252 mit Anm. 81; J. VAN SETERS, Life, 53f; ders., FS Milgrom, 577. Für eine nachpriesterschriftliche Herkunft plädieren F. AHUIS, Gerichtsprophet,
372 373 374 375
4 3 f f ; H . - C . SCHMITT, V T 3 2 , 1 7 0 - 1 8 9 ; E . OTTO, B E T h L 1 2 6 , 1 0 3 - 1 0 6 .
So zu Recht E. OTTO, BEThL 126, 105 mit Anm. 188 u.ö. Vgl. auch F. AHUIS, Gerichtsprophet, 45. S.o. S. 103f u.ö. Dagegen deutet E. OTTO, BEThL 126, 105 mit Anm. 191 (mit Hinweis auf das Referat entsprechender Interpretationen bei C. HOUTMAN, Exodus I, 392f) die Rückverwandlung des Stockes symbolisch auf Moses Beherrschung des Bösen.
314
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
im Hinblick auf die spätere Funktion des Stockes im Rahmen einer Zauberhandlung geschehen, so bot sich hierfür im Grunde genommen nur die Vorwegnahme des priesterschriftlichen Stockwunders aus 7,8-13 an376. Daß das herbeigezauberte Tier in 4,3f ЮПЭ statt |"ΟΓΙ heißt, hängt schließlich mit der unterschiedlichen Lokalität der Wundererzählungen zusammen: Als Lebensraum des "рэп werden im AT außer der Unterwelt (Ps 148,7) noch das Meer (vgl. Jes 27,1) sowie Flüsse und Seen (vgl. Ez 29,3; 32,2) und ganz allgemein das Wasser (vgl. Gen 1,21; Ps 74,13) genannt. Das paßt gut zu einer am Hofe des Pharaos, d.h. doch wohl in der Nähe des Nils vorgestellten Zauberhandlung, nicht aber an den Gottesberg „in der Wüste". Hier hausen die О^ЮПЗ (vgl. Num 21,4-9) 3 7 7 . Darüber hinaus ermöglicht die terminologische Differenzierung auch einen eindeutigen Querverweis in 7,15 (ЮПЗ), der sich über 7,8-13 ("рЗЛ) hinweg auf 4,2-4 bezieht. Das in 4,9 erwähnte dritte Zeichen besteht in der Verwandlung von Wasser zu Blut. Das Motiv findet sich wie die Stichwörter DT „Blut", ">ß „Wasser", ПХТГ „Nil" und ГРП + Ъ „werden zu" (vgl. 4,3f) auch in der priesterschriftlichen Plagenerzählung in 7,19.20aai.21b.22. Die Unterschiede zwischen beiden Texten erklären sich wie beim ersten Zeichen im wesentlichen damit, daß 4,9 anders als die priesterschriftliche Plagenerzählung nicht auf einen Machterweis vor den Ägyptern und einen Wettstreit mit den Magiern hinausläuft378. Daß „entscheidende Motive der priesterschriftlichen Version 7,19ff. fehlen"379, sagt also noch nichts über das höhere Alter von 4,9 aus, sondern liegt schlicht am unterschiedlichen Kontext der Erzählungen. Hierbei fällt freilich auf, daß das Blutwunder in der priesterschriftlichen Plagenerzählung an seinem natürlichen Ort stattfinden kann. Dagegen muß im Kontext der Berufung am Gottesberg die Verwandlung des Wassers zu Blut erst umständlich in die Wüste verfrachtet werden. Hierzu wird die dritte Zauberhandlung, darin formal von den beiden vorhergehenden erheblich abweichend, lediglich als Ankündigung einer Handlung und ihrer Folgen dargestellt. Sofern bei zwei Versionen der nach inhaltlichen wie formalen Gesichtspunkten sachgemäßere Text dann als literarisch ursprünglich gelten darf, wenn sich die Unstimmigkeiten einer Version auf ihre Verwendung in einem neuen Kontext zurückfuhren lassen, kommt also der priesterschriftlichen Plagenerzählung die Priorität zu. Für diese Annahme spricht auch, daß V. 9 in der sprachlichen Gestaltung gegenüber seiner priesterschriftlichen Vorgabe zwar durchaus eigenständig ist380, sich hierin mit dem Ausdruck ПЕЛ"1 „das Trockene" aber zugleich am priesterschriftlichen Sprachge376
Wenn J. VAN SETERS, Life, 54 bemerkt, ein nachpriesterschriftlicher Redaktor hätte schwerlich ein Wunder angeführt, das später auch die ägyptischen Magier vollbringen könnten, so übersieht er, daß Aarons verwandelter Stock nach 7,12b diejenigen der Magier verschlingt. Die von Ρ intendierte Überlegenheit des Jahwe-Wunders bleibt somit auch im vorliegenden Textzusammenhang bewahrt.
377
Z u r S a c h e v g l . H. NIEHR, T h W A T V I I I , 7 1 5 - 7 2 0 ; H . - J . FABRY, T h W A T V , 3 8 4 - 3 9 7 .
378
V g l . E . OTTO, B E T h L 1 2 6 , 1 0 4 f .
379
W . H . SCHMIDT, E x o d u s , 1 9 4 .
380
V g l . P . WEIMAR, B e r u f u n g , 3 5 0 .
Der nichtpriesterschriftliche Text
315
brauch orientiert381. Schließlich deutet sich mit der verkürzenden Vorwegnähme der ersten Plage in einem Beglaubigungszeichen Moses vor den Israeliten eine zweifache Funktion der ägyptischen Plagen an. Sie sind dem vorliegenden Textzusammenhang zufolge gleichermaßen Machterweis vor den Ägyptern (Blutwunder nach P) und Glaubenszeichen für die Israeliten (Blutwunder nach 4,9). Im Plagenzyklus selbst wird dieser Gedanke nur von der Endredaktion ausdrücklich formuliert, und zwar in der Reflexion über die Binnen- und Außenwirkung der vermeintlichen Wirkungslosigkeit der Plagen in 9,15f; 10, lb-2 382 . Die priesterschriftliche Parallele zu Aarons Einsetzung als Stellvertreter Moses in 4,10-16 findet sich in 6,12(30); 7,lf. Nach beiden Versionen führt Moses Einwand, er könne wegen seiner mangelnden Rednergabe den göttlichen Auftrag nicht befolgen (4,10.13; 6,12.30), zur Bestallung Aarons, der in einer Gottesrede zum Mittler der mosaischen, ihrerseits von Jahwe befohlenen Rede eingesetzt wird (4,15.16a; 7,2). Nach 4,10-16 soll Aaron diese Aufgabe gegenüber den Israeliten wahrnehmen, nach 6,12(30); 7,lf gegenüber dem Pharao. Bildhafter Ausdruck für die komplizierte und im AT singulare Konstruktion ist die Beschreibung des Verhältnisses der beiden Brüder (4,14; 7,1) als eines von Gott und Mund (4,16) bzw. Gott und Prophet (7,1). Innerhalb der Doppelüberlieferungen von Moses Berufung erfolgt die Einsetzung Aarons jeweils zum Ende hin. Wird 4,10-16 mit der Forschungsmehrheit für einen Nachtrag zur nichtpriesterschriftlichen Darstellung der Berufung Moses gehalten, so spricht vor allem die letztgenannte Beobachtung dafür, daß die Übereinstimmungen zwischen 4,10-16 und seiner priesterschriftlichen Parallele nicht nur auf einer gemeinsamen mündlichen Tradition beruhen, sondern auf literarischer Abhängigkeit383. Entweder hat also Ρ auf 4,10-16 zurückgegriffen und auf die Situation des Plagenzyklus hin umformuliert, oder eine nachpriesterschriftliche Redaktion hat das, was in 7,1 f für das Auftreten Moses vor dem Pharao gesagt ist, grundsätzlich auf das Verhältnis zwischen Mose und Aaron untereinander und vor Israel ausgeweitet384. In diesem Fall wird 4,10-16 von der Endredak381
Anders als W. H. SCHMIDT, Exodus, 194 meint, läßt sich die Beobachtung, daß V. 9 mit ПЮГР über die priesterschriftliche Parallele hinaus Ausdrücke verwendet, die sich im Pentateuch ausschließlich bei Ρ oder in priesterschriftlich beeinflußten Texten finden, kaum als Argument gegen die endredaktionelle Herkunft des Verses anführen. Auch die Feststellung, daß sich das verwandte ПОЗ"* nicht in Ρ finde, sondern nur in dem noch jüngeren Text Ps 95,5, ist kein Einwand (der gleichlautende Inf. constr. zu DS 4 „trocken sein" findet sich in Gen 8,7, einem seit langem erkannten Nachtrag). Nach E. OTTO, BEThL 126, 104 bleibt schließlich noch zu erwägen, ob nicht mit ПОЗ"1 wie mit ]DK in V. 1.5.8f eine Brücke zur endredaktionellen Gestalt der Meerwundererzählung geschlagen werden soll; vgl. ПЮ:г in
382
S.o. S. 153f. Vgl. auch A. REICHERT, Jehowist, 26f, der bei anderer literarhistorischer Zuordnung ebenfalls auf den sachlichen Zusammenhang von 4,9 und 10, lb-2 aufmerksam macht, sowie B. S. CHILDS, Exodus, 78. Gegen F. KOHATA, Jahwist, 87. Für eine vorpriesterschriftliche Herkunft von 4,10-16 spricht sich die Mehrheit aus. So in neuerer Zeit u.a. W. H. SCHMIDT, Exodus, 192-196; F. KOHATA, Jahwist, 53-55. Nachprie-
1 4 , 1 6 . 2 2 . 2 9 (alle P).
383 384
316
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
tion stammen: Wie mit der Einfügung der Offenbarung des Gottesnamens in 3,1215 unterstreicht sie durch die Einstellung von 4,10-16 am Schluß der Berufungsszene die weitgehende Parallelität der Doppelüberlieferung in Kap 3f und Kap 6. Dies ist für das Textverständnis der Endredaktion deswegen von wesentlicher Bedeutung, weil sich ihre disparaten Vorgaben nur so als Erstoffenbarung und deren Bestätigung anordnen lassen, um auf diese Weise mit der einheitsstiftenden Vorstellung des einen an Mose ergangenen Gottesauftrags übereinzustimmen. Trotz seiner Doppelung in 6,12(30); 7,lf paßt 4,10-16 folglich gut in den vorliegenden, priesterschriftliche und nichtpriesterschriftliche Überlieferung vereinigenden Textzusammenhang. Angesichts der Stimmigkeit des vorliegenden Textzusammenhangs fallt nun besonders auf, daß Aarons Einsetzung zum Mittler des Mose für Israel offenbarten Gotteswortes innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Pentateuchüberlieferung nicht rezipiert wird und auch keine nennenswerte Vorgeschichte hat385. Von der priesterschriftlichen Parallele in 6,12(30); 7,lf einmal abgesehen, läßt sich eine vergleichbare Vorstellung für Lev 9, also wiederum für einen priesterschriftlichen Kontext aufzeigen: In Lev 9,1-3 werden Aaron von Mose Anweisungen für das erste öffentliche Opfer Israels zur Weitergabe an die Israeliten mitgeteilt. Dies geschieht in sprachlicher Anlehnung an die bei Ρ übliche Gestaltung des göttlichen Redeauftrags ( Ю к Ь - o n n ЬкПЕГ ... p - i r m - b x Ί η χ · η „und er [sc. Mose] sprach zu Aaron: ... und den Israeliten sollst du folgendes sagen"). Der entsprechende Ausführungsbericht in Lev 9,5 enthält die Ausführungsformel „wie Mose befohlen hat" (HDD Π Ώ In Lev 9,21 findet sich die Formel als Unterschrift zu Moses Anweisungen an Aaron, die zuvor ausdrücklich auf das Geheiß Jahwes zurückgeführt werden (vgl. Lev 9,6.7). In der priesterschriftlichen Literatur vermerkt die Ausführungsformel sonst fast ausschließlich den Vollzug von Anordnungen, die Jahwe selbst erteilt und durch Mose oder Mose und Aaron übermitteln läßt. Daß die Anweisungen trotz ihrer Vermittlung auf Jahwe selbst zurückgehen, macht in diesen Fällen die Formulierung „wie Jahwe befohlen hat" (ΓΠ2£ ItOXp] 1ΤΙΓΡ) deutlich. Der Redeauftrag und die Gestaltung des Ausführungsberichts mit der Ausführungsformel lassen somit für Lev 9 eine formale Gleichsetzung der Mittlerfunktionen Moses und Aarons erkennen. Übermittelt sonst Mose den Israeliten das Gotteswort, so gibt ihnen in Lev 9 Aaron die Anweisungen Moses bekannt, die jedoch ihrerseits wie in 4,15f mit Jahwes Befehlen übereinstimmen. Darüber hinaus zeigt die Formulierung der Ausführungsformel in Lev 9,5.21 „Mose in
385
sterschriftlich setzen den Abschnitt H. VALENTIN, Aaron, 50-107; P. WEIMAR, Berufung, 349-357; F. AHUIS, Gerichtsprophet, 43-54; H.-C. SCHMITT, VT 32, 170-189; E. OTTO, BEThL 126, lOlf an. Vgl. ferner E. BLUM, Studien, 27f, 237, 362 (für V. 13-16). Auf die Einzigartigkeit der Aussage von 4,10-16 innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Pentateuchüberlieferung machen auch J. M. SCHMIDT, Aaron, Anm. 27; H. VALENTIN, Aaron, 116 Anm. 4 aufmerksam. W. H. SCHMIDT, Exodus, 205 nennt als Vorläufer 17,12 - doch ist es von dort bis zu 4,15f noch ein sehr weiter Weg.
Der nichtpriesterschriftliche Text
317
gleichsam göttlicher Funktion gegenüber Aaron"386. Auch wenn diese Entsprechungen zu 4,10-16 nicht überbewertet werden sollten387, so bleibt doch festzuhalten, daß sich allenfalls im priesterschriftlichen Kontext Vorstellungen finden, die mit dem Bild Aarons in 4,10-16 vergleichbar sind. Damit ist innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Überlieferung, geht man schließlich im Anschluß an die Mehrheitsmeinung von der redaktionellen Herkunft von 4,10-16 aus, kein Motiv für die Einfügung des bis dahin unbekannten Gedankens der doppelten Stellvertretung und der steilen Formulierung von 4,16 zu erkennen, während sich andererseits die Einfügung von 4,10-16 gut als endredaktionelle Anpassung der nichtpriesterschriftlichen Darstellung an Ρ verstehen läßt. Gestützt wird diese Annahme durch den in seinem Kontext auffalligen V. 15bß388. Sollte die Zusage Jahwes, er werde Mose und Aaron über das unterrichten, was sie zu tun haben, auf die Zeichen vor dem Pharao zu beziehen sein, dann setzt der Teilvers eindeutig das von Ρ eingeführte Auftreten Aarons in den Plagenerzählungen voraus. Andererseits ist die Einsetzung Aarons in 6,12(30); 7,lf in der priesterschriftlichen Konzeption der mosaischen Zeit unverzichtbar. Für Ρ ist Aaron fraglos die neben Mose wichtigste Gestalt, und vor allem für die unmittelbar auf die Einsetzung Aarons folgenden priesterschriftlichen Plagenerzählungen ist das Miteinander der beiden Brüder konstitutiv. Der quellenhaften Darstellung der Einsetzung Aarons nach Ρ kommt daher mit hoher Wahrscheinlichkeit die literarische Priorität gegenüber ihrer redaktionellen Erwähnung im nichtpriesterschriftlichen Kontext zu. Diese Annahme bewährt sich auch im einzelnen. So folgt Aarons Einsetzung in 4,10-16 anders als nach Ρ nicht unmittelbar auf Moses Ausflucht seiner fehlenden Rednergabe. Statt dessen weist Jahwe den Einwand mit einer auf seine Schöpfermacht rekurrierenden rhetorischen Frage zurück (V. 11) und erneuert den Sendungsauftrag mitsamt der Beistandszusage (V. 12; vgl. 3,10.12a33 in V. 20 („J") eine ausgleichende Korrektur zwischen 18,2ff („E") und 2,22 („J"). C. LEVIN, Jahwist, 329 (ohne 4,19 und mit Abschluß in V. 20a). Für die kaum noch überschaubare Literatur zu 4,24-26 kann verwiesen werden auf die Bibliographie und Diskussion wesentlicher Positionen bei W. H. SCHMIDT, Exodus, 216-234; ders., Exodus, Sinai und Mose, 118-122, 155f, 168 sowie bei C. HOUTMAN, Exodus I, 432^49. Von den neueren Beiträgen sind noch T. LESCOW, ZAW 105, 19-26; W. H. PROPP, VT 43, 495-518; G. W. ASHBY, ET 106, 203-205; H. F. RICHTER, BEThL 126, 433-441 zu nennen. Andernfalls setzen die V. 24-26 den Einschub von 3,1-4,18* in 2,ll-23aa; 4,19 voraus. Zur Stellung der Episode im redaktionsgeschichtlichen Gefüge des Kontextes s. auch im folgenden. Mit C. LEVIN, Jahwist, 332, der diese Beobachtung zu Recht gegen die verbreitete Annahme ins Feld führt, in 4,24-26 sei eine alte (Einzel-)Überlieferung aufgenommen worden. Vgl. hierzu auch die Erwägungen von R. BLUM/E. BLUM, FS Rendtorff, 54.
330
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Heirat mit Zippora sowie die Geburt zumindest eines Sohnes voraus (2,2 l f ) und ist mit der Angabe über Ort und Zeitpunkt der Geschehnisse „es geschah auf dem Weg, im Nachtlager" ( | l b ö 3 ~[~Π3 T P I ) in den Bericht über M o s e s Rückkehr eingebunden 451 . Ihre Kontextgebundenheit zeigt sich aber vor allem darin, daß die zweite Hauptperson neben Zippora, Mose, nicht explizit eingeführt wird und daß die Suffixe der 3. Pers. Sing in V. 24b.25a.26a 4 5 2 den direkten Bezug auf die Erwähnung M o s e s in V. 20a verlangen. Im vorliegenden Textzusammenhang wird der unmittelbare Anschluß an V. 20a durch die endredaktionelle Jahwerede in V. 21—23453 unterbrochen 454 , weshalb V. 2 4 - 2 6 auf jeden Fall vor der Endredaktion Eingang in die Exoduserzählung gefunden hat455. Ein sehr junger Nachtrag liegt in V. 20b vor. Der Teilvers erwähnt, daß M o s e auch den Gottesstab (•"'ПЬХГГ ΓΓϋΟ) auf die Reise mitgenommen hat. Sachgemäß müßte diese Mitteilung, die durch die Wiederholung von V. 2 0 a a (ΠΕ7Ω Пр"Н "ПК) redaktionell angehängt worden ist, vor der Feststellung der Rückkehr nach Ägypten in V. 20aß erfolgen 456 . D a die Mitnahme des Gottesstabes von der Aufifor451
452
453 454
455
456
Nach W. H. SCHMIDT, Exodus, 220 ist diese Verbindung mit dem Bericht über Moses Rückkehr nicht notwendig. Es bleibt jedoch zu bedenken, daß die Wendung р Ь п з ~[~Π3 "ΓΡΙ einen entsprechenden Kontextbezug verlangt. Das spricht auch entschieden gegen den Vorschlag von W. H. RICHTER, BEThL 126, 434f (vgl. auch schon H. KOSMALA, VT 12, 20), 4,24 direkt auf 2,22a folgen zu lassen. Alle Suffixe beziehen sich auf ein und dieselbe Person, den nicht explizit genannten Mose. Vgl. hierzu (statt vieler) W. H. SCHMIDT, Exodus, 221, 229; R. BLUM/Ε. BLUM, FS Rendtorff, 42f. Anders u.a. H. KOSMALA, VT 12, 24 (Zipporas Sohn); E. MEYER, Israeliten, 59 (Jahwe). Hierzu s. im folgenden. Im vorliegenden Textzusammenhang beziehen sich die Suffixe auf den erstgeborenen Sohn des Pharaos, was kaum das Gemeinte trifft. Gegen J. VAN SETERS, Life, 68, der V. 20-23 Ρ zuschreibt und V. 24-26 als nachpriesterschrifitlichen Midrasch ansieht. Zum Anschluß von V. 24-26 an V. 20 vgl. bereits A. DILLMANN, Exodus, 45f; B. BAENTSCH, Exodus, 35; E. MEYER, Israeliten, 19; B. D. EERDMANS, Studien III, 17 sowie W. H. SCHMIDT, Exodus, 220; C . LEVIN, Jahwist, 322f; R. BLUM/E. BLUM, FS Rendtorff, 54; W . H . PROPP, V T 43, 498f. Anders P. WEIMAR, Berufung, 78 mit Anm. 180. Er sieht diese Schwierigkeiten, ist aber aufgrund seiner Ausscheidung von V. 20a als endredaktionell gezwungen, die Anrede Moses in V. I9.21f für den Bezugspunkt der Suffixe zu nehmen. Für die hier nicht zu diskutierenden inhaltlichen Fragen von 4,24-26 ist mit dieser Auskunft nur wenig gewonnen. Die Unselbständigkeit der Szene verlangt jedoch, daß sich ihre Interpretation als kontextgemäß erweist. Aus diesem Grund wird man eine Erklärung zu bevorzugen haben, die Moses Übergang von Midian hin zur Befreiung der Israeliten sowie die in späterer Zeit mit Sicherheit auch als problematisch empfundene midianitische Heirat Moses berücksichtigt. Ansonsten gestehe ich, weder eine phantasievollere (vgl. H. GRESSMANN, Mose, 56-61) noch eine plausiblere Lösung (vgl. R. BLUM/E. BLUM, FS Rendtorff, 41-54) als die bisher gemachten Vorschläge vortragen zu können. Vgl. statt vieler bereits A. DILLMANN, Exodus, 42f. Anders vor allem diejenigen Vertreter der Neuesten Urkundenhypothese, die die Zusammengehörigkeit von V. 20b mit V. 17 bestreiten und V. 19-26 einer weiteren Quelle (J1 bzw. L) zuweisen. Vgl. R. SMEND, Erzählung, 118; G. BEER/K. GALLING, Exodus, 36 sowie O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 32f, 115* (V. 20b23 steht im vorliegenden Textzusammmenhang allerdings an falscher Stelle).
Der nichtpriesterschriftliche Text
331
derung in 4,17 nicht zu trennen ist, geht der Nachtrag frühestens auf die Endredaktion zurück457. Die Jahwerede in V. 21-23 unterbricht den Zusammenhang von V. 20a und V. 24-26 458 . Ihre redaktionelle Einbindung in den Erzählzusammenhang von Aufbruch und Rückkehr nach Ägypten erfolgt durch das einleitende „wenn du nach Ägypten zurückkehrst" (СГ~12П "[ГоЬз). Die Formulierung nimmt die Angabe „und er kehrte nach Ägypten zurück" (D">"I3D П2ПК ЭЕР1) aus V. 20aß auf, doch kommt die Rede mit dieser Einleitung wie V. 20b nach der Feststellung von V. 20aß zu spät459. Der Nachtrag hat eindeutig den Plagenzyklus im Blick, und zwar einschließlich seines priesterschriftlichen Anteils: Der Ausdruck ПВТО „(Legitimations-)Wunder" findet sich im Plagenzyklus nur bei Ρ (7,9; 11,10) und in Ergänzungen der Endredaktion im priesterschriftlichen Kontext (7,3; 11,9)460. Daß die Wunder „vor dem Pharao" ΠΪ7~10 "ODb stattfinden sollen, entspricht ebenfalls priesterschriftlichem Sprachgebrauch (7,9f; 9,10; 11,10; vgl. Π17ΊΕ " O ^ b in 9, 8 P; 7,20 R). Der priesterschriftliche Einfluß auf V. 21-23 ist also unverkennbar, wobei die Übereinstimmungen mit dem priesterschriftlichen Plagenresümee in 11,10 (ГГСПВ чэаЬ; ΟΤΒΟΓΓ 1 »; n e w ) besonders eng sind461. Andererseits finden sich nur in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen der Jahwedienst als Zielangabe der Entlassungsforderung und der Ausdruck |KQ pi. „sich weigern" mit dem Pharao als Subjekt (V. 23). Neben dieser Bezugnahme der V. 21-23 auf Ρ und zugleich auf die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen weist insbesondere die Ankündigung von der Verhärtung des Pharaos (ρτπ mit Jahwe als Subjekt und ü b als Objekt) und von seiner Weigerung, die Israeliten zu entlassen ( n b ü mit DS7 als Objekt) auf die Endredaktion. Diese Verbindung der priesterschriftlichen Verhärtungsnotiz mit dem Hinweis auf die Nichtentlassung aus den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen entspricht den Schlußformeln der endredaktionellen Plagenerzählungen in 9,35; 10,20.27462. Schließlich ist an den argumentati457 458
459
S.o. S. 313, 327 zur Erwähnung des Stockes in 4,2-4. 17. An der Einheitlichkeit der V. 21-23 ist mit W. H. SCHMIDT, Exodus, 212 gegen P. WEIMAR, Berufung, 77 festzuhalten. Zur redaktionellen Herkunft der Jahwerede vgl. u.a. A. JÜLICHER, Quellen, 27; B. BAENTSCH, Exodus, 34f; B. D. EERDMANS, Studien III, 17; W. RUDOLPH, Elohist, 8; M. NOTH, Exodus, 33; M. GREENBERG, Exodus, 119; W. H. SCHMIDT, Exodus, 21 If; E. BLUM, Studien, 28 Anm.
100. Vgl. auch A. DILLMANN, Exodus, 43, der mit redaktionell eingefügten Bruchstücken verschiedener Herkunft rechnet, sowie G. FOHRER, Überlieferung, 41, der V. 20b-23 für einen Einschub aus Ε in V. 19.20a; 24-26 („Quelle N") hält. Dagegen sehen R. SMEND, Erzählung, 118f; P. WEIMAR, Berufung, 76 in der Wiederaufnahme von V. 2Oa0 in V. 21aa ein Indiz für die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der beiden Verse. Die Beobachtungen zur Kontextstellung der Jahwerede weisen die Wiederaufnahme jedoch als redaktionelle Anknüpfung aus. 460 S.o. S. 252f zu 7,3; S. 181fzu 11,9. 461 Zu den literarischen Bezügen des Abschnitts im vorliegenden Textzusammenhang vgl. auch J. KRASOVEC, BEThL 94, 52 und jetzt vor allem E. L. GREENSTEIN, FS Milgrom, 5 5 5 - 5 6 8 . 462
Vgl. hierzu o. S. 134, allerdings steht in 9,35; 10,20 für den Ausdruck ИЦП aus den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen b x n e r Ό3.
332
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
ven Zusammenhang von V. 22f mit der heilsgeschichtlichen Verankerung der Heiligung der Erstgeburt in 13,11-16 durch die Endredaktion zu erinnern463. Gegen eine Zuweisung der V. 2 1 - 2 3 an die Endredaktion, das heißt nach der vorliegenden Analyse an dieselbe literarische Schicht wie 4,1-17, könnte nun vorgebracht werden, daß in 4 , 1 - 1 7 die Zauberhandlungen betont als „Zeichen" (ГПХ; vgl. V. 8[2x].9.17) eingeführt werden, und nicht wie in V. 21 als „(Legitimations-) Wunder" (riQID). Doch der Sprachgebrauch der Endredaktion läßt hier eine recht deutliche Differenzierung nach den Adressaten der Zauberhandlungen erkennen464: Wie gesehen, greifen die Zauberhandlungen in 4 , 2 - 9 auf den Plagenzyklus vor. Gleichwohl zielen sie als Reaktion auf Moses Einwand gegen seine Sendung zu den Israeliten in erster Linie auf die sinnfällige Beglaubigung seiner Botschaft von Jahwes Heilswillen für Israel. Dasselbe gilt für die auf 4 , 2 - 4 zurückblickende Erwähnung von Wunderstock und Zauberhandlungen in 4,17 sowie für die Ausführungsnotiz in 4,30. In diesen Fällen gebraucht die Endredaktion wie in ihrer Reflexion über die Bedeutung der Plagen für Israels Glaubenserkenntnis in 1 0 , l f den Ausdruck „Zeichen" (ГПХ). In 4 , 2 1 - 2 3 geht es dagegen um die Plagen im Hinblick auf die Vorsprache Moses beim Pharao. Aus diesem Grund wählt die Endredaktion hier wie in 11,9 im Anschluß an den priesterschriftlichen Sprachgebrauch die Bezeichnung „(Legitimations-)Wunder" (nSID) - obwohl nach dem vorliegenden Textzusammenhang wegen der Erläuterung „die ich dir in die Hand gelegt habe" (-["P3 TIDE? 1ЕЖ) keine anderen Zauberhandlungen gemeint sein können, als die in 4 , 1 - 1 7 genannten „Zeichen" (ПЖ). Diese Annahme wird durch einen Querver463 464
S.o. S. 65f. Vgl. auch W. JOHNSTONE, FS Anderson, 166-185. Er unterscheidet zwischen einem „Dtr cycle of .signs (ГПГШ)' in Exodus wich refers specifically to the attestation of Moses' status (2,23-4,31 [6,1])" und einem weiteren „dtr Dtr cycle of .wonders (СПЕТО)' [wich] refers to the seven punitive acts ... by wich the Pharao is coerced into releasing Israel (7,14-11,8*; 12,29-36)" (a.a.O., 184). Beide würden durch das Motiv von Moses Stock und die in den Bericht über die Zeichen für Israel eingeschaltete Einführung der DTIDID in 4,21-23 verbunden. Die priesterschriftliche Redaktion (vgl. 7,3.9; 8,19; 10,lb-3aa) gebe dann jedoch den differenzierten dtr Sprachgebrauch auf. Richtig beobachtet ist die Differenzierung der Begriffe hinsichtlich der Adressaten (Israel/Pharao) in 4,1-17.27-30 und 4,21-23; Il,9f (nach W. Johnstone von Ρ überarbeitetes dtr Material). Weniger überzeugend ist dagegen zum einen die Annahme, Ρ gebrauche beide Begriffe ohne genauere Unterscheidung. Sie hängt an der Bestimmung von Ρ als Redaktionsschicht und an der Zuschreibung von 7,3; 8,19; 10,lb-3aa an P. Doch diese Belege gehören nicht zu P, was mit Ausnahme von 7,3 (s.o. S. 252f) weithin unbestritten ist. Demnach gebraucht Ρ im Zusammenhang der Plagenerzählungen den Ausdruck ΠΊΚ überhaupt nicht, während die priesterschriftliche Verwendung von ПВТО mit 4,21-23 übereinstimmt. Zum anderen wird man die Verwendung von ЛЖ in dem auch nach W. Johnstone mit 4,21-23 (flDlD) zusammenhängenden Abschnitt 4,1-17 von dem zweifachen Vorkommen dieses Ausdrucks in 10,lb-2 kaum trennen dürfen, zumal auch hier das Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Adressaten greift. Das legt aber nahe, daß die von W. Johnstone beobachtete Differenzierung nicht die Zeichen für Israel in 4,1-7.27-30 von den Wundern für den Pharao im Plagenzyklus trennt, sondern unterschiedliche Aspekte aller genannten Zauberhandlungen betrifft. Herzu s. im folgenden.
Der nichtpriesterschriftliche Text
333
weis zwischen den (Legitimations-)Wundern vor dem Pharao in 4,21 und den Zeichen als Erkenntnisgrund für Israels Glauben in 10,2 gestützt: In 4,21 ist D^t!? + Л das Prädikat eines Relativsatzes, der sich auf О Т Е П Г г Ь э bezieht. Die Verbindung von D^E? und riQID ist in der Exoduserzählung singular, ihre übrigen alttestamentlichen Belege gehören in die Rezeptionsgeschichte des endredaktionellen Plagenzyklus465. Die Formulierung hat jedoch eine Entsprechung in 10,2, nur bezieht sich der mit 0"Ί£7 + 3 gebildete Relativsatz auf ГПК. Beide Ausdrücke benennen demnach ein und dieselbe Sache, betrachten sie jedoch in unterschiedlichen Relationen, also im Hinblick auf ihre Abzweckung als Wunder vor dem Pharao oder als Zeichen fur Israel. Hierzu stimmt auch, daß die Endredaktion mit dem Nachtrag in 7,3 den Doppelausdruck „meine Wunder und meine Zeichen" ( T S I D T l i O Τ Ι Γ Ι Κ Τ Ι Χ ) in die priesterschriftliche Jahwerede in 7,1-5 einfugt. Da die folgende Wundererzählung ausdrücklich nur als ein Legitimationswunder vor dem Pharao überschrieben ist (ΓΕΊΟ; 7,9; vgl. 11,10)466, wird das Nebeneinander von Zeichen und Wundern in 7,3 kaum als Pleonasmus für die Wunder vor dem Pharao zu verstehen sein. Vielmehr weist die Wendung „meine Zeichen" (ΤΙΠΚ) eindeutig auf ihr zweimaliges Vorkommen in der Jahwerede in 10,lf voraus. Damit enthält bereits die Ankündigung der Plagen deren spätere Deutung als Wunder vor dem Pharao und Zeichen für Israels Glauben, wie sie auch dem Sprachgebrauch von 4,1-17 und 4,21-23 zugrunde liegt467. Als Vorbild für die Formulierung dürften der Endredaktion die späten Rückblicke dtn-dtr Provenienz auf die Ereignisse in Ägypten gedient haben, in denen die Verbindung D T I B O I T I П П К П „Zeichen und Wunder" ein stehender Ausdruck für die ägyptischen Plagen ist468. 465
466
467
468
Jer 32,20; Ps 78,43; Ps 105,27 (jeweils in Verbindung mit ΓΤ1Χ). Zur literarhistorischen Einordnung dieser Belege s.u. Anm. 468. LXX und Sam. verkennen den Zusammenhang und haben auch in 7,9 den Doppelausdruck „Zeichen und Wunder". Beide Begriffe sind innerhalb des Textzusammenhangs der Endredaktion mit Bezug auf die Plagen sonst nicht belegt. 8,19 ist ein noch späterer Zusatz (s.o. S. 126), der auf die Differenzierungen der Endredaktion keine Rücksicht nimmt. Vgl. Dtn 6,20£f; 7,17-24*; 26,8; 29,1-14*. Ein Teil der Belege des Doppelausdrucks dürfte freilich selbst schon in das Umfeld der Verbindung der priesterschriftlichen und nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen gehören. So Dtn 4,34 (vgl. hierzu D. KNAPP, Deuteronomium 4, 91-106); Dtn 34,llf (Zusatz zu dem von dtr und priesterschriftlicher Traditionsvermischung geprägten Kapitel Dtn 34; vgl. L. PERLITT, ZAW 100 Suppl., 7 7 [= ders., Deuteronomium-Studien, 133f]); Jer 32,20f (Jer 32,17[ab ПЭП] -23 wird seit B. DUHM, Jeremia, 268 häufig als Eintrag in das Gebet Jeremias angesehen, der sich u.a. aus Dtn 26,5ff speist; vgl. C. LEVIN, Verheißung, 172); Ps 78,43 (hierzu s.o. S. 155 Anm. 302); Ps 105,27 (hierzu s.o. S. 156 Anm. 303) Ps 135,9 (Ps 135 ist eine Nachdichtung der hexateuchischen Heilsgeschichte aus der Spätphase des zweiten Tempels); Neh 9,10. Die Verbindung von ΓΠΧ und ПЕТО in Dtn 13,2b.3 (dtr); Jes 8,18 hat mit den Plagen dagegen nichts zu tun. Ob sich dies bei Jes 8,18 mit einer literarhistorischen Einordnung vor Ausformung der Exodusüberlieferung erklärt oder mit einer gegenüber der Exodusüberlieferung fortgeschrittenen Reflexion, die in ГПК und Π&10 nicht mehr allein äußere Machterweise erblickt (so jetzt U. BECKER, Jesaja, 119f), mag an dieser Stelle auf sich beruhen.
334
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Der Abschnitt 4,27-31 berichtet schließlich die Ausführung des zur Grundschicht der nichtpriesterschriftlichen Berufungserzählung gehörenden Auftrags in 3,16f*, Mose solle die Ältesten versammeln und ihnen Jahwes Wahrnehmen der Not Israels mitteilen. Der Bericht berücksichtigt jedoch auch Moses Ausstattung mit Legitimationszeichen sowie Aarons Berufung. Damit prägt der endredaktionelle Abschnitt 4,1-17 den überwiegenden Textanteil von V. 27-31: V. 27 setzt Jahwes Ausschau in V. 14b in Handlung um; V. 28 faßt die Ereignisse am Gottesberg in der Perspektive von V. 1-17 zusammen, indem Mose jetzt Aaron die von Jahwe aufgetragenen Worte (V. 28a; vgl. V. 15a) und Zeichen (V. 28b; vgl. V. 8f. 17) mitteilt; V. 30a berichtet in Übereinstimmung mit der Ankündigung in V. 16a von Aarons Einsetzung zum Mittler des an Mose für Israel offenbarten Gotteswortes; V. 30b knüpft mit ГШУ „verrichten, ausführen" in Verbindung mit Π"IX Plur. „Zeichen" an V. 17 an; V. 31a nimmt das Leitwort p K „glauben/vertrauen" aus V. 1-9 auf und stellt seinerseits den Anknüpfungspunkt für 14,31 dar. Der vorliegende Textzusammenhang der V. 27-31 setzt demnach 4,1-17 voraus und geht mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf die Endredaktion zurück. Die Einbindung des Abschnitts in den Kontext erfolgt durch die adversative Aufnahme von V. 24 in V. 27, die der feindlichen Begegnung mit Jahwe das freundliche Zusammentreffen der Brüder gegenüberstellt (jeweils tWQ qal.). Sie erweist sich dadurch als redaktionell, daß Jahwes Befehl an Aaron, Mose zum Gottesberg entgegenzugehen (V. 27), nach dessen Weggang vom Gottesberg (V. 18) ebenso wie nach der erfolgten Rückkehr nach Ägypten (V. 20a) völlig aus der zeitlichen Abfolge der Handlung herausfällt469. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Endredaktion für die Ausgestaltung der V. 27-31 ein entsprechender Ausfuhrungsbericht des nichtpriesterschriftlichen Erzählfadens zu 3,16f* vorgelegen. Dessen Wortlaut ist indessen kaum noch rekonstruierbar, da sich ein Herausschälen des vorgegebenen Textbestandes etwa in den V. 29.31b trotz der Anklänge an 3,16f* nicht hinreichend begründen läßt470. 469
470
Dies spricht auch eindeutig gegen den Vorschlag von J. VAN SETERS, Life, 70 (ähnlich schon B. D. EERDMANS, Studien III, 16), die V. 27-31 direkt an 4,18 anzuschließen. Für die Einheitlichkeit des Abschnitts plädieren u.a. B. D. EERDMANS, Studien III, 16f; W. RICHTER, Berufimgsberichte, 123f; E. BLUM, Studien, 32 Anm. 115 (zu V. 2 9 - 3 1 ) ; C. LEVIN,
Jahwist, 333; J. VAN SETERS, Life, 68f. Neben den Versuchen, den Abschnitt auf die Quellen J und Ε zu verteilen (vgl. u.a. B. BAENTSCH, Exodus, 36f; R. SMEND, Erzählung, 117; O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 115* ), hat sich in jüngerer Zeit dagegen vor allem W. H. SCHMIDT, Exodus, 235-237 dafür eingesetzt, in V. 27-31 eine von 4,1-17 herkommende Redaktion und einen jahwistischen Grundbestand in V. 29(ohne Aaron und mit dem Sing, η ο κ η „er versammelte").31b zu unterscheiden (ähnlich bereits W. RUDOLPH, Elohist, 9; vgl. ferner H. VALENTIN, Aaron, 138; P. WEIMAR, Berufung, 79-82; F. KOHATA, Jahwist, 84 u.a.): Das Hören der Zusage Jahwes in V. 3 lb komme nach dem Glauben des Volkes in V. 3 la zu spät. Hiermit falle zusammen, daß die Erwähnung der Ältesten in V. 29 in Spannung zu derjenigen des Volkes in V. 30b.31a stehe, wobei V. 31b sich wegen seiner plur. Formulierung gut auf die Ältesten in V. 29 beziehen lasse. V. 29.31b sei daher von V. 27f.30.31, die mit 4,1-17 zusammengehörten, abzutrennen und wegen seiner Aufnahme von 3,16f („J") als
Der nichtpriesterschriftliche Text b) Literarische
Analyse
von
335
5,1-6,1
Die Erzählung über M o s e s und Aarons erste Vorsprache beim Pharao und die Verschärfung der Fron gliedert sich in vier Szenen, in denen sich eine Folge dramatischer Konfrontationen entwickelt 471 . Die erste Szene ( 5 , 1 - 5 ) schildert das vergebliche Bemühen der Repräsentanten der Israeliten, vom Pharao die Entlassung zu einem Fest in der Wüste zu erwirken. Die zweite Szene ( 5 , 6 - 1 4 ) berichtet, daß der Pharao auf dieses Ersuchen hin einen erschwerten Frondienst befiehlt, dem die Israeliten unmöglich Genüge tun können. D a die geforderte Arbeitsleistung ausbleibt, werden die von den Ägyptern über die Israeliten eingesetzten israelitischen Aufseher ( b i n E P "ОЛ "Пою) mißhandelt. Die dritte Szene ( 5 , 1 5 - 1 9 ) stellt das vergebliche Bittgesuch der israelitischen Aufseher beim Pharao um Erleichterung der Fron dar. Auf dem Höhepunkt der Erzählung in der vierten Szene ( 5 , 2 0 - 6 , 1 ) machen die abgewiesenen Beschwerdeführer M o s e und Aaron, denen sie die Schuld an der Misere zuschreiben, schwere Vorwürfe. Daraufhin wendet sich M o s e an Jahwe und klagt über Israels und sein eigenes Schicksal. Jahwe, dessen Auftrag von M o s e als eigentliche Ursache der verschärften Fron und Drangsal benannt wird, antwortet mit einer Verheißung.
471
jahwistisch einzuordnen. Die Gründe für eine literarkritische Differenzierung sind jedoch nicht zwingend. Das Vertrauen des Volkes in V. 3 la ist wie bei der Einführung des Motivs in 4,1-9 auf die Zeichengabe bezogen und folgt daher unmittelbar auf V. 30b. Das Hören der Zusage Jahwes greift dagegen auf den Bericht in V. 30a zurück, ist aber als Anlaß für die Proskynese des Volkes zum Abschluß der Szene nachgestellt. Vgl. E. BLUM, a.a.O., 32 Anm. 115; J. VAN SETERS, a.a.O., 69, der zudem auf die V. 31ab entsprechende Abfolge von |DX und УОЮ in 4,1.8.9 hinweist. Sodann hat der Wechsel von den Ältesten zum Volk eine Entsprechung in 12,21.27, ohne daß hier literarkritische Operationen möglich wären. Vgl. schon B. BAENTSCH, a.a.O., 37. Und auch die Bildung von DS7 „Volk" mit plur. Verb ist nicht ungewöhnlich. Andererseits weist der erkannte Grundbestand nur nach weiteren literarkritischen Eingriffen keine Bezüge mehr zu den endredaktionellen Passagen 4,l-17.27f.30.31a auf. In V. 29 muß Aaron gestrichen werden und ein ursprüngliches r pX" , 1 angenommen werden. Schließlich hat J. BUCHHOLZ, Älteste, 46 b i n г р ч з ч р Н » „alle Ältesten der Israeliten" in V. 29 nicht ganz zu Unrecht als „terminologische Mischung aus ЬКПЕР "»apt 3,16 und bx-|EP ">33 aus 4,31" bezeichnet (in 4,31 heißt es allerdings DS7). Daraus wird man zwar nicht schließen müssen, daß die Erwähnung der Ьх~Ю"> "03 -,ЗрТ~Ьэ in V. 29 eine sekundäre Angleichung an 17, Iff ist (vgl. a.a.O., 46, 48f), doch spricht der terminologische Unterschied zu 3,16 gegen den von W. H. Schmidt erkannten gleichen Ursprung von 3,16f und V. 29*. Wenn schließlich F. KOHATA, a.a.O., 84 Anm. 327 zu V. 29.31b feststellt, „hier wimmelt es von Ausdrücken, die früher im jahwistischen Zusammenhang erscheinen", so ist auch dies kein schlagendes Argument flir einen jahwistischen Grundbestand in V. 27-31. Die Anklänge an 3,7.16 zeigen nur, daß auf diese Verse Bezug genommen wird - auf welcher literarischen Ebene auch immer. Und auch die mit Hinweis auf die Verbindung von Π ρ „verneigen" und ППЮ „niederfallen" erfolgte Charakterisierung von V. 3 lb als jahwistisch (vgl. ebd.) verliert durch den Konkordanzbefund ganz erheblich an Eindeutigkeit. S.o. S. 48 mit Anm. 89. Dies im Anschluß an H. GRESSMANN, Mose, 64f; G. FOHRER, Überlieferung, 56f.
336
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Der Hauptteil der Erzählung in der zweiten bis vierten Szene macht einen in sich geschlossenen und folgerichtig aufgebauten Eindruck472. Problematisch ist in literarkritischer Hinsicht dagegen die erste Szene über Moses und Aarons Vorsprache beim Pharao. Sie unterteilt sich in zwei Gesprächsgänge mit Rede und Gegenrede (V. If; V. 3f) und endet mit einer stillen Reflexion des Pharaos, aus der sich dem Leser die wahren Motive der pharaonischen Politik erschließen (V. 5). Für den Gesprächsgang in V. lf ist auf die Analyse der Eröffnung der ersten nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählung in 7,14—16* zu verweisen. Sie hat anhand enger sprachlicher Berührungen aufzeigen können, daß Bitte und Ablehnung in 5,lf die Folge der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen motivieren und deren unverzichtbarer Auftakt sind473. Des weiteren hat es sich als wahrscheinlich herausgestellt, daß in 5, lf die Ausfuhrungsnotiz zur Sendung Moses zum Pharao in 3,9f vorliegt474. Der Gesprächsgang in V. lf steht somit in einem unauflösbaren Zusammenhang mit dem Grundbestand der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen und ihrer nachträglichen Einbindung in die nichtpriesterschriftliche Moseberufung. Da nun die in V. la vorausgesetzte Einfuhrung Aarons (4,13-16) gegenüber den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen und ihrer Einbindung in 3,9f mit Sicherheit sekundär ist, wird man davon ausgehen müssen, daß die Erwähnung Moses und Aarons in V. la das ursprüngliche Subjekt verdrängt hat475. Nach 3,9 ist in V. la Mose als ursprünglicher Repräsentant der Israeliten vor dem Pharao zu erwarten. Eine Begleitung Moses durch die Ältesten wäre aufgrund ihrer Einberufung nach 3,16f möglich (vgl. 3,18 R), sie ist aber wegen des eindeutigen Befundes in den nichtpriesterschriftlichen Plagen, wo Mose dem Pharao allein entgegen tritt, eher unwahrscheinlich. Der zweite Gesprächsgang beginnt in V. 3 mit einer Rede Moses und Aarons. Indem sie ihren im folgenden wieder Jahwe genannten Gott als den „Gott der Hebräer" (D',~l3S7n ТгЬх) bezeichnen und von seiner Gehorsam heischenden Erscheinung berichten (Э~1ПЭ IN ~ Q 4 3 13S7aB'1"|S), bemühen sie sich um eine Antwort auf den abschlägigen Bescheid des Pharaos in V. 2: „Wer ist Jahwe, daß ich auf seinen Befehl hören sollte, Israel zu entlassen. Ich kenne Jahwe nicht, und 472
473
474 475
Die literarische Einheitlichkeit von 5,6-6,1 ist dennoch wiederholt bestritten worden. So lag es nach C. LEVIN, Jahwist, 330 nahe, die Verschärfung der Fron mehrfach auszumalen. Das ist möglich, braucht jedoch solange nicht diskutiert werden, bis eine genaue Abgrenzung der Zusätze und eingehende Begründung der literarkritischen Differenzierung vorliegt. Zu P. WEIMAR, Berufung, 123f mit Anm. 96, der in 5,22f zwei konkurrierende Fragen erkennt und in 5,3ff noch den Bestand einer voijahwistischen Erzählung von der jahwistischen Redaktion unterscheidet, kann auf die Kritik bei E. AURELIUS, Fürbitter, 163-165 mit Anm. 146f u. 152 verwiesen werden. S.o. S. 104ff und S. 110ff zu der von L. SCHMIDT, Beobachtungen, 5ff vorgetragenen Alternative, wonach 5,1a*.3.5 den Auftakt der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen bildet. S.o. S. 290f. Das wird - mit unterschiedlichen Begründungen - seit J. WELLHAUSEN, Composition, 72 häufig angenommen.
Der nichtpriesterschrifffiche Text
337
Israel will ich nicht entlassen." Die Reaktion des ägyptischen Herrschers auf das Entlassungsgesuch in V. 4 bleibt dennoch abweisend, und es kommt statt dessen nach einer in V. 5 (sekundär?) eingeschalteten Reflexion des Pharaos über das Ansinnen der Israeliten476 zur Verschärfung der Fron. Diese ist Gegenstand der beiden folgenden Szenen, die durch die Anweisungen des Pharaos in V. 8.17 fest mit V. 3f verbunden sind: Der Pharao greift die Formulierung der Bitte in V. 3 auf („darum schreien sie: / sagt ihr: / wir wollen hingehen, Jahwe opfern!" D">pS72i СП ГПГРЬ ГГПЭТЭ r o b : /D-НПК ОЛК/ V.8.17). Und seine Begründung der verschärften Fron, die Israeliten ersuchten aus Faulheit um die Entlassung („denn sie sind faul!" Dil in V. 8; „faul seid ihr, faul!" О^апз ОПК СРЕПЗ in V. 17), entspricht inhaltlich völlig seiner abschlägigen Antwort in V. 4, wonach Mose und Aaron mit dem erbetenen Fest lediglich die Israeliten von der Arbeit abhalten wollten. Die Zusammengehörigkeit der Darstellung in V. 6-19 mit dem zweiten Gesprächsgang in V. 3f(5) läßt sich daher schwerlich bestreiten. Darüber hinaus ist aber auch zwischen V. 3-19 und V. 20ff kein literarischer Bruch zu erkennen477. Hinzu kommt, daß das von 5,3 an beherrschende Thema, die Verschärfung der Fron, für die folgenden Plagenerzählungen nur von geringem Interesse ist478. Es ist vielmehr deutlich auf den Höhepunkt der Erzählung in der letzten Szene hin angelegt479: Die durch das Entlassungsgesuch hervorgerufene Zunahme der Bedrückung läuft auf die Anklage Moses durch die israelitischen Aufseher und die daran anschließende Fürbitte Moses hinaus. Dessen an Jahwe gerichteter Vorwurf bringt schließlich am Beispiel der negativen Auswirkungen der von Jahwe befohlenen Sendung zum Pharao das ganze Problem des Mißverhältnisses zwischen göttlicher Verheißung und geschichtlicher Wirklichkeit zur Sprache480. Der zweite Gesprächsgang in V. 3f(5), die Schilderung der verschärften Fron in V. 6-19 sowie die abschließende Anschuldigung Moses und dessen Fürbitte in V. 20ff gehören demnach ursprünglich zusammen. Zu klären bleibt die literarhistorische Einordnung dieses Zusammenhangs. Offenkundig ist, wie mir scheint, daß der mit V. 3 eröffnete Abschnitt gegenüber dem Auftakt der nichtpriesterschriftlichen 476
477 478
479
480
S.o. S. 111 zum unmittelbaren Anschluß von V. 4 an V. 3 und zum Charakter des eventuell nachgetragenen V. 5. So zu Recht A. REICHERT, Jehowist, 17. Vgl. u.a. R. SMEND, Jahwekrieg, 90-92 [= ders., GSt 2, 192ff|; F. KOHATA, Jahwist, 149; E. AURELIUS, Füibitter, 165. Umstritten ist freilich die Auswertung dieser Beobachtung. Bedeutet sie, daß mit 5,3ff ein (sekundärer) Nebenzug zu den Plagenerzählungen vorliegt, oder handelt es sich um älteres Gut, das ursprünglich unabhängig von den Plagenerzählungen überliefert worden ist? Gegen die letztgenannte Möglichkeit spricht ganz entschieden, daß V. 3 Redesituation und Subjekt aus V. l f voraussetzt und daß V. 3ff auf Moses Fürbitte in 5,22f hinausläuft. S. hierzu auch im folgenden. J. WELLHAUSEN, Composition, 72; В. BAENTSCH, Exodus, 37; H. HOLZINGER, Exodus, 17; R.
SMEND, Erzählung, 123f; W. RUDOLPH, Elohist, 15-17; A. REICHERT, Jehowist, 16-19; F. SCHNUTENHAUS, Mosetradition, 126-129; E. AURELIUS, Fürbitter, 165f. Vgl. hierzu E. AURELIUS, Füibitter, 166f.
338
Die Berufimg Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Plagenerzählungen in V. If* sekundär ist. Hierfür spricht schon der promiscue Gebrauch der Titel „König von Ägypten" (V. 4; vgl. auch den Referenztext zu V. 3 in 3,18) und „Pharao" (V. 5[sek.?].6.10.14.f.20.23f) im Gegensatz zur ausschließlichen Verwendung des Titels „Pharao" in 3, lOf; 5,lf und den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen. Sodann hat sich in 3,7 der Vorgriff auf 5,3-6,1 durch die Angabe „vor seinen Fronvögten" ("Р1МЭ "OBD; vgl. 5,6.10.13f) gegenüber der nichtpriesterschriftlichen Moseberufung wie auch gegenüber der nachträglichen Einbindung der Plagenerzählungen in 3,9f als sekundär erwiesen48'. Auch dies ist ein Indiz dafür, daß die Erzählung von der Verschärfung der Fron nicht gleich ursprünglich mit den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen und den dazugehörigen Texten ist. Hinzu kommt schließlich der Befund zur Kontexteinbindung von 5,3-6,1. Im Anschluß an den Gesprächsgang in 5, lf bedeutet Moses und Aarons Rede in V. 3 einen auffälligen Neueinsatz der Verhandlungen, der zudem die wesentlichen Informationen aus V. 1 enthält. Hieraus hat man im Rahmen der Neueren Urkundenhypothese vielfach auf die parallele Darstellung zweier verschiedener Quellenschriften geschlossen482. Doch diese Erklärung hat gegen sich, daß V. 3 weder ein Subjekt noch eine Beschreibung der Redesituation enthält und daher von V. 1 abhängig ist483. Auch lassen sich weder die weitere Darstellung in 5,4ff noch die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen auf zwei Quellenfäden verteilen. V. 3 ist demnach keine bei der redaktionellen Verbindung von Quellenschriften in Kauf genommene Dublette, sondern verdankt sich bewußter Gestaltung. Da der Vers mit der folgenden Verschärfung der Fron zusammengehört, wird man - unabhängig von jeder literarkritischen Differenzierung in V.lf und V. 3 f f - vermuten dürfen, daß nicht zuletzt die Einbindung dieses Nebenzuges zwischen der ersten Vorsprache beim Pharao und den Plagen die Wiederholung von V. 1 in V. 3 veranlaßt hat: In seinem unmittelbaren Kontext bietet V. 3 die Erwiderung Moses und Aarons auf den vorausgehenden abschlägigen Bescheid des Pharaos (s.o.). Damit kommt der Vers neben der als Erzählung gestalteten Reaktion Jahwes auf V. 2 in den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen zu stehen. Diese geben ihrer Eröffnung in 7,14-16* zufolge die (nicht erbetene) Antwort auf die (rhetorische) Frage des Pharaos nach Erkenntnis Jahwes, indem sie ihn erkennen lassen, daß Jahwe, der Gott der Hebräer, deijenige ist, der die Plagen über Ägypten bringt484. Vor dem Hintergrund dieser Verbindung von Frage und Antwort in 5,2 und 7,1416* enthält der Neueinsatz der Verhandlungen in 5,3 also nur eine vorläufige Antwort, die aber eine Unterbrechung vor der unmittelbaren Fortsetzung in den Plagenerzählungen ermöglicht und damit zugleich den erzählerischen Raum für den 481
S.o. S. 284f.
482
Vgl. u.a. B. W. BACON, Edition, 29; B. BAENTSCH, Exodus, 37f; H. GRESSMANN, Mose, 61f
Anm. 3; 483
484
R . SMEND,
Erzählung, 123f;
O. EISSFELDT,
Hexateuch-Synopse, 116*;
GALLING, Exodus, 39f; G. FOHRER, Überlieferung, 56f. Vgl. u.a. E. AURELIUS, a.a.O., 170.
Hierzu s.o. S. 104ff.
G. BEER/K.
Der nichtpriesterschrifUiche Text
339
Nebenzug der Verschärfung der Fron schafft. Daß dies erst in einem späteren Stadium der Ausgestaltung der Erzählung geschehen ist, zeigen die Schwierigkeiten eines unmittelbaren Anschlusses der nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen in 7,14 an 6,1, den Abschluß des mit 5,3 eröffneten Zusammenhangs. Zum einen fällt hier die Abfolge von zwei mit „und Jahwe sprach zu Mose" ("Ьк ГПГР "IQK"1! HDD) eingeleiteten Sätzen in 6,1 und 7,14 auf485. Sodann schließt 7,14fF auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten nur schlecht an 6,1 an. in 6,1 kündigt Jahwe sein zur Erzwingung der Freigabe der fsraeliten führendes Eingreifen an. Nach dieser Ankündigung kommt 7,14 mit der Erklärung des Scheiterns der Verhandlungen im Grunde genommen zu spät. Ihren sachgemäßen Ort hätte die Auskunft, der Pharao verweigere den Israeliten aufgrund seiner Verstockheit die Entlassung, vielmehr vor Ankündigung der Durchsetzung der Entlassungsforderung gehabt. Andererseits wäre die Mose aufgetragene bedingungslose Gerichtsankündigung in 7,15f* im unmittelbaren Anschluß an 6,1 zu erwarten, sollten die Plagenerzählungen von vornherein als Durchführung zu dem in 6,1 grundsätzlich angekündigten Handeln Jahwes wider den Pharao konzipiert worden sein. Diese Beobachtungen sprechen recht eindeutig dafür, daß der in der Forschung häufig angenommene (aber selten begründete) unmittelbare Anschluß von 7,14 an 6,1 kaum zur Rekonstruktion der ursprünglichen Textfolge führt. Offen ist noch die literarhistorische Einordnung des Nachtrags von 5,3-6,1. Die Rede Moses und Aarons in 5,3 stimmt mit leichten Abweichungen wortwörtlich mit Jahwes Anweisung in 3,18 überein und stellt im vorliegenden Textzusammenhang die Ausfuhrungsnotiz zu diesem Redeauftrag dar486. 3,18 konnte aufgrund des 485
486
Dies bemerkt schon A. JÜLICHER, JPTh 8, 87f Anm. 1 (vgl. dort auch zum folgenden), der erwägt, daß 6,1 als Abschluß vor der Einschaltung der priesterschriftlichen Moseberuiung von der Endredaktion verfaßt oder hierher verschoben worden ist. Vgl. ferner J.-L. SKA, LeDiv 151, 158. Er stellt zu Recht heraus, daß 7,14 über die priesterschriftliche Einschaltung in 6,2-7,13 hinweg keinen Einfluß von 5,22-6,1 erkennen läßt. Anders W. RUDOLPH, Elohist, 17 sowie die vorsichtige Kritik an A. Jülichers Position bei B. BAENTSCH, Exodus, 42, die im wesentlichen darauf beruht, daß sich 6,1 von 5,22f nicht trennen läßt. Das ist unbestritten. Folgende Unterschiede sind zu notieren: 1. 5,3 hat statt ГПр ni. die Nebenform Ν~ιρ II ni. 2. Mose sucht infolge der zwischenzeitlichen Bestellung Aarons zu seinem Sprecher den Pharao nicht in Begleitung der Ältesten auf, sondern zusammen mit Aaron. 3. 5,3 ist nicht als Gottesrede gekennzeichnet, da in 5,1 bereits die Übermittlung einer Gottesrede vorausgeht und die Ausrichtung der in 3,18 befohlenen Rede erst im zweiten Anlauf erfolgt. 4. 5,3 gebraucht „Gott der Hebräer" nicht wie in 3,18 (und den übrigen Belegen in der Exodusüberlieferung) als Apposition zu Jahwe. Auch dieser Unterschied ist kontextbedingt, insofern die selbständige Gottesbezeichnung „Gott der Hebräer" als Antwort auf V. 2 formuliert ist (s.o.) und der Gottesname Jahwe bereits in V. 1 fällt (vgl. auch C. HOUTMAN, Exodus I, 463). 5. Die Entlassungsforderung wird in 5,3 über 3,18 hinausgehend noch mit der Abwehr schlimmster Repressalien begründet, was sich ebenfalls damit erklärt, daß 5,3 im Kontext von 5,1-3 den zweiten Redegang zum Thema der Entlassung eröffnet. Die Unterschiede lassen sich somit bis auf den erstgenannten sämtlich aus dem Kontext heraus begründen. Sie berechtigen also für sich genommen nicht (was auch für den Wechsel in die Nebenform Χ~ιρ II ni. gilt), 3,18 und 5,3 verschiedenen Händen zuzuweisen.
340
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
Zusammenhangs mit 3,19f und der Verbindung zur Zeichenankündigung in 3,12 und zu 24,1-11 der Endredaktion zugewiesen werden. Desgleichen steht auch die Verheißungsrede Jahwes in 6,1 in einem Konnex zu Texten, die nach der bisherigen Analyse auf die Endredaktion zurückgehen. So findet sich die Zusammenstellung des dtr Ausdrucks ПрТП ~РЭ „mit starker Hand" und des Leitworts der Plagenerzählungen г Ь ю „entlassen" im AT nur noch in 3,19b.20 (R). Und in Überbietung der üblichen Redeweise von der Entlassung der Israeliten wird in 6,1 wie in 11,1b (R) zusätzlich noch von ihrer Vertreibung gesprochen (ЕПЗ pi; vgl. den Nachtrag zu R in 12,39b). Die Zuweisung der Bezugstexte von 6,1 an die Endredaktion ergab sich zum einen aus ihren sachlichen und sprachlichen Übereinstimmungen zur endredaktionellen Bearbeitung der Plagenerzählungen487. Zum anderen erfolgte sie aufgrund der Funktion des kompositorischen Brückenstücks 11,1-3 (R), nichtpriesterschriftliche, priesterschriftliche und endredaktionelle Plagenerzählungen zu verknüpfen488. Sodann lassen sich wechselseitige Bezüge zwischen 5,3-6,1 und der endredaktionellen Gestalt der Meerwundererzählung in Kap. 14 erkennen. In ihr wird berichtet, daß die Israeliten angesichts der nachsetzenden Ägypter gegenüber Mose klagen: „Gab es in Ägypten etwa keine Gräber, daß du uns in die Wüste verfrachtet hast zu sterben? Was hast du uns da angetan, daß du uns aus Ägypten herausgeführt hast? Haben wir das nicht schon in Ägypten zu dir gesagt, laß uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen" (14,1 If R489). Dieser Vorwurf stimmt in seiner Diktion völlig überein mit seinem einzig möglichen Bezugspunkt, und zwar der Beschuldigung Moses und Aarons durch die israelitischen Aufseher in 5,21, ihr Entlassungsgesuch habe sie beim Pharao in Verruf gebracht und somit höchster Gefahr ausgesetzt490. 14,1 lf setzt also 5,21 voraus. Andererseits macht die Erzählung von der Verschärfung der Fron den Eindruck, auf die Auflösung der in ihr angelegten Spannungen in der Meerwundererzählung hin angelegt zu sein: Die Anlage von 5,3-6,1 gleicht den Erzählungen über Israels Not und Klagen in der Wüste, insbesondere in 15,22-25a; 17,l-7 491 . In einem wesentlichen Punkt unterscheidet sie sich jedoch von den Murrgeschichten. Diese enden damit, daß Jahwe auf Moses Klage hin diesem Anweisungen erteilt, deren Befolgung zur Beseitigung der Not fuhrt (vgl. 15,25a; 17,5f). Dagegen verhilft in 6,1 Jahwes Antwort auf Moses Wage nicht dazu, die Not und damit den Anlaß des Murrens zu beseitigen. Lediglich die Verheißung des Eingreifens wird erneuert. 48
' S.o. S. 176 zu 11,1b und S. 299ffzu 3,18 + 19. S.o. S. 177ff. 489 Zur literarhistorischen Einordnung s.o. S. 216ff. 490 Vgl. hierzu auch A. REICHERT, Jehowist, 18; F. SCHNUTENHAUS, Mosetradition, 128; E. AURELIUS, Fürbitter, 184 Anm. 238. Dagegen vermutet P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 250 mit Anm. 43 in der (nicht ausgeführten) ablehnenden Reaktion der Israeliten auf Moses Mitteilung der Rettungsabsicht Jahwes in 6,9 (P) den Bezugspunkt zu 14,1 lf (vgl. auch Sam. Hier wird 14,12* vor 6,9 eingetragen). 488
491
Vgl. u.a. A. REICHERT, a.a.O., 17f; F. SCHNUTENHAUS, a.a.O., 128f; E. AURELIUS, a.a.O.,
165f. Dort auch zum folgenden.
Der nichtpriesterschriftliche Text
341
Das Ende der geschilderten Notsituation und die daraus folgenden Konflikte fuhren aber auch die Plagen nicht unmittelbar herbei, da sie den Israeliten fürs erste ja keine Erleichterung bringen. Dies geschieht vielmehr erst durch die endgültige Vertreibung der Israeliten aus Ägypten und durch die gegenüber der ägyptischen Streitmacht bewahrte Befreiung aus der Fron. Ausdrücklich vermerkt wird die Aufhebung der in 5,3-6,1 erstmals auftretenden und dann in 14,1 lf verschärften Entfremdung zwischen Israel und Mose bzw. Israel und Jahwe erst in der endredaktionellen Abschlußnotiz der Meerwundererzählung: „Und das Volk fürchtete Jahwe und vertraute auf ihn und auf seinen Knecht Mose" (14,31)492. Es ergibt sich somit für 5,3-6,1 ein Netz von Querbezügen zu (Schlüssel-)Texten der Endredaktion. Da der Abschnit zudem in seinem Kontext nachgetragen ist, liegt es folglich nahe, auch für die Erzählung von der Verschärfung der Fron eine endredaktionelle Herkunft in Erwägung zu ziehen. Ausgemacht ist dies freilich nicht. Denn der Aufweis eines Konnexes auf der Ebene des vorliegenden Textzusammenhangs sagt an sich noch nichts darüber aus, ob die einzelnen Glieder literarhistorisch gleich ursprünglich sind. So läßt sich - mit unterschiedlichen Graden der Wahrscheinlichkeit - auch für alle aufgezeigten Querbezüge von 5,3-6,1 die Annahme vertreten, daß der Abschnitt der Endredaktion bei der Formulierung ihrer Bezüge auf die Erzählung von der Verschärfung der Fron bereits vorgelegen hat493. Größere Sicherheit ließe sich in dieser Frage erlangen, wenn sich die von E. Aurelius vorgetragene Überlegung bewährte, wonach Moses Gebet in 5,22f mit der Fürbittenszene 32,30-34 wie auch dem jüngeren Einschub in 32,7-14 verwandt sei und „wohl im gewissen Anschluß" an die Fürbitte in 32,11-13 formuliert worden sei494. Die Fürbitte in 32,713 ist ein seit langem erkannter (spät-)dtr Eintrag495. Aufgrund seines Rückverweises auf 492 493
Zur literarhistorischen Einordnung s.o. S. 222-226. Für den unzweideutig intendierten Bezug zwischen 3,18 und 5,3 kommt dieser Möglichkeit, wie mir scheint, jedoch nur eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit zu. Die angeführten Unterschiede zwischen Redeauftrag und dessen Ausführung, die nach C. LEVIN, Jahwist, 330 für eine Priorität von 3,18 bzw. nach W. H. SCHMIDT, Exodus, 143 (auch P. WEIMAR, Berufung, 52fl) fur eine Priorität von 5,3 sprechen sollen, bieten jedenfalls keine hinreichende Begründung (s. o. S. 339 Anm. 486). Kein Einwand gegen eine Zuweisung von 5,3-6,1 an die Endredaktion sind natürlich die Bezüge auf vorgegebene ältere Texte, wie sie zuletzt W. H. SCHMIDT, Exodus, 248 für eine jahwistische Herkunft des Abschnitts angeführt hat. Daß Redaktoren die redigierten Texte aufnehmen, liegt in der Natur der Sache. Um so bemerkenswerter sind die Unterschiede zwischen Vorgabe und Redaküon, insbesondere in der Titulierung der Fronaufseher: D"OD in 1,11 und D",B53 mit untergeordneten •'ПИЮ in 5,6ff (vgl. 3,7).
494
E. AURELIUS, Fürbitter, 162f.
495
Schon M. NOTH, ÜP, 33 Anm. 113 kann sich hier auf einen breiten Konsens berufen. Vgl. ferner B. S. CHILDS, Exodus, 559; C. DOHMEN, Bilderveibot, 77f, 129-131; E. BLUM, Studien, 73. Mit der Annahme eines noch späteren Zusatzes in V. 9 u.a. H. HOLZINGER, Exodus, 108; W. RUDOLPH, Elohist, 49; E. ZENGER, Sinaitheophanie, 82f; E. AURELIUS, Fürbitter, l l f ,
41-44. Auf V. 9-14 beschränken den Zusatz u.a. M. NOTH, Exodus, 200; L. PERLITT, Bundestheologie, 208; H. VALENTIN, Aaron, 231-236; J. HAHN, Kalb, 109f. T. RÖMER, Väter, 258-265 findet schließlich in V. 13 einen späten (nachdtr) Zusatz.
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Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
20,23 496 (R497) und der Formulierung der Erinnerung an den Väterschwur in V. 13498 ist er jedoch sehr wahrscheinlich darüber hinausgehend einer nachpriesterschriftlichen und zugleich dtr geprägten Redaktion zuzuschreiben499. Damit würde die von E. Aurelius vermutete Abhängigkeit von 32,11-13 folglich auch für 5,22f eine nachpriesterschriftliche Verfasserschaft implizieren. Fraglich ist indessen, ob sich die Abhängigkeit der unvergleichlich scharfen Anklage in 5,22f von 32,11-13 hinreichend begründen läßt. Die literarische Verwandtschaft zwischen beiden Klagen über Jahwes Handeln an seinem Volk zeigt sich nach E. Aurelius in der Zusammenstellung des jeweils schon für sich genommen seltenen Gebrauchs von zweifachem „warum" (5,22; 3 2 , l l f ) und der Wurzel W ~ \ „böse, schlecht" für Jahwes Handeln (5,22 W ~ \ hi.; 32,12 ГГУ-Q; ГГСПГтЬу). Es ist jedoch zu bedenken, daß in 5,22 der Gebrauch von W ~ \ schon durch die Formulierung von 5,19 hinlänglich motiviert ist, wenn die israelitischen Aufseher ihre ausweglose Lage ebenfalls mit der Wurzel УУТ beschreiben. Und für die mit HD1? eingeleiteten Klagen kann auf die entsprechende Klage der israelitischen Aufseher vor dem Pharao in 5,15 verwiesen werden. Schließlich findet sich die Verbindung von zweifachem ПпЬ und der Wurzel für Jahwes Handeln auch in der 5,22f inhaltlich sehr nahe stehenden Klage Moses in Num 11,1 lf". Die Richtung der somit kaum befriedigend nachweisbaren direkten literarischen Beziehung von 5,22f und 32,11-13 ergibt sich nun nach E. Aurelius aus der nur in 5,22 und 32,31 belegten Einleitung ГПГР" ПЮЙ ЗСТ. Sie sei in 32,31 kontextgemäß, in 5,22f dagegen auffallig, da sie streng genommen Moses Rückkehr nach Midian zum Dornbusch bedeute. Aus diesem Grund kaum wörtlich gemeint, hinge die Einleitung in 5,22f 496
497
498
499
Zu V. 8a („Sie sind schnell abgewichen von dem Weg ...") bemerkt bereits B. BAENTSCH, Exodus, 270 zutreffend: „Der Weg ist der 20,23 befohlene, vgl. auch 20,4." Vgl. E. AUREIJUS, Fürbitter, 93f (unter Absehung von dem für jünger gehaltenen Gebot in 20,4); E. OTTO, ThR 60, 177. Anders zuletzt C. DOHMEN, Bilderverbot, 129f mit Anm. 101, der an einen Zusammenhang mit dem Fremdgöttergebot in 22,19; 23,24 denkt. Zur Diskussion um ein zuvor genanntes Gebot vgl. ferner E. BLUM, Studie, 97f Anm. 101. Unklar hinsichtlich der Aussage von 32,8a ist mir C. DOHMEN, Sinaibund, 59, der 20,4 und 20,23 für jünger als 32,8a hält und feststellt: „Ex 32 braucht als Geschichte dieses Verbot [d.h. das Bilderverbot; Verf.] nicht, es wird durch Ex 20,23 lediglich für Israel (und den Leser) als bekannt vorausgesetzt (vgl. 32,8), ohne daß aber in der Geschichte darauf verwiesen würde." B. BAENTSCH, Exodus, 186f (mit Verweis auf Dtn 4) ordnet 20,23 einer dtr Redaktionsschicht zu, doch hat F.-L. HOSSFELD, Dekalog, 176-185 gute Gründe für die Annahme vorgetragen, daß 20,22aßb.23 auf einen (nachdtr) priesterlichen Redaktor zurückgehen. Anders zuletzt E. BLUM, Studien, 95£f mit Anm. 223 und mit Nachdruck C. DOHMEN, Bilderverbot, 154-186, der seine dort in Auseinandersetzung mit F.-L. Hossfeld vertretene Frühdatierung von 20,23 (alter Prohibitiv mit dtr Überarbeitung in V. 23a) jedoch in ders., Sinaibund, 73 Anm. 66 revoziert hat. Beziehungen bestehen vor allem zu dem sehr jungen Text Gen 22,15-18; vgl. ferner Gen 15,5; 26,4 (R). Zur literarhistorischen Einordnung von V. 13 ist insbesondere auf die Ausführungen bei T. RÖMER, Väter, 258-265 (dort auch zur Parallele in Dtn 9,27) zu verweisen, der V. 13 als nachdtr beschreibt, allerdings mit beachtenswerten Argumenten als späteren Zusatz in 32,7-14 ausgrenzt. Für eine nachdtr Einordnung haben sich (ohne eine derartige literarkritische Differenzierung) ferner M. KÖCKERT, Vätergott, 316f; E. OTTO, BEThL 126, 88 ausgesprochen. Zu den Verbindungen von 32,13 zu Gen 22,15-18 vgl. auch E. AURELIUS, Fürbitter, 97-99. Vgl. auch E. OTTO, ThR 60, 176f; ders., BEThL 126, 87f, der allerdings den Anteil dieser Redaktion an Kap. 32 insgesamt als sehr hoch veranschlagt.
Der nichtpriesterschriftliche Text
343
von deijenigen in 32,31 ab. Für dieses Argument gilt zunächst, daß die mögliche Aufnahme von 32,31 noch nichts über das literarische Verhältnis von 5,22f zu 32,11-13 aussagt: 32,31 ist die Einleitung einer weiteren Fürbitte, die mit E. Aurelius zum Grundbestand von Kap. 32 gehört und damit auf einer anderen literarischen Ebene liegt als der spätere Nachtrag in 32,7-13. Fraglich ist im übrigen, ob der Verfasser von 5,22 fur seine Einleitung (ebenso wie fur das zweifache HD1? in einem Klagegebet) einer Vorlage als Formulierungshilfe bedurfte. Auch ist die Einleitung, wie im folgenden auszufuhren ist, in ihrem vorliegenden Textzusammenhang sachlich durchaus angemessen formuliert. Der literarhistorische Sachverhalt wäre ferner dann eindeutig, sollte die Nennung Aarons in V. 4.20 ursprünglich sein. Doch der auffallige Vokativ „Mose und Aaron" in V.4 gilt schon wegen seiner Wortstellung ganz überwiegend als Zusatz, der in der Regel darauf zurückgeführt wird, daß der Ergänzer auch Aaron vor dem Pharao auftreten lassen wollte500. Das bedeutet freilich nicht, daß der Ergänzer von „Mose und Aaron" in V. 4 mit demjenigen identisch ist, der in V. la Aaron nachgetragen hat. Denn in der Perspektive der vorliegenden Gestalt von V. la kann gar kein Zweifel daran bestehen, daß in V. 4 Mose und Aaron angeredet werden. Es ist also überhaupt nicht ersichtlich, weshalb ein Redaktor mit dem Gebrauch des Vokativs in V. 4 so gegen sprachliche Gewohnheiten (vgl. aber Gen 21,17; Ps 10,1) verstoßen mußte. Eher wird man an eine Glosse zu denken haben. Die Erwähnung Aarons in V. la.20 bereitet im Gesamtzusammenhang von 5,1-6,1 dagegen keine Schwierigkeiten, sofern man die singularische Gebetsformulierung Moses in 5,22f als das gelten läßt, was sie ist: die höchstpersönliche Äußerung des angefochtetenen Berufenen. Die aufgrund der Querbezüge erwogene endredaktionelle Herkunft von 5,3-6,1 wird indessen durch Beobachtungen zur kompositorischen Funktion des Abschnitts im vorliegenden Textzusammenhang untermauert. Dieser setzt sich, wie die bisherigen Analysen gezeigt haben, aus der redaktionellen Verbindung zwei paralleler Darstellungen der Moseberufung zusammen. Seine gleichwohl bemerkenswerte Kohärenz verdankt sich nicht zuletzt einer Textanordnung, der zufolge die priesterschriftliche Version der Moseberufung die Bestätigung von Moses Sendung und Jahwes Selbstverpflichtung zur Befreiung Israels nach dem erstem vergeblichen Auftritt vor dem Pharao darstellt. Ermöglicht wird dieses Textverständnis durch Hineinnahme der priesterschriftlichen Moseberufung in die mit 6,1 einsetzende Antwort Jahwes auf Moses Klage in 5,22f. Auffallig ist die Einleitung zu dieser Klage mit ГПГР'Ьк ПЮО 3EP1 (5,22a). Sie ist kaum wörtlich in dem Sinne zu verstehen, daß sie Moses Rückkehr zum Sinai beschreibt. Gemeint ist vielmehr die abermalige Hinwendung Moses zu Jahwe. Nach einer feinsinnigen Vermutung A. Dillmanns drückt die Formulierung aus, daß es sich im weiteren Verlauf des Dialogs in 6,2ff lediglich um eine Wiederholung der ersten Berufung Moses in Kap. 3 handelt, da zur „Hervorlockung des 6,1 folgenden Bescheides ... ]2'1"i genügt [hätte]"501. Fraglich ist freilich, ob mit A. Dillmann davon auszugehen ist, daß die Endredaktion ein ursprüngliches ПЭЗ „sich an jmd. wenden" durch Э1Ю „zu500
Vgl. in jüngerer Zeit nur E. BLUM, Studien, 28 Anm. 95.
501
A. DILLMANN, Exodus, 52.
344
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-1,1)
rückkehren" ersetzt habe. Wie dem auch sei, Klage und Antwort in 5,22-6,1 schaffen für den vorliegenden Textzusammenhang einen stimmigen Übergang zur priesterschriftlichen Moseberufung in 6,2ff, während andererseits die häufig rekonstruierte Fortsetzung zu 6,1 in 7,14 nicht so gut ist, wie dies meistens behauptet wird. Dieselbe überleitende Funktion läßt sich auch für die Darstellung der Verschärfung der Fron in 5,3ff aufzeigen. Zum einen wird Moses Klage durch die Verschärfung der Fron provoziert, die damit im vorliegenden Textzusammenhang der mittelbare Anlaß der in 6,(l.)2ff folgenden Gottesrede ist. Zum anderen hilft sie, einen krassen Widerspruch zu vermeiden, der sich dann ergäbe, wenn der als Bestätigung der bereits ergangenen Berufung verstandene Abschnitt 6,2ff auf die nichtpriesterschriftliche Darstellung der ersten Vorsprache beim Pharao in 5,lf folgte. Denn nur die massive Repression der Israeliten durch den Pharao infolge des gescheiterten Entlassungsgesuchs macht verständlich, weshalb im vorliegenden Textzusammenhang das Volk nach der bereitwilligen Aufnahme der Botschaft Jahwes in 4,27-31 502 dann nach 6,9 mit Unglauben reagiert. Davon abgesehen spielt das Motiv der verschärften Fron im weiteren Verlauf der Exoduserzählung keine Rolle mehr. Darüber hinaus lassen sich auch terminologische Verbindungen von 5,3-6,1 zur priesterschriftlichen Darstellung aufzeigen: Mit dem zweimaligen ПрТП - P 3 „mit starker Hand" enthält 6,1 (MT503) den ersten Teil der in der dtndtr geprägten Literatur verbreiteten zweigliedrigen Formel ПрТП "РЛ ГРТОЗ „mit starker Hand und ausgestrecktem Arm". Der zweite Teil findet sich in 6,6 (P), geht dort aber auf eine nachpriesterschriftliche Ergänzung zurück504. Daß beide Belege von ПрТП Т Э in 6,1 sekundär sind, ist hingegen sehr unwahrscheinlich505. Sollte nun der Ausdruck ПрТП " P 3 in 6,1 von vornherein auch im Hinblick auf die „Aufteilung" der zweigliedrigen Formel auf 6,1 und 6,6 formuliert sein, um so den nichtpriesterschriftlichen Text mit der priesterschriftlichen Moseberufung zu verklammern, dann wäre dies ein eindeutiger Nachweis der endredaktionellen Herkunft des Verses. Auffällig ist ferner der Ausdruck ΓΠ317 „Frondienst" in 5,9.11. Das Leitwort der priesterschriftlichen Darstellung der Unterdrükkung Israels in Ägypten (vgl. 1,14[3X]; 2,23[2x]; 6,6.9) findet sich in seiner profanen Bedeutung im nichtpriesterschriftlichen Text der Exoduserzählung nur hier. Priesterschriftlicher Einfluß auf 5,9.11 ist daher nicht auszuschließen. Hierfür könnte auch sprechen, daß für die Endredaktion mit 12,25f; 13,5 der kultische Ge502
503
504 505
Der Abschnitt 4,27-31 geht in der vorliegenden Gestalt auf die Endredaktion zurück, die vermutlich einen entsprechenden, nicht mehr dem Wortlaut nach rekonstruieibaren Bericht der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung vorliegen hatte. S.o. S. 334. LXX, Pesch, haben statt des wiederholten ПрТП T 3 in V. lb das zweite Glied des üblichen Doppelausdrucks ГРИМ ЦПТЭ. S.o. S. 243. Gegen W. H. SCHMIDT, Exodus, 247: der Ausdruck sei im Satz „sperrig" und dtr Herkunft. Letzteres ist unbestritten, spricht aber nicht ohne weiteres für einen Einschub, zumal auch die Aufforderung ПВУ + + (ПХ) ΠΧ~ι mit Jahwe als Subjekt (V. 1; vgl. 19,4; Dtn 4,3; Jos 24,7; Jer 7,12; mit Dtn 3,21; 29,1; Jos 23,3) denselben Hintergrund hat.
Zusammenfassung
345
brauch ΓΠ3Ϊ7 „Brauch" belegt ist und dort auch dazu dient, die Vergegenwärtigung des Exodus durch Passa und Mazzotfest in einen betonten Gegensatz zur Unterdrückung in Ägypten zu setzen. Die Beobachtungen zur kompositorischen Stellung von 5,3-6,1 lassen sich treffend mit E. Aurelius zusammenfassen: „Daß diese Erzählung, die in eine Gottesrede mündet, so verhältnismäßig zwanglos zum P-Bericht von Moses Berufung überleitet ... beruht entweder auf Glück oder aber darauf, daß sie schon von vornherein zum P-Bericht weiterfuhren sollte."506 Der Befund zum Aufbau des vorliegenden Textzusammenhangs der Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten in 2,23-7,7, der redaktionelle Charakter von 5,3-6,1, die Querbezüge des Abschnitts zu Texten der Endredaktion und seine - wenn auch spärlichen - terniinologischen Verbindungen zu Ρ sprechen eher für die letztgenannte Möglichkeit507. Von dem her geurteilt, was in Kap. 5 berichtet wird, ist eine Datierung des Textes in das vierte oder fünfte Jahrhundert jedenfalls nicht weniger wahrscheinlich als in die ausgehende Königszeit508. Vorgegeben war der Endredaktion somit lediglich der Auftakt zu den nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen in 5,lf.
D. Zusammenfassung Der redaktionsgeschichtliche Befund zur Darstellung der Berufung Moses und Aarons in 2,23-7,7 fügt sich stimmig in das bisher gewonnene Bild der Enstehung der Exoduserzählung: Zu unterscheiden sind ein priesterschriftlicher und ein nichtpriesterschriftlicher Bericht, die ursprünglich in den Zusammenhang ehedem selb506 507
508
E. AURELIUS, Füibitter, 174. Wenn ich recht sehe, baut dagegen E. Aurelius, da er Num 11 für vorpriesterschriftlich halt (vgl. aber Α. H. J. GUNNEWEG, ZAW 102, 169-180), eher auf das Glück der Redaktoren (vgl. a.a.O., 174fi). Seine Einwendungen gegen eine endredaktionelle Herkunft von 5,3-6,1 beruhen aber darauf, daß die eindeutig vor Ρ zu datierende Fürbitte in 17,4 von 5,22f abhängig sei. Unbestritten ist die voipriesterschriftliche Herkunft von 17,1-7*. Sie ergibt sich schon aus der Tatsache einer auf die priesterschriftlichen Murrerzählungen hin ausgerichteten Bearbeitung durch die Endredaktion in 17,3 (vgl. hierzu a.a.O., 168 [mit weiterer Lit.]). Die für die vorpriesterschriftliche Einordnung von 5,3-6,1 ausschlaggebende sachliche Entwicklung von 5,22f zu 17,4 wird a.a.O., 167, 185f и.о. dagegen eher unterstellt (bzw. aus dem Gefalle der Erzählungen in ihrem vorliegenden Textzusammenhang übernommen) als begründet. Einer noch früheren Einordnung widerraten vor allem die Beobachtung, daß die Erzählung von der Verschärfung der Fron bereits die nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen voraussetzt sowie der Gebrauch des Titels eines ~IÖB (5,6.10.14.14f.l9), womit sich Vorstellungen eines Amtes veibinden, daß den Judäern sehr wahrscheinlich „mit der neuass., vielleicht aber auch erst mit der neubab. Administration bekannt wurde" (L. Perlitt, Deuteronomium, 72). Der älteste alttestamentliche Beleg des Titels findet sich Dtn 16,18. Vgl. hierzu J. C. GERTZ, Gerichtsorganisation, 33ff, 82fif. Historische Informationen über die Erfahrungen Israels mit der Fron unter Salomo (oder gar über das politische Erleben der „Exodusgruppe") bietet der Text ungeachtet seiner Nähe zu 1 Reg 12* nicht. Anders zuletzt vor allem R. ALBERTZ, R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , 2 1 9 и.о.
346
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-1 J )
ständiger Erzählwerke gehören. Beide Berichte wurden von der Endredaktion durch ein geschicktes Arrangieren der Vorgaben, ausgleichende Bemerkungen und umfangreiche Fortschreibungen zu einer neuen, eigenwertigen Größe verbunden. (1) Der priesterschriftliche Textbereich umfaßt 2,23aß-25 und 6,2-7,7*. Die beiden Abschnitte bieten einen ursprünglich fortlaufenden Textzusammenhang. Dieser ist literarisch weitgehend einheitlich, lediglich in der Genealogie Moses und Aarons in 6,13-30 liegt eine Erweiterung zu der vermutlich noch selbständigen Quellenschrift Ρ vor. Der Anteil der Endredaktion beschränkt sich in diesem Bereich auf das zweite Glied des Doppelausdrucks „mit starker Hand und ausgestrecktem Arm" in 6,6 und die Ankündigung Jahwes, das Herz des Pharaos hart zu machen, in 7,3. Dagegen erwies sich 6,6-8 trotz zuweilen geäußerter Bedenken als ein ursprünglicher Bestandteil der priesterschriftlichen Darstellung. Die Formulierung dieses Absatzes spricht aber für eine Kenntnisnahme der nichtpriesterschriftlichen Moseberufung und der „Ezechielüberlieferung" durch Ρ - eine Annahme, die sich durch den weitgehend übereinstimmenden Aufbau der beiden Exoduserzählungen sowie durch grundsätzliche Erwägungen über die geographischen, institutionellen und geistesgeschichtlichen Rahmenbedingungen von Traditionsliteratur im antiken Israel ohnehin nahelegt. Der Abschnitt 2,23aß-25; 6,2-7,7* knüpft nahtlos an die Beschreibung der Fron durch Ρ in 1,13f an. Seine ursprüngliche Fortsetzung findet sich in den priesterschriftlichen Plagenerzählungen. Dieser Zusammenhang mit den Plagenerzählungen ist so geschlossen formuliert, daß er von der Endredaktion nicht aufgelöst wurde. So geht die priesterschriftliche Moseberufung auch im vorliegenden Textzusammenhang direkt in den Plagenzyklus über, der mit dem als Prolog verstandenen Stockwunder Aarons in 7,8-13 (P) einsetzt. Mit der Aufnahme von l,13f und der Vorschau auf die kommenden Geschehnisse, wie sie in der priesterschriftlichen Darstellung folgen, ist die Moseberufung nach Ρ fest mit den übrigen priesterschriftlichen Texten in Kap. 1-14(15) verbunden und fugt sich mit ihnen zu einer fortlaufenden priesterschriftlichen Exoduserzählung, die sich durch ihre klare Struktur und ihr eigenes Aussagegefälle auszeichnet. Darüber hinaus weist der Abschnitt 2,23aß-25; 6,2-7,7* auf ein priesterschriftliches Erzählwerk hin, das weit über die Exoduserzählung hinausgeht: Die Offenbarung Gottes an Mose wird ausdrücklich in die Kontinuität zur Patriarchenzeit gestellt, Gottes rettendes Eingreifen gilt Ρ als Ausfluß seines „Bundes" mit Abraham, Isaak und Jakob. Zugleich wird von den in Gen 17* (P) gebündelten Väterverheißungen die Zusage eines immerwährenden Gottesverhältnisses bestätigend aufgegriffen, wie sie dann in der Ankündigung von Jahwes Wohnen inmitten Israels in 29,45f (P) eingelöst wird. (2) Der Endredaktion hat ferner eine nichtpriesterschriftliche Darstellung der Berufung Moses vorgelegen. Diese weist Spuren einer mehrstufigen Enstehung auf, läßt sich jedoch nicht auf zwei Quellenschriften im Sinne der Neueren Urkundenhypothese aufteilen. Statt dessen lief die Analyse auf eine Ergänzungshypothese hinaus. Der „Grundschicht" können 3,1 *.2b.3a(b?).4a.5.6b.7-8*. 16-17*; 4,18 und
Zusammenfassung
347
eventuell noch 3,21f zugerechnet werden: In einer Offenbarung an einem Dornbusch teilt Jahwe Mose sein Erhören der Not Israels mit, verheißt sein rettendes Eingreifen und beauftragt Mose, dies den Ältesten Israels bekannt zu machen. Diese Darstellung der Moseberufung wurde von ihrem Verfasser in einen vorliegenden Erzählungszusammenhang eingestellt, der in 2 , l l - 2 3 a a ; 4,19(20a.24-26?) über Moses Flucht und seinen Aufenthalt in Midian berichtet hat. Dieser Erzählungszusammenhang bricht mit 4,19 oder mit 4,20a.24-26 ab, denn die weitere nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung setzt bereits in ihrem Grundbestand die Moseberufung in 3,lff voraus, die ihrerseits deutlich auf eine Fortsetzung hin angelegt ist. So ist anzunehmen, daß im Anschluß an Moses Rückkehr nach Ägypten die befohlene Zusammenrufung der Ältesten Israels berichtet wurde. Ein derartiger Bericht liegt vermutlich dem entsprechenden endredaktionellen Abschnitt in 4,2731 zugrunde, kann aber nicht mehr rekonstruiert werden. Unmittelbar auf die Zusammenrufiing der Ältesten folgte dann ursprünglich eine Notiz über die Beraubung der Ägypter und den Auszug (12,35-36?; 12,37a; 13,20f*), an die sich in 14,5a die Meerwundererzählung angeschlossen hat. Eine erste Erweiterung des Grundbestandes der nichtpriesterschriftlichen Moseberufung führte das Motiv der Vorsprache Moses beim Pharao und die daran anschließenden nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen ein. In 2,23-7,7 gehören zu dieser Erweiterung 3,9-12aa; 5,lf* und eventuell der Relativsatz D"H2D3 „die in Ägypten sind" in 3,7a. Die Analyse von Kap. 14 hat gezeigt, daß die Verbindung von nichtpriesterschriftlichen Plagenerzählungen und Meerwundererzählung der Endredaktion vorausgeht. Dieser Befund bestätigt sich, insofern die Fortschreibungen der Endredaktion in der nichtpriesterschriftlichen Berufungserzählung gleichermaßen auf deren Grundschicht und die Einbindung der Plagenerzählungen bezogen sind. Im Vergleich mit der priesterschriftlichen Paralleldarstellung fällt auf, daß Grundbestand und Erweiterung der nichtpriesterschriftlichen Moseberufung nicht auf die Patriarchenzeit zurückgreifen, um eine Kontinuität der Offenbarung Jahwes herauszustellen. Dies geschieht erst in Zusätzen der Endredaktion. (3) Auf die Endredaktion gehen zurück: 3,4b.6a.7b* (ab ГВаэ OSD).12aß15.16bß* (ohne Ί Ω ί ό ) . 18-20; 4,1-17.21-23.27-31; 5,1a* (nur ρ Π Κ Ι , eventuell die Pluralbildungen 1X3 und ПОЮ).3.4.5(?).6-6,1; 6,6ba* (nur ГТПОЭ ЮПТЗ); 7,3. Die Endredaktion hat die nichtpriesterschriftliche Moseberufung in den priesterschriftlichen Text eingestellt. Dadurch wurde 2,23-25 zur Exposition des neuen Gesamtzusammenhangs und die Darstellung in 6,2-7,7 zur Bestätigung ihrer als Erstoffenbarung angeordneten nichtpriesterschriftlichen Parallele. Diese Anordnung ist in hohem Maße durch den jeweiligen Erzählkontext der beiden Versionen bedingt. Der nichtpriesterschriftliche Text berichtet von einer Offenbarung in Midian mit anschließender Rückkehr nach Ägypten. Nach Ρ findet die Offenbarung in Ägypten statt, und sie läuft unmittelbar auf den Wettstreit zwischen Aaron und den
348
Die Berufung Moses und Aarons zur Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 2,23-7,7)
ägyptischen Magiern hinaus, wie ihn die Plagenerzählungen schildern. Sollte die Zusammenschau beider Versionen einen hinsichtlich der Vorstellungen von Raum und Zeit in sich stimmigen Geschehensverlauf aufweisen, so blieb der Endredaktion im Grunde genommen gar keine andere Möglichkeit der Verbindung. Aus der vorliegenden Textfolge läßt sich also keine höhere Wertschätzung einer der beiden Versionen seitens der Endredaktion ableiten. Die Anordnung der beiden Versionen als Erstoffenbarung und deren in der Aussage gleichgerichtete Bestätigung bedingt auch eine umfangreiche Fortschreibung des nichtpriesterschriftlichen Textes durch die Endredaktion. Dies gilt vor allem für die Schilderung der zunehmenden Bedrückung der Israeliten in 5,3-6,1. Diese mündet in eine Gottesrede und stellt auf diese Weise den Übergang zur priesterschriftlichen Darstellung her, die im vorliegenden Textzusammenhang die Antwort auf Moses vorangehende Klage fortfuhrt. Dies gilt aber auch für die Ausstattung Moses mit Legitimationszeichen und die Berufung Aarons in 4,1-17. Durch sie wird ebenso wie mit der Bekanntgabe des Gottesnamens in 3,12aß-15 eine weitgehende Übereinstimmung von Erstoffenbarung und deren Bestätigung erreicht und die Einheit des einen an Mose ergangenen Gottesauftrags herausgestellt. Wie in den bisher untersuchten Abschnitten schließt ein Redigieren, das sich an der Verbindung der Vorgaben orientiert, das Setzen eigener Akzente nicht aus. Neben der Strukturierung des vorliegenden Textzusammenhangs durch 3,1820(2 lf) ist dies zum einen die Interpretation der kommenden Zeichenhandlungen als Erzwingungswunder vor dem Pharao und zugleich als Erweiswunder für Israel in 4,1-9.21-23. Zu nennen ist ferner die durch 3,4b.6a.l5f* hergestellte Verbindung zu der endredaktionellen Gottesrede in Gen 46,1-5*. Durch sie kommt Moses Gottesoffenbarung in einer Linie zu stehen, die mit Abraham anhebt und in der die Vätergeschichte der mosaischen Geschichte als Ursprungs- und Vorgeschichte zugeordnet wird. Schließlich stellt die Endredaktion durch zahlreiche Verweise auf die Gottesoffenbarung am Sinai (vgl. 3,4b. 12*. 18) unmißverständlich heraus, daß auch der „Prophet" Mose an den Sinai und den dort ergangenen Gotteswillen gebunden ist. Redaktionsgeschichtlich nicht genauer zuzuordnen sind die Erwähnung des Horebs in 3,1 ferner 3,2a und die eventuell sekundäre Ausgestaltung der Beschreibung des verheißenen Landes in 3,8.17 sowie die Ergänzungen des endredaktionellen Textes in 4,20b und eventuell 5,5(?).
VI.
Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
Der Abschnitt 1,1-2,22 nimmt eine zweifache Funktion wahr1: Er eröffnet das gesamte Exodusbuch und damit die alttestamentliche Darstellung der Geschichte des Volkes Israel2. In seinem hier allein interessierenden Zusammenhang mit der Exoduserzählung in Kap. 1-14(15) hat er zugleich die gesonderte Aufgabe, deren Hauptakteure, Mose und den Pharao, einzuführen sowie die Ausgangssituation der folgenden Ereignisse darzulegen. Dies geschieht indessen nicht ohne den Hintergrund eines größeren Geschehenszusammenhangs. Die Bemerkungen in 1,1-8 über die Auswanderung der Söhne Israels/Jakobs nach Ägypten, die Sterbenotiz Josephs, seiner Brüder und seiner ganzen Generation sowie die Feststellung des Auftretens eines neuen ägyptischen Herrschers, der nichts von Joseph wußte, weisen offensichtlich auf die Begebenheiten der Josephsgeschichte in Gen 37-50 zurück. Der Bogen in die Vorgeschichte wird freilich noch weiter geschlagen, insofern die Mehrungsaussage in 1,7 deutlich auf die Mehrungsverheißungen in der Väterdarstellung und über diese hinaus auf den Mehrungsbefehl in Gen 1,28 Bezug nimmt3. Bemerkenswert ist nun, daß die Exoduserzählung in ihrer vorliegenden Gestalt, sieht man von der eher zufälligen Aufnahme des letzten Wortes der Genesis in V. 1 einmal ab, nicht direkt an die vorhergehende Erzählung anschließt. Die Darlegung des im folgenden vorausgesetzten Hintergrundes erfolgt vielmehr in Gestalt einer Rekapitulation von Gen 46,8-27, wie schon die weitgehende Entsprechung von Gen 46,8 mit Ex 1,1 zeigt. Der Auftakt der Exoduserzählung stellt sich damit in seiner vorliegenden Gestalt weniger als der Anfang eines neuen Kapitels innerhalb eines fortlaufenden Erzählzusammenhangs dar, sondern entspricht eher seiner jetzigen Funktion als Beginn eines neuen „Buches"4. Dieser Eindruck wird durch die zweifache Überlieferung der Sterbenotiz Josephs in Gen 50,24 und Ex 1,6 noch erheblich verstärkt. Andererseits konnte für
1
2 3 4
Ex l f ist Gegenstand zahlreicher literaturwissenschaftlicher, vornehmlich einer „synchronen" Fragestellung verpflichteter Untersuchungen, die sich um den Aufweis bemühen, daß es sich bei 1,1-2,23(24.25) oder bei Teilbereichen dieses Abschnitts um (eine) literarisch sorgsam gestaltete Einheiten) handelt. Vgl. u.a. C. ISBELL, Exodus 1-2, 37-61; D. W. WICKE, JSOT 24, 99-107; J. С. Ехим, Semeia 28, 63-82; B. WEBER, BN 55, 47-76; J. SIEBERT-HOMMES, VT 42, 398-404; G. F. DAVIES, Israel; P. WEIMAR, BEThL 126, 179-208. Die folgenden Ausführungen beschränken sich schon aus Raumgründen auf die Herausaibeitung der für die Redaktionsgeschichte der Exoduserzählung wesentlichen Grundlinien. Vgl. zu diesem Aspekt jetzt vor allem P. WEIMAR, BEThL 126, 179-208. S. hierzu u. S. 352f. Mit etwas anderem Akzent auch G. FISCHER, ZKTh 117, 209; P. WEIMAR, BEThL 126, 198f.
350
Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
die priesterschriftlichen Passagen der Exoduserzählung wiederholt auf einen Aussagezusammenhang mit Ρ in der Genesis hingewiesen werden. Und auch die Verbindungen der (nichtpriesterschriftlichen) Notizen in Ex 1,6.8 zu Gen 50 sind so eng, daß sie trotz einer zweifellos empfundenen Trennlinie zwischen Väter- und Mosezeit an einen Erzählverlauf denken lassen, in dem die Väter- und Josephsgeschichte fortgeführt wird. Durch die Ergebnisse der bisherigen Analyse ist die Frage gestellt, welche der in der Exoduserzählung erkannten literarischen Schichten in die Genesis hinüberreichen. Diese Frage ist aufgrund der genannten Beobachtungen auch im Hinblick auf das Problem der Büchertrennung und ihrer literarischen Folgen zu bedenken.
A.
Der vorliegende Textzusammenhang
Die Einleitung der Exoduserzählung in 1,1-2,22 gliedert sich in drei Unterabschnitte. Der erste umfaßt 1,1-14. Er legt am Beispiel der Einführung der Fronpflicht für die Israeliten den Grundkonflikt zwischen Israel und Ägypten dar und nennt damit die Voraussetzung, auf der die gesamte Exoduserzählung aufbaut. Im vorliegenden Textzusammenhang resultiert dieser Grundkonflikt daraus, daß die Söhne Jakobs in Ägypten zum starken und mächtigen „Volk der Söhne Israels" ( b i n e r •'ЭЗ DS7) geworden sind. Veranlaßt diese Feststellung den Pharao zu Gegenmaßnahmen, so geht es freilich nur vordergründig um die Angst der Ägypter vor einer weiteren Zunahme der Israeliten. Vielmehr steht auf der Deutungsebene der Erzählung - im Rückblick auf die Väter- und Josephsgeschichte der Genesis die künftige Gültigkeit der Feststellung von V. 7 auf dem Spiel, wonach sich die Mehrungsverheißungen an Israel erfüllt haben. Darüber hinaus geht es aber auch um die Verwirklichung der zugesagten Herausführung aus Ägypten. Das Thema klingt ungewollt im Munde des Pharaos an: Seine Befürchtung, die Israeliten könnten das Land verlassen (V. 10), erscheint vor Einsetzen der Unterdrückungsmaßnahmen unmotiviert, stimmt aber (auch in der Formulierung) mit einer Ankündigung Josephs in Gen 50,25 (vgl. Gen 46,4) überein. Vor allem aber nimmt sie den Zielpunkt der Exoduserzählung vorweg, deren Grundkonflikt sich erst mit der endgültigen Befreiung der Israliten aus Ägypten in Kap. 14 erledigt hat5. Der zweite Unterabschnitt reicht von 1,15 bis 2,10. Sein Einsatz wird formal durch den Wechsel des Subjekts und den Übergang vom Bericht in eine Redeeinleitung sowie inhaltlich durch einen Themen- und Szenenwechsel markiert6. Der Unterabschnitt gliedert sich in die Hebammenepisode in 1,15-22 und die Sage von Moses Geburt in 2,1—107. Beiden Teilstücken ist ein leitwortartiger Gebrauch 5
Vgl. auch die Entsprechungen zwischen V. 10 und 14,25 und hierzu W. H. SCHMIDT, Exodus, 33.
6 7
Vgl. (statt vieler) B. WEBER, BN 55, 49. Die Abgrenzung zwischen Hebammenepisode und Geburtssage ist umstritten. Für eine Gliede-
Der vorliegende Textzusammenhang
351
der Wurzel i b - 1 (ГлЬ^П „Hebammen"; лЬ -1 qal/pi. „gebären [helfen]"; n b " 1 „geboren"; „Kind") gemeinsam. Die Verwendung der Wurzel ist zwar sachlich bedingt, gleichwohl hat sie in dieser Häufung als bewußtes Ausdrucksmittel zu gelten, zumal sich in einigen Fällen auch andere Ausdrucksformen angeboten hätten8. Sodann sind Hebammenepisode und Geburtssage durch die kausale Verknüpfung der geschilderten Ereignisse eng aufeinander bezogen9. So stellt das Vorhaben des Pharaos, die Hebammen in ein Mordkomplott gegen die neugeborenen hebräischen Knaben einzubinden, nach der Einfuhrung des Frondienstes den nächsten vergeblichen Versuch des Pharaos dar, ein weiteres Zunehmen der Israeliten abzuwehren. Dessen Scheitern bedingt wiederum den allgemeinen Tötungsbefehl in 1,22, der seinerseits die Voraussetzung für die Aussetzung des neugeborenen Mose ist. Doch das Ergehen des Mosekindes zeigt, daß auch der allgemeine Tötungsbefehl keinen Erfolg hat. Somit ist am Ende des zweiten Unterabschnitts der Einleitung ein dreifaches Scheitern des Pharaos festzustellen, wobei zum Abschluß und Höhepunkt dieser Reihe zunehmender Unterdrückung ausgerechnet die Tochter des Pharaos die Pläne ihres Vaters durchkreuzt. Daneben wird als eine weitere erzählerische Bewegung ein fortschreitendes Eingrenzen auf das Schicksal des exemplarischen einzelnen hin sichtbar. Während die Darstellung der Unterdrückungsmaßnahmen anfänglich ganz allgemein die Einfuhrung der Fronpflicht fur die Israeliten schildert, ergeht der Befehl des Pharaos in 1,15 an zwei namentlich genannte Hebammen und richtet sich ausschließlich gegen die männlichen Neugeborenen der Israeliten. Letzteres gilt auch für den allgemeinen Tötungsbefehl in 1,22, dessen Auswirkungen jedoch nur für Mose geschildert werden. Der dritte Unterabschnitt der Einleitung in 2,11-22 setzt mit der Einleitungsformel ΟΠΠ • " Ό Ό Τ Ρ Ί „und es geschah in jenen Tagen" neu ein und wird zudem durch den anschließenden Hinweis auf Moses Heranwachsen zeitlich von der vorhergehenden Szene abgesetzt. Gleichwohl gehören seine beiden Episoden über rung in 1,15-21 und 1,22; 2,1-10 plädiert jetzt wieder P. WEIMAR, BEThL 126, 182-184 (vgl. auch J. С. Ехим, Semeia 28, 70-74). P. Weimar stellt zwar fest, daß die Exposition der Geburtssage in 2,1 wie eine Erzähleröffnung wirkt, möchte diesem Befund aber nur für ein Vorstadium des Textes Bedeutung beimessen. Die zweigliedrige Binnenstruktur der Hebammenepisode (V. 15+16/17 und V. 18+19/20+21) lasse vielmehr deutlich erkennen, daß nach dem vorliegenden Textzusammenhang 1,22 bereits die nächste Erzähleinheit eröffne. Es wird sich jedoch zeigen, daß die von P. Weimar vorausgesetzte Annahme einer ehemals unabhängig von der Hebammenepisode existierenden Geburtssage erhebliche Probleme auiweist (s.u. S. 374f). Der Befund einer Erzähleröflnung in 2,1 läßt sich daher nicht unbesehen auf ein ftüheres Textstadium verschieben. Sodann spricht die nicht ohne Grund sehr kontrovers diskutierte Binnenstruktur der Hebammenepisode (vgl. a.a.O., 183 Anm. 15) keineswegs eindeutig gegen die Zugehörigkeit von V. 22 zur Hebammenepisode. Die Struktur ließe sich auch so beschreiben, daß V. 16 von V. 22 aufgenommen wird, wodurch der Abschnitt, dem V. 15 als Erzähleröffnung vorangestellt ist, abgeschlossen wird. 8
V g l . I. W I L L I - P L E I N , V T 4 1 , 1 1 5 f .
9
Vgl. hierzu auch a.a.O., 110-118.
352
Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
Moses Flucht und Aufenthalt in Midian in 2,11-15 und 2,16-22 allein schon aus inhaltlichen Erwägungen noch deutlich zur Einleitung der Exoduserzählung. Moses Flucht nach Midian nimmt diejenige des Volkes exemplarisch vorweg. Wie in den beiden vorangehenden Szenen tritt also abermals das „Schicksal des Volkes zurück, um am Schicksal des einzelnen veranschaulicht zu werden"10. Ferner wird man die Geburtssage in 2,1-10 kaum als hinreichende Einfuhrung einer der beiden menschlichen Hauptakteure der Exoduserzählung verstehen können, zumal das Kind Mose im weiteren Fortgang der Erzählung keine Rolle mehr spielt. Und schließlich gelangt Mose erst durch seine Flucht nach Midian an den Ort, von dem aus sich die Gottesbegegnung ereignet, mit der die Wende der in der Einleitung geschilderten Situation einsetzt. Flucht und Aufenthalt Moses in Midian gehören damit noch eindeutig zu den vorbereitenden Szenen der Exoduserzählung, die sich auch formal von den folgenden Hauptstücken sämtlich durch ihren episodenhaften Charakter abheben11. Die Einfuhrung der Ausgangssituation und Hauptakteure der Exoduserzählung, der Prolog über Israels Elend und Moses Jugend, endet in 2,22 mit der Notiz über die Geburt Gerschoms, Moses erstem Sohn, in Midian. Mit der Einleitungsformel •ΠΠ [DOT1] Ο'ΉΌ TP1 „und es geschah in jenen [vielen] Tagen" in 2,23aa markiert 2,23-25 einen deutlichen Neuanfang, der durch seine Rückbezüge auf 1,8 und 2,11 an das Vorhergehende anknüpft, in erster Linie aber den Auftakt des umfangreichen Hauptstücks über Moses und Aarons Berufung in 2,23-7,7 darstellt. Dies wird insbesondere daran deutlich, daß Gott - durch fünfmaliges Elohim betont eingeführt - in 2,23-25 erstmals selbst als Handelnder auftritt, wozu die in dieser Hinsicht zurückhaltende Darstellung von 1,1-2,22 einen wirkungsvollen Kontrast bietet12.
B.
Der priesterschriftliche Text
Nach einem recht breiten Konsens gehören 1,1-5.7.13f in ihrem Grundbestand zu P13. Für 1,7 und l,13f ist diese Zuschreibung unproblematisch. Die Beschreibung der Vermehrung der Israeliten in V. 7 entspricht priesterschriftlicher Diktion14: Das Verb ΓΠΒ qal und hi. „fruchtbar sein, fruchtbar machen" findet sich im Pentateuch mit wenigen Ausnahmen nur bei Ρ oder im Kontext priesterschriftlicher Texte15. Die Zusammenstellung von ГПЭ mit Π3"Ί qal und hi. „zahlreich sein, 10
W . H . SCHMIDT, E x o d u s , 8 2 .
11
V g l . M . GREENBERG, E x o d u s , 57f.
12
S.o. S. 233ff zu 2,23-25. Grundlegend T. NÖLDEKE, Grundschrift, 35. Vgl. zum folgenden auch die ausführliche Darlegung bei P. WEIMAR, Untersuchungen, 25-36. Zu den vermeintlichen nichtpriesterschriftlichen Ergänzungen (oder Vorlagen) in V. 7 s.u. S. 366fif. Π-ΙΒ qal in Gen 1,22.28 (P); 8,17 (P); 9,1.7 (P); 35,11 (P); 47,27 (P); 49,22 (R bzw. noch spä-
13 14
15
Der priesterschriftliche Text
353
zahlreich machen" ist bis auf einen Beleg im Heiligkeitsgesetz (Lev 26,9) auf Ρ beschränkt. Die Wurzel учи? begegnet vorwiegend in der priesterschriftlichen Literatur16. Das Verb ]*~lt£7 „wimmeln" ist im Zusammenhang einer mit ГПВ und ПЭ~1 gebildeten Mehrungsaussage nur noch in der priesterschriftlichen Sintfluterzählung (Gen 8,17; 9,7) belegt. Das adverbiale "1КП ТНПЗ „über alle Maßen" aus V. 7a kommt abgesehen von den hinsichtlich ihres Kontextes gänzlich verschiedenen Belegen in Ez 9,9; 16,13 nur noch bei Ρ vor, und zwar wie in V. 7 in Verbindung mit den Verben ГЛ2 und Π 3 Ί (vgl. Gen 17,2.6.20). Die abschließende Feststellung ОЛК уЧКЛ КЬПГП „und das Land war voll von ihnen" hat ihre einzige Entsprechung in der Imperativischen Segenszusage von Gen 1,28 I K S Q I р-|КГГПК „und füllt die Erde". Der ausschließliche Bezug auf die vorhergehenden priesterschriftlichen Mehrungsaufträge und -Verheißungen (vgl. Gen 1,22.28; 8,17; 9,1.7; 17,2.6.20; 28,3; 35,11) ist also unverkennbar. Von Ρ in Gen 47,27 vorbereitet, vermerkt V. 7 die entsprechende Erfüllung und markiert auf diese Weise einen deutlichen Einschnitt zum Beginn der Mosezeit. Der Vers hat also innerhalb der priesterschriftlichen Darstellung eine strukturierende Funktion17, zumal in Verbindung mit der heilsgeschichtlichen Periodisierung in der folgenden Moseberufung und der dort erfolgten Verheißung der Inbesitznahme des Landes (6,4.818). Der Vers kann Ρ nicht abgesprochen werden19. Die Beschreibung der Unterdrückung Israels in Ägypten in V. 13f ist im vorliegenden Textzusammenhang als Ausdruck des gesteigerten Zwangs und der verschlimmerten Lage der Israeliten zu verstehen. Gleichwohl ist kaum zu übersehen, daß es sich um eine Dublette zu 1,1 lf handelt, die sich leicht von ihrem gegenwärtigen Kontext abheben läßt20. V . l l f und V. 13f berichten jeweils, daß die Ägypter den Israeliten Fronarbeiten auferlegen, und gebrauchen dabei das für
16
17
1S
19 20
ter); Ex 1,7. ΓΠΒ hi. in Gen 17,6.20 (P); 28,3 (P); 48,4 (R); Lev 26,9 (Η). Die Ausnahmen sind Gen 26,22; Ex 23,30; Dtn 29,17 jeweils ΓΠΒ qal und Gen 51,52 ГПВ hi. Das Nomen „Gewimmel" in Gen 1,20; 7,21 sowie Lev 5,2; 22,5 und 10 Belege in Lev 11; nichtpriesterschriftlich in Dtn 14,19; das Veit) "рю „wimmeln" in Gen 1,20.21; 7,21; 8,17; 9,7; Ex 1,7 sowie 5 Belege in Lev 11; nichtpriesterschriftlich in Ex 7,28; Ez 47,9; Ps 105,30. Diese Feststellung gilt unabhängig davon, ob V. 7 einen für den Aufbau von Ρ maßgeblichen Einschnitt zwischen Gen 1,1 bis Ex 1,7 und Ex 1,13 bis Dtn 34,9 markiert (P. Weimar; E. Zenger), oder ob mit V. 7 innerhalb des mit Abraham eröffneten „Israel-Kreises" (О. H. Steck) bzw. innerhalb der vierteiligen Ρ (J. Wellhausen) der (Unter-)Abschnitt der Mosezeit beginnt. Zur Diskussion vgl. nurP. WEIMAR, Untersuchungen, 25ff, 41ff; ders., BN 23, 85ff, 156ff u.ö.; E. ZENGER, Gottes Bogen, 38, 137; О. H. STECK, FS Koch, 305-308. Mit О. H. STECK, FS Koch, 305-308 ist V. 7b von der Landverheißung zu unterscheiden: „Ex 1,7b hat nicht Israel zum Subjekt, sondern das Land, und zwar Ägypten, und bekräftigt nur die Erfüllung der Mehrungsverheißung" (a.a.O., 307). Gegen C. LEVIN, Jahwist, 315. Vgl. (statt vieler) W. H. SCHMIDT, Exodus, 15f. Dort auch zu möglichen Erweiterungen in V. 14. Die Aussage von E. BLUM, Studien, 240, die „eindringlich formulierten Verse l,13f. fügen sich mit den vorausgehenden Angaben zu einer erzählerischen Klimax", beschreibt hingegen nur einen Aspekt des Iiterarkritischen Sachverhalts.
354
Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
ihren jeweiligen ursprünglichen literarischen Kontext typische Vokabular: Während V. l l f in der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung in 2,11 ( п Ь э о „Fronarbeit") und 3,7 (Π3Ϊ7 Π pi. „bedrücken" in V. l l f ; vgl. "OS? „Leiden" in 3,7) vorausgesetzt wird, fuhrt V. 13f mit dem Ausdruck ГПЗУ „Frondienst" das Leitwort der priesterschriftlichen Darstellung der Unterdrückung Israels in Ägypten ein (vgl. l,14[3x]; 2,23[2x]; 6,6.9). Auch findet sich "13S7 hi. „zur Arbeit zwingen" im Pentateuch außer in V. 13 nur noch in 6,5 (P). Hinzu kommt der schlechte Übergang von V. 14 zum Beschluß des Pharaos in V. 15, die Hebammen zur Tötung der männlichen Neugeborenen zu verpflichten. Er kommt nach V. 13f völlig unvermittelt, da über Erfolg oder Mißerfolg der verordneten Zwangsmaßnahmen nichts verlautet. V. 15 schließt aber gut an V. 12 an, insofern die Vermehrung der Israeliten und das Grauen der Ägypter vor den Israeliten als Motiv fur die Entscheidung des Pharaos zu gelten haben. Andererseits bietet V. 13f einen guten Anschluß an Ρ in 1,7 und bildet einen fortlaufenden Zusammenhang mit der priesterschriftlichen Darstellung in 2,23aß-25; 6,2ff. V. 13f gehört somit zu P. Der Befund, daß in V. l l f und V. 13f Dubletten vorliegen, bestätigt im übrigen die in der bisherigen Analyse gewonnene Einsicht von zwei ursprünglich selbständigen Erzählfäden in Kap. 1-14(15). Problematisch ist indessen die literarhistorische Einordnung der Aufzählung der Israelsöhne in 1,1-5. Die Liste der Namen in V. 2 - 4 entspricht mit Ausnahme der kontextbedingten Sonderstellung von Josephs Nennung der zumeist Ρ zugeschriebenen Aufstellung in Gen 35,22b-26 (Vorreihung der Rahel-Magd Bilha). Der historisierende Rahmen in V. 1.5 erinnert hingegen deutlich an die nachpriesterschriftliche Genealogie in Gen 46,8ff (vgl. Gen 46,8; V. 5 mit Gen 46,20.26f). Deutet sich mit dieser Beobachtung bereits eine nachpriesterschriftliche Herkunft des Abschnitts an, so kommt hinzu, daß es nur schwer zu erklären ist, weshalb innerhalb von Ρ der Abschnitt Gen 35,22b-26 nur wenig später wiederholt werden sollte21. Ferner ist ein Bedeutungswechsel von bx~IEP "03 „Söhne Israels" in V. la und V. 7.13f festzustellen. Während Ρ in V. 7.13f wie auch sonst mit dem Ausdruck die Israeliten bezeichnet, sind in V. la eindeutig die Söhne Israels = Jakobs gemeint. Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Obwohl Ρ die Umbenennung Jakobs in Israel mitteilt (Gen 35,10), gebraucht diese Quellenschrift weiterhin den Namen Jakob, und zwar auch in der parallelen Auflistung der Söhne in 35,22b-26 (im unmittelbaren Anschluß an Gen 35,10 (!); vgl. ferner 46,6; 47,28; 49,1.33). Die Bezeichnung der Söhne des Patriarchen als ЬКПК?-1 "03 „Söhne Israels" findet sich auch nicht in den sekundären Passagen von P22, sondern nur noch in (we21
22
Nach der üblichen Abgrenzung von Ρ liegen zwischen Gen 35,22b-26 und Ex 1,1 ursprünglich ungefähr 25 Verse. Gen 46,8 gehört nicht mehr in den Zusammenhang einer ehemals selbständigen priesterschriftlichen Quelle. Vgl. bereits A. KUENEN, Einleitung I, 313 (anders jetzt wieder L. SCHMIDT, Josephsgeschichte, 196, der die Liste in Gen 46,8-27 auf P s zurückführt). Unabhängig von der literarhistorischen Zuordnung gilt aber, daß in 46,8 mit bx~iEP ЧЗ nicht die leiblichen Söhne
Der priesterschriftliche Text
355
nigen) nichtpriesterschriftlichen Texten (Gen 42,5; 45,21; 46,5)23. Schließlich würde nach priesterschriftlicher Auffassung der Wechsel von „Israels Söhnen" in V. 1 zu den „Israeliten" in V. 7.13f die Volkwerdung und einen Zeitraum von 430 Jahren (vgl. 12,40f) beschreiben. Kenntlich gemacht wird dies im vorliegenden Textzusammenhang allenfalls durch die nichtpriesterschriftliche Nachricht in V. 6 über das Aussterben der Generation der Jakobsöhne24. Nimmt man diese Beobachtungen zusammen, so sind die V. 1-5 zwar von Ρ abhängig, gehen aber auf einen anderen, d.h. nachpriesterschriftlichen Verfasser zurück25. Gegen den Vorschlag, 1,1-5 Ρ abzusprechen, ist jedoch der Einwand erhoben worden, daß V. 7 in einer ehedem selbständigen Quellenschrift unmöglich einen Abschnitt eröffnet habe, vielmehr selbst einer Einleitung bedürfe26. Dabei könne es sich nur um den Abschnitt 1,1-5 handeln, dessen Differenzen zu V. 7 sich mit einer genauen Bestimmung des Anteils von Ρ an der Formulierung von 1,1-5 erklären ließen. So ist nach Т. C. Vriezen der historisierende Rahmen in V. laß (П0"Н20 •"'КЗП „die nach Ägypten kamen") und V. Ib.5a die Zutat eines späten Redaktors, der eine einfache Genealogie auf die Situation der Auswanderung Jakobs nach Ägypten umgearbeitet hat. Den ursprünglichen Auftakt der priesterschriftlichen Exoduserzählung habe eine Liste der Söhne gebildet (V. 2-4), wobei in Übereinstimmung mit Gen 35,22b-26 Joseph zwischen Sebulon und Benjamin aufgeführt worden sei. In Analogie zu Gen 25,13a ТТЛ) und V. 26 „da starb Joseph, 110 Jahre alt" (Β·*® ЮУ1 nXD~p ""рт nDTl) einander angeglichen hat, um so den Nachtrag Gen 50,23.24-26 zu verklammern. Vgl. E. BLUM, a.a.O., 364 Anm. 14. Allerdings sind die Unterschiede nicht so gravierend, daß eine priesterschriftliche Herkunft auch der vorliegenden Textgestalt des Teilverses von vornherein auszuschließen ist. Zu Π KD im st. abs. vgl. Gen 23,1 (P); zum nachgestellten Plur. D^JtS vgl. Gen 17,1 (P); einleitendes TPI „und er lebte" vor Altersangaben (vgl. Gen 47,28 P) findet sich im Pentateuch nur bei P. MitC. LEVIN, Jahwist, 316. Vgl. Num 26,29; par. Jos 17,1 mit Jdc 5,14 und hierzu C. WESTERMANN, Genesis III, 235.
Der nichtpriesterschiiftliche Text
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Ein weiterer Nachtrag liegt in Gen 50,24-26 vor. Der Abschnitt, der allem Anschein nach nicht auf den Verfasser von Gen 50,23 zurückgeht, berichtet Josephs letzte Worte an seine Brüder und notiert Tod, Lebensalter und (vorläufige) Bestattung Josephs. Seine literarische Einheitlichkeit wird kontrovers diskutiert: Als Nachtrag dtr Provenienz gilt zunächst die Wendung Ϊ73Ε73 З р у Ь т рП2гЬ 0 Γ Γ Ί 3 ί 0 „in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat" in Gen 50,24bßy. Doch die Streichung der Zielangabe der verheißenen Herauffiihrung ist kaum zu begründen und offensichtlich ursprünglich allein durch die Zuschreibung des Verses an eine vordtr Quellenschrift Ε veranlaßt46. Das ist aber schon deswegen wenig wahrscheinlich, weil der Vorgriff auf den Exodus in Gen 50,24ba mit der figura etymologica "TpQ"1 4 p S ОТгЬк ПЭЛК ,ßlohim wird sich ganz gewiß eurer annehmen" deutlich die herkömmlich J zugewiesene Formulierung von Ex 3,16b ОЭГ1К ">mpQ "TpQ „ich [sc. Jahwe] werde mich eurer ganz gewiß annehmen" vorwegnimmt47. Andererseits spricht gegen die Aussonderung des Patriarchenschwurs in Gen 50,24bßy der klare Aufbau, der sich in Gen 50,24-26a durch die chiastische Entsprechung der wesentlichen Aussageelemente ergibt und den eine Streichung von V. 24bßy zerstören würde48: v. 24
sterben/annehmen
П т / Т р Е Р npQ + п Ь у /УЗЮш.
+ herauffuhren/schwören v. 25.26a schwören/annehmen
XJ3K7 hl. / "IpEP "IpD + п Ь г / ΠΊΠ.
+ herauffiihren/sterben
Aufbau und Formulierung von Gen 50,24-26(a), die „zweifellos in erster Linie ein Hinweis auf den intendierten Zusammenhang zwischen Selbstverpflichtung Gottes und Selbstverpflichtung der Israeliten, zwischen von Gott erfahrener ,Herauffiihrung' und der ,Herauffiihrung' Josephs durch sie selbst [sind]"49, sprechen nun auch entschieden gegen den Vorschlag, V. 24 von V. 25 zu trennen: Zuweilen wird die zweifache Erwähnung von Gottes Zuwendung als problematisch empfunden 50 . Doch ihre Funktionen als Inhalt der Verheißung und als Bedingung des Handelns der Israeliten sind zu unterscheiden, womit sich die zweifache Erwähnung hinreichend mit dem genannten Zusammenhang von Selbstverpflichtung Gottes und deijenigen der Israeliten erklärt. Als weiteres literarkritisches Argument für die Trennung von V. 24 und V. 25 wird sodann die unter46
Vgl. nur L. RUPPERT, Josephserzählung, 200f.
47
Vgl. R. KESSLER, Querverweise, 189f.
48
So mit N. LOHFINK, Landverheißung, 23 Anm. 43. Vgl. auch E. BLUM, Komposition, 256. E. BLUM, Komposition, 256 (dort wohl noch von der literarischen Zusammengehörigkeit dieser Aussage ausgehend, während jetzt nach ders., Studien, 363 V. 25 als eine „bewußte Aufnahme des vorgegebenen V. 24" gilt). Vgl. v.a. H.-C. SCHMITT, Josephsgeschichte, 79 (anders jetzt ders., FS Brekelmans, 393); P.
49
50
WEIMAR, M e e r w u n d e r e r z ä h l u n g , 116 Anm. 18; N . KEBEKUS, Joseferzählung, 225.
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Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
schiedliche Bezeichnung der Adressaten von Josephs Worten angeführt51. Doch der beanstandete Wechsel von „seinen Brüdern" (ΤΠΚ; V. 24aa) zu den „Israeliten" (bit~IEP "03; V. 25aß) des vorliegenden Textzusammenhangs ist sachgemäß. Denn einerseits entspricht es der geschilderten Redesituation sowie dem Gesamtduktus der vorliegenden Josephserzählung, daß sich die letzten Worte Josephs explizit an seine Brüder richten. Andererseits ist die Ankündigung der Heraufführung der „Brüder" in das den Vätern zugeschworene Land, also die Vorankündigung von Exodus und Landnahme „nur dann sinnvoll ..., wenn unter den ,Brüdern' Josephs die .Israeliten' von V. 25, in denen die zukünftigen Generationen einbezogen sind, gemeint sind"52. Sodann lassen sich auch V. 25 und V. 26 nicht verschiedenen Händen zuweisen. Beide Verse gehören eng zusammen, da der Schwur, Josephs Gebeine bei der Herauffuhrung aus Ägypten mitzuführen (V. 25), bedingt, daß nach Josephs Tod (V. 26a) der Leichnam auf dem langen Wüstenzug in irgend etwas transportiert werden kann und zuvor nach dem Vorbild Jakobs (vgl. 50,2f) entsprechend präpariert wird (V. 26b)53. Bedenkt man schließlich, daß Gen 50,24 einerseits auf eine Notiz vom Tode Josephs hin angelegt ist und daß andererseits Ex 1,6 nur schlecht an Gen 50,24 anschließt, so spricht auch die Geschlossenheit von Gen 50,25f für die Annahme der literarischen Einheitlichkeit von Gen 50,24-26. Damit ergibt sich ein zweifacher Befund. Zum einen ist deutlich geworden, daß der Notiz über Josephs Tod in Gen 50,26 gegenüber ihrer Parallele in Ex 1,6 die literarhistorische Priorität zukommt. Die Wiederaufnahme in Ex 1,6 hängt demnach an der Einfügung der nachpriesterschriftlichen Genealogie in Ex 1,1-5, die im vorliegenden Textzusammenhang die Abfolge vom Tode Josephs und der Inthronisation eines neuen ägyptischen Herrschers unterbricht und dadurch eine 51
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53
Vgl. außer den in der vorherigen Ашп. genannten Autoren noch H. SEEBASS, Zeit, 62 mit Anm. 116, der wie H.-C. Schmitt (Josephsgeschichte) und N. Kebekus V. 24 für jünger als V. 25 hält (die als dtr erkannte Wendung von V. 24bßY gilt dann selbstverständlich nicht als Nachtrag), sowie E. BLUM, Studien, 364 (anders noch ders., Komposition, 256 mit Anm. 80), der für die Frage der literaikritischen Schichtung in Gen 50,22-26 nur auf P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 116 Anm. 18 verweist. Beide halten V. 25 fur den jüngeren Nachtrag. H.-C. SCHMITT, FS Brekelmans, 393. Vgl. auch E. BLUM, Komposition, 256 Anm. 80. Anders jetzt mit Nachdruck N. KEBEKUS, Josefserzählung, 225 mit Anm. 42, 226f mit Anm. 48. Er begründet die Priorität von V. 25 damit, daß die „Israeliten" besser in den Kontext passen, und grenzt sich hierin von P. WEIMAR, Meerwundererzählung, 116 Anm. 18 ab, der V. 24 wegen der seiner Ansicht nach kontextgemäßeren Erwähnung der „Brüder" die Priorität zuspricht. Mit H. SEEBASS, Zeit, 89f Anm. 46 gegen H.-C. SCHMITT, Josephsgeschichte, 78-81, der sich diese Kritik jetzt in ders., FS Brekelmans, 392f mit Anm. 13 zu eigen gemacht hat., sowie gegen D. M. CARR, Reading, 109f, 1167f mit Anm. 40, wonach V. 24f zu einer Bearbeitung der nichtpriesterschriftlichen Erzählung, V. 22f.26a zu Ρ und V. 26b zu R gehört. Die darüber hinaus manchmal vertretene Abtrennung der Todesnotiz „da starb Joseph" г р Т ПП"П in V. 26aa vom Rest des Verses läßt sich schlichtweg nicht begründen. Sie verdankt sich allein dem Umstand, daß der Inhalt von V. 26aa in einer postulierten Schicht des Textes, die für älter als V. 24f.26b gehalten wird, fehlen würde. So u.a. bei C. WESTERMANN, Genesis III, 235 (Gen 50,14.22.23.26aa); C. LEVIN, Jahwist, 307fif (Gen 50,14*.26a "03 durch Ρ ist dies vor allem die Einbindung der rekonstruierten Vorlage in ihren ursprünglichen Kontext So gilt P. Weimars Hypothese einer von P° verwendeten Darstellung der Urgeschichte, der Väterzeit und des Exodus (P. WEIMAR, Untersuchungen, 246ff и.о.; ders., Meerwundererzählung, 186fF; ders., ZAW 107, 1-17, 196-214) weithin als „ganz unsicher" (R. SMEND, Entstehung, 53) und hat sich auch in der hier vorgelegten Analyse des priesterschriftlichen Anteils an Ex 1-14(15) nicht bewährt. Die Zuschreibung von J. VAN SETERS, Life, 20 an J setzt eine erfolgreiche Widerlegung der These einer ehemals selbständigen Quellenschrift Ρ voraus. Vgl. hierzu E. BLUM, Studien, 239 Anm. 39; ders., ThWAT VII, 305f; ferner W. H. SCHMIDT, Exodus, l l f . W. H. Schmidt selbst hält 1D25JO für sekundär und beschränkt die Einwirkung der nichtpriesterschriftlichen Darstellung in diesem Fall auf Rp. Gegen E. BLUM, a.a.O., 305f bietet auch die behauptete Einflußnahme von V. 9.20 auf Ρ keine Erklärung für das Fehlen der Verbindung von ГПВ und Π3~ι, so daß dieser Gesichtspunkt kein Argument für die Priorität der nichtpriesterschriftlichen Belege der Wurzel В2Ш in Kap. 1 ergibt.
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scheinlich. Andererseits ist der Topos der Volkwerdung Israels mit der Wurzel ПЗУ sonst nur noch in den späteren Texten Gen 18,18"; Num 14,12 (Mose); 22,6; Dtn 9,14 (Mose); 26,5 belegt78, und die Mehrzahl der Belege für den Ausdruck DlSy „stark, mächtig" aus V. 9 gehört ebenfalls in die exilisch-nachexilische Zeit79. Daß der Gebrauch der Wurzel D2£17 in der Schilderung der Volkwerdung in den V. 7.9.20b ursächlich auf Ρ zurückgeht, kann daher nicht a priori ausgeschlossen werden. Sodann fugt sich auch der auffällige Gebrauch von DOn hit. „sich als klug erweisen" in V. 10 gut in die hier vertretene späte Ansetzung von Ex 1,8-10 ein. Das Hitpael von ПЭП ist im AT nur noch in Koh 7,16 (vgl. auch Sir 10,26) belegt. Im Pentateuch und in der erzählenden Literatur des AT kommt das Verb ОЭП sonst nur noch zweimal im Qal vor, und zwar im Moselied in Dtn 32,29 sowie in 1 Reg 5,11, einem spätdtr Zusatz zur Darstellung der überragenden Weisheit Salomos in 1 Reg 5,9-14 80 . Für die im AT ungleich häufiger bezeugten Derivate lassen sich in der Exoduserzählung nur die von Ρ in 7,11 erwähnten 0"Ό3Π „Weisen" des Pharaos anfuhren. Die restlichen Erwähnungen im Exodusbuch stehen im Zusammenhang der priesterschriftlichen Anweisungen zum Bau der Stiftshütte (28,3 и.о.). Aus dem weiteren Kontext von V. 10 ist schließlich noch der Gebrauch von ОЭП „weise" in Gen 41,8.33.39 zu nennen. Diese Belege, die ebenfalls eher jüngerer Herkunft sind81, bilden vielleicht sogar den unmittelbaren Anlaß für die auffällige Formulierung von V. 10: Der Pharao, der Joseph nicht kannte (V. 8), wird mit seinem Vorhaben, sich als klug zu erweisen, Joseph pointiert gegenübergestellt. Während sich Joseph aber tatsächlich als politisch umsichtig handelnder Ratgeber (zum Wohle Ägyptens!) bewährt, zeigt der weitere Verlauf der Exoduserzählung das völlige Scheitern der Politik des Pharaos. Andererseits stellt selbst die für eine jahwistische Herkunft häufig angeführte Formulierung der mit ПЗП „auf, wohlan" eingeleiteten Selbstaufforderung in V. 1082 kein Argument gegen eine nachpriesterschriftliche Einordnung von Ex 1,877
V g l . h i e r z u C. LEVIN, Jahwist, 1 7 0 s o w i e M . KÖCKERT, Vätergott, 180FF z u 18,19.
78
Vergleichbar ist noch die Aufforderung Abimelechs, Isaak möge das Gebiet von Gerar verlassen, da er stärker als die Philister geworden sei (4XD "ODD nD3S"O 13D57D ~]b; Gen 26,16). Im vorliegenden Textzusammenhang von Vätergeschichte und Exoduserzählung kann man erwägen, ob hier eine vorwegnehmende Anspielung auf den Exodus mitklingt (D25J in Ex 1,7). Für den Grundbestand der Episoden um Isaak und Abimelech, sollte der Passus von Isaaks Reichtum und dem Neid der Philister überhaupt dazugehören (so etwa E. BLUM, Komposition, 301ff; anders zuletzt C. LEVIN, Jahwist, 201 mit Bezug auf M. NOTH, ÜP 115 ANM. 303), gilt dies m.E. noch nicht. Ausnahmen sind Am 5,12; Jes 8,7. Vgl. auch N. LOHFINK, ThWAT VI, 311.
79 80
Z u r A n a l y s e v g l . P. SÄRKIÖ, W e i s h e i t , 5 6 - 6 1 .
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Die im Unterschied zu Ex 1,8-10 meist zu Ε gezählten Belege (vgl. zuletzt L. SCHMIDT, Josephsgeschichte, 232fi) gehören nicht zur ursprünglichen Josephserzählung, sondern gehen auf deren spätere Bearbeitung zurück. So u.a. H.-C. SCHMITT, Josephsgeschichte, 35ff, 197; W. DIETRICH, Josephserzählung, 30ff; C. LEVIN, Jahwist, 285ff, der hier sogar nachendredaktionelle Zusätze vermutet. Vgl. (statt vieler) W. H. SCHMIDT, Exodus, 21 und auch C. LEVIN, Jahwist, 313.
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Der nichtpriesterschriftliche Text
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10 dar. Zwar werden die übrigen alttestamentlichen Belege für ПЭГГ in der Bedeutung „auf, wohlan" in Gen 1 l,3f.7; 38,16 herkömmlich J zugeschrieben83, doch zumindest für Gen 38,16 ist dies ausgeschlossen. Gegen J spricht hier schon die kompositorische Sonderstellung von Gen 3884. Ferner hat T. Krüger auf ein mit der Erzählung über Juda und Tamar intendiertes Nachdenken über grundlegende ethische Fragestellungen aufmerksam gemacht, das deutlich eine nachexilische Prägung zu erkennen gibt85: Bestimmend ist der Konflikt zwischen einer verpflichtenden Orientierung an den im „Gesetz" vorgegebenen ethischen Normen und den konkreten Erfordernissen verantwortungsvollen Handelns in einer komplexen und ethisch indifferenten Situation. Dieser Konflikt wird im Hinblick auf die nachexilische Mischehendiskussion und frühestens in exilischer Zeit erfolgte Normierungen dargelegt86. Es sind dies insbesondere die unter dtr Einfluß eingetragenen Bestimmungen zur Leviratsehe in Dtn 25,5—1087 Schon der Befund zu Gen 38 widerrät demnach, ΓΠΠ in der Bedeutung „auf, wohlan" als Spezifikum einer jahwistischen Quellenschrift anzuführen. Was die Belege in Gen ll,3f.7 anbelangt, so kommt hinzu, daß sich auch für den nichtpriesterschriftlichen Anteil am Übergang von der Ur- zur Vätergeschichte in Gen 9,18-11,31* die Stimmen für die Annahme einer späten Abfassungszeit mehren88. Damit läßt sich für den gesamten nichtpriesterschriftlichen Textbestand in Ex 1,1-10 eine nachpriesterschriftliche Herkunft wahrscheinlich machen: Ex 1,6 und die von Ρ abhängige Genealogie in Ex 1,1-5 stehen im Zusammenhang der Büchertrennung. Ex 1,8-10 geht wie Gen 50,24-26 auf die Endredaktion zurück und
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M. NOTH, ÜP, 29ff. Vgl. dazu (mit unterschiedlicher literarhistorischer Bewertung des Befundes) nach R. SMEND, Erzählung, 92f u.a H.-C. SCHMITT, Josephsgeschichte, 87-89 Anm. 390; R. ALTER, Art, lOf; E. BLUM, Komposition, 224-227. T . KRÜGER, F S B a l t z e r , 2 0 5 - 2 2 6 . V g l . a u c h H . - C . SCHMITT, F S B r e k e l m a n s , 3 9 I M 0 5 .
Vgl. T. KRÜGER, FS Baltzer, 21 lf, 224 sowie (mit Nachdruck) H.-C. SCHMITT, FS Brekelmans, 4 0 0 , 4 0 2 .
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Vgl. ebd.; ferner C. LEVIN, Jahwist, 271; zu Dtn 25,5-10 und zur literarhistorischen Verortung der sog. Ältestengesetze in Dtn 21,18-21; 22,13-21; 25,5-10 vgl. J. C. GERTZ, Gerichtsorganisation, 173-225; zur Kritik an der verbreiteten Ansicht, Dtn 25,5-10 sei eine Abschwächung älteren Gewohnheitsrechts, wie es in Gen 38 und im Buch Ruth vorliege, vgl. a.a.O., 202fF. Die dort vor allem mit Blick auf die Vorgeschichte von Dtn 25,5-10 getroffene Feststellung, daß zwischen Gen 38; Dtn 25; Ruth keine literarische Beziehung nachweisbar sei, läßt sich jedoch nicht aufrechterhalten. Das zeigen allein - macht man sich von der Voraussetzung frei, daß Gen 38 J zuzuschreiben und entsprechend früh zu datieren ist - die terminologischen und sachlichen Übereinstimmungen von Gen 38,8 (und 38,14.26) mit Dtn 25,5f sowie der deutlich rezipierende Charakter von Gen 38. Vgl. H.-C. SCHMITT, FS Brekelmans, 402ff sowie G. BRAULIK, HBS 10, 105£f (zu Ruth und Dtn 25,5-10). Nach M. WITTE, Urgeschichte handelt es sich um eine endredaktionelle Komposition (vgl. J. BLENKINSOPP, Pentateuch, 31-97, bes. 90f). Allerdings wird man in Gen 11-19 literarkritisch zu differenzieren haben. So rechnet C. UEHLINGER, Weltreich, 305ff die Belege in 11,4.7 zur vorpriesterschriftlichen Grundschicht der Erzählung.
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stellt unter Einbeziehung der priesterschriftlichen Mehrungsnotiz in Ex 1,7 die Überleitung von der Väter- und Josephsgeschichte zur Exoduserzählung dar. Von der Überleitung in Gen 50,24-26; Ex 1,7-10 ist der Hauptbestand der folgenden nichtpriesterschriftlichen Darstellung von Israels Elend und Moses Anfängen in Ex 1,11-2,22 literarhistorisch zu unterscheiden. Indizien für diese Annahme sind - in Anlehnung an die ältere Aufteilung des Textes auf J und E89 zunächst die Pluralform 1D"4£?',T „sie setzten ein" sowie eine von V. 9f abweichende Wortwahl in V. 1 lf: Im vorliegenden Textzusammenhang schildert V. 1 la die Umsetzung des nach V. 10 vom ägyptischen Herrscher gefaßten Plans, gegen die weitere Vermehrung der Israeliten vorzugehen. Entsprechend ist in V. I I a statt des textgeschichtlich zweifellos ursprünglichen Plur. mit der LXX eine sing. Verbform zu erwarten, zumal die Einsetzung von „Fronaufsehern" nach der Vorstellung der weiteren Erzählung unmittelbar dem Souverän obliegt (vgl. 5,6 R). Des weiteren gebraucht V. 12 für die Schilderung des Wachstums der Israeliten die Verben ПЭ~1 „zahlreich werden" und f "IS „sich ausbreiten" und greift damit anders als Ρ in V. 7 und die Endredaktion in V. 9.20b nicht auf die Vorstellung eines zahlreichen und mächtigen Volkes (D12tS71 3~l in V. 9; vgl. ÜSS7 + Γ Π Ί in V. 7.20b) zurück. Schließlich werden die für den Frondienst verantwortlichen Amtsträger nur in 1,11 als •"'DD "» IB7 bezeichnet, während die Texte, die wie 1,810 vermutlich der Endredaktion zuzuweisen sind, nur von D",tö33 (3,7*; 5,6.10; 5,13f) und •"HDE7 (5,6.10.14f.l9) sprechen. Nun ließe sich zwar der Gebrauch des Plur. in V. I I a mit W. H. Schmidt „zur Not durch die 1. Ps. pl. (,uns') rechtfertigen, die der König in 9f. benutzt"90. Doch auch fur W. H. Schmidt deuten die „Unebenheiten" zwischen V. 10 und V. 11 daraufhin, daß hier sicher nicht zwischen Quellen, wohl aber zwischen ,,historische[m] Kern der Erzählung" (V. 11) und der Einbindung in den Zusammenhang der (jahwistischen) Gesamterzählung (V. 10) zu unterscheiden ist91. Dem ist insbesondere hinsichtlich der Ablehnung einer Quellenscheidung in V. 8-12 zuzustimmen92. Nach dem hier vorgetragenen Verständnis von Gen 50,24-26; Ex 1,(7.)8-10 gehen die skizzierten Unebenheiten allerdings nicht auf einen als überlieferungsgeschichtliches Wachstum zu beschreibenden Prozeß zurück. Sie sind vielmehr redaktionsgeschichtlich mit der Unterscheidung einer endredaktionellen Überleitung und der ihr vorgegebenen Exoduserzählung zu erklären. Dem entspricht, daß die Überleitung in V. 9f Ρ vo89
90 91 92
J. WELLHAUSEN, Composition, 69; В. BAENTSCH, Exodus, If; H. GRESSMANN, Mose, 1 Anm.l; für die Einheitlichkeit dagegen: A. JÜLICHER, Quellen, 7; M. NOTH, ÜP, 31; W. H. SCHMIDT, Exodus, 13; B. S. CHILDS, Exodus, 7. W. H. SCHMIDT, Exodus, 4 Textanm. 1 la; vgl. schon A. JÜLICHER, Quellen, 7. W. H. SCHMIDT, Exodus, 14. Gegen die Aufteilung von 1,8-12 auf Quellenschriften spricht schon die Korrespondenz, die im vorliegenden Textzusammenhang zwischen ПЗ~Р~|Е „damit sie nicht (noch) zahlreich(er) werden" in V. 10 und П Э Т ρ „so wurden sie zahlreicher" in V. 12 besteht. Beide Formulierungen sind nicht unabhängig voneinander entstanden. Nach der vorliegenden Analyse hat die Endredaktion V. 10 im Hinblick auf V. 12 gestaltet
Der lüchtpriesterschrffiliche Text
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raussetzt, während es sich bei V. l l f eindeutig um eine Dublette zu Ρ in V. 13f handelt. Folgende Überlegung kommt hinzu: Im Anschluß an die Notiz über die Einfuhrung der Fronpflicht der Israeliten erwähnt die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung den Auftrag des ägyptischen Königs an zwei namentlich genannte Hebammen, die männlichen Neugeborenen der Israeliten zu töten (1,15-21). Der Anschlag mißlingt, worauf der Pharao seinem Volk befiehlt, die Söhne, die den Israeliten geboren werden, im Nil zu ertränken (1,22). Es folgen Moses Geburt, seine Aussetzung und seine Rettung. Im vorliegenden Textzusammenhang wird auf diese Weise zum einen die zunehmende Verschärfung der Maßnahmen gegen das Anwachsen der Israeliten bis hin zur offenen Brutalität dargestellt. Zum anderen wird eine erzählerische Bewegung vom Schicksal des Volkes hin zum exemplarischen Einzelschicksal erkennbar. Doch schon E. Meyer und H. Greßmann haben zu Recht darauf hingewiesen, daß Frondienst und Tötung der männlichen Neugeborenen im Grunde genommen unvereinbar sind: „Einem Könige, der für seine Bauten viele Sklaven braucht, muß die Erhaltung des Menschenmaterials die Hauptsache sein. Besonderen Wert aber muß er auf zahlreichen Nachwuchs legen; der Gedanke, die Sklavenkinder zu beseitigen, kann ihm gar nicht kommen." 93 Die Verbindung der beiden Motive ist also rein äußerlich und gehört offensichtlich einem späteren Stadium der Ausformung der Erzählung an. Das zeigt auch der sprachlich etwas unausgeglichene Übergang vom Frondienst zum Kindermord in V. 12b, der in der Bezeichnung der Unterdrückten vom kollektiven Sing, in V. 11.12a in den Plur. „die Israeliten" übergeht94. Sodann ist die Hebammenepisode offensichtlich unselbständig und ihrer inneren Logik nach auf die Fortsetzung in dem allgemeinen Tötungsbefehl in 1,22 hin angelegt95. Dieser wiederum hat einzig und allein die Funktion, die Verzweiflungstat der Mutter Moses zu motivieren, ihren erstgeborenen und wohlgestalteten (!) Sohn auszusetzen. Das Motiv des Kindermordes dient demnach ausschließlich zur Einfuhrung Moses, was sich auch daran zeigt, daß der Befehl aus 1,22 und seine Ausführung im weiteren Verlauf der Erzählung keine Rolle mehr spielen. Bekanntlich hat H. Greßmann aufgrund dieses Befundes den ansprechenden Vorschlag gemacht, daß nach einer ursprünglichen Exposition der Geburtssage der Pharao durch Traum oder Weissagung von der bevorstehenden Geburt eines israelitischen Knaben erfahren habe, in dem ihm ein gefahrlicher Gegner heranwachsen werde. Allein deswegen habe er nach diesem Zusammenhang befohlen, die männlichen Neugeborenen der
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H. GRESSMANN, Mose, 3. Vgl. E. MEYER, Israeliten, 43. Vorangegangen ist beiden B. BAENTSCH, Exodus, 8. Das Problem illustriert Josephus: Die Ägypter töten nur die israelitischen Knaben, da sie die Mädchen mit Sklaven verheiraten möchten, so daß deren Kinder dann als Dienstpersonal zur Verfügung stehen (Ant II, 9). Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 14, der für V. 12b die Möglichkeit eines redaktionellen Zusatzes erwägt. So mit H. GRESSMANNN, Mose, 2f.
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Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
Israeliten zu töten (vgl. Josephus, Ant Π, 9; TPsJ zu Ex 1Д5)96. Wie dem auch sei, fest steht, daß die Verbindung von Frondienst und Kindermord auf überlieferungsgeschichtlicher Ebene und vermutlich sogar literarisch sekundär ist. Offenkundig ist ferner, daß im Zusammenhang der Exoduserzählung von beiden Motiven dasjenige der Fronpflicht Israels in Ägypten besser eingepaßt ist. Das zeigen die erwähnte lexematische Aufnahme von V. 11 in Jahwes Erhörungszusage in 3,7 sowie die sehr lockere Einbindung der Geburtssage und des Motivs des Kindermordes in den weiteren Kontext und schließlich die Konzentration noch der priesterschriftlichen Darstellung auf die Fronarbeit (vgl. l,13f; 2,23aßb; 6,6f). Der Zusammenhang von Kindermord und Geburtssage wird im Zusammenhang der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung dadurch motiviert, daß auf die Notiz über die Fron, die völlig unerwartet zur Mehrung und Ausbreitung der Israeliten führt (V. 11.12a), die Feststellung folgt, die Ägypter hätten deswegen vor den Israeliten Grauen empfunden (V. 12b). Nach V. 8-10 ist nun der Ausgangspunkt der Unterdrückung die in V. 7 konstatierte Erfüllung der Mehrungsverheißung an die Patriarchen. Der neue ägyptische Herrscher muß erkennen, daß Israel ein (zu) starkes und mächtiges Volk geworden ist, und er befiehlt deswegen eine Reihe von Gegenmaßnahmen, die schließlich zum Kindermord führen. Damit setzen die V. 8-10 bereits eindeutig die (sekundäre) Verbindung von Frondienst und Kindermord voraus - wobei die Durchführung des Knabenmordes natürlich wenig zweckdienlich ist, eine Zunahme der Israeliten zu verhindern, da ein derartiges Vorhaben ungleich effektiver bei den gebärfahigen Frauen einsetzt97. Darüber hinaus fügen die Verse aber auch den Gesichtspunkt hinzu, daß die Politik des Pharaos ein Angriff auf die Erfüllung der Mehrungsverheißung ist98. Diese Deutung der Unterdrückung Israels in Ägypten klingt lediglich in der sekundären Notiz in 1,20b und vielleicht noch - als ein in den Augen des Pharaos unerledigtes Problem - in 5,5 (R) an. Der weiteren nichtpriesterschriftlichen Darstellung99 ist sie dagegen ebenso fremd wie P. Auf die Darstellung der Einführung der Fronpflicht für die Israeliten in V. 1 lf ist mit l,15-2,23aa*; 4,19(20a.24-26?) ursprünglich eine Reihe lebensvoller und stoffreicher Einzelschilderungen gefolgt, deren verbindendes Gerüst in 1,22; 2,11—15bßi (bis р п п - р п к з ) ; 2,23aa; 4,19 vorliegt. Die Einzelerzählungen sind zum Teil unmittelbar für ihren Kontext innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung formuliert worden, teilweise handelt es sich um vorgegebenes
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Vgl. a.a.O., 5; auch E. MEYER, Israeliten, 46f. Vgl. auch J. С. Ехим, Semeia 28, 68f. Vgl. auch C. HOUTMAN, Exodus I, 221, der den vorliegenden Textzusammenhang von 1,8-22 zutreffend als „Pharaoh's resistance to the fiilfillment of the promises" betitelt. Selbst im vorliegenden Textzusammenhang ist das offenkundige Mißverhältnis von zwei Hebammen und der Feststellung des ägyptischen Herrschers in V. 9f, die Israeliten seien ein so zahlreiches und mächtiges Volk, daß sie den Ägyptern im eigenen Land gefährlich werden könnten, nicht einmal im Ansatz ausgeglichen.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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Gut. Ein Einfluß der Endredaktion ist nur in der Überarbeitung der Hebammenepisode und eventuell noch in 2,23aa zu erkennen. Die Hebammenepisode in 1,15-22 zeigt Spuren literarischer Bearbeitung. Auffällig sind die redundanten Formulierungen zu ihrem Abschluß in V. 20f. Sie bieten zuweilen den Ansatzpunkt für eine Aufteilung der Erzählung auf zwei Quellen 100 , die sich jedoch kaum befriedigend durchführen läßt. Aus diesem Grund wird man eher mit sekundären Eintragungen in V. 20f zu rechnen haben. Da einerseits V. 21b gut an V. 20a anschließt und andererseits V. 21a im Grunde genommen V. 17 unnötig wiederholt, liegt es nahe, die Mehrungszusage in V. 20b als einen Nachtrag zu bewerten, der durch die redaktionelle Klammer in V. 21a eingebunden wurde101. Das Nebeneinander der Verben Π 3 Ί „zahlreich werden" und D2S7 „stark werden" erinnert deutlich an V. 7 (P) und steht im Zusammenhang der endredaktionellen Aufnahme der Mehrungsaussage in V. 9. Für die daraus folgende nachpriesterschriftliche Herkunft des Nachtrags spricht ferner das an priesterschriftlichen Sprachgebrauch erinnernde adverbiale Ч Х П „sehr" (vgl. TOSSTI "TXD ЧК02 in V. 7). Der Grundbestand der Hebammenepisode umfaßt demnach V. 1520a. 21b102. Er berichtet vom Befehl des ägyptischen Königs an die hebräischen Hebammen103, unter der Geburt die männlichen Neugeborenen der Hebräer zu töten. Aus Gottes100
Vgl. (mit unterschiedlichen Zuweisungen) E. MEYER, Israeliten 42f; R. SMEND, Erzählung,
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So im Anschluß an B. BAENTSCH, Exodus, 8. Vgl. auch J. WELLHAUSEN, Composition, 69. Beide rechnen V. 20b wegen seiner (unstrittigen) Verbindung mit V. 9 allerdings zu J. Sieht man von der oben dargelegten Einordnung von V. 8-10 als endredaktionell einmal ab, so bleibt bei dieser Zuweisung problematisch, daß V. 20b im postulierten jahwistischen Textzusammenhang völlig isoliert steht. Für einen späten Eintrag halten V. 20b u.a. P. HEINISCH, Exodus, 37; С. A. SIMPSON, Tradition, 158; vgl. auch E. BLUM, ThWAT VII, 307f. W. H. SCHMIDT, Exodus, 19 erkennt ebenfalls in V. 20b (und V. 21) einen Zusatz der Endredaktion, schränkt diesen aber auf die beiden Schlußworte des Verses (TKD ЮЗУТ „und sie wurden sehr stark") ein. Der Rest des Teilverses gilt dagegen als ursprünglich. Letzteres resultiert aus der Zuweisimg der Hebammenepisode an E. Diese hat jedoch gegen sich, daß die von der Quellenscheidung in 1,8-22 vorausgesetzte Abgrenzung des Grundbestandes der Hebammenepisode als elohistisch gegenüber dem J zugeschriebenen V. 22 unhaltbar ist. S. hierzu im folgenden. C. LEVIN, Jahwist, 320f streicht die „Gottesfurcht der Hebammen" (V. 15b.l6a*[nur ""DK T )]. 17.20b-21) und die „Reaktion des Pharaos" (V. 18-20a.22) als nachendredaktionelle Ergänzungen. Der Grundbestand des Abschnitts umfasse V. 15a 16 (ohne "IDK"1!) und sei eine von J nachgetragene Erklärung für die ursprünglich nicht begründete Aussetzung des Kindes in 2,110*. Hiergegen spricht schon der Befund, daß die von C. Levin ebenfalls auf J zurückgeführten Verweise auf den Kindermord in 2,2b-3*.5aß.6* sich nicht auf die Anweisungen des Pharaos an die Hebammen beziehen, sondern auf den allgemeinen Tötungsbefehl in V. 22. Die Gefahr droht nicht unter der Geburt, sondern erst als die Existenz des Kindes vor seiner Umwelt nicht mehr verheimlicht werden kann. In der alten Streitfrage, ob in V. 15 ägyptische Hebammen der Hebräerinnen gemeint sind oder ob es sich um hebräische Hebammen handelt (vgl. hierzu C. HOUTMAN, Exodus I, 25 lf), sollten die (spärlichen) Hinweise des vorliegenden Textes gegenüber inhaltlichen Erwägungen den Ausschlag geben. Für das Verständnis von ΓΡΊ3ΒΓΙ als adjektivisches Attribut zu „die hebräischen Hebammen" (mit der Vokalisation des MT) sprechen die Namen in V. 15b; gegen das Verständnis von ГТПЗУП als Objekt zu ГпЬтзп „die Hebammen der Hebräerinnen" (womit noch nicht gesagt ist, daß es sich um ägyptische Frauen handelt!) spricht das Fehlen der
120; G. FOHRER, Überlieferung, l l f .
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furcht verweigern sich die Hebammen, worauf es ihnen Gott gut ergehen läßt. Das ist eine in sich geschlossene und abgerundete Erzählung, die gleichwohl deutlich auf ihren vorliegenden Zusammenhang mit Moses Geburtsgeschichte hin formuliert worden ist. So setzt der Befehl des Königs in V. 15 ein Motiv voraus, das in der Erzählung selbst nicht genannt wird104. Desgleichen verlangt die Erzählung eine Fortfuhrung. Zwar beschließt V. 20f* mit der Nachricht darüber, daß Gott es den Hebammen gut ergehen läßt, die Hebammenepisode, und die Hebammen werden dementsprechend auch nicht mehr erwähnt die in V. 15-21 geschilderte Gefahr fur die neugeborenen Knaben ist damit erzählerisch aber noch nicht zu ihrem Abschluß gebracht. Denn das Vorhaben des Königs, sich der männlichen Neugeborenen der Hebräer zu entledigen, ist schwerlich schon mit der (mäßigen) Ausrede der Hebammen über die urtümliche Weise der Niederkunft von Hebräerinnen erledigt. Vielmehr muß der an seinem Vorhaben gehinderte Herrscher „notwendig einen zweiten Versuch machen und von der List zur brutalen Gewalt fortschreiten" 105 . Diesen zweiten Versuch nennt V. 22, der seinerseits die Hebammenepisode voraussetzt. Das zeigt sich schon daran, daß der Bericht über den allgemeinen Tötungsbefehl nur im Fortgang des gescheiterten Versuchs, die Hebammen in das Mordkomplott einzubinden, unausgesprochen lassen kann, wessen neugeborene Knaben eigentlich ertränkt werden sollen (V. 22b)106. In V. 15-21* und V. 22 liegen demnach keine Parallelüberlieferungen vor107. Der allgemeine Tötungsbefehl in V. 22 läßt sich nicht von der Hebammenepisode trennen. Zugleich ist er Überleitung und Exposition zu Moses Geburtssage 2,1-10, insofern er die Aussetzung des Neugeborenen durch seine Mutter begründet108. Da jedoch 2,1
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nota accusative ПК, wie sie auch in V. 16 gebraucht wird. Die dagegen angeführten inhaltlichen Erwägungen (vgl. etwa W. H. SCHMIDT, Exodus, 19f) sind nicht durchschlagend: Daß sich (1.) Hebräerinnen kaum an einem Mordkomplott gegen die eigenen Landsleute beteiligen würden, wird durch den weiteren Verlauf der Erzählung bestätigt, muß aber kein Hinderungsgrund für einen Potentaten sein, einen entsprechenden Befehl zu erlassen; daß (2.) nur Ägypterinnen die Erwiderung in V. 19 überzeugend vorbringen könnten, verkennt den Charakter der Antwort als Notlüge; daß (3.) der Pharao in V. 22 ausdrücklich sein Volk auffordert, die neugeborenen hebräischen Knaben zu töten, besagt über die Nationalität der Hebammen rein gar nichts. Im Zusammenhang mit der Einsetzung der Fronarbeit in V. llf wird dieses Motiv in V. 12b genannt In einer vormaligen Fassung der Geburtsgeschichte Moses mag das Motiv die Ankündigung an den König gewesen sein, daß die Geburt eines hebräischen Knaben bevorstehe, von dem große Gefahr drohe. S.o. S. 371f zu H. Greßmann und E. Meyer. Daß die Erzählung „ohne eigentliche Exposition ... unmittelbar mit der ersten Szene (1,15a. 16*) einsetzt]" (P. WEIMAR, Redaktionsgeschichte, 28) spricht jedenfalls nicht für die Annahme, daß die Hebammenepisode „ursprünglich einmal eine selbständig überlieferte Einzelgeschichte" (so a.a.O., 27) dargestellt habe. So bereits H. GRESSMANN, Mose, 3. Allerdings scheint dieser notwendige zweite Versuch nach H. Greßmann nicht mehr erhalten zu sein. So gelten ihm 1,8-10.15-20 als jahwistisch und I,llf. 22; 2,1-10* als elohistisch. Sam., LXX, T°, TPsJ und T14 ist der Befehl in V. 22 selbst in Verbindung mit V. 15-21 nicht eindeutig genug. Sie fugen hinzu, daß es sich um die neugeborenen Söhne der Hebräer handelt.
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Mit Α DILLMANN, Exodus, 2, 12; B. BAENTSCH, Exodus, 8f; H. HOLZINGER, Exodus, 2. Gegen J. WELLHAUSEN, Composition, 69; Ε. MEYER, Israeliten, 42f; Η. GRESSMANN, Mose, 1 Anm. 1, 2f; G. FOHRER, Überlieferung, 13; W. H. SCHMIDT, Exodus, 20f, 45f.
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Vgl. hierzu I. WILLI-PLEIN, VT 41,113f.
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einen Neueinsatz markiert, der die folgende Erzählung als eine nach vorn geschlossene Einheit erscheinen läßt, hat man verschiedentlich erwogen, daß V. 22 erst redaktionell vor die Geburtssage gestellt worden ist109. So handelt es sich bei Moses Geburtssage nach C. Levin ursprünglich um eine Ätiologie, die Moses israelitische Abkunft darlege und seinen ägyptischen Namen erklären solle (2,1.2a.3 [ab „da legte sie ihn" lb~npm].5aa.b.6 [bis „da sah sie" "inx~im].10aßb). Die Rückbeziige dieser Erzählung auf die Verfolgung der hebräischen Knaben (vgl. 2,2b-3*.5aß.6*) seien sämtlich redaktionell und ließen sich ohne Schaden für die Substanz der Erzählung abheben. Es stellt sich freilich die Frage, ob das in V. 22 anklingende Motiv für die Aussetzung Moses wirklich entbehrlich ist, ob es also erst einem Späteren als unvorstellbar erscheinen mußte, „daß die Mutter ihr Kind ohne Not der Gefahr überlassen hätte, durch Adoption und Erziehung zum Ägypter zu werden" 110 . Hiergegen spricht zum einen, daß der Weg von der Eheschließung bis zur Geburt des ersten Kindes mit der Reihenfolge der Verben ПрЬ „sich zur Frau nehmen", ГПП „schwanger werden" und ib" 1 „gebären" in 2,1.2a als durchaus konventionell beschrieben wird, so daß die (nach C. Levin: unmittelbar) folgende Aussetzung in einer ursprünglich selbständigen Erzählung völlig unvorbereitet käme. Bei einer Erzählung, die sich andererseits schon in ihrer ursprünglichen Fassung um eine nach mütterlicher wie väterlicher Herkunft levitische Abstammung Moses bemüht haben soll, ist dies höchst unwahrscheinlich. Zum anderen mag es im Märchen „von Findelkindern wimmel[n]", doch wird auch hier in der Regel berichtet, daß die (in der Antike vergleichsweise häufige111) Kindesaussetzung nicht ohne Grund erfolgt. So gibt etwa die Geburtssage des Sargon von Akkad, die nächste Parallele zu 2,1-10, eindeutig zu erkennen, daß es sich um ein illegitimes Kind handelt: Die Mutter ist eine zur Kinderlosigkeit verpflichtete еиГи-Priesterin, der Vater ist unbekannt und die Geburt erfolgt im geheimen (CT 13,42f; AOT 234f; ANET 119)112. Das Motiv für die Aussetzung liegt auf der Hand, dagegen würde sich ein Motiv in der von C. Levin rekonstruierten ursprünglichen Fassung der Geburtssage Moses nicht einmal andeuten. Die Abtrennung von 2,1-10 von 1,22 und die damit zusammengehörige Ausscheidung aller Rückbezüge auf die Verfolgung der hebräischen Knaben in 2,2b-3*.6* ist daher abzulehnen. 2,1 markiert einen Szenenwechsel, jedoch kaum einen Wechsel der literarischen Komposition 113 . Die Geburtssage ist also unter Aufnahme einer weitverbreiteten und daher wohl vorgefundenen allgemeinen Erzählstruktur von der Aussetzung und Rettung eines später berühmten Mannes von vornherein für ihren vorliegenden Zusammenhang mit dem Kindermord gestaltet worden. Unbestritten ist die (auch) ätiologische Abzweckung der Erzählung, die bekanntlich etwas gekünstelte etymologische Ätilogie des Mosenamens in V. lOaßb114 gehört zum Grundbe-
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Vgl. etwa P. WEIMAR, Redaktionsgeschichte, 27f Anm. 72; ders., Berufung, 304; C. LEVIN, Jahwist, 317-321. A.a.O., 317. Im übrigen dürfte auch nach Ansicht der Späteren die Adoption und Erziehung zum Ägypter noch die geringste Gefahr gewesen sein, die dem ausgesetzten Kind drohte. Diese Vermutung legen zumindest die einschlägigen rechtlichen Bestimmungen nahe.
112
Vgl. nur H. GRESSMANN, Mose, 8f sowie B. LEWIS, Legend; W. W. HALLO, Book, 130f.
113
V g l . I. WILLI-PLEIN, V T 4 1 , 1 1 4 .
114
V. 10 verbindet den Namen mit dem VerbfflPD„herausziehen". Der Kontext verlangt bei dieser Herleitung freilich statt des Partizip Aktiv eine passivisch zu verstehende Bildung. Daß die Tochter des Pharaos Hebräisch spricht, braucht in einer Sage nicht zu stören.
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stand. Eine Erweiterung liegt dagegen in 2,4.7-10aa vor115: Das Auftreten der (älteren) Schwester Moses in V. 4.7, die trotz der Dienerinnen ohne weiteres zu der Tochter des Pharaos gelangt, ist völlig unvorbereitet und widerspricht zudem der Exposition der Erzählung in V. lf, wonach Mose das erste und mit drei Monaten bislang einzige Kind ist. Ferner unterbricht der Einschub den Zusammenhang von der Auffindung des Kindes in V. 5f und seiner „Adoption" 116 und Namensgebung in V. lOaßb. Das Kind bleibt dadurch nach der vorliegenden Textgestalt bis zu seiner Entwöhnung (V. lOaa117), d.h. etwa bis ins dritte Lebensjahr namenlos 118 . Auch lassen sich die fraglichen Verse ohne Schwierigkeiten aus ihrem Kontext herauslösen, während die spätere Hinzufügung leicht als Entlastung einer Mutter zu erklären ist, die es versteht, selbst in einer schier ausweglosen Situation ihren Sohn nicht im Stich zu lassen. Daß die Tochter des Pharaos auf den Vorschlag von Moses Schwester hin die Mutter zur Amme des eigenen Kindes bestellt, verleiht der Erzählung einen ironisierenden Zug und sollte nicht auf die Intention beschränkt werden, ägyptischen Einfluß auf die Entwicklung des Kleinkindes auszuschließen 119 . Die Episode vom Totschlag Moses und seiner Flucht in 2,ll-15bßi (bis „im Lande Midian" |"HD~f begründet Moses Übergang von Ägypten nach Midian und stellt somit „kein selbständiges, altes Überlieferungselement dar, sondern sucht bereits vorgegebene Traditionen zu verknüpfen" 120 . Vorgegeben ist als ein „unableitbares Motiv, ... wenn Moses nicht irgendwohin, sondern eben nach Midian flieht" 121 . Ferner geht die Auskunft TTttrbK „und er (sc. Mose) ging zu seinen Brüdern hinaus" in 2,11 davon aus, daß Mose sich normalerweise nicht im Kreise seiner Volksgenossen aufhält, womit der Abschnitt allem Anschein nach auch das in 2,1-10 angedeutete Heranwachsen am Hofe des Pharaos voraussetzt. Da die Abfolge des zweifachen Gebrauchs von h m mit den unterschiedlichen Bedeutungen „entwöhnt werden" in 2,10aa und „heranwachsen" in 2,11 kaum ursprünglich ist122, hat die Geburtssage jedoch sehr wahrscheinlich noch nicht in ihrer um 2,4.7-10aa erweiterten Form vorgelegen 123 . Des weiteren weist die Wendung 1,5
So im Anschluß an H . GRESSMANN, Mose, 1 u.a. W . RUDOLPH, Elohist, 4; M . NOTH, Ü P , 14f; C. LEVIN, Jahwist, 320. Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 52ff, der jedoch zu einer überlieferangsgeschichtlichen Lösung tendiert. 116 Zum juristischen Problem einer Adoption durch die Tochter des Pharaos, das außerhalb des Interesses des Textes liegt, vgl. H. DONNER, OrAnt 8, 104 [= ders., Aufsätze, 51]; M . MALUL, JSOT 46, 97-126. 117 Daß Ь т р 1 „und er wurde groß" diese spezielle Bedeutung in V. I0aa hat, geht aus dem Kontext eindeutig hervor. Eine Änderung in das gebräuchlichere S n j ni. „entwöhnt werden" (so A. B. EHRLICH, Randglossen I, 265) erübrigt sich. 1,8 V. 10 spricht nicht von der möglichen Umbenennung des Kindes im Zusammenhang einer Adoption. 119 So etwa W. H. SCHMIDT; Exodus, 52; C. LEVIN, Jahwist, 320. 120 W. H. SCHMIDT, Exodus, 80. Ferner M. NOTH, Exodus, 24; G. FOHRER, Überlieferung, 24, 26; C. LEVIN, Jahwist, 323. 121
Α. H. J. GUNNEWEG, ZThK 61, 2f [= ders., Sola scriptum, 37F], 122 So schon J. WELLHAUSEN, Composition, 69. 123 Dagegen sieht W. H. SCHMIDT, Exodus, 80f (auch a.a.O., 62f) in der Formulierung von V. 10 mit ein Indiz dafür, daß der Erzähler in V. 10 nicht völlig ungebunden gewesen ist, d.h. eine vorgegebene Überlieferung aufgegriffen hat. Mit der von W. H. Schmidt deutlich herausgestellten Funküon des Abschnitts als Verbindungsstück zwischen vorliegenden Traditionen läßt sich dies jedoch nur schwer vereinbaren. Der Hinweis auf eine 2,11—15bßi vorgegebene
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Κ Τ Ί „und er sah sich ihre Fronarbeiten an" in 2,11a auf die Darstellung der Fron in 1,1 If hin. Doch es ist nicht sicher, ob auch dieser Bezug bereits zum Grundbestand des Abschnitts gehört hat. Auf eine Erweiterung könnte die unmittelbare Abfolge von zwei mit ХТП „und er sah" eingeleiteten Verbalsätzen in V. llaß und V. IIb hindeuten, wobei die Aussage von V. 1 lb für den Fortgang der Episode unverzichtbar ist. Sollte in V. 1 laß der Bezug auf die Darstellung der Fron daher als redaktionelle Klammer zu bewerten sein, so wäre dies ein deutliches Indiz dafür, daß die Verbindung von Geburtssage und Aufenthalt Moses in Midian derjenigen mit der Darstellung der Fron vorangegangen ist. Zum Abschluß der Episode wird in V. 14b und V. 15a häufig eine unterschiedliche Motivierung der Flucht erkannt124, doch sind beide Aussagen „ohne Schwierigkeit vereinbar: das "ОЧП У TO ist dem Mose nur darum so peinlich, weil es zur Folge haben muß, was v. 15 als Folge wirklich eintritt"125. Es kommt hinzu, daß sich fur V. 15a kein besserer Zusammenhang als der vorliegende Kontext aufweisen läßt126. Die Darstellung von Moses Aufenthalt in Midian in 2,15ЬРг-22 beruht hingegen auf einer ehemals selbständigen Erzählung. Das zeigt schon das Nebeneinander der Mitteilungen }"HD~f*-IXD ЗЕП „und er ließ sich im Lande Midian nieder" in V. 15bßi und -liorrbtf
HCT „und er ließ sich an dem Brunnen nieder" in V. 15ЬРг: Die Wiederholung von ЗЕП bei wechselnder Bedeutung ist kaum gleich ursprünglich und erklärt sich ungezwungen damit, daß der zweite Satz eine ehemals selbständige Erzählung eingeleitet hat127. Ihre einleitende Szene am Brunnen folgt einem lebensnahen wie „geläufigen Er-
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Tradition erübrigt sich, wenn 2,4.7-10aoc nicht als überlieferungsgeschtliche (so a.a.O., 55), sondern als literarische Erweiterung erkannt ist. Nach C. LEVIN, Jahwist, 321 besteht zwischen 2,10 und 2,11 eine Lücke in der Moseüberlieferung, da die Erzähleröffnung in 2,11 „Und es geschah zu dieser Zeit" Drm DTOO ΤΡΊ einen engen zeitlichen Zusammenhang zu dem vorhergehenden Abschnitt herstelle und für die Entwicklung vom Kleinkind zum erwachsenen Mann dann wenig Zeit bliebe. Doch das anaphorische Diin D O O TP1 bezeichnet ganz allgemein den aus der Perspektive des Erzählers weit zurückliegenden Zeitraum der Jugendgeschichte Moses. Nach G. FOHRER, Überlieferung, 25 ist der Ε zugewiesene V. 15a „eine typische Parallelform" zu J in V. 14b. Vgl. auch J. WELLHAUSEN, Composition, 69; R. SMEND, Erzählung, 121; E. MEYER, Israeliten, 45, die diese Einschätzung ebenfalls im Sinne einer Quellenscheidung deuten. H. GRESSMANN, Mose, 16 Anm. 1; M. NOTH, ÜP, 31; ders., Exodus, 24 sehen in V. 15a einen Nachtrag, P. WEIMAR, Berufung, 19-21 Anm. 9; C. LEVIN, Jahwist, 324 hingegen in V. 14b. A . JÜLICHER, Q u e l l e n , 10. V g l . f e r n e r B . BAENTSCH, E x o d u s , 14; W . RUDOLPH, E l o h i s t , 5;
auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 81f. E. MEYER, Israeliten, 45 erwägt, daß derRückbezug ПТП ПЭТГГПХ „diese Begebenheit" in V. 15a ursprünglich die „Aufziehung des hebräischen Knaben durch die Königstochter" in 2,10 meint (vgl. jetzt auch P. WEIMAR, Berufung, 19-21 Anm. 9). Hiergegen spricht schon die Altersdifferenz zwischen dem Findelkind (bzw. dem abgestillten Kleinkind) in 2,1-10 und dem erwachsenen Mann in 2,15ff, der allein nach Midian flieht und dort heiratet. Im vorliegenden Kontext wird die dazwischenliegende Zeitspanne immerhin durch die Notiz über Moses Heranwachsen in 2,11 überbrückt. C. LEVIN, Jahwist, 324f schließt V. 15a unmittelbar an V. 1112 an. Die Ausscheidung von V. 13f ist aber nur unzureichend begründet. Gegen P. WEIMAR, Berufung, 19-21 Anm. 9, der V. 15bfo zur redaktionellen Einbindung der Erzählung rechnet. Vgl. auch W. H. SCHMIDT, Exodus, 83F, der zu Recht herausstellt, daß die Zustandsschüderung in V. 16a auf den ersten Blick wie der ursprüngliche Anfang wirkt, die Erzählung wegen der in V. 16a fehlenden und im folgenden vorausgesetzten Ortsangabe aber
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zählungsmotiv, in dem es sich jeweils darum handelt, einen Fremdling mit den Leuten des Landes in Verbindung zu bringen" 128 . So begegnet Mose am Brunnen geradezu unweigerlich seiner späteren Frau, die mit ihren Schwestern das Vieh ihres Vaters hütet. Durch einen freundlichen Liebesdienst erregt Mose das Interesse seines zukünftigen Schwiegervaters und gewinnt wohl auch die Zuneigung des Mädchens. Die Erzählung endet in V. 22 stilecht mit Moses Heirat in der Fremde und der Geburt eines Sohnes. Die an Jakobs Aufenthalt in Haran nach Gen 29 erinnernde Erzählung ist literarisch einheitlich. Insbesondere fehlen Anhaltspunkte für eine (schon durch die ehemalige Selbständigkeit des Stücks eher unwahrscheinliche) Aufteilung der Erzählung auf mehrere Quellen129. Lediglich die verspätete Benennung des Schwiegervaters als Reguel in V. 18 ist nachgetragen. Das geht schon daraus hervor, daß er in V. 16 namenlos als „der Priester von Midian" eingeführt wird und auch in V. 21 schlicht als „der Mann" bezeichnet wird130. Der Nachtrag geht vermutlich der Einschaltung von 3,lff voraus, da es recht unwahrscheinlich ist, daß ein Redaktor (vielleicht mit Blick auf Num 10,29) für Moses Schwiegervater den Namen Reguel einträgt, wenn dieselbe Person ein paar Sätze später in einem der Redaktion vorausliegenden Text als Jitro eingeführt wird. Die Todesnotiz in 2,23aa nimmt den Faden von 2,11—15abßi auf, insofern sie (zusammen mit ihrer Fortsetzung in 4,19) den Ermöglichungsgrund für Moses Rückkehr nach Ägypten darlegt. Auch in ihrer Formulierung schließt sie sich an das Verbindungsstück in 2 , l l - 1 5 b ß („Und es geschah in jenen [vielen] Tagen" [D"Q~in] •"'DO TP - ! •ΠΠ; vgl. 2,11) an. Auffallig ist allerdings die im AT ungebräuchliche Erweiterung 131 der Einleitungsformel von 2,11 um „viel". Sie verdankt sich möglicherweise einer redaktionellen Angleichung der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung an die priesterschriftliche Chronologie 132 : Nach Ρ erfolgen die Berufung Moses und sein erster Auftritt vor dem Pharao im Alter von 80 Jahren (7,7 P). Im vorliegenden Textzusammenhang setzt diese Nachricht voraus, daß der als junger Mann nach Midian geflohene Mose (2,11) erst nach einem sehr langen Aufenthalt von vielleicht fünf Jahrzehnten nach Ägypten zurückgekehrt ist. Dagegen scheint Mose der nichtpriesterschriftlichen Darstellung zu-
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dennoch mit V. 15bß2 einsetzt. Der Einsatz der ehemals selbständigen Erzählung nach V. 15bßi ist dann noch deutlicher zu erkennen, wenn mit A. AEJMELAEUS, Z A W 99, 80 [= dies., Trail, 104] für MT ein Homoioteleutonfehler angenommen werden darf und als ursprünglicher Text im Anschluß an die LXX zu rekonstruieren ist: Ί Ή η - ρ κ - b x t c m р - Г О - р к з ЭЕП 3ΕΡΊ („und er ließ sich im Lande Midian nieder. // Und er kam in das Land Midian und ließ sich an dem Brunnen nieder."). M. NOTH, Exodus, 24; vgl. auch H. GRESSMANN, Mose, 19f. Dagegen setzt sich die Erzählung nach G. FOHRER, Überlieferung, 25f (vgl. auch R. SMEND, Erzählung, 121) aus Elementen der Quellenschriften J, Ε und N zusammen, ist allerdings „fast bis zur vollen Einheitlichkeit verschmolzen". So die (begründete) Mehrheitsmeinung im Anschluß an J. WELLHAUSEN, Composition, 69; Α. JÜLICHER, Quellen, 11. Vgl. aber auch das Gegenvotum bei E. BLUM, Studien, 21 mit Anm. 50. Zu dem von H. GRESSMANN, Mose 16 Anm 1 empfundenen Widerspruch zwischen dem Wasserschöpfen der Mädchen in V. 16 und demjenigen Moses in V. 19 hat bereits W. RUDOLPH, Elohist, 5 das Notwendige gesagt. Die Formulierung ist im AT singulär. Zu erwarten wäre eher DO~l СТОТО TP1 (Jos 23,1; vgl. 1 Reg 18,1) oder CP31 DTP f p o v m (Jer 13,6). So bereits A. DILLMANN, Exodus, 21f. P. WEIMAR, Berufung, 24 Anm. 14; E. OTTO, BEThL 126,107 weisen den Teilvers dagegen insgsamt der Endredaktion zu.
Der nichtpriesterschriftliche Text
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folge Midian relativ schnell nach Geburt seines erstgeborenen Sohnes (2,22) verlassen zu haben (vgl. aber auch die Erwähnung von Söhnen in 4,20a). Zumindest erfolgt Moses Rückkehr in Begleitung eines kleinen Sohnes (vgl. 4,24-26). Die literarkritische Abgrenzung der Todesnotiz in 2,23aa gegenüber der an 1,14 anschließenden priesterschriftlichen Klageschilderung und Einleitung der Moseberufung in 2,23ab-25 ist nahezu unbestritten133. Die ursprüngliche Fortsetzung zu 2,23aa findet sich vielmehr in dem Aufbruchsbefehl in 4,19, dessen Begründung die Mitteilung über den Tod des Pharaos mit dem Hinweis verbindet, daß der in 2,ll-15bßi genannte Grund für Moses Flucht nach Ägypten damit fortgefallen sei134. Ebenso offensichtlich ist, daß die Nachricht vom Tode des ägyptischen Königs niemals die unmittelbare Fortsetzung zur Mitteilung in 2,15* Uber Moses Flucht vor dem Pharao gewesen sein kann. Damit bestätigt sich die Einschätzung, daß es sich bei 2,11-15* um ein reines Verbindungsstück zwischen der Geburtssage und der vorgegebenen Erzählung von Moses Aufenthalt in Midian handelt. Die einzelnen Episoden in l,15-2,23aa; 4,19(20a.24-26) schildern die „Jugendgeschichte" des späteren Retters Israels, dessen Schicksal dasjenige seines Volkes beispielhaft vorwegnimmt. Die Episoden und das sie verbindende Gerüst bilden einen literarisch geschlossenen Zusammenhang innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung, der lediglich in 1,20b und eventuell noch in 2,23aa Erweiterungen der Endredaktion erfahren hat. Im Rückgriff auf die Analyse des nichtpriesterschriftlichen Anteils an 2,23aa-7,7 läßt sich über diese „Jugendgeschichte" außerdem aussagen, daß sie vom Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Berufungserzählung in 3,1-4,18* vorausgesetzt wird. Dieser hat seine Berufungserzählung in den Zusammenhang von 2,23aa und 4,19 eingestellt und seinen weiteren Text an 4,19 (oder 4,20a.24-26) angehängt. Die „Jugendgeschichte" bricht mit Jahwes Befehl zur Rückkehr nach Ägypten (4,19), spätestens aber mit der Episode über Jahwes nächtlichen Anschlag auf Mose und die Rettung durch Zippora in 4,24-26 ab. Für eine weitergehende Rekonstruktion der Genese der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung wäre es natürlich von Interesse, ob zum Zeitpunkt der Aufnahme der „Jugendgeschichte" durch den Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Moseberufung in 3,1 ff bereits die Notiz über die Einführung der Fronpflicht Israels in 1,1 lf (+ 2,1 laß) mit l,15-2,23aa; 4,19 (20a.24~26) zusammengestellt war oder ob 1,1 lf und 2,11 aß erst auf den Verfasser von 3,1 ff zurückgehen. Der Übergang in 1,12b und die vorliegende Gestalt von 2,11 sprechen, wie mir scheint, eher für die letztgenannte Möglichkeit. Wie dem auch sei, fest steht: Da in 1,11 ein einleitendes Subjekt fehlt, folgt aus der Zuweisung von Gen 50,24-26; Ex 1,8-10 an die Endredaktion mit Notwendigkeit, daß der Anfang der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung weggebrochen ist. Welche Konsequenzen sich aus dieser Einsicht für die Redaktionsgeschichte des Pentateuch ergeben könnten, ist im folgenden darzulegen. 133
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Ausnahmen sind B. D. EERDMANS, Studien III, 11 und zuletzt etwa G. FISCHER, BEThL 126, 152 u.ö. und wohl auch C. HOUTMAN, Exodus 1,329. S. hierzu auch o. S. 254FF.
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D.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Analyse von 1,1-2,22 hat zu folgendem Ergebnis geführt: Die literarisch jüngste Schicht der beiden Einleitungskapitel liegt in 1,1-6 vor. Die Verse bieten eine Rekapitulation priesterschriftlicher und nachpriesterschriftlicher Texte am Ende des Genesisbuches und stehen allem Anschein nach im Zusammenhang mit der Büchertrennung. Deutliches Kennzeichen hierfür ist die Wiederholung der Todesnotiz aus Gen 50,26 in Ex 1,6. Sie wurde notwendig, weil die durch die Trennung der Bücher veranlaßte Rekapitulation der Einwanderung der Israelsöhne nach Ägypten den vorgegebenen Zusammenhang vom Tode Josephs und der Inthronisation eines neuen Herrschers in Gen 50,26 und 1,8 unterbricht. Ein ähnliches redaktionelles Verfahren läßt sich am Übergang vom Josua- zum Richterbuch beobachten. Hier hat die Einfügung von Jdc 1,1-2,5 zur zweifachen Notierung des Todes Josuas in Jos 24,29f; Jdc 2,8f geführt. Auch in diesem Fall liegt es im übrigen nahe, an einen sachlichen Zusammenhang mit der Büchertrennung zu denken. Das der Büchertrennung vorausliegende endredaktionelle Textstadium von 1,1-2,22 steht in einer engen literarischen Verbindung mit dem Abschluß der Genesis in Gen 50,24-26. Die Notizen Gen 50,26; Ex 1,8 über Josephs Tod und über die Inthronisation eines neuen Herrschers über Ägypten, der Joseph nicht (mehr) kannte, bilden das Gerüst des Epochenübergangs von der Väter- zur Mosezeit, der auf literarischer Ebene zugleich den Übergang von der Väter- und Josephsgeschichte zur Exoduserzählung markiert. Während sich die Endredaktion in 1,10— 2,22 auf die Verbindung der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Ausführungen über den Frondienst Israels in Ägypten sowie auf leichte Bearbeitungen in der Hebammenepisode (1,20b) beschränkt, ist ihr Eigenanteil an der Ausformulierung des Übergangs von der Väter- und Josephsgeschichte zur Exoduserzählung ungleich umfangreicher anzusetzen. Hier gehen auf die Endredaktion Gen 50,24-26; Ex 1,8-10 zurück. Daß also auf der Ebene der Endredaktion die Väter- und die Josephsgeschichte zusammen mit der Exoduserzählung als ein kontinuierlicher Ablauf von Geschehnissen in einem kompositorisch geschlossenen Gesamtwerk zu stehen kommen, ist nicht zu bestreiten. Für Gen 50,24-26; Ex 1,8-10 zeigt dies neben der Gestaltung des Epochenübergangs insbesondere der Aussagezusammenhang von Jakobs Landkauf bei Sichern (Gen 33,19), Josephs Bitte um Mitnahme seiner Gebeine bei der verheißenen Rückkehr aus Ägypten (Gen 50,25), das Präparieren von Josephs Leichnam und die Einsargung (Gen 50,26b), die Notiz über die Mitnahme des Sarges beim Auszug (Ex 13,19) und die abschließende Nachricht über die Beisetzung Josephs bei Sichern (Jos 24,32). Die Endredaktion von Kap. 1-14(15) hat demnach zumindest den gesamten Hexateuch im Blick. Von großem Interesse ist nun die Frage nach dem Umfang und den ursprünglichen literarischen Zusammenhängen der von der Endredaktion redigierten Texte.
Zusammenfassung und Ausblick
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Der priesterschriftliche Anteil an den beiden Einleitungskapiteln umfaßt 1,7.13f. Die lückenlose Fortfuhrung hierzu findet sich in 2,23aß-25; 6,2ff (P), womit sich die in der bisherigen Analyse der Exoduserzählung gewonnene Einsicht bewährt, daß Ρ in Kap. 1-14(15) keine Redaktion des nichtpriesterschriftlichen Textes ist, sondern eine ehemals selbständige Quelle darstellt. Dieses Ergebnis findet eine nochmalige Bestätigung in der Beobachtung, daß die Darstellungen über Israels Frondienst in 1,11-12 und 1,13-14 Dubletten sind, die erst redaktionell als Ausdruck zunehmender Unterdrückung seitens der Ägypter zusammengestellt wurden. In der Genesis kommt Ρ letztmalig in Gen 50,22 zu Wort. Ein direkter Anschluß von 1,7 an Gen 50,22 scheint möglich, doch es bleibt zu erwägen, ob nicht zwischen den Notizen über Josephs Lebensalter in Gen 50,22 und über Mehrung und Volkwerdung der Israeliten in 1,7 eine knappe Einfuhrung Moses ausgefallen ist. Diese wäre von der Endredaktion deswegen nicht übernommen worden, weil sie deren an der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung orientierten dramatischen Aufbau der Einfuhrung der Rettergestalt Israels zerstört hätte. Unabhängig davon, wie in dieser Frage zu entscheiden ist, steht jedoch fest, daß die priesterschriftliche Exoduserzählung von vornherein als Fortsetzung der priesterschriftlichen Darstellung der Väterzeit konzipiert worden ist. Dies geht unter anderem daraus eindeutig hervor, daß in 1,7 die Mehrung und Volkwerdung der Israeliten im Rückgriff auf die priesterschriftlichen Mehrungstexte der Genesis formuliert wird. Die dadurch hergestellten Querbezüge sind ebenso wie etwa der Verweis auf Gen 17* (P) im Rahmen der priesterschriftlichen Moseberufimg in 2,23aß-25; 6,2fF nur innerhalb eines zusammenhängenden literarischen Werkes verständlich. Die Endredaktion hat folglich für die Verbindung von Väter- und Mosezeit zumindest den Aufriß der priesterschriftlichen Darstellung als Vorbild gehabt. Zum Bestand der (mehrstufigen) nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung gehören l,ll-12.15-20a.21-22; 2,1-22. Bemerkenswert ist, daß der Anfang dieser Erzählung weggebrochen ist und durch den Übergang der Endredaktion in Gen 50,24-26; 1,(7 P).8-10 ersetzt wurde. Dieser Befund wirft die Frage auf, ob auch für die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung von einem ursprünglichen Zusammenhang mit Texten der Väter- und Josephsgeschichte ausgegangen werden darf. Eine Beantwortung dieser Frage ist im Rahmen einer Untersuchung der Endredaktion in der Exoduserzählung naturgemäß nur unter Vorbehalt möglich. Gleichwohl sprechen, wie mir scheint, gewichtige Argumente für die Annahme, daß die von der Endredaktion aufgenommene nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung ohne einen Vorspann in der Väter- und Josephsgeschichte tradiert worden ist. Sieht man von früheren Hinweisen auf die inhaltliche wie formale Selbständigkeit der Exoduserzählung einmal ab135, so ist der Blick vor allem darauf zu
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Vgl. nur K. GALLING, Erwählungstraditionen, 68ff; G. VON RAD, EvTh 31, 579-588 [= ders., GSt 2, 189-198]; R. RENDTORFF, Problem, 22ff, 65ff, 155ff u.ö. Für die Eigenständigkeit der Väter- und Josephsgeschichte in Gen 12-50 vgl. zusammenfassend E. BLUM, Komposition,
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richten, daß für die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung keine Überleitung von der Väter- und Josephsgeschichte hin zur Bedrückung Israels in Ägypten nachweisbar ist. Zwar könnte man das Vermißte in dem vor 1,11 weggebrochenen Anfang der Exoduserzählung vermuten, doch ist diese (nicht überprüfbare) Annahme wenig wahrscheinlich. Einerseits fällt auf, daß der ursprüngliche Anfang von der Endredaktion durch eine Überleitung ersetzt wird, in der durch 1,8b zu „allererst die Josephsgeschichte außer Kraft gesetzt werden muß"136. Andererseits macht die nichtpriesterschriftliche Josephsgeschichte ohne ihre Erweiterungen durch die Endredaktion nicht den Eindruck, als literarische Brücke zwischen Vätergeschichte und Exoduserzählung konzipiert worden zu sein. Mit der Auskunft, die Josephsgeschichte habe einen älteren Übergang verdrängt, ist in diesem Fall für die Annahme einer durchlaufenden nichtpriesterschriftlichen Pentateucherzählung wenig gewonnen. Denn es ist kaum vorstellbar, daß eine hierfür verantwortliche Redaktion es versäumt hätte, entsprechende Überleitungen zur Exoduserzählung in die Josephsgeschichte einzubauen. Die Brückenschläge in Gen 46,laß-5a und Gen 50,24-26 gehen jedenfalls auf die Endredaktion zurück137. Für die ursprüngliche Selbständigkeit der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung gegenüber der Väter- und Josephsgeschichte spricht ferner, daß sich in der vorgelegten Analyse der Kap. 1-14(15) die expliziten Rückbezüge auf die Genesis sämtlich als priesterschriftlich oder nachpriesterschriftlich herausgestellt haben, während die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung keinen inneren Zusammenhang mit den im vorliegenden Textzusammenhang vorangehenden Geschehnissen erkennen läßt. Besonders deutlich zeigen dies die beiden Versionen der Moseberufung, die sowohl in Ρ als auch innerhalb einer durchlaufenden nichtpriesterschriftlichen Pentateuchquelle (J) als Gelenkstück zwischen den großen „Überlieferungsblöcken" gilt. Ρ zieht in 2,23aß-25; 6,2-8 unverkennbar eine lite-
136 137
359FF, der ihre Verbindung mit der Exoduserzählung einer dtr Kompositionsschicht (KD) zuschreibt. K. SCHMID, Buchgestalten, 116 ANM. 279. Die Einschätzung, daß sich die nichtpriesterschriftliche Josephsgeschichte nicht auf die Pentateuchquellen J und Ε verteilen läßt, sondern eine ursprünglich selbständige Erzählung darstellt, ist nicht neu. Vgl. etwa (mit zum Teil erheblichen Unterschieden in der Analyse) W. RUDOLPH, Josefsgeschichte; G. VON RAD, Josephsgeschichte; О. H. STECK, Paradieserzählung, 120FF A n m . 2 9 1 [= ders., GSt, 107FF A n m . 2 9 1 ] ; D. B . REDFORD, Study; H. DONNER, Gestalt [= ders., A u f s ä t z e , 7 6 - 1 2 0 ] ; I. WILLI-PLEIN, H e n 1, 3 0 5 - 3 3 1 ; С. WESTERMANN, G e n e s i s III; H . - C . SCHMITT, J o s e p h s g e s c h i c h t e ; E. BLUM, K o m p o s i t i o n , 229FF; W . DIETRICH, Josephserzählung; J. VAN SETERS, P r o l o g u e , 3 1 1 - 3 2 7 ; С. LEVIN, Jahwist, 36FF, 265FF. D a ß s i c h a u s d i e -
ser Einschätzung Probleme für die These einer oder mehrerer durchlaufender Pentateuchquellen ergeben können, ist ebenfalls seit langem erkannt (vgl. hierzu das kritische Referat bei A. H. J. GUNNEWEG, ThR 50, 113-120), wird in der Regel jedoch mit der Annahme aufgefangen, daß die Josephsgeschichte von einer Quellenschrift in ihr Werk aufgenommen worden sei oder daß sie einen älteren Übergang verdrängt habe. In beiden Fällen hängt dann (fast) alles an der literarhistorischen Einordnung von Gen 46,1-5*; 50,24-26. Zur Zuweisung dieser Texte an die E n d r e d a k t i o n s.o. S. 2 7 3 - 2 7 7 z u G e n 4 6 , l a ß - 5 a und S. 363FF z u G e n 5 0 , 2 4 - 2 6 .
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rarische Verbindungslinie zwischen Väter- und Exodusüberlieferung. Gottes Offenbarung an Mose erscheint auf diese Weise als Ausfluß des „Bundesschlusses" mit den Patriarchen, wodurch die Mosezeit in die theologische Kontinuität zur Väterzeit gestellt ist. In der Moseberufung der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung fehlen dagegen derartige Bezugnahmen und Vorstellungen offenbarungstheologischer Zusammenhänge. Sie werden vielmehr erst von der Endredaktion eingetragen. Dies geschieht zum einen durch die Voranstellung des priesterschriftlichen Vorspanns 2,23aß-25, dessen Rückgriff auf den „Bund" Gottes mit den Patriarchen im vorliegenden Textzusammenhang die Interpretationsleitlinie schon der folgenden nichtpriesterschriftlichen Moseberufung festlegt. Zum anderen dient hierzu die massive Einfügung der Patriarchentrias in 3,6.15.16; 4,5, die zusammen mit ihren endredaktionellen Gegenstücken in Gen 46,laß-5a und Gen 50,24 von den Vätern zum Volk überleitet und die Vätergeschichte als Ursprungs· und Vorgeschichte des Volkes kennzeichnet138. Dieselbe Funktion kommt der Erwähnung des Patriarchenschwurs in 13,5.11 zu. Auch sie geht auf die Endredaktion zurück139. Ferner ist mit H.-C. Schmitt auf das Motiv des „Glaubens" C|DK) hinzuweisen. Es ist ein wesentliches Merkmal der Exoduserzählung und hat zugleich die Funktion, die Exoduserzählung in einen größeren Aussagezusammenhang einzubinden140. Da das Motiv mit seinen Belegen in 4,1-9.31; 14,31 in der Exoduserzählung auf die Endredaktion zurückgeht141, ist für diesen Bereich auch seine die Themen übergreifende Funktion der Endredaktion zuzuschreiben. Eventuell geht mit Gen 15,6 aber auch der Bezugspunkt des Motivs in der Vätergeschichte auf die Endredaktion oder wie 19,9 auf eine ihr nahestehende Redaktion zurück142. Einer Ergänzung des endredaktionellen Textes verdankt sich schließlich auch die mit Rücksicht auf die Josephsgeschichte erfolgte und häufig als Beleg für eine durchlaufende jahwistische Quellenschrift 143 angeführte Erwähnung Gosens in 8,18; 9,26144. Es erscheint fraglich, ob sich die sprachlichen und sachlichen Gemeinsamkeiten, die gerne als Argument für eine durchlaufende nichtpriesterschriftliche Pentateucherzählung angeführt werden, gegen diesen recht eindeutigen Befund ausspielen lassen145. So beruht etwa die Ähnlichkeit der Brunnenszenen in 2,15ff und 138 139 140 141 142
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S.o. S. 273-277; S. 278ff u.ö. S.o. S. 57£f zur literarhistorischen Einordnung von 13,1-16. H.-C. SCHMITT, VT 32,174ff. Hierzu s.o. S. 305ff, S. 334f zu 4,1-9.31; S. 221ffzu 14,31. Gründe für eine eher nachpriesterschriftliche denn dtr Herkunft von Gen 15,6 bringen jetzt M. KÖCKERT, Vätergott, 216-218 und J. HA, Genesis 15,205f vor. Vgl. statt vieler J. WELLHAUSEN, Composition, 67. S.o. S. 124ff. Vgl. aber auch aus jüngerer Zeit das gegenteilige Votum bei C. LEVIN, Jahwist, 95f,134, 143, 326, 334, 359, 363 sowie das zur Annahme einer vorpriesterschrifffichen Verbindung von Genesis und Exodus neigende, vorsichtige Ofienhalten dieser Frage bei D. M. Carr, Reading, 217f.
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in Gen 29 mit größerer Wahrscheinlichkeit auf dem beiden Texten gemeinsamen Lokalkolorit als auf einer Identität des Verfassers. Ebenso ist die Flucht der Israeliten aus Ägypten und die sofortige Aufnahme der Verfolgung durch den Pharao in 14,5a.6 völlig aus der Situation der Exoduserzählung heraus zu verstehen und bedarf nicht der ähnlich gestalteten Erzählung in Gen 31 von Jakobs Flucht vor Laban als Vorbild146. Auch ist die nichtpriesterschriftlichen Texten in der Genesis und in der Exoduserzählung gemeinsame Rede davon, daß Jahwe das Elend sieht (ГГК-1 + ЧУ), daß er handelt (ΠΕ7Ϊ7), erscheint (ΠΚ1 ni.) oder herabsteigt ( T P ) ebensowenig wie die Verwendung von DIpD „Ort" in Gen 12,6 und Ex 3,5 ein zwingendes Indiz für eine einheitliche Verfasserschaft. Die einschlägigen Beobachtungen der hier vorgelegten Analyse von Kap. 1-14(15) widerraten also eher der Ansicht, daß die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung schon vor ihrer Aufnahme und Verbindung mit Ρ durch die Endredaktion eine Fortsetzung der nichtpriesterschriftlichen Väter- und Josephsgeschichte dargestellt hat. Damit bestätigt sich die wiederholt vorgetragene Einschätzung, daß die Uniformierung der Ursprungsgeschichte Israels erst das Ergebnis eines rückblickenden Gestaltungswillens ist, dem Pluralität und Antagonismen zum theologischen Problem geworden sind147. Nach der hier vorgetragenen Vermutung wäre das Resultat dieses Gestaltungswillens freilich nicht die Komposition nichtpriesterschriftlicher Erzählungszusammenhänge zu einer Gesamtschau, sondern die Ausbildung eines neuen Entwurfs, der ehedem selbständigen Quellenschrift P. Diese bildete die Grundschrift, in die die Endreaktion die selbständige und in sich abgeschlossene nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung eingearbeitet hat. Die Hypothese, daß die literarische Verknüpfung von Väter- und Josephsgeschichte mit der Exoduserzählung im Tetrateuch auf Ρ zurückgeht, mithin Ρ die erste (und einzige) durchlaufende Quellenschrift des Tetrateuch ist, bedürfte der Überprüfung anhand einer eingehenden Analyse der entsprechenden Texte, insbesondere derjenigen der Genesis. Daß dies im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zur Endredaktion in der Exoduserzählung nicht geleistet werden kann, liegt auf der Hand. Die These einer erst priesterschriftlichen Verknüpfung der Patriarchen- und der Moseüberlieferung ist aber in der neueren Forschung nicht ohne Vorgänger148. So kann an dieser Stelle wenigstens auf die Beobachtungen anderer
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148
S.o. S. 304 mit Anm. 326. Vgl. Η. H. SCHMID, VT.S 32, 391ff. Er weist zu Recht daraufhin, daß die Annahme, die spät zu datierende Gesamtschau sei gegenüber den einzelnen Erzählungszusammenhängen deutlich sekundär, die Möglichkeit eröffnet, im Gegensatz zu einer generellen Spätdatierung nach der literarischen Vorgeschichte der Teile des Gesamtzusammenhangs zu fragen. An diesem Punkt trifft sich die vorgelegte Analyse etwa mit der Annahme eines späten jahwistischen Redaktors (C. Levin) oder einer für die Zusammenbindung verantwortlichen deuteronomistischen Kompositionsschicht (E. Blum). Vgl. aber auch schon F. V. WINNETT, JBL 84, 1-19. Danach verbindet Ρ erstmals Genesis und Exodus. Allerdings ist Ρ nach F. V. Winnett eine Bearbeitungsschicht und als solche für Ex
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zu wichtigen Textbereichen hingewiesen werden, die in dieser Frage auf jeden Fall zu berücksichtigen sein werden. In seiner redaktionsgeschichtlichen Untersuchung von Jer 30-33 kann K. Schmid darlegen, daß der von ihm rekonstruierte Grundbestand von Jer 30f zwar die Josephsgeschichte rezipiert, es jedoch sehr fraglich ist, ob diese dem Verfasser von Jer 30f* bereits in ihrer vorliegenden literarischen Verbindung mit der Exodusüberlieferung vorgelegen hat149. Die Rückgriffe auf Gen 46,1-5* in Jer 31,10 und auf Gen 50,24f in Jer 29,10f, also auf die Überleitungen zur Exodusüberlieferung, gehörten jedenfalls späteren Redaktionsstufen an150. Mit dem nach K. Schmid in zeitlicher Nähe zu Jes 40ff entstandenen Grundbestand von Jer 30f läge also ein recht junger Beleg dafür vor, daß innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Pentateuchüberlieferung zwischen den Darstellungen der Väter- und der Mosezeit ursprünglich eine „Buchgrenze" verlaufen ist. Sodann hat sich A. de Ригу um den Nachweis bemüht, daß die Jakobstradition einerseits und die Auszugs- und Wüstentradition andererseits bis weit in die nachexilische Zeit hinein unabhängig voneinander als zwei konkurrierende Konzeptionen vom Ursprung Israels tradiert worden seien151. Die Folge der Episoden des Jakobszyklus lasse die geschlossene Konzeption einer „Geste" erkennen152. Diese laufe auf die Geburt einer neuen Gruppe hinaus und biete darin eine vollwertige Ursprungserzählung Israels153, deren genealogische Konzeption auf die Stämmegesellschaft (bzw. deren Eliten) als Träger der Tradition hindeute154. Die Auszugsund Wüstentradition biete hierzu ein Gegenmodell prophetischer Kreise, die in deutlicher Nähe zum Deuteronomismus stünden. Besonders deutlich trete die Konkurrenz beider Konzeptionen in Hos 12 zutage155. Das im „prophetischen Oppositionsmilieu" beheimatete Gedicht stelle die Jakobs- und die Exodustradition als zwei unterschiedliche Geschichten und Geographien unvermittelt gegenüber. Es rufe seine Adressaten ausdrücklich dazu auf, die Frage der Identität Israels
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1,1-5.7* verantwortlich. Die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung setzt seiner Ansicht nach in Ex 3 ein. Vgl. ders., Mosaic Tradition, 27ff. K. SCHMID, Buchgestalten, 133ff. Vgl. a.a.O., 168f(zu Jer 31,10), 227-229 (zu Jer 29, lOf). A. DEPURY, VT.S 43, 78-76; ders., Osee 12, 175-207; ders., Erwägungen, 413-439. In Abgrenzung gegenüber H. Gunkels Sagenkranzmodell vertritt A. de Ригу (von späteren Ergänzungen abgesehen) die weitgehende literarische Einheitlichkeit der Jakobserzählungen. So gingen die erkannten Dubletten in den Jakobserzählungen auf verschiedene mündliche Versionen zunick, die bei der schriftlichen Zusammenstellung nicht rigoros getrennt worden seien (vgl. Α DE PURY, VT.S 43, 85fl). Von Einzelfragen abgesehen sind, wie mir scheint, vor allem zwei Annahmen nicht unproblematisch: Daß erstens der Jakobszyklus von Anfang an auf eine Genealogie der zwölf Söhne hinausgelaufen sei und daß zweitens das Verhältnis zu Esau/Edom ein ursprüngliches Thema eines auf das Nordreich ausgerichteten Zyklus gewesen sei (so auch gegen E. BLUM, Komposition, 182).
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V g l . A. DEPURY, V T . S 4 3 , 8 6 u.ö.
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Vgl. zusammenfassend A. DEPURY, Erwägungen, 431fF. Vgl. hierzu vor allem A. DE PURY, Erwägungen, 413-439.
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nicht anhand eines genealogischen Prinzips zu beantworten, wie es in der kritisch skizzierten Jakobstradition bezeugt sei. Die wahre Identität beruhe nach Ansicht des Dichters von Hos 12 vielmehr auf der Berufung Moses und der prophetisch vermittelten Begegnung mit Jahwe, dem Gott Israels „seit Ägypten her"156. Erst nach dem Exil, als die mosaische Tradition in der jüdischen Gemeinde ihre normative Stellung erlangt habe, seien beide Konzeptionen zu einer mehrstufigen „Heilsgeschichte" verbunden worden. Sehr wahrscheinlich sei Ρ dasjenige literarische Werk gewesen, das hierfür verantwortlich zeichne157. Zu einer vergleichbaren Einsicht fuhren die von R. G. Kratz aufgezeigten Grundlinien einer Rekonstruktion des Fortschreitens der Gotteserkenntnis im Hoseabuch158. Danach sind die Traditionen von Israels vorzeitlichem Gottesverhältnis im Hoseabuch aufgegriffen worden, um eine Alternative zur Nationalreligion des untergehenden Staates Israel zu beschreiben, und zwar in einem verhältnismäßig fortgeschrittenen Stadium der theologischen Gegenwartsdeutung und traditionsbildenden Selbstauslegung. In diesem Verstehenskontext sei der Exodus zum „theologischen Gründungsdatum Israels"159 geworden, von dem es mit Blick auf Hos 12 und in Übereinstimmung mit A. de Ригу heißt: „Erst in der Abgrenzung gegen die genealogische Ableitung Israels vom Ahnvater Jakob (Hos I2,13f), die in der Vätergeschichte der Genesis und in Deuterojesaja Literatur geworden ist, wird der Exodus in Hos 12 und 13 zur Bekenntnisformel (12,10; 13,4), zum status confessionis Israels, den die Überlieferung im Exodusbuch und die deuteronomisch-deuteronomistische Literatur propagieren."160 Es schmälert das theologiegeschichtliche Verdienst des Propheten (bzw. seiner Tradenten) m.E. in keiner Weise, wenn man feststellt, daß eine derartige Ausbildung von Identitätsbewußt156
157
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Bei der Gegenüberstellung des genealogischen und des prophetischen Prinzips hängt sehr viel von der Interpretation des zweifachen ПВЖЗ „um eine Frau" in Hos 12,13 und dem darauf antwortenden zweifachen ЮЭЭЗ „durch einen Propheten" in Hos 12,14 ab. Nach A. de Ригу geht es um unterschiedliche Weisen der Mittlerschaft der wahren Jahwegeschichte. Nach dem Selbstverständins von Hos 12 seien die Propheten die legitimen Mittler. Die ihnen entgegengesetzten Frauen hätten nach Ansicht des Textes dagegen die Mittlerfunktion in der kritisierten Jakobstradition inne. Insofern in der Jakobserzählung alles auf die Geburt der Söhne hin ausgerichtet sei, stehe für die Adressaten unzweideutig fest, daß mit den Frauen die Mütter Israels gemeint seien, die für das Bestehen Israels die genealogische Vermittlung darstellten. Vgl. A. DEPURY, VT.S 43, 83: „Le premier lien litteraire constable entre l'histoire des Patriarches et celle de l'exode nous est donne dans le recit sacerdotal"; auch ders., Erwägungen, 430. Allerdings ist nach A. de Ригу der Befund nicht eindeutig. So erwägt er auch, daß die Vätergeschichten eine zweifache Redaktion erfahren haben, von denen die spätere die Vätergeschichten mit der Exodusüberlieferung verbunden habe. Diese zweite Redaktion sei wahrscheinlich unabhängig von Ρ oder nachpriesterschriftlich anzusetzen (vgl. ders., VT.S 43, 95). Diese Annahme, die sich möglicherweise mit dem hier vertretenen Verhältnis von priesterschriftlichem Tetrateuch und seiner Verbindung mit nichtpriesterschriftlichen Überlieferungen durch die Endredaktion trifft, wird aber, wenn ich recht sehe, nicht mehr aufgenommen. R. G. KRATZ, ZThK 94,1-24, bes. 16f, 22f. A.a.O., 16. A.aO., 16f
Zusammenfassung und Ausblick
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sein kaum möglich ist, sollten Väter- und Exodustradition bereits als zwei Epochen der einen Ursprungsgeschichte Israels vereint sein161. Schon wegen ihrer thematischen Nähe und der gegenseitigen Bezugnahmen mit den Arbeiten von A. de Ригу ist schließlich noch die umfangreiche Untersuchung von T. Römer zu den Vätererwähnungen innerhalb der dtr Literatur zu nennen162. T. Römer gelangt wie ähnlich schon zuvor G. C. Macholz163 und J. Van Seters164 zu dem Ergebnis, daß der ständige Verweis auf die Väter im Dtn in den Zusammenhang dtr Bearbeitungen des Buches gehöre und daß mit den Vätern zunächst ganz allgemein die früher im Lande ansässigen Vorfahren der exilierten Adressaten gemeint seien. Der Schwur an die Väter habe nicht die Verheißungen an die Patriarchen in der Genesis im Blick, sondern beziehe sich auf Jahwes anfängliches Heilshandeln an Israel in Ägypten. Erst die nicht- und nachdtr Endredaktion des Pentateuch stelle die Verbindung zu den Patriarchen her, indem sie deren Namen an wichtigen Stellen (Dtn 1,8; 6,10; 9,5.27; 29,12; 30,20; 34,4) als Interpretationsleitlinie der übrigen Vätererwähnungen einfüge, um so die Einheit der Pentateuchüberlieferung herzustellen. Diese Einheit stellt sich T. Römer wie A. de Ригу und R. G. Kratz als die nachträgliche Verbindung zweier ursprünglich selbständiger Konzeptionen der Ursprungsgeschichte Israels vor, und zwar einer wohl eher „golahorientierten" Exoduskonzeption und einer „populär-autochthonen" Vätertradition, die vor allem von den im Lande Verbliebenen gepflegt worden sei. Verantwortlich für die Verbindung sei P165. Die Hauptthese, daß die Patriarchen erst durch die Endredaktion zu den Vätern Israels im Dtn geworden seien, mußte sich freilich eine zum Teil recht massive Kritik gefallen lassen166. Doch auch wenn die literarkritische Ausscheidung der Patriarchentrias im Dtn schwerlich in allen Fällen eindeutig aufzuzeigen ist und die vorgetragene Interpretation der von T. Römer für dtr gehaltenen Vätererwähnungen im Pentateuch ebenfalls nicht immer überzeugt167, so ist mit den kritischen Rückfragen an die Durchführung der These das Problem der literarhistorischen Einordnung der Verweise auf die Patriarchen, wie mir scheint, noch nicht gelöst. Zumindest aber für die Verweise auf den Patriarchenschwur in Gen 50,24; Ex 13,5.11; 32,13; 33,1; Num 11,12; 14,16.23; 32,11 Dtn 34,4 lassen sich gute Gründe für eine Herkunft aus dem literarhistorischen Umfeld der Endredaktion anführen168. Schließlich hat T. Römer zu Recht darauf hingewiesen, daß die Annahme, Väter- und Exodustradi161
So auch R. G. KRATZ, a.a.O., 23.
162
T. RÖMER, Väter. Vgl. ders., ETR61,1-19; Nachwort, 111-123; ders., Deuteronome, 65-98.
163
G. C. MACHOLZ, Israel. J. VAN SETERS, V T 2 2 , 4 4 8 - 4 5 9 ; ders., Prologue, 2 2 7 - 2 4 5 .
164
165
Vgl. zusammenfassend T. Römer, Väter, 658ff; ders., Nachwort, 119ff.
166
Vgl. vor allem N. LOHFINK, Väter, femer L. SCHMIDT, Z A W 104, 20FF.
167
S.o. S. 288 Anm. 246 sowie H.-C. SCHMITT, FS Brekelmans, 394 mit Anm. 21. Zu Gen 50,24 s.o. S. 363ff; zu; Ex 13,5.11 s.o. S. 57ff. Zu Ex 32,13; 33,1; Num 32,11; Dtn 34,4 vgl. T. RÖMER, Väter, 251, 561ff (Lit.); zu Num 11,12 vgl. H.-C. SCHMITT, VWGTh 8, 273-277; zu Num 14,16.23 vgl. H.-C. SCHMITT, VT 32, 182-184.
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Der Prolog: Israels Elend und Moses Jugend (Ex 1,1-2,22)
tion stellten bis in die nachexilische Zeit zwei eigenständige Konzeptionen vom Ursprung Israels dar, durch den Befund einer vom Exodus her entworfenen Geschichte Israels im Ezechielbuch und im dtr überarbeiteten Jeremiabuch gestützt wird. Ich halte es fur möglich, daß sich diese Positionen und die vorgetragenen Beobachtungen zur nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung zu einem stimmigen Bild von einer erst priesterschriftlichen Verknüpfung der Patriarchen- und der Moseüberlieferung fugen. Die in Ex 1-14(15) erkannte Endredaktion hat dann nicht zwei durchlaufende Pentateuchquellen miteinander verbunden. Vielmehr übernimmt sie die priesterschriftliche Verknüpfung der Patriarchen- und der Mosezeit und vereinigt die ehedem selbständige Quellenschrift Ρ mit den parallelen nichtpriesterschriftlichen Erzählungen. Diese sind in ihrem Grundbestand allem Anschein nach älter als Ρ und machen den Grundstock der Pentateucherzählungen aus, haben jedoch nie das zusammenhängende Ganze einer nicht- und vorpriesterschriftlichen Pentateuchquelle gebildet, wie es sich etwa mit dem Begriff des Jahwisten verbindet. Im Bereich der Väter- und der Exoduserzählung hätten der Endredaktion also neben Ρ zwei erzählerisch ausgeführte nichtpriesterschriftliche Konzeptionen vom Ursprung Israels vorgelegen169. Die häufig gemachte Feststellung, daß sich sowohl der quellenkritische Befund insgesamt170 als auch das redaktionsgeschichtliche Verhältnis von Ρ und den nichtpriesterschriftlichen Texten171 in den einzelnen größeren Erzählungszusammenhängen des Pentateuch recht unterschiedlich ausnehmen, spricht sicherlich auch für diese Überlegungen zur literarischen Gestalt der redigierten nichtpriesterschriftlichen Texte. Ihre Bestätigung oder Widerlegung kann freilich nur eine eingehende Analyse der für die Letztgestalt dieser Erzählungszusammenhänge maßgeblichen redaktionellen Vorgänge und der in ihnen redigierten Texte erbringen.
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Ob die Endredaktion die nichtpriesterschriftliche Josephsgeschichte noch als selbständiges Erzählwerk oder in Verbindung mit der nichtpriesterschriftlichen Vätererzählung vorgefunden hat, ist hier nicht zu erörtern. An dieser Stelle sei nur an das Urteil des Kenners zum Befund im Numeribuch erinnert: „Nimmt man das 4. Mosebuch für sich, so käme man nicht leicht auf den Gedanken an ,durchlaufende Quellen', sondern eher auf den Gedanken an eine unsystematische Zusammenstellung von zahllosen Überlieferungsstücken sehr verschiedenen Inhalts, Alters und Charakters (.Fragmentenhypothese')." Allein die unstrittige Zugehörigkeit des Numeribuches zum größeren Ganzen des Pentatateuchs rechtfertige es, „mit den anderwärts gewonnenen Ergebnissen der Pentateuchanalyse ... an das 4. Mosebuch heranzutreten und die durchlaufenden Pentateuch·,Quellen' auch in diesem Buche zu erwarten, selbst wenn, wie gesagt, der Sachverhalt im 4. Mosebuch von sich aus nicht gerade auf diese Ergebnisse hinfuhrt" (M. NOTH, Numeri, 8). In der Väter- und Josephsgeschichte stößt die Rekonstruktion einer selbständigen Quellenschrift Ρ bekanntlich an ihre Grenzen. Daß Ρ in diesem Bereich anders als in der Exoduserzählung nicht als strukturierende Grundlage gedient hat, ist, wie mir scheint, evident.
VII.
Die Endredaktion in der Exoduserzählung
Zum gesicherten Minimum gegenwärtiger Pentateuchkritik gehört, daß sich die im weiteren Sinne priesterschriftlichen Texte aufgrund ihrer sprachlichen und inhaltlichen Eigentümlichkeiten aus ihrem jetzigen Kontext ausgrenzen lassen. Hiervon ausgehend hatte es sich die vorliegende Untersuchung zum Ziel gesetzt, den als Endredaktion bezeichneten Vorgang des Zusammenkommens der priesterschriftlichen und der nichtpriesterschriftlichen Bestandteile des Pentateuch zu rekonstruieren. Grundlegend für ein derartiges redaktionsgeschichtliches Unterfangen ist die genaue Unterscheidung von Redaktion und redigiertem Material, was angesichts der gegenwärtigen Lage der Pentateuchkritik freilich nicht weniger als eine umfangreiche Neuanalyse der erzählerischen und legislativen Materialien bedeutet. Grund hierfür sind die kontrovers geführte Debatte um die ursprüngliche Gestalt des Kernbestandes der priesterschriftlichen Texte - ehedem selbständige Quellenschrift oder gleichsam endredaktionelle Bearbeitungsschicht - sowie die sehr umstrittenen Fragen der literarischen Schichtung der nichtpriesterschriftlichen Texte und der literarhistorischen Einordnung der erkannten Schichten. Die Komplexität der angesprochenen Fragen machte es unumgänglich, die Untersuchung auf einen bestimmten Textbereich, die Exoduserzählung in Ex 1-14(15), einzuschränken. Daß sie damit unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Untersuchung des gesamten Pentateuch steht, ist unvermeidbar. Die Einzelergebnisse der geforderten Neuanalyse, die im Unterschied zur Vielzahl ihrer Vorgängerinnen von der endredaktionellen Textgestalt ausgegangen ist, brauchen hier nicht noch einmal rekapituliert zu werden. Hierzu kann auf die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel dieser Untersuchung und die Schichtentabelle im Anhang verwiesen werden 1 . Lediglich der Gesamtbefund und die Perspektiven, die sich für eine vollständige Darstellung der Endredaktion des Pentateuch ergeben, sollen abschließend zusammengefaßt werden. Die Arbeit der in Ex 1-14(15) erkannten Endredaktion ist nicht auf die Exoduserzählung beschränkt, sondern erstreckt sich ausweislich des Motivzusammenhangs von Josephs Tod in Ägypten, seiner Überfuhrung nach Kanaan und seiner Bestattung bei Sichern in Gen 33,19; 50,25f; Ex 13,19; Jos 24,32 über den gesamten Hexateuch. Sie ist also nicht mehr verantwortlich für die Abgrenzung der Thora als einer eigenständigen und gültig abgeschlossenen Größe, sondern lediglich deren unabdingbare Voraussetzung. Andererseits gehört die Endredaktion mit ihrer Rückverlegung des Passa an das Heiligtum in Ex 12 höchstwahr1
S. o. S. Iii τα 12,1-13,16; S. 185-188 zu 7,8-11,10; 12,29-36; S. 23 lf zu 13,17-14,31; S. 345-348 zu 2,23-7,7; S. 380-388 zu 1,1-2,22 sowie u. S. 394-396 die Gesamtübersicht.
390
Die Endredaktion in der Exoduserzählung
scheinlich in die Zeit nach der Errichtung des zweiten Tempels (515 v. Chr.), und sie ist aus demselben Grund auch schwerlich außerhalb des judäischen Kerngebiets erfolgt. Schon wegen des für die immense Arbeit notwendigen institutionellen Rückhalts sowie der Möglichkeit, gleichermaßen auf die dtn-dtr und die priesterschriftliche Sprache und Tradition zurückzugreifen, wird man am ehesten an das Umfeld des Jerusalemer Tempels zu denken haben. Daß Aaron in 4,14 in einem qualifizierten Sinn als Levit bezeichnet wird, deutet auf einen Einfluß der Leviten hin - mehr läßt sich aufgrund der untersuchten Quellen über die historische Verortung der Endredaktion nicht sagen. Der Befund zu den literarischen Vorgängen ist dagegen ertragreicher. So hat sich die weithin geteilte Einschätzung, daß sich priesterschriftliche und nichtpriesterschriftliche Texte voneinander abheben lassen, für die Exoduserzählung bewährt. Berücksichtigt man ferner die von M. Noth eingeführte methodologische Unterscheidung der redaktionellen Verwendung der redigierten Texte von ihrer ursprünglichen literarischen Gestalt2, so zeigt sich, daß die redigierten (in der Regel: nichtpriesterschriftlichen) Texte im vorliegenden Textzusammenhang die jeweilige (in der Regel: priesterschriftliche) Paralleldarstellung ergänzen, sie jedoch nicht von vornherein als Bearbeitungsschicht konzipiert worden sind. Vielmehr liegen in Ex 1-14(15) mit dem priesterschriftlichen und dem nichtpriesterschriftlichen Kernbestand zwei ursprünglich unabhängig voneinander tradierte Erzählungen von Israels Aufenthalt in Ägypten und seiner Rettung durch Jahwe vor, die erst redaktionell verbunden wurden. Damit ist freilich keinesfalls jegliche Form der Kenntnisnahme zwischen den beiden noch selbständigen Erzählungen ausgeschlossen3. So führt vor allem die weitgehende Übereinstimmung in den Motiven und der Abfolge des Berichteten unweigerlich zu der Annahme, daß die eine der beiden Erzählungen der anderen als Vorbild gedient hat. Die priesterschriftliche Exoduserzählung bietet nun die im Vergleich einheitlichere, in einem höheren Maße strukturierte und in sich geschlossenere Komposition, so daß sie als die jüngere, nehmende Version gelten darf. Als Beleg für diese Einschätzung sei an dieser Stelle nur an die Abfolge von Moseberufung, Plagenerzählungen und Meerwundererzählung erinnert. In der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung illustriert ein späterer Bearbeiter anhand der Plagen, wie sich der göttliche Willen gegen den Ungehorsam des Pharaos durchsetzt. Sind die entstehungsgeschichtlichen Nahtstellen in dieser Darstellung noch deutlich zu erkennen, so wirkt die priesterschriftliche Parallele, als sei sie in einem Zuge durchformuliert. Ρ kann also allem Anschein nach bereits die Zusammenstellung der nichtpriesterschriftlichen Erzählung aufnehmen und die ägyptischen Plagen von Anfang an als ein wesentliches Teilstück in ihr Konzept einbeziehen. An einem für die Formierung des Pentateuch grundlegenden Punkt konnte Ρ jedoch vermutlich nicht auf ihr 2 3
Vgl.o. S. llfZUM. Noth. Vgl. auch das gleichlautende Urteil für die Genesis bei D. M. CARR, Reading, 312FF (zusammenfassend).
Die Endredaktion in der Exoduserzählung
391
Vorbild zurückgreifen, und das ist die Verbindung der Väter- und Josephsgeschichte mit der Exoduserzählung. Die Verbindung dieser Überlieferungsbereiche scheint erst das Werk von Ρ gewesen zu sein. Mit der These, daß die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung keinen Vorspann in der Patriarchenzeit gehabt hat und daß die beiden konkurrierenden Konzeptionen vom Ursprung Israels erstmals von Ρ vereinigt wurden, ist der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung fast schon verlassen. Sollte sich diese These jedoch bewähren, so eröffnet sie möglicherweise einen neuen Erklärungsansatz dafür, daß Ρ im Gegensatz zur Urgeschichte und zur Exoduserzählung in der Väter- und Josephsgeschichte nicht wie eine ehedem selbständige Quellenschrift wirkt, sondern eher wie eine Bearbeitungsschicht: Für den Übergang von der Väter- und Josephsgeschichte zur Exoduserzählung sowie für die Gestaltung von Ex 1-14(15) hat sich gezeigt, daß die Endredaktion den Aufriß von Ρ übernimmt und in diesen die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung einarbeitet. Es ist aber offen, ob dieselbe Redaktion auch die nichtpriesterschriftliche Väter- und Josephsgeschichte der Genesis mit der priesterschriftlichen Pentateucherzählung verbunden hat. Wegen der sehr spärlichen priesterschriftlichen Texte in Gen 12ff bleibt zu erwägen, ob in diesem Bereich nicht bereits Ρ die nichtpriesterschriftlichen Texte integriert hat. Ρ wäre in diesem Fall für Gen 12ff als Redaktion zu verstehen, die im Anschluß an eine eigenständig formulierte Urgeschichte eine von ihr redigierte Väter- und Josephsgeschichte mit einer eigenen Darstellung der Entstehung des Volkes Israel in Ägypten und der Mosezeit fortgesetzt hätte. Die beiden in Ex 1-14(15) erkannten Erzählungen wurden von der Endredaktion verbunden. Diese zeichnet sich zunächst dadurch aus, daß sie ihre Quellen, soweit dies noch zu erkennen ist, möglichst vollständig und im Wortlaut zu bewahren sucht. Die wenigen Ausnahmen - es handelt sich um die Einfuhrung Moses nach P, den Auftakt der nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung, das erste Glied einer priesterschriftlichen Abschlußnotiz in Ex 8,11 und eine nichtpriesterschriftliche Ausfuhrungsnotiz nach Ex 9,14 - konnten in der Analyse unschwer auf das Bemühen der Endredaktion zurückgeführt werden, die vorgegebenen Erzählungen zu einer durch eigene Fortschreibungen ausgestalteten Gesamtschau zu vereinigen. Auf diesen Begriff der Gesamtschau, der Akzentuierungen durch die Endredaktion nicht ausschließt und der das Entstehen einer neuen literarischen Komposition durch die Vereinigung der vorgegebenen Quellen herausstellt, fuhren auch die weiteren Beobachtungen zum Vorgehen der Endredaktion. Es besteht im wesentlichen darin, Nichtübereinstimmungen der Vorlagen durch ausgleichende Bemerkungen, die sich zu umfangreichen Fortschreibungen ausbilden können, in einem neuen Gesamtzusammenhang aufzuheben, sowie in der ebenfalls auf die Einheit der Vorstellung zielenden Anordnung der vorgegebenen Materialien. Das Bemühen der Endredaktion, die vorgegebenen Traditionen zu einem in sich stimmigen Aussagezusammenhang zu vereinigen, ist vor allem dort deutlich zu erkennen, wo dies auch besonders gefordert ist, und zwar an den Texten, an denen sich die Kult- und Lebenspraxis ausrichtet. So hat die Analyse der im Rah-
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Die Endredaktion in der Exoduserzählung
men des Auszugs erlassenen Passa- und Mazzotfestbestimmungen in Ex 12-13 aufzeigen können, daß die mit der dtn-dtr und der priesterschriftlichen Sprachwelt gleichermaßen vertraute Endredaktion durch Kommentierung und Textanordnung den Ausgleich zwischen den Bestimmungen des dtn Festkalenders und Ρ sucht. Es liegt nahe, dieses Ansinnen der Endredaktion mit der literarischen Vereinigung beider Konzeptionen zu verbinden. Ferner klärt die Endredaktion aus der Zusammenschau resultierende Uneindeutigkeiten im Verständnis der dtn Gesetzgebung zum Mazzotfest mit einem Rekurs auf das „Gesetzgebungsverfahren", indem sie die erstmalige Übermittlung der Anordnungen Jahwes durch Mose allen weiteren Bestimmungen als interpretatorische Leitlinie voranstellt. Auch wenn die Bemühungen der Endredaktion in diesem Fall auf die Durchsetzung einer bestimmten Praxis zuungunsten der Alternative hinauslaufen, so ist dies dennoch ein schönes Beispiel fur eine an der Einheitlichkeit und Gleichwertigkeit der vorgefundenen Quellen ausgerichtete innerbiblische Exegese. Hervorzuheben ist schließlich, daß die endredaktionelle Lesart der kultischen Regelungen sachlich auf der Linie der entsprechenden Bestimmungen im Heiligkeitsgesetz liegt. Daß für eine an der Thora ausgerichtete Lebenspraxis beim Zusammenfugen verschiedener Traditionen nicht auf eine Einheit und Verbindlichkeit stiftende Interpretation verzichtet werden kann, liegt auf der Hand. Doch gilt dies auch für die Gestaltung der traditionellen Erzählungsüberlieferung und der damit verbundenen Deutungsansprüche. So wird man der Endredaktion für die Moseberufung, die ägyptischen Plagen und die Rettung Israels am Meer schon aufgrund der unbestreitbaren Gleichförmigkeit der Quellen und der prinzipiellen Einmaligkeit der berichteten Geschehnisse die Ansicht unterstellen dürfen, daß ihre Quellen zusammenstimmen und sich zu einem einheitlichen Bild ergänzen. Für die Moseberufung in Ex 3-6 führt diese Ansicht zur Anordnung der beiden Versionen als Erstoffenbarung in Midian und ihrer in der Aussage gleichgerichteten Bestätigung in Ägypten. Es hat sich gezeigt, daß diese Anordnung, die eine umfangreiche Fortschreibung des nichtpriesterschriftlichen Textes notwendig gemacht hat, nicht zuletzt durch den jeweiligen Erzählkontext bedingt ist und folglich keine höhere Wertschätzung einer der beiden Versionen erkennen läßt. In der Zusammenstellung des Plagenzyklus in Ex 7-11.12 hat die Endredaktion die priesterschriftlichen Plagenerzählungen als strukturierende Grundlage genommen und in diese die nichtpriesterschriftlichen Plagen und ihre eigenen Fortschreibungen eingestellt. Einheitsstiftend wirkt hier zum einen der sorgfältige Aufbau des vorliegenden Textzusammenhangs, in dem auf den Prolog eine Sequenz dreier gleichmäßig angelegter Dreiergruppen vorläufiger Plagen und eine letzte und endgültige Plage folgen. Zum anderen arbeitet die Endredaktion diejenigen Plagen, die wegen ihres Piagenstichworts als Schilderung ein und desselben Ereignisses gelten können, geschickt ineinander. Für die übrigen Plagen gilt, daß sich die Versionen der Quellen und die endredaktionellen Fortschreibungen zu einem stimmigen Gesamtzusammenhang ergänzen. In der Meerwundererzählung in Ex 13-14(15) werden
Die Endredaktion in der Exoduserzählung
393
die beiden in den Einzelheiten sehr verschiedenen Quellen durch Kombination und ausgleichende Bemerkungen zu einem neuen Geschehensverlauf gestaltet, so daß sie zusammen ein einmaliges Ereignis berichten. Wie bei der Moseberufung ist weder für die Plagenerzählung noch für die Meerwundererzählung eine Bevorzugung einer der beiden Quellen zu erkennen. Statt dessen setzt die Endredaktion eigene Akzente, indem sie Jahwes Taten in Ägypten geschehen sein läßt zum Ruhme Jahwes in der Welt und zur Beglaubigung Jahwes und seines Offenbarungsmittlers Mose vor Israel. Schließlich ergänzen sich in der Darstellung des Prologs in Ex 1-2 die beiden Versionen der Einführung der Fronpflicht für die Israeliten zu einem Bild gesteigerter Zwangsmaßnahmen. Im übrigen läßt die Endredaktion hier sehr wahrscheinlich eine Einführung Moses durch Ρ aus, und zwar zugunsten der durch eine Reihe lebensvoller Episoden geschickt inszenierten nichtpriesterschriftlichen Parallele. Dagegen ist die Verbindung der Exoduserzählung zur Väter- und Josephsgeschichte der Endredaktion vermutlich nur bei Ρ vorgegeben. Daß die Endredaktion an diesem Punkt Ρ folgt, beinhaltet freilich nicht zwangsläufig eine Kritik an der nichtpriesterschriftlichen Konzeption der Ursprungsgeschichte Israels. Vielmehr hat die Endredaktion mit der priesterschriftlichen Verbindung lediglich übernommen, was - einmal gedacht - als das geschichtlich Gewesene und theologisch stets Gemeinte gelten mußte. Es ist der Endredaktion also ohne Zweifel nicht um ein paralleles Wahrnehmen der verschiedenen Traditionen oder um ein bewußtes OfFenhalten von Geltungsansprüchen gegangen. Die Endredaktion stellt vielmehr den gelungenen Versuch dar, die vorgefundenen Traditionen additiv zu einer neuen Gesamtschau zu vereinigen. Das ist ihr geistesgeschichtliches Verdienst und in diesem Sinne besteht auch „die Grenzlinie zwischen dem Abfassen und Redigieren des Hexateuchs ... nur in unserer Vorstellung. Die jüngsten Verfasser waren zugleich Redaktoren und umgekehrt" 4 .
4
A. KUENEN, Abhandlungen, 276.
Anhang: Exodus 1-14 in literarkritischer Schichtung Die folgende Übersicht über die in Ex 1-14 erkannten literarhistorischen Zuordnungen verzichtet für die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung und die Priesterschrift in Ex 1-14 auf eine Kennzeichnung älterer Wachstumsstufen bzw. vorgegebener Texte. Innerhalb der Erweiterungsschichten unterscheidet sie in der Regel nicht zwischen den verschiedenen Stufen des weiteren Wachstums der Texte. Findet eine Differenzierung innerhalb der Erweiterungen statt, so sind die späteren Wachstumsstufen in eckige bzw. geschwungene Klammem gesetzt. Vermuteter Textausfall ist durch [..] markiert. Die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung als ursprünglich selbständige Komposition
Zusätze zur nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung
Die priesterZusätze zu Ρ schriftliche Exoduserzählung als Teil der ursprünglich selbständigen Priesterschrift (P)
Die Komposition der biblischen Exoduserzählung durch die Endredaktion (R)
Erweiterungen des endredaktionellen Textes
1,7 (nach Gen 50,22 und evtl. [...])
1,8-10 (nach Gen 50,2426; Ex 1,7)
1,1-6
1,13-14
1, [...1.11-12 l,15-19.20a. 2 lb.22 2,1-3.5f. 10*
l,20b.21a 2,4.7-10aa π-ατιίη 2,23aa
2,ll-23aa* 2,23aß.b-25 3,l*.2b.3a.3b (?).4a.5.6b.7 -8*. 16-17*. 21f(?)
3,lb*(3-|Ti [?]); 3,2a(?). 8a0(?)b. 16bß (?).17a*(ab упк-Ьк)
3,4b.6a.7b*(ab ТЕШ "ODO). 12aß—15. 16bß*(ohne "tDttb). 1820
„Plagenerweiterung": 3,7aß*(-m« D-n:aD3).912aa 4,18f.20a.2426.(27-31**]
4,l-17.20b(?). 4,20b(?) 21-23.27-31
395
Anhang: Exodus 1-14 in literarkritischer Schichtung Die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung als ursprünglich selbständige Komposition
Zusätze zur nichtpriesterschrifilichen Exoduserzählung
Die priesterZusätze zu Ρ schriftliche Exoduserzählung als Teil der ursprünglich selbständigen Priesterschrift (P)
5,lf*
Die Komposition der biblischen Exoduserzählung durch die Endredaktion (R)
Erweiterungen des endredaktionellen Textes
5,la*0prttO;
5,4*(ns?D
Plur. ν. ΚΌ u. -ЮХ[?]).3. 4*.6-6,l 6,2-5.6*7-12 6,13-30 7,lf.4-7
6,6Ьр*(УПТЗ
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Π·4Β3);7,3
7,8-lOa. 11-13
7,10b
7,14.15a. 16. 17a.b*.18. 21a.23.[24], 25
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7,26f.28* 8,9b-llaaß
8,1-3.[...]. llavb
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Π1ΓΡ Π13). 21b.22
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7,28*(-|ОУ31). 8,4*(Plur. v. 29 ~inS7hi.[?]; p n x b i [?]). 8,4*.5aa.6.7*. 5aßYb.7a* 8*.9a (-рпзт).8* (]ΊΠΚ1 [?]). 8,13b. 14b 8,21-27
8,17*(-prOD1 [?]).18.[19]
9,15-23 aa. 24aab.25.27 -29.33*.35a
9,23aßb.24aß. 26.30.[31f], 33*(-|BD1). 34.35b
10,1*.2.3*.4. 5*.6b.7.8*.9. 10*. 11.12*20
10,1Ь*(-ПК1
[9,1-33α.{βγ}. 3b-7] 9,8-12 9,13f [...]
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(ρΠΧ-ПК; •г6х).ю* (впЬх). [12aßb](?) 10,21-27 10,28f
396 Die nichtpriesterschriftliche Exoduserzählung als ursprünglich selbständige Komposition
Anhang: Exodus 1-14 in literarkritischer Schichtung Die priesterZusätze zu Ρ schriftiiche Exoduserzählung als Teil der ursprünglich selbständigen Priesterschrift ( P ) 11,10
Die Komposition der biblischen Exoduserzählung durch die Endredaktion (R)
Erweiterungen des endredaktionellen Textes
ll,l-4aa.5b. 6tH-7aß(?).9
ll,7b.8a
[12,21-23. 27b](?)
12,1.3aotb.4.5. 6b.7.8*.913.28
12,2.3aß.6a.8* (ni2D1).1820
12,21-23(7). 24-27a. 27b(?)
12,14-17
12,29a.30aßb. 33f
12,40f
12,42-51
12,29b.30aa. 31f.35f(?) 13,1-16
12,37b. [38a], 39
Zusätze zur nichtpriesterschriftlichen Exoduserzählung
ll,4aßb.5a.6a. 7aa.8b
12,35f(?).37a
13,20.21aa* (bispjj) 14,5a.6.9aa* (ab "Erwi). 10ba.13f.19b -20aßb.21a* (ab " f m ) . 24*.25b.27* (ab ЗЮ-Ч). 28b.30
14,1.2aba.3.4. 14,17bß.l8b. 8a.l0abß.l5. 23aftyb 16*.17abcc. 18a.21aa* (bis ВТгЬу) 21b.22.23aa. 26.27aa*(bis ОТГЬУ). 28a.29
13,17-19.21a* 14,7.19a (ab оппэЬ) -22 14,2bß.5b.8b. 9*(außer ОТГ.Ла'Ч&'П). Ilf.l6aa* ("ПК D~in ι ηοηχ). 20av.24*(fur |ЗУП ТЮ!П: ИХ Ύ β ! » •pS71).25a.31
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
A. Abkürzungsverzeichnis Die Abkürzungen richten sich grundsätzlich nach S. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin - New York 21992. Darüber hinaus und davon abweichend werden folgende Abkürzungen verwendet: allgemeine Abkürzungen Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum CT = zum deuteronomischen Gesetz in Dtn 12-26 gehörend dt = dtn deuteronomisch, zum Dtn gehörend = = dtr deuteronomistisch dtr Geschichtswerk DtrG = DtrH dtr „Historiker" = dtr Kompositionsschicht des Pentateuchs nach Ε. BLUM, Studien KD = KP = priesterliche Kompositionsschicht des Pentateuchs nach E. BLUM, Studien R Endredaktion = Sam. Samaritanus = rpN = Targum Neophyti = VTE Vassal Treaties of Esarhaddon Vulgata Vulg. = Pesch. Peschitta = bibliographische Abkürzungen HCOT = Historical Commentary on the Old Testament, Kampen Hen = Henoch, Turin 1979ff. Semeia = Semeia. An experimental journal of biblical criticism, Chico/Ca. 1974ff. UMI = University Microfilms International, Ann Arbor 193 8ff. VWGTh = Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft fur Theologie, Gütersloh 1980ff. WBC = Word Biblical Commentary, Waco/Tx. ZAR = Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte, Wiesbaden 1995ff.
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Stellenregister (in Auswahl) In der Regel wird der jeweils größere Textzusammenhang angeführt. Kursivgesetzte Seitenangaben weisen darauf hin, daß sich der Beleg ausschließlich in den Anmerkungen findet. Halbfette Seitenangaben weisen auf eingehende Analysen hin.
1. Altes Testament Genesis 1 1,1-2,4a 1,9 1,21 1,22.28 1,22 2,4-3,24 5,32 6,9 6,11-13 6,18 6,22 7,6 7,11 8,17 9 9,1.8 9,1.7 9,7 9,8.12.17 9,9.11.15.16.17 9,13 9,18-11,31 ll,3f.7 12ff 12,1-4 12,6 12,7 12,10 15,2.3 15,5 15,6 16,6
357 143 203 314 353 367 143 250 250 248 238 58 58, 250 203 353 357 270 353 353, 367 270 238 318 369 369 391 250, 273, 276, 279 384 288 276 270 342 224, 383 286
16,9-11 16,11 17 17,1 17,2.6.20 17,3.9.15 17,5 17,7.8.19 17,7 17,9.10 17,15fr 18,Iff 18,lb.2 18,18 19,lb.2 19,9 19,13f 20,6 20,9.10 21,6.7 21,16 21,17 22,1-19 22,7 22,15-18 23 23,1 24,7 24,24.25 24,26.48 24,38.40.41 25,9 25,13 25,20 26,1
270 286 52, 346,357,381 360 353 270 320 238 244, 147 227, 228 249 267 254 368 154 270 49 49 270 270 287 343 272f 275 342 365 360 288 270 48 46 365 355f 250 264
Stellenregister 26,1-11.23-25 26,16 26,24 27,36 27,43 27,43b 28 28,3 28,4 28,13(-15) 29 30,25f 31 31,7 31,(11-)13 31,17f 32,30a 33,14 33,19 34,25 35,10 35,11 35,22-26 37-50 37,22 38,8.14.16.26 41,8.33.39 42,5 42,37 43,28 43,32 45,5.8 45,10 45,21 45,27-28 46 46,1-5
46,6 46,8-27 46,28 46,30 46,34 47,27
275-279.342 368 276, 278f 270 264 264 276 353 238, 248 276.278f 378, 383f 128 276, 384 49 274f 275 298 264 364f, 380, 389 285 354 353 354-357 349 128 369 368 355 128 48 127 283 125 355 275 282 271-273, 273-277, 278-280, 348, 350, 355, 364, 382f, 385 354 227, 251,349, 354, 357 264 275 127 353, 360
47,28 48,5 49,1.33 50 50,2f 50,13 50,17 50,22-23 50,24-26
Exodus 1,1-2,22 1,1-14 1,1-10 1,1-6 1,1-5.7.13f 1,1-5 1,6.8-10 1,6 1,7.9.20 1,7.13f 1,7 1,8-14 1,8-10 l,llf 1,11 l,13f 1,14 1,15-2,22(23) 1,15-22 l,15f 1,17.20.21 2,1-10 2,1 l-23aa 2,11-15 2,11 2,15-22.23
425 354 264 354 350 362 365 279 250, 357, 360f, 362 207, 233,278, 282, 349f, 355, 358-370, 379f, 382f, 385, 387, 389
349-352, 380-388, 393 189 369 363 352-357 360, 362, 369 358-370 233,355 366-368, 370, 372f 96 250, 365, 370, 372 233 372, 379 285, 287, 353f, 366, 370-372, 377, 379 242, 244, 341 242f, 346, 37 lf 42, 241, 344, 379 234, 372, 379 354, 37 lf, 373f, 375 275 234 189, 251, 320f, 373, 374-376 254, 257,261, 269f, 329 258, 372,376f, 379 233, 242, 244, 354, 379 255f, 258, 26lf, 377f
426 2,23-7,7 2,23-25
2,23aa 3,1-6,1 3,1-4,17(18) 3,1-22 3,1-6 3,2 3,5 3,6.15.16 3,7-22 3,7-10 3,7 3,8.17 3,8 3,9f 3,10.12 3,10f 3,12-15 3,12 3,13 3,14f 3,14 3,15f 3,16-22 3,16f 3,16 3,18-22 3,18 3,19f 3,19 4,1-17.27-31 4,1-17 4,1-9.31 4,1-5 4,1 4,2.17.20 4,5
Stellenregister 233-237,238-344, 345-348, 352, 392 91, 96, 228,237254, 259,285-287, 327, 344, 352, 354, 357, 379, 381-383 42, 255, 281,329, 372f, 378f 238, 240 254-261,378f 304, 327 257, 261-281, 305 50 384 278, 306, 363, 383 281-305 271 183, 338, 341, 354, 370, 372 363 241, 244, 246,278 309, 336, 338 317 338 316 265, 278, 340 279, 306 270 306 279 309 334-336 270,311,361,363 118, 167-169, 177, 184, 306, 307 46, 118f, 311,336, 339, 341 173, 340 49 98 305-327, 332-335 383 95 225 104, 134 279, 363, 383
4,8.9.17.28.39 4.9 4.10 4,13-16 4.14 4.15 4,17.20 4,17 4,18 4,19-6,1 4,19-31 4,19 4,20 4,21-23 4,21 4,24-26 4,27-31 4,27 4,29.31 4,29 4,31 5,1-6,1 5,1-3 5,lf
5,3-6,1 5,3.8.17 5,3 5,4.5 5,4 5,5.6.9 5,5 5,8.17 5,9.11 5,9.11.15.16.18.21 5,13f 5,15 5,21 5,22-6,1
253 203 252 252, 336 389 278 313 281, 328, 331 254f, 257f, 260, 261-281 327f 328-334 255-258,269f, 281, 372, 378f 255, 257, 379 66 78, 155f 372, 379 189, 225, 334f, 344 265 109 31 31,46,48,299,312 108-111,242,335345 111, 119, 301, 308f 99, 105f, 112,118, 162, 186, 203, 228, 241, 258,290f, 300, 302 118, 121,284, 301, 305, 370 118f, 301 106, 119, 129, 167, 299-301 242, 244 290 241, 243 372 119 42 242 370 119 189, 243 119, 167-169,173,
Stellenregister 177, 184, 238,241f, 244, 301 6,2-7,7 91, 92-94, 96, 121, 185, 237-254, 327, 344, 354, 357, 363, 381 6,2-8 382 6,2f 298 6,4.8 353 317, 354 6,5 6,6f 372 6,6 33, 35,42, 84, 181, 223, 229, 344,354 33, 203, 228 6,7 6,8 318 6,9.12 328 6,9 42, 189, 340, 344, 354 6,11.13.27.29 200 6,12.30 315-318, 320 6,20 321 7,1-7 75, 82, 85f, 90-93, 229, 345 7,1-5 333 7,lf 315-320 7,2 83, 105 67, 76, 78, 155, 327, 7,3 331,333 33, 35, 76, 83f, 86, 7,4 181,223,229 33, 35,203,229 7,5 58, 328 7,6 58, 378 7,7 7,8-11,10; 12,29-36 74-79, 80-184, 185-188, 299, 392 7,8-13 80f, 82, 91-93, 96, 97,100, 112, 142, 164f, 312-314, 346 7,8f 328 7,9f 86, 96, 104,331 7,9 82, 181, 253, 333 7,11 368 7,13 83, 86f, 92,134, 143, 252f 7,14-10,29 159 7,14-9,12 142
7,14-25
7,14—16(17f) 7,14 7,15b. 17.20a 7,15 7,16.26 7,16 7,17 7,18.21 7,19.20a*.21b.22 7,19f 7,19 7,20 7,21 7,22 7,23 7,25 7,26-8,11
7,26-28 7,26 7,27 7,29 8,1-3.1 larb 8,lf 8,1.12 8,3.11ayb 8,4-9.21-27 8,4-9 8,4.21-25 8,4 8,5.7.17 8,6.18 8,6 8,10 8,11.15 8,11 8,12-15 8,12f
427 79, 84, 86, 95, 98113, 115, 132,134, 137, 139,141, 142, 146, 150, 152 113, 124, 336, 338f 143, 155, 344 206,132 113, 313f 302 130, 147, 300 106-111,203 120, 124 80, 82, 91, 94,155, 164,314 86,92 133f, 245 86, 133f, 331 126 83, 86ζ 92f, 133f, 252f 113, 124, 175 113, 124 79f, 84,102,113123, 137, 139,141, 142, 146, 150, 152, 124 99, 130,159 43, 148,150 87 82, 86f, 91,113,164 86 245 84, 94 135, 144,150 85, 129 302 128 162 167 106, 108, 124, 182 124 83,134, 252f 86, 88, 93, 95, 391 80f, 82, 84, 91,93f, 123, 129, 164 86
428 8,12 8,14f 8,15 8,16-28 8,16 8,17 8,18 8,19 8,20 8,21-27 8,22 8,23 8,25f 8,25 8,27 8,28 9,1-7 9,1 9,2 9,4 9,7 9,8-12
9,8 9,10 9,11 9,12 9,13-10,29 9,13-10,27 9,13-35 9,13f 9,13 9,14 9,15-10,29 9,15-10,27 9,15-16 9,18.24 9,19-21 9,20f 9,22.23aa*.35
Stellenregister 159, 165 82 85, 87, 93 84,123-129,149f 99, 130,146, 302 148 106, 108, 383 47, 253 117, 130f,177 116f, 119,121 47, 301 302 85, 122 115,117 120 90, 130f, 134,175 124f, 129-132,147, 149f, 155, 158 99, 159 148 126 90, 134 80f, 82,91,94, 131, 134, 147,155, 164, 181 96, 159, 165, 331 331 82 83, 85, 93f, 97,134, 154, 203, 229, 252f 175 132, 135f, 141 132-152,153, 162 47, 131, 177-180, 184 99, 300 43, 48,106,108, 167, 203, 391 177, 179, 301 184 153f, 156, 163, 167, 182,296, 300,315 162 131 153 89, 94f, 97, 132, 163
9,22f 9,23 9,26 9,28 9,27-30.33-35 9,27 9,29f.33 9,29f 9,29 9,30.34f 9,35 10,1-20 10, lf 10,1 10,2 10,3.8 10,3ff 10,3 10,5 10,6 10,7-11 10,9 10,10f 10,12.13aa*.20 10,12f 10,13 10,14 10,15 10,16-18 10,16 10,17f 10,17 10,20-23 10,20.27 10,21-29 10,21-23.27 10,21-23 10,21f 10,22 10,24-26(27)
90 95, 196,313 47, 124f, 383 115,128 121 153 122 85 106, 108, 167, 182 162, 182 83, 90, 155,160, 331 135,138-141,142, 152-163 167, 182, 253,315, 327, 332f 145, 300, 106, 108 122 123 85 164 122 146, 15 lf, 163, 165 85 122, 208 89, 94f, 97, 132, 163 90 95, 196,313 182 164 121f, 144 144 115,128 150 161 83, 90,134,143, 145, 155, 331 133, 135, 161,163166 89, 94f, 97, 132, 160 88, 161 95 90 88, 152, 160f, 176, 208
Stellenregister 10,24 10,25f 10,27 10,28f
10,29 11,1-13,20 11,1-13,16 11,1-10; 12,29-36 11,1-8 11,1-3 11,1 11,2f 11,4-8 11,5 11,7 11,8 11,9 11,10
12 12,1-14.28 12,1-13,16 12,1-28 12,1-20.28 12,1-20 12,1-14 12,1-12 12,1.12f.23 12,1 12,3 12,11 12,12f 12,12 12,13 12,14-17 12,15-20 12,18-20
123 301 145, 230,175 47, 145, 160f, 171173, 175-177,179181, 184 183 170 57 166-185
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169, 179 31-37, 38, 44, 45, 50, 203 54, 56,60,68, 70, 168 50, 52-54, 55
47 170 44, 65, 75, 88,168, 170 44 88 49, 88, 97 66, 67, 82, 84, 90, 229, 243, 246 43, 48 69 53, 60 56, 68f
12,21-28 12,21-23.24-27
12,21-23 12,21f 12,24-27 12,25f 12,25 12,27 12,28 12,29-42 12,29-34 12,29-32 12,29 12,3 Iff 12,3 If 12,31 12,33 12,34 12,35f 12,37-39 12,37.42 12,37 12,38 12,39 12,40-13,16 12,40f 12,41 12,42 12,43-13,16 12,43-51 12,43 12,46 12,50f 12,51 13,1-16 13,1.20 13,lf.ll-16 13,lf 13,3-16
429 168 38-50,54f, 60-62, 65, 67£ 71,73,150, 154, 169, 266, 334f 175 171 59, 188,223 62f, 235, 301, 344 288 303 40, 44, 54, 57f, 65 169 47, 57,230 87 48, 67 299 152, 215, 230 208 229f 59 57, 229,299, 303f, 347 230 97 57, 168f, 203,207209, 229, 304, 347 57, 208 32, 57,59, 340 168 33, 57-59, 95, 97, 185, 203f, 231, 355 65 58 169 53, 57f, 190, 208 65 53 65, 97 59, 203f, 231 57-59, 60-67, 188, 190, 208 97 57, 63-67, 71-72, 181 60 40f, 56, 154,223
430 13,3-10 13,3f 13,3 13,5-10 13,5 13,9 13,11-16 13,11 13,14-16 13,15 13,17-14,31 13,17-22 13,17-20 13,17-19 13,17-18 13,17 13,19 13,20
13,21f 13,21 14 14,1-14 14,1-4.8 14,1 14,2 14,4.17.28 14,4.(8).(17) 14,4.18 14,5-7 14,5a.6 14,5 14,9-30 14,9 14,10 14,1 lf 14,13-15 14,13f 14,14
Stellenregister 57, 68-71, 266 59f 173 60-63, 169 40, 235,287f, 301, 344, 383, 387 301 331 40, 247, 287f, 383, 387 42 119,253, 303 96,189-195,196230, 231f, 327 199, 209 169 207f 57, 218 209,213,215 57, 355, 364,380, 389 57, 203,207-210, 216, 229,230,304, 347 50, 207,209-214, 219 221 291 214-218 199-201,205f 97, 203f 204, 206, 209f 215 33, 78, 88f, 94, 97, 155, 203f, 252f 203, 229 205 304 199f, 229f, 347 304 200f, 206,209f 201f 20lf, 225, 340f 205 202, 217, 221f 220
14,15-29 14,15 14,16-18 14,16 14,17 14,18 14,19'f 14,2 lf 14,21 14,22f 14,22 14,23 14,24 14,25 14,26-28 14,26 14,27 14,28 14,29 14,30f 15,1-21 15, lb—18 15,4.22 15,13 15,21 15,22-25 15,22ίΤ 16,2f 16,2 16,6 16,16 16,20 16,32 17,1-7 17,3 17,5.9 17,6 17,12 17,14-25 17,16 17,17 18,1-12 18,1.2.5.6.12 18,1
218-221 91, 199,20 lf 197f 90, 95, 196, 203, 206,313, 335 33, 206 206 50, 199, 209-214 195-198, 203, 205 90, 95 199 203, 315 197,206,216 199, 209-214 199 205 90, 95, 197 197, 199,203,210 199, 203f, 222 199, 203f, 222, 315 211,218, 221-226, 312, 334, 341,383 190-193 189 207 246 189 340 216 216 202 245, 246 40 93 40 340 216 313 265 211, 316 119 118 117 261, 262 262 262
Stellenregister 18,5 18,9f 18,12 18,25 19-24 19,1 19,3-9 19,3b-8 19,3.9 19,3b 19,4 19,9 19,17 20,4 20,8 20,23 20,24 22,19 22,28f 23,14-18(19) 23,15 23,18 23,20ff 24,1-11 24,3-8 24,5 24,16-25,1 24,13 24,16 25 25-40 25,22 28, Iff 28,3 29,28 29,45(46) 30,11.17.22.34 30,21 31,1.12 32-34 32,7-14.30-34 32,8 32,11 32,13 32,34 33,1
265 262 303 320 264 248 226-228 293, 302 63 280f, 293f 293, 344 225,312,383 282 342 63 342 303 303 72 43, 52, 71 37 37, 43, 303 219, 267 302f, 340 293 118, 301 280 265 280f, 293 325 317 320 320f 368 40 245-247, 346 271 40 271 264, 325f 341-343 118, 303 301 387 219, 267 387
33,2 33,5 33,6 33,7-11 33,21 34,1.4.28 34,8 34,10 34,15.25 34,18-24 34,18 34,19-20 34,25 34,34 35,1 35,4 35,29 38,26 39,32.43 40,16f 40,16.17-33 40,36-38
219, 265, 267 245 265 213 265 325 48 301 303 43, 52 37, 72 64, 67, 71-73 57,43 320 40 40 145 208 96 58 96 212
Leviticus 1-7 U 1,9.13.17 7,34 8f 8,5 8,36 9 9,6 10,11 10,15 14,34 16,2 17-26 17,2 17,3f 18,22.26-30 19,23 20,13 20,24 20,26 21,1
32 280, 293 34 40 317 40 145 316 40 145 40 41 321 271 40, 320 56 127 41 127 62 227 245
Stellenregister
432 22,3 23 23,(3)4-8 23,10 23,27.32 23,39 23,41 25,2 25,38.42.55 26,9 26,46 27
245 36f, 53, 73 36, 55f, 69f 41 68 36 36 41 246 353 145 246
Numeri 1,46 3,5-10 3,6 3,11-13 3,17-20 4,4 4,9 4,37.45.49 8,16f(18-20) 8,19-22 9,1-14 9,15-23 9,23 10,13 10,29 10,35.36f 11 11,Iff 11,4 ll.llf 11,12 11,21 11,29 12,5 12,7f 13,26 13,27 14,2f 14,2 14,8 14,11 14,12
208 321 324 66, 67 251 41 41 145 66f 321 53 212 145 145 378 325 345 216 208 342 387 208 320 213 222 264 62 216 202 62 224 368
14,14 14,16.23 14,25 14,28 14,30 14,44 15,2 15,23 16,9 16,14 17,2 17,5 17,6 18,1-7.28 18,8.11.19 18,20 18,22 20,2ff 20,2 20,8f 20,8 21,4-9 21,4ff 21,4 22,5 22,6 22,31 23,1-26 25,12 26,29 26,59 27,13 28f 28,16-25 30,2 32,11 33,4 36,6 36,13
214 387 207 245 248 325 41 145 324 62 245 145 202, 216 321 40 326 325 216 202 313 321 314 216 207 264 368 48 299 245 360 321 321 36 53, 69f 40, 320 387 33, 246 40 145
Deuteronomium 1,2.6.19 1,3 1,8 1,9-18 1,15
265 320 387 324 320
Stellenregister 1,19.46 1,28-33 1,31 1,32 1,33 1,40 1,42 3,21 3,24 4 4,2 4,3 4,9f 4,10.15 4,13 4,34 4,35 4,37 5,2 5,5 5,16 5,30 6,6-8 6,10-13 6,10 6,20-24 6,21 7,6 7,8 7,9.12 7,17-24 7,19 7,25f 9,5.27 9,7-10,11 9,8 9,14 9,23 9,26 9,27 9,29 10,1-5.6-7.8-9 11,2 11,7 11,18 11,19
264 217 227 224 214 207 245 344 222 227 40 344 42 265 63 223, 301 223 265 40, 65 301 245 42, 59-63, 65, 67 40f, 60-62 387 42f, 555 301 41 246, 301 227 555 223 127 387 324f 265 368 224 246, 507 342 223 324-326 42, 222 223 59 42
12 12,12 12,18f 12,28 12,31 13,1 13,2b.3 13,6 13,15 14,3 14,26f 15,12-18 15,15 15,19-23 15,19f 16,1-8 16,3 16,4 16,11.14 16,15 16,16f 16,18 17,1.4 17,8-13 17,14-18 17,19f 17,19 18,1-8 18,9.12 18,15 18,18.20 19,16-21 20 20,18 21,1-9 21,8 21,5 24,8f 24,18 24,22 26,5-9 26,5 26,8 26,11.12f 26,18
433 43,51 323 322 39 127 40 555 246 127 127 322 299 39, 246 71 65 39f, 42f, 50-56, 61f, 67-71, 73 88 59 322 56 52 525, 345 127 323f 323f 65 40 322-326 127 319 320 323 323 127 323 246 323 323f 39, 246 39 285 368 223, 301, 333 322 227
Stellenregister
434 26,19 27,9 28,69 29,1-14 29,1 29,2 29,8 29,12 30,14 30,20 31,6.7.8.23 31,9 31,14f 32,7 32,9-11 32,29 32,40 32,46 32,50 33,4 34, la. 7-9 34,4 34,1 If 34,12
41 323f 265 333 271, 344 223 227 387 40 387 292 323 213 42,63 227 368 248 42 321 248 251 387 333 222f
Josua 1,1-9 3,5 4,6-7 4,10 4,14 4,21-24 8,9.13 10,6 10,9 10,15.43 13,14.33 14,2 14,6-11 17,1 20,2 21,2.8 22 22,9 23,1 23,3
292 301 42 320 224 42 211 264 211 264 325 145 283 360 145 145 41f 145 378 344
24,7 24,29f 24,32
344 359, 358, 380 364f, 380, 389
Judicum 1,1-2,5 2,1-5 2,8-10 3,4 5,14 5,23 6,9 6,11fr 6,17ff 6,19£f 7,20 11,34 13,8ff 16,21
358, 380 219, 267 358-359, 363, 380 145 360 219 246 267 312 51 211 191 267 175
1 Samuel 1,1-3 1,19 ,2,13ff 3,1-4(5-10.11-14) 4 - 1 Reg 8 9,16 9,21 10,2ff 10,18 12,16.18 15,6 18,6f 25,41 28,14
254 264 51 27 lf 326 287 46 312 246 224 128 191 175 48
2 Samuel 2,26 7,23 7,25 7,27-29 17,17 17,25
158 246 143 283 175 255
1 Regum 1,16.31
48
Stellenregister 1,18 2,5.32 5,11 8,11 8,32 8,53.56 11,11 12 12,23 18,1 18,36 19,8b 22,8
289 255 368 324 227 145 227f 345 245 378 280 264, 265 300
2 Regum 7,12ff 17,14 23,21-23.27 25,4
211 224 51 211
Jesaja 1,20 5,25 7,9 8,18 9,11 14,2 16,20 19,5-10 26,8 27,1 28,16 32,1-3 40ff 40,5 40,12f.26 43,1 43,10 44,23 45,21 47,lf 47,4 48,20 49,5 51,9-11 51,10
319 243 224 333 243 183 243 100 295 314 224 301 385 319 318 246 224 246 318 175 246 246 319 192 246
52,9 53,3f 54,16 61,5f 62,12 63,9 63,12.14 63,18
246 285 50 227 227 246 147 227
Jeremia 1 1,4-10 1,17 4,7 4,21 7,12 9,11 13,6 15,19 15,21 18,11 21,2 26,2.8 29,1 Of 29,23 30-33 30,15 31,10 31,11 32,20 32,21 33,18.21f 45,3 51,1 51,8
310 318-320 320 50 158 344 319 378 319 246 245 301 320 385 320 385 285 385 246 147, 156, 333 301, 333 326f 285 50 285
Ezechiel 3,17 5,9.11 8,6.9.13.15.17 9,9 11,1-13.14-21 11,15 11,16.17 11,20 12,21-25.26-28
320 127 127 353 241 248 242, 245 247 241
Stellenregister
436 12,23.28 14,1-11 14,6 14,8 14,11 16,13 16,43.56 17,14 20 20,1-31 20,5.6.15.23.28.42 20,6.15 20,6 20,27-29 20,27.30 20,28.42 20,30 20,33f 20,39.40-44 21,36 25,4.10 26,1-6 29,3 32,2 33,24 33,25 34,27 36,1-32 36,2.3.5.7 36,22 36,28 37,1-14 37,23.27 39,21 40-48 44,12 45,21-24 47,14
242, 241 245 156 247 353 301 227 249, 241 248 62 248 248 242 248 245 301 248 50 248 241 314 314 248 242, 244 241 248 245 247 241 247 222 321, 248 43 248
Hosea 1,9 6,5 12 12,6 12,10 13,4
298 319 385f 295 298 298
245
298
245
326
Arnos 7,14
318
Jona 3,5 4,4.6.7
224 143
Sacharja 10,3 13,5 14,16.18.19
317 318 36
Maleachi 2,4.5.8.10.14 3,1
326f 326f
Psalmen 10,1 22,31 29,2 32,10 38,18 40,6 44,2 48,14 69,:27 69,30 72,18 74,4 74,13 78,3f.6 78,4 78,10 78,13.15f.53ff 78,14 78,22.32 78,35 78,40-51 78,43 78,45 79,13 80,5 86,10 95,5 98,1 102,3
343 156 192 285 285 301 156 156 285 284 143, 301 156 314 156 301 227, 228 192 214 224 246 155f 155, 333 123f 156 158 301 315 301 295
Stellenregister 103,18 105,27 105,28f.31f.34 105,31 105,39 106 106,10 106,12.24 106,12 106,40 111,4 111,9 119,66 130,7 132,12 135,9 135,13 136,4.12 146,10 148,7
227, 228 155, 333 156 123/ 214 190 246 224 190f, 193 317 301 126 224 126 227,228 333 295 301 192 314
Hiob 5,25.36f 19,25 31,10 33,19 37,5 38,2 42,7 42,16
318 300 175 285 301 218 317 360
Proverbien 1,22 6,9 6,16-19 19,29 30,15-31
158 158 307 246 307
Kohelet 1,18 2,23 7,16
285 285 368
Threni 1,12.18
285
437
Daniel 9,4 9,15
227 147, 301
Esra 6,19-22 7,12-26 9,lf
55 25 208
Nehemia 1,5 1,10 8,6 8,14 9,10 9,11 9,12.19 9,14 9,15 9,17 9,32 10,30 11,20 13,1
227 301 48 145 147, 333 191, 193 214 145 248 301 227 145 326f 208
1 Chronik 2,lf 2,17 5,29 6,33 7,37f 9,2 10,13 13,10 16,12 17,16f 28,9 29,18 29,20
355f 255 321 41 '255 326f 40 317 301 143 279 280 48
2 Chronik 1,9 5,5 5,14 6,14 6,29
143 326f 324 227 285
Stellenregister
438 6,4 If 20,20 23,18 24,24 25,15 26,18 29,11 29,30 30,1-27 30,6 30,27 33,8 34,14 35,1-19 35,6 35,10.16 2. Neues Testament Act 7,32
143 224f 326f 246 317 143 324 48 55 280 326f 145 145 55 145 41
279
3. Apokryphen/Pseudepigraphen Jesus Sirach 10,26 368 307 25,7 26,5 307 Jubiläen 30,18ff
326f
49
55
1 Makkabäer 5,29
211
TestLev 5,lf 8,17
326f 326f
4. Rabbinische Texte 55 mPes V,6 55 mPes IX,5 BerR 55,6 272 5. Josephus Ant 11,9
371f
6. Qumran 1 Qm 14,5 4 Q 22
126 123
7. Altorientalische Texte 127 APFC 30-33 CT 13,42f 375 VTE § 56 165 8. Herodot Hist. 2,72 Hist. 2,92
100 100
Auslegung und Studien zur Exoduserzählung Martin Noth
Das zweite Buch Mose. Exodus Das Alte Testament Deutsch, Band 5. 8., unveränderte Auflage 1988. VI, 230 Seiten, kartoniert ISBN 3-525-51115-9 „Noth legt eine in Form und Sprache zwar einfache, in der theologischen Deutung jedoch sehr anspruchsvolle Auslegung vor. Er stellt zunächst die Grundgedanken des Buches heraus: Nach dem Ende der Vätergeschichte wird hier erstens die Herausführung des Volkes aus Ägypten und zweitens die Gotteserscheinung am Sinai mit Bundesschluß und Gesetzgebung berichtet, eingebettet in die Schilderung der Wüstenwanderung. Die anschließende literarkritische Analyse arbeitet drei Quellenschriften heraus, die von einem Autor zu der jetzt vorliegenden literarischen Endgestalt verarbeitet wurden." Das Neueste
John William Wevers (Hg.)
Exodus Redaktion Udo Quast. Septuaginta, Band 11,1. 1991. 474 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53445-0
John William Wevers
Text History of the Greek Exodus Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Band 21. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, PhilologischHistorische Klasse. 3. Folge, Band 192. 1992.280 Seiten, kartoniert ISBN 3-525-82479-3
Pekka Särkiö
Exodus und Salomo Erwägungen zur verdeckten Salomokritik anhand von Ex. 1 - 2 ; 5 ; 1 4 und 3 2 Schriften der Finnischen Exegetischen Gesellschaft, Band 71. 1999. X, 185 Seiten, kartoniert ISBN 3-525-53648-8
V&R
Vandenhoeck Ruprecht
Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 188: Wolfgang Reinbold
181: Helmut Umbach
Propaganda und Mission im ältesten Christentum
In Christus getauft von der Sünde befreit
187: Wolfgang Harnisch
Den Anfang hören
Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche. 2000. IX, 386 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53872-3
Die Zumutung der Liebe
Die Gemeinde als sündenfreier Raum bei Paulus. 1999. 344 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53865-0 180: Moises Mayordomo-Marin
Gesammelte Aufsätze. Hrsg. von Ulrich Schoenborn. 1999. 237 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53871-5
Leserorientierte Evangelienexegese am Beispiel von Matthäus 1-2. 1998. 448 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53864-2
185: Christian Strecker
179: Florian Wilk
Die liminale Theologie des Paulus
Zugänge zur paulinischen Theologie aus kulturanthropologischer Perspektive. 1999. 504 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53869-3 184: Kurt Paesler
Das Tempelwort Jesu
Die Traditionen von Tempelzerstörung und Tempelerneuerung im Neuen Testament. 1999. 304 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53868-5 183: Henrik Pfeiffer
Das Heiligtum von Bethel im Spiegel des Hoseabuches
Die Bedeutung des Jesajabuches für Paulus 1998. XII, 461 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53863-4 178: Uwe Becker
Jesaja - von der Botschaft zum Buch 1997. 346 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53862-6
177: Wolfgang Schenk
Das biographische Ich-Idiom 'Menschensohn' in den frühen Jesus-Biographien
182: Manfred Lang
Der Ausdruck, seine Codes und seine Rezeptionen in ihren Kotexten. 1997. 264 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53860-X
Eine redaktionsgeschichtliche Analyse von Joh 18-20 vor dem markinischen und lukanischen Hintergrund. 1999. 413 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53866-9
Vandenhoeck Ruprecht
1999. 272 Seiten, Leinen ISBN 3-525-53867-7
Johannes und die Synoptiker
V&R