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German Pages 464 Year 2014
Tintenfass und Teleskop
spectrum Literaturwissenschaft/ spectrum Literature
Komparatistische Studien/Comparative Studies Herausgegeben von/Edited by Moritz Baßler, Werner Frick, Monika Schmitz-Emans Wissenschaftlicher Beirat/Editorial Board Sam-Huan Ahn, Peter-André Alt, Aleida Assmann, Francis Claudon, Marcus Deufert, Wolfgang Matzat, Fritz Paul, Terence James Reed, Herta Schmid, Simone Winko, Bernhard Zimmermann, Theodore Ziolkowski
Band 46
Tintenfass und Teleskop Galileo Galilei im Schnittpunkt wissenschaftlicher, literarischer und visueller Kulturen im 17. Jahrhundert Herausgegeben von Andrea Albrecht, Giovanna Cordibella und Volker R. Remmert
DE GRUYTER
ISBN 978-3-11-031487-8 e-ISBN 978-3-11-031497-7 ISSN 1860-210X Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert Einleitung | 1
Eileen Reeves Something of a Cypher: Galileo’s Anagrams | 15 John L. Heilbron Galileo Puppeteer | 33 Henning Hufnagel Der unmögliche Dialog Bruno und Galilei, Kopernikaner und Dialogautoren | 51 Olav Krämer Vom Exemplum zum vieldeutigen Symbol: Galileo Galilei in John Miltons Areopagitica und Paradise Lost | 79 Richard L. Kremer Galilei in Danzig, as Portrayed in Peter Crüger’s Schreibkalender | 103 Andreas Thielemann Himmelsfeuer: Kosmologie und Theologie in Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ | 125 Michele Camerota Giovan Battista Strozzi e Galileo: dall’Accademia degli Alterati a quella degli Ordinati | 167 Francesco Sberlati Lo scienziato savio Galileo e i letterati | 185 Giovanna Cordibella Poesia gesuitica e astronomia al Collegio Romano nell’età di Galileo | 217
VI | Inhaltsverzeichnis Erminia Ardissino Galileo, scrittore della luce | 255 Simone De Angelis „Wie also wissen wir, dass der Mond gebirgig ist?“ Probleme des Sehens in Galileis Reflexionen über die Mondbeobachtungen | 275 Sven Dupré Galileo and the Culture of Glass | 297 Matteo Valleriani La natura pratica del Trattato della Sfera di Galileo Galilei | 321 Stefano Gattei On Tycho’s Shoulders, with Vesalius’ Eyes Speaking Images in the Engraved Frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae | 337 Claus Zittel Zeichenkunst und Wissenschaft: Stefano della Bellas Frontispize zu Werken Galileo Galileis | 369 Lutz Danneberg Galilei und die auctoritas und dignitas der Heiligen Schrift | 405
Index | 449 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren | 457
Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert
Einleitung
Ausgangspunkt dieses Bandes ist die Überzeugung, dass das Phänomen Galilei nur in einem breiten intellektuellen, kulturellen und sozialen Kontext zu verstehen ist. Damit knüpfen wir an das Plädoyer von Jürgen Renn an, Galileis wissenschaftliche Leistungen, nicht als „an isolated pioneering achievement“, sondern im Beziehungsgeflecht eines „cultural system of knowledge“ zu verstehen und zu untersuchen.1 Galilei ist auf disziplinärer Ebene längst zentraler Gegenstand der europäischen Wissenschaftsgeschichte wie auch der Kulturwissenschaften und einer wissensgeschichtlich orientierten Literatur- und Kunstwissenschaft. Solche Voraussetzungen sind entscheidend für den interdisziplinären Untersuchungsfokus dieses Bandes. Sein Anliegen ist es, gerade die Überschneidungen, Wechselwirkungen und Transferprozesse zwischen den wissenschaftlichen und kulturellen Dimensionen in den Blick zu nehmen, die für Galileis Profilierung als frühneuzeitlicher Wissenschaftler ebenso wichtig sind wie für die im weiteren Sinn kulturelle Wahrnehmung seiner Entdeckungen und seiner Schriften – vor allem in Literatur und Kunst. Der Band versammelt die Beiträge zu einer im September 2012 im Rahmen der Villa-Vigoni-Gespräche in den Sozial- und Geisteswissenschaften veranstalteten Tagung. Im Zentrum standen die interdisziplinäre Erforschung von Galileis Wissenschaft sowie seine Kommunikations- und Vermittlungsstrategien in ihren verschiedenen Kontexten. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei den wissenschaftlichen, literarischen und visuellen Kulturen, in denen auch Galileis Wahrnehmung und Rezeption im Italien und im Europa des 17. Jahrhunderts zu beobachten ist. Besonders relevant für die Konzeption der Tagung war der wissenschaftsgeschichtliche Befund, dass Galilei im Mittelpunkt verschiedener Übergänge zwischen den wissenschaftlichen Dimensionen und anderen kulturellen Dimensionen steht. In der Forschung wurden in dieser Hinsicht sowohl der wissenschaftliche Werdegang Galileis als auch seine verzweigten Aktivitäten als Wissenschaftler, Propagator und weithin sichtbarer cultural superstar diskutiert.2 Diese Verflechtung von wissenschaftlichen und wissenschaftsver|| 1 Jürgen Renn, „Galileo in Context: An Engineer-Scientist, Artist, and Courtier at Origins of Classical Science“, in: Jürgen Renn (Hg.), Galileo in Context, Cambridge 2001, S. 1–8, hier: S. 1– 2. 2 Vgl. Mario Biagioli, Galileo, Courtier: The Practice of Science in the Culture of Absolutism, Chicago u.a. 1993; ders., Galileo’s Instruments of Credit: Telescopes, Images, Secrecy, Chicago u.a. 2006.
2 | Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert mittelnden Aktivitäten, die in einem komplexen kulturellen Feld vollzogen werden und bemerkenswerte Rezeptionsphänomene auch außerhalb des genuin wissenschaftlichen Feldes hervorbringen, werden in den Beiträgen mit besonderem Blick auf die epistemische Funktion der Relationen von Sprache, Bild und Wissen untersucht. Dabei lassen sich zwei Teilaspekte besonders hervorheben. Zum einen haben Wissenschaftshistoriker betont, dass sich Galilei Anfang des 17. Jahrhunderts erst nach und nach als Wissenschaftler darstellen und legitimieren kann. Dazu gehört nicht zuletzt, dass er sich zunächst ein Publikum für seine wissenschaftliche Arbeit und seine Publikationen schafft.3 Diese von Galilei selbst initiierten und von der Forschung inzwischen auch intensiv analysierten Präsentations- und Legitimationsprozesse lassen sich in ihrer Komplexität vor allem in Hinblick auf die Verknüpfung der frühen Naturwissenschaften mit anderen kulturellen Bereichen veranschaulichen. Zum anderen sind, wo immer in Galileis Selbstpräsentations- und Legitimationsstrategien verschiedene kulturelle Bereiche produktiv miteinander verbunden werden, auch entsprechende Vorgänge auf der Seite der frühen Rezeption zu beobachten. Wissen, Text und Bild gehen hier spannungsreiche Wechselverhältnisse ein.4 Um die Formen und Funktionen der Produktion, Konzeptualisierung und Repräsentation von Wissen sowie Aspekte der Diskussion und Diffusion von Galileis Wissensansprüchen im Kontext der Frühen Neuzeit angemessen zu analysieren, ist daher nach unserer Überzeugung eine Verbindung interdisziplinärer und komparatistischer Untersuchungsansätze unverzichtbar. Galileis eigentümliche Stellung zwischen wissenschaftlichen und kulturellen Dimensionen lässt sich in den drei zentralen Bereichen von Wissenschaftsgeschichte, Kunstgeschichte und Literaturgeschichte systematisieren. Dies ermöglicht eine Integration der einzelwissenschaftlichen Perspektiven, die in unterschiedlicher Weise für die Beiträge in diesem Band relevant sind, und ermöglicht letztlich die von uns angestrebte ‚wechselseitige Erhellung‘ von wissenschaftlichen, literarischen und visuellen Wissenskulturen.
|| 3 Vgl. Richard Westfall, „Galileo and Newton. Two Different Rhetorical Strategies“, in: Marcello Pera und William R. Shea (Hg.), Persuading Science: The Art of Scientific Rhetoric, Canton, MA, 1991, S. 102–122. 4 Vgl. Volker R. Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung. Titelbilder und ihre Funktionen in der wissenschaftlichen Revolution, Wiesbaden, 2005, S. 63–76.
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1 Galilei in der Wissenschaftsgeschichte In der Wissenschaftsgeschichte, insbesondere der Physik-, Astronomie- und Mathematikgeschichte, spielt Galilei seit dem 17. Jahrhundert eine prominente Rolle. Dabei arbeiten schon die Verfasser der frühen biographischen Skizzen und Wissenschaftschroniken, die ihm gewidmet sind, sowohl an der Kritik als auch an seiner Apotheose mit und prägen so wesentliche Repertoirestücke und Kontroverspunkte, die die Galilei-Historiographie der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte bestimmen sollten.5 In der jüngeren Wissenschaftsgeschichte wurde Galilei sehr facettenreich und oft kontrovers diskutiert, wie nicht zuletzt die Auseinandersetzung um die Galilei-Narrative der Science Studies gezeigt hat.6 Dabei sind diese Auseinandersetzungen keineswegs allein divergierenden interpretatorischen und methodischen Ansätzen geschuldet, sondern weisen beispielhaft auf einen tieferliegenden Wandlungsprozess in der ‚disziplinären Matrix‘ hin: Die Wissenschaftsgeschichte verabschiedet sich zunehmend von der Zwei-Kulturen-Praxis und die Forschung emanzipiert sich damit nach und nach aus der im 19. Jahrhundert begründeten Gefangenschaft verengter disziplinspezifischer Perspektiven. Auch dieser Wandel wird im Band reflektiert, zeichnet sich doch ein Konsens ab, Galilei nicht mehr als exklusiven Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte zu reklamieren, sondern auch grenzüberschreitende, interdisziplinäre Ansätze anzuerkennen. Im Band werden auch diese jüngsten kulturwissenschaftlich sensibilisierten Entwicklungen berücksichtigt, um eine wissenschaftshistorisch fundierte und zugleich möglichst reiche Perspektive auf Galilei als Naturwissenschaftler (Mathematiker, Astronom, Physiker) und Ingenieur zu erarbeiten. Gefragt wird
|| 5 Vgl. Volker R. Remmert, Ariadnefäden im Wissenschaftslabyrinth. Studien zu Galilei: Historiographie – Mathematik – Wirkung, Bern u.a. 1998 (Freiburger Studien zur frühen Neuzeit, Bd. 2), S. 27. 6 Vgl. vor allem Biagioli, Galileo, Courtier: The Practice of Science in the Culture of Absolutism. Dazu kritisch: Robert S. Westman, „Two Cultures or One? A Second Look at Kuhn’s ,The Copernican Revolution‘“, Isis 85 (1994), S. 79–115; William A. Wallace, „Review of Galileo, Courtier: The Practice of Science in the Culture of Absolutism by Mario Biagioli“, Catholic Historical Review 80 (1994), S. 604–607; Nicholas Jardine, „A Trial of Galileos“, Isis 85 (1994), S. 279–283; Michael H. Shank, „How Shall We Practice History? The Case of Mario Biagioli’s Galileo, courtier“, Early Science and Medicine. A Journal for the Study of Science, Technology, and Medicine in the Pre-modern Period 1 (1996), S. 105–150. Vgl. allgemein zum gespannten Verhältnis von Science Studies und Wissenschaftsgeschichte Lorraine Daston, „Science Studies and the History of Science“, Critical Inquiry 35 (2009), S. 798–813, dagegen Mario Biagioli, „Postdisciplinary Liaisons: Science Studies and the Humanities“, Critical Inquiry 35 (2009), S. 816–833.
4 | Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert etwa nach Aspekten der von Galilei geprägten Wissens- und Expertenkultur, nach der Besonderheit seiner wissenschaftspolitischen Strategien und seiner Relevanz-Inszenierung; nach der wissenschaftshistorischen Funktion der TextBild-Konfigurationen seiner Werke und ihrer Rezeption; nach den Bestimmungsgrößen der von Galilei repräsentierten scientific persona;7 nach den epistemologischen Verschiebungen, die seine Karriere und seine Inthronisierung als Pionier der modernen Naturwissenschaft begleiten. Insgesamt geht es uns auch darum, durch die konzise Präsentation wichtiger rezenter Forschungsperspektiven eine Folie zu schaffen, vor deren Hintergrund Galileis Beziehungen zur literarischen bzw. zur visuellen Kultur umso reichhaltiger dargestellt werden können.
2 Galilei und die visuelle Kultur Die visuelle Kultur hat für die aktuelle Galilei-Forschung zentrale Bedeutung. So hat z.B. Jürgen Renn hat darauf hingewiesen, dass „the distinction between the history of science and the history of art“8 in der Frühen Neuzeit in hohem Grad nicht haltbar ist, weil Karrieremodelle, Ausbildungswege und Arbeitstechniken von Künstlern und Wissenschaftlern in hohem Maß identisch waren. In dieser Hinsicht ist Horst Bredekamps Studie Galilei der Künstler wegen ihres programmatischen Anspruchs zu nennen, als Historiographen der Frühen Neuzeit „in einem Raum [zu agieren], in dem Kunstgeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Philosophie zusammenspielen“9 Bredekamps Hauptthesen, wonach Denkstil und Darstellungsmodus einander bedingten, Künstler und Naturwissenschaftler eine Symbiose eingingen und Galileis zeichnerische Intelligenz grundlegend für seine Interpretation der neuen Himmelsphänomene sei, markieren einen zentralen Problemzusammenhang. Dabei ist noch ein weiterer Aspekt zu betonen: Das Zusammenwirken von künstlerischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, die bei den astronomischen Beobachtungen z.B. der Mondphasen oder der Sonnenflecken außerordentlich produktiv war, hat für Galilei auch eine wichtige Funktion im Komplex der sozialen und epistemologischen Legitimation seiner Entdeckungen. || 7 Vgl. Lorraine Daston und H. Otto Sibum (Hg.), Scientific personae, Cambridge 2003 (Special issue of Science in Context 16.1/2 (2003)). 8 Renn, „Galileo in Context“, S. 7. 9 Horst Bredekamp, Galilei der Künstler: Der Mond. Die Sonne. Die Hand, 2., korrigierte Aufl., Berlin 2009, S. IX–X.
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Die Verbindung zwischen solchen Legitimationsprozessen und dem Einsatz von Visualisierungstechniken und Bildlichkeitsstrategien wurde in der GalileiForschung aus verschiedenen Perspektiven untersucht. So hat Mario Biagioli im Rahmen seiner Studien zur Patronage die Aktivität Galileis als „Emblem Maker“10 beleuchtet – von der Realisierung des Emblems für die Großherzogin Christina 1608 bis zur emblematischen Widmung der vier Jupitermonde an die Medici. Ein noch wichtigeres Forschungsfeld ist Galileis Einsatz visueller Botschaften im Rahmen seiner Publikationstätigkeit. Verschiedene Studien haben unter Einbeziehung dieser spezifischen Perspektive die Funktion der wissenschaftlichen Illustrationen in den Werken Galileis im weiteren Kontext der „Visual Astronomy“ des 17. Jahrhunderts betont11 und die wissensvermittelnden und legitimierend-strategischen Funktionen von Galileis Titelblättern herausgestellt.12 Diese Untersuchungen, in denen die Fragetrias nach Intentionen, Anfertigungsverfahren und Rezeption eine leitende Rolle spielt, haben eine Vielzahl von Problemen des Zusammenhangs von Wissen, Text und Bild für die Präsentation und Legitimation von Wissenschaft eröffnet, die sich auch für einige Beiträge des Bandes als produktiv erwiesen haben. Ein weiterer Aspekt des Bereichs der visuellen Kultur liegt in der Wahrnehmung des bereits visualisierten und in Bilder übersetzten frühneuzeitlichen astronomischen Wissens in nichtwissenschaftlichen Kontexten, das heißt auf Transformationen, bildlichen Adaptationen und Appropriationen spezifischer Wissensbestände durch Kunsthandwerk und Künste. Da nicht immer eine genetische Verbindung zu Galileis Werken und ihren Visualisierungstechniken herstellbar ist, kann man in diesem Fall auch auf Renns Konzept von einem „Galilean moment in the history of science“ verweisen. Renn versteht darunter eine wissenschaftsgeschichtliche Konjunktur, eine „explosion of technical and scientific knowledge“, die zwangsläufig auch die „symbolic politics of the time“ präge und auch visuelle Darstellungsformen einschließe. Als Beispiel kann das
|| 10 Mario Biagioli, „Galileo the Emblem Maker“, Isis 81 (1990), S. 230–258. 11 Mary G. Winkler und Albert van Helden, „Representing the Heavens. Galileo and Visual Astronomy“, Isis 83 (1992); S. 195–217; Mario Biagioli, „Picturing Objects in the Making: Scheiner, Galileo and the Discovery of Sunspots“, in: Wolfgang Detel und Claus Zittel (Hg.), Wissensideale und Wissenskulturen in der frühen Neuzeit: Ideals and Cultures of Knowledge in Early Modern Europe, Berlin 2002 (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 2), S. 39– 96; ders., Galileo’s Instruments of Credit: Telescopes, Images, Secrecy, Chicago u.a. 2006, S. 135–217. 12 Giancarlo Nonnoi, „Icone, modelli e simboli della propaganda copernicana“, in: ders., Saggi galileani. Atomi, immagini, ideologia. Cagliari 2000, S. 63–119; Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, insb. S. 63–65.
6 | Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert Titelblatt des erstmals 1654 erschienen Cannochiale aristotelico von Emanuele Tesauro dienen, eines für den italienischen und europäischen Barock grundlegenden Werkes. Die Ausgabe von 1670 hat ein Titelblatt, in dem „Aristotele che regge il telescopio attraverso cui la Poesia osserva le macchie solari“13 abgebildet ist. Die Entdeckung der Sonnenflecken, die auf dem Titelblatt „immagini di imperfezione“ symbolisieren, wird so wiederaufgenommen und visuell „nel gioco combinatorio e concettoso della rappresentazione simbolica e allegorica [...]“14 integriert. Solche Phänomene kultureller Wahrnehmung und produktiver Transformation von astronomischen Entdeckungen in Bildmedien stellen einen wesentlichen Teil der Untersuchung der visuellen Kultur dar.
3 Galileo und die literarische Kultur des 17. Jahrhunderts Die wichtige Funktion der (‚schönen‘) Literatur für das vielseitige kulturelle Profil Galileis wurde oftmals betont. Bereits frühe Biographen weisen auf seine außergewöhnliche Kenntnis der lateinischen und italienischen Klassiker hin15 In neuester Zeit wurde zudem in Erinnerung gebracht, dass in den ersten Florentiner und Pisaner Jahren nicht der Umgang mit Mathematikern, sondern – im stimulierenden Kontext von verschiedenen Akademien – vor allem der Umgang mit Literaten und Künstlern im Mittelpunkt von Galileis ‚social life‘ stand16 Noch signifikanter ist Galileis entschieden produktive Weise der Auseinandersetzung mit der Literatur als Autor literarischer Texte17 und – wiederum im Zusammenhang akademischer Dispute – von Schriften zur Literatur18 || 13 Lina Bolzoni, „Il ,libro figurato‘ del Seicento: due esempi“, in: I capricci di Proteo. Percorsi e linguaggi del barocco, Roma 2002 (Pubblicazioni del „Centro Pio Rajna“, Sez. Prima, Studi e Saggi, Bd. 10), S. 479–506, hier: S. 483. 14 Ebd., S. 483–484; vgl. auch Eileen Reeves, „The Rhetoric of Optics: Perspectives on Galileo and Tesauro“, Stanford Italian Review (1987), S. 129–145; Andrea Battistini, Galileo e i gesuiti. Miti letterari e retorica della scienza, Milano 2000 (Arti e scritture, Bd. 12), S. 36–37. 15 Vincenzo Viviani, „Racconto istorico della vita del Sig.r Galileo Galilei“ [1654], Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (Hg.), vol. XIX, Firenze 1907, S. 599–632, hier: S. 627–629. Siehe auch Giovanni Battista Clemente Nelli, Vita e commercio letterario di Galileo Galilei nobile e patrizio fiorentino matematico e filosofo sopraordinario de’ gran duchi di Toscana Cosimo e Ferdinando II. 2 Bd., Lausanne 1793, S. 845–846. 16 John Lewis Heilbron, Galileo. Oxford u. a. 2010, S. 11–12. 17 Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (Hg.), vol. IX, Firenze 1899, S. 195–275; ders., Scritti letterari, Alberto Chiari (Hg.), Firenze 1970; ders., Rime, Antonio Marzo (Hg.), Roma 2001. Vgl.
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Die Relevanz der Literatur für den Wissenschaftler Galilei kann im Hinblick auf zwei Komplexe vertieft werden. Zum einen spielt sie eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Darstellungsformen seiner wissenschaftlichen Schriften19 Zum anderen nutzt Galilei die Kenntnis literarischer Kommunikationsformen bewusst zur Schärfung seiner Präsentations- und Legitimationsstrategien sowie zur Behauptung und Propagierung seiner Wissensansprüche. Die spezifisch literarischen Grundlagen von Galileis wissenschaftlicher Prosa wurden vor allem in der italienischen Literaturwissenschaft intensiv diskutiert.20 Die intime Kenntnis historisch spezifischer Konventionen literarischer Präsentation und Kommunikation hatte für die soziale Durchsetzung von Galileis wissenschaftlichen Erkenntnissen, ja für seine Etablierung als Wissenschaftler, eine funktionale Bedeutung, wie dies nicht zuletzt auch allgemein im Rahmen der Literature & Science Studies, der Wissenstransferforschung und der historischen Epistemologie betont wird. Denn es geht Galilei um die Würdigung, mitunter auch um die Verteidigung, nicht zuletzt aber um die Verbreitung || Nunzio Vaccalluzzo, Galileo letterato e poeta, Catania 1896; Natalino Sapegno, „Galileo scrittore“, in: Galileo Galilei: Celebrazioni del IV. Centenario della nascita (Roma, Accademia Nazionale dei Lincei, 1965), Roma 1965, S. 105–115; Antonio Marzo, „Introduzione“, in: Galilei, Rime, S. 7–42, Chystal Hall, Galileo’s Reading, Cambridge u.a. 2013, insb. S. 44–46. 18 Galilei, Opere, vol. IX, S. 29–194, vgl. Raffaele Colapietra, „Il pensiero estetico galileano“, Belfagor 11 (1956), S. 557–569; Giorgio Varanini, Galileo critico e prosatore. Note e ricerche. Verona 1967; Tibor Wlassics, Galileo critico letterario. Ravenna 1974 (Il Portico. Biblioteca di Lettere e Arti, Bd. 52); Sergio Zatti, „La frusta letteraria dello scienziato“, in: Luigi A. Radicati di Brozolo (Hg.), Principio di secol novo. Saggi su Galileo, Pisa 1999, S. 333–358, Lina Bolzoni, „A proposito di ,Gerusalemme liberata‘, XIV, 36-38 (accettando una provocazione di Galileo)“, in: Franco Fido u.a. (Hg.), Studies for Dante essays in honor of Dante Della Terza, Firenze 1998, S. 153–164; dies., „Giochi di prospettiva sui testi. Galileo lettore di poesia“, Galilæana 4 (2007), S. 157–75; Matteo Motolese, „Misurare l’invisibile: le lezioni galileiane all’Accademia fiorentina“, in: Floriana Calitti (Hg.), Gli scrittori in cattedra, Roma 2003, S. 79–103; Hall, Galileo’s Reading, insb. S. 102–128. 19 Lutz Danneberg und Jürg Niederhauser, „,...daß die Papierersparnis gänzlich zurücktrete gegenüber der schöner Form.‘ Darstellungsformen der Wissenschaften im Wandel der Zeit und im Zugriff verschiedener Disziplinen“, in: Lutz Danneberg und Jürg Niederhauser (Hg.), Darstellungsformen der Wissenschaften im Kontrast. Aspekte der Methodik, Theorie und Empirie, Tübingen 1998, S. 23–102, hier: S. 34. 20 Vgl. Giulio Marzot, „Variazioni barocche nella prosa di Galilei“, Convivium 22 (1954), S. 678– 689; Maria Luisa Altieri Biagi, „Il dialogo come genere letterario nella produzione scientifica“, Giornate lincee indette in occasione del 350. anniversario della pubblicazione del Dialogo sopra i due massimi sistemi di Galileo Galilei, Roma 1983, S. 143–166; Battistini, Galileo e i gesuiti, insb. S. 87–181; Mauro Di Giandomenico und Pasquale Guaragnella (Hg.), La prosa di Galileo. La lingua, la retorica, la storia, Lecce 2006 (Biblioteca barocca, Bd. 4), Hall, Galileo’s Reading, insb. S. 129–161.
8 | Andrea Albrecht / Giovanna Cordibella / Volker R. Remmert und schließlich die Repräsentation bestimmter Wissensansprüche – allesamt Ziele, die er auch durch den Einsatz von literarisch-rhetorischen Strategien erreicht. Ein signifikantes Beispiel bietet die Publikationspolitik bei der – geplanten und gescheiterten – volkssprachlichen Edition des Sidereus Nuncius und der von Galilei in diesem Kontext initiierten kulturellen Kampagne, in die auch Dichter miteinbezogen wurden. Vorrangiges Ziel Galileis war es, die astronomischen Entdeckungen, u.a. der Jupitermonde, zu propagieren und zu verteidigen. Zugleich ging es um die enkomiastische Würdigung der Medici, denen die Entdeckungen bekanntlich gewidmet waren.21 Galilei plante eine italienische Edition des Sidereus Nuncius, die unter anderem eine Sammlung dichterischer Texte über seine Entdeckungen beinhalten sollte.22 Dafür bat Galilei eine Reihe von Dichtern um entsprechende Texte und sammelte und bearbeitete diese sogar selbst – so im Fall der gegen die Zweifler gerichteten, polemischen Canzone Per le stelle medicee temerariamente oppugnate von Andrea Salvadori. Dies führte dazu, dass Antonio Favaro sowohl den Text als auch eine Reproduktion der Handschriften mit den Korrekturen und der Fassung Galileis in die Edition der Scritti letterari aufnahm.23 Auch wenn die geplante Edition des Sidereus Nuncius nie erschien, zeigt sich bereits hier Galileis Tendenz, literarische und wissenschaftliche Texte zu verknüpfen – eine durchaus zeittypische Strategie, die man bei ihm jedoch in besonders effektiver Ausprägung auch in späteren Herausgaben24 finden kann. Derartige Fälle literarisch begleiteter, vermittelter und unterstützter Präsentationsstrategien wissenschaftlicher Entdeckungen vor dem Hintergrund der sozial- und kulturhistorischen Bedingungen im Italien des frühen 17. Jahrhunderts sind bei weitem nicht nur auf Galilei beschränkt. Im Lauf des 16. Jahrhunderts entwickelt sich zunächst in Italien, aber bald auch auf internationaler Ebene eine von der Person Galilei weitgehend unabhängige eigene Richtung der literarischen Propagierung seiner Entdeckungen, zu der auch die frühen Übersetzungen seiner Texte zählen. Um den dezidiert internationalen Charakter dieser Entwicklung in den Blick nehmen zu können, werden im Band neben den italienischen exemplarisch auch andere europäische Fälle aufgearbeitet.
|| 21 Biagioli, „Galileo the Emblem Maker“, S. 247–248. 22 Antonio Favaro, „Avvertimento“, in: Galilei, Opere, vol. IX, S. 33–236; Nunzio Vaccalluzzo (Hg.), Galileo Galilei nella poesia del suo secolo. Raccolta di poesie edite e inedite scritte da’ contemporanei in lode di Galilei, Milano u. a. 1910, S. XXVI–XXVII. 23 Galilei, Opere, vol. IX, S. 237–275, siehe dazu auch Marzo, „Introduzione“, S. 26–29. 24 Vgl. z.B. Galilei, Opere, vol. VI, S. 49–127 und S. 205–211.
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Mit der Fokussierung auf die im Schnittbereich verschiedener kultureller Formationen angesiedelte Entstehung von Galileis Wissenschaft und ihrer Etablierung möchte dieser Band einen Beitrag zur Erforschung von Galileis Rolle und seiner Rezeption in der europäischen Kultur- und Wissensgeschichte des 17. Jahrhunderts leisten. Dabei haben die vielstimmigen Beiträge des Bandes in ihrer Zusammenführung einen explorativen Charakter, der auch die vorausgehende Tagung bestimmt hat: Da mehrdisziplinäre und mehrsprachige Unterfangen die Vertreterinnen und Vertreter der kooperierenden Fachdisziplinen vor besondere theoretisch-methodische und praktische Herausforderungen stellen, bestand unser primäres Anliegen in einer Dialogisierung der beteiligten Perspektiven. Neben den Beiträgerinnen und Beiträgern, deren Aufgeschlossenheit und wissenschaftliche Neugier unseren Dialog über Galilei lebendig gemacht haben, gilt der Dank der Herausgeber der Leitung und den Mitarbeitern der Villa Vigoni sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Sie haben unser Vorhaben begleitet und großzügig unterstützt. Wilhelm Schernus danken wir für die redaktionelle Betreuung, ohne die dieser Band nicht zustande gekommen wäre. Schließlich sei auch den Herausgebern der Reihe Spectrum Literaturwissenschaft unser Dank ausgesprochen, vor allem dafür, dass sie sich auf unser mehrsprachiges und mehrdisziplinäres Unternehmen eingelassen haben.
4 Literaturverzeichnis Altieri Biagi, Maria Luisa, „Il dialogo come genere letterario nella produzione scientifica“, in: Giornate lincee indette in occasione del 350. anniversario della pubblicazione del Dialogo sopra i due massimi sistemi di Galileo Galilei, Roma 1983, S. 143–166. Ardissino, Erminia, Galileo. La scrittura dell’esperienza. Studi sulle lettere, Pisa 2010. Baffetti, Giovanni (Hg.), Letteratura e orizzonti scientifici, Bologna 1999. Basile Bruno, L’invenzione del vero. Studi sulla letteratura scientifica da Galilei ad Algarotti, Roma 1987. Battistini, Andrea, Galileo e i gesuiti. Miti letterari e retorica della scienza, Milano 2000 (Arti e scritture, Bd. 12). Battistini, Andrea, „,Girandole‘ verbali e ,severità di geometriche dimostrazioni‘. Battaglie linguistiche nel Saggiatore“, Galilæana 2 (2005), S. 87–106. Battistini, Andrea, „Galileo tra letteratura e scienza“, in: Piero A. Di Pretoro und Rita Unfer Lukoschik (Hg.), Galileo scienziato, filosofo, scrittore. A quattro secoli dal Sidereus Nuncius. Galileo als Wissenschaftler, Philosoph, Schriftsteller. Vierhundert Jahre nach dem Sidereus Nuncius, München 2011, S. 109–123. Bellini, Eraldo, „Galileo e le ,due culture‘“, in: ders., Stili di pensiero nel Seicento italiano. Galileo, i Lincei, i Barberini, Pisa 2009, S. 2–42. Besomi, Ottavio, Tra scienza, filologia, letteratura. Lezione di congedo dalla Cattedra di letteratura italiana, Politecnico federale di Zurigo, lunedì 28 gennaio 2002, Padova 2005.
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Eileen Reeves (Princeton)
Something of a Cypher: Galileo’s Anagrams Embarrassed, surely, by the triviality of his subject, George Sarton opened his “Notes on the history of anagrammatism” with the Senecan suggestion that after relaxation, the mind returns sharper and keener to more respectable endeavors.1 Not all would agree that either anagrams or histories of the genre offered much in the way of refreshment, but the connection of both with idle pursuits and wasted hours has proven durable. Sarton’s article, prompted by an exchange about anagrams between a Jesuit enthusiast and a historian of Freemasonry in the London Times of September 1934, noted that this particular art seems to have flourished among various religious orders, but had lately developed unchecked among those convinced that Francis Bacon had authored the works attributed to William Shakespeare by more pedestrian minds. Sarton further argued that if those “obsessed with irrational tendencies” were also unfamiliar with the principle of permutation, where a series of n letters would yield n!-1 anagrams, they would regard certain combinations as uncanny proof of the correctness of the original utterance. Those better informed, by contrast, would view the anagram as a receptacle of sorts where the single imagined solution was stored alongside a few misleading alternatives and an abundance of nonsense.2 This “protective” use of the anagram, as opposed to the “prophetic” mode endorsed by rapturous enthusiasts, was recognized by seventeenth-century natural philosophers seeking both to publish and to disguise a finding, and Sarton offered the efforts of Christiaan Huygens and of Isaac Newton as celebrated examples of such maneuvers.3 This essay examines Galileo Galilei’s deployment of two anagrams in the context of the telescopic observation of Saturn’s shape and of Venus’ phases in late 1610. While these instances conform to the “protective” model sketched by Sarton, and could even be described as the archetype of such strategies, they also have a whiff of the “prophetic,” a factitious but satisfying connection between anagram and plaintext. This is not to suggest that the protagonists of these episodes – Galileo, Johannes Kepler, and Thomas Harriot – failed to recognize the abundant possibilities associated with anagrams of 37 and 35 charac|| 1 George Sarton, “Notes on the history of anagrammatism”, Isis 26.1 (1936), pp. 132–138; the epigraph in question, Danda est remissio animis, meliores acrioresque requieti ut surgent, derives from Seneca’s On Tranquility of Mind. 2 Sarton, “Notes”, p. 135. 3 Sarton, “Notes”, pp. 136–138.
16 | Eileen Reeves ters each, or that they, too, were “obsessed with irrational tendencies,” but rather that they regarded the anagram as something more than an arbitrary series of letters or a makeshift phrase whose only crucial feature was the proper number of vowels and consonants. In short, they believed that the anagram should point at once to a unique and recent formulation, and to the broad backdrop of classical literature on which the wording of these novel formulations depended. This canon of Latin authors acted as a reference point for authors united by a common interest in the absolutely novel field of telescopic astronomy, but otherwise largely unacquainted with each other. Given that Galileo, Kepler, and Harriot had both slightly different perspectives in natural philosophy and in their cultural formation, the ways in which they understood the relationship between anagram, plaintext, and classical source also varied.
1 “A Poor, Slack, and Sordid Business” The unfathomable energy of early modern anagrammatists for their craft led, upon occasion, to an articulation of the flexible set of rules by which they played. Thus in a treatise of 1602 the German humanist Nicolas Reusner noted that while the perfect anagram used neither fewer nor more letters than the plaintext, this ideal was not always met. Under this generous dispensation, moreover, substitutions were also allowed: an a in the original might become an e in the anagram; an e might be replaced by an i, or an o by a u. Rarer, but still permitted, was the conversion of an o into an a. An h deployed in the original might be discarded entirely, and doubled consonants might be reduced to a single phoneme in the anagram.4 Reusner defined the anagram as a particular rearrangement of letters, generally of a proper name, into an apposite phrase containing three or four words. Though he sought to suggest that a natural inevitability underpinned the anagram – “perhaps [the rearrangement of letters] is no different from what Democritus imagined as his atoms, that is, individual bodies born by a certain movement, such that they cohere amongst themselves through those assemblages from which all things are made” – detractors were more often struck by
|| 4 Nicolaus Reusner, Anagrammatographia, Jena 1602, unnumbered folios 12, 17, 18, 19, and folio B5r–v. William Drummond’s “Character of a perfect anagram” is a close paraphrase of Reusner’s work; see The Works of William Drummond of Hawthornden, Edinburgh 1711, pp. 230– 231.
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the capricious, clumsy, and arbitrary air of the art.5 The prominent French judge Pierre de Lancre, for instance, portrayed anagrammatists not as the bookish bores we would expect, but rather as inopportune minstrels: In Italy I have seen another kind of buffoon, who, being in inns during travelers’ dinners, accompanied by a harp or some other poor instrument, sing lousy verses praising Andrea Doria, or Don Giovanni of Austria, or other princes, describing the Battle of Lepanto or things of that ilk, and sometimes having asked the valets of some lord who had turned up in the same inn, who he was and where he came from, they made verses and anagrams on his name.6
While de Lancre acknowledged that the anagrams with which visiting gentlemen were greeted were occasionally so clever as to seem the product of several days’ work rather than a momentary inspiration, he remained unimpressed with the genre and its enthusiasts. “They receive, as their whole salary, a coin of five sous, and often a lot less. It’s a poor, slack, and sordid business, and no one in the world would ever be able to profit from it. And these puns and cabaret anagrams, with their whiff of the kitchen and the dais, rather than the scent of the Muses, are in no way pleasing to the princes and lords for whom they are destined.”7 The French jurist François d’Amboise concurred, dismissing the conventional association of anagrams with the interpretation of dreams or with “some hidden doctrine,” and comparing the pathetic practitioners of this idle art with Sisyphus.8 That said, hundreds of anagrams were published each year; aside from the frequent inclusion of such texts in the prefatory matter and their occasional deployment as pseudonyms, they sometimes constituted the entirety of a work. Readers, presumably, welcomed these efforts, but the most fervent discussions derive from those who so tirelessly collected or composed them. Thus in the 1570s the prolific lawyer Etienne Tabouret recounted that the name “Gabrielle Monpaste,” which he also wrote as “Gabrielle Monpâte,” yielded 47 anagrams, and that these phrases, suitably arranged, formed a letter “entirely without affectation” addressed to the lady in question, his eventual spouse. Tabouret went on to note that because human nature inclined more readily to evil than to good, schoolboys often composed obscene anagrams, and his discussion closed with several celebrated examples.9 || 5 Reusner, Anagrammatographia, unnumbered folio 8. 6 Pierre de Lancre, Livre des Princes, Paris 1617, p. 564. 7 De Lancre, Livre des Princes, pp. 564–565. 8 François d’Amboise, Discours ou traicté des devises, Paris 1620, pp. 11–12. 9 Estienne Tabouret, Les Bigarrures, Poitiers 1606, fol. 97r–v.
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2 Tri-bodied Saturn Galileo first mentioned what he imagined to be Saturn’s tri-bodied contours in a letter of July 30, 1610, but included no reference to anagrams. Within a week, however, he sent a Latin anagram to a number of correspondents, including Johannes Kepler, the astronomer at the Imperial court in Prague.10 To judge from a reply in mid-August, this version of the announcement had the requisite impact: “we are going mad trying to figure out that cypher. My Lord, please don’t trifle with us in this way.”11 The anagram itself was an uninspiring jumble of thirty-seven letters, smaismrmilmepoetaleumibunenugttauiras.12 We might read the two words isolated at the center as the ablative mē poetā, meaning “from me, via the poet,” rather than as the triumphal signature “from me, the poet.” Galileo continued to trifle with his audience until mid-November 1610, sending the solution to his friends once Kepler had mentioned the anagram in print. Altissimum planetam tergeminum observavi, “I have observed the highest planet [to be] triple,” he revealed at last. He surely intended poetā to refer to the classical authors on whom he drew when composing the solution. The crucial word tergeminus or “triple-born” occurs with much greater frequency in the poetic compositions of Galileo’s favorite writers – Horace, Virgil, Ovid, Lucretius, and Propertius – than it does in prose, where the somewhat blander tricorpor, “tri-bodied,” is more common.13 Galileo trifled particularly with Kepler, evidently an irresistible target, in a letter written several weeks after he had sent the anagram. At stake here was the general skepticism about Galileo’s claims, and especially that of the Bohemian Martin Horky, whose recently published diatribe against the Starry Messenger || 10 Galileo’s early biographer Vincenzo Viviani lists eight additional recipients: Benedetto Castelli in Brescia, Lodovico Cigoli, Christoph Grienberger S.J., Christoph Clavius S.J., and Luca Valerio in Rome, Paolo Gualdo and Lorenzo Pignoria in Padova, and Giuliano de’ Medici in Prague; see Vincenzo Viviani, Racconto Istorico, in: Galileo Galilei, Opere, Florence, 1890– 1909, vol. IXX, p. 611. For an overview of the entire incident, see Albert van Helden’s discussion in: Galileo Galilei, Sidereus Nuncius or the Sidereal Messenger, translated by Albert van Helden, Chicago 1989, pp. 102–104. 11 Martin Hasdale to Galileo Galilei, August 17, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, pp. 420–421. 12 The anagram first appeared in print, with a d mistakenly substituted for a b, in 1611; see Johannes Kepler, Dioptrice, Augsburg 1611, p. 15. 13 See for instance Horace, Odes I:i:8; Virgil, Aeneid 4: 511 and 8: 202; Ovid, Tristia 4:7:16; Lucretius, De Rerum Natura 5: 28; Propertius, Elegies, IV:7:52. On Galileo’s favorite poets, see Viviani, Racconto Istorico, in: Galilei, Opere, vol. IXX, p. 627.
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had mortified Kepler. Galileo and his confederates in Italy referred to this raucous young troublemaker as “Orco” and as “Orcus,” invoking with this name at once the god of the underworld and the dwelling place of that ogre.14 In his reply to Kepler, Galileo turned with studied urbanity from Kepler’s own failure to discern either Jupiter or its satellites to the issue of the more objectionable and vulnerable Horky, From your remarks about the moon, I gather that your telescope is of middling quality, and for this reason perhaps barely suited for the observation of planetary bodies [i.e. satellites]; but in fact, since July 25 I have often seen and recorded them in the morning sky with Jupiter. Thus from the heavens you descend to Orcus, or if you will, to that Bohemian whose ignorance, audacity, and stupidity, as you have seen, is so great, that apart from the glory of his name, we can scarcely manage words, or even injuries, in his regard. Let him hide out in Orcus, and we can likewise take or leave the abuse of the vulgar, for there are no giants, much less pygmies against Jove. Let Jupiter remain in the heavens; let the sycophants bark as much as they please.15
As if to insist on the marginal status of skeptics like Horky, Galileo went on to enumerate the perquisites of the position he would soon assume as philosopher and mathematician to the Grand Duke of Tuscany, and to assure Kepler that he had many supporters throughout Italy. He closed the letter with another reference to uninformed detractors in Venice, adding “What, then, is to be done? Should one stick with [the laughing] Democritus or with [the weeping] Heraclitus? I would like, my dear Kepler, for us to laugh over the extraordinary stupidity of the common man.” Worse still, he observed, were those prominent scholars who, resisting the use of the telescope, “like he who stopped up [others’] ears, have blocked their own eyes against the light of truth.” Such men, Galileo wrote, “imagine that philosophy is a certain book like the Aeneid or the Odyssey, where the truth is to be sought not in the world or in nature, but in the comparison of texts, as they put it.”16 The argument against the bookish approach of natural philosophers is a familiar one, and would be recycled, for instance, in the Assayer, where the relevant irrelevant texts are the Iliad and the Orlando Furioso.17 What is striking here, however, is the simultaneous presentation of poetry as the antithesis of
|| 14 Sertini to Galileo, August 7, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 411; Thomas Seggett to Galileo Galilei, October 24, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 455; the latter reference figured in the verses printed with Kepler’s Narratio, Frankfurt 1611, p. 15. 15 Galileo Galilei to Johannes Kepler, August 19, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 422. 16 Galileo to Kepler, August 19, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, pp. 422–423. 17 Galileo Galilei, Saggiatore; Galilei, in: Galilei, Opere, vol. XI, p. 232.
20 | Eileen Reeves the proper intellectual approach, and as the storehouse of information about such approaches. Galileo’s somewhat illogical comparison of the recalcitrant philosophers with “he who stopped up [others’] ears” recalls the adventure with the Sirens in the twelfth book of the Odyssey. More crucially for Kepler, Galileo’s contrived transition from the heavens to Horky’s hideout reads like a burlesque variant on the celebrated descent of Aeneas and the Sibyl into the “jaws of Orcus” in the sixth book of the Aeneid, where the travelers progress “As one goes through a wood by a faint moon’s / Treacherous light, when Jupiter veils the sky /And black night blots the colors of the world.”18 Orcus is filled with creatures of despair and monstrous sorrow, the last and worst of whom is that spectral tribodied giant, forma tricorporis umbrae, elsewhere in the Aeneid identified as tergeminus Geryon, “triple-born Geryon,” itself modeled on Lucretius’ truly freakish tripectora tergeminus Geryon, the “tri-chested, triple-born Geryon” in On the Nature of Things.19 It is worth noting, moreover, that Galileo’s final and dismissive allusion to the ongoing barking of sycophants in Italy, a kind of canine chorus for Horky, replicates the general structure of this section of the sixth book of the Aeneid. As they make their way through Orcus, the fearless Sibyl observes, “Let the great watchdog at the door howl on / Forever terrifying the bloodless shades,” and so it does. This beast, too, is tri-bodied, noisy, and as it is motivated above all by its own greed, easily tricked; “Great Cerberus barking with his triple throat / Makes all that shoreline ring,” but soon succumbs to ravenous hunger and sleep-inducing sops.20 Given his inadequate telescope and his poor eyesight, Kepler’s best chance at solving a cypher concealing the wholly unexpected shape of Saturn might well have been in the “comparison of texts.” It is clear, however, that he was unable to profit from the minimal clue provided in the anagram about a poetic origin, and that he focused instead on his own preoccupation, correctly predicting that Mars would have two moons. Only when he had received Galileo’s solution did he acknowledge the hint, such that it was, by referring to Saturn as “tribodied Geryon” both in print and in private correspondence.21 That Kepler eventually recognized the allusion to Horky as a clue of sorts is clear. The opening of his first letter to Florence after the disclosure of the plaintext – “Most noble Galileo, I am neither Italian, nor did I rise from the most polished ranks of Ger|| 18 Virgil, Aeneid VI: 270–273, translated by Robert Fitzgerald, New York 1990, p. 169. 19 Virgil, Aeneid, VI: 289 and VIII: 202; Lucretius, On the Nature of Things, V: 28. 20 Virgil, Aeneid, VI: 400–401, 417–418, pp. 173–174. 21 Kepler, Dioptrice, p. 17; Kepler to Galileo, December 1610, and January 9, 1611, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 507, and vol. XI, p. 16.
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man society, nor was I brought up in refined domestic setting and schooled in splendid words and gestures” – sounds like an allusion, at once oblique and overstated, to the cultural impoverishment that seems to have blinded him to his correspondent’s broad hints about the anagram. It comes as no surprise to see that this passage refers to Kepler’s embarrassment over “that Bohemian,” the unmentionable Orcus.22
3 From Which Poet? Something of Galileo’s correspondence with Kepler evidently reached Thomas Harriot, for the English astronomer also set about solving the anagram. Unlike Kepler, Harriot focused somewhat more on the word poetā in composing a series of solutions; like him, however, he seems to have imagined a formulation that was much closer to his own current interests than to Galileo’s unexpected discovery about Saturn. Thus several pages of conjectures, appearing in two manuscript collections now held in the British Library, involve solutions that usually scan as hexameters, and allude to a sun whose spots were for the most part unseen and unimagined. As Harriot had begun his solar observations, entirely without fanfare, in mid-December 1610, it is reasonable to assume that these undated pages fall between that moment and the news of the solution, which he would have received in the spring of 1611.23 A first group of conjectures runs as follows: Umbrae in vastis mutae, solem plangite mirum. Unsung shadows in empty space: pity the astonishing sun. Umbrae in vastis mirae, solem plangite mutum. Astonishing shadows in empty space: pity the unsung sun. Umbrae mirae in mutis, solem plangite vastum. Astonishing and unremarked shadows: pity the ravaged sun. Umbrae vastae in mutis, solem plangite mirum. Ravaged, unremarked shadows: pity the astonishing sun.
Like Harriot’s initial sunspot record in December 1610, and like his two hundred subsequent observations from 1611–1613, these conjectures gesture to a spotted || 22 Kepler to Galileo, December 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 506. 23 On Harriot’s sunspot study see Galileo Galilei and Christoph Scheiner, On Sunspots, translated and introduced by Eileen Reeves and Albert van Helden, Chicago 2010, pp. 26–30.
22 | Eileen Reeves sun without ever naming the substance responsible for its appearance. Though the most obvious model for a metrical line of Latin verse describing a spotted sun is the first book of Virgil’s Georgics, where variously colored clouds surround the solar body, Harriot’s solutions avoid that vocabulary, referring neither to nubilae nor to nubes nor, by way of paraphrase, to vapor, though all of these letter combinations would have been available to him.24 It is possible that the heavy emphasis on “unsung” or “unremarked” things – indifferently assigned to the shadows or the sun itself – was a way of distancing these guesses from the Georgics, or that he took Galileo’s dismissive reference to those who approached the study of natural philosophy as if reading the Aeneid as a more general injunction against Virgil. Several folios of other solutions follow, and here the earlier emphasis on shadows on the solar body alternates with attention to the sun’s loss of its fiery light. Ignis aer mutat privatum lumine solem. The atmosphere changes the sun, depriving it of its fiery light. Sol amputatus ab igni est merè a lumine mirum. The sun, shorn of fire, is wholly marvelous [when] deprived of light. Sit magis umbrae mutae solem lumine privant. It would be more likely that unremarked shadows rob the sun of light. Sol mutatus ab igni est prae me à lumine mirum. The sun, altered from its [usual] fire in front of me, is a marvel deprived of light. Amemus Titanem veris plagis orbatum lumine. We should love Titan [the Sun] [though] it is deprived of light as if by real blows.25
The remaining guesses are incomplete speculations alluding to the “stains” and “blows” that afflict the solar body. But it is the last item on the folio that is the most curious: an allusion to a line from the fifth book of Lucretius’ On the Nature of Things, it has nothing to do with the sun, but rather with formal tricks ensuring proper scansion. Harriot noted that the grammarian Priscian sometimes allowed the final s to be dropped before a consonant, which might mean that he envisaged a solution of this sort in his approach to the anagram.26 The
|| 24 Virgil, Georgics, I: 437–444, 450–457. 25 British Library Mss. Add. 6788, fols. 250 v–252 v. 26 Arboribus veteres decidere falcibu ramos. Lucret. Priscian, Harriot wrote on fol. 252 v; the s in falcibus could be dropped. For a typical discussion of the dispensation, see Johannes Despauterius, Ars Versificatoria, Paris, 1532, fol. clxxxiiii v.
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second manuscript, less replete, offers only a puzzling solution comparing moons to shadows, and finishes with an isolated allusion to magnetism.27 The reference to Lucretius, otherwise devoid of content, gives pause. Is it possible that Harriot, encountering poetā in the anagram, imagined that the clue involved not Virgil but Lucretius, the poet most closely associated with the laughing Democritus, and openly critical of the weeping Heraclitus? 28 Given that the central metaphor of On the Nature of Things was that between the shifting individual letters of which various words are composed and the indivisible particles constituent of all matter, both designated by the term elementa, Lucretius’ work would have enjoyed a natural connection with anagrams. Harriot’s own supposed interest in atomism, mentioned in his correspondence with Kepler, might also explain this choice.29 It is noteworthy, too, that several solutions involve that favorite of Lucretian terms, plagae or “blows.” These conjectures encapsulate the poet’s grim insistence on the evident senescence and looming death of our own universe at the end of Book Two of On the Nature of Things, an irreversible decline beginning with the largest of bodies, the first to shed their own matter and to succumb to the rain of extraneous bombardment.30 The fifth book of Lucretius’ work, in particular, proposes certain hypotheses commensurate with Harriot’s attempted solutions of the anagram. Addressing the cause of solar eclipses, Lucretius had offered, along with the conventional explanation – that the opaque moon blocked the sun’s light – two alternatives, both of which Harriot seems to have accommodated to the case of the sunspots.31 Thus just as Lucretius had asked, why should we not picture the same effect as produced by another body that glides around for ever lusterless? Or why should not the sun periodically fail and dim its own fires and afterwards rekindle its light when it has passed through a stretch of atmosphere uncongenial to its flames, which causes the quenching and quelling of its fires?32
|| 27 British Library Mss. Add. 6789, fols. 455 v–459r. 28 For admiring references to Democritus in On the Nature of Things, see III: 371, 1039–1041, V: 621; for the attack on Heraclitus, see I: 634–715. 29 For a recent overview of the issue of Harriot’s atomism, treated in connection with his attempts at anagrams and his understanding of number, see Ian Maclean, “Thomas Harriot on Combinations”, Revue d’histoire des mathématiques 11 ( 2005), pp. 57–88. 30 On the Nature of Things, II: 1121–1174, especially 1134–1142. 31 On the use of multiple and non-supernatural explanations in Lucretius and later Latin poets, see Philip Hardie, “Lucretian Multiple Explanations and their Reception in Latin Didactic and Epic”, Marco Beretta and Francesco Citti (eds.), Lucrezio La Natura e la Scienza, Florence 2008, pp. 69–96. 32 Lucretius, On the Nature of the Universe, V: 756–761, translated by R. E. Latham, revised with an introduction and notes by John Godwin, New York, 1994, p. 148.
24 | Eileen Reeves so Harriot envisaged the possibilities that lightless and opaque bodies passed in front of the sun, or that something else in the atmosphere temporarily deprived small regions of the solar globe of their fiery rays. While another early sunspot observer, Galileo’s rival Christoph Scheiner, would propose in 1611 that a multitude of dark bodies, hitherto unnoticed, moved through the heavens and produced a mottled sun, and while Willebrord Snel, recently identified as the author of a response to Scheiner’s work in 1612, concluded his treatise with this passage from the fifth book of Lucretius’ poem, there is no reason to suppose that Harriot inclined to either of these alternatives.33 It is rather that he imagined, mistakenly, that Galileo was announcing his discovery of the sunspots, that his allusion to poeta involved Lucretius, and that his explanation of the sun’s appearance approximated one of several hypothesis raised in On the Nature of Things.34 Because Lucretius’ description of “tri-chested, triple-born Geryon,” the two alternative explanations of solar eclipses, and the grammatical rule involving a dropped s all come from the fifth book of the poem, it seems possible, but by no means certain, that Kepler himself offered Harriot a helpful clue as a supplement to the anagram. Given that Book Five is concerned for the most part with cosmology, an explicit reference to this part of the poem would have been unnecessary, and in view of the fact that Harriot’s last notes contain an incomplete solution involving magnetism, discussed at length in the sixth and final section of Lucretius’ work, it is feasible that Kepler did no more than gesture to this poet.35 He would not have had to name him, but rather to repeat Galileo’s wish to stick with the laughing Democritus. If Kepler conveyed the entire diatribe about Horky, Harriot might have understood Galileo’s claim that he could “scarcely manage words, even injuries, in his regard,” – de eo verba proferre, vel etiam iniuriosa, minimè possimus – as not just a conventional expression of
|| 33 Christoph Scheiner, “Tres Epistolae”, in: On Sunspots, pp. 72–73; [Willebrord Snel], De maculis in sole animadversis (Leiden: Plantin) 19; Rienk Vermij, The Calvinist Copernicans. The Reception of the New Astronomy in the Dutch Republic, 1575–1750, Amsterdam 2002, pp. 44–45. 34 On Galileo’s covert but long-term interest in Lucretius, see Michele Camerota, “Galileo, Lucrezio e l’Atomismo”, in: Lucrezio La Natura e la Scienza, pp. 141–175; this interest involves the structure of matter and the nature of minima in the role of perception, but not cosmology or astronomy. For Galileo’s two editions of Lucretius, see Antonio Favaro, La Libreria di Galileo Galilei descritta ed illustrate, Rome, 1887 p. 60. 35 Harriot’s partial solution is magnes …. uirtute mirabili mouet; Lucretius discusses magnetism in On the Nature of Things, VI: 906–1088. It is not clear that the solution involved sunspots. For Galileo’s passing reference to magnetism in the second of his letters on the sunspots, see On Sunspots, p. 125.
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distaste, but as an oblique allusion to Lucretius’ general analogy between letters and atoms and to the idea of “blows” in particular. The foregoing suggests that Kepler, in purveying the anagram, emphasized the connection of poetā to the eventual solution, and that Harriot misunderstood the hint to refer to a Lucretian doctrine, paraphrased and adjusted to fit a spotted and centrally located sun, rather than to a particular lexical choice such as tergeminus. That Harriot sought to render a hexametrical solution, however, might mean that he believed that proper scansion compensated for the absence of recognizable citations of the poem. Some contagion was in any case at work. In 1612, Harriot in his turn would compose an anagram of 35 letters concerning the substance of the sunspots; its solution is a hexameter verse, and to this day it remains unsolved.36
4 Undeveloped Matters In December 1610, Galileo sent Kepler the anagram Haec immatura a me iam frustra leguntur o y, which we might translate as These undeveloped matters from me are even now misread, or as These undeveloped matters are already gathered together in vain by me, tactfully passing over the leftover letters o and y.37 The expression Frustrā legit qui non intelligit – “he who reads without understanding does so in vain” – was proverbial, and subtends this rather awkward anagram.38 Unscrambled in January 1611, the plaintext read Cynthiae figuras aemulatur mater amorum, or the Mother of Loves imitates the shapes of Cynthia. Sanitized in a workmanlike vernacular, Galileo’s announcement was Venus has phases like the moon. As is elsewhere the case in studies of Galileo, scholars have been divided between treating the announcement as the bold bid of a plagiarist or as the discovery of an isolated and maligned genius. On the one hand, historians gesture to a letter Galileo had just received from a disciple raising the possibility of the phases, to the absence of any other references to Venus in the fall of 1610 in his correspondence, and to a certain inconsistency in the dates he assigned to || 36 See J. B. Bamborough, “Robert Burton’s Astrological Notebook”, Revue of English Studies n.s. 32 (1981), pp. 267–285, p. 281. 37 Galileo Galilei to Giuliano de’ Medici, December 11, 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 483. 38 Johan Jakob Grynaeus, who died in 1617, included it in the Adagia, first published in 1629, with the remark, “We are accustomed to saying, “Frustrā legit qui non intelligit.” See his Adagia id est proverbiorum, Frankfurt 1643, p. 337.
26 | Eileen Reeves his initial observations.39 This view, which assumes that Galileo did nothing but quickly concoct the anagram and claim the notion as his own, has been countered by those who argue that his insistence on Venus’ lingering semicircular shape in subsequent letters is consistent with the relatively low resolution of his telescope, and inconsistent with a simple theoretical reconstruction of what he should have seen. Put differently, the observations are genuine, and the discovery of the phases of Venus is his.40
Fig. 1: Venus’ Appearance, August 1609 – February 1611, Drawn by Rob van Gen
I incline strongly to the second view, but see no reason to assume that the anagram was written when the observations were made. Venus’ failure to exhibit phases had long been a matter of discussion: some argued that she was always above the sun, some always below, others that she was self-luminous, and still others that she was simply too small and distant.41 The proclamation of her phases could thus have been written anytime after Galileo’s final refinement to his telescope in January 1610, well in advance of the moment when, around late || 39 Richard Westfall, “Science and Patronage: Galileo and the Telescope”, Isis 76.1 (1985), pp. 11–30. 40 Paolo Palmieri, “Galileo and the Discovery of the Phases of Venus”, Journal for the History of Astronomy 32 (2001), pp. 109–129, and Owen Gingerich, “Galileo and the phases of Venus”, Sky and Telescope 68 (1984), pp. 520–522. 41 For a typical early modern discussion of the possibilities, see Jean Bodin, Universae Naturae Theatrum, Hanover 1605, pp. 575–576.
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October of that year, the crucial changes in shape were at last becoming visible to those few observers armed with suitable instruments. Indeed the fact that in the Dialogue Galileo commended Copernicus, three different times, for having ignored a certain amount of inconvenient visual data about Venus – the imperceptible nature of her phases and changes in apparent size – suggests that he intended at least some of that praise for himself, as he might well have composed the anagram in anticipation of phenomena he had yet to see.42 On this reading, we might even suppose that the anagram concerning Venus precedes that focused on the unexpected appearance of Saturn, and that in the former instance, Galileo had originally planned to concoct something that would reach the confederates who, like him, expected to see phases. Around 1607, or just before the invention of the Dutch telescope, he began to distinguish more fully between planets and stars.43 By 1610, in the Starry Messenger, he would point out that the telescope showed planets as small and sharply delineated globes, and stars as radiating centers of light.44 Of Venus he made very little mention, alluding only, and with studied casualness, to the way she looked in broad daylight: “when she presents herself to our view around noon, [she] is perceived so small that she hardly appears to equal a little star of the sixth magnitude.”45 Given that diurnal sightings of Venus are, as he would elsewhere note, conceded only to those with extremely good eyesight, this statement seems designed at once to present Galileo as something of an authority on the planet, and more crucially, to discourage interest in her telescopic appearance.46 Intriguingly, however, the crucial distinction between planets and fixed stars in the Starry Messenger is phrased in terms that neatly anticipate Galileo’s anagram: the latter pulsate, while the former “present entirely smooth and exactly circular globes that appear as little moons, entirely covered with light.”47 || 42 Galileo Galilei, Dialogue concerning the Two Chief World Systems, translated with revised notes by Stillman Drake, Berkeley, CA, 1967, pp. 334–335, 339, 372–373. 43 Sven Dupré, “Galileo’s Telescope and Celestial Light”, Journal for the History of Astronomy 34.4 (2003), pp. 369–399, 382–384. 44 Galilei, Sidereus Nuncius or the Sidereal Messenger, translated by Albert van Helden, pp. 57–59, and Galilei, Sidereus Nuncius, in: Galilei, Opere, vol. III/1, pp. 75–76. 45 Galilei, Sidereus Nuncius or the Sidereal Messenger, 57–58 and note 59, and Galileo, Sidereus Nuncius, in: Galilei, Opere, vol. III/1, p. 75. 46 For a reference in the Dialogue concerning the Two Chief World Systems, see Galilei, Opere, vol. VII, p. 388, and in a letter of 1635, see Galileo Galilei to Elia Diodati, in: Galilei, Opere, vol. XVII, p. 137. 47 Galilei, Sidereus Nuncius or the Sidereal Messenger, p. 58, and Galilei, Sidereus Nuncius, in: Galilei, Opere, vol. III/1, p. 76.
28 | Eileen Reeves The lunar analogy is both underdeveloped, for there is no mention of the phases, and overextended, so as to include all the planets. Venus herself vanishes from view. The overall suggestion, then, is that in his haste to address the most extraordinary find of the Starry Messenger, the moons of Jupiter, Galileo had neither time nor energy to speculate much about Venus. And for that infinitesimally small fraction of the reading public familiar with the arguments concerning Venus, curious about her shape, equipped with a good telescope, and unfazed by the author’s reticence in this matter, the planet would indeed have appeared a “smooth and exactly circular globe,” or like a series of “little moons” from around March 20, 1610, when the treatise emerged from the press, through late July of that year. Because her gibbous shape was initially difficult to distinguish from that of a perfect sphere, the illusion of lunulae would have endured many weeks before and after that relatively brief period when her surface was wholly suffused with light.48 Galileo’s studied avoidance of the topic of Venus in the Starry Messenger is easily explained by the fact that there was, in the spring of 1610, no telescopic evidence for her phases. Such silence, however, is a curious counterpart to the eventual anagram about the phases, which alludes to some prior dimension of the problem, something “even now misread.” I am arguing, then, that this anagram differs from the revelation about Saturn in that it encoded something that was not a complete surprise. In the case of Saturn, Galileo needed a straightforward description of his unexpected observation, but the message about Venus is surely the fanciest of all plaintexts. It is not just that he sought to capture something leisurely and ornate about that idle, lascivious goddess, but also that he had initially planned to gratify and to win the allegiance of anyone who happened to guess the solution without actually observing the phases. He would have done so by drawing on this celebrated depiction of the planet: Beneath the Sun the great star known as Venus revolves, with a wandering and changing course, and as her other names show, a rivalrous imitator of the Sun and the Moon [aemulum solis ac lunae]. Thus when she anticipates the Sun, and appears before the dawn, she is called ‘Lucifer,’ as if she were another Sun, and hastening the day. By contrast, when she shines after sunset, she is called ‘Vespero,’ as she prolongs daylight, and takes on the task of the Moon. The first who discovered her nature was Pythagoras.49
|| 48 For a simulation of the unremarkable appearance of Venus between August 1, 1610 and January 1, 1611, see Owen Gingerich, “Phases of Venus in 1610”, Journal for the History of Astronomy 15 (1984), pp. 209–210. 49 Pliny, Natural History, 2.36.
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This text, absolutely familiar to most early modern readers, is from the second book of Pliny’s Natural History.50 It would have appealed to Galileo for several reasons. The phrase about Venus as a “rivalrous imitator of the moon,” aemulum lunae, suitably misread, is the basis of the “plaintext,” Cynthiae figuras aemulatur mater amorum, or the Mother of Loves imitates the shapes of Cynthia. In light of Pliny’s text, Galileo’s telescopic confirmation of Venus’ “nature,” moreover, would have acquired an attractive Pythagorean glow. 51 And shortly before this passage, Pliny had described the moon as magistra or teacher “of all matters that one might learn about the heavens,” as if to encourage observers to regard the readily visible lunar phenomena as a set of portable celestial lessons of significance for other and more distant bodies.52 Finally, while Copernicus drew frequently on Pliny’s text, he did not name him in connection with Venus, but his disciple Georg Rheticus had done so in the Narratio Prima. In Rheticus’ misleading account, Pliny emerged as the ventriloquist of the Pythagorean view of a mobile earth traveling about a central fire, and the most prominent of the “Latin writers” to which Copernicus gestured in addressing the true order of the planets.53 What this means, then, is that anyone who deciphered the anagram as the expected statement about Venus’ phases would have been familiar with the wording in Pliny’s text, and with that author’s largely unearned role as Copernican catalyst. Though Galileo might have originally imagined such a person as a natural ally, he perhaps subsequently decided that a stealthy Copernican would easily have been able to appropriate the conjecture, and once Venus began to take on her crescent shape, to promote it as his own. He thus sought to attach an air of knowingness, a gesture to own his long-term familiarity with Venus and her ways, to his announcement. We can recognize something of that weary, slightly aggrieved tone in the eventual anagram, whether we translate it as These undeveloped matters from me are even now misread, or as These undevel|| 50 For Galileo’s heavily annotated copy of Pliny’s Natural History, discarded in the nineteenth century, see Favaro, La Libreria di Galileo, p. 46. 51 On the place of Pythagorean mathematics in the world of Galileo Galilei, see Mark Peterson, Galileo’s Muse: Renaissance Mathematics and the Arts, Cambridge, MA, 2011, pp. 33–42, 57–65, 149–173, 257–258. 52 Pliny, Natural History, 2.44. 53 See especially Bruce Eastwood, “Kepler as Historian of Science: Precursors of Copernican Heliocentrism according to ‘De Revolutionibus’ I: 10”, Proceedings of the American Philosophical Society 126.5 (1982), pp. 367–394, pp. 373–378, and Gerd Grasshoff, “Natural Law and Celestial Regularities from Copernicus to Kepler”, in: Lorraine Daston and Michael Stolleis (eds.), Natural Law and Laws of Nature in Early Modern Europe, Burlington, VT, 2008, pp. 143–161, particularly pp. 143–150.
30 | Eileen Reeves oped matters are already gathered together in vain by me, but I would like to argue, by way of conclusion, that the knowing mode was originally part of the plaintext.
Fig. 2: Galileo’s attempts at two anagrams. BNCF. Ms. Gal. 70c. 11
Galileo’s notes might date to the moment when he chose the title for the Sidereus Nuncius, and was looking at Pliny’s second book, which Nick Wilding has shown to be mid-March 1610, but in any case they predate the anagram we have today.54 At the very top are a list of vowels and an entirely unrelated anagram, Credere quam magna anassarete atalantaque in ora, whose subject is probably Venus, given the allusions to Anaxarete and Atalanta, both of whom were bested by the goddess of love; the existence of this anagram suggests that Galileo had another way of describing the phases of the planet.55 There follows a second string of vowels, a few serious attempts to write an anagram associated with the Plinian plaintext, and a bit of nonsense before he gave up. It is clear, however, that he followed the usual protocols for such puzzles. He began by arranging the vowels he had to use, leaving out ‘u,’ and coming up with 6 As, 4 Es, 4 Is, and 1 O, which differs only by 2 letters from the eventual anagram about Venus. To judge from his first attempt, he intended to avail himself of the standard trick that allows a double consonant, such as ll, to become a single letter in the
|| 54 Nick Wilding, Galileo’s Idol, Chicago 2014. 55 See for example Ovid, Metamorphoses XIV: 698–748, and VIII: 317–426, respectively. Galileo owned both the Latin original and an Italian translation of this work; see Favaro, La Libreria di Galileo, pp. 60, 64.
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solution. It is also obvious that he was drawing on Horace’s Odes here: callida, meaning “clever,” occurs frequently in that work, and the poem to “Barina,” the woman from Bari, where Venus smirks in the background, is among the most famous.56 References to Orcus and to ter amplus Geryon, “triple-sized Geryon,” figure frequently in the Odes as well.57 It is not surprising to see an explicit allusion to the Odes – Carmina – in the later anagrams, while the word lanigeri is a Lucretian favorite.58 More significantly, the presence of a B in the first instance and of two Ds in the second suggest alternate anagrams, ones that would have signaled that Galileo had fully anticipated, rather than merely observed, the phases. We might imagine a plaintext such as Heus! Cinthiae figuras aemulabitur mater amorum, “Greetings! The Mother of Loves will imitate the shapes of Cynthia,” or Heus! Cinthiae figuras iam dudum aemulatur mater amorum, “Greetings! The Mother of Loves has long imitated the shapes of Cynthia.” Both would conform to the vowels and alternative consonants listed here, and to the conventional strategy of including filler words to misleading effect. Both would convey, in advance of the visible event, the fact of Venus’ phases. And both seem directed to particular individuals, an audience of possible allies, rather than destined for a broader and potentially less manageable readership. Torn between the fear that others might claim this finding and anxiety over his failure to persuade, Galileo seems to have sent nothing out ahead of time. He eventually dropped the artsy effort to compose an anagram with Horatian or Lucretian overtones, and when he finally retailed his refurbished Plinian plaintext he communicated the essential – that weary air of familiarity so necessary in priority claims – in the most prosaic of terms. He had spent enough time on the enterprise, and so have we.
|| 56 For callidus see Odes 1.10, 2.18, 3.24; for the ode to the woman from Bari, see 2.8. 57 For Orcus see Odes 2.3, 3.11, 3.27, 4.2; for Geryon see 2.14. 58 For lanigeri and variants see On the Nature of Things 1.887, 2.318, 2.661, 5.866, 6.1236.
John L. Heilbron (Berkeley)
Galileo Puppeteer
The unusual conjunction of the inkpot and the telescope points toward an unoccupied corner in the universe of Galileo studies.1 Previous considerations of his style and literary criticism, and the use made of his discoveries in the belles lettres of his time, have located him variously in the borderlands between science and literature. Assessments range from “nowhere,” as in De Sanctis’ devaluation of Galileo’s prose as a colorless invention for separating scientific from creative writing, to “everywhere,” as in Del Lungo and Favaro’s compilation of eloquent extracts from Galileo’s books and letters as exemplars for education and culture in general.2 More recently, machines have pulverized his prose to reveal patterns of usage, unusual words, and idiosyncratic constructions.3 The neglected corner to which the inkpot and the telescope jointly point is his invention of stories and skits, or, better, puppet shows, in which his opponents and his avatars appear as caricatures. What gives these puppet shows their force, apart from Galileo’s lively and inventive prose, is the parallel between the caricatures of the puppets and the abstractions they put forth as descriptions of nature. The parallel is not only forceful but also deep; for what is a scientific abstraction but a caricature designed to bring out one or another facet of our observations from the confusion with which our senses confront us? I shall try to show that, if regarded as puppet shows, certain set pieces in the Saggiatore and the Massimi sistemi that appear to contain gross mistakes may be understood without recourse to the elaborate defenses historians of science have devised to save Galileo from himself.4 I’ll open a deeper question || 1 Most of the information in this paper can be found in my Galileo (Oxford University Press, 2010, Italian translation, Einaudi, 2013), and is not footnoted here except for direct quotations. I am grateful to the editors for allowing me to maintain the informal style of the original paper. 2 Francesco De Sanctis, Storia della letteratura italiana, 2 vols., Turin 1958, vol. 2, pp. 775–776, cited by Eraldo Bellini, “Galileo e ‘le due culture,’” in: Mauro di Giandomenico and Pasquale Guaragnella (eds.), La prosa di Galileo, Lecce 2006, pp. 143–178, on 144; Isidoro Del Lungo and Antonio Favaro, La prosa di Galileo per saggi criticamente disposti ad uso scolastico e di cultura, Florence 1911, 1957. 3 See the articles by Grandomenico, Carla Petrocelli, Luciano Labellarte, Raffaele Ruggiero, and Francesco Paolo de Ceglia in: Giandomenico and Guaragnelli, Prosa, pp. 85–115. 4 Some of these defences and the attacks that precipitated them are reviewed in J. L. Heilbron, “The bizzarrie of the Dialogo: Myth, marvel, and make-believe in Galileo’s force-free physics”, Galilaeana 9 (2012), pp. 29–64.
34 | John L. Heilbron as well. The four set pieces from the Massimi sistemi that I’ll discuss have in common an effort to abstract from or do without causal connections, to caricature to extremes by replacing physics with geometry. This effort parallels Galileo’s tendency, in his criticism of Ariosto and Tasso, to prefer inventiveness over motivation. It is often said, and may be true, that Galileo’s single greatest contribution to science was his theory of motion. Beginning in his twenties and for many years thereafter, he tried to improve on the various accounts of falling bodies given in Aristotelian physics. These accounts took on the obvious questions: why do heavy bodies fall and light ones, like hot air and fire, rise? What is weight? Why do tree trunks float on water, and globules of lead sink? One of Galileo’s professors, later his colleague at Pisa, wrote a book of 1000 pages in folio on such conundrums, and threw heavy weights like it out of windows to test his conclusions. After several attempts at consistent answers to the traditional questions, Galileo decided to shelve them all. Instead, he would limit himself to giving a mathematical description of motion in terms of speed, time, and distance, and leave the search for causes to posterity. Reducing experience, whether observational or experimental, to exact mathematical description usually requires gross simplifications. In the case of freely falling bodies, it requires removing all impediments to motion, like air resistance and deviation from the vertical, and procuring adequate measuring devices and measurements. Galileo had no way of removing the air or insuring vertical fall; and, if he could have done so, he had only water clocks, pulse beats, and pendulum swings to time falls that, in any case, were too swift for him to measure. To get the data to quantify or to check mathematical relationships, he had to study motion down inclined planes, which evidently is not the same phenomenon as unconstrained fall. If you are a mathematician, you might say that free fall is the same as descent along a vertical plane and define it quantitatively by a formula relating motion down the plane to the angle of inclination. Galileo took this approach and had then to think away not only the resistance of the air but also friction along the real plane and its differences from a mathematical one. Having done all this, and devised a means of measuring short time intervals by weighing water collected from a hole in an infinite reservoir, he could not get consistent results. For angles under 45 degrees or so one formula held within the limits of what he regarded as experimental error. For higher angles another formula was needed. It proved impossible to confirm unambiguously the rule he devised for free fall by imagining it to be equivalent to sliding on an inclined plane inclined vertically. The reason is that at lower angles the ball he used as his experimental subject rolled, and at higher angles skipped and slid, giving
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quite different relationships between velocity and descent. Nonetheless he claimed that his experiments on inclined planes confirmed his simple formula or rule to within a hair’s breadth and a heart’s beat. A similar set of difficulties afflicted his account of the swings of a pendulum. Galileo wanted them to take place in the same time regardless of how wide they were. Again he had to abstract and idealize: he could not correct for the effects of air resistance, friction at the support, the deviation of the motion from the vertical plane, and so on, and again he found that measurement did not match theory. For even had he overcome all experimental difficulties, his rule would not have worked because a pendulum is not isochronous except for small swings; in wide ones the length of a beat depends in a complicated way on the amplitude. But Galileo presented his results as perfect confirmation of his rule – not in a hundred or even a thousand beats did two identical pendulums swinging at widely different amplitudes fall out of phase by a single beat. I mention these details to show that obtaining an exact mathematical description is hard work even for the simplest phenomena, and to suggest that the difficulties might easily appear to be insurmountable. When Galileo exaggerated the agreement between his rules and experiments and devised his puppet shows to put forth other quantitative “marvels,” mathematical physics did not exist. On the contrary, good reasons for thinking it might be impossible, and if possible useless, abounded. Galileo believed in its possibility and value, but, lacking means and method, could only declare a few imperfect marvels as witness to his faith. My puppet show will take place in three acts: 1, Dishonest Weights; 2, Philosophical Comedy; 3, Puppets and People.
Act 1. Dishonest Weights Galileo rose from an obscure professor of mathematics to the status of great man, or, as the poets styled him, “Columbus of the heavens,” in 1610, with the publication of the first of his unprecedented telescopic discoveries. With his detection of our moon’s mountains and Jupiter’s satellites, and his resolution of the Milky Way into myriads of stars, the observable heavens received their first significant refashioning since the creation of the world. Many of Galileo’s educated contemporaries initially suspected a joke or hoax since they had neither telescopes to confirm his observations nor a world picture that could accommodate them. The most important of these educated contemporaries for Galileo to win over was the Society of Jesus, whose members included the most authorita-
36 | John L. Heilbron tive astronomers and most respected educators in Italy. By the end of the year – we are still in 1610 – the Jesuits had seen what Galileo had seen and invited him to visit their chief university, the Roman College. In the spring of 1611 he listened to speeches in his honor there and viewed experiments conducted in his manner. He returned to Florence with assurances of friendship from all the mathematicians in the Roman College. More celestial oddities soon appeared to Galileo, the Jesuits, and other owners of good telescopes: spots on the sun, blobs around Saturn, and revealing changes in the shape of Venus, which proved what many astronomers already believed, that Venus and also Mercury circle the sun. Galileo grew bolder in expressing his commitment to Copernican geometry, which places a stationary sun at or near the center of the planetary system and raises the earth to planetary status. His repeated astonishing successes accustomed him and his supporters to his ability to uncover marvels by marvelous means. When he turned from telescope to inkpot he became a reckless promoter of himself and the sun-centered universe. As he grew more aggressive, guardians of the faith became increasingly noisy and uneasy; for, as they recalled, Joshua had had to stop the sun to finish off some enemies in daylight, which he would not have troubled to do if it were already at rest. This and similar objections drawn from Scripture were barked loudly from pulpits in Florence by the hounds of God, the Domini canes, who easily enlisted other public-spirited people who opposed or disliked Galileo. The affair rose to Rome. Late in 1615 Galileo, by then confirmed in his Copernican belief, voluntarily went to Rome to free himself of any suspicion about his own Catholic faith and to instruct the inquisitors that a ban on Copernican astronomy would be a grave mistake. He succeeded in extricating himself but not in rescuing Copernicus, whose offending work was prohibited until the censors got around to correcting it. For his efforts on its behalf, Galileo received an admonition, known only to himself and a few church officials, not to hold or to teach the heliocentric system in any way whatsoever. During these proceedings Galileo’s erstwhile friends the Jesuits remained silent by order of their general. The only member of the Socity active in the consideration of the Copernican case was the chief theologian of the Holy Office, then a cardinal and now a saint, Roberto Bellarmino. Bellarmino presided over the secret session in which Galileo received his order of silence. Galileo neither understood nor forgave the mathematicians of the Roman College for what he regarded as their betrayal of himself, the truth, and their common science. He took the opportunity of the publication of a lecture by the College’s professor of mathematics, Orazio Grassi, to show his displeasure. This ill-advised retaliation led to exchanges in which Galileo perfected his abilities as a puppeteer.
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Grassi’s inoffensive lecture analyzed observations of a comet that appeared in 1618. Its conclusion, that the comet was more distant from the earth than the moon, agreed perfectly with Galileo’s earlier views on the subject. Galileo now had another idea, which was that comets, like rainbows, are not things that have places but optical effects. It was not a theory he cared to present under his own name, among other reasons because to account for the apparent displacement of the comet conceived as an optical illusion he had to ascribe some motion to the earth. So he wrote out his account of comets for delivery by a student of his, Mario Guiducci. Guiducci’s lecture, to a Florentine literary society, insinuated that Grassi was ignorant and incompetent, and generously extended a similar condemnation to the entire Roman College. The Jesuits were genuinely surprised by this outburst and encouraged Grassi to reply. Since Galileo had concealed himself behind a student, Grassi replied symmetrically through a fictitious disciple, “Lotario Sarsi,” an imperfect anagram of his own name. The reply, entitled An astronomical balance, affected to weigh Guiducci’s ideas about comets and other things. Thus Sarsi, Grassi’s puppet, weighed Guiducci, Galileo’s puppet; or, to change the metaphor, the primaries dueled through their secondaries. Sarsi made some good thrusts. He observed that Galileo would rather lose a friend than an argument. He cut deeply again with the justified criticism that the inventor of the astronomical telescope did not know exactly how it worked and that the man who prided himself on accurate experiments did not always report their outcomes faithfully. And he cut to the bone in advertising that Guiducci assumed the motion of the earth. But Sarsi exposed himself to counterattack by showing off irrelevant erudition and indulging in the Latin word play that passed as humor among Jesuit savants. Galileo’s devastating response to Grassi’s Balance is one of the world’s lesser-known classics. Its title, Il saggiatore, refers to a jeweler’s balance, in which Sarsi’s arguments would be evaluated with much greater accuracy and subtlety than Sarsi had weighed Guiducci’s. Although not a dialogue in form, it is one in execution, with no fewer than five participants. These are the primary antagonists, Galileo and Grassi, the puppets Guiducci and Sarsi, and the poet Virginio Cesarini, to whom the book is addressed. Like Galileo, Cesarini was a lynx, a member of a select academy dedicated to the cultivation of natural science. The founder and leader of this Accademia dei Lincei, Prince Federico Cesi, was the publisher of the Saggiatore. Cesarini does not say a word in it, nor do Guiducci, Grassi, or Sarsi, but they are present, since Galileo addresses or invokes them all. The action proceeds by Galileo’s reading a section from Sarsi’s Latin text to the silent Cesarini and then expounding on it, in good scholastic form, in Italian. Sometimes before reading a snippet, Galileo awakens Cesarini – a truly
38 | John L. Heilbron wooden puppet – by commanding, “Now read this, Your Lordship,” as if he were exhibiting a choice idiocy. The idiot himself is also present during the reading. “Signor Sarsi” – so Galileo addresses him – you say that you are writing philosophy but what you write is mere fiction. Philosophy is not a romance, Sarsi, like Orlando furioso, about which the least important question is whether it is true; “[philosophy] is written in the language of mathematics, and its characters are triangles, circles, and other geometrical figures, without which it is impossible to understand a single word of it.”5 This celebrated dictum, with its implication that Sarsi’s teacher Grassi, the professor of mathematics at the Roman College, did not know enough geometry to do philosophy, is itself a fiction, since, as Kepler had made clear, the philosopher equipped with only circles and triangles cannot read very far in the book of nature. As a polemicist, Galileo knew the value of giving his puppets well-defined characters. Again and again he dismisses Sarsi’s arguments as puerile, riddled with errors, bereft of logic. It is wiser to repeat than to dispute when dealing with a jackass. Returning to the question whether the telescope magnifies stars, which Sarsi correctly denied, Galileo observed that since the telescope removes or reduces the shimmer or irradiation around all celestial objects, it must act similarly on stars and planets. It certainly magnifies planets. Therefore... Do you not agree then Sarsi, that invisible stars become visible by enlargement, just as the planets are magnified? How can you not agree? You must agree, Sarsi! “Therefore yield, and be silent.”6 When Galileo finished refashioning his creatures, Sarsi has been reduced from a serious scholar to a petulant child and his teacher and creator, Grassi, to an incompetent and ignorant pedagogue. This was not an ordinary pedagogue, however – this was Orazio Grassi, professor and rector and librarian of the Roman College, the architect of its remarkable church San Ignazio, founder of a school of architects, a great man in the powerful Society of Jesus. Those with a taste for such things can still hear an opera composed to a libretto by Grassi.7 He was not the man to submit to being made a Harlequin in Galileo’s commedia di costume. His reply contained the very damaging charge that Galileo held a theo-
|| 5 Galileo Galilei, The assayer, tr. Stillman Drake, in: S. Drake and C. D. O’Malley, The controversy on the comets of 1618, Philadelphia 1960, pp. 151–336, on 184; Galileo Galilei, Il saggiatore, Ottavio Besomi and Mario Helbing (eds.), Padua 2005, pp. 119–120; Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (ed.), 20 vols., Florence 1890–1909, vol. VI, p. 232. 6 Galilei, Assayer, p. 327; Galilei, Saggiatore, p. 307; Galilei, Opere, vol. VI, p. 364. 7 The Jesuit Operas, Ensemble Abendmusik, directed by David Christie, Dorian Recordings: DOR-93243, 1999.
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ry of matter inimical to the physics of the Eucharist as laid down by the Council of Trent.
Act 2. Philosophical Comedy Reprise of Copernicus Maffeo Barberini, who has a modest place as a neo-Latin poet, was close to Cesarini and other literary lynxes. On his election as pope in 1623 they immediately switched the dedication of the Saggiatore, then in press, to him. A poetical lynx high in the Pope’s service, Giovanni Ciampoli, read him excerpts. His Holiness, who took the name Urban VIII, admired Galileo, disliked the Jesuits, and chuckled over Galileo’s caricatures of Sarsi-Grassi. Galileo went to Rome to congratulate Barberini on his accession and returned to Florence with the hope that the edict of 1616 might be reformable. To probe the possibility, he drafted a lengthy letter to Francesco Ingoli, the man who had corrected Copernicus under the direction of the Congregation of the Index of Prohibited Books. The letter shows Galileo at his most brilliant, as it can be read as a serious proposal, a cynical dissimulation, an exercise in irony, or a prologue to a comedy. The letter to Ingoli premises that Protestants laugh at the Holy Office and the Congregation of the Index for their ignorance of astronomy as manifested in their condemnation of the work of Copernicus. To counter this insult, so Galileo told Ingoli, he was willing to write a book demonstrating that Catholics know and knew as much about the competing world systems as Protestants did, and banned heliocentric astronomy on God’s word – an authority higher even than observation, reason, and mathematics. To make this claim convincing, Galileo would have to bring the strongest arguments he could muster in support of the condemned Copernican system. Otherwise acute critics could claim that the cardinals of the Inquisition had not had all the evidence before them when pursuing their banning business. Galileo had just enough common sense not to send his letter to Ingoli, who had become the Secretary of the then new Congregation for the Propagation of the Faith. Instead, he gave a copy of it to Ciampoli, who read it to the Pope, who liked the idea of showing that the Inquisition knew what it was doing, mathematically speaking, when it condemned Copernicus – a decision, incidentally, that he had opposed when a cardinal. Refusing to accept a physical theory as true however strong the evidence for it agreed with Urban’s opinion about the nature of science, which he had been good enough to impart to Galileo.
40 | John L. Heilbron According to Urban’s epistemology, it is a category error to inquire whether the Copernican system or any of its rivals is true. Astronomy aims at exact description, not truth. And even if astronomers succeeded perfectly, and made a system that matched experience in every detail, it would be mistaken to affirm it to be true. That is because no matter how certain we might be about the nature of any physical process or phenomenon, God could contrive to bring it about in ways inconceivable to us. If then Galileo, the grand man of Italian mathematics and philosophy, having said everything possible in defense of the Copernican system, concluded against its truth on the basis of Urban’s epistemology, he would have done a double service to the Roman Catholic Church. First, as set forth in his letter to Ingoli, Galileo would exculpate the cardinals from the charge of ignorance; and, second, as Urban expected, he would establish a bulwark against all challenges from natural philosophy to Scripture as interpreted by the Church. Urban therefore agreed to let Galileo restate the case for Copernicus provided that he began his treatment with the apologetics of his Letter to Ingoli and concluded it with an endorsement of Urban’s teaching about the nature of science. Thus the unsent letter to Ingoli became the prologue to a philosophical comedy. Its argument fills the “Address to the discerning reader” with which the Dialogue on the two chief systems begins. As if to separate it from the opinions of the discussants, Galileo had it printed in a distinctive type. So far was he faithful to his agreement with Urban. But he did not supply the required epilogue. He did more than required, however, in his advocacy of the Copernican system, in which he included what he considered to be an adequate proof. This is a theory of the tides, which is the denouement of the comedy, in which Pope Urban plays a brief but important off-stage part. The onstage puppets in the Massimi sistemi are two ghosts and an imbecile. They are Filippo Salviati, the shade of an immensely rich Florentine friend of Galileo’s, both patron and disciple, rewarded for his early death by immortalization as Galileo’s chief spokesman; Gianfrancesco Sagredo, the shade of Galileo’s close boozing buddy, a Venetian man of the world and accomplished womanizer, interested in all practical things, resurrected in the Dialogue as a judge who, despite his open mind, always finds for Galileo; and Simplicio, a caricature of a school philosopher, ignorant of mathematics and a slave to authority, a genial nincompoop who, though stuck in the past, gives the Dialogue its movement. There are also three characters off-stage: a champion for each of the two great opposing systems in the Roman microcosm and a dishonest scorekeeper. By far the more important of the champions is the “Academician,” the pride of the Academia de’ Lincei, Galileo himself, with whom the ghostly Salviati often communes; the Academician is not identical with Salviati, however, and by
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separating their identities Galileo could make Salviati argue for opinions he might not wish to defend in propria persona. The other champion is Pope Urban, present virtually in the prologue, the “medicine of the end,” and the missing epilogue. The Scorekeeper is another of Galileo’s avatars, who sums up the conversations as they proceed in short, sharp marginal comments sometimes more biting than the barbs of Salviati and Sagredo. To protect himself and to speak the truth, Galileo has Salviati say several times that the conversations in the Dialogue are a free-wheeling comedy, in which he, Salviati, appeared in masquerade. It may be said that the masquerade begins with the book’s frontispiece (Fig. 1 on p. 370 in this volume). In this famous illustration, Ptolemy and Aristotle ally against Copernicus just as inside the book Salviati and Sagredo gang up against Simplicio. Copernicus appears in the frontispiece as a chunky old bearded scholar; Aristotle and Ptolemy have heads and bodies like Copernicus’; all give the impression that each is a mask of Galileo. The “Dedication” to the Grand Duke of Tuscany extols Ptolemy and Copernicus as the greatest minds that ever contemplated the heavens and says nothing about Aristotle, whose philosophy is the subject of much of the Dialogue, thus giving the misleading impression that the ensuing discussions will compare like with like. The first exchange among the discussants likewise is not what it seems. Salviati gives as the subject of the coming four-day colloquium “the character and efficacy of the laws of nature” put forward by the followers of Aristotle and Ptolemy, on the one hand, and of Copernicus on the other. But of course only one party, Aristotle’s, concerned itself with the manner of operation of nature. The Copernicans did have a physics available for criticism. Salviati could fire away at soft targets in the Aristotelian corpus without exposing himself to counter fire from Simplicio. The first target attacked in the first minute of the first day’s discussion is the Peripatetic proof that the world has three and only three dimensions: as common language and also philosophy asserts, the All is perfect; the number three, too, is perfect, at least in the particular of dimensions; and so, taking the world to be the Whole, the All, and the Perfect, it must have three dimensions. After ridiculing this argument, Salviati offers his own: dimensions are defined by perpendiculars. Even Simplicio can see that no more than three mutually perpendicular lines can intersect at a point, and thence confirm that the world, being complete in all dimensions, has three of them. Aristotle gave reasons, however weak and useless, for an otherwise contingent fact; Salviati accepts the fact, and dresses it up in a geometrical diagram. Thus the first skirmish defines the battle. The slow-thinking, undeviating army of peripatetics,
42 | John L. Heilbron mired down with its baggage, will be no match for fast-moving opportunists armed with common sense and geometry. As is frequently the case in comedies, the best-drawn and most sympathetic character in the Dialogue is the buffoon. Simplicio differs from Galileo’s avatars Salviati and Sagredo not only in intelligence and inquisitiveness, but also in personality. He is always even-tempered, never malicious, open to correction and instruction, and man enough to bear the taunts of his companions, who are forever chiding him for his loyalty to Aristotle and his lack of mathematics. When he manages to understand a little geometry, they treat him as a clever puppy: “You have reasoned well, and shown yourself half a geometer!”8 But generally, since he is a gentleman, he is well treated and allowed to join in the gondola ride with which Sagredo entertains his guests after the conclusions of three of the four days their conversations last. There is no ride on the third evening in order to allow Simplicio and Salviati time to review some books and Sagredo time to pursue his usual pastimes. When not taunting and educating Simplicio, Salviati and Sagredo discuss inventions of the Academician and take turns singing his praises. Their most extravagant praise comes, as might be expected, where the invention is very clever and its foundation very shaky. Galileo calls one of them a bizzarria, a whim or oddity; but since he has Salviati and Sagredo endorse it as a marvel, he no doubt rated it higher than a mere curiosity. There are several other highly praised marvels in the Dialogue. Since they share the properties of surpassing cleverness and irremediable error with the explicit bizzarria, they might reasonably be classed with it. Three of the four I’ll describe fit perfectly into the semirealistic play of the Dialogue. They are caricatures of nature, thought experiments too good and too ingenious not to contain some truth. The fourth bizzarria, the celebrated theory of the tides may, or may not, belong among the others.
The bizzarrie The item specifically designated a bizzarria is a journey to the center of the earth. It is the imaginary trajectory of a rock dropped from the top of a tower at
|| 8 Galileo Galilei, Dialogue concerning the two chief world systems, tr. Stillman Drake, Berkeley 1953, p. 192; Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo tolemaico e copernicano, Ottavio Besomi and Mario Helbing (eds.), Padua 1998, p. 208; Galilei, Opere, vol. VII, p. 219.
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the equator on the hypotheses that the earth rotates once in 24 hours and that the rock always experiences the same acceleration (Fig. 1).
Fig. 1: A journey to the center of the earth of an object released from the top of a tower A in the plane of the equator. Y is the center of the suppositious semi-circular trajectory
Galileo has Salviati report that the Academician has told him that the trajectory would be a semi-circle tangent to the circle described by the tower’s top at the point of release: in effect, the rock switches from circle to semicircle spontaneously and inexplicably, maintaining its speed, and the vertical fall that we perceive is just the difference between two circular motions. In fact, or rather, in geometry, the difference is not quite the fall observed, or, put constructively, the hypothetical semicircle is not quite the sum of the tower’s rotation and the radial fall along it, and, if the rock retains its speed after conversion to the semicircle, its rate of apparent fall is slower than the value Galileo had measured. Still, the rate is not off by more than a factor of 50 or the constructed path much different from the supposed semicircle. If it were not for all the earth in the way, the rock would make it from surface to center in under four hours. Salviati is very proud of his semicircle and his annihilation of gravity by a combination of circular motions. Since Galileo took circular motion as selfexplanatory and self-sustaining, without a need for external or impressed force, his account of free fall by a combination of rotations was a perfect example of force-free physics. Sagredo is so impressed by Salviati’s anti-gravity that he can scarcely find words to express his admiration. But he recovers enough to reexpress Salviati’s marvel to make clear the power of kinematics (that is, the description of motion independent of consideration of the forces causing it) over the physics of Aristotle, with its cornucopia of causes. Sagredo concludes that nature never makes use of linear motion: there is no gravity just as there is no
44 | John L. Heilbron levity – except, perhaps, in Galileo’s laughing up his sleeve at the deception he has practiced on his creatures. Another example of his high-end humor is Salviati’s proof that no matter how fast the earth spins, it cannot dislodge or project any loose object from its surface. The demonstration of this implausible assertion, which distinguishes mud on the earth from mud on a spinning wheel, passes through a theorem from Euclid: the square of the tangent cut off by a secant equals the secant times the exsecant (in Fig. 2, HG2 = FG.EG).
Fig. 2: A Euclidian theorem: HG2 = FG.EG. X is any point between G and E
Close to the point of tangency the secant is almost equal to the diameter of the circle. If the diameter is a kilometer and the tangent HG a meter, then FG is a millimeter. Now, the diameter of the earth is about 10,000 kilometers and a point on the equator moves at about 40 cm/sec owing to the daily rotation. So in one second FG is only one millionth of a millimeter, that is, virtually nothing. If gravity is switched on instantly at G, it would bring any object projected there back to earth in a ten-thousandth of a second. No problem! But if the earth were to spin so fast that in one second a loose rock would fly off on a tangent a distance equal to the earth’s diameter, FG would be about half the earth’s radius, and to fall back to earth under the constant acceleration that Galileo supposed would require half an hour. That rock would never see the earth again. How then could Salviati have argued that the earth could not expel its unattached residents by increasing its spin? Apparently because by geometrizing the problem he tied the rate of spin, measured by HG, to gravitational acceleration, measured by FG. Physically, however, they are entirely independent quantities. Sagredo falls for the story but not Simplicio. He knows too little mathematics to be swindled by it. Salviati tries to teach him enough to mislead him. “Take note,
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Simplicio,” he says in Galileo’s usual conciliatory way, “just how far one may go without geometry and philosophize well about nature.”9 To which the poor man could have replied, if he were not a puppet, “see here, Salviati, just how absurd a conclusion a geometer can reach without an adequate physics.” “Now listen to me,” as Galileo would say when about to exhibit a choice snippet from Sarsi. In the beginning God held all the planets in His hand a certain distance from the sun and then let them go. When each had attained a velocity that pleased Him, He rotated the direction of its velocity by 90 degrees so that it revolved around the sun with the velocity it had acquired in free fall. From his rule giving the speed acquired in free fall as a function of the distance fallen, Galileo could calculate how far the planets had been from the sun when God providentially dropped them. According to Salviati, the Academician had done the calculation frequently and found it to agree with the hypothesis well enough considering the uncertainties in the known values of the distances of the planets from the sun. As a matter of algebra, any two planets can fall from the same place and convert their velocities into the orbital speeds observed if the acceleration of gravity is considered a disposable parameter. Unfortunately, the constant of gravity as deduced from the distances and periods of the two reference planets gives greatly discordant drop places for the remaining planets. In short, the scheme does not work and Galileo must have known it since his ongoing juggling with numbers only made matters worse. Nevertheless, he has Salviati report promising results again in the Discorsi e dimostrazioni matematice, intorno a due nuove scienze (1638). Galileo liked the cosmic drop model not only because it presented a different approach from Kepler’s to the problem of relating the periods of the planets to their heliocentric distances, but also perhaps because its mechanism – the conversion of vertical to horizontal velocity – was the same contrivance he had used in approximating the trajectories of cannon balls. The tides differ from the journey to the earth’s center, the retention of objects by a rapidly spinning earth, and the cosmic drop in offering phenomena accessible to immediate observation and measurement. Salviati explains them as a consequence of an acceleration of the oceans with respect to their basins, and derives the acceleration from a combination of the daily rotation and annual revolution of the earth. In Fig. 3, the two motions add at the top and subtract at the bottom; consequently the canal or seabed PQ extending along the equator must alternately accelerate and decelerate as its leading edge P comes toward A or B, respectively. The water it contains will not follow the acceleration perfectly, || 9 Galilei, Dialogue, p. 200; Galilei, Dialogo, p. 217; Galilei, Opere, vol. VII, p. 727.
46 | John L. Heilbron however, just as the bilge in a barge runs back and forth when the barge speeds up or slows down.
Fig. 3: A Representation of Galileo’ concept of the ideal tidal-generating acceleration. P and Q are points of the earth, and A and B the ends of a semicircular canal
Once again Galileo managed to annihilate a physical force – the pull of the moon and the sun on the oceans – by a combination of force-free circular motions. If there was anything known about the tides, however, it was that they responded to the meridian passage of the moon. According to Salviati, the Academician wrestled with the connection between moon and tides almost to the point of despair. Happily it then occurred to him that the earth and the moon, taken as one body, could be likened to a bob on a pendulum swinging from the sun; and just as a pendulum beats more slowly the longer it is, so the moon-earth system should speed up when the moon is between the earth and the sun, thus shortening the virtual pendulum, and slow down when the moon is in opposition to the sun and the pendulum longer. Thus on the assumption that greater disparities in velocity create bigger tides, Galileo’s ingenious hypothesis called for spring tides at full moons, neap tides at new moons, and average tides at the quadratures. It also implied a monthly inequality in the apparent motion of the sun and ruled out any influence of the moon on the timing of the tides. Astronomers had confirmed the connection of the moon with the daily tides but had not noticed the inequality suggested by the variability of the earthmoon bob. Mariners for ages had known that spring tides occur at both full and new moons and that neap tides occur at half-moons, just the opposite of what
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Galileo’s theory called for. And everyone knew that high and low tides occur at most places twice a day, whereas Galileo’s model provided only a single tide. Salviati referred all these difficulties to the uncalculable effects of the forms of sea basins, prevailing winds and currents, and obstructions by islands, rivers, shoals, inlets, peninsulas, and capes. He says nothing about the disagreement between his model and the argument he habitually used to defeat objections to the daily rotation: since all bodies on earth share its motion, no observation made on it can decide whether or not it spins. There was the further difficulty that the references to the barge and the pendulum were only rough analogies. In absence of physical connections, of forces, their applicability to the tides was doubtful and, in fact, inappropriate. None of which stopped Sagredo from declaring that he had never heard of anything rarer, more persuasive, more brilliant in his life. “You, Salviati, have guided me step by step so gently that I am astonished to find I have arrived with so little effort at a height which I believed impossible to attain.”10 Salviati perhaps had some misgivings about this praise since he allowed himself a momentary worry about the oddity of a rigid canal whose opposite ends moved at different velocities. His solution was to upgrade it on the scale of marvels: strange, remarkable, undreamt of, and, moreover, the cause of effects stranger yet, more marvelous, incredible. This was puppet talk. Salviati’s purple passages might be translated into ordinary language as “clever and only approximately right.”
Act 3. Puppets and People Galileo’s bizzaria on the tides is the apparently unanswerable climax of the Dialogue. It purported to show that the Copernican system was not only a plausible hypothesis about planets but also a necessary one for ocean tides. Still, according to Urban’s epistemology, it could not be said to be true; and, to fulfill his original bargain, Galileo had to add an epilogue undermining the demonstrations he had given. He could not bring himself to do it, in his own voice, outside the Dialogue, and so decided to let one of his puppets prescribe the medicine of the end. Which one? Not Salviati. He was too close to the Academician and his invocation of Urban’s argument might seem an endorsement by Galileo. Simplicio, if true to the position of the Aristotelian natural philosophers Galileo knew in Pisa and Padua, would have had nothing to do with mixing
|| 10 Galilei, Dialogue, p. 454; Galilei, Dialogo, p. 494; Galilei, Opere, vol. VII, p. 479.
48 | John L. Heilbron science and religion, or God and nature. That left the character Sagredo, whose commitments were fluid, and would have been the logical choice – except that as an avatar of Galileo, he fully accepted Salviati’s teaching about the tides. In this perplexity, Galileo made Simplicio Urban’s spokesman. Since Simplicio had been wrong about almost everything else, by putting Urban’s medicine in his mouth Galileo made it only too clear that he, Galileo, did not believe in it. Urban regarded this substitution of a puppet for a person, an incompetent for an expert, as a personal betrayal, an unforgivable insult to his office, and, worst of all, a squandering of a most valuable asset, an irrefutable argument that, properly deployed, would have been a prophylactic against infection from all natural knowledge. Among the consequences of Urban’s dissatisfaction with the Dialogue were Galileo’s trial, abjuration, and imprisonment in his own home to the end of his days. The emergence of the old injunction given to Galileo by Bellarmino during the Inquisitions hunt for incriminating documents provided sufficient evidence of his disobedience to condemn him as vehemently suspected of heresy. Ordinarily people so condemned who duly recanted spent a few years confined in a monastery before regaining their freedom. But by allowing the dolt in the Dialogue to express the Pope’s considered opinion about the nature of knowledge, Galileo so grievously betrayed Urban and the Church that Urban treated him as a continuing danger and refused all petitions for his release. In placing Simplicio in Urban’s shoes Galileo had lost the distinction between people and puppets. He had grown progressively unable or uninterested to see people in any psychological depth: witness his inability to grant any leeway to Jesuit mathematicians trapped between their science and their superiors. He had come to regard disagreement with his ideas as evidence not only of incompetence but also of moral failure. Thus he could caricature a Grassi as ignorant and dishonest, and one Simon Mayr, who had had the effrontery to contest Galileo’s priority in some matters, as “my enemy, and the enemy of the entire human race.”11 Galileo dealt with his own family with similar insensitivity. He left his mistress and the mother of his three children in Padua when he moved to Florence. She had her uses, but not in his new environment. With the help of friends in the Church, he placed his two daughters in a nunnery although they were under the age of consent and was unable to think himself into their predicament. The elder, now famous as Galileo’s daughter, he did truly love; but, though a saint,
|| 11 Galileo Galilei, Difesa…contro alle calumnie et imposture di Baldassar Capra [1607], in: Galilei, Opere, vol. II, p. 519; cf. Galilei, Saggiatore, pp. 460–463.
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she could not keep herself from complaining to him that he had no idea of what her tiresome life among the Poor Clares was like. Galileo did not like rounded characters, people with more than two dimensions. In his extensive annotations on Tasso’s Gerusalemme liberata, he often takes the poet to task for ascribing weakness, indecisiveness, or bad judgment to his heroic personages. One of them stops on the way to single-handed combat to admire a woman; another hesitates over a course of action; a third falls for a slut’s pretence of virtue. At these places Galileo addresses Tasso as if he were a puppeteer in training: “Ah, Dio, Sig. Tasso, are these really your heroes?”12 These are not heroes, Tasso; heroes always act heroically; that is their character. Galileo’s powerful creative imagination worked by abstracting essential qualities from the world around him. The method resulted in a series of more or less productive caricatures. When applied to the traditional Aristotelian problems of motion, it produced a progressive, even a revolutionary science. When applied to counterfactual thought experiments, as in the bizzarrie of the Dialogue, it produced ingenious paradoxes that embedded useful ideas in cleverly contrived confusion; when applied to puppets, it produced well-drawn characters; when applied to people, it produced disasters. Perhaps it is worth adding that as an impecunious young man Galileo made pocket money by gambling at cards. He must have been a master at bluffing. He had much of the gambler in him. And so I return to, and end with, the question whether Galileo’s story about the tides belongs among the bizzarrie. Did he know that his demonstration of the heliocentric system was a marvel too good to be true? It would have been a heroic, quixotic, terrific gamble.
|| 12 Galileo Galilei, “Considerazioni al Tasso,” in: Scritti letterari, Alberto Chiari (ed.), Florence 1970, pp. 573–574.
Henning Hufnagel (Freiburg)
Der unmögliche Dialog Bruno und Galilei, Kopernikaner und Dialogautoren Giordano Bruno kommt bei Galileo Galilei nicht vor. Sein Name wird in den Schriften Galileis nicht ein einziges Mal erwähnt. Schon gar nicht im Dialogo sopra i due massimi sistemi, den Galilei rund 30 Jahre, nachdem Bruno in Rom als Ketzer verbrannt worden ist, nach einer langen und komplizierten Entstehungsgeschichte 1632 zum Druck gegeben hat.1 Dieses Schweigen ist umso auffälliger, als es zwischen dem Dialogo und einigen Texten Brunos, insbesondere der Cena de le ceneri, bedeutende thematische Überschneidungen gibt: Beide Male geht es um die Etablierung einer neuen Kosmologie, die auf dem heliozentrischen System des Kopernikus basiert, und beide Male vollzieht sich diese Etablierung in kontroverser, mitunter heftig polemischer Auseinandersetzung mit dem zeitgenössisch herrschenden Aristotelismus. Die vorderhand augenfälligste formale Gemeinsamkeit ist, dass beide Texte das Genre des Dialogs pflegen. Diese Gattung hat in der Renaissance Hochkonjunktur. Seit ungefähr 1400 entstehen in Italien wie auch im Rest Europas eine Vielzahl an Dialogen zu immer neuen Themen, bis sich das Genre letztlich alle Themenbereiche erschlossen hat, von der Rhetorik bis zur Medizin, von der Gesellschaftstheorie bis zur Kosmologie. Der Dialog ist, neben dem Brief, die repräsentative Gattung der Humanisten. Als solche ist der Dialog mit der spezifisch humanistischrinascimentalen Epistemologie in Beziehung gesetzt, ja, als ihr paradigmatisches Vehikel und idealtypische Realisationsform interpretiert worden.2 Charak-
|| 1 An den Windungen in dieser Entstehungsgeschichte hatten die Verhandlungen mit den kirchlichen Zensoren einen gewichtigen Anteil. Vgl. Lorella Congiunti, Soggetto del sapere e scienze moderne: Il „Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo“ di Galileo, Mailand 2005, S. 19. 2 Vgl. Leonid M. Batkin, Die italienische Renaissance. Versuch einer Charakterisierung eines Kulturtyps, Frankfurt a.M., Basel 1981; Klaus W. Hempfer, „Probleme traditioneller Bestimmungen des Renaissancebegriffs und die epistemologische ‚Wende‘“, in: ders. (Hg.), Renaissance. Diskursstrukturen und epistemologische Voraussetzungen, Stuttgart 1993, S. 9–45; ders., „Die Poetik des Dialogs im Cinquecento und die neuere Dialogtheorie: zum historischen Fundament aktueller Theorie“, in: ders. (Hg.), Poetik des Dialogs. Aktuelle Theorie und rinascimentales Selbstverständnis, Stuttgart 2004, S. 67–96, insbes. S. 86. Vgl. zur vorliegenden Zusammenfassung der Gattungssituation Henning Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft. Gattungshyb-
52 | Henning Hufnagel teristisch für diese epistemologische Konfiguration ist zum einen, dass Wahrheit nicht durch Beobachtung von Wirklichkeit, sondern durch die Auslegung autoritativer Texte konstituiert wird; zum anderen ein pluralisiertes und relativiertes Konzept von Wahrheit, u.a. als Folge der humanistischen Philologie, die eine große Zahl antiker Texte wiederentdeckt und erneut in Umlauf gebracht, dadurch aber mit der Zahl der potentiellen – da antiken – Autoritäten zugleich die widersprüchlichen Aussagemöglichkeiten vervielfacht hat.3 Innerhalb dieser Konfiguration erscheint der Dialog als besonders geeignetes Instrument des theoretischen Diskurses, lassen sich in seinem Rahmen, verkörpert in unterschiedlichen Sprecherfiguren, divergente, aber gleichberechtigte Positionen aufeinandertreffen und, im Gegensatz zum Traktat oder der Disputation, durch die Fiktion eines Gesprächs von der Notwendigkeit einer Entscheidung entlastet erörtern. „In utramque partem dicere“, nennt Cicero in De oratore diesen usus disputandi, den die Humanisten als „effiziente Prozedur der polyperspektivischen Erkundung eines Gegenstandes“4 perfektionieren, indem sie die Widersprüche und Ambiguitäten über das ciceronianische Vorbild hinaus steigern und ihre Dialoge häufig offen oder gar aporetisch enden lassen.5 Entsprechend wird der Dialog in poetologischen Texten, etwa Torquato Tassos, Sperone Speronis oder Carlo Sigonios, auch einhellig als Ort nicht der scienza, sondern der opinione bezeichnet, als Ort nicht von Wahrheits-, sondern von Wahrscheinlichkeitsansprüchen.6 Diese spielerische, experimentelle Offenheit gerät jedoch Mitte des 16. Jahrhunderts im Zuge des Tridentinischen Konzils unter Druck. Virginia Cox macht in ihrer Geschichte des Renaissancedialogs eine Entwicklung „from the open dialogue to the closed book“7 aus, wie der Titel des letzten Kapitels ihres Buches lautet. Im Zuge der Religionskonflikte sind eindeutige Stellungnahmen gefragt, und Fragen des Seelenheils und der Offenbarung der vera religio vertragen sich schlecht mit Wahrheitsrelativismus. Diesem Spannungsfeld ausgesetzt, markie|| ridisierung, Argumentation und Erkenntnis in Giordano Brunos italienischen Dialogen, Stuttgart 2009, S. 39–41. 3 Vgl. Hempfer, „Probleme“, S. 36–38. 4 Vgl. Bernd Häsner, „Leonardo Brunis Dialogus ad Petrum Paulum Histrum: Darstellung und Selbstkonstitution einer humanistischen Kommunikationskultur“, in: Klaus W. Hempfer (Hg.), Poetik des Dialogs. Aktuelle Theorie und rinascimentales Sebstverständnis, Stuttgart 2002, S. 115–161, hier: S. 121. 5 Vgl. David Marsh, The Quattrocento Dialogue: Classical Tradition and Humanist Innovation, Cambridge, London 1980, S. 13–14. 6 Vgl. Hempfer, „Die Poetik des Dialogs“, S. 86–93. 7 Virginia Cox, The Renaissance Dialogue. Literary Dialogue in its Social and Political Context, Castiglione to Galilei, Cambridge 1992, S. 99.
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ren die italienischen Dialoge Brunos, die zwischen 1583 und 1585 entstehen, und noch mehr Galileos ‚verspäteter‘ Dialogo einen Endpunkt in der rinascimentalen Entwicklung der Gattung, zumal ihnen noch eine weitere Spannung eingeschrieben ist: nunmehr eine epistemologische. Denn nicht nur von religiöser Seite steht der humanistische Wahrheitspluralismus unter Druck. Auch beginnt sich jene ‚moderne‘ epistemologische Konfiguration herauszubilden, die zum einen, im Gefüge der Diskurse, in der Herausbildung der modernen Naturwissenschaften gipfelt, und die zum anderen, was ihr Wahrheitskonzept angeht, Pluralität negiert.8 Bei Bruno findet sich beides: absolute Wahrheitsansprüche und die perspektivische Form des humanistischen Dialogs, Ansätze von Empirie und metaphysische Spekulation, modernes Rationalitätsprinzip und Argumente ab auctoritate.9 Ich möchte Brunos Dialoge als Kontrastfolie verwenden, um Galileis Dialogo zu beleuchten, einen Text also, in dem die Wahrheitsansprüche der ‚modernen‘ Wissenschaft klarerweise virulent sind. Zu fragen ist, warum Galilei überhaupt die perspektivische Gattung gewählt hat – dass ihre Funktion, ebenso wenig wie bei Bruno, nicht einfach mit der Dissimulation häretischer Positionen zu verrechnen ist, liegt angesichts des Verlaufs von Galileis Inquisitionsprozess auf der Hand. Ich möchte vielmehr herausarbeiten, wie Galileo das Genre vor dem Hintergrund eines ‚naturwissenschaftlichen‘, absoluten Wahrheitsbegriffs zur Argumentbildung funktionalisiert.10 Dazu betrachte ich in ei|| 8 Emphatisch lässt Robert M. Strozier mit Galilei eine neue Epoche beginnen: „modernity begins where Aristotle ends. This shift is never more telling than in the Copernican theses of Galileo’s Dialogo“; Robert M. Strozier, „Motion and Modernity: Notes on the Scientific, Mathematical, and Philosophical Method of Galileo Galilei in the Dialogo dei massimi sistemi [1632]“, in: Mary Garrett, Heidi Gottfried u.a. (Hg.), Remapping the Humanities. Identity, Community, Memory, (Post)modernity, Detroit 2008, S. 183–201, hier: S. 183. 9 Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 300. Im Folgenden greife ich in puncto Bruno auf die in meinem Buch gemachten Analysen zurück, stellenweise bis in den Wortlaut hinein. Um den Text nicht übermäßig zu belasten, setze ich erneute Verweise nur, wenn ich auf weiterführende Gedankengänge hinweisen möchte. 10 Eine solche direkte Konfrontation der beiden Dialogwerke und ihrer textuellen Strategien unter epistemologischer Perspektive – als gleichsam dies- und jenseits der Epochenschwelle – ist bislang nicht unternommen worden. Hilary Gatti zum Beispiel interessiert sich in ihrem Aufsatz über die Cena und den Dialogo nicht für die Vertextungsmodi, sondern in erster Linie für die kosmologischen Gehalte; vgl. Hilary Gatti, „Giordano Bruno’s Ash Wednesday Supper and Galileo’s Dialogue of the Two Major World Systems“, Bruniana & Campanelliana 3 (1997), S. 283–300. Giovanni Aquilecchia deckt manche thematisch-strukturellen Übereinstimmungen zwischen den beiden Dialogen auf, fragt aber kaum nach der jeweiligen Funktion der von ihm ausgemachten Motivähnlichkeiten; vgl. Giovanni Aquilecchia, „Possible Brunian Echos in Galileo“, Nouvelles de la République des Lettres 1 (1995), S. 11–18; ders., „I massimi sistemi di
54 | Henning Hufnagel nem ersten Schritt die Struktur des Dialogo im Vergleich zu Brunos Cena. Dann nehme ich in den Blick, wie die beiden Autoren in ihren Texten jeweils mit Autoritäten und insofern mit dem Aristotelismus umgehen. Weiter arbeite ich heraus, wie sie die Neuheit ihres Zugriffs inszenieren. In einem dritten Teil kehre ich abschließend zu der Frage zurück, warum Galilei einen Dialog geschrieben haben mag – und warum es keinen ‚Dialog‘ zwischen Bruno und Galilei gibt.
1 Die Dialogstruktur von Dialogo und Cena: scheinbarer Gattungskonservativismus vs. Gattungsmischung Hält man Galileis Dialogo gegen Brunos Cena, fallen zunächst die Unterschiede ins Auge, angefangen bei der Länge. Den monumentalen, im Erstdruck rund 500 Seiten des Dialogo stehen die kaum mehr als 120 Seiten der Cena gegenüber. Galilei nimmt sich also deutlich mehr Zeit, um sein Thema zu entwickeln, und argumentiert weit ausführlicher. Auch das jeweilige setting der fiktiven Gespräche weist deutliche Unterschiede auf. Bei Galileo tragen drei Sprecher den Dialog, bei Bruno vier, wobei einer davon über weite Teile ein zweites Gespräch schildert, nämlich die Diskussionen, die zwischen drei weiteren Dialoganten stattgefunden haben – doch || Galileo e La Cena di Bruno (per una comparazione tematico-strutturale)“, Nuncius: Annali di storia della scienza 10 (1995), S. 485–496. Daniel Selcer legt den Fokus auf ein Einzelphänomen, die Verwendung von Allegorien zur Verteidigung des Kopernikanismus; er macht eine allegorische Dimension insbesondere in den diagrammatischen Darstellungen des Planetensystems aus; vgl. Daniel Selcer, „The Mask of Copernicus and the Mark of the Compass: Bruno, Galileo, and the Ontology of the Page“, in: Brenda Machosky (Hg.), Thinking Allegory Otherwise, Stanford 2010, S. 60–86. Stephen Clucas betrachtet die rhetorischen Mittel, mit denen in den beiden Dialogen eine digressive, prozesshafte Wahrheitsvermittlung erzeugt wird; vgl. Stephen Clucas, „Galileo, Bruno and the Rhetoric of Dialogue in Seventeenth-Century Natural Philosophy“, History of Science 46.4 (2008), S. 405–429. Am gewichtigsten erscheint der Beitrag von Angelika Bönker-Vallon, der in philosophischer Perspektive die unterschiedlichen Vorgehensweisen in drei knappen Dialoganalysen gewissermaßen in drei Einzelaufnahmen nebeneinanderstellt. Ihr geht es vor allem darum, zu zeigen, wie der Dialog bei Bruno und Galilei zum „Instrument der wissenschaftspolitischen Taktik“ wird, um die „Verweigerung des Diskurses von Seiten der [aristotelischen] Institutionen zu unterlaufen“; vgl. Angelika BönkerVallon, „Der Dialog im Zeichen der kopernikanischen Wende. Giordano Bruno und Galileo Galilei“, in: Martin Fürchtegott Meyer (Hg.), Zur Geschichte des Dialogs. Philosophische Positionen von Sokrates bis Habermas, Darmstadt 2006, S. 125–138, hier: S. 127.
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zu dieser Komplikation der Dialogstruktur gleich noch –, so dass man sogar von sieben Sprecherfiguren reden kann. Galileis Sprecher sind sozial und kulturell homogen: neben Simplicio, dem typisierten Philosophen bzw. dem aristotelischen Fachmann, handelt es sich um gebildete Patrizier. Der eine, Francesco Sagredo, der als Gastgeber der Gespräche des Dialogo fungiert, ist ein Venezianer, der andere ein Florentiner, Filippo Salviati. Letzterer wird das Gespräch großteils dominieren, wenn nicht gar monopolisieren mit langen Erläuterungen und Expositionen zur Erdbewegung. Sagredo hingegen entspricht eher dem Figurentyp des zwar vorgebildeten, indessen nach neuem Wissen strebenden Laien, der die abstrakten Ausführungen Salviatis häufig mit lebensweltlichen Beispielen illustriert.11 Beide sind zweifelsfrei bezeugte historische Figuren: Freunde und Schüler Galileis. Anders bei Bruno. Dort besteht zum einen ein klares soziales Gefälle zwischen den Figuren, und mit ihm bestehen Differenzen in ihrem kulturellen Status. Außerdem sind die Figuren in der Regel fiktive Gestalten. Zwei von ihnen tragen etwa Namenszusätze, die sie als Typen aus der diskursiven Welt der Komödie ausweisen. Frulla wird als Diener, als „servitor“ eingeführt, ein anderer Sprecher, Prudenzio, als „pedante“,12 was ihn zwar als gebildet, jedoch als Exponenten einer degenerierten Kultur negativ kennzeichnet. Ein durch seinen Namen klar als Engländer gekennzeichneter Sprecher, Smitho, – schließlich soll das erste wie das zweite Gespräch in London stattfinden –, ist hier der Gastgeber und wie Sagredo ein gebildeter Laie, der philosophische Gespräche führen kann. Insofern kommt ihm ein höherer sozialer Status zu, immerhin hat er in Frulla auch einen Diener; sein Name steht aber eigentümlich quer dazu, da er ihn – als „Smith“– nicht als Angehörigen eines der höheren Stände ausweist. Der vierte Sprecher, Teofilo, gilt als Italiener und steht, wie er selbst sagt, in enger Beziehung zu Bruno. In der Tat kehrt „Teofilo“ einen Namen um, den Bruno seinem eigenen häufig vorangestellt hat: Philotheus, der ‚Gottesfreund‘, in Abwandlung von Brunos Taufnamen Filippo; Giordano ist der dominikanische Ordensname. So gibt sich Teofilo als eine fiktionalisierte Figuration Brunos zu erkennen. Allerdings nur die Figuration gewisser Züge, denn Bruno ist noch unter einer zweiten Gestalt im Dialog gegenwärtig, einer Gestalt, die sich als die eigentliche Hauptfigur entpuppt. Mit ihr präsentiert sich Bruno als Naturphilosoph; Teofilo hingegen ist (nur) der ideale Interpret dieses zweiten Brunoschen
|| 11 Vgl. Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Atonio Beltrán Marí (Hg.), Mailand 2008, z.B. S. 194, 342, 345. 12 Vgl. Giordano Bruno, Dialoghi filosofici italiani, Michele Ciliberto (Hg.), Mailand 2000, S. 137.
56 | Henning Hufnagel Selbsts. Er berichtet seinen Mitdiskutanten von einem Gespräch, bei dem es sich um ein tatsächlich stattgehabtes handeln soll, wie ironischerweise gerade diese fiktionalisierte Figur zu beglaubigen versucht. In ihm treffen zwei aristotelische Gelehrte aus Oxford auf Bruno, um über die Lehren des Kopernikus zu disputieren. Alle drei firmieren nicht unter ihren eigentlichen, sondern sprechendbedeutungsvollen Namen, die ihre Rollen im weiteren Gespräch festschreiben, so dass ihnen ebenfalls fiktionale Anteile zukommen. Die italienischen Namen der beiden Engländer, „Torquato“ und „Nundinio“, spielen satirisch auf ihre äußerliche Pracht bei intellektueller Dürftigkeit an.13 Bruno selbst wird als „il Nolano“ apostrophiert, als ‚der Mann aus Nola‘, nach Brunos süditalienischem Geburtsort. Damit erhebt er gleich einen erhöhten Aussageanspruch, setzt er sich doch in Parallele zum „Stagyriten“ Aristoteles oder „Arpinaten“ Cicero. Die massive Präsenz des Autors als Sprecherfigur in seinem Dialog, die dominierende Rolle Brunos als Nolano in der Cena, auf die im zweiten Teil zurückzukommen sein wird, ist ein weiterer zentraler Unterschied zu Galileis Dialogo. Galilei selbst tritt nicht auf. Er lässt sich nur einige Male zitieren, aber nicht als Proponent einer bestimmten These, schon gar nicht des Kopernikus, sondern in der Regel in Erweiterung oder gar Abschweifung vom Hauptthema des Dialogs. Meist erscheint er als geschickter Experimentator, Beobachter oder kompetenter Mathematiker.14 So nutzt Galilei als Autor des Dialogo den Text über die Kosmologie, um auf weitere seiner Forschungsgebiete und vor allem seine Fähigkeiten und Verdienste hinzuweisen. Auch wenn Galileis persona also bei weitem nicht so stark ausgestaltet ist wie diejenige Brunos, trägt sie doch einen ähnlichen Ehrentitel: den des „Accademico Linceo“. Indem Galilei seine Mitgliedschaft in einer Akademie unterstreicht, hebt er seine bereits anerkannte, im buchstäblichen Sinne institutionalisierte Bedeutung hervor. Indem er immer wieder auch das Wappentier, den ‚Luchs‘ der Akademie, nennt, betont er zugleich seine Scharfsinnig- und, im Sinne des Beobachters mit dem Teleskop, seine Scharfsichtigkeit. Schon an diesem Vergleich der Figurendispositive lässt sich ablesen, dass Galileis Text dialogtechnisch eher konservativ daherkommt. Der Dialogo folgt recht genau jenem ciceronianischen Modell, das durch seine Wiederaufnahme in Leonardo Brunis Dialogus ad Petrum Paulum Histrum, dem „Architext der || 13 Nicoletta Tirinnanzi zufolge leitet sich „Torquato“ von ‚torques‘, ‚Halskette‘, ab; „Nundinio“ kommt von ‚nundinae‘, einer bestimmten Art von Ring, wie sie in ihren Anmerkungen zur Cena schreibt (vgl. ebd., S. 981). 14 Nur in der Diskussion um die Sonnenflecken, die einen Beweis für die Erdbewegung liefern sollen, wird der „Accademico“ direkt in die Kopernikanismus-Thematik involviert; vgl. Galilei, Dialogo, S. 679–684.
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humanistischen Gattungsrenaissance“,15 zum Vorbild für einen großen Teil der rinascimentalen Dialogproduktion insbesondere in Italien geworden ist.16 Sein wesentliches Element ist ein gewisser ‚Empirismus‘ in der Ausgestaltung der Gesprächsszene: Hier diskutieren referentialisierbare Individuen in historisch möglichen Situationen und wahrscheinlichen Konstellationen miteinander. Indem Galilei das Gespräch von Verstorbenen führen lässt, hält er sich sogar noch enger an Cicero als viele Renaissancedialoge, die anders als ihr Vorbild noch lebende Zeitgenossen miteinander diskutieren lassen. So auch Bruni: Während das von ihm geschilderte Gespräch „nuper“, ‚erst neulich‘, geführt worden sei17 und seine Dialogprotagonisten sozusagen ‚selber‘ lesen konnten, was sie gesagt haben sollen, gibt Cicero z.B. in seinem Dialog De oratore an, ein Gespräch zu rekonstruieren, das „quondam“, ‚vor Jahren einmal‘, zwischen mittlerweile Verstorbenen stattgefunden habe.18 Ein zweites wichtiges Element dieses Modells, das damit schon angeklungen ist, und zwar den Dialog als Dokument und das geschilderte Gespräch als faktisch stattgefundenes auszugeben, handhabt Galilei nonchalanter. Einerseits situiert er in der kurzen Einleitung „Al discreto lettore“ die Gespräche des Dialogo in einer Reihe weiterer Gespräche, die zwischen den drei Protagonisten stattgefunden hätten, genügt also pro forma den Anforderungen des Modells. Andererseits charakterisiert er den Dialog als „publico monumento“, um an seine toten Freunde Salviati und Sagredo zu erinnern. Sie sollen, so Galilei weiter, ihm helfen, das kopernikanische Thema auszuführen: „con la memoria della loro eloquenza mi aiutino a spiegare alla posterità le promesse speculazioni.“19 Indem er sie solcherart als seine Figuren ausweist, signalisiert er die Fiktionalität des folgenden Textes. Zur Zeit der Abfassung des Dialogo war das ciceronianische Dialogmodell allerdings auch in Italien schon anachronistisch geworden, und Strategien, wie sie nach dem Vorbild Ciceros Bruni oder Bembo oder auch Castiglione zur Authentisierung ihres Dialoggeschehens betreiben, waren zu Gattungskonventio-
|| 15 Häsner, „Leonardo Brunis Dialogus“, S. 137. 16 Auch Cox behandelt in erster Linie Dialoge dieses dominanten Typus; vgl. Cox, The Renaissance Dialogue, S. 32. Die folgenden Ausführungen zu den Dialogmodellen stützen sich auf Häsner, „Leonardo Brunis Dialogus“, und ders., „Der Dialog: Strukturelemente einer Gattung zwischen Fiktion und Theoriebildung“, in: Klaus W. Hempfer (Hg.), Poetik des Dialogs. Aktuelle Theorie und rinascimentales Selbstverständnis, Stuttgart 2004, S. 13–65. 17 Vgl. Häsner, „Leonardo Brunis Dialogus“, S. 125. 18 Vgl. Marcus Tullius Cicero, De oratore – Über den Redner, Harald Merklin (Hg. u. Übers.), Stuttgart 1976, S. 54 (De oratore, I, 23). 19 Galilei, Dialogo, S. 169.
58 | Henning Hufnagel nen und mithin selbst zu Fiktionssignalen geworden – ähnlich der Herausgeberfiktion im Roman.20 So ändert dies nichts an Galileis ‚Konservativismus‘. Anders stellt sich der Fall bei Bruno dar, der nicht einem Dialogmodell folgt, sondern mehrere exzentrisch miteinander kombiniert. Einerseits finden sich bei ihm Elemente des ciceronianischen Modells wie dessen vermeintlicher Dokumentarismus: Etwa trägt die Cena de le ceneri den Tag des berichteten Gesprächs bereits in ihrem Titel, den Aschermittwoch. Weiter wird der genaue Ort des Gesprächs benannt, ja, eine der fünf Unterabteilungen des Dialogs dient einzig dazu, um zu erzählen, wie Bruno-Nolano an den Ort des Gesprächs gelangt ist und welche Schwierigkeiten sich ihm dabei in den Weg gestellt haben. Schließlich werden mehrere Zeitgenossen als Zuhörer des Gesprächs benannt, die die Authentizität des Geschilderten bezeugen können. Andererseits reklamiert Bruno einen Raum der Fiktion für sich. Die Schilderung der ‚Anreise‘ des Nolano beispielsweise ist soweit allegorisch überhöht, dass ihr ‚historisch‘dokumentarischer Gehalt unterzugehen droht, wie Bruno in seinem der Cena vorangestellten Widmungsbrief selbst mutmaßt: „più poetica e tropologica forse, che istoriale sarà da tutti giudicata.“21 Vollends gilt der Fiktionsvorbehalt für das Gespräch, in dessen Rahmen von der Diskussion des Nolano mit den Oxforder Aristotelikern berichtet wird. Wie bereits gesehen, sind auf dieser Ebene die Dialogfiguren fast vollständig fiktive Gestalten, zwei davon Figurentypen aus der Komödie. Insbesondere diese Vermischung des Dialogs mit der Komödie verweist auf einen weiteren Musterautor: Lukian, der für eine Komisierung und Satirisierung der ‚ernsten‘ Gattung steht. Insbesondere die frühen Humanisten, zum Beispiel Alberti und etwas später Erasmus, schätzten dieses Gattungsmodell sehr, das durch Komik und phantastische oder niedrige Sprecherfiguren – wie die Protagonisten von Lukians Toten- oder Hetärengesprächen –, also durch einen Ausweis ihrer tendenziellen Nicht-Ernsthaftigkeit auch exzentrische und heterodoxe Positionsnahmen lizensierten.22 Im Verlauf des Cinquecento geriet es jedoch in Verruf und wurde in den Dialogtheorien – allen voran der Carlo Sigonios – rundheraus verdammt,23 eine Verdammung,
|| 20 Vgl. Häsner, „Der Dialog“, S. 33. 21 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 11. 22 Vgl. Marsh, The Quattrocento Dialogue; Letizia Panizza, „La ricezione di Luciano da Samosata nel Rinascimento italiano: coripheus atheorum o filosofo morale?“, in: Jean-Pierre Cavaillé (Hg.), Sources antiques de l’irréligion moderne: le relais italien XVe–XVIIe siècles, Toulouse 2001, S. 119–137, und Stefano Prandi, Scritture al crocevia. Il dialogo letterario nei secoli XV e XVI, Vercelli 1999, S. 118. 23 Vgl. Carlo Sigonio, De dialogo, in: Francesco Pignatti (Hg.), Rom 1993, insbesondere S. 154.
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über die sich Bruno, skeptisch gegenüber jeglichen poetologischen Regeln, in seinen Texten ohne viel Aufhebens hinwegsetzt. Zur Exzentrik der Cena als Dialog trägt wesentlich die angedeutete Verschachtelung von Gesprächsebenen bei. Dialog-im-Dialog-Strukturen im Sinne einer Rahmung des Gesprächsgeschehens sind in der Gattungsgeschichte nicht selten – allein die Dialoge Platons bieten einiges Anschauungsmaterial, allen voran das Symposion. Während aber der Rahmendialog am Ende des Textes in der Regel gar nicht mehr geschlossen wird (so geschieht es auch im Symposion), ist die Cena dadurch außergewöhnlich, dass die beiden Ebenen beständig miteinander interagieren und sich beeinflussen. Das Geschehen der inneren Ebene – die Diskussion des Nolano –, wird unausgesetzt von Kommentaren auf der äußeren Ebene – das Gespräch, das Teofilo dominiert – unterbrochen und in andere Richtungen gelenkt, wie auch das Gespräch auf der inneren Ebene stets neue Interventionen auf der äußeren provoziert.24 In Galileis Dialogo gibt es nichts dergleichen. Außerhalb der diegetischen Ebene des Dialogs allerdings, buchstäblich am Rande des Textes, findet sich etwas, das eine zweite, nunmehr paratextuelle Ebene konstituiert: zahlreiche Marginalien, die das in der jeweiligen Textstelle behandelte Thema oder Argument kurz zusammenfassen. Solche Marginalien sind kein Einzelfall in der Dialogliteratur, aber doch eher selten; sie tauchen spät im Renaissancedialog auf, werden im Laufe des Cinquecento jedoch häufiger, insbesondere bei technischen Themen. Cox sieht in ihnen ein Zeichen des Niedergangs einer Gattung, die auf der Suggestion von Mündlichkeit und vor allem mündlicher Offenheit basiere. Solche Marginalien bilden ja eine andere Art des Kommentars als eine weitere dialogische Ebene, insofern sie von einer auktorialen Seite die Leserichtung unmissverständlich vorgeben und Bedeutungen festschreiben.25 Das tun sie auch bei Galilei, und sie schreiben die Bedeutungen ‚fester‘, als es die Sprecher im Text des Dialogo tun. So ist in den Marginalien zum Beispiel von der „confermazione“ der Erdbewegung die Rede, wo Salviati nur von ihrer „maggior probabilità“ spricht.26 Warum wählen Galilei und Bruno derart unterschiedliche Dialogformen? Meines Erachtens, weil sie auf je Unterschiedliches abzielen. Galilei wählt das || 24 Vgl. dazu genauer Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 35. 25 Vgl. Cox, The Renaissance Dialogue, S. 104–107. Auch ältere Dialoge wurden in Neuausgaben mit einem solchen Apparat versehen; Cox zitiert Neuedition des Cortigiano, die Lodovico Dolce mit argomenti und einem Index ausgestattet hat. 26 Galilei, Dialogo, S. 346. Um ein weiteres Beispiel zu geben: In einer anderen Marginalie heißt es, „Aristotile si mostra diminuito“ (ebd., S. 231), während ein Irrtum des ‚Stagyriten‘ im Dialogtext durch eine Konditionalkonstruktion entschärft wird.
60 | Henning Hufnagel ciceronianische Modell zum einen angesichts seines heiklen Themas, – weil er mit toten Sprechern nicht Gefahr läuft, Mitmenschen zu kompromittieren. Aus der Geschichte des Renaissancedialogs lassen sich immer wieder Fälle anführen, in denen Positionen, die einer Sprecherfigur zugeschrieben werden, ihren realweltlichen Namensgeber in Schwierigkeiten gebracht haben, auch wenn dieser solche Positionen selber nie vertreten hat.27 Zum anderen ist das Fiktionalität signalisierende Lukiansche Modell für Galilei keine Option. Einesteils arbeitet der Dialogo ja daran, das Kopernikanische System gegenüber dem Ptolemäischen aufzuwerten, und dabei kann das Signal von bloßer Fiktionalität nur hinderlich sein, zumal dem Kopernikanismus von offizieller – kirchlicher wie akademischer – Seite ohnehin nur der Status einer Hypothese zugebilligt wurde. Der ciceronianische Realitätsindex der Figuren ist ein Schritt, auch dem Kopernikanismus einen solchen Index zu verleihen. Zum anderen stand das Lukiansche Modell ja wie gesehen in dem Ruf, zur Entwicklung tendenziell heterodoxer Positionen verwendet zu werden. Will man den Kopernikanismus aufwerten, ist ein Unterstreichen seiner Heterodoxalität ebenfalls nicht zielführend. Schließlich – und dies scheint mir am wichtigsten – ist das konservative Gattungsmodell ein geeignetes Vehikel, um mikrostrukturell neue Argumentationsweisen im Dialog annehmbar zu machen: eine Argumentation, die mathematischen Verfahren, die Rechnungen und Diagrammen philosophischen Aussageanspruch zuerkennt. Bruno hingegen nutzt die komischen und satirischen Potentiale des Lukianschen Modells, um die Autorität des Aristotelismus und seiner Vertreter polemisch anzugreifen. Die eigentümliche Mischung aus Authentizität und Fiktion wiederum dient ihm zur Konstruktion einer Autoritätsfigur, des Nolano, der seinerseits die Validität des Kopernikanismus bestätigt. Das führt mich zu meinem zweiten Teil.
|| 27 Vgl. Gernot M. Müller, „Diskrepante Annäherung an die voluptas. Zur Funktion der Figurenkonstellation in Lorenzo Vallas Dialog De voluptate“, in: Klaus W. Hempfer (Hg.), Möglichkeiten des Dialogs, Stuttgart 2002, S. 163–223, der einen solchen Fall anhand Lorenzo Vallas Dialog De Voluptate betrachtet; Valla arbeitete seinen Dialog schließlich um.
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2 Vom Umgang mit Autoritäten: neue Wissenschaft, neue Argumentationsformen und die Rolle visueller Evidenz Bruno und Galilei schreiben gegen denselben Gegner an: gegen die institutionell übermächtige aristotelische Naturphilosophie. Dazu attackieren sie den Status Aristoteles’ als einer unhintergehbaren Autorität. Beide tun das sowohl auf einer inhaltlichen als auch auf einer methodischen und darüber hinaus auch auf einer institutionellen Ebene. Neben einzelnen Punkten, in denen insbesondere in Galileis Dialogo Aristoteles Widersprüche, fehlerhafte Annahmen und falsche Schlüsse nachgewiesen werden,28 greifen sowohl Bruno als auch Galilei das Argumentieren – gemäß der humanistischen Episteme – mit textuellen Autoritäten als welt- und realitätslos an, häufig mit überraschend ähnlichen Formulierungen. Wo Teofilo ausruft, „guardamo non a le ombre fantastiche, ma a le cose medesme“,29 stellt Salviati klar, „noi trattiamo dell’universo nostro, vero e reale“, und fordert an anderer Stelle Simplicio auf, ihm nicht mit Texten und Autoritäten zu kommen, denn man spräche ja über den „mondo sensibile, e non sopra un mondo di carta“.30 Teofilo beklagt, die Parteigänger des Aristoteles zeichneten sich dadurch aus, solange an der Natur ‚herumzudoktern‘, „medicar la natura“, bis sie sich den überlieferten Texten füge,31 während Salviati Aristoteles vorwirft, Dinge nur behauptet zu haben, weil sie in sein System passten, und Sagredo moniert, die Aristoteliker hätten erst die „conclusioni“ und richteten daraufhin die aus der Natur genommenen „ragioni“ zu.32 Entsprechend sollen die textgläubigen Aristoteliker sich, so Salviati, auch nicht Naturphilosophen nennen dürfen: „deponete il nome di filosofi, e chiamatevi o istorici o dottori di memoria.“33 Salviati scheidet die Vorgehensweise der „retori“ streng von den „scienze dimostrative“.34 Analog werden die Aristoteli|| 28 Zum großen Schrecken Simplicios, der mehr ‚Respekt‘ vor Aristoteles einfordert (vgl. z.B. Galilei, Dialogo, S. 217, S. 334). Zur antiaristotelischen Stoßrichtung des Dialogo vgl. auch Mario Gentile, „L’antiaristotelismo di Galileo nel Dialogo“, in: Accademia Nazionale dei Lincei (Hg.), Giornate lincee indette in occassione del 350o anniversario della pubblicazione del „Dialogo sopra i massimi sistemi“ di Galileo Galilei, Rom 1983, S. 121–141. 29 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 77. 30 Galilei, Dialogo, S. 565, S. 338. 31 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 77. 32 Galilei, Dialogo, S. 345, S. 579. 33 Ebd., S. 338. 34 Ebd., S. 174.
62 | Henning Hufnagel ker bei Bruno als „dottori in gramatica“35 bzw. gleich als „pedanti“ bezeichnet. So hat der pedante, der auf der äußeren Dialogebene diskutiert, sein pendant in den beiden Aristotelikern der inneren Ebene. Mit ihren rein sprachlichen „discorsi grammaticali“ bringen sie in der Diskussion entweder nur eine erkenntnismäßig unergiebige „civile conversazione“ zustande, wenn sie nicht, wie ein Sprecher im späteren Dialog De l’infinito, universo e mondi beklagt, wie Sophisten wahrheitsindifferent disputieren, einzig um den argumentativen Sieg davonzutragen.36 Doch bleibt es bei Bruno nicht allein bei dieser Zuweisung. Er stattet die aristotelischen Gegner des Nolano vielmehr systematisch mit Zügen des komödientypischen pedante aus – neben der Fixierung auf die Rhetorik, die an die Stelle der Philosophie rückt, eine Fetischisierung des Latein und ein Hang zu kontextlosen Zitationen.37 Indem er seine Gegner als lächerliche Gestalten zeichnet, weist er ihnen von vornherein Unrecht zu und entwertet ihre Positionen als philosophische Alternative.38 Auch Galilei kennt und nutzt die Strategie, die Glaubwürdigkeit der aristotelischen Philosophie institutionell zu erschüttern, indem er unwürdige Repräsentanten anführt, die durch ihre philosophische Unfähigkeit der Autorität des Aristoteles schaden, wie eine Marginalie noch unterstreicht: „Alcuni seguaci d’Aristotile sciemano la reputazione di quello col troppo volergliela accrescere.“39 Doch tut er das weniger über literarische Anleihen bei der Figurencharakterisierung wie Bruno, sondern indem er – gut humanistisch – Exempla40 anführt, Fälle, in denen Personen sich durch ihre Handlungsweise disqualifizieren. Simplicio ist hierbei noch ein mildes, um nicht zu sagen friedliches, irenisches Beispiel, insofern er sich offen zeigt, die Argumente Salviatis anzuhören und Schwächen der eigenen zuzugeben; außerdem räumt er mehrfach seine Inkompetenz in astronomischen Fragen ein, anstatt auf der Richtigkeit der eigenen Heran-
|| 35 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 101. 36 Ebd., S. 22, S. 30, S. 331: „Di grazia fermiamoci; e non facciamo come i sofisti li quali disputano per vencere.“ 37 Vgl. Antonio Stäuble, „Una ricerca in corso: il personaggio del pedante nella commedia cinquecentesca“, in: Maristella de Panizza Lorch (Hg.), Il teatro italiano del Rinascimento, Mailand 1980, S. 85–101, vgl. zur Figur des pedante bei Bruno auch Michele Ciliberto, „Asini e pedanti“, Rinascimento 26 (1984), S. 81–121. 38 Vgl. Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 66–68. 39 Galilei, Dialogo, S. 334. 40 Vgl. zur Argumentation über Exempla als humanistischem Modus Cox, The Renaissance Dialogue, S. 102–103.
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gehensweise zu insistieren.41 Salviati führt indessen aristotelische Philosophen an, die es an intellektueller Redlichkeit vermissen lassen, wie jenen, der bereit ist, je nach Anforderung auch die gegenteilige These „pur conforme alla mente d’Aristotile“ zu vertreten, indem er seine Zitatenmontage abwandelt. 42 Andere erweisen sich, wie Brunos Torquato und Nundinio,43 als unfähig, eine intellektuelle Herausforderung anzunehmen. Wenn man ihnen den autoritativen Bezug auf Aristoteles verwehre, bleibe gar nichts mehr, klagt Salviati: „toltogli l’appoggio di quell’autorità, con che vorreste che comparissero in campo?“ Auch Sagredo weiß von einem Aristoteliker zu berichten, der auf einen Einwand gegen Aristoteles nur „la sola autorità ed il puro Ipse dixit“44 anzuführen gewusst habe. Dieser Philosoph gibt sich damit besonders der Lächerlichkeit preis, weil er den offensichtlichen Augenschein, die Evidenz des Aristotelischen Fehlers leugnet, den ein Anatom buchstäblich freigelegt hat: 45 Bei einer Sektion stellt sich heraus, dass die Nervenbahnen vom Gehirn und nicht, wie Aristoteles lehrt, vom Herzen ausgehen. Wenn „il testo d’Aristotile non fusse in contrario“, müsste man es für wahr halten, antwortet der Aristoteliker, so aber glaube er dem Text.46 Diese Anekdote dient Sagredo dazu, das Verhalten
|| 41 Vgl. z.B. Galilei, Dialogo, S. 358–360, S. 556, S. 623–624, S. 696. Im Gegensatz dazu werden die pedanti Brunos häufig ausfällig: In der Cena fürchtet Teofilo an einer Stelle, Nundinio und Torquato würden gleich handgreiflich, und in De l’infinito wird der pedante Burchio schließlich aus dem Gespräch ausgeschlossen, weil er seine ‚nolanischen‘ Gegenspieler nur noch beschimpft; vgl. Bruno, Dialoghi filosofici, S. 101, S. 400–401. Brian Vickers sieht Simplicio – im Unterschied zu vielen anderen Interpreten – sogar noch positiver: „Instead of making Simplicio a caricature or butt, Galileo gives him a number of sympathetic qualities.“ Simplicio bleibe den ganzen Dialog über ein bemühter Wahrheitssucher; Brian Vickers, „Epideictic rhetoric in Galileos’ Dialogo“, New Literary History 14 (1983), S. 69–102, hier: S. 98. 42 Galilei, Dialogo, S. 336. 43 Vgl. die Analyse der Diskussion zwischen dem Nolano und den Oxforder Aristotelikern in Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 84–90. 44 Galilei, Dialogo, S. 639, S. 330. 45 Diese Szene hat gewissermaßen epochalen Charakter: Thomas Leinkauf unterstreicht, mit welcher Vehemenz in der Frühen Neuzeit, etwa mit Galilei, Descartes und Mersenne, „die sinnliche Evidenz zu einem Kriterium des Wissens“ erhoben wird. Dabei kommt der ‚Autopsie‘, dem ‚Mit-eigenen-Augen-Sehen-und-Erkennen‘, eine entscheidende Rolle zu. Ein Freilegen von Gegenständen für den erkennenden Blick wird zeitgenössisch als ‚Anatomie‘ bezeichnet; vgl. Thomas Leinkauf, „Überlegungen zur Transformation des antik-scholastischen Methoden- und Wissensbegriffs in der Frühen Neuzeit: Autopsie, Experiment, Induktion“, in: Georg Toepfer und Hartmut Böhme (Hg.), Transformationen antiker Wissenschaften, Berlin 2010, S. 215–241, hier v.a. S. 226–227, Zitat S. 224. Auf die argumentative Rolle von Visualität in Galileis Dialogo komme ich später noch zurück. 46 Ebd., S. 329.
64 | Henning Hufnagel Simplicios implizit lächerlich zu machen, der kurz zuvor, zu Beginn des ‚zweiten Tages‘ des Dialogo, eingeräumt hatte, dass ihn an den kopernikanischen Argumenten einiges überzeugt habe, er den Positionen Aristoteles’ und Ptolemaios’ jedoch nur umso stärker anhänge: „con tutto ciò mi sento stringer assai più dall’autorità di tanti grandi scrittori.“47 Gleichzeitig spricht Sagredo damit den vorausgegangenen Darlegungen dieselbe Evidenz wie der anatomischen Sektion zu und bekräftigt das Paradigma der epistemischen Überlegenheit der Beobachtung gegenüber der Textauslegung, die immer wieder im Dialogo erhoben wird.48 Schließlich demonstrieren sowohl Bruno als auch Galilei die Unglaubwürdigkeit der textfixierten Aristoteliker, indem sie ihnen Mängel in ihrer ureigensten Kompetenz, dem Lesen, nachweisen: „Da un altro più grave errore si mostra, l’oppositore aver fatto poco studio nel Copernico“,49 lautet die Marginalie zu der entsprechenden Stelle des Dialogs, eine umso herbere argumentative Niederlage für Simplicio, als er betont hat, jenen von ihm zitierten „oppositore“, Scipione Chiaramonti, seinerseits mehrfach gelesen und genau studiert zu haben.50 In der Cena beendet eine solche Blamage der beiden Aristoteliker gar die Diskussion mit dem Nolano. Nachdem sie seine kopernikanischen Thesen schon zuvor nicht widerlegen konnten, versuchen sie, das Planetenmodell des Kopernikus aufzuzeichnen, begehen dabei aber einen Fehler. Zum Beweis wird ein Exemplar von De revolutionibus herbeigebracht, und allen Anwesenden wird
|| 47 Ebd., S. 328. 48 An mehreren Stellen mahnt Salviati insbesondere, Beobachtungen auch selbst zu machen und nicht nur Berichten von Beobachtungen zu glauben; vgl. z.B. Galilei, Dialogo, S. 385, S. 439. Dieses Argument dient nicht zuletzt dazu, Aristoteles von den Aristotelikern zu scheiden. Während Salviati und Sagredo diesem durchaus eine genaue Naturbeobachtung bescheinigen, sind jene sklavische Leser, die mit einem fremden Hirn denken und mit fremden Augen schauen: „facendosi mancipii d’Aristotile, abbiano a intender col suo cervello e sentir co i suoi sensi“ (ebd., S. 368). Damit wird aber weniger Aristoteles als Autorität gerettet, sondern er selbst noch argumentativ zur Unterstützung des Kopernikanismus eingespannt. Mehrfach imaginieren Sagredo und Salviati kontrafaktisch, angesichts der neuen, u.a. mit dem Teleskop gemachten Beobachtungen würde Aristoteles ‚heute‘ eine andere Kosmologie entwickeln (vgl. z.B. ebd., S. 240, S. 367). 49 Ebd., S. 556. Die mangelnde Lektüre wird dem antikopernikanischen Autor gleich zweimal nachgewiesen. Einmal schließt Salviati aus einer Fehlinterpretation: „bisogna che e’ non abbia letto il suo [del Copernico] libro“ (ebd., S. 555), um schließlich die noch gravierendere Fehllektüre zu monieren, auf die die Marginalie hinweist. 50 Vgl. ebd., S. 490.
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ihre Inkompetenz evident. Darauf räumen die beiden ganz unmetaphorisch das Feld und ziehen von dannen.51 Wie bereits angedeutet, greifen Bruno und Galilei auch auf der grundlegendsten Ebene, auf der methodischen, die Autoritätsargumentation an, indessen mit je unterschiedlicher Konsequenz und je unterschiedlichen Konsequenzen. Bruno argumentiert mal mit Autoritäten, mal verabschiedet er sie. In der Cena stellt sein Gewährsmann Teofilo der Autorität des Aristoteles andere, weniger gängige Autoritäten gegenüber, die Aristoteles durch ihr größeres Alter übertrumpfen sollen: „Caldei, Egizzii, Maghi, Orfici, Pitagorici et altri di prima memoria, conforme al nostro capo.“52 In der Formulierung von der ‚Passendheit‘ dieser Autoritäten auf den eigenen Kopf ist ihre Verabschiedung jedoch schon angelegt. Sie wird für den Nolano in Anspruch genommen. So sagt Teofilo an anderer Stelle: Ma certamente al Nolano poco se aggionge che il Copernico, Niceta Siracusano Pitagorico, Filolao, Eraclide di Ponto, Ecfanto Pitagorico, Platone nel Timeo (benché timida et inconstantemente, per che l’avea più per fede che per scienza) et il divino Cusano nel secondo suo libro De la dotta ignoranza, et altri in ogni modo rari soggetti, l’abbino detto, insegnato e confirmato prima: perché lui lo tiene per altri proprii e più saldi principii, per i quali non per autoritate, ma per vivo senso e raggione, ha cossì certo questo, come ogn’altra cosa che possa aver per certa.53
Einerseits bemüht er eine wahre Kaskade verschiedenster Autoritäten, andererseits stellt er sie als gar nicht notwendig hin: Der Nolano ist von der Wahrheit gewisser Aussagen ja „non per autoritate, ma per vivo senso e raggione“ überzeugt. So kann sich eine Position kraft „regolato sentimento“, ‚vernünftiger Überlegung‘,54 wie es an anderer Stelle heißt, als wahr erweisen – gegen den versammelten Chor der Autoritäten, die sich als textgebundene und damit || 51 Vgl. Bruno, Dialoghi filosofici, S. 105–107. Verblüffenderweise ist es faktisch jedoch Bruno, der Kopernikus falsch liest. Frances Yates hat diese Passage denn auch als einen Hinweis auf einen verborgenen, hermetischen Sinn der Cena gewertet; vgl. Frances A. Yates, Giordano Bruno and the Hermetic Tradition, Chicago, London 1991 (11964), S. 237–238. Auch Daniel Selcer versucht, die Stelle als Allegorie zu lesen; vgl. Selcer, „The Mask“, S. 72–76. Indessen ist Bruno mit diesem Interpretationsfehler nicht allein. Auch Pontus de Tyard liest Kopernikus auf Brunos Weise, wie Giovanni Aquilecchia in seinem Kommentar zur Cena anmerkt; vgl. Giordano Bruno Œuvres complètes, Bd. 2, Le Souper des Cendres, Giovanni Aquilecchia (Hg.), Yves Hersant (Übers.), Paris 1994, S. 375–376. 52 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 33. 53 Ebd., S. 65. 54 Giordano Bruno, Das Aschermittwochsmahl, Ferdinand Fellmann (Hg. und Übers.), Frankfurt a.M. 1969, S. 76.
66 | Henning Hufnagel „ciechi e sordi testimoni“ herausstellen, die einzig „parole vane“ liefern.55 Allerdings bleibt das „regolato sentimento“ auf den Nolano beschränkt; dieser wird so von den bisherigen Autoritäten unabhängig und rückt dadurch selbst in den Status einer Autorität auf. Dieser Status drückt sich beispielsweise darin aus, dass er selber gar keine Argumente zur Rechtfertigung seiner Positionen vorbringt. Diese Aufgabe übernimmt Teofilo auf der äußeren Dialogebene. Indessen sind Teofilos Argumente zumeist keine ‚Beweise‘, wie Adi Ophir betont hat, sondern eher Erläuterungen, die die Richtigkeit der Positionen des Nolaners voraussetzen – er ist also soweit zur Autorität geworden, dass die Wahrheit seiner Aussagen gar nicht mehr in Zweifel steht.56 Man sei schlicht gezwungen, dem Nolano zuzustimmen, verkündet Teofilo. Und wer seinen Thesen nur Wahrscheinlichkeit, nicht Wahrheit zugestehe, tue dies allein, weil seine Geisteskräfte offenkundig beschränkt seien.57 Eine derartige Selbstüberhebung machen die Oxforder Aristoteliker dem Nolano ein einer Stelle auch zum Vorwurf. Sie fragen ihn ironisch, ob er sich für den philosophus protoplastes halte, den ‚Erstgeborenen‘ unter den Philosophen, eine Formulierung, die auf Aristoteles gemünzt ist. Warum nicht? ist seine provozierende Gegenfrage, die der Nolano sogleich in die methodische Frage übersetzt: Was würde dies an der Entscheidung der Sachfrage ändern? Warum sollte die Stimme einer Person hier mehr Gewicht haben als die einer anderen? Doch diese Abwertung des Autoritätenbezugs auf der inneren Dialogebene führt letztlich nur zur Bestätigung der Autorität des Nolano auf der äußeren: Dort firmiert er forthin als „questo novo protoplaste“.58 Noch weiter wird er in einer Lobrede Teofilos zu Beginn der Cena überhöht, in der er mit seinem kosmologischen Programm nicht nur als Licht- und Wahrheits-, sondern auch als Heilsbringer mit christlichen Obertönen erscheint.59
|| 55 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 30. 56 Vgl. Adi Ophir, „Introduction“, Giordano Bruno, Œuvres complètes, Bd. 2, Le Souper des Cendres, Giovanni Aquilecchia (Hg.), Yves Hersant (Übers.), Paris 1994, S. IX–LXVIII, hier: S. XXIX. 57 Teofilo sagt: „[…] in vero nisciuno è degno di contrastarli [il Nolano] circa queste materie [la cosmologia]: che si non vien contento di consentirgli a fatto, per non esser tanto capace, non gli sotto scriva al meno ne le cose molte, maggiori e principali; e confesse che quello che non può conoscere per più vero, è certo che sii più verisimile“ (Bruno, Dialoghi filosofici, S. 32). 58 Vgl. ebd., S. 97. 59 Vgl. ebd., S. 28. In dem auf die Cena folgenden Dialog De la causa gibt eine Stellvertreterfigur Brunos den anderen Figuren seine Dialoge mit den Worten „Prendete, leggete“ (ebd., S. 204) in die Hand – in dieser Aufnahme von Augustinus’ Bekehrungserlebnis ebenfalls eine heilsgeschichtliche Überhöhung von Brunos Metaphysik.
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Galileis Dialogo präsentiert sich dagegen als metaphysisch abgerüstet. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass nur Aristoteles, nur weltliche Texte diskutiert werden, während die heiligen Texte ausgespart bleiben. Anders Bruno: er entwickelt im vierten Abschnitt der Cena eine Hermeneutik, die es erlaubt, die Bibel mit dem Kopernikanischen Weltbild zu vereinbaren.60 Galileis Verabschiedung der textuellen Autoritäten ist jedoch, Brunos Theatralik ungeachtet, noch radikaler, denn er zielt auf nichts weniger als eine Verschiebung in der Hierarchie der Diskurse. Dem Aussageanspruch der Theologie hatte Galilei seine geometrisch-astronomische Betrachtungsweise in der Lettera a Madama Cristina (1615) und im Saggiatore (1623) bereits angenähert, wozu er die Verteidigungsmetapher vom Buch der Natur „scritto in lingua matematica“ entwickelt hatte.61 Diesen Problemkreis versucht Galilei im Dialogo angesichts der theologischen Verurteilung des Kopernikanismus im Jahre 1616 auszusparen. Entsprechend findet sich die Metapher im Dialogo auch nicht, nur im Widmungsbrief an den toskanischen Großherzog wird sie gestreift, jedoch in ihrer traditionellen Form, ohne Bezug auf die Mathematik.62 Im Dialogo will Galilei den Heliozentrismus allein als philosophisches Thema betrachtet wissen. Seine argumentative Stoßrichtung bleibt aber die gleiche. Nun verschiebt Galilei die Hierarchie der weltlichen Diskurse, der Mathematik bzw. Astronomie gegenüber der Philosophie: Beide werden in ihren Aussageansprüchen erst einander gleichgestellt, dann die Aussageansprüche der aristotelisch-textgebundenen Naturphilosophie abgewertet, und schließlich erweisen sich die mathematischen Darlegungen als die überzeugenderen. Die Gleichstellung beginnt auf der Titelseite, wo Galilei als „Matematico […] e Filosofo“63 firmiert. Dann steckt gleich der Beginn des ersten Tags des Dialogo die Diskursbereiche neu ab. Erst versucht Simplicio aristotelisch darzulegen, || 60 Vgl. ebd., S. 91–96. 61 Vgl. Mario Biagioli, „Stress in the Book of Nature: the Supplemental Logic of Galileo’s Realism“, Modern Language Notes 118 (2003), S. 557–585. 62 Vgl. Galilei, Dialogo, S. 163. 63 Vgl. ebd., S. 159. Volker Kapp vermerkt, dass Galilei bei seiner Rückkehr in die Toscana 1610 aushandelte, den Titel eines Philosophen führen zu dürfen – als institutionelle Bestätigung, auch mit seiner mathematischen und beobachtenden Vorgehensweise Wissen zu schaffen, das sonst den textgebundenen Disziplinen vorbehalten war. Kapp führt die Ursprünge des Konflikts um die Diskurshierarchie bis auf die Zeit Petrarcas zurück, auf den Rangstreit zwischen den artes liberales und den artes mecanicae, und unterstreicht, dass es für Petrarca und die Humanisten keine Wissenschaft jenseits und unabhängig von der Rhetorik geben konnte; vgl. Volker Kapp, „Die wissenschaftliche Prosa und das Lehrgespräch bei Galilei“, in: Andreas Kablitz und Ulrich Schulz-Buschhaus (Hg.), Literarhistorische Begegnungen. Festschrift zum sechzigsten Geburtstag von Bernhard König, Tübingen 1993, S. 183–196, hier: S. 186.
68 | Henning Hufnagel warum die Welt drei- und beispielsweise nicht vierdimensional ist. Der zentrale Punkt dabei ist die vermeintliche Vollkommenheit der Drei. Diese weist Salviati aber als bloße Setzung aus. Solche „vaghezze“ hätte Aristoteles den „retori“ überlassen und sich eher um eine logisch notwendige Darlegung bemühen sollen: „Meglio dunque era […] provar il suo intento con dimostrazione necessaria, ché così convien fare nelle scienze dimostrative.“64 Diesen Verfahren weiß Salviati sich verpflichtet. Er rückt einerseits Aristoteles in die Nähe der „retori“ und relativiert damit seine Aussageansprüche im Sinne humanistisch-dialogtypischer opiniones. Die eigene Vorgehensweise dotiert er – als „dimostrazione necessaria“ und als „scienza“– andererseits mit absoluten Wahrheitsansprüchen. An einer späteren Stelle des ersten Tags bekräftigt Salviati diese Wertung, indem er noch einmal zwischen den „studi umani“ und den „scienze naturali“ unterscheidet. In den Diskussionen der ersteren gebe es „né verità né falsità“; die Schlüsse der Letzteren hingegen „son vere e necessarie né vi ha che far nulla l’arbitrio umano“. Und erneut macht er Aristoteles zu einem Exponenten der Rhetorik, indem er ihn in einem Atemzug mit Demosthenes nennt.65 Im Dienste absoluter Wahrheitsansprüche der neuen, mathematischen Naturphilosophie durchzieht den Dialogo so eine antirhetorische Rhetorik. Sie steht in Spannung zu der immer wieder vorgebrachten Beteuerung, hier würde nur über die Wahrscheinlichkeit der jeweiligen Hypothesen, nicht über ihre Wahrheit diskutiert.66 Salviati betont gar, die vielen von ihm angeführten Wahrscheinlichkeitsargumente für den Kopernikanismus würden durch ein einziges notwendiges, wahres Argument für das Stillstehen der Erde widerlegt: „una sola esperienza o concludente dimostrazione che si avesse in contrario, basta a battere in terra questi ed altri centomila argomenti probabili.“67 Und doch meint er den Satz offenkundig genau im umgekehrten Sinne, denn die „esperienza“ und die „concludente dimostrazione“ sind eben die Verfahren, die er selber zugunsten Kopernikus’ anwendet. Zu einer solchen „dimostrazione“ schreitet Salviati auch sogleich, nachdem Sagredo ihn zu Beginn des ersten Tages aufgefordert hat, anders als Aristoteles „qualque evidente ragione“68 anzuführen: Salviati leitet geometrisch die Dreidimensionalität der Welt her. Er tut dies mit Hilfe von Figuren, die er vor seinen Gesprächspartnern auf ein Papier zeichnet, womit er intradiegetisch auch in || 64 Galilei, Dialogo, S. 174. 65 Ebd., S. 248. 66 Vgl. unter vielen Stellen z.B. ebd., S. 234, S. 327. 67 Ebd., S. 355. 68 Ebd., S. 174.
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einem ganz wörtlichen Sinne Evidenz erzeugt: Salviatis Dialogpartnern wird der Sachverhalt vor den eigenen Augen klar. So ist Sagredo in kürzester Zeit überzeugt, die Frage in seinen Augen vollständig und erschöpfend geklärt. Damit ist die Mathematik als aussagekräftig über die Welt eingeführt und hat bereits ihre Überlegenheit über die philosophisch-aristotelische Darlegungsweise gezeigt. Simplicios Einwand, in der Naturphilosophie habe die mathematische Methode keine Berechtigung – „dirò bene con Aristotile che nelle cose naturali non si deve sempre ricercare una necessità di dimostrazion matematica“69 –, bleibt denn auch ungehört. Bruno hingegen hält an der alten Hierarchie der Diskurse fest, die Mathematik und Astronomie als bloß zeichenhaft, ohne Aussagekraft über die Beschaffenheit der Welt ansieht – „Altro è giocare con la geometria, altro è verificare con la natura“,70 heißt es an einer Stelle –, nicht ohne Kopernikus paradoxerweise gerade einen solchen ‚realistischen‘ Aussageanspruch zuzuschreiben.71 Doch bleibt Kopernikus für Bruno letztlich „più studioso de la matematica che de la natura“, seine Rede ein „più matematico che natural discorso“72 und damit ergänzungsbedürftig. So öffnet sich zugleich ein Raum für Brunos philosophische Kosmologie. Kopernikus ist ein bloßer Vorläufer des Nolano, ist die Morgenröte, auf die der Aufgang der philosophischen Sonne erst folgt. Er erscheint „come una aurora, che dovea precedere l’uscita di questo sole de l’antiqua vera filosofia“, die der Nolano wiederherstellt.73 Galilei hat aufgrund der von ihm ins Werk gesetzten Verschiebung in der Hierarchie der Diskurse dagegen kein Problem, (und aus theologisch-taktischen Gründen auch gar kein anderes Interesse als) Kopernikus’ Autorschaft des neuen Modells voll anzuerkennen. Um die Überlegenheit seines neuen Zugriffs gegenüber der Auslegung autoritativer Texte darzustellen, stützt sich Galilei nun auf spezifische Vertextungsmöglichkeiten des Dialogs: auf ‚performative‘ Elemente, d.h. szenische Darbietungen und Handlungselemente.74 Damit aktiviert Galilei zwar grundsätzlich dieselben Möglichkeiten wie Bruno. Er spielt
|| 69 Ebd., S. 179. 70 Bruno, Dialoghi filosofici, S. 113. 71 Vgl. ebd., S. 63–64. 72 Ebd., S. 24–25. 73 Ebd., S. 25. 74 Zum Begriff des ‚Performativen‘ als Beschreibungskategorie des Dialogs vgl. Häsner, „Der Dialog“, S. 52–59, und Hempfer, „Die Poetik des Dialogs“. Zum Verhältnis von Text und Performativität vgl. Bernd Häsner, Henning Hufnagel, Irmgard Maassen und Anita Traininger, „Text und Performativität“, in: Klaus W. Hempfer und Jörg Volbes (Hg.), Theorien des Performativen, Bielefeld 2011, S. 69–96.
70 | Henning Hufnagel also auf derselben Klaviatur, doch zieht er andere Register. Vor allem übersteigert er sie nicht – die Handlungselemente bleiben umgrenzt, eher subtil und überwuchern nicht die Argumentation, wie es auf allegorische Weise zum Beispiel im zweiten Teilabschnitt der Cena oder in noch weit höherem Maße in Brunos späterem Dialog Spaccio de la bestia trionfante geschieht.75 Galilei kann darauf verzichten, weil er, im Gegensatz zu Bruno, mit der Mathematik noch über einen strukturell von der aristotelischen Schulphilosophie verschiedenen Argumentationsmodus verfügt. So muss er viel weniger an deren Überbietung arbeiten als Bruno, der sich mit seiner neu konstruierten Autoritätsfigur des Nolano eher in den Netzen der textuellen Autoritäten gefangen sieht. Um die Relevanz und Valenz der mathematischen Argumentation in kosmologischen Fragen zu behaupten, ist für Galilei die Dialogform jedoch unabdingbar. Szenisch wird in Galileis Dialogo der Rückbezug auf textuelle Autoritäten dadurch komisiert und insofern abgewertet, als Simplicio nicht nur Texte referiert, sondern immer wieder materialiter ein Buch hervorzieht, um daraus zitieren zu können – etwa hat er nach eigener Aussage stets ein Exemplar von De Caelo in der Tasche.76 Simplicio hat dies auch nötig, weil sein schlechtes Gedächtnis seine argumentative Schlagkraft häufig sabotiert, während sein Widerpart Salviati scheinbar mühelos und aus dem Stand Diagramme, aufwendige Berechnungen und Experimentalanordnungen produziert – und im Zweifelsfall sogar noch Simplicios Methodik, das Zitieren von Texten aus dem Gedächtnis, anwenden kann,77 im Gegensatz zu Simplicio sozusagen eine methodische und theoretische ‚Zweisprachigkeit‘ unter Beweis stellt.78 Ist in der Argumentation Salviatis der Bezug auf textuelle Autoritäten nahezu systematisch durch Berechnungen und Diagramme ersetzt, gewinnen sie szenisch dadurch an Überzeugungskraft, dass sie Schritt für Schritt mit den anderen Dialogpartnern vollzogen werden und diese, insbesondere Sagredo, ihren Wissenszuwachs kundtun. Auch Bruno inszeniert Lern- und Überzeugungsprozesse, um die Überlegenheit des Nolano zu beglaubigen, in der Cena etwa an Smitho.79 Doch Galilei führt diese Lernprozesse anhand der emblemati|| 75 Vgl. zum Spaccio Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 169–223. 76 Galilei, Dialogo, S. 375. 77 Salvati zitiert an einigen Stellen Texte Galileis und Keplers, so wie Simplicio Aristoteles zitieren würde (vgl. ebd., S. 276, S. 567). 78 Vgl. Jobst Welge, „Mögliche Welten: Zur Selbstinszinierung wissenschaftlicher Autorität in kosmologischen Texten der Renaissance“, in: Klaus W. Hempfer und Helmut Pfeiffer (Hg.), Spielwelten: Performanz und Inszenierung in der Renaissance, Stuttgart 2002, S. 67–79, hier: S. 69. 79 Vgl. Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 90–93.
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schen Figuren seiner neuen Wissenschaft, anhand der Rechnungen und Diagramme, vor.80 Bei letzteren findet sich dieser Effekt zudem verdichtet. Nicht nur ist der Erkenntnisgewinn zeitlich konzentriert; Galilei fügt ihm auch noch ein weiteres Moment der Evidenz hinzu: die Visualität.81 Zum Beispiel versucht Salviati die Frage der jahreszeitlichen Schwankungen der Gezeitenhöhe und ihren Zusammenhang mit der Erdumlaufbahn zu erörtern. Sagredo gesteht, nichts verstanden zu haben – daraufhin zeichnet Salviati ein Diagramm, und anhand dessen gelingt es ihm, Sagredo in „così alta specolazione“ einzuführen, wie dieser dankend vermerkt.82 An anderer Stelle ruft Sagredo aus, er benötige nun gar keine Erläuterung mehr, das Diagramm habe ihm den Sachverhalt bereits einsichtig gemacht.83 Manchmal zeichnen die Dialogpartner auch gemeinsam: In dem Maße, in dem das Diagramm visuell Gestalt annimmt, stellt sich die Evidenz der Aussagen Salviatis, stellt sich die Einsicht bei seinen Zuhörern ein. Besonders eindrucksvoll geschieht dies am dritten Tag, als Simplicio selber das Planetensystem den „apparenze“, den Erscheinungen, nach aufzeichnet. Simplicio markiert zuerst Erde und Sonne und ergänzt dann nach und nach die Planeten – bis er selber, wie Salviati ausruft, das kopernikanische Modell zu Papier gebracht hat und der Erde „per necessaria conseguenza“ Bewegung zugesprochen werden
|| 80 Die wenigen kosmologischen Diagramme in der Cena bewirken hingegen keinen prominent markierten Wissenszuwachs bei den Figuren. Im schlagendsten Fall wird vielmehr Nichtwissen evident: am Diagramm des kopernikanischen Planetensystems, das Torquato und Nundinio, wie erwähnt, ‚fehlerhaft‘ aufzeichnen, womit sie sich blamieren. Das Wissen, das dieses Diagramm erzeugt, ist also kein astronomisches, sondern ein Wissen um die philosophische Autorität und Glaubwürdigkeit des Nolano. 81 Auf die zentrale Bedeutung von Visualität für Galileis Wissenschaft hebt bekanntlich Horst Bredekamp ab. Er arbeitet an den Zeichnungen, in denen Galilei seine Beobachtungen der Sonnenflecken oder der Mondoberfläche festzuhalten versucht, die Erkenntnisleistung heraus, die durch das Zeichnen selbst hervorgebracht wird. So spricht Bredekamp von der „Erkenntniskraft der Linie“ und der „begriffliche[n] Kraft des Zeichnens“; vgl. Horst Bredekamp, „Die Erkenntniskraft der Linie bei Galilei, Hobbes und Hooke“, in: Barbara Hüttel, Richard Hüttel und Jeanette Kohl (Hg.), RE-VISIONEN. Zur Aktualität von Kunstgeschichte, Berlin 2002, S. 145– 160, Zitat S. 145, sowie insbesondere ders., Galilei der Künstler. Der Mond. Die Sonne. Die Hand, Berlin 22007, Zitat S. 9. Mir indessen geht es um Visualität in einem anderen Sinne: einerseits um Visualität auf einer höheren Abstraktionsebene, derjenigen einer bereits interpretierten Natur, wie sie sich in den Diagrammen niederschlägt, andererseits um Visualität in der ‚Erkenntnis zweiten Grades‘, im Prozess des Lernens und des Nachvollzugs von Naturerkenntnis, der durch die Mittel des Dialogs als Sehen inszeniert wird. 82 Vgl. Galilei, Dialogo, S. 844–851, Zitat S. 851. 83 Vgl. ebd., S. 289: „La sola vista della figura mi ha chiarito il tutto, però seguite.“
72 | Henning Hufnagel muss. Simplicio bleibt buchstäblich die Stimme weg: Er schweigt zu diesen Folgerungen.84 Auf eine andere Weise noch wird die Überlegenheit der neuen mathematischen Methode in einem Passus des Dialogs szenisch evident. Dort bleibt der Text des Aristotelikers schlicht die Antwort schuldig, weil das Buch nicht vorliegt. Simplicio lässt das Buch holen; währenddessen stellt Salviati seine Berechnungen an. Bis das Buch eintrifft, ist die Frage schon überzeugend gelöst, und zwar dank mathematischer Beweise, denen der „Accademico Linceo“ vorgearbeitet hat.85 Als die Dialogpartner das Buch schließlich in den Händen halten, wird an ihm ein fehlerhafter und falscher Gebrauch der Mathematik offenbar, verdichtet in seinem Gebrauch von Diagrammen. Anders als die des Dialogo sind jene mit allerlei unnötigen Beigaben verziert, so dass Sagredo ironisch „Oh che belle figure“ ausruft.86 Nicht nur sind die Berechnungen des Autors fehlerhaft; indem er das Diagramm in eine dekorative Groteskenmalerei transformiert, bringt er es auch um seine Evidenzleistung. Der visuellen Evidenz, die durch Diagramme erzeugt wird, korrespondiert der zweite argumentative Fokus Galileis, der auf der Aufwertung der empirischen Erfahrung liegt. In diesem Sinne polemisiert Sagredo gegen die Philosophen, die sich, um etwas über die Natur zu erfahren, in die Studierstube zurückziehen und die Indices der Werke des Aristoteles durchstreifen auf der Suche danach, was der Meister zu einem Phänomen gesagt habe. Wenn sie den Text ausgelegt haben, sei für sie das Phänomen auch erschöpft: […] si ritirano in studio a scartabellar gl’indici e i repertorî per trovar se Aristotile ne ha detto niente, ed assicurati che si sono del vero senso del testo, né più oltre desiderano, né altro stimano che saper se ne possa.87
Indessen scheint es kein Zufall, dass Galilei visuelle ‚Einsicht‘ gerade anhand der Diagramme betont. Denn auf die sinnliche Erfahrung, zum Beispiel von Sonnenauf- und -untergang, beruft sich ja auch Aristoteles, um die Bewegung der Erde zu leugnen. Die Erfahrung, für die Galilei hingegen plädiert, wird gemacht dank eines theoretisch gerüsteten Blicks. Wieder setzt Galilei auf szenische Elemente, um die epistemische Valenz der Erfahrung einsichtig zu machen. Nach einer langen Ausführung Simplicios widerlegt Salviati beispielsweise nicht dessen einzelne Argumente. Vielmehr || 84 Vgl. ebd., S. 643–649, Zitat S. 649. 85 Vgl. ebd., S. 494–511. 86 Ebd., S. 513. 87 Ebd., S. 442.
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gehen die Gesprächspartner gemeinsam hinaus, um ein Experiment durchzuführen. Es entscheidet mit Hilfe eines Spiegels unmittelbar die Frage, ob die Mondoberfläche glatt ist. Nach einem weiteren Experiment mit einem kugelförmigen Spiegel kann Simplicio nur noch antworten, dass er entweder Opfer eines Taschenspielertricks oder aber notwendigerweise widerlegt sei. Salviati preist daraufhin das Wissen, das die Erfahrung gegenüber dem Text bereithält: Or vedete quanto bisogni andar cauto e riservato nel prestare assenso a quello che il solo discorso ci rappresenta. Non ha dubbio che questo che voi dite ha assai dell’apparente; tuttavia potete vedere come la sensata esperienza mostra in contrario.88
Ein letztes Beispiel für diese szenische Vorgehensweise Galileis mag vom Beginn des dritten Tages genommen werden, als Simplicio nicht zur gewohnten Diskussion erscheint. Er ist mit seiner Gondel während der Ebbe liegengeblieben, und zwar, weil er sich statt an die Erfahrung, wie sie jeder Gondoliere machen kann, an einen Lehrsatz des Aristoteles’ gehalten hat.89 So kommt der Parteigänger der Texte erkenntnismäßig nicht in Fahrt, sondern bleibt buchstäblich auf dem Trockenen sitzen.
3 Warum Dialoge? Argumentationsziele und Gattungsfunktionen Es sind zahlreiche Gemeinsamkeiten und ebenso viele Unterschiede im Umgang Brunos und Galileis mit der Gattung des Dialogs zu Tage getreten. Sie liegen in den unterschiedlichen Zielen begründet, die Bruno und Galilei mit ihren Texten jeweils anvisieren. Dabei muss man zwei Arten von Zielen unterscheiden: im engeren Sinne argumentative (d.h. die die Entscheidung einer Sachfrage betreffen) und institutionelle (die den Umgang der Zeitgenossen mit dieser Entscheidung anbelangen). Gemeinsam sind ihnen noch die institutionellen Ziele. Der Dialog ist, noch dazu in der Volkssprache, ein anti-akademisches Genre. Die Gattungen des universitären Aristotelismus wären lateinische Disputationen, quaestiones oder Traktate. Auch der Ort, an dem in der Cena das Gespräch abgehalten wird, deutet in dieselbe Richtung: London, nicht Oxford; das Haus eines Repräsentanten des Hofs, keine Aula einer Universität. Ähnlich kann man in Galileis Wahl des || 88 Ebd., S. 275–283, Zitat S. 283. 89 Vgl. ebd., S. 581.
74 | Henning Hufnagel Gesprächsorts Venedig eine Hommage an die bekannte Liberalität der Lagunenstadt in intellektuellen und religiösen Dingen sehen.90 Indem sich Bruno und Galilei an ein außeruniversitäres, höfisches Publikum wenden, werben sie um Protektion.91 Da die anvisierten Mäzene jenseits der akademischen Institutionen stehen, sind sie auch offener dafür, neue kosmologische Autoritäten – wie im Falle Brunos – oder neue disziplinäre Aussageansprüche – wie bei Galilei – durch ihre Unterstützung zu beglaubigen. Die damit bereits benannten argumentativen Ziele unterscheiden sich hingegen grundlegend. Die Textgestalt der Cena, insbesondere durch ihre Verdoppelung der Gesprächsebenen, ist darauf abgestimmt, Bruno qua Nolano als naturphilosophische Autorität zu inthronisieren. Zwar ist Galilei über den „Accademico“ ebenfalls im Dialog präsent, aber in einem viel geringeren Maße. Er liefert an entscheidenden Stellen Argumente bzw. eine Methodik, um den Kopernikanismus zu stützen. Doch dies geschieht quasi en passant. Der „Accademico“ ist nicht Teil des Disputs, bezieht nicht selbst in der Streitfrage Stellung, ist insofern keine Instanz der Entscheidung. Es ist darauf hingewiesen worden, dass Bruno den Aristotelismus viel schwächer darstellt als Galilei.92 Dies liegt sicher daran, dass Bruno die Etablierung der eigenen Autorität im Blick hat, die umso stärker scheint, je klarer der Gegner unterlegen ist. Galilei hat diese personale Autorität für den „Accademico“ (oder eine andere Dialogfigur) hingegen nicht nötig; er hat diese Autorität an Mathematik und Beobachtung als Methode abgegeben. Sie rücken in die Position einer Entscheidungsinstanz. Insofern ist der Dialogo viel stärker als die Cena ein Streit um die richtige Epistemologie, selbst wenn in beiden eine (neue) absolute Gültigkeit von Positionen beansprucht wird. Allerdings wird bei Galilei diese methodische Entscheidungsinstanz nur implizit zu einer solchen erklärt. So wie Bruno die Konklusion forciert – der Nolano ist die neue, absolute naturphilosophische Autorität –,93 versucht Galilei die Konklusion – das kopernikanische System, nicht das ptolemäischaristotelische, beschreibt die Gestalt des Universums – auf der diegetischen Ebene des Dialogs offenzuhalten. Zu einem Teil ist dies natürlich dem äußeren || 90 Vgl. Aquilecchia, „I massimi sistemi“, S. 490. 91 Vgl. Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 90–93, Bönker-Vallon, „Der Dialog“, S. 138; Galileis ‚höfische‘ Strategien analysiert ausführlich Mario Biagioli, Galileo, Courtier. The Practice of Science in the Culture of Absolutism, Chicago 1993. 92 Vgl. Clucas, „Galileo, Bruno and the Rhetoric of Dialogue“, S. 423. 93 Dabei scheint Bruno die Inszenierungsmöglichkeiten des Dialogs soweit zu überreizen, dass diese Konklusion durch die Form seines Dialog wieder in Zweifel gezogen wird; vgl. Hufnagel, Ein Stück von jeder Wissenschaft, S. 93–102.
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Zwang der kirchlichen Institutionen geschuldet. Bekanntlich finden sich immer wieder Stellen im Dialogo, die Maurice Finocchiaro „disclaimer“ genannt hat: Stellen, an denen Salviati von sich weist, mit seiner Argumentation die Richtigkeit der kopernikanischen Positionen gezeigt zu haben. Er habe beide Ansichten darlegen wollen, ohne ein Urteil abzugeben, behauptet er, „lasciando poi la decisione all’altrui giudizio“.94 Diese „rhetoric of indecision“, so Finocchiaro, jedoch „has never impressed anyone“,95 am wenigsten Galileis Inquisitionstribunal. Dazu sind die Stellen auch zu punktuell gesetzt, als dass sie die umfangreichen Reden Salviatis als sermo fictus glaubhaft machen könnten. Anders hätte der Fall vielleicht gelegen, wenn Galilei Salviati auch die Rolle Simplicios zugedacht hätte, – wenn Salviati erst für Kopernikus und dann, in Palinodie seiner Rede, für Ptolemaios argumentiert hätte. Auf eine solche Weise geschieht es zum Beispiel in Leonardo Brunis erwähntem Dialogus, in dem derselbe Sprecher erst den Verfall der literarischen Kultur im Vergleich zur Antike beklagt, um am ‚nächsten Tag‘ Dante, Petrarca und Boccaccio zu preisen. Die Forschung hat lange gerätselt – und rätselt mitunter noch immer –, in welchem Verhältnis die beiden Teile zu lesen sind.96 Doch geht die Funktion des Offenhaltens nicht in einer misslungenen Camouflage auf. Indem die Dialogfigur auffordert, ‚andere‘ sollten das Urteil fällen – also zuletzt die Leser –, suggeriert sie, dieser Schluss liege nach den erfolgten Darlegungen klar, und tatsächlich tut er das ja auch: Die Überlegenheit der kopernikanischen Position ist ebenso sinnfällig wie die Diagramme in ihrer visuellen Evidenz sinnfällig sind, so dass ein expliziter Schluss gar nicht mehr nötig ist. „La sola vista della figura mi ha chiarito il tutto“, hatte Sagredo gesagt, und dasselbe kann der Leser nun über den Argumentationsgang sagen. So bildet der Dialogverlauf strukturell einen der zentralen neuen Argumentationsmodi nach, die im Dialogo verwendet werden, und verdeutlicht ihn auf diese Weise. Dies ist aber nur in einem Dialog möglich, insofern er, anders als der Traktat, neben der argumentativ-propositionalen über eine weitere Ebene, nämlich über die Ebene einer Geschichte verfügt, über die des fiktiven Gesprächs. Diese Histoire-Ebene erlaubt es auch, nicht nur Argumente für oder wider die eine oder die andere Kosmologie gegeneinanderzustellen, sondern darüber hinaus zwei Argumentations- und Erkenntnismodi in ihrer jeweiligen Überzeugungskraft vor-
|| 94 Galilei, Dialogo, S. 328. 95 Maurice Finocchiaro, Galileo and the Art of Reasoning. Rhetorical Foundations of Logic and Scientific Method, Dordrecht 1980, S. 15. 96 Vgl. Häsner, „Leonardo Brunis Dialogus“, S. 125–132.
76 | Henning Hufnagel zuführen97 – man denke an den Effekt des Spiegelexperiments oder des selbst gezeichneten Planetendiagramms auf Simplicio. Und schließlich ermöglicht es die Histoire-Ebene des Dialogs Galilei, jene diskursive Hierarchieverschiebung von der metaphysischen Naturphilosophie zur mathematischen Astronomie als bereits gegeben und akzeptiert auszugeben, die der Dialog erst hervorbringen soll. Vor allem aufgrund dieser letzten beiden Punkte hat sich Galilei meines Erachtens für die Form des Dialogs entschieden. Hier liegt auch der Grund, warum es keinen ‚Dialog‘ zwischen Bruno und Galilei gibt, trotz gemeinsamer Themen, gemeinsamer Gegner und trotz Formulierungen, die, wie gesehen, beiden gemeinsam sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Galilei einige von Brunos Texten gekannt. Einmal sind die beiden Männer sogar fast aufeinandergetroffen; beide haben sich um denselben Lehrstuhl in Padua bemüht.98 Kepler moniert offen, dass Galilei Bruno verschweigt.99 Aber abgesehen davon, dass es taktisch nicht klug gewesen wäre, nachdem 1616 die kopernikanische Kosmologie für häretisch erklärt worden war, die eigene Darstellung dieser Kosmologie in die Nähe eines anderen, durch seine Leugnung der Trinität unmittelbar theologischen Häretikers zu rücken und dabei womöglich Texte zu zitieren, die seit Brunos Verurteilung auf dem Index librorum prohibitorum standen,100 sind die Argumentationsziele Brunos und Galileis schlicht zu verschieden. Vielleicht hat dies Galilei an einer rätselhaften Stelle des Dialogo selbst angedeutet. Dort sagt Sagredo, er fühle sich bei gewissen Spekulationen über das Universum an einen Freund erinnert, der, um ein Bild zu schaffen, nicht die Menschen und Gegenstände gemalt, sondern nur ihre Namen und Bezeichnungen auf die Leinwand geschrieben habe. Statt die Dinge mit dem passenden Instrumentarium zu bearbeiten, bleibt Sagredos Freund also bei den Worten stehen und glaubt doch, die Hauptarbeit verrichtet zu haben. So, in der Sicht Galileis, auch der Philosoph, dem es nicht um die || 97 Vgl. Clucas, „Galileo, Bruno and the Rhetoric of Dialogue“, S. 423, der zu einem ähnlichen Schluss kommt, indessen ohne narratologische Reflexion. 98 Bruno bewarb sich 1591, unterstützt von einigen deutschen Scholaren, auf den Mathematik-Lehrstuhl im „Studio“ von Padua; Galilei erhielt die Stelle ein Jahr später; vgl. Giovanni Aquilecchia, „Possible Brunian Echos“, S. 14. 99 Vgl. Daniel Massa, „Giordano Bruno and the Top-Sail Experiment“, Annals of Science 3 (1973), S. 201–211, hier: S. 205. 100 Hingegen war Bruno 25 Jahre später und beim richtigen institutionellen standing durchaus zitierfähig, wie Ingrid Rowland an mehreren Schriften Athanasius Kirchers zeigt; vgl. Ingrid Rowland, „A Catholic reader of Giordano Bruno in Counter-Reformation Rome: Athanasius Kircher, SJ and Panspermia Rerum“, in: Henning Hufnagel und Anne Eusterschulte (Hg.), Turning Traditions Upside Down. Rethinking Giordano Bruno’s Enlightenment, Budapest 2013, S. 221–236.
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physikalische Beschaffenheit des Universum geht, sondern um dessen metaphysische Interpretation. Bemerkenswert ist, welche Szene er dafür wählt: die von Aktäon, der Diana im Bade überrascht. Ma questo modo di filosofare mi par che abbia gran simpatia con certa maniera di dipignere che aveva un amico mio, il quale sopra la tela scriveva con gesso: „Qui voglio che sia il fonte, con Diana e sue ninfe; qua, alcuni levrieri: in questo canto voglio che sia un cacciatore, con testa di cervio; il resto, campagna, bosco e collinette“; il rimanente poi lasciava con colori figurare al pittore: e così si persuadeva d’avere egli stesso dipinto il caso d’Atteone, non ci avendo messo di suo altro che i nomi.101
Der Aktäonmythos spielt eine derart zentrale Rolle in Giordano Brunos letztem Dialog, De gli eroici furori, der eine Erkenntnistheorie des absoluten Einen entwickelt,102 dass eine Anspielung mehr als nur denkbar scheint, zumal der unmittelbare Kontext weitere Anknüpfungspunkte liefert.103 Wie Sagredos Philosoph hält Bruno an der hierarchischen Unterordnung der mathematischen Astronomie unter die spekulative Naturphilosophie fest und schreibt ihr gleichsam vor, welche Elemente sie zu deren Begriffen zu liefern hat. Galilei aber will diese Hierarchie gerade aushebeln. Insofern charakterisiert Hans Blumenberg Brunos Umgang mit der kopernikanischen Theorie auch als rückwärtsgewandt: „[Bruno] hielt sie [die kopernikanische Theorie] einer neuen Metaphysik bedürftig, während es ihr doch an einer neuen Physik gebrach.“104 An deren Vorbereitung indessen arbeitet Galilei in seinem Dialogo.
|| 101 Galilei, Dialogo, S. 772. Auf diese Stelle weist auch Gatti, „Giordano Bruno’s Ash Wednesday Supper“, S. 298 hin. 102 Vgl. Bruno, Dialoghi filosofici, insbesondere S. 819–821, wo der Aktäon-Mythos in den Furori erstmals entwickelt wird; vgl. zur Interpretation z.B. den klassischen Aufsatz von Werner Beierwaltes, „Actaeon. Zu einem mythologischen Symbol Giordano Brunos“, in: ders., Denken des Einen, Frankfurt a.M. 1985, S. 424–435. 103 Sagredo macht die Bemerkung im Zusammenhang der Diskussion um die MagnetismusTheorien William Gilberts. Zu einer solchen Thematik durchaus passend, wird der Aufstieg zur Erkenntnis des Einen in den Furori als schmerzvolles Wechselspiel zwischen Anziehung und Sich-Entziehen in mannigfach variierten Bildern beschrieben, z.B. dem petrarkistischen vom Falter, den die Flamme anzieht, die ihn verbrennt; vgl. Bruno, Dialoghi filosofici, S. 846–847. 104 Hans Blumenberg, Die Genesis der kopernikanischen Welt, Frankfurt a.M. 1975, S. 430.
Olav Krämer (Freiburg i.Br.)
Vom Exemplum zum vieldeutigen Symbol: Galileo Galilei in John Miltons Areopagitica und in Paradise Lost Einleitung Galileo Galilei wird im Werk John Miltons an zwei Stellen erwähnt. Eine Erwähnung findet sich in der 1644 erschienenen Schrift Areopagitica, in der Milton behauptet, er habe Galilei auf seiner Italienreise (1638/1639) besucht. Außerdem wird der Name Galilei einmal in Miltons Epos Paradise Lost genannt; von zwei weiteren Stellen in diesem Epos nehmen die meisten Interpreten an, dass sie in der Form von Umschreibungen auf Galilei verweisen. Obwohl die Bezugnahmen auf Galilei also in quantitativer Hinsicht nicht als besonders bedeutend erscheinen, haben sie großes Interesse auf sich gezogen. Der Besuch Miltons bei Galilei wurde zum Gegenstand von Dichtungen und Gemälden gemacht und vom bedeutendsten Milton-Biographen des 19. Jahrhunderts mit beträchtlichem Aufwand an Phantasie ausgemalt.1 Als im frühen 20. Jahrhundert ein Milton|| 1 Vgl. dazu die Bemerkung von Neil Harris: „The visit of thirty-year old John Milton to Galileo Galilei, confined to his villa outside Florence five years after the famous trial and condemnation, has continued to fascinate later generations of poets, writers and artists, until it has become almost a legend in its own right“; Neil Harris, „Galileo as Symbol: The ‚Tuscan Artist‘ in Paradise Lost“, Annali dell’Istituto e Museo di Storia della Scienza di Firenze 10 (1985), S. 3–29, hier: S. 4. Harris liefert auch eine Liste mit Publikationen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die den Besuch von Milton bei Galilei behandeln, und verweist auch auf Gemälde mit diesem Sujet; vgl. ebd., S. 4–5, Anm. 2. Mit dem erwähnten Milton-Biographen des 19. Jahrhunderts ist David Masson gemeint; vgl. das Zitat der betreffenden Passage, ebd., S. 4. Zu sachlichen Fehlern in der Passage bei Masson vgl. S. B. Liljegren, Studies in Milton, Lund 1918, S. 18. Zu dem ‚legendenhaften Licht‘, das Miltons Italien-Reise und vor allem seinen Besuch bei Galilei umgebe, vgl. ebd., S. 12–13. Liljegren zitiert dort auch einen Auszug aus einem Gedicht, das diese Episode besingt. – Neil Harris wiederum verweist an der zitierten Stelle auch auf das Werk Imaginary Conversations von Walter Savage Landor, in dem der englische Schriftsteller erfundene Gespräche zwischen realen historischen Persönlichkeiten präsentierte. Ein Band des Werks enthielt ein Gespräch mit der Überschrift „Galileo, Milton, and a Dominican“, in dem Milton den italienischen Astronomen als „follower of truth“ und „companion of reason“ begrüßt. Als Milton sich verehrungsvoll über Galileis Hand beugt, entdeckt er Folterwunden; der als Gefangenenwärter fungierende Dominikaner bietet Milton vor dessen Abschied Getränke an, was als Vergiftungsversuch zu verstehen sein dürfte. Vgl. Walter Savage Landor, Imaginary
80 | Olav Krämer Forscher in Zweifel zog, dass dieser Besuch tatsächlich stattgefunden habe,2 löste er eine lang anhaltende Diskussion aus, in der seine Thesen und Argumente vielfach kritisiert wurden.3 Mittlerweile dürfte die Mehrzahl der Forscher zu der Ansicht neigen, dass es keine guten Gründe gibt, Miltons Aussage über seinen Besuch zu misstrauen,4 aber einen wirklichen Konsens in dieser Frage gibt es noch nicht.5 Noch weit intensiver als die Stelle aus Areopagitica hat man in der Milton-Forschung allerdings die Galilei-Referenzen in Paradise Lost diskutiert. Was diesen wenigen Versen so große Aufmerksamkeit verschaffte, war sicherlich zunächst die Berühmtheit Galileis in Verbindung mit dem Umstand, dass er der einzige Zeitgenosse Miltons ist, der in dem Epos namentlich erwähnt wird. Nicht wenige der Forschungsbeiträge lassen aber auch einen weiteren Grund für das Interesse an Miltons Beziehung zu Galilei erkennen: An die Frage nach Miltons Einstellung zu dem Astronomen konnte die allgemeinere Frage nach seiner Haltung zu der new science angeknüpft werden – eine Frage, die wiederum nicht selten mit der Frage gleichgesetzt oder verbunden wurde, ob in Miltons geistigem Profil die modernen, fortschrittlichen oder die ‚mittelalterlichen‘, rückwärtsgewandten Züge vorherrschten.6 || Conversations. With bibliographical and explanatory notes. In six volumes, 4th volume, London 1891 [zuerst 1829], S. 384–393. 2 Vgl. Liljegren, Studies in Milton, S. 1–36. 3 Vgl. etwa Marjorie Hope Nicolson, „Milton and the Telescope“, ELH: A Journal of English Literary History 2 (1935), S. 1–32; Harris, „Galileo as Symbol“, S. 4–10; Donald Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, in: Mario A. Di Cesare (Hg.), Milton in Italy. Contexts, Images, Contradictions, Binghamton, NY, 1991, S. 159–174, hierzu: S. 159–160. 4 Die Verfasserin einer maßgeblichen neueren Milton-Biographie berichtet von dem Besuch, ohne die Zweifel an seiner Faktizität zu erwähnen; vgl. Barbara K. Lewalski, The Life of John Milton. A Critical Biography, Oxford 2000, S. 93–94 und 573. 5 Eine konzise Vorstellung und eine Diskussion der Argumente pro und contra liefert George F. Butler, „Milton’s Meeting with Galileo: A Reconsideration“, Milton Quarterly 39 (2005), S. 132–139. Butler selbst sucht vor allem zu zeigen, dass die Annahme, Milton habe in Areopagitica sein Treffen mit Galilei nur erfunden, keineswegs unplausibel sei, wenn man Gattung, Zweck und rhetorische Strategie dieser Schrift in Betracht ziehe und andere nachgewiesene Fehler (etwa im Umgang mit historischen Beispielen und Zitaten) berücksichtige (vgl. ebd., S. 133–136). Butler kommt zu dem Schluss: „While there is no conclusive proof that Milton did not meet Galileo, his claim in Areopagitica cannot be taken as an autobiographical fact, and his meeting with the astronomer must remain conjecture“ (ebd., S. 137). 6 In manchen jüngeren Publikationen, die Miltons Kenntnis und positive Bewertung der neuen Naturwissenschaften nachzuweisen suchen, wollen die Autorinnen und Autoren damit ausdrücklich der Ansicht entgegentreten, Miltons intellektuelles Profil habe zumindest bezüglich der Naturforschung einen ‚mittelalterlichen‘, ‚rückwärtsgewandten‘ oder gar ‚obskurantistischen‘ Charakter. Vgl. Catherine Gimelli Martin, „‚What If the Sun Be Centre to the World?‘: Milton’s Epistemology, Cosmology, and Paradise of Fools Reconsidered“, Modern Philology
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Die verschiedenen Annahmen über die Beziehungen zwischen Naturwissenschaft und Moderne, die den Forschungen zu Milton und Galilei im Laufe der Zeit zugrunde lagen, dürften einer eigenen Untersuchung wert sein. Der vorliegende Aufsatz verfolgt ein anderes Ziel: Er geht von der allgemeinen Frage aus, wie in der Literatur des 17. Jahrhunderts Galilei als Person sowie seine Entdeckungen repräsentiert und mit welchen symbolischen Bedeutungen sie versehen wurden, und er versucht zu zeigen, dass Galilei in Miltons Areopagitica einerseits, in Paradise Lost andererseits auf charakteristisch verschiedene Weisen dargestellt und funktionalisiert wird. Miltons Erwähnung Galileis in Areopagitica war laut Michael Segre die früheste öffentliche Darstellung des Astronomen als eines Märtyrers der Wissenschaft.7 Diese Charakterisierung, so soll im Folgenden argumentiert werden, trifft auf die Galilei-Stelle in Areopagitica zu – wenngleich man auch hier kleine Einschränkungen hinzufügen kann –, auf die Galilei-Stellen in Paradise Lost aber nicht. Zwar ist in der MiltonForschung die These vertreten worden, dass Galilei auch in dem Epos als ein Märtyrer der Wissenschaft oder der geistigen Freiheit präsentiert werde und dass Milton hier geradezu eine – metaphorisch gesprochen – intellektuelle ‚Heiligsprechung‘ Galileis vollziehe.8 Dagegen möchte ich im Folgenden argumentieren, dass die einschlägigen Passagen aus Paradise Lost verschiedene Deutungen der Galilei-Figur nahe legen, aber gerade nicht die Deutung als Mär|| 99.2 (2001), S. 231–265, vor allem S. 231–232 und 265; Harinder Singh Marjara, Contemplation of Created Things. Science in Paradise Lost, Toronto u.a. 1992, S. 3–5. – Marjara und Martin können stellvertretend für eine Reihe von Milton-Forscherinnen und -Forschern stehen, die in den letzten Jahrzehnten eine intensive und zustimmende Rezeption der new science durch Milton nachzuweisen gesucht haben. Für einige Einwände gegen diese Deutungen vgl. den wichtigen Artikel William Poole, „Milton and Science: A Caveat“, Milton Quarterly 38 (2004), S. 18–34. Poole betont, dass es nur sehr wenig Quellenmaterial gibt, das eine eingehendere Auseinandersetzung Miltons mit der new science belegt (vgl. ebd., S. 18–20), und stellt einige Dokumente vor, in denen Milton eher eine kritische Distanz gegenüber der neuen Naturwissenschaft oder ihren Protagonisten erkennen lässt; auch in Paradise Lost findet Poole Indizien für eine ambivalente Haltung gegenüber der new science. Poole ist aber weit davon entfernt, solche Ambivalenzen und Distanzierungen als Belege für eine rückwärtsgewandte Haltung Miltons zu deuten; seine Diskussion macht vielmehr deutlich, dass die Bewertung der neuen Naturwissenschaften als progressiv aus der Perspektive Miltons im England nach der Restauration keineswegs selbstverständlich war, unter anderem weil seine Wahrnehmung dieser neuen Naturwissenschaften durch die Nähe einiger ihrer prominenten Vertreter zur anglikanischen Kirche und zur Monarchie beeinflusst gewesen sein dürfte (vgl. ebd., S. 24–25, 28). 7 Michael Segre, „The never-ending Galileo story“, in: Peter Machamer (Hg.), The Cambridge Companion to Galileo, Cambridge u.a. 1998, S. 388–416, hier: S. 393. 8 Vgl. Julia M. Walker, „Milton and Galileo: The Art of Intellectual Canonization“, Milton Studies 25 (1990), S. 109–123, vor allem S. 109, 121–122.
82 | Olav Krämer tyrer, und dass die Bewertung Galileis, die diese Passagen vermitteln, weit ambivalenter ist als die Bewertung in Areopagitica.9
1 Galilei in Areopagitica Als sich der englische König Karl I. 1640 genötigt sah, wieder ein Parlament einzuberufen, ergriff dieses Parlament sogleich die Gelegenheit, mithilfe verschiedener Reformen die Macht des Königs einzuschränken. So schaffte es 1641 die königliche Zensurbehörde und die gesamte, einige Jahre zuvor verschärfte Zensurpraxis ab. Nur zwei Jahre später, nachdem der offene Bürgerkrieg ausgebrochen war, führte das Parlament wieder eine strenge Form der Zensur ein, die weitgehend der vor 1641 praktizierten entsprach.10 Gegen diese Maßnahme protestierte Milton mit seiner Schrift Areopagitica, deren Untertitel lautete: „A Speech For the Liberty of Unlicenc’d Printing, To the Parlament of England.“11 Wie der Untertitel andeutet, gab Milton seinem Text die Form einer Parlamentsrede; mit dem Titel spielte er auf die Rede an, in der der athenische Redner Isokrates die Wiedereinrichtung des auf dem Areopaghügel tagenden Adelsrats gefordert hatte.12 || 9 Ich knüpfe damit an die Überlegungen Donald Friedmans an, der ebenfalls auf die Unterschiede zwischen den Galilei-Referenzen in Areopagitica und Paradise Lost hingewiesen hat. Vgl. Donald Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, S. 166–170. Auch Friedman vertritt die Ansicht, dass die Anspielungen auf Galilei und seine Entdeckungen in Paradise Lost durch verschiedene Zweifel ‚überschattet‘ sind (vgl. ebd., S. 166). Ich möchte im Folgenden versuchen, die Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten der Galilei-Referenzen im Epos noch etwas genauer zu beschreiben, werde dabei teilweise andere Akzente setzen als Friedman und mich außerdem mit anders ausgerichteten Deutungen der jüngeren Zeit auseinandersetzen. 10 Vgl. die folgenden Darstellungen zu den Zensurregelungen und -praktiken im betreffenden Zeitraum: Ernest Sirluck, „Introduction“, Complete Prose Works of John Milton. Volume II. 1643–1648, Ernest Sirluck (Hg.), New Haven, London 1959, S. 1–216, hier vor allem S. 159–162; Ann Hughes, „Milton, Areopagitica, and the parliamentary cause“, in: Nicholas McDowell und Nigel Smith (Hg.), The Oxford Handbook of Milton, Oxford 2009, S. 200–217, hier: S. 206–210; David Norbrook, Writing the English Republic. Poetry, Rhetoric and Politics, 1627–1660, Cambridge 1999, S. 120; Abbe Blum, „The author’s authority: Areopagitica and the labour of licensing“, in: Mary Nyquist und Margaret W. Ferguson (Hg.), Re-membering Milton. Essays on the texts and traditions, New York, London 1987, S. 74–96, hier: S. 75–76. 11 Vgl. John Milton, Areopagitica, ders., Complete Prose Works. Volume II: 1643–1648. Ernest Sirluck (Hg.), New Haven, London 1959, S. 485–570. 12 Vgl. die Anmerkung des Herausgebers in Milton, Areopagitica, S. 486 (Anm. 1). Für eine Interpretation der Bezugnahme auf Isokrates vgl. Norbrook, Writing the English Republic, S. 130–132.
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Galileo Galilei wird von Milton im Kontext eines Abschnitts erwähnt, der die vorhersehbaren negativen Auswirkungen der Zensur behandelt. Die Zensurverordnung, so Milton, stelle eine Beleidigung und Demütigung aller englischen Gelehrten dar und werde dazu führen, dass sie ihre ernsthaften Studien aufgeben und die Gelehrsamkeit im Land zugrunde gehe.13 Zur Untermauerung dieser düsteren Prognose führt Milton an, was er in Italien als einem Land, wo diese Form der Kontrolle praktiziert werde, gesehen und gehört habe, und in diesem Zusammenhang erwähnt er auch seine Begegnung mit Galilei: And lest som should perswade ye, Lords and Commons, that these arguments of lerned mens discouragement at this your order, are meer flourishes, and not reall, I could recount what I have seen and heard in other Countries, where this kind of inquisition tyrannizes; when I have sat among their lerned men, for that honor I had, and bin counted happy to be born in such a place of Philosophic freedom, as they suppos’d England was, while themselvs did nothing but bemoan the servil condition into which lerning amongst them was brought; that this was it which had dampt the glory of Italian wits; that nothing had bin there writt’n now these many years but flattery and fustian. There it was that I found and visited the famous Galileo grown old, a prisner to the Inquisition, for thinking in Astronomy otherwise then the Franciscan and Dominican licencers thought.14
Michael Segre hat, wie bereits erwähnt, diese Stelle als eine „presentation of Galileo as a martyr of science“ verbucht,15 und gegen diese Charakterisierung dürfte nichts einzuwenden sein. Man kann allerdings hinzufügen, dass Milton sich hier kaum Mühe gibt, Galilei besonders heroische Züge zuzuschreiben oder das durch ihn repräsentierte Ideal wirkungsvoll hervorzuheben. Der Hauptakzent des Satzes liegt auf Galileis Status als Opfer, auf dem Kontrast zwischen seinem Ruhm und seiner demütigenden Gefangenschaft. Die vorangehenden Sätze beschreiben die fatalen Konsequenzen des Wirkens der Inquisition, die Beförderung von leeren Schmeicheleien, die Unterdrückung aller geistigen Kraft, Vitalität und Selbständigkeit. Das Bild des großen Galilei als eines greisen Gefangenen – „the famous Galileo grown old“ – wird gewissermaßen als ein Emblem für diese gewaltsame Zerstörung der italienischen Gelehrsamkeit präsentiert. Die Art und Weise, wie Milton hier Galilei vorstellt, erscheint also als sehr präzise durch den argumentativen Kontext bestimmt, und dies auch noch in einer anderen Hinsicht. Der Satz über Galilei sagt nichts über den Inhalt von dessen astronomischen Ansichten, er lässt gänzlich offen, worin die Differenz || 13 Vgl. Milton, Areopagitica, S. 530–537. 14 Ebd., S. 537–538; Hervorhebungen im Text. 15 Segre, „The never-ending Galileo story“, S. 393.
84 | Olav Krämer zwischen den Ansichten Galileis und denen der kirchlichen Zensoren bestand. Dieses Abstrahieren von den konkreten Inhalten befindet sich im Einklang mit der argumentativen Strategie von Miltons Schrift. Über weite Strecken kritisiert er darin die wieder eingeführte Zensur als eine Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und Wahrheitssuche ganz allgemein, nicht als eine Unterdrückung bestimmter Ansichten oder Parteien. Was er in diesen Passagen fordert, ist die Zulassung von offenem Streit, nicht die Zulassung einer speziellen Theorie.16 Insofern ist es konsequent, dass er den Grund für die Bestrafung Galileis in so unspezifischer oder scheinbar unspezifischer Weise beschreibt, nämlich lediglich als: „thinking [...] otherwise“. An mehreren Stellen seines Textes allerdings macht Milton deutlich, dass er die neue Zensurpraxis des Parlaments als zielgerichtete Maßnahme gegen bestimmte Ansichten und Gruppen versteht, nämlich gegen die radikaleren protestantischen Strömungen.17 Insoweit Milton also nicht allgemein für Pressefreiheit und gegen Unterdrückung eintritt, sondern die Freiheit für spezifische Ansichten reklamiert, handelt es sich bei diesen Ansichten vor allem um theologische und moralische Positionen; es mag sein, dass die inkriminierten Theorien Galileis in Miltons Augen zu wenig Parallelen mit den in England verfolgten Ansichten aufwiesen und von ihm auch deshalb nicht genauer charakterisiert wurden. Was sich aber wiederum in die umfassendere Argumentationsstrategie einfügt, ist die Hervorhebung der Tatsache, dass es die katholische Kirche („Franciscan and Dominican licencers“) war, die Galilei für seine abweichenden Meinungen bestrafte;18 denn Milton vertritt in || 16 Vgl. Milton, Areopagitica, vor allem S. 543–568. 17 So sieht Milton an mehreren Stellen eine Furcht vor „schisms and sects“ als Motiv hinter der neuen Zensurregelung und verurteilt diese Furcht als fehlgeleitet oder zumindest übertrieben (Milton, Areopagitica, S. 550; vgl. auch ebd., S. 554, 564; vgl. auch die Herausgeberanmerkung 228 auf S. 551). Vgl. zu dieser Annahme Miltons über die anvisierten Hauptziele der neuen Zensurregelung: Norbrook, Writing the English Republic, S. 120–121; Hughes, „Milton, Areopagitica, and the parliamentary cause“, S. 201–203, 211, 216. 18 Dass Milton die Zensoren als Franziskaner und Dominikaner bezeichnet, ist allerdings etwas überraschend und stellt, wie A. M. Cinquemani in einer Studie über Miltons Aufenthalte in Florenz bemerkt hat, eine Vereinfachung der tatsächlichen Sachverhalte dar; vgl. zum Folgenden: A. M. Cinquemani, Glad To Go for a Feast: Milton, Buonmattei, and the Florentine Accademici, New York 1998, S. 56–58, Anm. 25: An dem Zensurverfahren gegen Galilei waren laut Cinquemani so gut wie keine Franziskaner beteiligt, während Dominikaner sich sowohl unter Galileis Verteidigern wie Anklägern fanden. Die Jesuiten, die in der Galilei-Affäre eine wichtige Rolle spielten, werden von Milton nicht erwähnt. Cinquemani kommt zu folgendem Fazit: „Thus, though Milton was, as a result of his Florentine sojourn, probably well aware of the degree to which the Galileo affair involved contentions between Florence and Rome [...], within priestly orders, and between Dominicans and Jesuits, he chooses, in keeping with the ideological framework of Areopagitica, to characterize Galileo as having been engaged in the
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Areopagitica die Auffassung, dass die Zensur eine Erfindung des Papsttums sei und schon aus diesem Grund Misstrauen verdiene.19
2 Galilei in Paradise Lost Miltons Paradise Lost erschien zuerst 1667 als ein Epos in zehn Büchern.20 Sieben Jahre später, kurz vor seinem Tod, veröffentlichte Milton die zweite, überarbeitete Auflage, in der der Inhalt auf zwölf Bücher verteilt war. Zwischen dem Erscheinen von Areopagitica und dem von Paradise Lost lagen die Jahre der englischen Republik, die Hinrichtung Karls I., die Herrschaft Cromwells und schließlich die Restauration der Monarchie. Milton diente der Republik von 1649 bis 1660 in der Funktion eines „Secretary for Foreign Tongues“. Nach der Restauration des Königtums wurde er für einige Monate ins Gefängnis gesperrt und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, kam dann aber frei.21 Paradise Lost erzählt vom Aufstand der rebellischen Engel gegen Gott und vom Sündenfall Adams und Evas; mit der Wahl dieses Gegenstandes scheint Milton auf den ersten Blick die Bereiche der aktuellen Politik und der Zeitgeschichte überhaupt hinter sich gelassen zu haben.22 Der einzige Zeitgenosse || dialectics of binary pairs: inquisitional tyranny / learning, scientific inquiry / Franciscan and Dominican licencers“ (ebd., S. 58, Anm. 25). Vgl. auch Butler, „Milton’s Meeting with Galileo“, S. 136. 19 Vgl. Milton, Areopagitica, S. 501–507. – Vgl. auch die prägnante Feststellung Pooles, die im Zusammenhang einer Argumentation steht, die die Spärlichkeit von Belegen für eine intensive Auseinandersetzung Miltons mit den neuen Naturwissenschaften aufzeigen soll: „[...] Milton’s supposed Italian meeting with Galileo fails to mention, say, dynamics or optics because, as his polemic context dictates, Milton is concerned not with natural philosophy per se but with a particular natural philosopher as victim of the state – here a Catholic state [...]“; Poole, „Milton and Science: A Caveat“, S. 19. 20 John Milton, Paradise Lost, Barbara K. Lewalski (Hg.), Malden, MA, u.a. 2007. Zitate aus dieser Ausgabe werden im Folgenden nachgewiesen mit der Sigle PL, gefolgt von der Angabe des Buchs in römischen und der Verse in arabischen Ziffern. 21 Vgl. etwa die betreffenden Abschnitte in Lewalski, The Life of John Milton. 22 Das Epos ist im 20. Jahrhundert denn auch häufig als ein unpolitisches oder von Resignation auf Seiten des Republikaners Milton zeugendes Werk gedeutet worden; vgl. Norbrook, Writing the English Republic, S. 433, wo eine entsprechende Interpretation zitiert wird. Dagegen haben in jüngerer Zeit mehrere Interpreten dem Epos wieder eine prononcierte politische Dimension zugeschrieben und zu zeigen versucht, dass und wie Milton darin seine republikanische Haltung zum Ausdruck brachte; vgl. etwa ebd., S. 433–495. Diese Deutungen sind aber nicht unumstritten; vgl. für eine knappe Vorstellung einiger Positionen Martin Dzelzainis, „The Politics of Paradise Lost“, in: Nicholas McDowell und Nigel Smith (Hg.), The Oxford Handbook
86 | Olav Krämer Miltons, der in dem Epos namentlich genannt wird, ist Galilei. Die insgesamt drei Stellen, wo er entweder namentlich erwähnt oder in der Form von Umschreibungen genannt wird, seien im Folgenden kurz vorgestellt. Die erste mutmaßliche Anspielung auf Galilei findet sich gleich im ersten Buch. Die Handlung des Epos setzt in dem Moment ein, als Satan und die rebellischen Engel den Krieg gegen die Heerscharen Gottes verloren haben, aus dem Himmel in die Tiefen der Hölle gestürzt worden sind und sich nun dort wieder versammeln. Die mutmaßliche Erwähnung Galileis ist in einer Beschreibung Satans und seines Schildes platziert: He [i.e. Beelzebub; O.K.] scarce had ceas’t when the superior Fiend [i.e. Satan; O.K.] Was moving toward the shore; his ponderous shield Ethereal temper, massy, large and round, Behind him cast; the broad circumference Hung on his shoulders like the Moon, whose Orb Through Optic Glass the Tuscan Artist views At Ev’ning from the top of Fesole, Or in Valdarno, to descry new Lands, Rivers or Mountains in her spotty Globe [PL I.283–291].
Die meisten Interpreten nehmen an, dass mit der Wendung „the Tuscan Artist“ Galilei gemeint sei.23 Um die Frage, wie die Bezeichnung „Artist“ hier genau zu verstehen ist und weshalb Milton sie an dieser Stelle gebraucht, hat sich eine eigene Forschungsdiskussion entsponnen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann.24 Erwähnt sei nur, dass in den ausführlichen Anmerkungen zu || of Milton, Oxford 2009, S. 547–568, hier: S. 548–549. Es gibt Belege dafür, dass zeitgenössische Leser in Paradise Lost durchaus deutliche Stellungnahmen zugunsten des Republikanismus fanden; vgl. ebd., S. 547–548, und Norbrook, Writing the English Republic, S. 467. 23 Vgl. etwa: Walker, „Milton and Galileo“, S. 110; Frank B. Young, „Galileo and Milton“, in: William B. Hunter, Jr. (Hg.), A Milton Encyclopedia. 9 Bände, Lewisburg, PA, 1978, Bd. 3, S. 120–121, hier: S. 121. Auch in so gut wie allen der im Folgenden herangezogenen Interpretationen (mit Ausnahme der Interpretation von Harris), die auf diese Stelle eingehen, wird dies angenommen. 24 Die Diskussion wurde angestoßen durch Roy Flannagan, der die Verwendungen der Wörter „art“ und „arts“ in Paradise Lost sowie Miltons Gebrauch von „artist“ und „art“ in seiner englischen Prosa untersucht hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass diese Wörter von Milton überwiegend mit negativen Bedeutungen gebraucht werden; „art“ etwa komme in Paradise Lost nur in Darstellungen der Aktivitäten der gefallenen Engel vor. Bei anderen Autoren des 17. Jahrhunderts werden nach Flannagan gelegentlich betrügerische Wissenschaftler, geschickte Scharlatane und Praktiker der schwarzen Künste als „artists“ bezeichnet. Flannagan folgerte daraus, Milton habe mit der Bezeichnung als „artist“ jedenfalls kein positives Licht auf Galilei
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Paradise Lost, die Patrick Hume 1695 veröffentlichte, die Wendung „Tuscan Artist“ nicht speziell auf Galilei bezogen, sondern nur als „The Italian Astronomer, Native of Tuscany“ erläutert wird, wobei „Artist“ expliziert wird als: „one skill’d in the Arts and Sciences, especially those call’d Liberal.“25 In den Anmerkungen zu den Versen „to descry new Lands / Rivers or Mountains in her spotty Globe“ konstatiert Hume dann allerdings Entsprechungen einerseits zu den von „Galilæus“ in seinem „Siderius Nuncius“ mitgeteilten Beobachtungen über riesige, alle irdischen Berge an Höhe übertreffenden Erhebungen auf dem Mond, andererseits zu „the Opinion of the Pythagoreani, that the Moon was another World, whose brighter part resembled the Earth, and the more dark and obscure the Watery Element“.26 Die zweite Stelle, die meist als indirekte Bezugnahme auf Galilei gedeutet wird, steht in Buch III und wiederum im Kontext eines Abschnitts, der von Satans Handlungen erzählt. Als Satan auf der Erde landet, wird er als ein Fleck bezeichnet, und dieser Fleck wird mit Flecken auf der Sonne verglichen: There lands the Fiend, a spot like which perhaps Astronomer in the Sun’s lucent Orbe Through his glaz’d Optic Tube yet never saw. [PL III.588–590].
Die einzige namentliche Erwähnung Galileis schließlich findet sich in Buch V. Gott will die noch sündlos im Garten Eden lebenden Adam und Eva vor den Verführungen Satans warnen und sendet zu diesem Zweck den Erzengel Raphael zur Erde. Raphael macht sich sogleich auf den Weg; sobald die Tore des Himmels geöffnet sind, kann er die Erde sehen. Hier heißt es:
|| geworfen; er habe ihn vielleicht bloß als geschickten Handwerker dargestellt, vielleicht auch eine Verbindung zwischen ihm und Satan suggeriert. Vgl. Roy Flannagan, „Art, Artists, Galileo and Concordances“, Milton Quarterly 20 (1986), 3, S. 103–105. Julia Walker hat Flannagan aufgrund einer genaueren Prüfung mehrerer Milton’scher Verwendungen von „art“ und „artist“ widersprochen; vgl. Walker, „Milton and Galileo“, S. 112–115. Friedman dagegen, der die gängigen Verwendungsweisen der Wörter im frühen und mittleren 17. Jahrhundert sichtet, scheint Flannagan vorsichtig zuzustimmen; vgl. Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, S. 170. 25 P[atrick] H[ume], Annotations on Milton’s Paradise Lost. [...], London 1695, S. 17. – Zu Humes Werk, das in der Forschung zu den Galilei-Stellen in Paradise Lost, soweit ich sehe, noch nicht ausgewertet wurde, und zu seinem Einfluss auf spätere Editionen und Kommentare vgl. Timothy C. Miller, „Introduction“, in: ders. (Hg.), The Critical Response to John Milton’s Paradise Lost, Westport, CT, London 1997, S. 1–23, hier: S. 5. 26 H[ume], Annotations on Milton’s Paradise Lost, S. 17.
88 | Olav Krämer From hence, no cloud, or, to obstruct his sight, Starr interpos’d, however small he sees, Not unconform to other shining Globes, Earth and the Gard’n of God, with Cedars crownd Above all Hills. As when by night the Glass Of Galileo, less assur’d, observes Imagind Lands and Regions in the Moon: Or Pilot from amidst the Cyclades Delos or Samos first appeering kenns A cloudy spot. […] [PL V.257–266].
Angesichts dieser namentlichen Erwähnung Galileis und der Anspielungen auf ihn stellt sich die Frage nach Art und Umfang von Miltons Kenntnis des Werks Galileis. Im Jahr 1661, also nur wenige Jahre vor der ersten Veröffentlichung von Paradise Lost (1667), erschien der erste Band von Thomas Salusburys Mathematical Collections and Translations, der Übersetzungen mehrerer Schriften Galileis enthielt, darunter auch eine des Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo.27 Doch es sind keine Zeugnisse bekannt, die direkten Aufschluss darüber geben, dass Milton das Werk Salusburys oder andere Ausgaben von Schriften Galileis kannte. Die Frage nach Miltons möglichen Galilei-Lektüren kann also nur in der Form von Schlussfolgerungen aufgrund der zitierten Passagen sowie der Äußerungen Miltons zu astronomischen Fragen beantwortet werden. Grant McColley hat in einem Aufsatz von 1937 auf der Basis eingehender Textvergleiche die These aufgestellt, dass der um astronomische Fragen kreisende Dialog zwischen Adam und Raphael in Buch VIII von Milton in enger Anlehnung an Schriften von John Wilkins sowie an eine Entgegnung von Alexander Ross auf Wilkins konzipiert wurde.28 Mehrere Forscher nehmen an, dass Milton auch Galileis Dialogo und andere seiner Schriften kannte.29 || 27 Vgl. Thomas Salusbury, Mathematical Collections and Translations: The First Tome. In Two Parts, London 1661; die Übersetzung des Dialogo dort unter dem Titel „Galilæus Galilæus Lyncæus, His Systeme of the World“ auf S. 1–424. Zu diesem Werk vgl. Stillman Drake, „Galileo in English Literature of the Seventeenth Century“ [1967], in: ders., Essays on Galileo and the History and Philosophy of Science. Volume I. Selected and introduced by N. M. Swerdlow and T. H. Levere, Toronto u.a. 1999, S. 236–252, hierzu: S. 247–248. 28 Vgl. Grant McColley, „Milton’s Dialogue on Astronomy: The Principal Immediate Sources“, PMLA: Publications of the Modern Language Association of America 52.3 (1937), S. 728–762. Bei den Schriften von Wilkins handelt es sich um [John Wilkins], The Discovery of a World in the Moone, London 1638; John Wilkins, A Discourse concerning A New world & Another Planet. In Two Books, London 1640. Das erste Buch des zuletzt genannten Werks besteht aus der 3., verbesserten und erweiterten Auflage des zuerst genannten Werks, nun unter dem Titel The Discovery of a New World, or, A Discourse tending to prove, that ’tis probable there may be an-
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2.1 Die Platzierung Galileis innerhalb von Vergleichen Die namentliche Erwähnung Galileis und die zwei Anspielungen auf ihn befinden sich alle innerhalb von ausgedehnten Vergleichen, wie sie seit Homer zu den traditionellen Stilmitteln des Epos gehören und wie sie bei Milton in großer Zahl und in häufig sehr elaborierter Form anzutreffen sind.30 Diese Situierung innerhalb der Vergleiche verleiht den Galilei-Referenzen bereits ein gewisses Maß an Ambivalenz, denn so wird Galilei in zwei Fällen gleichsam in die Nähe Satans gerückt, ohne dass aber ausdrücklich eine Ähnlichkeit zwischen ihnen behauptet würde; es wird ja nicht Satan mit dem toskanischen Astronomen, sondern Satans Schild mit dem vom Astronomen beobachteten Mond vergli-
|| other habitable World in the Moone. Das zweite Buch des 1640 erschienenen Werks trägt den Titel: A Discourse Concerning a New Planet Tending to prove, That ’tis probable our Earth is one of the Planets. The second Booke, now first published. (Die zwei Bücher sind separat paginiert.) Das relevante Werk von Ross ist Alexander Ross, The New Planet no Planet: or, The Earth no wandring Star, Except in the wandring Heads of Galileans [...], London 1646. – Zu Werken englischer Autoren des 17. Jahrhunderts, die Lehren Galileis wiedergaben oder auf Galilei Bezug nahmen, vgl. den Überblick bei Drake, „Galileo in English Literature of the Seventeenth Century“; zu Wilkins und Ross vgl. ebd., S. 241–244. – Für eine instruktive jüngere Deutung der Kontroverse zwischen Wilkins und Ross, die dieselbe im Kontext der Herausbildung einer neuen Wissenschaftleridentität und wissenschaftlichen Diskussionskultur verortet, vgl. Adrian Johns, „Prudence and Pedantry in Early Modern Cosmology: The Trade of Al Ross“, History of Science 35 (1997), S. 23–59. 29 Vgl. Judith Scherer Herz, „‚For whom this glorious sight?‘: Dante, Milton, and the Galileo Question“, in: Mario A. Di Cesare (Hg.), Milton in Italy. Contexts, Images, Contradictions, Binghamton, NY, 1991, S. 147–157, hierzu: S. 155, Anm. 14. Herz schließt hier aus den Anspielungen auf Galilei und verschiedene seiner Entdeckungen in Paradise Lost, dass Milton die folgenden Werke Galileis kannte: Sidereus Nuncius; Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo; Il saggiatore; die so genannten Briefe über die Sonnenflecken. Vgl. auch Amy Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots: Optics and Certainty in Paradise Lost“, Milton Studies 34 (1997), S. 23– 43, hier: S. 38, 42, Anm. 25. Boesky beruft sich für die Annahme, dass Milton die Briefe über die Sonnenflecken kannte, auf Herz. Beide Interpretinnen scheinen mir die Möglichkeit außer Acht zu lassen, dass Milton über die Vermittlung durch andere Schriften von den angeführten Entdeckungen Galileis gewusst haben könnte. Zu englischen Publikationen, in denen Galilei und seine Entdeckungen erwähnt wurden, vgl. Francis R. Johnson, Astronomical Thought in Renaissance England. A Study of the English Scientific Writings from 1500 to 1645, New York 1968 [zuerst 1937], S. 248–280. 30 Zu den Vergleichen in Miltons Epos, den durch sie aufgeworfenen Deutungsschwierigkeiten und der Behandlung der Vergleiche in der Forschung vgl. den instruktiven Überblick in Alastair Fowler, „Introduction“, in: John Milton, Paradise Lost, Alastair Fowler (Hg.), 2. Aufl., London, New York 1998, S. 1–48, hierzu: S. 18–20 (dort auch Hinweise auf weitere Literatur).
90 | Olav Krämer chen.31 Zudem bezieht sich der Vergleich, in dem Galilei nicht nur indirekt, sondern namentlich erwähnt wird, nicht auf Satan, sondern auf den Engel Raphael.
2.2 Galilei als möglicher Held im neuzeitlichen Epos? Die Positionierung innerhalb der Vergleiche gibt also keinen eindeutigen Aufschluss darüber, welche Bewertung Galileis an diesen Stellen vermittelt werden soll. Um diese Frage zu klären, kann man als nächstes bei den Tatsachen ansetzen, dass Paradise Lost ein episches Heldengedicht ist, das auf vielfältige Weisen auf die Tradition dieser Gattung Bezug nimmt,32 und dass in diesem Epos neben Galilei noch eine weitere Gestalt der nachantiken Geschichte namentlich genannt wird, nämlich Columbus. Der Letztere taucht im Buch IX ebenfalls innerhalb eines Vergleichs auf, in der Passage, die berichtet, wie Adam und Eva || 31 Vor allem mit Bezug auf die Passage aus Buch I ist die Ansicht vertreten worden, dass die Assoziation mit Satan ein kritisches Licht auf Galilei oder die Astronomie werfe, so etwa in Joan Malory Webber, Milton and His Epic Tradition, Seattle, London 1979, S. 142–143. Webber zufolge gilt die Kritik aber nicht Galilei als Person, sondern der modernen Naturwissenschaft und dabei insbesondere der in ihr sich ausprägenden Neugier. Auch Neil Harris deutet die Anbindung des Vergleichs an Satan als Ausdruck einer kritischen Haltung gegenüber astronomischer Forschung und sucht diese These durch konvergierende Deutungen anderer Elemente des Vergleichs zu stützen (die Wendung „spotty globe“, die Ortsnamen); vgl. Harris, „Galileo as Symbol“, S. 11–16. Die Kritik Miltons an der neuen Astronomie, die in diesem Vergleich (wie auch in den anderen Galilei-Stellen; vgl. ebd., S. 16–17) zum Ausdruck komme, richte sich aber nicht gegen die Person Galilei; für Harris ist es nicht ausgemacht, dass mit der Wendung „the Tuscan Artist“ wirklich Galilei und nicht allgemein ein Astronom aus Florenz gemeint ist (vgl. ebd., S. 12–16). – Julia M. Walker hingegen meint, dass die Bezugnahmen auf Galilei in den Büchern I und V beide eindeutig positiv seien, da Galilei in ihnen mit „two of the unproblematically good figures in the epic“ assoziiert werde: in Buch I mit „the poet-narrator“ und in Buch V mit Raphael; Walker, „Milton and Galileo“, S. 111. Dass Galilei in der Passage über Satans Schild in Buch I mit dem Dichter und Erzähler assoziiert werde, begründet sie wie folgt: „The only person viewing the shield is the poet-narrator. If we wish to slice up and match up parts of the simile, we must say that the moon is to the shield as the Tuscan artist is to __; the only available candidate for the blank is the ‚I‘ of the poet-narrator, Milton“ (ebd.). Aber abgesehen von der Zweifelhaftigkeit der Behauptung, der Erzähler sei eine ‚Person‘, die den Schild ‚sehe‘, ist unklar, weshalb man den Vergleich ‚aufschneiden‘ und für seine Einzelteile Entsprechungen suchen sollte. 32 Vgl. dazu etwa in jüngerer Zeit Anthony Welch, „Poetic tradition, epic“, in: Stephen B. Dobranski (Hg.), Milton in Context, Cambridge 2010, S. 68–77; Charles Martindale, „Writing Epic: Paradise Lost“, in: McDowell und Smith (Hg.), The Oxford Handbook of Milton, S. 439– 461.
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nach dem Sündenfall ihre Nacktheit zu bedecken suchen (vgl. PL IX.1115–1118). Galilei wurde bekanntlich schon früh im 17. Jahrhundert häufig mit Columbus verglichen.33 In der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts erschienen außerdem einige italienische Epen über die Entdeckung Amerikas, und mehrere italienische Epen dieser Zeit enthalten rühmende Bezugnahmen auf Galilei oder lassen Astronomen mit Fernrohren auftreten; auf die mögliche Relevanz dieser Epen als Kontext für Miltons Paradise Lost hat Neil Harris hingewiesen.34 Entdecker wie Columbus und Forscher wie Galilei wurden so zu angemessenen Protagonisten eines neuzeitlichen Heldengedichts erklärt oder zumindest in die Nähe epischen Heldentums gerückt. Dass Milton einige dieser Epen kannte, ist wahrscheinlich, wenn auch bis jetzt nicht nachgewiesen.35 Falls man annimmt, dass Milton mit seinen Galilei-Referenzen in Paradise Lost auf diese epischen Heroisierungen reagieren wollte, ist aber noch nicht evident, ob diese Reaktion eher als eine beifällige, zustimmende oder als eine kritische, ablehnende zu verstehen ist. Eine Deutung würde besagen, dass Milton zwar eine biblische Geschichte als Grundlage seines Epos wählte, aber am Rande des Werks doch ausgewählten Helden der neuen Zeit eine Reverenz erweisen wollte. Die andere, von Harris vertretene Deutung dagegen lautet, dass Milton die Heroisierungen von Entdeckern wie Galilei und Columbus zurückweisen wollte, dass er sie aus diesem Grund nur am Rande seines biblischen Epos auftreten ließ und sie dort durch Assoziationen mit Satan und dem Sündenfall in ein zweifelhaftes Licht rückte.36 Weder die bloße Tatsache, dass Galilei in Miltons Epos erwähnt wird, noch die Vergleiche, innerhalb derer die Galilei-Referenzen platziert sind, erlauben also zwingende Schlüsse darüber, was Galilei an diesen Stellen symbolisieren soll und mit welcher Bewertung er versehen wird. Bis jetzt bin ich aber noch nicht auf die Details der drei Galilei-Referenzen eingegangen, also auf die Eigenschaften, die ihm an diesen Stellen zugeschrieben werden. Im Folgenden ist zu klären, ob diese Eigenschaften größere Eindeutigkeit bringen.
|| 33 Vgl. Harris, „Galileo as Symbol“, S. 22; J. L. Heilbron, Galileo, Oxford, New York 2010, S. 165. 34 Vgl. Harris, „Galileo as Symbol“, S. 21–23. 35 Vgl. ebd., S. 21–22. 36 Vgl. ebd., S. 21–23 und den Abstract des Aufsatzes, S. 3.
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2.3 Das Teleskop In allen drei Stellen wird Galilei beziehungsweise der Astronom mit einem optischen Instrument gezeigt. Mindestens eine dieser Passagen stellt die epistemische Zuverlässigkeit dieses Instruments als problematisch oder fraglich dar, nämlich die Passage aus Buch V, in der Galilei namentlich genannt wird. Dort heißt es explizit, dass die Beobachtungen Galileis weniger Gewissheit besitzen – „less assur’d“ seien – als die Wahrnehmungen des Engels Raphael (PL V.262), und die Landschaften auf dem Mond werden in einer paradoxen Formulierung zugleich als gesehene und als nur imaginierte präsentiert („observes / Imagind Lands and Regions in the Moon“, PL V.262–263). In den zwei anderen Passagen haben einige Interpreten subtilere Andeutungen einer solchen Skepsis gegenüber dem Teleskop entdeckt.37 Milton nutzt die Galilei-Referenzen also unter anderem zu dem Zweck, die Frage nach der epistemischen Zuverlässigkeit von Galileis Teleskop aufzuwerfen und diese Zuverlässigkeit als zweifelhaft darzustellen.38 Aber das Erkenntnisvermögen der Menschen, selbst das der Menschen vor dem Sündenfall, ist für Milton generell begrenzt und erlaubt in vielen Bereichen keine Gewissheit; „less assur’d“ als die Erkenntnis der Engel ist die menschliche Erkenntnis in diesen Bereichen schon vor dem Fall.39 Es wäre daher denkbar, dass die Beobachtungen mithilfe des Teleskops symbolisch für die Unvollkommenheit menschlicher Naturerkenntnis generell stehen sollen, dass sie also nicht als in || 37 Die Passage aus Buch I gibt zunächst Satan das Aussehen eines epischen Helden, indem sie die Größe und das enorme Gewicht seines Schildes hervorhebt, entlarvt dann aber – so zumindest eine Deutung – diese heroische Erscheinung als eine optische Täuschung, indem sie den Schild mit dem durch das Teleskop gesehenen und mit seiner Hilfe vergrößerten Mond vergleicht. Vgl. für diese Deutung Sharon Achinstein, „The Uses of Deception: From Cromwell to Milton“, in: Katherine Z. Keller und Gerald J. Schiffhorst (Hg.), The Witness of Times. Manifestations of Ideology in Seventeenth Century England, Pittsburgh, PA, 1993, S. 174–200, 280–284 (Anm.), hierzu: S. 196–197. Auch Friedman zufolge wird in dieser Passage Skepsis gegenüber Beobachtungen durch das Teleskop (und auch speziell gegenüber Galileis Beobachtungen) ausgedrückt; er begründet dies aber anders als Achinstein. Vgl. Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, S. 168–170. – Was die Passage aus Buch III betrifft, so umgeben einigen Interpretinnen zufolge die Wörter „yet never saw“ (PL III.590), die den Vergleich auf etwas überraschende Weise zu Ende führen, die zuvor evozierten Beobachtungen des Astronomen gleichsam mit einer Aura des Zweifels. Vgl. vor allem Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots“, S. 24– 25; Herz, „‚For whom this glorious sight?‘“, S. 156. 38 Vgl. dazu, mit unterschiedlichen Akzentsetzungen Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots“; Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, vor allem S. 166–170. 39 Das zeigt sich vor allem in dem Gespräch zwischen Adam und Raphael über astronomische Fragen in Buch VIII, auf das unten noch näher eingegangen wird.
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besonderem Maße unsicher präsentiert werden sollen; Galileis Teleskop könnte von Miltons Sprecher sogar als die bisher leistungsstärkste und eindrucksvollste Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung herangezogen werden, um zu unterstreichen, dass sogar die solchermaßen gesteigerte Wahrnehmung des Menschen sich nicht mit den Fähigkeiten der Engel messen kann.40 Patrick Hume mag die Passage aus dem fünften Buch in diesem Sinne verstanden haben: Jedenfalls zitierte er in seinen Anmerkungen zu diesen Versen einen Satz aus Galileis Sidereus Nuncius über die Unebenheiten der Mondoberfläche als Beleg dafür, was für eine klare Sicht auf den Mond Galileis „Glass“ ihm verschafft habe.41 Andererseits wurde in Miltons Zeit bekanntlich gelegentlich der Verdacht geäußert, dass das Teleskop ein Mittel der Verzerrung und der Manipulation sei, dass Beobachtungen mithilfe des Teleskops also weniger Vertrauen verdienen als die normale Wahrnehmung.42 Als ein Indiz dafür, dass Milton zu einer solchen Kritik am Teleskop neigte, gilt manchen Forschern eine Passage aus seinem Epos Paradise Regained; in dieser Passage verwendet Satan als Versucher Jesu ein nicht präzise benanntes optisches Instrument – ein „glass / Of Telescope“ oder ein „Airy Microscope“ –, um Jesus die Herrlichkeiten der Welt
|| 40 In diese Richtung weisen die Ausführungen bei Walker, „Milton and Galileo“, S. 120. Walker betont aber im Folgenden auch, dass Galileis Forschungen durch diesen Hinweis auf ihre Unvollkommenheiten im Epos keineswegs entwertet werden (vgl. ebd., S. 120–121). – Andere Interpretinnen haben eine ähnliche Deutung entwickelt, ihr aber noch eine andere Pointe gegeben: Kurz gesagt, umreißt Milton ihnen zufolge in den Galilei-Stellen und insbesondere den Darstellungen des Teleskops eine epistemologische Position, die den notwendigerweise begrenzten, kontroversen, perspektivischen und konstruierten Charakter menschlichen Wissens betont und die damit neueren Konzeptionen der Science Studies nahe stehe. Vgl. Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots“, S. 39–40; Maura Brady, „Galileo in Action: The ‚Telescope‘ in Paradise Lost“, Milton Studies 44 (2005), S. 129–152, vor allem S. 129, 149–150. 41 Vgl. H[ume], Annotations on Milton’s Paradise Lost, S. 176–177. Dort heißt es: „The Angel in his flight from Heav’n, discovering the Earth, is compared to Galileo, the Italian Astronomer, Native of Florence, and Professor at Padua, whose Glass is said to be less assured, that is, not so infallible and undeceivable as the Angelick Opticks, though it gave him so clear a prospect of the Moon, that he affirms, Ex quo deinde sensatà certitudine quispiam intelligat, Lunam superficie leni & perpolità nequaquam esse indutam, sed, aspera & inæquali, ac veluti ipsiùsmet Telluris facies, ingentibus tùmoribus, profundis lacunis atque anfractibus undíquaque confertam, Galil Nunc. Syd. Hence these Imagin’d Lands and Regions in the Moon.“ 42 Vgl. Achinstein, „The Uses of Deception: From Cromwell to Milton“, S. 197–198. Achinstein verweist hier auch auf eine royalistische Streitschrift von 1645 (The Great Assizes Holden in Parnassus), in dem „Galileo’s glasses“ als eine Metapher für die (behaupteten) Verzerrungen der Realität in den Veröffentlichungen des Parlaments gebraucht wird (vgl. ebd., S. 197). Vgl. auch Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots“, S. 29–30.
94 | Olav Krämer vorzuführen.43 Diese Parallelstelle und die durch sie aufgeworfenen Fragen können hier nicht eingehender diskutiert werden; ich belasse es daher bei der Feststellung, dass in Paradise Lost die epistemische Verlässlichkeit des Teleskops als zweifelhaft dargestellt wird, dass aber nicht klar ist, ob diese Ungewissheit eine spezifische ist oder lediglich ein Beispiel für die Begrenztheit menschlicher Erkenntnis überhaupt.
2.4 Monismus Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den drei Galilei-Referenzen betrifft nicht das Instrument, dessen sich der Astronom bedient, sondern den Inhalt der Beobachtungen oder vermeintlichen Beobachtungen, die er mithilfe dieses Instruments macht. Als eine Pointe dieser Beobachtungen wird jeweils hervorgehoben, dass sie Ähnlichkeiten zwischen der Erde einerseits und dem Mond, der Sonne oder anderen Himmelskörpern andererseits hervortreten lassen. Neben der Rede von Bergen und Flüssen auf dem Mond und der Formulierung „Not unconform to other shining Globes“ (PL V.259) weisen auch die wiederholten Erwähnungen von Sonnen- und Mondflecken in diese Richtung.44 Dieses Merkmal der Galilei-Stellen kann als Anspielung auf verschiedene astronomische Theorien oder Fragen gedeutet werden. Denkbar ist unter anderem, dass die Passagen auf Galileis Kritik an der aristotelischen Unterscheidung zwischen sublunarer und supralunarer Welt anspielen sollen,45 und diese Deutungsmöglichkeit möchte ich hier herausgreifen, weil sie mir besonders interessante Implikationen zu haben scheint. Die Frage nach Ähnlichkeiten und Unterschieden || 43 John Milton, Paradise Regained, in: ders., Complete Poems and Major Prose, Merritt Y. Hughes (Hg.), Indianapolis, IN, 1957, S. 470–530, hier: S. 516 (Buch IV, Verse 41–42 und 57). – Zu dieser Passage vgl. Achinstein, „The Uses of Deception: From Cromwell to Milton“, S. 197– 198. 44 Boesky hat darauf hingewiesen, dass an allen drei Stellen, wo Galilei genannt oder auf ihn angespielt wird, „the image of a ‚spot‘ or ‚spottiness‘“ auftauche; Boesky, „Milton, Galileo, and Sunspots“, S. 23. 45 Die Kritik an dieser aristotelischen Lehre ist auch Gegenstand der dritten „Proposition“, die John Wilkins in seinem Werk A Discovery of a New World [...] (1640) verteidigte; diese Schrift von Wilkins könnte, wie oben erwähnt, eine von Miltons Quellen für die astronomischen Erörterungen in Paradise Lost sein. Der Satz bei Wilkins lautet: „That the heavens doe not consist of any such pure matter, which can priviledge them from the like change and corruption, as these inferiour bodies are liable unto“; John Wilkins, A Discovery of a New World, or, A Discourse Tending to prove, that ’tis Probable there may be another Habitable World in the Moon, in: ders., A Discourse concerning A New World & Another Planet In Two Books, London 1640, S. 40.
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zwischen irdischen und himmlischen Substanzen und zwischen Menschen und Engeln wird in Miltons Epos an vielen Stellen thematisiert. Die Position, die Milton in diesen Fragen vertritt, wird meist als Monismus oder auch materialistischer Monismus bezeichnet, wobei sein Materialismus manchmal zusätzlich als ein vitalistischer charakterisiert wird.46 Der Gebrauch dieser Termini ist insofern nicht unproblematisch, als sie an materialistische und monistische Theorien aus dem 18. und 19. Jahrhundert denken lassen könnten; von diesen Theorien sind die Milton’schen Auffassungen deutlich abzugrenzen. Auch unabhängig von solchen Bedenken ist umstritten, ob Milton in Paradise Lost einen Monismus vertritt.47 Kaum bestreitbar ist aber, dass Miltons Epos der Annahme eines radikalen Gegensatzes zwischen irdischen und himmlischen Substanzen widerspricht. Raphael erklärt Adam und Eva, dass Gott alle Wesen und Dinge aus einer ursprünglichen materiellen Substanz („one first matter“; PL V.472) geschaffen habe, die verschiedene Grade der Vergeistigung und Reinheit aufweisen könne. Dass zwischen irdischen und himmlischen Körpern und Wesen somit nur graduelle Unterschiede bestehen, wird besonders in der Darstellung der Engel anschaulich gemacht. Die Engel in Miltons Epos nehmen Nahrung zu sich (vgl. PL V.404–409), sie können Verwundungen erleiden und dabei Schmerzen empfinden (vgl. PL VI.323–334), und – wie Raphael dem neugierigen Adam mitteilt – sie lieben und drücken ihre Liebe in einer Weise aus, die als ein über-
|| 46 Vgl. Marjara, Contemplation of Created Things, S. 68–75, 220–229; Stephen M. Fallon, Milton among the Philosophers. Poetry and Materialism in Seventeenth-Century England, Ithaca, NY, 1991; John Rogers, The Matter of Revolution. Science, Poetry and Politics in the Age of Milton, Ithaca, London 1996, S. 103–143. – Relevant im Hinblick auf Miltons Position in diesen Fragen sind auch seine Ausführungen über die Schöpfung in dem posthum veröffentlichten theologischen Werk De Doctrina Christiana. Dort vertritt Milton die Auffassung, dass Gott die Welt nicht ex nihilo, sondern aus einer Materie geschaffen habe. Vgl. John Milton, Two Books of Investigations into Christian Doctrine [...]. Translation by John Carey, in: ders., Complete Prose Works: Volume VI, ca. 1658–ca. 1660, Maurice Kelley (Hg.), New Haven, London 1973, vor allem S. 307–310. Vgl. auch: Maurice Kelley, „Introduction“, S. 3–116, hierzu: S. 88–90. Zu De Doctrina Christiana im Allgemeinen vgl. Gordon Campbell, Thomas N. Corns, John K. Hale und Fiona J. Tweedie, Milton and the Manuscript of De Doctrina Christiana, Oxford 2007. Die Autoren dieser Untersuchung kommen auch zu dem Schluss, dass die Annahme von Miltons Autorschaft, die in jüngerer Zeit von einigen Forschern in Frage gestellt worden ist, als sehr gut begründet gelten kann. Zu Miltons Auffassung der Schöpfung als einer creatio ex deo oder a deo, vgl. ebd., S. 107–109. 47 Widerspruch gegen diese These eines materialistischen Monismus und damit auch gegen die Deutungen von Fallon und Rogers hat eingelegt Noel K. Sugimura, ‚Matter of Glorious Trial‘. Spiritual and Material Substance in Paradise Lost, New Haven, London 2009.
96 | Olav Krämer legenes Pendant zum Geschlechtsverkehr unter Menschen erscheint (vgl. PL VIII.618–629).48 Der so genannte Monismus Miltons in Paradise Lost ist in seinen Details kompliziert und wirft viele Fragen auf, aber an dieser Stelle sei nur ein grundsätzlicher Punkt festgehalten: Die Beobachtungen Galileis werden in den drei Passagen als Beobachtungen präsentiert, die mit der zugrunde liegenden Metaphysik des Epos selbst übereinstimmen oder zumindest Affinitäten zu ihr aufweisen.49 Während die Erwähnungen des Teleskops die begrenzte, zweifelhafte Zuverlässigkeit dieses Instruments hervorheben, werden die Beobachtungen, die Galilei mithilfe des Teleskops gemacht hat, im Kontext des Epos aufgewertet.
2.5 Astronomie: Kosmologische Fragen als unwichtig? Die drei Passagen aus Paradise Lost, die ich hier als Galilei-Stellen bezeichne, zeigen jeweils einen Astronomen. Für die Frage, mit welchen Wertungen diese Galilei-Referenzen verbunden sind, ist daher auch relevant, welche Rolle die Astronomie in dem Epos insgesamt spielt. Eine nahe liegende Frage, die denn auch die Milton-Forschung ausführlich beschäftigt hat, lautet, welcher astronomischen Theorie Miltons Epos in seiner Darstellung des Kosmos verpflichtet ist, ob es also einen kopernikanischen oder einen ptolemäischen Kosmos entwirft oder welchem anderen System es sich anschließt. In der Diskussion um diese Frage sind mittlerweile vielfältige Positionen vertreten worden, ohne dass sich ein Konsens herausgebildet hätte. Die Anhänger unterschiedlicher Deutungen stützen sich dabei häufig auf verschiedene Textstellen. Es scheint vieles darauf hinzudeuten, dass die einschlägigen Passagen des Epos eine eindeutige Stellungnahme zugunsten eines Systems vermeiden; es finden sich Beschreibungen von Himmelsverhältnissen, die auf eine kopernikanische Theorie hindeuten, aber auch andere, die zu einer ptolemäischen Position passen, und es
|| 48 Vgl. Fallon, Milton among the Philosophers, S. 141–147. 49 Friedman hat in allgemeinerer Weise auf eine Konvergenz zwischen Galileis Entdeckungen und Theorien und Miltons Auffassung von der ursprünglichen „one first matter“ hingewiesen: „Insofar as Galileo made it more nearly possible to believe that the earth and the stars were governed by a single set of principles of motion, his discoveries and arguments spoke for an ontology consistent with Milton’s view of the ‚one first matter‘ from which ‚all‘ was made“; Friedman, „Galileo and the Art of Seeing“, S. 165.
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finden sich schließlich auch Passagen, die ausdrücklich offen lassen, welche Theorie zutrifft.50 Diese Frage nach der Kosmologie von Paradise Lost soll hier nicht weiter verfolgt werden. Statt dessen sei ein Abschnitt des Epos näher betrachtet, in dem astronomische Fragen explizit von den handelnden Figuren diskutiert werden. Im Verlauf seines langen Gesprächs mit Raphael offenbart Adam schließlich dem Engel die Fragen und Zweifel, die die Beobachtung des Himmels in ihm hervorgerufen habe. Er wundert sich darüber, dass Gott so viele und große Himmelskörper um die kleine und offenbar stillstehende Erde kreisen lasse, die sich doch mit viel weniger Aufwand bewegen könne, und er wundert sich auch darüber, dass Gott diese großen, schönen und edlen Himmelskörper nur zu dem Zweck geschaffen hat, um die kleine, dunkle Erde zu kreisen und für sie zu leuchten (PL VIII.15–38). Raphael konfrontiert Adam daraufhin mit zwei verschiedenen Erklärungen dieser Phänomene. Die erste dieser Erklärungen entspricht im Wesentlichen dem ptolemäischen System, die zweite dem kopernikanischen (PL VIII.90–158).51 Raphael weigert sich jedoch, eine der zwei || 50 Die Ansicht, dass der im Epos entworfene Kosmos keinem der astronomischen Systeme entspreche, wird etwa vertreten von Alastair Fowler in der Einleitung zu seiner Edition von Paradise Lost. Fowler schreibt hierzu: „The old idea that Milton rejected the new astronomy of his day [...], like the idea that he was a Copernican cynically using the Ptolemaic universe for poetic purposes, has been generally abandoned. The universe of PL [i.e. Paradise Lost; O.K.] is too subtly considered for it to have been constructed to persuade belief in the absolute truth of the Ptolemaic, Copernican, or Tychonic model. Not only does it combine elements of several systems but it even sometimes contrives to be geocentric and heliocentric at the same time (iv 592–597; viii 83n, 114–118n). And Milton always avoids resolving such uncertainties as the order of proximity of the inner planets“; Fowler, „Introduction“, S. 34. – Dass die Kosmologie in Paradise Lost eine kopernikanische sei, hat in jüngerer Zeit vertreten Dennis Danielson, „Astronomy“, in: Stephen B. Dobranski (Hg.), Milton in Context, Cambridge 2010, S. 213–225, hier: S. 215. Auch Martin insistiert auf dem „fundamental heliocentrism of Milton’s universe“; Martin, „‚What If the Sun Be Centre to the World?‘“, S. 253. Für Marjara hingegen ist die von Milton entworfene Kosmologie eine geozentrische; vgl. Marjara, Contemplation of Created Things, S. 43–44, 108–144. Auch Poole vertritt die Ansicht, dass die kopernikanische These in Paradise Lost zwar diskutiert werde, dass aber „the epic nonetheless upholds the Ptolemaic model as dominant“; vgl. Poole, „Milton and Science: A Caveat“, S. 28. Für materialreiche ältere Diskussionen der Frage vgl. Grant McColley, „The Astronomy of Paradise Lost“, Studies in Philology 34 (1937), S. 209–247; Allan H. Gilbert, „Milton and Galileo“, Studies in Philology 19 (1922), S. 152–185, vor allem S. 156–163. 51 Auch Patrick Hume identifizierte die von Raphael ab PL VIII.122–123 („What if the Sun / Be Center to the World, [...]“) entwickelte Vorstellung als eine der kopernikanischen Lehre entsprechende, weist aber auch darauf hin, dass diese Vorstellung zuerst von „Pythagoras and Aristarchus, two Samian Philosophers“, entworfen worden sei (H[ume], Annotations on Milton’s ‚Paradise Lost‘, S. 231). Auch in einer Bemerkung über die Mondflecken erwähnt Hume zuerst,
98 | Olav Krämer Erklärungen als die richtige auszuzeichnen; statt dessen belehrt er Adam, dass diese Fragen für den Menschen zu schwierig seien: „Heav’n is for thee too high / To know what passes there; [...]“ (PL VIII.172). Aber diese Fragen seien für den Menschen auch nicht wichtig, so Raphael gleich zu Beginn seiner langen Antwort: This to attain, whether Heav’n move or Earth, Imports not, if thou reck’n right, the rest From Man or Angel the great Architect Did wisely to conceal, and not divulge His secrets to be scann’d by them who ought Rather admire; [...] [PL VIII.70–75].
Und der Engel schließt mit der Aufforderung: „Think onely what concernes thee and thy being; [...]“ (PL VIII.174).52 In der Forschung ist ausführlich diskutiert worden, was genau von Raphael kritisiert und womöglich verboten wird und welchen Zweck seine Belehrungen verfolgen. Arthur Lovejoy hat die Ansicht vertreten, dass Raphael und mit ihm auch Milton hier die Astronomie insgesamt verurteile.53 Häufiger und wohl auch besser durch den Text abgesichert sind aber Deutungen, die – mit durchaus unterschiedlichen Akzentsetzungen – Raphaels Ermahnungen einen eingeschränkteren und spezifischeren Sinn zuschreiben: Er verurteile astronomische Forschungen keineswegs grundsätzlich, sondern spreche ihnen nur die höchste Wichtigkeit ab, und seine Kritik ziele dementsprechend nur auf bestimmte Ausprägungen der Astronomie oder der Naturforschung insgesamt: auf Forschungen, die als Selbstzweck, aus Neugier oder aus einer anmaßenden Haltung her|| dass diese Flecken schon in der Antike entdeckt und unter anderem von Pythagoras beobachtet worden seien, um dann „Galileus“ zu nennen, der mit seinem „admirable Glass“ zahlreiche weitere solcher Flecken entdeckt habe (vgl. ebd., S. 232). 52 Hume zitiert in seinen Anmerkungen zu diesen und den folgenden Versen mehrere Bibelstellen, vor allem aus dem Buch Ecclesiastes, deren Sinn ihm offenbar demjenigen der Belehrungen Raphaels zu entsprechen scheint (vgl. ebd., S. 233). Das Anführen der „Texts of Sacred Writ, relating to the POEM“, gehört zu den Hauptzwecken seines Kommentars, wie sie im vollständigen Titel mitgeteilt werden. 53 Vgl. Arthur O. Lovejoy, „Milton’s Dialogue on Astronomy“, in: J. A. Mazzeo (Hg.), Reason and the Imagination: Studies in the History of Ideas 1600–1800, New York, London 1962, S. 129– 142, hier: S. 141. – McColley versteht die von Milton beabsichtigte Kritik nicht als so radikal und umfassend, meint aber immerhin auch, dass sie grundsätzlich gegen „cosmological speculation“ gerichtet gewesen sei; vgl. McColley, „Milton’s Dialogue on Astronomy“, S. 756–757. Dazu, ob und gegebenenfalls wie seiner Ansicht nach Milton zwischen Spekulationen und akzeptabler astronomischer Forschung unterschieden hat, äußert sich McColley nicht.
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aus betrieben werden,54 oder auf müßige wissenschaftliche Kontroversen ohne praktische Relevanz;55 zu diesen nutzlosen Kontroversen scheinen Raphael und Milton dieser Passage zufolge auch die Debatte zwischen Anhängern des geozentrischen und des heliozentrischen Systems zu zählen.56 Einige neuere Studien verlagern die Akzente dieser Interpretation in Richtung einer größeren Wissenschaftsfreundlichkeit, indem sie Raphaels Ausführungen geradezu als Ermunterungen zur Naturforschung deuten, die lediglich mit gewissen Einschränkungen oder mahnenden Hinweisen versehen werde.57 Nun findet Raphaels Gespräch mit Adam aber vor dem Sündenfall statt, und so stellt sich die Frage, ob die Situation des Menschen nach dem Fall sich in einer Weise geändert hat, die astronomischen Forschungen eine neue Wichtigkeit verleiht.58 Julia Walker hat diese Frage eindeutig bejaht: Adam werde sich || 54 Vgl. Gilbert, „Milton and Galileo“, S. 185; Schultz, Milton and Forbidden Knowledge, S. 173– 179; Barbara Kiefer Lewalski, Paradise Lost and the Rhetoric of Literary Forms, Princeton, NJ, 1985, S. 49–50; dies., „Milton and the Hartlib Circle. Educational Projects and Epic Paideia“, in: Diana Treviño Benet und Michael Lieb (Hg.), Literary Milton. Text, Pretext, Context, Pittsburgh, PA, 1994, S. 202–219, 252–255 (Anm.), hier: S. 216. Vgl. auch die Anmerkungen des Herausgebers zu den Versen VIII.167 und VIII.183–197 in John Milton, Paradise Lost, Alastair Fowler (Hg.), 2. Aufl., London und New York 1998, S. 438–439 und die dort zitierte Literatur. 55 Vgl. Marjara, Contemplation of Created Things, S. 280–288. 56 Vgl. ebd., vor allem S. 282. Als unnütz habe Milton den Streit zwischen Anhängern des heliozentrischen und des geozentrischen Systems betrachtet, weil die Entscheidung zwischen ihnen für Fragen der praktischen Astronomie, etwa für die Berechnung der Dauer von Tag und Nacht sowie der Jahreszeiten, irrelevant sei. Marjara stützt seine Deutung vor allem auf die Verse PL VIII.68–71 und VIII.75–84, in denen Raphael Forschungen, die den genannten praktischen Zwecken dienen, als sinnvoll anerkenne, das Konstruieren kosmologischer Modelle hingegen der Lächerlichkeit preisgebe. 57 So etwa Lewalski, „Milton and the Hartlib Circle“, S. 216. Lewalski zufolge ermutigt der Engel indirekt Adam und seine Nachkommen zu astronomischen Studien, indem er den Streit zwischen den kosmologischen Modellen nicht einfach kraft seiner Autorität entscheide, sondern der menschlichen Forschung überlasse. Bei seinen Ermahnungen gehe es Raphael nicht darum, die Menschen von astronomischer Forschung abzuhalten, sondern darum, epistemologische und ethische Richtlinien für diese Forschung und für die Naturforschung generell aufzustellen; vgl. ebd. und dies., Paradise Lost and the Rhetoric of Literary Forms, S. 49–50). Catherine Gimelli Martin schreibt diesen Ermahnungen noch deutlich weniger Gewicht zu; es handle sich dabei nur um „the kind of conventional piety expected of any contemporary scientist, from Bacon himself to the Christian virtuosi of the Royal Society“; Martin, „‚What If the Sun Be Centre to the World?‘“, S. 239. Diese Ermahnungen lassen daher ihr zufolge die positive Einstellung zu empirischen Forschungen, die Raphael sonst bekunde, unberührt (vgl. ebd.). 58 Zu der Bedeutung, die Auffassungen vom Sündenfall in der Entwicklung frühneuzeitlicher Konzeptionen der Naturforschung zukam, vgl. etwa Peter Harrison, „Original Sin and the Problem of Knowledge in Early Modern Europe“, Journal of the History of Ideas 63.2 (2002), S. 239–259.
100 | Olav Krämer über „the ontological boundaries set by Raphael“ hinauswagen, und wenn er dies tue, werde er die Erkenntnisse Kopernikus’ und Galileis benötigen.59 Aber diese These scheint, zumindest in dieser entschiedenen Formulierung, kaum eine hinreichende Grundlage in Miltons Text zu haben. In den Büchern X bis XII, die auf den Bericht vom Sündenfall in Buch IX folgen, wird Raphaels Urteil über die Astronomie nirgends ausdrücklich revidiert. Dabei gäbe es für eine solche Revision durchaus Gelegenheiten, denn in den Büchern XI und XII erhält Adam wiederum ausführliche Belehrungen durch einen Engel, dieses Mal durch Michael, der ihn über die künftigen Geschicke des Menschengeschlechts unterrichtet. Aber Milton nutzt diese Teile nicht, um die Bedeutung der Astronomie oder der Naturwissenschaften allgemein oder auch der Technik für die Welt nach dem Fall zu erläutern;60 die Entwicklung von Wissenschaft oder Technik spielt in der Darstellung der Menschheitsgeschichte, die Adam hier erhält, keine Rolle. Erst ganz am Ende des Gesprächs kommt Michael knapp auf die menschliche Naturforschung zu sprechen und erwähnt, dass Adams Nachkommen „all Natures works, / Or works of God in Heav’n, Aire, Earth, or Sea“ erforschen und alle Sterne mit ihren Namen kennen werde (PL XII.579–580). Aber Michael weist auf diese künftigen Erkenntnisse gerade zu dem Zweck hin, ihre Wichtigkeit zu relativieren: All dieses Wissen könne der entscheidenden Weisheit nichts hinzufügen, denn diese Weisheit – „the summe / Of wisdom“ (PL XII.575–576) – bestehe in der Einsicht, dass das Beste für den Menschen sei, Gott zu lieben und zu fürchten, ihm zu gehorchen und sich allein auf ihn zu verlassen (vgl. die der zitierten Aussage Michaels vorangehende Äußerung Adams, PL XII.561–573). Raphaels Ausführungen über die Astronomie im Gespräch mit Adam werden somit im Epos zumindest keiner expliziten oder offensichtlichen Relativierung unterzogen. Diese Ausführungen Raphaels aber etablieren – ähnlich wie die eben zitierten Äußerungen Michaels – eine Unterscheidung zwischen intel|| 59 Vgl. Walker, „Milton and Galileo“, S. 119–120, Zitat S. 120. – Auch Herz meint, dass Raphaels Urteile über astronomische Forschungen innerhalb des Epos relativiert werden und nicht Miltons letztes Wort zu dieser Frage darstellen, aber ihre Begründung für diese Deutung hat sich mir nicht erschlossen. Sie bemerkt unter anderem, dass am Ende des hier diskutierten Dialogabschnitts naturwissenschaftliche Forschung durch „moral inquiry“ ersetzt werde und dass die moralische Forschung wieder ihre eigenen Unsicherheiten und Verwirrungen erzeuge; Herz, „‚For whom this glorious sight?‘“, S. 154. Mir ist nicht klar, was aus diesen Feststellungen im Hinblick auf die Frage nach der Bewertung astronomischer Forschungen im Epos folgen sollte. 60 Milton hat diesen Teil des Epos aber nach Ansicht einiger zeitgenössischer Leser und vieler neuerer Interpreten dazu genutzt, politische Überzeugungen zu artikulieren, so insbesondere in der Passage über Nimrod, den ersten Tyrannen (PL XII.24–104). Vgl. Norbrook, Writing the English Republic, S. 463–467; Dzelzainis, „The Politics of Paradise Lost“, S. 548.
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lektuellen Anstrengungen, die für den Menschen wichtig sind, und solchen, die zwar nicht sündhaft, aber unwichtig sind. Und zumindest einige der Fragen, mit denen Galilei sich beschäftigt hat und die auch für Miltons Zeitgenossen mit Galilei assoziiert waren, werden zu diesen irrelevanten Forschungen gezählt oder wenigstens dem Verdacht ausgesetzt, dass sie in diese Kategorie gehören: so insbesondere die Frage, „whether Heav’n move or Earth“ (PL VIII.70).
3 Schluss Die Ergebnisse der obigen Analysen zu den Galilei-Stellen in Paradise Lost lassen sich, etwas zugespitzt, wie folgt zusammenfassen: In Miltons Epos wird Galilei gezeigt als Verkörperung einer spezifisch neuzeitlichen und womöglich bedenklichen Art des Heldentums, als ein Forscher, der sich eines Instruments von zweifelhafter Verlässlichkeit bedient, der mit diesem Instrument aber dennoch Beobachtungen macht, die mit einer vernünftigen Schriftauslegung konvergieren, und schließlich als ein Forscher, dessen intellektuelle Ambitionen die Grenzen dessen zu überschreiten drohen, was für den Menschen zugänglich und wichtig ist. Ob man diese Bedeutungsfacetten auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann, ist in meinen Augen nicht sicher. Am ehesten könnte man sagen, dass Galileis Forschungen als Beispiel für ungewöhnliche intellektuelle Leistungen eines herausragenden Individuums gezeigt werden, die als solche aber auch in besonderem Maße jene Ambivalenzen und Gefährdungen aufweisen, denen heroische Anstrengungen von Menschen nach dem Sündenfall prinzipiell ausgesetzt sind. Eines kann man aber auf jeden Fall festhalten: Zu den Eigenschaften, die Galilei in Paradise Lost zugeschrieben werden, gehört eben jene nicht, die in Areopagitica als einzige interessiert – die Eigenschaft eines Opfers der Inquisition. Keine der drei Stellen im Epos deutet an, dass der Astronom mit dem Teleskop der Gegner einer herrschenden Orthodoxie und als solcher der Verfolgung ausgesetzt wäre.61 Dass Milton in Paradise Lost Galilei als einen Märtyrer feiere || 61 Harris allerdings meint, dass in Miltons Epos zwar der Wissenschaftler Galilei in einem kritischen Licht erscheine, dass aber zugleich Galilei als ein Märtyrer der Wahrheit glorifiziert werde, indem er mit dem Topos vom einsamen Gerechten inmitten einer verdorbenen Welt assoziiert werde: „Milton glorifies not the scientific importance of Galileo’s discoveries, but the symbolic value of the casus Galilei. Behind the negative image of the astronomer is the figure of the single man suffering for truth, ‚grown old a prisner to the Inquisition‘. In the image of the ‚one just man‘ (a symbol which occurs so often in his writing), Milton asserts his faith in the eventual triumph of the great cause“; Harris, „Galileo as Symbol“, S. 28; vgl. hierzu ebd., S. 24–
102 | Olav Krämer und eine intellektuelle ‚Heiligsprechung‘ vollziehe,62 ist für mich nicht zu erkennen. Hält man die Galilei-Referenz aus Areopagitica und die Galilei-Stellen aus Paradise Lost nebeneinander, zeigt sich keine Parallele oder Kontinuität, sondern der Kontrast zwischen einem Exemplum mit eingeschränkter und eindeutiger Funktion und einem vieldeutigen Symbol oder, anders formuliert: eine Aufspaltung der Bedeutungsfacetten der Symbolfigur Galilei. Innerhalb der Geschichte der Galilei-Rezeption bieten die Texte Miltons also nicht nur ein Beispiel für eine frühe Deutung Galileis als Märtyrer; sie bieten auch ein Beispiel dafür, wie ein Autor einerseits das Inquisitionsopfer Galilei für seine eigenen argumentativen Zwecke benutzt und andererseits die wissenschaftlichen Leistungen Galileis einer sehr komplexen und ambivalenten Bewertung unterzieht.
|| 28. Harris’ Begründung dieser These erscheint mir allerdings als schwer nachvollziehbar und insgesamt wenig plausibel. Er verweist auf einige Stellen in Paradise Lost, wo auf den Topos des einsamen Gerechten in der verdorbenen Welt angespielt werde (vgl. ebd., S. 25, Anm. 61; es handelt sich um: PL XI, 701, 808, 818). An keiner dieser Stellen wird aber auf Galilei verwiesen. Die Verbindung zu Galilei scheint für Harris dadurch zu entstehen, dass in Buch I der „Tuscan Artist“ mit dem Ort Fesole verbunden wird; Harris nimmt an, dass Milton hier auf eine Stelle in Dantes Commedia anspielt, in der von „bestie Fiesolane“ die Rede ist (vgl. ebd., S. 24–25 und 14–15), und dass diese Dante-Stelle wiederum auf eine andere Passage im Inferno verweise, in der die Worte „Giusti son due“ vorkommen (vgl. ebd., S. 25). Diese intertextuellen Bezugnahmen (falls es sich denn um solche handelt) scheinen mir zugleich so voraussetzungsreich und so schwach markiert zu sein, dass sie nur für die wenigsten Leser erkennbar sein dürften. – Annabel Patterson sieht ebenfalls eine Kontinuität zwischen den Galilei-Referenzen in Areopagitica und Paradise Lost, gibt diesen Bezugnahmen aber in erster Linie einen politischen Sinn. Galilei werde in Paradise Lost mit revolutionären Bestrebungen assoziiert; mit der Evokation Galileis, so deutet Patterson (eher indirekt) an, drücke Milton sein Festhalten an seinen radikalen politischen Idealen aus. Vgl. Annabel Patterson, „Imagining New Worlds. Milton, Galileo, and the ‚Good Old Cause‘“, in: Katherine Z. Keller und Gerald J. Schiffhorst (Hg.), The Witness of Times. Manifestations of Ideology in Seventeenth Century England, Pittsburgh, PA, 1993, S. 238–260, 291–294 (Anm.), hier: S. 243 und v.a. 259–260. Aber Patterson bietet so gut wie keine textuelle Stützung für ihre These von der ‚revolutionären‘ Rolle Galileis im Epos, abgesehen von einem Hinweis darauf, dass Galilei im Epos als Astronom gezeigt werde und dass in Raphaels Ausführungen über astronomische Fragen die Wendung „Admitting Motion in the Heav’ns“ (PL VIII.115) auftaucht. 62 Vgl. Walker, „Milton and Galileo“, vor allem S. 109, 121–122.
Richard L. Kremer (Dartmouth College, Hanover)
Galileo in Danzig, as Portrayed in Peter Crüger’s Schreibkalender Introduction*
In his first major publication, the Danzig businessman, brewer and astronomer Johannes Hevelius famously presented his telescopic observations of the lunar surface. This lunar cartography, with its set of large plates employing various representational modes, immediately established Hevelius as Europe’s preeminent telescopic astronomer. The Selenographia (1647) opens with a long discussion of optics and telescope making. Its title page conspicuously portrays the eleventh-century Islamic mathematician Ibn al-Haytham (Alhazen) as optical theory (Ratione) and Galileo, on the right holding a long telescope tube, as optical experience (Sensu) (see Fig. 1). Yet Hevelius’s text only tersely mentions Galileo’s telescopic discoveries made a third of a century earlier. Readers learn that Galileo’s telescope resolved previously unknown stars, showed satellites around Jupiter and spots on the Sun, and revealed topographical features on the Moon. Hevelius praised Galileo as “the most eminent Italian philosopher” but also accused him of wrongly seeing a round (rather than oblong) Saturn and disk-like (rather than point-like) stars. Despite his prominence on the title page, Galileo does not feature significantly in Hevelius’s book; most strikingly for a book on the Moon, the Selenographia provides very little information about Galileo’s lunar observations. Were Galileo’s contributions so well known in midseventeenth century Danzig that Hevelius found no need to recapitulate them for his readers? Or had news of Galileo’s work not traveled north, leaving Hevelius and the Danzig astronomers uninformed of the Italian’s efforts? Or might Hevelius not have wanted to celebrate Galileo’s telescopic endeavors only fifteen years after the “Galileo affair” had washed over Europe? || * I thank the director and staff of the Gdańsk Library of the Polish Academy of Sciences for generously assisting my study of the seventeenth-century calendrical imprints in their collections. For their stimulating questions and comments I am indebted to participants in the “Tintenfass und Teleskop” Villa Vigoni-Gespräch where the initial version of this paper was presented. And for their generous responses to my many questions, I thank my colleagues William B. Ashworth Jr., Bruce Bradley, Dennis Danielson, Christopher M. Graney, Pietro D. Omodeo, Michael H. Shank and Jarosław Włodarczyk.
104 | Richard L. Kremer This rather thin presentation of Galileo in the Selenographia prompts the questions for this essay. What was the perception of Galileo in Danzig during the first half of the seventeenth century? How did knowledge of the Sidereus nuncius (1610), the Dialogo (1632) or the Discorsi (1638) travel to Danzig, a large center of trade, shipping and commercial activity that lacked a university (Danzig’s Gymnasium did, however, have close ties to the University of Wittenberg)? Danzig, we should note, had for a century been a leading center of Protestantism due to its proximity to Ducal Prussia, where Albert of Brandenburg had opted for Lutheranism. Hevelius’s private observatory, initiated around 1642, would become, for a time, the world’s leading astronomical observatory. And through his correspondence, Hevelius participated extensively in the seventeenth-century European Republic of Letters. Clearly, the Prussian city of Danzig participated in various European networks.
Fig. 1: Galileo as representative of the senses. Johann Hevelius, Selenographia (Danzig 1647), frontispiece Reproduced courtesy of the Deutsches Museum Bibliothek, Munich (1927 C 28)
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What news of Galileo flowed through those networks? Previous scholars have focused on Galileo’s “reception” in England, France, and among particular seventeenth-century individuals or institutions. The most recent study on the “diffusion” of Galileo’s telescopic discoveries, although subtitled Una storia europea, barely mentions northern Europe.1 My goal here is to narrow the focus, to offer a reception study for a particular northern city, Danzig.
1 Schreibkalender as Historical Sources for the History of Astronomy I shall consider Galileo’s reception in the genre of the Schreibkalender, the annual compendium of calendrical, computistic, astrological, medical and local news that print shops from Antwerp to Prague began issuing by the 1550s.2 The name derives from their layout. Generally only the verso pages are printed, presenting daily information for one month; the recto pages are blank, which enabled users to record autograph notes as in a diary. Ranging in length from 12 to 24 folios, these small calendars offered risk-adverse printers steady financial returns; literally thousands of editions, in hundreds of thousands of copies, flooded the market well into the eighteenth century. Usually written in the vernacular rather than Latin, these calendars were intended for the general public and were authored by a wide range of calendar makers – surgeons, astrologers, city physicians, printers, clergy, ‘lovers of astronomy’ (Liebhaber der Astronomie), mathematicians, school teachers and (rarely) university professors. An understudied genre for cultural studies, Schreibkalender fall into of what German literary historians have called Gebrauchsliteratur, viz., non-scholarly texts intended for particular, often pragmatic goals. Schreibkalender were timely or || 1 Johann Hevelius, Selenographia, Danzig 1647, pp. 32, 35, 38–39, 42, 45, 82, 205; Mordechai Feingold, “Galileo in England: The First Phase”, in: Paolo Galluzzi (ed.), Novità celesti e crisi del sapere: Atti del Convegno Internazionale di Studi Galileiani, Florence 1983, pp. 411–420; John Lewis, Galileo in France: French Reactions to the Theories and Trial of Galileo, New York 2006; Carla Rita Palmerino and J. M. M. H. Thijssen (eds.), The Reception of the Galilean Science of Motion in Seventeenth Century Europe, Boston 2004; Renée J. Raphael, Galileo as a Commentator on Aristotle? The Reception of Galileo in the Jesuit Collegio Romano and University of Pisa, 1633–1700, Ph.D. dissertation, Princeton University 2009; Massimo Bucciantini, Michele Camerota and Franco Giudice, Il telescopio di Galileo: Una storia europea, Turin 2012. 2 Klaus-Dieter Herbst, Die Schreibkalender im Kontext der Frühaufklärung, Jena 2010; Id. (ed.), Astronomie – Literatur – Volksaufklärung: Der Schreibkalender der frühen Neuzeit mit seinen Text- und Bildbeigaben, Jena 2012.
106 | Richard L. Kremer periodic publications. Each edition was valid for only a single year and would be replaced by its successor for the next year. Indeed, by the seventeenth century the printed “newspaper” would emerge from the Schreibkalender. Not surprisingly, therefore, news of Galileo’s early telescopic discoveries quickly appeared in the Schreibkalender.3 As shown by calendar historian Klaus-Dieter Herbst, by August of 1610 a young mathematician who had studied in Leipzig and who would become a notorious chiliast, Paul Nagel, reported on the Sidereus nuncius in his 1611 calendar printed in Leipzig. Nagel wrote that in peering through a single lens he could not see Jupiter’s satellites; but had he a speculum with two lenses then perhaps the “presumed planets” of Galileo would have been apparent. Surely the new instrument, Nagel enthused, will enable observers to see satellites around Mars and Saturn. Another early telescope user, Simon Marius, court astrologer in Ansbach who in 1600 had traveled to Prague hoping to work with Tycho Brahe, saw Jupiter’s satellites at the same time as had Galileo (January 1610) but did not publish these findings until early 1611 in his Schreibkalender for 1612 printed in Nuremberg (the dedication is dated 1 March 1611). Marius freely gave Galileo priority for the discovery. “Galileo Galilei, mathematician in Padua, published a small tract on these new satellites … and I wanted to repeat diligently this great miracle.”4 News of Galileo’s Sidereus nuncius, it would appear, had quickly reached the printing centers of Nuremberg and Leipzig.
2 Galileo in Peter Crüger’s Frag und Antwort More time would be required for news of Galileo to reach the Danzig calendar makers. As I have discussed previously, the printing of annual calendars began rather late in Danzig, not until the 1570s. 5 In 1572 that city’s Senate began paying Wilhelm Misocacus, a refugee medicus et astrologus from the Low Countries, an annual stipend of 50 Mark to prepare and publish a local Schreibkalender, a practice that would continue, with slight variation, into the eighteenth century. || 3 Klaus-Dieter Herbst, “Galileo’s Astronomical Discoveries Using the Telescope and Their Evaluation Found in a Writing-Calendar from 1611”, Astronomische Nachrichten 330 (2009), pp. 536–539. 4 Paul Nagel, Chiromantia meganthropi sive Signatura macrocosmi, Leipzig 1610, sig. J2r; Simon Marius, Alter vnd neuer SchreibCalender … auf das Jahr 1612, Nuremberg 1611, sig. B7v. 5 Richard L. Kremer, “Mathematical Astronomy and Calendar-Making in Gdańsk from 1540 to 1700”, in: Herbst (ed.), Astronomie – Literatur – Volksaufklärung, pp. 477–492.
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Danzig’s official calendar maker, during the period of interest to us here, would be Peter Crüger, a Master from the University of Wittenberg who served as professor of mathematics and astronomy at the local gymnasium. Crüger authored annual calendars from 1607 until his death in 1639; his widow produced the calendar for 1641 and an anonymous ‘Continuator’ made for 1642–1645 calendars that still list Crüger’s name on their title pages. Crüger’s calendars would present Galileo to Danzig’s readers. Historians have remembered Crüger, however, not for his calendars but for having introduced Johann Hevelius in the late 1620s to observational astronomy and its large instruments made in the style of Tycho Brahe, an episode that Hevelius later would warmly describe.6 Perhaps because of his pedagogical situation (he also published several textbooks in astronomy and mathematics), Crüger early began to discuss wideranging questions in his calendars, either in their dedications to public officials of Danzig or their prognostications for the year. In 1612, he considered three types of natural motion: of blood in the human body, of bodies in the heavens, and of a magnet suspended by a thread. In 1613, he defended himself against the charge of being a “Copernican heretic”, asserting that he accepted only the daily, twenty-hour rotation of the Earth but not an annual motion. Apparently Crüger’s readers appreciated these digressions; the 1616 calendar contains 15 questions and answers, a format Crüger described on his title pages as “Frag und Antwort.” This discursive format, very rare for the Schreibkalender genre more generally, would feature prominently in Danzig (and Königsberg) calendars for most of the seventeenth century. Printers even offered independent collections of these questions and answers extracted from the calendars (see Fig. 2).7 The questions Crüger chose to address encompassed astronomical, astrological, historical, literary and natural philosophical topics. The 1627–1630 calendars, for example (the years when Hevelius studied with Crüger), offer chatty, often lengthy commentaries on questions such as whether God started the first day of creation in the morning or evening; whether the biblical episodes when God commanded the Sun or Moon to stand still would upset astronomical tables || 6 Johann Hevelius, Machina coelestis, Danzig 1673–1679, vol. I, pp. 37–42. 7 Peter Crüger, Cupediae astrosophicae Crügerianae, das ist Frag vnd Antwort darinnen die allerkunstreichesten vnd tieffesten Geheimbnüsse der Astronomiae, deß Calender-Schreibens, der Astrologiae, und der Geographiae, Breslau 1631; Anna Linemann, Deliciae calendario-graphicae, das ist die sinnreichsten und allerkünstlichsten Fragen und Antworten, darinnen die edelste Geheimnisse der Physic, Astronomie, Astrologie, Geographie etc. bestermassen Gelehrten und Ungelehrten zum Besten anmuthig und verständlich ausgeführet und verabschiedet werden, Königsberg 1654.
108 | Richard L. Kremer with their epochs of “creation”; why the March air is so unhealthy; in what years were the Kingdom of Poland and the city of Danzig founded; could animals or people live at the Earth’s poles; are there more eclipses per year now than in earlier times; do leap years differ astrologically from normal years (we now call this blogging). Although writing in a quite informal German, Crüger cited both ancient and recent authorities and sprinkled his prose with Latin quotations that he usually translated for his readers.
Fig. 2: Reprinting Crüger’s Frag und Antwort for a wider readership. Peter Crüger, Cupediae astrosophicae Crügerianae (Breslau 1631), title page. Reproduced courtesy of the Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel (123.3 Quod. (1))
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My index of Crüger’s Frag und Antwort through 1631 (the collected volume) finds the most cited authors to be Kepler (27 citations), Tycho Brahe (15), the sixteenth-century polymath Joseph Scaliger (13), Aristotle (12), David Herlitz, an astronomer and city physician from Stargard near Danzig (12), Pliny (10), the sixteenth-century Italian physician, mathematician and astrologer Gerolamo Cardano (9), Ptolemy (9), Flavius Josephus (8), and Copernicus (7).8 These Schreibkalender thus offer Crüger’s views on issues of interest for his readers, with ancient authors often included as fully relevant to the contemporary disputes. Crüger mentioned Galileo only four times by 1631 and several times thereafter. Crüger did not regularly inform his readers about the latest additions to Galileo’s published œuvre. Galileo’s name first appears in the Frag und Antwort for 1619, as Crüger asked “whether all stars [Sterne] are transparent and have their own light or are opaque and only reflect their light from the Sun,” a question motivated by the recent telescopic discoveries in astronomy and debates over what might be called the physics of astrology.9 Citing Kepler’s Tertius interveniens (dated January 1610), Crüger offered two arguments taken nearly verbatim from Kepler for why planets must have their own light. Since neither Venus nor Mercury (Kepler had referred to Venus and Mars, citing a 1582 observation by Tycho Brahe) show phases and since Saturn, a body much larger than the Earth, is never observed to eclipse stars as the Earth eclipses the Moon, these planets (and the stars) cannot be reflecting their light from the Sun. The Moon, on the other hand, shows phases and is eclipsed and must therefore receive its light from the Sun. Kepler here was responding to a vituperative attack on astrology published the previous year by the physician to Count Georg Friedrich of Baden, Philipp Feselius, who had asserted that all planets, like the Moon, shine with light from the Sun (concluding from this that the planets cannot exert differing astrological influences due to differing types of light). We see only the Moon eclipsed, Feselius added, because the Earth’s shadow is not long enough to extend to the other planets. Kepler had not responded to this argument of Feselius’s and neither did Crüger.10 || 8 Crüger continued the Frag und Antwort in his prognostications for the later 1630s, heavily citing ancient authors. For the six years I have examined, 1632–1634, 1636, 1638–1639, his most cited authors include Pliny (9 citations), Tycho Brahe (5), Aristotle (4), Plutarch (4), and his contemporary, the Jesuit theologian Libert Froidmont (3). 9 Both Kepler and Crüger deploy the German term “Sterne” to refer to both fixed stars and moving planets. Crüger, Cupediae, sig. J3v–K1r. 10 Cf. Philipp Feselius, Gründtlicher Discurs von der Astrologia Judiciaria, Straßburg 1609, sig. E4v–F1r; Johannes Kepler, Gesammelte Werke, 21 vols., Munich 1937–2009, vol. IV, p. 251;
110 | Richard L. Kremer But Crüger in his 1619 Frag und Antwort agreeed with Feselius against Kepler’s 1610 argument. More recently, Crüger wrote, Galileo in Italy, Kepler in Bohemia, Marius in Germany, Fabricius in Friesland, and “many other witnesses,” using Dutch conspicilla, have observed that Venus waxes and wanes like the Moon (were Tycho to have used this instrument, Crüger added, surely he too would have seen the phases in 1582).11 And since those wielding telescopes saw identically the changing face of Venus at the same dates, their observations cannot be merely artifacts of their instruments. Thus, concluded Crüger, we must agree with Galileo that the planets have their light from the Sun but that the fixed stars (Sterne des Firmaments) shine with their own light. This latter conclusion, of course, is unrelated to the observed phases of Venus. Crüger offered two arguments for its support, neither related to Galileo. Saturn illuminated only by the Sun would cast a large shadow and thereby eclipse stars were the latter also illuminated by the Sun.12 Since Saturn is not observed to eclipse stars, the latter must have their own light. And the apparent brightness of Jupiter and Saturn varies according to their distance from the Sun. Surely the stars, “so many hundred thousands of miles higher” than Saturn, would be too faint for us to see if their light came only from the Sun.13 Crüger’s list of the observers of Venus’s phases is most interesting. It is not clear from Crüger’s text how he had learned of the various observations. In 1611 Kepler had published letters in which Galileo and Simon Marius announce their independent observations of the phenomenon. Marius publicly reported his finding that Venus (and Mercury!) shows phases in the dedication (dated 1 March 1611) to his 1612 Prognosticon astrologicum, Galileo in his 1612 Discourse || Crüger, Cupediae, sig. J4r. Kepler had provided several other arguments, ignored by Crüger, against the idea of planets shining by reflected light. In his Dissertatio cum nuncio sidereo, dated May 1610, Kepler changed his mind, now arguing from Galileo’s telescopic observations of sparking stars and disk-like planets that the latter are opaque bodies reflecting sunlight. See Kepler, Gesammelte Werke, vol. IV, p. 302. Perhaps Crüger did not know this latter work? 11 Huib Zuidervaart, “The ‘True Inventor’ of the Telescope: A Survey of 400 Years of Debate”, in: Albert van Helden et al. (eds.), Origins of the Telescope, Amsterdam 2010, pp. 9–44, p. 18, lists eleven known astronomical users of the telescope by 1611; Crüger includes four of these here. 12 Crüger did not offer quantitative information about the relative sizes and distances of the Sun and Saturn that would be required for such “stellar eclipses” to occur. 13 For an overview of arguments about star sizes and distances in the debates circa 1600 over heliocentrism, see Christopher M. Graney, “Stars as the Armies of God: Lansbergen’s Incorporation of Tycho Brahe’s Star-Size Argument into the Copernican Theory”, Journal for the History of Astronomy 44 (2013), pp. 165–172.
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on Bodies in Water and his 1613 Letters on Sunspots.14 By 1615, Kepler and Crüger opened a correspondence that would extend until 1626, but their extant letters published in Kepler’s Gesammelte Werke never mention Galileo, telescopic observations, or stars. And as far as I know, Kepler never reported making his own telescopic observations of the phases of Venus.15 Similarly, I have found no evidence that either David Fabricius or his son Johann, who in 1611 had made the earliest telescopic observations of sunspots, ever reported Venus observations.16 Crüger apparently jumbled together the various discoveries of the early telescopic observers who, starting in 1609, had observed the satellites of Jupiter, phases of Venus, and spots on the Sun, work that prompted vituperative arguments over priority that have continued until the present.17 For Crüger in 1619, however, priority was not an issue. He did not give Galileo priority for discovering Venus’s phases and did not praise him for having been the first to turn the Dutch conspicillum towards the heavens. The telescopic findings of the Sidereus nuncius also remain unmentioned. Crüger did not use the newly discovered phases of Venus to motivate a discussion of heliocentric versus geocentric cosmologies. We might conclude, therefore, that Crüger by 1619 judged the telescopic discoveries to be not very significant for astronomy or || 14 Kepler, Gesammelte Werke, vol. IV, pp. 347–350; Christian Frisch (ed.), Joannis Kepleri astronomi opera omnia, 8 vols., Frankfurt a.M. 1858–1871, vol. II, p. 470; Eileen Reeves and Albert van Helden (eds.), On Sunspots, Galileo Galilei & Christoph Scheiner, Chicago 2010, pp. 92–94, 196; N. M. Swerdlow, “Galileo’s Discoveries with the Telescope”, in: Peter Machamer (ed.), The Cambridge Companion to Galileo, Cambridge 1998, p. 261. 15 I base this judgment on a search of the thorough indices found in Frisch and the most detailed biography, Max Caspar, Kepler, trans. C. Doris Hellman, New York 1993. Kepler to Galileo, 28 March 1611, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. XVI, p. 372, indicated that he had not been able to see the “figura” of Saturn or Venus. 16 Cf. Johannes Fabricius, De maculis in sole observatis, et apparente earum cum sole conversione, Wittenberg 1611; Gerhard Berthold, Der Magister Johann Fabricius und die Sonnenflecken nebst einem Excurse über David Fabricius, Leipzig 1894; Reeves and van Helden (eds.), On sunspots. 17 The most acerbic of these, of course, concerned Marius versus Galileo on the Jupiter satellites. Cf. Antonio Favaro (ed.), Le opere di Galileo Galilei, 20 vols., Florence 1929–1939, vol. VI, p. 215–217; Antonio Favaro, “Galileo Galilei e Simone Mayr”, Bibliotheca mathematica, 3. Ser. 2 (1901), pp. 220–223; Rudolf Klug, “Simon Marius aus Gunzenhausen und Galileo Galilei”, Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, math.-naturwiss. Abt. 22 (1904), pp. 385–526; Ernst Zinner, “Zur Ehrenrettung des Simon Marius”, Vierteljahresschrift der Astronomischen Gesellschaft 77 (1942), pp. 23–75; J. A. C. Oudemans, “Galilée et Marius”, Archives néerlandaises des sciences exactes et naturelles, 2d. ser. 8 (1903), pp. 115–189; Emil Wohlwill, Galilei und sein Kampf für die Copernicanische Lehre, 2 vols., Leipzig 1909–1926, vol. II, pp. 343–415.
112 | Richard L. Kremer astrology. And we should emphasize that Crüger did not refer to classical authorities on the nature of starlight, a move he often made in his Frag und Antwort. For this 1619 question, he introduced to his readers only contemporary authors. Crüger’s tepid enthusiasm for Galileo’s telescopic discoveries also appears in a 1627 question on “why the lunar body shines so blotchily [scheckicht] and does not sparkle like the other stars [Sterne].”18 Although we might expect to find here an explication of the Sidereus nuncius, Crüger did not mention Galileo, beginning rather with ancient authorities. According to the Pythagoreans, the Moon’s spots derive from its surface of mountains and valleys, for the Aristotelians from differing densities in the otherwise spherical body that differentially reflect sunlight, for Plutarch (and Mästlin and Kepler) from its water-filled oceans. The only way to decide among these opinions, Crüger insisted, is to employ the “optical tube, the newly discovered distance viewer [Ferngesicht] (but it must be well and expensively made, as are those in Italy).” Through this tube one sees an irregular, “teeth-like” outer edge on the Moon’s disk facing away from the Sun and bright spots on the non-illuminated half “which could be nothing other than the peaks of mountains.” The telescope thus refutes the Aristotelians’ view “by experiment,” as is also the case for their views on magnets, comets, the Milky Way and new stars. Indeed, Crüger concluded, one can even measure the height of some of these lunar mountains by using optics and geometry, citing Giuseppe Biancani’s Sphaera mundi seu cosmographia demonstativa (Bologna 1620). Professor of mathematics at the University of Parma until his death in 1624, member of the Society of Jesus, and an acquaintance of Galileo’s, Biancani in 1611 had been associated with an anonymous treatise that rejected Galileo’s claim that the Moon is not a smooth sphere. Biancani’s 1620 book on the sphere, written to instruct his students on the progress of astronomy since the invention of the telescope, accepted a mountainous Moon and described Galileo’s method for measuring the heights thereof, reproducing the geometrical diagram from the Sidereus nuncius but attributing neither the computation nor diagram to Galileo. Published only four years after Copernicus’s De revolutionibus had been placed on the Index of Prohibited Books, Biancani’s Sphaera, which underwent Jesuit censorship, rejects heliocentrism as “absurd,” reiterates the standard arguments against a moving Earth, including that it would violate Holy Scrip|| 18 Crüger, Cupediae, sig. Aa3r–Aa4v.
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ture, and presents diagrams of Tycho Brahe’s geo-heliocentric cosmos.19 Hence once again Crüger in the 1627 Schreibkalender did not position himself as an enthusiastic defender of Galileo; he informed his readers of the telescopic discoveries without attributing them to Galileo. Not until 1631 did Crüger write his first extended Frag und Antwort on heliocentrism, reducing the question to the physical sizes of stars.20 A Copernican cosmos, Crüger told his readers, would require a “nearly unspeakable space” between the outermost planet, Saturn, and the fixed stars. According to “Kepler’s calculation,” the entire solar system in a Copernican cosmos would appear only 3 arcminutes in diameter when viewed from the stars; and the Sun, when viewed from that point, would subtend an angle of only one-tenth of an arcsecond. Could we even see such a small body, wondered Crüger, quoting Copernicus’s De revolutionibus I, 10, that the Sun is in the middle of the world “thence to illuminate the whole” (ut inde totum illuminet). To buttress this anti-Copernican argument, Crüger sided with Galileo against Kepler on the apparent sizes of stars viewed through the telescope. In his Epitome (1618), Kepler had asserted that stars, when seen through a “perfect telescope” [Ferngesicht], appear as points without width. According to Crüger, This contradicts Galileo’s observation, reported in the Sidereus nuncius, viz., that the telescope removes the extended rays of stars but enlarges their globes or bodies, so that stars of fifth or sixth magnitude appear in a telescope as a star of first magnitude viewed by the natural eye. And since by natural vision six or seven differences in the sizes of stars ap|| 19 “De lunarium montium altitudine problema mathematicum”, in: Galilei, Opere, vol. III/1, pp. 301–307; Giuseppe Biancani, Sphaera mundi seu cosmographia demonstrativa, Bologna 1620, pp. 56, 75, 161–162, 272. For differing evaluations of Biancani’s stance toward Galileo, cf. Antonio Favaro, “Intorno al problema di Mantova sull'altezza dei monti lunari”, Atti e memorie della royale accademia di scienze lettere ed arti in Padova 8 (1892), 41–43; Lynn Thorndike, A History of Magic and Experimental Science, 7 vols., New York 1923–1958, vol. VII, pp. 48–51; Dizionario biografico degli Italiani, Rome 1960–, s.v. “Biancani”; Ugo Baldini, “Additamenta Galilaeana, I: Galileo, la nuova astronomia e la critica all’aristotelismo nel dialogo epistolare tra Giuseppe Biancani e i revisori romani della Compagnia di Gesù”, Annali dell’Istituto e Museo di storia della scienza di Firenze 9.2 (1984), pp. 13–43; Francesco Paolo de Ceglia, “Additio illa non videtur edenda: Giuseppe Biancani, Reader of Galileo in an Unedited Censored Text”, in: Mordechai Feingold (ed.), The New Science and Jesuit Science: Seventeenth Century Perspectives, Dordrecht 2003, pp. 159–186. 20 Crüger, Cupediae, sig. Hh4r–Ji1r. Cf. Jürgen Hamel, “Die Rezeption des mathematischastronomischen Teils des Werkes von Nicolaus Copernicus in der astronomisch-astrologischen Kleinliteratur um 1600”, in: Bernhard Fritscher and Gerhard Brey (eds.), Cosmographica et geographica: Festschrift für Heribert M. Nobis zum 70. Geburtstag, Munich 1994, pp. 315–335, p. 330–331.
114 | Richard L. Kremer pear, how should they [in the telescope] all appear as points? Did not Galileo and others with telescopes see stars of six magnitudes that cannot be seen by the natural eye? Thus we must allow that stars [viewed] through a telescope also have an apparent diameter.21
Kepler had calculated, continued Crüger, that in a Copernican cosmos the stars would be 60 million earth-radii from the center. At that distance, a small star with an apparent diameter of one-quarter arc minute would be 2181 earth-radii in actual diameter. According to Kepler, the Sun is fifteen times larger than the Earth; hence, the small star would be 145 times larger than the Sun.22 “Thus I do not understand,” concluded Crüger, “how the Pythagorean or Copernican system can survive, and how the Sun with its [small] size can prevail over all the other stars? I cannot grasp it; if anyone understands it, I beg him to teach me.” As is well known, this argument from gigantic star sizes, first posed by Tycho Brahe even before telescopic stellar observation, was widely embraced around 1600 by those opposed to heliocentrism. As Christopher Graney has shown, some Copernicans sought to refute the star-size argument by asserting that an omnipotent God could, of course, create stars of any size.23 Crüger’s formulation of the star-size argument, with its fulcrum in De revolutionibus’s claim that the Sun must “prevail” over all other stars, could not make the theological turn. In any case, Crüger’s anti-Copernicanism in 1631 was by no means novel. But it might explain why he had not more prominently featured Galileo’s telescopic discoveries, with their Copernican implications, in the Frag und Antwort of the Schreibkalender. || 21 Das ist aber den observationibus Galilaei zu wieder, als der da ausdrücklich in Nuncio Sidereo bezeuget, das zwar das Ferngesicht den sternen die ausgebreiteten stralen beneme, aber dennoch ihre globulos oder Cörper an sich selbst vmb etwas vergrößere: also das ein Stern der fünfften oder sechsten grösse durchs Ferngesicht scheine, wie sonsten durchs natürliche Gesicht ein Stern der ersten Grösse. Vnd weil durchs natürliche Gesicht sechs oder siebenerley [Hh4v/Jj1r] vnterscheidt der Sternen grösse erscheinen, Wie solten sie durchs Ferngesicht alle durch einander nur wie puncta scheinen? Hat doch Galilaeus vnnd andere durchs Ferngesicht noch anderer Sternen 6 vnterscheidt oder Grössen ersehen, die man sonsten mit natürlichem gesicht nicht erkennen kan? Deswegen man freylich den Sternen einen apparentem diametrum auch durchs Ferngesicht zulassen muß. 22 Crüger here has carefully summarized Kepler’s discussion in the Epitome astronomiae copernicanae (1618); cf. Kepler, Gesammelte Werke, vol. VII, pp. 286–290. 23 Albert van Helden, Measuring the Universe, Chicago 1985, pp. 27–32; Christopher M. Graney and Timothy P. Grayson, “On the Telescopic Disks of Stars: A Review and Analysis of Stellar Observations from the Early 17th Through the Middle 19th Centuries”, Annals of Science 68 (2010), pp. 351–373; Christopher M. Graney, “Seeds of a Tychonic Revolution: Telescopic Observations of the Stars by Galileo Galilei and Simon Marius”, Physics in Perspective 12 (2010), pp. 4–24; Graney, “Lansbergen”, pp. 165–172.
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3 Danzig in the ‘Galileo Affair’ Crüger’s final two references to Galileo concern the latter’s Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo (1632). In the dedication to his 1638 Schreibkalender, Crüger discussed the “Galileo affair.”24 By then an elderly teacher, having issued calendars for the previous thirty years, Crüger wearily admitted to the Danzig civic leaders, to whom he had dedicated the calendar, that nothing was known for certain, that as Saint Paul had written “now we see through a glass darkly” (I Corinthians 13:12). Large books are still being written about the question of whether the Earth moves. Many theologians and philosophers are opposed to the Copernican doctrine, which would also contradict Holy Scripture unless understood merely as “an hypothesis for astronomical computation.” In recent years, continued Crüger, many philosophers and mathematicians, including Mästlin, Kepler, Galileo, Philipp Lansbergen and others, both Catholics and Protestants, argued that Copernicanism is not an hypothesis but the “plain, natural truth” [lautere natürliche Warheit]. In 1616 this prompted the College of Cardinals in Rome to issue a decree outlawing Copernican books unless corrected. Protestants like Kepler and Lansbergen ignored this order and defended Copernicus ever more energetically. But others like the Jesuit-trained Libert Froidmont in Louvain and Jean-Baptiste Morin in Paris attacked Copernicus with all their energy, and the battle continues, Crüger reported.25 Although such works will not please everyone, it would be a pity, mused Crüger, if they were not read since they contain “many outstanding arguments and experiments.” This is especially true for Galileo’s Systema cosmicum, the Latin 1635 edition of Galileo’s Dialogo that Crüger preferred to name for reasons soon to be obvious. He then proceeded to give his version of the Galileo affair, which I shall translate in length. Galileo’s book, [… ] in which he masterfully refutes all arguments against Copernicus, had the misfortune, after the College of Cardinal’s decree, of being published in 1630 [sic!] in the Italian language. Although in the preface he protested that he was writing, in his words, a ‘pure mathematical hypothesis’ and that the book had been approved for printing by magistrates at the Sacred Palace and others, Galileo was nonetheless summoned by the Inquisition to Rome and was not only forced to revoke his book but also thrown in prison until he || 24 Peter Crüger, Newer vnd alter Schreibcalender auff das Jahr … MDCXXXVIII, Danzig 1637, sig. E1v–E2r. 25 Cf. Libert Froidmont, Ant-Aristarchus, sive orbis terrae immobilis … adversus PythagoricoCopernicanos editum defenditur, Antwerp 1631; Jean Baptiste Morin, Responsio pro telluris quiete, ad Iacobi Lansbergii … apologiam pro telluris motu, Paris 1634.
116 | Richard L. Kremer convinced the cardinals that he had done sufficient penance. Copies, as many as they could find, were confiscated (burned, as some want to say) and the remaining copies were diligently guarded so that they did not become public or circulate outside Italy. But God, watching over everything diligently, did not desire that such a marvelous philosophical book should be so wretchedly suppressed, and thus one copy was brought to Strasbourg by a young scholarly apprentice, where it was translated into Latin and published by the learned and widely known man [Matthias] Bernegger. It would have mouldered in Italy but now can be read throughout Europe. This young man from Danzig (whose name is mentioned in Bernegger’s preface) reaped condemnation from the Roman cardinals but large and eternal thanks from all just philosophers since this volume contains many grand speculations and experiments, some of which I shall, over the years, have more opportunity to consider. In the meantime, the principle motivating this entire book, that the Earth moves in annual and daily motion, remains incomplete [Stückwerck]. Annual motion, if accepted and defended not only as a hypothesis but as a true physical dogma [wares dogma physicum], would be poorly tolerated by Holy Scripture. Some might argue that the hypothesis could be used to learn astronomy, yet one can well enough understand astronomy with the Tychonic hypothesis where the Earth is freed from motion. Only in the life beyond will we finally see completely whether the Earth stands in the middle of the world or moves through the heavens every year as a planet with all living creatures.26
|| 26 Crüger, Schreibcalender 1638, sig. E2r. Insonderheit aber in des alten hocherfahrnen Italiäners Galilaei Systemate Cosmico, (drinnen er alle argumenta wieder Copernicum meisterlich refutiret) dem es doch gar übel bekommen, weil er dasselbe Buch Anno 1630 nach gedachtem Decret in Welscher sprache lassen ausgehen. Denn ob er gleich in der Vorrede protestiret hatte, das er procedire (wie seine wort lauten) in pura Hypothesi Mathematica, auch das Buch vom Sacri Palatii Magistro vnd andern zum Druck subscribiret, Ist er doch hernacher von der Inquisition gen Rom citiret, vnd nicht allein gezwungen solch sein Buch zu wiederruffen, sondern auch ins Gefengniß geworffen, so lang biß er den Cardinälen gedunckt, das er gnugsame Paenitentz gethan. Die Exemplaria, so viel sie derer bekommen können, confisciret, (vnd wie man sagen wil, verbrandt) auff die übrigen fleissige hutte bestellet, das sie nicht zu licht oder auch aus Italien kemen. Aber Gott hat nicht gewolt, das solch ein Herrlich Scriptum Philosophicum so liederlich solte supprimiret werden, in deme dennoch über alle so fleissige wacht ein Exemplar durch einen Gelarten jungen Gesellen herauß nach Straßburg gebracht, da es von dem hochgelarten weit berümbten Manne Berneggero in Latein vbergesetzt vnd publiciret ist, das es jetzo, da es in Italien hette sollen vermoddern, in gantz Europa kan gelesen werden. Dessen gedachter junger Mensch, ein Dantzker, (cujus nomen in Praefatione Berneggeri expressum) von den Römischen Cardinälen zwar schlechten, von allen rechtschaffenen Philosophis aber grossen vnd ewigen dank verdienet, Sintemal in diesem Opere vngleublich viel stattliche speculationes vnd Experimenta enthalten, von deren etlichen ich übers Jahr geliebts Gott mehr gelegenheit haben werde zu handeln. Interim bleibt das principale, drauff dieses gantze Buch gerichtet, nemlich das die Erd beweget werde motu tam annuo quam diurno, nur stückwerk, vnd lesset sich der motus annuus, wenn er nicht nur als eine hypothesis sondern auch als ein wares dogma physicum angenommen vnd defendiret wird, mit heiliger Schrifft übel vertragen: darff auch derselbe nicht (wie etliche vorgeben) in addiscenda Astronomia
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The elderly Crüger thus remained skeptical about heliocentrism, clearly preferring Tycho’s arrangement with its stationary Earth. But he could also praise Galileo’s Dialogo for its “grand speculations and experiments.” More importantly, Crüger’s narrative brings Danzig directly into the “Galileo affair” as it portrays the young Benjamin Engelcke (1610–1680), son of a Danzig patrician, dramatically transporting a copy of the condemned Italian version of the Dialogo from Italy to Strasbourg where it could be translated into Latin, the language of scholars, and be “read across Europe.” Engelcke, who although never matriculating at Crüger’s school may have studied informally with the latter, had studied law and medicine at universities in Leipzig, Jena, Altdorf, Padua, Pisa and Strasbourg, where he became acquainted with Matthias Bernegger, the professor of history who would translate Galileo’s book. In 1634, Engelcke spent time in Tuscany where he probably met Galileo, then under house arrest in Arcetri.27 Crüger’s narrative diverges from the story revealed in extant correspondence. Elia Diodati, an Italian expatriate living in Paris, had master-minded plans for the second edition of the Dialogo, arranging for Bernegger to start translating the text in the summer of 1633. In October, Bernegger wrote Galileo, informing him of the project and commissioning the young Engelcke to carry the letter to Galileo, whose correspondence of course was being intercepted by the authorities (although Engelcke would send the letter from Venice rather than delivering it directly to Galileo).28 In March of 1634, Engelcke wrote Galileo that Bernegger hoped to finish the translation by the end of that summer. It would appear as if Engelcke was smuggling letters, not the only extant copy of the Italian Dialogo.29 In his preface to the Latin edition, however, Bernegger || nothwendig adhibiret werden, ja man kan Astronomiam gnug begreiffen, etiam in hypothesi Tychonica, da die Erd ab utroque motu befreyet ist. In jenem leben werden wir allerest vollkommlich sehen, Ob die Erd im Mittel der Welt gestanden, oder als ein Planet mit allen lebendigen Creaturen alle Jahr einmal den Himmel durchlauffan habe. 27 Cf. Galilei, Opere, vol. XX, p. 436; Barbara Bieńkowska, “From Negation to Acceptance: The Reception of the Heliocentric Theory in Polish Schools in the 17th and 18th Centuries”, Studia Copernicana 5 (1972), pp. 79–116; Zbigniew Nowak and Przemysław Szafran (eds.), Catalogus discipulorum Gymnasii Gedanensis, 1580–1814, Warsaw 1974; Benjamin Engelcke, Disputationem hanc de loco civili, Altdorf 1631. As far as I know, Engelcke published nothing beyond this law dissertation. 28 In 1612, Bernegger had published, also in Strasbourg, his Latin translation of Galileo’s Le operazioni del compasso geometrico et militare, Padua 1606. 29 Bieńkowska, “Reception”, pp. 79–116, reiterates Crüger’s story that Engelcke smuggled a copy of the Dialogo from Italy to Strasbourg, where he “persuaded” Bernegger to make the translation.
118 | Richard L. Kremer implied that Engelcke had brought “fruit” from Italy and added that, in Strasbourg, they had “enjoyed learned conversation about the mathematical disciplines, from which he [Bernegger] came to know both the sky of Danzig, productive of elegant intellects to the point of jealousy, and the happy genius of Peter Crüger, the leading mathematician in this city.” Bernegger later explained to a colleague that his preface had been misleadingly written “so that the crime of the edition [i.e, its violation of the College of Cardinals’ Index], removed from the author [Galileo], is ascribed to others. For what I have written about Engelcke and others is so much fiction; Engelcke did not even see the book in a dream.”30 Most readers of the 1635 Systema cosmicum presumably did not know about these fictions. They would have read in Bernegger’s preface that two Danzigers, Engelcke and Crüger, were involved in the production of the Latin edition of Galileo’s treatise. We might add that in his 1984 census of surviving copies of the two editions of the Dialogo, Robert S. Westman found in Danzig three of the 58 extant copies of the second edition, more than in any other city except for Paris (5 copies). Athough the Sidereus nuncius attracted little attention in Danzig, Galileo’s Dialogo appears to have fared somewhat better.
4 Moving Ships, Tall Towers and Falling Bodies in Danzig In the final calendar that he prepared before his death in 1640, Crüger kept his word (see above) and considered Galileo’s experiments and reasoning on freely fall bodies, a central issue in those years for defenders and detractors of heliocentrism.31 Crüger introduced the problem in the dedication to his 1639 || 30 Bernegger to Galileo, 10 October 1633; Engelcke to Bernegger, 26 November 1633; Engelcke to Galileo, 19 March 1634; Bernegger to Elia Diodati, 4 May 1635; Bernegger to Gaspar Hofmann, 31 July 1638, in: Galilei, Opere, vol. XV, p. 299, 339; vol. XVI, p. 68, 263; vol. XVII, pp. 364–365; Galileo Galilei, Systema cosmicum, trans. Matthias Bernegger, Straßbourg 1635, sig. a3r–v. For the making and early spread of the Systema cosmicum, cf. Robert S. Westman, “The Reception of Galileo’s Dialogue: A Partial World Census of Extant Copies”, in: Paolo Galluzzi (ed.), Novità celesti e crisi del sapere, pp. 329–371; Stéphane Garcia, Élie Diodati et Galilée: Naissance d’un réseau scientifique dans l’Europe du XVII siècle, Florence 2004, pp. 277–299, 351–352. 31 Alexandre Koyré, Études d'histoire de la pensée scientifique, Paris 1973, pp. 327–328, and Maurice A. Finocchiaro, “Defending Copernicus and Galileo: Critical Reasoning and the Ship Experiment Argument”, Review of Metaphysics 64 (2010), pp. 75–103, uncovered discussion of the ship experiment from the 1570s through the 1640s by authors such as Thomas Digges,
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Schreibkalender, grumbling that current philosophers are debating matters that seem “contrary to nearly all human reason and hope.”32 Who could believe, Crüger asked, that a stone falling from a ship’s tall mast would land at the same place whether the ship is moving rapidly or at rest? Froidmont, Crüger noted, had rejected this empirical claim in his anti-Copernican treatise of 1631 that reports experiments on a large Venetian galley in which the stone fell behind the mast on the moving vessel. But in 1634 Morin, motivated by his reading of Galileo’s Dialogo, had repeated the experiment on the River Seine, finding that the stone fell beside the mast on the moving ship (which he explained, to save his anti-Copernican view, as resulting from the man’s hand at the top of the moving mast giving a forward impulse [impulsus] to the stone as he dropped it).33 Crüger did not engage with Galileo’s Dialogo here and did not take a position on the ship experiment, writing that “this is not the time to discuss” the matter. And who could believe, Crüger continued, that two bodies of the same material, one twenty-four times (or more) heavier than the other, would reach the ground at the same time if dropped from a tall tower? “I have tried this not only at [a height of] 20 ells34 but also at 50 or 60 and anyone can try this in still weather. I found this first in Galileo […] and later in the Spanish philosopher Rodrigo de Arriaga.” Presumably, Crüger is here referring to the Dialogo, in which Salviati declares that balls of different weights fall at the same rate when dropped from a tower. De Arriaga (1592–1667), a leading Spanish Jesuit philosopher teaching since 1625 at the university of Prague, had in 1632 published a massive Cursus philosophicus, based on Aristotle and Aquinas, in which he too had concluded that “small and large” bodies move with the same speed when dropped from a tower.35 In his dedication to the 1639 Schreibkalender Crüger did || Giordano Bruno, Brahe, Kepler, Lansbergen, Froidmont, Morin, Biancani, Gassendi and, of course, Galileo in the second day of the Dialogo. 32 Peter Crüger, Newer vnd alter SchreibCalender auff das Jahr … MDCXXXIX, Danzig 1638, sig. E4r. 33 Froidmont, Ant-Aristarchus, p. 48; Morin, Responsio, pp. 55–56. Morin further reasoned that a rock, dropped along the mast by a man standing on a bridge as the ship passed below, would lack the forward impulse and thus would fall to a point behind the mast. 34 Presumably, Crüger is using the “alte Danziger Elle” (distance from elbow to fingertips) of 0.574 m, according to Friedrich Albert Niemann, Vollständiges Handbuch der Münzen, Masse, und Gewichte aller Länder der Erde, Quedlinburg 1830, p. 79. 35 Galileo Galilei, Dialogue Concerning the Two Chief World Systems, trans. Stillman Drake, 2nd ed., Berkeley 1967, p. 223; Rodrigo de Arriaga, Cursus philosophicus, Antwerp 1632, p. 582. Experiments and discussions of balls dropped from towers in Pisa and Padua extend back to the 1570s, as noted by Thomas B. Settle, “Galileo and Early Experimentation”, in: Rutherford
120 | Richard L. Kremer not provide details of his own tower trials, but rather turned the question into a theological meditation. “I do not doubt that before the world ends philosophy will bring into light much that today’s philosophers and theologians cannot believe […] so that we recognize that our knowledge will remain partial until we reach that [eternal] life” (referring again to I Corinthians 13:12).36 In the 1639 calendar Crüger returned to falling bodies in a question on how long it takes for a falling star to reach the Earth; one of his readers, Crüger indicated, had read somewhere that it would take 300 years for a large stone to fall from the “outer firmament” to Earth. In his answer, one of the longest in his entire series of Frag und Antwort, Crüger offered an extensive discussion of falling bodies, including Galileo’s treatment in the Dialogo, and of his own experiments dropping objects from the tallest structure in Danzig, the tower of St. Mary’s Cathedral.37 As far as I know, Crüger published nothing elsewhere about these experiments. Of course, Crüger began, neither stars nor the Earth can move from their natural places ordained by God (Crüger remained anti-heliocentric until his death). Biblical references to “falling stars” at the end of time must be metaphorically interpreted, as the preachers have stressed. A stone, or something heavy and earth-like, would not require 300 or even one year to fall that distance since both experience (Crüger mentioned crossbow arrows) and physics teach that falling objects move ever more rapidly over time. The proportions of the increase in speed of falling bodies can be learned from Galileo’s Systema cosmicum. Ever the pedagogue, Crüger began with Homer. In the first book of the Illiad, Vulcan complained that when Jupiter threw him from the heavens down to Earth, his fall took an entire day. Froidmont, the “distinguished philosopher from Leuven,” had ridiculed Vulcan for being a poor geometer or having a faulty memory, for if one accepts the size of the heavens as determined by the astronomers it would take 90 years for Vulcan, or a mill stone, to fall that dis|| Aris, H. Ted Davis, and Roger H. Stuewer (eds.), Springs of scientific creativity: Essays on the founders of modern science, Minneapolis 1983, pp. 3–20. Cf. New Catholic encyclopedia, 2d ed., Detroit, 2003, s.v. “Arriga.” 36 Crüger, Schreibkalender 1639, sig. E4r. 37 Ibid., sig. F4v–G2v. For Galileo’s early thoughts on bodies falling to Earth from far out in the cosmos, in a context of how the ‘divine architect’ might have set up a heliocentric world, see Jochen Büttner, “Galileo’s cosmogony”, in: José Montesinos and Carlos Solís (eds.), Largo campo di filosofare: Eurosymposium Galileo 2001, Orotava 2001, pp. 391–401.
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tance.38 But it surely would not have taken that long for Vulcan to fall, asserted Crüger in defense of the Poet. As Galileo had “often tried” (Galileo had used the term “per replicate esperienze”), a 100 pound iron ball falls 100 Roman ells (braccia) in five seconds; and Galileo assumed that light and heavy bodies fall at the same speed.39 “Many including Aristotle do not believe this,” Crüger noted, “but I have often tried [probiret] it and always found it to be true, when dropping in still air a hazelnut and a similarly sized lump of lead.” Galileo further offered as an axiom, “that he did not demonstrate but promised to do so in the future,” that the fall of a body increases with the square of the time. To keep with Froidmont’s mill stone example, Crüger continued, if one takes Tycho’s radius of the firmament as 13,999 Earth radii40 and assumes the Earth is 859 and 1/11 Prussian miles in radius,41 then the stone would have to fall 12,026,414 miles or 21,647,545,200 rods (1/1800 of a Prussian mile). If a body were to fall one rod in one “moment” (this seems an arbitrary example, not a conversion of Galileo’s measured value42), it would fall 21,647,545,200 rods in 147,131 “moments” according to Galileo’s proportion of squares. Since there are two “moments” in a heart beat (6/7 of a second; Crüger informed readers of these equivalences), a body falling from Tycho’s firmament would require 73,565.5 seconds or only 17 hours and 31 minutes, not Froidmont’s 90 years.43 Yet even if we accept Galileo’s proportion of squares and Tycho’s hypothesis, Crüger continued, the above reasoning contains assumptions “the certainty of which no one should guarantee”. First, according to Crüger’s own “frequent investigations,” a stone requires not a “moment” but a full second to fall one || 38 Illiad, Book 1, lines 760–765; Libert Froidmont, Meteorologia libri sex, Antwerp 1627, p. 45. The latter does not explain how he computed the time of 90 years. 39 Galileo, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Florence 1632, p. 219. 40 Van Helden, Measuring the Universe, p. 50. 41 Crüger did not name his source for his value. In the Dialogo, p. 219, Galileo had specified the Earth’s radius as 3500 Italian miles, which would equal 875 Prussian miles, according to Niemann, Handbuch, p. 189. 42 If Crüger’s Prussian rod were 3.8 meters, his example of falling 1 rod per “moment” would require an acceleration of about 41 m/s2, in contrast to Galileo’s (presumably) measured value of about 4.6 m/s2, assuming a braccia is 0.57 meters. I take these length conversions from ibid., pp. 26, 286. Note, however, that Crüger appears to have confused ells and rods in his first computation. See below. 43 In the Dialogo, Galileo had worked out a similar example based on the same assumption of a constant acceleration regardless of distance from Earth, computing that in four hours a falling body would move through 276,480 Italian miles. See Galilei, Dialogue, pp. 223–224.
122 | Richard L. Kremer ell.44 Second, if we measure seconds by heart beats (Crüger apparently assumed that Galileo had recorded time by counting pulses), no standard rate has been established. Cardano found 4000 beats per hour in a healthy man, Froidment 4450, Crüger, when “moving neither in body nor mind,” 4320. And pulse rates, even of healthy people, do not remain constant over time. Thus for his tower experiments, Crüger had calibrated his heart rate against a sand clock that emptied 60 times an hour, with the latter measured by the Sun. In considerable detail, Crüger described how he had conducted the experiment, with Crüger at the bottom and an assistant at the top of the tower. Unlike the experience mentioned above which compared falling bodies of differing weights, here Crüger dropped a single body through differing heights, estimating time to fractions of a second. In March [presumably 1638] with my assistant, I let a 16-pound piece of metal fall at a given point of time from a height of 124 ells, which required nearly seven of my heartbeats. At that time, as I had just returned from the height and my pulse had not yet restored [to its normal rate], its rate was 92 or 93 beats per minute. Hence, 7 beats would correspond to 4 and ½ seconds. In the same way we found that this same weight would fall nearly 20 ells in 1 and ¾ seconds. Earlier the same weight fell one measured rod in 1 second, or a bit later we often tried [that it fell] two rods in only 1 and 2/5 seconds.45
|| 44 In his computation summarized above, Crüger had claimed that a stone falls one rod in a heart beat, not one ell in a second (which yields an acceleration of 1.1 m/s2). 45 Crüger, Schreibkalender 1639, sig. G1v: … hab ich mit meinen gehülfen im Martio auff angegebenes zeitpunct ein sechszehnpfündiges stück Metall von einer höhe 124 elen abfallen lassen, das ist herab kommen beynah in 7 meiner pulßschläge. Es gingen aber damals (vmb daß ich kurtz zuvorn von der höhe herab kommen vnd der pulß sich noch nicht recht gesetzt) 92, auch 93, meiner pulßschläge auff ein minut. Worauß folget, daß den 7 pulßschlägen respondiren 4 ½ minuta secunda. Item auff dieselbe weise haben wir befunden, daß dasselbe Gewicht in 1 ¾ secundis beynah 20 elen herab gefallen. Item ists eine zuvor abgemessene Rutte hoch herabgefallen in einem minuto secundo, oder ein gar wenigs später offt probiret: zwo Rutten hoch aber in 1 2/5 secundis. One of Europe’s largest Gothic structures constructed of brick, St. Mary’s Cathedral in Danzig (finished in 1496) had a tower 78 meters in height. Since 124 ells is about 71 meters, it seems quite likely that Crüger used St. Mary’s for his tower experiments. Although Crüger did not compare the accelerations from his experiments at different heights, with Galileo’s relationship of d = ½at2 we can easily extract these values in consistent units. Over 124 ells, a = 7.0 m/s2; over 20 ells, a = 7.5 m/s2; over 1 rod, a = 7.6 m/s2; over 2 rods, a = 7.7 m/s2. Several years later, the Jesuit astronomer, Giovanni Battista Riccioli, would conduct similar tower measurements in Bologna and also would not compute a value for the acceleration. For details, see Christopher M. Graney, “Anatomy of a Fall: Giovanni Battisti Riccioli and the Story of g”, Physics Today 65.9 (2012), pp. 36–40.
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Using this “improved” rate of acceleration derived from the fall over 124 ells and Willobrord Snellius’s “improved” value for the radius of the Earth, that he converted to 794 Prussian miles, Crüger laboriously computed that a stone, falling from Tycho’s firmament to the Earth, would require one day and 19;28,39,34 hours.46 Surely this level of precision must have impressed his readers. In any case, Crüger experimentally measured the rate of acceleration for bodies falling near the Earth and confirmed Galileo’s distance-time squared proportion. Like Galileo, he assumed that this ratio and rate of acceleration would hold at distances extending far from away the Earth out into the universe. And like Galileo, he did not discuss causes of motion. Given his persistent geocentric belief, however, we might guess that for Crüger it would have been Aristotelian causes that push the millstone from the sphere of the fixed stars “down” to the Earth. Yet Crüger did not entirely ignore this question. He noted that the Spanish philosopher Arriaga had, in contrast to Galileo, argued from rationes physicae that bodies fall at a constant speed over their entire descent. If I prove the opposite by experiment, what becomes of his rationes physicae? He probably would say that no one could prove by experiment that the fall is accelerated [immer geschwinder] because the eyes cannot distinguish this. It is true that from a given descent in a given time one cannot distinguish one speed from another; but from different descents from various heights one can make this clear enough.47
Crüger reiterated the results of his Danzig falling body measurements, showing that their distances did not increase in simple proportion to the times as Arriaga’s claim would require. “This shows the truth of Galileo’s axiom that falling motion increases with the square of the time…. [The] otherwise imposing rationes physicae of the philosophers lose out.”48 Of the hundreds of Frag und Antwort that adorned his annual Schreibkalender issued from 1616 through 1639, Peter Crüger mentioned Galileo in only four. || 46 Snellius had measured a degree of the meridian by geodetic triangulation, reporting his result of 28,500 rheinisch rods in Willebrordus Snellius, Erastosthenes Batavus, Leiden 1617, p. 198. 47 Crüger, Schreibkalender 1639, sig. G2r: Wenn ich aber das gegenspiel per experimentiam beweise, was werden seine rationes physicae gelten? Er sagt wol, niemand könne per experimentiam beweisen, daß der fall immer geschwinder sey, weil mans durchs augenmaß gar nicht vnterscheiden kan. War ists, auß einem einigen fall zu einiger zeit kan man keine geschwindigkeit von der andern vnterscheiden: aber auß vnterschiedenen fällen von mancherley höhen kan mans deutlich gnug thun. 48 Ibid., sig. G2v.
124 | Richard L. Kremer He cited some of the telescopic discoveries without glorifying Galileo as inventor of the astronomical telescope. He reported the story of the “Galileo affair” but asserted that Copernican heliocentrism, the “principle” motivating Galileo’s banned Dialogo, remained an imperfect Stuckwerk. Yet that work contains “many outstanding arguments and experiments” admitted Crüger as he described for his readers Galileo’s discussions of the ship and tower experiments (divorced from the question of heliocentrism) and reported his own performances of the latter. Crüger’s readers would have learned something about Galileo; but the Galileo portrayed by Crüger would not necessarily have persuaded them to accept the Copernican cosmos.
5 Conclusion Earlier historians have speculated that Crüger’s position as a teacher in Danzig’s Protestant Gymansium may have prevented him from challenging the authority of Scripture, i.e., may have encouraged him to defend Tycho Brahe’s geoheliocentric cosmos with the Earth spinning in daily rotation but otherwise at rest in the center.49 We might add that, as author of the Frag und Antwort, Crüger was teaching not only Danzig’s youth but also its German-reading public. Already in 1613, Crüger had defended himself vigorously against the public charge of “Copernican heresy.” Surely he and his long-time Danzig printer, Andreas Hünefeld, would have worried about the local market’s response to Crüger’s Schreibkalender. Hünefeld in 1647 would print Hevelius’s Selenographia with the telescope-wielding Galileo prominently portrayed on the title page. But Hevelius’s Galileo was a collector of empirical facts, a figure perhaps more salonfähig in mid seventeenth-century Danzig than was Galileo the antiAristotelian, pro-Copernican natural philosopher. || 49 Bieńkowska, “Reception”, pp. 79–116; Zbigniew Ogonowski, “Die Schulphilosophie”, in: Helmut Holzhey (ed.), Grundriss der Geschichte der Philosophie, Die Philosophie des 17. Jahrhunderts, Basel 2001, pp. 1288–1304. Support for a geo-heliocentric cosmology with a spinning Earth was widespread among early seventeenth-century Northern European authors; cf. David Origanus, Christen Sørensen Longomontanus, or Raimarus Ursus.
Andreas Thielemann (Rom)
Himmelsfeuer: Kosmologie und Theologie in Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ Adam Elsheimers Bild „Flucht nach Ägypten“ (Abb. 1) befindet sich in der „Alten Pinakothek“ in München und trägt auf der Rückseite eine Aufschrift mit der Jahreszahl 1609, die auch durch jüngste technische Untersuchungen als authentisch bestätigt wurde.1 Gemalt in Öl auf Kupfer, misst das Bild nur 30,6 × 41,5 cm. Dennoch öffnet es den Blick in eine geradezu unendlich wirkende kosmische Weite, wie sie in der Geschichte der Bildkünste nie zuvor dargestellt wurde. Auch später finden sich kaum Vergleichsbeispiele, insbesondere nicht für die Prominenz des gestirnten Nachthimmels, der hier etwa die Hälfte der Bildfläche einnimmt. Von der Szene im Vordergrund wird dieser Himmel durch eine dunkle Zone von Bäumen getrennt, die entlang eines Flusslaufes stehen. Nach rechts zu wird diese Barriere mit zunehmender Entfernung immer schmaler, so dass sich Himmel und Erde fast berühren. Genau hier spiegelt sich der Himmel im Wasser des Flusses und greift damit regelrecht in die irdische Zone über. An dieser Stelle des Übergangs steht auch der Vollmond, der ebenfalls gespiegelt wird. Zusammen bilden die hellen Mondkreise eine Art Scharnier, das Himmel und Erde verbindet (Abb. 2).
|| * Anja Dollinger und Beate Thomas danke ich für die Verbesserung des Manuskriptes. 1 Heinrich Weizsäcker, Adam Elsheimer, der Maler von Frankfurt, 1. Teil: Des Künstlers Leben und Werke, Berlin 1936, S. 252−256; ders., Adam Elsheimer, der Maler von Frankfurt, 2. Teil: Beschreibendes Verzeichnis und geschichtliche Quellen, aus dem Nachlaß hg. v. Hans Möhle, Berlin 1952, S. 17–18, Nr. 13; Keith Andrews, Adam Elsheimer. Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Radierungen, München 1985, S. 190−191, Nr. 26; Brigitte BorchhardtBirbaumer, Imago noctis. Die Nacht in der Kunst des Abendlandes, Wien, Köln, Weimar 2003, S. 616–618; Reinhold Baumstark (Hg.), Von neuen Sternen. Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ Ausst.-Kat. München 2005, Katalog v. Marcus Dekiert; Rüdiger Klessmann, Im Detail die Welt entdecken. Adam Elsheimer 1578–1610, Ausst.-Kat. Frankfurt a.M. 2006, mit Beiträgen von Emilie E. S. Gordenker und Christian Tico Seifert, S. 174–177, Nr. 36; Andreas Thielemann, „Natur pur? Literarische Quellen und philosophische Ziele der Naturdarstellung bei Adam Elsheimer“, in: Andreas Thielemann und Stefan Gronert (Hg.), Adam Elsheimer in Rom: Werk – Kontext – Wirkung. Akten des Internationalen Studientages der Bibliotheca Hertziana, Rom, 26.–27. Februar 2004, München 2008, S. 125–156; ders., „Lenti e specchi nella scienza e nella pittura del primo Seicento“, in: Rocco Sinisgalli (Hg.), L’arte della matematica nella prospettiva, Foligno 2009, S. 127–149 u. 369–382.
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Abb. 1: Adam Elsheimer, Die Flucht nach Ägypten, 1609 (München, Alte Pinakothek)
Abb. 2: Detail aus Abb. 1
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Elsheimer malte den Mond erstmals auch mit seinen Flecken. An diesem charakteristischen ‚Gesicht‘ ist etwas Seltsames zu bemerken: Nicht das Spiegelbild des Mondes im Wasser steht auf dem Kopf, wie man erwarten müsste, sondern sein Urbild, der Mond am Himmel.2 Eine schlüssige Erklärung dafür gibt es bislang nicht, man kann jedoch technische Hypothesen bilden,3 an einen Symbolismus denken4 oder eine schlichte Vertauschung und Verdrehung bei der Konstruktion der Spiegelung im Atelier vermuten.5 Auch bei den Sternen berücksichtigte Elsheimer astronomische Details, so dass einige Konstellationen, wie die der Plejaden und des Großen Wagens, identifizierbar sind. Ein kompositorisches Hauptmotiv ist sodann die Milchstraße, die hier erstmals in einem Gemälde der europäischen6 Kunstgeschichte dargestellt wird. Sie bildet eine große Diagonale, die von links oben nach rechts unten verläuft, bevor sie hinter einer Baumkuppe verschwindet.7 Anna Ottani Cavina wies 1976 darauf hin, dass Elsheimer die Milchstraße so wiedergab, wie man sie nur im Blick durch das Fernrohr sehen kann, nämlich als Anhäufung zahlloser kleiner Lichtpunkte.8 Inzwischen hat man sie gezählt: Es sind fast 1000 Punkte, die der Maler hier mit feinstem Pinsel ausführte (Abb. 3).
|| 2 Chrysa Damianaki, Galileo e le arti figurative, Rom 2000, S. 57–58. 3 Horst Bredekamp, Galilei der Künstler: Der Mond. Die Sonne. Die Hand, Berlin 2007, S. 91, Anm. 23; Thielemann, „Natur pur?“, S. 141, Anm. 71. Dass mit Teleskopen des Keplerschen Typus schon so früh experimentiert wurde, kann zwar nicht ausgeschlossen werden, doch wäre solch eine Annahme wissenschaftsgeschichtlich spektakulär. Teleskope dieser Bauart, die auf dem Kopf stehende Bilder erzeugen, sind nicht vor 1613 dokumentiert. Die 1609 in Rom verfügbaren Teleskope (siehe u. S. 138) entsprachen der holländischen Bauweise. 4 Der Mond, Ausst.-Kat. Köln 2009, hg. v. Andreas Blüm, Ostfildern 2009, S. 96–97. (Christian Nitz). Gründe für die Deutung des Mondes als „speculum dei“ werden nicht angegeben, auch sollte dieser Begriff nicht als Schlüssel und Obertitel für das ganze Bild verwendet werden. Richtig ist hingegen der Gedanke, dass die Spiegelung im Kontext dieses Bildes eine Assoziation zu 1. Kor. 13, 12 hat. 5 Da die Lesbarkeit des Mondgesichtes bei der Spiegelung auf natürlichen Wasseroberflächen kaum noch gegeben ist, jedenfalls nicht in der von Elsheimer gemalten Deutlichkeit, handelt es sich bei dem Spiegelbild im Wasser um eine im Atelier vollzogene Konstruktion. 6 Diese Einschränkung ist notwendig, denn von den beiden berühmten Gemälden des chinesischen Malers Liu Pao (um 150 n. Chr.) stellte eines in naturalistischer Weise die Milchstraße dar; Chang Yen-Yuan, Some T’Ang and Pre-T’Ang Texts on Chinese Painting, Leiden 1974, S. 10. 7 Schon in Bezug auf die Komposition und Einteilung der Flächen hat die Milchstraße in diesem Bild eine Schlüsselrolle. Es kann sich daher nicht um eine spätere Hinzufügung handeln. Zur Funktion der Milchstraße im Zusammenhang der Bildargumentation vgl. u. S. 143. 8 Anna Ottani Cavina, „On the Theme of Landscape – II: Elsheimer and Galileo“, The Burlington Magazine 118 (1976), S. 139–144.
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Abb. 3: Detail aus Abb. 1
Da die Datierung 1609 dem Zeitraum entspricht, in dem Galilei in Padua seine Teleskope konstruierte und eine neue Ära der astronomischen Studien einleitete, nahm Ottani Cavina an, dass ein Zusammenhang zwischen Galilei in Padua und Elsheimer in Rom bestehen müsse. Allerdings publizierte Galilei seine Erkenntnisse erst am 13. März 1610 im Sidereus Nuncius. Vielleicht, so die Autorin, seien schon 1609 Informationen über das, was Galilei am Himmel entdeckte, von Padua nach Rom gelangt. Als mögliche Vermittler brachte sie zwei in Rom ansässige Freunde Galileis ins Spiel: Francesco Maria del Monte und Johann Faber, den Freund und Förderer Elsheimers. Beide hatten allerdings erst nach dem fraglichen Zeitraum nachweisbare Kontakte mit Galilei. Außerdem war Galilei bekanntlich sehr stolz darauf, als erster Mensch jene neuen astronomischen Erkenntnisse erlangt zu haben, die mit dem (von ihm verbesserten) Fernrohr möglich wurden.9 Geheimhaltung und schnelle Publika-
|| 9 Galileo Galilei, Le opere, Rist. Florenz 1968, vol. X, Nr. 259 (7. Januar 1610), S. 277: „Di tutte le sopradette osservationi niuna se ne vede o può vedere senza strumento esquisito; onde possiamo credere di essere stati i primi al mondo a scuoprire tanto da vicino et così distintamente qualche cosa dei corpi celesti.“ Ebd., Nr. 262 (30. Januar 1610), S. 280: „[…] et sì come sono di infinito stupore, così infinitamente rendo grazie a Dio, che si sia compiacuto di far me solo primo osservatore di cosa ammiranda et tenuta a tutti i secoli occulta.“
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tion waren daher seine Mittel, um sich den Primat des Entdeckers zu sichern.10 Am 7. Januar 1610 gab Galilei erstmals Informationen über seine Entdeckungen preis, bezeichnenderweise in einem Brief an Antonio de’ Medici.11 Am 15. Januar nahm der Gedanke an eine Publikation soweit Gestalt an, dass Galilei in seinen Aufzeichnungen vom Italienischen zum Lateinischen wechselte und auch Anweisungen für die Illustrationen notierte. Den Ausschlag dafür, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, gab die Entdeckung der vier Jupiter-Trabanten, von denen Galilei drei in jener Nacht des 7. Januar erstmals beobachtete, und die er im Sidereus Nuncius zu Ehren des Hauses Medici als „Medicea Sidera“ taufte. Darüber hinaus widmete er das ganze Buch dem Florentiner Großherzog Cosimo II. de’ Medici. Im Brief vom 7. Januar 1610 hatte Galilei nur die Entdeckung der drei neuen Himmelskörper sowie seine Erkenntnisse zum Mond mitgeteilt, nicht aber seine Einsichten zur Natur der Milchstraße. Folgt man der Rekonstruktion Stillmann Drakes, dann hatte Galilei bereits Anfang Dezember die Milchstraße im Visier und ihren Aufbau aus unzähligen Sternen erkannt.12 Aber erst im Brief vom 30. Januar 1610 an Belisario Vinta, dem Sekretär des Florentiner Großherzogs, sprach Galilei auch über seine Einsichten zur Milchstraße.13 Das Schweigen über die Milchstraße ist jedoch gut nachvollziehbar, wenn man Galileis Vorkehrungen zur Abwehr möglicher Konkurrenten bedenkt. Während die Deutung der Mondoberfläche und die Erkenntnis, dass es sich bei den dem Jupiter nahe gelegenen Himmelskörpern um Trabanten handelt, eine starke optische Vergrößerung voraussetzten und auf mehr oder weniger komplexen physikalischen und astronomischen Interpretationen beruhten, genügte im Falle der Milchstraße der Blick durch ein einfaches Teleskop, um die seit der Antike bestehende Hypothese einer Ballung von Sternen bestätigt zu finden. Dementsprechend berichtete Galilei über die Milchstraße erst am 30. Januar 1610, als er || 10 Ewen A. Whitaker, „Galileo’s Lunar Observations and the Dating of the Composition of the ‚Sidereus nuncius‘“, Journal for the History of Astronomy 9 (1978), S. 155–169; Mario Biagioli, „Replication or Monopoly? The Economies of Invention and Discovery in Galileo’s Observations of 1610“, in: Jürgen Renn (Hg.), Galileo in Context, Cambridge 2001, S. 277–320; Owen Gingerich und Albert van Helden, „From Occhiale to Printed Page: The Making of Galileo’s Sidereus Nuncius“, Journal for the History of Astronomy 24 (2003), S. 251–267; David Wootton, „New Light on the composition and publication of the ‚Sidereus Nuncius‘“, Galilaeana 6 (2009), S. 123–140. 11 Galilei, Opere, vol. X, Nr. 259 (7. Januar 1610), S. 273–278. 12 Stillmann Drake, „Galileo’s First Telescopic Observations“, Journal for the History of Astronomy 7 (1976), S. 153–168, hier: S. 167; Michele Camerota, Galileo Galilei e la cultura scientifica nell'età della controriforma, Rom 2004, S. 162. 13 Galilei, Opere, vol. X, Nr. 262, S. 280: „[…] mi sono accertato di quello che sempre è stato controverso tra i filosofi, ciò è quello che sia la Via Lattea.“
130 | Andreas Thielemann sich bereits für die Drucklegung des Sidereus Nuncius nach Venedig begeben hatte. Das baldige Erscheinen des Buches war zu diesem Zeitpunkt absehbar und daher die inhaltliche Vorbereitung des Florentiner Hofes wichtiger als die Sorge vor möglichen Konkurrenten. Angesichts dieser Chronologie und Galileis taktisch durchdachter Vorgehensweise verliert die Hypothese eines frühen Informationsflusses von Galilei zu Elsheimer jede Plausibilität – und zwar gerade auch in Bezug auf die Milchstraße. Nicht minder schwer wiegen die Einwände aus kunsthistorischer Sicht, denn es ist kaum vorstellbar, dass ein Maler dieses extrem aufwendige Bild ohne eigene visuelle Anschauung, nur auf Basis verbaler Informationen in Angriff genommen hätte. Nur zu begreiflich war es, dass die These einer Abhängigkeit Elsheimers von Galilei nicht alle Kunsthistoriker zu überzeugen vermochte. Zwar nahmen die meisten den attraktiven Gedanken einer Verbindung zwischen dem deutschen Maler und dem italienischen Wissenschaftsheros begeistert auf, doch blieben andere schon aus chronologischen Gründen skeptisch oder erklärten rundheraus ihre Ablehnung.14 Das war die Lage bis zur römischen Elsheimer-Tagung 2004,15 auf der beide Positionen in jeweils spezifischer Weise widerlegt und bestätigt wurden: Der Verfasser zeigte, dass sich Elsheimers Nachtbild erklären lässt, ohne auf die problematische Annahme eines Informationsflusses von Galilei zu Elsheimer zurückzugreifen.
|| 14 Zustimmend: Frances Huemer, Rubens and the Roman circle. Studies of the First Decade, New York, London 1996, S. 8; Eileen Reeves, Painting the Heavens. Art and Science in the Age of Galileo, Princeton 1997, S. 19; Damianaki, Galileo e le arti figurative, S. 4661; Roberta J. M. Olson und Jay M. Pasachoff, „Moon-struck: artists rediscover nature and observe“, Earth, Moon and Planets 8586 (2001), S. 303–341, hier: S. 333 (allerdings ohne Ottani Cavina zu zitieren). – Grundsätzlich ablehnend reagierte der führende Elsheimer-Forscher: Keith Andrews, „Elsheimer and Galileo“, The Burlington Magazine 118 (1976), S. 595. Er behauptete, man könne die Zusammensetzung der Milchstraße aus Sternen schon mit bloßem Auge erkennen. – Ablehnung aus der Wissenschaftsgeschichte mit Hinweis auf das chronologische Problem: Sabine Krifka, „Zur Ikonographie der Astronomie“, in: Hans Holländer (Hg.), Erkenntnis, Erfindung, Konstruktion. Studien zur Bildgeschichte von Naturwissenschaft und Technik vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Berlin 2000, S. 409–448, hier: S. 442–443.– Eine mittlere Position bezog Deborah Howard, „Elsheimer’s Flight into Egypt and the Night Sky in the Renaissance“, Zeitschrift für Kunstgeschichte 61 (1992), S. 212−223. Sie ließ allgemeine naturwissenschaftliche Interessen als Hintergrund gelten, doch habe Elsheimer eine Renaissance-Tradition fortgesetzt und die Handlung unter dem gestirnten Himmel in astrologisch-symbolische Bezüge eingebettet. 15 Vgl. den Tagungsbericht: Anke Repp-Eckert, „Adam Elsheimer und sein römischer Kreis“, Kunstchronik 57 (2004), S. 599–606.
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Als Kontext von Elsheimers Bild wurde stattdessen ein römisches Kapitel in der Frühgeschichte des Teleskopes sichtbar, das der Forschung in dieser Dimension bislang entgangen war.16 Die Argumentation des Verfassers sei hier kurz wiederholt, um dann über die Frage nach dem Teleskop hinausgehend, auch die theologischen und kosmologischen Argumente zu untersuchen, die – ausgelöst vom neuen Himmelsbild – den zentralen Inhalt der „Flucht nach Ägypten“ ausmachen.
1 Empirie und Kosmologie Typisch für einige Gemälde Elsheimers, die jeweils Szenen in landschaftlichem Ambiente darstellen, ist die Verbindung empirisch genau beobachteter und minutiös ausgeführter Details mit einem Panorama, das Himmel und Erde in ihrer unermesslichen Weite vergegenwärtigt. Die „Aurora“ (Abb. 4)17 ist in dieser Hinsicht besonders radikal und sprengt mit ihrer nicht mehr symmetrisch gerahmten Totalen schon in formaler Hinsicht die Konventionen der italienische Landschaftsmalerei. Gerade bei diesem Bild macht sich eine moderne Sicht bemerkbar, die bereits auf das 19. Jahrhundert vorausweist, und das gilt auch für die Art und Weise, wie Elsheimer die Landschaft zum Träger einer Stimmung macht. Nicht umsonst wurde vorgeschlagen, in ihm den Erfinder der Stimmungslandschaft zu sehen.18 Um diesen holistischen Zug zu verstehen, muss aber auch auf die sogenannten „Weltlandschaften“ in der niederländischen || 16 Nach der Tagung, vor der Publikation von Thielemann, „Natur pur?“ (2008): Marcus Dekiert, „‚… ein Werk, das in allen Theilen zugleich und in einem jeden besonderlich ganz unvergleichlich ist …‘ Adam Elsheimers Flucht nach Ägypten – Werk und Wirkung“, in: Baumstark (Hg.), Von neuen Sternen. Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“, S. 21–49, hier: S. 32–33; Klessmann, Im Detail die Welt entdecken. Adam Elsheimer 1578–1610, S. 177; Bredekamp, Galilei der Künstler, S. 91. – Nach 2008: Alessandro Tosi, „Lune e astri Galileiani“, Il cannocchiale e il pennello. Nuova scienza e nuova arte nell'età di Galileo, Ausst.-Kat. Pisa 2009, S. 175–187 (ohne Kennntnis von Thielemann, „Natur pur?“). 17 Weizsäcker, Adam Elsheimer, der Maler von Frankfurt, 1. Teil, S. 246−249; ders., Adam Elsheimer, der Maler von Frankfurt, 2. Teil, S. 60–61, Nr. 59; Andrews, Adam Elsheimer. Werkverzeichnis, S. 183–184, Nr. 18; Joachim Jacoby und Annette Michels, Die deutschen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts sowie die englischen und skandinavischen Werke. Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig, Braunschweig 1989, S. 112–115, Nr. 550; Astrid Hedrich, Adam Elsheimer und die Landschaft, Diss. Würzburg 1995, S. 151–153; Thielemann, „Natur pur?“, S. 126–130. 18 Sybille Ebert-Schifferer, „Adam Elsheimer, precursore della ‚Stimmung‘ tra scienza e arte“, in: M. Giulia Aurigemma (Hg.), Dal Razionalismo al Rinascimento, Rom 2011, S. 179–183.
132 | Andreas Thielemann Malerei des 16. Jahrhunderts hingewiesen werden. Typisch für diese Bilder war die panoramatische Überschau und der Versuch, ein Weltganzes nach bestimmten theologisch-kosmologischen Vorstellungen darzustellen.
Abb. 4: Adam Elsheimer, Aurora, um 1606 (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum)
Schon die Zeitgenossen Elsheimers bewunderten zum einen die Naturdetails bei Pflanzen, Tieren und Lichtern sowie die Schilderung von meteorologischen Phänomenen wie Regen oder Gewitter. Zum anderen wies Giovanni Baglione auf die besondere Fähigkeit Elsheimers hin, Menschen und Landschaft in einer „mirabile armonia“ zu verbinden.19 Diese Verschmelzung verdankt sich einer intensiven gedanklichen Verarbeitung, die nicht am Detail haften bleibt, sondern eine eigene Welt schafft. Elsheimer setzte dieser Tätigkeit der Imagination in einer Zeichnung ein Denkmal,20 und von ihm selbst wird diese Art der Kontemplation ebenfalls berichtet. Nach Karel van Mander habe Elsheimer, wenn er in den Kirchen Roms seine großen Vorbilder studierte, diese gar nicht kopiert, || 19 Giovanni Baglione, Le vite de’ pittori scultori et architetti, 2. Aufl., Rom 1649, S. 101. 20 Andreas Thielemann, „Klage – Klugheit – Standhaftigkeit. Künstlertopik von Vitruv und Alberti bis Elsheimer und Poussin“, in: Thielemann und Gronert (Hg.), Adam Elsheimer in Rom, S. 15–50, hier: S. 33–42.
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wie es üblich gewesen wäre, sondern sie nur betrachtet und sich einprägt.21 Das gleiche überliefert Joachim von Sandrart für die Naturstudien: Also tiefsinnig verfärtigte Elzheimer seine Werke, dann seine Gedächtnus und Verstand war dergestalt abgericht, daß wann er nur einige schöne Bäume angesehen (vor welchen er of halbe, ja ganze Tage geseßen oder gelegen), er selbige ihme so fest eingebildet, daß er sie ohne Zeichnung zu Haus ganz völlig, natürlich und ähnlich können nachmahlen, wie unter andern daran zu sehen, daß nach dem er zu Rom die Vigna Madama sich also imprimirt, er selbige ohne einige Zeichnung mit höchster Curiosität in seine Landschaften auf das allerbäste gebracht, jeden Baum absonderlich nach seiner Art, an Stamm, Laub und Blättern in allen Theilen erkantlich, an Colorit, Schatten und reflexion ganz änlich, naturäl und lebhaft, welche Weis zwar nicht eines jeden Thuns, auch sehr schwär ist ohne Beyhülf des Lebens oder Nachzeichnung die Sach so weit zu bringen.22
Diese in Werkprozess und Werkqualität gleichermaßen fassbaren Pole von Empirie einerseits und kosmisch überhöhtem Naturbegriff andererseits entsprechen auf bemerkenswerte Weise der Konstellation seines römischen Freundeskreises. Dazu gehörte der deutsche Arzt, Zoologe und Botaniker Johann Faber (15741629), durch den Elsheimer mit der damals avanciertesten Naturforschung in Berührung kam.23 Über die Freundschaft mit Faber ergaben sich für Elsheimer in den letzten Lebensjahren wahrscheinlich auch direkte oder indirekte Kontakte zur 1603 gegründeten Accademia dei Lincei, als deren Mitglied Faber am 12. Oktober 1611 aufgenommen wurde. Die zweite für Elsheimer in Rom besonders wichtige Bezugsfigur war der aus Nürnberg stammende Philologe, Philosoph, Theologe und Diplomat Kaspar Schoppe (15761649).24 Schoppe war 1597 in Prag zum katholischen Glauben || 21 Karel van Mander, The Lives of the Illustrious Netherlandish and German Painters from the first edition of the Schilder-boeck (1603–1604), hg. v. Hessel Miedema, Bd. I, Doornspijk 1994, S. 443. 22 Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Malerei-Künste, Bd. I, Nürnberg 1675, 2. Teil, S. 295. 23 Giuseppe Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, Rom 1989, S. 1177–1239; Kurt Gerstenberg, „Rubens im Kreise seiner römischen Gefährten“, Zeitschrift für Kunstgeschichte 1 (1932), S. 99–109; Dizionario biografico degli Italiani, Bd. 43, Rom 1993, Sp. 686−689 s.v. Faber (Belloni Speciale); Frances Huemer, Rubens and the Roman circle. Studies of the First Decade, New York, London 1996, S. 3–10; David Freedberg, The eye of the lynx: Galileo, his friends, and the beginnings of modern natural history, Chicago 2002, S. 275−294; Irene Baldriga, L’occhio della lince: i primi Lincei tra arte, scienza e collezionismo (1603–1630), Rom 2002, S. 171–233. 24 Frank-Rutger Hausmann, Zwischen Autobiographie und Biographie: Jugend und Ausbildung des Fränkisch-Oberpfälzischen Philologen und Kontroverstheologen Kaspar Schoppe (1576– 1649), Würzburg 1995; Huemer, Rubens and the Roman circle, S. 10−17; Biographisch-
134 | Andreas Thielemann konvertiert und stand seit 1599 in Rom in päpstlichen Diensten. Im Brief an Faber vom 10. April 1609 bestellte Peter Paul Rubens Grüße an Elsheimer und an dessen „compare“ Scioppio. Diese Wendung impliziert, dass Schoppe die Rolle des Firmpaten beim Kirchenübertritt des ursprünglich protestantischen Elsheimer übernommen hatte.25 Kaspar Schoppe, Peter Paul Rubens, Philipp Rubens, Jan de Hemelaer und Erycius Puteanus, die zum deutsch-niederländischen Kreis um Faber gehörten, sind direkte oder indirekte Schüler von Justus Lipsius, der die neostoische Bewegung im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts zu ihrem Höhepunkt führte.26 1604 erschienen von ihm zwei Standardwerke: zuerst die „Manuductio ad stoicam philosophiam“ und noch im gleichen Jahr die „Physiologia stoicorum“. 1605 folgte die berühmte Seneca-Ausgabe des Justus Lipsius, die Philipp Rubens in Rom persönlich an Paul V. übergab ein für diesen Kreis bedeutsames Ereignis, an dem Elsheimer zweifellos Anteil nahm. 1606 veröffentlichte Kaspar Schoppe sein gelehrtes Kompendium Elementa philosophiae stoicae moralis, dessen Erarbeitung Elsheimer gleichsam aus der Nähe miterleben konnte, und das ein Dedikationspoem von Philipp Rubens enthält. Im Zusammenhang mit dem Studium der Natur sind sodann vor allem naturphilosophische Texte der Stoiker hervorzuheben: Ciceros De natura deorum, Senecas Naturales quaestiones und schließlich Justus Lipsius’ Physiologia stoicorum, eine moderne Darstellung der stoischen Physik, die auch Theologie einschließt. Die alten wie die neuen Stoiker empfehlen das Studium der Natur in all ihren Phänomenen, mit Schwerpunkten in Geologie, Meteorologie und Himmelskunde. Denn hier biete sich ein objektives Korrektiv für die überspannte Kultur sowie Trost und Stärkung für die verängstigte Seele. Im detaillierten Studium einzelner Naturphänomene und in der meditativen Betrachtung des Naturganzen – wobei immer wieder der Blick zum gestirnten Himmel genannt wird sei wieder Maß zu nehmen an der göttlichen Schöpfungsordnung, gewinne der Geist seine Größe zurück, sei wieder zu eichen, was seinen Maßstab und seine Orientierung verloren hat. Und zwar als eine beständige Übung und Betätigung.27
|| bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVIII, 2001, Sp. 261–297 s.v. Schoppe (Hugo Altmann); Kaspar Schoppe, Autobiographische Texte und Briefe, Bd. 1: Philoteca Scioppiana. Eine frühneuzeitliche Autobiographie 1576–1630, bearb. v. Klaus Jaitner u.a., München 2004. 25 Weizsäcker, Adam Elsheimer, der Maler von Frankfurt, 1. Teil, S. 324, Anm. 142. 26 Mark Morford, Stoics and Neostoics: Rubens and the Circle of Lipsius, Princeton 1991. 27 Ein Teil dieser Quellen wurde bereits zur Erklärung der sogenannten „Weltlandschaften“ ins Spiel gebracht: Justus Müller Hofstede, „Zur Interpretation von Pieter Bruegels Landschaft.
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2 Empirie 1578 als Sohn eines Frankfurter Schneiders geboren, erhielt Elsheimer den Namen Adam zu Ehren seines Taufpaten, des Apothekers Adam Keck. Die Orientierung am sozial höher gestellten Apothekerberuf mag auch eine Rolle gespielt haben bei der Wahl des Meisters Philipp Uffenbach (1566–1636),28 bei dem Elsheimer in Frankfurt das Malerhandwerk erlernte. Wie ein Apotheker oder Alchemist führte der mathematisch-naturwissenschaftlich interessierte Uffenbach auch Experimente durch. Über die Beschaffung der Pigmente, Malmittel und der entsprechenden Rezepturen bestand seit jeher eine professionelle Verbindung zwischen Malern und Apothekern, in Florenz gehörten beide Berufsgruppen derselben Zunft an. Elsheimer erwarb sich später in Rom mit seinen Rezepturen einen Ruf, so dass er 1608 in einem Brief an Faber gar als Apotheker und Maler (adamo spetial et pittore) bezeichnet wurde.29 Noch 1622 erinnerte sich Rubens an eine säurebeständige weiße Abdeckpaste, deren Rezeptur ihm Elsheimer einst freundschaftlich mitgeteilt habe.30 Elsheimer war daher schon durch seine Herkunft und Ausbildung bestens vorbereitet für den freundschaftlichen Kontakt zu dem Arzt und Naturforscher Johann Faber, der zu Elsheimers wichtigstem Förderer in Rom werden sollte. Aufgrund bestimmter Indizien und Konstellationen kann man davon ausgehen, dass erste Kontakte Fabers zu Federico Cesi schon 1605 zustande kamen, die sich ab 1608 vertieften, als sich die Accademia dei Lincei, die 1604 zunächst zerschlagen worden war, in Rom wieder konsolidierte.31 Für die Frage nach dem prägalileischen Teleskop kommt Cesi eine wichtige, von der Wissenschaftsgeschichte weitgehend übersehene Rolle zu, denn auch bei ihm verbinden sich der Bau eigener Teleskope mit der Exploration des Himmels. Ganz unabhängig || Ästhetischer Landschaftsbegriff und Stoische Weltbetrachtung“, Otto von Simson und Matthias Winner (Hg.), Pieter Bruegel und seine Welt, Berlin 1979, S. 73–142. 28 The Dictionary of Art, 34 Bde., London, New York 1996, Bd. 31, S. 526 s.v. Uffenbach, Philipp (Christiane Andersson). 29 Baldriga, L’occhio della lince, S. 175; dies., „Le virtù della scienza e la scienza dei virtuosi: i primi lincei e la diffusione del naturalismo in pittura“, in: Caterina Volpi (Hg.), Caravaggio nel IV centenario della Capella Contarelli, Convegno Internazionale di Studi, Roma 2001, Città di Castello 2002, S. 197–208, hier: S. 201. 30 Brief an Peter van Veen vom 19.6.1622: in: Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, S. 1581; in der Übersetzung von Otto Zoff zitiert bei Andrews, Adam Elsheimer. Werkverzeichnis, Dok. 18c, S. 51. 31 Die detaillierte Darstellung dieser Indizien und Konstellationen es handelt sich wohlgemerkt nicht um bewiesene Fakten erfolgt an anderer Stelle.
136 | Andreas Thielemann von Galilei war Cesi seit frühester Jugend an allem Astronomischen interessiert. In seiner Accademia organisierte er Unterweisungen in Mechanik und Astronomie durch Francesco Stelluti sowie die Konstruktion eines großen Astrolabiums, das Anastasio de Filiis schon im Oktober 1603 fertigstellte. 1605 ließ Cesi in Rom auf eigene Rechnung das ihm gewidmete Buch seines flämischen AkademieMitglieds Jan van Heck drucken: De nova stella disputatio, in dem die im Oktober 1604 gesichtete Supernova diskutiert wird.32 Cesi hatte auch eigene Pläne, sammelte astronomische Notizen, Beobachtungen und Diskussionen in scartafacci genannten Heften, aus denen ein (allerdings nie fertig gestelltes) Buch mit dem Titel Caelispicium werden sollte.33 Dieses Interesse des römischen Kreises an der Himmelsschau (Caelispicium) ist zunächst einmal als die Basis zu nehmen, auf der Elsheimers Nachtbild zu erklären ist. Eine bloße Nachricht aus Padua hätte wohl kaum das fragliche Echo bei Elsheimer erzeugen können. Dennoch bleibt natürlich die ungelöste Frage nach dem entscheidenden Detail der Milchstraße, die in dieser Wiedergabe den Blick durchs Fernrohr erfordert. Hier hilft eine Passage in Fabers großer Studie zu den Tieren Mexikos, die 1649 in dem von der Accademia dei Lincei herausgegebenen und bearbeiteten Thesaurus Mexicanus erschien. Faber hatte sein Manuskript wie geplant am 1. Januar 1625 beendet, sah jedoch die Verzögerungen bei der Drucklegung voraus und ließ daher seinen Teil schon 1628 separat drucken.34 In diesen Text flocht Faber auch Berichte über das wissenschaftliche und künstlerische Leben in Rom ein. In einem dieser Exkurse schreibt er, dass eigentlich Giambattista della Porta der Erfinder des Fernrohrs sei, zumindest der Fernrohr-Idee. Denn er habe schon vierzig Jahre zuvor in seiner Magia Naturalis die Theorie und Grundstruktur eines Teleskops beschrieben und die mathematischen Grundlagen in seinem Buch über die Lichtbrechung erläutert. Den Primat della Portas habe im Übrigen Johannes Kepler, der Kaiserliche Hofastronom, öffentlich anerkannt. Deutschen oder holländischen Handwerkern sei es zufällig gelungen, so etwas zu bauen. || 32 Siehe unten S. 164. 33 Giuseppe Gabrieli, Il Carteggio Linceo, Rom 1938, Reprint 1996, Nr. 164, S. 274: Cesi an Galilei am 29. September 1612: „L’opra ch’io ho fatto et chiamo Celispicio, contiene molte materie celesti, come V. S. vedrà, quali vado scorrendo, anche teologicamente, e sbatto particolarmente la sodezza e durezza e molteplicità d’orbi e copia de’ moti.“ Ein in Neapel als Kopie erhaltenes Zibaldone Federico Cesis führt auf fol. 13r einen inhaltlichen Plan zum Buchprojekt Caelispicium auf: Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, S. 37. Eine spätere Erwähnung: Francesco Stelluti, Persio tradotto in versi sciolti e dichiarato, Rom 1630, S. 162. 34 Johannes Faber, „Animalia Mexicana“, Rerum medicarum Novae Hispaniae thesaurus seu plantarum animalium mineralium mexicanorum historia ex Francisci Hernandez […] relationibus in ipsa Mexicana Urbe conscriptis a Nardo Antonio Reccho […] collecta ac in ordinem digesta a Joanne Terrentio Lynceo […] notis illustrata […], Rom 1649 (Faksimile: Rom 1992).
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Davon habe Galilei gehört und im Sommer 1609 sein Cannochiale konstruiert. Es sei aber, so Faber weiter, zeitgleich zu Galilei auch Cesi in Rom an den Bau eines Fernrohrs gegangen, nachdem auch er entsprechende Gerüchte aus Belgien gehört habe. Cesi sei der Bau dieses Instrumentes gelungen, das er sogleich unter einigen Großen der Stadt verteilt und als „Teleskop“ benannt habe: Eodem Romae tempore Lynceorum Princeps Illustrissimus Federicus Caesius, rumore tantum e Belgio audito, idipsum instrumentum composuit et inter complures in urbe Magnos distribuit, nomenque Telescopij excogitavit et indidit…35 Zur selben Zeit in Rom hat der Präsident der „Luchse“, der hochberühmte Federico Cesi, nachdem er nur (gewisse) Gerüchte (über Fernrohre) aus Belgien gehört hatte, dieses selbe Instrument gebaut und unter einigen Großen in der Stadt verteilt, und (für dieses Gerät) den Namen Teleskop ausgedacht und angenommen.
Dieser Bericht wird durch einen erhaltenen Brief Della Portas vom 28. August 1609 bestätigt, in dem Della Porta eine Anfrage Cesis bezüglich eines Fernrohrs beantwortet.36 Das vermeintliche Geheimnis des Fernrohrs sei aus Buch 9 seines Buches De refractione (Neapel 1593) genommen.37 Wenn der Marchese es bauen wolle, hätte er seine Freude daran. Zu diesem Zweck fügte er eine Bauanleitung bei, bestehend aus Skizze (Abb. 5) und Erläuterung: ein Rohr aus Silberblech, eine Spanne lang, drei Finger dick, mit Konvexlinse und darin, von der anderen Seite aus eingeführt, ein etwas schmaleres und kürzeres Rohr mit Konkavlinse. Der Brief bestätigt Fabers Angabe zur Abhängigkeit Cesis von der Grunderfindung della Portas und beweist mit seinem Datum auch, dass Cesi tatsächlich
|| 35 Ebd., S. 473. Ausführliches Zitat bei Thielemann, „Natur pur?“, S. 144, Anm. 80. Man sucht diese wichtige Quelle vergebens bei Albert van Helden, The Invention of the Telescope (= Transactions of the American Philosophical Society, 67 [1977], part 4). In den Publikationen aus Anlass des Teleskop-Jubiläums 2009 fehlt sie noch immer. – Offenbar war diese Darstellung gut überlegt und mit Cesi abgesprochen worden. Darauf deutet ein einzelnes Manuskriptblatt Fabers speziell zu diesem Abschnitt mit Zusätzen Cesis, das sich im Archivio Lincei erhalten hat: MS 2, fol. 51–51r, publiziert in Ada Alessandrini (Hg.), Documenti Lincei e cimeli Galileiani. Mostra per il IV Centenario della nascità di Galileo Galilei, Rom 1965, S. 59. 36 Biblioteca dell’Accademia dei Lincei a Roma, Ms. 12, fol. 326. Abgedruckt in Galilei, Opere, vol. X, Nr. 230, S. 252. 37 Wie schon Antonio Favaro erkannte (Galilei, Opere, vol. X, S. 252), irrte Della Porta bei dieser offenbar aus dem Gedächtnis gemachten Angabe, denn De refractione enthält keine einschlägige Passage. Vielmehr hätte Della Porta auf seine Magia naturalis, Neapel 1589, S. 269, hinweisen können, wo die einschlägige Passage im Kapitel X des XVII. Buches steht (De crystallinae lentis). Den Experten war der Zusammenhang aber bewusst, wie das richtige Zitat Keplers in seinem Brief an Galilei vom 19. April 1610 zeigt.
138 | Andreas Thielemann zeitlich parallel zu Galilei in Padua aber unabhängig von ihm im Sommer 1609 in Rom sein eigenes Fernrohr konstruierte.
Abb. 5: Giambattista della Porta, Brief an Federico Cesi, 18. August 1609 (Rom, Biblioteca dell’Accademia dei Lincei)
Nun lässt sich auch die Frage beantworten, wie es möglich war, dass Elsheimer an der neuen Himmelssicht partizipierte, denn Faber berichtet, Cesi habe das Rohr „an einige Große der Stadt verteilt“. Es genügte also, dass einer von Elsheimers Kunden und Auftraggebern dabei war. Und selbstverständlich ging diese Neuheit gerade auch an Faber nicht vorbei. Dass sich Faber für das Instrument interessierte, steht außer Frage und wird auch durch seinen Nachlass bestätigt, in dem ein einfaches Teleskop mit einem Papprohr verzeichnet ist.38 || 38 Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, S. 1225: „un occhiale di Galileo di cartone, valutato scudi 0,80.“ Der Zusatz „di Galileo“ ist hier nicht auf die Unterscheidung zwischen Teleskopen der galileischen oder keplerschen Bauart zu beziehen, sondern unter-
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Unabhängig von Cesi verfügte auch Kardinal Scipione Borghese schon im August 1609 über ein Teleskop, das ihm aus Flandern geschickt worden war. Das geht aus einem Brief hervor, den Lorenzo Pignoria in Padua am 31. August 1609 an Paolo Gualdo in Rom schrieb.39 Auch an dieses Teleskop konnte Elsheimer über seine Freunde gelangen, denn für Faber und Schoppe war der Weg zu Kardinal Borghese keineswegs länger als der zu Federico Cesi und den Lincei allein schon wegen der zahlreichen offiziellen und inoffiziellen Missionen, die beide im Auftrag Pauls V. ausführten.40 Gerade im entscheidenden Moment, ab August/September 1609, weilte Schoppe nach einer langen Reise durchs Reich wieder für fünf Monate in Rom, wo er als Gesandter des Erzherzogs Ferdinand III. Verhandlungen mit Paul V. und Scipione Borghese zur Unterstützung der katholischen Liga führte.41 Vermutlich geht auf diesen damals vertieften Kontakt zwischen Schoppe und Scipione Borghese zurück, dass Hendrick Goudt 1610 seinen Stich nach Elsheimers „Verspottung der Ceres“42 dem Kardinal Borghese widmete. Desweiteren ist zu bedenken, dass sich Scipione Borghese vom Impuls der deutschen und niederländischen Neostoiker, die im Kreis um Faber und Schoppe verkehrten, soweit anstecken ließ, dass er die Statue des
|| scheidet in diesem Kontext das Fernrohr von einer gewöhnlichen Brille. Es könnte sich angesichts der bescheidenen Ausführung und der Bewertung mit nur 0,80 scudi um eines der ersten provisorischen Instrumente handeln, die Cesi anfertigte und an einige „Große der Stadt“ verteilte. 39 Abgedruckt in: Galilei, Opere, vol. X, Nr. 234, S. 255: „[…] di nuovo non habbiamo altro, se non la reincidenza di S. Serenità, e ricondotte di Lettori: fra’quali il Sig. Galileo ha buscato mille fiorini in vita, e si dice co’l benefizio d’un occhiale simile a quello che di Fiandra fu mandato al Card. Borghese.“ Die Sendung dieses Teleskops aus Brüssel kündigte Guido Bentivoglio mit einem Brief vom 2. April 1609 an: Engel Sluiter, „The Telescope before Galileo“, Journal for the History of Astronomy 28 (1997), S. 223–234. 40 Zu Schoppes Stellung am päpstlichen Hof Jan Papy, „Manus manum lavat. Die Briefkontakte zwischen Kaspar Schoppe und Justus Lipsius als Quelle für die Kenntnis der sozialen Verhältnisse in der Respublica litteraria“, in: Herbert Jautmann (Hg.), Kaspar Schoppe (1576– 1649): Philologe im Dienste der Gegenreformation (Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit, 2, Heft 3/4), Frankfurt a.M. 1998, S. 276−297. 41 Seine Kontakte des Jahres 1609 und die ihm von Kardinal Borghese entgegengebrachte Anerkennung schildert Schoppe in seinem autobiographischen Bericht: Schoppe, Autobiographische Texte und Briefe, Bd. 1, S. 352–353. 42 Andrews, Adam Elsheimer. Werkverzeichnis, S. 188. – Scipione Borghese dürfte eine Luxusausführung dieses Stiches auf Seide erhalten haben. Vgl.: Prints after Adam Elsheimer, Galerie Christopher Mendez, London 1978, Nr. 17.
140 | Andreas Thielemann „Sterbenden Seneca“ von den Altemps übernahm, was die Beziehung zu diesem Kreis nur vertiefen konnte.43 Als Elsheimer 1609 seine aufwendige „Flucht nach Ägypten“ malte, spekulierte er offensichtlich auf einen Käufer unter den „Großen der Stadt“, die soeben das Equipment zur neuen Himmelsschau erhalten hatten. Da Elsheimers Firmpate Kaspar Schoppe damals in Kontakt zu Scipione Borghese stand, und dieser über ein schon im August importiertes Teleskop verfügte, dürfte dieser vor allen anderen potentiellen Käufern ins Visier genommen worden sein. Die Spekulation auf Scipione Borghese war auch insofern naheliegend, als der Papstnepot im Aufbau seiner Kunstsammlung begriffen war und dabei auch die kleinformatige nordische Landschaftsmalerei berücksichtigte. Galilei war den Hobbyastronomen, die 1609 die ersten Fernrohre gen Himmel richteten, in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht zweifellos überlegen. Er hat die holländische Erfindung sogleich verbessert, eine systematische astronomische Nutzanwendung des Teleskops begonnen und die ersten Resultate schnell in eine Publikation umgesetzt, mit der er wissenschaftsgeschichtlich die Lorbeeren errang.44 Aber sehen den Himmel neu sehen! konnte man mit den Teleskopen von Cesi und Scipione Borghese ebenfalls, und natürlich war es eine Sensation, als die neuen Instrumente von Hand zu Hand gingen. So erst wird begreiflich, dass Elsheimer, von dem neuen Himmelsschaufieber angesteckt, ein Bild malte, das punktgenau auf das neue Hobby seiner Käufer und Freunde reagierte. Die Teilnahme an einer Sensation im eigenen Freundeskreis ist eben etwas ganz anderes als eine Nachricht aus der Ferne. Auch konnte Elsheimer durch eines der römischen Fernrohre den Sternenhimmel selbst beobachten.
|| 43 Die (vielleicht nicht ganz freiwillige) Übergabe der Statue von den Altemps zum neuen Kardinalnepoten erfolgte zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen 1605 und 1613; Marjon van der Meulen, Rubens copies after the antique (Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, XXIII), 3 Bde., London 1994, Bd. 1, S. 53 u. 57. Zur Verehrung der Statue im Kreis der Neostoiker Andreas Thielemann, „Sprechende Köpfe: Seneca-Bildnisse um 1600“, in: Henning Wrede und Max Kunze (Hg.), 300 Jahre ‚Thesaurus Brandenburgicus‘. Archäologie, Antikensammlungen und antikisierende Residenzausstattungen im Barock, München 2006, S. 167206. 44 Das gilt nicht nur gegenüber Federico Cesi, sondern auch gegenüber Thomas Harriot (ca. 15601621), der bereits am 26. Juli 1609 ein Teleskop zur Mondbeobachtung einsetzte, seine Arbeit aber nicht publizierte; Amir Alexander, „Lunar Maps and Coastal Outlines: Thomas Harriot’s Mapping of the Moon“, Studies in History and Philosophy of Science 29 (1998), S. 345−368.
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3 Die storia: Natur- und Heilsgeschichte Der Mond, die Sterne und die Milchstraße in Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ haben die Forschung aus begreiflichen Gründen lange und intensiv beschäftigt, doch kommt es nun darauf an, auch die anderen Motive des Bildes neu zu betrachten und nach seinem Gesamtkonzept zu fragen. Dabei sind insbesondere Beobachtungen und Überlegungen von Stefan Gronert45 aufzunehmen und zu vertiefen. Die biblische Geschichte ist in diesem Bild eben keineswegs nur ein thematischer Vorwand, um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in einem Nachtbild darstellen zu können. Vielmehr integrierte Elsheimer die astronomischen Aspekte in die Geschichte von der Flucht der Heiligen Familie und sprengte die traditionellen Gattungsgrenzen zu einer allumfassenden storia auf, in der sich Natur- und Heilsgeschichte verbinden. Sie vereint neue Formen der Naturbeschreibung und -erkenntnis mit einer theologisch-kosmologischen Narration. Die großen Pole dieser Erzählung sind mit der fast gleichgewichtigen Aufteilung in Himmel und Erde gesetzt (Abb. 1). Nicht nur um jene biblischen Ereignisse, die auf der Erde spielen, geht es. Auch nicht nur um die erhabene Größe und Ewigkeit der himmlischen Sphäre. Sondern um eine Bewegung, einen Impetus, der beide verbindet und dabei die vier Elemente durchquert – Feuer, Wasser, Erde, Luft. Beginnend im Nachthimmel mit der Milchstraße, die in einer großen Diagonalen bis zu jenem mittleren Baumwipfel herunter führt, der die Heilige Familie mit einem dunklen Hintergrund umrahmt. Die Linie der Milchstraße setzt sich dann fort in der absteigenden Linie der Baumkulisse, lenkt sanft in die Horizontale ein und klingt schließlich in dem schmaler werdenden Uferstreifen aus. Himmel und Erde scheinen sich hier fast zu berühren. Und hier, in dieser rechten Zone setzt die Abwärtsbewegung auch noch einmal neu an: Mit der Spiegelung des Mondes und der von ihm erleuchteten Wolken greift der Himmel in die irdische Sphäre über. Der im Wasser gespiegelte Mond ist zugleich auch der eigentliche End- und Kontrapunkt der absteigenden Milchstraße (Abb. 2). Diese große Abwärtsbewegung hat eine zentrale Stellung im Bild und wird durch die keilförmig auslaufenden Baumkulissen unterstrichen. Einmal mehr greift Elsheimer hier zu dem für ihn typischen Mittel der Diagonalkomposition, wobei er das geometrische Schema auch in diesem Bild wieder poetisch um|| 45 Stefan Gronert, „‚… che in figurette et in paesi non ebbe mai pari‘. Zum Verhältnis von Landschaft und Erzählung bei Adam Elsheimer“, in: Thielemann und Gronert (Hg.), Adam Elsheimer in Rom, S. 71–85.
142 | Andreas Thielemann spielt: In seinem Diminuendo ist der dunkle Fond der Bäume durch drei schrittweise abnehmende Höhenakzente rhythmisiert. Leicht auf- und absteigend formen die runden Baumkronen eine gemeinsame Silhouette, und selbst für spielerische Nebenthemen ist in diesem dunklen Massiv noch Platz. So bemerkt der Betrachter etwa einen Stern, der durch eine Öffnung in der zentralen Baumkrone hindurch scheint (Abb. 6).
Abb. 6: Detail aus Abb. 1
Absichtsvoll, ja fast schon witzig ist das arrangiert, und doch scheint es Zufall zu sein, eingefangener Zufall. Gesetz und Zufall, Durchdringungen und Korrespondenzen sind die Kategorien und die poetischen Mittel, mit denen die Zonen in diesem Bild verknüpft werden: Bei diesem winzigen Detail des durchleuchtenden Sternes, bei dem gespiegelten Mond als Scharnier zwischen Himmel und Erde und schließlich auch bei den Hauptmotiven des Vordergrundes, die durch die Dunkelzone der Bäume jeweils voneinander getrennt, gerahmt und auch miteinander verbunden werden. Mit all diesen Verknüpfungen und der kontrapunktischen Durchdringung ist das ganze Bild absichtsvoll durchdacht, ja geradezu konstruiert. Und dennoch herrscht ein lyrischer Grundton, ist die Aus-
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führung sensibel rhythmisiert und mit einem Feuerwerk motivischer Erfindungen und empirischer Details vorgetragen. Elsheimer gelingt diese Balance. So wenig wie etwa Rhythmen und strenge Reimschemata der Poesie widersprechen (ihr vielmehr Einheit und strukturierte Dynamik verleihen), so wenig widerspricht in Elsheimers Bild die Konstruktion der bildlichen Erzählung, der Harmonie der Naturformen und dem wissenschaftlichen Detail. Im Gegenteil: Gerade ein poetisch durchkomponiertes Bild bietet die Möglichkeit für eine Synthese dieser heterogenen Elemente. Schon das kleine Format ist eine Zwing- und Ermöglichungsform: Nicht in einem großen oder gar monumentalen, sondern in einem kleinen, zumindest teilweise mit der Lupe ausgeführten Gemälde, erfolgte die erste Darstellung des unendlichen Kosmos in der Malerei. Und auf entsprechende Weise wurde nicht eine rein deskriptive Darstellung, sondern ein dichterisches Bild zum Medium, in dem diese Evokation des Unendlichen und die erste exakte Darstellung des gestirnten Nachthimmels gelang. Nicht nur im Schaffen Galileo Galileis wirkten Wissenschaft und künstlerische Schulung zusammen, vielmehr war auch Johann Faber in exemplarischer Weise Kenner und Erforscher sowohl der Natur wie der Kunst. Er scheute sich auch nicht, im wissenschaftlichen Kontext mit eigenen kleinen Dichtungen hervorzutreten. Vor allem aber bewies er in seiner Studie zu den Tieren Mexikos mit zahlreichen Zitaten aus antiker und zeitgenössischer Dichtung eine literarische Kennerschaft, die die Poesie zunächst einmal um ihrer Reize willen schätzt, dann aber auch die naturkundlich interessanten Einsprengsel in den Poemen entdeckt und für den wissenschaftlichen Diskurs heranzieht. Ebenso ging es in seiner Wohnung und in seinem berühmten Museum zu, wo Elsheimer häufig zu Gast war. Man täte diesem Museum Unrecht, wenn man es der traditionellen Form der Kunst- und Wundersammlungen zurechnen würde. Dafür war Faber bei der Zusammenstellung seiner Naturalien ein viel zu genauer und systematisch forschender Sammler, und auch sein Verhältnis zur bildenden Kunst war nicht auf das Kuriosum fokussiert, sondern auf das wirkliche Kunstwerk. Als echter Lux (lince) betrachtete er die Malerei freilich mit einem geschärften Blick für den naturkundlichen Gehalt bestimmter Szenen und Motive. Ähnliches hatte Federico Cesi im Sinn. Für naturkundlich besonders lehrreiche Gemälde prägte er einen eigenen Begriff: pittura filosofica.46 Gerade Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ und einige andere Gemälde dieses Malers sind vorzügli|| 46 Giuseppe Gabrieli, „L’orizzonte intellettuale e morale di Federico Cesi, illustrato da un suo zibaldone inedito”, in: Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, S. 2777, hier: S. 49: „Pittura filosofica. Indirizzo della pittura, e suo studio, non solo a dilettatione semplice, il che è vanissimo abuso, ma a giovamento di viva et efficace disciplina e piacer di molta utilità.“
144 | Andreas Thielemann che Beispiele für diese von den Lincei so geschätzte Art der Malerei – falls Elsheimers Malerei nicht überhaupt Pate stand, als der Begriff geprägt wurde.47 Das Modell für diese Liaison von Naturphilosophie und Kunst ist aber älter und lag bereits mit der antiken Gattung des kosmologischen Poems vor. Lukrez hatte hier mit seinem Lehrgedicht De rerum natura das große Vorbild geschaffen. Allerdings musste er sich für diese dichterische Darstellung von Epikurs Philosophie über dessen ausdrückliche Missbilligung aller Formen von Dichtung hinwegsetzen. Bei den Stoikern reicht hingegen der Gebrauch der dichterischen Form bis in die hellenistische Gründungsphase der Schule zurück. Schon die ersten Stoiker nutzten Dichtungen Homers und Hesiods in allegorischer Auslegung zur Illustration ihrer Naturphilosophie, und Kleanthes, der Nachfolger des Schulgründers Zenon, dichtete auch selbst einen Zeushymnus, in dem sich tiefe Frömmigkeit und Naturkunde verbinden. Für Seneca und andere römische Stoiker wurde dieser Grundton prägend, er begünstigte auch die Rezeption der Stoiker im Mittelalter und wurde schließlich wiederbelebt durch das Projekt eines christlichen Stoizismus, wie ihn Justus Lipsius und seine Schüler vertraten – und dies im direkten Umfeld von Elsheimer. Für Kleanthes und die Nachfolger war die Dichtung keineswegs nur eine gefällige Alternative zur volkstümlichen Diatribe und der schweren Prosa des Traktats. Vielmehr entwickelten sie ein methodisches Bewusstsein für die Wahl dieser Form. Kleanthes schrieb Bücher über Dichtung und begründete mit einem Trompetenvergleich, dass Metrik eine Zwingform sei, die den Gedanken kläre und die Wirkung steigere: […] wie unser Atem den Ton deutlicher macht, wenn eine Trompete ihn durch die Enge des langen Rohres getrieben, schließlich über die breitere Öffnung ausgestoßen hat, so macht die strenge Gebundenheit eines Gedichtes unsere Gedanken klarer. Dieselben Gedanken hört man mit geringerer Aufmerksamkeit an, und sie beeindrucken weniger, solange sie in der Ungebundenheit der Prosa vorgetragen werden. Sowie der Rhythmus hinzutritt und genaue Metrik einen hervorragenden Gedanken strafft, wird dasselbe Urteil wie von einem gar mächtig ausholenden Arm losgeschleudert.48
Nicht zufällig ist es Seneca, der diesen Gedanken überliefert. Unter den SenecaVerehrern legitimierte er dann erneut die Dichtung, wie sie etwa Philipp Rubens pflegte. Darüber hinaus schärfte das poetologische Argument des Kleanthes || 47 Irene Baldriga engt Cesis Definition fälschlich auf naturkundliche Illustrationen ein; Baldriga, L’occhio della lince, S. 14. Vgl. auch Francesco Solinas, „La pittura filosofica e la nascita dello ‚stile barberini‘“, in: Sebastian Schütze (Hg.), Estetica Barocca, Rom 2004, S. 241−262. Eine Auseinandersetzung mit diesem Begriff vermisst man in Freedberg, The eye of the lynx. 48 Seneca, Epistulae, 108, 10.
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auch die generelle Präferenz für die kurzen und klaren Sprachformen, die in diesem Kreis als eine Art Gruppenstil gepflegt wurden. Bei Peter Paul Rubens macht sich dieser Einfluss zeitweise bis in die Schriftform und die Malerei hinein bemerkbar.49 Elsheimer war in genau diesem Kontext heimisch, und so ist es kein Zufall, dass er auf die neue, sensationelle Himmelsschau nicht nur deskriptiv reagierte, sondern gleichsam die Trompete zu einem kosmologischen Bild-Poem ansetzte. In seinem poetischen Nachtbild verschweißte er Heilsgeschichte und Naturgeschichte zu einer allumfassende Narration, die nur in konstruierter und gestraffter Form überhaupt möglich war. Schon Kleanthes hatte in seiner Poetik betont, dass die rhythmisch gestraffte Form besonders geeignet sei, wenn es darum geht, sich der diskursiv nicht mehr darstellbaren Größe des Göttlichen zu nähern.50 Das deckt sich nicht zufällig mit jüngeren literaturwissenschaftlichen Untersuchungen, die als Spezifikum der „scientific poetry“ bzw. der „naturalphilosophical poetry“ in der Renaissance den „attempt to capter the divine“ herausstellen.51 Auch Lukrez hätte (trotz seiner anderen weltanschaulichen Orientierung) diesem Gedanken zugestimmt. Dem Vorbild des Lukrez folgte wiederum der Stoiker Manilius, als er eine dichterische und poetologisch selbstbewusste Kosmologie verfasste. Auch Manilius sah sich in seiner „Astronomica“ als Vermittler zwischen Wissenschaft und Dichtkunst und drückte daher seine Aufgabe, zweierlei Ansprüchen genügen zu müssen, mit dem Bild eines doppelten Altars aus.52 Als stoischer Autor war Manilius im Lipsius-Kreis || 49 Andreas Thielemann, „Rubens’ Traktat De imitatione statuarum“, in: Ursula Rombach und Peter Seiler (Hg.), Imitatio als Transformation. Theorie und Praxis der Antikennachahmung in der frühen Neuzeit, Petersberg 2012, S. 95–150, hier: S. 107. 50 Im Kreis um Faber wird die Passage aus Philodems De musica (lib. IV, col. 28, 1 p. 79 Kemke = Hans von Arnim, Stoicorum veterum fragmenta, 4 Bde., Neudruck: Charleston, SC, 2011, Bd. I, S. 109, Nr. 486) wohl kaum bekannt gewesen sein, aber sie sei hier zitiert, um noch einmal den poetologischen Gleichklang mit Kleanthes zu unterstreichen. Dieser Stoiker habe, so Philodem, die Auffassung vertreten, „dass poetische Kompositionen und musikalische Modelle dem philosophische Diskurs überlegen seien, denn dieser könne zwar hinlänglich die göttlichen und menschlichen Angelegenheiten mitteilen, doch fehlten ihm die Worte für die göttliche Größe. Demgegenüber kämen Versmaß, Melodie und Rhythmen so nahe wie möglich an die Betrachtung des Göttlichen heran.“ Zur Position des Kleanthes Andreas Thielemann und Henning Wrede, „Bildnisstatuen stoischer Philosophen“ Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung 104 (1989), S. 109–155, hier: S. 142–143. 51 Kathryn Banks, Cosmos and Image in the Renaissance. French Love Lyric and NaturalPhilosophical Poetry, Oxford 2008, S. 30. 52 Hier der Beginn des Buches, zit. nach Marcus Manilius, Astronomica/Astrologie, lateinisch/deutsch, übers. u. hg. v. Wolfgang Fels, Stuttgart 1990, S. 9 u. 11: „Göttliche Künste im Lied und schicksalskundige Sterne, welche die Wechselfälle der Menschen mannigfach for-
146 | Andreas Thielemann gut bekannt, und möglicherweise war Elsheimer dessen Name schon in Deutschland begegnet. Niemand anderes als Albrecht Dürers Freund Regiomontanus hatte die Editio princeps dieses Werkes 1473 herausgebracht, und niemand anderes als Dürer schuf ein erstes Bildnis dieses Astronomen. Es ziert die linke untere Ecke im Holzschnitt der nördliche Himmelskugel (Abb. 7), die Dürer 1515 für seinen Freund Johann Stabius ausführte. Es handelt sich hierbei um den ersten Druck einer Sternenkarte.
Abb. 7: Albrecht Dürer, Der Astronom Manilius. Detail aus dem Holzschnitt „Die nördliche Sternenkugel“, 1515
|| men, Schöpfung der Himmelsvernunft, herunterzuholen vom Kosmos, schick ich mich an, zu erschüttern als erster mit neuen Gesängen Helikon, seine mit grünenden Wipfeln nickenden Wälder, fremde Gaben zur Hand, die vor mir noch niemand gebracht hat. […] Jetzt und aus größerer Nähe fördert der Kosmos die Forscher, und er verlangt, in Gesängen den Himmelsbesitz zu verbreiten. Muße verleiht mir der Friede hierfür; die Luft zu durchschreiten macht schon Vergnügen und wandelnd am riesigen Himmel zu leben, Sterne zu kennen, die gegenläufige Bahn der Planeten. Diese Kenntnis allein ist zu wenig, viel größere Freude macht es, tief in das Herz des mächtigen Kosmos zu dringen und zu begreifen, wie er die Wesen durch seine Gestirn lenkt, und zum Taktschlag des Phoebus in Verse zu bringen. Zwei Altäre mir leuchten mit aufgeschichteten Feuern, zwei geheiligte Stätten umwerb ich, umringt von der Versform wie auch des Themas doppeltem Anspruch: Den streng nach der Regel singenden Dichter umrauscht zwar der Kosmos in riesigem Kreise, doch lässt er kaum in prosaischen Worten sein Aussehen fassen. Tiefere Kenntnis des Kosmos gestattet erstmals der Erde göttliche Gnade.“ – Zu Manilius und der stoischen Tradition Ilaria Ramelli, „Manilio cantore della Cosmologia e dell’Etica Stoica“, in: dies. (Hg.), Stoici Romani minori, Mailand 2008, S. 3–277.
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Nicht umsonst hatte Dürer in seinen Entwürfen für ein Lehrbuch der Malerei unter den Aufgaben der Malerei auch die Vermessung der Erde, des Wassers und der Sterne genannt.53 Erst Elsheimer jedoch hat dieses kosmographische Projekt – zwar nicht messend, aber darstellend – in einer Gesamtschau von Himmel und Erde eingelöst. Sein Lehrer Philipp Uffenbach spielte in diesem Zusammenhang eine vermittelnde Rolle, denn er trat in künstlerischer Hinsicht in die Fußstapfen Dürers und führte auch die wissenschaftliche Grundlegung der zeichnenden und mechanischen Künste fort (soweit dies mit und neben der Erfüllung traditioneller Maleraufträge möglich war). Seine Beschäftigung mit Alchemie, Mechanik, Geometrie und Anatomie erreichte teilweise wissenschaftliches Niveau. Davon zeugen sein Buch über Sonnenuhren (1598),54 eine von ihm erwähnte, aber offenbar nicht erhaltene lateinische „Stereometrie“ und die Abhandlung zur Quadratur des Kreises von 1619 (Abb. 8).55
Abb. 8: Philipp Uffenbach, De quadratura circuli mechanici, Frankfurt 1619, S. 16, Fig. 1
|| 53 Dürer, Schriftlicher Nachlass, hg. v. Hans Rupprich, Bd. II, Berlin 1966, S. 131: „Dy messung des ertrichs, wasser vnd der stern ist verstentlich worden durch antzeigen der gemell vnd würt noch menchem durch gemell vill kunt.“ Vgl. auch die spätere Variation S. 133. 54 Philipp Uffenbach, Bericht und Erklärung zweyer beygelegten künstlichen Kupfferstücken oder Zeitweiser der Sonnen über die gantze Welt, Frankfurt 1598. 55 Philipp Uffenbach, De quadratura circuli mechanici, Frankfurt 1619.
148 | Andreas Thielemann In die Diskussion um dieses seit der Antike behandelte geometrische Problem, das in der Mechanik und Feldmesskunst auch praktisch relevant war, hatte sich Dürers Freund Regiomontanus eingeschaltet, und Dürer selbst bot in seiner „Unterweisung der Messung“ eine Näherungslösung, über die Uffenbach dann weit hinaus ging. Elsheimer wird in die Details von Uffenbachs Tüfteleien wohl kaum jemals eingedrungen sein, es blieb ihm von der Lehre bei diesem Meister aber doch immerhin ein Sinn fürs geometrische Kalkül, der sich bei ihm dann in einer auffälligen, von der Forschung seit langem bemerkten Geometrisierung des Landschaftsbildes56 zeigt. Noch in seinem Gemälde mit dem „Reich der Minerva“ setzte Elsheimer die Allegorie der Malerei in einen Raum, in dem ein Geograph oder Astronom einen Erd- oder Himmelsglobus studiert, während neben ihm ein Gelehrter mit dem Zirkel in der Hand die Brechung des Kerzenlichtes in einer wassergefüllten Glasvase studiert (Abb. 9). Die Geometrie bildete eben auch die Grundlage zum Verständnis der geometrischen Optik. Fast möchte man von einem Denkmal für seinen Lehrer Uffenbach sprechen.
Abb. 9: Adam Elsheimer, Detail aus dem Gemälde „Das Reich der Minerva“ (Cambridge, Fitzwilliam Museum)
|| 56 Willi Drost, Adam Elsheimer und sein Kreis, Potsdam 1933, S. 27–32.
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In jedem Falle aber gaben ihm die Dürertradition und die geometrisch fundierte Ausbildung bei Uffenbach ideale Voraussetzungen auch zum Verständnis der Optik und der Himmelskunde mit. Schon durch seine Nähe zur Welt der Apotheker war Elsheimer ein guter Gesprächspartner für Faber, der seit 1601 pharmazeutische Vorlesungen an der Sapienza hielt,57 aber er war eben auch in besonderer Weise an Optik und Geometrie interessiert58 und insofern auf die neuen Eindrücke von der teleskopischen Himmelsschau gut vorbereitet. Ähnlich wie Manilius seinerzeit, sah er sich vor der Aufgabe, „in (gemalten) Gesängen den neuen Himmelsbesitz zu verbreiten“.59 Nach diesem Exkurs zu den konstruierten Zügen in Elsheimers Gemälde und zu einer gattungsmäßigen Einordnung als gemaltes kosmologisches Poem, sind die Voraussetzungen geschaffen, um seiner Narration weiter zu folgen. Unsere Betrachtung hatte zunächst mit der großen Abwärtsbewegung begonnen und war bis zu dem Punkt gelangt, an dem der Himmel durch die Spiegelung des Mondes auf die Erde übergreift (Abb. 2). Stefan Gronert bemerkte bei dieser Spiegelung eine eigentümliche Verschiebung: Der Mond am Himmel steht nicht in einer Lotrechten mit dem Mond im Wasser, sondern ist leicht nach links versetzt, in Richtung der Heiligen Familie.60 Physikalisch ist eine solche Erscheinung unter allen Umständen ausgeschlossen, und man kann sich auch kaum vorstellen, dass die Verschiebung gerade in diesem Bild ein schlichter Fehler sein sollte. Tatsächlich nahm sich Elsheimer an dieser Stelle eine poetische Freiheit zugunsten der Bilderzählung. Stefan Gronert sah hier zu recht das Moment der Zeitlichkeit in einem Hinweis auf das ‚Wandern‘ des Mondes akzentuiert. Im leicht verschobenen Mond kommt somit eine Parallele zur Wanderung der Heiligen Familie ins Bild, die gleichfalls von rechts nach links zieht (Abb. 10). Außerdem sah Gronert, wie vor ihm schon Fritz Saxl, die Heilige Familie mit den Hirten am Feuer verbunden, da diese Gruppe – in der Bewegungsrichtung liegend – eine Assoziation an die Bildtradition der „Ruhe auf der Flucht“ weckt (Abb. 11). Demnach ist den drei Vordergrundmotiven ein subtiler Bewegungsfluss von rechts nach links unterlegt, beginnend beim teilnehmenden Mond bis hin zu den Hirten, die den Gedanken an eine künftige Ruhe der Heiligen Familie assoziieren. Diese hier zunächst bildimmanent und ikonographisch abgelesene || 57 Candida Carella, L’insegnamento della filosofia alla „Sapienza“ di Roma nel Seicento: la cattedra e i maestri, Florenz 2007, S. XXV, Anm. 35. 58 Thielemann, „Natur pur?“, S. 148–153. 59 Siehe das Zitat in Anm. 52. 60 Gronert, „‚… che in figurette et in paesi non ebbe mai pari‘. Zum Verhältnis von Landschaft und Erzählung bei Adam Elsheimer“, S. 82.
150 | Andreas Thielemann Bewegung findet ihre Bestätigung in der literarischen Tradition von Nachtschilderungen, in denen die Himmelskörper, insbesondere der Mond, als eilend, schreitend oder wandernd beschrieben werden. Das ist die eigentliche Parallele zur ausschreitenden Familie des Jesuskindes.
Abb. 10: Detail aus Abb. 1
Interessanterweise kommen für den Mond zwei Deutungsmöglichkeiten in Betracht: Er könnte für die Gefahr und die Verfolger stehen. In diesem Sinne deutete Rubens die Szene um, als er Elsheimers Bild variierte und die Mittelgruppe dramatisierend herauslöste. Den Mond setzte er in die Richtung der von ihm neu eingeführten Verfolger, zu denen Joseph in eiliger Flucht beunruhigt zurückschaut.61 Für diese schöpferische Umdeutung hätte Rubens eine gelehrte
|| 61 Zu dem Gemälde in Kassel Baumstark (Hg.), Von neuen Sternen. Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“, S. 37–38. u. 142–149. Eine andere Idee, den Mond in die Handlung einzubezie-
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Unterstützung bei dem stoischen Philosophen Lucius Annaeus Cornutus finden können. Dieser verglich in einer Mythenallegorese die als „Lichtträgerin“ bezeichnete Jägerin Artemis mit dem ebenfalls Licht tragenden und am Himmel jagenden Mond.62 Bei Elsheimer liegen die Dinge allerdings ganz anders. Die Sterne und der Vollmond verheißen hier – vergleichbar den Himmelserscheinungen am Anfang von Dantes Purgatorium – bereits die kommende Rettung. Das Mitwandern des Mondes steht darüber hinaus für Hilfe und Schutz in einer sympathetisch mitfühlenden Natur. Gerade diese Wahrnehmung und Ausdeutung des Mondes und der Sterne als Begleiter, Zeugen, Vertraute und Wächter ist in der Literatur seit der Antike in zahlreichen Variationen zu finden.63 So auch bei Dante, der das Eingangsmotiv des Purgatoriums zu dessen Ende wieder aufnahm und die wandernden Sterne mit den wandernden Kerzenlichtern der irdischen Kirche verglich.64 Dante erwähnte sodann die Spiegelung der kerzentragenden Gestalten im Wasser eines Flusses, das ihn von dieser grandiosen Szene trenne. So eindrucksvoll und detailliert ist dieses Bild der doppelten Lichterwanderung von Natur und Kirche vorgetragen, dass er Dichter an einer Stelle selbst den Vergleich mit der Malerei zog: Die Flämmchen der Voranschreitenden hinterließen hinter sich gleichsam gemalte Luft, wie von Pinselstrichen erzeugt: E vidi le fiammelle andar davante, Lasciando dietro a sè l'aere dipinto; E di tratti pennelli avean sembiante.65
In Elsheimers Bild wird die Heilige Familie von Josephs Fackel erleuchtet und vom Hintergrund der ersten Baumgruppe eigens umrahmt. So erscheint sie gleichsam als Bild im Bilde. Diese Einbettung trägt der Bedeutung der Protagonisten als Kern der späteren Kirche Rechnung, belässt sie aber zugleich in der
|| hen, entwickelte Rubens in einer Ölskizze, deren Datierung und Beziehung zum Kasseler Gemälde allerdings nicht klar ist; Luísa Sampaio, Peinture au Musée Calouste Gulbenkian, Mailand 2009, S. 46–47, Nr. 14. 62 Lucius Annaeus Cornutus, Epidrome 34, in: ders., Einführung in die griechische Götterlehre, hg., eingel. und übers. v. Peter Busch und Jürgen K. Zangenberg, Darmstatdt 2010, S. 151. 63 Für eine Anthologie (die freilich noch umfangreicher sein könnte) vgl. das Buch von Alfred Roth, das auch den Vorzug hat, die entsprechenden Traditionen in Poetik und Malerei zusammenzuführen: Alfred G. Roth, Die Gestirne in der Landschaftsmalerei des Abendlandes, BernBümpliz 1945. 64 Purg. XXIX, 43–99: Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, 6 Bde., ital. u. deutsch, übers. u. komm. v. Hermann Gmelin, Stuttgart 1949, Bd. II, Zweiter Teil, S. 344–348. 65 Purg. XXIX, 73–75 (ebd., S. 348).
152 | Andreas Thielemann Distanz des Panoramas, in dem sie nur ein Teilmotiv bildet. Ohne Hast führt Joseph den Esel mit Maria und dem Jesuskind von rechts nach links – also gegen die Leserichtung. Die Gruppe wirkt im Dunklen durchaus geborgen, Joseph versucht gar, das Jesuskind mit einem Zweig zu unterhalten, und dem ganzen Bild eignet der Charakter von Ruhe und Frieden, ungeachtet der FluchtThematik und der spektakulären Lichtphänomene.
Abb. 11: Detail aus Abb. 1
Links im Bild haben sich drei Hirten zur nächtlichen Rast niedergelassen (Abb. 11). Sie bemerken nichts von alldem, was um sie am Himmel und auf Erden geschieht, denn mit ihren Tieren haben sie sich um ein Feuer versammelt, dessen Licht und Wärme einen eigenen Kugelraum bilden. Einer von ihnen ruht am Boden, ein anderer legt einen Ast ins Feuer, und der dritte blickt, auf einen Stock gestützt, in die Flammen. Somit stellte Elsheimer im Vordergrund drei verschiedene Lichtquellen jeweils als Zentrum eines Teilmotivs dar: Mondlicht, Fackel und Feuer. Diese Anordnung in der Horizontalen entspricht der entsprechenden Aufzählung in der pseudoaristotelischen Schrift De colore. Diese Parallele ist kaum zufällig,
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wenn man bedenkt, dass De colore schon in der Kunstliteratur des 16. Jahrhunderts häufig zitiert wurde. Mit Blick auf diese Tradition präsentiert sich Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ zunächst einmal als Einladung, die Virtuosität des Künstlers in der detaillierten Schilderung und Charakterisierung dieser Lichtquellen zu bewundern. Sodann bietet das Bild in seiner geradezu didaktischen Klarheit eine Art von Schautafel für Naturforscher. Sie finden hier ideales Anschauungsmaterial, um über die Natur des Feuers und des Lichtes in seinen unterschiedlichen Formen zu sprechen. Die Licht- und Feuer-Motive werden aber nicht nur parataktisch präsentiert, sondern mit der nach rechts unten führenden Milchstraße zusammen zu einer Art Kreislauf verbunden. Rechts kommt das himmlische Licht durch die Spiegelung vom Himmel herab auf die Erde (Abb. 2). Links steigt umgekehrt der gewaltige Funkenflug, der vom Feuer ausgeht, bis in den gestirnten Himmel auf (Abb. 11). Dort verlieren sich dann die Funken zwischen den ebenfalls funkelnden Sternen: Ein bildlich raffiniert umgesetztes Argument, dass auf die These von der feurigen Natur der Sterne hinausläuft.66 Sowohl rechts als auch links gibt es also Brücken-Motive, die zwischen Himmel und Erde vermitteln. Kompositorisch ergibt sich aus all dem ein Bewegungsfluss, in den die Heilige Familie eingebunden ist. So erklärt sich auch die Merkwürdigkeit, dass sich diese Gruppe entgegen der Leserichtung bewegt.67 In Bezug auf den großen heilsgeschichtlichen und kosmologischen Ablauf handelt es sich tatsächlich um eine Rückkehr. Nach der Niederkunft des Lichtes auf die Erde – Christus ist nach einer für ihn zentralen Metapher das „Licht der Welt“68 – beginnt mit der Flucht nach Ägypten der irdische Lebenslauf, der schließlich in der Himmelfahrt mit einer Rückkehr zu Gottvater endet. || 66 Vgl. schon Gronert, „‚… che in figurette et in paesi non ebbe mai pari‘. Zum Verhältnis von Landschaft und Erzählung bei Adam Elsheimer“, S. 83: „Nicht allein aufgrund der Verbindung zwischen den Funken des Feuers und dem Himmelszelt zeigt sich, daß beide Sphären eng miteiander verknüpft sind. In diesem Sinne könnte man in der Gestaltung des Himmels eine Metapher für Giordano Brunos Ansicht erkennen, daß Gott in der Welt sei.“ Bruno sei allerdings 1600 hingerichtet worden. Tatsächlich hielten die Lincei und die Freunde Elsheimers Distanz zu Thesen Brunos. Schoppe rechtfertigte die Verbrennung Giordano Brunos. Zur Bedeutung des Motivs, dass die (schon von den Stoikern vertretene) These von der feurigen Natur der Sterne und vom Aufstieg des Feuers in den Himmel unterstützt, siehe unten S. 158–163. 67 Gronert, „‚… che in figurette et in paesi non ebbe mai pari‘. Zum Verhältnis von Landschaft und Erzählung bei Adam Elsheimer“, S. 79: Die Bewegungsrichtung erwecke fast den falschen Eindruck einer „Rückkehr aus Ägypten“. 68 Joseph Ratzinger, „Licht und Erleuchtung“, Studium Generale 13 (1960), S. 368–403; Johann-Christoph Bürgel, „Jesus, das Licht der Welt – Herkunft und Anspruch“, in: Maja Svilar (Hg.), „Und es ward Licht“. Zur Kulturgeschichte des Lichts, Bern, Frankfurt a.M. 1983, S. 33–58.
154 | Andreas Thielemann Für die theologische Aussage ist der Kreislauf zwischen Niederkunft und Rückkehr entscheidend. Die heilige Familie wird also nicht einfach anekdotisch (oder wie bei Rubens: dramatisch) auf ihrer Flucht dargestellt, vielmehr bildet ihre Bewegung den Schlüssel zu dem kosmologisch dimensionierten Gesamtgeschehen. Auch den Hirten kommt in diesem Zusammenhang Bedeutung zu. Sie bringen – gestützt auch durch die Erinnerung an die Hirten auf dem Felde bei der Geburt Christi (ebenfalls ein Nachtbild mit Lichterscheinung) – all jene Menschen ins Bild, denen der Heilsplan gilt (Abb. 11). Auch und gerade weil sie den großen Zusammenhang nicht überschauen, weil sie im kleinen Raum ihrer partikularen Daseinsziele leben. Für all diese Menschen stehen die Hirten, die sich hier mit ihren Tieren am Rande des Flusses um ein Feuer gelagert haben. Für die praktischen Bedürfnisse dieser Menschen und ihr Vieh ist in der wohlgeordneten Schöpfung gesorgt, und doch sind sie erlösungsbedürftig. So bleibt auch das raumgreifende kosmologische Gesamtpanorama, das diesem Bilde seine unvergleichliche Dimension gibt, anthropozentrisch ausgerichtet und verknüpft mit der Frage nach der menschlichen Existenz. Die gewaltigen Größenunterschiede und Dimensionssprünge, die Elsheimer mit seinem Miniaturstil darzustellen wusste, drücken nicht nur Differenzen und Gegensätze aus, sondern zugleich auch gedankliche Zusammenhänge. Diese entsprechen der Grundfrage von Psalm 8: Was ist der kleine Mensch, dass Gott im Großen und Ganzen des Kosmos seiner gedenkt? Diese Frage, musste sich für jeden verschärfen, der beim Blick durchs Teleskop den visuellen Sprung in die Tiefen des Weltraums erlebte. Diese Seherfahrung ermöglichte neue Naturerkenntnisse, provozierte aber auch die philosophische und theologische Rückfrage: Und was ist mit uns? Was ist unsere Stellung in diesem unendlichen, in immer größere Fernen und Details sich auflösenden Ganzen? Elsheimer war nicht nur der künstlerisch fähige und bestens vorbereitete Zeuge und Vermittler einer epochalen naturwissenschaftlichen Entdeckung, sondern reagierte auch sofort mit einer Interpretation. Galilei hatte seinen Nuncius noch nicht gedruckt, geschweige denn, dass die Diskussion um seine Einordnung schon begonnen hätte, da wird hier der Sachverhalt, zumindest hinsichtlich der Milchstraße, schon bildlich ‚publiziert‘ und eingebettet in ein Stück gemalter Kosmologie und Theologie. Während die scharfen kopernikanischen Folgerungen, die Galilei aus seiner Himmelsbeobachtung zog, sofort wissenschaftliche und theologische Kontroversen auslösten, macht Elsheimers Gemälde die Option einer theologischen und philosophischen Integration der neuen Kosmologie auf eine sinnlich bezaubernde Weise präsent. Historisch kam diese Alternative nicht zum Zuge, aber sie bestand, wenn auch nur für kurze Zeit. Elsheimer gab ihr in einem Moment anschaulich Gestalt, als sie noch weitgehend unbefangen erdacht und
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erträumt werden konnte. Nach der Publikation des Sidereus Nuncius war diese Phase bald vorbei, und damit mag auch zusammenhängen, dass Elsheimer sein wohl bestes und reifstes Gemälde nicht mehr verkaufen konnte. Es verblieb bis zum frühen Tod des Künstlers in dessen Besitz.
4 Feuer Im letzten Teil sei der Blick noch einmal auf die Gruppe der Hirten am Feuer und auf den Flug der Funken gerichtet (Abb. 11). Als Gegenstück zur Mondspiegelung bildet der bis in große Höhen steigende Funkenflug auf der linken Seite des Bildes eine Brücke von der Erde bis in die Himmelszone. Dort finden die kleinen Feuerpünktchen Anschluss an die Sterne des Nachthimmels. Einen derartigen Funkenflug kann man in Italien etwa bei großen nächtlichen Osterfeuern erleben. Elsheimer hat also nicht etwas ganz Unmögliches gemalt. Dennoch scheint das Motiv in dieser Dimension in der Bildgeschichte ebenso neu zu sein, wie die Milchstraße, zu der sich die Funken hinauf schlängeln. Was ihre Rolle als Brücke zu den Himmelserscheinungen anbelangt, findet man ein verwandtes Beispiel wohl nicht zufällig in einem anderen kosmologischastronomisch motivierten Nachtbild: in van Goghs „Sternennacht“ von 1889.69 Inspiriert von neuen Erkenntnissen zu rotierenden Sternennebeln versetzte van Gogh die Himmelskörper in kreisende und strudelnde Bewegungen. An diesen Rhythmus suchen flammenartig züngelnde Zypressen von der Erde aus Anschluss. So scheinen sie beinahe teilzunehmen an dem großen kosmischen Tanz. Nicht anders war es schon bei Elsheimer. Auch er schuf ganz bewusst eine Parallele und einen Kontakt zwischen dem von der Erde aufsteigenden Feuer und der Milchstraße, deren Zusammensetzung aus Sternen soeben neu entdeckt worden war. Das eine erläutert sich durch das andere. So wird die schon von den Stoikern behauptete feurige Natur der Sterne und die Gemeinsamkeit des Feuers im Himmel und auf der Erde unterstrichen.70 Hierfür erlaubte sich Els|| 69 Albert Boime, Vincent van Gogh, Die Sternennacht. Die Geschichte des Stoffes und der Stoff der Geschichte, Frankfurt a.M. 1989. 70 Von Arnim, Stoicorum veterum fragmenta, Bd. I, S. 33–35, Nr. 115–122 u. S. 112–115, Nr. 501– 513; Bd. II, S. 200–201, Nr. 681–686. Die Stoiker unterschieden beim Feuer noch zwei Unterarten: die eine verbrennt Material, die andere, aktivere Form erhält als innere Wärme auch die Menschen und Tieren am Leben. In Elsheimers Gruppe findet der Stoiker beide Formen und ihren Zusammenhang dargestellt. – In seiner zum Christentum vermittelnden Auswahl und Kommentierung einschlägiger Quellen betonte Justus Lipsius die Auffassung der Stoiker von der göttlichen Natur des Feuers und seiner gleichsam künstlerisch schaffenden Kraft, aber
156 | Andreas Thielemann heimer wieder eine Abweichung von der Naturform. Während bei einem tatsächlichen Feuer die Funken den Bewegungen der Flammen und des Rauches folgen und oben aus diesen heraustreten, da sie von denselben Strömungen bewegt werden, setzte Elsheimer für seine Funkenbahn separat an der Quelle des Feuers an. Während der Rauch und die Flammen die übliche Bewegtheit zeigen, steigen die Funken in einer kaum ondulierten Vertikalen in die Höhe. Elsheimer verlangte seinem Pinsel gerade an dieser Stelle Höchstleistungen ab, um den Funkenstrom als etwas Separates darzustellen, gerade auch dort, wo er die Flammen und den Rauch kreuzt. So ruhig und gleichmäßig perlen die Funken in die Höhe, dass man sich fast an aufsteigende Luftblasen unter Wasser erinnert fühlt. Dieser Vergleich hätte Elsheimers Zeitgenossen im Übrigen auch sofort eingeleuchtet. Zur Theorie des Feuers, die damals eine zentrale Stellung in der Physik und Kosmologie innehatte, gehörte auch die Annahme feinstofflicher Feuerteilchen, die alle Elemente durchdringen, sogar im Wasser wirksam sind und dort für den Auftrieb der schwimmenden Gegenstände sorgen. Mit dieser Theorie setzte sich Galilei in seiner 1612 publizierten Hydrostatik auseinander. Die ignicoli beschäftigten ihn später auch im Saggiatore und weiteren Schriften, wobei seine Auffassungen schwankten und er Feuer bisweilen für elementarer hielt als Licht, weil es auch in opake Körper eindringt, und bisweilen Licht und Feuer nahezu in eins setzt.71 Wichtige Impulse zur Auseinandersetzung mit diesen Theorien, deren Grundlagen bereits in der Antike gelegt wurden, erhielt Galilei von der Accademia dei Lincei, deren Mitglied er 1611 geworden war. 1612 verstärkte sich die Auseinandersetzung mit dem Thema Feuer, als sich die Accademia auch öffentlich zu dem Naturphilosophen Antonio Persio (1543–1612) bekannte. Am 12. Februar 1612, einen Tag nach seinem Tode, nahm sie ihn postum als Mitglied auf und fasste den Vorsatz, dessen langes Manuskript De natura ignis zu publizieren. Als Nachfolger und Verteidiger von Bernardino Telesio (1508–1588) verfocht auch Persio die These vom zentralen Gegensatz zwischen Warm und Kalt, mit der die Telesianer alle Erscheinungen der Welt erklärten, von der Kosmologie bis zum Stoffwechsel und den kognitiven und schöpferischen Fähigkeiten
|| auch die Rolle des Feuers beim Weltenende: Physiologia stoicorum, lib. I, diss. VI; lib. II, diss. 22–23: Justus Lipsius, Opera omnia, 4 Bde. in 8 Teilen, Wesel 1675, Bd. IV.2, S. 843–845 und 955–962. 71 Susana Gómez, „The Mechanization of Light in Galilean Science“, Galilaeana 5 (2008), S. 207–244; Paolo Galluzzi, Tra atomi e indivisibili. la materia ambigua di Galileo, Florenz 2011, bes. Kap. III (Materia ‚elementa‘ e ‚celeste‘) u. IV (‚Minimi‘ dell’acqua e ‚atomi ignei‘).
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des Menschen.72 Telesios Theorie der Wärme, die als spiritus Mensch und Tiere belebt und als calor coelestis auch die himmlischen Lichterscheinungen hervorbringt,73 war 1596 auf dem Index gelandet, doch hatte Persio sie unbeirrt weiterentwickelt und jenes Manuskript zur Natur des Feuers verfasst, das mit einem Kapitel zum Licht endet. Als die Pläne zur Publikation dieses Werkes konkretere Gestalt annahmen, holte Federico Cesi auch die Meinung Galileis ein und sandte ihm hierfür am 28. Dezember 1612 Persios Manuskript. Auch für Johann Faber und Kaspar Schoppe war das Thema zweifellos von Interesse, denn auch die stoische Kosmologie beruhte auf der These von der Sonderstellung des alles belebenden und schaffenden Feuers. Faber war inzwischen Kanzler der Accademia und daher ebenfalls mit dem Feuer-Manuskript74 befasst. Fabers Auseinandersetzung mit Telesio, dessen Werk er in seiner Bibliothek besaß, hatte spätestens 1607 begonnen,75 und noch 1622 hielt er an der Sapienza eine Inauguralvorlesung zur Natur des Feuers und der Metalle. Das Manuskript dieser Universitätsrede hat sich erhalten und zeigt auch, wie weit sich Faber und die Lincei zu diesem Zeitpunkt bereits von ihren Anfängen mit der Magia naturalis und der spekulativen Philosophie entfernt hatten.76 Faber unterzieht in dieser Vorlesung nicht nur die aristotelische Theorie der vier Elemente einer Kritik, indem er die (von den Stoikern und Telesianern mehr postulierte als aufgezeigte) Besonderheit des Feuers nachweist, sondern richtet nun einen stärker empirischen und skeptischen Ansatz auch gegen allzu kühne stoische und platonische Spekulationen. Diese spätere Wendung, mit der Faber den meisten seiner Zeitgenossen voraus war, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Feuertheoreme, die sich aus vorsokratischen, platonischen und stoischen Quellen speisten, anfangs ein Kristallisationspunkt für fast alle Spielarten des Antiaristotelismus bildeten. So spekulativ sie konzipiert waren, standen sie den beobachtbaren Phänomenen doch näher als die traditionelle Feuer-Scholastik. Daher konnten sie auch als ein Katalysator wirken, der den
|| 72 Roberto Bondì, Introduzione a Telesio, Bari 1997; Martin Mulsow, Frühneuzeitliche Selbsterhaltung. Telesio und die Naturphilosophie der Renaissance, Tübingen 1998. 73 Eugenio Garin, „Il termine ‚spiritus‘ in alcune discussioni fra Quattrocento e Cinquecento“, in: ders., Umanisti – artisti – scienziati. Studi sul Rinascimento italiano, Rom 1989, S. 295–303. 74 Das Manuskript liegt in der Biblioteca Corsiniana, Archivio Lincei 6 und 7. Zu diesem gescheiterten Publikationsvorhaben Pietro Redondi, „Fede Lincea e teologia tridentina“, Galilaeana 1 (2004), S. 117–141. 75 Im Zusammenhang mit seinem Einsatz für Campanella. Dazu unten S. 165. 76 Silvia De Renzi, „Un linceo alla Sapienza: la natura del fuoco e dei metalli in un’ orazione di Johannes Faber“, in: Andrea Battistini, Gilberto De Angelis und Giuseppe Olmi (Hg.), All’ origine della scienza moderna: Federico Cesi e l’Accademia dei Lincei, Bologna 2007, S. 271–316.
158 | Andreas Thielemann Übergang zu den empirischen Wissenschaften des 17. Jahrhunderts beschleunigte. Gerade in der Kosmologie vermochten die neuen Theorien des Feuers Blockaden der Wissenschaftsentwicklung aufzulösen – und in modifizierter Form weiterzuwirken bis zu den physikalischen Äthertheorien, die erst im 20. Jahrhundert an Bedeutung verloren. In diese Zeit zu Anfang des 17. Jahrhunderts, als die Feuertheorien gerade ein buchstäblich heißes Eisen waren, fällt auch Elsheimers „Flucht nach Ägypten“. Die teleskopische Himmelsbeobachtung im Rom des Jahres 1609 war zweifellos eine große Sensation, aber man muss die Zeitschichten sorgfältig trennen und hier noch unser Wissen über den großen Einschnitt fernhalten, der sich erst aus den Kontroversen über Galileis Buch ergab. Das Feuer mit dem in den Himmel aufsteigenden Funkenstrom war vor dem Hintergrund des Jahres 1609 ein fast ebenso brisantes Motiv und bildet in dem Gemälde einen eigenen thematischen Schwerpunkt. Während damals die Anhänger des Aristotelismus noch verzweifelt darum fochten, dass der Himmel eine andere Natur besäße als die sublunare Zone mit ihren vier Elementen, brachten die Telesianer und andere Kritiker des alten Weltbildes speziell das Element Feuer in Stellung, um diese Trennung zu durchbrechen. Elsheimers Feuermotiv, das Erde und Himmel so auffällig verbindet, reflektiert diesen Streit und liefert in der Funktion einer pittura filosofica Anschauungsmaterial zu dieser Debatte. Es gab damals auch mittlere Positionen, wie etwa die des Reform-Aristotelikers Jacopo Zabarella, der sich zwar nicht mehr auf die Harmonisierung von fides catholica und Aristotelismus festgelegt hatte, aber doch zumindest noch auf einem Unterschied bestand, der zwischen der himmlischen und der elementaren Wärme bestehe.77 Anhänger Zabarellas waren damals wohl kaum angetan von einem Feuer-Motiv, wie es Elsheimer malte, doch hätten sie es notfalls integrieren können. Daher muss die Frage nach der Positionierung von Elsheimers Bild behutsam angegangen werden. Während die Elemente Erde, Wasser und Luft bei der Frage nach der Eigenart der Himmelsmaterie kaum eine Rolle spielten, stand das leichte und aus || 77 Jacopo Zabarella, De rebus naturalibus, Köln 1590, lib. II: De calore coelesti, Sp. 503–526. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt das 1614 von Nicolai Matth. Bacchendorph (Wittenberg) erworbene (und von Google digitalisierte) Exemplar. Nicht zufällig ist es am stärksten im Kapitel 11 dieses zweiten Buches annotiert, das die Kontroversen zur Natur des Feuers und des Himmels behandelt: Quis sit calor coelestis distinctus ab elementari (Sp. 522–526). Dieses Kapitel ist jetzt abgedruckt in Hiro Hirai, Medical Humanism and Natural Philosophy. Renaissance Debates on Matter, Life and the Soul, Leiden 2011, S. 181–185. Zu den kosmologischen und epistemologischen Positionen Zabarellas Paolo Palmieri, „Science and authority in Giacomo Zabarella“, History of Science 45 (2007), S. 404–427.
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eigener Kraft aufsteigende Feuer auch für die Aristoteliker dem Himmel näher. So stellte man sich eine eigene Feuerzone noch über der Zone der Luft am oberen Ende der sublunaren Zone vor – also an der Grenze zur supralunaren Welt des Himmels. Daher war dann auch speziell die Theorie des Feuers mit der weltanschaulich brisanten Frage nach der Natur der Himmelsmaterie verbunden. Wie kontrovers der Himmel und seine Materie selbst innerhalb der Accademia dei Lincei anfangs diskutiert wurden, zeigt das schon erwähnte Buch De nova stella disputatio des holländischen Akademie-Mitglieds Jan van Heck.78 1604 waren die vier jugendlichen Akademie-Gründer wegen des Häresieverdachtes auseinandergejagt worden, wobei sich der Vorwurf vor allem gegen Heck richtete. Er musste aus Italien fliehen. Mit seinem in Prag geschriebenen Buch De nova stella disputatio präsentierte sich der Holländer dann als Anhänger der Tradition und vertrat eine Deutung der 1604 beobachteten Nova, die es möglich machen sollte, an der aristotelischen Theorie von der Unveränderlichkeit und undurchlässigen Festigkeit der Himmelssphären festzuhalten, die man sich als regelrechte Schalen dachte: Eigentlich habe sich im Himmel gar nichts Neues gebildet, denn die Nova gehöre zu den an der achten Sphäre fixierten Fixsternen. Die Ansichten von Tycho Brahe, Christoph Rothmann und Johannes Kepler, aus denen die fluiditas des Himmels folgte, seien nur dem häretischen delirium nordalpiner Protestanten entsprungen. In Wahrheit habe die Himmelsmaterie nichts mit den in beständiger Veränderung begriffenen irdischen Elementen gemein, sei vielmehr fest, unverrückbar und unveränderlich. Diese Position verteidigten die Aristoteliker insbesondere gegen die stoisch inspirierte Auffassung von einer schöpferischen, feurigen Grundsubstanz der Welt, die in Verdünnung auch den Himmel durchströmt und mit Verdichtungen neue Sterne zu erschaffen vermag. Die Polemik van Hecks war aggressiv und konfessionell aufgeladen, so dass Federico Cesi mäßigend in den Text eingriff, bevor er ihn 1605 zum Druck brachte. Cesi versuchte jede Vermischung von Wissenschaft und Glaubensfragen zu vermeiden, auch entwickelten sich seine eigenen kosmologischen Auffassungen gerade in die antiaristotelische Richtung. Doch hielt er es offenbar für klug, das Buch (allerdings ohne das Lux-Symbol der Akademie) drucken zu lassen. Es bereitete Hecks Rückkehr nach Italien vor und half insgesamt, die Accademia aus der Gefahrenzone zu bringen. Angesichts dieser turbulenten und auch durch Varianten und Kompromisse gekennzeichneten Diskussion um die Natur des Feuers und der Himmelsmaterie könnte fraglich sein, ob sich in Elsheimers Bild mehr als die offenkundige Bezugnahme || 78 Siehe oben S. 162. – Barbara Caredda, Aspetti e momenti del dibattito astronomico nella prima Accademia dei Lincei (1603–1616), Diss. Cagliari 2008.
160 | Andreas Thielemann auf diese Debatten erkennen lässt. Gibt es Indizien für eine Positionierung in diesem Streit? Tatsächlich sind es drei Gründe, die es erlauben, diese Frage zu bejahen. Erstens ist die bildliche Suggestion eines bis in den Himmel vordringenden Funkenstroms nichts, woran die Vertreter der Tradition ein Interesse haben konnten, da sie sublunare und supralunare Zone gerade in Bezug auf die Elemente streng trennten. Zweitens war überhaupt schon die Thematisierung des Feuers in Zusammenhang mit einem kosmologischen Bild provokant, befanden sich doch die Aristoteliker auf diesem Gebiet schon seit der Diskussion der Nova von 1572 in der Defensive. Niemand bringt von sich aus Themen vor, bei denen jede erneute Diskussion mit weiteren Geländeverlusten endet! Und drittens lässt sich in Elsheimers engstem Freundeskreis ein handfestes Engagement für einen der radikalsten Telesianer rekonstruieren, schon vor der postumen Aufnahme Antonio Persio in die Accademia dei Lincei. Wie schon bei der Frage nach dem römischen Teleskop, durch das Elsheimer schauen konnte, findet sich auch in Bezug auf das Feuermotiv der Hintergrund in gut fassbaren Ereignissen der Realgeschichte. Im fraglichen Zeitraum hatten Elsheimers Freunde Faber und Schoppe ein regelrechtes Abenteuer in der Auseinandersetzung um den Telesianer Tommaso Campanella zu bestehen, der seit 1599 wegen seiner Beteiligung am kalabrischen Aufstand als spanischer Staatsgefangener in Neapel eingekerkert war. Zwischen 1607 und 1609 versuchten sie, dem Gefangenen Hafterleichterung zu verschaffen und die Rezeption seiner neueren, noch ungedruckten Werke über Deutschland in die Wege zu leiten.79 Der Anstoß zu dieser Initiative ging von dem Deutschen Christoph Pflug aus, der 1603 einige Wochen in Neapel zusammen mit Campanella inhaftiert war und diese Zeit nutzte, um die Philosophie des Telesio-Nachfolgers regelrecht aufzusaugen und soweit wie möglich auch in Form von Aufzeichnungen davonzutragen. 1604 hatte Pflug Gelegenheit, diese Eindrücke und Inhalte an den Kreis um Schoppe weiterzugeben, als er zusammen mit Johannes Schreck (Terrentius) für zwei Monate im Hause Schoppes lebte.80 Schoppe und Faber unterstützten auch die Intervention von Erzherzog || 79 Luigi Amabile, Fra T. Campanella ne’ castelli di Napoli, in Roma e in Parigi, Neapel 1887; Gabrieli, Contributi alla storia della Accademia dei Lincei, S. 385–398; Mario D’Addio, Il pensiero politico di Gaspare Scioppio e il Macchiavellismo del Seicento, Mailand 1962, S. 56–68; Gianfranco Formicetti, Tommaso Campanella: eretico e mago alla corte dei Papi, Casale Monferrato 1999, S. 163–177; Germana Ernst, Il carcere – il politico – il profeta. Saggi su Tommaso Campanella, Pisa, Roma 2002. 80 D’Addio, Il pensiero politico di Gaspare Scioppio e il Macchiavellismo del Seicento, S. 617; Schoppe, Autobiographische Texte und Briefe, Bd. I, S. 296–297: „Anno 1604. Venit ad me Christophorus Pflughius cum Johanne Terrentio polyhistore, qui omnes mathematicarum
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Ferdinand und Georg Fugger zugunsten Campanellas. All diese Geheimaktionen waren schließlich insoweit erfolgreich, als Campanella aus dem grausigen Castel S. Elmo in das Castel dell’Ovo verlegt wurde, wo ihm eine halbfreie Existenz gewährt wurde. Campanella pries damals Schoppe als seinen Engel und Retter und gab ihm ein großes Konvolut von Manuskripten mit, die Schoppe bis nach Deutschland beförderte, während Abschriften bei Faber verblieben und im römischen Kreis zirkulierten. Doch vermochte Schoppe auf seiner Deutschlandreise die Drucklegung nicht zu organisieren. Ab 1610 erlahmte das (mit Eigennutz verknüpfte) Engagement Schoppes, der sich dann Schritt für Schritt von Campanella abwandte. Dennoch kam die Publikation von Schriften Campanellas schließlich durch deutsches Engagement zustande. 1613 nahm Tobias Adami die Manuskripte erneut mit nach Deutschland, wo er einige davon zum Druck beförderte, beginnend 1617 in Frankfurt mit dem „Compendium de rerum natura“ unter dem von Adami gewählten Titel Prodromus philosophiae instaurandae. Auf eine nähere Darlegung der Wärme- und Feuertheorien in den lateinischen Traktaten Campanellas muss hier verzichtet werden. Stattdessen sei das Augenmerk auf seine in Volgare verfassten Gedichte gelenkt. Auch sie gehörten zu den Materialien, die Schoppe und Adami aus Neapel mitgebracht hatten. 1622 erschienen die Scelte di alcune poesie filosofiche di Settimontano Squilla, cavate da’ suo’ libri detti La Cantica, con esposizione im sächsischen Köthen.81 Schon 1619 hatte Johann Valentin Andreae sechs der Sonette ins Deutsche übersetzte und gedruckt. Nicht zufällig waren es Gedichte Campanellas, die zuerst in deutscher Sprache erschienen. Ähnliches gilt für die Rezeptionsmöglichkeiten Elsheimers. Von den philosophischen und kosmologischen Theorien Campanellas wird Elsheimer nicht alle Finessen der Diskursführung verstanden haben. Doch hatte Campanella seine Gedanken bewusst auch in die Form von Versen gebracht. Diese in Volgare geschriebenen Dichtungen eröffneten noch andere Kanäle der Popularisierung und ermöglichten eine eindrückliche Beschwörung der kunstvollen Schöpfung. Nicht einfach als unbeugsamer Anhänger einer Theorie überlebte Campanella die Folter und Kerkerhaft, sondern als ein Inspirierter, der von der Weisheit, Fülle und sinnlichen Kraft seiner Visionen zehren || disciplinarum et philosophiae partes, ad haec theologiam, iurisprudentiam et medicinam, tam hippocraticam, quam spagiricam, artem quoque memoriae et Raimondi Lulli privatas acroases faciendo in compluribus Academiis docuerat, homo metéoros plerumque ac serius nulliusque plane vitii compertus.“ 81 Erster Druck in Italien: 1834. – Tommaso Campanella, Opere letterarie, hg. v. Lina Bolzoni, Turin 1977, S. 95–333; Tommaso Campanella, Philosophische Gedichte, Italienisch – deutsch, ausgewählt, übers. u. hg. v. Thomas Flasch, mit einl. Essay u. Kommentaren v. Kurt Flasch, Frankfurt a.M. 1996.
162 | Andreas Thielemann konnte. Was Pflug, Schoppe, Faber und später Adami von ihren persönlichen Begegnungen mit Campanella berichteten, waren gewiss nicht in erster Linie die Theoreme, sondern der Kontrast zwischen dem Elend, in dem dieser lebte, und dem Reichtum seiner Philosophie und Dichtung. Diese außerordentliche Konstellation und das Engagement, mit dem sich Faber und Schoppe für Campanella einsetzten, konnte auch ihren Freund Elsheimer nicht kalt lassen. Vor allem in dem schon künstlerisch transponierten Stoff der Gedichte lag die Inspiration, die er als Maler aufnehmen konnte sowie der konkrete Ansporn zu einer pittura filosofica als Äquivalent der poesia filosofica. Zumindest ein Madrigal sei hier zusammen mit der von Campanella selbst verfassten Erklärung in voller Länge angeführt. An ihm lässt sich zeigen, wie dicht Campanella Philosophie, Theologie, seine Theorie der wahrnehmenden und fühlenden Natur und schließlich auch die für den Telesianer so zentrale Feuertheorie verband. Gerade in dieser Engführung der unterschiedlichen Ebenen liegt die Parallele zu Elsheimers Verschmelzung von Natur- und Heilsgeschichte. Von besonderem Interesse für den Vergleich mit der „Flucht nach Ägypten“ ist hier die Tatsache, dass Campanella den emotionalen Gehalt einer Flucht anspricht und mit dem Aufstieg des Feuers parallelisiert: Das ihr Feindliche verbrennend flüchtet es von der Erde in die Heimat des befreundeten Himmels: Al Primo Senno, Canzone prima, Madrigale 2 Era il Senno degli enti da principio, ed era appresso Dio, era Dio stesso, sì come era il Potere e l’Amor, che tre vere preminenze dell’essere io confesso, degli enti tutti un interno principio, onde ogni parte e tutto puote, ed ama, e conosce essere ed operare; segue le gioie e fugge dall'angosce; strugge il nemico, per non esser strutto, e ’l simil fa cercare: dal che fu il mondo in ordine ridutto. Mostra che ’l Senno è eterno, ed è Dio, e quel che l’Evangelo chiama „Verbo di Dio“. E che ’l Potere e ’l Volere sono in Dio eterni e un essere, e ch’ogni ente partecipa di queste tre primalità o preminenze internamente, sia semplice o sia composto, secondo appare in Metafisica. Poi lo mostra dall’azioni e passioni, e simpatie e antipatie che le cose sentano. E che dal senso vien distinto il mondo. Il fuoco va in suso, perché sente il cielo amico, e fugge la terra, sentita da lui nemica; e le cose terrestri vanno a basso; e ogni simile al suo simile, e fugge il contrario. Talché disse il vero Anassagora, che l’intelletto distingue il
Kosmologie und Theologie in Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ | 163 caos: ché, se le cose non partecipassero da lui il sentimento, tutte si fermerebbono dove sono; e non ci sarebbono moti, né azione, né passione, né generazione, senza senso di gioia e di dolore.82
Die Bildwelt und die inhaltlichen Dimensionen von Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ liegen hier denkbar nahe, und doch kann es nicht darum gehen, einen einzelnen Text als Quelle zu identifizieren. Vielmehr kommt es auf gewisse Grundgedanken und Verknüpfungsmuster an, die Campanella in seinen Schriften vielfach variiert. So kehrt etwa das Feuerthema im Sonnett 64 wieder und steigert sich hier zum Bild eines Feuers, das bis in kosmische Höhen auffliegt und sich dort mit den Sternen wie mit Blumen schmückt: „e ’l fuoco, più soffiato, più s’accende, / poi vola in alto e di stelle s’infiora.“83 Und für das Thema der Wiederkehr wäre etwa auf ein Madrigal zu verweisen, das vom Sterben und Vergehen in der Natur handelt. Dies sei aber keine Vernichtung, sondern nur eine Verwandlung und Rückführung „come ogni caldo al sole, al Senno santo“. In der zugehörigen Erklärung heißt es dann: „come il calor torna al sole, così il sapere d'ogni ente contende tornar al Primo Senno, onde deriva.“84 Ein Gedanke von Entsendung und Rückkehr, der dem von Elsheimer unterlegten Kreislaufschema so weit entspricht, wie es zwischen Werken unterschiedlicher Gattungen und Autoren überhaupt nur möglich ist. In dieser Berührung von Campanella und Elsheimer erweist sich abermals die kosmologische Dichtung als ein Trägermedium und als ein Punkt des Übergangs, an dem auch der Transfer von philosophischen und wissenschaftlichen Inhalten in die Malerei erfolgen konnte. Campanella pflegte die Gattung des philosophischen Poems mit vollem Wissen um die entsprechende Literaturgeschichte und rechtfertigte sie dementsprechend schon in seiner ersten, 1596 in Volgare abgefassten Poetik. Dabei betonte er seine Nähe zu Ovids Metamorphosen, rühmte nach dem ut pictura poesis-Prinzip die ‚Malerei‘ der naturphilosophischen Dichtung und ging schließlich zu einem Angriff auf die unnützen „sogni“ und „favole“ über, die es in den Palazzi zuhauf gebe. Damit ist dann auch die Malerei selbst gemeint und ebenfalls zu einer naturphilosophischen Alternative aufgerufen: O dicono: – Il poema filosofico non ha invenzione –; rispondo che non consiste l’invenzione in trovar se non quello che è o fu, perché delle cose che non sono, scienza non si trova. Adunque grande invenzione è di colui, che le cose naturali investiga e poi con bel modo le dipinge, acciò gli altri cantando le imparino, ed è certo che questa sia || 82 Campanella, Opere letterarie, S. 132. 83 Ebd., S. 232. 84 Ebd., S. 135.
164 | Andreas Thielemann maggior invenzione che non trovare li sogni e le favole d’Amadis di Gaula, de’ Reali di Francia, delle guerre degli dèi e simili novelle amate dal volgo errante, che tutti li palazzi ne hanno copia.85
Das von Campanella so selbstbewusst gepflegte und auch theoretisch untermauerte naturphilosophische Poem fand im Kreis der römischen Naturforscher ideale Rezipienten und spornte über deren Echo zweifellos auch Elsheimer zu Versuchen in einer Gattung an, die inhaltlich und strukturell dem Vorbild Campanellas entsprach. Auch in weiteren Gemälden Elsheimers hinterließ die Auseinandersetzung mit Campanella, Persio und Telesio ihre Spuren. Sie sollen an anderer Stelle behandelt werden. Inzwischen hat die römische und bis nach Neapel reichende Kontextualisierung von Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ so viel Eigengewicht erlangt, dass auf die ohnehin unhaltbare Verbindung mit Galileo Galilei verzichtet werden kann. Dennoch sei zum Schluss noch einmal die Frage gestellt, wie sich das Verhältnis zu Galilei nun darstellt. In einem ersten Schritt wurde der Faden durchtrennt, mit dem die ältere Forschung Elsheimers Himmelsbild auf Galilei zurückführte. Stattdessen kamen im Umkreis von Elsheimer die Teleskope von Federico Cesi und Scipione Borghese zum Vorschein. In einem weiteren Schritt nun kehrt sich die Lage um. Was die Auseinandersetzung mit Telesio, Campanella und Persio anbelangt, ging der römische Kreis voraus, denn erst nachdem Galilei von den Lincei in diese Diskussion eingebunden wurde, tauchten bei ihm 1612, in seiner Schrift zur Hydrostatik, die Feuerteilchen auf. Elsheimers Gemälde partizipierte somit an einem Kapitel der Wissenschaftsgeschichte, das wenig später zu den Quellen Galileis gehörte.
5 Postscriptum: Poetische Modelle und Erzählungen in der Kosmologie Was generell die Beziehung der Bildkunst zur Wissenschaft anbelangt, sind zwei Schlussfolgerungen möglich. Die erste betrifft die Punkte des Kontaktes und die Medien des Austauschs. Wie Campanellas philosophische Gedichte und das große Bild-Poem von Adam Elsheimer zeigen, darf hier das technikferne und doch hochartifizielle Medium der Poesie nicht unterschätzt werden. Kurz und doch reich, bildhaft und doch konstruiert vermögen die Poesie und auch
|| 85 Ebd., S. 372.
Kosmologie und Theologie in Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ | 165
die Malerei zu erzählen. Das prädestiniert sie insbesondere für die Darstellung komplexer und dynamischer Vorgänge. In diesem Zusammenhang ist zweitens die Dichotomie zu überdenken, die Svetlana Alpers in ihrem 1983 publizierten Buch The Art of Describing aufbaute. Genauer gesagt ihr Versuch, das „Beschreiben“ als Fundament der wissenschaftsnahen Malerei Nordeuropas zu definieren – im Gegensatz zum „Erzählen“. Tatsächlich aber sind erzählende Komponenten für die Theorie der Kausalität, die Theorie der Elemente und für die Kosmologie seit Hesiod von großer Bedeutung. An diese condition humaine und die wissenschaftliche Notwendigkeit des Prozessdenkens erinnert uns in der Neuzeit nicht nur Campanella, sondern auch die Kosmologie der Gegenwart. Seit Georges Lemaître um 1930 jene inzwischen zum Standard gewordene Theorie des Universums entwickelte, die mit dem Begriff des „Urknalls“ Popularität erlangte, sind historisch-genetische Modelle ins Zentrum der kosmologischen Theoriebildung gerückt. Wissenschaftsgeschichte und Kulturgeschichte stehen vor der gemeinsamen Aufgabe, die lange Tradition wissenschaftlicher Erzählungen und Bilder zu rekonstruieren. Inwieweit diese Geschichte bis in die Gegenwart reicht, ist umstritten. Vieles spricht aber dafür, dass die kosmologischen Denkformen unserer Gegenwart in dem Maße, in dem sie historisch werden, ebenfalls in die Kulturgeschichte einrücken und zum Gegenstand ikonologischer und narratologischer Analysen werden.
6 Abbildungsnachweise Abbildungen 1, 2, 3, 6, 10 und 11: Reproduktionen aus Reinhold Baumstark (Hg.), Von neuen Sternen. Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“, Ausstellungs-Katalog, München 2005. Abbildung 4: Reproduktion aus Keith Andrews, Adam Elsheimer. Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Radierungen, München 1985, Taf. 76. Abbildung 5: Biblioteca dell’Accademia Lincei (Biblioteca Corsini, Rom). Abbildungen 7 und 8: Biblioteca Hertziana, Rom. Abbildung 9: Fitzwilliam Museum, Cambridge.
Michele Camerota (Cagliari)
Giovan Battista Strozzi e Galileo: dall’Accademia degli Alterati a quella degli Ordinati 1 “Lettione in biasimo della superbia” I grand’huomini per altezza di conditione e per eccellenza di virtù (come per l’una e l’altra sete voi, Signori Illustrissimi) sogliono volentieri udir cose che sieno proportionate alla grandezza degl’animi lor generosi. E ’n questa Accademia, basta dir Romana e subito s’intende eminente e di fior d’ingegni composta, è ben dovere che materia non indegna di lei si proponga.1
L’argomento “non indegno” proposto dal letterato fiorentino Giovan Battista Strozzi allo scelto pubblico dell’Accademia degli Ordinati, quel mercoledì 6 aprile 1611, concerneva il peccato della superbia. Con dovizia di richiami storici e con dotti riferimenti ai classici, Strozzi passava in rassegna i vari aspetti dell’immodestia e della presunzione, ossia dell’errore di “stimarsi irragionevolmente sovra la propria condizione”. Riprovava quindi con decisione il “disordinato appetito della propria eccellenza”, avvertendo che l’orgoglio smisurato finisce per indurre l’insano desiderio “d’ombreggiare l’altezza di Dio”.2 Siamo a Roma, nei pressi di Piazza di Spagna e, precisamente, nello splendido Palazzo Ferratini. Costruito negli anni ’80 del Cinquecento da Bartolomeo Ferratini, l’edificio – che dal 1627 ospiterà il Collegio De Propaganda Fide e sarà
|| 1 Giovan Battista Strozzi, “Lettione in biasmo della superbia malvagia e fino a che segno riprensibile”, in: Id., Orazioni et altre prose, Nella stampa di Lodovico Grignani, Roma 1635, p. 204. Silvio Barbi, nella sua monografia su Strozzi, colloca la lettura dell’orazione sulla superbia nel 1624. Cfr. Silvio A. Barbi, Un accademico mecenate e poeta. Giovan Battista Strozzi il giovane, Sansoni, Firenze 1900, p. 55. In realtà, come attestato dalla lettera di Galileo dell’8 aprile 1611 (cfr. infra, nota 8), il discorso sulla superbia venne tenuto presso l’Accademia degli Ordinati nell’aprile 1611. 2 Strozzi, “Lettione in biasmo della superbia”, pp. 215, 205.
168 | Michele Camerota in seguito restaurato da Bernini e da Borromini3 – è da poco più di un anno dimora di monsignor Giovan Battista Deti,4 personaggio “scandaloso” e alquanto chiacchierato, oggetto di frequenti pasquinate, una delle quali (in forma di sonetto) condusse persino il Sant’Uffizio ad aprire un fascicolo sullo scapestrato Giovan Battista Marino.5 Grande protégé degli Aldobrandini, porporato in giovanissima età per volontà di Clemente VIII, incline alle dissolutezze e a “fare azioni di vita libera”, tanto da apparire “stroppiato dalla podagra e pieno di mille malattie contratte per mille disordini”,6 Deti disponeva di un vero talento nel dissipare ricchezze. Di certo più esperto di cavalli e carrozze che non di poesia, e più appassionato di lussi che non di storia, aveva però, da circa tre anni, costituito l’Accademia degli Ordinati e, periodicamente (in genere al martedì),7 ospitava nella propria abitazione riunioni su temi eruditi. I nobiluomini e i prelati radunati nel sontuoso Palazzo Ferratini quel 6 aprile 1611 conoscevano bene il relatore, Giovan Battista Strozzi, che già in diverse occasioni aveva “letto” nei circoli romani. A confermare la stima che lo circondava e la rete di conoscenze che poteva vantare, l’orazione sulla superbia fu declamata di fronte a personaggi tra i più in vista della curia romana, come i cardinali Aldobrandini, Bandini, Tosco e Conti.8 || 3 Nel 1624, il palazzo fu acquistato da monsignor Giovanni Battista Vives, che lo donò al papa Urbano VIII. Questi, nel 1627, vi insediò il Collegio della Congregazione De Propaganda Fide. Cfr. Giuseppe Piras, La Congregazione e il Collegio di propaganda Fide di J. B. Vives, G. Leonardi e M. De Funes, Università Gregoriana, Roma 1976, pp. 97–102. Nel 1634, la facciata del palazzo fu rielaborata da Bernini che vi costruì anche la cappella dei re Magi, successivamente (1662– 1664) riedificata su progetto del Borromini. 4 Stando a quanto si legge in un ‘avviso’ del tempo: “1610 febbraio 6. […] Il signor cardinale Deti di già è andato a stantiare nel palazzo de’ signori Ferratini alla piazza della Trinità et martedì dopo pranzo per la prima volta vi tenne la solita accademia.” Iohannes Albertus Franciscus Orbaan, Documenti sul Barocco in Roma, Società Romana di Storia Patria, Roma 1920, p. 162. 5 In proposito, cfr. Clizia Carminati, Giovan Battista Marino tra Inquisizione e censura, Antenore, Roma, Padova 2008, pp. 7–12. 6 Guido Bentivoglio, Memorie e lettere, Constantino Panigada (ed.), Laterza, Bari 1934, p. 82. Su Giovanni Battista Deti, cfr. Renato Lefevre, “Un cardinale del Seicento: G. B. Deti”, Archivio della Società romana di Storia Patria 94 (1971), pp. 183–208; Matteo Sanfilippo, “Deti Giovanni Battista”, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Istituto della Enciclopedia Italiana, Roma, vol. XXXIX, pp. 460–461. 7 Cfr. Orbaan, Documenti sul Barocco in Roma, pp. 162, 277, 279, 280. 8 Cfr. Opere di Galileo Galilei, Edizione Nazionale a cura di Antonio Favaro (ed.), Giunti Barbèra, Firenze 1890–1909 [d’ora in avanti: Galilei, Opere], vol. XI, p. 83: Galileo a Virginio Orsini, 8 aprile 1611.
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Tra i presenti figurava anche Galileo, appena giunto nella “città eterna” per divulgare le “novità” del suo Sidereus Nuncius. Lo scienziato conosceva Giovan Battista Strozzi da lunga data ed era inoltre in stretti rapporti con il discepolo del letterato Giovanni Ciampoli, anch’egli a Roma al seguito del maestro.9 Favorevolmente impressionato dalla performance retorica di Strozzi, l’8 aprile, Galileo informava Virginio Orsini che l’oratore aveva disquisito con “erudizione et insieme vaghezza incomparabile”. Insomma, la lettura si era rivelata un vero successo, tanto da riscuotere “l’applauso universale”.10
2 Giovan Battista Strozzi e gli accademici Alterati Da oltre un ventennio, Giovan Battista Strozzi soggiornava spesso, anche per lunghi periodi, a Roma, e ne frequentava assiduamente gli ambienti intellettuali e curiali. Contrariamente ad un costume diffuso, non era però a Roma per procacciarsi pensioni e prebende, o per vivere all’ombra di qualche generoso protettore.11 E non perché ritenesse, come il suo corregionale Bonifacio Vannozzi, che “la corte di Roma”, “la corte delle corti”, non “dia pane a’ poeti, i quali, per un certo giuditio di Dio, hanno poco credito con le persone gravi”.12 Giovan Battista era egli stesso, in qualche modo, una “persona grave”, godeva di una discreta fortuna e non aveva certo bisogno di impetrare favori cortigiani. Apparteneva, infatti, a un ramo della facoltosa dinastia degli Strozzi. Già strenuamente avversa ai Medici, la sua famiglia aveva molto sofferto per le vicissitudini della politica fiorentina del tempo, tanto che il padre, Lorenzo, fu bandito dalla città dopo la sconfitta della Repubblica, nel 1530, rientrandovi solo nel 1546. Giovan Battista, nato nel 1551, mantenne invece buoni rapporti con il governo mediceo: prestò servizio come educatore dei giovani principi; curò, insieme a Giovanni de’ Bardi e al Buontalenti, la rappresentazione della Pellegrina di Girolamo Barbagli, nell’ambito delle celebrazioni per le nozze del granduca Ferdi-
|| 9 Ciampoli sarà anch’egli di lì a poco protagonista di un’apprezzata lettura a casa Deti: “1611 maggio 21. Nell’Accademia tenuta martedì [17 maggio] nel palazzo del cardinal Deti, alla presenza di 7 cardinali, un giovane allievo del signor Giovan Battista Strozzi fece un dilettevole ragionamento sopra il silentio”. Orbaan, Documenti sul Barocco in Roma, p. 284. 10 Galilei, Opere, vol. X, p. 83. 11 Nondimeno, Strozzi ricevette una piccola pensione da Clemente VIII, in seguito aumentatagli da Urbano VIII. Cfr. Barbi, Un accademico mecenate e poeta, p. 61. 12 Bonifacio Vannozzi, Delle lettere miscellanee, volume secondo, appresso Pietro Manelfi, Roma 1608, p. 62.
170 | Michele Camerota nando I con Cristina di Lorena, nel 1589;13 compose perfino un breve trattato sulla famiglia de’ Medici14 e varie orazioni celebranti diversi personaggi della casa regnante,15 nonché un abbozzo di biografia di Giovanni de’ Medici, figlio naturale di Cosimo I e di Eleonora degli Albizi.16 Era stato proprio lo Strozzi, nel 1587, a perorare l’ascrizione di don Giovanni all’Accademia degli Alterati,17 il sodalizio letterario di cui Giovan Battista faceva parte – col nome accademico di ‘Tenero’ – fin dalla fondazione, nel 1569. L’Accademia aveva assunto come impresa un tino pieno di uve, col motto, desunto da Orazio, “Quid [ebrietas] non designat?” (Epist., I, 5, 16). Gli accademici intendevano con ciò significare che, come il bollire dell’uva nel tino ed il riscaldarsi insieme conduce il vino a perfezione, in quella stessa guisa il riscaldamento dei loro piacevoli esercizi, inebriandoli di tal sorta da pigliar animo di far qualsivoglia gran cosa, conduceva la scienza loro allo squisito.18
Gli Alterati si “riscaldarono” particolarmente nella discussione delle questioni linguistiche, dedicandosi con particolare zelo al volgarizzamento di testi classici. Così, la difesa del valore della lingua toscana motivò la stesura di una traduzione vernacolare di Tacito da parte di Bernardo Davanzati, in risposta alle tesi dell’ugonotto Henri Estienne, sostenitore della superiore valenza espressiva del francese.19 Tra gli aspetti legati alla lingua, non mancò la riflessione sui proble|| 13 In proposito cfr. part. Massimiliano Rossi, “Per l’unità delle arti. La poetica ‘figurativa’ di Giovambattista Strozzi il Giovane”, I Tatti Studies 6 (1995), pp. 169–213. 14 Cfr. Giovan Battista Strozzi, Della famiglia de Medici, Appresso Bartolomeo Semartelli, Firenze 1610. Ne esiste anche una versione latina: De Medicea familia, senza note tipografiche, ma con imprimatur datato 22 settembre 1610. 15 Cfr. le lodi di Maria de’ Medici, della granduchessa Giovanna e di Ferdinando I, pubblicate in Strozzi, Orazioni et altre prose, pp. 1–28, 45–59, 60–82. Lo scritto in onore della granduchessa Giovanna era già uscita a stampa da Sermartelli nel 1578. Sempre per lo stesso stampatore, Strozzi pubblicò, nel 1587, una commemorazione dell’appena defunto granduca Francesco I. 16 Cfr. Biblioteca Nazionale Centrale, Firenze (d’ora in avanti BNCF), Ms Magl. IX 124, cc. 55r– 62v. Cfr. Domenica Landolfi, “Don Giovanni de’ Medici, ‘principe intendentissimo in varie scienze’”, Studi secenteschi 29 (1988), pp. 125–162. Un’ode celebrativa di Don Giovanni può leggersi in Archivio di Stato, Firenze (d’ora in avanti ASF), Carte Strozziane, s. III, 166, cc. 50r– 54v. 17 Si veda il Ragionamento fatto dal Tenero nello introdurre il Signor don Giovanni nell’Accademia degl’Alterati, ASF, Carte Strozziane, s. III, 187, cc. 267r–276v. 18 Lezione accademica sulle imprese, Biblioteca Riccardiana, Firenze, Ms 2345, c. 56r, in Barbi, Un accademico mecenate e poeta, pp. 4–5. 19 Cfr. ibid., pp. 26–35. Cfr. anche Anna Siekiera, “Il volgare nell’Accademia degli Alterati”, Marco Biffi, Omar Calabrese, Luciana Salibra (eds.), Italia linguistica: discorsi di scritto e di parlato, Protagon, Siena 2005, pp. 87–112.
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mi grammaticali, cui diede un contributo lo stesso Strozzi, con le sue Osservazioni intorno al parlare e scrivere toscano (1583),20 mentre al centro del dibattito accademico si posero costantemente i temi retorici ed estetici, soprattutto sui canoni e i modelli della poesia.21 L’esperienza storica degli Alterati fu indissolubilmente legata alla figura di Strozzi, che ne rappresentò il principale animatore e, soprattutto, il mecenate. Nel 1599, l’Accademia trovò ospitalità in una “stanza capace e adorna” che Giovan Battista le aveva messo a disposizione nel suo palazzo di piazza Santa Trinita.22 Negli anni successivi, l’attività accademica dipese sempre in larga parte dai suoi stimoli, tanto che, poco dopo la sua morte, avvenuta nel 1634, l’Accademia cessò anch’essa di vivere. Oltre che ‘Alterato’, Strozzi fu membro dell’Accademia Fiorentina, rivestendone anche la carica di Console nel 1582. Qualche anno prima, nel 1574, su invito di Antonio degli Albizi, scrisse per l’Accademia una Lezione sui madrigali,23 trattato su un genere che già aveva reso una certa fama a un altro Giovan Battista Strozzi, detto il Vecchio (1504–1571). Per distinguerlo da quest’ultimo, il nostro Giovan Battista venne denominato il Giovane, o anche il Cieco. I problemi agli occhi lo afflissero, infatti, fin dalla gioventù e, al sopraggiungere della morte, era ormai completamente privo della vista. In un poesia manoscritta così lamentava la menomazione che lo accompagnò per tutta la vita: O miseri occhi miei Che lunge il vostro Sol mai sempre havete Altro che cieco horror giamai non sete;
|| 20 Le Osservazioni vennero pubblicate postume a Firenze nel 1657, in una raccolta di scritti che comprendeva analoghi lavori di Carlo Dati e Benedetto Buonmattei. Sulle tesi linguistiche dello Strozzi, cfr. Michele Colombo, “Benedetto Buonmattei e la questione della lingua nel primo Seicento”, Aevum 77 (2003), pp. 615–634. 21 Per un quadro degli argomenti al centro del dibattito, ved. gli stralci del Diario dell’Accademia degli Alterati (Ms Ashburnham 558 della Laurenziana di Firenze) pubblicati in Bernard Weinberg, “Argomenti di discussione letteraria nell’Accademia degli Alterati (1570– 1600)”, Giornale storico della letteratura italiana 131 (1954), pp. 175–194. 22 In tal senso, secondo un biografo della dinastia: “la sua Casa poteva più dirsi Università, che un privato studio, concorrendovi ad ogn’ora la prima nobiltà e i primi ingegni, e fiorentini e stranieri”. Luigi Strozzi, Vita degl’huomini illustri della famiglia Strozzi. Parte prima, ASF, Carte Strozziane, s. III, 75, c. 172v. 23 La Lezione fu poi pubblicata in Strozzi, Orazioni et altre prose, pp. 159–188. Molti madrigali dello Strozzi si trovano ora in diverse filze dell’Archivio di Stato di Firenze; cfr. ASF, Carte Strozziane, s. III, 170, 174, 175. Sull’attività di Strozzi come madrigalista, cfr. James Chater, “Poetry in the Service of Music. The Case of Giovambattista Strozzi the Younger (1551–1634)”, The Journal of Musicology 29.4 (2012), pp. 328–384.
172 | Michele Camerota E tu ’nfelice cor senza lui sei Albergo tenebroso di martiri Ohimè che ’n van sospiri; Il tuo bel Sol non ode il tuo lamento E tutti i preghi tuoi disperse il vento.24
I problemi di salute non gli impedirono di viaggiare molto. Nel 1581 visitò Venezia, Bologna, Mantova e Ferrara, dove ebbe modo di conoscere Francesco Patrizi, con cui l’ambiente degli Alterati intratterrà rapporti epistolari soprattutto negli anni tra il 1587 e il 1589.25 Nel 1590, si recò per la prima volta a Roma, prendendo alloggio alla Vallicella. In una lettera all’amico Baccio Valori ci ha lasciato questa interessante descrizione degli usi dell’Oratorio: Qui vivesi in comune, e per condimento della tavola si propongono sempre due dubbi; cosa che insegna assai e non affatica punto. Hanno in comune di ragionare dopo il vespro tre di loro in chiesa, mezz’ora per uno; cosa che produce frutto mirabile, perché il lor fine è il muovere e non il far meravigliare; me, perché non sono sacerdote, fanno parlare ogni domenica mattina, non in chiesa ma nell’oratorio, e ci sono cominciati a venire cardinali: cosa da sbigottirmi o affaticarmi a questi caldi di soverchio, se io non mi confidassi nel buon padre Filippo [...].26
Oltre che con Filippo Neri, Strozzi strinse legami con Antonio Possevino, con Cesare Baronio27 e con diversi porporati della curia romana, tra cui spiccavano i due nipoti di Clemente VIII, Pietro e Cinzio Aldobrandini. Ancora più profondo il rapporto istituito con Federico Borromeo. Del cardinale milanese, Strozzi fu ospite tra il luglio e il dicembre 1595, e mantenne in seguito costanti contatti epistolari, spesso dedicati a dispensare autorevoli pareri in materia di scelte
|| 24 ASF, Carte Strozziane, s. III, 175, c. 61v. Nel settembre 1605, il Segretario di Stato, Belisario Vinta, chiese al granduca di affiancare a Strozzi degli assistenti, “bisognandogli aiuto per supplire al difetto de’ suoi occhi”. Accogliendo l’istanza, Ferdinando I concesse a Strozzi “dugento scudi l’anno per honorarii e sussidii delle virtuose fatiche che fa”. ASF, Carte Strozziane, s. III, 187, c. 140r. 25 Cfr. Lina Bolzoni, “Ercole e i pigmei, ovvero Controriforma e intellettuali neoplatonici”, Rinascimento n.s. 21 (1981), pp. 285–296: 293–294. Una lettera di Patrizi a Strozzi faceva parte della collezione raccolta dall’abate Luigi Strozzi nel 1677, e conservata alla BNCF, Ms Magl. VIII 1399. La missiva figurava a c. 405: ora non è più nel codice. 26 BNCF, Ms Rinuccini 18, in Barbi, Un accademico mecenate e poeta, pp. 41–42. Un sermone “recitato nella Vallicella il dì di S. Giovanni decollato a’ Padri della Congregatione dell’Oratorio nel 1592” è ora in: ASF, Carte Strozziane, s. III, 187, cc. 316r–323r. 27 Alcune lettere di Baronio e Possevino a Strozzi sono attualmente nel Ms Magl. VIII 1399 della BNCF, alle cc. 9r–10v, 55r.
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lessicali e regole ortografiche della lingua toscana.28 Strettissimo fu poi il rapporto con il canonico padovano Antonio Querenghi, che ebbe modo di ospitare nel suo palazzo e di cui patrocinò l’ascrizione all’Accademia Fiorentina come socio onorario.29 Per non dire di quello con Giovanni Ciampoli, allievo carissimo dello Strozzi. Di notevole rilievo appare anche l’amicizia con il cardinale Maffeo Barberini (sodale nell’Accademia degli Alterati), che, appena papa col nome di Urbano VIII, lo volle a Roma come suo ospite, accomiatandolo “con un breve lusinghierissimo a Ferdinando II”.30 Come testimoniato da queste relazioni, Strozzi poteva vantare frequentazioni con i più insigni esponenti della cultura controriformista del tempo. Il suo zelo religioso era, del resto, assai forte e del tutto genuino. Non esitava, pertanto, a qualificare le eresie come “pessime piante che nelle dissensioni dal sangue humano irrigate, quanto più crescono, tanto più s’ingegnano con la pestifera ombra loro di torre all’altre il lume celeste”. A contrastarle, “più del ferro e del fuoco”, servivano “il buon esempio e le sante predicationi, che meglio nel pacifico stato hanno luogo”.31 A dispetto del fervore ortodosso, Strozzi coltivava un certo interesse anche per autori non troppo allineati col dettato culturale della Controriforma. Fin dal 1623, si attivò attraverso Ciampoli per ottenere una licenza che gli consentisse di leggere libri proibiti: Mi ricordo della licenza de libri prohibiti desiderata da lei; – gli scriveva Ciampoli – non però è stato possibile mandargliela fin’hora rispetto alle nuove strettezze che sono in ciò doppo l’ultimo editto escito fuori. È stata levata la facultà a tutte le altre congregazioni e
|| 28 Silvia Morgana, “Gli studi di lingua di Federico Borromeo”, Studi linguistici italiani 14 (1988), pp. 191–216: 199, n. 28, segnala la presenza nell’epistolario del cardinale di 71 lettere dello Strozzi, inviate tra il 1593 e il 1625. Quattro missive di Borromeo sono raccolte in BNCF, Ms Magliab. VIII 1399, cc. 13r–16v. Una lunga poesia in lode del Borromeo si legge in ASF, Carte Strozziane, s. III, 166, cc. 99r–105r. 29 In proposito cfr. Uberto Motta, Antonio Querenghi (1546–1633). Un letterato padovano nella Roma del tardo Cinquecento, Vita e Pensiero, Milano 1997. Motta si avvale largamente della corrispondenza ora nel Ms Magliab. VIII 1399 della BNCF, cc. 57r–122v. 30 Barbi, Un accademico mecenate e poeta, p. 61. Cfr. anche Filippo Maria Renazzi, Storia dell’Università degli Studj di Roma, Pagliarini, Roma 1802–1805, III, p. 118. Diverse lettere di Barberini (debitamente indicate nell’indice) erano nel Ms Magliab. VIII 1399 della BNCF (cc. 144r–166v), ma ora sono mancanti. Una poesia celebrativa del “Cardinal Barberini hoggi Papa” si legge in ASF, Carte Strozziane, s. III, 166, cc. 212r–215v. Infine, il Ms Barb. Lat. 3996 della Biblioteca Apostolica Vaticana, contenente le Rime varie di Giovambattista Strozzi, reca una dedicatoria a Barberini datata 22 settembre 1596. 31 Strozzi, “Orazione delle lodi di Maria de’ Medici Regina di Francia”, in: Id., Orazioni et altre prose, p. 23.
174 | Michele Camerota solo vien riservata a quella dell’Inquisizione, la quale in questi principii va ritenutissima in concedere e confermare licenze. Quella di V. S. non credo però che patirà difficultà per la buona speranza che mi vien data. Solo ho bisogno di tempo, quale so che ella dal canto suo me lo concederà.32
Nonostante le insistenze,33 il tanto desiderato permesso arrivò solo dieci anni dopo. Una copia di un documento inquisitoriale a firma del notaio del Sant’Uffizio Giovanni Antonio Tomassi, in data 20 luglio 1633, attesta che Strozzi era stato autorizzato leggere un gran numero di libri proibiti. Si disponeva inoltre di apportare ai testi le correzioni prescritte dall’Indice del 1605, specificando altresì che, in caso di morte del beneficiario del placet, i volumi dovessero esser consegnati all’Inquisitore fiorentino.34 Le opere elencate nella licenza danno un’idea dell’estensione delle curiosità culturali di Giovan Battista. Vi figurano, solo per fare qualche nome, umanisti e scrittori come Lorenzo Valla, Lelio Capilupi, Antonio Brucioli (traduzione della Politica aristotelica), Giannozzo Manetti (De dignitate et excellentia hominis) Juan Luis Vives, Henri Estienne, i due Scaligero (Giuseppe Giusto e Giulio Cesare), Teofilo Folengo (Merlin Cocai), Ludovico Castelvetro, Baldassarre Castiglione. Nonché teologi e riformatori quali Lambert Daneau (Politicorum aphorismorum sylva), Pierre de la Ramée, Girolamo Savonarola, Aonio Paleario. E, ancora, medici e naturalisti: Levinus Lemnius, Conrad Gesner, Pompeo della Barba (De secretis naturae), Leonard Fuchs, Sebastian Münster (Comographia); insieme a filosofi: Raimondo Lullo, Bernardino Telesio (De rerum natura iuxta propria principia), Cardano (De rerum varietate, De subtilitate), Francesco Patrizi (Nova de universis philosophia).35 Strozzi doveva dunque intrattenere un’ampia gamma di interessi, non restringendo la propria attenzione al solo ambito letterario. Non a caso, in una Lettione in lode del poema eroico, rilevava esplicitamente che ad ogni valente scrittore “si richiede universal cognitione di tutte le cose, perché d’ogni scienza si debbe valere”. Per cui: “conviengli haver notitia grande dell’attioni andate; l’arte militare è a lui sommamente richiesta; Cosmografia, Astrologia, la virtù || 32 Ciampoli a Strozzi, 1 aprile 1623, ASF, Carte Strozziane, s. III, 189, cc. 222r–223r: 222r–v. 33 “Mandai a ricordare la licentia delli suoi libri al S. Card. Bandino [Ottavio Bandini], e vi tornerò questa settimana a ricordarglielo”. Ciampoli a Strozzi, 29 aprile 1623; BNCF, Ms Magliab. VIIII 1399, cc. 1r–2v: 1v. 34 “Ea conditione (ut ipso vita functo) libri praedicti consignentur Inquisitori Florentiae, cui quam primum interim praesentis licentiae exemplum exhibeat; deleat ea quorumque extat correctio in Indice expurgatorio edito Romae ann. 1605 et nomina haereticorum deleat.” ASF, Carte Strozziane, s. III, 187, c. 14v. 35 Ibid., c. 14r.
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delle Piante, la natura degl’Animali; il governo delle Città, delle Famiglie, di se stesso: e per dirla in uno, tutto quel che si può dall’humano intelletto sapere, a lui fa di mestiero sapere.”36
3 Giovan Battista Strozzi e Galileo Tra le cognizioni più utili alla formazione di un buon “Compositore” doveva, secondo Strozzi, certamente annoverarsi l’astronomia. Nella Oratione in lode di Pietro Angeli da Barga (già professore di Lettere allo Studio pisano), così esaltava gli studiosi dei fenomeni celesti: [...] quei che son chiamati dal Cielo a farsi contemplatori delle sue eterne bellezze, chi dirà che non gli sollievi lassù altissimo ardire? Andarsi per quella gran macchina spatiando, in un medesimo tempo abitare nella Terra e nel Cielo, e trascendere spesso più in alto, certo da povertà di cuore non procede.37
L’esame della “gran macchina dell’Universo”38 appariva, dunque, a Giovan Battista un’attività nobilissima e di grande rilevanza. Di certo, non era però una comune passione per la scienza degli astri ciò che lo mise in contatto con Galileo. La conoscenza tra i due datava agli anni giovanili dello scienziato. Si può anzi pensare che essa fosse, per così dire, maturata in famiglia. Strozzi collaborò infatti con Vincenzo Galilei, padre di Galileo, e autore di musica madrigalistica.39 Nel dicembre del 1587 Giovan Battista Strozzi sottoscrisse un attestato che certificava la paternità galileiana di un lemma e di un teorema circa il centro di gravità dei solidi.40 Gli altri firmatari erano Giovanni Bardi di Vernio, Giovan Battista Ricasoli41 e Luigi Alamanni, tutti membri dell’Accademia degli Alterati. Il più forte legame di Galileo con costoro e con lo stesso Strozzi aveva, in effetti, una natura più direttamente letteraria, affondando le radici nella condivisione di un sentitissimo interesse per la poesia e per le questioni di estetica.
|| 36 Strozzi, “Lettione in lode del poema eroico”, in: Id., Orazioni et altre prose, p. 201. 37 Ibid., p. 88. 38 Ibid., p. 204. 39 Cfr. Chater, “Poetry in the Service of Music”, pp. 357–361. 40 Cfr. Galilei, Opere, vol. I, p. 183. 41 Nelle deposizioni rese nel 1589 da Galileo al processo per la contestata eredità del Ricasoli, ricorre diverse volte il nome di Giovan Battista Strozzi, segno di una frequentazione non sporadica, almeno a quei tempi. Cfr. Galilei, Opere, vol., XIX, pp. 56, 75, 81, 84, 98, 107.
176 | Michele Camerota Qualche anno dopo, nel 1594, proprio Luigi Alamanni ricordava a Strozzi della “lettione” sull’Inferno di Dante tenuta da Galileo all’Accademia Fiorentina, nel 1588.42 E, a confermare la reciproca stima tra lo scienziato ed il poeta, vanno anche ricordate le parole con cui il primo accoglieva una sestina inviatagli da Giovan Battista: Et invero, – scriveva Galileo – se pari al gusto et diletto fusse in me il giudizio, già per mia sentenza haveria la sua sestina sopra ogn’altro poema di tal genere vittoria; e confesso a V. S. haver veduto quello che, o per la difficoltà del componimento, o pur per mia insatiabile ignoranza, non sperava di veder mai, cioè sestina il cui alto, vago et chiaro concetto non fusse dalla strettezza degl’oblighi superato.43
Il dialogo letterario tra i due proseguì nel tempo. L’epistolario galileiano non ne reca che qualche traccia, ma è da credere che le occasioni di confronto furono assai più frequenti di quanto non emerga dalla frammentaria corrispondenza rimastaci. Così, nel luglio 1610, Giovanni Ciampoli inviava a Galileo (allora a Padova) due composizioni di quel singolare personaggio che fu Gian Domenico Peri, il “poeta contadino”, insieme “col sonetto di partenza del S.r Gio. Bat.a”.44 Era stato lo stesso Galileo a chiedere di poter leggere i versi del Peri, e Ciampoli provvide subito a soddisfare l’esigenza, avvalendosi dei buoni uffici di Strozzi, che ospitava il poeta di Arcidosso e lo presentò anche corte. Proprio alla tavola del granduca, Strozzi aveva appreso della novità del telescopio, assistendo alla lettura – affidata al giovane Ciampoli – di una lettera di Galileo da Padova. Si era nel settembre del 1609, e la notizia del “mirabile effetto del [...] desiderabilissimo occhiale” strabiliò tutti, anche Giovan Battista, il quale tuttavia lusingava l’artefice dello strumento dichiarando che, “se io non havessi prima che hora saputo che ’l Donatore d’ogni bene l’ha di sopr’humano ingegno dotata, me ne maraviglierei molto più”.45 Molti anni dopo, nel 1631, facendo testamento, Strozzi aveva ancora un pensiero per Galileo. Gli lasciava, infatti, una copia di un’edizione di Tolomeo (probabilmente la Geografia, stampata a Roma nel 1508). Ecco le precise parole che disponevano il lascito: “[…] Al S.r Galileo Galilei, un Tolomeo stampato in Roma nel 1608 [i. e. 1508] con tavole in rame […].”46 || 42 Cfr. Galilei, Opere, vol. X, p. 166: L. Alamanni a G. B. Strozzi, 7 agosto 1594. 43 Galilei, Opere, vol. X, p. 83: Galileo a G. B. Strozzi, 5 gennaio 1601. 44 Galilei, Opere, vol. X, p. 406: G. Ciampoli a Galileo, 24 luglio 1610. Su Peri, cfr. Eugenio Lazzareschi, Un contadino poeta: Giovan Domenico Peri d’Arcidosso, Baroni, Lucca 1911. 45 Galilei, Opere, vol. X, p. 258: G. B. Strozzi a Galileo, 19 settembre 1609. 46 ASF, Notarile moderno, Protocolli 9323, Testamentum n. 42, cc. 90v–97r: 95r. Ringrazio l’amica Patrizia Ruffo per avermi segnalato il documento.
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Rapporti cordiali, dunque; legami che, per quanto forse non strettissimi, appaiono improntati a un sicuro, reciproco apprezzamento, rinsaldato da una consuetudine che affondava le radici in comuni esperienze giovanili. Strozzi e Galileo avevano respirato la stessa aria e condiviso relazioni, interessi, frequentazioni, letture, affiliazioni accademiche, passioni letterarie. Non si può dire che tra loro vi fosse una amicizia e neppure un vincolo di collaborazione quale quello che, per fare solo un esempio, lo scienziato pisano instaurò con Ciampoli, allievo prediletto di Giovan Battista. Troppo diverse le reciproche inclinazioni, le idee e i valori a cui facevano riferimento (il conservatorismo controriformista dello Strozzi è un connotato ideologico profondamente estraneo a Galileo), per non dire della tempra intellettuale, che faceva del Pisano un inquieto riformatore, animato da una costante tensione innovativa. Di fatto, pur nell’ambito di una relazione sempre cordialmente partecipata, i due sembrano muoversi lungo direttrici culturali parallele. A dispetto delle differenze di impostazione e delle contrastanti predilezioni ideali, Eraldo Bellini, in un bel saggio di qualche anno fa, ha notato la sintonia dell’encomio della scrittura condotto da Strozzi nel Ragionamento nel rendere il consolato dell’Accademia Fiorentina (1583) con l’analoga esaltazione operata alla fine della Prima Giornata del Dialogo sopra i due massimi sistemi: Ma sopra tutte le invenzioni stupende, – scriveva Galileo – qual eminenza di mente fu quella di colui che s’immaginò di trovar modo di comunicare i suoi più reconditi pensieri a qualsivoglia altra persona, benché distante per lunghissimo intervallo di luogo e di tempo? parlare con quelli che son nell’Indie, parlare a quelli che non sono ancora nati né saranno se non di qua a mille e dieci mila anni? e con qual facilità? con i vari accozzamenti di venti caratteruzzi sopra una carta. Sia questo il sigillo di tutte le ammirande invenzioni umane, e la chiusa de’ nostri ragionamenti di questo giorno [...].47
Strozzi, dal canto suo, aveva osservato: Gran cosa, e simigliante a miracolo parrebbe, Accademici, a chi degli scritti non havesse alcuna notitia il sentir dire che l’huomo parlando potesse esser’udito dalle remote Provincie, e che stando fermo in un luogo non sol quivi, ma in molte altre e lontanissime parti ritrovar si potesse [...] Maraviglia maggiore parrebbe poi l’udire che si trovasse cosa mediante la quale avvenisse che quando l’huomo si fusse partito del Mondo, si fusse ancora nel Mondo rimaso, e pur veggiamo che dagli scritti l’un e l’altro ne segue, che non pur ci fanno esser con gli assenti, ma con quegli ancora che al nostro tempo stati non sono, né
|| 47 Galilei, Opere, vol. VII, pp. 130–131.
178 | Michele Camerota solamente ci congiungono con que’ che appresso all’età nostra verranno, ma con gli altri, che poi saranno in tutto ’l tempo avvenire.48
In effetti, i discorsi di Galileo e Strozzi mostrano una certa somiglianza, nel comune “elogio della parola scritta, capace di varcare spazi e tempi”.49 Non si può dire con certezza che l’orazione accademica strozziana sia la fonte del passo galileiano. Forse il concetto occorreva anche in scritti di altri autori. Così, nel loro commento al Dialogo, Besomi e Helbing hanno richiamato analoghi brani di Alessandro Piccolomini e di Benedetto Varchi.50 Va detto però che in questi ultimi è presente solo il motivo della straordinaria efficacia espressiva delle lettere dell’alfabeto (i “venti caratteruzzi” galileiani),51 mentre non compare affatto lo spunto relativo al potere della scrittura di oltrepassare le frontiere spazio-temporali. Da questo punto di vista, le parole del Dialogo sembrano più simili a quanto già enunciato da Giovan Battista nella sua Orazione, un testo probabilmente noto a Galileo data la sua frequentazione dell’Accademia Fiorentina. È anche da rilevare che lo stesso topos del “libro del mondo” (così caro a Galileo) trova riscontro nei testi di Strozzi. Nella Orazione in lode di Pietro Angeli da Barga si celebra particolarmente la curiosità intellettuale dell’elogiato, che “con diletto trapassò monti e solcò mari”, mosso dal desiderio di “vedere et esperimentar molte cose” e “recare con gli occhi suoi certezza a se stesso, sapendo che gli orecchi son portieri che lasciano passare il falso e gli occhi introducono il vero”. Ed è proprio la vocazione a conoscere de visu che spinge a sfogliare le pagine del grande tomo del mondo, viaggiando e incontrando uomini e situazioni diverse: Certo se il Mondo è un volume grandissimo, nel quale per mano della Natura è scritta e adombrata la sapienza Divina, non sarà egli un poter leggerne molto lo andare molti paesi veggendo? Non sarà egli uno apprenderne con diletto grande e gran senno? Et essendo per tutte le Provincie sparsi alcuni huomini di sublime ingegno dotati, sì come delle stelle || 48 Strozzi, “Ragionamento nel rendere il Consolato dell’Accademia Fiorentina”, in: Id., Orazioni et altre prose, p. 141. 49 Eraldo Bellini, “Galileo e le due culture”, in: Mauro Di Giandomenico e Pasquale Guaragnella (eds.), La prosa di Galileo. La lingua, la retorica, la storia, Lecce, 2006, ora in: Id., Stili di pensiero nel Seicento italiano. Galileo, i Lincei, i Barberini, ETS, Pisa 2009, pp. 1–42, 24. 50 Il riferimento è alla Filosofia naturale del Piccolomini e alla Lezione sulle parti della poesia di Varchi. Cfr. Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Edizione critica e commento, Ottavio Besomi e Mario Helbing (eds.), Padova 1998, II, p. 341. 51 In realtà, il passo di Piccolomini non esprime neanche questo concetto, in quanto è solo una riproposizione del celebre esempio esplicativo che assimila gli atomi alle lettere dell’alfabeto. Cfr. Alessandro Piccolomini, Della filosofia naturale, Venezia 1576, II, c. 48v.
Giovan Battista Strozzi e Galileo | 179 di maggior grandezza e virtù in ogni parte del Cielo, chi non sa potersi, hora a questo hora a quello avvenendosi, ragunar notitie e far tesoro di scienza? 52
Si tratta, è bene notarlo, di poche, estemporanee suggestioni, inserite in contesti alquanto distanti dai temi più propriamente galileiani. Non molto, dunque, questi spunti aggiungono a quel poco che già sappiamo sui rapporti intellettuali tra i due. In effetti, la documentazione rimastaci si rivela esigua e frammentaria, e troppo marginali e stringate le indicazioni in essa presenti per farci un’idea precisa delle sintonie e delle divergenze che caratterizzarono le relazioni tra Galileo e Giovan Battista. Né elementi più precisi ci vengono forniti dall’analisi dell’episodio richiamato all’inizio: la “lettura” strozziana sulla superbia tenuta in casa di monsignor Deti il 6 aprile 1611, che, pure, vale la pena di approfondire.
4 Strozzi e Galileo a Roma Strozzi si trovava a Roma dal novembre del 1610. In una lettera del 13 novembre, il pittore Lodovico Cardi da Cigoli scriveva: quanto alle mormorazioni romanesche, alla venuta del Sig.r Gianbatista Strozzi, nello andare a visitare Monsig.r Dal Borgho,53 il Sig.r Ciampoli disse che aveva veduto le stelle [i satelliti di Giove], et il Sig.r Micelagniolo [Michelangelo Buonarroti il giovane] altrove da certi Ill.mi il medesimo [...].54
Nel prosieguo Cigoli rilevava che novità tanto ardite come quelle divulgate dal Sidereus Nuncius non potevano riscuotere una immediata adesione: “ogni principio porta difficultà in coloro che sono assodati et invechiati in una oppinione. Pure al fine la verità arà il suo luogho.”55 || 52 Strozzi, “Orazione in lode di Pietro Angeli da Barga”, in: Id., Orazioni et altre prose, pp. 90– 91. L’interesse strozziano per il viaggio è documentato dalla sua composizione di un poema eroico destinato a celebrare le scoperte geografiche di Amerigo Vespucci, sulla falsariga di quanto, negli stessi anni, faceva il Gualterotti con la sua America. Cfr. Franco Fido, “L’America: primo canto di un poema inedito di Giovan Battista Strozzi il giovane”, Studi secenteschi 23 (1982), pp. 277–310. 53 Si tratta di un membro dell’Accademia degli Umoristi, descritto nell’orazione con cui il sodalizio lo commemorò (nel novembre 1613) come “persona invecchiata nelle virtù et nelle buone lettere”. Cfr. Orbaan, Documenti sul Barocco in Roma, p. 286; cfr. anche Carlo Delcorno, “Un avversario del Marino: Ferrante Carli”, Studi secenteschi 16 (1975), pp. 69–155, 94–95. 54 Galilei, Opere, vol. X, p. 475: L. Cardi da Cigoli a Galileo, 13 novembre 1610. 55 Ibid.
180 | Michele Camerota Già nell’ottobre 1610 il pittore aveva avvertito Galileo dello scetticismo regnante a Roma, in particolare tra i gesuiti, circa la veridicità della scoperta dei Pianeti Medicei.56 Nei mesi e negli anni seguenti (fino alla morte, avvenuta nel 1613), Cigoli diede costantemente conto degli umori della piazza romana, biasimando con durezza i “satrapi e gran bacalari”, i “bachiochi”, gli “ucellacci”, i “can botoli”, i “chiachie-roni”, i “babuassi”, i “pippioni”57 – per citare solo alcuni degli appellativi con cui designava gli oppositori galileiani – che avversavano le acquisizioni telescopiche. Fu sempre lui, nel gennaio del 1611, ad annunciare la sospirata notizia che gli astronomi del Collegio Romano avevano finalmente osservato i satelliti.58 Nella stessa missiva, Cigoli riportava di aver comunicato il contenuto di una lettera galileiana a Strozzi e Ciampoli,59 segno evidente di una frequen-tazione abbastanza costante, come, del resto, spesso succede tra conterranei che si trovino in un paese “straniero”. Quelle trasmesse da Cigoli erano informazioni importanti per Galileo, che fin dall’autunno 1610 aveva in animo di recarsi a Roma, al fine di convincere i restanti increduli dell’affidabilità dei riscontri telescopici. Peraltro, in gioco non era solo il credito personale dello scienziato, ma anche la reputazione della casa regnante di Toscana, che aveva avallato le scoperte del suo “Matematico e Filosofo primario” fino a consentire che il nome della dinastia venisse utilizzato come appellativo dei quattro “compagni” di Giove.60 Pertanto, su esplicita disposizione di Cosimo II, le spese del soggiorno a Roma furono poste a carico dell’amministrazione granducale. Galileo doveva prendere alloggio presso la residenza del diplomatico toscano, Giovanni Niccolini, e gli furono rilasciate lettere commendatizie per i cardinali Francesco Maria Del Monte e Maffeo Barberini, e per Virginio Orsini, tutti personaggi strettamente legati al potere mediceo.61 Così, il 29 marzo 1611, lo scienziato, accompagnato || 56 Galilei, Opere, vol. X, pp. 441–442: L. Cardi da Cigoli a Galileo, 1 ottobre 1610. 57 Cfr. rispettivamente Galilei, Opere, vol. X, p. 478; vol. XI, pp. 175, 176, 268, 370, 501, 502. 58 Galilei, Opere, vol. XI, p. 36: L. Cardi da Cigoli a Galileo, 28 gennaio 1611. 59 “Non risposi per la passata, perché non avevo anchora presentata la lettera al Sig.r Luca [Luca Valerio], al quale è stata gratissima et me n’à fatto partecipe: del che molto mi rallegro, et ne presi nota per poterla recitare ad altri, fra i quali è stato il Sig.r Giambatista Strozzi et il Sig.r Ciampoli, che la salutano” (Ibid.). 60 Per un’interpretazione del viaggio galileiano a Roma del 1611 nei termini di una missione politico-culturale, cfr. Massimo Bucciantini, Michele Camerota e Franco Giudice, Il telescopio di Galileo. Una storia europea, Torino 2012, pp. 223–252. 61 Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, pp. 60, 61, 80, 81. A partire dal 1581, Del Monte fu alle dipendenze del cardinale Ferdinando de’ Medici. Quando, nel 1587, questi rinunciò al cappello cardinalizio per succedere a Francesco come granduca di Toscana, ottenne da Sisto V che Del Monte fosse nominato cardinale. In curia rappresentò per molti anni gli interessi politici del
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da due servitori, giunse a Roma, a bordo di una lettiga messagli a disposizione dal granduca.62 Una settimana dopo il suo ingresso in città Galileo assistette alla “lettura” di Strozzi sulla superbia, nella splendida cornice di Palazzo Ferratini. Come abbiamo visto, informò subito dell’evento Virginio Orsini, esaltando la “meravigliosa azione fatta due giorni sono [...] nella Academia dell’Ill.mo et Rev.mo S.r Card. Deti”. Strozzi aveva, appunto, disquisito della superbia “con erudizione et insieme vaghezza incomparabile”, tanto che, soggiungeva: La bellezza dell’opera ha dato et dà occasione a tutta Roma di celebrare la dottrina del S.r Giovambatista; et io, che come forestiero qua son muto, desidero di parlare in cotesta Corte, et farvi pervenire in parte la meritata gloria di questo mio Signore: et benché la mia attestazione sia di piccolissima autorità, ricevila come relazione dell’applauso universale di Roma.63
Anche Galileo aspirava a riscuotere l’“applauso universale” della città del papa. L’approvazione degli ambienti intellettuali e, soprattutto, della curia romana rappresentava, infatti, uno snodo essenziale nel processo di accettazione del nuovo cielo descritto nel Sidereus Nuncius. Come sagacemente notava il Segretario di Stato toscano, Belisario Vinta: subito che in Roma la venga confermata et stabilita, si potrà dire chiarita tal constituzione [dei satelliti di Giove] a tutto ’l mondo, et dandosene parte a S.a Santità, doverà questa nuova osservanza et dichiarazione di Pianeti venir ricevuta dal consenso universale de’ matematici et astrologi.64
La conquista di Roma appariva, dunque, come un elemento fondamentale della partita che Galileo stava giocando in quel periodo. Da questo punto di vista, alcune frasi pronunciate quel 6 aprile 1611 da Giovan Battista Strozzi intorno al ruolo cruciale della “città eterna” non potevano non colpire: Da lei [Roma], come da scuola dell’Universo si sparge per tutto la chiarissima luce del vero, la quale però cerca qui più che altrove, d’offuscare con la superbia colui che, non ve|| granducato. Anche Maffeo Barberini, fiorentino di nascita, era legato ai Medici, tanto che, nel 1623, la casa regnante di Toscana giocherà un ruolo importante nel consentirgli l’ascesa al soglio pontificio. Per ciò che concerne Virginio Orsini, egli era imparentato con i Medici (in quanto figlio di Isabella de’ Medici), e soleva trascorrere in Toscana gran parte dell’anno. Al momento dell’arrivo di Galileo a Roma, Orsini aveva però già lasciato l’Urbe per Firenze. Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, p. 80. 62 Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, pp. 78–79: G. Niccolini a Cosimo II, 30 marzo 1611. 63 Galilei, Opere, vol. XI, pp. 82–83. 64 Galilei, Opere, vol. XI, p. 29: B. Vinta a Galileo, 20 gennaio 1611.
182 | Michele Camerota dendo altro luogo più simile al Cielo che questo, e non potendo tornare a combattere lassù, fa in Roma ogni sforzo di rimaner vincitore.65
Roma rappresentava, dunque, il vero “compendio del mondo”,66 un luogo determinante per l’affermazione di ogni “temerario” innovatore: A vincer Roma il temerario aspira, Roma di quante son città più degna, E dove più del Ciel sembianza ei mira.67
Era esattamente quello che Galileo si riprometteva dal suo viaggio: “vincer Roma”, “rimaner vincitore”: “fare ogni sforzo” perché i residui dubbi che ancora incontravano le novità celesti si dissolvessero definitivamente. Troppo importante, se non proprio decisiva, appariva l’impresa di “serrare una volta [per tutte] la bocca a i maligni” col “far toccar con mano ad ogn’uno” l’irrefutabile realtà delle acquisizioni telescopiche.68 E Roma, il “compendio del mondo” da cui promanava per ogni dove “la chiarissima luce del vero” (secondo le parole di Strozzi), rappresentava un nodo che non poteva essere eluso, la tappa imprescindibile di un itinerario di verità. Per vincere davvero, occorreva tuttavia – ammoniva Giovan Battista – evitare di farsi “offuscare” dalla superbia, un vizio da cui gli scienziati non erano affatto immuni. Ponendosi il problema se siano “più superbi gl’intendenti o gl’ignoranti”, Strozzi stigmatizzava l’arroganza conoscitiva, ricordando il detto paolino Scientia inflat (1 Corinti 8,1) e riprovando: una certa qualità di scientia, che molto simile essendo all’ignoranza di prava disposizione, e non vedendo le difficoltà, si dà facilmente ad intendere d’haver la sapienza di Minerva e l’eloquentia di Mercurio, e ricordar ci fa di colui che essendo solito habitare nelle valli, la prima volta che salì un monte, s’immaginava d’havere in poche ore a giunger vicino alla Luna.69
Per evitare ogni tentazione di alterigia scientifica, esortava gli studiosi a temperare la presunzione con la consapevolezza di una sostanziale imperscrutabilità dell’opera di Dio: || 65 Strozzi, “Lettione in biasmo della superbia”, p. 218. 66 “Conchiuderò che dove è non solo nobiltà, ricchezza e potenza, ma virtù, maggiormente la superbia s’ingegna contro a tutte di spiegar le sue forze. E chi non sa che tutte a quattro sommamente risplendono in Roma? Ella è ’l compendio del Mondo” (Ibid.). 67 Ibid., p. 219. 68 Galilei, Opere, vol. XI, p. 71: Galileo a B. Vinta, 19 marzo 1611. 69 Strozzi, “Lettione in biasmo della superbia”, p. 215.
Giovan Battista Strozzi e Galileo | 183 i veri scienziati, sopra gl’altri elevandosi, conoscono alla fine quanto smisurata distanza sia dall’altezza de’ monti a quella delle stelle, onde la propria imperfettione riconoscendo e fra loro e la verità bene spesso scorgendo un vacuo immenso d’incertitudine, in se stessi s’humiliano, e più tosto con savia ammiratione si rivolgono a contemplare l’incomprensibil grandezza di Dio e de’ segreti suoi.70
Le parole del letterato fanno rilevare una certa sfiducia nelle effettive capacità cognitive degli uomini. In tal senso, il riconoscimento dell’inadeguatezza della conoscenza umana apre necessariamente la strada alla “humiliazione” e al ripiegamento sulla dimensione religiosa, esito quasi obbligato per chi, con un atto di devota modestia, realizza che il reale si colloca al di fuori di una piena portata conoscitiva. Si tratta di una prospettiva molto lontana da quella perseguita da Galileo, che annetteva invece alle acquisizioni della scienza un indubitabile carattere veritativo.71 Al contrario, il fideismo controriformistico di Giovan Battista non consentiva di avallare l’orgoglio conoscitivo degli scienziati, un orgoglio, è bene sottolinearlo, che nel caso dell’autore del Sidereus Nuncius risultava oltremodo rinvigorito dalla recente straordinaria scoperta di un “nuovo cielo”. Strozzi era ben al corrente delle “novità celesti”,72 ed era stato anzi uno tra i primi in Toscana ad aver notizia del “mirabile effetto del [...] desiderabilissimo occhiale”.73 Nell’Orazione del 1611 egli includeva un fuggevole cenno allo strumento, adoperandolo per descrivere una particolare tipologia di “superbi”: I terzi son quei che, nel riguardare i propri meriti, prendono dall’amor proprio un di questi nuovi strumenti che tante centinara più multiplicando gl’oggetti, fanno apparire le formiche poco men che elefanti, e son molto simili a quel forsennato del quale mi ricordo havere udito che dandosi a credere di portar pericolo di toccare con la testa le stelle, e dubitando
|| 70 Ibid., pp. 215–216. 71 Si pensi, per fare solo un esempio, alle celebri parole della chiusa della Prima Giornata del Dialogo: “[...] l’intendere si può pigliare in due modi, cioè intensive o vero extensive: e che extensive, cioè quanto alla moltitudine degli intelligibili, che sono infiniti, l’intender umano è come nullo, quando bene egli intendesse mille proposizioni, perché mille rispetto all’infinità è come un zero; ma pigliando l’intendere intensive, in quanto cotal termine importa intensivamente, cioè perfettamente, alcuna proposizione, dico che l’intelletto umano ne intende alcune così perfettamente, e ne ha così assoluta certezza, quanto se n’abbia l’istessa natura” (Galilei, Opere, vol. VII, p. 128). 72 Cfr. supra, nota 59. 73 Galilei, Opere, vol. X, p. 258: G. B. Strozzi a Galileo, 19 settembre 1609. Cfr. anche supra, nota 45.
184 | Michele Camerota non le spezzare nella sodezza loro, andava col capo basso più che non lo teneva Archimede quando, intento a non so che misura, fu morto.74
Galileo sarà certo rimasto colpito nel sentir nominato il “suo” dispositivo, seppur nell’ambito della rappresentazione di una particolare fattispecie di protervia. Non sappiamo, tuttavia, cosa veramente pensò dell’Orazione strozziana sulla superbia. Se gli elogi così appassionatamente elargiti nella lettera a Virginio Orsini fossero davvero partecipati,75 oppure rappresentassero un obbligato tributo all’“affezione” del duca nei confronti di Giovan Battista.76 Per concludere la narrazione di questo (minimo, ma non privo di interesse) episodio della trasferta romana di Galileo nel 1611, dobbiamo ancora riferire del suo epilogo, che vede nuovamente associati lo scienziato e il poeta. La mattina del 4 giugno essi affrontarono, infatti, insieme il faticoso viaggio di ritorno a Firenze.77 Nulla più di quanto abbiamo finora addotto possiamo affermare sulla relazione intellettuale tra Strozzi e Galileo. Giovan Battista visse ancora molti anni (morì, ottantatreenne, nel 1634) e, pertanto, ebbe modo di seguire le varie fasi della carriera scientifica di Galileo, fino al consumarsi dell’amarissima vicenda del processo e della condanna. Al di là di poche, sporadiche menzioni,78 nell’epistolario galileiano non si contengono tuttavia riscontri di loro interlocuzioni dirette successive all’episodio romano del 1611. Forse ricerche d’archivio più estese e approfondite di quelle che siamo stati in grado di condurre potrebbero fornire ulteriori elementi documentari sulle loro relazioni. Certamente, servirebbero a gettare luce su un personaggio, Giovan Battista Strozzi, celebre ai suoi tempi, ma di cui ora può a buon diritto dirsi ciò che egli stesso ebbe a far scolpire sulla facciata del suo palazzo di Piazza Santa Trinita: “Io per me sono un’ombra.”
|| 74 Strozzi, “Lettione in biasmo della superbia”, p. 206. Corsivo mio. 75 Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, pp. 82–83. Cfr. anche supra, note 8 e 63. 76 “Sapendo io quanto sia l’affezione con la quale V. E. Ill.ma risponde a i meriti della devotissima servitù del molto Illustre Signor Giovambatista Strozzi, et scorgendomi havere occasione di scriver nuova di gusto a lei et di honore al Sig.r Giovambatista, non mi è parso di pretermettere di farla consapevole della meravigliosa azione fatta due giorni sono da Sua Signoria nella Academia dell’Ill.mo et Rev.mo S.r Card. Deti.” Galilei, Opere, vol. XI, p. 82. 77 Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, p. 121: P. Guicciardini a B. Vinta, 4 giugno 1611. 78 Per esempio, nel 1617, Girolamo Magagnati trasmetteva a Galileo delle missive dirette a Giovan Battista. Cfr. Galilei, Opere, vol. XII, pp. 348, 350–351, 387. Per altre citazioni dello Strozzi, cfr. Galilei, Opere, vol. XIII, p. 254; vol. XVIII, p. 416.
Francesco Sberlati (Bologna)
Lo scienziato savio Galileo e i letterati
1 Galileo ingrato? È noto che il genio di Galileo trovò più di un sostenitore tra i letterati del suo tempo. Armato di senso pratico e intelligenza storica, lo scienziato pisano dimostrò di possedere anche una eccellente cultura e una capacità di argomentare fuori del comune. I numerosi studi sulla perizia retorica di Galileo lo hanno messo in evidenza in maniera incontestabile.1 Il puntiglioso fraseggio, l’uso di metafore e allegorie, la sapiente collocazione di similitudini, la citazione elegante ed erudita fanno di lui uno scrittore raffinato, senza tuttavia quella spasmodica inclinazione per l’arguzia tipica dello stile barocco. Non stupisce pertanto che Galileo fosse molto più apprezzato presso gli umanisti del Seicento che non tra i suoi colleghi filosofi, impacciati e soffocati entro la dimensione aristotelica. Né fu solo la vigorosa personalità di Galileo a destare ammirazione. La sua capacità di ritagliarsi un autonomo spazio intellettuale fece di lui un autentico eroe del libero pensiero, malgrado la personalità spigolosa e irrequieta. Ma Galileo fu innanzitutto uno scienziato, per il quale la filosofia naturale ereditata dal Cinquecento, per quanto progredita e curiosa di nuovi orizzonti empirici, aveva ormai fatto il suo tempo.
|| 1 Andrea Battistini, “Galileo tra letteratura e scienza”, in: Piero A. Di Pretoro e Rita Unfer Lukoschik (eds.), Galileo scienziato, filosofo, scrittore. A quattro secoli dal Sidereus Nuncius. Galileo als Wissenschaftler, Philosoph, Schriftsteller. Vierhundert Jahre nach dem Sidereus Nuncius, München 2011, pp. 109–123, in part. pp. 118–122; Id., “‘Girandole’ verbali e ‘severità di geometriche dimostrazioni’. Battaglie linguistiche nel Saggiatore”, Galilæana 2 (2005), pp. 87– 106. Le più recenti indagini sullo stile di Galileo hanno evidenziato una non usuale perizia linguistica e una approfondita conoscenza degli istituti retorici: cfr. Maria Luisa Altieri Biagi, “Forme della comunicazione scientifica”, in: Alberto Asor Rosa (ed.), Letteratura italiana, 3/2. Le forme del testo. La prosa, Torino 1984, pp. 891–8947, pp. 909–918; Ead., “Il Dialogo di Galileo e l’ ‘arte del dialogo’ di Sforza Pallavicino”, Lingua e stile 37 (2002), pp. 65–74; Caterina Mongiat Farina, “Galileo, la luna e le sue rughe: retorica e tempo dei massimi sistemi”, Rinascimento 47 (2007), pp. 389–410. Per un quadro esaustivo, vd. Mauro Di Giandomenico e Pasquale Guaragnella (eds.), La prosa di Galileo. La lingua, la retorica, la storia, Lecce 2006.
186 | Francesco Sberlati Occorre riandare al soggiorno padovano per individuare le tappe di una riflessione oscillante tra certezze dogmatiche e congetture sperimentali.2 Proprio a Padova prese avvio quel travaglio che ebbe in seguito nel periodo pisano la sua più prolifica incubazione. A Padova Galileo conobbe Paolo Sarpi,3 il coraggioso e tenace frate servita che rappresentò per lui un esempio di forza interiore di fronte alle insidie di una Curia pontificia tracotante e travisante. Con ogni probabilità Galileo e Sarpi si conobbero presso il circolo di Gian Vincenzo Pinelli, frequentato anche da Girolamo Fabrizi di Acquapendente.4 Non sarà superfluo rammentare che tra i protagonisti del Dialogo sopra i due massimi sistemi e dei Discorsi intorno a due nuove scienze figuri Giovan Francesco Sagredo, comune amico di Sarpi e Galileo.5 D’altra parte proprio in quel tempo Galileo cominciava a viver lautamente non tanto con il compenso da docente quanto con i proventi || 2 Il periodo degli anni padovani è opportunamente indagato da Paolo Scandaletti, Galileo privato, prefazione di Margherita Hack, Udine 32009, pp. 70–95, anche per le “frequenti sortite a Venezia”. Sull’insegnamento e la ricerca a Padova, vd. Annibale Fantoli, Galileo e la Chiesa. Una controversia ancora aperta, Roma 2010, pp. 42–55; Alberto Righini, Galileo. Tra scienza, fede e politica, Bologna 32009, pp. 30–53; Egidio Festa, Galileo. La lotta per la scienza, Roma, Bari 2007, pp. 34–58. 3 Già nell’autunno del 1602 tra Sarpi e Galileo si è instaurata una reciproca stima, e anche un dialogo epistolare incentrato su specifiche questioni: ne sono prova le lettere inviate dal servita a Galileo nel 1602 e 1604. Cfr. Galileo Galilei, Le opere, Firenze 1968, vol. X, pp. 91–93, 114. Vd. Pasquale Guaragnella, La prosa e il mondo. ‘Avvisi’ del moderno in Sarpi, Galilei e la nuova scienza, Bari 1986, pp. 95–152. 4 John L. Heilbron, Galileo, Oxford 2010, pp. 78–96; Aldo Stella, “Galileo, il circolo culturale di Gian Vincenzo Pinelli e la ‘Patavina Libertas’”, in: Giovanni Santinello (ed.), Galileo e la cultura padovana. Convegno di studio promosso dall’Accademia Patavina di Scienze Lettere Arti nell’ambito delle celebrazioni galileiane dell’Università di Padova, 13–15 febbraio 1992, Padova 1992, pp. 307–325; Antonio Daniele, “Galileo Galilei e la cultura padovana del suo tempo”, Atti e memorie dell’Accademia Galileiana di scienze, lettere ed arti già dei Ricovrati e Patavina 122 (2009–2010), pp. 3–27. 5 L’amicizia tra Sagredo e Galileo rimase ben salda anche dopo la partenza di questi da Padova. Basti considerare quanto Giovan Francesco scrive a Galileo da Venezia il 2 giugno 1612: “Io la ringratio senza fine della memoria ch’ella tiene di me, et della continuatione dell’amor suo verso la mia persona; et per ciò desidero che sia dato d’accordo da noi per l’avenire un severissimo bando al silentio, et che ogni settimana ci scriviamo scambievolmente” (Galilei, Opere, vol. XI, p. 314). Si ricordi inoltre che nel prologo del Dialogo sopra i due massimi sistemi Giovan Francesco Sagredo è definito uomo “acutissimo d’ingegno” (Galilei, Opere, vol. VII, p. 30). Una accurata analisi di Sagredo personaggio in Maria Luisa Altieri Biagi, “Dialogo sopra i due Massimi Sistemi di Galileo Galilei”, in: Asor Rosa (ed.), Letteratura italiana. Le opere, II. Dal Cinquecento al Settecento, Torino 1993, pp. 893–971, in part. pp. 930–938; Nick Wilding, “Galileo’s Idol: Gianfrancesco Sagredo Unveiled”, Galilæana 3 (2006), pp. 229–245. Per il rapporto con Sarpi, cfr. anche Ugo Baldini, “Galilei, Galileo”, Dizionario Biografico degli Italiani, 51, Roma 1998, pp. 473–486, p. 477.
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del cannocchiale, per il quale il Senato veneziano, con decreto del 25 agosto 1609, gli aveva concesso uno “stipendio” di mille fiorini all’anno, “cioè molto maggior di quello che avesse mai avuto alcuno de’ suoi antecessori in detto Studio”.6 C’è, in effetti, una piena convergenza mentale tra i due, una comune curiosità per l’osservazione del cosmo e della natura, insomma una uniformità di intenti tutt’altro che frequente tra uomini così diversi per educazione e professione.7 Le ricerche di Gaetano Cozzi, e in seguito di Michele Camerota,8 hanno dato fondamento all’ipotesi che proprio dal convento dei Servi di Maria a Venezia fosse puntato verso il cielo per il prima volta il cannocchiale di Galileo. E con ogni probabilità Galileo si avvalse delle conoscenze sarpiane in materia di ottica nel perfezionare lo strumento, fino a quando scoprì, “verso l’una di notte di quel fatidico 7 gennaio 1610,”9 i satelliti di Giove. Si coglie in questo episodio l’espressione dell’affetto del più anziano – Sarpi era di dodici anni maggiore di Galileo – che non esitò a coadiuvare il giovane scienziato mettendogli a disposizione un luogo sicuro e tranquillo dal quale ammirare le sfere celesti. E malgrado la delusione provocata dall’ingratitudine di Galileo verso la Serenissima e gli amici veneziani, nel “terribile”10 Sarpi l’ammirazione per Galileo riuscì a prevalere sul senso di amarezza.11
|| 6 Notizie raccolte da Vincenzio Galilei, in: Galilei, Opere, vol. XIX, p. 594. Per la data della delibera si veda anche la Cronaca di Antonio Priuli, ibid., p. 588. Prima di tale concessione la situazione economica di Galileo era tutt’altro che florida. Solo l’anno prima, il 19 aprile 1608, i riformatori dello Studio padovano si rivolgono ai rettori affinché sia corrisposto a Galileo un anticipo dello stipendio: “Ci ha rapresentato D. Galileo Galilei con tanta evidenza di necessità l’occasione che ha di ricercarci aiuto del salario suo di un anno anticipato, che non ci è parso di doverglilo negare” (Galilei, Opere, vol. X, p. 202). 7 Si veda il ritratto fornito da Libero Sosio, “Paolo Sarpi, un frate nella rivoluzione scientifica”, in: Corrado Pin (ed.), Ripensando Paolo Sarpi. Atti del Convegno Internazionale di Studi. Nel 450° anniversario della nascita di Paolo Sarpi, Venezia 2006, pp. 183–236; in part. per l’incontro con Galileo, in: Id., “Galileo Galilei e Paolo Sarpi”, Galileo Galilei e la cultura veneziana. Atti del Convegno di studio promosso nell’ambito delle celebrazioni galileiane indette dall’Università degli Studi di Padova (1592–1992), Venezia, 18–20 giugno 1992, Venezia 1995, pp. 269–311. 8 Gaetano Cozzi, “Galileo Galilei, Paolo Sarpi e la società veneziana”, in: Id., Paolo Sarpi tra Venezia e l’Europa, Torino 1978, pp. 135–234; Id., “Nota introduttiva”, in: Paolo Sarpi, Opere, Gaetano e Luisa Cozzi (eds.), Milano, Napoli 1969, pp. 3–37; Michele Camerota, Galileo Galilei e la cultura scientifica nell’età della Controriforma, Roma 2004, pp. 150–199. 9 Oddone Longo, Scritti su Galileo e il suo tempo, Padova 2004, p. 19; Leonida Rosino, “Il Sidereus Nuncius e le scoperte astronomiche di Galileo a Padova”, in: Santinello (ed.), Galileo e la cultura padovana, pp. 97–112, pp. 102–103; Scandaletti, Galileo privato, pp. 123–126. 10 Pietro G. Nonis, “Galileo a Padova. Qualche appunto”, in: Santinello (ed.), Galileo e la cultura padovana, pp. 239–243, p. 242. Vero è che Galileo derivò più di un suggerimento dalle
188 | Francesco Sberlati L’atteggiamento positivo e incoraggiante di Sarpi verso la sperimentazione del telescopio perfezionato da Galileo non trovò riscontro in altri studiosi del tempo. Anzi, proprio i riconoscimenti e i guadagni12 assicurati a Galileo quarantacinquenne dalla sua invenzione gli attirarono invidie e antipatie, come dimostra l’accusa di plagio avanzata da Giambattista Della Porta. Nello stesso momento in cui Galileo prese a esaltare la realtà dinamica della natura, presumibilmente senza rendersene conto, divenne l’avversario di interessi molteplici: c’è infatti nella perplessità ostile di Della Porta la riluttanza ad accettare una concezione della scienza quale progressivo dominio dell’uomo sulla natura. L’ideale di una conoscenza denotativa e referenziale, modellata sull’evidenza sperimentale, rispondeva del resto per Galileo a un progetto culturale in cui le discipline del sapere vengono maneggiate solamente da chi ha propensioni riformatrici. Senonché Galileo rimase a lungo l’avanguardia isolata di coloro che sentirono il soverchio peso dell’apparato dell’enciclopedismo barocco, ma che non trovarono né la forza né la strategia di modificare una dottrina arida e distaccata dalla realtà. La pubblicazione nel 1610 del Sidereus Nuncius rese Galileo un personaggio singolare ma controverso.13 Le roventi polemiche sollevate dalla Dianoia astro-
|| opere scientifiche del Sarpi, rimaste perlopiù manoscritte: Sosio, “Galileo Galilei e Paolo Sarpi”, pp. 302–309. 11 L’intera vicenda è ora riesaminata, sulla base di documenti inediti, in: Massimo Bucciantini, Michele Camerota e Franco Giudice, Il telescopio di Galileo. Una storia europea, Torino 2012, specialmente per la rottura dei rapporti di amicizia tra Sarpi e Galileo in seguito alla pubblicazione del Sidereus, pp. 76–78. Circa la conoscenza, da parte di Galileo, quasi sicuramente per tramite dello stesso Sarpi, dell’occhiale costruito in Olanda, vd. anche Festa, Galileo, pp. 59–63. Fa riferimento al contesto europeo anche Eileen Reeves, Galileo’s Glassworks. The Telescop and the Mirror, Cambridge 2008. 12 A Venezia “non si parlava d’altro. Nient’altro che di lui e della sua nomina a vita come professore dello Studio di Padova, con uno stipendio annuo di mille fiorini che gli era stato generosamente elargito come ricompensa per la costruzione di un occhiale che oltrepassava ‘assai la fama di quello di Fiandra’: uno stipendio del tutto eccezionale per un matematico, fuori della portata per molti suoi colleghi dello Studio, e che superava anche il compenso (ottocento scudi) che il Senato aveva proposto a Sarpi per il suo lavoro di teologo al servizio della Repubblica” (Bucciantini, Camerota e Giudice, Il telescopio, p. 29). 13 Mario O. Helbing, “Alcune considerazioni storiche ed epistemologiche sulle scoperte telescopiche di Galileo”, in: Di Pretoro e Unfer Lukoschik (eds.), Galileo, pp. 45–55; Heilbron, Galileo, pp. 154–170; Fantoli, Galileo e la Chiesa, pp. 57–68. Lo scarno volumetto di 56 pagine, stampato in cinquecentocinquanta copie, ebbe una diffusione imprevista, benché esso si limitasse a comunicare “alcune notizie sul cannocchiale e i dettagli delle scoperte dovute alla sua utilizzazione”: Festa, Galileo, pp. 71–73. Per la fortuna editoriale del Sidereus Nuncius, vd. Andrea Battistini, “La fortuna planetaria di un ‘best seller’ del Seicento: il Sidereus Nuncius di
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nomica del Sizzi e dalla Peregrinatio contra Nuncium Sidereum di Martin Horky lo catapultarono suo malgrado sul palcoscenico della scienza europea, facendolo oggetto di discussioni e dibattiti. Tuttavia, l’incedere aridamente sillogistico degli avversari, nostalgici rappresentanti di una retroguardia che lottava per resistere alle forze emergenti del razionalismo, concorse ad assestare la figura di Galileo su un piano di solida reputazione. Il ritorno a Firenze nel settembre dello stesso anno, con la nomina a matematico e “filosofo” – qualifica a cui Galileo non volle mai rinunciare – del granduca di Toscana,14 gli aveva consentito di riprendere le ricerche del suo antico maestro Francesco Buonamici, l’influenza del quale sulla formazione di Galileo rimane sottovalutata.15 L’anno prima, nel 1609, era apparsa l’Astronomia nova di Keplero, in cui si convalidavano le scoperte di Galileo già in parte anticipate nel De motu del 1590. Non solo: Keplero additava in lui il più grande innovatore della scienza astronomica dopo Copernico,16 e lo collocava sullo stesso piano di Tycho Brahe, le cui
|| Galileo”, La Bibliofilía 111 (2009), pp. 283–299; Patrizia Ruffo, “Sidereus Nuncius 1610–2010: quattro secoli di edizioni”, Galilæana 8 (2011), pp. 205–211; sulle più recenti interpretazioni e analisi, Eileen Reeves, “Variable Stars: A Decade of Historiography on the Sidereus Nuncius”, ibid., pp. 37–72. Sui tempi di composizione, vd. David Wotton, “New Light on the Composition and Publication of the Sidereus Nuncius”, ibid. 6 (2009), pp. 123–140. Circa la scelta dei nomi assegnati dal loro scopritore ai pianeti medicei, vd. Claudio Marazzini, “I nomi dei satelliti di Giove: da Galileo a Simon Marius”, Lettere italiane 57 (2005), pp. 391–407. 14 Scandaletti, Galileo privato, pp. 133–138; Righini, Galileo, pp. 72–82. 15 William A. Wallace, “Galileo’s Pisan studies in science and philosophy”, in: Id., Domingo de Soto and the Early Galileo, Aldershot, Burlington, VT, 2004, cap. XI, pp. 27–52, in part. pp. 36– 41. L’importanza del magistero di Buonamici è stata discussa anche da Alexandre Koyré, Studi galileiani, Torino 1976, pp. 19–40; e più succintamente da Righini, Galileo, pp. 20–21. 16 Allo stesso Galileo del resto stava a cuore mantenere buoni rapporti con Keplero, e si prodigava per procurarsi le sue opere. Così scrive da Firenze a Giuliano de’ Medici, ambasciatore del granduca a Praga, il 1° ottobre 1610: “Io ho sentito gran contento che il S. Keplero, et altri insieme, habbino finalmente potuto vedere et osservare i Pianeti Medicei col mezo dell’occhiale che mandai al Ser.mo Elettore di Colonia, et molto mi piace che ei voglia di nuovo scrivere in questa materia, a confusione di una gran moltitudine di maligni et ostinati” (Galilei, Opere, vol. X, pp. 439–440). D’altronde di fronte alle scoperte galileiane, “fra tutti gli astronomi d’Europa, Keplero fu senza dubbio il più entusiasta. Le sue reazioni, attese e nello stesso tempo temute, andranno al di là di quanto potesse sperare Galileo” (Festa, Galileo, p. 76). In seguito però tra i due scienziati non mancheranno disaccordi: sebbene muovessero dalla medesima concezione copernicana del cosmo, i rispettivi sistemi finiranno “col diventare incompatibili fra di loro” (ibid. 133). Un approfondito confronto tra i due astronomi in Thomas de Padova, Das Weltgeheimnis. Kepler, Galilei und die Vermessung des Himmels, München 2009.
190 | Francesco Sberlati Epistulae astronomicae Galileo aveva intelligentemente interpretato sulla base dei risultati dei propri processi analitici.17 Da Pisa Galileo si adoperò per divulgare la sua concezione astronomica,18 ma forse egli sottostimò il rischioso ribaltamento di valori che le sue asserzioni implicavano. La prova più evidente giunse nel giugno del 1619, quando dalla tipografia fiorentina di Pietro Cecconcelli uscì, sotto il nome di Mario Guiducci, il Discorso delle comete.19 L’autore asseriva di essersi attenuto scrupolosamente alle tesi “del signor Galileo Galilei matematico e filosofo […], non essendo altro il principal fondamento di questi miei scritti se non l’opinioni ch’egli ha tenuto delle comete”.20 L’attribuzione di questo Discorso a Galileo è stata lungamente dibattuta,21 sollecitata in parte dalle dichiarazioni di Galileo medesimo nell’articolo 4 del Saggiatore. Nel tentativo di capovolgere la gerarchia che sanciva il primato dell’intelligibile sul sensibile, Galileo andò ben oltre l’incidenza copernicana e newtoniana. Egli restrinse il proprio campo di studio alle sole evidenze || 17 La relazione intellettuale tra i due scienziati è stata analizzata accuratamente da Ottavio Besomi e Michele Camerota, Galileo e il Parnaso Tychonico. Un capitolo inedito del dibattito sulle comete tra finzione letteraria e trattazione scientifica, Firenze 2000, pp. 29–90, p. 90: “Lo studio delle comete avrebbe […] messo a nudo la debolezza delle teorie cosmologiche dello Stagirita e delle concezioni astronomiche di Tolomeo, rendendo improvvisamente […] evidente l’inadeguatezza non solo della specifica spiegazione dei fenomeni meteorici e cometari, ma, più in generale, di tutto l’assetto dottrinale a cui per secoli la grande tradizione aristotelica ha fatto riferimento.” 18 A dire il vero, a Pisa Galileo non fu ben accolto dai colleghi. “I professori dello Studio pisano rimprovereranno a Galileo di aver usurpato l’ambito titolo di filosofo e di aver approfittato della magnanimità di Cosimo II per estorcergli uno stipendio alto senza offrire niente in cambio” (Festa, Galileo, pp. 120–121). 19 Camerota, Galileo, pp. 376–377: “La pubblicazione, nel giugno 1619, del Discorso delle comete suscitò stupore e sdegno negli ambienti gesuiti, sconcertati da un attacco che, a prima vista, appariva del tutto ingiustificato.” Per il dibattito sollevato dal libro, vd. Luigi Guerrini, Galileo e la polemica anticopernicana a Firenze, Firenze 2009. 20 Mario Guiducci, Discorso delle comete, in: Galilei, Opere, vol. VI, p. 41 (la citazione dalla dedica a Leopoldo arciduca d’Austria). 21 “La ricostruzione del complesso itinerario compositivo ha mostrato con evidenza la strettissima collaborazione tra Galileo e Guiducci durante tutta l’elaborazione del Discorso. Tale collaborazione si fonda su rapporti di fiducia tra allievo e maestro, […] si manifesta nella redazione originale del Discorso scritta da Galileo stesso (ma sopravvissuta solo in parte), si realizza nell’innesto e nello sviluppo, su questo tronco, in fasi successive, di redazioni plurime, condotte dal Guiducci sotto l’attenta regia del maestro: la cui responsabilità nel tutto è sicuramente maggioritaria, ma pubblicamente non manifesta, dato, come sappiamo, l’occultamento autoriale di Galileo al momento della lettura pubblica e nella stampa del Discorso”: Ottavio Besomi e Mario Helbing, Introduzione, Galileo Galilei e Mario Guiducci, Discorso delle comete, in: Eid. (eds.), Roma, Padova 2002, pp. 15–42, p. 37.
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indubitabili, volendo di fatto riconfermare un razionalismo prescript-tivo attraverso il quale ordinare la fenomenologia del cosmo. Invero già in questi anni l’intenzione di Galileo fu lasciare un segno evidente e segnare una epoca nella storia della scienza. Insomma egli denunziò le contraddizioni del compromesso tra fantasia e ragione, assegnando ai moduli comunicativi propri della letteratura, veicolo di erudizione, differenze irriducibili rispetto al moderno sistema delle “nuove scienze”. Riesce allora naturale lo spostamento del baricentro dal sapere umanistico al sapere empirico, dall’occhio che legge all’occhio che osserva, dal libro scritto secoli addietro al libro pulsante della natura.22 In questa rinnovata determinazione di ambiti letteratura e scienza non sono più in competizione, e comunque non possono più confondersi giacché rimangono separate da un’antitesi di fondo. Semmai, la retorica e l’eloquenza potranno contribuire a dichiarare, attraverso una terminologia più corretta nei tecnicismi, la progressiva investigazione della natura. La stessa polemica col Sarsi alias Grassi offrì a Galileo più di un pretesto per specificare non solo le sue idee sui “corpi celesti”,23 ma anche per ribadire convintamente una concezione astronomica servendosi degli strumenti retorici messi a disposizione dalla sua cultura letteraria, come la celebre citazione boiardesca riportata alla fine dell’articolo 40 del Saggiatore allo scopo di sottolineare l’inutilità di certe sterili dispute: “per la spada d’Orlando, che non ànno / e forse non son anco per avere, / queste mazzate da ciechi si danno.”24 Anzi, nel contendere scientifico meglio attenersi alla “gentilezza” invocata dall’Ariosto (art. 37), così da “considerar quanta sia l’energia delle” rispettive “prove”.25 Alla cecità di coloro che leggono ma non vedono, si contrappone la “gentilezza” energica di chi sa di essere dalla parte della ragione. Nell’articolo 6 del Saggiatore troviamo una chiara e inequivocabile distinzione tra cultura umanistica e cultura scientifica. Si tratta di un passo famosissimo, che merita tuttavia di essere richiamato per la sua esemplarità, e proprio perché sottolinea quella frattura ricercata da Galileo verso la tradizione dell’aristotelismo cinquecentesco:
|| 22 Philippe Hamou, “‘La Nature est inexorable’. Pour une reconsidération de la contribution de Galilée au problème de la connaissance”, Galilæana 5 (2008), pp. 149–177. 23 Longo, Scritti su Galileo, pp. 35–63. 24 Galilei, Opere, vol. VI, p. 330. 25 Ibid., p. 317. Un acuto commento al passo in Battistini, “ ‘Girandole’ verbali”, pp. 92–100. È utile anche Crystal Hall, “Galileo’s Rhetoric of Fable”, Quaderni d’italianistica 31.2 (2010), pp. 91–112.
192 | Francesco Sberlati Parmi […] di scorgere nel Sarsi ferma credenza che nel filosofare sia necessario appoggiarsi all’opinioni di qualche celebre autore, sì che la mente nostra, quando non si maritasse col discorso d’un altro, ne dovesse in tutto rimanere sterile ed infeconda; e forse stima che la filosofia sia un libro e una fantasia d’un uomo, come l’Iliade e l’Orlando furioso, libri ne’ quali la meno importante cosa è che quello che vi è scritto sia vero. Signor Sarsi, la cosa non istà così. La filosofia è scritta in questo grandissimo libro che continuamente ci sta aperto innanzi a gli occhi (io dico l’universo), ma non si può intendere se prima non s’impara a intender la lingua e conoscer i caratteri ne’ quali è scritto. Egli è scritto in lingua matematica, e i caratteri son triangoli, cerchi, ed altre figure geometriche, senza i quali mezi è impossibile a intenderne umanamente parola; senza questi è un aggirarsi vanamente per oscuro laberinto.26
Il “vero” insomma va ricercato in un campo diverso dalla letteratura. Questa naturalmente può offrire similitudini e metafore utilmente impiegabili per spiegare ai non specialisti le nuove scoperte. La metafora dell’universo come libro, già cara a Campanella e Bacone, appartiene senz’altro al registro epidittico di Galileo. Ma c’è qui un altro elemento metaforico che merita di essere rilevato: il labirinto di evidente ascendenza cavalleresca, che nel lettore rievoca subito le romanzesche trame del Furioso. Affinché la forza del pensiero scientifico si impadronisca degli scettici, finora attratti dalla sublimità della tradizione, occorre parlare loro con un linguaggio adeguato, se necessario astratto, e comunque in grado di suscitare le stesse emozioni provocate dalla letteratura. D’altronde proseguendo il suo ragionamento, all’articolo 44 del Saggiatore, riconosce in modo esplicito la “vera sentenza” dei “poeti”, citando ancora una volta “il grand’Ariosto”, per Galileo “il poeta a niun altro inferiore”,27 a sostegno della dimostrazione delle sue tesi. Nondimeno la retorica della meraviglia invocata dall’estetica barocca lo lasciava indifferente: a completamento dell’alleanza fra scienza e letteratura egli suggeriva di connettere la lettura storica con la ricerca logica, in un sinergismo indispensabile per conseguire il superamento della topica enciclopedica e finalmente giungere a dominare il “vero”. Mentre si impegnava a ridefinire il paradigma scientifico, consapevole di frantumare il tradizionale sistema unitario congegnato dalla filosofia della natura, dal confronto con il canone letterario Galileo derivò argomenti retorici utili a dichiarare l’intima esattezza delle realtà materiche. Esperto conoscitore della letteratura epico-cavalleresca, malgrado le riserve sul Tasso, Galileo scorse proprio nell’architettura narrativa del poema la metafora più appropriata || 26 Galilei, Opere, vol. VI, p. 232. 27 Ibid., p. 338. Sull’ammirazione di Galileo per Ariosto, vd. Francesco Sberlati, Il genere e la disputa. La poetica tra Ariosto e Tasso, Roma 2001, pp. 425–430; Lina Bolzoni, “Giochi di prospettiva sui testi: Galileo lettore di poesia”, Galilæana 4 (2007), pp. 157–175.
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dell’universo: un composito insieme di parti a prima vista disgiunte, ma a ben guardare perfettamente organiche e funzionali a un unico principio ordinatore. Specialmente la fantasiosa saviezza del Furioso gli parve commisurata a un pluralismo dinamico inteso a nobilitare il controllo sagace dell’arte, grazie alla quale docilmente si regolano le espressioni degli affetti e le vicende romanzesche. Negli anni finali della sua esistenza, d’altronde, non cesserà di apprezzare la vitale energia di un genere letterario in grado di suggerire un’analogia con l’infinita grandezza e moltitudine degli astri. Ancora nel 1640, intento a redigere il suo “ultimo scritto”,28 ossia la Lettera al principe Leopoldo di Toscana, osserverà: “La maestà di un poema eroico vien sommamente ampliata dalla vaghezza e varietà de gli episodii.”29 L’universo in fondo gli apparve appunto strutturato come il poema eroico: anche la maestà dell’universo dipende dalla vaghezza e varietà dei fenomeni che ne determinano la fisionomia. In Galileo il connubio tra letteratura e scienza è però sempre in funzione della seconda: la severa speculazione si serve dell’eloquenza affinché l’allegoria ceda il posto al simbolo matematico, la “cavillazione dialettica” – direbbe Tesauro – al metodo sperimentale. Nell’interpretazione che ne ha dato la critica novecentesca,30 letteratura e scienza costituiscono per Galileo un’endiadi programmatica: certamente la conoscenza letteraria rappresenta una precondizione indispensabile per qualsivoglia discorso critico sul mondo, ma lo studio approfondito della natura e dell’universo può compiersi solo sulla base di un complesso di operazioni empiriche, senza rinunciare alla funzione insostituibile della congettura, magari eterodossa. Certo, “lo stil dell’invenzione è molto vario”: non resta che “adoperar la fantasia” prendendo a modello le “invenzioni” del Furioso, libro “mirabile”.31 Per Galileo lo scopo da raggiungere non è il richiamo delle conoscenze passate, ma le scoperte da aggiungere al sapere preesistente: proprio come fece l’Ariosto per il suo poema, aggiungendo, sul tronco della tradizione cavalleresca, episodio a episodio, novella a novella, fino a dare all’organismo testuale una struttura articolata e perfettamente corrispondente in ogni sua singola parte. || 28 Camerota, Galileo, p. 563. 29 Galilei, Opere, vol. VIII, p. 492. 30 Massimo Bucciantini, “Galileo e la cultura italiana del Novecento. Timpanaro, Banfi, Geymonat”, Belfagor 61 (2006), pp. 263–288. Restano magistrali i contributi di Ezio Raimondi, “La nuova scienza e la visione degli oggetti” [1969], in: Id., I sentieri del lettore, Andrea Battistini (ed.), Bologna 1994, vol. II, pp. 9–60; Id., Letteratura barocca. Studi sul Seicento italiano, Firenze 21982. 31 Sberlati, Il genere e la disputa, p. 427.
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2 Teologi adirati e peripatetici galantuomini Poco dopo la pubblicazione del Saggiatore, uscito nel 1623 grazie al “finanziamento dell’Accademia dei Lincei”,32 si addensò sul capo di Galileo la minaccia di una indagine del Sant’Uffizio.33 Il volume aveva sollevato grosse controversie, allargatesi fino a comprendere i poteri del tribunale dell’Inquisizione. 34 Il timore era che le teorie galileiane potessero non solo turbare la tradizione aristotelica e i suoi criteri pedagogici, ma – cosa ben più grave – pregiudicare le valenze confessionali di una filosofia naturale che nell’ultimo decennio era stata sempre più spesso oggetto di contestazione. Già dieci anni prima, l’apparizione dell’Istoria e dimostrazioni intorno alle macchie solari e loro accidenti, con l’inserzione ben calcolata di parti descrittive, aveva assestato un micidiale colpo alle fondamenta del cosmo aristotelico, dimostrando la fondatezza della concezione esposta nel De revolutionibus copernicano. La stessa forma retorica privilegiata da Galileo, ossia le tre lettere indirizzate a Mark Welser, duumviro di Augusta, dimostra che anche l’atto liberatorio della scienza può giovarsi, allo scopo di persuadere, di un veicolo strumentale come l’epistola.35 Mentre le opere galileiane venivano apprezzate in contesti assai eterogenei, a Roma si guardava con crescente preoccupazione al repentino affermarsi della figura di Galileo presso ambienti intellettuali non esclusivamente scientifici, come le accademie letterarie venete e toscane. Insomma la Sede Apostolica intravedeva già più di un valido motivo per decidere di intervenire con fermezza. Probabilmente confidando sulla protezione del granduca Cosimo II, ignaro degli interessi politici di costui, Galileo lasciò circolare pubblicamente, pur se in
|| 32 Marco Paoli, “‘[…] ne avvisai l’autore’. Plagio scientifico, pirateria, editoria e pubblico in Galileo Galilei”, Rara volumina 1–2 (2001), pp. 57–73, p. 72. 33 D’altronde inevitabile giacché “il nuovo libro di Galileo era uno scritto molto polemico nei riguardi della più prestigiosa istituzione della cultura cattolica: il Collegio Romano” (Pietro Redondi, Galileo eretico, Torino 32004, p. 35); Scandaletti, Galileo privato, pp. 162–169. 34 Gli inquisitori del Sant’Uffizio del resto tenevano d’occhio Galileo da parecchio tempo, almeno dal 1613: Luigi Guerrini, Cosmologie in lotta. Le origini del processo di Galileo, Firenze 2010, pp. 150–176, 198–237; Francesco Beretta, “Galileo e l’Inquisizione: le ragioni di un processo”, in: Di Pretoro e Unfer Lukoschik (eds.), Galileo, pp. 75–91. Cfr. anche Fantoli, Galileo e la Chiesa, pp. 101–113; Heilbron, Galileo, pp. 200–23; Righini, Galileo, pp. 90–107. 35 È fondamentale l’ampio e documentatissimo lavoro di Erminia Ardissino, Galileo. La scrittura dell’esperienza. Studi sulle lettere, Pisa 2010. Sui contenuti delle lettere a Welser, rispettivamente del 12 novembre 1611, del 14 agosto 1612 e del 1° dicembre 1612, cfr. Festa, Galileo, pp. 127–137.
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forma manoscritta,36 la lettera a Benedetto Castelli del 1613, cui si aggiunse due anni più tardi quella a Cristina di Lorena, nelle quali Galileo proponeva di distinguere la doppia rivelazione divina della verità.37 Era un modo audace ma incauto di rivendicare l’indipendenza della scienza dalla religione: la frustrazione di dover soggiacere alle tenebre dell’oscurantismo e rinunciare al lume della ragione, lo aveva indotto a scagliarsi in modo veemente contro le convenzioni dei paripatetici e a metterne in evidenza le idiosincrasie davanti alle leggi e alle proprietà della natura, le quali stavano bellamente sotto gli occhi di chiunque volesse accorgersene.38 Ma il pluralismo non era contemplato nel vecchio paradigma dei postulati aristotelici. La sintesi tentata da Galileo parve non solo offensiva dei saperi tradizionali, ma anche sospetta di eresia:39 cosa che in verità, nella sua buona fede di naturalista, Galileo non avrebbe mai immaginato.40 Il primo a capirlo con la sua consueta lungimiranza fu Tommaso Campanella, il quale compose la sua Apologia pro Galilaeo mathematico florentino nel 1616 durante la prigionia a Napoli.41 L’opera venne pubblicata solo nel 1622 per i || 36 Nick Wilding, “Manuscripts in Motion: The Diffusion of Galilean Copernicanism”, Italian Studies 66.2 (2011), pp. 221–233. 37 Alfredo Damanti, “Libertas philosophandi”. Teologia e filosofia nella lettera alla granduchessa Cristina di Lorena di Galileo Galilei, Roma 2010, con il testo della lettera pubblicato in appendice. Per la questione testuale vd. Ottavio Besomi, “Una redazione sin qui ignorata della Lettera a Cristina di Galileo”, Studi secenteschi 49 (2008), pp. 131–143; Id., “Itinerario carsico della Lettera a Cristina di Galileo”, Filologia e Critica 34 (2009), pp. 290–303; Id., “Varia fortuna delle lettere copernicane di Galileo”, ibid. 35 (2010), pp. 289–308. Certo da parte di Galileo vi fu un atteggiamento di noncuranza per la maggiore prudenza a cui lo aveva consigliato il cardinale Roberto Bellarmino: cfr. Fantoli, Galileo e la Chiesa, pp. 82–99; Pietro Redondi, “Il Dio architetto e il Dio ciabattino. Galileo e il rinnovamento della dogmatica religiosa”, in: Di Pretoro e Unfer Lukoschik (eds.), Galileo, pp. 57–74; Mauro Pesce, L’ermeneutica biblica di Galileo e le due strade della teologia cristiana, Roma 2005, pp. 87–116; Ernan McMullin, “Galileo’s Theological Venture”, in: Id. (ed.), The Church and Galileo, Notre Dame, IN, 2005, pp. 89–116; Camerota, Galileo, pp. 270–272. 38 Ardissino, Galileo. La scrittura dell’esperienza, pp. 73–103. 39 “Nel febbraio 1615 il domenicano Lorini inviò all’Inquisizione romana copia della lettera a Castelli e denunciò la diffusione delle idee galileiane a Firenze”: Baldini, “Galilei, Galileo”, p. 480. Sull’episodio vd. anche Festa, Galileo, pp. 154–163. 40 In effetti Galileo non intese mai la scienza come avversaria della fede; cfr. Pietro Redondi, “Natura e Scrittura”, in: Massimo Bucciantini, Michele Camerota e Franco Giudice (eds.), Il caso Galileo. Una rilettura storica, filosofica, teologica. Convegno internazionale di studi. Firenze, 26–30 maggio 2009, Firenze 2011, pp. 153–162. 41 Campanella fu tra i primi a comprendere la portata rivoluzionaria delle scoperte di Galileo, verso il quale non lesinò mai esplicite attestazioni di stima. In una lettera a Galileo datata 8 marzo 1614, Campanella afferma: “Tutti i filosofi del mondo prendono legge dalla penna di
196 | Francesco Sberlati tipi di Erasmo Kempfer a Francoforte per cura di Tobias Adami, 42 ma Galileo la ricevette in versione manoscritta con ogni probabilità nell’autunno dello stesso ’16, senza tuttavia darne alcun riscontro all’autore. 43 C’è qualcosa di profetico in questa tempestiva posizione assunta da Campanella a difesa di Galileo: per la sua personale esperienza, Campanella era certo che l’Inquisizione si sarebbe interessata a Galileo negli anni a venire, secondo un destino ineluttabile al quale lo scienziato pisano non avrebbe potuto sottrarsi. Galileo ancora nella seconda metà degli anni Dieci non poteva immaginarsi ciò che lo aspettava: il processo, la condanna, l’abiura, la segregazione. Campanella invece sì, e tentava con la sua Apologia di metterlo in guardia dalla lenta ma implacabile azione dei zelanti guardiani dell’ortodossia.44 Campanella sapeva bene che si trattava di un tentativo inutile, ma che andava comunque effettuato. Invero quella di Campanella nei confronti di Galileo fu una lunga fedeltà. Ancora molti anni dopo, nel pieno della bufera giudiziaria che ha investito Galileo, Campanella gli scrive da Roma il 21 agosto 1632 offrendosi candidamente come suo difensore davanti alla congregazione del Sant’Uffizio: “Con gran disgusto mio ho sentito che si fa Congregatione di theologi irati a prohibire i Dialoghi di V.S., e non ci entra per-
|| V.S., perché in vero non si può filosofare senza uno vero accertato sistema della construttione de’ mondi, quale da lei aspettiamo: e già tutte le cose son poste in dubbio, tanto che non sapemo s’il parlare è parlare. […] Resto al suo comando, e prego, quando manda qualche cosa fuori, ch’io sia delli primi ad haverla” (Galilei, Opere, vol. XII, pp. 32–33). 42 Per l’elaborazione e la storia testuale dell’opera, cfr. Tommaso Campanella, Apologia per Galileo, Paolo Ponzio (ed.), Milano 2001, pp. 5–29. Una nuova edizione, filologicamente sorvegliata, è ora disponibile; Id., Apologia pro Galileo, Michel-Pierre Lerner e Germana Ernst (eds.), Pisa 2006. 43 Così almeno si deduce dalla accorata lettera di Campanella a Galileo del 3 novembre 1616: “Io ho mandato a Roma e a V.S. una questione, dove si prova theologicamente ch’il modo di filosofare da lei tenuto è più conforme a la Divina Scrittura che non lo contrario, o al meno assai più che non l’aristotelico; […] e non ho hauto risposta di V.S., come li piacesse”; cfr. Galilei, Opere, vol. XII, p. 287. Sui rapporti tra Campanella ‘antiaristotelico’ e Galileo, vd. Francesco Sberlati, La ragione barocca. Politica e letteratura nell’Italia del Seicento, Milano 2006, pp. 114–117, 176–181; Gianluca Genovese, “Alle soglie della nuova scienza. Le lettere di Campanella a Galilei”, in: Rita Librandi e Rosa Piro (eds.), Lo scaffale della biblioteca scientifica in volgare, secoli XIII–XVI. Atti del Convegno. Matera, 14–15 ottobre 2004, Firenze 2006, pp. 486–500. Sul silenzio di Galileo, vd. Michel-Pierre Lerner, “Vestiges d’un continent perdu: l’épisto-laire campanellien”, Galilæana 8 (2011), pp. 213–227, pp. 223–226. 44 Il filosofo calabrese si dimostrò costantemente in accordo con Galileo, e tentò di difenderlo sul piano teologico; cfr. Paolo Ponzio, “Teologie e copernicanesimo: Bellarmino, Campanella, Foscarini”, Bucciantini, Camerota e Giudice (eds.), Il caso Galileo, pp. 91–107, in part. pp. 102– 107; Mauro Pesce, “Il copernicanesimo e la teologia. Perché il caso Galileo non è chiuso”, ibid., pp. 33–46, in part. pp. 36–38.
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sona che sappia matematica né cose recondite. […] Dubito di violenza di gente che non sa. […] V.S., per mio avviso, faccia scrivere dal Granduca, che sì come mettono Domenicani, Gesuini et Theatini e preti secolari in questa Congregatione contra i vostri libri, ammettano anche il padre Castelli e me.”45 Ovvio che Campanella non fosse ammesso,46 e che Galileo giudiziosamente declinasse l’offerta. Eppure il solido razionalismo galileiano non aveva timore di confrontarsi con le esigenze della metafisica. Galileo si considerava innanzitutto un filosofo, e come si è detto non intendeva affatto rinunciare a un abito mentale che egli riteneva fondamentale nella logica e nel ragionamento. Mentre erano in corso le trattative per il suo rientro a Pisa, Galileo così scriveva da Padova il 7 maggio 1610 a Belisario Vinta, segretario del granduca: “quanto al titolo et pretesto del mio servizio, io desidererei, oltre al nome di Matematico, che Sua Altezza ci aggiugnesse quello di Filosofo, professando io di havere studiato più anni in filosofia, che mesi in matematica pura.”47 Non stupisce dunque che uno dei più esagitati attacchi alle idee galileiane provenisse da un filosofo paripatetico di professione, Antonio Rocco, le cui
|| 45 Galilei, Opere, vol. XIV, p. 373. L’intera vicenda processuale è narrata, con esaustivi riferimenti documentari, da Camerota, Galileo, pp. 460–521; Fantoli, Galileo e la Chiesa, pp. 159– 193; Id., “Il processo del 1633”, in: Bucciantini, Camerota e Giudice (eds.), Il caso Galileo, pp. 187–210; Id., “The Disputed Injunction and Its Role in Galileo’s Trial”, in: McMullin (ed.), The Church and Galileo, pp. 117–149; Francesco Beretta, “The Documents of Galileo’s Trial: Recent Hypotheses and Historical Criticism”, ibid., pp. 191–212. Occorre tuttavia contestualizzare il processo contro Galileo nel quadro politico europeo di quegli anni, quando l’Italia divenne “teatro d’operazioni della Guerra dei Trent’anni” (Redondi, Galileo eretico, pp. 288–331). L’immenso materiale archivistico è consultabile in Sergio Pagano (ed.), I documenti vaticani del processo di Galileo Galilei. 1611–1741, Città del Vaticano 2009. Vd. anche Gian Mario Bravo e Vincenzo Ferrone (eds.), Il processo a Galileo Galilei e la questione galileiana, Roma 2010. Sulle procedure del processo la disputa tra gli specialisti si è recentemente riaccesa: vd. Vittorio Frajese, Il processo a Galileo Galilei. Il falso e la sua prova, Brescia 2010, su cui Annibale Fantoli, “Ancora sul processo e la condanna di Galileo: una nuova ‘prova’ della falsità delle procedure”, Galilæana 9 (2012), pp. 215–227, con ulteriore bibliografia. 46 È lo stesso Campanella a comunicarlo, con tono allarmato, a Galileo nella lettera del 25 settembre 1632: “Ho fatto il possibile per servirla; e s’io scrivessi a lei le ragioni urgentissime et interessi donde non si devean movere a far contra lei, si stupirebbe. Ex arcanis eorum sacris et politicis. Non fui ammesso […]. Ma non spero bene, mentre io non fui ammesso, e qualche persona m’ha minacciato” (Galilei, Opere, vol. XIV, p. 397). 47 Galilei, Opere, vol. X, p. 353. Per l’autoritratto di Galileo attraverso le lettere, cfr. Ardissino, Galileo. La scrittura dell’esperienza, pp. 47–71. Per il titolo di filosofo reclamato da Galileo, vd. Stefano Gattei, “‘Per desiderio del vero e delle sue cause’. Galileo astronomo filosofo”, Testo 60 (2010), pp. 17–27.
198 | Francesco Sberlati Esercitazioni filosofiche uscirono a Venezia nel 1633 presso Francesco Baba, con dedica a papa Urbano VIII. L’intento del Rocco, il quale ebbe anche velleità letterarie, era di confutare, in otto antitesi, “le obbiettioni che si contengono nel Dialogo del signor Galileo Galilei linceo contro la dottrina d’Aristotile”.48 La ristagnata e petulante tradizione aristotelica incontrava l’ennesima piccineria proprio in queste Esercitazioni filosofiche di Rocco. Un curioso impasto di luoghi comuni e formule assertive tenute insieme allo scopo di invalidare le tesi esposte da Galileo nel Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, pubblicato appunto l’anno prima. Certo con il Dialogo, la posizione di Galileo divenne molto difficile da difendere, e anche i suoi protettori politici si trovarono in una condizione di forte imbarazzo. Forse Urbano VIII si riconosceva in quel personaggio da commedia dell’Andreini che è Simplicio, ottuso sostenitore del sistema tolemaico, mentre più in generale il taglio volutamente dialettico del confronto con Sagredo e Salviati rendeva l’interlocutore il tipico esempio dell’ignorante presuntuoso e borioso. Non per nulla la replica del Rocco riattivava il vecchio meccanismo tardocinquecentesco della disputa, avvalendosi non solo dell’ingegnosa elocuzione contrastiva elaborata dai gesuiti, ma anche di formule pensate per strategie verbali finalizzate a esautorare l’istanza eccentrica e irregolare. E infatti Rocco imputava a Galileo una indisciplinata stravaganza, costruendo un accurato discorso concettistico che avrebbe incontrato il consenso di Peregrini e Tesauro. In realtà dietro la declamata difesa della tradizione aristotelica, come dimostrano altri casi simili, 49 vi è il diritto di rivendicare non solo una filosofia della natura ma anche il conforto di una visione del mondo
|| 48 Le Esercitazioni filosofiche di Antonio Rocco si leggono integralmente in Galilei, Opere, vol. VII, pp. 569–750. Sul Rocco, vd. Luigi Guerrini, Galileo e gli aristotelici. Storia di una disputa, Roma 2010, pp. 123–137. Per le postille di Galileo al libro del Rocco, cfr. Ottavio Besomi, “Tracce di letture nei postillati galileiani”, in: Di Pretoro e Unfer Lukoschik (eds.), Galileo, pp. 21–44, pp. 24–25. 49 Con toni ancora più aspri si esprimeva Giovanni Barenghi nelle sue Considerazioni sopra il Dialogo dei due massimi sistemi tolemaico e copernicano, nelle quali si difende il metodo di Aristotele […] da quanto gli ha scritto contro il signor accademico linceo, uscite postume a Pisa nel 1638 presso Francesco delle Dote. Nell’introduzione ai tre libri in cui sono suddivise le Considerazioni, rivolgendosi direttamente a Galileo, Barenghi dichiarava: “Il progresso d’Aristotele nel principio de’ libri del cielo, ripreso da voi, è degno di lode e non di biasimo; […] gli argomenti coi quali prova il moto retto degli elementi sottolunari non hanno perduto punto di vigore per le vostre soluzioni. […] M’ha ben reso attonito che non avendo voi fatto più studio che tanto, per quello che si può vedere, nella dottrina d’Aristotile e degli altri peripatetici, abbiate tentato impugnarlo: dal che è nato che bene spesso recate, come ragioni nuove ed insolubili, quelle difficoltà che sono proposte da tutti i commentatori, e le soluzioni delle quali sono note a ogni principiante di questa professione.”
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ordinata secondo regole fisse e immutabili, allo scopo di prevenire qualsivoglia inquietudine. A proteggere Galileo dai vaneggiamenti pseudoscientifici del Rocco scese in campo Fulgenzio Micanzio, il più fedele discepolo di Sarpi. Non è privo di significato il fatto che sia proprio il biografo del frate servita sodale di Galileo negli anni dell’insegnamento padovano a intervenire generosamente in nome della comune stima per l’antico maestro,50 quel coraggioso “consultore in iure” della Serenissima Repubblica che dedicò la sua vita a respingere le ingerenze politiche della Santa Sede, l’autore dei monumentali otto libri dell’Istoria del concilio tridentino, messa all’Indice il 22 novembre 1619, pochi mesi dopo la pubblicazione del Discorso sulle comete. Il 28 gennaio 1634 Fulgenzio Micanzio scrive a Galileo da Venezia: “Ho preso la pacienza di leggere il libro di Antonio Rocco contra V.S. e suoi Dialoghi. […] L’autore qui è stimato un gran peripatetico monoculus; e mi pare in vero che mentre si sta in cianze et termini si porti da valente, ma quando si viene a cose, scappi con non le toccare o prenderle in senso che possi sopra ciarlare.”51 Il 25 febbraio dello stesso anno Micanzio scrive ancora a Galileo inasprendo le critiche al Rocco: Non veggo nel suo discorso altro che discorsi verbali e topici contro il sodo dell’opera di V.S., e le confutationi ove più preme mi paiono tutte fondate in suppositioni di quello che si disputa. O che non intende ciò che ne’ Dialoghi sia cielo, o che finge quell’antica e rancida cepolata o scatolata alla tedesca, ove le scatole stanno chiuse e sode dentro l’una l’altra, per haver bel campo di sillogizare […]. Mi è parsa ben goffa, ridicola e pazza l’imaginatione, che un globo che fosse mosso per moto retto non possi dare nel circolare se non trova un corpo sopra cui, per la ressistenza al passar oltre, acquisti il moto circolare: filosofia imparata dal trozzolo o ruzzola.52
Come già il suo maestro Sarpi,53 anche Micanzio dimostra un’accentuata familiarità con il laboratorio mentale di Galileo. Anzi, ancora più del grande storico, Micanzio appare coinvolto intellettualmente nella vicenda deplorevole di cui lo
|| 50 Pasquale Guaragnella, “Fulgenzio Micanzio biografo di fra’ Paolo Sarpi”, in: Pin (ed.), Ripensando Paolo Sarpi, pp. 461–488. Per un profilo del Micanzio in rapporto a Sarpi, vd. Sberlati, La ragione barocca, pp. 193–202, 214–218. 51 Galilei, Opere, vol. XVI, p. 30. 52 Ibid., p. 53. 53 Benché Sarpi fosse rimasto alquanto contrariato dal fatto che nel Sidereus Nuncius non si menzionassero i meriti suoi e della Repubblica veneziana, dimostratasi parecchio generosa nei confronti di Galileo, tra i due si mantennero rapporti epistolari anche dopo il rientro in Toscana dello scienziato (Festa, Galileo, p. 165).
200 | Francesco Sberlati scienziato pisano è rimasto vittima.54 Il dialogo epistolare, assiduo e protratto per lunghi anni, ha per Micanzio il compito non solo della reciproca informazione, ma soprattutto di confortare Galileo per le intollerabili prevaricazioni dell’arbitrio dogmatico. Nonostante la sua sbrigativa eloquenza, Micanzio riconosce pienamente le ragioni del contendere: e anzi gli ritornano in mente le circostanze analoghe in cui venne a trovarsi il padre Paolo quando divenne anch’egli bersaglio del Sant’Uffizio. Ma certo è che nel ribattere il tasto sarpiano della autonomia dell’uomo di cultura nei confronti del potere, Micanzio assegni a Galileo un ruolo decisivo nella battaglia delle idee contro le appannate convenzioni. Le personali delusioni di Galileo gli sembrano pertanto, nel prolungato scorrere delle rispettive senilità, un argomento sufficiente per l’auspicata riscossa delle grandi speranze del sapere. Il comune nemico, i potentissimi e intrigantissimi gesuiti,55 con tutto l’armamentario del loro occhiuto apparato, non riusciranno comunque a battere le prospettive della nuova scienza dilatate da Galileo. “Ma che sciagurata setta conviene sia quella alla quale ogni cosa buona e fondata nella natura, per necessità ha da riuscir contraria et odiosa!”,56 esclama Micanzio scrivendo a Galileo il 18 settembre 1632. Anche qui però le cose non sono così semplici come a prima vista sembrano. D’altronde l’antitesi così radicale di Galileo era temperata dal fatto che raramente essa respingeva l’intero modo di pensare posto a fondamento dell’aristotelismo. Dunque anche un personaggio apparentemente ottuso come il Rocco svela un’inaspettata e inconfessata ammirazione nei confronti di Galileo.57 È lo stesso Micanzio a informarci sull’apprezzamento che il Rocco nutriva || 54 Si rammenti che la pubblicazione dei Discorsi e dimostrazioni matematiche intorno a due nuove scienze, stampati a Leida nel 1638 presso Elzevier, fu resa possibile proprio dalla mediazione di Micanzio, al quale furono inviati clandestinamente poco alla volta i fogli del manoscritto: Festa, Galileo, p. 318. 55 Per il controverso, e a tratti contraddittorio, rapporto tra Galileo e i gesuiti, cfr. Camerota, Galileo, pp. 200–259; Andrea Battistini, Galileo e i Gesuiti. Miti letterari e retorica della scienza, Milano 2000. È d’altronde un errore ritenere i gesuiti crudamente ostili al progresso scientifico: cfr. Rivka Feldhay, “The Jesuits Transmitters of the New Science”, in: Bucciantini, Camerota e Giudice (eds.), Il caso Galileo, pp. 47–74; Maurizio Torrini, “Da Galileo a Kircher: percorsi della scienza gesuitica”, Galilæana 2 (2005), pp. 3–17; Isabelle Pantin, “Galilée, la lune et les jésuites: à propos du Nuncius Sidereus Collegii Romani et du ‘Problème de Mantoue’ ”, ibid., pp. 19– 42. 56 Galilei, Opere, vol. XIV, p. 390. 57 Cfr. infatti Camerota, Galileo, p. 534: “In realtà, Antonio Rocco non può affatto qualificarsi nei termini di un devoto coniugatore dell’insegnamento filosofico aristotelico con il magistero di Santa Madre Chiesa. Allievo del Cremonini, egli inclinava piuttosto ad un peripatetismo alieno da ogni scrupolo di accordo con il dogma religioso, e, anzi, intimamente pervaso di profonde venature libertine.” Sul Rocco, vd. anche Sberlati, La ragione barocca, pp. 247–248.
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nei confronti del suo avversario. Nella lettera a Galileo del 18 marzo 1634, Micanzio dichiara: Mi sono uno di questi giorni abbattuto col signor Antonio Rocco, il quale in fatti mostra del galant’huomo, ma come sono gl’huomini appassionati nelle cose loro, così egli stima haver proceduto verso V.S. con tutta la creanza e riverenza possibile. […] Ma confessò ingenuamente che di matthematiche non intende nulla, il che disse haver più volte protestato. Al che io pur replicai, e come adunque voleva confutar un libro che ha le sue demostrationi in quelle scientie? […] Finissimo ridendo e piacevolmente: solo li dissi che con un virtuoso qual è V.S., che ha portate speculationi così singolari et inaudite intorno al moto, oltre tante cose nove osservate nel cielo, mi pareva che i Peripatetici dovessero usar quella maggior creanza che fosse possibile.58
Lo stesso tono conciliante si coglie nella lettera del 26 agosto 1634, in cui alla fine il Rocco altro non riesce che un gregario fedele, un subalterno ubbidiente, una controfigura opaca delle gerarchie ecclesiastiche, rispettate perché temute: “Il Signor Rocco mi riesce un compitissimo huomo. Non si può esprimere con che honore a tutti parli di V.S. Se sapesse come, ritrattaria tutte le punture; ma ove entra Aristotele, noli me tangere: ipsissimus Simplicius.”59 Già nella precedente lettera del 19 agosto, Micanzio aveva dato del Rocco un ritratto quasi lusinghiero: “Veramente è huomo di garbo, civile, pieno di buon affetto, e, levatole questo che crede tutto vero il detto da Aristotele più del Vangelo, un altro Simplicio, certo è huomo di garbo, senza malignità, in fatti un galanthuomo. Lo veggo pentito delle punture del suo libro; parla di V.S. come dell’oracolo vivo, eccetto che ove entra Aristotele iota unum non praeteribit.”60 È questo un episodio assai emblematico della ricezione delle scoperte di Galileo tra gli intellettuali del suo tempo. L’atteggiamento contraddittorio di Rocco, anch’egli minore conventuale, è largamente condiviso dai letterati e dai filosofi: nel modesto corollario del rapporto impiegatizio che l’uomo di cultura seicentesco intrattiene con il potere politico o religioso non v’è spazio per le opinioni personali. Viceversa Galileo, vivendo la scienza come paradigma distinto dalla letteratura, rivendicò alle proprie scoperte un valore collettivo, in nome di un ideale di ordine e chiarezza di cui l’intera società avrebbe potuto giovarsi.61 La letteratura || 58 Galilei, Opere, vol. XVI, p. 67. 59 Ibid., p. 127. 60 Ibid., pp. 125–126. Sul confronto di Micanzio con il Rocco, resta insostituibile il saggio di Gino Benzoni, “La vita intellettuale a Venezia al tempo di Galilei”, Galileo Galilei e la cultura veneziana, pp. 23–86, pp. 70–82. 61 Per il significato politico o sociale del progresso scientifico, di cui Galileo fu sempre persuaso, cfr. Pesce, L’ermeneutica biblica, pp. 197–236; Sberlati, La ragione barocca, pp. 178–181. Benché la biografia di Galileo si iscriva “in una concezione individualistica dell’attività e del
202 | Francesco Sberlati era d’altronde destinata agli uomini colti, mentre il progresso di conoscenza prodotto dalle scoperte scientifiche si intendeva a beneficio di tutti, anche di coloro che rientravano nella vasta cerchia degli indotti. Il vigore delle argomentazioni affidate alle pagine del Saggiatore e del Dialogo apparve infatti non meno rivoluzionario delle specifiche scoperte che tali opere annunciavano.62 Fu dunque l’impegno civile della scienza galileiana a potenziare il doppio registro – filosofico e retorico – del prosatore. In Galileo la retorica si rinnova in virtù di un diverso rapporto con il lettore, il quale si qualifica in prima istanza come il rappresentante di un uditorio che si vorrebbe partecipe dello stesso razionalismo dell’autore. Si comprendono così meglio le ragioni dei pochi difensori di Galileo: uomini abituati a considerare il linguaggio tutt’altro che invariabile, ricettivo anzi di categorie ideologiche poggianti sulla razionalità. Il dibattito sul significato da assegnare alle scoperte di Galileo coinvolse del resto letterati famosi come Marino, che gli dedicò un sonetto della Galerìa nella sezione consacrata a matematici e astrologi (“i campi inaccessibili e remoti / gisti a spiar de lo stellato mondo / […] trovar sapesti entro il suo sen profondo / novi orbi, novi lumi e novi moti”), oltre al famosissimo canto X dell’Adone.63 Nell’intreccio dialettico tra letteratura e scienza, il secolo barocco tollerò in effetti contaminazioni ideologiche sconosciute ai secoli precedenti. Le scoperte di Galileo favorirono un rinnovamento non solo della prospettiva filosofica, ma anche dell’esegesi allegorica. Ne è un esempio la Canzone sopra i Pianeti Medicei (estate 1610) di Michelangelo Buonarroti il Giovane (“Le quattro a noi non più vedute stelle, / che ’l linceo sguardo sol dell’alto ingegno / tuo, Galileo, ci scuopre […]”), in cui gli strumenti al servizio della scienza si dispongono entro un’ottica letteraria ove anche la cosmologia si pone al servizio di un disegno provvidenzialistico.64 Il riordinamento dell’universo si riverbera nel contesto
|| progresso scientifici”, in lui rimane predominante una concezione della scienza come strumento di trasformazione della realtà, in stretta connessione con le dinamiche storiche e sociali. È corretto infatti riferirsi alla “filosofia” galileiana, ovvero all’ “assieme di valori epistemologici e ideologici connessi – in Galileo – all’attività scientifica e ai suoi prodotti”: vd. Ugo Baldini, “La scuola galileiana”, in: Gianni Micheli (ed.), Storia d’Italia. Annali 3. Scienza e tecnica nella cultura e nella società dal Rinascimento a oggi, Torino 1980, pp. 381–463, pp. 383, 433. 62 Luciano Celi, Gettar luce nell’oscuro laberinto. Arte, letteratura, scienza in Galileo Galilei, Roma 2010, pp. 51–75. 63 Vd. Thomas E. Mussio, “Galileo, the New Endymion: Progress and Knowledge in G.B. Marino’s Adone”, Italian Quarterly 147–148 (2001), pp. 15–26. 64 Per l’interpretazione encomiastica di questi versi, cfr. Longo, Scritti su Galileo, pp. 72–76, specie in rapporto al coevo sonetto di Pietro de’ Bardi (“Tu, Galileo, apri ’l tesor de’ cieli / col vetro illustre, e i gran toscani regi, / fatti stelle immortali, a noi riveli”). L’ambiente culturale è
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letterario sotto il velo equivoco dell’allegoria ma senza scalfire la gerarchia degli stili. La dovizia delle regole, tuttavia, non impedisce al volgare moderno di stabilire dialetticamente l’esattezza di un pensiero unitario, nel quale ora si configura una nuova alleanza fra retorica e scienza, al punto che quest’ultima, in un orizzonte speculativo ormai lontanissimo da quello cinquecentesco, diviene produttrice di poesia.
3 Pianeti, comete e matematica teorica Il magistero di Galileo non rimase dunque senza conseguenze anche in ambienti essenzialmente letterari, nei quali si diffuse una affettuosa valutazione dell’opera dello scienziato pisano, che iniziò ad apparire come un contrasto alla disciplina pedantesca e servile degli aristotelici,65 intenti a riasserire preconcetti e archetipi senza rendersi conto di essere divenuti vittime di uno sterile meccanicismo. L’attitudine al rinnovamento, che in Galileo si combina sempre con la divulgazione, si coglie anche nell’uso del volgare, a cui lo scienziato ricorre appunto per prendere le distanze da un paradigma linguistico in via di esaurimento, e divenuto ormai inadeguato a esprimere le nuove concezioni.66 Temerario sul fronte stilistico, Galileo concorre a definire un modello di prosa destinato a stimolare una rivoluzione linguistica e retorica, così da mutare i canoni estetici di quella letteratura scientifica che rappresenterà tra Sei e Settecento un ge|| descritto da Massimiliano Rossi, “La Crusca nell’occhio: l’Empoli tra Galileo e Michelangelo il Giovane”, Galilæana 4 (2007), pp. 189–209. 65 Guerrini, Galileo e gli aristotelici, pp. 43–93. 66 “Nel progressivo abbandono del latino si cela anche una più sottile componente. È il rigetto della lingua divenuta, nella prassi dell’aristotelismo cinquecentesco, relitto di formulari stantii, inservibili, nella loro cristallizzazione semantica, per ridefinizione di concetti operativi. Meglio ricorrere, per la grammatica delle nuove scoperte, a uno strumento duttile come il volgare, che Galileo tecnicizza, sfruttandone appieno la natura composita, già da tempo aperta alle nuove suggestioni di una terminologia meccanica diffusa dalla trattatistica rinascimentale”: Bruno Basile, Galilei e la letteratura scientifica, Enrico Malato (ed.), Storia della letteratura italiana, vol. V. La fine del Cinquecento e il Seicento, Roma 1997, pp. 905–951, p. 936. Sono d’altronde “note le prese di posizione di Galileo in favore dell’italiano come lingua scientifica così come la sua cautela terminologica”: Luca Serianni, “La prosa”, in: Id. e Pietro Trifone (eds.), Storia della lingua italiana, vol. I. I luoghi della codificazione, Torino 1993, pp. 451–577, p. 523. Ancorché datati restano fondamentali gli studi di Bruno Migliorini, “Galileo e la lingua italiana” [1948], in: Id., Lingua d’oggi e di ieri, Caltanissetta, Roma 1973, pp. 111–133; Raffaele Spongano, La prosa di Galileo e altri scritti, Messina, Firenze 1949; e di Maria Luisa Altieri Biagi, Galileo e la terminologia tecnico-scientifica, Firenze 1965.
204 | Francesco Sberlati nere a tutti gli effetti. Le accresciute esigenze del sapere generale obbligano i dotti a misurarsi con le discipline specialistiche o settoriali, necessarie al pari delle scienze filosofiche per scegliere le formule confacenti a esprimere il vero. Non per nulla è proprio il Micanzio, il battagliero fustigatore della “equivocazione de’ gesuiti”, l’avversario “della dottrina del Bellarmino”67 sul fronte politico, uno tra i primi a sentenziare ingegnosamente in difesa di Galileo, divenuto bersaglio e vittima del concettismo sofistico. A essere esatti, prima di Micanzio, già Alessandro Tassoni aveva avvertito la necessità di spendere qualche parola a favore di Galileo. Certo Tassoni, al pari di molti autori del primo Seicento, è incapace di liberarsi da quelle ipoteche riconoscibili senza difficoltà nei suoi Dieci libri di pensieri diversi. Opera fortunatissima, che conobbe molte ristampe nel corso del XVII secolo, e che l’autore variamente modificò, ampliandola e integrandola, in sintonia con il mutare dei gusti e delle aspettative dei lettori. Non v’ha dubbio che per certi versi la forma mentis tassoniana pare convergere con le forme del pensiero di Galileo. A ben guardare, in Tassoni i registri retorici e diremmo anche filosofici si integrano per la nuova idea di scienza, che ritorna, sia pure con esiti e aspetti diversissimi, ai fasti dell’antichità. Ed è proprio la storicizzazione dell’antico che comporta, nella lezione del Tassoni, una conoscenza integrale attraverso una allargata ermeneutica la quale si propone di conseguire una totale comprensione delle arti e della natura. È un approccio in cui il momento speculativo prevale ancora sul momento empirico: eppure anche in Tassoni, come in Galileo, l’attività del capire e dello spiegare è sempre memore della sintesi o simbiosi tra antichi e moderni,68 con una esortazione però a considerare l’attualità non separabile dalla venerazione del passato. Certo occorre precisare che quando nel 1620 appare la princeps dei Dieci libri, impressa a Carpi da Girolamo Vaschieri, Galileo non è ancora il sospettato di eresia che diverrà in seguito all’apparizione del Saggiatore, e la sua notorietà resta per ora circoscritta tra gli specialisti di matematica e astronomia, o tra i pochi che ebbero la fortuna di leggere le lettere al Castelli e a Cristina di Lorena. Se si apre un’edizione dei Dieci libri di pensieri diversi successiva alla pubblicazione del Saggiatore, e si salta subito al decimo e ultimo libro, dedicato alla comparazione tra ingegni antichi e moderni, ci si trova di fronte a uno scenario che merita qualche commento. Nell’impressione veneziana uscita dai torchi di || 67 Fulgenzio Micanzio, “Annotazioni e pensieri”, in: Gino Benzoni e Tiziano Zanato (eds.), Storici e politici veneti del Cinquecento e del Seicento, Milano, Napoli 1982, pp. 757–863, p. 779, cui si rinvia anche per l’eccellente “Nota introduttiva”, pp. 733–756. 68 Vd. Gianni Micheli, “L’assimilazione della scienza greca”, in: Id. (ed.), Storia d’Italia. Annali 3. Scienza e tecnica, pp. 199–257: 242–257.
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Marcantonio Brogiolo nel 1636 (qualche mese dopo la scomparsa di Tassoni), per Galileo si leggono indiscutibili attestazioni di stima, malgrado la sentenza di condanna al carcere perpetuo emessa tre anni prima dal tribunale del Sant’Uffizio. Nel capitolo quinto, intitolato “Filosofi naturali antichi e moderni”, Galileo trova il posto che merita nella storia della scienza, assieme ad altri naturalisti (significativo l’accostamento con Ulisse Aldrovandi e Cesi) che hanno contribuito al superamento del pensiero aristotelico: Dove agli antichi pareva assai il sapere una parte di quello che Platone e Aristotile insegnano, a’ nostri moderni non basta questo, ma dopo aver imparata la filosofia d’Aristotile e di Platone s’affaticano in trovar quello che non truovaron questi filosofi, o non l’insegnarono almeno ne’ libri loro. Quindi è la natura di tanti animali de’ quali non favella Aristotile insegnata dall’Aldrovando; la virtù e la qualità di tant’erbe e di tante piante non conosciute mai da Aristotile né dagli antichi, portate dagli antipodi, e fatte descrivere dal principe Federico Cesi; la qualità e disposizione delle comete e di molti corpi celesti non intese da Aristotile, e investigate dal Ticone e dal Galileo; la natura di tanti minerali e di tante cose occulte taciuta da Aristotile, insegnata dal Cardano e dallo Scaligero. 69
Forse non conviene insistere sui limiti oggettivi della mediazione cercata dal Tassoni tra la nuova scienza di cui Galileo rappresenta l’antesignano e il flebile aristotelismo dei gesuiti. Basti un solo esempio a dichiarare quella che a prima vista sembra incongruenza ma forse è solo eccesso di prudenza, dopo le vicende giudiziarie subite da Galileo per la sua concezione astronomica. Nel “Libro secondo. Cielo e stelle”, Tassoni affronta il seguente quesito: “Se le parti del cielo più calde si muovono più velocemente.” Dichiarandosi in accordo con Telesio e Cardano, e corredando le sue argomentazioni di opportuni riferimenti alle auctoritates aristoteliche, senza mai nominare Galileo né le scoperte attuate con il cannocchiale da questi perfezionato, Tassoni ribadisce con le convenzionali affermazioni la giustezza del sistema tolemaico: “Il Sole adunque più di tutte le stelle velocemente si muove, non dentro alcun proprio polo (ch’ei non ha polo), ma in se stesso girando, essendo nel suo corso ordinario d’Oriente in Occidente ritardato il moto ch’ei fa dalla gran mole del globo suo, il quale nel corpo ch’ei fende truova incontro e resistenza maggiore.”70 || 69 Alessandro Tassoni, Dieci libri di pensieri diversi, Venezia 1636, “Libro decimo. Ingegni antichi e moderni”, p. 465. 70 Ibid., p. 38. Eppure Tassoni, richiamando Telesio, vide giusto: per l’influenza esercitata dal De rerum natura iuxta propria principia (Blado, Roma 1565) sulla formazione di Galileo e Bacone, vd. Francesco Sberlati, L’ambiguo primato. L’Europa e il Rinascimento italiano, Roma 2004, pp. 206–215, anche per l’algebra di Cardano. Per i manuali di matematica studiati e discussi da Galileo, vd. Giulio Giorello, “Gli ‘oscuri labirinti’: calcolo e geometria nel Cinque e Seicento”, in: Micheli (ed.), Storia d’Italia. Annali 3. Scienza e tecnica, pp. 259–342: pp. 311–324.
206 | Francesco Sberlati Emblematico, e non privo di significato per la storia delle idee, è il fatto che Tassoni non celebri mai apertamente il Galileo astronomo, lo scopritore di nuovi pianeti e il rivoluzionario indagatore del cosmo, bensì genericamente il filosofo della natura e lo studioso di matematica. Così appunto nel capitolo ventunesimo, intitolato “Se nelle matematiche prevalessero gli antichi o i moderni”, Galileo occupa una posizione di primo piano, certo in un folto elenco di suoi colleghi di ogni epoca, ma proclamato a pieno titolo una delle menti più geniali della “matematica teorica”, che Tassoni tiene distinta dalla “matematica pratica”. E benché in questa ripartizione il primato spetti agli antichi, ai moderni va nondimeno ascritto il merito di aver fornito una determinata raffigurazione del mondo, sconosciuta ai loro predecessori: Nella teorica io reputo superiori senza dubbio gli antichi, imperoché essi l’imparavano da fanciulli insieme con la grammatica, e a dichiarar l’altre dottrine si servivano de’ principii e delle regole matematiche. […] Con tutto ciò anche nella teorica l’età nostra ha veduto il Tartaglia, il Comendino, il Ticone, il Clavio, il Cupernico, il Galileo, il Gaurico, il Magino, il Regiomontano e altri famosi, i quali all’invenzioni d’Archimede, d’Euclide, d’Eudosso, di Proclo e degli altri antichi hanno trovato che aggiugnere. La quadratura del circolo gli antichi l’ebbero per impossibile, i nostri non l’hanno tenuta per tale. Del centro della Terra, del numero de’ pianeti, del corso de’ cieli, della distanza delle comete e dell’ampiezza e qualità del mare, hanno trovate e insegnate molte cose i moderni che non conobbero mai gli antichi.71
Affiora dal comportamento di Tassoni l’atteggiamento guardingo di chi esordì nella stagione delle più vigorose e solenni affermazioni della cultura barocca. Ma in questo decimo libro dei Pensieri diversi trapela pure la consapevolezza del tramonto di un’epoca e della sua concezione del mondo. Non deve pertanto sorprendere che nel capitolo ventiquattresimo, intitolato agli “Astronomi e astrologi antichi e moderni”, non si faccia menzione alcuna di Galileo, negli anni in cui intorno a lui crescevano la diffidenza e il sospetto. Eppure lo scienziato pisano è indirettamente celebrato attraverso un apparato concettuale che punta a enfatizzare la superiorità dei moderni e dei “nuovi stromenti” da essi utilizzati. Nonostante il nome di Galileo non ricorra, le scoperte astronomiche di cui egli è artefice vengono esplicitamente ordinate in una sequenza di sviluppo empirico, in base a una teoria della conoscenza “che quasi tutta consiste in osservazioni”. Lo stesso parallelo con le grandi scoperte geografiche dei navigatori, serve al Tassoni per esaltare la superiorità dei moderni sugli antichi, e per riasserire che l’autonomia dell’ingegno oltrepassa il rispetto per l’emulazione. Con accorta brevità, ma con puntuale precisione, Tassoni rammenta infatti || 71 Tassoni, Dieci libri di pensieri, p. 521.
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quelle esperienze scientifiche che hanno rivoluzionato la gerarchia dei saperi e hanno messo fine alle ingenuità canonizzate dagli aristotelici. Malgrado certe approssimazioni, l’autore dei Pensieri diversi è ben conscio che l’astronomia, grazie appunto al “telescopio”, avrebbe finalmente liberato i moderni dalla prolungata, persistente incubazione metafisica, e liquidato una volta per tutte le farraginose elucubrazioni ereditate da un sistema destinato in breve a scomparire: Essendo questa un’arte che quasi tutta consiste in osservazioni, oltre che la lunghezza del tempo ha dato materia a’ nostri moderni di saperne assai più per le multiplicate osservazioni che si sono andate facendo di tempo in tempo, hanno essi medesimamente avuta la sorte delle navigazioni de’ Castigliani e de’ Portughesi, i quali avendo scoperto l’altro emisperio con altre stelle vicine a quel polo, hanno corrette molte opinioni mal nate e fatte saper molte cose che non si sapevano prima. Ma quello ch’io stimo più, i nostri col proprio ingegno si sono avanzati tant’oltre che hanno inventati istromenti così maravigliosi che col lor mezzo hanno fatto discendere le spezie delle cose di cielo in terra, che dianzi non erano visibili, e trovati sei pianeti di più; veduto che la Luna è globosa e tonda sì, ma ineguale nella sua superficie; che ’l Sole si tinge di macchie nere, e che la Via Lattea non è quale Aristotile […] l’imaginò. Né pur questi sì rari effetti del telescopio, ma con altri nuovi stromenti […] hanno osservato, e con matematiche dimostrazioni provato, che alcune comete vedute all’età nostra erano assai più alte del globo della Luna, a confutazione delle sottigliezze aristoteliche.72
È quella di Tassoni un’apologia della scienza galileiana onestamente dissimulata. Un’astuta operazione che finge di rispettare, nello specchio retorico del confronto con gli antichi (Archimede in primo luogo nel caso di Galileo73), una ingombrante e vincolante tradizione, in formale sintonia con la complessità normativa e disciplinare del cattolicesimo controriformato.74 Per chiarire il senso della diversità epocale del mondo moderno rispetto al passato, Tassoni governa la sua elocutio sermocinale cercando un connubio con il paradigma logico e razionale dell’osservazione, il quale a sua volta condensa in sé i nuovi precetti per ridefinire l’universo e le materie che lo compongono. La libertà dell’intelletto si identifica con l’ingegno barocco, segnando l’inizio di quel ribaltamento che condurrà alla supremazia della ragione sull’autorità. Certo se si vogliono rintracciare più aperte forme di consenso per Galileo, bisogna congedarsi da Tassoni, il quale si contenta qui di designare come scienza l’antica arte || 72 Ibid., p. 530. 73 Il “paragone” è peraltro azzeccatissimo se si pensa a opere giovanili di Galileo quali i Theoremata circa centrum gravitatis solidorum (1587) o il De motu, e altresì alla larga diffusione dei testi dello scienziato siracusano all’interno dei circoli galileiani del Seicento. 74 Una lettura storico-politica dei Pensieri in Sberlati, La ragione barocca, pp. 17–20.
208 | Francesco Sberlati di spiegare il mondo in contenuti didattici. Per essere compreso a fondo, il disegno innovatore di Galileo dovrà attendere la scomparsa del suo artefice e il nuovo clima intellettuale di fine secolo.
4 Il “saggio etrusco” tra gli Arcadi Non sarà allora da trascurare il fatto che un rimatore ai suoi tempi celebrato come il fiorentino Benedetto Menzini ancora si adoperò – sulla soglia del secolo XVIII – per svelare ai contemporanei la sbalorditiva intelligenza dello scienziato. Al pari di Galileo fedele alla “sobrietà limpidissima dell’Ariosto”, Menzini fu tra coloro che “in nome del classicismo” si fecero promotori “di una rinnovata temperie razionalistica”, con l’obiettivo di “restaurare una poetica all’insegna della semplicità e della convenienza”.75 Menzini intese pienamente la portata delle innovazioni scientifiche introdotte da Galileo, celebrandole quale elevazione dell’umana conoscenza, a compendiare orizzonti nuovi nonostante i pungiglioni avvelenati degli strali barberiniani. E scelse proprio il metro in cui Galileo si era esercitato in gioventù, la satira in terza rima, per esprimere con atteggiamento sarcastico l’ingiustizia delle persecuzioni subite da Galileo da parte del papa e dei suoi teologi. Braccato come una fiera dagli inquisitori (“Spesso di cacciator dietro ho una schiera, / che de’ miei piè van ritracciando l’orme”),76 Galileo appare al Menzini nella luce tragica della sua storia umana, imprigionato dentro un incubo di astuzie grevi e illiberali. Si vedano i seguenti versi tratti dalla prima delle Satire, nei quali con efficace sintesi si ripercorrono i momenti cruciali dell’esistenza di Galileo, fino all’abiura estorta con le minacce della tortura: Ma piano un po’, che con maniera indegna questi son che ciurmaro il Galileo co’ pungiglion di pontificia insegna. Che Tiresia nel corpo egli si feo, ma nell’alma non già, né far di peggio l’altrui perfidia in contro a lui poteo. Che ingiuria fa d’onnipotenza al seggio il sol mobile o fisso, e chi ritrova
|| 75 Andrea Battistini e Ezio Raimondi, “Retoriche e poetiche dominanti”, in: Asor Rosa (ed.), Letteratura italiana, 3/1. Le forme del testo. Teoria e poesia, Torino 1984, pp. 5–339, p. 125. 76 I versi sono tratti dal sonetto Enimma: Galilei, Opere, vol. IX, p. 227. Vd. ora Id., Rime, Antonio Marzo (ed.), Roma 2001, pp. 63–64.
Lo scienziato savio | 209 di stelle intorno a Giove un bel corteggio? Or chi Niceta e Filolao rinnova, fabro di mattematiche ragioni, scherno per voi e pena e infamia trova.77
Fatto esperto da un lungo e non sempre fortunato tirocinio consumato tra accademie e corti, Menzini è sufficientemente maturo per rendersi conto che le ricerche portate a compimento da Galileo, offerte ai contemporanei attraverso un’eccezionale chiarezza di stile, hanno contribuito a liquidare la vecchia gerarchia dei saperi. Naturalmente in Menzini il vigoroso sostegno assicurato a Galileo si incrocia con una più ampia volontà di celebrare le “nuove scienze”, evidente nei componimenti indirizzati a Francesco Redi e a Lorenzo Magalotti. È un nodo strettissimo quello che sembra unire Menzini e uno dei più brillanti discepoli di Galileo, l’infaticabile animatore dei circoli galileiani dello Studio pisano.78 Nella complessa fisionomia del Redi, al quale Menzini dedicò nel 1680 il suo trattato Della costruzione irregolare della lingua toscana, si intravede in sostanza il sapiente di fine Seicento.79 Non stupisce pertanto che un
|| 77 Cito da Satire del Menzini e del Martelli, s.l., s.d. [1750], p. 18. Ho consultato le copie conservate presso la Biblioteca di Casa Carducci a Bologna (4.d.366) e la Biblioteca Gambalunga di Rimini (CS.458). Cfr. Carlo Alberto Girotto, “Menzini, Benedetto”, Dizionario Biografico degli Italiani, 73, Roma 2009, pp. 546–552, p. 547: “Le Satire ebbero larga circolazione manoscritta in ambito fiorentino e romano. Mai pubblicate vivente l’autore, furono edite per la prima volta nel 1718 con il falso luogo di Amsterdam, probabilmente a Lucca ovvero a Napoli. […] Particolarmente lunga fu l’elaborazione del testo, come documentano le sicure varianti d’autore consegnate alla tradizione manoscritta. […] Il tono acre della scrittura e gli argomenti affrontati causarono la messa all’Indice dell’opera già dal 1720. Ciononostante, le Satire vennero additate come esempio insuperabile della satira toscana, garantendo al nome del Menzini un significativo primato letterario e morale. Numerose furono le ristampe settecentesche.” Un breve profilo del Menzini in Erminia Ardissino (ed.), Poemi biblici del Seicento, Alessandria 2005, pp. 14–15; e in Sberlati, La ragione barocca, pp. 171–172. Non è molto utile, sul piano storico-critico, il saggio di Luca Leonardo Lamperini, “Sui sonetti di Benedetto Menzini”, Atti e memorie dell’Arcadia 8 (1983–1985), pp. 176–190. 78 Sui successori e gli epigoni di Galileo tra Toscana, Roma e Bologna, vd. Redondi, Galileo eretico, pp. 381–390; Sberlati, La ragione barocca, pp. 184–189; Michael Segre, Nel segno di Galileo. La scuola galileiana tra storia e mito, Bologna 1993; David Freedberg, The Eye of the Linx. Galileo, His Friends, and the Beginnings of Modern Natural History, Chicago 2002; Eraldo Bellini, Stili di pensiero nel Seicento italiano. Galileo, i Lincei, i Barberini, Pisa 2009; Luigi Pepe (ed.), Galileo e la scuola galileiana nelle università del Seicento, Bologna 2011. 79 Per il Redi “esponente della scuola galileiana”, vd. Altieri Biagi, “Forme della comunicazione”, pp. 924–930. Si veda anche la “Nota introduttiva” ai testi di Redi in Ead. e Bruno Basile (eds.), Scienziati del Seicento, Milano, Napoli 1980, pp. 555–693; per Magalotti, ibid., pp. 873– 879.
210 | Francesco Sberlati appassionato conoscitore dei classici come Menzini (futuro Arcade con il nome di Euganio Libade), si richiami alla sua figura in termini di esplicita riconoscenza. Lo stesso entusiasmo Menzini riservò a un altro illustre seguace di Galileo, quel Magalotti che con impegno defatigante aveva proseguito e perfezionato le ricerche del maestro (si pensi solo alla settima delle postume Lettere scientifiche), fino a divenire interlocutore di Leibniz. In più di una circostanza Menzini dimostra di cogliere adeguatamente il senso dello sperimentalismo su cui si fonda l’operosità della generazione di ricercatori che guarda a Galileo come il fondatore di un nuovo metodo. Persino in testi di argomento arcadico, egli non si trattiene dall’esprimere la sua ammirazione per il “motivo di ricercare” di coloro che si dedicano all’ “industrioso artificio della natura”. Si legge a tal proposito nella “prosa nona” dell’Accademia Tusculana: “La sperimentale disciplina, a cui tanto debbono le filosofiche scuole che per lei sono in sì alto grado salite, […] la evidentissima cognizione di molte e molte cose, che in prima ci erano ascose, ella ci ha insegnato.”80 Sono in certa misura i Saggi di naturali esperienze (1667) del Magalotti a lumeggiare le riflessioni menziniane: per quanto l’opera distruttiva dei censori abbia tentato di invalidare le esplorazioni sperimentali e rifiutare l’esame empirico della realtà, il principio antidogmatico cui Galileo si è attenuto ha rigenerato non solo la scienza ma l’intera idea di cultura.81 Grazie anche al nuovo registro oratorio di cui si avvalse, il modello galileiano accrebbe la sua persuasione ideologica tra i letterati. Da Marino in poi, le scoperte astronomiche convissero a lungo nello spazio ristretto degli enunciati poetici, attraverso le diffrazioni fantasiose dei letterati, in una battaglia in cui poco alla volta la simbiosi tra invenzione e natura finì per coincidere con la dinamica stessa dello stile. Occorre del resto non sottostimare le suggestioni implicite alle scoperte annunciate da Galileo, le quali si prestavano a inediti orizzonti di affabulazione e fantasia letteraria, in sintonia peraltro con certi temi “astrali” particolarmente apprezzati dalla civiltà rinascimentale (si pensi solo al viaggio di Astolfo sulla luna nel Furioso o alle varie ricerche di Francesco Giuntini e Luca Gaurico82 intorno alle conjunctiones planetarum). “L’introduzione in campo astronomico del cannocchiale ad opera di Galileo dette alle antiche figure celesti caratteristiche così nuove e impreviste da renderle quasi || 80 Menzini, Opere, Firenze 1731, vol. III, p. 180. 81 Pietro Greco, L’idea pericolosa di Galileo. Storia della comunicazione della scienza nel Seicento, Novara 2009; Roger G. Newton, Il pendolo di Galileo (tr. it.), Torino 2008. 82 Sberlati, L’ambiguo primato, pp. 203–206, con specifica bibliografia. Un quadro generale dell’astrologia tra XVI e XVII secolo in Elide Casali, Le spie del cielo. Oroscopi, lunari e almanacchi nell’Italia moderna, Torino 2003.
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imperscrutabili.”83 È pertanto considerevole il fatto che Menzini celebri la grande scoperta delle macchie solari e lo strumento con cui è stata realizzata. Così appunto nel madrigale composto davanti “all’immagine del Galileo nella villa dell’eccellentissima casa Salviati alle Selve, in quella stanza medesima dove egli faceva le sue celesti osservazioni”: Questi è il gran Galileo: all’onorande tempie del saggio etrusco date, con larga man, lauri e ghirlande. E a questo albergo e a queste piagge amene, ceda il liceo d’Atene, ché qui con vetri industri, pregio di sua bell’arte, più vicini a’ nostri occhi e Giove e Marte ei rese, e ’l varco aperse a studii illustri. Febo, non arder tu d’ira e di sdegno contro l’audace ingegno: delle tue macchie il discoperto orrore, all’italico ciel giunse splendore.84
Benché Menzini, accademico della Crusca e poi dell’Arcadia, appartenga alla seconda metà del Seicento, quando i clamori del processo contro Galileo si vanno ormai spegnendo,85 egli sembra insomma ancora avvertire la necessità di sottolineare l’incomprensione travisante dei teologi del Sant’Uffizio, colpevoli di non aver saputo o voluto concedere a Galileo il beneficio del dubbio.86 E meri|| 83 Franz Boll e Carl Bezold, Le stelle. Credenza e interpretazione, Maurizio Ghelardi (ed.), Torino 2011, p. 62, ove pure si afferma: “Lo stesso Keplero non negò minimamente l’influsso degli astri sul mondo fisico o terreno.” 84 Menzini, Opere, vol. I, p. 213. Si tratta della villa delle Selve di proprietà di Filippo Salviati, uno degli interlocutori del Dialogo dei massimi sistemi: in questa amena residenza gentilizia, Galileo fu ospitato più volte e proprio qui egli compose buona parte delle Lettere sulle macchie solari, dedicate appunto al Salviati. Per i ritratti e i busti di Galileo, cfr. Chrysa Damianaki, Galileo e le arti figurative, presentazione di Bruno Basile, Manziana (Roma) 2000, pp. 9–21; Federico Tognoni, “ ‘È fatto più giorni sono, similissimo, da mano eccellente’: il ritratto-icona di Galileo”, Galilæana 4 (2007), pp. 127–155. 85 Franco Motta, “Il caso Galileo nell’Italia del Seicento”, in: Bucciantini, Camerota e Giudice (eds.), Il caso Galileo, pp. 159–175, il quale precisa: “Nel ventennio compreso fra il 1640 e il 1660 circa, ossia fra la morte di Galileo e la fondazione dell’Accademia del Cimento, la scuola galileiana sembra ormai ridotta al silenzio” (p. 267). Cfr. anche John L. Heilbron, “Censorship of Astronomy in Italy after Galileo”, in: McMullin (ed.), The Church and Galileo, pp. 279–322. 86 Si legga il seguente passo della “Prosa decimaseconda” dell’Accademia Tusculana: “Che diremo dell’invidia, che a tutta sua forza procura di oscurare l’altrui chiarissima gloria? Che della calunnia, che è solita di togliere altrui fama e grandezza? Che del tradimento, il quale,
212 | Francesco Sberlati ta di essere rammentata sotto questo rispetto la decima delle sue Satire, nella quale, nonostante una certa farraginosità che ne appesantisce il dettato e la prosodia, riecheggiano le distinzioni galileiane circa la doppia rivelazione della verità, entro una dimensione ermeneutica in cui la contemplazione delle “stelle” non contraddice la “legge” della “religion”. È qui palese il sintomo del trauma, della frattura irreversibile provocata dalla vita e dalla scienza di Galileo. Mosso da un proposito celebratorio, quasi a risarcire Galileo dei torti subiti, Menzini riprende i motivi più adeguati a illuminare la figura dello scienziato, esaminata entro un’ottica filosofica anziché letteraria. Ecco dunque la storia in versi di un uomo che solleva lo sguardo a scrutare le stelle e a scoprire le nascoste meraviglia della natura, a indagare a fondo le terrene cose e dimostrare che molte di esse non sono spiegate nei libri in cui credono i poveri mortali. E per questo messo in carcere e minacciato con la fune del supplizio, ma inutilmente poiché né carcere né fune vietano la libertà della mente umana. Malgrado la sentenza di condanna, la sopraffazione umiliante, il domicilio coatto ad Arcetri, la solitudine sofferta degli ultimi anni, Galileo ha vinto. E Menzini non esita a riconoscere il positivo contagio causato dalle sue dottrine nelle coscienze più avvertite, avendo la forza del pensiero galileiano trionfato sulla violenza tirannica: Ma l’empio il sollevar l’occhio alle stelle lo stima impaccio, e del di là sol crede che si narrin di qua mere novelle. […] Che importa a me veder dipinta in cocchio col calice la Fede e colle chiavi, cui ’l popolo piega l’umil suo ginocchio? Quando scorrean quei primi dì soavi delle libere genti in faccia al sole, dove, tu religion, fitta ti stavi?
|| ricercatore d’insidie, va sempre altrui macchinando qualche impensata ruina? L’uomo erudito, vedendosi all’intorno queste fiere crudeli, s’ingegna al meglio che può di ripararsene, e ponendo avanti il suo merito, di quello altresì con le sue proprie lodi favella” (Menzini, Opere, vol. III, p. 202). Lo si confronti con quanto scriveva uno sconfortato Galileo al bolognese Cesare Marsili nella lettera inviata da Bellosguardo il 5 aprile 1631: “La malignità, l’invidia e l’ignoranza sono animali indomiti, et io lo veggo in cotidiana esperienza, vedendo che i miei contradditori, ben che convinti da cento incontri et esperienze passate, et accertati che le nuove opinioni, introdotte da me e da loro prima negate, sono state vere, non cessano d’opporsi ad altre che di giorno in giorno vengano da me proposte, con speranza pure di havermi una volta a convincere e con un solo mio errore cancellar tutte l’altre mie vere dottrine introdotte” (Galilei, Opere, vol. XIV, p. 241). Corsivi miei.
Lo scienziato savio | 213 Adunque a tempo il Creator non suole formare in te della sua legge intaglio: e qual fai legge che per te si vuole? Ma se non giunsi con il tuo scandaglio a trovar fondo alle terrene cose, vuoi l’eterne cribrar dentro al tuo vaglio? Mira, che al senno uman stannosi ascose gran meraviglie e di natura e d’arte, né del tutto il lor libro all’uom s’espose. E tu non ti vergogni esempio farte d’iniquitade? e col cispardo e losco occhio pretendi in faccia al sole alzarte? […] Mi maraviglio che alle naturali ragioni non consenti, in cui ricredere dovriano i ciechi e miseri mortali. S’ei non è ver, perciò che perdi a credere? Ma s’egli è vero, il non aver creduto, or vedi quanto e’ ti potrebbe ledere. Certo è ben questo un tuo dilemma arguto: non sia però che l’indagar si nieghi se non a te, che se’ cigno orecchiuto. […] Sebben di quando in quando alcun ne ’ngabbia, e lo veggio di piazza al finestrino, che rode dentro sé nella sua rabbia, […] né carcere né fune unqua non vieta la libertade dell’umana mente, che a sé di sé può far moto e pianeta.87
Nello scorticamento polemico del malcostume e dell’ipocrisia si avverte l’ossequio per quella mente lucida che ha provveduto a classificare e schedare la materia di cui è composto l’universo. È proprio su questo punto che la satira del Menzini appare come uno scrutinio attento e informato delle idee galileiane. Sotto una terminologia polverosa che risente del sermone edificante, Menzini riesce comunque a ricalcare i dubbi che inquietarono la coscienza di Galileo. Di qui la speciale considerazione per un principio gnoseologico e probabilistico in base al quale lo stesso Galileo tentò di difendersi davanti ai suoi accusatori: se una nozione non è vera, che si perde a credervi? ma se essa viceversa è vera, il non avervi creduto quanto potrebbe nuocere al senno umano? La prospettiva dischiusa sottolinea vigorosamente le più memorabili acquisizioni scientifiche || 87 Satire del Menzini, pp. 75–79.
214 | Francesco Sberlati di Galileo, rivolte arditamente a esplorare e penetrare le “naturali ragioni”, e nello stesso tempo svincolate dal compromesso con le ideologie dominanti. La correlazione disgiuntiva tra la “Fede” e lo “scandaglio”, nei versi menziniani, è emblematica: essa assume dunque un significato morale poiché individua nel dramma di Galileo un episodio destinato ad assumere una validità profetica.
5 Un mancato storico dell’Inquisizione Forse è inesatto vedere in Galileo la più illustre vittima della Controriforma e della Chiesa cattolica.88 La tentazione, sollecitata dalla cultura illuministica e risorgimentale, rischia di distolgere dall’obiettività, e di indulgere a una ricerca che si compiace di avvicinare con le categorie del pensiero moderno e laico idee formulate all’interno di un paradigma cronologicamente anteriore all’età della ragione scettica. Lo stesso Galileo, fino agli ultimi anni della sua vita, ha convintamente ribadito che in prima istanza egli ha svolto la “professione di filosofo”. Ma ci si sforzi di immaginare cosa provasse Galileo, una volta conclusasi l’istruttoria processuale a suo carico, nel rileggere quel capitolo in terza rima da lui composto a Pisa negli anni giovanili, quei versi sotto i quali già a quel tempo si agitavano l’inquietudine e l’insofferenza verso la mediocrità di certi “dottor” che “non l’han mai intesa bene”, incapaci di adoperare la fantasia, indifferenti a ciò che insegna la natura, ostili alla dialettica ansiosa della ricerca, ottusi oppositori dell’inventare e dell’indovinare, nemici del disomogeneo rispetto alla tradizione, in nome di una regolarità dedotta da norme assolute e inalterabili: Mi fan patir costoro il grande stento, che vanno il sommo bene investigando, e per ancor non vi hanno dato drento. E mi vo col cervello immaginando, che questa cosa solamente avviene perché non è dove lo van cercando. Questi dottor non l’han mai intesa bene, mai son entrati per la buona via, che gli possa condurre al sommo bene. || 88 Rivka Feldhay, “Recent Narratives on Galileo and the Church: or The Three Dogmas of the Counter-Reformation”, in: Jürgen Renn (ed.), Galileo in Context, Cambridge 2001, pp. 219–237; Francesco Beretta, “Galileo, Urban VIII, and the Prosecution of Natural Philosophers”, in: McMullin (ed.), The Church and Galileo, pp. 234–261. Per “il quadro interpretativo ottocentesco, influenzato attraverso il Risorgimento e l’età del positivismo da forti motivazioni anticattoliche o generalmente antireligiose”, vd. Baldini, “La scuola galileiana”, pp. 384–388.
Lo scienziato savio | 215 Perché, secondo l’opinion mia, a chi vuol una cosa ritrovare, bisogna adoperar la fantasia, e giocar d’invenzione, e ’ndovinare; e se tu non puoi ire a dirittura, mill’altre vie ti posson aiutare. Questo par che c’insegni la natura, che quand’un non può ir per l’ordinario, va dret’a una strada più sicura.89
Negli anni del ritiro ad Arcetri, Galileo fa mostra ancora una volta di saper valutare con coraggio e sagacia le proprie esperienze scientifiche,90 quelle “vere dottrine” che egli si è impegnato a dimostrare e diffondere, su cui nondimeno incombe la minaccia di quegli “animali indomiti” (invidia, malignità e ignoranza) cui accennava nella disincantata lettera al Marsili. Fautore risoluto e convinto del rinnovamento dei saperi, animato da una forte tensione sperimentale e mosso dall’esigenza di rivedere teorie e metodi della ricerca scientifica, Galileo appare sempre governato dalla lucida consapevolezza che all’interno di ogni disciplina, letteratura compresa, fosse indispensabile un organico ripensamento. Non per nulla, nel tempo della vecchiaia, amareggiato e profondamente ferito per l’iniquità di cui è rimasto vittima, Galileo ritornerà con la memoria a vicende dietro le quali si intravede il profilo austero e rigoroso di Paolo Sarpi, l’altra illustre vittima dell’Inquisizione seicentesca. Nella lettera al suo discepolo prediletto Vincenzo Renieri, scritta da Arcetri verso la fine del 1633, egli rilegge con senno di poi le vicende sventurate che lo hanno visto protagonista: Voi ben sapete, stimatissimo padre Vincenzo, che la mia vita non è stata finora che un soggetto d’accidenti e di casi che la sola pazienza d’un filosofo può riguardare con indifferenza, come effetti necessarii delle tante strane rivoluzioni a cui è sottomesso il globo che abitiamo. I nostri simili, per quanto ci affatichiamo di giovarli, a diritto e a rovescio procurano di renderci la pariglia coll’ingratitudine, co’ furti, colle accuse: e tutto ciò si trova nel corso della mia vita. […] Mi interessa un tribunale in cui per esser ragionevole sono stato riputato poco meno che eretico. Chi sa che non mi riduchino gli uomini dalla profes-
|| 89 Galilei, Capitolo contro il portar la toga, in: Id., Opere, vol. IX, pp. 213–214; Id., Rime, p. 49. Sul capitolo, vd. Sara Bonechi, “Mi fan patir costoro il grande stento…”: Galileo Galilei, Torino 2012. 90 Lucinda Spera, “‘Specolando nelle tenebre’: su alcune lettere galileiane dall’esilio di Arcetri”, Bollettino d’italianistica 8.2 (2011), pp. 131–151.
216 | Francesco Sberlati sione di filosofo a quello di storico dell’Inquisizione! Me ne fan tante a fine ch’io diventi l’ignorante e lo sciocco d’Italia, che farà d’uopo alla fine d’esserlo.91
Nell’apparente ritrosia di questo autoritratto, depurato d’ogni risentimento, si nascondono fermi moniti. È stata la pazienza del “filosofo” a dargli la forza di resistere alle angherie che hanno funestato la sua esistenza, e di replicare a coloro che avrebbero voluto farne l’ignorante e lo sciocco d’Italia. Eppure Galileo non si è mai lasciato distogliere dal compito che si è scelto, dalla funzione che in piena autonomia si è assegnata, ossia quella di considerare l’universo nel divenire infinitamente vario dei suoi elementi: “non mi sento portato a fare un libro sul mio processo e sull’Inquisizione, non essendo nato per fare il teologo e molto meno l’autor criminalista”, afferma con tono perentorio nella medesima lettera al Renieri. Galileo non è Sarpi, e non vuole essere confuso con Sarpi: “Chi sa che non mi riduchino gli uomini dalla professione di filosofo a quello di storico dell’Inquisizione!” A questa epigrafica battuta Galileo affida il patrimonio ideologico e l’insegnamento morale della propria esperienza di scienziato.
|| 91 La lettera si legge in Giambatista Venturi, Memorie e lettere inedite finora o disperse di Galileo Galilei, vol. II, Modena 1821, pp. 179–182, il quale a sua volta la deriva da Girolamo Tiraboschi, Storia della letteratura italiana, vol. VIII, Modena 21793, pp. 170–172, introdotta dalla seguente nota: “Sulle vicende del Galileo in Roma aggirasi una lettera da esso scritta al celebre P. Renieri suo discepolo, il cui originale conservasi presso il Ch. Sig. Senator Nelli in Firenze, e ch’io godo di poter qui pubblicare.” Ammesso che sia veramente di Galileo, si tratta della risposta a una precedente epistola del Renieri del 17 giugno dello stesso anno, in cui questi chiedeva informazioni a Galileo in merito al suo soggiorno romano. La lettera non è inclusa nell’edizione nazionale di Antonio Favaro, e pertanto va presa con largo beneficio di dubbio circa la sua effettiva attendibilità, ma essa concorre tuttavia a delineare il quadro dei riferimenti e soprattutto l’immagine che di Galileo ebbero gli intellettuali delle generazioni successive alla sua.
Giovanna Cordibella (Bern)
Poesia gesuitica e astronomia al Collegio Romano nell’età di Galileo 1 Poemata gesuitici e scoperte astronomiche nel primo Seicento: considerazioni introduttive In Italia, come ha diagnosticato Marc Fumaroli,1 una tradizione storiografica che conta Benedetto Croce tra i più autorevoli esponenti ha per diversi decenni tutt’altro che favorito uno studio, esente da pregiudiziali, della poesia che nel corso del Seicento è stata prodotta da autori della Compagnia di Gesù. Ostile nei confronti dei “jésuites ‘corrupteurs’ de la Renaissance”,2 Croce ha interpretato riduttivamente la poesia gesuitica come “produzione letteraria per fini pratici, per edificazione e propaganda […]”.3 Tale ipoteca ha pesato anche nella classificazione crociana delle tipologie testuali attestate in un consistente corpus come quello riunito nel Parnassus Societatis Jesu,4 delle quali a venir offerta è difatti una rassegna circoscritta quasi esclusivamente a componimenti religiosi e con finalità moralizzanti.5 Pressoché nulla è l’attenzione di Croce per la poesia gesuitica di argomento scientifico. Ricerche successive, avviate a partire dagli anni Sessanta da interpreti come Ezio Raimondi,6 hanno dato decisivi impulsi a || 1 Cfr. Marc Fumaroli, “Préface”, in: La lyre jésuite: anthologie de poèmes latins (1620–1730) présentés, trad. et ann. par Andrée Thill, Genève 1999, pp. VII–XXIII: XI. 2 Ibid., p. XI. 3 Benedetto Croce, “Poesia latina nel Seicento”, La critica 28 (1930), pp. 143–156, poi in: Id., Nuovi saggi sulla letteratura italiana del Seicento, Bari 21949, pp. 139–158: 140. 4 Cfr. Parnassus Societatis Jesv hoc est, Poemata Patrum Societatis, Quae In Belgio, Gallia, Germania, Hispania, Italia, Polonia &c. Vel Hactenus Excusa Sunt, Vel recens elucubrata studiose conquisita, accurare recensita, & in aliquot Classes divisa: quarum I. continet Epica, seu Heroica. II. Elegias. III. Lyrica. IV. Epigrammata. V. Comica & Tragica. VI. Symbolica. VII. Sylvas, seu Miscellanea, Francofurti 1654. 5 Cfr. Croce, “Poesia latina nel Seicento”, pp. 140–158. 6 Cfr. Fumaroli, “Préface”, p. XI, nonché Ezio Raimondi, “Alla ricerca del classicismo”, in: Id., Anatomie secentesche, Pisa 1966, pp. 27–41. Va qui inoltre ricordato l’importante ruolo svolto da Raimondi per lo sviluppo in Italia dello studio dei rapporti tra scienza e letteratura, a partire da contributi degli anni Settanta come il discorso, tenuto nel 1976 in apertura al IX Congresso dell’AISLL, La strada verso Xanadu: letteratura e scienza, edito in Lettere italiane 28 (1976), pp. 273–304, poi negli atti del citato convegno Letteratura e scienza nella storia della cultura italia-
218 | Giovanna Cordibella una sostanziale diversificazione delle indagini e a più approfonditi sondaggi dell’ampio cosmo della poesia gesuitica seicentesca, con mirate analisi anche di esempi di poesia scientifica.7 Tale ambito della produzione in versi di autori dell’Ordine rimane tuttavia ancora in parte da cartografare, perlomeno per quanto concerne gli specifici rapporti tra poesia e scoperte astronomiche nell’arco cronologico che ora preme mettere a fuoco, vale a dire quello assai circoscritto dei primi due decenni del Seicento. È questa una congiuntura cruciale nella storia della scienza “per il passaggio definitivo da modelli astronomici geocentrici a quelli parzialmente o total|| na, Palermo 1978, pp. 9–47, infine compreso in Ezio Raimondi, Scienza e letteratura, Torino 1978, pp. 3–54. Per una sintetica ma efficace ricostruzione dell’affermarsi dei Literature & Science Studies in Italia, così come la specifica contestualizzazione in tale ambito di studi sul caso Galileo, cfr. Eraldo Bellini, “Galileo e le ‘due culture’”, in: Id., Stili di pensiero nel Seicento italiano. Galileo, i Lincei, i Barberini, Pisa 2009, pp. 2–42, in particolare pp. 8 sgg. 7 Nell’ampia bibliografia critica dedicata alla poesia gesuitica si segnalano i seguenti contributi: Marc Fumaroli, “Cicero Pontifex Romanus. La tradition rhétorique du Collège Romain et les principes inspirateurs du mécénat des Barberini”, in: Mélanges de l’Ecole française de Rome. Moyen-Age, Temps modernes 90.2 (1978), pp. 797–835, in particolare pp. 805 sgg.; Josef Ijsewijn, “Scrittori latini a Roma dal Barocco al Neoclassicismo”, Studi romani 3/4 (1988), pp. 229–249: 236–242; Denise Aricò, “Un Bettini autografo: La ‘Lyra prima ex electis’”, Filologia e critica 2 (1992), pp. 223–252; Giovanni Pozzi, La parola dipinta, Milano 1981, pp. 205–206, 227 sgg.; Marco Leone, Geminae voces: poesia in latino tra barocco e Arcadia, Lecce 2007, pp. 73 sgg, a cui si rimanda per ulteriori indicazioni bibliografiche aggiornate. Per studi dedicati in modo specifico alla produzione poetica d’argomento astronomico cfr. Luigi Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci. Un episodio poco noto della visita di Galileo Galilei a Roma nel 1611”, Lettere italiane 50.3 (1998), pp. 387– 415, poi in: Id., Ricerche su Galileo e il primo Seicento, Pisa 2004, pp. 12–32 (edizione del saggio da cui qui in seguito si cita); Benito Iezzi, “Un gesuita estimatore napoletano di Galilei: P. Costanzo Pulcarelli”, in: Fabrizio Lomonaco e Maurizio Torrini (eds.), Galileo e Napoli. Atti del convegno, Napoli, 12–14 aprile 1984, Napoli 1987, pp. 141–157. Si segnalano inoltre gli interessanti rilievi sui testi teatrali in versi del matematico e poeta gesuita Mario Bettini – il Tragicum sylviludium (1612) in cui è presente un coro alla luna, descritta nelle sue varie fasi, e il Rubenus, comprendente una descrizione poetica di Venere “altera Phoebe” – in Denise Aricò, “‘In doctrinis glorificate Dominum’. Alcuni aspetti della ricezione di Clavio nella produzione scientifica di Mario Bettini”, in: Ugo Baldini (ed.), Christoph Clavius e l’attività scientifica dei Gesuiti nell’età di Galileo. Atti del convegno internazionale (Chieti, 28–30 aprile 1993), Roma 1995, pp. 189–207: 190 sgg., da integrare con il precedente studio sull’opera teatrale del gesuita bolognese: Ead., “I capricci di uno scienziato del Seicento. Appunti sul ‘Rubenus’ di Mario Bettini”, Studi secenteschi 31 (1990), pp. 113–146. Più in generale sulla produzione letteraria gesuitica nel più ampio contesto del complesso sistema disciplinare praticato dell’Ordine cfr. John W. O’Malley, Gauvin Alexander Bailey et al. (eds.), The Jesuits: cultures, sciences, and the arts 1540–1773, Toronto 1999; Id. (eds.), The Jesuits II: cultures, sciences, and the arts 1540–1773, Toronto 2006.
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mente eliocentrici”,8 nella quale si collocano eventi come la pubblicazione delle prime osservazioni telescopiche di Galilei, nonché la disputa sulle macchie solari e quella sulle comete del 1618, condotte in prima linea proprio da esponenti della Compagnia di Gesù. L’incremento – grazie all’impiego del telescopio – di fatti osservativi anomali, i quali indussero a porre in radicale discussione i principi della cosmologia e della fisica celeste aristoteliche, hanno avviato anche nell’Ordine un “processo di revisione”9 di tali principi che ha coinvolto sia i physici (i filosofi naturali) sia i mathematici. Ciò che qui ci si propone di indagare è se, in questo specifico arco d’anni, le nuove scoperte scientifiche abbiano condizionato anche l’immaginario dei poeti gesuiti attivi al Collegio Romano, al pari di quanto ciò è rilevabile nella poesia barocca italiana coeva.10 Tale periodo precede tra l’altro una fase in cui “il campo di esercizio prediletto della poesia gesuitica” diverrà essere proprio “quello della divulgazione scientifica e filosofica”,11 come attestato nella seconda metà del Seicento e per tutto il Settecento dalla produzione in Italia e in Europa di un numero considerevole di poemi didascalici firmati da autori dell’Ordine. I primi decenni del Seicento preludono inoltre allo sviluppo di alcune autorevoli poetiche formalizzate da trattatisti gesuiti, come De Arte poëtica sive institutionum artis poëticae libri tres (1633) di Alessandro Donati, che elaborano anche, seppur marginalmente, riflessioni sulla poesia d’argomento scientifico e che s’imporranno come testi di riferimen|| 8 Ugo Baldini, “Nuova astronomia e vecchia fisica. La reazione dei filosofi del Collegio Romano alla nuova cosmologia (1604–1618)”, in: Id., Legem impone subactis. Studi su filosofia e scienza dei Gesuiti in Italia: 1540–1632, Roma 1992, pp. 251–281: 251. 9 Ibid., p. 253. 10 Si veda la rappresentativa raccolta antologica Nunzio Vaccalluzzo (ed.), Galileo Galilei nella poesia del suo secolo. Raccolta di poesie edite e inedite scritte da’ contemporanei in lode di Galilei, Milano [et al.] 1910, così come i fondamentali studi di Andrea Battistini, “Galileo e il telescopio nell’immaginario barocco”, in: Bruno Capaci (ed.), Le nuove stelle. Dialogo tra scienza e letteratura nella cultura moderna, Bologna 1998, pp. 11-23; Id., “‘Cedat Columbus!’ e ‘Vicisti, Galilaee!’: due esploratori a confronto nell’immaginario barocco”, Annali d’Italianistica 10 (1992), pp. 115–131; Id., “Introduzione”, in: Galileo Galilei, Sidereus Nuncius, Andrea Battistini (ed.), trad. it. di Maria Timpanaro Cardini, Venezia 1993, pp. 9–67, questi ultimi due scritti in seguito riproposti con integrazioni e aggiornamenti bibliografici in Id., Galileo e i gesuiti. Miti letterari e retorica della scienza, Milano 2000, pp. 16–60; 61–86. Per indagini specifiche su un autori rappresentativi del Barocco italiano si veda almeno: Giovanni Aquilecchia, “Da Bruno a Marino (Postilla all’Adone, X, 45)”, Studi secenteschi 20 (1979), pp. 89–95; Maurice Slawinski, “The Poet’s Senses: G. B. Marino’s epic poem Adone and the new Science” Comparative Criticism, 13 (1992), pp. 51–81; Eileen Reeves, “The Rhetoric of Optics: Perspectives on Galileo and Tesauro”, Stanford Italian Review 1/2 (1987), pp. 129–145. 11 Carlo Vecce, “La poesia latina”, Manuale di letteratura italiana. Storia per generi e problemi, Vol. II, Torino 1994, pp. 256–270: 268.
220 | Giovanna Cordibella to anche al di fuori dell’Italia e non solo nel ristretto milieu della Compagnia di Gesù. Il periodo che qui s’intende sottoporre a esame costituisce quindi sia sul fronte del dibattito cosmologico, sia nel sistema delle arti della Compagnia, una fase di grandi fermenti e di definizione di nuovi assetti. Un dato ormai acquisito è come la pubblicazione nel 1610 del Sidereus Nuncius, così come le celebrazioni galileiane svoltosi presso il Collegio romano nel maggio del 1611, abbiano avuto diretti riflessi in una produzione poetica d’occasione prodotta in collegi gesuitici italiani ed europei. Tra le prime attestazioni che qui ci si limita a ricordare vi sono i due epigrammi che il Padre Costanzo Pulcarelli, stimato poeta neolatino e professore di retorica al Collegio di Napoli, ha dedicato nel 1610 a Cosimo II de’ Medici e alla scoperta dei satelliti di Giove fatta da Galileo.12 L’autore del Nuncius vi è rappresentato come un “novello Atlante” che “vede stelle mai prima osservate da alcuno” e che “rianima il [...] secolo con occhi nuovi”.13 Versi dall’evidente carattere celebrativo, la cui circolazione presenta tuttavia un dettaglio non privo di interesse: una copia manoscritta dei due epigrammi è stata infatti rinvenuta tra le carte galileiane, in un fascicolo comprendente poesie esclusivamente di autori gesuiti (lo specifica la sua stessa intestazione autografa: “quorundam Patrum e Societate Iesu”) le quali erano destinate a essere incluse nella pianificata edizione in volgare del Sidereus Nuncius.14 Del tutto documentato è quindi l’interesse dello stesso Galilei per tali hommages poetici di specifica provenienza gesuitica, nonché il suo originario progetto di utilizzarli a promozione del trattato, a cui corredo sarebbero dovuti comparire insieme ad altre celebrazioni in versi delle scoperte gali-
|| 12 Si tratta rispettivamente dei componimenti LXVI (In Cosmum, magnum Hetruriae Ducem Imperium sub ipsum novorum siderum ortum auspicantem) e LXVII (Ad eundem de eadem re) editi nel quarto libro dei Carmina di Pulcarelli. Cfr. Constantii Pulcharellii a Massa Lubrensi e Societate Iesu Carminum libri quinque his adiecti dialogus de vitiis senectutis, et Homericae Iliadis libri duo e graeco in latinum conversi, Neapoli 1618, p. 459. Per la datazione dei due testi “tra l’aprile e il giugno del 1610” cfr. Iezzi, “Un gesuita estimatore napoletano di Galilei: P. Costanzo Pulcarelli”, p. 153. 13 Per l’originale latino dei versi citati cfr. l’epigramma LXVI, Constantii Pulcharellii a Massa Lubrensi e Societate Iesu Carminum libri, p. 459. La traduzione italiana dei versi Pulcarelli qui riproposta è tratta, con qualche lieve modifica, da: Iezzi, “Un gesuita estimatore napoletano di Galilei: P. Costanzo Pulcarelli”, p. 148. 14 Cfr. Biblioteca Nazionale, Firenze, Mss. Galilei 13 (Div. 3a, Parte Ia, t. 3). Per una dettagliata descrizione del fascicolo si veda Angiolo Procissi (ed.), La collezione galileiana della Biblioteca Nazionale di Firenze, vol. I, Roma 1959, pp. 22–25. Cfr. inoltre: Iezzi, “Un gesuita estimatore napoletano di Galilei: P. Costanzo Pulcarelli”, pp. 154–155.
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leiane nel caso di una sua nuova (poi mai realizzata) stampa.15 Se dalla Napoli di Pulcarelli si sposta ora l’attenzione per un breve sondaggio al contesto europeo, da segnalare è un’analoga poesia d’occasione, anch’essa con finalità encomiastiche, recitata nel giungo 1611 dagli studenti del collegio di La Flèche in omaggio al compianto Enrico IV e alla “découverte” galileiana dei satelliti di Giove.16 L’attribuzione di questo testo al giovane René Descartes, all’epoca tra gli studenti del collegio, non è dimostrabile e rimane un’ipotesi priva di riscontri.17 Il sonetto – come ha rilevato Antonella Romano – “ne présent aucun intérêt sur le plan astronomique”18 e, più che documento del coevo dibattito scientifico a La Flèche, può essere letto come “pallida eco” del ricevimento nel maggio 1611 di Galilei al Collegio Romano da parte di Cristoforo Clavio e dei suoi allievi.19 Nessun dubbio che in questo e nel caso degli epigrammi di Pulcarelli si sia tuttavia confrontati con prime e sintomatiche attestazioni di come le scoperte galileiane siano entrate, subito dopo la pubblicazione del Sidereus Nuncius, in un repertorio dei poeti gesuiti. Altrettanto sintomatico risulta il fatto che in questi testi, accanto alla celebrazioni dei fenomeni celesti scoperti da Galileo, non venga persa l’occasione per riproporre una visione cosmologica in piena ortodossia con il pensiero dell’Ordine, di salda fede geocentrica, ribadita in modo del tutto esplicito nel sonetto composto al collegio di La Flèche.20 Le interazioni tra scrittura in versi gesuitica e sapere astronomico nell’età di Galilei non rimangono tuttavia circoscritte a queste testimonianze. Componimenti più articolati, dalla fitta rete di rimandi alle coeve osservazioni telescopiche compiute anche da membri della Società di Gesù, così come a fonti scienti-
|| 15 Su questo progetto di edizione, mai portato a compimento da Galilei, cfr. tra i recenti studi John Lewis Heilbron, Galileo, Oxford et al. 2010, pp. 165 sgg. 16 Cfr. “Sonnet sur la mort du roy Henry le Grand et sur la découverte de quelques nouvelles planètes ou Etoiles errantes autour de Jupiter, faite l’année d’icelle par Galilée Galilée, célèbre mathématicien du grand duc de Florence”, In anniversarium Henrici Magni obitus diem, Lacrymae collegii flexiensis regii, Societatis Jesu, Flexiae 1611, p. 163, poi in: Camille de Rochemonteix, Un collège de Jésuites aux XVIIe et XVIIIe siècles. Le collège Henri IV de La Flèche, vol. I, Le Mans 1889, pp. 147–148. 17 Per l’ipotesi di attribuzione a Descartes della paternità del testo cfr. L’Œuvre de Descartes, vol. II, Geneviève Rodis-Lewis (ed.), Paris 1971, p. 428, nota n. 10. 18 Antonella Romano, “Du Collège romain à La Flèche: problèmes et enjeux de la diffusion des mathématiques dans les collèges jésuites (1580–1620)”, in: Mélanges de l'Ecole française de Rome. Italie et Méditerranée 107.2 (1995), pp. 575–627: 617, in seguito riproposto con modifiche e integrazioni in Ead., La contre-réforme mathématique: constitution et diffusion d’une culture mathématique jésuite à la Renaissance (1540–1640), Roma 1999, pp. 487–489. 19 Cfr. ibid. 20 Cfr. ibid., p. 489, nota n. 47.
222 | Giovanna Cordibella fiche e alle stesse dispute del periodo su fenomeni celesti, sono attestati nei primi decenni del Seicento. Proprio in questo arco d’anni inizia ad profilarsi un “filone astronomico”21 nella poesia dei gesuiti che continuerà ad essere coltivato successivamente, nella seconda metà del secolo e oltre, con esiti di un certo rilievo anche in un più ampio spazio culturale europeo come quelli conseguiti con il poema, apparso a Londra e dedicato alla Royal Society, De Solis ac Lunae defectibus (1760) dell’astronomo e matematico Ruggero Boscovich. Eloquenza e mathematicae scientiae, teologia e filosofia, coesistono d’altra parte strettamente nel sistema pedagogico e culturale della Compagnia di Gesù. Occorre qui richiamarsi inoltre a una prassi ampiamente istituzionalizzata nell’Ordine la quale prevedeva che a intervenire pubblicamente su un tema fossero i docenti le cui discipline avevano con questo un rapporto più o meno diretto: il cielo e i suoi fenomeni costituivano da sempre anche un oggetto d’interesse poetico, oltre che matematico, filosofico e teologico. In particolare quando un fenomeno astronomico anomalo destava ampia curiosità tra scienziati e non solo, tanto da sollecitare una trattazione pubblica di grande risonanza e richiamo, la Compagnia metteva in campo più specialisti tra gli oratori, tra questi anche i docenti di retorica; non inusuale era in queste occasioni la declamazione di componimenti poetici. Agivano in queste manifestazioni anche strategie di autopromozione dell’Ordine, tecniche di creazione ad effetto di meraviglia tra gli auditori, nonché la presentazione con finalità anche divulgative delle posizioni scientifiche sostenute da membri della Società di Gesù. La spettacolare comparsa, alla fine del novembre del 1618, di una grande cometa, preceduta da altre manifestazioni analoghe meno appariscenti, rientra tra gli eventi astronomici straordinari del primo Seicento che indussero i gesuiti del Collegio Romano a promuovere adunanze pubbliche dedicate a questi discussi fenomeni celesti le quali videro coinvolti i professori di teologia, filosofia, matematica e retorica. Il carmen declamato in questa occasione, non oggetto ancora di indagini in precedenti studi dedicati alla poesia del Seicento in Italia, è uno dei due testi che compongono il seletto corpus che qui in seguito s’intende sottoporre ad esame. Nella definizione di tale corpus si è optato per privilegiare una campionatura di testi poetici d’argomento astronomico il più possibile rappresentativa della loro varia fenomenologia attestata nella produzione di autori gesuiti nell’arco temporale in analisi. Si è quindi proceduto a prendere in considerazione non solo carmina in latino, la lingua ufficialmente eletta dall’Ordine per l’esercizio dell’ars poetica, bensì anche componimenti in volgare; testi, questi ultimi, destinati a non essere declamati nella cornice istituzionale della || 21 Vecce, “La poesia latina”, p. 269.
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Compagnia, quanto piuttosto riservati a tutt’altra – non meno interessante – fruizione. La scelta si è rivolta in tal caso a un’opera in versi italiani che presenta diretti riferimenti alle scoperte galileiane e che, anteriore al carmen sulla cometa, è stata composta nel periodo che intercorre tra il 1611 e il 1614 dal Padre Vincenzo Figliucci, all’epoca matematico al Collegio Romano. A integrazione di questi primi rilievi dal carattere introduttivo rimane solo da svolgere un’ultima, più generale considerazione, traendo spunto da una nota sul ruolo della poetica nel sistema pedagogico gesuitico. Come ha rilevato Fumaroli, “[…] la ‘Ratio Studiorum’ jésuite, des deux points de vue (qu’elle tient pour inséparables) poétique et rhétorique, est restauratrice autant que conservatrice […]”.22 Vi è infatti istituito l’adattamento “a una nuova epoca storica”23 di una disciplina letteraria che rimonta all’antichità, la cui lingua d’elezione è il latino e i cui modelli risiedono in una tradizione classica, anche pagana. Tale adattamento – se dai principi pedagogici esposti nella Ratio Studiorum, testo dal carattere fondativo nella formazione dell’Ordine, si passa ora a considerare l’attività vera e propria dei lyrici gesuiti – non esclude nella prassi il confronto in ambito tematico con aspetti salienti della storia delle idee di un’epoca, il Seicento, come le nuove scoperte scientifiche e le lotte intorno alla nuova cosmologia. Anche ad esse si rivolge il repertorio poetico degli autori dell’Ordine sin dai primi decenni del secolo.
2 “Numera stellas Coeli, si potes”: novità celesti e riferimenti biblici nelle Stanze di Vincenzo Figliucci In una lettera del dicembre 1614, Luigi Maraffi segnalava a Galilei “uno libretto di rime et prose” d’argomento astronomico che in quei giorni iniziava a circolare a Roma “sotto nome di Lorenzo Salvi”.24 Il padre domenicano dava così noti|| 22 Fumaroli, “Préface”, p. XII. 23 Puntualizza infatti Fumaroli: “[…] elle [la ‘Ratio Studiorum’ jésuite] adapte à une époque historique nouvelle, elle greffe sur les aquis de l’humanisme, une discipline littéraire qui remonte à l’Antiquité […]”, ibid. p. XII. Sullo stesso tema cfr. inoltre Id., “Cicero Pontifex Romanus. La tradition rhétorique du Collège Romain et les principes inspirateurs du mécénat des Barberini”, pp. 805–806. 24 Luigi Maraffi, lettera a Galilei del 12 dicembre 161[4], in: Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (ed.), Firenze 1965, vol. XII, pp. 209–210: 209. La missiva, nel citato volume dell’Edizione Nazionale, è stata erroneamente posticipata da Favaro al 1615. Per l’emendazione
224 | Giovanna Cordibella zia allo scienziato dell’uscita delle Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale25 che, con dedica di Flaminio Figliucci al Cardinale Aldobrandino, erano in stampa (o da poco edite) per i tipi di Mascardi. Lettore in anteprima del libello, Maraffi adombra subito nella propria missiva seri dubbi sulla paternità autoriale dell’opera che nella lettera dedicatoria risulta attribuita al “Sig. Lorenzo Salvi gentiluomo Senese”.26 L’estensore del volumetto – argomentava infatti il domenicano – “rende le ragioni di tutto quello che si fa lassù ne’ cieli con tanta sicurtà, che bisogna che ci sia qualche cosa di grande, perché con tanta sicurtà non possono parlare se non gli huomini di gran sapere o di grande ardire”.27 I dubbi sull’identità dell’autore delle Stanze sono sorti quindi ben presto, già tra i contemporanei. L’attribuzione dell’opera al Padre gesuita Vincenzo Figliucci (1566–1622) è stata proposta tra gli altri da Antonio Favaro e da Carlos Sommervogel,28 per essere in seguito definitivamente confermata, sulla base di un accurato accertamento documentario, da Luigi Guerrini.29 Il ricorso di Figliucci a uno pseudonimo apre più interrogativi. La scelta di dare alle stampe il volume indicandone l’autore in Lorenzo Salvi può essere ricondotta, come si ricava dai documenti portati alla luce da Guerrini, all’impiego come lingua poetica del volgare piuttosto che del latino, que-
|| della data cfr. Stillman Drake, Galileo: una biografia scientifica (trad. it. di Stillman Drake, Galileo at work: his scientific biography, Chicago 1978), Bologna 1988, p. 319. Deve considerarsi plausibilmente un refuso di Luigi Guerrini l’indicazione come data dell’epistola del “12 aprile 1614”, assai improbabile per la sua considerevole distanza cronologica dall’effettiva pubblicazione delle Stanze di Figliucci. Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 12. 25 Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, con una breve dichiaratione. Dedicate all’Illustriss. e Reverendiss. Sig. Card. Aldobrandino Camarlengo di Santa Chiesa da Flaminio Figliucci, Roma 1615. 26 Ibid., p. 3. 27 Maraffi, lettera a Galilei del 12 dicembre 161[4], in: Galilei, Opere, vol. XII, p. 210. 28 Cfr. Antonio Favaro, “Indice biografico”, in: Galilei, Opere, vol. XX, p. 441, nonché Bibliothèque de la Compagnie de Jésus, Première partie, par les Pères Augustin et Aloys De Backer. Second Partie: Histoire par le Père Auguste Carayon. Nouvelle Èdition par Carlos Sommervogel S. J. Strasbourgeios publiée par la Province de Belgique, Bruxelles, Paris 1890–1900, ristampa anastatica Mansfield 1996, vol. III, coll. 735–738. Si veda inoltre Michele Camerota, “La biblioteca di Galileo: alcune integrazioni e aggiunte desunte dal carteggio”, in: Francesca Maria Crasta (ed.), Biblioteche filosofiche private in età moderna e contemporanea. Atti del convegno (Cagliari, 21–23 aprile 2009), Firenze 2010, pp. 81–95: 88. 29 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, in particolare p. 21.
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st’ultimo più consono a una poesia di estrazione gesuitica.30 Il pubblico cui ambisce rivolgersi Figliucci – da qui plausibilmente tale scelta linguistica – non va d’altra parte identificato in prima linea con i membri dell’Ordine, bensì con accademici e, più in generale, curiosi di varia estrazione, anche laica, intorno alle nuove scoperte scientifiche. Le ragioni del ricorso a uno pseudonimo, come ha suggerito Corrado Dollo, devono però essere anche ricercate in caratteri intrinseci all’opera, a opinioni espresse in versi da Figliucci e al suo posizionarsi in termini tutt’altro che polemici nei confronti di Galilei in merito a una disputa scientifica come quella delle macchie solari;31 una presa di posizione che avrebbe indotto il padre gesuita a una certa cautela e a non rivelare pertanto apertamente, al momento della stampa, la propria identità. Lo scarso apprezzamento che le Stanze riscossero nella stretta cerchia galileiana, proprio in virtù dell’ingeneroso riconoscimento riscontrato in esse dei meriti dello scienziato pisano – come ben attestano la lettera di Maraffi32 e una successiva missiva di Federico Cesi33 – è comprensibile e deve essere contestualizzato in un periodo di contese e accesi conflitti, di poco anteriori alla proclamazione da parte delle autorità ecclesiastiche del “salutifero editto” del 1616; tale giudizio sulle Stanze espresso dai sodali di Galilei non ha potuto tuttavia avvalersi di informazioni sull’effettiva identità del loro autore, né quindi della sua appartenenza al milieu gesuitico. Il profilo intellettuale di Vincenzo Figliucci, il suo operato come matematico e teologo morale, sono già stati oggetto di indagini nell’ambito di studi || 30 Cfr. ibid. Guerrini riporta il passo di una lettera dell’erudito e letterato senese Adriano Politi all’umanista Bellisario Bulgarini, con data 29 maggio 1611, in cui la scelta dello pseudonimo viene così giustificata: “La poesia vulgare non è molto pratica ai religiosi, e per questo, come poco versato, [Figliucci] non si curarebbe molto di essere riconosciuto per autore, se non da quelli che con l’intelligenza della difficultà della materia, possono perdonare l’imperfettioni dello stile.” 31 Cfr. Corrado Dollo, “Le ragioni del geocentrismo nel Collegio Romano (1562–1612)”, in: Massimo Bucciantini e Maurizio Torrini (eds.), La diffusione del Copernicanesimo in Italia: 1543–1610, Firenze 1997, pp. 99–167: 131. 32 Nella lettera sopra citata il domenicano lamenta infatti come nelle Stanze “molto scarsamente sia proceduto con la lode dove et con chi la meritava”, tanto da non citare il nome di Galilei in merito all’opera di “miglioramento” del telescopio e da sottolineare inoltre come “il primo osservatore delle macchie solari [sia] dubbio [...]”. Cfr. Maraffi, lettera a Galilei del 12 dicembre 161[4], in: Galilei, Opere, vol. XII, p. 210. 33 Analogo è il parere espresso da Cesi, il quale rimarca come l’autore delle Stanze citi in più luoghi Galilei, “ma non quanto si converebbe”, e come metta “Appelle a parte nell’invention delle machie”. Cfr. Federico Cesi, lettera a Galilei del 2 febbraio 1615, in: Galilei, Opere, vol. XII, pp. 136–137: 136. Si deve allo stesso Cesi l’invio di un esemplare delle Stanze a Galilei. Cfr. ibid., pp. 149–150.
226 | Giovanna Cordibella sull’attività scientifica e filosofica dei gesuiti italiani in epoca galileiana.34 Basti qui ora richiamare la sua attività scientifico-didattica al Collegio Romano, dove Figliucci insegna Casus (Teologia morale) a partire dal 1600,35 mentre risulta improbabile – come avanzato da Ugo Baldini36 – il suo effettivo insegnamento di Mathesis dal 1610 al 1611. Ma del tutto comprovato è come il gesuita senese abbia seguito con competenza matematica ed astronomica le osservazioni telescopiche intraprese a partire dal 1610 da Clavio e da altri confratelli, così come abbia presenziato all’adunanza accademica tenutosi al Collegio Romano in onore di Galilei nel maggio dell’anno successivo.37 Altrettanto attestata è la sua funzione di censore, proprio in questo giro d’anni, per la stampa di opere di matematici gesuiti, anche di testi astronomici. Un dato non del tutto secondario, come vedremo, ai fini della presente indagine. Le Stanze sono un’opera composita e bipartita che è stata elaborata da Figliucci nelle sue diverse sezioni in momenti distinti e che – come si deduce anche da alcuni suoi precipui caratteri strutturali – si propone spiccate finalità divulgative. La prima parte del volumetto, con titolo Stanze del Sig. Lorenzo || 34 D’origine senese, Figliucci fu tra gli stretti collaboratori di Cristoforo Clavio durante il soggiorno di quest’ultimo al Collegio di Napoli, dove l’autore delle Stanze insegnò le Matematiche tra il 1594 e la fine del 1595. Tale impegno scientifico-didattico risulta documentato da alcuni scritti inediti di Figliucci, come le Praefationes in laudem Mathematicarum scientiarum, che le indagini di Romano Gatto hanno indotto a leggere come rilevante testimonianza del dibattito epistemologico all’epoca in corso tra i gesuiti del Collegio napoletano in merito al ruolo della matematica e ai suoi rapporti con il resto della filosofia naturale. Cfr. Romano Gatto, Tra scienza e immaginazione. Le matematiche presso il collegio gesuitico napoletano (1552–1670 ca.), Firenze 1994, pp. 40 sgg. Proprio lo “svolgimento veritativo riconosciuto alle astrazioni matematiche” collocava Figliucci tra coloro che, nella Società di Gesù, “non erano propensi […] a sottoscrivere l’egemonia dei filosofi” (Dollo, “Le ragioni del geocentrismo nel Collegio Romano (1562–1612)”, p. 130). Le Prefationes comprendevano anche una parte dedicata all’astronomia, con esposizione delle teorie tolemaiche, senza escludere tuttavia un riferimento a Copernico e al suo De revolutionibus. Cfr. Gatto, Tra scienza e immaginazione, p. 50. 35 L’insegnamento di casi al Collegio Romano fu ricoperto da Figliucci dal 1600 al 1604 e dal 1607 al 1613. Cfr. Dollo, “Le ragioni del geocentrismo nel Collegio Romano (1562–1612)”, p. 130. Rispetto ai suoi scritti di argomento scientifico, la produzione morale di Figliucci è ambito meno studiato in indagini recenti. Noto è come essa sia stata bersaglio dei protorealisti francesi, tra questi anche di Blaise Pascal, che nelle Lettres provinciales dedica a Figliucci più luoghi polemici. Cfr. ibid., p. 131, nonché Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 13, n. 6. 36 Cfr. Baldini, Legem impone subactis. Studi su filosofia e scienza dei Gesuiti in Italia: 1540– 1632, p. 579, nota n. 13. Si veda inoltre Dollo, “Le ragioni del geocentrismo nel Collegio Romano (1562–1612)”, p. 130. 37 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 14.
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Salvi gentiluomo senese sopra le nuove stelle, consta di cinquantatre ottave e di una Breve dichiaratione in prosa ove Figliucci offre esplicazione, stanza per stanza, dei contenuti scientifici esposti precedentemente in versi.38 La composizione di questa sezione risale alla primavera del 1611, alle settimane direttamente successive alla festa galileiana al Collegio Romano, e va annoverata tra le concrete attestazioni, insieme al coevo Nuncius Sidereus Collegii Romani, dell’approvazione che lo scienziato godette in quella congiuntura presso i membri della Società di Gesù.39 Come ha permesso di appurare lo studio del carteggio tra l’erudito senese Adriano Politi e l’umanista Bellisario Bulgarini, a cui era stata inviata copia manoscritta di una prima redazione di questa parte delle Stanze, l’idea di far seguire alle ottave una Dichiaratione in prosa si deve a un suggerimento rivolto a Figliucci dello stesso Bulgarini. Quest’ultimo, membro dell’Accademia senese degli Intronati, si è reso infatti portavoce dell’esigenza di un supporto esplicativo dei contenuti scientifici esposti nelle Stanze, auspicandone l’arricchimento con “annotazioni” finalizzate all’ “intelligenza dei luoghi più difficili”.40 Questo documento è rilevante perché offre un diretto riscontro a come l’opera nella sua versione definitiva abbia svolto, nel clima di vivace interesse per le nuove scoperte di fenomeni celesti che ha caratterizzato il primo Seicento, una comprovata funzione divulgativa di un sapere astronomico per un pubblico di non specialisti, come quello rappresentato dai membri dell’Accademia letteraria degli Intronati. L’aggiunta di un’analoga Breve dichiatatione, testo d’ausilio proprio a tal fine, è stata riproposta da Figliucci anche nella seconda parte dell’opera, la quale reca il titolo Rime del medesimo sopra le macchie solari nuovamente scoperte e si compone in tutto, per quanto concerne l’unità in versi, di sessantotto ottave.41 La sua composizione è più tarda e va situata plausibilmente nel 1614, in seguito all’infuriare tra il 1612 e il 1613 della polemica sulle macchie solari tra Galilei, Scheiner e la Compagnia di Gesù.42
|| 38 Cfr. Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, pp. 5–23; 24–34. 39 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 14. 40 Bellisario Bulgarini, lettera dell’11 luglio 1611 da Siena ad Adriano Politi, edita parzialmente in ibid., p. 18. Al saggio di Guerrini si rimanda inoltre per un accurato esame del manoscritto delle prime 51 ottave delle Stanze inviato a Siena da Politi e un confronto di questo con la versione definitiva dell’opera. Il manoscritto, insieme al carteggio tra Bulgarini e Politi, è conservato a Siena presso la Biblioteca Comunale degli Intronati nel codice con segnatura D. IV. 8. 41 Cfr. Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, pp. 35–57; 58–74. 42 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 22.
228 | Giovanna Cordibella Un riesame dell’opera poetica di Figliucci consente di integrare con qualche nuovo dato precedenti risultati interpretativi, così come lo stesso corpus delle fonti preliminarmente individuate come rilevanti per la sua elaborazione. Questi nuovi apporti riguardano in particolare la parte più antica del volume, elaborata nel periodo del soggiorno galileiano a Roma. L’analisi della ripartizione tematica di queste ottave, compiuta da Guerrini, ha portato a mettere in rilievo l’ampio spazio dedicato in esse alla scoperta delle nuove stelle, nell’ambito di un discorso poetico che articola e riprende, con diversa estensione, molteplici risultati delle recenti osservazioni astronomiche compiute sia da Galilei – la cui fonte di riferimento è il Sidereus Nuncius – sia dagli astronomi della Compagnia di Gesù. Dopo un esordio che presenta elementi di carattere tradizionalmente encomiastico (I–III) e alcune stanze consacrate al telescopio, con dettagli anche tecnici sulla sua struttura e il suo funzionamento (IV–XII), Figliucci sviluppa un elogio di Galilei (XIII), un succinto resoconto delle recenti scoperte relative ai satelliti di Giove (XIV–XVII), per dedicare in seguito un ampio segmento alle nuove stelle osservate “col mezzo del cristal novello” che comprende sia l’esposizione della “sembianza trina di Saturno”, sia un articolato excursus sulle stelle fisse e sulla via lattea (XVII–XXXVIII). La prima sezione delle Stanze passa in seguito all’esposizione delle varie ipotesi formulate intorno alla superficie della luna (XXXIX–XLIII) e a un accenno alle fasi di Venere (L–LIV), per approdare infine nell’epilogo a una sintetica illustrazione delle cosmologie copernicana e ticoniana. Come specifica la stessa Dichiaratione in prosa, nell’estesa sequenza centrale sul tema delle nuove stelle non sono tanto le osservazioni galileiane a cui Figliucci si è attenuto, quanto piuttosto quelle compiute dagli astronomi del Collegio Romano.43 In queste ottave il discorso poetico è denso di riferimenti ad alcune specifiche questioni scientifiche che hanno occupato all’epoca i matematici della Compagnia ma anche a problematiche, ad esse strettamente inerenti e altrettanto dibattute dai gesuiti, che interessavano i diretti rapporti tra astronomia ed esegesi biblica. La quaestio relativa al numero delle stesse fisse, di cui Figliucci si occupa in questa parte delle Stanze, aveva infatti anche implicazioni di tipo esegetico e, tra la fine del XVI e l’inizio del XVII secolo, essa co-
|| 43 Cfr. [Vincenzo Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 28, dove si legge: “Nella stanza 17. si fà passaggio alla descrittione dell’altre stelle, quali coll’occasione di quelle di Giove furono poi da altri osservate, & in particolare da’ Matematici del Collegio Romano della Compagnia del Giesù.”
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stituiva uno degli aspetti intensamente ripresi e discussi in diverse discipline praticate all’interno della Compagnia.44 Se sul fronte dell’esegesi delle Sacre Scritture tale quaestio era stata affrontata alla fine del Cinquecento tra gli altri dal gesuita Benito Pereira nel suo commento in quattro volumi al libro della Genesi, sul fronte disciplinare delle matematiche essa aveva trovato invece ampia trattazione nel commento di Clavio alla Sfera di Sacrobosco. In quest’opera il matematico gesuita aveva preso in esame tra i passi biblici uno della Genesi divenuto topico per il tema in questione, nel quale Dio si rivolge ad Adamo con le parole: “Guarda in cielo e conta te stelle, se puoi” (“Suspice caelum et numera stellas, si potes”, Gen. 15, 5). Sia nella prima che nelle successive edizioni del commento, Clavio aveva mantenuto invariata l’interpretazione di questo luogo biblico: esso non indicava, come ritenuto tradizionalmente, che il numero delle stelle non si potesse contare,45 né che questo fosse da ritenersi infinito, bensì – in conformità con altri luoghi della Scrittura – che le stelle fossero numerabili.46 Alla stessa conclusione era giunto Pereira nella sua opera esegetica del primo libro del Vecchio Testamento.47 Un significativo richiamo a Gen. 15, 5 si ritrova in seguito sia nelle Stanze di Figliucci, sia nel Nuncius Sidereus Collegii Romani tenuto da Odo van Maelcote nel 1611 in occasione della festa galileiana del 1611 al Collegio Romano. Una comparazione tra il ricorso e le differenti proposte esegetiche di questo passo è necessaria e rivelatrice. Nel discorso di Maelcote la citazione biblica ricorre nell’ambito di una constatazione su come le osservazioni svolte da Galilei abbiano condotto a incrementare il numero delle stelle fisse;48 Maelcote ne riconosce un numero superiore a quello tradizionalmente attribuito ad esse – vale a dire 1.022, cifra
|| 44 Cfr. Volker Remmert, “‘Our Mathematicians Have Learned and Verified This’: Jesuits, Biblical Exegesis, and the Mathematical Sciences in the Late 16th and Early 17th Centuries”, in: Jitse van der Meer e Scott Mandelbrote (eds.), Nature and scripture in the Abrahamic religions: Up to 1700, vol. 2, Leiden, Boston 2008, pp. 665–690, in particolare pp. 673–681. 45 Cfr. ibid., pp. 674. 46 Cfr. Christophori Clavii Bambergensis E Societate Jesv Opera Mathematica. Complectens Commentarium in spheram Ioannis de Sacro Bosco, & Astrolabium, vol. III, Moguntiae 1611, p. 74, nonché James M. Lattis, Between Copernicus and Galileo: Christoph Clavius and the collapse of Ptolemaic cosmology, Chicago [et. al.] 1994, pp. 149 sgg.; Remmert, “‘Our Mathematicians Have Learned and Verified This’: Jesuits, Biblical Exegesis, and the Mathematical Sciences in the Late 16th and Early 17th Centuries”, p. 677. 47 Cfr. Odo van Maelcote, “Nuntius Sidereus Collegii Romani”, in: Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (ed.), vol. III/1, Firenze 1892, pp. 291–298, nello specifico p. 296. 48 Cfr. ibid.
230 | Giovanna Cordibella messa in dubbio dallo stesso Figliucci nelle Stanze49 –, ipotesi supportata dall’autorità di Clavio e Brahe; Gen. 15, 5 viene infine interpretato dal matematico gesuita come invito agli astronomi a studiare le stelle fisse, con aperto riconoscimento quindi dell’autorità alla scienza astronomica.50 Il rimando al passo della Genesi che compie Figliucci si situa in una analoga riflessione (priva tuttavia di diretti riferimenti a Galilei) sull’aumento del numero delle stelle fisse in seguito alle recenti osservazioni telescopiche; il luogo biblico viene alluso nel discorso poetico (XX, v. 3) e testualmente citato nella Dichiaratione in prosa edita a corredo delle ottave.51 L’interpretazione che Figliucci offre di Gen. 15, 5 è però del tutto eterodossa rispetto alla tradizione esegetica che si è appena ricostruita. Il “numero” delle stelle – così si legge nelle Stanze – “non può finirsi” (XX, v. 8). Figliucci sottolinea infatti esplicitamente la loro infinità: Ma chi ridir potria le stelle molte Scoperte poi nel Ciel di lor gemmato? Quel che ad Abram, le luci in esso accolte, Non potersi contar già sù mostarto. E ben cred’io che sian si spesse, e folte, Che spatio appena sia voto lasciato. Onde con verità possa poi dirsi, Ch’il numero di loro non può finirsi.
Il ricorso al codice letterario, così come l’espediente di adottare la maschera di uno pseudonimo, hanno plausibilmente favorito l’espressione di questa e di altre posizioni non sempre in linea con quelle ufficiali dell’Ordine; posizioni, quelle del Figliucci, che offrono ulteriore testimonianza della complessità e diversificazione del dibattito scientifico, al di là dei proclami ufficiali, all’interno della Compagnia di Gesù in questa particolare congiuntura. Che l’interpretazione del passo della Genesi si fondasse su una valutazione compe|| 49 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 29. Per la quantificazione delle stelle fisse in un numero di 1.022, tradizionalmente impiegato nel corso del secolo XVI, e per la loro classificazione in sei magnitudo cfr. Edward Grant, Planets, stars, and orbs: the medieval cosmos, 1200–1687, Cambridge et al. 1996, pp. 438–446; Remmert, “‘Our Mathematicians Have Learned and Verified This’: Jesuits, Biblical Exegesis, and the Mathematical Sciences in the Late 16th and Early 17th Centuries”, p. 674. 50 Cfr. Ibid., p. 679, a cui si rimanda anche per ulteriori riferimenti bibliografici. 51 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 29. dove viene offerta la seguente esplicazione dell’ottava XX: “Nella vigesima si cominciano a dichiarare le nuove stelle fisse scoperte al nuovo occhiale […]. Nel terzo verso, e ne’ seguenti s’accenna quel che Dio fù detto ad Abrahamo, ragionandogli di quelle stelle: Numera stellas Cœli, si potes.”
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tente e aggiornata in merito alle più recenti scoperte astronomiche trova anche riscontro in un ulteriore dato, sinora non messo in luce in precedenti interpretazioni delle Stanze. Si è già fatto cenno a come Figliucci ricoprisse incarichi di censore nell’ambito del sistema di controllo librorum e opinionum istituito dall’Ordine.52 Deve risalire proprio alla primavera o, al più tardi, all’estate del 1611 il parere che il gesuita senese ha sottoscritto insieme a Clavio e a Maelcote a favore della pubblicazione di un’opera astronomica di un autorevole matematico del Collegio Romano, Christophorus Grienberger.53 Si tratta del catalogo delle stelle fisse, corredato da un atlante celeste illustrato e arricchito notevolmente rispetto a precedenti uranografie e cataloghi stellari, che sarebbe apparso a Roma nel 1612.54 La censura sottoscritta da Figliucci si situa nel periodo di elaborazione della sezione iniziale delle Stanze e tutto porta a identificare nel Catalogus un’importante fonte del libello.
|| 52 Su questo sistema di censura istituito dalla Compagnia di Gesù, in risposta a una “esigenza di soliditas, securitas, unitas o uniformitas della dottrina”, cfr. Ugo Baldini, “Uniformitas et soliditas doctrinae. Le censure librorum e opinionum”, Id., Legem impone subactis. Studi su filosofia e scienza dei Gesuiti in Italia: 1540–1632, pp. 75–122. 53 Questa attività di censura è testimoniata da un documento conservato presso l’Archivium Romanum Societatis Jesu (ARSI), con segnatura F.G. 652, c. 289: “Vidi tabulas stellarum fixarum à P. Christophoro Grienberger calculatas, easque iudico dignas, quae imprimantur | Christophorus Clavius | Idem iudico ego Vincentius Filiuccius | Idem iudico ego Odo Malcotius.” Il documento è stato segnalato da Baldini, con omissione tuttavia del nome di Figliucci. Cfr. Baldini, Legem impone subactis. Studi su filosofia e scienza dei Gesuiti in Italia: 1540–1632, p. 577, nota n. 8: “L’ARSI conserva […] nello stesso cod. F.G. 652 (c. 289) le censurae di Clavio, Maelcote e di una terza persona sulle sue [di Grienberger] tavole stellari […].” 54 Cfr. Catalogus veteres affixarum Longitudines, ac Latitudines conferens cum novis Imaginum Caelestium Prospectiva duplex. Altera Rara Ex Polis mundi, in duobus Hemisphaerijs Aequinoctialibus, per Tabulas Ascensionum Rectarum & Declinationum. Altera Nova Ex mundi Centro, in diversis planis Glubum Caelestem tangentibus, per tabulas Particulares. Utraque caelo et accurationibus Thyconis observationibus quam simillima. Christophori Grienbergeri Oeni Halensi e Societate Iesu calculo ac delineatione elaborata, Romae, 1612. La concessione alla stampa firmata da Claudio Acquaviva, “Praepositus Generalis” della Società di Gesù, reca data “Romae xv. Iulij 1611”, cfr. ibid., p. [A1]. Tale indicazione induce a ipotizzare che la censura di Figliucci, Clavio e Maelcote sia anteriore alla concessione dell’imprimatur e quindi databile alla tarda primavera o al giugno-luglio 1611, periodo in cui Figliucci stava per l’appunto attendendo alla composizione della prima parte delle Stanze. Sul Catalogus nel più ampio contesto della storia della cartografia celeste cfr. Flora Parisi, “Cataloghi di stelle e atlanti celesti tra scienza e mito”, Flora Parisi (ed.), Visioni celesti: scienza e letture degli astri a Roma (Biblioteca nazionale centrale, Roma, 21 dicembre 2009 – 20 marzo 2010), Roma 2009, pp. 31–38; Anna Friedman Herlihy, “Renaissance Star Charts”, in: David Woodward (ed.), The History of Cartography, vol. 3, Cartography in the European Renaissance, Chicago 2007, pp. 99–122.
232 | Giovanna Cordibella Gli aspetti innovativi dell’opera di Grienberger sono noti agli storici dell’astronomia. In particolar modo è stato riconosciuto al matematico gesuita di aver per primo applicato la proiezione centrale nella cartografia celeste in alcune tavole comprese nell’opera.55 Questa tecnica proiettiva sarebbe stata successivamente impiegata da altri matematici del Collegio Romano, come Orazio Grassi nell’elaborazione della celebre tavola cometaria – su cui torneremo – edita nel 1619 nella De tribus cometis disputatio. I vantaggi della proiezione centrale vengono illustrati da Grienberger nello scritto introduttivo al Catalogus, un corredo paratestuale che merita ora rilievo anche per altre ragioni. Nella nota Ad benevolum Lectorem Grienberger situa infatti la propria opera in un’epoca di eccezionali scoperte astronomiche rese possibili dall’impiego del cannocchiale sotto la guida di Galilei (“Duce fortissimo aeque ac fortunatissimo”) e – dato particolarmente rilevante ai fini della presente indagine – presenta il Catalogus come ausilio (“adiumentum”) nell’individuazione di nuove stelle fisse.56 A venir prospettata da Grienberger è quindi la possibilità di scoperta di ulteriori stelle rispetto a quelle censite. Se ciò non corrisponde a un riconoscimento della loro infinità, costituisce tuttavia una non sottovalutabile affermazione del possibile accrescimento del loro numero tramite successive osservazioni telescopiche. Tale posizione deve essere stata condivisa da Figliucci, il quale si è spinto a ipotizzare nelle sue Stanze un numero infinito di astri. Le ottave dedicate dal gesuita senese alle stelle fisse si caratterizzano inoltre per una assai articolata segnalazione di nuove stelle rilevate nell’“ottavo cielo”, di cui viene offerta una rassegna sensibilmente più ampia rispetto a quella che era stata esposta nel Nuncius Sidereus Collegii Romani.57 Maelcote || 55 Cfr. Rudolf Wolf, Handbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und Literatur, [Nachdr. d. Ausg. Zürich 1890–1891], vol. 1, Hildesheim 1973, p. 255. Si veda inoltre Ottavio Besomi e Mario Helbing, “Annotazioni alla ‘De tribus cometis Disputatio’”, in: Galileo Galilei, Mario Guiducci, Discorso delle comete, Edizione critica e commento, Ottavio Besomi e Mario Helbing (eds.), Padova 2002, pp. 445–446. 56 Cfr. Christophorus Grienberger, “Ad benevolum Lectorem”, in: Catalogus veteres affixarum Longitudines, p. A2v. Questo il passo nella sua versione integrale: “Et denique, ut brevi absolvam, in paucis istis Numerorum, Figurarumque Descriptionibus, ea contineri affirmabant, quae Expeditioni illi plurimum adiumenti adferre queant, quam nostri hisce temporibus, nova Gygantum Progenies, Machinis novis, & Galilaeo praeeunte Duce fortissimo aeque ac fortunatissimo, in remotissimas oras, Orbem scilicet octavum, vastissimum, populatissimumque, atque in latissimas reliquorum planetarum provincias, iam a biennio, felicibus auspicijs, machinari coepta est”. Si veda inoltre Besomi, Helbing, “Annotazioni alla ‘De tribus cometis Disputatio’”, pp. 445–446. 57 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 26.
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aveva infatti circoscritto i propri riferimenti alle “stellas Tauri, quas Pleiadas vocant” e alla “nebulosa […] in costellatione Cancri, quam Praesepe vocant”, tutte descritte nel Sidereus Nuncius.58 Figliucci vi integra quelle osservate in particolare dai matematici del Collegio Romano59 “attorno all’Hiade”,60 nella medesima costellazione del Toro, quelle “vedute nel segno d’Orione”,61 nonché le “altre stelle scoperte nel segno del Cancro”.62 Già con il primo rudimentale telescopio costruito da Lembo i matematici del Collegio Romano avevano in effetti potuto osservare a partire dall’ottobre del 1610 “moltissime stelle nelle Pleiadi, Cancro, Orione et Via Lactea”.63 Le osservazioni furono perfezionate con il telescopio inviato in seguito a Roma da Santini, consentendo il rilevamento, tra i vari fenomeni, anche di una quantità prima mai osservata di nuove stelle. L’elaborazione del Catalogus di Grienberger si colloca in questo clima di scoperte e costituisce – come tutto porta a ritenere – un’importante fonte per le Stanze, anche in virtù del suo apparato illustrativo. L’esposizione di Figliucci è estremamente attenta anche alla localizzazione delle stelle fisse, come risulta sin dalle prime strofe della sequenza, dedicate alla costellazione del Toro. L’“uso dei novelli occhiali” (XXV, v. 5) – così Figliucci – ha permesso di accrescere di nuove stelle “l’aurata testa” (XXVI, v. 1) del Toro, così come “la turba” delle Pleaidi, “frà ’l Tauro, e tra ’l Monton [la costellazione dell’Ariete] tutte cosparse” (XXVII, v. 8). Del Taurus, nella sua uranografia, Grienberger offre un dettagliato catalogo e una tavola che consente la visualizzazione della costellazione (Fig. 1).
|| 58 Maelcote, “Nuntius Sidereus Collegii Romani”, p. 296; Galilei, Sidereus Nuncius, pp. 123– 133. 59 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 28. 60 Ibid., p. 29 (esplicazione dell’ottava XXII). 61 Ibid., p. 30 (esplicazione dell’ottava XXVIII). 62 Ibid. (esplicazione delle stanze XXX–XXXII). 63 Cristoforo Clavio, lettera a Galilei da Roma del 17 dicembre 1610, in: Galilei, Opere, vol. X, p. 484. Su queste prime osservazioni telescopiche compiute al Collegio Romano cfr. Lattis, Between Copernicus and Galileo: Christoph Clavius and the collapse of Ptolemaic cosmology, pp. 185 sgg., August Ziggelaar, “Jesuit astronomy North of the Alps. Four unpublished jesuit letters, 1611–1620”, in: Baldini (ed.), Christoph Clavius e l’attività scientifica dei Gesuiti nell’età di Galileo, pp. 101–132: 117–121.
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Fig. 1: C. Grienberger, Aries XII, Taurus XIII – Catalogus veteres affixarum Longitudines [...], Romae, MDCXII (Biblioteca Nazionale Centrale, Roma, 14 36 P 28; ex libris: “ex Bibliotheca majori Coll. Rom. Societ. Jesu”)
Figliucci prosegue con una rassegna delle nuove stelle secondo lo schema che si è già illustrato, per giungere in ultima battuta alla costellazione del Cancro, dando risalto alla nebulosa Presepe: Quindi ove il petto tuo si curva [Cancro], e piega, E splende quella, che Presepe è detta In bella forma i raggi suoi dispiega Nova Progenie in un’accolta e stretta. Ne distanza si grande à gl’occhi niega La vista lor, se l’aria è pura, e netta, E al par riluce de l’Aquario, e Pesce; Tanto splendor il nuovo lume accresce.
Grienberger aveva segnalato questa nebulosa nel Catalogus, offrendone una localizzazione (“In pectore nebulosa media qua Presepe voc.”)64 che può aver costituito un modello per i versi di Figliucci (“[…] ove il tuo petto [Cancro] si curva e piega”, XXXI, v. 1). La seguente descrizione di Presepe, composta da una “Nova progenie” di stelle, sembra invece cogliere suggestioni dal relativo || 64 Cfr. Grienberger, “Cancer. Constellatio XXV”, in: Catalogus veteres affixarum Longitudines, p. 26.
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passo galileiano del Sidereus Nuncius o da dirette osservazioni degli astronomi del Collegio Romano, piuttosto che dalla tavola Cancer di Grienberger, dove la nebulosa viene rappresentata con ricorso a particolare segno grafico, ma senza che vengano offerti dettagli sulla sua configurazione, bensì solo sulla sua esatta collocazione (Fig. 2, n. 1).
Fig. 2: C. Grienberger, Cancer XXV, Gemini XXIV, Procyon XXXIX – Catalogus veteres affixarum Longitudines [...], Romae, MDCXII (Biblioteca Nazionale Centrale, Roma, 14 36 P 28; ex libris: “ex Bibliotheca majori Coll. Rom. Societ. Jesu”)
L’argomento che segue a questa rassegna delle nuove stelle fisse è la Via lattea, su cui Figliucci esprime un altro parere non propriamente ortodosso, esponendo in versi una posizione che si differenzia da quella sostenuta da Clavio, Grienberger e Maelcote nella risposta alla richiesta del 19 aprile 1611 del Cardinale Bellarmino.65 La “nebulosa” è infatti descritta nelle Stanze come costituita da minute stelle (“Ne sia la strada lattea altro che stelle / Cosparse in forma tal || 65 Cfr. la lettera dei Matematici del Collegio Romano a Roberto Bellarmino, con data 24 aprile 1611, in: Galilei, Opere, vol. XI, pp. 92–93, dove in merito alla Via lattea viene precisato: “[…] non è così certo che tutta consti di minute stelle, et pare più presto che siano parti più dense continuate, benchè non si può negare che non ci siano ancora nella Via Lattea molte stelle minute. È vero che, per quel che si vede nelle nuvolose del Cancro et Pleiadi, si può congetturare probabilmente che ancora nella Via Lattea sia grandissima moltitudine di stelle, le quali non si ponno discernere per essere troppo minute.”
236 | Giovanna Cordibella minute, belle”, XXXVI, vv. 7–8). Se tali affermazioni si distanziavano dalla presa di posizione ufficiale dei matematici del Collegio Romano, esse non erano però in fondo discordanti – come ha puntualizzato Guerrini – con quella ‘ufficiosa’ di Clavio, che nella lettera del 17 dicembre 1610 a Galilei aveva omesso di esprimere le riserve formulate invece nella presa di posizione pubblica sul tema.66 Non mancano comunque altri luoghi delle Stanze in cui Figliucci si distanzia in modo marcato dalla linea sostenuta dai matematici dell’Ordine, come quando – nella seconda parte dell’opera – riconosce la corruttibilità dei cieli67 o prende posizione nei confronti della querelle sull’osservazione delle macchie solari, optando per una “salomonica conciliazione”68 della disputa tra Scheiner e Galilei (“ambedue in un tempo le scopersero; quegli in Germania, questi in Italia”).69 Anche in tali casi occorre tuttavia sempre distinguere tra pareri espressi ufficialmente dai matematici dell’Ordine e quelli da loro coltivati in via ufficiosa, come si rileva nel caso del primo punto appena menzionato: è noto ad esempio come Grienberger, in occasione della pubblicazione degli Aristotelis loca mathematica di Giuseppe Biancani, avesse sollecitato un’apertura dei confratelli gesuiti verso l’ipotesi della corruttibilità e liquidità dei cieli.70 Numerosi sono quindi i riferimenti compiuti nel discorso poetico di Figliucci a centrali questioni del dibattito astronomico coevo, così come la sua formulazione in versi di posizioni del tutto eterodosse. Queste hanno potuto certo risentire anche di letture non gradite all’Ordine, come quella della Magia naturalis di Giovanni Battista Della Porta,71 ma paiono in prima linea riflettere le più attuali discussioni scientifiche interne alla Compagnia e il personale posizionarsi di Figliucci, partecipe con competenza matematica ed astronomica a que|| 66 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, p. 27. 67 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 70. 68 Dollo, “Le ragioni del geocentrismo nel Collegio Romano (1562–1612)”, La diffusione del Copernicanesimo in Italia: 1543–1610, p. 131. 69 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 64. 70 Cfr. i materiali censori dell’opera di Biancani, editi da Baldini e databili agli anni 1614– 1618, in cui Grienberger scrive: “Mihi videtur iam tandem tempus advenisse ut maior aliqua opinandi libertas tum Mathematicis tum Philosophis in hac parte concedatur; siquidem coelorum liquiditas et corruptibilitas neque Theologiae neque Philosophie multoque minus Mathematicae absolute adversantur”; passo citato da Baldini, Legem impone subactis. Studi su filosofia e scienza dei Gesuiti in Italia: 1540–1632, p. 235. 71 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci”, pp. 29–30.
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sta temperie, rispetto a tali dibattiti. Una visione cosmologica geocentrica viene comunque ribadita nelle Stanze, per quanto il sistema eliocentrico trovi esplicazione nell’opera, per essere tuttavia additato come “falsamente scritto” da Copernico. Questa aperta disamina si accompagna in ogni caso al non trascurabile riconoscimento nell’autore del De revolutionibus di un “valente matematico del secolo passato”.72 Rimane aperta la questione se le ragioni del così espresso geocentrismo debbano essere anche ricondotte, come è stato anche suggerito, a una prassi e a una codificazione specificatamente letterarie, alla “maniera” quindi “in cui la poesia astronomica era abituata a esprimersi”73 nel corso del secolo XVII, con fedele adeguamento – come già messo in luce da Michel – alle “données de l’astronomie ptoléméenne”.74 Poeta d’occasione e matematico esperto, Figliucci non ha esitato nei suoi versi a formulare posizioni di considerevole eterodossia e la sua adesione alla teoria geocentrica nelle Stanze non pare tanto da interpretarsi come condizionata da un codice specificatamente letterario; proprio il ricorso alla forma poetica, così come all’escamotage di uno pseudonimo, paiono anzi essere risultati congeniali nel caso di Figliucci alla libera espressione e divulgazione di opinioni non sempre in linea con la “soliditas, securitas, unitas o uniformitas della dottrina” tutelata dall’Ordine.
3 Poesia astronomica e osservazioni cometarie al Collegio Romano: De Magno Cometa di Alessandro Donati Nel corso del Seicento il dibattito de cometis ha costituito uno dei grandi nodi delle controversie astronomiche che hanno imperversato in Italia e in Europa. Proprio lo studio dei fenomeni cometari ha rappresentato un campo di prova per il confronto degli astronomi con cruciali questioni scientifiche come la dimostrazione delle teorie cosmologiche e quelle relative alla meccanica dei corpi celesti.75 Non prevedibile nel suo manifestarsi e nel suo moto, spettacolare nella || 72 Cfr. [Figliucci], “Breve Dichiaratione”, Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale, p. 33. 73 Cfr. Guerrini, “Le Stanze sopra le stelle e macchie solari scoperte col nuovo occhiale di Vincenzo Figliucci 1611”, p. 32. 74 Cfr. Paul Henri Michel, “La querelle du géocentrisme”, Studi secenteschi 2 (1961), pp. 95– 118: 114–115. 75 Nell’ampia bibliografia critica d’interesse galileiano si veda almeno: William R. Shea, “Galileo and the Controversy of the Comets (1618–1623)”, Physis 2 (1970) pp. 5–35; Massimo
238 | Giovanna Cordibella sua apparizione, la cometa costituisce inoltre nel corso secolo XVII, in continuità con una precedente e antica tradizione, un fenomeno carico di interrogativi e presagi che sollecita curiosità e timori nella cultura popolare, ma pure negli ambienti intellettuali e nelle élites reggenti. Anche l’immaginario poetico del secolo, in tutta Europa, è estremamente ricettivo nei confronti delle manifestazioni cometarie che sono oggetto all’epoca di osservazione anche al di fuori della comunità scientifica, così come di varia trattazione con ricorso a diversi media nella cultura barocca europea. Sia in area tedesca che anglosassone ricca è la produzione di testi poetici che tematizzano con ricorso a varie forme e modalità questo fenomeno celeste.76 Tra i casi più noti vi è il Paradise Lost di John Milton, nel cui secondo libro Satana viene paragonato a una cometa (“[…] Satan stood / Unterrifi’d and like a Comet burn’d / That fires the length of Ophiucus huge / In th’ Artick Sky, and from his horrid hair / Shakes Pestilence and warr” (Paradise Lost, II, vv. 707–711), similitudine la cui esegesi ha portato più interpreti a richiamare anche la diretta esperienza che Milton avrebbe fatto delle apparizioni cometarie del 1618.77 Per quanto concerne la letteratura italiana, lo studio di una linea di tradizione poetica che ha tematizzato nel corso del Seicento questi fenomeni celesti deve ancora essere approfondito. Certo è l’interesse che tali fenomeni hanno suscitato tra i membri della Compagnia di Gesù, in prima linea tra i matematici, senza tuttavia escludere sinergie disciplinari e l’impiego di mezzi letterari nel dibattito cometario come attesta un’opera come l’Assemblea celeste (1619), contributo alla controversia sulle comete nella forma di una disputa in Parnaso da ascriversi con alta probabilità a un anonimo autore appartenente all’Ordine.78 || Bucciantini, Galileo e Keplero. Filosofia, cosmologia e teologia nell’età della Controriforma, Torino 2003, cap. XI; Michele Camerota, “Galileo e il Parnaso Tychonico”, in: Ottavio Besomi e Michele Camerota, Galileo e il Parnaso Tychonico: un capitolo inedito del dibattito sulle comete tra finzione letteraria a trattazione scientifica, Firenze 2000, pp. 3–158; Andrea Gualandi, Teoria delle comete. Da Galileo a Newton, Milano 2009, pp. 11 sgg. 76 Per l’aerea tedesca si rimanda al ben documentato saggio di Dieter Martin, “Kometen in der deutschen Barockdichtung”, in: Barbara Mahlmann-Bauer (ed.), Scientiae et artes: die Vermittlung alten und neuen Wissens in Literatur, Kunst und Musik, vol. I, Wiesbaden 2004, pp. 425–44; per l’aerea anglosassone cfr. Roberta J. M. Olson e Jay M. Pasachoff (eds.), Fire in the sky: comets and meteors, the decisive centuries, in British art and science, Cambridge et al. 1998, pp. 17 sgg. 77 William Bridges Hunter, “Satana as a Comet: Paradise Lost 2.708–711”, in: The descent of Urania: studies in Milton, 1946–1988, London et al. 1989, pp. 63–66; John T. Shawcross, “The Simile of Satan as a Comet, PL II, 706–711”, Milton Quarterly 6.1 (1972), p. 5. 78 Cfr. Michele Camerota, “Galileo e il Parnaso Tychonico”, in particolare per i problemi di attribuzione dell’Assemblea celeste si veda pp. 105–133.
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Per comprendere a pieno la rilevanza che ebbe la disputa cometaria all’interno della Compagnia, occorre tener conto di come proprio la grande cometa apparsa nel 1618 “segnò – lo ha puntualizzato Baldini – il punto di massimo avanzamento del dibattito cosmologico negli ambienti gesuitici italiani prima che la pubblicazione del Dialogo galileiano nel 1632 aprisse una fase concettuale nuova”.79 I membri del Collegio Romano, al pari dei loro confratelli di altri collegi in Italia e in diversi paesi europei, dedicarono numerose osservazioni telescopiche alle apparizioni cometarie di quell’anno, in particolare a quella della grande cometa che fu visibile nelle notti tra il novembre e il dicembre, attraendo l’attenzione dell’intera Europa. Vanno situate probabilmente tra la fine del dicembre 1618 e la metà del gennaio 1619, nelle settimane di sospensione natalizia dei corsi, le adunanze che il Collegio Romano ha riservato a questi fenomeni cometari. I testi letti da docenti di varia estrazione disciplinare nel corso di tali riunioni furono in tutto cinque e sono stati tramandati dal codice Fondo gesuitico 458 della Biblioteca Nazionale di Roma.80 Di questi scritti solo uno è stato dato all’epoca alle stampe: la De tribus cometis disputatio del matematico Orazio Grassi, la quale sarebbe stata all’origine della ben nota polemica con Galilei (e con il suo discepolo Guiducci) avviata sul fronte galileiano dal Discorso delle comete e culminata ne Il Saggiatore.81 La Disputatio di Grassi non fu dunque, come ha accertato Baldini, l’unico testo prodotto in questa congiuntura da esponenti del Collegio Romano sui recenti fenomeni cometari. Vi si aggiungono tre testi di carattere, rispettivamente, filosofico, teologico e retorico, nonché un “poemetto sulle comete in versi esametri latini”.82 Questo carmen rappresenta un esempio non ancora studiato di poesia gesuitica d’argomento astronomico, la cui elaborazione s’inscrive dunque in una fase di grande impegno dell’Ordine nella disputa intorno a un rilevante fenomeno celeste, dalle molteplici implicazioni, come quello delle comete del 1618. Il testo non era stato d’altra parte segnalato né nei cataloghi del Fondo Gesuitico, né in specifici studi
|| 79 Baldini, “Nuova astronomia e vecchia fisica. La reazione dei filosofi del Collegio Romano alla nuova cosmologia (1604–1618)”, p. 255. 80 Si deve a Baldini la segnalazione di questo codice, la sua prima descrizione e datazione cfr. ibid. pp. 255 sgg. Per un successivo e più dettagliato esame del manoscritto miscellaneo cfr. Ottavio Besomi e Mario Helbing, “Nota ai testi”, in: Galilei, Guiducci, Discorso delle comete, pp. 84–85. 81 Un’efficace sintesi di questa controversia è offerta in Ottavio Besomi e Mario Helbing, “Introduzione”, in: Galileo Galilei, Il Saggiatore, Edizione critica e commento, Ottavio Besomi e Mario Helbing (eds.), Roma 2005, pp. 11–68. 82 Baldini, “Nuova astronomia e vecchia fisica. La reazione dei filosofi del Collegio Romano alla nuova cosmologia (1604–1618)”, pp. 255 sgg.
240 | Giovanna Cordibella sui componimenti poetici e teatrali attestati in questo particolare lascito manoscritto.83 Come emerge da un riesame del codice, si tratta di un ampio carmen in esametri con titolo De Magno Cometa viso primum Romae tertio Kalendas Decembris 1618, privo di alcuna indicazione del suo autore, al pari di quanto si riscontra per gli altri testi tramandati dal manoscritto, tutti anonimi. L’identificazione del suo estensore è stata comunque possibile sulla base di più verifiche e accertamenti. Deve essere in primo luogo considerato come docente di retorica al Collegio Romano fosse all’epoca il Padre Alessandro Donati (1584– 1640)84 e come, in base a una prassi diffusa nell’Ordine di affidare la parola in tali incontri a docenti della disciplina nell’anno in corso, probabile sia stato il suo diretto coinvolgimento nelle adunanze del 1618.85 Donati era stato discepolo del celebre drammaturgo gesuita Bernardino Stefonio e si sarebbe profilato negli anni seguenti come autore di tragedie e poemi latini, nonché come autorevole trattatista. L’attribuzione al gesuita del carmen si fonda inoltre su un ulteriore riscontro. Si è potuto identificare una successiva versione del poemetto, con considerevoli varianti rispetto a quella tramandata dal codice, in un testo compreso da Donati nel 1625 nell’edizione dei suoi Carmina.86 Un confronto tra le due redazioni ha consentito di appurare come, tra le varianti sostanziali, vi siano l’omissione nella versione a stampa di passi come quello in cui viene descritta una osservazione telescopica della cometa (De Magno Cometa, vv. 206– 210), così come modifiche e interventi di un certo rilievo in altri luoghi rispetto alla prima redazione del carmen. Quest’ultima, databile tra la fine del 1618 e l’inizio del 1619, ripropone il testo così come è stato composto per le adunanze al Collegio Romano ed è inoltre documento di come Donati abbia partecipato in prima persona alle osservazioni telescopiche dell’apparizione cometaria. Si è quindi optato per recuperare e considerare in primo luogo in sede di analisi || 83 Cfr. Jean-Yves Boriaud, “La poésie et le théâtre latins au Collegio Romano d’après les manuscrits du Fondo gesuitico de la Bibliothèque nationale Vittorio Emanuele II”, in: Mélanges de l'Ecole française de Rome. Italie et Méditerranée, 102 (1990), pp. 77–96. 84 Cfr. ARSI, rom. 152a, nonché Fumaroli, “Cicero Pontifex Romanus. La tradition rhétorique du Collège Romain et les principes inspirateurs du mécénat des Barberini”, pp. 805–806, Baldini, “Nuova astronomia e vecchia fisica. La reazione dei filosofi del Collegio Romano alla nuova cosmologia (1604–1618)”, p. 273, nota n. 13. 85 Cfr. ibid., pp. 255 sgg. 86 Cfr. Alessandro Donati, “Cometes Romae visus III. Kal. Decemb. Anno MDCVIII”, Alexandri Donati Senensis E Societate Iesv Carminvm Volvmen Primum, Romae MDCXXV, pp. 295–305, poi riedito in Parnassus Societatis Iesv hoc est, Poemata Patrum Societatis, pp. 176–179, opera presa in considerazione nel citato studio di Croce, il quale tuttavia omette di considerare questo e altri esempi di poesia astronomica gesuitica.
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questa prima stesura del carmen, di cui si propone l’integrale trascrizione qui in appendice. Il poemetto affronta un discorso in versi sulla grande cometa del 1618 trattandola da diverse prospettive. A venir articolata è anzitutto un’interrogazione sulle cause e sul significato di questo fenomeno celeste, la quale riprende timori diffusi al tempo e integra sin dai primi esametri considerazioni sulle difficoltà del confronto poetico con questa straordinaria apparizione (“Le Muse ignorano le origini di cose tanto grandi / e, tremanti, hanno orrore di quelle stelle”, vv. 18–19). Tale linea meditativa culminerà nei versi finali con l’interpretazione della cometa come segno premonitore della guerra dei Trent’anni (vv. 292–296), annuncio quindi dei conflitti religiosi che avrebbero segnato la storia europea del secolo. Nel carmen trova inoltre sviluppo una rappresentazione della cometa e del suo moto che ripropone nozioni astronomiche e risultati scientifici conseguiti tra la fine del 1618 e l’inizio del 1619 dai confratelli matematici del Collegio Romano. Non trascurabile a questo proposito è un dato ricavabile dall’esame del codice miscellaneo che tramanda il testo del poemetto: questo codice comprende anche, oltre al carmen e agli scritti degli altri docenti del Collegio, una copia manoscritta di una tavola cartografica (Fig. 3) “in tutto e per tutto simile”,87 nella struttura, nelle illustrazioni, nelle didascalie, a quella che è stata compresa da Grassi nella Disputatio, da cui la versione manoscritta si differenzia solo per minime varianti. Come hanno rilevato Besomi e Helbing, non è chiaro se in essa vada riconosciuto il disegno a penna che è servito per l’incisione su rame della tavola, in vista della stampa, oppure una successiva fedele copia della medesima. Comunque sia, il punto che ora preme sottolineare è come Donati dovesse essere a conoscenza di questa illustrazione cartografica e quindi della dettagliata raffigurazione offerta in essa della traiettoria della grande cometa (magnus cometa). Questa tavola può essere pertanto annoverata tra le probabili fonti a sua disposizione, oltre a scritti dei suoi confratelli e a dirette osservazioni telescopiche.
|| 87 Cfr. Ottavio Besomi e Mario Helbing, “Nota ai testi”, in: Galilei, Guiducci, Discorso delle comete, pp. 84 sgg.
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Fig. 3: Tavola cartografica delle comete del 1618, ms., dettaglio (Biblioteca Nazionale Centrale, Roma, Fondo Gesuitico 458, carta non numerata)
Nel carmen la traiettoria della cometa è descritta con estrema puntualità. Sin dagli esametri dell’incipit il suo primo rifulgere viene localizzato in direzione della costellazione della Libra (“La stella che porta la chioma, figlia del cielo minaccioso, / spinta in avanti l’estremità, rifulse verso la costellazione della Bilancia orientale”, vv. 1–2), dato a cui vengono in seguito aggiunte ulteriori puntualizzazioni sul suo primo manifestarsi, non solo dal punto di vista temporale (alla fine di novembre), ma anche fornendo una sua più precisa localizzazione nello Scorpione (De Magno Cometa, vv. 20–28). Questa troverà ulteriore chiarimento in luoghi successivi, nell’ambito di un passo descrittivo delle costellazioni interessate dal passaggio cometario (vv. 230 sgg.). Tale indicazione concorda pienamente con ciò che Grassi aveva sottolineato nella parte iniziale della Disputatio, laddove aveva discusso i vari risultati delle osservazioni compiute dai gesuiti in collegi tanto italiani quanto europei per dedurne come “la patria d’origine” della cometa andasse riconosciuta proprio nello Scorpione. 88 || 88 Scrive infatti Grassi nella Disputatio: “Verum […] illi semper Scorpius patria est”. Cfr. [Orazio Grassi], “Disputatio astronomica de tribus cometis anni M.DC.XIII.”, in: Galilei, Guiducci, Discorso delle comete, pp. 247–287: 265 sgg.
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Localizzato così il primo manifestarsi del fenomeno cometario, Donati procede in seguito a ricostruirne nel carmen il “viaggio […] notturno” (“nocturnum [...] iter”, v. 33) in tutta la sua traiettoria, corrispondente in modo assai preciso a quella raffigurata nella tavola cartografica. In dettaglio, dopo aver dedicato nel poemetto ampi passi a osservazioni del fenomeno celeste, alla sua origine, nonché alla struttura delle costellazioni toccate dal suo moto, vengono offerti i seguenti puntuali ragguagli su alcune tappe del suo percorso: la grande cometa irradia di luce la Bilancia e fa “tremare Erigone misera [la costellazione della Vergine] con la sua curva chioma” (vv. 244–247), trafigge in seguito con i propri raggi la costellazione di Boote (vv. 248–252), tanto da occultare quasi la sua stella Arturo, come ricorda lo stesso Grassi nella Disputatio,89 procede infine verso l’Orsa (v. 254 sgg.) per temere a questo punto il confronto con il “custode / del luogo che flagellava con un colpo di coda ritorta” (vv. 260–261), così come l’approssimarsi di Idra (“il serpente che opponeva il dorso screziato”, v. 261). Il concludersi della traiettoria cometaria viene dunque raffigurato da Donati come l’esito di un suo agonico confronto con le costellazioni a cui la stella caudata si approssima prima di cadere “tutta scomposta” e abbandonare “indebolita […] le fasce superiori del cielo” (vv. 263–264). Se nel De Magno Cometa viene quindi riproposto il moto del fenomeno celeste così come è stato ricostruito sulla base delle osservazioni dei confratelli gesuiti al Collegio Romano e in altre parti d’Europa, non pienamente accolti sono tuttavia alcuni aspetti innovativi della concezione cometaria elaborati da Grassi e poi espressi nella sua Disputatio. In quest’opera a venir delineata è infatti una concezione della cometa come “oggetto celeste e divino, simile a un pianeta”,90 contrapposta alla tradizionale opinione aristotelica, secondo la quale le comete sarebbero prodotti dalla combustione di esalazioni del mondo terrestre e collocabili nella sfera sublunare. L’origine delle comete è uno degli interrogativi a cui il carmen si propone di dare risposta, come annunciato nell’invocazione iniziale formulata dal “Vate avido” (“Vos causas aperite, avido vos dicite Vati: / unde capillatum surgat? […]”, vv. 15–16). La genesi delle apparizioni cometarie viene illustrata in un ampio passo (vv. 117–136)91 che riformula || 89 Ibid., pp. 274 sgg. 90 Besomi e Helbing, “Introduzione”, pp. 19 sgg. 91 Così Donati tratteggia in un’articolata descrizione – preceduta da una significativa invocazione alle “Camene dell’invenzione” di poter cantare “soltanto cose vere” (v. 117) – la genesi delle comete: “In principio, resa tiepida dal caldo Febo, / la terra rilascia deboli nuvole e, libera dal grembo, / avvolge pascoli aridi di fumi densi di vapore / […] Spesso poi fuoriesce in un soffio e flebilissimo si diparte dal cielo / un alito. Quello, riscaldandosi e portando con sé materiali combustibili, / accelera il passo e, mentre si innalza verso l’alto, / il sole e le stelle lo
244 | Giovanna Cordibella proprio la concezione esposta da Aristotele nel primo libro dei Meteorologica. Una teoria, quella aristotelica, che sarebbe stata entro breve confutata da Galilei e Guiducci nel Discorso delle comete, al pari di quanto gli stessi avrebbero d’altra parte preso di mira la concezione di Grassi, ispirata piuttosto alla teoria cometaria illustrata da Brahe nel De mundi aetherei recentioribus phaenomenis (1588).92 Il carmen di Donati, fedele dunque in materia di generazione delle comete all’autorità aristotelica, non esclude però del tutto – a scapito di una fondata coerenza scientifica del discorso – l’integrazione di alcuni dei più recenti risultati astronomici conseguiti dai matematici gesuiti. Tra questi a venir ripeso nel carmen è un centrale aspetto dell’argomento di Grassi fondato sull’osservazione telescopica della cometa: la sua enorme lontananza dall’osservatore, e quindi il suo collocarsi nelle più alte sfere celesti e non in quella sublunare, sarebbe provata dal fatto – così nella Disputatio – che l’immagine cometaria non presenta, se osservata al cannocchiale, notevole ingrandimento. Nei versi poi espunti nella versione a stampa del poemetto, Donati descrive una sua personale osservazione tramite telescopio della cometa, per rilevare come l’immagine di questa non risulti al cannocchiale né ingrandita, né la sua luce intensificata (“Ipse ego, dum natum longis ocularia sidus / monstrarent cristalla tubis, vidi albida numquam / ora per inclusos distantia crescere visus, / non accensa magis geminato albescere vitro”, vv. 206–210). Non si ha documentazione sulle ragioni che hanno indotto Donati a espungere questo luogo nella stampa del 1625. Non è tuttavia da escludere che la dura critica rivolta nel Discorso delle comete da Galilei e Guiducci a questo come ad altri argomenti esposti da Grassi nella Disputatio possano aver svolto un ruolo in questo intervento testuale. Dall’analisi di questi puntuali passi del De Magno Cometa emerge dunque come nel discorso poetico di Donati, al pari di quanto osservato in precedenza per le Stanze di Figliucci, siano numerosi i riferimenti alle coeve osservazioni e discussioni astronomiche. Di fronte alla grande cometa del 1618 – fenomeno che provocò curiosità, paure e inquietudini popolari, anch’esse ampiamente tematizzate da Donati (cfr. vv. 70 sgg.) – il poemetto si propone quindi una esplicazione dell’apparizione cometaria che fa ampio ricorso al sapere astronomico. Il || attraggono a sé con legami invisibili. / […] etereo, il vincitore supera il tratto del cielo più diafano / e si arresta tra le distese [del cielo] più alte. / Qui tanto si accresce di fuoco che va ad alimentare quelli vicini, / quanto ne viene sottratto da folate e dalle folate che smuovono calori moderati / viene trascinato a precipizio e, bruciato dal sole nel rapido giro, / si infiamma e effonde luce da fiamme improvvise” (vv. 118–121, 125–128, 131–136). 92 Cfr. Luigi Guerrini, “Galileo, gli aristotelici e la cometa”, in: Id., Galileo e gli aristotelici. Storia di una disputa, Roma 2000, pp. 43–101, in particolare pp. 64 sgg.
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carmen si segnala come un considerevole esempio di poesia gesuitica d’argomento scientifico la cui composizione si colloca, come si è dimostrato, tra la fine del 1618 e l’inizio del 1619, in una fase di intenso studio dei fenomeni cometari da parte dei matematici dell’Ordine alla quale sarebbe seguita entro breve la disputa tra Galilei e Grassi. L’interesse per questioni scientifiche attestato da Donati in questa congiuntura non rimarrà circoscritto esclusivamente alla sua produzione in versi, diretti riflessi di tale interesse sono infatti rintracciabili anche nella sua successiva attività trattatistica. Per alcuni rilievi conclusivi conviene dunque ampliare la prospettiva a un’opera del gesuita destinata a non poca fortuna nella cultura del barocco europeo: l’Ars poëtica sive institutionum artis poëticae libri tres (1633). Il trattato di Donati è stato a ragione riconosciuto nel più ampio contesto delle poetiche del Seicento italiano come “documento” del “gusto ‘moderato barocco’”93 e come tentativo di “compromesso tra aristotelismo regolista e avanguardia marinista”.94 Nel primo libro dell’Ars poëtica Donati riprende alcuni passi aristotelici su Empedocle per sottolineare la plausibilità di una poesia che non assuma “fabulae” a proprio oggetto: una poesia della scienza che lo stesso Aristotele contempla e autorizza (tanto da non aver rimosso Empedocle dal coro dei poeti: “Quod si Aristoteles Empedoclem physicum potius quam poëtam appellat, – rileva infatti Donati – non tamen semovet poëtarum choro […]”).95 L’Ars poëtica formalizza così nella trattatistica gesuitica la possibilità di una poesia scientifica, intensamente praticata nei decenni seguenti e soprattutto nel Settecento dai lyrici della Compagnia. Nella temperie culturale dell’inizio del secolo, contrassegnata dalle nuove scoperte astronomiche e dal confronto dei membri dell’Ordine con la scienza galileiana, va quindi plausibilmente riconosciuto un importante momento per lo sviluppo di una tale poetica, come attesta la stessa produzione in versi di Donati, autore già intorno al 1619 di un carmen come il De Magno Cometa.
|| 93 Mario Costanzo, “L’Ars poëtica di Alessandro Donati (1633)”, in: Id., Critica e poetica del primo Seicento, III. Studi del Novecento sulle poetiche del Barocco (1899–1944), Alessandro Donati, Emanuele Tesauro, Roma 1971, pp. 75–88: 76. 94 Andrea Battistini e Ezio Raimondi, Le figure della retorica: una storia letteraria italiana, Torino 1990, pp. 145 sgg. 95 Alessandro Donati, Ars poëtica sive institutionum artis poëticae libri tres, Coloniae Agrippinae 1633, p. 33. Cfr. inoltre ibid., pp. 85 sgg., nonché Costanzo, “L’Ars poëtica di Alessandro Donati (1633)”, pp. 82–83, 88.
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4 Considerazioni conclusive I primi decenni del Seicento costituiscono nella storia della scienza uno snodo fondamentale in quel processo di radicale trasformazione che viene comunemente indicato come la moderna Rivoluzione scientifica. In ambito astronomico le anomalie sorte a margine del paradigma scientifico tradizionale assumono uno statuto così critico da indurre all’affermarsi di un paradigma alternativo o a tentativi di ridefinizione dei precedenti assetti. Con un tale sforzo di ridefinizione sono confrontati all’epoca i mathematici della Compagnia di Gesù che non eludono un dialogo con la scienza galileiana e che risultano al tempo impegnati a sottoporre a revisione un sistema cosmologico e fisico non più conciliabile con le nuove scoperte. Il pieno riconoscimento del “Jesuit involvement in early modern science”96 è d’altra parte ormai un dato indiscusso tra gli storici della scienza. Le interconnessioni che si stabiliscono, all’interno del sistema di sapere gesuitico, tra mathematicae scientiae e altri ambiti disciplinari sono più che mai strette e, anche in questa congiuntura, le discussioni che si riscontrano sul fronte astronomico, matematico, fisico devono essere interpretate nella rete di relazioni con altre discipline praticate dall’Ordine, in primo luogo con il fronte teologico. Le stesse arti gesuitiche partecipano a questa temperie. La presente ricognizione si è proposta di esaminare, nel circoscritto arco cronologico dei primi due decenni del Seicento, i rapporti tra sapere astronomico e poesia praticata da autori dell’Ordine, sulla base di un corpus testuale composto sia da componimenti in lingua volgare che in lingua latina. L’analisi delle Stanze del matematico Figliucci ha portato a mettere in luce le finalità divulgative di una poesia che riprende e illustra, fondandosi su un ricco sistema di fonti scientifiche e sulle più attuali discussioni del tempo, le recenti scoperte astronomiche di Galilei e dei confratelli dell’Ordine, tematizzando inoltre rilevanti aspetti ad esse connessi relativi all’esegesi delle Sacre Scritture. Proprio l’impiego da parte di Figliucci del mezzo letterario è risultato congeniale all’espressione di posizioni non sempre allineate rispetto a quelle professate da matematici e teologi della Società. La poesia d’argomento scientifico, nel caso delle Stanze, riveste dunque un ruolo di divulgazione delle nuove scoperte astronomiche, ma assurge nel contempo anche a forma comunicativa eletta dal gesuita senese per la formulazione di pensieri non ortodossi rispetto al sistema dottrinale gesuitico. Diverso è il caso rappresentato dall’altro componimento in || 96 “Scientific Knowledge, the Order of Nature, and Natural Theology” (introduzione non firmata alla sezione del volume con questo titolo), in: John W. O’Malley, Gauvin Alexander Bailey et al. (eds.), The Jesuits II: cultures, sciences, and the arts 1540–1773, pp. 288–290: 288.
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versi preso in esame, il poemetto in esametri De Magno Cometa di Alessandro Donati. Come ha permesso di accertare la ricostruzione della sua genesi, il carmen è stato composto insieme ad altri testi, tra cui la Disputatio di Grassi, in prospettiva di un evento che ha avuto luogo nella cornice istituzionale dell’Ordine, le riunioni dedicate tra la fine del 1618 e l’inizio del 1619 al Collegio Romano alle recenti apparizioni cometarie. Donati, come documenta la prima redazione del testo ora recuperata e qui edita in appendice, ha con ogni plausibilità anche preso parte in prima persona alle osservazioni telescopiche della grande cometa del 1618. Il carmen ha funzione esplicativa di questo fenomeno celeste che ha sollevato inquietudini e interrogativi tra la popolazione, ma anche di divulgazione di un sapere astronomico che a tali paure offre spiegazioni e risposte. Il componimento, al pari delle Stanze di Figliucci, prelude alla codificazione nella trattatistica gesuita di una poesia scientifica, opera di codificazione a cui lo stesso autore del De Magno Cometa – ora identificato – darà con la sua Ars poëtica un determinante contributo. *** De Magno Cometa viso primum Romae tertio Kalendas Decembris 161897 [56r] Stella comam ducens, minitantis filia coeli, luxit ad Eöas, promisso vertice, Libras: elatum dispersa caput, cui lumina coelum candida certatim, cui Sol et spicula noctis Luna inclinato servilia commendat Astro. Cernite gemmiferi, qui picta per aequora Ponti
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|| 97 Si offre qui trascrizione del poemetto di Alessandro Donati nella forma in cui è stato tramandato dal codice con segnatura Fondo Gesuitico, 458 della Biblioteca Nazionale Centrale di Roma. Il carmen si legge alle cc. 56r–60r del codice miscellaneo che reca sul dorso l’indicazione “Varia de Cometa | An. 1618”. Non si tratta di un autografo, il copista è lo stesso che ha redatto il manoscritto della De tribus cometis disputatio astronomica (di cui nel codice viene offerta solo parziale trascrizione, alle cc. 171r–23r) e del testo di Marcellino Albergotti, docente di filosofia al Collegio (alle cc. 26r–40v). Nella trascrizione del carmen si sono indicati tra [ ] i luoghi di incerta decifrazione, tra parentesi alcuni luoghi sottoposti a emendazione. Si è inoltre provveduto a compiere alcuni interventi nella punteggiatura e nella grafia. Si è omesso di trascrivere l’indicazione, collocata rispettivamente in alto a destra e in alto a sinistra del titolo, dei due nomi “Jesus”, “Maria”. Un sentito ringraziamento va a Ugo Baldini, prodigo di informazioni, a Gerlinde Huber-Rebenich e Lisa Ciccone per l’aiuto nella decifrazione di alcuni luoghi del manoscritto.
248 | Giovanna Cordibella lictoreas Orientis opes et divite praeda fertis Erythraeo conchilia nata profundo. Vos quoque [per vias] diversi ad moenia mundi, lucentes quicumque auro populatis arenas aut Austri Boreaeque domos adversa vomentes frigora quique gelu terras habitatis inertes. Omnibus una patet, medium quae stella per orbem, proxima signiferos percurrit lumine cyclos. Vos causas aperite, avido vos dicite Vati: unde capillatum surgat? Quid cogitet Astrum? Quas in nocte plagas habitet? Quod crine superbo sit fatale iubar? Tantarum semina rerum ignorant trepideque horrent ea sidera Musae. Tempus erat refugo sol tardas lumine noctes molitus curva portantem vulnera cauda quo fugit et longo mordentem Scorpion astro iamque Sagittifero trepidi Chyrone iugales in Noton avectos properant immergere currus exiguumque diem geminoque adeunda recursu pulsant extremi confinia prima Decembris, cum subito ignotos accendere visa per ignes [56v] stella novas, elata, iubas subiectaque longe tollere per coelum nitidos argentea vallos. Ipsa superpositae veluti manantia caudae lumina fontanosque globo radiante nitores evomit et spisso verrit vaga Sidera villo. Tum levis, experias crinem lotura sub undas, nocturnum maturat iter, solemque paternum ante volans rursum Eös reditura fluentes stelliferum vincit rapida vertigine vulgus. Ac velut aestivas noctis redeuntis in umbras Aelia cum Romae resonat nova gaudia Moles et parat arsuros incensis nubibus imbres, [machinarum] compactilis occupat arces sulphureosque premit calamos uteroque morantes; mox, ubi conceptos a tergo admiserit ignes, emissura faces, Matrem lacerantibus angues flammiferi radijs iaculisque, evolvitur ardens ac sese in nubes aperit globus; ardua lucent spicula, pallentemque fugant crepitantia noctem. Aut veluti Latium Tiberim seu Tuscula propter moenia floriferis e Monte illapsa viretis, multiplices occulta tubos, et hiantia furtim spiramenta sui compresso murmure fontis lympha tenet, medio tum se cratere latentem qua dirimit, multo siphunculus ore loquaces eiaculatur aquas. Liquidis emissa querelis
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Poesia gesuitica e astronomia al Collegio Romano nell’età di Galileo | 249 exilit et spisso laxatur in aera Nimbo; inde cadens, lapidi collisa remurmurat unda. Talis erat lucis species gravidoque minantur In coelum iaculata sinu, spatioque soluta [57r] spicula: materno subter micat hispidus orbis sidere cristatoque faces vomit ore comantes. Parva super fugientis erat tum semita noctis iamque fores Aurora suas atque alba dïei atria turbatis moriens patefecerat astris. Ipse latet trepidus redituro Sole Cometes nascentique feros in lumine condidit ignes. Postera Nox toto vigiles ut provida coelo astrorum excubias monstrumque immane timentes duceret Arctois Boream eduxerat oris. Non unquam gelidas sic ille serenior alas in Noctem Stellis equitans agitavit apertis nec minus hibernos tectis excita paternis turba focos, vallemque tuam Tiberine refugit ascenduntque locos, et quos ignobile vulgus attonito undantes compleverat agmine colles. Ianiculum celeres, celeres Tarpeia tenebant saxa viri, densisque sonant Capitolia turmis et Vaticanos implent sua murmura Montes. Sidera quisque manu atque oculis popularia signat, maioresque duces, seu quos incerta vagantes semita, seu tremulo quos conniventia crine ora notant, spatijsque polus contorquet Eöis. Scilicet ardentes taciturno lumine linguas stellarumque sonos vocalis et ipsa Cometae audivere animis querulo cantamina coelo. Hunc adverte oculos terras qui [flectus] inanes labentesque oras perituraque respicis arva immemor astrorum, quae nexa adamante perenni gaudia mansurosque dies et praemia condunt. [57v] Aspice lucentes oculata volumina Gemmas quas tibi perpetuo servant, quos aurea flores texendis olim regio sine fine coronis educat. Huc adverte animum, quem terrea propter moenia inexpletum secura per otia pascet immortale iubar semperque fruenda voluptas. Nox tibi tanta aperit tacito spectacula Mundo. Quae fuerint, maiora dies dum lumina volvet Intimaque abducto pandet penetralia velo? Has adeo versant animis atque ore volutant cordibus auditas per opaca silentia voces. Ecce autem liquido extremos oriente capillos paulatim attollens crinemque arrecta nivalem
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250 | Giovanna Cordibella stella sequebatur; radios videre vomentem densatisque iubis illam tremuere minantem. Continuo feralis adest, viden? ora cometes quantum aperit placidisque minax seponitur astris? Clamabant: sic ille nitet? Sic ille coruscis obtexit frontem iaculis? Tunc Hesperus orbis dire secuturum revocabis ab aequore Solem. Unde immane iubar populis? Quae tristia Mundo Spicula Mortis alit? Subitos cur arsit ad aestus? O pereas caput infoelix quicumque coactis pestibus aut bello aut magnis terroribus ornas! Nec minus audentes mirantur Sideris ignes candida promissae dum crescere sirmata caudae et tantum coelo extentos videre nitores quantum signiferi spatijs curvataque flexu finibus obliquo tenduntur signa duobus. Causa latet magnique petunt exordia facti. [58r] Ipse canam, fictis placeant modo vera Camoenis! Principio tellus, Phoebo tepefacta calenti, exhalat tenues nebulas gremioque soluta sicca vaporiferis evolvit pabula fumis et missa e lymphis pariter venere marinis. Humidus irrorat coelo vapor, aridus ignes colligit, ille nives, pluviasque et grandinis iras; fulminis hic flammas flammisque tonitrua pascit saepe etiam expirat coeloque levissimus exit halitus. Ille, calens secumque oleacina portans nutrimenta, viam celerat quem summa petentem Sol et inaspectis adducunt sidera vinclis. Illi non validae nubes non castra coacti frigoris aut gelido pendentia turbine tela obsistunt superatque victor spirabilis oram aetheris et summis firmat vestigia campis. Hic seu finitimos incendia sumit ad ignes seu raptus raptuque avidos agitante calores invehitur praeceps celerique retorridus orbe aestuat et subitis effundit lumina flammis. Sic teretes coelo Clypeos et longa minantes Coniferas ardere faces: lucentibus auris sic celeri Bolides videas excurrere telo. Iam tenebras vincit lampas; iam dolia fulgent; iam male saltantes accensa in nubila Capras ecce voratura terrebunt luce dracones splendentesque trabes aut missilis igne refriget , lancea; iam nubes coelumque eurique dehiscent cum reclusa patent ruptaque voragine flammas visa per ardentem discindere Chasmata noctem.
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Poesia gesuitica e astronomia al Collegio Romano nell’età di Galileo | 251 [58v] Ante omnes dira metuendis luce Cometis it facies, formas variosque imbuta colores. plumbeus his color est, color aureus, albidus Astri. Illi sanguineus rutilantem subdidit iram, Mitior hunc terris regalem purpura vestit; caerulus hic varioque ardet mihi discolor igne, ille Dionaeos argenti ostendit amores. Tum facies non una rubet seu crinibus orbem ambit et intortos rapitur circumdata cirros flammea seu tollunt ferientem cornua frontem atque basim super extantes arsere columnae. Lurida promissis squallet Pogonia barbis electro similes imitatur et altera discos. Illa iubas circum revolans agitavit Equinas. Ocior impulsis iaculatur acontia telis at Xiphiam gladij mucrone inspicat acuto pallidus et radijs cedentibus inficit horror. Talis erat furijs rabidos quae nuper aquosis implevit terrore notos, dum pallor adustae iret in adversam transuersus acinacis Hydram, lubrica sed spiris multoque armata veneno, excussit ferale caput: ferus horruit ardor stridentem vastoque super cratere minantem. Quid dicam? Longos alte collecta capillos, quae modo villosae producens hispida caudae lumina subiectum suspendit ab Aethere sidus? Tu potes horrificos terris aversa nitores discretis aperire comis quod spiritus ardens arva secat longis veluti coelestia ramis et qua rarus hebet, vires qua densior auget, [59r] at subter concretus agens et pabula pinguis lenta vapor validum circumstipavit in orbem. Hoc alitur sidus, crescit coma laxior illo et quondam pavidis nimium protenditur astris, quod piceo exundant iterum suffimina visco aeraque ad summum magis exhalata resurgunt. Haec olim veterum clamantum effusa Lycaeo implevere aures; sed enim, maioribus ausis, sidera per coelum quicumque meantia certo suspiciunt radio numerisque volumina signant descriptis diversa notant effata figuris et nova materno gratantur lumine coelo, sive quod astriferos parili sub lege mutatus aeternas servatque vices, atque aemula cursu stella per ingentes rapitur circumflua ciclos sive quod e patrio surgens oriente Cometes spectatur tenditque moras repetitque diurno
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252 | Giovanna Cordibella aequora circuitu magnis ceu passibus implent astra quater senas spatijs coelestibus oras. Non alia aeternos constantia possidet orbes sive quod aspectus diversa reducit in astra depressum quodcumque iacet, proiectaque vultu linea quae medias intersecat aere flammas stellarum fixos petit ultra ductilis orbes nunc alios: alios, geminumque a fronte notabit Gallia Pollucem, calidos dabit Itala cancros, at modo cingentem lumen crinale cometem vidimus atque una magnum videre per orbem alte immutatis astrorum incedere signis. Ipse ego, dum natum longis ocularia sidus [59v] monstrarent cristalla tubis, vidi albida numquam ora per inclusos distantia crescere visus, non accensa magis geminato albescere vitro. Ergo manet coelumque novis habitabile flammis; densatum, ut prohibent, in formas saepe globosas cogitur astrorumque capax tuque ipse cruento horribilem celas vultum qui sidere Mavors, Erigones cervice sedens, tuque, aurea solis limina qui circum fugitivo callidus astro fallere sidereas aderas Cyllenie Lances, materiem commissam operi foecundaque lucis semina movistis, cum pene adversa frementis ore vorax raperet Saturnus lumina tauri. Tum stetit erectam in faciem flammandus adulto ore globus, traxitque iubar. Nam luce sequenti sol aderat, crinemque ac tela comantia fudit. Vibrat Thessalicas nam Sol in terga Sagittas inferior retroque ferit; sic ille refractos : concepit radios rursumque per astra refudit Tum fugiens celerat septemque immane trionum sponte quatit gelido moriturus frigore limen. Longum iter at teneris etiam superabile Musis. Est locus antiquas medio sub limite Libras qua chelis caudaque minax tamen impulit ore Scorpius. Astra notant, librato examine, Lances; hic procedenti veniens dat nomina signo. tum rectas obliqua secans immotaque nexu, magna Equatores perrumpit eclittica fines. Stat super Archadius claro pulcherrimus astro et custos agit excubias ne, forte sub undis [60r] lota, licaoniae fax purior ardeat Ursae fessaque iam cursu resupinat plaustra Bootes. Laeva tenet, longis aversaque passibus, Arctos fulgentem currum longo themone reducit.
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Poesia gesuitica e astronomia al Collegio Romano nell’età di Galileo | 253 Proximus huic spiris glacialem lubricus orbem Anguis habet, diraeque accendit sydera caudae frigida qua tardo convertitur orbita sulco. Ergo ubi natales infecit lumine Libras ac miseram curvo tremefecit crine Cometes Erigonem manibusque comam pedibusque minacem advolvit faciem, subito conversa, trementem, terruit Arcturum radijsque infixit acutis stella ferox rectaque means altissima cauda, donec in extremo posuit vestigia dorso elabensque humeris, pereuntem in luce reliquit. Viderat Arctoo venientem e cardine longe fugissetque Helice, prohibent sed tarda rigenti plaustra gelu semperque atros nix fusa per armos iamque prope ardentem iam senserat axis euntem effedaque ignotos paulum traxere calores. Stella fugit, claroque super themone reluxit stringitur extremo qua zona novissima Mundo. Ecce flagellantem revolutae verbere caudae custodemque loci maculosaque sidere terga contra attollentem peritura exhorruit anguem diriguitque metu: lapsis inhonora capillis concidit et superas evanida deferit auras. Nota sit illa dies nascentis origine Iani candida inassueto quae lumine solvit Olympum. Atque annum secura tulit. Tu fausta serenis [60v] tempora, tu brumam tranquillas laeta diebus annua nec metuit Capricorni nubila Phoebus. Quamquam [o, ne] claris [abeat] iam solibus humor et nimis avectos tellus gemat arida succos. Saepe malus, steriles mortalibus inc[oha]t annos ventorumque minas irataque flabra Cometes. Quondam etiam extinctam memini [ab nubibus] undam obruent populi et siccos cava flumina fontes. Sponte sua virides vomuere incendia [plures] atque urens violentus aquas et torridus aestu Indoluit Titan lauros ardere sonantes mensibus amissos seu dum bis quatuor imbres. Gallia nequicquam [fluviique] lacusque vocabant inque alias profugi terras unaque [trahentes] heu miseri! natos duxere armenta coloni sive expectato veniens cum turbine [Caurus] [fragmina] convulsi rapuit volitantia Montis et procul expavit labentem Tracia cautem Greciaque imperio Dominas excussit Athenas. Vos tamen, incassum qui coelo audistis ab alto Saturni cum Sole faces Martisque locutas
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254 | Giovanna Cordibella (Tanta sedet fallax vesanae audacia menti) semina quae passim morbis, quae tristia nobis funera iactastis? Ludumque agitatis inanem. Tertius Arctoae pedibus subiecerit Ursae exiguo crines inglorius igne Cometes: sanguineas in nocte cruces in nocte volantes senserit ire faces sanctisque ardere figuris iam bello testata suas Germania flammas. Nihil ultra tentasse datur; foelicius ibunt [61r] prosperaque adversos requiscient tempora motus. Pax iterum vultu populos afflabit amico, quod, si orbem manet arcanas expendere poenas, at manet infandos scelerum qui dira profanis sacra novant templis stygiosque altaribus ignes, illis iusta ferunt Eöae incendia Librae, quos scelerata sacris longe disterminat eos. Id quoque praeterito viderunt saecula cursu, dum Libras crinita gravat dum luce Bootem axim inter geminum geminas dum percutit Ursas. Tum, bello exundans, Othomanae cornua Lunae impulit Armenius Lunaque repulsus Araxes mutuaque adversae gemuerunt strata ruinae. Finis
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Erminia Ardissino (Torino)
Galileo, scrittore della luce 1 Il contesto Nelle indagini che ricostruiscono la storia della conoscenza della luce, dei suoi meccanismi e dei suoi fenomeni, Galileo non ha quasi posto.1 E in effetti furono suoi contemporanei, Keplero e Cartesio, a determinare nel suo secolo un avanzamento significativo nella conoscenza dei fenomeni luminosi e della scienza ottica relativa. D’altra parte, se è vero che Galileo contribuì in modo determinante con il perfezionamento del cannocchiale e con le osservazioni celesti ad aprire la strada in questo campo, egli non teorizzò né il modo con cui costruiva i suoi cannocchiali, né approfondì teoricamente i fenomeni luminosi che osservava. Ma fu Galileo per primo a individuare il modo di sperimentare che la luce ha una velocità finita e definibile, non istantanea, e soprattutto fu il rivolgimento epistemologico da lui determinato ad aprire la strada alla conoscenza che abbiamo oggi della luce e della sua propagazione.2
|| 1 Cfr. Vasco Ronchi, Storia della luce da Euclide a Einstein, Bari 1983, passim. Cfr. Richard J. Weiss, Breve storia della luce. Arte e scienza dal Rinascimento a oggi, tr. it. Elisabetta Maurutto, Bari 2005, pp. 20–26 (in cui si trattano soprattutto i contrasti di Galileo con la Chiesa); Bernard Maitte, La lumière, Paris 1981, pp. 55–69; Louis de Broglie, Materia e luce, Milano 1940; David Lindberg, “The Genesis of Kepler’s Theory of Light. Light, Metaphisics from Plotinus to Kepler”, Osiris 2 (1986), pp. 5–42; Fabio Bevilacqua e Maria Grazia Ianniello, L’ottica dalle origini all’inizio del ’700, Torino 1982; David Park, Natura e significato della luce. Dall’antica Grecia alla fisica moderna, Milano 1998. Sullo specifico pensiero scientifico, soprattutto atomistico, di Galileo relativo alla luce si veda Susana Gòmez Lòpez, “The Mechanization of Light in Galilean Science”, Galilaeana 5 (2008), pp. 207–244. 2 “La luce ora [con Galileo] aveva una consistenza assai più definita che in passato. Esisteva un lumen emesso dalle sorgenti luminose, che si propagava per raggi rettilinei emessi in tutte le direzioni da ciascun punto delle sorgenti stesse; veniva assorbito dai corpi opachi, veniva riflesso dai corpi lucidi, diffuso da quelli rugosi, trasmesso da quelli trasparenti; portava seco calore; quando era puro era bianco; ma per contaminazione con corpi colorati ne traeva colore. Si propagava con velocità finita, ma grandissima secondo alcuni, addirittura infinita secondo altri. Questo lumen, penetrando negli occhi, veniva concentrato sulla retina, e quivi impressionava il nervo ottico, dando origine alla visione. Circa la natura di questo lumen, alcuni lo consideravano puro moto, altri vi vedevano dei corpuscoli minutissimi lanciati a grande velocità lungo i raggi”. Ronchi, Storia della luce da Euclide a Einstein, p. 130. Cfr. Maria Luisa Righini Bonelli, “La velocità della luce nella scuola galileiana”, Physis 11 (1969), pp. 493–501; Giovanni
256 | Erminia Ardissino Non si può però affermare che la luce non interessasse lo scienziato, anzi egli dichiara presto che si sarebbe volentieri fatto recludere in un oscuro gabbiotto, a pane e acqua, a condizione di poter, una volta uscito, conoscerne perfettamente la natura.3 Ne riferisce Giulio Cesare Lagalla, che sulla luce pubblica nel 1612 un trattatello, De luce et lumine, dopo aver assistito alle dimostrazioni sull’efficacia del cannocchiale che Galileo aveva eseguito a Roma la sera del 14 aprile del 1611. Nel suo secondo viaggio romano, il primo dopo gli eventi del 1609–1610, per confermare le proprie scoperte e per raccogliere il successo che gliene poteva derivare, lo scienziato esibì infatti il cannocchiale per uno scelto gruppo di intellettuali romani o gravitanti intorno a Roma.4 E proprio per sondare e dare eco alle scoperte, il principe Cesi, principe anche dell’Accademia dei Lincei, aveva organizzato sul Gianicolo, nella vigna di Monsignor Malvasia la serata dimostrativa, un evento così eclatante che ne parlarono, oltre al Lagalla, anche gli avvisi dell’epoca.5 Galileo portò il suo telescopio e, se prima di cena ne fece sperimentare la potenza guardando gli edifici di Roma, dopo cena offrì ai partecipanti lo spettacolo della volta stellata. Le osservazioni diedero vita ad un’animata discussione, perché vi era chi non credeva al telescopio, chi manteneva un ostinato ostracismo contro l’uso delle lenti, chi non poteva accettare le novità astronomiche che sconvolgevano l’astrologia praticata. Proprio quella serata segnò un momento importante nella storia della conoscenza della luce, anche perché Galileo vi portò delle schegge di pietra lucifera bolognese (barite, BaSO4), da poco scoperta, dimostrando così che la luce può essere separata da
|| Costa, “Galileo e il dibattito sulla velocità della luce”, Padova e il suo territorio 24 (2009), pp. 22–24. 3 “Eccellentissimus Galilaeus in eandem mecum sententiam venit se libenter tenebroso carcere includi, ac pane tantum, et aqua substentari passurum (modo hoc exacto tempore cum luci restitueretur, eius naturam perfecte caperet, et intelligeret) constanter asseveravit.” Julius Caesar Lagalla, “De luce et lumine”, in: Id., De phoenomenis in orbe Lunae, Venezia 1612, pp. 57–58, ma anche in Galileo Galilei, Opere, Antonio Favaro (ed.), Firenze 1964, III, ii, p. 927. Di seguito le citazioni dalle opere saranno indicate con Galilei, Opere, seguito dal numero del volume, quindi della pagina. 4 Erano presenti membri della prima accademia lincea: Federico Cesi, Johann Faber, Johann Schreck, Jan Eck, Giovanni Demisiani, prelati scienziati come Piero Dini e Giulio Cesare Lagalla, intellettuali come Francesco Pifferi e Antonio Persio. 5 Joannes Albertus F. Orbaan, Documenti sul barocco in Roma, Perugia 1920, p. 283. Cfr. William R. Shea e Mariano Artigas, Galileo a Roma. Trionfo e tribolazioni di un genio molesto, Venezia 2003, pp. 50–52; Michele Camerota, Galileo Galilei e la cultura scientifica nell’età della Controriforma, Roma, Salerno 2004, pp. 205–206.
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una fonte che brucia.6 L’esperimento ebbe grande successo e lasciò una notevole scia di interrogativi. In quello stesso periodo, in una missiva a Mons. Piero Dini del 21 maggio 1611, Galileo si interroga sulle stelle di cui non vediamo i lumi, in modo che sembra già suggerire la non istantaneità della luce. Scrive lo scienziato: “Vorremmo ancora far gl’occhi nostri misura dell’espansione di tutti i lumi, sì che dove non si fanno sensibili a noi le specie de gl’oggetti luminosi, là si deva affermare che non arrivi la luce di quelli? Forse tali stelle veggono le aquile o i lupi cervieri, che alla debile vista nostra rimangono occulte” (Galilei, Opere, vol. XI, p. 115). E ancora propone una suggestiva descrizione dei fenomeni della visione, esprimendo meraviglia per “la picciolezza e sottilità delle specie visive, che dentro all’angustissimo spazio della nostra pupilla racchiude la quarta parte dell’universo” (Galilei, Opere, vol. XI, p. 110). Galileo sentiva ovviamente l’urgenza dei problemi relativi alla luce, infatti scrivendo al Segretario Granducale, Belisario Vinta, nella lettera (ancora da Padova) del 7 maggio 1610, in cui si propone come filosofo di corte, indica tra i vari opuscoli su “soggetti naturali” che annunciava di avere in programma di esplorare, anche un De visu et coloribus, che, se non promette di trattare direttamente de lumine et de luce, ne doveva considerare però alcuni fenomeni (Galilei, Opere, vol. X, p. 350). Ovviamente questo opuscolo non fu scritto, come gli altri progettati in quel momento, ma i problemi relativi si riversarono nel Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, in cui la luce è indagata fisicamente. Anche se in quegli anni la luce era oggetto di molte curiosità e pubblicazioni, i filosofi ancora erano incerti sulla sua natura, fra la proposta aristotelica di una luce incorporea, qualità del medium, e quella platonica come sostanza spirituale, principio di attività. Tra esse si incuneava la teoria democritea e atomistica, favorita dai galileiani.7 Dopo un secolo in cui la filosofia neoplatonica della luce aveva influenzato opere filosofiche, arte e poesia, la luce era divenuta oggetto di rinnovate riflessione e indagini.8 Sono di poco precedenti gli studi di Della Porta (nel De reflectione e nel capitolo De speculis del Magiae naturalis), le riflessioni sul De immenso di Giordano Bruno e sulla Panaugia omnilucentia del De universa philosophia di Francesco Patrizi, i Paralipomena ad Vitellionem di || 6 Cfr. Pietro Redondi, “Galilée aux prises avec les théories aristoteliciennes de la lumière (1610–1640)”, XVIIe siècle 34 (1982), pp. 268–283. 7 Cfr. il numero monografico “Matière et lumière aux XVIIe siècle”, XVIIe siècle 34 (1982); Gòmez Lòpez, “The Mechanization of Light in Galilean Science”. 8 Cfr. Cesare Vasoli, “Su alcuni temi della filosofia della luce nel Rinascimento: Ficino (‘De sole’ e ‘De lumine’) e Patrizi (L. I della ‘Panaugia’)”, Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Cagliari n.s. 9 (1988), pp. 63–89.
258 | Erminia Ardissino Keplero (1604), a cui si deve aggiungere, nel 1611, la pubblicazione dell’opera del Maurolico, Photismi de lumine et umbra ad perspectivam, che nel secolo precedente aveva avuto l’iniziativa di proporre principi nuovi circa la luce, i colori, la visione. Sempre nel 1611 esce poi l’opera del Marcantonio De Dominis, De radiis visus et lucis (1611), che Galileo ricevette in dono da Sagredo.9 La curiosità di Galileo nei confronti dei fenomeni luminosi, registrata dal Lagalla, viene confermata dallo scienziato in una lettera degli ultimi anni della sua vita, del 25 agosto 1640, in cui, scrivendo a Fortunio Liceti, confessa, aumentando pure il sacrificio disposto a pagare pur di conoscere cosa sia la luce: “io mi era sempre tenuto tanto inabile a poter penetrare che cosa sia il lume, che mi sarei esibito a star in carcere in pane e acqua tutta la mia vita, purchè io fussi stato assicurato di conseguire una da me tanto disperata cognizione” (Galilei, Opere, vol. XVIII, p. 183). La ripresa delle stesse parole attesta il costante interrogarsi dello scienziato sul problema della cui fenomenologia si è occupato in tutte le sue opere astronomiche, essendo oggetti della sua osservazione quei corpi celesti che si rivelano proprio in quanto luminosi o per i loro effetti di luce. Se si vuole trovare un tema ricorrente in tutte le opere di Galileo, dall’anno delle osservazioni a quelli della cecità, dalle opere fisiche a quelle apologetiche, questo è proprio il tema della luce, che viene certo osservato e descritto anzitutto, ma anche indagato se non nel quomodo almeno nel suo multiforme manifestarsi. Nel Sidereus nuncius è anzitutto la superficie lunare l’oggetto della sua osservazione. Quando ne vuole descrivere la scabrosità e le rilevanze è l’opposizione luce/tenebre a essere in gioco, “excrescentiae lucidae ultra lucis tenebrarumque confinia in partem oscura extenditur”.10 E già in quest’occasione Galileo propone la sua spiegazione sulla natura della luce secondaria della luna, considerandone gli effetti luminosi, anche in occasione degli eclissi. Ma è pure in quest’opera che l’individuazione delle nebulose come un ammasso di distinte stelle porta lo scienziato a descrivere e considerare la natura della luce stellare, dei pianeti e delle stelle fisse, i fenomeni di irraggiamento, il candore della Via Lattea.
|| 9 Cfr. Galilei, Opere, vol. XI, p. 231. 10 Galileo Galilei, Sidereus nuncius, Andrea Battistini (ed.), Venezia 1993, p. 92: “Oltre i confini della luce e delle tenebre si estendono nella parte oscura molte come lucide escrescenze” (p. 93), e ancora: “nigricantium macularum exiguarum copia, omnino a tenebrosa parte separatarum totam fere plagam iam Solis lumine perfusam” (ibid.) (un gran numero di piccole macchie nericce, del tutto separate dalla parrte oscura, cospargono dovunque quasi tutta la plaga già illuminata dal sole.”
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Nell’opera successiva, Istoria e dimostrazioni sopra le macchie solari e loro accidenti, anche se in questione è la natura delle macchie solari (ombre di altri corpi celesti ruotanti intorno o crateri e imperfezioni del sole?), la luce resta soggetto principale, perché il fenomeno è comunque determinato dal rapporto con l’essenza di quell’astro definito “lucidissimo”. Soprattutto nella terza lettera, approfondendo alcune osservazioni già esposte nel Sidereus nuncius, si ridiscute della luce di Venere, e del candore lunare, confrontandoli con i riflessi di luce che possono vedersi sulle nuvole, della comparazione fra la luce del sole e quella della luna, fra macchie lunari e solari, e di altri fenomeni luminosi che permettono di definire per comparazione la natura delle macchie. Le comete, che sono l’oggetto del Saggiatore, sono un fenomeno di riflessione e sulla riflessione verte tutta l’argomentazione. Fin dalle prime obiezioni di Grassi, Galileo pone la sua tesi in termini di rappresentazione di fenomeni luminosi e attraverso la loro comparazione: “chi levasse via quei vapori ne’ quali si fa la reflession della vista nostra al sole, sarebbe tolta parimenti la chioma [della cometa], come al tor via delle nuvole si toglie l’iride e l’alone.”11 E in tutta l’opera l’argomentazione viene condotta sul filo della questione della riflessione, attraverso osservazioni e descrizioni che consentono di dire che Galileo realizza una nuova modalità di sguardo e che il suo occhio ha un’attitudine diversa verso le cose, specie appunto per le varie modalità di manifestazione della luce. Nel Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo compaiono invece singoli esperimenti, alcuni dei quali già presenti in precedenti opere, come la rifrazione dello specchio e del muro. Qui è soprattutto lo studio fisico della luce a interessare i dialoganti. Così nei Discorsi intorno a due nuove scienze ricompare qui e là il tema, per esempio nel tentativo di misurne la velocità di diffusione. Infine nella lettera a Leopoldo di Toscana sulla luce lunare riappare in tutta la sua importanza, chiudendo la scrittura di Galileo con una teoria non nuova, ma ripresentata con dovizie di prove e dimostrazioni, tutte giocate sugli effetti luminosi del sole e della luna.
|| 11 Galileo Galilei, Il saggiatore, Ottavio Besomi e Mario Helbing (eds.), Padova 2005, p. 128.
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2 Il lessico galileiano della luce Lungi dal voler indagare il contributo di Galileo alla fisica della luce e le implicazioni atomistiche connesse,12 cercheremo in questa sede di vedere come questa presenza abbia anche significato letterario, ovvero determini scelte lessicali e retoriche che rivelano la natura complessa della riflessione galileiana della luce e confermano la qualità della scrittura di Galileo, che riesce ad innalzare la sua prosa a un livello espressivo più alto, come ha indicato Calvino, proprio quando tratta dei fenomeni che più gli stanno a cuore.13 Anche se il linguaggio scientifico di Galileo è già stato indagato, mi pare utile prendere il via dalle scelte lessicali, i minimi componenti di questa scrittura, poiché Galileo si trova a dover inventare un linguaggio in volgare per i fenomeni che vuole indagare e descrivere, e le sue opzioni hanno già di per sé una valenza letteraria, mostrando anche la precisa consapevolezza che l’uso dei nomi può influire sulla concezione della scienza. Seguiranno poi alcune considerazioni sulle descrizioni di fenomeni luminosi, per chiudere con qualche riflessione sulla metafisica della luce. Che la luce secondaria della luna sia indicata, alla fine della vita, dopo altre modalità, come “candore”, sarà giustificabile, come lo scienziato stesso scrive, per “la brevità”.14 L’aveva chiamato altrove “lume secondario”, “luce abbagliata”,15 e nel Sidereus nuncius aveva scritto “hanc secundam (ut dicam) Lunae claritatem”,16 mostrando con l’incidentale la consapevolezza dell’approssimazione della scelta. Conviene però ancora sottolineare che Galileo prende “candore” direttamente da Dante, perché le sole occorrenze che troviamo prima della sua epoca (quando si escluda nel valore figurato di ‘innocenza’ purezza,
|| 12 Su cui Pietro Redondi, Galileo eretico, Torino 1983; Pietro Redondi, “La luce, ‘messaggio celeste’”, in: Paolo Galluzzi (ed.), Novità celesti e crisi del sapere, Firenze 1984, pp. 177–186; Paolo Galluzzi, Tra atomi e indivisibili, Firenze 2011, pp. 115–126; Gòmez Lòpez, “The Mechanization of Light in Galilean Science”. 13 Italo Calvino, “Due interventi su scienza e letteratura”, Id., Saggi 1945–1985, Mario Barenghi (ed.), Milano 1991, pp. 232–233. 14 Gallei, Opere, vol. VIII, p. 493. Cfr. Maria Luisa Altieri Biagi, Galileo e la terminologia tecnico scientifica, Firenze 1965, p. 72. Ne parla anche in Ead., “Venature barocche nella prosa scientifica”, I capricci di Proteo. Percorsi e linguaggi del Barocco, Roma 2000, pp. 519–520 15 Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Ottavio Besomi e Mario Helbing (eds.), Padova 1998, pp. 95 e 115 16 Galilei, Sidereus nuncius, p. 112.
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schiettezza’)17 sono in Dante, il “candor” delle “genti [...] vestite di bianco” di Pg 29, 66; il “candor” che “soverchia la fiamma” di Pd 14, 53, i “candori” che felicitano Maria in Pd 23, 124, la sapienza come “candore de la etterna luce” di Convivio 3, 15, 5.18 Galileo recupera con “candore” non solo la bianchezza e lo splendore che sono impliciti nell’etimologia, ma anche un’astrattezza che rende questo fenomeno non un lume simile ad altri, ma dalla precisa identità e con qualità che suggeriscono anche il corrispondente verbo derivato, “incandire”, che ha una serie di occorrenze nella lettera a Leopoldo, come “incandire la Luna”, “Luna candente”, “Luna incandita”, ecc. Il verbo è invenzione galileiana (poco varrà che fosse usato in un trecentesco volgarizzamento di S. Agostino per la calcina).19 Di derivazione letteraria sarà ancora il termine “simulacro”, usato già da Leonardo per indicare l’immagine riflessa da uno specchio o da una superficie speculare come l’acqua.20 È impiegato nel Saggiatore (es. “quando lo specchio fusse minore del simulacro, allora non solamente si potrebbe vedere illuminato tutto, ma il simulacro in lui ad ogni movimento dell’occhio apparirebbe esso ancora muoversi”)21 ed ha origini lucreziane, infatti appare nel libro IV del De rerum natura per indicare il sottile velo costituito da atomi che si staccherebbe dai corpi materiali per giungere all’occhio, secondo la teoria epicurea della visione.22 Del poema di Lucrezio Galileo possedeva ben due edizioni e l’opera era fortemente in auge all’epoca, anche se guardata con sospetto dalla Chiesa.23
|| 17 Grande dizionario della lingua italiana, Salvatore Battaglia e Giorgio Barberi Squarotti (eds.), Torino 1960–2004, s.v. 18 Sulla familiarità di Galileo con Dante fanno fede le sue due lezioni su La figura, sito e grandezza dell’inferno di Dante, recitate presso l’Accademia Fiorentina nel 1588. Galilei, Opere, vol. IX, pp. 31–57. Su cui Alfredo Cottignoli, “Galileo lettore di Dante”, Studi e problemi di critica testuale 64 (2002), pp. 83–91. 19 Grande dizionario della lingua italiana, s.v. 20 Leonardo da Vinci, Scritti scelti, M. A. Brizio (ed.), Torino 1952, p. 401. Galileo usa anche “silmolacro” nel senso più tradizionale di ‘immagine’. Cfr. Galilei, Il saggiatore, passim. 21 Galilei, Il saggiatore, p. 191. 22 “Quae [simulacra], quasi membranae summo de corpore rerum / dereptae, volitant ultroque citroque per auras”, Lucrezio, De rerum natura, IV, 35–36, ma tutta la prima parte (IV, 26– 323) è sui simulacri della visione. 23 Cfr. Antonio Favaro, La libreria di Galileo Galilei descritta ed illustrata, Roma 1887, p. 60. Una era edita a Lione, Her. S. Griphi, l’altra non è specificata. Evidente il debito verso il linguaggio lucreziano democriteo ovvero al concetto che all’occhio giungessero le specie visive, anche in quanto scrive nella lettera al Dini, quando chiama le “specie visibili”: “luce figurata” (Galilei, Opere vol. XI, p. 114). Anche nella lettera al Grienberger del 1 settembre 1611 parla del rapporto fra le “specie visibili” e l’occhio (cfr. Galilei, Opere, vol. XI, 156–171).
262 | Erminia Ardissino Di nuova applicazione è invece il termine “piazzette”, con cui sono indicate le aree luminose che appaiono sulla superficie del sole al posto delle macchie: “nella medesima faccia del sole si veggono tal volta alcune piazzette più chiare del resto, nelle quali, con diligenza osservate, si vede il medesimo movimento che nelle macchie.”24 Galileo rappresenta qui il mutarsi del magma che lascia dei vuoti e poco più avanti dimostra che le piazzette sono il risultato delle macchie: “più accuratamente osservando le soprannominate piazzette, lucide più del resto del disco solare, si potrebbe ritrovare quelle esser i luoghi medesimi dove poco avanti si fossero dissolute alcune delle macchie più grandi.”25 “Piazzette” non è un termine univoco, perché così sono anche definite le nebulose nel Saggiatore: “Sappiamo di sicuro ch’una nebulosa non è altro ch’un aggregato di molte stelle minute, invisibili a noi; con tutto ciò non ci resta invisibile quel campo che da loro è occupato ma si mostra in aspetto d’una piazzetta biancheggiante.”26 Come ha notato Ossola, tra la definizione del Sidereus nuncius per le nebulose, “greges stellarum”, e la nuova invenzione c’è un processo di astrazione, “più il ductus dimostrativo di Galileo si fa sicuro, serrato, meno ha bisogno di ricorrere – neppure nelle comparazioni – ai mobili aspetti, al fenomenico trascorrere del vivente”, un processo che va nella direzione di una resa interpretativa, filosofica: “il suo sguardo si fa ‘metafisico’, si fissa – oltre le ‘fisiche’ apparenze del visibile – nel ‘gran simolacro’ di una immutabile luce mentale.”27 Non dovrà sorprendere questa duplicità, perché Galileo è consapevole dell’arbirarietà del linguaggio. Sempre a proposito delle macchie solari, per difendersi da Scheiner, che ritiene le macchie ombre di corpi ruotandi intorno al sole e le assomiglia ai pianeti di Giove, non solo dimostra la diversità dei fenomeni che si osservano, ma discute anche l’equivoco che si può ingenerare nell’uso impreciso dei termini: Non son dunque le Gioviali, né l’altre stelle, macchie ed ombre, né l’ombre e macchie solari sono stelle. Ben è vero ch’io metto poca difficoltà sopra i nomi, anzi pur so che è in arbitrio di ciascuno l’imporgli, a modo suo, che, tuttavolta che col nome altri non credesse di conferirgli le condizioni intrinseche ed essenziali, poco caso farei nel nominarle stelle: in quella guisa che stelle si dissero le soprannominate del 72 e del 604; stelle nominano i metereologi le crinite, le cadenti e le discorrenti per aria, ed essendo in fin permesso a gli || 24 Galileo Galilei, “Istoria e dimostrazioni sopra le macchie solari e loro accidenti”, in: Galilei, Opere, vol. V, p. 219. 25 Ibid., p. 231. 26 Galilei, Il saggiatore, p. 143. 27 Carlo Ossola, “‘Piazzette’ e ‘caraffe’. ‘Metafisica’ galileiana, Nuncius 14 (1999), pp. 423–441: 430.
Galileo, scrittore della luce | 263 amanti ed a’ poeti chiamare stelle gli occhi delle lor donne, “Quando si vidde il successor d’Astolfo / sopra apparir quelle ridenti stelle”, con simile ragione potransi chiamare stelle anco le macchie solari (Galilei, Opere, vol. V, p. 229).
È questa una prova, come altre del Saggiatore, del valore in cui è tenuto il linguaggio poetico nel discorso scientifico.28 L’uso di metafore, di cui Galileo è straordinario inventore, non implica genericità, anzi ha come fine la massima precisione: sono invenzioni usate in mancanza di espressioni specifiche.29 L’irradiazione dei corpi celesti è chiamata “cappellatura”, cui segue tutta una terminologia che Galileo poteva attingere anche dall’etimologia di ‘cometa’ (kometes vale ‘stella con la chioma’). Scrive a Cristoforo Grienberger nel settembre 1611: Tale irradiazione o cappellatura si fa maggiore o minore, secondo che la luce è più gagliarda o meno. […] Giove, e più ancora Saturno, ricevendo il lume, per la molta lontananza, assai più languido e fiacco, s’inghirlandano sì, ma non come Marte e Mercurio, e con l’occhiale assai distintamente si scorgono le lor figure, tosandogli e removendogli la lor cappellatura.30 Da così fatto accidente non resta esente la ; anzi ella ancora di una simile ghirlanda si incorona, e massime in quelle parti dove ella più direttamente riceve la solare irradiazione. Vero è che la sua figura non si deforma, mediante la sua molta grandezza; perché i crini della medesima lunghezza ingombrando una piccola figura l’alterano più che una grande, in quella guisa che i peli ascondono totalmente i dintorni della pelle e la muscolatura di un piccolo ghiro, ma poco celano le fattezze di un gran cavallo (Galilei, Opere, vol. XI, p. 194).
I traslati portano ad un linguaggio metaforico esteso (“tosandogli”, “removendo la cappellatura”, “ghirlanda”, “si incorona”, “crini”). Ma per essere più pre-ciso lo scienziato aggiunge la comparazione finale, che introduce nell’argo-mentare un accostamento inusuale per il linguaggio astronomico. La peluria del ghiro e del cavallo consente di spiegare meglio il fenomeno. Nel Saggiatore userà per il paragone la formica e l’agnello, allo stesso scopo di dimostrare come diversi siano, per la distanza, gli effetti delle irradiazioni solari su Venere e sulla luna: Ed accade in questo quello a punto che accaderebbe in vestire una formica di pelle d’agnello, di cui la configurazione delle piccoline membra in tutto e per tutto si perdereb|| 28 Esempi in Galilei, Il saggiatore, pp. 119 e 122. 29 Scriveva Calvino che Galileo “meriterebbe d’esser famoso come felice inventore di metafore fantasiose quanto lo è come rigoroso ragionatore scientifico.” Italo Calvino, “La penna in prima persona”, in: Id., Saggi 1945–1985, p. 366. 30 Il fenomeno della cancellazione delle irradiazioni tramite il cannocchiale, come pure di un velo nero o una nuvoletta, è ben descritto nel Sidereus nuncius come rasatura appunto (Galilei, Sidereus nuncius, p. 121).
264 | Erminia Ardissino be per la lunghezza dei peli, sì che l’istessa apparenza farebbe che se fusse un bioccolo di lana; nulla di meno l’agnello, per la sua grandezza, assai distinte mostra le membra sue sotto la pecorile spoglia.31
Ridotte proporzionalmente le dimensioni degli animali (assai più efficace del ghiro è l’immagine della formica che scompare sotto il vello), resta valido il paragone. La stessa metafora vale per comunicare l’osservazione di Venere “inghirlandata di una chioma che le si sparga e distenda intorno intorno in distanza di quattro suoi diametri”.32 Come non pensare alla Venere del Botticelli, inghirlandata pure lei da una chioma che “le si sparg[e] e distend[e] intorno intorno”. Si sa, Galileo era amante e intenditore di pittura, aspirante pittore egli stesso, membro dell’Accademia del Disegno, quindi frequentatore di discorsi pittorici in cui la luce è categoria importante.33 Egli viene dopo un secolo di arte che si era molto interrogata sui chiari, sul colorito, sulle luci e i loro effetti, sulle ombre, ed erano stati i toscani Alberti, Ghiberti, Leonardo, Vasari ad aver studiato il componimento in funzione della resa luministica. La rappresentazione è il nuovo processo scientifico che si basa sull’operazione del vedere, e si approssima al disegno.34 Per Galileo la conoscenza passa anche attraverso l’esperienza di pittore e la passione per le arti visive, infatti egli non dimentica nella rappresentazione dei fenomeni luminosi la resa pittorica, come prova il passo dalla prima giornata del Dialogo, quando per dimostrare la qualità della riflessione scrive: “per rappresentare in pittura v.g. una corazza brunita, bisogna accoppiare i neri schietti e bianchi, l’uno a canto all’altro, in parte di essa arme dove il lume cade egualmente.”35 Per indicare nella lettera sul candore lunare la differenza fra la luce della luna (riflessa) e quella della pietra lucifera bolognese (incorporata) viene usata la metafora continuata della ‘gravidanza di luce’. Contestando il Liceti, che le voleva uguali nel loro ‘incamerare’ luce, scrive:
|| 31 Galilei, Il saggiatore, p. 302. 32 Ibid. 33 Cfr. Erminia Ardissino, “L’occhio fisico e l’occhio mentale”, in: Ead., Galileo. La scrittura dell’esperienza, pp. 137–160. 34 Si veda lo storico, ma sempre suggestivo, saggio di Ezio Raimondi, “Verso il realismo”, in: Id., Il romanzo senza idillio, Torino 1974, pp. 3–56. 35 Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, p. 86.
Galileo, scrittore della luce | 265 la pietra alla quale per concepire il lume non basta l’avvicinarsi a quel maggior lume che ha da illustrarla, ma le bisogna per assai spazio di tempo soggiacergli, e così concepire la luce, da conservarsi poi per altro breve tempo nelle tenebre.36
Si può notare qui il piacere nel prolungare la metafora, nel creare, secondo il gusto del tempo, un concetto, la pietra deve soggiacere, poi concepire, poi conservare (come un feto). È questo gusto della parola che fa di Galileo un grande affabulatore, come scrivono i suoi biografi.37 L’aggettivazione usata per i fenomeni luminosi si caratterizza per il frequente uso del superlativo, reiterato, insistito, che mostra l’aderire dello scienziato a certe scelte espressive tipiche del suo tempo.38 Il sole o il disco solare è sempre “lucidissimo”,39 oppure “fulgidissimo”,40 “immensa e lucidissima” è la sua faccia,41 ma non altrettanto accettabile è che sia ritenuto “purissimo”. È l’obiezione che rivolge allo Scheiner nella terza delle lettere solari: “quando ci si mostrasse in parte impuro e macchiato, perché non dovremmo noi chiamarlo e macolato e non puro? I nomi e gli attributi si devono accomodare all’essenza delle cose, e non l’essenza a i nomi; perché prima furono le cose, e poi i nomi.”42 Lo sforzo di aderire alla realtà genera un’aggettivazione scelta con precisione e anche suggestiva: la luce della luna varia fra il ‘bronzino’, che si individua nell’eclisse: “subrufus ac quasi aeneus” (“rossiccio e quasi di rame”), “tintura bronzina” o “tenue splendore bronzino”43 e il “candore grande argenteo”, che si vede alla congiunzione con la Terra, o il “lume crepuscolino”.44 L’aggettivazione mira alla descrizione, ma questa è anche prova scientifica, e come tale ha ovviamente nelle pagine galileiane molta attenzione, perché descrivere è comunicare l’osservazione e osservare è il primo passo della conoscenza, la più importante delle “sensate esperienze”.
|| 36 Galileo Galilei, “Lettera al Principe Leopoldo di Toscana”, in: Galilei, Opere, vol. VIII, p. 541. 37 Niccolò Gherardini, Vita scritta da Niccolo’ Gherardini, in: Galilei, Opere, vol. XIX, p. 644; Vincenzo Viviani, Vita di Galileo, Bruno Basile (ed.), Roma 2001, p. 75. 38 Cfr. Altieri Biagi, La prosa scienifica. 39 Galilei, “Istoria e dimostrazioni”, p. 196. 40 Ibid., p. 98. 41 Ibid., p. 100. 42 Ibid., p. 97. 43 Galilei, Sidereus nuncius, p. 115, e Galilei, “Lettera a Leopoldo di Toscana”, pp. 514–515. 44 Ibid.
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3 Emozione e realismo nella descrizione dei fenomeni luminosi Galileo non rinuncia mai al principio di combinare le esperienze dei sensi e le “matematiche” o “certe dimostrazioni”, neppure per quanto riguarda la luce. Ma quanto meno riesce a definire matematicamente la questione tanto più intensa si fa la registrazione delle osservazioni, per cui per la luce abbiamo soprattutto la sua descrizione. Egli ci dice ciò che la luce fa e come appare ai suoi occhi. Alla luce non può attribuire le qualità primarie degli atomi (moto, forma, numeri) anche se la ritiene assimilabile agli atomi nell’azione. 45 Non può misurarla, non può teorizzarla, può solo osservarla e descriverla. È la descrizione che, come ha mostrato Raimondi, fa emergere un nuovo realismo, non più ingenuo e pittoresco, ma “sostanzialistico”, “allorché l’osservatore non si assimila alle cose che ha di fronte in un rituale mimetico, ma tenta di decifrarne le forme, i rapporti più segreti per via matematica”.46 Tuttavia anche questo realismo non è privo, almeno per Galileo, di partecipazione affettiva. Nel descrivere come appaiono i monti lunari, “dalla parte opposta al Sole ormai tutti fulgidi e splendenti” (“ex adverso autem Solis lucidioribus terminis, quasi candentibus iugis coronentur”), 47 entra in gioco anche il pathos dell’avvenimento, la partecipazione emotiva dell’esperienza, che vivifica la descrizione. Ma appunto un aspetto del tutto consimile lo abbiamo sulla Terra al levar del Sole, quando, non essendo ancora inondate di luce le valli, pur vediamo quei monti che le circondano dalla parte opposta al Sole ormai tutti fulgidi e splendenti; e come le ombre delle cavità terrestri, via via che il Sole s’innalza, diminuiscono, così anche queste macchie lunari, col crescere nella Luna della parte luminosa, vanno perdendo le tenebre.48
La rappresentazione è vissuta ed emotivamente partecipata, crea un paesaggio e soprattutto richiama nel lettore l’atavica esperienza della gioia della luce che || 45 Parlando degli atomi ignicoli nel Saggiatore Galileo scrive: “che poi arrivando all’ultima ed altissima risoluzione in atomi realmente indivisibili, si crea la luce, di moto o vogliamo dire di espansione e diffusione istantanea, e potente per la sua, non so s’io debba dire sottilità, rarità, immaterialità, o pure altra condizion diversa da tutte queste ed innominata, potente, dico, ad ingombrare spazii immensi” (Galilei, Il saggiatore, p. 289). Su cui cfr. Gòmez Lòpez, “The Mechanization of Light in Galilean Science”. 46 Raimondi, “Verso il realismo”, p. 6. 47 Galilei, Sidereus nuncius, p. 92. 48 Ibid.
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si rinnova. Non è la fantasiosa rappresentazione metaforica del suo contemporaneo Basile, che con molta fantasia racconta il giorno nascente con barocco concettismo (un solo esempio: “al sorger dell’alba, quando la notte fa gettare il bando dagli uccelli promettendo buona mancia a chi le recherà notizie di un branco d’ombre nere sperdute”, ma molti se ne potrebbero offrire),49 ma non è neppure un’oggettiva rappresentazione, perché già la coppia sinonimica “fulgidi e splendenti” indica la volontà di intensificare l’effetto. Inoltre il lento e progressivo “via via” del sole che s’innalza accentua sia la dimensione temporale sia l’attesa dell’osservatore. Infine l’insistenza sulle ombre/tenebre sottolinea la partecipazione e il pathos. La rappresentazione galileiana sembra piuttosto avvicinarsi a quella manzoniana del sorgere del sole all’alba del cammino di fra’ Cristoforo verso la casa di Lucia, nel quarto capitolo del romanzo. Non diversamente, nel dare indicazioni per il lume riflesso della luna nella prima giornata del Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Galileo ci parla delle notti rischiarate dal nostro satellite: “sì come la Luna, gran parte del tempo supplisce al mancamento del lume del sole e ci rende con la reflessione del suo le notti abbastanza chiare, così la terra ad essa in ricompensa rende, quando ella n’è più bisognosa, col riflettere i raggi solari, una molto gagliarda illuminazione.”50 Qui la luce della luna è vissuta, non oggettivizzata, non è solo una fisica entità presa astrattamente, perché il suo ruolo è sottolineato da quel pronome “ci”, che indica come del chiarore siamo noi gli spettatori e i beneficiati. Non è tanto la personificazione di terra e luna che contribuisce a dare una dimensione emotiva al passo, quanto appunto il chiarore sperimentato dagli esseri umani, abitanti della terra. Altrettanto empatica ed emotiva è l’aggettivazione riferita alle tenebre, per opposizione alla luce: che siano le tenebre della notte o le tenebre dell’universo, in cui gli oggetti luminosi sono immersi, senza poterle vincere: La Luna illumin[a] la parte oscura nelle tenebre della notte col reflesso de’ raggi solari [...]. Sono la Luna e la terra due corpi opachi e tenebrosi egualmente [...]. [...] la Luna è potente a illuminare l’oscuro della terra [...]. La Luna si trova constituita in un campo molto oscuro, cioè nelle tenebre della notte.51
La luce di Galileo è luce fisica, ma anche una luce interiore, perché la sua descrizione scientifica deriva dall’esperienza individuale e collettiva e ha sempre
|| 49 Giambattista Basile, Lo cunto de li cunti, Michele Rak (ed.), Milano 1998, rispettivamente pp. 15, 103, 191. Queste tre valgano di esempio, ma se ne possono aggiungere molte altre. 50 Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, p. 72. 51 Galilei, “Lettera a Leopoldo di Toscana”, pp. 494–495 e 512.
268 | Erminia Ardissino un’eco nell’affettività, come appare in questa considerazione sulla condizione della terra: “Dopo aver, non senza qualche meraviglia, fissati gli occhi nello splendor della Luna e delle stelle, abbassargli in terra, restiamo dalla sua oscurità in certo modo attristati, e da lei formiamo una tale apprensione, come di cosa repugnante per sua natura ad ogni lucidezza.”52 Ecco il pathos tutto umano (ma con dimensione metafisica) dell’alternanza luce/tenebre, con l’esultanza per la luce e l’angoscia del buio. Sono variazioni minime del dettato: d’altra parte dobbiamo cercare in Galileo non l’intensità patetica di un Tasso, poiché il suo ideale è semmai la sottigliezza rappresentativa dell’Ariosto, che sa “dipingere”, anche se il suo poema è tutto azione.53 Quando Galileo parla di luce sembra anzitutto sottolinearne il mistero e, oserei dire, la sua natura sovrumana, trattandosi di un fenomeno che condiziona l’esistenza dell’essere umano che ne è spettatore e ne subisce il fascino. Lo scienziato vuole essere un osservatore distaccato e riesce ad oggettivizzare il fenomeno, ma nello stesso tempo lascia emergere in parole scelte l’eco interiore, il pathos e la partecipazione. Riafferma il primato della vista, ma realizza anche una vista interna che emerge dalle parole. L’occhio vede, ma il linguaggio riproduce una dimensione interiore. Se molta attenzione Galileo dedica alla rappresentazione del contrasto luce/tenebre come fenomeno relativo alle incommensurabili dimensioni spaziali, frequente appare anche l’interesse per il luccichìo o brillìo, che deve aver sempre incuriosito lo scienziato. Ne registra tutta una fenomenologia, derivata dall’esperienza quotidiana, se non domestica, nel Saggiatore: Avvenga che le candele, le fiaccole ardenti vedute in qualunque distanza, e qualunque sassetto, legnuzzo o altro piccolo corpicello, insin le foglie dell’erbe e le stille della rugiada percosse dal sole risplendono e da certe vedute s’irraggiano al pari di qualunque più folgorante stella, e viste col telescopio osservano nell’ingrandimento l’istesso tenore che le stelle.54
L’umile legnuzzo, il sassetto, il corpicello (si notino i diminutivi, abilmente variati) assurgono alla sublimità stellare. L’esperienza è ribadita poco più avanti:
|| 52 Galilei, “Istoria e dimostrazioni”. 53 “Sfuma e tondeggia l’Ariosto, come quelli che è abbondantissimo di parole, frasi, locuzioni e concetti; rozzamente, seccamente e crudamente conduce le sue opere il Tasso” (Galilei, “Considerazioni al Tasso”, in: Galilei, Opere, vol. IX, p. 53). Infatti è per il Tasso che Galilei usa l’espressione “non sa dipingere” (ibid., p. 129). 54 Galilei, Il saggiatore, pp. 178–179.
Galileo, scrittore della luce | 269 Io, quanto a me, mi sono mille volte ritrovato in qualche stanza a finestre serrate, e per qualche piccol foro veduto un poco di reflession di sole fatta da un altro muro opposto, e giudicatola, quanto alla vista, una stella non men lucida della Canicola e di Venere. E camminando in campagna contro il sole, in quante migliaia di pagliuzze, di sassetti, un poco lucidi o bagnati, si vedrà la reflession del sole in aspetto di stelle splendentissime? Sputi solamente in terra il Sarsi, ché senz’altro, dal luogo dove va la reflession del raggio solare, vedrà l’aspetto d’una stella naturalissima.55
Persin lo sputo è innalzato alla natura sublime di una stella. È vero che la nuova scienza si fonda sulle “esperienze sensate”, ma qui è anche una nuova scrittura che si invera, un inedito ingresso del quotidiano nella storia letteraria, che ribalta gli usi del tempo e apre a inconsueti e impensati esiti. Sempre nel Saggiatore si trova l’osservazione della marina sotto l’effetto della riflessione del sole: Si figuri V.S. Illustrissima d’esser lungo la marina in tempo ch’ella sia tranquillissima, ed il sole già declinante verso l’occaso: vederà nella superficie del mare ch’è intorno al verticale che passa per lo disco solare, il reflesso del sole lucidissimo, ma non allargato per molto spazio [...] Cominci poi un leggier venticello a increspare la superficie dell’acqua: comincerà nell’istesso tempo a veder V.S. Illustrissima il simulacro del sole rompersi in molte parti, ma allargarsi e diffondersi in maggiore spazio; e benché, mentre ella fosse vicina, potrebbe distinguer l’un dall’altro de i pezzi del simolacro rotto, tuttavia da maggior lontananza non vederebbe tal separazione [...]. Cresca in onde maggiori e maggior l’increspamento: sempre per intervalli più e più larghi si distenderà la moltitudine degli specchi, a’ quali, secondo le diverse inclinazioni dell’onde, si refletterà verso l’occhio l’immagine del sole spezzata. Ma recandosi in distanze maggiori e maggiori, e per poter meglio scoprire il mare montando sopra colline o altre eminenze, un solo e continuato parrà il campo lucido.56
Di questa descrizione si ricorderà Calvino e trarrà ispirazione per Palomar, nel brano La spada del sole, del 1983, che si interroga sul rapporto che lega l’osservatore all’oggetto osservato, in questo caso un tramonto sul mare.57 Se la luce appare dunque nella scrittura galileiana per la sua dimensione fisica, rappresentata e descritta nei suoi molteplici fenomeni, incluso l’iride, i mille riflessi di una candela sopra un vetro appannato da un dito unto, le muraglie colpite dal sole, il raggio che filtra in una stanza buia, i lumi in lontanza su
|| 55 Ibid., p. 181. 56 Ibid., p. 192. 57 Come ha mostrato Eraldo Bellini, ci sono molte probabilità che Calvino avesse presente il passo galileiano che aveva anche antologizzato. Eraldo Bellini, “‘Chi cattura chi’. Letteratura e scienza tra Calvino e Galileo”, Galilaeana 3 (2006), pp. 149–197: 187–188.
270 | Erminia Ardissino una collina, ecc., abbiamo però anche una testimonianza della dimensione più metafisica che Galileo assegna a questo fenomeno.58
4 Luce metafisica Nella lettera scritta a Piero Dini del maggio 1615, una delle copernicane o teologiche, Galileo assume a sostegno della propria tesi sulla conciliabilità del sistema copernicano con le Sacre Scritture proprio il tema della luce. La lettera intende ovviare alle obiezioni del Cardinal Bellarmino che proponeva come dirimente sulla questione un versetto del salmo 18 (nella vulgata attuale il 19): Exultavit ut gigas ad currendam viam, attribuito al sole.59 Galileo avanza una confutazione che è anche, come ha mostrato Camerota, un tentativo di conciliazione con la posizione delle gerarchie ecclesiastiche. 60 Lo scienziato inizia con il sottolineare che per accordare “luoghi sacri con dottrine naturali nuove e non comuni” è “necessario aver intera notizia di tali dottrine, non si potendo accordar due corde insieme col sentirne una sola”.61 Quindi annuncia la possibilità di trovare molte “convenienze” tra le sacre lettere e la “mundana constituzione” che con la “vulgata filosofia” non appaiono.62 Galileo propone le sue considerazioni chiamandole ben tre volte “contemplazione”,63 segno che è consapevole della natura ‘particolare’ di quanto scrive. Nella natura, sostiene Galileo, esiste una “substanzia spiritosissima, tenuissima e velocissima, che nell’universo “penetra per tutto senza contrasto, riscalda, vivifica e rende feconde tutte le viventi creature”.64 Questo spirito trova ricetto || 58 Roberto Savelli, “La luce galilejana”, Cesalpinia 4 (1953), pp. 1–44; Erminio Troilo, “La teoria filosofica della luce nel pensiero di Galileo”, in: Scritti e discorsi nel IV centenario della nascita di Galileo Galilei, Padova 1966, pp. 3–63. 59 Galileo Galilei, “La lettera a Piero Dini”, in: Massimo Bucciantini e Michele Camerota (eds.), Scienza e religione. Scritti copernicani, Bari 2009, pp. 19–32. Cfr. Paolo Rossi, “Galileo Galilei e il libro dei Salmi”, Rivista di Filosofia 69 (1978), pp. 45–71 (poi in Id., La scienza e la filosofia dei moderni. Aspetti della rivoluzione scientifica, Torino 1989, pp. 67–89). 60 Michele Camerota, “Galileo, Bellarmino e il salmo 18. Note in margine alla lettera di Galileo a Piero Dini del 23 marzo 1615”, in: Galileo scienziato, filosofo, scrittore, Monaco 2011, pp. 93– 109. 61 Galilei, “La lettera a Piero Dini”, p. 24. 62 Ibid. Galileo assume le tesi del Cardinal Bellarmino, trasferendovi un potenziale copernicano tanto azzardato da spingere il Dini, dietro consiglio di Federico Cesi, a rifiutare di presentarla al Bellarmino. 63 Galilei, “La lettera a Piero Dini”, pp. 24, 29, 31. 64 Ibid., p. 25.
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nel corpo del sole, da cui si espande un’immensa luce, accompagnata da “spirito calorifico e penetrante”, che vivifica e feconda gli esseri. Il debito verso le tesi esposte da Ficino nel De sole è già stato indicato da Camerota, ma forse possibile è anche una memoria del “penetra e risplende” di Dante di Pd 1, 2. Questo “spirito” è qualcosa in più del lume (luce, chiarore) perché appunto è “sottilissimo e penetrevolissimo” anche nelle cose più dense. Che il sole ne sia solo ricetto e non fonte o principio lo dimostrerebbero per Galileo le Sacre Lettere, che dicono come il sole non fosse creato con la luce, ma il quarto giorno, mentre già nel primo giorno è creata la luce. E ancora di “questa luce primogenea e non molto splendida”, scrive lo scienziato, è testimonianza il salmo 73 quando recita: Tuus est dies et tua est nox: tu fabricatus es auroram et solem.65 Galileo si impossessa qui di alcuni passi esegetici di Bellarmino proponendo di ricorrere al testo ebraico che avrebbe lumen invece di auroram, proprio per sottolineare come la creazione del sole sia successiva a quella della luce, una luce più debole che poi viene “ricevuta fortificata e di nuovo diffusa da esso corpo solare”. Per questa ragione molto ben si appropria la centralità del mondo al corpo solare, e Galileo porta a sostegno le tesi di “alcuni antichi filosofi” che credono lo splendore del sole essere un concorso degli splendori delle altre stelle, tanto che la luce sua si rafforza per diffondersi a vivificare tutti i corpi,66 ma soprattutto passi di Dionigi Areopagita sulla luce (De divinis nominibus, IV, 4 e V, 8). Alcune delle riflessioni e delle citazioni, come ha proposto Camerota, dovevano essere state suggerite a Galileo da qualche amico ecclesiastico ben addentro all’esegesi biblica e alla patristica.67 E soprattutto esse risentono fortemente della filosofia ficiniana e neoplatonica, dimostrando, come Garin ha indicato, “la difficoltà di separare nell’ambito stesso della rigorosa astronomia galileiana quello che è matematico e fisico da quello che è metafisico e mistico”.68 Dio avrebbe dunque posto la sua sede nel sole che poi diffonde lo spirito calorifico, come dice il versetto: Deus in sole posuit tabernaculum suum, cui segue: Ipse tanquam sponsus procedens de thalamo suo, exultavit ut gigas ad currendam viam. Galileo interpreta le singole parole a conferma che sia detto del “sole irra|| 65 Galilei, “La lettera a Piero Dini”, p. 26. 66 Ibid., p. 27. 67 Camerota, “Galileo, Bellarmino e il salmo 18”. 68 Eugenio Garin, “Astrologia e storia. Albumazar e le ‘grandi congiunzioni’”, in: Id., Lo zodiaco della vita. La polemica sull'astrologia dal Trecento al Cinquecento, Bari 1982, pp. 3–30: 13. Lo studioso vede nelle tesi galileiane “echi di ogni genere: accanto a una metafisica di matrice neoplatonica perfino il tema cabalistico della concentrazione della luce, e del suo esplosivo irraggiamento” (p. 14).
272 | Erminia Ardissino diante, ciò è del lume del già detto spirito calorifico e fecondante tutte le corporee sustanze”.69 Si fa perciò esegeta del versetto, analizzandolo parola per parola, al modo del commento in uso nell’esegesi biblica coeva. La lettera si conclude con un’espressione di scusa per avere avuto tanto ardire di entrare nel campo dell’esegesi delle sacre lettere, strettamente proibita in area cattolica dopo il 1596, ma si giustifica con l’uso metaforico della luce, dicendosi Galileo grato che “la infinita benignità di Dio” possa aver indirizzato nella sua mente “un minimo raggio della sua grazia”. L’impiego metaforico di luce non è frequente in Galileo, ma già lo scienziato aveva aperto la lettera con un simile accenno, auspicando che “la benignità divina talvolta si degni di inspirare qualche raggio della sua immensa sapienza in intelletti umili”.70 Non si tratta di recuperare forzatamente un valore mistico per la luce galileiana. Già Garin ha indicato il senso delle “implicazioni metafisiche” del linguaggio metaforico di Galileo,71 ma la lettera ci consente di chiudere il cerchio ermeneutico. Anche senza voler assegnare un peso particolare a questa inconsueta espressione metafisica della fisica della luce, dobbiamo tenerne conto per completare il giudizio su Galileo scrittore della luce. Con l’aiuto di questa lettera si possono vedere i passi considerati relativi alla luce sullo sfondo di una metafisica che gli consentiva di scrivere un’esaltazione dello “spirito” che la anima. La prospettiva viene confermata nella lettera a Cristina di Lorena, dove sono riportati gli stessi passi da Dionigi Areopagita sulla luce. Questa lettera, considerata il fondamento della moderna epistemologia, si chiude con la citazione di alcuni versi di un inno attribuito a sant’Ambrogio, contenenti l’esaltazione di Dio, “qui lucidum centrum poli /candoris pingis igneo / augens decoro lumine” (“che il luminoso centro del polo / color[a] con il fulgore del fuoco / arricchendolo di splendida luce”).72 Questa è la più complessa delle lettere copernicane: fu un lavoro impegnativo per Galileo, ma soprattutto egli ebbe modo di ripen|| 69 Galilei, “La lettera a Piero Dini”, p. 25. 70 Ibid., p. 24. 71 Eugenio Garin, “Galileo ‘filosofo’”, in: Id., Scienza e vita civile nel Rinascimento italiano, Bari 1965, pp. 147–170: 156–158. Garin le attribuisce alla “partecipazione, almeno iniziale, anche del suo eliocentrismo a quella ispirazione solare che aveva preceduto e poi accompagnato la rivoluzione copernicana” e, in secondo luogo, asserisce che Galileo per le sue teorie astronomiche “cercava l’appoggio di dottrine largamente circolanti ed autorevoli: sul terreno metafisico, il platonismo”. 72 Galileo Galilei, “Lettera a Cristina di Lorena”, in: Buccianti e Camerota (eds.), Scienza e religione, pp. 33–85: 83. Nel suo commento Alfredo Damianti fornisce alcuni possibili riferimenti alla cultura coeva per questa citazione: Lagalla, Ingoli, Bruno. Si veda Alfredo Damanti, Libertas philosophandi. Teologia e filosofia nella “Lettera alla Granduchessa Cristina di Lorena” di Galileo Galilei, Roma 2010, p. 472–473.
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sarne il testo in occasione della traduzione e prima edizione a stampa a cura di Elia Diodati nel 1636. Ma non rimosse né modificò queste citazioni.73
|| 73 Alla conclusione di questo lavoro, desidero ringraziare l’Istituto e Museo di Storia della Scienza di Firenze per l’efficace servizio bibliotecario e la gentile disponibilità.
Simone De Angelis (Graz)
„Wie also wissen wir, dass der Mond gebirgig ist?“ Probleme des Sehens in Galileis Reflexion über die Mondbeobachtungen
1 Problemaufriss Als Galilei behauptete, dass es auf dem Mond Berge gibt, erschien dies den meisten Peripatetikern und Astronomen als eine Zumutung. Im Dialogo sopra i due massimi sistemi (1632) hat Galilei diesen Konflikt in einigen prägnanten Szenen in dialogischer Form dargestellt: Bezüglich der Gebirgigkeit des Mondes legt Galilei Simplicio etwa das folgende Standardargument der Peripatetiker in den Mund: man könne diese ‚Erscheinung retten‘, sprich erklären, indem man sie als eine optische Illusion ansehe, die daher rühre, dass die Teile des Mondes ungleichmäßig opak und durchsichtig seien.1 Zu ‚retten‘ gab es gemäß der Sprache der Peripatetiker die Vorstellung des Mondes als perfekte runde Kugel, die als Figur, wie jede perfekte Sphäre im Universum, als unveränderlich und dauerhaft bzw. ewig galt. Nach Galileis Mond- und Sternenbeobachtungen von 1609 und 1610 war das Aufrechterhalten dieser metaphysischen Vorstellung schwieriger geworden, obwohl sich das Argument der optischen Täuschung oder gar der Halluzination gerade auch im Hinblick auf Galileis Beobachtung der Jupitermonde noch lange halten konnte. Argumentativ geschickt und anschaulich versucht denn auch Salviati im Dialogo für eine neue Vorstellung der Mondoberfläche zu plädieren: Man solle sich das Gesicht des Mondes voll von hohen Bergen vorstellen: würde man dann nicht sehen, wie sich die Berghänge und die Bergrücken über die Wölbung der perfekten Sphäre emporheben, wie sie die
|| 1 Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo tolemaico e copernicano, Edizione critica e commento, Ottavio Besomi und Mario Helbing (Hg.), 2 Bde., Padova 1998, Bd. I, 263, S. 93: „SIMPLICIO. [...] e circa questo particulare della montuosità della Luna, resta ancora in piede la causa che io addussi di tale apparenza, potendosi benissimo salvare con dir ch’ella sia un’illusione procedente dall’esser le parti della Luna inegualmente opache e perspicue“ (Wo es nicht anders angegeben ist, stammen in diesem Beitrag sämtliche Übersetzungen und Paraphrasen aus dem Italienischen und/oder Lateinischen von mir, S. De A.).
276 | Simone De Angelis Sonnenstrahlen empfangen und leuchten wie der Rest des Mondes?2 Plastischer könnte man die Bedeutung des Wortes ,Existenz‘ bzw. exsistere vom Lateinischen ex-sisto im Sinne von sich herausheben, hervorstechen von einem Ort kaum darstellen. In nuce ist damit auch schon das Problem des Sehens des Mondgebirges, das sich dem Beobachter auf der Erde stellt, umrissen. Mit diesem Problem hat sich Galilei besonders nach der Veröffentlichung von Sidereus Nuncius (1610) intensiv auseinandergesetzt. Im letzten Jahrzehnt ist die Galilei-Forschung durch eine Vielfalt an spezialisierten Studien und Darstellungen hervorgetreten, deren Merkmal hauptsächlich darin besteht, spezifische Sorten von Wissen zu identifizieren, zu kontextualisieren und zu kommentieren, die sich in den Texten des Pisaner Gelehrten niedergelegt haben. Dies gilt besonders für das Werk Sidereus Nuncius, den „Sternenboten“, den Galilei 1610 in Venedig veröffentlichte (Abb. 1). Wie etwa Eileen Reeves in ihrem Forschungsüberblick bemerkt, hat die Historiographie der letzten Dekade unsere Wahrnehmung auf dieses Buch, dessen Autor und das Instrument selbst, das Teleskop, substantiell verändert.3 Dabei ließen sich die Beiträge in die folgenden vier Untersuchungsfelder einteilen: 1. das Teleskop vor Galilei, 2. Galilei vor dem Teleskop, 3. die Entstehung des Sidereus Nuncius und 4. die Wirkung und Verbreitung dieses Buches.4 Damit lässt sich das neu ermittelte Wissen über Sidereus Nuncius systematisch erfassen. Hierzu zwei Beispiele: Die Studien von Sven Dupré haben gezeigt, welches optische Wissen in Theorie und Praxis im mittleren und späten 16. Jahrhundert vorhanden war, besonders was Galileo und andere Zeitgenossen ab 1592 von Ettore Ausonios Theorie der konkaven Spiegel lernten und wie sich die Situation 1609 nochmals änderte, als das Aufkommen von Teleskopen mit zwei Linsen die Linse-Spiegel-Kombination, zumindest vorübergehend, obsolet machte.5 Hinzu kam ferner das Wissen über die Theorie der Perspektive beziehungsweise das Wissen über das perspektivische Sehen, über das besonders die Künstler verfüg-
|| 2 Ebd., Bd. I, 241, S. 88: „SALVIATI [...] Figuratevi ora la faccia della Luna piena di montagne ben alte: non vedete voi come le piagge e i dorsi loro, elevandosi sopra la convessità della perfetta superficie sferica, vengono esposti alla vista del Sole, ed accomodati a ricevere i raggi, assai meno obliquamente, e perciò a mostrarsi illuminati quanto il resto?“ 3 Eileen Reeves, „Variables Stars. A Decade of Historiography on the Sidereus Nuncius“, Galilaeana 8 (2011), S. 37–72. 4 Ebd., S. 39. 5 Sven Dupré, „Ausonio’s Mirrors and Galileo’s Lenses: The Telescope and Sixteenth-Century Practical Optical Knowledge“, Galilaeana 2 (2005), S. 145–180, hier: S. 173–174. Vgl. auch Reeves, Variables Stars, S. 50.
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ten und das dementsprechend auch in den zeitgenössischen Kunsttraktaten kodifiziert war.
Abb. 1: Titelblatt der Grazer Originalausgabe von Sidereus Nuncius, Venedig 1610. (Mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Graz)
Es handelte sich hier mithin um ein Künstlerwissen, das, wie Filippo Camerota gezeigt hat, besonders in Galileis Äußerungen über seine Mondbeobachtungen
278 | Simone De Angelis zum Tragen kam.6 Der interessante Punkt dabei ist, dass Galilei dieses Künstlerwissen (wie noch zu zeigen sein wird) als Teil einer argumentativen Strategie benutzte in der Auseinandersetzung mit den jesuitischen Astronomen am Collegio Romano, die sich nach der Publikation des Sidereus Nuncius gezwungen sahen, eine Reaktion zu zeigen. Diese Reaktion kam aber, wie dies Galilei empfand, etwas verspätet, nämlich erst im Frühjahr 1611, als Galilei nach längerer Krankheit eine Romreise unternahm und mit den jesuitischen Astronomen des Collegio Romano, etwa mit deren Oberhaupt Christoph Clavius, direkt in Kontakt kam, der ihm schon 1610 in einem Brief seine Anerkennung für die gemachten Entdeckungen attestiert hatte.7 Mehr noch: Clavius veranlasste sogar, dass Galileis Fernrohrbeobachtungen in seinen Sacrobosco-Kommentar aufgenommen wurden; 1611 erschien dieser Kommentar im dritten Band der Ausgabe seiner Werke in Mainz: Der jesuitische Mathematikprofessor Otto Cattenius etwa stützte sich bereits auf den Wortlaut des Clavius, als er Anfang Juni 1611 im Rahmen seiner Mainzer Mathematikvorlesung auf Galileis neue Beobachtungen am Himmelskörper zu sprechen kam.8 Dies zeigt, wie rasant die Rezeption von Sidereus Nuncius in jesuitischen Mathematikerkreisen damals vor sich ging. Wie Michele Camerota jedoch im Detail gezeigt hat, war das Urteil der jesuitischen Mathematiker über die neuen Beobachtungen von Sidereus Nuncius von vornherein von Ambivalenz geprägt:9 Vier renommierte Mathematiker der „Accademia di mathematica“ des Collegio Romano – Christoph Clavius, Christoph Grienberger, Odo van Mealcote und Paolo Lembo – bestätigten Galileis Beobachtungen über die Figur des Saturns, die Phasen der Venus und die Jupi|| 6 Filippo Camerota, „Galileo’s Eye, Linear Perspective and Visual Astronomy“, Galilaeana 1 (2004), S. 143–170; vgl. auch ders., La prospettiva del Rinascimento. Arte, architettura, scienza, Milano 2006, bes. S. 210–220. 7 Michele Camerota, Galileo Galilei e la cultura scientifica nell’età della controriforma, Roma 2004, S. 202. Vgl. auch William A. Wallace, „Galileo’s Jesuit Connections and Their Influence on His Science“, in: Mordechai Feingold (Hg.), Jesuit Science and the Republic of Letters, Cambridge, London 2003, S. 99–126, bes. S. 108: „The Jesuit astonomers there [sc. at the Collegio Romano] had built a telescope and, after several efforts, had succeded in conforming the main results he [sc. Galileo] had presented in his ,Sidereal Messenger‘. Clavius wrote to Galileo, diagramming in the letter the positions he had observed for the satellites of Jupiter.“ 8 Albert Krayer, Mathematik im Studienplan der Jesuiten. Die Vorlesung von Otto Cattenius an der Universität Mainz (1610/11), Stuttgart 1991, S. 50 u. S. 156–157. Die Sphaera von Johannes von Sacrobosco (13. Jh.) „blieb bestimmend für die astronomische Elementarausbildung an den Universitäten bis weit ins sechszehnte Jahrhundert hinein“ und wurde mit immer neueren und umfangreicheren Kommentaren versehen (ebd., S. 57). 9 Camerota, Galileo Galilei, S. 200–218.
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termonde; ob die ganze Milchstraße aus lauter kleinen Sternen bestehe, sei hingegen ungewiss; bezüglich der unebenen Mondoberfläche waren sich die Mathematiker uneinig: Während Clavius diese Erscheinung auf „dichtere und weniger dichtere Teile“ auf dem Mondkörper zurückführte und also von der traditionellen Lehre von der vollkommen glatten Mondkugel nicht abwich, „dachten andere, dass die Mondoberläche wirklich (veramente) uneben sei“.10 Die ambivalente Beurteilung lag jedoch nicht nur an den von den Jesuiten teilweise verwendeten qualitativ schlechteren Teleskopen, da sie spätestens seit Mitte November 1610 dank der Verwendung verbesserter optischer Instrumente das zu sehen in der Lage waren, was auch Galilei sah.11 Dabei war Galileis Entdeckung der gebirgigen Mondoberfläche, die ihm zufolge Ähnlichkeiten mit der Erdoberfläche aufwies, deshalb besonders virulent, weil sie etwa die traditionelle Unterscheidung zwischen sub- und supralunaren Welten gefährdete.12 Aber auch in diesem Punkt hatten die Jesuiten die strikte metaphysische Unterscheidung zwischen einem vergänglichen sublunaren und einem ewigen unveränderlichen supralunaren Bereich der Welt inzwischen etwas gelockert: Wie etwa der jesuitische Astronom Christoph Scheiner in seinem Brief vom 10. November 1613 an den Schweizer Jesuiten Paul Guldin nach Rom schreibt, halte er den Himmel wenn nicht für vergänglich (corruptibilis), so doch gewiss für flüssig (fluidum)13 und also veränderbar,14 während er hingegen die Sonnenflecken keineswegs für etwas im Sonnenkörper selbst Befindliches hielt; im Gegenteil: er wolle Galileis äußerst krasse Fehleinschätzungen aufzeigen.15 Gleichzeitig beobachtete und beschrieb Scheiner im Februar und März 1612 minutiös die Jupitermonde, die Saturntrabanten sowie die Phasen der Venus auch mithilfe || 10 I Matematici del Collegio Romano a R. Bellarmino, 24 aprile 1611, zit. nach Camerota, Galileo Galilei, S. 208. 11 Camerota, Galileo Galilei, S. 201f. Vgl. auch Reeves, Variable Stars, S. 68–69. 12 Vgl. hierzu auch Reeves, Variable Stars, S. 67. 13 Brief Scheiner an Guldin, 10. November 1612, UB Graz, Ms 139, Brief Nr. 6: „quid enim ego afferam de Maculis solaribus, quid de Faculis et rebus similibus, si ea proferre mihi possim, quin caelum si non corruptibile, certè fluidum faciam? Nam penetrationem corporum non dari evidens est“ (Mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Graz, namentlich Herrn Manfred Mayer; Signatur des Briefkonvoluts: Ms III 159). 14 Vgl. auch Peter Barker, „The Reality of Peurbach’s Orbs: Cosmological Continuity in Fifteenth and Sixteenth Century Astronomy“, in: Patrick J. Boner (Hg.), Change and Continuity in Early Modern Cosmology, Dordrecht, Heidelberg, London, New York 2011, S. 7–32, hier S. 25: „By the opening decades of the seventeenth century at last some astronomers had abandoned solid celestial orbs for a fluid heavens.“ 15 Brief Scheiner an Guldin, 22. März 1612, UB Graz, Ms 139, Brief Nr. 6: „incoeptas perficiam Maculas, et D. Galileo una satisfaciam, eiusque errores craßissimos ostendam.“
280 | Simone De Angelis kleiner Zeichnungen, die er in den Brieftext einfügte.16 Die ambivalente Beurteilung von Galileis Beobachtungen schien somit auch in den Jahren nach Galileis Romaufenthalt unter den Jesuiten eine weitverbreitete Tatsache zu sein. Noch waren sie offenbar mehrheitlich davon überzeugt, dass Galileis Beobachtungen dazu dienen sollten, das ptolemäische Weltsystems insoweit zu korrigieren, dass die neuen teleskopischen Daten integriert und die ,Phänomene gerettet‘, werden konnten.17 Wichtiger scheint mir dennoch der folgende Punkt, um auf die Frage nach den Motiven für Galileis Benutzung zeitgenössischen Wissens in seinen astronomischen Texten zurückzukommen: Galilei setzte sein Wissen über die Perspektive zwar nicht ausschließlich, aber vor allem im Rahmen einer Auseinandersetzung ein, in der er bestimmte Wissensansprüche, nämlich seine Entdeckung des Mondgebirges, verteidigte. Entscheidend ist also nicht so sehr der Umstand, dass Galilei per se mit einem Perspektive-Wissen vertraut war, sondern vielmehr die Frage, wie und unter welchen Umständen er dieses Wissen benutzte und was er damit bezweckte. Denn obschon seine Beobachtungen zu den Gestirnen weitgehend auf Anerkennung stießen und zum Teil auch Bewunderung auslösten, wurden sie dennoch im selben Frühjahr 1611 auch zum Gegenstand von Kritik gemacht, die Galilei empfindlich traf. So scheint mir die Situation, dass Galilei seinerseits auf die Attacke jesuitischer Astronomen reagierte, die Herausforderung also annahm und erneut über seine Mondbeobachtungen nachdachte, von grundlegender Bedeutung zu sein. Von dieser Situation legt gerade der vielzitierte Brief vom 1. September 1611 an den Jesuitenpater und Astronom Christoph Grienberger – der Nachfolger von Christoph Clavius in Rom – ein beredtes Zeugnis ab: Dort sagt Galilei, dass er sich um eine klarere und ausführlichere Argumentation bemühe, als er dies in seinem Sidereus Nuncius getan habe.18 Der Anlass zu diesem Brief war bekanntlich das sogenannte „Problem von Mantua“ gewesen, das ebenfalls im Frühjahr 1611 auftauchte. Auf einer in Mantua stattgefundenen Konferenz hatte ein Jesuit aus dem Collegio di Parma nicht so sehr Galileis Schlussfolgerung im Hinblick auf die Existenz hoher Berge auf || 16 Ebd.: „Joviales planetas saepe contemplo; nuper mensis Februarij 10.11.12. vidj Saturnum comites hoc modo; ° O o [...] Venus nunc es talis [...] circiter; cornua, quod miror hebetia semp[er] exhibet: eius ad Lunam quasi plenam in diametro proportio est, ut 1 ad 20. die hoc 22. Martij unde si diametrum Lunae faciamque 34.“ 17 Camerota, Galileo Galilei, S. 211. 18 Galileo a Cristoforo Grienberger [in Roma], Firenze, 1° settembre 1611, in: Le Opere di Galileo Galilei, Edizione Nazionale, Bd. 11: Carteggio 1611–1613, Antonio Favaro (Hg.), Firenze 1901, S. 178–202, hier: S. 186: „et poi, che io di nuovo mi affatichi in dichiarare più lucidamente et diffusamente che non feci nel mio Nunzio Sidereo.“
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dem Mond in Frage gestellt, als vielmehr den Umstand, dass Galilei bei der Bestimmung des Mondumfangs auch die Berge einbezog, dass also, wie es der jesuitische Mathematiker Giuseppe Biancani formulierte, „,Berge an der Mondperipherie‘, zu stehen kamen, so dass ,die Mondperipherie auch durch die Bergspitzen verläuft‘“.19 Für Biancani bleibt hingegen „,der Mondumriss vollkommen glänzend, ohne Schatten und frei von Unebenheiten‘“.20 Dies war also das Problem, zu dem Galilei in dem Brief an Grienberger vom 1. September 1611 Stellung nahm und ihm die Gelegenheit gab, ausführlicher und präziser über die vielfältigen Implikationen seiner Mondbeobachtungen zu reflektieren, als er dies bislang getan hatte. Galilei hatte den Mathematiker Biancani bereits in seiner Paduaner Zeit kennengelernt, erweist ihm im Brief an Grienberger auch Respekt und zeigt sich ihm auch ,unendlich dankbar‘ für die Möglichkeit der Entgegnung.21 Der Gegenstand, um den es also geht, scheint auf den ersten Blick verwirrend und widersprüchlich zu sein: Galilei gibt nämlich an dieser Stelle des Briefes zu bedenken, dass man die eckigen oder unebenen Gebirgsspitzen an der Peripherie der Mondhalbkugel weder sehen könne noch sehen müsse.22 Die Peripherie der Mondhalbkugel sei zwar sichtbar, deren Gebirgsspitzen aber, um die es geht, offenbar nicht. Damit ist ein wichtiger Aspekt der Problematik des Sehens oder visuellen Wahrnehmens, mit der Galilei seinen Leser konfrontiert und der ich in meinem Beitrag nachgehen möchte, bereits angesprochen. Eine andere prominente Stelle in diesem Brief macht die Sachlage noch deutlicher: Die Frage des Jesuitenpaters Giuseppe Biancani, der gegen Galilei Einwände erhoben hatte, lautete: „Sind denn auf der der Erde zugewandten Seite der Mondoberfläche, Erhöhungen zu sehen?“ Galilei: „Nein, antworte ich, und ich sage sogar, dass man die Höhen und Erhebungen des Mondes aus einer solchen Distanz nicht nur nicht sieht oder nicht sehen kann, sondern dass man sie nicht einmal aus der Nähe von 100 Meilen sehen würde, so wie man unsere Hügel und die höchsten Berge aus einer Höhe und Weite von 50 Meilen und noch weniger nicht sehen würde.“23 Und dann stellt Galileo die entscheidende Frage, die ich im Titel meines Bei|| 19 G. Biancani an Grienberger, 14. Juni 1611, zit. nach Camerota, Galileo Galilei, S. 213. 20 Ebd. Vgl. zum „Problem von Mantua“ auch Isabelle Pantin, „Galilée, la lune et les Jésuites. À propos du Nuncius Sidereus Collegii Romani et du ‚Problème de Mantue’“, Galilaeana 2 (2005), S. 19–42. 21 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 180. Vgl. auch Wallace, Galileo’s Jesuits Connections, S. 108–109. 22 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 186. 23 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 183: „Rispondo io di no, et dico che i tumori et eminenze della [Luna] (come eminenze) non solamente non si veggono o possono vedere da
282 | Simone De Angelis trags übernommen habe: „Wie also wissen wir, dass der Mond gebirgig ist?“ Seine Antwort: „Wir wissen es nicht aufgrund der einfachen Sinneswahrnehmung (senso), sondern indem wir die rationale Argumentation (discorso) mit Beobachtungen (osservationi) und sinnlichen Erscheinungen (apparenze sensate) paaren und verbinden.“24 Es gibt zwar detaillierte Studien zur Entwicklung von Galileis Konzept der Irradiation (lat. ,Bestrahlung‘), die ihn im Zusammenhang mit seinen Beobachtungen über das Licht des Mondes beschäftigte.25 Und dennoch sind die epistemologischen und vor allem die wahrnehmungstheoretischen Implikationen dieser Aussage Galileis, die mir für das Verständnis seiner Reflexionen über die Mondbeobachtungen grundlegend erscheint, bislang noch nicht deutlich genug herausgearbeitet worden.26 Diese Implikationen gilt es in einem ersten Schritt im Detail zu verdeutlichen. In einem zweiten Schritt gilt es ferner zu zeigen, wie sich Galileis epistemologische und wahrnehmungstheoretische Problemstellung in seiner Argumentation, die er auf den folgenden Seiten dieses langen Briefes anschließend ausführlich darlegt, niederschlägt, wie er also die postulierte Verknüpfung zwischen senso und discorso konkret umsetzt.
2 Die wahrnehmungstheoretische Problemstellung Aber warum lässt sich denn eigentlich von einer epistemologischen oder wahrnehmungstheoretischen Problemstellung sprechen? Folgt man der Darstellung von Dominik Perler und Markus Wild in ihrem Buch über Wahrnehmungstheorien in der frühen Neuzeit (2008), so findet sich hierfür die folgende Formulierung: „Das Problem der Wahrnehmung besteht darin, eine Erklärung der Bezie|| tanta distanza, ma non si scorgerebbero nè anco dalla vicinanza di 100 miglia; sì come i nostri colli et le maggiori montagne niente si discernerebbero sorgere da i piani, da un’altezza e lontanza di 50 miglia et di meno ancora.“ 24 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 183: „non col semplice senso, ma coll’accoppiare e congiungere il discorso coll’osservationi et apparenze sensate.“ 25 Vgl. Sven Dupré, „Galileo’s Telescope and Celestial Light“, Journal of the History of Astronomy 34 (2003), S. 369–399. 26 Vgl. aber Marco Piccolino und Nicholas J. Wade, „Galileo’s eye: A new vision of the senses in the work of Galileo Galilei“, Perception 37 (2008), S. 1312–1340. Der Biologe Piccolino richtet in seinem Beitrag sein Augenmerk zwar auf die sinnliche Wahrnehmung, er ist aber mehr darauf bedacht, Galilei als ,Vorläufer’ der Sinnesphysiologie und Optik des 19. Jahrhunderts (Johannes Müller und Hermann von Helmholtz) und der heutigen Neurowissenschaften zu sehen.
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hung der Sinneserfahrung zu den materiellen Objekten zu finden.“27 Ohne auf die grundlegende Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten bei Galilei ausführlich einzugehen, die dem Wahrnehmungsproblem eigentlich zugrunde liegt (das ginge hier entschieden zu weit und Galilei behandelt diese auch erst viel später, nämlich im Saggiatore, 1623),28 lässt sich dennoch sagen, dass es in Galileis Argumentation im Brief an Grienberger grundsätzlich darum geht, eine Erklärung für die Phänomene und Erscheinungen des Mondes zu geben, so wie wir sie von der Erde aus wahrnehmen. Denn offenbar gibt es für Galileo einen Unterschied zwischen dem, was wir sehen bzw. was uns der Sehsinn (auch mit Hilfe des Teleskops) von der Mondoberfläche zu erkennen gibt und also im Wahrnehmungssubjekt ist, und dem, was wirklich ist, sprich, wie das Wahrnehmungsobjekt tatsächlich beschaffen ist. Das hier angesprochene Perzeptions- oder Wahrnehmungsproblem lässt sich aber nicht nur abstrakt, d.i. im Rahmen der Wahrnehmungstheorien der frühen Neuzeit stellen, sondern im unmittelbaren Kontext der Rezeption des Sidereus Nuncius durch die jesuitischen Mathematiker des Collegio Romano. Wie nämlich Paul Guldin in dem Brief vom 13. Februar 1611 aus Rom an seinen Mitbruder Johann Lanz berichtet, hielten Clavius und seine Kollegen Galileis Beobachtungen der Jupitermonde zu diesem Zeitpunkt noch für den Effekt einer optischen Täuschung, ja sogar für eine Halluzination: „hallucinationem potius deceptionem visus esse existimabunt, quam veras observationes Astronomicas“;29 dies wahrscheinlich, weil sie sich noch eines rudimentären Teleskops bedient hatten. 30 Dieser Umstand würde zumindest erklären, warum es Galilei ein Anliegen war, selbst nach Rom zu reisen und die jesuitischen Mathematiker von der Realität und Richtigkeit seiner Beobachtungen zu überzeugen. 31 Jedenfalls war die Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz von Galileis Beobachtungen von vornherein mit Wahrnehmungsfragen gekoppelt.
|| 27 Dominik Perler und Markus Wild (Hg.), Sehen und Begreifen. Wahrnehmungstheorien in der frühen Neuzeit, Berlin, New York 2008, Einleitung der Hg., S. 48. 28 Vgl. Galileis Position ebd., Einleitung der Hg., S. 39–40. 29 P. Guldin an J. Lanz, 13. Februar 1611, zit. nach Camerota, Galileo Galilei, S. 201. 30 Camerota, Galileo Galilei, S. 201. 31 Ebd.
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3 Hell-Dunkel-Effekte Wie nun das oben angesprochene Wahrnehmungsproblem zu verstehen ist, will ich gleich anhand eines Beispiels erläutern. Hierzu ist es nützlich, das Augenmerk auf eine Abbildung zu werfen, die Sidereus Nuncius entstammt (Abb. 2).32 Ausgangspunkt von Galileis Überlegungen ist die Demarkationslinie oder Bogen, auch terminator genannt, die den dunklen vom hellen Teil des Mondes trennt und die man nach Galileo als gewunden und äußerst uneben sehe („si vede crestata, sinuosa“);33 diese Linie könne daher nicht die Lichtgrenze auf einer glatten und ebenen Kugeloberfläche sein, sondern auf einer gebirgigen und unebenen.34 Galilei macht nun eine Reihe von minutiösen Beschreibungen der dunklen und hellen Flecken, die entweder diesseits oder jenseits dieser Demarkationslinie zu sehen sind, wobei die dunkleren Flecken in der Richtung des hellen Teils des Mondes vollends verschwinden.35 Zu sehen sind diese Flecken also allein aufgrund des Hell-Dunkel-Kontrasts, weil sich neben einem dunklen Flecken größere hellere Teile befinden und umgekehrt (Abb. 3). Galileo beschreibt also Hell-Dunkel-Effekte. Solche Erscheinungen könnten sich niemals auf einer ebenen und glatten Kugeloberfläche ereignen, so Galileo. Daher sei mit notwendigem Beweis zu schließen, dass die Mondoberfläche voll von Höhen und Tiefen ist.36 Galilei schließt also von den beobachteten Wirkungen –
|| 32 Die Einsicht, dass ein Bild nicht per se, sondern dass „das jeweilige theoretische setting [festlegt], wie auf eine Abbildung geblickt und was von ihr erwartet wird“, erörtert Claus Zittel, „Die Lunatiker von Aix-En-Provence: Peiresc – Gassendi – Mellan“, in: Ulrike Feist und Markus Rath (Hg.), Et in imagine ego. Facetten von Bildakt und Verkörperung. Festschrift für Horst Bredekamp, Berlin 2012, S. 277–299, Zitat S. 283–284. So ging es bei Galileis Mondbildern in Sidereus Nuncius nicht so sehr darum, einen bestimmten ,realistischen‘ Effekt zu erzeugen, als vielmehr darum, (nach der von mir vertretenen These) etwa wahrnehmungstheoretische Probleme der Mondbeobachtung zu erläutern. Dies gilt umso mehr, wie noch zu zeigen sein wird, im Hinblick auf die Skizzen und Graphiken, die Galilei in den Brief an Grienberger vom 1. September 1611 einfügt. 33 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 183. 34 Ebd.: „adunque ella [sc. die Linie] non può esser termine dell’illuminatione in una superficie sferica, tersa et eguale, ma sì bene di una montuosa et ineguale.“ 35 Ebd. 36 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 184: „Ma tali accidenti et apparenze in niun modo possono accadere in una superficie sferica, che sia liscia et eguale; [...] adunque con necessaria dimostrazione si conclude, la superficie lunare esser piena di eminenze e bassure.“
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den Hell-Dunkel-Effekten – auf die physikalische Ursache dieser Wirkungen: die Höhen und Tiefen auf der Mondoberfläche.37
Abb. 2: Demarkationslinie zwischen hellem und dunklem Teil des Mondes, auch terminator genannt; aus Galileo Galilei, Siderius Nuncius, Venedig 1610, S. 8
Galilei reflektiert nun auch den epistemologischen Status seiner Beobachtungen. Die Höhen und Tiefen seien die Erscheinungen und Phänomene („queste sono le apparenze e fenomeni“38). Obwohl Galilei sie als ,Fakten‘ bezeichnet, || 37 Vgl. zum vormodernen hypothetisch-deduktiven Methodenmodell bei Galilei jetzt Gerd Graßhoff, „Mit allen Wassern gewaschen? Galileis Theorie der Gezeiten“, in: Simone De Angelis, Florian Gelzer und Lucas Marco Gisi (Hg.), ,Natur‘, Naturrecht und Geschichte. Aspekte eines fundamentalen Begründungsdiskurses der Neuzeit (1600–1900), Heidelberg 2010, S. 23–46. Graßhoff weist u.a. auf die Defizite dieses Methodenmodells in Galileis späterer Beweisführung zu Gunsten des Heliozentrismus anhand der Gezeitentheorie hin, auf die auch seine argumentative Schwäche gegenüber den Kritikern der Kirche zurückzuführen sei. 38 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 184.
286 | Simone De Angelis gelten die Erscheinungen und Phänomene als Annahmen und Hypothesen der rationalen Argumentation („suppositioni et ipotesi del discorso“39). Das bedeutet, dass Galilei die ,Fakten‘ („i quali fatti“) oder die Erscheinungen durch das Epitheton suppositioni e ipotesi del discorso hinsichtlich ihrer epistemischen Eigenschaft näher bestimmt. Aus den Erscheinungen werden somit hypothetische Argumente gebildet. Die Erscheinungen vermögen zwar zu überzeugen, sie bleiben dennoch hypothetisch, weil die Höhen und Tiefen, also die Eigenschaften des Wahrnehmungsobjekts, von uns nicht wirklich gesehen werden können. Die folgende wahrnehmungstheoretisch relevante Aussage schließt Galileo gleich an: „Dass aber ähnliche Gebirge und Erhöhungen für uns sichtbar würden, indem sie vor unserem Auge hervorstechen und anschwellen, das ist vollkommen unmöglich.“40 Es steht für Galilei dennoch vollkommen außer Frage, dass diese Höhen und Tiefen in der Realität ,existieren‘, eben im Sinne eines ,Hervorstechens‘ oder ,Emporhebens‘ an einem bestimmten Ort.
Abb. 3: Veranschaulichung des Hell-Dunkel-Kontrastes am sog. terminator; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 183
Galilei erweitert seine Erklärung auch für den Fall, in dem wir auf der Mondoberfläche nicht einmal mehr die Hell-Dunkel-Effekte wahrnehmen. Das trifft etwa auf die von der Lichtgrenze entfernteren Mondzonen zu, vor allem an der Peripherie der Mondhemisphäre, wo die Sonnenstrahlen sämtliche Schatten unsichtbar machen. Obwohl also Galileo annimmt, dass an der Peripherie der || 39 Ebd. 40 Ebd., S. 184: „Ma che simili montuosità et prominenze fossero a noi visibili (rimosse le narrate mutationi di ombre e di lumi) mediante il loro sporgere et rigonfiare verso la vista nostra, è del tutto impossibile.“
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Mondhemisphäre – ebenso wie in den internen Mondzonen – Hell-DunkelEffekte vorhanden sind, sind diese dennoch für uns keinesfalls zu sehen. In diesem Fall, so Galilei, könnten aus den Hell-Dunkel-Effekten auch keine Konjekturen, Indizien und Argumente zugunsten der gebirgigen Struktur der Mondoberfläche gebildet werden.41 Dieser Umstand ist wichtig, weil er dem Autor des „Problems von Mantua“ ermöglichte, den Schluss zu ziehen, dass an der Peripherie der Mondhalbkugel überhaupt keine Gebirge vorhanden seien und, falls ja, andere Phänomene als Hell-Dunkel-Effekte zu sehen sein müssten.42 Galilei muss also erklären, weshalb an der Peripherie der Mondhemisphäre keine Hell-Dunkel-Effekte zu sehen sind. Dabei veranschaulicht er das Wahrnehmungsproblem, um das es geht, durch eine Zeichnung, die er in den Brieftext einfügt.
4 Perspektivisches Sehen Diese Zeichnung (Abb. 4) veranschaulicht die Situation, in der die Sonnenstrahlen im Punkt O waagrecht auf eine gebirgige Oberfläche BC scheinen. In diesem Fall ist es so, sagt Galilei, dass die Sonne oder wer sich in der Sonne befände („il sole, o chi nel sole fosse collocato“) absolut nur die belichteten Teile einer Oberfläche sieht und keine einzige Schattenseite.43 Dies deshalb, weil bei einem solchen Fall die Strahlen des Augenlichts und die Sonnenstrahlen auf parallelen Linien verlaufen.44 Um die Schattenseiten zu sehen, ist es erforderlich, so Galilei weiter, dass das Auge sich über die Oberfläche erhebt, so wie dies durch die Figur gesehen werden könne.45 Dort befindet sich das Auge in der Position A schräg über der belichteten Oberfläche. Galilei betrachtet aber noch eine dritte Konstellation, die sich ergibt, wenn der Lichtkörper höher steht als die beleuchtete Oberfläche und das Auge tiefer, so als ob sich das Auge in O befände und die Sonne in A
|| 41 Ebd., S. 184: „Hora, perché delle sopranarrate apparenze di lumi et ombre, quanto bene, sicome io assolutamente credo, siano ancora circa l’estrema circonferenza non meno che nelle parti più interne, niuna può in modo alcuno da noi scorgersi e distinguersi; però niuna coniettura, inditio ed argomento ci possono elle somministrare dell’essere o non essere la detta circonferenza montuosa.“ 42 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 186. 43 Ebd., S. 185. 44 Ebd. 45 Ebd.
288 | Simone De Angelis (nach derselben Figur).46 In diesem Fall würden die schattigen Seiten auf der Oberfläche dem Auge ebenfalls verborgen bleiben.47 Dies ist nun genau die Situation, die auf den Betrachter auf der Erde zutrifft, wenn die Strahlen seines Augenlichts die Peripherie der beleuchteten Mondhalbkugel berühren. Weil wir nämlich tiefer stehen als die betrachtete Oberfläche, kann die Sonne an jedem beliebigen Ort stehen, die Schattenseiten der Gebirgstiefen werden wir von dort nie sehen können.48
Abb. 4: Skizze zu Galileis Überlegungen zum perspektivischen Sehen; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 185
Mehr noch: Da die Gebirgstiefen von den beleuchteten Gebirgshöhen rundherum verdeckt werden, wird man nichts anderes sehen als ein vollends beleuchtetes Kontinuum.49 Diese zuletzt beschriebene Konstellation zwischen Sonne, Mond und Beobachter auf der Erde bildet denn auch die Basis von Galileis Überlegungen zum perspektivischen Sehen: Denn obschon sich die Lichtgrenze – wie etwa kurz nach Neumond, wo er als Sichel zu sehen ist – an der Peripherie der Mondhalbkugel befindet, liegt der Grund, weshalb wir das Mondrelief dennoch nicht sehen, darin, dass wir diesen Ort in perspektivischer Verkürzung oder im || 46 Ebd. 47 Ebd. 48 Ebd.: „Hora, perchè i raggi visivi che abbracciano l’estrema visibil circonferenza del corpo lunare, non hanno elevazione alcuna sopra essa, ma toccano in lei la superficie della luna, manifestatamente si scorge come, costituito il sole in qualsivoglia luogo, mai non potranno da noi esser vedute le ombre delle bassure alla detta circonferenza vicinissime.“ 49 Ebd., S. 185–186: „anzi, restando tali parti oscure celate tra le eminenze circonvicine illuminate, altro non si scorgerà che una continuazione tutta luminosa.“
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Profil wahrnehmen („si veggono in scorcio et quasi in profilo“).50 Die Schattierungen und Verdunkelungen erscheinen verzerrt oder verschwinden vollends, vornehmlich bei Vollmond, wie Galilei mit dieser Figur zeigt (Abb. 5). Damit ist klar, dass das Vorkommen des perspektivischen Wissens in Galileis Texten über die Mondbeobachtung eng mit dem von ihm angesprochenen Wahrnehmungsproblem gekoppelt ist.
Abb. 5: Verzerrungen und Schattierungen an der Mondoberfläche bei Vollmond aus perspektivischer Sicht; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 187
Eine erste Bilanz von Galileis argumentativer Strategie lässt sich an dieser Stelle bereits ziehen. Und zwar hat er sich im ersten Teil des Briefes an Grienberger erstens auf die Erscheinungen, auf die sensate apparenze, konzentriert, die bei Mondbeobachtungen eine zentrale Rolle spielen, ganz besonders auf die HellDunkel-Effekte. Erkenntnisse über die Gebirgsstruktur des Mondes lassen sich also aus solchen Hell-Dunkel-Effekten ableiten und zwar in Form von Hypothesen. Die Hypothesenbildung ist zweitens Teil der rationalen Argumentation (ragione), zu der Galilei auch Kenntnisse der Termini und der Effekte der Perspektive (termini et gl’effetti di prospettiva) zählt. Galilei betont, dass er seine Wissensansprüche also nicht ohne ein räsonierendes Moment („non senza momento alcuno di ragione“) behauptet hat und wirft seinem Kritiker explizit vor, gerade das perspektivische Sehen nicht genügend berücksichtigt zu haben. 51
|| 50 Ebd., S. 187–188. 51 Ebd., S. 190: „Da quanto sin qui ho narrato credo che ciascheduno che mediocremente intenda i termini et gl’effetti di prospettiva, haverà sentito che non senza momento alcuno di ragione, come assai resolutamente pronunzia l’autore del Problema, ma spinto e forzato da
290 | Simone De Angelis Die Analyse der sensate apparenze (Hell-Dunkel-Effekte) und das Wissen um die Effekte der Perspektive sind aber nicht die einzigen Mittel seiner argumentativen Strategie. Vielmehr beruht Galileis Argumentation auf einem Bündel von Argumenten beziehungsweise auf einer Argumentserie, die unterschiedliche Ebenen der Realitätswahrnehmung berücksichtigt, als wollte er zeigen, dass die visuelle Wahrnehmung von Mondphänomenen sich nicht viel von Wahrnehmungsphänomenen unserer Alltagserfahrung unterscheidet beziehungsweise auch hier leicht nachvollzogen werden kann. So kommen bei Galilei drittens weitere Argumente zur visuellen Wahrnehmung von Mondphänomenen hinzu, die auf Imaginationen beruhen, ferner viertens auch eine sogenannte esperienza sensata sowie schließlich fünftens eine esperienza, also ein eigentliches Experiment.
5 Sehperspektiven und Irradiationseffekte Im Rahmen von weiteren Überlegungen möchte ich Galileis Argumentation im zweiten Teil des Briefes an Grienberger in groben Zügen skizzieren und dann zu einigen anschließenden Überlegungen kommen. Das Hauptproblem, das ihn offenbar lange herumgetrieben hatte, war, zu erklären, warum man das Mondgebirge, vor allem die Höhen an der Peripherie der Mondhalbkugel nicht sieht. Galilei betrachtet dreidimensionale feste Körper und hält fest, dass die lunaren Bergketten im Vergleich Hunderte von Meilen lang, 50–60 Meilen breit, aber nur 3–4 Meilen hoch sind.52 Wie John L. Heilbron gezeigt hat, hat Galilei in Sidereus Nuncius die Höhe der lunaren Berge nach dem Satz des Pythagoras errechnet, wobei er, Galilei, zum Schluss kommt, dass die Berge auf dem Mond höher seien als auf der Erde.53 Galilei stützt seine Überlegungen auch in diesem Brief durch geometrische Zeichnungen und Graphiken (s. Abb. 6). So stellt die Achse DAE den Verlauf der Lichtgrenze dar, die Fläche CNA hingegen einen Mondflecken, der von der Lichtgrenze gleichmäßig durchtrennt wird. Der Mondfleck ist von großen Bergketten umgeben, deren lange und breite Rücken ABC sich auf die noch dunkle Mondseite hin erstrecken. Und weil diese Bergrücken sehr groß, beleuchtet und von sehr dunklen Stellen umgeben sind, werden sie für uns sehr deutlich sichtbar. Wiederum spielen hier Hell-Dunkel-Effekte || manifeste apparenze et necessarie conietture, ho affermato, le montuosità lunari distendersi fino all’ultima visibil circonferenza.“ 52 Ebd., S. 190. 53 John L. Heilbron, Galileo, Oxford 2010, S. 152–153.
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eine entscheidende Rolle. In der Imagination lässt Galileo den Leser aber auch eine andere Variante durchspielen: Wenn wir uns vorstellen, sagt Galileo, dieselben Bergrücken würden zur Peripherie der Mondhemisphäre DFG hin verlagert werden, würde man von ihnen lediglich die Höhen FG sehen; da diese aber höchstens vier Meilen hoch sind, also der fünfzigste Teil des Monddurchmessers, bleiben sie dennoch vollkommen unsichtbar.54
Abb. 6: Darstellung der Berghöhen und der Lichtverhältnisse an der Peripherie der Mondhalbkugel; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 191
Der Einwand, den sich Galilei von selbst macht, ist aber dieser: Warum sehe ich auf der dunklen Seite des Mondes die Bergspitzen als helle Punkte, während ich auf der gegenüberliegenden hellen Seite die Höhen FG hingegen nicht sehe, zumal diese Höhen ja vom stockdunklen Nachthimmel umgeben sind.55 Den hier geschilderten Hell-Dunkel-Kontrast kann man auch durch das folgende Bild veranschaulichen (Abb. 7).56 Galileos Antwort ist die folgende: Dass ich die Ursache, weshalb man das Mondrelief an der Peripherie der Mondhemisphäre nicht sieht, nicht kenne, sagt Galilei, heißt nicht, dass es diese Ursache nicht gibt, da uns viele von ihnen unbekannt sein können. Dennoch gibt es einen Unterschied, so Galilei, ob ich die beleuchteten Bergspitzen in den mittleren Zonen des Mondes betrachte oder an der Peripherie, denn erstere sind allein aufgrund ihrer Position größer als
|| 54 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 191. 55 Ebd., S. 192. 56 Bildquelle nach Marco Piccolino und Nicholas J. Wade, „Galileo Galilei’s vision of the senses“, Trends in Neurosciences 31.11 (2008), S. 585–590, hier S. 587.
292 | Simone De Angelis letztere und zwar, weil ich erstere von vorne sehe (in faccia), letztere hingegen von der Seite (in profilo).57
Abb. 7: Veranschaulichung lunarer Hell-Dunkel-Kontraste am Tag- und Nachthimmel; aus Piccolino und Wade (2008), S. 587
Galileo gibt die folgende Graphik vor (Abb. 8): Man betrachte die Kugeloberfläche, die innerhalb eines Polarkreises eingeschlossen ist. Wer sein Auge senkrecht über den Pol richtet, der sieht einen perfekten Kreis. Wer aber sein Auge seitlich auf den Polarkreis richtet, der würde einen schmalen Bruchteil desselben Kreises wahrnehmen.
Abb. 8: Schematische Darstellung der Frontal- bzw. Seitenansicht von Berghöhen in den mittleren bzw. peripheren Zonen des Mondreliefs; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 193
|| 57 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 193.
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Die erste und die zweite Ansicht entsprächen grosso modo dem Größenunterschied, der zwischen dem Kreis ABCE und dem Kreissegment ADC besteht.58 Auf die Mondbeobachtung übertragen, bedeutet das, dass wir die Bergspitzen in den mittleren Mondzonen von vorne sehen (in maestà), ähnlich dem Kreis BAEC, an der Peripherie hingegen seitlich (in profilo), ähnlich dem Kreisfragment ADC. Einzig die Lage (positura) der Bergspitzen entscheidet also, welchen Bereich ich wahrnehme, ob ich den Halbkreis ABC oder den Abschnitt ADC wahrnehme.59 Es geht in diesen Überlegungen zwar schon auch um Probleme der Perspektive. Galilei geht es aber um mehr, nämlich um die Wahrheitsbedingungen seiner Behauptung („i fondamenti della verità della nostra asserzione“60). Und diese sind ganz klar wahrnehmungstheoretisch begründet und zwar durch die folgende verallgemeinernde Aussage: Während sich jeder leuchtende Körper aus der Nähe betrachtet in seiner wahren und realen Gestalt zeigt, scheint er sich von weitem mit Strahlen zu umgeben (s’inghirlandi), die ihm nicht eigen sind und durch die er seine Konturen verliert und grösser wirkt.61
Das sei eine sensata esperienza, die wir im Prinzip mit allen Lichtkörpern machen, die Himmelskörper nicht ausgenommen. Dieses Prinzip veranschaulicht Galilei nochmals am Beispiel der Kerzenflamme, der fiammella: einerseits ist es die Distanz zu der Flamme, die unsere Wahrnehmung bedingt: aus der Nähe hat die Flamme ein klares Profil, von weitem erscheint sie uns viel größer und verliert durch die sie umgebenden Strahlen, also durch den Irradiationseffekt, vollends ihre Form. Andererseits ist es die Umgebung, welche diese Wahrnehmungseffekte verstärkt: noch bei Sonnenuntergang ist die Flamme klein, in der Dunkelheit wächst sie an und die Strahlen verschlingen ihre Form.62 Dabei spielt es für Galilei im Prinzip keine Rolle, ob ich mit bloßem Auge schaue („col semplice occhio naturale“) oder durch das Teleskop, weil das Teleskop die Irradiation nur zum Teil eliminieren kann, wie dies etwa bei den Planeten Mars und || 58 Ebd., S. 193. 59 Ebd. 60 Ebd. 61 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 193: „Ogni corpo luminoso, mentre è veduto da vicino, ci si mostra sotto la sua vera et real figura; ma da lontano pare che s’inghirlandi di alcuni raggi ascitizii, tra i quali i termini della sua figura si perdono, et pare che la sua mole s’accresca.“ 62 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 193–195. Vgl. auch Dupré, Celestial light, S. 390: „In 1611, irradiation became such a central concept for Galileo that he used it to reinterpret his earlier observations of the light of the Moon.“
294 | Simone De Angelis Venus zu sehen sei, die nahe der Sonne sind. Genauer noch: Wenn Venus oberhalb der Sonne steht, so Galileo, reicht das Teleskop nicht aus, sie uns so nahe zu bringen, dass wir ihre Kugel vollends unterscheiden und von ihrer Irradiation trennen können. Unterhalb der Sonne sind die Konturen von Venus hingegen deutlich unterscheidbar.63 Das Kerzenflamme-Prinzip gilt natürlich auch bei der Mondbeobachtung: Trotz Erdnähe und Teleskop bewirken die beschriebenen Lichteffekte ,homogene Wahrnehmungen‘, das heißt sie bewirken, dass wir die Mondoberfläche als gleichmäßig und kontinuierlich strukturiert wahrnehmen. Dabei werden Höhen und Tiefen ausgeglichen.64 Dieser Wahrnehmungseffekt ergibt sich dennoch mehr an der Peripherie der Mondhalbkugel als in den mittleren Zonen, weil wir hier die großräumigen Bergketten nicht nach der Höhe, sondern nach der Länge und Breite wahrnehmen und die Lichteffekte es nicht vermögen, Höhen und Tiefen gänzlich auszugleichen.65
6 ,Homogene Wahrnehmungen‘ Das Experiment (esperienza), das Galilei schließlich beschreibt, verfolgt den Zweck, eine solche ‚homogene Wahrnehmung‘ aufzuzeigen.66 Auf einer dünnen Metallplatte werden zwei Spalten herausgeschnitten, ähnlich wie auf dieser Zeichnung (Abb. 9). Wenn man auf die Abbildung genau hinsieht, sind nicht beide Spalten exakt gleich. Die Linie der oberen Spalte verläuft gleichmäßig, die Linie der unteren Spalte etwas ungleichmäßiger, als sei sie von einer zittrigen Hand gezeichnet worden. Man stelle nun die Metallplatte in einen dunklen Raum, sagt Galileo. Hinter die Metallplatte wird eine Flamme angebracht, die so || 63 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 195–196. 64 Ebd., S. 196–197: „et benchè il telescopio toglia in gran parte la detta irradiazione, col portarci la specie della [Luna] molto vicina, non è però tanta la vicinanza, nè sì poca la irradiatione, che non ve ne avanzi soprabbondantemente più di quello che basterebbe per adeguare la scabrosità delle escrescenze di alcune rupi che in qualche parte soverchiassero le eminenze disposte in molti e lunghissimi ordini intorno al perimetro lunare.“ 65 Ebd., S. 198: „et se una tale irradiazione è potente a nasconderci la immensa cavità di Venere, quando è cornicolata, et che noi la rimiriamo con la vista naturale mostrandocela similissima alle altre stelle, ben si può senza un minimo scrupolo ammettere et senza alcuna ombra affermare, che i piccolissimi cavi e colmi dell’immensa circonferenza lunare siano talmente dalle loro scambievoli irradiationi ingombrati, che del tutto si perdino, veduti ancora col telescopio.“ 66 Vgl. hierzu auch Graßhoff, Galileis Theorie der Gezeiten, S. 31: „Galilei fordert an keiner der einschlägigen Stellen mehr von einem Experiment als die künstliche Reproduktion des zu erklärenden Phänomens.“
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groß ist, dass sie sich über den Raum der beiden Spalten gänzlich ausdehnen kann. Die Flamme wird dann von weiteren Lichteinflüssen abgeschirmt, so dass man kein anderes Licht sieht, als das, das durch die beiden Spalten dringt. Soweit die experimentelle Anordnung.
Abb. 9: Darstellung zweier Spaltöffnungen in einer Metallplatte als Teil von Galileis Experimentbeschreibung zur Erzeugung homogener Wahrnehmungen durch Flammenlicht; aus Galileis Brief an Christoph Grienberger, 1. September 1611, S. 198
Wenn wir nun die beiden Öffnungen aus der Nähe anschauen, sagt Galilei, werden wir zwei leuchtende Streifen voneinander klar unterscheiden können. Die eine Spalte ist durch eine saubere Linie, die andere durch eine ungleichmäßige Linie begrenzt. Wenn wir nun die beiden Spalten aus einer größeren Distanz anschauen – wir machen 100 oder 150 Schritte zurück –, dann ist es nicht mehr möglich, diese Differenzen zu sehen, weil wir den Eindruck bekommen, dass das Licht die beiden Spalten gleichermaßen bestrahlt und die ungleichmäßige Linie sich in diesen Strahlen verschwimmt. Die Spalten sehen jetzt praktisch beide gleich aus. Durch das Teleskop können wir uns zwar wieder an sie annähern und wir sehen die Spalten wieder distinkt, aber wenn wir uns nochmals entfernen (um 1000 oder 1500 Ellen), so vermag es das Teleskop nicht, sie uns so nahe zu bringen, dass wir sie erneut differenziert sehen. 67 Prinzipiell konnte nun jeder Astronom diesen Wahrnehmungseffekt experimentell überprüfen. Ob Galilei das Experiment selber wirklich durchgeführt hat, geht aus dem Text nicht explizit hervor. Der Test mit dem Kerzenlicht ist dennoch ohne großen Aufwand durchzuführen.
|| 67 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 198–199.
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7 Schluss Ich komme damit zu meinen Schlussüberlegungen. Es ist hier sicherlich nicht der Ort, um sich in die Debatte um Galileis Empirismus zu verstricken. Michael Segre hat Galileis Empirismus einmal als „eine historiographische Ausrede“ bezeichnet und mit einem Fragezeichen versehen?68 Wenn man nach der Methode Galileis frage, wie er also arbeite, so Segre, könne man „mit Sicherheit sagen, dass er ein Empiriker war, weil seine Handschriften beweisen, dass er Experimente durchführte“.69 Wenn man aber nach der Epistemologie Galileis frage, „das heißt, was für ihn die Quelle des Wissens war, dann weisen viele Andeutungen Galileis darauf hin, dass er Experimente und Beobachtungen nicht als Quelle der Erkenntnis betrachtete. Die Epistemologie Galilei war deshalb fast sicher nicht empirisch“.70 Die Empirismus-Frage muss mit Blick auf Galilei, so denke ich, letzten Endes offenbleiben und kann schon gar nicht abstrakt beantwortet werden. Das heißt, es kommt auf den Kontext an. So hat die Rekonstruktion von Galileis Argumentation im Brief an Grienberger ergeben, dass Galileo zwar durchaus von den Beobachtungen ausgeht, diese aber nicht einfach für bare Münze hält. Im spezifischen Fall der Mondbeobachtungen ging es darum, eine scheinbar paradoxe Position aufrecht zu erhalten: Denn Galilei behauptet, gezeigt zu haben, dass sich das lunare Gebirge bis zur Peripherie der Mondhalbkugel erstreckt. Gleichzeitig denkt er, dass es nicht notwendig sei, dass dieses lunare Gebirge von uns gesehen werde.71 Ich habe versucht dafür zu argumentieren, dass diese Aussage nur dann einen Sinn macht, wenn wir sie aus wahrnehmungstheoretischer Sicht zu verstehen versuchen. Denn mit Blick auf die Mondbeobachtung nehmen wir nach Galilei im Prinzip ja nur HellDunkel-Effekte wahr. Das würde dann wiederum heißen, dass es Galilei in seiner Argumentation letztlich darum ging, eine Erklärung für eine Reihe von Wahrnehmungsproblemen zu finden, also zu erklären, wie die Beziehung der visuellen Wahrnehmung zu den materiellen Objekten jeweils gestaltet war. Und es gab – wie Galileos äußerst differenzierte Argumentation zeigt – eine Vielfalt von Weisen, diese Beziehung zu erklären.
|| 68 Michael Segre, „Galileis Empirismus: eine historiographische Ausrede?“, in: Friederike Bookmann, Daniel Di Liscia und Hella Kothmann (Hg.), Miscellanea Kepleriana. FS Bialas, Augsburg 2005, S. 89–100. 69 Segre, „Galileis Empirismus“, S. 96. 70 Ebd. 71 Galilei an Grienberger, 1. September 1611, S. 199.
Sven Dupré (Berlin)
Galileo and the Culture of Glass In the autumn of 1609 Galileo jotted down on the back of a letter a list of items he wished to buy on a trip to Venice.1 His shopping list includes soap, oranges, sugar and spices, raisins, rice, slippers, and a small hat for his son Vincenzo, but also more austere items such as German ground glass, pieces of mirror, tripoli, and a possible address where these might be found: the mirror maker at the Sign of the King. Clearly, Galileo’s shopping trip was to equip and replenish his optical workshop with raw materials, tools and abrasives from the mirror shop to improve his telescope lenses in this crucial phase leading up to the telescopic discoveries and the publication of Sidereus Nuncius. Venice was the ideal place to buy such things: the nearby island of Murano was home to the world’s centre of luxury glass production and Venetian mirrors, made of socalled cristallo glass, were widely acclaimed to be the best. Galileo’s shopping list reveals his intimate knowledge of the quality of glass materials and the way in which mirrors were manufactured. Glass produced according to the ‘German’ method, that is, producing flat sheets of glass by cutting a cylinder of glass and re-heating it, was definitely preferable to glass produced by the so-called crown method, which resulted in far less even pieces of glass. Recent research has shown that Galileo ground lenses starting from pieces of flat mirror glass, and that he polished them to perfection using some of the tools, materials (e.g. tripoli on the shopping list), and methods borrowed from mirror-makers.2 Not lenses, but mirrors were important to the history of Galileo’s telescope – and this not only for the material production of telescope lenses. Mirrors have been around since Antiquity. However, how and from what they are made has undergone significant changes in their long history.3 While around 1600 eyeglasses required a relatively low level of skill to make and were mostly massproduced with rather poor optical quality, the best mirrors were high-tech products and luxury goods, only available to wealthy consumers. Another difference was that mirrors had a considerable resonance in culture, while eye|| 1 Giorgio Strano, “Galileo’s Shopping List: An Overlooked Document about Early Telescope Making”, in: Alison Morrison-Low, Sven Dupré, Stephen Johnston and Giorgio Strano (eds.), From Earth-Bound to Satellite. Telescopes, Skills and Networks, Leiden, Boston 2012, pp. 1–19. 2 Rolf Willach, “The Development of Lens-grinding and Polishing Techniques in the First Half of the 17th Century”, Bulletin of the Scientific Instrument Society 68 (2001), pp. 10–15, 14–15. 3 Sabine Melchior-Bonnet, Histoire du miroir, Paris 1994; Miranda Anderson, “Early Modern Mirrors” in: Miranda Anderson (ed.), The Book of the Mirror. An Interdisciplinary Collection Exploring the Cultural Story of the Mirror, Newcastle 2007, pp. 105–120.
298 | Sven Dupré glasses were hardly mentioned in the more literary genres of writing.4 For example, widely circulated at the time was the legend of the Pharos, the telescopic mirror, which King Ptolemy allegedly had built atop a tower in ancient Alexandria to see the ships of his enemies before they could invade his country. The Pharos is the most familiar incarnation of legendary telescopic mirrors, translated into Latin as late as 1575. It was preceded by various medieval versions of the same device. In other stories it was not telescopic properties that were attributed to mirrors. Mirrors were associated with perceiving the truth as well as with morality and the health of the state. The omnipresence and cultural resonance of the mirror inspired the imagination of the designers of telescopes, providing the larger cultural framework within which the transfer of materials and skills from mirror to telescope-makers took place in Galileo’s time.5 Mirrors were also important to the understanding of the telescope at the level of optical theory. The burning mirror had been around since Antiquity, but it was only when it was reconceived by Renaissance mathematicians as a producer of images that the conceptual tools necessary to understand the telescope became available to Galileo and Kepler.6 This essay shows that the material mirrors were sometimes made of – often glass – was just as important to Galileo’s thinking as mirrors. Glass was important not only in making it possible to see celestial bodies, such as the Moon, magnified through the telescope, but in making sense of what it was one saw through the telescope. Through his work on the manufacture of telescopes Galileo was deeply embedded in the technology of glass. Yet, Galileo’s connections with glass do not stop at the level of technology transfer and are not limited to the material production of his lenses. I demonstrate here that glass was central to shaping Galileo’s artistic tastes and that it functioned as an analogy with which to express his aesthetics. I do this by situating Galileo against the background of the cultural investments in glass, precious stones, jewels and gems at the Medici court in Florence in the years prior and during Galileo’s transfer to the court. Since thinking with glass was an essential skill for mathematicians and natural philosophers dealing with the question of lunar substance, Galileo’s aesthetics mattered to his astronomy. Galileo’s visual and verbal descrip|| 4 Eileen Reeves, Galileo’s Glassworks: The Telescope and the Mirror, Cambridge, MA, 2008. 5 For the use of mirrors in telescope design prior to Galileo, see Sven Dupré, “William Bourne’s Invention: Projecting a Telescope and Optical Speculation in Elizabethan England”, in: Albert van Helden, Sven Dupré, Rob van Gent and Huib Zuidervaart (eds.), The Origins of the Telescope, Amsterdam 2010, pp. 129–146. 6 Sven Dupré, “Ausonio’s Mirrors and Galileo’s Lenses: The Telescope and Sixteenth-Century Practical Optical Knowledge”, Galilaeana 2 (2005), pp. 145–180.
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tions of plays of light and shadow on the lunar surface he scrutinized through his telescope underpinned his argument in Sidereus Nuncius that the Moon was “another Earth” with a rough mountainous surface from which light is reflected. This is well known. Less well-known are the references to glass in Sidereus Nuncius and others that proliferated in the controversies on the material and light of the Moon following the publication of Sidereus Nuncius in Galileo’s work and correspondence and in that of his contemporaries who held other opinions about the Moon. I will show that in addressing the question of lunar light and substance, Galileo elaborated notions of light and translucency connecting Northern art and Venetian glass, both equally popular in the artistic climate shaped by the Medici court in Florence.
1 Galileo’s Aesthetics of Glass Most famously, Galileo used precious stones and their glass imitations as a point of reference to substantiate his preference of Ariosto’s Orlando furioso above Tasso’s Gerusalemme Liberata. This well-known quote goes as follows: It has always seemed to me that [Tasso] is extraordinarily meagre, impoverished, and stingy in the matter of poetic invention, and that Ariosto, by contrast, is magnificent, rich and wondrous, and when I reflect upon the knights and their adventures and undertakings, or any other of the tales told in [Tasso’s Gerusalemme Liberata], it is as if I have entered the workshop of a curious little fellow, someone who takes great pleasure in surrounding himself with objects that are perhaps unusual for their great age, or for their scarcity, or for some other reason, but which are in fact mere trinkets, as for example, a petrified shrimp, or a shrivelled up chameleon, a fly and a spider trapped in a piece of amber, and some of those earthen dolls that say they come from ancient Egyptian tombs, and – as for painting – a couple of sketches by Baccio Bandinelli or il Parmigianino, and other odds and ends of this sort. On the other hand, when I enter the Furioso, I see before me a treasury, a tribune, a royal gallery adorned with a hundred antique statues carved by the greatest masters, and paintings of the most famous subjects by the best artists, and a vast collection of vases and crystal and agate and lapis lazuli and other jewels, and finally an abundance of rare, priceless, marvellous and superb things.7
|| 7 Galileo Galilei, Le opere di Galileo Galilei, Florence 1968, vol. IX, p. 69. Translation in Eileen Reeves, Painting the Heavens: Art and Science in the Age of Galileo, Princeton 1997, p. 20. The foundational study of Galileo’s aethetics, drawing for the first time scholarly attention to this passage in the Considerazione al Tasso is Erwin Panofsky, Galileo as a Critic of the Arts, The Hague 1954.
300 | Sven Dupré While this quote from the Considerazioni al Tasso is well known, it has been far from obvious what it tells us about Galileo’s aesthetic sensibilities. It is clear that Galileo compares Tasso to a cabinet of curiosities, a certain kind of collection of wonders of which emerged more and more often in the second half of the sixteenth century. It is also clear that he compares this to a very different type of collection, which he calls a royal gallery and a tribune. This is no doubt a reference to the Tribuna, the octagonal domed room created in the 1580s by Bernardo Buontalenti at the Uffizi, to house the best pieces of the Medici collection.8 Here paintings and ancient sculptures, but also decorative arts, especially jewels and objects shaped from precious stones like agate or lapis lazuli or their imitations, were displayed against already richly decorated walls and floors of more precious stones under a glazed cupola with gold leaf.
Fig. 1: Bernardo Buontalenti and Giovanni Bylivelt, lapis lazuli vase, 1581/3 (Florence. Museo degli Argenti, photo: S.S.P.S.A.E e per il Polo Museale della città di Firenze – Gabinetto Fotografico)
The Tribuna had a similar shape to the Capella dei Principi. This is the funeral chapel built with the involvement of Buontalenti for the Medici next to the San Lorenzo church. Not only did it have a similar shape and proportions to the Tribuna, it was also heavily decorated with precious stones. Begun in 1602, the project foresaw that the walls were to be covered with coats-of-arms made of
|| 8 I thank Marco Beretta for this suggestion. For the Tribuna, see Filippo Camerota, “The Medici Collection of Mathematical Instruments: History and Museography”, in: Giorgio Strano, Stephen Johnston, Mara Miniati and Alison Morrison-Low (eds.), European Collections of Scientific Instruments, 1550–1750, Leiden, Boston 2009, pp. 129–148: 136.
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alabaster, lapis lazuli, coral, jasper and marble, that the altar scenes were made of inlaid precious stones (a task involving Galileo’s artist-friend Lodovico Cigoli), and that life-size statues of the grand dukes were made using porphyry, coloured gemstones and other pietre dure.9
Fig. 2: Bernardo Buontalenti and Matteo Nigetti, Cappella dei Principi, Church of San Lorenzo, Florence (photo: Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)
In Considerazioni al Tasso Galileo showed himself critical of inlaid work, but this should not be taken as a negative attitude towards precious stones, or their imitations in glass, as such. He writes: One defect in particular is very common in Tasso, and is born of a great narrowness of wit and poverty of poetic conceits. Because he often lacks subject matter, he is forced to go around cobbling together various and piecemeal conceits, ones that have no dependence || 9 Umberto Baldini, Anna Maria Giusti and Annapaula Pamploni Martelli, La Capella dei principi e le pietre dure a Firenze, Milan 1979; for Cigoli, see among others, p. 301; For the Medici interest in pietre dure, see Suzanne B. Butters, “‘Una pietra eppure non una pietra’. Pietre dure e botteghe medicee nella Firenze del Cinquecento”, in: Gloria Fossi and Franco Franceschi (eds.), Arti Fiorentine. La grande storia dell’ Artigianato, (Il Cinquecento, 6 vols.), Florence 1998–2003, vol. 3, pp. 133–185.
302 | Sven Dupré on or connection to each other, and so his story turns out looking more like a picture made of inlaid wood than one painted in oil. [...] Ariosto softly shades and rounds his work, being most abundant in vocabulary, expressions and poetic conceits, while Tasso, lacking in all that is necessary for the task, labours away in a rough, graceless and crude fashion.10
I suggest that the important distinction here is between different media and the opposition between inlaid work, consisting of a “hodge-podge of different colours”, in the words of Galileo, and oil. In his considerations on Tasso and Ariosto, drawing on analogies with the treatment of light and shade, Galileo especially stressed the importance of soft shadow edges and colour harmony: “In oil painting”, he argues, “since the outlines are softly blended together, there is no harsh progression from one shade to another, and so the painting that emerges is soft, contoured, with volume and relief”.11 But, as we know from the perhaps even more famous letter to Cigoli on the paragone of painting and sculpture, behind this opposition of media and Galileo’s preference for softly blended shadows were aesthetic sensibilities of a more general nature. Galileo maintained that “the farther removed the means by which one imitates is from the things to be imitated, the more marvellous the imitation”.12 Light and shade being the defining characteristic of art, Galileo preferred painting above sculpture because the means of creating relief in painting was artificial, while sculpture received light and shadow from nature. This aesthetic maxim drives Galileo’s criticism of inlaid work, not a negative attitude towards pietre dure. Precious stones were prominently displayed in the Tribuna which Galileo praised. Galileo’s aesthetic maxim made him prefer the imitation of precious stones in other media above the pietre dure themselves. The representation of gemstones in oil painting would thus be more laudable and aesthetically more pleasing to Galileo than the gemstones themselves. Early Netherlandish painting from Jan van Eyck had made this representation of gemstones its hallmark of excellence. It was indeed to van Eyck that Vasari attributed the invention of oil paint in the mid-sixteenth century.13 We know now that van Eyck did not || 10 Galilei, Opere, vol. IX: 63, translation in Reeves, Painting the Heavens, p. 21. 11 Idem. 12 Galileo to Cigoli, 26 June 1612, in: Galilei, Opere, vol. XI, p. 341. 13 Marc Gotlieb, “The Painter’s Secret: Invention and Rivalry from Vasari to Balzac”, The Art Bulletin 84 (2002), pp. 469–490; Lucy Davis, “Renaissance Inventions: Van Eyck’s Workshop as a Site of Discovery and Transformation in Jan van der Straet’s Nova Reperta”, in: H. Perry Chapman and Joanna Woodall (eds.), “Envisioning the Artist in the Early Modern Netherlands”, Netherlands Yearbook for History of Art 59 (2009), pp. 223–248.
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invent oil paint; his innovation lay elsewhere – in the painting technique.14 Van Eyck represented gemstones, such as the rubies and emeralds on the mitre of Saint Donatius (Figure 3), with translucent glazes, indicating the highlights with opaque whitish paint, in this way imitating the visual effect rather than the materials of the gemstones. Van Eyck’s technique and aesthetic was caught in words by Leon Battista Alberti when he insisted that the merit of painting lay in the artist’s representation of gold by manipulating hue and tone instead of by applying real gold to the surface of the painting.15 Galileo could not have agreed more.
Fig. 3: Jan van Eyck, The Virgin and the Child with Canon van der Paele (detail), 1434/6, Bruges, Groeningenmuseum (photo: Musea Brugge-Groeningenmuseum, © Lukas-Art in Flanders vzw, photo: Hugo Maertens)
He would have equally appreciated the Venetian invention of the glass imitation of pietre dure. At the end of the fifteenth century Marc’Antonio Sabellico marvelled that “there is no type of precious stone in existence that has not been || 14 Marjolijn Bol, Oil and the Translucent. Varnishing and Glazing in Practice, Recipes and Historiography, 1100–1600, Ph.D dissertation, Utrecht 2012, especially chapter 6. 15 Leon Battista Alberti, On Painting, transl. by Cecil Grayson, London 1991, p. 85.
304 | Sven Dupré imitated by the glass industry; a sweet contest between nature and man”.16 Beginning in the thirteenth century Venetian glass production was characterized by a “taste for translucency” with the increasing use of white and clear glass and the invention of the silver-stain technique to create glass with a yellowish colour as well as the technique of flashing (that is, covering a sheet of colourless glass with a film of colour). The recipe book of Antonio da Pisa already emphasized the production of these newly fashionable, translucent colours, such as silver-stain yellow, deep blue made with chafarone, zaffera, or aquamarine.17 But it peaked in the sixteenth century after the invention of chalcedony glass. This was glass imitating not only chalcedony, but also other precious stones such as agates and oriental jaspers.18
Fig. 4: Stemmed bowl in chalcedony glass, Venice ca. 1510 (Kunstgewerbemuseum, Berlin, Inv. Nr. W-1975,46, photo: Staatliche Museen zu Berlin, SPK)
It was produced by a technique based on the superimposing and fusion of layers of molten glass, and resulted in a translucent white, grey or reddish-brown ground with swirls of other colours mixed in a random pattern throughout. Interestingly, Paul Hills has argued that Venetian glass imitations of pietre dure shaped the glazing, blending and flooding typical of the oil paintings of Giovanni Bellini and Titian. “In Bellini and Titian, as in glass vessels”, Hills writes, || 16 Cited in Paul Hills, Venetian Colour. Marble, Mosaic, Painting and Glass 1250–1550, New Haven, London 1999, p. 120. 17 Claudine Lautier and Dany Sandron, Antoine de Pise. L’art du vitrail vers 1400, Paris 2008. 18 W. P. McCray, Z. A. Osborne and W. D. Kingery, “The History and Technology of Renaissance Venetian Chalcedony Glass”, Rivista della Stazione Sperimentale del Vetro 6 (1995), pp. 259–278; Hills, Venetian Colour, pp. 118–122.
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“the arcs and scherzi of colour create space”.19 It should not come as a surprise that from his early days frequenting the circle that gathered in the library of Gian Vincenzo Pinelli, Galileo counted Titian among his favourite painters.20
2 Glass, Alchemy, and the Medici Workshops Given Galileo’s destination after the publication of Sidereus Nuncius, it is worth showing that early Netherlandish painting as well as Venetian glass was highly appreciated at the Florentine court. Admiring Burgundian court culture, the Medici family was an avid collector of Netherlandish painting, to which it was exposed through its banking and trading activities, especially in the Flemish town of Bruges. In the fifteenth century the Medici owned the most prestigious collection of Flemish painting in Florence – perhaps even in Italy. Paula Nuttall has observed that “along with the intarsias, the magnificent furniture, the gilded and coffered ceilings, the sculptures, the silver and fine linen, the Medici’s Netherlandish paintings were among the many “marvels’ that combined to express the family’s magnificence”.21 They were visual testimony of their business empire and aspirations to a princely lifestyle. Florentine interest in Venetian glass is of a later date, but by the early seventeenth century, when Galileo came to the court as its mathematician and philosopher, the Medici had invested in glass-making for several decades.22 Medicean glass-making began in 1569 upon the arrival of the Venetian glassmaker Bortolo alli Tre Mori, whom the Medici had lured away from Murano. Francesco I de’ Medici not only established the Studiolo but also the Casino San Marco built by Bernardo Buontalenti in which Francesco housed the courtly workshops.23 It included an alchemical laboratory, a furnace for producing || 19 Ibid., p. 125. 20 In the Dialogue Galileo appears unable to decide whether Titian, Michelangelo or Raphael is the greatest painter. These are the three painters named as exemplars for artists in the Pinelli circle. See Reeves, Painting the Heavens, p. 103. 21 Paula Nuttall, From Flanders to Florence: The Impact of Netherlandish Painting, 1400–1500, New Haven, London 2004, p. 103. 22 Detlef Heikamp, Studien zur Mediceischen Glaskunst. Archivalien, Entwurfszeichnungen, Gläser und Scherben, Florence 1986. 23 On the Studiolo, its iconographical program and alchemy, see Valentina Conticelli, ‘Guardaroba di cose rare et preziose’. Lo Studiolo di Francesco I de’ Medici. Arte, storia e significati, Lugano 2007. See also Valentina Conticelli, “Prometeo, Natura e il Genio sulla volta dello Stanzino di Francesco I: Fonti letterarie, iconografiche e alchemiche”. Mitteilungen des Kunst-
306 | Sven Dupré porcelain, and a glass workshop in which, under the direction of Niccolo Sisti, cristallo was made, as well as all sorts of coloured glasses in imitation of precious stones.
Fig. 5: Giovanni Maria Butteri, Vetreria, 1570–1575, Florence. Palazzo Vecchio (photo: S.S.P.S.A.E e per il Polo Museale della città di Firenze – Gabinetto Fotografico)
Other important activities in the Casino, were the fusion of rock crystal, the counterfeiting of precious stones, the production of fireworks, and the preparation of pharmaceutical remedies. In the Casino Francesco de’ Medici employed || historischen Institutes in Florenz 46 (2002), pp. 321–356. On the Casino, see Pierfilippo Covoni, Il Casino di San Marco costruito dal Buontalenti ai tempi Medicei, Florence 1892. For Medici porcelain, see Alessandro Alinari, La porcellana dei Medici. Bibliografia ragionata e catalogo essenziale, Florence 2009; Cora Galeazzo and Angiolo Fanfani, La porcellana dei Medici, Milan 1986.
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painters such as Jacopo Ligozzi, gemcarvers such as the Dutch goldsmith Jacques Bylivelt and sculptors such as Benvenuto Cellini.
Fig. 6: Filippo Napoletano, The Workshop of the Alchemist, Florence. Palazzo Pitti, Inv. Poggio Imperiale 1860 n. 1237 (photo: S.S.P.S.A.E e per il Polo Museale della città di Firenze – Gabinetto Fotografico)
In 1598 Antonio de’ Medici, son of Francesco I, came to live and work in the Casino.24 Perhaps we catch a glimpse of Antonio’s fonderia in the Casino from Filippo Napoletano’s The Workshop of the Alchemist (Figure 6). Painted in 1609, it has come down to us under the title “La bottega del alchimista del Casino”. 25 Antonio de’ Medici also revived the glass workshop of the Casino. In 1601, the Florentine alchemist Antonio Neri began work there. Neri went on to publish L’arte vetraria in 1612, the first printed book on glass-making, which Neri
|| 24 On Antonio de’ Medici and the Casino, see Pierfilippo F. Covoni. Don Antonio de’ Medici al Casino di San Marco, Florence 1892. 25 L’alchimia e le arti. La Fonderia degli Uffizi da laboratorio a stanza delle meraviglie, exhibition catalogue, Florence 2012, p. 112.
308 | Sven Dupré dedicated to his Florentine patron, Antonio de’ Medici, and which Galileo’s circle highly appreciated.26
Fig. 7: Baccio del Bianco, Trionfo da Tavola Firenze, Gabinetto die Disegni e Stampi degli Uffizi (photo: S.S.P.S.A.E e per il Polo Museale della città di Firenze – Gabinetto Fotografico)
Artists in Galileo’s sphere of influence were involved in the glass undertakings of the Medici. One example is Baccio del Bianco who apprenticed in the workshop of Giovanni Bilivert, a student of Cigoli, and studied perspective with another pupil of Cigoli, Vincenzo Bocacci.27 When, in 1617, Cosimo II de’ Medici established a “fornace per far bichieri di figure 7 scherzose” in the Boboli gardens, glass masters imported from Venice were asked to execute glass objects based on drawings provided by Baccio del Bianco and another Galileo associate, Stefano della Bella. However, there is evidence that Galileo himself was involved with the Casino. In 1610 Antonio de’ Medici, a former student and protector of Galileo at the court, collaborated with Galileo towards the making and improving of telescopes.28 To this end lenses from the Venetian glass workshops || 26 This is evident from an exchange between Galileo and Federico Cesi of the Accademia dei Lincei in Florence in January 1614. See Galilei, Opere, vol. XII, pp. 12, 15. 27 Ioana Magureanu, “Baccio del Bianco and the Cultural Politics of the Medici Court”, Revue Roumaine d’Histoire de l’Art 48 (2011), pp. 13–30. 28 Massimo Bucciantini, Michele Camerota and Franco Giudici, Il telescopio di Galileo. Una storia europea, Turin 2012, p. 200.
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were regularly delivered to Antonio de’ Medici’s Casino from November 1610 to March 1611. Thus, while much has been made in the past about the supposedly antithetical attitude of Galileo, or of the scientific culture he installed in Florence, to alchemy, the functioning of the laboratories of the Casino as a place of experimentation with telescope lenses shows that Galileo tapped into the culture of glass and into the associated specific chymical culture of the Medici in Florence.
Fig. 8: Jan van der Straet (Stradanus), Nova Reperta, 1584, plate “Color”
As we have seen, the cultural politics of the Medici court fostered the decorative arts, especially the pietre dure and the so-called “arts of fire” from the production of porcelain to the making of glass in imitation of precious stones. Vasari atttributed van Eyck’s invention of oil paint to “alchemical” experimentation (see Figure 8). Similarly, the activities undertaken in the Casino were considered alchemical.29 Antonio de Medici’s Apparato, the book of recipes and secrets || 29 On van Eyck as ‘alchemist’ in Medici Florence, see Davis, “Renaissance Inventions”, pp. 231–232.
310 | Sven Dupré prepared for publication in 1604, reflecting experiments with porcelain, rock crystal, pharmaceuticals, and fake gems in the Casino, gives a most specific definition of alchemy built around the notion of “the solution” (the dissolving process). It maintains that “people who are seeking to understand this noble science and how to practice it have to know all the substances able to dissolve (melt) metallic bodies; what is particularly useful for dissolving are inks, alums, salts, and how to make them”.30 We get a glimpse of the meaning of alchemy in the Casino from the writings of one of the alchemists active in the Casino, Neri. Neri’s manuscripts reveal that his activities in the Casino were not limited to glass-making (Figure 9).31 Although the transmutation of metals was a less important aspect of his alchemy, Neri’s widely circulated but incomprehensible recipe for the Philosophers’ stone – the ‘Donum Dei’ shows his involvement in transmutational and chrysopaeic endeavours. While declaring the making of the Philosophers’ stone and the transmutation of base metals into gold possible, Neri’s Discorso sopra la chimica defined chemistry as a much more universal art, which in some ways also embraces medicine (or at least it comes very close in assisting) […] It is an art, which resolves and reduces all ‘mixed bodies’ into their primary elements, it searches out their nature and separates the pure from the impure and it makes use of the pure to perfect these bodies and even to transform one body into another.32
Chimica (chemistry) is then for Neri much wider in scope than what he defined as “alchemy”, which pertains only to the transmutation of metals. Chimica embraced medicine: Neri was interested in the chemical preparation of pharmaceuticals, a practice central to Paracelsus’ medical doctrines. Neri fully partici-
|| 30 “per cio tutti quelli che desiderano arrivare, alla cognitione di questa nobile scienza e sua pratica, fá bisogno che sappino tutte quelle cose, che solvano, i corpi metallici. E le cose che particularmente, attendono alla solutione, sono in chiostri, allumi, sali, e loro preparation.” Antonio de’ Medici, Apparato della Fonderia dell’ Illustrissimo et Eccellentiss. Sig. D. Antonio Medici. Nel quale si contiene tutta l’arte Spagirica di Teofrasto Paracelso, & sue medicine. E altri segreti bellissimi, BNCF, Magliabecchiana XVI, 63, vol. I–IV: II, 1r. 31 See especially the Ferguson manuscripts in Glasgow: Paul Engle, “Depicting Alchemy: Illustrations from Antonio Neri’s 1599 Manuscript”, in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (ed.), Glass of the Alchemists: Lead Crystal – Gold Ruby, 1650–1750, Corning 2008, pp. 49–61. Pieter Boer and Paul Engle have published a very useful annotated bibliography on Neri: Pieter Boer, and Paul Engle, “Antonio Neri: An annotated bibliography of primary references,” Journal of Glass Studies 52 (2010), pp. 51–68. 32 Maria Grazia Grazzini, “Discorso sopra la Chimica: The Paracelsian Philosophy of Antonio Neri”, Nuncius 27 (2010), pp. 411–467, 435–436.
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pated in the Florentine Paracelsian chymical culture which emphasized the importance of chemical technology in medicine and the decorative arts. 33
Fig. 9: Neri, Nature Nourishing the Growth of Metals, 1599 (Special Collections Department, Glasgow University Library, Ferguson ms. 67, f. 2r)
Neri’s L’Arte vetraria listed mostly recipes for the fabrication of coloured glass in imitation of precious stones such as emerald, topaz and sapphire. However, the creation of chalcedony glass held pride of place in the book. Neri listed no less than three different recipes for the making of this glass, which (in the words of Neri) in “beauty and allure of colours even surpassed the exceptional beauty of
|| 33 For this Paracelsian culture, see Paolo Galluzzi, “Motivi paracelsiani nella Toscana di Cosimo II e di Don Antonio dei Medici: Alchimia, medicina ‘chimica’ e riforma del sapere”, in: Scienze, credenze occulte, livelli di cultura, ed. Istituto nazionale di studi sul Rinascimento, Florence 1982, pp. 31–62.
312 | Sven Dupré oriental agate”.34 The exceptional value in which chalcedony glass was held, was due less to the cost of the raw materials than to the laborious and difficult production process. It is possible to argue that it was appreciated as an object of alchemical knowledge.35 As already mentioned, chalcedony glass showed a whirl of variegated colours, which were due to the addition of various metallic oxides. Even more interesting with respect to the question of lunar substance is a second aspect of its visual appearance, sometimes referred to as ‘dichroism’. This is the varied response of chalcedony glass to transmitted and reflected light. In reflected light the glass will show this variegated swirl of colours. But in transmitted light it appears (in Neri’s words) “red as fire”: indeed, it displays a fiery orangish-red or yellow colour.36 Such differences of visual appearance in different lighting conditions made glass for Galileo an important source of analogy when discussing the appearance of the Moon.
3 The Question of Lunar Light and Substance The importance of painterly studies of shadows and reflected light for Galileo’s discussion of the light of the Moon is well known.37 In Sidereus nuncius (1610), Galileo argued that the Moon does not shine with light of its own, but only reflects solar light. Therefore, Galileo had to explain the ashen light of the Moon, not as the light of the Moon itself, but as a reflection of solar light to the Earth from the surface of the Moon. Eileen Reeves has shown that Galileo arrived at this explanation of the secondary light of the Moon prior to his telescopic observations, in 1607, at the same time that his friend Cigoli depicted the Moon’s
|| 34 Neri mentions that he made chalcedony glass according to the first recipe in Florence at the Casino under the direction of his “familiare amico” Niccolo Landi in 1601: “I made many pots of chalcedony in the furnace there.” Antonio Neri, L’arte vetraria, Florence 1612, p. 41, translation in Paul Engle, The Art of Glass by Antonio Neri, 3 vols. Hubbardston 2003–2007, vol. 2, pp. 13– 14. 35 Sven Dupré, “The Value of Glass and the Translation of Artisanal Knowledge in Early Modern Antwerp”, in: Bart Ramakers, Christine Göttler and Joanna Woodall (eds.), Trading Values, Netherlands Yearbook for Art History (forthcoming). 36 Neri, L’Arte Vetraria, 41, translation in Paul Engle, The Art of Glass by Antonio Neri, 3 vols., Hubbardston 2003–2007, vol. II, p. 12. 37 See most recently, Samuel Y. Edgerton, The Mirror, the Window, and the Telescope: How Renaissance Linear Perspective Changed our Vision of the Universe, Ithaca 2009; Horst Bredekamp, Galilei der Künstler: der Mond, die Sonne, die Hand, Berlin 2007.
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ashen light in his Deposition.38 The study of Leonardo’s notebooks (which are known to have circulated in the circle of Gian Vincenzo Pinelli, to which Galileo belonged when he was a professor at the University of Padova, as well as among Florentine painters, like Cigoli) was highly significant to Galileo’s discussion of the light of the Moon.
Fig. 10: Leonardo, Codex Arundel (detail). Arundel 263, f. 25r (© The British Library Board)
On several folios of the Codex Arundel, the Codex Leicester, the Codex Atlanticus and the MS F, Leonardo analysed the multiple radiance of solar light reflected by the ruffled surface of the sea (versus the single image of the Sun reflected in water; see Figure 10).39 Leonardo applied this knowledge of reflection from rough surfaces to the light of the Moon: the Moon did not reflect the solar light || 38 Reeves, Painting the Heavens, pp. 125–137. 39 Leonardo, Codex Arundel, ff. 25r, 28v, 94v, 104r; Codex Leicester, ff. 1r, 1v, 2r, 5r, 7r, 7v, 30r, 36v; Codex Atlanticus, ff. 310r, 310v; MS F, ff. 84r, 84v, 85r. For discussion of some of these passages, see Martin Kemp, Leonardo da Vinci: The Marvellous Works of Nature and Man, Cambridge, MA, 1981, pp. 324–325.
314 | Sven Dupré as a smooth and polished mirror. Instead, the Moon’s surface consisted of areas of land and sea, and the rough surface (considered to be the better reflector), caused by the waves on the Moon’s seas, reflects the light of the Sun. One of Leonardo’s drawings in the Codex Leicester (see Figure 11) dramatically shows the light reflected by a scallop-edged sphere that represents the waves on the surface of the Moon. This is the view which Galileo held from 1607 on.
Fig. 11: Leonardo, Codex Leicester, f. 1r (detail) from The Codex Hammer of Leonardo da Vinci, ed. Carlo Pedretti, Florence 1987 (photograph courtesy of Carlo Pedretti)
During his study of reflection and the lunar light of the Moon in 1607, Galileo was confronted with the phenomenon of irradiation.40 This came about when Galileo made an observation of the reflection of light from a mirror. This was particularly important for establishing that smooth surfaces are not good reflectors. Galileo noted that the image of the Sun reflected in a mirror is very tiny.41 Thus, the Moon cannot reflect light like a smooth mirror. Galileo argued that while a mirror appears to reflect much light, most of this light is not due to the primary reflection of the incident rays of the Sun on the mirror, but to irradiation. If irradiation is taken into account, one cannot escape the conclusion that
|| 40 I have argued this at length in Sven Dupré, “Galileo’s Telescope and Celestial Light”, Journal for the History of Astronomy 34 (2003), pp. 369–399. 41 Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, in: Galilei, Opere, vol. VII, 99–100, translation in Galileo Galilei, Dialogue Concerning the Two Chief World Systems – Ptolemaic & Copernican, transl. by Stillman Drake, Berkeley, Los Angeles, London 1967, pp. 74–75.
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a mirror is not a good reflector. Moreover, Galileo arrived at an understanding of irradiation similar to the one found in Leonardo’s notebooks. Irradiation is caused by a reflection of light from the structures of the eye (for Leonardo the eyelids, for Galileo the moisture of the eyes). Galileo was convinced that limiting the eye’s aperture removed irradiation. Rather than spherical aberration, this insight was for Galileo the basis for his application of the diaphragm to the objective lens of his telescope. The study of reflection on the basis of analogies between the Moon and the mirror was thus crucial to the construction of the instrument through which Galileo observed the Moon from 1609 on.
Fig. 12: Galileo, Gal. 50, f.64 (Biblioteca Nazionale Centrale, Florence, Ministero per i Beni e le Attività Culturali della Repubblica Italiana)
The question of lunar light occupied Galileo during his entire career. Already established in 1607, he published his discussion of lunar light in its full glory in the Dialogo in 1632, and in between he regularly returned to the question. On a
316 | Sven Dupré folio (figure 12) showing Saturn and its companions at the top, and beneath calculations of the periods of the satellites of Jupiter, Galileo scribbled drawings related to the question of lunar light.42 These drawings show that in the summer of 1610, around the same time that he discovered Saturn’s companions, he returned to his study of the reflection of light, which he had first undertaken in 1607. On the left, Galileo drew the crescent of the Moon. To the right, there is a drawing that appears to be a study of angles of reflection, and above it, there is a drawing of the reflection of the Sun on a smooth and a rough surface, very similar to Leonardo’s drawing. Thus, in the period following the publication of Sidereus Nuncius Galileo appears to have returned to his Leonardesque study of reflection from smooth and rough surfaces of 1607. The analogy between the Moon and the mirror was crucial to these studies. As Galileo had his spokesman Salviati ask the Aristotelian Simplicio in the Dialogo, “tell me, Simplicio; if you had to paint a picture of that wall with the mirror hanging on it, where would you use the darkest colours? In depicting the wall or the mirror?”43 Galileo stands in a long tradition of astronomers and natural philosophers who took the analogy between the Moon and the mirror as the point of reference when discussing the question of the substance and light of the Moon.44 In brief, to summarise the long history of this question, two different models were proposed. On the one hand, Plutarch argued that the Moon reflects light like a mirror. On the other, natural philosophers following Averroes based their accounts of the visual appearance of the Moon on a sort of lunar transmission of light. The model of a translucent Moon clears the way for the Moon to be thought of in terms of glasses imitating gems. Optical qualities, that is, the way light behaves in interaction with materials, were the most important elements in the description of gemstones as well as in the description of their imitations in several crafts, such as oil painting and glass-making. Pliny had already spoken of the translucent qualities of precious stones. And, when comparing the processes of nature with those used for making glass, Albertus Magnus considered translucent gemstones a type of “glass produced by the operations of nature”.45 These comments had provided a resource for descriptions of gems in natural philosophy and for arts imitating || 42 Dupré, “Galileo’s Telescope and Celestial Light”, 385–388. 43 Galilei, Opere, vol. VII, 96, translation in Galilei, Dialogue, 72. 44 Roger Ariew, “Galileo’s Lunar Observations in the Context of Medieval Lunar Theory”, Studies in History and Philosophy of Science 15 (1984), pp. 213–226. See also Sara Booth and Albert van Helden, “The Virgin and the Telescope: The Moons of Cigoli and Galileo”, Science in Context 13 (2000), pp. 463–488. 45 Albertus Magnus, Book of Minerals, transl. by Dorothy Wyckoff, Oxford 1967, p. 14.
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them in recipe books and writings since Theophilus in the twelfth century.46 Theophilus made a conscious division between the different ways light interacted with materials. He reserved the term ‘translucent’ (translucidus) for describing enameling and oil painting (or ‘pictura translucida’), two crafts, which are optically similar and which emerged to facilitate the imitation of precious stones. Precious stones and their glass imitations were indeed valued precisely because they are translucent. For Theophilus, something is translucent when light can pass through a substance that is applied to a reflecting ground. Other vernacular writings followed him in this. These descriptions offered a vocabulary for those approaching the Moon.
Fig. 13: Vetro ghiaccio, attributed to Bortolo (Museo Galileo, Florence, photo: Franca Principe and Sabina Bernacchini)
In Sidereus Nuncius Galileo described the Moon, especially the dispersal of bright points in its dark part in terms of the appearances of glass. “This lunar surface”, Galileo writes, “is rendered similiar to those small glass vessels which, plunged into cold water while still warm, crack and acquire a wavy surface, || 46 Marjolijn A. H. Bol, “Seeing through the Paint. The Dissemination of Technical Terminology between Three Métiers: Pictura Translucida, Enameling and Glass Painting”, in: A. Speer (ed.), Zwischen Kunsthandwerk und Kunst: Die ‘Schedula diversarium artium’, Berlin, New York 2013, pp. 145–162.
318 | Sven Dupré after which they are commonly called ice-glasses.”47 Vetro a ghiaccio was produced by immersing hot glass in water thereby creating a rough surface and reducing the transparency of the glass. This type of glass was of Venetian origin, but also produced in Florence by Bortolo, the Venetian glass-maker who moved to the Casino (Figure 13). Galileo’s familiarity with the culture of glass allowed him to choose from among all the myriad types of glass the one whose associated vocabulary of light allowed him to argue for a rough moon. However, the analogies drawn from the world of glass, and its associated vocabulary of translucency and transparency was equally available to Galileo’s opponents. To name only one of many who thought of the Moon in terms of some kind of crystal sphere, Lodovico delle Colombe compared the Moon to a rough globe of white enamel encased in a perfectly smooth sphere of crystal glass. If someone were to take up a large ball of very clear crystal, within which a little Earth is fashioned of white enamel, complete with woods, valleys, and mountains, and he were to expose it to the Sun and hold it rather far from the eye of the observer, the ball would not look round and smooth, but rather rough and mountainous, and shadowed where not lit by the Sun, because the transparent part of the globe is invisible and so our lines of sight are terminated in those parts that seemed coloured. And therefore, whoever looks attentively at this ball and at everything in it, knows that it is perfectly smooth and spherical, though it appears otherwise, just as happens with the Moon.48
4 Conclusion Galileo’s intimate knowledge of the quality of glass materials can be extended from mirrors and lenses to all Venetian glass, not only glass as transparent as rock crystal but also glass coloured and translucent, sometimes in imitation of precious stones. Galileo was not aesthetically displeased by such precious stones, and even less by glass imitations, nor was he opposed to the chemical arts involved in the production of such decorative glasses. We have seen that precious stones were prominently displayed in the Tribuna which Galileo praised associating the collection with his favourite poem. In this praise Galileo embraced the Medici court culture in which both Northern art and the decora|| 47 Galilei, Opere, vol. III, p. 65, translation in Galileo Galilei, Sidereus Nuncius or The Sidereal Messenger, transl. by Albert van Helden, Chicago, London 1989, p. 43. 48 Lodovico delle Colombe, Contro il moto della terra, in Galileo, Opere, vol. 3, p. 287. Translation in Reeves, Painting the Heavens, p. 156; for discussion of Colombe’s views, see also p. 53.
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tive arts, especially glass, porcelain and pietre dure, and their associated qualities of translucency, were highly valued. In describing the lunar surface Galileo used the vocabulary associated with the culture of gemstones and glass. However, as he quickly found out, the same vocabulary equally offered opportunities for his opponents to turn the culture of glass against him.
Matteo Valleriani (Berlin)
La natura pratica del Trattato della Sfera di Galileo Galilei The paper contextualizes Galileo’s tract on The Sphere in the 16th- and 17thcentury tradition of practical astronomy. It is shown how such tradition finds its deepest historical meaning beyond the limits of the discipline ‘Astronomy’ and can be rather seen as a the result of the accumulation of practical knowledge needed in the context of travels and by travelers.
1 Introduzione Durante gli ultimi anni del XVI secolo Galileo Galilei, allora lettore di matematica allo Studio di Padova, compilò un manoscritto intitolato Trattato della Sfera ovvero Cosmografia.1 Il testo fu pubblicato per la prima volta nel 1656 da Urbano Davisi, sotto il falso nome di Bernardo Savi, allievo di Bonaventura Cavalieri, a sua volta allievo di Galileo.2 È noto che Galileo usasse questo trattato nell’ambito della sua attività didattica e tuttavia lo scritto è spesso stato considerato difficile da inquadrare nel corpus delle opere galileiane. Il motivo di questa difficoltà è rappresentato dal contenuto dell’opera. Si tratta di un breve trattato di astronomia sferica, dunque fondamentalmente geocentrica compilato da Galileo benché sostenesse la teoria eliocentrica di Copernico già dagli anni padovani. Le motivazioni più disparate dunque emersero per spiegare questa strana combinazione di un Galileo copernicano che scrive ed insegna un’astronomia geocentrica d’ispirazione aristotelica. || 1 Per la lista e la descrizione dei manoscritti, si veda il testo introduttivo di Antonio Favaro a Galileo Galilei, “La Sfera ovvero Cosmografia”, in: Galilei, Opere, vol. II, pp. 205–255. La datazione della prima compilazione è incerta ed assegnata in base alla ricostruzione delle attività di Galileo in quegli anni. Il testo pubblicato dal Favaro è il risultato di una collazione, anche emendata, di quattro manoscritti di studenti di Galileo, il più recente dei quali è datato 1604. 2 Bernardo Savi, Trattato della Sfera di Galileo Galilei. Con alcune Prattiche intorno à quella, E modo di fare la Figura Celeste, e suoi Direttioni, secondo la Via Rationale, Roma 1656. Il testo venne poi ripubblicato in Urbano Davisi, Trattato della sfera e prattiche per uso di essa col modo di fare la figura celeste. Opera cavata dalli manoscritti del P. Bonaventura Cavalieri, Roma 1682.
322 | Matteo Valleriani La principale di queste spiegazioni è quella fornita dell’editore stesso delle opere di Galileo, Antonio Favaro, il quale, in un’altra pubblicazione, si spinse ad ipotizzare un tentativo di Galileo di sviare sospetti di eresia su di lui o, semplicemente, a considerare il trattato come il risultato di un pragmatico pensiero al fine di evitare controversie imbarazzanti.3 Si tratta tuttavia di un chiaro anacronismo. Verso la fine del XVI secolo, infatti, benché in effetti fossero state rese pubbliche alcune critiche di sfondo teologico al sistema concepito da Copernico, queste erano sparute e non avevano affatto influenzato il panorama culturale del momento.4 Certamente la Chiesa aveva accettato il sistema copernicano come sistema puramente matematico e non come descrizione del mondo reale, compito quest’ultimo della filosofia naturale e non dell’astronomia matematica. Tuttavia il dibattito non era ancora così infiammato come lo divenne a partire dal secondo decennio del XVII secolo. Senza andare alla ricerca di spiegazioni improbabili, il presente lavoro intende delucidare il contesto in cui i trattati di astronomia sferica venivano utilizzati e soprattutto le motivazioni di un tale utilizzo. Questo lavoro renderà chiaro che Galileo, come molti altri, coltivava anche lo studio dell’astronomia sferica in quanto questa era intimamente collegata ad altre discipline di valore pratico, come la geografia metrica, la nuova cartografia rinascimentale e dunque la pratica della nautica astronomica. In generale viene qui in seguito adottata la prospettiva secondo la quale l’intera tradizione dell’astronomia sferica a partire dalle riformulazioni del XIII secolo è collegata al tema del viaggio.
2 Le origini Il trattato sulla Sfera di Galileo è certamente una compilazione basata su di un trattato medioevale e precisamente del Tractatus de sphaera di Ioannes de Sacrobosco, scritto durante la prima metà del XIII secolo.5 Poco è noto della vita di Sacrobosco e le uniche notizie certe sono che, oltre al trattato della Sfera, scrisse
|| 3 Antonio Favaro, Galileo Galilei e lo studio di Padova, vol. I, Padova 1966, pp. 106–138. 4 Hans Bieri, Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert, Bern 2007, pp. 85–88. 5 Per l’edizione critica così come per la traduzione inglese del Tractatus di Sacrobosco, si veda Lynn Thorndike, The Sphere of Sacrobosco and its Commentators, Chicago 1949. L’introduzione di Thorndike provvede inoltre un’ampia discussione in merito al contesto biografico, filologico e stilistico del Tractatus.
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altri due trattati di carattere elementare – Algorismus e Computus – e che li scrisse a Parigi. Il breve trattato di Sacrobosco è suddiviso in quattro capitoli introdotti da un breve proemio: Dividiamo il trattato sulla sfera in quattro capitoli. Per primo diciamo cos’è una sfera, cos’è il suo centro, cos’è l'asse della sfera, cos’è il polo del mondo, quante sfere ci sono, e qual è la forma del mondo. Nel secondo diamo informazioni in riferimento ai circoli di cui è composta questa sfera materiale e come deve essere compresa la composizione di quella celeste, di cui questa materiale è l’immagine. Nel terzo parliamo dell’ascesa e tramonto delle costellazioni dei segni, delle diversità [delle lunghezze] dei giorni e delle notti che vengono esperiti da quelli che abitano diverse località, e della suddivisione dei climi. Il contenuto del quarto riguarda i circoli e i moti dei pianeti e le cause delle eclissi.6
Il trattato di Sacrobosco è chiaramente un trattato elementare di astronomia sferica. La visione cosmologica sostenuta e impartita dal trattato dunque è quella geocentrica e la spiegazione è puramente qualitativa e non fa alcun uso dell’approccio matematico. Come appare immediatamente chiaro fin dal proemio, il trattato è scritto per uso didattico: veniva letto e spiegato tenendo in cattedra una sfera armillare, “immagine” della sfera celeste. Il contenuto del trattato medievale non era a sua volta certamente originale. La visione geocentrica professata da Sacrobosco e la cosmologia delle sfere concentriche del mondo risalivano ovviamente alla cosmologia aristotelica e all’integrazione di quest’ultima con l’astronomia di Tolomeo descritta nell’Almagesto. Le fonti dirette di Sacrobosco tuttavia erano altre e più recenti. Certamente il trattato riporta molti contenuti del trattato omonimo dell’astronomo e matematico arabo al-Farghani, chiamato nel medioevo latino Alfraganus. Nel XIII secolo infatti il testo era molto studiato grazie alle traduzioni latine di Giovanni di Siviglia e Gerardo da Cremona.7 La mancanza di originalità del contenuto del trattato era compensata da un altro fattore, spesso ignorato nella storia della scienza, e cioè dalla sua struttura. La novità del trattato consiste infatti nel nuovo modello in cui il contenuto è presentato. In un’epoca infatti in cui il nuovo sapere scientifico in riferimento sia al contenuto che alla funzione veniva generalmente codificato in forma scritta ricorrendo al genere del commento, l’operazione di Sacrobosco risulta quan|| 6 Traduzione dell’autore dal testo latino pubblicato in Ibid., p. 76. Corsivo dell’autore. 7 Secondo Pierre Duhem tra le fonti di Sacrobosco bisogna annoverare anche i trattati di Guglielmo di Conches del XII secolo, di Erico di Auxerre del IX secolo e di Macrobio del V secolo. Si veda Pierre Maurice Marie Duhem, Le système du monde: histoire des doctrines cosmologiques de Platon à Copernic, vol. II, Paris 1958, pp. 62–112.
324 | Matteo Valleriani tomeno sorprendente. In confronto agli altri testi di astronomia sferica circolanti nello stesso periodo, il trattato di Sacrobosco si distingue perché è snello, perché evita di entrare in complicati dettagli, perché non concede spazio a pedanterie e soprattutto per essere di facile assimilazione. A questo aspetto ne va aggiunto un altro non meno sorprendente e cioè il fatto che altri autori – Roberto Grossatesta e John Peckham – compilarono un nuovo trattato di astronomia sferica elementare poco dopo Sacrobosco e anch’essi evitando la forma del commento ad un’opera precedente. I trattati furono scritti dopo quello di Sacrabosco e ne ricalcano pesantemente le novità strutturali. Le differenze di contenuto sono quasi inesistenti ma alla fine del secolo il trattato di Sacrobosco si era già chiaramente imposto e l’utilizzo degli altri due rimase marginale. Il trattato di Sacrobosco fu infatti un vero successo. Immediatamente dopo la sua compilazione vennero prodotti i primi commentari per adeguarlo ancora meglio all’uso didattico. Il trattato infatti veniva utilizzato quasi universalmente durante il primo anno di corsi delle università allora nascenti e, in particolare, nelle Facoltà di Arti Liberali. Nell’ambito universitario l’insegnamento del trattato aveva multiple funzioni. Da una parte si trattava di un corso propedeutico alla lettura in classe del De caelo di Aristotele. Dall’altra era certamente un corso che permetteva poi di approfondire temi di carattere astronomico. Da questa prospettiva gli studenti generalmente intraprendevano un corso successivo intitolato Computus, per il calcolo del calendario delle festività, e, in seguito un corso intitolato Theorica planetarum. In quest’ultimo caso si trattava di un vero corso di astronomia in cui si impartivano i primi rudimenti per effettuare il calcolo delle posizioni dei pianeti. Il livello di conoscenze che si poteva raggiungere partecipando ad un corso dedicato allo studio dei moti planetari era sufficiente per eseguire gli oroscopi. La compilazione di trattati sulla Sfera con una nuova struttura, il successo del trattato di Sacrobosco misurato in termini di commentari compilati per arricchirlo ad adeguarlo alla didattica, il fatto che il corso Della Sfera fosse diventato obbligatorio in quasi tutte le università e, infine, la preparazione di ulteriori commentari al trattato di Sacrobosco al di fuori dell’ambito delle università e della didattica dimostrano che, a partire dal XIII secolo, la domanda per questo tipo di sapere crebbe notevolmente. La tradizione di sapere associata storicamente al trattato di Sacrobosco venne richiesta da un notevole cambiamento occorso specialmente a partire dal XIII secolo e cioè la nascita di una nuova cosiddetta società del sapere di dimensioni estremamente notevoli in confronto all’epoca immediatamente precedente. Una delle caratteristiche principali di questa nascente società era quella di uno spiccato dinamismo sociale. In altri termini, la società tardo medievale si
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rimise in moto nel senso letterale del termine: sapere, persone e oggetti iniziarono a circolare con crescente dinamismo. I motivi di questo cambiamento sono epocali e ben noti, anche se generalmente non associati al tema del presente lavoro. Prima di tutto il XIII secolo è il secolo di fondazione delle moderne università, con il loro network e, soprattutto, con il loro profilo spiccatamente internazionale. Studenti e docenti viaggiavano da un’università all’altra con una libertà formale sconosciuta persino alle università attuali.8 Anche il mondo degli artigiani, e soprattutto degli architetti, trovò nello spostamento da un sito all’altro una nuova forma di lavoro e di redistribuzione di ricchezze oltreché un’ipostatizzazione del viaggio stesso come forma di apprendimento e di crescita intellettuale.9 In questo periodo inoltre si afferma una nuova forma di “turismo” medievale legata ai pellegrinaggi a sfondo religioso, i quali allungarono le distanze enormemente grazie ad un allargamento della cerchia dei ben abbienti. A seguito del ben noto connubio tra religione e guerra, infatti, è proprio il XIII secolo il momento in cui il maggior numero di crociate ha luogo. Ma è soprattutto il versante dell’economia che traina la maggior parte degli aspetti appena delineati. Connesse alle linee d’azione delle crociate, le rotte economiche collegavano il Medio Oriente, e in particolare la Siria, la Palestina e Costantinopoli, con il sud dell’Europa e, in particolare, con le città di Genova, Pisa e Venezia. Seta e spezie venivano poi portate da questi luoghi alle Fiandre dove infine i mercanti reinvestivano per comprare soprattutto lana da rivendere al sud.10
3 La Sfera di Sacrobosco nel Rinascimento Durante il XIII secolo la tradizione di sapere legata al trattato di Sacrobosco prevalse sulle altre ricostruzioni del periodo. Dal secolo XIV in poi l’insegnamento della Sfera, che divenne un corso obbligatorio e lo rimase fino al XVII secolo, venne quasi esclusivamente associato al nome di Sacrobosco. Dalla diffusione della tecnologia della stampa fino al secolo XVII si contano circa 400 trattati a stampa chiaramente identificati dal titolo. A questi però vanno aggiunti non solo gli innumerevoli trattati manoscritti ma anche altri trattati a stampa che si rivolgono ad altre tematiche ma che riportano anche i contenuti del trat|| 8 A history of the university in Europe, Walter Rüegg (ed.), vol. I, Cambridge 1992, pp. 280–305. 9 Günther Binding, Baubetrieb im Mittelalter, Darmstadt 1993. 10 The Cambridge Economic History of Europe, Michael M. Postan et al. (eds.), vol. III, Cambridge 1965, pp. 42–118.
326 | Matteo Valleriani tato di Sacrobosco pedissequamente. Anche grazie a quest’ultimo tipo di trattati è possibile ricostruire in che modo il trattato di Sacrobosco sopravvisse ai quattro secoli di storia che lo videro protagonista. Dal XIII al XVII secolo, infatti, benché il trattato della Sfera venne pubblicato moltissime volte, non per questo deve essere ritenuto che fosse semplicemente ristampato o tuttalpiù tradotto. Il contenuto del trattato originale venne mantenuto sistematicamente ma il trattato nel complesso venne continuamente arricchito di nuove tematiche. Il breve trattato della Sfera del XIII secolo divenne un’opera di carattere quasi enciclopedico nei secoli successivi. Come menzionato, gli arricchimenti non avevano solamente la forma di commenti per spiegare il contenuto originale. Questo tipo di addizioni, inoltre, si trovano soprattutto nei testi manoscritti, cioè in quei testi prodotti principalmente per uso didattico.11 I trattati a stampa circolavano soprattutto al di fuori delle università e il loro notevole numero testimonia perciò un grande interesse per questo tipo di sapere associato ma non interamente identificabile col sapere specifico dell’astronomia sferica. I trattati che riportano i contenuti della Sfera di Sacrobosco anche se hanno un titolo diverso sono generalmente trattati di geografia e cosmografia. Ma questi temi sono anche tra i principali con i quali il trattato originale fu arricchito soprattutto in concomitanza con l’intensificarsi dell’attività dei viaggi d’esplorazione. A titolo d’esempio si possono considerare un paio di trattati che seguono la tradizione di Sacrobosco. Nel 1537 il famoso matematico Pedro Nuñez pubblicò a Lisbona un trattato della Sfera.12 Oltre al contenuto originale del trattato medievale, il nuovo trattato della Sfera, chiaramente influenzato dagli interessi, dalle attività e dall’esperienza marittimi portoghesi, comprende anche la descrizione della teorica dei movimenti del Sole e della Luna. Si tratta di una traduzione in portoghese di una sezione ben specifica di un testo notevole di Georg Peuerbach. La teorica del Sole e della Luna era necessaria come propedeutica per comprendere le tecniche di navigazione astronomica sviluppate specificamente per viaggiare sugli oceani nell’emisfero meridionale.13 In aggiunta il trat|| 11 A causa dei costi di produzione dei libri, nell’ambito dell’insegnamento universitario i testi rimasero in forma di manoscritto, molto spesso ricopiati dagli stessi studenti da un originale fornito dai docenti, e questo per tutto il Rinascimento. L’utilizzo del libro a stampa in questo ambito è rarissimo. 12 Pedro Nuñez, Tratado da Esphera: com a theorica do sol e da lua e ho primeiro livro da geographia de Claudio Ptolomeo, Lisbonne 1537; ristampa, München 1915. 13 Ai fini della consultazione, la descrizione di Peuerbach si trova anche nell’edizione del 1543, la quale permette un più facile accesso: Johannes Regiomontanus e Georg Peuerbach,
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tato di Nuñez contiene una traduzione del primo libro della Geografia di Tolomeo, elemento fondamentale che permette di comprendere l’importanza del sapere antico nel processo di formazione di una nuove geografia metrica, indispensabile, assieme all’astronomia sferica, per la navigazione a partire dal XV secolo. Infine il trattato contiene un’ultima sezione interamente dedicata alle tecniche di navigazione astronomica attraverso l’utilizzo di carte nautiche che, a questo punto, non sono più i portolani utilizzati nel Mediterraneo. Risulta dunque lampante come l’originaria associazione tra il sapere contenuto nel trattato del XIII secolo e l’idea dello spostamento e la necessità del viaggio si sia non solo mantenuta ma sia poi risultata foriera di uno sviluppo intellettuale senza precedenti nel trasformare esperienze e necessità legate ad esse in una serie di discipline che, assieme, continuarono ad essere denominate il sapere della Sfera.14 Dal XVI secolo in poi la tradizione della Sfera risulta indissolubilmente legata al sapere connesso al viaggio e, in particolar modo, al viaggio che richiede conoscenze astronomiche. Come dimostrato dai lavori di Henrique Leitão, i viaggi a lungo raggio durante il Rinascimento interessavano direttamente una percentuale di popolazione molto più elevata di quello che si è sempre supposto,15 almeno nelle regioni costiere d’Europa. Un ulteriore esempio sarà sufficiente infine per comprendere come, dal sapere per il viaggio, il contenuto dei trattati della tradizione della Sfera si evolse fino a comprendere il sapere per il viaggiatore tout court. Nel 1564 Francesco Giuntini pubblicò a Lione un trattato intitolato La Sfera del mondo, in seguito riedito nel 1578 e nel 1582.16 Nativo di Firenze, Giuntini era || Ioannis de Monte Regio et Georgii Purbachii eiptome, in Cl. Ptolemaei magnam compositionem, continens propositiones & annotationes, quibus totum Almagestum, quod sua difficultate etiam doctiorem ingenioque praesentatiore lectorem deterrere consueverat, dilucuda & brevi doctrina ita declaratur & exponitur, Basileae 1543. 14 In alcune occasioni la formazione di questo cluster di sapere risulta evidente anche nell’ambito delle attività di insegnamento. È sufficiente ricordare a questo proposito la famosa Aula de Esfera di Lisbona in cui venivano impartiti gli insegnamenti necessari ai futuri piloti di navi. Per ulteriori informazioni, si veda Ugo Baldini, “L’insegnamento della matematica nel Collegio di S. Antão a Lisbona, 1590–1640”, A companhia de Jesus e a missionção no oriente, Lisboa: Brotéria – Revista de cultura, 2000, pp. 275–310. Si veda anche William Graham Lister Randles, “The Emergence of Nautical Astronomy in Portugal in the XVth Century”, Journal of Navigation 51.1 (1998), pp. 46–57. 15 Henrique Leitão, “Um Mundo Novo e una Nova Ciência”, in: Henrique Leitão (ed.), 360º · Ciência Descoberta, Catálogo da Exposição, Lisboa 2013. 16 Il presente lavoro fa riferimento alla terza edizione: Francesco Giuntini, La sfera del mondo, Lione 1582.
328 | Matteo Valleriani conosciuto come filosofo, teologo ed astronomo ed era ben integrato nel dibattito scientifico del XVI secolo. Nel suo trattato i quattro capitoli originari del trattato della Sfera di Sacrobosco divennero quattro libri molto voluminosi, ognuno dei quali composto da un numero di capitoli che varia dai cinque ai dieci. Il testo contiene i capitoli originari di Sacrobosco arricchito da commenti che hanno lo scopo di presentare alternative nel campo dell’astronomia o comunque di esplicarle. Oltre a questi temi, tuttavia, il testo di Giuntini contiene un capitolo riguardante l’ottica pratica. In questo viene approfondito lo studio del fenomeno della rifrazione, vengono descritte le tecniche di misurazione con la vista per mezzo di strumenti che sfruttano le proprietà geometriche di triangoli simili e, infine, vengono fornite una serie di conoscenze utili agli ufficiali militari, che erano appunto incaricati di svolgere tali misurazioni sul campo di battaglia. In effetti, l’intero capitolo dedicato all’ottica pratica si rivolge agli ufficiali militari che, nell’ambito della “nuova arte della guerra” venivano addestrati su basi legate alla matematica, geometria e a varie altre discipline scientifiche e tecniche. Sempre nel primo libro, Giuntini approfondisce anche il tema di quella che era una sorta di spiegazione universale di moltissimi fenomeni naturali e cioè dei principi di condensazione e rarefazione d’ispirazione aristotelica. Questi principi venivano utilizzati ad esempio per spiegare le cause dell’esplosione della polvere da sparo.17 Infine il primo libro contiene un’ampia sezione dedicato alla descrizione e alla spiegazione del funzionamento di una serie di strumenti matematici, tutti rilevanti per l’attività militare, soffermandosi prevalentemente sulla spiegazione dell’astrolabio. Questo strumento, com’è noto, era necessario per la misurazione del tempo e per la geolocalizzazione dell’osservatore, operazione indispensabile durante spostamenti a lungo raggio. Assieme alla spiegazione del funzionamento dell’astrolabio, Giuntini fornisce un’introduzione alla stereometria, una forma di geometria indispensabile per comprendere la proiezione geometrica del cosmo sferico su di una figura bidimensionale circolare poi riportata sull’astrolabio stesso. Senza volere approfondire ogni dettaglio dei restanti tre libri, è sufficiente rilevare che il testo contiene anche una lunga sezione dedicata al calcolo della latitudine e della longitudine con una lunghissima serie di esempi reali per corrispondenti città e luoghi, anche questo un tema ovviamente legato all’attività del viaggio. Per dirla con Giuntini stesso, dunque, il suo testo è “Opera utile e necessaria ai poeti, storiografi, naviganti, agricoltori e ad ogni sorte di persone”. 18 Si || 17 Paolo Galluzzi, Tra atomi e invisibili. La materia ambigua di Galileo, Firenze 2010. 18 Frontespizio di Giuntini, La sfera del mondo.
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noterà immediatamente che gli astronomi non sono inclusi tra i lettori ai quali Giuntini si rivolgeva, mentre la lista di questi andrebbe allungata con la categoria dei pastori e degli astrologi, come si evince dall’introduzione. Da un’analisi complessiva del testo però è chiaro che gli aspetti legati all’astrologia, e dunque all’agricoltura e alla medicina, risultano secondari. Primari invece sono gli aspetti di quel sapere che nell’ambito storico della rivoluzione dell’arte della guerra doveva essere acquisito dagli ufficiali militari.19 Dopo i viaggi d’esplorazione e le floride attività commerciali che da questi scaturirono, lo sviluppo sociale più marcante nel XVI secolo era legato al tema della guerra. La guerra comportava campagne militari e lunghi viaggi e, corrispondentemente a questo sviluppo, si assiste ad un cambiamento di prospettiva nel contenuto dei trattati della Sfera del periodo. Oltre a contenere tutti i temi menzionati sopra e necessari al viaggio, i trattati iniziano a recepire nuovi temi legati al sapere necessario al viaggiatore. Questo è il motivo per cui, oltre all’astronomia e alla geografia, ad esempio, i trattati contengono capitoli che approfondiscono aspetti come l’ottica pratica e l’uso di strumenti matematici come i compassi militari. Questo, infine, è l’ambito nel quale il trattato della Sfera di Galileo deve essere inquadrato.
4 Il trattato della Sfera di Galileo Negli anni del soggiorno padovano, e cioè tra il 1592 e il 1610, Galileo era attivo principalmente come insegnante. Impiegato come pubblico lettore di Matematica allo studio di Padova, utilizzava il tempo rimanente per condurre una frenetica attività come insegnante privato. Questo tipo di organizzazione era assolutamente tipica per i docenti di matematica presso le università rinascimentali e divenne una considerevole fonte d’entrate nell’ambito del processo che trasformò l’arte della guerra in un’attività fondata sull’apprendimento della matematica. Il corso di lezioni private di Galileo era esclusivamente rivolto a giovani provenienti da famiglie nobili e dunque destinati in primo luogo alla carriera militare ed eventualmente in seguito alla politica. La carriera militare prevedeva prima di tutto un titolo accademico ottenuto in un periodo di anni trascorso || 19 Matteo Valleriani, Metallurgy, Ballistics and Epistemic Instruments. The Nova scientia of Nicolò Tartaglia. A New Edition, Berlin 2013 (http://www.edition-open-access.de/sources/6/index.html).
330 | Matteo Valleriani muovendosi da un’università europea all’altra. Parallelamente all’attività accademica, gli studenti seguivano corsi privati per specializzarsi nelle arti matematiche necessarie alla conduzione della guerra. Il corso di Galileo era incentrato su una serie di lezioni il cui scopo era quello di imparare ad utilizzare il suo famoso compasso geometrico e militare. Questo strumento permetteva di compiere una lunga serie di operazioni e calcoli apparentemente molto eterogenei tra loro ma in realtà tutti molto utili durante la vita di un ufficiale militare del XVI secolo: la misurazione dell’elevazione del pezzo d’artiglieria, la misurazione di aree geometriche delle figure più disparate, la misurazione del calibro delle palle d’artiglieria, il calcolo dell’altezza delle stelle sopra l’orizzonte, il calcolo delle distanze tra gli oggetti, la possibilità di disegnare piante di fortezze rilevate in sito sono solo alcune delle operazioni che il compasso di Galileo permetteva di svolgere.20 Galileo faceva anche costruire i suoi strumenti presso l’officina che aveva installato nella propria casa e poi li vendeva privatamente ai suoi studenti. Dipendentemente dalle capacità e dalle conoscenze dei suoi studenti, Galileo offriva anche una serie di corsi propedeutici senza i quali le operazioni che il compasso permetteva di eseguire e la loro rilevanza non sarebbero state comprese. A questo proposito offriva un corso di geometria per comprendere il funzionamento dello strumento stesso, un corso di meccanica pratica per comprendere il funzionamento delle macchine utilizzate dentro le fortezze e per saper valutare le loro capacità di movimento dei pesi, un corso di Prospettiva che altro non era se non disegno tecnico per saper disegnare in pianta le fortezze, un’operazione necessaria nelle fasi d’attacco per concepire il piano di fuoco e dunque decidere la posizione delle artiglierie pesanti e leggere, un corso in geodesia che implicava l’addestramento nelle tecniche di misurazione di distanze con la vista, necessario per la rilevazione delle grandezze reali della costruzione militare che si intendeva attaccare, un corso in aritmetica pratica utile per svolgere una miriade di operazioni anche nelle fasi di viaggio, per esempio per controllare i cambi di valute, e infine un corso dedicato alla Sfera. Il compasso militare poteva infatti essere utilizzato come un quadrante astronomico e dunque per svolgere una serie di osservazioni astronomiche di base. La più importante di queste operazioni era la misurazione dell’altezza delle stelle sopra l’orizzonte e veniva compiuta per la misurazione del tempo durante le ore notturne se il luogo d’osservazione era noto. Inoltre potevano essere compiute rilevazioni di distanze relative tra astri, come ad esempio le misurazi|| 20 L’attività di Galileo come docente privato per futuri ufficiali militari è ricostruita nel Cap. 3 di Valleriani, Galileo Engineer (Boston Studies in the Philosophy of Science), Dordrecht 2010.
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oni per calcolare la distanza apparente tra la posizione di un pianeta ed una stella o una costellazione ritenute fisse all’ultima sfera del cosmo. Questo genere di operazioni invece servivano soprattutto per tentare di determinare la latitudine del luogo in cui ci si trovava e che poteva essere determinante ad esempio durante un viaggio in mare. Ovviamente saper utilizzare lo strumento di Galileo non era sufficiente per compiere tali operazioni e misurazioni. Occorreva prima di tutto saper riconoscere gli astri, per esempio per saper ritrovare la stessa stella sera dopo sera o dopo una pausa lunga diversi giorni e dovuta al maltempo. Occorreva inoltre conoscere le costellazioni dello zodiaco e infine avere una schema mentale della costruzione per così dire meccanica del cosmo per conoscere i movimenti degli astri e dunque delle loro sfere. Questo è il tipo di sapere che Galileo offriva in forma propedeutica ai suoi studenti per permettere loro di compiere efficacemente quel tipo di operazioni e misurazioni astronomiche che il compasso prevedeva. A questo proposito Galileo preparò il trattato della Sfera.21 Galileo non pubblicò mai questo trattato, com’era tipico per i testi destinati al solo uso didattico. Difatti del testo ne sono rimasti solo quattro esemplari in forma manoscritta e copiati dagli studenti stessi o dai loro scrivani o dallo scrivano che lavorava per Galileo e che però veniva pagato direttamente dagli studenti. Come per quasi tutti i trattati che Galileo utilizzava per la sua attività d’insegnamento, esisteva un testo originale messo a disposizione dal maestro che poi però è andato perduto nel corso dei secoli. Il trattato fu pubblicato più recentemente da Antonio Favaro nelle Opere di Galileo in forma di un’edizione critica fondata sui quattro manoscritti apografi conservati.22 In base all’analisi dei manoscritti che contengono il bilancio domestico delle entrate e delle uscite di Galileo, è possibile ricostruire come Galileo fosse attivo come insegnante privato di astronomia sferica ancora durante i primi anni del XVII secolo.23 Anche i manoscritti del trattato a noi pervenuti risalgono tutti allo stesso periodo benché Galileo avesse preparato il testo molto prima e
|| 21 Al fine introduttivo, per l’analisi del contenuto del trattato della Sfera di Galileo si veda Ibid., pp. 89–91. Un lavoro che identifica i contenuti del trattato di Galileo con quelli della tradizione legata al nome di Sacrobosco è Roberto de Andrade Martins e Walmir Thomazi Cardoso, “O Trattato della sfera ovvero cosmografia de Galileo Galilei e algurnas cosmografias e tratados de esfera do século XVI”, Episteme 13, 27 (2008), pp. 15–38. 22 Galilei, “La Sfera ovvero Cosmografia”. 23 Favaro, Galileo Galilei e lo studio di Padova, vol. II, Padova 1966, pp. 149–151.
332 | Matteo Valleriani cioè o all’inizio della sua permanenza a Padova, tra il 1592 e il 1593, o addirittura precedentemente ma sempre allo scopo di attività didattiche.24 A conferma dell’ipotesi del presente lavoro, inoltre, occorre ricordare che Antonio Favaro, durante le sue ricerche riguardanti i quattro manoscritti esistenti, ha scoperto che uno di essi, datato all’anno 1606, era in effetti compreso in una miscellanea di scritti del geografo siciliano Giovanni Battista Nicolosi, chiara testimonianza di come l’astronomia sferica rappresentasse un sapere utile se associato ad esempio alla geografia.25 Il trattato di Galileo, del resto, è intitolato Il trattato della Sfera ovvero Cosmografia: con cosmografia nel XVI secolo si designava un ambito disciplinare che oggigiorno è proprio della geografia. Lo stesso Galileo avverte il lettore già nel secondo paragrafo del suo trattato in merito a quelle che devono essere le sue aspettative da questo testo e dallo studio dell’astronomia sferica: Diciamo dunque, il suggetto della cosmografia essere il mondo, o vogliamo dire l’universo, come dalla voce stessa, che altro non importa che descrizione del mondo, ci viene disegnato. Avvertendo però, che delle cose, che intorno ad esso mondo possono essere considerate, una parte solamente appartiene al cosmografo; e questa è la speculazione intorno al numero e distribuzione delle parti d’esso mondo, intorno alla figura, grandezza e distanza d’esse, e, più che nel resto, intorno a i moti loro; lasciando la con-siderazione della sostanza e delle qualità delle medesime parti al filosofo naturale.26
Chiaramente Galileo delinea qui il campo disciplinare di cui si voleva occupare utilizzando questo trattato. Si tratta di impartire al lettore uno schema per l’osservazione dei cieli e non di sapere come sono veramente costituiti. Non c’è alcun bisogno di entrare in merito alle dispute astronomiche perché il sapere impartito con questo trattato è strumentale ad un fine pratico. La sostanza e cioè la realtà è un tema che viene discusso nell’ambito della filosofia naturale e quando Galileo decise di entrare in questa arena si assicurò il titolo di Filosofo presso il Granduca di Toscana nel 1610. Galileo prosegue immediatamente con l’esposizione del metodo di lavoro del cosmografo nei limiti delineati sopra: Quanto al metodo, costuma il cosmografo procedere nelle sue speculazioni con quattro mezzi: il primo de’ quali contiene l’apparenze, dette altrimenti fenomeni [...]. Sono nel se-
|| 24 Eileen Adair Reeves, Painting the Heavens. Art and Science in the Age of Galileo, Princeton 1997, p. 36. 25 Si veda il testo introduttivo di Antonio Favaro a Galilei, “La Sfera ovvero Cosmografia”. 26 Ibid., p. 211.
La natura pratica del Trattato delle Sfero di Galileo Galilei | 333 condo loco l’ippotesi [...]. Seguono poi, nel terzo luogo, le dimostrazioni geometriche [...]. E finalmente, quello che per le linee s’è dimostrato, con operazioni aritmetiche calculando, si riduce e distribuisce in tavole [...].27
Prima di tutto il cosmografo deve imparare ad osservare fenomeni quali ad esempio il sorgere e il tramontare degli astri, le fasi lunari e il moto dei pianeti. Oltre a ciò il cosmografo ha bisogno di uno schema mentale per dare significato ai fenomeni osservati. Questo schema corrisponde alla cosmologia geocentrica, composta di sferiche concentriche. Grazie alle conoscenze geometriche poi il cosmografo deduce i particolari che conseguono dallo schema mentale. Infine necessita della matematica e soprattutto dell’uso di tavole numeriche prestabilite per compiere le operazioni necessarie alla determinazione dell’ora locale, come ad esempio la traslazione del dato riferentesi all’altezza di una particolare stella sopra all’orizzonte. Il contenuto del trattato di Galileo ricalca di pari passo quello originario del trattato di Sacrobosco. In alcuni passi tuttavia vi sono aggiunte che riguardano per lo più giustificazioni di asserzioni che si riferiscono alla costituzione del mondo. Ad esempio Galileo aggiunge che tutti gli strumenti utilizzati per compiere osservazioni astronomiche sono concepiti sulla base di una cosmologia geocentrica. Galileo enumera anche gli strumenti: “le armille, le sfere, li astrolabi, i quadranti, e parimente gli orologi solari.”28 L’attenzione di Galileo per gli strumenti d’osservazione astronomica, del resto, non è sorprendente. L’intera tradizione didattica legata alla tradizione del trattato della Sfera infatti prevedeva fin dal XIII secolo l’ausilio degli strumenti stessi durante la spiegazione dei contenuti. In altri termini, si presupponeva che il lettore del trattato della Sfera avesse almeno una sfera armillare a portata di mano. Il testo spiegava perciò lo strumento, il quale a sua volta era considerato rappresentare l’immagine del cosmo intero. Nel trattato di Galileo questo aspetto diventa particolarmente evidente quando discute i “coluri”.29 Questi non sono altro che due sostegni di metallo che servono da armatura nella sfera armillare e che, nel tentativo di rendere lo strumento maggiormente comprensibile, venivano fissati ai punti degli equinozi l’uno e a quello dei solstizi l’altro.
|| 27 Ibid., pp. 211–212. 28 Ibid., pp. 222. È interessante aggiungere a questo proposito che Galileo, nel trattato, sottolinei come il fatto che gli strumenti astronomici funzionino senza problemi nelle osservazioni e misurazioni possa essere anche utilizzato come prova per dimostrare la validità del sistema cosmologico geocentrico. 29 Ibid., pp. 232.
334 | Matteo Valleriani Non erano altro dunque che due meridiani ma che non trovano nessun corrispettivo in natura. Questo aspetto riguardante il contesto di studio e di lettura dei trattati della Sfera viene generalmente sottovalutato ma è invece di enorme importanza per posizionare la tradizione di questi trattati nell’intero panorama di produzione scientifica almeno nel XVI secolo. In questo periodo infatti v’erano molti temi che venivano esposti per mezzo di brevi trattati finalizzati all’accompagnamento nello studio di uno strumento. Nel caso di Galileo ad esempio il più famoso di questi trattati era quello scritto per spiegare il funzionamento del suo compasso geometrico, anch’esso dunque compilato nell’ambito della sua attività di docente privato.30 Nella struttura dell’esposizione, Galileo si discosta un poco da quella originale e raggruppa i temi in diverso ordine. Dopo una lunga introduzione che tuttavia già fornisce al lettore un quadro generale della cosmologia che intende esporre, Galileo, riferendosi alla sfera materiale, approfondisce prima l’aspetto della sfericità del cosmo e del moto circolare proprio del mondo superlunare, poi il tema della sfericità della Terra e dei suoi elementi, dei quali è composta. In seguito prosegue adducendo i motivi della geocentricità del cosmo e le ragioni per le quali la Terra viene intesa come estremamente piccola nel quadro cosmologico intero.31 L’argomento inoltre si sposta verso l’aspetto riguardante i moti che si possono riscontrare nel cosmo e l’assenza di moto concernente la Terra. A questo punto Galileo giunge al contenuto fondamentale del trattato che tocca temi essenziali come la descrizione dei cosiddetti circoli astrali, dei loro assi e poli, la spiegazione di concetti come orizzonte, zenit, meridiano, zodiaco, eclittica, circoli equinoziali e tropici, lunghezze temporali come quelle dei giorni e delle notti, zone climatiche: soggetti, questi, che sono esposti nella terza parte del trattato originale di Sacrobosco. Infine si ritrova la spiegazione e il calcolo della latitudine e della longitudine. In uno dei quattro manoscritti sopravvissuti al tempo, inoltre, si trova anche una tabella delle longitudini e latitudini che, come ha scoperto Antonio Favaro, riporta gli stessi dati che Galileo spedì nel 1612 alla Corona di Spagna nell’ambito delle sue trattative per imple|| 30 Nel caso del trattato concernente il compasso geometrico e militare, vista la rilevanza anche economica dello strumento nell’ambito dell’attività didattica, Galileo si risolse a trasformarlo in un vero trattato a stampa nel 1606, benché fosse in uso già da diversi anni come manoscritto. Per il trattato a stampa si veda Galilei, Le operazioni del compasso geometrico et militare, Padova 1606, ristampato in: Id., Opere, vol. II, pp. 335–424. 31 Solo attraverso l’assunzione di carattere geometrico che le dimensioni della Terra siano infinitamente piccole rispetto a quelle dell’intero cosmo è possibile spiegare il funzionamento degli strumenti astronomici d’osservazione.
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mentare un nuovo metodo per il calcolo della longitudine in mare attraverso l’utilizzo del telescopio e delle effemeridi dei satelliti di Giove, da lui stesso scoperti.32 Quest’ultimo dato mostra come Galileo abbia mantenuto aggiornato il suo trattato ed è perciò paradigmatico per comprendere come questo e gli altri trattati della Sfera ad esso contemporanei non fossero trattati d’astronomia scritti al fine di diffondere il sapere astronomico fine a se stesso, ma piuttosto trattati che utilizzavano il sapere astronomico per impartire metodi e tecniche necessari a utilizzare strumenti che a loro volta servivano durante l’attività del viaggio e a quelle figure sociali che più di altre erano dedite a quest’attività alla fine del XVI secolo e all’inizio di quello successivo, come ad esempio gli ufficiali militari.
5 Conclusioni Il presente lavoro mostra un singolo aspetto di una ricerca che dovrebbe essere molto più ampia e soprattutto che dovrebbe prendere in considerazione un elevato numero di trattati della Sfera. I trattati inoltre dovrebbero essere raggruppati attraverso un criterio cronologico e geografico, e cioè in riferimento alla loro provenienza. Un’analisi statistica di queste fonti, infine, e dunque un’analisi che prenda in considerazione la struttura dei contenuti dei trattati stessi, sarebbe in grado di svelare quali contenuti, da quali regioni e quando essi siano stati inseriti in questa tradizione e siano così entrati a far parte di un bagaglio di conoscenze scientifiche comuni in tutta Europa durante il Rinascimento. Sulla base di questa ricerca, inoltre, si potrebbe analizzare il tipo di network che ha permesso al sapere scientifico di circolare da una regione geografica all’altra e soprattutto di fondere assieme diverse tradizioni locali di sapere.33 In conclusione, lo studio della tradizione dei trattati della sfera da una prospettiva che non riguarda esclusivamente la storia dell’astronomia ma, più in generale, la storia del processo di accumulazione del sapere scientifico durante il Rinascimento, potrebbe condurre alla formulazione di una chiave interpretativa dei processi generali di globalizzazione del sapere durante questa epoca.
|| 32 Si veda il testo introduttivo di Antonio Favaro a Galilei, “La Sfera ovvero Cosmografia”. 33 Per una tassonomia di network di sapere si veda Irad Malkin, A Small Greek World. Networks in the Ancient Medieterranean, Oxford 2011, pp. 3–65.
Stefano Gattei (Lucca)
On Tycho’s Shoulders, with Vesalius’ Eyes Speaking Images in the Engraved Frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae1 Tycho possesses the best observations, which constitute, as it were, the material for the erection of this structure; he also has workers, and everything else which one might desire. He only lacks an architect who uses all these according to his own plan. Johannes Kepler2
In the “Preface” to his major work on optics, Ad Vitellionem paralipomena (1604), Johannes Kepler explicitly likened astronomy to a house, and the astronomer’s task to that of an architect: You see, dear reader, the position occupied by Tychonic astronomy, that is, the truest and most accurate astronomy. He collected most ample material for a future building in the observation books; he showed the soundness of that material in the Mechanica; he laid two very solid foundations for the house […]: through the Catalogue of Fixed [Stars], described most accurately and truly, which played the role of the best cement and will serve to glue together the material of the observations; and through the theory of the Sun he established, which possesses the firmness of a foundation […]. To be sure, he brought the front of the house to completion, I mean the theory of the Moon, the primary palace and portico, so that the house might be suited to habitation. To this, in the present book, for this purpose, windows and stairs are in part added and in part replaced where they were broken out. The armoury, or the theory of Mars, was constructed; doors, or publication, will be added in the near future. There remains the workshop, the oratory, the dining hall with bedroom, the study, above all of which is built a platform, in the place of a watchtower, for catching a view of the ages, the theory of the eighth sphere, and the apogees of the planets. These are indeed mixed with some timbers of ancient observations, rougher and consumed with rot; nevertheless, these too, as far as possible, will be smoothed and
|| 1 A preliminary version of this article was published in the proceedings of an international conference held in Pisa in October 2008, see Stefano Gattei, “The Engraved Frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae (1627): A Preliminary Study”, Nuncius 24.2 (2009), pp. 341–365. 2 Johannes Kepler, Gesammelte Werke. Begründet von Walther von Dyck und Max Caspar, fortgesetzt von Franz Hammer. Kepler-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (ed.), vol. 19, bearbeitet von Martha List, München 1975, No. 2.1, p. 37; see also Tycho Brahe’s letter to Ján Jesenský, dated 29 March/8 April 1600, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 14, Max Caspar (ed.), No. 161, p. 114.
338 | Stefano Gattei strengthened, so that in the end it will be possible to place on top of it the roof or highest pinnacle, the Tabulae Rudolphinae.3
A couple of days after Tycho was buried in the nave of Týn cathedral, in the very centre of Prague, Rudolph II appointed Kepler as the new imperial mathematician, with responsibility to care for Tycho’s instruments and observation data, as well as to complete his publications, the most important of which would bear the emperor’s own name. At the time the Tabulae Rudolphinae were eventually seen through the press, a quarter of a century later (when both Rudolph and his successor Matthias were long dead), they would represent the crowning achievement of Kepler’s (as well as Tycho’s) career as an astronomer. As an apprentice astronomer, at the end of the sixteenth century, Kepler encountered a science in which planetary predictions typically erred by several degrees in the sky: the legacy of the Tabulae Rudolphinae, the substantiation of his laws of planetary motion, was a prediction scheme nearly 50 times more accurate, providing the means to calculate the position of any planet for any time thousands of years into the future or the past. Because of the novelty and importance of the new tables, Kepler proposed that the tall folio volume should have an appropriate frontispiece.
|| 3 Johannes Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur [1604]”, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 2, Franz Hammer (ed.), München 1939, pp. 5–391, p. 2: “Vides amice lector, quo loco astronomia Tychonica hoc est verissima et exquisitissima versetur. Materiam ad aedificium futurum locupletissimam congessit in libros observationum: ejus materiae probitatem in mechanicis demonstravit: fundamenta domus duo firmissima jecit, […] fixarum catalogo subtilissime et verissime descripto, qui caementi optimi loco fuit eritque ad materiam observationum conglutinandam: et theoria Solis constituta, quae ipsum fundamenti robur habet […]. Frontem vero domus ad finem perduxit, theoriam dico Lunae, primarium palatium et porticum; ut jam domus habitationi apta sit, cui in hunc usum hoc libello fenestrae et scalae partim accedunt, partim effractae reponuntur. Armarium seu Theoria Martis extructum est, valvae seu editio propediem accedent. Restat officina, oratorium, coenaculum cum thalamo, museum: quibus omnibus altius tabulatum superstruetur loco speculae, ad capiendum seculorum prospectum, theoria octava et apogaea planetarum; rudibus illa quidem aliquibus et carie confectis trabibus antiquarum obseruationum intermixta; sed tamen et hae, quantum fieri potest, polientur et solidabuntur: ut denique tectum seu summus apex Tabularum Rodolphi imponi queat.” See also Johannes Kepler, Optics: Paralipomena to Witelo and Optical Part of Astronomy, translated by William H. Donahue, Santa Fe 2000, pp. 14–15. See also Jardine and Segonds (eds.), La Guerre des astronomes, vol. II/2, pp. 517–519.
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Fig. 1: Frontispiece of Johannes Kepler’s Tabulae Rudolphinae, Ulm: Jonas Saur 1627
Indeed, Tabulae Rudolphinae would be his only published work with a frontispiece, a common feature of sixteenth and seventeenth century books. This was a very special one in particular, for with it Kepler took the opportunity both to
340 | Stefano Gattei assert his own position in and contribution to the history of astronomy, as well as to place himself in the dispute over the Copernican hypothesis.4
1 Tycho’s Musaeum In February 1576 King Frederick II granted to Tycho Brahe the fiefdom of the island of Hven, in the Danish Sound, and asked him to erect suitable buildings and construct instruments there. Near the centre of the island, at the highest point, Tycho began construction of Uraniborg (Uraniburgum, “Heavenly Castle”, dedicated to Urania, the muse of astronomy), which was to be his home and observatory for more than twenty years.5 In the early 1580s Tycho felt the need for a ground-level observatory with an amphitheatre-like structure around each instrument, allowing an observer to position himself on a level high above the base of the instrument, and thus accommodating his eye to changes in the instrument’s elevation. Moreover, the shelter of the amphitheatre would provide some protection from the freezing winter winds, preventing gusts from affecting sensitive readings, not to mention chilling the observer. He christened the auxiliary observatory Stjerneborg, “Star Castle” (Stellaeburgum).6 || 4 Other in-depth studies of the frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae, from which my research started, include Arwed Arnulf, “Das Titelbild der Tabulae Rudolphinae des Johannes Kepler. Entwurf, Ausführung und dichterische Erläuterung einer Wissenschaftsallegorie”, Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 54/55 (2000–2001), pp. 176–198; Owen Gingerich, “Johannes Kepler and the Rudolphine Tables”, Sky and Telescope 42 (1971), pp. 328– 333; Franz Hammer, “Nachbericht”, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 10, bearbeitet von Franz Hammer, München 1969, pp. 29*–37*; Isabelle Pantin, “Une ‘Ecole d’Athènes’ des astronomes? La raprésentation de l’astronomie antique dans les frontispices de la Reinassance”, in: Emmanuele Baumgartner and Laurence Harf-Lancner (eds.), Images de l’antiquité dans la littérature française: le texte et son illustration, Paris 1993, pp. 87–99, pp. 91–94, and James R. Voelkel, Johannes Kepler and the New Astronomy, Oxford, New York 1999, pp. 114–117. I also benefited from the learned discussion of Kepler’s and many other astronomical frontispieces in Inga Elmqvist Söderlund, Taking Possession of Astronomy: Frontispieces and Illustrated Title Pages in 17th-century Books on Astronomy, Stockholm 2010. 5 See Victor E. Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, Cambridge, New York 1990, chapters 4–6 Owen Hannaway, “Laboratory Design and the Aim of Science: Andreas Libavius versus Tycho Brahe”, Isis 77 (1986), pp. 585–610, and John R. Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, 1570–1601, Cambridge, New York 2000. 6 See Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 271–288: maps of Stjerneborg, also described as observatorium crypticum or subterraneum, are in Ibid., pp. 293–294, and Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 146. Excavations for Stjerneborg seem to have begun in the spring of 1584.
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Stjerneborg was designed with five instrument rooms, of which only the roofs rose above the ground (a large equatorial instrument, an azimuthal quadrant, a zodiacal armillary sphere, a large brass quadrant, and a sextant),7 with a study and warming room at the centre (hypocaustum, totaliter subterraneum), as well as a bed for Tycho and for one of his assistants, and the entrance facing north.8 The roof of the vault (rotundum laquearium) was covered with turf and grass, to look like a little hill, representing Parnassus, the mount of the muses (“quarum Urania et praecipua, et primogenita est”).9 On top of it stood a small statue of Mercury (patron of alchemy and hermetic wisdom) in brass, cast from a Roman model, which was made to turn round by a windup spring.10 Light came from four small windows just above the ground. On the ceiling was a representation of the Tychonic system of the world.11 Hanging from the walls, panels with the portraits of four pairs of astronomers, all in reclining posture, as if caught in the middle of a symposium conversation. It was Tycho’s Musaeum, his own little “Hall of Fame” for astronomy: Timocharis (fl. ca. 300 BC) and Hipparchus (II century BC), Ptolemy (ca. 100–170) and Al-Battani (858–929), King Alphonso X of Castile (1221–1284) and Copernicus (1473–1543), and Tycho Brahe (1546–1601) himself with a still unidentified “Tychonides”. Under each portrait was the name, date, and a distich setting forth the merits of each: Timocharis created the first star catalogue of the western world; Hipparchus devised quantitative and accurate models for the motion of the Sun and the Moon and provided the first catalogue of the fixed stars; Ptolemy compiled a catalogue of stars and presented the universe as a set of nested, solid spheres; Al-Battani corrected some of Ptolemy’s results and compiled new tables of the Sun and the Moon; Alphonso was highly regarded in the late Middle Ages and Renaissance as the author of a set of astronomical tables (the Tabulae Alphonsinae, whose manuscript copies rapidly displaced the earlier Toledanae Tabulae beginning in the 1320s)12 and was considered a patron of astronomy; || 7 See John L. Dreyer, Tycho Brahe: A Picture of Scientific Life and Work in the Sixteenth Century, Edinburgh 1890, pp. 106–107, Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 181–183, and Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, chapters 4–5. 8 See Dreyer, Tycho Brahe: A Picture of Scientific Life and Work in the Sixteenth Century, pp. 103–108, Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 180–185, and Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, pp. 107–109. 9 Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, p. 273. 10 Ibid., p. 287. 11 Tycho himself described it to Kepler in his letter of 1 April 1598, see Kepler, Gesammelte Werke, vol. 13, Max Caspar (ed.), München 1945, No. 92, p. 199. 12 On Alphonso see Owen Gingerich, “Alfonso X as a Patron of Astronomy”, in: Francisco Márquez-Villanueva and Carlos Alberto Vega (eds.), Alfonso X of Castile, the Learned King,
342 | Stefano Gattei Copernicus was the first astronomer to formulate a scientifically-based heliocentric cosmology that displaced the Earth from the centre of the universe. 13 Tycho saw himself as equal to the greatest astronomers in history and therefore placed himself amongst them. Most likely, his intention was not so much to revere the past, as to call attention to the present. For, if the distich under Tycho’s portrait leaves posterity to judge his work,14 the picture itself suggests what Tycho thought the basis of that judgement would be by showing him pointing up to a depiction of his “neoterica inventio hypothesium coelestium”, as big as the entire ceiling, and asking whether this were not the way the world is constructed: QUID SI SIC?, that is, “How about that?”. In fact, he is not asking fellow astronomers for their opinions – rather, he is soliciting their compliments.15
2 A Preliminary Sketch Kepler never visited Hven, and his knowledge of Stjerneborg and its hypocaust was based on reading the Astronomiae instauratae mechanica (1598), as well as conversations with Tycho, his assistants and co-workers. However, the frontispiece of the Tabulae Rudolphinae contains many elements that can be traced back to the symposium Tycho depicted on the walls and ceiling of the hypocaust. Beginning with the end of the sixteenth century, and particularly in the seventeenth, the opening page of prestigious works tended to be doubled: whereas the title page retained the informative function, a symbolic one was delegated to the frontispiece. After long years of hard work and difficult interaction with Tycho’s heirs, Kepler found a veiled way to state his contributions to || 1221–1284, Cambridge, pp. 30–45. See also Tycho Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, Tychonis Brahe Dani Opera Omnia, vol. 2, John L. E. Dreyer (ed.), Copenhagen 1915 part I, p. 151, and part III, pp. 337 and 386–87. 13 See Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 255, 268–269 and 274–275. A discussion of the contributions of these astronomers is to be found in Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I (especially chapter II, pp. 150–161). 14 “Quaesitis veterum et propriis normae astra subegi, / quanti id, iudicium posteritatis erit”, in: Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, p. 275. 15 “Tycho’s high opinion of himself was not, however, merely the product of hubris and flattery. Had it been, then Tycho’s astronomical reputation would hardly have survived the judgment he called upon himself, that of posterity”, Adam Mosley, Bearing the Heavens. Tycho Brahe and the Astronomical Community of the Late-Sixteenth Century, Cambridge 2007, p. 27.
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astronomy and have the final word as to his standing and role in comparison with his predecessors.
Fig. 2: Preliminary sketch for the engraved frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae (From the Österreichische Nationalbibliothek, Viennam Cod. 9737d, Bl. 30)
The starting point was a sketch Kepler (possibly) had his friend Wilhelm Schickard draw up, which can still be seen in the manuscripts preserved at the Österreichische Nationalbibliothek in Vienna (Fig. 2).16 This preliminary study || 16 Cod. 9737d, Bl. 30; see Kepler, Gesammelte Werke, vol. 10 (Appendix), p. 279, and Kepler, Gesammelte Werke, vol. 19, No. 5.14, p. 215. Kepler became acquainted with Schickard on his
344 | Stefano Gattei shows similarities as well as important differences from the copper engraving eventually published in the frontispiece of the Tabulae Rudolphinae. First of all, of the panels of the six-cornered base only three are visible. They do not enclose any illustrations, but merely contain inscriptions referring to two astronomical instruments – a torquetum on the left (a medieval instrument designed to take and convert measurements made in three sets of coordinates: horizonal [alt-azimuthal], equatorial, and ecliptic),17 and a sphaera armillaris on the right18 – and include details about the author and printing (“Durch Johann Keppler. Gedruckt in Ulm. Mit kayserlichen Freiheit”, centre). Above it stand six columns, only five of which are visible. Their capitals are all similar, but clearly the column in the back is older than the others and shows signs of ruin. On the floor of the temple stand five astronomers: Copernicus is on the far left; Regiomontanus (holding a cross-staff) faces Tycho Brahe (holding a portable sex-
|| trip to Württemberg in 1617. There is no final evidence for Schickard being the author of the sketch, but certainly it is not in Kepler’s own hand, since all his extant drawings and sketches are quite coarse, whereas this shows some skill. He might have shown a sketch of his own to Schickard, of course (see letter to him of 23 January 1627, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 18, Max Caspar (ed.), München 1959, No. 1033, p. 275: “Accipe igitur quid hac nocte inciderit; qua figura puto praestari usus, quos tu quaeris. Schema quamvis rudissimum, loquetur ipsum. Habes una et mensuram papyri meae, liber erit in folio. Rescribe quid videatur et quantus sumptus tam cupri quam sculpturae”). 17 See Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 155 and 175, Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 6 and 53, and Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I, pp. 152–153; the best known account of a torquetum is that of Peter Apian, in the conclusion of his Astronomicum Caesareum (Ingolstadt, 1540). This instrument was important for Tycho’s own career. Still wondering where to settle permanently, in 1575 Tycho went to Kassel, where he visited Landgrave William IV. The two men, convinced of the need for systematic observations, observed together for more than a week, Tycho with some of his own portable instruments and the Landgrave with his quadrants and torquetum. They made an accurate determination of the position of Spica Virginis. The Landgrave was so impressed by Tycho’s ability that he suggested to the Danish monarch that something be done to enable Tycho to pursue his astronomical studies in his native land. The first book of Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, is dedicated to him. See Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I, pp. 217–218 and 236–237, part III, p. 337, and Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 94 and 73; see also Dreyer, Tycho Brahe: A Picture of Scientific Life and Work in the Sixteenth Century, p. 80, and Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 93–96 and 102. 18 See Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 52–67, 98–99, and 102–105. In the sketch, the instruments are incorrectly spelled torquatum and sphera armilari – possibly because the author of the sketch was not familiar with them (a further confirmation that it is not in Kepler’s own hand).
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tant)19 in the foreground; in between them, slightly in the back, is Ptolemy, and on the far right hand side is seen Al-Battani.20 The ceiling is decorated with the drawing of the Tychonic system (apart from the Earth, around which circle the Moon and the Sun, we can distinguish the symbols and orbits of Mercury, Venus, Mars, Jupiter and Saturn, circling around the Sun), from whose centre hangs a scroll with the title of the book. Finally, on top of the dome, we see four statues, representing – from left to right – Arithmetica, Geometria, Astronomia and Optica. At the top, an eagle, symbol of the Holy Roman Emperor. Tycho’s heirs rejected this preliminary sketch – most likely, for the place reserved for Tycho and for his clothes (in particular, Tycho is not shown wearing the collar and badge of the Order of the Elephant, which he was awarded sometime in 1585 or 1586).21 Franz Tengnagel demanded that he be given an appropriate position, both in the engraving and in the title page (in which the name of Brahe, “the phoenix of astronomers”, appears more prominent than Kepler’s). Upon receiving the final sketch, then, they asked for a written explanation of its various components. Accordingly, Johann Baptist Hebenstreit, Kepler’s friend and rector of the Ulm gymnasium, wrote a poem entitled “Idyllion” describing the meaning of the frontispiece and Kepler’s view of the history of astronomy.22 The poem’s 458 Latin hexameters are important to understanding the meaning of both the various visible components of the engraving, as well of the missing elements – that is, those elements that the laws of perspective prevent us from seeing. We must keep in mind, however, that the poem was written to meet Tycho’s heirs’ request: in order to properly understand the message of the frontispiece, we must take it as merely a starting point.
|| 19 Tycho introduced the sextant as an alternative to the light, handy cross-staff, see Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, p. 165. 20 The choice of the astronomers in the sketch is much closer to Tycho’s own choice for the walls of Stjerneborg’s hypocaust. 21 See Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, p. 339. 22 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, pp. 15–26. The poem was added at the very last minute, meeting Tycho’s heirs demand for an explanation of the engraved frontispiece. Kepler himself occasionally produced neo-Latin poems, but the daily efforts involved in the supervision and proofreading of the text forced him to delegate the poetic explanation of the frontispiece to Hebenstreit, after having “instructed” him about its meaning. Indeed, the marginal notes to the poem look very much like notes taken while listening to Kepler’s own explanations or, more plausibly, schematic instructions provided by Kepler himself.
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3 Kepler’s Temple of Urania As mentioned above, there are similarities between the preliminary sketch and the final engraving. There is the same structure, the presence of new and rough columns, as well as the Tychonic system on the ceiling. However, the differences are more striking. These include the different number of columns and the architectonic order of their capitals, the different number and choice of the statues on the top of the dome, the absence of golden coins falling from the eagle’s beak, and the different choice and number of astronomers and astronomical instruments portrayed (also, the characters are considerably freer than in either the preliminary sketch and the hypocaust painting, where all were looking at Tycho’s system). Furthermore, in the sketch Copernicus and Brahe are not talking to each other, nor do they occupy the prominent place they would eventually occupy in the published engraving. Here Tycho is not pointing to his own system on the ceiling, and is not asking Copernicus anything. And finally – and perhaps most importantly – the number and content of the panels in the base are different. Indeed, the frontispiece of the Tabulae Rudolphinae does not aim at portraying the actual history of astronomy – rather, it is an allegory in which the variety of characters and epochs does not prevent the unity of the subject that is being represented. As a whole, it is in line with the frontispiece of Francis Bacon’s Novum organum (1620), portraying a linear, cumulative (indeed, Baconian) progress for astronomy.23 Kepler’s engraving provides the reader with a grand picture in which every single detail plays a key role and speaks volumes. The frontispiece clearly states hierarchical relationships and highlights the progress of the discipline, from its founders to its most recent contributors. And as Tycho paid homage to himself in the hypocaust, the very heart of his observatory-masterpiece, Kepler pays tribute to himself at the very opening of his magnum opus. Kepler’s depicted argument, however, is richer, subtler and, in a sense, much more ironic. The hypocaust is turned into a monopteros, the Temple of Urania (the muse of astronomy). Mercury is replaced by a sort of astronomia instaurata (a reference both to Tycho’s Astronomiae instauratae mechanica, published in 1602, and to Copernicus’ De revolutionibus, whose third edition || 23 The frontispiece displays a rather positivistic view of the history of science. On this see Gattei, “The Engraved Frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae (1627): A Preliminary Study”. Cf. Raz Chen-Morris, “Shadows of Instruction: Optics and Classical Authorities in Kepler’s Somnium”, Journal of the History of Ideas 66 (2005), pp. 223–243, p. 227.
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appeared in Amsterdam 1617 under the title of Astronomia instaurata, edited by Nicolaas des Mulier[s]) that resembles Apollo on his Sun chariot, and which Hebenstreit compares to the dawn.
3.1 The central stage At the top of the picture are abstract entities, whereas at the bottom are men. At the centre, hanging from the roof, a board with the title of the book: Tabulae Rudolphi Astronomicae. The twelve-cornered floor beneath it represents the zodiac divided into sectors, each representing a zodiacal sign, of which the symbols of some are shown: we can see (from top left, counter-clockwise) the symbols of Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Virgo and Libra. Scattered on the floor are a number of six-pointed stars, described by Hebenstreit as consituting “the foundations of observations”.24 Indeed, contrary to standard representa-tions, the floor of the temple represents the sky, and the columns the observations – the very pillars upon which the science of astronomy is founded.25 As the different quality of the columns makes clear, observations have greatly varied through the centuries. The four columns in the background (as well as other two that perspective prevents us from seeing) are actually four crude wooden trunks, with no capitals. These represent the ancient and more rudimentary astronomical observations; and indeed, in between them, we can see a Chaldean astronomer with a Phrygian cap, using his own fingers to measure the angular separation of the stars. The column on the far right is a rough brick column, with a capital of the Tuscan order.26 At its bottom we can read the name of Meton (V century BC), the Athenian astronomer famous in antiquity for his introduction of a nineteen-year lunisolar calendaric cycle, which in ancient times was usually called enneakaideketeris (the “nineteenyear period”, also refereed to as the “Great Year” or Year of Meton”), and in modern times is called the “Metonic cycle”, a || 24 Hebenstreit, “Idyllion”, line 40 margin: stars are both the foundations and the primary object of astronomical observations. 25 “Columns signify observations”, Hebenstreit, “Idyllion”, line 71, margin. The observations of stars have always been the very foundation of astronomy. 26 Just as Vitruvius, in the ten books of De architectura, tells the history of architecture through the history of its styles, so Kepler seems to be telling the history of astronomy through the succession of the orders of the columns and capitals (unlike Tycho’s own “history”, which followed a chronological order).
348 | Stefano Gattei representation of which hangs from the column.27 The presence of Meton, a reformer of the calendar, is a reference to Kepler’s own role in the reformation of the Julian calendar, as well as to his works on chronology, particularly De vero anno quo Aeternus Dei Filius humanam naturam in utero Benedictae Virginis Mariae assumpsit (Frankfurt, 1614) and De calendario Gregoriano.28 In 1613 the Emperor Matthias asked Kepler to attend the Reichstag at Regensburg to counsel on the issue of adopting the Gregorian calendar reform in Germany. The Protestant princes had refused to accept the calendar on confessional grounds, having being decreed by Pope Gregory XIII, after whom it was named, on 24 February 1582 (with the bull Inter gravissimas). Kepler believed that the fears of the Protestant princes were unfounded: not only was the new calendar sufficiently exact to satisfy all needs for many centuries, but it was imperative for commerce, public fairs and court days, that a common kind of time regulation was adopted throughout the German speaking lands.29 At the other side of the temple, on the far left, is the column of Aratus (ca. 310–240 BC), whose rough brick column supports a capital of the Tuscan order. Aratus’ only extant work is Phaenomena, a famous poem in hexameters whose first part describes the northern and the southern constellations, as well as the circles of the celestial sphere (an example of which hangs from the column), and also deals with the calendar: the hours of the rising and setting of stars, the days of the lunar month, the seasons, and the Metonic cycle. To the right of Aratus’ column is that of Hipparchus, like Aratus’ also a rough brick column with a capital of the Tuscan order. Hipparchus himself is represented standing beside the column and holding his catalogue of the fixed stars (Catal[ogus stellarum] fixar[um]) in his right hand, which – as is suggested by the tablet in his left hand bearing the inscription Test[amentum] – he offers || 27 At the centre of a disk divided into nineteen sectors, we can discern a representation of the Moon (with its phases) and the Sun, in between the zodiacal signs of Leo and Cancer. 28 Just as “the whole astronomy of the century from Meton to Eudoxus is dominated by calendaric problems”; Neugebauer, A History of Ancient Mathematical Astronomy, Berlin, Heidelberg, New York 1975, vol. 1, p. 4, so Kepler’s times were dominated by the discussion over the adoption of a new calendar, to which he contributed constantly throughout his life. See the works collected in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 11.2, bearbeitet von Volker Bialas, München 1983, pp. 7–264, and Kepler, Gesammelte Werke, vol. 21.1, bearbeitet von Volker Bialas, München 1983, pp. 349–439. 29 However, it was not until 1 March 1700 that the solar portion of new calendar was accepted by Protestant princes. They did not adopt the lunar portion, though. Instead, they decided to calculate the date of Easter astronomically using the instant of the vernal equinox and the full Moon according to Kepler’s Tabulae Rudolphinae. They finally adopted the lunar portion of the Gregorian calendar in 1776.
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as his own legacy to fellow astronomers.30 The most explicit statement about Hipparchus’ star catalog is found in Pliny (Naturalis historia, book 2),31 who says that Hipparchus noticed a new star and, because it moved, began to wonder whether other fixed stars move; he therefore decided to number and name the fixed stars for posterity, inventing instruments to mark the positions and sizes of each. Apparent excerpts from Hipparchus’ star catalogue found in late Greek and Latin sources merely give the total number of stars in each constellation. These suggest that Hipparchus counted a large number of stars but it remains uncertain whether he assigned coordinates to them. An incidental remark of Ptolemy’s, in the Almagest,32 implies that Hipparchus gave instructions for constructing a celestial globe and marking the constellations on it. Such globes existed before Hipparchus, probably as early as the fourth century BC, but were considered more as artistic rather than scientific objects. Presumably Hipparchus mentioned the globe in connection with his star catalogue, and most likely this is the reason why Kepler portrays a celestial globe hanging from Hipparchus’ column. The graduated equator and ecliptic rings are prominently marked on the globe, thus alluding to Hipparchus discovery of the precession of equinoxes, i.e. the motion in the direction of decreasing longitudes of the tropical points with respect to the fixed stars.33 Facing Hipparchus, on the opposite side of the temple, is the column of Ptolemy, once again a rough brick column with a capital of the Tuscan order. Ptolemy himself is portrayed sitting beside the column on the basis of the traditional iconography: his is a mathematical astronomy (astronomia ficta). Wearing an oriental gown and a turban (he lived and worked in Alexandria), he is represented as a mathematician, rather than as an observing astronomer. Ac|| 30 Hebenstreit’s “Idyllion” reports that “Tycho catalogum fixarum perfecit” (in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 10), p. 16, margin). See Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I, pp. 150–151 and 237–238, part II, p. 322, and part III, pp. 255 and 335. The Tabulae Rudolphinae comprised Tycho’s catalogue of the positions of 1000 fixed stars, see Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, part IV, pp. 105–142; see also Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I, pp. 28 and 281, and part III, p. 337. In Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, p. 248, Tycho is described as “nostri seculi Hipparchus”. See Heinrich Vogt, “Versuch einer Wiederherstellung von Hipparchs Fixsternverzeichnis”, Astronomische Nachrichten 224 (1925), Nos. 5354–5355, cols. 17–54. 31 See also Ptolemaeus, Almagest, translated and annotated by G. J. Toomer, London 1984, VII.1. 32 Ibid., VII.1. 33 See Ibid., III.1 and VII.1–2; see also Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 102– 105, and Johannes Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae [1616–21]”, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 7, Max Caspar (ed.). München 1953, pp. 5–530, book II.
350 | Stefano Gattei cordingly, he is not looking at the sky, but is occupied with calculations. In front of him we see his major astronomical work, Mega[le] Synta[xis], that is, the Almagest; and in particular, he is drawing the proposition proved in I, 10, namely, what is commonly known as “Ptolemy’s theorem”: a circle with an inscribed quadrilateral and its two diagonals, together with a few figures. The theorem demonstrates a relation between the four sides of a quadrilateral whose vertices lie on a common circle (cyclic quadrilateral): if a quadrilateral is inscribed in a circle, then the sum of the products of its two pairs of opposite sides is equal to the product of its diagonals. It is a fundamental theorem for trigonometry (and consequently for astronomy), for the formulas of addition, subtraction and bisection immediately follow; these, in turn, are crucial for computing the table of chords34 which serves for all trigonometric calculations.35 At the foot of the column, a sheet of paper presents a drawing of eccentrics and epicycles, the mathematical devices introduced by Ptolemy in order to account for the “anomaly” (that is, the variation in velocity) observed in the planets. 36 Finally, hanging from the columns is an astrolabe.37 In his Planisphaerium, a treatise surviving only in Arabic translation, Ptolemy treats the problem of mapping circles in the celestial sphere onto a plane: he projects them from the south celestial pole onto the plane of the equator. This projection is the mathematical basis of the plane astrolabe, the most popular of medieval astronomical instruments. Since Ptolemy explains in his work how to use mapping to calculate rising times, one of the main uses of the astrolabe, it is highly likely that the instrument itself originates with him. We now come to the two central and most important columns, those of Copernicus and Tycho, placed at the very centre of the stage. The dialogue between the two most important astronomers of the sixteenth century gives life to an otherwise static representation. Both have fine columns, new and solid, wider at the bottom. Copernicus’ column is topped by a capital in the Doric order. Two astronomical instruments are hanging from it: a cross-staff (or radius astronomicus, as Tycho called it), used to measure the altitudes of stars and || 34 Ptolemaeus, Almagest, I.11. See Neugebauer, A History of Ancient Mathematical Astronomy, vol. 1, pp. 21–24. 35 Nowhere is Kepler’s accurate construction of the frontispiece evident as in this tiny detail. Indeed, the mathematical and physical knowledge assumed by Kepler and Hebenstreit shows that – whereas the impression got by Tycho’s heirs could in fact be reaching the larger public – they were addressing the relatively small community of professional astronomers, to whom the actual message of the frontispiece must have been clear enough. 36 See Ptolemaeus, Almagest, III.3. 37 See also Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 99.
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planets, their separations, and the diameter of the Sun and the Moon;38 and a triquetrum (or instrumentum parallacticum sive regularium, as Tycho called it),39 used mainly to measure midday altitudes of the Sun, as well as the zenith distance and parallax of a celestial object.40 At the bottom of the column, just over the inscription with the name of Copernicus, are placed copies of the Observat[iones] Regiom[ontani] et Waltheri, the collection of astronomical observations by Regiomontanus (Johannes Müller from Königsberg, 1436–1476) and his Nuremberg patron, pupil and successor Bernhard Walther (1430–1504), as well as of Regiomontanus manuscripts, published by Johann Schöner under the title Observationes XXX annorum a I. Regiomontano et B. Walthero Norimbergae habitae (Nuremberg, 1544: Copernicus died in 1543, but consulted the manuscript). Sitting by the column is Copernicus himself, with a copy of his [De] Revo[lutionibus] lib[ri] V[I] (1543) on his lap. He is looking up towards Tycho, facing him, and the position of his hands suggests the two are talking intensely. Hebenstreit remarks: “Ex parte adversa [with respect to Tycho] Copernicus eminet, unus”:41 Tycho needs to stand and act in order to contrast Copernicus. Unlike in the painting in the hypocaust, the outcome of their dis|| 38 During the sixteenth and seventeenth century, at the height of its popularity, it was also used to fix the positions of novae and comets, to measure the diameter of comets and the lengths of their tails, to determine lunar distances and to note the degrees of lunar eclipses. For more details see Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 17, 21, 175, 260 and 285, Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 6, 73, 96–97 and 107, and Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part III, pp. 169 and 184–86; see also Dreyer, Tycho Brahe: A Picture of Scientific Life and Work in the Sixteenth Century, pp. 19–20 and 381, and Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 18–19 and 149. 39 Tycho was proud to own one that had belonged to Copernicus himself, see Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, p. 196, and Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, 1570–1601, p. 88. 40 Also known as three-staff, or Dreistab in German, it consisted of a long staff (with two sights to direct it towards a star) that was hinged at the top of a vertical pole; the lower end was pressed against a second staff, graduated and hinged at a lower point on the pole; the distance from this point to the lower end of the first staff indicated its inclination. See Ptolemy, Almagest, V.12; and Nicolaus Copernicus, De revolutionibus orbium coelestium, libri VI, Noremberg 1543, book IV, chapter XV; see also Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 44–51, and Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part I, p. 153, and part III, pp. 150–151; Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, pp. 265–278; and Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 171–172. A drawing of a triquetrum by Wilhelm Schickard can be seen in his well-annotated copy of Copernicus’ De revolutionibus held at Basel University Library, see Owen Gingerich, An Annotated Census of Copernicus’ De Revolutionibus (Nuremberg, 1543 and Basel, 1566), Leiden, Boston, Cologne 2002, p. 215. 41 Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 17, line 15.
352 | Stefano Gattei cussion is far from certain – and the other astronomers openly refrain from taking part in it, either working on their own or glancing down. Tycho stands in front of Copernicus, elegantly dressed with a rich gown and the signs of his noble lineage. He is leaning against a column surmounted by an elegant capital of the Corinthian order, thus highlighting (Vitruvius style) the importance and accuracy of his observations, which were made possible by the invention and employment of his famous astronomical instruments. Two of these, a sextant (generally used to measure the altitude of a celestial object above the horizon) and a quadrant (used to measure angles up to 90°), are hanging from the column.42 Just beside Tycho’s left arm is a copy of the first part of his Astronomiae instauratae progymnasmata, an introduction to astronomy edited by Kepler himself and published in Prague after Tycho’s death, in 1602. Most importantly, whereas Tycho’s left hand is pointing to the firmamentum on the floor of the temple (the object of his life-long observations), his right hand is pointing to the ceiling, where a representation of the Tychonic system (the outcome of his life-long observations) is depicted. Tycho is addressing Copernicus, and above the dotted line from his forefinger to the ceiling we can read Quid si sic? (“What if things were like that?”).43 As opposed to the painting in the hypo-
|| 42 These were the most important astronomical instruments before the invention of the telescope, see Tycho Brahe, “De mundi aetherei recentioribus phaenomenis [1588]”, Tychonis Brahe Dani Opera Omnia, vol. 4, John L. E. Dreyer (ed.), Copenhagen 1923, pp. 369–376, Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, pp. 12–27, 32–39, 72–93 and 96, and Brahe, “Astronomiae instauratae progymnasmata”, part II, pp. 331–352. 43 A few years later, in England, John Wilkins – on the basis of Galileo’s Sidereus Nuncius (1610) and Kepler’s Somnium, sive opus posthumum de astronomia lunari (1634) – was so convinced that the Moon and the Earth were both planets that he wrote a treatise on the possible inhabitants of the Moon, The Discovery of a World in the Moone (London 1638). In an enlarged edition (A Discourse Concerning a New World and Another Planet, London 1640, in two books) he included a decidedly Copernican frontispiece: at the top is the Sun-centred system in all its glory, as well as a universe of stars that seem to stretch to infinity, in defiance of the Aristotelian requirement of a finite world. It clearly refers to Tycho’s hypocaust and Kepler’s frontispiece: for we can see Copernicus, on the left, holding a tellurium (a model of the solar system) and repeating the line Kepler had given Tycho: “Quid si sic?” On the right, Galileo, holding a telescope, praises its power, saying that it provided him with the eyes of an eagle (“Hic eius oculi”). Behind him, Kepler whispers his wish it could also provide the wings to fly to the Moon (“Utinam et alae”). Wilkins might have had in mind a passage from Kepler’s Dioptrice (end of Preface): “Vides igitur, lector studiose, quomodo Galilaei praestantissimi mehercule philosophi sollertissima mens, perspicillo hoc nostro, veluti scalis quibusdam usa, ipsa ultima et altissima mundi aspectabilis moenia conscendat, omnia coram lustret, indeque ad nostra haec tuguriola, ad globos inquam planetarios argutissimo ratiocinio despiciat, extima intimis, summa imis solido iudicio comparans” (Johannes Kepler, “Dioptrice seu Demonstratio eorum quae visui et
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caust, Tycho’s question now sounds like a real question, and not merely a rhetorical one. The model for the representation of Tycho seems definitely to be the engraving – well known to Kepler, as we shall see – found in Tycho’s own Astronomiae instauratae mechanica, where he is portrayed beside his great mural quadrant, wearing a similar gown and nobility emblems, as well as performing the same action.44 Whereas in Stjerneborg’s hypocaust the very same words were referred by Tycho to all his fellow astronomers, here he is addressing Copernicus directly, thus not only asking him to consider and assess his astronomical hypothesis, but stressing its novelty and importance.45 Copernicus, however, looks not very much convinced: “Ille, reluctanti haud dispar, immobilis haeret”, says Hebenstreit.46 Curiously enough, moreover, the eye is slightly deceived due to the shadow and the perspective, and the Earth (at the centre of the ceiling, from which, by a chain, the board with the title of the book hangs) and the Sun almost coincide – thus almost turning, from the observer’s point of view, the geocentric Tychonic system in the ceiling into the heliocentric, Copernican system || visibilibus propter conspicilla non ita pridem inventum accidunt [1611]”, Kepler, Gesammelte Werke, vol. 4, Max Caspar and Franz Hammer (eds.), München 1941, pp 329–414, p. 353). For a more extensive discussion of frontispieces and their role in the affirmation of the Copernican theory, see Arnulf, “Das Titelbild der Tabulae Rudolphinae des Johannes Kepler. Entwurf, Ausführung und dichterische Erläuterung einer Wissenschaftsallegorie”, William B. Ashworth, “Divine Reflections and Profane Refractions: Images of a Scientific Impasse in SeventeenthCentury Italy”, Irving Lavin (ed.), Gianlorenzo Bernini: New Aspects of his Art and Thought, University Park, London, pp. 179–207, Pantin, “Une ‘Ecole d’Athènes’ des astronomes? La raprésentation de l’astronomie antique dans les frontispices de la Reinassance”, and Volker Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung: Titelbilder und ihre Funktionen in der Wissenschaftlichen Revolution, Wiesbaden 2005, pp. 56–63. 44 See Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 28; the quadrans muralis sive Tychonicum is described in Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, pp. 254, 267–268, and Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 29–31; see also Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, pp. 163–165. The positions of Hipparchus, Ptolemy, Copernicus (Kepler) and Tycho are by no means casual: on the one hand, Hipparchus is noted for the accuracy of his observations, and Ptolemy as a great mathematician and great theoretician; Tycho was the most accurate observer since Hipparchus, and Kepler an excellent theoretician and mathematician. Just as Ptolemy opposes Hipparchus, so, in a chiasm, Copernicus (and Kepler) opposes Tycho: Kepler “saw Tycho as a new Hipparchus who had created the foundations for the restoration of astronomy and himself as a new Ptolemy who constructed the edifice of a new system of the universe”; Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, 1570–1601, p. 304. 45 As Hebenstreit has it, “Corripit ergo Borussum, et talibus increpat ultro: / QUID SI SIC? Non una via est ad caerula coeli / templa”, in: Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 17, lines 20–22. 46 Ibid., p. 17, line 24.
354 | Stefano Gattei advocated by Kepler. This is but a hint into Kepler’s real intentions when designing the temple. What might now seem mere biased conjectures, however, will soon be substantiated by a closer look at the dome and the base, where Kepler openly declares himself.
3.2 The dome Flying over the dome is an eagle, wearing a crown and holding a sceptre in its claw: it is a symbol of the Holy Roman Emperors of the House of Habsburg, under whom the whole project of the Tabulae Rudolphinae had been carried out. The project started with Tycho himself, under Rudolph II, then, two days after Tycho’s death (on 24 October 1601), it constituted the main reason for the appointment of Kepler as imperial mathematician, with responsibility for Tycho’s instruments and manuscripts. In the span of more than a quarter of a century, three emperors succeeded to the throne: Rudolph II died in 1612 and was succeeded to the throne by his brother Matthias, and he, in turn, by Ferdinand II (1619–1637). From the beak of the eagle – that is, from the pockets of the emperors – several golden coins spill out, which we can follow as they fall onto the dome and down the columns. Most of them fall on the floor of the temple, especially at Tycho’s feet, while others can be seen on two panels in the base (the one representing Kepler and the one describing the printing process). Below the eagle is Urania, to whom the temple is dedicated. Crowned with stars, she is depicted in the act of offering a laurel wreath to the imperial eagle. She is sitting on a throne, closely resembling Apollo on his Sun chariot.47 The shape of the throne, made from what look like printing rolls, might allude – Hebenstreit’s poem is unclear about this – to the imperial privilege to print (tantamount to copyright) granted to Kepler for thirty years, as it appears at the bottom of the title page.
|| 47 The image of the muse and her gesture closely resemble the small drawing accompanying (in the top-right corner) the diagram describing the elliptical path of the planet Mars in chapters LIX–LX of the Astronomia nova. Such a drawing – as well as others of the same kind – was regarded as mere decoration, inessential to the diagram of the elliptical path, and was therefore not reproduced by Max Caspar in Kepler, Gesammelte Werke, vol. 3, Max Caspar (ed.), München 1937. It is found in Johannes Kepler, Astronomia nova AITIOLOGETOS, seu physica coelestis, tradita commentariis de motibus stellae Martis, Heidelberg 1609, pp. 286, 288, 290, 294, 296 and 299.
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As Hebenstreit’s “Idyllion” informs us, the statues at the top of the dome are personifications of the sciences that are ancillary to the new mathematical science that was struggling to be born in Kepler’s mind. His new physical astronomy could no longer content itself with the traditional sciences accompanying astronomy in Martianus Capella’s quadrivium: from left to right, the first couple of figures represent the optical parts of astronomy, the second mathematics and the third the celestial physics upon which Kepler’s reform of astronomical theory was based. Each figure is a personification of the forces and properties of nature, as well as of the instruments and methods employed by astronomers to investigate it. And moreover, each figure – though this twist completely escaped Tycho’s heirs – refers to Kepler’s own contributions to the discipline. The first, on the far left hand side, is Physica lucidi et pellucidi, lucis et umbrarum: the head of the statue emanates light, and she is holding a sphere in her right hand, casting a shadow behind it. As Hebenstreit’s poem explains,48 this is a reference to Kepler’s discussion of shadows (epistemologically crucial to Kepler’s optics),49 which are central to the eclipses of the Sun and the Moon at the heart of the Paralipomena50 and to the phases of the Moon and Venus.51 Furthermore, the shadow of the Earth is the central topic of discussion of chapter VII of the book. Possibly, the light source (i.e., the Sun) is shining light through a glass sphere (a lens, as both the shadow lines on it and the name of the figure might suggest) and thus forms the caustic pattern of rays that Kepler described in chapter VI, section 13 (“De cometarum lumine”).52 The figure is thus shown holding a comet. || 48 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 22, lines 23–26. Lines 10–22 mention refraction, thus referring to Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, chapter IV. 49 Chen-Morris, “Shadows of Instruction: Optics and Classical Authorities in Kepler’s Somnium”, p. 224–225. 50 See Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, chapter VIII, as well as pp. 204–206 and 211–214; see also his “Epitome astronomiae Copernicanae”, pp. 36–37, 55–57, 279, 282–283, and especially 488–511, as well as Kepler, “Tabulae Rudolphinae” , part III, pp. 89–102. 51 See Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, pp. 204–207, 214–215 and 221–227, as well as Brahe, “Epitome astronomiae Copernicanae”, pp. 51– 52, 309–310 and 449–450. 52 See Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, pp. 230–233 (the illustration is on p. 231); the very same diagram, with the associated proposition 19, is on pp. 175–176 as well, in chapter V (“De modo visionis”). Another interpretation would be that the goddess is simply holding the Earth: accordingly, the cone is the shadow cone of
356 | Stefano Gattei The statue immediately to the right is Optica (Fig. 3). She is clearly holding the recently invented telescope,53 though the rectangular shape of the tube is rather unusual, as is the ocular tube attached to it. Most likely a reference to Dioptrice (1611), the work in which Kepler described with great thoroughness the optics of lenses (he himself used spectacles), including a new kind of astronomical telescope with two convex lenses, which then became known as the “Keplerian”, or “astronomical”, telescope.
Fig. 3: Personifications of Physica lucidi et pellucidi, lucis et umbrarum of Optica (detail from the engraved frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudilphinae), representing the optical part of astronomy
Inside the tube is a diagram showing how a human eye, on the right hand side,54 might be fooled by the instrument – unless the observer knows exactly why and how it works. Indeed, alone among the statues on the top, this figure is turned towards the other personifications, possibly to ask for or acknowledge their help. Indeed, in his poem Hebestreit refers to the virtues, as well as the defects, of the new instrument, thus calling for attention when using it. Most || the Earth illuminated by the rays emanating from the figure’s halo (see Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae”, p. 442). 53 Hebenstreit calls it “non vile tigillum”, in: Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 21, line 34. 54 Possible sources might be the drawings in Kepler, “Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur”, p. 159, especially I and II.
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likely, Kepler wished to underline the necessity that the empirical use of the new instrument be accompanied by a full theoretical understanding of the physical causes of its functioning.55 Indeed, while at the same time praising Galileo’s discoveries (as he had done in the Dissertatio cun Nuncio Sidereo, Prague 1610, and Narratio de observatis a se quatuor Iovis satellitibus erronibus, Frankfurt 1611) in the dedicatory letter of the Dioptrice, Kepler compares – or rather contrasts – Galileo’s achievements with his own contribution: In the past few years […] some disputed about who had first discovered [dioptrics], others were especially proud of the perfection of their instrument: for, in the former case it was an issue eminently related to chance, whereas in the latter case it was chiefly a matter of method. Galileo, to be sure, celebrated his most beautiful triumph for having shown how to look for the mysteries of the astronomy: his diligence was provided with a good idea, and fortune did not deny him success. Led by a noble sense of emulation, I opened a new field to astronomers, so as to show the power of their minds, that is, to prove the causes according to a geometrical law – causes upon which are founded effects so much longed for, and which are many-folded for their so much beautiful variety.56
Given Kepler’s belief in the superiority of those who anticipate empirical evidence by reason (“qui [...] sensum ratione praevertunt”),57 with the above words Kepler does not merely aim at offering Dioptrice as a companion volume to Galileo’s Sidereus Nuncius (Venice, 1610) by providing, through the study of light refraction, the theoretical foundations of the new science of telescope. Rather, he claims a higher status for his own role in establishing the Copernican theory. Galileo’s mistake, in Kepler’s eyes, was to believe that his discoveries alone || 55 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, pp. 21–22, lines 33–40 and 1–5. Kepler could not let Galileo’s telescope, about whose discoveries he was enthusiastic, be a product of mere empiricism. Just as in Dioptrice he deemed necessary to provide the new astronomical instrument with a suitable theoretical explanation of its functioning, so in the frontispiece – with Optica’s gesture – he highlights the need for empirical practice to be guided and supported by theoretical considerations. See also above, footnote 27. 56 Kepler, “Dioptrice seu Demonstratio eorum quae visui et visibilibus propter conspicilla non ita pridem inventum accidunt”, p. 331: “[...] alii de palma primae inventionis certarent, alii de perfectione instrumenti sese iactarent amplius, quod ibi casus potissimum insit, hic ratio dominetur: Galilaeus vero super usu patefacto in perquirendis arcanis astronomicis speciosissimum triumphum ageret; ut cui consilium suppeditaverit industria, nec successum negaverat fortuna: ego ductus honesta quadam aemulatione novum mathematicis corpum aperui exerendi vim ingenii, hoc est causarum lege geometrica demonstrandarum, quibus tam exoptati, tam iucunda varietate multiplices effectus inniterentur.” 57 See Johannes Kepler, “Dissertatio cum Nuncio Sidereo nuper ad mortales misso a Galilaeo Galilaeo mathematico patavino [1610]”, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 4, Max Caspar and Franz Hammer (eds.), München 1941, pp. 283–311, p. 304.
358 | Stefano Gattei could establish the Copernican system as a true description of the world58 – just as Tycho’s own mistake (and here Kepler is directly addressing his heirs) was to believe that his accurate data suffice to support the Tychonic system. By highlighting the limits of a purely empirical and observational activity, Kepler calls the readers’ attention to the need to supplement it with the knowledge of causes, as he himself did in the Mysterium cosmographicum, the Paralipomena and the Astronomia nova.59 The next statue is the personification of Logarithmica. The statue is holding two sticks (gemini baculi) in a 1:2 ratio (the octave, the first and simplest proportion, which Kepler ascribes to Saturn and Jupiter, the outermost pair of planets),60 as Hebenstreit has them,61 and in the halo surrounding the head of the statue is the number 69314.72. This is a reference to John Napier (1550–1617) and his works on logarithms, Mirifici logarithmorum canonis descriptio (1614), and Mirifici logarithmorum canonis constructio (1619). The employment of sticks might allude to Napier’s bones, as described in his Rabdologia (1617), though the sticks used by Napier were all of the same length. As soon as Kepler heard of logarithms, in 1617,62 he understood – unlike his former teacher Michael Mästlin || 58 Indeed, at the end of the Preface to the Dioptrice, after reproducing Galileo’s own letter to him, he adds a letter by Simon Mayr in which the immobility of the Earth is argued on the basis of Galileo’s very discoveries, see Kepler, “Dioptrice seu Demonstratio eorum quae visui et visibilibus propter conspicilla non ita pridem inventum accidunt”, pp. 345–353 and 354. 59 Without the support of a proper theory of light refraction, unintegrated within a sound mathematical-physical systema cosmicum, Galileo’s extraordinary achievements would prove unable to contrast the growing opposition that the telescope was facing. See Kepler’s letter to Galileo, 9 August 1610, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 16, Max Caspar (ed.), München 1954, No. 584, pp. 322–323). Cf. Massimo Bucciantini, Galileo e Keplero: Filosofia, cosmologia e teologia nell’Età della Controriforma, Turin 2003, pp. 193–205. 60 See Bruce Stephenson, The Music of the Heavens: Kepler’s Harmonic Astronomy, Princeton 1994, pp. 192–193. 61 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 21, lines 26–28. Hebenstreit also pauses on the figure’s closed eyes, underlining her mental effort: “Scilicet e cerebro Iovis orta est provida Pallas / ingenii praeses, clausis quae quaerit ocellis, / quis bene compositus numerorum et mutuus ordo” (Ibid., p. 21, lines 30–32; in margin, he writes: “Proportiones extra mentem non sunt”). The doubling of the length might be intended to elicit the idea of multiplication and division, which logarithms reduce to simple addition and subtraction. 62 In a letter to Peter Crüger of 9 September 1624 (in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 18, No. 993, p. 210) Kepler refers to a letter to Tycho by “quidam Scotus”, in which he gave hopes that an important simplification in the process of arithmetic would soon become available. The Scotsman was John Craig, a friend of the Napier family: “Canon mirificum a generoso quodam consanguineo nostro hic construitur, cui otii et ingenii ad tantum opus satis est: cum perfectus fuerit, tibi communicabitur” (letter to Tycho of 27 March 1592, in: Tychonis Brahe Dani Opera Omnia, vol. 7, John L. E. Dreyer (ed.), Copenhagen 1924, p. 335). In 1620 tables of logarithms by
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– the significant simplification offered by logarithms for the many voluminous and time-consuming tasks of computation necessitated by the practice of astronomy (and the compilation of the tables in particular), and immediately adopted them. Indeed, Napier’s discovery was destined to revolutionize all the methods of computation, and to substitute the use of logarithms for that of natural trigonometrical functions. Kepler wrote two books on logarithms, Chilias logarithmorum ad totidem numerous rotundos (1624), comprising 1036 logarithms of numbers N in the form 105ln(105/N), and Supplementum chiliadis logarithmorum (1625), with explanatory examples of the method employed. The Tabulae Rudolphinae itself includes two tables of logarithms: the first, Heptacosias logarithmorum logisticorum et quadrantis arcuum respondentium, lists some 700 logarithms, whose arguments x are in hexagesimal form and can be expressed as –105ln(x). This we might call the “Keplerian logarithm” of x, or lnK(x). The second table is the Canon logaritmhorum et antilogarithmorum, ad singula scrupula semicirculi, which reports, at intervals of 1’ for x, the logarithms –105ln(sin(x)).63 Kepler bases his own theory of logarithms on the concept of the measure of a ratio, according to the theory of proportions developed by Euclid in book V of the Elements. To Kepler, the logarithm is the “proportion number”, or measure of a ratio. Accordingly, the number in the halo of the statue is the Keplerian logarithm of the ratio of the two sticks held by the goddess (in sym|| Joost Bürgi (1552–1632) also appeared. Bürgi, court clock-maker and engineer in Prague from 1603 to 1622, devised logarithms earlier and independently from Napier, also compiling tables from the very beginning of the seventeenth century, but – much to Kepler’s regret – he concealed the fact from Kepler and other acquaintances; see Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 48: “Etsi cunctator et secretorum suorum custos foetum in partu destituit, non ad usus publicos educavit”. Not until 1619 did Kepler have a copy of Napier’s tables at his disposal, but by then he was thoroughly familiar with logarithms by way of his former assistant in Prague and Linz, Benjamin Behr (Ursinus, 1587–1633), who published Trigonometria logarithmica Johannis Neperi (Cologne, 1618, see Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, pp. 62, 87 and especially 267). See Johannes Kepler, “Supplementum chiliadis logarithmorum [1625]”, in: Kepler, Gesammelte Werke, vol. 9, bearbeitet von Franz Hammer, München 1960, pp. 353–426, pp. 355–356, where Kepler describes how he got to know about Napier’s work and his joy about it (“puerliter exultare”, p. 355), as well as how he devised the proof of the validity of the new method by himself. Kepler’s debt to Napier notwithstanding, he worked out his own theory for the construction of tables of logarithms, which for several decades retained a value of their own (incidentally, the nomenclature “log” was first employed by Kepler, and he was the first to make use of logarithms in astronomical calculations). 63 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, part I, pp. 2–11 and 12–19; see also Max Caspar, Kepler, translated and edited by C. Doris Hellman, with a new introduction and references by Owen Gingerich, and bibliographical citations by Owen Gingerich and Alain Segonds, New York, pp. 308–309.
360 | Stefano Gattei bols, 1:2 = sin[30°]), rounded off to the second decimal figure: –105ln(0.5) = 69314.72. It is to be noted that Kepler adopts Napier’s decimal notation (which he had learnt of from Simon Stevin, who introduced it in De thiende, 1585) in conjunction with the decimal point. The fourth statue is that of Doctrina triangulorum – that is, trigonometry, a crucial underpinning to any mathematical description of planetary motion.64 The figure holds square and compasses, symbols of geometry. In the graphic representation in front of this we can see a planetary diagram, taken from chapter XX of the Tabulae Rudolphinae – a construction related to Kepler’s ellipse law of planetary motion.65 The fifth statue is the personification of Stathmica. The figure holds a balance (or lever) which is a reference to the Sun’s exerting a large force over a small distance in the middle in order to move a planet over a larger distance with a lesser force (the drawing refers to Kepler’s area law, though the ellipse law is implied, too). The balance is a reproduction of the diagram from book IV, part III, section II of the Epitome astronomiae Copernicanae, showing how changing force causes the planet to speed up and slow down.66 Finally, the sixth statue, on the far right hand side, is Magnetica. It holds a magnetic stone (lodestone) and a compass needle pointing to the stone, alluding to the force that – as Kepler suggested, in connection to the publication of William Gilbert’s De magnete (1600) – ties the planets to the Sun, thus govern-
|| 64 Logarithmica and Doctrina triangulorum represent arithmetic and geometry, respectively, as it is implied by their central position on the dome, beneath the wings of the Imperial eagle: for, geometry and arithmetic were conventionally said to be the two wings of astronomy. Each of them serves both the study and comprehension of the forms of the motions, and the investigation of the positions of the heavenly bodies at any given moment, although geometry serves the contemplative and philosophical part more, and arithmetic has a practical orientation, laying the foundations for prognosis. The image of arithmetic and geometry as “alae astronomiae” was commonplace in Kepler’s times. On the most interesting source for this image, which was commonly attributed to Plato but is not to be found in his works, see Volker R. Remmert: “On Picturing the Past: Arithmetic and Geometry as Wings of the Mind”, Mathematical Intelligencer 31.3 (2009), 42–47; Jardine and Segonds (eds.), La Guerre des astronomes, vol. I, pp. 263–271. 65 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 129. Several variants are found in Kepler, “Astronomia nova”, part IV, and Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae”, books V–VI. 66 See Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae”, p. 332; the diagram appears in the answer to the question: “Quae sunt huius celeritatis et tarditatis leges, et exempla?” See also Ibid., p. 362.
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ing their accelerated motions along the orbits, particularly at the aphelion and perihelion.67 Just as there are twelve columns, only ten of which are visible due to the effects of perspective, there are twelve personifications, each in every corner of the dome, with six hidden from us. We know about them from Hebenstreit’s poem.68 They represent, respectively, Geographia et Hydrographia (the study of Earth in its various aspects), Computus (the determination of festivities throughout the year), Chronologia (the calculation of the calendar), Mensoria altitudinum (the measure of the elevation of the stars over the horizon), Geometria figurata et harmonica (the study of the harmony of the universe) and Archetypica (the study of causes, i.e. the philosophy of nature). Of course, the choice of the six visible ones was by no mere accident, for each statue directly refers to Kepler’s own contributions to astronomy and its related subjects.
3.3 The base Finally, we come to the base, which displays five panels. The central one represents a map of the isle of Hven (“Insula Hvenna Daniae”), with the indication of Uraniborg and Stjerneborg, drawn from Tycho’s Astronomiae instauratae mechanica.69 In the top right corner, the coat of arms of Denmark. Curiously, the engraver mistakenly drew a vertical meridian,70 disregarding the fact that the wind rose on the original map – which he reproduces – indicates the north by || 67 See Hebenstreit’s verses in: Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 21, lines 16–18. See also Kepler, “Astronomia nova”, p. 350, and Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae”, pp. 299–302, as well as Stephenson, The Music of the Heavens: Kepler’s Harmonic Astronomy, pp. 71–75, 111–118, 130–131 and 141–143: since magnets have the faculty of assuming and retaining a direction or orientation, were a planet an enormous magnet its axis would retain a constant direction; as a consequence, when carried around the orbit, it would increasingly present its attractive pole to the Sun – thereby accelerating – while approaching the aphelion, whereas it would point the other pole to the Sun – thereby decelerating – while approaching the perihelion. See also Kepler, “Astronomia nova”, pp. 348–364, and Kepler, “Epitome astronomiae Copernicanae”, pp. 334–338 and 344–449. 68 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, pp. 22–23, lines 32–41 and 1–34. 69 See Brahe, “Epistolarum astronomicarum libri”, p. 295, and Kepler, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 150; pp. 150–152 describe the “Topographia insulae Venusiae, vulgo Hvenna dictae”; on p. 293 is a drawing of the island; maps of Hven and the area are included also in the fourth volume of Georg Braun and Frans Hogenberg’s Civitates orbis terrarum (Cologne, 1588); in his letter to Kepler of 24 April 1598, Georg Limnäus reports that the island is also referred to by the name of Scarlatina (Kepler, Gesammelte Werke, vol. 13, No. 96, p. 207). 70 Described by Hebenstreit in: Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 24, lines 2–8.
362 | Stefano Gattei pointing to the right of the map, thus making the alleged meridian of Hven intersect with the north-south axis at right angles. It is with reference to this meridian that the geographical latitudes and longitudes of cities in the whole world in the catalogue at the end of the tables were computed.71 The two panels to the right of the map represent the printing process (left) and the composition (right) of the Tabulae Rudolphinae, with the depiction of the activities of typical sixteenth-century printing house: choice of typefaces, pagination and press.72 In between the two panels is the double headed eagle, symbol of the Holy Roman Emperor, alluding to the imperial privilege to print granted to Kepler. Below these two panels we read an inscription with the name of the engraver, Georg Celer, from Nuremberg: “Georg Celer sculpsit Norimbergae / 1627”. The panel on the far left portrays one of Tycho’s heirs. Given his elegant dress, he may be one of Tycho’s sons73 – most likely, Georg Brahe, who appeared above all as representative of the family after Tengnagel’s death in 1622 and, with his brother Tycho, was very much involved in the discussions preceding the publication of the Tabulae Rudolphinae.74 His left hand is pointing to the files on a bookshelf: Tycho’s astronomical observations (as the inscription above the shelf, “Obs[ervationes] Brah[ei]”, clearly states). His right hand points to the man seated in the adjacent panel, Kepler. By his gesture, Tycho’s heir
|| 71 Schickard does not notice the mistake, either, see Kepler, Gesammelte Werke, vol. 18, p. 539. 72 For a description of the processes of composition and printing, see Philip Gaskell, A New Introduction to Bibliography, Oxford 1972, pp. 40–56 and 78–141, respectively. Kepler personally oversaw the printing of the book and worked almost daily with the typesetters; he also had a custom-molded set of numerical types and special astronomical symbol types. He supervised the layout of the tables and proofread the sheets as they came out of the press, also revising the title page a few times (there are three different printed stages of it). One thousand copies were printed, an enormous edition for a seventeenth-century science book: some twenty years earlier, in 1610, Galileo’s Sidereus Nuncius was published in 550 copies; sixty years later, in 1687, Newton’s Philosophiae naturalis principia mathematica was published in an edition of 300 copies. 73 See Kepler, “Tabulae Rudolphinae”, p. 24, line 31. 74 On the frantic printing process of the tables, see the documents collected in Kepler, Gesammelte Werke, vol. 19, Nos. 5.1–5.25, pp. 189–227 (especially item no. 5.15, dated 9 May 1627, pp. 161–217), as well as Georg Brahe’s letter to Kepler of 14 April 1627 (Ibid., No. 1041, particularly p. 288) and Kepler’s letter to Tycho and Georg Brahe of 20 April 1627 (Ibid., No. 1043, pp. 292–293). See also Tychonis Brahe Dani Opera Omnia, vol. 6, John L. E. Dreyer (ed.), Copenhagen 1928, No. 255, pp. 256–257, and No. 281, pp. 287–289. For a reconstruction, see Hammer, “Nachbericht”, pp. 29*–37*, Caspar, Kepler, pp. 308–326, and Christianson, On Tycho’s Island: Tycho Brahe and His Assistants, 1570–1601, pp. 303–305.
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calls Kepler, the author of the Tabulae Rudolphinae, as well as its readers, to his debt towards Tycho’s own lifelong work. The man seated at the table in the second panel on the left is Kepler, beneath a scroll listing his major works: Myster[ium] Cosmo[graphicum] (1596), Astr[onomiae] p[ars] optica (1604), Com[mentaria in theoriam] Martis (that is, Astronomia nova, 1609) and Epit[ome] ast[ronomiae] Cop[ernicanae] (1618–1621: a further underscore of Kepler’s Copernican stance). Above him, under the double headed eagle, the coats of arms (from left to right) of Bohemia and Prague, where the work on the Tabulae Rudolphinae started, and of Upper Austria and Linz, where the book was eventually seen through the press. On the worktable in front of him, beside two golden coins – a possible reference to the fact that Kepler never actually received the whole salary that had been promised to him75 – a candlestick with a burning candle, an inkpot and a few figures scribbled on the tablecloth (as if too poor to buy writing paper), referring to the difficult conditions in which he had to work and the long computations involved in the realization of the book (Fig. 4).
Fig. 4: Self representation of Kepler, on the base of the Temple of Urania (detail from the engraved frontispiece of Kepler’s Tabulae Rudolphinae, see Fig. 1)
|| 75 Indeed, Kepler died in Regensburg, on his way to claim payment for the arrears in his salary as Imperial Mathematician from the Holy Roman Emperor Ferdinand II.
364 | Stefano Gattei To my knowledge, there is only one precedent to this kind of self-representation. In the engraved title page of his De humani corporis fabrica (1543), Andreas Vesalius portrays himself while dissecting a woman’s body (Fig. 5).76
Fig. 5: Engraved title page of Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica, Basel: Johann Oporinus 1543
|| 76 For a description and interpretation of the frontispiece of Vesalius’ De humani corporis fabrica, see Charles D. O’Malley, Andreas Vesalius of Brussels 1514–1564, Berkeley, Los Angeles 1964, pp. 139–149, Andrea Carlino, La fabbrica del corpo. Libri e dissezione nel Rinascimento, Turin 1994, pp. 39–53, Andrew Cunningham, The Anatomical Renaissance. The Resurrection of the Anatomical Projects of the Ancients, Aldershot: Scolar Press 1997, pp. 124–128, and Katherine Park, Secrets of Women. Gender, Generation, and the Origins of Human Dissection, New York 2006, ch. 5.
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The various and clear differences between Vesalius’ and Kepler’s engravings notwithstanding, I believe there are a few significant similarities. Firstly, just like the architect of the new astronomy portrays himself among the most important astronomers of the past, thus acknowledging his debt towards them and at the same time affirming his own contribution, so the founder of a Vesalius surrounds himself with the four most important anatomists of the past, thus acknowledging their merits and at the same time calling attention to his own innovations and improvements. Overlooking Vesalius’ work, behind his back, are Herophilos (IV–III century BC), deemed to be the first physician to systematically perform scientific dissections of human cadavers, and Erasistratos (III century BC), who is credited for his descriptions of the valves of the heart, his conclusion that the heart functioned as a pump and his distinction between veins and arteries: both Herophilos and Erasistratos are regarded as the founders of the medical school of Alexandria; and opposite to Vesalius, at the other side of the dissection table, is Galen (II century AD), the greatest physician and anatomist of Antiquity. Secondly, both Kepler and Vesalius are at the table where they normally work. The position of their hands is very similar. And although they are performing two very different works, a few objects are the same: a candlestick with a burning candle and an inkpot with a pen on it. Thirdly, and most importantly, both Vesalius and Kepler are looking “out” of the picture: they are staring the reader, thus asserting their central role. The similarity is even more striking if we consider Vesalius’ self-portrait, a few pages after the title page (Fig. 6); both were reprinted, with slight modifications, in Vesalius’ Epitome (1543).77 The scene closely resembles the one we can see in the very well-known engraving of the great mural quadrant (from a portrait painted by Tobias Gemperlin of Augsburg), in Tycho’s Astronomiae instauratae mechanica (Fig. 7).78
|| 77 Andreas Vesalius, Suorum De humani corporis fabrica librorum Epitome, Basel 1543. No doubt, Kepler knew Vesalius’ book very well, possibly also through his friend Ján Jesenský, imperial physician at the court of Rudolph II. A strong evidence for this the identity of two pictures representing the anatomy of eyeballs, see Kepler, “Astronomia nova”, p. 159, and Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica libri septem, Basel 1543, p. 644. 78 Brahe, “Astronomiae instauratae mechanica”, p. 28. “Like the great globe [see Ibid., pp. 102–105] the mural quadrant was not only a very practical part of Tycho’s equipment but a stunning ‘parlor piece’ as well”, Thoren, The Lord of Uraniborg: A Biography of Tycho Brahe, p. 163.
366 | Stefano Gattei
Fig. 6: Andreas Vesalius’ portrait (from his De humani corporis fabrica, as well as from his Epitome, both published in 1543)
The similarities between Kepler and Tycho’s assistant are striking: both are sitting at a table at the feet of Tycho, working; on both tables are a candlestick with a burning candle and an inkpot; and both have similar caps. Apparently – this was the message that reached Tycho’s heirs and obtained their approval – Kepler portrays himself as a humble assistant to the great master. But whereas Tycho’s assistant is still writing, taking notes from his master’s words, Kepler is no longer working. His work is over, his spectacles on the table. The figures in front of him merely testify to the efforts involved in the completion of his work. Furthermore, unlike Tycho’s assistant, Kepler is looking straight into the eyes of the reader, thus asserting himself as the main character. With a marvellous
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personal touch, Kepler drives home his point: on the tablecloth, in front of him, sits prominently a replica of the dome of the Temple of Urania.
Fig. 7: Tycho’s great mural quadrant (from Tycho Brahe, Astronomiae instauratae mechanica, Wandesburg 1598)
By exploiting the analogy between architecture and astronomy developed in detail in the third chapter of his Apologia pro Tychone contra Ursum (1600),79 || 79 See Jardine, The Birth of History and Philosophy of Science, pp. 119–120 (trans., pp. 185–186) for Kepler’s text, as well as pp. 287–89 for Jardine’s remarks on the Tabulae Rudolphinae’s frontispiece as the depiction of all major innovative themes of the Apologia.
368 | Stefano Gattei Kepler depicts himself as designer of the dome. The message, however subtly conveyed, is clear: his heirs’ demands notwithstanding, Tycho may have built the most splendid column, but the temple of astronomy would never have been finished without Kepler’s own contribution. Although those on whom he based his work occupy places of honour on the centre of the stage, above him, it is Kepler alone who is the architect of the achievement. The dome represents his new astronomy resting on the theoretical insights of Copernicus and the observational achievements of Tycho. The great astronomers of the past are important supporting actors, but the structure they support is Kepler’s own work. His is the dome crowning the edifice. His is the final touch to the picture of our universe and the key contribution to the understanding of its structure.
Claus Zittel (Stuttgart)
Zeichenkunst und Wissenschaft: Stefano della Bellas Frontispize zu Werken Galileo Galileis Einleitung Dass Galilei seine Feder eigenhändig ins Tintenfass tauchte, um seine Teleskopbeobachtungen in Zeichnungen festzuhalten, und dabei auch seine künstlerischen Fertigkeiten ausspielte, wurde in der Forschung von Panofsky bis Bredekamp immer wieder hervorgehoben.1 Zutage trat dadurch auch, wie sehr Galilei in den Künstlerzirkeln seiner Zeit verhaftet war. Nur gewaltsam lassen sich die künstlerischen und wissenschaftlichen Aspekte seines Schaffens auseinanderdividieren. Unstrittig bezeugen die enge Verflechtung Galileis mit dem Florentiner Künstlermilieu jedenfalls die Frontispize zu jenen seiner Werke, die || 1 Erwin Panofsky, Galileo as a critic of the arts, The Hague 1954; ders., „Galileo as a Critic of the Arts. Aesthetic Attitude and Scientific Thought“, Isis 47.1 (1956), S. 3–15; ders., „More on Galileo and the Arts“, Isis 47.2 (1956), S. 182–185. Die Aufsätze Panofskys liegen neuerdings gesammelt auf deutsch vor: Erwin Panofsky, Galileo Galilei und die Bildkünste, hg. v. Horst Bredekamp, Zürich 2012. Horst Bredekamp, Galilei der Künstler – Die Zeichnung, der Mond, die Sonne, Berlin 2007. Siehe auch Alexandre Koyré, „Attitude esthétique et pensée scientifique“, Critique No. 100–101 (Sept.–Oct. 1955), S. 835–847 (dt.: Die Anfänge der neuzeitlichen Naturwissenschaften, Frankfurt a.M. 1998, S. 70–83); Mario Biagioli, „Picturing Objects in the Making: Scheiner, Galileo and the Discovery of Sunspots“, in: Wolfgang Detel und Claus Zittel (Hg.), Wissensideale und Wissenskulturen in der Frühen Neuzeit, Berlin 2002, S. 39–96; ders., Galileo’s Instruments of Credit: Telescopes. Images, Secrecy, Chicago 2006; Eileen Reeves, Painting the Heavens: Art and Science in the Age of Galileo, Princeton 1997; dies., Galileo’s Glassworks. The Telescope and the Mirror, Boston 2008; Claus Zittel, „Die Lunatiker von Aix-en-Provence: Peiresc-Mellan-Gassendi“, in: Ulrike Feist und Markus Rath (Hg.), Et in imagine ego. Facetten von Bildakt und Verkörperung. Festschrift für Horst Bredekamp, Berlin 2012, S. 276–300. Bredekamps Galilei-Deutung ist in jüngster Zeit in Misskredit geraten, da sie als Beleg einen Druck des Sidereus Nuncius von 1610 anführt, der vermeintlich 5 Tuschezeichnungen enthielt und sich mittlerweile als Fälschung entpuppte. Eine nüchterne Prüfung, inwiefern mit dieser Entlarvung die gesamte Argumentation Bredekamps steht und fällt, ist bislang jedoch nicht erfolgt. Die in meinem Aufsatz nun zu besprechenden Beispiele bleiben jedenfalls allesamt von dieser Debatte unberührt. Zur Fälschung siehe Nicholas Schmidle: „‚A Very Rare Book‘. The mystery surrounding a copy of Galileo’s pivotal treatise“, The New Yorker, 16. Dezember 2013, S. 62–73.
370 | Claus Zittel Stefano della Bella (1610–1664), einer der besten Zeichner und Kupferstecher seiner Zeit,2 bravourös gestaltete.
Abb. 1: Frontispiz zum Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo Tolemaico e copernicano
|| 2 Siehe Filippo Baldinucci, „Vita di Stefano della Bella intagliatore fiorentino. Discepolo di Cesare Dandini, nato 1610–1664“, in: ders. (Hg.), Cominciamento e progresso dell’arte dell’intaglia-re in rame[ ..]. da Dürer a Callot, da Luca di Leida a Stefano Della Bella [...], Florenz 1686; ders., „Stefano della Bella“, in: Ferdinando Ranalli, Baldinucci’s Notizie dei professori del disegno da Cimabue in qua, 7 Bde., Florence 1845–1847, repr. 1974–1975, S. 602–619.
Stefano della Bellas Frontispize zu Werken Galileo Galileis | 371
Vor allem della Bellas Frontispiz zu Galileis Dialogo wurde nachmals berühmt, vielfach interpretiert und ikonographisch detailliert erschlossen. Auch sein Titelblatt zu Galileis posthumen Opere hat man oft und intensiv studiert.3
Abb. 2: Frontispiz zu den Opere di Galileo Galilei, 1655/1656 (© Trustees of the British Museum)
|| 3 Zuletzt David Klemm, „Galileo übergibt das Fernrohr den Allegorien der Astronomie, der Optik und der Geometrie“, in: ders., Von der Schönheit der Linie. Stefano della Bella als Zeichner, Kat. Hamburg 2013, Nr. 19–20, S. 80–83; Dagmar Korbacher, „Eppur si muove? Il frontespizio per le opere di Galileo Galilei di Stefano della Bella“, in: Piero A. Di Pretoro und Rita Unfer Lukoschik (Hg.), Galileo scienziato, filosofo, scrittore / Galileo als Wissenschafter, Philosoph, Schriftsteller, München 2011, S. 124–130.
372 | Claus Zittel Unbefragt blieb jedoch meist, was gerade diese Frontispize so besonders macht und wie der kreative Anteil des ausführenden Künstlers eingeschätzt werden soll. Eine bloße Illustration programmatischer Vorgaben hätte auch ein weit weniger versierter Kupferstecher als della Bella ausführen können, weshalb eine primär ikonographische Deutung eine wesentliche Dimension dieser Blätter auszublenden scheint. Denn Frontispize sind nicht einfach nur Paratexte mit Ornatfunktion, sondern es kommt ihnen ein ästhetisch-kognitiver Eigenwert zu, den es jeweils zu bestimmen gilt. Um jedoch die eigentümliche Darstellungsform in den Blick bekommen, wäre zu fragen, inwiefern diese Frontispize im Werkkontext della Bellas eine besondere Stellung einnehmen, ob sie sich in seine sonstige Produktion einreihen oder markante Eigenarten in der Gestaltung aufweisen, in deren Licht sich dann womöglich doch weitere Deutungsperspektiven für die berühmten Blätter eröffnen.
1 Della Bellas Frontispize Stefano della Bella hat in allen Werkphasen sehr viele sehr unterschiedliche Frontispize entworfen, gestochen und radiert;4 sie bilden einen eigenen Werkkomplex, dessen systematische Erforschung noch aussteht. Auf dem Weg dorthin bedürfte es zunächst einer Übersicht über die verschiedenen Formen der Titelblattgestaltung della Bellas sowie einer funktionsanalytischen Differenzierung der zu verschiedenen Zwecken entworfenen Frontispize, die dann auch die besondere Weise der Lektüresteuerung für den dazugehörigen Text erfassen könnte. Diese Aufgabe sprengt den Rahmen eines Essays, ich kann daher nur einige Winke dazu geben. Zu einer ersten Gruppe kann man seine Titelblätter zu Zeichenbüchern (Abb.3)5 zusammenfassen, die selbstbezüglich jenen Akt des Zeichnens darstellen, zu dem die nachfolgenden Blätter anleiten sollen, etwa indem sie vorab den || 4 Vgl. hierzu besonders Stefano Della Bella, illustratore di libri / Biblioteca Nazionale Centrale, Florenz 1976. Umfangreiche Forschungsbibliographien bieten die Ausstellungskataloge: Von der Schönheit der Linie. Stefano della Bella als Zeichner, hg. v. David Klemm, Hamburg 2013; Stefano della Bella. Ein Meister der Barockradierung, Karlsruhe 2005, sowie Jolanta Talbierska, Stefano della Bella (1610-1664), Etchings from the collection of the Print Room of Warsaw University Library, Warschau 2001, und David Klemm, Stefano della Bella (1610-1664): Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Köln 2009. 5 Stefano della Bella, Diverses Testes & Figures, Paris: Israël Henriet 1650, vgl. Alexandre de Vesme und Phyllis D. Massar (Hg.), Stefano della Bella: catalogue raisonné, 2 Bde., New York 1971, S. 308.
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Zeichner dabei zeigen, wie er seine Feder zuspitzt.6 Sie bilden jeweils den Auftakt zu einer Serie weiterer Blätter und unterscheiden sich darin, bis auf einen Fall, auf den ich gleich zu sprechen kommen werde, von allen anderen nun folgenden Beispielen.
Abb. 3: Titelblatt zu einem Zeichenbuch, 1650 (© Trustees of the British Museum)
|| 6 Vgl. Ruben Rebmann, „Kopf und Kritzelei. Der Zeichenlehrer Stefano della Bella“, erscheint in: Heiko Damm, David Klemm und Martina Papiro (Hg.), Stefano della Bella (1610–1664): Neue Studien zum zeichnerischen und druckgraphischen Werk, Petersberg 2014.
374 | Claus Zittel Unter diesen gibt es Frontispize für Gebrauchsliteratur, wie zum Beispiel für das Andachtsbüchlein des Jesuiten Fabio Ambrogio Spinola (Abb. 4)7 oder zu juristischen Schriften.
Abb. 4: Frontispiz zu Fabio Ambrogio Spinolas Compendio Delle Meditazioni
|| 7 Compendio delle meditazioni sopra la vita di Gesù Cristo per ciascun giorno dell’Anno del P. Fabio Ambrogio Spinola Della Compagnia di Giesu. Aggiuntovi una breve istruzzione per ben meditare, cavata dagli esercizi di S. Ignazio di Loyola. Vgl. de Vesme und Massar (Hg.): Stefano Della Bella.
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Die mit Abstand größte Gruppe bilden Frontispize zu poetischen Werken, beispielsweise zu Epigramm-Sammlungen,8 häufiger zu Opernlibretti und Dramen. Bei letzteren wird auffällig oft das Thema der theatralischen Inszenierung selbstreferentiell durch einen noch geschlossenen Bühnenvorhang ins Spiel gebracht, was besonders spektakulär auf dem späten Frontispiz (1655) zu Gregorio Belsensis Tragödie Il Nino Figlio (Abb. 5)9 zu sehen ist, wo ein überdimensionaler Vorhang dem davor versammelten winzigen Publikum das Drama ankündigt.
Abb. 5: Belsensi, Il Nino Figlio (1655)
|| 8 Z.B. zu Antonio Guelfi, Epigrammi (1636) vgl. Alexandre de Vesme, Le peintre-graveur italien; ouvrage faisant suite au Peintre-graveur de Bartsch, Mailand 1906, Nr. 918–925, S. 240–241. 9 Il nino figlio tragedia / di Gregorio Belsensi [Pseudonym von Berlingero Gessi]: all altezza serenissima del sib. principe di Modana, con vna Lettera responsiua in materia della compositione di questa tragedia, Bologna 1655. Vgl. de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 254.
376 | Claus Zittel Es ist hier nicht der Ort, um auf diese Titelbilder näher einzugehen, ich hebe nur hervor: Anders als bei den Zeichenbüchern stellen diese Frontispize Bezüge zu einem Text her und wären über diese Relationen zu interpretieren. Auf die Frontispize zu den Schriften von Scarron10 und Desmarets de Sorlin11 (Abb. 6, 7) trifft jedenfalls einschränkungslos zu, dass della Bella den Charakter der jeweiligen Werke genau erfasst hat, sei es durch eigene Lektüre oder sei es durch die präzise Umsetzung sehr genauer Direktiven, die er von einem profunden Kenner der Texte erhalten hatte.
Abb. 6: Frontispiz zu Les Oeuvres de Scarro (© Trustees of the British Museum)
|| 10 Les Oeuvres de Scarron (Paris 1649). Vgl. de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 250. Zur Komik bei Scarron siehe Ursel Krämer, Originalität und Wirkung der Komödien Paul Scarrons, Genf 1976. 11 Desmarets de Sorlin, Oeuvres poétiques, Paris 1641. Siehe dazu: H. Gaston Hall, „Three illustrated works of Works of DESMARETS DE SAINT-SORLIN“, The Yale University Library Gazette 33.1 (1958), S. 18–28. Vgl. auch de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 247.
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Denn es steigert della Bella mit seinem Frontispiz für die Werke des bissigen Komödiendichters Paul Scarron dessen geistreiche Komik ingeniös zu einer Selbstparodie: Er zeigt den Autor von hinten im Regiestuhl sitzend, mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, vermutlich beim Einnicken, umringt von neun älteren Frauen, offenkundigen Karikaturen der Musen. Von oben beäugt Pegasos die Szene, die Pan und ein Satyr musikalisch begleiten. Genial, weil das Wesen der scarronischen Komik luzide zur Darstellung bringend, ist der Einfall, den Autor gleich auf dem Frontispiz hinterrücks dem Spott seiner Figuren preiszugeben. Die poetischen Werke von Richelieus Hofdichter Desmarets de Sorlin hingegen lässt della Bella durch die Personifikation der Poesie ironiefrei ankündigen.
Abb. 7: Frontispiz zu Desmarets Oevres poetiques
378 | Claus Zittel Ein Zwischenglied zwischen diesen Blättern und den Frontispizen zu wissenschaftlichen Werken bilden wissenschaftsallegorische Darstellungen.
Abb. 8: Giovanni Carlo Coppola, Le Nozze degli Dei, 1637
Auf dem Frontispiz (Abb. 8) für Giovanni Carlo Coppolas (1599–1652) Melodram Le Nozze degli Dei (1637),12 dem noch sieben weitere Kupferstiche folgen, die die wichtigsten Szenen des Textes aufgreifen, erkennen wir zwei auf einem Bühnenvorhang in illusionistischer Schwebe hängende Erdkugeln, auf denen Kontinente auszumachen sind. Unter anderem wird hier das Thema der Geographie angeschlagen, das durch della Bellas Werkkomplex weiterzuverfolgen reizvoll || 12 Giovanni Carlo Coppola, Le nozze degli dei: favola, Florenz 1637. Siehe dazu de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 242.
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ist. Vergleicht man sie mit entsprechenden Darstellungen auf Spielkartenserien (Abb. 9),13 zeigen sich erste Verbindungen zur Wissenschaftsthematik.
Abb. 9: Spielkarte Geographie (© Trustees of the British Museum)
So hält auf dem späten Thesenblatt für die Medici Urania (Abb. 10), die Muse der Astronomie, eine Armillarsphäre und eine weitere Frauengestalt, die Personifikation der Geometrie, trägt parallel dazu ein den anderen erwähnten Erdmodellen ähnlichen Globus, den sie mit einem Zirkel vermisst. Im Hintergrund ist die Kuppel des Florentiner Doms zu erkennen.14
Abb. 10: Stefano della Bella: Thesenblatt für die Medici, Radierung
|| 13 Stefano della Bella, Jeu de la Géographie, Paris: Florent Le Comte 1644; vgl. de Vesme und Massar, Stefano della Bella, S. 543 und 594. 14 Siehe zur Vorzeichnung Klemm, Stefano della Bella, S. 17, und ders., Von der Schönheit der Linie, S. 76–77.
380 | Claus Zittel Es ergeben sich rasch weitere retrospektive interpikturale Verweise, insbesondere zum Titelkupfer von Francesco Villamena zu Galileis Saggiatore von 1623.
Abb. 11: Titelkupfer von Villamena zu Galileis Il Saggiatore, Rom 1623
Links sehen wir die Verkörperung der Naturphilosophie, ein Buch in der Rechten, in der Linken eine Scheibe mit dem geozentrischen Weltbild haltend, rechts die Allegorie der Mathematik mit Krone, Zirkel und die Armillarsphäre (als Insignie der Astronomie), und einem Zirkel, der nach oben geöffnet ist, womit also nicht nur die Vermessung der Welt, sondern die Erkenntnis der gesamten Natur beansprucht wird.
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2 Della Bellas Frontispize für wissenschaftliche Werke Die Frontispize della Bellas bilden also einen überaus großen und vielgestaltigen Werkkomplex mit zahlreichen Querbezügen, die bislang nur sporadisch erforscht sind. Die im Verhältnis dazu überschaubar kleine Gruppe von Frontispizen, die della Bella für wissenschaftliche Werke gestaltet hat, bietet sich für eine Annäherung an.
Abb. 12: Giovanni Nardi, Lactis physica analysis, 1634
Zu betrachten ist hierfür zuerst das Titelbild für Giovanni Nardis umfangreichen wissenschaftlichen Traktat über Milch, Lactis physica analysis, der mit einer Widmung an den Großherzog Ferdinando II. de’ Medici 1634 in Florenz erschien
382 | Claus Zittel (Abb. 12).15 Della Bellas Frontispiz öffnet von einem beschatteten Standpunkt am Waldrand den Blick auf eine Lichtung. Besonders auffällig, und einen Konnex zu den theatralischen Frontispizen herstellend, ist die Draperie mit der Titelinschrift, die nun nicht auf einem Vorhang, sondern auf einem in die bukolische Naturszenerie hinein gehängten Tuch angebracht ist, das an beiden Seiten Halt findet, indem es um Bäume geschlungen wird und zugleich die Szene einrahmt. Von oben schwebt vor das Band ein Genius mit einem bekrönten Schild ein, auf dem die Medici-Palle prangen. Unter dem Schriftband erblicken wir auf einer Lichtung zwei Kranke, die Hilfe von Äskulap erflehen, der jedoch auf die Statue der Natura verweist, aus deren Brüsten segensreiche Milch in sattem Strahl herabfließt. In der Landschaft im Hintergrund tummeln sich milchspendende Nutztiere, Kavaliere und Hirten, deutlich ist auch ein Milchbottich zu erkennen. Nardi war mit William Harvey befreundet, was ihn nicht daran hinderte, Cesalpino die Priorität bei der Entdeckung des Blutkreislaufs zuzuerkennen. 16 Auch war er Verfasser zahlreicher naturphilosophischer, vor allem medizinischer Traktate auf der Basis von Sympathie-Antipathie-Lehren, darunter die Schriften Apologeticon in Fortunii Liceti (1638), De igne subterraneo (1641) und De prodigiosis vulnerum curationibus (1662). Er trat als Kritiker Galileis auf und war bedeutend als Herausgeber und Kommentator einer europaweit einflussreichen Ausgabe von Lukrez’ De Rerum natura.17 Als Arzt erlangte Nardi solchen Ruhm, dass man ihn den Florentiner Äskulap (Aesculapius Florentinus) nannte.18 Offenkundig greift della Bella diese Fama auf, bringt aber zudem auch zahlreiche Hinweise auf die einzelnen Kapitel des Werkes unter, in denen u. a. die || 15 Giovanni Nardi, Lactis physica analysis. Florenz 1634. Digitalisiert ohne Frontispiz unter: http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/titleinfo/16672 und http://193.206.220.110/Teca/Viewer?an=000000922254 (Stand: 01.09.2013). Abbildung plus Scheda: Philobiblion. Mille anni di bibliofilia dal X al XX secolo Addenda (Nr. 25), http://www.philobiblion.org/downloads/philobiblion_addenda.pdf. Vgl. auch de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 238–38. Zur besonderen Bedeutung von Milchtraktaten für die medizinische Physiologie und Naturphilosophie siehe Barbara Orland, „White blood and red milk. Analogical reasoning in medical practice and experimental physiology (1560–1730)“, Yearbook for early modern studies 18 (2012), S. 443–478. 16 H. P. Bayon, „William Harvey, physician and biologist: his precursors, opponents and successors, Part I“, Annals of Science 3 (1938), S. 59–118. 17 Titi Lucretii Cari De rerum natura libri Sex. Una cum Paraphrastica Explanatione & Animadversionibus, D. Ioannis Nardii, Florenz1647,Vgl. dazu Marco Beretta, „Gli scienziati e l’edizione del De rerum natura“, in: Marco Beretta und Francesco Citti (Hg.), Lucrezio, la natura e la scienza, Florenz 2008, S. 177–244, hier S. 185–187. 18 Siehe Alexander Pogo, „Ioannes Nardius (ca. 1580 – ca. 1655)“, Isis 26 (1937), S. 326–329.
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Heilwirkung der Milch, die Nutztierhaltung und die Herstellung von Milchprodukten, etwa Butter, beschrieben werden. Dies wirft hier bereits eine Frage auf, die sich bei den folgenden Beispielen noch dringlicher stellen wird, nämlich ob man davon ausgehen kann, dass della Bella die Bücher der Autoren, für die er arbeitete, gelesen hat oder zumindest von jemandem genau instruiert wurde. Ein erster Entwurf für dieses Titelblatt weist jedenfalls noch keine konkreteren Bezüge auf den Text auf.
Abb. 13: Studie für Lactis physica analysis, Florenz (Biblioteca Marucelliana D 13)
Womöglich kam es also nach dem Entwurf zu einer Diskussion mit dem Autor oder dem Verleger. Weitere Zwischenstufen, die genaueren Aufschluss über die Genese der Komposition und somit Einblick in das individuelle oder kollektive Zusammenspiel von Denken und Imaginieren bei der Bilderfindung geben könnten, fehlen leider.
384 | Claus Zittel
3 Die Titelkupfer für Galilei Gehen wir zwei Jahre zurück: Die Titelradierung zu Galileis Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo Tolemaico e Copernicano von 1632 ist zweifellos della Bellas mit Abstand berühmtestes Blatt (Abb. 1),19 wobei der Ruhm sich primär dem Umstand verdankt, dass just die Ausgabe, der es vorangestellt ist, zum seinerzeit aufsehenerregenden Inquisitionsprozess gegen Galilei geführt hatte. Im Dialogo treten, wie man weiß, zwei Freunde Galileis auf, die zum Zeitpunkt des Erscheinens des Textes bereits seit längerem tot waren und hier noch höchst lebendig mit einem Aristoteliker streiten. Es sind der bei einer Spanienreise gestorbene Filippo Salviati (1582–1614), der als Sprachrohr Galileis fungiert, und der Venezianer Gianfrancesco Sagredo (1570–1621), welcher früher in naturphilosophischen Kontroversen für Galilei Partei ergriffen hatte. Er vertritt im Dialog die Position des interessierten Laien und ist zugleich der Gastgeber der gelehrten Gesellschaft, denn in seinem venezianischen Palazzo diskutieren die Kontrahenten mehrere Tage lang. Der Aristoteliker wird nicht ohne boshaften Nebensinn nach Simplikios, einem namhaften spätantiken Aristoteleskommentator, Simplicio benannt. Eine Dreierkonstellation zeigt auch das Frontispiz: Wir erblicken vor einer Hafenszenerie Aristoteles und Ptolemäus sowie rechts, von den beiden anderen durch den Ausblick auf ein Schiff abgerückt, Kopernikus, die miteinander diskutieren. Es sieht also auf den ersten Blick so aus, als hätten sich im Vergleich zum Text die Gewichtungen zu Ungunsten der kopernikanischen Partei verschoben, da nun nicht der Aristoteliker, sondern Kopernikus gegen zwei Gegner antritt. Darauf komme ich gleich zurück, zunächst gilt es noch einige Beobachtungen anzustellen: Die Hafenszenerie wird meist mit dem Arsenal von Venedig identifiziert,20 zuweilen auch als Hafen von Livorno gedeutet.21 Für Letzteres spricht, dass della Bella Livornos Porto in einer ganzen Serie von Stichen eingefangen hat, für ersteres, dass der Dialogo in Venedig geführt wird.22 Ursprünglich sollte der || 19 Dagmar Korbacher, „Eppur si muove?“, S. 124–130; de Vesme, Le peintre-graveur italien, S. 237–238. 20 Siehe Volker R. Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung: Titelbilder und ihre Funktionen in der Wissenschaftlichen Revolution, Wiesbaden 2005, S. 9. 21 Anna Forlani Tempesti, Mostra di incisioni di Stefano della Bella, Ausstellungskatalog Florenz 1973. 22 Seitens der Forschung wurde herausgestellt, dass das Hafenszenario auf die traditionelle Aufgabe der Astronomie, Gezeiten zu berechnen, verweist und hierin der berühmten Ikonographie des Titelholzschnittes der venezianischen Edition von Apians Sphärentraktat folge. Vgl.
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Titel von Galileis Werk Dialogo del flusso e reflusso del mare lauten, was die Zensur nicht genehmigte, denn die Gezeiten waren ein Hauptargument gegen das Ptolemäische System. Ebenso wie die Hafenszene kann auch die im Vordergrund liegende Muschel als Hinweis auf dieses Problemfeld gelesen werden. Oberhalb der Szene ziehen zwei Putten ein Spruchband straff, auf dem, umringt von den Medici-Palle, der Dialogo des Galileo, Mitglied der Akademie der Lincei, angekündigt und der seinerzeit regierende Medici-Herzog Ferdinando II., dem auch wenige Jahre später Nardis Milchtraktat gewidmet werden sollte, als Adressat der Schrift genannt wird. Zugleich halten die Putti mit ihrer anderen Hand eine Krone, die sowohl die Titelinschrift als auch die Szene darunter bekrönt. Das eigentliche Thema des Dialogs wird auf dem Frontispiz nicht explizit genannt, sondern ist nur auf dem Titelblatt angegeben: Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Tolemaico e Copernicano. Das Frontispiz expliziert dieses Thema stattdessen auf anschauliche Weise, wobei die Namensinschriften auf den Mantelsäumen die Identitäten der Diskutanten klarstellen und diese noch mit zusätzlichen Attributen näher charakterisiert werden: So sehen wir links einen kahlköpfigen, auf einem Stock gestützten Aristoteles, in der Mitte Ptolemäus, der ins Bildzentrum ein Handarmillarium hält, auf das Aristoteles mit dem Finger seiner Rechten hindeutet, und rechts Kopernikus, der in der linken Hand ein Tellurium nach unten hält. Im eingefangenen Moment wird also das traditionelle geozentrische Weltmodell diskutiert, während Kopernikus das heliozentrische bereithält. Die Bewegung von links nach rechts entspricht der chronologischen Abfolge der von den drei Kontrahenten vertretenen Weltsysteme. Zwischen den Füßen der beiden antiken Gelehrten liegt ein Köcher mit Pfeilen, ein einzelner Pfeil liegt vorne und zeigt auf Kopernikus. Rechts unten liegt die bereits erwähnte Muschel, oberhalb von ihr ist eine Schnecke zu sehen. Vor den Füssen des Kopernikus befindet sich ein schwer erkennbarer Klumpen, höchstwahrscheinlich ein Stein. Wäre dies so, dann ließen sich bei all diesen Details Beziehungen zu Galileis Text ausmachen. Ein Stein, der von einem Schiffsmast oder Turm nach unten fällt, und ein Pfeil, der senkrecht in die Luft geschossen wird, zählen zu den klassischen (Gedanken-)Experimenten, mit || Giovanni Sacrobosco, TRATTATO DELLA SPHERA… TRADOTTO IN LINGUA ITALIANA PER ANTONIO BRUCIOLI, Venedig 1543. Legato con Frà Mauro Fiorentino, Sphera volgare nuovamente tradotta con molte notande ad ditioni, Venedig 1537. Siehe dazu Gudula Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts vom 16. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert, München 2004, S. 113. Sabine Krifka, „Zur Ikonographie der Astronomie“, in: Hans Holländer (Hg.): Erkenntnis. Erfindung. Konstruktion. Studien zur Bildgeschichte von Naturwissenschaften und Technik vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Berlin 2000, S. 409–448, hier S. 415.
386 | Claus Zittel denen sich vermeintlich die Unbeweglichkeit der Erde demonstrieren ließ. Turm und Schiff im Hintergrund würden gut zu diesen Verweisen passen. Tatsächlich werden am zweiten Tag des Dialogo diese aristotelischen Beispiele diskutiert und verspottet, wobei die am Boden liegenden Pfeile auf eine besondere Pointe oder gemeine ‚Spitze‘ abzielen, denn Salviati schreibt bei seiner Kritik an der Bewegungslehre des Aristoteles diesem hinterhältigerweise auch noch die Autorschaft an der Pfeilparadoxie des Zenon zu.23 Zu dieser berühmten Radierung della Bellas liegen eine Reihe von Einzeluntersuchungen vor,24 darunter die klassischen Studien von Erwin Panofsky.25 In jüngerer Zeit haben Gudula Metze und Volker Remmert die Analyse des Blattes im Rahmen seiner vergleichenden Studie zu astronomischen Titelkupfern erstmals auf eine breitere Grundlage gestellt.26 Ich möchte nun versuchen, mich stärker über die Formanalyse und interpikturalen Verweise an das Blatt heranzutasten, also überlegen, wie das Verhältnis von Frontispiz und Text aus dieser Sicht zu taxieren wäre. Insbesondere ist die naheliegende Annahme, dass sich der Dialogo und sein Frontispiz (in ihrer Aussage) entsprechen, zu überprüfen. Denn stellte man hier Differenzen fest, würde sich dies auf die Funktionsbestimmung der Titelkupfer auswirken. Ob Frontispize primär programmatische und apologetische Aufgaben haben und der Traditionskonstruktion dienen, wäre am Einzelfall zu diskutieren, wobei neben ikonographischen auch formanalytische Argumente und die Werkgenese berücksichtigt werden könnten. || 23 Aristoteles hat in seiner Physik die berühmte Pfeilparadoxie des Zeno, derzufolge ein Pfeil, der sich schnell bewegt, still steht, lediglich als fehlerhaft referiert. Selbst vertritt er die Theorie des Bewegungskontinuum, d.h. nimmt an, dass die Bewegung eine dem bewegenden Körper inhärente Qualität darstellt, die sich verändert, also sich entwickelt oder zerstört wird. Bewegung ist kein Zustand des Körpers, sondern eine Veränderung oder ein Prozess, die den Körper mit verändert (239b5–9, b30–33). 24 Frederick Hammond, „The artistic patronage of the Barberini and the Galileo affair“, in: Victor Coelho (Hg.): Music and Science in the age of Galileo, Dordrecht, Boston, London 1992, S. 67, 89, 78, 79; Galileo Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo tolemaico e copernicano. Commento, Bd. 2, Ottavio Besomi (Hg.), Padua 1998, S. 108–10; Giancarlo Nonnoi, „Images, Models and Symbols in Copernican Propaganda“, in: Wolfgang Lefèvre und Urs Schoepflin (Hg.), The Power of Images in Early Modern Science, Basel, Boston, Berlin 2003, S. 227–250, hier: S. 231–36 und 245–46, Abb. S. 231; Volker R. Remmert, „In the sign of Galileo: pictorial representation in the 17th-century. Copernican debate“, Endeavour, 27.1 (2003), S. 26– 31, bes. S. 26, Abb. 1; Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 64– 68, Abb. 3.9; Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 113–119 (mit weiterer Literatur). 25 Die Galilei-Studien Panofskys sind neuerdings in deutscher Übersetzung versammelt in: Erwin Panofsky, Galileo Galilei und die Bildkünste, hg. v. Horst Bredekamp, Berlin 2012. 26 Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 113–120; Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung.
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Immerhin gibt es in Bezug auf die Darstellungsform des Titelkupfers in der Forschung unterschiedliche Einschätzungen, die sich auch den unterschiedlichen disziplinären Fragestellungen und Interessensschwerpunkten verdanken: Während Volker Remmert knapp befindet, das Blatt sei „vom jungen della Bella in dem ihm eigenen Stil gestochen“ worden,27 hat Anna Forlani Tempesti in ihren Studien hervorgehoben, wie untypisch das Frontispiz für della Bellas Stil zu dieser Zeit ist. Die Hafenszene sei zwar in Callotscher Manier gestochen, das Kompositionsschema mit den drei diskutierenden Gelehrten jedoch neu in della Bellas Schaffen und die Ausführung in der Gravur daher etwas unsicher. Er scheine hier eine eher malerische Strichführung auszuprobieren, die sich mit ihren gekurvten und sich überlagernden Linien sowie den Punktierungen (gut sichtbar etwa auf dem Schädel des Aristoteles und der Wange des Kopernikus) von der bislang angewandten Radiertechnik Callotschen Typs deutlich unterscheide. Zudem unterstreiche der satte Druck die das Groteske streifende Charakterisierung der Figuren.28 Forlani Tempestis einfühlsame Stilananalyse zeigt auf, dass man die verschatteten Augenhöhlen des Ptolemäus eher nicht als Zeichen von Blindheit deuten sollte.29 Die Formanalyse zeitigt also interpretatorische Konsequenzen. Die Forschungsdiskussion um das Titelkupfer hat sich indes hauptsächlich um ikonographische Fragen gedreht, wobei zumeist das Kopernikusbildnis im Zentrum stand. Bereits Panofsky hatte die Auffassung vertreten, della Bella habe eine Symbiose von Galilei und Kopernikus im Sinn gehabt, als er Galileis Porträt mit dem des Kopernikus verschmolz.30 Analog zur Identifizierung Nardis mit Äskulap könnte hier also eine apologetische Darstellung Galileis als neuem Kopernikus vorliegen.31 Aufgrund der geringen Ähnlichkeit mit anderen Porträts || 27 Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 64. 28 Anna Forlani Tempesti, Mostra di incisioni di Stefano della Bella, S. 179; dies., Stefano Della Bella – Incisioni. CVII tavole alcune delle quali in doppio, Firenze 1972; zur Entwicklung von della Bellas Stil siehe auch Jaco Rutgers, Looking North: Della Bella and his Parisian publishers, erscheint in: Damm, Klemm und Papiro, Stefano della Bella. 29 Siehe z.B. Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 66. Dagegen Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 115. 30 Panofsky, Galileo Galilei und die Bildkünste, S. 87–93; siehe auch Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 72. Metze, Die Entwicklung der CopernicusPorträts, S. 117–118. 31 Das wird behauptet im Kommentar von Ottavio Besomi und Rudolf Mumenthaler zur ETHonline-Ausstellung zu Galilei: „Ein Vergleich mit vorhandenen Porträts von Kopernikus und Galilei zeigt deutlich, dass der Künstler Della Bella dem mageren, knochigen Kopernikus die pausbackigen Züge Galileis aufgesetzt hat. Auch in den anderen beiden Figuren kann man den als Ptolemäus respektive Aristoteles verkleideten Galilei sehen.“ Ottavio Besmomi und Rudolf
388 | Claus Zittel hat dieser Lesart Edward Rosen früh widersprochen und auch darauf hingewiesen, dass Galilei es nicht begrüßt hätte, mit Kopernikus identifiziert zu werden, da ihm dies Ärger mit der Kirche eingetragen hätte.32
Abb. 14: Francesco Villamena: Portrait des Galilei, aus Galilei, Il saggiatore nel quale con bilancia esquisita [...] Rom 1623, S. 2
|| Mumenthalter, „Die Princeps (Erstausgabe) des Dialogs“, http://www.library.ethz.ch/exhibit/galilei/galileoa1.html (Aufruf 1. 3. 2014). Vgl. dagegen Metze, Die Entwicklung der CopernicusPorträts, S. 117. 32 Edward Rosen, „Galileo as a Critic of the Arts by Erwin Panofsky“, Isis 47.1 (1956), S. 78–80.
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Panofsky wiederum entgegnete, dass della Bellas späteres und unbezweifelbares Porträt des Galilei auch keine Ähnlichkeit mit dem von Villamena aufweise, dass erst in der späteren Straßburger Ausgabe durch die Verwandlung des Kopernikus eine Trennung der Kopernikus- und Galilei-Ikonograpie erfolgte, und dass Rosen außerdem unlogisch argumentiere, denn entweder habe Galilei das Frontispiz vor Drucklegung gar nicht gesehen und somit auch nichts einwenden können, oder aber er habe es gesehen, dann hätte er es ändern lassen können. Der Streit ist nicht endgültig zu lösen, man kann nur Indizien für die eine oder andere Partei sammeln.
Abb. 15: Frontispiz Jacob van der Heydens zur lateinischen Ausgabe des Dialogo
390 | Claus Zittel Im Kupferstich Jacob van der Heydens (1573–1645) für die von Matthhias Bernegger (1582–1640) besorgte lateinische Dialogo-Ausgabe von 1635 (Abb. 15) bleibt die Grundanordnung der Figuren erhalten, 33 doch da im Unterschied zu della Bellas Radierung nun ein junger Kopernikus ohne Bart und mit Pelzumhang präsentiert wird, erscheint die Balance stark zu dessen Gunsten verändert. Der Straßburger Philologe und Naturwissenschaftler war ein Freund Keplers und zählte zu den entschiedensten und einflussreichsten Kopernikanern. Für die Veränderung der Kopernikusfigur in van der Heydens Stich besorgte Bernegger eine Vorlage, die sich am Bildnis des Astronomen der Straßburger Münsteruhr orientiert, das 1571 von Tobias Stimmer gemalt wurde und angeblich auf ein Selbstporträt des Kopernikus zurückgeht.34 Bei Boissard (Abb. 16) sehen wir noch die auf Nicolaus Reusner zurückgehende Variante eines Kopernikusporträts ohne Tellurium,35 sondern mit Maiglöckchen (die diesen als Mediziner ausweisen) spätere Darstellungen, wie z.B. das Frontispiz zu Gassendis Kopernikusvita,36 kombinieren Tellurium, Pelzmantel und Jugendporträt. Della Bella kannte diesen Bildnistyp wahrscheinlich nicht, jedenfalls ging es ihm nicht um eine „authentische“ Darstellung des Kopernikus, sondern um die Typologisierung einer Dialogfigur. Sein Bildnis ist offenbar die erste Kopernikusdarstellung in Italien, und eben die erste, die ihn mit einem Tellurium (und nicht mehr wie bei Reusner und Boissard mit einem Maiglöckchen) zeigt || 33 Dazu Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 120–123; Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 68. 34 Vgl. dazu Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 20–26. 35 Kupferstich aus Jean-Jacques Boissard Icones quinquaginta virorum illustrium. Teil drei, Frankfurt am Main 1598. Siehe auch Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 63, Abb. 153, sowie die Kopernikusviten und Bildnisse in Biographia Copernicana, Die CopernicusBiographien des 16. bis 18. Jahrhunderts. Texte und Übersetzungen. Bearbeitet von Andreas Kühne und Stefan Kirschner. Mit einem Katalog der frühen Copernicus-Porträts von Gudula Metze (Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe, Bd. IX), Berlin 2004. Siehe auch Nicolaus Reusner, Icones sive Imagines Virorum Literis Illustrium, Straßburg 1587. 36 Pierre Gassendi, TYCHONIS BRAHEI, EQUITIS DANI, Astronomorum Coryphaei, Vita.... ACCESSIT, NICOLAI COPERNICI; GEORGII PEUERBACHII, & JOANNIS REGIOMONTANI, Astronomorum celebrum, Vita, Paris: Vidua Mathurin Dupuis 1654, 2. Aufl., Den Haag: Adriani Vlacq 1654. 3. Aufl., Den Haag: Adriani Vlacq 1655. Dass Gasssendi dem Kupferstecher Jacob van Meurs den Auftrag erteilte, Boissards Bildnis eigens mit einem Pelz und einem Tellurium auszustatten, spielt also doppelt auf den späteren Kopernikanismus im Zeichen Galileis an, und ist eine ebenso sichtbare wie verborgene Apologie Galileis. Zu Gassendis Rezeption des Kopernikus im Zeichen Galileis siehe Claus Zittel, „Gassendis Astronomenviten“, in: Karl Enenkel und Claus Zittel (Hg.), Die ‚Vita‘ als Wissenschaftssteuerung. Formen und Funktionen frühneuzeitlicher Gelehrten- und Künstlerbiographien, Münster 2013, S. 123–156; ders., „Die Lunatiker von Aix-en-Provence: Peiresc-Mellan-Gassendi“, S. 276–300.
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(Abb. 16). Bei dem Tellurium, das della Bella Kopernikus in die Hand gibt, ist indes eine vergleichsweise simple Variante gewählt.37 Das Modell besteht schlicht aus einer feststehenden zentralen Sonne, der darum gezogenen Erdbahn und einem weiteren kleinen Kreis, der die Bahn des Mondes um die Erde anzeigt. Komplexere Tellurien waren beweglich und konnten verschiedene Konstellationen anzeigen.38 Das ist insofern ein interessantes Detail, als auch spätere Kopernikusdarstellungen ihn mit diesem vereinfachten Tellurium zeigen, es wird zu seinem fixen Attribut.
Abb. 16: Copernicus-Bildnis aus Boissards Icones, 1558
|| 37 Vgl. dazu Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 119. 38 Ludolf von Mackensen, „Schickards Tellurium. Das erste copernicanische Hand-Planetarium, Tübingen 1632“, Tübinger Blätter 64 (1977), S. 38–40.
392 | Claus Zittel Auf della Bellas Stich trägt Kopernikus repräsentative osteuropäische Kleidung: einen langen Mantel mit Pelzkragen und auffälligen Verschlussbändern, Tressen und Knöpfen, dazu eine klerikale Kopfbedeckung, das Birett.39 Die Kopfbedeckung fehlt nicht ohne Grund in anderen Kopernikusporträts. Della Bella macht ihn durch das Birett zu einem Kleriker, was als bewusste Camouflage gedeutet werden könnte und die Lesart, hier läge ein Kryptoporträt Galileis vor, unwahrscheinlich machte. Dann jedoch würde das Frontispiz nicht Kopernikus als wissenschaftlichem Revolutionär huldigen, sondern ihn als trojanisches Pferd, in dem Galilei seine Auffassungen in die Öffentlichkeit schmuggelt, präsentieren. Diesen Gedanken möchte ich noch ein wenig weiter verfolgen: Wofür stand Kopernikus überhaupt zum Zeitpunkt, als das Frontispiz entstand? Die Antwort ist kompliziert. 1616 wurde sein Hauptwerk De Revolutionibus auf den Index gesetzt, mit dem Hinweis „donec corrigatur“ (bis es verbessert wird) – eine solche Formel fehlte übrigens bei der Indizierung von Galileis Dialog 1633. Nicht wenige Frühneuzeit-Historiker behaupteten mit großer Selbstverständlichkeit die kopernikanische Revolution als Tatsache, während jüngere wissenschaftshistorische Studien dies bestreiten und die Rede von einer im 16. Jahrhundert stattfindenden kopernikanischen Revolution als Fiktion der Aufklärungszeit entlarven.40 Wir müssen also aufpassen, dass wir nicht auch das Frontispiz durch diese Brille betrachten, sondern uns klarmachen, dass man zu dieser Zeit wenig von Kopernikus wusste und sein Werk keineswegs von den Zeitgenossen als revolutionär anerkannt worden war.41 Es war vielmehr in weiten Teilen traditionell und von der Kirche keineswegs vollständig verdammt. Auch lassen sich für die Zeit zwischen Kopernikus’ Tod und 1609 in astronomischen Lehrbüchern keine Anzeichen einer Übernahme seiner Vorstellungen feststellen, und selbst führende Neuerer, wie etwa Francis Bacon, blieben Antikopernikaner bzw. behandelten den Kopernikanismus als erst noch zu prüfende Hypothese.42 Auch im Laufe des 17. Jahrhunderts konnte sich das kopernikanische System gegen konkurrierende Systeme wie das von Tycho Brahe nicht eindeutig durchsetzen. Die eigentlichen Umwälzungen des astronomischen Systems wurden durch Brahe || 39 Vgl. dazu Metze, Die Entwicklung der Copernicus-Porträts, S. 116. 40 Z.B. Steven Shapin, Die wissenschaftliche Revolution, Frankfurt a.M. 1998. 41 Siehe Pierre Gassendi: „Nicolai Copernici Varmiensis Canonici Astronomi Illustris Vita“, in: Pierre Gassendi Opera Omnia. Bd. 5, Lyon 1658, S. 499–516, und Ernst Zinner, Entstehung und Ausbreitung der Copernikanischen Lehre, Erlangen 1943; Robert S. Westman, The Copernican Question: Prognostication, Skepticism, and Celestial Order, Berkeley 2011. 42 Vgl. dazu die erhellenden Ausführungen in I. Bernard Cohen, Revolutionen in der Naturwissenschaft. Frankfurt a.M. 1994, S. 167–195.
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und Kepler geleistet, doch werden diese in Galileis Dialogo konsequent verschwiegen. Kopernikus ging es indes nicht um eine Revolution der antiken Naturwissenschaften, sondern um eine Verbesserung des alten ptolemäischen Systems, und erst Kepler und Galilei stellten ein neues System auf, das tragfähig genug für eine neue dynamische Astronomie war, weil sie etwas taten, was Kopernikus fremd blieb, nämlich die Kräfte zu analysieren, die für die Bewegung der Planeten verantwortlich sind. In den Augen Galileis war also die Position des historischen Kopernikus ganz und gar nicht identisch mit der seiner Dialogfigur gleichen Namens. Entsprechend nimmt Galilei weitreichende Änderungen vor. So beschränkt er sich nicht auf die Korrektur eines fehlerhaften Diagramms aus De Revolutionibus mit einer Darstellung, die nun die richtige Anzahl der Kreise zeigt und zudem auch noch die (von ihm selbst entdeckten) Jupitermonde darstellt. Sein aktualisiertes Diagramm steht auch für ein komplett anderes Weltbild: Es zeigt keine rotierenden Sphären mehr, auf denen die darauf fixierten Planeten mitreisen, sondern Kreisbahnen von Planeten.43 Die ästhetische Privilegierung der Kreisform gegenüber der Ellipse wurde von Panofsky mit Blick auf Galilei als ein Konflikt zwischen „klassizistischen“ und „manieristischen“ Stilidealen herausgearbeitet: Galilei bliebe hier „Klassizist“.44 Die Ablehnung der Keplerschen Ellipsen weist noch auf ein anderes Manko: Galilei fehlte das mathematische Rüstzeug, um seine Beobachtungen berechnen zu können, die Kreise brachten ihn noch mehr in Schwierigkeiten, außerdem gründet ihre Bevorzugung auf einer traditionellen platonischen Metaphysik. Kurzum: Galilei setzt sich im Dialogo auch sachlich von Kopernikus in vielerlei Hinsicht ab, so dass man weder davon sprechen kann, dass es sich vordringlich um eine Verteidigungsschrift für Kopernikus handelt, noch dass sein Bildnis auf dem Frontispiz eine ungebrochene oder exklusive Huldigung an diesen darstellte.
|| 43 Ebd., S. 169–74; Edward Rosen, Three Copernican Treatises, New York 1971, S. 11–21. 44 Panofsky,„Galileo as a Critic of the Arts“, S. 9. Panofsky, Galileo as a critic of the arts, S. 23. Vgl. auch Ewa Chojecka, „Die Kunsttheorie der Renaissance und das wissenschaftliche Werk des Kopernikus“, Zeitschrift für Kunstgeschichte 35 (1972), S. 257–281; dies., Astronomische und astrologische Darstellungen und Deutungen bei kunsthistorischen Betrachtungen alter wissenschaftlicher Illustrationen des 15. bis 18. Jahrhunderts, Leipzig 1967.
394 | Claus Zittel
Abb. 17: Sphärendiagramm des Kopernikus
Abb. 18: Galileis Planetendiagramm
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Liest man in den Dialogo hinein, trifft man gleich in der Vorrede an den Herzog auf eine Huldigung des Kopernikus und des Ptolemäus: „Wenn es daher je einem Menschen gelang, sich geistig vor der übrigen Menschheit hervorzutun, so war dies mit Ptolemäus und Kopernikus der Fall, die so erhabene Gedanken im Weltenbau zu lesen, zu schauen, zu erforschen wußten.“45 In der Vorrede an die Leser erklärt Galilei auch, vor der Zensur habe es in Italien noch scharfsinnige wissenschaftliche Forschung gegeben, die vom kopernikanischen System als Hypothese Gebrauch zu machen wusste: Zu diesem Zwecke habe ich im Laufe der Unterredung die Partei des Kopernikus ergriffen, wobei ich von seinem System ganz nach mathematischer Weise als von einer Voraussetzung ausgehe und mit Hilfe aller möglichen Kunstgriffe nachzuweisen suche, dass dieses System dem von der Unbewegtheit der Erde zwar nicht schlechthin überlegen ist, wohl aber in Ansehung der Gegengründe, die von den zünftigen Peripatetikern vorgebracht werden.46
Wer diese Passage und die bislang gemachten Bemerkungen zu Kopernikus im Sinn behält, dem springt bei abermaliger Betrachtung des Frontispizes plötzlich eine neue Möglichkeit der Aufteilung ins Auge: Die Opposition von zwei souverän stehenden, jeweils Weltmodelle haltenden Figuren des Kopernikus und Ptolemäus einerseits und eines eher gebrechlichen, allein auf eine Krücke sich stützenden Aristoteles mit barhäuptigen Kahlkopf andererseits. Aristoteles, der wie ein Blinder mit seinem Finger in die Armillarsphäre hinein stochert, hat offenbar kein eigenes Weltmodell, sondern deutelt an anderen herum, das heißt er wechselt von der Beobachtung auf die Ursachenspekulation. Dies bedeutet aber, dass die ptolemäische und kopernikanische Hypothese im Prinzip zwar als gleich gut zu werten sind, als Waffe gegen den überholten Aristoteles das kopernikanische System aber durchschlagender ist. Beachtet man primär die Raumaufteilung, dann sortiert das Titelbild die Dialogpartner also anders als der Text und erzeugt beim Leser Erwartungen, die dann so nicht erfüllt werden, während die Nichtleser bis heute allein mit dem Blick auf das Frontispiz dem Text eine Kopernikusapologie unterstellen. Della Bellas Radierung ist somit mehrdeutig und zieht womöglich auch verschiedene Wirkungsebenen und Adressatenkreise ins Kalkül, denn nach der Lektüre des Textes wird man das Blatt differenzierter studieren. So wird erkennbar, dass das Frontispiz weniger eine Apotheose des Kopernikus inszeniert, sondern eher die Kritik an Aristoteles’ Naturphilosophie veranschaulicht und daher im Rahmen des Anti-
|| 45 Galileo Galilei, Schriften, Briefe, Dokumente, Bd. 1, hg. v. Anna Mudry, Berlin 1985, S. 179. 46 Ebd., S. 181.
396 | Claus Zittel Aristotelismus verbleibt, innerhalb dessen die Kopernikusdebatten lange geführt wurden.47 Deren zeitgenössische Vertreter bildeten für Galilei das stärkste feindliche Lager. In della Bellas Frontispiz fungiert Kopernikus unter dem Deckmantel eines Klerikers gleichsam als Schachfigur gegen den Aristotelismus. Daher lässt sich festhalten: Die unmissverständliche Kopernikus-Apologie scheint erst mit den Bildern der lateinischen Ausgabe einzusetzen, denn diese weist eine klare Entgegensetzung von Alt und Jung sowie eine Ineinssetzung von Kopernikanismus und Galilei auf. Das Bildnis des jungen Kopernikus prägt von da an die Kopernikusikonographie im astronomischen und hagiographischen Schrifttum. Dass della Bellas Titelbild hingegen für verschiedene Lesarten offen bleibt, spricht für eine subtile Kenntnis der Argumentationstaktik des Dialogo.
4 Das Frontispiz für die posthumen Opere des Galilei (1655/56)48 Mehr als zwanzig Jahre nach dem Dialogo und nach der Verurteilung des Philosophen plant der Bologneser Verleger Manolessi eine posthume Werkausgabe und gibt zunächst bei dem Florentiner Stecher Pietro Anichini ein Titelblatt in Auftrag.49 Mit den Resultaten war er jedoch unzufrieden und beschloss, della Bella zu engagieren. Dieser willigte ein, sah sich dann aber einer Aufgabe gegenüber, die sich als noch anspruchsvoller als bei seinem früheren Stich zu Galileis Dialogo darstellte. Komplexer ist allein bereits das Text-Bild-Verhältnis zwischen den gesammelten Werken Galileis und dem ihnen vorangestellten Frontispiz della Bellas und zwar deshalb, weil diesmal mit ihm nicht auf eine einzelne Schrift, sondern || 47 Vgl. Dazu: Marie Boas Hall, Die Renaissance der Naturwissenschaften, Gütersloh 1965, S. 107; William R. Shea, Galileo’s intellectual Revolution, New York 1977, insb. S. 109–130. 48 Galileo Galilei, Opere di Galileo Galilei linceo nobile fiorentino, Già Lettore delle Matematiche nelle Università di Pisa, e di Padova, di poi Sopraordinario nello Studio di Pisa. Primario Filosofo e matematico del serenissimo Gran Duca di Toscana. In questa nuoua editione insieme raccolte, e di varij Trattati dell’istesso Autore non più stampati accresciute. Al Serenissimo Ferdinando II Gran Duca di Toscana. Bologna 1655–1656. 49 Siehe dazu Jaco Rutgers, „A frontispiece for Galileo’s ‚Opere‘: Pietro Anchini and Stefano della Bella“, Print Quarterly 29 (2012), 1, S. 3–12. Bei Rutgers auch die Hinweise auf die Korrespondenz aus Paolo Galluzzi and Maurizio Torrini (Hg.), Le Opere dei Discepoli di Galileo Galilei. Carteggio. Bd. 2, 1649–1656, Florenz 1984, S. 262 und 268. Siehe auch de Vesme, Le peintregraveur italien, S. 254.
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auf mehrere Werke angespielt wird, darunter sogar auch eines, das gar nicht in der nachfolgenden Edition aufgenommen wurde. Abermals wird auf dem Titelkupfer ein Vorhang aufgezogen (Abb. 2), was an della Bellas Graphiken für Bühnenwerke und Festspektakel erinnert. Der nunmehr als Greis dargestellte Galilei überreicht kniend den Personifikationen der Mathematik, Astronomie (mit Sternenkrone wie bei Ripa) und Optik ein Teleskop und fordert sie zugleich durch die Geste seiner linken Hand auf, dieses gen Himmel zu richten, um das heliozentrische Weltbild zu bestaunen, das dort in der Form des Medici-Wappens erscheint: ein interpikturaler Verweis auf den Dialogo.50 Sechs Palle umkreisen als Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn die Sonne. Über der Sonne befindet sich ein zweiter Kreis: Hier bewegen sich auf vier Bahnen die schon 1610 von Galilei entdeckten und nach seinem Patron benannten Jupitermonde (Sidera Medicea) Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Sie formieren die Krone des Wappens, das nach allen Seiten ausstrahlt. Die zentrale Sonne selbst hat Flecken, ist also nicht makellos wie in der aristotelischen Tradition gefordert, der Saturn ist dreigeteilt, die Planeten werden in verschiedenen Phasen dargestellt. All das sind präzise Anspielungen auf den Streit um die Sonnenflecken, auf Galileis geschickte Dedikation seiner Entdeckung an Großherzog Cosimo II., auf die Entdeckung der Venusphasen. Auch zeigt das Bild just dasjenige Teleskop Galileis, das ihm mit dreißigfacher Vergrößerung ausgestattet die Beobachtung der Jupitermonde erlaubte. Die beiden in den Uffizien aufbewahrten vorbereitenden Skizzen, in denen die Übergabe des Fernrohrs und die Position des Planetenwappens noch erprobt werden, zeigen bereits die wesentlichen bedeutungstragenden Elemente (einschließlich der Attribute der drei Personifikationen).51 So erscheint auf der ersten (GDSU 8042 F) eine Kanone, die erst auf der zweiten (GDSU 7991 F), nun etwas verkleinert über einem Pendeldiagramm postiert, erkennbar einen Schuss abgibt (Abb. 19, 20).
|| 50 Zur Ikonographie Annarita Angelini, „Introduzione“, in: dies., L’Istituto delle scienze e l’Accademia (Anatomie Accademiche 3), Bologna 1993, S. 40–42; Andrea Battistini, Galileo e I Gesuiti. Miti letterari e retorica della Scienza, Mailand 2000, S. 258–59; Remmert, Widmung, Welterklärung und Wissenschaftslegitimierung, S. 72; Rutgers, „A frontispiece for Galileo’s ‚Opere‘“, S. 6, Korbacher „Eppur si muove?“ 51 Zu diesen Zeichnungen vgl. Ausstellungs-Katalog Florenz 1976, Nr. 35 (Beitrag Anna Forlani Tempesti) und Ausstellungs-Katalog Florenz 1986, Bd. 2, Nr. 2.249, S. 285–286 (Beitrag Anna Forlani Tempesti).
398 | Claus Zittel
Abb. 19: Skizze zum Frontispiz der Opere Galileis (Abb. 2)
Abb. 20: Skizze zum Frontispiz der Opere Galileis (Abb. 2)
Die Abfolge der beiden Zeichnungen ergibt sich aus der erst knienden Stellung Galileis auf dem Blatt Nr. 7991 sowie aus der Seitenverkehrung, die der Übertragung in die Graphik entspricht. Auf einer dritten Skizze, die im jüngsten Della-
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Bella-Katalog publiziert wurde, überreicht der aufrecht stehende Galilei sein Fernrohr nicht den drei Damen, sondern hält es nur in der Hand, wobei offen bleibt, ob er damit die hinter ihm befindlichen Jupitermonde zu beobachten gedenkt oder sich zur Übergabe des Teleskops anschickt (Abb. 21).52
Abb. 21: Entwurfsskizze zum Frontispiz für die Opere Galileis (Abb. 2)
Es muss auch hier auf dem Weg zum finalen Frontispiz eine sachliche Korrektur gegeben haben. In einer noch früheren Vorstufe aus dem Jahr 1656, 53 auf die mich Eileen Reeves aufmerksam gemacht hat, experimentiert della Bella auf der Suche nach der besten Haltung für Galilei mit 4 verschiedenen Positionen, da|| 52 Abbildung aus Klemm, Von der Schönheit der Linie, S. 82. Das Blatt befindet sich in der William Humphreys Art Gallery, Kimberley, Südafrika. 53 Blatt mit Scheda von Daniele Pitrolo in: Suzanne Folds McCullagh (Hg.), Capturing the sublime, Italian drawings of the renaissance and baroque, [published in conjunction with an exhibition of the same title organized by and presented at Art Institute of Chicago from March 25 to July 8, 2012] / the Art Institute of Chicago, New Haven [u.a.] 2012, Kat. Nr. 97, S. 174–175. und 288.
400 | Claus Zittel runter auch bereits jene, die dann später für den Druck gewählt wird. Zudem finden sich auf dem Blatt geometrische Zeichnungen und eine Vorstudie zum Medici-Wappen, darunter hat er außerdem einen auf einer Ziege reitenden Satyr gezeichnet (Abb. 22).
Abb. 22: Entwurfsskizze zum Frontispiz für die Opere Galileis (Abb. 2)
Dies mag eine Anspielung darauf sein, dass hier ein capriccio in Arbeit ist, vielleicht ist es aber auch einfach eine weitere Studie ohne Zusammenhang mit den Skizzen zu Galilei, jedenfalls ist dieses Motiv später nicht für das Frontispiz verwendet worden. Zu nennen ist im Kontext der Vorarbeiten noch die Darstellung des Diagramms einer Pendelschwingung, die auf Galileis frühe, 1602 in Pisa betriebene Studien zu den Pendelgesetzen verweist. Vincenzo Viviani (1622–1703) schildert diese in seiner Galilei-Vita, die ursprünglich auch in die Opere aufgenommen
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werden sollte.54 Vermutlich hat della Bella also das Manuskript des erst viel später publizierten Textes gekannt oder wurde von dem mit ihm bekannten Viviani, der ihn bei dem Bologneser Verleger als Stecher lanciert hatte, entsprechend instruiert.55 Als weitere Indizien einer direkten oder durch Viviani vermittelten Vertrautheit della Bellas mit Galileis Texten sind zu nennen: Der gebrochene Baumstamm ist ein Bildzitat, es verweist auf die Untersuchungen zur Statik im Saggiatore, die Kanone spielt auf die Untersuchungen von Geschossbahnen an, und das Segelschiff verweist wieder auf das Thema der Gezeiten. Man kann also wieder Anspielungen auf mehrere Schriften Galileis erkennen: Discorsi 1638 (Baumstämme), Sidereus Nuncius (Venedig 1610), die Briefe über die Sonnenflecken, Istoria e dimostrazioni intorno alle macchie solari e loro accidenti (Rom 1613); Saturn und Sonnenflecken: Saggiatore (Rom 1623). Neben dem erwähnten Schiff im Hintergrund, das als abermalige Reminiszenz auf den indizierten Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo (Florenz 1632) gelesen werden kann, welcher in den Opere fehlt, sind hier vor allem die Kugeln, die im MediciWappen als Planeten um die Sonne kreisen, als eine kaum übersehbare Referenz auf das im Dialogo diskutierte kopernikanische System zu begreifen.
Abb. 23: Untersuchungen zur Statik in den Discorsi e dimostrazioni matematiche, intorno à due nuove scienze Attenenti alla Mecanica & i Movimenti Locali. Leiden: Elsevir 1638, S. 133
|| 54 Vincenzo Viviani, Racconto istorico della vita di Galileo, in Form eines Briefs an Leopold de’ Medici (1617–1675) geschrieben und auf den 29. April 1654 datiert, erschien posthum 1717, in den Fasti Consolari der Florentiner Akademie. 55 Vgl. hierzu Jaco Rutgers, „A frontispiece for Galileo’s ‚Opere‘, S. 3–12. Zur Etablierung und Tradierung des Galilei-Bildes siehe Michael Segre, In the Wake of Galileo, New Brunswick 1991.
402 | Claus Zittel Volker Remmert hat auf überzeugende Weise dafür plädiert, dass della Bella damit eine Apotheose Galileis betreibe, ohne die antikopernikanische Zensur heraufzubeschwören. Diese These ließe sich jedoch abwandeln: Nicht um Zensur oder Konflikte mit der Kirche zu vermeiden, sondern um, das frühere Frontispiz korrigierend, klarzustellen, dass eben nicht Kopernikus, sondern Galilei der eigentliche Heros ist und immer schon gewesen war, dessen reiches Spektrum an Forschungen hier offen präsentiert wird. Bei diesem Titelbild kann der 1642 verstorbene Galilei selbst nicht mehr als Berater fungiert haben, die zahlreichen Anspielungen auf seine einzelnen wissenschaftlichen Experimente gehen, wie jüngst Jaco Rutgers en détail dargestellt hat, auf entsprechende programmatische Vorgaben seitens des Verlegers Manolessi zurück, der eine geistreiche Bildinvention wünschte, die sowohl Anspielungen auf die einzelnen Werke Galileis machen sollte als auch auf Galilei selbst und seine Patrone.56 Dazu passt, dass Anna Forlani Tempesti in ihrer Stilanalyse hier ein eher konventionelles Arrangement erkennen will. Diese Art höfischer Komposition entspreche dem Stil der offiziellen Malerei jener Zeit, wie sie vor allem in der Manier Pietro da Cortonas (1597–1669) repräsentiert sei.57 Della Bellas Komposition zeige indes eine gewisse Hemmung in der allgemeinen Aufstellung – der alte Galilei sei extrem naturalistisch dargestellt, sein reicher Überrock sei voll rembrandtesker Reminiszenzen, während die differenzierte Ausarbeitung des Himmels einen raffinierten dekorativen Effekt erziele. Dies würde dafür sprechen, dass della Bella bestimmten Vorgaben folgte. Doch die beiden überlieferten Vorzeichnungen della Bellas, 58 die vielen selbständigen Inventionen von exakten Bild-Verweisen auf Galileische Theoreme sowie die Kryptoreminiszensen an das 24 Jahre zuvor geschaffene Frontispiz des inzwischen indizierten Dialogo legen es nahe, auch auf eine intime Vertrautheit della Bellas mit den Schriften und Experimenten Galileis zu schließen. Mindestens jedoch muss er in der Lage gewesen sein, diese im Kern zu verstehen, um die Instruktionen nachzuvollziehen und umsetzen zu können. Eine isolierte Betrachtung des Frontispizes oder ein bloßer Vergleich mit den erhaltenen Entwürfen sind für eine Interpretation dieser Bildform wenig geeignet. Erst der Blick in Galileis Schriften lässt erkennen, dass della Bella es bei seiner || 56 „Bramerei fare al libro, un frontispiccio in rame di qualche capricciosa inventione, che alludesse all’opere, all’autore et a coteste SS.me Altezze, che hanno dato campo e somministrato ocasioni a questo virtuoso di operare.“ Manolessi, zitiert nach Rutgers, „A frontispiece for Galileo’s ‚Opere‘“, S. 4, der die lange Entstehungsgeschichte des Frontispizes nachzeichnet. 57 Vgl. Forlani-Tempesti, Mostra di Incisioni di Stefano della Bella. 58 Vgl. Rutgers, „A frontispiece for Galileo’s ‚Opere‘“, verweist in Fn 48 hierfür auf de Vesme und Massar, Stefano della Bella, S. 151, Nr. 965.
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Invention als Aufgabe sah, zahlreiche und möglichst präzise Allusionen auf die Themen der einzelnen in den Opere aufgenommen Werke sowie den nun nicht mehr enthaltenen Dialogo vorzunehmen, indem er für diese einprägsame Bildformeln findet.
Lutz Danneberg (Berlin)
Galilei und die auctoritas und dignitas der Heiligen Schrift 1 Sensus literalis und sensus mysticus Ich versuche zu zeigen, aus welchen theoretischen, das heißt sowohl philosophischen als auch theologischen Gründen Galileos Versuch, Konflikte der heliostatischen Theorie mit im wörtlichen Sinn verstandenen Aussagen der Heiligen Schrift zu schlichten, für Theologen lange Zeit nicht akzeptabel war. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um zwei Annahmen Galileis: die der Akkommodation Gottes an den Menschen sowie die Beschränkung dessen, was als eigentlicher Skopus der Heiligen Schrift anzusehen ist. Obwohl Galilei sich dabei vor allem auf die Kirchenväter und andere Autoritäten berufen konnte, war beides für viele Theologen (lange Zeit) problematisch, und zwar nicht allein für Theologen katholischer Provenienz. Zwar wurde in der Forschung zumindest in jüngerer Zeit auf die Bedeutung der theologischen Kritik bei der Auseinandersetzung hingewiesen,1 doch hat man bislang nicht zu erklären vermocht, weshalb || 1 Vgl. u.a. William R. Shea, „La Controriforma e l’esegesi biblica di Galileo Galilei“, in: Albino Babolin (Hg.), Problemi religiosi e filosofia Padova 1975, S. 27–65; Francesco Barone, „Diego de Zuñiga e Galileo Galilei astronomia eliostatica ed esegesi biblica“, Critica storica 19.3 (1982), S. 319–334; Oddone Longo, „Paolo Antonio Foscarini fra Bellarmino e Galilei“, Atti dell’Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti 151 (1982/83), S. 267–295; François Russo, „Galilée et la culture théologique de son temps“, in: Paul Poupard (Hg.), Galileo Galilei 350: ans d’histoire 1633– 1983, Tournai 1983, S. 151–178; Jean Stengers, „Les premiers Coperniciens et la Bible“, Revue Belge de Philologie et Histoire 62 (1984), S. 703–719; Rinaldo Fabris, Galileo Galilei e gli orientamenti esegetici del suo tempo, Roma 1986; Mauro Pesce, „L’interpretazione della Bibbia nella Lettera di Galileo a Cristina di Lorena e la sua ricezione. Storia di una difficoltà nel distinguere ciò che è religioso da ciò che non lo è“, Annali di Storia dell’Esegesi 4 (1987), S. 239–284; ders., „Momenti della ricezione dell’ermeneutica biblica galileiana e della Lettera a Cristina nell XVII secolo“, Annali di Storia dell’Esegesi 8 (1991), S. 55–104; Richard J. Blackwell, Galileo, Bellarmine and the Bible, Notre Dame 1991; Rivka Feldhay, „Recent Narratives on Galileo and the Church: or The Three Dogmas of Counter-Reformation“, in: Jürgen Renn (Hg.), Galileo in Context, Cambridge 2001, S. 219–237; Jean-Robert Armogathe, „La vérité des Écritures et la nouvelle physique“, in: ders. (Hg.), Le Grand Siècle et la Bible, Paris 1989, S. 49–60; Gary B. Deason, „John Wilkins and Galileo Galilei: Copernicanism and Biblical Interpretation in the Protestant and Catholic Tradition“, in: Elsie Anne McKee und Brian G. Armstrong (Hg.), Probing the Reformed Tradition. Westminster, Louisville 1989, S. 313–338; Dale L. Sullivan, „Ga-
406 | Lutz Danneberg keine Einigung stattgefunden hat. Der Grund, wie ich zeigen will, liegt darin, dass man die Komplexität der zeitgenössischen Problemlage unterschätzt hat. Motiviert wurde die nachfolgende Untersuchung aufgrund eines jüngeren Erklärungsversuchs für die Verurteilung 1616. Nach der Aussonderung einer Vielzahl vermeintlicher Ursachen und Gründe heißt es in einem Beitrag aus dem Jahr 2010: The real explanation was that Copernicanism appeared to contradict the literal meaning and patristic interpretation of Scripture, and Church officials were unwilling or unable to disregard such literal and patristic interpretation because of the Counter-Reformation struggles over biblical interpretation and because of the personal influence of Cardinal Robert Bellarmine, who was supremely influential and held an especially conservative version of biblical literalism or fundamentalism.2
Die nachfolgende Untersuchung versucht zu zeigen, dass dies keine plausiblen Erklärungsgründe sind, und sie versucht, die Komplexität des Problems angemessener zu rekonstruieren; dabei zeigt sich in Sonderheit, dass – anders als gelegentlich angenommen wurde – die ausbleibende Einigung nicht mit den zeitgenössischen Konflikten um das protestantische Schriftprinzip zu tun hat3 || lileo’s Apparent Orthodoxy in His Letter to the Grand Duchess Christina“, Rhetorica 15 (1994), S. 237–264; Giorgio Stabile, „Linguaggio della natura e linguaggio della scrittura in Galilei“, Nuncius 9 (1994), S. 37–64; Pierre-Noël Mayaud, „Deux textes au cœur du conflit entre l’Astronomie Nouvelle et l’Écriture Sainte: la lettre de Bellarmin à Foscarini et la lettre de Galilée à Christine de Lorraine“, in: Paul Poupard (Hg.), Après Galilée. Paris 1994; Kenneth J. Howell, „Galileo and the History of Hermeneutics“, in: Jitse M. van der Meer (Hg.), Facets of Faith and Science, vol. IV, Lancaster 1996, S. 245–260; ders., „Copernicanism and the Bible in Early Modern Science“, ebd., S. 261–284; William E. Carroll, „Galileo, Science and the Bible“, Acta Philosophica 6 (1997), S. 5–37; ders., „Galileo and Biblical Exegesis“, in: José Montesinos und Carlos Solís Santos (Hg.), Largo campo di filosofare, La Oratova 2001, S. 677–691; Ernan McMullin, „Galileo on Science and Scripture“, in: Peter Machamer (Hg.), The Cambridge Companion to Galileo, Cambridge 1998, S. 271–347; Isabelle Pantin, „Science et religion au temps de la révolution scientifique: les coperniciens et les règles de l’exégèse“, Archives des sciences 55 (2002), S. 107–123; Romano Nanni, „Galileo Galilei 1613–1616. Naturphilosophie und Bibelexegese“, Zeitsprünge 5 (2001), S. 217–253. Zu wenig kontextualisierend ist Wade Rowland, Galileo’s Mistake: A New Look at the Epic Confrontation between Galileo and the Church, New York 2001, oder Hans Bieri, Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert. Galileo Galileis Akkommodationstheorie und ihre historischen Hintergründe. Quellen – Kommentare – Übersetzungen unter Mitarbeit von Virgilio Masciadri, Bern 2007. 2 Maurice A. Finocchiaro, Defending Copernicus and Galileo: Critical Reasoning in the Two Affairs, Dordrecht 2010, S. 96. 3 Vgl. Thomas S. Kuhn, The Copernican Revolution: Planetary Astronomy in the Development of Western Thought, Cambridge 1957, S. 195–196: „The bitterness of official Protestant opposition is, in practice, far easier to understand than its Catholic counterpart […]. Luther and Calvin and
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und sich auch nicht im Zusammenhang mit den Beschlüssen auf dem Tridentinum erklären lässt.4 Zunächst versuche ich deutlich zu machen, dass auf den ersten Blick zumindest die Abkehr von einem naheliegenden oder tradierten sensus literalis nicht so erklärt werden kann, dass es gleichsam ein striktes Verbot gegeben hätte, anhand von extrabiblischem Wissen den sensus literalis zu korrigieren.5 Zudem werde ich zeigen, dass man sich zwar bei Formulierungen des Akkommodationsgedankens, wie es bei Galilei geschieht, auf die Kirchenväter berufen konnte, aber dieser Gedanke bei ihm und anderen Verteidigern des Kopernikanismus im 17. Jahrhundert eine zentrale Bedeutungsänderung erfährt. Aus Platzgründen kann ich nur andeuten, in welchem Sinn die Intransigenz der Theologen mit dieser Umdeutung zusammenhängt und wie sich dies vor dem Rangstreit zwischen Philosophen und Theologen darstellt. Ebenfalls nur kurz kann ich andeuten, wie sich die Problematik durch die Spezialisierung einer bereits im Mittelalter ausgebildeten Idee entspannt, anscheinende Mängel der Heiligen Schrift zu erklären. Die Darlegungen verstehen sich auch nicht als eine Erklärung der Verurteilung Galileis; eine solche ,Erklärung‘ hätte weitaus mehr Momente und andere Gegebenheiten zu berücksichtigen. Auch will ich keinen Beitrag zu der Frage bieten, welche Auffassungen Galileis zu der Verurteilung geführt haben. So ist anhand eines aufgefundenen Schriftstücks zu belegen versucht worden, dass der entscheidende Aspekt für die kirchliche Ablehnung Galileis weniger der Kopernikanismus gewesen sei, als vielmehr die von ihm vertretene Variante des Atomismus, der mit der (katholi|| their followers wished to return to a pristine Christianity, as it could be discovered in the words of Jesus and the early Fathers of the Church. To Protestant leaders the Bible was the single fundamental source of Christian knowledge […]. They abhorred the elaborate metaphorical and allegorical interpretation of Scripture, and their literal adherence to the Bible in matters of cosmology had no parallel since the days of Lactantius, Basil, and Kosmas. To them Copernicus may well have seemed a symbol of the tortuous reinterpretations which, during the later Middle Ages, had separated Christians from the basis of their belief. Therefore the violence of the thunder that official Protestantism directed at Copernicus seems almost natural. Toleration of Conpernicanism would have been toleration of the very attitude toward Holy Writ and toward knowledge in general which, according to Protestants, had led Christianity astray.“ 4 So z.B. Olaf Pedersen, „Galileo and the Council of Trent“, Journal of the History of Astronomy 14 (1983), S. 1–29, auch Michael Segre, The Wake of Galileo, New Brunswick 1991, S. 1–3. Nach Maurice A. Finocchiaro, The Galileo Affair. A Documentary History, Berkeley 1989, S. 11–13, gebe es keine Hinweise für einen Einfluss des Tridentinums auf die Verurteilung. 5 Auf weitere Aspekte gehe ich ein in Lutz Danneberg, „Hermeneutik zwischen Theologie und Naturphilosophie: der sensus accommodatus“, Denis Thouard u.a. (Hg.), Philologie als Wissensmodell. Philologie und Philosophie in der Frühen Neuzeit. La philologie comme modèle de savoir. Philologie et philosophie à la Renaissance et à l’Âge classique. Berlin, New York 2010, S. 231– 283.
408 | Lutz Danneberg schen) Lehre der Transsubstantiation unvereinbar gewesen sei.6 Allerdings hat diese These mehr Kritik als Unterstützung gefunden.7 Mir geht es im Folgenden auch nicht um die Frage, inwiefern eine solche Verurteilung gerechtfertigt erscheint,8 auch nicht dann, wenn man meint, die ,Wahrheit‘ zu besitzen, wie es ex post erscheinen mag. Mir geht es allein um Momente der zeitgenössischen epistemischen Situation des zu lösenden Problems, den Konflikt von extrabiblischen und intrabiblischen Wissensansprüchen zu schlichten. Solche Probleme und Lösungen sind oft und so auch in diesem Fall eingebunden in epistemische || 6 Vgl. Pietro Redondi, Galilei, der Ketzer [Galileo eretico, 1983]. München (1989) 1991. 7 So von Vicenzo Ferrone und Massimo Firpo, „Galileo tra inquisitori e microstorici“, Rivista storica italiana 97 (1985), S. 177–238, dazu Redondi, „Galileo eretico: anatema“, ebd., S. 934– 956; ferner Feronne und Firpo, „Replica“, ebd., S. 957–968; Pierre Costabel, „L’atomisme, face cachée de la condemnation de Galilée?“, La vie des sciences, Comptes rendus, sèrie général 4 (1988), S. 349–365; vgl. Edward A. Gosselins Rezension des Werks von Redondi in The Sixteenth Century Journal 16 (1985), S. 523–524; Richard S. Westfall, „Galileo Heretic: Problems, As They Appear To Me, With Redondi’s Thesis“, History of Science 26 (1988), S. 399–415; William A. Wallace, „The Problem of Apodictic Proof in Early Seventeenth-Century Mechanics: Galileo, Guevar, and the Jesuits“, Science in Context 3 (1989), S. 67–87, insb. S. 81–83; Pierre-Noël Mayaud, „Une ,nouvelle‘ affaire Galilée?“, Revue d’Histoire des Sciences 45 (1992), S. 161–230, mit neuem Material zu einem der Partizipienten Orazio Grassi (ca. 1582–1654); unentschieden Michael Segre, „Redondi’s Theory and New Perspectives in Galilean Studies“, Archives Internationales d’Histoire des Sciences 40 (1990), S. 3–10. Nur erwähnt sei, dass für die skeptische Haltung Melanchthons seine Zurückweisung des „atomistischen Weltbild[es] Demokrits und Epikurs“ angenommen wurde, so von Emanuel Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, Gütersloh (31964), 1984, Bd. I, S. 117; wohl ohne Kenntnis der Vermutung Hirschs geht dem ein wenig ausführlicher Bruce T. Moran, „The Universe of Philip Melanchthon: Criticism and Use of the Copernican Theory“, Comitatus 4 (1973), S. 1–23, insb. S. 10–11, nach; allerdings mit keinem sonderlichen Erfolg. 8 In Galilei, „Lettera a Madama Cristina di Lorena Granduchessa di Toscana [1615]“, in: ders., Opere, vol. V. , S. 307–348, heißt es (S. 342): Wenn ein Irrtum einmal nachgeweisen sei, dann müsse man ihn auch nicht mehr verbieten, da ihn jeder sähe: „Però, quando volessero procedere con sincerità doverebbono o, tacendo, confessarsi ianbili a poter trattar di simili materie, o vero prima considerare che non è nella potestà loro nè di altri che del Sommo Pontefice o de’sacri Concilii il dichiarare una proposizione per erronea, ma che bene sta nell’arbitrio loro il disputar della sua falsità; dipoi, intendendo come è impossibile che alcuna proposizione sia insieme vera ed eretica dovrebbono occurpasi in quella parte che più aspetta a loro, ciò è in dimostrar la falsità di quella; la quale come avessero scoperta, o non occorrerebbe più il proibirla, perché nessuno la seguirebbe, o il proibirla sarebbe sicuro e senza pericolo di scandalo alcuno.“ Er ist zudem der Ansicht (S. 343), dass eine Behauptung nicht veruteilt werden dürfe, wenn man noch zweifelt, ob sie wahr oder falsch ist: „Ed in somma se non è possibile che una conclusione sia dichiarata eretica mentre si dubita che ella poss’esser vera [...].“ Angesichts der Behauptung der Erdbewegung hätte das keinen Erfolg, so Galilei.
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Situationen, in denen zahlreiche Bestandteile des Problems geteilt werden. Grob gesagt, besteht ein Problem aus einer Antwort erheischenden Fragekomponente, einer mehr oder weniger großen Menge an Wissensansprüchen (Wissenskomponente), die unter anderem die Präsuppositionen der Frage formulieren, nach der überhaupt ein Vorschlag als Antwort zu sehen ist, und schließlich aus einer Wertungskomponente, also angenommenen Standards für die Beurteilung der Güte konkurrierender Antworten. Jede dieser Komponenten kann sich im Laufe der Zeit ändern; das geschieht in dem hier untersuchten Ausschnitt nicht. Teil der Wertungskomponenten ist auf beiden Seiten des Konflikts die Vorstellung der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schriften, so dass als Anforderung für eine akzeptable Lösung zum Beispiel galt, dass sie nicht die dignitas und auctorias der Heilige Schrift beeinträchtigt.9 Ein zentrales Moment des hier betrachteten Problems ist die besondere Stellung des sensus literalis. Der entscheidende theologische Kritikpunkt – nicht wenige nichttheologische sind allerdings hinzugekommen, die ich hier ignorieren werde – an der neuen astronomischen Lehre bestand in dem offenkundigen Konflikt mit bestimmten, im wörtlichen Sinn verstandenen Stellen der Heiligen Schrift. Auf den ersten Blick mag das verwundern angesichts der Praxis des Interpretierens der Kirchenväter und des Mittelalters, deren Grundlage der mehrfache Schriftsinn gewesen ist: Neben dem wörtlichen kannte man in der Regel noch drei weitere nichtwörtliche. Oftmals hat dieser Eindruck die Ansicht befördert, erst die Reformation habe zu einer besonderen Betonung des sensus literalis und zur strikten Ablehnung des sensus mysticus in seinen verschiedenen Spielarten geführt. Sensus mysticus meint zunächst einmal – im Mittelalter wie später – einen verborgenen Sinn, und zwar verborgen im Vergleich zum wörtlichen. In zweifacher Hinsicht ist die Ansicht über die Hervorhebung des wörtlichen Sinns falsch: Erstens war auch für Protestanten der sensus mysticus mit
|| 9 So wichtig die Betonung der Rhetorik in der Auseinandersetzung auch ist, so verstellt sie oftmals den Blick darauf, dass es nicht nur um Rhetorik gegangen ist; das ist auch der Fall bei Jean Dietz Moss, „Galileo’s Letter to Christina: Some Rhetorical Considerations“, Renaissance Quarterly 36 (1983), S. 547–576; dies., „Galileo’s Rhetorical Strategies in Defense of Copernicanism“, in: Paolo Galluzzi (Hg.), Novità celesti e crisi del sapere, Firenze 1984, S. 95–103; dies., „The Rhetoric of Proof in Galileo’s Writings on the Copernican System“, in: Coyne u.a. (Hg.), The Galileo Affair, S. 41–65; dies., „The Rhetoric of Proof in Galileo’s Writings on the Copernican System“, in: William A. Wallace (Hg.), Reinterpreting Galileo, Washington 1986, S. 179–204, sowie dies., Novelties in the Heavens: Rhetoric and Science in the Copernican Controversy. Chicago, London 1993, insb. S. 129–211.
410 | Lutz Danneberg seinen Bedeutungsarten ein vollkommen legitimer Sinn der Heiligen Schrift.10 Der zentrale Grund hierfür lag, sehr vereinfacht, darin, dass sich eine solche Deutungspraxis an zahlreichen Stellen bereits im Neuen Testament findet, und die Praxis der als heilig und inspiriert geltenden neutestamentlichen Schriftsteller stellte für jede der Konfessionen eine Autorität dar. Zweitens ist, wie bereits erwähnt, die Vorstellung falsch, man habe erst im Zuge der Reformation die besondere Stellung des sensus literalis herausgestellt. Zunächst greifen die Reformatoren bei dieser Auszeichnung selbst auf die Kirchenväter zurück; so beruft sich Luther bei der Maxime figura non probat, derzufolge der nichtwörtliche Sinn keine dogmatische Beweiskraft besitzt, auf Augustin.11 Freilich findet sich bei Augustin keine solche prägnante Formulierung; doch an Stellen der Auseinandersetzung mit seinen theologischen Gegnern fordert er das sinngemäß.12 Es ist bei solchen Maximen nicht selten, dass sich die memoria ad verbum im Zuge der Zitationen bei mehr oder weniger geringfügiger mutatio verborum zu sprachlich prägnanten Regel-Formeln verfestigte. Bei Thomas von Aquin kleidet sich das in die griffige Formel: symbolica theologica non est argumentativa,13 die || 10 Vgl. Lutz Danneberg, „Grammatica, rhetorica und logica sacra vor, in und nach Glassius’ Philologia Sacra – mit einem Blick auf die Rolle der Hermeneutik in der Beziehung von Verstehen, Glauben und Wahrheit der Glaubensmysterien bei Leibniz“, in: Christoph Bultmann und Lutz Danneberg (Hg.), Hermeneutik – Hebraistik – Homiletik. Die Philologia Sacra im frühneuzeitlichen Bibelstudium, Berlin, New York 2011 (Historia Hermeneutica 10), S. 11–297. 11 Luther, Rationis Latomianae confutatio [1521] (Werke, 8. Bd., S. 43–128, hier S. 63), auch ders., Vorlesungen über 1. Mose von 1535–1545 (Werke, 44. Bd., S. 109): „Ac pulchre dixit Augustinus: […]“, auch ders., Tischreden, 6. Bd., Weimar 1921, Nr. 6989 (S. 308): „St. Augustinus hat eine Regel gegeben, quod figura et allegoria nihil probet, sed historia, verba et grammatica, die thuns. Figura die thut nichts uberall.“ 12 So z.B. Augustinus, Epistolae. Classis secunda [396–410], Ep. 93 (ad Vincentium), 8, 24 (PL 33, Sp. 121–472, hier Sp. 334): „Quis autem non impudentissime nitatur aliquid in allegoria positum pro se interpretari, nisi habeat et manifesta testimonia, quorum lumine illustrentur obscura?“ Eine andere Stelle lässt sich finden in: ders., Epistola ad Catholicos Contra Donatistas, vulgo De unitate ecclesiae liber unus [405], V, 9 (PL 43, Sp. 391–444, hier Sp. 397). Vgl. auch ders., De Genesi ad litteram [388/89], IV, 10 (CSEL 28/1, S. 107), wo er zwar nicht den Notwendigkeitsausdruck verwendet, aber deutlich macht, dass zunächst das, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht, als factum anzunehmen sei; nur dann, wenn es ,nötig‘ sei, könne man sich Gedanken zu einem übertragenen Sinn machen: „[…] ut prius omnia quae scripta sunt facta monstrentur, et deinde si opus est, etiam aliquid significasse doceantur.“ 13 Vgl. Thomas von Aquin, „Contra doctrinam retrahentium a religione“ [auch: „Contra retrahentes“, 1271], in: ders., Opuscula Theologica, vol. II […], Roma 1954, S. 159–190, hier cap. 7, 775 (S. 169). In ders., Summa Theologica [1266–1273], Josepho Pecci. Editio Tertia, Roma 1925, I, q. 2, a. 10, ad primum, S. 22, heißt es: „[…] omnes sensus fundentur super unum, scilicet litteralem; ex quo solo potest trahi argumentum, non autem ex his quae secundum allegoriam dicuntur […]. Non tamen ex hoc aliquid deperit sacrae Scripturae, quia nihil sub spirituali
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auch von Protestanten zustimmend angeführt wird. Nach Roberto Bellarmino sei man mit den theologischen Gegnern einig, dass wirksame theologische Argumentationen aus dem wörtlichen Sinn (sensus literalis) zu führen seien,14 wie er in seiner so überaus wirkungsvollen Auseinandersetzung mit den protestantischen Auffassungen festhält. Die besondere Auszeichnung des sensus literalis erfolgt mithin angesichts eines bestimmten Gebrauchs der Heiligen Schrift, nämlich zur probatio theologica, der Beweislehre.15 Die Relativierung auf diesen Gebrauch beantwortet freilich nicht die Frage, weshalb allein der sensus literalis als beweisfähig angesehen wurde. Darauf kann ich hier nur kurz eingehen. Dann, wenn man die Bezeichnung Testamentum als erbrechtlichen Ausdruck oder Gott als Gesetzgeber verstanden hat, liegt die juristische Theorie und Praxis als Hintergrund nahe. Zwar genieße der wörtliche Sinn nach der Natur Priorität gegenüber dem übertragenen, doch müssten wir nur so lange an ihm festhalten, bis uns eine „Notwendigkeit“ (necessitas) zwinge, einen übertragenen Sinn anzunehmen – und so habe auch der Heilige Augustinus gesagt: ,Die eigentliche Bedeutung der Wörter muss immer beibehalten werden, wenn nicht irgendeine wohlbegründete Überlegung die Annahme der übertragenen Bedeutung nahe legt‘. Diese Aussage stimme mit jenem Grundsatz der Juristen überein, bei denen es heißt, dass von der eigentlichen Bedeutung der Wörter nur dann abgewichen werden darf, wenn eine triftige Interpretation dies nahe lege.16 || sensu continetur fidei necessarium quod Scriptura per litteralem sensum alicubi manifeste non tradat.“ 14 Vgl. Bellarmino, Disputationes de controversis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos [1586/1588/1593], Tomus Primus, Paris 1870 (Opera Omnia I. ND 1965), lib. III, cap. IV (S. 175): „His ita constitutis, convenit inter nos et adversarios, ex solo litterali sensu peti debere argumenta efficacia: nam eum sensum, qui ex verbis immediate colligitur, certum est sensum esse Spiritus sancti. At sensus mystici et spirituales varii sunt, et licet aedificent cum non sunt contra Fidem, aut bonos mores, tamen non semper constat, an sint a Spiritu sancto intenti.“ Das ist immer auch bei den Protestanten in Erinnerung geblieben – nur ein Beispiel: Valentin Alberti (1635–1697), ‚Diploàn K£ppa‘, Quod est Cartesianismus et Coccejanismus Belgio hodie molesti, nobis suspecti […] adducati, et qua Errores, nostraeque Ecclesiae Interesse examinati, Wittebergae 1708, cap. II, § 24, S. 41: „Tametsi enim Recentiores Papistae, convicti scilicet à nobis, ad sensum literalem, nisi aliud textus & contextus requirat, respiciendum esse, nobiscum statuunt“, darauf folgt dann das Bellarmin-Zitat. Das Werk ist zuerst 1678 erschienen. 15 Ausführlich hierzu am Beispiel Galileis Danneberg, „Hermeneutik zwischen Theologie und Naturphilosophie“. 16 Johann Clauberg, Logica vetus & nova, Modum inveniendae ac tradendae veritatis, in Genesi simul & Analysi, facili methodo exhibens [1654], in: ders., Opera Omnia Philosophica […], Amstelodami 1691, S. 765–910, § 30, S. 850: „Resp. Cùm sensus orationis proprius naturâ sit prior
412 | Lutz Danneberg Eine andere Erklärung dürfte die Rezeption der aristotelischen Philosophie bieten; ein expliziter Hinweis hierfür findet sich bei Dante.17 Dass die Auszeichnung des wörtlichen Sinns nichts mit den ad-fontes-Maximen der Zeit zu tun hat, sei nur erwähnt. Keine Frage war zudem für einen Theologen jedweder Konfession, dass die Heilige Schrift mehr als nur einen wörtlichen Sinn beinhaltet. Für den Theologen folgt dies in der Regel bereits aus der Annahme, dass Gott als der unmittelbare Verfasser der Heiligen Schrift angesehen wurde. Auch keine Frage war, dass die probatio theologica nicht die einzige Art und Weise des Gebrauchs der Heiligen Schrift darstellte; ihre Deutung konnte beispielsweise zur Erbauung des Gläubigen dienen. Dennoch lässt sich zumindest in den Vorstellungen der Theologen ein klarer Grund für die Auszeichnung des sensus literalis finden. Um das zu zeigen, greife ich eine Formel auf, die das knapp umreißt: „Sensus literalis prior est mystico natura & ordine; Mysticus autem literali prior est dignitate.“18 Also: Der wörtliche Sinn besitzt Priorität der Natur und der Ordnung nach; der mystische nach der Dignität. Die Auszeichnung des sensus mysticus beruht somit auf einer grundsätzlich anderen Relationierung als die des sensus literalis. Der sensus mysticus ist auf Gott gerichtet, der sensus literalis auf den Menschen, zum einen bestimmt nach dem ordo quoad nos, zum anderen nach dem ordo originis. Der eine ist der für den Menschen mehr oder || tropico, tam diu in illo persistendum est, donec ad hunc amplectendum adigat necessitas. Et sic S. Augustinus: semper verborum proprietatem retinendam esse, nisi quaedam bona ratio tropum suadet. Quod convenit cum illo Jurisconsultorum, quo negant, a verborum proprietate recedendum esse, nisi justa interpretatio id suadeat.“ 17 Vgl. Dante, Gastmahl [Convivio, zw. 1304 und 1308]. Vollständige Ausgabe. Aus dem Italienischen übertragen und kommentiert von Constantin Sauer, München 1965, II, 1, S. 52. – In verschiedene Bilder gefasst – etwa das des Hausbaus, in dem das Fundament der sensus literalis bildet – ist das seit den Kirchenvätern zugänglich; aber es taucht an verschiedenen Stellen mehr oder wenig implizit auf; so auch in Gestalt einer vegetarischen Metaphorik, wenn Gregor der Große über das gewöhnliche Verfahren spricht, die prophetischen Reden auszulegen, vgl. ders., Homiliae in Hierechielem prophetam (CCL 142): Man beginne mit der Beschreibung von Person, Ort und Zeit, um dann die Geheimnisse der Prophetie mitzuteilen; das erstere dient dazu, um für den festen Wahrheitsbeweis die Wurzeln des Geschehens, also die historischen Fakten festzuhalten, um dann aus den Wurzeln die Früchte des Geistes durch Zeichen und Allegorien hervorzubringen: „Usus propheticae locutionis es tut prius personam, tempus locumque describat, et postmodum dicere mysteria prophetae incipiat, quatenus ad ueritatem solidius ostendendam, ante historiae radicem figat, et post fructus spiritus pers signa et allegorias proferat.“ 18 Glassius, Philologia Sacra […1623]. Adiecta svb finem hvivs operis est eivsdem B. Glassii Logica Sacra, provt eandem ex MSTO […1705], Edidit Johannes Gothofredvs Olearivs […] Editio Novissima […] Accedit Praefatio Jo. Francisci Bvddei. Lipsiae 1743, lib. II, pars I, tract. II, Sp. 407.
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weniger nach der Grammatik und seinen kognitiven Vermögen zugängliche Sinn, der andere ist der vom Heiligen Geist intendierte, der nach dem spiritus sanctus ein wörtlicher ist, aber unter Umständen für den Menschen ein nichtwörtlicher und verborgener ist. Der sensus literalis wird oftmals synonym mit sensus historicus (sensus literalis sive historicus) verwendet.19 Isidor von Sevilla leitet das Wort historia vom griechischen historein (ιστορειν) ab, was ‚sehen‘ und zugleich ‚verstehen‘ (begreifen) bedeutet.20 Die Priorität des sensus literalis nach der Natur bezieht sich auf die dem Menschen gegebenen Erkenntnismöglichkeiten. Parallelisiert wurde diese Priorität gelegentlich mit der Unterscheidung zwischen dem inneren und dem äußeren Wort. Nach Thomas von Aquin liege uns das äußere Wort näher und sei bekannter, das innere gehe dem äußeren aber voraus, nicht zuletzt deshalb, weil es als dessen causa efficiens et finalis zu gelten habe.21 Beim sensus literalis meint ordo nicht die zeitlich gegebene, sondern die normative Priorität im Blick auf die probatio theologica. Wie erklärt sich aber die Gegenläufigkeit von ordo und dignitas? Sie erklärt sich aus dem epistemischen Moment der Zugänglichkeit – wieder vereinfacht formuliert: Der irrtumbehaftete Mensch besitzt hinsichtlich des sensus literalis der Schrift eine größere Chance, zu gewissen Einsichten in ihre Aussagen zu gelangen, als im Blick auf ihren verborgenen Sinn. Daher komme dem sensus literalis, wie er dem Menschen allein gegeben ist, die Priorität zumindest beim theologischen Beweis zu, denn der Mensch habe keinen direkten Zugang zum sensus literalis als der göttlichen intentio auctoris. Maximen wie figura non probat beziehen sich immer nur auf den in seinen Erkenntnisfähigkeiten eingeschränkten Menschen. Letztlich handelt es sich um eine bestimmte Anwendung der aristotelischen Unterscheidung zwischen ordo quoad nos oder priora nobis und ordo naturae oder priora naturae, letzterer gedeutet als göttliche Erzeugungsordnung, ersterer als menschliche Erkenntnisordnung. Darauf ist dann ein weiterer aristotelischer Grundsatz angewendet worden: Was bei der Entstehung am Ende steht, steht beim Erkennen am Anfang; zusammen bildet das einen ordo inversus.22
|| 19 Z.B. Hugo von St. Viktor, Didascalicon (PL 176), Sp. 185: „Historia est rerum gestarum narratio quae in prima significatione litterae continetur.“ 20 Vgl. Isidor von Sevilla, Etymologiae, Ed. W. M. Lindsay, Oxford 1911, I, 44, 5. 21 Vgl. Thomas von Aquin, Quaestiones disputatae. De Veritate [1256–1259] (Opera omnia. IX, ed. Parmae, S. 5–458), q. 4, a 1 (S. 64): „Et ideo, quia verbum exterius, cum sit sensibile, est magis notum nobis quam interius secundum nominis impositionem, per prius vocale verbum dicitur verbum quam verbum interius, quamvis verbum interius naturaliter sit prius, utpote, exterioris causa efficiens et finalis.“ 22 Hierzu Lutz Danneberg, „Der ordo inversus, sein Zerbrechen im 18. Jahrhundert und die Versuche seiner Heilung oder Substitution (Kant, Hegel, Fichte, Schleiermacher, Schelling)“,
414 | Lutz Danneberg Der wörtliche Sinn besitzt nach der Natur der menschlichen Erkenntnis Priorität; der Mensch beginnt mit einer wörtlichen, mit einer ersten Bedeutung und geht dann unter Umständen zu einer zweiten über, die mit der ersten vereinbar oder unvereinbar sein kann. Damit stellt sich die Frage, wann man gerechtfertigt ist, von einer ersten Bedeutungszuweisung zu einer von ihr verschiedenen überzugehen. In der Geschichte der hermeneutica sacra gibt es seit den Kirchenvätern nur zwei Modelle, nach denen man sich gerechtfertigt gesehen hat, vom sensus literalis zu einem anderen sensus überzugehen. In beiden Fällen bilden die Grundlagen Annahmen über die Eigenschaften der Heiligen Schrift, die aus Eigenschaften ihres Urhebers abgeleitet wurden: Im ersten Fall ist es ihre Fruchtbarkeit, und daraus schloss man auf ihre unbegrenzte Bedeutungsfülle;23 das andere, im vorliegenden Fall entscheidend, ist ihre Wahrheit oder ihre Angemessenheit. Quidquid scriptura docet, infallibiliter verum est – gilt durchgängig als Interpretationsnorm.24 Nach Augustin ist es gottlos, ein Wort der Heiligen Schrift als falsch anzusehen.25 Immer sei von der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit der Heiligen Schrift auszugehen. Wenn eine Stelle im Widerstreit zu einer auf natürliche Weise erkannten Wahrheit zu stehen scheine, so beruhe das immer auf menschlichem Irrtum oder Unverstand.26 In allen Fällen, || in: Simone De Angelis, Florian Gelzer und Lucas Marco Gisi (Hg.), ,Natur‘, Naturrecht und Geschichte. Aspekte eines fundamentalen Begründungsdiskurses der Frühen Neuzeit (1600–1900), Heidelberg 2010, S. 93–137. 23 Hierzu auch Lutz Danneberg, „Siegmund Jacob Baumgartens biblische Hermeneutik“, in: Axel Bühler (Hg.), Unzeitgemäße Hermeneutik. Interpretationstheorien im Denken der Aufklärung, Frankfurt/M. 1994, S. 88–157. 24 Vgl. z.B. Hieronymus, Commentariorum in Jeremiam libri sex [415], 31, 35 (PL 24, Sp. 679– 900, hier Sp. 885); auch ders., In Commentaria in Naum Prophetam liber unus 1, 9 (PL 25, Sp. 1231–1272, hier Sp. 1238). 25 Vgl. Augustin, De Genesi ad litteram [401–414], VIII,1: „Sane si nullo modo possent salva fide veritatis ea, quae corporaliter hic nominata sunt, corporaliter etiam accipi, quid aliud remaneret, nisi ut ea potius figurate dicta intelligeremus, quam scrituram sanctam impie culparemus? Porro autem si non solum non impediente, verum etiam solidius asserunt divini eloquii narrationem haec etiam corporaliter intellecta, nemo erit, ut opinior, tam infideliter pertinax, qui cum ea secundum regulam fidei exposita proprie viderit, malit in pristina remanere sententia, si forte illi visa fuerant nonnisi figurate posse accipi.“ Sowie: „His enim omnibus divinae Scripturae testimoniis, quam esse veracem nemo dubitat nisi infideli aut impius.“ 26 Ebd., V, 9: „Si ea, quae diximus, impossibilia cuiquam videatur, quaerat ipse alid, quo tamen verax ista Scriptura monstretur, quae procul dubio verax est, etiamsi non monstretur. Nam si arguemntari voluerit, quo eam falsam esse convincat, aut ipse nulla vera de creaturam conditione atque administratione dictrurus est; aut si vera dixerit, istam non intelligendo falsam putasi.“ Ferner ebd., I, 19: „esse autem lucem, corporalem celeste, aut etiam supra
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in denen es zum Konflikt zwischen einem biblischen und einem außerbiblischem Wissen komme, sei entweder die Wissenschaft nicht im Recht, weil sie keine veritas certissima, sondern nur ein unsicheres Wissen besitze, oder die bisherige Schrifterklärung habe den Sinn der betreffenden Stelle nicht richtig erfasst und sei durch die humana ignorantia zu einer falschen Auslegung geführt worden. Letztlich überragt die Heilige Schrift jeden menschlichen Wissensanspruch.27 Entnommen sind diese Aussagen De Genesi ad litteram des Augustinus. An anderen Stellen seiner Werke äußert er sich nicht anders. Gewählt wurde diese Schrift deshalb, weil sie wie kaum eine andere des Kirchenvaters von Galilei herangezogen wurde. In ihr wird unter anderem eingeräumt, dass in naturkundlichen Fragen Nichtchristen ein Wissen haben, das „certissima ratione vel experientia“ sei, und es beklagenswert wäre, wenn aufgrund christlicher Schriften, die das ignorierten, der Christ dem Ungläubigen Lächerlichkeiten anböte.28 Stellen der Heiligen Schrift können in ihrem wörtlichen Verständnis in Konflikt zu Erwartungen und Annahmen treten, die ihrerseits etwa theologisch begründet waren. Der seit den Kirchenvätern neben anderen gängige Ausdruck für Konflikte dieser Art war absurdus;29 nur erwähnt sei, dass dieses Verständnis von „absurd“ („absurditas“) nicht nur in der Antike, sondern auch im 16. Jahrhundert gegeben war30 und bis in die gemeinsame Sprache reicht, die von Galilei selbst31 und zur Verurteilung der kopernikanischen Theorie gewählt wird.32 || caelum, vel ante caelum, cui succedere noc potuerit, tamdiu non est contra fidem, donec veritate certissima refellatur. Quod si factum fuerit, non hoc habebat divina Scriptura, sed hoc senserat humana ignorantia. Si autem hoc verum esse certa ratio demonstraverit, adhuc incertum erit, utrum hoc in illis verbis sanctorum librorum scriptor sentiri voluerit, an aliud aliquid non minus verum.“ 27 Vgl. ebd II, 9: „Breviter dicendum est de figura coeli hoc scisse autore nostros, quod veritas habet.“ Und II, 5: „Maior est quippe Scrpturae huius auctroitas quam omnis humani ingenii capacitas.“ 28 Ebd., I, 19. 29 Hierzu u.a. Jean Pépin, „A propos de l’histoire de l’exégèse allegorique: L’absurdité signe d’allégorie“, Studia patristica 1 (1955), S. 395–413. Zum Hintergrund auch Marguerite Harl, „Pointes antignostiques d’Origène: ‚Le quaestionnement impie des Écritures‘“, in: Roelof van den Broek und Maarten Jozef Vermaseren (Hg.), Studies in Gnosticism and Hellenistic Religions, Leiden 1981, S. 205–217, sowie dies., „Origène et les interprétations patristiques grecques de l’,obscurité‘ biblique“, Vigiliae Christianae 36 (1982), S. 334–371; auch Sergio Zincone, „La funzione dell’oscurità delle profezie secondo Giovanni Crisostomo“, Annali di storia dell’esegesi 12 (1995), S. 361–375. 30 Vgl. Luther, De servo arbitrio [1525] (Werke 18. Bd., S. 551–787, hier S. 707): „Absurditas itaque una est principalium causarum, ne verba Mosi et Pauli simpliciter accipiantur. Sed ea absurditas in quem peccat articulum fidei? aut quias illa offenditur? ratio humana offenditur,
416 | Lutz Danneberg Wichtiger ist, dass sich eine feste Formel herausbildete: Zwar genieße der wörtliche Sinn Priorität gegenüber dem übertragenen, doch müsse man nur so lange am wörtlichen festhalten, bis eine „Notwendigkeit“ (necessitas) zwinge, einen nichtwörtlichen Sinn anzunehmen. So sehr man bei der Formel übereinstimmte, so variantenreich war ihre Anwendung hinsichtlich der Annahmen, die angesichts einer wörtlichen Deutung eine solche Notwendigkeit erkennen lassen. Das entscheidende Problem bestand darin, nicht zu viel anhand eines solchen Kriteriums zu eliminieren; insbesondere gilt das für Glaubensmysterien. Sie geraten – per definitionem – mit bestimmten Annahmen in Konflikt, ohne dass hier das Notwendigkeitskriterium greift. Wenn sie ihren Charakter als Mysterium nicht verlieren sollen, sind sie wörtlich zu verstehen. Probleme der Anwendung eines solchen Kriteriums werden am Beispiel der Einsetzungsworte: Hoc est corpus meum deutlich.33 Sehr vereinfacht: Beharren die Lutheraner auf einer wörtlichen Deutung, halten die Calvinisten einen Bedeutungsübergang zu einem nichtwörtlichen Verständnis für erforderlich. Neben der Prädestinationslehre ist es genau dieses Problem, das den Streit zwischen Lutheranern und Calvinisten das ganze 17. Jahrhundert fortwährend entzündet. Nur angemerkt sei, dass in diesem Fall die Katholiken ebenfalls eine wörtliche Deutung der Einsetzungsworte bevorzugen, also ähnlich wie die Lutheraner, auch wenn für diese aufgrund philosophischer Einwände die katholische Transsubstantiationslehre nicht akzeptabel war.
2 Sensus accommodatus Ein Beispiel mag das Notwendigkeitskriterium verdeutlichen und zugleich zeigen, wie merkwürdig es letztlich erscheint, dass man sich so schwer beim Konflikt der heliostatischen Theorie mit dem wörtlichen Verständnis einiger Passagen der Schrift tat.34 Die Heilige Schrift spricht von zwei großen Lichtern (Gen 1, || quae, cum in omnibus verbis et operibus Dei caeca, surda, stulta, impia et sacrilegia est, hoc loco adducitur judex verborum et operum Dei. Eodem argumento negabis omnes articulos fidei, quod longe absurdissimum sit.“ 31 Z.B. Galilei, „Considerazioni circa l’opinione copernicana [1615]“, in: ders., Opere, vol. V, S. 349–370, hier S. 356. 32 Hierzu auch Fernand Hallyn, „L’absurdum ¢kro£ma de Copernic“, Bibliothèque d’Humanisme et Renaissance 62 (2000), S. 7–24. 33 Hierzu Danneberg, „Grammatica, rhetorica und logica sacra“. 34 Hierzu sowie zu weiteren Aspekten Lutz Danneberg, „Von der accommodatio ad captum vulgi über die accommodatio secundum apparentiam nostri visus zur aesthetica als scientia
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16), duo luminario in coelo, gemeint sind offenbar Sonne und Mond. Allein aufgrund eines extrabiblischen Wissens hat man angenommen, dass diese Formulierung unvereinbar ist mit den tatsächlichen Größenverhältnissen dieser beiden Himmelskörper, und bereits die Kirchenväter deuten den sensus literalis in der Weise, dass die Bezeichnung sich nicht auf die Größe der Objekte, sondern auf ihre Helligkeit bezieht (secundum apparentiam).35 Wie selbstverständlich wird diese Angleichung des sensus literalis an das extrabiblische Wissen dann im 16. wie im 17. Jahrhundert vollzogen: Luther, Calvin oder katholische Interpreten hatten kein Problem, in diesem Fall den wörtlichen Sinn der Heiligen Schrift aufzugeben. Hier spreche Moses „populariter“, nicht „ut philosophum docebat“. 36 Moses mache sich so den Ungebildeten verständlich und passe sich ihrem naiven Weltbild an („ad suae aetatis captum, pro communi vulgi captu“37). Nicht gemeint sei die Größe dieser beiden Himmelskörper, sondern ihr Leuchten, wie es dem Menschen erscheint.38 Im 17. Jahrhundert wird dieses Beispiel der Abkehr vom wörtlichen Verständnis immer wieder ins Spiel gebracht, wenn es um den Konflikt des wörtlichen Sinns mit der heliostatischen Theorie geht. So beispielsweise von Giordano Bruno im Aschermittwochsmahl, um die Idee der Akkommodation des Moses im Rahmen seiner Verteidigung eines Kopernikanismus darzulegen.39 Weshalb bereitet das Abrücken von einem wörtlichen Verständnis im Blick auf die kopernikanische Theorie so große Schwierigkeiten? Der Bedeutungsübergang zu einer anderen Bedeutung als der tradierten wörtlichen oder zu einer nichtwörtlichen Bedeutung erweist sich als überaus komplex.40 Einige Momente dieser Komplexität spielen auch im Fall Galileos eine wichtige Rolle. Erstens meinte man durchgängig, dass an die Stelle der || cognitionis sensitivae“, in: Torbjörn Johansson, Robert Kolb und Johann Anselm Steiger (Hg.), Hermeneutica Sacra. Studien zur Auslegung der Heiligen Schrift im 16. und 17. Jahrhundert […], Berlin, New York 2010 (Historia Hermeneutica 9), S. 313–379. 35 Vgl. etwa Chrysostomos, Homiliae in Genesin [399–401] (PG 53), VI, 3 (Sp. 57–59). 36 Ebd. 37 Calvin, Commentarii in quinque libros Mosis [1554] (CR 51, Sp. 1–622), Sp. 53, Sp. 75; auch Sp. 22: „Dixi Mosen non hic subtiliter disserere de naturae arcanis, ut philosophum.“ 38 Vgl. Calvin, ebd., zu Gen 6, 14 (Sp. 123). 39 Vgl. Giordano Bruno, Das Aschermittwochsmahl [La cena de le ceneri, 1584]. Übersetzt von Ferdinand Fellmann. Mit einer Einleitung von Hans Blumenberg. Frankfurt/M. (1969) 1981, Vierter Dialog (S. 173–174). 40 Gelegentlich drückt Galilei das so aus, dass es sich um einen Sinn handle, der von dem augenscheinlichen Sinn verschieden sei, vgl. ders., „Lettera [1615]“, S. 313: „[…] si deva lasciar totalmente il senso e le ragioni dimostrative per qualche luogo della Scrittura, che tal volta sotto le apparenti parole potrà contener sentimento diverso.“
418 | Lutz Danneberg wörtlichen Bedeutung eine Bedeutung zu setzen sei, die in zweifacher Hinsicht kohärent war; sie sollte nicht mit anderen als gewiss angenommenen extrabiblischen und intrabiblischen Wahrheiten konfligieren; zweitens, wichtiger noch, sie sollte der Heiligen Schrift keine Eigenschaften zuschreiben, die ihrem göttlichen Verfasser abträglich waren. Ich beschränke mich, weil es für die kopernikanische Theorie entscheidend ist, auf die Bewahrung ihrer Wahrheit. Für die Wahrheit der Heiligen Schrift galt bei den Kirchenvätern, wenn auch nur implizit, später dann explizit, die Maxime in scriptura sacra a veritate hermeneutica ad veritatem dogmaticam valet consequentia. Alles das, was sich in der Heiligen Schrift finde, sei wahr, „quidquid in sacra Scriptura contietur, verum est“,41 wie bei Thomas von Aquin immer wieder zu lesen ist. Das bedeutet aber auch, dass eine Bedeutung, die einem Satz der Heiligen Schrift philologisch zugewiesen wird und aus ihm eine falsche Aussage macht, keine richtige Bedeutungszuweisung sein kann. In den Situationen der Wissenskonflikte des 17. Jahrhunderts gibt es hierauf zwei Reaktionen. Die erste interessiert im vorliegenden Fall weniger, weil sie sich erst nach Galilei ausprägen wird; es ist die philosophische Interpretation: Unter Maßgabe der Wahrheit der betreffenden Philosophie weist sie der Heiligen Schrift im Rahmen ihrer Interpretation zwangsläufig eine wahre Aussage zu. Ein Beispiel ist die Deutung der Schöpfungsgeschichte nach der cartesianischen Philosophie. Johann Amerpoel (bis 1671) expliziert in seinem Cartesius Mosaizans von 1669 Passagen der Genesis mit solchen aus den philosophischen Schriften Descartes’42 – ein Exempel, das durchweg Ablehnung gefunden hat, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Nicht zuletzt er könnte gemeint sein, wenn es bei Einige neuere Philosophi, sonderlich Cartesius und seine Anhänger, haben bey den Bemühungen, das Entstehen der Körperwelt aus den Wirbeln der verschiedenen Elemente und deren verschiedene Gestalt herzuleiten, diese ganze Erzälung in eine Allegorie verwandelt, und vorgegeben, daß Moses nur sinbildlich, wie es die groben Leser unter den Israeliten haben fassen können, ein philosophisches Lehrgebäude habe einkleiden und abfassen wollen […].43
|| 41 Thomas von Aquin, Quaestiones quodlibetales [1256–1259; 1269–1272]. Cura et studio Raymundi Spiazzi, Torino 1956, XII, 26. 42 Vgl. Amerpoel, Cartesius Mosaizans Seu Evidens & facilis conciliatio Philosophie Cartesii cum historiâ Creationis primo capite Geneseos per Mosem traditâ […], Leovardiae 1669. 43 Siegmund Jakob Baumgarten, Untersuchung theologischer Streitigkeiten, Erster Band. Hg. von D. Johann Salomon Semler, Halle 1762, S. 494–495.
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Die zweite, kompliziertere Variante hält zwar auch an dem Wahrheitsgebot fest, versucht aber die Abweichung von der Wahrheit in der Art und Weise zu erklären, dass die dignitas und auctoritas der Heiligen Schrift keinen Schaden nimmt. Das ist der Lösungsversuch Galileis. Er besteht im Wesentlichen aus zwei Elementen (ich übergehe die Überlegungen am Ende von Galileis Lettera a Madama Cristina di Lorena, dass die Erfüllung von Joshuas Bitte an den Herrn, die Sonne still stehen zu lassen, allein bei der Annahme des kopernikanischen Systems Sinn mache, denn allein sie führe bei ihrer Erfüllung nicht zu einer Unordnung der Himmelskörper44): Erstens aus einer Annahme über den eigentlichen Skopus, die Aussageabsicht der Heiligen Schrift. Nach Galilei ist es nicht die Absicht der Heiligen Schrift, uns über bestimmte Wissensbereiche zu informieren, sondern uns in Glaubensdingen zu belehren – bei Galilei ausgedrückt als ihre erste Intention („primario instituto“, „l’intenzion primaria“): Ebenso wie sich bei der Heiligen Schrift Haupt- und Nebengedanken unterscheiden ließen, so versuchte man zwischen dem eigentlichen Ziel ihrer Kundgabe und dem zu unterscheiden, worüber sie zwar spricht, aber nicht mit belehrender Absicht. Das Problem wurde bereits im Mittelalter gesehen, indem zwei ,Mängel‘ der Heiligen Schrift dingfest gemacht wurden, die eine Erklärung verlangten. Das erste ist ihre Inhomogenität. Sie weist nicht allein Wissensansprüche auf oder es lassen sich solche aus ihr gewinnen, die nur ihr eigentümlich sind. Das heißt: Es gibt in der Heiligen Schrift niedergelegte Wissensansprüche, die sich auch auf der Grundlage ausschließlich bibelfremder ,Quellen‘ gewinnen lassen, also mit Hilfe der Vernunft und der Erfahrung. Es kommt zu einer zweifachen Begründung eines Wissensanspruchs, die beide zwar nicht dasselbe leisten mögen, wenn der Heiligen Schrift die Priorität in Bezug auf den erreichbaren Gewissheitsgrad zukommt. Beide erscheinen gleichwohl als hinreichend für die menschliche Akzeptanz des betreffenden Wissensanspruchs. Beständig für
|| 44 Galilei, „Lettera [1615]“, S. 343–344. Nur erwähnt sei, dass dann, wenn es um die Betonung eines Wunders geht, man sich damit begnügen konnte, dass die Erfüllung der Bitte ein Wunder sei, gleichgültig welcher Kosmologie man zuneigt. Der Wundercharakter des Joshua-Beispiels gehörte im 17. Jh. zu den weithin geteilten Präsuppositionen dieses Problems der Schlichtung des Konflikts extra- und intrabiblischer Wissensansprüche. Das leugnet auch Galilei nicht. Das, was Galilei mit der Deutung nach der kopernikanischen Theorie zu bieten meint, ist eine Erklärung für den göttlichen Eingriff: Würde Gott nach der kopernikanischen Theorie die sich an ihrem Ort bewegende Sonne anhalten, so würde sich der Tag verlängern und das würde dem Literalsinn der Schrift entsprechen (S. 346): „[…] conforme esquisitamente al senso literale del sacro testo.“ Wie er hervorhebt, ließen sich auch andere Passagen der Heiligen Schrift nach der kopernikanischen Theorie richtig verstehen („ad litteram“, S. 348).
420 | Lutz Danneberg Probleme haben die Versuche gesorgt, diese Abundanz der Beweismittel zu erklären, also zu erklären, warum sich der Gehalt der Heiligen Schrift nicht auf die Wahrheiten der Offenbarung beschränkt. So versucht Thomas von Aquin wiederholt die Notwendigkeit zu begründen,45 dass von Gott (zum Teil) selbst das offenbart worden sei, was die natürliche Vernunft ohne Beistand zu erkennen vermag, aber nur wenigen Menschen direkt und ohne Anstrengung zugänglich ist.46 Der zweite Mangel der Heiligen Schrift ist ihre Insuffizienz. Auch wenn man noch bis ins 17. Jahrhundert mitunter der Ansicht war, alle Wissensdisziplinen fänden ihre Grundlagen in der Heiligen Schrift, war ihre Insuffizienz den konkreten menschlichen Wissensbeständen gegenüber kaum zu übersehen. Galilei bemerkt denn auch, dass von der Astronomie in der Heiligen Schrift nur ein so geringfügiger Teil enthalten ist, dass sie nicht einmal die (bekannten) Planeten erwähne.47 Angesichts der unzähligen Schlussfolgerungen in den Wissenschaften biete sie ein schieres Nichts an Wissen.48 Es ist just diese Insuffizienz, die durch die Annahme über die Aussageabsichten der Heiligen Schrift harmonisiert wird. Bellarmin greift auf das Notwendigkeitskriterium zurück: Erst dann könne man behaupten oder aber eingestehen, dass wir (und die Kirchenväter) eine Passage der Heiligen Schrift nicht verstünden, wenn eine vera demonstratio gezeigt würde.49 Zwar spricht Galilei nicht selten von manifeste esperienze und necessarie dimostrazioni, auch l’esperienza e le dimonstrazioni necessarie, von ,zwingenden Beweisen‘ für die kopernikanische Theorie, und er sieht die Um-
|| 45 Vgl. Thomas, „De veritate [1256–1259]“, in: ders., Quaestiones disputata, vol. II […], Parmae 1859, S. 5–548, hier q. 14, a 10 (S. 242–244); vor allem in ders., „In Boetium de Trinitate et de Hebdomadibus expositio [1258–1259]“, in: ders., Opuscula Theologica, vol. II. […], Romae 1954, S. 313–408, q. 3, a 1 (S. 341–343); ders., Summa contra gentiles [1259–1264]. Ediderunt, transtulerunt, adnotationibus instruxerunt Karl Albert et Paulus Engelhardt cooperavit Leo Dümpelmann, Darmstadt 2001, I, 4 (S. 12–7), und verschiedentlich in: ders., Summa Theologica [1266–1273], so etwa I, q 1, a, 1 (S. 13–15). 46 Hierzu auch Paul Synave, „La révélation des vérités divines naturelles saint Thomas d’Aquin“. Mélanges Mandonnet – études d’histoire littéraire et doctrinale du moyen age, Tom. I, Paris 1930, S. 327–370. 47 Vgl. Galilei, „Lettera [1613]“, S. 284: „[…] di cui ve nè così piccola parte, che non vi si trovano né pur nominati i pianeti.“ 48 Vgl. ebd., S. 284–285: „[…], che è come niente in comparazione dell’infinite conclusioni altissime e ammirande che in tale scienza si contengono.“ 49 Vgl. Bellarmino, „Brief an Foscarini [1615]“, in: Galilei, Opere, vol. XII, S. 171–172, hier S. 172. Galilei, „Lettera [1615]“, S. 368–369.
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verteilung der Beweislast vor,50 doch angesichts von Bellarmins Forderung schwächt er das ab.51 Die angebotene Zahlenangabe – wenn sie nicht zu 90% richtig sei, sollte sie verworfen werden – ist vermutlich nicht mehr als eine façon de parler, die den hohen Gewissheitsgrad der Theorie ausdrückt, nicht aber handelt es sich in irgendeinem Sinn um eine numerische Wahrscheinlichkeitsaussage. Wie das wohl gemeint ist, könnte aus der darauf folgenden Aussage hervorgehen, nach der die ,falsche Seite‘ weder einen einzigen gültigen Vernunftgrund noch Experimente für sich anführen könne.52 Galileo sieht bei seinen Überlegungen aber auch, dass allein die Annahme über die Absichten der Heiligen Schrift nicht ausreicht, um den Konflikt zu schlichten. In der Heiligen Schrift wird nicht nur über dem Menschen bekannte Teile des Wissen geschwiegen, sondern in ihr finden sich Aussagen, die als falsch erscheinen. Hierfür nun bringt Galilei ein zweites Element seiner Problemlösung: Es ist der Akkommodationsgedanke. In der Forschung ist das zwar wiederholt angesprochen worden, aber, wie ich zeigen will, zu wenig sensibel für die theologischen Probleme, die man bei einer bestimmten Ausbildung dieses Gedankens wahrgenommen hat. Nun ist der Akkommodationsgedanke auf den ersten Blick nicht neu. Er ist – unter unterschiedlichen Bezeichnungen –
|| 50 Diejenigen, die die Bewegung der Erde verurteilen wollten, müssten diese Erkenntnis erst als unmöglich und falsch erweisen, vgl. Galilei, „Lettera [1615]“, S. 343: „dimostrano essere impossibile e falsa.“ 51 Vgl. Galilei, „Considerazoni [1615]“, S. 368–369: „[…] anzi noi non ricerchiamo altro, se non che, per utile di Santa Chiesa, sia con somma severità essaminato ciò che sanno e possono produrre i seguaci di tal dottrina, e che non gli sia ammesso nulla se quello in che eglino fan forza non supera di grande spazio le ragioni dell’altra parte; e quando loro non abbino più di 90 per 100 di ragione, siano ributtati […].“ 52 Rudolf Schüssler, Moral im Zweifel, Bd. I., Paderborn 2003, versucht in einer ansonsten verdienstvollen Untersuchung vergebens, die Gallei-Konstellation mit Hilfe der zeitgenössischen Erörterung des Probabilismus zu erhellen (S. 225–264). Doch die Verwendung der entsprechenden Ausdrücke ist marginal, vor allem übersieht er, weil die theologischen Kontexte weitgehend ausgeblendet bleiben, die spezielle Auffassung der Wahrscheinlichkeit einer Theorie in dieser epistemischen Situation. In der umfassenden Darlegung zum zeitgenössischen Stand der astronomischen Diskussion heißt es bei Giovanni Battista Riccioli, Almagestvm Novvm Astronomiam Veterem Novamqve Complecetens. Observationibvs Aliorvm, & Propriis Nouisque Theorematibus, Problematibus, ac tabulis promoton, in Tres Tomos Dirstribvtam […], Bologna 1651, I, 2, S. 498: „Siquidem in dicto libro [scil. Galileis Dialogo] variis circumvolutionibus satagis ut persuades, eam a te relinqui tanquam indecisam et expresse probabilem, qui pariter est gravissimus error, cum nullo modo probabilis esse possit opinio, quae jam declarata ac definita fuerit contraria Scripturae divina.“ Dem, was einer eindeutigen Wahrheit der Heiligen Schrift widerspricht, lässt sich überhaupt keine Wahrscheinlichkeit zusprechen – und genau darum drehte sich die Auseinandersetzung.
422 | Lutz Danneberg bei den Kirchenvätern verbreitet und an nicht wenigen anderen Stellen der christlichen wie der jüdischen Tradition etwa mit der Formel Scriptura humane loquitur präsent.53 Ein Echo findet sich bei Thomas von Aquin, der auf den Akkommodationsgedanken ebenfalls zur Schlichtung biblischer kosmologischer Aussagen mit nichtbiblischen Autoritäten – Ptolemäus und Aristoteles – zurückgreift.54 Zu beachten ist allerdings, dass dieser Gedanke in recht unterschiedlicher Gestalt auftreten konnte. In der griechischen Antike dient er als Beschreibung einer göttlichen Hausverwaltung des Universums (eine oeconomia divina), wird dann in das heilsgeschichtliche Gesetz des Verkehrs Gottes mit den Menschen und der Welt transformiert, einschließlich von Vorstellungen eines gestuften Offenbarungsfortschritts in Anpassung an die menschliche Erkenntnisfähigkeit.55 Der Sprachgebrauch ist bereits bei den Kirchenvätern nicht nur verschieden, sondern auch uneinheitlich.56 Die Offenbarung selbst || 53 Die Formel findet sich etwa bei Origenes, bei Irenaeus, Clemens von Alexandria, Johannes Chrysostomos, Cassian und bei Gregor dem Großen und weiteren in der christlichen wie jüdischen Tradition; hierzu die Nachweise in Danneberg, „Von der accommodatio ad captum vulgi über die accommodatio secundum apparentiam nostri visus zur aesthetica als scientia cognitionis sensitivae“. 54 Thomas, Summa Theologica [1266–1273], I–I, q. 70, a 1 (S. 360). 55 Angelegt etwa bei Origenes, auch wenn er beide Ausdrucke noch nicht in diesem Zusammenhang explizit zu verwenden scheint. Hierzu u.a. Marguerite Harl, Origène et la fonction révélatrice du Verbe incarné, Paris 1958; auch Hendrik S. Benjamins, „Oikonomia bei Origenes. Schrift und Heilsplan“, in: Gilles Dorival und Alain Le Boullac (Hg.), Origeniana Sexta, Leuven 1995, S. 327–331. 56 Hierzu neben Georg Heinrich Ribovius, De oeconomia patrum et methodo disputandi kat’o„konom…an, Gottingae 1748; August Lebrecht Wilke und Johann Anton Traugott Treusch, Dissertatio critico-philologia De genere docendi kat’o„konom…an Paulo apostolo attribuitur Praeside […] defendet auctor Io. Ant. Traugott Treusch à Buttlar, Witenbergae 1770; vor allem Wilhelm Gaß, „Das patristische Wort oikomonie“, Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 17 (1874), S. 465–504, sowie Henry Pinard, „Les infiltrations paїennes dans l’ancienne loi d’après les Pères de l’Eglise: la thèse de la condescendence“, Recherches des Sciences Religieuses 9 (1919), S. 197–221; George Leonard Prestige, God in Patristic Thought. Sec. Edition, London 1952, S. 57–67 und S. 97–111; John H. P. Reumann, „OIKONOMIA – ,Covenant‘; Terms for Heilsgeschichte in Early Christian Usage“, Novum Testamentum 3 (1959), S. 282–292; ders., „Oikonom…a as ,Ethical accomodation‘ in the Fathers, and Its Pagan Backgrounds“, Studia Patristica 3 (1961), 1, S. 370–379; ausführlicher zum griechischen Hintergrund und umfassend für das frühe Christentum ders., The Use of OIKONOMIA and Related Terms in Greek Sources to about A.D. 100 as a Background for Patristic Applications, Phil. Diss., University of Pennsylvania 1957; ders., „,Steward of God‘ – Pre-Christian Religious Application of OIKONOMOS in Greek“, Journal of Biblical Literature 77 (1958), S. 339–349; ders., „OIKONOMIA-Terms in Paul in Comparison with Lucan Heilsgeschichte“, New Testament Studies 13 (1966/67), S. 147–167; Otto Lillge, Das patristische Wort oikonom…a. Seine Geschichte und seine Bedeutung bis auf Origenes,
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erscheint als eine Anpassung an die menschliche Fassungskraft und Vorstellungsweise; gleiches gilt für die Herablassung Gottes in Gestalt der Sendung des Gottessohns. Zugleich findet sich oekonomia aber auch als rhetorischer Ausdruck, der so viel wie dispositio oder compositio bedeutet, mithin die (zielgerechte) Auswahl und Anordnung der Gedanken.57 Auch das ließ sich auf die Heiligen Schrift übertragen. Zudem wird der Ausdruck accommodatio in der Weise bestimmt, dass ein guter Redner das, was er sagen will, den spezifischen Bedingungen seiner Zuhörer anzupassen habe. Allerdings tritt der Ausdruck accommodatio in den
|| Diss. Theol., Erlangen 1955; René Braun, Deus Christianorum. Recherches sur le vocabulaire dictrinal de Tertullien, Paris 1962, S. 158–167; Wolfgang Marcus, Der Subordinationismus als historisches Phänomen. Ein Beitrag zu unserer Kenntnis von der Entstehung der altchristlichen ,Theologie‘ und Kultur unter besonderer Berücksichtigung der Begriffe Oikonomia und Theologia, München 1963; Martin Widmann, Der Begriff oikonom…a im Werk des Irenäus und seine Vorgeschichte. Diss. Theol, Tübingen 1956; Wilfred Tooley, „Stewards of God: An Examination of the Terms OIKONOMOS and OIKONOMIA in the New Testament“, Scottish Journal of Theology 19 (1966), S. 74–86; Joseph Moingt, Théologie trinitaire de Tertullien. Tom. III: Unité et procession, Paris 1968, insb. S. 851–932; Bernhard Botte, „OIKONOMIA. Quelques emplois spécifiquement chrétiens“. Corona Gratiarum: Miscellanea Patristica, Historica et Liturgica […], Brugges 1975, S. 3–9; Kamiel Duchatelez, „La notion d’économie et ses richesses théologiques“, Nouvelle Revue Théologique 92 (1970), S. 267–292; ders., „La ‚condescendance‘ divine et l’histoire du salut“, Nouvelle Revue Théologique 95 (1973), S. 593–561; John H. Erickson, „Oikonomia in Byzantine Canon Law“, in: Kenneth Pennington und Robert Somerville (Hg.), Law, Church, and Society, Philadelphia 1977, S. 225–236; Hans-Jürgen Horn, „Oikonomia. Zur Adaptation eines griechischen Gedankens durch das späte Christentum“, in: Theo Stemmler (Hg.), Ökonomie: Sprachliche und literarische Aspekte eines 2000 alten Begriffs, Tübingen 1985, S. 51–58; Gerhard Richter, Oikonomia. Der Gebrauch des Wortes Oikonomie im Neuen Testament, bei den Kirchenvätern und in der theologischen Literatur bis zum 20. Jahrhundert, Berlin, New York 2005; Reinhard Jakob Kees, Die Lehre von der Oikonomia Gottes in der Oratio catechetica Gregors von Nyssa, Leiden, New York, Köln 1995; Basil Studer, „Theologia – Oikonomia. Zu einem traditionellen Thema in Augustins De Trinitate“, Studia Anselmiana 124 (1997), S. 575–600; ferner Heinz Ohme, „Oikonomia im monenergetische-monotheletischen Streit“, Zeitschrift für antikes Christentum 12 (2008), S. 308–343. 57 Vgl. u.a. Roos Meijering, Literary and Rhetorical Theories in Greek Scholia, Groningen 1987, S. 134–225; Burkhart Cardauns, „Zum Begriff der ,oeconomia‘ in der lateinischen Rhetorik und Dichtungskritik“, in: Stemmler (Hg.), Ökonomie, S. 9–18, dort auch zur Identifizierung von oeconomia mit ordo artificialis oder artificiosus in der Rhetorik; auf den Ausdruck acccommodatio wird dabei allerdings nicht eingegangen. Vgl. auch George Alexander Kennedy, The Art of Persuasion in Greece, Princeton 1963, S. 303–321; auch Carl Joachim Classen, „Rhetorik und Literaturkritik“, in: Franco Montanari (Hg.), La philologie grecque à l’époque hellénistique et romaine, Genève 1993, S. 307–360, insb. S. 335–336.
424 | Lutz Danneberg klassischen Rhetoriken als Fachterminus nicht sonderlich hervor.58 Immerhin kennt Cicero seine positive Verwendung, wenn er die Aufgabe des Orators definiert.59 Das, was diese accommodatio bezeichnet, die Anpassung an die ,Vorurteile und Meinungen der Hörer‘, kann er allerdings auch ohne Verwendung dieses Ausdrucks umschreiben. 60 Neben der positiven Bedeutung findet sich bei Cicero auch eine negative Verwendung des Ausdrucks accommodatio. Ihm erscheinen diejenigen, die interpretierend ihre eigenen Wissensansprüche in die Texte der Dichter tragen, weniger als Philosophen, vielmehr handle es sich um die ,Phantasien von Wahnsinnigen‘.61 Es ist die willkürliche Anpassung des Textes an die eigenen Gedanken, von denen die ursprünglichen Autoren nichts ahnen konnten. Mithin gibt es zwei strukturell unterschiedliche Vorgänge, die mit ein und demselben Ausdruck bezeichnet werden konnten. Beide werden für die Hermeneutik, insbesondere für die hermeneutica sacra, wirksam: Man passt seine beabsichtigte Rede an etwas anderes an – man passt eine bereits gehaltene Rede an etwas anderes, nämlich an seine eigenen Auffassungen an. Die erste Art wird in der Hermeneutik zentral zum einen, wenn es um die göttliche Deszendenz in Gestalt der Heiligen Schrift als das an den Menschen gerichtete göttliche Wort geht,62 zum anderen wenn es um die Vermittlung dieses Wortes (etwa in der Predigt) geht. Festzuhalten ist, dass die accommodatio nicht allein die Relationierung zwischen dem sich offenbarenden Gott und dem Menschen, an den sich diese Offenbarung richtet, charakterisieren konnte, sondern auch zwischen Menschen, die in der Heiligen Schrift auftreten. Im letzten Fall entstand schon früh immer dann ein Problem, wenn bei dieser Akkommodation der Verdacht der || 58 So sagt Quintilian, Inst. Orat., III, 3, 9, die Lateiner besäßen für den rhetorischen Ausdruck oeconomia kein Pendant; er nennt als griechischen Autor, der oeconomia verwendet, Hermagoras (von Temnos, 2. Jh. v. Chr.). 59 Cicero, De orat., I, 54 (auf den platonischen, nicht aristotelischen Hintergrund der rhetorischen accommodatio bei Cicero braucht hier nur hingewiesen zu werden). Vgl. auch ders., De inv. Rhet. 1, 7. 60 Vgl. z.B. Cicero, De orat., I, 223: „acuto homine nobis opus est et natura usuque callido, qui sagaciter pervestiget, quid sui cives eique homines, quibus aliquid dicendo persuadere velit, cogitent, sentiant, opinentur, exspectent […]“; auch ebd., II, 186. 61 Cicero, De nat. deo, I, 41–42. 62 Vgl. z.B. Johannes Scottus, De divisione Naturae [Periphyseon, um 867], I, 64 (PL 122, Sp. 439–1022, hier Sp. 509), wo es im Blick auf die Heilige Schrift, die dem Menschen entgegen komme, damit er überhaupt etwas von den unfassbaren und unsichtbaren Dinge mitbekomme, heißt: „Non tamen ita credendum est, ut ipsa semper propriis verborum seu nominum signis fruatur, divinam nobis naturam insinuans; sed quibusdam similitudinibus, variisque translatorum verborum seu nominum modis utitur, infirmitati nostrae condescendens […].“
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Täuschung (der simulatio) aufkam. Dass Gott den Menschen nicht täuscht oder zu täuschen vermag, er kein deus deceptor ist, galt seit den ältesten Kirchenvätern. So heißt es bei Clemens von Rom (um 100 n. Chr.), dass Gott alles könne, nur nicht lügen.63 Und im Mittelalter äußert sich etwa Anselm von Canterbury mit der Übrlegung: Wenn Gott lügen wolle, so sei Lügen deshalb nicht recht, vielmehr sei er „dann nicht Gott“.64 In gewisser Hinsicht Ausnahmen stellen allein Imaginationen im Rahmen der Überlegungen zur potentia absoluta als Freiheit Gottes gegenüber allen Geschöpfen dar.65 Aber durchweg wird dabei betont, dass Gott täuschen könnte, es aber nicht wirklich tut. So wurde denn auch immer wieder versucht, die nicht wenigen Stellen der Heiligen Schrift, in denen Gott den Menschen zu täuschen schien oder er eine Täuschung, respektive eine Lüge zuließ, so zu sehen, dass sie nichts Ungeziemendes darstellen. Selbst Descartes spricht nicht von einem täuschenden Gott, sondern von einem täuschenden Dämon. So sind denn auch bestimmte Varianten der Akkommodation bereits bei den Kirchenvätern als nicht ganz problemlos gesehen worden. Zwar betont Origenes in der Auseinandersetzung mit dem Christengegner Celsus, dass die Akkommodation keine Lüge einschließe,66 gleichwohl wurden Probleme wahrgenommen, am ausgeprägtesten wohl erörtert im Zuge der Deutung der Szene von Gal 2, 11–14 und dem sich an ihr entzündenden Streit zwischen Augustinus und Hieronymus.67 Paulus tadelt dort das Verhalten des Pet|| 63 Vgl. Clemens von Rom, Epistola ad Corinthos. Brief an die Korinther, übersetzt und eingeleitet von Gerhard Schneider, Freiburg 1994, ad Cor. 27, 3 , S. 130–131. 64 Anselm, Cur deus homo – Warum Gott Mensch geworden ist [1097/98], lateinisch und deutsch, besorgt und übersetzt von Franciscus Salesius Schmidt, Darmstadt (1956) 41988, I, 12, S. 45. 65 Hierzu am Beispiel etwa Fritz Hoffmann, „Robert Holcot – die Logik in der Theologie“, in: Paul Willpert (Hg.), Die Metaphysik im Mittelalter. Ihr Ursprung und ihre Bedeutung, Berlin 1963, S. 624–639. 66 Vgl. Origenes, Contra Celsum [248], IV, 18–19. 67 Zur Auseinandersetzung zwischen Augustinus und Hieronymus neben Paul Auvray, „Saint Jérôme et saint Augustin. La controverse au sujet de l’incident d’Antioche“, Recherches de Science religieuse 29 (1939), S. 594–610, mit Hinweisen auf die ältere Forschung, und J. N. D. Kelly, Jerome: His Life, Wirtings, and Controversies, London 1975, S. 263–272; Ralph Hennings, Der Briefwechsel zwischen Augustinus und Hieronymus und ihr Streit um den Kanon des Alten Testaments und die Auslegung von Gal 2, 11–14, Leiden 1994; Alfons Fürst, „Hieronymus über die heilsame Täuschung“, Zeitschrift für antikes Christentum 2 (1998), S. 97–112; ders., Augustins Briefwechsel mit Hieronymus, Münster 1999; Jeannine Siat, „Pierre et Paul dans l’Épître aux Galatas“, in: Gérard Nauroy und Marie-Anne Vannier (Hg.), Saint Augustin et la Bible, Bern 2008, S. 261–273; ferner Donald S. Cole-Turner, „Anti-Heretical Issues and the Debate over Galatians 2, 11–14 in the Letters of St. Augustine to St. Jerome“, Augustinian Studies 11 (1980), S. 155–166; zudem Karlfriedrich Froehlich, „Fallibility Instead of Infallibility? A Brief History of
426 | Lutz Danneberg rus als Heuchelei. In seinem Galater-Kommentar hatte Hieronymus über Paulus geschrieben, es könne nicht überraschen, dass auch gerechte und tugendhafte Männer unter Umständen zu ihrem oder zum Heil anderer Menschen Verstellung übten. Die Akkommodation konnte in solchen Fällen als problematisch erscheinen, wenn sie dem Verdacht ausgesetzt war, Täuschung zu sein – und so denn auch im 17. Jahrhundert. Noch ein weiteres Moment kommt hinzu. In Reaktion auf die Ansicht des Hieronymus fürchtet Augustinus, ein solches Zugeständnis könne die Glaubwürdigkeit der gesamten Schrift aufheben.68 Auch dieses, sich im Rahmen der Zeugnislehre stellende Bedenken wird im 17. Jahrhundert immer wieder von den Kritikern des Gedankens der Akkommodation vorgetragen. So liegt eine der zentralen Voraussetzungen für die Anerkennung dieses Gedankens zur Schlichtung intra- und extrabiblischer Wissensansprüche in dem versuchten Nachweis, dass beide Befürchtungen unbegründet seien. Also: Zum einen setzt sich der Akkommodationsgedanke dem Verdacht aus, der Heiligen Schrift Täuschungen zuzuschreiben und so ihre Glaubwürdigkeit zu beeinträchtigen, zum anderen konnten Theologen – Luther und Calvin sind da keine Ausnahmen – in selbstverständlicher Weise von der Akkommodation sprechen. Umso erstaunlicher erscheint es dann, dass diesem Gedanken bei der Harmonisierung der Kopernikanischen Theorie mit biblischen Aussagen im wörtlichen Verständnis überhaupt so heftige Gegnerschaft erwachsen konnte. Erklären lässt sich dies aus zwei Umständen: Zum einen gibt es sehr unterschiedliche Vorgänge, bei denen man zu ihrer Beschreibung auf den Akkommodationsgedanken zurückgegriffen hat. Zweitens erfährt der Akkommodationsgedanke, wie er sich bei den Kirchenvätern findet, insbesondere im 17. Jahrhundert im Rahmen der Harmonisierung extrabiblischen und intrabiblischen Wissens eine Wandlung, die ihn als theologisch anstößig erscheinen lässt. Zumindest fünf Verwendungsweisen der Akkommodation sind zu unterscheiden.69 Eine erste bezieht sich auf intrabiblische Beziehungen. Hier stehen
|| the Interpretation of Galatians 2, 11–14“, in: Paul C. Empie et al. (Hg.), Teaching Authority & Infallibility in the Church, Minneapolis 1978, S. 259–269 und S. 351–357; zudem Franz Overbeck, Über die Auffassung des Streites des Paulus und Petrus in Antiochien (Gal 2, 11ff.) bei den Kirchenvätern [1877], ND Darmstadt 1968; Gert Haendler, „Cyprians Auslegung zu Gal. 2, 11–13“, Theologische Literaturzeitung 97 (1972), S. 561–568. 68 Zu seinem Galater-Kommentar auch Maria Grazia Mara, „Storia ed esegesi nella Expositio epistulae ad Galatas di Agostino“, Annali di stroria dell’Esegesi 2 (1988), S. 93–102. 69 Der Versuch bei Martin I. Klauber und Glenn S. Sunshine, „Jean-Alphosne Turretini on Biblical Accommodation: Calvinist or Socinian?“, Calvin Theological Jounal 25 (1990), S. 7–27, bleibt bei der Charakterisierung von zwei Akkommodationskonzepten zu unbestimmt und
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die Deutungen des Alten Testaments im Neuen im Vordergrund. Dies ist im Allgemeinen so lange nicht strittig gewesen, wie diese accommodationes ihre theologische Rechtfertigung durch allgemein geteilte Annahmen über die Beziehung zwischen Neuem und Altem Testament gefunden haben. Verwendungen von accommodare (oder synonymen Ausdrücken) sind zur Bezeichnung eines genuinen und legitimen Sinns so häufig, dass sich Beispiele erübrigen. Zweitens findet sich dieser Ausdruck – oder Synonyme – nicht selten im Zusammenhang mit den Darlegungen zum Verständnis des Predigens in den Predigtlehren. 70 Es ist die accommodatio ad usum und bedeutungsgleich (schon seit dem Mittelalter) verwendet mit Ausdrücken wie applicatio. Die dritte Verwendungsweise bilden anthropomorphe oder anthropopathische Zuschreibungen in der Heiligen Schrift an Gott – etwa Emotionen oder Empfindungen, also alles, was Veränderlichkeit impliziert.71 Solche Passagen sind seit alters die klarsten Beispiele, aus denen man immer wieder noch bis ins 17. Jahrhundert hinein die Notwendigkeit des Abweichens in Gestalt der Akkommodation von einer (ersten) wörtlichen Bedeutung zu begründen versuchte. Noch Francis Bacon verweist bei seiner Behandlung der Idole auf die Häresie der Anthropomorphiten:72 Nicht besser sei diese Häresie, als wenn der Mensch meine, die Natur tue das, was er
|| berücksichtigt bei den Ausführungen nicht die Diskussion im 17. Jh.; auch Martin I. Klauber, „Francis Turretin on Biblical Accommodation: Loyal Calvinist or Reformed Scholastic“, Westminster Theological Journal 55 (1993), S. 73–86. Erhellenderes für die Akkommodation bei den Sozinianern findet sich eher bei Ernst Gottlob Bengel, „Ideen zur historisch-analytischen Erklärung des socinischen Lehrbegriffs“, Magazin für christliche Dogmatik und Moral, deren Geschichte, und Anwendung im Vortrag der Religion 14 (1808), S. 133–299, 15 (1809), S. 104–168, und 16 (1810), S. 90–157, insb. S. 134–136. 70 Vgl. z.B. Luther, Tischreden IV n447,13–14 und 19–21, wo die Empfehlung gegeben wird: „Man sol sich aldohin accommodiren ad auditores“. Dies konnte als imitatio Christi gesehen werden, denn auch Christus habe „pewerische similitudines“ angewendet. Oder TR III, 419, 29– 31: „Wen ich alhie predige, so laß ich mich auffs tieffste herunder; non aspicio ad doctores et magistros, quorum vix 40 adsunt, sed ad centum vel mille iuvenum puerorumque: Illis praedico, illis me applico.“ Sowie TR V, 644, 24–26: „Item Hebraea, Graeca in contionibus publicis tacenda, nam in eccelsia debet lingua oeconomica, die einfeltige muttersprache, omnibus nota.“ 71 Das Unbehagen an einer solchen Darstellungsweise ist alt, so etwa bei Xenophon, wenn er bemerkt, die Sterblichen meinen, die Götter würden geboren und hätten Gewand und Stimme und Gestalt (Diels und Kranz, 21 [11] B. 14) . 72 Zu den eventuell gemeinten Anthropomorphiten Geogrij V. Florovsky, „The Anthropomorphites in the Egyptian Desert“, in: ders., Aspects of Church History. Collected Works IV, Richard S. Haugh (Hg.), Belmont 1975, S. 89–96.
428 | Lutz Danneberg auch selber tue.73 Origenes wie andere konnten nicht zuletzt angesichts der Anthropomorphismen in der Heiligen Schrift annehmen, dass im sensus literalis die Gefahr der Häresie liege.74 Das Kriterium ist, was Gott geziemt oder würdig erscheint, und dann sei auch die Notwendigkeit gegeben, vom wörtlichen sensus abzugehen.75 Die vierte Verwendungsweise stellt die ethische Akkommodation dar sowie die Anpassung an eine bestimmte Teilgruppe, nämlich das israelische Volk. Beides war immer beschränkt auf das Alte Testament und findet eine allgemeine Rechtfertigung im Rahmen überkonfessionell geteilter theologischer Annahmen über die Beziehung zwischen Altem und Neuem Bund, so dass eine solche Akkommodation zur Erklärung in der Regel ebenfalls nicht als sonderlich problematisch erschien.76 Sie findet sich nicht nur bei Theologen, sondern bei einer Vielzahl von Autoren, so beispielsweise bei Erasmus77 oder Juan Luis
|| 73 Vgl. Bacon, De dignitate et augmentis scientiarum, libros IX [1623], V, 4 (The Works I, ed. Spedding, S. 423–837, hier S. 644): „Homo fiat quasi Norma et Speculum Naturae […] hoc ipsum, inquam, quod putetur talia naturam facere qualia homo facit. Neque multa meliora sunt ista quam haeresis Anthropomorphitarum, in cellis ac solitudine stupidorum monachorum orta, […].“ 74 Origenes, De principiis libri IV [verm. vor 230]/ Vier Bücher von den Prinzipien/ Zweisprachige Ausgabe. Hg., übersetzt, mit kritischen und erläuternden Anmerkungen vers. von Herwig Görgemanns und Heinrich Karpp, Darmstadt (1976) 1992, IV, 2, 2, S. 701. 75 Vgl. auch Augustinus, De civ. Dei, VIII, 6, sowie ders., De doct. christ., I, 6. 76 Diese Art der Akkommodation findet sich auch bei Calvin, hierzu u.a. David F. Wright, „Calvins’s Pentateuchal Criticism: Equity, Hardness of Heart, and Divine Accommodation in the Mosaic Harmony Commentary“, Calvin Theological Journal 21 (1986), S. 33–50; ders., „Accommodation and Barbarity in John Calvin’s Old Testament Commentaries“, in: A. Graeme Auld (Hg.), Understanding Poets and Prophets, Sheffield 1993, S. 413–427; ders., „Calvin’s Accommodating God“, in: Wilhelm H. Neuser und Brian Armstrong (Hg.), Calvinus Sincerioris Religionis Vindex, Kirksville 1997, S. 3–20. – Zu den verschiedenen Versuchen der Erklärung des in der einen oder anderen Weise im Alten Testament als unschicklich Erscheinenden neben Roland H. Bainton, „The Immoralities of the Patriarchs According to the Exegesis of the Late Middle Ages and of the Reformation“, Harvard Theological Review 23 (1930), S. 39–49; John L. Thompson, „The Immoralities of the Patriarchs in the History of Exegesis: A Reappraisal of Calvin’s Position“, Calvin Theological Journal 26 (1991), S. 9–46; ders., „Patriarchs, Polygamy, and Private Resistance: John Calvin and Others on Breaking God’s Rules“, Sixteenth Century Journal 25 (1994), S. 3–27; zudem Artur Landgraf, „Die Stellungnahme der Frühscholastik zur Lüge der alttestamentlichen Patriarchen“, Theologisch-praktische Quartalschrift 92 (1939), S. 13–32 und S. 218–231. 77 Im argumentum seines Römerbrief-Kommentars schreibt Erasmus: „Quanquam autem horum pleraque peculiarius ad eam pertinent aetatem, in qua rudis adhuc paulatim suppullulabat Ecclesia Judaeis & Gentibus admixta, ac Principibus Ethnicis obnoxia: tamen nihil est, unde non ad haec quoque tempora salutaris aliquid doctrinae possit accomodari.“ Erasmus, In Epistolam Pauli Ad Romanos […], Opera omnia, vol. VI, ed. Clericus, Sp. 547–656, hier Sp. 550.
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Vives.78 Die fünfte und letzte der zu unterscheidenden Verwendungsweisen ist die optische Akkommodation (secundum apparentiam). Die Umdeutung der Rede von den zwei Lichtern am Himmel, von der bereits die Rede war, ist ein Beispiel hierfür. Bei diesen Arten handelt sich um Verwendungsweisen, die in der Zeit als vergleichsweise unproblematisch galten. Nicht beachtet wird das beispielsweise in einer seit den 1970er Jahren ausgetragenen Diskussion, in der man angesichts von Calvins Verwendung des Akkommodationsgedankens sogar meinte, zu einer kontrafaktischen Imagination greifen zu dürfen: Hätte Calvin die kopernikanische Theorie näher zur Kenntnis genommen (was nicht geschehen ist), dann hätte er sie aufgrund seiner Ansicht zur Akkommodation akzeptiert. 79 Allein schon deshalb verbietet sich eine solche Imagination, weil die Akkommodation, die bei der Schlichtung von Passagen der Heiligen Schrift und der heliostatischen Theorie im 17. Jahrhundert und insbesondere bei Galilei angenommen wird, sich auf keine der fünf unterschiedenen, relativ problemlosen zurückführen lässt, sondern eine neue Variante bildet, eine accommodatio ad captum vulgi.
3 Accommodatio ad captum vulgi In bestimmter Hinsicht findet sich eine Variante der Verbindung von vulgus und accommodatio bereits bei den Kirchenvätern. Sie drückt sich etwa bei Origenes in einer pädagogischen Sicht und Bestimmung der verschiedenen sensus aus.80 Seine bekannte Dreiteilung des Sinns erscheint so nicht als drei Arten des Sinns der Heiligen Schrift selbst, die verschiedenen sensus richten sich vielmehr nach der jeweiligen Fassungskraft des Hörers, um ihm mit Hilfe der Schrift zum Fort|| 78 Vgl. Vives, De veritate fidei christianae [1543] (Opera omnia, vol. VIII, ed. Majansio, S. 1– 458, insb. S. 159–167), wonach sich Gott der Fassungskraft des israelischen Volks angepasst habe. 79 So Gerardus Bouw, Geocentricity: The Biblical Cosmology, Ceveland 1992, S. 171: „[…] if John Calvin were alive today, he would probably be a heliocentric theistic evolutionist […].“ 80 Hierzu Karen Jo Torjesen, „Body, Soul and Spirit in Origen’s Theory of Exegesis“, Anglican Theological Review 67 (1985), S. 17–30; dies., Hermeneutical Procedure and Theological Method in Origen’s Exegesis, Berlin, New York 1986; auch dies., „Hermeneutics and Soteriology in Origen’s Peri Archon“, Studia Patristica 22 (1989), S. 333–348; ferner Michael Vlad Niculescu, „Spiritual Leavening: „The Communication and Reception of the Good News in Origen’s Biblical Exegesis and transformative Pedagogy“, Journal of Early Christian Studies 15 (2007), S. 447– 481.
430 | Lutz Danneberg schreiten zu verhelfen. Weshalb gleichwohl der Rückgriff allein auf das patristische Konzept der accommodatio nicht den Gedanken des sensus accommodatus in seiner Verwendung zur Korrektur eines überlieferten sensus literalis in der Konstellation des Konflikts mit der kopernikanischen Theorie zu begründen vermochte, liegt in zwei Momenten. Zunächst wird die Herablassung von den Kirchenvätern durchweg als universell aufgefasst, indem sie als eine für alle Menschen erforderliche Anpassung erscheint. Diese accommodatio ad captum nostrum hat mithin universellen Charakter. Das erste Moment des Gedankens der Akkommodation, wie er im 17. Jahrhundert zur Schlichtung aufgerufen wird, lässt sich nun genauer fassen. Nicht richte sich Gott nach den menschlichen Schwächen überhaupt, sondern das Besondere dieses Gedanken besteht darin, dass sich die Akkommodation nur partikulär an einen mehr oder weniger genau umrissenen Personenkreis richte: nicht accommodatio ad captum nostrum, sondern spezifischer ad captum vulgi – drastischer noch in der Sprache Galileis: „[…] d’accomodarsi alla capacità de’ popoli rozzi e indisciplinati […].“81 Dass Gott sich in seiner Offenbarung akkommodiert habe, birgt mithin noch nicht das Problem; zum Problem kann es aber werden, wenn Gott dies – wenn man so will – als eine partikuläre Akkommodation vollzieht. Just das bildet dann die Grundlage für den anhaltenden Verdacht, es handle sich dabei um etwas, das moralisch oder ethisch anstößig sei, also den Verdacht, bei der Akkommodation sei zugleich simulatio gegeben. Zwar ist auch Galilei der Ansicht, die Heilige Schrift könne niemals lügen oder einen Irrtum aufweisen,82 doch gelte das nicht für ihre Interpreten, in Sonderheit dann nicht, wenn sie einige Stellen nur wörtlich verstehen wollten.83 Im Unterschied zum göttlichen Buch der Heiligen Schrift kenne das Buch der Natur aber keine ,Akkommodationen‘. Die Gesetze der Natur seien ebenso wie die Worte der Heiligen Schrift aus dem Göttlichen Wort hervorgegangen, doch folgten erstere gehorsam dem Willen Gottes, vor allem passten sie sich nicht dem Menschen an: „sieno o non sieno esposti alle capacità de gli uomini.“84 Das ist der gewichtige Unterschied, nämlich die relative Ungebundenheit der Heiligen
|| 81 Galilei, „Lettera a D. Benedetto Castelli [1613]“, in: Galilei, Opere, vol. V, S. 279–288, hier S. 283; gleiche Formulierung in: ders., „Lettera [1615]“, S. 315. 82 Vgl. Galilei, „Lettera [1615]“, S. 315: „[…] nè potendo la Scrittura mai mentire o errare […].“ 83 Vgl. Galilei, „Lettera [1613]“, S. 282: „[…] se bene la Scrittura non può errare, potrebbe nondimeno talvolta errare alcuno de’ suoi interpreti ed espositori, in varii modi: tra i quali uno sarebbe gravissimo e frequentissimo, quando volessero fermarsi sempre nel puro significato delle parole [..].“ Auch ders., „Lettera [1615]“, S. 315–318. 84 Galilei, „Lettera [1613]“, S. 283.
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Schrift, der Galilei veranlasst, dass die gewissen Beweise der Wissensansprüche über die Natur nicht aus der Heiligen Schrift heraus zu widerlegen seien.85 Nicht nur findet sich im Mittelalter die Vorstellung, dass die der Heiligen Schrift, selbst dem Neuen Testament entnommenen Beweisführungen nicht in der Hinsicht zwingend seien, dass sich ihnen keiner entziehen könne; die Häretiker zeigten dies.86 Hinzu kommt: Raymond de Sarabunde (bis 1436) stellt in seinem liber creaturam das Buch der Natur (liber naturae) gegen die Heilige Schrift (liber Bibliae), insofern diese Manipulationen und verfälschende Interpretationen zulasse: […] Primus liber, naturae, non potest falsificari, nec deleri, nec false interpretari. Ideo haeretici non possunt eum false intelligere; nec aliquis potest fieri in eo haereticus. Sed secundus potest falsificari et false interpretari et male intelligi.87
Zwar scheint Galilei die Annahme einer zweifachen Unverfälschbarkeit des ,Buches der Natur‘ zu teilen – von seiten Gottes des Erzeugers, der sich in ihm nicht zu akkommodieren braucht und keine zulässt, und von Seiten desjenigen, der sie mit Gewissheit erkennt. Bei ihm findet sich gleichwohl eine zentrale Veränderung. Der in diesem Zusammenhang entscheidende Punkt betrifft die unterschiedliche Zugänglichkeit beider Bücher: Das Buch der Natur ist nach Sarabunde allen Menschen gemeinsam zugänglich, den Theologen wie den Laien, während das Verständnis der Heiligen Schrift sich allein den theologischen Experten erschließe.88 Allerdings sei das Buch der Natur für den Sünder unlesbar geworden. Nur derjenige, der von der Erbsünde gereinigt sei, könne in dem
|| 85 Vgl. ebd., S. 316–317. 86 So schreibt der eminente Bibelexeget Nicolaus von Lyra, „Probatio adventus Christi contra Judaeos“, ders., Biblia sacra cum glossa ordinaria VI, Antverpiae 1634, Sp. 1695–1716, hier Sp. 1697: „Et dinstinguo primo de probatione efficaci, quia efficacia probationis potest dupliciter accipi: uno modo, quod sit ita efficax probatio, quod nullo modo possit evitari sine contradictione vel evidenti negatione scripturae praedicate, et sic videtur mihi, quod non sit adhuc probatum per dictam scripturam, quod in quaestione quaeritur; cuius ratio est, quia miyterium trinitatis et incarantionis Christi expressius ponitur in scirptura novi testament quam veteris, sicut patet manifeste et ab omnibus conceditur, tamen haeretici multi totum novum testamentum recipient et pro suis erroribus exponent.“ Diese Probatio wurde 1309 disputiert und später dann, nach 1330, überarbeitet. 87 Vgl. Raymond, Theologia naturalis seu liber creaturarum [1436]. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Sulzbach 1852. Mit literaturgeschichtlicher Einführung und kritischer Edition des Prologs und des Titulus I von Friedrich Stegmüller, Stuttgart-Bad Cannstatt 1966, „Prologus“, S. 36–37. 88 Vgl. ebd., S. 38.
432 | Lutz Danneberg offenen Buch der Natur lesen.89 Entscheidend aber ist, dass das Buch der Natur Vorrang besitze gerade wegen seiner Zugänglichkeit. Das wird bei Galilei anders. Der Akkommodationsgedanke ist für die Lösung des Konflikts bereits im 16. Jahrhundert genutzt worden,90 und parallel zu Galilei findet er sich in Paolo Antonio Foscarinis (um 1580–1616) Lettera sopra l’opinione de’ Pittagorici, e del Copernico.91 Foscarini unterscheidet drei Formen des Übergangs von einer ersten ,problematischen‘ wörtlichen zu einer zweiten Bedeutung.92 Ausgangspunkt bildet die Überlegung, dass, wenn die kopernikanische Theorie sich als wahr erweist, sie deshalb nicht mit Aussagen der Heiligen Schrift konfligieren müsse, da diese sich insbesondere der Akkommodation entsprechend korrigieren ließe.93 Die Pointe besteht bei Galilei demgegenüber in dem bekannten Diktum, dass das Buch der Natur in mathematischen Zeichen geschrieben sei, die man (eigens) zu erlernen habe, ansonsten sei dieses Buch wie ein unzugängliches Labyrinth („obscuro laberinto“).94 Dergleichen bahnte sich seit längerem an – etwa wenn Kopernikus in der Dedikationsepistel an den Papst schreibt, mathemata mathematicis scribuntur,95 Mathematisches wird für Mathematiker geschrieben – Galilei zitiert diese Passage.96 Bereits bei Kopernikus ist das kritisch gegen die Bibelexegeten gerichtet, die als nicht mathematisch Ausgebildete zu wenig von den neuen astronomischen Wissensansprüchen verstehen, so dass sie diese aufgrund einiger Stellen der Heiligen Schrift womöglich zurückweisen würden und den Schriftsinn verkehren würden – „male ad suum propositum detortum“. Damit wird ein Ausdruck aufgenommen, der bereits zuvor und da-
|| 89 Vgl. ebd.: „Quam quidem sapientiam nullus potest videre nec legere per se in dicto libro semper aperto, nisit sit a Deo illuminatus et a peccato originali mundatus.“ 90 Vgl. Danneberg, „Von der accommodatio ad captum vulgi über die accommodatio secundum apparentiam nostri visus zur aesthetica als scientia cognitionis sensitivae“. 91 Abgedruckt in Galilei, Opere, vol. V/II, S. 455–494. 92 Ebd., S. 465–466. 93 Ebd., S. 472. 94 Galilei, Il Saggiatore [1623], in: Galilei, Opere, vol. VI, S. 199–372, hier S. 232: „Egli è scritto in lingua matematica, e i caratteri sono triangoli, cerchi ed altre figure geometriche […].“ Zu weiteren Stellen dieser Art bei Galilei vgl. Edwin A. Burtt, The Metaphysical Foundations of Modern Physical Science, New York 1925, S. 64–73; zudem ders., „Some Tactics in Galileo’s Propaganda for the Mathematization of Scientific Experience“, in: Robert E. Butts und Joseph C. Pitt (Hg.), New Perspectives on Galileo, Dordrecht 1978, S. 59–87. 95 Kopernikus, De revolvtionibus orbitu, coelestium, Libri VI. […], Basileae 1543 (ND 1971), „Praefatio Authoris“ (unpag.). 96 Vgl. Galilei, „Lettera [1615]“, S. 314.
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nach gängig war, um Verdrehungen, ,Folterungen‘ des Sinns der Heiligen Schrift abzuweisen. Ähnliches findet sich bei Kepler in der Astronomia nova.97 Kurz nach dem Erscheinen von De Revolutionibus verfasst Giovanni Maria Tolosani (1471–ca. 1549) 1546 und 1547 eine freilich unveröffentlichte antikopernikanische Stellungnahme und Widerlegung, die unter anderen Umständen bereits im 16. Jahrhundert zu einer Zensurierung des Werks im katholischen Raum hätte führen können.98 Entscheidend für den beispielhaften Charakter ist, dass seine Bedenken nicht allein physikalische und schriftbezogene sind, sondern die logische Kompetenz betreffen: Kopernikus sei zwar erfahren in Mathematik und Astronomie, aber verfüge über zu geringe Kenntnisse der Dialektik. Das nährt aber auch Zweifel daran, inwiefern er überhaupt ein Experte in Fragen der Mathematik und der Astronomie sei. Tolosani fügt Mathematik und Astronomie auf der einen Seite zusammen, auf der anderen Dialektik (Logik) und Physik. Daher sei es nicht überraschend, dass Kopernikus das, was falsch sei, für wahr halte.99 Nun sind die mathematischen Experten, die das Buch der Natur lesen, weder ,Logiker‘ noch ,Laien‘. Nach Galileis Unterscheidung zwischen ,intensivem‘ und ,extensivem‘ Erkennen nähern sich zudem die wenigen, aber ,intensiv‘
|| 97 Vgl. Kepler, „Astronomia nova A„tiolÒghtoj, sev Physica Coelestis, tradita commentariis De motibvs stellae Martis […1609], Argvmenta singvlorvm capitvm“ (Gesammelte Werke III, Max Caspar [Hg.], S. 36). 98 Entdeckt wurde das von Eugenio Garin, „A Proposito di Copernico“, Rivista critica di storia della filosofia 26 (1971), S. 83–87; ders., „Alle origini della polemica anticopernicana“, Studia Copernicana 6 (1973), S. 31–42, mit einer Wiedergabe von dem Opusculum quartum de coelo et elementis; auch ders., Rinascite e rivoluzioni, 2. Auflage, Roma 1976, S. 283–295; zudem u.a. Edward Rosen, „Was Copernicus’ Revolutions Approved by the Pope?“, Journal of the History of Ideas 36 (1975), S. 531–541; Andrzej Kempfi, „Tolosani versus Copernicus: On Certain Appendix to the Treatise On the Truth of Holy Scripture From the Forties of the 16th Century“, Organon 16/17 (1980/81), S. 239–254. Eine recht skizzenhafte Darstellung der Rezeption bei Michael Segre, „Copernicus’ Wirkung in Italien“, in: Gudrun Wolfschmidt (Hg.), Nicolaus Copernicus (1473–1543). Revolutionär wider Willlen, Stuttgart 1994, S. 201–207; Miguel A. Granada, „Giovanni Maria Tolosani e la prima reazione romana di fronte al ,De revolitionibus‘“, in: Massimo Bucciantini und Maurizio Torrini (Hg.), La diffusione del copernicanesimo in Italia, 1543–1610, Firenze 1997, S. 11–35. 99 Vgl. Garin, „Alle origini“, S. 35–36: „Peritus est etiam in scientiis mathematicis et astronomicis, sed plurimum deficit in scientiis physicis ac dialecticis, […]. Nec homo potest esse perfectus astronomus et philosophus nisi per dialecticam sciat discernere inter verum et falsum in disputationibus, et habeat argumentorum notitiam: quod requiritur in medicinali arte, in philosophia , theologia et ceteris scientiis. Unde cum praedictus Copernicus non calleat scientiam physicam et dialecticam, non est mirum si ipse in hac opinione decipiatur, et falsum pro vero recipiat ex imperitia earum scientiarum.“
434 | Lutz Danneberg erkannten mathematischen Wahrheiten der ,objektiven Gewissheit der göttlichen Erkenntnis‘ an: „[…] ma di quelle poche intese dall’intelletto umano credo che la cognizione agguagli la divina nella certezza obiettiva […].“100 Die Grenzen dem göttlichen Geist gegenüber seien allerdings dann erreicht, wenn es um das Erschließen von Folgerungen aus den intensiv erkannten mathematischen Wahrheiten gehe: Sie seien Übergänge („passagi“), für deren schrittweise Abfolge der menschliche Geist der Zeit bedarf, wohingegen der göttliche Geist (gleich dem Licht) diese Folgerungen in einem Moment durchlaufe; Gott seien alle gleichzeitig gegenwärtig: „l’intelletto divino, a guisa di luce, trascorre in un instante, che è l’istesso che dire, gli ha sempre tutti presenti.“101 Nicht, dass es sich überhaupt um die Rede von Experten hinsichtlich bestimmter Wissensbereiche handelt – im Mittelalter ist es gängige Auffassung, dass es Experten für bestimmte Wissensbereiche gibt, die es nicht auch in anderen sind102 –, sondern wichtig ist, dass in Fragen des Widerstreits zwischen intra- und extrabiblischen Wissensansprüchen bei Galilei allein Experten, die in Extrabiblischem kompetent sind, entscheiden könnten. In die vermeintlich harmlose Vorstellung der || 100 Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, in: ders., Opere, vol. VII, Firenze 1897, S. 21–568, hier „Giornata prima“, S. 129. 101 Ebd. 102 Albertus Magnus beispielweise spricht von denjenigen, „quorum dicta non sunt experta“, und kritisiert sie; darunter beispielsweise auch Plinius (23/24–79), vgl. ders., De animalibus libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift hg. von H. Stadler, 2 Bde., Münster 1916/1921, hier lib. XXIII, 19 (auch XXXII, 42). Demgegenüber folgt er explizit den experti (ebd., XXII, 43), aber auch Vertrauensleuten wie seinen Mitbrüdern (u.a. ebd., XXIII, 31) oder weitgereisten Fischern (ebd., XXIV, 16). Für ihn ist Augustinus ein expertus in theologischen Fragen, nicht hingegen in den medizinischen und naturwissenschaftlichen. In seinem Sentenzenkommentar, ders., II Sent, d. 13, C, a. 2 (Ed. Paris 27, S. 247), heißt es entsprechend: „Unde sciendum, quod Augustino in his quae sunt de fide et moribus plus quam philosophis credendum est, si dissentiunt. Sed si de medicina loquitur, plus ego crederem Galeno vel Hippocrati, et si de naturis rerum loquatur, credo Aristoteli plus vel alii experto in rerum naturis.“ Zum Hintergrund auch Goffredo Quadri, „S. Alberto Magno e la sua teoria dell’autorità“, Studi Senesi 51 (1937), S. 85– 152. – Nach Johannes von Salisbury, Polycraticus [1159], III, 5 (PL 199, Sp. 379–823, hier Sp. 484), seien die Autoritäten jeweils Experten auf ihren Spezialgebieten: „Nempe philosophi probabile dicunt, quod videatur vel omnibus, vel pluribus, aut sapientioribus, aut quod in propria facultate artifici. Si ergo sapientiam cujusque Plato commendet, aut Socrates, Aristoteles acumen ingenii, Cicero dicendi copiam, mathematicae studium Pythagoras, metrorum varietates Flaccus, Naso levitatem versificandi; quidni credat?“ Bei Johannes verbindet sich das an anderer Stelle mit der Kritik an den „nugiloqui ventilatores“, die sich auf jede Autorität wahllos berufen, vgl. ders., Metalogicon [1159], lib. II, cap. VII (PL 199, Sp. 823–946, hier Sp. 864): „Compilant omnium opiniones, et ea quae etiam a vilissimis dicta vel scripta sunt, ab inopia judicii scribunt et referunt; proponunt enim omnia, quia nesciunt praeferre meliora. Tanta est opinionum oppositionumque congeries, ut vix suo nota esse possit auctori.“
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Akkommodation wird durch ihre Partikularisierung die Auszeichnung des Experten eingelagert – wenn man so will, gehört das zu den Anfängen des Rangstreits zwischen den Philosophen und den Theologen. Es kommt ein zweites Moment hinzu, nämlich nicht mehr allein die Ausgrenzung, sondern die Eingrenzung durch spezifische Ausgrenzung – erst sie ist es, die einen theologischen Universalismus bedroht. An dieser Stelle berührt sich das epistemische Problem mit dem, was sich als soziale Epistemologie der Zeit bezeichnen lässt, also mit der Autoritätstheorie und der Testimoniumslehre. Zwar hat es nach dieser Theorie im Rahmen einer ihrer beiden grundsätzlichen Bedingungen, nämlich die der Annahme der Kompetenz und die der Aufrichtigkeit des Zeugnisgebers, immer auch eine Unterscheidung für bestimmte Wissensbereiche zwischen den Experten und den Nichtexperten gegeben – Ausdrücke hierfür sind unter anderem doctissimus in arte sua, probatio artifici in sua arte credendum est, experto in sua scientia credendum est; expertus. Allerdings handelt es sich dabei durchweg um ein personenbezogenes Expertentum. Dies wird nun aber zu einem Konzept gruppenbezogener (disziplinärer) Eingrenzung. Der vulgus, wenn man so will, erfährt eine Re-Interpretation, die nicht nur grundsätzlich auch die Theologen, sondern sogar die Kirchenväter einschließen kann.103 Bei Galilei milderte sich diese Eingrenzung freilich noch durch seine gelegentlichen Hinweise, dass sich auch die ,weisen Theologen‘ ein entsprechendes Wissen aneignen könnten und dann an den einschlägigen Stellen der Heiligen Schrift auch ihren wahren Sinn (veri sensi) zu finden vermögen;104 aber – wie
|| 103 Dem scheint der Umstand zu widersprechen, dass Galilei bei der Abfassung seiner Texte oftmals das Volgare verwendet hat und in einem Schreiben an Paolo Gualdo vom 16. Juni 1612, in Opere, vol. XI, S. 326–328, als Grund anführt, dass seinen Text – in diesem Fall der Brief an Apelles – jedermann lesen könne (S. 327): „Io l’ho scritta volgare perchè ho bisogno che ogni persona la possa leggere […].“ Verstehen hat zwei Bedeutungen: zum einen das (richtige) Auffassen eines Gehalts, zum anderen zu verstehen, weshalb dieser Gehalt wahr ist. Galilei dürfte mit „legere“ das erste meinen. Hierzu vielleicht auch die Bemerkung in dem Brief an Piero Dini vom 23. März 1615, in Opere, vol. V, S. 297–305, wo er sagt, dass er die Gründe, die für die kopernikanische Auffassung sprechen, vereinen wolle, um sie, die mitunter schwierig sind, auf eine für alle verständliche Klarheit zu bringen, so dass es möglich sei, ohne zeitraubende Anstrengungen auch von denjenigen verstanden werden zu können, die sich nicht in der Naturlehre und der astronomischen Wissenschaft auskennen: „Anzi, per il medesino zelo, vo mettendo insieme tutte la ragioni del Copernico, riducendole a chiarezza intelligibile da molti dove ora sono assai difficili e più aggiungendovi molte e molte altre considerazioni, fondate sempre sopra osservazioni celesti, sopra esperienze sensate e sopra incontri di effetti naturali […].“ Auch hier scheint es sich nicht um ein ,Verstehen‘ der Gründe zu handeln. 104 Vgl. Galilei, „Lettera [1613]“, S. 282.
436 | Lutz Danneberg sich hinzufügen lässt – zu erzeugen vermögen sie ein solches Wissen nicht, wenn sie nicht bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Nur kurze Zeit später findet diese Unterscheidung ihre theoretische Aufnahme und Weiterentwicklung bei den Cartesianern der ersten Generation mit der Entgegensetzung von cognitio communis (historica oder vulgaris) und cognitio philosophica (oder accurata). Der hierin eingelagerte Zündstoff zeigt sich, wenn man die in vierfacher Hinsicht gesehenen Unterschiede zwischen beiden betrachtet: 1) Hinsichtlich der Wissensträger – das allgemeine Wissen richte sich an alle, das philosophische beschränke sich auf die Vertreter der Profession (der jeweiligen Disziplin); 2) hinsichtlich der Mittel der Wissens-Erlangung – bei jenem stünden sie allen zur Verfügung, bei diesem sei die Befreiung von Vorurteilen mittels der gesunden Vernunft sowie ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit erforderlich; 3) hinsichtlich des Nutzens und des Ziels der Betrachtung – der Gegenstand der allgemeinen Wissensansprüche sei aufgrund seines Bezuges auf die Sinne und das Leben allen gemeinsam, demgegenüber beziehe sich das philosophische Wissen auf die Ursachen oder die absoluten Dinge; schließlich 4) hinsichtlich des Gewissheitsgrades – jene müsse sich mit Probabilitäten im Status der Meinung bescheiden und könne insbesondere keine gewusste Wahrheit beanspruchen, diese biete mit der certitudo metaphysica (mathematica) die höchste für den Menschen erreichbare Gewissheit. Im Bereich der Natur bestehe Gewissheit auf der Grundlage der Erfahrung der Sinne und notwendiger Beweise (sensata esperienza und necessarie dimostrazioni). Die erste lateinische Veröffenlichung der Lettera a Madama Cristina von 1636, die wohl von dem Protestanten Matthias Bernegger (1582–1640) stammt, erhält bezeichnender Weise den Titel Nova-Antiqua patrum & probatorum theologorum doctrina De sacrae Scripturae Testimoniis, in Conclusionibus mere Naturalibus, quae Sensatâ, & necessariis demonstrationibus evinci possunt, temere non usurpandis.105 In der Vorrede wird der Gedanke aufgenommen, dass
|| 105 Vgl. Galilei, Nova-Antiqua […], Augustae Treboc 1636; nur ein Jahr früher findet sich der Brief in Galilei, Systema Cosmicum […] in quo quatuor dialogis, de Duobus Maximis Mundi Systematibus, Ptolemaico & Copernicano, utriusque rationibus philosophicis ac naturalibus indefeinite propositis disseritur. Ex Italica lingua Latine conversum. Accessit appendix gemina, qua SS. Scripturae dita cum terrae nobilitate conciliantur […], Augustae Treboc [Straßburg] 1635. Das Werk Galileis ist in dieser Übersetzung und Ausgabe oftmals nachgedruckt worden, allerdings nicht immer mit dem textuellen Bestand der Erstausgabe, so findet sich in der von 1699 nicht mehr Berneggers Vorrede, auch nicht der Appendix sowie weitere Zutaten, allein der Text Galileis sowie der Foscarinis. Hinzugekommen ist allerdings der aus Ricciolis Almagestum übernommene Abdruck der Verurteilung Galileis „ententia cardinalium in Galilaeum et Abjuratio Ejusdem“, vgl. Galileo Galilei, Systema Cosmicum in quo Dialogis IV. de duobus maximis
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sich die Heilige Schrift sowohl entlegener wie unzugänglicher Darstellungsweisen („abstrusis et importunis locutionibus“) als auch der Behandlung gelehrter Fragen („de rebus ultra captum erudiendorum“) enthalte. Zudem druckt er Keplers Eingangsüberlegungen aus seiner Astronomia nova ab, darauf folgen Galileis Darlegungen.106 Wenn sich die Heilige Schrift dem Fassungsvermögen der (einfachen) Menschen selbst in ihren wesentlichen Aussagen (über Gott) angepasst habe, wer wollte dann annehmen, so fragt Galilei, angesichts der eher beiläufigen Rede in der Heiligen Schrift über die Erde und die Sonne, dass sie sich auch hier immer an die strenge Begrenzung des eigentlichen Sinns gehalten habe?107 Hinzu kommt ein traditionales Moment. Es ist der mehrfach von Galilei angesprochene Grundsatz,108 dass zwei Wahrheiten sich nicht widersprechen könnten und aus einem Widerspruch beider folge, dass eine von beiden keine Wahrheit darstelle; eine Aussage könne nicht zugleich wahr und falsch sein.109 Es handelt sich dabei um eine für alle Konfessionen zugängliche Interpretations- und Schlichtungsmaxime. Im Hintergrund steht ein lange Zeit unwidersprochener philosophischer Basissatz: Die Wahrheit stimmt mit der Wahrheit überein (verum vero consonat), sowie, was durchweg als äquivalente Formulierung aufgefasst wurde (was freilich nicht zwingend ist): Die Wahrheit widerspricht nicht der Wahrheit (verum vero non repugnat). Daraus schließt man (ebenfalls allein genommen nicht zwingend), dass allein das Falsche dem Wahren widerspreche (solum falsum vero dissonat). Formulierungen entsprechender Annahmen finden sich seit der Antike. Wenn etwas hinsichtlich der Natur wahr ist, so kann dem die Heilige Schrift nicht widersprechen; wenn etwas in der
|| Mundi Systematibus […] Accessit alterâ hâc Editione […], Lugduni Batavorum 1699, S. 488–493. Die Ausgabe von 1663 in London weist die fehlenden Stücke noch auf. 106 Zur Rezeption u.a. „Mario Pesce, Momenti della ricezione dell’ermeneutica biblica galileiana e della Lettera a Cristina nel XVII secolo“, Annali di Storia dell’Esegesi 8 (1991), S. 55– 104; ferner Jean-Michel Gardair, „Elia Diodati e la diffusione europea del Dialogo“, in: Galluzzi (Hg.), Novità, S. 391–398; Stéphane Garcia, Élie Diodati et Galilée. Naissance d’un réseau scientifique dans l’Europe du XVII siècle, Firenze 2004; auch Isabelle Pantin, „New Philosophy and Old Prejudices: Aspects of the Reception of Copernicanism in a Divided Europe“, Studies in the History and Philosophy of Science 30 (1999), S. 237–262. 107 Vgl. Galilei, „Lettera [1613]“, S. 283: „[…] abbia eletto di contenersi con tutto rigore dentro a i limitati e ristretti significati delle parole?“ 108 Vgl. z.B. ebd.: „[…] due verità non posson mai contrariarsi, […].“ Ferner ders., „Brief an Dini [1615]“, in: Galilei, Opere, vol. XII, S. 183–185, hier S. 185. 109 Galilei, „Brief an Piero Dini [1615]“, S. 293: „[…] non si trova falso, se è vero che una proposizione non possa insieme esser vera ed erronea.“
438 | Lutz Danneberg Heiligen Schrift als wahr erkannt wird, so kann dem kein (gerechtfertigtes) Wissen über die Natur widersprechen. Nun lässt sich genauer bestimmen, wodurch die partikuläre Akkommodationsannahme im 17. Jahrhundert zum Problem wird: Es ist nicht allein die Charakterisierung derjenigen, bei denen die Akkommodation geschieht, als vulgi, sondern die Exklusion derjenigen, bei denen es ihrer nicht bedarf, da sie eigenständigen Zugang zur cognitio philosophica besitzen. Dabei kann nur angemerkt werden, dass sich hierin gerade noch nicht eine Historisierung ausdrückt; denn bei dieser Unterscheidung ist nicht zwingend ein zeitlicher Bezug gegeben: Zunächst ist sie orientiert an einem zeitlosen ordo dignitatis oder eminentiae – das ändert sich erst im 18. Jahrhundert, wenn man entwicklungsgeschichtlich etwa von der Kindheit der Menschheit110 spricht oder in poetischen oder mythologischen Texten erste Darstellungsweisen von Wissen sieht. Aus der alten Annahme der Akkommodation bei den Kirchenvätern als Anpassung an den Menschen allgemein wird eine Spezialisierung, die nur noch einen Teil umfasst und vor allem nicht für diejenigen gilt, die der cognitio philosophica, also insbesondere der Ursachenerkenntnis, fähig sind. Es entsteht damit zugleich ein (neues oder verändertes) Problem der Zugänglichkeit von Wissen: Nicht nur besitzen die Heiligen Schriftsteller keine Autorität, um über bestimmte Wissensbereiche kompetent zu sprechen, es gilt auch für ihre Interpreten: Es ist allein die cognitio philosophica, die in bestimmten Bereichen zu sicherem Wissen führt. Dem Theologen, so er sich nicht auch zur cognitio philosophica aufschwingt, bleibt dieses Wissen unzugänglich. Die Prüfung obliegt denjenigen, die beides verstünden, die (mathematische) Naturwissenschaft und die Theologie.111 Galilei deutet zumindest an, dass ohne ein solches Wissen sich die Heilige Schrift nicht verstehen („intelligenza“) lasse.112 Bei Galilei findet sich noch ein drittes Moment: In der Heiligen Schrift hat Gott sich an das Fassungsvermögen des Menschen anbequemt; aber es ist nach Galilei die ,größte Torheit‘, wie er sagen lässt, wenn man der Ansicht sei, „dass Gott das Weltall dem geringen Fassungsvermögen ihrer Vernunft entsprechend geschaffen habe und nicht vielmehr nach seiner unermesslichen, ja unendli-
|| 110 So z.B. Gotthold Ephraim Lessing, „Erziehung des Menschengeschlechts“, in: ders., Werke, 8 Bde. Hg. von Herbert G. Göpfert, Darmstadt 1996, Bd. 8, S. 492. 111 Galilei, „Brief an Piero Dini [1615]“, S. 300: „[…] oltre che, quando si abbino a concordarluoghi sacri con dottrine naturali nuove e non comuni, è necessario aver intera notizia di tali dottrine, non si potendo accordar due corde insieme col sentirne una sola.“ 112 Galilei, „Lettera [1615]“, S. 311.
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chen Macht“.113 Zwar gibt es die Akkommodation, aber die menschliche Fassungskraft bildet kein Kriterium dafür, wie Gott die Welt geschaffen habe. Später findet sich bei Cartesianern wie Johann Clauberg die Auslegungsregel, dass man sich davor hüten solle, die Wörter einer Rede leichtfertig in ihrer eng gefassten Bedeutung zu verstehen, wenn es die unermessliche Weisheit des Autors erlaube, ihnen eine umfassende Bedeutung zuzuschreiben, die anderen Grundsätzen der Auslegung nicht widerspricht – und er fügt hinzu, dass eine solche Regel vor allem dort am Platz sei, wo es um die Auslegung der Reden Gottes gehe. Da er ja ein im höchsten Grade weiser, wahrhaftiger und mächtiger Autor ist, müssen seine Worte und Taten eher in einem erhabenen, heiligen und weiten als in einem engen und begrenzten Sinne aufgefasst werden.114 Als Besonderheit kommt bei Clauberg (und anderen in der Zeit) ein diese Auslegungsregel stützendes Argument hinzu. Es handelt sich um die zuletzt auch angesichts der (cartesianischen) Kosmologie ausgeweiteten astronomischen Größenverhältnisse. Die Ausweitung dieser Verhältnisse (etwa durch das Teleskop) verbindet Clauberg mit der Ausweitung der Allmacht Gottes. Im Zuge dieser Ausführungen kommt er zu dem Vergleich, dass gebildete und fromme Männer bei der Interpretation der Heiligen Schrift ihren Sinn („intelligentiam, sensum & significationem“) so weit wie möglich ausdehnen – aber zugleich mit der Einschränkung, mit der auch Clauberg versucht, die drohende Willkür zu bannen: so lange, wie dem kein (hermeneutischer) Grund entgegenstehe.115 Noch ein letztes Moment gilt es zu erwähnen. Ohne hier auf Galileis Auseinandersetzung mit der hermeneutischen Maxime der Übereinstimmung mit der einmütigen Auffassung der Kirchenväter näher eingehen zu können, unterläuft || 113 Galileo Galilei, Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische. Aus dem Italeinischen übersetzt und erläutert von Emil Strauss […1891]. Hg. von Roman Sexl und Karl von Meyenn, Darmstadt 1982, Dritter Tag, S. 387. 114 Vgl. Clauberg, Logica vetus & nova [1654, 1658], pars tertia, cap. VII, § 43, S. 853: „Adde cautelam hanc, ne verba alicujus orationis facilè restringas, si latiorem eis significationem profunda authoris sapientia concedat, nec aliae interpretandi leges abnuant. Qui canon praecipuè locum habet in explicandis eloquiis Dei: hujus enim, utpote summè sapientis summeque boni & potentis, & verba & opera augusta potius & ampla, quàm angusta & limitata animo sunt cogitanda.“ 115 Vgl. Johann Clauberg, „Differentia Inter Cartesianam, Et in Scholis vulgo usitatam Philosophiam [1657, 1679]“, in: ders., Opera omnia […], Amstelodami 1691, S. 1217–1235, hier: VIII., § XLV, S. 1227: „Denique quemadmodum sacrarum literarum periti pietissimique Viri, in explicatione Divini Verbi, ejus intelligentiam, sensum & significationem tam late accipi & extendi sinunt quam fieri potest, & donec nulla aperta ratio detur, quae vim verborum restringi jubeat, & singulariter intelligi, sensum non coarcant & constringunt; sic & cartesiana philosophia in pensitandis divinis procedit operibus.“
440 | Lutz Danneberg er sie in bestimmter Weise vor dem Hintergrund des inhomogenen Charakters der Heiligen Schrift: Es seien, so sagt er, Dinge gewesen, mit denen sich die Kirchenväter nicht näher und explizit beschäftigt hätten, deshalb sei ihre Autorität hier nicht anrufbar.116 Abgesehen davon ist Galilei der Ansicht, in Fragen der Natur gebe es keine kirchenväterliche Einstimmigkeit (unanimis consensus sanctorum Patrum).117 Letztlich wirft Galilei dem Rückgriff auf die Kirchenväter in dieser Frage den Gebrauch eines argumentum e silentio vor: Es genüge nicht, sich auf den unanimis consensus patrum der Kirchenväter zu berufen, stattdessen wäre zu zeigen, dass diese Einigkeit explizit unter Ablehnung alternativer Ansichten entstanden sei.118 Nach der traditionellen Testimoniumslehre würde das bedeuten, dass neben der Anforderung der Aufrichtigkeit auch die der Kompetenz erfüllt ist. Allerdings scheint Galilei auch andeuten zu wollen, dass die Kirchenväter in diesen Fragen der Astronomie eher wie die vulgi seien; denn von ihnen zu fordern, dass sie zu bestimmten Bereichen Überlegungen angestellt hätten, wäre gleichbedeutend damit, von ihnen zu erwarten, über etwas nachzudenken, was (für sie) vollkommen verborgen gewesen sei.119 Aber worin liegt das Problem in einer solchen Aufteilung der Heiligen Schrift? Was konnte man gegen die Auffassung Galileis einwenden, dass die ,erste Intention‘ der Heiligen Schrift – wie er sagt – allein in rebus fidei et morum120 liege? Zumal wenn das exakt der Formulierung auf dem Tridentinum entspricht,121 wenn die Authentizität der Vulgata Latina auf die res fidei et morum beschränkt wird? Vermutlich weist dies auf eine Unterscheidung Augustins zwischen praecepta vivendi und praecepta credendi zurück.122 Die auf dem Tri|| 116 Vgl. z.B. Galilei, „Considerazioni [1615]“, S. 365–366: „E che loro non ci facessero relessione, è manifesto dal non si trovare ne’ loro scritti pur una parola di tale opinione: […].“ 117 Vgl. Galilei, „Lettera [1615]“, S. 337–338. 118 Vgl. ebd., S. 336: „E ciò mi par di poter dir con assai ferma ragione: imperò che o i Padri fecero reflessione sopra questa conclusione come controversa o no: se no, adunque niente si potettero, né anco in mente loro, determinare, né deve la loro non curanza mettere in obligo noi a ricevere quei precetti che essi non hanno, né pur con l’intenzione, imposti; […].“ 119 Vgl. ebd.: „[…] però nissuna nota di negligenza cade sopra i Padri, se non fecero reflessione sopra quello che del tutto era occulto.“ 120 Vgl. Galilei, „Lettera [1613]“, S. 284. 121 Sie verwendet freilich auch Kepler (in materia morum et fidei) in ders., „Responsio ad Ingoli disputationem de systemata [1618]“, in: ders., Gesammelte Werke, Bd. 20.1, München 1988, S. 168–180, hier S. 174–175 sowie S. 189–190. 122 Vgl. Augustin, De doctr. christ., II, 9, 14. Augustin verwendet diese ‚Formel‘ in zwei Antwortbriefen hinsichtlich der Unterschiedlichkeit der sakramentalen und liturgischen Praxis, wobei „mores“ den Sinn von „consuetudines“ hat. Ihre Visibilität erfährt diese Zweiteilung dann durch die Aufnahme in das Decretum Gratiani (dist. 12 c. 11), hierzu u.a. Piet F. Fransen, „A Short History of the Meaning of the Formula ‚Fides et mores‘“, Louvain Studies 7 (1978/79),
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dentinum erfolgte Auszeichnung der vulgata Latina editio als authentisch ist allerdings im Rahmen der theologischen Beweislehre zu sehen: Authentisch meint mithin nicht originär, sondern wahr. Eingeschrieben ist dann der Unterschied zwischen beweistheoretischer Authentizität und hermeneutischem Ursprung.123 Das, was eine solche Partitionierung im Rahmen der Harmonisierung der kopernikanischen Ansichten problematisch erschienen ließ, rührt im Wesentlichen aus Überlegungen im Kontext der zeitgenössischen Autoritäts- und Testimoniumstheorie.124 Bellarminos Unterscheidung zwischen ex parte objecti und ex parte dicentis,125 die, wenn ich es richtig sehe, in der Forschung kaum erörtert wurde, greift genau hierauf zurück, vielleicht zurückweisend auf die Unterscheidung von ex parte facientis und ex parte facti des Aquinaten.126 Gemeint ist, || S. 270–301, insb. S. 271–277. Die Forschung ist der Ansicht, dass auf dem Tridentinum „mores“ sich allein auf den Bereich der Diszplinierung bezieht, sukzessive zum Vaticanum I der Ausdruck auch die Glaubens- und Sittentradition einschließt – zur mores-und fides-Formel auch Maurice Bévenot, „‚Faith and Morals‘ in the Councils of Trent and Vatican I“, The Heytrop Journal 3 (1962), S. 15–30; Johannes Beumer, „Res Fidei et Morum: Die Entwicklung eines theologischen Begriffs in den Dekreten der drei letzten Ökumenischen Konzilien“, Annuarium Historiae Conciliorum 2 (1970), S. 112–134; Marcelino Zalba, „‚Omnis salutaris veritas et morum disciplina‘“: sentido de la expresión „‚mores‘ en el Concilio de Trento“, Gregorianum 54 (1973), S. 679–715; Teodoro López Rodriguez, „,Fides et mores‘ en Trento“, Scripta theologica 5 (1973), S. 175–221; sowie ders., „‚Fides et Mores‘ en la literatura medieval“, ebd. 8 (1976), S. 57–109. 123 Zudem wurde zwischen beiden biblischen Schriften unterschieden, die dem „canon fidei“, und solchen, die dem „canon morum“ angehörten, und zwischen „argumenta probantia“ und „argumenta probabiliora“, hierzu Peter G. Duncker, „The Canon of the Old Testament at the Council of Trent“, Catholic Biblical Quarterly 15 (1953), S. 277–299, hier S. 285. 124 Hierzu Lutz Danneberg, Die Anatomie des Text-Körpers und Natur-Körpers: das Lesen im liber naturalis und supernaturalis, Berlin, New York 2003; ders., „Kontrafaktische Imaginationen in der Hermeneutik und in der Lehre des Testimoniums“, ders. u.a. (Hg.), Begriffe, Metaphern und Imaginationen in der Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden 2009 (Wolfenbütteler Forschungen 120), S. 287–449. 125 Vgl. Bellarmino, „Brief an Foscarini [1615]“, in: Galilei, Opere, vol. XII., S. 171–172, hier S. 172: „Né si puó rispondere che questa non sia materia di fede, perchè se non è materia di fede ex parte obiecti, è materia di fede ex parte dicentis; e così sarebbe heretico chi dicesse che Abramo non habbia avuto due figliuoli e Iacob dodici, come chi dicesse che Christo non è nato di vergine, perché l’uno e l’altro lo dice lo Spirito Santo per bocca de’ Profeti et Apostoli.“ 126 Vgl. Thomas von Aquin, Summa Theologica, I–I, q. 25, a. 6, ad primum (S. 159–160). Ersteres ist die Perfektion im Blick auf die Art und Weise der Schöpfung, letztere die Perfektion im Blick auf das, was geschaffen wurde: die Art und Weise der Schöpfung Gottes ist perfekt, das impliziere die Perfektion Gottes, nicht aber die Perfektion im Blick auf das, was geschaffen wurde; eine der Konklusionen des Aquinaten ist dann, dass Gott die Welt, die er geschaffen hat, nicht besser (ex parte facti) hätte schaffen können: (resp, ad tertium, S. 160): „Ad tertium dicendum quod universum, suppositis istis rebus, non potest esse melius propter decentis-
442 | Lutz Danneberg dass es in erster Linie nicht um die beglaubigte Sache gehe, sondern um den, der beglaubigt. Es ist der Reputationsverlust, den ein Autor aufgrund aufgewiesener ,Irrtümer‘ bei bislang als wahr und glaubwürdig angesehenen Wissensansprüchen zu erleiden droht. Mehr noch als menschliche Autoritäten, bei denen solche Irrtümer im Nachhinein ebenfalls ihre Autorität in Zweifel zu ziehen vermögen, vertrage der Grad der auctoritas der scriptura sacra nicht den geringsten Irrtum, der ihr direkt zuschreibbar ist. Dies bietet dann auch eine Teilerklärung dafür, weshalb Wissensansprüchen wie dem kopernikanischen, obwohl sie nicht direkt in Verbindung mit dem Heil des die Heilige Schrift lesenden Menschen stehen – und das wird von den Gegnern auch freimütig eingeräumt –, aus biblischen Gründen so heftig widersprochen werden konnte: Man misstraute der induktiven Rationalität der Leser – und darauf zielt letztlich ex parte dicentis. Die Inquisitionspraxis zeugt bei ihren Verboten immer wieder davon. Aufschlussreich ist, wie Galilei auf diesen Einwand respondiert. Bellarmins Beispiele waren unter anderem, dass in der Heiligen Schrift etwas über die Anzahl der Söhne Abrahams und Jakobs stehe. Auch das sei zu glauben, weil es sich in der Heiligen Schrift finde.127 Galilei nimmt dieses Beispiel auf und ergänzt es um den Hund des Tobias.128 In der Tat hat dieses Beispiel auf dem Regensburger Religionsgespräch 1601 zwischen Katholiken und Protestanten eine nicht unwesentliche, gegen die Protestanten gerichtete Rolle gespielt. Es war später dann ein Anlass für Unterscheidungen zwischen fides historica, fides miraculorum und fides iustificans, um in Bereichen des Glaubens zu differenzieren und um Einwänden und absurden Konsequenzen zu begegnen. 129 Wie man auch immer Galileis Hinweis auf das Beispiel des Hundes aus dem (apokryphen) Tobias-Buch deuten mag, es erscheint eher als ein entproblematisierter Ersatz für ein Beispiel zu sein, das Bellarmin gibt, das Galilei aber nicht || simum ordinem his rebus attributum a Deo, in quo bonum universi consistit. Quorum si unum aliquod esset melius, corrumperetur proportio ordinis; sicut si una chorda plus debito intenderetur, corrumperetur cittharae melodia. Posset tamen Deus alias res facere, vel alias addere istis rebus factis; et esset aliud universum melius.“ 127 Bellarmin, „Brief [1615]“. 128 Galilei, „Lettera [1615]“. 129 So in Johann Gerhard, Loci Theologici […]. Opus Praeclarissimum Novem Tomus comprehensum […1610, 1625], Edidit Preuss. Tomus Tertius. Berolini 1863, § 66, S. 350. Ich kann nicht weiter auf den Hintergrund eingehen; auch nicht darauf, dass hier auch der Gedanke eine Rolle spielt, dass es Gott nicht geziemt, wenn etwas Überflüssiges in seinen inspirierten Schriften steht und das dann einen sensus spiritualis nahe legt; so deutet z.B. Beda, „Interpretatio in librum Tobiae“ (PL 91, Sp. 923–937, hier Sp. 927–928 sowie Sp. 933–934), den Hund des Tobias als Verkünder der frohen Botschaft.
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explizit berücksichtigt. Bellarmin bringt als Exempel dafür, dass der Schrift ex parte dicentis Glauben zu schenken sei, nicht allein die Anzahl der Söhne Abrahams und Jakobs, sondern auch, dass Christus von einer Jungfrau geboren worden ist.130 Dabei handelt es sich um ein grundsätzlich anderes Beispiel, da es nach zeitgenössischer Ansicht als ein allein in der Heiligen Schrift bezeugtes ,Wunder‘ angesehen wird. Zudem ist das Beispiel der Jungfrauengeburt in der Hinsicht aufschlussreich, da es immer wieder auch zur Absetzung von dem diente, was die ratio der paganen Denker zu erreichen vermag, nämlich nur das, was ohne die Kenntnis der Offenbarung für wahr gehalten wird – und stellt indirekt eine Bezugnahme auf Cicero dar, der als Exempel für eine zwingende Beweisführung anführt, dass eine gebärende Frau auch mit einem Mann geschlafen hat.131 Dass Galilei dieses Beispiel gerade nicht aufnimmt, bringt indirekt etwas Wichtiges hinsichtlich seiner Überlegungen zum Ausdruck: Sie betreffen weder historische Singularia noch solche Ereignisse, die nur secundum apparentiam wahr sind, und er ignoriert die Ausnahmen, die ,Wunder‘, die nach Gottes Willen in der Natur geschehen können. Ebenso wichtig jedoch ist, wie Galilei auf dieses Argument mit den Beispielen der Söhne Abrahams und Jakobs respondiert. Er unterläuft das Argument, indem er eine bestimmte Schlussfolgerung aus seiner Vorstellung der epistemischen Auszeichnung von Wissen zur Erklärung heranzieht: Solche Angaben in der Heiligen Schrift seien deshalb zu glauben, weil es keinen Grund gebe anzunehmen, die Heilige Schrift weiche (in ihrem sensus literalis) von der Wahrheit ab, denn solche Aussagen wie ihre Negationen seien in gleicher Weise für alle Menschen glaubwürdig (egualmente credibile). Das nun sei gerade nicht der Fall bei der Bewegung der Erde. In dieser Hinsicht ähnelt der kosmologische Wissensanspruch den theologischen Glaubensmysterien. Gerade solche Wissensansprüche seien der Allgemeinheit nicht zugänglich; sie zu wissen sei – im Unterschied zu Glaubensmysterien, wie sich ergänzen ließe – nicht wichtig für ihr ewiges Leben und hier habe sich der Heilige Geist in seinen Äußerungen den Fähigkeiten aller angepasst (accomodar i pronunciati delle Sacre Lettere), auch wenn die Wahrheit aufgrund der Dinge selber anders sei (ex parte rei il fatto stia altramente).132 Galilei bezweifelt nicht, dass die in der Heiligen Schrift mitgeteilten Singularia zu glauben seien; er bietet aber für diesen Sachverhalt eine andere Erklärung als die über die Autoritätstheorie (ex parte dicentis). Die Unterscheidung, || 130 Vgl. Bellarmino, „Brief [1615]“, S. 172. 131 Cicero, De Inv., I, 29, 44. 132 Vgl. Galilei, „Considerazioni [1615]“, S. 368.
444 | Lutz Danneberg auf der seine Entgegnung und Erklärung beruht, ist erneut die, dass die Heilige Schrift an solchen Stellen, die die Fähigkeiten der Allgemeinheit übersteigen, sich so ausdrückt, wie es diesen Fähigkeiten entspreche, zumal die Dinge, um die es gehe, nicht für den Glauben relevant seien. Wenn auch unausgesprochen liegt hier eine ähnliche Entgegensetzung zugrunde wie später der zwischen cognitio philosophica und cognitio historica. Allein, so lässt sich zusammenfassen, hinsichtlich der cognitio philosophica passt sich die Heilige Schrift denjenigen an, die nur eine cognitio communis zu erlangen vermögen. Das zeigt erneut, wie zentral für Galilei der partikuläre Charakter des Akkommodationsgedankens ist.
4 Secundum apparentiam nostri visus Abschließend möchte ich noch andeuten, wie das Problem gelöst wird, indem der Akkommodationsgedanke seinen universalen Charakter zurückgewinnt. Das Muster der Problemlösung taucht schon bei Thomas von Aquin auf. Wenn Thomas das Problem zu fassen hat, dass die Darstellungsweise der Heiligen Schrift nicht bestimmten Anforderungen des Begründens entspricht und in der Hinsicht eher der Poesie ähnele, führt er aus: Die Poesie befasse sich mit Dingen, die sich aufgrund des Fehlens von Wahrheit nicht von der Vernunft begreifen lassen; die Vernunft werde daher durch Ähnlichkeiten getäuscht. Die Theologie behandle Dinge, die über der menschlichen Vernunft seien. Beiden, der Poesie wie der Heiligen Schrift, sei trotz dieser Unterschiede – das Nichtrationale auf der einen, das Überrationale auf der anderen Seite – die ,symbolische‘ Darstellungsweise (modus symbolicus) gemeinsam.133 Gleichwohl sei die Poesie nach Thomas als Erkenntnismittel Teil der rationalen Philosophie, indem sie (fiktionale) tugendhafte Handlungen als tugendhaft darstelle und so den Leser zu solchen Handlungen animiere, auch wenn sie im Vergleich (etwa) zur Theologie nur ein minimum veritatis biete. Gleichwohl bleibt das Problem, dass die Heilige Schrift nicht weniger als die Poesie auf der Ebene der Darstellung durch similitudines und repraesentationes zu charakterisieren sei und damit für sie letztlich das gleiche Urteil drohe wie für die Poesie. Das zentrale Muster, das zur || 133 Vgl. Thomas, Scriptum super libros Sententiarum [1252–1256]. Ed. Mandonnet […] lib. I et II […], Paris 1929, prol. q. 1, a. 5: „Ad tertium dicendum, quod poetica scientia est de his quae propter defectum veritatis non possunt a ratione capi; unde oportet quod quasi quibusdam similitudines ratio seducatur; theologia autem est de his quae sunt supra ratione; et ideo, modus symbolicus utrique communis est, cum natura ratione proportionetur.“
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Lösung dieses Problems ausgebildet wurde, lässt sich allgemein formulieren: Von den Eigenschaften der Darstellung ist zu einem differierenden Merkmal des Textes der Heiligen Schrift überzugehen, das zwar wesentlich sei, sich aber nicht an der Oberfläche der Darstellung manifestieren muss. Auch Thomas kennt ein solches: Es ist das Ziel, auf das er die Darstellungsweise eines Textes bezieht. Dieses Ziel nun sei bei literarischen und biblischen Texten vollkommen verschieden: Die einen erzeugten Anschaulichkeit und ergötzten auf diese Weise, bei den anderen sei dieselbe Darstellungsform diktiert durch Notwendigkeit und Nützlichkeit.134 Thomas sieht das in einem grundsätzlichen Zusammenhang mit der Erkenntnis göttlicher Wahrheit, die der Mensch nicht direkt auffassen könne. Entscheidend ist das Argument aus der Sache heraus, auch wenn die Argumentationen variieren konnten. Es beruht auf einer (situativen) Notwendigkeit dafür, dass die Schrift nicht anders eingerichtet sein könne, als sie eingerichtet ist: Die Literatur sei bildlich aus Mangel an Wahrheit, die Heilige Schrift hingegen aus einer Überfülle.135 Bereits Augustin konnte seine Überlegungen zu einem Höhepunkt führen, wenn er festhält, dass jeder, der das, was die Heiligen Schriften zu sagen haben, richtig verstehe, zugleich auch wahrnehme, dass ihre Verfasser nicht anders sprechen konnten, als sie es taten.136 Mit Hilfe dieses Gedankens einer Notwendigkeit gewinnt der Akkommodationsgedanke am Ende des 17. Jahrhunderts seinen universalen Charakter wieder zurück. Ein Beispiel mag genügen: Leibniz ist ein vergleichsweise strikter Verteidiger des wörtlichen Sinns der Heiligen Schrift. Wenn im sensus literalis nichts liege, wie er sagt, „was Gott irgendeine Unvollkommenheit zuschreiben oder irgendeine Gefahr für die Ausübung des Glaubens“ beinhalte, „so ist es sicher und vernünftiger, ihm zu folgen“.137 Nun lässt sich nicht annehmen, die wörtliche Deutung der dem Kopernikanismus widerstreitenden Passagen würde daran scheitern, indem sie Gott eine Unvollkommenheit zuschreiben || 134 Thomas, Summa Theologica [1266–1273], I–I, q. 1 a. 9, ob. 1, ad 1 (S. 21): „[…] dicendum quod poeta utitur metaphoris propter repraesentationem: repraesentatio enim naturaliter homini delectabilis est. Sed sacra doctrina utitur metaphoris propter necessitatem et utilitatem […].“ 135 Vgl. ebd.: „Convenit etiam sacra Scriptura, quae communiter omnibus proponitur […], ut spritualia sub similitudinibus corporalium proponantur; ut saltem vel sic rudes eam capiant, qui ad intelleigibilia secundum se capienda non sunt idonei […].“ 136 Augustinus, De doctrina christiana [396/97 und 425/26], IV, 6, 9 (CSEL, S. 122): „Et audeo dicere, omnes qui recte intellegunt, quod illi loquuntur, simul intellegere non eos aliter loqui debuisse.“ 137 Vgl. Gottfried Wilhelm Leibniz, „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand/ Nouveaux Essais sur l’entendement humain [1704]“, in: ders., Philosophische Schriften III/2, Karl Heinz Holz (Hg.), Frankfurt/M. 1996, livre III, chap. 20, § 1 (S. 608).
446 | Lutz Danneberg oder dem Glauben abträglich sind. Für Leibniz gilt denn auch, dass die Heilige Schrift die Wahrheit und die eigentümliche Bedeutung der Sprache bewahre und dass sie sich gerade nicht der Meinung der Menschen anpasse. Sie beinhalte stattdessen die bedeutendsten verborgenen Schätze des Wissens – und er fügt hinzu, dies sei Gott als ihrem Autor auch würdiger.138 Eine accommodatio ad errores vulgares harmoniert mithin nach Leibniz nicht mit den perfectiones der Gottesvorstellung. Aber Leibniz wäre nicht Leibniz, wenn es nicht noch eine Pointe gebe:139 Sie liegt, wie nach den bisherigen Darlegungen nicht unerwartet, in der Annahme einer situativen Notwendigkeit. Leibniz schreibt 1688 in einem Brief an den Landgrafen Ernst I. von Hessen-Rheinfels: Wenn Joshua ein Schüler Aristarchs oder des Kopernikus gewesen wäre, hätte er nicht die Weise geändert, sich so auszudrücken, wie er es getan hat. Andernfalls hätte er die Leute ebenso wie „le bon sens“ schockiert. Alle Kopernikaner – so fährt er fort – würden in ihrer gewöhnlichen Sprechweise und selbst untereinander, wenn sie nichtwissenschaftlich reden, immer sagen, dass die Sonne auf- oder untergegangen sei, aber niemals würden sie dasselbe von der Erde sagen. Nach Leibniz liegt der Erklärungsgrund darin, dass sich diese Ausdrücke auf die Phänomene, nicht aber auf ihre Ursachen beziehen.140 In diesem Sinne kann er dann auch sagen, die Heiligen Schriftsteller hätten ihre Vorstellungen ohne Absurditäten nicht anders ausdrücken können, selbst wenn erneut ein neues und wahres System vorgetragen werde.141 Es ist die gemeine Sprache, respektive die der
|| 138 Gottfried Wilhelm Leibniz, „Phoranomus seu de potentia et legibus Naturae [1688]“, in: Louis Couturat (Hg.), Opuscules et fragments inédits de Leibniz […], Paris 1903 (ND Hildesheim 1961), S. 590–593, hier S. 591. 139 Unzureichend sind in dieser Hinsicht etwa die Darlegungen bei Daniel J. Cook, „Leibniz: Biblical Historian and Exeget“, in: Ingrid Marchlewitz und Albert Heinekamp (Hg.), Leibniz’ Auseinandersetzung mit Vorgängern und Zeitgenossen. Stuttgart 1990, S. 267–276, insb. S. 272. 140 Vgl. Leibniz, Die philosophischen Schriften I, 5, S. 186: „Si Josue avoit esté un éleve [d’]Aristarque ou de Copernic, il n’auroit pas laissé de parler comme il a fait, autrement il auroit choqué les assistans, et le bon sens. Tous les Coperni[c]ains quand ils parlent ordinairement et mesme entre eux, lors qu’il ne s’agist pas de science, diront toujours que le Soleil s’est levé ou couché, et jamais ils le diront de la terre. Ces termes sont affectés aux phenomenes et non aux causes.“ 141 Vgl. Gottfried Wilhelm Leibniz, „Tentamen de motuum coelestium causis“, in: C. I. Gerhardt (Hg.), Leibnizens mathematische Schriften. Zweite Abtheilung, Bd. II, Halle 1860, S. 145: „Nam autores sacri aliter sine absurditate non poterant senas animi exprimere, etiamsi millies verum ponatur systema novum.“ Dem geht voraus: „Interim merito censurae subjecta est eorum audacia, qui minus reverenter de Scriptura Sacra sentire visi sunt, quasi scilicet non satis accurate sit locuta eo praetextu quod finis ejus non sit docere philosophiam sed viam salutis. Honorificentius enim et verius est agnoscere in sacris libris omnes scientiarum quoque
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Phänomene, im Unterschied zur wissenschaftlichen, oder die der Ursachen, die Leibniz hier aufnimmt: Secundum apparentiam konnten sich die biblischen Schriftsteller überhaupt nicht anders mitteilen (um verstanden zu werden) – und das gilt für alle. Nur erwähnt sei, dass bereits Aristoteles die Sinnestäuschung von der (falschen) Meinung unterschieden hat: nämlich dass die Sonne nur einen Fuß breit sei; dieser trügerische Augenschein bleibe auch dann bestehen, wenn man der sicheren Ansicht sei, die Sonne sei größer als die Erde.142 Das, was Leibniz mithin zu vermeiden versucht, sind die theologischen Bedenken gegen bestimmte Formulierungen des Gedankens der Akkommodation, die den Verdacht der simulatio wecken könnten; das, was vorliegt, wäre eher eine dissimulatio, und die galt nicht als verwerflich.143 Zusammengefasst: Leibniz teilt nicht nur die praesumtio der strikten Wahrung des sensus literalis bei der probatio theologica, nicht nur ein striktes necessitas-Kriterium beim Übergang zu einer nichtliteralen Bedeutung, sondern er geht sogar so weit, dass er den Gedanken der Anpassung der Heiligen Schrift ad captum vulgi allein unter der Voraussetzung akzeptiert, dass sich hierfür eine (situative) Notwendigkeit
|| thesauros reconditos latere, et de rebus non minus Astronomicis quam aliis omnibus rectissima dici, quod salvo etiam novo systemate asseri potest.“ 142 Vgl. Aristoteles, De anima, III, 3 (428b2–4); auch ders., De sensu 7 (448b12–15), sowie ders., Physica, VIII, 3 (254a29). Ebenfalls nur erwähnt sei, dass die als notwendig angesehene Vorstellung einer accommodatio secundum apparentiam nostri visus ein Argument gegen Thomas Kuhns hinsichtlich der Verallgemeinerbarkeit von weiträumigen Ausführungen darstellt, etwa gegen die verallgemeinerte Behauptung, dass Menschen nach einer wissenschaftlichen Revolution Teile der natürlichen Welt in einer vollständig anderen Weise sehen würden. Kuhn, The Structure of Scientific Revolution [1962], 2. ed., enlarged, Chicago 1970, S. 115: „Looking at the moon, the convert to Copernicanism does not say, ,I used to see a satelite‘. That locution would imply a sense in which the Ptolemaic system had once been correct. Instead, a convert to the new astronomy says, ,I once took the moon to be (or saw the moon as) a planet, but I was mistaken.‘ That sort of statement does recur in the aftermath of scientific revolutions.“ Oder ebd., S. 128–129: „The Copernican who denied its traditional title ,planet‘ to the sun were not only learning what ,planet‘ meant or what the sun was. Instead, they were changing the meaning of ,planet‘ so that it could continue to make useful distinctions in a world where all celestial bodies, not just the sun, were seen differently from the way they have had been seen before.“ Die vorausgegangenen Ausführungen zeigen demgegenüber, dass diese verallgemeinernde Aussage ein viel zu simples Bild einer wissenschaftlichen Episode mit der Betonung eines Anderssehens zeichnet. Die offenbar weithin vergessene Pointe ist denn auch, dass man die Sonnenbewegungen genau wie zuvor sieht. 143 Hierzu Lutz Danneberg, „Aufrichtigkeit und Verstellung im 17. Jahrhundert: dissimulatio, simulatio sowie das Lügen als debitum morale und sociale“, in: Claudia Benthien und Steffen Martus (Hg.), Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert, Tübingen 2006, S. 45–92.
448 | Lutz Danneberg aufzeigen lasse.144 Die Pointe ist: Die Akkommodation in der Heiligen Schrift orientiert sich nicht am Vulgus (ad captum vulgi), indem sie den Philosophen ausnimmt, sondern sie spricht secundum apparentiam nostri visus und das gilt nach der Notwendigkeitsannahme für jeden Menschen in der Situation, seien sie Kopernikaner oder nicht. Auf diesem Weg hat dann der Gedanke der partikulären Akkommodation zurückgefunden zu dem Gedanken einer allgemeinen Akkommodation im Bereich der Sinneswahrnehmung.145
|| 144 Die Redeweise der Kopernikaner verwendet als Beispiel auch Gottfried Wilhelm Leibniz, „Discours de Metaphysique“, in: ders., Die philosophischen Schriften IV, S. 427–463, hier S. 452: „Aristote a mieux aimé de comparer nostre ame à des tablettes encor vuides, où il y a place pour écrire, et il a soutenu que rien n’est dans nostre entendement, qui ne vienne des sens. Cela s’accorde d’advantage avec les notions populaires, comme c’est la maniere d’Aristote, au lieu que Platon va plus au fond. Cependent ces sortes de Doxologies ou practicologies peuvent passer dans l’usage ordinaire à peu près comme nous voyons que ce qui suivent Copernic ne laissent pas de dire que le soleil se leve et se couche […].“ Unter practicologies versteht Leibniz die Redeweise, die sich der (allgemeinen) Praxis anpasst (ebd. S. 440): „concilier le langage métaphysique avec la practique.“ 145 Der Akkommodationsgedanke erlebt, nach einem Aufblühen und einer Ausweitung auch auf Aussagen des Neuen Testaments in der Bibelphilologie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, im Laufe des 19. Jhs. seinen Niedergang, so dass der sensus accommodatus durchweg als falsche Sinnzuschreibung galt, hierzu Lutz Danneberg, „Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens in der hermeneutica sacra des 17. und 18. Jahrhunderts“, in: Ulrich Barth und Claus-Dieter Osthövener (Hg.), 200 Jahre „Reden über die Religion“, Berlin, New York 2000 (Schleiermacher-Archiv 19), S. 194–246. In der Enzyklika „Providentissimus Deus“ von 1893 heißt es (Denzinger 1947): „Scripturae sacrae doctori cognitio naturalimum rerum bono erit subsidio, quo huius quoque modi captiones in divinos libros instructas facilius detegat et refellat“ usw. Die Enzyklika beruft sich dabei auf Augustinus und Thomas von Aquin.
Index Achinstein, Sharon 92–93
Baba, Francesco 198
Adami, Tobias 161–162, 196
Bacchendorph, Nicolai Matthias 158
Alamanni, Luigi 175–176
Baccio del Bianco, Luigi 172, 308
Al-Battani, Mohammed ibn Dschabir 341,
Bacon, Francis (Bacone, Francesco) 15,
345
192, 205, 346, 392, 427
Albert von Brandenburg 104
Baldini, Ugo 226, 231, 236, 239, 247
Alberti, Leon Battista 58, 264, 303
Baldriga, Irene 144
Aldobrandini, Cinzio 168, 172
Bandinelli, Baccio 299
Aldobrandini, Pietro 172
Bandini, Pietro 168
Aldrovandi, Ulisse 205
Barba, Pompeo della 174
Al-Farghani, Abu I-Abass ibn Ahmad
Barbagli, Girolamo 169
(Alfraganus) 323 Alhazen (Abu Ali al-Hasan ibn al-Haitham) 103
Barberini, Maffeo 39, 173, 180–181 de’ Bardi, Giovanni 169, 175 de’ Bardi, Pietro 202
Alpers, Svetlana 165
Barenghi, Giovanni 198
d’ Amboise, François 17
Baronio, Cesare 172
Amerpoel, Johann 418
Basile, Giambattista 267
Andreae, Johann Valentin 161
Baumgarten, Siegmund Jacob 418
Anichini, Pietro 396
Behr, Benjamin 359 della Bella, Stefano 308, 369–403 Bellarmino, Roberto (Bellarmin) 36, 48,
Anselm von Canterbury 425 Antonio da Pisa 304 Apelles (Ps. Christoph Scheiner) 435 Apian, Peter 344, 384 Aquilecchia, Giovanni 53, 65 Aratus 348 Archimedes (Archimede) 207 Ariosto, Lodovico 34, 191–193, 268, 299,
195, 204, 235, 270–271, 279, 406, 411, 420–421, 441–443 Bellini, Eraldo 177, 269 Bellini, Giovanni 304 Belsensi, Grigorio 375 Bembo, Pietro 57
302 Aristoteles (Aristotle, Aristotele) 41–43, 56, 61–69, 72–73, 109, 112, 119, 244– 245, 324, 384–387, 395, 422, 447 de Arriaga, Rodrigo 119, 123
Bentivoglio, Guido 139
Ashworth, William B. 103
Biancani, Giuseppe 112, 119, 236, 281
Augustinus (Augustin, Agostino) 66, 410– 411, 414–415, 423, 425–426, 434, 440, 445, 448 Ausonio, Ettore 276 Averroes 316
Beretta, Marco 300 Bernegger, Matthias 116–118, 390, 436 Besomi, Ottavio 178, 241, 387 Biagioli, Mario 5 Blumenberg, Hans 77 Bocacci, Vincenzo 308 Boccaccio, Giovanni 75 Bönker-Vallon, Angelika 54 Boer, Pieter 310 Boesky, Amy 89, 94
450 | Index Boissard, Jean-Jacques 390–391
Celer, Georg 362
Borghese, Scipione 139–140, 164
Cellini, Benvenuto 306
Borromeo, Federico 172
Cesarini, Virginio 37–39
Borromini, Lelio 168
Cesi, Federico 37, 135–140, 143–144, 157,
Boscovich, Ruggero 222
159, 164, 205, 225, 256, 270, 307
Botticelli, Sandro 264
Chrysostomos 422
Bradley, Bruce 103
Ciampoli, Giovanni 39–40, 169, 174, 176–
Brahe, Georg 362 Brahe, Tycho 106–107, 109, 113–114, 119, 124, 159, 189, 230, 244, 337–368, 392 Bredekamp, Horst 4, 71, 369 Brogiolo, Mercantonio 205
177, 180 Cicero (Marcus Tullius Cicero) 52, 56–57, 134, 424, 443 Cigoli, Lodovico 18, 179–180, 301–302, 308, 312–313
Brucioli, Antonio 174
Cinquemani, A. M. 84
Bruni, Leonardo 56–57, 75
Clauberg, Johannes 439
Bruno, Giordano 51–77, 119, 153, 257, 272,
Clavius, Christoph (Clavio, Cristoforo) 18,
417 Bürgi, Joost 359
218, 221, 226, 229–231, 233, 235–236, 278–280, 283
Buonamici, Francesco 189
Clemens VIII. (Clemente) 168–169, 172
Buonarroti, Michelangelo 179, 202, 305
Clemens von Alexandria 422
Buontalenti, Bernardo 169, 300–301, 305
Clemens von Rom 425
Bulgarini, Bellisario 225, 227
Clucas, Stephen 54
Butler, George F. 80
Cocai, Merlin 174
Butteri, Giovanni Maria 306
delle Colombe, Lodovico 318
Bylivelt, Jacques 300, 306
Columbus, Christopher 90–91 Conti, Carlo 168
Calvin, Johannes 417, 426, 48–429
Copernicus, Nicolaus (Copernico,
Calvino, Italo 260, 263, 2269
Kopernikus) 27, 29, 36, 39–41, 109,
Camerota, Filippo 277
112–113, 115, 189, 237, 321–322, 342,
Camerota, Michele 187, 270–271, 278 Campanella, Tommaso 155, 160–165, 190,
344, 350–353, 407 Coppola, Giovanni Carlo 378
195–197
da Cortonas, Pietro 402
Capilupi, Lelio 174
Cosimo I. de’ Medici 170
Capella, Martianus 355
Cosimo II. de’ Medici 129, 180–181, 194,
Cardano, Gerolamo 109, 122, 174, 205
220, 308, 397
Cardi, Lodovico 179
Cox, Virginia 52, 57, 59
Cartesio, Roberto (cf. Descartes)
Cozzi, Gaetano 187
Cassian 422
Craig, John 358
Castelli, Benedetto 18, 195, 204
Cristina di Lorena (Christina) 5, 170, 195,
Castelvetro, Ludovico 174
204, 272
Castiglione, Baldassare 57, 174
Croce, Benedetto 217
Cattenius, Otto 278
Cromwell, Oliver 85
Cavalieri, Bonaventura 321
Crüger, Peter 103–125, 358
Cecconcelli, Pietro 190
Index | 451
Damianti, Alfredo 272 Daneau, Lambert 174
Faber, Johann 128, 133–139, 143, 145, 149, 157, 160–162, 256
Danielson, Dennis 97, 103
Fabricius, David 110–111
Davanzati, Bernardo 170
Fabrizi di Acquapendente, Girolamo 186
Davisi, Urbano 321
Fallon, Stephen M. 95
Demisiani, Giovanni 256
Favaro, Antonio 8, 33, 137, 216, 223–224,
De Dominis, Marco Antonio 258
321–322, 331–332, 334
De Sanctis, Francesco 33
Ferdinand II. 354, 363
Democritus 16, 19, 23–24
Ferdinand III. 139, 161
Demosthenes 68
Ferdinando I. 170, 172
Descartes, René 63, 221, 255, 418, 425
Ferdinando II. de’ Medici 173, 180, 381,
Desmarets de Sorlin, Jean 376–377
385
Diodati, Elia 27, 117–118, 273
Ferratini, Bartolomeo 167
Deti, Giovan Battista 168–169, 179
Feselius, Philipp 109–110
Dionigi Areopagita (Dionysius Areopagita)
Ficino, Marsillio 271
271–272
Figliucci, Flaminio 226
Dini, Piero 256–257, 261, 270, 435
Figliucci, Vincenzo 218, 223–237, 244, 246
Dolce, Lodovico 59
de Filiis, Anastasio 136
Dollinger, Anja 125
Finocchiaro, Maurice 75
Dollo, Corrado 225
Flannagan, Roy 86–87
Domenico, Gian 176
Flavius Josephus 109
Donati, Alessandro 219, 237–245, 247
Folengo, Teofilo 174
delle Dote, Francesco 198
Forlani Tempesti, Anna 387, 397, 402
Drummond, William 16
Foscarini, Paolo Antonio 432, 436
Dürer, Albrecht 146–148
Fowler, Alastair 96
Duhem, Pierre 323
Francesco I. de’ Medici 170, 305, 307
Dupré, Sven 276
Frederick II. 340 Friedman, Donald 82, 87, 92, 96
Eck, Jan 256
Froidmont, Libert 109, 115, 119–121
Eleonora degli Albizi 170
Fuchs, Leonard 174
Elsheimer, Adam 125–165
Fugger, Georg 161
Empedocle 245
Fumaroli, Marco 217, 223
Engelcke, Benjamin 117–118 Engle, Paul 310
Galen 365
Enrico IV. 221
Galilei, Vincenzo (Vater) 175
Epikur 144
Galilei, Vincenzo (Sohn) 297
Erasmus von Rotterdam 58, 428
Gassendi, Pierre 119, 390
Erico di Auxerre 323
Gatti, Hilary 53
Ernst I., Landgrof von Hessen-Rheinfels
Gaurico, Luca 210
446
Gemperlin, Tobias 365
Estienne, Henri 170, 174
Georg Friedrich von Baden 109
Euclid 44, 359
Gerardo da Cremona 323 Gesner, Conrad 174
452 | Index Ghiberti, Lorenzo 264 Gilbert, William 77, 360
Hieronymus (Sophronius Eusebius Hieronymus) 433–434
Giovanna di Toscana 170
Hills, Paul 306
Giovanni di Siviglia 323
Hipparchus (Hipparchos von Nicäa) 344,
Giuntini, Francesco 210, 327–329
354–355, 359
Gordenker, Emelie E. S. 125
Hirsch, Emanuel 416
Goudt, Hendrick 139
Hogenberg, Frans 369
Graney, Christopher 103, 114
Horky, Martin 18–20, 24, 191
Graßhoff, Gerd 285
Hünefeld, Andreas 124
Grassi, Orazio 37–39, 48, 191, 232, 239,
Hume, Patrick 87, 93, 97–98
241–245, 247, 259, 408
Huygens, Christiaan 15
Gregor der Große 412, 422 Gregor XIII. (Gregory XIII.) 348
Ingoli, Francesco 39–40
Grienberger, Cristoforo (Christophorus,
Irenaeus von Lyon 430
Christoph) 18, 231–236, 263, 265, 278,
Isidor von Sevilla 421
280–296
Isokrates 82
Gronert, Stefan 141, 149 Grossatesta, Roberto 324
Jesenský, Jan 337, 365
Grynaeus, Johan Jakob 25
Johannes von Salisbury 442
Gualdo, Paolo 18, 139, 435 Guelfi, Antonio 375
Kapp, Volker 67
Guerrini, Luigi 224–225, 227–228, 236
Karl I. (Charles I.) 82
Guglielmo di Conches 323
Kempfer, Erasmo 198
Guiducci, Mario 37–38, 190, 239, 244
Kepler, Johannes (Keplero) 15–16, 18–25,
Guldin, Paul 279, 283
38, 45, 70, 76, 109–115, 119, 138–139, 161, 191, 257, 260, 300, 339–375, 398,
Harriot, Thomas 15–16, 21–25, 142
401, 440, 445
Harris, Neil 79, 86, 90–91, 101
Kircher, Athanasius 76
Harvey, William 390
Kleanthes 146–147
Hasdale, Martin 18
Kopernikus, Nikolaus (cf. Copernicus)
Hebenstreit, Johann Baptist 349, 351, 355,
Kuhn, Thomas S. 455
357, 359–362, 364, 368 Heilbron, John L. 292 Helbing, Mario 180, 243
Lagalla, Giulio Cesare (Julius Caesar) 258, 260, 274
Helmholtz, Hermann von 284
Lancre, Pierre de 17
Hemelaer, Jan de 136
Landor, Walter Savage 79
Heraclitus (Heraklit) 19, 23
Lansbergen, Philipp 115, 119
Herbst, Klaus-Dieter 106
Lanz, Johann 285
Herlitz, David 109
Leibniz, Gottfried Wilhelm 212, 453–455
Herophilos 372
Leinkauf, Thomas 63
Herz, Judith Scherer 89, 99
Leitão, Henrique 329
Hesiod 146, 167
Lembo, Paolo 235, 280
Hevelius, Johannes 103–104, 107, 124
Lemnius, Levinus 176
Index | 453
Leonardo da Vinci 263, 266, 315–318
de’ Medici, Cosimo I. (cf. Cosimo I.)
Leopoldo di Toscana 261, 263
de’ Medici, Cosimo II. (cf. Cosimo II.)
Lewalski, Barbara Kiefer 99
de’ Medici, Ferdinando I. (cf. Ferdinando
Libade, Eugenio 212 Liceti, Fortunio 260 Ligozzi, Jacopo 309
I.) de’ Medici, Ferdinando II. (cf. Ferdinando II.)
Limnäus, Georg 369
de’ Medici, Giovanni 170
Lipsius, Justus 136, 141, 146, 148
de’ Medici, Giuliano 18, 25, 189
Liu Pao 129
de’ Medici, Leopoldo 401
Longomontanus (Christian Severin,
de’ Medici, Maria 170
Christen Sørensen) 124, 342, 360
de’ Medici, Isabella 181
Lovejoy, Arthur O. 98
Melanchthon, Philip 408
Lucius Annaeus Cornutus 153
Menzini, Benedetto 208–213
Lucretius (Lucrezio, Lukrez, Titus
Mersenne, Marin 63
Lecretius Carus) 18, 20, 22–24, 263
Meton 347–348
Lukian 58
Metze, Gudula 385–386, 390
Lullo, Raimondo (Raimundus Lullus) 176
Micanzio, Fulgenzio 199–201,204
Lungo, Isidoro de 33
Michelangelo (cf. Buonarroti)
Luther, Martin 418, 425, 434
Milton, John 79–102, 238 Misocacus, Wilhelm 106
Macrobio (Macrobius Ambrosius Theodosius) 325
del Monte, Francesco Maria 128, 180 Morin, Jean-Baptiste 115, 119
Maelcote, Odo van 231, 233–234, 237
Müller, Johannes 282
Maertens, Hugo 305
Müller, Johannes (Regiomontanus) 351
Mästlin, Michael 112, 115, 365, 367
Münster, Sebastian 174
Magagnati, Girolamo 184
des Muliers, Nicolaas (Nicolaus Mulerius)
Magalotti, Lorenzo 209–210 Malvasia, Carlo Cesare 256
347 Mumenthaler, Rudolf 387
Manetti, Giannozzo 174 Manilius, Marcus 145–146, 149
Nagel, Paul 106
Manolessi, Evangelista 396, 402
Napier, John 358–360
Maraffi, Luigi 223–225
Napoletano, Filippo 307
Marino, Giovan Battista 168, 202, 210
Nardi, Giovanni 381–382, 385, 387
Marius, Simon 106, 110–111
Neri, Antonio 307, 310–312
Marjara, Harinder Singh 81, 97, 99
Neri, Filippo 172
Marsili, Luigi 212, 215
Niccolini, Giovanni 180
Martin, Catherine Gimelli 99
Nicolaus von Lyra 431
Masson, David 79
Nicolosi, Giovanni Battista 332
Matthias II. 338, 348, 354
Nigetti, Mateo 301
Mayer, Manfred 279
Nuñez, Pedro 326–327
Mayr, Simon 48, 358
Nuttall, Paula 305
McColley, Grant 88, 98 de’ Medici, Antonio 129, 307–309
Omodeo, Pietro D. 103
454 | Index Ophir, Adi 66
Puteanus, Erycius 134
Origanus, David 124
Pythagoras 98, 290
Origenes 422, 425, 428–429 Orsini, Virginio 108, 169, 180–181, 184
Querenghi, Antonio 173
Ossola, Carlo 262
Quintilian (Marcus Fabius Quintilianus)
Ottani Cavina, Anna 127–128, 130
424
Ovid (Publius Ovidius Naso) 18, 163 Raimondi, Ezio 217 Paleario, Aonio 174
de la Ramée, Pierre (Ramus) 174
Panofsky, Erwin 369. 386–387, 389, 393
Raymond de Sarabunde 431
Patrizi, Francesco 172, 174, 257
Redi, Francesco 209
Patterson, Annabel 102
Reeves, Eileen 276, 312, 399
Paul V. 134, 139
Regiomontanus (cf. Müller, Johannes)
Peckham, John 324
Remmert, Volker 386–387, 402
Pedretti, Carlo 314
Renieri, Vincenzo 215–216
Peri d’Arcidosso, Giovan (Gian) Domenico
Renn, Jürgen 1, 4–5
176
Reusner, Nicolas (Nicolaus) 16, 390
Persio, Antonio 156–157, 160, 164, 256
Rheticus, Georg 29
Petrarca, Francesco 67, 75
Ricasoli, Giovan Battista 175
Peuerbach, Georg 326
Riccioli, Giovanni Battista 122, 421, 436
Pflug, Christoph 160, 162
Rocco, Antonio 197–201
Philodem (Philodemos) 145
Rogers, John 95
Piccolomini, Alessandro 178
Romano, Antonella 221
Piccolino, Marco 242, 292
Rosen, Edward 388–389
Pifferi, Francesco 256
Ross, Alexander 88–89
Pignoria, Lorenzo 18, 139
Roth, Alfred G. 151
Pinelli, Gian Vincenzo 186, 303, 313
Rothmann, Christoph 159
Pitrolo, Daniele 399
Rowland, Ingrid 76
Principe, Franca 317
Rubens, Peter Paul 134–135, 145, 150–151,
Ptolomäus, Claudius (Ptolomy,
154
Ptolemaios) 41, 64, 75, 109, 341, 345,
Rubens, Philipp 134, 144
350, 353, 384–385, 387, 395, 422
Rudolph II. 338, 354, 365
Platon 59
Ruffo, Patrizia 176
Pliny (Plinius) 29–30, 109, 316, 349
Rutgers, Jaco 396, 402
Plutarch 109, 112, 316 Politi, Adriano 225, 227
Sabellico, Marc’Antonio 303
Pontus de Tyard 65
Sacrobosco, Johannes von (Ionnes de)
Poole, William 81, 85, 97 della Porta, Giambattista (Giovan Battista della Porta) 136–138, 188, 236, 257
229, 278, 322–329, 331, 333–334 Sagredo, Gionfrancesco 384 Salusbury, Thomas 174
Possevino, Antonio 172
Salvi, Lorenzo 224
Propertius (Sextus Aurelius Propertius) 18
Salviati, Filippo 384
Pulcarelli, Constanzo 218, 220–221
Sandrart, Joachim von 133
Index | 455
Sarpi, Paolo 186–188, 199, 215–216
Theophilus 317
Sarsi (Ps. Grassi) 37–39, 45, 191
Thomas, Beate 125
Sarton, George 15
Thomas de Padova 189
Savi, Bernardo 321
Thomas von Aquin 410, 413, 418, 420, 422
Savonarola, Girolamo 174
Timocharis von Alexandria 341
Scaliger, Joseph 109
Tirinnanzi, Nicoletta 56
Scaligero, Giulio Cesare 174
Titian (Tizian) 304–304
Scaligero, Giuseppe Giusto 174
Tolosani, Giovanni Maria 433
Scarron, Paul 376–377
Tomassi, Giovanni Antonio 174
Schernus, Wilhelm 9
Tosco, Giovanni Battista 168
Schreck, Johannes 160, 256 Scheiner, Christoph 24, 227, 236, 262, 265, 279 Schickard, Wilhelm 343–344, 351, 362 Schöner, Johann 351
Uffenbach, Philipp 135, 147–149 Urban VIII. (Urbano VIII.) 39–41, 47–48, 168–169, 173, 198 Ursus, Raimarus (Nicholas Reymers) 124
Schoppe, Kaspar 133–134, 139–140, 153, 157, 160–162
Valla, Lorenzo 60, 174
Seggett, Thomas 19
Valerio, Luca 18, 180
Segre, Michael 81, 83, 296
Valori, Baccio 172
Selcer, Daniel 54, 65
van der Heyden, Jacob 389–390
Seneca (Lucius Annaeus Seneca) 134, 144
van der Straet, Jan (Stradanus) 309
Shank, Michael H. 103
van Eyck, Jan 302–303, 309
Sigonio, Carlo 52, 58
van Gen, Rob 26
Simplicio (Simplikios) 384
van Gogh, Vincent 155
Snellius, Willobrord (Snel) 123
van Mealcote, Odo 278
Sommervogel, Carlos 224
van Meurs, Jacob 390
Speroni, Sperone 52
van Veen, Peter 135
Spinola, Fabio Ambrogio 374
Varchie, Benedetto 178
Stabius, Johann 146
Vasari, Giorgio 264, 302, 309
Stefonio, Bernardino 240
Vaschieri, Girolamo 204
Stelluti, Francesco 136
Vesalius, Andreas 337–369
Stevin, Simon 360
Vickers, Brian 63
Stimmer, Tobias 390
Villamena, Francesco380, 388–389
Strozier, Robert M. 53
Vinta, Belisario 129, 172, 181–182, 184, 197,
Strozzi, Giovan Battista 167–184
257 Virgil (Publius Virgilius Maro) 18, 22–23
Tabouret, Etienne 17 Tasso, Torquato 34, 49, 52, 192, 268, 299– 300, 302 Tassoni, Alessandro 204–207 Telesio, Bernardino 156–157, 164, 174
Vitruvius (Marcus Vitruvius Pollio) 347, 352 Vives, Giovanni Battista (Juan Luis) 168, 174, 428–429 Viviani, Vincenzo 18, 400–401
Tengnagel, Frans 345, 362 Tesauro, Emanuele 6, 193, 198
Walker, Julia 87, 90, 93, 99
456 | Index Walther, Bernhard 351
Xenophon 427
Webber, Malory 90 Welser, Mark 194
Yates, Frances 65
Westman, Robert S. 118 Wild, Markus 282
Zabarella, Jacopo 158
Wilding, Nick 30
Zenon 144, 386
Wilkins, John 88–89, 94, 352
Zoff, Otto 135
William IV. (Landgraf Wilhelm IV.) 344 Włodarczyk, Jarosław 103
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Prof. Dr. Andrea Albrecht
Prof. Dr. Simone De Angelis
Institut für Literaturwissenschaft
Zentrum für Wissenschaftsgeschichte
Universität Stuttgart
Karl-Franzens-Universität Graz
Keplerstraße 17
Mozartgasse 14/II
70174 Stuttgart
8010 Graz
Deutschland
Österreich
Prof. Dr. Erminia Ardissino
Prof. Dr. Sven Dupré
Dipartimento di Studi Umanistici
Institute for Art History
Università degli Studi di Torino
Freie Universität Berlin
Via S. Ottavio 20
Koserstraße 20
10124 Torino
14195 Berlin
Italien
Deutschland
Prof. Dr. Michele Camerota
Dr. Stefano Gattei
Dipartimento di Pedagogia, Psicologia,
IMT Institute for Advanced Studies Lucca
Filosofia
Piazza San Ponziano 6
Università di Cagliari
55100 Lucca
Via Is Mirrionis 1
Italien
09123 Cagliari Italien
Prof. Dr. John L. Heilbron University of California Berkeley
Dr. Giovanna Cordibella
April House, Shilton
Institut für Italienische Sprache und
Burford OX18 4AB
Literatur
England
Universität Bern Länggass-Strasse 49
Dr. Henning Hufnagel
3012 Bern
Freiburg Institute for Advanced Studies
Schweiz
(FRIAS) Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Prof. Dr. Lutz Danneberg,
Albertstr. 19
Institut für deutsche Literatur
79104 Freiburg
Humboldt-Universität zu Berlin
Deutschland
Unter den Linden 6 10099 Berlin Deutschland
458 | Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Dr. Olav Krämer
Prof. Dr. Francesco Sberlati
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Dipartimento di Filologia Classica e
Deutsches Seminar
Italianistica
Platz der Universität 3
Alma Mater Studiorum
79085 Freiburg
Università degli Studi di Bologna
Deutschland
Via Zamboni 32 40126 Bologna
Prof. Dr. Richard L. Kremer
Italien
Department of History Dartmouth College
Dr. Andreas Thielemann
6017 Carson Hall
Bibliotheca Hertziana
Hanover, NH 03755
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte
USA
Via Gregoriana 28 00187 Roma
Prof. Dr. Eileen Reeves
Italien
Department of Comparative Literature Princeton University
Dr. Matteo Valleriani
133 East Pyne
Max Planck Institut für
Princeton, New Jersey 08544
Wissenschaftsgeschichte
USA
Boltzmannstraße 22 14195 Berlin
Prof. Dr. Volker R. Remmert
Deutschland
Bergische Universität Wuppertal Fachbereich A – Geschichte
Prof. Dr. Claus Zittel
Gaußstraße 20
Stuttgart Research Centre for Text Studies
42119 Wuppertal
Universität Stuttgart
Deutschland
Azenbergstr. 12 70174 Stuttgart Deutschland