Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung [Reprint 2021 ed.] 9783112596883, 9783112596876


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German Pages 120 [115] Year 1988

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Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung [Reprint 2021 ed.]
 9783112596883, 9783112596876

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ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR Abteilung Veröffentlichung der Wissenschaftlichen Räte Jahrgang 1987

Gemeinsame Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR und seines Wissenschaftlichen Rates für Fragen der Leitung in der Wirtschaft vom 28.10.1986

Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung

Akademie-Verlag Berlin 1987

Herausgegeben im Auftrage des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der D D R von Vizepräsident Prof. Dr. Heinz Stiller

Verantwortlich für dieses Heft: Akademiemitglied Prof. Dr. sc. oec. Dr. h. c. Helmut Koziolek Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der D D R

ISBN: 3-05-000534-3 ISSN: 0138-421 X Redaktionsschluß: 14. November 1986 Erschienen im Akademie-Verlag Berlin, Leipziger Str. D D R - Berlin, 1086 © Akademie-Verlag Berlin 1987 Lizenznummer: 202.100/374/87 Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: TASTOMAT, Landhausstraße, Eggersdorf, 1275 LSV 0355 Bestellnummer: 7547927 (2001/87/4/W) 01600

Inhaltsverzeichnis

1. Thesen

Oberingenieur Gert Wohllebe Mitglied des Zentralkomitees der SED, Generaldirektor des VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig/ Grimma und Prof. Dr. Robert Kunze Direktor für Forschung im Kombinat Zur Forschungskooperation des VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig/Grimma mit Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Hochschulwesens

2. Referat Prof. Dr. Gerd Friedrich Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für Fragen der Leitung in der Wirtschaft, Stellvertreter des Direktors des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung

Prof. Dr. Fritz Haberland Abteilungsleiter, Zentralinstitut ßr sozialistische Wirtschaftsßhrung beim ZK der SED Anforderungen an die Leitung von Wissenschaft und Technik in den Kombinaten zur effektiven Anwendung der Schlüsseltechnologien Dr. Wolf-Rainer Krannich Generaldirektor des VEB Kombinat Haushaltgeräte Karl-Marx-Stadt Arbeitsweise und Erfahrungen eines konsumgüterproduzierenden Kombinates bei der Anwendung von Schlüsseltechnologien zur Erzielung von internationalen Spitzenleistungen

3. Diskussion Prof. Dr. Gerhard Scholl Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ratesfür Fragen der Vervollkommnung der Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung, Leiter des ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission Erfahrungen bei komplexen Leistungsvergleichen auf der Basis von IntensivierungsmaBstäben Wolfgang Jacob Kandidat des ZK der SED, Generaldirektor des Kombinats VEB Elektro-ApparateWerke Berlin Treptow „Friedrich Ebert" und Dr. Jutta Stamms Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kombinat Qualitativ neue Maßstäbe für den eigenen Rationalisierungsmittelbau als entscheidende materiell-technische Basis für die intensiv erweiterte Reproduktion im Kombinat Prof. Dr. Harry Nick Forschungsbereichsleiter, Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Einfluß der wissenschaftlich-technischen Revolution auf den Zyklus Wissenschaft-Technik-ProduktionAbsatz Prof. Dr. Hans-Joachim Beyer Forschungsbereichsleiter, Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Erfahrungen und Erfordernisse hoher Flexibilität der Kombinate

Prof. Dr. Wolf gang Salecker Zentralinstitut ßr sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Zu einigen Grundfragen der Freisetzung von Effektivitätspotentialen durch moderne Rechentechnik in Produktion und Leitung sozialistischer Kombinate und Betriebe 27 Prof. Dr. Horst Trauer Mitglied des Wissenschaftlichen Rates ßr die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Abteilungsleiter, Zentralinstitut ßr sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Zum Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze

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Prof. Dr. Eberhard Garbe Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates ßr Fragen der Sozialistischen Betriebswirtschaft, Technische Hochschule „Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg Durchgängige Computerisierung des Reproduktionsprozesses der Industriekombinate - neue Ansprüche an die sozialistische Betriebswirtschaft (SBW)

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Prof. Dr. Helmut Richter Direktor des Industrieinstituts der Hochschule ßr Ökonomie „Bruno Leuschner" Berlin Erfordernisse und Wege der Verkürzung der Durchlaufzeiten und der Beschleunigung des Kreislaufs der intensiv erweiterten Reproduktion in Kombinaten und Betrieben

Dr. sc. Hans Broll Direktor des Applikations- und Elektronikzentrums im VEB Kombinat ORSTA-Hydraulik Intensivierung der Kooperation zwischen Kombinaten der Zuliefer- und Finalindustrie - ein Beitrag zur Erhöhung der Effektivität und zur Beschleunigung des ökonomischen Kreislaufs der Reproduktion Prof. Dr. Lothar Hummel Abteilungsleiter, Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Leitungserfahrungen in Vorbereitung und beim Einsatz von CAD/CAM-Arbeitsstationen. Kaderarbeit-soziale Aspekte-Bildungserfordernisse* Prof. Dr. Horst Schneider Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der VVissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für Fragen des sozialistischen Wettbewerbs, Rektor der Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert" beim Bundesvorstand des FDGB Zu Erfahrungen und Ergebnissen des sozialistischen Wettbewerbs bei der Durchsetzung von Wissenschaft und Technik für die Qualifizierung der Leitungstätigkeit Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für theoretische und praktische Fragen der Energieund Materialökonomie, Direktor des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR und Dr. Horst Hauck Direktor des Instituts für Sekundärrohstoffwirtschaft Theoretische und praktische Fragen der volkswirtschaftlichen Verantwortung der Kombinate bei der Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe Prof. Dr. Gerhard Proft Stellvertreter des Direktors des Ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission und Prof. Dr. Gerhard Fröhlich Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Leitung der Kombinate - sozialistische ökonomische Integration - umfassende Intensivierung

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Prof. Dr. Kurt Bernheier Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Leitungsaufgaben zur weiteren Steigerung der Konsumgüterproduktion in produktionsmittelherstellenden Kombinaten*

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Dr. Otto Dengel Abteilungsleiter und Stellvertreter des Leiters der Arbeitsgruppe Rationelle Energieanwendung beim Ministerrat der DDR Rationelle Energieanwendung in den Kombinaten und Betrieben - Hauptrichtung zur Durchsetzung der Energieökonomie im Zeitraum 1980-1990*

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Dr. sc. Volker Hille Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED Vertiefung der Kostenarbeit bei breiter Anwendung von Schlüsseltechnologien - eine Kernfrage sozialistischer Betriebswirtschaft*

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Prof. Dr. Reimar Hiller Direktor des Industrieinstituts Bauwesen der Technischen Hochschule Leipzig und Prof. Dr. Karl-Heinz Senf Stellvertretender Direktor des Industrieinstituts Ausgewählte Aufgaben für die weitere Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten der Bauindustrie unter den Bedingungen umfassender Intensivierung* . . .

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Dr. EmilJarosch Generaldirektor des VEB Kombinat Oberbekleidung Erfurt Rechnergestützte Beschleunigung des Reproduktionsprozesses, Erhöhung von Reaktionsfähigkeit und Flexibilität*

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Prof. Dr. Wolfgang Opitz Direktor der Sektion Sozialistische Betriebswirtschaft der Ingenieurhochschule Zwickau Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Durchsetzung einer effektivitätsorientierten Modernisierung* . . . .

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Prof. Dr. Werner Ostwald Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für Fragen der Standortverteilung der Produktivkräfte, Leiter der Forschungsleitstelle für Territorialplanung der Staatlichen Plankommission Erschließung der territorialen Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe durch Gemeinschaftsarbeit zur territorialen Rationalisierung*

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Prof. Dr. Hans Peter Wolff Wilhelm-Pieck-Universität Rostock Die innerbetriebliche wirtschaftliche Rechnungsführung unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung*

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Prof. Dr. RolfZierold Rektor der Hochschule für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft Bernburg und Dr. sc. Fritz Krull gleiche Einrichtung Die Leitung der wissenschaftlich-technischen Arbeit in den bezirksgeleiteten Kombinaten der Nahrungsgüterwirtschaft*

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4. Schlußbemerkungen Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Koziolek Mitglied des ZK der SED, Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED * Schriftlich eingereichte Beiträge.

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Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung

1. Im Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag charakterisierte Erich Honecker Wesen und Inhalt der ökonomischen Strategie unserer Partei mit dem Blick auf das Jahr 2000. Im Zentrum steht, „die Vorzüge des Sozialismus noch wirksamer mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution zu verbinden, die selbst in eine neue Etappe eingetreten ist. Mikroelektronik, moderne Rechentechnik und rechnergestützte Konstruktion, Projektierung und Steuerung der Produktion bestimmen mehr und mehr das Leistungsvermögen einer Volkswirtschaft. In enger Wechselwirkung damit breiten sich andere Schlüsseltechnologien aus, wie flexible automatische Fertigungssysteme, neue Bearbeitungsverfahren und Werkstoffe, die Biotechnologie, die Kernenergie und die Lasertechnik" 1 . Erich Honecker verwies darauf, daß auf diesem Feld die Entscheidungen über das Wachstum der Arbeitsproduktivität fallen und daß wir uns bei der zunehmend rascheren internationalen Entwicklung der Produktivkräfte das Tempo nicht aussuchen können. „Es heißt, den Wettlauf mit der Zeit zu bestehen, an wichtigen Punkten Vorsprung zu erzielen und dadurch hohe ökonomische und soziale Ergebnisse zu realisieren." 2 In diesem Prozeß des Ringens um Spitzenleistungen und um die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Produktion nehmen die Kombinate mit ihren Betrieben eine Schlüsselstellung ein. Sie bilden, wie der Parteitag unterstrich, das Rückgrat unserer sozialistischen Planwirtschaft. „Wesentlich ist, die zentrale staatliche Leitung und Planung immer wirkungsvoller mit der schöpferischen Aktivität der Werktätigen, der eigenverantwortlichen Tätigkeit der Kombinate, Betriebe, Genossenschaften und der örtlichen Staatsorgane zu verknüpfen." 3 Auf der Wirtschaftswissenschaftlichen Konferenz der DDR im Karl-Marx-Jahr 1983 hob Günter Mittag hervor, daß den Kombinaten die volkswirtschaftliche Verantwortung für alle entscheidenden Phasen des Reproduktionsprozesses in ihrem Bereich übertragen ist. „Sie vereinigen die entscheidenden Kapazitäten in Wissenschaft und Technik für die Rationalisierung ihrer Technologien sowie für qualitätsbestimmende Zulieferungen, um auf die effektivste Weise jene Erzeugnisse herzustellen, die entsprechend dem Plan für den Bedarf der Volkswirtschaft, für die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern und für den Export erforderlich sind." 4 In der Entwicklung der Kombinate verkörpern sich wesentliche Schritte der Vervollkommnung sozialistischer Produktionsverhältnisse, um der Dynamik der Produktivkräfte weiter Raum zu geben. Mit der Entwicklung der Leistungskraft der Kombi-

nate, in denen sich weitgehend der Kreislauf der intensiv erweiterten Reproduktion schließt, sind entscheidende Bedingungen gegeben, um die qualitativ neuen Aufgaben der ökonomischen Strategie unserer Partei zu realisieren und die umfassende Intensivierung auf Dauer zu sichern. Die zur Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED für die Qualifizierung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung beschlossenen grundlegenden Maßnahmen stärken gezielt die volkswirtschaftliche Verantwortung der Kombinate und ihrer Betriebe für die intensiv erweiterte Reproduktion. Sie bieten auf der Grundlage des Planes den Kombinaten und Betrieben grundsätzlich neue Möglichkeiten, um die qualitativen Faktoren des Wachstums für eine höhere Leistungsentwicklung bei sinkendem Aufwand zu erschließen. Der bewährte Weg der Festigung des demokratischen Zentralismus sowie der bewußten Ausgestaltung der Übereinstimmung zwischen volkswirtschaftlichen Erfordernissen hocheffektiven Wirtschaftens, den Aufgaben der Kombinate und Betriebe und den Interessen der Werktätigen wird zielstrebig fortgesetzt, indem insbesondere das Prinzip der Eigenerwirtschaftung der Mittel für die effektivste Gestaltung des Prozesses der intensiv erweiterten Reproduktion in den Kombinaten noch wirksamer zur Geltung gebracht wird. Eng damit verbunden, wirkt die zwingende Ausrichtung der Kategorien Gewinn, Kosten, Preis, Valuta, Kredit und Zins auf die Stärkung des ökonomischen Interesses der Kombinate und Betriebe an bedarfsgerechter Produktion in hoher Qualität, Produktivität und Effektivität. Mit der umfassenden Anwendung der durchgängigen rechnergestützten Bilanzierung für Materialien, Ausrüstungen und Konsumgüter wird die Beherrschung der wachsenden volkswirtschaftlichen Verflechtungen bei gleichzeitiger Erhöhung der ökonomischen Verantwortung der Kombinate auf eine qualitativ höhere Stufe gehoben. 2. Revolutionäre Veränderungen in Wissenschaft, Technik und Produktion führen zu qualitativ neuen Ansprüchen an die Leitung der Kombinate, an die weitere A usprägung des relativ geschlossenen Reproduktionsprozesses in jedem Kombinat und an das Niveau der sozialistischen Betriebswirtschaft. Jene höhere Qualität der Produktivkräfte, die sich mit den Schlüsseltechnologien abzeichnet, führt, wie Erich Honecker auf dem XI. Parteitag darlegte, in der Verbindung von komplexer Automatisierung der Produktion mit rechnergestützter Produktionsvorbereitung, Leitung und Planung „in den nächsten 10 bis 15 Jahren über verschiedene Stufen hinweg bis hin zu immer mehr automatisierten Fabriken" 5 . 7

Es steht außer Zweifel, daß diese neue Qualität in den Produktivkräften auch eine neue Qualität in der Betriebswirtschaft und Betriebsorganisation erfordert. Komplexe Automatisierung der Produktion und rechnergestützte Produktionsvorbereitung, Leitung und Planung führen dazu, daß Leistungs-, Informations- und Leitungsprozesse auf das engste miteinander verknüpft werden. Der Einsatz moderner Informationsverarbeitungstechnik erweist sich als ein gewaltiger Hebel zur Steigerung der Leistungskraft des wissenschaftlich-technischen Potentials und zur Beschleunigung des Reproduktionsprozesses insgesamt. Die Effektivität komplexer Automatisierung und rechnergestützter Produktionsvorbereitung und -leitung muß letztlich durch das gesamte Niveau der sozialistischen Betriebswirtschaft und -Organisation gesichert werden. Es ist vor allem die stürmische Entwicklung der Produktivkräfte, die die planmäßige Weiterführung des Prozesses der Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit bedingt. Wesentliche Einflüsse auf die Gestaltung des gesamten Kreislaufs der intensiv erweiterten Reproduktion in den Kombinaten gehen dabei von folgenden Prozessen aus: - Die Erneuerung der Produktionssortimente ist zur Hauptform des Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkt und zu einer grundlegenden Bedingung für die Befriedigung der wachsenden Ansprüche auf dem Binnenmarkt geworden. Zyklusverkürzung und Ausbreitungsgeschwindigkeit wissenschaftlich-technischer Neuerungen erhalten damit zusätzliche Impulse. Die Ansprüche der in- und ausländischen Verbraucher an die Gebrauchseigenschaften, an die Qualität der Produkte im umfassenden Sinne des Wortes, wachsen beträchtlich. Wissenschaftlich-technische Spitzenleistungen, die in neuen Erzeugnissen und Technologien ihren Niederschlag finden, bilden die entscheidende Quelle für höhere Effektivität und Produktivität. Das ist auch der Hauptweg, um die eingesetzten Energieträger, Roh- und Werkstoffe höher zu veredeln und den Bedarf der Bevölkerung, der eigenen Volkswirtschaft und des Exports quantitativ und qualitativ besser und mit günstigerem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis zu befriedigen. - Die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und insbesondere die komplexe Anwendung der Schlüsseltechnologien führt zu einer wachsenden Dynamik der Produktion sowie zu zunehmender ökonomischer Verflechtung im nationalen und internationalen Maßstab. Die Dynamik und Komplexität der im Kombinat verlaufenden Neuerungsprozesse in Verbindung mit einer langfristig orientierten nationalen und internationalen wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Zusammenarbeit zu beherrschen, stellt höchste Ansprüche an die Leitung des Kombinates. Es wächst die Verantwortung jedes Kombinates, jedes Betriebes gegenüber der Volkswirtschaft und den jeweiligen Partnern für die Qualität und das wissenschaftlichtechnische Niveau der Erzeugnisse, für die Zuverlässigkeit in der wissenschaftlich-technischen und öko8

nomischen Zusammenarbeit, für die Termintreue bei den Lieferungen u. a. m. Eine hohe Effektivität der internationalen Spezialisierung und Kooperation der Produktion ist unter den gegenwärtigen Bedingungen der raschen Entwicklung der Produktivkräfte nur zu erreichen, wenn sie mit einer auf höchste wissenschaftlich-technische und ökonomische Parameter orientierten Weiterentwicklung der Erzeugnisse und Produktionsverfahren verbunden ist. Gerade mit den Direktbeziehungen der Kombinate und Betriebe zu Partnern in der UdSSR und anderen RGW-Ländern, die sich im Rahmen unserer Volkswirtschaftspläne und auf der Grundlage von Abkommen und Verträgen entwickeln, wird die Lösung solcher Aufgaben in den Mittelpunkt gestellt, die es gestatten, in kürzester Frist internationales Spitzenniveau zu erreichen. - Unter dem Einfluß des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und der Ressourcenbegrenzung vollzieht sich eine weitere starke Differenzierung der Anwenderbedürfnisse. Die Anforderungen zur Befriedigung spezieller Kundenwünsche nehmen zu. Das hat u.a. einen spürbaren Rückgang der Seriengrößen der Produktion bei gleichzeitiger Sortimentserweiterung in zahlreichen Zweigen der verarbeitenden Industrie zur Folge. Traditionelle Muster der Betriebsspezialisierung, die davon ausgehen, ein zunehmend engeres Sortiment mit wachsender Stückzahl pro Produkt herzustellen, sind nicht aufrechtzuerhalten. Die Lieferfähigkeit in einem breiten Sortiment und die Reaktionsfähigkeit auf spezielle Kundenwünsche werden zu wesentlichen Merkmalen internationaler Wettbewerbsfähigkeit und eines effektiven, bedarfsorientierten Reproduktionsprozesses. - Die flexible Automatisierung relativiert das sogenannte Gesetz der Massenproduktion. Dieses Gesetz geht davon aus, daß eine Minimierung der Fertigungskosten in erster Linie über hohe Stückzahlen gleicher Produkte angestrebt werden muß. Technologisch entspricht dem die starr automatisierte Transferstraße, die schwer oder kaum umstellbar ist. Die flexible Automatisierung ermöglicht durch Minimierung der Rüst- bzw. Umstellzeiten den gleichen ökonomischen Effekt bei ähnlichen Produkten, das heißt, sie ist das technologische Konzept, um Sortimentserweiterungen und den Rückgang der Seriengrößen ökonomisch beherrschbar zu machen. Damit entstehen zugleich neue Möglichkeiten der Verbindung von Serien- und Einzelfertigung. Flexible Automatisierung schafft darüber hinaus günstigere Bedingungen, neue Erzeugnisgenerationen in kürzeren Fristen bei einem gegebenen Grundmittelbestand in die Produktion überführen zu können. - Die rasche Erneuerung der Produktionssortimente im Maschinenbau führt zu einem zunehmenden moralischen Verschleiß eingesetzter Grundmittel, insbesondere von Werkzeug- und Arbeitsmaschinen. Diesem moralischen Verschleiß kann nur sehr bedingt durch entsprechenden Ersatz von Arbeitsmitteln Rechnung getragen werden. Die Erneuerung der Steuerungen, Antriebe und/oder Vorrichtungen der Zu- und Abführung von Werkstücken und Werkzeugen u.ä. Maßnahmen, die im Kern darauf abzielen, bereits im

Einsatz befindliche Ausrüstungen an den Leistungsstand moderner Anlagen heranzuführen, erweisen sich als ökonomischer. Die Modernisierung vorhandener Maschinen und Ausrüstungen wird zu einer Hauptform der Reproduktion der Grundmittel. Hierdurch verändert sich sowohl die Verantwortung des Nutzers als auch die Verantwortung des Herstellers von Maschinen und Ausrüstungen für die planmäßige Reproduktion der Grundfonds. - Rechnergestützte Vorbereitung Und Leitung der Produktion erweist sich in vielen Fällen als wichtige Voraussetzung, um die ökonomischen Möglichkeiten der flexiblen Automatisierung der Fertigung voll ausschöpfen zu können. Insbesondere der Aufbau von CAD/CAM-Systemen wird zunehmend zur Voraussetzung, um mit der Erzeugniserneuerung, der Reaktion auf Kundenwünsche, den international üblichen Fristen der Angebotsvorbereitung auf dem Weltmarkt Schritt halten zu können. Die ökonomischen Wirkungen der modernen Informationsverarbeitungstechnik gehen vor allem in die Richtung eines bedeutenden Anstiegs der Arbeitsproduktivität in den informationsverarbeitenden Prozessen selbst, einer beträchtlichen Verkürzung der Produktionsvorbereitung und des Produktionszyklus, der qualitativen Verbesserung der Fertigungsunterlagen und einer besseren Kapazitätsauslastung sowie einer Senkung der Bestände durch rechnergestützte Produktionslenkung und Fertigungssteuerung. 3. Der Grundgedanke, der bereits den Prozeß der Bildung der Kombinate bestimmte - das zusammenzuführen, was vom Standpunkt des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses organisch zusammengehört, und so die engste Verbindung von Wissenschaft, Produktion und Absatz zu sichern - , gewinnt auf qualitativ höherem Niveau aktuelle Bedeutung: Die Gestaltung der Kombinate zur breitesten Basis für die ökonomisch effektive Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien, die effektive Erneuerung der Produktion und die rasche Reaktion auf sich verändernde Bedarfsanforderungen erfordern, in jedem Kombinat alle hierfür notwendigen Glieder zu stärken, alle Phasen des Reproduktionsprozesses auf das effektivste zu gestalten. 6 Mit ihren wissenschaftlich-technischen Kapazitäten müssen sie zunehmend eigene Spitzenleistungen von internationalem Format Vollbringen. Für die wissenschaftlich-technischen Bereiche der Kombinate bedeutet das, - die zweigspezifische Grundlagenforschung auszubauen und die kooperativen Beziehungen mit Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften und des Hochschulwesens auf ökonomischer Grundlage weiterzuentwickeln, um jenen wissenschaftlichen Vorlauf zu schaffen und praktisch wirksam zu machen, der für revolutionierende Veränderungen in der Erzeugnis*, Verfahrens- und Technologieentwicklung erforderlich ist; - mit rechnergestützten Arbeitsplätzen in Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Projektierung und Technologie solche Bedingungen zu schaffen, die die Wirk2/3621

samkeit des wissenschaftlich-technischen Potentials beträchtlich erhöhen; - im eigenen Reproduktionsprozeß Kapazitäten für die umfassende Anwendung der Mikroelektronik und der modernen Informationstechnik aufzubauen; - die Proportionalität zwischen den Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und den Kapazitäten zur Überleitung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse in die Produktion so zu verbessern, daß die notwendigen hohen Erneuerungsraten und entsprechende Verkürzungen des Zyklus Forschung und EntwicklungProduktion-Absatz erreicht werden. Von prinzipieller Bedeutung für die Sicherung der intensiv erweiteren Reproduktion auf der Grundlage der Schlüsseltechnologien erweist sich die Eigenproduktion qualitätsbestimmender Zulieferungen. Wenn es in den Jahren 1981 bis 1985 gelang, den Anteil der Maschinen mit Ausrüstungen der Mikroelektronik an der Gesamtproduktion des polygrafischen Maschinenbaus von 27 % auf 60% und bei Textilmaschinen von 12 % auf 45 % zu erhöhen, so ist das vor allem darauf zurückzuführen, daß die Kombinate Polygraph und Textima mit dem Aufbau der Betriebe „Polygraph-Elektronik" und „Textima-Elektronik" wesentliche Voraussetzungen hierfür im eigenen Reproduktionsprozeß schufen. Solche Kombinate wie Umformtechnik und Textima haben in den letzten Jahren bis zu 40% ihrer Investitionen für die Sicherung der Proportionalität zwischen Vorstufenproduktion und Endfertigung eingesetzt. Diese Mittel dienten der direkten Vorbereitung der materiell-technischen Bedingungen in den Betrieben, die erzeugnisspezifische Zulieferungen in ihr Produktionsprogramm aufnahmen, und sie dienten der Rationalisierung der Produktion von Finalerzeugnissen, um - nach dem Vorbild der Schwedter Initiative - Arbeitskräfte für die Entwicklung und Fertigung spezifischer Zuliefererzeugnisse zu gewinnen. In analoger Weise wie die Proportionierung des wissenschaftlich-technischen Potentials wird die Aufnahme und der Ausbau der Eigenfertigung von niveaubestimmenden Zulieferungen in Kombinaten durch Erfordernisse komplexer Neuerungsprozesse und durch das Tempo des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bestimmt. Sie bewirken, daß Entwicklung und Produktion von Finalerzeugnissen und von bestimmten Baugruppen bzw. Bauelementen zweckmäßigerweise in einer Hand liegen. Die Eigenfertigung qualitätsbestimmender Zulieferungen ist auch eine Grundvoraussetzung, um rasch auf sich verändernde Bedarfsanforderungen zu reagieren. Für die Beherrschung der Neuerungsprozesse wird die quantitative, vor allem aber die qualitative Entwicklung des Rationalisierungsmittelbaus in den Kombinaten zu einem Dreh- und Angelpunkt. Ob es sich um den Aufbau von flexibel automatisierten Fertigungsabschnitten oder um die Modernisierung vorhandener Anlagen, ob es sich um notwendige Ergänzungen des vorhandenen Grundmittelbestandes bei Einsteuerung einer neuen Erzeugnisgeneration in die Produktion oder um spezielle Meß- und Prüftechnik handelt - immer sind seine Leistungen zumindest mit gefragt. Jedes Kombinat steht vor der Aufgabe, den eigenen Rationalisierungsmittel9

bau so zu entwickeln, daß damit der Hauptteil der Modernisierung der Grundmittel und die Einführung neuer Erzeugnisse verwirklicht werden kann. Der eigene Rationalisierungsmittelbau wird zur ersten und in vielen Kombinaten zur entscheidenden Deckungsquelle für den Ausrüstungsbedarf bei Investitionen. Er ist das entscheidende Kettenglied für die Materialisierung vieler wissenschaftlich-technischer Leistungen, sichert wichtige Voraussetzungen für eine auf die Einheit von Erzeugnis- und Verfahrensentwicklung abgestimmte Grundfondsreproduktion und bildet, besonders unter den Bedingungen flexibler Automatisierung, ein wichtiges Bindeglied zwischen den traditionellen Produzenten von Investitionsgütern und dem jeweiligen Anwender, Nutzer der Maschinen und Ausrüstungen. In engem Zusammenhang mit der materiellen Verantwortung für die Modernisierung und Rekonstruktion in Gestalt eines quantitativ und vor allem qualitativ wachsenden eigenen Rationalisierungsmittelbaus werden finanzielle Fonds bei den Kombinaten gebildet, für deren Erwirtschaftung und Verwendung sie voll verantwortlich sind. Indem die auf der Grundlage des Planes durch die Kombinate eigenverantwortlich zu verwendenden Investitionsfonds aus einem Teil der Amortisationen und aus einem Teil des zu erwirtschaftenden Nettogewinns gebildet werden, ist ihre Höhe direkt abhängig von den Leistungen bei der Planerfüllung. Daraus leiten sich die Erwirtschaftung der Fonds für die Modernisierung und Rekonstruktion und somit wiederum wachsende Möglichkeiten für die Leistungssteigerung ab. Auf diese Weise wird - verbunden mit dem wirksameren Einsatz von Kredit und Zins sowie weiteren Maßnahmen - die Einheit von materieller und finanzieller Planung auch auf dem Gebiet der Grundfondsreproduktion weiter gefestigt. Die entschiedene, vorausschauende Hinwendung der Kombinate und ihrer Betriebe zur Modernisierung und Rekonstruktion - mit dem eigenen Rationalisierungsmittelbau und eigenen Baukapazitäten als erster Deckungsquelle - wird somit nicht nur von den Planvorgaben, sondern auch von der wirtschaftlichen Rechnungsführung der Kombinate und Betriebe her verstärkt. Die höhere Qualität wissenschaftlich-technischer Arbeit und die Anwendung der Schlüsseltechnologien muß sich spürbar in der Produktion neuer, hochwertiger technisch-industrieller Konsumgüter niederschlagen. Hier stellte der XI. Parteitag Forderungen, die sowohl die traditionellen Konsumgüterkombinate als auch die vorwiegend produktionsmittelherstellenden Kombinate gleichermaßen berühren: Konsumgüter in einem dem Bedarf entsprechenden Sortiment, in hoher Qualität und ausreichenden Stückzahlen sowie mit niedrigen Kosten zu erzeugen, muß noch mehr zur Sache der ganzen Volkswirtschaft werden. Das ist eine wichtige Seite der Verantwortung der Kombinate. In jedem von ihnen sind leistungsstarke Kapazitäten dafür zu schaffen und auszubauen. Auf der Grundlage hoher ökonomischer Ergebnisse von Wissenschaft und Technik und in Übereinstimmung mit den sich vollziehenden Wandlungen im Bedarf der Bevölkerung sind in der Konsumgüterproduktion jährlich 30-40% der Erzeugnisse zu erneuern. Die Dynamik 10

des Bedarfs, die Erneuerung

der Pro-

duktion und die Anwendung von Schlüsseltechnologien veranlaßt zahlreiche Kombinate, auf dem Gebiet der Spezialisierung der Betriebe, der Technologie und der Produktionsorganisation nach neuen Lösungen zu suchen. Es mußten und müssen auf diesen Gebieten Voraussetzungen geschaffen werden, um die Erneuerung des Produktionssortiments zu beschleunigen, bedeutende Sortimentsverschiebungen mit bestehenden Kapazitäten möglichst reibungslos vollziehen zu können, schneller auf spezielle Kundenwünsche zu reagieren sowie Veränderungen konstruktiver oder technologischer Natur in kürzesten Fristen produktionswirksam zu machen. In der Regel erfordert das, eine größere Konsequenz in der Einheit von Erzeugnis- und Verfahrensentwicklung durchzusetzen und in die materiell-technische Sicherstellung von Überleitungsprozessen (Leistungsfähigkeit des Musterbaus, von Prüffeldern und Versuchsabteilungen, Technika und Pilotanlagen sowie des Fertigungsmittel- und Rationalisierungsmittelbaus) mehr Kraft zu investieren. Wege des modularen und streng standardisierten Erzeugnisaufbaus werden beschritten, um dem Rückgang der Seriengrößen bei den Enderzeugnissen und der Explosion des Teilesortiments entgegenzuwirken und so Möglichkeiten der zentralen Fertigung für Bauelemente und Baugruppen zu schaffen. In nicht wenigen Fällen sind Voraussetzungen zu schaffen, bestimmte Teile des Sortiments gegebenenfalls parallel in mehreren Kombinatsbetrieben fertigen zu können. Neue Wege der organischen Verbindung der Serienfertigung von Standarderzeugnissen und Baugruppen mit der Einzelfertigung entsprechend speziellen Kundenwünschen werden erschlossen. Der mit der Entwicklung moderner Produktivkräfte verbundene Prozeß der weiteren Vergesellschaftung der Produktion vollzieht sich im Kombinat vor allem durch die Entwicklung der materiellen Struktur des relativ geschlossenen Reproduktionsprozesses. Es geht um die Fähigkeit jedes Kombinates, Erzeugnisse und Technologien in international üblichen Fristen zu erneuern, flexibel auf sich verändernde Bedarfs- und Marktstrukturen zu reagieren und das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis prinzipiell zu verbessern. 4. Es ist ein hoher Anspruch an die Leitung der Kombinate und ihrer Betriebe, alle personellen, materiell-technischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen zu sichern, damit jedes Kombinat dauerhaft den mit der ökonomischen Strategie unserer Partei gesetzten Effektivitäts- und Leistungsmaßstäben entsprechend seiner volkswirtschaftlichen Verantwortung auf der Grundlage des Planes voll nachkommt. In der „Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R in den Jahren 1986 bis 1990" wird nachdrücklich darauf orientiert, - durch die weitere Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung die den Kombinaten innewohnenden Möglichkeiten zur umfassenden Intensivierung auf lange Sicht noch wirksamer zu erschließen; - die Vorzüge der einheitlichen zentralen Leitung der im Kombinat zusammengeführten Potentiale wirksamer zu verbinden mit der weiteren Stärkung der wirt-

schaftlichen Eigenverantwortung der Kombinationsbetriebe auf der Grundlage des Planes; - den demokratischen Zentralismus in den Kombinaten weiter so auszugestalten, daß bei der Lösung komplexer volkswirtschaftlicher Aufgaben des Planes die demokratische Teilnahme der Werktätigen an der Leitung, Planung und Durchführung der Produktion im sozialistischen Wettbewerb in vollem Umfang gewährleistet wird; - durch den komplexen Leistungsvergleich, die Qualifizierung der ökonomischen Analyse und die Anwendung bewährter Methoden der sozialistischen Betriebswirtschaft eigene Leistungsreserven wirksam zu mobilisieren; - die Leitungstätigkeit der Generaldirektoren der Kombinate insbesondere auf die organische Verbindung von Wissenschaft und Produktion zu konzentrieren. Die dynamische Entwicklung der Produktivkräfte erfordert eine hohe Qualität der analytisch-konzeptionellen Arbeit in den Kombinaten, um weitreichende Entscheidungen vor allem zur Entwicklung und zum Einsatz von Schlüsseltechnologien vorzubereiten und zu treffen, um Neuerungsprozesse mit dem entsprechenden Vorhaltewinkel zu gestalten, um leistungsfähige Kollektive rechtzeitig für die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien und Produkte zu formieren und vorzubereiten. In gleichem Maße wachsen die Anforderungen an die operative Leitung zur Sicherung der Planerfüllung, Erhöhung der Kontinuität der Produktion, unbedingten Einhaltung der Verträge mit den in- und ausländischen Abnehmern, Beschleunigung der Reproduktion und Verkürzung der Bestell- und Lieferfristen u.a.m. Nur in dieser Einheit von qualifizierter vorausschauender Arbeit und konsequenter operativer Leitung der Prozesse lassen sich die projektierten und geplanten ökonomischen Effekte, die die Grundlage für den Leistungsanstieg bilden, tatsächlich realisieren. Untersuchungen zur Inbetriebnahme von Vorhaben mit neuen Technologien zeigen: Eine grundsätzliche Bedingung, damit ein Betrieb, der forciert Schlüsseltechnologien einführt, seiner volkswirtschaftlichen Verantwortung nachkommen kann, ist ein voll funktionsfähiges Leitungskollektiv. Gute Ergebnisse werden dort erzielt, wo die Leitung des Betriebes sich rechtzeitig und auf der Basis einheitlicher Positionen auf die qualitativ neuen Aufgaben, auf die neuartige Technik Und Technologie und die damit verbundene notwendige neue Betriebs- und Produktionsorganisation einstellt. Der Betriebsdirektor ist persönlich dafür verantwortlich, daß die Leiter - die ihrerseits persönliche Verantwortung für die ihnen übertragenen Aufgaben voll wahrzunehmen haben - die ökonomischen Prozesse politisch führen, einheitlich und geschlossen handeln, die Probleme und Wege zu ihrer Lösung offen und ehrlich darlegen und mit dem Kollektiv beraten, notwendig werdende Maßnahmen rechtzeitig einleiten und konsequent durchsetzen. Gerade bei komplexen Vorhaben treten eine Vielzahl von Aufgaben zeitgleich auf, die nach einer klaren Rang- und Reihenfolge in Angriff genommen werden müssen und deren Erfüllung durch eine straffe Leitung, Organisation, Abrechnung und

Kontrolle gesichert werden muß. Einbrüche sind unvermeidlich, wenn in der Leitungshierarchie Ressortgeist, Streben nach „Abgrenzung", kleinlicher Streit zwischen Leitungsbereichen das kooperative Zusammenwirken aus eigenem Antrieb, um gemeinsam und unbürokratisch heranreifende Probleme zu lösen, überwuchert. Die Herausbildung der Merkmale eines den neuen Anforderungen Rechnung tragenden Leitungsstils und einer entsprechenden Leitungsorganisation - sowohl auf der Ebene der Betriebsleitung als auch der mittleren Leitungsebene - kann und muß in erster Linie durch den Betrieb selbst und mit klarer Kampfposition der Betriebsparteiorganisation ausgeprägt werden. Die Erfolge bei der Realisierung der ökonomischen Strategie in den Kombinaten und Betrieben werden durch das schöpferische, engagierte und disziplinierte Handeln der Werktätigen und ihrer Kollektive, durch eine qualifizierte Leitungstätigkeit und durch die weitere Ausprägung der führenden Rolle der Partei der Arbeiterklasse bestimmt. Es ist ein vorrangiges Anliegen der Führungstätigkeit unserer Partei, den Menschen als Hauptproduktivkraft in den Mittelpunkt zu stellen, durch die konsequente Verwirklichung der Politik der Hauptaufgabe seine Bedürfnisse besser zu befriedigen, durch die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen und die konsequente Durchsetzung des Leistungsprinzips eine hohe Leistungsbereitschaft auszulösen, für eine anforderungsgerechte Qualifizierung der Werktätigen zu sorgen und so immer neue Wachstumsquellen für die wirtschaftliche Entwicklung zu erschließen. Erich Honecker wies mehrfach darauf hin, daß gerade mit dem Übergang zur breiten Anwendung neuester Technik die Aufmerksamkeit der Leitung für den Menschen, seine Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse, seine Überlegungen und Vorschläge besonders groß sein muß. In dieser Richtung wächst auch die politische Verantwortung des Leiters. Von seinen Fähigkeiten und seinem Arbeitsstil ist es in hohem Maße abhängig, wie es gelingt, insbesondere in den qualitativen Wandlungsprozessen die gesellschaftlichen Erfordernisse mit den Interessen der Kollektive und der einzelnen Werktätigen zu verbinden und die Kollektive zu hohen Leistungen zu führen. Seine fachliche Kompetenz und seine Überzeugungskraft, seine Fähigkeit, die Kollektive zu hohen Leistungen zu motivieren und zu stimulieren sowie einen reibungslosen Ablauf der Arbeit zu organisieren, gewinnen besonders unter den Bedingungen eines dynamischen Wirtschaftsverlaufs an Gewicht. Die Notwendigkeit, die operative Leitung der täglichen Planerfüllung mit der Vorbereitung, dem Treffen und Durchsetzen langfristig wirksamer Entscheidungen zu verbinden, stellt hohe Anforderungen an die Organisation seiner persönlichen Arbeit und an seine Arbeitsweise. Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik, Beherrschung der Schlüsseltechnologien, Durchsetzung einer hohen Erneuerungsrate der Produktion und höhere Veredlung der eingesetzten Energieträger und Rohstoffe sind mit neuen Anforderungen an die Entwicklung und Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, insbesondere des geistigen Potentials, verbunden. Gerade in diesem Zusammenhang wies Erich Honecker darauf 11

hin, daß die Verantwortung für die Ausbildung des Kadernachwuchses, insbesondere an Facharbeitern, und für die Weiterbildung im Kombinat zu erhöhen sein wird. 7 Die Einführung neuer Technologien, die Weiterentwicklung des Sortiments im Maschinenbau, der Ausbau der Mikroelektronik und ihre Anwendung, aber auch die Höherveredlung in der Metallurgie und chemischen Industrie, die quantitative und qualitative Entwicklung der Konsumgüterproduktion führen zu neuen Arbeitsanforderungen, neuen Arbeitsinhalten und erfordern in wachsendem Maße die Gewinnung von Werktätigen für neue Aufgaben. Sie reichen zugleich weit in die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen hinein. Sie erfordern neue Arbeitseinstellungen und Verhaltensweisen. Die Verbesserung der Qualität der Produkte und die Erhöhung der Effektivität der Produktion sind sowohl ein Anspruch an wissenschaftlichtechnische Leistungen als auch an qualifizierte und gewissenhafte Arbeit an jedem Arbeitsplatz-von der Forschung bis zum Kundendienst. Hohe Anforderungen stellt die umfassende sozialistische Rationalisierung. Hier verknüpfen sich organisatorische Verbesserungen der Abläufe, Modernisierung vorhandener Technik bis zur Erneuerung des Produktionsprozesses mit der Einsparung von Arbeitszeit, der Erhöhung der Qualität der Arbeit und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. A u f der Grundlage dieser Prozesse gewinnen positive Leitungserfahrungen für die Weiterbildung leitender Kader, die Aus- und Weiterbildung der Nachwuchskader und der Kaderreserve in folgenden Richtungen besondere Bedeutung: - zur Arbeitsweise der Leiter an der Spitze von Wirtschaftseinheiten (Wahrnehmung ihrer wachsenden Verantwortung, Erarbeitung und Durchsetzung anspruchsvoller Ziele, Arbeit mit den leitenden Kadern und den Kollektiven bei der Organisation der täglichen Planerfüllung und in der Durchsetzung komplexer Neuerungsprozesse u. a. m.); - zu den Leiter-Kollektiv-Beziehungen (Formierung der Kollektive in komplexen Neuerungsprozessen, Vorbildwirkung des Leiters, Entwicklung eines leistungsorientierten Kollektivklimas, wachsende Verantwortung für die Ausnutzung der Technik und Einhaltung der technologischen Disziplin u. a. m.); - zu den Leitungsaufgaben bei der Entwicklung und Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens (arbeitsplatzbezogene Qualifizierung und Disponibilität, qualifikationsgerechter Einsatz des Arbeitsvermögens, Gewinnung von Arbeitskräften für neue Aufgaben u . a . m . ) , insbesondere zur Nutzung des geistigen Potentials (Arbeits- und Kollektivbedingungen für Kreativität, Förderung der Neuererbewegung, Organisation der wissenschaftlich-technischen Arbeit u . a . m . ) ; - zur wirksameren Nutzung des sozialistischen Leistungsprinzips (Produktivlöhne auf Grundlage wissenschaftlicher Arbeitsorganisation und Vorgabe von Leistungskennziffern, objektbezogene variable Stimulierungsformen u. a. m.); - zum Zusammenwirken der gesellschaftlichen Organisationen - Gewerkschaft, FDJ, K D T - unter Führung der Parteiorganisation bei der Lösung ökonomischer Aufgaben im Kombinat und Kombinatsbetrieb; 12

- zur inhaltlichen Orientierung und wirksamen Führung des sozialistischen Wettbewerbs, des komplexen Leistungsvergleichs nach qualitativen Wachstumsfaktoren und der Sicherung einer breiten Teilnahme der Werktätigen an der Leitung und Planung in den Kombinaten und ihren Betrieben. 5. Für die Leitung, Planung und Organisation der Arbeit in der gesamten produktionsvorbereitenden Phase des Reproduktionsprozesses im Kombinat gewinnen drei Aspekte besonderes Gewicht: - Ein charakteristisches Merkmal der gegenwärtigen ökonomischen Entwicklung sind die sich insbesondere unter dem Einfluß des wissenschaftlich-technischen Fortschritts rasch verändernden Bedarfs- und Marktstrukturen für viele Bereiche der Industrie. Um diesen Bedingungen der internationalen Märkte wie auch des inländischen Bedarfs zu entsprechen, ist die konsequent bedarfsorientierte Leitung des gesamten Reproduktionsprozesses im Kombinat unerläßlich. Exakter Kenntnisvorlauf über die Entwicklung der Anwenderbedürfnisse, über die Markt- und Absatzbedingungen und über die Grundtendenzen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung bildet die Voraussetzung für ökonomisch begründete Zielstellungen in der Forschung und Entwicklung und für eine markt- und bedarfsgerechte Vorbereitung der Produktion. Marktforschung und wissenschaftlich-technische Prognostizierung müssen zu einem entscheidungsorientierten Informationssystem zur Gestaltung des Produktionsprogramms zusammengeführt werden. In dem engen, erzeugnisbezogenen Zusammenwirken des wissenschaftlich-technischen Potentials und des Absatzbereiches liegt ein entscheidender Ausgangspunkt für die bedarfsorientierte Leitung des Reproduktionsprozesses. Hohe Erneuerungsraten und kurzfristiger Übergang zu neuen Erzeugnisgenerationen bedingen, Erzeugnisentwicklung und Marktvorbereitung parallel und eng miteinander verbunden über den gesamten Zeitraum der Produktionsvorbereitung zu führen. Ohne rechtzeitige Applikationsforschung, Kundenberatung und Verkaufsargumentation stoßen neue Erzeugnisse auf einen unvorbereiteten Markt mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen für den Anlauf der Serienproduktion. Daher ist eine Reihe von Kombinaten dazu übergegangen, parallel zum Pflichtenheft in Wissenschaft und Technik erzeugnisbezogene Absatzkonzeptionen bzw. „Pflichtenhefte der Marktarbeit" zu erarbeiten. Durch das Zusammenwirken der Bereiche „Absatz" und „Forschung und Entwicklung" bei der Applikation und Sortimentsgestaltung müssen solche Bedingungen geschaffen werden, die es gestatten, Erzeugnisse optimal den differenzierten Anwenderbedürfnissen anzupassen und in eine aktive Angebotsposition zu kommen. - Jedes Kombinat steht vor der Aufgabe, den Gesamtprozeß des Hervorbringens und der schnellstmöglichen ökonomischen Verwertung neuer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse auf das beste zu organisieren. Die hierbei auftretenden Forderungen erstrecken sich von der Qualität der wissenschaftlich-technischen Prognostik über die Erarbeitung und Bestätigung anspruchsvoller Zielstellungen in den Pflichtenheften von Wissenschaft und Technik bis hin zu einer Initiative und Schöp-

fertum fördernden, aber zugleich in der Einhaltung der Aufgaben und Termine konsequenten Leitung der beteiligten Kollektive. Für die Sicherung kurzer Entwicklungs- und Überleitungsfristen ist ein hohes Maß an Parallelität in den einzelnen Bereichen der wissenschaftlich-technischen Produktionsvorbereitung notwendig. Besonderes Augenmerk der Leitung erfordert die fristgemäße materiell-technische Sicherstellung der Neuerungsprozesse - bis hin zu den notwendigen Investitionen - und die rechtzeitige Vorbereitung der Produktionskollektive auf neue Technologien bzw. Erzeugnisse. Das methodisch-instrumentelle Grundgerüst der Leitung und Planung von Wissenschaft und Technik ist in den letzten Jahren im wesentlichen ausgereift - beginnend mit den Regelungen zum Plan Wissenschaft und Technik sowie zur Arbeit mit Staatsaufträgen, über Erneuerungspaß und Pflichtenheft bis hin zur Vertragsgestaltung zwischen Kombinaten und wissenschaftlichtechnischen Einrichtungen und Instituten. Im Vordergrund stehen die mit Hilfe dieses Instrumentariums zu gestaltenden Prozesse und zu lösenden Aufgaben: die Bearbeitung anspruchsvoller ökonomischer und wissenschaftlich-technischer Ziele, die Motivation und Stimulierung der Kollektive in Forschung und Entwicklung zu hohen schöpferischen Leistungen, die Koordinierung ihrer Tätigkeit. Für die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts haben sich in den letzten Jahren zunehmend aufgaben- und prozeßbezogene Formen der Organisation und Leitung bewährt, die es gestatten, die Verantwortung der beteiligten Kollektive und Leiter stärker auf die Endergebnisse des jeweiligen Neuerungsprozesses auszurichten und auch die materielle Stimulierung von den ökonomischen Resultaten abhängig zu gestalten. - Für die rasche Überführung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse in die Produktion und für die radikale Reduzierung der Fristen der konstruktiven und technologischen Produktionsvorbereitung - die bei Kleinserienfertigung im Maschinenbau bis zu 60% des gesamten Produktionszyklus ausmachen kann - gewinnt die Einführung von CAD/CAM-Lösungen erstrangige Bedeutung. So gelang es bei fortgeschrittenen EDV-Anwendern, die Durchlaufzeit bei der Produktionsvorbereitung beträchtlich zu senken. Das erforderte aber zugleich, auf der Grundlage rechnergestützter Arbeitsplätze das Zusammenwirken von Konstruktion, Technologie und Fertigung neu zu gestalten. Es mußte ein höheres Maß an Parallelität in der Arbeit zwischen Konstruktion, Technologie und Produktionsleitung durchgesetzt werden - bei frühzeitiger Einsteuerung jener Teile in die Produktion, die die Gesamtdurchlaufzeit eines Erzeugnisses in der Fertigung bestimmen. Mit der weiteren Beschleunigung des Reproduktionsprozesses und dem Einsatz moderner Informationstechnik in der wissenschaftlich-technischen Produktionsvorbereitung werden die Anforderungen an die Leitung zur Beherrschung der Komplexität bei Neuerungsprozessen und zur Sicherung des Zusammenhangs der Forschung und Entwicklung, der wissenschaftlichtechnischen Produktionsvorbereitung insgesamt mit allen anderen Bereichen der Reproduktion spürbar steigen. So ist es kein Zufall, daß mit der stürmischen Entwicklung der CAD/CAM-Technologie eine starke inter-

nationale Diskussion über die Anwendung logistischer Prinzipien in der Gestaltung des Gesamtflusses von Erzeugnissen, Zulieferungen und Materialien einsetzte. Die Verkürzung der Zeiten für die Projektierung, Konstruktion und Technologie, besonders durch CAD-Lösungen, verlangt eine Verkürzung des Gesamtprozesses, um kürzere Bestell- und Lieferfristen tatsächlich realisieren zu können. Die bedarfsorientierte Leitung des Reproduktionsprozesses (verbunden mit der engen, erzeugnisbezogenen Zusammenarbeit der Bereiche „Absatz" und „Forschung und Entwicklung"), die auf hohe ökonomische Resultate orientierte Leitung des wissenschaftlich-technischen Potentials (verbunden mit aufgaben- und prozeßbezogenen Formen der Organisation der Arbeit über alle Phasen der Produktionsvorbereitung hinweg) und der effektive Einsatz moderner Informationsverarbeitungstechnik(yerbunden mit der Zugriffsmöglichkeit zu allen erzeugnis- und prozeßrelevanten Daten über die Grenzen der Fachbereiche hinweg) führen dazu, daß in der sozialistischen Betriebswirtschaft erzeugnis- und prozeßbezogene Formen der Organisation und Leitung neben bzw. auf der Grundlage der bestehenden funktionalen Arbeitsteilung zwischen den betrieblichen Fachgebieten zunehmend an Bedeutung gewinnen. So wies Günter Mittag nachdrücklich darauf hin, daß es wesentlich günstiger ist, die Kader in Wissenschaft und Technik, Technologie, Produktion, Absatz und Kundenservice direkt zusammenzuführen, um einen Auftrag in kürzester Frist zu bearbeiten - anstatt den Auftrag den langen Weg zur Bearbeitung durch sämtliche Abteilungen gehen zu lassen. Auf der Grundlage der bestehenden Leitungsorganisation, bei voller Wahrung der persönlichen Verantwortung muß in stärkerem Maße eine produktbezogene Arbeit organisiert werden. 8 (Es sei hier am Rande vermerkt, daß eine der revolutionärsten Wirkungen der modernen Informationsverarbeitungstechnik auf das bestehende System der Betriebswirtschaft gerade darin besteht, daß durch die kurzfristige Verfügbarkeit aller erzeugnis- und prozeßrelevanten Daten, unabhängig von dem Fachbereich, in dem sie anfallen, die starre Arbeitsteilung zwischen den einzelnen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen relativiert wird. Integrierte Lösungen der elektronischen Datenverarbeitung gestatten es, ausgehend vom Erzeugnis, die Koordination der Zeitverläufe wesentlich exakter vorzunehmen, die Teilprozesse der Produktionsvorbereitung, der Fertigung, des Absatzes und der Materialwirtschaft genauer zu erfassen, zu planen und zu steuern.) Für die leitungswissenschaftliche Arbeit gewinnen Analysen und Verallgemeinerungen praktischer Erfahrungen an Bedeutung: - zu den Formen und Methoden einer konsequent bedarfsorientierten Leitung des gesamten Reproduktionsprozesses im Kombinat, - zur ökonomischen Zielbestimmung von Neuerungsprozessen durch die Leitung, - zu den Wegen der Vervollkommnung des kooperativen Zusammenwirkens in Wissenschaft und Technik innerhalb des Kombinates und über die Grenzen des Kombinates hinaus, - zu den Leitungsmethoden und Organisationsformen, 13

die der Beherrschung der Komplexität von Neuerungsprozessen und der Verkürzung der Überleitungsfristen dienen, - zur Vervollkommnung der Instrumente und Methoden der sozialistischen Betriebswirtschaft, vor allem der Kostenarbeit, der innerbetrieblichen wirtschaftlichen Rechnungsführung und der Betriebsanalyse, um das Prinzip der Eigenerwirtschaftung der Mittel für die effektivste Gestaltung des Prozesses der intensiv erweiterten Reproduktion noch wirksamer zur Geltung zu bringen.

gung und Montage zu verbessern, die dazu dienen, Maschinenbelegung, Durchlaufplanung, Kapazitätsbilanzierung, Bereitstellung des Materials und der Fertigungsmittel sowie die Organisation der Lagerwirtschaft und andere Hilfsprozesse besser zu beherrschen. Den Schlüssel hierfür bieten zweifellos die rechnergestützte Produktionsvorbereitung und -lenkung und die flexible Automatisierung, die zu einer weitgehenden Integration von Haupt- und Hilfsprozessen in den einzelnen Fertigungsabschnitten führen. Die damit anstehenden organisatorischen Aufgaben und Voraussetzungen zu sichern, ist eine durchaus eigenständige Aufgabe, die über den unmittelbaren Einsatz moderner Informationstechnik wesentlich hinausgeht. Dies um so mehr, da eine Reihe von Effekten der CAD/CAM-Lösungen sofort aufgehoben wird, wenn nicht der gesamte Prozeß

6. Wesentliche Reserven zur Erhöhung der Effektivität und zur Beschleunigung des Reproduktionsprozesses liegen in der Organisation der Produktion, der Kooperation und der Materialversorgung. Diese Prozesse tiefer zu untersuchen erscheint um so notwendiger, als sich gerade bei der volkswirtschaftlich erforderlichen Verkürzung der Bestell- und Lieferfristen zeigt, daß den hierfür notwendigen Voraussetzungen, insbesondere in der Technologie und Produktionsorganisation, in zahlreichen Betrieben nicht die notwendige Beachtung geschenkt wird. Häufig wird in den Kooperationsbeziehungen zwischen den Lieferern und Verbrauchern bei veränderten Bedingungen im Bedarf nicht schnell genug reagiert, und die Möglichkeiten einer rationellen Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Verbraucher werden generell ungenügend ausgeschöpft. A b e r Versäumnisse, die eine weitere Ökonomisierung des Reproduktionsprozesses verhindern, liegen nicht nur bei den Herstellern und auf der Lieferseite: Ungenügende Abstimmung zwischen Absatz-, Produktions- und Materialplanung führen auch bei den Abnehmern häufig zu vermeidbaren Mehrbeständen bei in der Volkswirtschaft dringend benötigten Zulieferungen und Werkstoffen.

- vom Absatz bis zur Materialwirtschaft - auf „Zyklusverkürzung" eingestellt wird. Flexibilität der Produktion und Beschleunigung des Reproduktionsprozesses schließen ein abgestimmtes und nahtloses Zusammenwirken von Finalproduzenten und Zulieferern, beginnend mit der Forschung und Entwicklung, über die Produktion bis zum Absatz ein. Die Anstrengungen zur besseren Nutzung jener Möglichkeiten, die die sozialistischen Produktionsverhältnisse in diesem Bereich bieten, müssen vor allem in folgende Richtungen gehen: - bewährte Formen des Zusammenwirkens in der gesamten produktionsvorbereitenden Phase stärker zu nutzen, die darauf gerichtet sind, durch gemeinsame Anstrengungen Überleitungsfristen zu verkürzen, die Voraussetzungen für einen planmäßigen Produktionsanlauf neuer Erzeugnisse in entsprechender Qualität und für das rasche Erreichen der Kammhöhe der Produktion zu sichern;

Um Flexibilität in Produktion und Absatz sowie die notwendige Verkürzung von Bestell- und Lieferfristen zu erreichen, müssen systematisch anhand von Analysen und Modellrechnungen jene Maßnahmen der Rationalisierung der Produktion und der Vervollkommnung der Organisation festgelegt werden, die es gestatten, die Proportionalität zu verbessern, die Kontinuität der Produktion zu erhöhen und den Produktionsdurchlauf zu beschleunigen, insbesondere den Materialfluß besser zu gestalten und unplanmäßige Unterbrechungen zu beseitigen. Das können Lösungen sowohl auf der Ebene des Kombinates (Ausbau zentraler Fertigungen, Kapazitäten für erzeugnisspezifische Zulieferungen, zentrale Lagerhaltung für spezielle Materialien und Ersatzteilpositionen, Vorfertigung von Baugruppen und Einzelteilen als Dispositionsreserve für die rasche Ausführung kurzfristig zu realisierender Aufträge u . a . m . ) als auch auf der Ebene des Kombinatsbetriebes (Rationalisierung der Vorfertigung, Profilierung der Instandhaltung, Anpassung des Versandes oder überhaupt von Transport-, Umschlags- und Lagerprozessen an veränderte Produktions- und Absatzbedingungen u. a. m.) sein. Die qualitativen Veränderungen des Erzeugnisprogramms, der Technologie und des Produktionsablaufs zu beherrschen, erfordert zunehmend komplexe organisatorische Lösungen, die den kontinuierlichen Fluß der Teile und Baugruppen unter neuen Bedingungen sicherstellen, die es gestatten, die Proportionalität zwischen Vorferti-

- das Vorgehen bei Bedarfsermittlung und Produktionsplanung abzustimmen, als wesentliche Voraussetzung, um Bestell- und Lieferfristen auch durch stabile Entscheidungen zum Produktionssortiment zu verkürzen; - den Informationsaustausch zwischen Finalproduzenten und Zulieferern zu verbessern, um ein unverzügliches Reagieren in der gesamten Kooperationskette bei sich verändernden Bedarfs- und Marktsituationen zu ermöglichen; - gemeinsame Anstrengungen zur Ökonomisierung der Bestandswirtschaft und des Transports als einer wesentlichen Bedingung für die Beschleunigung des Reproduktionsprozesses und gezielter Ausbau von Systemen der produktionsgesteuerten Materialzulieferungen. Kontinuität und Flexibilität der Produktion unter Bedingungen eines schnellen Erzeugnisumschlages, eines Rückganges der Losgrößen und sich bedeutend verkürzender Bestell- und Lieferfristen durchzusetzen, stellt neue Anforderungen an die Material- und Bestandswirtschaft, vor allem an die Dynamik und die Struktur der Bestände. Dabei geht es um die Relationen zwischen den Vorräten an Material, unfertigen Erzeugnissen und Fertigerzeugnissen in den Betrieben sowie um die volkswirtschaftlich effektivste Bestandshaltung bei den Lieferern, dem Produktionsmittelhandel und den Verbrauchern. Um die Bestandsproportionen im Volkswirt -

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schaftlichen Maßstab zu verbessern, wird angestrebt, die Vorräte in den Lieferbetrieben und dem Produktionsmittelhandel zu Lasten der Vorräte bei den Verbrauchern bei gleichzeitiger Verringerung der Gesamtbestände einer bestimmten Erzeugnisposition zu erhöhen. Diese Prozesse durchzusetzen, erfordert eint wesentlich höhere Qualität in der Einheit von Plan, Bilanz und Vertrag. Im Zusammenhang mit der Vervollkommnung der Organisation des betrieblichen Fertigungsprozesses, der Absatz- und Versorgungsbeziehungen werden wir uns hier verstärkt solchen Fragen zuwenden müssen, die einen wesentlichen Einfluß auf die Beschleunigung des gesamten Reproduktionsprozesses im Kombinat besitzen: - Konsequenzen aus der Entwicklung moderner Produktivkräfte, insbesondere aus dem Einsatz der Informationstechnik und der flexiblen Automatisierung für das gesamte System der Organisation und der operativen Leitung und Lenkung der Produktion; - bewährte Methoden der Leitung zur Sicherung der Kontinuität der Produktion; - Wege und Methoden zur Verbesserung des kooperativen Zusammenwirkens von Finalproduzenten und Zulieferern; - Vervollkommnung der materiellen Bilanzierung (einschließlich des Aufbaus von rechnergestützten Bilanziererarbeitsplätzen), Sicherung der Einheit von Plan, Bilanz und Vertrag auf der Ebene der Kombinate und ihrer Betriebe. Es steht außer Frage, daß die Effektivitätsmaßstäbe in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wesentlich höhere Ansprüche an die horizontale und vertikale Koordinierung des Reproduktionsprozesses innerhalb und zwischen den Kombinaten stellen. Erzeugnisbezogene Formen der Leitung und Erzeugnisgruppenarbeit gewinnen dabei ebenso an Bedeutung wie die rechnergestützte materielle Bilanzierung und die rasche Ausbreitung von Systemen der produktionsgesteuerten Materialzulieferung. Wachsendes Gewicht erhalten die vielfältigen Formen der territorialen Zusammenarbeit und der territorialen Rationalisierung - über Zweig- und Kombinatsgrenzen hinweg. Gerade hier liegen bedeutende Reserven, nicht zuletzt für die rasche Ausbreitung der Schlüsseltechnologien, für die zielstrebige Qualifizierung der Kader und den Erfahrungsaustausch, für die gegenseitige Hilfe bei der Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen, für die bessere Nutzung des Arbeitsvermögens in Wechselwirkung mit der weiteren Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Von besonderem Gewicht ist, unter Nutzung der neuen Möglichkeiten, die die moderne Informationstechnik bietet, die rechnergestützte Bilanzierung entsprechend dem Auftrag des XI. Parteitages im Bereich aller Industrieministerien durchgehend - von der Staatlichen Plankommission über die Ministerien bis in die Kombinate - einzuführen. Damit werden die wachsenden volkswirtschaftlichen Verflechtungen immer besser beherrscht sowie die gesamte volkswirtschaftliche Planung flexibler gestaltet. Es wird möglich, Bilanzentscheidungen entsprechend den volkswirtschaftlichen Erfordernissen zu qualifizieren, wirksamer und operativer auf die sich aus der Durchführung des Planes ergebenden Veränderungen mit hoher Effektivität zu reagieren.

7. Ein bedeutendes Effektivitätspotential ist durch den Einsatz moderner Informationstechnik in den Kombinaten und Betrieben zu erschließen. Es geht um einen tiefgreifenden Prozeß, im Verlauf dessen die gesamte Arbeit im Kreislauf des Kombinates von der Konstruktion über die technologische Vorbereitung bis zur Fertigstellung und den Absatz im Sinne höchster Arbeitsproduktivität und der Beschleunigung des gesamten Kreislaufs grundlegend umgestaltet wird. Untersuchungen zu den damit verbundenen Problemen der Einsatzvorbereitung, der Veränderung der Betriebs- und Produktionsorganisation und der Vervollkommnung des gesamten Systems der sozialistischen Betriebswirtschaft in den Kombinaten gehört das besondere Augenmerk wirtschaftswissenschaftlicher Forschung in den nächsten Jahren. „Uns geht es darum, die CAD/CAM-Technik nicht einfach auf vorhandene Strukturen und Arbeitsweisen in den Kombinaten und Betrieben .aufzupfropfen', sondern sie ist als ein Katalysator zu benutzen, um eine grundlegende Veränderung in der gesamten Arbeitsweise der Kombinate und Betriebe, um eine grundlegende Beschleunigung des Prozesses der intensiv erweiterten Reproduktion in seinen entscheidenden Phasen zu erzielen. Wir brauchen also ein prinzipielles ökonomisch-fundiertes Herangehen an die Einführung und Nutzung der CAD/CAM-Technik." 9 Es geht dabei, wie Günter Mittag weiter ausführte, darum, die Produktivkraft der lebendigen Arbeit beträchtlich zu vergrößern, dem Gesetz der Ökonomie der Zeit Rechnung zu tragen und den Zyklus der Produktion zu verkürzen, die Materialkosten zu senken, je Arbeitsstunde und je Einheit Rohstoff und Energie einen höheren Neuwert zu produzieren und letztlich die intensiv erweiterte Reproduktion der Volkswirtschaft der D D R auf einer neuen materielltechnischen Grundlage weiter zu vertiefen. 1(1 Vorliegende Erfahrungen zeigen, daß die Wirksamkeit einzuführender CAD/CAM-Lösungen in hohem Maße davon abhängig ist, wie es gelingt, - Auswahl und Einsatz der Informations- und Rechentechnik nach einem gut durchdachten Gesamtkonzept, das in die strategische Entwicklungskonzeption des Kombinates (Veredlungskonzeption) eingeordnet ist, vorzunehmen, um die Konzentration auf effektivitätsbestimmende Leistungs- und Leitungsprozesse, die Integrationsfähigkeit von Insellösungen, die Kompatibilität der Technik und der Software u . a . m . zu sichern; - die systematische Qualifizierung der Kader, die frühzeitige Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten, insbesondere für den arbeitsplatzbezogenen Einsatz der Technik, zu organisieren; - den Aufbau der erforderlichen Softwarekapazität in den Kombinaten, die Kooperation bei der Schaffung von Software und die maximale Nachnutzung vorhandener Softwarelösungen zu sichern; - rechnergestützte Lösungen der Produktionsvorbereitung und -leitung mit der flexiblen Automatisierung in der Fertigung zu verbinden; - alle organisatorischen Voraussetzungen für eine effektive Nutzung der Informationstechnik zu schaffen. Zweifellos gehen vom Einsatz moderner Informations15

und Rechentechnik die Hauptimpulse für die Vervollkommnung der Organisation und die Erhöhung des Niveaus der Betriebswirtschaft in den Kombinaten aus, verbunden mit entsprechenden neuen Anforderungen an die Leitung und Planung. Wichtige Organisationsaspekte, deren Durchsetzung zum Teil mit erheblichem Arbeitsaufwand verbunden ist, liegen in folgendem: - der arbeitsplatzbezogene Einsatz der Informationstechnik führt zu Veränderungen der Arbeitsteilung und traditioneller Arbeitsabläufe auf der unmittelbaren Nutzerebene, denen durch die Arbeitsorganisation, durch klare Festlegungen zur Verantwortung, durch Neubestimmung der Arbeitsinhalte usw. Rechnung getragen werden muß; - die automatisierte Informationsverarbeitung stellt wesentlich höhere Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Daten, an den Datenänderungsdienst und an die Schaffung von Datenmassiven (Datenbanken); - die multivalente Nutzung von Software, überhaupt von vorliegenden Anwenderlösungen, setzt eine weitgehende Vereinheitlichung der Primärorganisation voraus;

- durchgängige Lösungen automatisierter Informationsverarbeitung erfordern automatisierungsgerechte Organisationslösungen in allen davon berührten Bereichen, in denen unter anderem die Schnittstellen, der Zugriff zu den Daten und ihre multivalente Nutzung exakt festgelegt werden müssen; - der Aufbau integrierter Systeme gibt neue Möglichkeiten der Ergänzung der fachbereichsorientierten Organisation durch erzeugnis- und prozeßbezogene Formen der Leitung und Organisation, die im Interesse der Beschleunigung des Reproduktionsprozesses konsequent genutzt werden müssen. Vielfältige Maßnahmen der Erhöhung des Niveaus der Betriebswirtschaft (zum Beispiel in den Absatz- und Versorgungsprozessen), in der Leitung, Planung und Organisation werden u. a. auch deswegen unabdingbar, um zu vermeiden, daß die Zeitverkürzungen, die in den der Automatisierung unterliegenden Prozessen der Informationsverarbeitung erreicht werden, durch die Zeitdauer anderer Prozesse wieder aufgehoben werden. Der Einsatz moderner Informationstechnik muß letztlich auch dazu beitragen, ökonomische Entscheidungen in kürzeren Fristen und in höherer Qualität zu fällen.

Anmerkungen ' Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI.Parteitag der SED. Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1986, S. 49. 2 Ebenda, S. 49. ' Ebenda, S. 44. 4 G.Mittag, Theoretische Verallgemeinerung der Erfahrungen der Entwicklung der Kombinate für die Leistungssteigerung in der Volkswirtschaft, insbesondere bei der Nutzung der qualitativen Faktoren des Wachstums, in: Ökonomische Strategie der Partei - klares Konzept für weiteres Wachstum, Berlin 1983, S.38. s Bericht des Zentralkomitees..., a . a . O . , S.28. 6 Der Zusammenhang zwischen rascher Entwicklung der Produktivkräfte und weiterer Ausprägung des relativ geschlos-

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senen Reproduktionsprozesses in den Kombinaten nahm in jedem der Seminare des ZK der SED mit den Generaldirektoren der Kombinate und den Parteiorganisatoren des ZK einen bedeutenden Platz ein. Vgl. hierzu u.a.: Mi» höchsten Leistungen den XI. Parteitag vorbereiten, Berlin 1985, S.69ff.; Günter Mittag, Mit qualitativ neuen Schritten zu höchsten Leistungen, Berlin 1986, S.52ff. Vgl. Bericht des Zentralkomitees..., a . a . O . , S.46. Vgl. Mit höchsten Leistungen den XI. Parteitag vorbereiten, a.a.O.,S.71f. G. Mittag, Mit qualitativ neuen Schritten zu höchsten Leistungen, a. a. O., S. 44. Ebenda, S. 44f.

Gerd Friedrich

Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung 3. Welche Ansprüche an das Niveau der sozialistischen Betriebswirtschaft erwachsen aus der Informationstechnik und der Automatisierung? 4. In welchen Hauptrichtungen verläuft die weitere Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten? Ohne die in den Thesen getroffenen Aussagen zu wiederholen, will ich einleitend auf einige Grundprämissen verweisen, die das Herangehen an das Thema bestimmten:

Die volkseigenen Kombinate sind die Hauptkraft zur Bewältigung der wissenschaftlich-technischen Revolution. Diese Feststellungen Erich Honeckers im Schlußwort der 3. Tagung des Zentralkomitees unserer Partei unterstreicht die Verantwortung der Kombiante für die Realisierung der ökonomischen Strategie der SED. Es ist ein hoher Anspruch an jedes Kombinat, alle notwendigen Bedingungen zu sichern, um den mit der ökonomischen Strategie gesetzten Effektivitäts- und Leistungsmaßstäben dauerhaft zu entsprechen und seiner volkswirtschaftlichen Verantwortung entsprechend dem demokratischen Zentralismus und auf der Grundlage des Planes voll nachzukommen. „Wie es den Beschlüssen des XI. Parteitages entspricht, gehen wir davon aus, daß es heute nicht mehr ausreicht, nur der einen oder anderen Seite der Wirtschaftstätigkeit Aufmerksamkeit zu widmen. Die vor uns liegenden Aufgaben erfordern, alle qualitativen Faktoren im Sinne der umfassenden Intensivierung zu nutzen. Dabei ist es eine grundlegende Frage, das Wachstum der Arbeitsproduktivität zu beschleunigen, gleichzeitig die Qualität zu erhöhen und die Kosten zu senken. Die Arbeitsproduktivität muß schneller steigen als die Nettoproduktion, um so Arbeitskräfte für andere volkswirtschaftliche Aufgaben zu gewinnen. Es gilt, neue Erzeugnisse einzuführen, neue Technologien wirksam zu machen und höhere ökonomische Erlöse zu erzielen. Mit den vorhandenen Arbeitskräften, ohne zusätzlichen Verbrauch von Energie und Material gilt es, die Produktion entsprechend dem Bedarf der Bevölkerung, der Wirtschaft und des Exports zu steigern." 1

1. Die Entwicklung der Kombinate und die weitere Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung stellen wesentliche Richtungen der Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse dar - eine solche Entwicklung, die dem qualitativen Wandel der Produktivkräfte breiten Spielraum gewährt und dazu beiträgt, alle Triebkräfte für ein ökonomisch effektives Wachstum zu erschließen. Im Zusammenhang mit der weiteren Gestaltung des Reproduktionsprozesses in den Kombinaten traf Günter Mittag die Feststellung: „In dieser weiteren Ausgestaltung der Kombinate besteht nunmehr der wichtigste Schritt, um die sozialistischen Produktionsverhältnisse so zu vervollkommnen, daß sie der qualitativ neuen Entwicklungsstufe der Produktivkräfte Rechnung tragen. Unter bewußter und planmäßiger Gestaltung des Prozesses der Vergesellschaftung der Arbeit, wie ihn die Klassiker des Marxismus-Leninismus vorgezeichnet haben, gilt es jene Bedingungen zu schaffen, die der objektiven Dynamik und Komplexität in der Anwendung der Schlüsseltechnologien entsprechen. " 2

Damit in Verbindung stehende Fragen der Gestaltung des Reproduktionsprozesses, der Betriebswirtschaft und der Vervollkommnung der Leitung in den Kombinaten sind der Gegenstand dieser Ratstagung. Ausgehend von der Feststellung Erich Honeckers im Bericht des Zentralkomitees an den XI. Parteitag, daß es darauf ankommt, die Kombinate zur breitesten Basis der Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien zu gestalten, ausgehend von den in den Dokumenten des XI. Parteitages enthaltenen Aussagen zur Verantwortung der Kombinate für die Realisierung der ökonomischen Strategie unserer Partei, wurde mit den vorliegenden Thesen versucht, vier Fragenkomplexe zu skizzieren und zur Diskussion zu stellen: 1. Welche ökonomischen Prozesse werden durch die stürmische Entwicklung der Produktivkräfte ausgelöst, denen in der Profilierung, der Betriebswirtschaft, der Leitung und Planung der Kombinate Rechnung getragen werden muß? 2. Welche Konsequenzen ergeben sich in der weiteren Ausprägung des relativ geschlossenen Reproduktionsprozesses des Kombinates?

Die Kombinate bilden das Rückgrat der sozialistischen Planwirtschaft in unserem Lande. Gleichzeitig gilt es, alle weiteren grundlegenden Elemente des Systems der sozialistischen Planwirtschaft so zu vervollkommnen, wie es Erich Honecker auf der 3.Tagung des ZK der SED darlegte. 3 „Die Weiterentwicklung der sozialistischen Planwirtschaft ist im Kern immer darauf gerichtet, die Vorzüge des Sozialismus mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution zu verbinden." 4 2. Die Schlüsseltechnologien, insbesondere die moderne Informationstechnologie und die komplexe Automatisierung, führen zu einem weitreichenden qualitativen Wandel in den Produktivkräften. Bereits heute werden Konzepte einer weitgehend automatisierten und durchgängig rechnergestützten Produktion entwickelt. Wir stehen damit an einer Schwelle, die zu einer völligen Veränderung der „ökonomischen Betriebsweise" führen wird. Das betrifft das gesamte System der Betriebswirtschaft - vom Absatz bis zur Kostenrechnung - , die Informationsbereitstellung für die Leitung und Planung, den Gesamtverlauf ökonomischer Prozesse und ihre 19

rechnergestützte Gestaltung. Die Frage zu beantworten, über welche Stufen, Etappen sich die Entwicklung zum zukünftigen Betrieb vollziehen wird, welchen qualitativen Wandlungsprozessen hierbei die Betriebswirtschaft unterworfen ist und wie dieser Prozeß in den Kombinaten und Betrieben zu organisieren ist, ist auch eine große Herausforderung für viele Bereiche der Wirtschaftswissenschaft im Zusammenwirken mit Vertretern der technischen Wissenschaften, der Informatik, der Soziologie und Psychologie. 3. In allen diesen Prozessen der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse gewinnt der politisch-soziale Aspekt in der Leitung zunehmendes Gewicht. Gerade mit dem Übergang zur breiten Anwendung der neuesten Technik muß, wie Erich Honecker betonte, die Aufmerksamkeit für den Menschen, seine Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse, seine Bildung, seine Überlegungen und Vorschläge besonders groß sein. Mit flexibler Automatisierung und automatisierter Informationsverarbeitung werden die subjektiven Einflußmöglichkeiten auf Effektivität und Verlauf des Reproduktionsprozesses nicht geringer - im Gegenteil, sie wachsen: Der Wirkungsgrad der lebendigen Arbeit erhöht sich beträchtlich - nicht etwa nur in den produktionsvorbereitenden Prozessen oder durch die Tatsache, daß der schöpferische Anteil der Arbeit zunimmt; auch der direkte Einfluß des Menschen auf die Verfügbarkeit der Anlagen, seine Fähigkeiten zu raschen Störungsbehebungen, der Qualitätssicherung, kurzum der Beherrschung des modernen Reproduktionsprozesses gewinnen immens an Gewicht. Die Ansprüche an die Qualifikation, an die konkreten Fertigkeiten nehmen zu. Die Mobilität und Disponibilität des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens gewinnen an Bedeutung: in zunehmenden Größenordnungen müssen Werktätige für neue Aufgaben gewonnen werden. Für den Leiter bedeutet das unermüdliche Arbeit zur politischen Motivierung, zur Festigung der Einstellung zur Arbeit, zum Abbau von Vorbehalten bei neuer Technik, zur Einstellung der Kader auf konkrete Veränderungen des Arbeitsinhalts und der Arbeitsanforderungen. Notwendig ist die genaue Kenntnis aller Komponenten, die das subjektive Leistungsverhalten der Werktätigen beeinflussen. Es bedeutet auch in nicht wenigen Fällen Neuorganisation der Arbeitsteilung und Kooperation in einer solchen Weise, die den Werktätigen - natürlich immer in Verbindung mit den konkreten technologischen Erfordernissen - optimale Handlungsspielräume einräumt. In der Leitung von Kollektiven müssen die Qualifikation, die Berufserfahrung und Lernbereitschaft jedes einzelnen, die subjektiven Einstellungen und Werte bis hin zu Charaktereigenschaften immer mehr in Rechnung gestellt werden. Hohe Ansprüche an die Leistung durchzusetzen erfordert zugleich die Einschätzung der differenzierten Leistungspotenzen und die genaue Kenntnis der Arbeitserwartungen sowie das ständige Bemühen um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. 4. Die insbesondere durch Wissenschaft und Technik bewirkte wachsende Dynamik führt dazu, daß Effektivität und Flexibilität des Reproduktionsprozesses immer enger miteinander verschmelzen, sich verbinden. Anders ausgedrückt: Das Gesetz der Ökonomie der Zeit 20

gewinnt in seinen zwei Hauptaspekten - Arbeitsproduktivitätssteigerung, Aufwandssenkung einerseits und Beschleunigung des Reproduktionsprozesses andererseits - an Gewicht. Dabei schließt Flexibilität heute für jedes Kombinat die Fähigkeit ein: - eigene wissenschaftlich-technische Spitzenleistungen hervorzubringen, auf wissenschaftlich-technische Erkenntnisse kurzfristig zu reagieren und sie rasch produktionswirksam umzusetzen; - im Prozeß der raschen Erneuerung der Produktion den Anwenderbedürfnissen zunehmend besser gerecht zu werden und spezifischen Kundenwünschen, soweit ökonomisch vertretbar, nachzukommen; - sich auf dynamische Veränderungen des Bedarfs und der Marktlage vorausschauend einzustellen; - international übliche Bestell- und Lieferfristen einzuhalten, ja möglichst zu unterbieten, und branchenüblichen Handels- und Lieferbedingungen voll zu entsprechen; - den Reproduktionsprozeß insgesamt zu beschleunigen, die Zyklen von der Forschung und Entwicklung bis zum Absatz, vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der Ware, von der Vorbereitung einer Investition bis zur Inbetriebnahme und der Wiedererwirtschaftung der Mittel usw. usf. zu verkürzen. Die Voraussetzungen hierfür müssen in hohem Maße im Reproduktionsprozeß jedes Kombinates selbst und seiner Organisation und Leitung geschaffen werden. Schlüsseltechnologien und rascher Wandel der Produktivkräfte, der Zwang, das notwendige Wirtschaftswachstum über höhere Effektivität zu sichern, die Effektivität mit zunehmender Flexibilität des Reproduktionsprozesses zu verbinden, so insgesamt der umfassenden Intensivierung dauerhaften und stabilen Charakter zu verleihen, stellen heute Ansprüche an die Leitung der Kombinate und ihrer Betriebe wie nie zuvor, werfen eine Vielzahl praktischer und theoretischer Fragen auf. In meinen weiteren Ausführungen will ich mich auf eine Frage konzentrieren: Konsequenzen, die sich aus dem Einsatz der modernen Informationstechnik für die Organisation und Leitung in den Kombinaten und ihren Betrieben ergeben. Der weitere Ausbau der informationstechnischen Infrastruktur der Betriebe vollzieht sich gegenwärtig über vier eng miteinander verbundene Grundlinien: rascher Auf- und Ausbau arbeitsplatzbezogener Informationstechnik, insbesondere in Form von CAD/CAM-Arbeitsstationen; Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Rechenzentren (der zentralen Rechner); automatisierte Prozeßsteuerung als Bestandteil komplexer Automatisierung der Produktion; Vernetzung zentraler und dezentraler Informationstechnik und Aufbau lokaler Netze. Vom Standpunkt der Datenintegration und der Wirkung auf die Betriebswirtschaft zeichnen sich deutlich drei Ausbaustufen ab: 1. „Insellösungen" auf der Basis von Personalcomputern und Mikrorechnern mit unterschiedlicher Peripherie, die in einzelnen Funktionsbereichen, insbesondere in der Produktionsvorbereitung, zum Einsatz kommen; die Informationsbeziehungen zwischen den Insellösungen bzw. zu den anderen Sachgebieten werden organisatorisch gesichert.

2. Durchgängige Teillösungen bei einzelnen Produkten bzw. Fertigungslinien von der Produktionsvorbereitung bis zur Maschinensteuerung; hier erfolgt die Sicherung der Informationsbeziehungen durch Dateitransfer im ON-Line- oder OFF-Line-Betrieb. 3. Integrierte Lösungen auf der Grundlage von Datenbanken und der Kopplung von zentraler und dezentraler Rechentechnik; hier sind die Informationsbeziehungen zwischen den einzelnen Funktionsbereichen und Sachgebieten durch die gemeinsame Datenbasis und Programmintegration (Datenbankbetrieb) gesichert. Diese Ausbaustufen sind keineswegs im zeitlichen Nacheinander zu verstehen - sie existieren vielfach, besonders bei fortgeschrittenen Anwenderbetrieben, gleichzeitig nebeneinander. Ihre Wirkung auf den Reproduktionsprozeß des Betriebes, auf seine Betriebswirtschaft und die Bedingungen ihrer Einsatzvorbereitung sind recht differenziert: Bei den Insellösungen stehen Rationalisierungseffekte bei den Arbeiten, für die die Informationstechnik eingesetzt wird, im Vordergrund. So bringen rechnergestützte Arbeiten bei der Konstruktion und Projektierung, in der Zeichnungserstellung, in der Abwicklung von konstruktiven Berechnungen, beim Leiterplattenoder Schaltkreisentwurf Produktivitätssteigerungen von mehreren 1 0 0 % - ganz abgesehen von weiteren Effekten, unter anderem in der Qualität der Arbeitsausführung; aber auch beim Absatz, in der Materialwirtschaft und in anderen Bereichen sind die Rationalisierungseffekte hoch, so bei der rechnergestützten Lieferplanung und -kontrolle, bei der Bestandsrechnung der Disposition usw. usf. Im Dialogbetrieb am Arbeitsplatz eingesetzt, erweisen sich die Personalcomputer tatsächlich als ein ausgezeichnetes persönliches Arbeitsmittel, um die Arbeit ergiebiger und interessanter zu machen, um mehr oder weniger komplizierte Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Wirkungen auf den Reproduktionsprozeß des Betriebes insgesamt treten insoweit ein, als hierdurch das Potential (insbesondere das wissenschaftlichtechnische Potential) verstärkt wird; die Gesamtdurchlaufzeit vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der Ware bzw. von der konstruktiven Entwicklung eines Erzeugnisses bis zur Marktwirksamkeit kann verkürzt werden, wenn durch derartige Insellösungen der Zeitverlauf bei Tätigkeiten, die auf dem kritischen Weg liegen, reduziert wird. Die Wirkungen der Insellösung auf das System der Betriebswirtschaft und auf die Betriebsorganisation bleiben in der Regel gering, begrenzt auf den jeweiligen Funktionsbereich. Durchgängige Teillösungen beruhen vor allem auf der Kopplung flexibler automatisierter Fertigung mit der technischen Produktionsvorbereitung für einzelne Produkte oder Fertigungslinien. Sie führen zu weitreichenden Effekten bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität, bei der Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse, der Senkung des Produktionsverbrauchs, insbesondere durch Optimierung des Zuschnitts bzw. des Materialeinsatzes, und sie reduzieren zugleich wesentlich die Zeitverläufe in den Teilprozessen, die der Automatisierung unterliegen. Diesen Effekten entspricht auch die Wirkung auf den Gesamtreproduktionsprozeß - allerdings wird der Reproduktionszyklus nur insoweit beeinflußt,

wie auch hier automatisierte Tätigkeiten auf dem kritischen Weg liegen. Die Wirkungen auf die Betriebswirtschaft und die Betriebsorganisation hängen vom G e wicht der Prozesse ab, in denen die durchgängigen Teillösungen zur Anwendung kommen - erfassen sie einen bedeutenden Teil der Fertigung und ihrer Vorbereitung, so bieten sich prinzipielle Veränderungen an, die vor allen Dingen darauf abzielen, Organisation und Leitung stärker produkt- und prozeßbezogen zu organisieren. Wichtig ist in jedem Falle, sowohl im Bereich der Produktionsvorbereitung als auch der -fertigung die Schnittstellen zu überprüfen, um die notwendige Synchronität mit den nach wie vor manuell abgewickelten Prozessen herzustellen. Diese Übergänge verursachen in der Regel Informationsverluste und können auch zu einem mangelnden Überblick über das Ganze und damit zu Fehlentscheidungen führen. Daher müssen die Schnittstellen mit besonderer Sorgfalt gestaltet werden, um zu vermeiden, daß ein Teil des Effekts, der mit den automatisierten Teillösungen erreicht wird, hier wieder aufgezehrt wird. Integrierte Lösungen auf der Grundlage von Datenbanken bieten die Möglichkeit, ein höheres Niveau der Beherrschung des betrieblichen Reproduktionsprozesses zu erreichen, weil sie es gestatten - neben den Effekten, auf die bereits bei Insellösungen und bei durchgängigen Teillösungen verwiesen wurde - , die Koordination der Zeitverläufe der Produktionsvorbereitung und der -fertigung, der Maschinenbelegung, des Materialdurchlaufs und des Arbeitskräfteeinsatzes, der Hauptund Hilfsprozesse, der Absatz- und Versorgungsprozesse wesentlich präziser zu erfassen, zu planen und zeitgerecht zu steuern. Das Kernstück integrierter Lösungen sind die Datenbanken aller für die Fertigung relevanter Informationen (erzeugnis-, prozeß- und arbeitsplatzbezogen). Sie bilden, insbesondere bei Kopplung von zentraler und dezentraler Informationstechnik, gewissermaßen die Basis für die darauf aufbauenden Informationssysteme der Betriebswirtschaft, insbesondere für die koordinierte Planung der Absatz-, Produktions- und Versorgungsprozesse im mittel- und kurzfristigen Bereich sowie für ihre operative Leitung, für die Kostenrechnung, für die Kontrolle des Planverlaufs. Über die Datenbanken und die Programmintegration erfolgt die Datenintegration der einzelnen betriebswirtschaftlichen Funktions- und Fachbereiche. Die entsprechenden Daten sind hier nicht mehr einfach Hilfsmittel für die im Vordergrund stehende Anwendung, sie werden zu einem eigenständigen Organisationselement. Das wiederum setzt voraus, daß die Datenstrukturen unabhängig von der einzelnen Anwendung - multivalent nutzbar - aufgebaut werden. Die Folge der Datenintegration ist das Zusammenwachsen der Funktionsbereiche, die die gleichen Datenelemente verwenden. Der gleichzeitige Zugriff unterschiedlicher Sachbereiche auf die Daten ermöglicht die Entwicklung durchgängiger Ablaufkonzepte - erzeugnis- und prozeßbezogene Formen der Organisation, der Leitung und Planung, logistische Konzepte des Produktionsdurchlaufs, der Materialversorgung und des Absatzes. Die Wirkungen integrierter Lösungen automatisierter Informationsverarbeitung auf den Gesamtreproduktionsprozeß des Betriebes beziehen sich vor allem auf die Verkürzung der 21

Durchlaufzeiten, die Erhöhung der Flexibilität der Produktion, die Schaffung von Voraussetzungen für eine konsequent erzeugnis- und prozeßbezogene Organisation und Leitung - insgesamt wird der Reproduktionsprozeß transparenter gemacht. Die zunehmende Datenintegration der betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche und Sachgebiete führt zu einschneidenden Konsequenzen in der Betriebsorganisation: die einschneidenste Veränderung besteht darin, daß die funktionelle Arbeitsteilung zwischen den betriebswirtschaftlichen Hauptbereichen, das „ressortmäßige Arbeiten", durch eine konsequent produkt- und prozeßbezogene Arbeit ergänzt, ja in gewisser Weise abgelöst wird. Erreicht wird eine höhere Komplexität bei Leitungsentscheidungen - sie müssen nicht erst im nachhinein koordiniert werden, wie das heute noch vielfach der Falle ist - , und viele Arbeiten, die bisher in einem strengen Nacheinander verliefen, können in einem höheren Maße parallel getätigt werden. Diese These bedarf sicher der näheren Erläuterung. Im herkömmlichen Industriebetrieb arbeiten die einzelnen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche Absatz, konstruktiv-technologische Vorbereitung der Produktion, Fertigung, Materialwirtschaft usw. relativ autonom, d. h., sie haben - ihre eigene Informations- und Datenbasis; - mit eigenen Nomenklaturen und Schlüsselsystemen; - spezifischen Kennziffern und Belegen; - eigenen Informationsspeichern. Die Paßfähigkeit muß nur an den Schnittstellen der Sachgebiete hergestellt werden. Vorgänge - etwa eingehende Aufträge - müssen in einer mehr oder weniger langen Zeitfolge die einzelnen Stellen innerhalb bzw. zwischen den Funktionsbereichen durchlaufen. Dabei werden auftretende Sachprobleme häufig nicht durch Datenübermittlung, sondern durch mündliche Kommunikation - mit anschließender Aktennotiz, Veränderung von Belegen, Arbeitspapieren usw. - geklärt. Diese kommunikativen Abstimmungen innerhalb und zwischen den Bereichen nehmen einen bedeutenden Umfang an der Gesamtarbeit ein. Ein direkter Zugriff zur Informationsbasis anderer Funktionsbereiche ist in der Regel nicht möglich. Die Reaktionszeit des Betriebes auf eingehende Anfragen und Aufträge ist neben der reinen Durchlaufzeit der Erzeugnisse durch Zeiten der Entscheidungsvorbereitung, der informationellen Abklärung von Sachproblemen - etwa Prüfung der Verfügbarkeit konstruktiver bzw. technologischer Unterlagen, der kapazitiven und materiaiseitigen Voraussetzungen in der Produktion bestimmt. Mit durchgängig rechnergestützter Arbeit verändert sich dieses Bild beträchtlich: Das Kernstück integrierter Lösungen sind die Datenbanken aller für die Fertigung relevanter Informationen - erzeugnis-, prozeß- und arbeitsplatzbezogen. Die einzelnen Sachgebiete verlieren einen bedeutenden Teil ihrer „autonomen Informationsbasis". Der Widerspruch zwischen funktionaler Arbeitsteilung und erzeugnis- und prozeßbezogener Arbeit löst sich, weil alle für ein erzeugnis- und prozeßbezogenes Arbeiten erforderlichen Daten und Informationen in jedem Sachgebiet und zu jedem Zeitpunkt verfügbar sind. 22

Es handelt sich hierbei um zukünftige Aufgaben, denn die gegenwärtigen Lösungen erreichen noch nicht jenen hohen Grad der Datenintegration. Abschließend hierzu sei auf einige organisatorische Konsequenzen verwiesen, die sich heute bereits bei fortgeschrittenen Anwendern moderner Informationstechnik abzeichnen: 1. Bei integrierten Lösungen sind die entsprechenden Daten nicht einfach Hilfsmittel für die im Vordergrund stehende Anwendung. Sie werden zu einem eigenständigen Organisationselement. Das wiederum setzt voraus, daß die Datenstrukturen unabhängig von der einzelnen Anwendung - multivalent nutzbar - aufgebaut werden. 2. Die Wechselbeziehungen zwischen Betriebswirtschaft und elektronischer Datenverarbeitung werden sehr eng: Die Automatisierung der Informationsverarbeitung zwingt zur Standardisierung betriebswirtschaftlicher Vorgänge - und umgekehrt, nutzerfreundliche Software-Programme gestatten es, die Informationsverarbeitung den betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Bedürfnissen besser anzupassen. 3. Veränderungen in der Organisation der Arbeit auf der Nutzerebene ergeben sich allein schon durch Veränderungen der Arbeitsteilung, des Inhalts der Arbeit und der Qualifikationsanforderungen. Arbeitsplatzbezogene Informationstechnik schafft zugleich die Voraussetzungen für die Zusammenführung bisher selbständiger Funktionen. Automatisierte Informationsverarbeitung erzwingt zugleich, Prozesse zu entflechten, zu vereinfachen und die Parallelität zwischen den Arbeitsvorgängen zu erhöhen. Sie schafft damit neue Möglichkeiten der Vereinfachung der Aufbau- und Prozeßorganisation. Im letzten Teil meines Referates möchte ich noch einige Bemerkungen machen zum Einfluß der Informationstechnik auf den Leitungsprozeß, insbesondere auf die Entscheidungsvorbereitung in der Leitung. In Abhängigkeit vom Integrationsgrad der Informationsverarbeitung liefert die elektronische Datenverarbeitung wesentliche Informationen für die Leitung und Planung des gesamten Reproduktionsprozesses. Hier geht es vor allem darum, mehr und bessere Informationen zum Durchrechnen und Testen von Alternativen zu gewinnen und damit die Vorbereitung und das Treffen von Entscheidungen über zukünftige Prozesse zu verbessern. Wieweit dieses Ziel erreicht wird, ist keineswegs von der Menge der Informationen abhängig, die der Leitung zur Verfügung gestellt werden können - es ist in erster Linie davon abhängig, wie es gelingt, Informationen entscheidungsgerecht aufzubereiten, d.h. Informationen durch Auswahl und Verdichtung so zu verarbeiten, daß für die Leitung eine adäquate Abbildung der Entscheidungssituation entsteht. Soweit es sich nicht um eine relativ einfache Erfassung, Verarbeitung und Übertragung von Massendaten handelt, die dazu dienen, ökonomische Prozesse im allgemeinsten Sinne des Wortes „transparent", d.h. überschaubar zu machen, setzt die Nutzung moderner Informationsverarbeitung für Leitungsentscheidungen eine entsprechende Modellierung ökonomischer Prozesse voraus, d.h. ökonomisch-mathematische Modelle, die die für die entsprechende Entscheidung relevanten Zusammenhänge zwi-

sehen Zielen und Ressourcen, zwischen realem und zukünftigem Prozeßverlauf erfassen und die mit realen ökonomischen Informationen belegt werden können. Dieser Forderung kann am besten bei operativen Entscheidungen zu relativ streng determinierten ökonomischen Prozessen entsprochen werden. So können Entscheidungen zur unmittelbaren Leitung der Produktion, zu Absatz- und Versorgungsprozessen, zum optimalen Einsatz von Produktionsressourcen u . a . m . schneller und mit größerer Sicherheit durch die Leitung gefällt werden. Entscheidungen im kurz- und mittelfristigen Bereich können qualifizierter vorbereitet werden, da dafür erforderliche Analysen, für die bisher Wochen benötigt wurden, in wenigen Stunden verfügbar sind. Hierzu kommt, daß die Koordinierung zwischen Leitungsorganen und Leitungsebenen bei Entscheidungen im Prozeß der Ausarbeitung und Durchführung des Volkswirtschaftsplanes durch moderne Informationstechnik erleichtert und beschleunigt werden können, es sei hier nur auf die rechnergestützten Bilanzierungssysteme und den „Bilanziererarbeitsplatz" verwiesen. Die Informationsbasis für langfristig wirksame, strategische Entscheidungen kann ebenfalls verbessert werden , allerdings ist die Lage hier etwas komplizierter: Bereits die elektronische Datenverarbeitung in den 60er Jahren brachte durch die Möglichkeit der Verarbeitung großer Informationsmengen und der Berechnung komplizierter mathematischer Modelle neue Verfahren, um Konsequenzen bei derartigen Entscheidungen sichtbar zu machen. Aber damit wurden auch Grenzen deutlich - da es sich um zukünftige Prozesse handelt, spielt die Sicherheit der Information für begründete Prognosen eine bedeutende Rolle. Hier ist durch die Veränderung der Informationstechnologie allein keine qualitativ neue Situation zu erwarten. Das Hauptproblem liegt in der Strukturierung des jeweiligen Entscheidungsproblems, d. h. in der Fähigkeit, die inhaltlichen Zusammenhänge von Zielen, Ressourcen und Varianten für zukünftige ökonomische Prozesse abschätzen zu können. Die Möglichkeiten der modernen Informationstechnologien liegen bei derartigen Entscheidungen über zukünftige ökonomische Prozesse vor allem darin, im Mensch-Maschine-Dialog Antworten auf die Frage zu erhalten, „Was wäre wenn?". Aber die Begründetheit einer solchen auf dem Durchspielen von Varianten beruhenden Entscheidung ist von der Qualität der Ausgangsinformationen abhängig, deren Gewinnung in bedeutendem Maße selbst das Resultat schöpferischen menschlichen Denkens ist.

In Abhängigkeit von der Kompliziertheit der zu fällenden Entscheidung bleibt auch der rechnergestützte Leiterarbeitsplatz in seiner Wirkung begrenzt. Was in jedem Fall durch einen organisch in das Informationssystem des Betriebes bzw. Kombinates eingeordneten Leiterarbeitsplatz erreicht werden kann, ist für den Leiter Zeitgewinn durch unverzüglichen, direkten Zugriff zu wesentlichen Informationen aus seinem Verantwortungsbereich. Er erhält Informationen in besser strukturierter Form, leichter verwendbar, kann kurzfristiger reagieren und die Operativität der Leitung verstärken. Derartige Auskunftssysteme für den Leiter, die vor allem Daten der Fortschrittskontrolle, der Abrechnung und Analyse sowie der Planung und Bilanzierung beinhalten , werden ergänzt durch Programme der persönlichen Arbeitsplanung und Terminkontrolle. Die dritte Richtung für die Gestaltung von Leiterarbeitsplätzen, die perspektivisch zweifellos an Bedeutung gewinnen wird - die leitergerechte Aufbereitung von typischen Entscheidungssituationen, verbunden mit der Möglichkeit, verschiedene Varianten kurzfristig zu prüfen und durchzusetzen - ist z . Z . noch unterentwickelt, setzt ein hohes Maß an Dialogfähigkeit des Rechners und entsprechende Software voraus. Abschließend: Durch den Einsatz moderner Informationstechnik in den Kombinaten und Betrieben ist ein bedeutendes Effektivitätspotential zu erschließen. Es geht dabei, wie Günter Mittag betonte, um einen tiefgreifenden Prozeß, im Verlauf dessen die gesamte Arbeit im Kreislauf des Kombinates von der Konstruktion über die technologische Vorbereitung bis zur Fertigung und zum Absatz im Sinne höchster Arbeitsproduktivität und der Beschleunigung des gesamten Kreislaufs grundlegend umgestaltet wird. Die bisherigen Erfahrungen beim Einsatz elektronischer Datenverarbeitung zeigen deutlich, daß die Effektivität der Automatisierung informationsverarbeitender Prozesse von der Lösung der damit verbundenen organisatorischen und kadermäßigen Probleme (im umfassendsten Sinne des Wortes d . h . von der Umgestaltung von Arbeitsplätzen, der anwenderbezogenen Software, der Qualifizierung bis hin zu Veränderungen in der Produktions- und Leitungsorganisation) abhängig ist. In diesem Feld werden wir als Wirtschaftswissenschaftler gemeinsam mit der Praxis in den nächsten Jahren noch hart gefordert werden.

Anmerkungen 1

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3. Tagung des Zentralkomitees der SED, 20./21.11.1986. Aus dem Schlußwort des Genossen Erich Honecker, Berlin 1986, S. 93 f. G. Mittag, Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der DDR, in: Einheit 10/86, S.880.

1

4

Vgl. 3.Tagung des Zentralkomitees der SED, 20./ 21.11.1986. Aus dem Schlußwort des Genossen Erich Honecker, Berlin 1986, S. 100-103. Ebenda, S. 100f.

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Gerhard Scholl

Erfahrungen bei komplexen Leistungsvergleichen auf der Basis von Intensivierungsmaßstäben

Die Vertiefung der Intensivierung erfordert die konsequente Anwendung der von unserer Partei herausgearbeiteten volkswirtschaftlichen Intensivierungsmaßstäbe in der Wirtschaftspraxis. Sie haben in den letzten Jahren eine wachsende Bedeutung bei der Bewertung, Planung und Analyse des Leistungs- und Effektivitätswachstums gewonnen. Auf dem Seminar des ZK der SED in Leipzig mit den Generaldirektoren der Kombinate und den Parteiorganisatoren des ZK der SED hat Günter Mittag eine neue Qualität bei der Durchführung von Leistungsvergleichen gefordert. Sie besteht darin, den Leistungsvergleich in Richtung auf einen komplexen Leistungsvergleich zu entwickeln, Bestleistungen zugrunde zu legen und dabei vor allem die qualitativen Faktoren des Wachstums zu nutzen. Maßstab für die Bewertung der Leistungen der Kombinate und Betriebe sind die vier Hauptkennziffern der Leistungsbewertung. Sie sind natürlich Gegenstand jedes Leistungsvergleiches. Zugleich schließt der komplexe Leistungsvergleich alle Zusammenhänge ein, die sich aus der Nutzung der Ergebnisse von Wissenschaft und Technik bei der Einsparung von Arbeitszeit und Arbeitskräften, bei der Senkung des Energie- und Materialverbrauchs, bei der Verwirklichung der CAD/CAMLösungen und aller weiteren qualitativen Faktoren ergeben und die eine Grundlage für die gesamte qualitative und quantitative Leistungsentwicklung sind. Das bedeutet, daß beim Leistungsvergleich alle wichtigen und grundlegenden Kriterien für die Bewertung der volkswirtschaftlichen Leistungen der Kombinate und Betriebe komplex zugrundegelegt und die Entwicklung aller qualitativen Faktoren des Wachstums in diese Beurteilung einbezogen werden müssen. Die volkswirtschaftlichen Intensivierungsmaßstäbe spielen deshalb dabei eine Schlüsselrolle, weil sie von den grundlegenden volkswirtschaftlichen Wachstumsanforderungen an Leistung, Effektivität und Qualität ausgehen, die Arbeit auf die einheitlichen volkswirtschaftlichen Ziele richten und damit gesamtgesellschaftliche Interessen zum Ausdruck bringen. Zu diesen Maßstäben gehören vor allem folgende: - Die Arbeitsproduktivität muß schneller wachsen als die Produktion, wobei die Produktion selbst ein hohes Wachstum aufweisen muß (ein Wachstum differenziert entsprechend der volkswirtschaftlichen Strukturpolitik). Das erfordert vor allem die schnelle Realisierung der Schlüsseltechnologien und neuer Erzeugnisgenerationen. - Die Arbeitsproduktivität muß schneller wachsen als die Grundfondsausstattung je Arbeitskraft, was steigende Grundfondsquote bedeutet. Diese wiederum

wird durch ein höheres Niveau der Investitionsquote gegenüber der Grundfondsquote im Prozeß der Modernisierung der Grundfonds wesentlich beeinflußt. Mit dem Planentwurf zum Volkswirtschaftsplan 1987 konnten bei der Erfüllung dieses Maßstabes gute Ergebnisse erreicht werden. Vordere Plätze belegten im Ministerium Elektrotechnik/Elektronik die Kombinate KWO und Elektronische Bauelemente und im Bereich des Ministeriums für chemische Industrie die Kombinate Agrochemie sowie Lacke und Farben. - Die Produktion muß auch künftig bei sinkendem Energie-, Rohstoff- und Materialverbrauch wachsen, wobei volkswirtschaftlich der Anteil des Produktionsverbrauchs am Gesamtprodukt weiter sinken muß. So wurde z.B. im Kombinat 7.Oktober der spezifische Produktionsverbrauch im 1. Halbjahr 1986 um 7,2% gesenkt. - Die ökonomischen Ergebnisse aus Wissenschaft und Technik, insbesondere auch beim Export, müssen schneller steigen als der Aufwand für Wissenschaft und Technik. Einen vorderen Platz im Bereich des Ministeriums Elektrotechnik/Elektronik erreichte mit dem Planentwurf 1987 das Kombinat Automatisierungsanlagenbau sowohl beim SW- als auch beim NSW-Export neuer Erzeugnisse. - Der Anteil neuer Erzeugnisse an der Produktion muß bei Differenzierung nach Kombinatsgruppen, entsprechend den jeweiligen Reproduktionsbedingungen, auch weiterhin durchschnittlich 30% betragen, wobei steigende Qualität gefordert ist. Eine führende Position erreichte mit dem Planentwurf 1987 das Kosmetikkombinat. - Der Devisenertrag der neuen Erzeugnisse muß über dem durchschnittlichen Devisenertrag des Gesamtexports (getrennt nach SW und NSW) liegen. Weitere Maßstäbe beziehen sich z.B. auf die Entwicklung des Exportvolumens im Vergleich zum Aufwand für Wissenschaft und Technik, auf die Beschleunigung des Rationalisierungsmittelbaus ebenso wie auf die Qualität und das Volumen der Konsumgüterproduktion. Sie umfassen im Grunde alle wichtigen Intensivierungsschwerpunkte. Diese Maßstäbe, die ihrem Charakter nach Effektivitätsmaßstäbe darstellen, sind sehr anspruchsvolle Zielstellungen und erfordern außerordentliche Anstrengungen für ihre Realisierung. Wie die bisherige Entwicklung, z.B. beim Produktionsverbrauch, beweist, sind sie aber auch erfüllbar. Sie gelten nicht nur für die Wirtschaft bzw. die Industrie und das Bauwesen insgesamt, sondern für die Wirtschaftsbzw. Industriebereiche, vor allem auch für die Kombinate als Rückgrat der sozialistischen Planwirtschaft. Dieser objektive und verbindliche Charakter der Intensivierungsmaßstäbe für alle Leitungsebenen ergibt 27

sich aus den Schwerpunkten und Aufgaben der ökonomischen Strategie unserer Partei, die generell davon ausgeht, daß die ökonomischen Ergebnisse überall in der Volkswirtschaft schneller steigen müssen als der jeweilige erforderliche Aufwand, daß alle Phasen und Abschnitte des Reproduktionsprozesses der Volkswirtschaft einbezogen werden, damit die Effekte sich nicht zwischen den Reproduktionsphasen oder zwischen den Wirtschaftseinheiten eliminieren, sondern kombinatlich und volkswirtschaftlich kumulieren. Der komplexe Leistungsvergleich stellt also die Aufgabe, die jeweils positiven Erfahrungen eines jeden Intensivierungsmaßstabes inhaltlich zu erforschen und zu qualifizieren und sie auf den eigenen Reproduktionsprozeß zu übertragen. Zur Arbeit mit Leistungsvergleichen mit Hilfe dieser Intensivierungsmaßstäbe, Kriterien und Normativen gibt es bereits umfangreiche praktische Erfahrungen aus der Planungs- und Analysearbeit in allen Bereichen und Ebenen der Volkswirtschaft. So wurde in Vorbereitung auf die Ausarbeitung des Volkswirtschaftsplanes 1987 und des Fünfjahrplanes 1986-1990 in der Staatlichen Plankommission verstärkt mit volkswirtschaftlichen Intensivierungsmaßstäben gearbeitet. Auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden ökonomischen Planinformationen der Planentwürfe der Kombinate und Ministerien wurden zwei EDV-Projekte ausgearbeitet, die die maschinelle Berechnung der Maßstäbe ermöglichen. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Planinformationen wurden insgesamt 10 Intensivierungsmaßstäbe (sowohl Wachstums- als auch Anteilrelationen) konkret berechnet und für die Planberatungen genutzt. Ein Stapelprojekt (VIM1) dient der Berechnung der Maßstäbe nach Kombinaten und Ministerien, wobei die Einhaltung bzw. Nichteinhaltung der Maßstäbe sofort sichtbar ist. Ein Bürocomputer-Projekt (VIM2) für den A5130 dient der arbeitsplatznahen Auswertung der Intensivierungsmaßstäbe in Verbindung mit solchen Variantenrechnungen, die aussagen, welche Leistungsund Effektivitätssteigerungen notwendig sind, damit bestimmten Intensivierungsmaßstäben entsprochen wird. Verbal druckt der Rechner gleichzeitig aus, welche Probleme speziell nochmals untersucht werden sollten, um weitere Leistungsreserven nutzbar zu machen. Für die Nachnutzung dieses Bürocomputer-Projektes, insbesondere auch in Kombinaten und Betrieben, wurde von einem Jugendforscherkollektiv eine Anwender-Dokumentation erarbeitet. Das Ziel dieser Arbeiten besteht darin: - die Planentwürfe der Kombinate und Ministerien mit Hilfe der Maßstäbe ökonomisch zu bewerten und Leistungsvergleiche zwischen ihnen anzustellen; - die Fortschritte bei der umfassenden Intensivierung sichtbar zu machen und Probleme bei der Einhaltung der ökonomischen Schwerpunkte aufzuzeigen, damit auf diese Weise Hinweise für notwendige Maßnahmen zur Leistungssteigerung gegeben werden können;

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- den volkswirtschaftlichen Leistungsvergleich zwischen den Kombinaten mit Hilfe der Intensivierungsmaßstäbe aussagefähiger zu gestalten. Die Ergebnisse dieser Berechnungen werden im zunehmenden Maße für die Standpunktbildung zu den Planentwürfen, einschließlich der Ausarbeitung von Vorschlägen und Entscheidungen zur weiteren Leistungsund Effektivitätssteigerung, genutzt. Die bisherigen Erfahrungen bestätigen, daß die Maßstäbe, die in ihrer Aussage auf die Kernfragen der Ökonomie zielen, konkret planerisch berechnet werden können. Mit den Berechnungsergebnissen wird nicht nur die Frage beantwortet, ob der betreffende Intensivierungsmaßstab eingehalten wird oder nicht, sondern auch, auf welchem Niveau das erreicht wird. Gerade das muß vor allem Gegenstand der ökonomischen Bewertung sein. Die Erfahrungen bestätigen, daß aus der großen Zahl von ökonomischen Planinformationen, die für die verschiedensten planerischen Aufgaben benötigt werden, mit Hilfe der Maßstäbe schnell und aussagefähig die Intensivierungsschwerpunkte sichtbar und dem Leistungsvergleich nutzbar gemacht werden können. Natürlich ersetzen die Maßstäbe, ihre Berechnung und Analyse nicht andere Planberechnungen, Instrumente und Methoden. Sie sind jedoch geeignet, die Aussagen der einzelnen Planteile, Berechnungen und Analysen unter dem Blickwinkel der umfassenden Intensivierung zu bewerten. Gleichzeitig dienen solche Faktorenanalysen, wie z.B. die der Begründung der Steigerung der Arbeitsproduktivität, dazu, Ursachen für die Einhaltung bzw. Nichteinhaltung der Intensivierungsmaßstäbe zu erkennen, so daß beim Leistungsvergleich direkte Hinweise für die Nutzbarmachung konkreter positiver Erfahrungen möglich sind. Die Anwendung der Intensivierungsmaßstäbe bei Leistungsvergleichen hat gezeigt, daß gute Voraussetzungen bestehen, schon in der frühen Phase der Ausarbeitung der staatlichen Aufgaben zu erkennen, ob die Bedingungen der umfassenden Intensivierung eingehalten werden bzw. welche Probleme noch zu lösen sind, um sie im jeweiligen Verantwortungsbereich voll durchzusetzen. Wie wollen wir auf diesem Gebiet weiterarbeiten? Um die Arbeit mit den volkswirtschaftlichen Intensivierungsmaßstäben im Rahmen der Leistungsvergleiche weiter zu vervollkommnen, sollten u . E . die ökonomischen Zielstellungen der Pflichtenhefte, die Informationen des Erneuerungspasses und die bilanzseitige Information in künftige Berechnungen mit einbezogen werden. Das wäre ein weiterer Schritt, um die ökonomischen Ergebnisse von Wissenschaft und Technik meßbar in den Reproduktionsprozeß der Kombinate einzubeziehen und mit den Planentwürfen den Nachweis zu führen, wie weit die umfassende Intensivierung durchgesetzt ist.

Wolfgang Jacob/Dr. Jutta Stamms

Qualitativ neue Maßstäbe für den eigenen Rationalisierungsmittelbau als entscheidende materiell-technische Basis für die intensiv erweiterte Reproduktion im Kombinat Der Ausgangspunkt bezieht sich auf die These 3, wo es heißt: „Für die Beherrschung der Neuerungsprozesse wird die quantitative, vor allem aber die qualitative Entwicklung des Rationalisierungsmittelbaus in den Kombinaten zu einem Dreh- und Angelpunkt." Diese Tatsache wird von unseren eigenen Erfahrungen voll bestätigt. Diese Grundposition wurde bereits in dem entsprechenden Artikel in der Einheit 2/86 dargelegt. Deshalb möchten wir an dieser Stelle insbesondere drei der vielen mit dieser Aufgabe verbundenen Probleme in den Mittelpunkt rücken: 1. Die Stärkung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus stellt sich auch in der praktischen Wirtschaftstätigkeit als objektiver Zwang dar, qualitativ neuen Anforderungen gerecht zu werden. 2. Die quantitative und qualitative Entwicklung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus kann nur über Rationalisierung im Ratiomittelbau selbst erfolgen. 3. Die praktische Durchsetzung der neuen Maßstäbe für den eigenen Ratiomittelbau setzt die Schaffung der leitungsseitigen Bedingungen dafür voraus. (These 4) Zum ersten Problem: Objektiver Zwang zur Stärkung des Ratiomittelbaus Es ist für uns im Kampf um die Planerfüllung heute mehr denn je spürbar, daß wir ständig dem objektiven Zwang zur Rationalisierung unterliegen, denn unsere Entscheidungen müssen darauf gerichtet sein, zielstrebig jene Bedingungen zu schaffen, die das Leistungswachstum der nächsten Jahre sichern. Das bedeutet für uns, das Kombinat und vor allem den Stammbetrieb über hohe Erneuerungsraten, insbesondere durch die Einführung von Schlüsseltechnologien und die umfassende Rationalisierung, einschließlich des Aufbaus komplexer automatisierter Fertigungslinien mit hohem ökonomischen Effekt, langfristig auf die Elektronikproduktion zu profilieren. Hierin liegt unsere politische Verantwortung. So haben wir Erich Honecker auf dem XI. Parteitag der SED verstanden, wenn er hervorhebt, daß in der beschleunigten Einführung der Schlüsseltechnologien, zu denen die Mikroelektronik gehört, Herausforderungen und zugleich Chancen bestehen, die Produktion rasch zu erneuern, ihre Qualität zu erhöhen und den Aufwand in dem Maße zu senken, wie das bisher nicht möglich war. Von der Leistungssteigerung und Produktionsprofilierung unseres Kombinates hängt im entscheidenden Maße ab, - welche Bedingungen andere Produzenten, u.a. der Anlagenbau, haben, ihre Produktion zu rationalisieren und zu automatisieren (mit dem Einsatz von uns gelieferter Regelungstechnik); - welche Bedingungen für die Rationalisierung und

Automatisierung unserer eigenen Produktion entstehen (unter Nutzung der eigenen EAW-electronic der Systeme S2000, P8000); - welche Möglichkeiten wir uns schaffen, mit unseren Ratiomitteln den Reproduktionsprozeß und den eigenen Rationalisierungsmittelbau zu rationalisieren, z. B. P8000 mit P8000 prüfen, das heißt Eigenherstellung der für die neue Produktion typischen und spezifischen Prüfeinrichtungen. In diesem Zusammenhang werden mit der Stärkung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus die materiellen Bedingungen für die Durchsetzung der umfassenden Intensivierung geschaffen. Es geht vor allem um Sondermaschinen, technologische Spezialausrüstungen und um Industrierobotertechnik für unsere Haupterzeugnislinien. Bei der Rationalisierung, insbesondere der Produktion von BMSR-Geräten, gewinnen die Entwicklung und Anwendung solcher Schlüsseltechnologien wie Bestückungs- und Prüftechnologien, der Mikroelektronik, der Hybridtechnologie, der Lichtwellenleitertechnik sowie von CAD/CAM-Systemen herausragende Bedeutung - d.h., der Bau von Rationalisierungsmitteln, die sich einerseits in die herkömmliche Produktion einpassen, andererseits aber den Einsatz der neuen Technologien gewährleisten. Da es sich hierbei um prozeßspezifische Rationalisierungsmittel handelt, können wir dem nur gerecht werden, wenn wir die spezifischen Anforderungen an unseren eigenen Rationalisierungsmittelbau stellen. Diese bestehen in der überdurchschnittlichen Steigerung der Produktion von Rationalisierungsmitteln zur Mechanisierung und Automatisierung von Fertigungsprozessen mit höchsten Präzisionsanforderungen bei Miniaturisierung der Erzeugnisse sowie in einer außerordentlich hohen Steigerung der Herstellung von Prüfmitteln und -einrichtungen als vordringliches Erfordernis zur Gewährleistung von Produktionssicherheit, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Elektronikfertigung. Solche und ähnliche qualitative Ansprüche bringen für uns zunächst einen Rückgang in der Produktivität des Ratiomittelbaus. Wenn wir uns jedoch heute den gestiegenen Aufgaben nicht stellen, werden wir sie morgen in der Produktion nicht lösen. Unser konkretes Ziel besteht darin, die Elektronikproduktion rechnergestützt vorzubereiten, zu überwachen und zu prüfen. Dazu setzen wir den Ratiomittelbau ein. Wir können uns also nicht aussuchen, ob wir den Ratiomittelbau entwickeln oder nicht. Die Kompliziertheit des Problems besteht darin, verantwortungsbewußt Prioritäten zu setzen. Die Entwicklung und Profilierung des Ratiomittelbaus muß so in die langfristige strategische Entwicklung des Kombinates eingeordnet werden, 29

daß ein komplexes Herangehen an Rationalisierungslösungen von vornherein gesichert werden kann. Zum zweiten Problem: Rationalisierung im Ratiomittelbau selbst Ausgehend von den Aufgaben für das VEB Kombinat EAW Berlin-Treptow „Friedrich Ebert" im vor uns liegenden Fünfjahrplan, können wir die Zielstellungen bis 1990 nur mit einer erheblichen Steigerung der Leistungen des Rationalisierungsmittelbaus erreichen, das heißt, daß die Eigenherstellung von Rationalisierungsmitteln und Sondermaschinen schneller steigen muß als die Nettoproduktion. Dabei werden wir in diesem Jahr gegenüber 1985 die Leistung des Ratiomittelbaus um 29,3 % steigern müssen, 1987 haben wir eine Leistungssteigerung von 18,4% konzipiert. Das Problem besteht für uns jedoch darin, im Rationalisierungsmittelbau selbst einen qualitativen Sprung zu erreichen. Grundsätzlich muß ein leistungsstarker Werkzeugund Rationalisierungsmittelbau im Zyklus Erzeugnisentwicklung und -Überleitung in kürzestmöglicher Zeit für in die Produktion überzuleitende Erzeugnisse die Fertigungsmittel komplett bereitstellen. Vom technischen Inhalt her jedoch werden Sondermaschinen, Vorrichtungen und Prüfeinrichtungen zu hochgradig automatisierten und mikrorechnergesteuerten Einrichtungen, die höchsten Präzisionsanforderungen genügen, künftig weitgehend verschmelzen müssen. Nur so ist eine entsprechend hohe Arbeitsproduktivität möglich. Den quantitativen und qualitativen Anforderungen an den Ratiomittelbau gerecht zu werden, verlangt auch hier, die entscheidenden Prozesse zu rationalisieren. Die Leistungsfähigkeit des Werkzeug- und Ratiomittelbaus wird u.E. entscheidend bestimmt vom Ausrüstungsniveau, von der Konstruktionskapazität und von der Qualifikation der dort tätigen Fachkader, und das sind die Schwerpunkte qualitativer Veränderungen im Ratiomittelbau. Ein Ziel muß in der weiteren Senkung des manuellen Arbeitsaufwandes im Ratiomittelbau bestehen. Das schließt die Anwendung hochproduktiver Technik ein. Hinsichtlich der Erweiterung der Konstruktionskapazitäten orientieren wir auf den Einsatz von CAD-Systemen. Neben der Kapazitätserweiterung erreichen wir damit zugleich Konstruktionszeitverkürzungen und höhere Variabilität. Für eine reibungslose und schnelle Überführung von konstruktiv-technologischen Neuentwicklungen in die Produktion, für die Absicherung der Fertigung neuer Erzeugnisse sowie deren Funktionstüchtigkeit beim Übergang von der Nullserie in die Serienproduktion erhöht sich die Rolle eines leistungsfähigen Musterbaus immer mehr. Die genannten Entwicklungsrichtungen zu realisieren, verlangt wachsende Qualifikation der Konstrukteure, Technologen, Bediener sowie der Werkzeugbauer. Eine entscheidende Effektivitätsreserve ist die Entwicklung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit. Um ein neues Erzeugnis rationell zu produzieren, muß die Gemeinschaftsarbeit bereits in der Phase seiner Ent30

wicklung beginnen und die Entwicklung und Konstruktion der dafür erforderlichen Rationalisierungsmittel einschließen. Der ständige Kontakt zwischen Entwickler und Konstrukteur auf der einen Seite und dem Rationalisierungsmittelbauer auf der anderen trägt dazu bei, den Rationalisierungsmittelbau rationeller zu gestalten. Unsere Erfahrungen aus der täglichen praktischen Arbeit an hochkomplizierten Sondermaschinen mit einem Wertumfang bis zu 1,6 Millionen Mark - solche haben wir hergestellt - besagen, man kann noch direkt in der Entwicklungs- und Konstruktionsphase eingreifen, so daß der Änderungsaufwand sinkt. Zugleich werden Motivation und Leistungsbereitschaft durch die Zusammenarbeit erhöht. Durch gezielten Erfahrungsaustausch und unter konsequenter Nutzung des Leistungsvergleichs auch innerhalb des Rationalisierungsmittelbaus muß das Niveau der Besten zum Maßstab aller gemacht werden. Zum dritten Problem: Leitungsmäßige Voraussetzungen Hier stimmen wir der These 4 vor allem in den Punkten zu, wo betont wird, daß es darum geht, die Leitungstätigkeit der Generaldirektoren der Kombinate insbesondere auf die organische Verbindung von Wissenschaft und Produktion zu konzentrieren. Es entspricht auch unserer eigenen Erfahrung, daß die erforderlichen Effekte nur in der Einheit von qualifizierter vorausschauender Arbeit und konsequenter operativer Leitung der Prozesse erreicht werden können. Neben den in den Thesen dafür genannten leitungsmäßigen Voraussetzungen erwies sich für uns die Schaffung der entsprechenden leitungsorganisatorischen Bedingungen als besonders bedeutsam. Damit ist der Aufbau einer solchen Leitungsstruktur innerhalb der Leitung des Kombinates gemeint, die von vornherein durch vertikale und horizontale Zusammenführung der für den Prozeß entscheidenden Kapazitäten eine hohe Wirksamkeit von Forschung/Entwicklung über Produktion bis zum Absatz gewährleisten. Auch innerhalb des Kombinates gilt die Tatsache, daß dasjenige unter einer Verantwortung zusammengeführt werden muß, was für den Prozeß organisch zusammengehört. Das heißt, vom Beginn einer Neuentwicklung bis zum Abschluß der Überleitung des neuen Erzeugnisses mit einer neuen Technologie gehören Kapazitäten und Verantwortung in eine Hand. Das ist für uns ein Aspekt der erforderlichen neuen Qualität der Betriebsorganisation, wie sie in These 2 angesprochen ist. Mit der Zusammenfassung der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten unseres ehemaligen Instituts für Regelungstechnik, des bis dahin selbständigen Fertigungsmittelbetriebes im Stammbetrieb sowie spezifischer Technologiekapazitäten zweier weiterer Teilbetriebe des Stammbetriebes zum Zentrum für Forschung und Technologie im Stammbetrieb haben wir seit zwei Jahren die für uns in o. g. Hinsicht effektive Lösung gefunden. Zugleich sind bessere Bedingungen geschaffen, Disproportionen in der Leistungsfähigkeit sowie im Umfang der Kapazitäten zwischen Entwicklung, Technologie, Konstruktion und Werkzeugbau zu beseitigen. Wir haben die Einheit von Forschung, Entwicklung, Technologie, Fertigungsmittelbau und Über-

leitung organisatorisch über klare Leitungs- (und Weisungs-)Linien konsequent hergestellt. Damit konnte die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Technologie in der Weise vertieft werden, daß bereits in die Entwicklungsphase die Einsatzmöglichkeiten der erforderlichen Rationalisierungsmittel, u.a. Industrieroboter, und die Anwendung moderner technologischer Verfahren einbezogen werden können. Das ist die Voraussetzung für den zielgerichteten Einsatz des eigenen Rationalisierungsmittelbaus, für tatsächliche Parallelität von Erzeugnis- und Verfahrensentwicklung und die Schaffung der materiellen Bedingungen für die erfolgreiche Überleitung in Form der selbst hergestellten Ratiomittel. Nachdem die komplexe Verantwortung in der Hand des Direktors für Wissenschaft und Technik des Kombinates konzentriert wurde, sind bessere Bedingungen für wirklichen Zeitgewinn im Entwicklungs- und Überleitungsprozeß entstanden. Verkürzen bzw. Verschmelzen von Entwicklungsstufen ist nur bei enger Gemeinschaftsarbeit und damit verbundenem flexiblem Reagieren aller am Entwicklungs- und Überleitungsprozeß Beteiligten möglich. Besondere Verantwortung kommt hierbei dem Chefkonstrukteur für Rationalisierungsmittel zu. Sind alle materiell-technischen, ökonmischen, organisatorischen und kadermäßigen Voraussetzungen für die Realisierung der Aufgaben geschaffen, hängt der Erfolg von der Qualität der tagtäglichen Leitungstätigkeit ab. Das gilt allgemein und trifft daher auf die Durchsetzung der qualitativ neuen Maßstäbe für den Ratiomittelbau im besonderen ebenso zu. Hier ist die politische Verantwortung aller Leiter gewachsen. Folglich muß auch die politische Führungstätigkeit weiter qualifiziert werden. Unserer Erfahrung nach gibt es hierbei eine Reihe von Prämissen, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Ideologisch muß auf allen Ebenen, auch im Ratiomittelbauselbst, begriffen werden, daß jede Diskussion über fehlende Arbeitskräfte dem Inhalt nach nur eine Diskussion über Rationalisierung und in deren Folge über Arbeitskräftefreisetzung sein kann. Erst wenn bei allen Leitern dieser Zusammenhang klar ist, kann sich eine einheitliche Herangehensweise auf breiter Ebene durchsetzen. Sich auf die Schwerpunkte der Rationalisierung zu konzentrieren, heißt zugleich, Prioritäten auch im Ratiomittel- und Werkzeugbau zu setzen. Das bringt erfahrungsgemäß Interessengegensätze hervor. Hier bedarf es großen Fingerspitzengefühls in der politischen Überzeugungsarbeit, um Initiativen und Engagement nicht zu zerschlagen. Prioritäten werden von den Forschern, Entwicklern, Technologen und Ratiomittelbau-

ern besser verstanden, wenn sie unbestechlich ökonomisch begründet sind. Ständige Information über die wichtigsten Aufgaben, z . B . im Rahmen der Rechenschaftslegungen des Generaldirektors und der nachgeordneten Leiter, schafft die Basis für entsprechende Einsicht. Erhöhte Anforderungen an die Leistung des Rationalisierungsmittelbaus zeigen sich konkret in wachsenden Ansprüchen auch an den Rationalisierungsmittelbauer selbst. Er muß Kenner des technologischen Prozesses, Könner in seinem Handwerk, ob Konstruktion oder Sondermaschinenbau, und Kämpfer für die Durchsetzung seiner Ideen in einem sein. Diesen Zusammenhang begreifbar zu machen, ist der Anspruch an die politischideologische Arbeit im Rationalisierungsmittelbau selbst. Hierbei ist eine der konkreten Aufgaben, das Ansehen und die gesellschaftliche Stellung vor allem des Rationalisierungsmittelkonstrukteurs entsprechend den Anforderungen an seine kreative Tätigkeit zu erhöhen und konsequent die Rechentechnik einzuführen. Wir haben mit der rechnergestützten Werkzeugkonstruktion begonnen. Gute Erfahrungen wurden mit der sogenannten meisterlichen Qualifikation der Rationalisierungsmittelbauer gesammelt. Facharbeiter mit dieser Qualifikation erfüllen Anforderungen, die über die an einen Facharbeiter gestellten hinausgehen. Sie helfen Entwicklungszeit einzusparen, weil sie imstande sind, bereits nach Ideen und Vorstellungen der Entwickler und Technologen entsprechende Muster zu fertigen, das heißt der Konstruktion vorauszuarbeiten. Solche Leistungen werden durch die Zuerkennung einer persönlichen Lohngruppe anerkannt und stimuliert. Auch hat sich eine von der Parteiorganisation forcierte und von der Kammer der Technik durchgeführte umfassende Qualifizierung unserer BMSR-Techniker des Rationalisierungsmittelbaus auf dem Gebiet der Mikroelektronik in Produktivität und erhöhte Zuverlässigkeit der Sondermaschinen umgesetzt. Wir nehmen gleichfalls verstärkt darauf Einfluß, daß dem Rationalisierungsmittelbau hochqualifizierte und einsatzbereite Absolventen und Jungfacharbeiter aus der eigenen Berufsausbildung zugeführt werden, denn das ist eine weitere Voraussetzung zur quantitativen und qualitativen Stärkung des eigenen Rationalisierungsmittelbaus. Dabei hat es sich für uns immer ausgezahlt, der Jugend Verantwortung und interessante, sie fördernde Aufgaben zu übertragen und, gemessen an den neuen Anforderungen im Ratiomittelbau, den Parteieinfluß in den Arbeitskollektiven ständig zu erhöhen.

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Harry Nick

Einfluß der wissenschaftlich-technischen Revolution auf den Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz

Der Vorzug der vorgelegten Thesen zu unserem heutigen Thema besteht m.E. vor allem darin, daß ausgehend von den Beschlüssen des XI. Parteitages über die ökonomische Strategie, sehr wesentliche Konsequenzen für die weitere Vervollkommnung der Leitung der Kombinate in einer überzeugenden Weise aus den realen qualitativen Veränderungen des Reproduktionsprozesses abgeleitet werden, die vor allem durch die neue Etappe der wissenschaftlich-technischen Revolution verursacht werden. Auf diese Weise wird sichtbar, was durch die Leitung bewirkt werden muß, welche Maßstäbe für die Vervollkommnung der Leitungsprozesse gesetzt und auch welche neuen Möglichkeiten für die Vervollkommnung der Leitung durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, namentlich durch den Fortschritt der Informationstechnik, gegeben sind. An den Ausgangspunkt meines Diskussionsbeitrages möchte ich eine Überlegung stellen, die auch im Referat von Prof. Gerd Friedrich eine Rolle spielt: Marx hat bei der theoretischen Analyse der industriellen Revolution den Aspekten der technischen Revolution, die sie ja auch war und die der industriellen Revolution gewissermaßen zugrunde lag, großes Augenmerk geschenkt. Er hat die ökonomischen und sozialen Wirkungen der Maschinerie - der Spinnmaschine, des mechanischen Webstuhls und der Dampfmaschine vor allem - , den Übergang von handbedienten Werkzeug zur Maschine, sehr genau untersucht. Gleichzeitig hat er vor allem den Veränderungen in der materiell-technischen Basis insgesamt, in der „gesellschaftlichen Betriebsweise"1, dem Übergang zur maschinellen Großproduktion, zum Fabriksystem, den qualitativ neuen Prozessen der Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit, den grundlegenden Veränderungen in der Organisation und Leitung besonderes Augenmerk geschenkt. Und offenbar eben deshalb hat er den Begriff „industrielle Revolution" gewählt, den die gesellschaftswissenschaftliche Literatur seither verwendet. In der sowjetischen gesellschaftswissenschaftlichen Literatur (S.Schuchardin u.a.) werden die industrielle Revolution und die gegenwärtige wissenschaftlich-technische Revolution mitunter als Einheit von technischer Revolution und Produktionsrevolution dargestellt. Marx legte den Akzent auf die letztere; bei der Behandlung der gegenwärtigen wissenschaftlich-technischen Revolution wird heute im allgemeinen der Akzent noch auf die erstere gelegt. Hier wird und muß sich offenbar eine Akzentverschiebung vollziehen, wobei die ökonomische Analyse der Hauptrichtungen der wissenschaftlich-technischen Revolution, ihrer einzelnen Schlüsseltechnologien, der Besonderheiten der ökonomischen Potentiale verschiedener Schlüsseltechnologien - die der Mikroelektronik sind andere als die der Biotechno32

logie - eine wichtige Aufgabe bleibt. Aus den Beschlüssen des XI.Parteitages der SED folgt aber m.E. auch, daß der Analyse der „Produktionsrevolution", den Veränderungen der materiell-technischen Basis insgesamt, der technologischen Produktionsweise, der mit der wissenschaftlich-technischen Revolution verbundenen Umwälzung der „gesellschaftlichen Betriebsweise" zunehmende Aufmerksamkeit in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung gebührt. Gerade in dieser Beziehung hat es nach meinem Eindruck in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte in der ökonomischen Forschung gegeben; davon zeugen auch Thesen und Referat, die die Grundlage unserer heutigen Ratstagung bilden. Aber eben auch in dieser Richtung sind die Anforderungen an unsere Arbeit sehr hoch; vor allem in der unmittelbar vor uns liegenden Zeit muß auf diesem Gebiet offensichtlich besonders viel geleistet werden. Diese neue „gesellschaftliche Betriebsweise" kulminiert in der Entwicklung zur automatisierten Fabrik, welche sich von der herkömmlichen „klassischen" Fabrik ganz sicher mehr unterscheiden wird als die herkömmliche Fabrik sich von der Manufaktur oder vom handwerklichen Kleinbetrieb unterscheidet. Aus der Sicht des Zyklus Wissenschaft-Technik-ProduktionAbsatz ist hier vor allem zweierlei von besonderer Bedeutung: 1. Die automatisierte Fabrik wird sich durch eine fortschreitende Technisierung der Arbeit in allen Bereichen betrieblicher Tätigkeit auszeichnen. Die herkömmliche Fabrik ist im Vergleich hierzu eine „industrielle Insel" in Gestalt der hochtechnisierten Be- und Verarbeitungsprozesse, umgeben von relativ wenig technisierter Arbeit in den abschließenden Montageprozessen, in den nebengelagerten Hilfsprozessen, in den produktionsvorbereitenden Prozessen und in den Prozessen der Leitung und Planung. Wichtigste Grundlage dieser durchgängigen Technisierung ist die Ausbildung eines fortschreitend technisierten „Nervensystems" des Reproduktionsprozesses in Gestalt der informationellen Infrastruktur, eines Rechnersystems (Zentralrechner, Satellitenrechner, Arbeitsplatzrechner, zentralisierte Datenbanken, „lokale Netze"). Die Ausbildung dieses Systems ist in vielen Kombinaten schon heute in vollem Gange. Die wirtschaftswissenschaftliche Analyse und Verallgemeinerung dieser Entwicklungen ist zweifellos theoretisch wie praktisch von größtem Wert. Vor allem geht es um qualitative Veränderungen im Reproduktionsprozeß, dadurch bewirkt, daß der Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz zunehmend auf moderner technischer Basis wirklich geschlossen werden kann. 2. In allen Bereichen betrieblicher Tätigkeit, auch in

der Fertigung, wird nicht „zu Ende" automatisiert. Der Vollzug des Reproduktionsprozesses in allen Stadien des Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz wird das Ergebnis direkter, zielstrebiger menschlicher Arbeit bleiben. Das heißt, es wird in allen Bereichen ständige Arbeitskollektive geben, die eine zunehmend verantwortliche, anspruchsvolle und interessante Arbeit leisten. Die grundlegende ökonomische Wirkung der neuen Etappe der wissenschaftlich-technischen Revolution, der qualitativen Veränderungen in der materiell-technischen Basis, der „gesellschaftlichen Betriebsweise" insgesamt ist eine Intensivierung der Wechselwirkungen im Zyklus Wissenschaft - T e c h n i k - Produktion - Absatz. Die hiermit verbundenen qualitativen Veränderungen im Reproduktionsprozeß bestehen vor allem in folgendem: 1. In allen Phasen des Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz werden Zeitverkürzungen erreicht auf der Grundlage neuer ökonomischer Potentiale, die dauerhaft wirken - in der Forschung durch die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnik für Literaturund Patentrecherche, für Ablösungen von Experimenten am Objekt durch Modellierung, Simulation und Berechnungen mit Hilfe des Rechners und des Bildschirms; - in der Entwicklung, Projektierung, Konstruktion und technologischen Vorbereitung durch die Ablösung wenig technisierter direkter Kopfarbeit durch rechnerunterstützte Arbeitsweise; - in der unmittelbaren Fertigung durch bedeutende Verkürzungen der Durchlaufzeit der Teile vor allem beim Einsatz flexibler automatisierter Fertigungssysteme; - in der Materialwirtschaft und in der Bearbeitung von Aufträgen durch zunehmende Technisierung, teilweise Automatisierung der Prozesse, verbunden mit einer mehr montage- bzw. auftragsbezogenen Fertigungssteuerung. In den Thesen wird m. E. zu Recht hervorgehoben, daß dies eine mehr durchgehende, auch eine mehr prozeßund produktbezogene Leitungsorganisation und eine bedeutende Erweiterung der parallelen Leitung und Organisation - vor allem der Forschung und der Marktvorbereitung - erfordert. Das heißt, der Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz bedeutet weniger eine zeitliche Abfolge seiner Stadien als früher; Überlappung, Gleichzeitigkeit der Tätigkeiten nehmen an Bedeutung schnell zu. Dies schließt ein, daß auch das „erste" und das „letzte" Stadium dieses Zyklus, bezogen auf denselben Neuerungsprozeß, zunehmend parallel geleitet und organisiert werden müssen; Forschung/Entwicklung und Marktvorbereitung müssen z. B. mitunter gleichzeitig erfolgen. 2. Flexibilisierung der technologischen wie der wirtschaftlichen Prozesse auch in allen Phasen des Reproduktionsprozesses, verbunden mit neuen Möglichkeiten, die Ausbreitungsgeschwindigkeit technischer Neuerungen, die Aufnahmefähigkeit des Wirtschaftsorganismus für technische Neuerungen, die Reaktionsfähigkeit auf veränderte Anwenderbedingungen und Kundenwünsche bedeutend zu erhöhen. Auch hier zeigt 5/3621

sich, wie eng Möglichkeiten und Erfordernisse moderner Produktivkräfte, einer modernen sozialistischen Planwirtschaft und moderner Leistungsmethoden einander entsprechen. Dies bedeutet, - alle Möglichkeiten der Herausbildung einer zunehmend „elastischen Technik" zu nutzen. Hierzu gehören flexible Automatisierungslösungen ebenso wie die noch konsequentere Fortführung der Standardisierung und Typisierung von Bauteilen und Baugruppen, die Schaffung modularer, nach dem Baukastenprinzip aufgebauter Programmsysteme, Werkstück-, Energie- und Informationsflußsysteme. Es bleibt von Vorteil, neue, effektivere technische Lösungen mit einem möglichst hohen Anteil bekannter Bauteile und Baugruppen zu fertigen. Das gilt auch für eine effektivere Fertigung durch höhere Stückzahlen der Losgrößen. Natürlich hat die flexible Automatisierung das Losgrößenproblem relativiert; aber höhere Flexibilität kostet auch mehr. Unter sonst gleichen Bedingungen sind größere Stückzahlen nach wie vor vorteilhaft; - größere Flexibilität muß erreicht werden auch durch ausgewogenere Proportionen zwischen der Produktion der Finalprodukte und der der Zulieferer, zwischen Aufkommen und Bedarf überhaupt, durch entsprechende Reserven und nicht zuletzt durch Fortschritte in der Bilanzierung mit Hilfe der modernen Informations- und Kommunikationstechnik. Die weitere Erhöhung der Flexibilität, Reaktionsfähigkeit unseres Wirtschaftsorganismus erweist sich m . E . als die wichtigste Voraussetzung für eine steigende ökonomische Wirksamkeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, für die weitere konsequente Intensivierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Damit wird die wichtigste Quelle für Reibungen, Stokkungen im Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion beseitigt. 3. Von sehr schnell wachsender und außerordentlich großer Bedeutung ist m.E. die Optimalität der Lösungen in allen Phasen und Bereichen des Reproduktionsprozesses, sind optimale technische Lösungen wie optimale direkte wirtschaftliche Entscheidungen (unter dem Gesichtspunkt höchster wirtschaftlicher Effektivität). Dies bedeutet das Herausfinden und die Verwirklichung der unter den gegebenen Bedingungen effektivsten Variante aus einer Zahl möglicher Varianten, von denen jede besondere Vorteile und besondere Nachteile hat. Die moderne Rechentechnik erschließt uns hier neue, große Möglichkeiten der Effektivitätssteigerung, weil wir diese Varianten oft überhaupt erstmals wirklich berechnen können, sowohl die Systemlösungen wie auch die Details, die Grundlagen operativer Entscheidungen wie sehr komplexer Handlungsstrategien. Dies bedeutet, daß unser Kenntnisvorrat darüber, was wir eigentlich und vor allem berechnen sollten, außerordentlich wichtig ist. Auch angesichts der Tatsache, daß die faszinierenden Möglichkeiten dieser Technik mitunter dazu verleiten können, alles mögliche zu berechnen, weil es so leicht ist und weil es einfach Spaß macht. Die Leichtigkeit, Informationen auf den Bildschirm zu bekommen, verlockt eben auch, sich über alles mögliche zu informieren, wenn es auch keinen oder geringen praktischen Wert hat. 33

Insgesamt wird deutlich: Die modernen Produktivkräfte bringen in ihrem Wesen eine Technik der Intensivierung hervor, eine Technik, die dem Sozialismus, der sozialistischen Planwirtschaft wie auf den Leib geschnitten ist. Ihre möglichen Effekte systematisch, zielstrebig

Anmerkungen 1

MEW, Bd.23, S.498.

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zu erschließen, gehört ohne Zweifel zu den anspruchsvollsten, interessantesten und vor allem zu den wichtigsten Aufgaben sozialistischer Leitungstätigkeit und damit auch wirtschaftswissenschaftlicher Forschung.

Hans-Joachim Beyer

Erfahrungen und Erfordernisse hoher Flexibilität der Kombinate

Die Einstellung der Kombinate und Betriebe der DDR auf die umfassende Intensivierung schließt ein hohes Maß an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit ihres Reproduktionsprozesses ein. Die wissenschaftlich-technische Revolution, die neue Stufe der sozialistischen ökonomischen Integration und die höheren internationalen Marktansprüche machen eindeutig sichtbar, daß es sich hierbei um Qualitätsmerkmale dynamischer Planwirtschaft handelt. Die Fähigkeit der Kombinate und Betriebe, auf neue Anforderungen schneller und effektiv zu reagieren, hob Erich Honecker hervor, gehört zu den grundlegenden Ansprüchen, denen die Vervollkommnung von Leitung, Planung und wirtschaftlicher Rechnungsführung unbedingt Rechnung tragen muß. 1 Mit der systematischen Ausgestaltung der Kombinate wurden in der D D R seit den 70er Jahren Schritt für Schritt bessere Voraussetzungen geschaffen, um absatzorientiertes Denken und eine über alle Phasen des Reproduktionsprozesses hinweg wirkende Flexibilität und Reaktionsfähigkeit zu fördern. Dazu zählen das eigene Forschungs- und Wissenschaftspotential jedes Kombinates, sein moderner Rationalisierungsmittelbau, seine weitgehenden Befugnisse in der Absatz- und Außenhandelstätigkeit sowie die hohe Eigenverantwortung jedes einzelnen Kombinatsbetriebes. Damit entstanden in verschiedener Richtung neue Möglichkeiten, auf Marktbedürfnisse flexibler zu reagieren. Darüber hinaus wurden Anfang der 80er Jahre im Rahmen der Vervollkommnung von Leitung, Planung und wirtschaftlicher Rechnungsführung eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen eingeführt, die dieses Anliegen unterstützen. Das betrifft die stärkere Nutzung der Bilanzen als Leitungsinstrument; eine beweglichere Planung mit ihrer Orientierung auf die vertragsgerechte Produktion; die Leistungsbewertung der Kombinate und Betriebe anhand der Kennziffern Nettoproduktion, Nettogewinn, Erzeugnisse und Leistungen für die Bevölkerung sowie Export und die Stimulierung neuer Erzeugnisse. Diese Maßnahmen, die bereits im vorangegangenen Fünfjahrplanzeitraum verwirklicht wurden, haben maßgeblich dazu geführt, daß deutliche Fortschritte in der Erneuerung des Erzeugnisprofils der Volkswirtschaft der DDR erreicht werden konnten. In den Beschlüssen des Xl.Pateitages der SED wird davon ausgegangen, die Kombinate noch weiter zu Katalysatoren einer hohen Dynamik in Wissenschaft und Technik und der wirtschaftlichen Verwertung ihrer Ergebnisse zu entwickeln. 2 Im engen Zusammenhang damit steht, wie Günter Mittag ausführte, die weitere Vervollkommnung des Prinzips der Eigenerwirtschaftung der Mittel in den Kombinaten und Betrieben. Dem dient der eigenverantwortlich zu verwendende Investitionsfonds ebenso wie die Einbeziehung immaterieller

Leistungen in den Wertbildungsprozeß oder die breitere Anwendung der computergestützten Bilanzierung, die flexiblen Bilanzentscheidungen neue Möglichkeiten eröffnet. 3 Geht man von den Fortschritten in den Kombinaten und Betrieben der D D R aus, die in der Einstellung der Absatztätigkeit auf die neuen Erfordernisse der wissenschaftlich-technischen Revolution und die veränderten internationalen Marktbedingungen erreicht werden konnten, ergeben sich wichtige Erfahrungen: Nach internationalen Erfahrungen entstammt heute ein Großteil der Produktideen den Anregungen von Kunden und Zulieferern. Das macht es um so notwendiger, den Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion mit der Absatzphase des Reproduktionsprozesses der Kombinate enger zu verbinden. Kombinate und Betriebe, die in der Erneuerung der Erzeugnisse gut vorangekommen sind, konzentrieren ihre Anstrengungen auf eine tiefere Partnerschaft zwischen diesen Bereichen. Es sind eine Reihe neuer Formen der Zusammenarbeit entstanden, wie Weltstandbüros, komplexe Marktbearbeitungsgruppen, Zentren für Kundenberatung und ähnliche. So wichtig es ist, die zweckmäßigste Organisationsform zu wählen, entscheidend sind letzten Endes die Maßstäbe, die in der Leitungsarbeit gesetzt werden. Von ihnen hängt sehr stark ab, daß Kundenwünsche sorgfältiger berücksichtigt werden. Vor allem kam es darauf an, den Einfluß des Absatzbereiches auf die Ausarbeitung grundlegender Leitungsdokumente, wie der langfristigen Erzeugniskonzeption, zu erhöhen. Aus der Bedarfsforschung müssen in diesem Zusammenhang mehr entscheidungsreife Vorschläge für neue Erzeugnisse erarbeitet werden. Forschung, Entwicklung und Absatz arbeiten deshalb in einer Reihe von Kombinaten für jedes neue Erzeugnis eine gemeinsame Absatzkonzeption aus. Damit wird eine stärker produktbezogene Arbeit durchgesetzt, die insbesondere dann voll zu Buche schlägt, wenn das Mitspracherecht des Absatzbereiches bei der Verteidigung neuer Erzeugnisse gestärkt wird, die Rentabilitäts- und Verkaufsbedingungen einer gründlichen und harten Prüfung unterzogen werden. Verkaufschancen steigen deutlich, wenn das Kundenangebot entsprechend den internationalen Trends um neue Angebotslinien erweitert wird. Dazu ist, wie Exporterfolge in Kombinaten und Betrieben zeigen, eine weitgehende Produktionsprofilierung notwendig: • Größere Paßfähigkeit neuer Erzeugnisse für komplexe Lösungen. • Neu hinzugekommen sind Modernisierungslösungen, die sich als erstrangiger Absatzfaktor auf dem Weltmarkt erweisen und ein komplettes Lieferangebot renommierter Exporteure ausmachen. • Entwicklung eines komplexen Angebots zur Lösung 35

von Kundenproblemen (technische Angebote für Projektierung und Errichtung schlüsselfertiger Objekte, Lizenzofferten, Managementleistungen). Solche neuen Trends machen es dringend notwendig, Konstrukteure und Entwickler in Verkaufsgespräche und Anwenderberatungen der Kunden direkt einzubeziehen. Erkennen sie die konkreten Marktanforderungen besser, wächst ihre persönliche Bereitschaft, sich den höheren Leistungsansprüchen zu stellen, insbesondere auch mehr Verantwortung für kaufmännische Zielstellungen zu übernehmen. Gute Erfahrungen, technische und kaufmännische Erfordernisse enger miteinander zu verbinden, wurden auch dort gesammelt, wo Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung, bevor sie eine verantwortliche Funktion übernehmen, zeitweilig in der Marktforschung oder in technisch-kommerziellen Auslandsbüros arbeiten. Attraktive Angebote machen zu können, setzt unbedingt eine flexible Reaktion der Produktion, eine den Erfordernissen des Marktes angepaßte schnelle Überleitung und rationelle Gestaltung der Fertigung voraus. Damit steht und fällt das internationale „Rufbild" eines neuen Erzeugnisses. Um so größere Beachtung verdienen deshalb die Initiativen in Kombinaten und Betrieben, die Angebotszeiten erheblich zu reduzieren, um internationalen Maßstäben zu entsprechen. In einer ganzen Reihe von Kombinaten wurde deshalb das Ziel gestellt, die bisherigen Angebotsfristen um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Es gibt Pionierbeispiele für die Rationalisierung im Absatzbereich, die, zu Typenprojekten der EDV ausgebaut, breite volkswirtschaftliche Anwendung finden können. Solche neuen Kundenwünsche wirken bis in die Produktion, die Forschung und Entwicklung zurück. Die ideologische Position zur Lösung dieser neuen, unkonventionellen Aufgaben ist deshalb von ausschlaggebender Bedeutung. Eingefahrene Gleise der Leitung und Auffassungen wie die, daß spezielle Kundenwünsche „nicht in das Profil eines Betriebes" passen, taugen dafür in keiner Weise. Um den Bedingungen der internationalen Märkte wie auch des inländischen Bedarfs in neuer Weise zu entsprechen, ist deshalb, wie in den vorliegenden Thesen nachdrücklich hervorgehoben wird, eine konsequent absatzorientierte Leitung des gesamten Reproduktionsprozesses im Kombinat unerläßlich geworden. 4 Eine größere Reaktionsfähigkeit der Produktion wurde insbesondere in jenen Kombinaten und Betrieben erreicht, in denen Erzeugnisentwicklung und künftige Fertigung in einem einheitlichen Prozeß vorbereitet und geleitet werden. Durch systematische Rationalisierung der Produktionsvorbereitung, Umstellung der Produktionsorganisation, Neuordnung des Belegwesens und Konzentration befähigter Kader gelang es ihnen, die Produktionsdurchlaufzeit zu verkürzen und das Angebotssortiment zu vergrößern. Vor allem mit dem Einsatz der CAD/CAM-Technik sind für eine hohe Reaktionsfähigkeit völlig neue Möglichkeiten der Betriebswirtschaft entstanden. Im Kombinat Umformtechnik konnten auf diese Weise bei profilbestimmenden Erzeugnislinien in der Produktionsvorbereitung Zeiteinsparungen von über 50% und Zyklusverkürzungen um 40 % durchgesetzt werden. Bedeutende Effekte sind mit der CAD/CAM-Technik in der Textilindustrie erreicht 36

worden. Hierbei geht es um rechnergestützte Entwurfstechnologien und Mustergestaltung bis hin zum automatisierten Zuschnitt und zu kundenspezifischer Produktionssteuerung. Im Kombinat Technische Textilien konnten bei einem Sortiment von über 3000 Erzeugnissen die Angebotsabgabe und Auftragsvorbereitung entsprechend den Kundenwünschen von 6 Wochen auf 5 Tage reduziert werden. Zu einem guten Leistungsangebot gehört unverzichtbar eine hohe Zuverlässigkeit der Erzeugnisqualität, ein hohes Niveau der Ersatzteilbereitstellung sowie der Reparatur- und Serviceleistungen eingeschlossen. Der systematische Übergang zur vollständigen, kompletten Endkontrolle sowie die Ausnutzung der Möglichkeiten der Null-Fehler-Produktion trägt diesem Erfordernis Rechnung. Bis hin zu Verpackung und Versand gilt es diese hohen Maßstäbe anzulegen. Die Bereiche des Absatzes stellen in der Rationalisierungsstrategie der Kombinate und Betriebe deshalb einen ausgesprochenen Schwerpunkt dar. Nicht anders als in der Produktion sind auch hier die steigenden Leistungsansprüche mit der Rationalisierung zu erfüllen: Besondere Aufmerksamkeit verdient die Ersatzteilwirtschaft. Ihre komplexe Rationalisierung in Verbindung mit der Lagerwirtschaft, einschließlich der Produktionssteuerung, bringt Zeitgewinn und Effektivitätsvorteile. Ein entsprechendes EDV-Projekt ermöglichte z.B. einem wichtigen Anlagenlieferanten, die Bearbeitungszeit der Ersatzteilaufträge von mehreren Wochen auf wenige Stunden zu reduzieren. Dieses Projekt enthält ein komplettes Angebot aller Ersatzteile mit exakter Liefermöglichkeit und Preiskalkulationen in den verschiedensten Währungen aus einem Ersatzteilkatalog von mehr als 12000 Positionen. Außerdem sind Aussagen über den eintretenden Ersatzteilbedarf der Kunden möglich. Diese Ansprüche an die Absatztätigkeit unterstreichen sehr deutlich die Tendenz, daß Umfang und Qualität der Kundenarbeit bedeutend zugenommen haben. Das betrifft in wachsendem Maße auch den Kontakt mit den Kunden nach der Inbetriebnahme von Maschinen und Ausrüstungen. Diese Kontaktpflege und eine kontinuierliche technische Wartung gelieferter Anlagen sind zu einer wichtigen Voraussetzung für Empfehlungen an andere Geschäftspartner und Nachfolgeaufträge geworden (Sicherung von Rekonstruktions- und Erweiterungsleistungen durch qualifizierte und regelmäßige Kundenbetreuung). Die Kaderarbeit beeinflußt ebenfalls maßgeblich das Niveau der Absatztätigkeit der Kombinate und Betriebe. Die Marktarbeit erfordert zunehmend Kader mit besonderen Eignungen und Veranlagungen. Das setzt eine gezielte politisch-ideologische Führungstätigkeit voraus. Ähnlich wie für bestimmte wissenschaftlichtechnische Aufgaben ist auch auf kaufmännischem Gebiet eine Suche nach ausgesprochenen Talenten und besonders befähigten Kadern notwendig. In der Kaderentwicklung muß deshalb stärker davon ausgegangen werden, daß eine gute kaufmännische Ausbildung eine wichtige Voraussetzung, aber noch keine hinreichende Bedingung für kaufmännisch versierte Kader ist. Politische Zuverlässigkeit, kaufmännische Beweglichkeit, Findigkeit und Engagement, wie sie für die Verkaufstä-

tigkeit unerläßlich sind, setzen eine sehr sorgfältige Kaderauswahl, eine langfristige Vorbereitung und gezielte Qualifizierung* sowie die Schaffung von Bewährungsmöglichkeiten voraus. Der hohe Wirtschaftlichkeitsanspruch der Serienproduktion schließt heute, insbesondere durch die Anwendung der CAD/CAM-Technik, verbunden mit flexibler Automatisierung der Produktion, einen schnellen Erzeugniswechsel und das stärkere Eingehen auf Kundenwünsche nicht mehr aus. Wir folgen hier einem technologischen Konzept, das, wie Helmut Koziolek ausführte, es gestattet, Sortimentserweiterungen ökonomisch zu beherrschen, Erzeugnisgenerationen in kürzeren Fristen hervorzubringen und neue Möglichkeiten der Verbindung von Großserien-, Serien- und Einzelfertigung zu finden. 5 Diese Herangehensweise erfordert jedoch neue Prinziplösungen der Produktion, die über einzelne automatisierte Produktionsabschnitte hinausgehen und darauf gerichtet sind, den Gesamtzyklus der Produktion bis zum Absatz der Erzeugnisse zu verkürzen. Eine wesentlich höhere Flexibilität konnte mit Fertigungsformen erreicht werden, die mehr oder weniger den Charakter einer kundenangepaßten Sonderfertigung haben, aber mit der Serienproduktion weitgehend verbunden sind. Im VEB Verpackungsmaschinenbau konnte auf diese Weise die Zeit von der Kundenanfrage bis zum Fertigungsbeginn für kundenspezifische Lösungen von bisher einem Jahr auf wenige Tage verkürzt werden. Die Produktionsdurchlaufzeit wurde auf ein Fünftel reduziert und die Zahl der gleichzeitig zu bearbeitenden Aufträge von 5 auf 42 erhöht. Bedeutende Effektivitätsvorteile ergaben sich im VEB Druckmaschinen Planeta durch eine kundenorientierte Umrüstung und Anpassung von Maschinen vor allem im Bereich der Endmontage (Auftragsrealisierung von Kundenwünschen in 6-12 Wochen gegenüber bisherigen Durchlaufzeiten von 2 Jahren). Zugleich konnten diese kurzen Lieferfristen mit neuen Ausstattungsvarianten des Erzeugnisangebots auf der Grundlage eines weiterentwikkelten Konzepts der Aggregatbauweise verbunden werden (70 Ausstattungsvarianten gegenüber bisher 10). Solche Lösungen erfordern jedoch wesentliche Veränderungen in der Betriebswirtschaft. Erstens sind die Effekte in bezug auf die Absatzfähigkeit der Erzeugnisse nur dann bedeutend, wenn mit der Sonderfertigung tatsächlich durchgreifende Veränderungen in der Produktionsorganisation, angefangen von der Unterstellung bis zur radikalen Verkürzung des Produktionsdurchlaufs, vorgenommen werden. Dazu zählt z.B. die bisher unübliche Unterstellung einer solchen Sonderfertigung unter den Absatzdirektor. Zweitens wird davon ausgegangen, daß die Leitung der Sonderfertigung nach veränderten Prämissen erfolgen muß: • Die Absatzabteilung ist der produktionsauslösende Verantwortungsbereich. • Es dürfen keine Eingriffe anderer Bereiche in die Sonderfertigung zugelassen werden. • Es wurden Facharbeiter eingesetzt, die ein breites berufliches Profil, technisches Einfühlungsvermögen und große Eigenverantwortung besitzen. Drittens zeigte sich, daß Fertigungskapazitäten allein

nicht ausreichen, um Reaktionsschnelligkeit und Leistungsniveau zu sichern, wenn nicht eigene Projektierungskapazitäten entwickelt werden. Da es sich hierbei um einen Engpaß handelt, mußten durch Rationalisierung geeignete Kader aus Forschung/Entwicklung, dem Muster- bzw. Rationalisierungsmittelbau gewonnen werden (in den untersuchten Betrieben ein Kaderstamm an Konstrukteuren von mindestens 10 % der Beschäftigten). Viertens erfordert die flexible Produktion eine für diesen Zweck handhabbare Organisation der Produktionsplanung und -lenkung. Charakteristisch dafür sind nicht nur rechnergestützte, sondern zugleich vereinfachte Abläufe von der Zeichnungslegung über den Produktionsdurchlauf bis zum Belegwesen. Diese kundenspezifischen Formen der Fertigung, die sich in vielem von der normalen Serienproduktion unterscheiden, werden neue Fragen der Effektivitätsbewertung der Flexibilität auf. Es gibt Meinungen, daß eine kundenorientierte Fertigung, auch wenn sie mit größeren Verkaufschancen verbunden ist, letztlich doch Effektivitätseinbußen mit sich bringt. Eine größere Flexibilisierung der Produktion ist aber nicht nur wegen der Absatzvorteile, sondern auch in Verbindung mit den dafür notwendigen Produktionsaufwendungen rentabel lösbar. Effektive Lösungen entstehen vor allem dann, wenn zwischen dem Grad der Sonderfertigung und der Nutzung der Serienvorteile der Hauptproduktion ein optimales Verhältnis angestrebt wird. Daraus resultiert aber die Notwendigkeit, eine den jeweiligen Effektivitätserfordernissen angepaßte Form der Sonderfertigung zu entwickeln. Als weitgehend selbständiger Bereich ist eine Sonderfertigung, z.B. im Maschinenbau, dann rentabel, wenn der Anteil für kundenspezifische Anpassung groß ist und sich mit Zusatzgewinn gegenüber der Serienfertigung im Export realisieren läßt. Während die Grundbaugruppen der laufenden Serie entnommen werden, beträgt das Volumen der Teilefertigung für die Anpassung z.T. bis zu 90%. Wo der Grad der Anpassung an Kundenerfordernisse nicht so groß ist, müssen Serieneffekte verstärkt ausgenutzt werden bzw. muß die Sonderfertigung mit dem Hauptprozeß wesentlich enger verbunden bleiben. In diesem Fall wurde die Umrüstung nach kundenspezifischen Aufträgen als letzte Stufe der Endmontage organisiert. Die Teilefertigung für die Umrüstung läuft überwiegend in der Serienproduktion und läßt sich auf Grund wiederkehrender Umrüstungsvarianten fertigungsorganisatorisch effektiv einordnen. Sonderfertigungen dürfen jedoch keine „Inseln" im Reproduktionsprozeß bleiben. Um den Erfordernissen der eigenen Volkswirtschaft und der sozialistischen ökonomischen Integration ebenso entsprechen zu können, sind weitergehende Lösungen notwendig, die auf eine wesentlich größere Flexibilität der Kombinate und Betriebe im ganzen hinauslaufen. Nach unseren Untersuchungen können vor allem über zwei Wege spürbare Fortschritte erreicht und Effektivitätsschwellen, die in den bisherigen Formen der Sonderfertigung liegen, überwunden werden: Erstens sind bedeutende Flexibilitätsreserven durch die Umgestaltung der vorrangig von der extensiven Ent37

wicklung geprägten Produktionsorganisation zu erschließen. Eine wesentliche größere Beweglichkeit läßt sich dabei durch die Modernisierung der EDV-Programme für die Produktionslenkung erreichen. Das gleiche gilt für die Materialwirtschaft, wo durch die Verkürzung der Bestell- und Lieferfristen neue Möglichkeiten der Reaktionsfähigkeit entstanden, aber durch eine unveränderte Produktionsorganisation nicht ausgeschöpft werden können. Gemessen an den gegenwärtigen Reserven in den Durchlaufzeiten der Erzeugnisse, wo bis zu 80% auf Zwischenlagerungs- und Transportzeiten entfallen, wird die prinzipielle Bedeutung einer durchgreifenden Modernisierung der Produktionsorganisation deutlich. Aus internationaler Sicht zeichnen sich hier revolutionierende Veränderungen ab. Beim japanischen KANBAN-Prinzip der Produktionssteuerung wird beispielsweise unter den Bedingungen einer Großserienfertigung mit einer Reduzierung des Materialbestandes um 50% gerechnet und gleichzeitig eine hohe Lieferflexibilität gewährleistet. Zweitens bietet die Erzeugnisentwicklung bedeutende Möglichkeiten, die Effektivität kundenbezogener Lösungen weiter zu erhöhen. Nach bisherigen Erfah-

rungen ist eine vom Hauptprozeß getrennte Sonderfertigung bis zu einem Produktionsanteil von etwa 10% rentabel. Über diese Grenze hinaus wird die Effektivität der Fertigung durch Los- und Serienbedingungen bestimmt. International setzt sich durch, daß zunehmend über die Entwicklung von Erzeugnissen mit Ausbaustufen und in größerer Varianz Kundenanforderungen mit den Vorteilen der Serienfertigung verknüpft werden. Durch eine offensive Anwendung dieses Prinzips lassen sich wesentliche Fortschritte in der Marktfähigkeit erreichen. Aus diesem Grunde wurden in einer ganzen Reihe von Kombinaten neue variable Erzeugniskonzepte entwickelt, wo bei steigender Anzahl von Ausstattungsvarianten der Umrüstungsanteil in der Endmontage reduziert werden kann und eine Kostensenkung in der Umrüstung eintritt. Die Effekte können erheblich sein. In einem exportintensiven Maschinenbaubetrieb verringerte sich dadurch der Umrüstungsanteil von 70 % auf 10%, und die Kostensenkung in der Umrüstung betrug ca. 50%. Bisher nur im Sondermaschinenbau herstellbare Erzeugnisse werden durch Veränderung des Erzeugniskonzepts in die Serienproduktion übernommen, indem der Anteil von Baugruppen unterschiedlicher Ausführungsvarianten erhöht wird.

Anmerkungen 1

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E. Honecker, An der Seite der UdSSR zu großen Zielen des sozialistischen Aufbaus, in: Neues Deutschland vom 9. Oktober 1986, S.3. E. Honecker, Bericht des Zentralkomitees der S E D an den XI. Parteitag, Berlin 1986, S.45. G. Mittag, Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der D D R , in: Einheit 10/86, S.881. Theoretische und praktische Fragen der weiteren Qualifizie-

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5

rung der Leitung in den Kombinaten unter den Bedingungen umfassender Intensivierung. Thesen für die Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung am 28.10.1986 (erarbeitet unter Leitung von Gerd Friedrich). H.Koziolek, Unser sozialistischer Weg zur Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution, in: Einheit 10/86, S.893.

Gert Wohllebe/Robert Kunze

Zur Forschungskooperation des VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig/Grimma mit Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Hochschulwesens Entsprechend den Beschlüssen des XI. Parteitages der SED erfordert das dynamische Leistungswachstum der Volkswirtschaft der DDR eine hohe ökonomische Wirksamkeit moderner Schlüsseltechnologien. Sie sind auch die entscheidende Voraussetzung, um die volkswirtschaftlichen Aufgaben des VEB Chemieanlagenbaukombinat • in der chemischen Industrie, • bei der tiefen Erdölverarbeitung, • bei der Erdgasaufbereitung, • bei der Kohleveredlung (insbesondere bei der Stabilisierung der Gasversorgung) sowie • in der Kali-, Zucker- und Lebensmittelindustrie mit hoher Effektivität zu lösen. Das Chemieanlagenbaukombinat Leipzig/Grimma hat als Generalprojektant und Generalauftragnehmer für die Intensivierung, Modernisierung und Rekonstruktion der Grundfonds der chemischen Industrie der DDR einen wesentlichen Beitrag zur Hochveredlung der Chemieproduktion zu leisten. Gleichzeitig hat es als Generallieferant im Export wesentlich dazu beizutragen, die Energieträger- und Rohstoffimporte der Volkswirtschaft durch den Export von modernen Chemieanlagen und -ausrüstungen, insbesondere in die UdSSR, zu sichern. Bei einer jährlichen industriellen Warenproduktion von ca. 2Mrd. M im Apparatebau und ca. 3-5 Mrd. M im Anlagenbau hat das Kombinat derzeitig für ein Auftragsvolumen von ca. 20Mrd. M den wissenschaftlichtechnischen Vorlauf und die Investitionsvorbereitung und -realisierung zu gewährleisten. Für die Einführung der Schlüsseltechnologien, wie z.B. • CAD/CAM-Technik im Anlagen- und Apparatebau, • Einführung der Mikroelektronik zur Steuerung von Chemieanlagen, • Hydrierprozesse für Erdölrückstände und Braunkohle, • Einführung von Biotechnologien in der Pharmazie bzw. in der gesamten chemischen Industrie, • Lösung von Aufgaben des Umweltschutzes mit Rohstoffrückgewinnung (bzw. abproduktfreien Technologien), ist eine engere und effektivere Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften der DDR und Hochschulen notwendig. Eine langfristige Bindung des Kombinates mit Wissenschaftskooperationspartnern (Akademieinstitute und Hochschulen), aber auch eine enge Verflechtung mit der Zulieferindustrie zur Durchsetzung von Entwicklungsforderungen (ca. 70% der Ausrüstungen im Anlagenbau werden mit über 50 Kombinaten kooperiert) sind heute lebenswichtig, um die Forderungen der

inländischen Partner und der Exportkunden erfüllen zu können. Nur wer heute und auch in Zukunft Spitzenleistungen und -technologien besitzt, kann auf dem Weltmarkt bestehen. Wir haben deshalb über Kooperationsverträge mit der Akademie der Wissenschaften (Forschungsbereich Chemie), der Karl-Marx-Universität Leipzig, der Ingenieurhochschule Kothen, der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg und der Technischen Hochschule Leipzig 18 Leistungsverträge abgeschlossen und dabei einen Wertumfang von 24 Mio M gebunden. Darüber hinaus wird mit Partnern, mit denen keine Koordinierungsverträge bestehen, wie z.B. der Technischen Hochschule Magdeburg, der Technischen Hochschule Ilmenau, der Humboldt-Universität Berlin, der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt, der Bergakademie Freiberg, der Technischen Universität Dresden und anderen Einrichtungen des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen, auf derGrundlage vonweiteren21 Leistungsverträgen eng zusammengearbeitet. Mehr als 15 % der Mittel für Forschung und Entwicklung setzen wir für die gemeinsame Grundlagenforschung mit Sektionen dieser wissenschaftlichen Einrichtungen ein. Dabei erfolgt eine Konzentration auf Schwerpunkte der Grundlagen- und angewandten Forschung, d.h. auf Aufgaben, - die bis 1990 überführt werden, z.B. die Druckwechseladsorption, die Reformierung des Einsatzes von neuentwickelten Katalysatoren bei der Erzeugung von Kraftstoffen bzw. bei der Erweiterung der Hydrospaltanlage Leuna; - die zum Teil erst nach 1990 überführt werden, wie z.B. die Kohleverflüssigung und Biotechnologien für hochveredelte pharmazeutische und chemische Produkte. Es erweist sich als notwendig, unter den Bedingungen der getroffenen neuen ökonomischen Regelungen die Zusammenarbeit konsequent auf solche Themen und Aufgaben zu konzentrieren, bei denen in kürzesten Fristen Ergebnisse aus Wissenschaft und Technik ökonomisch wirksam werden und somit die finanziellen Aufwendungen und Vorleistungen in den Bilanzen zu hohem Zuwachs führen. Gradmesser muß deshalb bereits bei der Entscheidung über die Aufnahme einer Forschungs- und Entwicklungsaufgabe sein, wie damit die Veredlung in der Chemie vorangebracht, der Material- und Energieverbrauch gesenkt und der Gewinnzuwachs auch im Chemieanlagenbaukombinat gesichert werden kann. Folgende Ergebnisse und Erfahrungen bei der Ver39

einigung der Potenzen der Partner aus der Wissenschaftskooperation, die zur schnelleren volkswirtschaftlichen Wirksamkeit führen, können wir vorlegen: Die experimentelle Basis bei den Wissenschaftskooperationspartnern für die Entwicklung von Schlüsseltechnologien bedarf in gemeinsamer Arbeit mit den Industriekombinaten kurzfristiger Verbesserung, um so effektive Arbeitsbedingungen zu schaffen, mit denen die gesteckten Ziele auch erreichbar sind. Dazu haben wir beispielsweise mit der Karl-MarxUniversität Leipzig ein Zentrallabor für Kohleanalytik aus Fonds des Chemieanlagenbaukombinates aufgebaut. So konnten Voraussetzungen geschaffen werden, daß international bedeutende Wissenschaftler der KarlMarx-Universität schnell an modernen Methoden der Kohleanalytik und das Kombinat frühzeitig an der Entwicklung und Optimierung der Technologie, der Ausrüstungsentwicklung und dem Einsatz der Mikroelektronik bei der Kohleveredlung arbeiten können. Um auf dem Gebiet der Biotechnologie wissenschaftlich-technischen Vorlauf zu schaffen, wurde gemeinsam mit der Karl-Marx-Universität und dem Institut für Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften in Leipzig eine Wissenschafts-Industrie-Kooperation gebildet. Dabei wurden die Kräfte so konzentriert, daß bei Schwerpunktvorhaben schneller wissenschaftlich-technischer Vorlauf für Zellkulturtechnik, Immunologie und Enzymerzeugung erzielt wird. Mit der Bildung des Wissenschafts-Industrie-Komplexes Biotechnologie Leipzig wurden die Interessen der Wissenschaftspartner Institut für Biotechnologie Leipzig der Akademie der Wissenschaften sowie KarlMarx-Universität klar auf die Erfordernisse der chemischen Industrie und damit des Chemieanlagenbaus ausgerichtet. Es werden nur solche Schwerpunkte bearbeitet und finanziert, die im Rahmen des BiotechnologieBeschlusses umsetzbar sind. Das heißt, daß ca. 80 % der gemeinsamen Kapazitäten darauf konzentriert werden und die o.g. Wissenschaftseinrichtungen sich zu etwa 20% mit darüber hinausgehenden Innovationen befassen; mit den Jahresprogrammen werden zusätzliche Vorschläge zur weiteren Überführung von interessanten und effektiven Lösungen unterbreitet. Auf der Basis der langfristigen Strategie der Hochveredlung der chemischen Industrie und daraus abgeleiteten Aufgaben für das Chemieanlagenbaukombinat wird die Grundlagen- und angewandte Forschung so durchgeführt, daß die beschlossenen Objekte der Biotechnologie objektkonkret und mit dem Ziel hoher ökonomischer Ergebnisse bearbeitet werden. In Zusammenarbeit mit der Karl-Marx-Universität wurde das Technikum-Analytikum durch das Chemieanlagenbaukombinat als Generalprojektant und Generalauftragnehmer geschaffen, um ein analytisches Zentrum für die Grundlagenforschung, für die angewandte Forschung und auch für das Kombinat selbst, als Generallieferant, zu besitzen. Dort werden heute in großem Umfange analytische Probleme bei Kundenaufträgen bearbeitet. Im Interesse der Sicherung wissenschaftlichen Vorlaufs hat sich das Chemieanlagenbaukombinat bereiterklärt , für die Biotechnologiezentren in Berlin, Leipzig, Halle und Dresden die Projektierung und Realisierung 40

zu übernehmen. Damit werden experimentelle Basen aufgebaut, die durch konzentrierte wissenschaftliche Arbeiten Voraussetzungen für Durchbruchlösungen bei der Biotechnologie schaffen. Für diese gemeinsamen Technologiezentren, z. B. auf dem Gebiet der Biotechnologie, werden bereits ab 1986 die Kollektive - bestehend aus Vertretern der Wissenschaftspartner und des Chemieanlagenbaukombinates formiert, um die Kader nach einem Stufenprogramm zu qualifizieren und schon vor der endgültigen Fertigstellung der Technika abrechenbare Teilleistungen zu erbringen. Dabei erweist es sich als notwendig, nicht nur neue Technika zu bauen, sondern sie auch mit modernsten Ausrüstungen, Analysengeräten und Computern auszustatten, um eine hohe Produktivität der Mitarbeiter zu sichern und gleichzeitig einen Anreiz für die Gewinnung von Mitarbeitern zu erreichen. Gleichzeitig wird auf die inhaltliche Gestaltung der Arbeiten an diesen Technologiezentren wesentlicher Einfluß genommen. Die Kollektive des Chemieanlagenbaukombinates und der Wissenschaftskooperationspartner arbeiten bereits heute zusammen, so daß schon gemeinsame Ziele angegangen werden und die Leistungsfähigkeit in gemeinsamer Arbeit beträchtlich gesteigert wird. Dies setzt voraus, daß solche Themen aus der Kombinatsstrategie ausgewählt werden, die längerfristigen Charakter besitzen und damit für Hochschulen, die für Lehre und Forschung Verantwortung haben, auch tragfähig werden können. Wichtig ist der persönliche Kontakt der verantwortlichen Leiter der Kombinate zu den Hochschulen - bis zum Kaderaustausch - , um hautnah Probleme der Umsetzung zu kennen und Entscheidungen treffen zu können. Aus solchen gemeinsamen Aufgaben wie der Zusammenarbeit vor Ort zwischen leitenden Wissenschaftlern des Institutes für Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften und des Kombinates bei der Optimierung des Betriebes einer großen BiotechnologieIndustrieanlage im VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt entwickeln sich ein echtes Vertrauensverhältnis und Einsichten in die Notwendigkeiten und Anforderungen bei der Sicherung einer effektiven industriellen Anwendung von Ergebnissen des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts. Gemeinsame Jugendforscherkollektive und MMM-Aufgaben, gemeinsame Veröffentlichungen bis hin zum gemeinsamen Auftreten auf internationalen Veranstaltungen fördern - konzentriert auf Schwerpunktaufgaben des Kombinates - die Leistungsbereitschaft. Aber auch gemeinsame Entwicklungskollektive, in denen Vertreter der Wissenschaftskooperationspartner unmittelbar im Kombinat tätig sind, wo nicht Vertragsforschung im „alten Stil" durchgeführt wird, sondern wo um gemeinsame Ziele, um gemeinsame Spitzenleistungen gerungen wird, sind - wie unsere Erfahrungen zeigen - ein guter Weg, die Beschlüsse des XI. Parteitages der SED umzusetzen. Die Nutzung der territorialen Nähe zur Karl-MarxUniversität und zum Leipziger Institut für Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften und die Hilfe der Bezirksleitung Leipzig der SED sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit auf lange Sicht. Zur Sicherung eines qualitativ höheren Zugangs an

Nachwuchskadern für die Schlüsseltechnologien, zur weiteren Ausprägung von Begeisterungsfähigkeit und Schöpfertum für die Lösung künftiger wissenschaftlichtechnischer Aufgaben arbeiten wir - ähnlich wie das Kombinat VEB Carl Zeiss JENA - seit 1985 mit einer Spezialschule in Leipzig, an der mathematisch, physikalisch, chemisch und biologisch begabte Schüler ab dem 9. Schuljahr durch erfahrene Kader des Kombinates und Wissenschaftler der Universität betreut werden. All dies erfordert, daß die staatlichen Leitungen und die Betriebsparteiorganisationen der SED eng zusammenarbeiten und ideologische Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Kollektive bereit und fähig sind, enger und effektiver zusammenzuarbeiten. Um im Ringen um Spitzenleistungen und um die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Produktion den Faktor Zeit besser zu berücksichtigen, reicht heute nicht mehr aus, daß Grundlagenforschung und angewandte Forschung zur Sicherung der Serienproduktion nacheinander ablaufen. Es bedarf vielmehr einer hohen Parallelität der Arbeitsstufen bei der Entwicklung neuer Verfahren und Technologien, damit Spitzenleistungen schneller und effektiver wirksam werden. Dies setzt natürlich die notwendige ideologische Bereitschaft und fachliche Kompetenz voraus.

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Wichtig ist dabei, daß durch gemeinsame Arbeit in gemeinsamen Kollektiven an Schwerpunktproblemen Erfolgserlebnisse organisiert werden, die zur Stabilisierung der Kollektive beitragen und gleichzeitig zum Erreichen von Spitzenleistungen bei künftigen Aufgaben motivieren. Erich Honecker hat im Bericht an den XI. Parteitag der SED die Notwendigkeit der noch engeren Verbindung von Wissenschaft und Produktion unterstrichen. Wir sehen unsere politische Verpflichtung vor allem darin, für eine durchgreifende ökonomische Wirksamkeit von Wissenschaft und Technik, vor allem durch die Anwendung hocheffektiver Schlüsseltechnologien, zu sorgen. Das ist der Weg, um unsere volkswirtschaftliche Verantwortung noch besser wahrzunehmen, nämlich hochautomatisierte Chemieanlagen in kürzester Zeit für die Veredlungsstrategie zu entwickeln, unter den konkreten Bedingungen unserer Republik zu bauen und erfolgreich ans Netz zu bringen. Auch die Ergebnisse und Erfahrungen unserer täglichen Zusammenarbeit mit Instituten der Akademie der Wissenschaften der D D R , mit der Karl-Marx-Universität Leipzig und mit mehreren Hochschulen beweisen, daß unsere Partei diese herangereifte Aufgabe erneut zum richtigen Zeitpunkt gestellt hat.

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Fritz Haberland

Anforderungen an die Leitung von Wissenschaft und Technik in den Kombinaten zur effektiven Anwendung der Schlüsseltechnologien Wie im Referat und in den Thesen deutlich wurde, verlangt die rasche Einführung und effektive Anwendung der Schlüsseltechnologien als ein Haupthebel umfassender Intensivierung stets den engagierten Einsatz der gesamten Leitung eines Kombinates. Bei zu Recht hervorgehobener hoher persönlicher Verantwortung des Generaldirektors für diese Aufgaben wird jedoch immer deutlicher, daß für die Meisterung der Schlüsseltechnologien jeder Leiter - gleich, auf welcher Ebene und in welchem Bereich des Kombinates - seinen spezifischen Beitrag zur Realisierung dieses gesellschaftlich äußerst bedeutungsvollen Prozesses leisten muß. Da bei der rasanten Entwicklung der Produktivkräfte Wissenschaft und Technik eine übergreifende, eine dominierende Funktion zukommt, sie die entscheidenden Effektivitätsquellen sind, müssen an das Niveau der Leitung dieses Abschnittes im Reproduktionsprozeß der Kombinate besonders hohe Ansprüche gestellt werden. Deshalb ist die Frage von brennender Aktualität, welche neuen Anforderungen sich aus der Entwicklung und ökonomischen Verwertung der Schlüsseltechnologien an die Leitung von Wissenschaft und Technik in den Kombinaten ergeben. Im Ergebnis gründlicher Analysen zum Zustandekommen von Parteitagsvorhaben in Industrie und Bauwesen, Transport- und Nachrichtenwesen, die zu internationalen Maßstäben entsprechenden Spitzenleistungen mit hohen ökonomischen Effekten und sozialen Wirkungen führten, und weiterführender Untersuchungen sind wir vor allem auf folgende Anforderungen gestoßen: Erstens werden qualitative Veränderungen in der Aufgabenstellung für die wissenschaftlich-technische Arbeit notwendig. Zweitens verlangt die rasche Einführung und umfassende ökonomische Nutzung der Schlüsseltechnologien, die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die sozialistische Gemeinschaftsarbeit zwischen den verschiedensten Leitungs- und Leistungsbereichen auf bisher nicht gekanntem Niveau zu forcieren. Drittens schließlich gilt es - insbesondere gestützt auf einen leistungsstarken Rationalisierungsmittelbau - die Bearbeitungs- und Überleitungsprozesse mit höchster Präzision zu gestalten und zu leiten und sie erheblich zu beschleunigen. Zu diesem „Bündel" neuer Anforderungen möchte ich nun wenige ausgewählte Überlegungen und Erfahrungen vorstellen. Die Effektivitätspotentiale der Schlüsseltechnologien voll zur Wirkung zu bringen, stellt offensichtlich neue, höchste Ansprüche an die Vorbereitung ihrer Einführung, an die Ausarbeitung der Ziel- und Aufgabenstellungen. 42

Um hier nur einige zu skizzieren: 1. Wie sich zeigt, ist es zwingend notwendig, die Aufgabenstellung für die wissenschaftlich-technische Arbeit mit einem zeitlichen Vorhaltewinkel von mindestens drei Marktperioden der strukturbestimmenden Erzeugnisse, einschließlich ihrer Fertigungstechnologie, zu erarbeiten. Die Orientierung auf drei Marktperioden hat nach gründlicher Einschätzung folgende Ursachen: - Betrachten wir die neuen Wirkprinzipien der Molekularbiologie, der Kristallchemie und Kristallografie, neue faser- und laseroptische Effekte. Von der theoretischen Ableitung physikalischer, chemischer und biologischer Gesetzmäßigkeiten bis zum stabilen und reproduzierbaren funktionellen Nachweis werden von Experten 8 bis 12 Jahre geschätzt. Das betrifft somit fast alle neuen und weiterzuentwickelnden Wirkprinzipien der Schlüsseltechnologien. - Die kurzen Marktperioden und schnellen Überleitungszeiten erfordern, daß bei Überleitung einer Spitzenleistung in die Produktion das Nachfolgeerzeugnis sich bereits im Stadium der funktionellen Erprobung (Abschluß der Vorlaufforschung) und die dritte Erzeugnisgeneration sich in der Konzipierung der Aufgabenstellung befindet. Mit dieser Zielsetzung vergibt das Kombinat Keramische Werke Hermsdorf zur Entwicklung neuer keramischer Werkstoffe Aufgaben zur Vorlaufforschung, deren Produktionswirksamkeit erst Mitte der 90er Jahre liegt. Zugleich ist gesichert, daß für alle dazwischen liegenden Erzeugnisgenerationen konkrete Vorlaufarbeit geleistet wird. 2. Viel umsichtiger als je zuvor gilt es bei der Ausarbeitung der Aufgabenstellung die Komplexität im Zusammenwirken verschiedener Schlüsseltechnologien zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich die Einbeziehung und Mitwirkung verschiedener Wissenschaftszweige und Kooperationspartner. So erarbeitete das Forschungszentrum des Werkzeugmaschinenbaus im Kombinat „Fritz Heckert" im engen Zusammenwirken mit der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt und wichtigen Zulieferern für Bauteile und Steuerungen ein Konzept zum „Betrieb der Metallverarbeitung des Jahres 2000". Besonderer Wert wurde auf das aufeinander abgestimmte Zusammenwirken von Mikroelektronik, flexibler Automatisierung, CAD/CAM und CIM, Lasertechnologie und neuen Werkstoffen gelegt. Dieses Konzept ist nunmehr Ausgangspunkt der Aufgabenstellungen für die Forschungskooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen und anderen Kombinaten. 3. Ein Schwerpunkt in der Wahrnehmung der persönlichen Verantwortung durch die Generaldirektoren

im Prozeß der Erarbeitung der Aufgabenstellung für Pflichtenhefte und Erneuerungspässe ist, abzusichern, daß die vom Parteitag beschlossenen differenzierten Effektivitätskriterien für die Einführung der Schlüsseltechnologien durchgesetzt werden. In seiner Rede vor dem Kollektiv der Technischen Universität Dresden forderte Günter Mittag nachdrücklich, die mit der Einführung der Schlüsseltechnologien verbundene Veränderung der technologischen Prozesse ökonomisch zu durchdringen. „Es geht sowohl um klare ökonomische Prämissen für das mit neuen Technologien zu erreichende Ergebnis als auch darum, die mit diesen Technologien gegebenen Möglichkeiten für die Ökonomie voll zu erkennen lind auszuschöpfen." 1 Nach unseren Erfahrungen kann die Treffsicherheit der ökonomischen Vorgaben und Vorausberechnungen spürbar erhöht werden, wenn dabei folgendes beachtet wird: - Als Ausgangsgrößen sollten nachgewiesene Aufwände für Fertigungszeit, Materialeinsatz und Kosten eines bereits vorhandenen Erzeugnisses (auch wenn es später durch das Nachfolgeerzeugnis ersetzt wird) oder des reproduzierbar verfügbaren Funktionsmusters genutzt werden. - Sehr wichtig sind eine exakte Bedarfsermittlung, gegebenenfalls im Sortiment untergliedert, und insbesondere das Fundieren der Exportzielstellungen durch nachprüfbare, beweiskräftige marktökonomische Studien und Analysen. - Als Basiskennziffern sollten Arbeitszeitaufwand je Erzeugnis; Materialaufwand (nach Arten) je Erzeugnis und Kostensatz zugrunde gelegt werden. Davon können alle anderen Kennziffern abgeleitet werden. So wurde zum Beispiel im Kombinat Polygraph unter persönlicher Leitung des Generaldirektors eine langfristige Konzeption zur Entwicklung von Offsetdruck-, Hochdruck-, Falz- und Buchbindereimaschinen erarbeitet. Dem ging eine umfassende Analyse der technischen Entwicklungsrichtungen und Bedarfsentwicklung sowie eine gründliche ökonomische Bewertung der wissenschaftlich-technischen Sachverhalte und eine fundierte Variantenberechnung voraus. Die Grundrichtungen wurden im Wissenschaftlichen Beirat des Generaldirektors, dem führende Wissenschaftler und bewährte Techniker angehören, erörtert. Im Ergebnis dessen werden die Aufgaben für die Forschungskooperation und die Zulieferer mit den Schwerpunkten: hohe ökonomische Effekte sowie soziale Voraussetzungen und Konsequenzen festgelegt. 4. Schnell wachsende Bedeutung für das ökonomische Ergebnis erlangt bekanntlich der Zeitfaktor, also insbesondere der Zeitpunkt der Aufgabenstellung, die Bearbeitungs-, Überleitungs- und Marktvorbereitungszeiten, der Zeitpunkt der Markteinführung. Das erfordert gerade angesichts der spezifischen Merkmale der Schlüsseltechnologien, in der Aufgabenstellung stets die zeitliche und inhaltliche Einheit von Ziel und Realisierungsbedingungen zu gewährleisten. Unter unmittelbarer Einbeziehung profilierter Wissenschaftler der Bergakademie Freiberg, der Akademie der Wissenschaften der DDR und sowjetischer Institute wird im Gaskombinat „Schwarze Pumpe" die langfristige Forschungskonzeption erarbeitet. Sie enthält die

Grundrichtungen der wissenschaftlich-technischen Arbeit - von der Grundlagenforschung bis zur Überleitung. Sie schließt ein zeitliche Festlegungen für zu erbringende Leistungen ein, einschließlich der Niveauanforderungen, sowie die erforderlichen Aufwendungen und Aktivitäten zur Realisierung. 5. Die Schlüsseltechnologien befinden sich - wenn auch in unterschiedlichem Grade - in einem dynamischen Entwicklungsprozeß. Dieser Umstand erfordert ein Gesamtkonzept, das flexibel und offen für Veränderungen und neue Lösungen ist. Flexibilität ist besonders für die technologische Aufgabenstellung erforderlich; denn auch in automatisierten Bereichen und Betrieben muß aus ökonomischen Gründen die Nutzungsdauer der technologischen Ausrüstungen und Verfahren die Marktperioden der Erzeugnisse weit überschreiten. 6. Die vor allem durch die Anwendung von CAD/CAM mögliche zunehmende Parallelität von Arbeiten im Reproduktionsprozeß erfordert, Primärdaten- und Betriebsorganisation unmittelbar zum Bestandteil der wissenschaftlich-technischen Aufgabenstellung zu machen. Mit der Einführung von CAD/CAM-Arbeitsstationen in der mechanischen Konstruktion, technologischen Produktionsvorbereitung und Fertigungssteuerung wurden im Stammbetrieb des Kombinates Umformtechnik Erfurt die Durchlaufzeiten für neue Erzeugnisse um 40 % verkürzt. Das wurde erreicht, indem Konstruktion und Technologie weitgehend parallel erarbeitet werden. Bei Vorliegen von Teilergebnissen beginnt bereits die mechanische Fertigung von Einzelteilen. Folgende betriebswirtschaftliche bzw. betriebsorganisatorische Voraussetzungen wurden dazu geschaffen: - In allen Bereichen werden einheitliche Planungs- und Fertigungsunterlagen verwendet. Ihre zeitliche und inhaltliche Aktualität wird durch eine zentrale Datenbank tagfertig gewährleistet. Das herkömmliche Verfahren mit Änderungsmitteilungen und spezifischen arbeitsplatzbezogenen Zusatzanweisungen genügte nicht mehr den neuen Anforderungen. - Operative Änderungen (zum Beispiel im Fertigungsablauf) bleiben nun nicht mehr auf einen Bereich beschränkt, sondern umfassen immer den gesamten Reproduktionsprozeß . Deshalb sind im Kombinat Umformtechnik die erforderlichen betriebswirtschaftlichen und -organisatorischen Voraussetzungen Bestandteil jeder Aufgabenstellung für eine neue Pressengeneration. 7. Mit der Anwendung von Schlüsseltechnologien wachsen die Anforderungen an Disziplin, Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz, an Qualifikation und Disponibilität der Werktätigen sowie an die politischideologische Motivierung zu höchsten Leistungen. Die Aufgabenstellung muß demzufolge auch Forderungen und Festlegungen in dieser Richtung enthalten. So wurden im Werk für Fernsehelektronik Berlin mit der Aufgabenstellung zum Aufbau der Fertigungslinie für optoelektronische Bauelemente vorgegeben: - Anforderungen an die Qualifikation und das Berufsbild der Werktätigen (der technologische Prozeß erfordert eine Kombination der Berufsbilder des Elektronikfacharbeiters, Feinoptikers und Galvaniseurs); - Sicherung der Disponibilität (jeder Facharbeiter muß 43

mindestens sechs Arbeitsplätze sicher beherrschen); - Programm zur politisch-ideologischen Motivation sowie zur materiellen und moralischen Stimulierung der Werktätigen, die sich - teilweise auch außerhalb der Arbeitszeit - diese Qualifikation aneignen. Diese Aufgaben wurden gemeinsam vom Direktor für Wissenschaft und Technik und dem Direktor für Kader und Bildung bearbeitet. Sehr wichtig ist zu erkennen: Die effektive Anwendung der Schlüsseltechnologien erfordert eine neue Einstellung zur Technik, höchste Bedienkultur. Der Grad staatsbürgerlicher Verantwortung, das Niveau der ökonomischen und technischen Kenntnisse der Werktätigen müssen den Erfordernissen der Zeit entsprechen. Aus diesen neuen Anforderungen wird deutlich, daß auf Grund ihrer enormen ökonomischen und sozialen Tragweite Konzepte der Automatisierung und langfristige Aufgabenstellungen für die Einführung der Schlüsseltechnologien nur von der ersten Leitungsebene des Kombinates unter Einbeziehung interdisziplinär zusammengesetzter Spezialistenkollektive erarbeitet werden können. Die Erfahrungen fortgeschrittener Kombinate belegen, daß die effektive Anwendung von Schlüsseltechnologien einer langfristigen Einsatzkonzeption bedarf. Die Mehrzahl der Kombinate (so zum Beispiel: Mikroelektronik Erfurt; Polygraph; 7. Oktober Berlin; Chemieanlagenbau Leipzig/Grimma; Petrolchemisches Kombinat Schwedt; die Braunkohlenkombinate Senftenberg und Bitterfeld sowie das Kombinat Milchwirtschaft Frankfurt [Oder]) nutzt eine gesonderte langfristige Konzeption für die Einführung und Anwendung von Schlüsseltechnologien. Sie steht in enger inhaltlicher und zeitlicher Beziehung zur Veredlungskonzeption und dient ihrer maßnahme- bzw. vorhabenkonkreten Untersetzung. Wie sich zeigt, ist es erforderlich, daß derartige Einsatzkonzeptionen der Differenziertheit der Erzeugnisund Verfahrensstruktur, dem Charakter der Prozeßautomatisierung, der konkreten Ressourcenlage und den Ausgangsbedingungen eines Kombinates Rechnung tragen müssen. So geht es beispielsweise in den Kombinaten der Metallurgie und Chemie vor allem darum, Schlüsseltechnologien wie die Mikroelektronik und CAD/CAM für die Automatisierung kontinuierlicher Prozesse mit bekannten technologischen Verfahren in der Fertigung und in Pilotanlagen einzusetzen. Neue Technologien in der chemischen und Lebensmittelindustrie werden durch biotechnologische Verfahren bestimmt. Demgegenüber steht für die diskontinuierlichen Prozesse der metallverarbeitenden Industrie und der Elektrotechnik/ Elektronik der Einsatz der Mikroelektronik und von CAD/CAM-Arbeitsstationen für neue flexible Automatisierungslösungen im Vordergrund. In den Braunkohlekombinaten und im Verkehrswesen geht es vor allem darum, CAM-Lösungen, die auf die Gewinnung von Arbeitskräften in den Transport- und Lagerprozessen abzielen, durchzusetzen. Für alle Einsatzstrategien zu Schlüsseltechnologien ist die Einführung von CAD/CAM-Arbeitsstationen als In44

strument der Integration neuer Lösungen in den Reproduktionsprozeß charakteristisch. CAD/CAM wirkt als „Katalysator", um unterschiedlichste Schlüsseltechnologien zu effektivsten komplexen Lösungen zu verbinden. Denn sowohl flexible Automatisierungslösungen, die Prozeßautomatisierung, Lager- undTransportsteuerungen als auch biotechnologische Prozesse und geschlossene Stoffkreisläufe bedürfen der rechnergestützten Regelung, Steuerung und Informationsverarbeitung. Deshalb ist - unabhängig von den differenzierten Reproduktionsbedingungen der einzelnen Industriezweige die Einsatzstrategie für CAD/CAM wesentlicher Bestandteil, ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der langfristigen Konzeptionen zur effektiven Anwendung der Schlüsseltechnologien. Von prinzipieller Bedeutung ist die Festlegung der zeitlichen Reihenfolge der Anwendung von Schlüsseltechnologien und von CAD/CAMLösungen und damit ihre Bindung an bestimmte Generationen von Mikroprozessoren und Automatisierungsgeräten (zum Beispiel in Kraftwerken oder in Abwasserreinigungsanlagen, deren durchschnittliche Nutzungsdauer 20 bis 25 Jahre beträgt). Unabhängig von den differenzierten Ausgangs- und Realisierungsbedingungen in den Kombinaten lassen sich folgende Erfahrungen zum Herangehen an die Ausarbeitung langfristiger Einsatzkonzeptionen und deren Realisierung - in Stichworten - verallgemeinern: 1. Am Anfang steht die Durchführung komplexer Prozeßanalysen im gesamten Reproduktionsprozeß. Das bedeutet, nicht nur den eigentlichen Fertigungsprozeß zu durchleuchten, sondern auch den Materialfluß, die Transport-, Lager- und Umschlagprozesse, die Hauptansatzpunkte in den vor- und nachgelagerten, weiterverarbeitenden Stufen, im eigenen Kombinat und bei den wichtigsten Kooperationspartnern. Nur auf diese Weise können die wachstumsbestimmenden Schwerpunkte abgeleitet werden. Das Ziel dieser Arbeiten besteht darin, ein integriertes System für die Anwendung von Schlüsseltechnologien und die sich daraus ergebenden Veränderungen zur Primärdaten- und Betriebsorganisation sowie den Informationsfluß für den gesamten Reproduktionsprozeß - bis hin zu den wichtigsten Kooperationspartnern - zu modellieren. 2. Abgeleitet aus den Anforderungen zur Leistungsentwicklung und den Ergebnissen der Prozeßanalyse, erfolgt in einem nächsten Schritt die Festlegung des komplexen Einsatzes von Schlüsseltechnologien in Automatisierungslösungen für den Fünfjahrplanzeitraum mit Anschlußbedingungen für die nächsten fünf Jahre. (Das schließt selbstverständlich die damit verbundenen CAD/CAM-Arbeitsstationen und Informationstechniken, den Einsatz von Schlüsseltechnologien in den Transport-, Lager- und Umschlagprozessen sowie die Neuorganisation der Materialwirtschaft ein.) Es hat sich bewährt und als zwingend notwendig erwiesen, den Einsatz von Schlüsseltechnologien komplex und prozeßbezogen zu konzipieren, vorzubereiten und zu realisieren. Eine Vereinzelung der Einsatzstrategie auf einzelne Schlüsseltechnologien wirkt effektivitätsmindernd. Beispiele solcher komplexer, prozeßbezogener An-

wendungs- und Realisierungskonzeptionen sind das Vorhaben zur Herstellung von Rohsilizium und von Siliziumscheiben im V E B Spurenmetalle Freiberg (neue Werkstoffe, neue Bearbeitungsverfahren, Mikroelektronik, C A M ) , die Fertigungslinie für Präformen für Lichtwellenleiter im VEB Jenaer Glaswerk (Laser- und Lichtleitertechnik, neue Werkstoffe, Mikroelektronik, CAM) oder für die Käseproduktion im Betrieb Seelow des Kombinates Milchwirtschaft Frankfurt (Oder) (Biotechnologie, Prozeßautomatisierung, Mikroelektronik, CAM). In diesen Konzeptionen wird dem Umstand Rechnung getragen, daß die Nutzung von Schlüsseltechnologien höchste Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit der Erzeugnisse und an ihre Fertigung stellt. Deshalb enthalten die Konzeptionen Festlegungen für ein durchgängiges rechnergestütztes System der Qualitätssicherung und -kontrolle; vom Wareneingang über fehlerfreie Unterlagen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung bis hin zum Versand. Vorrichtungen zur weitgehend automatisierten Qualitätsprüfung werden in den Fertigungsprozeß integriert. 3. Der Einsatz der Mikroelektronik für die Prozeßautomatisierung, flexible Fertigungssysteme, der Industrierobotereinsatz und CAD/CAM-Arbeitsstationen erfordern, in der konzeptionellen Arbeit die perspektivisch vorgesehene Hard- und Softwarekonfiguration festzulegen. Beispielsweise orientierten Kombinate wie Mikroelektronik Erfurt, 7. Oktober Berlin, Umformtechnik Erfurt auf Hardware (und zwar Rechner mit 16-bit-Verarbeitungsbreite) und Software (die in das von Robotron entwickelte Konzept paßt - CP/M-kompatibel). 4. Der langfristige Einsatz von Schlüsseltechnologien in einem Kombinat erfordert die konsequente Standardisierung oder Systematisierung der eingesetzten Baugruppen bzw. Verfahren für die strukturbestimmenden Erzeugnisse, für die Fertigungsmittel und für den Fertigungsablauf. So wurde zum Beispiel im Kombinat 7. Oktober Berlin vor der Realisierung eines integrierten Fertigungssystems für mechanische Kleinteile eine konsequente Standardisierung dieser Kleinteile und der daraus zusammengesetzten Baugruppen vorgenommen. Im Kombinat G E R M E D wird zielstrebig die Systematisierung biotechnologischer Verfahren für die Insulinund Interferonproduktion durchgeführt. Im Prozeß der Realisierung dieser Arbeiten werden wichtige Bausteine für eine qualitativ neue rechnergestützte sozialistische Betriebswirtschaft in den Kombinaten und ihren Betrieben gelegt. Das wichtigste Instrument der Leitung, um die konzeptionellen Vorstellungen zur effektiven Anwendung der Schlüsseltechnologien umzusetzen, ist das Pflichtenheft für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben als integraler Bestandteil des ab 1.1.1987 verbindlichen Erneuerungspasses. Unter den Bedingungen der Einführung und breiten Nutzung von Schlüsseltechnologien gibt es für die Pflichtcnheftausarbeitung einige neue qualitative Merkmale. Worin kommen sie zum Ausdruck? - In der zunehmenden zeitlichen und inhaltlichen Verknüpfung mehrerer, zum Teil sehr verschiedenartiger

Aufgaben bzw. Pflichtenhefte auf Grund der Komplexität und Vielschichtigkeit in der Wirkungsweise der Schlüsseltechnologien; - in den gewachsenen Ansprüchen an begründete und nachgewiesene ökonomische Vorgaben, die flexibel der Aufgabenstellung anzupassen sind; - in der Notwendigkeit, die Kooperation mit anderen Entwicklungskollektiven erheblich zu vertiefen, und schließlich - in der Integration inhaltlicher Vorgaben zu Qualität und Zuverlässigkeit in die Aufgabenstellung der Pflichtenhefte. In manchen Kombinaten wird immer noch die Erarbeitung des Pflichtenheftes dem späteren Entwicklungskollektiv überlassen. Das führt häufig zu fehlender Komplexität, unzureichender Einschätzung des Niveaus der Zielstellung und Nichterreichen der vorgegebenen ökonomischen Effektivität nach der Produktionsüberleitung. Die Komplexität in der Vorgehensweise der Schlüsseltechnologien zwingt dazu, die Pflichtenhefte durch interdisziplinär zusammengesetzte Kollektive (Entwicklungsingenieure unterschiedlicher technischer Disziplinen, Technologen, Ökonomen, Absatz- und Außenhandelsspezialisten) auszuarbeiten und durch den Generaldirektor vorzugeben. Ganz in diesem Sinne hob Günter Mittag auf der Kontrollberatung in Leipzig (August 1986) hervor, daß für das ökonomische und wissenschaftlich-technische Niveau der Aufgabenstellung des Planes Wissenschaft und Technik der Generaldirektor persönlich verantwortlich ist. Niemand habe das Recht, diese entscheidende volkswirtschaftliche Verantwortung an andere zu delegieren. Daraus leitet sich ab, daß - anspruchsvolle ökonomische und wissenschaftlichtechnische Aufgaben durch den Generaldirektor persönlich gestellt werden, - ökonomische Leistungsziele so vorgegeben werden, daß sie zwangsläufig neuartige wissenschaftlich-technische Lösungen herausfordern, - die befähigsten und besten Kader mit den vordringlichsten Aufgaben betraut werden. Schlüsseltechnologien zu nutzen, fordert mit unnachgiebiger Konsequenz problemorientierte kameradschaftliche Zusammenarbeit, engsten „Schulterschluß", rationell organisierte, ergebnisorientierte interdisziplinäre Zusammenarbeit, sozialistische Gemeinschaftsarbeit im weitesten Sinne des Wortes und auf bisher nicht gekanntem Niveau. Sie beginnt bei der Ideenfindung, ist tragende „Säule" im Forschungsprozeß selbst und erst recht bei der Überleitung. Daraus erwachsen der Leitung von Wissenschaft und Technik im Kombinat neue Aufgaben. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt, die wissenschaftlich-technische Revolution bringt objektiv eine Vertiefung und Ausweitung der Spezialisierung in der wissenschaftlich-technischen Arbeit hervor. Hohes Spezialwissen, meisterliches Können ist unerläßlich, um die Gesetzmäßigkeiten der Schlüsseltechnologien zu erkunden und sie einer produktiven Nutzung zuzuführen. Aber: Spezialisierung bedeutet zugleich Beschränkung auf ein immer schmaler werdendes wissenschaftlich45

technisches Feld. Nur interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Bereitschaft zu Kooperation und Kommunikation vermögen die Beschränktheit der Spezialisierung zu überwinden. Dieser Prozeß muß feinfühlig und zugleich prinzipiell politisch geleitet werden. Einige Kombinate (zum Beispiel Polygraph, TEXTIMA) gehen so vor: Zur Lösung anspruchsvoller Forschungs- und Entwicklungsaufgaben werden interdisziplinär zusammengesetzte Kollektive gebildet: Spezialisten aus dem Kombinat, aus Zulieferbetrieben, aus Hochschulen. Sie arbeiten unter Klausurbedingungen in einem Ferien- oder Schulungsobjekt des Kombinates „rund um die Uhr" - bis das Konzept beziehungsweise Projekt feststeht. Die Arbeitsbedingungen für die Forscher, Konstrukteure usw. in diesen Objekten sind vorzüglich. Da sie „ohne auf die Uhr zu schauen" arbeiten, erhalten sie eine kräftige zusätzliche materielle Stimulierung (aufgabengebundener Leistungszuschlag), hohe öffentliche Anerkennung, zusätzlichen Urlaub. Diese Kombinate schaffen so eine Atmosphäre, daß sich Forscher, Projektanten, Formgestalter, Technologen, Rationalisierungsmittelbauer förmlich um solche Aufträge reißen. Die Nutzung der Schlüsseltechnologien für größtmögliche ökonomische Effektivität und hohe soziale Wirkungen erzwingt auch ein neues Niveau im Zusammenwirken zwischen den Leitungs- und Leistungsbereichen. Eine besondere Verantwortung für das Erreichen dieser Zielsetzungen tragen die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Absatz/Außenhandel. Diese besondere Verantwortung ergibt sich aus ihrer spezifischen Stellung und Funktion im Reproduktionsprozeß und seiner Leitung, aus den spezifischen Zielsetzungen, Möglichkeiten und Bedingungen ihrer Arbeit. Das wird insbesondere an folgenden volkswirtschaftlichen Erfordernissen deutlich: 1. Eine Forschungs- und Entwicklungsaufgabe auszulösen, Produktion und Absatz dementsprechend vorzubereiten, ist erst dann ökonomisch gerechtfertigt, wenn - bekannte, vorhandene Bedürfnisse durch die Nutzung der neuesten Ergebnisse des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts auf neuartige Weise effektiver (das heißt kosten-, energie-, material- und arbeitszeitsparender als zuvor) befriedigt werden können, - die Anwendung der Schlüsseltechnologien zur „...Produktion neuer Bedürfnisse und Entdeckung und Schöpfung neuer Gebrauchswerte.. ." 2 führt. Ausgehend von der gemeinsamen Verantwortung für eine bedarfsgerechte Produktion, verfügen die Spezialisten in Forschung und Entwicklung der Kombinate über die erforderlichen Möglichkeiten und Bedingungen, im engen Bündnis mit ihren Partnern in den Grundlagenforschungseinrichtungen insbesondere die Frage zu beantworten, welche neuen Impulse der wissenschaftlichtechnische Fortschritt für die Befriedigung erkannter oder das Hervorbringen und die Befriedigung neuer Anwenderbedürfnisse gibt. Auf Grund ihrer Kenntnis der Entwicklungstendenzen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf ihrem Tätigkeitsfeld, ihrer Nähe zum Markt, ihrer ständigen Kontakte zu den Kunden, den Anwendern haben 46

die Spezialisten des Absatzes/Außenhandels ganz spezifische Möglichkeiten und Erkenntnisquellen. Sie sind in der Lage, hinreichend sicher einzuschätzen, in welche Richtung sich bestimmte, differenzierte Kundenbedürfnisse entwickeln oder welche Bedürfnisse durch ökonomisch vorteilhafte wissenschaftlich-technische Problemlösungen geweckt und befriedigt werden sollen, welchen Preis der stets ganz konkrete Käuferkreis bereit ist, dafür zu zahlen. Erst aus der Kombination dieser Erkenntnisse kann der Generaldirektor - gestützt auf seine Beratungsgremien - Schlußfolgerungen ziehen für die Erzeugnis- und Marktstrategie des Kombinates. 2. Die bedarfsmäßige Begründung von Forschung, Entwicklung und Produktion ist auch deshalb so außerordentlich wichtig, weil sonst die Gefahr besteht, daß zwar neue wissenschaftlich-technische Ergebnisse in neue Erzeugnisse, in neue materielle und immaterielle Leistungen umgesetzt werden. Jedoch kann sich beim Verkauf auf dem Binnen- und Außenmarkt herausstellen, daß sie nicht - wie erwartet - ökonomisch verwertet werden können. Solche Erzeugnisse sind also nur scheinbar neu - im Vergleich zu Konkurrenzangeboten. Sie führen nicht zu einer besseren Befriedigung der Bedürfnisse, des Bedarfs der Volkswirtschaft, der Bevölkerung und im Export. Erfahrungen und Erkenntnisse von Kombinaten besagen: Bei der Erzeugniserneuerung liegt das Risiko nicht in der Entwicklung wissenschaftlich-technischer Neuheiten schlechthin, sondern vielmehr im Hervorbringen anwendernützlicher Problemlösungen. 3. Die Erneuerung der Produktion steht in direkter Verbindung zur Gestaltung der Territorialstruktur im Außenhandel und der Kundenstruktur. Mit der Veränderung des Niveaus, der Gebrauchswerte und des Verhältnisses von Preis/Valutapreis zur Leistung bei neuen Erzeugnissen können sich auch der Kundenkreis, somit die Bedarfsgröße sowie das Wettbewerbs- bzw. Konkurrenzverhalten auf den Märkten ändern. Deshalb ist durch die enge Zusammenarbeit dieser beiden Bereiche rechtzeitig zu klären, ob der potentielle Kundenkreis ausreichend aufnahmefähig ist für eine effektive Produktion und in welchen Stückzahlen produziert werden muß. Gemeinsam gilt es zu ermitteln, mit welchen Mitteln und mit welchem Marktaufwand Marktpositionen zu gewinnen, zu festigen und auszubauen, welche ökonomischen Ziele für die Valutapreisarbeit zu setzen sind. Nur durch gemeinsames Vorgehen dieser beiden Bereiche werden ökonomisch effektive Lösungen im Interesse der Volkswirtschaft ausgearbeitet und realisiert. Dieser Arbeitsstil gibt solchen überholten Methoden keinen Raum, gegenseitig Forderungsprogramme auszutauschen und auf deren Verwirklichung „zu pochen". Um diese Fragen auf die effektivste Weise zu lösen, ist die Leitung des Kombinates VEB Carl Zeiss JENA wie folgt vorgegangen: 1. Im Forschungszentrum des Kombinates wurde ein Bereich „Vorlaufforschung" mit folgender Aufgabenstellung geschaffen: - Ausarbeitung langfristiger Profillinien und Vorbereitung von Entscheidungen zur langfristigen Zielstellung unter Einbeziehung marktstrategischer Gesichtspunkte;

- theoretische und experimentelle Grundlagenforschung bei ständiger Beachtung der Bedürfnisentwicklung und der Entwicklungsbedingungen auf den Märkten; - bedarfskonkrete Vorlaufforschung für Erzeugnisse und Verfahren als Vorbereitung für Neuentwicklungen und Ableitung der Aufgabenstellungen für die Pflichtenhefte unter Nutzung der Erkenntnisse aus der Markt- und Bedarfsforschung. In den Bereich „Vorlaufforschung" werden die erfahrensten Außenhandelskader delegiert. Sie kehren nach einem festgelegten Austauschrhythmus - bereichert um das neueste wissenschaftlich-technische Wissen - in ihre Außenhandelsfunktion zurück. 2. Im Außenhandelsbetrieb Carl Zeiss Jena ist ein Bereich Verkaufsentwicklung und Applikation wirksam. Einerseits unterhält er eine enge Partnerschaft zum Forschungszentrum und nimmt eine aktive Rolle bei der Einführung neuer Erzeugnisse in die Produktion ein. Durch diese Mitwirkung wird vor allem Einfluß auf die

bedarfsorientierte Forschung und Entwicklung und die bedarfsgerechte Bereitstellung der Erzeugnisse und Leistungen genommen. Andererseits werden in diesem Bereich die Prozesse der Markteinführung vorbereitet und nach einheitlichen Prinzipien und Maßnahmen anwenderorientiert geleitet und durchgeführt. Einen wichtigen Platz nehmen dabei Aufgaben der Applikation und der Aus- und Weiterbildung der Vertreter, Händler und eigenen Mitarbeiter ein. Von diesem Bereich werden gemeinsam mit den Forschern und Entwicklern die Verkaufsargumentationen und die wichtigsten Maßnahmen auf den jeweiligen Märkten zur Präsentation der neuen Erzeugnisse vorbereitet. Das enge Zusammenwirken der Bereiche Forschung und Entwicklung, Absatz, der Außenhandelsbetriebe bzw. -firmen erweist sich also als ein Unterpfand, als ein Grundpfeiler für höchstmögliche volkswirtschaftliche Effekte bei der Nutzung der Schlüsseltechnologien.

Anmerkungen 1

2

G. Mittag, Spitzenleistungen in Wissenschaft und Produktion zum Wohle des Volkes, In: Neues Deutschland vom 6. Oktober 1986, S. 3. K.Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1974, S. 312.

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Wolf-Rainer Krannich

Arbeitsweise und Erfahrungen eines konsumgüterproduzierenden Kombinates bei der Anwendung von Schlüsseltechnologien zur Erzielung von internationalen Spitzenleistungen In der von unserer Partei und Regierung beschlossenen ökonomischen Strategie ist die Rolle der Konsumgüterproduktion in der Wirtschaft der Republik genau definiert und sind die Anforderungen an die Kombinate und Betriebe auf diesem Gebiet festgelegt. Die Verantwortung des Kombinates Haushaltgeräte als traditioneller Konsumgüterproduzent besteht darin, Konsumgüter für die Bevölkerung in hoher Qualität bedarfsgerecht zu produzieren und damit zur immer besseren Durchsetzung des Leistungsprinzips beizutragen. Durch den devisenrentablen Export von Konsumgütern werden Valutamittel erwirtschaftet, die die Republik für den Import wichtiger Materialien, Roh- und Brennstoffe benötigt. Zugleich besteht eine Verpflichtung bei der Entwicklung und Produktion von Konsumgütern darin, positiv auf das Gesamtverhältnis von Aufwand und Ergebnis in der Volkswirtschaft einzuwirken. Die Entwicklung und Produktion von Konsumgütern, die dem wissenschaftlich-technischen Höchststand entsprechen und mit niedrigstem Produktionsverbrauch gefertigt werden, ist eine Quelle für Intensivierungseffekte in volkswirtschaftlichen Dimensionen. Deutlich wird das u. a. am Veredlungsgrad, der bei solchen Erzeugnissen, w i e z . B . Waschmaschinen, Kühlund Gefrierschränken, Gas- und Elektroherden, um etwa 5 0 % über dem Durchschnitt des Veredlungsgrades des gesamten volkswirtschaftlichen Endproduktes liegt. Die Verwirklichung der ökonomischen Strategie auf dem Gebiet der Konsumgüterproduktion stellt, wie in den Beschlüssen des XI. Parteitages der S E D zum Ausdruck gebracht, neue, höhere Maßstäbe. Die Kollektive im Kombinat Haushaltgeräte werden diesen Ansprüchen gerecht, indem jährliche Zuwachsraten in der Leistungs- und Effektivitätsentwicklung von über 10% gesichert werden - und das vor allem durch einen Erneuerungsgrad der Produktion, der mindestens 4 0 % beträgt. Der Erneuerungsgrad wird dabei als Einheit von Entwicklung und Produktion neuer Erzeugnisse, neuer Verfahren und Anwendung fortschrittlicher Technologien gestaltet. Das qualitative Wachstum zeigt sich daran, daß die Erneuerung einen steigenden Anteil Erzeugnisse beinhaltet, die internationalen Ansprüchen und den wachsenden Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden. Die Warenproduktion mit dem Gütezeichen „Q" wird so gesteigert, daß 1990 mindestens die Hälfte der produzierten Konsumgüter aus dem Kombinat Haushaltgeräte dieses Qualitätskennzeichen tragen. Die Anwendung der Schlüsseltechnologien in der Konsumgüterproduktion ermöglicht besonders hohe ökonomische Effekte. Durch die massenhafte Produktion und Anwendung von Konsumgütern vervielfachen 48

sich Effekte bei der Einsparung von Material und Fertigungszeitaufwand sowie an Energieträgern, Wasser, Wasch- und Spülmitteln u . a . bei der Anwendung der Erzeugnisse im Haushalt. Bei einer gegenwärtigen Produktion von über einer Million Kühl- und Gefriergeräten, einer halben Million Waschmaschinen und einer halben Million Gas-, Elektro* und Kohleherden führen solche Ergebnisse zu Einsparungen, die für die Volkswirtschaft von Bedeutung sind. Zwei repräsentative Beispiele sollen die Erfordernisse und Ergebnisse bei der Anwendung von Schlüsseltechnologien in der Produktion von Konsumgütern zeigen. Das erste Beispiel bezieht sich auf den Einsatz der Mikroelektronik bei Erzeugnissen. Gegenwärtig wird die A u f n a h m e der Produktion einer neuentwickelten Waschmaschine mit mikroelektronischer Steuerung vorbereitet. Die mikroelektronischen Steuerungen dafür werden im Kombinat mit Unterstützung von Einrichtungen des Territoriums Karl-Marx-Stadt selbst entwickelt und zukünftig auch im Kombinat selbst produziert. Dazu wurde im zentralen Rationalisierungsmittelbaubetrieb eine eigene Forschungs- und Entwicklungskapazität geschaffen, und ein Kombinatsbetrieb wird gegenwärtig auf die Produktion mikroelektronischer Baugruppen profiliert. Erst die Mikroelektronik in Verbindung mit Baugruppen der Sensorik macht es möglich, alle Faktoren, die im Prozeß der Wäschereinigung wirken, zu erfassen und für den jeweiligen Waschvorgang das optimale Programm zu gestalten. Zugleich bietet die Mikroelektronik Vorteile hinsichtlich der automatischen Selbstdiagnose bei auftretenden Störungen und der Fehlersuchprogramme für den Servicemonteur. Insgesamt wird bei der neuen Generation von Waschmaschinen ein Gebrauchswertzuwachs von 37 % , eine Verbesserung des Masse-Leistungs-Verhältnisses um 20% gesichert. Die Gerätemasse wird je nach Typ um 25 bis 4 0 % reduziert. Der Energieverbrauch sinkt um 25 % und der Wasserverbrauch um 27 bis 30 % . Aus heutiger Sicht werden 1990 etwa ein Drittel der Erzeugnisse des Kombinates Haushaltgeräte mit mikroelektronischen Bauelementen und damit neuen bzw. höheren Gebrauchswerten bei sinkendem Aufwand an Produktionsverbrauch und Arbeitszeit ausgestattet sein. Ein zweites Beispiel für die Realisierung komplexer Neuerungen unter Einsatz von Schlüsseltechnologien ist der Aufbau einer flexiblen automatisierten Produktion für material- und energiesparende Hermetikverdichter, die das Herzstück der Kühl- und Gefriergeräte sind. Das Stellen hoher Ziele, die sich am internationalen Entwicklungstrend orientieren, und die rechnergestützte

Konstruktion und Berechnung der Verdichtersysteme führten dazu, daß gegenüber der alten Ausführung der Einsatz von G u ß um 42 % und der Arbeitszeitaufwand um zwei Drittel reduziert werden konnten. Mit einer Erhöhung der energetischen Leistungskennziffer auf über 0,9 bestimmen diese neuen Verdichter den internationalen wissenschaftlich-technischen Höchststand. Durch die Schaffung einer automatisierten Fertigung für die vier Grundtypen der neuen Verdichter steigt die Arbeitsproduktivität auf 2 2 8 % , die Produktionsstückzahlen auf 164 % , und der Automatisierungsgrad in der Fertigung erreicht eine Größe von 8 0 % . Erreicht werden diese Ergebnisse durch den Einsatz von 180 prozeßflexiblen und spezifischen Industrierobotern, die Anwendung der Rechentechnik aus der Rechnerfamilie K1600 zur Lenkung und Steuerung von Fertigungsabschnitten, für Disposition in der Teilelagerung und für die Aufbereitung und Analyse der Informationen des Produktionsprozesses. Voll integriert in die Fertigung sind rechnergestützte Abläufe zu Transport- und Lagerprozessen sowie der Meß- und Prüftechnik. Zusammengefaßt zeigt sich, daß Mikroelektronik, Rechentechnik und Industrierobotertechnik die wichtigsten materiell-technischen Voraussetzungen für die Realisierung solcher Vorhaben zur Schaffung flexibler automatisierter Fertigungsabschnitte sind. Den in den vorliegenden Thesen dargestellten Anforderungen an die Leitung und Gestaltung von Prozessen im Zusammenhang mit der Entwicklung und Einführung der Schlüsseltechnologien wird zugestimmt. Vor allem an die eigenen Rationalisierungsmittelbaukapazitäten werden zukünftig völlig neue Ansprüche gestellt. Die Vorbereitung und Realisierung von Neuerungsprozessen erfordert von diesen Bereichen nicht Einzel-, sondern Komplexlösungen. In die Konstruktionsabteilungen für Rationalisierungsmittel und Werkzeuge zieht die Rechentechnik ein und führt zur Steigerung der Arbeitsproduktivität um 300 bis 400%. Mit der Vorbereitung der Eigenproduktion mikroelektronischer Steuerungen ergeben sich Aufgaben zur Entwicklung und Produktion von speziellen Fertigungsmitteln sowie entsprechender Meß- und Prüftechnik für die Mikroelektronik. Der breite Aufbau flexibler automatisierter Fertigungen verlangt den qualitativen und quantitativen Ausbau des Rationalisierungsmittelbaus. Bereits jetzt deckt der V E B Kombinat Haushaltgeräte etwa 50% des Ausrüstungsbedarfes durch den Eigenbau von Maschinen und Anlagen. Die insgesamt im Kombinat geschaffenen Kapazitäten für den Bau von Rationalisierungsmitteln haben einen Umfang von 11,5 % des Bruttowertes der im Kombinat vorhandenen Produktionsausrüstungen. Das Kombinat hat sich vorgenommen, den zentralen Rationalisierungsbetrieb, mit dem zugleich als Stammbetrieb das Kombinat geleitet wird, zum Automatisierungsbetrieb zu entwickeln. Dazu werden die Kapazitäten der Verfahrensforschung und -entwicklung, der Projektierung, der Forschung und Entwicklung zum Einsatz der Mikroelektronik erweitert und ein eigenes CAD/CAM-Zentrum geschaffen. Die Aufgaben, die sich die Kollektive im Kombinat zur Anwendung der Schlüsseltechnologien und damit zur Erreichung von Spitzenleistungen bei Erzeugnissen 7/3621

und Technologien vorgenommen haben, erfordern konzentrierte Grundlagenforschung und angewandte Forschung, die auf der Basis von Koordinierungs- und Leistungsverträgen in kooperativer Zusammenarbeit mit Wissenschaftseinrichtungen organisiert und durchgeführt werden. Das Kombinat arbeitet u . a . mit der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt, den Ingenieurhochschulen Mittweida und Zwickau und der Bergakademie Freiberg eng zusammen. Diese Zusammenarbeit beinhaltet u . a . die Bearbeitung konkreter Themen der Forschung und Überleitung, die Schaffung und Nutzung gemeinsamer Labors und Werkstätten sowie den Austausch von Kadern. Auch hier ergeben sich völlig neue Anforderungen an die Leitungstätigkeit des Generaldirektors, an die Arbeit der Fachbereiche und Betriebe. Von immenser Bedeutung für die Erhöhung der Reaktionsfähigkeit sowie die Sicherung des wissenschaftlich-technischen Höchststandes ist auch für das Kombinat Haushaltgeräte, qualitäts- und niveaubestimmende Zulieferungen für die Erzeugnisse im Kombinat selbst zu entwickeln und zu produzieren. Das Kombinat verfügt bereits jetzt über spezialisierte Fertigungen, z . B . für Elektroplatten, für Emailfritte und Gasgerätearmaturen , und zur Zeit erfolgt der Aufbau eigener Kapazitäten für die Produktion mikroelektronischer Steuerungen und mikroelektronischer Baugruppen. Diese erzeugnisspezifischen Baugruppen selbst zu entwickeln und zu produzieren bewährt sich. Bei der weiteren vertikalen Gestaltung des Kombinates wird aber immer wieder gewissenhaft der Maßstab „Ökonomie" angelegt denn nicht jedes Qualitäts- oder Mengenproblem bei Zulieferungen ist mit Zuordnungen und Eigenproduktion lösbar. In der Leitungsarbeit des Generaldirektors ist immer stärker zu spüren, daß die von unserer Partei beschlossene ökonomische Strategie, insbesondere zur Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien, neue Inhalte und neue höhere Anforderungen an die Leitung stellt. Die Erfahrungen im Kombinat besagen, daß die umfassende Anwendung der Schlüsseltechnologien zur Erzielung hoher ökonomischer und sozialer Effekte nur durchsetzbar ist, wenn sich die gesamte Leitung auf diese tiefgreifenden Veränderungen rechtzeitig voll einstellt und die Werktätigen dabei umfassend einbezogen werden. Ein weiteres wichtiges Erfordernis ist, langfristige Konzeptionen zu besitzen, über deren verbindliche Abarbeitung vor allem die Proportionalität in der Entwicklung der einzelnen Abschnitte des Reproduktionsprozesses gewährleistet werden muß. Und eine dritte wichtige Erfahrung ist, daß die umfassende Anwendung der Schlüsseltechnologien eine stabile tägliche Planerfüllung bei hohem Leistungswachstum erfordert, um die notwendige Zeit und Kraft und vor allem auch die Mittel für die zu erbringenden beträchtlichen Vorleistungen aufzubringen. In der konkreten Arbeit des Kombinates Haushaltgeräte drückt sich das u. a. in der abstrichlosen Erfüllung der zum XI. Parteitag der SED eingegangenen anspruchsvollen Verpflichtungen und in einer hohen Überbietung der ökonomischen Effekte aus dem Plan Wissenschaft und Technik aus. 49

Wolfgang Salecker

Zu einigen Grundfragen der Freisetzung von Effektivitätspotentialen durch moderne Rechentechnik in Produktion und Leitung sozialistischer Kombinate und Betriebe Die vom XI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands mit dem Blick auf das Jahr 2000 beschlossene ökonomische Strategie der S E D ist darauf gerichtet, die Vorzüge des Sozialismus noch wirksamer mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution zu verbinden, die selbst in eine neue Etappe eingetreten ist. 1 Die breite Anwendung von Schlüsseltechnologien, in der die neue Qualität der ökonomischen Strategie des XI. Parteitages der S E D zum Ausdruck kommt, ist nicht Selbstzweck. Es geht bei allen Schlüsseltechnologien letztlich stets - um die Beschleunigung des Tempos der Steigerung der Arbeitsproduktivität in neuen Größenordnungen, - um die umfassende Intensivierung der Produktion mit noch höheren ökonomischen Effekten und sozialen Wirkungen, die die umfassende Intensivierung zur entscheidenden Grundlage des wirtschaftlichen Leistungsanstiegs werden lassen und das notwendige Wirtschaftswachstum dauerhaft gewährleisten, und - um ein noch konsequenteres Handeln im Sinne des Gesetzes der Ökonomie der Zeit. Das gilt für die Mikroelektronik, die moderne Rechentechnik und die rechnergestützte Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung ebenso wie für die flexiblen automatischen Fertigungssysteme, die neuen Bearbeitungsverfahren und Werkstoffe, die Biotechnologie, die Kernenergie und die Lasertechnik. Von besonderer Bedeutung ist die Forderung nach höchstmöglicher ökonomischer Verwertung einer Schlüsseltechnologie gegenwärtig jedoch für die vom XI. Parteitag der SED beschlossene weitere Beschleunigung der Entwicklung und Anwendung der rechnergestützten Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung (CAD/CAM): Die Zahl der in den Kombinaten und Betrieben der Deutschen Demokratischen Republik eingesetzten C A D / C A M Arbeitsstationen wird sich von rund 11200 zum Zeitpunkt des XI. Parteitages der SED im April 1986 auf etwa 90000 im Jahre 1990 erhöhen. 2 Der sich in diesen Zahlen ausdrückende Übergang zum massenhaften Einsatz arbeitsplatzbezogener moderner Rechentechnik der 4. Generation, die volkswirtschaftliche Breitenwirkung der CAD/CAM-Technologie und der nach vorläufigen Berechnungen zu erwartende Nutzen in Höhe von mehreren Milliarden Mark lassen der C A D / C A M Technologie gegenwärtig ein besonderes Gewicht bei der Verwirklichung der ökonomischen Strategie der SED zukommen. Die durch die CAD/CAM-Technologie mögliche Verkürzung der Zeiten für die Entwicklung und Uberleitung neuer Erzeugnisse in die Produktion, die mögli50

chen Steigerungen der Arbeitsproduktivität der Projektanten, Konstrukteure, Technologen und Fertigungsplaner sowie die möglichen Senkungen der Entwicklungskosten für neue Erzeugnisse und Leistungen verbinden sich fast immer mit der Möglichkeit, zu qualitativ neuen konstruktiven und technologischen Lösungen zu kommen. Aus der mit Hilfe moderner Rechentechnik möglichen Beschleunigung, Ökonomisierung und Qualifizierung von Prozessen der Produktionsvorbereitung und -Steuerung erwachsen den Kombinaten und Betrieben somit beständig neue Möglichkeiten zur Beschleunigung des Neuerungsprozesses der Produktion, zur Erhöhung der Flexibilität der Produktion und ihrer Reaktionsfähigkeit auf neue Erfordernisse der Bevölkerungsversorgung, der Volkswirtschaft der D D R und des Exports. Die CAD/CAM-Technologie ermöglicht insbesondere in Verbindung mit flexiblen automatisierten Fertigungssystemen kurze Angebots- und Lieferfristen auch bei Kleinserienproduktion, schnelles Reagieren auf spezifische Kundenwünsche und neue Marktsituationen überhaupt. Zugleich wirkt sie zunehmend als Katalysator für grundlegende Veränderungen in der gesamten Arbeitsweise der Kombinate und Betriebe, die auf eine grundlegende Beschleunigung des Prozesses der intensiv erweiterten Reproduktion in seinen entscheidenden Phasen gerichtet sein muß.' 1 Bereits gegenwärtig wird immer deutlicher erkennbar, daß die Schlüsseltechnologie C A D / C A M entscheidend zur Herausbildung einer neuen Qualität der sozialistischen Betriebs- und Kombinatswirtschaft beitragen wird. Ausgangspunkt dieser Entwicklung sind dabei vor allem die Zyklusverkürzungen, die durch die rechncrgestützte Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung möglich sind und ausgelöst werden und die eine immer konsequentere Einstellung der vorhandenen maschinellen Ausrüstungen, der Materialversorgung und der Kooperationsbeziehungen der Betriebe und Kombinate, ihrer Material- und Lagerwirtschaft, ihres innerbetrieblichen Transports, der Lagerhaltung und des Versands der Fertigerzeugnisse, des Schichtregimes sowie weiter Bereiche der Arbeits-, Produktions- und Betriebsorganisation auf diese Zyklusverkürzungen erfordern. Aus den Zyklusverkürzungen in der materiellen Produktion durch die CAD/CAM-Technologie ergeben sich zugleich neue und höhere Anforderungen an die Leitung und Planung, zum Beispiel hinsichtlich der Beschleunigung und Qualifizierung der Prozesse der Planung, der Bilanzierung, der Kontrolle und der Abrechnung der Produktion. Wie das auf dem XI. Parteitag der SED als beispielgebend hervorgehobene rechnerge-

stützte Bilanzierungssystem, das von der Staatlichen Plankommission, dem Ministerium für chemische Industrie und dem Ministerium für Erzbergbau, Metallurgie und Kali entwickelt wurde, zeigt, kann dieser Weg zur Beschleunigung und Qualifizierung von Planung und Bilanzierung nur mit Hilfe moderner, arbeitsplatzbezogener Rechentechnik realisiert werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die in der DDR in Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED zur weiteren Qualifizierung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung eingeleitet würden, gehört deshalb auch die Einführung der durchgängigen rechnergestützten Bilanzierung in allen produzierenden Bereichen der Volkswirtschaft der DDR bis Ende 1987.4 Das qualitativ Neue dieser Systemie der rechnergestützten Bilanzierung gegenüber bisherigen Anwendungen der Rechentechnik für die Bilanzierung besteht einerseits in der Durchgängigkeit von der Zentrale bis zur wirtschaftenden Einheit und andererseits darin, daß auf allen Ebenen der Bilanzierung Büro- und Personalcomputer am Arbeitsplatz der Planer und Bilanzierer eingesetzt werden, die mit zentralen Rechnern und Datenbanken verbunden sind. Damit entstehen auch an den Arbeitsplätzen der Spezialisten für die Planung und Bilanzierung neue Möglichkeiten, eine Vielzahl von Tätigkeiten zu beschleunigen, zu rationalisieren und zu qualifizieren. • Mit dem massenhaften Einsatz von modernen Arbeitsplatzcomputern sowohl in der Produktionsvorbereitung und -Steuerung als auch bei der Leitung, Planung und Bilanzierung der Reproduktionsprozesse wachsen in der DDR in raschem Tempo die Erfahrungen und Erkenntnisse von Hunderttausenden von Kadern auf dem Gebiet der Computertechnologien, wobei der CAD/ CAM-Technologie in Verbindung mit der flexiblen Automatisierung eine besondere Bedeutung als Auslöser für eine stetig umfassendere, durchgängige Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnik in Produktion und Leitung zukommt. Diese Erfahrungen Hunderttausender von Menschen im Umgang mit den Computertechnologien werden es ermöglichen, beständig weitere Reserven für das Wirtschaftswachstum der DDR zu erschließen, Reserven, „die man heute noch gar nicht im einzelnen absehen kann"\ Aber gerade in diesem Zusammenhang ist es außerordentlich wichtig, die mit der Einführung der Schlüsseltechnologien moderner Rechentechnik und rechnergestützter Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbercitung und -durchführung verbundenen Veränderungen der technologischen Prozesse ökonomisch zu durchdringen. Es geht dabei „sowohl um klare ökonomische Prämissen für das mit neuen Technologien zu erreichende Ergebnis als auch darum, die mit diesen Technologien gegebenen Möglichkeiten für die Ökonomie voll zu erkennen und auszuschöpfen. Da müssen hier und da auch alte Denkschemata verlassen werden, denn hinsichtlich der ökonomischen Wirkung der Technologien gewinnen eine Reihe von Faktoren neues, größeres Gewicht." 6 Zu diesen Faktoren gehören zum Beispiel der Zeitfaktor und die Flexibilität. Die massenhafte Anwendung von arbeitsplatzbezogener Rechentechnik im Produktionsprozeß und bei der

Leitung sozialistischer Kombinate und Betriebe erfordert ein prinzipiell ökonomisch begründetes Herangehen an alle bei der Einführung von Computertechnologien zu lösenden Aufgaben. Das läßt auch die Analyse der wesentlichen Effektivitätspotentiale der CAD/ CAM-Technologie zunehmende Bedeutung für die Leitungstätigkeit gewinnen. Als Effektivitätspotentiale sollen dabei die ihrer Verwirklichung durch das bewußte Handeln der Menschen harrenden (potentiellen) Möglichkeiten gelten, die in der CAD/CAM-Technologie liegen, um ökonomische Effekte und Leistungsreserven freizusetzen. Mehr als jede andere Technik ist die auf Mikroelektronik beruhende moderne Rechentechnik in ihrer Einheit von Hard- und Softwarekomponenten dem schöpferischen Streben des Menschen offen, verfügbare Technik über die Zeit beständig ökonomisch effektiver zu nutzen und neue Arbeitsgebiete und Leistungsreserven zu erschließen, die vielfach noch zum Zeitpunkt der Installation der Rechner und ihrer peripheren Geräte nicht für möglich gehalten wurden. Und ebenso gilt: Nirgendwo anders ist die volle Freisetzung und Ausschöpfung der Effektivitätspotentiale einer neuen Technik beziehungsweise Technologie so sehr an das persönliche Engagement, die Qualifikation, das Wissen und die Erfahrungen, die Bereitschaft und die Fähigkeit, Neuland zu beschreiten, gebunden, wie bei der Freisetzung der Effektivitätspotentiale der CAD/CAM-Technologie und den anderen weiteren Anwendungen arbeitsplatzbezogener Rechentechnik. In diesem Zusammenhang lassen sich aus ökonomischer Sicht vor allem zwei Ebenen von Effektivitätspotentialen der Computertechnologien, insbesondere der CAD/CAM-Technologie, unterscheiden: 1. Effektivitätspotentiale, die durch den Einsatz von rechnergestützten Bildschirmarbeitsplätzen unmittelbar am Arbeitsplatz entstehen. Sie haben ihren Ursprung in dem Umstand, daß jede Anwendung arbeitsplatzbezogener Rechentechnik von einem bestimmten technischen und organisatorischen Niveau dieser Anwendung an grundsätzlich die Möglichkeit schafft, gegebene Tätigkeiten im Bereich von Informationen verarbeitenden und Informationen erzeugenden Arbeiten (1) zu beschleunigen und damit zeitlich zu verkürzen, (2) zu rationalisieren und dies mit der Reduzierung des Aufwandes an lebendiger Arbeit bis hin zur Gewinnung von Arbeitskräften für andere Tätigkeiten zu verbinden sowie (3) zu qualifizieren und inhaltlich zu erweitern, was sowohl die Tätigkeiten als solche als auch die zu erzeugenden Informationsträger betrifft. 2. Effektivitätspotentiale, die bei der Anwendung der CAD/CAM-Technologie im Maße der gesamten Betriebs- und Kombinationswirtschaft wirksam werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei folgende betriebswirtschaftlichen Effektivitätspotentiale: - die Vervollkommnung und Erneuerung des Produkts, - die Zyklusverkürzung und umfassende Intensivierung sowie - die neue Stufe der ökonomischen Verwertung des geistigen Potentials durch Softwareproduktion. Die unmittelbar am Arbeitsplatz liegenden Effek51

tivitätspotentiale der rechnergestützten Bildschirmarbeit entstehen nicht nur bei der rechnergestützten Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung ( C A D / C A M ) am Arbeitsplatz des Projektanten, Konstrukteurs, Technologen und Fertigungsplaners. Sie entstehen auch in allen anderen Arbeitsbereichen des betrieblichen Geschehens, in denen arbeitsplatzbezogene Rechentechnik eingesetzt wird, d . h . zum Beispiel auch am Arbeitsplatz des Planers und Bilanzierers, des Materialdisponenten und an vielen anderen Arbeitsplätzen. Die konkrete Vielfalt der im Produktionsprozeß und in der Leitung vorsichgehenden informationsverarbeitenden und Informationen erzeugenden Tätigkeiten läßt sich in diesem Zusammenhang im wesentlichen auf drei Komplexe von Grundtätigkeiten zurückführen: (1) Das Recherchieren (Suchen, Auswählen, Bereitstellen) und Ordnen der Ausgangsinformationen (Ausgangsdaten) für die Lösung gegebener Aufgabenstellungen des jeweiligen Arbeitsgebietes (Arbeitsplatzes). (2) Das Erarbeiten der Lösung bzw. der Lösungsvarianten für die gegebene Aufgabenstellung in der Einheit und der Wechselwirkung von mehr oder weniger algorithmierbaren und von nicht algorithmierbaren Prozessen geistig-schöpferischer Arbeit. (3) Das Herstellen des oder der Informationsträger, durch welche die Information über die Lösung (Lösungsvarianten) der gegebenen Aufgabenstellung an die sich in der Arbeitsteilung und Kooperation der Tätigkeiten anschließenden Tätigkeitsbereiche weitervermittelt werden. Diese drei Komplexe von Grundtätigkeiten, - Recherche und Ordnung der Ausgangsinformationen, - Erarbeitung der Lösung (der Lösungsvarianten) und - Herstellung von Informationsträgern, beinhalten bei der Einführung der CAD/CAM-Technologie an den Arbeitsplätzen der Projektanten, Konstrukteure, Technologen und Fertigungsplaner insbesondere folgende konkrete Tätigkeiten: 1) Recherchen und Auswahl der Ausgangsinformationen und -daten für die Lösung der gegebenen konstruktiven oder technologischen Aufgabenstellung, wobei es zugleich darauf ankommt, bereits vorliegende vergleichbare oder ähnliche Lösungen für die aktuell anstehende Aufgabenstellung nutzbar zu machen. 2) Erarbeitung der jeweiligen konstruktiven oder technologischen Lösung (Lösungsvarianten) durch die Entwicklung von Modellvorstellungen sowie die mathematische und die grafische Beherrschung dieser Modellvorstellungen mit dem Ziel, technisch-ökonomisch optimale konstruktive und technologische Lösungen durch Optimierungsrechnungen, Simulationen und Variantendiskussionen zu erreichen. 3) Herstellung von Informationsträgern in Gestalt von Dokumentationen, Texten, technischen Zeichnungen, Stücklisten, Tabellen, Steuerprogrammen für numerisch gesteuerte Maschinen und Maschinensysteme und anderes mehr. Für die planmäßige und systematische Mobilisierung der durch rechnergestützte Bildschirmarbeitsplätze unmittelbar am Arbeitsplatz entstehenden Effektivitätspotentiale ist unter anderem die Kombination folgender 52

Fragestellungen von grundsätzlicher Bedeutung für ein ökonomisch begründetes Herangehen an die Vorbereitung und Einführung von Arbeitsplatzcomputern (Bürocomputer, Personalcomputer) in Produktion und Leitung: A Welche informationsverarbeitenden und Informationen erzeugenden Tätigkeiten bestimmen den Inhalt des jeweiligen Arbeitsgebietes (Arbeitsplatzes)? Welche Aufgaben sind im Rahmen dieser Tätigkeiten konkret zu erfüllen (1) auf dem Gebiet der Recherchen und der Ordnung von Ausgangsinformationen, (2) bei der Erarbeitung der Lösung (Lösungen) der gegebenen Aufgabenstellungen und (3) bei der Herstellung von Informationsträgern? B Welche Möglichkeiten bietet die verfügbare (beziehungsweise die für einen Einsatz vorgesehene) arbeitsplatzbezogene Rechentechnik, die unter Fragestellung A erfaßten oder erfaßbaren Tätigkeiten (1) zu beschleunigen und zeitlich zu verkürzen; (2) zu rationalisieren und dies mit einer Reduzierung des Aufwandes an lebendiger Arbeit zu verbinden; (3) zu qualifizieren und inhaltlich zu erweitern? Zu den Tätigkeiten im Bereich der konstruktiven und technologischen Vorbereitung der Produktion, deren Beschleunigungs-, Rationalisierungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten durch den Einsatz von C A D / C A M Technik in vielen Kombinaten und Betrieben gegenwärtig besonders ins Blickfeld gekommen sind, gehören unter anderem: - die Entwurfsarbeit für Bauteile und Erzeugnisse einschließlich der Formgestaltung, - die Gradation, - die Durchführung von wissenschaftlich-technischen und von technisch-ökonomischen Variantenrechnungen mit Elementen der Optimierung, - die Herstellung von technischen Zeichnungen, - die Erarbeitung technologischer Dokumentationen, - die Erzeugung von Steuerprogrammen für Maschinen und Anlagen. Die durch den Einsatz der CAD/CAM-Technik am Arbeitsplatz der Konstrukteure und Technologen mögliche Beschleunigung, Rationalisierung und Qualifizierung der Mehrzahl der im Zusammenhang mit der konstruktiven und technologischen Vorbereitung der Produktion notwendigen Tätigkeiten führt zu unmittelbar in diesen Bereichen nachweisbaren ökonomischen Effekten: 7 - Verkürzung der Zeiten für die Entwicklung und Überleitung neuer Erzeugnisse in die Produktion um 50 bis 7 5 % ; - Steigerung der Arbeitsproduktivität der Projektanten, Konstrukteure und Technologen auf das Fünffache; - Senkung der Entwicklungskosten um 50% u. a. m. Mit der Mobilisierung und Freisetzung dieser Effektivitätspotentiale der CAD/CAM-Technologie am Arbeitsplatz, gewissermaßen „vor Ort" der rechnergestützten Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung, entstehen zugleich die im Maßstabe der gesamten Betriebs- und Kombinatswirtschaft lie-

genden Effektivitätspotentiale der Anwendung moderner Rechentechnik in Produktion und Leitung, deren Kernstück die CAD/CAM-Technologie ist. Gegenwärtig zeichnen sich vor allem drei solcher wesentlichen betriebswirtschaftlichen Effektivitätspotentiale der CAD/CAM-Technologie ab, die untereinander in engem Zusammenhang stehen. Es sind dies: 1. Die potentiellen Möglichkeiten, mit Hilfe der CAD/CAM-Technologie den Prozeß der Entwicklung, Produktion und Realisierung bedarfsgerechter, weltmarktfähiger Erzeugnisse höchster Qualität mit hohen Neuerungsraten und kürzesten Angebots- und Lieferfristen auf ein ökonomisch qualitativ neues Niveau höchster Effektivität zu bringen. Es geht hier also um das in der Vervollkommnung und Erneuerung des Produkts liegende Effektivitätspotential der rechnergestützten Projektierung, Konstruktion, Produktionsvorbereitung und -durchführung. Es ist dies ein beständig neu zu erschließendes und neu erschließbares Effektivitätspotential. Seine volle Ausschöpfung bedeutet, sich mit höchsten internationalen Maßstäben auseinanderzusetzen und das in der Qualität der Erzeugnisse sowie in den Kosten für ihre Herstellung betriebswirtschaftlich voll wirksam werden zu lassen. Die Vervollkommnung und Erneuerung des Produkts und die Einführung hochproduktiver automatisierter Technologien zu ihrer ökonomisch effektivsten Verwirklichung müssen eine Einheit bilden, ebenso wie die Schlüsseltechnologien in ihrer Wechselwirkung beherrscht werden müssen. 2. Ein weiteres wesentliches Effektivitätspotential der CAD/CAM-Technologie sind die potentiellen Möglichkeiten, mit Hilfe der CAD/CAM-Technik durch Verkürzung der Entwicklungs-, Überleitungs- und Durchlaufzeiten der Erzeugnisse, durch optimierte Fertigungsabläufe, durch optimierte und automatisierte Transport-, Umschlags- und Lagerprozesse entscheidende Zyklusverkürzungen in allen Phasen des betrieblichen Produktions- und Reproduktionsprozesses im Sinne der umfassenden Intensivierung durchzusetzen, die Arbeitsproduktivität in neuen Größenordnungen zu steigern und Selbstkostensenkungen in neuen Dimensionen zu erzielen. Es ist dies das in der Zyklusverkürzung und umfassenden Intensivierung liegende Effektivitätspotential der C A D/CAM-Technologie. Angelpunkte der Freisetzung und vollen Ausschöpfung des in der Zyklusverkürzung und der Intensivierung liegenden Effektivitätspotentials sind gegenwärtig vor allem: - Die Verkürzung der Zeiten für die Entwicklung und Überleitung neuer Erzeugnisse in die Produktion und die stetig effektivere Ausnutzung der CAD/CAMTechnik; - die Steigerung der Arbeitsproduktivität der Projektanten, Konstrukteure, Entwickler und Formgestalter und die damit verbundene Erhöhung der Leistungskapazität der produktionsvorbereitenden Bereiche sowie - die volle Einstellung aller vor- und nachgelagerten betrieblichen Prozesse und der Kooperationsbeziehungen auf die Zyklusverkürzungen in den produktionsvorbereitenden Bereichen.

Von besonderer Bedeutung für das volle Ausschöpfen des in der Intensivierung liegenden Effektivitätspotentials der CAD/CAM-Technologie ist der systematische Übergang von sogenannten „Insellösungen" der C A D oder CAM-Anwendung zu durchgängigen C A D / C A M Lösungen (integrierten CAD/CAM-Anwendungen) mit dem Trend zur integrierten rechnergestützten Produktion und Leitung. 3. Als ein drittes wesentliches Effektivitätspotential erweisen sich die potentiellen Möglichkeiten, mit Hilfe der CAD/CAM-Technologie neue Dimensionen und Qualitäten der ökonomischen Verwertung des geistigen Potentials von Wissenschaft und Wirtschaft der D D R zu erschließen. Sie finden ihren Ausdruck in einem beständig zunehmenden Volumen und ökonomischen Gewicht leistungsfähiger, zuverlässiger und nutzerfreundlicher Software, nicht nur für hocheffektive Anwendungen der CAD/CAM-Technik, sondern auch für alle Erzeugnisse der D D R , in denen elektronische Steuerungen funktionsbestimmend sind. Produktion und effektive Anwendung von Software werden damit zu einem Effektivitätspotential der C A D / CAM-Technologie bzw. der Computertechnologien überhaupt, deren Bedeutung weit über die produktionsvorbereitenden und -steuernden Prozesse und Bereiche hinausgeht. Das in der Softwareproduktion liegende Effektivitätspotential kann in zwei Richtungen wirksam gemacht werden. Die eine Richtung ist die Produktion und effektive Nutzung immer leistungsfähigerer CAD/CAM-Software für die in der Wirtschaft der D D R eingesetzte CAD/CAM-Technik mit ihren effektivitätserhöhenden Wirkungen bei der Vervollkommnung und Erneuerung des Produktes sowie der Zyklusverkürzung und Intensivierung. Hier wird die Software vor allem als Rationalisierungsmittel für die Leistungssteigerung und die Intensivierung der eigenen Produktion der D D R wirksam. Die andere Richtung der Freisetzung des in der Softwareproduktion liegenden Effektivitätspotentials ist ihre Realisierung als Ware mit oder ohne unmittelbare Bindung an entsprechende Hardwareverkäufe im Export. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Form der ökonomischen Verwertung des geistigen Potentials von Wissenschaft und Wirtschaft der D D R nimmt im Zusammenhang mit dem Export kompletter C A D / C A M Lösungen und -Ausrüstungen beständig zu. Die Softwareproduktion wird dabei vielfach zu einer intelligenzintensiven Veredlungsproduktion für die gegebene informationsverarbeitende Technik und zum entscheidenden Faktor hoher Exporterlöse. Die vorstehend erfolgte Hervorhebung der wesentlichen Effektivitätspotentiale der CAD/CAM-Technologie ermöglicht ein dynamisches Herangehen an die Bestimmung der Kriterien für die konkreten ökonomischen Effekte, die durch" CAD/CAM-Anwendungen unter den jeweils konkret gegebenen technischen Bedingungen erreicht werden sollen und können. Dieses dynamische Herangehen gewinnt mit jeder neuen wissenschaftlich-technischen Entwicklungsstufe der in den Kombinaten und Betrieben der D D R verfügbaren Rechentechnik zunehmend an Gewicht. Es ermöglicht 53

auch bei sich entwickelnder technischer Basis ein grundsätzlich ökonomisch begründetes Herangehen und prozeßanalytisches Durchdringen derjenigen Vorgänge, die bei der Einführung von modernen Informations- und

Kommunikationstechnologien in die sozialistische Kombinats- und Betriebswirtschaft erfolgbestimmend im Sinne der ökonomischen Strategie der S E D sind.

Anmerkungen 1

2 3

4

Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag der SED. Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1986, Seite 49. Ebenda, Seite 29. Vgl. G. Mittag, Mit qualitativ neuen Schritten zu höchsten Leistungen, Berlin 1986, Seite 44. Vgl. G. Mittag, Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der D D R , in: Einheit 10/86, S. 883.

54

5

6

7

G.Mittag, Leistungen der Besten Maßstab für alle, in: 11. Berliner Bestarbeiterkonferenz, 11. September 1986, Seite 47. G. Mittag, Spitzenleistungen in Wissenschaft und Produktion zum Wohle des Volkes, in: Neues Deutschland vom 6.10.1986, Seite 3. Vgl. G. Mittag, Mit qualitativ neuen Schritten zu höchsten Leistungen, a. a.O., S.43f.

Horst Trauer

Zum Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze

In den Thesen zur Tagung wird auch mit großer Dringlichkeit auf die politische Verantwortung des Leiters hingewiesen. Es wird zum Ausdruck gebracht, daß es von seinen Fähigkeiten und seinem Arbeitsstil im hohen Maße abhängt, wie es gelingt, insbesondere in den qualitativen Wandlungsprozessen die gesellschaftlichen Erfordernisse mit den Interessen der Kollektive und der einzelnen Werktätigen zu verbinden und die Kollektive zu hohen Leistungen zu führen. Wie die General- und Betriebsdirektoren diese ihre wichtigste Aufgabe meistern, hängt nicht nur von ihrer persönlichen Arbeitsweise ab. Es hängt auch davon ab, welche Instrumente und technische Mittel die Leiter nutzen, um den erhöhten Anforderungen an ihre Leitungstätigkeit gerecht zu werden. Wie die Untersuchungen in einigen Kombinaten und Betrieben zeigen, ist der Aufbau und die bewußte Nutzung von rechnergestützten Leiterarbeitsplätzen ein solches Instrument. Der rechnergestützte Leiterarbeitsplatz unterstützt die Leitungstätigkeit der General- und Betriebsdirektoren in folgenden Hauptrichtungen: Erstens durch einen schnelleren Zugriff zu aggregierten Informationen über den Ablauf des Reproduktionsprozesses des Kombinates und seiner Betriebe. Zweitens durch die leitergerechte Aufbereitung wichtiger Entscheidungsprozesse, insbesondere durch Variantenberechnungen. Drittens durch die Erhöhung der Wirksamkeit der persönlichen Arbeit des Leiters über rechnergestützte Programme zur persönlichen Arbeitsplanung und Terminkontrolle. Die Analyse rechnergestützter Leiterarbeitsplätze läßt erkennen, daß sie organischer Bestandteil des Informationssystems des Kombinates bzw. des Betriebes sind und den schnellen Zugriff zu wichtigen Informationen des gesamten Verantwortungsbereiches ermöglichen. Typisch für die Nutzung dieser Arbeitsplätze ist, daß die General- und Betriebsdirektoren sowohl persönlich mittels Büro- oder Personalcomputer bzw. von Bildschirmterminals Informationen abfordern als auch indirekt diese Informationstechnik über ihre Stabsorgane bzw. Fachdirektorate nutzen. Gegenwärtig werden vor allem mit den rechnergestützten Leiterarbeitsplä'zen folgende Prozesse erfaßt: 1. Rechnergestützte Informationen über die Erfüllung der Kennziffern der Leistungsbewertung und weiterer Effektivitäts- und Leistungskennziffern für das Kombinat und die Kombinatsbetriebe nach Dekade, Monat, kumulative Erfüllung im Quartal und Jahr sowie für die Vorschau. Das wird vertieft durch eine rechnergestützte tägliche Kontrolle der Produktionsdurchführung in Haupt-, Hilfs- und Nebenprozessen. Damit stehen den General- und Betriebsdirektoren zu den Rap-

porten und anderen Kontrollberatungen mit den verantwortlichen Leitern die Informationen zu einem so frühen Zeitpunkt zur Verfügung, daß für die laufende Produktion korrigierende und operative Maßnahmen schneller als bisher wirksam werden und die Kontinuität der Produktion verbessert werden kann. 2. Rechnergestützte Informationen für die Analyse, Lenkung und Kontrolle in Absatz/Außenhandel und Materialwirtschaft. Sie tragen dazu bei, schneller auf Kundenanfragen zu reagieren, Kundenaufträge besser in die Produktion einzusteuern und die Erfüllung der Absatz- und Außenhandelsaufgaben kurzfristig zu analysieren sowie Probleme bei der Materialversorgung rechtzeitig zu erkennen und zu lösen. 3. Rechnergestützte Bilanzierung, Variantenrechnungen und ökonomische Gesamtrechnungen zur Planausarbeitung und bei Planänderungen. Das gilt auch generell für Variantenrechnungen bis zur ökonomischen Gesamtrechnung, die zur Leistungsentwicklung des Kombinates besonders auf der Basis von wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Spitzenleistungen angestellt werden. 4. Rechnergestützte Informationen über Weltstandsvergleiche und Patentrecherchen. 5. Rechnergestützte Terminkontrolle und Recherchesysteme zu Arbeitsmaterialien. Ein wichtiges Problem der Leistungsfähigkeit rechnergestützter Leiterarbeitsplätze ist ihre rechentechnische Ausgestaltung. Hier haben sich bestimmte Organisationsvarianten als wirkungsvoll erwiesen: Eine Variante besteht darin, die rechnergestützten Leiterarbeitsplätze mit rechentechnischen Leistungen zu versorgen, in denen sie mit Bildschirmgeräten des Typs EC 7927 ausgerüstet werden, die nur in Kopplung mit einer ESER-Anlage Informationen empfangen und selbst einzugebende Daten an die ESER-Rechner senden. Sie dienen praktisch als Auskunftssystem oder Datenerfassung. Die zweite Variante besteht darin, dezentrale autonome Arbeitsplatzrechner unterschiedlicher Leistungsfähigkeit zu nutzen. Es handelt sich hier um die 8-bitRechner, also die Personal- und Bürocomputer, den Arbeitsplatzcomputer A 7100 als 16-bit-Rechner sowie Daten- und Informationssysteme auf der Grundlage eines Mikrorechnersystems K 1630. Damit wird Arbeitsplatzautonomie und eine gute Verfügbarkeit über Informationen sowie ein minimales Antwortzeitverhalten gewährleistet. Die dritte Variante besteht in der Kombination der ersten beiden Varianten. Dadurch sind Ausweichkapazitäten vorhanden, und es wird der Zugriff zu zentral verwalteten Datenbanken ermöglicht. Dazu müssen aber noch vorhandene Inkompatibilitäten sowie Störan55

fälligkeiten in der Übertragungstechnik überwunden werden. 1 Welche Erfahrungen lassen sich aus der heutigen Sicht für den Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze vermitteln? Zunächst sei festgestellt, daß sich der Prozeß des Aufbaus und der effektiven Nutzung von rechnergestützten Leiterarbeitsplätzen erst am Anfang befindet. Auch wird gegenwärtig nur ein kleiner Teil des Informationsbedarfs der General- und Betriebsdirektoren mit Hilfe solcher Arbeitsplätze abgedeckt. Vor allem ist die rechnergestützte Vorbereitung der Entscheidungsfindung über solche Arbeitsplätze noch nicht ausreichend entwickelt worden. Trotzdem können wir schon heute feststellen: Rechnergestützte Leiterarbeitsplätze werden wesentlich dazu beitragen, eine schnellere Bereitstellung und höhere Anschaulichkeit der Informationen, eine wahlweise Nutzung von graphischen Darstellungen und zahlenmäßigen Angaben für den Leiter zu sichern. Es wird eine bessere Sachkunde der Leiter, eine wirkungsvollere Vorbereitung der Beratungen im Leitungskollektiv erreicht. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Leitungsbereichen verbessert sich, und die Verantwortung der Leiter im Kollektiv für die qualifizierte Durchführung ihrer Aufgaben erhöht sich. Wie sich im konkreten der Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze auf den Arbeitsstil des Leiters auswirken wird, muß noch gründlicher erforscht werden. Für den Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze lassen sich folgende Erfahrungen zusammenfassen: - Der Aufbau rechnergestützter Leiterarbeitsplätze ist konsequent in das rechnergestützte Informationssystem der Kombinate und Betriebe einzuordnen und muß schrittweise erfolgen. Notwendig ist, die an diesem rechnergestützten Arbeitsplatz aufzunehmenden Informationen und Kennziffern aus der Sicht des Kombinates und aus entscheidungsorientierter Sicht

Anmerkungen 1

Vgl. E . Garbe, Lokale Netze - eine Perspektive für die Verbindung rechnergestützter Arbeitsplätze, in: Rechentechnik/ Datenverarbeitung 10/85, S. 1.

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auszuwählen und auch für eine ausreichende Informationsbasis in Form von Datenbanken zu sorgen. - Die Hard- und Software des rechnergestützten Leiterarbeitsplatzes ist so zu gestalten, daß der Aufbau eines Rechnerverbundes und lokaler Netze schrittweise erreicht werden kann, daß die Software aufwärts kompatibel in Richtung eines 16-bit-Rechner möglich ist und daß die Benutzung ohne Programmierkenntnisse leitergerecht erfolgen kann. - Von großer Bedeutung ist es, nutzerfreundliche Software zu erarbeiten. Das Programm muß so gestaltet sein, daß der Leiter ohne Anleitungsblätter den Rechner benutzen kann. Das heißt, der Zugriff zu den gespeicherten Informationen muß einfach sein, über den Bildschirm zu erfragen sein, er muß schnell erfolgen können. Solch ein Programm liegt als Pilotprojekt am Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung vor. Auch die Einordnung des rechnergestützten Arbeitsplatzes in das Arbeitszimmer des Leiters sollte gefällig erfolgen. Zugleich muß ein solcher Arbeitsplatz mit der Rationalisierung der Sekretariatsarbeit verbunden werden, was beispielsweise Terminkontrolle, Recherchen über Arbeitspapiere usw. betrifft. - Eindeutige Festlegungen sind für Ordnung, Sicherheit und Geheimnisschutz zu treffen. Es ist u. a. festzulegen, wie rechnergestützt vertrauliche Daten bearbeitet werden, wer Zugang hat, wie sie zu sichern sind gegen Verlust und Beschädigung von Datenträgern. - Schließlich sei darauf verwiesen, daß das persönliche Engagement des Leiters entscheidend dafür ist, ob die hier investierten Gelder und Leistungen bei der Erarbeitung der Software auch weitestgehend für die Verbesserung der Leitungstätigkeit zu Buche schlagen. Der Leiter gibt mit der aktiven Nutzung eines solchen rechnergestützten Arbeitsplatzes an der Spitze des Kollektivs ein Beispiel dafür, wie man Rechentechnik anwenden kann und muß. E r wird damit Pionier für eine Entwicklung, deren objektiver Trend in der Produktivkraftentwicklung verzeichnet ist und die in Richtung auf eine rechnergestützte sozialistische Betriebswirtschaft geht.

Eberhard Garbe

Durchgängige Computerisierung des Reproduktionsprozesses der Industriekombinate - neue Ansprüche an die sozialistische Betriebswirtschaft (SBW) 1.

Vorbemerkungen

Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Rates für Fragen der SBW sind vorrangig im Hochschulwesen angesiedelt. Aus der Sicht dieses Rates sollen Kriterien hervorgehoben werden, durch welche die Reproduktionsbedingungen der Industriekombinate künftig besonders charakterisiert sein werden. Es sind Kriterien, die sich auch als Forschungsschwerpunkte der SBW darstellen. Die Forschungsarbeiten basieren grundsätzlich auf langfristigen Koordinierungsvereinbarungen, die Universitäten und Hochschulen mit Industriekombinaten abgeschlossen haben. Die Forschungsergebnisse müssen zugleich auch einmünden in die 150-200 Lehrstunden, die von jedem Hochschullehrer der SBW innerhalb eines Studienjahres mit einem hohen theoretischen Niveau praxisorientiert zu erbringen sind.

2. Kriterien der Forschung

betriebswirtschaftlichen

Als ein erstes wichtiges Kriterium stellt sich die rasch zunehmende Automatisierung der Produktion, der Produktionshilfs- und der Informationsverarbeitungsprozesse sowie der Leitungs- und Verwaltungsarbeiten dar. Eine durchgehende Automatisierung wird vor allem aus folgenden Gründen objektiv notwendig: Die Anforderungen unseres und des internationalen Marktes werden zunehmend differenzierter. Die Erzeugnissortimente weiten sich aus. Die Losgrößen sinken. Die Erzeugnisraten wachsen. Der Anteil kundenwunschorientierter Produktion und der Druck auf kurze Lieferzeiten nehmen zu. Das alles zwingt dazu, im Reproduktionsprozeß der Kombinate und ihrer Betriebe Voraussetzungen zu schaffen, um den schnell wechselnden Entwicklungsund Produktionsaufgaben gerecht zu werden. Die Erhöhung der Flexibilität durch Automatisierung ist dafür ein maßgebender Weg. Im Rahmen unseres Rates haben sich insbesondere Betriebswirtschaftler der Technischen Universität Dresden erfolgreich jener bedeutsamen Forschungsarbeiten angenommen, die sich aus ökonomischen Fragen der Automatisierung ergeben und zu denen die Industriekombinate Handlungsanleitungen erwarten. Sie gehen davon aus, daß sich der aus automatisierten Fertigungssystemen erreichbare ökonomische Nutzen vor allem aus einer hohen Flexibilität ergibt, die sich widerspiegelt in kurzen Reaktionszeiten auf Anforderungen des Marktes mit entsprechenden Vorteilen für die Preis- und Gewinnentwicklung und in einem ökonomisch günstigen Umstellungsaufwand. 1 8/3621

In der Arbeit des SBW-Rates lassen wir uns von folgenden Grundgedanken leiten: Die Verwirklichung der ökonomischen Strategie verlangt, die Automatisierung in bedeutendem Maße zur Schaffung der materiell-technischen Basis des Sozialismus zu nutzen. Das resultiert einerseits direkt aus den materiell-technischen Veränderungen, die sich aus der Automatisierung ergeben; andererseits aus den daraus erwachsenden Anforderungen an Wissenschaft, Technik, Produktion und Organisation. Ausdruck dafür sind z.B. die Entwicklung integrierter Fertigungssysteme, die Entstehung der Robotertechnik, die Vervollkommnung der Meß-, Steuer- und Regelungstechnik, die Entwicklung der Rechen- und Kommunikationstechnik sowie die Schaffung hochintegrierter Informationsverarbeitungstechnologien. Die materiell-technische Basis erhält damit eine neue Qualität. 2 Für die betriebswirtschaftliche Arbeit halten wir besonders 4 Tendenzen bei der weiteren Entwicklung der Automatisierung in den Betrieben für wichtig: a) die Komplexität, weil produktionsvorbereitende, produktionsdurchführende und Leitungsprozesse zusammenhängend zu automatisieren sind; b) die Prozeßgestaltung, weil die wissenschaftliche Durchdringung materieller und informationeller Prozesse in Verbindung mit Prozeßanalysen und Systemuntersuchungen und die Entwicklung neuer Verfahren Voraussetzung für eine effektive Automatisierung ist; c) die Flexibilität, um an schnell wechselnde Arbeitsaufgaben und sich ändernde Produktionsbedingungen anpassungsfähig zu sein; d) die durchgängige Anwendung der Rechen- und Kommunikationstechnik auf der Grundlage entsprechender Datenbank- und Programmsysteme. Aus Analysen in den Industriekombinaten leiten wir ab, daß wir uns künftig vor allem solchen Fragestellungen zuwenden müssen, die einer wissenschaftlichen Beantwortung bedürfen, nämlich: 1. Wie ist zu sichern, daß sich partielle Automatisierungslösungen - die auch in Zukunft für viele Betriebe bedeutsam sein werden - in spätere komplexe Lösungen einordnen? 2. In welchen Schrittfolgen und in welcher Reihenfolge von Maßnahmen muß man den automatisierten Betrieb herausbilden? 3. Welche Niveaustufen der Automatisierung sind für welche Reproduktionsbedingungen optimal, und welche Schlußfolgerungen ergeben sich daraus für die Strategie der Automatisierung? 4. Welche Hauptrichtungen müssen in der Forschung mit welcher Kapazität in Angriff genommen werden, um die Automatisierung zügig voranzubringen? Wir gehen davon aus, daß die Automatisierung ein 57

hohes Effektivitätspotential in sich birgt. Die SBW muß einen maßgeblichen Anteil zur Erschließung dieses Potentials leisten, das sich äußert - in der möglichen Erhöhung der Erzeugnisqualität durch neue, erweiterte oder verbesserte Gebrauchseigenschaften; - in der möglichen Senkung des Aufwandes an Rohstoffen, Material und Energie sowie an lebendiger Arbeit und in einer dementsprechenden Kostensenkung; - in der möglichen Erhöhung der Produktionsergebnisse in Form wachsender Nettoproduktion, Warenproduktion, erhöhten Exports und daraus abgeleitetem Zuwachs an Gewinn; - in einer möglichen Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen . Ein zweites Kriterium, dem auch in den vorliegenden Thesen ein hoher Stellenwert beigemessen wird, bezieht sich auf die Entwicklung einer Betriebsorganisation, die als Teil der SBW auf ein solch hohes Niveau gebracht werden muß, daß sie den Anforderungen einer durchgängigen Computerisierung des Reproduktionsprozesses der Kombinate gerecht wird. Es muß kritisch vermerkt werden, daß wir gegenwärtig noch nicht über eine in sich geschlossene Theorie der sozialistischen Betriebsorganisation verfügen. Die zahlreichen und teilweise sehr guten Organisationsergebnisse auf den verschiedenen betriebswirtschaftlichen Teilgebieten stellen partielle Lösungen dar. In der weiteren Organisationsarbeit wird davon auszugehen sein, daß der Betriebsorganisation eine instrumentale Funktion für eine hohe Effektivität der gesamten betrieblichen Tätigkeit zukommt. In diesem Sinne ist die Organisation eine Ressource des Betriebes, deren Systemeffekt es konsequent zu erschließen gilt. Organisatorisches Wissen und Können entscheiden in hohem Maße über die Effektivität der Arbeit der Betriebskollektive. 3 Ein drittes Kriterium: Die sich ständig verbreiternde computertechnische Basis der Kombinate ermöglicht eine zunehmend exaktere Datenerfassung in der Produktionsvorbereitung und -durchführung, wie überhaupt in allen Leistungs- und Leitungsprozessen, und damit neue Formen der Entscheidungsvorbereitung, der Steuerung und Kontrolle. Es ist erkennbar, daß im Betrachtungszeitraum revolutionierende Veränderungen der Betriebsplanung, des betrieblichen Rechnungswesens und der Betriebsleitung auf dieser neuen technischen Basis eingeleitet werden, bei denen Formen der dezentralen Datenerfassung, -speicherung und -Verarbeitung und des Dialogbetriebes größte Bedeutung erlangen werden. Diese gewaltigen potentiellen Vorteile helfen z.B. die Betriebswirtschaftler der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt im Rahmen des anspruchsvollen Z-Plan-Themas „Planmäßige Beherrschung der Bedarfsdynamik durch Verbesserung der Reaktionsfähigkeit der Kombinate und ihrer Betriebe unter Beachtung von Neuerungsprozessen" zu erschließen. Im Verlaufe einer längerfristigen Forschungszusammenarbeit, insbesondere mit Textilkombinaten, haben sie ein Gesamtkonzept zur Problemlösung vorgelegt, das inzwischen durch solche beachtlichen konkreten Teilergebnisse wie das „Projekt einer rechnergestützten gleiten58

den Materialplanung für Materialarten mit wechselndem Sortiment" untersetzt und in die praktische Realisierung überführt wurde. 4-5 Betriebswirtschaftler der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg haben von den Chemiekombinaten Büro- und Personalcomputer als sogenannte themengebundene Grundmittel mit dem Auftrag zur Verfügung gestellt bekommen, durchgängige rechnergestützte Lösungen für die Betriebsplanung zu entwickeln und rechnergestützte Bilanziererarbeitsplätze aufzubauen. Diese modernen Arbeitsplätze wurden z. B. im Leuna-Kombinat eingerichtet, wobei junge Absolventen bzw. Aspiranten der Hochschulen hervorragende Initiativen entwickelten. Als theoretische Erkenntnis ist abhebbar, daß die innere betriebswirtschaftliche Systemgestaltung und die Ausarbeitung und Entwicklung der Software immer mehr zu einer Einheit verschmelzen müssen. Ein viertes Kriterium, dem sich die betriebswirtschaftliche Forschung zu stellen hat, ist die Entwicklung des technologischen Fortschritts; denn je mehr die Wissenschaft zur unmittelbaren Produktivkraft wird, um so mehr rückt die Technologie „...als Wissenschaft von den naturwissenschaftlich-technischen Gesetzmäßigkeiten der materiell-technischen Seite des Reproduktionsprozesses und ihrer bewußten Anwendung durch den Menschen" 6 in den Mittelpunkt. Immer wieder beweist sich, daß „ . . . der wissenschaftlich-technische Fortschritt über die Technologie und ihr erreichtes Niveau produktionswirksam und effektiv" wird7. Die effektive Gestaltung der technologischen Prozesse erfordert enge Verflechtungen und Wechselbeziehungen in der Arbeit der Technologen und Betriebswirtschaftler; denn materiell-technische, ökonomische und soziale Prozesse treten beim Zusammenwirken von Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand in den betrieblichen Prozessen immer komplex auf. Das bedeutet zugleich: Die breite produktive Anwendung von Erkenntnissen der Technologie (besonders der Schlüsseltechnologien!) ist stets mit betriebswirtschaftlichen Zielen und Bedingungen verknüpft." Der technologische Fortschritt wird sich in den einzelnen Industriezweigen differenziert entwickeln: In den Betrieben mit mechanischen Bearbeitungs- und Montagetechnologien macht die verstärkte Anwendung der Schlüsseltechnologien bzw. von auf der Mikroelektronik basierenden Technologien das Vordringen rechnergestützter Fertigungssysteme mit bedien- und wartungsarmen Anlagensystemen möglich. Die überaus hohe Flexibilität von Robotertechnologien läßt häufigen Wechsel der Erzeugnisse bei Wahrung hoher Effektivität und damit verstärkte kundenwunschabhängige Produktion auch bei niedrigen Stückzahlen zu. In dieser Richtung sind weitreichende Forschungsarbeiten auch in anderen Ländern erkennbar. 9 In den Zweigen mit stoffwandelnden Produktionsprozessen gewinnt unter den Bedingungen einer notwendigen hohen Flexibilität gegenüber der Bedarfsdynamik die Produktion kleintonnagiger Erzeugnisse zunehmende ökonomische Bedeutung. Es handelt sich meist um qualitativ hochwertige Spitzenerzeugnisse, die das Ergebnis einer hohen Rohstoffveredelung sind. Ty-

pische Beispiele sind Katalysatoren, Hilfsstoffe für die Farbfilmherstellung, Reinstverbindungen für die Mikroelektronik, für die Polyurethanherstellung und die Fernsehröhrenproduktion sowie spezielle pharmazeutische und kosmetische Chemieprodukte. Kleintonnagige Erzeugnisse sind in jeder Volkswirtschaft in vielen Fällen eine wichtige Grundlage für die Produktion hochwertiger Finalprodukte . Ein fünftes Kriterium, auf das die betriebswirtschaftliche Forschung ausgerichtet werden muß: Bei den volkswirtschaftlichen Finalerzeugnissen geht, insbesondere bei den Arbeitsmitteln, der Prozeß der Differenzierung nach den spezifischen Anwenderbedingungen schnell weiter, wobei die Erzeugnisse der Vorstufen (Grundstoffe, Normteile, Einzelteile und Baugruppen) verstärkt der Vereinheitlichung und Standardisierung unterliegen. Ökonomisches Wachstum, Proportionalität und Effektivität müssen unter den Bedingungen von Strukturwandlungen in der Volkswirtschaft gesichert werden. Den Kombinaten fällt dabei die volkswirtschaftliche Verantwortung für die Bedarfsdeckung abgegrenzter Bedürfniskomplexe zu. Damit entstehen neue Anforderungen an die Wahrnehmung der Bilanzfunktion. Dem entspricht die Zielstellung, daß „.. .beginnend noch in diesem Jahr bzw. im Jahre 1987, in allen produzierenden Bereichen der Volkswirtschaft die Möglichkeiten der computergestützten Bilanzierung durchgängig angewendet werden" 10 . Damit werden Voraussetzungen für eine höhere Qualität der Bilanzierung im gesamtvolkswirtschaftlichen Rahmen geschaffen. Betriebswirtschaftler, vor allem der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg, arbeiten auf der Grundlage eines mit der Staatlichen Plankommission abgeschlossenen Leistungsvertrages an den entsprechenden Problemlösungen aktiv mit. Ein sechstes Kriterium der Ausrichtung der betriebswirtschaftlichen Forschungsarbeit auf neu herangereifte ökonomische Schwerpunkte bezieht sich darauf, das industrielle Wachstum mit wesentlich weniger Menschen zu bewältigen. Die Gewinnung von Arbeitskräften in bedeutenden Größenordnungen ist notwendige Voraussetzung des planmäßigen Wirtschaftswachstums und der Realisierung der Sozialpolitik. Dazu müssen nach unserer Ansicht der noch viel zu hohe unproduktive Verwaltungsaufwand und die übermäßige Bindung von Arbeitskräften in den Produktionshilfsbereichen - vor allem durch moderne Organisations- und Arbeitstechniken - zielstrebig reduziert werden. Dem wirkt allerdings die schnell steigende Zahl an Instandhaltungskräften aufgrund erheblich verlängerter Grundmittelausnutzungszeiten entgegen. Durch Weiterentwicklung des betriebswirtschaftlichen Instrumentariums, der betriebswirtschaftlichen Methoden, der geltenden Regelungen sowie durch neue betriebsorganisatorische Lösungen und Leitungsmethoden muß die SBW einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung dieser Problematik leisten. Dabei wird zu beachten sein, daß in zahlreichen Betrieben neben einem durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt ermöglich-

ten geringeren spezifischen Arbeitskräfteeinsatz auch die Arbeitsintensität spürbar erhöht werden muß. In die gemeinsam mit Arbeitswissenschaftlern zu lösenden Aufgaben sind verstärkt auch solche qualitativen Bedürfnisse der Menschen im Arbeitsprozeß wie Mitwirkung an Entscheidungen, soziale und ökologische Bedürfnisse sowie die Aspekte der Selbstverwirklichung zu beachten. Die SBW wird der Bedeutung dieser Seite der betrieblichen Tätigkeit für die Realisierung grundsätzlicher Ziele des Sozialismus und für die Erhöhung der betriebswirtschaftlichen Effektivität künftig ein noch größeres Gewicht beimessen müssen. Siebentens: Die SBW in der Industrie der DDR wird auch in den folgenden Jahren in hohem Maße durch die Produktion für den Export, und zwar im Rahmen der sich weiter vertiefenden sozialistischen ökonomischen Integration und auch mit dem kapitalistischen Weltmarkt, geprägt sein. Daraus entspringt die Notwendigkeit, in kürzester Zeit auf Veränderungen des Bedarfs zu reagieren und die gesamte Betriebswirtschaft darauf einstellen zu können. Achtens: Die ökonomische Strategie erfordert es, daß das volkswirtschaftliche Endprodukt bei geringerem Rohstoff-, Material- und Energieverbrauch wächst. Es kann als erfolgreiche betriebswirtschaftliche Arbeit gewertet werden, wenn z. B. im Bezirk Halle im Zeitraum von 1981 bis 1985 die industrielle Warenproduktion um 17,3% stieg, der Umfang der eingesetzten Energie im gleichen Zeitraum aber nur um 2,2% zunahm. So verwirklicht das Leuna-Kombinat schon seit Jahren zielgerichtet Programme der radikalen Energieeinsparung. Die Vorhaben wurden aus Prozeßanalysen sowie aus einem breit angelegten Energiewettbewerb abgeleitet, für dessen Abrechnung und Kontrolle ein spezielles Rechnerprogramm eingesetzt wird. Eine hohe Material- und Energieökonomie wird auch künftig auf dem Wege einer optimalen Veredlung der verfügbaren Rohstoffe, Materialien und Energieträger durch bedarfsgerechte hohe Erzeugnisqualität, durch höchstmögliche Verlängerung der Nutzungszeiten von Investitions- und Gebrauchsgütern sowie durch die Gestaltung rationeller Stoffkreisläufe bzw. durch die planmäßige Sekundärrohstoffwirtschaft erreichbar sein. Neuntens: Die bedeutsamen Dispositionsvorteile, die sich aus der Einordnung der Produktion von spezifischen Rationalisierungsmitteln, von Ausbildungs- und Qualifizierungseinrichtungen, von wissenschaftlichtechnischen Zentren zur Erzeugnis- und Verfahrensentwicklung sowie von Außenhandelsbetrieben in die Industriekombinate ergeben, führten zu einer bedeutenden Zunahme der Geschlossenheit des Reproduktionsprozesses. Diese potentiellen Dispositions- und Ressourcenvorteile sind wiederum nur durch eine rationelle, darauf ausgerichtete Betriebswirtschaft und -Organisation erschließbar. Gerade auch aus diesen Aspekten leiten sich hochrangige betriebswirtschaftliche Aufgaben ab.

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3. Konsequenzen für die Entwicklung der sozialistischen Betriebswirtschaftslehre Aus den hier schwerpunktmäßig hervorgehobenen, die Reproduktionsbedingungen der sozialistischen Industriekombinate zunehmend durchdringenden Kriterien leiten sich die Hauptrichtungen der künftigen betriebswirtschaftlichen Forschung ab, d. h. - die Weiterentwicklung der Wissenschaftsdisziplin SBW ist auf der Grundlage einer breiten empirischen betriebswirtschaftlichen Analyse zu betreiben, um von vornherein den notwendigen Praxisbezug der theoretischen Verallgemeinerung zu gewährleisten; - damit die SBW den ihr obliegenden Funktionen gerecht wird, müssen folgende Anforderungen bei der weiteren Disziplinentwicklung beachtet werden: • Verstärkung des Leitungsaspektes, da die Leitung ein wesensbestimmendes Charakteristikum der Betriebswirtschaft ist; • stärkere Berücksichtigung der ökonomisch relevanten Verhaltensweisen der einzelnen Werktätigen und der Arbeitskollektive, da die SBW sich letztlich in der Tätigkeit von Menschen realisiert; • Entwicklung einer ergebnisreichen interdisziplinären Zusammenarbeit, insbesondere mit Technikund Naturwissenschaftlern, wobei solche wissenschaftlichen Arbeitsgebiete besonders zu fördern sind, die sich an den Nahtstellen von Natur-, Technik- und Gesellschaftswissenschaften (wie die Ingenieurökonomie) herausbilden; • Einbeziehung der Betriebsplanung und des Rechnungswesens als Leitungsinstrumente und systembildende Bestandteile in die sozialistische Betriebswirtschaftslehre und • Nutzung von Erkenntnissen der Außenwirtschaftslehre für die sozialistische Betriebswirtschaft.

4. Zusammenfassung: Zielgerichtete betriebswirtschaftliche Beeinflussung, Förderung und Ausnutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in den Kombinaten Die SBW muß die Beziehungen zwischen den mit wissenschaftlich-technischen Neuerungen verbundenen Zielen und die dafür erforderlichen betriebswirtschaftlichen Bedingungen und Möglichkeiten tiefgreifend untersuchen, theoretische Verallgemeinerungen treffen und praktische Problemlösungen anbieten. Sie muß sich auf konkrete Prozesse, Objekte, Erzeugnisse und Technologien ausrichten und konzentrieren. Den Betriebswirtschaftlern der DDR fällt die große Verantwortung zu, die „Innereien" der Kombinate und deren Betriebe - letztlich die innerbetriebliche wirtschaftliche Rechnungsführung - so herauszubilden und zum wirksamen Funktionieren zu bringen, daß die Vorteile des wissenschaftlich-technischen Fortschritts voll genutzt werden können. Eine entscheidende Aufgabe der SBW besteht darin, die Reaktionsfähigkeit und -bereitschaft sozialistischer 60

Betriebe auf Bedarfsveränderungen auf dem Binnenund Außenmärkten wesentlich zu erhöhen. Auf die sozialistischen Kombinate und deren Betriebe wirkt eine außerordentlich hohe Dynamik des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts und des Bedarfs nach Menge, Sortiment, Qualität und Zeitmaß der hergestellten Produkte. Ausgelöst wird diese Dynamik durch neue wissenschaftliche und technische Erkenntnisse und durch Veränderungen des Bedarfs in der produktiven, der individuellen und der gesellschaftlichen Konsumtion. Um unter diesen Bedingungen die betrieblichen Aufgaben mit wachsender Effektivität erfüllen zu können, bedarf es einer hohen Flexibilität der Betriebe. Die Betriebswirtschaft muß schnell an neue Bedingungen und Ziele angepaßt werden können. Alle dargestellten Forschungsschwerpunkte und -Orientierungen schließen Neu- und Weiterentwicklungen von Instrumenten und Methoden der Betriebswirtschaft ein. Für die Instrumente und Methoden, die als System zu gestalten sind, ist eine Weiterentwicklung in ihrer Gesamtheit anzustreben. Das gilt in besonderem Maße für das betriebliche Rechnungswesen und die Betriebsplanung. Die betriebswirtschaftlichen Forschungsarbeiten müssen sich verstärkt mit der Weiterentwicklung des betrieblichen Rechnungswesens unter den Bedingungen der modernen Informationsverarbeitungstechnik befassen, um das Rechnungswesen von einem weitgehend nachträglichen Registrator betriebswirtschaftlicher Vorgänge zu einem aktiven Instrument betrieblicher Entscheidungsfindung bei weitgehender Echtzeitverarbeitung der gewonnenen Informationen zu entwickeln. Die notwendigen und möglichen betriebsorganisatorischen Formen und die daraus folgenden Leitungskonsequenzen müssen erforscht werden. Zugleich ist die kostentheoretische Arbeit mit dem Ziel einer noch höheren praktischen Wirksamkeit der Kostenrechnung konsequent weiter fortzusetzen. Unter diesem Aspekt stellt das im Zentralen Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1986-1990 enthaltene Thema „Vervollkommnung der Kostenarbeit und der innerbetrieblichen wirtschaftlichen Rechnungsführung unter den Bedingungen der Automatisierung", für das die Sektionen SBW der Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner" Berlin und der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock gemeinsam verantwortlich sind, einen bedeutenden Forschungsschwerpunkt dar. Die Weiterentwicklung der betrieblichen Planung wird ebenfalls von der weitgehenden Nutzung der modernen Informationsverarbeitungstechnik bzw. durch Nutzung mathematischer Planungsmethoden geprägt sein müssen, um die vielfältigen Verflechtungen noch besser beherrschbar zu machen. Die Planung muß unter den verschiedenen Bedingungen Stabilität, ökonomisches Wachstum und Effektivität sichern helfen.

5. Anforderungen Weiterbildung

an die Aus- und

Die in eine neue, höhere Entwicklungsetappe eingetretene SBW verlangt auch nach einer wirksameren ökonomischen Ausbildung der Kader. Auf der Grundlage ei-

nes entsprechenden Beschlusses des Politbüros des Z K der S E D vom Juni 1983 zur künftigen Aus- und Weiterbildung der Ingenieure und Ökonomen haben umfangreiche Diskussionen und Beratungen stattgefunden, die durch das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen gründlich ausgewertet und in Ausbildungskonzeptionen umgesetzt wurden. Danach werden die für einen Einsatz in Industriekombinaten und -betrieben vorgesehenen Ökonomen künftig im wesentlichen in drei Ausbildungsfachrichtungen ausgebildet werden:" - In der Fachrichtung „ S B W - Industrie" werden Kader ausgebildet, die Tätigkeiten in Industriekombinaten und -betrieben auf allen ökonomischen Aufgabengebieten auszuführen in der Lage sind. Vorrangig werden sie für Aufgaben eingesetzt, welche sich auf die Durchführung des Reproduktionsprozesses beziehen (Beschaffung der Arbeitsgegenstände, Organisation der Produktionsdurchführung, Absatz der Erzeugnisse, rationeller Einsatz der Arbeitsmittel, ökonomische Materialverwendung...). - In der Fachrichtung „Ingenieurökonomie" (in der industriezweigbezogen ausgebildet werden soll) wird angestrebt, in einem (gegenüber der SBW-Ausbildung) längeren Studiengang Ingenieurökonomen auszubilden, „ . . . die als Ökonomen mit soliden naturwissenschaftlich-technischen Kenntnissen (25 bis 3 0 % des Ausbildungsvolumens) auf ökonomisch effektive naturwissenschaftlich-technische Entwicklungen im Betrieb einzuwirken v e r m ö g e n . . . Das bedeutet, daß der Ingenieurökonom zur Durchsetzung der

Höherveredlung, der Einführung neuer Wirkprinzipien, der Schaffung von Stoffkreisläufen und Modernisierung von Anlagenkomplexen als wesentliche Schwerpunkte der ökonomischen Strategie konkret beizutragen hat". - In der Fachrichtung „Wirtschaftsinformatik" sollen Kader herangezogen werden, die noch wirkungsvoller für den massenhaften Einsatz der Rechentechnik an Arbeitsplätzen in der Wirtschaft und Verwaltung einsetzbar sind. Sie sollen dazu befähigt werden, automatisierte Informationssysteme - bestehend aus Teilen für die Datenverarbeitung, für die Textverarbeitung und für die Bürokommunikation - unter den Bedingungen der arbeitsplatzbezogenen Informationsverarbeitung zu gestalten. Dabei soll gesichert werden, daß durch einen umfassenden Rechnereinsatz entscheidende Beiträge für die Intensivierung erbracht werden können. Als Einsatzbereiche der Absolventen sind vorzugsweise Projektierungseinrichtungen, Grundsatz- und Stabsabteilungen für automatisierte Informationssysteme der Leitung in zentralen staatlichen Organen, Kombinaten und Betrieben sowie Forschungs- und Entwicklungsbereichen der Industrie vorgesehen. 12 Wenn ich abschließend auf Aus- und Weiterbildungsfragen hingewiesen habe, so deshalb, weil ich deutlich darauf aufmerksam machen möchte, daß die neuen Anforderungen untrennbar mit weitreichenden Aus- und Weiterbildungskonsequenzen verbunden sind.

Anmerkungen ' Vgl. Autorenkollektiv, Ökonomie der Automatisierung, Berlin 1985. 2 Vgl. H.Koziolek, Unsere ökonomische Strategie mit dem Blick aufdasJahr 2 0 0 0 - h o h e r Anspruch an die Wirtschaftswissenschaften, in: Einheit 8/86, S . 7 0 1 ff. 5 Vgl. S. Tannhäuser, Die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und die sozialistische Betriebswirtschaftslehre, in: Wiss. Zeitschrift der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg 3/84, S . 5 9 3 ff. 4 Vgl. A . L o b b e s , Rechnergestützte gleitende Materialplanung für Materialarten mit wechselndem Sortiment in der Textilindustrie. Dissertation A . Karl-Marx-Stadt: Technische Universität 1986. 5 Vgl. T . Heinig, Zum Einfluß der Materialversorgung auf die Reaktionsfähigkeit der Kombinate und deren Betriebe gegenüber der Bedarfsdynamik. Dissertation A . Karl-MarxStadt: Technische Universität 1986. 6 K. Hager, Wissenschaft und Technologie im Sozialismus, Berlin 1974, S. 57.

Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 46. 8 Vgl. W . H e y d e , F.PIeschak, W.Hartig, Betriebswirtschaftliche Probleme technologischer Prozesse, in: Wiss. Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 3-4/80, S . 6 3 3 ff. 9 Vgl. u. a. W. Kübborth, Baureihen industrieller Erzeugnisse zur optimalen Nutzung von Kostendegressionen. Dissertation. Mannheim: Universität 1986. "' G . Mittag, Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der D D R , in: Einheit 10/86, S.883 " Vgl. Autorenkollektiv, Erfordernisse und Vorhaben zur weiteren Profilierung der Ausbildung von Ökonomen in den Fachrichtungen „Sozialistische Betriebswirtschaft", „Ingenieurökonomie" sowie „Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft", in: Wiss. Zeitschrift der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" L e u n a Merseburg 3/86, S. 346 ff. 12 Ebenda, S. 354-356. 7

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Helmut Richter

Erfordernisse und Wege der Verkürzung der Durchlaufzeiten und der Beschleunigung des Kreislaufs der intensiv erweiterten Reproduktion in Kombinaten und Betrieben Ich möchte mich, fußend auf den Erfahrungen unserer Zusammenarbeit mit Kombinaten und Betrieben - insbesondere der Leichtindustrie - , zu zwei in den Thesen aufgeworfenen Fragen äußern: 1. Zur Innovationsdynamik und Kreislaufbeschleunigung, d.h. zum Zusammenhang von Produkterneuerung und Verkürzung des Reproduktionszyklus und dessen Flexibilität. 2. Zum Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien, und zwar ebenfalls mit dem Ziel der Beschleunigung des ökonomischen Kreislaufs. Zu Punkt 1: Mit der Entwicklung der Kombinate und der damit verbundenen Gestaltung relativ geschlossener Reproduktionsprozesse dieser - auch im internationalen Maßstab - beachtlichen ökonomischen Potentiale hat sich der Terminus „Kreislauf" fest in der Wirtschaftspolitik, in der ökonomischen Theorie und Praxis und auch in der Leitungswissenschaft sowie der Leitungstätigkeit allgemein etabliert. Auch in der Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft in den Jahren 1986 bis 1990 wird in die Definition der neuen Etappe der ökonomischen Strategie ausdrücklich die Kreislaufproblematik wie folgt einbezogen: „Der Inhalt der neuen Etappe der Verwirklichung der ökonomischen Strategie der Partei besteht darin, alle Maßnahmen zur Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution darauf auszurichten, das ökonomische Wachstum durch die umfassende Intensivierung auf Dauer zu sichern sowie den Kreislauf der intensiv erweiterten Reproduktion in allen seinen Phasen auf das effektivste zu gestalten." 1 Der Wissenschaftliche Rat für Fragen der Leitung in der Wirtschaft hat sich in zwei seiner im Jahr 1985 in Kombinaten durchgeführten Tagungen mit den Problemen der Kreislaufbeschleunigung, speziell im Zusammenhang mit dem Erneuerungsprozeß, beschäftigt, und zwar im Kombinat EAW und im Kombinat Oberbekleidung Berlin. Welches sind, ausgehend von der Marxschen Reproduktionstheorie und dem Gesetz der Ökonomie der Zeit, unsere theoretischen und praktischen Erkenntnisse, die zugleich grundlegender Ausgangspunkt für das Herangehen an die umfassende Intensivierung sind? 1. Die Beschleunigung des Kreislaufs der intensiv erweiterten Reproduktion erwächst aus der immer besseren Beherrschung aller Dimensionen der Zeitökonomie des Zeitaufwandes, der Zeitdauer, des Zeitpunktes sowie der Nutzungsdauer der Produkte beim Konsumenten (sowohl beim produktiven als auch beim individuel62

len Konsumenten). Dabei geht es um die Einheit und die Wechselwirkung von Zeiteinsparung (Minimierung des Aufwandes lebendiger und vergegenständlichter Arbeit), zusätzlicher Neuwertschöpfung (durch marktund zeitgerechte Spitzenerzeugnisse), Umschlagsbeschleunigung (durch Verkürzung des Produktionszyklus) und Flexibilität (durch stabile, planmäßige Sicherung der Potentiale, insbesondere der Kooperation zur Beherrschung der Bedarfsdynamik). Technisierung, Automatisierung wie auch Rationalisierung der Produktion haben die Fertigungszeiten in den zurückliegenden Jahren beachtlich verringert. In der Mehrzahl der Zweige ist ein hohes Produktivitätsniveau der Produktionshauptprozesse erreicht worden. Jedoch ist die Produktions- und Reproduktionsdauer noch zu lang, also jene Zeit, die vom ersten bis zum letzten Arbeitsgang benötigt wird oder die vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der Ware an den Kunden verstreicht. Die zu langen innerbetrieblichen Durchlaufzeiten, zwischenbetrieblichen Lieferzeiten und Umschlagzeiten im Großhandel verlängern und verteuern den gesellschaftlichen Produktionsprozeß und führen vor allem zu mangelhafter Flexibilität. Obwohl also die laufenden Aufwendungen je produzierter Einheit von Jahr zu Jahr sinken, auch die neuen Produkte immer zeit- und materialsparender hergestellt werden, sind Fondsvorschuß und Fondsaufwand - gemessen am internationalen Niveau - noch zu hoch. Das ökonomische Resultat dieses Sachverhalt sind zu hohe Umlaufmittel, erhebliche materielle Ressourcen sind de facto blockiert, schmälern Gewinn und Nationaleinkommen, vor allem auch eine ansonsten mögliche, höhere Warenmenge. 2. Dem Gesetz der Ökonomie der Zeit Rechnung tragen bedeutet folglich nicht schlechthin, diesen oder jenen Bestandteil des Zeitaufwandes zu minimieren, sondern stets zu bedenken, daß die notwendige Reduzierung jedes spezifischen Aufwandes sich als reduzierter Gesamtaufwand niederschlagen muß. Das schließt ein, den Gesamtaufwand auf eine möglichst kurze Reproduktionszeit bzw. Zykluszeit zu begrenzen. Lange Zeit wurde die Zeitökonomie und generell die Arbeitsproduktivität relativ einseitig unter dem Aspekt der Arbeitszeit und ihrer Verkürzung gemessen. Das war und ist insofern berechtigt und auch heute wichtig, weil der Arbeitszeitaufwand die entscheidende Rolle im Wertbildungsprozeß spielt. Jedoch führt das zu einer Einseitigkeit, weil damit die beiden anderen Elemente der Zeitökonomie, die Zeitdauer oder Zykluszeit - speziell in ihrer Eigenschaft als Reaktionszeit - und der Zeitpunkt vernachlässigt werden. Zwar haben die Reaktionszeit und der Zeitpunkt

ökonomischer Aktivitäten nicht den entscheidenden Einfluß auf den Wertbildungsprozeß, dafür aber den entscheidenden Anteil bei seiner Realisierung. Wir haben es also mit drei Dimensionen der Zeitökonomie zu tun: Zeitaufwand, Zeitdauer, Zeitpunkt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre noch eine weitere Dimension hinzuzufügen, nämlich: Die Nutzungsdauer der Produkte. Die bessere Beherrschung des Kreislaufs und des Umschlags der Fonds ist einer der wichtigsten qualitativen Faktoren des Wirtschaftswachstums. Sie sichert das Wachstum der Akkumulation und der Effektivität als Grundvoraussetzung für die intensiv erweiterte Reproduktion und ist damit eine Schlüsselfrage der Wirtschaftsstrategie. 3. Nachhaltig möchten wir die in der These 2 behandelten Fragen bekräftigen, insbesondere die Aussage, daß die Erneuerung der Produktionssortimente zur Hauptform des Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkt und zu einer grundlegenden Bedingung für die Befriedigung der wachenden Bedürfnisse auf dem Binnenmarkt geworden ist. Völlig richtig wird festgestellt: „Zyklusverkürzung und Ausbreitungsgeschwindigkeit wissenschaftlichtechnischer Neuerungen erhalten damit zusätzliche Impulse, und die Ansprüche der in- und ausländischen Verbraucher an die Gebrauchseigenschaften, an die Qualität der Produkte wachsen beträchtlich." Ganz im Sinne der These möchten wir hinzufügen: Besonders günstige Bedingungen für eine Beschleunigung des Kreislaufs bestehen gerade immer dann, wenn die Produktneuheiten und damit die zusätzliche Neuwertschöpfung durch innovative Leistungen hervorgebracht und gesichert werden. Wie die Praxis beweist, sind es nicht die Standardgüter der Massenprodukion, deren Umschlag sich international beschleunigt, sondern hoch innovative, spezifische - und was die Leichtindustrie anbetrifft - vor allem auch modische Produkte, die oft in kleinen Auftragsgrößen herzustellen sind. Für die Einstellung der Leitungstätigkeit in den Kombinaten und Betrieben ergibt sich die folgende prinzipielle Schlußfolgerung: In der konsequenten Orientierung der Leitung auf die Beherrschung des Reproduktionsprozesses und dessen Beschleunigung als Ganzes sowie in der schwerpunktmäßigen Hinwendung auf Neuerungsprozesse bei gleichzeitiger Sicherung der laufenden Produktion besteht unter den veränderten ökonomischen Bedingungen das Hauptproblem der Leitung darin, gleichermaßen die Aufgaben von heute und morgen zu lösen. Mit anderen Worten: Die Erhöhung der Effektivität des ökonomischen Kreislaufs bei Sicherung eines hohen Erneuerungsgrades der Produkte und Technologien ist die Schlüsselfrage der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung. 4. Eine wesentliche, konsequenter zu erschließende Reserve für die umfassende Intensivierung sind in diesem Zusammenhang die zum Teil radikal zu reduzierenden Bestände an materiellen Umlaufmitteln. Jede fünfte Mark der produzierten Fonds der Industrie fungiert in Gestalt materieller Umlaufmittel. In einigen Kombinaten beträgt der Anteil 40% und mehr.

Oder nehmen wir einen anderen Vergleich: um 1000 Mark Nettoproduktion zu erzeugen, werden in der Industrie 450 Mark materielle Umlaufmittel eingesetzt. Von besonderem Gewicht ist deshalb, die steigenden Produktionsvolumina nicht nur mit gleichbleibenden, sondern mit sinkenden Beständen zu bewältigen. Es ist notwendig, mit der gleichen Konsequenz und Härte, mit der um die Steigerung der Arbeitsproduktivität in den materiellen Prozessen wie auch zunehmend in den produktionsvorbereitenden Bereichen gekämpft wird, um die Reduzierung der Umlaufmittel zu ringen. Berechnungen ergeben, daß die Verkürzung des Reproduktionszyklus beispielsweise um 10% oder - was das gleiche ist - die Beschleunigung des Umschlags der Fonds um 10% beträchtlich höhere ökonomische Effekte bringen, als dies eine gleiche hohe Produktivitätssteigerung, auf den Produktionsprozeß bezogen, ermöglicht. Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität um 10% und teilweise noch mehr sind für viele Kombinate reale Ziele. Auf dem Gebiet der Effektivitätssteigerung der produktiven Fonds muß um analoge Ergebnisse gerungen werden. Insgesamt gesehen geht es also darum, den Reproduktionsprozeß immer besser in seiner Gesamtheit und Totalität zu beherrschen und die Beschleunigung des Wachstums der Arbeitsproduktivität im Maßstab des komplexen Reproduktionsprozesses wirksam zu machen. Zu Punkt 2: In der These 7 wird von der folgenden Feststellung ausgegangen: Ein bedeutendes Effektivitätspotential ist durch den Einsatz moderner Informationstechnik in den Kombinaten und Betrieben zu erschließen. Es geht um einen tiefgreifenden Prozeß, im Verlauf dessen die gesamte Arbeit im Kreislauf des Kombinates von der Konstruktion über die technologische Vorbereitung bis zur Fertigstellung und den Absatz im Sinne höchster Arbeitsproduktivität und der Beschleunigung des gesamten Kreislaufs umgestaltet wird. Wir möchten die dargelegten Untersuchungsergebnisse voll und ganz unterstreichen, vor allem was die Verbindung mit der Reorganisation der Betriebs- und Leitungsorganisation sowie der Erhöhung des Niveaus der Betriebswirtschaft generell anbetrifft. Unsere Untersuchungen, die auch mit den Erfahrungen anderer Einrichtungen unseres Landes übereinstimmen und durch die internationale Literatur bestätigt werden, besagen, daß die zum Teil radikale Reorganisation der Betriebs- und Leitungsorganisation einschließlich betriebswirtschaftlicher Prozesse die wichtigste Voraussetzung für den wirkungsvollen Bürocomputereinsatz ist. Der Grundsatz und die langjährige Erfahrung, daß vor der Automatisierung die Rationalisierung steht und vor der Rationalisierung die Reorganisation, hat höchste aktuelle Bedeutung. Das heißt: Bevor wir die verschiedenartigen Informations- und Leitungsprozesse mit Hilfe der modernen Rechentechnik automatisieren, müssen die erforderlichen Voraussetzungen hinsichtlich der Rationalisierung sowie der Reorganisation geschaffen sein. Man kann es nicht oft genug wiederholen, daß die moderne Rechentechnik keine Ordnung schafft, sondern 63

Ordnung und präzise Organisation voraussetzt. Diese Leitungsaufgabe kann nur durch den jeweiligen Leiter, durch sein persönliches Engagement erfolgreich bewältigt werden. Es muß sich an die Spitze dieses Wandlungsprozesses stellen, die erforderlichen Einsichten vermitteln, die notwendige Bereitschaft wecken und die betroffenen Werktätigen ausführlich und sorgfältig informieren. Dazu ist es notwendig, daß die Leiter selbst ausreichend kundig sind, um überzeugungsfähig sein zu können. In einer Schrittfolge, die wesentliche Elemente der Analyse und Neuordnung der Betriebs- und Leitungsorganisation umfaßt, haben wir im Erfahrungsaustausch mit Leitungskadern der Kombinate und Betriebe u.a. folgende Schwerpunktfragen formuliert, die auch Gegenstand unserer Weiterbildungslehrgänge sind: - Sind alle (jede einzelne) Arbeitsaufgaben und Prozeßabläufe für das Endergebnis der Produktion und im Sinne der Kreislaufökonomie notwendig? • Welche Tätigkeiten sind überflüssig? • Erfasse alle ökonomischen Totzeiten (ohne Fortschrittsprozeß am Produkt)! • Bestimme den idealen Kreislauf! - Sind Arbeitsteilung und Kooperation nach den Kriterien des optimalen Kreislaufs zweckmäßig? • Ist die Spezialisierung zu tief gegliedert oder ist die Spezialisierung zu gering entwickelt? • Verlängert oder verkürzt die Kooperation den Kreislauf (was ist besser: rascher Kreislauf oder minimaler laufender Aufwand)? • Wird die Parallelität des Verlaufs von Teilprozessen ausgeschöpft? • Ist der Reproduktionsprozeß weitgehend geschlossen? - Sind die Arbeitstätigkeiten nach den Grundsätzen der WAO gestaltet?

Anmerkungen ' Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1986 bis 1990, Berlin 1986, S. 16.

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• Beseitigung monotoner Prozesse • Substitution von Routinearbeiten • Förderung kreativer Arbeit - Ist die Proportionalität des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters insgesamt und im Detail gesichert? • Verteilung des Qualifikationspotentials • Verteilung der Beschäftigten auf Reproduktionsphasen - Werden Produktneuheiten durch die Organisation gefördert? • Ist die Prozeßverantwortung gesichert? • Ist die Prioritätenfolge geklärt? Natürlich sind das nur einige ausgewählte Schwerpunkte, deren gründliche Bearbeitung jedoch dringend notwendig ist. Abschließend möchte ich bemerken, daß unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kombinaten und Betrieben u.a. möglich geworden ist durch die Bereitstellung zusätzlicher Planstellen, für ein Forschungslabor an unserem Institut, um an der Ausarbeitung von Anwendersoftware mitzuwirken, und die Bereitstellung von Bürocomputern durch die Industrie, konkret das Ministerium für Leichtindustrie. Die entsprechenden Beschlüsse des Politbüros des ZK der SED über die engere Kooperation zwischen der Akademie der Wissenschaften der DDR, den Hochschulen und der Praxis gelten in vollem Maße auch für die ökonomischen Einrichtungen des Hochschulwesens. Unsere Erfahrungen bestätigen nachhaltig, daß die Kooperation für beide Seiten beachtliche Vorteile hat. So sind wird in der Lage, die erarbeitete Anwendersoftware für Kombinate zugleich zur Grundlage für die Ausund Weiterbildung der Leiter auf dem Gebiet der computergestützten Leitung und Planung zu nehmen.

Hans Broli

Intensivierung der Kooperation zwischen Kombinaten der Zuliefer- und Finalindustrie - ein Beitrag zur Erhöhung der Effektivität und zur Beschleunigung des ökonomischen Kreislaufs der Reproduktion Die Anforderungen an die Leitung und Organisation, an die Gestaltung des Reproduktionsprozesses zur Erhöhung der Reaktionsfähigkeit der Finalindustrie haben sich in den Kombinaten der Zulieferindustrie mit der dynamischen Entwicklung der Produktivkräfte grundsätzlich gewandelt. Sie erwachsen aus den grundlegenden Veränderungen in Wissenschaft, Technik und Produktion sowie den Marktbedingungen. Die volkswirtschaftliche Effektivität wird zunehmend von der Reaktionsfähigkeit der Zulieferindustrie gegenüber der Finalindustrie, von der Beherrschung der Kooperationsbeziehungen, der qualitativen und quantitativen Verflechtung 1 in und zwischen den Kombinaten beeinflußt. Der Vervollkommnung dieser Kooperationsbeziehungen wird deshalb seit längerer Zeit große Aufmerksamkeit geschenkt. Die Kombinate haben sich der Lösung dieser Aufgabe gestellt durch - Eigenentwicklung und Produktion qualitäts- und funktionsbestimmender Zuliefererzeugnisse in Kombinaten der Finalindustrie; - Qualifizierung der Pflichtenheftarbeit zur Lösung volkswirtschaftlich wichtiger Vorhaben durch aktivere Mitwirkung aller beteiligten Kombinate/Betriebe; - flexible Automatisierung zur Erhöhung der Reaktionsfähigkeit bei kleinen Erzeugnisstückzahlen sowohl in den Kombinaten der Final- als auch Zulieferindustrie; - Entwicklung und Bau von universell einsetzbaren, dem Weltstand entsprechenden Standardbauelementen, -baugruppen und -geräten (Standardbaukästen); - Abschluß von langfristigen Kooperationsvereinbarungen zwischen den Kombinaten der Final- und Zulieferindustrie; - Aufkommens- und Bedarfsverteidigungen; - Aufbau von Applikationszentren in den Kombinaten der Zulieferindustrie. Zentrale Entscheidungen hinsichtlich der Zuordnung von Zulieferbetrieben mit einem branchen- bzw. finalerzeugnistypischen Profil zu Kombinaten der Finalindustrie unterstützen diesen Prozeß. Bei der weiteren Vervollkommnung und Festigung der Kooperationsbeziehungen zwischen den Kombinaten der Final- und Zulieferindustrie treten eine Reihe weiterer Probleme auf, welche zu lösen sind, wie z.B. die Beherrschung der immer differenzierter werdenden Anforderungen der Finalindustrie an die Zulieferindustrie nach Sortiment, Qualität, Menge und Bereitstellungstermin. Die Anforderungen an die Kombinate/Betriebe der Zulieferindustrie stehen in enger Wechselwirkung mit denen der Finalindustrie. 9/3621

Die Breite der Anforderungen wird deutlich z. B. durch - neue Erzeugnissortimente in kürzeren Entwicklungszeiten (was die bereits vorhandene Erzeugnisbreite noch erweitert); - kürzere Angebotsfristen und Lieferzeiten; - Ablösung importierter Zuliefererzeugnisse; - Unterstützung in der Projektierung und Anpassung der Zuliefererzeugnisse in Erzeugnissen und Anlagen der Finalindustrie; - höhere Reaktionsfähigkeit auf schwankende Marktbedingungen durch Bereitstellung entsprechender Zuliefererzeugnisse bis zu Forderungen der Änderung von Wirtschaftsverträgen nach Menge, Sortiment und Lieferzeit; - weitere Produktion von bereits dem Weltstand nicht mehr entsprechenden, abgelösten Erzeugnissen, um noch existierende alte Finalerzeugnisse funktionstechnisch zu erhalten, und geht bis zur Unterstützung bei Inbetriebnahmen von Anlagen- und Rekonstruktionen im In- und Ausland. Jedes Zulieferkombinat steht vor der schwierigen Aufgabe, einerseits die Forderungen der Finalindustrie weitestgehend zu erfüllen, andererseits seine ihm übertragenen Planzielstellungen zu sichern. Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind u. a. neue Einstellungen der leitenden Kader, das Bestreben und die Bereitschaft nach einer weiteren Vervollkommnung der Kooperationsbeziehungen und das weitere wissenschaftliche Durchdringen der Verflechtungsbeziehungen, verbunden mit praktischen Konsequenzen, erforderlich. Durch Administration oder „Alleingangbestreben" einzelner Kombinate ist diese zunehmend komplexer werdende Aufgabe der Kooperation kaum lösbar. Eine wesentliche Grundlage zur langfristigen effektiven Gestaltung des Reproduktionsprozesses im Zulieferkombinat und der Kooperationsbeziehungen zu den Kombinaten der Finalindustrie sind komplexe Bedarfsvoraussagen. Erforderlich sind sorgfältige und umfassende Einschätzungen sowie entsprechende Konsequenzen gegenüber leichtfertig abgegebenen Bedarfsforderungen der Finalindustrie, eigene Aktivitäten der Zulieferindustrie, wie Applikations- und Marktforschung, Weltstandsvergleiche von gleichartigen Zuliefererzeugnissen und ihrem Entwicklungstrend, proportionale Entwicklung der Betriebe im Zulieferkombinat auf der Grundlage von begründeten Bedarfsaussagen. Das verhindert vor allem nichtgeplante Sortimentsänderungen, Leistungsverluste, Unkontinuität im Reproduktionsprozeß, nichtgeplante Bestände an Material, unvollendeter Produktion und Fertigerzeugnissen, Vertragsrückstände, Verärgerung und Mißmut unter den Werktätigen. 65

Langfristige Bedarfsaussagen für die Zulieferindustrie beginnen mit der Kenntnis der Bedarfsentwicklung der Finalindustrie (ausgewählter Hauptanwender von Zuliefererzeugnissen, Lieferungen und Leistungen) und deren Zulieferanteilen im In- und Ausland. Zweifelsohne ist die Ermittlung des Bedarfes durch eine Reihe objektiver Kriterien insbesondere im Ausland erschwert. Jedoch dort, wo eine gezielte Applikations- und Marktarbeit geleistet wird, ist das Risiko von „Erzeugnisfehlentwicklungen" reduziert. Ein aktiver Einfluß der Zulieferindustrie bei der Erarbeitung von Erzeugnisentwicklungskonzeptionen der Finalproduzenten mit hohen Zulieferanteilen ermöglicht einerseits, das vorhandene bzw. in Entwicklung befindliche Erzeugnissortiment des Zulieferkombinates/ -betriebes optimal anzubieten, andererseits, die Erkenntnisse aus der Erzeugnisentwicklung und den voraussichtlichen Einsatzmöglichkeiten des Finalproduzenten für die eigene weitere Erzeugnisentwicklung und Gestaltung des Reproduktionsprozesses zu nutzen. Weitere Kriterien objektiver Bedarfsaussagen für die Zulieferindustrie sind - der Weltstandsvergleich von gleichartigen Zuliefererzeugnissen und ihrem Entwicklungstrend; - die Kenntnis der Erzeugnisse und Aufkommensentwicklung in den Ländern des R G W , insbesondere der UdSSR; - die Kenntnis über mögliche Importe von Erzeugnissen aus den Ländern des R G W , die von der Finalindustrie benötigt werden und nicht im Inlandsortiment enthalten sind. Die Erfahrungen aus der Arbeit des Kombinates ORSTA-Hydraulik Leipzig - einem Zulieferkombinat unserer Volkswirtschaft - , bilanzverantwortlich für die Versorgung der Volkswirtschaft mit Erzeugnissen der Hydraulik und Pneumatik, bestätigen die Notwendigkeit der aktiven Einflußnahme der Zulieferindustrie zur Intensivierung der Kooperationsbeziehungen mit den Kombinaten der Finalindustrie. Das Kombinat beeinflußt mit seinem Gerätesortiment die Qualität und Funktionsfähigkeit unterschiedlicher Finalprodukte vom Schwermaschinen- und Anlagenbau bis zur Feingerätetechnik des Präzisionsmaschinenbaus. Ein hoher Anteil hydraulischer und pneumatischer Geräte wird in mobilen Erzeugnissen (Bagger, Traktoren, Landmaschinen u . a . ) eingesetzt. In einigen Finalerzeugnissen beträgt der Wertanteil hydraulischer Geräte bzw. Systeme bis zu 5 0 % des Finalerzeugnisses. Die Anzahl des Grundsortimentes der hydraulischen und pneumatischen Erzeugnisse, das sich aus den verschiedenen Gerätearten usw. zusammensetzt, beträgt 4600. Die Zahl der unterschiedlich zu fertigenden Baugruppen beträgt das 50- bis 200fache und die Anzahl der durch verschiedene Kombinationen der Gerätegruppen herstellbaren Varianten beträgt ca. das lOOOfache der Zahl der Grundsortimente. Das heißt, die 46000 Grundsortimente bedingen ca. 4,5 bis 5 Millionen bestellbare Geräte Varianten. Die Vielfalt hydraulischer/pneumatischer Geräte, ihre Differenziertheit in der Anwendung sowie die Zunahme der Anforderungen von seiten der Finalindustrie

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führte 1984 zu der Entscheidung im Kombinat O R S T A Hydraulik Leipzig, ein Applikationszentrum zu bilden. Nach zweijähriger intensiver Arbeit des Applikationszentrums als „Bindeglied" zwischen Finalindustrie und Zulieferkombinat lassen sich u. a. folgende Ergebnisse, erkennbare Probleme und weitere Schlußfolgerungen zur Intensivierung der Kooperationsbeziehungen zischen der Zuliefer- und Finalindustrie ableiten: 1. Die inhaltliche Vorbereitung und zielgerichtete Realisierung der durch die Generaldirektoren der Kombinate der Finalindustrie und dem Generaldirektor des VEB Kombinat ORSTA-Hydraulik abgeschlossenen Koordinierungsvereinbarungen sind eine verbindliche zweiseitige Vereinbarung zur Vervollkommnung der Kooperationsbeziehungen in Wissenschaft und Technik, Produktion, Absatz und Einsatzvorbereitung der Zuliefererzeugnisse. Der Inhalt der Koordinierungsvereinbarungen wird in Form von Jahresprotokollen (sofern notwendig) durch die Generaldirektoren präzisiert und verbindlich fortgeschrieben. Auf diese Weise gestaltet sich die Arbeit mit Entwicklungsforderungen, Lieferungen und Leistungen zielstrebiger und abgestimmter und damit ökonomisch günstiger. Bedarfsaussagen werden aktualisiert, unterstützt durch rechtzeitige Information des Finalproduzenten bei objektiven Abweichungen. Die Applikationsarbeit mit dem Ziel des Abschlusses weiterer Koordinierungsvereinbarungen wird fortgesetzt. 2. Durch die aktive Einflußnahme des Applikationszentrums in Form von Beratungen, Schulungen, Pilotlösungen zur Anwendung neu- bzw. weiterentwickelter Erzeugnisse der Elektrohydraulik werden der Einsatz effektiver Gerätetechnik der Hydraulik beschleunigt, Vorbehalte abgebaut, der Einsatz uneffektiver Technik verhindert. Neuer Technik wird zum Durchbruch verholfen. 2 3. Volkswirtschaftlich unbegründete Erzeugnisentwicklungs- und Importforderungen konnten verhindert werden. Bedarfsverteidigungen sowie aktive Einflußnahme auf die Erarbeitung des Inhalts der Pflichtenhefte volkswirtschaftlich wichtiger Finalprodukte mit hohen Zulieferanteilen von hydraulischen/pneumatischen Geräten unterstützen diese Vorgehensweise. Durch die Entwicklung einer Reihe von Erzeugnissen neuer Gerätegenerationen (ZP p„ 20, Proportionalventile) wurde ein wissenschaftlich-technischer Vorlauf auch für die Finalindustrie geschaffen. Dieser Vorlauf wird gegenwärtig von den Finalproduzenten noch nicht ausreichend genutzt. Die Ursachen sind vielschichtig, z.B. unzureichende Marktarbeit, nicht ausreichende Qualifikation (d.h. unzureichende Kenntnis über die neuen Erzeugnisse). Die Bedeutung der rechtzeitigen Einflußnahme der Zulieferindustrie wird somit deutlich. 4. Die Aktivierung der Zusammenarbeit mit der Finalindustrie, einschließlich der beteiligten wissenschaftlich-technischen Einrichtungen, beschleunigte den Erkenntniszuwachs im Zulieferkombinat, insbesondere zur Verbindung der Mikroelektronik mit der Hydraulik/ Pneumatik. Damit werden das Einsatzgebiet der Hydraulik/Pneumatik erweitert, das Masse-Leistungs-Verhältnis positiv verändert, Energieoptimierungen durch den kombinierten Einsatz erzielt.

5. Aus langfristig abgestimmten Bedarfsaussagen mit der Finalindustrie, Studien internationaler Entwicklungstrends hydraulischer/pneumatischer Gerätetechnik, einschließlich ihrer Kombination mit der Elektronik, ließen sich Schlußfolgerungen und Entscheidungen sowie Aussagen für die weitere Gestaltung des Reproduktionsprozesses ableiten. Die Entscheidungsfindung wird qualifizierter. Wesentliche Feststellungen waren, daß - mit dem im Kombinat in Entwicklung befindlichen und produzierten Gerätesortiment der Hydraulik etwa 80 bis 90% aller Anwendungsfälle bestritten werden können; - weitere Einsatzfälle nur geringe Stückzahlen bzw. Einzellösungen beinhalten, überwiegend von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Ihre Realisierung bedingt erhöhte Aufwendungen, insbesondere in Forschung und Entwicklung, Projektierung, Konstruktion, Technologie. Die Durchsetzung rechnergestützter Lösungen wird immer zwingender notwendig; - die Reaktionsfähigkeit durch weitere flexible Automatisierung 3 und gezielte Bestandswirtschaft erhöht werden muß; - die im Kombinat vorhandene Entwicklungs- und Produktionskapazität Mikroelektronik ausgebaut werden muß - alle namhaften Hydraulikhersteller verfügen über eine eigene Produktionskapazität auf dem Gebiet der Elektronik; - die Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, bei der Projektierung hydraulischer Anlagen und des zielgerichteten Geräteeinsatzes zu erhöhen ist. Um den Anforderungen bei Sonderbauausführungen für volkswirtschaftlich bedeutende Vorhaben gerecht zu werden und um weitere Sortimentslücken zu schließen, wurde die Arbeit mit den Ländern des RGW intensiviert und im Stammbetrieb des Kombinates ein Bereich Sonderbau gebildet, welcher dem Applikationszentrum zugeordnet ist. Damit wurden schrittweise Voraussetzungen geschaffen, um mit Hilfe des Sonderbaus technische

Lösungen von der Projektierung bis zur Inbetriebnahme anzubieten, welche mit dem Gerätesortiment der Standardhydraulik nicht zu realisieren sind. In diesem Prozeß stehen wir noch am Anfang und versprechen uns zwei wesentliche Effekte: 1. wird die Serienproduktion der Standardhydraulik nicht unterbrochen; 2. werden bisher nicht oder nur mit NSW-Importen lösbare Aufgaben realisierbar. Mit der Zuordnung eines solchen Sonderbaus geht der Leistungsumfang des Applikationszentrums des Kombinates ORSTA-Hydraulik über den bekannter anderer Applikationszentren hinaus. Stabile Kooperationsbeziehungen der Zulieferindustrie mit der Finalindustrie setzen stabile Kooperationsbeziehungen (innerkombinatliche Kooperation) zwischen den Kombinatsbetrieben des Zulieferkombinates im arbeitsteiligen Prozeß voraus. Die langfristige Entwicklungskonzeption zur Gestaltung des Reproduktionsprozesses und zur Sicherung der Planziele im Kombinat ORSTA-Hydraulik Leipzig beinhaltet eine klare Orientierung für die weitere Arbeit. Sie schließt die weitere Intensivierung der Kooperationsbeziehungen mit der Finalindustrie ein. Abschließend möchte ich hervorheben, daß der Aufbau des Applikationszentrums im Kombinat nicht konfliktlos verlief. Der Inhalt der Arbeit änderte sich. Im Prozeß der Durchführung zeichnete sich ab: Je klarer die Notwendigkeit, die zu lösenden Aufgaben, das Ziel und die persönliche Verantwortung formuliert bzw. entschieden wurden, je präziser und inhaltsreicher die rechtzeitige Information, Vorbereitung und Qualifizierung der Werktätigen zur Umsetzung der Aufgaben erfolgte, um so sicherer war das Ergebnis. Von der Fähigkeit, Einsatzbereitschaft, dem politischen Engagement der Leiter, sich dem „Neuen" zu stellen, vom kollektiven, einheitlichen Wirken der Leitungen in enger Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichen Organisationen wurde das Betriebsklima und das Handeln aller Werktätigen maßgeblich geprägt.

Anmerkungen 1

2

Direktive des XI. Parteitages zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1986 bis 1990. Bericht der Kommission an den XI. Parteitag der SED, Berlin 1986, S. 42. In der Zeit des Aufbaus des Applikationszentrums im Kombinat ORSTA-Hydraulik Leipzig wurden - 28 Lehrgänge bzw. Schulungen für Anwender durchgeführt; - 50 Aufgaben zur Entwicklung (Projektierung) von Hydraulikkreisläufen für neue Finalerzeugnisse in Auftrag genommen, von denen 20 in Form von Pilotanlagen realisiert werden;

3

- ca. 200 Fachberatungen bzw. Konsultationen zur Neuentwicklung von Finalerzeugnissen unter Einsatz von Hydraulik und Pneumatik entsprechend Kundenwunsch durchgeführt und - 250 Vorgänge mit bis zu 50 Positionen zur NSW-Importablösung von Ersatzteilen bzw. zur Rekonstruktion und Modernisierung von Anlagen bearbeitet. Vgl. Blickpunkt Wirtschaft, Flexible Automatisierung Schlüsseltechnologie für höhere Produktivität und Effektivität, Berlin 1986, S.33-46.

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Lothar Hummel

Leitungserfahrungen in Vorbereitung und beim Einsatz von CAD/CAM-Arbeitsstationen. Kaderarbeit - soziale Aspekte - Bildungserfordernisse In den Thesen wird die Notwendigkeit hervorgehoben, die Leistung der Kombinate durch die ständige Verbesserung der Leitungstätigkeit zu erhöhen. Es ist eine wichtige Aufgabe des Leiters, den Einsatz von Schlüsseltechnologien zu einem persönlichen Schwerpunkt seiner Leitungstätigkeit zu machen. Wesentlicher Bestandteil des politischen Charakters der Leitung ist dabei die Verwirklichung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Erschließung bedeutender Vorzüge und Triebkräfte sozialistischer Produktionsverhältnisse für die Steigerung von Produktivität und Effektivität der Arbeit. Je revolutionärer die Veränderungen in Inhalt und Organisation der Arbeit sind, desto notwendiger ist es, in der Leitungstätigkeit den subjektiven Faktoren, den sozialen Bedingungen und Wirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um alle Leistungsressourcen zur vollen Wirksamkeit zu führen. Gegenwärtig trifft das in besonderem Maße auf die Leitungsaufgaben bei der Vorbereitung und Einführung von Schlüsseltechnologien zu. Als Beispiel sollen einige Erfahrungen bei der rechnergestützten Konstruktion, Projektierung und technologischen Vorbereitung der Produktion herausgegriffen werden. Es bestätigt sich immer wieder: Dort, wo bereits in der konzeptionellen Arbeit die Komplexität von wissenschaftlich-technischen, politisch-ideologischen, ökonomischen, sozialen und organisatorischen Aufgaben gebührend beachtet wird, entwickeln sich ein hohes Engagement der Kader, Qualifizierungsbereitschaft, Einsicht in neue Formen der Arbeitsorganisation und Verständnis für die Neuformierung von Kollektiven. Umgekehrt kommt es überall dort zu Störungen und zusätzlichen nachträglichen Leitungsaufwendungen, wo dieses Prinzip vernachlässigt wird, wo beispielsweise Fragen der technischen Ausrüstung, der Finanzierung oder der materiellen Versorgung konzipiert werden, ohne zugleich soziale Ziele zu stellen, ohne die Qualifizierung und die Arbeitsgestaltung ausreichend zu beachten und ohne Fragen der Arbeitszeitregelungen und der beruflichen und personellen Zusammensetzung der Arbeitskollektive in Vorbereitung der Projekte mit zu beantworten. Folgende Prozesse verdienen besondere Aufmerksamkeit im Zuge der weiteren Verbreitung des Einsatzes von CAD/CAM-Arbeitsstationen: 1. Die sozialistische Gemeinschaftsarbeit, die Integration arbeitsteilig entstandener Berufe erreicht unter dem objektiven Zwang der Wirkungsweise neuer Instrumentarien eine höhere Qualität. Es entwickeln sich intensive Formen der kooperativen Zusammenarbeit

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von Konstrukteuren, EDV-Spezialisten, Technologen und Ökonomen. Damit verbunden sind erhöhte Forderungen an die Qualität der Kader in allen Bereichen, an die Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit des Gesamtarbeiters, bis hin zur Betriebsorganisation. Bewährt haben sich zum Beispiel im Kombinat Textima Expertengruppen unter Leitung der stellvertretenden Generaldirektoren. Sie setzen sich kadermäßig aus den verschiedenen Bereichen der Betriebe des Kombinates zusammen und erarbeiten die Aufgabenstellung für den Einsatz von C A D / C A M . Sie übertragen ihre Erfahrungen, die oft zunächst im Stammbetrieb gewonnen werden, auf die anderen Betriebe der Kombinate. Das bewies sich zum Beispiel in der Zusammenarbeit von Ingenieuren, Konstrukteuren, Elektronikern und Textilexperten bei der Entwicklung der Flachstrickmaschine im V E B Elite Diamant. Die Parallelität bei der Sicherung der Forschungsund Entwicklungaufgaben für das Erzeugnis, also der Textilmaschinenkonstruktion und der Integration der Elektronik in das Erzeugnis, führte zu einer schöpferischen Zusammenarbeit aller Beteiligten, Bereichsinteressen und persönliche Vorbehalte wurden zurückgestellt. Frühere Probleme in der Zusammenarbeit verblaßten unter der Bedeutung der neuen Aufgaben. Gemeinsam wurde die Qualifizierung auf dem Gebiet der Konstruktion, der Anwendung der Mikroelektronik sowie der Stricktechnik organisiert. Diese Zusammenarbeit fördert zugleich neue Schritte in der Arbeitsteilung und in der Erweiterung von Berufsinhalten. Das gilt z . B . für die zunehmende Kombination von früher relativ streng getrennten arbeitsteiligen Prozessen. Konstrukteure übernehmen in zunehmenden Maße selbst Aufgaben der Programmierung als Voraussetzung für einen schöpferischen Dialog mit Rechner und Bildschirm im Konstruktionsprozeß. EDV-Spezialisten wiederum stehen vor höheren Anforderungen bei der Vernetzung von Informationssystemen, die Beherrschung und Aufbereitung neuer Programme und der Einführung der Rechentechnik in weitere Bereiche der Leitung, Planung, Bilanzierung, Steuerung und Kontrolle des Reproduktionsprozesses. Zwei Aspekte sind für das Engagement der Kader, denen neue Aufgaben übertragen werden, von ausschlaggebender Bedeutung: Zum einen die hohe ökonomische Wirksamkeit der neuen CAD/CAM-Technologie in Verbindung mit erhöhter Flexibilität und damit erfolgreicher Realisierung wissenschaftlich-technischer Forschungs- und Projektierungsleistungen. Zum anderen eine sichtbare Erhöhung des Inhaltes der Arbeit und damit Erfüllung vieler persönlicher Wünsche nach Ausbau und wirksamer Entfaltung des fachlichen Könnens. 2. Wie bereits hervorgehoben, führen die Möglichkei-

ten der neuen Technik zur Erhöhung des Inhalts der Arbeit, zur Reduzierung des Anteils von Routinearbeiten und zum Abbau berufs- und qualifikationsfremder Arbeiten. Das ist bedeutsam für die Persönlichkeitsförderung. Jedoch sind damit weitere Fragen verbunden: Wie verändert sich zum Beispiel die Kaderstruktür, und welche Konsequenzen hat das für die Organisation der Arbeit? Mehrere Prozesse sind parallel zu beherrschen. Es wäre wirklichkeitsfremd und der Vermittlung von Erfahrungen nicht dienlich, die Bewältigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und seine Ausdehnung auf immer breitere Kreise von Werktätigen als einen reibungslos ablaufenden Prozeß anzusehen. Der erhöhte Aufwand an Konstruktion und Projektierung erfordert beispielsweise vielerorts spezielle objektgebundene Arbeitszeitregelungen. Keineswegs ist es für die Mehrzahl der Konstrukteure, Projektanten, Technologen und Ökonomen selbstverständlich, gegebenenfalls zur Schichtarbeit überzugehen, ist damit doch die Forderung verbunden, mit herkömmlichen beruflichen Vorstellungen zu brechen, das Leben in der Familie und auch persönliche Lebensgewohnheiten neu zu regeln. Es ist auch nicht immer leicht, sich auf einen veränderten Arbeitsrhythmus einzustellen und dessen Vorzüge bewußt zu erschließen. Erhöhtes Gewicht erlangen konzentrierte Arbeit, Reduzierung diverser Störungen, die Festlegung von Rechnerzeiten und die Vorgabe von Zeitaufwänden für bestimmte Arbeiten. All das ist mit wichtigen Umdenkungsprozessen verbunden. In Zukunft muß sich jeder voll auf den Rechner verlassen, statt auf das eigene Notizbuch. Für viele bedeutet es, uneigennützig das persönliche, seit Jahren mühselig erworbene Wissen durch elektronische Speicherung allen zugängig zu machen. Es erfordert, verstärkt mit der „Gedankenwelt" anderer zu arbeiten, sich in diese hineinzuversetzen und das eigene Wissen allen bereitwillig und verständlich zur Verfügung zu stellen. Mit dem Einsatz von Computern werden Leistungsunterschiede in den kreativen Fähigkeiten offensichtlicher. Leistungsmängel können immer weniger hinter operativer Geschäftigkeit verborgen werden. Von hoher Wirksamkeit für die Lösung der neuen Aufgaben ist somit auch die konsequente Durchsetzung des sozialistischen Leistungsprinzips mit Hilfe der Anwendung von Stimulierungsformen, die der Spezifik der neuen Aufgaben und Arbeitsinhalte gerecht werden. Überall dort, wo höhere Leistungsforderungen an die Menschen entstehen, ein neuer Arbeitsinhalt und neue Formen der Organisation der Arbeit sich herausbilden, hohe Erwartungen an die Erschließung subjektiver Leistungsreserven, an Schöpfertum und Disziplin im weitesten Sinne des Wortes gestellt sind und sich die materiell-technischen Bedingungen der Arbeit verändern, ist zugleich die Frage nach der Anerkennung hoher Leistungen zu beantworten. Mit der Auswahl der Kader, der personenbezogenen, differenzierten Leistungsbewertung, der besonderen Hervorhebung von Spitzenleistungen und der Übertragung von Bestwerten sind Auseinandersetzungen verbunden, denen man heute in den Betrieben gerade angesichts der Bedeutung der Schlüsseltechnologien für

das Leistungsvermögen des gesamten Betriebes immer größere Beachtung schenkt. Immer besser wird erkannt, daß von solchen Schlüsseltechnologien wie CAD/CAM entscheidende Impulse für die Entwicklung von Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft ausgehen. Zunehmende Bedeutung für den effektiven Einsatz der CAD/CAM-Technik erlangen die Arbeitsbedingungen, die Durchsetzung ergonomischer Erkenntnisse, die Gestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen in den Kollektiven. In all diesen Fällen erwiesen sich vor allem zwei Faktoren als ausschlaggebend für die Überwindung von Schwierigkeiten: Zum einen die Einsicht, daß die berufliche Weiterentwicklung, ein größeres Erfülltsein in der Arbeit solche Veränderungen mit Notwendigkeit einschließt, daß das eine also nicht ohne das andere zu haben ist. Zum anderen die Art und Weise, wie sich die Notwendigkeit von Veränderungen auch in einem höheren Niveau der Organisation der Arbeit widerspiegelt. Es muß das Bestreben fühlbar sein, hohe Leistungsentwicklung mit weitgehender Berücksichtigung persönlicher Interessen und Wünsche zu verbinden. Das betrifft auch den Einsatz von Frauen, die politische und soziale Aufgabe, sie von Anfang an aktiv in die Meisterung neuer wissenschaftlich-technischer und ökonomischer Leitungs- und Planungsaufgaben einzubeziehen und an den Errungenschaften von Wissenschaft und Technik teilhaben zu lassen. Meines Erachtens unterstreichen die genannten Aufgaben die Forderung nach einem verstärkten Einsatz von Arbeitsingenieuren, Psychologen und Soziologen in den Industriebetrieben. Gab es früher bei Leitern oft noch unklare Vorstellungen über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten dieser Kader und war das auch eine Ursache für deren Fluktuation, so dürfte mit dem Einsatz von Schlüsseltechnologien auch hier eine neue Situation eingetreten sein. Der Erfahrungsaustausch von Betriebssoziologen auf dem letzten Soziologenkongreß der D D R zeigte auf diesem Gebiet erhebliche Möglichkeiten auf. Das gilt auch für Ingenieurpsychologen und Sozialpsychologen und in einem gewissen Grade für Pädagogen. Nicht immer ist es böser Wille, wenn die Übertragung der Erfahrungen bewährter Konstrukteure und Technologen in ein Programm Schwierigkeiten macht. Oft muß dieses Wissen „erforscht" und systematisiert, d.h. programmgerecht aufbereitet werden. 3. Mit der Bedeutung der neuen Technik wachsen die Anforderungen an die Kaderarbeit innerhalb des Spektrums der Leitungsaufgaben und der persönlichen Arbeitsschwerpunkte des Leiters. Aus dem Vorangestellten wurden bereits deutlich, welchen entscheidenden Anteil die Leiter in den F/EBereichen haben und wie bedeutsam Kooperation und interdisziplinäre Strukturen sind. Als eine der wichtigsten Aufgaben schält sich die Heranführung junger Kader an die moderne Rechentechnik und deren Unterstützung durch die älteren, erfahrenen Konstrukteure und Technologen heraus. In der Tat zeigt gerade der Einsatz von CAD/CAM, wie fruchtbringend es sich für die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Schlüsseltechnologien auswirkt, wenn eines 69

der wichtigsten Prinzipien der Kaderarbeit unserer Partei verwirklicht wird, nämlich die enge Verbindung von jugendlichen Forscherdrang, von hohem theoretischen Wissen und Lernfähigkeit mit der Erfahrung und dem Können der Älteren. Diese Gemeinschaftsarbeit sichert beiderseitigen Nutzen. Sie fördert die Qualifizierung im Arbeitsprozeß. Der eine gewinnt durch die Kooperation mit dem anderen. Neben einer Reihe von Vorzügen beweisen Jugendforscherkollektive auch die Feststellung in den Thesen zur Ratstagung, daß sich objektbezogene Forschungsund Entwicklungskollektive - und gerade das ist typisch für Jugendforscherkollektive - durch hohes Engagement, Produktivität, Unvoreingenommenheit, Erfindergeist und Durchsetzungswillen auszeichnen. Überall wo es um Mikroelektronik, CAD/CAM, Automatisierung, Roboterbau, Lasertechnik und ähnliche Hochtechnologien geht, hat sich in der überwiegenden Zahl der Fälle die Heranziehung junger Kader bewährt. Sie greifen auch schnell neue Gebiete auf. Gegenwärtig arbeiten z. B. Jugendliche des VEB Elite Diamant in einem überbetrieblichen Jugendforscherkollektiv des Bezirkes Karl-Marx-Stadt. Ziel ist die Einführung der CAD/CAM-Technologie im VEB Aktivist Zwickau zur Herstellung modischer Obertrikotagen in hoher Qualität und marktgerechter Vielfalt. Das ist ein Beispiel der uneigennützigen Übertragung wichtiger Kenntnisse und Erfahrungen an andere kooperierende Betriebe und die Erweiterung des fachlichen Wissens der beteiligten jungen Ingenieure über den eigenen Industriezweig hinaus. Eingeschlossen in die Kaderarbeit ist die Qualifizierung der Werktätigen und ihre berufliche Ausbildung. Besonders hervorzuheben ist die Qualifizierung der Leiter selbst. Von ihrem Kenntnisniveau und ihrer eigenen Qualifizierungsbereitschaft und persönlichen Erfahrungen bei der Aneignung neuen Wissens hängt in hohem Maße ab, mit welchem Ernst die Qualifizierung der Werktätigen in den Bereichen betrieben wird. Ihre eigenen Erkenntnisse sind wesentlich für die rationelle Organisation der Weiterbildung, für das Anforderungsniveau neuer Zielstellungen, für ihre Argumentationskraft und ihr Durchsetzungsvermögen. Generaldirektoren bestätigen immer wieder: Nicht selten ist es erforderlich, die Auseinandersetzung mit hemmenden Einstellungen zu führen. Oftmals begründen Kader ihre persönlichen Vorbehalte und Hemmungen gegenüber einer Qualifizierung auf fachlichem „Neuland" mit Unabkömmlichkeit, Zeitmangel oder zu geringer persönlicher Anwendbarkeit der Rechentechnik. Ein Nachgeben aber wäre immer zum Schaden des Betriebes, denn Erfahrungen beweisen: Ungenügendes Wissen führt zur Minderung von Anforderungen, zur Unterschätzung der Leistungsmöglichkeiten und zu Unsicherheiten bei der Vorgabe von Leistungszielen. Die Möglichkeiten, die die Übernahme von Erfahrungen aus anderen Kombinaten und Betrieben bieten, werden infolge mangelnder Einschätzungsfähigkeit dann häufig nicht erkannt und ungenügend genutzt. So wie die moderne Technik hohe Anforderungen an ihre volle Nutzung durch die vorhandenen Kader stellt, so führt sie auch zu einer neuen Sichtweite und Haltung in der Ausbildung. Will man die Einlaufkurve zwischen 70

Hochschulabschluß und Wirksamwerden der Absolventen an der modernen Rechentechnik der Kombinate radikal verkürzen, dann ist die Kooperation zwischen Kombinaten und Ausbildungseinrichtungen, also den Universitäten, Hoch- und Fachschulen, unbedingt erforderlich. Das gilt sowohl für den Kaderaustausch als auch für die Bereitstellung der Rechentechnik und die Absolventenlenkung. Es spricht für solche Kombinate wie Textima, daß es seinen zentralen Rechner mit 6 Computern an der Technischen Universität KarlMarx-Stadt direkt koppelt und in einer Schicht für die Ausbildung von Studenten und die Ausarbeitung von Diplomarbeiten zur Verfügung stellt. Es spricht für eine enge Verbindung zu den Hochschulen und Universitäten, wenn vorausschauend die Klasse von Softwaremethodikern eingerichtet wird, deren Absolventen nicht als „Einzelkämpfer" zur Erarbeitung von Software eingesetzt werden, sondern deren Einsatz konzentriert in Softwarekollektiven großer Kombinate von vornherein angestrebt wird. 4. Das Tempo der Entwicklung und der Einführung neuer Technik stellt naturgemäß hohe Anforderungen an die Qualifizierung und damit an die Bildungskapazitäten der Kombinate und deren Erweiterung aus eigener Kraft. Die Kompliziertheit dieser Aufgabe liegt in dem breiten Profil der Qualifizierung und in der Sicherung der erforderlichen Lehrkräfte und Lehrmaterialien. Typisch für die gegenwärtige Phase und zugleich wesentlich unterschieden von früheren betrieblichen Ausund Weiterbildungsprozessen ist der überaus hohe Anteil des selbständigen, persönlichen Aneignens und des Vertiefens von Erkenntnissen im Prozeß der Arbeit am Computer. Auch von daher ist es - ergänzend zu der relativ kurzfristigen Aufgabe, eine große Zahl von Kadern für die Arbeit an Computern auszubilden - unerläßlich, einen Teil der technischen Kapazitäten für die Aus- und Weiterbildung zur Verfügung zu stellen. Das gilt sowohl für die Ausbildung der Konstrukteure, Technologen und Ökonomen als auch für die Leiter, die Softwarespezialisten und die Bereitstellung der erforderlichen Installations- und Reparaturkräfte. Um schnell die notwendige Zahl von Kadern an die Handhabung der neuen Technik heranzuführen, hat es sich in einer Reihe von Kombinaten bewährt, vor allem jene Kader auch für die Weiterbildung einzusetzen, die zur Vorbereitung der CAD/CAM-Arbeitsstationen zu interdisziplinären Kollektiven zusammengeführt wurden. Sie verstehen es am besten, den eigenen Erkenntnisprozeß praxisnah zu vermitteln und objektbezogen Fragen zu klären, den Einsatz der Technik betriebsbezogen zu demonstrieren, auf Schwächen, mögliche Fehlhandlungen und besonders wichtige Schnittpunkte oder Varianten zur Programmverkürzung aufmerksam zu machen. Ihr Einsatz in der Weiterbildung ist für sie zugleich die Forderung, ihre Ideen noch klarer zu formulieren, Zusammenhänge vertiefend zu erkennen und Lücken zu entdecken. Jede Stunde der Lehrtätigkeit ist Anlaß zur Vertiefung und kritischen Analyse des eigenen Wissensstandes, und nicht selten sind Fragen der Schulungsteilnehmer Quellen neuer Lösungen.

Horst Schneider

Zu Erfahrungen und Ergebnissen des sozialistischen Wettbewerbs bei der Durchsetzung von Wissenschaft und Technik für die Qualifizierung der Leitungstätigkeit Verlauf und Ergebnisse des sozialistischen Wettbewerbs lassen deutlich werden: Im Mittelpunkt der Initiativen der Arbeiterklasse und aller anderen Werktätigen stehen die Schwerpunkte der neuen Etappe der ökonomischen Strategie, wie sie vom Generalsekretär des ZK der SED, Erich Honecker, im Bericht an den XI. Parteitag formuliert wurden. Leistungsbereitschaft und Schöpfertum sind auf ein hohes Wirtschaftswachstum, auf eine breite Anwendung von Wissenschaft und Technik, der Schlüsseltechnologien und der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen gerichtet. Das Mitglied des Politbüros der SED und Vorsitzender des FDGB, Harry Tisch, hob die neuen Maßstäbe hervor, die es bei der Organisierung des Wettbewerbs zu berücksichtigen gilt. Das sind vor allem: - überall das Tempo der Entwicklung der Arbeitsproduktivität zu beschleunigen und gleichzeitig die Qualität zu verbessern und die Kosten zu senken; - neue Erzeugnisse einzuführen, neue Technologien anzuwenden und damit höhere ökonomische Ergebnisse zu erzielen, mit den vorhandenen Arbeitskräften und ohne zusätzliche Inanspruchnahme von Energie und Material und bei gleichzeitiger Senkung der Importe die Produktion entsprechend dem Bedarf zu sichern; - den Kampf um hohe Arbeitsproduktivität und Effektivität mit der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen zu verbinden. 1 Aus ihnen ergeben sich, aufbauend auf dem Bewährten, in der Wettbewerbsbewegung und der neuen Etappe der wissenschaftlich-technischen Revolution in unserer Republik qualitativ neue Ansprüche an die politische Führung und Organisation des sozialistischen Wettbewerbs durch die Gewerkschaften ebenso wie an die Leitung, Planung und wirtschaftliche Rechnungsführung in den Kombinaten und Betrieben. Für die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Nutzung der Schlüsseltechnologien im breiten volkswirtschaftlichen Umfang kommt ihm als politisch-schöpferische Aktion der Arbeiterklasse und aller anderen Werktätigen und als Wesenselement sozialistischer Demokratie wachsende Bedeutung zu. Als sozialistisches Produktionsverhältnis und als Triebkraft des Sozialismus behält er aber nur dann seine sozialen Wirkungen, wenn die Leninschen Prinzipien der Wettbewerbsführung unter den neuen Erfordernissen der umfassenden Intensivierung im Massenumfang wirksam werden. Die Entwicklung des sozialistischen Wettbewerbs und seine für die Werktätigen überschaubare Organisation durch Öffentlichkeit, Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit der besten Leistungen stehen dabei im Vordergrund.

Neue Wege gilt es in Anwendung dieser Prinzipien zu beschreiten, neue theoretische und praktische Fragen des sozialistischen Wettbewerbs sind damit aufgeworfen. Sie ergeben sich aus der schnellen Entwicklung der Produktivkräfte (der menschlichen wie der materielltechnischen), aus der weiteren Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit, aus dem gesamten Kreislauf der intensiv erweiterten Reproduktion. Sie treten immer stärker ins Zentrum der Wettbewerbsführung. Als Triebkraft des Sozialismus und als sozialistisches Produktionsverhältnis ist der Wettbewerb stets die Bewegungsform der Produktivkräfte, die in enger Verbindung und in Übereinstimmung mit dem Volkswirtschaftsplan den Spielraum schafft, der für die Entwicklung moderner Produktivkräfte unerläßlich ist. Die Werktätigen als Hauptproduktivkraft setzen durch ihre Arbeit auch die modernen Produktivkräfte in Bewegung, nutzen sie effektiv und entwickeln sie weiter. Sie nehmen damit und in diesem Arbeits- und Wettbewerbsprozeß auf der Grundlage des Planes bewußt Einfluß auf die Vervollkommnung der Produktionsverhältnisse. Damit beweist sich der Wettbewerb im sozialistischen Arbeitsprozeß auch künftig als ein wesentliches Element der Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen . Das wachsende Gewicht des sozialistischen Wettbewerbs für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ist stärker denn je gekennzeichnet durch das erfolgreiche Ringen um hohe wissenschaftlich-technische Leistungen, die damit verbundene politische Aktivität und die Persönlichkeits- und kollektivbildende Wirkung. Welche neuen Anforderungen an den sozialistischen Wettbewerb sind damit verbunden? Der Verlauf des Wettbewerbs in den 80er Jahren zeigt, daß sich mit der umfassenden Intensivierung, mit der Orientierung des Wettbewerbs auf die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts qualitative Veränderungen und Entwicklungen im sozialistischen Wettbewerb vollziehen. Mit der neuen Qualität der ökonomischen Strategie unserer Partei erfahren sie eine höhere Dynamik. Der Kurs auf qualitatives Wachstum aus Neuerungsprozessen, auf Wachstum der Effektivität spiegelt sich wider in neuen Inhalten, Kriterien und Organisationsformen des sozialistischen Wettbewerbs, die sich bereits abzeichnen und deren Herausbildung sich weiter verstärken wird. In ihnen widerspiegelt sich die schöpferische Anwendung der Leninschen Wettbewerbsprinzipien unter den neuen Bedingungen der umfassenden Intensivierung. Worin zeigt sich die Weiterentwicklung des sozialistischen Wettbewerbs, worin bestehen neue Inhalte, Kriterien und Organisationsformen? 71

Zur Beantwortung dieser Frage nur einige Gedanken und Überlegungen. Es zeigt sich, daß die Erfüllung und gezielte Überbietung der Pläne als grundlegendes Wettbewerbsziel immer weniger durch Initiativen mit zusätzlichen Aufwendungen an Arbeit und an Ressourcen und immer mehr durch Initiativen zur Senkung dieses Aufwandes und zur Erhöhung der Qualität der Produktions- und Arbeitsergebnisse erreicht wird. Steigende Nettoproduktion, Wachstum der Arbeitsproduktivität und höherer Wertzuwachs durch steigende Erzeugnis- und Verfahrensqualität sind Ausdruck dafür, daß die schöpferische Masseninitiative auf intensives Leistungswachstum orientiert ist. Darin widerspiegelt sich das politische Wirken der Gewerkschaften im engen Zusammenwirken mit der Parteiorganisation und dem staatlichen Leiter, den Wettbewerb konsequent auf die Durchsetzung der neuen Etappe der ökonomischen Strategie unserer Partei zu konzentrieren. Wenn allseitige Aufwandssenkungen und Qualitätsverbesserung die entscheidenden Wachstumsquellen sind, dann muß sich die Haüptstoßrichtung der Wettbewerbsführung naturgemäß auf die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts richten. Das heißt, daß der sozialistische Wettbewerb beitragen muß zur schnellen Entwicklung, Einführung, optimalen Nutzung und Beherrschung von Schlüsseltechnologien und der Produktion von neuen Erzeugnissen. Im Wesen der Sache geht es darum, unter den Bedingungen einer schnellen Einführung und der breiten Nutzung von Schlüsseltechnologien in der Produktionsvorbereitung und in der Produktion die Leninschen Wettbewerbsprinzipien entsprechend den sich entwickelnden Möglichkeiten anzuwenden. Bedeutsam für die Wirksamkeit des sozialistischen Wettbewerbs in Forschung und Entwicklung, in der Konstruktion, Projektierung und Technologie wie auch in Bereichen mit CAD/CAM-Arbeitsstationen und flexibler Automatisierung ist, wie es unter sich wandelnden Arbeitsbedingungen, im Sinne sich wandelnder Technik und Technologie, sowie veränderter Leistungsbeeinflussung gelingt, ihn auf der Grundlage des Planes einfach, überschaubar zu gestalten und ihn öffentlich zu führen, Leistungen untereinander, zwischen den Arbeitsschichten und an den Planzielen zu vergleichen, gute Leistungen auf steigendem Niveau zu wiederholen und dabei die leistungsorientierte Entlohnung plan- und aufgabenbezogen einzusetzen. Das wird im Leninschen Sinne am besten gelingen, wenn der Wettbewerb projekt-, aufgaben- und prozeßbezogen innerhalb und zwischen überschaubaren Themenkollektiven auf der Basis von Pflichtenheften und Erneuerungspässen geführt wird. Aufgabe staatlicher Leitungstätigkeit ist es, vom Generaldirektor bis zum Themenleiter aus anspruchsvollen Aufgaben die Anteile von Forschungs- und Themengruppen sowie der einzelnen Mitarbeiter abzuleiten und monatlich bzw. quartalsweise abzurechnen, unter Nutzung moderner Rechentechnik täglich überschaubar zu gestalten. So sind auch neue Überlegungen für Leistungsvergleiche und Wettbewerb in Bereichen mit CAD/CAM-Stationen erforderlich. 72

In das Zentrum der Initiativen zur Einführung und Nutzung dieser Schlüsseltechnologie rücken immer stärker: - die gerätetechnische Sicherung und die Lieferung von Basissoftware, - die schnelle Schaffung von Beispiellösungen und ihre kontinuierliche Ausweitung, - die kurzfristige Ausnutzung der sich bietenden technischen und ökonomischen Möglichkeiten von CAD/ CAM durch optimale Beherrschung dieser Technik, - die Erweiterung sich bietender Möglichkeiten durch den Bau eigener mikroelektronischer Rationalisierungs- und Automatisierungsmittel. Die Weiterentwicklung des Inhalts des sozialistischen Wettbewerbs liegt deshalb vor allem darin, daß sich die Initiativen zur Ausschöpfung vorhandener Effektivitätsreserven unter vorhandenen technisch-technologischen Bedingungen und mit den gegebenen Erzeugnissen immer stärker mit schöpferischen Initiativen zur Erschließung neuer Effektivitätsquellen aus Wissenschaft und Technik, aus Technologien und neuen Erzeugnissen verbinden. Immer mehr tritt dabei der Wettbewerb in den effektivitätsbestimmenden Bereichen der wissenschaftlich-technischen Arbeit und der Anwendung und Realisierung ihrer Ergebnisse in der Produktion in den Vordergrund. Besonders hervorzuheben sind die Fortschritte, die sich nach dem 10. FDGB-Kongreß und auf der Grundlage seiner Orientierung bei der Verstärkung des Wettbewerbs in den produktionsvorbereitenden Bereichen und speziell in Forschung und Entwicklung vollzogen haben. Die Initiativen der Werktätigen in Vorbereitung des XI. Parteitages der SED und in der Gegenwart zur Erfüllung seiner Beschlüsse lassen deutlich werden, daß die volle ökonomische Wirkung der Initiativen der produktionsvorbereitenden Kollektive aber nur in organischer Verbindung mit den Wettbewerbsinitiativen der Produktionskollektive erreicht werden kann. Der ökonomische und soziale Nutzen aus der Einführung von Schlüsseltechnologien und Spitzenerzeugnissen ergibt sich natürlich erst durch die optimale Auslastung und qualifizierte Beherrschung im Produktionsprozeß. Die flexible Automatisierung, die Arbeit mit CAD/CAM-Systemen, jeder Schritt zur wissenschaftlich-technischen Rationalisierung läßt deutlich werden, welche Bedeutung den Fähigkeiten der Produktionskollektive für die Dynamik und für die ökonomische Wirkung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zukommt. Die qualifizierte Beherrschung der Anlagen, gerichtet auf ihre maximale Verfügbarkeit und auf die Sicherung der Qualität der Erzeugnisse wird immer stärker zum Wettbewerbsinhalt der Produktionskollektive. Das schließt auch technisches und arbeitsorganisatorisches Neuerertum zur Rationalisierung der Arbeit dieser Anlagen und der Arbeit mit ihnen ein. So entwickeln die Werktätigen im sozialistischen Wettbewerb ihre Initiativen immer im untrennbaren Zusammenhang mit der Erneuerung der Produktion und zur maximalen Auslastung der modernen Anlagen. Damit entfaltet sich der Wettbewerb immer mehr entsprechend den Erfordernissen der intensiv erweiterten

Reproduktion und fördert in wachsendem Maße die Gemeinschaftsarbeit. Neue Kriterien der Wettbewerbsführung treten in den Vordergrund. Das vollzieht sich vor allem durch konsequente Hinwendung zu den volks- und betriebswirtschaftlichen Effektivitätsgrößen der Produktion. Die Wirkung des sozialistischen Wettbewerbs ist immer mehr auf den Zuwachs an Arbeitsproduktivität, die Erhöhung der Nettoproduktion, des Nettogewinns und der maximalen Bedarfsdeckung für die Volkswirtschaft, den Export und die Bevölkerung gerichtet. Die Hauptkennziffern der Leistungsbewertung für die Kombinate und Betriebe werden immer mehr in konkrete, aufgabenbezogene und abrechenbare Kriterien und Kennziffern der Wettbewerbsführung und zur Führung von Leistungsvergleichen im sozialistischen Wettbewerb umgesetzt. Die produktive Auslastung der Anlagen und die Sicherung der Qualität, die Kostensenkung und die Gebrauchswerterhöhung, die Senkung des Produktionsverbrauchs und die Nutzung einheimischer Rohstoffe werden immer mehr zu bestimmenden Kriterien. Daraus werden die aufgaben- und prozeßspezifischen Kennziffern der Wettbewerbsführung abgeleitet. Die Orientierung des Wettbewerbs auf Neuerungsprozesse und seine Führung auf der Grundlage von Effektivitätskriterien ist damit zwangsläufig mit einer Weiterentwicklung seiner Organisationsformen verbunden. Zunehmend bilden sich solche Organisationsformen der Arbeit heraus, die eine enge Wechselwirkung zwischen geistiger und materieller Produktion gewährleisten. Auch die enger werdenden Zusammenhänge zwischen technischer und organisatorischer Vorbereitung der Produktion, ihrer Durchführung und der Instandhaltung der Produktionsmittel wirken ein auf die Herausbildung neuer Organisationsformen des Wettbewerbs. Immer mehr wird der sozialistische Wettbewerb aufgaben- und prozeßbezogen organisiert. Er vereint damit Werktätige unterschiedlicher Bereiche zu einem Wettbewerbskollektiv. Hinzu kommt, daß die Wirksamkeit von Wettbewerbsergebnissen jedes Kollektivs immer stärker von der Qualität der Wettbewerbsführung vorund nachgelagerter Kollektive beeinflußt wird. Leitungsmäßig sind Voraussetzungen zu schaffen für eine Wettbewerbsführung, die einer immer stärkeren Koordinierung im Zyklus Wissenschaft-Technik-Produktion-Absatz entspricht. Das muß seinen Ausdruck in der Entwicklung komplexer Organisationsformen des sozialistischen Wettbewerbs über Reproduktionsphasen und Organisationsstrukturen hinweg finden. Solche Formen haben sich in den Magdeburger Schwermaschinenbaubetrieben bewährt. Es ist aber nicht nur das engere Zusammenrücken von Wissenschaft-Technik-Produktion in den Kombinaten und Betrieben, das in der Leitungstätigkeit und der Wettbewerbsführung zu beherrschen ist. An Bedeutung gewann und gewinnt nach den entsprechenden Beschlüssen unserer Partei die Gemeinschaftsarbeit zwischen Kombinaten und Wissenschaftseinrichtungen. Sie basiert immer wirkungsvoller auf langfristiger vertraglicher Grundlage. Durch die Einordnung gemeinsam zu lösender Aufgaben in den Plan Wissenschaft und Technik der Betriebe und Kombinate und in die Pläne der Grundlagen- und angewandten Forschung der Wis10/3621

senschaftseinrichtung wurde die Zusammenarbeit leitungsmäßig und in der Initiativentfaltung wirkungsvoller, verbindlicher, planmäßiger. Es wird besser gewährleistet, daß die wissenschaftlichen Entwicklungen kontinuierlicher und reibungsloser einhergehen mit den technisch-technologischen Entwicklungen. Das ist m. E. der Kern der Leitungstätigkeit und der Initiativentwicklung. Das garantiert kurze Überleitungszeiten, macht Risiken berechenbarer und festigt den interdisziplinären Charakter der Zusammenarbeit als ein Wesensmerkmal der Vervollkommnung der Forschungskooperation bei zunehmender Komplexität und Kompliziertheit der Aufgaben. Auf folgende Beispiele soll verwiesen werden: Im PCK Schwedt, Stammbetrieb, wird unter der Losung „Partnerschaftsgarantie - Leistungszuwachs" im Kooperationskollektiv „Vertiefte Erdölverarbeitung" im sozialistischen Wettbewerb die enge Verbindung von Wissenschaft und Produktion verwirklicht. In diese komplexe Form des Wettbewerbs sind Wissenschaftler, Ingenieure, Technologen, Anlagenfahrer und Laboranten entsprechend dem technologischen Prozeß einbezogen. Zielstellungen des Wettbewerbs sind: - Höchstleistungen zu Dauerleistungen werden zu lassen; - Wissenschaft und Technik zu höherer Effektivität und Qualität in der Produktion zu führen; - Höchste Verfügbarkeit der Produktionsanlagen durch standorientierte Instandhaltung; - Null-Fehler-Produktion. Die Aktivitäten aller Beteiligten äußern sich in individuellen Verpflichtungen und deren ständiger Präzisierung. Gemessen werden die erreichten Wettbewerbsergebnisse - an den terminlichen Zielstellungen und ihrer Unterbietung, - an der Erfüllung und Überbietung des Planes, - am Weltstand - und am Effektivitätszuwachs. Vom Funktionieren komplexer Organisationsformen des sozialistischen Wettbewerbs wird zunehmend die Triebkraftwirkung des Wettbewerbs im intensiven Reproduktionsprozeß bestimmt. Grundlage dafür ist die mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt verbundene wachsende Vergesellschaftung der Produktion und der Arbeit. Komplexe Formen des Wettbewerbs bewirken, daß sich der Vergesellschaftungsprozeß als Prozeß aktiver Gemeinschaftsarbeit zwischen Arbeiterklasse und Intelligenz in gemeinsamen und koordinierten Wettbewerbsinitiativen vollzieht. Auch damit kommt dem Wettbewerb eine wichtige Rolle bei der Verbindung der Vorzüge des Sozialismus mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution zu. Mit dem Kampf um die Entwicklung, Einführung und Beherrschung von Schlüsseltechnologien und der Produktion von Spitzenerzeugnissen treten sozialistische Verhaltensweisen in der Arbeit, wie Teilnahme an der Leitung und Planung, Mitwirkung an der inhaltlichen und organisatorischen Lösung von Produktivitäts- und Effektivitätsfragen, Verantwortung für den Gesamtprozeß, immer stärker hervor. 73

Die Erfahrungen bestätigen, daß die Mitarbeit der Werktätigen bei der Rationalisierung, die Übernahme hoher Wettbewerbsverpflichtungen am stärksten durch eine Atmosphäre stimuliert wird, in der die Werktätigen spüren, daß ihre Fragen, Vorschläge und Anregungen herausgefordert und gewissenhaft behandelt werden. Von großem Gewicht sind solche bewährten Wettbewerbserfahrungen, die die persönlichen Beziehungen des einzelnen und die des Kollektivs zu den Planaufgaben, die entsprechenden persönlichen Positionen und Verpflichtungen zum Inhalt haben. Dazu gehören vor allem die persönlichen und kollektiven Planangebote, die Initiativpläne der Meister, die Forscherkonten u. a. Entscheidende Prämisse für die Führung des sozialistischen Wettbewerbs bleibt, daß er stets konkret und überschaubar geführt wird und die besten Leistungen auch anerkannt werden. Das muß auch künftig beim umfassenden Einsatz von Schlüsseltechnologien und bei zunehmender Automatisierung ganzer Fertigungsbereiche Berücksichtigung finden. Allerdings ist das auch mit neuen Anforderungen an die Leitungstätigkeit verbunden. Entscheidende Leistungen bei der Entwicklung und Einführung von Schlüsseltechnologien, z . B . in Gestalt automatisierter Fertigung, werden von zeitweiligen, interdisziplinären Entwicklungs- und Überleitungskollektiven erbracht. Sie bestimmen wesentlich Zeitpunkt und Höhe des Leistungs- und Effektivitätswachstums. Die Leitungstätigkeit, staatlich wie gewerkschaftlich, muß sich deshalb in starkem Maße auf die sehr differenzierten Fragen und Aufgaben der Wettbewerbsführung

Anmerkungen 1

H.Tisch, Die Aufgaben in Vorbereitung und Durchführung der Gewerkschaftswahlen 1986/87, in: Tribüne vom 6.10.1986, S. 4.

74

konzentrieren, in einem konstruktiven Sinne, wie er sich aus der Einheit von Planaufgabe und Wettbewerb ableitet. Die Automatisierung tritt heute noch in sehr unterschiedlichen Niveaustufen auf. Auch das bedingt eine sehr differenzierte Leitungstätigkeit. Unsere Erfahrungen besagen, daß 1. Inhalt und Organisation des sozialistischen Wettbewerbs dem Niveau der Automatisierung, dem Grad und dem Umfang entsprechen müssen. A u f die Anschlüsse zu vor- und nachgelagerten Abschnitten ist dabei besonderer Wert zu legen; 2. die Schwerpunkte des Wettbewerbs auf beeinflußbare Faktoren der Leistungsbewertung zu legen sind und 3. den Bedingungen im sozialen und bildungsmäßigen Umfeld (Arbeitsbedingungen, soziale Betreuung, Qualifizierung) wachsende Bedeutung zukommt. Aus der dynamischen Entwicklung der Produktivkräfte, der weiteren Entfaltung des sozialen Wettbewerbs zur Meisterung der Schlüsseltechnologien ergibt sich ein weites Feld wissenschaftlicher Arbeit. Zu ihm gehört zweifelsohne ein für die Entfaltung der Initiativen und des Schöpfertums der Werktätigen so wichtiges Gebiet wie die enge Verbindung von Planung, Leitung und sozialistischem Wettbewerb. Die unserer Beratung vorliegenden Thesen haben für die weitere Forschungsarbeit der Gewerkschaftshochschule und des Rates für Fragen des sozialistischen Wettbewerbs eine Vielzahl wichtiger Anregungen gegeben.

Wolfgang Heinrichs/ Horst Hauck

Theoretische und praktische Fragen der volkswirtschaftlichen Verantwortung der Kombinate bei der Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe In den Thesen zur Ratstagung wird mit Recht auf die wachsende volkswirtschaftliche Verantwortung der Kombinate für die Vertiefung der intensiv erweiterten Reproduktion auf dem Wege der umfassenden Intensivierung hingewiesen. Sie, diese wachsende Verantwortung der Kombinate, ist - wie die Beschlüsse des XI. Parteitages der SED nachhaltig unterstreichen - fest in das Konzept der weiteren Gestaltung der sozialistischen Planwirtschaft eingebunden. Hierbei erweisen sich die Kombinate immer mehr als ihr Rückgrat. Schon in den vergangenen Etappen des sozialistischen Aufbaus erwies sich die sozialistische Planwirtschaft und das ihr gemäße System der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung als jene grundlegende Bewegungsform, in der sich das sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln ökonomisch realisiert. Ihre konkrete Gestaltung erfolgte und erfolgt in Übereinstimmung mit dem Entwicklungsniveau und Entwicklungserfordernissen der Produktivkräfte und ihrem Vergesellschaftungsgrad, was bedeutet, die sozialistischen Produktionsverhältnisse als System insgesamt wie auch ihre einzelnen Elemente weiter zu entwickeln. Mit der modernen Produktivkraftentwicklung, besonders mit der Entwicklung und Anwendung von Schlüsseltechnologien, tritt auch die sozialistische Planwirtschaft in eine qualitativ neue Etappe ein. Die ökonomische Realisierung des sozialistischen Eigentums erfolgt nunmehr über die intensiv erweiterte sozialistische Reproduktion. Mehr noch: Sie vollzieht sich mit der umfassenden Anwendung der Schlüsseltechnologien, die auf eine Vertiefung ihres umfassenden Charakters abzielt, womit zugleich die langfristigen Grundlagen für das intensive Wirtschaftswachstum gestärkt werden. Die ökonomische Realisierung des sozialistischen Eigentums auf einer höheren Stufe der Ökonomie der Zeit ist zugleich die wichtigste Bedingung für die weitere Ausprägung des Sozialwesens des sozialistischen Eigentums. Dem Sozialwesen entspricht die historische Tendenz der zunehmenden sozialen Orientierung der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion, die in der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik ihren gesellschaftsstrategischen Ausdruck findet. So bildet sie auch den Kern der ökonomischen Strategie. Ihre erfolgreiche Verwirklichung verbindet in dialektischer Weise die sich aus der modernen Produktivkraftentwicklung herleitenden Potentiale für die ökonomische Realisierung des Eigentums auf einer immer höheren Stufe der Rationalität mit der Vertiefung des sozialen Wesens des sozialistischen Eigentums und der Ausprägung ihrer historischen Vorzüge, die sie gegenüber allen Spielarten der Ausbeutung und Profitwirtschaft aufweist.

nomischen Strategie mit dem Blick bis zum Jahre 2000 ist ein von Marx uns hinterlassener methodologischer Leitsatz seiner Reproduktionstheorie aufgenommen und auf die modernen Bedingungen der Produktivkraftentwicklung unter sozialistischen Bedingungen schöpferisch weiterentwickelt worden. Es handelt sich um die, vor allem im 2. Band des Kapitals näher begründete, Unterscheidung von ökonomischen Kreisläufen im gesellschaftlichen Maßstab und den Kreisläufen individueller Einzelkapitale. Auf die Bedingungen der sozialistischen Planwirtschaft angewandt bedeutet das, daß wir es mit einem ökonomischen Kreislauf der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion im volkswirtschaftlichen Maßstab und mit ökonomischen Kreisläufen zu tun haben, die sich auf der Ebene der Wirtschaftseinheiten objektiv vollziehen. Es ist ein realer Vorzug, das sozialistische Eigentum so im gesellschaftlichen Maßstab über die Organisation der Produktion und Arbeit zu gestalten, daß ein immer höherer ökonomischer und sozialer Effekt bei sinkendem Ressourceneinsatz erzielt werden kann. Moderne Produktivkraftentwicklung, die ihrem Wesen nach eine enge Verflechtung von Wissenschaft und Produktion, ein hohes Erneuerungstempo bei Erzeugnissen und Technologien, wachsendes Reaktionsvermögen auf dynamische Markterfordernisse des Innen- und Außenmarktes bedingt sowie nicht zuletzt neue Anforderungen an Inhalt und Charakter der Arbeit sowie Persönlichkeitsentwicklung wie überhaupt an die Gestaltung eines schöpferischen Klimas stellt, ist somit mit neuen Anforderungen an die gesellschaftliche Organisation und der Arbeit verbunden. Diese Anforderungen tendieren dahin, den ökonomischen Kreislauf auch der Wirtschaftseinheiten (in der D D R die Kombinate) nach den Erfordernissen der modernen Produktivkraftentwicklung zu gestalten, was, der Marxschen Methodologie folgend, bedeutet, den ökonomischen Kreislauf der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion im Rahmen der Kombinate weitestgehend zu vervollständigen und zu schließen. Zwar wird damit der ökonomische Kreislauf im Rahmen eines Kombinats weder vom Inhalt her noch seiner Periodität nach identisch mit dem ökonomischen Kreislauf innerhalb der Volkswirtschaft. Kontinuität und Effektivität im ökonomischen Kreislauf in den Kombinaten nehmen jedoch auf den ökonomischen Kreislauf der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion der Volkswirtschaft wachsenden Einfluß. So gesehen, nimmt die Verantwortung der Kombinate für die Vertiefung der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion in der Volkswirtschaft zu. Schon heute ist für die weitere Vertiefung der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion der Volkswirtschaft entscheidend, ob ein Drittel oder die Hälfte oder sogar noch

In der vom XI. Parteitag der SED beschlossenen öko75

mehr der vorhandenen Kombinate dauerhaft ihre Arbeitsproduktivität (auf Basis Nettoproduktion) schneller als die Nettoproduktion selbst steigern und dabei eine weitere Ökonomisierung des Grundfondeinsatzes, ein den volkswirtschaftlichen Erfordernissen entsprechend ausgewogenes Verhältnis von Arbeitszeit- und Ressourcenersparnis bei der Erneuerung der Erzeugnisse und der technologischen Verfahren erzielen. Schließlich wurzelt die wachsende volkswirtschaftliche Verantwortung der Kombinate im gesellschaftlichen Eigentum und seiner weiteren Entwicklung selbst. In der weitestgehenden Schließung des ökonomischen Kreislaufs der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion im Rahmen des Kombinats ändert sich nichts am Charakter des gesellschaftlichen Eigentums innerhalb der hier fungierenden Fonds einschließlich des Charakters der Aneignung der Ergebnisse. Vielmehr ändert sich die Art und Weise der ökonomischen Realisierung sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln. Sie wird mehr an die Bedingungen und Erfordernisse der modernen Produktivkraftentwicklung und des ihm entsprechenden ökonomischen Typs des ökcnomsichen Kreislaufs angenähert. In den zurückliegenden Jahren wurden den Kombinaten bedeutende Potentiale von Forschung und Entwicklung zur Gestaltung ihres ökonomischen Kreislaufs übertragen. Aus dem Leistungswachstum des ökonomischen Kreislaufs der Kombinate selbst wurden leistungsfähige wissenschaftlich-technische und ökonomische Kapazitäten für den Rationalisierungsmittelbau sowie für die Konsumgüterproduktion geschaffen. Besonders leistungsfähige Kombinate spielen bei der Entwicklung und rationellen Nutzung der technischen und sozialen Infrastruktur in dem jeweiligen Territorium eine vorwärtsdrängende Rolle. Mit Einrichtungen der Grundlagenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Universitäten und Hochschulen bestehen nunmehr feste vertragliche, am ökonomischen Nutzen orientierte Verträge, die dazu dienen, im wachsenden Maße Potentiale der Gesellschaft im Bereich der Grundlagenforschung für die weitere Funktionsfähigkeit der ökonomischen Kreisläufe der Kombinate einzusetzen. Für die bestmögliche Nutzung auch dieser den Kombinaten zur Verfügung gestellten Potentiale im Interesse der Gesellschaft tragen die Kombinate sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht volkswirtschaftliche Verantwortung. Mit den neubeschlossenen Maßnahmen zur Eigenerwirtschaftung der Mittel wird die volkswirtschaftliche Verantwortung der Kombinate auf eine qualitativ neue Stufe gehoben. Im ökonomischen Kreislauf der Kombinate wird nunmehr „ein direkter Zusammenhang zwischen den Leistungen des Kombinats bei der laufenden Planerfüllung, der Erwirtschaftung der Fonds für die Modernisierung und Rekonstruktion und der daraus wiederum resultierenden Leistungserhöhung hergestellt" 1 . Bei der Wahrnehmung der wachsenden volkswirtschaftlichen Verantwortung der Kombinate bei der weiteren Vertiefung der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion wird der Beitrag bei der Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe eine immer bedeutendere Rolle spielen. In der Direktive des XI. Parteitages der 76

SED zum Fünfjahrplan der Volkswirtschaft der D D R in den Jahren 1986/90 heißt es: „In allen Kombinaten ist zu gewährleisten, daß durch den Einsatz des vorhandenen Forschungs- und Entwicklungspotentials komplexe Lösungen zur effektiven Nutzung der Inhaltsstoffe aus Schlacken . . . zur Sicherung der Bereitstellung von Metallen eingesetzt werden. Es sind neue Aufbereitungslösungen zur komplexen Rückgewinnung . . . auszuarbeiten und anzuwenden. Damit ist gleichzeitig ein Beitrag zum Umweltschutz zu leisten." 2 Bei der Herstellung geschlossener bzw. abproduktarmer Stoffkreisläufe, für die sich in besonderer Weise Schlüsseltechnologien eignen, die auch gerade wegen dieses ihres Effektes Schlüsselbedeutung für die Durchsetzung eines ressourcensparenden und -schonenden Wachstums bekommen, konnten in den zurückliegenden Jahren viele nützliche Erfahrungen gesammelt werden. Das bezieht sich sowohl auf die Verwendung von Sekundärrohstoffen als Äquivalent von Primärrohstoffen aus Import und Eigenaufkommen als auch auf die Steigerung des Verwertungsgrades industrieller Abfälle, die bisher als Abprodukte fungierten. Bis zum Jahre 1990 sollen etwa 14-15% volkswirtschaftlich wichtiger industrieller Rohstoffe aus diesen einheimischen Quellen fließen. Doch die Bedingungen, mit denen wir es im vor uns liegenden Planjahrfünft zu tun haben, werden hier beträchtlich andere sein als die, die wir in den zurückliegenden Jahrzehnten vorfanden. Für die Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Verantwortung der Kombinate bei der Herstellung geschlossener Kreisläufe sind diese veränderten Bedingungen von Bedeutung. Diese Veränderungen betreffen unter anderem - die Aufkommensquellen: wurden 1985 noch 73% der Rohstoffe aus sekundären Quellen durch Erfassung und Verwertung traditioneller Sekundärrohstoffe realisiert, so wird nach unseren Berechnungen dieser Anteil in Zukunft sinken und im Jahre 1990 weniger als 70% betragen. Bei einigen Rohstoffarten spielen auch hier Wirkungen eine Rolle, die aus einer dauerhaften Senkung des spezifischen Verbrauchs an Energie, Rohstoffen und Materialien entstanden und noch weiter hervorgebracht werden. Solche empirischen Tatbestände regen an, über die modernen Wirkungsbedingungen des von Marx entdeckten Gesetzes von den wechselseitig sich bedingenden beiden großen Säulen der Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit nachzudenken, vor allem auch über die ihnen zugrundeliegenden Vernetzungen und Überlappungen von ökonomischen Kreisläufen eines Kombinats, der Volkswirtschaft und der Stoffkreisläufe im engeren und weiteren Sinne (der sich vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt der Volkswirtschaft erstreckt); - das wachsende Erfordernis nach immer effektiverer Verwertung traditioneller Sekundärrohstoffe und nach komplexer Stoffnutzung durch Erhöhung des Verwertungsgrades industrieller Abfälle; das leitet sich auch aus dem Erneuerungsgrad der Erzeugnisse und technologischer Verfahren her. Die Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe erweist sich auf lange Sicht als der Hauptweg, um den Widerspruch zwischen den Erfordernissen nach Erhöhung der Lebens-

dauer der Erzeugnisse, (die vorwiegend stoffwirtschaftlich bedingt sind), und den Erfordernissen beschleunigter Erneuerung des Erzeugnissortiments, die der Bedürfnisdynamik ebenso wie grundlegenden effektiven Erfordernissen entsprechen, immer wieder erneut lösen zu können. Erfordernisse der komplexen Stoffnutzung entspringen somit einerseits aus der Nichtkongruenz von stofflichem und moralischem Verschleiß, die mit der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sich noch weiter vertieft, und andererseits aus der Vertiefung eines ressourcensparenden Wachstumstyps, der einschließt, bei gegebenem Wachstumstempo so wenig wie möglich zusätzliche Stoffe aus den natürlichen Kreisläufen zu entnehmen und ihnen zurückzugeben; - die qualitative Zusammensetzung industrieller Abprodukte als Folge der Veredlung primärer Rohstoffe (womit sich unter Umständen veränderte ökonomische Spielräume für den effektiven Einsatz moderner Technologien ergeben). Bei der Realisierung eines Wirtschaftsvertrages des Zentralinstituts für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR mit dem VEB Edelstahlwerk „8. Mai 1945", Freital, stießen wir bei der volkswirtschaftlichen Bewertung von Varianten der Schlackeverwertung auf folgende interessante ökonomische Zusammenhänge: Edelstahle und ihre Höherveredlung basieren sowohl auf speziellen Schmelzverfahren (Elektro- und Plasma-Verfahren) als auf dem Einsatz von Schwermetallen in Legierungen. Bei letzteren ist die DDRVolkswirtschaft auf Importe angewiesen (Molybdän, Nickel, Wolfram usw.). Etwa 50% der Grundmaterialkosten setzen sich aus Kosten für Legierungsmetalle zusammen. Von den Gesamtkosten nehmen die Grundmaterialkosten (also die Kosten für Schrott und Legierungsmetalle) zusammen 72% ein. Die ökonomischen Spielräume für effektive technologische Verfahren zur Rückgewinnung von Legierungsmetallen weiten sich in dem Maße aus, wie sich die Höherveredlung von Edelstählen fortsetzt, da es sich bereits für das Kombinat bei Einsatz moderner Technologien langfristig als vorteilhafter erweist, Legierungsmetalle aus der anfallenden Schlacke zurückzugewinnen, als primäre Quellen in zunehmendem Maße in Anspruch zu nehmen. Um so mehr erweist es sich für die Volkswirtschaft von Vorteil, wenn man die Kosten (Aufwände) für Deponierung und überhaupt für die Begrenzung schädlicher Wirkungen in der natürlichen Umwelt einbezieht; diese Aufwendungen erscheinen gegenwärtig noch nirgendwo in den betriebswirtschaftlichen Kostenrechnungen der Kombinate, bedeuten aber für die Gesellschaft realen Aufwand. Die volkswirtschaftlichen Erfordernisse der Herstellung geschlossener Kreisläufe werden überwiegend über die ökonomischen Kreisläufe innerhalb der Kombinate und zwischen ihnen realisiert. Hierbei spielt der Einsatz der ihnen von der Gesellschaft zur Nutzung übertragenen Potentiale der Forschung und Entwicklung, des Rationalisierungsmittelbaus (einschließlich der vertraglich gebundenen Kapazitäten der Grundlagenforschung der Akademie der Wissenschaften und der Universitäten

und Hochschulen) eine Schlüsselrolle. Schon im Stadium der Forschung und Entwicklung wird über die Rezirkulationsfähigkeit von Erzeugnissen entschieden und auch darüber, mit welcher Effektivität die noch technologisch bedingten Abfälle künftig wirtschaftlich verwertet werden können. Bei der Gestaltung künftiger Erzeugnissortimente werden sich daraus neue Anforderungen ergeben. Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten bei Verarbeitungstechnologien, ein produktionsseitiges Gestaltungsprinzip des Erzeugnissortiments bedürfen der Ergänzung durch das Prinzip der Mehrkomponentennutzung bzw. der komplexen stofflichen Nutzung. Das bedeutet, daß die Kombinate immer mehr dazu übergehen müssen, die im eigenen ökonomischen Kreislauf bisher als Abfall anfallenden Stoffe als verfügbaren Rohstoffonds zu verwerten und von dort her auch das Erzeugnissortiment zu gestalten. Solche Beispiele gibt es schon in den verschiedensten Kombinaten, so die Produktion von Magnesiumoxyd durch das Kombinat Kali, wofür als Rohstoffbasis die Magnesiumlauge - ein bisheriges Abprodukt bei der Kali-Produktion - genutzt wird. Denkbar und notwendig sind künftig auch Verflechtungen zwischen der Energie- und Stoffwirtschaft in Kraftwerken, beispielsweise bei der Verwertung von Stoffkomponenten, die sich im Rauchgas befinden usw. Volkswirtschaftliche Erfordernisse nach Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe gehen darum alle Kombinate an und betreffen nicht nur allein diejenigen, die in besonderer Weise mit der Rezirkulation von Konsumt i o n - und Industrieabfällen beschäftigt sind (wie beispielsweise das Kombinat Metallaufbereitung bzw. das Kombinat Sekundärrohstofferfassung). Sollen die in der Direktive zur Entwicklung der Volkswirtschaft in den Jahren 1986-1990 enthaltenen anspruchsvollen Aufgaben erfüllt werden, erfordert dies die Realisierung des Beitrages aller Kombinate, durch die Nutzung ihrer Potentiale bei der Entwicklung und Anwendung moderner Technologien entsprechend den Erfordernissen geschlossener Stoffkreisläufe ihren ökonomischen Kreislauf zu gestalten. Die Aufgaben künftiger ökonomischer Forschungen und damit auch der Arbeit des Rates für theoretische und praktische Fragen der Energie- und Materialökonomie bestehen in diesem Zusammenhang darin, die Funktionsfähigkeit der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung, insbesondere auch der neubeschlossenen Maßnahmen, auf ihre Wirkung hinsichtlich der Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Verantwortung der Kombinate bei der Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe zu untersuchen. Das betrifft auch die in der staatlichen Bilanzierung bereits eingeführte Gleichstellung von volkswirtschaftlich wichtigen primären Rohstoffen mit denen aus sekundären Quellen. Hier sind vor allem die aus der rechnergestützten Bilanzierung erwachsenen neuen Möglichkeiten sowie die an die Fondsrückgabe gekoppelten stimulierenden Wirkungen auf die Kombinate zu untersuchen. Im Zusammenhang mit betriebswirtschaftlichen Untersuchungen sind auch die Deponiekosten, ihr spezifisches Gewicht an den Material- und Selbskosten überhaupt der Kombinate zu untersuchen. Zumindest heute sind ihre stimulierenden Wirkungen auf eine durchgreifende 77

Senkung noch ungenügend. Die Deponiekosten bedürfen einer stärkeren wissenschaftlichen Begründung, was die weitere Klärung theoretischer Grundfragen der Bewertung von Naturressourcen mit einschließt. Überhaupt hat die ökonomische Forschung einen wirksameren Beitrag zur Vervollkommnung der volkswirtschaftlichen Bewertung der Primär- und Sekundärrohstoffe zu leisten. Dabei geht es im Grunde genommen darum, langfristig die ökonomischen Spielräume annähernd zu bestimmen, innerhalb derer wissenschaftlichtechnische und ökonomische Vorleistungen für die komplexe Stoffnutzung und für die Herstellung geschlossener Stoffkreisläufe nach den Maßstäben der intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion ökonomisch noch vertretbar sind. Eine grundlegende Konsequenz solcher Forschungsarbeiten ist darin zu sehen, in die Bewertung nicht allein die Stoffkomponenten, die stoffliche Äquivalenz sekundärer Quellen und primärer Quellen unter Mitachtung ihrer gleichen oder unterschiedlichen Gebrauchswerteigenschaften einzubeziehen. Er erweist sich als immer dringender, die volkswirtschaftliche Bewertung von Sekundärrohstoffen stärker auf mehrere technologische Varianten auszurichten, die unterschiedlich auf den Aufwand bei der Umwandlung eines Abprodukts in einen Sekundärrohstoff definierter Qualitätsmerkmale (z.B. die Sammlung, Trocknung, Klassifizierung, Zerkleinerung, Sortierung, ggf. bei kompliziertem Aufschluß Umwandlungsprozesse, sowie beim Transport) einwirken.

Wenn eingangs schon festgestellt wurde, daß der Anteil traditioneller Sekundärrohstoffe am Gesamtaufkommen von Sekundärrohstoffen weiter sinkt, muß durch verstärkten Einsatz von Wissenschaft und Technik sowie Investitionen ein wachsender Anteil von Industrieabprodukten durch komplexe Stoffnutzung für den verfügbaren Rohstoffonds erschlossen werden. In diesem Bereich vollzieht sich ein Erneuerungsprozeß in der Einheit von Erzeugnis- und Technologieerneuerung, dem in der volkswirtschaftlichen Bewertung mehr Rechnung getragen werden muß. Im Akademie-Institut für Aufbereitung Freiberg wurde im Entwurf ein Bewertungsmodell für Sekundärrohstoffe erarbeitet. Es ist nicht nur rechnergestützt, sondern zielt auf eine Einbeziehung verschiedener technologischer Varianten bei der Umwandlung von Abprodukten in Sekundärrohstoffe in die Bewertung. Es trägt vom Ansatz der Modellkonstruktion daher erstmals dem Erfordernis von Erzeugnis- und Technologieerneuerung Rechnung, die künftig immer mehr die komplexe stoffliche Nutzung bestimmen wird. Die Prüfung des Modells, seine inhaltliche und methodische Vervollkommnung und schließlich praktische Nutzung in der Planung und Leitung wird ebenfalls ein Anliegen unserer weiteren Ratsarbeit sein, die sich bei allen Projekten auch künftig von einer breit angelegten Interdisziplinarität von Ökonomen, Natur- und Technikwissenschaftlern, von Theoretikern und Praktikern verschiedenster Ebenen leiten lassen wird. Hierfür gaben der Verlauf und die Ergebnisse der heutigen Tagung wertvolle Anregungen.

Anmerkungen 1

G. Mittag, Leitung, Planuqg und wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der DDR; in: Einheit 10/86, S. 881.

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2

Vgl. Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1986-1990, Berlin 1986, S. 62.

Gerhard Proft/ Gerhard Fröhlich

Leitung der Kombinate - sozialistische ökonomische Integration umfassende Intensivierung

Zunächst möchten wir dem Anliegen der Thesen zustimmen, insbesondere den Aussagen, daß die sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation auf höchste wissenschaftlich-technische und ökonomische Parameter orientiert sein muß und daß eine konsequent bedarfsorientierte Leitung des gesamten Reproduktionsprozesses der Kombinate unerläßlich ist. Für die Leitung und Planung in den Kombinaten und Betrieben haben sich qualitativ neue Anforderungen herausgebildet. Diese sind untrennbar damit verbunden, daß die Völker der Mitgliedsländer des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) in eine neue, höhere Etappe ihrer Entwicklung und Zusammenarbeit auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens eingetreten sind. Diese Einschätzung trifft das Komplexprogramm des wissenschaftlich-technischen Fortschritts der Mitgliedsländer des RGW bis zum Jahr 2000.' Das Prgramm wurde im Dezember 1985 auf der 41. (außerordentlichen) Tagung des RGW angenommen. Darin stellen sich die RGW-Länder die wahrhaft revolutionäre Aufgabe, das höchste Niveau in Wissenschaft, Technik und Produktion in den wichtigsten Richtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu erreichen. Bis zum Jahr 2000 soll die Arbeitsproduktivität mindestens verdoppelt werden. Die besondere Bedeutung des Komplexprogramms ist nach unserer Auffassung in folgendem zu sehen: - Die RGW-Länder gehen übereinstimmend davon aus, daß die Intensivierung der Produktion durch die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts das Hauptkettenglied bei der Lösung der von ihnen gestellten Aufgaben ist ; mit dem Programm streben sie vor allem an, ihr wissenschaftlich-technisches und ökonomisches Gewicht in der Welt weiter zu verstärken und den sozialökonomischen Fortschritt zu beschleunigen, das Niveau und die Qualität des Lebens ihrer Bürger weiter zu erhöhen. - Dem Komplexprogramm liegt die abgestimmte wissenschaftlich-technische Politik aller Mitgliedsländer des RGW auf gegenseitig interessierenden Gebieten der ökonomischen Entwicklung und der Zusammenarbeit zugrunde. - Sein generelles Ziel sind die Erreichung so historischer Aufgaben durch die RGW-Länder, wie das höchste Niveau in Wissenschaft, Technik und Produktion in den wichtigsten Richtungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und die Verdoppelung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit bis zum Jahr 2000. - Der komplexe Charakter des Programms zeigt sich weiterhin darin, daß ausgehend von den 5 Hauptrichtungen und ihrer Realisierung wichtige Impulse zur Lösung der vor den RGW-Ländern stehenden wirt-

schaftlichen und wissenschaftlich-technischen Aufgaben gegeben werden. Das Komplexprogramm ist damit eines der Führungsdokumente für die weitere Vertiefung und Vervollkommnung der Zusammenarbeit und die Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration der Mitgliedsländer des RGW. Auf der Grundlage der maximalen Mobilisierung der eigenen Ressourcen und bei immer wirksamerer Nutzung der Vorteile der Zusammenarbeit wollen die RGW-Länder mit der Realisierung dieses Programms Spitzenpositionen auf entscheidenden Gebieten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts erreichen. All das wirft neue Fragen sowohl in der wirtschaftspraktischen Tätigkeit wie auch für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung auf. Wir möchten in fünf Punkten auf einige uns wesentlich erscheinende Konsequenzen aus der qualitativ neuen Etappe der sozialistischen ökonomischen Integration aufmerksam machen. Erstens: Die ökonomische und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im RGW bildet für die D D R ebenso wie für die anderen Partnerländer eine entscheidende Basis für das erreichte Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung. Von besonderem Gewicht für die DDR ist die allseitige Zusammenarbeit mit der UdSSR. Die internationale sozialistische Arbeitsteilung auf dem Gebiet der Rohstoffe, Energieträger, der verarbeitenden Industrie, der Forschung und Entwicklung ist von hohem Nutzen für alle Beteiligten. Der erreichte Grad der Verflechtung in Wissenschaft, Technik und Produktion, die Spezialisierung und Kooperation auf vertraglicher Grundlage markiert die Tatsache, daß die sozialistische internationale Arbeitsteilung keine zusätzliche Hilfsquelle ist, sondern fester, unverzichtbarer Bestandteil des Reproduktionsprozesses eines jeden Landes. Bereits das erreichte Niveau der Verankerung der D D R in der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung macht es unbedingt erforderlich, bei allen Konzeptionen und weiteren Planungsarbeiten die Möglichkeiten und Erfordernisse der sozialistischen ökonomischen Integration von vornherein voll in Rechnung zu stellen. Zweitens: Nunmehr entstehen qualitativ neue Anforderungen vor allem daraus, daß die internationale sozialistische Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technik, Produktion und Austausch immer stärker von den Erfordernissen der umfassenden Intensivierung geprägt wird. Das hat Konsequenzen für das wissenschaftlich-technische Niveau der Erzeugnisse, für die Qualität und die gewissenhafte Erfüllung der Verträge. Sozialistische internationale Arbeitsteilung unter der 79

Bedingung der umfassenden Intensivierung bedeutet stärkere Ausprägung solcher Schwerpunkte, die durch die Schlüsseltechnologien, verbunden mit einer konsequenten Orientierung am internationalen Höchstniveau, zu Spitzenleistungen führen werden. Das wird die Dynamik der Zusammenarbeit bestimmen. Bereits die Vereinbarungen über die Koordinierung der Volkswirtschaftspläne zwischen der D D R und der UdSSR bis 1990 zeigen, in welchem Maße das Wachstum der gegenseitigen Warenlieferungen auf der Forschungs- und Produktionszusammenarbeit der Zweige der verarbeitenden Industrie und hier wiederum der fortschrittsbestimmenden Richtungen beruht. 2 Natürlich verlieren die bisherigen Schwerpunkte der RGW-Zusammenarbeit nichts von ihrem Gewicht. So ist die Tatsache von größter Bedeutung, daß die UdSSR ihre Rohstofflieferungen an die DDR bis zum Jahr 1990 im wesentlichen auf dem erreichten hohen Niveau fortsetzen wird. 3 Das bedeutet für die D D R , wie für andere RGW-Länder auch, daß es nicht effektiv und auch nicht möglich ist, das Wirtschaftswachstum auf einer extensiven Ausdehnung der Verarbeitung importierter Rohstoffe und Energieträger zu begründen, sondern es ist notwendig, das Verfügbare durch Anwendung neuester Erkenntnisse von Wissenschaft und Technik rationell einzusetzen und hoch zu veredeln. Die neuen Anforderungen an den Einsatz der Rohund Brennstoffe, an die effektivere Nutzung des Vorhandenen prägen entscheidend die Veränderungen im Bedarf an Erzeugnissen des Maschinenbaus sowie der Elektrotechnik/Elektronik. Natürlich ist das für ein Maschinenbau-Exportland, wie es die DDR darstellt, von gravierender Bedeutung. Der Anteil des Bedarfs an Erweiterungsinvestitionen und an traditioneller, jahrelang unverändert gebliebener Technik geht zurück. Immer mehr gefragt ist hoher Anwendemutzen unter den neuen Bedingungen - höchste Präzision, geringer Energiebedarf, Technik zur Arbeitskräfteeinsparung durch Automatisierung, hohe Betriebssicherheit der modernen Anlagen und Geräte. Als stimulierende Bedingungen für die Lösung der Automatisierungsaufgaben in der Volkswirtschaft der DDR wirken die in der Volkswirtschaft der UdSSR von der Führung der KPdSU gestellten Aufgaben und in Gang gebrachten Prozesse zur Erhöhung des Tempos bei der Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für die weitere Entwicklung der Sowjetunion. So wurde z. B. das Ministerium für Werkzeugmaschinenbau und Werkzeugbau beauftragt, eine einheitliche technische Politik bei der Entwicklung, Herstellung, Einführung und technischen Wartung flexibel automatisierter Produktionsbereiche in den Betrieben des Maschinenbaus und der Metallbearbeitung durchzusetzen. Dieser Beschluß wird in den Entwicklungszielen für die Produktion und den Einsatz von Erzeugnissen zur Modernisierung und Automatisierung in der UdSSR umgesetzt. Für den Maschinenbau der UdSSR ist generell die Aufgabe gestellt, den Ausrüstungspark in der Hauptproduktion komplex auszuwechseln und aktiv zu erneuern. Von der Produktion einzelner Maschinen soll zur Schaffung von automatisierten Komplexen nach dem 80

Aggregat-Modul-Prinzip übergegangen werden, die den ganzen technologischen Prozeß erfassen. Bei diesen Orientierungen und Entwicklungen wird ebenfalls die Modernisierung in den Vordergrund gestellt. So sind z.B. im Bereich der elektronischen Industrie 75 % der Investitionen für die Rekonstruktion und technische Neuausrüstung der vorhandenen Betriebe vorgesehen, im Werkzeugmaschinenbau 57%, in der BMSR-Technik 70%. Bei der Realisierung dieser hohen Ziele der sowjetischen Volkswirtschaft kommt es der DDR zu, als hochentwickeltes sozialistisches Industrieland und zuverlässiger Partner entsprechende Beiträge zu erbringen. Bis 1990 wird die DDR 9 flexible Fertigungssysteme und 150 flexible technologische Linien in die UdSSR liefern. Insgesamt wurden Werkzeugmaschinenlieferungen von ca. 15 Mrd. M vereinbart. So wurde im Ergebnis der letzten Tagungen der Paritätischen Regierungskommission für die wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern besonders hervorgehoben, daß beide Länder noch viel tiefer als bisher auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technik, modernen Technologien in Richtung von Weltspitzenleistungen zusammenarbeiten und feste Beziehungen bis zum Jahre 2000 vereinbart haben. Die Käufer von Maschinen aus der D D R messen am Weltniveau in der Technik, an der ihnen gebotenen Technologie und auch am Weltmarktpreis. Sie müssen scharf rechnen, ob der mit neuer Technik eintretende Nutzen die Anschaffungskosten rechtfertigt. Gefragt sind Modernisierungsleistungen, Leistungen für die Rationalisierung und Rekonstruktion vorhandener Betriebe oder Produktionslinien. Dazu gehört technologisches Wissen, Ausbildungsleistung und alles, was eine stabile, effektive Produktion sichert. Durch diese objektiven Anforderungen werden die Prozesse der Erzeugniserneuerung in den Kombinaten und Betrieben zunehmend geprägt. Es ist ein wichtiges Anliegen in den Kombinaten und Exportbetrieben, daß alle Werktätigen - Leiter wie Produktionsarbeiter - sich in ihrer Haltung, in den Ansprüchen an die eigene Arbeit auf die neuen, objektiv vorhandenen Anforderungen einstellen. Dazu gehört fachliches Wissen, Engagement, ein dem Neuen aufgeschlossenes Klima, der Wille, die Bedürfnisse des Partners zu erkennen, sie zu akzeptieren und zielgerichtet zu reagieren. Drittens: Ein weiteres wichtiges, untrennbar mit den genannten Entwicklungsrichtungen verbundenes Merkmal der höheren Etappe der Zusammenarbeit im RGW ist die engere Verbindung von Wissenschaft, Technik, Produktion und Austausch. In immer größerem Umfang bildet die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung die Basis für eine effektive Produktion und einen späteren spezialisierten Austausch der hergestellten Erzeugnisse. Die internationale sozialistische Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung erfolgt bereits im Rahmen einer großen Anzahl von Themenkomplexen und Einzelthemen. 4 Die notwendigen Fortschritte in der Effektivität der Forschung, Entwicklung und Produktion können in der gesamten Breite nur in internationaler sozialistischer Gemeinschaftsarbeit erreicht werden. Erkannt wird,

daß kein Land allein alle Aufgaben in Forschung und Entwicklung effektiv lösen kann. Dazu reichen weder die Kader noch die verfügbaren technischen Mittel aus. Diese globale Feststellung besitzt jedoch konkrete Gestalt in den Kombinaten und Betrieben. Gefragt werden muß überall, welche Konzentrationen in Forschung und Entwicklung, welche Kooperation im Land und über Ländergrenzen hinaus notwendig ist, um Spitzenleistungen in den kürzestmöglichen Fristen zu erzielen, um für alle Beteiligten hohen Nutzen zu realisieren. Wurde im notwendigen Umfang internationale Zusammenarbeit gesucht und organisiert, wenn die eigene Kraft für Höchstleistungen nicht ausreicht? Klare, kompromißlose Antworten dazu können und müssen in den Erzeugnispässen, den dazu gehörenden Pflichtenheften, in den Konzeptionen und Plänen der Kombinate und Betriebe enthalten sein. Viertens: Natürlich verlangt der Wandel im Inhalt der sozialistischen internationalen Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technik, Produktion und Austausch auch eine Weiterentwicklung der Methoden, mit denen die Leitung, Planung und Realisierung erfolgt. Grundlegende Bedeutung besitzt die zentrale staatliche Leitung und Planung. Mit ihr müssen die umfangreichen überzweiglichen Verflechtungsbeziehungen und der rationellste Einsatz der grundlegenden Ressourcen beherrscht werden. Wo sehen wir z. B. auf der Grundlage aller dieser Bedingungen das Feld für eine stärkere Nutzung der sozialistischen ökonomischen Integration zur Lösung der Aufgaben bei der Automatisierung in der Volkswirtschaft der D D R ? Auf eine kurze Formel gebracht: Indem wir uns aktiv und vorausschauend auf den aus den analogen Zielen in der UdSSR und den anderen Bruderländern erwachsenden Bedarf einstellen, bringen wir die Lösung unserer eigenen volkswirtschaftlichen Aufgaben besser voran. Die Dialektik von Geben und Nehmen muß gerade auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet zum Tragen gebracht werden. Dabei gilt hier besonders der Grundsatz, daß das eigene Leistungsangebot Maßstab für die aus der Zusammenarbeit erreichbaren Ergebnisse ist. Zur weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit und zur Erhöhung ihres Effekts für die Automatisierung in unserer Volkswirtschaft sehen wir hauptsächlich folgende Richtungen: 1. In der Zusammenarbeit, besonders auf dem Gebiet der Planung, muß der notwendigen Komplexität bei der Realisierung von Automatisierungsvorhaben Rechnung getragen werden. Das umfaßt die Sicherung • der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des anwenderspezifischen Projekts, • der qualitätsgerechten Entwicklung und Produktion aller zum Vorhaben gehörenden Maschinen, Geräte und Vorrichtungen, • des termingerechten Exports aller Bestandteile, • der baulichen und sonstigen technischen Voraussetzungen für die Errichtung des Systems beim Anwender, • der Bereitstellung der erforderlichen Software, 11/3621

• der Regelung des Service und der Ersatzteilversorgung. 2. Hierbei entstehen neue große Aufgaben für die Kooperation beim Zusammenfügen der in mehreren Industriezweigen, verschiedenen Kombinaten und einer Vielzahl von Betrieben erzeugten Bestandteile der Automatisierungsanlagen, wie Steuerungen, Industrieroboter, Bearbeitungsmaschinen, Transport- und Handhabungsvorrichtungen, Speicher und Lager für Werkzeuge und Werkstücke. Die Lösung dieser Kooperation selbst ist ein wissenschaftlich-technisch-organisatorischer Komplex, zu dessen Bewältigung im Rahmen unserer Volkswirtschaft erste Erfahrungen bei der Realisierung der bisherigen Automatisierungsvorhaben gewonnen werden konnten. Die Kompliziertheit der Aufgabe steigt mit dem Auftrag, derartige Vorhaben zu exportieren und bei dem ausländischen Anwender so zu errichten, daß der vorgesehene hohe Effekt aus der Fertigung in kürzester Zeit erzielt wird. Deshalb muß die Vereinbarung über die Lieferung von solchen modernen Produktionskomplexen die Sicherung und Organisation der Kooperation im Lande und mit dem künftigen Anwender zur Realisierung der Verpflichtungen einschließen und kontinuierlich bis zur Inbetriebnahme der Vorhaben anhalten. Gleichzeitig mit der Erhöhung der Qualität der Leitung und Planung in der Zentrale und im Kombinat sind solche Bedingungen zu schaffen, daß die Initiative der Kombinate und Betriebe auf die volkswirtschaftlichen Ziele, auf eine am Weltstand orientierte Effektivität gerichtet wird. Auf dieser Basis wird immer deutlicher, daß die erfolgreiche Weiterentwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung immer mehr von der Arbeit der Kombinate und Betriebe abhängt, davon, wie sie ihre hohen Eigenverantwortung sowohl für die Planung als auch für die Produktion und den Absatz in Menge und Qualität wahrnehmen. Die Kombinate und Betriebe sind mit den Erfordernissen der Außenmärkte konfrontiert, deren Erfordernisse unmittelbar auf die Forschung, die Qualität der Erzeugnisse und die Struktur der Produktion einwirken. In vielen Fällen können nur in den Kombinaten begründete Vorschläge für die internationale Arbeitsteilung erarbeitet werden, weil nur dort wesentliche ökonomische Grundzusammenhänge sichtbar werden und mit Fakten der Kosten und Preise, des Erlöses und des Aufwandes belegt werden können. Dazu gehören Zusammenhänge zwischen - dem Aufwand für die Forschung und dem erreichbaren Ergebnis, - dem Produktionsumfang, der für die Verwertung der eingesetzten Forschungsaufwendungen erforderlich ist, und dem Bedarf an dem zu produzierenden Erzeugnis, - dem Produktionsumfang, der Technologie und den Kosten, - dem Produktionsumfang und dem Inlandbedarf, - der technischen Weiterentwicklung, dem Anwendernutzen und dem Valutapreis, den der Käufer voraussichtlich aufwenden wird. Aus dem Durchrechnen dieser Zusammenhänge ergeben sich Vorschläge an die zentralen Planungsorgane für effektive Richtungen in der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit, für anzustrebende Richtungen 81

und Umfänge des Exports und Imports. Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß vom VEB Schwermaschinenbaukombinat TAKRAF, dem Außenhandelsbetrieb dieses Kombinats und einem sowjetischen Außenhandelsbetrieb im März 1986 ein „Zielprogramm zur Erhöhung des technischen Niveaus, der Qualität und zur Erneuerung sowie Erweiterung der Erzeugnisstruktur im laufenden Planjahrfünft einschließlich der Vorbereitung der Zusammenarbeit für den Zeitraum 1991 bis 1995" vereinbart wurde. Unter anderem enthält dieses Programm die Festlegung, daß den Planungsorganen beider Länder gemeinsam Vorschläge für den Zeitraum 1991/1995 unterbreitet werden sollen. Es handelt sich um Vorschläge für die Vertiefung der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technik sowie in der Produktion. Das vorstehend erwähnte Zielprogramm zeigt eindeutig, daß die Kombinate der DDR nicht nur Realisatoren der internationalen sozialistischen Zusammenarbeit sind, sondern selbst an der Planung dieser Zusammenarbeit aktiv beteiligt sind. Fünftens: Als weiteres Merkmal für die neue, höhere Etappe der Zusammenarbeit der RGW-Länder muß die wachsende Bedeutung der Direktbeziehungen zwischen Kombinaten der DDR und Wirtschaftseinheiten der anderen RGW-Länder hervorgehoben werden. Sie besitzen bereits einen beachtlichen Umfang. „Es gibt keinen Bereich unserer Ökonomie, ja kein Kombinat oder Institut, das nicht über enge Beziehungen zu sowjetischen Partnern und Einrichtungen verfügt." 5 Entscheidend ist der Inhalt dieser Beziehungen. Unsere Parteiführung hat eindeutige Maßstäbe gesetzt, indem Aufgaben hervorgehoben werden, wie - in kürzerer Zeit als bisher vorgesehen auf ausgewählten Gebieten das internationale Spitzenniveau nicht nur zu erreichen, sondern ihm einen Schritt voraus zu sein, - ein hoher Leistungszuwachs pro Jahr,

- die rasche Entwicklung der Produktion, - die Beherrschung eines wachsenden Sortiments und - flexibles Reagieren auf technische Innovationen. 6 Das wachsende Gewicht der Direktbeziehungen ergibt sich aus dem Inhalt der Prozesse, die in der internationalen Arbeitsteilung in den Vordergrund treten. Bei der Forschungskooperation, bei der Anpassung moderner Maschinen und Geräte an bestehende Produktionsabläufe sowie bei anderen Prozessen müssen Produzenten und Anwender oder die Partner der Spezialisierung und Kooperation zwangsläufig direkt zusammenarbeiten. Eine Arbeitsteilung traditioneller Art, wie Lieferung von Rohstoffen gegen vielfach einsetzbare Standardmaschinen und -geräte, konnte mit dem Außenhandel ohne Direktbeziehungen vermittelt werden - die modernen Formen der Zusammenarbeit erfordern jedoch neue, dem Inhalt entsprechende Wege. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse bieten dafür breiten Raum. Es ist ersichtlich, daß Direktbeziehungen in ihren vielgestaltigen Arten in wachsendem Maße den Reproduktionsprozeß der Kombinate beeinflussen. Das macht es erforderlich, diesen Beziehungen hohe Verbindlichkeit zu verleihen, was nur auf der Grundlage von Verträgen möglich ist. Der Abschluß von Verträgen erfordert von den Beteiligten eine präzise Übereinkunft zum Ziel der Zusammenarbeit, zu den Fristen und den damit verbundenen Rechten, Pflichten, Leistungsanteilen, zur Bezahlung von Leistungen und anderen Bedingungen. Es ist eine große ideologische Aufgabe, überall Verständnis darüber zu erreichen, daß die exakte vertragliche Übereinkunft etwas ist, das zum Wesen der sozialistischen Zusammenarbeit gehört, daß dies die freundschaftlichen Beziehungen fördert, weil hohe, für alle Seiten wirksame Ergebnisse erreicht werden. Sozialistische internationale Zusammenarbeit bedeutet, daß die Partner bewußt davon ausgehen, daß sie aufeinander angewiesen sind - das findet in Verträgen und ihrer soliden Erfüllung seinen Ausdruck.

Anmerkungen 1

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3

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Komplexprogramm des wissenschaftlich-technischen Fortschritts der Mitgliedsländer des RGW bis zum Jahre 2000. Grundsätze, in: Neues Deutschland vom 19.12.1985, S. 6. Im Protokoll über die Plankoordinierung zwischen der DDR und der UdSSR für den Zeitraum 1986-1990 wurde für diese 5 Jahre ein Volumen des Warenaustausches von über 380 Milliarden Mark vorgesehen. Vgl. Neuer Schritt zur Vertiefung der Zusammenarbeit DDR-UdSSR im Zeitraum 1986-1990, in: Neues Deutschland vom 1.11.1985, Seite 4. Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag der SED. Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1986, Seite 43. Mitte 1986 waren mehr als 700 Staatsplanthemen zur Ent-

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wicklung neuer Erzeugnisse und Technologien auf Schwerpunkte des „Komplexprogramms des wisscnschaftlich-technischen Fortschritts der Mitgliedsländer des RGW bis zum Jahre 2000" gerichtet. Vgl. Herbert Weiz, Neue Dimensionen der sozialistischen ökonomischen Integration, in: Einheit 4-5/86, S. 403. E. Honecker, An der Seite der UdSSR zu großen Zielen des sozialistischen Aufbaus, in: Neues Deutschland vom 9. Oktober 1986, Seite 3. Unsere Innen- und Außenpolitik dient dem Sozialismus und dem Frieden. Aus der Rede des Generalsekretärs des ZK der SED, Erich Honecker, zur Konstituierung der staatlichen Organe, Berlin 1986, Seite 15f.

Kurt Bernheier

Leitungsaufgaben zur weiteren Steigerung der Konsumgüterproduktion in produktionsmittelherstellenden Kombinaten Insbesondere seit dem X. Parteitag der SED gelang es, in allen Produktionsmittelkombinaten der Industrie und des Bauwesens eine eigene Konsumgüterproduktion aufzubauen. In immer mehr Kombinaten werden Anteile der Konsumgüterproduktion an der industriellen Warenproduktion von 5 % und mitunter auch mehr, beispielsweise von 10-15%, erreicht. Zunehmend ist die Konsumgüterproduktion keine „Nebenproduktion" mehr, sondern gleichrangig in den Produktionsprozeß der Kombinate eingeordnet. Diese Entwicklung ist, insgesamt gesehen, ein wichtiges Ergebnis des Übergangs zur umfassenden Intensivierung der Volkswirtschaft der DDR und hat einen qualitativ neuen Zustand geschaffen. Die Konsumgüterproduktion ist in den Produktionsmittel-Kombinaten untrennbarer Bestandteil der intensiv erweiterten Reproduktion geworden und führt zur weiteren Ausgestaltung des relativ geschlossenen Reproduktionsprozesses, wie dies auch in den Thesen herausgearbeitet wird. Aus Analysen ergibt sich, daß jene Produktionsmittel-Kombinate besonders gut vorangekommen sind, denen es gelang, Haupterzeugnislinien für profilbestimmende hochwertige Konsumgüter zu entwickeln. Sie erweisen sich als das entscheidende Kettenglied bei der quantitativen wie qualitativen Ausgestaltung der Konsumgüterproduktion . Auf dem XI. Parteitag der SED wurde deshalb den Produktionsmittel-Kombinaten die Aufgabe gestellt, die Konsumgüterproduktion weiter zu erhöhen. Die Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan in den Jahren 1986 bis 1990 orientiert, aus der eigenen Reproduktionskraft bestehende Haupterzeugnislinien weiter zu vervollkommnen und auch neue in Angriff zu nehmen. 1 Neue Haupterzeugnislinien sollten insbesondere jene Kombinate aufbauen, denen es bisher noch nicht gelang, den gesellschaftlichen Auftrag voll zu erfüllen und einen Anteil von 5 % zu erreichen. Das betrifft vor allem Kombinate der Bereiche Schwermaschinen- und Anlagenbau sowie Erzbergbau, Metallurgie und Kali mit einer sehr hohen industriellen Warenproduktion. Intensiv wird aber auch hier gearbeitet, um höhere Anteile zu erzielen. Im Bereich Erzbergbau, Metallurgie und Kali liegt der Anteil der Konsumgüterproduktion insgesamt bei 3,6%. Bei einer jährlichen Steigerung der Produktion neuer Konsumgüter durchschnittlich um 25 % soll er bis 1990 5% betragen. Immer wieder erweist sich die Auswahl der zu produzierenden Erzeugnisse als eine besonders komplizierte Aufgabe. Nach der Bewertung des Beitrages der Produktionsmittel-Kombinate zur Konsumgüterproduktion können Haupterzeugnislinien für Fertigerzeugnisse, Zulieferungen und für Rationalisierungsmittel

aufgebaut werden. Entsprechend diesen Hauptrichtungen sind auch alle Kombinatsbetriebe einzubeziehen und zu profilieren, eine Aufgabe, die noch nicht überall befriedigend gelöst ist. Selbstverständlich werden an die Haupterzeugnislinien besonders hohe Anforderungen gestellt. Offensichtlich umfaßt aber die Konsumgüterproduktion nicht nur Haupterzeugnislinien. Im Kombinat Luft- und Kältetechnik beträgt z.B. der Anteil der kombinatstypischen Haupterzeugnislinien an der gesamten Konsumgüterproduktion 90%. Darüber hinaus werden noch weitere Konsumgüter hergestellt, die hochwertige Erzeugnisse in geringen Stückzahlen, wie z.B. PKW-Anhänger, aber auch 20 verschiedene Artikel der 1000 kleinen Dinge umfassen. Hier wird richtig davon ausgegangen, alle vorhandenen Reserven und Möglichkeiten, wie z.B. bestimmte Materialien, Maschinenkapazitäten, aber auch Arbeitskräfte für die Konsumgüterproduktion, zu nutzen, auch wenn diese Möglichkeiten zur zeitweilig gegeben sind. Weitere Beispiele dafür sind die Herstellung von Spielwaren, Korbflechtwaren und Holzerzeugnissen in Braunkohlebetrieben.

Hohe Maßstäbe für

Haupterzeugnislinien

Der grundlegende Ausgangspunkt für Haupterzeugnislinien kann nur sein: Sie sind auf dem Wege der umfassenden Intensivierung, insbesondere mit Hilfe geeigneter Schlüsseltechnologien, so zu entwickeln, daß sie noch wirksamer zum Wirtschaftswachstum beitragen. In allen Produktionsmittel-Kombinaten wird ein klares Konzept gebraucht, in welcher Schrittfolge bis 1990 bestehende Haupterzeugnislinien weiter vervollkommnet und neue von vornherein mit den entsprechenden Maßstäben eingerichtet werden. Zugleich gilt es, durch Rationalisierung, gute Organisation der Arbeit und wirksame Wettbewerbsführung die gestellten Planaufgaben kontinuierlich zu erfüllen und gezielt zu überbieten sowie die Verträge zuverlässig zu realisieren, wie dies beispielsweise im VEB Werkzeugmaschinenkombinat „7. Oktober" erfolgt. Der entscheidende Hebel für diese Anforderungen liegt darin, Niveau und Tempo der wissenschaftlich-technischen Arbeit für die Konsumgüterproduktion entschieden zu erhöhen. Welche speziellen Maßstäbe sind von Bedeutung? - Man muß die Forderung hervorheben: Haupterzeugnislinien verlangen solche Konsumgüter, die zum Zeitpunkt der Produktionsaufnahme dem Weltstand und selbstverständlich dem Bedarf voll entsprechen, d. h. bei der Bevölkerung und im Export gefragt sind. Es handelt sich um solche hochwertigen Konsumgü83

ter, deren Gebrauchswert sich durch internationalen Neuheitsgrad auszeichnet und die internationale Bestwerte im Masse-Leistungs-Verhältnis sowie im Material-, Energie- und Wasserverbrauch erreichen. 2 Dies verlangt vor allem, die zur Verfügung stehende Mikroelektronik voll zu nutzen. Diese Maßstäbe sind bei Konsumgütern, die erstmals in die Produktion aufgenommen werden, sehr hoch. Können sie zunächst nur auf einigen Gebieten erreicht werden, müssen die Bemühungen nach der Produktionsaufnahme verstärkt und zielgerichtet fortgesetzt werden, wie es dem Namen des Kombinates und auch dem Markennamen der Produktionsmittel entspricht. Zugleich sind die Absatzchancen durch laufende Produktpflege, die Erhöhung der Variantenvielfalt und durch die rechtzeitige Vorbereitung neuer Generationen ständig zu verbessern und zugleich weitere Intensivierungsfortschritte durchzusetzen. Ein solches Vorgehen verlangt zwingend, ständig den Weltstand zu analysieren und die erforderlichen Kennwerte für Gebrauchswerte und Fertigungstechnologien herauszuarbeiten. Auch auf eine eigene leistungsfähige Markt- und Bedarfsforschung kann nicht mehr verzichtet werden. Im VEB Robotron-Elektronik Radeberg entstand eine leistungsfähige Haupterzeugnislinie für tragbare Fernsehgeräte, die auf dem Binnenmarkt und im NSW-Export gefragt sind. Die Produktpflege wird als ständige Aufgabe verstanden. Eine neue Farbgerätefamilie wird als Spitzengerät vorbereitet, dessen technisches Konzept von der vorhandenen Mikroelektronik geprägt ist. - Haupterzeugnislinien sollten ein Leistungsvermögen besitzen, das es gestattet, den Gesamtbedarf nach diesem Erzeugnis bzw. Sortiment vollständig zu befriedigen und auch Exporte durchzuführen. Damit verbunden ist die Forderung, unverzüglich bedarfsdeckende Stückzahlen in stabiler Qualität zu erreichen. Es dauert oft noch zu lange, bis dies möglich wird. Kundendienste und notwendige Reparaturkapazitäten sind von Anfang an zu gewährleisten. Ersatz- und Zubehörteile werden gleichfalls in entsprechenden Stückzahlen benötigt. - Haupterzeugnislinien werden durch den Einsatz moderner Technologien und Verfahren gekennzeichnet. Es entstehen bedienarme bzw. automatisierte Fertigungslinien auf der Grundlage einer hochwertigen Anlagentechnik, die in sich beispielsweise elektronische Steuerungen, Industrieroboter-Einsatz und moderne Prüftechnik vereinigt. Beispielgebend ist die Produktion von Fahrradfelgen im Walzwerk Hettstedt. Der DDR-Bedarf 1986 von 1,8 Mio Stück Alu-Felgen (20, 24, 26, 28 Zoll) wird von 2 komplex automatisierten Fertigungslinien gedeckt. 56 Industrieroboter sind in Funktion. Wesentlich weniger Arbeitskräfte werden gegenüber den herkömmlichen Technologien benötigt, und die Arbeitsbedingungen haben sich entschieden verbessert. Solche Maßnahmen können nur dann erreicht werden, wenn im Kombinat und seinen Betrieben ein leistungsfähiger Rationalisierungsmittelbau vorhanden ist, der auch für die Entwicklung der Konsumgüterproduktion zielgerichtet eingesetzt wird. 84

- Konsequent wird eine rentable Produktion durchgesetzt, werden Verluste überwunden. Es geht darum, die Kosten zu decken und einen Gewinn für den Betrieb und die Gesellschaft zu erwirtschaften. Es gilt das Prinzip: Haupterzeugnislinien müssen effektiv sein. Es bewährt sich, wenn für ein neu zu entwickelndes Konsumgut Bedarfsgröße, Kosten und Preise bis zum Endverbraucherpreis vorgegeben werden. Intensiver wird bei der Entwicklung überlegt und nach kostengünstigen Lösungen gesucht, um die Vorgaben zu erreichen. Wichtig ist auch, daß Leistungsvergleiche mit ähnlichen Erzeugnislinien in Konsumgüterbetrieben, aber auch mit anderen eigenen Linien, durchgeführt werden. Zunehmend gibt es Beispiele, wie sich Produktionsmittelbetriebe den Aufwendungen traditioneller Konsumgüterproduzenten nähern und sie sogar durch den Einsatz neuer technologischer Lösungen unterbieten. - Es ist zweckmäßig, Haupterzeugnislinien in selbständige Abteilungen bzw. Betriebe einzuordnen, die auch entsprechend ausgestattet sind, vor allem mit eigenen Forschungs-, Entwicklungs- und Rationalisierungskapazitäten sowie mit den notwendigen Formgestaltern. Vor allem sollte darauf geachtet werden, daß Haupterzeugnislinien über ein den Aufgaben angemessenes, stabiles und leistungsfähiges Forschungs- und Entwicklungspotential verfügen. Auf dieser Grundlage ist es möglich, die Vorlaufarbeit stärker zu forcieren, um mehr eigenständige gestalterische und technische Ideen für die Erzeugnis- und Technologieentwicklung hervorzubringen. Dafür sind unbedingt die erforderlichen Hoch- und Fachschulkader zu gewinnen und wirksam einzusetzen. Es gilt Klarheit zu schaffen, daß auch bei Konsumgütern neue Ideen gefragt und mehr Patente notwendig sind. Es könnte die Frage aufgeworfen werden, ob diese Maßstäbe nicht zu hoch gegriffen sind. Ich meine, daß man ständig auch die rasch wachsenden Möglichkeiten in den Produktionsmittel-Kombinaten in Rechnung stellen muß. Dazu noch einige Gedanken: Die zunehmend breitere Anwendung der Schlüsseltechnologien wird zu einer beschleunigten Erhöhung der Arbeitsproduktivität führen. Dabei müssen u.a. auch Arbeitskräfte für eine steigende Konsumgüterproduktion gewonnen und eingesetzt werden. Die Stärkung des Forschungs- und Entwicklungspotentials, des Ratiomittelbaus, die Eigenfertigung niveaubestimmender Zulieferungen, d.h. alle Schritte zur weiteren Ausprägung des relativ geschlossen Reproduktionsprozesses, vergrößern qualitativ und quantitativ auch die Möglichkeiten, die Konsumgüterproduktion weiter auszubauen. Notwendig ist allerdings, zugleich auch stets das Verständnis zu vertiefen, daß die Konsumgüterproduktion eine grundlegende Aufgabe der ökonomischen Strategie ist. Die zunehmend stärkere Nutzung von Schlüsseltechnologien bei der Entwicklung und effektiven Produktion der Erzeugnisse des Produktionsmittelsortiments wird es entsprechend ermöglichen, auch die Haupter-

Zeugnislinien für hochwertige Konsumgüter auszugestalten . Darin liegt ein großer Vorzug der Konsumgüterproduktion in Produktionsmittelkombinaten, den es künftig weit stärker zu beachten gilt. Für alle Leitungsorgane ergibt sich die Anforderung, progressive Lösungen, wie beispielsweise die CAD/CAM-Téchnik, in geeigneter Weise auch für die Stärkung der Konsumgüterproduktion zu nutzen. Ebenso ist es möglich, gute Erfahrungen aus dem Konsumgüterbereich auf andere Erzeugnislinien zu übertragen, wie dies beispielsweise bei der Einführung der Null-Fehler-Produktion oder bei der Erprobung von Industrierobotern schon oftmals geschehen ist.

Die ökonomische Strategie sieht generell „eine noch stärkere Entwicklung der Konsumgüterproduktion vor" 3 . Für alle Konsumgüterproduzenten werden die höchsten Ziele für die jährliche Erneuerung der Produktion von 30-40% gestellt. Dies enspricht dem bewährten Kurs der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, denn „bedarfsgerechte Produktion und kundengerechtes Angebot" 4 fördern das Leistungsprinzip und erhöhen die Leistungsbereitschaft der Werktätigen. Die Konsumgüterproduktion in produktionsmittelherstellenden Kombinaten schafft entscheidende Voraussetzungen für die materielle Verwirklichung der Hauptaufgabe auf ständig wachsendem Niveau.

Anmerkungen 1

2

Vgl. Direktive des XI. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1986-1990, Berlin 1986, S.70. Vgl. ebenda, S. 69.

3

4

Bericht des ZK der SED an den XI. Parteitag der SED. Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1986, S.53. Ebenda, S. 34.

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Otto Dengel

Rationelle Energieanwendung in den Kombinaten und Betrieben Hauptrichtung zur Durchsetzung der Energieökonomie im Zeitraum 1980-1990 Die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung, der Wirtschaft und der gesellschaftlichen Bereiche mit Elektroenergie, festen Brennstoffen, Gasen und Wärmeenergie gehört zu den elementarsten Voraussetzungen, ein stabiles Wirtschaftswachstum zu sichern. Kontinuierliche Energieversorgung ist unerläßlich für eine hohe Dynamik der Produktivkräfte und die Befriedigung der vielfältigen materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen. Von diesen grundlegenden Zusammenhängen hat sich unsere Partei bei der Bestimmung des energiestrategischen Konzepts, das auf den Ausbau der einheimischen Energie- und Rohstoffbasis und die höchstmögliche Veredlung und den rationellen Einsatz aller zur Verfügung stehenden Roh- und Brennstoffe orientiert, leiten lassen. Die Zielmarken bis 1990 und darüber hinaus hat der XI. Parteitag der SED, ausgehend von den objektiven Erfordernissen und unseren realen Bedingungen und Möglichkeiten, gesetzt. Punkt 3 der auf dem XI. Parteitag der SED weiterentwickelten Wirtschaftsstrategie bringt eine Schlüsselfrage zum Ausdruck. Intensiv erweiterte Reproduktion bedeutet, daß das Wachstum der Produktion in erster Linie durch Senkung des spezifischen Aufwandes an Energie, Material und Rohstoffen erreicht wird. Die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, ihrer Kombinate und Betriebe wird heute nicht mehr allein daran gemessen, wie groß der absolute Produktionsumfang oder das Wachstumstempo ist. Entscheidend ist der Aufwand, der zum Ergebnis führt. Das Gewicht der Energieökonomie unserer Volkswirtschaft kann daran verdeutlicht werden, daß wir im Jahr 1985 zur Erwirtschaftung von 1000M Nationaleinkommen im Bereich der Wirtschaft rund 200M an Energiefonds aufwenden mußten. Selbstverständlich ist, daß sich, auch ökonomisch betrachtet, die möglichen volkswirtschaftlichen Reserven ableiten lassen, wenn man die Erreichung des wissenschaftlich-technischen Höchststandes mit seinen Auswirkungen auf die Energiestruktur zum Maßstab nimmt. So betrachtet, stellen die materiellen und ökonomischen Ziele der rationellen Energieanwendung eine Einheit dar und verlangen im Prozeß der Planung und Realisierung eine aktive Einstelllung der Kombinate und Betriebe zur Senkung des Energieverbrauchs sowie objektiv höhere Maßstäbe in der sozialistischen Leitungstätigkeit. Um diese Konsequenzen kommt man nirgendwo herum, und es genügt schon lange nicht mehr, wenn nach Ausarbeitung der Energieplandokumente für den Volkswirtschaftsplan verantwortliche staatliche Leiter von Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen die Fra86

gen der Energieökonomie als eine unter vielen Problemen abhandeln. Die Auseinandersetzung mit dem Stand der Realisierung energieökonomischer Zielstellungen muß zum planmäßigen und ständigen Bestandteil der staatlichen Leitung entwickelt werden, und überall dort, wo diese Frage noch nicht erkannt wurde, sofort und ohne Zeitverzug. Die Aufgaben des Planes 1987 und die Ziele bis 1990 erfordern eine solche konsequente Haltung auf allen Leitungsebenen. Anspruchsvolle Ziele bei der Senkung des Energieaufwandes stellen sich seit Jahren solche Kombinate wie Agrochemie, Leuna-Werke, das Rohrkombinat Riesa, das Kombinat VEB Carl Zeiss JENA, SKET u.a. Im Vergleich zum Vorjahr haben diese Kombinate ihre Leistungsentwicklung zum 30.9.1986 mit absolut geringerem Energieverbrauch realisiert und die Energieintensität um 13,8%, 5,4%, 3,3%, 4,4% bzw. 6% gesenkt. Der seit Anfang der 80er Jahre durchgeführte energetische Leistungsvergleich von 60 Kombinaten der Volkswirtschaft mit energieintensiver Produktion, der regelmäßig erfolgt und in der Zentralen Energiekommission beim Ministerrat ausgewertet wird, zeigt, daß diese 60 Kombinate, die ca. 80% des Energieverbrauchs in der Wirtschaft repräsentieren, eine erfolgreiche ökonomische Entwicklung vollzogen haben. Im wesentlichen wurde das Wirtschaftswachstum im Zeitraum 1980 bis 1985 bei gleichbleibendem absoluten Energieverbrauchsniveau des Jahres 1980 realisiert. Das sind bedeutende Ergebnisse, die beweisen, mit welcher Konsequenz die energieökonomischen Beschlüsse des X.Parteitages der SED in der Einheit von Theorie und Praxis realisiert wurden. Man kann feststellen, daß im Vergleich zu den energieökonomischen Ergebnissen vorhergehender Fünfjahrplanabschnitte seit dem VIII. Parteitag der SED die Periode 1980-1985 die erfolgreichste war. Der spezifische Energieverbrauch wurde um 82 Miot Rohbraunkohleäquivalent gegenüber beschlossenen Zielstellungen von 70Mio t verringert, 1976-1980 waren es 30 Mio t, 1971-1975 wurden 28 Mio t Rohbraunkohleäquivalent durch Maßnahmen der rationellen Energieanwendung eingespart.

Welche Aufgaben und Zielstellungen zur Durchsetzung einer hohen Energieökonomie stehen im Zeitraum 1986-1990 in unserer Volkswirtschaft? Im Fünfjahrplanzeitraum 1986-1990 steigen in der DDR das produzierte Nationaleinkommen und die industrielle Warenproduktion auf 126 %, die Bauproduk-

tion auf 118%. Insgesamt ist in allen Bereichen gemäß unserer ökonomischen Strategie eine kräftige Leistungsentwicklung geplant. Demgegenüber steht ein auf 105,5% ansteigender Primärenergieverbrauch. Die Differenz zwischen geplantem Wirtschaftswachstum und dem Zuwachs an verfügbaren Energiefonds erfordert deshalb, den spezifischen Energieverbrauch der Wirtschaftsbereiche jährlich um ca. 4,5 % zu verringern. Würde der spezifische Energieverbrauch unverändert bleiben, so wäre 1990 nicht, wie geplant, eine Förderhöhe von 330-335 Miot Rohbraunkohle erforderlich, sondern von 410-415 Miot. Das sind 80 Miot mehr als im Plan vorgesehen. Deshalb fordert die Direktive des Fünfjahrplanes, neue wissenschaftlich-technische und technologische Lösungen zur Senkung des spezifischen Energieverbrauchs in der gesamten Volkswirtschaft auszuarbeiten. Nachdrücklich wurde auf dem XI. Parteitag der SED unterstrichen: Die Hauptquelle zur Deckung des wachsenden Energiebedarfs ist und bleibt die rationelle Energieanwendung. Erich Honecker charakterisierte das mit den Worten: „An der Spitze aller Überlegungen s t e h t . . . mit Hilfe von Wissenschaft und Technik Energieeinsparungen zu erreichen, die mit 80 Miot 1990 gegenüber 1985 ein wesentlich höheres Äquivalent an Braunkohle verkörpern als bisher vorgesehen. Das verlangt ein ganzes volkswirtschaftliches Programm. Von diesem Punkt aus bestimmen wir dann die Schritte, die Förderung von Rohbraunkohle weiterzuentwickeln." Mindestens 70 % des Zuwachses des Energiebedarfs müssen 1986-1990, davon gehen die volkswirtschaftlichen Zielstellungen des Fünfjahrplanes aus, aus eingesparten Ressourcen gedeckt werden. Der Hauptteil muß selbstverständlich durch die produzierenden Bereiche erbracht werden. Die Senkung des Energieeinsatzes im Bereich der Energieumwandlung, mit 33 Miot Rohbraunkohleäquivalent, die Verbesserung der Wirkungsgrade in den technologischen Wärmeprozessen, mit 21 Miot, die Ökonomisierung auf dem Gebiet der Raumheizung mit 8 Miot und die Einsparungen bei der Elektroenergieanwendung mit 14 Miot sowie die weitere Optimierung der Transport- und Umschlagprozesse mit 4 Miot Rohbraunkohleäquivalent bilden dabei die Schwerpunkte. Rationelle Energieanwendung ist ein Anliegen der gesamten Volkswirtschaft, der Energieanwender ebenso wie der Produzenten von energiesparenden Produktionsausrüstungen und Materialien. Von diesem Anspruch geht das „Volkswirtschaftliche Programm für die Durchführung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED auf dem Gebiet der rationellen Energieanwendung 1986-1990" aus, dasdurch das Politbüro des ZK der SED am 30.9.1986 und den Ministerrat der DDR am 9.10.1986 beschlossen wurde. Derenergetischen Konzeption im Zeitraum 1986-1990 liegen dabei folgende Prämissen zugrunde: • Das Leistungswachstum der Wirtschaft ist im wesentlichen mit gleichbleibendem absoluten Energieeinsatz zu sichern. • Für die Versorgung der Bevölkerung muß bei Sicherung der vollen Deckung des Energiebedarfs mit einem Zuwachs der Energiebereitstellung von rund 2 % jährlich gerechnet werden.

• Der stoffwirtschaftliche Verbrauch an Primärenergie steigt insbesondere durch die weitere tiefere Spaltung von Erdöl zur Erzeugung von veredelten Chemieerzeugnissen überdurchschnittlich um jährlich 4,7 %. Die geplanten Energieeinsparungen von 80 Miot Rohbraunkohleäquivalent sind • mit 63 Mio t in den Wirtschaftsministerien • mit 17 Miot bzw. rund 20% im Bereich der kommunalen Wirtschaft, einschließlich der durch verbesserte energetische Konsumgüter wirksam werdenen Einsparungseffekte bei der Bevölkerung, zu realisieren. Dieser Bereich umfaßt rund 46% der Gebrauchsenergie der Volkswirtschaft. Mit dem Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen und den im Ministerrat am 11. Juli 1985 beschlossenen Maßnahmen zur Schaffung selbständiger Stellvertreterbereiche für Energie in den Räten der Bezirke und Räten der Kreise und der weiteren Stärkung der Rolle der Bezirks* und Kreisenergiekommissionen sind die Voraussetzungen geschaffen, die territoriale energetische Rationalisierung zu einem wichtigen Faktor der Durchsetzung der rationellen Energieanwendung zu gestalten. Schwerpunkt der Energiestrategie in der DDR ist die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in allen Bereichen mit der klaren Orientierung, planungs-, abrechnungs- und kontrollfähige, bilanzwirksame und energieverbrauchssenkende Ergebnisse zu erzielen, die energieträgerkonkret zur Entlastung der Energiebilanz der DDR beitragen. Am deutlichsten wird dies an der Tatsache, daß die energieökonomische Konzeption bis 1990 davon ausgeht, das Förderniveau bei Rohbraunkohle auf 330 bis 335 Miot zu begrenzen und damit, bezogen auf die 1980 erreichte Förderung, diese maximal um 20-25 Miot zu steigern. Dahinterstehen klare volkswirtschaftliche Berechnungen, ökonomische Tatsachen und Fakten, die in folgende Thesen zusammengefaßt werden: 1. Zur rationellen Energieanwendung als maßgeblicher Bestandteil des Intensivierungsprozesses der Volkswirtschaft besteht keine ökonomische Alternative. Nach wie vor gilt, daß Maßnahmen der rationellen Energieanwendung ökonomisch günstiger, d.h. mit volkswirtschaftlich geringerem Aufwand verbunden sind, im Vergleich zum sonst erforderlichen Aufwand für die Bereitstellung von Energieträgern. 2. Aufgrund der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen, der zunehmenden Aufwendungen ihrer Produktion, insbesondere durch die Verschlechterung der geologischen und hydrologischen Verhältnisse, stellt eine Strategie zur zusätzlichen Beschaffung und zur extensiven Entwicklung der Energiebasis volkswirtschaftlich keine vernünftige Lösung dar. 3. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt schafft ständig neue Möglichkeiten zur Erschließung von Energiereserven und zu ihrer ökonomischen Nutzung mit zum Teil völlig veränderten Prozeßabläufen, die Möglichkeit der Reduzierung der Prozeßstufen, der Anwendung abproduktfreier Technologien u. a., die die Grenzen der Zielstrategien ständig korrigieren. 4. Mit den Maßnahmen der rationellen Energieanwendung werden weitere Effekte, u.a. der Qualitäts87

und Produktivitätsentwicklung sowie der Umweltentlastung, wirksam, die in der Summe erhebliches volkswirtschaftliches Gewicht besitzen. 5. Da Energieumsatz in allen konkreten Formen unabdingbare Voraussetzung für alle Prozeßabläufe ist, muß die sparsamste und effektivste Nutzung zu einem Hauptaspekt im Reproduktionsprozeß aller Bereiche entwickelt werden. Die rationelle Energieanwendung besitzt damit im Leitungs- und Planungsprozeß einen hohen volkswirtschaftlichen Stellenwert. Dementsprechend sind die Planungs- und Leitungsinstrumentarien weiter zu entwickeln. Die Grundlinie der energieökonomischen Strategie soll an folgenden energetischen Querschnittskomplexen charakterisiert werden: 1. In der Energieumwandlung, wo ca. 90% unseres Primärenergieaufkommens zum Teil mehrfach umgewandelt werden, geht es um • die weitere spürbare Senkung des spezifischen Brennstoffwärmeverbrauchs bei der Elektronenenergieerzeugung, • die Senkung der Übertragungsverluste bei Wärmeenergie, insbesondere durch Maßnahmen der Isolierungwärmeführender Rohrleitungen und Armaturen, • die Anwendung mikroelektronischer Meß- und Regelverfahren für Wärmekraftwerke zur sofortigen Korrektur von Grenzwertüberschreitungen der Wasserdampf- und Rauchgastemperaturen, • die Beherrschung der Verbrennung und Verschlakkung in Großdampferzeugern durch Einsatz von Festelektrolytsonden sowie • insbesondere den Einsatz von Mikrorechnern, gekoppelt mit Bildschirmdisplays, für die Überwachung und optimale Steuerung der Anfahr- und Abfahrprozesse für große Kraftwerksblöcke, z.B. mit 500MW Leistung, • die Erhöhung der Energie- und Stoffausbeute in der Kohleveredlung bei den Haupterzeugern von Gas, Briketts, Brennstaub und Koks, dem VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe und den VE Braunkohlenkombinaten Senftenberg und Bitterfeld durch optimale prozeßenergetische Verfahrensabläufe, umfassende Sekundärenergienutzung und Einsatz der Mikroelektronik. 2. Im Bereich der technologischen Energieanwendung besteht die Aufgabe, wesentliche Fortschritte durch breitenwirksame Maßnahmen des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts beim Betrieb der 48500 energieintensiven wärmeverbrauchenden Anlagen, darunter 15000 Industrieöfen und 9000 Trockner, zu erreichen. Die Erarbeitung prozeß- und erzeugniskonkreter wissenschaftlich-technischer Lösungen und Maßnahmen in den Kombinaten für rund 190 energieintensive Nomenklaturprodukte, für die staatlich bestätigte Planungsnormative bestehen, zur Erreichung bzw. Mitbestimmung des wissenschaftlich-technischen Höchststandes auf der Grundlage von Prozeßanalysen und des Vergleiches zum wissenschaftlich-technischen Höchststand stellt dabei eine wesentliche wissenschaftlich-technische Vorleistung dar. 88

Den entscheidenden Beitrag muß deshalb die gezielte Rationalisierung energieintensiver Prozesse bei gleichzeitiger beschleunigter Einführung der Mikroelektronik und der Vervollkommnung herkömmlicher MSR-Technik leisten. Die Anstrengungen sind auch gerade deshalb bedeutsam, weil der spezifische Energieverbrauch bei der Produktion energieintensiver Erzeugnisse in der DDR zum Teil noch deutlich über den internationalen Bestwerten liegt. Für 22 ausgewählte energieintensive Erzeugnisse mit einem Einsparungspotential von 5 Mio t Rohbraunkohle, z.B. Roheisen, Rohstahl, Chlor und Zementklinker, sind Senkungsraten des spezifischen Energieverbrauchs zwischen 20 und 25% bis 1990 durchzusetzen. Zu den wichtigsten Wegen zur Erhöhung der Energieökonomie gehört zweifellos die möglichst rasche und ökonomisch effektive Einführung prinzipiell neuer Technologien, Produktionsverfahren und Erzeugnisse. So ist zum Beispiel der Übergang zur vollelektrischen Schmelze für Bleikristall im Kombinat Lausitzer Glas mit einer Senkung des spezifischen Energieverbrauchs um 30% und einer wesentlichen Leistungssteigerung verbunden. Weitere leistungssteigernde und energiesparende Technologien, die internationalen Höchststand repräsentieren, sind der Floatprozeß für die Tafelglaserzeugung, die Elektroschmelze zur Herstellung von Gußeisen oder die Ziegelherstellung im Wärmeverbund von Brenn- und Trockenprozeß. Mit dem Einsatz der Elektronenstrahltechnik für das Härten von Metall steigt im Stammbetrieb des VEB Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz Heckert" bei diesem Prozeß die Produktivität auf fast das Zehnfache, während der Energieaufwand um 80% zurückgeht und praktisch keine Energieverluste mehr entstehen. In der Bearbeitungsgüte werden internationale Spitzenwerte erreicht. Schlüsseltechnologien, die material-, arbeitszeit- und arbeitsplatzeinsparend wirken, besitzen damit zumeist auch einen wesentlichen energieökonomischen Aspekt. Ihre volle Wirksamkeit erreichen neue Technologien und Verfahren überwiegend erst auf der Basis der Mikroelektronik. Im Stahl- und Walzwerk Brandenburg, dem Stammbetrieb des Qualitäts- und Edelstahlkombinates, erfolgt seit 1985 an zwei 125-Tonnen-Hochleistungsöfen des Elektrostahlwerkes das Einschmelzen mikrorechnergestützt. Vorausgegangen waren umfassende prozeßanalytische Untersuchungen durch Spezialisten des Betriebes und die Erarbeitung von Rechnerprogrammen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen der ablaufenden Prozesse sind beim Einsatz neuer Technologien unerläßliche Voraussetzung. Erst sie machen die Ansatzpunkte transparent, die eine hohe Wirksamkeit des Einsatzes gewährleisten. Der Rechner sichert eine optimierte Energiezufuhr des Ofens und beträchtliche Einsparungen von Elektroenergie. Die verkürzte Einschmelzzeit erlaubt pro Jahr 8 zusätzliche Tagesproduktionen. Im Zusammenhang mit technologischen Veränderungen an den Öfen, die bis 1987 abgeschlossen werden, erhöht sich der Nutzen der dynamischen Prozeßsteuerung weiter. Das zeigt, daß auch die Nachrüstung mit mikroelek-

tronischen Steuerungssystemen zu hohem Effekt führt. Durch derartige CAM-Systeme wird eine optimale Prozeßführung und damit eine Senkung des spezifischen Energieverbrauchs um ca. 5 % überhaupt erst möglich. Deshalb wird der Ausstattung energieintensiver Prozesse und Anlagen in der ganzen Breite der Volkswirtschaft verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Fördernd wirkt sich aus, daß die gesetzliche Pflicht besteht, in Industrieöfen und darüber hinaus in allen wärmeverbrauchenden Anlagen moderne MSR-Technik einzusetzen. 3. Der Einsatz von Sekundärenergienutzungsanlagen zur weiteren Erschließung des vorhandenen technisch-ökonomisch nutzbaren Sekundärenergiepotentials bis 1990 stellt eine Hauptrichtung zur Steigerung der Energieökonomie dar, zumal es sich um die Nutzung der billigsten verfügbaren Energiequelle handelt. Es ist gleichzeitig die Aufgabe gestellt, das vorhandene nutzbare Sekundärenergiepotential, wofür gegenwärtig keine wirtschaftlichen Lösungen bestehen, um eine beträchtliche Größenordnung von ca. 5 Miot Rohbraunkohleäquivalent zur bilanzwirksamen Nutzung für den Zeitraum nach 1990 zu erschließen. Am Entstehungsort nicht nutzbare Sekundärenergie zentralgeleiteter Betriebe und Einrichtungen ist mit günstigen ökonomischen Aufwendungen für die territoriale Wärmeversorgung einzusetzen. In zunehmendem Maße sind im Fünfjahrplanzeitraum 1986-1990 Lösungen zur Feststoffwärmenutzung zu schaffen. Erste Referenzanlagen zur Produktabwärmenutzung (Feststoffwärmenutzung) durch Strahlungskühlung im VEB Glaswerke Stralau, Betriebsteil Finsterwalde, weisen zum Beispiel eine Rückflußdauer der aufgewendeten Investitionen von 3 Jahren aus. Dabei werden über 40% der Feststoffwärme einer erneuerten Nutzung zugeführt und jährlich annähernd 200000m 3 Stadtgas eingespart. Im Stahl- und Walzwerk Brandenburg liegt der Nutzungsgrad der Sekundärenergie bei über 9 0 % . Die anfallende Abwärme wird vorwiegend in den Entstehungsprozeß zurückgeführt und dient der Vorwärmung der Verbrennungsluft. Darüber hinaus wird Abwärme für Heizungszwecke an das Territorium abgegeben. Das Stahl- und Walzwerk Brandenburg liefert jährlich rund 130000 t Dampf aus Abwärmenutzung an Tausende Wohnungen, gesellschaftliche Einrichtungen und Betriebe. Dadurch können jährlich rund 60000t Rohbraunkohle eingespart werden. Das Politbüro des ZK der SED und der Ministerrat der D D R haben zur konsequenten Durchsetzung des Volkswirtschaftsprogramms der rationellen Energieanwendung bis 1990 beschlossen, daß die notwendigen Maßnahmen zur weiteren Qualifizierung der Leitung und Planung der rationellen Energieanwendung und ein Programm der breiten Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet werden und die umfassende Kontrolle gesichert wird. Die Zielstellungen und Aufgaben zur Durchsetzung einer hohen Energieökonomie in der Volkswirtschaft der D D R bis 1990 erfordern entsprechend der ökonomischen Strategie unserer Partei, diesen Prozeß in allen Bereichen, Kombinaten und Betrieben straffer als bisher zu organisieren. 12/3621

Gerade weil eine Vielzahl energieökonomischer Effekte, die aus der Einführung der straffen Energieträgerkontingentierung, den Maßnahmen der Beseitigung der Energieverschwendung sowie der Produktions- und Transportoptimierung in der ersten Hälfte der 80er Jahre resultierten, in diesem Umfang nicht wiederholbar sind, stellen die vom XI. Parteitag gestellten Ziele entscheidend höhere Anforderungen an den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, an die staatliche Leitung der Energieökonomie und an die breite Entfaltung des energieökonomischen Bewußtseins, Denkens und Handelns aller Werktätigen. Die gegenwärtig in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen gehen davon aus: 1. die Einheit von Energieverbrauch und Energieeinsparung im Planungsprozeß unmittelbar herzustellen und die Kontingente des Energieträgerverbrauchs mit den Zielen der Energieträgereinsparung zu koppeln; 2. in den Bereichen mit energieintensiver Produktion die Normative des spezifischen Energieverbrauchs (Planungsnormative) zur entscheidenden Grundlage für die Bestimmung und Begründung des konkreten Energieträgerbedarfs und -Verbrauchs anzuwenden. Damit werden wissenschaftlich-technische Maßnahmen, Rationalisierungs- und Investitionsvorhaben der Kombinate und Betriebe bereits im Planungsprozeß stärker auf die Senkung des Energie- und somit Produktionsverbrauchs orientiert. Erforderlich sind in den Kombinaten und Betrieben Entwicklungskonzeptionen für diese Planungsnormative, die durch die Generaldirektoren zu bestätigen sind; 3. die Abrechnung der energieökonomischen Ergebnisse als Voraussetzung für die Analyse und Einflußnahme auf die Plandurchführung komplexer zu gestalten; 4. die rechnergestützte Leitung und Planung als elementare Voraussetzung zur Beherrschung der Verflechtungsbeziehungen und Verminderung des Verwaltungsaufwandes vom Betrieb bis zur Staatlichen Plankommission in der Energieplanung und -abrechnung aufzubauen. Dazu werden im Jahr 1987 die 5 energieintensivsten Bereiche Ministerium für Kohle und Energie, Ministerium für Erzbergbau, Metallurgie und Kali, Ministerium für Chemische Industrie, Ministerium für Bauwesen, Ministerium für Glas- und Keramikindustrie einbezogen. 5. die ökonomische Stimulierung der Durchsetzung der rationellen Energieanwendung zu vervollständigen, indem a) das System der Sanktionierung bei Überschreitungen der Kontingente des Energieverbrauchs mit dem doppelten Preis, das sich in den letzten Jahren prinzipiell bewährt hat, weiterhin konsequent zur Anwendung kommt; b) für die offensichtliche Vergeudung von Energie (z.B. durch Blindfahrweise von Kesseln ohne Ausstattung mit MSR-Technik), Verletzung der staatlichen Normen der rationellen Energieanwendung (z.B. durch Betrieb von Industrieöfen mit Abgastemperaturen von 600°C und mehr - je 100°C 5 % Energiemehrverbrauch) u . a . eine Sanktion 89

als „Energieträgerabgabe" in Abhängigkeit von der H ö h e der Energievergeudung eingeführt wird; c) den Betrieben und Kombinaten Orientierungswerte des höchstzulässigen einmaligen Aufwandes für Maßnahmen der rationellen Energieanwendung, untergliedert nach Energieträgern und in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer, übergeben werden, auf deren Grundlage Rang- und Reihenfolgeberechnungen vorgenommen werden können. Gleichzeitig wird damit gesichert, daß betriebliche und volkswirtschaftliche Interessen übereinstimmen; d) für ausgewählte Erzeugnisse mit maßgeblichem Einfluß auf die Durchsetzung der Energieökonomie in der Volkswirtschaft, wie Leistungselektronik, Hochtemperaturrekuperatoren, Regeneratoren u . a . , ein System der Preisüberprüfung im Zusammenhang mit ihrer energieökonomischen Wirkung zur Einsparung von Energieträgern beim Anwender eingeführt wird.

Die entscheidende Aufgabe besteht darin, die Einzelmaßnahmen nach Bereichen und Kombinaten über den Plan festzulegen und die Leitung und Kontrolle auf die termingerechte Erfüllung zu konzentrieren. Mit dem 1986 eingeführten einheitlichen Planteil „Rationelle Energieanwendung", der im Ministerrat der D D R als Bestandteil des Volkswirtschaftsplanes jährlich beschlossen wird, besteht das notwendige zentrale Führungsdokument für die Lösung und Kontrolle dieser Aufgabe. Die Kombinate, Betriebe und die Räte der Bezirke haben den Auftrag, in ähnlicher Form die Fragen der Energieökonomie zum Bestandteil ihrer Leitungstätigkeit festzulegen. Das erfolgt nicht im Selbstlauf, sondern erfordert, konsequent von den volkswirtschaftlichen Maßnahmen und Zielen auszugehen. Die Kernfrage ist, in unserer Volkswirtschaft die Arbeit mit Energieträgerverbrauchskontingenten und spezifischen Kennziffern des Energieverbrauchs prinzipiell so zu qualifizieren, daß sie als höchstzulässige Limits des Energieverbrauchs betrachtet und nicht überschritten werden.

Das sozialistische Planungssystem verfügt über die Voraussetzung und die notwendige Dynamik, die beschlossene energieökonomische Strategie bis in die Kombinate und Betriebe umzusetzen und in der Einheit von zentraler staatlicher Planung und stärkerer Eigenverantwortlichkeit der Kombinate die gesamtgesellschaftlichen Ziele auf diesem Gebiet zu realisieren.

Dazu muß sich die praktische und wissenschaftliche Arbeit darauf konzentrieren, daß durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt Lösungen verfügbar sind, deren breite Einführung das Energieverbrauchsniveau der D D R wesentlich und spürbar senkt.

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Volker Hille

Vertiefung der Kostenarbeit bei breiter Anwendung von Schlüsseltechnologien eine Kernfrage sozialistischer Betriebswirtschaft Auf dem XI.Parteitag der SED betonte Erich Honecker, daß die Schlüsseltechnologien gewaltige Herausforderungen und Chancen darstellen, nicht nur die Produktion rasch zu erneuern und ihre Qualität zu erhöhen, sondern auch den Aufwand in einem Maße zu senken, wie das bisher nicht möglich war. 1 Daraus leitet sich zwingend ab, die entscheidende Verringerung der Kosten, damit die Erhöhung des Gewinns und die Stärkung der Eigenerwirtschaftung der Mittel, mehr noch als bisher als Kernfrage sozialistischer Betriebswirtschaft zu behandeln und in den Mittelpunkt der Leitungstätigkeit der Kombinate und ihrer Betriebe zu stellen. Dafür bedürfen - wie Günter Mittag in seiner Festansprache anläßlich des 40. Jahrestages der Neueröffnung der Technischen Universität Dresden begründete - die aus der breiten Anwendung der Schlüsseltechnologien resultierenden qualitativen Veränderungen der technologischen Prozesse und des technologischen Niveaus tieferer ökonomischer Durchdringung; zusammen mit der Arbeitsproduktivität bilden dabei die Kosten einen Schwerpunkt. 2 Dazu sollen einige Überlegungen am Beispiel flexibler Automatisierung vorgetragen werden - steht doch gerade in den Abschnitten und Stätten flexibler Automatisierung die Aufgabe, die Arbeitsproduktivität auf das 5- bis öfache zu steigern und gleichzeitig die Kosten um 15 bis 20% zu vermindern. 3 Wie Untersuchungen zeigen, führt flexible Automatisierung auf dem Gebiet der Kosten zu grundlegenden Veränderungen vor allem hinsichtlich - der Struktur und der Dynamik der Kosten, - der Wirkung und Gewichtung kostenbeeinflussender Faktoren sowie - der Möglichkeiten, Formen und Methoden aktiver Kostenarbeit in den Kombinaten und Betrieben. Eine vorausschauende Durchdringung und die betriebswirtschaftliche Beherrschung dieser Veränderungen gewinnen in dem Maße für die Leitungstätigkeit wie für die wirtschaftswissenschaftliche Arbeit ständig an Bedeutung, wie die Schaffung flexibel automatisierter Fertigungsabschnitte nunmehr mit noch wesentlich höherem Tempo und in größerer Breite erfolgt, um beispielsweise in der metallverarbeitenden Industrie das automatisiert gefertigte Produktionsvolumen bis 1990 zu verdreifachen. Erstens: Flexible Automatisierung führt zu grundlegenden Veränderungen in der Kostenstruktur und in der Kostendynamik. Bei sinkenden Gesamtkosten verläuft die Entwicklung der einzelnen Kostenbestandteile unterschiedlich.

Innerhalb der Gesamtkosten vollziehen sich gegenläufige Entwicklungen, und die sorgfältige Analyse einiger Kostenarten bzw. Kostenkomplexe gewinnt demzufolge für die Leitung besondere Bedeutung. Während sich die Materialkosten im Ergebnis rascher Erzeugnis- und Technologieerneuerung verringern, steigen die Abschreibungen und die Kosten für die Instandhaltung dieser wertintensiven, zeitlich hoch auszulastenden Anlagen tendenziell an. Gleichzeitig sinken die im Fertigungsprozeß anfallenden Lohnkosten, weil zahlreiche Arbeiten auf Roboter, Geräte und andere technische Mittel übertragen sowie in erheblichem Umfange in die Produktionsvorbereitung verlagert werden. Damit erweisen sich tiefere Untersuchungen und leitungsmäßige Schlußfolgerungen beispielsweise in folgenden Richtungen als erforderlich: Wie entwickelt sich die Struktur der im Fertigungsprozeß anfallenden Lohnkosten? Bei insgesamt sinkenden Lohnkosten - auch auf Grund des Wegfalls mancher bisherigen Erschwerniszuschläge - erfordert die Bedienung und Wartung der Anlagen flexibler Automatisierung einen höheren Aufwand an qualifizierter lebendiger Arbeit, die zunehmend durch Ingenieure und hochqualifizierte Facharbeiter zu leisten ist. Im Ergebnis dessen sinken die Lohnkosten nicht in gleichem Maße wie die Arbeitsproduktivität steigt. Von nicht geringer Bedeutung ist auch, daß in flexibel automatisierten Fertigungsabschnitten der unmittelbare Zusammenhang zwischen der aufgewandten lebendigen Arbeit und den Produktionsresultaten weitgehend verloren geht; es vollzieht sich eine Entproportionalisierung der Lohnkosten. Damit stellt sich unter anderem die Frage nach der Zuverlässigkeit der Basen für die Zurechnung von Gemeinkosten und weiterem. Es erweist sich auch, daß flexible Automatisierung die Kosten für Ausschuß, Nacharbeit und Garantieleistungen wesentlich zu senken vermag, weil sie grundsätzlich neue Möglichkeiten bietet, menschlich bedingte Fehlerquellen zurückzudrängen, Qualität, Genauigkeit und Funktionssicherheit der erzeugten Produkte zu verbessern und stabil zu sichern. Die tatsächliche Senkung der ANG-Kosten ist jedoch wesentlich davon abhängig, wie es gelingt, eine wirkungsvolle Qualitätssicherung von Stufe zu Stufe und die Einheit von bedarfsgerechter Produktion, hoher Qualität und niedrigsten Kosten zu gewährleisten. Zweitens: Flexible Automatisierung bewirkt grundlegende Verschiebungen zwischen den kostenbeeinflussenden Faktoren. Dabei gewinnt vor allem die konsequente Durchsetzung des Gesetzes der Ökonomie der Zeit in der Einheit und Wechselwirkung von Zeitaufwand, Zeitpunkt und Zeitdauer weiter an Gewicht. 91

U n t e r s u c h u n g e n u n d A n a l y s e n l e n k e n die A u f m e r k s a m k e i t b e s o n d e r s auf f o l g e n d e Z u s a m m e n h ä n g e u n d Richtungen weiterer Arbeit: V o r h a b e n flexibler A u t o m a t i s i e r u n g b i n d e n in b e d a u t e n d e m U m f a n g e R e s s o u r c e n , e r m ö g l i c h e n a b e r zugleich, vor allem w e n n sie als d u r c h g ä n g i g e L ö s u n g e n f ü r z u s a m m e n h ä n g e n d e t e c h n o l o g i s c h e P r o z e s s e gestaltet w e r d e n , ü b e r d u r c h s c h n i t t l i c h e A u f w a n d s s e n k u n g e n . D i e s setzt j e d o c h die B e h e r r s c h u n g d e s W i r k e n s des Zeitfaktors voraus, wobei insbesondere folgende Erfordernisse hervortreten: • die p l a n m ä ß i g e R e a l i s i e r u n g u n d f r ü h e s t m ö g l i c h e Inb e t r i e b n a h m e d e r A u t o m a t i s i e r u n g s v o r h a b e n sowie d a s schnelle E r r e i c h e n i h r e r vollen F u n k t i o n s f ä h i g keit u n d L e i s t u n g , einschließlich d e r Plan- u n d Bilanzwirksamkeit anspruchsvoller Kostenvorgaben; • e i n e h o h e zeitliche A u s l a s t u n g , die auf G r u n d d e r schnellen U m r ü s t b a r k e i t u n d d e r Flexibilität d i e s e r A n l a g e n nicht n u r möglich, s o n d e r n w e g e n i h r e s h o h e n W e r t e s in v e r s t ä r k t e m M a ß e auch n o t w e n d i g ist. E i n e N o r m von 17 bis 20 S t u n d e n A u s l a s t u n g j e K a l e n d e r t a g erweist sich als u n u m g ä n g l i c h , u m d i e w a c h s e n d e n A b s c h r e i b u n g e n auf e i n e solche A n z a h l von E r z e u g n i s s e n zu ü b e r t r a g e n , d a ß e i n e S e n k u n g d e r E i n h e i t s k o s t e n v o n 15 bis 2 0 % e r r e i c h t wird. E i n e d e r a r t i g e zeitliche A u s l a s t u n g zu s i c h e r n , stellt a b e r nicht g e r i n g e A n f o r d e r u n g e n an die V e r f ü g b a r k e i t d e r A n l a g e n u n d ihre e f f e k t i v e I n s t a n d h a l t u n g , an die S i c h e r u n g h o h e r K o n t i n u i t ä t , an r e c h t z e i t i g e , solide Q u a l i f i z i e r u n g d e r W e r k t ä t i g e n , an g u t e s A r b e i t s k l i m a , an g ü n s t i g e soziale B e d i n g u n g e n u n d w e i t e r e s ; • eine Beschleunigung des gesamten Erzeugnisdurchlaufs u n d die V e r r i n g e r u n g d e r B e s t ä n d e . H o h e zeitliche A u s l a s t u n g zahlt sich nicht n u r in relativer Senkung der Abschreibungen und konstanter Kosten, s o n d e r n a u c h in U m l a u f m i t t e l r e d u z i e r u n g e n aus. D i e mit flexibler A u t o m a t i s i e r u n g zu e r z i e l e n d e Bes c h l e u n i g u n g des R e p r o d u k t i o n s p r o z e s s e s sowie die E r h ö h u n g v o n Flexibilität u n d R e a k t i o n s f ä h i g k e i t , die grundsätzlich e r l ö s s t e i g e r n d bzw. e r l ö s s i c h e r n d w i r k e n , sind von u n t e r s c h i e d l i c h e r E n t w i c k l u n g u n d G e w i c h t u n g d e r K o s t e n u n d d e r sie b e e i n f l u s s e n d e n F a k t o r e n b e g l e i t e t . So w i r k e n k u r z e R ü s t - u n d U m s t e l l z e i t e n , h o h e zeitliche A u s l a s t u n g , s i n k e n d e B e s t ä n d e u n d weit e r e s t e n d e n z i e l l k o s t e n s e n k e n d . D e m g e g e n ü b e r ergibt sich z u n e h m e n d e r A u f w a n d f ü r die B e d ü r f n i s - u n d B e d a r f s f o r s c h u n g , f ü r intensive M a r k t v o r b e r e i t u n g u n d q u a l i f i z i e r t e n V e r k a u f , f ü r logistische L ö s u n g e n u n d and e r e , letztlich auf u m f a s s e n d e Ö k o n o m i e d e r Z e i t u n d g r u n d l e g e n d e B e s c h l e u n i g u n g des R e p r o d u k t i o n s p r o zesses g e r i c h t e t e M a ß n a h m e n . M e h r n o c h : E i n erheblic h e r Teil dieser M e h r a u f w e n d u n g e n erweist sich g e r a d e z u als V o r a u s s e t z u n g , u m die d e r flexiblen A u t o m a t i sierung i n n e w o h n e n d e n Möglichkeiten der Erlössteiger u n g u n d d e r G e s a m t k o s t e n s e n k u n g ü b e r h a u p t erschließ e n zu k ö n n e n . I n s g e s a m t ist die D u r c h s e t z u n g k o n s e q u e n t e r Z e i t ö k o n o m i e u n a b d i n g b a r , u m j e n e K o s t e n s e n k u n g e n zu e r a r b e i t e n , die die W i e d e r e r w i r t s c h a f t u n g u n d d e n R ü c k f l u ß d e r f ü r die flexible A u t o m a t i s i e r u n g eingesetzten u m f a n g r e i c h e n Mittel g e w ä h r l e i s t e n , das Prinzip d e r E i g e n e r w i r t s c h a f t u n g s t ä r k e n u n d d a m i t die B e d i n g u n g e n f ü r d i e F o r t s e t z u n g d e s Kreislaufs d e r i n t e n s i v e n

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R e p r o d u k t i o n in d e n K o m b i n a t e n e r w e i t e r t sichern. D i e b e s s e r e B e h e r r s c h u n g d e s Z e i t f a k t o r s erweist sich i m m e r m e h r als o b j e k t i v e s E r f o r d e r n i s d e r ö k o n o m i schen V e r w e r t u n g g e r a d e d e r S c h l ü s s e l t e c h n o l o g i e n . Drittens: G r u n d l e g e n d e V e r ä n d e r u n g e n e r f a h r e n mit flexibler A u t o m a t i s i e r u n g die M ö g l i c h k e i t e n a k t i v e r K o s t e n b e e i n f l u s s u n g in d e n K o m b i n a t e n u n d i h r e n B e t r i e b e n . Diese Möglichkeiten n e h m e n mehr komplexen und teilweise langfristigen C h a r a k t e r a n . A u s d e m e n g e n Z u s a m m e n h a n g zwischen b e d a r f s g e r e c h t e r P r o d u k t i o n , h o h e r Q u a l i t ä t u n d niedrigsten K o s t e n r e s u l t i e r t , d a ß K o s t e n s e n k u n g h e u t e d e r E i n b e z i e h u n g in alle Ü b e r l e g u n g e n z u r G e s t a l t u n g d e s R e p r o d u k t i o n s p r o z e s s e s von v o r n h e r e i n b e d a r f . D i e A r b e i t mit langfristigen K o s t e n k o n z e p t i o n e n e r l a n g t somit zusätzliches G e w i c h t . D e r X I . P a r t e i t a g d e r S E D o r i e n t i e r t e d a r a u f , mit langfristigen K o s t e n k o n z e p t i o n e n s t ä n d i g n e u e R e s e r ven z u r S e n k u n g des P r o d u k t i o n s v e r b r a u c h s u n d z u r b e s s e r e n N u t z u n g d e r v o r h a n d e n e n F o n d s zu erschließ e n . D a b e i k a n n auf E r f a h r u n g e n aus d e r bisherigen A r beit mit langfristigen K o s t e n k o n z e p t i o n e n a u f g e b a u t w e r d e n , die b e s a g e n , d a ß e i n e solche A r b e i t zugleich d e r Q u a l i f i z i e r u n g d e r P l a n u n g im Hinblick auf die K o m p l e x i t ä t u n d die B e w e r t u n g p l a n v o r b e r e i t e n d e r D o k u m e n t e d i e n t , zu e i n e r p r ä z i s e r e n V o r a u s b e s t i m mung der Entwicklung der Nettoproduktion und der Mittel d e r E i g e n e r w i r t s c h a f t u n g beiträgt sowie in V e r b i n d u n g mit d e r r a s c h e n E r n e u e r u n g d e r E r z e u g n i s s e zwingt, d i e K o s t e n s t ä r k e r a m W e l t s t a n d zu m e s s e n . D a die Ö k o n o m i e flexibel a u t o m a t i s i e r t e r F e r t i g u n g s a b s c h n i t t e - wie G ü n t e r M i t t a g h e r a u s a r b e i t e t e - „ b e s t i m m t (wird) d u r c h die in i h n e n e n t h a l t e n e wissens c h a f t l i c h - t e c h n i s c h e L e i s t u n g , d u r c h das N i v e a u i h r e r P r o g r a m m i e r u n g , . . . d u r c h die S o f t w a r e " 4 , v e r s c h i e b e n sich die M ö g l i c h k e i t e n a k t i v e r K o s t e n b e e i n f l u s s u n g w e i t e r in die P r o d u k t i o n s v o r b e r e i t u n g . K o n s t r u k t i o n , P r o j e k t i e r u n g u n d T e c h n o l o g i e e n t s c h e i d e n wesentlich ü b e r die im B e t r i e b a n f a l l e n d e n M a t e r i a l k o s t e n u n d w e i t e r e K o s t e n . Ein h o h e s N i v e a u d e r S o f t w a r e übt bes t i m m e n d e n E i n f l u ß auf die V e r f ü g b a r k e i t d e r A n l a g e n , d a m i t auf i h r e zeitliche A u s l a s t u n g u n d die K o s t e n aus. V o n ä h n l i c h e m E i n f l u ß ist, ein solches N i v e a u d e r Stand a r d i s i e r u n g zu g e w ä h r l e i s t e n , w e l c h e s zu e i n e m m ö g lichst h o h e n G r a d d e r W i e d e r h o l b a r k e i t d e r zu f e r t i g e n d e n Teile o d e r E r z e u g n i s s e f ü h r t , was gleichfalls h o h e r V e r f ü g b a r k e i t u n d A u s l a s t u n g d e r A n l a g e n sowie letztlich g ü n s t i g e n K o s t e n z u g u t e k o m m t . Ü b e r h a u p t erweist sich h o h e V e r f ü g b a r k e i t d e r A n l a g e n als e i n e K e r n f r a g e d e r Ö k o n o m i e flexibler A u t o m a t i s i e r u n g . D i e s e V e r l a g e r u n g von K o s t e n b e e i n f l u s s u n g s m ö g lichkeiten m e h r in die p r o d u k t i o n s v o r b e r e i t e n d e n Bereiche v e r l a n g t , b e w ä h r t e M e t h o d e n u n d I n s t r u m e n t e k o s t e n m ä ß i g e r D u r c h d r i n g u n g d i e s e r P h a s e überall g u t zu n u t z e n , wie beispielsweise e i n e qualifizierte K o s t e n stellenrechnung, anspruchsvolle Kostenvorgaben und K o s t e n o b e r g r e n z e n , die G e b r a u c h s w e r t - K o s t e n - A n a lyse u. a. m . Z u g l e i c h ist e r f o r d e r l i c h , v e r t ä r k t n e u e , d e r Spezifik d e r V o r b e r e i t u n g s p h a s e e n t s p r e c h e n d e I n s t r u m e n t e a k t i v e r K o s t e n b e e i n f l u s s u n g zu e n t w i c k e l n bzw. zu v e r v o l l k o m m n e n ; d a z u k ö n n t e die Z e i t - K o s t e n - O p t i mierung zählen. I n s g e s a m t wächst mit d e n d a r g e s t e l l t e n - u n d weite-

ren - grundlegenden. Veränderungen auf dem G e b i e t der Kosten der B e d a r f der Leitung an exakten kostenanalytischen Informationen. D e r bewährte Grundsatz, daß Kostensenkung zuerst und vor allem Kostenkenntnis voraussetzt, behält auch bei flexibler Automatisierung volle Gültigkeit. Ihren Einfluß auf wichtige Kostenarten- und Kostenkomplexkennziffern, wie E n e r giekosten, Transportkosten, Ausschußkosten usw., rechtzeitig und konkret zu analysieren, bildet eine wichtige Voraussetzung für gezielte Kostensenkung durch die Werktätigen und für sachkundige Planentscheidungen. Sorgfältige Kostenanalysen sind notwendig, um die Werktätigen möglichst arbeitsplatzbezogen über veränderte Kostensenkungsmöglichkeiten zu informieren, verbunden mit der V o r g a b e klarer Zielstellungen für eine hohe zeitliche Auslastung, für störungsfreies Fahren der Anlagen usw. Als von besonderem Wert erscheint, im Ergebnis kostenanalytischer Arbeit Erkenntnisse über Veränderungen in der Kostenstruktur und in der Kostendynamik mehr als bisher zum Ausgangspunkt für anspruchsvolle ökonomische Zielstellungen der eigenen wissenschaftlich-technischen Arbeit in Kombinaten und Betrieben zu nehmen. Kostenanalytische Arbeiten gewinnen auch mit der Weiterentwicklung des Leistungsvergleichs zum komplexen Leistungsvergleich weiter an Gewicht - muß doch die volle Nutzung aller qualitativen Wachstumsfaktoren, insbesondere das Wirksammachen der Schlüsseltechnologien, vor allem in einer entscheidenden Kostensenkung ihren zusammenfassenden Ausdruck finden. Ein Schwerpunkt der weiteren Arbeit besteht darin, j e n e wertbildenden Prozesse, die vor allem in wachsenden immateriellen Leistungen, wie Projektierungsleistungen, Software u.dgl., ihren Ausdruck und im Preis ihre zuverlässige Widerspiegelung finden müssen, in der Kostenrechnung vollständig und verursachungsgerecht auszuweisen. Für die Bewältigung des insgesamt wachsenden und sich mit der breiten Anwendung von Schlüsseltechnologien rasch ändernden Bedarfs an kostenanalytischen Informationen bietet die Nutzung moderner Informationstechnik grundstätzlich günstigere Bedingungen. Dies erlaubt, Kostenanalysen nicht nur schneller und in höherer Qualität zu erarbeiten, womit sie bessere B e dingungen für aktive Kostenbeeinflussung bieten, sondern es können auch die Möglichkeiten direkter Verrechnung von Kostenbestandteilen, zum Beispiel von Energiekosten oder Maschinenlaufkosten, auf Kostenstellen und Kostenträger verbessert werden. Dies kann helfen, die Verallgemeinerung von Bestwerten zu unter-

stützen und die Einheit von natural- und wertmäßiger Reproduktion zu festigen. Die vorausschauende, konkrete Durchdringung und betriebswirtschaftliche Beherrschung grundlegender Auswirkungen der Schlüsseltechnologien auf die K o sten und ihre Senkung wird durch die Festlegungen gefördert, die, entsprechend dem Auftrag des X I . Parteitages der S E D , auch auf dem Gebiet der Planung der Kosten beschlossen wurden. V o r allem mit der eigenverantwortlichen V o r g a b e verbindlicher Aufgaben auf dem G e b i e t der Kosten durch die K o m b i n a t e entsprechend der Dynamik und Flexibilität ihres R e p r o d u k tionsprozesses - die von der auf vier entscheidende K o stenkennziffern konzentrierten zentralen staatlichen Planung 5 ausgeht - wird ojektiven ökonomischen Wirkungen der Schlüsseltechnologien Rechnung getragen, der Ausgestaltung der Kombinate zur breitesten Basis der Meisterung der Schlüsseltechnologien entsprochen und die Nutzung der qualitativen Wachstumsfaktoren in ihrer Komplexität für eine höhere Leistungsentwicklung bei sinkendem Aufwand unterstützt. U m g e k e h r t werden die Möglichkeiten, die diese veränderte Planung der Kosten eröffnet, in dem M a ß e für die Aufwandssenkung und die Stärkung der Eigenerwirtschaftung der Mittel tatsächlich wirksam werden, wie es gelingt, diese neuen technologischen und ökonomischen Prozesse theoretisch und praktisch tiefer zu durchdringen und konkret zu beherrschen. D a b e i bleiben die B e t r i e b e die Basis des Kampfes um die Kostensenkung; gleichzeitig ist den Kombinaten Verantwortung bei der Planung der Kosten übertragen. Zu ihrer Wahrnehmung haben nicht alle Kosteninformationen, über die die Kombinatsbetriebe verfügen müssen, gleichermaßen Bedeutung für die Kombinatsleitung. Vielmehr bedarf sie vor allem solcher Kosteninformationen, die ihren spezifischen Erfordernissen entsprechen und zugleich rationell, rechnergestützt gesichert werden können. Dazu zählen insbesondere Informationen über die Kostenwirkungen aus Schlüsseltechnologien, Kenntnisse über Kostenverursachung und Kostenentwicklung in der Produktionsvorbereitung, Kosteninformationen über die für das Kombinat bestimmenden Erzeugnisse, Technologien, V e r f a h r e n , M a t e rialien und dergleichen. Sichere Kenntnisse über grundlegende Veränderungen der Kosten unter den B e d i n gungen breiter Anwendung der Schlüsseltechnologien erweisen sich als wesentlich dafür, den Kostenplan als Leitungsinstrument zu nutzen, anspruchsvolle, reale Aufgaben der Kostensenkung festzulegen, wirkungsvolle Kostenvergleiche im Kombinat zu führen sowie die Ergebnisse und Erfahrungen der Besten breit zu verallgemeinern.

Anmerkungen ' Vgl. B e r i c h t des Z e n t r a l k o m i t e e s der S E D an den X I . Parteitag der S E D . B e r i c h t e r s t a t t e r : G e n o s s e Erich H o n e c k e r , B e r l i n 1986, S . 4 9 . 2 Vgl. G . M i t t a g , Spitzenleistungen in Wissenschaft und Produktion zum W o h l des V o l k e s , in: Neues Deutschland vom 6 . 1 0 . 1 9 8 6 , S . 3. ' Vgl. Direktive des X I . Parteitages der S E D zum F ü n f j a h r plan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R in den J a h r e n 1986 bis 1990, Berlin 1986, S . 51.

4

s

G . Mittag, Leitung, Planung und wirtschaftliche R e c h n u n g s führung in d e r Volkswirtschaft der D D R , in: Einheit 10/86, S.880. Diese zentral geplanten Kostenkennziffern sind: - K o s t e n j e 100 M a r k W a r e n p r o d u k t i o n und ihre S e n k u n g in Prozent - Materialkosten j e 100 M a r k W a r e n p r o d u k t i o n - Lohnfonds der A r b e i t e r und Angestellten - Zuführungen zum Kultur- und Sozialfonds.

93

Reimar Hiller/Karl-Heinz Senf

Ausgewählte Aufgaben für die weitere Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten der Bauindustrie unter den Bedingungen umfassender Intensivierung Ausgangspunkte

und

Problemstellung

Die Dynamik unserer gesellschaftlichen Entwicklung sowie die konsequente Weiterführung der Hauptaufgabe stellen ständig wachsende Anforderungen an die Beherrschung der damit verbundenen ökonomischen Prozesse durch eine wissenschaftlich fundierte Leitung im Bauwesen. In der Direktive des XI. Parteitages der S E D ' werden für die Entwicklung des Bauwesens zur weiteren Ausgestaltung der materiell-technischen Basis der Volkswirtschaft folgende ausgewählte Zielstellungen vorgegeben: - hohe Wirksamkeit des Bauens durch qualifizierte Vorbereitung der Investitionsaufgaben, durch bessere Leitung und Organisation sowie durch konsequente Rationalisierung und Automatisierung der Proj ektierungsprozesse, - Senkung des spezifischen Bauaufwandes bei neu zu beginnenden Investitionen um 10% und Verringerung des Bauanteiles an den Investitionen von gegenwärtig 25 % auf 20-22 % im Jahre 1990, - weitere Verkürzung der Bauzeiten um 15% zur Durchsetzung der staatlichen Bauzeitnormative, - Leistungszuwachs durch dynamische Steigerung der Arbeitsproduktivität um jährlich 5 , 6 % sowie Senkung der Selbstkosten um jährlich 2,0 bis 2,1 % , - Senkung des spezifischen Materialverbrauchs als Voraussetzung für die Senkung des Produktionsverbrauchs um 7,5 % bis 1990, - Leistung eines wachsenden außenwirtschaftlichen Beitrages, insbesondere für den Bereich der sozialistischen ökonomischen Integration. Die Lösung dieser Aufgaben erfordert die weitere Qualifizierung der Leitung in den Kombinaten der Bauindustrie. Ausgehend von den Thesen, insbesondere Punkt 2 und Punkt 5, möchten wird auf 2 ausgewählte Leitungsschwerpunkte in der Bauindustrie in unserem Diskussionsbeitrag hinweisen.

Leitungsaufgaben und Lösungswege zur Qualifizierung der Planung und Abrechnung von Wissenschaft und Technik Bedingt durch die rasche Entwicklung der Produktivkräfte, nimmt die Bedeutung von Wissenschaft und Technik zur Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion ständig zu. Daher muß der gesellschaftliche, der ökonomische Nutzen im Mittelpunkt der Leitungstätigkeit stehen. 2 Der ökonomische Nutzen von Wissenschaft und 94

Technik kann in den Kombinaten und Betrieben der Bauindustrie in zweifacher Form wirken: einmal auf die Erhöhung der Qualität und Quantität der Produktion, zum anderen in der Senkung des Aufwandes an gesellschaftlicher Arbeit je Erzeugniseinheit. Diese Senkung ist für den einmaligen und laufenden Aufwand in Wert-, Mengen- oder Zeitkategorien nachzuweisen. Diese theoretischen Ausgangspositionen sind wichtig, um durch gezielte Leitungsarbeit die Wirkungen des ökonomischen Nutzens zu beschleunigen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Erhöhung der Effektivität des Reproduktionsprozesses zu leisten. Dabei ist für die Kombinate und Betriebe der Bauindustrie besonders zu beachten, daß über die Wirkungen auf den eigenen Reproduktionsprozeß hinaus der gesellschaftliche Nutzen, besonders in Form der Bauaufwandssenkung, ein wesentlicher Faktor zur Erhöhung der Effektivität ist, da die Bauaufwandssenkung zur effektiven Verwendung des Nationaleinkommens beiträgt und eine langfristige Wirkung auf die umfassende Intensivierung der Volkswirtschaft ausübt. Die Ziel- und Aufgabenstellungen für den ökonomischen Nutzen sollten sowohl für ausgewählte wissenschaftlich-technische Maßnahmen, das sind besonders wesentliche Aufgaben der Forschung und Entwicklung, als auch für die gesamte Wirkung von Wissenschaft und Technik vor allem mit den folgenden Nutzungskriterien vorgegeben werden: - Zuwachs der Nettoproduktion in TM, - Zuwachs an Produktion des Bauwesens in T M , darunter Konsumgüter und Export, - Qualitätsverbesserung der Erzeugnisse, - Steigerung der Arbeitsproduktivität in % , - Gewinnung von Arbeitskräften für andere Arbeitsplätze, - Arbeitszeiteinsparung in Stunden, - Einsparung spezifischer Materialien und von Energie (darunter Einsparung von Importen). - Senkung der Kosten in T M , - Zuwachs an Gewinn in TM, - Senkung des Bauaufwandes in TM (durch preiswirksame Reduzierung der Bauleistungen an vergleichbaren Gebrauchswerten), - Verkürzung der Bauzeiten in Tagen gegenüber dem bisherigen Niveau, - Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen. Diese Nutzenskriterien sichern, daß die ökonomischen Wirkungen von Wissenschaft und Technik mit den Kennziffern des Planes und den Hauptkennziffern der Leistungsbewertung korrespondieren. Die Integration des Planes Wissenschaft und Technik in den komplexen Betriebsplan

- trägt zum plan- und bilanzwirksamen Nachweis der ökonomischen Wirkungen von Wissenschaft und Technik für die Durchsetzung der umfassenden Intensivierung bei, - zwingt die Konstrukteure und Techniker,.den ökonomischen Nutzen nicht nur an einzelnen Kriterien zu messen, sondern die ökonomischen Wirkungen komplex zu betrachten, was auch gegenläufige Wirkungen auf einzelne ökonomische Kennziffern einschließt, - erhöht die Autorität des Planes Wissenschaft und Technik als entscheidenden Planteil zur Erhöhung der Effektivität des Reproduktionsprozesses. Mit diesem plan- und bilanzwirksamen Nachweis der ökonomischen Wirkungen von Wissenschaft und Technik sind bessere Bedingungen für die Kontrolle und Abrechnung der tatsächlich eingetretenen Wirkungen über Rechnungsführung und Statistik gegeben, da die Abrechnung und Kontrolle der erreichten Ergebnisse von Wissenschaft und Technik in Zukunft sowohl über die Einzelabrechnung ausgewählter Maßnahmen als auch über die Daten des Rechnungswesens geschehen muß. Das schließt Kontrollen über die Durchsetzung und Anwendung neuer Normative ein.

Ergänzung vorhandener Formen der Organisation des Leitungssystems Auf Seite 20 der Thesen wird die Auffassung vertreten, daß die auf hohe ökonomische Resultate orientierte Leitung unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung dazu führt, daß erzeugnis- und prozeßbezogene Formen der Organisation und Leitung neben bzw. auf der Grundlage der bestehenden Arbeitsteilung und Kooperation an Bedeutung gewinnen. Ich kann dem aus der Sicht der Bauindustrie nur zustimmen. Der erreichte Grad des Vergesellschaftungsprozesses in der Bauindustrie läßt die Einschätzung zu, daß sich eine stabile Wirtschafts- und Leitungsorganisation in den Baukombinaten herausgebildet hat. Sie gewährleistet einen in sich geschlossenen Reproduktionsprozeß. Besonders in den zentralgeleiteten Kombinaten des Industrie- und Spezialbaus wurde die leitungsmäßige Beherrschung der Prozesse weiter erhöht und durch Bildung komplexer Vorbereitungsbetriebe unter einheitlicher Leitung eine Qualifizierung der Produktionsvorbereitung erreicht. Aus der Bereitschaft der UdSSR, „bei Beteiligung der D D R am Aufbau von Kapazitäten der rohstoffördernden Industrie unseren Importbedarf an Rohstoffen und Energieträgern auch künftig in hohem Maße zu dekken.. ergeben sich für die Leitung und Organisation von Großbauvorhaben wichtige Aufgaben zur Vervollkommnung der Leitungsorganisation zentralgeleiteter Industriebaukombinate. Dabei definieren wir Großbauvorhaben als außergewöhnlich umfangreiche Investitionen zur Stärkung der materiell-technischen Basis der Volkswirtschaft, die maßgeblich den Leistungsanstieg fördern. Das sind sowohl die Vorhaben der SÖI in der

UdSSR als auch Vorhaben für die energetische Basis unserer Volkswirtschaft, für die Veredlungschemie, Mikroelektronik und Metallurgie. Für solche Großbauvorhaben sind neue Organisationslösungen erforderlich, weil sie als komplexe Neuerungsprozesse zu betrachten sind, zunehmende Bedeutung für den Ausbau der materiell-technischen Basis der D D R erlangen und damit ständige Anforderungen an die Vervollkommnung der Leitung und Organisation stellen. Analysen aus laufenden Großbauvorhaben beweisen, daß dabei die Organisation wesentlich als Produktivkraft genutzt wird und erhebliche Produktivitätssteigerungen zu erschließen sind. 4 Analysen und durchgeführte Forschungsarbeiten 5 machen dabei auf folgende qualitativen und quantitativen Merkmale aufmerksam: - Die internationale Kooperation, insbesondere mit der UdSSR, ist für die wichtigsten Vorhaben kennzeichnend und stellt hohe Anforderungen an die Organisation des Zusammenwirkens der Partner. - Der Bauleistungsumfang je Vorhaben übertrifft alle bisherigen Aufwände. - Die jährlich zu realisierenden Bauleistungen betragen das 10- bis 15fache bisher typischer Bauinvestitionen. - Die Verflechtung Bauleistung und technologische Nutzensausrüstung erreicht eine völlig neue Qualität der Einheit von Funktion, Konstruktion und Technologie, die wesentliche Auswirkungen auf die gemeinsame Vorbereitung haben. - Der Arbeitskräftebedarf steigt erheblich und stellt höhere Anforderungen an die Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen. Diese Merkmale erfordern, daß das Produktionssystem des jeweils zuständigen „Hauptauftragnehmers Bau" auf die Spezifik des Vorhabens auszurichten ist. Die Einflüsse der Technologie auf die Gestaltung des Produktionssystems und des ihm entsprechenden Leitungssystems nehmen sichtbar zu. Die Leitbarkeit der hohen Kapazitätskonzentration, die meist zeitbezogen ist, erfordert in der Vorbereitung und Durchführung, Auswirkungen auf die Organisation des Leitungssystems zu berücksichtigen, die konsequent auf das Vorhaben auszurichten sind. Für solche Großbau vorhaben, sowohl im Rahmen der SÖI in der UdSSR als auch im Inland, ist der vorhabenbezogene Kombinatsbetrieb im Industriebaukombinat als Vorzugslösung begründet und erarbeitet. 5 Die bisherigen Untersuchungen führten zum Ergebnis, daß für zwei Aufgabengebiete besondere vorhabenbezogene leitungsorganisatorische Lösungen zu erarbeiten sind: - für den Vorbereitungsprozeß in seiner Komplexität bis zur unmittelbaren technologischen Vorbereitung, - für die prozeßnahe Leitung der Produktionsdurchführung. Zusammenfassend ist also aus der Sicht der Bauindustrie zu ergänzen, daß auch vorhabenbezogene Formen der Organisation und Leitung neben bzw. auf der Grundlage des bestehenden Leitungssystems in den Industriebaukombinaten unter spezifischen Bedingungen zu projektieren sind.

95

Anmerkungen 1

2

1

Vgl. Direktive des XI. Parteitages der S E D zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R 1986 bis 1990, Berlin 1986, S.74. Vgl. R. Hiller und Kollektiv, Zu ausgewählten Hauptrichtungen der Leitung des Reproduktionsprozesses der Baukombinate, in: Wiss. Zeitschrift der T H Leipzig, 1/86, S.47. E. Honecker, Aus dem Bericht des Politbüros an die 9.Tagung des ZK der S E D , Berlin 1984, S. 34.

96

4

5

Vgl. U. Rönnicke, Ausgewählte Lösungen für eine rationelle vorhabenbezogene Leitungsorganisation eines H A N Bau für Großbauvorhaben, in: Wiss. Berichte d e r T H Leipzig, 10/86, S.81. Vgl. U. Rönnicke, Studie zur Gestaltung der Leitungsorganisation von Großbauvorhaben im zentralgeleiteten Industriebau. D i s s . A , T H Leipzig. 1985.

Emil Jarosch

Rechnergestützte Beschleunigung des Reproduktionsprozesses, Erhöhung von Reaktionsfähigkeit und Flexibilität

Der XI. Parteitag der SED stellt der Konfektionsindustrie die Aufgabe, die Produktion modisch aktueller Bekleidung überdurchschnittlich zu steigern, um eine volle, kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung sowie einen effektiven Export in das sozialistische und in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet zu gewährleisten. Dazu müssen im VEB Kombinat Oberbekleidung Erfurt bei planmäßigem Rückgang der Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte Kapazitätserweiterungen erfolgen, die sich aus notwendigen Erhöhungen der Produktionsmenge wie des Niveaus der Erzeugnisse, die in einem bestimmten Umfange auch mit einer Erhöhung des Aufwandes verbunden ist, ergeben. Dieser Kapazitätszuwachs ist ausschließlich durch wissenschaftlich-technische Maßnahmen zu erreichen. Schwerpunkte sind dabei zwei Komplexe, die in engem Zusammenhang stehen: 1. Die Erzeugnisentwicklung Sämtliche Erzeugnisse des Kombinates schlagen jährlich zweimal um; es werden Kollektionen für die Frühjahr/Sommer- und die Herbst/Winter-Saison entwickelt und produziert. Da in der Regel fast ein Jahr Vertragsvorlauf besteht - und zwar konkret modellbezogen - , sind Niveau und Aufwand der Erzeugnisse bereits vor Beginn des Planjahres exakt festzulegen. Mehr als bisher sind deshalb gegenüber den Gestaltern nicht nur die Marktforderungen in bezug auf die Gebrauchseigenschaften, sondern auch ökonomische Anforderungen zu stellen, die sich besonders auf die Arbeitszeit und den Materialeinsatz beziehen. 2. Die Rationalisierung der gesamten Leitungs-, Planungs-, Vorbereitungs-, Fertigungs- und Abrechnungsprozesse Das Ziel besteht dabei darin, nicht nur die Fertigungszeiten und den Materialeinsatz bei gleichzeitiger Niveauerhöhung erheblich zu senken, sondern als Produzenten modischer Erzeugnisse zugleich die Gesamtdurchlaufzeiten entscheidend zu verringern und damit die Reaktionsfähigkeit auf veränderte Marktanforderungen und die Flexibilität bedeutend zu erhöhen. Um die mit den Volkswirtschaftsplänen gestellten anspruchsvollen Ziele zu erfüllen und gezielt überzuerfüllen, wird in diesem Zusammenhang von folgenden Grundsätzen ausgegangen: - Der Einsatz der erforderlichen Technik muß internationalem Spitzenniveau entsprechen, was insbesondere die Anwendung rechnergestützter Technik in allen Bereichen verlangt. - Es geht um die Schaffung und Nutzung komplexer Lösungen im Sinne der • Erfassung der Prozesse der Leitung, Planung, Steuerung, Produktionsvorbereitung, Produktionsdurchführung bis hin zur Abrechnung sowie 13/3621

• der Rationalisierung ganzer Produktionsbetriebe bis hin zur komplexen Rationalisierung ganzer Betriebe unter Beachtung der Integration im Kombinat. Dementsprechend wird auch im VEB Kombinat Oberbekleidung Erfurt zielstrebig dahingehend gewirkt, durch rechnergestützte Arbeit in allen Phasen des betrieblichen Reproduktionsprozesses dessen Kontinuität sowie die Flexibilität zum Zwecke des Erreichens höherer Effektivität entscheidend zu verbessern. Der Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung hat in der Entwicklung der Konfektionsindustrie der D D R über lange Zeit eine relativ langsame quantitative und qualitative Entwicklung genommen; sie ist auch bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum mit dem Leistungsprozeß in den Konfektionsbetrieben direkt verbunden. Dies hat seine hauptsächliche Ursache im Zustand des kapazitätsbestimmenden Bereichs der Konfektionsherstellung, dem Nähbereich. Nach wie vor gehört zu einem Näharbeitsplatz eine Näherin. Versuche, das Nähen generell zu automatisieren, sind bisher gescheitert. Dies resultiert vor allem aus der Flexibilität der zu verarbeitenden textilen Flächengebilde - gegenüber beispielsweise einer Blechtafel im Maschinenbau. (Dennoch sind Forscher und Entwickler in der DDR wie auch international aufgetreten, den Prozeß der Automation der Näherei nunmehr zu lösen.) Bisher wurden Rationalisierungseffekte im Nähbereich insbesondere durch eine enorme Beschleunigung des Stichbildungsprozesses, durch ein Verketten von Näharbeitsplätzen sowie ganz wesentlich durch tiefe Arbeitsteilung bis hin zur Arbeitszergliederung und - damit in Verbindung stehend - durch ausgeprägte Spezialisierung der Näherin für wenige Arbeitsgänge erreicht. M.E. sind wir mit der Geschwindigkeit im Stichbildungsprozeß an der durch Menschen zu beherrschenden Grenze angekommen, d.h, eine weitere Beschleunigung könnte durch eine Näherin nicht in mehr Leistung umgesetzt werden, da die am Näharbeitsplatz notwendigen Hilfsprozesse dem entgegenstehen. Eine weitere Arbeitszergliederung und damit Spezialisierung ist aus arbeitspsychologischer Sicht nicht zu vertreten. Vielmehr versuchen wir bereits seit einigen Jahren durch eine bessere Organisierung des Produktionsprozesses einen weiteren Leistungsanstieg zu sichern. Höchste Flexibilität ist dabei in einer modischen Produktion von besonderer Bedeutung, denn es gilt, bedarfs- bzw. marktgerecht zu produzieren und dabei schnell auf veränderte Bedingungen und Kundenwünsche zu reagieren. Aus diesem Grunde rationalisieren wir in der Produktionsvorbereitung, im Zuschnitt, in den Montageprozes97

sen sowie in der Endfertigung - ohne aber den Nähprozeß zu automatisieren. Damit sind Ausgangspositionen im VEB Kombinat Oberbekleidung Erfurt für einen weiteren Einsatz rechnergestützter Arbeitsweisen skizziert. Durch die Entwicklung der Mikroelektronik und der Mikrorechnertechnik ermöglicht, orientieren wir im Kombinat auf eine vollständige EDV-mäßige Durchdringung des Reproduktionsprozesses unserer Kombinationsbetriebe, d.h. auf den Einsatz rechnergestützter Arbeitsweisen in allen Phasen des Reproduktionsprozesses. Wie organisieren wir dies leitungsseitig, und welche Vorhaben charakterisieren insbesondere unsere weitere Entwicklung auf diesem Gebiet? 1. Bildung einer Arbeitsgruppe des Generaldirektors des Kombinates zur Leitung des breiten Einsatzes rechnergestützter Arbeitsweisen. Der Sekretär dieser Arbeitsgruppe ist der Direktor für Organisation und Datenverarbeitung; alle Fachdirektoren der Kombinatsleitung sowie einige Spezialisten sind Mitglieder. 2. Mit Wirkung vom 1.6.1986 wurde in der Kombinatsleitung ein Direktionsbereich Organisation und Datenverarbeitung (ODV) gebildet. Dabei wurde eine Konzentration der EDV-Spezialisten der Kombinatsleitung und des Stammbetriebes bei gleichzeitig neuer Organisation und Aufgabenstellung realisiert. Der Direktor ODV agiert als Stabschef des Generaldirektors für alle Fragen der rechnergestützten Arbeit mit klarer Abgrenzung und Arbeitsteilung der Aufgaben zu den Fachdirektoren, die für ihren spezifischen Teil bei der Realisierung rechnergestützter Arbeitsweisen verantwortlich sind. Das Direktorat ODV beinhaltet das Softwarezentrum des Kombinates. Neben der Entwicklung von Programmen wird die gesamte Software des Kombinates hier erfaßt und koordiniert. Damit werden Doppelentwicklungen und -ankäufe vermieden, eine einheitliche Organisation und damit rationelle Informationsverarbeitung und -austausch über die Rechentechnik im Kombinatsmaßstab gewährleistet. Unterstützt wird dieses Ziel durch die Einbeziehung der Fachdirektorate und -abteilungen der Kombinatsleitung in die Erarbeitung bzw. Beurteilung der Programme, die Anwendung in diesen Bereichen und die Anleitung und Kontrolle der kombinatsleitenden Struktureinheiten bei der durchgängigen Einführung in den zugehörigen Strukturen der Kombinatsbetriebe. Diese Vorgehensweise stellt ein Kernstück der einheitlichen durchgängigen EDV-Anwendung mit dezentraler Rechentechnik im Kombinat dar und bietet daher Ansatzpunkte zur Schaffung durchgängiger Lösungen rechnergestützter Arbeit in allen Bereichen der Kombinatsleitung sowie der Betriebe. Vorhaben rechnergestützter Arbeit waren bisher ausschließlich als Insellösungen zu charakterisieren und basieren im wesentlichen auf der Personalcomputertechnik. Zum Zeitpunkt sind in unserem Kombinat 14 BC5110 sowie 41 PC 1715 im Einsatz. Ende 1987 werden es insgesamt 123 Personalcomputer sein, davon 5 Arbeitsplatzcomputer A 7100 als echte 16-bit-Rechner. 98

Mit diesen Arbeitsplatzcomputern mit größerer Kapazität und Verarbeitungsbreite sowie Lokalnetzhardware sind 1987 die Voraussetzungen für erste Verkettungen der Informationsverarbeitung über lokale Rechnernetze geplant. Gegenwärtig werden im VEB Kombinat Oberbekleidung Erfurt neben vielen Projekten rechentechnischer Erfaßbarkeit, wie Textverarbeitung und Tableauprogrammen für Abrechnung des Planes Wissenschaft und Technik, der Forschung und Entwicklung, des Fuhrparks usw., in zunehmenden Maße Projekte mit großem Komplexitätsgrad realisiert. Für 1986 und 1987 sind insbesondere zu nennen: - Technologenarbeitsplatz, - Materialwirtschaft, - Grundmittelrechnung, - Produktionskapazitätsbilanzierung, - Kontrolle der Exportrealisierung und - umfangreiche Abrechnungsprogramme, z.B. für Lohn, Kosten, ökonomische Kennziffern usw. Diese Vorhaben werden zuerst im Stammbetrieb und in unserem Kombinatsbetrieb in Heiligenstadt realisiert und schrittweise auf alle übrigen Kombinatsbetriebe ausgedehnt. Dabei wird der VEB Eichsfelder Bekleidungswerke Heiligenstadt aufgrund seiner bis jetzt schon erreichten komplexen Anwendung zum Beispielbetrieb für rechnergestützte Arbeitsweisen in der Konfektionsindustrie ausgebaut. Besonders hervorzuheben ist für 1987 das Vorhaben der rechnergestützten Produktionsplanung und -kontrolle mit dem Kernstück der Fertigungsauftragsfortschrittskontrolle. Mit diesem Projekt und dem Aufbau lokaler Rechnernetze werden wesentliche Bausteine zur komplexen Produktionssteuerung von der Materialbeschaffung bis zum Fertigwaren Versand geschaffen, wobei der Absatz die Hauptsteuergröße darstellt. Der Beispielbetrieb Heiligenstadt soll 1987 mit spezifischer Rechentechnik ausgerüstet werden, um die Zielstellung „Bedarfs- bzw. marktgerechte Produktion mit minimalem Aufwand an Arbeitszeit und Material" durch effektive Rechnerunterstützung zu gewährleisten. Die Realisierung dieser Zielstellung setzt eine durchgängig rechnergestützte Produktionssteuerung voraus, die die Produktionsvorbereitung, Produktionsdurchführung, Produktionskontrolle und Verwaltung mit einbezieht, d.h., die Rechentechnik muß unmittelbar in Verbindung mit dem eigentlichen Leistungsprozeß des Betriebes gebracht werden - oder auch: kontinuierliche Verfolgung der Materialspur vom Eingang der Rohware bis zum Ausstoß der Fertigware muß mittels Rechentechnik realisiert werden. Die für 1987 und für unseren Heiligenstädter Betrieb konzipierte Lösung besteht aus einem Produktionssteuerungssystem auf der Grundlage einer täglichen Produktionsdaten- und Leistungserfassung, einer täglichen Materialbestandsführung und einer tagfertigen Absatzkontrolle. Dieses Produktionssteuerungssystem verbindet sowohl im On-Iine- als auch im Off-line-Betrieb im wesentlichen folgende Komponenten miteinander: 1. Das diskettenorientierte Gradationssystem DISGR A

(eine Eigenentwicklung des Heiligenstädter Betriebes zur Rationalisierung des Prozesses der Gradation ausschließlich auf Basis von DDR-Gerätetechnik); 2. das Gradations- und Schnittbildsystem; 3. eine rechnergestützte Warenschau; 4. mikroelektronische Legetechnik in Verbindung mit dem automatischen Zuschnitt; 5. hochproduktive Nähfließlinien; 6. eine zentrale Datenbank und - als übergreifendes, verbindendes Element 7. ein lokales Netz mit dezentral in Produktionsbereichen sowie entscheidenden Fachbereichen von Leitung und Verwaltung aufgestellten Personalcomputern. Mit der 1986 erfolgten Installation des Gradations- und Schnittbildsystems wurde eine wesentliche Voraussetzung für eine höhere Flexibilität und eine Verkürzung der Zeit für diesen Teil der Produktionsvorbereitung erreicht. Das betrifft insbesondere kürzere Erarbeitungszeiten für Konstruktion und Schnittsätze. Kurzfristige Modelländerungen sind innerhalb weniger Stunden möglich. Die wesentlich produktivere Schnittbilderstellung (nur noch 10% der Zeit nach konventioneller Methode wird benötigt) ermöglicht, sowohl bei kurzfristigen Produktionsänderungen den Zuschnitt mit Schablonen zu versorgen als auch auf Materialbreitenänderungen schnell zu reagieren bzw. eine größere Variantenvielfalt bei der Erarbeitung von Größenkombinationen zuzulassen. Dies ermöglicht, eine auftragsbezogene rechnergestützte Lagenoptimierung zur Minimierung der Materialverluste durchzuführen. Die bei der Grundschnittdarstellung entstehenden Stücklisten sowie Flächeninhalte und Nahtlängen, Anzahl der Knöpfe usw. ermöglichen es, zu einem sehr frühen Zeitpunkt ökonomische Aussagen zu Materialverbrauch und Verarbeitungszeit zu machen. Diese Daten werden mit direkt gekoppelten Personalcomputern aus dem Gradations- und Schnittbildsystem entnommen. Durch den Rechnereinsatz in der Materialwirtschaft kann mittels der rechnergestützten Bearbeitung der Zuund Abgänge bis auf den einzelnen Stoffballen abgesichert werden, daß auch die errechnete Materialeinsparung pro Fertigungsauftrag realisiert wird bzw. bestimmte negativ wirkende Faktoren zeitiger erkannt und beseitigt werden.

Eine flexible, bedarfsorientierte und den sich ändernden Parametern anpaßbare Produktion von Konfektionserzeugnissen mit wesentlich verkürzten Durchlaufzeiten der Fertigungsaufträge vom Vertrag bis zur Auslieferung setzt die Sicherung folgender Bedingungen voraus: - tagfertige Produktionsdatenerfassung je Fertigungsauftrag, Arbeitsgang, Farbe, Größe und Stückzahl sowie Arbeitskraft; - tagfertige Fertigungsauftragsfortschrittskontrolle einschließlich Fertigungsprognose; - Ermittlung des aktuellen Bandablaufes für jeden Meisterbereich entsprechend der vorhandenen Kapazität je Arbeitsgang und Arbeitskraft unter Berücksichtigung der Normerfüllung je Arbeitskraft; - operative Belegung und automatische Fertigungsauftragsausschreibung unter Berücksichtigung der Kapazitäten und Materialbestände; - tagfertige Materialbestandsführung für Oberstoffe, Futter, Einlagen sowie Zutaten einschließlich Vertragskontrolle und Materialdisposition; - rechnergestützte Produktionsplanoptimierung; - rechnergestützte Erstellung der Technologie- sowie Arbeitsfolgepläne und - die Übernahme der gesamten Rechnungsführung und Statistik. Nach der schrittweisen Realisierung des Produktionssteuerungssystems wird es beispielsweise für die Gestaltung der Exportbeziehungen möglich sein, durch den Auftragseingang Fertigungsaufträge auszulösen, in welchen Materialbereitstellung, Kapazität, Fertigstellungstermin, Preisorientierung u. a. durchrechenbar sind. Damit kann dann bei Aufträgen kurzfristig entschieden werden, ob und wann ein zusätzlicher Fertigungsauftrag realisiert werden kann. Auf der Basis derartiger rechnerstützter Lösungen werden wir zukünftig in die Lage versetzt, den Gesamtdurchlauf von der Entwicklung über die Produktion bis zum Absatz wesentlich zu verkürzen und die Flexibilität bei der Herstellung der Konfektionserzeugnisse im Interesse unserer Bevölkerung sowie der Exportkunden entscheidend zu erhöhen. Die für den Beispielbetrieb Heiligenstadt vorgesehenen komplexen Lösungen rechnergestützter Arbeitsweisen zur EDV-mäßigen Durchdringung des gesamten betrieblichen Reproduktionsprozesses werden danach in allen weiteren Schwerpunktbetrieben unseres Kombinates in einer analogen Art und Weise zum Einsatz gebracht.

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Wolfgang Opitz

Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Durchsetzung einer effektivitätsorientierten Modernisierung

Die der Tagung zugrunde liegenden Thesen finden meine Zustimmung. Die Thesen zeigen eindringlich, daß die Berücksichtigung der objektiven Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus und die Verbindung der Vorzüge des Sozialismus mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution höchste Anforderungen an die Leitung in den Kombinaten stellen. Wir erleben heute eine zunehmende Verschärfung der Wettbewerbssituation auf allen Märkten. Behaupten kann sich nur derjenige, dem es gelingt, immer wieder neue, effektivere Wege zur Produktion hochwertiger Erzeugnisse mit niedrigen Selbstkosten bei Sicherung einer ständigen Marktanpassung - d.h. Beachtung der zunehmend differenzierteren Kundenwünsche - zu finden. Steigende Qualitätsansprüche und bedarfsdeckende Stückzahlen erfordern zwingend, die Verbesserung der Gebrauchswertparameter der Erzeugnisse mit der komplexen sozialistischen Rationalisierung zu verbinden, wobei die Modernisierung - wie in den Thesen deutlich herausgearbeitet - immer mehr zur beherrschenden Form der Grundfondsreproduktion wird. Da wir uns in Zwickau im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Forschung schwerpunktmäßig mit Instandhaltungsfragen beschäftigen, wo wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Praxispartnern in den letzten 10 Jahren über 2,5 Millionen Mark refinanzierte Forschungsleistungen erbrachten, sind es vor allem die mit der Modernisierung zusammenhängenden Fragenkomplexe, die uns bei der Durcharbeitung der Thesen beschäftigt haben. Ausgehend von den von Matterne/Tannhäuser entwickelten Positionen zur Theorie der Grundfondsreproduktion betrachten wir die Instandhaltung als Teilreproduktion, die Instandhaltungsarbeit als ressourcenschaffende Arbeit und untersuchen in enger Zusammenarbeit mit unseren Praxispartnern im Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau vor allem die Schnittstellen von Instandhaltung und Investitionen, von Instandhaltung und Rationalisierungsmittelbau, von Instandhaltung und weiteren Leistungsprozessen der Betriebe. Bei der Untersuchung all dieser Verflechtungen berührt man immer direkt oder indirekt die mannigfaltigen Probleme der Modernisierung. Dabei betrachten wir Qualitätssteigerung der Erzeugnisse und Modernisierung des Produktionsapparates in den unterschiedlichsten Umfängen als eine sich wechselseitig bedingende Einheit. Welche leitungsseitigen Erfahrungen und Erkenntnisse lassen sich für die Durchsetzung einer effektivitätsorientierten Modernisierung abheben? 100

1. Die Modernisierung muß Bestandteil der langfristigen gesamtbetrieblichen Reproduktion sein. Die Modernisierungsaufgaben für einen bestimmten Planzeitraum müssen immer aus der Gesamtstrategie des Betriebes abgeleitet werden. Wird dies nicht beachtet und erfolgt z. B. die Modernisierung einseitig aus der Sicht einer zeitlich begrenzten Situation, werden die ihr innewohnenden Potenzen der Leistungs- und Effektivitätserhöhung nur ungenügend genutzt. Modernisierung ist ein entscheidendes Mittel zur Durchsetzung der komplexen wisschenschaftlich-technischen Entwicklung des Betriebes. Denn einerseits bietet die Modernisierung die Möglichkeit, anstehende Veränderungen an den Erzeugnissen umzusetzen, andererseits drängt die Weiter- oder Neuentwicklung der Erzeugnisse danach, technologische Veränderungen über den Weg der Modernisierung zu vollziehen. Wir stimmen deshalb auch mit jenen Autoren zu Fragen der Modernisierung nicht überein, die die Wirkungsrichtung und die Effekte der Modernisierung ausschließlich in der Vervollkommnung des technologischen Prozesses sehen. 2. Zur Vermeidung von Fehlern bei Modernisierungsentscheidungen ist die Objektivierung der Entscheidung zur Rang- und Reihenfolge unerläßlich. Die richtige Auswahl der Modernisierungsobjekte ist in der betrieblichen Praxis meist ein kompliziertes Problem. Die Situation ist häufig dadurch gekennzeichnet, daß mehr Anforderungen zur Modernisierung bestehen als Möglichkeiten vorhanden sind. Als Bewertungskriterien haben sich bewährt: - die Wirkung der Modernisierung auf die Erhöhung der Leistungs- und Effektivitätskenngrößen • Industrielle Warenproduktion, • Nettoproduktion, • Fertigerzeugnisse für die Bevölkerung und Export, • Arbeitsproduktivität, • Nettogewinn; - die Größe des Einflusses auf den Neuerungsprozeß der Erzeugnisse, Technologien und Verfahren, wie • Erneuerungszyklus der Erzeugnisse, • Erhöhung des Mechanisierungs- bzw. Automatisierungsgrades der Arbeit und der Produktion, • Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse; - die erreichbare Verbesserung der Arbeits- und Umweltbedingungen, wie • Befreiung von körperlich schwerer und gesundheitsgefährdender Arbeit, • Erhöhung des Anteils schöpferischer Tätigkeiten, • leistungsfördernde Gestaltung der Arbeitsumwelt; - und schließlich die mögliche finanzielle und mate-

rielle Sicherung des Objektes entsprechend den betrieblichen und volkswirtschaftlichen Möglichkeiten, hier insbesondere • die Einordnung der Modernisierungsobjekte in die Bilanzen, • die vollständige Aufnahme in den Volkswirtschaftsplan. Die Wichtung der Modernisierungsobjekte erfolgt durch Kenngrößenvergleich. 3. Das Niveau der A ufgabenstellung entscheidet maßgeblich über den Effekt der Modernisierung. Für den Betriebsdirektor ist es dabei wichtig, daß er die Ausarbeitung der langfristigen betrieblichen Gesamtstrategie und die Bestimmung der Hauptziele und Wege auf wissenschaftlich-technischem und ökonomischem Gebiet persönlich leitet. Diese Aufgaben sind nicht delegierbar! Eindeutige und zum richtigen Zeitpunkt getroffene Entscheidungen, ein möglichst persönliches Verhältnis zu den Arbeitskollektiven, besonders bei Schwerpunktaufgaben, fördern die Initiativen und führen zu hohen Leistungen. Ein solcher Arbeitsstil von Leitern trägt dazu bei, Spitzenleistungen anzugehen und die für ihre Realisierung notwendige Begeisterung zu entwickeln. Eine qualifizierte Aufgabenstellung wird nicht spontan erreicht. Sie ist immer nur das Ergebnis längerfristiger solider Vorbereitung und gründlicher Beachtung volkswirtschaftlicher Erfordernisse. In der wohl bei keinem größeren Vorhaben fehlenden Auseinandersetzung bei der Vorbereitung und Bestätigung von Aufgabenstellungen wird es immer wieder notwendig, allzu verwegene Mitarbeiter genauso auf das gründliche, komplexe Studium der realen Tatsachen, das empirische Erfassen der vielfältigen Beziehungen der gesellschaftlichen Totalität zurückzuführen wie die pessimistisch eingestellten „Nur-Kritiker" durch die objektiven Gegebenheiten zu optimistischem Herangehen an die Modernisierungsvorhaben zu bewegen. Hier beweisen sich die überzeugenden Worte Lenins, der bekanntlich schrieb: „Mehr Tatsachenkenntnis und weniger Wortgefechte, mehr Studium dessen, was unsere praktischen Erfahrungen . . . lehren, und dessen, was uns die Wissenschaft bereits gegeben hat." 1 In den interessanten und insgesamt gesehen doch auch wertvollen Auseinandersetzungen im Prozeß der Erarbeitung von Aufgabenstellungen für Modernisierungsvorhaben zeigt sich eine Reihe von Auffassungen, an deren Veränderung intensiv gearbeitet werden muß, da sie die möglichen Ergebnisse der Modernisierung negativ beeinflussen können. Solche, nennen wir sie „Modernisierungshemmnisse", sind u.a.: - die teilweise vorhandene Selbstzufriedenheit gegenüber Mittelmaß in der Arbeit auf verschiedenen Gebieten, - der Unglaube an das Erreichen von Spitzenleistungen infolge einer die eigenen Potenzen übersteigenden Stärke des F/E-Potentials großer Konkurrenz-Firmen, - die im Umfang nicht gerechtfertigte Orientierung auf

den Kauf von Ausrüstungen und wissenschaftlichen Leistungen, - die zu einseitige Orientierung der technologischen Arbeit auf einzelne Arbeitsgänge und die Vernachlässigung der Notwendigkeit zur komplexen Gestaltung von Modernisierungslösungen, - die teilweise nur sporadische Beschäftigung mit neuen Wissensgebieten, - die nicht immer ausreichend eindeutige Abgrenzung der Verantwortung zwischen verschiedenen Leitungsebenen im Betrieb, aber auch darüber hinaus. 4. Modernisierung bedingt die zielstrebige Entwicklung eines Kaderstammbestandes mit hoher Qualifikation. Die Realisierung der vielschichtigen Prozesse hängt in entscheidendem Maße von der Haltung und dem Können der Menschen im Betrieb ab. Leistungswille und Leistungsfähigkeit entstehen nicht im Selbstlauf, sie sind immer das Ergebnis konsequenter Leitungstätigkeit. Das Kernproblem der Schaffung eines Kaderstammbestandes mit hoher Leistungsfähigkeit lag in den letzten Jahren und liegt gegenwärtig - in der Entwicklung der bewußten Bereitschaft zu einer den wachsenden Anforderungen entsprechenden Qualifizierung, - in der gezielten Zuführung von Kadern mit Ausbildung auf neveaubestimmenden Wissensgebieten, - in der planmäßigen politischen Qualifizierung durch Nutzung der verschiedenen Formen der Weiterbildung. Unsere fortgeschrittenen Betriebe besitzen heute bereits einen Stamm von Fachkadern, der in der Lage ist, komplizierte Aufgaben mit eigener Kraft zu lösen, wie es eine Reihe betrieblicher Modernisierungsbeispiele beweisen, die jedem internationalen Vergleich standhalten. Die jährliche Teilnahme von durchschnittlich 20 bis 25 % der Belegschaft an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen ist heute eine Tatsache in vielen Wirtschaftseinheiten, die beweist, wie eng verbunden unsere Menschen sich mit unserem Staat fühlen. 5. Modernisierung erfordert leistungsfähige Bereiche für den Rationalisierungsmittelbau und die Instandhaltung. Von 1980 gleich 100 stieg die Eigenproduktion von Rationalisierungsmitteln im Bereich der Industrieministerien 1985 auf 273% = 6,450Mrd. Mark an. 2 Das ist positiv zu bewerten, reicht aber, gemessen an den Maßstäben des XI. Parteitages der SED, nicht aus. Untersuchungen zur Entwicklung der Struktur des Arbeitsvermögens, die wir - bezogen auf Instandhaltung und Rationalisierungsmittelbau in Kombinaten des Ministeriums für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau (MALF) - durchführten, zeigten interessante Ergebnisse. Obwohl nur ein bedingt aussagefähiges betriebliches Datenmaterial vorhanden ist und die Fülle der Einflußfaktoren auf Struktur und Inhalt, auf Qualität und Quantität des Arbeitsvermögens in ihrer unterschiedlichen Wirkungsintensität auf das Gesamtarbeitsvermögen und seine verschiedenen Teile im Sinne der Beschäftigtenkategorien so schwer faßbar und offensichtlich noch schwieriger quantifizierbar ist, was subjektiver 101

Willkür bei der Ein- bzw. Zuordnung im Rahmen von Berichterstattungen Tür und Tor öffnet, lassen sich für MALF-Bereiche folgende Aussagen machen: a) der Anteil der Instandhalter und Rationalisierungsmittelbauer an den Gesamtbeschäftigten wächst; b) der Anteil der Beschäftigten in der Instandhaltung an den Gesamtbeschäftigten ist größer als der des Rationalisierungsmittelbaues; c) der Anteil der Beschäftigten der Instandhaltung an den Gesamtbeschäftigten wächst seit 1980 schneller als der des Ratiomittelbaues, bezogen auf Arbeiter und Angestellte;

Anmerkungen 1 2

W.I.Lenin, Werke, Bd.2, S.368. Vgl. Statistisches Taschenbuch der DDR 1986, S.54.

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d) es wächst der Anteil der Produktionsarbeiter in diesen Bereichen an den Gesamtbeschäftigten; e) die Notwendigkeit einer Verstärkung des ingenieurtechnischen Personals für beide Bereiche wird deutlich. Wenn wir uns vornehmen, die Grundfondsquote bis 1990 im Vergleich zu 1985 auf 112 % zu steigern, so setzt das voraus, daß die Arbeitsproduktivität schneller steigt als die Grundfondsausstattung je Arbeitsplatz und Arbeitskraft. Das aber ist nur machbar, wenn vorhandene Technik besser ausgelastet und, wo technisch lösbar und ökonomisch vertretbar, modernisiert wird.

Werner Ostwald

Erschließung der territorialen Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe durch Gemeinschaftsarbeit zur territorialen Rationalisierung Seit dem XI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands haben die territorialen Reproduktionsbedingungen in der Leitungstätigkeit der Kombinate und Betriebe einen größeren Stellenwert erhalten. Die umfassende Intensivierung im Sinne der ökonomischen Strategie mit dem Blick auf das Jahr 2000, insbesondere die breite Anwendung von Schlüsseltechnologien erfordern zunehmend, jene Potenzen zu erschließen, die mit den territorialen Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion verbunden sind. Deshalb hat Erich Honecker auf dem XI. Parteitag der SED die Rolle der Standortwahl sowie der höheren Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Effektivität der Infrastruktur betont, die sich aus der dynamischen Entwicklung aller Bereiche unserer Volkswirtschaft ergeben. 1 In seiner Rede auf der 2.Tagung des Zentralkomitees erläuterte er dazu: „Günstige Reproduktionsbedingungen für die Entwicklung der Kombinate und Betriebe nutzen den Bürgern im Territorium und der ganzen Gesellschaft. Andererseits, was unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat stärkt, nützt auch der Gemeinde und der Stadt, dient dem Wohl jedes Bürgers." 2 Das Territorium wirkt also als ein Kristallisationspunkt für die dauerhafte Durchsetzung der umfassenden sozialistischen Intensivierung zur Verwirklichung der ökonomischen Strategie. 3 Worum handelt es sich bei den territorialen Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe im einzelnen? Erstens um die technische und soziale Infrastruktur im Territorium. Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Anlagen, Einrichtungen und Netze der technischen Infrastruktur zur Energie-, Wasser- und Verkehrsversorgung im Territorium sowie der sozialen Infrastruktur bestimmen wesentlich eine kontinuierliche Produktions- und Leistungsentwicklung sowie vor allem auch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Produktion. 4 Insbesondere mit der Anwendung von Schlüsseltechnologien in der Produktion wachsen vor allem die Qualitätsansprüche an die infrastrukturellen Reproduktionsbedingungen, z.B. an die Qualität des Brauchwassers, an die Zuverlässigkeit des Transport- und Nachrichtenwesens im Territorium usw. Auf der jüngsten Tagung unseres Hauptgebietsrates für Fragen der Standortverteilung der Produktivkräfte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena wurde zum Beispiel auch nachgewiesen, welchen Einfluß Faktoren wie Wohnungen, Berufsverkehr, Einrichtungen des Gesundheitswesens und des Einzelhandels usw. auf das Wohlbefinden der kreativ tätigen Werktätigen in dieser

Stadt und auf diesem Weg auf Tempo und Qualität der weiteren Entwicklung und Anwendung von Schlüsseltechnologien der Mikro- und Optoelektronik, auf die Entwicklung neuer optischer und keramischer Werkstoffe im Kombinat VEB Carl Zeiss JENA haben. Deshalb wird diese wichtige territoriale Bedingung für die Durchsetzung der ökonomischen Strategie durch die Interessengemeinschaft zur territorialen Rationalisierung, Förderung der Leistungsentwicklung und Entwicklung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Stadt Jena in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit genutzt und planmäßig gestaltet. Die gleiche Bedeutung wie die unmittelbaren infrastrukturellen Reproduktionsbedingungen des Territoriums haben die Baukapazitäten im Territorium, sowohl für die Erhaltung, Rekonstruktion und Modernisierung der vorhandenen Bausubstanz der Kombinate und Betriebe als auch für den Industrie-Neubau. Zu dieser Gruppe von territorialen Reproduktionsbedingungen lassen sich auch die Siedlungsbedingungen rechnen, denn auch Struktur, Funktionen, Größe der Siedlungen, die Dichte des Siedlungsnetzes im Territorium usw. sind wichtige Produktions- und Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe. Zweitens sind die demographischen Bedingungen Bestandteil der territorialen Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe. Die Reproduktion der Bevölkerung und des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens vollzieht sich bekanntlich territorial differenziert. Auf längere Sicht ist in der DDR nicht mit einem weiteren Zuwachs des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens zu rechnen. Generell gilt, daß jedes Kombinat und jeder Betrieb seine Leistungsentwicklung auch künftig mit gleichbleibendem bzw. rückläufigem Arbeitsvermögen vollziehen muß. Die territorial differenzierte Berechnung zeigt, wie sich diese Entwicklung konkret vollzieht. Einige Großstädte und Kreise der DDR können zunächst noch mit einem gewissen Zuwachs rechnen, während andere, insbesondere Kreise in den industriellen Ballungsgebieten, einen anhaltenden Rückgang, insbesondere der weiblichen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, zu erwarten haben. Diese Entwicklung der Bevölkerung und des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens in ihrer Alters- und Sexualstruktur ist relativ genau vorausberechenbar. Die Staatliche Plankommission stellt solche Vorausberechnungen nach Kreisen und einzelnen Städten zur Verfügung, wobei auch die voraussichtlichen Ströme der Binnenwanderung der Bevölkerung zwischen den Bezirken der DDR berücksichtigt werden. Den Kombinaten und Betrieben kann also recht zuverlässig gesagt 103

werden, wie diese demographische territoriale Reproduktionsbedingung konkret beschaffen ist und wie sie sich langfristig weiter entwickelt. Hinzu kommt die Kenntnis über die qualitativen Bedingungen für die Reproduktion der Bevölkerung und des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, die Möglichkeiten der Bildung und Weiterbildung im Territorium, die Wohn-, Verkehrsund Freizeitbedingungen, die von der Infrastruktur abhängen. Drittens schließlich werden die territorialen Reproduktionsbedingungen durch die Naturbedingungen im Territorium bestimmt. Dazu zählen unter anderem das Wasserdargebot im Territorium, von dem die Produktion aller Zweige abhängt, z.B. für den Einsatz von Wasser als Kühlmittel, das Potential an abbauwürdigen mineralischen Rohstoffen, einschließlich der Rohstoffe für die Baumaterialienproduktion, und nicht zuletzt auch die Beschaffenheit der natürlichen Umwelt, der Reinheitsgrad der Luft und des Wassers, die für manche Schlüsseltechnologien zunehmend wichtig sind und selbstverständlich auch für Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung als wichtiger Faktor ihrer Reproduktion im Territorium. Diese drei Gruppen von territorialen Reproduktionsbedingungen wirken in jedem Bezirk und Kreis der D D R stets als Einheit. Eine ganz entscheidende Rolle bei der Nutzung und der planmäßigen weiteren Gestaltung der territorialen Reproduktionsbedingungen spielen die Kooperationsbedingungen im jeweiligen Territorium im weitesten Sinne. Dazu gehören die Möglichkeiten, Zulieferungen aus anderen Kombinaten und Betrieben im Territorium zu organisieren, Möglichkeiten, bei der Entwicklung und Einführung von Schlüsseltechnologien zu kooperieren, überhaupt bei der Einführung von wissenschaftlichtechnischen Erkenntnissen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit territorial benachbarten Betrieben, insbesondere auch der bezirksgeleiteten Industrie bei der sozialistischen Rationalisierung der Produktion, bei der Modernisierung der vorhandenen Grundfonds und ihrer effektiveren Auslastung, beim effektiveren Einsatz des vorhandenen gesellschaftlichen Arbeitsvermögens, Möglichkeiten gemeinsamer Anstrengungen zur Erhöhung der Rohstoff-, Material- und Energieökonomie sowie zur rationelleren Gestaltung aller Transportprozesse. In diese Gruppe der territorialen Reproduktionsbedingungen fallen auch die Möglichkeiten für die Verbindung von Produktion und Wissenschaft im Territorium, die in allen Bezirken durch territoriale Gemeinschaften wahrgenommen werden. Wirksam wird die Standortidentität von Produktion und Wissenschaft besonders bei der Entwicklung von Schlüsseltechnologien sowie bei der Softwareherstellung und der Kaderqualifizierung und dem Kaderaustausch bei der Anwendung von Schlüsseltechnologien. Diese Reproduktionsbedingung ist territorial differenziert, da das Forschungs- und Entwicklungspotential in der DDR territorial ungleichmäßig verteilt ist. Eine wichtige territoriale Reproduktionsbedingung für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in den 104

Klein- und Mittelbetrieben ist auch das wissenschaftliche Potential in den zentralgeleiteten Kombinaten und Betrieben, das es in sozialistischer territorialer Gemeinschaftsarbeit rationell und effektiv zu nutzen gilt. Bei der Erschließung der territorialen Reproduktionsbedingungen und ihrer weiteren planmäßigen Entwicklung sind unter anderem drei Gesichtspunkte besonders zu beachten: - Die territorialen Reproduktionsbedingungen wirken stets in ihrem komplexen Zusammenhang auf die Reproduktionsprozesse der Kombinate und Betriebe; - sie lassen sich nur in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit im Territorium erschließen; - und dies ist als eine politisch-ideologische Aufgabe zu organisieren, in der Einheit von politischen, ökonomischen und sozialen Prozessen. Bei der Komplexität der territorialen Reproduktionsbedingungen handelt es sich darum, daß im Territorium stets technische, natürliche, ökonomische und soziale Prozesse, einschließlich der demographischen, ökologischen usw. Prozesse, im Zusammenhang ablaufen. Die technischen und technologischen Bedingungen zur Einführung von Schlüsseltechnologien in einem konkreten Kombinatsbetrieb sind nicht zu trennen von den demographischen Bedingungen im Bezirk und im Kreis, von den Wohnungs-, Verkehrs- und anderen Infrastrukturbedingungen im konkreten Territorium. Die demographischen Reproduktionsbedingungen, z.B. im Bezirk Halle, wirken sowohl auf die Produktionsbedingungen in den Chemiekombinaten in diesem Territorium, werden gleichzeitig durch diese Produktionsbedingungen auch aktiv beeinflußt. Hinzu kommt, daß die territorialen Reproduktionsbedingungen überall mehrfach beansprucht werden, sowohl von mehreren Kombinaten, Betrieben, Genossenschaften, Einrichtungen als auch meist von der Bevölkerung unmittelbar. Die Produktions- und Lebensbedingungen im Territorium bilden also eine relative Ganzheit und müssen demzufolge in der Einheit von wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen analysiert, genutzt und planmäßig gestaltet werden. Das ist ein wesentliches Erfordernis der Durchsetzung der ökonomischen Strategie des XI. Parteitags der SED, wobei die ausgeprägte Langfristigkeit aller mit dem Territorium verbundenen Prozesse den Bezug auf die ökonomische Strategie mit dem Blick auf das Jahr 2000 noch unterstreicht. Der zweite Gesichtspunkt, daß territoriale Reproduktionsbedingungen nur in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit im Territorium erschlossen, genutzt und entwickelt werden können, hängt eng mit der relativen Komplexität dieser territorialen Bedingungen zusammen. Unmittelbar ergibt er sich aus dem Bestehen verschiedener Verantwortungsebenen für die einzelnen territorialen Reproduktionsbedingungen: den örtlichen Organen der Staatsmacht, den Kombinaten und Betrieben selbst, Genossenschaften, Einrichtungen der Infrastruktur, wissenschaftlichen Institutionen usw. Nur wenn diese den sozialistischen Produktionsverhältnissen gemäß kameradschaftlich im Territorium zusammenwirken, lassen sich die territorialen Reproduktionsbedingungen bestmöglich für die Reproduktionspro-

zesse der Kombinate und Betriebe sowie für die Arbeitsund Lebensbedingungen der Bevölkerung erschließen. Hierfür tragen sie eine gemeinsame Verantwortung, wie Erich Honecker ausdrücklich hervorhob, und er konnte weiter feststellen: „ . . . die Gemeinschaftsarbeit der örtlichen Staatsorgane mit Betrieben und Genossenschaften kommt gut voran" 5 . Damit hängt der dritte Gesichtspunkt zusammen: Mobilisierung, Nutzung und weitere Gestaltung der territorialen Reproduktionsbedingungen erfordern in besonderem Maße politisch-ideologische Vorbereitung und Führung. Die Kombinate, Betriebe, Genossenschaften und Einrichtungen tragen politische Verantwortung für die Entwicklung des Territoriums, für die territorialen Reproduktionsbedingungen. Diese Verantwortung ist im Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen und auch in der Verordnung über die Entwicklung der Kombinate, Kombinatsbetriebe und volkseigenen Betriebe rechtlich fixiert. Zur Realisierung dieser Verantwortung müssen die auf der Basis der bestehenden prinzipiellen Interessenübereinstimmung aller Betriebe und Einrichtungen im Territorium möglichen gemeinsamen Maßnahmen zur Erschließung territorialer Reproduktionsbedingungen in jedem einzelnen Fall initiert, organisiert, sachlich und zeitlich synchronisiert, müssen dabei auch im Detail unterschiedliche betriebliche Interessen konkret in Übereinstimmung gebracht werden usw. Die territorialen Reproduktionsbedingungen erschließen sich nicht im Selbstlauf. Das gilt besonders für die Bewegung der territorialen Rationalisierung. Jede Maßnahme der territorialen Rationalisierung bedarf nicht nur einfach organisatorische Festlegungen, sondern sie muß politisch geführt werden. Das reicht von der Initiative für eine gemeinsame Maßnahme über ihre planmäßige Durchführung bis zur Kontrolle und Abrechnung. In all diesen Phasen kommt es immer wieder darauf an, daß alle Beteiligten von der gesellschaftlichen Notwendigkeit und den Vorteilen überzeugt werden. Das wird in der Praxis aller Bezirke und Kreise der DDR vor allem mit der politisch-ideologischen Führungstätigkeit der Kreisleitungen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands erfolgreich gewährleistet. Ausdruck der Gemeinsamkeit im Territorium sind die vielfältigen, in allen Bezirken und Kreisen der DDR bestehenden territorialen Gemeinschaften, wie die zitierte Interessengemeinschaft der Stadt Jena, der Kooperationsrat Wissenschaft und Technik des Bezirkes Potsdam, der Kooperationsverband Rationalisierungsmittelbau/Rationalisierungshilfe des Kreises Senftenberg und viele andere. Die territorialen Gemeinschaften sind Hauptträger der territorialen Rationalisierung, der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit zur Nutzung und Entwicklung solcher territorialen Reproduktionsbedingungen, die durch einen einzelnen Betrieb allein nicht erschlossen werden können. Die territoriale Rationalisierung ist „ein Hauptweg zur Schaffung guter Reproduktions- sowie Arbeits- und 14/3621

Lebensbedingungen im Territorium", stellte Erich Honecker fest und forderte, daß die staatlichen Organe sie in der dialektischen Wechselbeziehung des Nutzens für die Kombinate und Betriebe, für die Bürger im Territorium und für die ganze Gesellschaft noch sorgfältiger planen, exakt und effektiv organisieren. 6 Die Bewegung der territorialen Rationalisierung ist auf umfassende Intensivierung im Territorium zur Durchsetzung der ökonomischen Strategie gerichtet. Sie verfolgt dabei sechs Schwerpunkte: 1) Gemeinschaftsarbeit im Territorium zur beschleunigten Einführung von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen und zur breiten Anwendung von Schlüsseltechnologien; 2) komplexe Rationalisierung vorhandener Grundfonds durch gemeinschaftliche Rationalisierungsmittelproduktion und -hilfe; 3) gemeinschaftliche Maßnahmen zur besseren Auslastung der neuen Technik und der vorhandenen Grundfonds mit dem Ziel einer höheren Grundfondsökonomie und effektiveren Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens; hierzu gehört auch die Anwendung der Schwedter Initiative zur Freisetzung von Werktätigen für eine andere Tätigkeit; 4) gemeinsame Maßnahmen zur Erhöhung der Rohstoff-, Material- und Energieökonomie in den Betrieben des Territoriums sowie zur rationelleren Gestaltung der Gütertransportprozesse und des Berufsverkehrs; 5) gemeinsame Anstrengungen der Kombinate, Betriebe, Genossenschaften, Einrichtungen und der örtlichen Staatsorgane zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Bevölkerung im Territorium, vor allem zur Verbesserung der Wohnbedingungen, zum weiteren Ausbau von Kindereinrichtungen, zur Vervollkommnung der Einkaufs- und Betreuungsbedingungen sowie zur Erweiterung der Dienstleistungsangebote. Diese Ziele der territorialen Rationalisierung werden durch den Abschluß von Kommunalverträgen zwischen den Räten der Städte und Gemeinden und Betrieben, Genossenschaften und Einrichtungen zur Leistungssteigerung und zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen untersetzt. Die vereinbarten Maßnahmen werden in die Pläne der beteiligten Betriebe usw. aufgenommen. Beides gewährleistet zugleich, daß die Verantwortungsbegrenzung zwischen allen Beteiligten als eine Voraussetzung effektiver Gemeinschaftsarbeit strikt eingehalten wird. Die Arbeit der territorialen Gemeinschaften und die ganze Bewegung der territorialen Rationalisierung in der D D R ist eine Ausdrucksform und Bestandteil sozialistischer Produktionsverhältnisse. Die territoriale Rationalisierung beruht auf dem Wesen der sozialistischen Produktionsverhältnisse, der Gemeinsamkeit der grundlegenden Interessen aller Glieder der sozialistischen Gesellschaft und ihrem kollektiven Zusammenwirken bei der Lösung gemeinsamer Aufgaben. In dieser Eigenschaft geht es bei der Gemeinschaftsarbeit zur territorialen Rationalisierung auch darum, diesen territorialen Bestandteil der sozialistischen Produktionsverhältnisse „nicht im nachhinein den Erfordernissen der Entwicklung der Produktivkräfte anzupassen, sondern sie rechtzeitig so zu gestal105

ten, daß sie als entscheidende Triebkraft wirken" 7 , wie Kurt Hager dies generell für die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen gefordert hat. Dem dient beispielsweise die Arbeit mit Angebotskatalogen zur territorialen Rationalisierung im Kreis Senftenberg, mit denen aktiv die Nachnutzung neuer Technik, vor allem Schlüsseltechnologien, wissenschaftlichtechnische Leistungen, Rationalisierungshilfe und dgl. angeboten werden. Dazu ist auch die Langfristigkeit aller Arbeiten und Maßnahmen zu erhöhen, die der Erschließung der territorialen Reproduktionsbedingungen gelten. 8 Die Gemeinschaftsarbeit im Territorium als Bestandteil der sozialistischen Produktionsverhältnisse, als eine territoriale Bewegungsform der Produktivkräfte, noch bewußter und effektiver zu einer gesellschaftlichen Triebkraft zu machen, verlangt u.a. auch, die weitere interdisziplinäre Forschung zu den territorialen Fragen

der gesellschaftlichen Reproduktion verstärkt neuen Fragen zuzuwenden. Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach den qualitativ neuen Ansprüchen aus der ökonomischen Strategie, insbesondere aus der breiten Anwendung von Schlüsseltechnologien, an die territorialen Reproduktionsbedingungen. Solche schon genannten Zusammenhänge, wie die höheren Ansprüche von Schlüsseltechnologien an die Zuverlässigkeit der Infrastruktur im Territorium, stehen bereits heute auf der Tagesordnung. Es geht aber auch um solche weitergreifenden Fragestellungen wie die nach den Konsequenzen, die sich aus Veränderungen von Art und Charakter der Vergesellschaftung von Produktion und Arbeit, beispielsweise aus der flexiblen Automatisierung, für die territoriale Arbeitsteilung, für die Größe der Produktionsstätten und, davon abhängig, für Größe und Verteilung der Siedlungen im Territorium ergeben werden.

Anmerkungen 1

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3

Vgl. Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag der SED. Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1986, Seite 37. Unsere Innen- und Außenpolitik dient dem Sozialismus und dem Frieden. Aus der Rede des Generalsekretärs des ZK der SED, Erich Honecker, zur Konstituierung der staatlichen Organe, Berlin 1986, Seite 26. Vgl. E. Krenz, Festes Vertrauensverhältnis der Bürger zum

106

4

5 6 7

8

sozialistischen Staat, in: Neues Deutschland vom 25./ 26.10.1986, Seite 5. Vgl. H.Koziolek/W. Ostwald/H. Stürz, Reproduktion und Infrastruktur, Berlin 1986. Unsere Innen- und Außenpolitik . . . . a . a . O . , Seite 27. Ebenda. K. Hager, Marxismus und Gegenwart, in: Neues Deutschland vom 6.11.1986, Seite 5. Vgl. E . K r e n z , a . a . O .

Hans Peter Wolff

Die innerbetriebliche wirtschaftliche Rechnungsführung unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung

Die erfolgreiche Gestaltung der neuen Etappe der ökonomischen Strategie ist für die Sozialistische Betriebswirtschaft eine große Herausforderung. Alle auf dem XI. Parteitag der SED fixierten ökonomischen Ziele und Entwicklungsrichtungen sind unmittelbar mit dem ureigensten Gegenstand der Sozialistischen Betriebswirtschaft - den Kombinaten und Betrieben - verbunden. Die weitere innere Ausgestaltung der Betriebswirtschaft entsprechend den spezifischen Reproduktionsbedingungen der Kombinate und Betriebe muß darum ein wichtiges Anliegen betriebswirtschaftlicher Forschung sein. Dies waren auch die entscheidenden Ausgangspunkte für die Konzipierung des zentralen Forschungsthemas „Vervollkommnung der Kostenarbeit und der innerbetrieblichen wirtschaftlichen Rechnungsführung unter den Bedingungen der Automatisierung", das gemeinsam von den Sektionen SBW der Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner" Berlin und der WilhelmPieck-Universität Rostock bearbeitet wird. Dabei führen die Mitarbeiter der Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner" Berlin schwerpunktmäßig Forschungsarbeiten zum Komplex „Kosten" und wir von der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock zu aufbauorganisatorischen Konsequenzen aus der Automatisierung sowie zur Leistungsbewertung und -Stimulierung der betrieblichen Kollektive durch. Zunächst muß dabei die Frage geklärt werden, nach welchen Kriterien die betrieblichen Kollektive zu bilden sind, die als Grundeinheiten der innerbetrieblichen wirtschaftlichen Rechnungsführung anzusehen sind. Wir fassen die innerbetriebliche wirtschaftliche Rechnungsführung (IWRF) als eine Methode der planmäßigen Leitung ökonomischer Prozesse in den sozialistischen Betrieben auf, die darauf gerichtet ist, das Verantwortungsbewußtsein der Leiter und Kollektive für die Senkung der Kosten, die Erhöhung der Qualität der Produktion, die Verbesserung der Material- und Grundfondsökonomie sowie des Kreislaufes der Fonds zu entwickeln. Es gilt also zu untersuchen, unter welchen Bedingungen welche Arbeitsaufgaben komplex die Prozeßabläufe von der Produktionsvorbereitung bis zum Absatz der Erzeugnisse beeinflussen, um davon ausgehend die Bildung der Kollektive zu begründen, die als IWRFEinheit die Verantwortung für den Prozeß tragen und komplex zu planen, abzurechnen und zu stimulieren sind. Bei der Entwicklung der Kriterien für die Kollektivbildung zeigt sich die ganze Dialektik des Automatisierungsprozesses. Die bisherigen Funktionsgrenzen im Betrieb, die sich aus dem „Hintereinander" der Teilpha-

sen des betrieblichen Reproduktionsprozesses ergeben, verwischen sich immer mehr. Das wurde in den Thesen zu dieser Ratstagung eindeutig herausgearbeitet. Es kommt zu einem Verketten der Teilphasen bis zur Parallelität der Bearbeitung der Teilphasen. Das bedeutet aber auch eine stärkere komplexe Verantwortung für eine Erzeugnislinie mit stärkerer Rückkopplung der Prozeßergebnisse zwischen den einzelnen Teilprozessen und einen permanenten Veränderungsprozeß bei den Erzeugnissen und Technologien. Das z. B. im Schiffbau bereits in den 60er Jahren aufgeworfene Problem der komplexen technischen Vorbereitung erscheint unter den Bedingungen durchgängiger CAD/CAM-Lösungen im neuen Licht. Es werden nicht nur Konstrukteure und Technologen in einem Kollektiv zusammenwirken, sondern es werden sich die Aufgaben von Konstrukteuren und Technologen vermischen bis hin zur Verschmelzung beider Funktionen. Das wirft aber Fragen nach der Neugestaltung der Leistungsbewertung und -Stimulierung bis hin zur Neufestlegung des Entscheidungsfeldes der Leiter auf. Die Arbeitsinhalte der Leiter, aber auch die Gestaltung der Leitungsebenen und ihre Anzahl wird unter den Bedingungen der Automatisierung neu zu durchdenken sein. In der Produktionsdurchführung werden immer weniger Arbeitskräfte immer komplexere Anlagen bzw. Maschinensysteme bedienen. Sie können über moderne Informationstechnik automatische Informationen aus benachbarten Produktionsprozessen bzw. aus vorgelagerten oder nachgelagerten Teilphasen des Reproduktionsprozesses abfordern, die sie heute nur über die jeweiligen Leiter der entsprechenden Leitungsebene erhalten. Daraus ließe sich einerseits ein Trend zur kleineren Leitungsspanne auf unterer Leitungsebene - bis hin zur Verschmelzung der Aufgaben zwischen Leiter und Mitarbeiter in einem gewissen Umfang - und andererseits eine Vergrößerung der Leitungsspanne auf mittlerer und oberer Ebene ableiten. Das würde zu einer Abflachung der Leitungspyramide, der Verringerung der Leitungsebenen und damit verbundenen Vorteilen für die Reaktionsfähigkeit führen. Das stellt aber auch neue Anforderungen an die Leistungsbewertung und -Stimulierung. Dabei darf man die Stimulierung nicht vorrangig als ideelle und materielle Stimulierung im herkömmlichen Sinne auffassen, sondern muß die der entwickelten sozialistischen Gemeinschaft eigenen Kriterien der Leistungsmotivation in den Vordergrund stellen, wie das Geborgensein im Kollektiv, die anspruchsvollen Arbeitsinhalte, die Entwicklung der schöpferischen Fähigkeiten u. a. All das sind wichtige Bedingungen, die wir bei der Bearbeitung unseres Themas zu beachten haben. 107

Erste Untersuchungen zur Leistungsbewertung innerbetrieblicher Struktureinheiten wurden im V E B Hydraulik Nord Parchim, einem Betrieb des Kombinates O R S T A Hydraulik Leipzig gemacht. Hier wurden integrierte gegenstandsspezialisierte Fertigungsabschnitte, z. B. - für Ventile mit rotationssymmetrischen Gehäusen, - für Lenkaggregate, - für Gerotormotore und - für rotationssymmetrische Einschraubventile, geschaffen. Diese Fertigungsabschnitte enthalten sowohl die Teilefertigung als auch die Montage und die Hilfsprozesse Transport und Lagerung sowie z. T. die Instandhaltung. Bei einem Geschlossenheitsgrad in einigen Fertigungsabschnitten bis zu 85 % sind gute Voraussetzungen für eine exakte Leistungsbewertung und -kontrolle gegeben, die es zur Erreichung einer hohen Effektivität zu nutzen gilt. Die Leistungsbewertung erfolgt aber hier heute noch nach der bekannten Kennziffer „Industrielle Warenproduktion". Auf die Problematik einer solchen Bewegung der Leistung innerbetrieblicher produzierender Struktureinheiten brauche ich hier nicht einzugehen. Die Leistungsbewertung mit der Kennziffer „Nettoproduktion", wie sie heute für die Kombinate und Betriebe als eine der vier Hauptkennziffern ausgewiesen wird, erscheint aber für innerbetriebliche Struktureinheiten im Produktionsprozeß als Kennziffer des Produktionsresultats auch wenig geeignet. Dafür gibt es mindestens drei Gründe: 1. Die Kennziffer Nettoproduktion enthält neben dem Produktionsresultat auch die Einsparungen an vergegenständlichter Arbeit. 2. Sie kann kurzfristig für Meisterbereiche, Produk-

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tionsabteilungen und Fertigungsbereiche nicht exakt ermittelt werden. 3. Sie ist nicht erzeugnisbezogen und dadurch für die Werktätigen in ihrer Beeinflussungsmöglichkeit wenig verständlich. Es wird darum vorgeschlagen, für innerbetrieblich produzierende Struktureinheiten zwei Hauptkennziffern der Leistungsbewertung zu verwenden: eine Kennziffer, die das Produktionsresultat widerspiegelt und eine Kennziffer, die die qualitativen Faktoren des Produktionswachstums durch Ausschöpfung der eigenen Leistungsreserven zum Ausdruck bringt. Für einen I G F A könnten das die Kennziffern - fertiggestellte Erzeugnisse zu vergleichbaren Nettoproduktionspreisen (erzeugnisbezogene Nettoproduktion) und - Kosteneinsparungen durch technisch-organisatorische Maßnahmen sein. Mit der ersten Kennziffer wird auf ein hohes Produktionsresultat, mit der zweiten Kennziffer auf einen geringen Aufwand orientiert. Das entspricht dem Wesen der Intensivierung. Beide Kennziffern können damit auch Grundlage für die Produktivlöhne der Leitungskräfte in der Produktion bzw. z. T. für die Mitarbeiter in der Produktionsvorbereitung im weitesten Sinne sowie für die Prämierung der Kollektive sein. Mit meinem Beitrag wollte ich zeigen, daß es bereits einige diskussionswürdige theoretisch-hypothetische Ansätze und Einzellösungen zur innerbetrieblichen wirtschaftlichen Rechnungsführung unter den Bedingungen der umfassenden Intensivierung gibt. Jetzt kommt es darauf an, diese weiter auszubauen und bei Automatisierungsobjekten praktisch zu erproben und theoretisch zu verallgemeinern.

Rolf Zierold/Fritz Krull

Die Leitung der wissenschaftlich-technischen Arbeit in den bezirksgeleiteten Kombinaten der Nahrungsgüterwirtschaft Die wesentliche Beschleunigung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts ist in der Nahrungsgüterwirtschaft für die weitere Leistungssteigerung und konsequente Erfüllung der wachsenden Versorgungsaufgaben von erstrangiger politischer Bedeutung. Ein Schwerpunkt der umfassenden Intensivierung der Produktion ist die Vervollkommnung der Technologien unter breiter Nutzung der Schlüsseltechnologien und dementsprechend die Modernisierung der materielltechnischen Basis. Bei der beschleunigten Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist zu beachten, daß in der Nahrungsgüterwirtschaft bezirksgeleitete Kombinate dominieren. Von den etwa 133000 Beschäftigten in acht Zweigen und 440 Betrieben sind in den 57 bezirksgeleiteten Kombinaten bzw. Betrieben in vier Zweigen 108000 Personen (81 % ) tätig. Der Anteil dieser Kombinate an der Bruttoproduktion der Nahrungsgüterwirtschaft (insg. 56 Mrd. M) beträgt 9 3 % , an den Fertigerzeugnissen für die Bevölkerung (insg. 11 Mrd. M) 91 % und an den Grundfonds (insg. 20 Mrd.) 7 5 % . Der hohe politische Rang der bezirksgeleiteten Kombinate mit der Fleisch-, Milch- und Getreideindustrie sowie Geflügelwirtschaft soll an wenigen Fakten verdeutlicht werden. Täglich werden für die Versorgung der Bevölkerung bereitgestellt: - von der Fleischindustrie 4000t Fleisch- und Wurstwaren mit 1200 Erzeugnissen (dazu sind je Tag 32000 Schweine und 4000 Rinder zu verarbeiten); - von der Milchindustrie 5000 t Trinkmilch, 700 t Butter, 330 t Fettkäse, 220t Kondensmilch mit 560 Erzeugnissen; - von der Geflügelwirtschaft 400 t Geflügelerzeugnisse, 13 Mio Stück Eier mit 110 Erzeugnissen; - von der Getreideindustrie (nur für Brot, Mehl und Backwaren) 7700 t Getreide mit 22 Erzeugnissen. Die Versorgungsaufgaben in ihrer Breite und Vielfalt und die enge Verbindung zu den landwirtschaftlichen Rohstoffen biologischen Ursprungs sind Gründe für die starke territoriale Einbettung der Kombinate. Der Charakter der bezirksgeleiteten Kombinate mit weitgehender Parallelproduktion prägt auch die leitungsseitige Ausgestaltung der organischen Verbindung von Wissenschaft und Produktion. Die wissenschaftlich-technische Arbeit in der Nahrungsgüterwirtschaft ist mehr und mehr gekennzeichnet durch

- die Entwicklung neuer Technologien und Verfahren zur effektiven Be- und Verarbeitung landwirtschaftlicher Rohstoffe, - die Entwicklung neuer Erzeugnisse mit hohem Veredlungsgrad und Qualitätsniveau, - die Teilautomatisierung und Automatisierung vorhandener Prozesse unter Nutzung der Mikroelektronik und Robotertechnik, - die breite Anwendung der Biotechnologie zur Veredlung, Qualitätssteigerung und Materialökonomie sowie durch - die rechnergestützte Durchsetzung effektiver betriebswirtschaftlicher Lösungen. Diese Aufgaben, verbunden mit der verstärkten Einführung der Schlüsseltechnologien, stellen spezifische Anforderungen zur engen Verflechtung von Wissenschaft und Produktion. Welche Erfahrungen können zur Leitung der wissenschaftlich-technischen Arbeit unter den Bedingungen der bezirksgeleiteten Kombinate verallgemeinert werden? 1. Mit den Thesen wird hervorgehoben, daß in den zentralgeleiteten Kombinaten das zusammengeführt ist, was vom Reproduktionsprozeß her zusammengehört, von der Forschung, Entwicklung über die Konstruktion, Technologie und Produktion bis zum Absatz. Dieser geschlossene Kreislauf ist in den bezirksgeleiteten Kombinaten der Nahrungsgüterwirtschaft nicht realisierbar. Bewährt und auszubauen sind leistungsfähige Forschungskapazitäten auf Zweigebene mit einer wirksamen Forschungskooperation. Zu konzentrieren sind vor allem die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung, wobei in den bezirksgeleiteten Kombinaten die objektbezogene Forschung in enger Verbindung mit dem Eigenbau von Rationalisierungsmitteln durchzuführen ist. Im Jahre 1984 wurden in der Fleisch-, Milch- und in der Getreideindustrie aus vorhandenen Instituten zweigliche wissenschaftlich-technische und ökonomische Zentren ( W T Ö Z ) geschaffen. Diese W T Ö Z werden zu leistungsstarken Zentren der Forschung und Entwicklung formiert, insbesondere zur Grundlagenforschung und angewandten Forschung für Technologien und Verfahren. Sie sind zugleich die Basis für die ökono misch effektive Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologien in Kooperation mit dem Maschinenbau und teilweise landtechnischen Kapazitäten. Sie sind dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft unterstellt und üben zugleich wichtige wirtschaftsleitende Funktionen aus, wie Bilanzierung, Preisarbeit, ökonomische Regelungen, Koordinierung des Rationalisierungsmittelbaus innerhalb der Zweige. 109

In den bezirksgeleiteten Kombinaten werden große Anstrengungen unternommen, das wissenschaftliche Potential durch den Aufbau von Abteilungen Forschung und Entwicklung sowie Konzentration der Kader zu stärken und auf die Erzeugnisentwicklung, Modernisierung von Maschinen und Anlagen, die Überleitung von Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und den eigenen Rationalisierungsmittelbau zu konzentrieren. 2. Die WTÖZ nehmen bei der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts eine Schlüsselstellung ein. Sie sind zu leistungsstarken Forschungszentren zu entwickeln und haben zugleich die wirtschaftsleitenden Funktionen auszuprägen. Das Wechselverhältnis von zentralisierter Forschung und Forschung in den bezirksgeleiteten Kombinaten erfordert eine enge, überschaubare Gemeinschaftsarbeit auf qualitativ hohem Niveau. Das WTÖZ der Milchindustrie besteht beispielsweise aus den vier Fachbereichen Forschung und Entwicklung, Technik und Investitionen, Produktion und Bilanzierung sowie Ökonomie. Der dominierende Fachbereich Forschung/Entwicklung hat die Aufgabe, Vorlauf für alle typischen Erzeugnislinien der Milchindustrie zu schaffen. Die Umsetzung und ökonomische Verwertung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse ist für die etwa 100 Forschungs- und Entwicklungskader eine wesentliche Motivation. Wissenschaft und Produktion werden unter Leitung des WTÖZ durch folgende drei Formen immer enger verflochten: a) durch den „Rat des WTÖZ", in dem die Hauptdirektoren der bezirksgeleiteten Kombinate, Betriebsdirektoren der Erzeugnisgruppenleitbetriebe sowie Wissenschaftler aus Universitäten und Hochschulen die Grundrichtungen der Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Ökonomie und sozialistischen Betriebswirtschaft bestimmen; b) durch die „Erzeugnisgruppen mit ihren Leitbetrieben", in denen die Betriebsdirektoren, Direktoren Wissenschaft und Technik und Technologen erzeugnis- und technologieorientiert an der Erfassung und Lösung wissenschaftlich-technischer Aufgaben sowie der koordinierten Überleitung neuester Erkenntnisse und Erfahrungen zusammenwirken; c) durch die ehrenamtlichen zentralen Arbeitsgruppen „Sozialistische Betriebswirtschaft" sowie „Rechnungsführung und Statistik", in denen Ökonomen und Hauptbuchhalter über die einheitliche Anwendung neuer Regelungen der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung beraten. Diese auf die Absicherung der Versorgungsaufgaben und enge Verflechtung von Wissenschaft und Produktion gerichteten Formen der Leitung der wissenschaftlichen Arbeit beinhalten einen großen Spielraum, die bezirksgeleiteten Kombinate noch stärker in die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts einzubeziehen. 3. Für die Durchsetzung der Neuerungsprozesse ist die quantitative und qualitative Entwicklung des Rationalisierungsmittelbaus als Ouelle der Modernisierung ein entscheidender Leitungsschwerpunkt. Für seine Effektivität ist unter den Bedingungen bezirksgeleiteter 110

Kombinate die Abstimmung über die Arbeitsteilung beim Bau von Rationalisierungsmitteln ein erstrangiger Faktor. Die Spezialisierung der Produktion erfolgt auf der Grundlage einer einheitlichen Strategie der WTÖZ unter Beachtung des gegenseitigen Austausches von Maschinen und Ersatzteilen zur Rationalisierung betriebswirtschaftlicher Prozesse. Der Rationalisierungsmittelbau der Nahrungsgüterwirtschaft hat große jährliche Zuwachsraten, jedoch mit großer Differenziertheit zwischen den Zweigen und Kombinaten. Bezogen auf das Jahr 1985 wurden je TM Grundfonds - in der Fleischindustrie x 5,90 Mark Rationalisierungsmittel hergestellt (insg. 22,4 Mio), mit einer Differenziertheit von 1,-M bis 16,-M (16fach), - in der Milchindustrie x 2,50 Mark je TM (insg. 7,7 Mio), differenziert von 1,30 bis 12,-M (9fach), - in der Getreideindustrie x 2,-M je TM Grundfonds (insg. 14,6 Mio), differenziert von 1,-M bis 6,-M (6fach). Der Abbau der Differenziertheit ist für eine höhere Qualität wissenschaftlich-technischer Arbeit ein maßgebender Faktor. Anknüpfend an die positiven Erfahrungen in der Nahrungsgüterwirtschaft werden im Rationalisierungsmittelbau wirtschaftsorganisatorisch besonders drei Formen ausgestaltet: Erstens Profilierung des Betriebes materiell-technische Versorgung zum zentralgeleiteten Kombinat Rationalisierungsmittelbau der Nahrungsgüterwirtschaft, ausgerichtet auf die Produktion zweigtypischer Serien, von Industrierobotern und von NSW-Ersatzteilen. Zweitens Herausbildung von zentralen Rationalisierungsmittelkapazitäten als Betrieb bzw. selbständige Abteilung in den bezirksgeleiteten Kombinaten, ausgerichtet auf die koordinierte Produktion von Kleinserien, die Modernisierung von Prozeßabschnitten und Schließung von Mechanisierungslücken. Dabei wird auch eine solche Lösung praktiziert, bei günstigen territorialen Voraussetzungen auf Bezirksebene einen Betrieb für mehrere Zweige aufzubauen, z. B. für Fleisch-, Milchindustrie und Geflügel Wirtschaft. Drittens Formierung von Abteilungen Rationalisierungsmittelbau in jedem größeren Betrieb zur spezifischen Umsetzung wissenschaftlich-technischer Ergebnisse für die Modernisierung der Prozesse. Die Koordinierung des Rationalisierungsmittelbaus erfolgt durch eine zentrale Erzeugnisgruppe in Verbindung mit zweiglichen Erzeugnisgruppen, geleitet durch die Hauptdirektoren der WTÖZ. Für die weitere qualitative Entwicklung des Rationalisierungsmittelbaus nimmt die personelle Stärkung der Aufgabenkomplexe Technologie, Konstruktion und Projektierung im Rahmen der Forschung und Entwicklung eine Schlüsselstellung ein. Insgesamt besteht das Ziel darin, bis 1990 in Verbindung mit der Schwedter Initiative zu erreichen, daß 5 % der Gesamtbeschäftigten im Rationalisierungsmittelbau tätig sind. Das ist eine komplizierte Frage, aber zugleich eine Basis, die Modernisierung der Grundmittel zu beschleunigen. 4. In den bezirksgeleiteten Kombinaten den wissen-

schaftlich-technischen Fortschritt vorwiegend über Forschung und Entwicklungskader zu erarbeiten und durchsetzen zu wollen wäre eine Illusion. Eine erstrangige Leitungsaufgabe besteht generell darin, das geistigschöpferische Potential aller vorhandenen Hoch- und Fachschulkader unter Beachtung ihrer spezifischen Arbeitsaufgabe für die Erarbeitung und Umsetzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu mobilisieren. Dazu ist die sozialistische Betriebswirtschaft für die Neuerungsprozesse stärker als bisher wirksam zu machen. Den ingenieurtechnischen und ökonomischen Leistungen, einschließlich der Herstellung von Software, sowie dem Realisierungspotential muß eine größere Beachtung beigemessen werden. Die politische Verantwortung der Leiter wächst, die Prozesse der umfassenden Intensivierung zu erkennen, die Kollektive zu hohen Leistungen zu motivieren und zu stimulieren sowie eine flexible Organisation der Neuerungsprozesse durchzusetzen. Positive Leitungserfahrungen wurden in folgenden drei Richtungen gesammelt: a) Übergabe verbindlicher Aufgabenstellungen zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt an die Mehrzahl der Hoch- und Fachschulkader, und zwar - Pflichtenhefte für anspruchsvolle Forschungsund Entwicklungsaufgaben (noch Ausnahme in bezirksgeleiteten Kombinaten); - Ingenieurpässen für objektbezogene Aufgaben ohne Pflichtenheft (beispielsweise wurde im Milchhof Prenzlau, wo 80% der Hoch- und Fachschulkader mit Ingenieurpässen arbeiten, eine Rechnersteuerung für die Butterungsanlage entwickelt [2 Patente], die bereits in 25 Betrieben erfolgreich nachgenutzt wird). b) Spürbare Stimulierung der Erarbeitung und Umset-

zung anspruchsvoller wissenschaftlich-technischer Leistungen durch endergebnisabhängige Gehaltsbestandteile. Dazu sind vorrangig anzuwenden: - der aufgabengebundene Leistungszuschlag für anspruchsvolle Forschungs- und Entwicklungsaufgaben in Verbindung mit Pflichtenheften zur Entwicklung und Produktion neuer Erzeugnisse in Einheit mit der technologischen Lösung; - der effektivitätsbezogene Gehaltszuschlag für kurzfristige wissenschaftlich-technische Aufgaben ohne Pflichtenheft, insbesondere für Maßnahmen zur Qualitätserhöhung und Aufwandssenkung bei bestehenden Erzeugnissen und Prozessen. Beides ist mit der gezielten Motivierung der Kader und der moralischen Würdigung der Leistungen zu verbinden, einschließlich der Arbeit mit Jugendforscherkollektiven. c) Konsequente Realisierung der Maßnahmen in den Betrieben unter Nutzung des Rationalisierungsmittelbaus und der Instandhaltungskapazitäten. Diesbezüglich bestehen in den bezirksgeleiteten Kombinaten noch erhebliche Engpässe in der materiell-technischen Basis des Rationalisierungsmittelbaus, wobei gewisse Lücken über eine teilweise vorbildliche territoriale Zusammenarbeit mit den Industriekombinaten geschlossen werden. Die Untersuchung der Prozesse der Realisierung wissenschaftlich-technischer Maßnahmen, von der technologischen Vorbereitung bis zur Umsetzung, ist ein Schwerpunkt unserer betriebswirtschaftlichen Forschung, wozu die Erfahrungen der heutigen Tagung eine wertvolle Grundlage sein werden.

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4. Schlußbemerkungen

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Helmut Koziolek

Die heutige gemeinsame Tagung des Wissenschaftlichen Rates für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung und des Wissenschaftlichen Rates für Fragen der Leitung in der Wirtschaft ist von höchster Aktualität. Die Tagung hat sich mit einer Kernfrage der Realisierung der Beschlüsse des XI.Parteitages der SED, mit der Erhöhung der Eigenverantwortung der Kombinate als Rückgrat unserer sozialistischen Planwirtschaft und ihrer Leitung, befaßt. 1 Dabei konnte auf die Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaftlichen Konferenz im Jahre 1983 „Theoretische Verallgemeinerung der Erfahrungen der Entwicklung der Kombinate für die Leistungssteigerung in der Volkswirtschaft, insbesondere bei der Nutzung der qualitativen Faktoren des Wachstums" aufgebaut werden. Das ist deshalb besonders bedeutsam, weil die Kombinate mit ihren Betrieben eine Schlüsselstellung bei der Verwirklichung der ökonomischen Strategie in ihrer neuen Etappe einnehmen. Sehr klar wurde die untrennbare Verbindung dieser Form der Organisierung des sozialistischen Eigentums mit dem Prinzip des demokratischen Zentralismus herausgearbeitet. Die zentrale Leitung und Planung - ein unverzichtbarer Vorzug des Sozialismus - wird gestärkt und ständig weiter vervollkommnet. Dieses moderne, effektive System der Wirtschaftsleitung ist von ausschlaggebender Bedeutung für die erfolgreiche Wende zur umfassenden Intensivierung. Seit 1983 sind umfassende Maßnahmen zur weiteren Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung wirksam, die in den Folgejahren ausgebaut wurden. - Es erfolgte eine verstärkte Ausrichtung der zentralen staatlichen Planung, Analyse und Kontrolle auf die Kombinate. - Ein Hauptelement der Planwirtschaft der D D R besteht in der Anwendung solcher Kriterien der Leistungsbewertung der Kombinate und Betriebe, die auf ein hohes Produktionswachstum bei sinkendem Produktionsverbrauch und sinkenden Kosten sowie auf die Erhöhung des eigenen Beitrages der Wirtschaftseinheiten zum real verteilbaren Endprodukt für die Bevölkerung, die Volkswirtschaft und den Export orientieren. Die zusammenhängende Anwendung der vier Hauptkennziffern der Leistungsbewertung - Nettoproduktion, Nettogewinn, Erzeugnisse und Leistungen für die Bevölkerung, Export - erweist sich als eine Schlüsselfrage für die wirkungsvolle Übereinstimmung der Erfordernisse des Staates und der Volkswirtschaft mit der ökonomischen Lage und den Interessen der Kombinate, der Betriebe und ihrer Kollektive. - Das volkswirtschaftliche Bilanzsystem konnte wirksamer gestaltet werden.

- Die Einheit von Plan, Bilanz und Vertrag wurde gefestigt. Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei der Organisierung der Kooperationsbeziehungen konnten verbessert werden. - Die Leitung, Planung und ökonomische Stimulierung von Wissenschaft und Technik wurden neu organisiert. - Die Außenhandelstätigkeit wurde - bei Wahrung des staatlichen Außenhandelsmonopols - enger mit dem Reproduktionsprozeß der Kombinate verbunden. - Mit der Vervollkommnung der Industriepreise und Agrarpreise, der Umbewertung der Grundmittel und anderem wurden zuverlässige Wertmaßstäbe geschaffen. Diese und zahlreiche andere Maßnahmen haben inzwischen ihre Bewährungsprobe bestanden. Im Sinne der vom XI. Parteitag der SED vorgezeigten Richtung zur Vervollkommnung der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung sind neue Schritte vorbereitet worden. Sie stellen die qualitativ neuen Anforderungen in Rechnung, die sich aus der Verwirklichung der ökonomischen Strategie mit dem Blick auf das Jahr 2000 ergeben. Sie zielen darauf ab, die zentrale staatliche Leitung und Planung der Volkswirtschaft weiter zu stärken und zugleich die volkswirtschaftliche Eigenverantwortung der Kombinate zu erhöhen. In welche Hauptrichtungen orientieren die neuen Maßnahmen? 2 - Sie stärken gezielt die volkswirtschaftliche Verantwortung der Kombinate und Betriebe für die intensiv erweiterte Reproduktion auf der Grundlage des Planes. Dem dient vor allem das Prinzip der Eigenerwirtschaftung der Mittel für die Gestaltung eines effektiven Reproduktionsprozesses in den Kombinaten. Damit wird die wirtschaftliche Rechnungsführung fester mit der intensiv erweiterten Reproduktion verknüpft. Das Verhältnis der Leistungen für die Gesellschaft und der Bereitstellung von Mitteln durch die Gesellschaft wird noch besser in Übereinstimmung gebracht. Mit dem Prinzip der Eigenerwirtschaftung wird ein qualitativ neuer Schritt gegangen, der in Richtung auf höhere Effektivität weist. So erhalten die Kombinate eine höhere Verantwortung für die Erwirtschaftung und zugleich für die Verwendung jener Mittel übertragen, die der Modernisierung und Rekonstruktion der Grundfonds dienen. Es ist vorgesehen, dazu einen eigenverantwortlich zu verwendenden Investitionsfonds zu bilden. Die Höhe der Zuführungen wird für jedes Kombinat entsprechend seinen spezifischen Bedingungen als staatliche Plankennziffer festgelegt, die den Charakter eines Normativs hat. Diese Maßnahmen stehen in einem 115

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engen Zusammenhang mit den in den Kombinaten bereits vorhandenen materiellen Voraussetzungen für die Modernisierung und Rekonstruktion in Gestalt des eigenen Rationalisierungsmittelbaus. Kredit und Zins werden noch wirksamer für die effektive Durchführung von Investitionsmaßnahmen genutzt. Von einem volkswirtschaftlichen Grundzinssatz für die Grund- und Umlaufmittelkredite ausgehend, werden unter bestimmten Bedingungen Zinsabschläge gewährt. Das trägt dazu bei, die Investitionsvorhaben mit höherer Effektivität in kürzerer Zeit durchzuführen. Die Stärkung der sozialistischen Betriebswirtschaft in den Kombinaten und Betrieben ist eine weitere Hauptrichtung. Immaterielle Leistungen bestimmen zunehmend den Gebrauchswert und Wert der Erzeugnisse. Sie entscheiden weitgehend über deren Qualität und ökonomischen Nutzen. Sie sind Bestandteil des materiellen Produkts. Die sich aus der Anwendung von Schlüsseltechnologien ergebenden wertbildenden Prozesse spiegeln sich damit wirksamer in der Kostenrechnung wider. Einer höheren eigenen Verantwortung der Kombinate und Betriebe für die sozialistische Betriebswirtschaft dienen auch die Maßnahmen auf dem Gebiet der Planung der Selbstkosten. Die zentrale Planung der Kosten wird auf vier entscheidende Kostenkennziffern konzentriert. Dazugehören: • Kosten je 100 Mark Warenproduktion und ihre Senkung, • Materialkosten je 100 Mark Warenproduktion, • Lohnfonds der Arbeiter und Angestellten, • Zuführungen zum Kultur- und Sozialfonds. Davon ausgehend gliedern die Kombinate und Betriebe die Kosten in ihrer Differenziertheit in eigener Verantwortung entsprechend der Dynamik und der Flexibilität ihres Reproduktionsprozesses selbst auf. Es ist vorgesehen, die Rückgabe von Fonds an den Staat stärker zu stimulieren. Dies schlägt sich in der wirtschaftlichen Rechnungsführung der Kombinate und Betriebe nieder. Am stärksten stimuliert werden jene Fondsrückgaben, die aus wissenschaftlich-technischen Maßnahmen resultieren und zur zusätzlichen Senkung des Verbrauchs führen: 2 % ihres Wertes können dem Verfügungsfonds der Kombinate zugeführt weden. Werden außerplanmäßige Bestände nutzbar gemacht, ist es möglich, 1 % für den Verfügungsfonds zu verwenden. Entsprechend seiner Bedeutung für die Durchsetzung gesamtstaatlicher Interessen nimmt die Autorität des Planes und seine Bilanziertheit auf allen Leitungsebenen und in allen Bereichen der Volkswirtschaft weiter zu. Der Einsatz der modernen Rechentechnik bietet neue Möglichkeiten, die Bilanzierung als Hauptmethode der sozialistischen Planung noch konsequenter für die flexible und effektive Durchsetzung der volkswirtschaftlichen Erfordernisse zu nutzen. Die Staatliche Plankommission, das Ministerium für Chemische Industrie sowie das Ministerium für Erzbergbau, Metallurgie und Kali verfügen bereits über Erfahrungen mit einem durchgängigen rechnergestützten Bilanzierungssystem.

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Vom XI. Parteitag der S E D wurde die Aufgabe gestellt, das rechnergestützte Bilanzierungssystem durchgängig von der SPK über das jeweilige Ministerium bis hin in alle Kombinate zu gestalten. Damit werden Voraussetzungen für ein höheres Niveau der Bilanzierung in der gesamten Volkswirtschaft geschaffen. Bilanzentscheidungen können entsprechend den Erfordernissen schneller, qualifizierter, flexibler und einheitlich getroffen werden. Alle Schritte folgen der Erkenntnis, daß die ständige Gewährleistung der Übereinstimmung der volkswirtschaftlichen Erfordernisse mit den ökonomischen Interessen der Kombinate und Betriebe als eine starke Triebkraft des Sozialismus wirkt und das System der Leitung, Planung und wirtschaftlichen Rechnungsführung dem voll entsprechen muß. Von der weiteren Qualifizierung der Leitung der Kombinate hängen wesentlich die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die umfassende Einführung der Schlüsseltechnologien, die schnelle Steigerung der Arbeitsproduktivität und damit die konsequente Weiterführung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik ab. Damit sind hohe geistige Ansprüche an jeden verantwortlichen Leiterinden Kombinaten gestellt. Durch das Verstehen dieser Zusammenhänge und auf der Basis exakter ökonomischer Rechnungen sind - gemeinsam mit den Kollektiven - die effektivsten Lösungswege zu beschreiten. Ich möchte es deutlich unterstreichen: Die wichtigste Aufgabe sozialistischer Leitungstätigkeit ist, eine hocheffektive Arbeit zu organisieren, die Leistungen zu erhöhen und zugleich die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Die Bedeutung der Tagung liegt auch darin, daß ein interessanter, fruchtbarer und kameradschaftlicher Meinungsaustausch sowohl zwischen Wirtschaftswissenschaftlern, Vertretern anderer gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen, Naturwissenschaftlern, Technikern, aber vor allem auch zwischen Generaldirektoren und weiteren Leitungskadern der Kombinate sowie leitenden Genossen des zentralen Partei- und Staatsapparates geführt werden konnte. Die besten Ergebnisse der Leitungstätigkeit in den Kombinaten konnten dargelegt sowie Erfahrungen verallgemeinert werden. Damit wurde ein theoretischer Erkenntnisgewinn für die weitere erfolgreiche Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der S E D erzielt. In diesem Zusammenhang war es wichtig, daß sowohl den technisch-technologischen Erfordernissen der umfassenden Einführung der Schlüsseltechnologien, den ökonomischen Konsequenzen aus der Sicht der Volkswirtschaft und der Kombinate als auch den sozialen Prozessen die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wichtige theoretische Impulse für die weitere Vervollkommnung der Leitung konnten durch die Thesen, das Referat und die Diskussion gegeben werden. Ich möchte betonen, daß es von prinzipieller Bedeutung ist, ausgehend vom Marxschen Technologiebegriff die Rolle der gesellschaftlichen Kombination des Arbeitsprozesses und die Arbeitsteilung herauszuarbeiten, sie als charakteristische Elemente moderner industrieller Großproduktion zu kennzeichnen und unter den

heutigen Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution zu verallgemeinern. Mit den Schlüsseltechnologien wird heute in einer großen Breite eine neue Qualität des technologischen Niveaus erreicht. Besonders auf 3 Aspekte mache ich aufmerksam. Es geht erstens darum, daß die technologischen Prozesse voll für die Ökonomie der Zeit und für die Ökonomie der vergegenständlichten Arbeit wirksam gemacht werden. Daran wird letztlich ihr Effekt gemessen. Zweitens geht es um die Wirkungen der Schlüsseltechnologien im gesamten Kreislauf; ihre gegenständliche Verknüpfung untereinander - so der Mikroelektronik mit der Rechentechnik und der Robotertechnik und in ihrer Verflechtung als Charakteristik für die flexible Automatisierung - und ihre finanzielle. Das reicht von exakter Kostenarbeit in allen Bereichen des Kombinates bis hin zur Sicherung eines entsprechenden Mehrprodukts für die Gesellschaft. Und drittens ist die Wirkung der Schlüsseltechnologien auf die Steigerung der Produktivität der letztlich entscheidende Maßstab, der sich zugleich am internationalen Niveau orientieren muß. Als ein Fazit der Tagung sei noch einmal besonders auf 4 sich abzeichnende Anforderungen an eine moderne sozialistische Betriebswirtschaft aufmerksam gemacht. 1. Die Entwicklung zur komplexen Automatisierung erfordert eine schrittweise Integration der wissenschaftlich-technischen, ökonomischen und informationstechnischen Prozesse in den Kombinaten und Betrieben zu einem relativ geschlossenen rechnergestützten System von der Forschung bis zum Absatz. 2. Die notwendige Erhöhung der Flexibilität des Reproduktionsprozesses bedingt die Beherrschung logistischer Prozesse, um die materielle Sicherung bei zunehmender Verflechtung mit wichtigen Zulieferungen zu gewährleisten. 3. Zunehmende Bedeutung erlangen Normierung und Standardisierung, klare Ordnungen und eine hohe Übersichtlichkeit in allen technischen, technologischen, ökonomischen und kommerziellen Prozessen. Das gilt auch für die Hardware und die Software bei der Rechentechnik, um eine reibungslose Kommunikation innerhalb des Betriebes mit den Zulieferern und Hauptabnehmern zu ermöglichen. 4. Mit Hilfe der Rechnerstützung sind Systeme der Qualitätssicherung zu entwickeln, die gewährleisten, daß hohe Qualitätsarbeit in allen Phasen des Reproduktionsprozesses, und insbesondere natürlich in der Fertigung selbst, möglich wird. Das Ziel besteht darin, Erzeugnisse mit Computern nach Marktbedürfnissen herzustellen, rechnergestützte Konstruktion und Projektierung mit rechnergestützter Fertigung zu verbinden und stärker zur automatischen Prozeßsteuerung überzugehen. Wie Günter Mittag in seiner Rede vor dem Kollektiv der Technischen Universität Dresden 3 feststellte, tritt eine neue Entwicklungsstufe der Automatisierungstechnik zutage - die flexible Automatisierung. Sie tendiert immer mehr von der Insellösung zu durchgängigen Automatisierungslösungen für zusammenhängende technologische Prozesse. Wir haben es hier mit dem konzen-

triertesten Ausdruck umfassender Durchdringung des gesamten Produktionsprozesses durch die auf der Mikroelektronik beruhende Computertechnik zu tun. Das betrifft • die CAD/CAM-Technik für die konstruktive und technologische Vorbereitung der Produktion • die rechnergestützte Prozeßsteuerung, • die rechnergestützte Fertigungssteuerung, • die rechnergestützte Qualitätssicherung, • den rechnergestützten Transport und, damit verbunden, • die rechnergestützte Lagerhaltung. Das stellt auch neue Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Rechentechnik und die Gestaltung der Kommunikationstechnik. In diesem Zusammenhang gilt es, den Möglichkeiten des subjektiven Einflusses auf die rationelle Gestaltung des Reproduktionsprozesses größtes Augenmerk zu schenken. Es erhöht sich sowohl der Wirkungsgrad der lebendigen Arbeit durch diese Technik. Zum anderen verstärkt sich der direkte Einfluß der Werktätigen auf eine hohe Verfügbarkeit der Maschinen und Ausrüstungen, auf die Vermeidung von Störungen. Arbeitsinhalte, Arbeitsanforderungen und Arbeitsbedingungen verändern sich mit dem Wirksamwerden der Automatisierungsprozesse sowohl in der materiellen Produktion als auch in der Leitung und Verwaltung gravierend. Das stellt neue Anforderungen an die Organisierung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit, den sozialistischen Wettbewerb und in der politischen Motivierung der Werktätigen überhaupt. Das verlangt, die sozialen Belange aus veränderten Arbeitsanforderungen und -bedingungen feinfühlig und vorausschauend zu klären. Die Erziehung der Werktätigen zu hoher geistiger Disziplin und Korrektheit in der Arbeit macht ein verantwortungsvolles Vorgehen aller Leiter, der Partei und gesellschaftlichen Funktionären in der Arbeit mit den Kadern erforderlich. An diesem Prozeß wird anschaulich deutlich, daß der Mensch die Hauptproduktivkraft ist und zugleich die Rolle der Produktionsinstrumente - die Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie eingeschlossen - für die Produktivkraftentwicklung entscheidend zunimmt. Mit der Tagung konnten zugleich wichtige Voraussetzungen für die weitere wirtschaftswissenschaftliche Arbeit geschaffen werden. Im Februar 1987 werden wir gemeinsam mit dem VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck" eine Ratstagung durchführen zu einem solch wichtigen theoretischen und praktischen Problem, wie die effektive Nutzung des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens bei der umfassenden Intensivierung. 1987 finden Tagungen zu theoretischen Erkenntnissen des Zusammenhangs von wissenschaftlichtechnischen Leistungen und der Gestaltung effektiver Absatzbeziehungen und zu den Wechselbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft statt. Hervorheben möchte ich die Bedeutung der für Ende 1987 vorgesehenen Tagung gemeinsam mit dem V E B Kombinat Leunawerke „Walter Ulbricht" und der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer" zu Anforderungen an die sozialistische Betriebswirtschaft un117

ter den Bedingungen umfassender Intensivierung und der Anwendung moderner Informationsverarbeitungstechnik und -technologien. Es kann eingeschätzt werden, daß der Wissenschaftliche Rat für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung eine langfristige und klare Konzeption zur Verwirklichung der Beschlüsse des X I . Parteitages der S E D und des Zentralen Forschungsplanes der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der D D R 1986 bis 1990 hat, die ausgehend von den Ergebnissen der heutigen Tagung weiter vervollkommnet und konsequent in

enger Gemeinschaftsarbeit zwischen Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftspraxis schrittweise zu verwirklichen ist. Mit dem Blick auf diese Tagungen rücken wir besonders solche Schwerpunkte in das Zentrum der Aufmerksamkeit der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, die an die Wirtschaftswissenschaftler bei der weiteren Vervollkommnung und Ausgestaltung der sozialistischen Betriebswirtschaft neue und größere Aufgaben stellen werden.

Anmerkungen Vgl. E . Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den X I . Parteitag der S E D . Berichterstatter: Erich Honecker, Berlin 1986; 3 . T a gung des Zentralkomitees der S E D , 20./21.11.1986. Aus dem Schlußwort des Genossen Erich Honecker, Berlin 1986.

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Vgl. G.Mittag, Leitung, Planung und Wirtschaftliche Rechnungsführung in der Volkswirtschaft der D D R , in: Einheit 10/86, S. 883. Vgl. G.Mittag, Spitzenleistungen in Wissenschaft und Produktion zum Wohle des Volkes, in: Neues Deutschland vom 6 . 1 0 . 1 9 8 6 , S. 3.