Theologie für die Praxis 2017 - Einzelkapitel - Glaube, Religionslosigkeit und die Kirchen in Deutschland. Bestandsaufnahme einer nationalen Binnenlogik von Religiosität in Westeuropa: Redaktion: Ruprecht, Edition 9783846998007

Claudia Schulz, Professorin an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, stellt in ihrem Aufsatz empirische Studien über

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German Pages 11 [15] Year 2020

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Glaube, Religionslosigkeit und die Kirchen InDeutschland
Bestandsaufnahme einer nationalen Binnenlogik vonReligiosität in Westeuropa
1. Die religiöse Situation in Deutschland: Daten undDiagnosen
2. Kirchen in Deutschland: Beispiel der Evangelischen Kirchein Deutschland
3. Glaube, Religiosität und Religionslosigkeit: Einespannungsreiche Szenerie
4. Interpretationen und Konsequenzen: Aktuelle Diskurse undOptionen
5. Ausblick: Optionen für Religiosität und Kirchen inDeutschland
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Theologie für die Praxis 2017 - Einzelkapitel - Glaube, Religionslosigkeit und die Kirchen in Deutschland. Bestandsaufnahme einer nationalen Binnenlogik von Religiosität in Westeuropa: Redaktion: Ruprecht, Edition
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Copyright © 2019 Edition Ruprecht I SBN: 9783846998007

Claudia Schulz

Theologie für die Praxis 2017 - Einzelkapitel - Glaube, Religionslosigkeit und die Kirchen in Deutschland. Bestandsaufnahme einer nationalen Binnenlogik von Religiosität in Westeuropa

Theologie für die Praxis

Edition Ruprecht

2017

Glaube, Religionslosigkeit und die Kirchen In Deu tschland

Bestandsaufnahme einer nationalen Binnenlogik von Religiosität in Westeuropa Claudia Schulz

Dieser Beitrag bietet einen knappen Überblick über die religiöse Situation in Deutschland, die Situation der Religionsgerneinschaften und insbesondere der christlichen Kirchen. Weil das Gesarntbild von Religiosität und Areligio­ sität in Deutschland ein ausgesprochen kornplexes Bild ergibt, beschränke ich rnich auf einige zentrale Ausschnitte aus diesern Bild und skizziere anhand exernplarischer Daten und Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien die Grundstruktur. Zu bedenken ist dabei, dass aus religionswissenschaftlicher Sicht Westeuropa insgesarnt und Deutschland noch einrnal [ur sich einen Sonderfall darstellen. Wahrend sich auf anderen Kontinenten verschiedene Religionen einer hohen Vitalität erfreuen, ist Europa in weiten Teilen stark säkularisiert. Dies gilt - rnit wenigen Ausnahrnen - vor allern [ur Osteuropa, aber ebenso [ur zahlreiche Länder Westeuropas wie etwa die Niederlande, Großbritannien oder Frankreich, in denen der Anteil der Menschen rnit einer Bindung an die christlichen Kirchen stetig sinkt. Für einen Überblick stehen arn Anfang dieses Beitrags grundlegende Da­ ten und Diagnosen. Von hier aus frage ich nach einzelnen Befunden in Bezug auf Glaube, Religiosität und Religionslosigkeit, urn schließlich anhand aktu­ eller Diskurse urn die angernessene Einschätzung und Bewertung der Lage einige Interpretationen vorzunehrnen und Konsequenzen und Optionen [ur Religiosität und die Kirchen in Deutschland aufzuzeigen.

1. Die religiöse Situation in Deutschland: Daten und

Diagnosen Eine Bestandsaufnahrne von Glaube, Religiosität und Religionslosigkeit rnuss die Akteure irn Feld der Religion beachten - und darnit auch die inforrnellen und organisationalcn Einheiten, in denen Religion beobachtbar ist. Hierin liegt bereits die erste große Herausforderung [ur eine Sichtung der Lage. Zu-

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nächst, das zeigen repräsentative Studien wie die Allgerneinen Bevölkerungs­ urnfragen der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 1 , lässt sich von einer insgesarnt großen Zahl von Menschen in Deutschland sprechen, die religiöse Aspekte, eine spirituelle Dirnension des Lebens oder eine wie weit auch inlIner gefasste Sicht auf Religion grundsätzlich interessant finden. Dagegen ist die Gruppe der irn eigentlichen Sinn religiösen Menschen kleiner, und an ihr zeigt sich das zentrale Problern der Forschung über Religiosität: Entweder werden Da­ ten über die Religiosität der Menschen erhoben, indern Religiosität definiert und operationalisiert wird und Befragte einer Urnfrage Angaben zu den so definierten Merkrnalen rnachen, etwa zu ihrer religiösen Praxis oder ihren Überzeugungen. Oder die Befragten werden unrnittelbar danach gefragt, ob und wie stark sie sich selbst als religiös oder spirituell einschätzen. Irn einen Fall riskieren die Forschenden, ungenügend operationalisiert und darnit die Religiosität nicht scharf erfasst zu haben. Dann sind unter anderern die daraus gezogenen Schlüsse unzutreffend, weil Menschen beispielsweise an religiösen Veranstaltungen nicht teilnehrnen und dogrnatische Sätze der Kirche nicht rnitsprechen rnögen, sich aber dennoch als religiös ernpfinden oder individu­ elle Rituale oder andere Modi der Glaubensüberzeugung und ihrer Urnset­ zung ins tägliche Leben entwickelt haben. Irn anderen Fall sind die Forschen­ den der rein subjektiven Sicht der Befragten ausgeliefert. Was diese nun selbst unter einern religiösen oder spirituellen Menschen verstehen und warurn sie sich (nicht) als einen solchen bezeichnen, bleibt der Welt verschlossen. Hier ist dann aber sichergestellt, dass nicht versehentlich - etwa durch die Interpre­ tation eines Gottesdienstbesuchs als aktive Religionsausübung - Befragte ge­ gen ihre Selbsteinschätzung als »religiös« gewertet werden. In dieser Situation einer unLlITlgänglichen Unschärfe lassen sich, wieder in einerrl etwas kleineren Urrrfang, Mitglieder von Religionsgerrreinschaften zäh­ len, was zLlITr: indest cherheit bietet. Hier liegt die Unschärfe dann dort, wo es irrr Bereich der klei­ nen religiösen Gerrreinschaften ungenaue Daten über Mitgliederbestände gibt und Doppelrrritgliedschaften oft nicht ausgeschlossen werden können. Vor al­ lerrr aber ist die Zahl der Muslirn.e in Deutschland kaurrr exakt anzugeben, weil Moscheevereine rrrit ihren Mitgliederlisten kaurrr die eigentliche Zahl der Nutzerinnen und Nutzer erfassen. Hier bleiben nur Schätzungen, welche An­ teile der Menschen rrrit Wurzeln in überwiegend rrruslirrrisch geprägten Her­ kunftsländern aktuell rTlLlslirrrischen Glaubens sind. So ist der konzentrierte

1

GESIS - Lcibniz-Institut rur Sozialwisscnschaftcn: Allgcmcinc Bcvölkcrungsumfragc dcr Sozialwisscnschaftcn ALLBUS 2012. GESIS Datcnarchiv, Köhl 2013, ZA 4614. Auf dic Aussage )(Jb es einen Gott b:ribt, ist mir cb:ral« rC3b:r1.crcn 63,591"1 der Befragten mit )Trifft voll und ganz zu« oder mit )Trifft eher zu« und nur 36,591"1 der Bcfrab:rt:cn mit )Trifft eher nicht zu« odcr »Trifft übcrhaupt nicht zu«, V137.

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Blick, der in'! Folgenden ergänzt ist durch einen vertieften Blick auf die Evan­ gelische Kirche in Deutschland, ein durchaus nützlicher Fokus auf eine gut untersuchte Glaubensgemeinschaft, anhand derer sich einiges lernen lässt über das »Funktionieren« von Religionsgemeinschaften in Deutschland. Aktuell zählt die Bevölkerung in Deutschland knapp

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Millionen Mit­

glieder der Römisch-katholischen Kirche in Deutschland und knapp 22 Mil­ lionen der Evangelischen Kirche in Deutschland.2 Dies sind insgesamt der Bevölkerung, weitere zungsweise

5-6 %

35 %

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sind religionslos bzw. konfessionslos. Schät­

der Bevölkerung sind Muslime3 und etwa

2%

gehören

verschiedenen orthodoxen Kirchen an4. Daneben gibt es kleinere Gruppen von Menschen jüdischen Glaubens oder mit Zugehörigkeit zum Buddhis­ mus, Hinduismus oder protestantischen Freikirchen. W ichtig ist, dass sich anhand der Datenbasis jenseits der etablierten Kirchen mit verlässlichen Mit­ gliederdaten nur schwer von der religiösen Überzeugung der Menschen auf eine Zugehörigkeit zu einer religiösen Organisation schließen lässt.

2. Kirchen in Deutschland: Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland Die großen sogenannten Volkskirchen in Deutschland sehen sich gegenwärtig von verschiedenen starken Wandlungsprozessen betroffen. Erstens gehen die Zahlen der Mitglieder stetig zurück, was auf Austritte, aber ebenso sehr auf den demographischen Wandel zurückzuftihren ist und mit dem allgemein schwächer werdenden Grad der organisationalen Bindung der Bevölkerung zu tun hat. Zweitens vermerkt die Forschung eine Entkirchlichung, was den Bedeutungsverlust der Institution oder Organisation Kirche meint und ihre geringer werdende Strahlkraft ins gesellschaftliche Leben hinein. Drittens ist ein Bedeutungsverlust religiöser Fragen insgesamt zu vermerken, der aber keine Ablehnung von Religion meint, sondern ein Verblassen des Interesses an einer persönlichen Religiosität darstellt: Religiöse Fragen erscheinen im Alltag als unwichtig und verzichtbar, wobei die Option, sich damit zu einem

2

Dic Ar1b'3bcn stammcn von dcn Rclib>1onsgcmcinschaftcn selbst: Dcutschc Bischofskonfc­ rcnz: Flycr Eckdatcn Kirchcnstatistik 2016 (http://www.dbk.dc/fileadmin/rcdaktion/di­ vcrsc_downloads/prcssc_201 7/2017 -121 a-Flycr-Eckdatcn-Kirchcnstatistik-2016.pdfj und Evangelischc Kirchc in Dcutschbnd: Zahlen und Faktcn zum kirchlichcn Lcbcn 2017 (http://archiv.ckd.dc/download/broschucrc_201 7_intcrnct.pdfj.

3

Nach Bcrcclmungcn Endc 2015, vgl. BAMF (Hg.): Wic vielc Muslimc lebcn in Dcutsch­ bnd?, 29 (http://www.bamf.dc/SharcdDocs/Anlagcn/DE/ PublikationCll/W orkingPapcrs/ wp71-zahl-muslimc-dc utschbnd. pdf?_blob�publicationFile).

4

Diese und die folgenden Anb:rabcn nach Einschätzungen des rclib:r1.0l1S\visscnschaftlichcn Mcdicn- und Informationsdicnstcs (REMID: http://rcmid.dc/info_zahlenj).

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anderen Zeitpunkt - bei Bedarf - wieder zu befassen, als Bestandteil dieser Haltung zu betrachten ist. 'i Die Evangelische Kirche in Deutschland hat in ihren seit 1972 im Ab­ stand von zehn Jahren durchgeführten Untersuchungen unter Mitgliedern ab 14 Jahren einen beispiellosen Datenbestand geschaffen und einen großen Er­

kenntn isgewinn über die Binnenstrukturen der Kirchenmitgliedschaft er­ möglicht.6 Eine der Überraschungen dieser Forschung, auch nach 50 Jahren, liegt in der Erkenntnis der immensen - relativen - Stabilität der Großorgani­ sation. Unabhängig von vielen Austritten in den vergangenen Jahrzehnten und damit einem erheblichen Abschmelzen des Mitgliederbestandes ist die Verbundenheit der Mitglieder mit ihrer Kirche über die Jahrzehnte stabil. Diese Verbundenheit wird erfasst in der Frage »Wie verbunden fühlen Sie s ich der Evangelischen Kirche?«.

2012 2002/2004 1992 1982 1972 0% • sehr

20% ziemlich

40% • etwas

60% • kaum

80%

100%

• überhaupt nicht

GefLihl der Verbundenheit unter evangelischen Kirchenmitgliedern seit 19927

5

Diese Indifferenzthese hat beispielhaft bereits DetlefPollack plausibel dargelegt, vgL ders.: Säkularisierung - ein moderner Mythos? Studien zum religiösen Wandel in Deutschland, Tübingen 2003, 139f[

6

Begonnen mit Hild, Helmut (Hg.): Wie stabil ist die Kirche? Bestand und Erneuerung. Ergebnisse einer Meinungsbefragung, Gelnhausen 1974.

7

Eigene Zusammenstellung. Datenquelle: EKD-Erhebungen über Kirchenmitgliedschaft 1972 bis 2012. Zuletzt: Heinrich Bedfcxd-Strohm/Volker Jung (Hg.): Vernetzte Vielfalt. Kirche angesichts von Säkularisierung und Individualisierung. Die fLinfte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Gütersloh 2015. In der Untersuchung von 2002 waren zusätz­ liche Daten fLir die neuen Bundesländer nötig, wodurch imJahr 2004 eine Nacherhebung­ Ost stattfänd, die hier (gewichtet) eingerechnet ist.

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Inuner wieder legten kleine Schwankungen nahe, von Veränderungen der Ränder oder irn Mittelfeld zu sprechen, insgesarnt jedoch ist die Verbunden­ heit der Mitglieder stabil - wie der Anteil der austrittsgeneigten Mitglieder sich über dieJahrzehnte nicht verändert hat. Diese Stabilität findet sich auch in den Mitgliedschaftsgründen, bei denen ebenfalls seit Jahrzehnten der Wunsch nach Kasualien (eine kirchliche Bestattung, Trauung oder Taufe), die farniliär tradierte Übereinstinunung rnit der Zugehörigkeit zur Kirche und der christlichen Glaubensgerneinschaft sowie die Übereinstinunung rnit den diakonischen Anliegen der Kirche (Hilfe fur Arrne, Kranke, Bedürftige) die stärksten Zustinunungen in Befragungen erhalten. Der Wunsch nach Ge­ rneinschaft und das explizite Interesse an religiösen Inhalten oder religiöser Betätigung verbleiben stabil auf den hinteren Plätzen. Bei den Aspekten, die das Leben einer Ortsgerneinde ausrnachen, die religiöse Praxis und die Ge­ rneinschaft, handelt es sich rnit Blick auf die Gesarntzahl der Kirchenrnitglie­ der urn ein Interesse einer kleineren Gruppe von etwa einern Fünftel der Menschen, die das kirchliche Leben prägen.H• Ebenso stabil ist die Erwar­ tungshaltung der Mitglieder: Sie richtet sich neben dern Angebot an Gottes­ diensten und Kasualien vor allern auf diakonische Aktivitäten (diakonische Einrichtungen, Beratungsstellen, Kindertagesstätten). Auf der anderen Seite - inrnitten dieser Stabilität - ist die konkrete Be­ teiligung

der

Kirchenrnitglieder

arn

kirchlichen

Leben

ausgesprochen

schwach ausgeprägt. Nur ein Viertel der Mitglieder beteiligt sich, abgesehen vorn Besuch eines Gottesdienstes, arn kirchlichen Leben, besucht Gruppen oder Kreise, Chöre oder Feste oder ninunt an Kirchenwahlen teil.9 Die Be­ sonderheit der Binnenstruktur der Kirchenrnitgliedschaft in Deutschland liegt offenbar darin, dass rnit einer grundsätzlich deutlichen Verbundenheit rnit der Organisation und einer stabilen Erwartung an diese die Religion selbst irn Alltag fur die große Mehrheit kaurn eine Rolle spielt - dies aber wiederurn nicht als problernatisch oder unpassend betrachtet wird. Vielrnehr leben Kirchenrnitglieder rnit einern grundsätzlich positiven Gefuhl ihrer Kir­ che gegenüber, verzichten aber darauf, Angebote zu nutzen und ihre Rechte als Mitglieder urnfassend wahrzunehrnen. Sie unterstützen die Organisation durch ihre Mitgliedsbeiträge (Kirchensteuern) und Spenden.

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Heinrich Bedford-StrohmjVolker Jung (Hg.): Vernetzte Vicl[1lt. Kirche angesichts von Sä­ kubrisierung und Individualisierung. Die fLinfte EKD-Erhebung über Kirchenmitglied­ schaft, Gütersloh 2015, 46Rf.

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3. Glaube, Religiosität und Religionslosigkeit: Eine spannungsreiche Szenerie Die Bedeutungsfelder von »Kirchenbindung«, »Religiosität« und »Glauben« sind kaurn voneinander zu trennen und nur schwer einzeln exakt zu bearbei­ ten. Für die große Mehrheit der Menschen in Deutschland bedeutet eine christlich-religiöse Haltung zugleich die Mitgliedschaft in einer der großen Kirchen oder einer anderen christlichen Gerneinschaft. Daneben gibt es je­ doch den christlichen Glauben ohne forrnale Zugehörigkeit zu einer religiö­ sen Gerneinschaft - und urngekehrt eine Verbundenheit rnit der christlichen Kirche ohne den Glauben oder religiöse Interessen irn Allgerneinen. Dies fin­ det sich vor allern unter solchen Kirchenrnitgliedern, fur die andere Mitglied­ schaftsgründe ausschlaggebend sind oder die ihre Mitgliedschaft aus Traditi­ onsbewusstsein nicht in Frage stellen, auch wenn sie rnit den Grundanliegen der Kirche nicht übereinstinunen. In der deutschen Bevölkerung ist die religiöse Einstellung in den vergan­ genen Jahrzehnten inuner stärker zurückgegangen. Vor allern in den neuen Bundesländern, aber zunehrnend auch in den alten Bundesländern, erfahren inuner weniger Menschen eine religiöse Sozialisation und lernen den christ­ lichen Glauben bereits in Elternhaus, Kirchengerneinde oder Religionsunter­ richt kennen. lU Die Konfessionslosigkeit wird auf diese Weise »vererbt« wie bislang die Zugehörigkeit zu einer Religionsgerneinschaft, indern Kinder we­ nig Kenntnisse über Religion erwerben, kaurn Gespräche über religiöse Fra­ gen erleben und nicht in eine Religionsgerneinschaft eingefuhrt werden. Dennoch ist die Mehrheit der Bevölkerung aktuell (noch) von der Existenz eines persönlichen Gottes oder »irgendeines höheren Wesens oder einer geis­ tigen Macht« überzeugt. Nur ein starkes V iertel

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