Tausendundeine Nacht : Das glückliche Ende 9783406688263

Nach der Handschrift der Raşit-Efendi-Bibliothek Kayseri erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott. Mit 7 Kalligr

129 105

German Pages [434] Year 2016

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Tausendundeine Nacht : Das glückliche Ende
 9783406688263

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Tausendundeine Nacht Das glückliche Ende Nach der Handschrift der Ra$it-Efendi-Bibliothek Kayseri erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott tf

Verlag C.H.Beck

Mit 7 Kalligraphien von Mustafa Emary nach Texten aus der Kayseri-Handschrift sowie 14 Fotografien und 1 Karte

© Verlag C.H.Beck oHG, München 2016 Satz: Fotosatz Amann, Memmingen Druck und Bindung: CPI - Ebner & Spiegel, Ulm Umschlaggestaltung: Verlag C.H.Beck nach einem Umschlagkonzept von Uwe Göbel, München Umschlagabbildung: Haremsdamen auf einer Seeterrasse; Indien, Moghulschule, 17. Jh.: Foto: bpk/Museum für Islamische Kunst, SMB/Georg Niedermeiser Reihensignet: Karl Schlamminger Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in Germany 1SBN 978 3 406 68826 3 www.chbeck.de

Inhalt

Von Tieren und Menschen 13 Frau Pfau und die Ente 13

Das fromme Taubenpärchen 30 Die Versuchung des Einsiedlers in den Bergen 31

Die Leiche im Flussbett 36

Fuchs und Bär im Weinberg 39 Der Falke und das Rebhuhn 47

Der Kranke als Arzt 50 Die undankbare Schlange 56

Der König der Tiere 57 Der Fischvorrat 59

Der Sesamdieb 60 Wahre Freundschaft 62

Vom Fuchs, der den Raben zum Freund wollte 63 Der Floh und die Maus 64

Der Falke und die Raubvögel 68 Der selbstgefällige Spatz 69

Die List des Igels 71 Vom Bauern, der nicht säen wollte 72 Der Kaufmann und die zwei Betrüger 73

Die Frau des Metzgers 74

Die zerschnittenen Kleider 76 Der dumme Weber 77

Der Spatz als Wesir 78 Vom Marder, der das Goldhähnchen zum Freund wollte 80 Dressur wider die Natur 82

Der eifersüchtige Kranich 86 Der König und die Frankolinhühner 90 Die Elster als Schicksalsvogel 92 Witze über Geizhälse 96

Streiche des Schelmen Musabbid 99 Anekdoten von schlagfertigen Blinden, Schwerhörigen und anderen Versehrten 105

Was ist Glück? 110 Aschabs Abenteuer mit dem geizigen Gouverneur 111 Weitere Witze, Aussprüche und Schwänke 114 Ein Gespräch unter Frauen 121

«6*

Die Geschichte von König Schadbacht und seinem Wesir 125 Der Verliebte und sein Lehrer 127 Der Sänger und der Apotheker 136 Vom König, der den Kem der Dinge kannte 145

Der reiche Mann und sein armer Schwiegersohn 152 Das Vermächtnis des weisen Mannes 159

Vom Königssohn, der in ein Bild verliebt war 162 Der Tunnel zum Glück 166

Die Rätselfragen des Wesirs 169

Der Baum der Erkenntnis 172 Der König und der Steuereintreiber 174 Das salomonische Urteil 176

Der betrogene Einbrecher 178 Jesus und die drei Soldaten 181 Hilfe mit Hintergedanken 181

Wie die Hühner das Königreich retteten 182

Von einem, dem seine Vorsicht zum Verhängnis wurde 189 Wahre Gastfreundschaft 190 Der Irre und der Stadtstreicher 194 Künstlerpech des Kupplers 197 Die treue Frau des Mekkapilgers aus Nischapur 200

Das Mädchen mit dem aufgeschlitzten Bauch 211

Der Weber als Arzt 214 Die beiden Gauner, die sich gegenseitig betrogen 220

Der teuer verkaufte Esel 229 Der Betrüger und die Kaufleute 232

Der Falke und die Heuschrecke 235

Der König und die Frau des Kammerherm 237 Der Turban mit den Brandflecken 238

Der hässliche Mann mit der hübschen Frau 242 Die Geschichte des hässlichen Mannes 243

Der König, der Frau und Kinder verlor und wiederfand 246 Salim und Salma 258 Der entrechtete Wesir 278

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Sultan Baybars und die sechzehn Offiziere 285 Mord ohne Leiche 289

Der Fluch der guten Tat 299

Liebe auf den ersten Blick 301 Die schwangere Diebin 306

Die klugen Juristen 307

Der gefälschte Ehevertrag 309 Die Schatulle 311

Die zweite Tür 313

Das Fest der Einhändigen 322

Der Lohn der Prügel 326 Der Goldschatz 328

Schreck gegen Schreck 331 Die milde Gabe 332

Makabres Spiel 333

Ein windiger Dieb 335 Die dreiste Wette 336

Der Zeuge wider sich selbst 338 Das Krokodil als Retter 340 Rettung wider Willen 341

Des Königs eigene Geschichte 343

Das glückliche Ende 353 Das Lustschlösschen 356

Anhang Karte 372 Nachwort 373 Erläuterungen zu Transkription und Aussprache 413 Glossar 415

Nachweis der Kalligraphien und Ornamente 428

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen, zu dem wir unsere Zuflucht nehmen

Gott segne unseren Herrn Muhammad, seine Familie und seine Gefährten und schenke ihnen Frieden für immer und ewig und bis zum Tage des Jüngsten Gerichts. Amen, Amen! Gott ist alles, was wir brauchen. Wie gut sorgt Er für uns! Es gibt keine Kraft und keine Stärke außer bei Gott, dem Erhabenen und Mächtigen.

Schahrasad, du beste Erzählerin aller Zeiten! Lass uns aufregende Geschichten über Vögel und Tiere hören!

Und als die nächste Nacht gekommen war und König Schahriyar sich auf sein Lager zurückgezogen und seine Lust an seiner Gattin Schahrasad gestillt hatte, bis er fertig war, räusperte sich ihre Schwester Dunyasad. «Ach, Schwester», seufzte sie unter dem Bett hervor, «ich beschwöre dich bei Gott! Wenn du nicht schläfst, so erzähle uns doch eine deiner schönen Geschichten! Es soll aber eine sein, in der Vögel und Tiere sich unter­ halten, so wie du es König Schahriyar dem Großen, dem König der Zeit, versprochen hast.» - «Einverstanden, liebe Schwester, mit Vergnügen!», antwortete sie. Und König Schahriyar fügte hinzu: «Schahrasad, du beste Erzählerin aller Zeiten! Lass uns aufregende Geschichten über Vögel und Tiere hören mit deiner beredten Zunge, die die schönsten Melodien singt!» - «Ich höre und gehorche, o König der Zeit», entgegnete sie und begann zu erzählen: [Es ist mir zu Ohren gekommen,] o glücklicher König und Herr des rechten Urteils und der ruhmreichen Tat, dass die Überlieferer dieser Geschichte Folgendes behauptet haben sollen:

Frau Pfau und die Ente Man hat erzählt - doch Gott allein kennt das Verborgene, und nur Er, der Mächtige und Wohltätige, Freundliche und Barmherzige, weiß, was einst wirklich geschah in den längst vergangenen Geschichten der Völker -, dass es in alter Zeit und längst entschwundener Epoche und Vergangenheit einen Pfau gab, der sich mit seiner Frau einen Nistplatz am Ufer des Meeres gesucht hatte. Der Ort war von zahlreichen Löwen und anderen wilden 13

Von Tieren und Menschen

Tieren bevölkert, dazu auch dicht bewaldet, und aus Angst vor den wilden Tieren flüchteten sich jener Pfau und seine Frau des Nachts stets auf einen der Bäume, die dort wuchsen, und kamen erst früh am nächsten Morgen wieder herunter, um tagsüber auf Nahrungssuche zu gehen. Dieses Leben führten sie so fort, doch wuchs dabei ihre Angst, und schließlich beschlossen sie, sich einen anderen Nistplatz zu suchen, an dem sie sich sicher fühlen konnten. Auf ihrer Suche entdeckten sie eine dicht bewaldete, fruchtbare Insel mit vielen Flüssen und Wasserstellen. Auf dieser Insel ließen die beiden sich nieder und aßen und tranken von ihr. , warnte mich die Stimme. «Du darfst dich von sei­ nen Worten und seiner süßen Rede nicht in die Irre führen lassen. Er täuscht dich nur, legt dir einen Hinterhalt und schmiedet listige Pläne ge­ gen dich. Darum Vorsicht und nochmals Vorsicht vor seiner Bosheit, Tücke und Verschlagenheit! Denn mit ihm verhält es sich gerade so, wie es in die­ sem Vers beschrieben wird: Erst gibt er dir von seiner Zungenspitze Süßes, Dann hintergeht er dich gleichwie ein Fuchs.»

«Es ist der Mensch», fuhr die Stimme des Warners fort, - «Der Grund dafür ist», erwiderte der junge Löwe, «dass mein Vater, der alte Löwe, mich schon seit vielen Tagen mit mahnenden Reden vor dem Sohn Adams warnt, bis ich schließlich heute Nacht im Schlaf und süßen Schlummer von einem Menschen geträumt habe ->, und dann, meine Schwester, erzählte mir der junge Löwe dasselbe, was ich dir auch schon von mir erzählt habe. «6* [«Und was ist deine Meinung dazu?»], fragte mich der Löwe, und ich erwiderte: «Du solltest dich dazu ent­ schließen, den Adamssohn zu töten, und darfst von diesem Vorhaben nicht ablassen, denn ich fürchte um mein Leben und ängstige mich über die Maßen vor ihm. Jetzt ist auch deine Angst zu meiner Angst dazugekom­ men, und da du, der Sultan aller wilden Tiere, vor dem Menschen Angst hast, fürchte ich mich umso mehr.» W‘ li > ti ’ ;i

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Abb. 13: Die Formeln «Da überraschte» und «Es ist mir zu Ohren gekommen» sind mit roter Tinte in die ausgesparten Textlücken eingefügt (rechte Seite, Zeile 1

und 5). Die Zeile für die Nachtüberschrift und -Zahlung (rechte Seite, Zeile 4) ist jedoch noch leer. MS Kayseri Räjid Ef. 614, fol. 27b/28a

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