Strafrechtliche Übungen: 70 Rechtsfälle und 70 lehrmässige Aufgaben [Reprint 2019 ed.] 9783111492001, 9783111125633


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German Pages 75 [76] Year 1948

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Inhalt
Vorwort
Einleitung
Rechtsfälle
Rechtsfragen
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Strafrechtliche Übungen: 70 Rechtsfälle und 70 lehrmässige Aufgaben [Reprint 2019 ed.]
 9783111492001, 9783111125633

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STRAFRECHTLICHE ÜBUNGEN Siebzig R e c h t s f ä l l e und siebzig lehrmäßige A u f g a b e n

von

Professor Dr. h. c. Emil Niethammer Reichagerichtsrat a. D.

B E R L I N

WALTER

1 9 4 8

DE G R U Y T E R

&

CO.

v o r m . G. J. G ö s c h e n ' 9 c h e V e r l a g s h a n d l u n g / J. G u t t e n t a g , V e r l a g s b u c h h a n d l u n g G e o r g R e i m e r / K a r l J. T ü b n e r / V e i t & C o m p .

Arcfciv-Ni 23 2 « « Printed in Germany / Drude ; Budidrudcerei .B»n daß De ne Eltern steh mündlich und schriftlich verächtlich und gehässig über ihre gegenwärtige Regierung ausgesprochen haben." Der Brief erreichte die Frau nach drei Talgen in Stuttgart-, Sie teilte den Inhalt 'den Elttern mit. Die Angst vor der Drohung des Mjanines bewag die Eltern, ihrer Tochter werfrvoflle Stücke aus dtam Familienschmuck auszuhändigen^ und die Tocötter, dem Verlangen ihres Maimnies durchaus nachzukommen. Gilt dais deutsche Strafreöht für die Tat dee Staatsangehörigen der Schweiz? 2.

a) Ein Knecht, dier ein Bern gebrochen hatte, wurdie zum Arzt gejbrataht. Dieser betäubte i'hn dtfffch eine Einspritzung. Im bewußtlosem Zuistland stieß dler Knecht Laute und Wcxrte aius, die teoil§ sinnlos waren, teils aLs unflätige Beschimpfung des OrtSvarstehers* aus^gelegt werden konnten. Auoh schlug er mit den Armen um sich. Ein Schlag traf den Arzt so unis Gelsicht, diaß er einige Tage lang in (der AMsülblun|g seines Berufs behindert war. b) Eine Bauernfau war ihmes Ehemanneis überdrüssig geworden. Um ihm iden Tod zu bereiten, kochte sie ei'nie Wurzel des Eiisenhuts ab ulnid ©ab den Ablsuld dem Mawn zu trimjkem. Der Mann trank und stlalrb nadh einer Stujnide unter qualvollen Schmerzen. 15

c) Der Fülhlrer eines Eersonmkraftwagems wollte eine weilt entfernte B,ahnstlatiioin rechtzeitig zur Abfahrt eines Bahnzugs er reichen. Deshalb fuhr ¡er durch em eng und winkelig geblautes Dorf mit mehr als sechzig Kilometer Geschwindigkeit iln der Stunde. Ein Kind spriaixg von .einer Nehangasse in die Fahrbahn, wurde~ vom Wagen erfaßt umd getötet. WoTrim besteht — von den Grrundlagen des Staafrechtls aiuis betrachtet — der wesentliche Unterschied zwischen dem, was seitens dies Knechts, der Bauernfrau und des Kraftwagenführers geschehen iist? 3.

a) Ein Landstreicher bettelte iln' einem Dorf. Die Bauern uind Bäueriinjnian weisen ahn grob ¡ab. Er verließ !de.n Ort, hungrig, zornig und fluchendl Alis er am Dorfrand 'angelangt wair, «ah er, daß Fum>ketn auls einer vorüberfahrenden Maschine *aiuf einen Sttroihhapfen am einer Schleuer gefallen waren und sich dort in mehr als Handbreite eingeiressietn haitten. Er erkaninlte die Gefahr eimeß Brandes Eiti Fußtritt hätte genügt, dajs glitamendle Stroh zu zertreten. Hätte der Landstreicher so gehandelt, so hätte er keinen Schaden erlitten and keilnie Gefahr auf sich eeladein. Er dachte aber im seinem Zarn: „Maig das ruur weiter brennen. Dals gainize Dorf soll in Flammen stehen. Das geschieht dem Geizhälsen gerade recht." Also ging er untätig weiter. Die Flammen breiteten sich aus, ergriffen die Sdhleluer mnld spnajmgen von da auf andere unbewohnte und bewohnte Geihäuldle über. Ein Teil das Dorfes 'brannte nieder. b) Ein Gemeihdediener nahm aiuif eirnem eiligem Diemist'gaing durah das Darf wahr, daß zwei Kimder im Alter von drei und vier Jahren in einer Scheuer mi.t einer brennenden Kerze spielten, die sie der Sflallaternia entinorrimen hatten. Daß Brandgefahr vorlag, kam ihm t u m Bewußtsei'n. „Um alles kann ich nwah nicht kümmern", dachte er, „und wenn ich die Kinder dieser Frau zurechtweise, hialbie ich 'nur Ärger, denn sie ist böse Uind zänkisch." Demigemäß setzte er tseitoetn Gang fort, ohnie einzugreifen. Durch dias Spliel der Kimder mlit der Kerze entstand Feuef im Gebäude. Die KiWder kamen in dien Fliammetn um. Hajt der Landstreicher, hat der Gemeiinidednener eilne sto-afbare Hairadl'uinig ibegainigen? Wenn dies dier Fadl ist,'gegen welches Gesetz hat der eine oder der lamidere verstoßen? .4.

Ein Kaurßmann haitte mit einer Angestelltem wiederholt Ehebruch begangen, sie aber dainn aus seinetm Dienjst entlassen. Die Ehefrau des Ktaulfmiamns erlangte Kenntnis von der EheveriehLung ihres Mainnets. Sie erhob Klage auf Scheidiulng der Ehe uind sitütfete sie auf 16

dem Ehebruch. Im Rechtsstreit bestritt der Beklagte dien Ehebruch foewuißti ¡der Wahrheit zuwider. Darafuifhin Ibsriaf siiöh die Klägerin aulf das Zeuginiß jener Angestellten. Der Beklagte verständigte sich miit 'dieser wieder mündlich noch schriftlich. Var dem mit der yerrletomunig 'der Zeugin beauftragten Richter erklärte 3i.dh die Angestellte zuim Zeugnis bereit. Sie gab bewußt wähirihe itawi'drig am, daß der Beklagte zwar mehrmals zudringlich gegien sie giewordletn sei, den Beischlaf aibietr nicht rni't ihr vollzogen habe. Der Richter ermahnte dile Zeugiin zuir Angabe der Waihriheit, belehrte sie über die Folgen ,einies Meülneiidis um!d beeidigte sie. Der bei der Vernehmung anweaeride Kaufmann ließ -diles schweigend geschehen. Kann er für den von seiner ehemaligen Angestelltem begangenen Meineid strafrechtlich verianitworitlich gemacht wenden? Wie ist — wettn dliie|s zutrifft — der Schuldspruch zu fassen und au begründen? 5. Em unverheirateter Mann in guiter Stellluing unid mit ausreichendem Einlkoimffniejn unterhielt- eiln Verhältnis mit eiroetm vermögenslosen Mäidlcihien alus achtbarer Familie. Das Mädchen wurde von ihim geschwängert. Er wies ihre flehentlichen Bitten, sie zu heiraten, ab, weil ihm Ider Abschluß einer Ehe mit eiinien reichem Bürgarstolch'tier in Aussicht stand. Ais die Niederkunft d|er Qeacihwiängerten maflne heranrückte, geriet sie in Verzweiflung. Die Furcht vor dem Kummer, den sie ihren Eltern bereiten, ulnd vor der Schjamde, die sie auf sidh lalden würde, li:eß dem Entschluß in ihr reifem, die Sohiwamigersohlafit zu verbergen utnld das Kind zu töten,, sobald es lebend zur Welt komme. Sie offenbarte dem Schwängerer alles, was sie bewegte unld was sie vorhatte. Er beharrte auf seüinier ablehnenden Stellungnahme, bestärkte sie zwar nicht in ihrem verbrecherischen Entschluß, gab ihr auicth keimen Rat für die Ausfü|hiru)n|g der Tat, itat andererseits aber auch 'nichts, tum sie au trösten uinid von ihinem. Vorhaben abzuhalten oder dieses z.u vereiteln. Sein Veräaaltan beruhte darauf, dlaß er den Tod' des vom ihm 'erzeugten Kindes, ¡durch die Tat der verzweifeltem Mutter wallte, damit er keinem Oniterhaltisamspruoh genügen müsse iun'd diie für ihn verloKJkenld'e Aussicht auf Verielhelidhung mit dem anderen Mäldplhen bewalhme. Diejenige, die er ¿im Stich gelassen hatte, erwürgte ihr liebetnisfälhig geborenes Kind gLeliich nach der Geburt. Isfdais Verhalten des selbstsüchtigem! Mannes ^taafrechtiich bedeutungslos? Wenn mächt, auf Gmund welchen Sürafgesetlzies kanjn er verantwortlich gemacht wertiiem? 6.

Ein Unterbeamter, dessen • Diensteimkommem für den Unterhalt seiner aiuis der Ehefrau und fünf "Kindern beistehenden Familie ge2 Strafrechtliche

Übungen

ríütgte, aber Ersparnisse nicht ermöglichte, ¡hatte ei;n€ Magd, die jahrzehntelang bei sainen Eltern und hernach bei ihm bedi ernste t gewesen war, in seinem Hauswesen taeilatssm. Sie erhielt kieilnien Ldhln, wuirtíle aber in dter Flamilie unterhalten und leistete dagegen häuislidhle Dienste. Als d!i;e Magd meihir als fünfundisechizig Jahre alt gjerwoitdlen war, schwand ihre Arbeitskraft. Sie wurde kränklich, befttilägerig uwd pflegebedürftig. "Unter dem Einfluß seiner geizigen uwd hairthie raiigen Ehefrau gewährte der H aiulsh alte vorstand d!er altern Maigd nicht die Pflegte uirnd Ernährung, die erforderlich gewiesen wären, um .ihren Zustand zu haasern und ihr Leben länger zu enthalten'. Er niah'm zunächst auich weder den Rat eines Arztes noch idie kostenlose Hilfie der Gemai ndtesdhtw ester für die Leidende in Anspruch. Emst alis er erkannte, daß mit dem nahen Tod der Alten zlu Telchinen wair, rief er einen Airzt ins Haius. Di'ejsar uintersuidhtte die Magd und gaib folgantdiets — zutreffendes — Urteil ab: „Wenn Sie nur eliin weni'g mehr für die Alte getan, ihr .ab uinld zu eine kräftige Suppe gereicht, ihre Wäsrihe und Lagielrstätte neinlicher gehalten ödtetr -mich oder die Gemeindeschwester achcxn vor Vier Wochen ziugiezogen hätten, dianm wäre noch zu hélíein gewasan. Dann hätte das Leben der Altan noch mnjndestemis ei® halbes Jahr dauern können. Jetzt aber ist es zu ¡spät. Die Alte ist durch Vernachlässigung iin dler Pflege und Ernährung zu wiefiit herabgekommen, zu schwach geworden. In wenigem Tagen wird der Tod sie wegnehmen." Zwei Tage danach starb die alte Magd. Wie ils't das Verhalten des Beamten und1 Steiner Ehefrau rechtlich au beurteilen? 7. Ein Foristtwaint besuchte albends mach dem Dienst eimie Schanlkwirt«dhlaift. In der Wirtsstube war nuir die fünfzehn Jalhrie laltla Tochter dies Wilrts anwesentd. Der Forstwiart hängte sein gelad'elnes und geBiidhierteß Gewehr an einen Kleiderhaken, setzte sich so, idlaß er das Gewehr im Auige hatte, unid ließ sich Spetise und Tramk geben. Nach kunaer Zeit fuhr der Forstmeister in sieiiniem KralfitJwagen vor dem Wirtshaus an. Er ráef den Forstwart heraus, richtete eine diemst]áichie Fra(ge an ihn und forderte ihn dann iauf, zur Aufkiärulng im Schlag mit ih|m in den nalhen Wald zu fahren. Der Forstwart sagte, er Wollte noch sein Gewehr auis der Wirtsstube holen. Dar Forstmeister erwi'detrte: „Lassen Sie dlais nur. Wir sind in wenigen Minuten zurück." Also fuhr der Forstwart mit 'dem Forsitmeister ,in den Wiald, Während das Gewehr im dler Stube zurückblieb. In dler Abwesenheit der beiden Männer nahm die Wirtstochter dais Gewehr vom Hajketo, machte sich am Schloß zu schaffen, entsicherte dais Gewelhir, ohne dies zu wissen- Und zu wollen, und verbrachte es dianm wieder diahiin, wo der Forstwart es aufgehängt hatte. Vor 18

Ablauf emer Viertelstunde kehrte dieser im die Wirtissituib« zurück. Alis er gelassen uirud getrunken hatte, machte er sich atuf dlem Wetg durdh den Wald nach dem Forsthiaus. Unterwegs beobachtete er ein ihm bekanntes altes Weib, die „Kräuterlene". Er hatte stie im Verdiadht, daiß sie beim Kräuteiis'uchen zugleich im Dienist ihres wildlennden Söhtoes Wildwechsel aufspüre. Tatsächlich walr 'dü© Alte an diösem Abelnld nur widerwülliig aulf Gehfeiß des Sohmels zu dlem vom Forstwart vermuteten Zwieck iin dein W!ald gegangen. Um sie einmal gründlich 'abzuschrecken, rief der Forstwart dde „Kräüteoilene" an. Er richtete das Gewehr, im Glauben daran, daß es gesichert sei, auf sie und gebot ihr, stillzustehen. Der Schuß löste sich aus dem entsicherten Gewehr und traf die Alte tödlich. Wer halt ihren Tod verursacht? der Forstwart? 'der Forstmeister? düe Wiirtstochter? dier Wilderer? Wem iist der Tod zur Schuld vorzuwerfen? 8.

Eine Krankenschwester wurde von dem Arzt, bei dlem sie schon seilt Jahrein tätig war, angewiesen, die Spritze zur Einspritzung eines Betäubungsmittels für den Eingriff zu füllen, den der Arzt an einem Brudhleiidiepidlen vornehmen wollte. Sie haltte das Geschäft schon oft verrichtet und war mit allem Erforderlichen vertraut, gab aber "dem betäubenden Stoff versehentlich — sie war damals müde unid albgeßpamint — statt der vorgeschriebenen die doppelte Stärke. Der Arzt brachte dais Mittel dem Krainteen bei. Dileser verfiel in Bewußtlosigkeit. Wälhtnenid d|er Arzt dann den Eingriff ausführte, stanld das Herz dös Kranken Still. Es gelang nmoht, sein Leben wieder zu erwecken. In der gerichtlichem Untersuchung erstattete dler Sachverständige ein Gutachten dies Inhalts, daß deir Kranke nach ärztlicher Erfahrung 'dien Eingriff lebemd übers tatrwlen hätte, wenm ihm das Betäubungsmittel tniuir in der vorgasotertiebenien Stärke eingespritzt worden warne! Weliche strafrechtlichen und stlrafvetriahrensreohtliichen Grundsätze sjüriid für die Beurteilung des Verhaltens der Krankenschwester nuaßgejbenid? 9.

Ein Bauiernbur-sche versetzte* seinem Nebenbuhler um di'e G.unsit einer Baiuarntochter bei einem nächtlichen Züsammenstoß mit dem Willen, ihn zu 'tötein, einem -gegen dite Brust gedichteten Messerstioh. Der Angegriffene wich rechtzeitig .auis. Der Stiidh traf nur den Oberarm ulnd verwundete ihln leicht, so daß weder das Leben des Verletztem ernstlich gefährdet noch eöin bleibender körperlicher Schladern zu befürchten war. Der Qr-taba'der verband die Wuinde urnd verunreinigte sie durch grobem Verstoß gegen die Pflicht zur 2*

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Sorgfalt, die ihm iln Ausübung seines Berufe c/blag und möglich war. Demzufolge trat Blutvergiftung ein- Der Verletzte wunde iin das Rneiskrainketrihiatuis eingeliefert, konnte aber votn den Ärzten nliicht mehr gerelttet werden. Er Start» am zehnten Tag nach der Verwundung. Erhiebt der Staatsanwalt Klage gegen den Mesäensteöher oder geigen den nachlässigen Bader oder gegen beide? Wie faßt er den Ank'laigesatiz? Wie stellt 'er das Ergebnis "der Ermittlungen in 'der Anklageschrift d'ar? 10.

Eiln städtischer Arbeiter streute bei Glatteis so, wie ihm dies aufgetragen war, Sand, den er vom aufgetschich'teteqi Haufen schaufelte, aulf Fahrbahn und Gehiweg. „Was machen Sie 'denn,?", rief ihm ¿in Voiübieirgehemider zu. „lindem Sie dien Sanld'hiaiuiein solchermaßen abtragen und1 diem Sand zerstreuen, beaahiädigefn Sie eine dier Stiadtgefiweilnjdle gehörige Sache. Sie tun dilels vorsätzlich. Ob Sie nedhttswi'driig Ihlandeüin, mag nach zu erörtern sein." Der Arbeiter setzte söiine Arbeit schweigend fort. Er dachte: „Der leidet wohl am Vierfofllguin'gswalhn. Er will das geradebiegen, wiais gar nicht knumm ist." Wer hlat necht? 11.

a|) Ein zwanzig Jajhre und zehn Mowate alter, der widlennatürlidhem Unzucht seit langem ergebener Mann, idler durch sein lasiterhiaftets Treiben isidhon viele Jugendliche schwer geschädigt hatte, vea> fülhrite einen 9echlzieihn Jahne alten Mann, mit ihlm Unzucht zu treiben. Der Mißbrauchte war nidhlt von ihm abhängig. Gewenhsmäßigkeiifc lag inlicht vor. b) Ein neunzehn Jahne alter Mann nahm eine unzüchtige Handlung mit der vierzehn Jahne und zwei Monate alten Tochter seines Nachlbairn vor. Er kannte daß Alter der Mißbrauchten und wußte auls »dem täglichen Umgang mit ihr, daß ihfle körperliche Entwicklung und ihre Willenskraft aiuf der Sttufe zurückgeblieben waren, auf 'der ein Mädchen regelmäßiger Beschaffenheit im dreizehnten Lelbtensjahlr steht. Ist lets nächtlich, möglich, einen der beiden Täter odier beide auf Grunld eiinier Vorschrift, die Zuchthaus (androht, zur Verantwortung zu zilehen? 12.

Ein Ziegelei arbe'iter war angeklagt, den Sonntagisanizlug einies Arbeits- und Schlafkamenaden aus diem unvtenachAossewän Schnank dar gemeümsaimieln Sdhüiafkammer gestöhlen zu haben. In der Haiuptverihandlunig wurdle durch einwandfreies Zeugniis erwiesiein, diaß ei den Anzu|g frühmorgens, ,als er sich unbeobachtet wähnte, auis diem 20

Schrianik genommjetn uind ¡aus der Kammer getragein ¡hatte. Das räumte der Angeklagte denn aiudh ein. Dagegen blieb ungeklärt), ob er in dler Absicht gehandelt haltte, diein Anzug so, als ob 'er ühm gehören wüfdie, zu ,tragen, wenn ex demnächst die Arbeitsstelle urnd den Aufenthaltsort weichsle, oder ob er von' vornherein nur darauf (ausgegangen wiar, dem mit ihm verfeindeten Kaim'eradetn Schiadlen zuizulfüigeri, und ob er diemgemäß dien Anzug alsbald iin dien brenmenldem Z'iegeleiofeln geworfen hatte. Dais eine wiar ebenso wahrsqhieinfllildh wie das andlere. Eine dritte Möglichkeit kam niidhjt inFrage. Trlaf das ernstere zu, so konnte eine gewisse Notlage zugunsten des Täters sprechen. Im anderem Faill wirkte die bösartige Gesinnung ewsdhwerend. Wlelleheis Urlteil i&rläßt der Richter? Au/f welche Gründe stützt er seine Entscheidung? 13.

ia) Ein Batuer, der mit einer Flinte mach Sperlingen schoß, siah, daß ein wertvolles fremdes Rind, das zur Tränike an dem Brunnen getrieben wiar, dort übermütige Sprünge mlaohtle ulnd dadurch den To/nkrug gefährdete, den er am Brümnaniraind aufgestellt hatte. Um seinen Kruig zu retten, erschoß er dais Rind. b) Ein Bankbeamter gab, als Bankräuber in einem gemieteten Kraftwagen vor dem Banfegebäude vorführen und dort eindringen Woltern, Schüsse iauf den Wagen und die Insassen aib. Die Schüsse tratflen keilniein Menschen, beschädigtem .aiber den einem Unbeteiligten gehörigen Wagen. c) Der Bewohner eines Siedlungshauses, der von seinem ihm an Knalft wert überlegenen Nachbarin bei Dunkelheit angefallen 'un'd mlißlhiamidielll wuirde, wehrte sich, indem ¡er mit 'seinem derben Stock äiu|i idlen Gtegtnör einschlug. Ein Schlag traf diesem, ein anderer — glelgan Idön Willen des Angeklagten — die Ehefrau des Nachbarn, die herbeigeeilt war 'ulnd ihren Mann umklammert hatte, um ihn wegzureißen. Wiie ist die Halt des Bautem, wie die des Bankbeamten, wie die dep angefallenen Siedlers rechtlich zu würdigen? 14.

Ein Witwier, der sich und seine drei Kinder (tm Alter zwischen vier ulnid aicjit Jahren mühsam durchs Leben brachte,, wunde von eilnem hartherzigen Gläubiger bedrängt. Er wandte sich mi/t der Bliitite ujm ein Darlehen schriftlich an einen auswärts wohmemiden Fneunid. Alis er längere Zeit keine Antwort erhielt unid dter Tag heranrückte, an dem die bei ihm gepfändeten Saichen versteigert •werden sollten, beschloß er, mlit Seinem Kindern iin den Tod zu gehlem, wieinn ihm nicht die erbetene Hilfe noch im letztem Auigen21

blick zuteil werden sollte. Er beschaffte einem ScMawch, paßte ihn an einen Hahn des Gasherdes an und bohrte eine Öffnung am umferieln Rand dler nach. dem Schlafzimmer fühnemfen1 Türe, ulmso Leuchtgas dorthin einströmen zu iaisisen. A m Abeinid vor der füir die Ausfülhruinig der Tat voulgesehenen Naöht braiehlte ihlm der Freutnd dlile erbetenen ZaMulngs mittel. Daraiuifihi'n stand dier Witwer von d)em Vorhaben ab. Wie bewlertet 'der Richter den Vorgang im Innleiten des Witwers? Wie urteilt er über diais äußere Geschehen? 15. Elim Hainküuingisigehi'lfe kaiuite ein kaiufimälnlnisoheis Nachschlagewerk gegen Abzahlung. Der Verkäufer belhilelt sich das Eigentum am dem Werk imlsioilainge vor, bis "der Kaufpreis gamz bereütnigt sei. Als 'drei Jaihre ¡seilt dieim Abschluß Idas Kaufs umld dietr Übergabe 'des Werks verstrichen waren und der Käufer neun Zehntel dies Kaufpreises entrichtet haitte, verschenkte er d^ts Werk an einem Freund. Welchen Inhalt kanin umld muß ,etitn Irrtuim dies Handlungsgehilfen über die tatsächliche oder die retifrtlidbe Lage haben, um dien- zu seinier VemSoJIgung wiegeln UmterscMag^ig erforderlichein Sdhiuidivorwuirif .äb betreult hatte. Die Magd antwortete, dier Frau bleibe kein aindeirier Ausweg, islie müsse ldais Verlangen des. Mamines erfüllen. In der zweiten Nacht mach 'der Abreise des Bauern schichteten die Frau und die Magd in gemeinschaftlicher Arbeit Stroh und Reisig auf dem Dachboden das bewohnten Tettls 'des Gebäuidets auf, gössen Erdöl darüber unid ziündetan dein Haufen an. Alis idiiie Flammen sich den unteren Stockwerken (näherten, retteten sie einqn Teil der Habe, insbesondere das Vieh auis dein Ställen. Das Gebäude brannte nieder. Wie ist daß Verhalten des Bauern, ideir Frau und dleir Magd rechtlich zu würdigen? 24.

a) Bin Gerichtswach t mieister hatte zwei Unterfsuichuingisgefainigene im Geridhitfigetfängni'S zu verwahren und zu verpflegen, einem Bauembuttischietn, dem Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod, uinld einen Kaufmanin, dlem Bankrott zur Last gelegt war. Er war frteuindlUch mit idlefn Gefangenen u!nd verpflegte sie, wie eis sich gehörte. Alles, wais er für die Geifaingamen tat, w.ar pflichtgemäß. Der Bauiernburache wuirde ulwter der Annahme, daß er dn Notwehr gehandelt habe, auißer Verfolgung gesetzt und freigelassen. Als er sich vom Wachtmeister verabschiedete, sagte dieser zu ihm: „Sie sind gut weggekommen, haben es auch gut bei mir gehabt. Für einen Mann in meiner Stellung mit viielen Kindern ist dais Leben nicht leicht. Ihr Vater -aber hat einein großein Hof, dem würde eis nichts ausmach ein, weran er eitnlmal etwas * Reichtas zu meinem kleinen Haushalt beisteuerte." Daraufhin brachte der Bauer deim Wachtmeister am nächsten Markttalg eine geis/chlachtlete Gans, Der Wachtmeiister verzehrte sie in seiner Palmlilie. Der Kaufmann blieb imdes in Haft. Seime Frau, die ihnen Mainin1 iab uinld zu besuchte, überreichte dem Waichtmeister nach einlilger Zeit' einen Hundertmarkschein mit dien Worten: „Mir liegt viel Idaran, daß mein Mann so wie bisher gut verlangt wird, damit er nicht vom Kräften komme. Ich halbe Vermögen. Sie wenden einem Zuschuß zu Ihrem Diensteinkommen wohl brauchen kömmein." Der Beamte ließ s.ch dadurch zur Annahme des Geschenks bewegen. b) Ein Ziigarrenhätnidler hatte Waren an Kunden geraume Zeit nach 'der für den Gasohäftaschluß polizeilich1 vorgeschriebenen Stunde verkauft. Ein Polizerwachtmeis'tar kaim dazu uind betrat den Laden, wonauf die Kunden weggingen. Dar Händler mußte die Ubertaetuinig zugestehen. Der Wachtmeister machte >die vorgeschriebenenj Einträge in sein Anzeigebuch ulnd beantwortete eine Fragie

etes HäJnicUieirts cCa/hin, daß dieser 'diesmal, da die dritte Anzeige gegen ihm vorlege, niaht nur einie Geldstrafe, sondtem auah eine weinigsterrs vorübergehende Untersagtunig des Betteebs zu erwarten hlaibe, Dann schickte er Sieh an zu gehen. Untier der Tüire wandte «r sich nochmals um utrud sagte: „Ich will qs mir überlegen, ob idh nicht die Anzeige uinterlaisisien ka^n. Aber Sie müssein mir dann \auch entgegenjkßmmieln. Dais Rauidhen (ist miun einmal meine Tjeidensch&ft. Gtebe» Sie mir eine Kiste guter Zigarren! Damn ist die Sache erledigt." Der Händlern entsprach der Aufforidierumig. Der Wachtmeister entfernte sich, beseitigte dtas Blatt, das jemem Eiantrag enthielt, aus cte^n Alni&eigebuch und eretiattete keine Artzeige. c) Ei'n Steuerinspektor fand, «te er die Bücher uiud Schrtiftten eines Uhrmachers im Auftrag des Finanzamts prüfte, eine Aufzeiahinumig, die diem Beweis für einie SteuierzuwidierhanäLuiyg lieferte. Er besprach die Sache mit dem Uhrmacher. Dieser räumte die ViarMilting ein: Der Beamte schrieb auf, was er ermittelt hallte, und ging weg. Am Abend desselben Tages schickte der Uhrmacher ein Kinld mit einem Päckchen in die Wohmung Idas Steuerimispiektors. Im Pä|c4qahien lagern eine Uhr umd e£n Brief folgenden Inhalts: „Ich will dtejn Zwischenfall, der sUch bei Ihrer, heutigen Anwesenheit in medraetm Geschäft ergeben hat, aus der Welt sahaÖetn. Die Uhr, die ich Ihinen hiermit ziAkommen lasse, ist ein gutes Schweizer Werk. Nehmen Sie sie ais Zeichen meinen: Erikenmtflichlkeit an! Wenn das Kitnki liear zurückkommt, verlasse ich mich 'darauf, daß nichts Weiteres nachfolgt. Wir müssen eben beide schweigen können." Der Brief wirkte. Das Kimld kiam leer zurück. Der Steuerinspektor überging Iddle belaBtemdie Auisetichnunig lin seiniem Bericht an das Finanzamt über dlas Ergebnis der Bücfcerprüf uTjg. Haben dar GerichfewäoMmeistjer, .der Bauer, idie Kaufmanwsfrau, dler ZilgairnemhändlieT, der Polizeiwachtmeister, der Steuerinspektor oder der Uhrmacher strafbar gehandelt? Die Merkmale welcher gesettalfidhien Vorschriftein s eilner Ehefrau idiie ätai Geschäft volikomimienlden schriftlichen Arbeiten. Diese bewahrte etagehetnlde Rödhn'utnjglen, Bestellungen und sonöt;)ge Brfleie laiui, taug Guithaiben und Sdhlulldlen, Eitonahmien und Aulsgajben des Betatiebes iin ein Bluidh «in, iin Idem sie auch Vorgänge des Haiußlhialts verimeifctie. Alles geqchiah lückenhaft ulrid ohne rechte Oildniuing. Lalngiwiierijge Rrarnikheit belastete den Schneider mit Schulden. Ein Tuchhändler, dem er 720 RM ¡für gteBefeilte Stoffe schuHdete, eHWiliMe ein Anierkenmtwisluirtell tuinti ließ, ,d!a er vols.tämldii©e Befri'edigmng sieünier mit Zimsen uinld Konten iaiulf 770 RM angewachsenen Foflderulng dsiah erkältet hatte, an Luingenenitzitodiuing und starb drei Wochlen is|päter im Krankenhaus in> Eilelnlbuirg ¡an iden Folgen defs Urufallis. Am Talg mach dem zuvor beschriebenen Ereignis fühirtei ider (Fluß noch ist'ärtoeineis Wasser.' Der Fährmann legte dile Fähre fielst luin'd verweigerte morigen's Idie Überfahrt, die viele Arbeiter vom Ostufer aus begehrten. Mittags, und .ibfolge einer Verletzung, die 'eir im Kampf mit der Foü'zei anläßlich seiner Festnahme 'w.egen des letizrteln von ihm begangenem Verbrechens erlitten hatte, körperlich stark b'ehiinldert. Ausreichender Verdienist durch redliche Arbeilt war für ilhjn kaum EU erreichen. Eine solche lag ihm auch nicht. Dem EiinbrucihsdiebistiaWl, dem er bisher gewerbsmäßig betrieben hatte, fühlte er sich miicihtrneihrgewachsen. Also entschloß er si'ah, anderen Einbrechern .auf Gtriynld aei.ner Erfahrungen Hilfsdienste ziu leisten, Gelegenheiten ifiÜT sie zu enkuiradem, Werkzeuge .zu fertigen uinld ziu beschaffen oder Wache zu stehen, damit eir iso die Mittel fiüir seinen Lebensunterhalt erlange. 'Zuerst beobachtete ar .im zahlreichen Gängen bei Tag und bei Nacht die Einrichtungen einer PeilzhanidiLung unddile Gepflogenheiten (der Angestellten, biis er ermittelt hatte, an welchem Tag, zu welcher Stunde,, an welcher Stelle uinid in weicher Weise ein Einbruch dort ungestört und miit Aussicht auf Erfolg .ausgeführt werden (konnte. In einer Großstadtikneiipe, dm der er mit anderen Berufsverbrechern jveirfcebrte, vertkaufte er das Ergebnis seiner Erkundung an einen in (diesem Each tätigen Einbrecher izum Preis von 150 RM. Er empfing 50 RM abschlägig. Der Rest sollte ihlm gezahlt werden, wann der Einbruch geglückt war. Doch unterblieb da's Unternehmen, weil der Käufer tags darlauf wegen ¡eines früher verübten Verbrechens in 'Haft genommen wurde. Dann fertigte jener Mann Wacbsialbdiücke der Schlüsseilöah'er der Ha-ustüire, deir Gangtüre und mehrerer 'Zimmer türen zu deir im zweiten Stocik eines Geschäftshauses, gelegenen Werkstatt 'eines Goldschmieds Unbemerkt, an. Er übergab sie 'einem anderen Einbrachen gegen Zahlung des festen Preiseis von 70 RM. Der Erwerber Stellte mitHüfe (der Abidrücke Sparrhakem her und gebrauchte sie (alsbald izujr Ausführung'der Tat. Es gelang ihm, durch die mit dem iSperxhalken geöffnete Hausitiüre in das Haus leitnizuidriwgen. Er klaim aber nur foils vor die Gangtür. Am Widerstand 'eines im Innern 'des Hausflurs vorgeschobenen Riegeil's scheiterte die weitere Ausführung. 61

Schließ! ilch ¡beteiligte siich derselbe Mann a!n der Verabredung uinld kiem Vollaug eines giroiß anigeJetgten Bankraubs. Er mischte sich so,,