196 47 38MB
German Pages 128 Year 2012
Stadthäuser
Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen. (ISBN 978-3-7643-8610-8)
Grafische Gestaltung und Zeichnungen: Sebastian Schaal, Martin Trefon
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. © 2009 Birkhäuser Verlag AG Basel ∙ Boston ∙ Berlin Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞
Printed in Germany ISBN 978-3-7643-8609-2
9 8 7 6 5 4 3 2 1
www.birkhauser.ch
Günter Pfeifer und Per Brauneck
Stadthäuser Eine Wohnbautypologie
Birkhäuser Basel ∙ Boston ∙ Berlin
Inhaltsverzeichnis Vorwort
6
Wohnen in der Stadt
8
Die Typologie des Stadthauses
Grundrisstypen
14 24
Zeile „Kölner Brett“, b&k+ brandlhuber & kniess Rheinresidenz, Neff Neumann Architekten 20 Apartments, Wiel Arets Architects Wohnsiedlung Luzernerring, Michael Alder Wohnanlage Bülachhof, Marc Langenegger Wohnüberbauung Aspholz-Nord, pool Architekten Wohnsiedlung Aspholz-Süd, Darlington Meier Architekten Wohnhaus Schwarzpark, Miller & Maranta Wohnüberbauung Leimbachstrasse, pool Architekten Gifu Kitagata Apartments, Akiko + Hiroshi Takahashi workstation Diplomarbeit, Alexander Scholtysek Diplomarbeit, Eva Martini Diplomarbeit, Florian Götze
26 28 30 32 34 36 40 42 44 48 50 54 56
Doppelzeile IBA Doppelzeile, Günter Pfeifer Wohnanlage Rotherbaum, Atelier 5 Wohnanlage Holzstraße, Herzog + Partner Diplomarbeit, Valeska Bühler
60 62 64 66
Zeile Brandwand Cité Saint Chaumont, Francis Soler Studienarbeit, Kathrin Hinkel Studienarbeit, Martin Trefon
70 72 74
Blockrand geschlossen Wohnanlage Botania, Frits van Dongen, de Architekten Cie. Wohnanlage Nordlyset, C. F. Møller Architects Studienarbeit, Angèle Tersluisen Studienarbeit, Annika Kingl
78 80 84 86
Blockrand aufgelöst Wohnanlage Rotterdamer Straße, Herman Hertzberger Wohnüberbauung Vogelbach, Michael Alder Wohnblock Void Space/Hinged Space, Steven Holl Architects 81 Wohneinheiten, Philippe Gazeau
90 92 94 96
Studienarbeit, Janna Jessen Studienarbeit, Valeska Bühler Studienarbeit, Philipp Zindel
98 102 106
Lücke Modell „Space Block Hanoi“, C+A Coelacanth and Associates Stadthaus „Urbane Living 1“, abcarius + burns architecture design Stadthaus Kunert, Nalbach + Nalbach Stadthaus Tilla Lindig Straub, Nalbach + Nalbach Lofthaus, Buchner Bründler AG 26 Wohneinheiten, Philippe Gazeau Lychener Straße 43, Walter Nägeli und Sascha Zander Studienarbeit, Martin Trefon Studienarbeit, Sebastian Schaal
110 112 114 116 118 120 122 124 125
Bibliografie
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Bildnachweis
128
Vorwort Der gegenwärtige Zustand der Stadt entspricht nicht den Forderungen, die wir in der Zukunft an sie stellen. Entsprechend den gesellschaftlichen Veränderungen und dem Wandel in der Arbeitswelt müssen wir ein Modell der Stadt entwickeln, das diese Entwicklungen vorwegnimmt und gleichzeitig Rücksicht nimmt auf den Bestand. Orientiert an dem Leitbild einer „Stadt der lebendigen Mischung“ müssen wir Planungsmethoden und Ziele neu bedenken. Das Stadthaus spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Vorstellung der Stadtwohnung assoziiert im Allgemeinen negativ ein kollektives Treppenhaus und lange dunkle Flure in anonymen und engen Großbauten. Das Leitbild des Wohnwunsches ist hingegen eher ein freistehendes Einfamilienhaus als ein Stadthaus. Im Zeitalter der Globalisierung scheint langsam ein Umdenken stattzufinden. Das Problem energetischer Effizienz lässt sich im Kollektiv besser lösen. Die Anonymität innerhalb der Gemeinschaft bietet Raum für neue, unkonventionelle Lebensstile. Die Vielfalt der kulturellen Angebote, die kurzen Wege und die mannigfaltigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung machen die großen Metropolen wieder attraktiv. Die Dichte wird auf einmal nicht mehr beengend empfunden, sondern als Potential und als Qualität. Das Stadtzentrum als Wohnort wird wieder populär, erfährt eine Renaissance. Doch der Wohnungsbestand wird den Anforderungen in den wenigsten Fällen gerecht. Die alten Wohnungsmuster mit zwei, drei oder vier Zimmern, Küche und Bad werden umgebaut, ergänzt oder ersetzt. Der Wandel der Typologie des Stadthauses vollzieht sich langsam. Nur an vereinzelten Stellen ist es möglich, mit Neubauten oder Nachverdichtungen grundsätzlich neue Typen zu verwirklichen und dadurch aktuelle Tendenzen zu interpretieren und umzusetzen. Die in diesen Typen erkennbaren wandelbaren und dynamischen Strukturen sind Thema des vorliegenden Bandes. Wie die ersten beiden Bände dieser Typologiereihe ist auch dieses Buch im Umfeld der Forschungstätigkeit an der Architekturfakultät der Universität Darmstadt entstanden. Im Fokus der Forschung steht eine ganzheitliche Betrachtung des Wohnens, die zu einer prospektiven Typologielehre im Rahmen des Entwerfens von Wohnungsbauten führen soll. In Zusammenarbeit mit unseren Studierenden wurden neue Gebäudetypen entwickelt, die sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen. Diese Typen werden gleichberechtigt neben gebauten Beispielen von arrivierten Kollegen gezeigt. Die Auswahl der Beispiele soll – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zukunftsfähige Tendenzen in der Typologieentwicklung aufzeigen. 6
In den ersten beiden Bänden über Hof- und Reihenhäuser werden Typologien von Häusern präsentiert, die mindestens zweiseitig, wenn nicht gar dreiseitig anbaufähig sind und so zu relativ dichten städtischen Strukturen zusammenwachsen können. Die in diesem Band präsentierten Stadthaustypen stehen in eben dieser Planungstradition, die auch der vierte Band über Einzelhäuser fortführen wird. Die Stadthaustypologien sind im Maßstab 1:500 dargestellt. Eine einheitliche Darstellungsweise soll die Vergleichbarkeit der Einzelprojekte ermöglichen. Der kleine Maßstab ist ein Zugeständnis an die Größe der Projekte. Um die Komplexität der Gebäudestrukturen besser lesbar zu machen, sind an manchen Beispielen Regelgrundrisse eingefärbt und über die einzelnen Geschosse hinweg in Graustufen nachvollziehbar. Die Möblierung der Grundrisse ist entsprechend des Maßstabs und zur besseren Lesbarkeit eher abstrakt gehalten. Die Grundrissdarstellung steht im Vordergrund und wurde mit Schnittzeichnungen oder Isometrien dort ergänzt, wo es die Lesbarkeit erfordert. Um die Grundsystematik des inneren Aufbaus aufzuzeigen, sind in den meisten Fällen lediglich die Regelgrundrisse dargestellt. Auf ökonomische Vorteile wird im Erläuterungstext hingewiesen, wenn sie durch grundrisstypologische „Kniffe“ erzielt werden. Die Typenvielfalt der Stadthäuser wurde in unterschiedliche Kategorien eingeteilt: Zeile, Doppelzeile, Zeile Brandwand, Blockrand geschlossen, Blockrand aufgelöst und Lücke. Es wird bewusst zwischen verschiedenen Konstellationen der Gebäudekörper und nicht zwischen verschiedenen Erschließungssystemen unterschieden. Denn tendenziell werden die Erschließungssysteme immer hybrider, mehrdeutiger und entziehen sich somit einer Kategorisierung. Hingegen kann die Typologisierung nach stadträumlichen Aufgabenstellungen dem Planer als konkrete Anregungsquelle für ähnliche oder gleiche Ausgangssituationen dienen. Zugleich soll aber die gezeigte Bandbreite typologischer Lösungsmöglichkeiten den Entwerfer motivieren, jenseits der gängigen Standards neue Wege zu gehen.
7
Wohnen in der Stadt „Nieder mit dem Charakteristischen“, proklamiert Rem Koolhaas in seinem Text „Die Stadt ohne Eigenschaften“ („The Generic City“) und beschreibt die Auswirkungen und Vorteile der globalen Gleichheit, deren Originalität seiner Meinung nach darin besteht, dass sie auf alles Funktionslose verzichtet. Die Grenzen von Öffentlichkeit und Privatheit seien in der modernen Metropole verschoben; das Bedürfnis, Übergänge und Schwellen auszubilden, nicht mehr vorhanden. Die reale Veränderung der Stadt sowie die Verschiebung der Wahrnehmung von Stadt ist deutlich spürbar, und Koolhaas’ These, die civitas als Ausdruck von Öffentlichkeit und Gemeinschaft sei Vergangenheit, ist nachvollziehbar. Die Anonymität der Großstadt wird zunehmend als Qualität empfunden. Familiäre und zwischenmenschliche Ungebundenheit ermöglicht eine intensivere Freizeitgestaltung und verspricht somit ein vitales Lebensgefühl. Die Qualität des öffentlichen Raums, der als dogmatischer Begriff der postmodernen Stadtgestaltung zu Grunde lag, ist in Auflösung begriffen; es ist eine neue Art von Urbanität entstanden, deren Merkmale Anonymität sowie eine höhere Dichte von kulturellen Veranstaltungen, Dienstleistungsangeboten und kommerziellen Möglichkeiten sind. Faktoren, die offensichtlich ausreichen, um der Stadt als Lebensmittelpunkt zu neuer Beliebtheit zu verhelfen.
Wohneinheiten in Paris, 1994, Philippe Gazeau 8
Wie wohnt man in der eigenschaftslosen Stadt? Haben die veränderte Wahrnehmung der Stadt und die Neuinterpretation von Distanz Konsequenzen für die Grundbausteine, die Wohnungen und Wohnungstypen? Bringt diese Entwicklung neue Typen hervor oder kommt es zu einem sukzessiven Umbau des Bestandes? Welche typologischen Eigenschaften und Merkmale machen einen Typ zukunftsfähig? Metamorphose der Stadt Die Stadt kann auf die neue Beliebtheit noch gar nicht angemessen reagieren. Seit der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert ist sie zu einem System der Selektierung unterschiedlicher Nutzungen geworden. Wohnen und Arbeiten wurden im Zuge der Industrialisierung immer häufiger getrennt. Nach der Energiekrise wuchs das Bewusstsein für eine gesündere Umwelt; Immissionsbelastungen durch Kleingewerbe (z.B. Bäcker, Metzger, Schreiner) führten zu einer Verdrängung solcher durchaus kompatiblen Betriebe aus den Wohngebieten. Mit dem Fortschreiten der Segregation entstanden immer größere Nutzungseinheiten. Neue Einkaufsmöglichkeiten entstanden im Zuge des Wettbewerbs von Groß- und Supermärkten, die wegen ihres hohen Flächenbedarfs zunehmend in die Peripherie verlegt wurden. In der Folge litten die Innenstädte unter dem wirtschaftlichen Standortnachteil. Darüber hinaus haben sich in den meisten städtebaulichen Verdichtungen, bedingt durch Vorgaben des Immobilienmarktes, soziale Schichten untereinander abgegrenzt. Dies führte dazu, dass sich immer weniger Mischstrukturen realisieren ließen. Die Spuren der „Entmischung“ sind noch überall auszumachen: Monostrukturen von Dienstleistungs- und Verwaltungsbauten im städtischen Gefüge sind mit spärlichen Wohnungsangeboten durchsetzt, die meist nur für ein Luxusklientel gedacht sind. In der Peripherie und den monotonen Stadterweiterungen der 70er Jahre sind die unattraktiven Wohnungsangebote meist schon überholt: Sie werden entweder saniert oder bereits wieder abgerissen. Nachverdichtungsstrategien in der Stadt sind noch immer politisch schwer durchsetzbare Abenteuer. Zudem steht eine beträchtliche Anzahl unterschiedlicher Brachen für neue Nutzungen zur Verfügung: Ehemals für den Güterbahnverkehr, für Kasernen oder für Industrien aller Art aktive Areale verleihen dem Begriff Urbanität neue Bedeutung, indem sie Entwicklungspotentiale offenlegen. Das Entwickeln von Stadtstrukturen an solchen Orten bedingt die Abkehr von den Prinzipien der Selektion und Segregation und 9
erfordert eine Auseinandersetzung mit komplexen Hybriden. Integration, Vernetzung und das Prinzip der kybernetischen Interaktion ersetzen die alten Handlungsmuster städtebaulicher Planung. Metamorphose der Gesellschaft Ebenso wie die Stadt ist auch die Gesellschaft einem Prozess der Umstrukturierung ausgesetzt. Die Veränderung der Arbeitsmarktstruktur, als Folge der Globalisierung, führte zu einer Umstrukturierung der bekannten Familienmuster. Familien leben verteilt auf verschiedene Städte, Länder oder gar auf verschiedenen Kontinenten. Der Begriff „Familie“ bezieht sich nicht mehr nur auf Großeltern, Eltern und Kinder; es entstehen Patchwork-Familien, Teil- und Stieffamilien, Haus- und Wohngemeinschaften sowie Lebensabschnittsgemeinschaften. Die neuen Gemeinschaftsstrukturen funktionieren u.a. auf der Basis der eingangs beschriebenen, veränderten Wahrnehmung von Distanz. Der Zwischenraum, der im übertragenen Sinne das Bedürfnis der Bewohner widerspiegelt, unbesetzte Nischen zu finden und Optionen zu haben, muss eine bauliche Umsetzung erfahren. Der unsichtbare, flexible Leerraum wird zur Basis der Gemeinschaft und somit auch der Individualität. Dies gilt gleichermaßen für den zwischenmenschlichen Bereich wie für den Stadtraum. Die Individualisierung der Wohnung, das Angebot unterschiedlicher Wohnungstypen innerhalb eines Hauses und das Kombinieren von Wohnungen für eine offene Lebensumgebung sind die architektonischen Optionen, die zu neuen Formen von Stadt und Stadtorganisation führen. Temporäre Nutzungen, Zwischennutzungen und Nutzungsneutralität werden in noch viel stärkerem Maß als bisher die Stadtentwicklung bestimmen. Die neuen Kommunikations- und Medientechnologien bringen Arbeiten und Wohnen wieder enger zusammen. Abgeschlossene und fest determinierte Wohn- und Raumgrößen stehen jedoch diesem Trend im Wege, während offenere Baustrukturen neue Potentiale nutzbar machen könnten. Die zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft generiert neue Nachbarschaftsmodelle. Generationsübergreifende Haus- und Wohngemeinschaften schaffen Möglichkeiten gegenseitiger Hilfe und des Austauschs von Dienstleistungen. Neben institutionalisierten Altenwohn- und -pflegeheimen bieten sie ein neues, an den individuellen Lebenswelten orientiertes Modell. Wohnungsarchitektur muss die Plattform für eine solche freie, gemeinschaftsbildende Begegnungsform sein. Offene Erschließungsstrukturen, die mit halböffentlichen und öffentlichen Räumen gekoppelt werden, können zu Interaktionsräumen werden. Der Gemeinschaftsaspekt könnte der Kataly10
sator für neue Wohnformen sein, weil das gemeinsame Wohnen mehrerer Generationen multifunktionale, offene Strukturen verlangt, die ohne baulichen Aufwand erweitert oder reduziert werden können, die ökologisch und ökonomisch sind und die im städtischen Kontext einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Multioptionale Typen Die Metamorphose von Stadt und Gesellschaft hat im Wohnungsbau noch keine Spuren hinterlassen. Der Typ des monostrukturellen Geschosswohnungsbaus bleibt auf dem Wohnungsmarkt bestehen, und obwohl das Bedürfnis nach multioptionalen Typologien evident ist, gestaltet sich der Umbau schwierig. Der Geschosswohnungsbau ist und war über 50 Jahre lang nach dem Zweiten Weltkrieg die allgemein verbreitete Wohnform. Daran richtete sich der Siedlungsbau mit Zeilen- und Blockrandbebauungen oder als Agglomeration der Zwischenstadt aus. Der Wunsch nach individuellen und uneinsehbaren Freiflächen und nach einem allseitig orientierten und somit freistehenden Haus bestimmt nach wie vor die Vorstellungen vom Wohnen. Versuche, diese Bedürfnisse ernst zu nehmen, in die dritte Dimension zu projizieren und urbane Strukturen aus diesen Leitideen zu entwickeln, wurden nur vereinzelt unternommen, in der Masse städtebaulicher Bemühungen aber kaum wahrgenommen. Intimität und Gemeinschaft brauchen neue Ausdrucksformen im Wohnen. Zukünftige Gebäudestrukturen müssen diese Gegensätze in sich aufnehmen können und räumlich interpretieren. Die Interpretation ist ein räumliches Netzwerk aus großen und kleinen Einheiten, die in unterschiedlicher Dichte zu einer interdependenten Struktur organisiert sind. Das positive Volumen generiert das negative Volumen, das sowohl Freiraum als auch Interaktionsraum sein kann. Mit den differenzierten Ebenen und Volumen der baulichen Struktur entstehen Bereiche unterschiedlicher Intimitäts- und Öffentlichkeitsabstufungen, die verschiedenen Nutzungen dienen können. Eine abgeschlossene Wohnung ist in diesem System ebenso möglich wie ein offenes Geflecht aus Interaktionsvolumen und Rückzugsräumen unterschiedlicher Größen und Zonierungsdichte. Die Gebäudestruktur ist flexibel, so dass sie sich wechselnden Gruppengrößen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ausrichtungen – gesellschaftlich, kulturell, soziologisch – anpassen lässt. Diese Struktur wird ferner durch Konzepte der Kybernetik und der Autonomie bestimmt, die der Band über „Reihenhäuser“ der Wohnbautypolo11
giereihe behandelt. Neben einem attraktiven Wohnungsgemenge hinsichtlich Größe und Ausrichtung spielt das urbane und interaktive Umfeld eine herausragende Rolle. Großzügige und barrierefreie Erschließungsräume, die für Interaktionen und als gemeinschaftliche Bereiche genutzt werden können, sind ebenso gefragt wie die sorgfältige Bearbeitung der Freibereiche. Die Qualität der Wohnräume setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: zentrumsnahe Lage, hohes Erschließungspotential, Mischung aus historischen und zeitgenössischen Bestandteilen und aus großen und kleinen Maßstäben. Belichtung und Besonnung der Wohnungen, ausreichend bemessene Loggien und gut proportionierte Raumfolgen gehören ebenso zur Raumökonomie wie eine zeitgemäße, energieeffiziente technische Ausrüstung. Seine charakteristischen Eigenschaften schöpft das Raumgefüge aus den unterschiedlichen Nutzungen in einer Symbiose von kulturellen, alltäglichen, kommerziellen, ökologischen, formellen und informellen Überlegungen. Diese Mischung als Abbild der gesellschaftlichen Realität berücksichtigt der heutige Wohnungsbau nicht ausreichend. Diese Kritik bezieht sich nicht nur auf die Wohnungsgrößen und die Monostrukturen der Angebote, sondern vor allem auf die funktional geprägte Grundhaltung. Wohnen als Erlebnisund Rückzugswelt hat nicht nur funktionale, sondern auch emotionale Aspekte. Wohnen dient heute der Selbstkonstruktion des Ichs und ist Ausdruck von Individualität. Folglich darf Wohnen räumlich nicht festgelegt sein, und Zimmergrößen sollten auswechselbar sein. Ein Überangebot an Installationsund Erschließungsoptionen macht Wohnungen koppelbar, und auch Wohnungsgrößen können durch einfache Koppelungen verändert werden. Die Metamorphose von Stadt und Gesellschaft bringt also neue Wohnungstypologien hervor. Aus der Sicht des Wohnungstypologen sollten im Hinblick auf den Städtebau der Zukunft die klassischen Fragestellungen des Städtebaus einmal umgekehrt werden: Welche Anforderungen stellt die Einzelwohnung an die Stadt? Wie gestalte und verändere ich das Quartier in Bezug auf den Gebäudekörper? Welche Anforderungen stellt der einzelne Raum an den Gebäudekörper? Entwicklungschancen für die Städte Diese Fragestellungen eröffnen dem Städtebau ungeahntes Potential, eine neue Vision von Urbanität, die Kees Christiaanse in seiner Publikation Die Stadt als Loft beschreibt. Ursprünglich steht das Loft prototypisch für den 12
funktional nicht determinierten Raum. In den Industrieanlagen der großen Städte Amerikas hat sich nach der Auslagerung der Industrien eine Subkultur entwickelt, die den großen Flächen mit den überhohen Geschossen neues Leben eingehaucht hat. Das Prinzip des Lofts wendet sich vom durch die Moderne geprägten Funktionalismus ab. Anstatt determinierten Räumen verschiedene Tätigkeiten wie Schlafen, Kochen, Essen oder Wohnen zuzuordnen, spiegelt das Loft das Prinzip der Integration: Alles ist eins. Wohnung ist überall. In dem Einraum gibt es Zonen, Nischen und fließende Übergänge. Möbel und flexible Einbauten gliedern den Raum, anstatt ihn zu trennen. Christiaanse verwendet den Begriff für eine neue Strategie im städtebaulichen Kontext: „aneignungsfähige, kräftige architektonische Räume“, mit qualitätsvollen, vor allem aber flexiblen und offenen Wohnstrukturen. Diese Strategie scheint angesichts der vielen, zum Teil widersprüchlichen Anforderungen an die Einzelwohnung in der eingangs beschriebenen „Stadt ohne Eigenschaften“ zukunftsfähig zu sein.
Stadthaus „Urbane Living 1“, 2001, abcarius + burns architecture design 13
Die Typologie des Stadthauses Die italienische Stadtvilla der Renaissance ist ein bedeutsames Zeugnis des damaligen Sozialmilieus.1 Die Räume haben mehr als eine Tür, manche haben zwei Türen, andere drei oder gar vier Türen. Türen gab es überall dort, wo es einen angrenzenden Raum gab. Dadurch wird das Haus zu einem Gefüge aus eigenständigen, aber durchgängig miteinander verbundenen Räumen. Wie quasi grundsätzlich in der Wohnhausarchitektur vor 1650 gab es auch in der italienischen Stadtvilla keine qualitative Unterscheidung zwischen dem Weg, der durch das Haus führte, und den bewohnten Räumen. Flure und Treppen führten durch einen Raum in den nächsten und fungierten nie als separate Verteilerfläche. Die Wege der Bewohner kreuzten sich zwangsläufig, und jede Tätigkeit in den Räumen war stets von Unterbrechungen bedroht. Privatsphäre spielte keine große Rolle. Die Vorliebe für Geselligkeit, Nähe und Zufälle scheint mit den damaligen Erschließungsformen zu korrespondieren.
Palazzo Antonini in Udine, 1556, Andrea Palladio
Im 16. Jahrhundert gehörten zu einem als angenehm empfundenen Raum viele Türen; schaut man sich dagegen einen Wohnhausgrundriss des 19. Jahrhunderts an, findet sich darin meist nur noch eine Tür pro Raum. Die geringere Anzahl von Türen wurde durch eine neue Form des häuslichen Zusammenlebens bedingt. Um die notwendigen Kontakte zwischen den Mitgliedern eines Haushaltes zu reduzieren, wurden systematisch unabhängige Erschließungskorridore eingeführt. Der Korridor als separate Erschließungsfläche, durch die der „Verkehr“ aus den Wohnräumen herausgehalten wurde, trat zum ersten Mal im 16. Jahr14
hundert in England auf. Der zentrale Korridor verband sämtliche Räume und Treppen miteinander. Eingangshalle, große Freitreppe, Flure und Hintertreppen bildeten ein weit verzweigtes Netz von Erschließungsflächen. Von jedem Raum führte eine Tür auf den Flur oder in die Eingangshalle. Der Architekt Sir Roger Pratt vertrat beispielsweise die Ansicht, der durch das gesamte Haus führende Weg sorge dafür, dass die Arbeit in den Dienststuben nicht mehr dadurch beeinträchtigt würde, dass man ständig durch sie hindurchgehen müsse. Der Korridor war zu dieser Zeit noch nicht der ausschließliche Zugangsweg, sondern wurde parallel zu einer Reihe miteinander verbundener Räume eingerichtet.
Coleshill House in Berkshire, circa 1650, Sir Roger Pratt
Die Einführung des Korridors in den Wohngrundriss hatte Konsequenzen für das Zusammenleben: „Gebrauch und Vergnügen, Nützlichkeit und Schönheit, Funktion und Form“2 begannen sich als unabhängige Kategorien auseinander zu entwickeln, und es kam zu einer Definition von Privatsphäre, so wie wir sie heute kennen. Der Korridor geht nicht nur zurück auf das Bemühen, die Wohnbequemlichkeiten durch neue Grundrisslösungen zu steigern, sondern basiert vor allem auf einer Trennung von Individuum und Gesellschaft. Im Zuge eines allgemeinen Bedürfnisses nach Privatsphäre war der Korridor eine Strategie der Separierung, die allerdings mit einer allgemeinen Zugänglichkeit der Räume kombiniert wurde. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Erschließungsform des Korridors keine grundlegenden Änderungen mehr erfahren. Die Notwendigkeit eines räumlich separierten Gefüges ist allgemein anerkannter Standard im Wohnungsgrundriss und damit auch die separierte Bewegungszone. Die meisten 15
Bestrebungen der Moderne liefen darauf hinaus, die Menschen noch stärker zu isolieren und zu individualisieren. Für das Verständnis der Stadthaustypologie ist die Strategie der Erschließung des Raumes wesentlich. Die beiden beschriebenen Pole – einerseits Verschmelzung, Überlagerung und Gleichzeitigkeit, andererseits Separierung und funktionale Konditionierung – kennzeichnen das aktuelle grundrisstypologische Spannungsfeld des Stadthauses. Neue Kommunikationstechnologien und Gesellschaftsstrukturen mit vielfältigen Formen von Lebensgemeinschaften, die mitunter häufig wechseln, bringen neue Strategien des Raumdenkens hervor, die Parallelen in der Vergangenheit haben. Insbesondere das Thema der Bewegung im Grundriss, also die Erschließungstypologie, spielt dabei eine herausragende Rolle.
Wohnhausgruppe in Landsberg a.d. Lahn, 1906, Hessemer & Schmidt
Der in der Nachkriegszeit entstandene und weit verbreitete Typ des Stadthauses ist geprägt durch bestimmte, immer wieder verwendete Erschließungsschemata. Das häufigste Schema ist das gemeinschaftliche Treppenhaus, das über zentrale Podeste die einzelnen Wohnungen erschließt. Dieser Spännertyp erschließt zwei, drei oder mehr eingeschossige Wohnungen je Ebene. Variationen des Spännertyps sind Erschließungen über einen Innenflur, einen außenliegenden Laubengang oder ein zentrales Atrium. Selten 16
werden diese Erschließungssysteme auch für mehrgeschossige Wohnungen, so genannte Maisonettes eingesetzt. Im Grunde sind diese Typen jedoch in der inneren Organisation komplett determiniert und unflexibel. Das typische Grundrissschema der Geschosswohnung basiert auf einem Mittelkorridor mit beidseitigen Zimmerfluchten, wodurch sich eine zweiseitige Orientierung des Gebäudekörpers ergibt. Die Größe der Wohnungen ist wenig variabel und abgestimmt auf die Bedürfnisse einer Familie mit ein oder zwei Kindern. Die in diesem Band dargestellten Stadthaustypologien entziehen sich weitgehend diesen althergebrachten Lösungsansätzen und zeigen eine deutliche Gegentendenz zum separierten Grundriss auf. Das Thema der Bewegung und der Kommunikation ist grundlegend für diese neue Typologie: Dynamik ist das Grundmotiv in diesem architektonischen Denkmodell, das Bewegung über den funktionalen Aspekt der physischen Erreichbarkeit hinaus in den Rang einer Ideologie des Kommunizierens, sowohl auf physischer als auch auf ideeller Ebene, hebt. Die Erkenntnis, dass sich die Welt um uns herum in stetigem Fluss befindet und ständigen Wandel, Veränderung sowie Anpassungsfähigkeit von uns einfordert, haben wir längst verinnerlicht. Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, das Denken sowie das Handeln sind dynamischer geworden. Statische Betrachtungsweisen reichen auch in vielen Wissenschaftsbereichen nicht mehr als Erklärungsmodelle der Realität (vgl. Band Reihenhäuser, „Kybernetik: Integration von Typos und Topos“). Die Erfindung des Computers hat viel damit zu tun, dass diese dynamischen Prozesse beherrschbar geworden sind. Das Thema der Erschließung widmet sich der Dynamik bezogen auf den architektonischen Raum. Die Erschließung gewährleistet das Kommunizieren verschiedener Räumlichkeiten, die in unterschiedlichen Intimitätsgraden miteinander verbunden werden. Räume unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Zuschnitts werden zur Erschließung miteinander verbunden. Der Bindungsgrad zwischen den Räumen, der durch die Bewegungsführung definiert wird, charakterisiert dabei die Erschließung als öffentlich, halböffentlich oder privat. Die differenzierte Ausgestaltung der Wege wird vor allem im Zusammenhang mit einer angestrebten Mehrfachnutzung, im Sinne von funktional nicht determinierten Räumen, die jeweils unterschiedlichen Raumgruppen zugeordnet werden können, immer wichtiger. Die Wege müssen im separierten Grundriss ein Angebot zu sozialer Interaktion machen und sind nicht nur funktionale Notwendigkeit. Die von Architekten oft zitierten Räume der Begegnung und der Kommunikation sind das Ergebnis einer Strategie der vielfachen Überlagerung, der Mehrdeutigkeit und Transparenz. 17
Die weiter oben beschriebenen neuen Wohnformen, wie zum Beispiel Single-Haushalte oder neue Gemeinschaftsformen, bedingen neue und dynamischere Formen der Kommunikation und führen wieder zu offeneren Grundrisslösungen, die dem eingangs gezeigten RenaissanceGrundriss in der Grundtendenz sehr ähnlich sind. Der abgeschlossene Individualraum ist nach wie vor ein Dogma. Der intime private Raum gewinnt an Wichtigkeit in jenem Maße, in dem das Leben öffentlicher wird. Ablesbar wird diese Tendenz unter anderem daran, dass dem Individualraum oftmals eine eigene Sanitäreinheit zugeordnet wird, die nur über diesen Raum betretbar ist. Eine abgeschlossene Küche findet man in neuen Wohntypen hingegen kaum noch. Das Kochen verschmilzt zunehmend mit dem Wohnen und wird vielmehr mit Geselligkeit verbunden, denn als Arbeitsraum empfunden. Wohnraum, Essplatz und Küche verschmelzen immer mehr zum Wohnzentrum. Auch das Bad ist längst nicht mehr in allen Teilen abgeschlossen. Oftmals wird die Badewanne oder auch die Dusche mit anderen Raumbereichen kombiniert. Flure in Form von schlecht belichteten, monofunktionalen Erschließungsflächen findet man in den gezeigten Beispielen kaum noch. Tendenziell werden die notwendigen Bewegungsflächen in die Räume integriert: oftmals münden die Individualräume direkt in den Wohn- und Essbereich, der als zentraler Verteiler funktioniert, oder der Flur wird als Ankleide oder Abstellraum benutzt. Auch Arbeitsräume werden als Verteilerzonen eingesetzt. Es ist konstatierbar, dass die Bewegung im Grundriss integriert und nicht mehr separat kanalisiert wird. Die Grundrisse des Stadthauses werden offener und als Planer erinnert man sich an Strategien des fließenden Grundrisses der Moderne: zum Beispiel an Adolf Loos3, der mit seinem „Raumplan“ das freie Denken im Raum propagierte, Räume auf verschiedenen Ebenen anordnete und sie an kein durchgehendes Stockwerk mehr gebunden sah. Im „Raumplan“ haben die Räume je nach ihrem Zweck und ihrer Bedeutung nicht nur verschiedene Größen, sondern auch verschiedene Höhen. Loos komponierte miteinander in Beziehung stehende Räume zu einem harmonischen, untrennbaren Ganzen. Auch andere Architekten bemühten sich zeitgleich um eine Lockerung der Wohnungsstruktur. Frank Lloyd Wright4 ließ schon in der seit 1893 erbauten Gruppe der Prärie-Häuser die Räume ineinander übergehen. Eine auffällig horizontale Gliederung mit weit ausladenden Dächern unter18
stützt den Übergang in den Außenraum. Wright dringt über verschiedene Entwicklungsstufen zum Prinzip des fließenden Raumes vor, das heißt zum Zusammenspiel der Räume ohne starre konstruktive Abgrenzungen innerhalb eines Raumkontinuums mit möglichst unmittelbarem Übergang in den Landschaftsraum. Das Prinzip des fließenden Raums verwirklichten besonders konsequent Gerrit Rietveld 1924 im Haus Schröder, Richard Neutra in fast allen seinen seit 1927 in den USA erbauten Häusern und Ludwig Mies van der Rohe 1929 im deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona, mit dem er eine neue Auffassung von Raum innerhalb der geometrischen Ordnung demonstriert: auf der Grundebene einer Terrasse setzt er überdeckte und offene Räume als Teil eines Gesamtraumes miteinander in Beziehung. Der Raum fließt durch horizontale und vertikale Scheiben hindurch, die sich nicht durchdringen. Für Innen und Außen gilt das gleiche Prinzip. Der geschlossene Baukörper existiert nicht mehr. Der gebaute Raum ist offen und richtungslos wie der Naturraum.
Deutscher Pavillon in Barcelona, 1929, Ludwig Mies van der Rohe 19
Und schließlich darf Le Corbusiers „promenade architecturale“5 bei den Konzepten des fließenden Raums nicht fehlen. Die Bewegung um, in und durch das Bauwerk spielt eine zentrale Rolle in seinem Denken. „Form“ war für Le Corbusier eine aktive, dynamische und lebendige Kraft, die das System eines Bauwerks belebte. Speziell in seinem Entwurf für die Villa Savoye ging es ihm darum, eine Route durch ein regelmäßiges Volumen zu führen und diese Route mit Räumen verschiedener Größe und Konzentration zu verbinden. Diese modernen Strategien6 des Überlagerns und der Gleichzeitigkeit7 erweiterten und differenzierten den Raumgedanken, der schon im Grundriss der italienischen Stadtvilla ablesbar ist. Die strukturellen Abhängigkeiten des Raumflusses werden erkennbar. Der Raumfluss im Grundriss muss seine Entsprechung im Außenraum finden. Der die Wohnung umgebende Raum nimmt Bezug auf den Innenraum und umgekehrt. Diese Bezugnahmen kennzeichnen auch die im Folgenden dargestellten Stadthaustypen, insbesondere deren äußere Erschließungsführung und das halböffentliche Raumgefüge um die einzelne Wohnung. Eine wichtige Rolle spielt bei der Stadtwohnung der private Freibereich, der der einzelnen Wohnung direkt zugeordnet ist. Er sollte möglichst nicht einsehbar sein und außerdem direkte Sonne erhalten. Die Außenfläche kann in Form von Terrassen, Loggien oder Dachgärten realisiert sein. Sie wird zu einem entscheidenden Faktor für die Attraktivität der Wohneinheit, weil sie zu dem Gefühl beiträgt, im eigenen Haus mit Garten zu wohnen. Das gemeinsame Treppenhaus als zentrale Erschließung ist immer seltener anzutreffen. Oftmals sind in einem Gebäude mehrere Erschließungsformen miteinander kombiniert, ebenfalls um jedem Bewohner das Gefühl zu vermitteln, seinen individuellen Eingang zu besitzen. Manche Wohnungen werden sogar über eine Art „vertikalen Vorgarten“ betreten, der als Loggia zwischen der öffentlichen Treppe und dem Wohnungseingang liegt. Eine andere Tendenz ist die Fortführung der öffentlichen Straße bis in die Obergeschosse, um dort private Abstellplätze für Pkws anzubieten. So wird der Einfamilienhauscharakter konsequent in die dritte Dimension geführt. Die Anwohnerstraße im Geschosswohnungsbau mit Nischen und Aneignungsflächen oder das Stiegenhaus als gemeinschaftlicher Ort der Begegnung und Interaktion sind keine unbedingt neuen Ideen. Herman Hertzberger hat die Bedingungen und Voraussetzungen dieser halböffentlichen Räume über viele Jahre untersucht und in seinen Entwürfen 20
immer wieder erfolgreich umgesetzt. In Lessons for Students in Architecture8 beschreibt er, wie solche gemeinschaftlichen Räume entstehen können. Die Verbreiterung eines Flurs reicht als Maßnahme nicht aus, um aus einer Erschließungsfläche einen Kommunikationsraum zu machen. Hertzberger beschreibt die Notwendigkeit, durch subtile Grenzen und durch die Einhaltung von Mindestabständen Aneignungsflächen zu markieren, die eine persönliche Widmung ermöglichen. Diese Aneignungsflächen im Wohnungsumfeld sind vor allem in großmaßstäblicher Überbauung wichtig, um einer Ghettobildung entgegenzuwirken. Sie tragen außerdem entscheidend zur Attraktivität des Wohnumfeldes bei.
Modell „Space Block in Hanoi“, 2003, C+A Coelacanth and Associates 21
Wohnüberbauung Paul-Clairmont-Straße in Zürich, 2006, Gmür & Steib Architekten 22
Aufgrund der Tatsache, dass die einzelnen Wohnungseinheiten in den aktuellen Stadthaustypen durch die Möglichkeiten struktureller Verknüpfungen näher zusammenrücken und sich durch diese Dichte für die Bewohner mehr Berührungspunkte ergeben, scheinen Hertzbergers Lektionen aktueller denn je. Ein Stadthaus, das auf dem Prinzip der Kommunikation und der Bewegung aufbaut, muss die Gegensätze von Flexibilität und Spezialisierung in sich vereinen. Die neuen Stadthaustypen machen ihren Bewohnern ein räumliches Angebot, das – ähnlich wie der Grundriss der italienischen Renaissancevilla – zwischen diesen beiden Polen liegt. Die architektonischen Mittel hierzu sind: Erschließungsflächen räumlich zu aktivieren, mögliche Mehrfacherschließungen zu installieren – sowohl im Grundriss als auch in der äußeren Erschließung –, Räume mehrdeutig zuschaltbar zu machen und die Raumgrößen und Proportionen so zu wählen, dass möglichst keine funktionalen Festlegungen getroffen werden.
1 vgl. Evans, Robin: „Menschen, Türen, Korridore“, in: Arch+, Nr. 134/135, 1996 2 Evans, Robin: „Menschen, Türen, Korridore“, in: Arch+, Nr. 134/135, 1996, S. 91 3 vgl. Kulka, Heinrich: Adolf Loos. Wien: Löcker-Verlag 1979 4 vgl. Reed, Peter und Terence Riley (Hrsg.): Frank Lloyd Wright Architect. New York: Museum of Modern Art 1994 5 vgl. Curtis, William J. R.: Le Corbusier – Ideen und Formen. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1987 6 vgl. Kruft, Hanno-Walther: Geschichte der Architekturtheorie. München: Verlag C. H. Beck 1991 7 vgl. Rowe, Colin und Robert Slutzky: Transparenz. 3. erg. Aufl., Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser Verlag 1989 8 Hertzberger, Herman: Lessons for Students in Architecture. 3. erg. Aufl. Rotterdam: 010 Publishers 1998
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Grundrisstypen Die verschiedenen Typen des Stadthauses werden im Wesentlichen durch die externe Erschließung geprägt. Dabei ist jedoch die Tendenz vorherrschend, innerhalb eines Projektes verschiedene Systeme miteinander zu mischen, um eine größere Variabilität zu erzielen. Deshalb haben wir im Sinne einer Vergleichbarkeit der Projekte nicht auf die Erschließungssysteme, sondern auf räumliche Kategorien zurückgegriffen, um eine Zuordnung herzustellen. Die Kategorien gehen jedoch ineinander über und verschmelzen miteinander.
Zeile Die Zeile als städtebaulicher Grundkörper ist je nach Ausrichtung verschieden tief: Die nach Süden ausgerichtete Zeile ist typischerweise circa 7 bis 9 Meter tief. Dieser Typ öffnet sich großflächig gen Süden, während auf der Nordseite Neben- und Funktionsbereiche mit kleinen Öffnungen liegen. Die West-Ost-orientierte Zeile ist circa 12 bis 14 Meter tief. Die Zonierung innerhalb des Grundrisses ist flexibler als bei dem Nord-Süd-orientierten Typ. Doppelzeile Bei der Doppelzeile hat jeweils nur eine Seite der Zeile einen Außenbezug. Die andere Seite orientiert sich in eine mehr oder weniger offene Innenhofsituation, die je nach Größe und Proportion auch Passagencharakter haben kann. Die Höfe oder Passagen können durch Überdachungen energetisch genutzt oder zu Gemeinschaftsbereichen ausgebaut werden.
Zeile Brandwand Bei dieser Typologie steht nur eine Seite zur Belichtung und Belüftung zur Verfügung. Der Typ ist dreiseitig anbaubar und deshalb gut geeignet, enge Lücken zu füllen oder Stadträume nachzuverdichten. Aus diesem Grund wird diese Typologie zukünftig wohl immer wichtiger werden.
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Blockrand geschlossen Die Blockbebauung entsteht aus der Kombination von Zeilen- und Eckgrundriss. Typologisches Charakteristikum sind die gleichzeitige Innenorientierung zum Hof und die Außenorientierung in den Stadtraum. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer geeigneten Ausrichtung zum Licht, was zur unterschiedlichen Organisation der Gebäudeschenkel führt.
Blockrand aufgelöst Der aufgelöste Blockrand ist eine Reaktion auf die Schwierigkeit in der Grundrissdisposition der Wohnung im Blockrand. Das Spannungsfeld zwischen Innen- und Außenbezug des Grundrisses einerseits und die geeignete Ausrichtung andererseits determinieren die Ausbildung der einzelnen Seiten des Blocks. Die Auflösung des Gebäudekörpers ist eine Strategie zur Schaffung von Freiräumen, Distanz und Blickbeziehungen. Lücke Die Lückenbebauung ist seit jeher eine klassische Bauaufgabe in der Stadt. Der Zusammenschluss von zwei getrennten Baukörpern muss die von benachbarter Bebauung vorgegebenen Gebäudetiefen und -höhen in sich vereinen. Die Orientierung ist wegen der bestehenden Brandwände zumeist zweiseitig, in einzelnen Fällen aber auch einseitig.
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Zeile viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Der programmatische Entwurf eines Lofthauses stellt eine neutrale zweigeschossige Hülle zur Verfügung, die nach den Raumbedürfnissen der Bewohner ausgebaut werden kann. Zwölf Apartmentwohnungen werden von einer zweigeschossigen Plattform auf der Nordseite erschlossen, die als räumliches Element mit Brücken ausgebildet ist. Die durchweg zweigeschossigen Raumhüllen – im Rohbau belassen, mit installierten Steigsträngen und Heizungen – sollen die Bewohner zum eigenen Ausbau animieren. Dies bezieht sich allerdings nicht nur auf den Ausbau mit leichten Trennwänden, sondern auch auf den zusätzlichen Einbau von Decken und Treppen. Die Fassaden des Gebäudes sind ebenfalls für eine individuelle Gestaltung konzipiert. In der bündigen Südfassade wechseln Festverglasungen mit unterschiedlich großen Öffnungsflügeln. Das Konzept dieses Gebäudes ist seiner Zeit weit voraus. Es zeigt neue Wege im Wohnungsbau auf und eröffnet Eigentümern und Mietern neue räumliche Potentiale.
„Kölner Brett“ Köln, 2000 b&k+ brandlhuber & kniess 26
Volumenkonzept
Längsschnitt
Erdgeschoss
Querschnitt
1. Obergeschoss
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Zeile viergeschossig Ost-West-Orientierung Die ungewöhnliche Tiefe des einfachen Zweispänners von circa 19 Metern zwingt zu einem besonderen Grundriss, der die Gebäudetiefe gut belichtet. Die nach Westen ausgerichteten, gleichmäßig breiten Individualzimmer bilden eine eindeutige Belichtungszäsur. Durch einen über alle Geschosse geführten, extrem tiefen Einschnitt in das Gebäudevolumen entsteht ein unterschiedlich belichteter Zwischenraum, der nach Osten mit einer großen Terrasse geschlossen wird. Der so in drei schlanke Bereiche geteilte und zonierte Grundriss enthält den Freibereich (Hof und Terrasse), den Wohn-Essbereich mit eingestellter Küche und einen weiteren Individualbereich mit den Nassräumen. Dadurch entstehen verschiedene Raumzonen, die unterschiedlich genutzt werden können: so kann der Bereich in der Nähe des Eingangs als Ess- oder Spieldiele dienen. Der Wohnraum mit dem Individualraum nach Osten vermittelt zusammen mit der großen überdeckten Terrasse eine zeitgemäße Wohn- oder auch Arbeitsatmosphäre.
Rheinresidenz Basel, 2006 Neff Neumann Architekten 28
Querschnitt
Längsschnitt
Regelgeschoss 29
Zeile viergeschossig Ost-West-Orientierung Der Laubengang-Typus ist bemerkenswert, weil er das Prinzip der Laube als Interaktionsraum kompromisslos realisiert. An der Erschließungslaube liegen deshalb nicht nur die Eingänge zu den Wohnungen und Küchen, sondern vor allem auch die Wohnräume, die über großzügige Verglasungen an die breiten Lauben angeschlossen sind. Große Deckenöffnungen – mit Gitterrosten abgedeckt – sorgen für zusätzliche Besonnung der tief liegenden Räume. Auf der Außenseite nach Westen befinden sich zwei Individualräume, von denen einer direkt mit dem Wohnraum verbunden ist und deshalb auch anders genutzt werden kann. Der zweite Raum wird über einen Zwischenflur mit Anschluss an einen kleinen Balkon erschlossen. Damit ist der einfache Grundriss durchwohnt und vielseitig nutzbar. Wenn die Terrassen über dem Laubengang noch deutlicher zugeordnet wären, würde sich eine noch bessere Privatsphäre einstellen; aber vielleicht war dies genau eben nicht beabsichtigt.
20 Apartments Maastricht, 1995 Wiel Arets Architects 30
Querschnitt
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
31
Zeile fünfgeschossig Nord-Süd-Orientierung Die mehr als 200 Meter lange Wohnzeile besteht aus einfachen, gereihten Zweispänner-Typen mit schlankem Treppenhaus und einläufiger Treppe. Der Typ enthält Drei- und Vier-ZimmerWohnungen, die durch Entfernen der leichten Trennwände vergrößert werden können. Entscheidendes Charakteristikum dieses Haustyps ist die Anordnung der Loggien. Während die Individualräume nach Osten eine durchgehende Loggia haben, hat die Westseite zwei separate Loggien. Der Wohnraum erweitert sich durch die nach Westen orientierte Loggia, die zur Straße hin verglast ist; das Bad hat ebenfalls einen kleinen Nutzbalkon, der für die Wäsche gedacht ist. Da diese beiden Bauelemente jeweils vor den Wohnungen angeordnet sind, ergibt sich daraus ein selbstständiges urbanes Wohnelement. Die einander zugewandten Loggien nehmen gleichzeitig die baulichen Höhenversätze auf, die sich aus der Topografie ergeben, und bilden durch die individuellen Nutzungen vielfältige Bezugselemente.
Wohnsiedlung Luzernerring Basel, 1993 Michael Alder 32
Querschnitt
1.-4. Obergeschoss
Erdgeschoss
33
Zeile fünf- bis sechsgeschossig Ost-West-Orientierung Das Konzept dieser Wohnzeile ist einfach: Die Individualräume von jeweils gleicher Größe befinden sich präzis aufgereiht auf der Ostseite des Gebäudes. Mit einer internen Erschließungszone zwischen den Nassräumen und den Wohnräumen wird eine einfache Addition der Individualräume zu den Wohnräumen möglich. Die Erschließung erfolgt über den vorgelagerten Laubengang, der sich an den Eingängen und den Wohnräumen zu einer Aufenthaltszone weitet. Die Wohnungsgrößen variieren von Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Durch optionale Öffnungen in der internen Erschließungszone lässt sich das Raumangebot erweitern. Die Erschließungen an den Gebäudeenden sind einerseits als geschlossene Treppenhäuser mit Aufzug und andererseits als offene Treppe in der Laube ausgeführt. Das Gebäude wird für Studentenwohnungen genutzt. Ein tieferer Laubengang mit deutlicherer Ausformung der Individualzone würde den Wohnwert erhöhen.
Wohnanlage Bülachhof Zürich, 2003 Marc Langenegger 34
Längsschnitt
Regelgeschoss
35
Zeile siebengeschossig allseitige Orientierung Die mäanderförmige Gesamtfigur der Wohnanlage besteht aus NordSüd- und Ost-West-orientierten Zeilen mit jeweils derselben Haustiefe. Die Zweispänner-Erschließung folgt dem Prinzip der Grundrissorientierung: auf der Nordseite liegen die Treppenhäuser in der Struktur der Nebenräume; alle Wohnräume sind nach Süden ausgerichtet. Ein Individualraum am Ende der Wohnung reicht über die gesamte Haustiefe. Bei der Ost-West-Zeile liegen die Treppenhäuser quer zum Grundriss, demzufolge sind die Wohnungen dort auch zweihüftig mit Individualräumen nach Osten und Westen ausgestattet. Auffallend sind die großen, tief ins Hausinnere reichenden Loggien, die einem Zimmer im Außenraum gleich kommen. Die normalerweise problematischen Nordost-Ecken werden durch die tiefen Loggien mustergültig gelöst, da alle Wohnräume zur Loggia orientiert sind.
Wohnüberbauung Aspolz-Nord Zürich, 2005 pool Architekten 36
Längsschnitt
37
1./3./5. Obergeschoss 38
2./4./6. Obergeschoss 39
Zeile siebengeschossig Ost-West-Orientierung Der Zweispänner-Typ mit Split-LevelVersatz stellt innerhalb der Stadthäuser einen Sondertyp dar. Der Vorteil der halbgeschossigen Treppe in der Wohnungsmitte liegt nicht nur im knappen Verbrauch für Verkehrsflächen, sondern vor allem im räumlichen Gewinn durch eineinhalbgeschossige Raumhöhen. Die Räume sind ausschließlich nach Westen angeordnet, so dass die tief stehende Abendsonne durch die gesamte Haustiefe dringen kann. Auf der Ostseite sind große Loggien vor den Essplätzen angeordnet, um die Morgen- und Mittagssonne einzufangen. Diese sorgfältige Ausbildung von Loggien, Raumdurchdringung und Raumanordnung zeichnet den Gebäudetyp aus. Ungeachtet der fehlenden Barrierefreiheit ist es bedauerlich, dass dieser Typ mit seiner guten passiven solaren Ausnutzung im dichten städtischen Kontext zu wenig verbreitet ist.
Wohnsiedlung Aspholz-Süd Zürich, 2007 Darlington Meier Architekten 40
Querschnitt
1./4. Obergeschoss
2./5. Obergeschoss
Querschnitt
3./6. Obergeschoss 41
Zeile achtgeschossig Ost-West-Orientierung Die Besonderheit dieses Haustyps liegt in der Radikalität des formalen Konzeptes: ein strikt durchgehaltenes Prinzip eines voll verglasten Skelettbaus mit sichtbaren Stützen und Decken. Dieser Skelettbau folgt im geometrischen Aufbau der Grundrisssystematik. In der Gesamtfigur, die eine außergewöhnliche Gebäudetiefe aufweist – die sich an den Gebäudeenden noch erweitert –, verbirgt sich eine gereihte Zweispänner-Typologie mit innenliegenden Treppenhäusern und Aufzügen. Alle Wohnräume sowie ein kleiner WC- und Duschraum liegen an der durchgängig voll verglasten Fassade. Mit der inneren Diele, dem Eingangsflur und einem Zwischenflur werden die jeweils abgeschlossenen Räume erschlossen; ebenso das innenliegende Bad mit dem getrennten WC. In die Fassaden sind die Loggien der Wohnungen eingearbeitet. Die Wohnungen sind entsprechend großzügig; geschosshohe Fenster verbinden den Innenraum mit dem Grün des Parks in eindrucksvoller Weise.
Wohnhaus Schwarzpark Basel, 2004 Miller & Maranta 42
Längsschnitt
Regelgeschoss
Erdgeschoss 43
Zeile achtgeschossig allseitige Orientierung Das System der Verzahnung unterschiedlich großer Wohnungen beruht auf einer geschickten Kombination von Maisonette-Wohnungen auf der Basis von Zweispännern. Verbunden mit einer Haustiefe von 13,5 Metern gelang den Architekten ein extrem gutes Verhältnis von Erschließungsund Wohnflächen. Die gewaltigen, bis zu sieben Geschosse hohen Baumassen dieses Wohnkomplexes im hügeligen Gelände werden souverän bewältigt. Die einseitig orientierten Wohnungen werden über eine einläufige Treppe räumlich ins nächste Geschoss erweitert und dort zweiseitig belichtet. Die Geschosswohnungen besitzen einen großzügig durchgesteckten Wohnund Essbereich mit einer Nische für die Küchenzeile. An den Köpfen der Wohnanlage erweitern sich diese Räume auf eine über die gesamte Hausbreite reichende Terrasse. In den Dachgeschossen werden die Wohnungen mit innenliegenden Terrassen ergänzt. Die Systematik der Grundrisse ändert sich in einem Nord-Süd-orientierten Gebäude nicht.
Wohnüberbauung Leimbachstrasse Zürich, 2005 pool Architekten 44
Querschnitt
Längsschnitt
45
Erdgeschoss 46
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
Verschachtelung der Wohnungen
47
Zeile neungeschossig Nord-Süd-Orientierung Der streng gegliederte Gebäuderiegel ist über den langen Laubengang erschlossen, der mit einem einzigen Aufzug verbunden ist. Die zusätzlichen Treppen dienen als Fluchtwege und zur Kommunikation zwischen den Laubengängen. Bis auf wenige Ausnahmen in den vier oberen Geschossen sind alle Wohnungen nach demselben Prinzip gegliedert: eine kleine Eingangszone mit Nasszelle und Küche ist determiniert; drei nach japanischer Tradition mit Tatamimatten ausgelegte Räume mit leichten Schiebewänden sind flexibel nutzbar. Diese Räume sind jeweils mit Einbauschränken in den Tatamimaßen versehen. Es gibt zwei Räume mit einer Fläche von sechs Tatamimatten und einen mit einer Fläche von neun Matten. Vor den Zimmern, entlang des Laubengangs, erschließt ein wohnungsinterner Gang die Räume. In den vier oberen Geschossen wird das System durch Maisonettes variiert. Dabei bilden die Eingangsräume mit Küche gleichzeitig zweigeschossige Galerieräume mit Treppen.
Gifu Kitagata Apartments Yokohama, 2000 Akiko + Hiroshi Takahashi workstation 48
Längsschnitt
7. Obergeschoss
6. Obergeschoss
5. Obergeschoss 49
Zeile drei- bis viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Dieser Gebäudetyp ist von Haustypen in der Lagunenstadt Venedig abgeleitet. Dort ist eine zweiseitige Erschließung – vom Wasser und vom Land – vorgegeben. Dieser Haustyp lässt sich in jedes städtische Gefüge übertragen. Dreh- und Angelpunkt ist ein kleiner Innenhof, der zur Erschließung und Belichtung dient. Die um ihn herum angeordneten Gebäudevolumen bilden die unterschiedlichen Außenbezugsqualitäten ab. Das liegende Volumen ist dem Wasser zugeordnet, das stehende Volumen dem Land und der besseren Belichtung. Überträgt man diesen Typ in ein städtisches Gefüge, könnte damit sinngemäß die Belichtung nach Nord-Süd oder auch Ost-West geregelt werden. Die innere Erschließung erfolgt über einläufige gerade Treppen, die Belichtung teilweise über Lichtschächte. Hinsichtlich der Gebäudetiefe ist dieser Typ variabel, weil für eine Belichtung in der Gebäudemitte durch den Innenhof gesorgt ist.
Diplomarbeit TU Darmstadt Alexander Scholtysek 50
Volumenkonzept
Längsschnitt
51
Erdgeschoss 52
1. Obergeschoss
Querschnitt
Querschnitt
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss 53
Zeile viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Der Entwurf hat seinen Ausgangspunkt in einem extrem tiefen Grundriss im Stadtraum. Über tiefe Schlitze, die sich zu Höfen weiten, werden die gestreckten Haustypen belichtet. Einläufige Treppen, die sich bis zu vier Geschosse in die Höhe entwickeln, werden zum Hauptmerkmal des Haustyps. Durch die übereinander angeordneten Treppenläufe gelingt es, eine variable Anzahl von Individualräumen an jeweils einen Wohnraum anzuschließen. Sämtliche Individualräume verfügen über eigene Sanitärzellen und funktionieren an manchen Stellen auch autark als Ein-Zimmer-Wohnung. Da die Raumöffnungen der einzelnen Einheiten immer gegeneinander versetzt sind oder in unterschiedliche Himmelsrichtungen zeigen, gelingt es, auf engstem Raum Privatsphäre zu schaffen. Lufträume und Galerien, sowie in manchen Teilen halbgeschossig versetzte Ebenen, lockern das komplexe Raumgefüge auf und gewährleisten die Belichtung des Grundrisses bis in die Tiefe des Raumes.
Diplomarbeit TU Darmstadt Eva Martini 54
Längsschnitt
Längsschnitt
1. Obergeschoss
3. Obergeschoss
Erdgeschoss
2. Obergeschoss 55
Zeile viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Die Erschließung der Nord-Süd-orientierten Zeile beruht auf dem System der Doppelhelix-Treppe. Dieses nach zwei Seiten laufende Treppenpaar ermöglicht die Erschließung von zwei unterschiedlichen Seiten, in diesem Fall von Norden und Süden. Durch die Anordnung von zwei hintereinander liegenden Treppen vergrößert sich zwar die Erschließungsfläche, gleichzeitig wird aber auch die Kombinationsfähigkeit unterschiedlich großer Wohnungen erhöht. Das tiefe Gebäude wird mit zusätzlichen Innenhöfen belichtet, die innerhalb dieses Systems unterschiedlich tief oder breit sein können. Obwohl das Haus nur auf der rechten oder linken Hälfte erschlossen wird, erlaubt das Treppensystem Kombinationen über die Geschosse und die Ausnutzung der Haustiefe. Kleine und große ein- und mehrgeschossige, ein- oder zweiseitig belichtete Wohnungen sind ohne Umbauten, allein über das Arrangement der Türen möglich.
Diplomarbeit TU Darmstadt Florian Götze 56
Volumenkonzept
Querschnitt
Querschnitt
Längsschnitt
57
Erdgeschoss 58
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss 59
Doppelzeile viergeschossig Ost-West-Orientierung Die großvolumigen Cluster einer aufgelösten Blockrandstruktur enthalten je nach Typ bis zu 30 unterschiedlich ausgebildete Wohnungen. Alle Wohnungen werden vom Hofinneren erschlossen: die Maisonette-Wohnungen im Westflügel über Treppenhäuser, die Geschosswohnungen des Ostflügels über einläufige Treppen, die von einer Verteilerzone im ersten Obergeschoss ausgehen. Im Erdgeschoss des Ostflügels befinden sich die Pkw-Stellplätze, die eine Tiefgarage ersetzen. Alle Wohnungen erhalten zweigeschossige Energiegärten, die nach Westen bzw. Süden orientiert sind. Das trifft auch auf die schlanken eingeschossigen Wohnungen im Ostflügel zu, deren Energiegärten immer versetzt über zwei Geschosse angeordnet sind. Im obersten Geschoss ragen die Energiegärten über die Dachflächen hinaus. Die vier gleichwertigen Räume der westlichen Wohnungen lassen unterschiedliche Nutzungen zu. Am Kopfende des Clusters ermöglicht ein Aufzug den behindertenfreundlichen Zugang zu einem Teil der Wohnungen.
IBA Doppelzeile Berlin, 1999 Günter Pfeifer 60
Querschnitt
2. Obergeschoss
1. Obergeschoss 61
Doppelzeile viergeschossig Ost-West-Orientierung Die städtebauliche Grundfigur ist eine Transformation des traditionellen Hamburger „Schlitzhauses“. Dabei teilen die schlanken, von Norden nach Süden verlaufenden Gassen die Haustypen in eine Ost- und eine West-orientierte Wohnzeile. Das Problem der einseitigen Belichtung wird durch geschickte Anordnung gestaffelter Hausterrassen in den oberen Geschossen gelöst. In der Erdgeschosszone – aus Gründen der Einsehbarkeit um einige Stufen erhöht – befinden sich Maisonette-Wohnungen. Im zweiten Obergeschoss – mit Dreispänner-Erschließung über ein Treppenhaus und einer Brücke in die Westzeile – reichen die Wohnräume mit Südterrasse durch die gesamte Haustiefe. Die Wohnungen im dritten Obergeschoss sind etwas kleiner; die Südterrasse ist hier so angeordnet, dass die Nachbarschaft nicht gestört wird. Der besonders tiefe Zweispänner-Typ der Nord-Süd-Zeile wird nach Süden durch Terrassen gestaffelt; die Haustypen, die nach Norden orientiert sind, erhalten durch die tiefen Hauseinschnitte über die Ecken Ost- und Westlicht.
Wohnanlage Rotherbaum Hamburg, 1998 Atelier 5 62
Querschnitt
Erdgeschoss
1. Obergeschoss 63
Doppelzeile fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Der fünfgeschossige Zwischenraum der Doppelzeilen mit streng nach Osten und Westen ausgerichteten Wohnzeilen ist mit einem Glasdach überspannt. Über Stege und Brücken werden die Wohnungen erschlossen. Ein etwas erweiterter Vorbereich vor den Wohnungseingängen schafft zusammen mit den Stegen interaktive Atmosphäre in einem Raum, der zur passiven Energiegewinnung über alle Jahreszeiten gut nutzbar ist. Die Wohnungen auf der Westseite sind nur mit der Küche zum Zwischenraum hin durchgesteckt. In den Wohnungen auf der Ostseite reicht der Wohnraum über die ganze Haustiefe, so dass auch diese Wohnungen vom Westlicht profitieren. Zudem erhalten die Wohnräume auf der Ostseite verglaste Erker. Das Gemenge von Zwei- und Drei-ZimmerWohnungen wird an den Kopfenden mit Vier-Zimmer-Wohnungen ergänzt. Durch energieeffiziente Maßnahmen auf der Grundlage passiver Technologien wird der überdachte Innenbereich zur natürlichen Lüftung, Heizung und Kühlung des Gebäudes herangezogen.
Wohnanlage Holzstraße Linz, 1999 Herzog + Partner 64
Querschnitt
Regelgeschoss
65
Doppelzeile drei- bis viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Diese Doppelzeile mit zweiseitiger Erschließung eignet sich für den innerstädtischen Bereich. Das Erdgeschoss kann allseitig für eine großflächige Geschäfts- oder Büronutzung verwendet werden. Um einige Stufen erhöht, ist das Erdgeschoss auch für eine Wohnnutzung geeignet. Die Erschließung des Obergeschosses erfolgt über zwei gegenüberliegende einläufige, gerade Treppen, die im ersten Obergeschoss in einen kleinen Innenhof münden. Dieser Innenhof ist ein interner Interaktionsbereich, der zudem zur Belichtung der Wohnungen in den Obergeschossen dient. Vom Hof werden je nach Typ zwei bis drei Wohnungen erschlossen. Alle Wohnungen sind Maisonettes. Je nach Haus- oder Wohnungstyp können im dritten Obergeschoss Dachterrassen oder Wohnungserweiterungen angeboten werden. Eine Kombination mit eingeschossigen Wohnungen im ersten Obergeschoss ist dann denkbar, wenn die Wohnungen im zweiten Obergeschoss mit Treppen vom Erschließungshof angebunden werden.
Diplomarbeit TU Darmstadt Valeska Bühler 66
Querschnitt
Erdgeschoss 67
Querschnitt
1. Obergeschoss 68
Typ Querhof
Typ Längshof Dachgarten Wohnung 1 Dachgarten
Außenspazio erschließt zwei Wohnungen Wohnung 1
Wohnung 3 Außenspazio erschließt zwei Wohnungen
Wohnung 2
Dachgarten
Wohnung 2 Wegeführung von Gasse zum Wasser/Grün
Wohnung 4 Wegeführung von Gasse zum Wasser/Grün
Wohnungstypen
2. Obergeschoss 69
Zeile Brandwand fünfgeschossig Süd-Orientierung In der einhüftigen Wohnzeile müssen alle Wohnungen von Süden erschlossen werden. Im Erdgeschoss erfolgt die Erschließung direkt über eine um einige Stufen erhöhte Vorzone, im dritten Obergeschoss über einen Laubengang, der an den Enden an Treppenhäuser angebunden ist. Im Erdgeschoss erfolgt der Zugang zu den zweigeschossigen, gleichmäßig großen Drei-Zimmer-Maisonette-Wohnungen direkt von außen. Hinter den Küchenzeilen in der Tiefe des Raumes sind die einläufigen Treppen ins Obergeschoss angeordnet. Im dritten Obergeschoss mit dem Laubengang beginnen die unterschiedlich großen Wohnungen, die ebenfalls als Maisonettes konfiguriert sind. In zwei Fällen werden je zwei Wohnungen über einen Windfang erschlossen; die Drei-Zimmer-Wohnung ist nach unten in das zweite Obergeschoss organisiert, die andere, etwas größere Vier-ZimmerWohnung nach oben in das vierte Obergeschoss. Das Schichten der Wohnungstypen, streng nach dem Konstruktionsprinzip der Schottenbauweise, erzielt eine gute Ökonomie.
Cité Saint Chaumont Paris, 1993 Francis Soler 70
Längsschnitt
4. Obergeschoss
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss
1. Obergeschoss
71
Zeile Brandwand viergeschossig Nord-Süd-Orientierung Innerstädtische Situationen ergeben gelegentlich Zwänge, wie bei dieser Wohnanlage in Berlin, die aus jeweils einseitig nach Norden beziehungsweise nach Süden orientierten Wohnzeilen besteht. Um die Belichtungsnachteile der nach Norden ausgerichteten Wohnungen zu beheben, wird das Volumen mit tiefen Einschnitten versehen, die die Ost- und Westsonne tief ins Gebäudeinnere dringen lassen. Durch den Höhenversatz der Volumen und die Kombination mit zweigeschossigen Räumen entsteht ein Rhythmus von Räumen, die unterschiedlich gekoppelt werden können. Der Grundriss ist in drei Zonen gegliedert: an der Fassade die Zone mit Essplatz, Küchen und Terrassen, in der mittleren Zone Wohn-, Erschließungs- und Schlafräume, in der dritten Zone Nebenräume und Belichtungshöfe. Die Raumfolge, die sich zwischen den beiden Treppenhäusern entwickelt, lässt sich wegen einer vorderen und hinteren Erschließung und der zwei Treppen mit einfachen Türen in unterschiedliche Größen teilen.
Studienarbeit TU Darmstadt Kathrin Hinkel 72
Längsschnitt
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss 73
Zeile Brandwand fünfgeschossig Nord-Süd-Orientierung Der Problematik der einseitig nach Norden ausgerichteten Wohnungen wird auf zweierlei Art begegnet. Zum einen wird der Grundriss der Länge nach halbiert und im Split-Level-Versatz räumlich zoniert: an der Fassade liegen die Wohn- und Essräume, im hinteren, eher dämmrigen Bereich die Schlafräume und Bäder. Zum anderen wird in der Nordzeile zwischen den Wohnungen eine räumliche Kerbe eingefügt, die über die oberen drei Geschosse reicht. Diese Einschnitte sowie die tiefen Loggien ermöglichen ausreichende Ost- und West-Belichtungen der Nordseite. Die Einschnitte auf der Südzeile dienen teilweise als viergeschossige schlanke Turmwohnungen. Die versetzten Ebenen trennen die Wohnungen in intime und halböffentliche Zonen. In der zweiten Raumschicht sind weitere Belichtungshöfe angeordnet, die zur Belüftung und zur besonderen Atmosphäre der dortigen Räume beitragen. Darüber hinaus kann diese zweite Schicht über die Loggia hinter dem Treppenhaus zusätzlich erschlossen werden.
Studienarbeit TU Darmstadt Martin Trefon 74
Querschnitt
Längsschnitt
Längsschnitt 75
Erschließung
1. Obergeschoss
Erdgeschoss 76
Wohnung 3 Wohnung 2
Wohnung 3 Wohnung 2 Innenhof Wohnung 1
Wohnung 1
Wohnung 1
Volumenkonzept
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss 77
Blockrand geschlossen fünfgeschossig allseitige Orientierung Der fünfgeschossige Block ist um einen großen, teilweise offenen Innenraum organisiert, der mit einem offenen Laubengang alle Wohnungen erschließt. In den Laubengang sind zwei geschlossene Treppenräume mit kaskadenartigen einläufigen Treppen eingebaut, die durch drei Aufzüge ergänzt werden. Fast alle Wohnungen sind einhüftig organisiert. Die Probleme der nach Norden orientierten Wohnungen werden durch die Schräge des Baukörpers gelöst, so dass diese Wohnungen ausreichend Westlicht erhalten. Die Besonderheit dieses Typs sind drei 33 Meter lange von Ost nach West durchgesteckte Wohnungen, die im Innenraum des Blockes große, offene, nach Süden ausgerichtete Dachterrassen haben. Die luxuriösen Drei-Zimmer-Wohnungen sind mit zwei Eingängen versehen. Die übrigen Grundrisse sind gebräuchliche Flurgrundrisse mit teilweise extrem schlanken Zimmern. Den Wohnungen im letzten Geschoss sind Dachterrassen zugeordnet.
Wohnanlage Botania Amstersdam, 2002 Frits van Dongen, de Architekten Cie. 78
Längsschnitt
4. Obergeschoss
3. Obergeschoss 79
Blockrand geschlossen sechs- bis siebengeschossig allseitige Orientierung Der städtische Blockrandtyp wird über vier innen liegende Treppenhäuser jeweils in den Gebäudeecken erschlossen. Die Eingänge zu den knappen Treppenhäusern liegen an den öffentlichen Durchgängen zum Innenhof. Auf der Südostseite wird der Eingang durch eine freie Eingangsplattform besonders betont. Die Nordwestseite erhält im Erdgeschoss eine Geschäftsnutzung. Bei den Wohnungen handelt es sich, mit wenigen Ausnahmen, um Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen. Da die Treppenhäuser jeweils auf der Innenecke liegen, werden je zwei Wohnungen über einen kurzen Laubengang im Hof erschlossen. Die kleinen Wohnungen am Laubengang sind, bis auf eine Ausnahme, Zwei-ZimmerWohnungen. Auffallend sind die großzügigen Loggien, die mit den Eckverglasungen der Wohnräume eine prägnante Fassadenstruktur ergeben. Zum Innenhof ragen die Loggien als Balkonelemente aus der Fassade und ermöglichen im Blockinneren eine rege Interaktion.
Wohnanlage Nordlyset Kopenhagen, 2006 C. F. Møller Architects 80
Erdgeschoss 81
Querschnitt
1./3./5. Obergeschoss 82
Querschnitt
2./4. Obergeschoss 83
Blockrand geschlossen viergeschossig allseitige Orientierung Grundlage des Entwurfs sind Individualräume in permutativer Anordnung mit Gemeinschaftsräumen unterschiedlicher Öffentlichkeitsstufen: innerhalb der abgeschlossenen Wohnungen, zwischen den Wohnungen und öffentlich innerhalb des gesamten Wohnkomplexes. Es sind unterschiedliche Wohnungsgrößen und -zuschnitte möglich. Jedes „Cocooning-Grundmodul“ enthält eine Nasszelle, einen Wohn- und Schlafraum und eine Loggia sowie als kleinste Einheit eine Kochgelegenheit. Die individuellen Module können gereiht, durch Gemeinschaftsbereiche verbunden und so zu unterschiedlich großen Wohnungseinheiten gekoppelt werden. Die verschiedenen Hofformen ergeben sich aus den unterschiedlichen Belichtungs- und Erschließungsstrukturen und gewährleisten als öffentlicher Raum den höchsten Grad an Interaktion. Dieser Entwurf formuliert ein Wohnmodell für neue Lebensformen wie Patchwork-Familien oder Hausgemeinschaften verschiedener Altersgruppen. Volumenkonzept
Studienarbeit TU Darmstadt Angèle Tersluisen 84
Querschnitt
2. Obergeschoss 85
Blockrand geschlossen sechsgeschossig allseitige Orientierung Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg sind Blockrandstrukturen mit mehreren Innenhöfen noch vorhanden. Die strenge Innenhofstruktur wird hier mit Blick auf Wohnqualität im dichten Innenraum der Höfe thematisiert und transformiert. In den dunklen Kreuzungsbereichen des Typs liegen die Treppen und Aufzüge, über Oberlicht und Treppenauge natürlich belichtet. Man wohnt grundsätzlich in Maisonette-Wohnungen über zwei Geschosse, die gemäß der Berliner Bauordnung in jedem Geschoss einen Anschluss an das öffentliche Treppenhaus haben. Die Wohnungen werden über die Innenecken organisiert. Über eine durchgehende Loggia, die die Maisonette-Eigenschaft mit einem Geschossversprung adaptiert, werden auch die zu den Höfen ausgerichteten Wohnungen gut belichtet. Es werden je nach Lage im Block unterschiedlich große Wohnungen angeboten. Will man die Maisonette-Qualität nicht nutzen, können die Wohnungen durch Aufteilung zu eingeschossigen Wohnungen verkleinert werden.
Studienarbeit TU Darmstadt Annika Kingl 86
1. Juli | 14h | 55° im Mittel 27° 1. Januar | 15h | 5°
1. Juli | 12h | 60° im Mittel 35° 1. Januar | 9h | 5°
Systematik Belichtung
Systematik Erschließung
1./3. Obergeschoss 87
Querschnitt
2./4. Obergeschoss 88
Längsschnitt
5. Obergeschoss 89
Blockrand aufgelöst dreigeschossig allseitige Orientierung Die dreigeschossige, über ein zusammenhängendes Dach geschlossene Wohnanlage wird grundsätzlich vom Innenraum des Blocks aus erschlossen. Damit wird das Blockinnere ein lebendiger Interaktionsraum, der mit Grünanlagen und Spielflächen großzügig ausgestattet ist. Die Wohnungen sind typologisch eigentlich Reihenhäuser, die im Erdgeschoss direkt vom Hof aus, im Obergeschoss über eine Treppe sowie die Terrasse und im Dachgeschoss über durchgängige breite Laubengänge erschlossen sind. Die Drei-Zimmer-Typen des Erd- und Obergeschosses sind über die eingestellte Nasszelle und den verbindenden Flur in einen öffentlichen und einen intimen Grundriss zoniert. Bei den Wohnungen im Dachgeschoss handelt es sich um sehr kleine, aber gut proportionierte Zwei-Zimmer-Wohnungen. Über Schiebetüren können die Grundrisse dort variabel genutzt werden; beide Räume haben Ausgänge auf die große überdachte Loggia.
Wohnanlage Rotterdamer Straße Düren, 1997 Herman Hertzberger 90
Querschnitt
Attikageschoss
1. Obergeschoss
Erdgeschoss 91
Blockrand aufgelöst dreigeschossig allseitige Orientierung Die dreigeschossige Wohnanlage gliedert sich durch ein System aus zwei Haustypen – eine Nord-Süd-orientierte Zeile und drei Ost-West-orientierte Baukörper –, die gespiegelt wiederholt werden. Die Nord-Süd-Zeile ist eindeutig mit den Wohnräumen nach Süden und den Nutz- und Erschließungsräumen nach Norden organisiert. Die Maisonette-Wohnungen haben optional eine Treppe ins zweite Obergeschoss, um entweder eine größere Wohnung oder einen abtrennbaren Wohnteil zu erhalten. Diese Wohnung ist über einen Laubengang getrennt erschlossen. Drei Treppenhäuser erschließen den Laubengang und die Wohnungen auf den Ost-West-Zeilen. Das Besondere dieser Typologie ist die Grundrissorganisation der Ost-West-Zeile mit einem einhüftigen Flurgrundriss, der zu Wohnund Spielzwecken gut zu gebrauchen ist. Das Wohn- und Esszimmer mit der Küche am nördlichen Ende des Baukörpers verbindet sich gleichzeitig mit der Freiterrasse, die nach Süden und zum Hof hin orientiert ist.
Wohnüberbauung Vogelbach Riehen, 1992 Michael Alder 92
Querschnitt
Erdgeschoss
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss 93
Blockrand aufgelöst fünfgeschossig allseitige Orientierung Charakteristisch für diesen Typ ist die besondere Art der Erschließung. Im Erdgeschoss hat die kammförmige Anlage Zugänge über mehrere Höfe. Außenliegende Treppen über mehrere Geschosse führen entlang zweier südlicher Gebäudeelemente durch das dritte Obergeschoss zum innenliegenden Laubengang des vierten Obergeschosses. Ab dem ersten Obergeschoss werden auf der Nordseite Vier-ZimmerMaisonette-Wohnungen erreicht, die im zweiten Obergeschoss auf die Nordseite wechseln. Über Zwischenpodeste werden im Norden die Maisonettes erreicht, die dann vom zweiten Obergeschoss ins erste Obergeschoss wechseln. Über einen inneren Laubengang des vierten Obergeschosses finden die restlichen Wohnungen ihren Eingang, wobei diese wieder mit dem darunter liegenden Geschoss Maisonette-Wohnungen bilden. Dieses Erschließungsgefüge bringt außergewöhnliche Zuschnitte der Wohnungen hervor, die übrigens sämtlich überdurchschnittlich gut belichtet sind.
Wohnblock Void Space/Hinged Space Fukuoka, 1992 Steven Holl Architects 94
Querschnitt
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss
Querschnitt
4. Obergeschoss
95
Blockrand aufgelöst siebengeschossig allseitige Orientierung Das typologische Merkmal des aufgelösten Blockrands ist die ausreichende Besonnung der Wohnung auch im innerstädtischen Gefüge. Es handelt sich um einen Vierspänner-Typ mit einer Kombination verschiedener Maisonettes in den oberen Geschossen. Während im Normaltyp des dritten und vierten Geschosses zwei Wohnungen mit durchgewohnten Grundrissen und einer großen Freiterrasse vorhanden sind, ist die dritte Wohnung auf der Westseite im Blockinneren eine Maisonette. Die luxuriösen Wohnungen im sechsten Geschoss sind Maisonette-Wohnungen mit zwei großen Terrassen. Konventionell handelt es sich um eine Sechs-ZimmerWohnung, die allerdings wegen der Galerieräume neben der mittleren Wohnhalle eher als große Vier-ZimmerWohnung zu gebrauchen ist. Gemessen an der großen Geste der Terrassen und Räume fallen die innenliegenden Toiletten und Badezimmer bescheiden aus. Die Wohnungen in den Seitenflügeln der Wohnanlage sind kleiner und haben keine Loggien.
81 Wohneinheiten Paris, 1997 Philippe Gazeau 96
Längsschnitt
6. Obergeschoss
5. Obergeschoss 97
Blockrand aufgelöst fünfgeschossig allseitige Orientierung Die Idee des generationsübergreifenden Wohnens entspringt der Suche nach Wohnformen, die Individualität und Gemeinschaft gleichermaßen ermöglichen. Von Grundriss und Gebäudestruktur wird dabei hohe Variabilität gefordert. Das vorliegende Konzept löst dies durch einen zweigeschossigen Schaltraum, der als erweiterter Gemeinschaftsraum zum Wohnen oder als Essplatz genutzt werden kann. Die daran angeschlossenen Rückzugsräume mit jeweils einer großen Nasszelle sind Module, die individuelles Wohnen, Arbeiten, Schlafen und eingeschränkt auch Kochen ermöglichen. In den Wohngruppen sind Kombinationen von Gemeinschaftsräumen und Modulen im Verhältnis 1+5, 2+4 und 3+3 möglich. Angebote verschiedener Nutzungen wie Kinderbetreuung, Schwimmbad, Erholung und Einkaufen sind in den unteren Geschossen eingeplant. Die Belichtung der Wohnungen soll nach individuellen Wünschen ausfallen: über den stillen Wohnhof, den lauten Stadthof oder die Gasse.
Studienarbeit TU Darmstadt Janna Jessen 98
Gässchen
Wohnhof
Stadthof
Schnittsequenzen
Querschnitt
Längsschnitt
99
2. Obergeschoss
1. Obergeschoss
100
4. Obergeschoss
3. Obergeschoss
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Blockrand aufgelöst sechsgeschossig allseitige Orientierung Die mäanderförmige Großstruktur des Bauvolumens wird über drei brückenartige Verbindungselemente erschlossen. Die dadurch entstandenen Höfe geben den beiden Gebäuderiegeln gleiche Belichtungsmöglichkeit. Durch zweigeschossige Räume, die als Wintergärten ausgebildet sind und über die ganze Haustiefe reichen, werden die einzelnen Hausgemeinschaften belichtet. Diese Räume dienen gleichzeitig als Erschließungs- und Kopplungsräume. Die daran angelagerten Bereiche sind in großzügige Wohn- und Küchenräume und in Individualräume aufgeteilt, die als Minimal-Wohnungen mit eigenen Toiletten funktionieren. Die Kombinationen entstehen durch Zuschaltung verschiedener Module, die über die Wintergärten organisiert sind. Es gibt Kombinationen aus Gemeinschaftsräumen und Modulen im Verhältnis von 1+5 und 3+3 mit unterschiedlich großen Wintergärten, eingeschossig oder als zweigeschossige Galerieräume. Damit können die Geschosse, je nach Belichtung, auch unterschiedlich konfiguriert werden.
Studienarbeit TU Darmstadt Valeska Bühler 102
Querschnitt
Längsschnitt
1. Obergeschoss 103
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss
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5. Obergeschoss
4. Obergeschoss
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Blockrand aufgelöst acht- bis neungeschossig allseitige Orientierung Über einem zweigeschossigen Sockel, der für Geschäfts- und Büronutzung vorgesehen ist, befindet sich eine offene Plattform, die mit großzügigen Freitreppen erschlossen wird. Einzelne Treppenhäuser mit Aufzügen durchstoßen diese Ebene und verbinden Tiefgaragen und Passagen der unteren Geschosse. Ein durchgängig zweiteiliges System gliedert die Hauszeilen in Ost-Westorientierte, aber auch in Nord-Südorientierte Räume. Große Loggien lockern das an sich strenge System auf. Kleine eingeschossige Wohnungen sind darin ebenso untergebracht wie große Maisonette-Wohnungen. Die Maisonettes sind so organisiert, dass die Belichtungsseite jeweils im darüber liegenden Geschoss wechselt. Da dieses System grundsätzlich auf Zwei- und Dreispänner-Typen aufbaut, ist eine Kombination und Schaltbarkeit der Wohnungen untereinander nur bedingt möglich.
Studienarbeit ETH Zürich Philipp Zindel 106
Längsschnitt
107
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss
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5. Obergeschoss
4. Obergeschoss
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Lücke viergeschossig Ost-West-Orientierung Die Bebauung der Lücke zeichnet sich durch eine besondere Anordnung einzelner Wohnkuben aus, die – übereinander gestapelt und verschachtelt – bis zu vier Geschosse bilden. Sechs Einzelhäuser sind in den Obergeschossen so ineinander verzahnt, dass auch eine Kombination der Wohnungen untereinander möglich ist. In der Erdgeschosszone sind zusätzlich kleine Ein- bis Zwei-Raum-Wohnungen angeordnet, deren Belichtungsqualität allerdings europäischen Maßstäben nicht genügen dürfte. Die Erschließungsstruktur besteht aus im Blockinneren frei angeordneten Terrassen und Durchgängen. Die außergewöhnlich kleinen Raumzuschnitte ergeben mit Galerien und zusätzlichen Terrassen ein räumlich lebendiges Haus-im-Haus-Gefüge. In den oberen Geschossen sind die Räume und Terrassen wegen der Ost-West-Ausrichtung gut belichtet.
Modell „Space Block Hanoi“ Hanoi, 2003 C+A Coelacanth and Associates 110
Längsschnitt
3. Obergeschoss
2. Obergeschoss
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
111
Lücke fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Das Haus in der Baulücke ist zunächst ein einfacher Einspänner, der sich erst bei genauerem Hinsehen erschließt. Der Typ leistet, was eigentlich alle Geschosshaus-Grundrisse leisten sollten: er gibt dem Nutzer vielfache Möglichkeiten, sich Räume und Raumfolgen nach dem eigenen Lebensstil zu gestalten und anzueignen. Neben dem Treppenkern mit Aufzug ist ein Installationskern so geschickt angeordnet, dass in jedem Geschoss eine andere Wohnform möglich ist: vom vollständig offenen Grundriss bis zur Drei-Zimmer-Wohnung. Im dritten Obergeschoss können mit dieser Systematik zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen entstehen, im Dachgeschoss eine großzügige Maisonette-Wohnung mit zusätzlichem Anschluss an das Treppenhaus (eine Bedingung der Berliner Bauordnung, die sich hier wegen der Möglichkeit zur weiteren Auftrennung einer kleinen Wohneinheit als sinnvoll erweist). Die durchgehend verglaste Fassade mit verschiebbaren Aluminiumläden lässt den Hausbewohnern alle Gestaltungsmöglichkeiten.
Stadthaus „Urbane Living 1“ Berlin, 2001 abcarius + burns architecture design 112
Querschnitt
Längsschnitt
2. Obergeschoss
Dachgeschoss
1. Obergeschoss
4. Obergeschoss
Erdgeschoss
3. Obergeschoss
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Lücke fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Die Lückenbebauung, die sich in eine Berliner Blockrandbebauung einfügt, besteht aus zwei zusammengesetzten Häusern. Im Erdgeschoss verfügen beide Häuser über einen Vorder- und einen Hintereingang, wobei der Vordereingang auch beide Wohneinheiten gleich-
Attikageschoss
zeitig erschließen kann. Eine zweigeschossige Wohneinheit im Westen besitzt einen Individualraum und ist im ersten Obergeschoss über einen Lichthof mit dem sechsgeschossigen Wohnturm im Osten verbunden.
4. Obergeschoss
Diese Verbindung sowie die Verbindung im Erdgeschoss sind jedoch optional, so dass beide Einheiten sowohl getrennt als auch zusammen genutzt werden können. Im Osten besteht eine große
3. Obergeschoss
Wohneinheit aus drei Individualräumen und großzügigen Wohnbereichen im zweiten und vierten Obergeschoss. Während eine kleine Wohneinheit über einen Garten im Westen verfügt, der
2. Obergeschoss
durch eine hohe Mauer vor Einblicken geschützt ist, wird das Wohnraumangebot der großen Einheit durch intime Freibereiche im zweiten Obergeschoss und auf dem Dach ergänzt.
1. Obergeschoss
Stadthaus Kunert Berlin, 2006 Nalbach + Nalbach Erdgeschoss 114
Längsschnitt
115
Lücke fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Die fünfgeschossige Lückenbebauung verbindet geschickt gewerbliche und private Nutzungen. Durch die geschickte Erschließungsführung über Lichthöfe und Galerien sind die gewerblich genutzten Flächen erlebnisreich und gut belichtet miteinander verknüpft. Im
Attikageschoss
zweiten Obergeschoss beginnt die Wohnfläche mit dem Hauptwohnraum. Küche, Essplatz und Wohnzimmer sind durch eine großflächige Dachterrasse verknüpft. Um eine bessere Belichtung zu gewährleisten, ist das Gebäude in
4. Obergeschoss
diesem und den folgenden Geschossen weniger tief. In den Geschossen über dem Wohnraum befinden sich insgesamt drei Individualbereiche mit jeweils eigenen, natürlich belichteten Nass-
3. Obergeschoss
zellen und Freibereichen in Form von Balkonen. Auf dem Dach gibt es eine zusätzliche Terrasse, die exklusiv dem obersten Individualraum zugeordnet ist. Die geschickte Verflechtung von
2. Obergeschoss
zwei Treppen und einem Aufzug ermöglicht von der Wohnung aus einen getrennten Zugang zum Keller, ohne Überschneidung der Wegelinien des gewerblichen Bereichs.
1. Obergeschoss
Stadthaus Tilla Lindig Straub Berlin, 2006 Nalbach + Nalbach Erdgeschoss 116
Längsschnitt
117
Lücke sechsgeschossig Ost-West-Orientierung Das Lofthaus ist über einen innenliegenden Treppenkern mit einer zweiläufigen Treppe erschlossen. Der Aufzug mündet direkt in die Wohnung. Am Treppenkern ist ein von zwei Seiten zugänglicher und durchgängiger Nassbereich mit wahlweise getrenntem WC angelagert. Ein freistehender Versorgungsschacht gliedert den offenen Raum in die Bereiche Küche, Essplatz und Wohnraum. Mit diesen einfachen Maßnahmen sind alle Möglichkeiten für eine individuelle Raumgestaltung gegeben. Die Aufteilung des Wohnraumes hängt von Größe und Art der Küche sowie des Essraumes ab. Die Individualräume werden durch Schrankeinbauten geteilt und können ebenfalls unterschiedlich groß sein. Die beiden Ein-Raum-Wohnungen auf der Eingangsebene mit mittiger Erschließung folgen dem gleichen Prinzip. Das dezente Spiel mit den voll verglasten Erkern auf der Ostseite mit den unterschiedlich ausgebildeten Balkonen ist außen der einzige Hinweis auf die hohe Flexibilität dieses Gebäudes.
Lofthaus Basel, 2002 Buchner Bründler AG 118
Längsschnitt
2. Obergeschoss
5. Obergeschoss
1. Obergeschoss
4. Obergeschoss
Erdgeschoss
3. Obergeschoss 119
Lücke siebengeschossig Ost-West-Orientierung Die gesamte Tiefe der Baulücke wird durch eine Bebauung der zweiten Reihe ausgenutzt. Die Brandwand auf der Südseite wird durchgängig mit einem eingeschossigen Gebäude bebaut, das wegen der Topografie kontinuierlich auf zwei Geschosse anwächst und Wohnungen mit Split-Level-Erschließung und Belichtung über Patios enthält. Die Wohnungen sind je nach ihrer Lage im Geschoss unterschiedlich groß. Die Geschosse werden durch Treppen im Terrassenbereich und durch Aufzüge im Gebäudeinneren verbunden. Das Gebäude an der Straße ist über die gesamte Bauhöhe in zwei Blöcke geteilt und durch Terrassen verbunden. Die Terrassen reichen weit ins Blockinnere und bilden die Außenbereiche der Geschosswohnungen, die nach Osten oder Westen ausgerichtet sind. Sie werden zu offenen Gemeinschaftsräumen; allerdings bleiben sie wegen der zugigen Durchlüftung meist ungenutzt. Das Gebäudevolumen wird durch die Terrassen aufgelöst, jedoch werden die Vorteile der besseren Belichtung nicht genutzt.
26 Wohneinheiten Paris, 1994 Philippe Gazeau 120
Längsschnitt
3. Obergeschoss
1. Obergeschoss
Erdgeschoss 121
Lücke achtgeschossig Ost-West-Orientierung Das Gebäudevolumen dieses Typs wird an bestehende Brandwände angebaut, jedoch nicht in voller Haustiefe. Durch versetzte Anordnung der beiden Volumen wird die Belichtungsfläche der Fassade für die nur 10,5 Meter breite Baulücke mehr als verdoppelt. Das in der Hausmitte angeordnete Treppenhaus erschließt zwei großzügige Zwei-Zimmer-Wohnungen. Die konstruktiven Schwierigkeiten der einfachen Grundrisse bleiben geschickt verborgen. Am Raumende der verglasten Ecke befindet sich ein Podium, das als Sitzerker gern genutzt wird. Darin befindet sich der Untergurt des geschosshohen Vierendeelträgers, durch dessen Hilfe bei den auskragenden Hausteilen keine Stützen erforderlich sind. Aufgrund von Brandschutzvorgaben musste auf Balkone verzichtet werden. Kleine Austrittstege vor der Fassade der zurückliegenden Fenster schaffen den nötigen visuellen Abstand zum Nachbarn. Konsequent und folgerichtig sind die Fassaden vollständig verglast.
Lychener Straße 43 Berlin, 2001 Walter Nägeli und Sascha Zander 122
Längsschnitt Querschnitt
Attikageschoss
Regelgeschoss
Erdgeschoss 123
Lücke fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Der mäanderförmige Typ dieser Baulücke eignet sich für tiefe Bebauungen in der Stadt – vornehmlich zwischen zwei
Längsschnitt
Straßen. Die schlanken Gebäudeteile entlang der Brandwände enthalten nach Norden Erschließungen und nach Süden Loggien. Diese Elemente sind die Variablen in der Anordnung der vier Gebäude, von denen die Randhäuser auch mit Aufzügen erschlossen sind. Die beiden Gebäude im Innenraum werden vom Erschließungsdeck des
4. Obergeschoss
ersten Obergeschosses erreicht. In allen vier Gebäuden sind Maisonettes übereinander angeordnet. Somit sind alle Räume der Wohnungen von Ost nach West durchgewohnt; zudem besitzen alle Wohnungen nach Süden orientierte Loggien. Dieses Prinzip ist
3. Obergeschoss
mannigfaltig anwendbar und in den Abmessungen der Häuser und Wohnungen sehr variabel. Die Durchgängigkeit des Blocks ist sowohl über die Nutzung des Erdgeschosses als auch über das Deck des ersten Obergeschosses gegeben.
2. Obergeschoss
Studienarbeit TU Darmstadt Martin Trefon 1. Obergeschoss 124
Lücke fünfgeschossig Ost-West-Orientierung Im dichten städtischen Kontext gibt es zuweilen tiefe Lücken – meist zwischen zwei Straßen –, für welche dieser Gebäudetyp geeignet ist. Vier hinterLängsschnitt
einander gestaffelte Häuser als Duplex-Typen unterschiedlicher Art bilden einerseits eine ausreichende Bebauungsdichte, andererseits sorgen sie durch ausreichende Abstände für gute Belichtung, was ebenso wie die großen Terrassen die Wohnqualität eines innerstädtischen Hauses verbessert.
4. Obergeschoss
Das Gebäude in der Mitte ist ein Backto-Back-Typ, der so organisiert ist, dass die Räume im zweiten Obergeschoss auf die andere Seite wechseln. Damit sind Nachteile einer reinen Ost- oder West-Orientierung aufgehoben. Eine
3. Obergeschoss
lange einläufige Treppe in das vierte Obergeschoss erschließt die Zwei-Zimmer-Dachwohnung. Die beiden Gebäude an den Rändern haben eine innere Split-Level-Organisation. Der räumliche Gewinn auf der Seite zum Hof kommt
2. Obergeschoss
beiden Duplex-Typen zugute.
Studienarbeit TU Darmstadt Sebastian Schaal 1. Obergeschoss 125
Bibliografie Atelier 5: Siedlungen und städtebauliche Projekte. Mit einem Essay von Kenneth Frampton. Wiesbaden: Vieweg 1994 Asensio, Paco: Wohnkonzepte für die Zukunft. Neue Konzepte für das klassische Einfamilienhaus. München: Callwey 2003 Curtis, William J. R.: Le Corbusier – Ideen und Formen. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1987 Durban, Christoph; Koch, Michael; u.a.: Mehr als Wohnen. Gemeinnütziger Wohnungsbau in Zürich 1907-2007. Zürich: gta 2007 Evans, Robin: „Menschen, Türen, Korridore“, in: Arch+, Nr. 134/135, 1996 Flagge, Ingeborg (Hrsg.): Geschichte des Wohnens. Band 1-5. 2. Aufl.; Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung/München: DVA 1999 Gast, Klaus-Peter: Wohn Pläne: Neue Wege im Wohnhausbau. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 2005 Gausa, Manuel: Housing. New Alternatives, New Systems. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser/Barcelona: Actar 1998 Geist, Jonas Friedrich; Kürvers, Klaus: Das Berliner Mietshaus. 3 Bände. München: Prestel 1980, 1988, 1993 Harlander, Tilman (Hrsg.): Stadtwohnen. Geschichte, Städtebau, Perspektiven. Ludwigsburg: Wüstenrot Stiftung 2007 Hertzberger, Hermann: Lessons for Students in Architecture. 3. erg. Aufl; Rotterdam: 010 Publishers 1998 Komossa, Susanne; Meyer, Han u.a.: Atlas of the Dutch Urban Block. Bussum: Thoth 2005 Koolhaas, Rem: „The Generic City“ in: OMA, Rem Koolhaas, Bruce Mau: S, M, L, XL. New York: Monacelli Press 1995 (dt. Übersetzung in: Arch+, 6/1996) Kruft, Hanno-Walther: Geschichte der Architekturtheorie. München: Verlag C. H. Beck 1991 Maretto, Paolo: La casa veneziana nella storia della città, dall´origine all´Ottocento. 4. Aufl.; Venedig: Marsilio Editori 1992
126
Rowe, Colin und Robert Slutzky: Transparenz. 3. erg. Aufl.; Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 1989 Schittich, Christian (Hrsg.): Im Detail. Verdichtetes Wohnen: Konzepte, Planung, Konstruktion. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 2004 Schittich, Christian (Hrsg.): Im Detail. Integriertes Wohnen: flexibel, barrierefrei, altengerecht. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 2007 Vetter, Andreas K.: Townhouses. München: Callwey 2008 Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Wohnbauen in Deutschland. Stuttgart, Zürich: Krämer 2002 Wüstenrot Stiftung, Deutscher Eigenheimverein e.V.: Integriertes Wohnen im städtebaulichen Kontext. Stuttgart, Zürich: Krämer 1998 Zophoniason-Baierl, Ulrike (Hrsg.): Michael Alder. Das Haus als Typ. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 2006
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Bildnachweis Philippe Gazeau
Martin Trefon
8, 96, 120
74
Andrea Kroth
Oski Collado
13
78
Julie Peng, VG Bild-Kunst
C. F. Møller Architects
19
80
Tomio Ohashi
Herman Hertzberger
21, 110
90 (oben)
Floris Besserer
Jens Willebrand
22
90 (unten)
Michael Reisch
Steven Holl Architects
26
94
Michael Fontana
Philipp Zindel
28
106, 107
Wiel Arets Architects
Åke E:son Lindman
30
112
Günter Pfeifer
Nalbach + Nalbach
32, 60, 92, 122
115, 117
Alexander Gempeler 34, 35 Andrea Melbling 36, 37, 44, 47 Darlington Meier Architekten 40 Ruedi Walti 42, 118 Akiko + Hiroshi Takahashi workstation 48 Alexander Scholtysek 50 TU Darmstadt 54, 56, 66, 84, 86, 98, 102 Atelier 5 62 Robertino Nikolic/arturimages 64 Francis Soler 70 Kathrin Hinkel 72 128