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Ägypten und altes TestamenT 101 ÄAT 101 Wening • Siloah – Quelle des Lebens
Siloah – Quelle des Lebens Eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle Jens M. Wening www.zaphon.de
Zaphon
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18.10.2021 14:06:49
Siloah – Quelle des Lebens Eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle Jens M. Wening
ÄGYPTEN UND ALTES TESTAMENT Studien zu Geschichte, Kultur und Religion Ägyptens und des Alten Testaments
Band 101
Gegründet von Manfred Görg Herausgegeben von Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel
Siloah – Quelle des Lebens Eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle Jens M. Wening
Zaphon Münster 2021
Illustration auf dem Einband: Birkat Silwān, Blick nach Norden. G. Eric and Edith Matson Photograph Collection. © Library of Congress, Prints and Photographs Division, Washington, D.C. 20540 USA. Online: https://www.loc.gov/pictures/item/2019698717/ (letzter Zugriff am 11.02.2021). Bildlegende: 437 Pool of Siloam. Siloa Teich. Piscine de Siloë.
Ägypten und Altes Testament, Band 101 Jens M. Wening: Siloah – Quelle des Lebens. Eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle
© 2021 Zaphon, Enkingweg 36, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. Printed in Germany. Printed on acid-free paper. ISBN 978-3-96327-096-3 (Buch) ISBN 978-3-96327-097-0 (E-Book) ISSN 0720-9061
Meinem Vater, dem Maler, Koch und Seemann
Michael Wening * 14. Februar 1935 † 29. April 2017
in Liebe und Dankbarkeit
Wahrnehmungen
Wasser! Wasser, du hast weder Geschmack noch Farbe, noch Aroma. Man kann dich nicht beschreiben. Man schmeckt dich, ohne dich zu kennen. Es ist nicht so, daß man dich zum Leben braucht: Du selbst bist das Leben!I Antoine de Saint-Exupéry Wasser tritt aus der Erde als Quelle, bewegt sich als Fluß, steht als See, ist in ewiger Ruhe und endloser Bewegtheit das Meer. Es verwandelt sich zu Eis oder zu Dampf; es bewegt sich aufwärts durch Verdunstung und abwärts als Regen, Schnee oder Hagel; es fliegt als Wolke. Es ist der Samen, der die Erde befruchtet. Es spritzt, rauscht, sprüht, gurgelt, gluckert, wirbelt, stürzt, brandet, rollt, rieselt, zischt, wogt, sickert, kräuselt, murmelt, spiegelt, quillt, tröpfelt, brandet … Es ist farblos und kann alle Farben annehmen.II Hartmut Böhme Wo in diesem Land keine lebendige Quelle existiert, wo das Trinkwasser mühsam zu beschaffen ist, da ist das Dasein der Umwohner ein trostloses, hoffnungsloses.III Gottlieb Schuhmacher Denn Jerusalem hat kein lebendiges Wasser außer der Siloah-Quelle.IV Der Pilger von Piacenza
Antoine de Saint-Exupéry: Wind, Sand und Sterne. Ins Deutsche übertragen v. Henrik Becker, Düsseldorf 32002, 188. Hartmut Böhme: Umriß einer Kulturgeschichte des Wassers. Eine Einleitung. In: Ders.: Kulturgeschichte des Wassers, Frankfurt a. M. 1988, 13. III Gottlieb Schuhmacher. In: Die Warte des Tempels vom 11.10.1883 (CARMEL, Palästina-Chronik II, 1983, 17). IV Der Pilger von Piacenza/Itin. Anton. Plac. 19. I
II
Inhaltsverzeichnis Danksagung ................................................................................................................................................. 13 Kurzfassung ................................................................................................................................................. 15 I. Einleitung ................................................................................................................................................. 17 I.1 Annäherung: Tod und Leben .................................................................................................... 17 I.2 Zum Thema: Die Spuren des Siloah ......................................................................................... 17 I.3 Zum Forschungsstand ............................................................................................................... 18
I.4
I.5 I.6
I.3.1 Die archäologische Erforschung des Südost-Hügels und seiner Wassersysteme ................................ 19 I.3.2 Die kulturgeschichtliche Erforschung der Jerusalemer Stadtquelle .................................................... 22 I.3.2.1 Titus Tobler: Die Siloahquelle (1852) ........................................................................................... 23 I.3.2.2 Johann J. Kneucker: Siloah. Quell, Teich und Thal in Jerusalem (1873)....................................... 24 I.3.2.3 Carl Mommert: Siloah. Brunnen, Teich, Kanal (1908) .................................................................. 25 I.3.2.4 Maurice Halbwachs: La Topographie légendaire des évangiles en Terre Sainte (1941)................ 26 I.4.1 I.4.2 I.4.3
Inhaltliche und methodische Weiterführungen ......................................................................... 27
Epochenübergreifende Kulturgeschichte statt fachspezifische Engführungen .................................... 27 Der erinnerungskulturelle Ansatz: Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen .................... 30 Der raumsoziologische Ansatz: Raum als soziale Konstruktion ......................................................... 31
Methodik und Aufbau der Untersuchung ................................................................................. 32 Allgemeine Hinweise und grundlegende Literatur ................................................................... 34
II. Übersichten ............................................................................................................................................. 36 II.1 Einrichtungen der Wasserversorgung Jerusalems .................................................................... 36 II.2 Höhenangaben zu den Wassersystemen des Südost-Hügels .................................................... 38 II.3 Versuche zur Lokalisierung des biblischen Gihon ................................................................... 39 II.4 Bezeichnungen der Gihon-Quelle............................................................................................. 40 II.5 Bezeichnungen des Beckens an der südwestlichen Ausmündung des Hiskia‑Tunnels ............ 41 II.6 Bezeichnungen der Wassersysteme des Südost-Hügels ........................................................... 41 II.7 Karten ....................................................................................................................................... 43 III. Hintergründe und Strukturen ............................................................................................................. 56 III.1 Wasser: kosmologische und kulturgeschichtliche Aspekte ...................................................... 56 III.2 Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte ............................................................................... 58
III.2.1 Geologie des Jerusalemer Südost-Hügels ........................................................................................... 58 III.2.2 Lage und Beschaffenheit der Gihon-Quelle ........................................................................................ 59 III.2.3 Die Schüttung der Quelle .................................................................................................................... 59 III.2.4 Das Phänomen der Intermission.......................................................................................................... 61 III.2.4.1 Physikalische Erklärung................................................................................................................. 61 III.2.4.2 Volkstümliche Erklärungen ........................................................................................................... 63 III.2.4.3 Historische Angaben zu Schüttung und Intermission .................................................................... 64 III.2.4.4 Rhythmus der Intermission ............................................................................................................ 68 III.2.5 Chemismus und Geschmack des Wassers ........................................................................................... 68
IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems ..................................................................................... 71 IV.1 Grundsätzliche Bemerkungen zur Wasserversorgung Jerusalems............................................ 71 IV.2 Erste Besiedlungsspuren ........................................................................................................... 73 IV.3 Die Wassersysteme der Mittelbronze-II-Zeit (2000–1550 v. Chr.) .......................................... 74 IV.3.1 IV.3.2 IV.3.3
IV.4 IV.5
IV.5.1 IV.5.2 IV.5.3 IV.5.4
Das Brunnenbecken (Rock-Cut Pool) und die Befestigungsanlagen an der Gihon-Quelle ................. 74 Der Warren-Tunnel (erste Bauphase nach Ronny Reich und Eli Shukron) ........................................ 75 Kanal 2 (nördlicher Teil)..................................................................................................................... 75
Spätbronzezeit und Eisen-I-Zeit (1550–1000 v. Chr.) .............................................................. 76 Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.) .................. 77
Verlängerung von Kanal 2 (südlicher Teil) ......................................................................................... 77 Kanal 1 ................................................................................................................................................ 77 Absenkung des Warren-Tunnels ......................................................................................................... 77 Bau des Hiskia-Tunnels ...................................................................................................................... 77
8
Inhaltsverzeichnis IV.5.4.1 Die Länge des Tunnels................................................................................................................... 78 IV.5.4.2 Der sonderbare S-förmige Verlauf ................................................................................................. 79 IV.5.5 Die wasserbaulichen Maßnahmen Hiskias nach 2Chr 32,3f. 30 und 2Kön 20,20............................... 81 IV.5.5.1 Die Verstopfung von Kanal 2 und der Quellen außerhalb Jerusalems vor der assyrischen Belagerung 701 v. Chr. (2Chr 32,3f.) ......................................................................... 82 IV.5.5.2 Die Verstopfung des oberen Ausflusses der Gihon-Quelle und der Bau des HiskiaTunnels nach der assyrischen Belagerung (2Chr 32,30) ................................................................ 83 IV.5.5.3 Exkurs: Manasses Mauer westlich vom Gihon (2Chr 33,14) ......................................................... 84 IV.5.5.4 Das „Kommen lassen des Wassers zur Stadt“ (2Kön 20,20) ......................................................... 85 IV.5.5.5 Die sogenannte „Siloah“-Inschrift ................................................................................................. 85 IV.5.5.6 Ergebnisse ...................................................................................................................................... 86
IV.6
Persische und frühhellenistische Zeit (587/586–150 v. Chr.) ................................................... 89
V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament ............................................................................... 90 V.1 Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien ................................................................... 90 V.1.1 V.1.2 V.1.3
Der alte Name: Gihon (( )ג]י[חוןGen 2,13; 1Kön 1,33.38.45; 2Chr 32,30; 33,14) ............................... 90 Ein weiterer alter Name: ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle (( )עין שׁמשׁJos 15,7; 18,17).................................. 91 Der jüngere Name: Šiloaḥ (( )השׁלחJes 8,6) ......................................................................................... 94
V.2
Thematische Zusammenhänge.................................................................................................. 98
V.3
Ergebnisse............................................................................................................................... 112
V.2.1 Die Salbung Salomos am Gihon nach 1Kön 1 .................................................................................... 98 V.2.2 Jerusalemer Kulttraditionen im Zusammenhang mit der Gihon-Quelle............................................ 102 V.2.2.1 Die endzeitliche und heilkräftige Tempelquelle und ihr Segens- und Lebensstrom nach Ez 47.................................................................................................................................... 102 V.2.2.2 JHWH als Ursprung der Himmels- und Quellwasser................................................................... 104 V.2.2.3 Die sacht fließenden Wasser des Siloah nach Jes 8,6 .................................................................. 106 V.2.3 Der Gihon der Paradiesesgeographie nach Gen 2,10–14 .................................................................. 108 V.2.4 Exkurs: Die Identifikation des Gihon mit dem Nil und einem Berg im Westen Jerusalems ............. 110 V.2.5 Exkurs: Die angebliche Eroberung Jerusalems durch den Ṣinnōr nach 2Sam 5,6–8 ........................ 112
VI. Späthellenistisch-frührömische Zeit (150 v. Chr.–70 n. Chr.) ........................................................ 114 VI.1 Einleitung ............................................................................................................................... 114 VI.2 Archäologisch-baugeschichtlicher Befund ............................................................................. 114 VI.2.1 VI.2.2 VI.2.3
Erneute Zugänglichkeit der Gihon-Quelle ........................................................................................ 115 Die Verschüttung der Gihon-Quelle um die Zeitenwende (50 v. Chr.–70 n. Chr.) ........................... 116 Das herodianische Becken an der Birkat al-Ḥamra (um 150 v. Chr.–70 n. Chr.) ............................. 116
VI.3 VI.4
Die Wasseranlagen Jerusalems bei Jesus Sirach (um 190 v. Chr.) ......................................... 118 Jerusalems Wasserreichtum … ............................................................................................... 118
VI.5
… und der Wassermangel der Außenbereiche ....................................................................... 122
VI.6
Jerusalemer Ortstraditionen zum Siloah in den Vitae Prophetarum (vor 70 n. Chr.) ............. 124
VI.7 VI.8 VI.9 VI.10
Der Siloah bei Josephus (um 80 n. Chr.) ................................................................................ 131 Der Ausfluss des Siloah in der Kupferrolle aus Qumran (25–75 n. Chr.) .............................. 132 Der Gihon in antiken Übersetzungen ..................................................................................... 133 Ergebnisse............................................................................................................................... 134
VI.4.1 VI.4.2 VI.4.3 VI.4.4 VI.5.1 VI.5.2 VI.5.3 VI.6.1 VI.6.2 VI.6.3 VI.6.4 VI.6.5 VI.6.6 VI.6.7 VI.6.8
Pseudo-Aristeas (Ende 2. Jh. v. Chr.) ............................................................................................... 119 Philon der Epiker (Ende 2. Jh. v. Chr.) ............................................................................................. 119 Strabon, Geographica (erstes Viertel 1. Jh. n. Chr.) .......................................................................... 121 Tacitus, Historien (105–109 n. Chr.) ................................................................................................ 121 Zur Belagerung Jerusalems durch Antiochus VII. Euergetes im Jahre 132/131 v. Chr. ................... 122 Zur Belagerung Jerusalems durch Pompeius im Jahre 63 v. Chr. ..................................................... 122 Zur Belagerung Jerusalems durch Titus im Jahre 70 n. Chr. ............................................................ 122 Einleitung .......................................................................................................................................... 124 Zur Vita des Jesaja ............................................................................................................................ 125 Die ältere Grabtradition vom Jesaja-Grab unter der Eiche Rogel ..................................................... 125 Das Zeichen des Siloah: Die wunderhafte Entstehung der Quelle .................................................... 127 Das Geheimnis des Siloah: Die wunderhafte Intermission der Quelle .............................................. 128 Die jüngere Grabtradition vom Jesaja-Grab an der Siloah-Quelle .................................................... 129 Die Beziehung der beiden Legenden ................................................................................................ 129 Ergebnisse ......................................................................................................................................... 129
VII. Rabbinische Aussagen zur Jerusalemer Stadtquelle ...................................................................... 136 VII.1 Vorbemerkungen .................................................................................................................... 136 VII.2 Vergleich des Siloah-Wassers mit dem Urwasser (pTaan 2,1/9, pPes 6,1) ............................ 137
Inhaltsverzeichnis
9
VII.3 VII.4 VII.5
Das Siloah-Wasser als Zugabe zum Reinigungsmittel gegen Totenunreinheit (Para 3,2)...... 138 Exkurs: Die Niddā-Quelle (Sach 13,1) ................................................................................... 139 Der Schöpf- und Libationsritus mit Siloah-Wasser an Sukkot (Laubhüttenfest) ................... 140
VII.6
Weitere Überlieferungen zum Siloah ..................................................................................... 149
VII.7
Überlieferungen zum Gihon ................................................................................................... 154
VII.8 VII.9
Ergebnisse............................................................................................................................... 158 Abbildungen ........................................................................................................................... 160
VII.5.1 Allgemeines zu Sukkot ..................................................................................................................... 140 VII.5.2 Das Wasserritual ............................................................................................................................... 141 VII.5.3 Das nächtliche Lichtfest .................................................................................................................... 143 VII.5.4 Bezüge des Wasserrituals nach rabbinischem Verständnis ............................................................... 143 VII.5.4.1 Schöpfen aus den Quellen des Heils (Jes 12,3) ............................................................................ 144 VII.5.4.2 Schöpfen des Geistes Gottes ........................................................................................................ 145 VII.5.4.3 Ankündigung der endzeitlichen Tempelquelle (Ez 47) ................................................................ 146 VII.5.4.4 Sinnbild für die Urwasser ( )מימי בראשית....................................................................................... 147 VII.5.4.5 Ankündigung des endzeitlichen Wüstenbrunnens (Ex 17,1–7 und Num 20,2–13) ...................... 148 VII.5.4.6 Bitte um Regen (Sach 14) ............................................................................................................ 148 VII.5.5 Ergebnisse: Die Gihon-Quelle als Garant des Heils.......................................................................... 148 VII.6.1 VII.6.2 VII.6.3 VII.6.4 VII.6.5 VII.6.6 VII.7.1 VII.7.2 VII.7.3 VII.7.4
Die Wasser des Siloah, „welche rein und süss sind“ (EkhaR, Peticha 19)........................................ 149 Vom Versiegen des Siloah in Kriegszeiten (tPara 9,2) ..................................................................... 150 Der Siloah „in der Mitte der Stadt“ (pChag 1,1/18) .......................................................................... 151 Zum Quellloch des Siloah und seiner Manipulation (pSuk 5,6/6; tAr 2,6) ....................................... 153 Das Wasser des Siloah als Verdauungsmittel (ARN A 35,19).......................................................... 154 Gematrie zu לאטJes 8,6..................................................................................................................... 154
Die Verstopfung des Gihon durch Hiskia nach 2Chr 32,30 (pPes 9,1/6 parr.).................................. 154 Der Gihon als Salbungsort der Könige Israels (pScheq 6,1/12) ........................................................ 156 Der Gihon als Bußplatz Adams (PRE 20) ......................................................................................... 157 Der Gihon als das medische Reich (BerR 16,4) ................................................................................ 158
VIII. Die Jerusalemer Stadtquelle im Neuen Testament ....................................................................... 161 VIII.1 Die Heilung des Blindgeborenen nach Joh 9 .......................................................................... 161 VIII.2 Die topographisch-heortologische Christologie des Johannesevangeliums ........................... 163 VIII.3 Sukkot als Hintergrund von Joh 7–9 ...................................................................................... 164 VIII.3.1 VIII.3.2
Das Symbol Licht ............................................................................................................................. 164 Das Symbol Wasser .......................................................................................................................... 164
VIII.4.1 VIII.4.2
Die Siloah-missus-Etymologie als christologische Chiffre ............................................................... 167 Die Siloah-missus-Etymologie und der Šiloh-Spruch Gen 49,10 ..................................................... 167
VIII.4
Die Siloah-missus-Etymologie ............................................................................................... 166
VIII.5 VIII.6 VIII.7
Die kultisch-theologische Relevanz des Siloah in Joh 9 ........................................................ 169 Die allegorische Rezeption von Joh 9 im frühen Christentum ............................................... 170 Joh 9 in der Auslegung des Augustinus (354–430) ................................................................ 171
IX. Spätrömische Zeit (70–324)................................................................................................................ 173 IX.1 Der Portikus an der Birkat Silwān als römische Kultstätte..................................................... 173 IX.2 Eine Dammanlage an der Gihon-Quelle ................................................................................. 176 X. Byzantinische Zeit (324–635/638)........................................................................................................ 178 X.1 Nachrichten zum Siloah aus byzantinischer Zeit .................................................................... 178 X.2 Die Kirche am Siloah beim Pilger von Piacenza (um 570) .................................................... 179 X.3 Der archäologische Befund zur Kirche am Siloah.................................................................. 182 X.4 Funktion und Patrozinium der Kirche am Siloah ................................................................... 183 X.5 Ergebnisse............................................................................................................................... 184 XI. Frühislamische Zeit (635/638–1099).................................................................................................. 185 XI.1 Die Kirchenlandschaft Jerusalems nach der islamischen Eroberung...................................... 185 XI.1.1 XI.1.2 XI.1.3 XI.1.4 XI.1.5 XI.1.6 XI.1.7
Arkulf/Adomnanus (um 680) ............................................................................................................ 185 Willibald/Hugeburc (724) ................................................................................................................. 186 Bernard Monachus (um 870) ............................................................................................................ 188 Eutychius von Alexandrien (um 935) ............................................................................................... 189 Diegese des Epiphanius (670–1047) ................................................................................................. 190 Vita Constantini et Helenae (vor 1099)............................................................................................. 190 Ergebnisse ......................................................................................................................................... 191
10
Inhaltsverzeichnis XI.2
Der Siloah im städtischen Kontext ......................................................................................... 191
XI.3
Überlieferungen islamischer Autoren ..................................................................................... 196
XI.4 XI.5
Der Siloah im Kontext der islamischen Interpretation jüdischer Kulttraditionen................... 203 Ergebnisse............................................................................................................................... 204
XI.2.1 XI.2.2 XI.2.3 XI.3.1 XI.3.2 XI.3.3 XI.3.4 XI.3.5 XI.3.6 XI.3.7 XI.3.8
Ein jüdisches Wohnquartier auf dem Südost-Hügel ......................................................................... 191 Rücknahme der Stadtmauer (wohl nach 1033) ................................................................................. 192 Exkurs: Topographische Angaben im Jerusalem-Führer aus der Kairoer Geniza (vor 950) ............. 194 Der Siloah als islamischer Pilgerort .................................................................................................. 196 Der Siloah als eine der Quellen des Paradieses ................................................................................. 196 Die Vorstellung einer unterirdischen Verbindung zwischen Siloah und Zamzam ............................ 197 Der Siloah als Badeplatz des Khidr .................................................................................................. 198 al-Muqaddasī (985/986) .................................................................................................................... 198 Exkurs: Yāqūt (nach 1219) ............................................................................................................... 200 Nāṣir-ī Ḫusrau (März 1047) .............................................................................................................. 200 Exkurs: Ein christliches Hospital am Siloah? ................................................................................... 201
XII. Das lateinische Königreich der Kreuzfahrer (1099–1187) ............................................................. 206 XII.1 Die Bedeutung des Siloah während der Belagerung Jerusalems 1099 ................................... 206 XII.2 Der Siloah im Besitz von St. Maria in Valle Josaphat............................................................ 208 XII.3 Die Wasserversorgung Jerusalems in der Kreuzfahrerzeit ..................................................... 209 XII.4 Christliche Nachrichten zum Siloah ....................................................................................... 210 XII.4.1 XII.4.2 XII.4.3 XII.4.4
XII.5 XII.6 XII.7 XII.8
Topographische Angaben ................................................................................................................. 210 Die Intermission ................................................................................................................................ 213 Das Gedenken der Blindenheilung am Siloah................................................................................... 214 Notizen zur Architektur an der Birkat Silwān ................................................................................... 215
Bezeugungen des Hiskia-Tunnels........................................................................................... 216 Jüdische Nachrichten zum Siloah ........................................................................................... 217 Die unterirdische Verbindung zwischen Siloah und Silo ....................................................... 219 Ergebnisse............................................................................................................................... 220
XIII. Zeit nach der Rückeroberung Jerusalems bis zum Fall von Akko (1187–1291) ........................ 222 XIII.1 Nachrichten aus ayyūbidischer Zeit I (1187–1229) ................................................................ 222 XIII.1.1 XIII.1.2 XIII.1.3
Wilbrand von Oldenburg (Wilbrandus Oldenburgensis) (1211/12) .................................................. 223 Thietmar (Herbst 1217–Frühjahr 1218) ............................................................................................ 224 Samuel ben Samson (1210)............................................................................................................... 224
XIII.4.1 XIII.4.2
Verschiedene Pilgerberichte ............................................................................................................. 226 Burchard de Monte Sion (1274–1285) .............................................................................................. 227
XIII.2 XIII.3 XIII.4
Die Zwischenherrschaft der Kreuzfahrer (1229–1244) .......................................................... 224 Zeit der ḫwārizmischen Söldner / Ayyūbidische Zeit II (1244–1250) ................................... 225 Von der Machtübernahme der Mamlūken bis zum Fall von Akko (1250–1291) ................... 226
XIV. Mamlūkische Zeit (1291–1516) ....................................................................................................... 233 XIV.1 Die Entwicklung Jerusalems in mamlūkischer Zeit................................................................ 233 XIV.2 Die Wiederentdeckung der Gihon-Quelle (Ende 13./Anfang 14. Jh.) .................................... 233 XIV.2.1 XIV.2.2 XIV.2.3 XIV.2.4 XIV.2.5 XIV.2.6
Die frühesten Erwähnungen der Gihon-Quelle ................................................................................. 234 Humbert de Dijon (1330) .................................................................................................................. 235 Wilhelm von Boldensele (1335) ....................................................................................................... 236 Ludolf von Sudheim (1336–1341) .................................................................................................... 237 Jean de Mandeville (nach 1356) ....................................................................................................... 237 Der Ursprung der Legende vom Windelwaschen Jesu...................................................................... 238
XIV.3.1 XIV.3.2 XIV.3.3 XIV.3.4 XIV.3.5
Jacob von Verona (August 1335) ...................................................................................................... 239 Niccolò da Poggibonsi (1346/47)...................................................................................................... 242 Hans Tucher der Ältere (4. August 1479) ......................................................................................... 243 Griechische Pilger ............................................................................................................................. 245 Muǧir ad-Dīn (1496) ......................................................................................................................... 246
XIV.3
Weitere Nachrichten zur Gihon-Quelle und zum Siloah ........................................................ 239
XIV.4 XIV.5
Die Gihon-Quelle als muslimischer Gebetsplatz .................................................................... 247 Abbildungen ........................................................................................................................... 249
XV. Osmanische Zeit (1516–1917) ........................................................................................................... 251 XV.1 Christliche Nachrichten zum Siloah ....................................................................................... 251 XV.1.1
Barthélemy de Salignac (1522) ......................................................................................................... 251
Inhaltsverzeichnis XV.1.2 XV.1.3 XV.1.4 XV.1.5
11
Leonhard Rauchwolff (1573) ............................................................................................................ 251 Giovanni Zuallardo (1586)................................................................................................................ 252 George Sandys (1610)....................................................................................................................... 253 Richard Pococke (1738) .................................................................................................................... 254
XV.2
Jüdische und muslimische Nachrichten .................................................................................. 255
XV.3
Literarische Verarbeitungen ................................................................................................... 256
XV.4
Abbildungen ........................................................................................................................... 267
XV.2.1 XV.2.2 XV.3.1 XV.3.2 XV.3.3 XV.3.4 XV.3.5
Jiḥus ha-Avot (1537)......................................................................................................................... 255 ʿAbd al-Ġanī an-Nābulusī (1690) ..................................................................................................... 255 John Milton (1667): „Siloa’s brook that flowed / Fast by the oracle of God“................................... 256 Herman Melville (1857–1876): „Siloam was but a rural well“......................................................... 259 Pierre Loti (1894): „Ein Tal der Toten“ ............................................................................................ 262 Karl May (1900): „Klub der Walfische; der spielt im Siloahteich“ .................................................. 262 Ergebnisse ......................................................................................................................................... 266
XVI. Die Jerusalemer Stadtquelle in Darstellungen .............................................................................. 268 XVI.1 Bildtraditionen der christlichen Kunst zu Joh 9 und zum Siloah............................................ 268 XVI.1.1 XVI.1.2 XVI.1.3 XVI.1.4 XVI.1.5
Travertinsarkophag aus Saint-Victor/Marseille (um 430) ................................................................. 269 Codex purpureus Rossanensis (6. Jh.)............................................................................................... 269 Elfenbeindeckel des Etschmiadsin-Evangeliars (6. Jh.) .................................................................... 271 Koptisches Tetraevangeliar aus Damyāṭ/Ägypten (1180) ................................................................. 272 Abbildungen...................................................................................................................................... 274
XVI.2.1 XVI.2.2 XVI.2.3 XVI.2.4
Kreuzfahrerkarten nach dem Kreisschema........................................................................................ 280 „Wegekarten“.................................................................................................................................... 283 Jerusalem-Diagramme ...................................................................................................................... 285 Abbildungen...................................................................................................................................... 286
XVI.3.1 XVI.3.2 XVI.3.3 XVI.3.4 XVI.3.5
Die Palästinakarten des Matthaeus Parisiensis (um 1252) ................................................................ 298 Ebstorfer Weltkarte (um 1300) ......................................................................................................... 298 Palästinakarten von William Wey (um 1462) und Gabriele Capodilista (um 1475) ......................... 301 Vesconte-Sanudo-Karte (um 1320)................................................................................................... 301 Abbildungen...................................................................................................................................... 305
XVI.2
Die Jerusalem-Karten aus der Zeit der Kreuzfahrer (11./12. Jh.) ........................................... 280
XVI.3
Palästinakarten aus dem 13. bis 15. Jh. .................................................................................. 298
XVII. 19. und 20. Jahrhundert................................................................................................................. 307 XVII.1 Nachrichten zur Birkat Silwān................................................................................................ 307 XVII.2 Stiche und Zeichnungen der Birkat Silwān ............................................................................ 311 XVII.2.1 Ludwig (Luigi) Mayer (1804) ........................................................................................................... 311 XVII.2.2 William H. Bartlett (1844) ................................................................................................................ 313
XVII.3 XVII.4 XVII.5 XVII.6
Fotografien der Birkat Silwān ................................................................................................ 313 Nachrichten und Darstellungen zur Gihon-Quelle ................................................................. 317 Die Suche nach dem Gihon im 19. Jh..................................................................................... 318 Der Siloah im Alltagsleben..................................................................................................... 319
XVII.7 XVII.8 XVII.9 XVII.10
Volksglaube und Brauchtum .................................................................................................. 327 Abbildungen zur Birkat Silwān .............................................................................................. 331 Abbildungen zur Birkat al-Ḥamra .......................................................................................... 360 Abbildungen zur Gihon-Quelle .............................................................................................. 364
XVII.6.1 XVII.6.2 XVII.6.3 XVII.6.4 XVII.6.5
Häusliche Zwecke ............................................................................................................................. 319 Gewerbliche Zwecke ........................................................................................................................ 321 Verkauf als Trinkwasser ................................................................................................................... 321 Exkurs: Die Wasserversorgung Jerusalems im 19. Jh. ...................................................................... 322 Begegnungen und Verdächtigungen ................................................................................................. 326
XVIII. Ausblick ......................................................................................................................................... 370 XIX. Anhang: Reiseberichte und Texte zum Siloah in Auszügen ......................................................... 372 XIX.1 Byzantinische Zeit (324–635/638) ......................................................................................... 372 XIX.2 Umayyadische Zeit (660/61–750) .......................................................................................... 376 XIX.3 ʿAbbāsidische Zeit (750–970) ................................................................................................ 376 XIX.4 Fāṭimidische Zeit (970–1099)................................................................................................. 376 XIX.5 Das lateinische Königreich der Kreuzfahrer (1099–1187) ..................................................... 377 XIX.6 Ayyūbidische Zeit I (1187–1229) ........................................................................................... 387
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Inhaltsverzeichnis XIX.7 XIX.8 XIX.9 XIX.10 XIX.11
Intermezzo der Kreuzfahrer (1229–1244) .............................................................................. 388 Zeit der ḫwārizmischen Söldner / Ayyūbidische Zeit II (1244–1250) ................................... 389 Dynastie der Baḥrīten (frühmamlūkische Zeit) (ab 1250) ...................................................... 390 Zeit nach dem Fall Akkos (mamlūkische Zeit) (1291–1516) ................................................. 392 Osmanische Zeit (1516–1917)................................................................................................ 400
XX. Verzeichnisse ...................................................................................................................................... 404 XX.1 Abkürzungen .......................................................................................................................... 404 XX.2 Abbildungen ........................................................................................................................... 409 XX.3 Quellen und Literatur.............................................................................................................. 412 XXI. Register ............................................................................................................................................. 456 XXI.1 Stellenregister ......................................................................................................................... 456 XXI.1.1 XXI.1.2 XXI.1.3 XXI.1.4 XXI.1.5 XXI.1.6 XXI.1.7 XXI.1.8 XXI.1.9 XXI.1.10 XXI.1.11
XXI.2
Altes Testament und Apokryphen ..................................................................................................... 456 Antike (150 v. Chr.–324 n. Chr.) ...................................................................................................... 458 Neues Testament ............................................................................................................................... 459 Rabbinica .......................................................................................................................................... 460 Byzantinische Zeit (324–635/638) .................................................................................................... 461 Frühislamische Zeit (635/638–1099) ................................................................................................ 462 Koran ................................................................................................................................................ 463 Zeit der Kreuzfahrer (1099–1291) .................................................................................................... 463 Mamlūkische Zeit (1291–1516) ........................................................................................................ 465 Osmanische Zeit (ab 1516) ............................................................................................................... 465 Manuskripte und Codices (in Auswahl) ............................................................................................ 466
Orte, Namen, Begriffe und Sachen ......................................................................................... 467
Danksagung Die vorliegende Arbeit wurde am 26. Oktober 2016 von der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde der Text erneut durchgesehen und geringfügig überarbeitet. Zur besseren Nutzbarkeit wurde außerdem ein Index erstellt, der neben Orten, Namen, Begriffen und Sachen auch sämtliche Belegstellen der angeführten historischen Quellen verzeichnet. Literatur, die nach der Abgabe 2016 erschienen ist, konnte nur noch vereinzelt aufgenommen werden. Mein Interesse an der Siloah-Quelle geht zurück auf die Jahre 2005/2006, als ich mich mit dem 28. Jahrgang von „Studium in Israel e. V.“ für ein Jahr an der Hebräischen Universität in Jerusalem aufhielt, um Fragen des christlich-jüdischen Verhältnisses zu erörtern. Neben dem Studium der rabbinischen Literatur vertiefte ich mich unter der vorzüglichen Anleitung von Dr. Gabriel Barkay in die Archäologie Jerusalems. Bei einer Feldbegehung auf dem Südost-Hügel fand das Wassersystem der Davidstadt zum ersten Mal meine besondere Beachtung. In Hamburg hatte mich zuvor Prof. Dr. Stefan Timm geländetauglich gemacht: Seine Lehrveranstaltungen haben mir die Weiten des antiken und modernen Orients geschichtlich und archäologisch aufgeschlossen und die tiefgreifende Erkenntnis vermittelt, dass in einer gewordenen Welt kein geschichtlicher Sachverhalt als „natürlich“ hingenommen werden kann, sondern alles seine Herkunft und Kontexte hat, ohne deren Kenntnis ein Verstehen von Geschichte und Gegenwart nicht möglich ist. Ohne meinen Studienaufenthalt in Jerusalem wäre ich nicht auf das Thema dieser Arbeit gekommen – die Dissertation aber hat mein Hamburger Lehrer nach meinem ersten Staatsexamen angeregt. Ihm habe ich besonders zu danken: Er ist der Riese, auf dessen Schultern ich stehen durfte. Dass diese Arbeit dann größtenteils doch in Hannover entstanden ist, ergab sich durch meine Anstellung am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover, wo ich von 2009 bis 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Prof. Dr. Dr. Harry Noormann hat mir den Weg aus Hamburg nach Hannover bereitet und die Arbeit als Erstgutachter wohlwollend begleitet und gefördert, wofür ich ihm herzlich danke. Trotz der Übersiedlung nach Hannover blieb das Hamburger Forschungskolloquium „Biblische Exegese und Frühjüdische Religionsgeschichte“ ein wichtiger Ort, um Zwischenergebnisse in interdisziplinärer Breite vorstellen und diskutieren zu können. Ich danke Prof. Dr. Martina Böhm, Prof. Dr. Ina Willi-Plein, Prof. Dr. Thomas Willi und den anderen Teilnehmenden für viele anregende Gespräche und ihre kritischen Rückmeldungen zu meinen Referaten. Stefan Habel, Dr. Christiane Rösener und Ina Schröder aus dem damaligen Hannoveraner Kollegium haben in vielerlei Hinsicht dieser Arbeit und ihrem Verfasser gutgetan. Dank geht auch an die Freundinnen und Freunde aus meiner Hamburger und Jerusalemer Zeit: Pater Prof. Dr. Gregor Geiger OFM, Pater Dr. Thomas Maier MAfr, Emmanuel Medioni, Uwe Meerkötter, Florian Osterloh, Dr. Georg von Polier und Dr. Hanna Schmidt Holländer. Besonders erwähnen möchte ich Rebecca Brückner, deren Freundschaft mich seit Jerusalem in Wort und Tat begleitet, und meinen damaligen Studienleiter Pfarrer Andreas Wagner (†), der meine Forschungsergebnisse stets mit großem Interesse aufgenommen und um weitere Hinweise ergänzt hat. Sie alle haben mich beständig ermutigt, den erinnerungskulturellen Spuren des Siloah zu folgen, sie haben aber auch immer wieder für heilsame Unterbrechungen von der Forschungsarbeit gesorgt. Den Beschäftigten der Maison d’Abraham gegenüber der Davidstadt danke ich für ihre herzensgute Gastfreundschaft während meiner Studienaufenthalte in Jerusalem, dem Hochschulbüro für ChancenVielfalt und der Graduiertenakademie der Leibniz Universität Hannover für die gewährte Abschlussförderung und der Victor Rizkallah-Stiftung für die Verleihung eines Förderpreises. Während meines Vikariats in Engelbostel-Schulenburg hat mir Pastor Rainer Müller-Jödicke Gelegenheit gegeben, mich auf die Disputation vorzubereiten und mit den Arbeiten für den Druck zu beginnen. Prof. Dr. Wolfgang Zwickel und Prof. Dr. Stefan Wimmer danke ich für die freundliche Aufnahme in die Reihe „Ägypten und Altes Testament“. Dr. Kai A. Metzler vom Verlag Zaphon hat die Drucklegung geduldig und umsichtig betreut, die sich wegen meiner Aufgaben in Vikariat und Pfarramt unerwartet in die Länge gezogen hat. Doch so konnte noch der eine oder andere Zufallsfund eingearbeitet werden: Im Urlaub entdeckte ich in Peć/Peja (Kosovo) im dortigen Patriarchenkloster ein beeindruckendes Fresko der Blindenheilung am Siloah aus der ostkirchlichen Tradition (siehe S. 273 mit Abb. 38), in der Bibliothek der Hamburger Kunsthalle fiel mir eine Aufnahme des französischen Fotografen Auguste Salzmann zu, die aus dem Frühjahr
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Danksagung
1854 datiert und sich als die älteste Fotografie des Siloah herausstellte (siehe S. 313 mit Abb. 72 und Abb. 73). Meiner Familie verdanke ich mehr, als sich sagen lässt. Ihr bereitwilliger Verzicht hat diese Arbeit erst möglich gemacht. Meine Frau Britta hat mir für meine Studien immer wieder liebevoll Freiräume gewährt, die alles Selbstverständliche weit übertrafen. Ihr Vertrauen in mich und ihre Geduld mit dem Fortgang meiner Studien waren unerschütterlich und haben mich durch die Mühen der Jahre getragen. Nicht nur dafür liebe ich sie von ganzem Herzen! Unser Sohn Richard ist zusammen mit dieser Arbeit groß geworden. Seine Selbständigkeit hat es mir erlaubt, manche zusätzliche Stunde in der Bibliothek zu verbringen. Unsere Tochter Insa genießt die Gnade der späten Geburt und ein ungestörteres Familienleben. In ihrem Lachen wird mir täglich wahr, was durch den Propheten Jesaja zu uns gesagt ist: Mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils. (Jes 12,3) Ich widme diese Arbeit meinem verstorbenen Vater Michael Wening. Er hat regen Anteil an ihrem Fortgang genommen und konnte auch noch ihren erfolgreichen Abschluss erleben. Als der Zweite Weltkrieg endete, war er 10 Jahre alt und musste in seiner bombenzerstörten Heimatstadt Bremen viel zu früh Verantwortung für die Familie übernehmen, so dass er seine Interessen und Begabungen nicht in dem Maße entfalten konnte, wie es kriegsverschonten Generationen vergönnt ist. Trotz der Härten seiner Kindheit hat er sich einen offenen und gutherzigen Blick auf die Welt bewahrt, die er später als Seemann auf großer Fahrt erkundete. Er und meine Mutter Ruth haben als Eltern unermüdlich die Grundlagen dafür geschaffen, dass ihre vier Kinder ihren beruflichen Wünschen und persönlichen Interessen folgen konnten. Dafür gebührt ihnen mein großer Dank! „Bei Siloah wäre mir noch Manches unklar“, schrieb Conrad Schick vor fast 140 Jahren in einem Bericht über seine Arbeiten am Siloahkanal. Das Thema der Jerusalemer Stadtquelle ist auch auf diesen Seiten noch nicht erschöpfend behandelt: Gerne hätte ich noch beschrieben, wie der Siloah auf den Karten und Ansichten Jerusalems zur Darstellung kommt, die ab der Mitte des 15. Jh. dank der Buchdrucktechnik weite Verbreitung in Europa fanden. Auch von den hunderten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Berichten von Jerusalempilgern, die Reinhold Röhricht in seiner Bibliotheca Geographica Palaestinae verzeichnet und von denen viele nicht in modernen Editionen vorliegen, gehen unablässig Reize aus, noch unbekannten Zeugnissen zum Siloah nachzuspüren. Nicht zuletzt können archäologische Grabungen jederzeit neue Gesichtspunkte in die Debatte einführen. Bei Siloah gibt es noch manches zu entdecken! Zukünftige Fundstücke und neue Einsichten zum Siloah werde ich gelegentlich unter www.siloah-forschung.de nachtragen.
Jens M. Wening Rethen/Leine, am 20. Juli 2021
Kurzfassung Die Jerusalemer Stadtquelle ist in Tradition und Gegenwart unter dem Namen Siloah bekannt, auch wenn ihr Wasser der Gihon-Quelle entstammt, die am Ostfuß des Jerusalemer Südost-Hügels entspringt. Eine unterirdische Leitung, der sogenannte Hiskia-Tunnel, führt das Wasser der Quelle bis auf den heutigen Tag in südwestlicher Richtung unter dem Südost-Hügel hindurch, so dass es auf seiner Westseite erneut austritt. Für fast zwei Jahrtausende galt diese westliche Ausmündung des Tunnels als die Siloah-Quelle oder der Siloah Jerusalems. Die eigentliche Quelle, der Gihon, geriet hingegen für über ein Jahrtausend in Vergessenheit. Heute zählen die Wassersysteme des Südost-Hügels zu denjenigen archäologischen Stätten, die weltweit am intensivsten erforscht wurden. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den kulturellen Erinnerungen zum Siloah. Sie entwickelt auf der Grundlage einer vielfältigen Auswahl unterschiedlicher Text- und Bildmedien eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei einerseits der Pluralität und Variabilität der Erinnerungskulturen, andererseits dem Zusammenhang mit den materiellen Strukturen und Architekturen. Der Verfasser verbindet hierzu ein historisch-kritisches Quellenstudium mit einem erinnerungskulturellen Ansatz in raumsoziologischer Perspektive. In der Frühzeit Jerusalems (Kap. IV), der Mittelbronze-II-Zeit, wurden umfangreiche Anstrengungen unternommen, um das Wasser der intermittierenden Quelle für die Bevölkerung nutzbar zu machen und Feinden den Zugriff auf die Wasserressource der Stadt zu verwehren. Die Quelle wurde mit massiven Befestigungswerken geschützt, ihr Wasser über ein komplexes Leitungssystem verfügbar gemacht. In alttestamentlicher Zeit (Kap. V) hatte die Jerusalemer Stadtquelle eine herausgehobene kultisch-theologische Bedeutung: Sie galt als Heilssymbol und Zeichen der Gegenwart Gottes. Die Gihon-Quelle wurde mit den Strömen des Paradieses in Verbindung gebracht. Salomo soll an der Quelle zum König gesalbt worden sein. In frühjüdischer Zeit (Kap. VII) wurde an Sukkot, dem jüdischen Laubhüttenfest, ein bedeutungsvolles Wasserritual praktiziert: Dazu wurde am Siloah Wasser geschöpft, das in einer Prozession zum Tempel hinaufgebracht und dort am Altar vergossen wurde. Dies sollte unter Bezugnahme auf alttestamentliche Traditionen das erwartete endzeitliche Heil versinnbildlichen. Mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 n. Chr., der nachfolgenden Vertreibung der jüdischen Bevölkerung und der 130 n. Chr. erfolgten Umwandlung der Stadt in die römische Kolonie Aelia Capitolina kam es zu einem weitgehenden Bruch mit den alttestamentlich-frühjüdischen Traditionen. Die formative Periode der Erinnerungskulturen zum Siloah endete mit diesen Ereignissen. Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels stellte auch den Verfasser des Johannesevangeliums vor die Frage einer Neubewertung der Festliturgie von Sukkot. In der Erzählung von der Heilung eines Blindgeborenen am Siloah in Joh 9 (Kap. VIII) deutet der Evangelist den Siloah christologisch: Das endzeitliche Heil, welches das Wasserritual an Sukkot mit der Libation des Quellwassers symbolisch vorausnahm, ist nach seiner Auffassung nicht mehr vom Jerusalemer Tempel und seiner Kultpraxis abhängig, sondern in Jesus bereits gegenwärtig. Die gesamte frühchristliche Auslegungs- und Kommentarliteratur (u. a. Augustinus) ist dieser Deutung von Joh 9 gefolgt. Ein historisch-topographisches Interesse am Siloah gab es in frühchristlicher Zeit nicht. In spätrömischer Zeit (Kap. IX) lag der Siloah außerhalb der südlichen Stadtummauerung Jerusalems. Um 130 n. Chr. wurde an der Ausmündung des Hiskia-Tunnels ein Nymphäum erbaut, das archäologisch als vierseitiger Portikus nachgewiesen ist. Der christliche Pilger von Bordeaux, der 333 n. Chr. die Stadt besuchte, bezeugt zwar einen Quadriportikus am Siloah, erwähnt aber mit keinem Wort die Blindenheilung nach Joh 9. In byzantinischer Zeit (Kap. X) wurde um die Mitte des 5. Jh. n. Chr. im Süden Jerusalems eine neue Stadtmauer errichtet, die den Siloah wieder in das Stadtgebiet brachte. Etwa zeitgleich wurde am Siloah eine Kirche erbaut, die den spätrömischen Portikus teilweise integrierte und deren Altar sich unmittelbar über der Ausmündung des Hiskia-Tunnels befand. Beim Persereinfall von 614 n. Chr. wurde diese Kirche offenbar beschädigt. Infolge des Rückgangs der christlichen Bevölkerung kam sie außer Gebrauch und verfiel. Die Ruine wurde in den nachfolgenden Jahrhunderten von Reisenden entweder für ein antikes jüdisches Bauwerk, für eine christliche Kirche oder für eine Moschee gehalten. Die islamische Traditionsbildung (Kap. XI) zum Siloah setzte ein, als die dortige Kirche bereits im Verfall begriffen war. Schon in umayyadischer Zeit (frühes 8. Jh. n. Chr.) wurde der Siloah von muslimischen Pilgern
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Kurzfassung besucht. Im Islam galt der Siloah in Anlehnung an alte jüdische Tempeltraditionen als eine der Quellen des Paradieses. Den Pilgern wurde darum angeraten, sich im Siloah-Wasser zu baden. Erst mit den Kreuzfahrern (Kap. XII) wurde der Siloah zum christlichen Erinnerungsort der johanneischen Blindenheilung. Die Quelle gehörte zum Besitz von St. Maria in Valle Josaphat. Ihr Wasser wurde zu Bewässerungszwecken, zum Tränken des Viehs, zum Ledergerben und für den Betrieb einer Mühle genutzt. Jährlich wurde am Siloah ein Brot- und Weinfest gefeiert, dessen Hintergrund unklar bleibt. Eine neue Kirche errichteten die Kreuzfahrer nicht. In mamlūkischer Zeit (Kap. XIV) wurde um 1300 n. Chr. die Gihon-Quelle wiederentdeckt. Sie erhielt den Namen Marienquelle, da man sich erzählte, dass Maria hier die Windeln ihres Sohnes Jesu gewaschen habe. Die Legende vom Windelwaschen ist aus Motiven der apokryphen Kindheitsevangelien und islamischen Lokaltraditionen zur Wiege Jesu (Mahd ʿĪsā) und der Kammer der Maria (Miḥrāb Maryam) hervorgegangen. Aus der osmanischen Zeit (Kap. XV) ist eine Vielzahl von christlichen Pilgerberichten erhalten, die den Siloah durchgängig als Ort der johanneischen Blindenheilung verzeichnen. Ein Besuch am Siloah gehörte in dieser Zeit zum festen Programm einer jeden christlichen Pilgerfahrt nach Jerusalem. In den literarischen Verarbeitungen westlicher Schriftsteller (Kap. XV.3) wird der Siloah unter dem Aspekt seiner Urtümlichkeit und abgeschiedenen Lage behandelt. Die geschilderten Eindrücke sind ambivalent: Die einen beklagen die Trostlosigkeit und Verwahrlosung an diesem Ort, anderen ist die Quelle ein idyllischer Rastplatz, der zu stiller Einkehr und frommer Kontemplation einlädt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner Jerusalems haben das Wasser des Siloah zu allen Zeiten für ihre alltäglichen Belange und gewerblichen Zwecke genutzt: zur Versorgung mit Trinkwasser, als Badestelle und Waschplatz, als Viehtränke und Kloake, zum Ledergerben, zur Bewässerung von Gärten und Feldern, zum Antrieb einer Mühle, auch als Spielplatz. Doch hinter diesen profanen Verwendungszwecken scheinen in den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Kontexten immer wieder alte Sinngebungen auf, die hoffnungsvolle und heilbringende Erwartungen an den Siloah knüpfen. Durch die Jahrhunderte ist der Siloah ein Ort vielfältiger interkultureller Prozesse der Erinnerungsbildung gewesen. Dabei ist der Siloah weitgehend unberührt geblieben von der unversöhnlichen Bedeutungsschwere, die auf anderen heiligen Stätten Jerusalems lastet. Der Siloah eignet sich deshalb besonders, Respekt und Achtung vor anderen Erinnerungskulturen einzuüben und in einen Austausch über unterschiedliche Wahrnehmungen und Interpretationen einzutreten. Dafür ist eine genaue Kenntnis der Erinnerungskulturen und ihrer wechselseitigen Beziehungen hilfreich. Die vorliegende Arbeit will hierzu einen grundlegenden Beitrag aus kulturgeschichtlicher Perspektive leisten.
I. Einleitung I.1
Annäherung: Tod und Leben While ghosts from mounds of recent date Invest and knock at every gate— Specters of thirty sieges old Your outer line of trenches hold: Egyptian, Mede, Greek, Arab, Turk, Roman, and Frank, beleaguering lurk.—1 Herman Melville, Clarel 3,28,–33 (HAYFORD & al. 1991, 334)
„Jerusalem wird von einem Heer von Toten belagert“, so schreibt der amerikanische Schriftsteller Herman Melville anlässlich seines Aufenthalts in der Stadt im Jahre 1857.2 Das Zitat ist ein eindrücklicher Verweis auf die kriegerischen Heere, die Jerusalem in den Jahrhunderten schon bestürmt haben. Doch so sehr Tod und Gewalt in Jerusalems Geschichte gegenwärtig sind, so hat es zu allen Zeiten auch verborgene Kräfte des Lebens gegeben: Tief im Inneren des Südost-Hügels der Stadt entspringt eine Quelle lebendigen Wassers. Den Blicken entzogen, bahnt sie sich ihren Weg durch den felsigen Untergrund. Der Fluss dieser Quelle ist geheimnisvoll: Sie sprudelt – und stockt, versiegt und läuft über – ein launisches Spiel, unberechenbar. Sie bildet keinen mächtigen Strom, eher ein Rinnsal – und bedeutet trotzdem Leben! Schon früh hat dieses natürliche Wasservorkommen Menschen angezogen. Die Quelle war ihr köstlicher und kostbarer Besitz, die Lebensgrundlage der Stadt, ein Symbol des Lebens. Der Siloah ist der Ursprung Jerusalems, an dem alles angefangen hat. I.2
Zum Thema: Die Spuren des Siloah
Diese Arbeit behandelt die kulturellen Erinnerungen zum Siloah, der Stadtquelle Jerusalems, und entwickelt auf Grundlage einer vielfältigen Auswahl unterschiedlicher Text- und Bildmedien eine Kulturgeschichte des Siloah von den Anfängen Jerusalems bis in die Gegenwart. Die besondere Aufmerksamkeit gilt einerseits der Pluralität und Variabilität der Erinnerungskulturen, andererseits ihrem Zusammenhang mit den materiellen Platzierungen. Der Verfasser verbindet hierzu ein historisch-kritisches Quellenstudium mit einem erinnerungskulturellen Ansatz in raumsoziologischer Perspektive. Die Jerusalemer Stadtquelle und die sich anschließenden Wassersysteme gehören – auch unter dem Aspekt der Internationalität der Forschung – zu denjenigen Stätten, die weltweit am intensivsten archäologisch untersucht wurden: The eastern slope of the City of David, and particularly the area west of the Gihon Spring, has been subject to more archaeological excavations and research than any site in Israel.3
Die eigentliche Jerusalemer Stadtquelle ist die Gihon-Quelle am Ostfuß des Südost-Hügels. Sie lag zu manchen Zeiten innerhalb des Stadtgebietes, viele Jahrhunderte hindurch jedoch außerhalb der Mauern Jerusalems. Ein Tunnel führt das Wasser der Quelle nach Westen unter dem Südost-Hügel hindurch, so dass es auf seiner Südwestseite erneut austritt. Für fast zwei Jahrtausende wurde die südwestliche Ausmündung des Tunnels unter dem Namen Siloah als die Stadtquelle Jerusalems angesehen. Die Lage der Gihon-Quelle geriet währenddessen in völlige Vergessenheit. Im 12. Jh. n. Chr. bezog man dieses Toponym auf einen Berg im Süden der Stadt, ein anderes Mal auf ein Tal, ein Becken oder ein verWährend Gespenster aus jüngsten Grabhügeln An jedes Tor pochen, alles umringen— Halten Geister, dreißig Belagerungen alt, Deine äußere Linie von Angriffsgräben: Ägypter, Meder, Griechen, Araber, Türken, Römer und Franken lauern umzingelnd.— Jerusalem! (SCHMIDT 2006, 398) 2 Herman Melville, Journals (HORSFORD & HORTH 1989, 86). 3 Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 328. 1
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I. Einleitung
meintliches Wasservorkommen im Westen Jerusalems (siehe II.3). Als die eigentliche Quelle dann um 1300 n. Chr. wiederentdeckt wurde, gab man ihr den Namen Marienquelle. Erst im ausgehenden 19. Jh. n. Chr. setzte sich langsam die Auffassung durch, die Marienquelle mit der alten Gihon-Quelle zu identifizieren. Die Uneigentlichkeit dessen, was jeweils mit „Jerusalemer Stadtquelle“, „Gihon-Quelle“ oder „Siloah“ bezeichnet ist, liegt auf der Hand. Eindeutigkeit lässt sich nur durch eine scharfe begriffliche Unterscheidung herstellen. Daher sollen für diese Arbeit folgende Bezeichnungen gelten: -
-
Von der Jerusalemer Stadtquelle ist dann die Rede, wenn es allein um das Quellwasser geht, das der Stadt zur Verfügung steht, und es unerheblich ist, welcher Austritt des Wassers gemeint ist. Mit der Gihon-Quelle (bzw. Marienquelle) ist die eigentliche Quelle bezeichnet, die sich am Ostfuß des Südost-Hügels befindet. Mit Siloah ist im weiteren Sinne die Jerusalemer Stadtquelle gemeint (vgl. den Titel dieser Arbeit). Im engeren Sinne ist Siloah eine Bezeichnung für die wasserbaulichen Anlagen am südwestlichen Austritt des Tunnels (Siloah-Becken4 bzw. Siloah-Teiche). Das Becken unmittelbar an der Tunnelausmündung ist nach seinem arabischen Namen als Birkat Silwān5 bekannt, das größere Becken in einiger Entfernung südlich davon als Birkat al-Ḥamra. Mithin wird unter Siloah auch ein Raum-Ensemble aus verschiedenen baulichen Einheiten verstanden, die mit der Stadtquelle Jerusalems in einem funktionalen oder topographischen Zusammenhang stehen (z. B. Siloah-Kanal, Siloah-Tunnel, Siloah-Tal6).
Unberücksichtigt bleibt der Lk 13,4 genannte Turm von Siloah (ὁ πύργος ἐν τῷ Σιλωὰμ), der nach dem Evangelium plötzlich zu Fall kam und dabei 18 Personen erschlagen haben soll. Eine sichere Lokalisation dieses Turmes ist bislang nicht geglückt. Es empfiehlt sich, hierzu die mahnenden Worte Toblers zu beherzigen: Der Thurm in Siloah, dessen das Evangelium erwähnt, ist spurlos verschwunden, und einläßlichere Muthmaßungen über die Lage glichen einer Fahrt auf nebelbedeckter See ohne Kompaß.7
I.3
Zum Forschungsstand
Die Archäologie ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Als Edward Robinson (1841 und 1857) und Titus Tobler (1852) den Südost-Hügel Jerusalems erstmals wissenschaftlich untersuchten, waren ihre Methoden die Geländebegehung und das Studium der historischen Quellen. Noch kein Spaten eines Archäologen hatte zu dieser Zeit die Erde Jerusalems berührt. Erst der Brite Captain Charles Warren unternahm zusammen mit seinem Assistenten Sergeant Henry Birtles am 24. Oktober 1867 einen ersten archäologischen Vorstoß, als beide in einer waghalsigen Klettertour ein unterirdisches Tunnelsystem erkundeten, das seitdem als Warren-Tunnel-System bekannt ist. Sie fanden bei ihrer Unternehmung gläserne Öllampen, Keramikgefäße und Trockenmauern.8 Seitdem hat eine illustre Gesellschaft von Wissenschaftlern aus aller Welt versucht, den Erdschichten des Südost-Hügel die Geheimnisse seiner Vergangenheit zu entreißen. Auch wenn aus heutiger Sicht die plumpen Methoden aus der Frühzeit der Archäologie befremden, ist das Geleistete dennoch beachtenswert. Es gibt in der Tat keine Ausgrabungsstätte in Israel, die annähernd mit derselben Intensität erforscht wurde, wie der schmale Geländesporn südlich des Tempelberges, der einst das antike Jerusalem trug. Da im Folgenden immer wieder auf einzelne archäologische Befunde verwiesen wird, ist es sinnvoll, an dieser Stelle einen Überblick zu der archäologischen und geschichtlichen Erforschung des Südost-Hügels zu geben. Da hier von artifiziellen Wasserspeichern von ebenflächiger Form die Rede ist, wird in dieser Arbeit die Bezeichnung „Becken“ bevorzugt (im Gegensatz zu „Teich“, womit ein unebenflächiges Behältnis gemeint ist). 5 Im engeren Sinne ist damit der neuzeitliche Zustand des Wasserbeckens gemeint. Er unterscheidet sich baulich von seinen antiken Vorgängeranlagen. 6 Gelegentlich wird das untere Tyropoiontal als Siloah-Tal bezeichnet, weil das Wasser der „Siloah“- bzw. Gihon-Quelle hierher geleitet wird. Vgl. REICH & SHUKRON, Setting 2009, 21*. 7 TOBLER, Siloahquelle 1852, 58. An Versuchen seiner Identifizierung hat es gleichwohl nicht gemangelt: Manche haben das im Shiloh-Areal B befindliche Kolumbarium für den Turm von Siloah gehalten. Vgl. SHANKS, City 1973, 104–106 m. Fig. 30 (107). Dagegen: KÜCHLER, Jerusalem 2007, 88f. m. Abb. 48, K. Bereits KNEUCKER, Siloah 1873, 24f. (siehe I.3.2.2) beteiligte sich an Spekulationen zur Lage des Turms: „wohl in nächster Nähe außerhalb der Südost-Ecke der heutigen Zionsmauer gelegen“. 8 Bericht: WARREN & CONDER, Survey 1884, 366–371. Vgl. REICH, Excavating 2011, 17–25. 4
I.3. Zum Forschungsstand I.3.1
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Die archäologische Erforschung des Südost-Hügels und seiner Wassersysteme Die Geschichte der archäologischen Erforschung des Südost-Hügels und ihre wichtigsten Ergebnisse sind mit neuestem Stand dargestellt bei REICH, Excavating 2011, 13–276 m. Fig. 11 (18) „Excavations carried out in the City of David under Ottoman rule (1867–1917)“, Fig. 56 (78) „Excavations […] during the British Mandate periode (1917–1948)“, Fig. 74 (104) „Excavations […] during the period of the divided city (1948–1967)“ und Fig. 83 (119) „Excavations […] since the reunification of Jerusalem in 1967“. Ältere Darstellungen bei BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,25–44. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 327–329. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 13–20. REICH & SHUKRON, History 2008. Dem Konferenzband MEIRON, City 2008 ist eine vorzügliche Karte von Ronny Reich beigegeben, auf der sämtliche Ausgrabungen von 1867–2008 verzeichnet sind ()מפת תולדות החפירות בעיר דוד ירושלים. Für den allerneuesten Stand sind insbesondere die an verschiedenen Stellen erschienenen Aufsätze von Ronny Reich und Eli Shukron heranzuziehen. Die Literatur von 1850 bis 1993 (ohne Textausgaben, Bibelkommentare und Reiseführer) ist übersichtlich bei BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994 verzeichnet.9 Diese kommentierte Bibliographie ist auch international zu einem historisch-topographischen Standardwerk der Jerusalem-Forschung geworden.
Im April 1838 unternahmen der amerikanische Bibelwissenschaftler Edward Robinson und sein Begleiter Eli Smith erstmals eine wissenschaftliche Erkundung des Hiskia-Tunnels. Sie versuchten seine Durchquerung zunächst am 27. April von der Birkat Silwān aus. Nachdem dieser Versuch gescheitert war, unternahmen sie am 30. April einen erneuten und erfolgreichen Versuch, diesmal ausgehend von der Gihon-Quelle.10 Dass zwischen der Gihon-Quelle und der Birkat Silwān eine Tunnelverbindung bestand, war schon lange vor Robinson und Smith bekannt und beide waren auch nicht die ersten, die den Tunnel in seiner gesamten Länge durchkrochen.11 Bereits auf der Jerusalem-Karte von Wilhelm Sieber (1818) ist ein „Unterirdischer Felsen-Canal“ verzeichnet, jedoch noch ohne die charakteristische s‑förmige Windung des Tunnels. Auch den Einheimischen war in den 1830er/40er Jahren die unterirdische Verbindung bekannt, ohne dass sie den Tunnel selbst durchquert hätten.12 Der Schweizer Arzt und Landrat Titus Tobler, auf den noch näher einzugehen sein wird (siehe I.3.2.1), hat zusammengetragen, was zu dem Hiskia-Tunnel vor der Unternehmung von Robinson und Smith bekannt war.13 Demnach glückte bereits im 17. Jh. einem Bruder Julius die Durchquerung. Dieser inspirierte den Kölner Gerhard Vinhouen zur Nachahmung, der es von beiden Seiten aus versuchte, letztlich aber scheiterte. Trotzdem behauptete Vinhouen in einem Brief an den Franziskaner Quaresmius, dass es einen gemeinsamen Ursprung von Birkat Silwān und Marienquelle gebe. 1666 bemerkte Franz Ferdinand von Troilo „in die Erden eingelegte verborgene Röhren“, die dem Siloah das Wasser zuführen würden, unternahm aber keine weitere Untersuchung derselben.14 1819 unternahm ein französischer Pilger, der Abbé Desmasures, den zweiten erfolgreichen Versuch einer Tunneldurchquerung, sehr zum Schrecken von einigen Frauen, die gerade an der Birkat Silwān ihre Wäsche machten, und denen ein gehöriger Schrecken in die Glieder fuhr, als unverhofft aus dem Tunnel eine Person erschien.15 Als dritter meisterte der Brite Hyde die Passage, ebenfalls von der Gihon-Quelle aus. Er benötigte eine Stunde für die gesamte Strecke. Der schwedische Pfarrer Jakob Berggren scheiterte 1821 mit seinem Versuch.16 Nach Robinson und Smith folgten: Am 14. März 1846 Titus Tobler,17 1853 der amerikanische Arzt Barclay mit seinen Söhnen (mehrfache Versuche, alle erfolglos),18 1866 der Franziskaner Liévin de Hamme. Im Dezember 1867 unternahm Charles Warren mit seinem Assistenten Henry Birtles, denen zuvor die Entdeckung Die Strukturierung der Literatureinträge nach Planquadraten, mit denen die Topographie Jerusalems in künstliche Korridore zerteilt wird, birgt allerdings auch die Gefahr, dass räumliche Kontexte aus dem Blick geraten. 10 Bericht: ROBINSON, Palästina II, 1841, 151–153. Vgl. REICH, Excavating 2011, 13–16. 11 Bereits 1833 beschreibt Joseph Pallme den Tunnel. Vgl. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 213 m. Anm. 547 (145). Tobler wirft Robinson in diesem Zusammenhang eine unzureichende Literaturrecherche vor. Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 4 (19) zu ROBINSON, Palästina II, 1841, 150. 12 Vgl. ROBINSON, Palästina II, 1841, 150f. TOBLER, Siloahquelle 1852. 13 Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, 14–21. Ergänzungen: TOBLER, Dritte Wanderung 1859, Anm. 546 (474f.). 14 Vgl. Franz Ferdinand von Troilo 1676, 260f. 15 Auch 1767 soll einem Unbekannten die Passage gelungen sein. Genauere Nachrichten hierzu liegen nicht vor. 16 Zu Berggren vgl. TOBLER, Bibliographia 1867, 148. 17 Bericht: TOBLER, Siloahquelle 1852, 7f. Tobler hatte bereits bei seinem ersten Jerusalemaufenthalt 1835 Interesse an dem Hiskia-Tunnel gefunden und seinen Führer von der Birkat Silwān aus auf 317 Schritte in den Tunnel hineingeschickt, worauf er voller Stolz hinweist. Vgl. ebd., Anm. 2 (19). 18 Vgl. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 213. 9
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I. Einleitung des Warren-Tunnel-Systems gelungen war, eine Untersuchung des Hiskia-Tunnels von der Birkat Silwān aus. Sie benötigten für die gesamte Strecke insgesamt vier Stunden.19 Am 10. und 22. November 1881 wurde der Tunnel von Claude Reignier Conder untersucht.20
Das Interesse am Hiskia-Tunnel wurde weiter gesteigert, als im Juni 1880 die sogenannte „Siloah“-Inschrift nahe dem südlichen Ausgang entdeckt wurde (siehe IV.5.5.5). Hatte man bislang das antike Jerusalem der Zeit Davids im Westen vermutet, war nun deutlich, dass das Jerusalem des Alten Testaments auf dem SüdostHügel zu suchen war. Der Fund der Inschrift veranlasste die erste große Ausgrabung in Jerusalem: Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas schickte den späteren Leipziger Alttestamentler Hermann Guthe nach Jerusalem, der vom 28. März bis 12. August 1881 verschiedene Grabungen auf dem Südost-Hügel durchführte.21 Noch zuvor hatte Conrad Schick versucht, den Wasserstand im Hiskia-Tunnel künstlich zu senken, um einen lesbaren Abklatsch der Inschrift herstellen zu können. Dazu hatte er von Dezember 1880 bis Februar 1881 das südliche Tunnelende, die Birkat Silwān und den zur Birkat al-Ḥamra führenden Kanal 4 freiräumen lassen.22 Diese Arbeit setzte Guthe fort, wenngleich sein eigentlicher Auftrag darin bestand, den Verlauf der Stadtmauer des alten Jerusalems im Bereich der Birkat Silwān zu klären.23 Guthe entdeckte, dass die Birkat Silwān in eine ältere Anlage eingelassen war, von der noch die Nordwand und eine Schranke erhalten waren (siehe IX.1). Er deutete seinen Fund als einen römischen Portikus, konnte aber nicht die gesamte Anlage freilegen. Östlich der Birkat Silwān wurde ein bis dahin unbekanntes kleineres Becken („Guthes Becken“) gefunden. Die Ergebnisse der Ausgrabung Guthes sind in der Zeitschrift des Deutschen Palästina Vereins publiziert.24 Der Bericht ist zu großen Teilen mit anekdotenhaften Ausschmückungen versehen, die insbesondere den Arbeitern und Bewohnern des Dorfes Silwān wenig zur Ehre gereichen.25 Guthe, seinem Selbstbild nach fleißiger Franke und bildungsbeflissener Preuße, sah sich dazu angetan, die arabischen Arbeiter deutsche Zucht und Ordnung zu lehren, dazu noch Sauberkeit und kultivierte Zurückhaltung. Was vom eigentlichen archäologischen Bericht ablenkt, lässt sich aber als ein Beitrag zur Alltagsgeschichte des Dorfes Silwāns rezipieren, wenngleich die Darstellung nicht wertfrei ist und das europäische Überlegenheitsgefühl der Kolonialzeit deutlich widerspiegelt. Für die „geschichtlichen Nachrichten“ zum Siloah beschränkt sich Guthe auf die einschlägige Studie „Die Siloahquelle“ aus der Hand Toblers von 1852 (näheres I.3.2.1), woraus er die Zeugnisse von Albert von Aachen und Felix Fabri mitteilt.26 Einige Jahre nach Guthe gelang Conrad Schick 1886 der Nachweis einer weiteren Wasserleitung, die außen am Osthang entlangführte und die er „Second Aqueduct“ nannte in Unterscheidung zum Hiskia-Tunnel, der als „First Aqueduct“ bekannt war. In dieser Arbeit ist für diese außenführende Wasserleitung die Bezeichnung Kanal 2 gewählt.27 Von herausragender Bedeutung waren die unterirdischen Schacht- und Tunnelgrabungen, die von Mai 1894 bis Juni 1897 unter Leitung des Amerikaners Frederick J. Bliss und seines schottischen Assistenten Archibald C. Dickie im Auftrag des Palestine Exploration Fund stattfanden.28 Die Grabungen sollten dem Nachweis der südlichen Stadtmauerlinie dienen. Bliss und Dickie arbeiteten auch im Bereich der Birkat Silwān und untersuchten dort den römischen Portikus. Dabei gelang ihnen der archäologische Nachweis einer byzantinischen Kirche, die sich direkt nördlich des Portikus befand und die schon Guthe an dieser Stelle vermutet hatte.29 Im Tyropoiontal wurde ein frührömischer Treppenweg nachgewiesen, der das gesamte Tal vom Tempelberg bis hinab zum Siloah führte. Darunter verlief der Hauptabwasserkanal der Stadt, die Cloaca Bericht: WILSON & WARREN (Hgg.), Recovery 1871, 239–242 und WARREN & CONDER, Survey 1884, 355f. Bericht: Ebd. 21 Vgl. REICH, Excavating 2011, 33–39. 22 Bericht: SCHICK, Bericht 1882. 23 „Dort sollte die Mauer der alten Stadt, welche vom Tempel südwärts am Ostrande dieses Hügels verlief und in der Nähe des Siloahteiches das Tyropöonthal durchschnitt, aufgefunden werden.“ GUTHE, Ausgrabungen 1882, 8. 24 In den 1880er Jahren war die Bedeutung der Stratigraphie und der Keramikchronologie noch unbekannt. Dementsprechend problematisch sind die von Guthe vorgenommenen Datierungen. 25 „This excavation report is a strange interlacing of brief architectural descriptions with long excurses about the Silwan workers and their families, and even about an Arab woman who knew how to chat a little in German.“ REICH, Excavating 2011, 39. Vgl. auch BIEBERSTEIN, Grabungen 2006, 154f. 26 Vgl. GUTHE, Ausgrabungen 1882, Anm. 1 (361). 27 Vgl. REICH, Excavating 2011, 39–42. Bezeichnung der Leitungen nach VINCENT & STEVE, Planches 1954, Pl. LXII. Siehe II.6 (S. 41). 28 Bericht: BLISS, Excavations 1898. Vgl. REICH, Excavating 2011, 44–56. 29 Vgl. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 362. 19 20
I.3. Zum Forschungsstand
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maxima.30 Nördlich der Kirche hatte der Treppenweg eine Breite von über 15 m. Dann teilte er sich in einen westlichen und einen östlichen Arm, um die Kirche Richtung Süden zu umgehen.31 Am Ende des Tyropoiontals wurde eine monumentale, das Tal in seiner ganzen Breite abschließende Staumauer von 6 m Stärke entdeckt, die auf der östlichen Außenseite über sieben Pilaster verfügte und insgesamt eine Länge von 131 m hatte. Unsicherheit besteht über die Datierung dieser Sperrmauer: Sie kann in hellenistischer, römischer, aber auch erst in byzantinischer Zeit errichtet worden sein.32 Im Sommer 1901 entdeckte Conrad Schick unter dem Quellhaus am Gihon einen weiteren, dritten Kanal (im Folgenden Kanal 1), der tiefer als Kanal 2 am Osthang in südlicher Richtung verlief. Ernest W. Gurney Masterman und C. A. Hornstein konnten ihm auf einer Länge von 54 m folgen. Bis sein eigenständiger Charakter festgestellt werden konnte, wurde Kanal 1 für das nördliche Ende von Kanal 2 gehalten.33 Von 1909 bis 1911 arbeitete eine Grabungsexpedition unter Leitung des Briten Montague B. Parker am Südost-Hügel. Diese archäologische Unternehmung, die über eine für die damalige Zeit großzügige finanzielle und technische Ausstattung verfügte, verfolgte eine ganz eigene Agenda: Man vermutete Salomos Schätze in den unterirdischen Gängen. Alle bislang bekannten Wasserleitungssysteme, das Warren-TunnelSystem, der Kanal 2 und der Hiskia-Tunnel, wurden dazu erneut untersucht und gesäubert. Um den HiskiaTunnel trocken legen zu können, wurde das Wasser der Gihon-Quelle wie zu alten Zeiten in das Kidrontal abgeleitet. Nachdem Parker heimlich einen unerlaubten Grabungsversuch auf dem Ḥaram aš‑Šarīf (im Folgenden: Ḥaram) unternommen hatte, kam es durch die muslimische Bevölkerung Jerusalems zu Ausschreitungen. Die Grabungsarbeiten mussten unverzüglich eingestellt werden. Parker konnte sich auf eine Yacht retten, die im Hafen von Jaffa ankerte. Es war ein Glücksfall, dass Pater Louis Hugues Vincent von der École biblique et archéologique française de Jérusalem jederzeitigen Zutritt zu den Grabungsstätten hatte und die Arbeiten und ihre Ergebnisse wissenschaftlich dokumentieren konnte.34 Seine sorgfältig ausgearbeiteten Pläne der unterirdischen Systeme und seine genauen Beschreibungen selbst von unwichtig erscheinenden Details sind nach wie vor eine unerlässliche Arbeitsgrundlage für jeden, der sich mit den Wassersystemen des Südost-Hügels befasst. Nach dem plötzlichen Abbruch der Arbeiten wurde der obere Zugang zum Warren-Tunnel-System verschüttet und die Anlage geriet erneut in Vergessenheit.35 In der britischen Mandatszeit waren zwei archäologische Vorhaben geplant. Der jüdische Archäologe Nahum Slouschz von der Jewish Palestine Exploration Society (der Vorgängerorganisation der Israel Exploration Society) erhielt 1921 eine Genehmigung für eine Grabung zwischen dem Misttor/Bāb al-Maġāriba und der Birkat Silwān, führte diese jedoch nicht durch.36 Auch ein 1923 beantragtes Vorhaben des bekannten britischen Archäologen Sir William Matthew Flinders Petrie von der British School of Archaeology in Egypt, der den Bereich rund um die Birkat Silwān erforschen wollte, kam nicht zur Ausführung.37 Im Zuge der beiden Grabungskampagnen von Raymond Weill (1913–1914 und 1923–1924), die gar nicht auf die Wasserversorgungssysteme abzielten, wurde ein Teil von Kanal 2 freigelegt.38 Nach 1929 kam es zu einem weitgehenden Grabungsausfall. In den 1950er Jahren erschienen Zusammenfassungen des bislang Erreichten. Zu nennen ist einerseits die 1952 in Leiden veröffentlichte Darstellung „Jerusalem in the Old Testament. Researches and Theories“ von Jan Jozef Simons39, zum anderen der 1956 von Michael Avi-Yonah herausgegebene Sammelband „Sepher Yerushalayim / The Book of Jerusalem“ mit zwei grundlegenden Beiträgen von Michael Hecker zur Topographie Jerusalems40 und zur Wasserversorgung der Stadt41. Erst in den 1960er Jahren wurde die Grabungsarbeit wieder aufgenommen. Kathleen M. Kenyon (1961–1967) erbrachte den archäologischen Nachweis der Vgl. BLISS, Excavations 1898, 133–140 u. 140–154 m. Pl. XV (Längsschnitt der Straße). Vgl. ebd., 144f. Kenyon stieß in ihrem Areal N auf einen weiteren Abschnitt dieser Straße. Die zum Portikus führende Treppe wurde 2009 von Reich und Shukron erneut freigelegt. Vgl. REICH, Excavating 2011, Fig. 32 (49). REICH & SHUKRON, Drainage 2011. 32 Vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,13–15. REICH, Excavating 2011, 54f. 33 Berichte: MASTERMAN, Aqueduct 1902. SCHICK, Fount 1902, 32. Vgl. REICH, Excavating 2011, 42–44. 34 Bericht: VINCENT, Underground 1911. Vgl. REICH, Excavating 2011, 56–69. 35 Zu sehen bei SHANKS, City 1973, Fig. 21 (83). 36 Vgl. REICH, Excavating 2011, 77. 37 Vgl. ebd., 83–85. 38 Vgl. ebd., 70–76. 39 SIMONS, Jerusalem 1952. 40 HECKER, Geography 1956. 41 HECKER, Water 1956. 30 31
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I. Einleitung
mittelbronze- und eisenzeitlichen Stadtmauer auf dem Osthang, womit nun geklärt war, dass sich der obere Zugang zum Warren-Tunnel-System innerhalb der Stadtummauerung befunden hatte.42 Der Sechstagekrieg 1967 brachte zwar den Ostteil Jerusalems wieder unter israelische Oberhoheit, doch Ausgrabungen am Südost-Hügel wurden erst ein gutes Jahrzehnt später (1978–1985) unter der Leitung von Yigal Shiloh durchgeführt.43 Shiloh traf an zwei Stellen auf Kanal 2: In Areal B, wo der Kanal als Tunnel verläuft, konnten an der Ostwand sechs „Fenster“ nachgewiesen werden, die nach Shilohs Auffassung der Bewässerung von Feldern im Kidrontal gedient hatten. Diese Ansicht wird neuerdings von Ronny Reich und Eli Shukron bestritten (siehe S. 75). In Areal J wurde der Anfang von Kanal 2 untersucht. 1985 wurde das Warren-Tunnel-System für die Öffentlichkeit freigegeben, nachdem die 1910 durch die Parker-Expedition angelegte Blockade entfernt worden war. In Areal A1, unmittelbar am östlichen Fuß des Südsporns des Südost-Hügels, wurde der Auslauf von Kanal 4 in das Kidrontal untersucht. Bereits 1977 war David Adan-Bayewitz hier der Nachweis eines Beckens gelungen, das in die Zeit des Zweiten Tempels datiert und von dem Ausgräber mit dem Becken Salomos (Jos. Bell. 5,145f.) identifiziert wurde.44 Weitere solcher Becken werden im Kidrontal vermutet.45 Seit 1995 liegt die archäologische Erforschung der Wasseranlagen des Südost-Hügels weitgehend in den Händen der beiden israelischen Archäologen Ronny Reich und Eli Shukron.46 In ihrem Areal H entdeckten sie massive Befestigungsanlagen, die in der Mittelbronze-II-Zeit die Gihon-Quelle abschirmten. In Areal N wurde 2004 der östliche Teil eines imposanten Beckens aus herodianischer Zeit freigelegt, das seitdem als das Siloah-Becken der neutestamentlichen Zeit gilt (siehe VI.2.3). An der Birkat Silwān wurde der Treppenweg weiter untersucht, der heute bis zum Tempelberg hinauf begehbar ist. Am Osthang ist nun fast der gesamte Verlauf von Kanal 2 bekannt. Außerdem kam in den Arealen A und J eine weitere Stadtmauer zum Vorschein, die beinahe am Talgrund des Kidron verläuft. Auch zukünftig sind neue archäologische Erkenntnisse zu erwarten. Mit Blick auf den „Siloah“, hier verstanden als der Bereich am südwestlichen Ausfluss des Hiskia-Tunnels, haben die Ausgrabungen des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas unter der Leitung von Hermann Guthe (1881) mit dem Nachweis des römischen Portikus sowie die des Palestine Exploration Fund unter Leitung von Frederick J. Bliss und Archibald C. Dickie (1894–1897) mit dem Nachweis der byzantinischen Kirche die entscheidenden Ergebnisse erbracht. Beide Anlagen sind heute nicht mehr zu sehen, weil sie Ende des 19. Jh. von einer Moschee überbaut wurden (siehe S. 310). I.3.2
Die kulturgeschichtliche Erforschung der Jerusalemer Stadtquelle
Während die dem Siloah zugehörigen materiellen Platzierungen mittlerweile gut erforscht sind, hat es zu der Frage der erinnerungskulturellen Bedeutung der Jerusalemer Stadtquelle keinen vergleichbaren Fortschritt gegeben. Im Grunde, so muss man sagen, orientieren sich auch die neueren Darstellungen und Lexikonartikel noch direkt oder indirekt an den beiden grundlegenden Studien von Edward Robinson47 (1841 und 1857) und Titus Tobler48 (1852). Beiden Gelehrten ist gemeinsam, dass sie die Jerusalemer Stadtquelle aus ihrer eigenen Anschauung kannten. Beiden gelang auch die Durchquerung des Hiskia-Tunnels. Weitere Darstellungen zum Siloah (in Auswahl): DECHENT, Heilbäder 1884, 205–209. BAEDEKER, 7. Aufl. 1910, 76f. (Text verantwortet von Immanuel Benzinger). SIMONS, Jerusalem 1952, 189f. KOPP, Stätten 1959, 371–376. KROLL, Spuren 1972, 295–306. SHANKS, City 1973, 75f. 95. WILKINSON, Jerusalem 1978, 104–108. WILKINSON, Pool 1978. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 12. 64–78. Auch Conrad Schick kündigte 1882 eine
Vgl. REICH, Excavating 2011, 105–117. Vgl. ebd., 124–142. 44 Bericht: ADAN, Fountain 1979. Vgl. REICH, Excavating 2011, 123f. 45 Vgl. ebd., 274. Bereits Schick vermutete östlich der Gihon-Quelle ein großes Becken, konnte seine Vermutung jedoch nicht durch eine Ausgrabung überprüfen. „In the times of David and Solomon a larger pool was constructed, which was called the ‚King’s Pool‘ [Neh 2,14, JMW]. The position of this pool is not known, but it probably occupied the width of the valley, leaving only space for a road on each side.“ SCHICK, Fount 1902, 34 m. Fig. (S. 30 u. 32) „Supposed Pool“. 46 Vgl. REICH, Excavating 2011, 142–263. 47 ROBINSON, Palästina I, 1841, 384 (zum Siloah) u. 385 (zur Gihon-Quelle). ROBINSON, Palästina II, 1841, 138–166 (zu den Quellen Jerusalems, hier 138–142 zur Rogel-Quelle, 142–148 zum Siloah u. 148–159 zur Gihon‑Quelle) = ROBINSON, Researches I, 1841, 323–348. ROBINSON, Forschungen 1857, 264f. (zum Siloah), 317–327 („Gewässer“, hier 324– 326 zur Gihon-Quelle). 48 TOBLER, Siloahquelle 1852. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 212–226 („Wasser“, hier 213f. zum Siloah). 42 43
I.3. Zum Forschungsstand
23
„grössere Abhandlung über die Siloahteiche“ an, die auch einen Plan enthalten sollte.49 Sie ist nicht erschienen. – Unter den Lexikonartikeln erreicht bis heute keiner die breite Quellenbasis wie jener von LEYRER, Siloah 1861, wenngleich dieser in archäologischer Hinsicht natürlich überholt ist. Auch Leyrer bezieht sich größtenteils auf die Ergebnisse von Robinson und Tobler.
I.3.2.1 Titus Tobler: Die Siloahquelle (1852) Titus Tobler (1806–1877), der als Arzt und zeitweiliges Mitglied des Schweizer Nationalrats ein vielbeschäftigter Mann war,50 kannte Jerusalem nur von zwei vergleichsweise kurzen Aufenthalten: Nach einer eher zufälligen Begegnung mit Jerusalem auf seiner ersten „Lustreise“ in den Orient (22. August 1835 bis 4. Mai 1836), die ihn in der Hauptsache nach Ägypten führte, brach Tobler ein Jahrzehnt später erneut auf, diesmal mit Jerusalem als alleinigem Reiseziel.51 Vom 4. September 1845 bis 17. Mai 1846 logierte Tobler bei dem jüdischen Arzt Dr. Fränkel. Tobler hatte sich für seinen Forschungsaufenthalt mit zahlreichen Foliobänden ausgestattet, die er sich zuvor auf seiner Anreise in den Bibliotheken Europas beschafft hatte. Wissenschaftlicher Ausfluss dieses Aufenthalts von „zwanzig Wochen weniger einen Tag“52 war eine Reihe von Abhandlungen, darunter zwei Bände zur Jerusalemer Topographie53 und drei Spezialuntersuchungen, unter ihnen auch jene zur Siloahquelle, die 1852 in St. Gallen mit einer artistischen Beilage erschien.54 Tobler versteht unter der Siloahquelle im eigentlichen Sinne die südliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels. Dass unter dem Titel „Die Siloahquelle“ auch die Marienquelle (die ihm noch nicht unter dem Namen Gihon-Quelle bekannt war) und die Birkat al-Ḥamra behandelt werden, liegt nach Tobler darin begründet, dass „alles Wasser vom Ursprunge bis zum Auslaufe und zur Versiegung Siloahwasser ist“55. Zwar hatte Robinson in seinem „Tagebuch einer Reise im Jahre 1838“ die Jerusalemer Stadtquelle bereits ausführlich beschrieben,56 aber das von Tobler gebotene Material geht darüber weit hinaus. Auf 58 Seiten stellt Tobler auf Grundlage seiner Literaturrecherche und eigener Erkundungen detaillierte Angaben zusammen. Im Einzelnen werden behandelt: Die Gihon-Quelle (S. 1–6), der Hiskia-Tunnel (S. 6–21), die südliche Ausmündung des Tunnels (die eigentliche „Siloahquelle“) (S. 21–23), die Birkat Silwān (S. 23–32), die Birkat alḤamra (S. 32–34), Eigenschaften der Quelle (Geschmack, Chemismus, Temperatur, Schüttung) (S. 34–37), die Intermission (S. 37–46), religiöse Zuschreibungen und Nachrichten zur angeblichen Heilkraft des Siloahwassers (S. 47f., auch 25f.), der Ursprung der Quelle (S. 48–52), Legenden zur Intermission mit dem Versuch einer wissenschaftlichen Erklärung (S. 52–54), ein kurzer geschichtlicher Überblick (S. 54–58) und der Turm von Siloah (S. 58).
Toblers Studie lässt in der Tat nichts missen: Seine Beschreibungen zeichnen sich durch eine akribische Darstellung ihres Gegenstands aus. Neben topographischen und hydrogeologischen Informationen bietet Tobler eine umfassende geschichtliche Darstellung zur Siloah-Quelle von ihren Anfängen bis in die Gegenwart, die auf technische wie auch auf ereignis- und traditionsgeschichtliche Aspekte eingeht. Er hat dabei nicht nur auf christliche Mitteilungen geachtet, sondern auch jüdische und muslimische57 Traditionen in seine Untersuchung miteinbezogen (vgl. S. 25f.). Seine Kenntnis der Literatur ist beeindruckend, seine Erklärungstiefe hernach nicht wieder erreicht worden. Abgesehen von neuen archäologischen Erkenntnissen stellt Toblers Studie bis heute in weiten Teilen den maßgeblichen Kenntnisstand zum Siloah dar. Von Bedeutung sind auch die zeitgenössischen Aussagen von Einheimischen, die Tobler für die Nachwelt festgehalten hat. Sogar praktische Ratschläge hat er seinen Lesern mit auf den Weg gegeben: Wer fürderhin den Felsengang näher untersuchen will, dem rathe ich Folgendes: Er wähle eine wärmere Jahreszeit aus Rücksicht auf die Gesundheit und überdies eine Zeit, da das Wasser nicht im sichtbaren Flusse ist; er versehe sich mit einer kleinen Laterne und einer hinreichend langen Wachskerze. Er entkleide sich, wie ich Vgl. SCHICK, Bericht 1882, 6. Zu Titus Tobler vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,26f. 51 Zur Reise vgl. WILLI, Tobler 2016. 52 FURRER, Tobler 1878, 54. 53 TOBLER, Topographie I, 1853 und TOBLER, Topographie II, 1854. 54 Siehe Anm. 48. 55 TOBLER, Siloahquelle 1852, 58. 56 ROBINSON, Palästina II, 1841, 142–166. 57 Die Adjektive „islamisch“ und „muslimisch“ werden in dieser Arbeit synonym verwendet. Vgl. dazu KALWA, Islam 2013, 120f., die in ihrer diskurslinguistischen Untersuchung feststellen konnte, dass beide Adjektive heute weitgehend synonym und wertneutral verwendet werden. 49 50
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I. Einleitung es that; indessen muß ich klagen, daß ich mich an den Ellenbogen und Knien wund rieb, und nachher einigen Schmerz verspürte. Wenn daher die Hautstellen, auf denen man kriecht oder sich fortschiebt, bedeckt werden, wird man es nicht bereuen. Einen Mann bei sich zu haben, genügt, nämlich einen solchen, welcher die Kleider mitnimmt und sie an das andere Ende des Kanals bringt; doch ist es um der Siluâner willen besser, wenn man einige Bedeckung hat. Der Forschende gehe vom Siloahwasser aufwärts, darum, weil der mit den Kleidern Wartende an der Marienquelle von den Leuten weniger beunruhigt wird.58 Die Mittagsstunde am Freitage, da die Moslemîn zum Gebete sich versammeln, wäre die schicklichste Zeit.59
Zwei weitere Arbeiten sind vorzustellen: Die erste (und bislang einzige) zum Thema erschienene Dissertation des späteren Heidelberger Alttestamentlers Johann J. Kneucker von 1873 (I.3.2.2) sowie eine 1941 erschienene Studie des französischen Soziologen Maurice Halbwachs (I.3.2.3). I.3.2.2 Johann J. Kneucker: Siloah. Quell, Teich und Thal in Jerusalem (1873) 1873 legte Johann Jakob Kneucker (1840–1909) an der Heidelberger Universität eine 34-seitige Dissertation mit dem Titel „Siloah. Quell, Teich und Thal in Jerusalem“ vor.60 Er versucht darin die Klärung topographischer Fragen im Zusammenhang mit den in der Bibel und bei Josephus erwähnten Wasseranlagen Jerusalems: Die nachfolgenden Zeilen wollen Nichts weiter sein als ein Anfangsversuch, einige Stellen der hl. Schrift und des Josephus, sie sich auf einen speciellen Punkt der Topographie des alten Jerusalem beziehen, nach dem Stande der heutigen Untersuchungen und Ausgrabungen in ein helles Licht zu stellen.61
Für seine topographisch-archäologischen Angaben beruft sich Kneucker, der Jerusalem meines Wissens aus eigener Anschauung nicht kannte, auf die damals wegweisenden Arbeiten von Robinson und Tobler. Außerbiblische Zeugnisse zum Siloah bleiben bei ihm unberücksichtigt, nur am Rande bezieht er sich hierzu auf Angaben, die er aus den Arbeiten Toblers übernimmt. Im 19. Jh. stand zur Diskussion, wie die in den biblischen Texten bezeugten Orte Jerusalems mit den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Topographie und Archäologie der Stadt zusammenzubringen waren. Die Diskussion wurde mit Vehemenz geführt – und verlief im Nachhinein gesehen größtenteils auf Irrwegen.62 Kneucker differenziert einerseits, wie der Titel seiner Arbeit bereits andeutet, zwischen Siloah als Quelle, Teich und Tal, vertritt auf der anderen Seite aber die Vorstellung, dass unter dem Tempelberg eine Quelle verborgen sei, von der alle Wasser Jerusalem herkommen: Die verschiedenen Brunnen und Wasserbecken Jerusalems nämlich werden alle von e i n e m Borne ausgestattet, von den W as s ern G i ch o n s (2 Chron. 32, 30), welche aus der p er en n i r en d en Q u e l l e u n t er d e m Te mp e l b e rg e, wo sie sich sammeln, in außerordentlich kühler Temperatur hervorbrechen, bisweilen zwar fast versiegend (intermittirend), dann aber plötzlich wieder in großer Menge mächtig aufwallend. Weil aber also die Wasser Jerusalems alle unterirdisch mit einander zusammenhängen, so erhielten alle Quellen, wo sie in der hl. Stadt hervorbrachen und die gleichen Eigenschaften zeigten, auch den gleichen Namen, oder doch gleichbedeutende Benennungen – S i l o ah und Gi ch o n – und diese beiden Bezeichnungen der beiden Quellen […] konnten wiederum in verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Schriftstellern […] die eine für die andere gesetzt, und auch wohl die eine […] auf eine dritte Quelle bezogen werden.63
Und weiter:
So war es nämlich Toblers Führer, dem Juden James Nathan, ergangen: Er hatte „mit einem Araber auch seine liebe Noth […], weil dieser – Anspruch auf ein Entrée machte, und besorgen ließ, daß er Lärm schlüge, wenn er nicht befriedigt würde“. TOBLER, Siloahquelle 1852, 8. Solchen Verhandlungen war Tobler grundsätzlich abgetan: „Ich wollte früher einen Siluâner als Führer; allein er forderte so unverschämt, daß ich den Entschluß faßte, selbst mein Führer zu sein.“ Ebd., Anm. 1 (8). 59 Ebd., 12f. 60 KNEUCKER, Siloah 1873. Ein Exemplar findet sich im Bestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in der Zusammenstellung Dissertationes philosophicae Heidelberg An.[no] 1867–78. Der geringe Seitenumfang ist für Dissertationen der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich. 61 Ebd., 3. 62 Tobler bemerkt hierzu gewohnt scharfzüngig: „Schuld an dem Mangel von Übereinstimmung der Gewährsmänner ist theils Mangel an nüchterner und schärferer Auffassung und klarerer Darstellung, theils vorgefasste Meinung, um Lieblingshypothesen eher in Kurs zu bringen, theils auch die Schwierigkeit, den eigentlichen Boden von Schuttanhäufungen zu unterscheiden.“ TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 226. 63 KNEUCKER, Siloah 1873, 10 (Hervorhebungen dort). 58
I.3. Zum Forschungsstand
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Eine S i l o a h - Q u el l e muß kraft Jes. 8, 6 und Ψ. 46, 5. 6 i n u n mi t t e l b a re r N äh e d e s Te mp e l b e rg s a u s d e ms el b en entsprungen sein.64
Die Namen Siloah und Gihon seien daher austauschbar.65 Kneucker sieht selbst dann den Gihon gemeint, wenn dieser im biblischen Text namentlich nicht erwähnt ist.66 Für die Vorstellung der Tempelquelle bezieht er sich auf die entsprechenden Äußerungen bei Ps.-Aristeas und Tacitus (siehe VI.4.1 und VI.4.4). Dies führt Kneucker dazu, die schon damals von Konrad Furrer vertretene Auffassung, dass der biblische Gihon mit der Marienquelle zu identifizieren sei (siehe XVII.5), abzulehnen.67 Stattdessen vermutet er den westlichen Gihon (unter der Annahme zweier Gihon-Quellen) in der Nähe von Bīʾr al-Yahūdī (Koord. 1716– 1717.1309).68 Die bei Hieronymus bezeugte fons Siloe identifiziert er dagegen mit der Marienquelle.69 Die Siloah-Quelle nach Jes 8,6 identifiziert er mit der ʿAin aš-Šifāʾ (Koord. 1722.1316; bei Kneucker „Ain eschSchefâh“) in der Nähe des gleichlautenden Ḥammām aš-Šifāʾ (siehe S. 329), die sacht dahinfließenden Wasser des Siloah nach Jes 8,6 und Ps 46,5 bezieht er auf den zugehörigen Zuleitungskanal.70 Diese These ist eine Einzelmeinung geblieben und nicht zu halten, da es sich bei der ʿAin aš-Šifāʾ, trotz der Bezeichnung als „Quelle“ (ʿAin), um keine eigentliche Quelle handelt, sondern um einen Brunnen, der sein Wasser aus dem Jerusalem-Aquädukt erhält.71 Trotz mancher abwegigen Annahme Kneuckers72 und einer für heutige Verhältnisse unzureichenden historisch-kritischen Exegese der Bibeltexte, finden sich auch wertvolle weiterführende Beobachtungen bei ihm. So hat Kneucker die theologische Dimension erkannt, die der Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament zukommt: Denn „wenn, gemäß diesen Stellen [gemeint sind Jes 8,6 und Ps 46,5f.], Jahve, der Fels Israels (Jes. 30, 29), der Born lebendigen Wassers (Jer. 2, 13), unter dem Bilde Siloah’s vorgestellt wird, so erscheint dies Symbol nur dann motivirt und treffend, wenn S i l o a h e i n e T e mp e l q u e l l e ist, dieses lebendige Wasser gleichsam des Felsen Seele.“73
I.3.2.3 Carl Mommert: Siloah. Brunnen, Teich, Kanal (1908) Der katholische Theologe und Pfarrer Carl Mommert verbrachte seinen Lebensabend ab 1907 in Jerusalem. Als Ritter vom Heiligen Grab hatte er die Stadt zuvor schon oft besucht.74 Seine Zeit als Pensionär nutzte er für Forschungszwecke. Bereits zum Jahresende 1907 verfasste er eine Monographie mit dem Titel „Siloah. Brunnen, Teich, Kanal“, die 1908 in Leipzig erschien. Darin bietet Mommert auf den Seiten 1 bis 37 („Geschichte der Siloahanlage“) den damaligen Forschungsstand, Erwägungen zu den Namen Siloah und Gihon sowie biblische und historische Nachrichten. Auf den Seiten 38 bis 81 („Ortsbeschreibung der Siloahanlage“) werden die Birkat Silwān, der Hiskia-Tunnel und die Gihon-Quelle behandelt. Es folgen Ausführungen zur „Beschaffenheit des Wassers der Siloahanlage“ (Seiten 82 bis 85) und Vermutungen zum „Wasserzufluss des Marienbrunnens“ (Seiten 86 bis 96). Geboten werden seitenlange Zitate anderer Autoren, vor allem von Edward Robinson (Palästina und die südlich angrenzenden Länder, 1841) und Titus Tobler (Die Siloahquelle, 1852), aber auch von Hermann Guthe, Conrad Schick und Frederick J. Bliss und Archibald C. Dickie. Wertvolle eigene Beobachtungen finden sich allein zur Gihon-Quelle (Seiten 71 bis 81), die Mommert am 9. No-
Ebd., 11 (Hervorhebungen dort). Vgl. ebd., 10f. 66 So vom Neh 2,14; 3,15; 12,37 erwähnten Quelltor. Vgl. ebd., Anm. 88 (19). 67 Vgl. ebd., 11f. 68 Vgl. ebd., 10. Zum Bīʾr al-Yahūdī vgl. TOBLER, Topographie II, 1854, 82f. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,81. 69 Hier. in Is. 3,8,5–8. Vgl. KNEUCKER, Siloah 1873, 11. 23. 70 Vgl. ebd., 12f. 14. 71 Vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,425f. 72 Den Bethesdateich aus Joh 5 findet Kneucker in der nahe der ʿAin aš-Šifāʾ gelegenen „Birket el-Obrâk“ (nach Tobler auch „Birket el-Êbrâk“, bei BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994 nicht verzeichnet). Vgl. KNEUCKER, Siloah 1873, 15f. Es handelt sich hierbei um Substruktionen des sogenannten „Kettentor-Brückenwegs“, die in der osmanischen Zeit als Zisterne und Kloake genutzt wurden. Vgl. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 222–225. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 160–164 m. Abb. 81 (162). 73 KNEUCKER, Siloah 1873, 11 (Hervorhebung dort). Kneucker hat diesen Abschnitt mit Anführungszeichen als Zitat gekennzeichnet, aber keine Belegstelle angegeben. 74 Vorherige Aufenthalte: 1879, 1888, 1896, 1897, 1902 und 1905. Vgl. MOMMERT, Siloah 1908, 66. 64 65
26
I. Einleitung
vember 1907 in Begleitung des Benediktinerpaters Mauritius Gisler von der Dormitio und des Prager Professors Joseph Rieber eingehend untersuchte. Mommert verfällt oft in eigenwillige Deutungen und Theorien: Der biblische Name Siloah habe die Bedeutung „Aquädukt“ oder „Wasserleitung“, auch der alte Name Gihon sei so zu übersetzen.75 Mit der Marienquelle am Südost-Hügel habe der biblische Gihon nichts zu tun;76 die Marienquelle sei auch keine Quelle, sondern lediglich der Ausfluss einer Wasserleitung vom Ḥaram, weshalb Mommert konsequent vom Marienbrunnen spricht.77 Die Wasserleitung zum Marienbrunnen habe Salomo einrichtet.78 Dieser König habe auch das Becken des Marienbrunnens gemacht und als seine „Privat-Badestätte“ genutzt.79 Der Marienbrunnen sei durch die Geschichte hindurch immer bekannt gewesen und niemals in Vergessenheit geraten, auch wenn er von Pilgern nicht erwähnt werde.80 Phantasievoll-verklausuliert sind auch Mommerts Erwägungen zum eigentlichen Zweck des Hiskia-Tunnels: Durch diesen Felsentunnel nämlich konnte er, unter Wahrung des äusseren Anstandes, für sich allein und getrennt von den Damen des Harems in seinem „Badeteiche“ baden, aber auch zu jeder Zeit, wenn es ihm beliebte, wenn diese im Siloahteiche badeten, ohne dass jemand seinen Hingang bemerkte, plötzlich in deren Mitte erscheinen, was dem weisen Könige, der schöne Frauen liebte, ein ganz besonderes Vergnügen bereiten konnte, ohne dass er den Anstand vor der Öffentlichkeit zu verletzen nötig hatte.81
I.3.2.4 Maurice Halbwachs: La Topographie légendaire des évangiles en Terre Sainte (1941) Auch der französische Soziologe Maurice Halbwachs, mit dem in besonderer Weise das Konzept des „Kollektiven Gedächtnisses“ verbunden ist, hat sich 1941 in seiner Studie „La Topographie légendaire des évangiles en Terre Sainte“ mit dem Siloah befasst.82 Seine Ausführungen beruhen fast vollständig auf Dalmans Werk „Orte und Wege Jesu“, aus dem er eine längere Zusammenfassung bietet.83 Halbwachs bespricht den Siloah im Zusammenhang mit der Blindenheilung Joh 9: Die Wunderheilung Jesu verbindet sich also mit einer Quelle, die schon für die Juden eine wundersame Kraft besaß, die für sie heilig war, die einen festen Platz in ihrem Kult und ihrer Tradition einnahm. Der Pilger 84 erwähnt die Heilung des Blinden mit keinem Wort, was nicht unbedingt sagen will, er habe nie an diese Begebenheit gedacht, selbst wenn er einfach sagt: eine Quelle, die Siloah genannt wird – wie wenn es sich um eine örtliche Besonderheit handelte, die außerhalb Jerusalems kaum bekannt ist.85
Halbwachs entwickelt im letzten Kapitel seiner Studie (S. 154–211) die These, dass erinnerungskulturelle Zuschreibungen neben einer Verwurzelung im kollektiven Gedächtnis auch einer materiellen Verankerung im Raum bedürfen, um auf Dauer gestellt werden zu können: Seitdem sie also in ein größeres kollektives Gedächtnis eingegangen und in ihm ausgearbeitet worden waren, bezogen sich die christlichen Erinnerungen vor allem auf solche geweihten Orte, die der Ausübung eines Kultes entgegenkamen. Diese kultischen Stätten sind nicht nur heilig, sondern bezeichnen auch einen Flecken Erde, Vgl. ebd., 3 u. 86. Vgl. ebd., 87 77 Vgl. ebd., 86f. 78 Vgl. ebd., 88 u. 96. 79 Vgl. ebd., 8. 80 „Da wir nun nichts davon wissen, dass das obere Siloahbecken, der sog. Marienbrunnen, jemals verschüttet und erst später wieder aufgefunden worden ist, so dürfen wir uns für berechtigt halten, anzunehmen, dass er stets allgemein bekannt war, und von den Pilgern im christlichen Altertume und im Mittelalter nur deshalb nicht besucht und genannt worden ist, weil er nicht zu den heil. Erinnerungsstätten aus dem Leben Jesu und der seligsten Jungfrau Maria zählte.“ Ebd., 13f. 81 Ebd., 36. 82 Dt. Üs. HALBWACHS, Stätten 1941, 41f. 83 Im Einzelnen hat Halbwachs bei Dalman Angaben zur Intermission der Gihon-Quelle, zum Quadriportikus (und seiner Identität mit dem im Chron. Pasch. bezeugten Tetranymphaeum) sowie zur Bedeutung des Siloah im rabbinischen Judentum (Schöpf- und Libationsritus zu Sukkot, Vergleich mit dem Urwasser der Schöpfung, kultisches Institut der Roten Kuh) übernommen. Vgl. DALMAN, Orte 1924, 327–329 (1919 erstmals erschienen, danach mehrere Auflagen). Halbwachs schreibt auf S. 19 über Dalmans Werk, es sei „ein dichtes, umfangreiches und dennoch sehr lebendig geschriebenes Buch, aus dem wir, wie man sehen wird, vieles übernommen haben“. Speziell zur jüdischen Bedeutung des Siloah bezieht sich Halbwachs (vgl. Anm. 37 [42]) auch auf JEREMIAS, Golgotha 1926, 162. 84 Gemeint ist der Pilger von Bordeaux. Das angegebene Zitat aus Itin. Burdig. 591,7 ist zu korrigieren: in parle sinistra muss heißen in parte sinistra. 85 HALBWACHS, Stätten 1941, 42. 75 76
I.4. Inhaltliche und methodische Weiterführungen
27
dessen Lage im Raum genau bestimmt ist. Wie alles Stoffliche besitzt dann diese räumliche Lage auch die Neigung, fortzudauern. Und es gibt hier dann etwas fast Mechanisches an der Kraft, welche die Menschen an eine solch heilige Stätte bindet.86
Damit ist bereits auf die materielle Komponente von Erinnerungskulturen vorgegriffen, ein Gesichtspunkt, der unter I.4.3 noch näher entfaltet wird. I.4 I.4.1
Inhaltliche und methodische Weiterführungen Epochenübergreifende Kulturgeschichte statt fachspezifische Engführungen
Die Forschung zur Jerusalemer Stadtquelle ist bislang von dem vorrangigen Interesse an biblisch-archäologischen Fragen geprägt. Erinnerungskulturelle Aspekte waren kaum von Belang. So wurde der außer- und nachbiblischen Überlieferung zum Siloah nur vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht, mit Ausnahme einiger klassischer Textzeugen und Themenbereiche, die bereits bei Donatus Baldi in dessen Enchiridion Locorum Sanctorum (1935) zusammengestellt sind: Er nennt als „Textus evangelici“ Joh 9,1–14 (die Heilung des Blindgeborenen) und als „Documenta traditionis“ der byzantinischen Zeit den Pilger von Bordeaux (Itin. Burdig.), Pseudo-Eucherius (Ps.-Eucher.), Theodosius (Theod.), den Pilger von Piacenza (Itin. Anton. Plac.) sowie die beiden Kommentare des Hieronymus zu Jesaja und Jeremia (Hier. in. Is. und in. Ier.).87 Für das Spätmittelalter kommt bei Baldi noch Felix Fabri mit seinem lateinisch abgefassten Evagatorium hinzu.88 Aus der rabbinischen Überlieferung hat Gustaf Dalman wichtige Beobachtungen notiert, insbesondere zur Bedeutung des Siloahwassers für den Schöpf- und Libationsritus zu Sukkot sowie für das kultische Institut der Roten Kuh.89 Hierzu lässt sich noch manches aus Talmud und Midrasch ergänzen (siehe VII). Anderes – man muss sagen: der Großteil der zur Verfügung stehenden Zeugnisse zum Siloah – ist dagegen ohne Berücksichtigung geblieben. Schon zu der erinnerungskulturellen Urkunde der christlichen Siloah-Rezeption, dem Evangelientext von der Heilung des Blindgeborenen (Joh 9), ist kaum bekannt, wie dieser Text in der frühchristlichen Bibelauslegung rezipiert wurde. Wie selbstverständlich gilt, dass der Siloah bereits den Christen in byzantinischer Zeit als Ort der Blindenheilung galt. Das aber sagt kein einziger der uns aus dieser Zeit bekannten Pilgertexte – und ein solches Interesse an einer historisch-topographischen Rückbindung des Heilsgeschehens ließe sich vor dem Hintergrund der durchgängig allegorisch ausgerichteten frühchristlichen Exegese zu Joh 9 auch gar nicht erwarten. Andererseits ist zu fragen, weshalb die Heilung des Blindgeborenen von dem Evangelisten überhaupt am Siloah angesiedelt wurde und auf welche älteren traditionsgeschichtlichen Kontexte dabei gegebenenfalls angespielt wird. Neben exegetischen Texten und Pilgerberichten sind auch die Heiligenviten der byzantinischen Zeit heranzuziehen, die auf palästinischem Boden entstanden sind und die höchst anschauliche Auskünfte zum Siloah bieten. Auch ist danach zu fragen, wie der für das Judentum des Zweiten Tempels so wichtige Siloah nach 70 n. Chr. in der Zeit der römischen Okkupation des Landes und später dann unter der christlichen Herrschaft von jüdischer Seite wahrgenommen wurde. Als Jerusalem im 7. Jh. n. Chr. unter muslimische Oberhoheit kam, erfolgten spannende Prozesse der Übernahme und Transformierung bisheriger erinnerungskultureller Zuschreibungen. Dass sich muslimische Autoren schon sehr früh zum Siloah äußerten, zeigt, dass die Frage seiner Rezeption über die Grenzen der Religionen hinweg untersucht werden muss. Reiches Textmaterial steht aus der Zeit der Kreuzzüge zur Verfügung, doch abgesehen von den bekannteren Chronisten – hier sind besonders Albert von Aachen und Wilhelm von Tyrus zu nennen – liegen bislang keine Studien zur Rezeption des Siloah in dieser Zeit vor. Aus dem Spätmittelalter sind viele hunderte Pilgertexte überliefert. Hier stellte sich das Problem, eine Auswahl zu treffen, die einerseits erkennbar macht, was in dieser Zeit als Toposwissen galt, die anderseits aber auch Einsichten dazu erlaubt, in welcher Hinsicht sich neue Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erin-
Ebd., 165. Die byzantinischen Pilgerberichte hat Herbert Donner in deutscher Übersetzung und detaillierten Kommentaren herausgegeben: DONNER, Pilgerfahrt 1979. Für die zweite Auflage wurden die Kommentare überarbeitet und neu erschienene Literatur ergänzt. Die Übersetzungen blieben unverändert. Vgl. DONNER, Pilgerfahrt 2002, 8. 88 Vgl. BALDI, Enchiridion 1935, 467–470. 89 Vgl. DALMAN, Orte 1924, 327f. 86 87
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I. Einleitung
nerungen90 zum Siloah ausbildeten. Neuerdings finden die spätmittelalterlichen Palästina-Pilgertexte vermehrtes Interesse in der germanistischen Forschung. Die topographische Zuordnung der in den Pilgertexten genannten loca sancta gelingt zumeist dank des dreibändigen Standardwerkes von Klaus Bieberstein und Hanswulf Bloedhorn.91 Ihre Einordnung in erinnerungskulturelle bzw. theologische Kontexte stellt dagegen eine weitaus größere Herausforderung dar, die häufig nur unbefriedigend gelingt. In vielen Fällen beschränken sich die Kommentierungen auf eine bloße topographische Notiz zum Siloah. Die Jerusalemer Stadtquelle ist auch vielfach abgebildet worden: Darstellungen des Siloah finden sich bereits in der frühchristlichen Kunst. Die Kreuzfahrer haben die Quelle auf ihren Jerusalem-Karten verzeichnet und sogar auf der Ebstorfer Weltkarte hat die Syloa fons ihren Platz gefunden. Zudem gibt es zahlreiche gedruckte Karten und Ansichten Jerusalems aus der frühen Neuzeit, die in Verbindung mit den schriftlichen Zeugnissen gänzlich neue Einsichten zur Gestalt des Siloah eröffnen.92 Aus dem 19. Jh. sind dann auch Fotografien erhalten, die einen wichtigen Beitrag für rezeptions- und alltagsgeschichtliche Fragen bieten. Außer den Text- und Bildquellen von „außen“, also aus der Hand von Reisenden, die sich nur zeitweilig in Jerusalem aufhielten, sind auch die Auffassungen der Einheimischen zur Jerusalemer Stadtquelle zu berücksichtigen. Hierbei ist zu untersuchen, welche Bedeutung der Quelle im alltäglichen Leben der Jerusalemer zukam, welche Bräuche es gab und welche Legenden man sich zu der Quelle erzählte. Der christliche Pilger hat diesem alltagsgeschichtlichen Aspekt zumeist ebenso wenig Interesse entgegengebracht, wie der Forschungsreisende mit seinem vorrangigen Interesse für biblisch-topographische Fragen. Den Auskünften der Einheimischen gegenüber war man skeptisch eingestellt: Noch manche Fragen müssen von nüchternen Beobachtern erledigt, und nicht von den Siluânern beantwortet werden, welche selten richtigen Bescheid wissen. […] Wo aber andere Beobachtungen abgehen, da müssen wir mit denen der Araber für lieb nehmen, um wenigstens unserer Neugierde ein Stückchen Zucker in den Mund zu schieben.93
Es ist ein glücklicher Umstand, dass Anfang des 20. Jh. ein in Jerusalem praktizierender palästinensischer Arzt diese lokalen Überlieferungen gesammelt und so für die Nachwelt erhalten hat. Eine alltagsgeschichtliche Perspektive eröffnet neue inhaltliche und lokale Zusammenhänge, in die der Siloah eingebunden ist: die jahrhundertelange Verehrung des Jesaja-Baumes, eine Moschee, die Ende des 19. Jh. direkt über der Ausmündung des Tunnels errichtet wurde, eine Mühle, die vom Wasser des Siloah betrieben wurde und deren Ruine noch im 20. Jh. zu sehen war, außerdem ein muslimischer Friedhof, der sich noch heute in unmittelbarer Nähe zum Siloah befindet. Auch im Westen begegnet der Siloah nicht ausschließlich in Reiseberichten und Pilgertexten, es hat auch ganz andere Formen seiner Rezeption gegeben: John Milton eröffnet sein monumentales Werk Paradise Lost (1667) mit einer Anrufung des Siloah. Auch den Autor von Moby Dick, Herman Melville, inspirierte die Quelle bei seinem Besuch Jerusalems im Januar 1857. So findet der Siloah auch in dem längsten aller Versepen der amerikanischen Literatur, dem Clarel (1876), seine Erwähnung. Noch ein anderer Autor, der ansonsten eher für Wildwestromane bekannt ist, hat den Siloah aufgesucht: Karl May. Der Sachse war von der Atmosphäre dieses Ortes derart angetan, dass er seine Eindrücke in der Erzählung Schamah (1907/08) verarbeitete, die zu seinem Spätwerk gehört. Und wer weiß schon, dass aus dem Mai 1900 eine Fotografie existiert, auf der Karl May im weißen Tropenanzug am Siloah zu sehen ist? Er hat es eigenhändig auf der Aufnahme notiert: „Karl May am Teich Siloah bei Jerusalem“, dabei aber nicht bemerkt, dass die Aufnahme seitenverkehrt ist. Daneben hat die Jerusalemer Stadtquelle aber auch noch ganz andere erinnerungskulturelle Wirkungen gezeitigt: Viele Heil- und Pflegeeinrichtungen auf der ganzen Welt führen den Namen Siloah und nehmen so Bezug auf die Heilung an der Jerusalemer Stadtquelle. Einige seien hier angeführt: das Klinikum SiloahOststadt-Heidehaus in Hannover (das auf eine Diakonissenstation Siloah zu Linden zurückgeht94), das seit Zu diesem Begriffstripel siehe I.4.2. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994. 92 Sie konnten im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden. 93 TOBLER, Siloahquelle 1852, 44f. 94 Gründung 1896 als Poliklinik in der Falkenstr. 10 (Hannover-Linden) für ambulante Untersuchungen (u. a. Augenheilkunde). Am 30. Juni 1899 Bezug eines Klinikgebäudes mit 10 Betten in der Jacobsstr. 4 (Diakonissenstation Siloah zu Linden). 1900 erneuter Umzug in die Hohe Str. 6 (von Altensches Haus). Der Trägerverein nannte sich Poliklinik Linden mit Krankenstation Siloah, den Vorsitz führte ein Pastor Crusius. Aus welchen Gründen es zu der Wahl des Namens Siloah kam, geht aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht hervor. In der Patienteninformation 90 91
I.4. Inhaltliche und methodische Weiterführungen
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1945 bestehende Siloah Lutheran Hospital in Louwsburg/Südafrika, das Siloah St. Trudpert Klinikum95 in Pforzheim/Nordschwarzwald, die Evangelischen Wohnstätten Siloah96 in Berlin-Pankow (die seit 1881 Menschen mit geistiger Behinderung betreutes Wohnen ermöglichen), das Stationäre Hospiz Siloah97 in Herrenhut/Ostsachsen, der ambulante Pflegedienst Siloah – Christliche Pflege GmbH98 in Osnabrück, die Siloah AG Akutklinik, Pflege und Rehabilitation99 im schweizerischen Gümligen bei Bern sowie das 1910 von Donauschwaben in Neu-Pasua (heutiges Nova Pazova bei Belgrad) gegründete Waisenhaus Siloah100. Auch eine Familienkommunität101 mit Jugendbauernhof und Campinggelände in Neufrankenroda/Thüringen, ein Missionswerk102 der evangelisch-lutherischen Brüdergemeinden in Grebenhain/Hessen, das Gemeindehaus103 der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Oberstedten/Taunus, eine Zeitschrift für religiösen Fortschritt inner der Kirche104, die in den Jahren 1850 und 1851 mit nur zwei Bänden zu philosophischen und kulturgeschichtlichen Themen erschien, und eine Privatschule105 in Milwaukee (Wisconsin/USA) sind nach dem Jerusalemer Siloah benannt. In Daressalam (Tansania) trägt eine Kirche den Namen The Pool of Siloam Church. Siloé ist aber auch der Name einer Favela der kolumbianischen Millionenstadt Cali, in der über 120.000 Menschen leben und die von Armut und Gewalt geprägt ist. Und in den Blue Mountains im fernen Australien nahe Sydney gibt es einen Pool of Siloam, in den sich sogar ein kleiner Wasserfall ergießt. Der Name Siloah lebt außerdem in der Benennung des Dorfes Silwān fort106 und auch die des Klinikums (Ausgabe 2016, S. 10) wird zur Bedeutung des Namens Siloah auf die Blindenheilung Joh 9 hingewiesen. Der Abdruck des Bibeltextes in der Broschüre ist aber unvollständig. Ausgelassen sind – ausgerechnet! – die Siloahmissus-Etymologie („das heißt übersetzt: gesandt“; vgl. VIII.4) und die Vershälfte 7b, die das Heilungswunder beschreibt: „Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.“ An der Wand neben dem Eingang zur Kapelle des Klinikums ist der Vers dann in Gänze zitiert. – Zur Geschichte des Siloah-Krankenhauses: MUNDHENKE, Hannover 1959, 20–24. KASTIES, Siloah 2009. Homepage des Klinikums, Abschnitt „Geschichte des KRH Klinikums Siloah“. Online: http://www.krh.eu/klinikum/SOH/ueberuns/geschichte/siloah/Seiten/default.aspx. Zugriff am 07.02.2015. 1870 wurde auch in Braunschweig in der Wolfenbütteler Str. ein Siloah genanntes Diakonissenhaus gegründet (Einweihung am 8. Mai 1870). Aus dem Hamburger Diakonissen-Mutterhaus Bethesda wurden zwei Schwestern abgestellt. Das Siloah sollte im Kriegsfall als Lazarett dienen, was dann später im Jahr während des Deutsch-Französischen Krieges auch geschah. Ein Jahr später, 1871, erfolgte die Umbenennung in Marienstift. 1908 wurde dann ein Mädchenheim Siloah eingerichtet. Vgl. BUDDE, Wegweisung 2005, 4f. u. 13. Zur Bedeutung des Namens führt Budde aus: „Der Name ‚Siloah‘ (‚Wasserleitung‘) befindet sich im Alten Testament und bezieht sich auf die Wasserversorgung der Stadt Jerusalem. Er kann als sichtbarer Hinweis auf das unsichtbare und lebenswichtige Handeln Gottes in der Geschichte gedeutet werden.“ Ebd. 4. Eine Bezugnahme auf Joh 9 fehlt! 95 Träger ist der Evangelische Diakonissenverein Siloah, der weitere Einrichtungen (Seniorenzentren, eine Schule für Kranken- und Altenpflege sowie eine Kindertagesstätte) unterhält und außerdem ein Siloah-Forum anbietet, das sich mit Vorträgen zu medizinischen Themen an interessierte Patienten und Patientinnen wendet. Online: http://www.siloah.de. Im Leitbild auf der Homepage des Klinikums wird unter der Überschrift „Woher kommen wir? – Siloah“ ein Auszug aus Joh 9 gegeben. 96 Online: http://www.siloah-berlin.de. 97 Christliches Hospiz Ostsachsen. Stationäres Hospiz Siloah. Online: http://www.hospiz-ostsachsen.de/unsere-arbeitsbereiche/stationaeres-hospiz-siloah. Dort wird ausgeführt: „Der Name ‚Siloah‘ wurde auf Grund der biblischen Geschichte aus dem Johannesevangelium, Kap. 9 gewählt. Der Name steht nach dieser Geschichte unter anderem für: die Ermutigung, sich Menschen in Leid und Not intensiv zuzuwenden; die Tatsache, dass Krankheit und Leid keine Strafen Gottes sind; dass Hilfe nicht entmündigt, sondern den Freiraum lässt, selbst tätig zu werden und das Angebot, dass Jesus Christus als ‚das Licht der Welt‘ auch unsere Dunkelheit erleuchten kann.“ 98 Online: http://siloah-pflege.de. 99 Online: https://www.siloah.ch. 100 Damaliger Träger war der Evangelische Waisenhausverein Siloah. Die heutige Waisenhausstiftung Siloah hat ihren Sitz in Isny im Allgäu. Online: http://www.siloah-isny.de. Anlässlich der Gründung des Waisenhauses zog der damalige Bischof Franz Hein in seiner Ansprache folgende Parallele zwischen der Jerusalemer Stadtquelle und dem Waisenhaus: „[…] wie der Teich Siloah in Jerusalem […] lebendiges Quellwasser spendet, so soll auch dieses Haus ‚Siloah‘ seinen Bewohnern und Schützlingen ein lebendiger Quell sein […].“ Zit. n. der Homepage der Waisenhausstiftung. 101 Familienkommunität SILOAH e. V. Online: http://www.siloah-hof.de. Auf der Homepage keine Auskunft zur Herkunft des Namens. 102 Siloah e. V. – Missionswerk der evangelischen Brüdergemeinden. Online: http://siloah-missionswerk.de. 103 Gemeindehaus Haus Siloah. Online: http://www.oberstedten.evangelisch-hochtaunus.de. 104 Siloah. Zeitschrift für religiösen Fortschritt inner der Kirche. Redigirt von Dr. Mart.[in] Deutinger, Professor der Philosophie in Dilingen und Dr. Max Huttler, Benediktiner zu St. Stephan in Augsburg [und späterer Augsburger Lyzealprofessor], Hefte 1–2, 1850f. 105 Siloah Lutheran School. Online: http://www.siloahlutheran.org. 106 Nach DALMAN, Wasserversorgung 1918, 68 vertraten die Bewohner Silwāns die gegenteilige Auffassung, dass nämlich sich der Name der Quelle von ihrem Dorf herleite. Diese Auffassung begegnet schon bei Franz Ferdinand von Troilo 1676, 260.
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I. Einleitung
Moschee an der Birkat Silwān ist unter diesem Namen als ʿAin Silwān Moschee (auch Al-ʿAin Moschee) bekannt. Diese Beispiele von Benennungen nach dem Siloah ließen sich noch fortführen.107 Nicht immer, so haben es die zuletzt angeführten Beispiele bereits angedeutet, ist bekannt, welche erinnerungskulturelle Prägung der Name Siloah mit sich bringt. Dies wird exemplarisch deutlich an einer Debatte, die im Frühjahr 2012 in Hannover geführt wurde. Damals sollte das Klinikum Siloah mit dem Klinikum Oststadt-Heidehaus unter einem Dach zusammengehen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates trat in der Öffentlichkeit mit der Forderung nach einem neuen Krankenhausnamen auf, um so die „räumliche Lage im Herzen der Stadt“ und die „zentrale Bedeutung“ zum Ausdruck zu bringen; sein Vorschlag: Klinikum Mitte.108 Gegen diesen Vorstoß wehrten sich Kommunalpolitiker aller Parteien, die an dem traditionsreichen Namen Siloah festhalten wollten. Es war ein Journalist, der in dieser Debatte die Leser und Leserinnen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung unter dem Stichwort „Heilende Quelle“ über die historischen und religiösen Implikationen des Namens aufklärte: In der Bibel finden sich mehrere Stellen, die einen Siloah-Teich in Jerusalem erwähnen. Das Gewässer hat eine hohe religiöse Bedeutung sowohl für Juden als auch für Christen. So ist König Salomo an der Quelle gesalbt worden, Jesus heilte einen Blinden mit Wasser aus dem Siloah-Teich.109
Schließlich wurde auf den Zusatz „Mitte“ verzichtet, so dass das neu fusionierte Krankenhaus seit September 2014 den versöhnlichen Namen Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus trägt.110 Die angeführten Beispiele zeigen, dass die erinnerungskulturellen Spuren des Siloah den biblisch-archäologischen Kontext weit überschreiten. Durch die Beschränkung auf die biblische Epoche und archäologische Fragen kamen diese außer- und nachbiblischen Erinnerungen zur Jerusalemer Stadtquelle bislang nicht in den Blick. Zu einem ernsthaften Versuch, Erinnerungsprozessen epochen- und auch kulturübergreifend nachzuspüren, ist es bislang nicht gekommen. Neue Beobachtungen zum Siloah verschwimmen so vor dem unklaren Hintergrund eines kulturgeschichtlichen Nebels, sie geraten zu bloßen Fußnoten, während die Erforschung des Siloah weiterhin auf der Stelle tritt. Bereits im Herbst 1881 äußerte Conrad Schick zum Stand der Forschung: „Bei Silo ah wäre mir noch Manches unklar“.111 Dieses Diktum gilt auch heute noch, wenngleich in anderer Hinsicht, als von Schick gemeint. In der archäologischen Erforschung der Jerusalemer Stadtquelle hat es durchaus einen beachtlichen Wissenszuwachs und Erkenntnisfortschritt gegeben. Aber die Baugeschichte ist eben nur ein Teil der Kulturgeschichte. Von mancher bemerkenswerten Weitsicht einmal abgesehen, zu der frühere Forscher wie etwa Titus Tobler fähig waren, der durchaus sensibel für erinnerungskulturelle Zusammenhänge war, ist die Befassung mit der Jerusalemer Stadtquelle in weiten Teilen den engen Grenzen der einzelnen Disziplinen und einer fachspezifischen Engführung auf bestimmte Epochen und Kulturen verhaftet geblieben; es wird nach wie vor künstlich auseinandergehalten, was in der Sache zusammendrängt: Die Essenz des Raumes, wie er in seiner Vielfalt erfaßt wird, besteht in den unendlichen Möglichkeiten seiner inneren Beziehungen. Eine erschöpfende Beschreibung von einem einzigen Augenpunkt aus ist unmöglich.112
Erforderlich ist eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle, in der die textlichen und bildlichen SiloahZeugnisse zu einem Gesamtbild zusammengebracht werden, nicht im Sinne einer methodisch per se unerreichbaren Histoire totale, sondern im Sinne eines Panoramas, wie es der griechische Wortsinn vorgibt: Die Zusammenschau von Einzelheiten in einem Bild bei gleichzeitiger Pluralisierung der Sichtweisen. I.4.2
Der erinnerungskulturelle Ansatz: Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen
Diese Aufgabe, hier als Kulturgeschichte betitelt, schließt an den Begriff der Erinnerungskulturen an, wie er an dem Gießener Sonderforschungsbereich 434 entwickelt wurde:
Nur als Personenname ist mir der Siloah (bislang) nicht bekannt geworden. Zwar ist pGit 2,3 (44b,41) (REBIGER, ÜTY III/5, 2008, 41) ein Bina Shiloaḥ genannt, doch es handelt sich hier um eine korrumpierte Form des Namens Bina bar Shila (Geniza-Fragment) bzw. Shila bar Bina (pGit 9,1 [50b,12] [ebd., 208f.]). Vgl. ebd., Anm. 83 (41). 108 Vgl. SCHINKEL, HAZ 50, 28.02.2012, S. 11. 109 Ebd. Es fehlt, dass die Quelle auch Muslimen als heilkräftig galt. 110 Zum unterlegenen Vorschlag Klinikum Mitte sei angemerkt, dass sich der Siloah nach dem Jerusalemer Talmud (pChag 1,1) ohnehin „in der Mitte der Stadt“ befinde (siehe VII.6.3). 111 SCHICK, Bericht 1882, 2 (gesperrt dort). 112 GIEDION, Raum 2007, 280. 107
I.4. Inhaltliche und methodische Weiterführungen
31
Der Begriff verweist auf die Pluralität von Vergangenheitsbezügen, die sich nicht nur diachron in unterschiedlichen Ausgestaltungen des kulturellen Gedächtnisses manifestieren, sondern auch synchron in verschiedenartigen Modi der Konstitution der Erinnerung, die komplementäre ebenso wie konkurrierende, universale wie partikulare, auf Interaktion wie auf Distanz- und Speichermedien beruhende Entwürfe beinhalten können. An die Stelle einer Definition des kulturellen Gedächtnisses tritt insofern eine Topologie der Erinnerungskulturen, die es erlauben soll, eine der Historizität des Gegenstandes angemessene Flexibilität der Gegenstandskonstitution zu entwickeln.113
Dass die Zeugnisse zum Siloah kein homogenes Bild bieten, hat der vorherige Abschnitt bereits zu erkennen gegeben. Vielmehr ist mit einer hohen Pluralität und Variabilität der kulturellen Erinnerung zur Jerusalemer Stadtquelle zu rechnen. Ich definiere eine Erinnerungskultur als einen Sinnzusammenhang aus empirischen Gehalten (Wahrnehmungen), normativen Gehalten (Vorstellungen) und narrativen Gehalten (Erinnerungen). Unter Wahrnehmungen sind all jene visuellen und somatosensorischen Sinneseindrücke zu fassen, aus denen das menschliche Gehirn unter Einbezug von Informationen des Gleichgewichtssinnes auf komplizierte Weise ein Wahrnehmungsbild zusammenrechnet.114 Im Zusammenspiel mit auditiven, olfaktorischen und gustatorischen Eindrücken gehören auch die atmosphärischen Wahrnehmungen hierher. Bezeichnen Wahrnehmungen das (nur scheinbare) „Sein“ der Welt, so werden unter dem Begriff der Vorstellungen gesellschaftliche Konventionen und Routinen gefasst, die Einfluss darauf nehmen, wie diese Welt sein „soll“. Es können damit alltägliche Handlungen oder religiöse Rituale gemeint sein, aber auch Sinnbildungsmuster und gesellschaftliche Erwartungshaltungen. Bei den Erinnerungen handelt es sich um Deutungen von vergangener Erfahrung. Durch diese unterschiedlichen Gehalte weisen Erinnerungskulturen eine komplexe Signatur aus inhaltlich-thematischen, formal-medialen und materiell-lokatorischen Aspekten auf. Erinnerungskulturen wollen Lebenspraxis in Zeit und Raum orientieren. Hierzu kommen verschiedene Strategien der Kohärenz- und Kontinuitätsbildung zur Anwendung. Erinnerungskulturen sind so lange sinnstiftend wirksam, wie der vermittelte Sinnzusammenhang eine empirische, normative und narrative Triftigkeit aufweist.115 I.4.3
Der raumsoziologische Ansatz: Raum als soziale Konstruktion
Doch mit der Dokumentation textlicher und bildlicher Zeugnisse zum Siloah allein ist es nicht getan. Die festgestellten Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen zur Jerusalemer Stadtquelle stehen nicht in einem luftleeren Raum: Ihr materiell-lokatorischer Bezugspunkt sind die Wassersysteme des Jerusalemer Südost-Hügels. Zu diesen sind sie ins Verhältnis zu setzen. Karl Schlögel hat darauf hingewiesen, dass sich die Raumkoordinate dafür eigne, die vielen „Bindestrich-Geschichten“ – hier als Ausdruck für die Pluralität und Variabilität der Erinnerungskulturen verstanden – unter eine gemeinsame Perspektive zu stellen, die es ermöglicht, Gleichzeitigkeit aufzuweisen, aber auch der Entmaterialisierung von Erinnerungskulturen entgegen zu wirken: „Am Ort läuft alles zusammen, der Raum umschließt alle Sphären.“116 Mit den Kategorien „Ort“ und „Raum“ – wobei ein Raum durch die Angabe eines Ortes georeferenziert wird – kommt der materiell-lokatorische Aspekt von Erinnerungskulturen in den Blick. Der Spatial turn hat dafür bewusstgemacht, Räume als soziale Konstruktionen zu begreifen. „Raum“ ist nicht einfach so da, wie ein Container im Hamburger Hafen steht. Kirchen sind nicht nur kunstvolle Architekturen, sondern auch gebaute Theologien. Friedhöfe sind Orte der Erinnerung, die eine bestimmte Atmosphäre ausstrahlen und bestimmte Konventionen ihrer Begehung erfordern. Raum ist mehr als das Arrangement von bloßer Materie. Die materielle Komponente kann sogar fast ganz zurücktreten (etwa beim Rechtsraum) oder sich auf vorwiegend symbolische Platzierungen beschränken (etwa die Bojen, die eine Schifffahrtsstraße kennzeichnen). Nach einem von der Soziologin Martina Löw entwickelten theoretischen Ansatz gilt für die Konstruktion von „Raum“:
Günther Lottes bei SANDL, Historizität 2005, 100. Zur Abgrenzung des mehrdimensional-prozesshaften Konzepts der Erinnerungskulturen von dem eher statisch-überhistorisch angelegten Assmannschen Modell des kulturellen Gedächtnisses vgl. ERLL, Gedächtnis 2005, 34. 114 „Die Welt, in der wir leben, ist eine konstruierte Welt, konstruiert vom Gehirn. Sie ist nicht real vorhanden, sondern ein Hirngespinst im wahrsten Sinne des Wortes.“ ROTH, Welt 2006, 10f. 115 Vgl. hierzu RÜSEN, Historik I, 1983, 76–84. 116 SCHLÖGEL, Kartenlesen 2004, 275. 113
32
I. Einleitung Raum ist eine relationale (An)Ordnung von Lebewesen und sozialen Gütern an Orten. Raum wird konstituiert durch zwei analytisch zu unterscheidende Prozesse, das Spacing und die Syntheseleistung.117
Raum wird einerseits durch die Platzierung (das Spacing) materieller und symbolischer Güter konstruiert. Hierbei ist etwa an Architekturen zu denken, aber auch an Lebewesen, die ihrerseits Bestandteil eines Raumes werden können (etwa der Zuschauerraum). Mit dem Begriff der Syntheseleistung sind all jene empirischen, normativen und narrativen Gehalte gemeint, die als Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen bereits angesprochen wurden. Der Siloah ist im Sinne seiner materiellen Konstitution (dem Spacing) eine Quelle, ein Becken, ein Tunnel oder ein Kanal, im übertragenen Sinne aber auch ein heiliger Ort, Salomos Münzprägestätte, ein idyllischer Rastplatz, ein Schwimmbecken, ein Waschplatz oder eine Kloake. Neben baulichen Strukturen sind also auch Atmosphären, Konventionen und Legenden als konstitutives Element von Raum zu berücksichtigen. Beides, die materielle Seite und die erinnerungskulturellen Zuordnungen, konstituieren den Raum „Siloah“. Martina Löw hat weiterhin auf den wechselseitigen Charakter des Raumes hingewiesen. Neben den individuell vorgenommenen Platzierungen und Synthesen (die sie als „Anordnungen“ bezeichnet) ist dem Raum eine vorgängige „Ordnung“ zu eigen, die die individuelle Raumkonstitution vorstrukturiert. Der Raum einer Warteschlage reproduziert sich durch diese „Dualität von Raum“ (Löw) gleichsam selbst, indem das gesellschaftliche Erfordernis des Sich-Anstellens jedem Hinzukommenden eine feste Position in diesem Raum zuweist. Auch der Besucher am Siloah ist nicht frei in seiner Raumkonstitution: Er kommt bereits mit bestimmten, kulturell geprägten Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerung, die sich aus seiner Lektüre oder den Berichten anderer speisen. Möglicherweise begleitet ihn auch ein Führer, der mit seinen Erklärungen auf die Raumkonstitution einwirkt. Trifft ein solcher Besucher am Siloah schließlich auf andere Menschen, greifen kulturell geprägte Verhaltensroutinen. Darüber hinaus sind weitere Strukturprinzipien für die Raumkonstitution von Bedeutung, wie etwa das Geschlecht, die Milieuzugehörigkeit oder die Ethnizität. Kurzum: Für die individuelle Raumkonstitution bestehen kollektive Bedingungen. Das Bewusstsein dafür, dass Räume sozial konstruiert werden, hat nicht zuletzt auch eine kulturkritische Funktion, da sie auf mögliche Instrumentalisierungen von erinnerungskulturell bedeutsamen Räumen aufmerksam macht: We must be insistently aware of how space can be made to hide consequences from us, how relations of power and discipline are inscribed into the apparently innocent spatiality of social life, how human geographies become filled with politics and ideology.118
I.5
Methodik und Aufbau der Untersuchung
Geschichte lässt sich auf keinem anderen Wege schreiben als aus Quellen. Die für die Jerusalemer Stadtquelle angestrebte epochenübergreifende Kulturgeschichte kann nur anhand eines chronologisch und soziokulturell weit gefassten Bestands an erinnerungskulturellen Medien gelingen, der Text- und Bildquellen gleichermaßen einschließt. Der erinnerungskulturell-raumsoziologische Ansatz ist hierzu mit einer historisch-kritischen Quellenarbeit zu verbinden. In dieser Hinsicht ergibt sich eine unmittelbare Anlehnung an das Konzept „Erinnerungskulturen“ des Gießener Sonderforschungsbereichs 434, dem es um „eine konsequente Historisierung der Kategorie der historischen Erinnerung“ ging.119 Dass sich aus Quellen nicht ungebrochen historische Tatsachen ergeben, ist ein erkenntnistheoretischer Allgemeinplatz. Quellen sind eingelassen in die Sprache, die Kultur und die persönliche Erfahrung desjenigen, der berichtet. Sie unterliegen ähnlichen kollektiven Bedingungen, wie sie für die Konstitution von Raum gelten. Narrative Quellen sind zudem von Selektivität, Perspektivität und Retrospektivität geprägt. Quellen sind daher subjektive Zeugen vergangenen Geschehens. Ihre subjektive Bedingtheit ist gedoppelt, sie gilt nicht allein für die Quelle, sondern auch für denjenigen, der sie für seine Zwecke in Anspruch nimmt. Dieser doppelten Subjektivität lässt sich nicht entkommen, man kann ihr nur begegnen mit einem selbstreflektierten Geschichtsbewusstsein, einer gründlichen Quellenkritik sowie mit einem multiperspektivischen Ansatz, der auf synchroner und diachroner Ebene möglichst viele „Beobachtungsstellen“ einrichtet. LÖW, Raumsoziologie 2001, 271. Für eine ausführliche Darstellung ihrer Raumtheorie vgl. ebd., 152–230. SOJA, Geographies 2003, 6. 119 Siehe S. 31. Das Zitat bei ERLL, Gedächtnis 2005, 34, die hier aus dem Erstantrag des Sonderforschungsbereichs 434 Erinnerungskulturen (Gießen 1996) zitiert. 117 118
I.5. Methodik und Aufbau der Untersuchung
33
Diese Forderung einer multiplizierten Beobachterposition verbindet sich insbesondere mit dem Konzept der Histoire croisée, deren Grundansatz darin besteht, eine Quelle gewissermaßen in ein „Kreuzverhör“ zu verwickeln, indem verschiedene Blickwinkel, kulturelle Settings und Quellengattungen miteinander verschränkt werden, um daraus immer wieder neue Gesichtspunkte für die Untersuchung zu ziehen.120 Dieses Vorgehen enthebt zwar den Betrachter nicht seiner Subjektivität, aber es relativiert seinen Standpunkt insofern, als dass andere Perspektiven zum Zuge kommen. Zuvor ist der Kontext einer Quelle kritisch zu prüfen. Bevor also festgestellt werden kann, welche Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen dem Siloah in einer Äußerung zugeordnet werden, ist nach dem Horizont der Quelle (was konnte der Autor wissen?), ihrer Tendenz (was wollte der Autor berichten?), ihrer Gattung (welche Darstellungsform wählte der Autor?) und den Rahmenbedingungen des Erinnerns (in welchem Verhältnis stehen Toposwissen und Autopsie beim Autor?) zu fragen.121 Diese historisch-kritische Methodik ist auf alle hier zu besprechenden Erinnerungsmedien anzuwenden, ganz gleich, ob es sich um Texte oder Bilder handelt. Bei einem Großteil des hier bearbeiteten Materials handelt es sich um Berichte, die Reisende anlässlich eines Aufenthalts in Jerusalem verfasst haben. Zwischen diesen Texten bestehen große Unterschiede: Teils reproduzieren sie lediglich tradiertes Toposwissen, teils schildern sie eigene Beobachtungen („Autopsie“) oder formulieren fiktiv. Als Oberbegriff für diese verschiedenartigen Texte ist die Bezeichnung als „Reisebericht“ nach einer Definition von Peter J. Brenner geeignet: Zur Bezeichnung der Gattung erscheint der Begriff des „Reiseberichts“ unter den vielen konkurrierenden Kategorien – wie Reisebeschreibung, Reiseliteratur und auch Reiseroman – als der plausibelste, ohne daß das zu dogmatischen Diskussionen herausfordern sollte. Der Begriff kennzeichnet mit der gebotenen Neutralität den Sachverhalt, um den es geht: die sprachliche Darstellung authentischer Reisen. Über ästhetische Qualitäten und Ambitionen ist damit nichts ausgesagt; die Gattung vereinigt in dieser Beziehung die extremsten Gegensätze. Auch ist damit nichts präjudiziert über den Wahrheitsgehalt des „Berichts“. Er soll sich per definitionem nur auf wirkliche Reisen beziehen, aber den Verfassern liegt doch ein breiter Spielraum zwischen Authentizität und Fiktionalität der Beschreibung offen, der sowohl individuell wie auch epochenspezifisch ganz verschieden ausgefüllt wurde.122
Es war nicht möglich, in Vollständigkeit zu berücksichtigen, was bislang in Quellenkunden und Darstellungen an historischen Hintergründen zum Thema zusammengetragen und in Spezialabhandlungen zu thematischen Einzelaspekten untersucht wurde. So habe ich mich auf grundlegende Werke beschränkt und bin der Unmöglichkeit eines umfassenden Studiums der Sekundärliteratur mit einer umso gründlicheren Analyse der verfügbaren Primärquellen begegnet. Möglichst viele Quellen sollen in dieser Arbeit selbst zur Sprache kommen. Aus der Menge der Textquellen habe ich mich (mit einigen Ausnahmen) auf jene beschränkt, die in einer kritischen Edition vorliegen und zu denen eine moderne Übersetzung verfügbar ist. Die Arbeit hat folgenden Aufbau: -
Kap. II bietet grundlegende Übersichten und Kartenmaterial. Kap. III führt ein zu Hintergründen und Strukturen des Themas: zu kosmologischen und kulturgeschichtlichen Aspekten der Wasser-Thematik (III.1) sowie zur Hydrologie der Gihon-Quelle (III.2). Die folgenden Kap. IV bis XVIII sind chronologisch angelegt: Hier werden die Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerungen zur Jerusalemer Stadtquelle nach den verschiedenen Epochen analysiert und in ihrer Entwicklung dargestellt. Kap. XVI ist den Darstellungen der Jerusalemer Stadtquelle bis in das 15. Jh. gewidmet. Kap. XVII bietet eine kommentierte Dokumentation von Fotografien der Birkat Silwān, der Birkat al-Ḥamra und der Gihon-Quelle aus dem 19. Jh.
Vgl. zu diesem Konzept WERNER & ZIMMERMANN, Vergleich 2002. Siehe exemplarisch für ein solches Vorgehen die Untersuchung von Peter Schäfer zum Bar-Kochba-Aufstand: „Dabei gehe ich von der methodischen Prämisse aus, daß die Kunstfertigkeit, mit der der moderne Forscher die einzelnen Teile des Mosaiks (d. h. die den Quellen entnommenen Einzelinformationen) zusammensetzt, nur sehr bedingt für den Realitätsgehalt der rekonstruierten historischen Wirklichkeit maßgebend ist. Diese Kunstfertigkeit bleibt jedenfalls bloße Augentäuschung, solange nicht vorher die Einzelinformation sehr gründlich in ihrem jeweils eigenen Kontext auf ihre Aussage und damit ihre Verwendbarkeit für das Mosaik geprüft worden ist.“ SCHÄFER, Aufstand 1981, 6. 122 BRENNER, Einleitung 1989, 9. Vgl. zur Frage der Gattung auch KHATTAB, Ägyptenbild 1982, 326–340. 120 121
34
I. Einleitung -
I.6
Im Anhang (XIX) finden sich Auszüge aus Reiseberichten aller Epochen mit einschlägigem Bezug zum Siloah. Es folgen Verzeichnisse (XX) und Register (XXI). Eine zweiseitige Kurzfassung der wesentlichen Ergebnisse dieser Arbeit findet sich auf S. 15. Allgemeine Hinweise und grundlegende Literatur
-
Die Schreibung von Abkürzungen richtet sich im Allgemeinen nach SCHWERTNER, Siegfried M.: IATG3 – Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin 32014. Ein Verzeichnis aller Abkürzungen findet sich unter XX.1. Abkürzungen und Datierungen antiker Autoren und Werke richten sich nach: -
-
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Lateinische (außer Augustinus): Thesaurus Linguae Latinae: Index librorum scriptorum inscriptionum ex quibus exempla afferuntur. Editio altera, Leipzig 51990. Augustinus: Abkürzungsschlüssel des AugL: Augustinus-Lexikon. Hg. v. Cornelius Mayer. Vol. 1, Basel 1994, S. XXVI–XLII. Griechische profane Autoren: Liddell-Scott-Jones: A Greek-English Lexicon. Compiled by Henry George Liddell and Robert Scott. Revised and Augmented throughout by Henry Stuart Jones with the Assistance of Roderick McKenzie. With a Supplement, Oxford 91992. ND der Ausgabe 1968, S. xvi–xxxviii. Griechische christliche Autoren: LAMPE, Geoffrey W. H.: A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961, S. xi– xlv. Herangezogen wurde außerdem: Geschichte der antiken Texte. Autoren- und Werklexikon. In Verbindung mit Brigitte Egger hg. v. Manfred Landfester, DNP Supplemente 2, Stuttgart 2007.
Die Datierungen der Palästina-Reisetexte richten sich nach den Angaben der Bibliotheca Geographica Palaestinae (BGP) von Reinhold Röhricht (Berlin 1890). Abweichungen sind vermerkt. Das Datum des Aufenthalts in Jerusalem (soweit zu ermitteln) ist mit einem Circellus (°) gekennzeichnet, das Datum der Abfassung mit einem Asteriskus (*). Datumsangaben vor und nach der Zeitrechnung sind entsprechend mit v. Chr. bzw. n. Chr. gekennzeichnet. Wenn aus dem Kontext deutlich wird, welcher Zeitraum gemeint ist, entfällt die Kennzeichnung. Die Transliteration hebräischer, griechischer und arabischer Toponyme richtet sich nach den Konventionen des Tübinger Atlas des Vorderen Orients (TAVO). Bei direkter Zitation folgt die Transliteration fremdsprachlicher Orts- und Personennamen den Eigenheiten der jeweiligen Vorlage (in diesem Fall werden Anführungszeichen gesetzt). Bibelzitate folgen, soweit nicht anders angegeben, der Elberfelder Bibel in der revidierten Fassung von 1993. Koordinaten sind nach dem Palestine Grid verzeichnet.123 Die erste Ziffer gibt die Ost-West-Entfernung vom Fixpunkt 1000.1000 bei Gaza in Einheiten von 100 m nach ihrer südwestlichen Koordinate an. Entsprechend gibt die zweite Ziffer die Nord-Süd-Entfernung vom Fixpunkt an. Entfernungsangaben beruhen auf dem Geoinformationssystem (GIS) der Jerusalemer Stadtverwaltung ()מערכת מיפוי ירושלים. Online: http://www1.jerusalem.muni.il/jer_sys/gis/open.htm. Maße sind nach Länge x Breite x Tiefe angegeben. Für Angaben zu Topographie, Archäologie und Geschichte Jerusalems wird verwiesen auf das Standardwerk von BIEBERSTEIN, Klaus & BLOEDHORN, Hanswulf: Jerusalem. Grundzüge der Baugeschichte vom Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osmanischen Herrschaft. 3 Bände, BTAVO.B 100/1–3, Wiesbaden 1994 (verzeichnet die einschlägige Literatur von 1850 bis 1993) sowie die mit vielen Abbildungen versehene Darstellung von KÜCHLER, Max: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, OLB 4/2, Göttingen 2007. Als quellenkundliche Nachschlagewerke wurden konsultiert: Für Palästina-Reisetexte aller Zeiten: -
123
TOBLER, Titus: Bibliographia Geographica Palaestinae. Zunächst kritische Übersicht gedruckter und ungedruckter Beschreibungen der Reisen ins Heilige Land, Leipzig 1867. ND Amsterdam 1965.
Zum Palestine Grid vgl. VIEWEGER, Archäologie 2003, 118.
I.6. Allgemeine Hinweise und grundlegende Literatur -
-
35
RÖHRICHT, Reinhold: Bibliotheca Geographica Palaestinae. Chronologisches Verzeichniss der auf die Geographie des Heiligen Landes bezüglichen Literatur von 333 bis 1878 und Versuch einer Cartographie, Berlin 1890 (erweiterte Fassung der Bibliographia [sic!] Geographica Palaestinae 1867 von Titus Tobler). Verbesserte und vermehrte Neuausgabe, hg. v. David K. H. Amiran, Jerusalem 1963. – Nachträge in der ZDPV 14, 1891, 113–134 (W. A. Neumann, Wien) und ZDPV 16, 1893, 209–234 (F. Mühlau, Dorpat/Tartu). BALDI, Donatus: Enchiridion Locorum Sanctorum. Documenta S. Evangelii Loca Respicientia, Jerusalem 1935. ND 1982. AMIN, Abbas: Ägyptomanie und Orientalismus. Ägypten in der deutschen Reiseliteratur (1175–1663). Mit einem kommentierten Verzeichnis der Reiseberichte (383–1845), Studien zur deutschen Literatur 202, Berlin & Boston 2013, S. 329–475. (8.–19. Jh.).
Für die rabbinische Literatur: -
REEG, Gottfried: Die Ortsnamen Israels nach der rabbinischen Literatur, BTAVO.B 51, Wiesbaden 1989.
Für die byzantinische Zeit: -
DONNER, Herbert: Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger (4.– 7. Jahrhundert), Stuttgart 1979. 2. Aufl. 2002 (ohne Veränderung der Textübersetzung).
Für die Kreuzfahrerzeit: -
Itinera Hierosolymitana Crucesignatorum (saec. XII–XIII). Vol. 2: Tempore regum Francorum (1100– 1187). Textus Latini cum versione Italica. Ed. Sabino de Sandoli, PSBF 24/2, Jerusalem 1980. —: Vol. 3: Tempore recuperationis Terrae Sanctae (1187–1244). Textus Latini cum versione Italica. Ed. Sabino de Sandoli, PSBF 24/3, Jerusalem 1983. —: Vol. 4: Tempore regni Latini extremo (1245–1291). Textus Latini cum versione Italica. Ed. Sabino de Sandoli, PSBF 24/4, Jerusalem 1984. PRINGLE, Denys: Pilgrimage to Jerusalem and the Holy Land, 1187–1291, CTT 23, Farnham & Burlington 2012. WILKINSON, John: Jerusalem Pilgrimage 1099–1185, Hakluyt Society. Second Series 167, London 1988.
Für das Spätmittelalter: -
-
-
BETSCHART, Andres: Zwischen zwei Welten. Illustrationen in Berichten westeuropäischer Jerusalemreisender des 15. und 16. Jahrhunderts, Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie 15, Würzburg & Zürich 1996. ERSM I: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Hg. v. Werner Paravicini. Teil 1: Deutsche Reiseberichte. Bearb. v. Christian Halm, Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 5, Frankfurt a. M. & al. 1994.124 2. Aufl. 2001. ERSM II: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Hg. v. Werner Paravicini. Teil 2: Französische Reiseberichte. Bearb. v. Jörg Wettlaufer in Zusammenarbeit mit J. Paviot, Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 12, Frankfurt a. M. & al. 1999. ERSM III: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Hg. v. Werner Paravicini. Teil 3: Niederländische Reiseberichte. Nach Vorarbeiten von Detlev Kraack bearbeitet von Jan Hirschbiegel, Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 14, Frankfurt a. M. & al. 2000. GANZ-BLÄTTLER, Ursula: Andacht und Abenteuer. Berichte europäischer Jerusalem- und Santiago-Pilger (1320–1520), Jakobus-Studien 4, Tübingen 1990. Bibliographische Angaben zu Handschriften, Editionen, Übersetzungen, Kommentaren und allgemeiner Literatur zu Geschichtsquellen des mittelalterlichen Deutschen Reiches (750–1500) werden fortlaufend dokumentiert im Digitalen Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ (Fortführung des „Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi“). Online: http://www.geschichtsquellen.de.
Für die Neuzeit: -
Travelogues. Digitalisierungs-Projekt der Aikaterini Laskaridis Foundation zu Illustrationen in Reisetexten des 15. bis frühen 20. Jh. Online: http://eng.travelogues.gr.
Vgl. hierzu die grundlegende Kritik bei BOSSELMANN-CYRAN, Rezension 1995 und die Reaktion von Werner Paravacini in dem Nachtrag der 2. Aufl. 2001: „Die von K. Bosselmann-Cyran geforderte Überarbeitung des Textes kann und soll hier im Folgenden also nicht geleistet werden.“ ERSM, Bd. I², 2001, 529.
124
II. Übersichten II.1
Einrichtungen der Wasserversorgung Jerusalems
Kurzbeschreibungen der Anlagen finden sich bei BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994 (mit Literatur bis 1993). Die mit TBA gekennzeichneten Angaben verweisen auf die Jerusalem-Karten bei MITTMANN, Siegfried & SCHMITT, Götz (Hgg.): Tübinger Bibelatlas. Auf der Grundlage des Tübinger Atlas des Vorderen Orients (TAVO), Stuttgart 2001. Die in dieser Arbeit vorrangig gebrauchte Bezeichnung steht jeweils im Fettdruck. Die Ziffern beziehen sich auf Abb. 1 (S. 44). Weitere Literatur: ROBINSON, Palästina II, 1841, 124–169 = ROBINSON, Researches I, 1841, 323–348. TOBLER, Topographie II, 1854, 50–95. ROBINSON, Forschungen 1857, 317–327. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 212– 226. DALMAN, Jerusalem 1930, 266–285. HECKER, Water 1956. WILKINSON, Jerusalem 1974, m. Fig. 6 (41). AMIRAN, Water 1975. ABELLS, Water 1993. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,20f. USSISHKIN, Water 1995. ELITZUR, Siloam 2008, 21f. GUREVICH, Pools 2017.
(1) Birkat Māmillā / Mamillateich (hasmonäisch?) (Koord. 1709–1710.1316–1317). 97 x 63 m. Tiefe: 6,5 m. Anders ELITZUR, Siloam 2008, Anm. 16 (24): 89 x 60 m. Tiefe: 6 m. Fassungsvermögen: 32.000 m³. Anders WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 119.200 m³. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,37f. TBA IV 7/II,71 (Wasserleitung zur Stadt). (2) Birkat as-Sulṭān / Schlangenteich (Jos. Bell. 5,108) / Lacus Germani (herodianisch) / Teich der Bathseba125 (Koord. 1715.1309–1311). Heutige Ausmaße: 180 x 85 m. Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 58.400 m³ (erste Bauphase) bzw. 119.900 m³ (mit Erweiterung). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,65f. TBA IV 7/II,66. (3) Lacus Legerii (kreuzfahrerzeitlich) (Koord. 1716.1321). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,100f. Im TBA nicht verzeichnet. (4) Birkat Ḥammām al-Baṭraq / Hiskiateich (seit 17. Jh. n. Chr.) / Amygdalonteich (Jos. Bell. 5,468) (Eisen-IIC-Zeit? hasmonäisch? herodianisch) (Koord. 1717.1315–1316). 72 x 44 m. Tiefe: bis 7 m. Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 20.600 m³. Archäologisch bislang nicht untersucht. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,134f. TBA IV 7/I,20. ‒ Zu den kreuzfahrerzeitlichen Wasserleitungen von Westen (Birkat Māmillā) und Norden vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,52f. 135f. (5) Struthionteich (Jos. Bell. 5,467) (herodianisch) (Koord. 1721–22.1319). 14 x 52 m. Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 6.000 m³. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,444f. TBA IV 7/II,67. (6) Ḥammām aš-Šifāʾ (frühmamlūkisch, vor 1330 n. Chr.) (Koord. 1722.1316) mit dem Brunnen (!) ʿAin aš-Šifāʾ, der von dem Jerusalem-Aquädukt gespeist wird. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,425f. TBA IV 7/IV,108. Birkat al-Ḥaǧǧa (undat.) (Koord. 1723.1322). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,108. WILKINSON, Jerusalem 1974, Fig. 5,5 (40). Im TBA nicht verzeichnet. (7) Bethesda-Teiche / Piscina Probatica (Eisen-IIC-Zeit?) (Koord. 1724.1320–1321): Nördlicher Teich: ca. 50–53,05 x 39,95 m (trapezoide Form). Südlicher Teich: 57,6–65,55 x 47,85–49,4 m (trapezoide Form). Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 8.100 m³ und 31.760 m³. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,162–165. TBA IV 7/II,68. (8) Birkat Banī Isrāʾīl / Birkat Banī Isrāʾīn (herodianisch) (Koord. 1724–25.1319): 110 x 38,5 m. Tiefe: 24,5 m. Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 30.120 m³. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,161f. TBA IV 7/II,69. (9) Birkat as-Sitt Maryam (fāṭimidisch) (Koord. 1725.1320). 29 x 23 m. Tiefe: 4 m. Fassungsvermögen nach WILKINSON, Jerusalem 1974, Tab. 2 (51): 5.800 m³. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,207f. u. 228 (Wasserleitung). GUREVICH, Photographs 2014. Im TBA nicht verzeichnet.
125
Vgl. Ferdinand Géramb 1840, I,179f.: „Bathsheba’s pool“.
II.1. Einrichtungen der Wasserversorgung Jerusalems
37
(10) Gihon-Quelle (Marienquelle) / weitere Bezeichnungen siehe II.4 (Koord. 1725.1311). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,179. 182f. TBA IV 7/I,7 (Warren-Tunnel-System). (11) Kanal 2 / Siloah-Kanal, aber KÜCHLER, Jerusalem 2007: Gichon-Kanal (!) / Schick-Kanal / weitere Bezeichnungen siehe II.6 (Mittelbronze-II-Zeit). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,180. 184f. TBA IV 7/I,12. (12) Hiskia-Tunnel / Siloah-Tunnel (!) / weitere Bezeichnungen siehe II.6 (Eisen-IIC-Zeit). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,181. 186–190. TBA IV 7/I,21. (13) Birkat Silwān (Eisen-IIC-Zeit? herodianisch? spätrömisch) (Koord. 1723.1309). Heutige Ausmaße: 15 x 5 m. Tiefe: 5 m. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,19–22. TBA IV 7/I,22. (14) Guthes Becken (Eisen-IIC-Zeit) (Koord. 1723.1309). Wenige Meter östlich der Birkat Silwān gelegen. 9 x 2,7–3,2 m. GUTHE, Ausgrabungen 1882, Taf. II (Becken GHJK). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,20. Im TBA nicht verzeichnet. (15) Birkat al-Ḥamra126 (Mittelbronze-II-Zeit? hasmonäisch) (Koord. 1723–24.1307–1308). Heutige Ausmaße: 50–60 x 50 m (trapezoide Form). Anders: ELITZUR, Siloam 2008, 17: 48 m Länge. AVIYONAH / GIBSON, Shiloah 2007, 478: 40–60 x 70 m. Wurde durch Kanal 2 von der Gihon-Quelle gespeist. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,13–15. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 73–78. REICH & SHUKRON, Pool 2011. TBA IV 7/I,13. (16) Becken südlich der Birkat al-Ḥamra / Guthes „verschütteter Teich“ (Eisen-IIC-Zeit?). Unter dem ehemaligen Jesaja-Baum gelegen. Nach DALMAN, Wasserversorgung 1918, 62: 73 x 12–17 m (trapezoide Form). Tiefe: bis 13 m. Anders DALMAN, Jerusalem 1930, 189: 80 x 18 m. Tiefe: bis 12 m. Fassungsvermögen bis zu 17.280 m³. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 136–141 m. Taf. III (Becken FHJ). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,13. Im TBA nicht verzeichnet. (17) Adan-Becken / Teich 7 bei ZENGER & WENNING, Systeme 1982 (herodianisch) (Koord. 1724.1308– 1309). Südöstlich des Südost-Hügels, außerhalb der herodianischen Stadtmauer. Länge: 18,2 m. Breite unbekannt. Der Boden liegt bei ca. 631 m. ü. M. Eine Verbindung mit Kanal 4 ist aufgrund derselben Niveauhöhe möglich, archäologisch aber nicht gesichert. ADAN, Fountain 1979. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,112. Im TBA nicht verzeichnet. (18) Rogel-Quelle / Bīʾr Ayyūb (Koord. 1724.1305). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,110f. TBA IV 7/III.
Weitere Bezeichnungen: „Unterer Siloahteich“ (GUTHE, Ausgrabungen 1882, 116). „Unterteich“ (BAEDEKER, 4. Aufl. 1897, 58). „birket il-ḫamra“ (GUTHE, Ausgrabungen 1882, 116). „Teich des roten Zementes“ (DALMAN, Wasserversorgung 1918, 60).
126
38 II.2
II. Übersichten Höhenangaben zu den Wassersystemen des Südost-Hügels
Absolute Angaben stehen in Unterstreichung, errechnete Angaben mit Asteriskus (*). Struktur
Leitung 2 = Kanal 2 Ausgang des Hiskia-Tunnels in der Quellhöhle
Höhe in m über Meer (m. ü. M.) 638,15 *636,10
Austritt der Gihon‑/Marienquelle
635,26
Birkat Silwān: Südwestliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels
634,94
Kanal 1 (an seinem Anfang)
634,20
Kanal 4 Birkat al-Ḥamra: Einmündung von Kanal 4
631,24 ca. 630
Belegstelle
Absolute Angabe bei DALMAN, Wasserversorgung 1918, 54. 2,05 m niedriger als Kanal 2 (DALMAN, Wasserversorgung 1918, 52. DALMAN, Jerusalem 1930, 170. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,180). ≈ 636,08 m ü. M. (absolute Angabe bei GILL, Geology 1996, 20). Ähnlich WARREN & CONDER, Survey 1884, 366: 2,088 feet (=636,42 m ü. M.). Anderslautende Angaben: 2,50 m (Zifferndreher?) niedriger als Kanal 2 (REICH & SHUKRON, History 2004, 216. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 58. REICH & SHUKRON, Date 2011). 2,38 m niedriger als Kanal 2 (WEILL, Cité 1947, 73. SIMONS, Jerusalem 1952, 187). Absolute Angabe bei GILL, Geology 1996, 19 („point of issue of the Gihon spring“, nach persönlicher Mitteilung von W. Schleicher am 31.08.1983). Anderslautende Angaben: 637,7 m ü. M. (KÜCHLER, Jerusalem 2007, 58 = KÜCHLER, Jerusalem 2014, 92). 635,70 m ü. M. (REICH & SHUKRON, History 2004, 211: „upper level of the water flow as it emerges“). 635 m ü. M. (WARREN & CONDER, Survey 1884, 366: 2,084 feet. KEEL, Geschichte I, 2007, 45. AMIEL & al., Characterization 2010, 1465). *634,65 m ü. M. (DALMAN, Wasserversorgung 1918, 56; also 61 cm niedriger als Gill). Absolute Angabe bei GILL, Geology 1996, 19. Der Höhenunterschied zwischen dem Austritt der Quelle bei 635,26 m. ü. M. und dem Ende des Hiskia-Tunnels beträgt nur 32 cm. Entspricht dem Höhenunterschied bei WARREN & CONDER, Survey 1884, 366: „a foot“ (=30,5 cm). Absolute Angabe bei DALMAN, Wasserversorgung 1918, 56. 3,95 m niedriger als Kanal 2 (DALMAN, Wasserversorgung 1918, 56). 1,90 m niedriger als Tunnel (DALMAN, Wasserversorgung 1918, 56). Absolute Angabe bei DALMAN, Wasserversorgung 1918, 54. Absolute Angabe bei DALMAN, Wasserversorgung 1918, 54.
II.3. Versuche zur Lokalisierung des biblischen Gihon II.3
39
Versuche zur Lokalisierung des biblischen Gihon
Die nachstehende Tabelle orientiert zu den Versuchen verschiedener Epochen, den Gihon des Alten Testaments in der Jerusalemer Topographie als Berg, Teich, Tal oder Quelle zu lokalisieren. Die Belegstellen sind chronologisch geordnet. im Norden Jerusalems
als Gihon-Quelle I
Berg im Nordwesten („Russenplatz“127)
als Gihon-Berg I
Birkat Ḥammām al-Baṭraq Birkat Māmillā
Birkat as-Sulṭān
Rās ed-Dabbūs/Ketef Hinnom (Koord. 1714.1307)
Hinnomtal
127 128
als Gihon-Quelle II (in seiner Nähe vermutet) als Gihon-Quelle III als oberer Gihonteich
WILLIAMS, City 1849, 480: 700 m nördlich vom Damaskus-Tor beim Grab der Königin von Adiabene (sog. „Königsgräber“). Richard Pococke 1745, 28: „mount Gihon“ (bzw. beim Lateinischen Konvent in der nordwestlichen Ecke der Altstadt). Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Mount Gihon“. KIRMIS, Lage 1919, Karte (hinterer Umschlag), H: „Gihonberg“. Richard Pococke 1745, 28: „fountain of Gihon“. KIRMIS, Lage 1919, Karte (hinterer Umschlag), Nr. 23. WARREN, Excavations 1871, 185: „Gihon-in-the-valley“ (2Chr 33,14). Richard Pococke 1745, 28: „upper pool [of Gihon]“. Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Upper Pool of Gihon“. ROBINSON, Palästina II, 1841, 129–31. 164f. MOMMERT, Siloah 1908, 33–35. Richard Pococke 1745, 28. NEUMANN, Stadt 1877, 182f.
als Gihon-Quelle IV (in seiner Nähe vermutet) als unterer Gihon-Teich Richard Pococke 1745, 25: „pool of Beersheba / lower pool of Gihon“. Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Lower Pool of Gihon“. Jan 1857: Herman Melville, Clarel (HORSFORD & HORTH 1989, 87): „pool of Gihon“. KNEUCKER, Siloah 1873, 10 m. Anm. 42. ROBINSON, Palästina II, 1841, 131: „Sultansteich“. als Gihon-Quelle V Francis Arundale 1837, 56. (in seiner Nähe KNEUCKER, Siloah 1873, 10: beim Bīʾr al-Yahūdī128 (Kovermutet) ord. 1716–17.1309). als Gihon-Berg II *1274–1285 Burchard (LAURENT 1864, 76): mons Gion. Siehe XIII.4.2. Jan 1857: Herman Melville, Clarel (HORSFORD & HORTH 1989, 87): „hill side of Gihon“. KIRMIS, Lage 1919, VI bemerkt zu dem „westlich von der Stadt gelegene[n] Berg“ (=Rās ed-Dabbūs/Ketef Hinnom), dass „die Forscher über die ihm wirklich gebührende Benennung noch nicht einig“ sind. Er selbst findet den „Gihonberg“ im Nordwesten der Stadt (siehe oben). als Gihon-Tal Richard Pococke 1745, 25: „valley of Rephaim“. Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Valley of Gihon or Rephiam [sic!]“ (oberer n-s verlaufender Teil, der untere w-ö verlaufende Teil als „Valley of the Children of Hinnom“ mit dem „Brook Gihon“). Jan 1857: Herman Melville, Clarel (HORSFORD & HORTH 1989, 86): „vale of Gihon“.
Auch „el-moskōbīje“, ein Teil der nordwestlichen „Stadthöhe“. Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 65–68. Vgl. TOBLER, Topographie II, 1854, 82f. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,81.
40
II. Übersichten
Birkat Silwān: Südwestliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels
als Gihon-Quelle VI
Quelle am Ostfuß des SüdostHügels Jerusalems (Marienquelle)
als Gihon-Quelle VII
II.4
KNEUCKER, Siloah 1873, 6. 10 u. Karte (hinterer Umschlag): „Gichonthal“ (oberer n-s verlaufender Teil, der untere w-ö verlaufende Teil als „Thal Ben-Hinnom“). Bericht aus Jerusalem vom 04.06.1878 (CARMEL, Palästina-Chronik I, 1978, 284): „Gisontal“ (sic!). °1333: Isaak Ḥilo (ADLER 1987, 130): „the spring of Siloam […], the spring Gihon“. °1537 *1575: Jiḥus ha-Avot (HOTTINGER 1662, 49. Franz. Üs. CARMOLY 1847, 442): גיחון. Der heute geltende wissenschaftliche Konsens zur Identifikation der Gihon-Quelle der Bibel, z. B. REICH & SHUKRON, History 2004, 211: „The spring […] is identified by all with the biblical Giḥon“.
Bezeichnungen der Gihon-Quelle
ʿAin as-Sitt Maryam („Quelle der Mutter Maria“) ʿAin Sitt el-Bedrīje Bad Samuels (jüdische Bezeichnung)
Drachenquelle
(untere) Gihon-Quelle Marienquelle / Marienbrunnen lat. fons Beatae Virginis / bzw. fons Mariae Virginis
(obere) Siloah-Quelle / Obersiloah
oberer Siloahteich Quelle der Angeklagten (Frauen) Rogel-Quelle (Irrtum!) Sonnenquelle Treppenquelle / ʿAin Umm ad-Daraǧ („Quelle der Mutter der Stufen“, eigtl. Sg.: „der Stufe“)
Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 2 (1). KAHLE, Heiligtümer 1910, 94 m. Anm. 1: „ʿAin Sitt el-Bedrīje“. Siehe S. 329. TOBLER, Siloahquelle 1852, 2, der aber keine Belegstelle anführt. Möglicherweise hat sein jüdischer Gastgeber in Jerusalem, James Nathan, ihm diesen bei Juden gebräuchlichen Namen genannt. Diese Bezeichnung ist mir in keinem anderen Text begegnet. °1666: Franz Ferdinand von Troilo 1676, 262: „fons Draconis“ bzw. „Drachen-Brunnen“. Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 3 (2). SCHWARZ, Land 1852, 220f.: „untere Gichonquelle“ bzw. „Schiluachquelle“. FURRER, Gichon 1869, 463f. °1464: Sebald Rieter d. Ä. (RÖHRICHT & MEISNER 1884, 16f.): „unser frauen prun“. °1483: Felix Fabri, Sionpilger, fol. 96r (CARLS, TMA 39, 1999, 147,23–27): „Vnser frowen brunn“. °1666: Franz Ferdinand von Troilo 1676, 262: „Brunnen Mariae“ / „fons Mariae oder der Jungfrau Mariae“. 1738: Richard Pococke 1745, 23: „fountain of the blessed virgin“. 20.4.1806: Seetzen (KRUSE 1854, 32): „Marienbrunnen“. FURRER, Gichon 1869, 464: „Marienquelle“. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 95: „Marienquelle“. KAHLE, Heiligtümer 1910, 94: „Marienquelle“. Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 1 (1). Francis Arundale 1837, 68: „Fountain of Siloam“. NEUMANN, Stadt 1877, 173.185: „obere Siloahquelle“. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 47. DALMAN, Jerusalem 1930, 168: „ʿēn silwān el-fōḳa“ („die obere Quelle des Dorfes Silwān“). Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 1 (2). Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Upper Pool of Siloam“. MOMMERT, Siloah 1908, 2 u. 13. Kamāl al-Dīn bei Muǧir ad-Dīn (SAUVAIRE 1876, 187): „La fontaine des Accusées“. Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 3 (1). Siehe XIV.3.5. Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 2 (2). Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 4 (2). Siehe auch V.1.2. 20.4.1806: Seetzen (KRUSE 1854, 32): „Ain ümm el dérratsch“. Doch Mitte des 19. Jh. war diese Bezeichnung bereits ungebräuchlich: „Nie hörte ich diesen Namen.“ TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 3 (1). KAHLE, Heiligtümer 1910, 94: „Stufenquelle“. Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 3 (1).
II.5. Bezeichnungen des Beckens an der südwestlichen Ausmündung des Hiskia‑Tunnels II.5
Bezeichnungen des Beckens an der südwestlichen Ausmündung des Hiskia‑Tunnels
ʿAin Silwān
il-birke bzw. el-birke Natatoria Siloe Quelle des Ostens ()עין אלשרק (untere) Siloah-Quelle
Siloahteich oberer Siloahteich unterer Siloahteich unterer (Ausfluss des) Gihon (nach 2Chr 32,30)
II.6
41
°20. Apr 1806: Seetzen (KRUSE 1854, 32): „Ain Szälwân“. BAEDEKER, 4. Aufl. 1897, 58: „ʿAin Silwân“. KAHLE, Heiligtümer 1910, 94: „Siloaquelle“ bzw. „ʿAin Silwān“. Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 21 m. Anm. 3. Bauern aus Silwān nach GUTHE, Ausgrabungen 1882, 84. Siehe die vielen Belegstellen in dieser Arbeit. vor 950: Jerusalem-Führer aus der Kairoer Geniza (ALOBAIDI & al., Guide 1987, 40, Z. 10): ( עין אלשרקQuelle des Ostens). °20. Apr 1806: Seetzen (KRUSE 1854, 32): „Brunnen von Siloë“. NEUMANN, Stadt 1877, 186f.: „untere Siloahquelle“. °1881: GUTHE, Ausgrabungen 1882, 84f. u. Taf. II. Ebd., 52 u. ö., auch einfach nur „Quelle“ (Anführungszeichen dort). Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 21 m. Anm. 2. Weitere Belegstellen bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 21 m. Anm. 1. TOBLER, Siloahquelle 1852, 23: „Oberteich Siloah“. Francis Arundale 1837, Karte zw. 54/55: „Lower Pool of Siloam“. MOMMERT, Siloah 1908, 2. FURRER, Gichon 1869, 463. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 294. 359. EBERS & GUTHE, Palästina 1883, Anm. 24 (492). SMITH, Jerusalem 1907, I,107. SIMONS, Jerusalem 1952, 163.
Bezeichnungen der Wassersysteme des Südost-Hügels
Die in dieser Arbeit verwendeten Bezeichnungen für die von der Gihon-Quelle ausgehenden Wassersysteme sind in der linken Tabellenspalte aufgeführt, abweichende Bezeichnungen sind in der rechten Spalte vermerkt. Die Zählung der Leitungen orientiert sich an VINCENT & STEVE, Planches 1954, Pl. LXII = REICH & SHUKRON, System 2000, Fig. 2 (11). Siehe Abb. 6 (S. 48). Zur Unterscheidung von Tunnel und Kanal: Tunnel sind Leitungen, die sich in ihrer Gesamtheit unterhalb der Erdoberfläche befinden. Ein Kanal ist eine Leitung, die in offener Bauweise von oben in den Boden eingelassen wird. Eine Überdeckung aus natürlichem Gestein besteht hier nicht. Bezeichnung in dieser Arbeit Kanal 1 = Masterman-Kanal Leitung 2 = Kanal 2 = Siloah-Kanal = Schick-Kanal
Leitung 3 Leitung 4 ≠ Kanal 4! Leitung 5 Leitung 6 Leitung 7 Leitung 8 = Hiskia-Tunnel = Siloah-Tunnel
Belegstellen und abweichende Bezeichnungen Kanal Mastermans: DALMAN, Wasserversorgung 1918. Tunnel c: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Kanal II: ADAN, Fountain 1979. ZENGER & WENNING, Systeme 1982. Channel II: REICH & SHUKRON, Channel II, 2002. Kanal Schicks: DALMAN, Wasserversorgung 1918. Gichon-Kanal = Tunnel a: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Second Aqueduct: dazu REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 1 (vgl. Leitung 8 / Hiskia-Tunnel = First Aqueduct). Tunnel b: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Verbindungsgang (Leitung 3 und 4): DALMAN, Wasserversorgung 1918. Tunnel e: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Verbindungsgang (Leitung 3 und 4): DALMAN, Wasserversorgung 1918. Nicht angegeben bei KÜCHLER, Jerusalem 2007. Tunnel g: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Quellgang: DALMAN, Wasserversorgung 1918. Tunnel d: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Kanal VIII: ZENGER & WENNING, Systeme 1982. KÜCHLER, Jerusalem 2007. Tunnel VIII: REICH & SHUKRON, System 2000. Tunnel f: KÜCHLER, Jerusalem 2007. First Aqueduct: dazu REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 1 (vgl. Leitung 8 / HiskiaTunnel = Second Aqueduct). Kanal Hiskias: DALMAN, Wasserversorgung 1918.
42
Brunnenbecken = Rock-Cut Pool Kanal 4129 ≠ Leitung 4!
Warren-Tunnel Warren-Schacht
II. Übersichten Siloam Tunnel: ADAN, Fountain 1979. REICH, Excavating 2011. Qanat Silwan: BARGHOUTH & AL-SA’ED, Sustainability 2009. Felsenkanal: SCHICK, Bericht 1882, 3. Tunnel-Aqueduc de Siloé: VINCENT, Discoveries 1911. Gihon-Siloahkanal: STRACK & BILLERBECK, Kommentar II, 1965, 532. Rock-Cut Pool: REICH & SHUKRON, Excavations 2000. Speicherbecken: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Round Chamber: VINCENT, Underground 1911. Kanal IV: USSISHKIN, Length 1976. ADAN, Fountain 1979. ZENGER & WENNING, Systeme 1982. Kluftgang: DALMAN, Wasserversorgung 1918. Siloa-Kanal: KÜCHLER, Jerusalem 2007. Overflow Channel: REICH, Excavating 2011. Schachtgang: DALMAN, Wasserversorgung 1918. Schachtgang: DALMAN, Wasserversorgung 1918.
Beschreibung (Shiloh-Areal A1): USSISHKIN, Length 1976, 85–87 m. Fig. 2 (84). DE GROOT & al., Stratigraphic Report 1992. Diese Leitung diente als Überlaufkanal, um Wasser aus dem Hiskia-Tunnel (bzw. einem an seinem Ausgang gelegenen Becken) nach Osten in das Kidrontal abzuführen (zu einem anderen Speicherbecken bzw. zu Bewässerungszwecken). Dazu wurde im Abschnitt E–F (Fig. 2 bei USSISHKIN, Length 1976, 84) ein älterer Teil von Kanal 2 weiterverwendet, der ursprünglich in ost-westlicher Richtung zu einem Becken im Bereich der heutigen Birkat al-Ḥamra geführt hatte. Um die Fließrichtung umzukehren, wurde der Boden dieses Abschnitts nach Osten abgesenkt. Aufgrund des neuen West-Ost-Gefälles konnte das Wasser des Hiskia-Tunnels nun in das Kidrontal fließen. Die ursprüngliche Ausmündung in das Kidrontal ist nicht mehr erhalten. Siehe Abb. 123 und Abb. 124. 129
II.7. Karten II.7
43
Karten
Die nachfolgenden Karten, auf die in dieser Arbeit vielfach Bezug genommen wird, dienen der Orientierung. Sie bieten topographische Überblicke und Rekonstruktionen zu den Jerusalemer Wasserversorgungsanlagen. Abb. 1
Einrichtungen der Wasserversorgung Jerusalems
Abb. 2
Luftansicht des Südost-Hügels, 1970er Jahre
Abb. 3
Die Wassersysteme des Südost-Hügels
Abb. 4
Warren-Tunnel-System, Karte
Abb. 5
Warren-Tunnel-System, Schnitt
Abb. 6
Karte und Schnitt der Gihon-Quelle von Louis H. Vincent
Abb. 7
Karte und Schnitt der Gihon-Quelle von Mauritius Gisler
Abb. 8
Archäologische Befunde im Umfeld der Birkat Silwān bis 1985
Abb. 9
Rekonstruktion des herodianischen Siloah-Beckens mit Staumauer des Tyropoiontals
Abb. 10 Karte der Guthe-Ausgrabung an der Birkat Silwān im Frühjahr/Sommer 1881 Abb. 11 Karte der byzantinischen Kirche an der Birkat Silwān Abb. 12 Rekonstruktion des spätrömischen Portikus an der Birkat Silwān Abb. 13 Rekonstruktion der byzantinischen Kirche an der Birkat Silwān Abb. 14 Längsschnitt der Anlage aus Kirche und Portikus an der Birkat Silwān Abb. 15 Jerusalem in frühislamischer Zeit (7.–11. Jh.)
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II. Übersichten
Abb. 1 Einrichtungen der Wasserversorgung Jerusalems Eintragungen von JMW auf Grundlage der Karte bei HECKER, Water 1956, 202 (6 )ציור. Im Umriss die heutigen Altstadtmauern. Für Kurzbeschreibungen der Anlagen siehe II.1 (S. 36).
II.7. Karten
Abb. 2 Luftansicht des Südost-Hügels, 1970er Jahre Israel Exploration Society, Jerusalem 1975, 2. Mit Eintragungen von JMW.
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II. Übersichten
Abb. 3 Die Wassersysteme des Südost-Hügels KROLL, Spuren 1972, Abb. 169 (298).
II.7. Karten
Abb. 4 Warren-Tunnel-System, Karte SHILOH, Interim Report 1984, Fig. 31 (68).
Abb. 5 Warren-Tunnel-System, Schnitt SHILOH, Interim Report 1984, Fig. 32 (69).
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II. Übersichten
Abb. 6 Karte und Schnitt der Gihon-Quelle von Louis H. Vincent VINCENT & STEVE, Planches 1954, Planche LXII. Wiederabdruck: REICH, Excavating 2011, Fig. 123 (174).
II.7. Karten
Abb. 7 Karte und Schnitt der Gihon-Quelle von Mauritius Gisler MOMMERT, Siloah 1908, Abb. 7 und 8 (73).
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II. Übersichten
Abb. 8 Archäologische Befunde im Umfeld der Birkat Silwān bis 1985 DE GROOT & ARIEL, ECD 3, 1992, Plan 1. Map of the archaeological remains in the southern part of the City of David.
II.7. Karten
Abb. 9 Rekonstruktion des herodianischen Siloah-Beckens mit Staumauer des Tyropoiontals REICH, Excavating 2011, Fig. 160 (236). Zeichnung: Ronny Reich. Siehe VI.2.3.
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II. Übersichten
Abb. 10 Karte der Guthe-Ausgrabung an der Birkat Silwān im Frühjahr/Sommer 1881 GUTHE, Ausgrabungen 1882, Taf. II.
II.7. Karten
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Abb. 11 Karte der byzantinischen Kirche an der Birkat Silwān MOMMERT, Siloah 1908, Taf. vor der Titelseite. Bildlegende: Der Teich Siloah mit der Mündung des unterirdischen Siloahfelsentunnels und den über dieser Mündung von Dr. Bliss 1897 ausgegrabenen Resten einer byzantin. Basilika. Mit Zugrundelegung der Bliss’schen Angaben vermessen und gezeichnet von P. Mauritius Gisler, O.S.B. nebst Eintragungen von Pf. Dr. Carl Mommert. Vorlage: BLISS, Excavations 1898, Pl. XVI (150/151) (Portikus). BLISS, Excavations 1898, Pl. XVIII (Kirche). Umzeichnungen: KROLL, Spuren 1972, Abb. 173 (304) (mit einer Rekonstruktion im Längsschnitt). KÜCHLER, Jerusalem 2007, Abb. 37 (72) (detaillierter).
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II. Übersichten
Abb. 12 Rekonstruktion des spätrömischen Portikus an der Birkat Silwān BAHAT, Atlas 1990, 67. Zeichnung: Leen Ritmeyer.
Abb. 13 Rekonstruktion der byzantinischen Kirche an der Birkat Silwān BAHAT, Atlas 1990, 72. Zeichnung: Leen Ritmeyer. Wiederabdruck: KÜCHLER, Jerusalem 2007, Abb. 36 (70).
Abb. 14 Längsschnitt der Anlage aus Kirche und Portikus an der Birkat Silwān KROLL, Spuren 1972, Abb. 173 (304) (Ausschnitt).
II.7. Karten
Abb. 15 Jerusalem in frühislamischer Zeit (7.–11. Jh.) ELAD, Jerusalem 1995, xxii. Auf Grundlage der Karte von Dan Bahat in PRAWER & BEN-SHAMMAI, History 1996.
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III. Hintergründe und Strukturen III.1
Wasser: kosmologische und kulturgeschichtliche Aspekte
Bevor vom topographischen Konkretum der Jerusalemer Stadtquelle die Rede sein wird, soll auf einige grundlegende kosmologische und kulturgeschichtliche Aspekte eingegangen werden, die sich mit dem Lebenselement Wasser verbinden.130 Wie zu keinem anderen Element haben sich hier im Laufe der Menschheitsgeschichte spezifische Wahrnehmungen, Vorstellungen und Erinnerung ausgeprägt. Diese hintergründigen Erfahrungs- und Denkzusammenhänge sind auch für die Jerusalemer Stadtquelle stets zu beachten. Zuallererst ist mit dem Element Wasser eine sinnlich-leibhafte Grunderfahrung des Menschen bezeichnet, denn Wasser spricht alle menschlichen Sinne an. Grundlegend für die Kulturgeschichte des Wassers ist der menschliche Leib, insofern er spezifisch wasserbezogene oder auch ‚wasserhafte‘ leibliche Gefühle und Raumstrukturen, sinnliche Lüste und Ängste entwickelt hat, die man teils phänomenologisch, teils zivilisationshistorisch zu rekonstruieren hätte.131
Wasser ist in seinen vielen Formen und Zuständen ein visuelles Phänomen, ist akustisch erlebbar132 und hat einen unverwechselbaren Geschmack. Wasser wirkt als äußere und innere Anwendung, z. B. als Bad oder Trunk, unmittelbar auf den Körper. Dieser Erfahrungshorizont reicht bis zum Lebensanfang als Embryo im Fruchtwasser zurück. „In der Wassersymbolik sind die kosmische und die anthropologische Dimension miteinander verschränkt.“133 In vielen Kulturen wurde Wasser als Mittel zur Verjüngung, zur Heilung134, zur Regeneration135 und als Elixier der ewigen Jugend und des langen Lebens verstanden. Zu denken ist etwa an die antike Badekultur, heilkräftige Quellen und den legendären Jungbrunnen.136 Regenerativ ist auch der Kreislauf des Wassers selbst. Viele Kulturen kennen die Vorstellung eines Lebens- oder Welten-Baumes, der am Wasser des Paradieses steht und von dem übernatürliche Kräfte ausgehen.137 Verbreitet ist auch die Vorstellung, dass Quellen Zugang zu Weisheit und Erkenntnis gewähren. Zu denken ist etwa an die beiden Quellen Kassiotis und Kastalia des Orakels von Delphi. Noch heute wird der Aufenthalt am Meer oder an einem See als erfrischend und inspirierend wahrgenommen: Das Wasser als lebendige schöpferische Kraft erweckt unsere kreativen Fähigkeiten, stimuliert unser schöpferisches Denken und regt uns zum lust- und phantasievollen Spiel mit ihm an.138
Die taubblinde Schriftstellerin Helen Keller (1880–1968) erlernte das Fingeralphabet, als ihr kaltes Wasser über die Hand gegossen und im gleichen Moment in die andere Handfläche das Wort w-a-t-e-r buchstabiert wurde.139 Die unbewegte Wasserfläche erlaubt dem Menschen, sich selbst zu schauen. Wasser ist Symbol des Ungeformten und Medium der Formgebung zugleich. Das Sprichwort weiß: Steter Tropfen höhlt den Stein. Auch als sanftes, weiches Element hat Wasser die Kraft, harten Stein zu schleifen und Berge abzutragen: Zur Symbolhaftigkeit und kulturgeschichtlichen Bedeutung von Wasser vgl. LURKER, Botschaft 1990, 258–268. BIEHL, Symbole II, 1993, 116–122. Beispiele aus Literatur und bildender Kunst bietet SELBMANN, Wasser 1995 (mit teilweise fragwürdigen Psychologisierungen). 131 BÖHME, Umriß 1988, 20 (Hervorhebung dort). 132 Vgl. SELBMANN, Wasser 1995, 22. 133 BIEHL, Symbole II, 1993, 119. 134 Vgl. SELBMANN, Wasser 1995, 65–73. 135 Vgl. ebd., 48–57. 136 Vgl. ebd., 28. 137 Vgl. ebd., 24–26. 138 Ebd., 161. 139 „Wir schlugen den Weg zum Brunnen ein, geleitet durch den Duft des ihn umrankenden Geißblattstrauches. Es pumpte jemand Wasser, und meine Lehrerin hielt mir die Hand unter das Rohr. Während der kühle Strom über eine meiner Hände sprudelte, buchstabierte sie mir in die andere das Wort water, zuerst langsam, dann schnell. Ich stand still, mit gespannter Aufmerksamkeit die Bewegung ihrer Finger verfolgend. Mit einem Male durchzuckte mich eine nebelhafte, verschwommene Erinnerung, ein Blitz des zurückkehrenden Denkens und das Geheimnis der Sprache lag plötzlich offen vor mir. Ich wußte jetzt, daß water jenes wundervolle, kühle Etwas bedeutete, das über meine Hand strömte. Dieses lebendige Wort erweckte meine Seele zum Leben, spendete ihr Licht, Hoffnung, Freude, befreite sie von ihren Fesseln!“ KELLER, Geschichte 1955, 33. 130
III.1. Wasser: kosmologische und kulturgeschichtliche Aspekte
57
Wasser tritt aus der Erde als Quelle, bewegt sich als Fluß, steht als See, ist in ewiger Ruhe und endloser Bewegtheit das Meer. Es verwandelt sich zu Eis oder zu Dampf; es bewegt sich aufwärts durch Verdunstung und abwärts als Regen, Schnee oder Hagel; es fliegt als Wolke. Es ist der Samen, der die Erde befruchtet. Es spritzt, rauscht, sprüht, gurgelt, gluckert, wirbelt, stürzt, brandet, rollt, rieselt, zischt, wogt, sickert, kräuselt, murmelt, spiegelt, quillt, tröpfelt, brandet … Es ist farblos und kann alle Farben annehmen.140
Wasser ist der Urgrund des Lebens – ohne Wasser kein Leben! Der menschliche Organismus besteht bis zu 75 % aus Wasser. Täglich müssen dem Körper 2,5–3 l Wasser zugeführt werden. Ein Flüssigkeitsverlust von nur 12–15 % führt zum Tod infolge von Dehydration. Der Mensch hat dies seit jeher in seiner Umwelt erlebt und genau beobachtet: Wenn es an Wasser fehlt, droht der Tod! Doch nicht allein der Mangel, sondern auch die Fülle an Wasser kann todbringend sein: als Sturmflut lassen die Wassermassen Mensch und Vieh ertrinken, als Starkregen vernichtet Wasser die Ernte. Auch diese amivalente Erfahrung, dass Wasser das Leben zugleich geben und nehmen kann, ist kulturübergreifend in der Menschheit verankert.141 Diese Einsicht zeigt sich auch in der Vorstellungswelt der Bibel. Sie steht geradezu am Anfang des Kanons: In Gen 1,6–10 muss zunächst das Wasser ( )מיםvom Trockenen ( )יבשׁהgeschieden werden, so dass ein geschützter Lebensraum für den Menschen entsteht. Nach Gen 2,6 kann sich Leben entfalten, weil Tau ()אד142 den Erdboden befeuchtet. Das Paradies mit dem Wasserreichtum seiner vier Flüsse gilt infolgedessen als Ort des Lebens schlechthin. Doch das Bedrohliche bleibt: In der Erzählung von der Sintflut brechen die Quellen der Urflut ( מעינת תהוםGen 7,11) auf und bringen Tod und Verderben mit sich. Der Schöpfung aus dem Wasser folgt die Vernichtung durch das Wasser. Die Vorstellung vom Werden der Welt aus dem Wasser, in dem sie wieder zu versinken droht, ist nicht auf das alte Israel beschränkt. Sie findet sich in den Kosmogonien vieler Kulturen. „Mit dem Wasser sind Anfang und Ende verbunden, Urflut und Sintflut.“143 Der Mensch ist dazwischengeworfen, erlebt aber auch, wie die todbringenden Wassermassen selbst zu einem Überlebensmittel für diejenigen werden, die sich in der bergenden Arche befinden. Von daher erklärt sich auch die Verwendung des Wassersymbols in der christlichen Taufe: Wer im Wasser untertaucht144 und so symbolisch den Tod erleidet, der ersteht zu neuem Leben (vgl. Röm 6,4; Kol 2,12). Tod und Leben liegen im Wasser nahe beieinander.145 Diese „Überdeterminiertheit und Vielschichtigkeit“146 führt dazu, dass Wasser wie kein anderes Element die biblische Tradition als theologisches Interpretament prägt: In der Bibel werden verdichtete Erfahrungen mit dem Wasser als Erfahrungen des Glaubens erzählt. Die von jedermann gemachten unmittelbaren Erfahrungen mit dem Naturelement Wasser werden dabei zu einem Sinnbild für vieles, was das Leben beschreibt, bedroht und fördert.147
Wasser determiniert die Existenz des Menschen. Erst Wasser schafft dem Menschen einen bergenden Eigenraum in der ungeschützten Weite des Universums. Wasser schafft Lebensraum: Nur wo Wasser ist, kann der Mensch wohnen. Wasser wird zur Bewässerung benötigt, zur Tränke von Tieren, für das Handwerk, zum Backen, zum Hausbau, zur medizinischen Versorgung, zum Löschen von Feuer. Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist nach der UN-Resolution 64/292 vom 28. Juli 2010 ein Menschenrecht. An Wasser als Grundlage des Lebens hängt mithin die religiöse, aber auch politische und soziale Konfiguration von Gesellschaften. Dürreperioden wie auch Überschwemmungen können Gesellschaften in existenzielle Krisen stürzen und politische Systeme aus den Angeln heben.148 Realgeschichte ist immer auch „Wassergeschichte“. So ankert im Vorkommen von Wasser in entscheidender Weise das Urvertrauen des Menschen in seine UmBÖHME, Umriß 1988, 13. Vgl. SELBMANN, Wasser 1995, 20–31 (Wasser als Symbol des Lebens) u. 32–47 (als Symbol des Todes). Auch die Vergänglichkeit erhält im Bild des Wassers seinen sprachlichen Ausdruck, etwa wenn davon die Rede ist, dass die Zeit immer schneller verrinnt, das Geld unter den Händen zerfließt oder die einstige Liebe verflossen ist. 142 GÖRG, Überlieferung 1986, 23: „Tau, Nebel, Dunst“. Vgl. auch GÖRG, ʾēd 1989. Anders Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 13 (Art. )אֵ ד: Wasserstrom. Tatsächlich sind Regen und Tau die wesentlichen Lieferanten von Wasser für Palästina. Vgl. DALMAN, AuS I/1, 1928, 93–96. DALMAN, AuS I/2, 1928, 514–519. Der Tauniederschlag war noch im 19. Jh. n. Chr. wichtig. Vgl. NEUMANN, Stadt 1877, 66. 143 LURKER, Botschaft 1990, 258. 144 Das Wort Taufe/taufen (gotisch [5. Jh. n. Chr.]: daupjan, althochdeutsch: toufen) leitet sich von dem indoeuropäischen Adjektiv *dheub „tief“ als „tief machen/untertauchen“ her. Vgl. POKORNY, Wörterbuch 1959, 267. 145 „So enthält das Wasser den Tod und gebiert alles Leben.“ BÖHME, Umriß 1988, 13. 146 Nach einer Formulierung bei JOHANNSEN, Regenbogen 1987, 14. 147 Ebd., 8. 148 Vgl. SELBMANN, Wasser 1995, 81. 140 141
58
III. Hintergründe und Strukturen
welt.149 Trockenheit, etwa durch das Versiegen von Quellen oder das Ausbleiben des Regens, bedeutet einen fundamentalen Bruch im Vertrauensverhältnis des Menschen in seine Umwelt und lässt ihn heimatlos werden. Bei Wasser gehen Symbol und Wirklichkeit eine untrennbare Verbindung ein. Das ist eine notwendige Verständnisvoraussetzung für diejenigen, denen Wasser als begrenztes und bedrohtes Lebensmittel durch ständige Verfügbarkeit im Sinne eines kulturgeschichtlichen Bias nicht mehr gewahr ist: Den Bezug zum Wasser als einem Element des Lebens und der Kultur haben die industrialisierten Gesellschaften verloren. Daß das Wasser für Aufbau und Geschichte der Gesellschaft grundlegend ist, wird in den Kulturwissenschaften kaum bedacht. […] In sakralen Kulturen ist die Mächtigkeit der Naturreiche ein Fundament der Religionen, der Kunst und der Reflexion des Menschen hinsichtlich seines Ortes im Kosmos. Das Wasser hatte dabei immer eine überragende Bedeutung.150
So führt das Element Wasser von sich aus in ein weites Gefüge wechselseitiger Beziehungen, Sinngebungen und Sichtweisen, das zu seiner Bearbeitung eine interdisziplinäre Perspektive voraussetzt: Der Symbol- und Zeichengebrauch des Wassers wirkt bestimmend im Aberglauben wie in der Schöpfungstheologie, in der Brunnenkur wie der Taufe, im Mythos und der Lyrik, im Abenteuerroman wie im Seemannsgarn, in volksliterarischen Überlieferungen wie in metapoetologischen Erzählungen, im spontanen Traumbild wie in artifiziellen Wasserlandschaften, in der Wassermusik wie im Märchen, im Tempelritus und der Gartenbaukunst, in der Magie wie in der Psychoanalyse, in Sagen über Wassermonstren wie im heiligen Text über das Einwohnen Gottes im Wasser. […] Historiker und Mythenforscher, Forscher aus allen Literaturwissenschaften und Ethnologen aller Kulturen, Psychoanalytiker und Kunsthistoriker, Musikologen und Philosophen, Phänomenologen und Semiotiker müßten zusammenwirken, um der Omnipräsenz nicht des realen Wassers in der materiellen Welt, sondern des ‚symbolischen‘ Wassers in den Kulturen Rechnung zu tragen.151
III.2
Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte Literatur: VINCENT, Underground 1911, 3–11. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 50f. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,179. 182f. (Lit.). GILL, Geology 1996, 17–18. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 43. REICH & SHUKRON, System 2000. REICH & SHUKRON, Excavations 2000. AMIEL & al., Characterization 2010. Karten: VINCENT, Underground 1911, Pl. I. VINCENT & STEVE, Planches 1954, Pl. LXII (Abb. 6).
III.2.1
Geologie des Jerusalemer Südost-Hügels
Der Bergrücken des Judäischen Berglandes, als dessen Teil auch der Südost-Hügel, die Keimzelle des antiken Jerusalems, aufzufassen ist, besteht aus Karbonatgesteinen.152 Durch tektonische Aktivität entstanden weiträumige Kluftnetze, in die Niederschlagswasser (auch Tau- und in seltenen Fällen Schmelzwasser) eindringen konnte. Durch Lösungs- und Kohlensäureverwitterung entwickelte sich oberirdisch eine Karstlandschaft, unterirdisch ein System kommunizierender Röhren, Kammern und Höhlen, in denen sich Karstgrundwasser sammelte.153 Dieses Phänomen ist für die Jerusalemer Stadtquelle von grundlegender Bedeutung: Der Untergrund des Südost-Hügels ist der Bina-Formation zuzuordnen. Zuunterst befindet sich der harte dolomitische Kalk des Cenoman (Mizzi Ahmar), der von dem weichen Kalkstein des Turon (Meleke) überlagert wird. Darüber befindet sich der Mizzi Hilu, ein mikritischer Kalkstein des Turon, der für die weitere Betrachtung jedoch ohne Bedeutung ist.154 Die Kontaktzone des Mizzi Ahmar und des Meleke ist deutlich sichtbar (etwa im WarrenTunnel-System), da sich beide Gesteine sowohl in ihrer Farbe, als auch in ihrer Textur deutlich unterschei-
Vgl. BOLLNOW, Mensch 1963, 301. BÖHME, Umriß 1988, 12. 151 Ebd., 19. 152 Zur Geologie des Judäischen Berglandes vgl. KEEL & al., OLB 1, 1984, 34f. Zu Karbonatgesteinen (Kalk und Dolomit) vgl. BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 4–12. 153 „Das Hauptmerkmal einer Karstlandschaft ist die unterirdische Entwässerung in einem verkarstungsfähigen Gestein.“ Ebd., 115. Näheres zu den Zersetzungsprozessen ebd., 16–47. Zum Verhältnis von Grundwasser und Karst(grund)wasser vgl. ebd., 114f. 154 Vgl. GILL, Geology 1996, Fig. 4 (6). Zu den arabischen Bezeichnungen vgl. ebd., 2f. 149 150
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte
59
den.155 Im Gegensatz zum Meleke ist der Mizzi Ahmar weitgehend wasserundurchlässig.156 Der Mizzi Ahmar bildet für das durch den Meleke eindringende Niederschlagswasser eine natürliche Barriere, was zu flächigen Zersetzungsprozessen entlang der Kontaktzone führt. Auf diese Weise sind im Meleke die Höhlen nahe der Gihon-Quelle entstanden, die den ersten Bewohnern als Behausungen dienten. Dagegen sind für den Mizzi Ahmar vertikale Verwitterungsschächte/Schachthöhlen (engl. domepits) typisch.157 III.2.2
Lage und Beschaffenheit der Gihon-Quelle
Die Gihon-Quelle befindet sich am Ostfuß des Südost-Hügels bei den Koordinaten 1725.1311. Sie entspringt auf 635,26 m. ü. M. (siehe II.2). Der Höhenunterschied zwischen der Gihon-Quelle und dem Rücken des Südost-Hügels beträgt ca. 63 m. Der Osthang weist hier eine extreme Steigung auf, so dass jeder Gang zur Quelle zu einer kräftezehrenden Angelegenheit wurde.158 Der Austritt der Quelle befindet sich heute 10 m unterhalb der Sohle des Kidrontals. Ursprünglich befand sich der Gihon einige Meter über dessen Bett, so dass sein Wasser in das Tal abfließen konnte.159 Die Gihon-Quelle entspringt in einer Höhle, die sich bei einer größeren vertikalen Felsspalte am Osthang befindet und dort in westöstlicher Richtung verläuft. Der östliche (äußere) Teil der Felsspalte wurde künstlich abgetragen, um einen Zugang zur Quelle zu schaffen. Nach Westen (innen) zu ist der natürliche Fels erhalten und rund zu einer Höhle ausgehauen, die sich von innen nach außen in drei Bereiche gliedert (Abb. 6): - Die Quellnische (Abb. 6, E) ist 2,50 m lang und 3 m hoch. Die Wassertiefe beträgt hier lediglich 5 cm. Eine dreieckige Vertiefung (Abb. 6, D) deutet Vincent als moderne Bearbeitung.160 - Die Quelle selbst entspringt im Quellbecken (Abb. 6, B). Die Wassertiefe beträgt hier 1,60 m. Das Quellloch hat einen Durchmesser von nur ca. 1,50 cm.161 Darüber befindet sich eine Kuppelwölbung mit einer Höhe von 3,50 m.162 Heute geht man hier über einen Gitterrost, der den Boden des Beckens und das Quellloch abdeckt. - Östlich vorgelagert ist das Vorbecken (Abb. 6, H). Es ist 4 m lang und 2 m breit. Da es von einer Treppe überbaut wurde, ist dieses Becken nicht zugänglich. III.2.3
Die Schüttung der Quelle
Das Einzugsgebiet der Gihon-Quelle umfasst eine Fläche von 7,5 km². Es erstreckt sich von der Quelle aus nach Westen und Norden und umfasst das gesamte Gebiet der Jerusalemer Altstadt. Die Quelle selbst befindet sich im südöstlichen Winkel ihres Einzugsgebietes.163 Sporadische Messungen zwischen 1978 bis 1985 ergaben für die Schüttung der Gihon-Quelle ein Minimum von 700 m³/Tag (29 m³/h) in einem warmen, trockenen Sommermonat (September 1979) und ein Maximum von 4.750 m³/Tag (197,9 m³/h) in einem kalten,
Mizzi Ahmar: „Yellowish-cream and light grey dolomite with red stains, fine crystalline, rare pellets and bivalves, dense, hard, impervious, thick beds, cliff-forming, karst features.“ – Meleke: „White (grey weathering) biosparitic limestone with rudistids and bivalves, high moldic porosity, thick massive bedding, cliff-forming, cavernous.“ Vgl. ebd., Fig. 2 (3). 156 Porosität: Mizzi Ahmar 1,36–4,54 % (Ø 2,64 %) gegenüber Meleke 28,6–33,1 % (Ø 30,2 %). Permeabilität: Mizzi Ahmar 0,04–0,49 md (Ø 0,13 md) gegenüber Meleke 50–319 md (Ø 135 md). Vgl. GILL, Geology 1996, 8. AMIEL & al., Characterization 2010, 1467. 157 Vgl. GILL, Geology 1996, 12. 158 Auch der Ausgang des Hiskia-Tunnels an der Birkat Silwān (635 m. ü. M.) ist von der höher gelegenen Altstadt Jerusalems aus nur mühsam zu erreichen. Das nächstgelegene Stadttor, das Misttor (Bāb al-Maġāriba, 723 m. ü. M.), ist ca. 450 m (Luftlinie) entfernt. Die Höhendifferenz auf dieser Strecke beträgt 88 m, die Steigung beträgt demnach 19,6 %. Von hierher Wasser in die Stadt zu schaffen, bedeutete, ein Gebäude mit 35 Stockwerken hinab- und wieder hinaufzusteigen. – Angaben auf Grundlage des Geoinformationssystems (GIS) der Jerusalemer Stadtverwaltung. 159 Vgl. REICH & SHUKRON, History 2004, 211. FURRER, Gichon 1869, 463 geht davon aus, dass das Kidrontal ursprünglich so tief lag, dass die Gihon-Quelle von der Talsohle her ebenerdig begehbar war. So auch DALMAN, Wasserversorgung 1918, 50. 160 Vgl. VINCENT, Underground 1911, 3. Eine genaue Beschreibung auch bei MOMMERT, Siloah 1908, 71–81. Bezeichnungen nach DALMAN, Wasserversorgung 1918, 50f. Beschreibung des an die Gihon-Quelle angeschlossenen Leitungssystems: VINCENT, Underground 1911, 6–11. Eine neuere Theorie zur Entstehung dieses Systems findet sich bei REICH & SHUKRON, System 2000. 161 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1471. 162 Vgl. VINCENT, Underground 1911, 5. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 50. 163 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1468–1470 m. Fig. 1, c (1466). 155
60
III. Hintergründe und Strukturen
regenreichen Wintermonat (Februar 1983).164 Die Schüttung eines Jahres beträgt 600.000 m³.165 Die höchste Schüttung tritt regelmäßig im Zeitraum Januar bis April auf.166 Tagesgenaue Messdaten aus dem hydrologischen Jahr 2004/2005 ergaben für die Sommermonate eine durchschnittliche Schüttung von 43,2–54 m³/h (an manchen Tagen auch 183,6 m³/h). Im Februar 2005 wurde ein Spitzenwert von 590 m³/h gemessen, was dem 10-fachen des durchschnittlichen Ausflusses entspricht.167 Die durchschnittliche Schüttung der Gihon-Quelle von 50 m³/h im Sommer ist als außerordentlich gering einzuschätzen, wie ein Vergleich mit der Schüttung der Quellen bei Bet-Schean zeigt (siehe Tab. 1).168 Beträchtlich höher ist die Schüttung der intermittierenden Fontaine de Fontestorbes (in den Pyrenäen bei Bélesta) mit 2.090 l/s (7.524 m³/h). Deutlich weniger Wasser gibt die intermittierende Quelle Presihajoči studenec in Slowenien mit nur 0,47 l/s (1,7 m³/h).169
Tab. 1
Schüttung der Gihon-Quelle im Vergleich mit anderen Quellen
Oliven benötigen 2,5 m³ Wasser für jedes Kilogramm Ernteertrag.170 Allein in Relation zum landwirtschaftlichen Bedarf zeigt sich, dass die Gihon-Quelle eine größere Stadt nicht allein versorgen konnte. Um auch den häuslichen und gewerblichen Bedarf an Wasser decken zu können, war Jerusalem schon früh auf Zisternen und später auf die Zuleitung von Quellwasser aus entfernteren Regionen angewiesen. Im Umkreis Jerusalems gibt es weitere Quellen: Rogel-Quelle (Bīʾr Ayyūb bei 1724.1305), ʿAin Liftā (1687.1338) (3,5 km im Nordwesten), ʿēn jālo und ʿēn el-ḥanīje (4,5 bzw. 5,5 km im Südwesten), ʿAin Kārim (1655.1306) (6 km im Westen), ʿAin Fāra (1748.1379) (9 km im Nordosten), ʿēn el-medauwara (2,3 km entfernt, verschüttet). Nur im Winter fließen: ʿēn el-lōze/ʿAin al-Lauza (0,5 km südlich der Rogel-Quelle; siehe S. 330) und ʿēn eṣ-ṣuwwān (am Westabhang des Ölbergs bei dem Auguste-Victoria-Hospital). Sehr schwach: ʿēn el-muhendis und ʿAin al-Ḥōḍ (1759.1312) (unterhalb von Bethanien).171 Kahle nennt dazu noch die Quellen ʿAin Sitt Ḥasne (bei es-Sifle) und ʿAin Sitt Mizrāb, die Dalman nicht aufführt.172 Es war geübte Praxis, im
Zu den obigen Angaben vgl. CAHILL, Jerusalem 2003, 15f. Langzeitmessungen im Auftrag des Hydrological Service der Israeli Water Commission erfolgten in den Jahren 1970 bis 1998 (monatliche Werte). Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, Fig. 2 (1469). – Andere Werte: 200–1.100 m³/Tag (8,3–45,8 m³/h) bei HECKER, Water 1956, 193. Der niedrigste Wert von 8,3 m³/h entspricht umgerechnet dem jährlichen Minimum von 73.000 m³ bei AMIRAN, D. H. K. In: Mazar, Benjamin & al. (Hgg.): Jerusalem. The Saga of the Holy City, Jerusalem 1954, 45 (non vidi). Zit. n. WILKINSON, Jerusalem 1974, Anm. 3 (35) u. Tab. 2 (51). – 830 l/min (49,8 m³/h) bei BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,179. Entspricht der Angabe von 1.200 m³/Tag (50 m³/h) bei AMIRAN, Water 1975, 75. – 600.000– 800.000 m³/Jahr (68,4–91,3 m³/h) bei HOROVITZ, Discovering 2010, 70. 165 Vgl. TSUK, Touring 2014, 117. 166 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, Fig. 2 (1469). 167 Vgl. ebd., 1469f. 168 Angaben nach FAHLBUSCH, Wasserversorgung 2002, 58 m. Tab. 1 (58). Die in Klammern gesetzten Quellnamen sind vom Verfasser ergänzt. 169 Vgl. BONACCI & BOJANIĆ, Springs 1991, 42. 170 Weitere Werte (für Kalifornien): Datteln: 1,66 m³/kg. Früchte (etwa Trauben): 0,455 m³/kg. Zitronen: 0,344 m³/kg. Gemüse: 0,195 m³/kg. Vgl. ZIMMER & RENAULT, Water 2003, 108. 171 Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 267 (hiernach auch die Schreibweise der Namen, soweit nicht in TBA aufzufinden). 172 KAHLE, Heiligtümer 1910, 95f. 164
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte
61
Belagerungsfall diese Quellen im Umkreis von 6 km rund um Jerusalem zu verstopfen (siehe IV.5.5.1, VI.5, XII.1 und XIII.1).
III.2.4
Das Phänomen der Intermission
Die Gihon-Quelle gehört zu den sogenannten intermittierenden Quellen oder Heberquellen (engl. rhythmic spring, ebb and flow spring, intermittent spring). Genauer ist sie als ganzjährig rhythmisch fließende Höhlenkarstquelle zu definieren.173 Das Intermittieren ist ein rhythmischer Vorgang und bedeutet nicht etwa das Aussetzen des Fließens, sondern ein kurzzeitiges, kurzperiodisches Unterbrechen des Dauerzustandes. Intermittierende Quellen weisen eine ausgesprochen rhythmische Periodizität von einigen Minuten oder Stunden mit scharfen Maxima und/oder Minima auf. Üblich ist eine unvermittelte Zunahme der Schüttung, ein meist kürzeres Verharren auf dem hohen Pegelstand und ein schnelles Absinken auf den alten Wert. Im extremen Fall kann die Wasserführung auf Null absinken.174
Heberquellen sind von sogenannten „Hungerbrunnen“175 zu unterscheiden, die nur episodisch fließen. Intermittierende Quellen sind ein ausgesprochen seltenes Naturphänomen. Vermutet wird, dass es weltweit nicht mehr als 100 intermittierende Quellen gibt.176 Soweit man in den Zeiten zurückgeht, hat die Intermission der Jerusalemer Stadtquelle große Beachtung gefunden. Eduard Biberfeld behauptete, dass der Gihon einstmals eine perennierende Quelle mit starker Schüttung gewesen sei, dann durch Manipulationen aber in seinem Ausfluss verringert wurde.177 Doch das ist eine bloße Vermutung, für die es keinen Beleg gibt. Verschiedentlich wurde anderen Quellen Palästinas ein intermittierender Fluss zugesprochen, so der ʿAin ašŠifāʾ178 (Koord. 1722.1316), der ʿAin al-Fawwār179 (Koord. 1831.1385) sowie einer Quelle bei Ṣalmin180 (Koord. 185.254) im Wādī Sallām. Zwar gibt es in Palästina andere periodisch fließende Quellen, doch außer der intermittierenden Quelle in Jerusalem ist keine weitere sicher dokumentiert.181 III.2.4.1 Physikalische Erklärung Die Intermission der Gihon-Quelle ist hydrographisch-physikalisch bedingt. Sie verdankt sich einem besonderen unterirdischen Karstphänomen, das wie ein Hebersystem funktioniert (zum Folgenden siehe Abb. 16).182 In einer verborgenen Wasserkammer (B) sammelt sich Niederschlagswasser, das zuvor durch Risse in den karstigen Untergrund eingedrungen ist. Die Wasserkammer verfügt über ein Knierohr, das zunächst ansteigt und dann wieder abfällt. Sobald der Wasserstand in der Kammer den Kulminationspunkt (K) übersteigt, strömt das Wasser über und fließt an der Quelle aus. Wenn das Quellloch niedriger liegt als die Wasserkammer und die Öffnung so eng ist, dass sich das Wasser im absteigenden Rohr staut und eine Wassersäule bildet, dann wird beim Ausfließen nach dem Prinzip des hydrostatischen Drucks fortwährend WasZu Karstquellen vgl. BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 123–140, speziell zu intermittierenden Quellen ebd., 129–131 und BONACCI & BOJANIĆ, Springs 1991. 174 BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 129. 175 „Hungerbrunnen fließen äußerst unregelmäßig, manchmal jahrelang nicht. Eine Periodizität fehlt – es sind episodische Quellen. Sie fließen bei extrem hohem Wasserstand im Karstwasserkörper, was nur in nassen Jahren der Fall ist. Nasse Jahre sind aber in der Heimat der Hungerbrunnen, der Schwäbischen Alb, Jahre von Mißernten, Jahre des Hungers gewesen.“ Ebd., 131. 176 Vgl. BONACCI & BOJANIĆ, Springs 1991, 36. Im Jahre 1924 waren in Europa und den USA nur 15 intermittierende Quellen sicher bekannt. Vgl. BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 130. 177 „Ehemals lag diese ureigentliche Gichonquelle zutage und sandte ihr Gewässer in offnem Lauf zu dem oberen [?] und in verdecktem Gang zu dem unteren Gichonteich (Schiloach) [Birkat Silwān]. […] Die eingezwängte Quelle [durch Hiskias regulatorische Maßnahmen, JMW] hat sich im Erdinnern eigene, andere Bahnen, als die von Menschenwitz ihr gewiesenen geschaffen und nur ein peinlicher Rest ist von ihr im heutigen Schiloachteich geblieben.“ BIBERFELD, Gichon-Rätsel 1914, 202f. 178 Vgl. DECHENT, Heilbäder 1884, 185. Doch es handelt sich bei der ʿAin aš-Šifāʾ um keine Quelle, sondern um einen Brunnen (siehe S. 25 und 329). 179 Vgl. DALMAN, AuS VI, 1939, 265. Doch es handelt sich um eine periodisch fließende Quelle. 180 Vgl. LISOWSKY, RT VI/2, 1965b, Anm. 17 (98). Zur Quelle vgl. REEG, Ortsnamen 1989, 545. 181 Intermittierende Quellen fließen gegenüber periodischen Quellen in kürzeren und regelmäßigeren Abständen. Periodische Quellen können über Jahre trockenfallen. 182 Die Theorie eines unterirdischen Systems mit einem heberartig gewundener Kanal hat zuerst FURRER, Gichon 1869, 463f. aufgestellt. Vgl. auch VINCENT, Underground 1911, 5. TOBLER, Siloahquelle 1852, 54 nahm „vulkanische Oszillazionen oder Pulsazionen“ als Ursache der Intermission an. 173
62
III. Hintergründe und Strukturen
ser aus der Kammer nachgezogen. Sobald der Wasserstand in der Kammer soweit gesunken ist, dass Luft nachgezogen wird (A), unterbricht die Wasserzufuhr urplötzlich. Damit die Quelle erneut Wasser geben kann, muss sich die Kammer erneut bis zum Kulminationspunkt füllen.183
Abb. 16 Hebersystem einer intermittierenden Quelle BÖGLI, Karsthydrographie 1978, Abb. 9.10 (130).
Eingriffe im Umfeld der Quelle können das Hebersystem irreparabel beschädigen. Sobald permanent Luft in die Wasserkammer einströmen kann, etwa durch eine Erweiterung des Quelllochs, verliert sich die Intermission. Die Quelle fließt dann perennierend. Wenn die Wasserkammer so beschädigt wird, dass der Kulminationspunkt (K) nicht mehr erreicht werden kann, versiegt die Quelle vollständig. Seit einiger Zeit tritt das Phänomen der Intermission an der Gihon-Quelle nicht mehr auf, sondern sie fließt kontinuierlich.184 Die Ursache sind wohl undichte Leitungen, durch die so viel städtische Abwässer versickern, dass das Hebersystem dauerhaft überflutet ist.185 Das Hebersystem der Gihon-Quelle wurde bislang nicht weiter untersucht. Es kann aber vermutet werden, dass sich der Heber in unmittelbarer Nähe des Quelllochs befindet, was an dem „scharfen Wechsel von Wasserschwall und völligem Aussetzen“ erkennbar ist. Befände sich der Heber in größerer Entfernung, dann würde eine Basisschüttung festzustellen sein.186 Auch die Größe des Einzugsgebietes hat Einfluss auf den Rhythmus der Intermission. Je kleiner das Einzugsgebiet ist, desto größere Schwankungen treten bei der Intermission auf: Im übrigen zeigt sich aus der Untersuchung verschiedener intermittirender Quellen, daß die Periode ungeregelter ist, wenn das Gebiet, aus welchem sie ihre Zuflüsse beziehen, einen geringeren Umfang hat, als wenn dasselbe einen großen Kreis umspannt. Daß aber dem Gichon nur ein kleines Stromnetz eignet, brauchen wir den Terrainkundigen nicht weiter zu beweisen.187
Die Intermission der Gihon-Quelle war auch ein akustisches Erlebnis, denn das Wasser trat „unter Geräusch“188 mit Gurgeln und Glucksen hervor und wenn der Ausschwall endete, setzte eine eigentümliche Stille ein. Fasziniert beschreibt Tobler dieses Phänomen: Auf einmal begann das Sprudeln (die Bewegung) des Wassers; in etwa anderhalb [sic!] Viertelsstunden hatte es seine Höhe erstiegen; weit langsamer war das Fallen, welches etwa zwei Stunden dauerte. Das Wasser fiel
Zu einem mathematischen Berechnungsmodell der Intermission vgl. BONACCI & BOJANIĆ, Springs 1991, 39–41. Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1465. 1478. REICH, Excavating 2011, 20. Ein genaues Datum, ab wann die Intermission dauerhaft aussetzte, wird nicht mitgeteilt. 185 „Excess water in the aquifer can terminate the pulsating phenomenon when the amount of water supplied to the underground storage is larger than the maximum volume of the siphon.“ AMIEL & al., Characterization 2010, 1478. Vgl. auch SNEH & al., Siloam 2010, 59. 186 Vgl. BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 131 (dort das Zitat). 187 FURRER, Gichon 1869, 464. 188 DALMAN, Wasserversorgung 1918, 51. 183 184
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte
63
wirklich auf den gleichen Standpunkt zurück, und die undulatorischen Bewegungen legten sich alsbald mit dem Sinken. Ich staunte, wie auf einmal Ruhe eintrat; das Wasser wurde wieder spiegelglatt.189
Genauere Angaben zu dem von der Intermission verursachten Geräusch macht Vincent, der es mit einem plötzlichen Windstoß vergleicht: How the syphon action of the water is produced must still remain a mystery; but I am inclined to localize that action much further back within the bowels of the rock, owing to the strong pressure under which the water emerges, accompanied by a loud, echoing noise, which is heard for one or two minutes before the water rises and during the whole period of its strongest flow. Remembering the natural resonance of the cavern round the spring, you might compare this noise to the sound of a sudden gust of wind sweeping through an open doorway.190
Schon Hieronymus berichtete von einem lauten Getöse (cum magno sonitu): Now we especially who live in this region cannot doubt that Shiloah is a spring at the foot of Mount Zion. It bubbles up not with perennial waters, but at certain hours and days, and with a great roar it passes through the deep places of the lands and the caves of very hard rock.191 Hier. in Is. 3,8,5–8 (SCHECK, ACW 68, 2015, 179) (Hervorhebung dort)
III.2.4.2 Volkstümliche Erklärungen Für die gelehrten europäischen Forscher war die Intermission ein interessantes Naturphänomen. Diejenigen, die sich das sonderbare Betragen der Quelle wissenschaftlich nicht erklären konnten, reizte es zu mancherlei fantasievollen Erklärungen. Schon die jüdischen Vitae Prophetarum deuten die Intermission als ein von Gott gewirktes Zeichen. Und auch im Mittelalter meinte man, die Intermission sei Ausdruck göttlichen Wirkens (Raimund von Aguilers, Felix Fabri). Ausführlich erörtert Franz Ferdinand von Troilo, der 1666 in Jerusalem weilte, verschiedene Erklärungsansätze, die er von Einheimischen erfahren hatte.192 Nach der ersten Erklärung soll das Wogen eines mit dem Siloah in Verbindung stehenden Meeres die Intermission veranlassen. Dagegen wendet sich Troilo mit der Beobachtung, dass sich die Intermission nicht halbtäglich nach den Gezeiten richte und dass Jerusalem außerdem „eine gute Meilweges höher denn das Meer liege“. Auch eine zweite Erklärung, nach der das Zusammenwirken unterirdischer Leitungen, „in welchen es [das Wasser, JMW] sich unterweilen zu gewissen Zeiten verstopft und aufhält“, für die Intermission ursächlich sei, überzeugt Troilo nicht, weil kein erkennbarer Zusammenhang zwischen dem Wasserstand der anderen Brunnen und Becken der Stadt und dem Siloah bestehe. Zuletzt führt Troilo die Auffassung an, dass der Siloah eine Verbindung mit dem „Brunnen Gihor [sic!]“ unterhalte, den Hiskia einst verstopfen ließ. Doch auch hiervon ist Troilo nicht überzeugt. Die Ursache der Intermission bleibt für ihn ungeklärt. Das Phänomen der Periodizität von Quellen hat immer wieder zu Erklärungsversuchen herausgefordert: Special attention must be paid to two sorts of springs—periodical and hot springs. The abnormality in both— hot water in the one and the periodical flow of the other—has keyed the oriental imagination to its highest pitch and has resulted in beautiful superstitious explanations.193
So vermutete man, dass die periodisch fließende Quelle ʿAin al-Fawwār von einem guten und einem bösen Geist bewohnt sei, die miteinander im Streit lägen. Solange der gute Geist den Sieg behalte, komme Wasser aus der Quelle. Doch sobald der böse Geist die Oberhand gewinne, stoppe der Wasserfluss.194 Anders dachte TOBLER, Siloahquelle 1852, 43f. VINCENT, Underground 1911, 5. 191 Hier. in Is. 3,8,5–8 (ADRIAEN, CCSL 73, 1963, 113,29–33): Siloe autem fontem esse ad radices montis Sion, qui non iugibus aquis, sed in certis horis diebusque ebulliat, et per terrarum concaua et antra saxi durissimi cum magno sonitu ueniat, dubitare non possumus, nos praesertim qui in hac habitamus prouincia. Tobler – er liest cum magno strepitu statt cum magno sonitu – sieht hierin einen Widerspruch zu Jes 8,6, wo der Siloah als ein „stille gehendes“ Wasser bezeichnet wird. Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 1 (55). 192 Vgl. Franz Ferdinand von Troilo 1676, 261f., dort die Marginalie „Meinung woher des Wassers ungewisser Lauf“. Zur Erörterung Troilos vgl. auch TOBLER, Siloahquelle 1852, 53f. m. Anm. 1. 193 CANAAN, Studies 1922, 6. 194 „Periodical springs especially perplexed many minds: Why does the water of ʿÊn Fawwâr, for example, flow now? Why did it not flow a few hours ago? At last they found an explanation which corresponded exactly to their demonology and was absolutely in accord with the religious belief of their ancestors. They now think that ʿÊn Fawwâr is inhabited by two spirits, a ḥurr, ‚free man‘ (master) and an abd, ‚servant‘. The first is a white person, the second a negro (also 189 190
64
III. Hintergründe und Strukturen
man von der Quelle „ʿÊn er-Râhib“ in Nablus, dass sie von einem Mönch bewohnt sei. Sonntags stoppe der Wasserausstrom, solange nämlich, wie der Mönch seinen gottesdienstlichen Pflichten nachkomme.195 Für die Intermission der Gihon-Quelle hielt man den Durst eines Kamels für ursächlich, das zu gewissen Zeiten eine große Menge Wasser zu trinken pflege, was das Aussetzen der Quelle verursache: ʿÊn Silwân, also called ʿÊn Imm ed-Daradj196, for example, was formerly guarded by a bad spirit appearing in the form of a camel. He used to drink a lot of water from time to time, thus stopping the flow for a short period.197
Charles Warren berichtet eine andere lokale Legende zu der Gihon-Quelle, nach der es ein Drache sei, der das Wasser schlucke. Nur wenn der Drache schlafe, habe das Wasser freien Lauf: The intermittent flow is held by the natives to be due to a dragon who swallows the water beneath the cave when awake; when he is asleep the water rises and flows away.198
III.2.4.3 Historische Angaben zu Schüttung und Intermission Die nachfolgende Tabelle stellt historische Angaben zur Schüttung und zur Periodizität der Intermission der Gihon-Quelle zusammen.199 Diese Daten sind hilfreich, um für einen Reisebericht einzuschätzen, ob er auf Eigenschau (Autopsie) oder auf tradiertem Wissen (Toposwissen) beruht.200 Die Belegstellen in ihrem Kontext finden sich im Anhang (siehe XIX). Datum um 700 v. Chr.
Schüttung / Intermission die sacht fließenden Wasser des Siloah ()מי השׁלח ההלכים לאט Ende 2. Jh. „jäh/plötzlich“ (αἰπύς) v. Chr. (fraglich) (Bezug fraglich)
Belegstelle Jes 8,6. Siehe V.2.2.3.
1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.
Aussetzen im Winter, Fließen im Sommer (Irrtum!)
vor 70 n. Chr.
„sofort“ (εὐθέως) Intermission als Zeichen Gottes (τὸ σημεῖον τοῦ Σιλωὰμ) „plötzlich“ (αἰφνιδίως)
Philon der Epiker, Fragment 3, Z. 23–24 (bei Eus. P.e. 9,37,3) (MRAS, GCS 43/1, 1982, 547. Dt. Üs. WALTER, JSHRZ IV/3, 1997, 153): „Jäh/Plötzlich (αἰπύς) speien aus über die Erde hin in Wasserstößen Kanäle…“ Siehe VI.4.2. Alexander Polyhistor (bei Eus. P.e. 9,37,1) (WALTER, JSHRZ IV/3, 1997, 151): „Philon sagt in seinem (Epos) Über Hierosolyma, es sei (da) eine Quelle, und diese trockne im Winter aus, fülle sich aber im Sommer.“ Siehe VI.4.2. Jesaja-Vita in den Vitae Prophetarum (VP 1,2) (SCHWEMER, TSAJ 49, 1995, 96). Siehe VI.6.4.
um 80 n. Chr.
„die süße und reichlich fließende Quelle“ (τὴν πηγὴν γλυκεῖάν τε καὶ πολλὴν) Aussetzen in Kriegszeiten
Jesaja-Vita in den Vitae Prophetarum (VP 1,4) (SCHWEMER, TSAJ 49, 1995, 96f.). Siehe VI.6.5. Josephus, Bellum Judaicum (Jos. Bell. 5,140) (Text u. dt. Üs. MICHEL & BAUERNFEIND, Bell. II/1, 1963, 128f.). Siehe VI.7.
Josephus, Bellum Judaicum (Jos. Bell. 5,409–412) (Text u. dt. Üs. MICHEL & BAUERNFEIND, Bell. II/1, 1963, 172f.). Siehe VI.5.3.
slaveborn) as the Arabic words themselves indicate. These two powerful spirits are continually fighting each other. When the ḥurr gains the victory he allows the water to flow for the benefit of thirsty mankind. But soon the ʿabd rises and resumes the battle. As soon as he overpowers the ḥurr he shuts off the blessing to avenge himself on the human race.“ Ebd., 6 (Hervorhebungen dort). Von dem Kampf zweier Geister an einer Quelle erzählen schon WaR 24,3 und MTeh 20,7. 195 Vgl. CANAAN, Saints 1927, 68 m. Anm. 4. 196 Bei Canaan ist mit der ʿÊn Silwân die Gihon-Quelle gemeint. 197 CANAAN, Studies 1922, 7. 198 WARREN & CONDER, Survey 1884, 366. Diese Legende teilt bereits ROBINSON, Palästina II, 1841, 158 für das Jahr 1838 mit. Auch TOBLER, Siloahquelle 1852, 52 erwähnt sie. 199 Belege zum Rhythmus der Intermission bei ROBINSON, Palästina II, 1841, 143–145. TOBLER, Siloahquelle 1852, 37– 46. MOMMERT, Siloah 1908, 88–94 (größtenteils basierend auf Tobler). 200 Inwieweit die Angaben zur Periodizität der Intermission tatsächlich auf Autopsie beruhen, ist jedoch oft zweifelhaft, denn die Reisenden hätten hierzu das An- und Abschwellen des Wassers über einen gesamten Tag beobachtet müssen. Dieser Einwand schon bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 41.
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte °333
Aussetzen am Sabbat
*392–404/405 (keine Autopsie)
„zu unterschiedlichen Zeiten“ (variis momentis)
408–410
„at certain hours and days“ (in certis horis diebusque)
nach 415
Aussetzen bei Regenmangel
nach 443/444
„mit wechselndem Austritt“ (alternante aquarum accessu)
um 570
„zu bestimmten Stunden“ (certis horis) „viel Wasser“ (aquas multas)
°um 1099 *1102
1 x in 3 Tagen Intermission als Wirken Gottes
*um 1100
„bursts abruptly forth from the ground“ (subito egrediens e terra) „manchmal“ (interdum) „eine kleine Quelle“ (fonticulus)
°1095–1127
Anfang 12. Jh.
„ein sehr kleines Rinnsal“ (riuulus perexiguus)
65
Der Pilger von Bordeaux (Itin. Burdig. 592,2f.) (GEYER & CUNTZ, CCSL 175, 1965, 16. Dt. Üs. DONNER, Pilgerfahrt 2002, 56): „Diese Quelle fließt sechs Tage und Nächte; am siebenten Tage aber ist Sabbath, da fließt sie weder am Tage noch in der Nacht.“ (Haec fons sex diebus atque noctibus currit, septima uero die est sabbatum: in totum nec nocte nec die currit.) Prudentius, Apotheosis 680–82 (CUNNINGHAM, CCSL 126, 1966, 101. Dt. Üs. FELS, BML 9, 2011, 79): „Zu unterschiedlichen Zeiten wallt Wasser Siloe auf, und nicht immer ergießt sich die Flut aus der Quelle, sondern in wechselndem Abstand erhält der Teich reichen Zulauf.“ (Variis Siloa refundit momentis latices nec fluctum semper anhelat, sed uice distincta largos lacus accipit haustus.) Hieronymus, Jesajakommentar (Hier. in Is. 3,8,5–8) (ADRIAEN, CCSL 73, 1963, 113,29–33. Engl. Üs. SCHECK, ACW 68, 2015, 178): „It bubbles up not with perennial waters, but at certain hours and days“ (non iugibus aquis, sed in certis horis diebusque ebulliat). Hieronymus, Jeremiakommentar (Hier. in Ier. 3,26 [ad Jer 14,1]) (REITER, CCSL 74, 1960, 136. Dt. Üs. SCHWEMER, TSAJ 49, 1995, Anm. 175 [135]): „Denn die Bürgerschaft hat nur eine Quelle, den Siloa, und die nicht dauernd. Und bis auf den heutigen Tag bewirkt das Ausbleiben der Regenfälle nicht nur einen Mangel an Früchten, sondern auch an Trinkwasser.“ (Vno quippe fonte Siloae, et hoc non perpetuo, utitur ciuitas et usque in praesentem diem sterilitas pluuiarum non solum frugum, sed et bibendi inopiam facit.) Pseudo-Eucherius (Ps.-Eucher. 9) (FRAIPONT, CCSL 175, 1965b, 238. Dt. Üs. DONNER, Pilgerfahrt 2002, 170): „die mit wechselndem Austritt des Wassers nach Süden fließt“ (qui alternante aquarum accessu in meridiem fluit). Pilger von Piacenza (Itin. Anton. Plac. 24) (Fassung A: GEYER, CCSL 175, 1965a, 142. Fassung B: GEYER, CCSL 175, 1965b, 166. Dt. Üs. DONNER, Pilgerfahrt 2002, 268): „zu bestimmten Stunden läßt die Quelle viel Wasser in die Becken fließen“ (Fassung A: in illis soliis certis horis fons ipsa inrigat aquas multas; Fassung B: illis solis certis horis fons ipse irrigat aquas multas). Siehe X.2. Raimund von Aguilers 14 (HILL & HILL 1969, 139. Engl. Üs. HILL & HILL 1968, 118): die Quelle „fließt jeden dritten Tag“ (non profluebat nisi tercia die).201 Siehe XII.4.2. Descriptio sanctorum locorum Hierusalem 5 (HILL 1962, 100. Engl. Üs. STEWART, PPTS 6, 1894, 4). Siehe XII.4.2. Fulcher von Chartres 1,26,1 (HAGENMEYER 1913, 282. Engl. Üs. RYAN 1969, 116): „Sometimes it has enough water, and sometimes a deficiency due to a slight drainage. This little spring […]“ (ubi sufficienter aqua interdum habetur, interdum vero raro haustu attenuatus invenitur: qui fonticulus […]). Siehe XII.4.2. Albert von Aachen 6,6 (Text. u. Üs. EDGINGTON, OMT 2007, 412f.). Siehe S. 208.
Raimund bezieht sich hier kritisch auf den Pilger von Bordeaux, den er wohl für einen Einheimischen hält (HILL & HILL 1969, 140. Engl. Üs. HILL & HILL 1968, 118): „but formerly, according to the natives, it flowed only on Saturday and was on other days marshy.“ (Dicebant autem incole de illo fonte quod in .vi. feria. tantum solitus erat profluere. Per reliquos vero dies, quasi palus.) 201
66 °1166–1168 1099–1184
III. Hintergründe und Strukturen „wenig Wasser“ ()מים מעטים 1 x in 3 Tagen „unterbrochen“ (interpolatum) „mäßig“ (modicus)
Sommer 1192
„ein Rinnsal“ (rivulus)
um 1226
Schüttung variiert
*1229–1231
3–4 x wöchentlich (interpolatis ter vel quater in hebdomada) Aussetzen am Sabbat
*1274–1285
„unterbrochen“ (interpolatim)
°14.6.1440 1475–1481
eyn groß born mit eym starcken floß „wenig Wasser“
°1480–1481
„nur wenig Wasser“
°12. Juli– 25. August 1483
3–4 x wöchentlich
°Dezember 1497
3–4 x wöchentlich (interpolatis diebus in hebdomade tribus aut quatuor diebus) vgl. Jakob von Vitry 84 unregelmäßiger Wasserausfluss „eine Quelle […], die wenig, aber selten sprudelt“
Benjamin von Tudela (ADLER 1907, § 37 []לז. Dt. Üs. RÜGER, ADPV 12, 1990, 45). Siehe XII.6. Wilhelm von Tyrus 8,4,66–69 (HUYGENS, CCCM 63, 1986, 390. Dt. Üs. KAUSLER 1840, 186): „Die Quelle ist aber nicht stark. Sie entspringt mitten in dem Thal und ist weder schmackhaft noch gibt sie beständig Wasser, sondern sie soll sich nur mit Unterbrechungen, je nach drei Tagen ergießen.“ (fons quidem modicus, in imo vallis scaturiens et qui nec sapidas nec perpetuas habet aquas: interpolatum enim habens fluxum, die tantum tercia aquas dicitur ministrare.) Vgl. auch Wilhelm von Tyrus 8,7,19f. (HUYGENS, CCCM 63, 1986, 394): cum neque perpetuas aquas haberet et easdem certo tempore funderet. Siehe XII.4.2 Itinerarium peregrinorum et gesta regis Ricardi 6,7 (NICHOLSON, CTT 3, 1997, 344). Siehe XIII.1. Jakob von Vitry 55 (DONNADIEU 2008, 230. Engl. Üs. STEWART, PPTS 11, 1896, 32f.): manchmal viel Wasser, manchmal wenig Wasser oder gar keines (quandoque copiosas […] plerumque vero modice vel nulle). Jakob von Vitry 84 (DONNADIEU 2008, 338. Engl. Üs. STEWART, PPTS 11, 1896, 92). Ernoul-Bernard 11 (MAS LATRIE 1871, 123. Engl. Üs. PRINGLE, CTT 23, 2012, 149): Chelle fontaine ne court noient les samedis, ains est toute coie. = Estoire de Eracles 7 (RHC Hoc. 2, 1859, 11. Engl. Üs. EDBURY, CTT 1, 1996, 17): Cele fonteine ne cort mie le samedi, ains est toute coye.202 Beruht auf Itin. Burdig. 592,2f. Siehe XII.4.2. Burchard, Descriptio 8 (LAURENT 1864, 69. Engl. Üs. PRINGLE, CTT 23, 2012, 293): „for it does not flow continuously, but intermittently“ (non enim fluit iugiter, sed interpolatim).203 Girnand von Schwalbach (HUSCHENBETT, WiM 33, 1998, 23). Griechischer Anonymus (Athous Dionysiu 301) (KÜLZER 1994, 332). Siehe XIV.3.4. Daniel der Metropolit von Ephesus (KÜLZER 1994, 347). Siehe XIV.3.4. Felix Fabri, Sionpilger, fol. 98v (CARLS, TMA 39, 1999, 149,9–14): Der brunn hat ainen wunderbarlichen fluß • vnd flúst vnglich • also das etwa das wasser mit macht hervßtringt • vnd vber ainen tag so belibt es da hinden ain zÿt as woͤlt es nimen komen Dar nach so facht es gmach an ze rinnen Vnd also in mengerlaÿ weg verwandlet es all wuͦchen sinen lauff ze drÿ oder ze fier mal • nit von des wetter wegen. Felix Fabri, Evagatorium (HASSLER, BLVS 2, 1843, 419. Dt. Üs. STEWART, PPTS 8, 1896, 528): non jugiter fluit, sed interpolatis diebus in hebdomade tribus aut quatuor diebus, aliquando pauciores emittit aquas, aliquando nullas penitus, aliquando copiose ebulliunt aquae. Ritter Arnold von Harff (BRALL-TUCHEL & REICHERT 2008, 204).
202 Anders die Estoires d’Outremer (JUBB, WPMS 4, 1990, 182): Cele fontaine ne court point, ains est toute coie, ausi com uns estans. Vgl. dazu ebd., Anm. a (182): „It may well be that the immediate source of the Estoires had omitted ‚les samedis‘ and the Estoires compiler then added ‚com uns estans‘ to give verisimilitude.“ 203 Vgl. Marino Sanudo, Liber secretorum fidelium crucis III,9 (Sanudo 1611, 255): non tamen fluit iugiter, sed interpolate. Prologus Arminensis, fol. 9r: q(ua)e non iugiter fluit s(uu)m int(er)polate.
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte °1522 °30. Juli 1556 °1573
fonticulus „ziemlich Wasserreich“ „Wasserreichen Brunnen Siloah“
°nach 1608 *1634 °um 1646 °1666
3 x tägl.
1838
°1846 1861 1869
1881
1883
1884 Sommer 1896
1901 1910
1 x in 2–3 Tagen 2–3 Tage kontinuierlicher Ausfluss 2–3 x tägl. im Sommer manchmal nur 1 x in 2–3 Tagen kein feststellbarer Rhythmus der Intermission, an manchen Tagen Aussetzen der Intermission 2–3 x tägl. Sommer: 1 x in 2–3 Tagen manchmal völlig trocken Winter (Regenzeit): 3–5 x tägl. Sommer: 2 x tägl. Herbst: 1 x tägl. wenn Sommer/Herbst trocken: Quelle setzt 3–4 Tage aus Winter: 3–5 x tägl. Sommer: 2 x tägl. Herbst: 1 x tägl. nach einem regenarmen Winter: 1 x in 3–4 Tagen Winter (Regenzeit): 3–4 x tägl. (in einem regenreichen Winter ist die Periodizität teilweise doppelt so stark) Sommer: 2 x tägl. Herbst: 1 x tägl. Frühjahr: 2–3 x tägl. Herbst: 1 x tägl. in 2–3 Tagen Aussetzen in einem regenarmen Sommer/Herbst
nach dem regenarmen Winter 1900/01 ist im Sommer der Ausfluss geringer206 2–3 x tägl. (alle 9–10 h) für 35–40 min
67
Barthélemy de Salignac 1587, Tom. X,1. Siehe XV.1.1. Melchior von Seydlitz (FEYERABEND, Reyßbuch 1584, 256v). Leonhard Rau(ch)wolff (FEYERABEND, Reyßbuch 1584, 328r). Siehe XV.1.2. Griechischer Anonymus (Monac. gr. 346 a.), (KÜLZER 1994, 411). Siehe XIV.3.4. Bernardin Surius 1666, 400: tous les deux ou trois jours. Franz Ferdinand von Troilo 1676, 261. Nach dem Zeugnis einer Frau aus dem Dorf Silwān.204 Robinson wurde am Nachmittage des 30. April 1838 selbst Augenzeuge der Intermission an der Gihon-Quelle (vgl. ROBINSON, Palästina II, 1841, 156f.). Auskunft von Einheimischen aus Silwān.205 Tobler selbst beobachtete die Intermission am 22. Januar und 14. März 1846) (vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, 43f.). LEYRER, Siloah 1861, 373.
FURRER, Gichon 1869, 464.
WILSON, Picturesque Palestine 1881, 102f.
EBERS & GUTHE, Palästina 1883, 110f.
WARREN & CONDER, Survey 1884, 366. Kurze Mittheilungen, MuN 2, 1897, 29f. „Die Siloahquelle war den ganzen Sommer und Herbst lang so gut wie trocken. […] Seitdem nun die starken Regen gefallen sind, fliesst die Quelle wieder wie früher.“ SCHICK, Fount 1902, 29.
BIBERFELD, Gichon-Rätsel 1914, Anm. 2 (162). KAHLE, Heiligtümer 1910, 79 berichtet, dass es im Winter 1909/10 starken Regen gegeben habe.
„[…] von ihr erfuhren wir, daß der Wasserfluß mit unregelmäßigen Unterbrechungen stattfinde; zuweilen zwei oder dreimal täglich, und manchmal im Sommer in zwei oder drei Tagen einmal. Sie sagt, sie hätte die Quelle trocken und Menschen und Vieh, die auf sie beschränkt seien, rings herum versammelt und Durst leiden sehen; bis auf einmal das Wasser unter den Stufen und (wie sie sagt) aus dem Boden in dem innern Theile hervorzusprudeln begann und in einen reichlichen Strom abfloß.“ ROBINSON, Palästina II, 1841, 157f. 205 „Ein Araber bemerkte, daß das Wasser alle Male am Nachmittage steige und falle; ein alter Araber hingegen behauptete, so wie ein anderer ein früheres Mal, daß das Fluthen und Ebben an keine Zeit gebunden sei, daß es nicht zu gewissen, sondern zu verschiedenen Stunden des Tages stattfinde, und daß es Tage gebe, da dieses Phänomen sich nicht einstelle.“ TOBLER, Siloahquelle 1852, 45. Hierauf folgt ein Auszug aus ROBINSON, Palästina II, 1841, 157f. 206 Das Wasser erreichte im Sommer 1901 nicht einmal die unterste Stufe der unteren Treppe bei der Gihon-Quelle. Vgl. SCHICK, Fount 1902, 31. 204
68 1910 1911
1952 1975 1988 2000 2007 heute
III. Hintergründe und Strukturen Winter (Regenzeit): 3–5 x tägl. Sommer: 2 x tägl. Herbst: 1 x tägl. 2–3 x tägl. (alle 9–10 h) für 35–40 min, nach dem Ausräumen des Quellbeckens und des gesamten Leitungssystems: 8–12 x tägl. (alle 2–3 h) für 12–15 min Winter (Regenzeit): 4–5 x tägl. für 40 min Ende des Sommers: 1–2 x tägl. 3–4 x tägl. für 40 min im Frühjahr: 3–4 x tägl. für 40–60 min 3–4 x tägl. für 40–60 min 2–5 x tägl. Intermission hat ausgesetzt, Gihon-Quelle perenniert
BAEDEKER, 7. Aufl. 1910, 76f. Die Angaben beruhen wohl auf FURRER, Gichon 1869, 464. VINCENT, Underground 1911, 37. VINCENT, Chronique 1912, 567.
SIMONS, Jerusalem 1952, Anm. 2 (163).
AMIRAN, Water 1975, 75. ABU SBEIH, City 1988, 18. SHILOH, Rediscovery 2000, 53. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 57.
III.2.4.4 Rhythmus der Intermission Die genauesten Angaben zur Intermission finden sich bei Louis Hugues Vincent für das Jahr 1911. Er berichtet, dass die Intermission üblicherweise 2–3 mal tägl. (alle 9–10 h) für die Dauer von 35–40 min erfolgte.207 Nachdem die Parker-Expedition im September 1911 den Tunnel ausgeräumt hatte, intermittierte die Quelle unerwartet weitaus häufiger, nämlich 8–12 mal tägl. (alle 2–3 h), jedoch nur für 12–15 min. An einem Tage konnte sogar eine 14-malige Intermission beobachtet werden. Die Quelle schüttete in dieser Zeit die doppelte Wassermenge als üblich, obwohl es seit Mai nicht mehr geregnet hatte. Dieser Zustand blieb für die Dauer eines Monats bestehen. Am 7. November 1911 versiegte die Quelle dann für einen halben Tag völlig, bevor das Wasser erneut unter sonderbarem Geräusch (avec un bruit insolite) austrat. Danach intermittierte die Quelle wieder wie zuvor, nämlich 3–4 mal tägl.208 Die Intermission der Gihon-Quelle war in erster Linie von der Menge der gefallenen Niederschläge abhängig, von der Evapotranspiration sowie der Vorratsbildung bzw. ‑anzapfung der unterirdischen Wasserkammer. Neben saisonalen Schwankungen konnte es bei Manipulationen am Leitungssystem auch zu völlig unvorhersehbaren Unregelmäßigkeiten der Intermission kommen, wie die oben stehenden Ausführungen von Vincent belegen. III.2.5
Chemismus und Geschmack des Wassers
Im hydrologischen Jahr 2004/2005 führten Ronit Benami Amiel, Tamir Grodek und Amos Frumkin erstmalig eine umfassende physikalisch-chemische Untersuchung der Gihon-Quelle durch.209 Untersucht wurden die Schüttung, die Temperatur und die elektrische Leitfähigkeit des Quellwassers. Es zeigte sich, dass Niederschläge schon nach kurzer Zeit zu einer erhöhten Schüttung der Quelle führen. Die durchschnittliche Verweildauer des Niederschlagswassers im unterirdischen System der Quellleiter beträgt 15 bis 31 Stunden.210 Die Durchschnittstemperatur des Wassers beträgt konstant ca. 19 °C, liegt also höher als die durchschnittliDas bedeutet, dass die Gihon-Quelle größtenteils nicht fließt. Anders verhält es sich mit der Idzukquelle im Bihargebirge (Rumänien). Sie setzt alle 10–15 min (im Winter) bzw. 20–30 min (im Sommer) aus. Vgl. BÖGLI, Karsthydrographie 1978, 131. 208 Vgl. VINCENT, Underground 1911, 37. VINCENT, Chronique 1912, 567–568 m. Anm. 209 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010. Zuvor: AMIEL & al., Hydrology 2007. – Die ältere Analyse eines Prof. Kane ist bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 35 mitgeteilt: „Man hat das stark kochsalz- und schwefelhaltige Wasser, das sich als ein wahres Mineralwasser qualifizirt, einer chemischen Analyse unterworfen, nach der es, dem spezifischen Gewicht nach = 1003,5, viel Kochsalz, etwas kohlensauren und schwefelsauren Kalk, eine Spur von salzsaurer Magnesie, zugleich mit einer Menge Schwefelwasserstoffgas, enthält.“ Nach Toblers eigener Messung aus dem Jahre 1857 betrug die Dichte des Wassers der Gihon-Quelle 1003,5 kg/m³. Nach Abdampfen von 28 Unzen blieb ein Rückstand von 93 g zurück. Vgl. TOBLER, Dritte Wanderung 1859, 225f. 210 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1471. 207
III.2. Die Gihon-Quelle: hydrologische Aspekte
69
che Lufttemperatur.211 Der pH-Wert liegt bei 7,14.212 Chemisch-bakteriologische Untersuchungen ergaben zudem hohe Konzentrationen an Ca²⁺, Na⁺, Cl⁻, HCO₃⁻ und Nitraten (NO3⁻) (83–117 mg/l), außerdem eine Kontamination des Quellwassers mit Kolibakterien, was auf das Einsickern städtischer Abwässer zurückzuführen ist.213 Am 29. Mai 2002 kam es zu einer massiven Verschmutzung der Gihon-Quelle, als bei Bauarbeiten in der Sultan-Suleiman-Straße, 1.150 m weiter nördlich, eine Abwasserleitung brach. Kurze Zeit später trat die Abwässer an der Gihon-Quelle wieder aus, es war also in das Quellleitungssystem eingedrungen.214 Vom Trinken des Gihon-Wassers muss man heute dringend abraten, es ist nach dem Israel Drinking Water Standard als Trinkwasser nicht geeignet. Zeitweilig werden sogar die für Badewasser geltenden Grenzwerte überschritten.215 Ohnehin ist und war das Wasser der Gihon-Quelle kaum genießbar. Während der Geschmack des Wassers in der Antike von nachgeordneter Bedeutung war,216 weisen seit der Kreuzfahrerzeit die Reisenden auf den unangenehmen salzigen Geschmack der Gihon-Quelle hin.217 Auch im 19. Jh. ist der salzig-unangenehme Geschmack vielfach bezeugt: „von einem etwas salzigen Nebengeschmack“, „nur in Nothfällen zum Trinken gebraucht“218, „einen etwas salzichten Geschmack. […] Ich trank immer sehr wenig“219, „the water distinctly tasted like soap-suds, brought down by the water from the baths, etc., close to the Temple enclosure“220, „mit salzsaurer Soda gesättigt“221, „rein und klar aber gesalzen und schwer“222, „decidedly unpleasant“223, „etwas salziger und unangenehmer Geschmack“224 (da das Wasser durch den Schmutz der Stadt sickern muss und vom Waschen und Baden verunreinigt werde – der Baedeker-Reiseführer erklärt: „was von den zersetzten Bodenstoffen herrühren mag, durch welche es sickert“225), ein brackiger Geschmack („mâlʾha“226). Salzigen Geschmack stellte man auch bei dem Wasser des Ḥammām aš-Šifāʾ fest, weswegen man eine unterirdische Verbindung zur Gihon-Quelle vermutete (siehe S. 329).227 Die Bewohnerinnen und Bewohner des nahen Dorfes Silwān zogen stets das süße Wasser der Rogel-Quelle (Bīʾr Ayyūb) dem der Gihon-Quelle vor.228 Aufgrund des unangenehmen Geschmacks wurde selbst Regenwasser dem Wasser vom Gihon vorgezogen: […] so hoch versteigt sich auch die Verehrung des Siloah bei den Franziskanern in Jerusalem nicht, daß sie, statt ihres guten Regenwassers, das harte Wasser von Siloah auf die Tafel setzen.229 Vgl. ebd., 1471f. Die Schwankung der Wassertemperatur beträgt lediglich 0,35 °C. „Ein fast vollständiges Sichgleichbleiben der Wärme“ hatte bereits Tobler bemerkt, der im November 1845 und März 1846 nur 13 °C gemessen hatte. Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, 36f. 212 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1471. 213 Vgl. ebd., 1475 m. Fig. 9 (1477). Tobler berichtete seinerzeit von Blutegeln. Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, 35f. 214 Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 57. REICH, Excavating 2011, 183f. 215 Vgl. AMIEL & al., Characterization 2010, 1471. 216 Vgl. SIMONS, Jerusalem 1952, 164. 217 Vgl. al-Muqaddasī (GILDEMEISTER, ZDPV 7, 1884, 164): „eine Quelle von nicht besonderem Wasser“. – Guide attached to Gesta Francorum expugnantium Iherusalem 33 (RHC Hoc. 3, 1866, 511. Engl. Üs. WILKINSON 1988, 175): sed gustu amarus. – Wilhelm von Tyrus 8,4,67 (HUYGENS, CCCM 63, 1986, 390. Dt. Üs. KAUSLER 1840, 186): „nicht schmackhaft“ (nec sapidas); 8,7,20 (HUYGENS, CCCM 63, 1986, 394. Dt. Üs. KAUSLER 1840, 189): insipidas. – ErnoulBernard 11 (MAS LATRIE 1871, 123. Engl. Üs. PRINGLE, CTT 23, 2012, 149): „It is not good to drink as it is salty.“ Elle n’est mie bonne à boire, ains est sause [Var.: salée]. = Estoire de Eracles 7 (RHC Hoc. 2, 1859, 11. Engl. Üs. EDBURY, CTT 1, 1996, 17): n’est mie bone a boivre, por ce que ele est salée. = Estoires d’Outremer (JUBB, WPMS 4, 1990, 181f.): Ele n’est mie bien douce ne boine a boire, ains est ausi comme toute sause. 218 Vgl. KRUSE 1854, 32 (von der Gihon-Quelle). 219 Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, 34. 220 Alexander Fisher, zit. n. Buffalo Medical and Surgical Journal 10/10, 1871, 395. 221 Vgl. KNEUCKER, Siloah 1873, Anm. 62 (14). 222 Vgl. NEUMANN, Stadt 1877, 186. Er war Arzt in Jerusalem. 223 Vgl. WILSON, Palestine I, 1881, 103. 224 Vgl. EBERS & GUTHE, Palästina 1883, 111. 225 Vgl. BAEDEKER, 4. Aufl. 1897, 58. 226 Vgl. CLERMONT-GANNEAU, Researches I, 1899, 301. Weitere Belege bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 2 (34). 227 Vgl. DECHENT, Heilbäder 1884, 205. 228 Vgl. EBERS & GUTHE, Palästina 1883, 114. Zum Wasser der Rogel-Quelle auch TOBLER, Topographie II, 1854, 57f.: „Das Wasser ist lauter, süß, aber nicht besonders kühl; es liegt leicht in dem Magen. Wegen des süßen Geschmackes darf man annehmen, daß der Hiobsbrunnen kein Filial der Marienquelle sei, es müsste denn sein, daß durch das Durchsickern im Boden der Gehalt an salzsaurem Natrum u. s. f. verloren ginge.“ 229 TOBLER, Siloahquelle 1852, 47. – Auch andere Quellen garantierten keineswegs einen ungetrübten Trinkgenuss, wie einige Auszüge aus „Die Warte des Tempels“, der Zeitschrift der deutschen Templergesellschaft, demonstrieren sollen: Das Wasser in Beisan (Bet-Schean) sei „salzig bitter […] nur im äußersten Notfalle genießbar“. – Zur ʿAin Ṭabʿūn ist 211
70
III. Hintergründe und Strukturen
Daneben finden sich in den Jahrhunderten aber auch Zeugnisse, die eine ganz andere geschmackliche Wahrnehmung mitteilen: Für Josephus (um 80. n. Chr.) ist der Siloah „die süße und reichlich fließende Quelle“230 (τὴν πηγὴν γλυκεῖάν τε καὶ πολλὴν). Auch der Midrasch Klagelieder Rabba kennt „die Wasser von Siloa […], welche rein und süss sind“231. Jakob von Vitry (um 1226) bemerkt „süßes Wasser“232 (dulces aquas), Niccolò da Poggibonsi (1346/47) spricht von einem „großen und schönen Wasser“233 (grande acqua e bella). So äußern sich auch Anselm von Krakau234 (1508), Johannsen von Ehrenberg235 (22. Sept 1556), Laurent d’Arvieux236 (1660), Franz Ferdinand von Troilo237 (1666) und ʿAbd al-Ġanī an-Nābulusī238 (1690). Diese unterschiedliche Wahrnehmung bringt manchmal (so bei Josephus und im Midrasch) eine theologische, keine gustatorische Qualität des Wassers zum Ausdruck. In anderen Fällen ist davon auszugehen, dass sich der Geschmack des Wassers saisonal veränderte: Wir tranken oft davon an beiden Stellen [Gihon-Quelle und Birkat Silwān, JMW]. Es hat einen eigenthümlichen Geschmack, der süsslich und ein klein wenig gesalzen, aber durchaus nicht unangenehm ist. Später im Sommer, wenn das Wasser niedrig steht, soll es salziger und unangenehm werden.239
Dass das Wasser der Gihon-Quelle im Winter süß, im Sommer salzig sei, bestätigt auch Tobler: Ein Araber theilte mit, daß das Wasser im Winter süßer sei, als im Sommer, und in der That fand ich es im Jenner 1846 weit süßer, als zwei Monate vorher; auch während der Bewegung war es sehr wenig gesalzen […].240
So bietet die Angabe des Geschmacks einen aufschlussreichen Hinweis darauf, zu welcher Jahreszeit sich ein Reisender in Jerusalem aufgehalten hat. Auch hatte es Einfluss, ob man das Wasser direkt an der Gihon-Quelle trank oder erst an der Birkat Silwān, nachdem es durch den Hiskia-Tunnel geflossen war. Nach Franz Ferdinand von Troilo sei das Wasser direkt an der Gihon-Quelle „sehr frisch und wohl geschmack“241, an der Birkat Silwān aber habe das Wasser „viel Salpeter in sich/ also daß es viel tauglicher den Viehe zu sauffen/ und unterschiedene Sachen darinnen zu waschen/ als daß es die Menschen trincken sollen“242. Die mindere Qualität an der Birkat Silwān scheint ursächlich mit den dort durchgeführten Tätigkeiten (Waschen, Baden und Gerben) in Zusammenhang zu stehen.
ein „stark brackiger Geschmack“ notiert. – Als besonders ekelerregend aber erwies sich das Wasser der sogenannten Goliatquelle (ʿAin Ǧālūd): „Nun brachte man uns brackiges Wasser vom nahʿr Dschalud, in welchem sich die ganze niedere Tierwelt des feuchten Elements jener Zone zu bewegen schien […].“ Vgl. Die Warte des Tempels vom 11.10.1883 (CARMEL, Palästina-Chronik II, 1983, 16–18). 230 Vgl. Jos. Bell. 5,140 (Text u. dt. Üs. MICHEL & BAUERNFEIND, Bell. II/1, 1963, 128f.). 231 Vgl. EkhaR, Peticha 19 (7a) (WÜNSCHE, BR II, 1881, 16). Siehe VII.6.1. 232 Vgl. Jakob von Vitry 84 (DONNADIEU 2008, 338. Engl. Üs. STEWART, PPTS 11, 1896, 92). 233 Vgl. Niccolò da Poggibonsi 67 (BACCHI 1881, I,155–158 = BAGATTI, PSBF 1, 1945, 43f. Engl. Üs. BELLORINI & HOADE, PSBF 2, 1945, 37): grande acqua e bella (zur Birkat Silwān) bzw. una grande acqua, e buona (zur Gihon-Quelle). 234 Vgl. Anselm von Krakau (BASNAGE 1725, 791): habet aquas dulces fluentes (irrtümlich zur fons Rogel angegeben). 235 Vgl. Johannsen von Ehrenberg (FEYERABEND, Reyßbuch 1584, 275r): süßes Wasser (zur Gihon-Quelle). 236 Vgl. Laurent d’Arvieux 1735, 174: „eau claire & très-fraîche“. 237 Vgl. Franz Ferdinand von Troilo 1676, 262. 238 Vgl. ʿAbd al-Ġanī an-Nābulusī (GILDEMEISTER, ZDMG 36, 1882, 394): „süsses wohlschmeckendes Wasser“. Weitere Belege bei TOBLER, Siloahquelle 1852, 34f. 239 ROBINSON, Palästina II, 1841, 155. So auch ROBINSON, Palästina I, 1841, 385: „Wir tranken von dem Wasser und bemerkten einen besondern, obwohl nicht unangenehmen Geschmack. Man hatte uns gesagt, dass es nicht zum Trinken gebraucht werde; allein wir fanden hier wie am Siloam Weiber, die ihre Wasserschläuche füllten, welche sie wie Hagar auf ihren Schultern davontrugen. Sie sagten uns, sie gebrauchten es jetzt zum Trinken; im Sommer jedoch, wenn das Wasser tiefer steht, ist es nicht gut und bekommt einen salzigen Geschmack.“ ROBINSON, Forschungen 1857, 264: „Wir tranken das Wasser wiederum und konnten denselben besondern Geschmack wie früher erkennen.“ 240 TOBLER, Siloahquelle 1852, 44. Interessant ist auch ein Hinweis bei CLERMONT-GANNEAU, Researches I, 1899, 301: Ausgehend von seiner Beobachtung, dass das Gihon-Wasser von brackigem Geschmack („mâlʾha“) sei, das der RogelQuelle hingegen von gutem Geschmack („nèbèʿ ʿhelweh“), zieht er in Erwägung, dass Josephus mit der „süß und reichlich fließenden Quelle“ die Rogel-Quelle meine. Doch diese Quelle war zu Josephus Zeit unbekannt. 241 Vgl. Franz Ferdinand von Troilo 1676, 262 (zur Gihon-Quelle). 242 Vgl. ebd., 260 (zur Birkat Silwān).
IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems Gesamtdarstellung der Geschichte des Südost-Hügels: KÜCHLER, Jerusalem 2007, 2–12. REICH, Excavating 2011, 279–343. Zum Bereich der Gihon-Quelle und der Wassersysteme: NEAEHL II, 1993, 709–712 (SHILOH). REICH & SHUKRON, Giḥon 1999. REICH & SHUKRON, History 2004 = REICH & SHUKRON, History 2007. NEAEHL V, 2008, 1801–1807 (REICH & SHUKRON). Literatur bis 1993: BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, Bd. III.
Für die schriftlose Zeit ist die Geschichtsschreibung zwangsläufig auf archäologische Zeugnisse angewiesen. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick zur frühen Geschichte Jerusalems, insbesondere seiner Wassersysteme, und der maßgeblichen archäologischen Befunde dieser Zeit gegeben werden. Die Darstellung beruht im Wesentlichen auf den Publikationen der neueren Ausgrabungen von Ronny Reich und Eli Shukron. Ein wichtiger Referenzwert für die Geschichte Jerusalems ist die relative Verteilung der an der GihonQuelle gefundenen Keramik. Einige Epochen sind nicht durch Keramikfunde belegt. Dies betrifft die Spätbronze- und Eisen-I-Zeit, die persische und frühhellenistische Zeit sowie den gesamten Zeitraum von der byzantinischen bis zur mamlūkischen Zeit (siehe Tab. 2). Das Nichtvorhandensein von Keramik ist nicht gleichbedeutend mit allgemeinen Besiedlungslücken, sondern muss im Licht der archäologisch-baulichen Befunde im Quellbereich bewertet werden.
Tab. 2 Relative Verteilung der Keramik (Schätzwerte) aus dem Umgebungsbereich der Gihon-Quelle REICH & SHUKRON, History 2004, Tab. 1 (221). Erneut (mit identischen Angaben): REICH, Excavating 2011, 304f. Der Fundbereich (Reich/Shukron-Areal C, E, F und H) erstreckt sich ca. 15 m westlich, südlich und östlich der Gihon-Quelle. Vgl. REICH & SHUKRON, History 2004, Anm. 3 (222) und Fig. 1 (212).
IV.1
Grundsätzliche Bemerkungen zur Wasserversorgung Jerusalems
Nach Maßgabe aller Faktoren, die für die Gründung einer menschlichen Ansiedlung in der Antike erfüllt sein mussten, schneidet Jerusalem eher schlecht ab: Die Stadt liegt in einer steinigen Gegend in einiger Entfernung zum lokalen Hauptverkehrsweg auf der Wasserscheide des palästinischen Berglandes. Ackerflächen stehen in nur begrenztem Umfang im Kidrontal zur Verfügung, vor allem dort, wo sich das Kidrontal unmittelbar vor dem Zusammengehen mit dem Hinnomtal zu einer kleinen Ebene weitet, dem sogenannten Kessel von Silwān (siehe Abb. 1). Auch um die Wehrfähigkeit war es eher schlecht bestellt: Zwar fällt der schmale Geländesporn des Südost-Hügels an drei Seiten steil ab, doch im Norden hebt sich das Terrain auf einer Distanz von nur 150 m um 40 m.243 Hier war man Angriffen von Bogenschützen schutzlos ausgeliefert, wes-
243
Vgl. KNAUF, Jerusalem 2000, 76.
72
IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
halb Ernst Axel Knauf die These aufgestellte, dass das antike Jerusalem der Spätbronze- und Eisen-I-Zeit auf dem Tempelberg zu suchen sei, in einiger Entfernung zur Stadtquelle also, und dass erst in der Eisen-IIBCZeit auch der Südost-Hügel in das Stadtgebiet integriert worden sei.244 In Anbetracht des massiven Terrassensystems am Osthang des Südost-Hügels, das in die Eisen-I-Zeit datiert (siehe IV.4), ist diese These unhaltbar. Trotzdem zeigt sie ein grundsätzliches Problem an, über das zu entscheiden war: Wählte man die Nähe zur Quelle, ergab sich ein Verteidigungsnachteil, wählte man den strategischen Geländevorteil, gefährdete man die Wasserversorgung, was in einem anderen Sicherheitsrisiko resultierte. Dass man sich für die Nähe zur Gihon-Quelle entschied, zeigt, dass der sichere Zugang zum Wasser insgesamt wichtiger war als eine vorteilhafte Verteidigungsposition, denn mit der Wasserversorgung war „das Existenzproblem einer Stadt“245 angesprochen. Obschon Jerusalem über eine stadteigene Quelle verfügte, war ihr Nutzen durch verschiedene Umstände begrenzt. Die Gihon-Quelle hat eine im Vergleich mit anderen Quellen des Landes nur geringe Schüttung von ca. 50 m³/h (siehe III.2.3). Ihr Wasserfluss ist überdies vollständig von den Niederschlägen abhängig. Im Winter steht mehr Wasser zur Verfügung, im Sommer verringert sich der Ausfluss und bei andauernder Trockenheit kann es sogar zu einem gänzlichen Versiegen der Quelle kommen. Auch die abseitige Lage am Fuß des Südost-Hügels erwies sich in mehrfacher Hinsicht als nachteilig: Ohne Befestigungsanlagen war die Quelle jedem Angriff schutzlos ausgeliefert. Das natürliche Gefälle ermöglichte zwar die Bewässerung von Feldern im Kidrontal,246 aber in das höher gelegene Tyropoiontal konnte das Wasser auf natürlichem Wege nicht geführt werden. Auch der Transport des Wassers in die Stadt hinauf war äußerst beschwerlich: Der Höhenunterschied zwischen der Gihon-Quelle und dem Rücken des Südost-Hügels beträgt ca. 63 m. Noch ein anderer Makel haftete dieser Quelle an: Durch die Intermission war eine effektive Wasserwirtschaft maßgeblich erschwert. Man benötigte Speicherbecken, um auch dann Wasser zur Verfügung zu haben, wenn die Quelle gerade nicht floss.247 Dass das zeitweilige Aussetzen der Quelle als Makel empfunden wurde, zeigt eine alttestamentlichen Erwartung (siehe V.2.2.1): Einmal nämlich soll eine ganzjährig perennierende Quelle in Jerusalem aufbrechen und das Land zu jeder Jahreszeit mit seinem Wasser tränken. Eine paradiesische Überhöhung der Wirklichkeit! Bis dahin musste man sich mit technischen Maßnahmen behelfen, denn die Gihon-Quelle konnte nicht mehr als 2.500 Personen mit Trink- und Brauchwasser versorgen.248 Eine wachsende Bevölkerung erforderte komplexere technische Lösungen zur Regulierung und Aufspeicherung des Wassers, zur Geheimhaltung der Quelle sowie zur Erschließung weiterer Wasservorkommen. Seitdem Menschen auf dem Südost-Hügel leben, haben sie versucht, diese Herausforderungen zu lösen und die Versorgung der Stadt mit dem lebensnotwendigen Wasser sicherzustellen. Dafür brauchte es kundige Baumeister sowie Personen, die für den Betrieb und die Instandsetzung verantwortlich waren. Der Untergrund der Stadt und die Hänge des Südost-Hügels sind durchzogen von Tunneln, Stollen, Schächten, Kanälen und Speicherbecken. Nicht alle Baumaßnahmen waren von Erfolg gekrönt. Manche blieben unvollendet, andere erwiesen sich unter veränderten Bedingungen als nicht mehr praktikabel. Die Wasserwerke des Südost-Hügels bergen bis heute viele offene Fragen. Schon unter den Königen Judas wurden Becken angelegt, in denen Regenwasser gespeichert wurde (siehe Abb. 1). In den offenen Wasserspeichern wurde das Regenwasser aber schon nach kurzer Zeit ungenießbar. Die entscheidende Bedeutung kam daher den hauseigenen Zisternen zu, die das Wasser von den Dächern sammelten und es länger frisch halten konnten. Nach Gustaf Dalman hatte bis in das Jahr 1917 jedes Haus in Jerusalem eine eigene Zisterne.249 In der hellenistisch-frührömischen Zeit erhielten neue wasserbauliche Techniken in Palästina Einzug. Neben weiteren großen Becken wurden, und das war der entscheidende Fortschritt, zwei Aquädukte gebaut, um Regen- und Quellwasser aus den Bergen von Hebron nach Jerusalem zu Vgl. ebd. Zu den kritischen Einwänden gegen diese Position vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 46f. Vgl. ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 279. 246 Heute ist die Situation umgekehrt: Die Gihon-Quelle liegt bei 635,26 m. ü. M., die heutige Sohle des Kidrontals bei 646 m. Vgl. REICH & SHUKRON, History 2004, 211. 247 Vgl. SHILOH, Rediscovery 2000, 53. 248 Vgl. AMIRAN, D. H. K. In: Mazar, Benjamin & al. (Hgg.): Jerusalem. The Saga of the Holy City, Jerusalem 1954, 45 (non vidi). Zit. n. WILKINSON, Jerusalem 1974, 33. 249 Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 267. So auch NEUMANN, Stadt 1877, 179: „Gegenwärtig bilden die Cisternen das Hauptmittel, die Stadt mit Wasser zu versehen. Jedes Privathaus hat, wie bereits erwähnt, wenigstens eine oder mehrere Cisternen zur Aufnahme des Regenwassers, welches bei besonderer Sorgfalt rein und schmackhaft bleibt. Zu diesem Zwecke wird auf sehr grosse Reinlichkeit der Dächer und Höfe geachtet, und die Cisterne selbst von Zeit zu Zeit gereinigt. Auf diese Weise werden die grössern Häuser gewöhnlich bis zur nächsten Regenzeit mit Wasser versehen.“ 244 245
IV.2. Erste Besiedlungsspuren
73
leiten, so dass man stets über Frischwasser verfügte (siehe S. 115). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die vollständige Unabhängigkeit Jerusalems von der Quelle am Südost-Hügel erreicht. Nur im Belagerungsfall machte man sich das Wasser der stadteigenen Quelle wieder zunutze. Diese antiken wasserbaulichen Einrichtungen sind seitdem oft wieder instand gesetzt und ausgebaut worden. Teilweise blieben sie bis in die Neuzeit hinein in Verwendung: In der felsigen Kalksteingegend von Jerusalem sind, wie schon erwähnt, Quellen und Brunnen selten. […] Zur reichlichen Versorgung der Stadt mit Wasser dienten damals und dienen noch gegenwärtig die Privatcisternen und die benachbarten Quellen, sowie die mit ausserordentlichen Kosten construirten grossen Wasserbehälter in und ausser der Stadt und die Wasserleitung, Werke, welche noch heute existiren und in ihrer Grossartigkeit Bewunderung erregen.250
Der Gihon-Quelle kommt nur für die Frühzeit Jerusalems eine grundlegende Rolle für die Wasserversorgung der Stadt zu. Dass das Wasser der Jerusalemer Stadtquelle dennoch weltbekannt ist, hat mit anderen Faktoren zu tun, deren Untersuchung das Anliegen dieser Arbeit ist. IV.2
Erste Besiedlungsspuren
Als im Chalkolithikum251 (5. Jt. v. Chr.) erstmals Menschen auf dem Südost-Hügel Jerusalems siedelten, wählten sie diesen Ort wegen der Gihon-Quelle. In antiquity the spring was certainly what attracted a group of people to settle near it. […] This spring, from which the local population has drawn water for more than 5000 years, gained importance and more fame than most other water sources in the country.252
In der Nähe der Quelle wurden Mikrolithen (Fragmente von Flint) gefunden, die dem Epipaläolithikum, genauer der kebarischen Kultur (22.000–9.500 v. Chr.) zuzurechnen sind.253 Im unmittelbaren Bereich der Quelle konnte keine Keramik des Chalkolithikums nachgewiesen werden. Doch solche fand sich, teilweise mit Keramik der Frühbronzezeit vermischt, als Grubenverfüllung am östlichen Hang in 100 bis 200 m Entfernung südlich der Quelle.254 Solange die Menschen im 4. Jt. v. Chr. als Jäger und Sammler lebten, suchten sie die Quelle nur zeitweise auf. Hinweise auf eine dauerhafte Wohnarchitektur (zwei Breitraumhäuser aus dem Shiloh-Areal E1) sind erst aus der Zeit um 2950 v. Chr. belegt.255 Die älteste Keramik an der Quelle selbst stammt aus Grabhöhlen am Felshang oberhalb der Quelle und datiert in die protourbane FrühbronzeI-Zeit (1 % der Gesamtmenge) (siehe oben Tab. 2).
Ebd., 176f. Zum Chalkolithikum vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,51f. 252 REICH & SHUKRON, History 2004, 211. Vgl. auch TOBLER, Siloahquelle 1852, 1. VINCENT, Underground 1911, 37. AMIRAN, Water 1975, 75. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 46. KEEL, Geschichte I, 2007, 45. REICH, Excavating 2011, 13. 253 Vgl. REICH, Excavating 2011, 13. 279–81. Zur Kebāra-Zeit, in der sich die saisonale Sesshaftigkeit durchsetzte, vgl. WEIPPERT, Palästina 1988, 82–87. 254 Shiloh-Areal B, Locus 126 (vermischt mit Keramik der FB) und Locus 136 (dort unvermischt mit FB). Vgl. SHILOH, Interim Report 1984, 6f. DE GROOT & ARIEL, Ceramic Report 2000, 92f. m. Fig. 6 (100f.). – Shiloh-Areal D1. Vgl. SHILOH, Interim Report 1984, 25. ARIEL & al., Area D1, 2000, 35. – Shiloh-Areal E1 und E2. Vgl. SHILOH, Interim Report 1984, 9. 11. DE GROOT, Discussion 2012, 143f. GREENBERG, Pottery 2012. – Reich/Shukron-Areal B. Vgl. REICH & SHUKRON, History 2004, 211. REICH, Excavating 2011, 281. – Der Schlussbericht zum Shiloh-Areal D2 steht noch aus. – Für eine Übersicht der chalkolithischen und frühbronzezeitlichen Funde vgl. SHILOH, Interim Report 1984, 25 m. Tab. 2 (4). REICH, Excavating 2011, Fig. 181 (280). Das Chalkolithikum und die Frühbronze-I-Zeit entsprechen den Strata 21–20 der Excavations of the City of David. Zur Stratigraphie vgl. ARIEL & LENDER, Area B, 2000, 3 m. Plänen 1 (4). 7 (28). 9 (29). 10 (30). 255 Vgl. DE GROOT, Discussion 2012, 144. 250 251
74 IV.3
IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems Die Wassersysteme der Mittelbronze-II-Zeit (2000–1550 v. Chr.)
Um 1800 v. Chr., dem Übergang von der Mittelbronze-IIA-Zeit zur Mittelbronze-IIB-Zeit,256 wurde Jerusalem mit einer mächtigen Stadtmauer257 umgeben und wuchs zu einer Stadt mit schätzungsweise 2.000 Einwohnern heran. Aus der Mittelbronze-II-Zeit stammen 4 % der im Bereich der Gihon-Quelle gefundenen Keramik (siehe oben Tab. 2).258 IV.3.1
Das Brunnenbecken (Rock-Cut Pool) und die Befestigungsanlagen an der Gihon-Quelle
Die gewachsene Stadt war nun auf Möglichkeiten zur Aufspeicherung des Quellwassers angewiesen, wenn in den Zeiten, in denen sich der Ausfluss der intermittierenden Quelle verringerte oder diese sogar ganz aussetzte, für eine ausreichende Wasserreserve gesorgt sein sollte. Für eine sichere Versorgung musste ein Wasserspeicher angelegt und an die Quelle angeschlossen werden. So wurde in unmittelbarer Nähe zur Quelle ein großes Becken in den Fels gehauen, der sogenannte Rock-Cut Pool (15 x 10 m; Tiefe: 14 m).259 Die Leitungen 2 und 3 speisten das Becken mit dem Wasser der Gihon-Quelle. Seine Wände waren geglättet und nach innen geneigt, so dass es unmöglich war, die Beckenwände hinaufzuklettern. Eine vordringliche Aufgabe war nun die Sicherung dieses Beckens und der Gihon-Quelle selbst. Die mittelbronzezeitliche Stadtmauer verlief am Hang oberhalb der Gihon-Quelle, so dass sich die untenliegende Quelle außerhalb der Ummauerung befand. Zu ihrem Schutz wurde ein massiv gesicherter Korridor angelegt, der aus zwei parallel zueinander verlaufenden Mauern (Stärke jeweils 3–3,5 m) bestand, die einen schmalen Durchgang von 2,3 m Breite bildeten.260 Die hier gefundene Aufschüttung enthält Keramik der MittelbronzeII-Zeit, was die Datierung des Korridors ermöglicht. Die nördliche Mauer (Reich/Shukron Wall 108) wurde bereits von der Parker-Expedition entdeckt (Parker/Vincent Wall 17 in Tunnel XIV).261 Sie lässt sich auf einer Strecke von 24 m verfolgen und ist bis zu einer Höhe von 8 m erhalten. Beide Mauern führen in die südliche Höhle des Warren-Tunnel-Systems (siehe IV.3.2) hinein und dann über die Höhle hinweg weiter den Hang hinauf.262 Wo dieser gesicherte Korridor endete, ob er an die östliche Stadtmauer in der Art einer Bastion anschließt, ist noch nicht geklärt. Der Korridor schuf eine gesicherte Verbindung zwischen der Stadt und dem Brunnenbecken. Die lange vertretene Ansicht, dass sich die Quelle schutzlos außerhalb der Stadtmauern befunden habe, ist damit widerlegt. Die Gihon-Quelle selbst wurde mit einem massiven Turm (Spring Tower, im Folgenden: Quellturm) von 18 x 14 m umgeben, der die Quelle einfasste und an den soeben beschriebenen Korridor anschloss. Die Südwand des Turmes ist in den unteren Lagen 6,5 m stark und verjüngt sich nach oben auf 4 m, die Ostwand, die dem Kidrontal zugewandt ist, weist sogar eine Mauerstärke von 7 m auf. In Jerusalem sind massivere Bauwerke erst aus der herodianischen Zeit bekannt. Da die Quelle durch diese massive Sicherungsmaßnahme 256 Zur Mittelbronze-IIAB-Zeit (2000–1550 v. Chr.) vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,54–56. REICH & SHUKRON, History 2004, 212–213. REICH, Excavating 2011, 284–287. Die Bronzezeit (3200–1200 v. Chr.) weist einige Fundlücken auf, in der zwar Grabanlagen belegt sind, jedoch Siedlungsbefunde vollständig fehlen: Frühbronze-III-Zeit (2600–2200 v. Chr.; vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,53), Übergang Frühbronze-Mittelbronzezeit (2200–2000 v. Chr.; vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,53. REICH, Excavating 2011, 283–284) und Übergang Mittelbronze-II-Zeit-Spätbronzezeit (1700–1300 v. Chr.; vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,56f.). Trotz dieser Fundlücken ist davon auszugehen, dass auch in Zeiten, in denen der Südost-Hügel nicht besiedelt war, die Gihon-Quelle von umherziehenden Hirten frequentiert wurde. 257 Ronny Reich und Eli Shukron äußern neuerdings Zweifel, dass es sich bei der Kenyon-Mauer NB um die mittelbronzezeitliche Stadtmauer Jerusalems handelt. Diese Mauer verhalte sich sekundär zu Wall 108 des gesicherten Korridors. Auch führt die Kenyon-Mauer NB nicht in direkter Linie auf der anderen (südlichen) Seite des Korridors weiter, wie CHALAF & UZIEL, Walls 2018, 26* zeigen konnten (sie vermuten allerdings einen Rücksprung in der Mauerlinie). Die Kenyon-Mauer NB sei daher als lokale Mauer anzusehen. Vgl. REICH & SHUKRON, Discovery 2009, 30*. REICH & SHUKRON, Fortification 2010, 22*. REICH, Excavating 2011, 260f. 258 Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 333. 259 Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 331f. REICH & SHUKRON, History 2004, 213. REICH, Excavating 2011, 206–219. VINCENT, Underground 1911, 8 dachte an eine unterirdische Kammer („Round Chamber“). 260 Zum Korridor und dem Quellturm vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 329. 332. REICH & SHUKRON, History 2004, 212f. m. Fig. 2–5. REICH & SHUKRON, Discovery 2009. REICH & SHUKRON, Fortification 2010. REICH, Excavating 2011, 163–169. 251–261 m. vielen Abb. Die Ausgräber Reich und Shukron haben diese Anlage zuvor für einen Turm (Pool Tower) gehalten. Bereits als Korridor gedeutet bei MEIRON, Look 2002, 12. Rekonstruktion der Anlage: REICH, Excavating 2011, S. 255. 261 Vgl. REICH & SHUKRON, Fortification 2010, 15*f. 262 Vgl. REICH & SHUKRON, Discovery 2009, Fig. 4 (20*) u. Fig. 6 (23*).
IV.3. Die Wassersysteme der Mittelbronze-II-Zeit (2000–1550 v. Chr.)
75
kaum noch zugänglich oder sogar ganz blockiert war, musste das Wasser im Brunnenbecken geschöpft werden.263 Sowohl der Quellturm als auch der gesicherte Korridor blieben bis in die späte Eisen-II-Zeit (7. Jh. v. Chr.) in Gebrauch.264 Wie das Brunnenbecken an seiner östlichen und südlichen Seite gesichert war, ist noch unklar und bedarf weiterer archäologischer Forschung.265 IV.3.2
Der Warren-Tunnel (erste Bauphase nach Ronny Reich und Eli Shukron)
Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Brunnenbeckens wurde im 18./17. Jh. v. Chr. ein unterirdischer Zugang von der Stadt zum Brunnenbecken angelegt, der sogenannte Warren-Tunnel. Er besteht aus einem schrägen Tunnelteil von 39 m Länge, der 12,7 m in die Tiefe führt, und einem 29 m langen horizontalen Teil von 2,5–3 m Breite und 1,5–5,5 m Höhe. Die Existenz des vertikalen Schachts (Warren-Schacht) war in dieser Phase noch unbekannt.266 Die Arbeiten wurden gleichzeitig von der Stadt und dem Brunnenbecken aus begonnen, wobei sich die beiden Bautrupps entlang der Kontaktfläche zwischen dem weichen Meleke und dem darunter folgenden harten Kalk des Mizzi Ahmar aufeinander zuarbeiteten. IV.3.3
Kanal 2 (nördlicher Teil)
Von der Gihon-Quelle führt eine Leitung (Kanal 2) entlang des Osthangs des Südost-Hügels auf einer Gesamtstrecke von 400 m nach Süden.267 Dieser Kanal wurde auf den ersten 190 m von der Quelle aus V-förmig in den Felsen geschlagen und dann oben mit massiven Platten abgedeckt. Die Abdeckung ist ohne größere Sorgfalt ausgeführt worden, „with a visible haste and the only idea of discouraging every trial to reopen the gallery, which so much trouble had been taken to conceal.“268 Das Fundament der Südwand des Quellturmes setzt unmittelbar auf dieser Abdeckung auf. Der Kanal ist also älter als der Turm. Er folgt dem Hang auf gleichbleibender Höhenlinie, so dass an keiner Stelle tiefer als 4 bis 5 m in den Fels gegraben werden musste. Der südliche Teil ist anders, nämlich als Tunnel angelegt. Ronny Reich und Eli Shukron unterscheiden aufgrund dieser unterschiedlichen Machart zwei Bauphasen: den nördlichen, abgedeckten Teil von Kanal 2, der in das 18./17. Jh. v. Chr. zu datieren ist, und den südlichen Teil, der als Tunnel ausgeführt ist. Er wurde erst 1000 Jahre später angefertigt (siehe IV.5.1). Der Kanal 2 wird in der Literatur nach seinem Entdecker Conrad Schick (Grabungen 1886 und 1890) auch als Schick-Kanal bezeichnet. Mehrheitlich wird Kanal 2 mit dem Siloah aus Jes 8,6 identifiziert (siehe Anm. 545).269 Die behauptete Nutzung dieses Kanals zur Bewässerung der Felder im Kidrontal ist mittlerweile fraglich geworden, da seitliche Ableitungskanäle fehlen und etwas tiefer eine weitere Leitung (Kanal 1; siehe unten) verläuft.270 Möglicherweise diente der Kanal auch dazu, das am Hang ablaufende Oberflächenwasser zu sammeln.271 Wo Kanal 2 in seiner ersten Bauphase genau endete, ist nicht sicher. Ronny Reich vermutet, dass das Wasser in ein Becken geleitet wurde, das sich irgendwo unten im Kidrontal befand, oder dass sich ein Vgl. REICH & SHUKRON, Setting 2009, 21*. Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 337. 333. REICH & SHUKRON, History 2004, 216. UZIEL & al., Use 2013. 265 Bei REICH & SHUKRON, History 2004, 213 findet sich noch die Vermutung eines südlich des Beckens gelegenen Turmes. 266 Das System in der Gesamtheit seiner beiden Bauphasen wird als Warren-Tunnel-System bezeichnet. Es umfasst den horizontalen Tunnel (Warren-Tunnel) der ersten Bauphase und den vertikalen Schacht (Warren-Schacht), der erst in der zweiten Bauphase zufällig entdeckt wurde. Kritische Einwände gegen die Unterscheidung zweier Bauphasen, die sich aber nicht erhärtet haben, bei MEIRON, Look 2002. Er hat das Brunnenbecken nicht als Wasserspeicher, sondern als künstlichen Hang zur Verteidigung des Korridors gedeutet. Auch GUIL, Perspective 2017, 147 stellt die Funktion als Wasserspeicher in Abrede: „the Rock-Cut Pool was not a ‚pool‘ functioning as a water reservoir but rather a deep levelled surface serving some other purpose.“ Er geht auch davon aus, dass die Existenz des Warren-Schachts bereits in der Mittelbronze-II-Zeit bekannt war (vgl. ebd., 152f.). – Literatur zum Warren-Tunnel-System: VINCENT, Underground 1911, 11–16. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 43f. SHILOH, Rediscovery 2000. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 335–336. REICH, Excavating 2011, 136–138. Spätere Datierungen: VINCENT, Underground 1911, 35 nimmt das 11. Jh. v. Chr. an, SHILOH, Rediscovery 2000, 54 das 10./9. Jh. v. Chr. (Stratum 14). 267 Literatur: VINCENT, Underground 1911, 6–8. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 44f. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 329–31. 337. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002. REICH & SHUKRON, History 2004, 213. REICH, Excavating 2011, 158–163. Karte: REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, Fig. 1 (2). 268 VINCENT, Underground 1911, 7. 269 Früher wurde der Kanal für ein Werk Salomos gehalten. Vgl. SHANKS, City 1973, 89, der von „Solomon’s irrigation channel“ spricht. 270 Vgl. REICH, Excavating 2011, 127. 161. 315. 271 Vgl. SHILOH, Rediscovery 2000, 53. 263 264
76
IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
anderer Kanal anschloss, der bislang unentdeckt ist.272 Weitergehende archäologische Untersuchungen an dieser Stelle sind aufgrund der dichten Wohnbebauung nicht möglich. Der außenliegende Kanal 2 stellte für die Wasserversorgung Jerusalems in der Mittelbronze-II-Zeit ein Sicherheitsrisiko dar, da Feinde einfachen Zugang zum Wasser finden konnten.273 Dass es ein gängiges Mittel der antiken Belagerungstaktik war, eine Stadt von ihrer Wasserversorgung abzuschneiden, zeigt ein assyrisches Palastrelief.274 Dargestellt ist die Belagerung einer (israelitischen?) Stadt (Ya’aqov Baumgarten denkt an Megiddo). Außerhalb der Stadt (rechts unten) ist ein assyrischer Soldat zu sehen, der mit einem Messer das Seil eines Eimers durchschneidet, der symbolisch für die Wasserversorgung steht. Hier wird gezeigt, wie mit minimalen Mitteln das Schicksal einer Stadt besiegelt werden konnte, wenn es (z. B. mithilfe von Verrätern) gelang, deren Wasserversorgung zu unterbrechen. Das Messer steht dabei in einem eindrücklichen Kontrast zu der stark befestigten Toranlage: Wenn die Versorgung mit Wasser unterbrochen war, konnte selbst eine starke Befestigung die Stadt nicht mehr retten. Da die Gihon-Quelle selbst gut gesichert war und eine Unterbrechung von Kanal 2 für den Zugang zur Quelle unerheblich gewesen wäre, drohte in Jerusalem nicht die Gefahr, vom Wasser abgeschnitten zu werden. Aber die Verteidigungsstrategie Jerusalems zielte zu allen Zeiten darauf ab, den Feind durch das Verstopfen der Quellen von der Wasserversorgung abzuschneiden.275 In mehreren Texten kommt so die Befürchtung zum Ausdruck, dass Feinde Zugang zum Wasser erlangen könnten (2Chr 30,4; VP 1,4; Jos. Bell. 5,409– 412). In dieser Hinsicht war Kanal 2 ein Schwachpunkt im Sicherheitskonzept der Stadt, denn Feinde erhielten so die Gelegenheit, sich mit Wasser zu versorgen. Auch konnte der Versuch unternommen werden, durch den Kanal zum Brunnenbecken und zur Gihon-Quelle vorzudringen. IV.4
Spätbronzezeit und Eisen-I-Zeit (1550–1000 v. Chr.)
In der Spätbronze-IIAB-Zeit276 (1400–1200 v. Chr.) bestand im Schutz der mittelbronzezeitlichen Stadtmauern eine befestigte Siedlung. Die Korrespondenz des Jerusalemer Fürsten Abdi-Ḫepa mit den ägyptischen Pharaonen des 14. Jh. v. Chr. ist im Staatsarchiv von Tell el-ʿAmārna in Form von sechs Tontafeln, die in Keilschrift formuliert sind, erhalten (EA 285–290).277 Aus ihnen geht hervor, dass die Stadt zwar einen regionalen Machtfaktor darstellte, aber mit seinen Nachbarn in vielfache Streitigkeiten und Intrigen verwickelt war. Archäologische Belege aus dieser Zeit sind rar. Auch die spärlichen Siedlungsreste der Eisen-I-Zeit278 (1200–1000 v. Chr.) finden sich ausschließlich in dem Bereich, der von den mittelbronzezeitlichen Stadtmauern umschlossen war. Bemerkenswert ist ein 20 m hohes Stützsystem aus Terrassenmauern, über das zum Schutz vor dem Auswaschen durch Regenfall ein getreppter Steinmantel gelegt wurde.279 Dieses Stützsystem diente wohl zur Fundierung einer vorisraelitischen Palast- oder Tempelanlage des 12./11. Jh. v. Chr.280 Um 997 v. Chr. soll die Eroberung (besser: Inbesitznahme) Jerusalems durch David erfolgt sein (2Sam 5,6–8; siehe V.2.5). Es wird ferner berichtet, dass sein Sohn Salomo an der Gihon-Quelle zum König gesalbt wurde (1Kön 1; siehe V.2.1). Keramik der Spätbronze- und der Eisen-I-Zeit wurde im Bereich der Gihon-Quelle nicht gefunden (siehe oben Tab. 2). Ronny Reich nimmt an, dass der Zugang zur Quelle und auch das Brunnenbecken in dieser Zeit blockiert waren und das Wasser des Gihon am südlichen Ausfluss von Kanal 2 geschöpft wurden musste, wo sich vermutlich ein Reservoir befand.281
Vgl. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 5. REICH & SHUKRON, Setting 2009, 21*. REICH, Excavating 2011, 306. Erst ab dem 8. Jh. v. Chr. sicherte eine weitere Stadtmauer (City-Wall 501) den Kanal (siehe S. 84). 274 Bas-Relief aus der Zeit Assurnasirpals II. (regierte 883–859 v. Chr.) aus dem Nord-West-Palast in Ninive (1847 n. Chr. von Austen Henry Layard gefunden, BM 118906). Vgl. KEEL & al., OLB 1, 1984, Abb. 129 (293). BAUMGARTEN, Water-Pulley 2002, 234. 275 So geschehen: 132/131 v. Chr. (Antiochus VII. Euergetes; siehe VI.5.1), 63 v. Chr. (Pompeius; siehe VI.5.2), 70 N. CHR. (Titus; siehe VI.5.3), 1099 n. Chr. (Kreuzfahrer; siehe XII.1) und 1191 n. Chr. (Saladin; siehe XIII.1). 276 Zur Spätbronze-IIAB-Zeit (1400–1200 v. Chr.) vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,57f. REICH & SHUKRON, History 2004, 213–214. REICH, Excavating 2011, 288–290. 277 Publikation (in Auswahl): WEIPPERT, Textbuch 2010, 125–145, hier die Nr. 057–060. 278 Zur Eisen-I-Zeit (1200–1000 v. Chr.) vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,59. 279 Nach REICH, Excavating 2011, 133 sind beide Komponenten, das Terrassensystem und der Steinmantel, zeitgleich errichtet worden. Andere weisen sie unterschiedlichen Epochen zu. 280 Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 23–25. 281 Vgl. REICH & SHUKRON, History 2004, 213. REICH, Excavating 2011, 305f. 272 273
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.) IV.5
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Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
Aus der Eisen-II-Zeit282 stammt die zweitgrößte Menge an Keramik, die im Bereich der Gihon-Quelle gefunden wurde (10 % der Gesamtmenge; siehe oben Tab. 2). Dieser auffällige Befund erklärt sich durch eine Vielzahl an Baumaßnahmen, die in diesem Zeitraum an der Quelle durchgeführt wurden. IV.5.1
Verlängerung von Kanal 2 (südlicher Teil)
Nach Ronny Reich und Eli Shukron wurde Kanal 2 im späten 8. Jh. v. Chr., also ein Jahrtausend nach der Anlage des nördlichen Teils, weiter in den Süden verlängert, nun nicht mehr als von oben in den Felsen gearbeiteter Kanal, sondern als ein vollständig unterirdisch verlaufender Tunnel. Die Felsbearbeitung weist dabei große Ähnlichkeit zu dem Hiskia-Tunnel auf.283 Eindeutige Datierungshinweise fehlen zwar, aber die Verlängerung wurde vermutlich einige Zeit vor dem Bau des gleich zu besprechenden Hiskia-Tunnels vorgenommen.284 Der verlängerte Kanal 2 diente dazu, das Wasser der Gihon-Quelle einem Becken im Bereich der heutigen Birkat al-Ḥamra zuzuleiten. Der Verlauf der eisenzeitlichen Stadtmauer in diesem Bereich ist ungeklärt. IV.5.2
Kanal 1
Ein weiterer Kanal, der sogenannte Kanal Mastermans (im Folgenden als Kanal 1 bezeichnet), befand sich weiter unten im Kidrontal.285 Er lässt sich archäologisch auf einer Länge von 120 m verfolgen und konnte noch 220 m südlich der Gihon-Quelle nachgewiesen werden (Reich/Shukron-Areal A und J). Kanal 1 ist in die Eisen-II-Zeit (8. Jh. v. Chr.) zu datieren.286 Sein Zweck ist nicht geklärt. IV.5.3
Absenkung des Warren-Tunnels
Im 8. Jh. v. Chr. wurde der horizontale Teil des Warren-Tunnels an seinem südlichen Ende abgesenkt, vermutlich um einen direkten Zugang zur Gihon-Quelle zu schaffen. Dabei wurde zufällig der vertikale Schacht entdeckt, der als Warren-Schacht bekannt ist und einen unterirdischen Zugang zur Quelle ermöglichte. Diese Maßnahme ist ausführlich unter IV.5.5.6 beschrieben im Zusammenhang mit den Vorbereitungen, die Hiskia traf, als sich 701 v. Chr. die Assyrer Jerusalem näherten. IV.5.4
Bau des Hiskia-Tunnels
Bald nach der Verlängerung von Kanal 2 nach Süden wurde mit der Anlage eines zweiten Ableitungssystems begonnen, das das Wasser nun nicht mehr entlang der Außenseite des Südost-Hügels nach Süden führte, sondern unter diesem hindurch nach (Süd-)Westen in das Tyropoiontal. Die Errichtung dieses Systems wird Hiskia zugeschrieben, weshalb im Folgenden die Bezeichnung Hiskia-Tunnel verwendet wird.287 Die Gesamtlänge von der Gihon-Quelle bis zu der südwestlichen Ausmündung an der Birkat Silwān beträgt 533,10 m, der eigentliche Tunnel (Leitung 8) ist 512,50 m lang.288 Er ist über Leitung 6 (20,60 m) an die Gihon-Quelle angeschlossen. Der Tunnel weist einen auffälligen Verlauf in S-Form auf. Er wurde im Gegenortverfahren angelegt und auf seiner ganzen Länge in den harten dolomitischen Kalk des Mizzi Ahmar geschlagen. Im Norden führt der Tunnel zunächst in einer Schleife nach Westen zu, wendet sich dann nach Südosten, um sich dann in einer Schleife nach Südwesten zu richten. Da die direkte Luftlinie zwischen der
282 Literatur: BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,60–85. REICH & SHUKRON, History 2004, 216–217. REICH, Excavating 2011, 306–317. 283 Vgl. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 3. 284 Vgl. ebd., 5. 285 Vgl. REICH, Excavating 2011, 177. 181–183. 286 Vgl. NEAEHL V, 2008, 1806 (REICH). 287 Zum Hiskia-Tunnel: VINCENT, Underground 1911, 16–24. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 56–58. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,181. 186–190 (mit Inschrift). GREWE, Licht 1998, 48–52. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 45. REICH, Excavating 2011, 184–205. Zur sogenannten „Siloah“-Inschrift siehe IV.5.5.5. Zur biblischen Erwähnung des Hiskia-Tunnels siehe IV.5.5.2. 288 Vgl. ROBINSON, Palästina II, 1841, 152f. (1750′ = 533,4 m). GILL, Geology 1996, 18f. ROSENBERG, Siloam 1998, 116. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 184f. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 59. Anders USSISHKIN, Length 1976, 92f., der davon ausgeht, dass der Hiskia-Tunnel ursprünglich sogar 643 m lang war (siehe IV.5.4.1).
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IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
Gihon-Quelle und der Tunnel-Ausmündung 320 m beträgt, ist der Tunnel um 210 m zu lang geraten.289 Der Tunnel hat eine weitgehend gleichbleibende Breite von 60 cm. Die Höhe variiert dagegen beträchtlich: Im Durchschnitt beträgt sie 1,7 bis 2 m, an der niedrigsten Stelle nur 1,4 m. Auf den letzten 50 m vor der Ausmündung erhöht sich der Tunnel auf 5 m.290 Das Gefälle beträgt über den gesamten Tunnelverlauf lediglich 32 cm (rechnerisch 0,6 mm pro m).291 Der Hiskia-Tunnel liegt über 2 m tiefer als Kanal 2 (siehe II.2). Mit seiner Inbetriebnahme wurde dem Kanal das Wasser entzogen, so dass das Brunnenbecken trocken fiel, das über Leitung 3 und Kanal 2 von der Gihon-Quelle gespeist wurde. Im ungenutzten Brunnenbecken wurde in der Eisen-II-Zeit (8. Jh. v. Chr.) ein Wohnhaus errichtet.292 Dagegen belegen Reparaturen am gesicherten Korridor und am Quellturm, dass diese Verteidigungsanlagen bis in die späte Eisen-II-Zeit (7. Jh. v. Chr.) in Verwendung blieben.293 Allerdings wurde beim Bau des Hiskia-Tunnels die Kammer des Quellturms verfüllt, so dass der Zugang zur Quelle spätestens seit dieser Zeit blockiert war.294 IV.5.4.1 Die Länge des Tunnels Ausgehend von der in der „Siloah“-Inschrift (siehe IV.5.5.5) genannten Länge des Tunnels von 1.200 Ellen hat David Ussishkin die These aufgestellt, dass ursprünglich auch Kanal 4 zum Hiskia-Tunnel gehört habe, so dass die gesamte Länge ursprünglich 643 m betragen habe.295 Der Tunnel habe damals zu einem Becken am Osthang des Südost-Hügels geführt, dass sich außerhalb der Stadtmauern befunden habe.296 Durch Steinbrucharbeiten im Zuge der Neugründung Jerusalems als Aelia Capitolina unter Hadrian sei dann der Tunnel erst im 2. Jh. n. Chr. auf seine heutige Länge verkürzt worden. Die Birkat Silwān sei daher nicht der ursprüngliche Ausmündungsort des Hiskia-Tunnels.297 Diese These ist wenig überzeugend.298 Ein längerer Tunnel würde den bislang auf halber Strecke liegenden Treffpunkt der beiden Baugruppen zu ungleichen Teilen verschieben (298,6 m zu 429 m). Der südliche Bautrupp hätte eine deutlich längere Strecke mit einer zusätzlichen Windung bewältigen müssen. Auch die „Siloah“-Inschrift würde weit hinein in den Tunnel rücken, was nicht zu der klar erkennbaren Absicht passt, die Inschriften in der Nähe der beiden Tunnelenden zu positionieren.299 Auch lässt sich ein nach Osten in das Kidrontal führender Tunnel nicht mit der Angabe aus 2Chr 32,30 in Übereinstimmung bringen, wonach Hiskia das Wasser in den Westen der Davidstadt geleitet habe. Zwar merkt Ussishkin richtig an, dass der Chronist einer späteren Wahrnehmung Ausdruck verleiht,300 aber die Steinbrucharbeiten, die angeblich den Tunnel Die Angaben variieren etwas: ROBINSON, Palästina II, 1841, 152f.: 1110′ = 338,3 m; so auch TOBLER, Siloahquelle 1852, 9. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 57: 324 m. KOPP, Stätten 1959, Anm. 4 (371f.): 335–340 m. 320 m haben: GILL, Geology 1996, 18f. ROSENBERG, Siloam 1998, 116. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 184f. 290 Vgl. den Längsschnitt bei GILL, Geology 1996, Fig. 8 (20). 291 Vgl. ebd., 18f. So auch REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 184f. (30 cm). KÜCHLER, Jerusalem 2007, 59. Sehr abweichend VINCENT, Underground 1911, 19, der das Gefälle mit 2,18 m angibt. 292 Vgl. REICH, Excavating 2011, 210. 293 Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 337. 333. REICH & SHUKRON, History 2004, 216. UZIEL & al., Use 2013. 294 „It is to be assumed that in addition to cutting the tunnel to divert the water, the small cell of the Canaanite Spring Tower was filled with large stone blocks. This blockage remained in place until the end of the Second Temple period, sometime in the first century BCE, when it was opened again.“ REICH, Excavating 2011, 305. Vgl. auch REICH & SHUKRON, History 2004, 217. REICH & SHUKRON, Setting 2009, 22*. 295 Vgl. USSISHKIN, Length 1976. Erneuert: USSISHKIN, Water 1995. Ussishkin legt für seine Berechnung die lange Elle von 52,5 cm zugrunde (rechnerische Länge: 630 m). Vgl. USSISHKIN, Length 1976, 88f. u. Appendix II (93–95). 296 Vgl. ebd., bes. 85. An der vermuteten Stelle wurde 1977 von David Adan-Bayewitz ein Becken entdeckt (AdanBecken), das jedoch in das 1. Jh. n. Chr. datiert. Vgl. ADAN, Fountain 1979, 99f. Ussishkin entgegnete darauf, dass sein vermutetes Becken sich entweder weiter östlich befinde oder das Adan-Becken dieses überbaut habe. Vgl. USSISHKIN, Water 1995, 296. Naseeb Shaheen hat Kanal 4 dagegen als eine Art geheime Versickerungsanlage gedeutet: „For whenever the Pool of Siloam was full, the excess overflowed outside the city walls, but the overflow was concealed by excavating another underground channel from the Pool to the bottom of the Kedron and Hinnom Valley where the water dissipated itself beneath the soil in the vale without arousing suspicions as to its origin. Vegetation in the bottom of a valley is common in Palestine even in the dry seasons.“ SHAHEEN, Siloam 1977, 110. 297 Ussishkins These sind u. a. DONNER, Geschichte II, 2008, Anm. 53 (360) und WEIPPERT, Textbuch 2010, Anm. 17 (329) u. Anm. 63 (466) gefolgt. Ablehnend: ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 286. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,19f. REICH, Excavating 2011, 188–190. 298 Vgl. zum Folgenden besonders die Einwände bei REICH, Length 2006. 299 Eine weitere Inschrift sollte am Brunnenbecken angebracht werden, wo sich schon eine entsprechend vorbereitete Fläche fand. Siehe S. 86. 300 Vgl. USSISHKIN, Water 1995, 294. 289
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
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verkürzt haben sollen und ihn schließlich im Westen der Davidstadt enden ließen, erfolgten erst im 2. bis 3. Jh. n. Chr.301 Wie also konnte der Chronist Jahrhunderte vor der Verkürzung des Tunnels zu dieser Ansicht kommen? Zudem unterscheidet sich die Art der Felsbearbeitung im Hiskia-Tunnel deutlich von der in Kanal 4; auch Höhe, Querprofil und Gefälle sind sich nicht ähnlich.302 Der Tunnelteil, der nach Ussishkins These den Steinbrucharbeiten zum Opfer fiel, hätte ein Gefälle von 2 m gehabt, was dem 13-fachen des restlichen Tunnels entspräche. Gegen die These einer Verkürzung durch Steinbrucharbeiten spricht auch, dass beide Tunnel in den Mizzi Ahmar geschlagen wurden, der nur in Ausnahmefällen als Baumaterial genutzt wurde, weil er so schwer zu bearbeiten war. Ohnehin fehlen an Kanal 4 die typischen Anzeichen von Steinbrucharbeiten.303 Zuletzt ist die Frage nach dem Mehrwert eines Tunnels zu stellen, der doch keinen anderen Nutzen gehabt hätte als der ohnehin schon vorhandene Kanal 2: In beiden Fällen wäre das Wasser der Gihon-Quelle an einen Punkt irgendwo im südlichen Kidrontal geleitet worden.304 Diese Einwände sprechen in ihrer Gesamtheit klar gegen die von Ussishkin vertretene Annahme eines ursprünglich längeren Tunnels. Es ist allenfalls denkbar, dass der Hiskia-Tunnel bei der Anlage des römischen Portikus um wenige Meter verkürzt wurde.305 So bleibt festzuhalten: Vom ersten Tag an endete der Hiskia-Tunnel in etwa dort, wo sich seine heutige Ausmündung befindet.306 Ob hier ein Becken angelegt war, das mit Guthes Becken identifiziert werden könnte, bleibt eine offene Frage.307 IV.5.4.2 Der sonderbare S-förmige Verlauf Nach wie vor gibt der gewundene Verlauf des Tunnels Rätsel auf: Wieso haben die damaligen Arbeiter die unnötige Mühe auf sich genommen, den Tunnel zwei Drittel länger in den Fels zu schlagen als es bei einer direkten Verbindung zur Quelle erforderlich gewesen wäre? Wie viele Arbeiter waren überhaupt auf der Baustelle beschäftigt? Wie wurden Beleuchtung und Bewetterung im Tunnel organisiert? Wie schaffte man es, sich untertage vertikal und horizontal zu orientieren? Wie lange dauerten die Arbeiten? Warum weicht der Tunnel in seinem nördlichen Teil so weit nach Westen ab? Sollte der Tunnel das Tyropoiontal ursprünglich weiter im Norden erreichen? Diese Fragen lassen sich nur indirekt aus dem Hiskia-Tunnel ableiten: In Ermangelung authentischer technischer Berichte, auch der Bauzeichnungen und Baupläne, sind die Kenntnisse von der in einem Bauwerk steckenden Technik nur aus dem Bauwerk selbst herauszulesen, eine zweifellos interessante, wenn auch bezüglich der Interpretation und Folgerung nicht immer ungefährliche Aufgabe.308
Mittlerweile ist sicher, dass für den Bau des Tunnels verschiedene Faktoren zu berücksichtigen sind. Die sonderbare Krümmung ist kaum auf die „Ungeschicklichkeit des Baumeisters, der einmal über das andere die falschen Richtungen wieder verbesserte“ zurückzuführen, wie noch Titus Tobler meinte.309 Sicherlich gab es nicht den einen Masterplan, sondern der Bau des Tunnels musste das eine auf das andere Mal den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Aus der „Siloah“-Inschrift geht hervor, dass auf den letzten Metern „As mentioned above, the last segment of the Siloam Tunnel was destroyed during the period of Aelia Capitolina, and from now onwards the water emerged from the tunnel at the site of the present-day Siloam Pool.“ Ebd., 298. 302 Vgl. REICH, Length 2006, 798f. Reich und Shukron nehmen an, dass Kanal 4 von der Außenseite her in den Felsüberhang an der Südspitze des Südost-Hügel geschlagen wurde, wodurch diese Leitung seit jeher an ihrer Seite offen war (vgl. Abb. 124). 303 Vgl. ebd., 799. 304 Diesen Einwand greift auch USSISHKIN, Water 1995, 302 auf: „The water system of the Siloam Tunnel replaced the water system of Canal II which also led the Gihon waters to the same point. It is not clear why the engineers decided to replace the old water system with a new one, rather than to adapt the former system to the new needs.“ Eine Antwort ist er schuldig geblieben 305 Vgl. VINCENT, Underground 1911, 18. REICH, Length 2006, 800. 306 Weshalb USSISHKIN, Water 1995, 301 meint, der Zugang zum Wasser sei durch die Ableitung nach Westen nicht erleichtert, sondern erschwert worden („did not facilitate the access to the water, and possibly made it even harder“), erschließt sich mir nicht. 307 Ein solches Becken haben angenommen: SHANKS, City 1973, 74. WILKINSON, Jerusalem 1978, 105 („probably“). BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,75. III,20. – Auf Kathleen Kenyon geht die Vorstellung zurück, dass sich dieses Becken außerhalb der Stadtmauer befunden habe. Es sei als abgedeckte Zisterne gesichert gewesen, zu der ein unterirdischer Zugang von der Stadt aus bestanden habe. Vgl. KENYON, Jerusalem 1974, 158f. m. Fig. 27 (155). So auch SHAHEEN, Siloam 1977. Nach ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 283–286 war dieses außen liegende Becken (Teich 3; ebd., Skizze 1 [293]) von einer Vormauer umgeben. So auch WILKINSON, Jerusalem 1978, 105. WILKINSON, Pool 1978, 118 m. Fig. 3 (119). 308 GREWE, Licht 1998, 5. 309 TOBLER, Siloahquelle 1852, 12. 301
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IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
ein natürlicher Karstriss die Bauarbeiter leitete. Nach Ruth Amiran durchzog einst ein solcher Riss den gesamten Südost-Hügel und ließ das Wasser der Gihon-Quelle an seiner Westseite austreten.310 Dieser natürliche Wasseraustritt sei nach Amiran der „untere“ Gihon gewesen (2Chr 32,30) und der Karstriss jener „Bach, der im Innern der Erde strömt“ (2Chr 32,4). Die Bauarbeiter brauchten also lediglich diesen natürlichen Spalt zu verbreitern.311 Die geologischen Untersuchungen von Dan Gill im Zuge der Shiloh-Ausgrabung haben diese Karstriss-Theorie zur vorherrschenden Erklärung für den Bau des Tunnels gemacht. So heißt es einleitend in seinem Bericht: […] the waterworks were fashioned along the pre-existing tracks of a natural karst system of shafts and conduits which were formed by dissolution of the limestones and dolomites upon which Jerusalem is built.312
Die ungewöhnliche Höhe des Tunnels in seinem südlichen Abschnitt erklärt Gill so, dass der Boden hier nach der Verbindung der beiden Baulose soweit abgesenkt worden sei, bis das Wasser ungehindert hindurch fließen konnte. So erkläre sich auch das auffallend geringe Gefälle im Tunnel. Doch drei wichtige Beobachtungen passen nicht in das Bild der Karstriss-Theorie:313 1.) Wenn es bereits eine Verbindung gab, durch die Wasser floss und die einfach nur geweitet werden musste, wie sind dann die zahlreichen Tastversuche zu erklären, die besonders im Bereich des Zusammentreffens der beiden Bautrupps an den vielen Richtungskorrekturen erkennbar sind?314 2.) Die sogenannte „Siloah“-Inschrift erweckt eher den Eindruck, als sei man unerwartet auf einen Riss im Karst ( זדהZ. 3) gestoßen: „Man würde ansonsten kaum das Vernehmen einer Stimme aus dem Gegenort derart gefeiert haben.“315 3.) Für einen natürlichen Karstriss untypisch ist die auffallend gerade verlaufende Mittelstrecke von über einem halben Kilometer Länge, die zudem beinahe waagerecht verläuft. Aus dem gesamten Mittelmeerraum lässt sich kein ähnliches Beispiel anführen. Auch das Fehlen jeglicher horizontalen Verzweigungen ist erklärungsbedürftig.316 Zudem haben Risse im Mizzi Ahmar am häufigsten die Erscheinungsform von „vertical dissolution shafts (domepits)“, also von vertikalen Schächten, wie auch der Warren-Schacht einer ist.317 Wenn ein natürlicher wasserführender Karstriss bestand, dann allenfalls auf einer Teilstrecke. Für den Großteil des Tunnelverlaufs ist hingegen ein anderer Erklärungsansatz gefragt. In ihrer neuen Theorie gehen Ronny Reich und Eli Shukron davon aus, dass der Tunnel zwar von zwei Seiten angelegt wurde, dass jedoch nicht gleichzeitig mit den Arbeiten begonnen wurde und es während der Bauarbeiten zu einer bedeutenden Planänderung kam.318 Zunächst habe man beabsichtigt, vom südlichen Ende des nördlichen Teils von Kanal 2 eine Ableitung nach Westen zu schaffen. Dazu wurde von der Birkat Silwān aus auf dem Niveau von Kanal 2 ein Tunnel in nordöstlicher Richtung begonnen.319 Doch die Arbeiten wurden schon nach 50 m eingestellt, noch bevor Kanal 2 überhaupt erreicht war. Die Gihon-Quelle sollte nun nicht mehr via Kanal 2 mit der Westseite des Südost-Hügels verbunden werden, sondern durch eine von Kanal 2 unabhängige Leitung tief im Inneren des Südost-Hügels. Nach meiner Auffassung war hierbei die Überlegung leitend, dass Kanal 2 ein Sicherheitsrisiko darstellte, da er nur durch eine schwache Stadtmauer (City-Wall 501) geschützt war, die gefährlich nahe am Grund des Kidrontals verlief (siehe S. 84 m. Anm. Dieser Gedanke findet sich bereits 1929 bei H. Sulley. Vgl. GILL, Geology 1996, 24. Vgl. AMIRAN, Water 1975, 77f. Ähnlich bereits TOBLER, Siloahquelle 1852, 12, der „eine Anzahl Fuß über der jetzigen Tiefe [der Tunnelausmündung, JMW] eine von der Marienquelle unabhängige Quelle“ annahm. 312 GILL, Geology 1996, 1. Ausführlicher: „The present study presents geological evidence which substantiates the contention that the waterworks of the City of David were constructed by following a pre-existing system of natural dissolution conduits of karstic origin. These features were formed in the distant geological past, long before man settled on the spur. The courses of the conduits dictated the plans of the waterworks, and their connection to the surface provided a natural supply of air for breathing and lighting without which the underground tunneling operations could have not been carried out. The natural passages were skilfully adapted and integrated into hydraulically functional systems which ensured a dependable water supply for the city during both peace and war.“ Ebd., 24. 313 Vgl. die grundlegende Kritik bei REICH & SHUKRON, Reconsidering 2002. Die Karstriss-Theorie wurde mit Modifikationen erneut aufgebracht von SNEH & al., Siloam 2010 und von SHIMRON & FRUMKIN, Siloam 2011 ein weiteres Mal zurückgewiesen. 314 Vgl. SHAHEEN, Siloam 1977, 112. 315 GREWE, Licht 1998, 52. 316 Vgl. ROSENBERG, Siloam 1998, 118. 317 Vgl. GILL, Geology 1996, 12. 318 Vgl. REICH, Excavating 2011, 193–205 m. Fig. 133a–i. Zuvor: REICH & SHUKRON, Insights 2007. Eine andere Theorie bei GREWE, Licht 1998, 18–28. 319 Vgl. REICH, Excavating 2011, Fig. 133a–c (194). 310 311
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
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348). Um Kanal 2 nicht zu durchbohren, wurde der begonnene Tunnel um 2,5 m abgesenkt, was die auffallende Höhe des südlichen Abschnitts des Hiskia-Tunnels erklärt. Reich und Shukron vermuten, dass in diesem Zuge Kanal 1 als überdimensionierte „Wasserwaage“ angelegt wurde, um das Niveau des südlichen Tunnelabschnitts mit der Höhe der Gihon-Quelle korrelieren zu können.320 Der südliche Bautrupp arbeitete auf dem neuen, tieferen Niveau in alter Richtung weiter. In 140 m Entfernung vom südlichen Tunnelausgang wurde dann Kanal 2 erreicht und unterführt.321 Der Abstand beträgt an der Schnittstelle lediglich 50 bis 100 cm. Von hier aus führten die Arbeiter den Hiskia-Tunnel für 50 m in nordöstlicher Richtung parallel zu Kanal 2 weiter, wobei sie sich an Klopfzeichen orientierten, die aus Kanal 2 gegeben wurden. Im Norden begann ein zweiter Bautrupp mit seiner Arbeit.322 Diese Gruppe begann nicht direkt an der Gihon-Quelle, sondern grub zunächst einen Tunnel vom Brunnenbecken in Richtung des Warren-Schachtes (Leitung 4). Kurz vor dessen Erreichen wurde dann der eigentliche Tunnel abgezweigt und in einer großen Schleife zunächst nach Westen und dann nach Südosten geführt. Von dort kam ihnen der südliche Bautrupp entgegen.323 Der denkwürdige Moment und krönende Abschluss der Arbeiten, als sich der nördliche und südliche Bautrupp tief unter dem Südost-Hügel trafen, ist in der „Siloah“-Inschrift festgehalten (siehe IV.5.5.5). Abschließend wurde dann eine direkte Verbindung (Leitung 6) vom nördlichen Tunnelanfang zur Gihon-Quelle hergestellt.324 Die neue Theorie von Reich und Shukron hat den Vorteil, dass sie nicht von einem Masterplan ausgeht, sondern kurzfristige Planänderungen berücksichtigt. Doch auch sie kann nicht alle Fragen lösen: Ungeklärt bleibt, warum der Tunnel im nördlichen Teil viel zu weit nach Westen führt.325 Eine andere Frage betrifft die sorgfältig bearbeitete Decke auf den ersten 50 m des südlichen Tunnelabschnitts. Dass dieser Aufwand betrieben wurde, bevor eine Verbindung zu Kanal 2 existierte, überzeugt nicht. Es wäre hilfreich, die verschiedenen Leitungssysteme und geologischen Formationen in einem 3D-Modell zusammenzufassen, denn eine brauchbare textliche oder graphische Darstellung, die alle geologischen und archäologischen Informationen zueinander ins Verhältnis setzt, steht bislang nicht zur Verfügung.326 IV.5.5
Die wasserbaulichen Maßnahmen Hiskias nach 2Chr 32,3f. 30 und 2Kön 20,20
Hierher sind nun auch – im Vorgriff auf die weitere Erörterung der Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament (siehe V) – jene biblischen Texte zu stellen und kritisch darzulegen, die über Wasserbaumaßnahmen in Jerusalem berichten. Archäologische Befunde und Textquellen zueinander ins Verhältnis zu setzen, ist nicht unproblematisch. Denn Texte sind geprägt von Narrativität, Selektivität, Perspektivität und Retrospektivität. Sie sind begrenzt durch den Horizont ihrer eigenen Zeit und Kultur, stellen aber ihre Sicht als historische Tatsachen dar und konstruieren daraus Geschichte. Sie wollen aus gegenwärtigen und vergangenen Erfahrungen historischen Sinn generieren und Identität stiften und beanspruchen für ihre Darstellung normative Geltung. Textquellen sind alles andere als ein getreues Abbild der Vergangenheit. Was sie bieten, ist eine Deutung der Vergangenheit als Geschichte. Das gilt nicht allein für die Texte der Bibel, sondern für geschichtlich erzählende Texte aller Art. Doch auch archäologische Befunde sind nicht frei von Deutung. Auch sie bieten keinen unverstellten Blick auf die Vergangenheit. Erst die Deutung macht aus einer gepflasterten Fläche einen Markt-, Parade- oder Kultplatz. Eine generelle Hierarchie der historischen Wertigkeit von archäologischen Befunden und Textquellen gibt es nicht. Wichtig ist es, sich jeweils Fragen nach dem Kontext zu stellen, die eigene Fragestellung und den eigenen forschungsgeschichtlichen Horizont zu reflektieren, die Aussageabsicht und Gattung einer Textquelle zu beachten und die Ausschnitthaftigkeit eines archäologischen Befundes angemessen zu berücksichtigen.
Vgl. ebd., Fig. 133d (195). Vgl. ebd., Fig. 133e (195). 322 Vgl. ebd., Fig. 133f (196). 323 Vgl. ebd., Fig. 133g (196). 324 GUIL, Perspective 2017, 149–153 vertritt eine andere Theorie: Er nimmt u. a. an, dass zunächst vom Boden des Warren-Schachts ausgehend eine Verbindung (Leitung 6) zur Gihon-Quelle geschaffen wurde, wodurch sich der Schacht mit Wasser füllte. Anders als Ronny Reich und Shukron Eli geht Shlomo Guil für das 8. Jh. v. Chr. von einer Nutzung des Warren-Schachts als Ziehbrunnen aus – zumindest in Notzeiten. 325 Reich und Shukron erklären sich das Zustandekommen dieser Schleife damit, dass sich die Bauarbeiter an natürlichen Karstschächten orientierten und sich an diesen entlangarbeiteten. Vgl. REICH, Excavating 2011, 204. 326 „The three-dimensional nature of the system obviously creates difficulties for a textual presentation, resulting in the lack of any inclusive description.“ GUIL, Perspective 2017, 146. 320 321
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IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
IV.5.5.1 Die Verstopfung von Kanal 2 und der Quellen außerhalb Jerusalems vor der assyrischen Belagerung 701 v. Chr. (2Chr 32,3f.) Im Jahre 701 v. Chr. zog Sanherib (705–681 v. Chr.) gegen Hiskia von Juda (725–697 v. Chr.), der zuvor den Versuch unternommen hatte, eine antiassyrische Koalition zu schmieden. Der Feldzug, über den 2Chr 32,1–23 berichtet, sollte seiner Bestrafung dienen.327 Man wird in allen Städten Judas Maßnahmen zur Erhöhung der Wehrfähigkeit getroffen haben, doch nur zu einer Stadt, der Hauptstadt Jerusalem, macht der Chronist eine genauere Mitteilung: Nach diesen Ereignissen und dieser Treue kam Sanherib, der König von Assur. Und er drang in Juda ein und belagerte die befestigten Städte. Und er gedachte, sie für sich zu erobern. Und Hiskia sah, dass Sanherib kam und sein Gesicht zum Kampf gegen Jerusalem gerichtet war. Und er beriet sich mit seinen Strategen und seinen Eliten, die Wasser der Quellen, die außerhalb der Stadt waren, zu verstopfen. Und sie unterstützten ihn. Und es versammelte sich viel Volk.328 Und sie verstopften alle Quellen und den Bach, der mitten im Land strömt329 []הנחל השׁוטף בתוך־הארץ. Denn sie sagten: Warum sollen die Könige von Assur kommen und viel Wasser finden? 2Chr 32,1–4 (JMW)
Die Quellen außerhalb der Stadt zu verstopfen war zu allen Zeiten eine wirkungsvolle Strategie zur Verteidigung Jerusalems, besonders in den heißen Sommermonaten, wenn die Kriegszüge üblicherweise stattfanden.330 Waren die Quellen im näheren Umkreis der Stadt unbrauchbar, musste das Wasser über weite Entfernungen herangeschafft werden. Dadurch wurden militärische Kräfte gebunden, was den Verteidigern der Stadt Ausfälle und Hinterhalte ermöglichte. Auch die Kreuzfahrer gerieten 1099 in diese gefährliche Situation, als man alle Wasservorkommen im Umkreis von 6 Meilen unbrauchbar gemacht hatte (siehe XII.1). Als Hiskia erfuhr, dass sich das assyrische Heer auf Jerusalem zu bewegte, hatte auch er vor, die Quellen außerhalb der Stadt zu verstopfen.331 Es wäre nicht ungewöhnlich gewesen, hätte der König diese Maßnahme per Befehl angeordnet. Doch nach der Darstellung des Chronisten hielt Hiskia zunächst Kriegsrat und beriet sich mit seinen Strategen. Offenbar war das Vorhaben, die Quellen zu verstopfen, nicht unproblematisch. Welche Quellen im Einzelnen verstopft wurden, führt der Chronist nicht aus.332 Ist dieses Schweigen des Chronisten so zu deuten, dass nach der erfolgreichen Abwehr der Assyrer nicht alle Quellen wieder aufgedeckt werden konnten? Die Rogel-Quelle wird erst in frühislamischer Zeit wieder erwähnt. Hier hatte die Verstopfungsmaßnahme des Hiskia die Quelle wohl dauerhaft unbrauchbar gemacht.333 Die Gihon-Quelle betraf dies alles nicht, da sie sich 701 v. Chr. innerhalb der Stadt befand und von massiven Befestigungswerken gut geschützt war.334 Doch der Chronist hatte ein anderes Lagebild: Zu der Zeit, als er seinen Bericht verfasste, war die GihonQuelle unter dem Trümmerschutt am Osthang verschüttet (siehe IV.6). Dies war eine Folge der babylonischen Eroberung Jerusalems. Die genaue Lage der Quelle muss ihm ein Rätsel gewesen sein, ganz so, als habe Hiskia durch seine Maßnahme auch die Gihon-Quelle für alle Zeiten verschüttet (vgl. 2Chr 32,30). Später haben die Rabbinen Hiskia dafür getadelt, die Gihon-Quelle unbrauchbar gemacht zu haben (siehe VII.7.1). Dies gibt einen ersten Hinweis darauf, weshalb sich der erzählte Hiskia für seine Verstopfungsmaßnahme „demokratische“ Zustimmung einholte. Nach der Darstellung der Chronik wurde sein Vorhaben von allen Seiten abgesegnet: Nicht nur unterstützte der Kriegsrat sein Ansinnen, auch der Volkswille war sich Vgl. LIWAK, Rettung 1986. DONNER, Geschichte II, 2008, 352–360. GASS, Strudel 2016, 103–154. – Kommentar zu 2Chr 32: JAPHET, HThKAT 2003, 417–440. Zu Hiskias Gründen für seinen Abfall von Sanherib vgl. GALLAGHER, Campaign 1999, 263–274. „The burdens of vassaldom to Assyria, the seemingly good chances that the rebellion would succeed, and the potential gains of a rebellion were all factors which influenced Hezekiah to take the fateful step of rebelling.“ Ebd., 274. 328 Oder: Und es wurde viel Volk zusammengeholt ( וַיִּקָּ בְ צוּNif.). 329 Gegen die Übersetzung „der im Innern der Erde strömt“ spricht Ez 21,37: „Dein Blut wird sein mitten im Land [ בתוך “]הארץ. 2Chr 32,4 LXX: „den Bach, der durch die Stadt strömt“ (τὸν ποταμὸν τὸν διορίζοντα διὰ τῆς πόλεως). Die Konjektur bei BECKER, NEB.AT 20, 1988, 105 („mitten durch das Tal“) kann ich nicht nachvollziehen. 330 Vom Verstopfen ( )סתםvon Quellen/Brunnen ist auch Gen 26,15.18 und 2Kön 3,19.25 die Rede. 331 2Chr 32,1–23 verarbeitet 2Kön 18,13–19,37 par. Jes 36f., doch das Verstopfen der Quellen findet sich nicht in der Vorlage. Vgl. die Synopse bei JAPHET, HThKAT 2003, 420. Manche vermuten, dass der Chronist sich für seine Darstellung auf eine Annalennotiz aus dem Palastarchiv bezieht. Vgl. WILKINSON, Jerusalem 1974, 37. SCHWEMER, TSAJ 49, 1995, Anm. 168 (132). Ähnlich JAPHET, HThKAT 2003, 421. 332 Zu den Quellen im näheren Umkreis Jerusalems siehe S. 60. 333 Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 750f. 334 Gegen BECKER, NEB.AT 20, 1988, 105f., der davon ausgeht, dass sowohl die Rogel- als auch die Gihon-Quelle verstopft wurden. 327
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
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darin betont einig, dass die Assyrer nicht viel Wasser finden sollten (2Chr 32,4).335 So wurden tatkräftig alle Quellen verstopft, außerdem „der Bach, der mitten im Land strömt“ ()הנחל השׁוטף בתוך־הארץ. Mit diesem Bach, von dem zuvor nicht die Rede war, ist nach mehrheitlicher Ansicht der Kanal 2 gemeint.336 Dieser Kanal führte das Wasser des Gihon am Osthang des Südost-Hügels entlang nach Süden in ein Becken im Bereich der heutigen Birkat al-Ḥamra (siehe S. 77). Seit dem 8. Jh. v. Chr. sicherte zwar eine weitere Stadtmauer (City-Wall 501) den Kanal, aber diese Mauer verlief gefährlich nahe am Talgrund und hatte auch nur eine geringe Mauerstärke von 2 m (siehe S. 84 m. Anm. 348). Trotz seiner Einfassung in die neue Stadtmauer stellte Kanal 2 also noch ein Sicherheitsrisiko dar, so dass auch diese Wasserleitung verstopft wurde. Dadurch erschwerte sich aber die Wasserversorgung der südwestlichen Stadtquartiere Jerusalems (siehe S. 87). IV.5.5.2 Die Verstopfung des oberen Ausflusses der Gihon-Quelle und der Bau des Hiskia-Tunnels nach der assyrischen Belagerung (2Chr 32,30) Nachdem in 2Chr 32,1–23 die Belagerung Jerusalems durch Sanherib beschrieben wurde, schließt sich Verse 24–31 eine summarische Schlussnotiz zur Herrschaft Hiskias an, die über zwei weitere seiner wasserbaulichen Maßnahmen Auskunft gibt: Und er, Hiskia, verstopfte den oberen Ausfluss337 der Wasser des Gihon []את־מוצא מימי גיחון העליון. Und er leitete338 es hinab in den Westen339 der Davidstadt []למטה־מערבה לעיר דויד. 2Chr 32,30 (JMW)
Demnach sind mindestens zwei, möglicherweise auch drei Leitungssysteme zu unterscheiden: Ein System verfügte über einen „oberen Ausfluss“, der verstopft wurde. Von einem Eingriff unmittelbar an der GihonQuelle selbst ist dabei nicht die Rede. Ein weiteres, davon unabhängiges System bestand in einer Leitung, die das Wasser „hinab in den Westen der Davidstadt“ führte. Da von einem „oberen Ausfluss“ die Rede ist, ist auch ein „unterer Ausfluss“ anzunehmen, von dem aber nicht deutlich wird, ob dieser mit der westlichen Ausmündung der besagten Leitung zu identifizieren ist. Das Wasserversorgungssystem an der Gihon-Quelle bestand in der Tat aus drei Systemen (zu den Höhenangaben siehe II.2): (1.) Kanal 2 (der „Bach“ aus 2Chr 32,4) leitete das Quellwasser zu einem Becken im Bereich der heutigen Birkat al-Ḥamra. (2.) Der Hiskia-Tunnel lag ca. 2 bis 2,5 m tiefer als Kanal 2 und ging von der Gihon-Quelle nach Westen ab. (3.) Kanal 1 (Masterman-Kanal) lag 3,95 m tiefer als Kanal 2. Er musste abgesperrt werden, um Wasser in Kanal 2 einzuleiten. Demnach ist mit dem „oberen Ausfluss“ der Gihon-Quelle die Zuführung zu Kanal 2 gemeint.340 Die in den Westen der Davidstadt führende Leitung ist Vgl. z. St. auch JAPHET, HThKAT 2003, 425. Zu נחל שׁוטףsiehe auch Jes 30,28; 66,12; Jer 47,2. Bei Nehemias nächtlichem Erkundungsritt ist mit ( נחלNeh:2,15) das Kidrontal gemeint. BECKER, NEB.AT 20, 1988, 106 bezieht den Bach auf Kanal 2 und erkennt in dem Verstopfen eine Anspielung auf die Einrichtung des Hiskia-Tunnels, die meines Erachtens aber erst nach der überstandenen assyrischen Belagerung erfolgte. Anders HARTENSTEIN, JHWH 2004, 97: Der „Bach/Fluß paßt nicht zur bekannten Topographie Jerusalems“. JAPHET, HThKAT 2003, 425 äußert sich z. St. nicht. – Nach 2Chr 32,4 LXX verstopfte man „den Bach, der durch die Stadt fließt“ (τὸν ποταμὸν τὸν διορίζοντα διὰ τῆς πόλεως). Die antiken Übersetzer der Septuaginta hatten dabei offenkundig den Hiskia-Tunnel vor Augen, der nach ihrer Wahrnehmung nicht „mitten im Land“ floss, sondern „durch die Stadt“. 337 Das Adjektiv „oberer“ ( )העליוןist wegen der Determination auf den „Ausfluss“ (מוצא, vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 646 [Art. מוֹצָ א₁]: „Quellort des Wassers“ mit Verweis auf akkad. mūṣû ša mê „Abfluß“), zu beziehen. So schon die Septuaginta (ἐνέφραξεν τὴν ἔξοδον τοῦ ὕδατος Γιων τὸ ἄνω) und Vulgata (obturavit superiorem fontem aquarum Gion). Mit Bezug auf Gihon müsste es undeterminiert stehen wie zu Bet-Horon in Jos 16,5 ()עד־בית חורן עליון, vgl. auch Jos 16,3 ( )עד גבול בית־חורן תחתוןund 18,13 ()מנגב לבית־חרון תחתון. Es besteht also kein Anlass, nach einer zweiten (unteren) Gihon-Quelle zu suchen. 338 ( ויישׁרםKetib) ist entweder Piʿel (so Qere ַישּׁ ֵרם ְ ַויּaus ַויּ ְַשּׁ ֵרםals „orthogr. Vereinfachung“ aus [ וַיְ י ְַשּׁ ֵרםAufhebung früherer Gemination mit Elision des Schwa], vgl. BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 55c′ [384]) oder Hifʿil ( ַויַּיְ ִשׁ ֵרם, vgl. GKB 1909, § 69u [199]). Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 512 (Art. )ישׁר. 339 מערבהist als Genitiv zu לעיר דוידaufzufassen. Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 169: „abwärts nach dem Westen der Davidsstadt“. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 715 (Art. מַ ﬠ ֲָרב₂): „n.[ach] unten auf die Westseite d.[er] Davidstadt“; ebd., 663 (Art. )מַ טָּ ה: „hinab auf die Westseite“. Als Lamed adverbiale („Lamed locale“) bei JENNI, Lamed 2000, 268, Nr. 8493: „westlich von“ (zu 2Chr 32,30); sowie ebd., 270, Nr. 8554: „westwärts von“ (zu 2Chr 33,14). Auf die Ähnlichkeit der Formulierungen in 2Chr 32,30 ( )מערבה לעיר דוידund 2Chr 33,14 ( ;מערבה לגיחוןsiehe IV.5.5.3) sei hingewiesen. – Der Codex Ambrosianus (Peschitta) hat die Richtung umgekehrt: mdnḥʾ „ostwärts“. Vgl. BHS zur Stelle. 340 So FURRER, Gichon 1869, 463. SIMONS, Jerusalem 1952, 163. GILL, Geology 1996, 25. Anders GUTHE, Ausgrabungen 1882, 294: „Die fragliche Angabe auf die Marienquelle zu beziehen, empfiehlt sich nicht.“ 335 336
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mit dem Hiskia-Tunnel zu identifizieren, der das Wasser der Gihon-Quelle tatsächlich von dem Osten der Davidstadt in ihren Westen führt.341 Der untere Ausfluss ist dann entweder auf die südwestliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels zu beziehen342 oder auf die Ausmündung von Kanal 2 im Bereich der heutigen Birkat alḤamra.343 In 2Chr 32,1–4 und 2Chr 32,30 handelt es sich um verschiedene Maßnahmen, die sowohl sachlich als auch zeitlich voneinander zu unterscheiden sind.344 In 2Chr 32,1–4 geht es um das Verstopfen von (namentlich nicht genannten) Quellen außerhalb der Stadt und einer Leitung im Kidrontal. Diese Maßnahmen, die ad hoc durchgeführt wurden, dienten einem kurzfristigen militärischen Zweck: der Verteidigung der Stadt gegen das assyrische Heer 701 v. Chr. Sie wurden nach dem Abzug der Assyrer, soweit möglich, wieder rückgängig gemacht. Die Gihon-Quelle war von alledem nicht betroffen. Im Gegensatz dazu handelte es sich bei der Verstopfungs- und Ableitungsmaßnahme in 2Chr 32,30 um einen dauerhaften Eingriff, der explizit die Gihon-Quelle betraf. Ein konkreter historischer Kontext für diese Maßnahme ist nicht erkennbar; ein Zusammenhang mit der Belagerungssituation des Jahres 701 v. Chr. besteht gerade nicht. Diese Maßnahme aber war für Jerusalem in so grundsätzlicher Weise bedeutsam, dass nur sie in die summarische Schlussnotiz zur Herrschaft Hiskias aufgenommen wurde. Das trifft auf den Bau des Hiskia-Tunnels viel eher zu als auf das zeitweise Verstopfen von Quellen im Rahmen der Stadtverteidigung. IV.5.5.3 Exkurs: Manasses Mauer westlich vom Gihon (2Chr 33,14) In 2Chr 33,14 ist davon die Rede, dass König Manasse (693–639 v. Chr.) die Verteidigungsanlagen des Südost-Hügels (Ophel) mit einer besonders hohen Mauer verstärkte.345 Die chronistische Baunotiz lautet: Und danach baute er eine äußere Mauer für die Davidstadt westlich vom Gihon im Tal [ חומה חיצונה לעיר־דויד ]מערבה לגיחון בנחלund zum Eingang am Fischtor. Und er umgab den Ophel. Und er machte sie sehr hoch. 2Chr 33,14 (JMW)
Was der Chronist hier dem Manasse zugeschrieben hat, ist ziemlich vage und lässt sich nicht mehr verifizieren. Gesichert ist: Jerusalem verfügte in der Eisen-II-Zeit am Osthang des Südost-Hügels über zwei Stadtmauern.346 Eine ältere, obere Mauer verlief entlang der Hangmitte und folgte dem Verlauf der mittelbronzezeitlichen Stadtmauer.347 Als im 8. Jh. v. Chr. im östlichen Vorfeld dieser Mauer ein neues Stadtquartier entstand, wurde eine weitere, untere Stadtmauer (City-Wall 501) errichtet, die fast ganz in der Sohle des Kidrontals ( )בנחלgelegen war.348 Diese untere Mauer wurde 587/586 v. Chr. in starke Mitleidenschaft gezogen und von Trümmern und Schutt bedeckt. Nehemia renovierte daher nur die obere Mauer. Diese ist die „äußere Mauer“ des Chronisten.349 Die Gihon-Quelle war zu seiner Zeit bereits verschüttet (siehe S. 82), wurde aber noch im Kidrontal vermutet.
So USSISHKIN, Length 1976, 89 u. a. So FURRER, Gichon 1869, 463. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 294. 359. EBERS & GUTHE, Palästina 1883, Anm. 24 (492). SMITH, Jerusalem 1907, I,107. SIMONS, Jerusalem 1952, 163. 343 REICH & SHUKRON, Setting 2009, 21*f. identifizieren den „Upper Gihon“ (gemeint ist der obere Ausfluss der Quelle) mit dem Brunnenbecken und den „Lower Gihon“ (den unteren Ausfluss) mit dem Becken, das am Ende von Kanal 2 vermutet wird. Sie beziehen 2Chr 32,30 ausschließlich auf die bauliche Situation vor dem Bau des Hiskia-Tunnels. Diese Einschränkung bleibt unbegründet und überzeugt nicht. Der Chronist kannte den Hiskia-Tunnel. 344 So schon KIRMIS, Lage 1919, 11. Vgl. auch USSISHKIN, Water 1995, 301f. JAPHET, HThKAT 2003, 425 („die Gleichsetzung der Vorgänge [ergibt sich] keineswegs von selbst“). Anders BECKER, NEB.AT 20, 1988, 106. 110 und CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 45, die keine Unterscheidung treffen. 345 Kommentare zur Stelle: WELTEN, Geschichte 1973, 72–73. BECKER, NEB.AT 20, 1988, 112f. JAPHET, HThKAT 2003, 451. KLEIN, 2 Chronicles 2012, 483. 346 Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 2–4. 347 Kenyon-Mauer NA. Vgl. ebd., Abb. 21,2–4 (40). Abb. 27, F (48). Abb. 29, F (53). Abb. 49 (90). 348 City-Wall 501, Reich/Shukron-Areal A und J. Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 337–339. REICH & SHUKRON, Date 2008. REICH, Excavating 2011, 145. 177–181. 313f. m. Fig. 194. Die Mauer scheint an die südlichen Befestigungswerke der Gihon-Quelle angeschlossen zu haben, wofür bislang aber der archäologische Nachweis fehlt. Die Stärke der Mauer betrug 2 m. Sie sicherte ein Wohngebiet von 200 x 30 m Größe und bezog auch den Kanal 2 in den ummauerten Bereich ein. Nach Ronny Reich wurde diese „untere“ Mauer noch vor dem Fall Samarias (722 v. Chr.) errichtet. Für den Mauerbau des Manasse kommt sie also nicht in Betracht. 349 Vgl. BAHAT, Wall 1981. Dafür spricht u. a., dass auch die nehemianische Stadtmauer ein Fischtor besaß (vgl. Neh 3,3; 12,39). Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 7. 341 342
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
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IV.5.5.4 Das „Kommen lassen des Wassers zur Stadt“ (2Kön 20,20) Eine weitere häufig im Zusammenhang mit dem Hiskia-Tunnel besprochene Notiz findet sich in 2Kön 20,20: Und die übrigen Taten Hiskias und all sein Verdienst und was er machte, das Becken [ ]הברכהund den Kanal/Graben350 [ ]התעלהund dass/wie er das Wasser zur Stadt kommen ließ []ויבא את־המים העירה, das ist doch aufgeschrieben in den Annalen der Könige von Juda. 2Kön 20,20 (JMW)
Sie besagt, dass Hiskia Wasser zur Stadt geführt habe, nicht aber woher und wohin und auch nicht um welche Art von Leitung es sich gehandelt hat. Auch in welchem Zusammenhang das zuvor genannte Becken ()ברכה und der Kanal/Graben ( )תעלהdazu stehen, bleibt unklar. Von einem „Kanal/Graben des oberen Beckens“ ( )תעלת הברכה העליונהist die Rede in Jes 7,3 und 2Kön 18,17 par. Jes 36,2. Diese Texte führen jedoch von dem Südost-Hügel weg in den Nordbereich der Stadt. Das obere Becken lässt sich nicht sicher lokalisieren, im Prinzip waren schon sämtliche Beckens Jerusalems dafür im Gespräch.351 Den Kanal/Graben hat zuletzt David Amit mit einer Wasserleitung bei Birkat Māmillā identifiziert.352 Fest steht, dass schon zu Hiskias Zeit die Speicherbecken im Norden der Stadt (Birkat Ḥammām al-Baṭraq und der nördliche Bethesda-Teich) für die Wasserversorgung Jerusalems wichtiger waren als die Gihon-Quelle und der Hiskia-Tunnel.353 Meistens wird 2Chr 32,30 als Parallelüberlieferung zu 2Kön 20,20 aufgefasst und das „Kommen lassen des Wassers zur Stadt“ auf den Hiskia-Tunnel bezogen.354 Doch das ist willkürlich, denn weder sachlich noch sprachlich gibt es hier eine Übereinstimmung.355 Hinzu kommt das merkwürdige Detaillierungsgefälle zwischen 2Chr 32,30 und 2Kön 20,20: Es wäre doch zu erwarten, dass der Hiskia-Tunnel, das größte Bauwunder der jüdischen Antike, im Königsbuch ähnlich deutlich herausgestellt worden wäre wie dies im Chronikbuch geschieht. Auch diese formale Beobachtung legt es nahe, beide Textstellen für sich zu nehmen.356 Das „Kommen lassen des Wassers zur Stadt“ (2Kön 20,20) hat keinen zwingenden Bezug zum Südost-Hügel. IV.5.5.5 Die sogenannte „Siloah“-Inschrift Im Juni 1880 wurde von spielenden Knaben im Hiskia-Tunnel, 6 m von seiner südlichen Ausmündung, eine Inschrift gefunden.357 Eine deutsche Übersetzung wurde zuletzt von Manfred Weippert vorgelegt.358 Die anoVgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1450 (Art. תּ ָﬠלָה₁). ְ Nördlicher Bethesda-Teich (älterer Teich): PIERRE & ROUSÉE, Sainte-Marie 1981, 31f. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,162. KÜCHLER, Becken 1999, 384. CEBULJ, Texte 2006, 151 (unsicher). KÜCHLER, Jerusalem 2007, 317f. – Südlicher Bethesda-Teich (jüngerer Teich): BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, II,134; III,162(?). – Birkat Ḥammām al-Baṭraq / Hiskiateich: Ebd., II,134; III,20. DALMAN, Jerusalem 1930, 69. 189. – Birkat Māmillā: Wilhelm von Tyrus 8,2,61–63 (1169–1184) (HUYGENS, CCCM 63, 1986, 384): Lacus patriarche. ROBINSON, Palästina II, 1841, 129. FURRER, Gichon 1869, 464. – Birkat as-Sulṭān: Burchard 8 (LAURENT 1864, 67. Engl. Üs. PRINGLE, CTT 23, 2012, 291). – Bei der Zitadelle/„Herodespalast“: DALMAN, Wasserversorgung 1918, 67. – Birkat alḤamra: KOPP, Stätten 1959, 373. – Birkat Silwān: SHANKS, City 1973, 74; anders aber ebd., Anm. 37 (119): ein Becken bei der Gihon-Quelle. – Guthes Becken : MARTI, Jesaja 1900, 72. – Adan-Becken: WAHLDE, Pool 2006, 253. – Quellbecken des Gihon: ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 282. 352 Vgl. AMIT, Water 2009, 105–107. Anders KOPP, Stätten 1959, 371, ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 282 und WAHLDE, Pool 2006, 245, die an Kanal 2 denken, wofür es aber keinen Anhalt gibt. 353 So schon DALMAN, Jerusalem 1915, 28: „[…] man sorgte auch für den Wasservorrat der brunnenlosen Stadt durch Instandsetzung der Zuleitungen aus der Umgebung (s. Jes. 7, 3), in der Überzeugung, daß der Siloah, d. h. die Leitung der einzigen Quelle, des Gihon, nach dem Süden der Stadt, nicht genüge.“ 354 So vertreten u. a. von WILKINSON, Jerusalem 1974, 37f. WÜRTHWEIN, ATD 11/2, 1984, 438. FRITZ, ZBK.AT 10/2, 1998, 126f. DONNER, Geschichte II, 2008, 360. 355 2Kön 20,20: בואim Hifʿil. Dagegen 2Chr 32,30: ישׁרim Piʿel oder Hifʿil. Gegen die These der Parallelüberlieferung und eine inhaltliche Gleichsetzung beider Textstellen spricht auch, dass die eigentliche Schlussformel zu Hiskia erst in 2Chr 32,32 folgt: ( ויתר דברי יחזקיהו וחסדיוvgl. 2Kön 20,20: )ויתר דברי חזקיהו וכל־גבורתו. 356 Dafür plädiert JAPHET, HThKAT 2003, 422. 436. 357 Nach ihrer Entdeckung geriet die Siloah-Inschrift zwischen die Fronten: Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas und der britische Palestine Exploration Fund wetteiferten, getrieben von nationalistischer Rivalität und gehindert von der lokalen osmanischen Obrigkeit, um die Erstpublikation des Fundes, doch die mühsam angefertigten Abklatsche waren zunächst kaum lesbar; erst französisches(!) Papier brachte bessere Lesbarkeit. Eine weitere Inschrift tauchte im Tunnel auf, eine Fälschung, wie sich herausstellte (vgl. GUTHE, Siloah-Inschrift 1890). Im Juli 1890 wurde die echte Inschrift dann gewaltsam aus der Felswand gebrochen, wobei die Tafel auseinanderbrach. Ein Fellache aus Silwān wurde als Täter ermittelt und zu einem halben Jahr Zuchthaus verurteilt (vgl. GUTHE, Schicksal 1890). Schließlich wurde die Inschrift nach Istanbul überführt, wo sie sich bis heute befindet, vom Staat Israel aber zurückgefordert wird. Vgl. hierzu BIEBERSTEIN, Grabungen 2006, 146–151. REICH, Excavating 2011, 27–38. 358 Vgl. WEIPPERT, Textbuch 2010, 328f. Text u. dt. Üs. RENZ, HAE I, 1995, 186–189. 350 351
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IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
nyme Inschrift – der Name Siloah ist in keiner ihrer sechs Zeilen genannt359 – beschreibt „anekdotenhaft“ (Johannes Renz) jenen denkwürdigen Moment, als die beiden Bautrupps, die sich aus verschiedenen Richtungen aufeinander zuarbeiteten, schließlich „Hacke auf Hacke“ trafen. Darauf folgen einige technische Angaben: Da floss das Wasser von der Quelle zum Teich auf (einer Länge von) tausendzweihundert Ellen. Und hu[nd]ert Ellen betrug die Höhe des Felsens über den Köpfen der Mineure. „Siloah“-Inschrift, Z. 4–6 (WEIPPERT, Textbuch 2010, 329)
Der historische Kontext ist vollkommen unklar, ein Baudatum fehlt und auch der Zweck des Tunnels wird nicht angegeben. Ein Bauherr (Hiskia) wird nicht genannt; die Helden der Inschrift sind die Bauarbeiter. Ein geglättetes, aber unbeschriebenes Feld oberhalb der Inschrift360 weist möglicherweise darauf hin, dass die Inschrift unvollständig ist oder der Anfang getilgt wurde (aber warum?). Es steht zudem völlig offen, in welchem zeitlichen Abstand zum Abschluss der Arbeiten am Hiskia-Tunnel die Inschrift installiert wurde (wer konnte/sollte sie im Tunnel überhaupt lesen?). Zudem war nahe dem Brunnenbecken noch eine Fläche in der Felswand geglättet worden, wohl um eine weitere (identische?) Inschrift aufzunehmen.361 Oder ging eine einstmals vorhandene Inschrift verloren? Die Inschrift wird aufgrund paläographischer Merkmale in die Zeit um 700 v. Chr. datiert. Die Längenangabe von 1.200 Ellen (nach der gewöhnlichen Elle362 ca. 540 m) entspricht der heutigen Länge des HiskiaTunnels (533 m). Ein Zusammenhang mit Hiskia ergibt sich sonst allein über „Assoziationen“ zum biblischen Textmaterial (Manfred Weippert). Zwar ist bei dem Ausfluss ( המוצאZ. 5) an den oberen Ausfluss des Gihon ( מוצא מימי גיחון העליון2Chr 32,30) zu denken und das genannte Becken ( )הברכהerinnert an das Becken des šelaḥ (Neh 3,15; siehe V.1.3), doch darüber hinaus besteht keine semantische Deckung: Die Inschrift verwendet ein völlig anderes Vokabular.363 IV.5.5.6 Ergebnisse In der Literatur findet sich verbreitet die Annahme, dass der Hiskia-Tunnel kurz vor 701 v. Chr. gebaut worden sei, um auf die Belagerung durch die Assyrer vorbereitet zu sein.364 Die hier vertretende Deutung der chronistischen Angaben unter Hinzuziehung des archäologischen Gesamtbildes ergibt eine andere Sicht: Der Tunnel wurde erst nach der assyrischen Belagerung von Hiskia angelegt.365 Zum einen fehlt für die BehaupDie Bezeichnung der Inschrift beruht auf ihrem Fund im damals so genannten Siloah-Tunnel. Die geglättete Fläche im Tunnel misst 55 x 66 cm, wovon die Inschrift nur 23 x 66 cm beanspruchte. Vgl. RENZ, HAE I, 1995, 179. 361 Vgl. VINCENT, Underground 1911, 9. REICH & SHUKRON, History 2004, 217. REICH, Excavating 2011, 200 m. Fig. 136 (202). Zwei weitere, derart bearbeitete Wandflächen sollen sich in der südlichen Schleife des Hiskia-Tunnels befunden haben. Vgl. VINCENT, Underground 1911, 21. 362 Die verschiedenen Ellenmaße sind aufgeführt bei RENZ, HAE I, 1995, Anm. 3 (187). 363 Der Anschluss an 2Kön 20,20 ( )ויבא את־המים העירהist allzu vage. Das dort genannte Becken ( )ברכהund der Kanal/Graben ( ;תעלהInschrift: )נקבהgehören in den Norden Jerusalems (siehe S. 85). Verbindungen zu 2Chr 30,3f. bestehen ohnehin nicht. Möglicherweise ist ( נקבהZ. 1 [2x] u. Z. 4) Terminus technicus für den Tunneldurchbruch. Vgl. WEIPPERT, Textbuch 2010, Anm. 13 (329). Die Inschrift nennt außerdem einem Riss ( זדהZ. 3). Beide Begriffe sind aus dem Alten Testament nicht bekannt. 364 So SIMONS, Jerusalem 1952, 186. WILKINSON, Jerusalem 1974, 38. WÜRTHWEIN, ATD 11/2, 1984, 438. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 45. DONNER, Geschichte II, 2008, 360. 365 Es mangelt nicht an Datierungsvorschläge in spätere Zeit: Nach ROGERSON & DAVIES, Siloam 1996 nimmt nun auch Shlomo Guil aufgrund von epigraphischen Beobachtungen und Erwägungen zum erforderlichen technologischen Kenntnisstand an, dass der Tunnel erst in hasmonäischer Zeit angelegt wurde: „In summary, the Siloam Tunnel was a project initiated and realized by the Hasmonean temple authorities for the purpose of supplying a large public miqwē with spring water, conforming to the strictest laws of purification.“ GUIL, Perspective 2017, 170. Gegen diese Spätdatierung sprechen die Ergebnisse chemischer Untersuchungen von organischen Materialien aus den Tunnelwänden mittels Radiokarbon, die ein Alter um 700 v. Chr. ergeben. Vgl. FRUMKIN & al., Dating 2003 und den Versuch einer Relativierung der Ergebnisse bei GUIL, Perspective 2017, 168f. Dagegen vertreten REICH & SHUKRON, Date 2011 die Ansicht, dass der Tunnel bereits Anfang des 8. Jh. v. Chr. angelegt worden sei, also schon vor Hiskia. Gegen diese Frühdatierung spricht nach SINGER-AVITZ, Date 2012, dass die Keramik, die in der Auffüllung des Brunnenbeckens enthalten ist und damit den Terminus post quem für den Tunnelbau angibt, sich nicht auf den Anfang des 8. Jh. v. Chr. beschränken lässt, sondern eine darüber hinausgehende Laufzeit aufweist. BAGG, Hezekiah 2014, 36 plädiert für den Zeitraum zwischen 705 und 701 v. Chr., unmittelbar nach dem schmählichen Tod Sargons II., als Sanherib noch innenpolitisch stark gebunden war. SNEH & al., Siloam 2010, 62 schreiben den Bau des Tunnels erst Hiskias Nachfolger Manasse zu (Anfang 7. Jh. v. Chr.). 359 360
IV.5. Die Erweiterung der Wassersysteme in der Eisen-II-Zeit (1000–587/586 v. Chr.)
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tung einer Errichtung vor 701 v. Chr. die textliche Basis. In 2Chr 32,1–4, dem einzigen Text, der aus der Belagerungssituation heraus berichtet, ist von einem Tunnelbau nicht die Rede, sondern von dem Verstopfen von Quellen, um den Feind vom Wasser abzuschneiden. Eindeutig Bezug auf den Hiskia-Tunnel nimmt nur 2Chr 32,30, doch hier lässt sich kein Zusammenhang mit der Belagerung Jerusalems erkennen. Zu 2Kön 20,20 ist sowohl der zeitliche als auch der topographisch-sachliche Kontext völlig unklar. Zum anderen war die Ableitung des Wassers nach Westen aus militärischen Gründen nicht erforderlich, denn die GihonQuelle war bestens geschützt. Wie die neuesten Ausgrabungen zeigen, verfügte die Quelle über äußerst massive Befestigungsanlagen. Wäre den Assyrern an der Quelle der Durchbruch gelungen, dann wäre auch der Ausmündungsbereich auf der anderen Hügelseite vor ihnen nicht sicher gewesen. Statt die Befestigungsanlagen zu schleifen und den Standort der Quelle so zu verschleiern, vertraute man den starken Mauern. Dass der Tunnel in einem Ad-hoc-Verfahren innerhalb nur weniger Monate hergestellt wurde, nachdem man vom Anmarsch der assyrischen Armee erfahren hatte (was zudem ein entsprechendes Alarmierungssystem voraussetzte), ist nicht glaubhaft. Der Bau des Tunnels wird wenigstens ein Jahr in Anspruch genommen haben, was ihn als kurzfristig durchgeführte Maßnahme zur Erhöhung der Wehrfähigkeit ausscheiden lässt.366 Zuletzt zeigt auch das 2Chr 32,4 berichtete Verstopfen von Kanal 2, dass der Hiskia-Tunnel noch nicht in Betrieb war. Denn der Hiskia-Tunnel lag tiefer als Kanal 2; er hätte ihm ohnehin das Wasser entzogen, was die Verstopfung überflüssig gemacht hätte.367 Mit dem Bau des Hiskia-Tunnels sollte also ein anderes Problem gelöst werden: Nach der Unterwerfung des Nordreiches (722 v. Chr.) hatten sich viele Überlebende nach Jerusalem geflüchtet und auf dem SüdwestHügel Zuflucht gefunden.368 Während der assyrischen Militäroperation 701 v. Chr. kamen viele weitere Flüchtlinge aus den Städten und Gegenden Judas hinzu, die von Sanherib erobert worden waren (2Kön 18,13 par. 2Chr 32,1). Die Menschen auf dem Südwest-Hügel nutzen das Staubecken im südlichen Tyropoiontal, um sich mit Wasser zu versorgen. Kanal 2 diente vorrangig dem Zweck, das Wasser der Gihon-Quelle in dieses Becken zu leiten. Durch das Verstopfen von Kanal 2 als Maßnahme der Stadtverteidigung wurde nicht nur der assyrische Feind, sondern auch die eigene Bevölkerung auf dem Südwest-Hügel von der Wasserversorgung abgeschnitten. Die Menschen mussten nun das benötigte Wasser direkt an der Gihon-Quelle beschaffen und kräftezehrend über den gesamten Südost-Hügel transportieren. Hinzu kam noch, dass die Speichermöglichkeiten an der Quelle selbst waren begrenzt waren: Das Brunnenbecken hatte nur ein begrenztes Fassungsvermögen369 und lag zudem gefährlich nah an der äußeren Verteidigungslinie. Wer hier auf einer der vermuteten hölzernen Plattformen370 Wasser schöpfen wollte, stand in der tödlichen Gefahr, von assyrischen Bogenschützen getroffen zu werden. Auch der Zugang durch das Warren-Tunnel-System ließ keinen Massenverkehr zu. Noch heute kann man sich gut vorstellen, wie betriebsam es in dem engen Tunnel zugegangen sein muss. In dieser Situation wird es zu dem hastigen Versuch gekommen sein, vom Warren-Tunnel aus einen unterirdischen Zugang zur Quelle zu schaffen, indem man den Boden des Tunnels hin zum Brunnenbecken in den harten Mizzi Ahmar absenkte.371 Möglicherweise wollte man einen Schacht mit umlaufenden Stufen bauen. Solche Anlagen sind aus Hazor, Geser, Ḫirbet Belʿame, el-Ǧīb/Gibeon und Tell el-MuteselREICH, Excavating 2011, 204 geht von einer Bauzeit von einigen Jahren aus. So schon ROBINSON, Palästina II, 1841, 152. Auf vier Jahre kommen SNEH & al., Siloam 2010, 61f. in ihrer präzisen Berechnung auf Grundlage der Erfahrungswerte heutiger Jerusalemer Steinmetze. Ähnlich GUIL, Perspective 2017, 151 (3 bis 4 Jahre). VINCENT, Underground 1911, 23 nimmt mit 250 Tagen (bzw. 6 bis 11 Monaten; vgl. ebd., 39) eine viel zu geringe Bauzeit an. Zu bedenken ist, dass in dem engen Tunnel nur ein Arbeiter je Richtung tätig sein konnte. 367 SNEH & al., Siloam 2010 erkennen in dem Höhenunterschied von Gihon-Quelle und Kanal 2 den eigentlichen Grund für den Bau des Hiskia-Tunnels: Um das Wasser der Gihon-Quelle in den höherliegenden Kanal 2 einzuleiten, musste das Wasser an der Quelle aufgestaut werden; der Staudruck bewirkte aber, dass Wasser in das Karstgestein gepresst wurde und verloren ging. Diese nachteilige hydrogeologische Problematik habe es bei dem Hiskia-Tunnel nicht gegeben: Da dieser auf dem Niveau der Quelle ansetzte, musste das Wasser nicht aufgestaut werden. Der Hiskia-Tunnel ermöglichte so eine verlustfreie Ableitung des Quellwassers. 368 Vgl. BROSHI, Expansion 1974, bes. 25. Nach BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,75 war „die Westerweiterung der Stadt somit eine Vorbedingung für die Anlage des Tunnels“. 369 Das Becken konnte nur zu einer Höhe von 1,4 m gefüllt werden. Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 332. REICH & SHUKRON, History 2004, Anm. 2 (222). Nur die nordöstliche Ecke des Beckens liegt tiefer als die Gihon-Quelle selbst. Vgl. REICH & SHUKRON, Discovery 2009, 18*. 370 Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 332. 371 Vgl. REICH, Excavating 2011, Fig. 107 (155) und KÜCHLER, Jerusalem 2007, Abb. 27, 4 (48). Die Unterscheidung von zwei Bauphasen im Warren-Tunnel-System geht zurück auf REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 333–336. 366
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IV. Die Wassersysteme der Frühzeit Jerusalems
lim/Megiddo bekannt.372 Oder man wollte den Zugang zum Brunnenbecken so gestalten, dass Maultiere zum Transport des Wassers eingesetzt werden konnten. Bei den Arbeiten traf man zufällig auf einen natürlichen vertikalen Karstschacht, den Warren-Schacht, der 12,3 m in die Tiefe führte.373 Dieser unerwartete Fund (der Schacht war vorher nicht sichtbar) führte zur Einstellung der Arbeiten. Statt den Boden mühevoll weiter in das harte Gestein abzusenken, schuf man eine Verbindung zwischen dem Brunnenbecken und dem Boden des Warren-Schachtes (Leitungen 4 und 6, die wohl ihrerseits einem natürlichen Karstriss folgten), so dass man den Schacht als Ziehbrunnen verwenden konnte. Diese Einrichtung wird eher schlecht als recht funktioniert haben: Um Wasser schöpfen zu können, musste das Wasser im Tunnel aufgestaut werden, denn die Einsenkung am Boden des Schachtes war zu flach, um einen herabgelassenen Eimer füllen zu können. Beim Heraufziehen musste der Eimer dann unweigerlich an den Vorsprüngen im Schacht anschlagen, so dass Wasser verschüttet wurde.374 Es ist offensichtlich, dass die Herrichtung des Schachtes unter großem Zeitdruck erfolgte, der es nicht einmal erlaubte, die Wände zu begradigen, was sich ohne große Mühe hätte bewerkstelligen lassen.375 Der Warren-Schacht ist als Schöpfeinrichtung derart unpraktikabel, dass er sich nur als Provisorium erklären lässt.376 Dieses Vorgehen spiegelt eindrücklich die gefährliche Situation des Jahres 701 v. Chr., als man durch die Absperrung von Kanal 2 gezwungen war, unter widrigen Umständen schnell einen brauchbaren Zugang zur Quelle herzurichten. Es lässt sich nur vermuten, dass an dem überstürzten Verfahren auch Kritik geäußert wurde: Die Eingriffe im felsigen Untergrund der Stadt bargen die Gefahr, die Grundwasserleiter der Quelle selbst irreparabel zu schädigen. Ist dies der Hintergrund für die theologische Kritik des Jesaja an den Vorkehrungen zur Verteidigung Jerusalems, der darin Misstrauen gegenüber JHWH377 erkennt (Jes 22,9–11; siehe V.2.2.2)? Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass die Absperrung von Kanal 2 zum Tagesordnungspunkt im Kriegsrat des Hiskia wurde. Nach der glücklich überstandenen Belagerung wird die Schaffung einer von Kanal 2 unabhängigen Ableitung des Quellwassers zum Südwest-Hügel von vorrangiger Dringlichkeit gewesen sein. Bald nach 701 v. Chr. wird man mit den Bauarbeiten am Hiskia-Tunnel begonnen haben. Der Hiskia-Tunnel schuf eine für Feinde von außen unerreichbare Ableitung des Quellwassers in das Tyropoiontal. Der Transport des Wassers in die Mitte der Stadt war der sprunghaft angestiegenen Bevölkerung des Südwest-Hügels eine Hilfe zum Überleben. Ein großes Becken ermöglichte nun einen bequemen Zugang zum Wasser, so dass selbst der Einsatz von Maultieren möglich war. Durch den geschlossenen Tunnel war das Wasser zudem vor Verunreinigungen geschützt.378 Das Stadtquartier auf dem Südost-Hügel konnte weiterhin das Warren-Tunnel-System nutzen. Doch der Hiskia-Tunnel leistete einen noch größeren Beitrag: Er versorgte nicht allein den Südwest-Hügel mit Wasser, sondern ermöglichte auch eine Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft für die gewachsene Stadtbevölkerung. Durch die Zuleitung von Wasser in das Tyropoiontal war es nun möglich, das südliche Talende zu bewirtschaften. Und weiterhin konnten die beiden östlichen Ableitungen (Kanal 1 und Kanal 2) für die Landwirtschaft und gewerbliche Einrichtungen im Kidrontal genutzt werden, wenn das Wasser im Hiskia-Tunnel aufgestaut wurde. Im Verteidigungsfall war es möglich, Kanal 2 wieder mühelos trockenzulegen. Der Hiskia-Tunnel sicherte Jerusalem auf Jahrtausende eine funktionierende Wasserversorgung. Als 587/586 v. Chr. Nebukadnezar mit seinem Heer die Stadt belagerte, war es nicht Durst, sondern
Vgl. WEIPPERT, Palästina 1988, 543–551. Die Datierung dieser Anlagen ist häufig unsicher. Vgl. KÜCHLER, Jerusalem 2007, Abb. 27,4 (48). Beschreibung des Schachtes bei GILL, Geology 1996, 13–16 mit Querschnitt des Schachtes Fig. 6 (14). 374 „To tell the truth, the irregularity of the shaft certainly does not seem to favour its being a place to pull buckets of water up.“ VINCENT, Underground 1911, 16. Vgl. auch REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 335 mit Foto S. 336. 375 Auch auf ein Aufräumen der Baustelle zur Absenkung des Warren-Tunnels wurde verzichtet: In der Wohnhöhle südlich des Warren-Schachtes (KÜCHLER, Jerusalem 2007, Abb. 26, 8 [47]) wurde Steinabschlag in einer Höhe von 50 cm (und zwar ausschließlich Mizzi-Gestein aus der Absenkung) zusammen mit Öllampen der Eisen-II-Zeit (8. Jh. v. Chr.) gefunden. Vgl. REICH & SHUKRON, Excavations 2000, 336. REICH, Excavating 2011, 154–157. 376 Vgl. GILL, Geology 1996, Bildunterschrift zu Photo 2 (6). 377 JHWH ist der Eigenname des Gottes Israels. In der alttestamentlichen Wissenschaft ist es üblich, den Namen mit seinen vier Konsonanten (daher: Tetragramm) wiederzugeben. 378 Das Wasser in Kanal 2 war insofern einer möglichen Verschmutzung ausgesetzt, als dass die Abwässer der am Osthang liegenden Haushalte und gewerblichen Einrichtungen durch die lose Kanalabdeckung in das Wasser gelangen konnten. 372 373
IV.6. Persische und frühhellenistische Zeit (587/586–150 v. Chr.)
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Hunger, der die Bevölkerung quälte (2Kön 25,1–3). Und doch hat der Hiskia-Tunnel in erster Linie zivilen Erfordernissen entsprochen; für die Sicherheit der Gihon-Quelle war er belanglos.379 IV.6
Persische und frühhellenistische Zeit (587/586–150 v. Chr.)
Aus der persischen (586–333 v. Chr.) und der frühhellenistischen (333–150 v. Chr.) Zeit380 sind aus dem Bereich der Gihon-Quelle keine Keramikfunde belegt (siehe oben Tab. 2). Die chronistischen Baunotizen erwecken zwar den Anschein, die Gihon-Quelle noch zu kennen (2Chr 32,30; 33,14; siehe IV.5.5), doch es handelt sich hierbei um die Übernahme von Toposwissen. Im topographisch überaus detaillierten Mauerbaubericht (Neh 3,1–32; siehe V.1.3) ist die Gihon-Quelle namentlich nicht genannt. Zwar vermuten manche einen indirekten Hinweis durch das Neh 3,26 genannte Wassertor, das zu der Gihon-Quelle außerhalb der Stadtmauer geführt habe,381 doch eine Renovation dieses Tores ist in dem Mauerbaubericht gerade nicht bekundet. Auch das Quelltor ( שער העיןNeh 2,14; 3,15; 12,37) deutet nicht auf die Gihon-Quelle hin, sondern auf die Rogel-Quelle im südlichen Kidrontal.382 Auch die Drachenquelle ( עין התניןNeh 2,13) ist am ehesten mit der Rogel-Quelle zu identifizieren.383 Als Nehemia zu seiner nächtlichen Inspektion der Stadtmauern aufbrach (Neh 2,12–15),384 gab es nördlich des Königsteiches im Kidrontal (also in Richtung der Gihon-Quelle) kein Weiterkommen mehr, so sehr war der Weg durch die Trümmer und den Schutt der zerstörten Stadt blockiert. Zur Abwehr der assyrischen Belagerung war nur der obere Ausfluss der Gihon-Quelle blockiert worden (2Chr 32,30). Nun, nach der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier 587/586 v. Chr., war die Gihon-Quelle selbst verschüttet.385 Das Wassertor wurde deshalb nicht renoviert, weil es seine Funktion als Zugang zur Quelle verloren hatte. Der Chronist fand zwar eine Gihon-Quelle in seinem Archivmaterial vor, aber es ist sehr zweifelhaft, dass er noch um die ursprüngliche Lage der Quelle wusste. Ihm war nur noch der untere Ausgang dieser Quelle bekannt, nämlich die südwestliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels, die dann von Josephus als die Siloah-Quelle bezeichnet wurde.
Eine vorwiegend zivile Nutzung des Hiskia-Tunnels nahm schon TOBLER, Siloahquelle 1852, 11f. an: „Der Nutzen, welchen die Ableitung der Marienquelle stiftet, besteht nicht bloß darin, daß das Wasser einem Theile der Bewohner näher gebracht wurde, und ein weit größerer Vorrath gesammelt, sondern auch darin, daß die beim Ausflusse liegende Thalstrecke mit ungleich geringerer Mühe berieselt und befruchtet werden konnte.“ Eine Imitation der Palastgartenanlage Sanheribs in Ninive samt zugehörigem Aquädukt (Hiskia-Tunnel) für die Bewässerung einer solchen Anlage scheidet aus. Vgl. BAGG, Hezekiah 2014. 380 Zur persischen und frühhellenistischen Zeit: BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,86–99. REICH & SHUKRON, History 2004, 217. REICH, Excavating 2011, 317–322. 381 So ALT, Taltor 1928, 343f., WILLIAMSON, WBC 16, 1985, 209. GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 72. SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 113. 382 So GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 59. Die rein spekulative Behauptung einer Quelle im Tyropoiontal, die heute versiegt sei, bei WILLIAMSON, WBC 16, 1985, 189 und SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 62 überzeugt nicht. 383 Drachenquelle = Rogel-Quelle: DALMAN, Jerusalem 1930, 166. SIMONS, Jerusalem 1952, 162. ZENGER & WENNING, Systeme 1982, 289. BECKER, NEB.AT 20, 1988, 106. – Drachenquelle = Birkat Silwān: FURRER, Gichon 1869, 463. KNEUCKER, Siloah 1873, 21f. GUTHE, Ausgrabungen 1882, 355. KROLL, Spuren 1972, 305. ZWICKEL, Calwer Bibelatlas 2000, 41 (Karte 16) (unsicher). – Drachenquelle = Birkat as-Sulṭān: KIRMIS, Lage 1919, Karte (hinterer Umschlag), Nr. 28 („ungefähre Lage der Drachenquelle“). WILKINSON, Jerusalem 1974, Anm. 38 (39). – Drachenquelle = Gihon-Quelle: Richard Pococke 1745, 23: which is thought by some to be the dragon-well, mentioned by Nehemiah; it is commonly called the fountain of the blessed virgin. Weitere Belege bei TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 3 (2). 384 Vgl. ALT, Taltor 1928, 341f. GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 58–60 und ebd., 191 m. Abb. S. 191 (Exkurs M. Oeming). SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 56–66. 385 Von daher ist es ausgeschlossen, dass Nehemia seine Inspektion ausgerechnet durch das Warren-Tunnel-System fortgesetzt haben soll, wie Schunck (ebd., 64–66) meint. 379
V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament Von der Gihon-Quelle, die in der Frühzeit Jerusalems einen so maßgeblichen Einfluss auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung hatte, steht zu erwarten, dass sich ihre Bedeutung auch literarisch im Alten Testament niedergeschlagen hat. Zwar ist die Jerusalemer Stadtquelle an nur wenigen Stellen mit ihren Eigennamen angeführt, doch wenn man nach indirekten Bezügen sucht, mehren sich die Zeugnisse erheblich. Zunächst werden hier die Eigennamen der Quelle und ihre Etymologien vorgestellt (V.1), danach werden die textlichen Überlieferungen besprochen (V.2), in denen die Jerusalemer Stadtquelle direkt oder indirekt Erwähnung findet. V.1 V.1.1
Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien Der alte Name: Gihon (( )ג]י[חוןGen 2,13; 1Kön 1,33.38.45; 2Chr 32,30; 33,14)
Der Name Gihon begegnet im Alten Testament insgesamt sechsmal und damit häufiger als der andere Name Šiloaḥ bzw. die Bezeichnung šelaḥ mit jeweils nur einer Nennung. Drei Belege entfallen auf die Königssalbung Salomos (1Kön 1,33.38.45), zwei Belege stehen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen (2Chr 32,30 handelt von Verteidigungsmaßnahmen Hiskias; 2Chr 33,14 von einem Mauerbau durch Manasse). Außerdem ist noch Gen 2,13 zu nennen: Hier ist einer der vier Paradiesesströme als Gihon bezeichnet. Belegt ist der Name Gihon innerhalb des alttestamentlichen Textcorpus also in der Genesis (einmal) sowie den Königsbüchern (dreimal innerhalb eines Kapitels) und der Chronik (zweimal). Plene-Schreibung als Gīḥōn ( )גִּ יחוֹןliegt vor in Gen 2,13; 2Chr 32,30 und 2Chr 33,14, defektive Schreibung als Giḥōn ( )גִּ חוֹןin 1Kön 1,33.38.45.386 Die Wiedergabe der LXX lautet Γηών bzw. Γιών.387 Die aramäische Übertragung im Targum Jonathan388 sowie die syrische Übersetzung der Peschitta389 (Mitte/spätes 1. Jh. bis 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.) nennen in 1Kön 1,33.38.45 anstelle des Gihon den Siloah ( שילוחאbzw. ܫܝܠܘܚܐ/šjlwḥʾ) (siehe VI.9). Bei dem Eigennamen Gihon (stets ohne Artikel390) handelt es sich um eine Nominalbildung des Typs qīṭōl (mit langem Vokal in beiden Silben) aus *gīḥ-ān391 von der Wurzel גיחoder aus *gauḥ-ān > *gōḥ-ōn392 von der Wurzel גוחmit der Grundbedeutung „hervorbrechen“.393 In der Benennung mag ein Hinweis auf das Intermittieren („Hervorbrechen“) der Quelle vorliegen.394 Dass es sich beim Gihon um eine Quelle handelt, Vgl. zur Plene-/Defektiv-Schreibung die Randmasora (Masora parva) zur Stelle Gen 2,13: חס ׄ ׄמל וג ׄ ׄוׄ ג. „Das Wort kommt sechsmal vor. Es wird dreimal plene geschrieben und dreimal defektiv geschrieben.“ Auflösung der Angaben nach KELLEY & al., Masora 2003. 387 Gen 2,13 LXX: γηών. Mit den Varianten: γειων, γαιων, γεων, γησων. Aber 108*: Φισων. Vgl. WEVERS, VTG I, 1974, 85. 2Chr 32,30 LXX: Γιὼν. Mit den Varianten: γειων und gichan (AethA′). Eine Reihe von Mss. (Bc, einige Minuskelmss., La109, ArmI) hat für den Gihon den Sion (σιων/σειων bzw. syon). Vgl. HANHART, VTG VII/2, 2014, 381. 2Chr 33,14 LXX: Für ἀπὸ λιβὸς κατὰ Γιων „vom Südwesten zum Gihon“ haben hier manche Mss. ἀπὸ λιβὸς κατὰ νότον „vom Südwesten zum Süden“ (La109: ab africo ad austrum). Vgl. ebd., 388. 3Reg 1,33.38.45 LXX (=1Kön 1): γιων. Vgl. Rahlfs/Hanhart 2006, 625f. Obwohl zu 3Reg noch keine textkritische Edition der Göttinger Septuaginta vorliegt, ist auch zu dieser Stelle zu erwarten, dass der Gihon in einigen Textzeugen mit dem Sion ersetzt wurde. Hierauf wäre dann die mittelalterliche Vorstellung von der Salbung Salomos auf dem Sion zurückzuführen. Siehe XIII.4.2. 388 Vgl. SPERBER, BiAra 2, 1959, 214. Dt. Üs. HARRINGTON & SALDARINI, ArBib 10, 1987, 212f. 389 Vgl. GOTTLIEB, OTSy II/4, 1976, 4f. 390 „Es ist dem Israeliten offenbar die Bezeichung [sic!] einer Örtlichkeit.“ DALMAN, Wasserversorgung 1918, 47. 391 ō ist aus ursprünglichem ā getrübt. Vgl. GKB 1909, § 84au (242). 392 Dissimilation von ō vor folgendem ō zu ī. Vgl. BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 21k (215). 393 Zu dieser Herleitung vgl. ebd., § 61vβ (476). Zur Nominalbildung vgl. außerdem STADE, Grammatik I, 1879, § 216 (154). BARTH, Nominalbildung 1891, § 45 (66). KÖNIG, Lehrgebäude II, 1895, § 71 (147f.). GKB 1909, § 84au (242). MEYER, Grammatik 1992, § 37,7 (149). JOÜON & MURAOKA, Grammar 2006, § 88 G (231). Zur lexikalischen Bedeutung vgl. HALAT, Lfg. I, 1967, 181. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 213 (Art. )גיח. – Möglicherweise ist auch Gīaḥ 2Sam 2,24 von der Wurzel גיחherzuleiten. So BORÉE, Ortsnamen 1968, Nr. 48 (23) (dortige Stellenangabe ist zu korrigieren!). Zum Entfall der Endung -ōn vgl. ebd., 62. 67. Anders Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 213 (Art. )גִּ יַח: Verschreibung aus �גֵּי הַ דֶּ ֶר. 394 Vgl. FURRER, Gichon 1869, 464. KNEUCKER, Siloah 1873, 9f. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 47 („Durchbruch, Sprudel“; ähnlich arab. „fauwār“). SHILOH, Rediscovery 2000, 53. KEEL, Geschichte I, 2007, 45. 386
V.1. Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien
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ergibt sich allein aus der (allerdings späten) Constructus-Verbindung 2Chr 32,30 „( מוצא מימי גיחוןAbfluss der Wasser des Gihon“).395 An allen anderen Belegstellen fehlt der Zusatz ʿēn für „Quelle“.396 Alle diese literarischen Belege entstammen späten (nachexilischen) Texten. Doch seiner Form nach reicht der Name Gihon in weitaus ältere Tage zurück: Die Endung -ōn ist ein suffigiertes Morphemelement, das schon in der Bronzezeit als Lokalendung kanaanäischer Ortsnamen begegnet. Hierfür lassen sich aus der ʿAmārna-Korrespondenz des 14. Jh. v. Chr. vielfache Belege anführen, aber auch in den ägyptischen Ächtungstexten des 19./18. Jh. v. Chr. begegnet die Endung -ōn bereits.397 Der Name Gihon muss daher seiner Form nach als der vorisraelitische Name der Jerusalemer Stadtquelle gelten.398 Er ist in den alttestamentlichen Texten sorgsam tradiert worden, selbst dann noch, als die Lage der Gihon-Quelle in Vergessenheit geriet. V.1.2
Ein weiterer alter Name: ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle (( )עין שׁמשׁJos 15,7; 18,17)
Ebenfalls aus alter Zeit stammt die Bezeichnung der Gihon-Quelle als ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle ()עין שׁמשׁ. Dieser Name ist Jos 15,7 und 18,17 in der „Reihe der Grenzfixpunkte“ (Martin Noth) für eine Quelle im Nahbereich Jerusalems aufgeführt.399 Jos 15,5b–11 beschreibt von Osten nach Westen die Nordgrenze Judas, Jos 18,15–19 in umgekehrter Richtung von Westen nach Osten die Südgrenze Benjamins.400 Jerusalem selbst ist „ausdrücklich ausgespart“401, der Grenzverlauf südlich der Stadt ist „außerordentlich ausführlich beschrieben“402. Im Folgenden sei der Verlauf der Grenze nach den Angaben in Jos 18,16f. (vice versa Jos 5,7f.) nachgezeichnet: Von der Quelle Neftoaḥ403 steigt die Grenze im oberen Hinnomtal hinab ( )וירדbis zu „dem Berg“ (;ההר so auch Jos 15,8b.9a), welcher sich „im Angesicht des Hinnomtals“404 erhebt und sich „im Rephaimtal nach Norden zu“405 befindet (nach Jos 15,8b „am Ende“ )בקצה.406 Von diesem Berg aus verläuft die Grenze im Hinnomtal hinab (וירד גי הנם, vice versa ועלה הגבולJos 15,8b) bis zum „Südhang des Jebusiters“407, dann weiter im Hinnomtal hinab (וירד, vice versa ועלה הגבול גי בן־הנםJos 15,8a) bis zur Rogel-Quelle ( ;עין רגלso auch Jos 15,7b). Hier, am südöstlichen Auslauf des Südwesthügels, der als der „Südhang des Jebusiters“ gelten
Weitere Toponyme von Quellen in Verbindung mit מי: מי־עין שׁמשׁJos 15,7 (aber Jos 18,17: מעין מי נפתוח ;)עין שׁמשׁ Jos 15,9; 18,15; מי מריבהNum 20,13 (u. ö.). Zu מי השׁלחJes 8,6 siehe V.2.2.3. 396 Vgl. REICH & SHUKRON, Setting 2009, 21*. 397 Belege bei WEIPPERT, Textbuch 2010: Aṯqalānu/Askalon (ebd., 37. 44 m. Anm. 46. 124), Buṣrōnu (ebd., 39 m. Anm. 65), Hannathon (ebd., 129 m. Anm. 321), Šamʿānu (ebd., 42 m. Anm. 83) = Šamʿōnu (ebd., 123f. m. Anm. 278 [Komposittext]). BORÉE, Ortsnamen 1968, 57–62 listet 84 Ortsnamen für Palästina, die auf -ōn enden; hierbei ist der spätbronzezeitliche Wechsel („Canaanite shift“) von -ā(n) zu -ō(n) zu berücksichtigen. 398 Anders REICH & SHUKRON, Setting 2009, 22* (erneut: REICH, Excavating 2011, 300), für die Gihon nicht der Name der Quelle, sondern eine Bezeichnung für das Wassersystem der Mittelbronze-II-Zeit ist: „It thus appears that Gihon is not a real toponym but only a technical term for the Canaanite waterworks.“ Siehe dazu auch S. 108. 399 Nach NOTH, Studien 1935, 192 bestand die Grenzbeschreibung ursprünglich allein in einer Liste von „Grenzfixpunkten“. Diese wurden dann zu einem die Grenze beschreibenden Text verbunden. „Daraus ergibt sich zugleich, daß dokumentarischen Wert nur die Reihe der Ortsnamen selbst besitzt. Die Wahl der verbindenden Verba war offenbar im Wesentlichen den geographisch-topographischen Kenntnissen oder auch dem Belieben des Bearbeiters überlassen.“ Ebd., 189. Kritisch dazu WAZANA, Boundaries 2013, 129. 133–139 m. Anm. 20. Sie hält das „place and verb“ system, also die Kombination aus Orten und Verben, für ein einheitliches Konzept – „ein Generalangriff auf die These M. Noths“ (TIMM, Rez. Wazana 2015, 353). ALT, System 1927, 200f. und AHARONI, Land 1984, 260. 267f. datieren die Liste in die vorstaatliche Zeit, die Einarbeitung in das Josuabuch ist nach FRITZ, HAT I/7, 1994, 157 das Werk des deuteronomistischen Historikers [DtrH, exilisch]. 400 Zum Grenzverlauf zwischen Juda und Benjamin vgl. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 48–50. DALMAN, Jerusalem 1930, 156–159. NOTH, Studien 1935, 189–192. FRITZ, HAT I/7, 1994, 154–160. REICH, Excavating 2011, 301–303. 401 FRITZ, HAT I/7, 1994, 160. 402 Ebd., 159. 403 מעין מי נפתוחJos 15,9a; 18,15b = ʿAin Liftā (1687.1338); vgl. FRITZ, HAT I/7, 1994, 160. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 836 (Art. ַ)נֶפְ תּוֹח. 404 אשׁר על־פני גי בן־הנםJos 18,16a = אשׁר על־פני גי־הנם ימהJos 15,8b. Die Angabe ימהJos 15,8b präzisiert, dass jener Berg gemeint ist, der das Tal nach Westen zu beherrscht; vgl. NOTH, Studien 1935, Anm. 3 (191). 405 אשׁר בעמק רפאים צפונהJos 18,16a = אשׁר בקצה עמק־רפאים צפנהJos 15,8b. 406 Gemeint ist Rās ed-Dabbūs/Ketef Hinnom. Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 144. KÜCHLER, Jerusalem 2007, 780. Jos 15,9a wendet sich die Grenze in der entgegengesetzten Richtung von diesem Berg zur Quelle Neftoaḥ: ותאר הגבול מראשׁ ההר אל־מעין מי נפתוח. 407 אל־כתף היבוסי נגבהJos 18,16b = אל־כתף היבוסי מנגבJos 15,8a (mit der Glosse )היא ירושׁלם. 395
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
muss,408 mündet das Hinnomtal in das Kidrontal ein. Es befindet sich in diesem Gebiet ein Talkessel (der sogenannte Kessel von Silwān), der in nördlicher Richtung bis an den Südabhang des Südost-Hügels hinaufreicht. Den südlichen Grenzpunkt bildet die Rogel-Quelle, die sich etwa 100 m südlich der Stelle findet, an der das Hinnomtal in das Kidrontal einmündet. Die Grenze muss sich, um die Rogel-Quelle zu erreichen, am „Südhang des Jebusiters“ also nach Süden wenden ( = נגבהvice versa מנגבJos 15,8a). An der Rogel-Quelle biegt die Grenze dann nach Norden um ()ותאר מצפון, was unter den topographischen Verhältnissen nichts anderes bedeuten kann, als dass die Grenze nun das Kidrontal talaufwärts führt. Hier im Kidrontal erreicht sie die ʿĒn Šemeš, von wo die Grenze dann nach Gelilot409 (Jos 15,7a stattdessen Gilgal) ausgeht410 ()ויצא, einer unbekannten Lokalität im Osten Jerusalems. Jos 15,7b schildert den zuletzt genannten Abschnitt in entgegengesetzter Richtung: Von Gilgal geht die Grenze hinüber ( )ועברzu den Wassern der ʿĒn Šemeš411 ()אל־מי־עין שׁמשׁ. Hierzu wird im folgenden Satz präzisiert, dass ihre „Ausgänge“ nach der Rogel-Quelle sind ()והיו תצאתיו אל־עין רגל. Unter „Ausgängen“ sind die mit der Quelle verbundenen Wasserleitungen gemeint, vor allem die beiden Kanäle 1 und 2, vielleicht auch der Hiskia-Tunnel und seine Ableitung in das Kidrontal (Kanal 4).412 Zumindest zum Teil dienten diese Leitungen zur Bewässerung der Gärten und Felder, die talabwärts (d. h. in südlicher Richtung) im Kidrontal und dem Kessel von Silwān bis hinab zur Rogel-Quelle angelegt waren. Von der ʿĒn Šemeš verläuft die Grenze also nach Süden, was vice versa der Angabe Jos 18,17 ( )מצפוןentspricht. Um welche Quelle handelt es sich bei der ʿĒn Šemeš? Zwei wesentliche Kriterien müssen für diese Quelle als „Grenzfixpunkt“ erfüllt sein, ein drittes Kriterium tritt behelfsweise hinzu: - (1.) Die ʿĒn Šemeš eignet sich aufgrund ihrer Eindrücklichkeit und Bekanntheit als Geländemarke. - (2.) Die Lage der ʿĒn Šemeš muss sich in die topographischen Verhältnisse einfügen, die sich aus der Abfolge der „Grenzfixpunkte“ in Jos 15 und 18 ergeben, d. h. sie ist nördlich von der RogelQuelle zu suchen. - (3.) Der Name ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle muss sich aus einer Eigentümlichkeit der Quelle erklären lassen, die mit der Sonne in einem Zusammenhang steht. Es gibt im Umfeld Jerusalems außer der Rogel- und der Gihon-Quelle noch weitere, zumeist unbedeutende Quellen, so dass eine Reihe an Vorschlägen für die Identifikation der ʿĒn Šemeš vorgetragen wurde. Diese Vorschläge hat Gustaf Dalman gesichtet und bewertet,413 wobei ich mich seinen Einschätzungen anschließen möchte: - ʿAin al-Ḥōḍ/Apostelquelle (1759.1312), östlich von Bethanien/al-ʿĪzarīya (1745.1309) gelegen.414 Doch die Grenze müsste hierher von der Rogel-Quelle nach Osten abbiegen; die ʿAin al-Ḥōḍ fügt sich also nicht den topographischen Vorgaben.415 Auch lässt sich nicht erkennen, was ihre „Ausgänge“ wären und welcher Zusammenhang mit der Sonne bestünde.416 Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 581 (Art. )כָּתֵ ף. Jos 18,17a: גלילות. Jos 15,7a: ( הגלגלdeterminiert!). Nach beiden Stellen „gegenüber der Blutstiege“ ()נכח ]ל[מעלה אדמים = Ṭalʿat ad-Damm. Nach Jos 15,7a außerdem südlich des Bachtals ( = )מנגב לנחלWadi Qelt; vgl. AHARONI, Land 1984, 269. FRITZ, HAT I/7, 1994, 160. GASS, Ortsnamen 2005, 185–194, der zehn Vorschläge der Identifikation von Gilgal diskutiert, vermag kein sicheres Ergebnis festzustellen. FRITZ, HAT I/7, 1994, 155 vermutet für גלילותein „Umkreis“ genanntes Gebiet, was eine Verortung noch unsicherer macht. 410 Dem Richtungsbescheid ויצאJos 18,17a („geht aus von“ oder „kommt heraus bei“) fehlt eine der sonst üblichen Präpositionen. Ohne Präposition noch: Jos 15,4: ;ויצא נחל מצרים15,11: ;ויצא יבנאל16,7: ;ויצא הירדן19,13: ויצא רמון. – Mit אל: Jos 15,3.9.11; 18,15.17; 19,12.27. – Mit מ: Jos 16,2; 19,34. Mit he-locale: Jos 16,6; 18,15. – Mit בין … ובין: Jos 18,11. – Jos 18,17a ויצאentspricht Jos 15,7b ;ועברvgl. NOTH, Studien 1935, 190. 411 Kairoer Geniza und einige Handschriften haben stattdessen: מעין. LXX: τὸ ὕδωρ πηγῆς ἡλίου (aber zu Jos 18,17: πηγὴν Βαιθσαμυς). 412 2Chr 32,30 (siehe IV.5.5.2) nennt einen oberen Ausgang der Gihon-Quelle ( )מוצא מימי גיחון העליוןund noch die Kupferrolle (3Q15 10,15f.) kennt für die Zeit um 25–75 n. Chr. „den Ausfluss/die Ausflüsse der Wasser des Siloah“ (siehe VI.8). In tAr 2,6 ist mit מוצאdas Quellloch des Gihon bezeichnet (siehe S. 153). 413 Vgl. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 48–50. DALMAN, Jerusalem 1930, 156–159. 414 Vertreter: VINCENT, Jérusalem antique 1912, 115. CANAAN, Saints 1927, 83 m. Anm. 7. SIMONS, Jerusalem 1952, 158. AHARONI, Land 1984, 269. FRITZ, HAT I/7, 1994, 159. SVENSSON, Towns 1994, Anm. 5 (51). 148. VOS, Los 2003, 325. KEEL, Geschichte I, 2007, 39. 276 (trotz seines Eintretens für einen spätbronzezeitlichen Sonnenkult in Jerusalem). Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 956 (Art. ﬠַיִ ן1). 415 Vgl. DALMAN, Jerusalem 1930, 156f. 416 Taufik Canaan wies auf zwei weitere Örtlichkeiten in der Nähe der ʿAin al-Ḥōḍ hin, die nach der Sonne benannt sind: „Iʿâq eš-Šams“ und „Mgheiyr eš-Šams“. Vgl. CANAAN, Saints 1927, 83 m. Anm. 8. Worum es sich hierbei handelt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 408 409
V.1. Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien
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ʿĒn er-Rawābi, 7.000 m von der Rogel-Quelle bei ʿAnātā (1749.1355) gelegen.417 Die Quelle, die lange Zeit verschüttet war,418 ist „schwach“419, „so unbedeutend, daß sie nicht einmal zum Viehtränken dient, und zugleich so abgelegen, daß sie als Grenzmarke sehr unwahrscheinlich ist“420. Ein Zusammenhang mit der Sonne ist nicht bekannt. - ʿĒn eṣ-Ṣuwwān, am Westabhang des Ölbergs in der Nähe der Auguste-Victoria-Hospital gelegen (am sogenannten „Feuersteinabstieg“).421 Sie entspringt zwar von Jerusalem aus gesehen „in der Gegend des Sonnenaufgangs“422, doch es handelt sich um eine Quelle, „die doch nur im Winter fließt [wenn ohnehin allenthalben Wasser zur Verfügung steht423] und deshalb als Grenzmarke weniger brauchbar ist“424. - „ʿÊin es-Sabāḥi“, unterhalb der Südostecke des Tempelplatzes gelegen.425 Die Quelle wurde nach Auskunft eines Dorfbewohners aus Silwān verschüttet, als sie kein Wasser mehr gab. Weitere Nachforschungen Gustaf Dalmans ergaben, dass das Talstück zwischen Absalomgrab und dem Dorf Silwān zwar als Wādi Sabāḥi bezeichnet wird, eine Quelle an diesem Ort aber nie zu sehen war.426 Auch diese Quelle macht „ihre Unbedeutendheit […] zur Grenzmarke ungeeignet“427. - Die Gihon-Quelle, die nördlich der Rogel-Quelle liegt und aufgrund ihrer Eindrücklichkeit und Bekanntheit als Geländemarke geeignet ist. Als einzige Quelle erfüllt sie diese beiden Kriterien.428 Im Hinnomtal werden Jos 18,16f. (vice versa Jos 5,7f.) auf einer Strecke von nur 900 m drei Fixpunkte geboten. Die ʿAin Ḥōḍ liegt jedoch in einer Entfernung von 3.600 m (Luftlinie).429 Es vermag nicht zu überzeugen, dass die Grenzbeschreibung im Nahbereich Jerusalems, wo es auf größtmögliche Genauigkeit ankam, plötzlich einen derart großen Sprung machte, wie es bei einer Identifikation der ʿĒn Šemeš mit ʿAin alḤōḍ gegeben wäre. Die Gihon-Quelle (ihre Entfernung zur Rogel-Quelle beträgt 700 m) würde sich dagegen gut in die Eigenart der Grenzbeschreibung einfügen und eine hohe Genauigkeit für den Verlauf der Grenzlinie in unmittelbarer Nähe Jerusalems bieten. Hinzu kommt, dass allmorgendlich die Sonnenstrahlen die Quelle für einige Minuten eindrucksvoll bescheinen (siehe Abb. 142), was Anlass für die Bezeichnung als ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle gewesen sein mag und auch bestimmte kultische Vorstellungen begünstigt haben könnte: „Sonnenquelle“ konnte das Gihonwasser heißen, weil seine Quelle ostwärts gerichtet war, so daß die Morgensonne allein in ihre Kluft eindrang und ihr Wasser beschien. Als man in Jerusalem der Sonne besondere Verehrung widmete (2. Kön. 23,5. 11; Ez. 8,16), mag man der Quelle unter diesem Gesichtspunkt besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben, wenn ihre Beziehung zur Sonne keine alte gewesen sein sollte.430
Dabei denkt Gustaf Dalman insbesondere an die Salbung Salomos zum König, die nach 1Kön 1 am Gihon stattgefunden hat: „Die Sonnenbeziehung der Quelle könnte auch der Anlaß sein, daß der Platz vor ihr kultischen Charakter hatte, wie es seine Wahl zur Salbungsstätte Salomos voraussetzt.“431 Ronny Reich vermutet, dass die Benennung der Gihon-Quelle als Sonnenquelle infolge der Josianischen Kultreform (622 v. Chr.) außer Gebrauch kam.432 Der Umfang dieser Kultreform ist im Einzelnen jedoch historisch fraglich; so auch Vgl. DALMAN, Wasserversorgung 1918, 49. – Vertreter: KASTEREN, Umgegend 1890, 116. Vgl. ebd., 116. 419 DALMAN, Jerusalem 1930, 153. 420 Ebd., 157. 421 Vgl. ebd., 39. 157. 422 Ebd., 157. 423 Vgl. ebd., 267. 424 Ebd., 158. 425 Vgl. ebd., 159 (S. 173 heißt es fälschlich „Südwestecke“). 426 Vgl. ebd., 389 (Ergänzung zu S. 173). 427 Ebd., 159. 428 Vertreter: DALMAN, Wasserversorgung 1918, 49f. DALMAN, Jerusalem 1930, 158f. 169. Er hält ʿĒn Šemeš (anstelle von Gihon) für den eigentlichen Namen der Quelle. REICH, Excavating 2011, 301–303. 429 Allerdings beträgt auch die Entfernung zwischen der Quelle Neftoaḥ und Rās ed-Dabbūs/Ketef Hinnom 4.000 m (Luftlinie). 430 DALMAN, Wasserversorgung 1918, 50. Den morgendlichen Einfall des Sonnenlichts bestätigt auch REICH, Excavating 2011, 303. 431 DALMAN, Jerusalem 1930, 170. Othmar Keel rechnet damit, dass es seit der Spätbronzezeit in Jerusalem einen Sonnenkult gab. Vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 190. 273–276. 432 „Perhaps at this stage, by virtue of the religious reform, the use of the Name ʿEn-shemesh was prohibited. Perhaps this was when the name Siloam gained precedence.“ REICH, Excavating 2011, 303. 417 418
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
die Frage, ob es in Jerusalem einen vorisraelitischen Sonnenkult gab.433 Doch selbst wenn sich das Reformprogramm gegen Elemente des assyrischen Šamaš-Kults in Jerusalem richtete,434 so scheitert die These von Ronny Reich an einer feststehenden Tatsache: Seit der Mittelbronze-II-Zeit schirmte ein massiver Befestigungsturm die Gihon-Quelle vollständig vom Sonnenlicht ab. Das aber bedeutet, dass der Name ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle in eine Zeit vor dem 18./17. Jh. v. Chr. zurückgeht, als noch keine Befestigungswerke das Sonnenlicht am freien Einfall auf die Quelle hinderten. Erst in mamlūkischer Zeit wurde Ende des 13./Anfang des 14. Jh. n. Chr. die Gihon-Quelle wiederentdeckt (siehe XIV.2). Nun ließ eine neue Treppenanlage das Sonnenlicht wieder bis zur Quelle hinabdringen. Titus Tobler hat auf zwei französische Reiseberichte aus der Mitte des 17. Jh. n. Chr. hingewiesen,435 die wieder von der Sonnenquelle (Fontaine du Soleil) mit Bezug zur Gihon-Quelle sprechen: Bernardin Surius (reiste 1644 bis 1647 n. Chr.): „une fontaine que les Chrestiens du Pays, & les Turcs nomment : Ain Mriam [sic!] : c’est à dire, la Fontaine de Marie […] Cette Fontaine s’appelloit anciennement la Fontaine du Dragon & du Soleil : elle est maintenant ornée d’une belle voute.“436 Balthasar de Monconys (reiste 1647 n. Chr.): „nous vismes la Fontaine du Soleil, à present on la nomme de la Vierge, qui est fort profonde, taillée dans la Montagne“.437
Dies sind Belege dafür, wie ein Naturschauspiel zu unterschiedlichen Zeiten zu denselben Wahrnehmungen führen konnte. Wenn überhaupt einer Quelle im Umfeld Jerusalems der Name ʿĒn Šemeš/Sonnenquelle gebührte, dann doch wohl der Gihon-Quelle allein, deren geheimnisvolles Dunkel allmorgendlich von den Sonnenstrahlen erhellt wurde. So ist die Gihon-Quelle die wahrscheinlichste Identifikation für die Jos 15,7 und 18,17 genannte ʿĒn Šemeš. Der Grenzverlauf nach Jos 15 und 18 sicherte dem Stamm Juda wichtige Gebiete im unmittelbaren südöstlichen Umfeld Jerusalems, indem die Grenze bis dicht an die Stadt heranrückte. Zwar vermochte Juda sich so die fruchtbare Rephaimebene und die südlichste Kuppe der Ölbergkette (Bāṭn alHawāʾ) zu sichern, der als Gartenlandschaft nutzbare Kessel von Silwān verblieb aber ausdrücklich bei Benjamin/Jerusalem. Was hier historisch im Hintergrund dieser für Jerusalem unvorteilhaften Grenzziehung steht, lässt sich nicht weiter erhellen.438 V.1.3
Der jüngere Name: Šiloaḥ (( )השׁלחJes 8,6)
Der jüngere Name Šiloaḥ ( ַ הַ ִשּׁ�חdeterminiert), der sich für über zwei Millennien als der eigentliche Name der Jerusalemer Stadtquelle eingebürgert hat, begegnet an nur einer einzigen Stelle im Alten Testament: im Prophetenwort Jes 8,6 als מי השלח.439 Šiloaḥ ist ein Kunstwort, das zwar als Eigenname (Nomen proprium) verwendet wird, aber – wie der Artikel zeigt – kein eigentlicher Eigenname ist.440 Es leitet sich von šelaḥ (הַ שֶּׁ לַח, determiniert) her, was in Neh 3,15 als Terminus technicus für eine Ausflussvorrichtung gebraucht wird: Dort ist für die Zeit um 440 v. Chr. von der Renovation einer „Mauer des Beckens des šelaḥ“ ( חומת )ברכת השׁלחdie Rede.
433 Grundlegend jetzt PIETSCH, Kultreform 2013. Für die israelitische Zeit stellt er fest: „Jahwe hat solare Motive übernommen und sich angeeignet, ohne dass daraus auf seine Verehrung als Sonnengott oder auf eine alte Sonnentheologie in Jerusalem geschlossen werden könnte.“ Ebd., 406. 434 Vgl. FREVEL, Grundriss 2008, 664f. PIETSCH, Kultreform 2013, 397–411 zu den Wagen und Pferden der Sonne im Jerusalemer Tempelbezirk. 435 Vgl. TOBLER, Siloahquelle 1852, Anm. 4 (2). 436 Bernardin Surius 1666, 401 (Hervorhebungen dort). 437 Balthasar de Monconys 1665, 309. 438 ALT, Stammesgrenzen 1959, Anm. 1 (201) verweist in diesem Zusammenhang auf die sonderbare Notiz Ri 1,8, wonach es Juda noch in vorstaatlicher Zeit gelungen sein soll, Jerusalem zu erobern 439 Plene-Schreibung in Qumran: 1QJesa: מי השולח. Vgl. PARRY & QIMRON, StTDJ 32, 1999, 14f. (Text u. Tafel). 4QIsae, Frgs. 4–7: ה( מי השילהsic!). Vgl. ULRICH & al., DJD 15, 1997, 92 m. Anm. – Jes 8,6 LXX: Σιλωαμ. Vgl. ZIEGLER, VTG XIV, 1983, 150. Zum auslautenden -μ, das durch hebr. Šiloaḥ nicht vorgegeben ist, vermutet KUTSCHER, Language 1974, 121f.: „The ‘μ’ is merely the written expression of the [n] which in Galilean Aramaic and Mishnaic Hebrew, as also apparently in Jerusalem […], was sometimes added to words ending in an open syllable. […] This form [Σιλωαμ, JMW] is apparently simply the Aramaic form שילוחא+ [n] ([m]).“ Bei Josephus begegnen Σιλωά/Σιλωάμ nebeneinander (siehe VI.7). Lk 13,4: ὁ πύργος ἐν τῷ Σιλωὰμ. Joh 9,7.11: κολυμβήθραν τοῦ Σιλωάμ. Vgl. Schmid 2007, 362. In Vers 11 ist in manchen Mss. κολυμβήθραν ausgelassen. Vgl. ebd., 364 und Nestle/Aland, 28. Aufl. 2014, 328. 440 So schon GUTHE, Ausgrabungen 1882, 360: „Im A. T. ist nämlich Siloah nicht Eigenname, sondern Appellativwort, da es den Artikel vor sich hat […]“.
V.1. Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien
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Neh 3,15 gehört zum sogenannten Mauerbaubericht Neh 3,1–32 (besser: Mauerbauendenbericht), in dem die Zuständigkeiten einzelner Bauabteilungen bei der Wiedererrichtung der Befestigungen Jerusalems um das Jahr 440 v. Chr. beschrieben werden.441 Dieser Bericht gilt als „offizielles Dokument“ (Kurt Galling) der Jerusalemer Stadtverwaltung,442 dem eine hohe historische Zuverlässigkeit attestiert wird und das als selbständige Einheit erst im Nachhinein in die sogenannte Denkschrift des Nehemia (Neh 1–7.12–13) eingefügt wurde.443 Genannt werden neben Toren, Türmen und Mauerteilen auch andere Bauelemente, soweit diese für die Abgrenzung der einzelnen Bauabschnitte aussagekräftig sind. Im Ganzen ergibt sich so ein sehr zuverlässiges Bild des Mauerverlaufs Jerusalems in der Perserzeit. Im Einzelnen sind aber noch viele topographische Fragen offen. Sichere Übereinstimmungen zwischen dem Mauerbaubericht und archäologischen Befunden gibt es kaum.444
Die Masoreten haben die Konsonantenfolge š-l-ḥ an der Stelle Neh 3,15 mit segōl und pataḥ vokalisiert, so dass sich die Lesung šelaḥ ergibt. Da die (tiberische) Vokalisation des hebräischen Konsonantentextes erst spät im 7./8. Jh. n. Chr. erfolgte, ist ihre Relevanz für textkritische Fragen zunächst als gering einzuschätzen.445 In Qumran ist das Nehemia-Buch nicht belegt, so dass sich anhand von Plene-Schreibung bzw. der Verwendung von Vokalbuchstaben (sog. matres lectiones) nicht überprüfen lässt, ob die masoretische Vokalisation bis in diese Zeit zurückreicht. Soweit bleibt festzuhalten, dass die Masoreten die identische Konsonantenfolge in Neh 3,15 und Jes 8,6 bewusst unterschiedlich vokalisierten. Auch die älteren(!) antiken Übersetzungen haben šelaḥ und Šiloaḥ unterschiedlich übersetzt. Beide Ausdrücke, šelaḥ und Šiloaḥ, sind daher auseinanderzuhalten.446 Die LXX übersetzt „ את חומת ברכת השׁלח לגן־המלךdie Mauer des Beckens des šelaḥ beim Garten des Königs“ mit τὸ τεῖχος κολυμβήθρας τῶν κῳδίων τῇ κουρᾷ τοῦ βασιλέως „die Mauer am Becken der (Schaf-)Felle für die Schur des Königs“.447 Hier ist hebr. „ שֶׁ לַחBecken“ nach der aram. Bedeutung des Wortes „Fell“448 = griech. κῴδιον449 verstanden, was dann die Verlesung von hebr. „ גַּןGarten“ zu „ גֵּזSchur“450 = griech. κουρά451 nach sich zog.452 Andere Mss. haben den Ausdruck – gegen die masoretische Tradition – an Jes 8,6 angeglichen und geben hebr. השׁלחmit griech. του σιλωα wieder.453 Zum Mauerbaubericht vgl. GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 64–76. SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 76–121. Vgl. GALLING, ATD 12, 1954, 222. KELLERMANN, Nehemia 1967, 14f. 443 Nach SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 86 sind die Angaben im Mauerbaubericht zuverlässig, den er auf die Zeit „kurz vor 440 v. Chr.“ datiert (ebd., 88). Er rechnet zwar mit Überarbeitungen, hält den Bericht aber insgesamt für einheitlich und meint, Nehemia selbst habe den Text in die Denkschrift eingearbeitet (vgl. ebd., 87). Zuvor stellte schon GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 74–76 die „historische Zuverlässigkeit der Bauliste“ fest; er bestritt aber die Einheitlichkeit des Berichts: Erst der Chronist habe den Bericht in die Denkschrift eingefügt. 444 Vgl. CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 40. 445 Alexander A. Fischer geht für die masoretische Vokalisation von einer mündlichen Lesetradition aus, die „sprachgeschichtlich deutlich jünger einzustufen ist als der überlieferte Konsonantentext“. Vgl. FISCHER, Text 2009, 37. „Daraus folgt mit Bestimmtheit, dass die Textkritik nicht vom vokalisierten, sondern vom reinen Konsonantentext auszugehen hat. Ergeben sich unterschiedliche Vokalisationsmöglichkeiten, sind die Handschriften aus Qumran heranzuziehen, die ggf. durch ihre Verwendung von Vokalbuchstaben zur Klärung beitragen können. Auch die Septuaginta und weitere Übersetzungen, die ein bestimmtes Textverständnis und damit eine entsprechende Vokalisation voraussetzen, sind zu konsultieren.“ Ebd., 39. Vgl. zur masoretischen Vokalisation ebd., 33–40. Auch TOV, Text 1997, 39 geht von einer späten (bzw. dialektal) geprägten Aussprache aus. 446 So GUNNEWEG, KAT XIX/2, 1987, 70: „Die Neigung ist groß, statt שֶׁ לַחzu vokalisieren: ַשׁ�ח. ִ […] Aber was sollte die Punktatoren veranlaßt haben, den Siloah-Namen zu vermeiden, wenn er wirklich gemeint war?“ Anders SIMONS, Jerusalem 1952, Anm. 2 (109), der šelaḥ zu Šiloaḥ (also Vokalisation nach Jes 8,6) emendieren will. So auch SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 105, der Neh 3,15 ַ בְּ ֵרכַת הַ ִשּׁ�חliest. 447 So der Codex Vaticanus (B) und weitere Mss. Codex Venetus (V) hat κουδιων statt κῳδίων. Vgl. FIELD 1875, 775. HANHART, VTG VIII/2, 1993, 159. Rahlfs/Hanhart 2006, 926f. 448 Vgl. DALMAN, Handwörterbuch 1922, 425. 449 Vgl. MURAOKA, Lexicon 2009, 420b: „sheepskin, fleece“. 450 Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 209 (Art. )גֵּז. 451 Vgl. MURAOKA, Lexicon 2009, 409b: „wool shorn“. 452 Vgl. HANHART, Text 2003, Anm. 2 (402). Eine Rolle mag auch gespielt haben, dass Neh 2,14 ein „Becken des Königs“ (εἰς κολυμβήθραν τοῦ βασιλέως) genannt ist und an mehreren Stellen (Neh 3,1.32; 12,39; vgl. Joh 5,2) ein „Schaftor“ (τὴν πύλην τὴν προβατικήν) begegnet, so dass sich die Frage stellt, ob in Neh 3,15 diese Angaben zusammengezogen sind. 453 So die 19′-Gruppe (Mss. 19 u. 108, wobei Ms. 108 ausdrücklich die „Siloah-Quelle“ [της κρήνης του σιλωα] nennt) und die Complutensis. Die Vulgata übersetzt: et muros piscinae Siloae in hortum regis. WEBER 1983, 657. Die sonderbare Angabe των ϑε|του σιλωαμ des Codex Sinaiticus, prima manus (S*) ist mit RAHLFS, Curiosa 1932 als ursprüngliche Randnote zur hexaplarischen Rezension des Origines (um 230 n. Chr.) aufzufassen. Sie besagte, dass sich die Lesart του 441 442
96
V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
Hebr. šelaḥ ist von akk. šiliḫtu herzuleiten, womit im Neubabylonischen entweder die Ausmündung eines Kanals oder ein Reservoir bezeichnet sein kann.454 Manfred Weippert setzt diese Bedeutung auch für die Stelle Neh 3,15 voraus: M. E. ist auch hebr. šēlaḥ/šīlōaḥ weder eine Quelle noch ein Kanal, sondern entweder die Ausflussvorrichtung eines solchen, und zwar des sog. „Hiskia-Tunnels“, durch die er sein Wasser in ein Reservoir ergießt, oder das Reservoir selbst. Im konkreten Fall handelt es sich bei dem Auffangbecken wahrscheinlich um den Vorläufer der heutigen Birket el-Ḥamrā südlich des Südost-Hügels von Jerusalem, während der traditionelle „SiloahTeich“ (ʿĒn Silwān) eine Konstruktion der römisch-byzantinischen Zeit darzustellen scheint, als der Tunnel an seiner Stelle durch Steinbrucharbeiten unterbrochen war.455
Nach Neh 3,15 befanden sich der šelaḥ, das zugehörige Becken, der Königsgarten ( )גן־המלךund das Quelltor ( )שׁער העיןim Süden der Stadt. Das Quelltor ist in Neh 2,14 zusammen mit einem „Becken des Königs“ ( ברכת )המלךgenannt, welches vielleicht mit dem „Becken des šelaḥ“ Neh 3,15 identisch ist, zumindest aber in dessen Nähe zu erwarten ist. Der Königsgarten wiederum ist in 2Kön 25,4 (par. Jer 39,4; 52,7) in Verbindung mit dem „Tor zwischen den beiden Mauern“ erwähnt ()שׁער בין החמתים. König Zedekia wollte durch dieses Tor nach Osten Richtung Jericho fliehen, was voraussetzt, dass sich das „Tor zwischen den beiden Mauern“ im Südosten der Stadt befunden hat. Diese topographischen Indizien weisen darauf hin, dass sich das Becken des šelaḥ im Bereich der heutigen Birkat al-Ḥamra befand.456 Die renovierte Mauer wäre dann entweder auf die hier befindliche Staumauer, die das Tyropoiontal absperrte und zugleich als südliche Einfassung des Beckens diente, zu beziehen457 oder auf eine andere Mauer in diesem Bereich.458 Ursprünglich ist šelaḥ die Bezeichnung für eine wasserbauliche Einrichtung im Bereich der Birkat alḤamra. Für diejenigen, die in Unkenntnis der unterirdischen Zuleitungstechnik waren, erweckte der als šelaḥ bezeichnete Wasserausfluss den Anschein einer Quelle. Als die eigentliche Quelle auf der Ostseite des Südost-Hügels im Zuge des Baus des Hiskia-Tunnels verschüttet wurde (siehe S. 78) und in späterer Zeit dann ganz in Vergessenheit geriet (siehe IV.6), trat die Bezeichnung šelaḥ in der öffentlichen Wahrnehmung an die Stelle des alten Namens Gihon. Dieser Wahrnehmungswandel veranlasste auch die lautliche Angleichung des Terminus technicus šelaḥ an den alten Namen der Quelle: Die Konsonantenfolge š-l-ḥ wurde sekundär
σιλωαμ bei Theodotion (= ϑ´) und in der Quinta (= ε´) findet. Die Randnote ist in den eigentlichen Text eingedrungen und hat των κωδιων verdrängt. Eine „Korrektur“ des 7. Jh. n. Chr. (Sc) trägt den ursprünglichen Text am Rand nach: κωλιων (Verschreibung für κωδιων). 454 BEZOLD, Glossar 1926, 213 (Art. šeleḫtu): „Mündung eines Bewässerungskanals“. COCQUERILLAT, Palmeraies 1968, 15 m. Pl. 1 (hinter 140): „un réservoir d’eau situé à l’extrémité d’un canal opposée à sa bouche“. COLIN, Transcriptions 2004, 251: „On est donc tenté de traduire «aqueduc» en prenant le mot dans son sens étymologique et dépourvu de l’arrière-plan romain auquel il pourrait faire songer […].“ Vgl. ebd., 247–251. Einschlägig ist ein aus dem Jahre 429 v. Chr. datierender Pachtvertrag über einen Kanal (Muraššû-Archiv; vgl. WEIPPERT, Textbuch 2010, Nr. 277 [466f.]). Dort heißt es (Z. 8–14): „Den Urâtu-Kanal von seinem Tor (bāb) bis zu seiner Ausmündung (šiliḫtu) […] gib uns gegen Pachtabgabe für drei Jahre.“ – Die Bedeutung „Seitenkanal“ (so AHW 1981, III,1235f. [Art. šiliḫtu]) ist hingegen unsicher (vgl. SODEN, Rez. Cardascia 1954, 207: „vielleicht ‚Seiten- bzw. Verbindungskanal‘“). Die Bedeutungsangaben bei Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1363 (Art. שֶׁ לַח₂) („Wasserleitung, Kanal“; „ = ברכת הַ שֶּׁ לַחWasserleitungsteich“[!]) und HALAT, Lfg. IV, 1990, 1405 (Art. III „( )שֶׁ לַחWasserleitung, Kanal, Wasserleitungsrinne“) sind daher problematisch. Sicher als Ausdruck für einen Kanal ist šelaḥ erst im Mittelhebräischen belegt. Vgl. JASTROW, Dictionary 1903, 1580 (Art. שֶׁ לַחIII) („ditches für irrigation“). KAHAL 2013, 611 (Art. III )שֶׁ֫ לַח. בית השלחיןist Moed Qatan 1,1 das „Feld der Berieselungen, d. h. ein hochgelegenes Feld, dem das Regenwasser nicht genügt und das der künstlichen Bewässerung bedarf“. Vgl. LEVY 1963, IV,559 (Art. )שֶׁ לַח. 455 WEIPPERT, Textbuch 2010, Anm. 63 (466). Zu der These, dass der Hiskia-Tunnel ursprünglich länger gewesen sei, siehe IV.5.4.1. 456 Bislang kann nur vermutet werden, dass unter dem herodianischen Siloah-Becken ein älteres Becken der Eisen-IIZeit verborgen ist. Vgl. REICH & SHUKRON, Pool 2011, 247. 250. 457 Frederick J. Bliss und Archibald C. Dickie entdeckten unter der heutigen Siloah-Straße eine Doppelmauer, die das Tyropoiontal in seinem südlichen Teil absperrte. Sie datiert vermutlich in die hasmonäische Zeit. Ihre südliche Außenseite wurde in herodianischer Zeit mit Pilastern verstärkt. In die Eisen-II-Zeit datiert der nördliche der beiden Mauerzüge. Der östliche Abschluss der Mauer wurde von Bliss und Dickie (Shaft E3) nachgewiesen (erneute Untersuchung Ronny Reich und Eli Shukron), der westliche Anschluss von Kathleen Kenyon (Area F). Vgl. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, III,13. SHUKRON & REICH, Excavation 2010. REICH & SHUKRON, Pool 2011, 241–43. 247f. 458 WILKINSON, Pool 1978, 120 denkt an eine Mauer, die oben auf der Felskante des Südsporns verläuft (zu dieser Mauer vgl. auch KÜCHLER, Jerusalem 2007, 73 m. Abb. 40,1 [77]). WILLIAMSON, WBC 16, 1985, 207. SCHUNCK, BK.AT XXIII/2, 2009, 104.
V.1. Die Namen der Stadtquelle und ihre Etymologien
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so vokalisiert, dass damit der Klang von G-i-ḥ-ō-n lautlich nachgeahmt wurde: Š-i-l-o-(a459)-ḥ.460 Šiloaḥ ist also eine späte künstliche Wortbildung, die auf šelaḥ als Terminus technicus für die Ausmündung des HiskiaTunnels zurückgeht461 und später zum Toponym für den dortigen quellhaften Wasseraustritt wurde.462 Im weiteren Zeitverlauf konnte Šiloaḥ auch das gesamte unterirdische Wassersystem des Südost-Hügels bezeichnen (siehe hierzu auch S. 108 und V.3). Die Herleitung von der Wurzel („ שׁלחab)schicken, (aus)senden“463 (Qal, seltener mit dieser Bedeutung im Piʿel) ist dagegen eine nachgetragene etymologische Erklärung, die sich so bereits in der Antike findet.464 Die Jesaja-Vita (VP 1,2) und Joh 9,7 führen später voneinander unabhängig aus: „Siloam, was erklärt wird als ‚der Gesandte‘“ (Σιλωάμ ὃ ἑρμηνεύεται ἀπεσταλμένος) (siehe VI.6.4). Versuche, das Kunstwort Šiloaḥ aus der regulären Morphologie der hebräischen Nominalbildungen herzuleiten, gehen am eigentlichen Kern vorbei. Im Gegensatz zur „gelehrten“ bzw. „wissenschaftlichen“ Sprache ist bei „volkstümlichen“ Wortbildungen damit zu rechnen, dass die sprachlichen Gesetze gebrochen werden, zumal bei einem Wortspiel wie in diesem Fall, das auf Paronomasie beruht.465 Wilhelm Rudolph übersetzt das prophetische Wort Joel 2,8b–9, in dem von einer Heuschreckenplage die Rede ist, wie folgt: „selbst durch die Wasserleitung [הַ שֶּׁ לַח, determiniert wie Neh 3,15] stürzen sie [die Heuschrecken] hindurch []ובעד השׁלח יפלו, ohne (die Reihe) abzubrechen. In die Stadt dringen sie ein, auf dem Mauerwerk laufen sie, in die Häuser klettern sie, durch die Fenster kommen sie herein wie ein Dieb.“466 Tatsächlich fügt sich die Übersetzung mit „Wasserleitung“ gut in das Bild ein: Die Massenhaftigkeit der Heuschrecken ist erdrückend, es gibt vor ihnen kein Entrinnen, sie dringen überall ein, durch Tür und Tor, durch Fenster und die Kanalisation, durch jedwede Öffnung. Andere beziehen הַ שֶּׁ לַחnach der LXX auf eine Waffenart („Geschosse“), was aber selbst dann wenig sinnvoll ist, wenn hier nur bildhaft von Heuschrecken die Rede ist.467 Im Gegensatz Pataḥ furtivum steht regelhaft vor einem Laryngal am Wortende. Vgl. BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 7q′ (113). 460 So BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 61vβ (476). Gesenius/Buhl, 17. Aufl. 1962, 833 (Art. ַ)שׁ�ח. ִ NOTH, Welt 1962, Anm. 2 (144). HALAT, Lfg. IV, 1990, 1406 (Art. ַ)שׁ�ח. ִ WEIPPERT, Textbuch 2010, Anm. 63 (466) („möglicherweise sekundär vokalisiert“). Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1363 (Art. ַ)שׁ�ח ִ („urspr. viell. = שֶׁ֫ לַח2“). Die Analogie von Šiloaḥ und Gihon ist bereits KNEUCKER, Siloah 1873, 9 aufgefallen. Die entgegengesetzte Herleitung von šelaḥ aus Šiloaḥ ist nicht möglich. Neben Gihon und Šiloaḥ gehört auch der Šīḥōr in diese Reihe von künstlichen Gewässerbezeichnungen. Vgl. dazu BARTH, Nominalbildung 1891, § 45 (66), der Šiloaḥ analog zu Šīḥōr als Flussnamen auffasst. Siehe hierzu auch Seite 110. 461 LEYRER, Siloah 1861, 373 fasst hebr. Šiloaḥ (in Übereinstimmung mit der akk. Bedeutung von šelaḥ) als „Ausgang einer Wasserleitung“ auf und erkennt in der Erklärung Joh 9,7 (ἀπεσταλμένος) einen Hinweis auf die entsprechende Wasserzuleitung, den Hiskia-Tunnel. 462 „De nom commun désignant un dispositif hydraulique implanté sur le site («l’aqueduc»), le terme serait ensuite devenu le toponyme du lieu où débouchait le canal («le shiloah» > Silôa et var.).“ COLIN, Transcriptions 2004, 244. 463 Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1360–1362 (Art. )שׁלח. 464 Partizipial wird für Šiloaḥ eine ursprüngliche Gemination des mittleren Radikals vorausgesetzt, so dass ַ*שׁלּ ֹ)וֹ(ח ִ dann als Nebenform zum Partizip des Passivums Qal ַ„ שָׁ לוּחder/das Ge-/Entsandte“ (in Entsprechung von *יִ לּ ֹ)וֹ(דzu )יָלוּדaufzufassen wäre. Vgl. BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 61vβ (476). Auch ein alter Infinitiv Puʿal (quttāl) wurde vermutet. Vgl. BAUER & LEANDER, Grammatik 1922, § 61bδ (481) (im Gegensatz zu § 61vβ). BORÉE, Ortsnamen 1968, 30 (Nr. 196). Neben der Auffassung als Partizip des Passivums („der/das Ge-/Entsandte“) wird – seltener – auch eine infinitivische Deutung („das [Ent-]Senden“) erörtert. Vgl. STRACK & BILLERBECK, Kommentar II, 1965, 530. Noch anders DALMAN, Jerusalem 1930, 171: „Das Wort šilōaḥ hängt zusammen mit šillaḥ ‚rinnen lassen‘ Ez. 31, 4, Ps. 104, 10 und bedeutet das Werkzeug dieser Handlung, also die ‚Rinne‘.“ (Hervorhebung dort). Er bezieht sich hierzu auf BARTH, Nominalbildung 1891, § 42e (62). Ähnlich äußerte sich zuvor schon GUTHE, Ausgrabungen 1882, 360: „[…] die Frage nach seiner Bedeutung [gemeint ist der Siloah, JMW] wird mit Rücksicht darauf beantwortet werden müssen, dass der Steigerungsstamm von שׁלחnach EZECH. 31, 4 und PS. 104, 10 von der Ableitung und Vertheilung des Wassers gebraucht wurde.“ Ps 104,10 wird JHWH als „der Sendende“ ( ַ )הַ ְמשַׁ לֵּחvon Quellen bezeichnet (LXX: ὁ ἐξαποστέλλων πηγὰς). Vgl. AVI-YONAH / GIBSON, Shiloah 2007, 477. 465 Die Anlautung von Šiloaḥ an Gihon erinnert an die geläufige Volksetymologie, die den Namen Berlin von dem Bären des Stadtwappens bestimmen will, wenngleich der etymologische Hintergrund ein ganz anderer ist: „Auch Berlin wurde nicht nach einem Bärlein benannt, der Name ist vielmehr von einem slawischen Wort für einen sumpfigen, morastigen Platz abgeleitet worden.“ SCHICH, Siegel 2009, 120. 466 Vgl. RUDOLPH, KAT XIII/2, 1971, 50 (Übersetzung), 52f. (Erörterung), 56f. (Kommentar). Die Wasserleitung bezieht er auf den „Siloahtunnel Hiskias“ (ebd., 52): Die Heuschrecken kamen „sogar durch den mehrere hundert Meter langen Siloahtunnel (Vers 8b): Das Rinnsal, das ihn durchfloß, das, schon vor dem Tunnelbau ziemlich dürftig (Jes 8,6), jetzt durch die große Dürre noch dürftiger geworden war, bildete für sie kein Hindernis: Sie kamen in derselben Marschordnung heraus, in der sie auf der anderen Seite eingerückt waren.“ Ebd., 57. 467 Vgl. WOLFF, BK.AT XIV/2, 1975, 43 (Übersetzung), 45 (Erörterung), 55 (Kommentar), der nach der LXX (ἐν τοῖς βέλεσιν αὐτῶν πεσοῦνται) übersetzt: „Mitten durch Geschosse fallen sie ein“. So auch JEREMIAS, ATD 24/3, 2007, 21. 459
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament dazu ist die Wasserleitung selbst dann noch eine überzeugende Übersetzung, wenn angenommen wird, dass hier in metaphorischer Weise vom Kommen des Tages JHWHs die Rede sei.468 Auch in diesem Fall würde gelten, dass es kein Entrinnen gebe, nicht einmal in den verborgenen Wasserleitungen, wohin sich 70 n. Chr. die Aufständischen vor den Römern flüchteten. Von daher ist auch Joel 2,8b als Beleg für die Bedeutung „Ausmündung einer Wasserleitung“ für šelaḥ zu nehmen.
V.2
Thematische Zusammenhänge
Im Alten Testament lassen sich vier thematische Zusammenhänge ausmachen, in denen die Jerusalemer Stadtquelle Erwähnung findet: - Die Salbung Salomos am Gihon nach 1Kön 1 (V.2.1) - Die wasserbaulichen Maßnahmen Hiskias nach 2Chr 32,3f. 30 und 2Kön 20,20 sowie der Mauerbau des Manasse nach 2Chr 33,14 (bereits behandelt unter IV.5.5) - Jerusalemer Kulttraditionen im Zusammenhang mit der Gihon-Quelle (V.2.2) - Der Gihon der Paradiesesgeographie nach Gen 2,10–14 (V.2.3) V.2.1
Die Salbung Salomos am Gihon nach 1Kön 1
In 1Kön 1 wird erzählt, wie Salomo an der Gihon-Quelle zum König gesalbt wurde.469 Walter Dietrich stellt zum Kapitel fest: Das „Lokal- und Zeitkolorit läßt es geraten erscheinen, die Erzählung nahe am Jerusalem Salomos zu situieren“470. Auch andere Forscher gehen davon aus, dass die Erzählung bis in die frühe Königszeit zurückreicht und die Angaben zu den Umständen der Thronnachfolge Davids in ihren Grundzügen historisch glaubhaft sind.471 Für ein hohes Alter der Erzählung spricht u. a., dass die Quelle noch mit ihrem alten Namen Gihon angegeben ist (siehe V.1.1). Von einer archaisierenden Phantasielandschaft ist deshalb gerade nicht auszugehen. Peschitta und Targum Jonathan haben später die Salbung Salomos an die SiloahQuelle verlegt (siehe VI.9). Dieser Eingriff in den Text im Sinne einer historisch-topographischen Aktualisierung war nötig geworden, weil die Quelle nicht mehr zugänglich war und sich der Name Gihon von der Jerusalemer Topographie abgelöst hatte. Im späten Text Gen 2,10–14 begegnet der Name Gihon später als einer der vier Paradiesesströme (siehe V.2.3). Damit drohte auch die Salbung Salomos in eine mythische Unwirklichkeit zu entschwinden. Peschitta und Targum Jonathan wollten die Salbung Salomos als historisches Geschehen innerhalb der Jerusalemer Topographie verankert wissen und verwendeten deshalb den Namen, unter dem die Quelle in ihrer Zeit bekannt war: Siloah. Der chronistische Parallelbericht (1Chr 29,20–23) verfährt anders, indem er auf eine Lokalisierung der Salbung Salomos ganz verzichtet und den Gihon nicht nennt. Für ein hohes Alter spricht auch die Nennung der Rogel-Quelle, die noch in der alten Grenzbeschreibung zu Jerusalem nach Jos 15,7 und Jos 18,16 begegnet (siehe V.1.2), aber um das Jahr 700 v. Chr. verschüttet worden war. Der bei der Rogel-Quelle befindliche Stein Zoḥelet, vermutlich eine besondere Felsformation, ist nur in 1Kön 1,9 genannt, ohne dass eine kultische Bedeutung mitgeteilt wäre.472 1Kön 1 gehört nach Walter Dietrich zur Batseba-Salomo-Novelle, die den Textbestand 2Sam 11f. und 1Kön 1f. umfasst. Diese Novelle wird wiederum dem größeren Erzählkomplex zur Thronnachfolge Davids zugeordnet, der den Bereich 2Sam 9–20 u. 1Kön 1–2 umfasst.473 Die Novelle zeichnet ein wenig vorteilhaftes Bild von David, wird doch in 2Sam 11 von Davids Ehebruch mit Batseba und dem Mord an ihrem Ehemann Urija sowie der nachfolgenden Strafe berichtet, in 1Kön 1 dann von den Wirren der Thronnachfolge und in 1Kön 2 schließlich von einer blutigen Säuberungswelle, die Salomo nach seinem Machtantritt anordDonner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1362 (Art. שֶׁ לַח₁). WEISER, ATD 24, 1963, 112: „durch Waffen“ (mit der Anm.: „Die Bedeutung des Wortes ist unsicher.“). Dazu RUDOLPH, KAT XIII/2, 1971, 52: „Aber ging man gegen sie wirklich mit Kriegswaffen vor?“ So schon DUHM, Anmerkungen 1911, 98 („wer schießt denn auf Heuschrecken oder wirft die Lanze nach ihnen!“), der aber šelaḥ nicht auf die Wasserleitung bezogen hat. Noch anders LOEWENSTAMM, ubʿad 1992, 20, der mit šelaḥ einen „Vorwall“ („outer rampart of the city“, akkad. šalḫû) bezeichnet sieht. 468 So JEREMIAS, ATD 24/3, 2007, 26. 469 Kommentare zu 1Kön 1: NOTH, BK.AT IX/1, 1968, 1–29. WÜRTHWEIN, ATD 11/1, 1985, 2–20. FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 19–30. DIETRICH, Königszeit 1997, 253–257. WERLITZ, NEB.AT 8, 2002, 36–46. KEEL, Geschichte I, 2007, 232. 470 DIETRICH, Königszeit 1997, 256. 471 Vgl. NOTH, BK.AT IX/1, 1968, 11f. KEEL, Geschichte I, 2007, 232. 472 Die vielen Spekulationen über seine angebliche kultische Bedeutung entbehren jeder Grundlage. Vgl. dazu FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 23f. 473 Vgl. dazu ebd., 17.
V.2. Thematische Zusammenhänge
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nete. Der antidavidisch-antisalomonische Ton dieser „äußerst kritischen Grunderzählung“474 wird auch durch die redaktionellen Nachträge nicht wesentlich abgemildert, die versuchen, Salomos Salbung zum König im Nachhinein noch zu legitimieren (1Kön 1,36.46–48).475 Doch zum eigentlichen Geschehen in 1Kön 1: Der Text ist eine „Erzählung von hohem literarischen Rang“476 und nimmt seine Leserinnen und Leser hinein in eine Atmosphäre, die dunkel aufgeladen ist von Intrigen und kaltblütigem Machtkalkül. Zwei Söhne Davids, Adonija, der Erstgeborene, und Salomo, der Sohn aus seiner Verbindung mit der Jerusalemerin Batseba, streiten miteinander um die Thronnachfolge. Adonija hatte bereits seinen Anspruch bereits großspurig angemeldet, was ihm keinen Einspruch von dem lebenden König eingetragen hatte (1Kön 1,5f.). Salomo hingegen bleibt in der gesamten Erzählung 1Kön 1 im Hintergrund, er „erscheint merkwürdig passiv“477. Die menschlich allzu entschuldbare Altersschwäche des Königs (1Kön 1,1) lässt die Machtfrage bald eskalieren: Denn als König David sterbend daniederlag, veranstaltete Adonija ein großes Schlachtfest an der Rogel-Quelle, zu dem er neben seinen Brüdern auch alle dem König dienenden Männer Judas einberief (1Kön 1,9). Von der Rogel-Quelle ist bekannt, dass sie in manchen Jahren übersprudelte, was als Anzeichen für ein fruchtbares Jahr verstanden wurde und zu allen Zeiten Anlass für ausgelassene Volksfeste gegeben hat. Möglicherweise hat das Schlachtfest des Adonija dieses Phänomen zum Hintergrund. Dann war das Übersprudeln der Quelle ein günstiges Omen und das traditionelle Fest bot, zumindest auf den ersten Blick, einen unverfänglichen Rahmen, um für sich zu werben und Gefolgsleute zu finden. Der Vorwurf von Pietätlosigkeit gegenüber dem sterbenden König oder gar der Gedanke an einen Staatsstreich war aus diesen Gründen nicht zwingend. Wäre es Adonija konkret darum gegangen, den Thron an sich zu reißen, dann hätte er sich an der Gihon-Quelle zum König ausrufen lassen. Doch dem an sich unverdächtigen Fest war insofern ein politisches Licht aufgesetzt, als dass nicht alle eingeladen waren. Einer fehlte: Salomo, Adonijas Bruder und politischer Rivale. Auch die engsten Vertrauten des Königs, der Prophet Nathan und Benaja, der Chef der Palastwache mit seinen Männern, waren bei dem Fest an der Rogel-Quelle nicht zugegen (1Kön 1,10). Auch von der Jerusalemer Stadtbevölkerung ist bezeichnenderweise nicht die Rede, obwohl sich die Rogel-Quelle nur 300 m südlich der Davidstadt befindet. Sie stand, wie der weitere Fortgang dieser Angelegenheit noch zeigen wird, auf der Seite Salomos. Daraus wird einerseits deutlich, dass Adonijas Fest doch als eine Art „Wahlkampfveranstaltung“ (Jürgen Werlitz) zu bewerten ist, andererseits, dass die Thronnachfolge das Machtverhältnis von Jerusalemer Stadtbevölkerung und dem Landvolk von Juda betraf.478 Die Politprofis im Palast erkannten, worüber das Volksfest an der Rogel-Quelle hinwegtäuschen sollte: Für Salomo war der Thron in Gefahr! In aller Konsequenz und Eile wurden vollendete Tatsachen geschaffen: Batseba und Nathan suchten nacheinander den König auf (1Kön 1,11–31) und erreichten durch eine intrigante Darstellung der Feier an der Rogel-Quelle eine Entscheidung des Königs für Salomo und gegen Adonija. Zumindest wird das Ergebnis des hochvertraulichen Gespräches in der schriftlichen Überlieferung so wiedergegeben.479 Mit der Entscheidung, Salomo zu seinem Nachfolger zu machen, brach David mit dem tradierten Erstgeburtsrecht480 und überging auch die „Männer von Juda“ (2Sam 2,4) und die „Ältesten Israels“ (2Sam 5,3), die noch bei seiner eigenen Salbung zum König über Juda und Israel mitgewirkt hatten.481 Der königlichen Entscheidung mussten nun Taten folgen: Der Priester Zadok, der Prophet Nathan und der Befehlshaber der Palastwache, Benaja, wurden vor den König zitiert und beauftragt, Salomo auf der
Vgl. DIETRICH, Königszeit 1997, 253. Vgl. auch FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 19: „…im Blick auf die in Israel geltende Ordnung ist Salomo kein Herrscher nach dem Herzen des Volkes. Zu viele Taten werfen einen zu langen Schatten, so daß die Thronbesteigung Salomos keineswegs nur im Glanz allgemeiner Zustimmung erscheint.“ 475 Zu den Nachträgen vgl. ebd., 17. 476 Vgl. DIETRICH, Königszeit 1997, 255. Ähnlich auch FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 16. 18f., der aufgrund der hohen literarischen Qualität eine lange mündliche Tradierung der Erzählung ausschließt. 477 Vgl. ebd., 21. 478 Vgl. DIETRICH, Königszeit 1997, 257. KEEL, Geschichte I, 2007, 232. 479 Ausführlich: FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 24–26. 480 Der Vorrang des Erstgeborenen in der Thronnachfolge ist zwar nicht schriftlich fixiert, nach Sitte und Gewohnheit ist von einer solchen Regelung aber auszugehen. Hierzu ebd., 21. 481 1Chr 29,22 „demokratisiert“ die Salbung Salomos insofern, als dass nun das ganze versammelte Volk ( )קהלSalomo zum König salbt (und Zadok zum Priester!). 474
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
königlichen Maultierstute ()פרדה, gewissermaßen in der Staatskarosse,482 zur fußläufig entfernten GihonQuelle hinabzuführen und ihn dort zum König zu salben. Dem Volk wurde angeordnet, beim Klang des Schofar Hoch-Rufe auszubringen. Danach sollte sich der frisch gesalbte König zurück in die Stadt begeben, um den Thron zu besteigen (1Kön 1,32–35). Die Palastwache unter Befehl des Benaja sollte dem Vorgang den nötigen Begleitschutz gewähren. So zogen der Priester Zadok und der Prophet Nathan und Benaja, der Sohn Jojadas, und die Kreter und Pleter hinab und ließen Salomo auf der Mauleselin des Königs David reiten und führten ihn zum Gihon. Und der Priester Zadok holte das Ölhorn aus dem Zelt und salbte Salomo; und sie stießen ins Horn [Schofar, JMW], und alles Volk sprach: Es lebe der König Salomo! Und alles Volk zog hinauf hinter ihm her; und das Volk blies auf Flöten, und sie freuten sich mit großer Freude, so daß die Erde fast von ihrem Geschrei barst. 1Kön 1,38–40 (ELB) (Hervorhebung dort)
Der Anordnung (1Kön 1,33–35) wurde in der Durchführung (1Kön 1,38–40) also vollumfänglich entsprochen.483 Damit war die Sache zugunsten Salomos entschieden. Auf einen Schlag zerstreute sich die Gegenpartei (1Kön 1,49), was die hintergründigen Absichten ihrer Veranstaltung offenlegte. Ob sich dieser politische Coup noch dem politischen Spürsinn Davids verdankte oder der Herrscher als „senil und als Opfer einer Palastintrige“484 zu gelten hat, bleibt den Lesern und Leserinnen zur Einschätzung überlassen. Man hat das Salbungsritual an der Gihon-Quelle für ein altes Jerusalemer Institut der Königsweihe gehalten. Hermann Eising meint, die Salbung an der Gihon-Quelle gehe auf einen „alten Brauch, vielleicht schon aus jebusitischer Zeit“ zurück, so dass „die Quelle als traditioneller Ort der Königssalbung also Bedeutung für die Thronfolge Davids und für seine Dynastie“ hatte.485 Für Ernst Würthwein handelt es sich um ein „älteres, fest eingespieltes Jerusalemer Ritual“486, das die Frage aufwerfe, ob die Salbung an der GihonQuelle „schon bei den jebusitischen Krönungsritualen eine Rolle gespielt habe.“487 Auch nach Auffassung von Volkmar Fritz bestand „das Ritual aus alten Elementen, die für den rechtmäßigen Vollzug einer Inthronisation unabdingbar waren“488, wobei die Salbung an der Gihon-Quelle möglicherweise von der Vorstellung „einer besonderen reinigenden Kraft des Wasser“489 geleitet war. Hans-Joachim Kraus hat einen Hinweis auf das Königssalbungsritual in der Aussage von Ps 110,7 erkannt: „Vom Bach am Wege ( )מנחל בדרךtrinkt er, darum erhebt er sein Haupt.“ Er identifiziert den Bach mit der Gihon-Quelle und deutet das Trinken als Bestandteil des Rituals der Königssalbung: „Bei dieser Gelegenheit wird der König den wirkungsmächtigen Trunk zu sich genommen haben. […] Es ist also ein Ritus des Machtschöpfens.“490
Dagegen hält Othmar Keel die Königssalbung für eine Sitte der Landbevölkerung Judas, die der Jerusalemer Stadtbevölkerung so nicht bekannt war.491 Man habe sich demnach geschickt dieses Instruments bedient, um Salomo auch bei der Landbevölkerung als legitimen König darzustellen. Nach Salomo ist lange kein anderer König Jerusalems gesalbt worden. Erst im Zuge einer Palastrevolte gegen die Jerusalemer Königin Atalja um das Jahr 836 v. Chr. begegnet das Salbungsritual erneut. Nach 2Kön 11,12 wurde damals der erst sieben-
Der Ritt auf dem königlichen Reittier ist als offizieller Staatsakt zu verstehen, auch wenn man in Hinblick auf das königliche Maultier David eine „altväterische Zurückhaltung gegenüber Luxusgütern“ (vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 176) nachsagen mag. Der Ritt war auch nicht „durch die Wahl des Ortes bestimmt“, wie FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 27 meint. Salomo hätte die kurze Strecke sehr wohl eigenfüßig zurücklegen können. Zum Reittier vgl. auch ebd., 27. 483 Als der Ablauf später Adonija ein weiteres Mal vermeldet wird (1Kön 1,44f.), wird das Einsetzungsritual mit der Salbung am Gihon „dem Leser oder Hörer … zum dritten Mal eingeschärft“. Vgl. ebd., 28f. 484 Vgl. DIETRICH, Königszeit 1997, 253. 485 Vgl. EISING, Art. גִּ יחוֹן1973, 1009f. 486 Vgl. WÜRTHWEIN, ATD 11/1, 1985, 15. 487 Vgl. ebd., 16. 488 Vgl. FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 27. Der Klang des Schofar ertönte bereits in Hebron, als sich Absalom nach 2Sam 15,10 zum König auszurufen ließ. 489 Vgl. ebd., 27, wobei er diese Aussage umgehend relativiert mit der Bemerkung, dass „das Krönungsritual keinen Akt der Reinigung enthält“. 490 KRAUS, BK.AT XV/2, 1978, 936. 491 Vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 198f. 482
V.2. Thematische Zusammenhänge
101
jährige Joasch zum König gesalbt.492 Doch diese Salbung hat vermutlich außen vor dem Tempel stattgefunden, mit Sicherheit nicht an der Gihon-Quelle.493 Dies erweckt starken Zweifel an der These, dass Jerusalems Könige seit jeher an der Gihon-Quelle gesalbt wurden. Nach dem Alten Testament ist allein Salomo an der Gihon-Quelle zum König gesalbt worden. Für den einzigen positiven Beleg 1Kön 1 ist außerdem zu beachten, dass die Salbung völlig überstürzt durchgeführt wurde, was die Frage aufwirft, inwieweit in diesem Fall protokollarische Bestimmungen eingehalten worden sind, soweit diese überhaupt bestanden. Dass die Gihon-Quelle für das vorisraelitische Jerusalem eine kultische Bedeutung hatte, kann durchaus vermutet werden.494 Dass das Salbungshorn ( )קרן השׁמןextra aus dem Stiftszelt herbeischafft werden musste (1Kön 1,39), zeigt zumindest, dass die Gihon-Quelle bewusst als Ort der Salbung gewählt wurde. Dass die Salbung nicht einfach im Bereich von Palast und Stiftszelt erfolgte, mag sich von daher erklären, dass im beengten Jerusalem nicht ausreichend Platz für „alles Volk“ zur Verfügung stand, für die Amtseinführung aber eine große Öffentlichkeit gewünscht war. Im Kidrontal gab es dagegen ausreichend Platz für Publikum, das das Geschehen auch von den Stadtmauern und den Befestigungsanlagen an der Quelle aus beobachten konnte. Vielleicht hat es außerhalb der Mauern im Kidrontal in der Nähe der Quelle auch eine Art Vorplatz gegeben.495 Außerdem mag die Akustik eine Rolle gespielt haben, denn die Erzählung vermerkt ausdrücklich, dass die Hoch-Rufe, die den nun gesalbten König von der Gihon-Quelle hinauf ( )עלהin die Stadt begleiteten (1Kön 1,39f.), so laut waren, dass die Erde fast barst. Diese eindrucksvolle Legitimation durch Lautstärke war an der Rogel-Quelle nicht zu überhören (1Kön 1,41.45). Auf diese drei Aspekte, die günstige Akustik im Kidrontal, die Möglichkeit, Öffentlichkeit herzustellen, und die (wie auch immer geartete) kultische Dignität der Quelle selbst, hat bereits Gustaf Dalman hingewiesen, wenn er schreibt, dass „man Getöse von dort [nämlich der Gihon-Quelle, JMW] bis zur Walkerquelle [der Rogel-Quelle] hören konnte, und daß er [der Vorplatz der Quelle] als öffentlicher und geheiligter Platz sich für die Vornahme einer Königssalbung eignete.“496 Während das Volk draußen wartete, konnte beim eigentlichen Salbungsritual in der beengten Quellhöhle nur eine kleine Gruppe zugegen sein. Dies erinnert ganz an das Verfahren bei der Salbung Jehus, der Mitte des 9. Jh. v. Chr. im Nordreich zum König über Israel gesalbt wurde. Hierzu beauftragte Elisa einen Propheten, Jehu mit sich in die innerste Kammer ( )חדר בחדרdes Hauses zu nehmen und dort die Salbung zu vollziehen (2Kön 9,1–3). Die Klausur in der Quellhöhle des Gihon gleicht der Abgeschiedenheit eines Hinterzimmers sehr, ohne dass diese Beobachtung einen näher gehenden Aufschluss über das Salbungsritual an sich eröffnete. Ohnehin ist der Thron das weitaus wichtigere Symbol des Königtums, was die Bedeutung der Gihon-Quelle für die Thronbesteigung Salomos relativiert.497 Abschließend bleibt auf einige Aspekte hinzuweisen, die schon zur Rezeptionsgeschichte von 1Kön 1 gehören: -
-
Der in 1Kön 1 beschriebene Thronbesteigungsritus erinnert in frappierender Weise an den zu Sukkot praktizierten Schöpf- und Libationsritus (siehe VII.5). Die gemeinsamen Elemente sind: das Hinabsteigen zur Stadtquelle Jerusalems, der Akt der Libation (wozu in beiden Fällen ein besonderes Gefäß aus dem Heiligtum mitgeführt wurde) und die anschließende Rückkehr in die Stadt unter Blasmusik und ausgelassenen Freudenrufen. Das „Aufbrechen der Erde“ nach 1Kön 1,40 erinnert zudem an das Aufbrechen des Ölbergs nach Sach 14,4 (beide Mal בקעim Nif.), wodurch lebendige Wasser von Jerusalem ausgehen werden.
492 Nach Keel fand seine Erhebung zum König „gegen die Stadtbevölkerung mit Hilfe des landjudäischen Adels statt“ (ebd., 199). Vertiefend: Ebd., 362f. 493 2Kön 11,12 (ELB): „Und er führte den Sohn des Königs heraus und setzte ihm die Krone auf und gab ihm die Ordnung, und sie machten ihn zum König und salbten ihn. Und sie klatschten in die Hände und riefen: Es lebe der König!“ 494 NOTH, BK.AT IX/1, 1968, 23 spricht von einer „allgemeinen Vorstellung von der ‚Heiligkeit‘ von wasserspendenden Quellen“. 495 So auch FRITZ, ZBK.AT 10/1, 1996, 27: „Jedenfalls steht die Wahl des Gihon nicht mit einer besonderen Heiligkeit des Ortes in Zusammenhang, vielmehr mußte für die öffentliche Einsetzung des Königs unter Beteiligung des Volkes ein Ort gewählt werden, der hinreichend Platz bot, wie er innerhalb der Stadtmauer wegen der dichten Bebauung nicht ausreichend vorhanden war.“ Diese Aussage steht gleichwohl in einer gewissen Widersprüchlichkeit zu seiner vorherigen Erwägung einer besonderen kultischen Qualität des Gihon-Wassers. 496 DALMAN, Jerusalem 1930, 169. NOTH, BK.AT IX/1, 1968, 24 erwägt, ob nicht die Salbung an der einen Quelle dem Fest an der anderen Quelle entgegengestellt werden sollte. Ähnlich WÜRTHWEIN, ATD 11/1, 1985, 16, der Gihon-Quelle und Zoḥelet-Stein für vergleichbare „heilige Orte“ hält – nur fehlen hierfür tragfähige Belege. 497 In 1Kön 1 wird der Thron insgesamt 12-mal erwähnt. Vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 194. Da eine besondere Einkleidung (Investitur) nicht stattgefunden hat und man eine Krone vergeblich auf Salomos Haupt gesucht haben wird, sollte der Vorgang in 1Kön 1 besser als Thronbesteigung (Inthronisation) tituliert werden.
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament -
V.2.2
Im Targum zu 1Chr 11,22 (4. Jh. n. Chr.) wird Benaja, dem Chef der Palastwache, angedichtet, ein Eisbad im Siloah genommen zu haben (siehe S. 138). Das Salbungshorn der Könige Judas wurde in byzantinischer Zeit zuerst auf Golgatha498, später in der Zionskirche499 gezeigt. Mit den Kreuzfahrer kommt die Vorstellung auf, den Gihon mit einem Berg im Süden bzw. Westen Jerusalems zu identifizieren und die Königssalbung Salomos hierher zu setzen (siehe S. 111).
Jerusalemer Kulttraditionen im Zusammenhang mit der Gihon-Quelle
In dem Kommentar des Maurus Servius Honoratus zu Vergil, Aeneis 7,84 heißt es: Nullus enim fons non sacer.500 „Keine Quelle ist nicht heilig.“ Dieser Satz ist auch für Palästina richtig, wie Paul Kahle festgestellt hat: „Daß in einem Lande wie Palästina, wo das Wasser so selten ist, gewisse Quelle n als heilig gelten, ist wohl erklärlich.“501 Ausgehend von der Beobachtung, dass Jerusalem kein anderes Quellwasser zur Verfügung steht, muss mit Hans-Joachim Kraus auch für den Gihon gelten, dass er von den Bewohnern und Bewohnerinnen der Stadt als „Lebensquell schlechthin“ aufgefasst wurde.502 Dass der Gihon-Quelle schon in früher Zeit kultische Bedeutung zukam, ist auch deshalb anzunehmen, weil dem Lebenselement Wasser eine protologische Wirkmächtigkeit zukommt. Einige kosmologische und kulturgeschichtliche Merkmale, die dieser Thematik zugrunde liegen, sind bereits skizziert worden (siehe III.1). Sie bilden gewissermaßen die kulturelle Folie, vor der nun die Jerusalemer Kulttraditionen besprochen werden sollen, die mit der GihonQuelle in biblischer Zeit verbunden sind. Quer durch verschiedene Textbereiche des Alten Testaments zieht sich eine in ihren Ursprüngen sehr alte Wassermetaphorik, die mit Jerusalem, näherhin mit dem Tempel und einer dort vermuteten Quelle, verbunden ist. Es ist aussichtslos, eine minutiöse Genese dieser Vorstellungen nachzuzeichnen.503 Die Jerusalemer Kulttraditionen sind nicht „aus einem Guss“. Neben „kulturellen Strategien der Dauer“ (Aleida Assmann), die der Begriff der „Tradition“ kennzeichnet, ist mit der Akkulturation fremder Vorstellungen, Aktualisierungen, aber auch mit Traditionsabbrüchen zu rechnen. So begnügt sich die folgende Darstellung mit einer thematischen Zusammenstellung der Jerusalemer Kulttraditionen; die Frage des diachronen Wandels dieser Vorstellungen bleibt außen vor. V.2.2.1
Die endzeitliche und heilkräftige Tempelquelle und ihr Segens- und Lebensstrom nach Ez 47 Mit großer Eindrücklichkeit ist in Ez 47,1–12 für die Endzeit geschildert, wie im Tempel eine spärlich rieselnde Quelle aufbricht, die wunderhaft zu einem segenbringenden Strom wird, der das dürre Land zu einer paradiesischen Landschaft werden lässt.504 Wohin dieser „Wunderbach der Zukunft“ (Gustaf Dalman) kommt, bringt er Heilung und Fruchtbarkeit. Die Tier- und Pflanzenwelt lebt auf, selbst das Tote Meer, dieses „verdorrte und versalzte Gebiet rätselhafter Verfluchtheiten“ (Walther Zimmerli), lässt dieser Strom gesunden: „alles wird leben, wohin dieser Strom kommt“ ()וחי כל אשׁר־יבוא שׁמה הנחל.505 Das erinnert an den Strom, der den Garten Eden bewässert (Gen 2,10) (siehe V.2.3).506 Bei der Tempelquelle handelt es sich um die endzeitliche Erneuerung des Paradiesesstromes, dessen eschatologische Funktion mit Gerechtigkeit, Fruchtbarkeit und Heil konnotiert ist.507 Urzeit und Endzeit rücken im Bild der Tempelquelle zusammen.
Vgl. Peregr. Aeth. 37,3. Brev. Hier. 2 (Fassung A). Vgl. Itin. Anton. Plac. 22. 500 Serv. Aen. 7,84 (THILO 1884, 132). 501 KAHLE, Heiligtümer 1910, 93 (Hervorhebung dort). Auch NOTH, BK.AT IX/1, 1968, 23 spricht von einer „allgemeinen Vorstellung von der ‚Heiligkeit‘ von wasserspendenden Quellen“. 502 Vgl. KRAUS, BK.AT XV/2, 1978, 936. 503 Vgl. die entstehungsgeschichtlichen Erwägungen zur Motivik der „Wasser Jerusalems“ bei JANOWSKI, Wohnung 2002, 56; dazu LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 199f. In die Überlegungen zur Genese dieser Vorstellungen werden Beobachtungen zu intertextuellen Abhängigkeiten und mesopotamische Einflüsse einbezogen. M. E. bleibt dabei aber die protologische Wirkmächtigkeit der einzigen und intermittierenden Quelle Jerusalems zu wenig beachtet, deren Einfluss auf die lokale Vorstellungswelt sich bis in die jüngere Zeit hinein verfolgen lässt (siehe XVII.7). 504 Vgl. zum Folgenden ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1186–1201. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 224–228. 505 „Da ist die gesteigerte Triebkraft der Baumwelt ebenso ein Wunder Gottes wie der im Heiligtum entspringende Bach.“ DALMAN, AuS I/1, 1928, 101. 506 In Ez 36,35 werden die „Berge Israels“ (vgl. Ez 36,1) mit dem Garten Eden verglichen ()כגן־עדן. 507 Vgl. ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1193: „Dieses Motiv des Paradiesstromes […] ist […] unverkennbar bei der Gestaltung von [Ez] 47 1–12 auch wirksam geworden.“ 498 499
V.2. Thematische Zusammenhänge
103
Das Bild von der Tempelquelle und ihrem Wunderstrom wird in der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. bei Sach 14,8 aufgegriffen.508 Hier wird der endzeitliche Kampf geschildert, der bei Jerusalem stattfindet soll. Dabei kommt es zu erheblichen Transformationen der Jerusalemer Topographie, die im Einzelnen schwer nachzuvollziehen sind, im Ergebnis aber dazu führen, dass „lebendige Wasser“ von der Stadt nach Osten und nach Westen fließen: Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden lebendige Wasser [ ]מים־חייםaus Jerusalem fließen, die eine Hälfte zum östlichen Meer [ ]חצים אל־הים הקדמוניund die andere Hälfte zum hinteren Meer [;]וחצים אל־הים האחרון im Sommer wie im Winter [ ]בקיץ ובחרףwird es so geschehen. Sach 14,8 (ELB)
Auch Joel 4,18 und später im Neuen Testament Apk 22,1f. nehmen auf die Tempelquelle Bezug.509 Auf den ersten Blick stehen diese Vorstellungen in einem scharfen Kontrast zur Wirklichkeit Jerusalems: Es gibt dort keinen derartigen Fluss und auch keine Quelle auf dem Tempelberg. Aber es gibt eine Quelle unten im Kidrontal. Und manchmal, bei winterlichem Starkregen, sammelt sich im Kidrontal so viel Wasser, dass es als reißender Strom bis zum Toten Meer hinunterschießt – ein Phänomen, das Pierre Loti in dramatischer Eindrücklichkeit geschildert hat (siehe S. 262). Wenn die Tempelquelle nicht der bloßen Phantasie entspringt, dann muss diese Vorstellung nach der Gihon-Quelle gebildet worden sein, wie schon Konrad Furrer meinte: Wenn es in letzterer Stelle heißt: „Es wird lebendiges Wasser von Jerusalem ausgehen, die Hälfte davon in das östliche Meer und die andere Hälfte in das westliche Meer“, so liegt diesem Bild der Gichon zu Grunde, dessen oberer Ausfluß im Kidronthal nach Osten schaut, und dessen unterer Ausfluß, schon bei Jes. 8,6 Siloah genannt, gegen Abend hin im Käsemacherthal [nach Westen, JMW] sich öffnet.“510
Auch nach Gustaf Dalman hat die Tempelquelle „ihren Ursprung in der Vorstellung […], daß die Gihonquelle auf der Höhe des Tempelberges ihren eigentlichen Ausgangspunkt habe.“511 Das endzeitliche Bild in Ez 47 ist in die Realtopographie Jerusalems eingezeichnet. Die Tempelquelle ist dabei als „Idealisierung“512 der Gihon-Quelle gedacht: Nach Sach 14,8 wird die Quelle unabhängig vom Regenfall das ganze Jahr über perennieren, in der Regenzeit (Winter), aber auch in der Trockenzeit (Sommer), wenn üblicherweise die Ergiebigkeit der Quellen nachlässt. Das heißt: Die saisonalen Schwankungen sind aufgehoben. Möglicherweise ist auch an ein Ende der Intermission gedacht, die für eine verlässliche Wasserwirtschaft der Stadt nachteilig war. Zum anderen bewässert die Tempelquelle nicht wie die Gihon-Quelle nur den Osten Jerusalems, sondern auch den Westen des Landes – in Bezug auf die reale Lage der Gihon-Quelle eine völlig illusorische Vorstellung. In der späteren jüdischen Schrift Pirke de-Rabbi Elieser (8./9. Jh. n. Chr.) teilt sich die Tempelquelle dann sogar nach den vier Himmelsrichtungen (PRE 51; siehe S. 148), eine Vorstellung, die auch im Islam rezipiert wurde. Für einen Norddeutschen ist es erstaunlich, wie man aus dem Rinnsal des Gihon derartig große Wassermassen ersinnen konnte. Aber in der trostlosen Felslandschaft Jerusalems genoss sogar die eher unbedeutende Gihon-Quelle eine besondere Wertschätzung: „In der wasserarmen Gegend fällt sie [die Gihon-Quelle, JMW] in sehr angenehmer Weise auf.“513 Ein wenig spielen in diese Auffassung sicherlich auch Heimatliebe und Lokalpatriotismus herein, wie dies an dem im 10. Jh. n. Chr. lebenden Jerusalemer Bürger al-Muqaddasī ersichtlich wird. Er war davon überzeugt, dass an keinem anderen Orte besser zu leben sei als in Jerusalem: „Wasser ist in ihr reichlich; man sagt: nichts ist in Jerusalem beständiger als das Wasser und der Gebetsruf.“514 Vgl. zum Folgenden WILLI-PLEIN, ZBK.AT 24/4, 2007, 214–224. REDDITT, Sacharja 2014, 141–164, bes. 148f. Weiteres zur Rezeption bei ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1200f., der auch auf das Jesuswort Joh 7,38 hinweist: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe [Inneren, d. h. des Tempels?] werden Ströme lebendigen Wassers [ὕδατος ζῶντος = ]מים־חייםfließen.“ 510 FURRER, Gichon 1869, 464. So auch DALMAN, Jerusalem 1930, 170: „Sie [die Gihon-Quelle, JMW] darf zugleich als ihr [der Tempelquelle, JMW] Vorbild gelten […].“ TUELL, Presence 2000, 97: „Gihon has become a broad, miraculous river“. 511 DALMAN, Wasserversorgung 1918, 48. 512 Vgl. EISING, Art. גִּ יחוֹן1973, 1010. 513 TOBLER, Siloahquelle 1852, 37. 514 Al-Muqaddasī (GILDEMEISTER, ZDPV 7, 1884, 160). Anders bewertet Beate Ego die protologische Wirkmächtigkeit der Jerusalemer Stadtquelle: Sie betont den „fehlenden Wasserreichtum Jerusalems“ (EGO, Wasser 2001, Anm. 82 [379]) und erachtet es deshalb als problematisch, „zur Erschließung des Motivs von den Wassern der Gottesstadt direkt bei 508 509
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
V.2.2.2 JHWH als Ursprung der Himmels- und Quellwasser Mehrfach ist im Alten Testament von JHWH als Wassergeber und Lebensspender und von dem Zion515 als Ort eines Gottesstromes die Rede.516 In Ps 147,8 wird JHWH als Wolken- und Regenmacher bezeichnet, der die Wasser des Himmels auf die Erde niederfallen lässt.517 In Ps 104,10 wird JHWH als derjenige bezeichnet, der das Quellwasser aus dem Schoß der Erde entsendet: Der Quellen sendet in die Bachtäler, zwischen Bergen fließen sie dahin. המשׁלח מעינים בנחלים בין הרים יהלכון Ps 104,10 (JMW)
Unweigerlich denkt man bei dieser Aussage an die Jerusalemer Topographie, wo die Gihon-Quelle tatsächlich in das Kidrontal austritt und zwischen den Bergen dahinfließt, um sich ihren Weg nach Osten in das Jordantal zu suchen. Die Wurzel שׁלחwird hier als Partizip aktiv von JHWH gebraucht. Die LXX hat ὁ ἐξαποστέλλων πηγὰς zur Stelle, also dieselbe Wurzel αποστέλλω, mit der auch in Joh 9,7 das hebr. Siloah erklärt wird. Dass dieser Strom „geht“ ()יהלכון, erinnert an die ähnliche Formulierung in Jes 8,6 ( מי השׁלח )ההלכים. Die folgenden Verse in Ps 104 machen deutlich, dass hier der endzeitliche Segensstrom gemeint ist, an dem die Tiere der Wüste Tränke finden und der von Laubbäumen dicht gesäumt ist, die alle Monate Früchte tragen. Im Alten Testament wird JHWH auch selbst als „Quelle lebendigen Wassers“ bezeichnet. In Jer 2,13 wird den Bewohnern Jerusalems vorgeworfen, sich Zisternen gemacht und dabei JHWH verlassen zu haben: Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen [ עזבו ]מקור מים חיים, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten. Jer 2,13 (ELB)
Eine ähnliche Kritik findet sich in Jes 22,9–11. Auch hier werden Maßnahmen zur Ertüchtigung der Wasserversorgung beschrieben und die Bewohner Jerusalems getadelt, darüber Gott aus dem Blick verloren zu haben: Und die Risse der Davidstadt, ihr saht, dass sie zahlreich waren, und sammeltet das Wasser des unteren Teiches []הברכה התחתונה. Und die Häuser Jerusalems zähltet ihr und bracht die Häuser ab, um die Mauer zu verstärken. Und ein Becken [ ]מקוהmachtet ihr zwischen den Doppelmauern für die Wasser des alten Beckens518 [ הברכה ]הישׁנה. Aber ihr blicktet nicht auf den, der es gemacht hat. Und den, der es zuvor gebildet hat, saht ihr nicht an. Jes 22,9–11
In Jer 17,13 ist vom Verlassen JHWHs als der „Quelle519 des lebendigen Wassers“ ( )עזבו מקור מים־חייםdie Rede. Die Ausdrucksweise erinnert an Jes 8,6, wo zwar nicht von dem Verlassen JHWHs (*)עזב, aber von der Verachtung (* )מאסder Wasser des Siloah die Rede ist.520 Bei einer Quelle mit lebendigem Wasser (d. h. fließendem Wasser im Gegensatz zum stehenden Wasser der Zisterne) kann für Jerusalem nur an den Gihon gedacht sein. Sach 14,8 bezieht diese „lebendigen Wasser“ auf die endzeitliche Tempelquelle nach Ez 47. In Ps 36,10 wird die Bezeichnung JHWHs als Quelle des Lebens ( )מקור חייםmit einer Lichtmetapher verbunden: Denn bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht sehen wir das Licht. כי־עמך מקור חיים באורך נראה־אור Ps 36,10 (ELB)
realen geographischen Erscheinigungen anzusetzen“ (ebd., 384). „Die Jerusalemer Gegebenheiten, Gihon und Rogel, generieren dieses Motiv nicht“ (ebd., 379), auch wenn „Objekte des Realmilieus im weitesten Sinne als Symbole religiöser Vorstellungen dienen [können]“ (ebd., 385). 515 In dieser Arbeit wird „Zion“ für den Nordost-Hügel Jerusalems, den Tempelberg, und die mit ihm verbundenen (zionstheologischen) Traditionen verwendet. Seit byzantinischer Zeit wurde der biblische Zion mit dem Südwest-Hügel identifiziert, der zur besseren Unterscheidbarkeit im Folgenden als „Sion“ bezeichnet wird. 516 Literatur: ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1192f. STAGER, Eden 2000. EGO, Wasser 2001. JANOWSKI, Wohnung 2002, 42–57 (mit Skizze S. 56). KEEL, Geschichte II, 2007, 889f. (§ 1205). Zum engen Bezug von Gottheit, Berg, Wasser und Vegetation in der Vorstellungswelt des alten Orients vgl. METZGER, Gottheit 1983, bes. 69–81 u. 93f. (zu Ps 104,10– 19). 517 Ps 147,8: המכסה שׁמים בעבים המכין לארץ מטר. Ähnlich auch Ps 65,10 (siehe unten). 518 Das ist wahrscheinlich das Brunnenbecken an der Gihon-Quelle. 519 Hier ist מקורgebraucht. Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 729f. (Art. )מָ קוֹר. 520 Die Verbindung von Jer 2,13; 17,13 mit Jes 8,6 findet sich schon bei EISING, Art. גִּ יחוֹן1973, 1010.
V.2. Thematische Zusammenhänge
105
Während der Wüstenwanderung (Ex 17,1–7) lässt JHWH Wasser aus dem Felsen fließen. Dieses Motiv wird in den Psalmen vielfach aufgegriffen: Nach Ps 105,41 öffnet (* )פתחJHWH den Felsen, um daraus Wasser kommen zu lassen, das in der Wüste zu einem Strom wird (נהר, in Ps 78,16 )נהרות. Nach Ps 114,8 verwandelt JHWH den Felsen in einen Wasserteich ( )אגם־מיםbzw. in eine Quelle ()למעינו־מים. Dieses Bild wird in Jes 41,18 noch einmal breit entfaltet: Ich werde Ströme ( )נהרותöffnen (* )פתחauf den kahlen Höhen und Quellen ( )מעינותmitten in den Talebenen. Ich werde die Wüste zum Wasserteich ( )לאגם־מיםmachen und das dürre Land zu Wasserquellen ()למוצאי מים. Jes 41,18 (ELB)
Es ist nicht auszuschließen, dass das Motiv „Wasser aus dem Felsen“ in Anlehnung an den felsigen Austritt der Gihon-Quelle entwickelt wurde. Vielfach wird im Alten Testament der Wasserreichtum Jerusalems gerühmt: In Ps 46,5 ist von einem Strom und seinen (künstlichen) Kanälen ( )נהר פלגיוdie Rede, die Jerusalem, die Gottesstadt, erfreuen.521 Hermann Eising hielt diesen Vers für ein altes Zionslied.522 Eine andere Liedzeile in Ps 87,7 lautet: „Alle meine Quellen sind in dir“ ()כל־מעיני בך. In Ps 68,27 wird JHWH als „Quelle (Ursprung) Israels“ ( )מקור ישׂראלbezeichnet. Ähnlich ist Ps 36,9 davon die Rede, dass Gott die Menschenkinder mit den Wonnen seines Stromes labt ()ונחל עדניך תשׁקם.523 Von einem Gotteskanal, der voll von Wasser ist ()פלג אלהים מלא מים, spricht Ps 65,10. Dieser Gotteskanal wird, auch wenn er an den Gottesstrom Ps 46,5 erinnert, nicht in Jerusalem selbst verortet, sondern bezieht sich auf das Land ()ארץ, das er bewässert und fruchtbar macht.524 An allen diesen Stellen kommt eine besondere Nähe JHWHs zu den Wassern Jerusalems zum Ausdruck, auch wenn der Ursprung der Wasser nicht explizit gemacht wird.525 Nach Jes 33,21 ist Zion ein Ort mit Flüssen und breiten Strömen ()מקום־נהרים יארים רחבי. Jörg Jeremias hat den Gottesstrom des Zion als „Ausläufer des kosmischen Ozeans, die in kanalisierter Gestalt am Zion hervortreten“ aufgefasst.526 Auch das Eherne Meer (1Kön 7,23f.44 par 2Chr 4,2–10), ein großes Bronzebecken, das im Vorhof des Tempels aufgestellt war und von zehn Kesselwagen flankiert wurde, mag in diesen Zusammenhang gehören. Bernd Janowski sieht im Ehernen Meer den Strom ( )נהרaus Ps 46,5 repräsentiert.527 Auch Othmar Keel erkennt in dem Ensemble aus Becken und Kesselwagen eine Analogie zum Strom mit seinen Kanälen Ps 46,5.528 Das im Becken und den Kesselwagen gefasste Wasser symbolisiere die Bändigung der chaotischen Gewalt des Urmeeres:529 „Wie der Gottesstrom ist auch das Eherne Meer als Ausdruck der ordnenden
Zu Ps 46 vgl. KRAUS, BK.AT XV/1, 1978, 494–501. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, bes. 174–230. – BAUER, Flüsse 1977, 65 erkennt in dem sich teilenden Strom Ps 46,5 ( )נהר פלגיוeine Anspielung auf den Paradiesesfluss Gen 2,10 ( לארבעה )נהר … ראשׁים, der „Gott selbst mit seiner Huld“ symbolisiere. Dass die Gihon-Quelle Ausgangspunkt dieser Vorstellung war, bestreiten er wie auch andere, z. B. KRAUS, BK.AT XV/1, 1978, 105f. u. 499, Punkt 3: „Daß mit נהר פלגיוnicht die am Fuße des alten Stadthügels entspringende gīḫōn-Quelle (ʿēn umm ed-deredsch) gemeint sein kann, ist selbstverständlich.“ LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 199. 228f. bemerkt richig, dass nirgendwo in Ps 46 gesagt ist, dass der Strom in der Stadt entspringt. Nach JANOWSKI, Wohnung 2002, 50 haben „die Jerusalemer Gegebenheiten wie Gihonquelle und Siloahkanal […] das Gottesstrom-Motiv von Ps 46,5 zwar nicht generiert, aber in gewissem Sinn dessen Realitätsbezug gewährleistet.“ Anders ZWICKEL, Tempelquelle 1995, 147: „Der Fluß ist zweifellos der Gichon […]. Mit den Kanälen sind der von Hiskia erbaute Siloahtunnel [Hiskia-Tunnel, JMW] und zwei ältere Kanäle im Kidrontal gemeint.“ Nach seiner Auffassung habe die Gihon-Quelle ihre kultisch-mythologische Aufladung im Sinne der Tempelquelle Ez 47 aber erst in nachexilischer Zeit erhalten. Zudem war die Gihon-Quelle in der Perserzeit verschüttet (siehe IV.6), was dagegen spricht, dass die Traditionsbildung zur Tempelquelle erst nachexilisch erfolgt sein soll. Vgl. auch die Kritik an Zwickel bei KEEL, Geschichte II, 2007, 899f. 522 Vgl. EISING, Art. ִגּיחוֹן1973, 1010. 523 Vgl. auch Jes 58,11 (ELB): „Und beständig wird der HERR dich leiten, und er wird deine Seele sättigen an Orten der Dürre und deine Gebeine stärken. Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegen.“ Zu Ps 36,9 vgl. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 205–208. 524 Zu Ps 65,10 vgl. KÖRTING, Zion 2006, 104. EGO, Wasser 2001, 369–373. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 209–212. 525 Vgl. auch die Aussage Ps 1,3 über den Gerechten, der wie ein Baum an mehreren Wasserkanälen gepflanzt ist (die Wasserfülle meint hier die Lebenskraft der Tora). Dazu JANOWSKI, BK.AT XV/1,1, 2012, 10. 35–37 (mit Zurückhaltung in der Frage, ob „ein tempeltheologischer Vorstellungshintergrund anzunehmen ist“ [ebd., 37]). 526 Vgl. JEREMIAS, Königtum 1987, 177. Schon SCHMID, Kulttraditionen 1955, 187f. dachte hierbei an „die unterirdische Flut […], deren Verzweigungen durch die verschiedenen Quellen, wie die Siloa- und Rogelquelle, Wasser an die Oberfläche leiten. Vielleicht sind auch […] Ps 87,7b […] jerusalemer [sic!] Quellen gemeint […].“ 527 Vgl. JANOWSKI, Wohnung 2002, 55f. 528 Vgl. KEEL, Geschichte I, 2007, 327f. (§ 379). 529 Vgl. KEEL & UEHLINGER, Göttinnen 1992, 192. Ähnlich auch ZWICKEL, Tempelquelle 1995, 152f. 521
106
V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
und lebensschaffenden Kraft JHWHs zu verstehen.“530 Doch gesicherte Aussagen sind letztlich nicht möglich. Alle Vorschläge zur Deutung des Ehernen Meeres bleiben Spekulation. V.2.2.3 Die sacht fließenden Wasser des Siloah nach Jes 8,6 In diesen Zusammenhang ist auch das Prophetenwort Jes 8,6 von den Wassern des Siloah einzuordnen.531 Es gehört in den Kontext des syrisch-ephraimitischen Krieges (734–732 v. Chr.), als Raṣyān (im AT: Reṣin532) von Aram-Damaskus (Syrien) und Pekach von Israel („Ephraim“) (735–732 v. Chr.) versuchten, den judäischen König Ahas (741–725 oder 744–729 v. Chr.) in eine Koalition gegen den assyrischen König Tiglatpileser III. (745–727 v. Chr.) zu ziehen.533 Als sich Ahas widersetzte – er hatte 734 v. Chr. den furchterregenden Aufmarsch assyrischer Truppen vor seiner eigenen Haustür bei Gaza erlebt –, wollte man ihn mit einer Belagerung seiner Hauptstadt gewaltsam in die gemeinsame Unternehmung zwingen. Als 733 v. Chr. das vereinte aramäisch-israelitische Heer gegen Jerusalem marschierte, wusste sich Ahas in seiner Not nicht anders zu helfen, als den Assyrerkönig Tiglatpileser um militärischen Beistand zu bitten. Dieser machte kurzen Prozess mit der Verschwörung: 733 v. Chr. annektierte er einen Großteil des israelitischen Territoriums und deportierte die Oberschicht des Nordreiches, ein Jahr später fiel Damaskus. Ahas konnte sich so seiner beiden Widerstreiter entledigen, hatte sich nun aber mit dem Teufel selbst eingelassen. Jesaja hatte diese Gefahr kommen sehen und eindringlich vor der Inanspruchnahme assyrischer Militärhilfe gewarnt: 6 Weil dieses Volk die sacht534 [ ]לאטfließenden Wasser des Siloah [ ]מי השׁלחverachtet und Freude535 hat an Reṣin und dem Sohn des Remalja: 7 darum, siehe, lässt JHWH aufsteigen über sie die mächtigen und reißenden Fluten des Stromes []מי הנהר העצומים והרבים – den König von Assur und all seine Herrlichkeit536 –. Der wird all seine Kanäle übersteigen und über all seine Ufer treten. 8 Er wird über Juda dahinfahren, es überfluten und überschwemmen; er wird bis zum Halse reichen. Seine ausgespannten Flügel werden die ganze Weite deines Landes füllen, Immanuel. Jes 8,6–8 (nach BEUKEN, HThKAT 2003, 212)
EGO, Wasser 2001, 383. Kommentare z. St.: BECKER, Isaias 1968, 102–109. DIETRICH, Jesaja 1976, 158–161. WILDBERGER, BK.AT X/1, 1980, 321–328. EGO, Wasser 2001, 379–382. BEUKEN, HThKAT 2003, 221–226. HARTENSTEIN, JHWH 2004. WAGNER, Herrschaft 2006, 170–175. WILLIAMSON, Waters 2011. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 220–223. 532 Vgl. DONNER, Geschichte II, 2008, Anm. 7 (335). 533 So WILDBERGER, BK.AT X/1, 1980, 322 und WAGNER, Herrschaft 2006, Anm. 92 (77). Beide rechnen Jes 8,6–8 zum Grundbestand des Jesajabuches. Auch WILLIAMSON, Waters 2011, 337 führt Jes 8,5–8 auf Jesaja selbst zurück. KEEL, Geschichte I, 2007, 387 denkt an die Zeit vor bzw. bald nach dem Tod des Propheten. Anders DIETRICH, Jesaja 1976, 158–161: Er bezieht Jes 8,6–8 auf die Belagerung Jerusalems unter Sanherib 701 v. Chr. und versteht die Wasser des Siloah als Hinweis auf den Hiskia-Tunnel, auf dessen Bau sich auch die Kritik des Propheten beziehen soll: „Mit diesem rhetorischen Geniestreich zieht der Prophet die technische Großtat, auf die man in Jerusalem sicher allgemein stolz war, geradezu ins Lächerliche. Vollkommen lächerlich ist es, sich des von Jahwe beschlossenen Unheils durch einen Tunnelbau erwehren zu wollen!“ Ebd., 160f. Ähnlich BECKER, Isaias 1968, 106, der Walter Dietrich jedoch vorwirft, „das Bild nicht Bild“ sein zu lassen und die theologische Aussage so zu verkennen. Er bezieht Jes 8,5–8 in seiner jetzigen Textgestalt auf die Vernichtung Judas durch die Babylonier 587/586 v. Chr. Im Einzelnen hält er Verse 6b und 7aβ für spätere Zusätze einer „historisierenden Redaktion“ aus frühnachexilischer Zeit, die eine ursprünglich gegen die Bevölkerung des Nordreichs (so sein Verständnis von )העם הזהgerichtete Unheilsbotschaft auf Juda umgedeutet habe. Vgl. ebd., 103– 108. – Zum syrisch-ephraimitischen Krieg vgl. DONNER, Geschichte II, 2008, 334–347 und KEEL, Geschichte I, 2007, 377–380. 534 Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 43 (Art. )אַ טmit der Grundbedeutung „leises, sanftes, gemächliches Verhalten“, zu Jes 8,6: „die sanftfließenden Wasser Siloahs“. In Gen 33,14 vom „langsame[n] Treiben“ einer Herde gebraucht. Vgl. DALMAN, AuS VI, 1939, 254. Hier wurde die Übersetzung „sacht“ gewählt, womit auf die geringe Schüttung der Gihon-Quelle Bezug genommen wird. In der Wortwurzel „ אטטmurmeln“ (vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 43 [Art. )]אטט, die im Bibelhebräischen jedoch nicht belegt ist, scheint auch ein akustischer Aspekt mitzuschwingen: das murmelnde Rinnsal Siloah (vgl. Herman Melville: „murmur“; siehe S. 259). – 1QIsaa hat לאוט. Vgl. MEYER, Bemerkungen 1958, 43f. 535 Ich entscheide mich gegen die oft vorgeschlagene Konjektur von „ משׂושׂFreude“ in „ מסוסVerzagen“. 536 Nach WILDBERGER, BK.AT X/1, 1980, 322 und WAGNER, Herrschaft 2006, 76 eine Glosse. 530 531
V.2. Thematische Zusammenhänge
107
Die Freude an Reṣin/Raṣyān von Aram-Damaskus und dem Sohn des Remalja/Pekach von Israel ist so zu verstehen, dass ein Teil der Bevölkerung Judas willig war, in die antiassyrische Koalition einzutreten.537 Die Wasser des Siloah ( ַ )מֵ י הַ ִשּׁ�חwerden im Alten Testament so nur an dieser einen Stelle erwähnt.538 Da „verachten“ (* )מאסim Regelfall ein theologisches Verwerfungshandeln bezeichnet,539 ist auch für die Verachtung der Wasser des Siloah in erster Linie ein theologisches Verständnis vorauszusetzen und nicht so sehr eine Identifikation dieser Wasser mit einer bestimmten wasserbaulichen Einrichtung Jerusalems. Wenn der Prophet dem rieselnden Rinnsal des Siloah die mächtigen und reißenden Fluten des Stromes ( מי הנהר העצומים )והרביםentgegenstellt, die die Militärgewalt Assyriens veranschaulichen, ist dies ein theologisches Bild.540 Auch die Angabe, dass die Wasser des Siloah „sacht fließen“ ()ההלכים לאט, ist in erster Linie als theologische Aussage zu sehen und lässt sich erst nachgeordnet auf einen technischen Sachverhalt beziehen wie z. B. das geringe Gefälle einer Wasserleitung.541 Erinnert sei an den Gebrauch der Wurzel שׁלחals Partizip aktiv von JHWH in Ps 104,10 (siehe S. 104). Dass JHWH selbst als der „Sender“ ()המשׁלח, als die ureigentliche Quelle der Siloah-Wasser vorzustellen ist, dürfte nach den obigen Ausführungen geradezu als theologische Binsenweisheit erscheinen. Die Verachtung der Wasser des Siloah wäre demnach gleichbedeutend mit der Verachtung von JHWH selbst.542 Auf diese Vorstellung von Gott als „Sender“ der Quellwasser dürfte auch die alte Jerusalemer Lokaltradition zurückgehen, die sich den Namen Šiloaḥ von der Wurzel „senden“ (hebr. שׁלח, griech. ἀποστέλλω) her erklärt, so in der Jesaja-Vita (VP 1,2) und Joh 9,7 (jeweils Σιλωάμ ὃ ἑρμηνεύεται ἀπεσταλμένος ad verbum). Der Hinweis auf die – tatsächlich – nur „sacht fließende“ Jerusalemer Stadtquelle erinnert überdies an die Tempelquelle nach Ez 47, die auch – zunächst – nicht mehr als ein Rinnsal von sich gibt, welches dann aber wunderhaft zu einem breiten Strom anschwillt.543 Jes 8,6 greift die alttestamentliche Rede von Gott als der Vgl. BEUKEN, HThKAT 2003, 223. WAGNER, Herrschaft 2006, 172. Mit BEUKEN, ebd. kann der Vorwurf auch dialektisch auffasst werden, als Aufruf, Freude an den Wassern des Siloah zu haben ()ומשׂושׂ את מי השׁלח ההלכים, worin schon Jes 12,3 anklingt: „Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“ 538 Zwischen Jes 8,6 und 2Chr 32 bestehen auffallende semantische Ähnlichkeiten: 2Chr 32 bezieht sich auf die Wasser der Quellen ( את־מימי העינותVers 3, determiniert) bzw. die oberen Abflusswasser des Gihon ( את־מוצא מימי גיחון העליוןVers 30) und den strömenden Bach ( הנחל השׁוטףVers 4, determiniertes Partizip!), Jes 8,6 auf die Wasser des Siloah (את מי השׁלח, determiniert), die sacht fließen (ההלכים לאט, determiniertes Partizip!). In beiden Texten ist auch von dem Volk die Rede: 2Chr 32,4: Viel Volk ( )עם־רבverstopft (* )סתםdie Quellen. Jes 8,6: Dieses Volk ( )העם הזהverachtet (* )מאסdie Wasser des Siloah. Wenn der Chronist für die in Jes 8,6 geäußerte Kritik sensibel war, dann erklärt sich von hier aus auch das überaus umsichtige Vorgehen Hiskias in 2Chr 32,1–4. 539 Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 622 (Art. מאס₁), dort die unter 1b angegebenen Stellen. 540 HARTENSTEIN, JHWH 2004 führt die Flutmetaphorik auf gängige mesopotamische Vorstellungen zurück, geht aber nicht auf den Kontrast „Fluten des Stromes“/„Rinnsal des Siloah“ ein. 541 So zuerst BIRCH, Waters 1884, 75: „Little or no fall would cause the water to flow (or go) softly.“ Nach LEYRER, Siloah 1861, 373 ist das geringe Gefälle zwischen Gihon-Quelle und Birkat Silwān gemeint. Andere bezogen „sacht“ auf die geringe Schüttung der Gihon-Quelle. Kritik an einer rein sachlich-technischen Ausdeutung übte schon DALMAN, Jerusalem 1915, 28: „Er [Jesaja, JMW] kann auch nicht meinen, der einzige Fehler der Jerusalemer sei, daß sie dies Wasser für ungenügend hielten und sich nach anderem umsahen.“ – Manche haben hier eine Gegenüberstellung von davidischem und assyrischem Königshaus gesehen. Schon im Jesaja-Targum heißt es zur Stelle: „Weil dieses Volk überdrüssig geworden ist der davidischen Dynastie, die sie mit sanfter Weisheit leitete gleich dem Schiloach [ הדין ]במלכותא דבית דוד דמדבר להון בנייח כמי שלוחא, der sanft fließt, und Wohlgefallen fand an Rezin und dem Sohn Remaljahus.“ Üs. BIBERFELD, Gichon-Rätsel 1914, 159. Text bei CHILTON, ArBib 11, 1987, 18. So auch WAGNER, Herrschaft 2006, 172f., der aber festhält, dass „motivisch nicht zwischen dem Königshaus und dem dieses tragenden Gott zu trennen“ ist. Weitere Beispiele jüdischer Exegese zu Jes 8,6 bei STRACK & BILLERBECK, Kommentar II, 1965, 532f. 542 So auch BECKER, Isaias 1968, 106: „Denn mit den sanft fließenden Wassern des Schiloach dürfte nichts anderes als Jahwe selbst in seiner lebenspendenden und schützenden Potenz gemeint sein (vgl. nur Jer 2,13 und Ps 46,5). […] Die Verachtung der ‚ruhig dahinfließenden‘ Schiloach-Wasser ist mithin mit der Verwerfung Jahwes selbst gleichzusetzen. Es geht hier also um grundlegende theologische Kategorien, nicht um eine vergleichsweise banale Kritik an einem Tunnelbauprojekt.“ ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1193: „Mit diesem ganz unrepräsentativen, geringen Wasser ist in Jes 8 Jahwe, der auf der Höhe des Tempelberges über diesen Wassern des Gihon Thronende, gemeint.“ WILDBERGER, BK.AT X/1, 1980, 321: „Bild für Jahwes Schutz über Jerusalem“. STAGER, Eden 2000, 39: „These quiet, cosmic waters emanating from the primordial deep signified the orderliness and tranquility of God’s creation, on which humans could rely.“ KEEL, Geschichte I, 2007, 398 (§ 455): das „Tun JHWHs“. 543 ZIMMERLI, BK.AT XIII/2, 1979, 1195 formuliert dies von Ez 47 her: „Gering und klein, fast verächtlich hat es begonnen (man denkt an die sanftrinnenden Wasser des )שׁלח. Immer gewaltiger aber schwillt es an, bis zum mächtigen Strom. Das ist die geheimnisvolle Kraft des nach dem ersten Augenschein so Unscheinbaren.“ So auch ebd., 1199. 537
108
V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
Jerusalem heilbringenden Quelle auf und erkennt in dem rieselnden Ausfluss der Gihon-Quelle ein Symbol für das verborgene Heilswirken Gottes, ein fast unmerkliches Zeichen seiner Präsenz in Zion, gegen den nun die Fluten anzutoben drohen.544 Dieser theologische Hintergrund sollte davon abhalten, das Bild von den Wassern des Siloah auf ein einzelnes Bauelement, einen Kanal oder eine Ausmündung, zu reduzieren.545 Wenn es um einen topographischen Ankerpunkt der bildlichen Rede geht, so ist am ehesten an die Quelle selbst zu denken: Ronny Reich geht davon aus, dass die Jerusalemer Stadtquelle in der Eisen-II-Zeit unter dem Namen Šiloaḥ (und nicht als Gihon) bekannt war. Später ist Siloah dann zur Bezeichnung des gesamten wasserführenden Systems geworden: I believe that the biblical expression: ‚The waters of Siloam that go softly…‘ (Isaiah 8:6), refer not to the channel in which the water was led (Channel II, connected to the Canaanite fortifications), but to the spring itself. It seems that in the Iron Age II, Siloam and not Gihon was the name of the spring. Later, this name was applied to the whole system, which included the tunnel and the pool at its southern end.546
V.2.3
Der Gihon der Paradiesesgeographie nach Gen 2,10–14
Der Name Gihon ist auch innerhalb der Paradieserzählung (Gen 2,4b–3,24) belegt. Nach der dort sekundär547 eingeschalteten Paradiesesgeographie (Gen 2,10–14) geht von Eden548 ein Strom ( )נהרaus, der den Garten bewässert. Bei diesem Garten ( )משׁםteilt sich der Strom in vier Arme, die sogenannten vier „Paradiesesflüsse“: 10 Und ein Strom geht von Eden aus, den Garten zu bewässern; und von dort aus teilt er sich und wird zu vier Armen. 11 Der Name des ersten ist Pischon; der fließt um das ganze Land Hawila, wo das Gold ist; 12 und das Gold dieses Landes ist gut; dort gibt es Bedolach-Harz und den Schoham-Stein. 13 Und der Name des zweiten Flusses ist Gihon; der fließt um das ganze Land Kusch. 14 Und der Name des dritten Flusses ist Hiddekel; der fließt gegenüber von Assur. Und der vierte Fluß, das ist der Euphrat. Gen 2,10–14 (ELB)
Die zuletzt genannten Flüsse Ḥiddekel und Prāt (Gen 2,14) lassen sich zweifelsfrei als die beiden Ströme Mesopotamiens, Tigris und Euphrat, identifizieren.549 Der erstgenannte Fluss, der Pīšōn (Gen 2,11), ist aus So auch DALMAN, Jerusalem 1915, 29: „Jesaja fühlte aus der Stimmung der Jerusalemer, denen das durch das Dunkel des Felsens leise rieselnde Quellwasser nicht genügt, heraus, daß es ihnen an Vertrauen fehlt auf den Gott, der in der Verborgenheit denen Kraft zuführt, die an ihm festhalten, wie Psalm 46,5 im Urtext es sagt: ‚ein Strom erfreut mit seinen Bächen die Stadt Gottes‘, während draußen Meereswellen gegen die Berge toben.“ 545 Mehrheitlich wurden die Wasser des Siloah mit Kanal 2 identifiziert: So zuerst bei BIRCH, Waters 1884 (noch bevor 1886 der archäologische Nachweis von Kanal 2 durch Conrad Schick erfolgte). Vgl. auch BIRCH, Waters 1885. Dann: DALMAN, Jerusalem 1915, 28 m. Anm. 1. DALMAN, Jerusalem 1930, 171 (oder Kanal 1). SIMONS, Jerusalem 1952, 178. 190. WILKINSON, Jerusalem 1978, 105. WILDBERGER, BK.AT X/1, 1980, 323. BIEBERSTEIN & BLOEDHORN, Baugeschichte 1994, I,68. ZWICKEL, Calwer Bibelatlas 2000, 41 (Karte 16a). CAHILL & TARLER, Excavations 2000, 45. BIEBERSTEIN, Schiloach 2001, 476. REICH & SHUKRON, Channel II, 2002, 3 (erneut: REICH & SHUKRON, Setting 2009, 22*). BEUKEN, HThKAT 2003, 223 (Ausbesserung des Kanals unter Ahas). WAGNER, Herrschaft 2006, Anm. 148 (173). ִ KÜCHLER, Jerusalem 2007, 49. WILLIAMSON, Waters 2011, 340. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1363 (Art. ַ)שׁ�ח. LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 222. – Kanal 1: DALMAN, Jerusalem 1930, 171 (oder Kanal 2). – Birkat Silwān: BAEDEKER, 4. Aufl. 1897, 58. – Südwestliche Ausmündung des Hiskia-Tunnels: FURRER, Gichon 1869, 464. 546 REICH, Excavating 2011, 301. So schon REICH, Gad Yawan 1987, 83*. Schon Raschi identifiziert den Jes 8,6 genannten Siloah mit dem in 2Chr 32,30 genannten Gihon. Zur Stelle bei Raschi vgl. BIBERFELD, Gichon-Rätsel 1914, 161 m. Anm. 1, der sich Raschis Deutung auch selbst anschließt. 547 Die Paradiesesgeographie (Gen 2,10–14) ist von der Mehrzahl der Forscher und Forscherinnen als redaktionelle Einfügung erachtet worden: WITTE, Urgeschichte 1998, 83f. m. Anm. 26 (Lit.). PFEIFFER, Baum I, 2000, 490. GERTZ, Adam 2004, 225. BÜHRER, Anfang 2014, 217. Dagegen erwägt BLUM, Gottesunmittelbarkeit 2004, 18 eine Zugehörigkeit der Paradiesesgeographie zum Grundbestand der Paradieserzählung: „Gleichwohl gilt der Exkurs von V.10–14 überwiegend als sekundärer Eintrag. Der wichtigste Grund scheint das Gefühl der Ausleger zu sein, daß eine solch umfangreiche Digression innerhalb einer ‚ursprünglichen Erzählung‘ deplaziert wäre. Es ist jedoch nicht ausgemacht, daß dieses Gefühl vom ursprünglichen Erzähler geteilt würde.“ Dann in der Anm. 36: „Das Urteil kann hier offen bleiben.“ Vgl. auch STECK, Paradieserzählung 1970, 32 m. Anm. 41, nach dem Gen 2,10–14 ein „eigenes und übernommenes Stück“ ist. Davon unbenommen ist, dass auch ein junger Einschub durchaus alte Vorstellungen enthalten kann. 548 Nach Gen 2,8 (4,16) befindet sich der Garten in Eden (Eden bezeichnet hier eine Region), nach Gen 2,15, 23; 3,23f. ist Eden der Eigenname des Gartens. In Gen 2,10 ist Eden ein Ort (eine Quelle?), von dem jener Strom ausgeht, der den Garten bewässert und der sich später in die vier Paradiesesflüsse teilt. Es bleibt dabei (bewusst?) offen, ob sich der Ort Eden innerhalb oder außerhalb des Gartens befindet. Vgl. WESTERMANN, BK.AT I/1, 1976, 285–287. 549 Dass in der Paradiesesgeographie, wie oft behauptet, eine „mythische Geographie“ (mit DONNER, Pilgerfahrt 2002, Anm. 23 (87) besser: „religiöse Geographie“) gemeint sei, scheidet schon allein wegen der beiden bekannten Flüsse 544
V.2. Thematische Zusammenhänge
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dem Alten Testament unbekannt. Zu ihm wird daher die ausführlichste Erläuterung gegeben. Dass einer der Paradiesesflüsse als Gihon benannt ist, ist die eigentliche Crux der Paradiesesgeographie, denn im Vergleich mit den mächtigen Strömen Euphrat und Tigris scheint das Rinnsal der Jerusalemer Rieselquelle nicht recht ins Bild zu passen. Auch stellt sich die Frage, weshalb ausgerechnet der Nil, der größte Strom der Antike, in dieser Zusammenstellung fehlt. Zwar hat Josephus den Gihon für den Nil gehalten,550 aber auf Grundlage der alttestamentlichen Textbasis wird man den Gihon zunächst nicht von der Jerusalemer Stadtquelle ablösen können.551 Für eine Deutung des Gihon auf den Nil fehlt im Alten Testament jeder Anhaltspunkt: Josephus spiegelt ein späteres Verständnis. Daraus ergeben sich zwei grundsätzliche Fragen. Erstens: Welche Vorstellung ist mit dem Gihon in Gen 2,13 verbunden (und wie verhält sich der Pīšōn hierzu)? Und zweitens: Auf welcher Grundlage identifizierte Josephus den Gihon mit dem Nil? (1.) Dass die Jerusalemer Stadtquelle unter den Paradiesesflüssen aufgeführt wird, ist zwar aus heutiger Sicht eine Überraschung, widerspricht aber nicht damaliger Vorstellung. Die Idealisierung der Gihon-Quelle ist ein bekannter Topos der alttestamentlichen Überlieferung.552 Es ist daher anzunehmen, dass die Nennung des Gihon in Gen 2,13 auf jener alten Jerusalemer Kulttradition beruht (siehe V.2.2.1), nach der das Wasser der Quelle vom Tempelberg herkomme. Deshalb ist zu überlegen, ob etwa Jerusalems Quelle mit dem gleichnamigen Paradiesesstrom gedanklich so zusammenhängt, daß der Zion als die Mitte der Welt gesehen wäre, woher alle Wasser als Bild eines Heiles von Gott kommen.553
Der Eintrag des Gihon in die Paradiesesgeographie „globalisiert“ so gewissermaßen die Jerusalemer Stadtquelle, indem jener späteren Vorstellung der Weg bereitet wurde, dass alle Wasser der Welt mit Jerusalem in einem Zusammenhang stehen (siehe S. 203). Andererseits wird die Realtopographie Jerusalems als paradiesischer Raum neu konfiguriert und die Stadt in die Sphäre paradiesischer Fülle erhoben: Die Nennung des Gihon im Kontext der Paradiesesgeographie „illustriert jedenfalls die Nähe, wenn nicht Identität von Tempelberg und Paradies bzw. Garten Eden.“554 Diese Vorstellung ist zwar überhöht, fußt aber auf realer Anschauung: Jerusalems Wasserreichtum wurde zu allen Zeiten gerühmt und auch die Fruchtbarkeit im Kessel von Silwān wurde vielfach gepriesen, wobei der Kontrast der nahegelegenen Wüste den paradieshaften Eindruck noch steigerte.555 Durch die Deutung des Gihon als Strom ( – )נהרnicht als Quelle! – bleibt die genaue Tigris und Euphrat aus. Ohnehin ist zu fragen, ob die Unterscheidung zwischen „realer“ und „religiöser“ Geographie der altorientalischen Vorstellungswelt angemessen ist. Vgl. dazu auch BLUM, Gottesunmittelbarkeit 2004, 18: „zumindest was die Geographie betrifft, scheint aber antikem Denken kaum etwas unvorstellbar zu sein.“ 550 Jos. Ant. 1,39 (NIESE 1887, I,11): Γηὼν δὲ διὰ τῆς Αἰγύπτου ῥέων δηλοῖ τὸν ἀπὸ τῆς ἐναντίας ἀναδιδόμενον ἡμῖν ὃν δὴ Νεῖλον Ἕλληνες προσαγορεύουσιν. Engl. Üs. FELDMAN 2004, 15. Anders GÖRG, Paradies 1977, 30, der den Nil mit dem Pīšōn identifiziert. 551 Der Gihon Gen 2,13 ist nach BLUM, Gottesunmittelbarkeit 2004, 18 „von der gleichnamigen Stadtquelle des Zion kaum völlig zu trennen“. So schon ZWICKEL, Tempelquelle 1995, 145 und später GERTZ, Adam 2004, 226 und LICHTENSTEIN, Mitte 2014, 203f. JERICKE, Ortsangaben 2013, 27. 31 vertritt zwar die Ansicht, dass mit Pīšōn und Gihon die beiden Quellflusssysteme des Nils, Blauer und Weißer Nil, gemeint seien, er gibt aber ebd., 31 zu bedenken, dass „durch die Homonymie zum Jerusalemer Gihon die Stadt und ihr Gelände mit in die Weltbeschreibung einbezogen [sind]“. JANOWSKI, Wohnung 2002, Anm. 119 (53) u. Anm. 128 (56) ist skeptisch, den Gihon Gen 2,13 mit dem Jerusalemer Gihon zu identifizieren. Ablehnend BÜHRER, Anfang 2014, Anm. 245 (219): „[Es] dürfte die Interpretation auf die Gichon-Quelle von der Textintention ausgeschlossen sein.“ Er vermutet hier „erfundene Flüsse“ mit „Phantasienamen“ (vgl. ebd., 218f., aber auch Anm. 252 [220]). DIETRICH, Paradies 2001, 319 verortet die Paradiesesgeographie insgesamt in Mesopotamien, wobei er insbesondere an den „Mündungsbereich der vier mesopotamisch-elamischen Ströme“ denkt (vgl. ebd., 318). Den Pīšōn identifiziert er mit dem Uqnû/Kārūn (vgl. ebd., 310. 317), den Gihon mit dem Ūlāja/Kerḫa (vgl. ebd., 313. 317). 552 Nach WITTE, Urgeschichte 1998, 266 liegt in Gen 2,13 eine „symbolische Überhöhung“ der Jerusalemer GihonQuelle vor. 553 EISING, Art. גִּ יחוֹן1973, 1010. 554 KEEL, Geschichte II, 2007, 900. 555 Die dortige Gartenlandschaft steht wohl auch im Hintergrund von Koh 2,5f., wo innerhalb der Königstravestie der Garten des Königs Kohelet beschrieben wird. Er umfasste Weinberge ()כרמים, Nutz- und Lustgärten ()גנות ופרדסים, Fruchtbäume ()עץ כל־פרי, Wasserbecken zur Bewässerung ( )ברכות מים להשׁקותund einen Hain ()יער. Vgl. SCHWIENHORSTSCHÖNBERGER, Kohelet 2004, 210f. Er stellt keinen expliziten Bezug zur Gartenlandschaft im Kessel von Silwān her, geht aber von Jerusalem als Entstehungsort des Buches Kohelet aus; vgl. ebd., 103. – STAGER, Eden 2000, 41 vergleicht die Gartenlandschaft im Kidrontal mit den Parkanlagen in Mesopotamien. Aus dem Nordpalast Assurbanipals in Ninive (um 660 v. Chr.) ist ein Relief bekannt, das eine von Wasserströmen durchzogene Gartenlandschaft zeigt. In Ninive musste hierzu unter großem technischen Aufwand ein 48 km langes Aquädukt gebaut werden (rechts oben im Bild).
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V. Die Jerusalemer Stadtquelle im Alten Testament
Herkunft des Wassers und sein Ursprung im Garten Eden ein Geheimnis. Die späteren Texte Ez 47,1–12, Sach 14,8 und Joel 4,18 verorten den Ursprung des Stromes dann am Jerusalemer Tempel, d. h. in der Sphäre der besonderen Nähe Gottes. Der erklärende Zusatz, dass der Gihon „das ganze Land Kuš umfließt“ (Gen 2,13), spricht nicht gegen den Jerusalemer Gihon. Zwar ergibt sich aus der Nennung des Landes Kuš, womit nach allgemeinem Verständnis die südlich von Ägypten gelegene Weltgegend (Nubien) gemeint ist, eine größtmögliche Distanz zu Jerusalem, aber das ist gerade die Pointe, dass nämlich der von Jerusalem ausgehende Lebensstrom von solcher Potenz ist, dass er selbst die entlegenste Wüstenei noch befruchten kann.556 Für die Deutung, die den Gihon der Paradiesesgeographie auf Jerusalem bezieht, findet sich noch für die Zeit um 520 n. Chr. ein Zeuge. Bei Theodosius, der hier eine unbekannte Quelle verarbeitet hat, heißt es: Aus den armenischen Bergen entspringen zwei Flüsse, Tygris und Eufrates: der Tygris bewässert die Länder der Assyrer, und der Eufrates bewässert die Länder Mesopotamiens; der Phison aber bewässert das ganze Land Äthiopien und fließt bis Ägypten [gemeint ist also der Nil, JMW], der Geon bewässert das Land Euilath und fließt nahe an Jerusalem vorbei.557 Theod. 16 (DONNER, Pilgerfahrt 2002, 203)
(2.) Es ist von daher nicht selbstverständlich, dass Josephus von dieser Tradition abgeht und einer ganz anderen Vorstellung den Weg ebnet, die für die folgenden zwei Millennien bestimmend sein sollte (siehe V.2.4). Da nicht anzunehmen ist, dass Josephus rein zufällig auf die Idee verfiel, den Gihon mit dem Nil zu identifizieren, ist zu fragen, auf welcher Grundlage er zu dieser Entscheidung gekommen ist. Es sind hier drei Aspekte zu beachten: Erstens war die Gihon-Quelle durch wasserbauliche Maßnahmen und die Zerstörung der Stadt 587/586 v. Chr. verschüttet worden, so dass seitdem die Ausmündung des Tunnels als die eigentliche Quelle galt. Zweitens erfuhr in hellenistischer Zeit der geographische Horizont der Menschen eine beträchtliche Weitung. Denjenigen, die die mächtigen Ströme Euphrat, Tigris und Nil aus der eigenen Anschauung kannten, musste die Jerusalemer Ortstradition vom Gihon-Fluss unpassend erscheinen. Drittens, und dies ist m. E. der wichtigste Faktor, ist an einem bestimmten Punkt der Geschichte die ursprünglich mit dem Gihon verbundene Wassermotivik des Tempels auf die neue Quelle, den Siloah, übergegangen. Das zeigt sich schon in Jes 8,6, wo eben von dem Siloah die Rede ist und nicht vom Gihon. Auch Josephus kennt die Jerusalemer Stadtquelle allein unter dem Namen Siloah (siehe VI.7). Auch die rabbinische Überlieferung bezieht sich in topographischen und kultischen Zusammenhängen stets auf den Siloah, niemals auf den Gihon (siehe VII).558 Im Kontext der Königssalbung Salomos 1Kön 1 war der Gihon mit der Jerusalemer Topographie verbunden und auch hier haben Targum Jonathan und Peschitta den Gihon durch den Siloah ersetzt. Am Ende dieser Entwicklung war der Name Gihon topographisch von Jerusalem entkoppelt, was eine Weiterführung der mit der Quelle verbundenen Vorstellungen überhaupt erst ermöglicht hat. V.2.4
Exkurs: Die Identifikation des Gihon mit dem Nil und einem Berg im Westen Jerusalems
Wodurch wurde aber die Übertragung auf den Nil veranlasst? Zunächst einmal war die Übertragung insofern begünstigt, als dass ein Eigenname für den Nil im Alten Testament nicht belegt ist: Er wird nur schlicht als „der Strom“ ( )היארbezeichnet. Trotzdem hat es Versuche gegeben, bestimmte Flussarme konkret zu benennen (oder sind eher Regionen gemeint?). Im Alten Testament ist an mehreren Stellen von dem Šīḥōr die Rede, eine Bezeichnung, die auf einen Flussarm im östlichen Nildelta zu beziehen ist.559 Interessant ist, wie die LXX das hebr. Toponym Šīḥōr an einer Stelle wiedergibt: In Jes 2,18 steht mit Geon (Γηων) das griechi-
Auch der Einsatz von Kriegsgefangenen als Wasserträger war üblich. In Jerusalem versorgte die Gihon-Quelle und ihr Wasserleitungssystem den Kessel von Silwān. 556 So auch Görg (ebd., 32). Für NOORT, Gan-Eden 1999, 29 kann wegen des Zusatzes der Jerusalemer Gihon nicht gemeint sein. 557 Theod. 16 (GEYER, CCSL 175, 1965c, 121): De montes Armeniae exeunt flumina duo, Tygris et Eufrates, et inrigat Tygris terras Assyriorum, et Eufrata inrigat terras Mesopotamiae, Phison autem inrigat omnem terram Aethiopiae et perexit ad Aegyptum, Geon inrigat terram Euilath et transit iuxta Hierusalem. Vgl. auch DONNER, Pilgerfahrt 2002, Anm. 71 (203f.). 558 Wo vom Gihon als einem topographischen Konkretum die Rede ist, geht es um das negativ bewertete Verstopfen des Gihon durch Hiskia (siehe VII.7.1) bzw. um die Königssalbung Salomos (siehe VII.7.2). 559 Ägypt. š(j)-ḥr „Teich des Horus“. Außer Jer 2,18 ( )מי שׁחורnoch Jos 13,3 (השׁיחור, mit Artikel wie ;)השׁלח1Chr 13,5 ( )שׁיחורund Jes 23,3 ()שׁחר. Vgl. Donner/Gesenius, 18. Aufl. 2013, 1347 (Art. )שׁיחוֹר. ִ
V.2. Thematische Zusammenhänge
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sche Äquivalent für den Gihon.560 Hier ist ein Ansatzpunkt für die Identifikation des Gihon Gen 2,13 mit dem Nil bzw. einem seiner Arme zu sehen. Vermutlich hat die Diasporagemeinde in Alexandria den Anstoß dafür gegeben, unter dem Namen Gihon den Nil zu verstehen. Die Antiquitates des Josephus (Ant. 1,39) haben diese Vorstellung in der Antike verbreitet. Durch das Onomastikon ist diese Auffassung dann in das abendländische Weltbild eingegangen.561 Diese Konvention blieb bis in die Neuzeit wirksam.562 In den rabbinischen Schriften findet sich die Identifikation von Gihon und Nil hingegen nirgends. Das mag damit zusammenhängen, dass die Paradiesesgeographie von den Rabbinen gerne allegorisch interpretiert wurde: In BerR 16,4 wird der Gihon auf das medische Reich gedeutet (siehe VII.7.4). Mit der Kreuzfahrerzeit (12. Jh. n. Chr.) kehrte der Name Gihon dann wieder nach Jerusalem zurück (siehe II.3). Anfänglich wurde der Abū Ṯōr im Süden Jerusalems für den mons Gion gehalten, wo nach Theodericus (um 1170 n. Chr.) und anderen auch Salomo gesalbt worden sein soll.563 Andere Texte verlegen die Königssalbung auf den Sion564, den Südwest-Hügel.565 Wilhelm von Tyrus (vor 1184 n. Chr.) kennt im Süden Jerusalems im Hinnomtal bei der Kirche des Prokopius einen Ort Gion (locus Gion),566 doch noch Felix Fabri wurde der Abū Ṯōr als der berg Gÿon gezeigt. Burchard (abgefasst 1274–1285 n. Chr.) ist der erste, der den Gihon-Berg dann auf die Westseite Jerusalems verlegte (siehe XIII.4.2).567 Spätestens um 1738
Z. St. vgl. HERRMANN, BK.AT XII, 1990, 136. Die „Gewässernamen“ Šīḥōr und Pīšōn fallen ohnehin durch eine künstlich anmutende Ähnlichkeit auf, wie schon EISING, Art. גִּ יחוֹן1973, 1010 vermerkt: „Ist schon גיחוןkein rechter Flußname, so gilt das auch für den ‚ פוש( פישוןstampfen, springen‘).“ Sind sie nach demselben paronomatischen Schema gebildet, dem sich auch der Kunstname Šiloaḥ verdankt? 561 Eus. Onom. (KLOSTERMANN, GCS 11/I, 1904, 60,3f. = TIMM, GCS.NF 24, 2017, 72,9f.): Γαιών. ὁ παρ’ Αἰγυπτίοις Νεῖλος, ἐκ παραδείσου μὲν προϊών, κυκλῶν δὲ >πᾶσαν ΑἰθιοπίανRais in das heilig land< (1461). In: Herz, Randall & al. (Hgg.): Fünf Palästina-Pilgerberichte aus dem 15. Jahrhundert, WiM 33, Wiesbaden 1998, 175–224. —: Rheinfränkischer Anonymus. >Fahrt zum Heiligen Grab< (1441– 1442). In: Herz, Randall & al. (Hgg.): Fünf Palästina-Pilgerberichte aus dem 15. Jahrhundert, WiM 33, Wiesbaden 1998, 139–174.
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Heyer, Kirchengeschichte 2000
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Hummel & Hummel o. J. [2007?] Hunt, Pilgrimage 1982
429
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442 Reich & Shukron, Drainage 2011
Reich & Shukron, Excavations 2000 Reich & Shukron, Fortification 2010
Reich & Shukron, Giḥon 1999 Reich & Shukron, History 2004 Reich & Shukron, History 2007
Reich & Shukron, History 2008
Reich & Shukron, Insights 2007
Reich & Shukron, Jerusalem 2003 Reich & Shukron, Pool 2005 Reich & Shukron, Pool 2011
Reich & Shukron, Reconsidering 2002 Reich & Shukron, Setting 2009 Reich & Shukron, System 2000 Reim, Joh 9, 1978 Reim, Lokalisierung 1988 Rein, Heilung 1995 Reiter, CCSL 74, 1960 Renoux, PO 35/1, 1969 Renoux, PO 36/2, 1971
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Robinson, Forschungen 1857
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Schneider, FC 18, 1995b
Schneider, Itinerarium 1940 Schneider, Johannes 1978 Schnelle, ThHK 4, 2004 Schöller, Wissen 2014
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