Senatores populi Romani: Realität und mediale Präsentation einer Führungsschicht. Kolloquium der Prosopographia Imperii Romani vom 11.–13. Juni 2004 3515086846, 9783515086844

Keine menschliche Geschichte ohne Personen. Die Antwort der Wissenschaft war die Biographie und die Prosopographie. Währ

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German Pages 330 [341] Year 2005

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
WERNER ECK, Der Senator und die Öffentlichkeit – oder: Wie beeindruckt
HENNER VON HESBERG, Die Häuser der Senatoren in Rom: gesellschaftliche
1. Die sozial distinktive Funktion des Hauses
2. Die politische Funktion der Häuser
Bibliographie:
GÉZA ALFÖLDY, Örtliche Schwerpunkte der medialen Repräsentation
Vorwort
Bindung an die patria
Rom als Domizil
Private Verflechtungen in anderen Teilen des Reiches
Beziehungen im Imperium Romanum aufgrund der amtlichen Tätigkeit
Schlussfolgerungen
Abgekürzt zitierte Literatur:
DIRK ERKELENZ, Die Ehrung als Fest: Wie wurden Ehrenstatuen in der
DIETRICH BOSCHUNG, Ordo senatorius: Gliederung und Rang des Senats
I. Rangordnung im Bild
II. Würde und Bedeutung der Senatoren
III. Einheit und Rang des Senats
IV. Ausblick
BRIGITTE RUCK, Überwältigende Größe: Kolossale Standbilder von Senatoren
Verhältnisse in Rom: Definition und Vorkommen von Kolossalität
Verhältnisse außerhalb von Rom: Anwendbarkeit der Definition
Verhältnisse außerhalb von Rom: Vorkommen
Fazit
Abbildungsnachweis:
FRANCISCA FERAUDI–GRUÉNAIS, Für die Ewigkeit? Die Gestaltung von
I.
II.
III.
Anhang 1: archälogische Befunde
Anhang 2: archälogisch-epigraphische Befunde
Anhang 3: epigraphische Befunde
Anhang 4: Synopse der archälogischen / Archälogisch-epigraphischen/ epigraphischen Befunde
Abbildungen und Nachweise
MARIE–THÉRÈSE RAEPSAET–CHARLIER, Les activités publiques des femmes
I. A Rome
II. En Italie et dans l’Empire
III. Conclusion
Bibliographie – Abréviations
RUURD R. NAUTA, Die mächtigen Freunde des Spötters. Martial und
OLLI SALOMIES, Redner und Senatoren. Eloquenz als Standeskultur
I Einleitung
II Beredsamkeit und Senatoren
III Beredsamkeit und andere Interessen des römischen Senators
IV Eloquenz als Beförderungskriterium
V Wert und Interesse der Eloquenz aus der Sicht des senatorischen Redners
VI Die Aufgaben des senatorischen Redners
Prosopographia oratorum
Appendizes
CHRISTOPHER P. JONES, Culture in the Careers of Eastern Senators
JOHN SCHEID, Les sénateurs et le religieux: obligations publiques et
1. Le sénateur domi
2. Les obligations religieuses publiques
3. Entre obligation et implication personnelle
JÖRG RÜPKE, Römische Priester in der Öffentlichkeit
1 Einleitung
2 Der Alltagsbefund
3 Alternativen
4 Abschließende Deutungen
Bibliographie
MATTHÄUS HEIL, Sozialer Abstieg: Beredtes Schweigen?
1. Der Fall des Marcius Hortalus
2. Sozialer Abstieg in der römischen Welt
3. Die Risiken des öffentlichen Lebens
4. Unzureichendes Vermögen
5. Heiraten: Exkurs zur Lage der Frauen
6. Das Gesicht des Abstiegs
7. Der Abstieg und die Monumente
PERSONENINDEX
ORTSINDEX
VERZEICHNIS DER AUTOREN
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Senatores populi Romani: Realität und mediale Präsentation einer Führungsschicht. Kolloquium der Prosopographia Imperii Romani vom 11.–13. Juni 2004
 3515086846, 9783515086844

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Werner Eck / Matthäus Heil (Hg.)

Senatores populi Romani Realität und mediale Präsentation einer Führungsschicht

40 Alte Geschichte Franz Steiner Verlag

HABES - Band 40

Werner Eck / Matthäus Heil (Hg.) Senatores populi Romani

HABES Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien ––––––––––––––––––

Herausgegeben von Géza Alföldy

BAND 40

Werner Eck / Matthäus Heil (Hg.)

Senatores populi Romani Realität und mediale Präsentation einer Führungsschicht Kolloquium der Prosopographia Imperii Romani vom 11. – 13. Juni 2004

Franz Steiner Verlag Stuttgart 2005

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 3-515-08684-6

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. © 2005 by Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Printservice Decker & Bokor, München. Printed in Germany

VORWORT

Die Prosopographia Imperii Romani war eines der Projekte, die Theodor Mommsen an der Akademie in Berlin ins Leben gerufen hat. Ursprünglich als ein Hilfsinstrument für das Corpus Inscriptionum Latinarum konzipiert, hat das Werk bald diese engen Grenzen überschritten und ist zu einem Arbeitsinstrument vor allem des Historikers geworden. Doch auch in vielen anderen altertumswissenschaftlichen Disziplinen wurde sie zum selbstverständlichen Hilfsmittel der je eigenen Arbeit. Von der PIR gingen schon kurz nach der Vollendung der ersten Auflage im Jahr 1899, noch mehr seit dem Erscheinen der zweiten entscheidende Anstöße zu prosopographischer Arbeit in den Altertumswissenschaften, aber auch, und vielleicht sogar noch mehr, in vielen anderen geisteswissenschaftlichen Bereichen aus. Prosopographie hat sich als ein entscheidendes Mittel erwiesen, um verschiedenartigste historische Phänomene zu analysieren und zu verstehen. Beispiele dafür anzuführen erübrigt sich. Der erste Band der zweiten Auflage der PIR erschien schon 1933. Doch die politischen Entwicklungen in Deutschland von 1933 bis 1989 haben die Vollendung des Werkes immer wieder verzögert, manchmal die Arbeit daran fast zum Erliegen gebracht. Nunmehr ist zu hoffen, daß die Arbeit in wenigen Jahren abgeschlossen sein wird. In dieser langen Zeit wurden die wissenschaftlichen Möglichkeiten der Prosopographie wesentlich ausgeweitet. Vor allem wurden neue Methoden der Auswertung gefunden und neue Fragemöglichkeiten eröffnet. Für die PIR wurde dabei speziell der Gedanke der Kommunikation innerhalb der antiken Öffentlichkeit relevant. Denn die Aussagen, die uns zu den einzelnen Personen überliefert sind, waren in großem Umfang in der einen oder anderen Form auf ein Publikum bezogen. Während es bei der Auswertung literarischer Quellen seit langem mehr oder weniger selbstverständlich geworden ist, nach den Intentionen eines Textes zu fragen, ist dies bei der Hauptgruppe der prosopographischen Informationen, den Inschriften, erst in jüngster Zeit geschehen. Denn Inschriften sind in vielfacher Hinsicht nicht als reine Texte konzipiert worden, waren vielmehr Teil einer weit umfassenderen Aussage. Die Mehrzahl der epigraphischen Texte sind Teil von Monumenten unterschiedlichster Art, die in der Öffentlichkeit auf ein Publikum Wirkung ausüben sollten, im Kontext von Bauten, Ehrendenkmälern, Dedikationen an Gottheiten, Grabmonumenten, um nur einige zu nennen. Wer aber ein Publikum beeindrucken will, wird seine Aussage auch entsprechend gestalten, die Monumente und die Texte. Beide sind Teile einer Inszenierung, die mit bestimmten Mitteln bestimmte Ziele verfolgt. Nicht tendenzfreie Überreste sind die Grundlage unseres Wissens, sondern die Reflexe einer medialen Präsenta-

VI

Vorwort

tion der Führungsschicht und die – durchaus komplexe – öffentliche soziale Kommunikation in einer Welt vor den modernen Massenmedien. Es war die Intention des Kolloquiums, dessen Ergebnisse in diesem Band veröffentlicht werden, die Zusammenhänge von Realität und medialer Präsentation in der prosopographischen Forschung und die dadurch eröffneten zusätzlichen Erkenntnismöglichkeiten in möglichster Breite aufzuzeigen. Um dies an einem gemeinsamen Gegenstand veranschaulichen zu können, wurde die Thematik auf die senatorische Führungselite konzentriert. Das schien auch dadurch gerechtfertigt, weil für diese sozio–politische Gruppe eine Überlieferung in relativ großer Dichte und Vielfalt vorhanden ist. Angesichts der verschiedenen Quellen und Medien erschien ein Erfolg des Kolloquiums nur durch das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen möglich zu sein. Die Berlin–Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hat den Gedanken, ein Kolloquium mit dieser Zielrichtung zu veranstalten, von Anfang an gefördert, ebenso der Vorsitzende der Altertumswissenschaftlichen Kommission an der Akademie, Prof. Bernd Seidensticker. So konnte vom 11. – 13. Juni 2004 an der Freien Universität Berlin mit zwei öffentlichen Vorträgen von Werner Eck und Henner von Hesberg und anschließend in der Tagungsstätte der Akademie in Blankensee dieses Kolloquium mit Teilnehmern aus Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten stattfinden. Die Finanzierung der Tagung gelang vor allem durch einen namhaften Zuschuß der »Hermann und Elise geborene Heckmann Wentzel-Stiftung« und durch einen Beitrag der Akademie selbst. Prof. Géza Alföldy hat sich sofort bereit erklärt, den Tagungsband in der von ihm herausgegebenen Reihe »Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien« zu publizieren.1 Die Akademie hat schließlich auch die Drucklegung dieses Bandes finanziell unterstützt. Allen, die zum Gelingen der Veranstaltung und der abschließenden Publikation beigetragen haben, danken wir erneut auch an dieser Stelle. Wenn dieses Buch zeigen kann, welchen wichtigen Beitrag die PIR für die gesamte altertumswissenschaftliche Forschung, aber auch innerhalb der Berlin–Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften leisten kann, hat sich das Bemühen gelohnt.

Köln/ Berlin, Dezember 2004

Werner Eck – Matthäus Heil

1. Die Herausgeber verweisen darauf, daß es jedem Autor freigestellt wurde, die Anmerkungen in seinem Beitrag so zu gestalten, wie er es wollte oder es gewohnt war. Dies geschah ganz bewußt im Unterschied zu vielen Sammelbänden, in denen Autoren aus unterschiedlichen, aber sachlich nicht notwendigen Gründen gezwungen werden, einer im ganzen Band einheitlichen, aber damit für den individuellen Autor stets neuen und arbeitsintensiven Zitierweise zu folgen. Wir sind der Meinung, daß damit für die wissenschaftlichen Publikationen kein Vorteil verbunden ist, wohl aber unnötig Zeit der Autoren oder am Ende der Herausgeber verschwendet wird.

INHALT

WERNER ECK, Der Senator und die Öffentlichkeit – oder: Wie beeindruckt man das Publikum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

HENNER VON HESBERG, Die Häuser der Senatoren in Rom: gesellschaftliche und politische Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

19

GÉZA ALFÖLDY, Örtliche Schwerpunkte der medialen Repräsentation römischer Senatoren: heimatliche Verwurzelung, Domizil in Rom, Verflechtungen im Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

53

DIRK ERKELENZ, Die Ehrung als Fest: Wie wurden Ehrenstatuen in der Öffentlichkeit präsentiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

DIETRICH BOSCHUNG, Ordo senatorius: Gliederung und Rang des Senats als Thema der römischen Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

97

BRIGITTE RUCK, Überwältigende Größe: Kolossale Standbilder von Senatoren in den Städten des Römischen Reiches? . . . . . . . . . . . . .

111

FRANCISCA FERAUDI–GRUÉNAIS, Für die Ewigkeit? Die Gestaltung von senatorischen Grablegen Roms und ihr Kontext . . . . . . . . . . . . . .

137

MARIE–THÉRÈSE RAEPSAET–CHARLIER, Les activités publiques des femmes sénatoriales et équestres sous le Haut–Empire romain. . . . .

169

RUURD R. NAUTA, Die mächtigen Freunde des Spötters. Martial und seine Patrone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

213

OLLI SALOMIES, Redner und Senatoren. Eloquenz als Standeskultur (1. – 3. Jh. n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

229

CHRISTOPHER P. JONES, Culture in the Careers of Eastern Senators . .

263

JOHN SCHEID, Les sénateurs et le religieux: obligations publiques et convictions privées . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

271

JÖRG RÜPKE, Römische Priester in der Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . .

283

MATTHÄUS HEIL, Sozialer Abstieg: Beredtes Schweigen? . . . . . . . . . . . .

295

VIII

Inhalt

Personenindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

313

Ortsindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

325

Verzeichnis der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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DER SENATOR UND DIE ÖFFENTLICHKEIT – ODER: WIE BEEINDRUCKT MAN DAS PUBLIKUM? WERNER ECK

Ein Senator war Teil des öffentlichen Lebens. Dies galt nicht nur in Rom, wo er sich einen nicht unerheblichen Teil seines Lebens aufhielt, sondern auch in seiner ehemaligen Heimatstadt oder auch in den Provinzen, in die viele Senatoren als Amtsträger gingen. Zwei Szenen aus dem Rom des 1. Jh. n. Chr. können diesen öffentlichen Charakter des Lebens von Senatoren kontrastiv erfassen. Im Oktober des Jahres 20 n. Chr. kehrte Cn. Calpurnius Piso aus der Provinz Syrien nach Rom zurück.1 Er war dort seit 17 der Vertraute des Tiberius gewesen. Sobald Germanicus, Tiberius’ Adoptivsohn und präsumptiver Nachfolger, im Osten erschien, war es zum Konflikt zwischen beiden gekommen. In der Folge war Germanicus im Oktober des Jahres 19 gestorben und sogleich waren Stimmen laut geworden, Piso habe beim Tod des Germanicus seine Hände im Spiel gehabt. Vor allem in der stadtrömischen Bevölkerung, die Germanicus als Gegenbild zu Tiberius abgöttisch verehrte, war diese Ansicht schnell die communis opinio geworden. Aufsehen oder besser heftigen Unwillen erregte es deshalb in Rom, daß Piso nicht umgehend ins Zentrum zurückkehrte, sondern sich noch ein gesamtes Jahr in den Provinzen aufhielt. Schließlich aber kam er aus dem Osten zurück, landete mit dem Schiff in Ancona, zog zunächst auf der via Flaminia nach Süden, bis er in Narnia ein Tiberschiff bestieg, auf dem er schließlich in Rom ankam. Landeort war das Marsfeld, nicht weit vom Mausoleum des Augustus, wo auch die Asche des Germanicus beigesetzt worden war.2 Seine Ankunft wurde nicht verheimlicht, sie geschah vielmehr in aller Öffentlichkeit vor den Augen aller. Zahllose Zuschauer kamen, die das nach ihrer Meinung provozierende Verhalten des Senators registrierten. Vor allem die Wahl des Landeorts in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bestattungsort des Germanicus, aber auch die große Zahl der Begleiter, das stolze Auftreten Plancinas, der Gattin Pisos, sowie ihrer weiblichen Begleitung, wurde als provozierend empfunden. Ein großer Herr der stadtrömischen Gesellschaft, ein Konsular mit seinem Gefolge, zog auf der Via Lata, dem heutigen Corso, über das Marsfeld, um schließ1. Zu allem, was mit der Person des Cn. Calpurnius Piso verbunden ist, siehe W. Eck – A. Caballos – F. Fernández, Das senatus consultum de Cn. Pisone patre, München 1996. 2. Die Schilderung der Ankunft bei Tacitus, ann. 3, 9, 2f.

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Werner Eck

lich zwischen Quirinal und Kapitol durch die porta Fontinalis die Stadt zu betreten. Unmittelbar an diesem Tor lag auf einer Anhöhe auch sein Haus, von dem man weit über das Forum blicken konnte. Tacitus nennt es eine domus foro imminens, ein Haus, das drohend über das Forum blickte.3 Dort war alles festlich geschmückt für ein Bankett, das aus Anlaß der Rückkehr Pisos ausgerichtet worden war. Tacitus hat die Vorgänge beschrieben, aber auch sehr deutlich vermerkt, wie das Auftreten Pisos vom städtischen Publikum registriert wurde, welche Irritationen ausgelöst, welche Abneigung erregt wurde. Ganz anders ein zweiter Einzug in Rom, wesentlich später, 85 n. Chr., der aber dennoch dasselbe Phänomen erkennen läßt. Gnaeus Iulius Agricola, der Schwiegervater des Tacitus, dem der Historiker in seinem Agricola ein Denkmal setzte, kehrte aus der Provinz Britannien zurück. Vorausgegangen war ein, jedenfalls nach der Beschreibung bei Tacitus, fulminanter Sieg Agricolas gegen den britannischen König Caratacus am Mons Graupius.4 Der Senat hatte daraufhin auf Antrag Domitians für Agricola als Auszeichnung die ornamenta triumphalia, die Triumphalabzeichen, beschlossen sowie eine bronzene Triumphalstatue, die auf dem Forum Augusti ihren Platz finden sollte. Verbunden mit der Nachricht von dieser Ehrung war freilich auch die Abberufung Agricolas, weil Domitian eifersüchtig war auf den Kriegsruhm, den Agricola mit dem Sieg für sich erworben hatte, wie wiederum Tacitus suggeriert. Rom betrat Agricola ganz anders als Calpurnius Piso, nicht am hellen Tag, sondern in der Nacht, nicht begleitet von zahlreichen Freunden. Im Gegenteil, Agricola hatte, so wieder Tacitus, dies bewußt vermieden, obwohl solche Begleitung sonst zu den sozialen Verpflichtungen der amici zählte.5 So konnte Agricola auch vermeiden, große Zuschauermassen anzulocken, vielmehr seine Rückkehr mehr oder weniger ungesehen von der Öffentlichkeit zu absolvieren – alles nur, um den Argwohn des eifersüchtigen Tyrannen Domitian nicht noch mehr zu erregen. Agricola wollte in diesem Moment keine Person der öffentlichen Aufmerksamkeit sein, wollte nicht in der Öffentlichkeit als siegreicher Feldherr gefeiert werden, wie es sonst bei einer Person wie ihm selbstverständlich gewesen wäre. Ob diese Geschichten sich wirklich genau so zugetragen haben, wie Tacitus uns glauben machen will, mag man bezweifeln. Doch entscheidend ist, daß wir hier fassen, wie Piso oder Agricola, beide Senatoren konsularen Ranges, Gestalten des öffentlichen Lebens waren, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, wie sie durch ihr Auftreten auf die Öffentlichkeit Eindruck machen und sich selbst präsentieren konnten. Bei ihrem Auftreten spielten z. B. die Zahl der Begleiter eine Rolle, darunter auch in beiden Fällen die Liktoren mit ihren fasces. Denn Piso und Agricola kehrten von einer Provinzstatthalterschaft zurück, zusammen mit all denen, die mit ihnen von Rom aus auf-

3. Tacitus, ann. 3, 9, 3. 4. Tacitus, Agr. 36ff. 5. Tacitus, Agr. 40, 3: ac ne notabilis celebritate et frequentia occurrentium introitus esset, vitato amicorum officio noctu in urbem, noctu in palatium, ita ut praeceptum erat, venit.

Der Senator und die Öffentlichkeit

3

gebrochen waren, darunter auch die Liktoren. Aber auch die amici, d. h. vor allem Personen gleichen oder doch zumindest gehobenen sozialen Ranges, waren bei einem solchen Auftritt in der Öffentlichkeit präsent. Senatoren konnten somit, selbst wenn sie es gewollt hätten, der öffentlichen Aufmerksamkeit im allgemeinen gar nicht entgehen. Es sei denn, sie wählten wie Agricola die Nacht. Und in einer Großstadt wie Rom, die nie ganz schlief, konnte selbst dies nicht garantieren, daß der Auftritt eines Senators völlig unbemerkt blieb. Freilich, die wenigsten Senatoren dachten daran, sich zu verstecken oder in der Öffentlichkeit nicht präsent zu sein. Der Senator, der keinen ganz besonderen Grund hatte, anders zu handeln, suchte die Öffentlichkeit, er wollte gesehen werden, wollte Eindruck erwecken, wollte Prestige gewinnen. Zwar waren die politischen Bedingungen, unter denen Senatoren seit Augustus ihr Leben in Rom, aber auch in den Provinzen gestalteten, nicht mehr die der Republik. Das völlig freie Spiel um Einfluß und Macht, die Akkumulation von Prestige verlief nunmehr anders, weil es nicht mehr viele unabhängige Machtzentren gab, weil das Volk nicht mehr einfachhin als Klientel eines Senators gewonnen werden konnte. Der Kaiser als politisches Zentrum veränderte die Koordinaten. Der Herrscher mußte immer mitbedacht werden, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegte. Die Konkurrenz zu ihm mußte man vermeiden. Das stand hinter der Aussage des Tacitus, Domitian sei eifersüchtig gewesen auf die Erfolge Agricolas in Britannien.6 Dennoch, auch innerhalb dieser neuen politischen Rahmenbedingungen war Konkurrenz nicht verschwunden, sie hatte nur andere Regeln gefunden, verlief auf etwas anderen Wegen gegenüber der Republik. Weil es aber Konkurrenz um Macht und Einfluß gab, den Wunsch nach Prestige, nach Sichtbarmachung der eigenen Position, versuchten fast alle, die Mittel zu benutzen, die eine Person in Szene setzen konnten: Eindrucksvolle Reden vor Gericht oder im Senat, wovon Plinius der Jüngere oder auch Tacitus anschauliche Beispiele geben. Die prachtvolle Ausgestaltung der domus in der Stadt oder der villae suburbanae im Umkreis von Rom mit Portiken, Gemälden, Statuen oder Wasseranlagen diente der Selbstdarstellung der Person und der Familie.7 Von einem Senator berichtet Martial, er habe sich innerhalb Roms ein Landgut geschaffen: rus in urbe,8 wo er einen spezifischen Lebensstil auch in der Stadt pflegen wollte – doch nicht etwa in der Abgeschiedenheit, sondern um sich damit innerhalb des Kreises seiner Standesgenossen abzuheben. Ohne Öffentlichkeit hätte solches Verhalten keinen Sinn gemacht, die Öffentlichkeit war sogar die Voraussetzung dafür. Andernfalls hätte der Senator sich auch auf das Land zurückziehen können – weitab von jeder Öffentlich-

6. Tacitus, Agr. 39. 7. Siehe dazu W. Eck, Roma Caput Mundi — the Eternal City as Monument and Idea. The Elite of the Empire in the Public Space of the Capital Rome, Syme Memorial Lecture, Wellington 2001. 8. Martial 12, 57, 8 ff. Zeile 21 steht das Zitat: rus in urbe; W. Eck, LTUR II 123.

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Werner Eck

keit. Einladungen zu Lesungen eigener Dichtung oder auch zum Nacherleben einer im Senat gehaltenen Rede konnten eine Person herausstellen. Plinius der Jüngere hat beispielsweise gegen Ende des Jahres 100, bald nach dem Ende seines Konsulats, den er im September / Oktober dieses Jahres absolviert hatte, zu einer performance eingeladen, bei der er die wesentlich verlängerte Version seiner Dankrede im Senat einem geladenen Publikum vortrug – über drei Tage hinweg.9 Man kann sich heute zwar kaum vorstellen, wie er mit diesem Text Eindruck machen konnte. Doch da er auf dieses Thema einen langen Brief verwendet, kann es für ihn nicht unwichtig gewesen sein. Auch Einladungen zu aufwendigen Gastmählern, vielleicht ein wenig im Stil Trimalchios, mochten dazu dienen, ein ausgesuchtes Publikum zu beeindrucken, oder auch zu einem frugalen Mal nach altväterlicher Sitte, wie es wieder Plinius der Jüngere erkennen läßt10 – um sich abzusetzen, um durch gewollte Einfachheit dem Publikum das Besondere an der eigenen Person zu zeigen. Nicht zu vergessen sind auch die Begräbnisse der Mitglieder des Senatorenstandes mit dem Aufzug der Vorfahren und die teilweise aufwendigen Gräber in Rom und außerhalb.11 All das hatte stets auch den Charakter der Inszenierung, der Präsentation, damit die Einzelperson oder auch die Familie daraus Prestige gewann. Von all dem ist uns freilich in der Überlieferung nur wenig erhalten geblieben, nur gelegentliche Hinweise in den literarischen Quellen lassen kurze Einblicke zu. Die Gebrauchsliteratur der Kaiserzeit, etwa die erotischen Verse, die der spätere Kaiser Nerva oder sein Altersgenosse Vestricius Spurinna verfaßt,12 oder die Gerichtsreden, die viele Senatoren gehalten haben, sind, obwohl sie in Massen publiziert wurden, fast ausnahmslos verloren. Gleiches gilt für die senatorischen domus, die zumeist zerstört oder zumindest nicht als solche zu identifizieren sind. Henner v. Hesbergs Ausführungen darüber finden sich in diesem Band. Von den Tausenden von Porträtstatuen oder Büsten, die in unseren Museen stehen, repräsentieren zweifelsohne viele auch Mitglieder des Senatorenstandes, doch sie bleiben für uns zumeist anonym, weil sie fast stets ohne Benennung überliefert und aus ihrem konkreten Kontext herausgenommen sind.13 Eine Bronzebüste des Cornelius Pusio, die in seinem Privathaus in Rom auf dem Quirinal mit der dazugehörigen Inschrift gefunden wurde, ist eine absolute Ausnahme.14

9. Plinius, ep. 3, 18. 10. Plinius, ep. 1, 15. Siehe zur Thematik auch E. Stein–Hölkeskamp, Culinarische Codes: Das ideale Bankett bei Plinius d. Jüngeren und seinen Zeitgenossen, Klio 84, 2002, 465–490. 11. W. Eck, Rome and the Outside World. Senatorial Families and the World They Lived in, in: The Roman Family in Italy: Status, Sentiment, Space, hg. B. Rawson / P. Weaver, Oxford 1997, 73–99. 12. Plinius, ep. 3, 1, 7; vgl. für den späteren Kaiser Nerva: Martial 8, 70; 9, 26, 1; Plinius, ep. 5, 3, 5. 13. W. Eck, »Tituli honorarii«, curriculum vitae und Selbstdarstellung in der Hohen Kaiserzeit, in: Acta colloquii epigraphici Latini Helsingiae 3.–6. sept. 1991 habiti, Helsinki 1995, 211ff. = in: ders., Tra epigrafia, prosopografia et archeologia, Rom 1996, 319ff.

Der Senator und die Öffentlichkeit

5

Doch das einzige Medium der öffentlichen Präsentation und Repräsentation, das in der römischen Kaiserzeit eine bedeutende Rolle gespielt hat und eine Verbindung mit konkreten Personen und damit auch mit einer gesellschaftlichen Gruppe erlaubt, ist in größerem Umfang bis heute erhalten: Inschriften in lateinischer und in griechischer Sprache. Viele von ihnen sind auf Stein oder Bronze geschrieben worden, mit der erklärten Absicht, die Menschen der eigenen Zeit zu beeindrucken und die Aussagen, die sie in ihrer eigenen Zeit verkündeten, auch in die Zukunft zu tragen. Von solchen Texten als Medium der senatorischen Repräsentation im Hier und Jetzt und in der Zukunft soll im Folgenden die Rede sein. Dabei interessieren uns nicht all die Texte, in denen Senatoren in einer amtlichen Funktion genannt werden, sondern nur diejenigen, in denen es vornehmlich um die Repräsentation einer Person geht und zwar in einer spezifischen Weise. Zu fragen ist: Was sagt man mit solchen Texten von sich selbst? Was erachtete man als nötig, um der Mitwelt in der richtigen Form zu erscheinen? Was wollte man mitteilen?15 Solche Texte können sehr unterschiedlich formuliert sein. Es konnte der Name allein genügen. In einer Inschrift unter einer Statue auf dem Forum triangulare in Pompeii steht der lapidare Text:16 M. Claudio G(ai) f(ilio) Marcello patrono. Geehrt wird hier wohl der Schwiegersohn des Augustus, M. Claudius Marcellus, der im Jahr 23 v. Chr. während seiner Ädilität verstorben ist. Von ihm wird hier nichts weiter gesagt, außer daß er Patron der Stadt war. In seinem Fall mochte der Name genug sein, weil damit für die Mitwelt der gesamte Kontext angeklungen ist, seine Beziehungen zur domus Augusta, zu Augustus, der beherrschenden Figur des politischen Lebens. Doch diese äußerste Reduktion in der Präsentation einer Person auf den Namen allein war schon in der späten Republik, als vermehrt Statuen mit einer zugehörigen Inschrift zur Ehrung von Personen dienten, die Ausnahme. Das höchste Amt, das ein Senator im Dienst der res publica übernommen hatte, wurde fast stets angeführt, um damit den Rang und das erreichte Prestige zu kennzeichnen, d. h. auch in der Konkurrenz gegenüber anderen. Das paßte auch damit zusammen, daß die letzte und höchste Funktion üblicherweise ja auch der Grund der Ehrung war. So heißt es in zahlreichen Inschriften für Sulla schlicht so, wie auf dem folgenden epigraphischen Text aus Rom:17

14. G. Lahusen – E. Formigli, L. Cornelius Pusio, Kommandeur der XVI. Legion in Neuss, BJ 190, 1990, 65 ff. 15. Der Gedankengang sowie die Beispiele im Folgenden sind partiell aus W. Eck, Elite und Leitbilder in der römischen Kaiserzeit, in: Leitbilder der Spätantike – Eliten und Leitbilder, hg. J. Dummer – M. Vielberg, Stuttgart 1999, 31ff. übernommen. 16. CIL X 832 = Dessau 898. 17. CIL VI 1297 = Dessau 872 = ILLRP 352.

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Werner Eck

L(ucio) Cornelio L(uci) f(ilio) Sullae Felici, dictatori vicus Laci Fund(ani). Der vicus Lacus Fundani, wie es nach unserer Schulgrammatik richtig heißen müßte, hatte für Sulla eine Statue auf dem südlichen Quirinal errichtet. Sulla war zur Zeit der Ehrung dictator; dieses Wort beschrieb seine Stellung voll und ganz; frühere Ämter zu erwähnen war nicht nötig. Doch gilt dies nicht nur für eine herausragende Gestalt wie Sulla, sondern generell für alle Mitglieder der Führungsschicht. Während der Republik wurden herausragende Personen der Führungsschicht in den Inschriften unter Ehrenstatuen stets nur mit dem Amt genannt, das sie zum Zeitpunkt der Ehrung erreicht oder auch noch innehatten.18 Das war nicht anders als bei der pompa funebris eines Senators. Die Ahnen wurden in derjenigen Kostümierung im Leichenzug mitgeführt, die ihrem letzten und höchsten Amt entsprach, als Konsul in der entsprechenden Toga, als Censor oder als Triumphator.19 Doch bei diesem Leichenbegängnis stand noch anderes im Mittelpunkt: der nächste männliche Verwandte hielt auf dem Forum vor der aufgebahrten Leiche des Verstorbenen die Trauerrede, in deren Mittelpunkt dessen Taten für die res publica standen und alle seine Ämter, die er im Auftrag der Gemeinschaft übernommen hatte. Die Leistung des einzelnen Senators, das politische Leben des Verstorbenen wurde eingebunden in seinen familialen Kontext. Daraus erwuchs Verpflichtung für die kommenden Generationen.20 Solch öffentliche performance bei einem Leichenbegängnis dauerte freilich nur einen Tag, sie war flüchtig. Dauer wurde zwar durch die stemmata, die Stammbäume, im Atrium des senatorischen Hauses erreicht; aber das war nicht völlig öffentlich, auch wenn Teile der Häuser der senatorischen Elite wie eine Verlängerung von Öffentlichkeit in den privaten Bereich erscheinen mochten.21 So haben die Römer in der späten Republik den ausführlicheren Grabtitulus geschaffen, die Inschrift über dem Eingang zum Grabbau – und dieser brachte, in sprachlicher Reduktion, die Kernaussagen der laudatio funebris, der Leichenrede.22 Ein Grabtitulus dieser Zeit lautet folgendermaßen:23

18. Siehe z. B. ILLRP 343. 351. 353. 354. 364. 372. 380. 385. 19. H. I. Flower, Ancestor Masks and Aristocratic Power in Roman Culture, Oxford 1996, 91ff. 20. E. Flaig, Die Pompa funebris. Adlige Konkurrenz und annalistische Erinnerung in der römischen Republik, in: Memoria als Kultur, hg. O. G. Oexle, Göttingen 1995, 115ff. 21. Plinius, n. h. 34, 17. Vgl. 35, 6. 22. W. Eck, Senatorial Self-Representation: Developments in the Augustan Period, in: Caesar Augustus. Seven Aspects, hg. F. Millar und E. Segal, Oxford 1984, 129ff.; S. Panciera, in: Akten des 13. Internationalen Kongresses für Griechische und Lateinische Epigraphik, Barcelona 2002 (im Druck). 23. Dessau 883 = ILLRP2 402.

Der Senator und die Öffentlichkeit

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M(arco) Coelio M(arci) f(ilio) Viniciano pr(aetori) pro co(n)s(ule), tr(ibuno) pl(ebis), q(uaestori) Opsilia uxor fecit. M. Coelius Vinicianus, ein Senator der ciceronisch–caesarischen Zeit, wird mit seinem vollen Namen angeführt, einschließlich der Filiation. Es folgen die öffentlichen Ämter, die Vinicianus während seiner Lebenszeit von der Bürgerschaft übertragen erhalten hatte: Quästur, Volkstribunat und sodann die Prätur, die in die Stellung eines Provinzstatthalters, eines Prokonsuls auslief. Das war sein cursus honorum. Diese Ämter bildeten sein politisches, öffentliches curriculum vitae; andere Elemente, wie wir sie in einem Lebenslauf erwarten, sozusagen das Individuelle, etwa der Geburtstag, die Erziehung, all dies erscheint nicht in solchen öffentlich präsentierten Inschriften. Das curriculum vitae eines römischen Senators und Politikers ist in der späten Republik und in den ersten drei Jahrhunderten der Kaiserzeit nur durch die Ämter der res publica bestimmt. Sie allein sind erwähnenswert, weil durch sie in der allgemeinen Öffentlichkeit das Prestige der Person wesentlich bestimmt wurde. Erwähnenswert scheint auch, daß dieses curriculum vitae hier nach dem Namen nicht mit dem frühesten Amt, der Quästur beginnt, sondern mit dem letzten, dem höchsten, pr(aetori) pro co(n)s(ule). Denn durch dieses Amt wurde deutlich gemacht, bis zu welcher Prestigeebene der Verstorbene gelangt war, in der allgemeinen Öffentlichkeit, aber vor allem unter seinen Standesgenossen, im Senat. Der cursus honorum, die vollständige Aufzählung aller öffentlichen Ämter, war also zunächst ein Element im postumen Leben eines Mitglieds der römischen Elite. Das, was ein Senator für die res publica geleistet hatte, wurde der Öffentlichkeit nochmals in zusammengefaßter Form präsentiert. Daraus sollte dem Verstorbenen, aber auch der Familie Prestige erwachsen. Mit der augusteischen Zeit aber trat eine markante Änderung ein: Nun erschien auch in Texten für lebende Mitglieder der Führungsschicht bereits der gesamte cursus honorum, obwohl das Leben des Geehrten noch nicht abgeschlossen, sondern noch in der Entwicklung war. Die beiden frühesten, sicher datierten Beispiele für Inschriften dieser Art, nämlich Denkmäler aus Athen und Korinth, betreffen einen Senator der augusteischen Zeit. Der Athener Text lautet folgendermaßen:24 L(ucio) Aquillio G(ai) f(ilio) Pom(ptina tribu) Floro Turciano Gallo Xvir(o) s[t]l(itibus) iud(icandis), tribuno mil(itum) leg(ionis) VIIII Macedonic(ae), quaestor(i) Imp(eratoris) Caesar(is) Aug(usti), proquaestor(i) provinc(iae) Cypri, tr(ibuno) pl(ebis), pr(aetori), proco(n)s(uli) Achaiae.

24. CIL III 551 = Dessau 928; der Text aus Korinth AE 1919, 1 = Corinth VIII 2, 54.

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Während oder unmittelbar nach seiner Statthalterschaft in Griechenland, in der Provinz Achaia, wurden für Aquillius Florus in Athen und Korinth Statuen errichtet, unter denen seine gesamte bisherige Laufbahn geschrieben war. Da die beiden Inschriften, obwohl in verschiedenen Städten hergestellt, den cursus honorum in gleicher Weise präsentieren, muß man schließen, daß der Text auf den Geehrten selbst zurückgeht. Das aber bedeutet, daß wir hier mit einer Selbstaussage konfrontiert sind, daß Aquillius Florus durch den cursus honorum etwas Wesentliches und Charakterisierendes über sich selbst dem Publikum mitteilen wollte. Woher aber kam das Motiv, sich nun auch als Lebender in einer Form zu präsentieren, die bisher auf den Bereich der Toten beschränkt war? Eine klare Antwort auf die Frage nach dem Grund für diesen Entwicklungsschritt in der öffentlichen Selbstdarstellung von Mitgliedern der römischen Elite gibt es nicht. Doch eine (partielle) Antwort scheint möglich. Zwei Faktoren können (neben anderen) dazu beigetragen haben. Zum einen erscheint mit dem Princeps Augustus ein neues bewegendes Element in der gesellschaftlichen Entwicklung Roms, gerade in der Entwicklung der senatorischen Elite. Durch rechtliche Prärogativen und durch sein faktisches Gewicht in der Öffentlichkeit beeinflußte er die Karriere vieler Senatoren in merklicher und sichtbarer Weise. Er bildete in der Gesamtgesellschaft Roms das neue, entscheidende Zentrum, von dem zunehmend sehr vieles in der einen oder anderen Form gestaltet wurde. Die Nähe zum nunmehr alleinigen Machthaber bestimmte von da an ganz wesentlich die Position des einzelnen innerhalb der gesellschaftlichen Struktur. Solches wollte man offensichtlich dokumentieren; aber notwendigerweise war eine solch enge Verbindung mit dem Machthaber nicht immer mit dem letzten Amt verbunden. So schien es notwendig, auch frühere Ämter zu nennen, was zur Folge haben mußte, daß alle Ämter genannt wurden. So wird im cursus honorum des Aquillius Florus betont, er sei quaestor Imp(eratoris) Caesar(is) Aug(usti) gewesen.25 Er war also nicht irgendeiner der 20 jährlich gewählten Quästoren, sondern einer der zwei Quästoren des Imperator Caesar Augustus; er war damit etwas Besonderes, das konnte so dem Publikum deutlich gemacht werden. Es könnte sein, daß dieses Element, das den Wettbewerb innerhalb der Gesellschaft besonders kennzeichnete, dazu beigetragen hat, die gesamte Laufbahn auch im Wettbewerb der öffentlichen Präsentation zu verwerten, und zwar nicht erst nach dem Tod, sondern im aktuellen Leben. Bedeutsam aber war auf jeden Fall auch ein anderer Faktor, ein Modell, das Augustus selbst vorgegeben hatte. Auf seinem neuen Forum, dem Forum Augusti, ließ Augustus zwei beeindruckende Statuengalerien errichten, die die Vorfahren seiner Familie seit Aeneas und die bedeutendsten Männer Roms seit der Gründung der Stadt, die viri illustres, darstellten. Jede Statue war von einem elogium der Taten und einem vollständigen cursus honorum des 25. In der Version bei Dessau wird imp. Caesar. Aug. geschrieben; doch richtig muß auch Imp. mit großem Anfangsbuchstaben erscheinen, da das Wort hier als Praenomen erscheint.

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Dargestellten begleitet.26 Alle diese Personen waren tot; ihre Charakterisierung durch ihr abgeschlossenes curriculum vitae war strukturell nicht verschieden von einer Grabinschrift. Doch Augustus wollte sich ja nicht nur als Endpunkt der römischen Geschichte darstellen, auf den die ganze Vergangenheit hingezielt hatte. Er sollte vielmehr auch der Ausgangspunkt der zukünftigen Geschichte Roms sein. Um dies visuell erfahrbar zu machen, hatte er verfügt, daß auf seinem Forum jeder Senator, der einen triumphwürdigen militärischen Sieg errungen hatte, in einer sogenannten statua triumphalis repräsentiert werden sollte27 und unter diese Statuen wurde eine Inschrift gesetzt, die nicht nur den Grund für die Verleihung der ornamenta triumphalia nannte, sondern auch – und das war wirklich neu – den gesamten cursus honorum des Geehrten. Diese noch Lebenden sollten in der gleichen Form der Öffentlichkeit und der Nachwelt präsentiert werden wie die bereits verstorbenen viri illustres. Der Unterschied war allerdings, daß der Geehrte bei seiner Ehrung persönlich gegenwärtig war, er war noch nicht tot wie diejenigen, bei denen bisher diese öffentliche Form der Präsentation angewandt worden war. Auch wenn ein Leben noch nicht erfüllt, noch nicht abgeschlossen war, wurde hier die gesamte Tätigkeit eines Mannes für die res publica der Öffentlichkeit gezeigt. Vermutlich sind nach 10 v. Chr., vor allem aber seit der Vollendung des Forum Augusti in schneller Abfolge solche Statuen von siegreichen, noch lebenden Senatoren errichtet worden. Jeder konnte dieses Modell sehen und nachahmen. Somit könnte man in dieser Präsentation der neuen viri triumphales auf dem Augustusforum einen entscheidenden Faktor sehen, weshalb der cursus honorum als allgemeines Mittel der öffentlichen Repräsentation und Selbstdarstellung von Senatoren akzeptiert wurde. Das Modell wurde bei vielen unmittelbar wirksam, auf längere Sicht setzte es sich überall im Reich bei allen höheren sozialen Bevölkerungsgruppen durch, nicht nur bei den Senatoren, auch bei Rittern, Munizipalmagistraten, sogar bei kaiserlichen Freigelassenen. Es erschien als ein universelles Mittel, um eine Person zu charakterisieren und einem Publikum vorzustellen. Doch in augusteischer Zeit waren, das muß erwähnt werden, nicht sofort alle von diesem neuen Modell überzeugt; manche hielten sich an die alte Form. Sie hatten vielleicht genügend familiales Selbstbewußtsein, so daß sie auf diese, für sie zunächst vielleicht kleinlich wirkende Detailrepräsentation nicht angewiesen schienen. Der Name und das letzte, höchste Amt mochten zur Kennzeichnung und Benennung ihrer sozio–politischen Stellung auf Ehrenmonumenten genügen, nicht anders als bei Sulla. Deutlich wird dies etwa bei einigen Texten, die in Herculaneum unter Statuen des augusteischen Senators Marcus Nonius Balbus gesetzt wurden:28

26. Siehe dazu die zusammenfassende Publikation aller Überreste dieser Galerie durch G. Alföldy in CIL VI, VIII 3, p. 4839ff. Zu anderen elogia vgl. L. Chioffi, Gli elogia Augustei del Foro Romano. Aspetti epigrafici e topografici, Rom 1996. 27. Cassius Dio 55, 10, 3. 28. CIL X 1429 = Dessau 896a; die weiteren Texte sind in PIR² N 129 zusammengestellt.

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M(arco) Nonio M(arci) f(ilio) Balbo proco(n)s(uli) Nucherini municipes sui. Der Rang innerhalb der Elite, ausgedrückt durch das schlichte proconsul, genügte für ihn und diejenigen, die ihn ehrten. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das neue Modell durchsetzte. Bereits in tiberischer Zeit dominierte es. Es wurde die beherrschende Form, die von allen und überall verwendet wurde, um römische Senatoren auf unterschiedlichen Stufen ihrer Laufbahn zu ehren und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Modell war so stark, daß es auch in die griechische Welt übernommen wurde, teilweise in einer eigens geschaffenen Terminologie für die senatorischen Ämter. Für Gaius Antius Aulus Iulius Quadratus, einen Senator aus dem kleinasiatischen Pergamon, wurden in der Provinz Asia, vor allem in Pergamon selbst, zahllose Statuen mit solchen Inschriften errichtet.29 Bei einem Gang durch Pergamon zu Beginn des 2. Jh. begegnete dieser Senator dem Besucher fast an jeder Straßenkreuzung mit seinem gesamten cursus honorum. Die inschriftliche Form des cursus honorum wurde, wie erwähnt, für die öffentliche Präsentation von Verstorbenen oder die Ehrung von Lebenden durch andere entworfen und entwickelt. Doch viele empfanden das Modell ganz allgemein als so adäquat zur Selbstdarstellung, daß es auch in ganz andere sachliche Zusammenhänge übertragen wurde. So finden sich nicht wenige Dedikationen an Götter, in deren Text der senatorische Dedikant sich nicht nur mit seiner aktuellen Stellung bezeichnete, beispielsweise als Statthalter einer Provinz; vielmehr versäumten manche es nicht, auch alle ihre früheren Ämter anzugeben, vom einfachsten bis zum höchsten. Funktional ist das für eine Dedikation an eine Gottheit überflüssig. Denn aus den früheren Ämtern ergibt sich im allgemeinen kein Motiv für die Durchführung der Weihung. So geht es bei Dedikationen, die diese spezifische sprachliche Form aufweisen, einzig und allein darum, sich einem Publikum zu präsentieren und ihm zu zeigen, wer der Dedikant eigentlich sei. Der Dedikant drängt sich vor, er ist, so möchte man fast sagen, stärker präsent als die Gottheit. Plinius der Jüngere gibt in einem seiner Briefe (3, 6, 5) davon ein sehr sprechendes Beispiel. Gleiches zeigt ein Text aus Rom, eine Tempelweihung für Hercules Victor durch den Senator P. Plotius Romanus.30 In ähnlicher Weise führt Claudius Gallus, Legat von Numidien um 202 / 205, in einer Bauinschrift für ein Heiligtum in Lambaesis alle seine Funktionen im kaiserlichen Dienst auf. Darüber hinaus nennt er auch seine Frau sowie Sohn und Tochter, doch nicht nur mit dem

29. Siehe die in PIR2 J 507 zusammengestellten Zeugnisse, vor allem Inschriften von Pergamon VIII 2, 436–451; vgl. ferner Inschriften von Ephesus 614. 1538. 3033f. 30. CIL VI 332 = Dessau 1135. Zur Datierung der Laufbahn des Plotius Romanus siehe M. Christol, P. Alfius Avitus et P. Plotius Romanus, gouverneurs de Galatie, L’Ant. Class. 70, 2001, 97ff.

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Namen allein, sondern auch mit dem jedem einzelnen zustehenden Rangtitel.31 Als ein vermutlicher homo novus lag ihm daran zu zeigen, wie weit er selbst und damit auch seine Familie es in der sozialen Hierarchie des Reiches gebracht hatte.32 Und ein Fulvius Maximus bemühte sich sogar, in eine versifizierte Dedikation an verschiedene Gottheiten im rheinischen Bonn seine verschiedenen Ämter unterzubringen, was dem heutigen Verständnis durchaus Schwierigkeiten bereitet, da er notwendigerweise wegen der Versform alle präzisen Termini vermeiden mußte.33 Auf ähnliche Erscheinungen wie bei den Dedikationen an Gottheiten trifft man in Bauinschriften für profane Gebäude, wofür ein Beispiel aus dem spanischen Barcino dienen mag.34 Die Inschrift, geschrieben auf eine große Marmortafel, umfaßt 14 Zeilen. Sie berichtet von der Errichtung eines Bades einschließlich der Portiken und des zugehörigen Aquädukts durch den aus Barcino stammenden Senator Minicius Natalis und seinen gleichnamigen Sohn. Doch diese sachlich wichtigste Aussage steht nur in den letzten beiden Zeilen; die ersten 12 Zeilen aber werden ausschließlich von den Namen der beiden Minicii Natales, von Vater und Sohn, und vor allem ihrer beider cursus honorum eingenommen, beim Vater vom Vigintivirat bis zum Prokonsulat von Africa, beim Sohn vom Vigintivirat bis zum Volkstribunat, wofür der junge Senator zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Inschrift designiert war. Den Rang beider in Barcino, ihrer Heimatstadt, zu beschreiben, war im Grunde überflüssig; jeder kannte diese bedeutendste Familie der Stadt. So hätten die Namen allein genügt. Möglich wäre vielleicht gewesen, beim Vater den Konsulat als rangmäßig höchstes Amt zu nennen; der Sohn wäre ohnehin über den Vater charakterisiert gewesen. Doch das genügte beiden nicht; sie wollten jede Station ihrer öffentlichen Tätigkeit dokumentieren. Dadurch konnte überdies auch gezeigt werden, wie eng Vater und Sohn mit den Kaisern, mit Traian und Hadrian verbunden waren. Das dokumentierte nochmals mit besonderem Nachdruck, welchen Rang sie in der Reichselite erreicht und über viele Jahre hinweg bewahrt hatten. Das in einem cursus honorum ausgedrückte Ideal, die Fixierung des Ranges in der Gesellschaft durch die kontinuierliche Tätigkeit für die res publica oder für den Kaiser, war somit weithin akzeptiert. Doch kann man sich fragen, ob es auch dann noch gegolten hat, wenn ein Mitglied der breiten senatorischen Elite vielleicht nicht so weit kam, wie er es erhofft hatte? Oder verlor das Ideal etwa dann seine Gültigkeit, wenn ein Senator aus dem gesellschaftlichen Kreis seiner Mitgenossen halbwegs ausgeschlossen war, wenn er sich enttäuscht zurückzog oder sich zurückziehen mußte ? Verzichtete dieser Senator 31. AE 1957, 123. 32. Auch A. Iulius Pompilius Piso T. Vibius Laevillus [---]atus Berenicianus nennt in einer Bauinschrift in Lambaesis seinen Cursus in allen Details, CIL VIII 2582; vgl. B. E. Thomasson, Fasti Africani, Stockholm 1996, 162. 33. CIL XIII 8807 = Dessau 1195. 34. CIL II 4509 = Dessau 1029 = Inscriptions Romaines de Catalogne IV. Barcino, Paris 1997, Nr. 30.

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dann darauf, seine – vielleicht nur bescheidene – Laufbahn zu präsentieren? Natürlich können wir solche Verweigerung im allgemeinen kaum feststellen, da Inschriften darüber naturgemäß nicht sprechen können. Und wenn ein Senator darauf verzichtete, die Ämter zu nennen, dann kann das durch sehr unterschiedliche Motive begründet gewesen sein. Doch ein Vorfall des J. 97 n. Chr. läßt uns wenigstens bei einer Person erkennen, wie verpflichtend das Ideal und die mit einem cursus honorum verbundene gesellschaftliche Fixierung der eigenen Stellung selbst im Fall einer harten Zurückweisung durch eben diese Gesellschaft war. Unter dem kurzlebigen Kaiser Nerva kam es im Spätsommer 97 zu Spannungen mit dem Statthalter der Provinz Syria, der stärksten Militärprovinz des Ostens. Dieser kaiserliche Legat M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, aus Liria Edetanorum in Ostspanien stammend,35 meldete Ansprüche auf die Nachfolge Nervas an; doch Nerva entschied – oder besser, mußte sich für M. Ulpius Traianus entscheiden, den damaligen Statthalter von Germania superior. Cornelius Nigrinus wurde von seinem Posten entfernt, was nur durch Notmaßnahmen erreicht werden konnte. Vermutlich sind sogar militärische Präventivmaßnahmen erfolgt, ohne daß es jedoch zu einem wirklichen militärischen Konflikt und damit zu einer späteren Verurteilung des Nigrinus gekommen wäre. Die Konsequenz war vermutlich nur, daß Nigrinus Rom verließ und in seine Heimat nach Ostspanien zurückkehrte; vielleicht mußte er es tun, vielleicht tat er es sogar freiwillig, aber im Protest gegen seine Behandlung. Es wäre jedenfalls verständlich gewesen, wenn er, ein homo novus, der als erster seiner Familie in die Reichselite vorgedrungen war, deren Ideal, verkörpert im cursus honorum, zurückgewiesen und damit seine Distanz dokumentiert hätte. Doch gerade dies geschah nicht. Auf einer gewaltigen Marmortafel über seinem Grab ließ er detailreich seine senatorische Laufbahn für Mit- und Nachwelt dokumentieren36 und stellte sich damit, trotz seines demütigenden Abgangs im J. 97, weiterhin in den verpflichtenden Kanon der senatorischen Elite. Das sollten alle wissen, selbst im fernen Liria Edetanorum. Auf diese öffentliche Selbstdarstellung zu verzichten, nur um seine Distanz denen gegenüber zu zeigen, die ihn gedemütigt hatten, das hätte für ihn offensichtlich einen zu großen Verlust bedeutet. So dokumentierte er das Ideal derer, die ihn zu Fall gebracht hatten. Die bisher vorgeführten Beispiele bezogen sich alle auf Inschriften, die im öffentlichen Raum ihre Funktion erfüllten, unter Statuen auf öffentlichen Plätzen, an Gräbern oder auch an Bauten, die von Senatoren dediziert worden waren. Doch die allgemeine Wertschätzung dieser Form war so stark, daß 35. Zuletzt zu ihm W. Eck, An Emperor is Made: Senatorial Politics and Trajan’s Adoption by Nerva in 97, in: Philosophy and Power in the Graeco-Roman World: Essays in Honour of Miriam Griffin, hg. Gillian Clark und Tessa Rajak, Oxford 2002, 211ff.; G. Alföldy, M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus: Neues und Altes zum Werdegang eines römischen Generals, REMA 1, 2004, 45ff. 36. G. Alföldy – H. Halfmann, M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, General Domitians und Rivale Trajans, Chiron 3, 1973, 331ff. = AE 1973, 283 = CIL II2/ 14, 124.

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sie auch in den privaten oder sagen wir, halb privaten Raum der senatorischen Häuser übertragen wurde. Dies soll noch an einer Monumentengruppe demonstriert werden, die seit langem bekannt, aber bisher in ihrer Funktion verkannt wurde. Es sind die sogenannten Trapezophora, Tischfüße aus Marmor.37 Viele schwere Marmortische wurden von solchen Füßen getragen. Sie waren ein allgemeines Ausstattungselement in den Häusern der Eliten, schon seit der Zeit des Hellenismus. Unter diesen Trapezophora finden sich aber auch nicht ganz wenige, die Inschriften mit einem cursus honorum tragen. Ein Beispiel möge genügen. Es stammt aus dem privaten Wohnbereich eines Senators, aus seinem Haus auf dem Esquilin in Rom. Zwei Füße sind erhalten.38 Auf dem ersten lautet der Text: P(ublio) Numicio Picae Caesiano praef(ecto) equitum, VIvir(o), q(uaestori) pro pr(aetore) provinciae Asiae, tr(ibuno) pl(ebis) provincia Asia. Das zweite Exemplar trägt einen fast identischen Text: P(ublio) Numicio Picae Caesiano praef(ecto) equitum, VIvir(o), q(uaestori) pro pr(aetore) provinciae Asiae, tr(ibuno) pl(ebis) P. Cornelius Rufinus, Gaius Autronius Carus Lucius Pomponius Aeschines, Sextus Aufidius Euhodus Quintus Cassidienus Nedymus, Titus Manlius Inventus Gaius Valerius Albanus, Sextus Aufidius Primigenius patrono. Die bisherige Deutung war die, daß die Dedikanten im Fall des P. Numicius Pica, wie aber auch bei anderen Personen, jeweils Marmortische in den Privathäusern ihrer Patrone aufgestellt hätten, um sie dadurch zu ehren. Auch dabei trug der cursus honorum, zumindest in abgekürzter Form, die wesentliche Aussage, die über den Geehrten gemacht werden sollte. Fernab von Rom, in Turin hat man eine ganze Serie von Inschriften für den Senator der domitianisch—traianischen Zeit Q. Glitius Atilius Agricola gefunden. Auch alle diese Inschriften tragen seinen cursus honorum, jeweils bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Inschrift eingemeißelt wurde. Einer dieser Texte lautet:39 37. Dazu W. Eck – H. v. Hesberg, Tische als Statuenträger, Röm. Mitt. 111, 2004 (im Druck). 38. CIL VI 31742/3. 39. CIL V 6974.

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[Q(uinto) Glitio P(ubli)] fil(io) Stel(latina tribu) [Atilio] Agricolae [co(n)s(uli), VII] viro epulon(um), [lega]to pro praetor(e) [Im]p(eratoris) Nervae Caes(aris) Aug(usti) provinciae Belgicae, legat(o) leg(ionis) VI Ferratae, leg(ato) citerioris Hispan(iae) praetori aedili cur[ul(i)] q(uaestori) divi Vespasiani [tr(ibuno) mil(itum)] leg(ionis) I Italic(ae) Xv[iro stlitib(us)] iudic(andis) sev[iro turmae eq(uitum)] Roma[norum ---] [---] Insgesamt hat man acht solcher Texte dort gefunden, die mehr oder weniger gleich lauten.40 Allerdings hatte man bis vor kurzem nicht auf die Form der Steine geachtet, auf die die Inschriften geschrieben sind. Tatsächlich steht ein Teil der Texte auf Steinen, die deutlich in der Form einer Lyra gestaltet sind, typologisch kaum von Trapezophora zu unterscheiden. Nach der bisherigen Interpretation dieses Monumententyps hätten im Privathaus des Atilius Agricola mindestens vier, wahrscheinlich aber acht Marmortische gestanden, die von verschiedenen Gemeinden, mit denen Agricola dienstlich Kontakt gehabt hatte, dediziert worden waren. Unmöglich erschien dies nicht. Freilich hat man bei der Interpretation all dieser sogenannten Trapezophora mit Inschriften ein wesentliches Element nicht beachtet, das gerade bei der öffentlichen Präsentation eine herausragende Rolle spielt. Öffentliche Ehrung soll wahrgenommen werden, sie soll Eindruck machen, sowohl was den Geehrten, als auch was die Ehrenden betrifft. Denn auch diese wollen sicher sein, daß das, was sie gestiftet haben, anerkannt wird, und zwar nicht nur von dem Geehrten; auch die anderen sollen wissen, wer ihre Patrone und Wohltäter sind, auf wen sie sich stützen können. Wenn man das will, dann bringt man den Text, der dies vermitteln soll, auf dem Inschriftenträger so an, daß er jedem auffällt und vor allem direkt gelesen werden kann. Deutet man diese Marmorfüße jedoch als Trapezophora, dann verhindert man gerade diese zentrale Intention. Denn solche Tische standen zumeist an einer Wand. Das aber heißt, daß die Breitseite des Tisches in den Raum sah, die tragenden Füße aber, auf denen die Inschriften, oft mit dem gesamten cursus honorum, standen, schauten nach der Seite. Niemand wurde unmittelbar auf diese Texte aufmerksam, niemand nahm sie als Aussage über die Funktion des Tisches als Ehrung – es sei denn, jemand bemühte sich, an die Seite des Tisches zu treten, sich zu bücken und dann den Text zu lesen. Auf solche Weise wird man die Öffentlichkeit auch im Kontext eines adligen Hauses nicht erreichen; so 40. CIL V 6974 – 6985.

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läuft Repräsentation ins Leere, so wird kein Publikum beeindruckt. Die Füße können also nicht dazu gedient haben, eine Tischplatte zu tragen. Die Argumentation, die die zutreffende Sichtweise erklärt, kann hier nicht im Detail geboten werden, nur das Wesentliche. Entscheidend ist dabei ein weiterer Text aus Turin, der auf einem gleichartig gestalteten Monument steht wie die Inschriften des Glitius Atilius Agricola. Es ist ebenfalls ein lyraförmig gestalteter Stein, der eben üblicherweise als Trapezophoron bezeichnet wird, mit folgendem Text:41 P. Cordio [.] fil(io) Stell(atina) Vettiano eq(uiti) R(omano) eq(uo) p(ublico), flamini divi Vespasiani, pontifici, iudici selecto ex V decur(iis), dec(urioni) statuam equ[estrem] coeptam a C[ordio ---] patre ipsiu[s Cordii ?] Menelau[s, ---et] Heliodor[us liberti?] et cess[antes?] cohere[des] idem [---] et h[---] pecun[ia sua fecerunt] l(oco) [d(ato) d(ecreto) d(ecurionum)]. Diese Inschrift sagt schlicht und eindeutig, daß über diesem Stein eine Reiterstatue stand. Das ist der Schlüssel zum Verständnis. Diese Marmorfüße trugen keine Steinplatten, wodurch das Ensemble als Tisch fungiert hätte, sondern die Marmorfüße dienten als Stützen für Basen, auf denen Reiterstatuen standen. Nur waren diese Basen nicht kompakt und schwer wie sonst die Basen von statuae equestres, sondern relativ leicht. Zwischen den beiden Marmorfüßen konnte man hindurchschlüpfen, wenn man es denn wollte. Es sah so aus, wie auf einem zufällig erhaltenen Beispiel aus Brescia, bei dem die Füße freilich aus einfachen Platten bestehen, die nicht kunstvoll wie Trapezophora gestaltet waren.42 Entscheidend aber ist die Funktion. Hat man dies einmal erkannt, dann gewinnen auch die Inschriften auf diesen Monumenten in der Form von Trapezophora wieder ihren Sinn. Denn in dieser Interpretation zeigen ie nach vorne, nicht nach der Seite, sie treten dem Betrachter entgegen. Bei Reiterstatuen stand nämlich in der römischen Zeit die zugehörige In41. CIL V 7021. 42. Inscr. Italiae X 1, 232; J. Bergemann, Römische Reiterstatuen. Ehrendenkmäler im öffentlichen Bereich, Mainz 1990, 123f. Nr. E 13, Taf. 95a. Spätestens die Identifizierung dieser Reiterstatuen auf diesen ganz andersartigen Basen zeigt im übrigen, daß der Untertitel von Bergemanns Buch nicht voll zutrifft. Reiterstatuen waren auch im privaten Bereich eines Hauses oder eines Gartens anzutreffen.

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schrift an der Front, nicht an der Seite. Der Betrachter sieht, wenn er auf das Monument zutritt, den Text mit dem cursus honorum und darüber die Statue, die den Geehrten repräsentiert. Aus dem Gesamteindruck entsteht die Wirkung, die die Dedikanten und die Geehrten erreichen wollten. In diesem Fall nicht in der Öffentlichkeit eines Forums oder der Vorhalle eines Tempels, sondern im halbprivaten Bereich einer senatorischen domus. Auch dort aber wird der gesamte cursus honorum aufgeführt. Er war ein so selbstverständlicher Teil von statuarischen Ehrungen geworden, daß er selbst im Privathaus, in dem ohnehin alle über die Laufbahn des Hausherrn Bescheid wissen sollten, zur Charakterisierung verwendet wurde. Der cursus honorum drückte eben einen so wesentlichen Teil der Realität aus, daß er auch in diesem halböffentlichen Bereich erscheinen konnte oder mußte. Er war die wesentliche Quelle des öffentlichen Prestiges eines Senators – und auch das Zeichen für einen verpflichtenden Verhaltenskodex, ein Leistungsideal, dem sich niemand entziehen konnte und durfte. Der cursus honorum zeigte, daß der einzelne Senator sich diesem Leistungsideal unterworfen hatte. Daß dies keine Chimäre moderner Interpretation ist, zeigt wohl nichts deutlicher als eine Inschriftengruppe für Mitglieder des Senatorenstandes, aus der ein einziges Beispiel hier angeführt sei, eine Inschrift aus dem Sabiner Land:43 L. Nonius Quintilianus L(uci) f(ilius) Sex(ti) n(epos) C. Sosi co(n)s(ulis), triumphal(is) pronep(os), augur, salius Palat(inus), vix(it) ann(os) XXIIII. Es handelt sich um eine Grabinschrift, die den Namen des Verstorbenen, L. Nonius Quintilianus, mitteilt, ferner sein Lebensalter, 24 Jahre.44 Der Text sagt darüber hinaus, welcher Familie der Verstorbene angehörte. Die Genealogie wird, wenn auch in starker Verknappung, über drei Generationen zurückgeführt, wobei offenbar für den Vater und Großvater das Praenomen allein genügte; der Großvater, auf den nur mit Sexti nepos verwiesen wird, war, wie wir aus anderen Quellen wissen, Konsul im Jahr 8 n. Chr. gewesen.45 Für die Wissenden mußten die beiden unmittelbaren Vorfahren nicht eigens gekennzeichnet werden, wohl aber schien der Hinweis nötig, daß der Urgroßvater mütterlicherseits, der ein anderes nomen gentile trug als der Verstorbene, nämlich Sosius gegenüber Nonius, Konsul gewesen war und einen Triumph in Rom gefeiert hatte.46 Diese wenigen Aussagen fixieren Sosius’ sehr hohe sozio–politische Stellung innerhalb der res publica. Die charakteristischen

43. 44. 45. 46.

CIL IX 4855 = Dessau 934. Zur Person PIR2 N 151. PIR2 N 152. Zu ihm in Kürze der Eintrag C. Sosius in PIR2 S (im Druck).

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Elemente der Familienvergangenheit dienten aber gleichzeitig auch dazu, den Platz seines Urenkels in der römischen Gesellschaft zu beschreiben und zu fixieren. Der Urenkel konnte freilich auch selbst etwas aufweisen: Er hatte zwei Priesterämter der res publica bekleidet, nämlich das eines augur und eines salius Palatinus; das letzte Priesteramt zeigte zudem jedem an, daß er zu den Patriziern gehörte, also der kleinen Gruppe innerhalb der Senatorenschaft, die ihre Herkunft noch auf die Königszeit zurückführen konnte und die für die Dauerhaftigkeit des römischen Staatswesens unabdingbar war; denn allein Patrizier konnten bestimmte Kulte durchführen, die nach römischem Verständnis den Bestand der res publica garantierten. All das zusammengenommen genügte, um den sozio–politischen Status, die Zugehörigkeit des Verstorbenen nicht nur zum Senatorenstand, sondern zu einem speziellen, herausragenden Kreis innerhalb der Senatorenschaft zu kennzeichnen. Doch der Text enthält noch mehr, und zwar etwas Zentrales und Bezeichnendes für die Mentalität und das Selbstverständnis des Senatorenstandes. Er sagt etwas aus über das Dienstideal, das von dem Verstorbenen oder jedenfalls seiner Familie als gegeben und verpflichtend angesehen wurde. Dies wird indirekt greifbar in der Angabe des Lebensalters, nämlich, daß Nonius Quintilianus 24 Jahre alt war, oder besser: nur 24 Jahre gelebt hat. Man könnte erstaunt sein über diese Aussage. Denn die Nennung des Lebensalters ist in römischen Grabinschriften durchaus üblich. Wie also sollte die Aussage, Quintilianus habe 24 Jahre gelebt, über die schlichte sachliche Mitteilung hinaus noch eine weitere Information erhalten? Der Grund liegt darin, daß in den vielen Hunderten von Grabinschriften für Senatoren das Lebensalter üblicherweise nicht genannt wird. Hier aber geschieht es. Aus anderen Quellen wissen wir, daß es innerhalb der Senatorenschaft zum idealen Bild eines Sohns gehörte, die vom Vater erworbene Stellung wieder zu erringen und damit das Prestige der Familie zu bewahren, ja möglicherweise zu vermehren. Die Scipionenelogien zeugen davon in sehr unmittelbarer Weise. Wer das nicht tat, entzog sich dem Comment, er verweigerte sich. Das konnte im Extremfall dazu führen, daß ihm inertia, Untätigkeit, vorgeworfen wurde; das war Verweigerung gegenüber der res publica, und falls man es wollte, konnte das seit Augustus als Affront gegen den Kaiser angesehen werden; denn dieser war auf die Zusammenarbeit mit den Senatoren angewiesen. Nichtteilnahme an dem Wettbewerb um die Ämter konnte dann unter Umständen sogar als Zeichen des Protestes gewertet werden, wie etwa bei Herennius Senecio, der sich unter Domitian nach der Quästur nicht weiter um Ämter beworben haben soll. In einem Majestätsprozeß wurde das, so die Überlieferung, als Anklageargument gegen ihn verwendet.47 Doch ein weiteres und hier entscheidendes Element kommt hinzu, das vor allem die Nennung des Lebensalters in der Grabinschrift des Nonius Quintilianus erklärt. Seit der späten Republik galten Mindestaltersregeln für die Bewerbung um senatori47. PIR2 H 128.

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sche Ämter; das änderte sich auch in der durch Augustus verwandelten res publica nicht; das Mindestalter wurde lediglich heruntergesetzt: 25 Jahre für die Quästur, 30 Jahre für die Prätur und 33 bzw. 43 für den Konsulat waren (unter normalen Bedingungen) die fixierten Altersstufen.48 Indem bei Nonius Quintilianus am Ende seiner Grabinschrift das Alter beim Eintritt des Todes genannt wurde, nämlich 24 Jahre, wurde gleichzeitig dem Leser der Inschrift deutlich gemacht, daß Quintilianus noch gar nicht das Alter erreicht hatte, um staatliche Ämter übernehmen zu können, abgesehen von Priesterschaften, für die es offensichtlich keine entsprechenden Altersregeln gab. Das Fehlen der regelmäßigen, die Struktur der Laufbahn bestimmenden republikanischen Ämter im Cursus, insbesondere der Quästur, der Prätur, des Konsulats, mußte also der Öffentlichkeit nicht die Nachricht vermitteln, der Verstorbene sei nicht fähig oder nicht willens gewesen, sie zu übernehmen. Vielmehr hatte ihn im Gegenteil die immatura mors, mit 24 Jahren, daran gehindert, sich den verpflichtenden gesellschaftlichen Normen entsprechend zu verhalten. Indem die Familie auf der Grabinschrift das Lebensalter als Ersatz für den cursus honorum vermerken ließ, dokumentierte sie, wie verpflichtend die aristokratischen Normen auch für sie und für den Verstorbenen waren.49 Die Öffentlichkeit mußte dies wissen und sollte es nicht vergessen.

48. Siehe W. Eck, Beförderungskriterien innerhalb der senatorischen Laufbahn, dargestellt an der Zeit von 69 bis 138 n. Chr., in: ANRW II 1, Berlin 1974, 158ff. 49. W. Eck, Altersangaben in senatorischen Grabinschriften: Standeserwartung und ihre Kompensation, ZPE 43, 1981, 127 ff.

DIE HÄUSER DER SENATOREN IN ROM: GESELLSCHAFTLICHE UND POLITISCHE FUNKTION HENNER VON HESBERG

Das Thema der senatorischen Wohnkultur ist in seinen unterschiedlichen Facetten vielfach behandelt worden.1 Insofern fällt eine Synthese nicht leicht. Denn die Frage wurde eher allgemein als ein Problem sozialer Staffelung gesehen, weniger aber auf die Mitglieder des ordo senatorius im engeren Sinn begrenzt. Die 300 oder ab sullanischer Zeit 600 Mitglieder des Senats, mit denen wir für Rom rechnen müssen, besaßen vielleicht nicht jeder eine eigene Domus in der Stadt,2 aber man wird von einer Menge etwa dieser Größe ausgehen können, denn es gab wohl auch andere, die mehrere Häuser ihr eigen nannten und darin wohnten.3 Das Regionenverzeichnis Roms aus dem 4. Jh. n. Chr. nennt ca. 47 000 Mietshäuser und 1800 Domus.4 Geht man von den eingangs genannten 600 Domus der Senatoren als Richtwert aus, wäre auf die anderen Gruppen der Rest von zwei Dritteln gefallen. Hinzu kommt bei den Senatoren die schwer abschätzbare Zahl an Häusern in den Heimatstädten und an Villen in Italien. Kalkuliert man entsprechend einfach durchschnittlich fünf Villen pro Senator,5 ergäbe es einige tausend Einheiten. Diese Zahl vergrößert sich zusätzlich, wenn man den Zeitfaktor in Rechnung stellt. Aufwendigere Stadthäuser und Villen sind spätestens seit dem 5. Jh. v. Chr. 1. Die folgenden Bemerkungen erheben nicht den Anspruch, den Stoff systematisch darzustellen. Dazu müssten vor allem die Hinweise in den antiken Quellen umfassender einbezogen werden. Für Hinweise und Erörterung einzelner Probleme danke ich den Teilnehmern des Kolloquiums, vor allem Werner Eck, für die Zeichnungen Amira Smadi, für weitere Hinweise und die Vermittlung von Abb. 6 Wolfgang Ehrhardt. – Zu den hier verwandten Kurztiteln siehe die Bibliographie am Ende des Beitrags. Allgemein zum Thema: T. P. Wiseman (Hg.), Roman Political Life 90 B.C. – A.D. 69 (1985) 21ff.: T. P. Wiseman (1987) 393ff.; Wallace-Hadrill (1988); Clarke (1991); Dickmann (1999) mit ausführlichen Bibliographien. Vgl. auch Ch. Häuber, in: G. Hellenkemper-Salies (Hg.), Das Wrack – Der antike Schiffsfund von Mahdia, Ausst. Bonn (1994) 911ff. 2. C. Iulius Caesar etwa wohnte bis 63 v. Chr. in einer Wohnung in der Subura, Suet. Caes. 46. 3. Offenbar gab es verschiedene Formen des Wohnens in der Stadt, denn von Augustus wird überliefert, er zog sich bisweilen in das Suburbanum eines seiner Freigelassenen zurück oder im Krankheitsfall in das Haus des Maecenas, Suet., Aug. 72; zu seinem Immobilienbesitz in Rom: I. Shatzman, Senatorial Wealth and Roman Politics, Coll. Latomus 142 (1975) 363f. Mehrere Häuser: W. Eck – A. Caballos – F. Fernándes, Das senatus consultum de Cn. Pisone patre, Vestigia 48, 1996, 209. 4. H. Jordan, Die Topographie der Stadt Rom II (1871) 44; E. Rodríguez Almeida, Topografia e vita Romana: da Augusto a Costantino (2001) 33ff.

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zu erwarten.6 Setzen wir das Ende im 5. Jh. n. Chr. an, kommen wir auf ca. tausend Jahre. Schon daran wird deutlich, dass das Thema »Häuser« eine ganze Reihe unterschiedlicher Erscheinungen mit einbeziehen müsste: neben den eigentlichen Domus auch die Horti und Villen. Das Thema erfordert eine Beschränkung und die folgenden Überlegungen konzentrieren sich auf die eigentlichen Domus in Rom. Vergleiche von außerhalb werden nur herangezogen, um die Situation in Rom zu verstehen. Das Lexicon topographicum urbis Romae bietet unter dem Lemma ›Domus‹ auf ca. 180 Seiten etwa 300 Einträge, nun nicht alles Häuser von Senatoren, aber doch in großer Zahl.7 Prüft man allerdings die Artikel auf ihren Gehalt, soweit er nach archäologischen Kriterien auszuwerten ist, bleibt verschwindend wenig zurück. Kein einziges Haus wurde so vollständig ergraben, dass wir einen Gesamteindruck an Hand des Grundrisses gewinnen können. Bei besser bekannten Befunden, die wiederum nicht alle in dem Lexikon aufgeführt werden, da die Zuweisung an eine Person nicht möglich ist, steht umgekehrt die Verbindung mit einem Mitglied des ordo senatorius in keinem Fall eindeutig fest.8 Denn allzu oft schließen die Interpreten von der prachtvollen Ausstattung oder der Größe der Anlage unmittelbar auf den Besitzer. Die Ausstattung und die Elemente, die Wohnkultur assoziieren lassen, sind ebenfalls nur bruchstückhaft und in aller Regel aus dem Zusammenhang gerissen überliefert. Bei einem Haus handelt es sich medientechnisch gesehen um ein komplexes Gebilde, in dem verschiedene Komponenten zu berücksichtigen sind. Zum einen besteht es aus festen Installationen wie einer Fassade und einem Dach, Räumen und deren stabiler Ausstattung etwa mit Türrahmen, Säulen, Dekor der Böden, Wänden und Decken, den unbeweglichen Einbauten wie Brunnen, Skulpturen und Möbeln aus Stein, daneben aus leicht beweglichen Objekten, die ebenfalls die Räume temporär neu aufteilen oder zusätzliche Elemente einbringen, wie Türen, Vorhänge, Möbel aus Holz.9 Zum großen Teil sind sie bezogen auf die dritte Komponente in der medialen Struktur eines Hauses, nämlich performative Vorgänge wie Arbeit, Tätigkeiten des Alltagslebens, Empfänge, Gelage und Festlichkeiten. Ihnen sind Werkzeug und Geschirr

5. O. E. Schmidt, Ciceros Villen, NJbKlassische Altertum 1899, 328ff. 466ff.; J. H. D’Arms, Romans on the Bay of Naples (1970) 48ff. 121ff. 171ff.; T. P. Wiseman, New Men in the Roman Senate (1971) 191ff.; A. M. Andermahr, Totus in Praediis: Senatorischer Grundbesitz in Italien in der Frühen und Hohen Kaiserzeit (1998) 88ff. 6. A. Carandini, in: La grande Roma dei Tarquini, Ausst. Rom (1990) 97ff. Vgl. auch die neu ergrabene Villa des 6. / 5. Jhs. v. Chr. beim neuen Auditorium in Rom, J. R. Patterson, JRS 82, 1992, 200ff. 7. LTUR II (1995) 22–217. Davon sind die Lemmata der kaiserlichen Domus abzuziehen. 8. Vgl. etwa die Artikel zu den verschiedenen Hügeln, etwa G. Tagliamonte u. a. s. v. Palatium, LTUR IV (1999) 14ff. 9. Dig. 33,7,12,20ff. Zur iuristischen Dimension I. Calabi Limentani, Studi sulla società Romana, il lavoro artistico (1958) 95.

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direkt oder indirekt zugeordnet.10 Archäologisch aber ist die antike Lebenspraxis, die notwendigerweise hinter jeder Nutzung eines Hauses steht, nur indirekt aus den versprengten Resten zu erfassen und zu rekonstruieren. Vor allem komplexere Formen der Außendarstellungen sind darin lediglich in Umrissen zu bestimmen und gehen in hohem Maß auf die Vorstellungen der jeweiligen Zeit zurück, in der die Forschungen angestellt werden.11 Die Besonderheit des Hauses liegt im Bezug des medialen Apparates unmittelbar auf den Besitzer. Stärker als in allen anderen Bereichen hat der Inhaber des Hauses die Möglichkeit, das Ambiente nach seinem Gutdünken auszugestalten und auch auf sich auszurichten. Dabei wird er in den allgemeinen Vorstellungen seiner Zeit wurzeln und sich mit den für seine Gesellschaftsschicht gültigen Normen auseinanderzusetzen haben. Dennoch bleibt gegenüber anderen Bauvorhaben die individuelle Freiheit in dem Bereich des privaten Bauens am größten. In diesem Bereich, d. h. in der Kollision mit den Konventionen, setzt in aller Regel auch die Kritik an den Bauten an. Versteht man Wohnen entsprechend der Fragestellung des Kolloquiums als mediales Ereignis, ergeben sich je nach Perspektive unterschiedliche Blickwinkel. Wenn man die Mitglieder des Senats als gesellschaftlich geschlossene Gruppe auffasst, wäre nach distinktiven Merkmalen zu fragen, etwa ob sich die Häuser der Senatoren in ihrer äußeren Gestalt bewusst gegen die Wohnbauten anderer gesellschaftlicher Gruppen so deutlich absetzten, dass es an bestimmten Merkmalen erkennbar war. Besaßen die Häuser in ihrer äußeren Erscheinung oder ihrem Innern Dispositionen oder Ausstattungsmerkmale, die mit einer gewissen Exklusivität Senatoren vorbehalten waren? Diesem Aspekt gilt der erste Durchgang. Die Mitglieder des Senats waren überdies Akteure auf einer politischen Bühne und deshalb ist zu fragen, wieweit das Haus als Schauplatz entsprechender Auftritte und Formen der Selbstdarstellung dienen konnte. In welcher Weise boten die Häuser Möglichkeiten für Versammlungen mit politischem Hintergrund, die für Senatoren charakteristisch waren und entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten erforderten ? Diesem Aspekt gilt der zweite Durchgang meiner Erwägungen. In einer Art Synthese müsste sich eine Wohnkultur zu erkennen geben, die als spezifisch senatorisch anzusehen ist. Über allem aber steht die Frage, wie solche Eigenschaften mit archäologischen Methoden überhaupt zu erkennen sind. Ein vorwiegend an archäologischer Typologie ausgerichteter Weg muss nicht immer weiterführen, da derartige Qualitäten auf der Kombination verschiedener Effekte beruhen und sich eher in der Nutzung und weniger in der Ausstattung von Räumen erweisen. In diesem Zusammenhang wird es nicht möglich sein, die Fragen über-

10. Y. Thébert, in: Vom römischen Imperium zum byzantinischen Reich, Geschichte des privaten Lebens I (1989) 304ff.; Vgl. den Überblick in: W. Hoepfner (Hg.), Geschichte des Wohnens I (1999) 9ff. 11. So B. Bergmann, ArtBull 76, 1994, 225ff.; Dickmann (1999) 15ff.

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greifend abzuhandeln. Ich beschränke mich auf einige Aspekte und möchte jeweils versuchen, die Verhaltensmuster vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit zu sehen. Dazu werde ich im Wesentlichen von der Situation des 1. Jhs. v. Chr. ausgehen und sie mit der des 1. Jhs. n. Chr. kontrastieren.

1. Die sozial distinktive Funktion des Hauses Zunächst ist festzuhalten, dass das senatorische Haus, soweit ich sehe, keine antike Kategorie in dem Sinn darstellt, wie wir es – allerdings auch nur mit Einschränkungen – bei Villen finden,12 oder wie wir in der Moderne vielleicht von Adelspalais oder Bürgerhaus sprechen.13 Eine Bezeichnung wie Patrician House bei E. Fentress ist also eine moderne Kategorisierung.14 Immerhin waren die Mitglieder des ordo senatorius in der Zeit des Trajan verpflichtet, ein Drittel ihres Besitzes in Italien anzulegen, woraus wohl zu folgern ist, dass sie auch eine Residenz in Rom besitzen sollten (Plin. ep. 6,19).15 Möglicherweise reichte dazu auch eine Mietwohnung aus. Jedenfalls wurde auf diese Weise eine gewisse Präsenz erzwungen. Vergleichbare Regelungen fanden sich in den Landstädten. Nach dem Stadtrecht von Urso musste ein Mitglied des Decurionenrates oder Pontifex zumindest über ein Haus in der Stadt verfügen.16 Alle diese Verfügungen legten den Ort der Wohnung fest, nicht Größe oder Ausstattung. Wenn dies geschah, wie beispielsweise im Stadtgesetz von Tarent, nach dem ein Mitglied im Decurionenrat ein Haus in der Stadt mit mindestens 1500 Dachziegeln besitzen musste,17 war das umgerechnet auf Verhältnisse in den Vesuvstädten18 eine Grundfläche von insgesamt ca. 300 – 400 m2. Nach den aus Pompeji bekannten Kategorien hätte der

12. H. Mielsch, Die römische Villa (1987) 7; X. Lafon, Villa Maritima (2001) 5ff. 13. H.-G. Griep, Kleine Kunstgeschichte des deutschen Bürgerhauses (1985) 59ff.; G. Binding (Hg.), Das deutsche Bürgerhaus (1959ff.) 1ff. Zu Herrenhäusern vgl. als Beispiel: P.-M. Hahn – H. Lorenz (Hg.), Kommentierte Neuausgabe von A. Duncker, Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz 1 (2000) 57ff. 14. Clarke (1991) 2ff.; J. R. Patterson, JRS 82, 1992, 200ff.; E. Fentress – A. Rabinowitz, MemAmAcc 41, 1996, 231f.; Gros (2001) 72ff. (Abschnitt »Les domus de l’oligarchie sénatoriale à Rome«). Ähnlich schwierig sind die Wohnformen der anderen Gruppen der Gesellschaft zu beschreiben, zu den einfachen Bauten: J. E. Packer, in: B. Andreae – H. Kyrieleis (Hg.), Neue Forschungen in Pompeji (1975) 133ff.; S. Nappo, RivStudPomp 6, 1993–94, 77ff. 15. Andermahr (Anm. 5) 111f. Vgl. auch F. Coarelli, in: A. Giardina (Hg.), Società romana e impero tardoantico II (1986) 1ff. (zu den nachtrajanischen Villen an der Appia). 16. CIL II 5439 § 91. H. Freis, Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit (1994) 91. 17. CIL I2 2, 590. Lex Tarentina II 26 – 31. M. Crawford, Roman Statutes I (1996) 304. 310. 18. Die »Lex Iulia Municipalis«. Vgl. etwa die Angabe der Ziegel im Atrium der Casa di Telefo in Herculaneum, A. Maiuri, Ercolano – i nuovi scavi (1958) 347ff. Taf. 31. Ca. 800 Ziegel mit ca. 55 cm Breite waren notwendig, die Fläche von ca. 150 m2 um das Atrium zu bedecken. Je nach Räumlichkeit konnte allerdings die Größe wechseln. Zu Dachziegeln: G. Lugli, La tecnica edilizia Romana (1957) 544f. Abb. 112. Crawford (Anm. 17) 310 kommt mit 440 m2 zu einem ähnlichen Ergebnis. Zu den Grundstücksgrößen der Häuser, WallaceHadrill (1994) 77.

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Besitzer damit zum unteren Mittelfeld gehört.19 Noch bescheidenere Mindestgrößen sah die Lex Genetiva Iulia vor, denn nach ihren Vorschriften sollte das Haus eines Decurionen mindestens 600 Ziegel besitzen, das eines Kolonisten mindestens 300.20 Neben der Größe lag eine weitere Möglichkeit, Hierarchie von Häusern festzulegen, in der Lage der Grundstücke innerhalb der Stadt. Am deutlichsten waren derartige Zuordnungen an römischen Lagern ablesbar, in denen der Sitz des Kommandanten die Häuser der Tribunen und diese wiederum die der Centurionen und der anderen militärischen Chargen deutlich übertrafen und auch im jeweiligen Zusammenhang des Raumgefüges beherrschten. Offenbar bildete sich die Hierarchie innerhalb der Dienstränge noch zusätzlich in Lage, Größe und Ausstattung ab. Berühmte Beispiele finden sich in den Lagern bei Numantia (Abb. 1), für die A. Schulten die entsprechenden Unterschiede eindringlich beschrieben hat.21 Analog zu den Lagern hatte seinerzeit schon E. Fentress für Timgad22 eine vergleichbare Aufteilung der Grundstücksgrößen nach gesellschaftlichem Rang vermutet und jüngst für Cosa.23 Allerdings wäre zu klären, ob die Kategorien von Grundstücken für Ackerlose, die bei Livius überliefert sind,24 auch für die Grundstückszuweisungen der Häuser im Innern der Städte galten. Zumindest fällt für Timgad auf, dass die Aufteilung der Grundstücke nicht lange Bestand hatte, denn die reichen Häuser liegen schon wenig später nach Gründung der Stadt an deren Rand.25 Nun könnte es an einem schnellen demographischem Wechsel liegen, aber nicht ausgeschlossen scheint mir, dass die Offiziere möglicherweise gar nicht erst ihre Lose übernahmen,26 sondern gleich verkauften, das Bild also von Anfang an bunter war, als es die systematischen Verteilungen zunächst nahe legen. In anderen, gut untersuchten Neugründungen wie Aosta oder Xanten ließ sich bisher eine entsprechende Aufteilung nicht nachweisen.27

19. Allerdings nur, wenn es sich dabei um sein einziges Haus gehandelt hat. Es könnte ja gut sein, dass das Mitglied des Decurionenrates vorwiegend auf seiner Villa lebte. 20. Noch nicht publiziert. Die Hinweise verdanke ich A. Caballos und W. Eck. 21. A. Schulten, Die Lager des Scipio, Numantia III (1927) 149ff. Pl. 20; ders., Die Lager bei Renieblas, Numantia IV (1929) 171ff. 179ff. Pl. 19. 27f.; Vgl. zu den späteren Lagern: R. Förtsch, KölnJb 28, 1995, 617ff. 22. E. Fentress, Numidia and the Roman Army, BAR Int.Ser. 50 (1979) 126ff. Abb. 8f. 23. E. Fentress, Romanization and the City – Creation, Transformations, and Failures, Koll. Rom 1998, Suppl. JournRomArch. 38 (2000) 15ff. Abb. 2. 24. Fentress (Anm. 23) 17. 25. Z. B. das Haus des Sertius: E. Boeswillwald – R. Cagnat – A. Ballu, Timgad – Une cité Africaine (1905) 321ff. Abb. 152. 156 Taf. 42. 26. Fentress (Anm. 22) 130. 27. Allerdings sind die Befunde im Vergleich mit den zuvor genannten Städten eher dürftig, L. Pupilli, in: Archéologie en vallée d’Aoste, Ausst. Aosta (1985) 90ff. H. J. Schalles, Xantener Berichte 6, 1995, 379ff., weist zwar auf die Betonung der Insulen in der Mittelachse der Colonia Ulpia Traiana hin, aber dort liegen auch die zentralen öffentlichen Bauten.

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Geht man wieder nach Rom zurück, hatte es in der Zeit der frühen und mittleren Republik für die Mitglieder der senatorischen Familien offenbar besondere Bedeutung, in der Nähe der politischen Zentren am Forum Romanum zu wohnen. Noch das Haus des Cn. Piso lag z. B. nach der knappen Angabe foro imminens ausgerichtet auf das Forum.28 Die hinter den Tabernae Veteres gegenüber der Curia gelegene Domus des P. Scipio Africanus wurde nach der Überlieferung bei Livius (44,16,10) erst 169 v. Chr. vom Censor Titus Sempronius gekauft, um dort eine Basilika anzulegen.29 Die wenig standesgemäße Nachbarschaft zu Läden der Metzger und anderer Gewerbezweige glich die Lage aus, wenn auch der Palatin sicherlich schon aus Gründen der größeren Annehmlichkeit des Wohnens an Beliebtheit gewann.30 Noch das erste Haus des Augustus – zuvor das des Redners Calvus – lag neben dem Forum oberhalb der Treppe der Ringschmiede (Suet. Aug. 72,1). Wie eine Transformation in ästhetische Kategorien mutet es an, wenn Cicero betont, sein Haus sei auf die ganze Stadt ausgerichtet (dom. 100 in conspectu prope totius urbis).31 Das neu erbaute Haus des Pompejus lag hinter dessen Theater – nach den Worten des Plutarch (Pomp. 40,9) in dessen Schlepptau – und dadurch inmitten des Marsfeldes ebenfalls in exponierter Lage.32 Nachdem der Palatin zunehmend durch die Bauten der Kaiser in Anspruch genommen war, gewannen benachbarte Zonen wie der Aventin, der Caelius oder der Esquilin weiterhin an Bedeutung, zumal die Nähe zu den Brennpunkten politischen Lebens in den literarisch überlieferten Äußerungen aus dem 1. Jh. n. Chr. nicht mehr als Wert hervortritt. Allerdings war in keinem der Wohnquartiere zu keiner Zeit eine Gruppe ausgeschlossen. Selbst auf dem Palatin wohnten Freigelassene.33 In der Nähe der Porticus Liviae ist nach einem Epigramm des Martial (10,19) das Haus Plinius d. J. zu suchen. Da uns durch den severischen Marmorplan größere Bereiche aus der Umgebung der Porticus Liviae bekannt sind, ist die Versuchung groß, eines der dort erkennbaren Häuser mit ihm zu identifizieren (Abb. 2b).34 Das Areal der Porticus umfasste die ehemalige Domus des Vedius Pollio, der aus einer Familie von Freigelassenen stammend dem Ritterstand angehörte. Nach dessen Tod 15 v. Chr. verwandelte Augustus das Haus – nach Ovid (Fasti 6, 641f.) größer als manche Stadt – in eine öffent28. Tac. ann. 3,9,3; Eck – Caballos – Fernándes (Anm. 3) 209; Vgl. auch Häuber (Anm. 1) 913f. 29. Vgl. Sueton Nero 38. A. Boethius, OpArch 1, 1935, 182f. Abb. 9. 30. Shatzman (Anm. 3) 22f. 363f. Vgl. zuletzt ein Haus iulisch-claudischer Zeitstellung, das bei den französischen Grabungen im Bereich der Vigna Barberini freigelegt wurde, J.-P. Morel, I giardini dei Cesari, Ausst. Rom 2002 (2002) 34ff. 31. Vgl. auch ebenda: 103, in pulcherrimo urbis loco oder 116. 132. 32. Zu diesem Aspekt R. Förtsch, in: G. Brands – W. Hoepfner (Hgg.), Basileia – Die Paläste der hellenistischen Könige, Koll. Berlin 1992 (1996) 240ff. 33. M. Royo, Le quartier républicain du Palatin, REL 65, 1987, 97f.; Cic. Rosc. 133f.; W. Eck, LTUR II (1995) 87 s. v. Domus: L. Cornelius Chrysogonus. 34. E. Rodriguez-Almeida, in: Ch. Pietri (Hg.), L’Urbs – Espace urbain et histoire; Koll. Rom 1985 (1987) 421f.

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liche Platzanlage.35 Obwohl der Plan des Stadtviertels es in der Unübersichtlichkeit seiner Straßenverläufe zunächst nahe legt, handelte es sich nicht um ein ausgesprochenes Armenviertel. Es lassen sich eine Reihe größerer Domus vermuten, wobei ungewiss bleibt, was von den Bauten der frühen und mittleren Kaiserzeit in diesem Areal, in dem der Bau der Thermen des Trajan einen tiefen Einschnitt mit sich brachte, auf dem severischen Plan überhaupt noch glaubwürdig überliefert ist. In jedem Fall geben sich im Umfeld der Atrien und Peristyle, die am ehesten als Hinweise auf Wohnbauten gelten dürfen, keine deutlichen Gesamtpläne von Domus zu erkennen (Abb. 2b).36 Selbst wenn sich die Häuser der Senatoren in bestimmten Stadtvierteln konzentrierten, waren sie immer noch von Läden und anderen Gebäuden umgeben und stachen nicht sonderlich hervor.37 Die Umsetzung des bei Cicero geäußerten Wunsches von conspectus totius urbis in eine gestaltete Form konnte wohl sehr verschiedene Züge annehmen. Möglicherweise hat die Idee dazu beigetragen, dass im 1. Jh. v. Chr. die Hügelkuppen bevorzugt wurden, aber andere Vorteile wie bessere klimatische Bedingungen kamen sicherlich hinzu. Allerdings konnte es bisweilen auch mit den Auguren zu Konflikten kommen, wie im Fall des Ti. Claudius Centumalus, der ein Haus auf dem Caelius besaß, von dem Teile niedergerissen werden sollten, um für die Vogelschau freie Sicht zu schaffen. Er verkaufte sein Haus folglich schnell an P. Calpurnius Lanarius, ohne ihn über die Auflagen zu informieren, und wir sind über den Rechtsstreit, der sich daraus entspann, gut informiert.38 Die Einbindung in eine größere Öffentlichkeit war aber auch durch eine enge Verbindung mit einem öffentlichen Bau zu erreichen. Neben dem erwähnten Haus des Pompejus, das neben dessen Theater lag, könnte man an das Haus des P. Clodius Pulcher erinnern, der sein Haus auf dem Palatin erweiterte und gegenüber auf den Ruinen des Hauses des Cicero und des Q. Seius Postumus ein Heiligtum der Libertas mit einer immerhin ca. 90 m langen Säulenhalle installierte.39 Augustus mit seiner Domus in der Nachbarschaft des Apollontempels auf dem Palatin setzte diese Reihe fort.40 Im 1. Jh. n. Chr. ist L. Annaeus Seneca die Nähe zum Circus Maximus wegen der steten Lärmbelästigung eher unangenehm, sie wird zumindest nicht positiv hervorgehoben (Sen. ep. 83,7), während L. Licinius Sura von seinem Haus die 35. P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder (1987) 142f. Abb. 113; C. Panella, LTUR IV (1999) 127ff. s.v. Porticus Liviae. 36. G. Carettoni – A. M. Colini – L. Cozza – G. Gatti, La pianta marmorea di Roma antica – Forma Urbis Romae (1955) 203f. 37. Wallace-Hadrill (1994) 65ff. 38. Cic. off. 3,66. Schwer einschätzen lässt sich der Streit um das Haus des ersten Konsuls Publius Valerius Volusius, der verdächtigt wurde, mit seinem hoch gelegenen Haus auf der Spitze der Velia die Königswürde anzustreben, Liv. 2,7,5ff., und es daraufhin demonstrativ abreißen ließ. 39. E. Papi, LTUR II (1995) 85 s. v. Domus: P. Clodius Pulcher. 40. P. Zanker, in: Città e architettura nella Roma Imperiale, Suppl. AnalRom 10 (1983) 21ff.; E. La Rocca, in: Le tranquille dimore degli dei, Ausst. Rom (1986) 10ff., welche die hellenistische Tradition betonen.

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Rennen im Circus verfolgen konnte (Mart. 6,64,12f.). An den Häusern eines Maximus rühmt Martial, dass sie auf unterschiedliche Heiligtümer schauten (7,73ff.).41 Hier handelte es sich jeweils um eher zufällige Konstellationen. An keiner Stelle wird deutlich, dass die Lage als ein gesellschaftlich distinktives Merkmal von exklusivem Wert verstanden wurde. Die Außenwirkung der Häuser veränderte sich innerhalb dieses Zeitraums ebenfalls. Prinzipiell gab es zwei Möglichkeiten, Fassaden signifikant hervorzuheben. Zum einen wurden sie mit architektonischen Schmuckmotiven strukturiert, die vor allem die Straßenfront und die Haupteingänge betonten. Besonders gut ist es für Pompeji untersucht worden, wo etwa das Haus des Fauns und andere Domus der samnitischen Zeit derartige Elemente belegen (Abb. 3a).42 Die Fassade der Casa dei Diadumeni aus der Zeit unmittelbar nach der Deduktion der römischen Veteranen unter Sulla gewann ihre Wirkung aus der Erhöhung des Bürgersteigs in der Art eines Podiums (Abb. 3b), auf dem sich die drei Zugänge zum Haus befanden.43 Die Fassaden zeigen in ihrer zeitlichen Abfolge, dass der architektonische Schmuck in der Form vorgeblendeter Pilasterordnungen oder aufwendig gerahmter Türen an Bedeutung verlor.44 Die in Pompeji und Herculaneum neu errichteten Häuser der Kaiserzeit kamen ohne solches Beiwerk aus, besaßen aber Pergolen, Balkone oder Vordächer vor den Eingängen (Abb. 3c).45 Innerhalb dieses hier nur knapp umrissenen Panoramas lässt sich für Rom nicht ermessen, wie die Fassade eines senatorischen Hauses hätte aussehen sollen, denn alle die aus den Städten Campaniens genannten Elemente besitzen keine Funktion als distinktives Zeichen, sondern allgemein als Schmuck. Es ist schwer vorstellbar, dass Mitgliedern anderer Gruppen hätte verwehrt sein sollen, sich entsprechender Elemente zu bedienen. Die zweite Kategorie von Zeichen ist zum ersten Mal in Nachrichten zu den Häusern des P. Valerius Publicola, der mit L. Brutus der erste Konsul war, und dessen Bruder belegt. Der Senat ehrte sie dadurch für ihre Siege, dass die 41. Rodriguez-Almeida (Anm. 34) 424ff. Dabei könnte es sich aber auch um einen literarischen Topos handeln: vgl. D. Palombi, LTUR II (1995) 65 s. v. Domus: C. Aurelius Cotta. 42. Vgl. die Rekonstruktion der Fassade der Casa del Fauno: A. Normand, in: Pompéi – travaux et envois des architectes français au XIXe siècle, Ausst. Neapel (1981) 241 Nr. 84. A. Hoffmann, in: Akten des 13. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie, Berlin 1988 (1990) 490ff. Abb. 1ff.; F. Pirson, Mietwohnungen in Pompeji und Herkulaneum (1999) 26ff. Zu den Fassadengestaltungen vgl. auch V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell’Abbondanza II (1953) 823ff.; B. Gesemann, Die Straßen der antiken Stadt Pompeji (1996) 101–133; R. Laurence (1996) 88ff.; Pirson ebd. 56ff. 43. H. Lauter, in: B. Andreae – H. Kyrieleis (Hgg.), Neue Forschungen in Pompeji (1975) 152 Abb. 137. 44. Dies wird auch daran deutlich, dass die Figuralkapitelle, die meist für die Türrahmungen verwandt wurden, in der frühen Kaiserzeit ihre Bedeutung verloren, E. von Mercklin, Antike Figuralkapitelle (1962) 70ff. Nr. 84ff. Abb. 342ff.; H. Kähler, Seethiasos und Census (1966) 30ff. Taf. 18f.; M. Cocco, in: B. Andreae – H. Kyrieleis (Hgg.), Neue Forschungen in Pompeji (1975) 155f. Abb. 140. 150ff.; dies. CronPomp 3, 1977, 57ff. 45. Spinazzola (Anm. 42) I 83ff.; A. Maiuri, Ercolano (1958) 362ff. Abb. 296 (Casa di Argo).

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Türen mit ihren Flügeln nach außen auf öffentlichen Boden aufgeschlagen werden konnten (Plin. n.h. 36,112). Die Eingänge von Häusern waren in dieser Hinsicht für eine Auszeichnung am besten geeignet, da hier die Außenwelt Zugang hatte.46 Schon in der Zeit der Republik standen vor den Türen der Amtslokale des Pontifex Maximus und vielleicht auch der Flamines und Pontifices jeweils zwei Lorbeerbäume, aber sie sind von den eigentlichen Wohnhäusern zu trennen.47 Bekannt ist in dieser Hinsicht der Schmuck des Eingangs des Hauses des Augustus.48 In allen genannten Fällen handelt es sich um Ehrungen mit einem sehr speziellen Bezug auf bestimmte Leistungen oder Ämter. Plinius (n.h. 35,7) berichtet, dass außerhalb des Hauses und um die Türschwelle herum als Zeichen (imagines) des großen Mutes der Hausbesitzer die den Feinden abgenommenen Waffen (spolia) angebracht waren, die selbst bei einem Verkauf des Hauses nicht entfernt werden durften, worin noch einmal der verbindliche Charakter der Ehrung zum Ausdruck kam. Am Eingang zum Haus des Pompejus waren Schiffsschnäbel angebracht.49 Caesar besaß auf oder an seinem Haus ein Akroterion als Ausdruck seiner Würde. Dieser Schmuck war ihm nach der Überlieferung bei Livius wiederum durch den Senat bewilligt worden.50 In der ausführlicheren Wiedergabe bei Plutarch Caes. 63,6 steht Akroterion, in der verkürzten Fassung bei Sueton Caes. 81,3 fastigium. Man könnte zwar archäologischen Kategorien folgend vermuten, dass ein Akroter ohne Giebel kaum denkbar ist, aber die Aussage ist nicht eindeutig. In jedem Fall setzte dieser Schmuck die Domus Caesars deutlich von den übrigen Häusern ab, auch wenn wir uns von dessen Gestalt selbst keine konkrete Vorstellung machen können. Denn den entscheidenden Verweis auf seine Bedeutung bildete offenbar nicht der Giebel, sondern das zusätzliche Zeichen.51 Auch der Eingang des Hauses des Augustus war nach dem Zeugnis Ovids (trist. 3,1,33f.) mit Waffen geschmückt. Elemente dieser zweiten Kategorie von Zeichen, die in den Fassaden einen konkreten Hinweis auf den Bewohner geben können, sind freilich nur selten einmal im archäologischen Bestand erhalten. In einer sehr bescheidenen Domus an der Via dell’Abbondanza in Pompeji erscheinen über dem Feld der Eingangstür Eichenkranz und Lorbeerbäume. Möglicherweise wohnte also hier ein Sevir Augustalis (Abb. 4).52 Das Bildzeichen verweist nur indirekt auf den Hausbesitzer selbst, sondern auf den Herrscher, in dessen Dienst er tätig

46. M. Trümper, Wohnen in Delos – Eine baugeschichtliche Untersuchung zum Wandel der Wohnkultur in hellenistischer Zeit (1998) 30ff. 47. A. Alföldi, Die zwei Lorbeerbäume des Augustus, Antiquitas 3 (Bonn 1973) 2. 48. Res Gest. 34. Alföldi ebd. 4ff. 49. Cic. Phil. 2,68f. Wiseman (1987) 396ff. Vgl. dazu Häuber (Anm. 1) 913 Anm. 48; Vgl. den bronzenen Schiffsschnabel aus Pompeji, Spinazzola (Anm. 42) I, 346 Abb. 390. 50. Livius zitiert bei Plut. Caes. 63,9. Mit diesem Problem vermischt sich die Frage nach der Domus Publica, die Caesar zugestanden wurde, St. Weinstock, Divus Julius (1971) 276ff. 51. Wiseman (1987) 396f.; Förtsch (Anm. 32) 246 Anm. 62. 52. Spinazzola (Anm. 42) 134 Abb. 157.

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ist, auch wenn etwas von der allgemeinen Verehrung für den Herrscher auf den Hausbesitzer übergehen soll. Allerdings ist im reichen Bestand der Vesuvstädte kein weiteres Beispiel dieser Art belegt. Generell erlauben weder literarische noch archäologische Überlieferungen, für die Häuser des ordo senatorius signifikante und eindeutige äußere Zeichen im Sinne einer standesgemäßen Fixierung zu vermuten. Die Ehrungen hingegen waren individuell an entsprechende Leistungen oder Ämter gebunden. Diese Situation wird allgemein durch die Entwicklung der Formen der Ausstattung bestätigt. An der Wende vom 2. zum 1. Jh. v. Chr. entstand mit dem sog. Zweiten Dekorationsstil der römischen Wandmalerei eine Gestaltungsweise, in der die Ambivalenz von Realität und Illusion begründet war. So wurden Raumgröße und Ausstattung mit illusionistischen Mitteln gesteigert, ohne dass damit tatsächlich eine reale Steigerung verbunden war.53 Mit illusionistischen Mitteln wurden Räume geradezu beliebig erweitert und eine Pracht an Materialien vorgegaukelt, die es in dieser gesteigerten Form niemals gegeben hatte. Innerhalb dieser Zeugnisse lässt sich wiederum keine einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe eigene Gestaltungsweise ablesen. Vielmehr war es individuell möglich, eine Fülle an emblematischen Zeichen einzufügen, die den Vorstellungen des Hausbesitzers entsprachen. Bei der sog. Casa dei Grifi, die im Zentrum des Palatins lag, käme wohl ohne entsprechende Kenntnisse ihrer Lage nur auf Grund der erhaltenen Reste kaum jemand auf die Idee, in ihr die Reste der in den Jahren um 100 v. Chr. errichteten Domus eines Senators zu vermuten.54 Der Dekor weist gegenüber anderen aus Pompeji bekannten Beispielen kaum Besonderheiten auf, auch wenn dort z. B. ein vergleichbarer Lünettenschmuck mit Greifen und Ranken aus Mangel an erhaltenen Befunden nicht bekannt ist. Auch die neuen Raumformen, unter denen besonders die verschiedenen Oeci zu nennen sind, besaßen keine sozial distinktive Funktion.55 Sie thematisieren bei vergleichsweise engem Zuschnitt der Räume durch den Dekor von großen Figuren wie im Saal der Mysterienvilla56 oder umlaufenden Stützenreihen wie im Beispiel des sogenannten korinthischen Oecus die Größe der Räume und markieren durch die Wendung nach außen den Bezug zu Öffentlichkeit. Zugleich fällt auf, dass ihre Abmessungen untereinander gemessen an Übernahmen in der Architektur außerhalb Italiens vergleichsweise ähnlich

53. H. G. Beyen, Die pompejanische Wanddekoration II 1 (1960) 9ff.; E. Heinrich, Der zweite Stil in pompejanischen Wohnhäusern (2002) 9ff.; H. Mielsch, Römische Wandmalerei (2001) 29ff. 54. G. E. Rizzo, La pitture della »Casa dei Grifi«, MonPittEllenistico-Romana (1936) 3ff. 55. F. Studniczka, Das Symposion Ptolemaios II., Abh. Leipzig (1914) 32f. Abb. 5 (Trastevere); V. M. Strocka, Casa delle Nozze del Labirinto (1991) 91f. (Liste der korinthischen Oeci); Förtsch (1993) 102ff. Taf. 82ff.; F. Boldrighini, Domus Picta – Le decorazioni di Casa Bellezza sull’Aventino (2003) 51ff. 56. A. Maiuri, La Villa dei Misteri (1931) 56f. 121ff. Abb. 18; B. Wesenberg, KölnJb 24, 1991, 67ff.

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bleiben, sich also nicht eine Stufung nach Bedeutung der Besitzer erkennen lässt.57 Wenn also Vitruv (6,5,2) die Unterschiede in der Gestaltung der Häuser aus den verschiedenen Berufsgruppen erklärte und damit eine Staffelung nach beruflichen und sozialen Rangstufen suggerierte, findet es konkret im Bestand der erhaltenen Häuser keine nachvollziehbare Entsprechung.58 Nach seinen Vorstellungen sollten Häuser der Geldverleiher (feneratores) und Steuerpächter (publicani) gegen Diebstahl gesichert sein, während die Rechtsanwälte (forenses) und Redner (diserti) große Räume für Zusammenkünfte benötigten. Die Nobiles schließlich, die über gesellschaftliche Reputation (honores) verfügten und Ämter (magistratus) innehatten, also die Mitglieder des ordo senatorius, sollten sich hohe königliche Vorhallen (vestibula regalia alta) und geräumige (amplissima) Atrien bauen lassen, weil sie den Bürgern gegenüber Verpflichtungen hatten, und ferner Peristyle, Gartenanlagen und Spazierwege (silvae et ambulationes), die ihrer Würde entsprechend ausgeführt waren (laxiores ad decorem maiestatis perfectae), außerdem Bibliotheken, Räume für Gemälde (pinacothecas) und Basiliken nicht unähnlich den öffentlichen Bauten, weil in den Häusern dieser Männer oft politische Beratungen (publica consilia) und Beschlüsse über private Angelegenheiten gefasst wurden (privata iudicia arbitriaque). Hier nun finden wir eine konkrete Fassung in der Art eines Musterkatalogs, deren Teilen der antike Autor distinkte Qualitäten beimisst. Die Senatoren hätten dabei in ihren Häusern alle die Bestandteile gehabt und ihre Anwesen eine entsprechende Größe erreicht. Aber diese Gleichungen gehen nicht auf, denn weder enthalten die größten Häuser Pompejis auch nur einen Teil der von Vitruv genannten Räumlichkeiten, noch konzentrieren sich besondere Bestandteile wie etwa Thermen oder Bibliotheken auf besondere große und reich ausgestattete Häuser in Pompeji.59 Die Bibliotheken scheinen zunächst mit Villen verbunden gewesen zu sein, weil die Lektüre dem Ideal des Otium am ehesten entsprach, während bezeichnenderweise von Mitgliedern des Senats, die dem politischen Leben ferner standen, Bibliotheken in der Stadt bezeugt sind. Atticus etwa ließ von entsprechend geschulten Sklaven in seinem Haus auf dem Quirinal Bücher kopieren.60 Die römischen Häuser zeichnet vielmehr über alle Standesgrenzen hinweg ein geradezu unbegrenzter Reichtum an Varianten aus. Das beginnt schon bei den einfachen Häusern ohne Atrium, die sich etwa in Pompeji, aber auch an 57. R. Förtsch, in: K. Fittschen – G. Foerster (Hgg.), Judaea and the Greco-Roman World in the Time of Herod in the Light of Archaeological Evidence (1996) 83ff. Abb. 29ff.; Vgl. auch die sog. Dreiraumgruppen, F. Seiler, Casa degli Amorini Dorati (1992) 88ff. Abb. 85. 58. Anders F. Coarelli, in: H. Geertman – J. J. De Jong (Hgg.), Munus non ingratum, Koll. Leiden 1987 (1989) 178ff. 59. Bibliotheken: H. Blanck, Das Buch in der Antike (1992) 152ff.; P. Knüvener, in: W. Hoepfner (Hg.), Antike Bibliotheken (2002) 81ff. Thermen: E. Fabricotti, CronPomp 2, 1976, 29ff. 60. Blanck (Anm. 59) 156f.

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vielen anderen Orten finden, aber es steigert sich zusehends in den größeren Anlagen. Kein Haus in Pompeji gleicht einem anderen, und es prägen sich unter ihnen auch nicht eindeutige Kategorien aus, wie man sie vielleicht nach Vitruv erwarten könnte. Zwar sind in dieser Hinsicht mehrfach Unterscheidungen vorgenommen worden.61 So lokalisierte H. Lauter die Häuser der Oberschicht während der samnitischen Periode in ganz bestimmten Bezirken, die sich um die sogenannte Altstadt legen, aber jenseits der Aussage, dass in diesen Bereichen Massierungen von auffallend großen Häusern zu beobachten sind, gibt es keine Anhaltpunkte für eine exakte Zuordnung nach dem sozialen Stand, die aus einer standardisierten Zuordnung von Räumen abzuleiten wären.62 A. Wallace-Hadrill hatte Hausgröße und Ausstattung genauer in Relation zu setzen versucht. Er zeigte zum einen, dass es grundsätzlich so etwas wie zwei Kategorien gibt. Eine Gruppe der Häuser weist Grundflächen von ca. 50 bis etwa 800 m2 auf, eine zweite beginnt bei Größen von 1000 m2 und geht bis zu 3000 m2. Dennoch ist es wiederum nicht möglich, die erwähnte Gruppe der großen Häuser mit ausreichender Sicherheit einer bestimmten exklusiven Gruppe zuzuordnen. Der Aufwand an Dekor, vor allem ablesbar an der Bemalung der Wände, korrespondiert in allgemeinen Zügen mit der allgemeinen Größe. Wie kaum anders zu erwarten, bieten die großen Häuser auch aufwendigere Bildprogramme und reichere Formen des Dekors. Dennoch folgt daraus nicht umgekehrt, dass die kleineren Wohneinheiten nur dürftigen Wandschmuck enthalten.63 Auch andere Kriterien, etwa die enge Verbindung von Haus und integrierten Reihen von Ladenlokalen, reichen als Indizien für eine bestimmte Zuordnung an eine gesellschaftliche Gruppe nicht aus.64 D. J. Robinson entwickelte die These, dass die reichen Hausbewohner gleichsam ihre Klientel an weniger gut Situierten um sich versammelten, doch dürfte auch diese Interpretation den komplexen Strukturen schon in Pompeji, aber noch weniger in Rom gerecht werden.65 Dem Hausherrn standen jenseits der moralischen, aus der Tradition begründeten Restriktionen folglich große Freiräume an individueller Gestaltung offen. Die Freiräume waren zumindest innerhalb des hier betrachteten Zeitraums nicht durch Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe eingeschränkt. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Gruppen der Gesellschaft macht eine Äußerung des L. Lucullus deutlich, die Cicero (leg. 3,30) überliefert. Kritikern, die ihm die Pracht (magnificentia) seiner Villa bei Tusculum vorwarfen, gab er zu bedenken, er schaue auf zwei Nachbarn, oberhalb einen Ritter, unterhalb einen Freigelassenen. Da deren Villen großartig seien (magnificae), müsse ihm zumindest dasjenige Maß an Aufwand freistehen, was jenen von niederem 61. Wallace-Hadrill (1994) 124ff. 62. Lauter (Anm. 43). 63. Wallace-Hadrill (1994) 66ff. 143ff. Dies zeigt auch Pesando (1997) 27ff. 64. Wallace-Hadrill (1994) 119ff. 65. D. J. Robinson, in: S. E. Bon – R. Jones (Hgg.), Sequence and Space in Pompeii (1997) 136ff.

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Stand (inferioris ordinis) erlaubt sei. Cicero argumentiert dagegen, erst durch sein Vorbild habe Lucullus jene zu ihrem Verhalten gebracht. Während Vitruv die unterschiedlichen Bauweisen aus den verschiedenen gesellschaftlichen Aufgaben ableitete, betonte Lucull das Recht auf standesgemäße Selbstdarstellung. Sie konnte im Spitzenbereich zu einer egalisierenden Gestaltung führen, da es keine Norm oder gar Gesetz gab, das den Luxus Mitgliedern einzelner Stände vorbehielt.66 Die Steigerung des Wohnprunkes war deswegen insgesamt beträchtlich und die jeweils erreichte Spitzenposition nur von kurzer Dauer. Denn zu seiner Entstehungszeit um 75 v. Chr. galt das Haus des M. Aemilius Lepidus als das schönste Haus in Rom (domus pulchrior non fuit), aber 35 Jahre später erreichte es bei der Schätzung (aestimatio) nicht einmal mehr den hundertsten Platz (Plin. n.h. 36,109). Auch jene hundert wurden in der Folgezeit bis auf die Zeit des Plinius hin von unzähligen anderen (innumerabilibus aliis) übertroffen. Eine derartige Rangordnung zwischen Häusern ist aber von Plinius schon für den Beginn des 1. Jhs. v. Chr. überliefert (n.h. 12,1f.). Das Haus des L. Crassus auf dem Palatin galt dabei als prächtig, das des Quintus Catulus aber als prächtiger, aber das nach allgemeinem Urteil seiner Zeit prächtigste (pulcherrima) war das des Ritters Gaius Aquilius, der dadurch noch berühmter wurde als durch seine Kenntnisse im bürgerlichen Recht. Mitglieder der anderen gesellschaftlichen Gruppen schlossen also immer wieder auf. Dem Freigelassenen des Sulla, L. Cornelius Chrysogonus, warf Cicero in seiner 80 v. Chr. gehaltenen Rede für den Schauspieler Sextius Roscius Marmorprunk in dessen Haus auf dem Palatin vor, wobei unter den aufgezählten Objekten keine Säulen erwähnt werden (Rosc. 133). Den entscheidenden sozialen Unterschied dürfte eben die politische Dimension in den Häusern ausgemacht haben. Sie ist aber kaum der Ausstattung abzulesen, sondern ergab sich aus den Lebenszusammenhängen in Rom. In den Landstädten hingegen fehlt jeder Prunk mit marmornen Bauteilen, dafür aber ist eine große Fülle vor allem an Tischen aus diesem Material in den Atrien zu finden.67 Marmorne Säulen finden sich merkwürdigerweise an den Gräbern in Pompeji, aber nicht in den Häusern.68 Wenn also ein Hausbauer über die notwendigen Finanzmittel und einen guten Architekten verfügt, stehen ihm so gut wie alle Möglichkeiten offen. Es mögen sich hinter der Art der Gestaltung implizit Restriktionen verbergen, aber sie sind nicht präzise benennbar. Weniger die Zugehörigkeit zu einem ordo war für Größe, Aus-

66. Wallace-Hadrill (1988) 44f.; E. Baltrusch, Regimen morum, Vestigia 41 (1988) 105. 67. E. Pernice, Hellenistische Tische, Zisternenmündungen, Beckenuntersätze, Altäre und Truhen (1932) 3 Abb. 1; 19ff.; R. Cohon, Greek and Roman Stone Table Supports with Decorative Reliefs (1984) 4ff.; Ch. F. Moss, Roman Marble Tables (1988) 239ff. Vgl. auch N. Fadda, in: B. Andreae – H. Kyrieleis (Hgg.), Neue Forschungen in Pompeji (1975) 161ff.; Pesando (1997) 221ff. 68. V. Kockel, Die Grabbauten vor dem Herkulaner Tor in Pompeji (1983) 126ff. Taf. 42f.

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stattung und Wahl der Formen entscheidend, sondern hauptsächlich Geld und Geschmack bzw. das Bewusstsein für die richtige Form.69 Eine Betrachtung der Häuser nach Zugehörigkeit ihrer Besitzer zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen führte zu keinen klar bestimmbaren Kategorien, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil im Grund immer der Gesamtbesitz an Häusern und Wohnmöglichkeiten zu betrachten wäre, zum zweiten weil jenseits der reinen Ausstattung die Nutzung der Bauten von entscheidender Bedeutung ist. Mit einem einfachen Anwesen in der Stadt könnte etwa ein aufwendiger Landsitz verbunden sein und in einem einfachen Haus konnte die Prominenz der Stadt verkehren. Derartige Zusammenhänge aber sind uns vollends nicht mehr erschließbar.

2. Die politische Funktion der Häuser Hingegen können Häuser in ihrem ursprünglichen Umfeld und damit ihrer alltäglichen Nutzung von der Umgebung sehr viel leichter als Sitz von Mitgliedern des Senats wahrgenommen worden sein. Jedermann wird gewusst haben, dass dort ein Senator wohnte. Außerdem wurde es durch die allmorgendliche salutatio deutlich,70 zu der die Klientel in dem Haus zusammenkam, darüber hinaus aber auch durch andere Ereignisse, etwa Treffen von Freunden des Hausherrn, die bei der Prominenz der Personen gewiss Aufmerksamkeit erregten.71 Hinzu kamen die Feste, die z. B. von den Frauen der Senatoren in den Häusern mit großem Aufwand ausgerichtet wurden und die weiterhin die fama der Häuser steigern mochten.72 Für die Frage der politischen Dimension der Häuser war von Bedeutung, wie der Hausbesitzer mit der Öffentlichkeit umgehen wollte. Eine bekannte Anekdote zu Livius Drusus, dem Volkstribunen von 91 v. Chr., macht die Ausgangssituation deutlich. Sein Architekt versprach ihm, ein Haus zu bauen, in das niemand Einblick haben könne, aber er erwiderte, gerade das Gegenteil sei ihm recht. Alles, was er tue, solle von jedermann beobachtet werden können (Vell. Pat. 2,14,3).73 Die Öffnung des Hauses war für ein Mitglied des Senats unumgänglich, während es für die anderen gesellschaftlichen Gruppen eher zur Disposition stand. Darin aber lag zumindest für die Senatoren in der Zeit der späten Republik das wohl größte Problem. Wollten sie politische Wir-

69. Arist. eth. Nic. 4,2,16f. (1123a 5f.). 70. A. Hug, RE I A (1920) Sp. 2063ff.; Dickmann (1999) 348f. 71. R. Syme, Roman Revolution2 (1952) 78ff. 72. D. G. Orr, ANRW II 16,2 (1978) 1559ff. (Hauskulte). Vgl. hier den Beitrag von J. Scheid. Während der Feste für Bona Dea wurden offenbar Laubhütten im Innern der Häuser aufgeschlagen. Die Gartenanlagen konnten beträchtliche Größe erreichen wie z. B. die ca. 90 m breite Anlage mit einem Monopteros im Zentrum, die an der heutigen Via Balbo freigelegt wurde. K. Fittschen, AM 107, 1992, 230ff. mit Abb. 1, hat sie als Teil einer Villa Urbana verstanden. 73. D. Palombi, LTUR II (1995) 132 s. v. Domus: M. Livius Drusus.

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kung ausüben, mussten sie sich der Öffentlichkeit in so gut wie allen Lebensbereichen stellen. Denn der Kampf um politische Positionen war ein Kampf mit Medien der öffentlichen Selbstdarstellung in Reden, großen Auftritten und Monumenten, mit Münzprägungen und der Ausrichtung von Spielen.74 In diesem Umfeld wurde auch das Haus als Mittel der Selbstdarstellung eingesetzt, wobei die eingangs erwähnte polare Spannung im Spektrum von privat und öffentlich ein zusätzliches Gefahrenpotential barg. Denn über die Gestaltung des Hauses durfte der Besitzer zwar frei verfügen, gerade deswegen aber – so vermitteln die Nachrichten den Eindruck – stand das Mitglied des Senats anders als die anderen Gruppen nicht nur unter gesellschaftlicher, sondern auch unter politischer Kontrolle und geriet mit seiner Gestaltung schnell in das Zentrum der Kritik.75 Deshalb sei in einem zweiten Durchgang die Frage nach senatorischem Wohnen auf den Aspekt eingegrenzt, mit welcher Zielsetzung der mediale Apparat des Hauses für die politischen Interessen des Hausherrn genutzt wurde. Betrachtet sei dabei nur ein Detail, das seit jeher unter verschiedenen Aspekten im Zentrum der Betrachtungen stand, nämlich das Atrium. Einfach liest sich die Definition bei Vitruv (6,5,2). Wenn es sich um bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens handelte, mussten sie auch das Privileg haben, großzügig zu bauen, um Publikum – also Klientel und Freunde – angemessen zu empfangen.76 Die Überlegungen Ciceros gingen in die gleiche Richtung, hoben aber stärker auf die moralischen Qualitäten ab (off. 1,138). Die Gestaltung der Domus eines in Ehren stehenden Mannes der gesellschaftlichen Führungsschicht (homo honoratus et princeps) musste sich nach dem Gebrauch richten (finis est usus). Darauf war der Plan abzustimmen, und deshalb musste man sowohl Bequemlichkeit (commoditas) wie Würde (dignitas) berücksichtigen. Er erläutert diese Qualitäten an der Domus des Gnaeus Octavius, der als erster aus seiner Familie 165 v. Chr. Konsul wurde. Jener ließ sich auf dem Palatin ein prachtvolles (praeclara) Haus voller Würde (plena dignitatis) errichten. Da es von allen gesehen wurde (vulgo viseretur), erlangte der Inhaber, obwohl Homo Novus, das Konsulat. Marcus Aemilius Scaurus, Aedil von 58 v. Chr., erwarb das Haus, ließ es zerstören, indem er dem Haus einen Anbau (accessio) hinzufügte, und gewann dadurch nur Schande (ignominia) und Unglück. Denn, so fährt Cicero fort, die Würde kann mit dem Haus bereichert, nicht aber vollständig erworben werden (non ex domo tota quaerenda).77 Das Haus adelt nicht den Herren, son74. T. Hölscher, RM 85, 1978, 315ff.; K. J. Hölkeskamp, in: H.-J. Gehrke – A. Möller (Hgg.), Vergangenheit und Lebenswelt (1996) 305ff. (öffentliche Bilder); ders., in: H. I. Flower (Hg.), The Cambridge Companion to the Roman Republic (2004) 120ff. (Häuser). 75. H. von Hesberg, in: H. Büsing – F. Hiller (Hgg.), Bathron, Festschrift H. Drerup (1988) 185ff. Vgl. Sh. Hales, The Roman House and Social Identity (2003) 41ff. 76. Siehe oben Anm. 55–59. 77. Das Haus wurde von A. Carandini, BullCom 91, 1986, 263ff. angeblich identifiziert. Dazu auch Gros (2001) 72ff.

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dern der Herr das Haus. Der Gedanke findet sich ähnlich in der schon zitierten Äußerung des Plinius zur Ausstellung der Beutewaffen an der Tür (n.h. 36,7). Die Häuser stellten immer den Triumph zur Schau und waren ein starker Anreiz, da sie dem unkriegerischen Herrn immer wieder vorwarfen, er betrete ein kriegerisches Haus. Die Kunst also lag im glaubhaften Ausgleich privater Lebensformen und öffentlicher Ansprüche, in deren Verbindung sich der Hausherr mit seinem Haus und dessen Ausstattung nach außen darstellte. Darin mussten seine privaten und öffentlichen Interessen harmonisch und glaubhaft sein und es genügte nicht, einfach ein Anwesen zu übernehmen und zu steigern, vor allem wenn der Vorbesitzer schon einen höheren Rang besaß. Es folgt bei Cicero in dem erwähnten Zusammenhang eine praktische Konsequenz daraus: So wie man nicht nur auf sich, sondern auch auf andere Rücksicht nehmen soll, so verhält es sich auch im Haus eines berühmten Mannes (domo clari hominis), in dem eine Menge Menschen verkehren. In einem solchen Haus ist für Weiträumigkeit Sorge zu tragen (cura laxitatis). Sonst kann ein weiträumiges Haus durchaus Schande (dedecus) bringen, besonders dann, wenn es unter einem früheren Besitzer von Menschen erfüllt war, er also eine große Klientel und viele Freunde besaß. Dann könne jemand, der daran vorbeigeht, sagen: welch altehrwürdiges Haus ! Aber wie konnte es nur zu einem so ungleichem Herren herunterkommen.78 An den Bemerkungen Ciceros sind die moralischen Kategorisierungen wie dignitas und decor auffallend. Sie enthielten im Grunde zwei Wertmaßstäbe: generell nicht über ein allgemein akzeptiertes Maß hinaus den Luxus zu steigern und individuell die Gestaltung auf die Leistung des jeweiligen Besitzers abzustimmen.79 Was also Weiträumigkeit bedeutete und wie sie im Detail gestaltet werden sollte, konnte generell nur sehr allgemein beschrieben oder gar quantifiziert werden, im einzelnen aber eigentlich nur im Vergleich zwischen bestimmten Personen. Hier zeichnen sich insgesamt auffallende Widersprüche ab. Denn zum einen besaßen schon einzelne Häuser in Pompeji insgesamt Abmessungen, die etwa die der Königspaläste in Pergamon weit in den Schatten stellten.80 Erinnert sei auch an das Haus des Vedius Pollio in Rom. Auf der anderen Seite hatten sich – wie die Oeci und andere Raumeinheiten belegen – gewisse Normgrößen etabliert, die auch eingehalten wurden. Von der Größe, die auf die politische Bedeutung des Besitzers abgestimmt ist, findet sich kein Hinweis.81 Auch die schon erwähnte Dekorationsweise des zweiten Stils wäre hier noch einmal zu nennen. Die Realität war komplex, da innerhalb des Spektrums an Hausbesitzern aus dem Senat eine unüberschaubare Fülle an Varianten existierte: junge, alte, mit unterschiedlichen Leistungen für die Res Publica und unterschiedli-

78. 79. 80. 81.

Zu diesem Problem: J. Bodel, JRomArch 10, 1997, 8ff. Zu Dignitas: Wiseman (1987) 393. Lauter (Anm. 43). Boldrighini (Anm. 55) 51ff.

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cher Bildung, Aufsteiger, Alteingesessene und andere Qualitäten mehr. Dem jeweiligen Einzelbild hätte ein möglichst passendes bauliches Äquivalent zur Seite stehen müssen. Dabei kam es gewiss zu einer Fülle von Imitationen und damit einer Reihe von klischeehaften Ausprägungen. Erinnert sei nur an das Amaltheum, das Cicero nach dem Vorbild des Atticus nachbaute.82 Dennoch fällt z. B. in Pompeji mehr der Variantenreichtum als die Gleichheit einzelner Bestandteile der Häuser auf. Das dürfte auch für Rom gegolten haben. Das Beispiel des Marmorluxus verdeutlicht wohl am eindringlichsten, wie schwierig es war, den angemessenen Ausgleich zu finden, zugleich aber auch, wo die Triebfeder für eine stete Steigerung lag. Die Überlieferung belegt zunächst, dass die Mitglieder des ordo senatorius zunächst die Konkurrenz vor allem unter ihresgleichen aufnahmen. L. Crassus, Konsul des Jahres 95 v. Chr., besaß als erster in seinem Haus auf dem Palatin (Plin. n.h. 36,7) sechs Säulen aus hymettischen Marmor mit einer Höhe von ca. 3,50 m, die er zuvor als Aedil zum Schmuck einer Bühne hatte aufstellen lassen (Plin. n.h. 17,2). M. Aemilius Lepidus, Konsul im Jahre 78 v. Chr., ließ die Schwellen seines Hauses aus Giallo Antico anfertigen (Plin. n.h. 36,49). Vier Jahre später bestellte L. Lucullus schwarzen Marmor von Melos, ob für sein Haus, berichtet Plinius nicht, ist aber aus dem Zusammenhang wahrscheinlich. Im dritten Viertel des 1. Jhs. v. Chr. gehörten Säulen aus Marmor offenbar zum Standard eines senatorischen Hauses, denn 58 v. Chr. wurden die marmornen Säulen aus dem Anwesen des Cicero abtransportiert (Cic. Pis. 26; dom. 62). Eine letzte Steigerung erreichte M. Aemilius Scaurus (Abb. 5c). Er verwendete die über 11 m langen Säulen aus lukulleischem Marmor, die zuvor in seinem 55 v. Chr. temporär errichteten Theater Aufstellung gefunden hatten, für die Ausstattung seines Atriums (Plin. n.h. 36,5).83 Immerhin übertraf dieses Maß die Säulen in den höchsten korinthischen Atrien in Pompeji bei weitem (Abb. 5b)84 und erreichte fast die Höhe des Innenraums der Marktbasilika in dieser Stadt, kam also in der Tat einem öffentlichen Gebäude gleich. Archäologische Indizien für den Marmorprunk in Häusern sind selten, da die privaten Bauten aus der Zeit der Republik kaum die Zeiten überdauerten. Allerdings weisen die Funde aus dem Schiffswrack von Mahdia auf eine reiche Ausstattung von Häusern mit marmornen Bauteilen.85 Lange Zeit war unklar, ob die Ladung dieses einige Kilometer vor der Küste Tunesiens untergegangenen Schiffes für Rom bestimmt war.86 Dies lässt sich zwar nicht mit Sicherheit feststellen, aber wieder verwendete Kapitelle in der Vorhalle von S.

82. R. Neudecker, Die Skulpturenausstattung römischer Villen in Italien (1988) 9ff. 83. Coarelli (Anm. 58) 178ff.; E. Papi, LTUR II (1995) 26 s. v. Domus: M. Aemilius Scaurus; Gros (2001) 75f. 84. V. M. Strocka, Casa del Labirinto, Häuser in Pompeji 4 (1991) 28ff. Abb. 42f. 85. A. Merlin – L. Poinssot, Karthago 7, 1956, 59ff.; R. Martin – A. Lézine, Karthago 10, 1959, 148ff.; H. von Hesberg – N. Ferchiou, in: Hellenkemper-Salies (Anm. 1) 175ff. 86. Vgl. die Beiträge von H. Hellenkemper in: Hellenkemper-Salies (Anm. 1), 157f.

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Clemente zeigen dieselben Typen,87 belegen also, dass Schiffsladungen wie die von Mahdia Rom erreicht haben.88 Damit aber ergeben sich für die Überlieferung neue Akzente, denn der Marmorprunk war dann von der Wende des 2. zum 1. Jh. v. Chr. an weit verbreitet und stellte keine Ausnahme dar. Wo und wie allerdings die Säulen eingesetzt wurden, privat oder öffentlich, bleibt ungewiss. Denkbar sind verschiedene Möglichkeiten, allerdings legen die verschiedenen Hinweise nahe, mit einer stärkeren Verwendung im privaten Bereich zu rechnen. Das ionische Diagonalkapitell von S. Clemente, das in den Beginn des 1. Jhs. zu datieren ist (Abb. 6a), hätte gut zu einem tetrastylen Atrium gepasst und die Höhe der Säule von 4,5 – 5 m Höhe hätte diejenigen im Hause des Crassus immer noch um die Hälfte übertroffen. Das gilt bei etwas geringeren Abmessungen selbst für das zweite Kapitell in S. Clemente (Abb. 6b). Aus alledem legen die archäologischen Befunde eine Korrektur des Bildes nahe, das die antike Literatur entwirft. Im 1. Jh. v. Chr. bestanden viel mehr Architekturteile in den Häusern Roms aus Marmor, während die Hinweise der römischen Schriftsteller den Eindruck erwecken, als habe es sich um einige spezielle Einzelfälle gehandelt. Dennoch konnte die Verwendung immer wieder als anstößig gelten, ganz offensichtlich vor allem in jenen Fällen, in denen sich ein politischer Amtsträger wie ein Censor oder auch ein Aedil damit übermäßig exponierte. Nur diese Situationen wurden besonders vermerkt. Aufschlussreich für die mediale Qualität waren Ort und Art der Inszenierung der Säulen. Denn nach der antiken Überlieferung setzten im 1. Jh. v. Chr. die Mitglieder des senatorischen ordo Marmor in den Zugangsbereichen ihrer Häuser nur in Rom ein. Für Pompeji oder andere Städte oder auch die Villen Italiens fehlen für vergleichbare Erscheinungen archäologische Zeugnisse oder andere Hinweise.89 Der Zusammenhang mit den Atrien der senatorischen Häuser ist entweder direkt überliefert oder wird indirekt aus der Anzahl der Säulen und ihrer Größe klar. Zum zweiten wurden die Teile vorher regelrecht in Szene gesetzt, d. h. sie waren einem großen Publikum während der Theateraufführungen sichtbar und wurden erst in einem zweiten Schritt in die Privatsphäre der Häuser überführt. Drittens wurde auf diesem Gebiet die Steigerung im Luxus besonders stark empfunden, war also artikuliert worden, während der Luxus mit anderen Gegenständen aus Marmor,

87. R. Krautheimer, Corpus Basilicarum Christianarum Romae I (1937) 117ff. Taf. 19: auf der Südseite des Atriums das mittlere (Diagonalk.) und ganz rechts (Normalk.). Normalkapitell: H. (Mitte) 15; (Volute) 20,5; B. 65,5; D. (Säulenauflager) 43 cm. Diagonalkapitell: H. (Mitte) 19,5; (Volute) 27,5; B. 78,5; D. (Säulenauflager) 46 cm. Beide wohl pentelischer Marmor. Mein Dank gilt Pater Paul von den irischen Dominikanern, M. E. Bertoldi und F. Filippi, die mir ermöglichten, die Kapitelle genauer zu untersuchen. 88. Zum Normalkapitell vgl. Hesberg – Ferchiou (Anm. 85) 185ff. Abb. 6. 7b. 197ff. Abb. 11, zum Diagonalkapitell: Merlin – Poinssot (Anm. 85) 80f. Abb. 8. Vgl. in Delos: J. Chamonard, Le quartier du théatre, Délos VIII 2 (1924) 254 Abb. 121 Taf. 27. Die beiden Kapitelle werden an anderer Stelle ausführlich vorgestellt werden. 89. Dickmann (1999) 170ff.

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etwa Statuen oder Ausstattungsgegenständen, der nun wiederum archäologisch gut fassbar ist, unter den einschlägigen antiken Autoren kaum Beachtung fand.90 Alles spricht also dafür, dass man mit den Säulen in den Häusern das hauptstädtische Publikum beeindrucken wollte, einiges weiterhin, dass es sich um ein allgemeines Bestreben handelte, das Mitglieder aller Stände, die über das notwendige Geld verfügten, vereinte. Entscheidend war also weniger der Marmorprunk an sich, sondern die Konstellation, in der er erschien. Denn die Wahrnehmung des Prunkes geschah speziell unter den Vorzeichen der politischen Konkurrenz. Zur Diffamierung werden entsprechend anstößige Details ins Feld geführt, besonders gut überliefert für L. Crassus, den sein Gegner M. Brutus wegen seines Hauses als Venus Palatina diffamierte, den Prunk folglich als unmännlich erklärte, während ihn sein Amtskollege Gnaeus Domitius heftig tadelte, dass ein Censor so teuer wohne (Plin. n.h. 17,1: tanti habitare). Die Art der Auseinandersetzung gewann unterschiedliche Akzente. Gegenüber Vertretern anderer gesellschaftlicher Gruppen wurde der Prunk mit Marmor pauschal als das Verhalten von Emporkömmlingen abqualifiziert, gegenüber den Standesgenossen wurde sorgfältig die Art des Prunkes präsentiert und registriert, etwa Zahl und Länge der Säulen und die Herkunft des Marmors. Der Blick auf die Objekte war also je nach Voraussetzungen unterschiedlich. Umgekehrt konnte sich ein Mitglied des ordo senatorius, das nach einer politisch führenden Position strebte oder sie innehatte, dem Ausstattungsprunk nicht einfach entziehen. Cicero hatte etwa in seiner 55 v. Chr. gehaltenen Tirade gegen Lucius Piso (Pis. 67) Mühe, jenem die Verschwendungssucht, die er ihm vorwarf, auch zu belegen. Es gäbe nämlich eine luxuria, die eines Alteingesessenen und Freien angemessen ist und zu der er verpflichtet sei (ingenuo ac libero dignior). Nichts aber sei bei jenem erlesen, herausragend und ausgewählt (lautum, elegans, exquisitum). Er verfüge beispielsweise über kein Silbergeschirr, sondern nur über Tonware. Dieser Hausstand vermittelte also bei Standesgenossen die Vorstellung von Unkultur. Die politische Dimension macht die Überlieferung zu Q. Aelius Tubero deutlich, der zu Ehren seines Onkels Scipio Aemilianus ein Festmahl für das römische Volk ausrichtete, wobei die Liegen nur mit Ziegenfell bedeckt waren und das Geschirr aus Terrakotta bestand, und der in den folgenden Wahlen für das Amt des Praetors unterlag.91 Cornelius Nepos schildert mit deutlich positiver Wendung einige Eigenschaften des Hauses des Titus Pomponius Atticus auf dem Quirinal (13, 1-3).92 Es war alter Familienbesitz, an dem er kaum etwas änderte, und das Anwesen verfügte vor allem über einen wunderbaren Park, der alle anderen Defi-

90. Vgl. etwa die Ausstattung der Villa von Fianello Sabino mit Marmorskulpturen, die Ch. Vorster, Die Skulpturen von Fianello Sabino, Palilia 5 (1998) erschlossen hat. 91. Cic. Mur. 36,75; Val. Max. 7,5; Sen. ep. 95,72f.; J. D’Arms, in: M. Cima – E. La Rocca, Horti Romani, Koll. Rom (1998) 35f. 92. Vgl. Plut. Luc. 39.

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zite ausglich. In seiner Ausstattung zeigte es mehr Geschmack als Aufwand (plus salis quam sumptus). Vielleicht darf man die Schilderung des Hauses des Hortensius93 auf dem Palatin, in dem später Augustus wohnte, ähnlich verstehen, das weder an Größe noch Ausstattung (Suet., Aug. 78,1: neque laxitate neque cultu) herausragte, und nur über kurze Säulenreihen aus einfachem Peperin (porticus breves Albanarum columnarum) und einfache Räume ohne Marmorschmuck und kostbare Fußböden verfügte. Die archäologisch fassbaren Überreste bestätigen diese Beschreibung übrigens in keiner Hinsicht, weswegen allgemein angenommen wird, dass der Bau durch die Substruktionen des Apollontempels zerstört sei.94 Die Kargheit des Hortensius wurde vielleicht ebenfalls durch guten Geschmack kompensiert, vielleicht aber auch im nachhinein stilisiert, um die Zurückhaltung des Augustus nur noch größer erscheinen zu lassen. Der Ort für die Konkurrenz mit den Marmorsäulen war gut gewählt. Die Atrien bildeten traditionell den Ort des Hauses, an dem sich die Hausherren nach außen wandten. Die Entstehung der Atrien als Bauform ist umstritten, hier aber ohne Belang.95 In jedem Fall war in den aufwendigeren Häusern durch die verschiedenen Möglichkeiten architektonischer Gestaltung eine Konzentration auf Impluvium und die Lichtöffnung im Dach erzielt worden, die zusammen mit der umlaufenden Reihe von Zugängen zu anderen Räumlichkeiten diesem Bereich eine Schlüsselfunktion zumaß (Abb. 5. 7). Sie wurde noch dadurch gesteigert, dass ein Besucher von der Straße nicht unmittelbar in das Atrium gelangte, sondern dazu erst einen Gang passieren musste. Die Besucher wurden also auf diese Weise in einen separierten Bereich geführt, der auf die Person des Hausherrn ausgerichtet war.96 Ein derartiges Bild evoziert Livius (5,41,2) in der Beschreibung der Eroberung Roms durch die Gallier. Die Senatoren saßen in ihren Atrien und gewannen durch Kleidung und Haltung eine geradezu übermenschliche Wirkung. Eine derartige Situation kann man sich in den großen Atrien gut vorstellen, wobei durch die architektonischen Elemente wie den Lichteinfall, die Säulen, die Ausstattungsteile und die symmetrische Komposition die Ausrichtung auf den Hausherrn gesteigert werden konnte. Dass die Form des großen Innenraumes die größte Bedeutung für Stadthäuser besaß, wird daran deutlich, dass Atrien in Villen in der Regel einfacher gestaltet wurden. So fehlen Doppelatrien und solche mit großen Säulen.97

93. Nach E. Papi der Praetor von 45 v. Chr., LTUR II (1995) 116 s. v. Domus: Q. Hortensius. 94. P. Pensabene, RM 104, 1997, 149ff. 95. Clarke (1991) 2ff.; Förtsch (1993) 30ff. Taf. 1f.; A. Wallace-Hadrill, in: R. Laurence – A. Wallace-Hadrill (Hgg.), Domestic Space in the Roman World: Pompeii and Beyond (1997) 236ff.; Dickmann (1999) 49ff.; E. Winsor Leach, in: Bon – Jones (Anm. 65), 50ff. 96. Clarke (1991) 4ff. Abb. 2. 97. Villa dei Misteri: Maiuri (Anm. 56) 42ff. Abb. 11 (tuskanisch); Villa von Sette Finestre: A. Carandini (Hg.), Settefinestre, Una villa schiavistica nell’Etruria Romana (1985) 16ff. 34ff. Abb. 55. 134. 138 (tuskanisch); Wallace-Hadrill (1988) 88ff.

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Zum Schmuck der Atrien gehörte von alters her die Galerie der Ahnenbildnisse, die auf die große Tradition der Familie des Hausbesitzers verwiesen. Allerdings wissen wir nicht, wie sie dort präsentiert wurden.98 Der Ruhm der Familie bestand zudem in den militärischen Leistungen, weswegen Beutewaffen oder Bilder der Schlachtenereignisse im Atrium ausgestellt werden konnten.99 Schließlich kamen verschiedene Möglichkeiten von Ehrungen hinzu, etwa Statuen und Bildnisse, die mit Inschriften verbunden waren.100 Alle Bilder wurden im Eingangsbereich zur Schau gestellt, aber in keinem Fall ist ein solches Ensemble archäologisch wirklich greifbar.101 Diese Art der Präsentation war so erfolgreich, dass sie in Häusern anderer sozialer Gruppen nachgeahmt wurde.102 Generell aber können diese Zeichen zumindest in ihrer Gesamtheit wiederum nicht als ein verbindliches Element der Ausstattung aller senatorischer Häuser gelten, denn es gab unter ihnen viele Homines Novi. Ob sie sich in dieser Situation einen fiktiven Stammbaum in Gestalt einer Ahnengalerie zulegten, bleibt zu bezweifeln, denn das hätte ebenso gut wiederum den Spott der Standesgenossen und der Gesellschaft beschwören können.103 Die Atria gewannen also spätestens im 1. Jh. v. Chr. den Charakter eines häuslichen Forums, in dem die Ehrungen der Familie des Hausherrn zur Schau gestellt waren.104 Vor diesem Hintergrund lag es nahe, dass der Raum selbst immer prachtvoller in der Art eines öffentlichen Platzes mit hohen Säulen ausgestaltet wurde. Zudem kam als weiteres Element hinzu, sich als Herr von vielen Räumen zu zeigen, denn gerade im Atrium wird auf vielfältige Weise durch symmetrisch angelegte Reihen von Türen, die oft nur zu sehr kleinen Räumen führen, oder auch durch die Angabe von Scheinfassaden, die auf Obergeschosse verweisen, die Vorstellung einer Fülle unterschiedlicher Räumlichkeiten erzeugt (Abb. 5a. b. 7).105 H. Drerup hat seinerzeit in einem brillanten Aufsatz die ästhetische Bedeutung dieser Raumstrukturen aufge98. H. Drerup, RM 88, 1981, 108f.; G. Lahusen, Schriftquellen zum römischen Bildnis I (1984) 101ff. 128ff. Hales (Anm. 75), 47ff. 99. Vgl. E. Polito, Fulgentibus Armis – Introduzione all studio dei fregi d’armi antichi (1998) 26f. Vgl. auch die Casa del Poeta tragico, N. Woods, The House of the Tragic Poet (1996) 24ff. 100. S. hier den Beitrag von W. Eck. 101. Maiuri (Anm. 56) 197ff. Abb. 83f. 102. Vgl. in Pompeji die Herme im Haus des Caecilius Iucundus (V, 1,10): A. De Franciscis, Il ritratto Romano a Pompei (1951) 31ff. Abb. 17ff.; R. Bonifacio, Ritratti Romani da Pompei (1997) 92ff. Nr. 36 Taf. 29. 103. So klingt es bei Sen. benef. 3,28,2 an, wenn er davon spricht, dass in die Ahnenlisten an kritischen Punkten der Name eines Gottes eingefügt wurde. Vgl. etwa auch die Schilderung des Eingangs zum Haus des Trimalchio, in dem der Aufstieg des Hausherrn gleichsam als Ersatz für einen Cursus Honorum wiedergegeben ist, Petr. sat. 28ff. 104. Plin. n.h. 34,17 (in den Atrien ehrten die Klienten ihre Patrone). Dazu W. Eck, in: H.J. Schalles – H. v. Hesberg – P. Zanker (Hgg.), Die römische Stadt im 2. Jh. n. Chr., Der Funktionswandel des öffentlichen Raumes, Koll. Xanten (1992) 359ff.; Dickmann (1999) 114ff.; Hales (Anm. 75) 55ff. 105. Dickmann (1999) 69ff.

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zeigt.106 In der axialen Ausrichtung des Raumerlebnisses in der Eingangssituation römischer Atriumhäuser handelt es sich wohl weniger um eine ästhetische Kategorie, sondern eine damit inhärent verbundene Gliederung des Raumes und damit verbunden eine Handlungsanweisung, in der die Vorgänge diesen Raumparametern entsprechend verteilt und geregelt werden können. Wenn die Regeln sich wandeln, wandeln sich auch die Raumparameter und damit die äußere Gestalt des Atriums. Meist werden dabei die Säulen überflüssig gewesen sein, denn die Dachkonstruktion oberhalb der Impluvien hätte auch ohne die Abstützung von Säulen gehalten, wie die einschlägigen Beispiele tuskanischer Atrien in den Vesuvstädten belegen (Abb. 5a). Die Säulen wurden also regelrecht zur Schau gestellt. In den sog. tetrastylen Atrien, bei denen in jeder Ecke eine einzelne Säule stand, wurde das Bauelement als kostbares Einzelstück vorgeführt, und folglich sind sie – wie im Haus des Scaurus (Abb. 5c) – besonders hoch. In den sog. korinthischen Atrien, in denen eine größere Anzahl von Säulen um das Atrium aufgestellt sein konnte, überwog hingegen der Eindruck der Menge, wie die Überlieferung zum Haus des Crassus nahelegt.107 Meist waren die Säulen dann nicht so hoch wie in den tetrastylen Atrien. Das Anstößige lag bei der Ausstattung der Atrien in den Häusern der Senatoren in Rom darin, dass nun zu allem Überfluss mit den Säulen Teile in Marmor eingeführt wurden, die nach etablierter Konvention nur in der Öffentlichkeit ihren Platz haben durften.108 Auch wenn in diesem Bereich der Hausherr mit seiner Klientel und seinem Publikum in einen Dialog trat, blieb der Ort sein privater Besitz. Wenn L. Crassus also offenbar als erster an diesem Ort derart plakative Zeichen der Kommunikation wählte, überschritt er eine Grenze des Erlaubten und erregte den Zorn seiner Standesgenossen. Ganz offensichtlich aber wählten die Hausherren entgegen den Konventionen Marmor, um einem großen Publikum in plakativer Weise Eindruck zu machen. Der Zusammenhang zwischen Prunk und Größe des Publikums wurde dabei durchaus wahrgenommen, denn Plinius (n.h. 36,115) stellt im Rückblick fest, dass das Theater des Scaurus auf 80 000 Menschen berechnet war, angesichts der Dimensionen des Pompejustheaters, das 40 000 Personen fassen konnte, eine ungeheure Größe. Scaurus legte es darauf an, ein möglichst großes Publikum zu erreichen und dazu war ein entsprechender Aufwand notwendig. Scaurus bestimmte lediglich die größten Säulen aus der Ausstattung seines temporären Theaters für sein Haus in Rom (Abb. 5c), während die übrigen 106. H. Drerup, RM 66, 1959, 147ff. Taf. 39–43. 107. Vitr. 6,3,1f. Zur isolierten Aufstellung von Säulen als Ausdrucks- und Wertelement: H. von Hesberg, in: P. Zanker (Hg.), Hellenismus in Mittelitalien, Koll. Göttingen, II (1976) 443ff. Insofern konnte man die Säulen in dieser Zeit auch als Luxusgegenstand besteuern: A. von Premerstein, RE IV (1901) Sp. 603 s. v. columnarium. 108. Zum Problem von Öffentlich und Privat: Wallace-Hadrill (1988) 54ff. 64ff. (Bedeutung der Säulen). Vgl. die bekannte Äußerung bei Cic. Mur. 76: odit populus Romanus privatam luxuriam, publicam magnificentiam diligit; H. von Hesberg (Anm. 75) 185f.

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Ausstattungsteile in seine Villa bei Tusculum (Plin. n.h. 36,115) gebracht wurden. Sie wurden auf einen Wert von 30 Millionen Sesterzen geschätzt, also noch einmal doppelt so viel wie sein Stadthaus, waren also nicht bloß dekorative Elemente. Für die Triclinien und die Bereiche, in denen die Mitglieder des Senats mit ihresgleichen Austausch pflegten, wurden im Innern der Häuser andere Mittel der Selbstdarstellung bevorzugt. In keinem Fall hören wir von einem der Senatoren, dass die Räumlichkeiten in den reinen Privatbereichen ihrer stadtrömischen Häuser mit Marmor ausgestattet wurden. Bezeichnenderweise gehörte Mamurra, von dem berichtet wird, dass er in den Jahren nach 55 v. Chr. als erster Räume seines Hauses auf dem Caelius mit Marmorplatten verkleiden ließ, dem römischen Ritterstand an (Plin. n.h. 36,48). Die Ausstattung des Atriums verführte offenbar dazu, bestimmte Standards zu steigern, um politischen Erfolg zu haben. Er war dadurch aber nicht garantiert. Obwohl Marcus Aemilius Scaurus verschwenderisch ausgestattete Spiele gegeben hatte109 und in das Atrium des von ihm erworbenen Hauses des Gnaeus Octavius die riesigen Marmorsäulen setzen ließ, wurde er nicht in die höchsten Ämter gewählt. Immerhin verkaufte er bald darauf 52 v. Chr. das Haus für den ungeheuren Preis von fast 15 Millionen Sesterzen an Clodius (Plin. n.h. 36,103).110 Der Bau hatte also eine Wirkung als unübertroffen reich und extravagant erhalten, so dass jener Preis gerechtfertigt schien. Die Ausstattung der Domus war in der Mobilisierung politisch wirksamer Medien trotz allem nur ein Faktor unter vielen. Alle Senatoren bewegten sich in der Zeit der späten Republik auf verschiedenen Feldern des öffentlichen Lebens in Rom und mussten dabei ein Regelwerk an zulässigen Formen und Konventionen einhalten. Je mehr sie im Zentrum der Öffentlichkeit standen und um politische Führungspositionen kämpften, umso mehr schärfte sich neben anderen Bereichen auch der Blick auf ihr Haus und dessen Einrichtung, je schneller konnten sie die Konventionen übertreten und umso deutlicher konnte ihrem Publikum die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit werden. Dies wiederum war gewiss in anderen Bereichen zu kompensieren und es lässt sich schwer absehen, welchen Stellenwert das Haus in dem Gesamtspektrum an Formen der Selbstdarstellung besaß.111 Die politischen Umgangsformen veränderten sich grundlegend mit der Kaiserzeit. Plinius d. Ä. verkündete mit einer gewissen Selbstgerechtigkeit, dass es zu seiner Zeit den übertriebenen Luxus der hohen Marmorsäulen gar nicht mehr gab (36, 8: haec atque quae secuntur meliores esse nos probabunt. Quis enim hodie tantarum columnarum atrium habet?).112 In der Tat belegen die 109. Cic. off. 2,57. Plin. n.h. 8,64 (150 Leoparden). 96 (Nilpferd und 5 Krokodile in einem Euripus); 9,11 (Knochen vom Seedrachen, der Andromeda bewacht hatte); 34, 36 (Theater mit 3000 Bildwerken); 36, 50 (Marmorverkleidung der Bühne). 114 (Ausstattung und Größe des Theaters). 110. Gros (2001) 74. 111. Dazu ausführlich Cic. off. 2,52ff. 112. Schon Hor. od. 3,1,45ff. formulierte aus anderen Motiven eine Gegenposition.

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allgemeinen Veränderungen römischer Wohnkultur einen deutlichen Wandel. Die politische Dimension der Häuser, also die prachtvolle Eingangssituation in den Atrien, wird zurückgenommen zugunsten einer reicheren Ausgestaltung des Inneren.113 Das zeigt sich wiederum sehr deutlich in Pompeji, aber auch in allen Städten des römischen Reiches.114 Es änderte sich die Art des Aufwandes, nicht der Aufwand selbst, was wiederum Plinius bezeugt. Denn ausgehend von dem schon erwähnten Haus des M. Aemilius Lepidus, das einst als das schönste Haus in Rom angesehen wurde und 35 Jahre später nicht einmal mehr den hundertsten Platz erreichte (Plin. n.h. 36,109), stellt er fest, dass auch jene hundert in der Folge bis auf seine Zeit von unzähligen anderen (innumerabilibus aliis) übertroffen wurden.115 Für diesen Prozess der Introversion der römischen Domus spricht eine Fülle weiterer Indizien.116 Die entsprechenden Vorgänge hat für Pompeji J.-A. Dickmann sorgfältig analysiert. Dabei wurde zugleich deutlich, dass in einem Haus der mediale Apparat auf derart vielschichtige Veränderungen komplex reagiert. Im Grund müssten also die einzelnen Bestandteile getrennt und als aufeinander bezogenes System betrachtet werden. Die Betrachtung allein des Atriums ist vor allem durch die gute Überlieferung und die herausragende Bedeutung dieses Raumes innerhalb der Anwesen bedingt. Die Veränderungen hat J.-A. Dickmann aus Veränderungen in der Struktur der Klientel abgeleitet.117 Es ging den Senatoren seit der frühen Kaiserzeit zunehmend weniger darum, alle Gruppen der Bevölkerung einzubeziehen und für sich zu gewinnen wie noch in der Zeit der Republik. Seneca (benef. 6,34,2) gibt von den früheren Zuständen in der Rückschau ein lebendiges Bild, wenn er etwa hervorhebt, dass die Schar der Klienten schon wegen der Menge nach Rängen gegliedert werden musste und die einzelnen Gruppen entsprechend unterschiedlich bei den Empfängen behandelt wurden. Angeblich hätten damit C. Gracchus und jener Livius Drusus begonnen, der hier wegen seines von allen einsehbaren Hauses Erwähnung fand. Aus Pompeji könnte man die Häuser mit zwei Atrien nennen, die dem Hausherren viel Platz und Möglichkeiten in der Gestaltung der Empfänge boten, etwa Freunde »ersten« von solchen »zweiten« Ranges zu trennen (Abb. 2a. 3a).118 Durch die veränderten politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ergaben sich neue Verbindun113. Dickmann (1999) 299ff. 114. Beispiele: Häuser von Italica, A. Garcia y Bellido, Colonia Aelia Augusta Italica (1960) 81ff. Plan; L. Roldán Gómez, Técnicas constructivas Romanas en Italica (1993) 179ff; C. Liedtke, in: Hoepfner (Anm. 10) I 681ff.; M. A. Alexander – M. Ennaifer, Thysdrus (El Djem), Corpus des Mosaiques de Tunisie III (1996) 1ff.; Zusammenfassend: Gros (2001) 136ff. 115. Es ist nicht leicht absehbar, woran der Wert gemessen wurde. Am reinen Verkaufspreis wohl kaum, denn der Preis für das Haus des Scaurus (o. Anm. 110) scheint später nicht übertroffen worden zu sein. Vgl. auch Tac. ann. 3,55,2, die führenden Familien hätten sich mit dem für ihre Häuser betriebenen Aufwand ruiniert, Wallace-Hadrill (1988) 46. 116. Dickmann (1999) 299ff. 370f. 117. Dickmann (1999) 372f. 118. So Seneca in der genannten Passage. Dickmann (1999) 52ff.

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gen, die mehr auf persönlichen Bindungen beruhten. Der Prozess bedeutete dabei nicht Ausschluss der Öffentlichkeit oder das Ende des Klientelwesens, sondern ein neues Grundverständnis ihrer Funktion. Häuser verloren ihre politische Dimension als Ort der Demonstration des Status des Hausherrn und das Otium gewann stattdessen an Bedeutung. Wir müssen etwa wie in Pompeji mit Gärten und reichen Brunnenanlagen rechnen, auch wenn uns in Rom meist nur noch die Bleirohre der Zuleitungen erhalten sind und damit lediglich die Lage der Baulichkeiten und deren stete Versorgung mit Wasser verraten.119 Eingangssituationen wurden nun anders gestaltet. Dort schuf man etwa mit Wasseranlagen oder anderen Annehmlichkeiten einen Übergang in das Innere des Hauses, der so etwas wie einen Vorgeschmack auf den Garten bot, während zuvor stärker die Trennung der verschiedenen Bereiche betont worden war.120 Eine offene Frage ist, wie die Vorgänge der Introversion im einzelnen zu erklären sind, ob sie etwa vom Vorbild der Villen beeinflusst wurden121 oder ob sie nicht vielmehr mit einem allgemeinen Wandel zusammen gingen, der in hohem Maße auch von Häusern prominenter Senatoren in Rom geprägt sein konnte. Die Prototypen der neuen Verhaltensweise hatten sich schon in der Zeit der Republik ausgeprägt, denn ein Atticus, der dem politischen Leben fernstand, verzichtete auf ein Atrium mit Marmorsäulen und war stattdessen für seinen exklusiven Garten berühmt.122 Wenn überdies wirklich die Veränderung nach J.-A. Dickmann mit einer neuen Organisation der Klientel zusammenhing, dann müssten sich diese Vorgänge ebenfalls zuerst in den Häusern der Senatoren in Rom ergeben haben, denn dort fanden die veränderten Verhältnisse zuerst ihren Niederschlag. Mit den allgemeinen Veränderungen des politischen Lebens im frühen Prinzipat mussten derartige Formen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Wandel zu einer neuen Bedeutung der Häuser zeichnete sich selbst bei scheinbar nebensächlichen Erscheinungen ab. Plinius (n.h. 35,6-7) rühmte die Atrien in den Häusern der Vorfahren (maiores). Dort waren die einfachen Wachsbilder der Vorfahren – d. h. weder von einem bedeutenden Künstler geformt noch in einem kostbaren Material verfertigt – in Schränken aufgestellt worden, damit sie bei den Leichenbegängnissen mitgeführt werden konnten. Bei ihnen waren Stammbäume (stemmata) angebracht, welche die Verbindun119. Gärten hatte es schon in den Häusern des 2. Jh. v. Chr. gegeben, P. Grimal, Les jardins Romains2 (1969) 107ff.; Pesando (1997) 249ff., nur änderte sich jetzt mit der Kaiserzeit deren Ausgestaltung, Dickmann (1999) 347ff., und betonte die kontemplativen Aspekte im Naturerlebnis. 120. Dickmann (1999) 370f. Im Atrium sind nun zunehmend Elemente der Gärten präsent. Ob diese Formen wirklich von den Villen abhängig sind, oder ob sich dahinter nicht vielmehr ein tiefgreifender genereller Wandel verbirgt, bleibt an dieser Stelle ohne Belang. Diese Formen werden in der späteren Zeit weiter ausgestaltet, vgl. z. B. den Eingang mit Brunnen eines Hauses auf dem Celio, A. M. Colini, Storia e topografia del Celio nell’Antichità, MemPontAcc 7 (1944) 175 Abb. 136. 121. Dickmann (1999) 170ff. 348ff. 122. Siehe oben Anm. 60 u. 92.

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gen der Familien untereinander anzeigten. Die alten Bilder werden in ihrer Wirkung auch von seinem Neffen Plinius d. J. (ep. 5,17) beschworen. Die daran geknüpften Erwartungen stehen aber nun unter einem neuen Vorzeichen. Calpurnius Piso hatte sich den Bildern der Ahnen in seinem Hause mit einer gelehrten Abhandlung unter dem Titel »Versetzungen unter die Gestirne« würdig gezeigt. Das hätte man 200 Jahre früher wohl ganz anders bewertet, da der Schrift jeder Bezug auf politische oder militärische Leistungen für die Res Publica fehlt. Die Bilder der Angehörigen enthalten nun in dem neuen Ambiente keine Normen mehr, sondern erwecken Gefühle, wie etwa im Fall jenes M. Regulus Aquilius, der eine Unmenge an Bildern seines früh verstorbenen Sohnes verfertigen ließ. Da einige von ihnen auch aus Wachs und andere aus Elfenbein bestanden, wurden sie wohl im Haus aufgestellt (Plin. ep. 4,7,2). Es handelte sich aber nicht um einen ruhmreichen Ahnen, sondern um einen lieben Angehörigen. Von Regulus berichtet Plinius in einem anderen Brief, jener lebe in seinem Haus jenseits des Tibers und das Flussufer sei mit seinen Statuen geschmückt (statuis suis, 4,2,5). Dabei ist nicht klar, ob damit Porträtbilder des Hausherren gemeint sind. Wenn dies der Fall sein sollte, wäre auch dadurch das Haus ganz auf den Hausherrn selbst bezogen, nicht auf die Tradition seiner Familie. Die Situation der frühen und mittleren Kaiserzeit kennzeichnet auch das Fehlen einer politisch gefärbten Polemik um die Ausstattung von Häusern. Plinius macht sich über jenen Regulus in seinem Übermaß an Trauer ein wenig lustig, aber es geht ihm der aggressive Ton ab.123 Gleiches gilt für Martial. Die Konkurrenz mit den Häusern hatte sich folglich verlagert, da die Häuser mit ihren Atrien nicht mehr einen Schauplatz der politischen Selbstdarstellung abgaben. Vielmehr wurde die eigene Person stärker durch andere standesgemäße Tätigkeiten definiert, z. B. auf literarischem Gebiet, Bereichen, in denen man sich weiterhin in Konkurrenz sah.124 Der Ort, die literarischen Werke zu präsentieren, war traditionell das Triclinium oder der Garten. Auf sie konzentrierte sich folglich das Augenmerk bei der Gestaltung der Häuser. Die Domus Aurea des Nero bildete dafür ein übersteigertes Beispiel.125 Außerdem konnte aber auch Abgeschiedenheit und Konzentration im intellektuellen Schaffen durch neuartige Formen des Rückzugs zelebriert werden. Auf diese Weise entstand etwa die Villa in der Villa, wofür als das berühmteste Beispiel das Teatro Marittimo in der Villa Hadriana bei Tivoli an-

123. Vgl. auch Plin. ep. 1,3,1–2. 124. Vgl. hier die Beiträge von R. Nauta und von O. Salomies. 125. M. Bergmann, Der Koloss Neros, die Domus Aurea und der Mentalitätswandel im Rom der frühen Kaiserzeit, 13. TriererWPr (1994) 18ff.; A. Cassatella – S. Panella – L. Fabbrini, LTUR II (1995) 49ff. s. v. Domus Aurea; zuletzt die Beiträge von H. von Hesberg u. H. Manderscheid, in: A. Hoffmann – U. Wulf (Hgg.), Die Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom (2004) 59ff.

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gesehen werden kann.126 Die Verlagerung auf den Bereich des Otium nahm der Diskussion um die moralischen Qualitäten der Häuser die Schärfe. Die Gestaltung der senatorischen Domus ist folglich weniger als Ausdruck einer rigiden Umsetzung standesgemäß festgelegten Wohnens zu verstehen. Vielmehr ist sie – besonders in der Zeit der Republik – Ausdruck politischer Aktivität. Die Art der politischen Aktivitäten ist vor allem von den Zeitumständen abhängig. Erst in dem jeweiligen Umfeld ist sie Ausdruck der Interessen und damit indirekt des Standes ihres Besitzers. Die primären Erwartungen, welche die Mitglieder des Senats mit ihren Häusern verknüpften, gewannen im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Reputation und politischer Betätigung jeweils eine andere Ausrichtung. Für die Zeit der Spätantike käme eine neue Variante hinzu, denn das Haus wird zum Ort, an dem Rangordnung in prunkvollen Empfängen und Gelagen zelebriert wird. Die Phase ist als einzige für Rom vergleichsweise reich dokumentiert, blieb aber hier aus Zeitmangel unberücksichtigt.127 Durch die Veränderungen der Ansprüche an das Haus verlagerten sich Gewichtungen im Medienapparat, nicht aber nur punktuell bei einzelnen Bestandteilen, sondern insgesamt als System. Die verschiedenen Aspekte hängen untereinander zusammen und der Wandel in Prunk und Ausstattung der Atrien lässt etwa darauf schließen, dass das Publikum in anderer Weise beeinflusst werden sollte, zugleich aber auch, dass der Umgang zwischen Hausherrn und seinen Gästen sich anders gestaltete als in späterer Zeit. Es änderte sich mit der Gestaltung die Art der Performanz und des Blickes auf das Ambiente. Gärten und reiche Aufenthaltsräume, auf denen später das Schwergewicht lag, luden zu anderen Verhaltensweisen und einer anderen Wahrnehmung von Welt ein. Damit aber veränderte sich auch senatorische Domus selbst. In der Situation, in der das Mitglied des ordo senatorius Macht auf der politischen Bühne der Res Publica erkämpfen musste, wird er dazu in seinem Haus andere Mittel einsetzen als in einer Situation, in der der Zugang zur Macht sich auf einen Kampf um Rangstufen unter seinen Standesgenossen und um die Gunst des Kaiser konzentrierte. Zu keiner Zeit aber gab es eine fixierte Norm, wie ein solches Haus auszusehen hatte. Immer wieder war der Hausherr gefordert, die Qualitäten, die sein Haus besaß, angemessen zu nutzen oder anders unter unser Perspektive ausgedrückt, den medialen Apparat mit Leben zu erfüllen. Insofern machte – die Worte Ciceros aufgreifend – in der Tat der Herr das Haus aus und nicht das Haus den Herrn.

126. Ähnliche Erscheinungen in Domus sind mir allerdings nicht bekannt. 127. F. Guidobaldi u. a., in: Aurea Roma – dalla città pagana alla città cristiana, Ausst. Rom (2000) 134ff.; I. Baldini Lippolis, La Domus Tardoantica – Forme e rappresentazioni dello spazio domestico nelle città del Mediterraneo (2001) 29ff.; B. Borg – Ch. Witschel, in: G. Alföldy – S. Panciera (Hgg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt (2001) 113ff.; C. Salvetti, BullCom 103, 2002, 67ff.; J. Hillner, JRS 93, 2003, 129ff.

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Bibliographie: J. R. Clarke, The Houses of Roman Italy 100 B.C. – A.D. 250 – Ritual, Space and Decoration (1991) J.-A. Dickmann, Domus frequentata – Anspruchsvolles Wohnen im pompejanischen Stadthaus (1999) R. Förtsch, Archäologischer Kommentar zu den Villenbriefen des jüngeren Plinius (1993) P. Gros, Maisons, palais, villas et tombeaux – L’ architecture Romaine 2 (2001) R. Laurence, Roman Pompeii – Space and Society (1996) F. Pesando, Domus – edilizia privata e società pompeiana fra III e I secolo a. C. (1997) T. P. Wiseman, The Public Image of Aristocratic and Imperial Houses, in L’ Urbs – Espace urbain et histoire, Koll. Rom 1985 (1987) 393ff. A. Wallace-Hadrill, The Social Structure of the Roman House, PBSR 56, 1988, 43ff. A. Wallace-Hadrill, Houses and Society in Pompeii and Herculaneum (1994)

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Abb. 1: Numantia, Lager des Scipio bei Pena Redonda, Tribunenhäuser Nach A. Schulten, Die Lager des Scipio, Numantia III (1927) Pl. 20

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Abb. 2: Große Atriumhäuser in Pompeji und Rom: a. Pompeji, Casa del Fauno und Casa del Labirinto; b. Häuser auf dem Oppius, nach der severischen Forma Urbis Romae Nach E. Rodriguez–Almeida, in: L’ Urbs; Koll. Rom 1985 (1987) 422 Abb. 1

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Abb. 3: Fassaden von Häusern in Pompeji und Herculaneum: a. Casa del Fauno; b. Casa di Diadumeni; c. Hausfassaden in Pompeji, IX 12, 1–3 a. A. Hoffmann, in: Akten des 13. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie, Berlin 1988 (1990) 490 Abb. 1; b. H. Lauter, in: Neue Forschungen in Pompeji (1975)152 Abb. 137; c. V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi II (1953) 823

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Abb. 4: Pompeji, Casa II 5,4, Eingang mit Eichenkranz und Lorbeerbäumen Spinazzola, Pompei alla luce I 134 Abb. 157

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Abb. 5: Atriumhäuser aus der Zeit der Republik: a. Herculaneum, Casa Sannitica; b. Pompeji, Casa delle Nozze d’Argento; c. Rom, Haus des Aemilius Scaurus a. nach A. Maiuri, Ercolano (1958) 198 Abb. 152 Taf. 18; b. nach A. Mau, RM 8,1893, 36f.; c. nach F. Coarelli, Munus non ingratum.

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Abb. 6 a und b

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Abb. 7: Atrium der Casa delle Nozze d’Argento Rek. Thomas Dürr

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ÖRTLICHE SCHWERPUNKTE DER MEDIALEN REPRÄSENTATION RÖMISCHER SENATOREN: HEIMATLICHE VERWURZELUNG, DOMIZIL IN ROM, VERFLECHTUNGEN IM REICH GÉZA ALFÖLDY

Vorwort In seinem Plan des Corpus Inscriptionum Latinarum, den Theodor Mommsen im Jahre 1847 der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften vorlegte, meinte er angesichts der Anordnung des Materials u. a., dass »für die Inschriften der höheren Staatsbeamten der Fundort verhältnismäßig gleichgültig« sei: Sie gehören zu den Denkmälern »eines Staats, und was diesen Staat betrifft, gehört zusammen, mag es auch an noch so fernen Punkten gefunden sein«. Deshalb hatte Mommsen vor, die Inschriften der Senatoren und Ritter nicht topographisch, sondern »systematisch« zu ordnen.1 Im CIL rückte er von diesem Ordnungsprinzip – glücklicherweise, müssen wir sagen – dennoch ab. Die epigraphischen Denkmäler der hohen Staatsdiener gehören zwar thematisch zusammen. Ihre räumliche Verteilung spiegelt jedoch historische Begebenheiten wider, die Aufmerksamkeit verdienen. Die Aufgabe dieses Beitrags liegt in einem Überblick über die »örtlichen Schwerpunkte« der Repräsentation römischer Senatoren vornehmlich während der Hohen Kaiserzeit durch jene Monumente, die der Verherrlichung einzelner Senatoren und ihrer Familien dienten. Es handelt sich vor allem um die Monumente, die entweder von Mitgliedern des Senatorenstandes selbst gesetzt oder diesen von anderen dediziert wurden, um ihren Rang und Ruhm zu verewigen. Berücksichtigt werden auch die für ihr Heil errichteten Weihedenkmäler, außerdem jene Inschriften, in denen hohe Amtsträger, vor allem Provinzstatthalter, als diejenigen Personen erwähnt werden, die öffentliche Vorhaben, z. B. Bauarbeiten, veranlassten, beaufsichtigten oder mit einem feierlichen Einweihungsakt zu Ende führten.

1. Th. Mommsen, in: A. Harnack, Geschichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900, II 528, siehe auch in: Th. Mommsen, Tagebuch der französisch-italienischen Reise 1844 / 1845, hrsg. von G. und B. Walser, Bern – Frankfurt/M. 1976, 232 f. – Frau Dr. Francisca Feraudi-Gruénais und Herrn Henning Wirth (beide Heidelberg) danke ich für hilfreiche Bemerkungen.

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Die Auswahl der Orte für die mediale Repräsentation der Senatoren wurde von folgenden Faktoren bestimmt: 1. heimatliche Bindung, 2. Domizil in Rom, 3. private Verflechtungen in anderen Teilen des Reiches, 4. Beziehungen im Imperium aufgrund der amtlichen Tätigkeit. Die räumliche Verbreitung der epigraphischen Hinterlassenschaft der Mitglieder des römischen Senatorenstandes wird nach diesen Kriterien gegliedert untersucht.

Bindung an die patria In ihren Heimatstädten waren die Senatoren und ihre Familien dank ihrer Monumente wohl regelmäßig präsent.2 Sie selbst traten dort mit Vorliebe als gute Patrioten und als finanzkräftige Euergeten in Erscheinung, die sich für die Entwicklung der Heimatgemeinde in einer besonderen Weise einsetzten und so nicht nur für das Wohl der Mitbürger sorgten, sondern auch ihren Reichtum und somit ihren hohen sozialen Status zur Schau stellten. Um ihre Verbundenheit mit der Heimatstadt zu demonstrieren, stifteten sie dort nicht selten öffentliche Bauwerke, z. B. die beiden Minicii Natales die Thermen in Barcino3 oder die Octavii – eine Familie, aus der Ritter und zumindest ein Senator emporstiegen – das Theater in Segobriga.4 Um den Schutz der Götter auch für ihre Mitbürger zu beschwören, weihten sie Altäre, wie beispielsweise ein Mitglied der Familie der Nonii in Brixia im Mercurius–Heiligtum der Stadt.5 Sie traten auch als Stifter von Kaiserstatuen hervor, wie etwa in derselben Stadt M. Nonius Arrius Mucianus, Dedikant von zwei Statuen für Commodus.6 In Ausnahmefällen setzten sie sich selbst große Ehrenmonumente und rühmten ihre eigenen Wohltaten für ihre Landsleute, wie dies Plinius der Jüngere in seiner Heimatstadt Comum tat.7 Vor allem aber ließen sich die Mitglieder der Reichsaristokratie gerne von anderen ehren. Sie empfingen Statuen nicht nur von Familienmitgliedern, Freunden, Klienten und Sklaven, sondern als Zeichen der Anerkennung ihres hohen Ranges sowie des Dankes für ihren Einsatz für die patria auch von der Heimatgemeinde, deren ordo decurionum und weiteren Personenverbänden – von den seviri Augusta2. Zur Bindung der Senatoren an ihre Heimatstadt vgl. W. Eck, in: W. Eck – H. Galsterer – H. Wolff (Hrsg.), Studien zur antiken Sozialgeschichte. Festschrift Friedrich Vittinghoff, Köln – Wien 1980, 283 ff. = Tra epigrafia, prosopografia e archeologia 175 ff. 3. CIL II 4509 = 6145 = IRCat IV 30. 4. G. Alföldy, Römisches Städtewesen auf der neukastilischen Hochebene. Ein Testfall für die Romanisierung (Abh. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1987, 3. Abh.), Heidelberg 1987, 81 ff.; vgl. zu diesem Bauwerk jetzt M. Almagro Gorbea – J. M. Abascal, Segóbriga y su conjunto arqueológico, Madrid 1999, 52 ff. 5. CIL V 4263 = Inscr. It. X 5, 56. 6. CIL V 4318 = Inscr. It. X 5, 101-102. 7. CIL V 5262; zum Text der Inschrift siehe G. Alföldy, Cisalpina 221 ff. (= Acta Antiqua Acad. Sc. Hung. 39, 1999 [2000], 21 ff.), zum Charakter des Monuments W. Eck, in: G. Angeli Bertinelli – A. Donati (Eds.), Varia Epigraphica. Atti del Colloquio Internazionale di Epigrafia, Bertinoro 2000, Faenza 2001, 225 ff.

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les, der plebs urbana oder verschiedenen collegia. Diese Praxis wird beispielsweise durch die Inschriften auf den Basen für Ehrenstatuen hispanischer oder norditalischer Senatoren in ihren Heimatstädten verdeutlicht, zu denen etwa die Monumente der Baebii in Saguntum bzw. diejenigen der Caesernii in Aquileia, der Ragonii in Opitergium oder der Nonii in Brixia gehören.8 Nicht weniger aufschlussreich sind die Statuen, mit denen ehemalige Statthalter einer Provinz in ihrer Heimat von ihren einstigen Schutzbefohlenen geehrt wurden, wie Q. Glitius Atilius Agricola in Augusta Taurinorum, der dort viele Ehrenmonumente erhielt.9 Manchmal wurden die Senatoren in ihrer Heimatstadt auch mit besonderen, höchst eindrucksvollen Denkmälern, u. a., wie die Gavii in Verona, mit Ehrenbögen geehrt.10 Selbst die Weihedenkmäler, die im heimatlichen Haus für die salus der Senatoren von ihrem Hausgesinde gesetzt wurden, konnten – neben der Beschwörung des Heiles für sie – als Zeichen einer Ehrung gelten, so etwa die im numidischen Thibilis an den Genius der domus, die Fortuna Redux und die Victoria Augusta für das Wohl des Q. Antistius Adventus und dessen Familie von einem Freigelassenen gesetzten Monumente.11 Außerdem wählten viele Senatoren die Heimatstadt für ihre letzte Ruhestätte, wie M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus die Stadt Liria bei Valencia, wo neben einigen seiner Ehreninschriften auch seine große Grabinschrift zutage kam.12 Es ist aufschlussreich, welche Monumente der Senatoren in der patria die häufigsten waren: die Ehrenstatuen, die auf öffentlichen Plätzen oder im Wohnhaus der Familie – dort etwa bei Empfängen und Feiern – zur Schau gestellt wurden, und die Grabdenkmäler, zu denen sehr oft ebenfalls Statuen gehörten. Gerade statuarische Monumente konnten, anders als z. B. die zumeist kurzen Weihinschriften, die Identität eines Senators am deutlichsten zum Ausdruck bringen: Durch die Statue wurde seine äußere Erscheinung vergegenwärtigt, die dazu gehörige Inschrift machte die Ämterlaufbahn, d. h. die Verdienste des Senators um die res publica und seinen sozialen Rang, bekannt. Erinnert sei hier an die vergoldete Reiterstatue des Tergestiner Senators L. Fabius Severus, welche von den Dekurionen und der plebs seiner Heimatstadt in celeberrima fori nostri part[e] aufgestellt und mit einer langen In-

8. Siehe hierzu G. Alföldy, Bildprogramme 210 ff. (Städte des Conventus Tarraconensis in Hispanien) und dens., Venetia et Histria 58 ff. (Norditalien); zu den in der zuletzt genannten Arbeit nicht erfassten Postamenten für Statuen der senatorischen Nonii siehe Inscr. It. X 5, 127-136. 9. CIL V 6974-6987 (CIL V 6974 = ILS 1021, 6977 = ILS 1021a); weitere Literatur bei G. Alföldy, Cisalpina 329 f. Nr. 2. 10. Zu diesem Monument siehe die Literatur bei G. Alföldy, Cisalpina 183; zur Familie der Gavii ders., ebd. 159 ff. (frühere Fassung: Chiron 9, 1979, 507 ff.). 11. ILAlg II 4631 A-B; 4634 A-D; 4651 A-B; Haus der Antistii in Thibilis: R. Cagnat, in: Mélanges Nicole I, Genève 1905, 43 ff. 12. CIL II2/14, 124 (mit Literatur); zu den Denkmälern dieses Senators vgl. jetzt G. Alföldy, RÉMA 1, 2004, 45 ff.

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schrift versehen wurde, uti ad posteros nostros tam vol[tus] amplissimi viri quam facta permaneant.13 In die Kategorie »Monumente in der patria« gehören auch die Denkmäler von Senatoren, die in der Umgebung der Heimatstadt auf ihren Gütern bzw. dort in ihren Villen standen. Dort setzten nicht selten sie selbst Weihedenkmäler und wurden in den Inschriften von Votivaltären, die ihr Gutspersonal für ihr Wohl dedizierte, genannt oder sogar ausdrücklich verherrlicht. In Norditalien z. B. kennen wir zahlreiche Monumente dieser Art. Als Beispiel für Weihungen auf einem Gut durch das Personal sei die Inschrift eines Altars vom Landbesitz des L. Verginius Rufus aus der Nähe seiner Heimatstadt Mediolanium angeführt: Iovi O(ptimo) M(aximo) pro salute et victoria L(ucii) Vergini Rufi Pylades saltuar(ius) v(otum) s(olvit).14 Zu nennen sind hier schließlich auch die Denkmäler, welche die Senatoren nicht in der engeren patria, sondern in anderen Städten der heimatlichen Region oder Provinz, vor allem in deren Hauptstadt, hinterließen oder bekamen. Ein allgemein bekanntes Beispiel für den ersten Fall ist die Bibliothek von Ephesos, die von dem aus Sardeis stammenden Senator Ti. Iulius Celsus Polemaeanus testamentarisch verfügt und von seinem Sohn Ti. Iulius Aquila Polemaeanus erbaut wurde.15 Zu den an der zweiten Stelle erwähnten Monumenten gehören z. B. jene Statuen, mit denen in Tarraco, in der Hauptstadt der Hispania citerior, aus anderen Städten der Provinz stammende Senatoren von Angehörigen, Freunden oder von den Landsleuten aus der engeren Heimat geehrt wurden.16 Das beste Exempel dafür, wie viele Monumente ein schwerreicher Senator in seiner Heimatprovinz stiften und wie viele Ehrenmonumente er dort zugleich von seinen Landsleuten erhalten konnte, liefern jedoch die epigraphischen Denkmäler von Herodes Atticus in Achaia.17

Rom als Domizil Nach dem Codex Theodosianus hatten die römischen Senatoren ihr domicilium in der sacratissima urbs.18 Deshalb wird in ihren Inschriften zwar manchmal die Heimatprovinz wie z. B. beim consul ex Africa primus,19 jedoch

13. CIL V 532 = ILS 6680 = Inscr. It. X 4, 31 = G. Alföldy, Venetia et Histria 84 Nr. 30, siehe auch ebd. S. 58. 14. CIL V 5702 = ILS 982. 15. Siehe bes. IvEph 5101-5103 und 5113; vgl. u. a. H. Halfmann, Senatoren 111 f. Nr. 16 und 133 Nr. 37. 16. CIL II 4110 = RIT 127; CIL II 4123 = RIT 141; CIL II 4126 = RIT 144; CIL II 6084 = RIT 149. 17. Katalog bei H. Halfmann, Senatoren 155 ff. Nr. 68 und bei W. Ameling, Herodes Atticus II, Inschriftenkatalog, Hildesheim – Zürich 1983, 36 ff. 18. CTh X 40 (39), 8. 19. CIL VIII 7058 cf. 19427 = ILS 1001 = ILAlg II 644.

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normalerweise nicht die origo genannt,20 zumal die Senatoren Rom und Italien als patria betrachten sollten.21 Sie besaßen in Rom jedenfalls ein Haus oder zumindest eine Wohnung und hielten sich oft längere Zeit dort auf, u. a. um stadtrömische Ämter bekleiden und an Senatssitzungen teilnehmen zu können.22 Die schon während der Republik nicht ganz ungeregelte Ehrung der Senatoren mit Monumenten in der Reichshauptstadt wurde seit Augustus eingeschränkt. Öffentliche Bauwerke konnten sie dort, abgesehen von Nutzbauten wie horrea, nicht mehr errichten; Ehrendenkmäler auf den öffentlichen Plätzen oder in den öffentlichen Bauten Roms bekamen – wegen besonderer Verdienste um das Herrscherhaus auf kaiserliche Initiative und durch Senatsbeschluss – nur wenige von ihnen.23 Einen Tempel konnte ein Senator höchstens außerhalb der Stadtgrenze bauen, wie P. Plotius Romanus, der an der Via Portuensis, wohl kurz nach 220, eine aedes für Hercules Victor errichten ließ.24 Äußerst gering ist selbst die Zahl der von Senatoren nicht in amtlicher Eigenschaft gesetzten Votivdenkmäler in der Epoche zwischen der julisch-claudischen Zeit, u. a. mit einer Serie von Kultobjekten aus dem Concordiatempel,25 und dem 4. Jahrhundert mit zahlreichen Monumenten der auch von Senatoren gepflegten Mysterienkulte.26 Deutlich erkennbar war dagegen die Präsenz der Senatoren in Rom während der ersten drei Jahrhunderte der Kaiserzeit dank ihrer Ehrenmonumente, die in ihren Palästen, Häusern, Wohnungen und Gärten in der Stadt oder in deren Nähe in ihren Villen standen, und dank ihrer Grabdenkmäler an Roms Peripherie, um hier von den verschiedenen Fasti27 oder von den Arval-

20. Ausnahmen sind L. Pupius Praesens, nach CIL II 2666 = M. Rabanal Alonso – S. M. García Martínez, Epigrafía romana de la provincia de León: revisión y actualización, León 2001, 125 f. Nr. 62, anscheinend aus Mantua (siehe G. Alföldy, Fasti Hispanienses. Senatorische Reichsbeamte und Offiziere in den spanischen Provinzen des römischen Reiches von Augustus bis Diokletian, Wiesbaden 1969, 115, vgl. PIR2 P 1087) und L. Vespronius Candidus aus Mantua, CIL VIII 2752 cf. 18127. Beide Männer wollten offenbar sagen, dass sie Landsleute Vergils sind und wie dieser von sich behaupten können: Mantua me genuit. Eine weitere Ausnahme ist Ti. Claudius Gordianus Tyana ex Cappad(ocia), AE 1954, 138. Er war vermutlich der früheste aus Cappadocia stammende Senator, vgl. H. Halfmann, Senatoren 58 f. und 197 f. Nr. 130. Seine Herkunft wurde wohl deshalb hervorgehoben. 21. Vgl. Plin., Ep. 6,19,4, wonach Trajan die Senatoren patrimonii tertiam partem conferre iussit in ea quae solo continerentur, deforme arbitratus (et erat) honorem petituros urbem Italiamque non pro patria sed pro hospitio aut stabulo quasi peregrinantes habere. 22. Es galt jedenfalls als eine Seltenheit, wenn jemand wie Pertinax, seinerzeit in prätorischem Rang in den Senatorenstand aufgenommen, curiam Romanam post quattuor provincias consulares ... ingressus est, HA, P 3,2. 23. Siehe hierzu bes. W. Eck, Self-Representation 137 ff. = Tra epigrafia, prosopografia e archeologia 275 ff.; G. Alföldy, Pietas immobilis 11 ff.; D. Erkelenz, Optimo praesidi 158 ff. 24. CIL VI 332 = ILS 1135. 25. CIL VI 90 = ILS 3782; CIL VI 91 = ILS 153; CIL VI 93 cf. p. 3003; CIL VI 30856 (3675). 26. Siehe die Belege bei H. Niquet, Monumenta 182 f. 27. Siehe die Edition in Inscr. It. XIII, Bd. 1-2.

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akten28 überhaupt nicht zu reden. Die Revision der senatorischen Ehren- und Grabinschriften Roms einschließlich der Angaben für ihre Provenienz für den neuen CIL–Band Tituli magistratuum populi Romani29 machte es möglich, diese Praxis besser als zuvor kennen zu lernen. Außergewöhnliche Ehrenmonumente wie zu Beginn der Kaiserzeit für die Statthalter Rufus auf dem Marsfeld oder L. Aelius Lamia in der Porticus Nationum mit den allegorischen Figuren der Untertanengemeinden der von ihnen verwalteten Provinzen30 gab es später nicht mehr. Dagegen wurde es allgemein üblich, die Senatoren in den zu Empfängen geeigneten Räumen ihrer Häuser oder auch in deren Gärten mit Statuen zu ehren, deren Inschrift in der Regel ihre Ämterlaufbahn verzeichnete. Die Dedikanten solcher Monumente waren vor allem Angehörige, das Hauspersonal, Freunde und Klienten. Oft ehrten einen Senator als ihren patronus auch ganze Gemeinden, insbesondere aus den einst ihnen anvertrauten Provinzen, gelegentlich deren ganze Bevölkerung.31 Zumeist handelte es sich um die üblichen Statuen, die den Senator in natürlicher Größe oder in leicht erhöhter Form, stehend oder in feierlichem Schritt, abbildeten.32 Es gab jedoch auch außergewöhnliche Monumente, im Ausnahmefall vielleicht sogar Quadriga–Statuen, wie für den späteren Kaiser Didius Iulianus in seiner Villa an der Peripherie Roms,33 außerdem Statuen- oder Büstengruppen, wie für die Mitglieder der Familie der Nummii um die Mitte des 3. Jahrhunderts.34 Als Träger der Grabinschriften finden sich u. a. kleinere oder größere Tafeln, die in einen Grabbau eingelassen waren, Grabaltäre und Cippi, Architekturteile, Sarkophage usw.35 Ähnlich wie in der Republik wurden auch noch in der Kaiserzeit manche Grabbauten beachtlicher Größe errichtet. Das gilt nicht nur für das um 20 n. Chr. erbaute Rundgrab der Asi-

28. J. Scheid, Recherches archéologiques à La Magliana. Commentarii fratrum Arvalium qui supersunt. Les copies épigraphiques des protocoles annuels de la confrérie arvale (21 av. – 304 ap. J.-C.) (Roma Antica 4), Paris – Roma 1998. 29. CIL VI 8, 3 (erschienen im Jahre 2000), u. a. mit sehr ausführlichen Indices. Zu den Ehrenmonumenten hispanischer Senatoren in ihren stadtrömischen Häusern siehe G. Alföldy, Zur Präsenz hispanischer Senatoren 72 ff. und 90. Zur statuarischen Ehrung von Senatoren im republikanischen Rom siehe M. Sehlmeyer, Stadtrömische Ehrenstatuen der republikanischen Zeit. Historizität und Kontext von Symbolen nobilitären Standesbewußtseins (Historia Einzelschriften 130), Stuttgart 1999. Für die Selbstdarstellung kaiserzeitlicher Senatoren in Rom grundlegend W. Eck, Self-Representation 129 ff. = Tra epigrafia, prosopografia e archeologia 271 ff. 30. Rufus: CIL VI 41054, vgl. W. Eck, Chiron 114, 1984, 201 ff.; Lamia: CIL VI 4103441041, siehe ausführlich G. Alföldy, Studi sull’epigrafia 113 ff. 31. Zum Dedikantenkreis siehe G. Alföldy, Pietas immobilis 16 f. 28 f. 42 ff.; vgl. D. Erkelenz, Optimo praesidi 161 ff. 32. Vgl. Alföldy, Pietas immobilis 27 ff. 40 f. 33. CIL VI 41142 (= ILS 412) mit Literatur; zu solchen Monumenten siehe D. Erkelenz, JRA 16, 2003, 201 ff. 34. CIL VI 41225a. 35. Siehe den Beitrag von F. Feraudi-Gruénais in diesem Band; vgl. etwa G. Alföldy, Zur Präsenz hispanischer Senatoren 83 ff. und 91 über die in Rom gefundenen Grabmonumente hispanischer Senatoren.

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nii mit einem Durchmesser von 25 m,36 sondern u. a. für das Grabdenkmal des C. Pomponius Bassus Terentianus vom Ende des 2. Jahrhunderts, dessen mit bis zu 21 cm hohen Buchstaben gemeißelte Inschrift 7 m lang war.37 Viele Senatoren, denen es nicht vergönnt war, sich in den öffentlichen Räumen der Reichshauptstadt, in der Nachbarschaft von Monumenten zu Ehren der Herrscher, zu verherrlichen, holten in ihren eigenen Wohnräumen und an der Peripherie Roms nach, was ihnen sonst verwehrt war.38 Es ist bezeichnend, dass zahlreiche Senatoren, die aus weiter entfernt liegenden Teilen Italiens oder aus den Provinzen stammten, es bevorzugten, in Rom bestattet zu werden, wie beispielsweise der Senator und Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus.39 Andere Adlige ließen für sich sowohl dort als auch in der Heimat ein Grabdenkmal errichten, wobei dann eine der beiden Grabstätten ein Kenotaph war. Dem offenbar in Rom verstorbenen Saguntiner Senator Baebius Hispanus z. B. ließ seine Schwester sowohl in der Heimat als auch an der Via Ostiensis ein Grabdenkmal setzen.40 Er sollte der Nachwelt in vollem Sinne gleichzeitig als Saguntiner und als Römer erscheinen. Untrennbar von der Präsenz der Senatoren in Rom war ihre Anwesenheit in der breiteren Umgebung der Stadt, wo – vor allem in der Gegend von Tibur und Praeneste, in den Albaner Bergen, an der tyrrhenischen Küste und in Campanien – viele von ihnen Güter mit standesgemäßen Villen erwarben, die von Rom aus innerhalb eines Tages oder weniger Tage zu erreichen waren.41 Diese Landsitze boten ihnen gute Möglichkeiten, ihren Rang und Reichtum durch Monumente zur Schau zu stellen, zumal sie dort, in Roms Nähe und in der Nachbarschaft zahlreicher Villen hochrangiger Eigentümer, ähnlich wie in der Hauptstadt selbst mit einer viel größeren Zahl vornehmer Gäste und Besucher rechnen konnten als etwa an ihrem Heimatort, der oft eine kleine und entlegene Landstadt war. Die Denkmäler in Tibur, in dessen Gegend zahlreiche Senatoren – unter ihnen auch solche, die von dort stammten – über einen Landsitz verfügten, führen uns die Möglichkeiten für die Selbstdarstellung an solchen Orten exemplarisch vor. Die dort ansässigen Senatoren, oft auch Inhaber lokaler Ämter, erscheinen als Dedikanten von Kultdenkmälern, als Empfänger privater sowie öffentlicher Ehrenmonumente und als Inhaber von Grabdenkmälern, gelegentlich auch als Wohltäter der

36. G. Alföldy, Studi sull’epigrafia 125 ff.; vgl. auch CIL VI 40321 und 41103. 37. CIL VI 41195. 38. Zu den großen Grabdenkmälern von Senatoren in Rom siehe G. Alföldy, Pietas immobilis 33 f.; vgl. dens., Acta Antiqua Acad. Sc. Hung. 40, 2000 [2001], 15 ff. 39. CIL VI 41106; ausführlich G. Alföldy, Röm. Mitt. 102, 1995, 251 ff. Siehe sonst etwa zu den Grabdenkmälern hispanischer Senatoren in Rom meine in Anm. 35 zitierte Studie. 40. CIL II2/14, 638 und CIL VI 1361 cf. p. 4686, siehe ausführlich G. Alföldy, Los Baebii de Saguntum (Servicio de Investigación Prehistórica, Trabajos varios 56), Valencia 1977, 18 ff. und 54 ff. 41. Zum Suburbium Roms siehe E. Champlin, AJAH 7, 1982 (1985), 97 ff. Grundbesitz von Senatoren in der Gegend von Rom und sonst in Italien: A. M. Andermahr, Totus in praediis; Besitztümer östlicher Senatoren in der Gegend von Rom: H. Halfmann, Senatoren 66 f.

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kleinen Stadt.42 Aus der Villa der Iulii Aspri in Grottaferrata, wo sich auch ein Grabdenkmal des älteren C. Iulius Asper und seiner Frau befand, kennen wir eine ganze Reihe von Basen für Statuen, die dem Senator nicht nur von seinen amici gestiftet wurden, sondern auch von der Bevölkerung ganzer Provinzen, die er unter Septimius Severus als Anwalt erfolgreich verteidigt hatte.43 Neue Möglichkeiten für die Selbstdarstellung der senatorischen Aristokratie in Rom öffneten sich in der Spätantike, als die Kaiser nicht mehr dort residierten und in der Verherrlichung von Senatoren keine Konkurrenz mehr zu befürchten brauchten.44 Vom Wandel zeugen nicht nur die vielen öffentlichen Monumente, welche die Stadtpräfekten in amtlicher Eigenschaft errichten ließen, sondern auch ihre regelmäßige Ehrung mit Statuen in der Öffentlichkeit, vor allem auf dem Trajansforum – eine Ehrung, die auch weiteren hohen Amtsträgern, nicht nur jenen vom Schlag eines Stilicho oder eines Aëtius, sondern auch anderen, u. a. berühmten Dichtern und Rhetoren senatorischen Ranges, zukam. Deutlich wird der Wille zur kollektiven und zugleich zur individuellen Repräsentation der Mitglieder des ordo senatorius auch im Lichte der vielen bis heute erhaltenen Inschriften auf den Ehrensitzen der Senatoren im Colosseum aus dem 4. und 5. Jahrhundert und auch noch aus der Zeit Theoderichs. Man konnte dort wohl ebenso den Namen jedes einzelnen damals in Rom lebenden Senators wahrnehmen wie den feierlichen gemeinsamen Auftritt des gesamten primus ordo, der zwar, wie die Inschriften verdeutlichen, in einzelne Ranggruppen gegliedert war, im ganzen jedoch – nach den Worten des Symmachus – als die pars melior humani generis gesehen werden wollte.45

Private Verflechtungen in anderen Teilen des Reiches In vielen Teilen des Reiches gibt es Orte mit Monumenten für Senatoren, die durch ihre unterschiedlichen persönlichen Interessen und Bindungen zu erklären sind. Zuerst sei die religiöse Motivation genannt. Berühmte Heiligtümer zogen Männer und Frauen hohen Ranges auch aus anderen Teilen des 42. Kultdenkmäler: Inscr. It. IV 12. 33. 52. 53. 56. 58. 60. 61. 69, vgl. 76; Ehrenmonumente: ebd. 97-99. 105-110. 113-117. 119. 126-129. 131. 134. 137; Grabdenkmäler: ebd. 100 (?). 102-104. 111. 118. 120-125. 130. 132. 133. 136. 139. 141; Schenkung: ebd. 101. Zu den Villen hispanischer Senatoren in Tibur siehe R. Syme, AncSoc 13/14, 1982/83, 241 ff. = Roman Papers IV, Oxford 1988, 94 ff. 43. K. Dietz, Chiron 27, 1997, 483-523. 44. Senatorische Selbstdarstellung mittels inschriftlicher Monumente im spätantiken Rom: Niquet, Monumenta (zur Bedeutung der Abwesenheit des Kaisers bes. 230 f.); vgl. G. Alföldy, in: Th. S. Burns – J. W. Eadie (Eds.), Urban Centers and Rural Contexts in Late Antiquity, Michigan 2001, 3 ff.; S. Orlandi, Epigrafia anfiteatrale dell’Occidente romano VI. Roma. Anfiteatri e strutture annesse con una nuova edizione e commento delle iscrizioni del Colosseo (Vetera 15), Roma 2004. 45. Symm., Ep. 1,52.

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Reiches an, um den dortigen Kult zu fördern. Beispielsweise errichtete Sex. Iulius Maior Antoninus Pythodorus, der aus Nysa in Asia stammte, in Epidauros mehrere Heiligtümer und setzte dort Götterstatuen;46 Angehörige der Veroneser Familie der Gavii Gallicani, die auch auf ihrem östlich von Rom gelegenen Gut in Torrenova das berühmte Denkmal für die Dionysos–Mysterien errichten ließen, wurden in Eleusis als Mysten geehrt.47 Es gab Senatoren, die einen von ihnen gepflegten Kult mit missionarischem Eifer sozusagen bis an das Ende der Welt trugen, so G. C(---) Calpurnius Rufinus, ein wahrscheinlich aus Attaleia stammender Senator, der in den Inschriften des Kultbezirkes von Panóias im Nordwesten der Hispania citerior als Begründer des Mysterienkultes des Hypsistos Serapis erscheint.48 Private Aufenthalte fern von der Heimat oder von Rom konnten auch durch kulturelle Interessen bedingt sein, wie etwa der Aufenthalt Hadrians in Athen im Jahre 112, als er dort zum Archon gewählt und im Dionysos–Theater mit einer Statue geehrt wurde.49 Es gab Personen hohen Ranges, die berühmte Kurorte aufsuchten, um dort zu genesen. So frequentierte beispielsweise Annia Fundania Faustina, die mit T. Vitrasius Pollio, dem consul II von 176 verheiratete Cousine Mark Aurels, die Heilquellen von Aquae Griselicae in der Narbonensis, wo sie den lokalen Nymphen ein Weihedenkmal setzte.50 Besonders reiche Euergeten wurden manchmal auch außerhalb ihrer Heimatprovinz tätig, z. B. der ältere Herodes Atticus in Troia, wo er zum Bau eines Aquäduktes Privatgeld beisteuerte, oder sein berühmter Sohn, der u. a. in Canusium, wo er Grund und Boden besessen haben dürfte, als Wohltäter der Stadt zum Vorschein trat.51 Auch Beziehungen dieser Art konnten einen epigraphischen Niederschlag finden. Andere Aristokraten gingen in verschiedenen Teilen des Reiches ihren wirtschaftlichen Interessen nach. Um hier zunächst einen Ritter zu nennen: C. Iulius Silvanus Melanio aus Smyrna, ein früherer Prokurator von Asturia et Callaecia, der im hispanischen Segobriga am Handel mit dem für die Anfertigung von Fenstern und Spiegeln geeigneten lapis specularis interessiert gewesen sein dürfte und dort ein Haus erwarb, setzte im Hausheiligtum Zeus, dem Theos Megistos, ein Weihedenkmal, dessen Widmungsinschrift in seiner griechischen Muttersprache verfasst wur-

46. Pausanias 2,27,6; vgl. IG IV2 1, 454. Der Senator stiftete auch im Asklepieion von Pergamon ein Monument: Pergamon VIII 3, 23. Siehe dazu W. Eck, Religion 38 f. 47. Inschrift aus Torrenova: A. Vogliano, AJA 37, 1933, 215 ff.; Inschrift aus Eleusis: K. Clinton, in: S. Panciera (Ed.), XI Congresso Internazionale di Epigrafia Greca e Latina (Roma 1997), Atti II, Roma 1999, 101 f. Siehe ausführlich G. Alföldy, Cisalpina 159 ff., bes. 172 ff. (frühere Fassung: Chiron 9, 1979, 507 ff.); vgl. J. Scheid, in: L’association dionysiaque dans les sociétés anciennes. Actes de la table ronde organisée par l’École Française de Rome (Rome 1984) (Coll. de l’École Fr. de Rome 89), Paris – Roma 1986, 275 ff. 48. G. Alföldy, Madrider Mitt. 38, 1997, 176 ff. 49. CIL III 550 = IG II / III2 3286 = ILS 308. 50. CIL XII 361 = ILS 1114. 51. Philostr., Vitae Soph. 2,1,3 (p. 57) und 2,1,5 (p. 59 f.); vgl. W. Ameling, Herodes Atticus I. Biographie, Hildesheim – Zürich – New York 1983, 87 f.

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de.52 Die engen Beziehungen des Plinius zu Hispellum, wo er testamentarisch ein Bauwerk, vielleicht einen Tempel, errichten ließ, sind wohl mit Landbesitz in der Gegend dieser Stadt (wie auch nördlich davon bei Tifernum Tiberinum) zu erklären.53 Einen ähnlichen Grund könnte z. B. auch der Stadtpatronat des hispanischen Senators A. Platorius Nepos in Aquileia gehabt haben, der dort vom Dekurionenrat mit einer Statue geehrt wurde.54 Diese beiden Beispiele machen zugleich deutlich, dass der Grund für die Bindung eines Senators an eine von seiner Heimat oder von den Plätzen seiner Amtstätigkeit weit entfernt liegenden Stadt häufig nur vermutet werden kann oder unbekannt bleiben muss. Wie zufallsbedingt die Kenntnis der Gründe für solche Verflechtungen ist, lässt sich an folgendem Beispiel erkennen. Eine vor kurzem auf dem Forum von Segobriga entdeckte Inschrift bezeugt, dass M. Licinius Crassus Frugi, Konsul im Jahre 27 n. Chr., dort als Stadtpatron mit einer Reiterstatue geehrt wurde. Der Werdegang des Senators gibt uns überhaupt keinen Hinweis darauf, dass er zu Hispanien irgendwelche Beziehungen unterhielt. Zufällig wissen wir jedoch, dass sein gleichnamiger Vater Legat der Hispania citerior war und mit dortigen Gemeinden Patronatsverträge abgeschlossen hat, die auch für seine liberi und posteri galten.55 Ähnliche Stadtpatronate, welche die Senatoren von ihren Vorfahren erbten, dürfte es in großer Zahl gegeben haben, ohne dass das uns erhaltene Quellenmaterial sie erkennen ließe.

Beziehungen im Imperium Romanum aufgrund der amtlichen Tätigkeit Ein großer Teil der inschriftlichen Denkmäler römischer Senatoren stammt von dort, wo sie amtlich tätig waren. Freilich wurde weder von den Senatoren selbst noch von der Öffentlichkeit die Bekleidung jedes Amtes als Anlass zur Verherrlichung durch Monumente empfunden. So boten etwa zahlreiche Ämter in Rom, wie etwa die Ärarpräfekturen, kaum einen Grund für eine eigene mediale Repräsentation. Sie erscheinen bis auf ganz wenige Ausnahmen nur in jenen Inschriften der Amtsinhaber, die deren ganzen cursus honorum darstellen, oder in den Fasti des betreffenden Amtes.56 52. J. M. Abascal – G. Alföldy, AEspA 71, 1998, 157 ff. 53. Die Inschrift: G. Alföldy, Cisalpina 221 ff., bes. 227 ff. (= Acta Antiqua Acad. Sc. Hung. 39, 1999 [2000], 21 ff., bes. 28 ff.). Besitztümer des Plinius: A. M. Andermahr, Totus in praediis 383 ff. 54. CIL V 877 = ILS 1052 = G. Alföldy, Venetia et Histria 99 Nr. 8 = Inscriptiones Aquileiae 498. 55. Monument des Crassus Frugi in Segobriga: G. Alföldy – J. M. Abascal – R. Cebrián, ZPE 143, 2003, 265 f. Nr. 6; Statthalterschaft seines Vaters und dessen Patronat über die Bocchoritani auf der Insel Mallorca: CIL II 4364 = RIT 131 bzw. AE 1957, 317; weitere Literatur in ZPE a.a.O. 56. Siehe die Materialsammlung bei M. Corbier, L’aerarium Saturni et l’aerarium militare. Administration et prosopographie sénatoriale (Coll. de l’École Fr. de Rome 24), Paris – Roma 1974. Die einzige Inschrift, die zwei praetores aerarii bei einer Amtshandlung, nämlich

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Neben einigen kleineren Monumentengruppen wie z. B. den Denkmälern der in Rom tätigen curatores der aedes sacrae sowie der opera publica57 oder der spätantiken Stadtpräfekten58 ist in diesem Zusammenhang vor allem die reiche epigraphische Hinterlassenschaft der Provinzstatthalter zu nennen. Im Hinblick auf ihre Repräsentation ragen unter ihnen die Prokonsuln von Africa und Asia, außerdem – etwas verallgemeinernd formuliert – die Statthalter der konsularen Provinzen des Kaisers und die Legaten der kaiserlichen prätorischen Provinzen mit Legionsbesatzung heraus.59 Im ganzen gesehen erheblich seltener treten mit eigenen Monumenten die Statthalter der kaiserlichen provinciae inermes und die Prokonsuln prätorischen Ranges in Erscheinung. Gleiches wie für diese zuletzt genannten Statthalter gilt auch für weitere Funktionäre senatorischen Ranges im Provinzialreich, so für die Legionslegaten, die Legaten und Quästoren der prokonsularischen Provinzen und die tribuni laticlavii60 – wobei es an Ausnahmen nicht mangelt.61 Um wenigstens in diesem Kontext nicht nur von Senatoren, sondern auch von Rittern zu reden, ließe sich von den Statthaltern zumindest einiger prokuratorischer Provinzen mit einer Armee auf der einen und von weiteren Prokuratoren auf der anderen Seite ähnliches sagen wie von den beiden genannten Hauptgruppen der senatorischen Würdenträger im Provinzialreich.62 Die Gründe für die

bei57. der Festlegung der Grenze für eine area ex s(enatus) c(onsulto) a privatis publica pecunia redempta, verewigt, ist der Cippus CIL VI 1265 cf. p. 4366 = ILS 5937. 57. Gesammelt sind die Adsignationsinschriften dieser Kuratoren bei A. Kolb, Die kaiserliche Bauverwaltung in der Stadt Rom. Geschichte und Aufbau der cura operum publicorum unter dem Prinzipat (HABES 13), Stuttgart 1993, 143 ff. und bei A. Daguet-Gagey, Les opera publica à Rome (180-305 ap. J.-C.) (Coll. des Études Augustiniennes, Série Antiquité 156), Paris 1997, 379 ff. 58. Vgl. ausführlich H. Niquet, Monumenta, u. a. 262 ff. (Katalog der Ehrenmonumente für Senatoren im spätantiken Rom, darunter die der Stadtpräfekten). 59. Für zahlreiche Provinzen ist das Inschriftenmaterial in den einschlägigen Provinzfasti bequem zu überblicken, so etwa optimal für die afrikanischen Provinzen bei B. E. Thomasson, Fasti Africani. 60. Vgl. dazu D. Erkelenz, Optimo praesidi 43 ff. 61. Siehe etwa das relativ reiche Inschriftenmaterial der senatorischen Amtsträger von Achaia in dieser Provinz bei E. Groag, Die römischen Reichsbeamten von Achaia bis auf Diokletian (Akad. d. Wiss. Wien, Schriften der Balkankommission, Ant. Abt. IX), Wien 1939, oder die verhältnismäßig große Zahl der Weihedenkmäler, welche von den Legaten der legio XIII gemina in Apulum gesetzt wurden, siehe unten mit Anm. 70. 62. Siehe etwa die verhältnismäßig große Zahl der in ihren Provinzen gefundenen Inschriften der prokuratorischen Statthalter der beiden Mauretanien zumindest aus der späteren Kaiserzeit: B. E. Thomasson, Fasti Africani 197 ff. und 225 ff.; vgl. dagegen die zumeist schwächere epigraphische Repräsentation der prokuratorischen Statthalter der provinciae inermes wie vor allem der kleinen Provinzen in den Westalpen, außerdem der Prokuratoren der Finanzverwaltung. Eine Ausnahme bilden u. a. die Provinz Dacia superior mit den vielen Weihinschriften der Finanzprokuratoren in Sarmizegetusa, vgl. Anm. 73, oder Asturia et Callaecia mit den Weihinschriften ihrer Prokuratoren u. a. aus einem Heiligtum in Asturica Augusta, vgl. G. Alföldy, Provincia Hispania superior (Schriften der Phil.-hist. Kl. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. 19), Heidelberg 2000, 63 ff. Vgl. generell die Listen bei H.G. Pflaum, Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire, Paris 1960/61, III

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unterschiedliche mediale Repräsentation dieser Ranggruppen liegen teils in den Funktionen der einzelnen Amtsträger und somit in ihrer Stellung innerhalb der Hierarchie ihres Standes, teils in der starken Verflechtung des Militärs mit dem sog. »epigraphic habit«.63 Das überaus reiche Inschriftenmaterial der afrikanischen Provinzen und der Provinz Asia bietet uns ein repräsentatives Bild über die Vielfalt der Aktivitäten der Statthalter, die für ihre Verherrlichung durch Monumente Anlass gaben. Sie werden in den Inschriften als vielseitige und pflichtbewusste Verwaltungskräfte gerühmt, die Straßen, Tempel und andere Bauten errichten lassen, die Durchführung öffentlicher, u. a. militärischer Bauarbeiten beaufsichtigen, fertige Bauwerke einweihen, Altäre sowie Götter- und Kaiserstatuen stiften und verschiedene Entscheidungen treffen, die oft ebenfalls eine auf Dauer gedachte, öffentliche Dokumentation erhielten wie z. B. die Grenzregulierungen.64 Wie pompös die Selbstdarstellung eines Statthalters selbst bei der Einweihung eines vor seiner Amtszeit begonnenen Bauwerkes inszeniert werden konnte, zeigt uns z. B. die architektonische, statuarische und inschriftliche Ausstattung des vom älteren M. Ulpius Traianus eingeweihten Nymphäums in Milet.65 Im ganzen ist festzuhalten, dass sich die Statthalter zumindest in den oben erwähnten hochrangigen bzw. militärisch wichtigen Provinzen erheblich häufiger und nicht selten viel pompöser als Urheber gemeinnütziger Handlungen darstellten, als sie dies an den übrigen Orten ihrer medialen Repräsentation taten – wobei die Errichtung der öffentlichen Bauwerke, deren Einweihung durch ihren Namen verewigt wurde, nicht von ihnen selbst finanziert, sondern allenfalls von ihnen veranlasst und beaufsichtigt wurde.66 Ihre besonders starke Repräsentation war dadurch begründet, dass sie in den ihnen anvertrauten Provinzen, anders als zu Hause, in ihren Häusern in Rom oder in ihren Villen, nicht nur als vornehme, finanzkräftige, patriotisch gesinnte und fromme Leute zu erscheinen hatten, sondern als Vertreter der römischen Staatsmacht, die verschiedene amtliche Pflichten

63. ff. und bei dems., Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire 1044 romain, Supplément, Paris 1982, 116 ff. 63. Zum Begriff siehe R. MacMullen, AJPh 103, 1982, 233 ff. Zur Rolle des Militärs in der Verbreitung der Inschriftenkultur siehe etwa H. Galsterer, in: H. von Hesberg (Hrsg.), Das Militär als Kulturträger in römischer Zeit, Köln 1999, 37 ff.; G. Petzl, ebd. 243 ff. 64. Inschriften, die von Grenzregulierungen durch Statthalter zeugen: Siehe beispielsweise B. E. Thomasson, Fasti Africani 31 Nr. 24 b; 43 Nr. 48 a-b; usw.; vgl. W. Eck, Verwaltung 1, 355 ff. Erwähnung von Statthaltern auf Meilensteinen: M. Rathmann, Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum (Beihefte der Bonner Jahrb. 55), Mainz 2003, 97 ff. 65. G. Alföldy, RÉA 100, 1998, 367 ff.; kürzere spanische Fassung in: J. González (Ed.), Trajano, emperador de Roma (Saggi di Storia Antica 16), Roma 2000, 11 ff. 66. Siehe etwa als Beispiel CIL III 4117 = AIJ 461 aus Aquae Iasae in der Pannonia superior, wo es zur Errichtung eines Quellheiligtums ausdrücklich vermerkt wird, wer daran wie beteiligt war: res publica Poet(ovionensium) mandante L(ucio) Tullio Tusco leg(ato) Augg. (= Augustorum) pr(o) pr(aetore) curante T(ito) Gemnio Rufino proc(uratore) Augg. (= Augustorum).

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zu erfüllen hatten – was ihnen zugleich einen viel breiteren Rahmen für die Setzung neuer exempla für die traditionellen Tugenden sicherte, als dies im Privatleben möglich war. Nicht zuletzt konnten sie dort mit einem besonders breiten, interessierten Publikum rechnen. Recht aufschlussreich ist in dieser Hinsicht die große Zahl der Votivdenkmäler, die senatorische, aber auch ritterständische Statthalter, außerdem weitere hochrangige Offiziere und Verwaltungsbeamte an ihren Dienstorten stifteten. Die Statthalter taten dies vor allem in den Provinzhauptstädten wie z. B. die Legaten Numidiens in Lambaesis,67 die Statthalter Niederpannoniens in Aquincum,68 diejenigen der Dacia superior bzw. der Tres Daciae in Apulum.69 Die Legionskommandeure folgten diesem Beispiel normalerweise am Standort ihrer Legion, so beispielsweise die Legaten der legio XIII gemina ebenfalls in Apulum.70 Die Mithras–Altäre der tribuni laticlavii der legio II adiutrix wurden in ihrem Mithras–Heiligtum innerhalb des Legionslagers von Aquincum aufgestellt.71 Es konnte jedoch für alle Amtsinhaber Anlässe geben, um auch in anderen Orten ihrer Provinz Weihedenkmäler zu stiften; M. Valerius Maximianus an der Spitze seines exercitus mit der Widmung der Victoria–Inschrift in Laugaricio tat dies sogar außerhalb des Reiches, 120 km nördlich von der pannonischen Donaugrenze.72 Die Provinzprokuratoren errichteten ihre Votivdenkmäler in der Regel ebenfalls an ihrem Amtssitz, der mit demjenigen des Statthalters keineswegs unbedingt übereinstimmte, wie dies z. B. die große Zahl der Weihungen der Prokuratoren Dakiens in Sarmizegetusa zeigt.73 Die ritterlichen Präfekten oder Tribunen von Auxiliartruppen lösten ihre Vota am Standort ihrer Truppe ein, wie dies beispielsweise durch die vielen von Alen- und Kohortenpräfekten geweihten Altäre in Britan-

67. Die einschlägigen Texte aus Lambaesis, die von Götterweihungen senatorischer und – in späteren Zeiten – ritterlicher Statthalter zeugen, werden bei B. E. Thomasson, Fasti Africani aufgeführt: 141 Nr. 18 a; 143 Nr. 21 d-e; 145 Nr. 23 b-c; 146 Nr. 25 b; 147 Nr. 27 a; 148 Nr. 28 i; 152 Nr. 31 c; 154 Nr. 33 s-t; 158 Nr. 37 k; 162 Nr. 41 e; 164 f. Nr. 43 d-e, i und m; 166 Nr. 44 b-c; 175 Nr. 50 oo; 178 Nr. 52 e; 179 Nr. 54; 180 Nr. 56 b; 183 Nr. 60 b; ebd. Nr. 61 a; 184 Nr. 62 a; 186 Nr. 65; 187 Nr. 66 q-t; 188 Nr. 67 c; 189 Nr. 69; 190 Nr. 70 d; 193 Nr. 73 g-h und j-q; 195 Nr. 75 a. 68. Aufgelistet sind die einschlägigen Texte bei J. Fitz, Die Verwaltung Pannoniens in der Römerzeit, Budapest 1993/95, II 489 Nr. 290, 4; 520 Nr. 309, 1-2; 521 Nr. 310, 3; 526 Nr. 313, 4-6; 527 Nr. 314, 1-3; 528 Nr. 315, 2-3; 533 Nr. 318, 2; 536 Nr. 320, 1; 539 Nr. 322, 1-3; 545 Nr. 327, 1; 547 Nr. 328, 2; III 1027 Nr. 671, 1-3; 1038 Nr. 678, 1; 1044 Nr. 684, 1; 1047 Nr. 686, 1. 69. Inscriptions d’Apulum (IRD III 5) 68. 70. 73. 181. 216. 317. 319. 345. 70. Ebd. 41. 77. 81. 82. 84. 107. 112. 139. 182. 195. 213. 230. 260. 286. 294. 298. 322. 350. 353. 354. 365. 71. L. Kocsis, Acta Arch. Hung. 41, 1989, 81 ff. 72. CIL III 13439 = J. £eška – R. Hošek, Inscriptiones Pannoniae superioris in Slovacia Transdanubiana asservatae (Opera Universitatis Purknynianae Brunensis, Facultas Philosophica 125), Brno 1967, Nr. 2. 73. Statthalter: IRD III 2, 229. Prokuratoren: IRD III 2, 206. 209. 223. 225. 231. 244. 246. 331. 338; AE 1998, 1091 (IDR III 2 145), ebd. 1094 (IDR III 2, 64), ebd. 1096-1098. 1100. 1101.

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nien verdeutlicht wird.74 Das Vorgehen des Ritters C. Iulius Silvanus Melanio, der an fast allen Stationen seiner Laufbahn Weihedenkmäler für die Staatsgötter, die Ortsgottheiten und die Gottheiten seiner Heimatstadt Smyrna zurückließ,75 dürfte diesen Usus treffend exemplifizieren. Wie etwa die Vota an die Dii Reduces Patrii oder an Mithras in Aquincum andeuten, spielten zumindest bei einem Teil solcher Widmungen persönliche religiöse Erwartungen und Gefühle eine Rolle.76 Die Häufigkeit der von den Repräsentanten der römischen Staatsmacht in den Provinzen gesetzten Götteraltäre erklärt sich jedoch generell wohl eher durch den Willen, zu demonstrieren, dass das Römische Reich und seine Machthaber den Schutz der Götter genießen, und durch die Absicht, exempla der römischen pietas zu setzen, welche die Untertanen zur Nachahmung anspornen sollten. Abgesehen von der Absicht der Selbstdarstellung dürfte auch die Sitte der Provinzstatthalter dem gleichen Ziel gedient haben, die von Gemeinden, Truppenkörpern oder einzelnen Personen errichteten Kultobjekte feierlich einzuweihen.77 Viele Ehrenmonumente der hohen Reichsbeamten, insbesondere diejenigen, die Provinzstatthaltern gesetzt wurden, stammen ebenfalls aus den Städten der Provinzen, die von diesen Männern verwaltet wurden.78 Der Dedikantenkreis war sehr breit; er umfasste ganze Gemeinden, unterschiedliche Gruppen der Zivilbevölkerung, deren einzelne Repräsentanten und Untergebene, vor allem aus dem Kreis des Militärs.79 Der Anlass für die Errichtung einer Statue des Statthalters – manchmal zusammen mit den Statuen seiner Familienangehörigen, die ihn begleiteten80 – war wohl häufig der bald zu erwartende oder gerade erfolgte Abschluss seiner Amtstätigkeit in der Provinz, was auch die Gelegenheit bot, ihn zu deren patronus zu wählen.81 Dieser Zeit-

74. Eine kleine Auswahl etwa bei E. Birley, Roman Britain and the Roman Army. Collected Papers, Kendal 1961, 172 ff. = The Roman Army 178 ff. 75. J. Scheid, Cahiers Glotz 9, 1998, 265 ff.; vgl. J. M. Abascal – G. Alföldy, AEspA 71, 1998, 157 ff. 76. Zum offiziellen Charakter der Amtshandlungen der Provinzstatthalter im Kult, mit denen jedoch auch persönliche religiöse Interessen verbunden sein konnten, vgl. W. Eck, Religion 32 ff.; zu ihren religiösen Aufgaben dens., Verwaltung 2, 203 ff. 77. Vgl. etwa die Beispiele bei B. E. Thomasson, Fasti Africani 145 Nr. 23 c-d; 149 f. Nr. 29 e-g; 153 Nr. 33 d und f-i; 156 Nr. 36; 157 Nr. 37 i; 159 Nr. 39 g-h und v usw. 78. Siehe ausführlich D. Erkelenz, Optimo praesidi, u. a. 239 ff. (Katalog der Ehrenmonumente für Provinzstatthalter); für die Späte Kaiserzeit M. Horster, AnTard 6, 1998, 37 ff. 79. D. Erkelenz, Optimo praesidi 61 ff. 80. Ausführlich dazu D. Erkelenz, a.a.O. 55 ff.; vgl. M.-Th. Raepsaet-Charlier, Historia 31, 1982, 56 ff. Erwähnt seien hier etwa die statuarische Ehrung des Statthalters C. Arrius Antoninus und seiner beiden Söhne durch die Kolonie von Sarmizegetusa, IDR III 2, 85-87 und dazu I. Piso, Fasti provinciae Daciae I (Antiquitas 1, 43), Bonn 1993, 106 ff.; die Ehrung der Frau und der Kinder eines numidischen Legaten in Cuicul, siehe B. E. Thomasson, Fasti Africani 162 Nr. 41 i-k; die Ehrung der Ehefrauen anderer Legaten Numidiens, siehe ebd. 154 Nr. 33 q, r, u und w; 159 Nr. 38 b; usw. 81. Vgl. hierzu ausführlich D. Erkelenz, Optimo praesidi 204 ff. Zu Patronaten der Statthalter in ihrer früheren Provinz vgl. jetzt C. Eilers, Roman Patrons of Greek Cities, Oxford 2002.

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punkt der Ehrung ergibt sich z. B. bei den Legaten Numidiens daraus, dass sie oft als bereits designierte Konsuln oder als Inhaber des Konsulates gekennzeichnet werden,82 bei einigen Statthaltern beispielsweise der Hispania citerior daraus, dass in den Inschriften ihrer in Tarraco gesetzten Statuen bereits das neue Amt genannt wird, das sie inzwischen erhalten oder vielleicht schon angetreten haben.83 Häufig wurden aber die Statthalter nicht erst am Ende ihrer Tätigkeit in einer Provinz, sondern schon während ihrer Amtszeit mit Statuen geehrt.84 In einigen Fällen dagegen erfolgte die Ehrung erst mehrere Jahre nach dem Ausscheiden eines Statthalters aus seinem Amt, was von der dauerhaften Bindung zwischen dem patronus und seinen Klienten zeugt.85 Die Ehrenmonumente, die den ehemaligen Statthaltern und weiteren hohen Beamten in den von ihnen verwalteten Provinzen zukamen, waren zumeist statuarische Denkmäler. Manchmal waren sie besonderer Art wie z. B. jene großen Monumente, von denen in Lepcis Magna die fragmentarisch erhaltenen Inschriften des Brüderpaares Cn. Domitius Lucanus und Cn. Domitius Tullus, beide Prokonsuln von Africa, zeugen.86 Einer Ehrung kamen auch die vor allem in den nördlichen Grenzprovinzen häufigen, für die salus der Statthalter von ihrem Militärpersonal gesetzten Altäre gleich.87 Statuarische Ehrenmonumente der Statthalter fanden sich allerdings in diesen Provinzen, z. B. in Pannonien, ebenfalls. Die dicke Tafel etwa mit der Inschrift, die die canabenses von Aquincum dem Statthalter Claudius Maximus setzten, ist anscheinend die vordere Verkleidung eines Reiterstatuenpostamentes.88 Manchmal wurden auch die Grabmonumente der hohen Reichsbeamten in den von ihnen verwalteten Provinzen errichtet. Wenn ein Amtsträger wäh-

82. Vgl. B. E. Thomasson, Fasti Africani 16 f. 83. CIL II 4115 = RIT 132 und CIL II 4118 = RIT 135. Ein ähnlicher Fall liegt z. B. in CIL XIII 8150 mit der Ehrung eines niedergermanischen Statthalters vor, der bereits die Ernennung zum Legaten der Hispania citerior erhielt; vgl. dazu W. Eck, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.-3. Jahrhundert (Epigr. Studien 14), Köln – Bonn 1985, 221 Nr. 61. Zu solchen Inschriften vgl. E. Birley, Chiron 9, 1979, 495 ff. = The Roman Army 130 ff. 84. D. Erkelenz, Optimo praesidi 204 ff. 85. Siehe etwa CIL III 10336 = ILS 1062 = RIU 1499, Widmung der canabenses von Aquincum an einen ehemaligen Legaten der Pannonia inferior ungefähr drei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem genannten Amt (auf die Inschrift komme ich bald ausführlich zurück); CIL II 4121 = ILS 1145 = RIT 139, Ehrung eines früheren Statthalters der Hispania citerior in Tarraco ungefähr zehn Jahre nach seinem Abgang aus der Provinz, siehe demnächst unter CIL II2/14, 984, zur Datierung der Laufbahn vgl. M. Christol, RÉA 33, 1981, 75 ff. Zu ähnlichen Fällen siehe D. Erkelenz, Optimo praesidi 205. 86. IRT 527-528, vgl. dazu G. Alföldy, Die Hilfstruppen der römischen Provinz Germania inferior (Epigr. Studien 6), Düsseldorf 1968, 131 f. und 165 ff. Nr. 6 b und 7 b; G. Di VitaÉvrard, in: A. Mastino (Ed.), L’Africa romana. Atti del IV convegno di studio Sassari 1986, Sassari 1987, 509 ff.; B. E. Thomasson, Fasti Africani 46 f. Nr. 52-53. Zu den Typen der Ehrenmonumente der Statthalter, zu denen u. a. Reiterstatuen gehören, siehe D. Erkelenz, Optimo praesidi 90 ff. 87. Vgl. D. Erkelenz, ZPE 143, 2003, 287 ff. 88. RIU 1499 (vgl. oben Anm. 85).

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rend der Ausübung seines Amtes in der Provinz verstarb, konnte er dort (bzw. auch dort) ein Grabmal erhalten, so z. B. ein Statthalter und drei iuridici der Hispania citerior, denen ihre Familienangehörigen bzw. Erben in Tarraco Grabdenkmäler setzten.89 In derselben Stadt, auf einem vom Stadtrat zugewiesenen, vornehmen Platz, befand sich auch die letzte Ruhestätte der Caninia Galla, die um 4 n. Chr. ihren Mann L. Nonius Asprenas, damals anscheinend ein Legionslegat, nach Hispanien begleitete und dort verstarb.90

Schlussfolgerungen Es ist zu erkennen, dass die Verteilung der Monumente für die Verherrlichung der römischen Reichsaristokratie, die auf den ersten Blick sozusagen wahllos im ganzen Imperium verstreut sind, von ziemlich klaren Spielregeln bestimmt wird. Sie bildeten sich durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren heraus. Diese waren die soziopolitische Ordnung Roms mit ihren klar definierten Hierarchien; das Streben der Reichsaristokratie, ihr Sozialprestige einem möglichst großen Publikum durch wirksame Medien auf Dauer zu verkünden; die Bereitschaft breiter Bevölkerungskreise, den mit ihnen verbundenen Adligen deren Erwartungen entsprechend durch den Einsatz der gleichen Medien Reverenz zu erweisen; die schon während der Republik bedeutende, seit Augustus aber sprunghaft verbreitete und bereicherte epigraphische Kultur der Römer, die sich dank der Verbindung von Text und Monument und mit ihren verschiedenen Denkmaltypen bestens eignete, die genannten Aufgaben zu erfüllen;91 die Haltung der Herrscher, die solche Formen der medialen Repräsentation der Aristokratie, die ihnen keine Konkurrenz bereiteten, nicht nur billigten, sondern im Interesse der Aufrechterhaltung der aristokratischen Gesellschaftsordnung und damit auch ihrer eigenen Macht förderten; die heimatliche Bindung der Adligen, ihre Präsenz in Rom und seiner Umgebung, ihre weiteren privaten Verflechtungen im Reich

89. CIL II 4124 = RIT 142 bzw. CIL II 4120 = RIT 138 (vgl. G. Alföldy, Chiron 8, 1978, 361 ff.), CIL II 4166 = RIT 147 und CIL II 4128 = RIT 148. 90. Siehe demnächst CIL II2/14, 974 (RIT 137 mit überholtem Text); zur neuen Rekonstruktion der Inschrift siehe G. Alföldy, in: S. Armani – B. Hurlet-Martineau – A. U. Stylow (Eds.), Epigrafía y Sociedad en Hispania durante el Alto Imperio: estructuras y relaciones sociales. Actas de la Mesa Redonda Madrid – Alcalá de Henares, abril 2000 (Acta Antiqua Complutensia IV), Alcalá de Henares 2003 [2004], 165 mit Anm. 19. 91. Zur »epigraphischen Kultur« u. a.: G. Woolf, JRS 86, 1996, 22 ff.; H. Niquet, in: G. Weber – M. Zimmermann (Hrsg.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. (Historia Einzelschriften 164), Stuttgart 2003, 145 ff.; G. Alföldy, in: F. Marco Simón – F. Pina Polo – J. Remesal Rodríguez (Eds.), Vivir en Tierra Extraña. Emigración e integración cultural en el mundo antiguo. Actas de la reunión realizada en Zaragoza 2003 (Instrumenta 16), Barcelona 2004, 137 ff.; Verzeichnis neuester Literatur in G. Alföldy, Epigraphica 66, 2004, 212 ff., bes. 238 f. Zur Verbindung von Text und Monument siehe u. a. W. Eck, in: S. Panciera (Ed.), XI Congresso Internazionale di Epigrafia Greca e Latina (Anm. 47), II 55 ff.

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und in besonderem Maße ihre Tätigkeit in der Reichsverwaltung. Die Träger der medialen Repräsentation der römischen Aristokratie waren in Rom, im Falle der besonders verdienten Senatoren und Ritter, die Herrscher in Zusammenarbeit mit dem Senat.92 Sonst wurde die Nutzung der einschlägigen Medien einerseits den Mitgliedern der Aristokratie selbst, andererseits ihrem jeweiligen Publikum überlassen. Es bestand vor allem aus den Einwohnern und Besuchern ihrer Häuser und Villen, d. h. aus ihrem Haus- und Gutspersonal, ihren Klienten, Freunden und vornehmen Gästen, den Landsleuten und den Bürgern jener Gemeinden, mit denen sie sich sonst verbunden fühlten, ihren Untergebenen bei der Ausübung amtlicher Funktionen und aus der Masse der Bevölkerung von Städten oder sogar ganzen Provinzen, in denen sie die Macht Roms zugunsten der Untertanen zu vertreten hatten. Die mediale Repräsentation der römischen Aristokratie trug zu der lange andauernden Sicherung des soziopolitischen Systems von Rom nicht unerheblich bei. Dank ihrer Monumente war die römische Reichsaristokratie sozusagen im ganzen Imperium auf Dauer präsent. Ihr Rang und ihre Macht wurden dank der oft beeindruckenden, letztlich zwar ziemlich uniformen, aber gerade auch deshalb einprägsamen Monumente für eine »longue durée« augenscheinlich. Diese verkündeten überall die gleichen Ideale und lehrten, in welcher Weise diese Ideale stets durch neue exempla verwirklicht wurden, die zugleich als Vorbilder für die Zukunft dienen konnten. Daran änderten auch die Unterschiede nichts, die an der zeitlichen Abfolge, der Intensität und den Einzelformen der medialen Repräsentation in einzelnen Regionen, Provinzen oder Städten des Reiches abzulesen sind.93 Zugleich zementierte die mediale Repräsentation der Reichsaristokratie deren eigene Hierarchie. Es war nicht einerlei, ob die memoria eines Senators, der es nur bis zur Prätur gebracht hatte, höchstens durch sein Grabdenkmal in der Heimat verewigt wurde, oder ob er an so vielen Orten des Reiches auf Dauer Spuren hinterließ wie etwa P. Memmius Regulus. Von diesem kennen wir noch heute Ehrenmonumente aus seiner südgallischen Heimatstadt Ruscino, Ehrendenkmäler und weitere Inschriften aus Athen, Delos, Delphi, Epidauros, Korinth, Megara, Olympia, Thespiae sowie aus Makedonien in dem von ihm verwalteten großen Provinzkomplex Achaia–Macedonia–Moesia, ein Monument aus Pergamon, dessen Inschrift diesen proconsul Asiae und Stadtpatron mit den Worten sanctissimus et iustissimus rühmt, außerdem allem Anschein nach sogar ein Denkmal auf dem Kapitol in Rom, das dieser homo novus, ein Inbegriff 92. G. Alföldy, Pietas immobilis 11 ff. 93. Vgl. etwa für die statuarischen Ehrungen im nordöstlichen Italien: G. Alföldy, Venetia et Histria; im Conventus Tarraconensis in der Hispania citerior: ders., Bildprogramme 177 ff.; in der Baetica: A. U. Stylow, in: M. Navarro Caballero – S. Demougin (Eds.), Élites hispaniques (Ausonius – Publications, Études 6), Bordeaux 2001, 141 ff.; in Pannonien: Zs. Mráv, in: Á. Szabó – E. Tóth (Hrsg.), Pannonica. Provincialia et archaeologia, Studia sollemnia Eugenio Fitz octogenario dedicata (Libelli Archaeologici Ser. Nova 1), Budapest 2003, 331 ff. Über die einheitliche gesellschaftliche Funktion von Statuen im Römischen Reich grundlegend jetzt P. Stewart, Statues in Roman Society, Oxford – New York 2003.

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der Loyalität dem Herrscherhaus gegenüber, nach Neros Worten ein subsidium für die res publica, zweifellos verdient hat.94 Angesichts zahlreicher ähnlicher Fälle einer weit verzweigten medialen Repräsentation95 konnte kein Zweifel bestehen: Die Führungselite des Imperium bestand aus Männern, die bereit und fähig waren, sich als Diener Roms und somit seiner Herrscher in den hohen Ämtern der Reichsverwaltung überall zu engagieren, und die von den Herrschern als ihre Vertrauten die Möglichkeit hierzu bekamen. Die meisten Inschriften der Senatoren wurden entweder von ihnen selbst – vor allem in den ihnen anvertrauten Provinzen – gesetzt oder zu ihren Ehren von anderen – sowohl in diesen Provinzen als auch in ihren Häusern und Villen – dediziert. Das Ideal des Staatsmannes, das diese Monumente verkündeten, fasste L. Verginius Rufus für seine Grabinschrift in der berühmten Zeile zusammen: imperium adseruit non sibi sed patriae.96 Dieser Mann, der zwar kein Kaiser werden wollte, als dreifacher Konsul jedoch den denkbar höchsten Rang eines Senators erreichte, hat in seiner Heimatstadt Mediolanium oder bei Rom sicher ein prächtiges Grabdenkmal zurückgelassen. Es gab gewiss nur sehr wenige führende Römer, die im Gegensatz zu Rufus so dachten wie Sex. Iulius Frontinus:97 Impensa monumenti supervacua est; memoria nostri durabit, si vita meruimus.

94. Inschrift aus Ruscino: ILGN 633, Neulesung bei G. Alföldy, CIL VI p. 4909 (zu CIL VI 41071a, demnächst an anderer Stelle mit ausführlicher Behandlung); Inschrift aus Pergamon: CIL III 3079 = ILS 962; Monument auf dem Kapitol: CIL VI 41071a; weitere epigraphische Monumente des Regulus: Siehe PIR2 M 468; subsidium rei publicae: Tac., Ann. 14,47. 95. Vgl. etwa W. Eck, in: H. Solin – O. Salomies – U.-M. Liertz (Eds.), Acta Colloquii Epigraphici Latini Helsingiae 1991 habiti (Comment. Human. Litt. 104), Helsinki 1995, 232 ff. = Tra epigrafia, prosopografia e archeologia 329 ff. mit der Liste jener Senatoren, die sowohl in Ephesos als auch in anderen Städten des Reiches mit Statuen geehrt wurden. 96. Plin., Ep. 9,19,1. 97. Ebd. 9,19,6.

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Abgekürzt zitierte Literatur: G. Alföldy, Bildprogramme in den römischen Städten des Conventus Tarraconensis – Das Zeugnis der Statuenpostamente. In: Homenaje García y Bellido IV. Revista de la Universidad Complutense de Madrid 18, 1979 [1981], 177 ff. G. Alföldy, Pietas immobilis erga principem und ihr Lohn: Öffentliche Ehrenmonumente von Senatoren in Rom während der Frühen und Hohen Kaiserzeit. In: G. Alföldy – S. Panciera (Hrsg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt (HABES 36), Stuttgart 2001, 11 ff. G. Alföldy, Römische Statuen in Venetia et Histria. Epigraphische Quellen (Abh. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1984, 3. Abh.), Heidelberg 1984. G. Alföldy, Städte, Eliten und Gesellschaft in der Gallia Cisalpina. Epigraphischhistorische Untersuchungen (HABES 30), Stuttgart 1999. G. Alföldy, Studi sull’epigrafia augustea e tiberiana di Roma (Vetera 8), Roma 1992. A. M. Andermahr, Totus in praediis. Senatorischer Grundbesitz in Italien in der Frühen und Hohen Kaiserzeit (Antiquitas 3, 37), Bonn 1998. E. Birley, The Roman Army, Papers 1929-1986 (Mavors. Roman Army Researches IV), Amsterdam 1988. W. Eck, Die Verwaltung des Römischen Reiches in der Hohen Kaiserzeit. Ausgewählte und erweiterte Beiträge, Bd. 1 – 2 (Arbeiten zur römischen Epigraphik und Altertumskunde 1, 3), Basel 1995 / 1997 W. Eck, Religion und Religiosität in der soziopolitischen Führungsschicht der Hohen Kaiserzeit. In: W. Eck (Hrsg.), Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Kolloquium zu Ehren von Friedrich Vittinghoff, Köln – Wien 1989, 15 ff. W. Eck, Senatorial Self-Representation: Developments in the Augustan Period. In: F. Millar – E. Segal (Eds.), Caesar Augustus. Seven Aspects, Oxford 1984, 129 ff. W. Eck, Tra epigrafia, prosopografia e archeologia. Scritti scelti, rielaborati ed aggiornati (Vetera 10), Roma 1996. D. Erkelenz, Optimo praesidi. Untersuchungen zu den Ehrenmonumenten für Amtsträger der römischen Provinzen in Republik und Kaiserzeit (Antiquitas 1, 52), Bonn 2003. H. Halfmann, Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jh. n. Chr. (Hypomnemata 58), Göttingen 1979. H. Niquet, Monumenta virtutum titulique. Senatorische Selbstdarstellung im spätantiken Rom im Spiegel der epigraphischen Denkmäler (HABES 34), Stuttgart 2000. B. E. Thomasson, Fasti Africani. Senatorische und ritterliche Amtsträger in den römischen Provinzen Nordafrikas von Augustus bis Diokletian (Acta Instituti Romani Regni Sueciae, Ser. in 4o, LIII), Stockholm 1996.

DIE EHRUNG ALS FEST: WIE WURDEN EHRENSTATUEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT PRÄSENTIERT?* DIRK ERKELENZ

Aus der Antike ist uns eine gewaltige Zahl von Ehrenmonumenten überliefert, ein großer Teil davon für römische Senatoren. Trotz des überlieferungsbedingten Verlustes vermitteln sie uns noch einen Eindruck von der drangvollen Enge, die auf den Fora mancher kaiserzeitlicher Städte geherrscht haben muß, sowie von der Bedeutung der statuarischen Ehrung insgesamt.1 Allerdings – reden wir von statuarischer Ehrung, so meinen wir häufig vornehmlich oder sogar ausschließlich das Monument, bestehend aus der Statue (oder einem anderen Typus von Bildnis), der zugehörigen Inschrift und der Basis, die beides trug.2 Hier fragt sich jedoch, ob diese Sicht nicht auch auf der Überlieferung beruht und nur einen Teil der Wirklichkeit erfaßt. In aller Regel sind bereits die einzelnen Monumente nicht vollständig erhalten, da vor allem die Statuen, aber auch Teile der Basen bis hin zu Verzierungen durch Stuck oder Bemalung der Zeit zum Opfer gefallen sind; meist ist darüber hinaus der bauliche Zusammenhang, in den das Monument inte-

* Herzlich gedankt sei den Teilnehmern des Kolloquiums für zahlreiche Anregungen. 1. Mein besonderer Dank gilt Werner Eck für entscheidende Hinweise – und dafür, daß er mir gezeigt hat, wie effektiv man unter Zeitdruck arbeiten kann. 1. Allein für römische Amtsträger (und ihre Angehörigen) sind fast 1400 Ehrenmonumente überliefert, die von Bewohnern der Provinzen gestiftet wurden, der weitaus größte Teil davon für Senatoren, vgl. die Zusammenstellung des Materials bei D. Erkelenz, Optimo Praesidi. Untersuchungen zu den Ehrenmonumenten für Amtsträger der römischen Provinzen in Republik und Kaiserzeit, Bonn 2003, 239ff. Dabei handelt es sich natürlich nur um einen Teil der insgesamt überlieferten Monumente für Senatoren. Einzuberechnen sind hier auch die von anderen Stiftern (wie Standesgenossen, Klienten, Angehörigen, eigener familia usw.) errichteten Statuen; insgesamt darf man also mit mehreren Tausend Zeugnissen rechnen. Und auch dies ist nur ein geringer Prozentsatz des gewaltigen ursprünglichen Bestandes. Dieser läßt sich zwar in keiner Weise auch nur annähernd sicher bestimmen, alle Schätzungen gehen jedoch davon aus, daß durchschnittlich nicht mehr als 10 % der Zeugnisse überlebt haben, eher sogar deutlich weniger, vgl. dazu z. B. M. Le Glay, Recherches et découvertes épigraphiques dans l’Afrique romaine depuis 1926, Chiron 4, 1974, 629; R. P. Saller, Personal Patronage under the Early Empire, Cambridge 1982, 194; R. Duncan-Jones, The Economy of the Roman Empire, Cambridge2 1982, 360ff.; C. Lehmann – K. H. Holum, The Greek and Latin Inscriptions of Caesarea Maritima, Boston 2000, 1 mit Anm. 13; G. Alföldy, Römische Inschriften in Venetia und Histria, Heidelberg 1984, 21f. 2. So z. B. noch Erkelenz (o. Anm. 1) 90f. mit weiterer Literatur.

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griert war, und der gesamte Kontext, in dem es stand, verloren. Schon vom genauen Aussehen und der vollen Wirkung des einzelnen Monuments, aber auch von der Fülle unterschiedlicher Formen können wir uns aufgrund der Überlieferung nur mehr selten ein klares Bild machen.3 Auf uns gekommen sind in aller Regel nur die Basen bzw. Teile von Basen mit den Inschriften, die sie trugen. Deren Aussage ist jedoch, gerade bei Senatoren, begrenzt. Im Normalfall beschränken sie sich auf den Namen des Geehrten und die Angaben zu seiner Ämterlaufbahn, den Stifter und – wenn überhaupt – auf eine Begründung der Ehrung in meist knapper und allgemeiner Form. Viele Aspekte aus der Vorgeschichte und dem Gesamtzusammenhang der Ehrung wurden hier erst gar nicht erwähnt und sind daher für uns in der Regel auch nicht greifbar: Dies gilt z. B. für die konkreten und detaillierten Ursachen, bei städtischen Ehrungen für den Ablauf und die Hintergründe der Beschlußfassung, die Finanzierung oder die gesamte technische Seite der Errichtung.4 Doch betrifft es auch Aspekte, die nicht nur der Vorbereitung und Umsetzung der Ehrung dienten, sondern die selbst bereits einen Teil von ihr bildeten. Einige Zeugnisse erlauben uns, einen Blick hinter die Fassade zu werfen, auf die komplexe und vielschichtige »Lebenswelt«, die sich hinter den knappen Formulierungen der tituli verbirgt.5 In besonderem Maße gilt dies für ein Monument aus Tergeste, das von Rat und Volk der Stadt für den quaestor urbanus L. Fabius Severus errichtet wurde.6 Der eigentliche titulus auf der Vorderseite ist – wie üblich – sehr knapp gehalten, er nennt nur den Namen und das aktuelle Amt des Geehrten sowie den Stifter.7 Wie allen anderen städtischen Ehrungen lag natürlich auch dieser ein ausführlicher Ratsbeschluß zugrunde, und in diesem Fall wurde er – ausnahmsweise – auf der Seitenfläche wiedergegeben.8 Er liefert uns zunächst einmal genauere Informa3. Dazu grundlegend z. B. Alföldy (o. Anm. 1) 20ff.; W. Eck, CIL VI 1508 (Moretti, IGUR 71) und die Gestaltung senatorischer Ehrenmonumente, Chiron 14, 1984, 201ff.; C. Witschel, Statuen auf römischen Platzanlagen unter besonderer Berücksichtigung von Timgad (Algerien), in: K. Stemmer (Hg.), Standorte – Kontext und Funktion antiker Skulpturen, Berlin 1995, 332ff.; Erkelenz (o. Anm. 1) 90ff. 4. Vgl. z. B. O. Salomies, Observations on the Development of the Style of Latin Honorific Inscriptions during the Empire, Arctos 28, 1994, 63ff.; E. Meyer-Zwiffelhoffer, Politikîj ¥rcein. Zum Regierungsstil der senatorischen Statthalter in den kaiserzeitlichen griechischen Provinzen, Stuttgart 2002, 190f.; Erkelenz (o. Anm. 1) 172ff. 5. S. dazu z. B. allgemein auch E. Stephan, Honoratioren, Griechen, Polisbürger. Kollektive Identitäten innerhalb der Oberschicht des kaiserzeitlichen Kleinasien, Göttingen 2002, 86. 6. CIL V 532 = D. 6680 = I.It. X 4, 31; zur Person PIR2 F 66. Die Übersetzung im Folgenden nach H. Freis, Historische Inschriften zur Römischen Kaiserzeit, Darmstadt 1984, Nr. 117. 7. I.It. X 4, 31: L(ucio) Fabio [L(uci) f(ilio)] / Pup(inia tribu) Sev[e]r[o] / quaestor[i] / urbano / [de]cu[r(iones) et] plebs / T[ergesti]nor(um). 8. Für jede städtische Ehrung mußte zunächst zwangsläufig ein Beschluß des Rates erfolgen. Eine Kopie des Textes ging ins städtische Archiv, und auch der Geehrte wurde wohl in der Regel über den Inhalt informiert, möglicherweise händigte man ihm sogar eine

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tionen zum Typus der Statue: Daß es sich bei dem Monument ohne Zweifel um den Sockel einer Reiterstatue handeln muß, ergibt sich zwar bereits aus den Maßen (H 93 cm; B 80 cm; T 165 cm); doch nur der beigefügte Ratsbeschluß zeigt, daß es sich um eine statua aurata equestris, um eine vergoldete Reiterstatue handelte, die zudem in celeberrima fori nostri parte, in der belebtesten Region des Forums, aufgestellt war (col. II Z. 23f.). Darüber hinaus zeigt uns dieser Text aber auch, daß die Ehrung eben nicht nur in der Errichtung eines Monuments bestand. Denn bevor man sich an die Aufstellung der Statue machen konnte, war die Mitwirkung des Empfängers in vielfacher Hinsicht erforderlich.9 So brauchte man zunächst seine generelle Zustimmung zur Ehrung überhaupt und zu einzelnen Aspekten wie etwa Statuentyp und Aufstellungsort. Vor allem aber für die Gestaltung der Inschrift, insbesondere für die Wiedergabe seines Namens und seiner Ämterlaufbahn, war man auf seine Hilfe angewiesen. Bei Fabius Severus mag uns dies angesichts seines kurzen Namens und einer ebenso kurzen »Laufbahn« noch nicht als Problem erscheinen. In anderen Fällen hatte man es jedoch mit Namensketten und langen, komplizierten Karrieren zu tun. Verbindliche und korrekte Informationen waren darüber nur von dem Betreffenden selbst zu erhalten. Zudem zeigt der Überblick über das Material, daß hier durchaus individuelle Vorstellungen herrschten, was wiedergegeben werden sollte: der volle Name oder nur bestimmte Teile, die ganze Ämterlaufbahn, die prestigereichsten Posten oder nur ein Amt.10 Und schließlich brauchte man, bei Fabius Severus wie bei allen anderen, sein Porträt für die Statue.11 Damit war der persönliche Kontakt zum Geehrten unerläßlich. Bereits bei Fabius Severus ergab sich jedoch eine Schwierigkeit, denn er hielt sich nicht Abschrift aus. Dauerhaft publiziert wurden diese Texte jedoch nur unter besonderen Um9. ständen; vgl. dazu z. B. Meyer-Zwiffelhoffer (o. Anm. 4) 198ff.; Erkelenz (o. Anm. 1) 174ff. 9. Auch bei Fabius Severus wird ausdrücklich gesagt, daß nicht geplant war, ihn über eine Statue zu informieren, die man bereits errichtet hatte. Vielmehr ging es darum, daß »sicherlich in Bälde veranlaßt werden müsse, daß ihm eine vergoldete Reiterstatue möglichst bald errichtet werde« (col. II Z. 22–24: illut certe proxime fieri oportet statuam ei auratam equestrem primo quoque tempore in celeberrima fori nostri parte poni). Ebenso deutlich zeigt sich dies bei der Statue, die vom Stadtrat von Karthago für Apuleius errichtet werden sollte; denn nachdem im Vorfeld alles geregelt worden war, von der Antragstellung über die Beschlußfassung und die Zuweisung des Ortes bis hin zur Dankesrede des Geehrten (vgl. dazu u. Anm. 84) heißt es, nun bleibe nur noch die technische Ausführung: quid igitur superest ad statuae meae honorem, nisi aeris pretium et artificis ministerium (Apul. flor. [Helm] S. 30 Z. 11f.). 10. Zu den verschiedenen Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Mitwirkung und Einflußnahme vgl. grundlegend W. Eck, »Tituli honorarii«, curriculum vitae und Selbstdarstellung in der Hohen Kaiserzeit, in: Acta colloquii epigraphici Latini Helsingiae 3.–6. Sept. 1991 habiti (= Comm. Hum. Litt. 104), Helsinki 1995, 211–237 = ders., Tra epigrafia, prosopografia e archeologia, Roma 1996, 319–340; Erkelenz (o. Anm. 1) 217ff. 11. Wie wichtig auch dieser Aspekt war, sagt der Text aus Tergeste selbst, wollte man doch tam voltus amplissimi viri quam facta, sowohl seine Gesichtszüge (über die Statue) als auch seine Taten und Leistungen (über die Inschrift) verewigen (col. II Z. 26f.).

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vor Ort auf, sondern wohl in Rom. Dies führt auf ein grundsätzliches Problem, das bei der Ehrung von Senatoren immer zu bedenken ist – sie dürften nur selten in der betreffenden Stadt unmittelbar greifbar gewesen sein, auch wenn es hier je nach Stadt oder Region sicherlich Unterschiede gab. Wenn es sich um eine Gemeinde in der Provinz handelte, in der sich der Geehrte dienstlich aufhielt, gab es an seinem Amtssitz natürlich das höchste Maß an Präsenz. In einer Konventstadt konnte man vielleicht noch auf den nächsten regulären Besuch im Zuge der Konventreise warten. Aber es gab sicherlich auch Städte, die ein Amtsträger nie betrat oder vor Ende seiner Amtszeit nicht wieder besuchen würde. Auch in der eigenen Heimatstadt oder einem bevorzugten Wohnort, selbst in Italien, werden die Phasen seiner Anwesenheit begrenzt gewesen sein. Oft dürfte er sich in Rom aufgehalten haben oder war, in dienstlichem Auftrag, irgendwo im Imperium unterwegs. Und nicht immer wird man willens oder in der Lage gewesen sein, seinen nächsten Besuch abzuwarten. Der persönliche Kontakt war also unerläßlich, konnte jedoch in vielen Fällen nicht vor Ort hergestellt werden – also mußte man sich über eine Gesandtschaft an den Betreffenden wenden.12 Bei Fabius Severus zeigt sich in diesem Zusammenhang ein »Vorteil«, den manche Städte hatten. Denn wenn sich der Empfänger auch selbst anderswo aufhielt, war im Heimat- oder Wohnort in Italien oder einer Provinz und erst recht natürlich in Rom zumindest die Familie in irgendeiner Form präsent. Bei Severus machte man sich dies zunutze, indem man seinen Vater bat, die Gesandtschaft zu übernehmen.13 Und dies war noch nicht alles – der Text zeigt, daß es sich beim Auftritt einer solchen Gesandtschaft keineswegs um einen simplen Akt handelte, der sich darauf beschränkte, eine Kopie des Ratsbeschlusses zu überreichen und technische Detailfragen zu klären. Vielmehr war auch dies bereits eine Ehrung, ein festlicher Akt. Denn der Auftrag an den Vater lautete: Er solle seinem Sohn »in unserem Auftrag öffentlich Dank abstatten (...) und ihm die Freude der Gesamtheit und der einzelnen Bürger und ihren Willen zur Kenntnis bringen«, und zwar als magister talium rerum, »als Meister in solchen Dingen«. Dies kann man nur so verstehen, daß es um deutlich mehr als um eine bloße Information ging. Vielmehr muß es sich um eine formelle, aus-

12. In manchen Fällen war eine solche Gesandtschaft ohnehin noch aus anderen Gründen erforderlich. Wenn sich etwa eine Stadt aus einer Provinz entschloß, einen Amtsträger in einer besonders herausgehobenen Form zu ehren, nämlich durch die Errichtung einer Statue in seiner Heimatstadt oder in seinem Privathaus in Rom, dann konnte dies nur über Gesandte erfolgen, vgl. für römische Amtsträger eine Liste solcher Beispiele bei Erkelenz (o. Anm. 1) 322ff. Nicht immer, aber in manchen Fällen könnte es demnach sogar zwei Gesandtschaften gegeben haben: eine zur Vorbereitung, eine andere zur Durchführung der Ehrung. 13. I.It. X 4, 31 col. II Z. 27ff.: petique a Fabio Vero egregio viro patris (!) Severi (...), uti patiatur se in hanc rem ad filium suum legari mandarique sibi uti gratias publice clarissimo viro mandatu nostro agat et gaudium universorum singulorumque ac voluntatem ut magister talium rerum in notitiam eius perferat.

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führliche laudatio, eine Lobrede gehandelt haben, und mit dem Vater, dem magister talium rerum, hatte man einen erfahrenen, vielleicht sogar einen geschulten Rhetor ausgewählt. Genau diesen Eindruck erweckt nämlich auch der gesamte Text. Mit seinen ausgefeilten Begründungen und Lobpreisungen wirkt er eben nicht wie ein schlichtes Rechtsdokument, sondern wie der Text einer Lobrede – zumindest aber läßt sich erahnen, wie eine solche laudatio ausgesehen haben könnte.14 Als Erwiderung auf diese gratiarum actio könnte man vom Geehrten dann durchaus einige Worte des Dankes erwarten oder sogar eine längere Dankesrede. Das beste Beispiel für dieses Verfahren findet sich in den Florida des Apuleius.15 Der Stadtrat von Karthago hatte den Beschluß gefaßt, ihm ein öffentliches Ehrenmonument zu errichten.16 Nachdrücklich unterstützt, wenn nicht sogar initiiert, hatte dies sein Freund, der vir consularis Aemilianus Strabo; er hatte sich sogar dafür eingesetzt, die Statue an einem besonders herausgehobenen Ort zu errichten.17 Für Apuleius seinerseits war es Ehrensache, sich sowohl beim Stadtrat als auch bei seinem ranghohen Gönner in gebührender Weise für diese Ehrung zu bedanken, und zwar noch vor der tatsächlichen Errichtung des Monuments;18 für die Präsentation kündigte er sogar eine zweite, noch ausführlichere Danksagung an.19 Seine Worte zeigen deutlich, daß ein solches Verfahren üblich war, ja daß es geradezu erwartet wurde. Im Angesicht einer Gesandtschaft, die ihn von seiner Ehrung unterrichtete, dürfte auch ein Senator diese Verpflichtung empfunden haben, den legati zunächst persönlich seinen Dank auszusprechen. Darüber hinaus verfaßte er aber vielleicht sogar einen Dankesbrief, der von der Gesandtschaft an den Stifter zurückübermittelt wurde.20 Nach unseren Vorstellungen wäre es zudem ein Gebot der Höflichkeit gewesen, den Gesandten »etwas anzubieten« – 14. Zu Inhalt und Aufbau einer solchen Rede sowie zu weiteren Belegen vgl. ausführlich u. S. 87ff. 15. Apul. flor. [Helm] S. 23 Z. 17–19, S. 26 Z. 25ff. – S. 30 Z. 21. 16. Apul. flor. [Helm] S. 23 Z. 17–19: priusquam vobis occipiam, principes Africae viri, gratias agere ob statuam, quam mihi praesenti honeste postulastis et absenti benigne decrevistis (...). 17. Apul. flor. [Helm] S. 29 Z. 20f.: Aemilianus Strabo, vir consularis, brevi votis omnium futurus proconsul, sententiam de honoribus meis in curia Karthaginiensium dixit, omnes eius auctoritatem secuti sunt; Z. 23f.: libello misso, per quem postulabat locum celebrem statuae meae. Vgl. auch o. Anm. 9 und u. Anm. 84. 18. Apul. flor. [Helm] S. 26 Z. 25f.: an non properandum mihi erat, ut pro eo honore vobis multas gratias dicerem (...) ?; S. 27 Z. 15–20: certa est enim ratio, qua debeat philosophus ob decretam sibi publice statuam gratias agere, a qua paululum demutabit liber, quem Strabonis Aemiliani excellentissimus honor flagitat – quem librum sperabo me commode posse conscribere; satis eum hodie vobiscum parare; S. 30 Z. 3: (...) ingratus essem (...). 19. Vgl. dazu u. Anm. 84. 20. Auch bei Apuleius ist mehrfach die Rede von einem liber, in dem er seine Danksagung niedergelegt hat, z. B. Apul. flor. [Helm] S. 27 Z. 15–20 (vgl. o. Anm. 18) sowie S. 27 Z. 13–15. Dabei muß es sich nicht nur um das »Script« der mündlich vorgetragenen Rede handeln: Apuleius war nicht während des gesamten Vorganges in Karthago präsent und könnte sich

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möglicherweise schloß sich also ein gemeinsames Essen oder eine andere Feierlichkeit an. In diesem Zusammenhang oder bei einer anderen, nicht-öffentlichen Zusammenkunft mögen dann auch die technischen Details besprochen worden sein. Eine andere Frage ist noch, ob man im Text aus Tergeste den Begriff publice im Zusammenhang der Danksagung (col. II Z. 35) tatsächlich mit »öffentlich« im Sinne von »in der Öffentlichkeit« übersetzen kann. Da dies in Rom stattfand, sollte man vielleicht doch eher davon ausgehen, daß Fabius Verus seinem Sohn »von Staats wegen«, also »im Namen der Allgemeinheit« dankte. Auf jeden Fall ist dies aber ein Indiz für einen weiteren Aspekt: daß nämlich dieser ganze Vorgang vor einem Publikum zelebriert werden konnte. Gerade bei einem Phänomen, das sich in einem solchen Maße an die Öffentlichkeit richtete und so sehr ein Publikum erforderte wie die statuarische Ehrung, wird man kaum etwas dem Zufall überlassen oder auf Öffentlichkeitswirksamkeit verzichtet haben.21 Es ist völlig unmöglich, daß eine solche Gesandtschaft den Geehrten unversehens »überraschte«. Vielmehr wird man sich vorher über Zeit, Ort und Umstände dieser Begegnung verständigt haben, und auch der Geehrte hatte so die Gelegenheit, diesen Vorgang entsprechend zu inszenieren. Das Publikum hing dann vor allem davon ab, wo man diese Begegnung arrangierte. In der Provinz konnte man einen Amtsträger in seinem Amtssitz aufsuchen, das Publikum bestand hier aus Teilen des officium, Personen aus dem Gefolge oder dem privaten Umfeld des Geehrten, subalternen Amtsträgern und natürlich anderen Bittstellern, die auf eine Audienz warteten. Doch gerade in der Provinz boten sich auch ganz andere Möglichkeiten. Traf man den Geehrten in der Öffentlichkeit an, auf dem Forum, möglicherweise sogar auf seiner sella curulis sitzend während seiner Tätigkeit – dann konnte die ganze Stadt Zeuge dieser Inszenierung sein, und darüber hinaus alle Bittsteller und Gesandtschaften von außerhalb. Doch selbst wenn es sich »nur« im Privathaus des Empfängers abspielte, z. B. in Rom wie bei Fabius Severus, wäre ein durchaus umfangreiches Publikum denkbar: Angehörige seiner Familie, Mitglieder der weiteren Hausgemeinschaft oder Klienten, die sich ohnedies im Haus aufhielten; da die Gesandtschaft jedoch angekündigt war, könnte man auch Standesgenossen eingeladen haben, wobei deren Erscheinen dann sicherlich auch vom Rang des Geehrten (oder seiner Familie) abhängig war. Allerdings mußte sich das Publikum nicht auf das private Umfeld, das Unterpersonal, die Standesgenossen oder die städtische Öffentlichkeit beschränken, ja nicht einmal nur auf die persönlich Anwesenden. Es konnte sogar die 21. brieflich an den Stadtrat gewandt haben; wie die Florida selbst zeigen, ließ sich zudem eine solche Rede nachträglich auch publizieren. Dazu auch u. Anm. 84. 21. Auch bei den Geldspenden, Speisungen, Spielen oder anderen Elementen von Feierlichkeiten anläßlich der Präsentation von Monumenten, wie sie für Personen auf der munizipalen Ebene vielfach überliefert sind, war alles inszeniert, und nichts geschah spontan oder wurde improvisiert, vgl. u. S. 93f.

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Spitzen der Gesellschaft umfassen, weit über den Rang des Geehrten hinaus. Exemplarisch zeigt sich dies an einem Monument aus Sala in Mauretanien (das auch im folgenden noch von Bedeutung sein wird).22 Zwar handelt es sich bei dem Empfänger M. Sulpicius Felix nur um einen ritterlichen Präfekten, und der eigentliche titulus ist schlicht wie immer. Doch wurde auch hier – nachträglich – der zugrundeliegende Ratsbeschluß angefügt, und er ist in seiner Art wie seinen Aussagemöglichkeiten dem Text aus Tergeste sehr ähnlich. Auch dieser Ratsbeschluß liest sich wie eine laudatio, doch spielte sich das Geschehen in diesem Fall nicht nur zwischen dem Stifter, dem Empfänger und dem Publikum vor Ort ab. Vielmehr wurde diese Ehrung und damit sicherlich auch der Text »nach oben« weitergemeldet, an den Statthalter und sogar den Kaiser. Doch gehörten sie nicht nur zu den Adressaten, sondern wurden darüber hinaus auch in die Ehrung einbezogen: Denn explizit rühmte man sie für die Auswahl und die Ausbildung eines solchen Mannes.23 Bei allen Unterschieden, die im Einzelfall bestanden haben mögen, läßt sich doch bereits hier ein grundsätzlicher Aspekt erkennen: Ehrenmonumente römischer Senatoren (und damit implizit auch anderer) konnten bereits einem Publikum und sogar in der Öffentlichkeit präsentiert werden, bevor sie überhaupt existierten, und zwar in feierlicher Form und beeindruckender Weise. Und dies war erst der Anfang – denn wenn bereits die Präsentation einer Statue, die noch ausschließlich virtuell existierte, als Fest gestaltet wurde, kann dies bei den weiteren Akten nicht grundsätzlich anders gewesen sein; eher lassen die Vorgänge im Vorfeld vielleicht schon »in nuce« erkennen, womit man dann bei der tatsächlichen Errichtung des Monuments zu rechnen hat. Betrachtet man die Masse von Monumenten, die uns überliefert sind, so drängt sich die Frage geradezu auf, wie und unter welchen Umständen sie an ihren Platz gekommen sind und wie man sich ihr erstes Erscheinen vorzustellen hat. Beging man dies mit einem feierlichen Akt, blieb der im Bereich des Privaten oder vollzog er sich öffentlich? Oder stellte man das Monument einfach hin – doch wie sollte man sich den Ablauf ohne Feierlichkeit eigentlich vorstellen? Wenn die Bauarbeiter, die das Monument errichtet hatten, fertig waren – packten sie dann ihre Werkzeuge, ihre Bleitiegel und Zementsäcke ein und gingen einfach weg, und der einzelne Bürger merkte dann irgendwann eher zufällig, daß da ein neues Monument stand? Ein solches Vorgehen scheint kaum denkbar, denn es wäre sowohl der zentralen Absicht als auch der Bedeutung des Phänomens zuwidergelaufen. Denn ein Monument richtete sich an ein Publikum, an eine Öffentlichkeit. Dies setzt aber voraus, daß es in einem formellen Akt dieser Öffentlichkeit auch bekannt gemacht bzw. übergeben wurde.24 22. AE 1931, 36. 38 = IAM 307; die Übersetzung im folgenden nach Freis (o. Anm. 6) Nr. 114. 23. Vgl. dazu ausführlicher u. Anm. 62ff. 24. Überdies konnte ein solches Monument, je nach Größe und Gestaltung, einen nicht unerheblichen Kostenfaktor in den städtischen Finanzen ausmachen. Und bei einer Aufstellung im öffentlichen Raum der Stadt kam sogar noch ein rechtlicher Aspekt hinzu. Denn

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Vor allem aber war ein solches Monument, wie Dio Chrysostomos sagt, »ein Beweis des freundschaftlichen Verhältnisses zu den Mächtigen und ihrer Achtung der Stadt gegenüber«.25 Durch einen Verzicht auf Feierlichkeiten bei der Aufstellung hätte man es aber selbst an Achtung fehlen lassen, ja es wäre sogar dem Geehrten gegenüber eine grobe Unhöflichkeit gewesen und wäre damit dem eigentlichen Sinn und Zweck der Statuenerrichtung vollständig zuwidergelaufen.26 Auch an vielen anderen Stellen betont Dio den Wert solcher Monumente für die Stadt und ihre Repräsentation nach außen.27 Diese Bedeutung aber setzt zwangsläufig ein entsprechendes Verhalten voraus, auch und gerade in dem Augenblick, wenn die Statue zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dies gilt umso mehr, als die Bedeutung des Monuments wie auch des zugehörigen Festaktes natürlich nicht zuletzt vom Rang des Geehrten abhing. Senatoren bildeten die Spitze der Gesellschaft – das erforderte eine entsprechende Gestaltung. Und nicht zuletzt diente eine Ehrung nicht nur der Herausstellung des Empfängers; auch für den Stifter boten sich hier, von der Person des Geehrten sogar weitgehend unabhängig, vielfältige Möglichkeiten zur Repräsentation.28 Bei einer städtischen Ehrung präsentierte sich die betreffende Gemeinde natürlich in ihrer Dankbarkeit vor dem Geehrten selbst. Darüber hinaus aber stellte man das besondere Verhältnis und die guten Beziehungen zu einem solch wichtigen Mann demonstrativ nach außen heraus, gegenüber Auswärtigen oder Nachbarstädten, mit denen man oft in scharfer Konkurrenz stand. So ließ man es sich auch im Text aus Tergeste nicht nehmen, zu betonen ut non modo nobis, sed proximis quoque civitatibus declaratum velit esse se non ali quam patriae suae natum – »daß nicht nur uns, sondern auch den Städten in der Nachbarschaft deutlich gezeigt werde, daß er für niemand anderen als für seine Heimatstadt geboren sei« (col. I Z. 29–31). 25. einerseits »gehörte« das Monument dem Geehrten, und man durfte es ohne seine Zustimmung nicht ohne weiteres entfernen; auf der anderen Seite aber stand es im öffentlichen Rechtsraum und damit handelte es sich um öffentlichen Besitz, wenn vielleicht auch in einer eingeschränkten Weise, vgl. dazu z.B. P. Düll, Zum Recht der Bildwerke in der Antike, in: Studi in onore di E. Betti III, Milano 1962, 129ff.; F. Musumeci, Statuae in publico positae, SDHI 44, 1978, 191ff. 25. Dio Chrys. 31, 4, 9. 26. Eine entsprechende Formulierung findet sich auch im Text aus Tergeste. So bestand einer der Gründe für die Ehrung des Fabius Severus darin, daß »wir uns, wenn man uns beurteilt, dankbar und eines solchen ausgezeichneten Mannes und eines solchen Beschützers für würdig erweisen« (col. I Z. 24f.: ut nos iudicantibus gratos praebeamus et dignos tali decore talique praesidio). 27. Der »Wert« der Monumente sowie die große Bedeutung des Phänomens ergibt sich auch aus einer Vielzahl weiterer entsprechender Stellungnahmen in den literarischen Quellen, von der zahlenmäßigen Breite der epigraphischen Überlieferung ganz zu schweigen, vgl. dazu nur beispielshalber Erkelenz (o. Anm. 1) 1ff., 174ff. 28. Vgl. dazu etwa O. Salomies, Honorific Inscriptions for Roman Senators in the Greek East during the Empire, in: ders. (Hg.), The Greek East in the Roman Context. Proc. of a Coll. org. by the Finnish Institute at Athens, Mai 21 and 22, 1999, Helsinki 2001, 175f.; Erkelenz (o. Anm. 1) 123ff.

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Doch auch innerhalb der Stadt gab es für Einzelne genug Möglichkeiten zur Repräsentation. Einer solchen städtischen Ehrung lag immer ein Ratsbeschluß zugrunde, und in der zugehörigen Ratssitzung hatte jemand den am Ende erfolgreichen Antrag gestellt. Entweder hatte er sich dabei gegen andere durchgesetzt, denn hier gab es vermutlich bisweilen interne Rivalitäten. Oder es handelte sich um eine »abgekartete« Sache, wem die prestigereiche Aufgabe zufallen sollte, den Antrag zu stellen. Darüber hinaus gab es gerade für einzelne Mitglieder aus dem ordo die Möglichkeit, sich durch euergetische Stiftungen zu profilieren und auf diese Weise an der Ehrung zu beteiligen: Sie konnten z. B. der Stadtkasse die Kosten ersparen und das Monument aus eigener Tasche finanzieren, sie konnten eine notwendige Gesandtschaft auf eigene Rechnung übernehmen oder die Feierlichkeiten anläßlich der Präsentation organisieren. Der Lohn bestand darin, daß auch sie in die Ehrung einbezogen wurden. Betrachtet man z. B. die Texte aus Tergeste und Sala, so sind uns (abgesehen von Kaiser und Statthalter) außer den Geehrten und den beiden IIviri, die jeweils die Relatio übernahmen, nur 5 Mitglieder des ordo namentlich überliefert: Calpurnius Certus (Tergeste) und Q. Cornelius Capella (Sala), die jeweils den Antrag gestellt hatten; Fabius Fidus und Valerius Polio (Sala), die als legati zum Statthalter gereist waren; und natürlich in Tergeste der Vater des Geehrten, Fabius Verus, doch erscheint auch er hier als Gesandter.29 Wenn diese Personen aber bereits im Ratsbeschluß in exponierter Weise genannt wurden, dürfte es sich von selbst verstehen, daß ihre Rolle auch im Zuge einer Feierlichkeit dem Publikum entsprechend präsentiert wurde, und daß sie Wert darauf legten, daß dies auch so geschah.30 Und schließlich bot gerade ein solcher Festakt für die gesamte Einwohnerschaft in ihrer sozialen Gliederung eine Gelegenheit zur Repräsentation.31 Insgesamt gab es also in der betreffenden Stadt zahlreiche Personen, die durchaus ein Interesse an Repräsentationsmöglichkeiten im Zusammenhang einer solchen Ehrung hatten. Auch dieses Bedürfnis konnte man durch eine Feierlichkeit befriedigen – und warum hätte man sich diese Gelegenheit entgehen lassen sollen? Schaut man schließlich auf die epigraphische Überlieferung, so finden sich zahllose Zeugnisse für solche Festakte, und zwar bei Personen auf nahezu

29. I.It. X 4, 31 col. I Z. 25, col. II Z. 27ff.; IAM 307 Z. 6f., 30. 30. Ein besonders exponiertes Beispiel könnte man auch im Fall des Proconsuls von Asia Paullus Fabius Maximus sehen. Er hatte im Wettbewerb der Provinz um den besten Vorschlag zur Ehrung des Augustus die »Ausschreibung« gewonnen; zum Ausmaß, in dem auch er dann an der Ehrung beteiligt war und überall entsprechend gerühmt wurde, vgl. z. B. Meyer-Zwiffelhoffer (o. Anm. 4) 194f. Von der Rolle, die Aemilianus Strabo bei der Ehrung des Apuleius spielte, war bereits die Rede, vgl. o. Anm. 17. Auch er wurde dafür vom Geehrten bereits in seiner ersten Dankesrede besonders herausgestellt, sie macht streckenweise ihrerseits den Eindruck einer laudatio auf den mächtigen Gönner, vgl. z. B. Apul. flor. [Helm] S. 27 Z. 20ff., S. 28 Z. 17ff., S. 29 Z. 7ff. sowie u. Anm. 84. 31. Vgl. dazu ausführlicher u. Anm. 48.

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allen Ebenen der sozialen Skala. Und zumindest manche, immer gleiche Züge dieser Feste lassen sich gut erkennen.32 Für Senatoren fehlen derartige, direkte Zeugnisse allerdings vollständig.33 Doch wenn es solche Feste, wie auch immer sie dann konkret ausgestaltet wurden, für alle anderen gab – für Götter, vergöttlichte Kaiser, amtierende Kaiser,34 Ritter,35 Dekurionen oder Augustalen36 – dann kann dies für Senatoren nicht anders gewesen sein. Angesichts der Überlieferung stellen sich jedoch eine Reihe von Fragen: Wie sahen solche Feiern überhaupt aus und welche Aspekte, die hier eine Rolle gespielt haben könnten, lassen sich der Überlieferung entnehmen oder sind zumindest wahrscheinlich? Dabei ist man immer wieder auf Nachrichten aus dem allgemeinen munizipalen Leben angewiesen. Dementsprechend ist jeweils im Zusammenhang zu prüfen, inwieweit diese Nachrichten auch für 32. Dies betrifft in erster Linie die Geldspenden und Speisungen für das geladene Publikum; vgl. dazu, zur Überlieferung sowie den Gründen ausführlicher u. S. 85f.; 93ff. 33. Vgl. z. B. Erkelenz (o. Anm. 1) 220: Unter den insgesamt fast 1400 Monumenten für Amtsträger der römischen Provinzen findet sich nur auf zweien ein entsprechender Hinweis (CIL V 7007, IX 5840); zudem handelt es sich bei den Empfängern nicht um Senatoren, sondern um Ritter, und hier in beiden Fällen auch »nur« um primipili. Auch in dem von E. Forbis, Municipal Virtues in the Roman Empire. The Evidence of Italian Honorary Inscriptions, Stuttgart 1996, zusammengestellten Material findet sich kein Zeugnis für einen Senator. 34. Vgl. nur beispielshalber etwa ILAlg II 3, 7783. 8794; CIL VIII 26255; IX 1619 sowie u. Anm. 89. 35. Auf den Monumenten für Angehörige des equester ordo finden sich, im Gegensatz zu den Senatoren, zwar durchaus ähnlich direkte Hinweise auf derartige Feierlichkeiten wie etwa für Angehörige des ordo decurionum (vgl. dazu u. Anm. 36). Doch fällt zweierlei auf: Zum einen ist die Zahl dieser Zeugnisse sehr gering; unter den knapp 500 Texten bei Forbis (o. Anm. 33) trägt etwa ein Viertel entsprechende Hinweise, weniger als 20 davon gelten aber Rittern (Nr. 94, 198, 225, 253, 271, 275f., 289, 295f., 308, 317, 324, 331, 358), sie sind damit zahlenmäßig eindeutig unterrepräsentiert. Zum anderen betreffen sie fast ausschließlich rangniedrige Angehörige des equester ordo, die bestenfalls ritterliche Offiziersposten bekleidet hatten; dies gilt sowohl für Italien als auch für die Provinzen, vgl. auch o. Anm. 33. 36. Für diesen Personenkreis findet sich eine große Fülle von Zeugnissen, vgl. auch hier allein das von Forbis (o. Anm. 33) 106ff. zusammengestellte Material. Einige munizipale Zeugnisse lassen zudem erkennen, wie häufig solche Feiern veranstaltet wurden und daß dies sogar im Zusammenhang einer einzelnen Ehrung gleich mehrfach geschehen konnte: In Corfinium war ein munizipaler Würdenträger zum Patron der Stadt gewählt worden, und zum Dank hatte er ein epulum veranstaltet; deswegen und als Dank für andere beneficia ließ die Stadt Statuen von ihm und seinen Söhnen errichten, anläßlich deren dedicatio der Geehrte erneut Geld und Speisen verteilen ließ, verbunden mit einer Stiftung, die diese Verteilung jeweils an seinem Geburtstag auch für die Zukunft sichern sollte (vgl. Forbis (o. Anm. 33) Nr. 240 = CIL IX 3160). In Forum Clodi hatte ein lokaler Würdenträger als Gegenleistung für seine adlectio in ordinem quinquennalium eine silberne Abbildung des genius praefecturae gestiftet und bei der dedicatio Geld und Speisen verteilen lassen; dafür wurde er mit einer Statue geehrt, bei deren Präsentation er das Publikum erneut bewirtete und beschenkte (Forbis (o. Anm. 33) Nr. 376 = CIL XI 7556). In einem Text aus Privernum werden schließlich sogar Termine genannt: Ein Mitglied des ordo hatte die quinquennalitas erhalten und als Gegenleistung fünftägige ludi scaenici veranstaltet; als Dank beschloß die Stadt, ihm eine Statue zu errichten und für ihn an den Iden des März eine cena zu veranstalten, und anläßlich ihrer dedicatio an den 13. Kalenden des September richtete der Geehrte seinerseits eine Speisung aus (Forbis (o. Anm. 33) N. 94 = AE 1974, 228).

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Senatoren (und Ritter) zutreffen können. Denn hier gab es deutliche Unterschiede im Rang und in der persönlichen Präsenz. Zudem ist zu berücksichtigen, daß nicht jedes Monument ein vergleichbares Publikum fand; abhängig war dies vor allem vom jeweiligen Aufstellungsort. So konnte eine Ehrenstatue z. B. von einem officialis im Prätorium seines vorgesetzten Amtsträgers errichtet werden, oder von einer Privatperson auf privatem Grund. Einzelpersonen konnten aber auch die Genehmigung erhalten, ein solches Monument im öffentlichen Raum der Stadt zu errichten. Bei städtischen Ehrungen in den Provinzen und auch in Italien dürfte diese öffentliche Errichtung eher die Regel gewesen sein. Für Rom schied diese Möglichkeit weitgehend aus, doch haben wir zahlreiche Zeugnisse dafür, daß Statuen im »halböffentlichen« Raum der senatorischen Häuser standen.37 Nur in ganz seltenen Fällen schließlich konnte ein Monument für einen Senator im öffentlichen Raum der Hauptstadt errichtet werden, in der Regel, wenn es von Senat und Volk bzw. dem Kaiser gestiftet wurde, und in jedem Fall nur mit deren Zustimmung.38 In allen genannten Fällen war aber das Publikum bzw. die Öffentlichkeit eine andere, und dies sollte sich auch bei der Präsentation niedergeschlagen haben. Darüber hinaus ist nach Gründen zu suchen, warum bei Senatoren solche Feierlichkeiten, im Gegensatz zur Fülle von Zeugnissen für andere Personenkreise, überhaupt nicht erwähnt sind, auch wenn es sie gegeben haben muß. Und schließlich ist der Frage nachzugehen, welche Bedeutung diesen Feiern zukam und welchen Stellenwert sie im Gesamtzusammenhang der Ehrung hatten. Den letzten Glanz verlieh einer solchen Feierlichkeit – zumindest nach unserer Vorstellung – die persönliche Anwesenheit des Geehrten, und ein Ziel der ersten Kontaktaufnahme dürfte es auch gewesen sein, dafür einen passenden Termin zu vereinbaren. Und wenn es irgendwie ging, wird man den Zeitpunkt für die Präsentation entsprechend gewählt haben. Doch selbst wenn der Empfänger nicht erscheinen konnte, mußte der Stifter nicht ohne Ansprechpartner bleiben. Am Heimat- oder Wohnort konnte er durch ein Familienmitglied vertreten werden, und auch in der Dienstprovinz übernahm vielleicht ein Abgesandter diese Aufgabe – ein subalterner Amtsträger, ein Familienmitglied oder ein comes aus dem Gefolge.

37. Vgl. dazu allgemein Erkelenz (o. Anm. 1) 138ff. mit der relevanten Literatur. 38. Dazu grundsätzlich W. Eck, Die Familie der Volusii Saturnini in neuen Inschriften aus Lucus Feroniae, Hermes 100, 1972, 471f.; ders., Ehrungen für Personen hohen soziopolitischen Ranges im öffentlichen und privaten Bereich, in: Die römische Stadt im 2. Jh. n. Chr., Kolloquium in Xanten Mai 1990, hg. H.-J. Schalles – H. von Hesberg – P. Zanker, Köln 1992, 364f.; zuletzt G. Alföldy, Pietas immobilis erga principem und ihr Lohn: öffentliche Ehrenmonumente von Senatoren in Rom während der Frühen und Hohen Kaiserzeit, in: G. Alföldy – S. Panciera (Hg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt, Stuttgart 2001, 13ff.

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Gerade hier, bei der Ehrung eines Amtsträgers in seiner Dienstprovinz, wäre vielleicht auch noch an einen ganz anderen »Vertreter« zu denken. Zunächst einmal wird man davon ausgehen dürfen, daß es bei römischen Amtsträgern (wie vielleicht grundsätzlich bei Senatoren) in der Regel zwei Feierlichkeiten gab. Die eine fand statt, wenn man den Geehrten über die Ehrung unterrichtete; an diesem Akt hat er persönlich teilgenommen, sei es daß man sich in der betreffenden Stadt an ihn wandte, sei es daß man ihn an einem anderen Ort durch eine Gesandtschaft informierte. Die zweite Feier fand statt, wenn das fertiggestellte Monument der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Hier wird der Geehrte nur sehr viel seltener die Gelegenheit zur Teilnahme gehabt haben: Erfolgte die Präsentation überhaupt noch während seiner Dienstzeit, hielt er sich zwar noch in der Provinz auf, aber wohl häufig in einer anderen Stadt; geschah es aber nach Ende seiner Amtszeit, hatte er die Provinz bereits wieder verlassen. In diesem Fall befand sich jedoch sein Nachfolger im Amt vor Ort, und wenn man den Termin entsprechend wählte, konnte auch er an der Präsentation teilnehmen. Neben anderen Vorteilen, die dies haben mochte, kam es vor allem einer ganz zentralen Absicht entgegen, die mit der statuarischen Ehrung verbunden war und die der Text aus Sala auch eindeutig in Worte faßt. Denn der Sinn der Ehrenstatue bestand nicht nur darin, »sowohl jedesmal neue Verdienste gegenüber der Stadt und neue Freundschaftsdienste gegenüber den einzelnen durch neue Ehrungen zu vergelten«, sondern (ganz eigennützig) auch darin, »eine ähnliche Erwartung den Personen aufzuzeigen, die ähnlich handeln«.39 Was aber konnte dieser Absicht besser dienen, als daß die pariter acturi, die Personen, von denen man sich einen ähnlichen Einsatz erhoffte, auch bei der feierlichen Präsentation ihrer zukünftigen Belohnung zugegen waren, gerade wenn es sich um Amtsträger mit einer entsprechenden Machtfülle handelte ?40 Doch selbst wenn niemand aus der Familie, der Hausgemeinschaft oder dem Gefolge, kein Untergebener, Standesgenosse oder Nachfolger im Amt erschienen sein sollte, um den Geehrten zu vertreten, könnte er dennoch präsent gewesen sein – etwa durch die Verlesung des bereits erwähnten Dankschreibens.41 Als genauer Termin boten sich verschiedene Möglichkeiten. Schaut man auf die sonstige epigraphische Überlieferung, so begegnet sehr häufig der Ge-

39. IAM 307 Z. 5f.: (...) quoniam oporteret simul nova totiens et in rem publicam merita et in singulos officia novis honoribus totiens rependere, simul spem parem ostentare pariter acturis (...). 40. Bei der entsprechenden Passage in IAM 307 handelt es sich keineswegs um ein Einzelzeugnis, auch in anderen Texten finden sich fast identische Formulierungen. So wurde beispielshalber in Aquileia für einen Wohltäter eine statua equestris aurata auf dem Forum errichtet, quo magis etiam ceteri ad benefaciendum in re publica provocentur (CIL V 961). Offensichtlich handelte es sich also um eine allgemein verbreitete Absicht. 41. Vgl. o. Anm. 20 und u. Anm. 85.

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burtstag des Geehrten.42 Für Senatoren findet sich hier zumindest ein indirektes Zeugnis. Denn als die Bracaraugustani eine Statue für Augustus errichtet hatten, erfolgte die dedicatio am Geburtstag des Statthalters.43 Man darf doch wohl annehmen, daß er persönlich anwesend war, die dedicatio durchführte und auf diese Weise auch in den Festakt einbezogen wurde. Daneben boten sich offizielle Fest- und Feiertage an – hier konnte die Präsentation in vielfacher Hinsicht in den Festablauf integriert werden. Der Rahmen hing dann von der Art des Festes und dem dabei gebotenen Programm ab.44 Laut Codex Theodosianus waren diese Termine bei Kaisermonumenten üblich.45 Und abgesehen von Rang und Macht bestand hier eigentlich kein grundsätzlicher Unterschied etwa zu einem Amtsträger – denn auch der Kaiser war ja in der Regel nicht anwesend. Aus diesem Grund wurde nach dem Codex Theodosianus der Statthalter angewiesen, bei diesen Gelegenheiten den Kaiser zu repräsentieren – warum sollte also nicht ein comes bei der Ehrung des Statthalters dieselbe Rolle übernommen haben wie der Statthalter bei der Ehrung des Kaisers ? Einen ganz entscheidenden Aspekt stellte das Publikum dar, an das sich ein solches Monument und der zugehörige Festakt richtete. Hier sind allerdings – wie bereits angesprochen – große Unterschiede zu erwarten, und am besten konzentriert man sich zunächst auf eine bestimmte Kategorie, nämlich die von einer Stadt gestifteten Monumente, die auch im öffentlichen Raum der Stadt errichtet waren. Denn sie bilden außerhalb Roms den Großteil der Zeugnisse für Senatoren,46 und zudem finden sich hier auf der munizipalen Ebene die stärksten Parallelen. Schaut man auf die Zeugnisse aus dem städtischen Leben, so liefen hier die Festakte immer nach dem gleichen Schema ab. Wer ein Monument erhalten hatte, wünschte sich für die Dedikation ein möglichst großes und ranghohes Publikum. Dazu verteilte man in aller Regel meist relativ niedrige Geldspenden und veranstaltete eine Speisung.47 So wollte man das Publikum anziehen

42. Dieser Termin wurde sowohl für die erste Präsentation eines Monuments in der Öffentlichkeit gewählt als auch für jährlich wiederkehrende Feiern, meist aufgrund einertestamentarischen Stiftung zum Gedenken an einen Verstorbenen. Auch hier findet sich eine Fülle von Zeugnissen aus dem städtischen Leben, vgl. ebenfalls Forbis (o. Anm. 33) 106ff. 43. D. 8895: Imp(eratori) Caesari divi f(ilio) Aug(usto) pont(ifici) max(imo) trib(unicia) pot(estate) XXI sacrum Bracaraugustani Paulli Fabi Maxsimi leg(ati) pro pr(aetore) natali dedicata est. Daneben z. B. Forbis (o. Anm. 33) Nr. 266 = CIL IX 4894 für die Frau des Prokurators Aurelius Felicissimus: auch ihre Statue war natali die dedicata. 44. Vgl. dazu z. B. Stephan (o. Anm. 5) 86ff. und u. Anm. 49; in etwas anderem Zusammenhang auch Th. Pekáry, Statuen in kleinasiatischen Inschriften, in: Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens. Festschrift F. K. Dörner II, hg. S. ¥ahin – E. Schwertheim – J. Wagner, Leiden 1978, 741ff. 45. CTh 15, 4: Si quando nostrae statuae vel imagines eriguntur seu diebus, ut adsolent, festis sive communibus, adsit iudex sine adorationis ambitioso fastigio, ut ornamentum diei vel loco et nostrae recordationi sui probet accessisse praesentiam. 46. Vgl. Erkelenz (o. Anm. 1) 142f. 47. Vgl. dazu zuletzt auch Stephan (o. Anm. 5) 87ff.

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oder – vielleicht auch nur aus Höflichkeit – für sein Kommen entschädigen. Geldverteilung und Speisung orientierten sich aber an den gewohnten Hierarchien innerhalb der Stadt und machen so für uns erkennbar, in welcher Gliederung das Publikum eingeladen wurde. Denn die Verteilung erfolgte keineswegs an eine ungeordnete Masse. Vielmehr wurde das Volk als sozialer Körper in seinen verschiedenen Gruppierungen eingeladen, und so dürfte es dann wohl auch angetreten sein.48 Dies trifft auch bei allen anderen Arten von (privaten) Feierlichkeiten zu, und überdies erinnert es stark an die städtischen Feste mit ihrem formierten Aufmarsch.49 Offensichtlich handelte es sich also um die übliche Form, in der die Einwohnerschaft einer griechisch-römischen Stadt in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat, und zwar sowohl bei offiziellen, von der Stadt anberaumten Aktionen wie den großen Staatsfesten, als auch bei eher privaten Feierlichkeiten. Damit darf man annehmen, daß dies bei der Präsentation von Ehrenmonumenten römischer Senatoren in identischer Form stattfand: Die Einwohnerschaft erschien gegliedert in ihre sozialen, politischen, administrativen und religiösen Gruppierungen, im Glanz ihrer jeweiligen Abzeichen.50 Wenn das öffentliche Monument nicht von der Stadt, sondern einer Privatperson gestiftet worden war, bestanden natürlich Unterschiede. Doch war auch hier zumeist die Gemeinde beteiligt, denn sie hatte den Ort zur Verfügung gestellt. Damit partizipierte sie an der Ehrung, und die Stifter waren in diesen Fällen ohnedies meistens Personen aus der lokalen Führungsschicht.51 Vielleicht waren die Unterschiede zu einer »echten« städtischen Ehrung also gar nicht einmal so groß. Über andere Stifter sind wir schlechter informiert, doch läßt sich manches plausibel machen. So wäre bei einer Errichtung der Statue durch einen officialis im Prätorium zumindest an das officium als Publikum zu denken. Von den potentiellen Gästen beim Festakt im Privathaus eines Senators war schon eingangs die Rede.52 Vor dem versammelten Publikum – wie auch immer es im Einzelfall ausgesehen haben mag – wurde nun der Geehrte sicherlich in möglichst ehrenvoller

48. Betrachtet man allein die bei Forbis (o. Anm. 33) gesammelten relevanten munizipalen Zeugnisse, so begegnen fast immer drei wesentliche Gruppen: die Dekurionen, die Augustalen und der populus. Das »Volk« konnte jedoch noch viel weiter differenziert werden: hier finden sich Bürger und Einwohner, Männer, Frauen und Kinder, einzelne Ranggruppen des ordo, Vereinigungen anderer öffentlicher, auch subalterner Funktionsträger, collegia, religiöse Gemeinschaften und andere. 49. Zu Gestaltung und Funktion der städtischen Feste vgl. ebenfalls zuletzt die Zusammenfassung bei Stephan (o. Anm. 5) 122ff. 50. Zumindest gilt dies für die offiziellen Vertreter der Stadt. Für die breite Masse und vor allem die Armen könnte entscheidender gewesen sein, was ihnen an Unterhaltung, Geldspende oder Speisung bei einer solchen Feierlichkeit geboten wurde. Möglicherweise war für sie also die üppige Spende eines reichen Augustalen attraktiver als die prestigereichere Ehrung eines Senators, falls dort nicht ebenfalls etwas geboten wurde, vgl. dazu u. S. 93f. 51. Vgl. z. B. Erkelenz (o. Anm. 1) 75ff., 142f. 52. Vgl. o. S. 78.

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Form herausgestellt, und oft auch nach allen Regeln der Redekunst. Auch dies läßt sich am besten am Beispiel der städtischen Monumente betrachten, denn hier finden sich wiederum die stärksten Parallelen.53 Wie bereits gesagt, machen die städtischen Ehrenbeschlüsse, auch in anderen Zusammenhängen, vielfach den Eindruck einer laudatio und könnten vielleicht auch als solche verlesen worden sein. Noch besser war es aber, einen professionellen Redner zu engagieren, wie es sie in vielen Städten gab. So berichtet Aristeides im Zuge seiner Bemühungen, der Prytanie in Smyrna zu entgehen, daß es allein in dieser Stadt außer ihm vier anerkannte und privilegierte Rhetoren gab, die von solchen Leistungen befreit waren, und Aristeides wünschte, als fünfter auf diese Liste gesetzt zu werden.54 Von Aristeides selbst ist zudem überliefert, daß er im Auftrag der Stadt Pergamon eine Geburtstagsrede für den Sohn eines Senators hielt, und zwar für einen Sproß aus der Familie des C. Antius A. Iulius Quadratus, des bedeutendsten Wohltäters von Pergamon.55 Bedenkt man das besondere Verhältnis zwischen der Stadt und dieser Familie, das sich auch in einer Vielzahl von Ehrenmonumenten für Iulius Quadratus und andere niederschlug, so könnte dies natürlich ohne weiteres bei der Präsentation einer Statue geschehen sein, gerade auch am Geburtstag des Betreffenden.56 Es ist sogar möglich, daß uns das Musterbild einer solchen Rede überliefert ist, und zwar im rhetorischen Lehrbuch des Menander Rhetor aus dem späten 3. Jh. n. Chr.57 Menander entwirft nach Art eines Handbuches Musterreden für bestimmte Standardgelegenheiten, unter anderem auch an den Statthalter. Natürlich findet sich keine Rede mit dem Titel »Über die Statuenpräsentation«. Dies wäre viel zu speziell, Menander geht es vielmehr um grundsätzliche Kategorien für Standardsituationen, wie sie immer wieder auftreten: Reden zur Begrüßung oder zum Abschied, Einladung zu einem städtischen Fest u. ä. Im ganzen Werk finden sich allerdings sehr starke Parallelen sowohl zu den beiden Texten aus Sala und Tergeste als auch zum epigraphischen Material insgesamt. Am deutlichsten ist dies in den Anweisungen »Über die Ansprache« (perˆ prosfwnhtikoà). Dabei handelt es sich um eine Lobrede auf den Statthalter, die ihre aÜxhsij aus seinen pr£xeij, seinen aktu-

53. Hier gilt natürlich manches, was bereits eingangs zur ersten Kontaktaufnahme gesagt wurde, vgl. o. S. 76ff. Doch diente dies nur dem Einstieg, im folgenden soll vor allem auf Inhalt und Aufbau der Lobreden eingegangen werden. Überdies entspricht eine solche Trennung geradezu dem realen Ablauf, denn auch hier dürfte es oft zwei Feierlichkeiten gegeben haben, vgl. o. S. 84. 54. Vgl. dazu ausführlich mit allen Zeugnissen zuletzt Meyer-Zwiffelhoffer (o. Anm. 4) 126f. 55. Aristeid. Or. 30, 8 f. p. 203f. [Keil]. 56. Zur Bedeutung der Familie für Pergamon vgl. zuletzt H. Halfmann, Städtebau und Bauherren im römischen Kleinasien, Tübingen 2001, 45ff. 57. Verwendet wird im Folgenden die Ausgabe von D. A. Russell and N. G. Wilson, Menander Rhetor, edited with translation and commentary, Oxford 1981.

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ellen Taten und Leistungen bezieht.58 Gerade diese Taten und Leistungen bzw. die aus ihnen resultierenden beneficia waren aber die grundsätzliche Ursache für die Errichtung von Ehrenmonumenten.59 Menander gibt klare Anweisungen zum Aufbau einer solchen Rede und zu den einzelnen Elementen, die sie enthalten soll. So soll nach dem Proömium zunächst eine kurze Lobpreisung des Herrschers folgen, gegliedert in die Gesichtspunkte »Krieg« und »Frieden«; ihre Funktion besteht im Rahmen der Rede vor allem darin, das Lob des Statthalters zu steigern, für dessen Auswahl der Herrscher gepriesen werden soll.60 Bereits bei diesem ersten Punkt finden sich zahlreiche Übereinstimmungen in beiden Texten. So wird im Beschluß aus Tergeste der Kaiser mehrfach angesprochen, vor dem Fabius Severus in vielen Prozessen als Anwalt aufgetreten sei und die Rechtsansprüche der Stadt siegreich durchgefochten habe, und zwar »sowohl infolge der kaiserlichen Gerechtigkeit als auch der außerordentlichen und sehr klugen Rede des Fabius«. Auch deswegen müßten sich eigentlich alle Bürger, wenn es möglich wäre und die Zurückhaltung des Fabius Severus es zuließe,61 aufmachen und ihm gratias iuxta optimum principem agere (col. II Z. 18–29). Fast noch deutlicher findet sich dies im Text aus Sala mit seiner »mehrschichtigen« Hervorhebung, wird hier doch nicht nur der geehrte Präfekt vor dem Statthalter herausgestellt, sondern darüber hinaus beide auch noch vor dem Kaiser.62 Möglicherweise aufgrund dieser Konstellation, vielleicht aber auch wegen des untergeordneten Ranges des Sulpicius Felix scheint der Statthalter hier bei der Ehrung des Präfekten zum Teil die Rolle zu übernehmen, die nach Menander Rhetor dem Kaiser bei der Ehrung des Statthalters zugedacht ist. So ist die Rede von den »himmlischen Beurteilungen«, denen Sulpicius Felix seine bisherige Karriere verdankt, von der »Unterweisung durch den Statthalter, den wahrhaften Förderer sowohl seiner militärischen als vor allem seiner zivilen Tätigkeit«,63 und von der Freude des Präfekten über »das gute Zeugnis eines so bedeutenden Statthalters«, verbunden mit der (nicht gerade uneigennützigen) »sicheren Aussicht auf künftige Beförde-

58. Men. Rhet. 415 Z. 1–5: {O prosfwnhtikÕj lÒgoj ™stˆn eÜfhmoj e„j ¥rcontaj (...) Ð prosfwnhtikÕj g…netai, Ótan ™x aÙtîn tîn prattomšnwn Øp’ aÙtoà pr£xewn Ð lÒgoj t¾n aÜxhsin lamb£n®. 59. Dazu grundsätzlich Erkelenz (o. Anm. 1) 174ff. 60. Men. Rhet. 415 Z. 5–14: met¦ t¦ proo…mia ¼xej ™pˆ tÕn tîn basilšwn œpainon, kaˆ toàton ™re‹j di¦ p£nu bracšwn diairîn aÙtÕn d…ca e„j t¦ kat¦ pÒlemÒn te kaˆ e„r»nhn (...) aÙx»sewj g¦r ›neka paralamb£netai ™n tù prosfwnhtikù tîn ™pa…nwn toà ¥rcontoj (...) qaum£sioi oƒ basile‹j kaˆ ™n ta‹j tîn ¢rcÒntwn aƒršsesin.

61. Die gleichen Bescheidenheitstopoi übrigens auch im Text aus Sala, z. B. IAM 307 Z. 31f.: (...) nos non omnia quae deberemus honoribus Sulpici Felicis decrevisse, sed quae secundum verecundiam ipsius decernere sola possimus. 62. Vgl. auch o. Anm. 23. 63. Hier findet sich die gleiche Trennung in »Ziviles« und »Militärisches«, wie sie von Menander für das Eingangslob des Herrschers vorgeschrieben wird, vgl. o. Anm. 60.

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rungen«, die allein den Abschiedsschmerz der Einwohner mildern kann.64 Dies gipfelt schließlich in der Bitte, durch eine Gesandtschaft vor dem Kaiser rühmend verkünden zu dürfen: fuisse aput nos Sulpicium Felicem eum praefectum qui augustissimo saeculo sub sanctissuma Uttedi Honorati discipulina esse debuerit – »daß sich Sulpicius Felix als ein solcher Präfekt gezeigt habe, daß er es verdient habe, in diesem sehr erhabenen Jahrhundert und unter der sehr heiligen Leitung des betreffenden Statthalters zu leben«.65 Nach der Hommage an den Herrscher solle man nun, so Menander Rhetor, unmittelbar zum Lob des Statthalters übergehen, und zwar – das sei das Beste – aufgrund seiner konkreten Handlungen. Wenn aber die Familie des Geehrten angesehen und berühmt sei, könne man zunächst auch auf sie zu sprechen kommen.66 Auch diese Anweisung wird im Text aus Tergeste »berücksichtigt«. So kommt die Sprache nicht nur auf Fabius Verus, den Vater des Geehrten, weil er als Gesandter ausgewählt wurde, sondern man bezieht ihn und seine Tätigkeit ausdrücklich in die Ehrung ein: Bestanden seine Verdienste doch nicht nur in der »Fürsorge, mit der er unermüdlich die Stadt leite«, sondern gerade auch darin, »daß er einen solchen Bürger für die Stadt und das Reich hervorgebracht und herangebildet habe, durch dessen Anstrengungen und Mühen sich die Stadt von Tag zu Tag immer mehr geachtet und sicher fühle«.67 Wenn es nun in anderen Fällen um Familien mit einer wirklich ruhmreichen Vergangenheit ging, mit einer langen Zugehörigkeit zum Ritter- oder Senatorenstand und entsprechenden Leistungen für Heimatstadt und Imperium, wenn diese Familie darüber hinaus aus der betreffenden Stadt stammte oder wenn alte Patronatsbeziehungen bestanden – wieviel ausführlicher konnte dieser Abschnitt in der Lobrede dann erst gestaltet werden? Nach der Erwähnung der Familie soll man laut Menander auf die Handlungen des Statthalters zu sprechen kommen, vor allem auf die gegenwärtigen Taten im Zuge seines aktuellen Amtes. Allerdings könne man durchaus auch auf alle bemerkenswerten Aktionen in beliebigen früheren Ämtern einge64. IAM 307 Z. 8–12: (...) qui, pro caelestibus iudiciis quibus intra iuventam per tres militias exornatus sit, proque discipulina Uttedi Honorati clarissimi viri cum militiae tum civilium munerum verissumi auctoris, quantum tamen tam arduum exsemplum ex intervallo consequi posset, nihil splendidius sibi at dignitatem testimonio tanti praesidis, nihil gratius ad memoriam amore nostro esse crediderit. Z. 22f.: cum propinquum eius discessum ita trepide cogitemus, ut instantis desideri conscientiam plenissima spe processuum eius vix lenire possimus. 65. IAM Z. 28f.; vgl. auch Z. 21: (über frühere Ehrungen für Sulpicius Felix) quot tunc optumus praeses libenter audierit; Z. 23f.: (...) deprecarique praesidem indulgentissimum et praefectorum suorum, quos ipse laudabile faciat, laude et laudatione laetissimum (...). 66. Men. Rhet. 415 Z. 15–19: kaˆ eÙqšwj ™painšseij m£lista mšn, æj œfhn, ¢pÕ tîn pr£xewn, oÛtw g¦r ¥meinon, e„ d’ ¥ra filÒtimon kaˆ sfÒdra œndoxon e‡h tÕ gšnoj, mnhmoneÚseij di¦ bracšwn kaˆ gšnouj, eÉq’ oÛtw tîn pr£xewn, kaˆ m£lista m*n ¢pÕ toà parÒntoj crÒnou kaˆ tÁj paroÚshj ¢rcÁj tîn ™n cers….

67. I.It. X 4, 31 col. II Z. 29–32: (...) quando quidem et commentum hoc ipsius sit providentiae, qua rem publicam nostram infatigabili cura gubernat et in hoc plus publici benefici, quod talem et nobis et imperio civem procreavit adque formavit, cuius opera studioque et ornatiores et tutiores in dies nos magis magisque sentiamus.

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hen.68 Bei einem Mann wie Fabius Severus, der es »erst« bis zur Stadtquästur gebracht hatte, oder bei Sulpicius Felix, der gerade die quarta militia absolvierte, mochte zwar die bisherige Laufbahn noch nicht allzuviel Stoff hergeben. Doch bemühte man sich auch hier nach Kräften: So wird bei Sulpicius Felix betont, daß er bereits per tres militias exornatus sei, auch wenn darauf (im vorliegenden Ratsbeschluß) nicht im Detail eingegangen wird;69 bei Fabius Severus weist man mehrfach darauf hin, daß er sich trotz seines jugendlichen Alters bereits als erfolgreicher Gerichtsredner profiliert habe.70 Wenn es aber um einen ranghöheren Geehrten ging, wenn etwa ein Statthalter nach einer langen Karriere mit einer Statue geehrt wurde, auf deren Basis dann dem Publikum sein gesamter Cursus mit allen Stationen, mit seinen Kriegserfolgen, dona militaria oder weiteren Auszeichnungen präsentiert wurde, wieviel ließ sich dann erst über die früheren Leistungen eines solchen Mannes sagen?71 Damit kommen wir zu dem, was nach Menander »das Beste« war und den Kern einer solchen Rede bilden sollte: die konkreten Taten und Leistungen des Geehrten im Zuge seines aktuellen Amtes. Auf sie geht Menander nicht im Detail ein, denn dies war vom jeweiligen Einzelfall abhängig, inhaltliche Anweisungen waren hier also auch nicht erforderlich. Vielmehr beschränkt er sich auf allgemeine Hinweise zur rhetorischen Gestaltung und zur Präsentation des Lobes. So sollen diese konkreten Leistungen zunächst in vier »Haupt«–Tugenden (¢reta…) gegliedert werden: frÒnhsij, dikaiosÚnh, swfrosÚnh und ¢ndre…a; dann folgen Anweisungen, welche konkreten Taten bzw. welche Kategorien von Leistungen den einzelnen ¢reta… zuzuordnen sind und mit welchen rhetorischen Mittel, Beispielen oder Vergleichen man sie präsentieren kann.72 Doch selbst bei diesen unkonkreten und sehr allgemeinen Angaben finden sich deutliche Parallelen im epigraphischen Material. So ist hinlänglich bekannt, daß die Texte auf Ehrenmonumenten in ihrer Aussage umso knapper

68. Men. Rhet. 415 Z. 21f.: mnhmoneÚseij d* kaˆ, ¨n tÚc® ¥rxaj ˜tšran ¢rc¾n kaˆ ™ndÒxouj œc® t¦j pr£xeij, tîn tÒte pr£xewn. 69. Vgl. o. Anm. 64. Der ausdrückliche Hinweis darauf, daß Sulpicius Felix seine tres militiae noch intra iuventam absolviert habe, hat natürlich auch seine Funktion: Dies erklärt zum einen, warum sich noch nicht mehr über seine Laufbahn sagen läßt, zum anderen zeigt es, daß die bisherige Karriere durchaus sehr erfolgreich war; auch in den Grabinschriften jungverstorbener Senatoren hat die Angabe des Lebensalters eine ähnliche Funktion, vgl. W. Eck, Altersangaben in senatorischen Grabinschriften: Standeserwartung und ihre Kompensation, ZPE 43, 1981, 127ff. 70. Vgl. o. bei Anm. 61. 71. Betrachtet man nur beispielshalber die Statue, die von der syrischen Stadt Seleukeia am Euphrat / Zeugma für den großen trajanischen Heerführer C. Iulius Quadratus Bassus in dessen Heimatstadt Pergamon errichtet wurde (Perg. VIII 3, 21) – wie ausführlich könnte angesichts der exzeptionellen Laufbahn (und der Bedeutung des Geehrten wie auch seiner Familie für Pergamon, vgl. auch o. Anm. 56) die Festrede bei der Präsentation gestaltet worden sein ? 72. Men. Rhet. 415 Z. 24 – 417 Z. 4.

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sind, je höher der Rang des Geehrten war.73 Dies gilt ganz besonders für die Begründung der jeweiligen Ehrung. Konkrete und detaillierte Angaben finden sich (fast) nur im innermunizipalen Bereich; bereits bei Rittern, vor allem aber bei Senatoren fehlen sie nahezu vollständig, obwohl es auch hier sicherlich ganz konkrete Gründe gab. Vielmehr beschränken sich die im titulus des Ehrenmonuments genannten Begründungen meist auf sehr allgemeine Begriffe, vor allem bestimmte »Leit«–Tugenden. Dabei handelt es sich in erster Linie gerade um die Begriffe, die hier auch von Menander Rhetor gewählt werden: ¢ret», dikaiosÚnh, swfrosÚnh oder ¢ndre…a.74 Auch bei den beiden Texten aus Sala und Tergeste ist dies nicht anders: Der titulus für Fabius Severus enthält überhaupt keine Begründung, der titulus für Sulpicius Felix nur die sehr allgemeine Formulierung ob adfectionem et innocentiam. Nur der (in Sala sogar erst nachträglich) beigefügte Ratsbeschluß zeigt, welche konkreten und detaillierten beneficia (die uns hier im einzelnen nicht zu interessieren brauchen) sich hinter dieser spärlichen Aussage verbergen konnten; und auch bei ihrer Präsentation finden sich in beiden Fällen starke Parallelen zu den Anweisungen Menanders bis hin zur Begrifflichkeit. Nach der Lobpreisung von Taten und Leistungen sowie der Darstellung der Tugenden, die sie verkörpern und aus denen sie resultierten, soll sich ein Vergleich mit anderen, früheren Amtsträgern anschließen. Natürlich durften diese nicht als schlecht dargestellt werden;75 vielmehr war in einer langen Kette guter und rühmenswerter Statthalter derjenige, dem die Rede galt, der beste, der alle seine Vorgänger noch übertraf.76 Und wie aus dem Lehrbuch hat man auch dies im Text aus Sala berücksichtigt: War doch Sulpicius Felix ultra praecedentium finem, »über das Maß seiner Vorgänger hinaus bescheiden, genügsam, gütig, sittsam, ehrerbietig gegenüber dem Stadtrat, ein Volksfreund und amtsbeflissen«.77 Im Epilog schließlich kommt Menander dann auch tatsächlich auf konkrete Ehrungen zu sprechen, die man dem Statthalter zumindest anbieten solle, und neben coro… und Dankgesandtschaften an den Kaiser78 werden ausdrücklich Statuen erwähnt: Sie soll man nach Delphi, Olympia und Athen schicken, zunächst aber die eigene Stadt mit ihnen füllen.79 73. Vgl. speziell Erkelenz (o. Anm. 1) 172ff.; allgemein auch Meyer-Zwiffelhoffer (o. Anm. 4) 190. 74. Vgl. auch hier Erkelenz (o. Anm. 1) 172f.; Forbis (o. Anm. 33) 9ff. 75. Men. Rhet. 378 Z. 16ff. 76. Men. Rhet. 417 Z. 5–17. 77. IAM 307 Z. 16f. 78. Men. Rhet. 417 Z. 27–30: kaˆ eÙage‹j coroÝj ƒst£twsan aƒ pÒleij, −dštwsan, eÙfhme…twsan, yhf…smata gr£fwmen prÕj basilšaj, ™painoàntej qaum£zontej a„toàntej crÒnouj e„j ¢rc¾n ple…onaj. Genau dies entspricht dem letzten Punkt im Text aus Sala, soll der Statthal-

ter doch erlauben, den Präfekten Sulpicius Felix vor dem Kaiser zu rühmen (IAM 307 Z. 27f.: permittat praeterea per legatos aput sacratissimum principem celebrare ...). 79. Men. Rhet. 417 Z. 30f.: pšmpwmen e„kÒnaj e„j DelfoÚj, e„j zOlump…an, zAq»naze, prîton plhrèsantej t¦j pÒleij t¦j ¹metšraj. Hier ist allerdings zu bedenken, daß Menander nicht

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Auch an anderen Stellen des gesamten Werkes werden mehrfach die Tugenden des Statthalters erwähnt, die beneficia, die aus ihnen resultieren sowie die Statuen, die man dafür verleiht.80 Und schließlich läßt sich immer wieder anhand der epigraphischen Parallelüberlieferung zeigen, daß Argumente, wie sie bei Menander zu finden sind, bei der statuarischen Ehrung, ihrer Begründung und Präsentation berücksichtigt wurden. Vielleicht kann man dem Werk sogar noch eine weitere Bestätigung entnehmen. So wird in der »Ansprache« selbst das Bild des Statthalters entworfen, wie er von seinen Untertanen mit Lobpreisungen und Danksagungen umdrängt wird.81 Und an anderer Stelle wird das Publikum noch weiter differenziert, wenn es heißt: »Wir sind alle zu dir gekommen, ganze Familien, Kinder, Alte und Erwachsene, Priesterschaften, öffentliche Organisationen, das einfache Volk«82 – dies aber gibt exakt die Differenzierung wieder, die wir bei solchen Feierlichkeiten aufgrund der epigraphischen Quellen erkennen können.83 Betrachtet man noch einmal die offensichtlichen Parallelen zwischen Menanders theoretischen Ausführungen und den beiden Ratsbeschlüssen aus Sala und Tergeste, so könnte man geradezu den Eindruck haben, die Verfasser hätten das Werk bei der Formulierung vorliegen gehabt – und dies sind nur die Ratsbeschlüsse, der (uns unbekannte) Text der anläßlich der Präsentation gehaltenen Reden könnte ja noch viel ausführlicher gewesen sein.84

mehr 80. die gegenwärtige Praxis beschreibt. Die Zeiten, in denen es überregionale Zentren gab, an denen Monumente von auswärtigen Stiftern errichtet wurden, waren schon lange vorbei. Feststellbar ist dies nur für die Republik und unter den genannten Städten nur für Delphi und Olympia, aber nicht für Athen (es sei denn, man rechnet Delos mit ein); in der Kaiserzeit spielen diese Orte bereits keine Rolle mehr. Vor allem für diese Zeit gilt dann tatsächlich, daß man zunächst die eigene Stadt mit Monumenten füllte, bevor man sich zu einer Errichtung an anderem Ort entschloß – zumindest insofern, daß die überwiegende Zahl der Monumente in der Stadt stand, die sie hatte errichten lassen oder aus der der Stifter stammte, und nur ein geringer Prozentsatz außerhalb, vgl. z. B. Erkelenz (o. Anm. 1) 120ff. Doch gilt auch dies nicht mehr für die Zeit Menanders, war doch in der zweiten Hälfte des 3. Jh.s das Phänomen der statuarischen Ehrung weitgehend zum Erliegen gekommen. Insgesamt beschreibt Menander also Phänomene einer früheren Zeit; wie sich gerade aus dem Vergleich mit dem epigraphischen Material ergibt, geschieht dies aber durchaus korrekt. 80. Z. B. Men. Rhet. 378 ff., 381, 391, 429. 81. Men. Rhet. 417 Z. 32 – 418 Z. 2. 82. Men. Rhet. 381 Z. 6–12. 83. Vgl. o. Anm. 48. 84. Zahlreiche eindeutige Parallelen finden sich auch bei Apuleius. So scheint sein Gönner Strabo bei der Antragstellung seinerseits eine regelrechte laudatio auf Apuleius gehalten zu haben, und zumindest einige der von Menander Rhetor genannten Punkte sind ausdrücklich erwähnt: Neben allgemeinem Lob und positiven testimonia (Apul. flor. [Helm] S. 28 Z. 17ff.) wurden z. B. frühere Statuen für Apuleius von anderen Stiftern erwähnt (S. 29 Z. 7–10), aber auch mögliche zukünftige Ehrungen (S. 29 Z. 14f.), und auch seine öffentlichen Ämter, in diesem Fall seine Priesterschaft, kamen zur Sprache (S. 29 Z. 10f.). Apuleius selbst kündigte an, daß er nach seiner ersten Dankesrede im Zusammenhang der Beschlußfassung einen zweiten, ausführlicheren liber verfassen werde anläßlich der dedicatio, um seinen Dank noch weiter zu verbreiten (S. 30 Z. 16–22): mox ad dedicationem statuae meae libro etiam conscripto plenius gratias canam eique libro mandabo, uti per omnis provincias

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Angesichts der Zeitstellung des Autors ist dies natürlich nicht möglich. Doch liegt es auf der Hand, daß Menander hier Gedanken und Argumente formuliert, die vor ihm schon längst praktiziert wurden und das grundsätzliche Verfahren (wenn auch nicht mehr für seine Zeit) korrekt beschreiben; damit darf man auch davon ausgehen, daß es andere ähnliche »Lehrbücher« bereits vor Menander gab. Ganz offensichtlich ist uns hier also das Musterbild einer solchen Lobrede überliefert, wie sie auch anläßlich der Einweihung eines Ehrenmonuments für den Statthalter oder überhaupt für einen Senator gehalten worden sein könnte – mit all dem, was im konkreten Fall über die von Menander angeführten Aspekte und ihre Anordnung hinaus noch an individuellen Angaben erfolgen konnte, und vorgetragen von einem professionellen Redner vor dem versammelten Publikum. Wenn nun der professionelle Redner seine Arbeit beendet hatte, war der Zeitpunkt für den Dank des Geehrten in mündlicher oder schriftlicher Form gekommen.85 Ob es schließlich, wie wir es heute gewohnt sind, eine Enthüllung des Monuments gab, läßt sich nicht sagen. Möglicherweise ist dies ein zu moderner Gedanke – allerdings würde es sich gut in die Situation einfügen und könnte auch in antiken Augen für eine Präsentation geeignet gewesen sein, wenn man als Abschluß, ja gleichsam als Höhepunkt der Veranstaltung das zuvor durch ein Tuch oder eine Sichtblende aus Brettern verdeckte Monument dem Publikum als »Überraschung« präsentierte. Eine letzte Überlegung wäre schließlich, ob man auch auf einem anderen Feld vom modernen Gebot der Höflichkeit ausgehen kann, ob also dem Publikum auch etwas angeboten wurde, eine Speisung oder gar eine Geldspende. Hier kommt man aber schon in den Bereich der Frage, warum sich für Senatoren keine Nachrichten finden, wie sie uns auf der städtischen Ebene zuhauf begegnen. Wie bereits gesagt, war es das zentrale Ziel der Präsentation, ein möglichst großes und ranghohes Publikum zu versammeln. Ein Mann niederen Ranges konnte dies aber in vielen Fällen vielleicht nur erreichen, wenn er dem Publikum, in Form von Geldspenden oder Speisung, etwas bot.86 In der Regel legte er dann auch Wert darauf, diese seine impensae dauerhaft zu publizieren, und zwar auf dem Monument selbst. Daher sind wir vor allem über diese Aspekte eat85. totoque abhinc orbe totoque abhinc tempore laudes benefacti tui ubique gentium semper annorum repraesentet. Der Dank richtete sich dabei auch wieder an ein differenziertes Publikum, nämlich die nobilitas senatorum, die claritudo civium und die dignitas amicorum. 85. Vgl. dazu o. Anm. 20. 86. Dabei ist natürlich stark nach Stiftern und Geehrten zu unterscheiden. Bei einer städtischen Ehrung dürften sich wohl in der Regel zumindest die offiziellen Vertreter der Stadt versammelt haben, und zur Ehrung eines Ratsmitgliedes werden die Standesgenossen erschienen sein, bei Augustalen wiederum (oder Angehörigen einer anderen, privaten oder öffentlichen Vereinigung) die übrigen Mitglieder des collegium. Die Dekurionen wurden in aller Regel als erste und mit der höchsten Summe bei den Spenden bedacht, doch waren die Summen so gering, daß es sich eigentlich nur um eine Geste der Höflichkeit gehandelt haben kann. Nur für die Masse der Bevölkerung, vor allem die Armen, dürfte sich der Besuch einer solchen Feier materiell tatsächlich gelohnt haben, vgl. dazu auch o. Anm. 50.

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lokaler Feiern so gut unterrichtet.87 Zudem zeigt dies, wie wenig spontan solche Feierlichkeiten waren; hier wurde nichts dem Zufall überlassen oder aus dem Stegreif improvisiert – wie hätte dies auch angesichts des Aufwandes gehen sollen? Monumente für Senatoren wurden dagegen in den meisten Fällen von Städten gestiftet, oder sie standen zumindest im öffentlichen Raum der Stadt; in beiden Fällen war also die Gemeinde beteiligt und man darf davon ausgehen, daß zumindest deren offizielle Vertreter präsent waren. Vor allem aber war die Bedeutung der Geehrten so groß, daß sich ohnedies ein umfangreicheres Publikum versammelte. Unter dem Gesichtspunkt der Publikumsattraktion waren Spenden demnach nicht nötig, und vielleicht wurden sie dementsprechend auch nicht verteilt. Doch läßt sich das gegenteilige Verhalten natürlich nicht ausschließen, allerdings muß man hier wohl regional differenzieren. Auch auf anderen Gebieten findet sich kein Hinweis darauf, daß ein Senator, der als Amtsträger in einer Provinz tätig war und von seinen Untertanen mit einem Monument geehrt wurde, dazu bereit war, eigenes Geld für ihre Belange einzusetzen.88 In der eigenen Heimat oder im eigenen Haus aber, vor einem Publikum, zu dem man ein persönliches Verhältnis hatte, wäre durchaus anderes denkbar. Hier findet sich sogar ein Zeugnis aus dem Kaiserhaus: Als nämlich Livia in ihrem Haus eine Statue des Divus Augustus errichten ließ, wollte sie anläßlich der Präsentation die Senatoren, die Ritter und deren Ehefrauen bewirten.89 Nötig war dies sicherlich nicht, zu diesem Anlaß wären ohnehin alle gekommen. Doch schien es wohl auch Livia ein Gebot der Höflichkeit (oder der Konvention), dem Publikum eine Gegengabe zu bieten. Auf dem Sockel der Statue wird sie dies aber sicherlich nicht erwähnt haben – da hatte man doch andere Standards. Dies könnte man auch bei den Senatoren annehmen: Man tat es eben, weil es sich so gehörte, weil es selbstverständlich war. Es auch noch zu dokumentieren, kam aber niemandem in den Sinn. Schließlich definierte man sich über den eigenen Rang, die eigenen Leistungen und die öffentliche Tätigkeit im Reichsdienst, aber nicht über das, was jeder Augustale tun konnte (oder mußte).90

87. Für die übrigen Aspekte, wie sie oben für Senatoren beschrieben wurden, ist die Überlieferungslage auch bezüglich anderer Personen vergleichbar schlecht. 88. So findet sich auf den Monumenten für diesen Personenkreis kein Hinweis auf das, was in Italien vielfach anzutreffen ist: daß der Geehrte honore contentus impendia remisit – mit der Ehrung zufrieden die Kosten selbst übernommen hatte, vgl. dazu und zu anderen Gesichtspunkten Erkelenz (o. Anm. 1) 196, 224. 89. Dio 57, 12, 5: e„kÒna goàn pote aÙtÁj o‡koi tù AÙgoÚstå Ðsiws£shj, kaˆ di¦ toàto kaˆ t¾n boul¾n kaˆ toÝj ƒppšaj met¦ tîn gunaikîn ˜sti©sai ™qelhs£shj, oÜt’ ¥llwj sunecèrhsšn oƒ toàto pr©xai prˆn t¾n gerous…an yhf…sasqai, oÜte tÒte toÝj ¥ndraj deipn…sai, ¢ll’ aÙtÕj m*n toÚtoij ™ke…nh d* ta‹j gunaixˆn eƒst…ase. 90. Vielleicht faßt man hier also einen weiteren Hinweis auf die Existenz zweier unterschiedlicher Sprachebenen im epigraphischen Formular: eine »munizipale« und eine »imperiale«, auf der bestimmte Dinge nicht mehr eigens erwähnt wurden. Diese Unterschiede las-

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Doch selbst, wenn der betreffende Senator keinen Finger rührte, konnten natürlich andere einspringen und sich als Euergeten erweisen. Wenn etwa ein Mitglied des Dekurionenrates bei der Präsentation eines öffentlichen Monuments für einen großen Wohltäter der Stadt das Rahmenprogramm finanzierte, in Form einer Geldverteilung, einer Speisung des Publikums, durch Veranstaltung von ludi scaenici, Tierhetzen oder Gladiatorenkämpfen – dann konnte auch er an dieser Ehrung partizipieren, zudem in einem herausgehobenen Kontext.91 Was er jedoch nicht konnte, war es, dies auch auf dem Monument zu verewigen, denn es war ja nicht sein eigenes. Daß solche Aspekte bei der Einweihung von Monumenten für römische Senatoren (oder ranghohe Ritter) nicht erwähnt sind, muß also keineswegs heißen, daß es sie nicht gegeben hätte: Die genannten Argumente könnten das Schweigen der Quellen durchaus erklären. Kommt man zum Abschluß noch einmal auf die eingangs gestellte Frage nach der Bedeutung der »statuarischen Ehrung« zurück, so stehen für uns die Monumente ganz eindeutig im Vordergrund: Sie waren das Wesentliche und stellten die eigentliche Ehrung dar. Doch muß man diese Sicht von der geradezu ausschließlichen Bedeutung der Monumente relativieren: Sie gibt nur einen Teil der Wirklichkeit wieder und beruht auf einer spezifischen und einseitigen Überlieferung. Natürlich war das betreffende Monument der Kern, um den herum alles andere stattfand, der zentrale Bezugspunkt, auf den sich das ganze »Ritual« ausrichtete. Dies war auch der Teil, der »für die Ewigkeit« gemacht war und dauerhafte memoria gewährleisten sollte; alles andere war dagegen im wesentlichen für den Moment gedacht. Genau hier liegt auch der Grund für unsere verzerrte Sicht. Die Monumente bestanden, entsprechend ihrer Funktion, aus dauerhaftem Material, sind so in großer Zahl auf uns gekommen und prägen damit unser Bild entscheidend. Um das Monument herum muß es viele andere Elemente gegeben haben, sowohl anläßlich der Präsentation als auch bereits im Vorfeld. Doch fanden sie, aus unterschiedlichen Gründen, keinen Eingang in die Überlieferung und sind daher für uns auch kaum mehr faßbar. Bei dem Monument handelt es sich also nur um einen »Splitter«, um das isolierte Relikt eines sehr viel größeren Zusammenhanges. Dies sagt jedoch nichts über die Bedeutung der anderen Elemente. Berücksichtigt man allein den materiellen, personellen, finanziellen und organisatorischen Aufwand, der in diesem Zusammenhang getrieben werden konnte, sen 91.sich auch auf anderen Gebieten erkennen, z. B. bei der sen der Angabe Angabe der der Gründe, Gründe, vgl. dazu o. und 73. Anm. 44 und 91. Vgl. auch o. Anm. 30. Immerhin findet sich in zahlreichen Zeugnissen aus dem allgemeinen städtischen Leben der Vermerk, der Betreffende habe, zum Teil mehrfach, Speisungen, Spiele oder Distributionen für seine Mitbürger veranstaltet, ohne daß ein konkreter Anlaß genannt wird, z. B. Forbis (o. Anm. 33) Nr. 59, 241, 289; auch Diodoros Pasparos hatte mehrfach bei Festen für Götter oder pergamenische Könige die Bewirtung der Gäste übernommen und die Opfertiere gestellt, vgl. D. Kienast, RE Suppl. XII 231. Nicht auszuschließen ist, daß dies auch im oben geschilderten Rahmen stattfand.

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muß die Bedeutung dieser Festlichkeiten enorm gewesen sein, und damit auch ihr Stellenwert im Gesamtzusammenhang der Ehrung. Dies kann nur heißen, daß die »statuarische Ehrung« eben im Normalfall ganz selbstverständlich nicht nur aus dem einen Aspekt bestand, der für uns überlieferungsbedingt im Vordergrund steht, sondern aus beidem gleichermaßen: dem Monument und dem Fest.

ORDO SENATORIUS: GLIEDERUNG UND RANG DES SENATS ALS THEMA DER RÖMISCHEN KUNST* DIETRICH BOSCHUNG

I. Rangordnung im Bild Die Abbildung von Rangordnungen ist ein Hauptmotiv aller figürlicher Kunst, auch der römischen. Wo immer zwei oder mehrere Figuren in ein Bild gebracht werden, wird zugleich durch Anordnung, Proportionen, Gesten, Attribute ihre Stellung zueinander bezeichnet. Auch bei Statuen konnten Größe, Aufstellungskontext, Zuordnung und Tracht Hinweise auf die soziale Position der Dargestellten und auf ihr Verhältnis zueinander geben. In der heutigen Überlieferungssituation, in der sich die ursprünglichen Zusammenhänge der Präsentation nur noch selten rekonstruieren lassen, können Hinweise dieser Art den Betrachter freilich irreführen. So standen in Pola seit augusteischer Zeit drei Porträtstatuen auf einem aufwendig dekorierten Bogenmonument, das bei der Porta Aurea eine der wichtigsten Straßen überspannt.1 Ein kaiserzeitlicher Besucher musste wegen des gewählten Denkmälertypus und der exponierten Präsentation zunächst der Meinung sein, Mitglieder des Kaiserhauses zu sehen. Las er jedoch die Inschriften, so erfuhr er, dass hier nicht der Kaiser und seine Nachfolger standen, sondern ein Militärtribun und zwei Bürgermeister.2 Die besonders aufwendige Denkmälerform, sonst vielerorts für den Kaiser und seine Angehörigen verwendet, ist hier zu Ehren von Personen genutzt, die allenfalls lokale Bedeutung hatten;3 und dies muss mit Zustimmung der Stadt erfolgt sein. Auch spätere Generationen nahmen daran keinen Anstoß, denn der Bogen steht bis heute. Zu den Insignien der römischen Senatoren und insbesondere der römischen Patrizier gehörten bestimmte Trachtelemente, die ihren Stand bezeichneten: Die breiten senkrechten Streifen aus Purpur an ihrer Tunica und eine beson1. * Abkürzungen nach Archäologischer Anzeiger 1997, 611ff. 1. G. Traversari, L’ arco dei Sergi (1971). – S. De Maria, Gli archi onorari di Roma e dell’ Italia Romana (1988) 251ff. Nr. 33 mit der älteren Lit. – G. Fischer, Das römische Pola. Eine archäologische Stadtgeschichte (1996) 52 Anm. 331; 58ff.; zur topographischen Situation 54 mit Abb. 8. 2. A. Degrassi, in: Traversari (Anm. 1) 39f. Abb. 4–7. 3. Der Gavier–Bogen in Verona zeigt, dass entsprechende Denkmäler für Mitglieder der lokalen Nobilität in der frühen Kaiserzeit noch gelegentlich errichtet wurden (De Maria [Anm. 1] 331ff. Nr. 113 Taf. 111); spätere Beispiele fehlen.

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dere Form der Schuhe.4 Die breiten Purpurstreifen, die lati clavi, wurden als signifikantes Abzeichen empfunden gegenüber den angusti clavi der Ritter.5 Dennoch ist es nicht gelungen, den Unterschied des Tunicaschmucks in der Bildkunst nachzuweisen. So zeigt die Bronzestatue des Augustus in Athen6 zwar solche clavi in Kupfereinlage, die den Purpurstoff imitiert. Aber sie sind nur 1, 2 cm breit, was nicht den Eindruck vermittelt, sie seien als distinktive Standesabzeichen eingesetzt. Bei Marmorstatuen fehlen sie in der Regel ganz. Eher brauchbar sind die unterschiedlichen Formen der Schuhe, die Senatoren von Rittern und gewöhnlichen Bürgern unterscheiden und innerhalb des Senatorenstandes die Unterscheidung zwischen Patriziern und nicht patrizischen Senatoren ermöglichen.7 So trägt etwa die Augustusstatue von der Via Labicana (Abb. 1) die patrizischen calcei, eine Statue in Kopenhagen dagegen die Variante mit nur zwei Laschen.8 Diese zeigt eine weitere Besonderheit, da sie – ausnahmsweise – die toga praetexta trägt, die den kurulischen Beamten bezeichnet: demnach stellt sie einen kurulischen Beamten dar, der nicht aus dem Patrizierstand stammt.9 Aber auch die Fußbekleidung gibt nicht in allen Fällen den tatsächlichen sozialen Stand des Dargestellten wieder: Nicht jeder Patrizier wird mit den calcei patricii gezeigt und nicht jeder, der mit ihnen abgebildet ist, war tatsächlich ein römischer Patrizier. Das zeigt die Statue des Aemilius aus Leptis Magna (Abb. 2), Sohn eines Himilis und flamen Augusti. Nach seiner Namensform war er sicher kein römischer Bürger und somit erst recht kein Patrizier; dennoch trägt er nicht nur die Toga, sondern auch noch calcei patricii.10 Genauer ließ sich eine Rangordnung in abgeschlossenen mehrfigurigen Darstellungen abbilden, etwa in den römischen Staatsreliefs. Dabei war es ein besonderes Anliegen, die besondere Position des Kaisers zu verdeutlichen. So zeigt die Trajanssäule (Abb. 3) ihren Protagonisten immer wieder, fast standardmäßig, zusammen mit Begleitern, die ihn flankieren, sich ihm zuwenden und in seine Richtung gestikulieren.11 Trajan überragt seine comites und ist stets im Vordergrund gezeigt, so dass er vollständig sichtbar bleibt, während die Begleiter im Hintergrund stehen. Unterschiede der Tracht fin4. K. Fittschen, RM 77, 1970, 177ff. – H. R. Goette, JdI 103, 1988, 449ff. 5. Fittschen (Anm. 4) 179f. 6. G. Lahusen – E. Formigli, Römische Bildnisse aus Bronze (2001) 64ff. Nr. 24; 358 Abb. 24a. 7. Goette (Anm. 4) 449ff. 8. D. Boschung, Die Bildnisse des Augustus. Herrscherbild I 2 (1993) 176f. Nr. 165 Taf. 214,1. – Goette (Anm. 4) 458f. Abb. 40. – F. Johansen, Ny Carlsberg Glyptotek, Catalogue of Roman Portraits I (1994) 82f. Nr. 29. 9. H. R. Goette, Studien zu römischen Togadarstellungen (1990) 4f. 10. Goette (Anm. 4) 456f. mit Anm. 253. – Vgl. Fittschen (Anm. 4) 183f. mit dem Nachweis, dass munizipale Würdenträger die Insignien der Senatoren übernahmen. 11. So etwa S. Settis u. a., La Colonna Traiana (1988) Taf. 9. 13. 16. 21. 28. 32. 35. 42. 56. 64. 67. 69. 75. 77. 90. 96. 103. 112. 119. 124. 127. 135. 182. 191. 194. 222. 243.

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den sich kaum; zwar wird bei der Figur des Kaisers das cinctorium in der Regel häufiger gezeigt, aber das hängt mit der insgesamt besseren Sichtbarkeit der Figur zusammen. Hinweise auf den Rang des Princeps ergeben sich nicht durch distinktive Attribute oder Trachtabzeichen, sondern allenfalls durch die Komposition. Sie verdeutlicht immer wieder zwei Punkte: Der Kaiser handelt nicht isoliert; vielmehr lässt er sich beraten und wird auch durch prominente Begleiter unterstützt; auf der anderen Seite ist er die überragende und damit dominierende Figur. Mit besonderem Nachdruck wird diese Botschaft dort vermittelt, wo die ganze Gruppe (Kaiser samt Begleitern) vom restlichen Personal abgehoben wird. Unter den Begleitern des Kaisers sind einige durch Bildniszüge individualisiert und kommen mehrfach vor. Es dürfte sich bei dem einen um L. Licinius Sura handeln; auch Lusius Quietus scheint mindestens einmal in der Nähe des Kaisers vorzukommen.12

II. Würde und Bedeutung der Senatoren Wenn es zahlreiche – epigraphisch bezeugte13 – Statuen für Senatoren gegeben hat, so sind Darstellungen des Senats überaus selten. Abbildungen von Senatsversammlungen fehlen vollständig, und der Versuch, signifikante Gruppen der Senatoren in ihrem Verhältnis zueinander zu zeigen, ist auf einige Ausnahmen beschränkt. Für unsere Fragestellung sind die figurenreichen Reliefs der Ara Pacis auf dem Marsfeld in Rom besonders geeignet.14 Denn es handelt sich um eine Stiftung des römischen Senats, so dass seine Bilder die Perspektive der Senatoren wiedergeben. Heranzuziehen sind dafür die Reliefs an den Längsseiten im Süden und im Norden. Sie zeigen eine supplicatio, ein vom Senat beschlossenes Dankfest für die Erfolge des Augustus.15 Freilich 12. A. Bonanno, Portraits and other Heads on Roman Historical Reliefs up to the Age of Septimius Severus (1976) 72ff. Abb. 147. 151. – P. Zanker, in: Eikones. Festschrift H. Jucker, 12. Beih. AntK (1980) 197ff. – Settis (Anm. 11) Taf. 9. 96. 191. 13. Vgl. etwa die systematischen Untersuchungen von G. Alföldy, Römische Statuen in Venetia und Histria. Epigraphische Quellen (1984) 58ff. – Ders., Bildprogramme in den römischen Städten des Conventus Tarraconensis. Das Zeugnis der Statuenpostamente, Rivista de la Universidad Complutense XVIII Nr. 118. Homenaje a A. García y Bellido IV (1979) 209ff. – Ders., Die römischen Inschriften von Tarraco (1975) 65ff. 14. Einführende Gesamtdarstellungen: G. Moretti, Ara Pacis Augustae (1948). – E. Simon, Ara Pacis Augustae (1967). – J. Pollini, Studies in Augustan »Historical« Reliefs (1978) 75– 172. – M. Torelli, Typology and Structure of Roman of Roman Historical Reliefs (1982) 27– 61. – G. Koeppel, BJb 187, 1987, 101–157. – S. Settis, in: Kaiser Augustus und die verlorene Republik (Ausstellungskat. Berlin 1988) 400–426. – Die einzelnen Figuren werden im folgenden nach der Numerierung bei Koeppel bezeichnet, da Abbildungen und Beschreibung sich dort am einfachsten verbinden lassen. 15. R. Billows, JRA 6, 1993, 80ff. – Die Reliefs können bekanntlich keine stimmige Darstellung eines bestimmten Ereignisses sein: Die Teilnahme des Agrippa weist in die Zeit vor März 12 v. Chr., die des flamen Dialis konnte frühstens 10 v. Chr. erfolgen. Das Thema der Friese war vermutlich in allgemeiner Form, aber mit Nennung des Agrippa, in dem Senatsbeschluss des Jahres 13 v. Chr. festgelegt. Eine spätere Aktualisierung – vielleicht nach ei-

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ist der Erhaltungszustand für große Bereiche problematisch und viele Fragen der Deutung sind bis heute umstritten. Unbestritten ist, dass die Hauptfigur der Südseite (Nr. 16) Augustus selbst ist, der in der Toga auftritt, die er in der Pose des Opfernden über seinen Hinterkopf hochgezogen hat. Begleitet wird er von 12 Lictoren, die seine herausragende Position markieren.16 Deutlich erkennbar sind die patrizischen calcei mit 4 caligae an seinen Füßen. Auch der Togatus (Nr. 17), der unmittelbar hinter dem Kaiser steht, trägt calcei patricii. Danach folgt eine Gruppe von 4 flamines (Abb. 4).17 Sie heben sich durch ihre Tracht deutlich von allen anderen Teilnehmern ab. Denn sie tragen nicht die Toga, wie die anderen Männer im Prozessionszug, sondern die über beide Schultern gelegte laena und dazu als Kopfbedeckung den galerus, eine Lederhaube mit Bronzespitze.18 Auch sie tragen die calcei patricii (Abb. 5), die wegen der kürzeren Kleidung besonders gut sichtbar werden. Die beiden vorderen führen an der linken Hand einen schweren Ring; der hinterste hält demonstrativ ein commoetaculum hoch. Es besteht Einigkeit darüber, dass hier die drei flamines maiores dargestellt sind; flamen Dialis, flamen Martialis und flamen Quirinalis; dazu der flamen Iulialis. Drei von ihnen lassen sich mit Hilfe der Prosopographie identifizieren. Einer von ihnen steht im Hintergrund, wird aber zugleich durch individuelle Gesichtszüge hervorgehoben (Abb. 4). Er stellt den Priester für den vergöttlichen Caesar dar, Sex. Appuleius, den Neffen des Augustus.19 Die anderen drei, im Vordergrund stehend, zeigen dagegen austauschbare, ideale und jugendliche Züge. Unklar ist, in welcher Reihenfolge sie in dem Prozessionszug auftreten.20 Flamen Martialis war L. Cornelius Lentulus, der im Jahr 3 v. Chr. Konsul werden sollte. Das Amt des Jupiterpriesters war seit dem Jahr 86 v. Chr. vakant geblieben, bevor es Augustus 11 v. Chr. mit Ser. Cornelius Lentulus Maluginensis wieder besetzte, dem späteren Konsul des Jahres 10 n. Chr. Der flamen Quirinalis ist für die Jahre um 10 v. Chr. nicht bekannt.21 Die flamines treten als Gruppe auf, zusammengeschlossen durch die übereinstimmende Tracht und eingereiht in den Zug der Prozession. Dahinter 16.Unterbruch der Arbeiten anlässlich der Ereignisse 12 v. Chr. –, die den neuen Konstelnem lationen Rechnung trug, blieb auf diese Weise möglich. 16. Acht Lictoren sind sicher nachgewiesen (Koeppel [Anm. 14] 118 Nr. 3. 4. 8. 9. 11. 12. 13. 14 mit Abb. 8. 9); vier weitere sind in dem fragmentierten Teil zu ergänzen. Dafür kommen zuerst die beiden ersten Figuren Nr. 1 und 2 in Frage, ferner die beiden ganz verlorenen Nr. 5a und 6a. 17. Koeppel (Anm. 14) 120ff. Nr. 20. 22–24 Abb. 10. 11. 18. J. H. Vanggaard, The Flamen. A Study in the History and Sociology of Roman Religion (1988) 40ff. – A. V. Siebert, Instrumenta Sacra. Untersuchungen zu römischen Opfer-, Kultund Priestergeräten (1999) 118ff. 19. J. Pollini, AJA 90, 1986, 456f. 20. Zur Diskussion Billows (Anm. 15) 84ff. 21. R. Syme, The Augustan Aristocracy (1986) 152 mit Anm. 71. 72. – Vanggaard (Anm. 18) 70ff.

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folgt die Verwandtschaft des Augustus. Sie wird von Agrippa (Nr. 28) angeführt und ist nach Ehepaaren angeordnet, wobei auch die Kinder mitgehen. Dieser Teil des Zuges ist vom Kaiser durch die flamines abgetrennt. Enge Verwandte stehen näher beim Kaiser, so Iulia (Nr. 32) und Tiberius (Nr. 34), dann Antonia (Nr. 36) und Drusus (Nr. 39). Die dichte Reihung schließt die Kaiserfamilie eng zusammen, gibt ihren einzelnen Mitgliedern aber wenig Raum. Die Männer tragen durchwegs die Toga, aber in keinem Falle die Patrizierschuhe. Dies ist merkwürdig, stammten doch die Stiefsöhne des Augustus (Tiberius und Drusus) aus der patrizischen Familie der Claudii und auch L. Domitius Ahenobarbus (Nr. 45), der Gatte der Augustus–Nichte Antonia maior, gehörte zum Patrizierstand.22 Auf der Nordseite waren im hinteren Teil ebenfalls Mitglieder der Kaiserfamilie dargestellt, doch lässt der Erhaltungszustand hier keine sicheren Benennungen zu. Die Abschnitte in der Mitte und in der rechten Hälfte (Abb. 6) sind vollständiger, jedoch stark ergänzt und daher ebenfalls in vielen Einzelheiten der Interpretation strittig. Verloren bzw. ergänzt sind insbesondere die Köpfe; sie sind nur bei einigen Hintergrundfiguren erhalten. Angeführt wird die Prozession von zwei Lictoren (Nr. 1. 3). Hinter ihnen steht, frontal gezeigt, ein Togatus (Nr. 6) mit patrizischen Schuhen. Es dürfte sich am ehesten um den praefectus urbi T. Statilius Taurus23 handeln. Augustus hatte ihn 16 v. Chr. eingesetzt, als er nach Gallien aufbrach. Das prominente Auftreten bei der Feier anlässlich der Rückkehr des Augustus hängt also mit seiner Funktion als Stellvertreter des Princeps zusammen. Es folgen zahlreiche Togati, die nach einem Konsens der Forschung Mitglieder der wichtigsten Priesterkollegien darstellen, der quattuor amplissima collegia.24 Einen Hinweis dafür geben die beiden camilli, die Opfergeräte tragen und im Zug der Togati mitgehen: Der erste (Nr. 7) hält eine acerra mit der Darstellung einer Opferszene; und er trägt eine patera, ein Opfergerät und zugleich Symbol der septemviri epulones.25 Er blickt zurück zu dem Kollegium, dem er zugeordnet ist. Dann folgen freilich mehr als sieben Epulonen, nämlich 16 Togati.26 Dies zeigt, dass sich ihnen eine zweite Priesterschaft angeschlossen hat. Dafür kommen die Auguren in Frage, die keinen eigenen camillus benötigten. Sie waren wohl durch ihr Attribut, den lituus, bezeich22. PIR2 D 128. 23. PIR S 615: Konsul 37 und 26 v. Chr.; Triumph 27 v. Chr., ex Africa. – Vgl. Th. Schäfer, Imperii insignia. Sella curulis und fasces, 29. Erg.-H. RM (1989) 212f. mit Anm. 117, wonach dem caesarischen – und wohl auch noch dem kaiserzeitlichen – praefectus urbi zwei Lictoren zustanden. Zwei Lictoren begleiteten auch die Aedilen (ebenda 213), doch scheint deren Erscheinen an dieser Stelle wenig wahrscheinlich. Die Form der fasces zeigt, dass die Lictoren nicht als Begleiter von Priestern aufzufassen sind, vgl. ebenda 229ff. 24. Torelli (Anm. 14) 44ff. – Vgl. J. Scheid, ANRW II 16,1 (1978) 610ff., bes. 618f. 632ff. 25. Pollini (Anm. 14) 82ff. 85. – Septemviri epulones augusteischer Zeit: M. W. Hoffman Lewis, The Official Priests of Rome under the Julio–Claudians. Papers and Monographs of the American Academy in Rome 16, 1955, 56ff. 26. Seit Caesar umfasste das Kollegium 10 Mitglieder, ohne dass der Name geändert wurde, vgl. K. Latte, Römische Religionsgeschichte, HdA V 4 (1967) 251. 398f.

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net. Das Augurenkollegium umfasste seit Caesar 16 Mitglieder; vor Sulla waren es 9 gewesen.27 Die an der Ara Pacis angegebene Gesamtzahl beider Priesterschaften macht es wahrscheinlich, dass sie in der traditionellen, d. h. vorsullanischen Stärke vorgestellt werden, also mit sieben Epulonen und neun Auguren. Drei der Auguren, im Vordergrund stehend, tragen die patrizischen calcei, die übrigen die einfachen Schuhe (Abb. 6). Die Auguren der Jahre um 10 v. Chr. sind zu einem großen Teil bekannt.28 Sie waren fast durchwegs consularische Senatoren, darunter prominente Patrizier wie Paullus Aemilius Lepidus (Konsul 34 v. Chr.), M. Valerius Messalla Corvinus (Konsul 31, Triumph 27 v. Chr. ex Gallia), M. Iunius Silanus (Konsul 25 v. Chr.) und Cn. Cornelius Lentulus (Konsul 14 v. Chr.).29 Es wäre verlockend, sie unter den prominent herausgestellten Priestern im Vordergrund (Nr. 16. 18. 20) zu suchen, die durch die patrizischen calcei von ihren übrigen collegae abgehoben sind. Nicht alle an der Ara Pacis gezeigten Auguren erscheinen in den Reihen des Kollegiums: So tritt Sextus Appuleius in seiner Funktion als flamen Iulialis auf. Seit 12 v. Chr. gehörte auch Drusus, der Stiefsohn des Kaisers, zu den Auguren. Das Relief zeigt auch ihn nicht in den Reihen des Priesterkollegiums, sondern zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn an anderer Stelle. Der zweite camillus (Nr. 24) hält ebenfalls ein Weihrauchkästchen (Abb. 6), das mit einem Dreifuß und einem Flötenspieler geschmückt ist, und in der gesenkten Rechten eine Kanne. Der Dekor des Kästchens gilt als Hinweis auf die quindecemviri sacris faciundis. Auch er blickt sich um nach dem Kollegium, dem er aufzuwarten hat. Die Namen der XVviri sind uns durch die Akten der Saecularspiele des Jahres 17 v. Chr. überliefert; dort sind neben Augustus und Agrippa insgesamt 19 Mitglieder genannt.30 Wieder waren die meisten consularische Senatoren und zwei von ihnen hatten ebenfalls einen Triumph gefeiert.31 Auch Agrippa war Mitglied der Priesterschaft, wird jedoch isoliert auf dem Südfries abgebildet. Das Relief hat das Kollegium auf 10 Togati reduziert, durchwegs mit den einfachen calcei. Wieder entspricht die Anzahl der vorsullanischen Stärke des Kollegiums.32 In dem zerstörten linken Teil der Südseite lässt sich vor Augustus ein dritter camillus mit acerra nachweisen (Nr. 10); hier sind demnach die pontifices33 anzusetzen, die vierte der großen traditionellen Priesterschaften. Von ihnen trägt der Togatus unmittelbar hinter Augustus wiederum patrizische

27. Latte (Anm. 26) 397. 28. Liste bei Lewis (Anm. 25) 38ff. 29. Lewis (Anm. 25) 40f. Nr. 18. 20. 25. 26. 30. Lewis (Anm. 25) 48ff. Nr. 4–24. – Syme (Anm. 21) 47ff. 31. C. Sosius, cos. 32 v. Chr., Triumph 34 v. Chr. ex Iudaea, und L. Marcius Censorinus, cos. 39 v. Chr., Triumph ebenfalls v. Chr. 39 ex Macedonia. 32. Decemviri sacris faciundis; von Sulla auf 15, von Caesar auf 16 erhöht: Latte (Anm. 26) 397f. 33. Das Kollegium bestand vor Sulla aus 9 Mitgliedern, dann aus 15, seit Caesar aus 16 Mitgliedern: Latte (Anm. 26) 195ff. 400ff.

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calcei. Zu dem Kollegium gehörten etwa L. Cornelius Balbus (Konsul 32 v. Chr., Triumph über die Garamanten 19 v. Chr.) und L. Calpurnius Piso (Konsul 15 v. Chr.), ebenso der spätere Kaiser Tiberius, den der Fries aber an anderer Stelle zeigt.34 Die Mitglieder der großen Priesterschaften waren Senatoren; die Reliefs der Ara Pacis stellen somit auch eine Versammlung von führenden Senatoren dar, sie sind die umfangreichste Darstellung römischer Senatoren überhaupt. Viele von ihnen hatten die höchsten Ämter und Würden erreicht: Konsulat und Triumph. Sie sind aber nicht als individuelle Persönlichkeiten vorgestellt und auch nicht nach ihrem Rang unterschieden, sondern vielmehr zu Priesterkollegien zusammengefasst. Nicht die politische Bedeutung des Senates und seine innere Differenzierung wird thematisiert, sondern die sakrale Funktion des höchsten Standes. Innerhalb der Kollegien sind einige Senatoren herausgehoben durch ihre Position im Vordergrund, einige zudem durch die Patrizierschuhe. Sie bezeichnen an dem Fries nicht alle Patrizier, aber sie heben ihre Träger jedenfalls aus der Menge der übrigen Teilnehmer heraus. Sie finden sich in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers und bei den Auguren. Dennoch ist eine genaue Benennung – auch aufgrund des Erhaltungszustands – allenfalls bei den flamines möglich. Augustus selbst war Mitglied aller vier Priesterschaften. Der Fries konnte ihn bei der gewählten Darstellungsweise nur einmal zeigen. Wenn er zusammen mit den pontifices auftritt, so mag das zwei Gründe haben: Dies war die erste Priesterschaft, in der er – 48 v. Chr. – Mitglied geworden war; zudem war er ihr als pontifex maximus besonders verbunden. Auffällig ist die Trennung zwischen Priesterschaften und Kaiserfamilie: Agrippa, Tiberius und Drusus sind von ihren Kollegien separiert.

III. Einheit und Rang des Senats Wenn der Senat als Gesamtheit dargestellt werden sollte, so bediente man sich einer Personifikation, die den Genius senatus verkörperte. Er erscheint erstmals auf den Münzen des Galba.35 Als Beispiel sei hier nur das domitianische Cancelleria–Relief A genannt.36 Es zeigt den Aufbruch des Domitian: Victoria fliegt voran; Mars und Minerva weisen den Weg; Virtus unterstützt den Kaiser. Die beiden folgenden Figuren verabschieden ihn: es sind Genius senatus und Genius populi Romani (Abb. 7). Der Genius populi Romani erscheint als jugendlicher Heros, unbärtig, mit langen Locken und mit athleti34. Lewis (Anm. 25) 28ff. – PIR2 C 289 und C 1331. 35. F. Canciani, LIMC VI (1994) 727ff. s. v. Senatus. 36. Zur Datierung und Deutung s. vorläufig: F. Magi, I rilievi flavi del Palazzo della Cancelleria (1945) bes. 13ff. 98ff. – M. Bergmann, Marburger Winckelmann–Programm 1981 (1982) 19ff. – Ohne Grundlage ist der Versuch einer Datierung in neronische Zeit (H. Meyer, Prunkkameen und Staatsdenkmäler römischer Kaiser [2000] 125ff.). Eine Neuvorlage der vielbesprochenen Denkmäler bereitet M. Pfanner vor.

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schem Körper. Er trägt wie griechische Götter einen Hüftmantel und an den Füßen die Fellstiefel eines Jägers oder eines Kriegers. Das Füllhorn weist ihn als segenbringende Gestalt aus. Vor ihm steht der Senat. Sein Kopf (Abb. 8) ist ikonographisch an die traditionelle Darstellung von Vatergottheiten angeglichen: mit kräftigem Bart und langem vollem Haupthaar. Dazu trägt er die Tracht der Senatoren: nämlich Tunica und die Toga in der zeitgenössischen Form sowie die calcei patricii (Abb. 9). In der linken Hand hält er ein kurzes Szepter, das von einer Togabüste (wohl des Kaisers) bekrönt ist. Diese ikonographischen Elemente sind mit Bedacht gewählt. Denn der Kopftypus erweist den Senat als göttergleich, ehrwürdig und herrscherlich. Die Toga betont die römische Tradition und die Ämterwürde; die Schuhe bezeichnen das soziale Prestige des Standes, den er repräsentiert. Wenn der Kopf des Szepters tatsächlich den Kaiser darstellte,37 wofür die gründliche und sorgfältige Abarbeitung spricht, so verdeutlichte es in der Hand des Genius die enge Verbindung zwischen Princeps und Senat. Die beiden Personifikationen von Senat und Volk sind unmissverständlich aufeinander bezogen, nicht zuletzt durch die ähnliche Haartracht. Das gemeinsame Auftreten und die Ähnlichkeit der Gesten macht ihre harmonische Abstimmung deutlich. Dabei erscheint der Senat als die wichtigere der beiden Figuren: er ist älter und würdiger; er steht vorne, einen Schritt näher beim Kaiser, und er wird ohne Überschneidung vollständig sichtbar. Zahlreiche Reliefs betonen die Verbundenheit von Kaiser und Senat, indem sie zeigen, wie der Genius senatus beim Opfer des Kaisers zugegen ist, so z. B. am Trajansbogen von Benevent38 und am Bogen des M. Aurelius in Rom.39 Dabei wird aber zugleich der Vorrang des Herrschers unterstrichen: Er steht frei im Vordergrund; er handelt; ihm wenden sich die Umstehenden zu; ihm assistieren die camilli. Die Zustimmung des Senats zum Tun des Kaisers ist ebenso deutlich wie seine Unterordnung.

IV. Ausblick Die römische Bildkunst spiegelt weder die politische Tätigkeit der Senatoren noch die Rangordnung innerhalb des Senatorenstandes wider. Werden Gruppen von Senatoren gezeigt, so wegen der sakralen Funktionen, insbesondere der Priesterämter, die sie ausüben. Seit dem späteren 1. Jh. n. Chr. wird der Senat in einem Genius personifiziert – und somit als Einheit aufgefasst. Damit werden Gruppierungen und Rangstufen innerhalb des ordo senatorius konsequent ausgeblendet: wichtig ist das harmonische Verhältnis zum Kaiser.

37. Magi (Anm. 36) 22. 115ff. 38. E. Simon, Trierer Winckelmannsprogramm 1, 1979 (1981) 4 Taf. 4,2. 39. I. Scott Ryberg, Panel Reliefs of Marcus Aurelius (1967) Taf. 15. 17. 22.

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Abb. 1: Rom, Nationalmuseum. Statue des Augustus von der Via Labicana. Negativ Deutsches Archäologisches Institut Rom 65.1111

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Abb. 2: Tripolis, Archäologisches Museum. Statue des Aemilius aus Leptis Magna. Negativ Deutsches Archäologisches Institut Rom 61.1769

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Abb. 3: Trajanssäule; Kaiser Trajan mit Begleitern. Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln

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Abb. 4: Rom, Ara Pacis, Südfries. Köpfe von drei Flamines. Foto Gisela Fittschen-Badura (Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln, Fitt80-43-08)

Abb. 5: Rom, Ara Pacis, Südfries. Füße der Flamines. Foto Gisela Fittschen-Badura (Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln, Fitt80-50-10)

Gliederung und Rang des Senats als Thema der römischen Kunst

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Abb. 6: Rom, Ara Pacis, Nordfries. Augurenkollegium und camillus der XVviri sacris faciundis. Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln

Abb. 7: Rom, Vatikanische Museen. Cancelleriarelief A mit Genius senatus und Genius populi Romani. Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln

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Abb. 8: Rom, Vatikanische Museen. Cancelleriarelief A, Kopf des Genius senatus. Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln, 2466-04

Abb. 9: Rom, Vatikanische Museen. Cancelleriarelief A, Fuß des Genius senatus. Forschungsarchiv für antike Plastik, Köln, 2461-36

ÜBERWÄLTIGENDE GRÖSSE: KOLOSSALE STANDBILDER VON SENATOREN IN DEN STÄDTEN DES RÖMISCHEN REICHES ?* BRIGITTE RUCK

Von Plautian, dem einflußreichen Gardepräfekten des Septimius Severus, berichtet Cassius Dio, dieser habe nicht nur weitaus mehr, sondern sogar größere Standbilder als die Kaiser erhalten, und dies nicht nur in anderen Städten, sondern auch in Rom selbst; jene Statuen aber seien nicht nur von Einzelpersonen oder von Gemeinden errichtet worden, sondern sogar vom Senat.1 Sicher war der Geschichtsschreiber und Senator Cassius Dio nicht der einzige, der diese Denkmäler als außergewöhnliche und herausragende Ehrung empfand und in ihnen die große Machtstellung des Plautian demonstriert sah. Denn wer im Status über wem stand, das wurde in der statuarischen Repräsentation stets mit unterschiedlichen Mitteln deutlich zum Ausdruck gebracht, sei es durch den Statuentypus, durch Statussymbole und Attribute, durch das Material, durch die Anzahl an Standbildern in einer Stadt oder auf einer Platzanlage oder durch die Wahl des Aufstellungsortes;2 in einer ganz besonders anschaulichen Weise aber konnte dies durch die Größe einer Statue geschehen. Die Höhe der meisten Ehrenstatuen bewegte sich innerhalb eines begrenzten Spektrums, welches durchaus deutlich sichtbare Differenzierungen zwischen den dargestellten Personen erlaubte. Der Größenunterschied etwa zwischen nahe benachbart aufgestellten Statuen von *1. Grundlage und Voraussetzung für das Verfassen dieses Aufsatzes ist die noch unpublizierte Heidelberger Dissertation der Verf., Die Großen dieser Welt. Kolossalporträts im antiken Rom (2003). Die Frage der Definition von Kolossalität, des Gebrauchs von kolossalem Format zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Aufstellungskontexten sowie der Inhaber kolossaler Standbilder ist dort für Rom weit ausführlicher erläutert ebenso wie verschiedene Probleme der Berechnung von Statuenhöhen und ihr Verhältnis zur Lebensgröße. Der Leser möge den gelegentlichen Verweis auf die dort gewonnenen Ergebnisse verzeihen. Die Abkürzung von Zeitschriften folgt den Richtlinien des Deutschen Archäologischen Instituts, die Abkürzung der Inschriftencorpora F. Bérard u. a., Guide de l'épigraphiste3 (2000). Maße werden in der Reihenfolge Höhe x Breite x Tiefe angegeben. 1. Dio Cass. 75, 14, 6–7: T¦ te g¦r ¥lla ¢ndri£ntej aÙtoà kaˆ e„kÒnej oÙ mÒnon pollù ple…ouj ¢ll¦ kaˆ me…zouj tîn ™ke…nwn, oÙd’ ™n ta‹j ¥llaij pÒlesi mÒnon ¢ll¦ kaˆ ™n aÙt® tÍ {Rèm®, oÙd’ Øp’ „diwtîn À d»mwn mÒnon ¢ll¦ kaˆ Øp’ aÙtÁj gerous…aj ¢net…qento. 2. S. dazu etwa G. Alföldy, in: G. Alföldy – S. Panciera (Hrsg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt (2001) 11–46; D. Erkelenz, Optimo praesidi. Untersuchungen zu den Ehrenmonumenten für Amtsträger der römischen Provinzen in Republik und Kaiserzeit (2003) 90–119.

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1,70 m und von 2,20 m Höhe sprang jedem Betrachter auf Anhieb ins Auge.3 Darüber hinaus aber gab es in einzelnen Fällen Standbilder, die sich in ihrer Höhe klar aus der breiten Masse heraushoben und eine eigene Größenkategorie bildeten. Es handelte sich dabei nicht mehr um lebens- oder »leicht überlebensgroße« Statuen, sondern um solche, die gewissermaßen von der menschlichen Körpergröße her nicht mehr begreifbar, ja von ihr in übermenschlichem Maß entfernt waren. Statuen, die sich durch eine derartige, ganz außergewöhnliche Größe auszeichnen, werden in den literarischen Quellen seit dem Hellenismus oftmals als kolossal bezeichnet. Dabei handelt es sich, sofern Größenangaben gemacht werden, zumeist um mehrere Meter hohe Riesenstatuen.4 Ab welchem Höhenmaß man von einem »Koloß« sprechen darf, geht aus den Schriftquellen zwar nicht hervor, wohl aber, daß das Kolossalformat als vom Üblichen klar verschiedenes Format anzusehen ist. Als solches muß es sich wiederum in dem erhaltenen Denkmälerbestand, also in Bildnissen und Statuenbasen, niederschlagen.

Verhältnisse in Rom: Definition und Vorkommen von Kolossalität Für Rom läßt sich dies in der Tat aufzeigen.5 Erstellt man eine repräsentative Statistik stadtrömischer Kaiserstatuen, so wird deutlich, daß die meisten männlichen Standbilder eine Höhe besitzen, die von Lebensgröße bis etwa 2,50 m reicht.6 Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich zwischen 1,90 m und 2,30 m. Frauenstatuen scheinen hingegen generell etwas kleiner gewesen zu sein. Hier liegt die Höhe der meisten Standbilder bei bis zu 2,30 m mit einem dementsprechend etwas nach unten verschobenen Schwerpunkt. Hingegen sind Statuen von über 2,50 m bei Männern bzw. 2,30 m Höhe bei Frauen, d. h. Statuen von mindestens 1,5–facher Lebensgröße, vergleichsweise selten. Erachtet man Kolossalität als spezifische Art von Übergröße, so sind diese Statuen als kolossal zu bezeichnen. Auch bei diesen kolossalen Standbildern gibt es wiederum Größenbereiche, die häufiger belegt sind als andere. Dies sind

3. Dies gilt unabhängig von der Tatsache, daß natürlich auch die Höhe der Statuenbasis einen gewissen Spielraum für Größendifferenzierungen erlaubte. 4. Besonders eindrücklich ist der Katalog von Kolossalstatuen bei Plin., nat. 34, 39–47. 5. Zur Methode der Definition von Kolossalität, zu den folgenden Statistiken und zu den Verhältnissen in Rom s. Verf. (Anm. *). 6. Grundlage der Statistik waren K. Fittschen – P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom I. Kaiser- und Prinzenbildnisse2 (1994) und III. Kaiserinnen- und Prinzessinnenbildnisse. Frauenporträts (1983). Dabei wurden die Statuenhöhen vielfach nach polykletischen Maßverhältnissen aus der Kinn-Scheitel-Höhe der Köpfe rekonstruiert. Der Katalog zu den männlichen Bürgerbildnissen ist bislang nicht erschienen. Die Statistik der weiblichen nichtkaiserlichen Porträts läßt erkennen, daß diese in der Größe hinter den Kaiserinnen deutlich zurückstehen.

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zum einen Statuen mit einer Höhe von etwa 2,71 m bis 3,20 m, also von ungefähr 10 römischen Fuß, und zum anderen Statuen von über 4 m Höhe.7 Eine ähnliche Statistik wurde für die stadtrömischen Statuenbasen der Kaiser sowie der senatorischen und ritterlichen Amtsinhaber mit Hilfe der neuen Supplementbände zu CIL VI erstellt. Auch hier gibt es eine größere Anzahl von Zeugnissen, die offenbar dem Normalfall entsprechen. Es sind dies die Basen, deren Mittelteil maximal 85 cm breit ist, wobei die meisten in den Bereich von 51 bis 80 cm fallen. Hiervon setzen sich Mittelteilbreiten von 96 cm bis 115 cm deutlich ab.8 Daß hier die Breite der Mittelteile erfaßt und verglichen wurde, hat zwei Gründe: Zum einen ist es letztlich das Ziel, in Erfahrung zu bringen, wie hoch jene Standbilder waren, welche auf den auffällig großen Basen standen. Für die Rekonstruktion der Höhe einer Statue ist nun vor allem die Breite ihrer Standfläche maßgeblich, nicht hingegen die Höhe der Basis und nur bedingt ihre Tiefe, da ein Standbild hinten relativ flach gearbeitet gewesen sein kann. Zum anderen wäre es demzufolge zwar für die spätere Statuenrekonstruktion sinnvoll, eine Statistik der Breite des oberen Abschlusses aller Statuenbasen zu erstellen. An etlichen Basen ist aber gerade die Oberseite oder gar die ganze corona nicht erhalten, so daß es eher angebracht erscheint, den meist erhaltenen oder durch die Ergänzung der Inschrift in seiner Breite oft zuverlässig rekonstruierbaren Mittelteil statistisch zu erfassen. Dies hat zudem den Vorteil, daß später auch Inschrifttafeln in die Betrachtung mit einbezogen werden können, deren Breite ja in der Regel derjenigen des Mittelteils ihrer ehemals zugehörigen und jetzt verlorenen Basis entsprochen haben muß. Für die Rekonstruktion der Statuenhöhen bedeutet dies, daß also die Breite des Mittelteils einer Basis zur Höhe der Statue ins Verhältnis zu setzen ist. Dies kann eine gewisse Ungenauigkeit mit sich bringen, da Basen gleicher Mittelteilbreite unterschiedlich breite Standflächen bieten konnten und damit auch unterschiedlich hohe Statuen getragen haben können. Allerdings scheinen gerade bei den stadtrömischen Basen solche Abweichungen nicht extrem gewesen zu sein. Meist liegt die Breite der Oberseite eher wenig über derjenigen des Mittelteils, so daß die maximale Höhe der zugehörigen Statue u. U. eher etwas zu niedrig angesetzt wurde.9 Das Verhältnis der Höhe einer Statue zur Breite ihrer Standfläche läßt sich etwa an Marmorstatuen ablesen, deren Plinthe noch gut erhalten ist.10 Des weiteren ist es noch an

7. Dies ergibt sich aus einer statistischen Auswertung aller Bildnisse stadtrömischer Herkunft, die man zu aufrecht stehenden Statuen von mindestens 2,50 m Höhe bei Männern bzw. 2,30 m Höhe bei Frauen ergänzen könnte. 8. Einbezogen wurden nur diejenigen Basen oder Fragmente, die sicher eine stehende Einzelstatue trugen, nicht aber Basen etwa von Reiterstatuen. 9. Vollständig erhaltene stadtrömische Basen, deren Oberseite den Mittelteil nicht oder nur wenig überragt, sind z. B. CIL VI 959a–c (cf. p. 3070. 3777. 4310) = ILS 292; 1387 (cf. 31641. p. 3805) = ILS 1089. 10. Dabei muß die Breite einer zum Einlassen in eine Basis bestimmen Plinthe naturgemäß etwas geringer sein als die Breite der Oberseite dieser Basis.

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manchen gut erhaltenen Basen eruierbar, bei denen man aus den Dübellöchern auf der Oberseite die Fußlänge und damit die Statuenhöhe ungefähr errechnen kann, und aus zeichnerischen Rekonstruktionen von statuarischen Denkmälern unter Berücksichtigung der Lage solcher Verdübelungsspuren. Aufgrund dessen läßt sich mit einiger Zuversicht behaupten, daß jene auffällig großen Basen mit einer Mittelteilbreite von 96 cm bis 115 cm ehemals Standbilder von etwa 10 römischen Fuß Höhe getragen haben müssen. Nach dem Zeugnis der Statuenbasen und nach der Erwähnung übergroßer Ehrenstatuen in literarischen Quellen liegt sogar die Vermutung nahe, daß man sich für kolossale Statuen auf Basen gewöhnlicher Form auf den häufig belegten Größenbereich um 2,70 m bis 3,20 m, d. h. auf 1,6–fache bis doppelte Lebensgröße, beschränkte, während man sich Riesenstatuen von 4 m Höhe und mehr eher in anderen Aufstellungskontexten, etwa in Tempeln als Kaiserkultstatuen oder in Nischenfassaden großer Prachtbauten, vorzustellen hat. Im Heer der öffentlichen Ehrenstatuen genügte diese Höhe, um sich deutlich von den übrigen Standbildern abzusetzen. Es gibt jedenfalls keine Basis gewöhnlicher Form, die sicher eine Statue von weit über 3 m Höhe trug. Ehreninschriften von oft weitaus mehr als 115 cm Breite befinden sich auf Tafeln, die ehemals einer jetzt verlorenen und in ihrer Tiefe deshalb nicht mehr erfaßbaren Basis vorgeblendet waren. In vielen Fällen ist hier eine andere Rekonstruktion als die einer stehenden Einzelstatue wahrscheinlicher, etwa die einer nicht kolossalen Reiter- oder Sitzstatue oder eines Gespanns, also statuarischer Denkmäler, die von vornherein eine breitere Basis benötigten. Breitere Inschrifttafeln finden sich ferner als vordere Verkleidung von Basen, die für mehrere Statuen bestimmt und in Kolumnen beschriftet waren. Hier ist jede Kolumne mindestens so breit wie die gesamte zugehörige Statue, während die Breite der Inschrift bei gewöhnlichen Statuenbasen nur ungefähr der Rumpfbreite der Statue entspricht. Ähnliches könnte man von Inschriften für Statuen in Nischen sagen, die oft auf eher breiten Basen standen.11 Kolossalität war ursprünglich eine den Göttern und Heroen zugewiesene Eigenschaft und ist deshalb vielen Kult- und Götterbildern zu eigen.12 Im Hellenismus wurde sie dementsprechend kultisch verehrten Monarchen zuteil, daneben aber auch Bürgern, denen man aufgrund ihrer Verdienste „sÒqeoi tima…, göttergleiche Ehren, zugestand. Eine Kolossalstatue, bekränzt von ei11. S. beispielsweise die Statuen und Basen in den Nischen des Herodes-Atticus-Nymphäums von Olympia in der Rekonstruktionszeichnung bei R. Bol, Olympische Forschungen XV. Das Statuenprogramm des Herodes-Atticus-Nymphäums (1984) Beil. 4. Statuen aus Nischen oder verwandten Aufstellungsarten sind zudem ohnehin nicht selten mehr in die Breite entwickelt als Statuen auf gewöhnlichen Basen, wie etwa die Claudiusstatue aus dem Metroon von Olympia zeigt: s. H. G. Niemeyer, Studien zur statuarischen Darstellung der römischen Kaiser (1968) 107 Kat.-Nr. 96 Taf. 34, 2; C. Maderna, Iuppiter, Diomedes und Merkur als Vorbilder für römische Bildnisstatuen. Untersuchungen zum römischen statuarischen Idealporträt (1988) 158–160 Kat.-Nr. JS 3 Taf. 2, 2. 12. S. hierzu und zum folgenden Verf. (Anm. *).

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ner Statue des Demos von Pergamon, erhielt beispielsweise der wohlhabende Diodoros Pasparos nach 64 v. Chr. für seine erfolgreiche diplomatische Vermittlung zwischen seiner Heimatstadt und Rom.13 Solche Auszeichnungen wurden schließlich auch auf verdienstvolle Römer übertragen, wie die ehemals fast 3 m hohe Statue des italischen Händlers C. Ofellius Ferus zeigt, die um 100 v. Chr. in einer Nische der von dem Geehrten gestifteten westlichen Säulenhalle der Italikeragora von Delos aufgestellt wurde.14 Es ist nicht unwahrscheinlich, daß außerdem römische Statthalter, denen nicht selten nach der Gewährung einer Wohltat göttliche Verehrung angeboten wurde, kolossale Ehrenstatuen erhielten. Ferner berichtet Plutarch, in Athen seien zwei Kolossalstatuen des Eumenes II. und des Attalos II. mit Inschriften des Mark Anton versehen worden.15 Eine genaue Höhenangabe zu diesen Standbildern macht der Autor allerdings nicht. In Rom, wo eine mit derartigen Ansprüchen behaftete Darstellungsweise in der Öffentlichkeit nicht denkbar war, scheinen es sich manche erfolgreiche Senatoren der späten Republik nicht haben nehmen lassen, sich wenigstens im Privatbereich kolossal zu repräsentieren. Hiervon zeugt eine in ihrem oberen Teil erhaltene Sitzstatue eines nobilis vom Caelius, die in spätrepublikanischer Zeit aus einem Ptolemäerbildnis umgearbeitet wurde,16 sowie eine Agrippastatue in Venedig, deren Bildnis ursprünglich Mark Anton zeigte und die möglicherweise aus dessen von Agrippa annektierten Gütern auf dem Marsfeld stammt.17 In der Kaiserzeit war Kolossalität in Rom freilich vor allem dem Herrscherhaus vorbehalten, hier zunächst den konsekrierten, also göttlich verehrten Mitgliedern der Domus Augusta, als erstem dem Divus Iulius, dann aber im Laufe der Zeit auch dem 13. IGR IV 292; D. Damaskos, Untersuchungen zu hellenistischen Kultbildern (1999) 289– 292. 14. Die bis zu einer Höhe von 2,43 m erhaltene Statue muß ohne Plinthe ursprünglich etwa 2,80 m bis 2,90 m gemessen haben; der Block, auf dem sie stand, ist 140 cm, die Nische selbst 272 cm breit. S. hierzu T. Homolle, BCH 5, 1881, 390–396 Taf. 12; C. Michalowski, Exploration archéologique de Délos XIII. Les portraits hellénistiques et romains (1932) 22 Abb. 13; ID 1688; É. Lapalus, Exploration archéologique de Délos XIX. L'Agora des Italiens (1939) 54–57 Abb. 18. 46–48 Taf. 15; D. Kreikenbom, Griechische und römische Kolossalporträts bis zum späten ersten Jahrhundert nach Christus, 27. Ergh. JdI (1992) 141–142 Kat.Nr. II 8. 15. Plut., Ant. 60, 2: {H d¥ aÙt¾ qÚella kaˆ toÝj EÙmenoàj kaˆ zAtt£lou kolossoÝj ™pigegrammšnouj zAntwne…ouj zAq»nhsin ™mpesoàsa mÒnouj ™k pollîn ¢nštreye. 16. G. Lippold, Die Skulpturen des Vaticanischen Museums III 1 (1936) 132–134 Kat.-Nr. 548 Taf. 40. 46; Kreikenbom (Anm. 14) 148–151 Kat.-Nr. II 22; B. Fröhlich, Die statuarischen Darstellungen der hellenistischen Herrscher (1998) 166–170. 303–305 Kat.-Nr. 37 Abb. 51–54. Die wohl zutreffende Deutung des vielfach teils als Galba, teils als Nerva identifizierten Kopfes als ein spätrepublikanischer Angehöriger der Oberschicht geht zurück auf P. Zanker, in: Les »bourgeoisies« municipales italiennes aux IIe et Ier siècles av. J.–C. Colloque International du Centre National de la Recherche Scientifique N. 609 Sciences humaines. Centre Jean Bérard. Institut Français de Naples 7–10 décembre 1981 (1983) 258 Anm. 35. 17. G. Traversari, Museo Archeologico di Venezia (1968) 29–31 Kat.-Nr. 13 Abb. 12a–d; Kreikenbom (Anm. 14) 73. 177–178 Kat.-Nr. III 35 Taf. 10; I. Romeo, Ingenuus Leo. L'immagine di Agrippa (1998) 187–189 Kat.-Nr. R 23 Abb. 160–163.

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lebenden Herrscher, und zwar nicht nur sogenannten »schlechten« Kaisern wie Nero oder Domitian, sondern etwa auch dem »optimus princeps« Trajan, der auf dem Trajansforum auf Beschluß von Senat und Volk von Rom so viele kolossale Ehrendenkmäler erhielt wie kein Kaiser vor oder nach ihm. Kaiserliches Privileg waren neben den Kaiserkultstatuen in Tempeln nicht nur kolossale öffentliche Ehrenstatuen auf Basen gewöhnlicher Form, sondern beispielsweise auch Kolosse, die Teil einer großartigen Architektur wie etwa Theater oder Thermenanlagen waren. Für Personen außerhalb des Kaiserhauses hingegen waren Kolossalstatuen zumindest im öffentlichen Bereich tabu, wie dies angesichts der eher eingeschränkten öffentlichen Repräsentationsmöglichkeiten für solche Personen in Rom ohnehin zu erwarten ist. Alle Inschrifttafeln besonderer Breite stammen aus dem Privatbereich und können zumeist mit mindestens gleicher Wahrscheinlichkeit zu einer Basis für eine nicht–kolossale Statue anderen Typs wie zu einer Basis für eine stehende kolossale Einzelstatue gehört haben. Es gibt allerdings einige wenige kolossale Porträts, die nicht oder nicht sicher mit einer Person des Kaiserhauses verbunden werden können, darunter auch Frauenbildnisse, ohne daß sich eine Zugehörigkeit zum Senatorenstand nachweisen ließe. Ihr Fundort ist unbekannt oder läßt auf einen privaten Aufstellungskontext schließen.18 Bezeichnenderweise stammen Hinweise auf kolossale öffentliche Ehrenstatuen für Senatoren erst aus der Spätantike, als nicht nur die Kaiser aus immer nichtigeren Anlässen Kolossalstatuen erhielten, sondern auch die Heermeister eine außerordentliche Machtstellung einnahmen. Die entsprechenden Zeugnisse betreffen zum einen Stilicho und zum anderen möglicherweise einen Senator des 5. Jhs. n. Chr., dessen Name nicht erhalten ist.19

Verhältnisse außerhalb von Rom: Anwendbarkeit der Definition Da der Spielraum für die öffentliche statuarische Repräsentation von Senatoren außerhalb Roms allgemein größer war, stellt sich die Frage, ob dies auch für den Einsatz von kolossalem Format gilt. Insbesondere für den griechischen Osten wäre dies interessant. Darüber hinaus gab es in den Provinzstädten so manchen Prachtbau, der von einem Angehörigen des Senatorenstandes finanziert oder erneuert worden war und Standorte für Kolossalstatuen bot.

18. Als Beispiel sei ein weibliches Bildnis spätantoninisch–severischer Zeit im Vatikan angeführt, welches sich nicht sicher mit einer Angehörigen des Kaiserhauses in Verbindung bringen läßt und vor der Porta S. Giovanni auf dem Gebiet einer antiken, möglicherweise nichtkaiserlichen Villa gefunden wurde: s. Lippold (Anm. 16) III 1, 145–146 Kat.-Nr. 554 Taf. 47; R. Neudecker, Die Skulpturenausstattung römischer Villen in Italien (1988) 211 Kat.-Nr. 52, 3; Kreikenbom (Anm. 14) 234–235 Kat.-Nr. IV 18. 19. Die Stilicho betreffenden Zeugnisse sind CIL VI 41381 (= 3868 = 31988) und 1730 (cf. 31913 p. 3813. 4746) = ILS 1277; zum Denkmal eines Senators des 5. Jhs. n. Chr. s. CIL VI 41417.

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Hier ist zunächst zu klären, ob die für Rom gefundene Definition von Kolossalität auch auf andere Gebiete des Imperium Romanum übertragbar ist. Ähnliche Statistiken wie für Rom können natürlich nicht flächendeckend erstellt werden.20 Was die Bildnisse angeht, so läßt sich immerhin eine recht große Zahl über den Katalog der Ny Carlsberg Glyptotek von F. Johansen erfassen. Die Herkunft der Stücke ist divers, nicht selten ist sie unbekannt; viele stammen aus Italien und Kleinasien, einige aus Ägypten, Griechenland, ferner Dalmatien und Afrika. Klammert man die sicher stadtrömischen Stükke aus, so finden insgesamt 249 Bildnisse Berücksichtigung. Für den Osten wurde das Entsprechende durch die Auswertung der Zusammenstellung der kleinasiatischen Porträts römischer Zeit durch J. Inan und E. Rosenbaum versucht; es handelt sich dabei um insgesamt 244 Zeugnisse.21 Die Aufstellung (Tabelle 1) zeigt, daß hier wie dort die Masse der Standbilder über eine Höhe von 2,50 m nicht hinausgeht, wogegen es vereinzelt Statuen im Bereich um 2,61 m bis 3,10 m gibt22 und darüber hinaus weit größere Statuen, die fast alle Angehörige des Kaiserhauses zeigen und, sofern die Fundstelle bekannt ist, meist aus Tempeln stammen.23 20. Zur Fülle des Materials kommt erschwerend hinzu, daß man hier stark auf die Publikationslage, insbesondere auf detaillierte Maßangaben bei Bildnissen und Basen, angewiesen ist. 21. F. Johansen, Catalogue. Roman Portraits. Ny Carlsberg Glyptotek I–III (1994–1995); J. Inan – E. Rosenbaum, Roman and Early Byzantine Portrait Sculpture in Asia Minor (1966). Nicht aufgenommen wurden außer den stadtrömischen Stücken Statuen, die nicht sicher als Porträtstatuen zu deuten sind, Statuen von Knaben und Mädchen, unterlebensgroße Statuen bis 1,40 m, allzu fragmentarische Stücke und Reliefs. Von den bei Inan und Rosenbaum erfaßten Porträts befindet sich keines in der Ny Carlsberg Glyptotek, so daß sich keine Überschneidungen mit dem Katalog von Johansen ergeben. Da die wenigsten Statuen vollständig erhalten sind – meist handelt es sich um am Hals gebrochene Köpfe oder um Einsatzköpfe – muß die Statuenhöhe aus der Kinn-Scheitel-Höhe errechnet werden; der Berechnung wurden polykletische Maßverhältnisse zugrundegelegt. Die bei Inan und Rosenbaum angegebenen Kinn-Scheitel-Höhen schließen oft einen langen Bart, eine Kopfbedekkung, ein Diadem oder eine hohe Frisur mit ein, was bei der Rekonstruktion der Statuenhöhe zu berücksichtigen war. 22. Johansen (Anm. 21) II 184–185 Kat.-Nr. 75 (Antoninus Pius; in Rom erworben), III 122–123 Kat.-Nr. 50 (Valerian; aus Kleinasien?); Inan – Rosenbaum (Anm. 21) 58 Kat.-Nr. 6 Taf. 4, 2–3 (Augustus; aus Myra), 84–85 Kat.-Nr. 60 Taf. 38, 1–2 (Caracalla; aus dem Asklepieion von Pergamon), 119–120 Kat.-Nr. 133 Taf. 175, 3–4 (wohl ein Magistrat des beginnenden 5. Jhs. n. Chr.; aus Smyrna), 162 Kat.-Nr. 211 Taf. 116, 3–4 (ein privatus oder ein flavischer Kaiser aus Magnesia ad Sipylum). 23. Johansen (Anm. 21) II 34–35 Kat.-Nr. 6 (Titus; aus Ostia?; als Statue zu Fuß etwa 3,75 m hoch zu rekonstruieren); Inan – Rosenbaum (Anm. 21) 67 Kat.-Nr. 27 Taf. 16, 1 (Domitian; aus dem Tempel dieses Kaisers in Ephesos; stehend etwa 5,55 m hoch zu rekonstruieren), 68–69 Kat.-Nr. 28–29 Taf. 17, 1–2; 19, 2; 21 (Trajan und Hadrian; aus dem Traianeum von Pergamon; stehend etwa 3,60–3,70 m hoch zu rekonstruieren), 74–76 Kat.-Nr. 40–41 Taf. 26, 1–3 (Antoninus Pius und Faustina d. Ä.; aus dem Artemis–Tempel von Sardes; stehend etwa 8,50–9 m bzw. 6,50–7m hoch zu ergänzen), 149–150 Kat.-Nr. 191 Taf. 175, 1–2 (Porträtkopf desselben Magistraten, dem auch in Smyrna eine kolossale Statue gesetzt wurde, s. die vorhergehende Anm.; aus dem Theater von Ephesos; stehend etwa 4,10 m hoch zu rekonstruieren).

Tabelle 1

Kleinasien (Inan – Rosenbaum)

Verschiedene Fundorte (Johansen I–III) 6

1

19

w. 16

m. 17

w.

m.

w.

m. 8

w.

m.

Statuenhöhe in cm

6

14

1

11

12

4

5

8

16

5

3

7

15

4

4

10

33

4

6

5

37

6

13

5

16

1

3

3

9

1

9

3

15

6

1

8

1

7

3

17

9

1

14

3

16

1

2

2

4

3

3

1

4

2

3

4

1

2

1

1

1

1

1

1

1

1

1

4

1

141- 151- 161- 171- 181- 191- 201- 211 221- 231- 241- 251- 261- 271- 281- 291- 301- 311- über 150 160 170 180 190 200 210 220 230 240 250 260 270 280 290 300 310 360 360

m. = männlich; w. = weiblich

stige

Son-

ser

Kai-

stige

Son-

ser

Kai-

Herkunft

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Bei den Basen ist zunächst zu fragen, ob außerhalb Roms die Breite des Mittelteils in etwa im selben Verhältnis zu derjenigen der Basisoberseite steht. Eine Zusammenschau von Basen mit Ehreninschriften aus verschiedenen Teilen des Reiches (Abb. 1) zeigt, daß sich dies tatsächlich vielfach ähnlich wie in Rom verhält.24 Trotzdem gibt es teilweise den Fall wie etwa bei manchen Basen aus Ephesos, daß der Mittelteil ganz besonders schmal ist und von der Basisoberseite mehr als sonst übertroffen wird. Da es bei weitem nicht von allen Basen Abbildungen gibt, muß dies in Kauf genommen werden. Es befinden sich in der folgenden Statistik also möglicherweise Basen, deren Statue wohl höher rekonstruiert werden könnte, als die Breite ihres Mittelteils vermuten ließe.25 Da für Norditalien, Hispanien und Nordafrika besonders gute, mit Abbildungen und Maßangaben versehene Publikationen vorliegen, ergibt sich für die Statistik automatisch eine Schieflage zugunsten des römischen Westens.26

24. Die Übersicht zeigt folgende Denkmäler: CIL VI 1387 (cf. 31641. p. 3805) = ILS 1089 (Rom); CIL V 545 = ILS 6681 = InscrIt X 4, 59 (Tergeste); CIL II 7, 293 (Corduba); G. Zimmer, Locus datus decreto decurionum. Zur Statuenaufstellung zweier Forumsanlagen im römischen Afrika. Mit epigraphischen Beiträgen von Gabriele Wesch-Klein (1989) 60 Kat.Nr. C19 Taf. 6 (Cuicul); CIL III 3255 (= 10242) = EphEp II 576 = ILJug 1042 = AE 1965, 304 (bei Bassianae); IMS VI 63 = AE 1977, 724 (bei Scupi); AE 1977, 810 (Ancyra); AE 1926, 150 = 1926, p. 7 s. n. 27 = 1992, 1689 (Berytus); IK 12, 305, 3 = AE 1967, 477 (Ephesos). 25. Vielfach scheint das Verhältnis zwischen der Breite des Basismittelteils und der Statuenhöhe sonst jedoch ähnlich wie in Rom gewesen zu sein: Dies zeigen etwa einige von A. Frova, QuadStLun 67, 1981/82, 5–34 detailliert publizierte Statuenbasen aus Luni, die teilweise noch aussagekräftige Verdübelungsspuren aufweisen: Am besten ist die Fußlänge an einer corona aus der Nähe des Kapitols ablesbar (ebd. Abb. 8); dort läßt sich das Verhältnis der Breite des Mittelteils (76 cm) zur errechneten Statuenhöhe (circa 2,20–2,30 m bei einer Fußlänge von rund 37 cm) auf etwa 2,9–3 schätzen; ähnlich verhält es sich auch bei zwei weiteren Basen (ebd. Abb. 4 und 5), bei denen der entsprechende Faktor zwischen 2,6 und 3 zu veranschlagen ist. Auf ein Verhältnis von 2,6 oder 2,7 läßt ferner eine Basis für den Konsul P. Servilius Isauricus aus Narona schließen, welche ebenfalls noch einen »Fußabdruck« aufweist (s. C. Patsch, Zur Geschichte und Topographie von Narona [1907] 23 Abb. 12 [= ILJug 1878]). Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt man bei der Untersuchung des Verhältnisses von Statuenhöhe zu Plinthenbreite (abschätzbar an der Angabe der Gesamtbreite der Statue) bei vollständig erhaltenen Standbildern; der Faktor beträgt bei entsprechenden Statuen im Katalog von Inan und Rosenbaum zwischen 2,2 und 3,9, wobei die Plinthenbegrenzung in der Regel jeweils sehr eng um die Füße herum verläuft und nicht nur schmaler als die Oberseite der verlorenen Basis gewesen sein muß, in welche sie eingelassen war, sondern vermutlich auch schmaler als deren Mittelteil (Inan – Rosenbaum [Anm. 21] 72–73 Kat.-Nr. 36 Taf. 19, 3; 109–110 Kat.-Nr. 111 Taf. 65, 1; 123–124 Kat.-Nr. 142 Taf. 83, 1; 168–169 Kat.-Nr. 222 Taf. 124, 4; 169–170 Kat.-Nr. 223 Taf. 124, 3; 172–173 Kat.-Nr. 229 Taf. 124, 2; 173 Kat.-Nr. 230 Taf. 124, 1; 179–180 Kat.-Nr. 242 Taf. 178, 1; 180–181 Kat.-Nr. 243 Taf. 178, 2; 183–184 Kat.-Nr. 248 Taf. 136, 1; 184–185 Kat.-Nr. 249 Taf. 136, 3; 208–209 Kat.-Nr. 287 Taf. 162, 1); kalkuliert man daher für die Breite des Mittelteils 10 cm mehr als für die Breite der Plinthe, so senkt sich der Faktor auf etwa 2–3,3 und durchschnittlich 2,6; ebenso verhält es sich bei fünf Porträtstatuen aus dem Letoon von Xanthos (s. A. Davesne – J. Marcadé, in: Fouilles de Xanthos IX [1992] 101–121 Taf. 37–58). 26. Erfaßt wurden folgende Publikationen: G. Alföldy, Römische Statuen in Venetia et Histria. Epigraphische Quellen (1984); RIT; CIL II2/ 5. 7. 14,1; IAM 2; der von G. Wesch-Klein

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Erfaßt wurden aber möglichst auch Statuenbasen aus Gallien, Pannonien und Dakien.27 Der griechische Osten ist über Corpora nur schwer zu erschließen, da oft keine Maßangaben gemacht werden bzw. nicht klar ist, worauf sie sich beziehen, oder aufgrund meist mangelnder Abbildungen bei fragmentarischen Stücken keine zuverlässige Rekonstruktion der Breite möglich ist. Für die Statistik waren hier die in den »Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien« erfaßten Inschriften von Ephesos hilfreich, die immerhin eine beachtliche Zahl von Statuenbasen enthalten.28 Mit einbezogen wurden zugunsten eines breiteren Vergleichsmaterials nun auch Tafeln oder zuverlässig ergänzbare Tafelfragmente mit Ehreninschriften, auch wenn dadurch die Gefahr besteht, daß sich darunter die eine oder andere Basis für eine Reiter- oder Sitzstatue befinden könnte. Ausgeschlossen wurden hingegen Basen und Tafeln, von denen mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit gesagt werden kann, daß die zugehörige Statue entweder keine stehende Einzelstatue war oder in einer Nische stand. Insbesondere sind Inschrifttafeln von über 120 cm Breite meist gleich deutlich breiter als dieses Maß, so daß sie sich kaum auf eine stehende Einzelstatue beziehen können und hier nicht aufgeführt sind.29 Insgesamt konnten auf diese Weise immerhin 796 Zeugnisse erfaßt werden. Wie die Aufstellung (Tabelle 2) zeigt, scheint es teilweise regionale Unterschiede gegeben zu haben. Beispielsweise liegt die Masse der Mittelteilbreiten bei den Inschriften aus Lepcis Magna und aus Ephesos deutlich unter denjenigen der meisten Inschriften etwa aus Venetien und Histrien. Dies dürfte an der bereits beobachteten Tatsache liegen, daß es gerade in Ephesos mitunter Basen mit sehr schmalem Mittelteil gab, und ähnliche Basen kommen teilweise auch in Lepcis Magna vor. Trotzdem kann man insgesamt wohl behaupten, daß Abmessungen von 96 cm bis 120 cm eher zu den Raritäten gehören30 und sich vermutlich wie in Rom grundsätzlich auf Kolossalstatuen von rund 3 m Höhe beziehen können. 27. erstellte Inschriftenkatalog zu den Städten Cuicul und Thamugadi in: Zimmer (Anm. 24) 54–86; IRT (nur Lepcis Magna). 27. Herangezogen wurden hierfür folgende Publikationen: ILTG; ILA; Zs. Mráv, in: Á. Szabó – E. Tóth (Hrsg.), Pannonica. Provincialia et archaeologia. Studia sollemnia Eugenio Fitz octogenario dedicata (2003) 331–368; IDR III 2. 28. Berücksichtigung fanden die Bände IK 16 und 17, 1; die anderen Bände, soweit sie erschienen sind, enthalten entweder keine Ehreninschriften oder geben keine Maße an. 29. S. etwa eine 90 x 148 x 25 cm große Tafel für A. Larcius Priscus (PIR2 L 103) vom Forum von Thamugadi (CIL VIII 17891 = ILS 1055; Zimmer [Anm. 24] 71 Kat.-Nr. T4; D. Erkelenz, JRA 16, 2003, 206 Nr. 3); sie wird von Erkelenz wohl zu Recht als Verkleidungsplatte einer Basis für eine – etwa lebensgroße – Biga gedeutet; die Sockelgrundmaße von 188 x 330 cm sind vor Ort noch erkennbar. 30. Es sind dies die folgenden Stücke: Alföldy (Anm. 26) 102 Kat.-Nr. 97 (C. Iulius Agathopus, IIIIvir i. d.; aus Aquileia; 117 cm breite Tafel), 109–110 Kat.-Nr. 127 (T. Desticius Severus, Ritter; aus Concordia; 107 cm breite Tafel), 112–113 Kat.-Nr. 137 Taf. 3, 1–2 (M. Acutius Noetus, Augustalis; aus Concordia; 104 cm breiter Mittelteil einer Basis); CIL II2/ 14, 13 = II 3732 = ILS 259 (Titus als Caesar; aus Valentia; Block von ehemals etwa 100 cm Breite); CIL II2/ 14, 330 = II 3838 (cf. p. 711. 967) = AE 1984, 605b ([Cn. Baebius? – – –] Silanus [– – –] Iu-

Tabelle 2

Kleinasien

Dakien

Pannonien

Gallien

Nordafrika

Hispanien

Norditalien

* s. Anm. 26–27

IDR III 2: Sarmizegetusa IK 16; 17, 1: Ephesos 32

1 2

2 10 6

7

3

2 2

1

2

1

9

2

2

1

2

7

7680

1

3

1

2

5

Mráv*

2 3

17

2

ILA

2

2

11

2

33

15

42

7

ILTG

2

3 1

3

1

2

6

8

11

11

25

4

11

10

60

3

6

7

25

1

5

8

Wesch-Klein*: Cuicul Wesch-Klein*: Thamugadi IRT: Lepcis Magna

3

11

1

1

5

3

3

21

13

3

7

9

IAM 2

9

5

18

9

7175

2

1

1

8

8

8185

1

3

1

4

2

1

3

8690

1

2

9195

Breite des Mittelteils in cm

22

6670

15

6165

10

8

2

18

26

5660

RIT

7

CIL II2/ 7

15

12

5155

3

13

CIL II2/ 5

5

4650

CIL II2/ 14

2

4145

Alföldy, Venetia et Histria*

Herkunft

1

1

6

1

1

1

96100

1

2

1

1

101105

1

1

106110

1

111115

2

1

116120

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Verhältnisse außerhalb von Rom: Vorkommen Begibt man sich auf dieser Grundlage auf die Suche nach kolossalen Statuenmonumenten von Senatoren, so ist das Ergebnis weitgehend ein negatives, und selbst die wenigen tatsächlich in Frage kommenden Stücke sind nicht als gesicherte Zeugnisse anzusehen. Um so besser eignen sie sich dafür, die mit der Identifizierung von kolossalen Senatorenstandbildern verbundene Problematik aufzeigen. Es handelt sich – in chronologischer Folge – um die folgenden Stücke: A) Statuen und Bildnisse31 1. In der Nähe von Cavenzano an der Straße von Aquileia nach Forum Iulii wurde in den Resten eines Mausoleums auf dem Gebiet einer römischen Villa 31.Anto[nius?], Senator; aus Saguntum; »Basis lata statuae ut videtur« von ehemals etwa stus 106–110 cm Breite); IAM 2, 435 (L. Caecilius Clemens, IIvir; aus Volubilis; Block, d. h. wohl Mittelteil einer Basis, 97 cm breit); Zimmer (Anm. 24) 76–77 Kat.-Nr. T 16 (Julian Apostata; Thamugadi; sechseckige Basis; Mittelteil etwa 96–100 cm breit); IRT 377 (Antoninus Pius; Breite des Basismittelteils etwa 120 cm). 393 (Septimius Severus; Breite des Basismittelteils etwa 116 cm). 401 (Divus Septimius Severus; Breite des Basismittelteils etwa 96–100 cm). 423 (Caracalla; Breite des Basismittelteils etwa 111–115 cm). 441 (Geta; Breite des Basismittelteils etwa 100 cm). 449 (Iulia Mamaea; Breite des Basismittelteils etwa 100 cm). 456 (Gallien; Breite des Basismittelteils etwa 96–100 cm). 467 (Konstantin d. Gr.; Breite des Basismittelteils etwa 96–100 cm). 611 (Senator; Breite des Basismittelteils etwa 91–100 cm); ILTG 223 = AE 1955, 212 (Lucterius Cadureus, sacerdos arae Augusti; aus Lugdunum; Block; Breite wohl auf knapp über 100 cm zu ergänzen); Mráv (Anm. 27) 351 Nr. 4 = ILJug 1065 = AE 1974, 532 (Commodus; aus Mursa; Tafelfragment; ursprüngliche Breite etwa 96– 100 cm); IDR III 2, 90 Abb. 71 = CIL III 1457 = ILS 1097 (M. Claudius Fronto, Senator; PIR2 C 874; Block; 102 cm breit). 101 Abb. 80 = CIL III 1465 (P. Orfidius Senecio; Senator; PIR2 O 137, Tafel; knapp über 100 cm breit zu ergänzen). 107 Abb. 85 = CIL III 1497 = ILS 7133 (M. Cominius Quintus, Ritter; Tafel; 96 cm breit); IK 17, 1, 3027 = AE 1924, 73 (L. No[nius Calpurnius] To[rquatus Asprenas], Senator; PIR2 N 133; »zwei aneinanderpassende Fragmente eines unprofilierten Basismittelstücks«; Breite etwa auf 101–105 cm zu ergänzen). 31. Außer den in Tabelle 1 berücksichtigten Katalogen wurden noch folgende Werke auf nach den oben dargelegten Kriterien als kolossal zu erachtenden Senatorenstatuen hin durchgesehen: Michalowski (Anm. 14); J. Inan – E. Alföldi-Rosenbaum, Römische und frühbyzantinische Porträtplastik aus der Türkei. Neue Funde (1979); H. Manderscheid, Zur Skulpturenausstattung der kaiserzeitlichen Thermenanlagen (1981); M. Fuchs, Untersuchungen zur Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des Imperium Romanum (1987); K. Stemmer, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und Ikonographie der Panzerstatuen (1978); H. R. Goette, Studien zu römischen Togadarstellungen (1990); Kreikenbom (Anm. 14). Nicht kolossal nach der hier vorgelegten Definition ist die bei Kreikenbom unter die Kolossalporträts aufgenommene Statue des Senators C. Billienus (Prätor 107 v. Chr.) in Delos, die samt Ergänzung in der Höhe nur 2,35 m mißt (ebd. 138–139 Kat.-Nr. II 4; K. Tuchelt, Frühe Denkmäler Roms in Kleinasien. Beiträge zur archäologischen Überlieferung aus der Zeit der Republik und des Augustus I. Roma und Promagistrate [1979] 97 Abb. 7; F. Courby, Exploration archéologique de Délos V. Le portique d'Antigone ou du Nord–Est et les constructions voisines [1912] 43–45 Abb. 60–63). Ob ferner das tropaeum des Pompeius in den Pyrenäen von einer Statue des Feldherrn bekrönt war und ob diese

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der sogenannte Navarca gefunden, eine Hüftmantelstatue, welche mit dem heute verlorenen Porträtkopf etwa 2,60 m hoch gewesen sein muß und noch aus voraugusteischer Zeit stammt (Abb. 2a).32 Mit der Statue kam auch ein Block in Form eines Schiffsbugs mit Rostrum zutage (Abb. 2b), welcher zusammen mit dem Schwert in der Linken des Standbildes, dem Ring an dessen Finger und dem Panzer zu dessen Füßen wohl darauf hindeutet, daß es sich bei dem Dargestellten um einen erfolgreichen, vielleicht aus Aquileia stammenden Magistraten handelte, der einen Sieg zur See errungen hatte.33 Unter den bislang bekannten Senatoren von dort kämen dann nach ihrer zeitlichen Stellung am ehesten C. Appuleius Tappo34 oder M. Fruticius35 in Frage, welche beide in der ausgehenden Republik oder in frühaugusteischer Zeit es in ihrer Laufbahn bis zur Prätur gebracht hatten. Auch ein namentlich nicht bekannter Senator der augusteischen Zeit, der u. a. legatus Caesaris und offenbar ein verdienter Bürger der Stadt Aquileia war, könnte hier dargestellt gewesen sein.36 Doch muß all dies Spekulation bleiben, zumal von keiner der genannten Personen bekannt ist, daß sie einen bedeutenden Anteil an einem Seesieg gehabt hätte, und letztlich läßt es sich auch nicht ausschließen, daß in dem Dargestellten ein Angehöriger des Ritterstandes zu sehen ist.37

32. gewesen wäre, wie es Kreikenbom (Anm. 14) 52. 54–55 in Erwägung zieht, ist ungekolossal wiß. 32. G. Brusin, FA 8, 1953, 266–267 Nr. 3630 Abb. 85–87; V. S. M. Scrinari, ArchCl 11, 1959, 31–35; Taf. 18–20; L. Bertacchi, Aquileia Chiama 7, ottobre 1960, 7 mit Abb.; dies., Museo Archeologico di Aquileia. Catalogo delle sculture romane (1972) 28 Kat.-Nr. 81 Abb. 81a–c; M. Verzár-Bass, in: Les »bourgeoisies« municipales italiennes aux IIe et Ier siècles av. J.–C. Colloque International du Centre National de la Recherche Scientifique N. 609 Sciences humaines. Centre Jean Bérard. Institut Français de Naples 7–10 décembre 1981 (1983) 214 Taf. 21–22, 19–21; Kreikenbom (Anm. 14) 151 Kat.-Nr. II 24; Aquileia, crocevia dell'Impero romano. Economia, società, arte (o. J.) 59 mit Abb. Die Höhe des Erhaltenen samt Plinthe beträgt 2,35 m; abweichend nur Scrinari ebd. 31 Anm. 1: 1,82 m. 33. Verzár-Bass (Anm. 32) 214, die einen Feldherrn senatorischer Herkunft annimmt. 34. PIR2 A 967; T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic II (1952) 462. 532 und III (1986) 23; T. P. Wiseman, New Men in the Roman Senate 139 B.C. – A.D. 14 (1971) 213 Nr. 34; A. M. Andermahr, Totus in praediis. Senatorischer Grundbesitz in Italien in der Frühen und Hohen Kaiserzeit (1998) 156 Nr. 46; G. Alföldy, Städte, Eliten und Gesellschaft in der Gallia Cisalpina. Epigraphisch–historische Untersuchungen (1999) 286 Nr. 3. 35. PIR2 F 494; Broughton (Anm. 34) II 464. 566 und III 93; Wiseman (Anm. 34) 231–232 Nr. 181; Alföldy (Anm. 34) 286 Nr. 4. 36. Er ist aus einer öffentlichen Statuenehrung in Aquileia bekannt (CIL V 879; Alföldy [Anm. 26] 100–101 Nr. 93; G. Brusin, Inscriptiones Aquileiae I [1991] 240–241 Nr. 511). Zu dem Senator s. Wiseman (Anm. 34) 278 Nr. 517 und Alföldy (Anm. 34) 287 Nr. 6. Wohl eher unwahrscheinlich wäre eine Identifizierung mit C. Lucilius, der, als er in dieser Zeit verstarb, erst den Vigintivirat erreicht hatte: s. PIR2 L 377; Broughton (Anm. 34) II 484. 582 und III 128; Wiseman (Anm. 34) 238 Nr. 235; Alföldy (Anm. 34) 286–287 Nr. 5. 37. Den anulus aureus – ursprünglich Siegelring eines Konsuls – trugen in der späten Republik nicht nur Senatoren, sondern teilweise auch Ritter; s. hierzu G. Humbert, in: Daremberg – Saglio I (1962) s. v. anulus aureus; A. A. Fourlas, Der Ring in der Antike und im Christentum (1971) 78–79. 296–297.

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2. Aus Kleinasien stammen zwei Privatporträts aus dem frühen 5. Jh. n. Chr., welche offenbar dieselbe Person zeigen und sich zu Statuen von rund 3,10 m bzw. 4,10 m Höhe ergänzen ließen. Da sie an verschiedenen Orten, eines auf der Agora von Smyrna (Abb. 3),38 eines im Theater von Ephesos (Abb. 4),39 gefunden wurden, wird wohl zu Recht angenommen, daß es sich um eine bedeutende Person, wohl einen hochstehenden Magistraten, handeln muß, auch wenn die genauere Identifizierung offen bleibt.40 Die Deutung als ein oströmischer Kaiser aus der Zeit um die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. durch W. Oberleitner41 ist wegen des fehlenden Diadems fraglich. Daß es sich um Repliken handelt, ist jedenfalls kein schlagendes Argument hierfür, denn wie F. A. Bauer zeigen konnte, erhielten hohe Amtsinhaber und Heerführer seit der zweiten Hälfte des 4. Jhs. n. Chr., besonders aber seit dem 5. Jh. n. Chr. sehr zahlreiche Statuen, darunter durchaus auch Standbilder derselben Person an verschiedenen Orten.42 Wie Bauer ebenfalls herausstellt, befanden sich unter diesen Standbildern als außerordentliche Ehrung auch Reiterstatuen, vergoldete Bronzestatuen und Statuen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kaiserbildern, wohingegen Standbilder auf Säulen oder Bögen zumindest in Konstantinopel kaiserliches Privileg gewesen zu sein scheinen. Ob ein solches Privileg auch außerhalb der Nova Roma galt und ob dieses Privileg auch kolossales Format betraf, ist schwer zu sagen. Immerhin wurden einige der erwähnten, besonders ehrenvollen Denkmäler auf persönlichen Vorschlag des Kaisers aufgestellt,43 und es gibt selbst in Rom Hinweise darauf, daß dort kolossale Ehrenstatuen für solche Männer gestanden haben könnten. Da in der Spätantike alle Ehrenstatuen vom Kaiser genehmigt werden mußten,44 dürfte in den beiden kleinasiatischen Bildnissen nicht nur eine sehr verdienstvolle, sondern auch eine dem Kaiserhaus besonders nahestehende Persönlichkeit zu sehen sein. Bemerkenswert ist darüber hinaus, daß es sich bei der Statue aus Ephesos schon wegen der außerordentlichen Abmessungen nicht wie bei der Statue von der Agora in Smyrna, die den »üblichen«, etwa 3 m hohen kolossalen Ehrenstatuen entsprochen haben muß, um eine Statue

38. Inan – Rosenbaum (Anm. 21) 119–120 Kat.-Nr. 133 Taf. 175, 3–4. Die Gesamthöhe des Erhaltenen beträgt 51 cm; die Kinn-Scheitel-Höhe muß sich auf etwa 41 cm belaufen. 39. H.-P. L'Orange, Studien zur Geschichte des spätantiken Porträts (1933) 144 Kat.-Nr. 105 Abb. 199–200; Inan – Rosenbaum (Anm. 21) 149–150 Kat.-Nr. 191 Taf. 175, 1–2; W. Oberleitner, JbKuHistSamml 69, 1973, 153–165 Abb. 141–144. Maße nach Oberleitner: Gesamthöhe 86 cm, Höhe vom Kinn bis zum Scheitel 58 cm (wobei das Kinn offensichtlich nicht vorn, sondern am Halsansatz gemessen wurde; die eigentliche Kinn-Scheitel-Höhe ist daher bei etwa 55 cm anzusetzen); leicht abweichende Maße bei L'Orange ebd.; bei Inan – Rosenbaum ist irrtümlich die Höhe vom Kinn bis zum Haaransatz als Kinn-Scheitel-Höhe angegeben. 40. Inan – Rosenbaum (Anm. 21) 119 zu Kat.-Nr. 133; Inan – Alföldi-Rosenbaum (Anm. 31) 37 Anm. 167. 41. Oberleitner (Anm. 39) 153–155. 42. F. A. Bauer, ByzZ 96, 2003, 493–513. 43. Bauer ebd. 495–496. 44. Bauer ebd. 494–496.

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auf einer Basis gewöhnlicher Form gehandelt haben wird. Da der Kopf »im Mittelgang der Bühne« des Theaters gefunden wurde,45 liegt die Vermutung nahe, daß das Standbild ursprünglich in die Ausstattung der scaenae frons integriert war. B) Inschriften46 1. Im makedonischen Europos kam eine Statuenbasis von nur 22 cm Höhe und 50 cm Tiefe, aber 110 cm Breite in Wiederverwendung für ein Grab zutage (Abb. 5). Der griechischen Inschrift zufolge ehrte die Polis mit dem Denkmal M. Insteius als ihren Euergetes: {H pÒlij / M£arkon zInst»^on Leuk…ou uƒÕn / aÙtokr£tora / tÕn ˜atÁj eÙergšthn.47 Aufgrund der Form der Buchstaben und orthographischer Eigenheiten läßt sich die Inschrift etwa ins dritte Viertel des 1. Jhs. v. Chr. einordnen.48 Die Bezeichnung aÙtokr£twr, welche dem lateinischen imperator entspricht, muß sich auf einen militärischen Erfolg beziehen. Vermutlich war der Geehrte Le45. Oberleitner (Anm. 39) 153. Möglicherweise ist auch das antike Dübelloch im Nacken (ebd. Abb. 144) nicht mit einer Befestigung des Kopfes an einem Statuenkörper (so Oberleitner), sondern mit der Befestigung an einer Rückwand oder Nische zu erklären. Da die Lage der Verdübelung recht gut den beiden Kolossalbildnissen Trajans und dessen Mutter (?) vom Trajansforum in Rom entspricht, sollte in Erwägung gezogen werden, ob nicht der Kopf aus Ephesos gleichfalls als clipeus–Büste zu deuten ist (vgl. J. E. Packer, The Forum of Trajan in Rome. A study of the monuments [1997] 426; ders., Trajan's Forum in 1989, AJA 96, 1992, 156 mit Anm. 23). 46. In ihrer Deutung als zu unsicher erachtet und daher nicht in die nähere Betrachtung einbezogen wurden die folgenden, in Tabelle 2 mit aufgeführten Ehrendenkmäler für Senatoren (vgl. o. Anm. 30): CIL II2/ 14, 330 (verschollen und ehemals vermauert; es kann sich auch um die Inschrifttafel der Basis einer nicht kolossalen Reiterstatue oder einer nur wenig überlebensgroßen Sitzstatue auf der sella curulis gehandelt haben; zur Berechnung s. Verf. [Anm. *]); IDR III 2, 90. 101 sowie IK 17, 1, 3027 (wegen der eher geringen Tiefe ebenfalls möglicherweise jeweils nur der vordere Teil einer Basis für eine nicht kolossale Reiteroder Sitzstatue). Über die in Tabelle 2 berücksichtigten Corpora hinaus wurden folgende Werke auf Basen für kolossale Senatorenstatuen hin durchgesehen: InscrIt und SupplIt (ohne Venetia et Histria), ILB, ILSl I, TAM I–V, ETAM 4. 11. 15. 23 sowie die Hinweise bei Erkelenz (Anm. 2) 98 Anm. 358. Trotz ihrer Größe nicht in die nähere Betrachtung einbezogen wurde hieraus die Inschrift des C. Caristanius Fronto (PIR2 C 423) aus Tlos (TAM III 565 = CIG 4252e = IGR III 555), welche sich vielleicht zu einer Breite von rund 100 cm ergänzen ließe, jedoch in großer Höhe vermauert ist, so daß keine genauen Maße vorliegen und auch unklar bleiben muß, ob es sich um die vordere Verkleidungsplatte einer nicht kolossalen Statue anderen Typs handelt. S. ferner u. Anm. 52 zu einigen senatorischen Ehrendenkmälern in Athen. 47. AE 1992, 1520 = SEG 42, 575 = 45, 759/760 = 54, 529; T. Savvopoulou, AErgoMak 3, 1989, 194–195 Abb. 8; ders., ADelt 44, B2, 1989, 331–332; P. M. Nigdelis, BCH 118, 1994, 215–228; Erkelenz (Anm. 2) 280 Nr. 814. In Zeile 2 der Inschrift steht irrtümlich Deuk…ou für Leuk…ou. 48. Nigdelis (Anm. 47) 216 mit Anm. 4–5; typisch für diese Zeit ist etwa die Form ˜atÁj für ˜autÁj.

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gat des Mark Anton in Makedonien und kämpfte dort 39/38 v. Chr. gegen die Dardaner, die die Nordgrenze der Provinz bedrohten. Der eher kleine Ort Europos lag an der einzigen Straße vom Gebiet der Dardaner in die Provinz und war daher stets besonders bedroht. Eine dankbare Ehrung für den Befreier aus dieser ständigen Gefahr ist von daher sehr verständlich.49 Ob man dem Geehrten aber so hohe Anerkennung zollte, daß man ihm eine kolossale Statue setzte ? Die Basis ist nach P. M. Nigdelis nur zur Hälfte erhalten;50 sie müßte demnach ursprünglich im Grundriß fast quadratisch gewesen sein und könnte damit sehr wohl eine kolossale Statue zu Fuß getragen haben. Es gibt allerdings gerade unter den hellenistischen Reiterstatuenbasen solche, deren corona unprofiliert und in zwei gleich große, quadratische Platten geteilt war. Dabei konnte die vordere der beiden Platten an der Stirnseite die Ehreninschrift tragen, wie dies eine solche Basis aus dem Jahr 186 / 185 v. Chr. in Delphi veranschaulicht (Abb. 6a–b).51 Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß auch der Block aus Europos ursprünglich quadratisch war und sich dahinter noch ein weiterer, gleichartiger Block anschloß, so daß darauf ein Reiterbild des Insteius Platz gefunden hätte, welches nicht kolossal zu rekonstruieren wäre.52 2. Im lykischen Oinoanda, an einem Fundort, der vielleicht mit der Agora zu identifizieren ist, befindet sich eine stark beschädigte Statuenbasis noch in situ (Abb. 7a–b).53 Sie ragt noch 102 cm über der Erde heraus und besitzt

49. Nigdelis (Anm. 47) 215–228; zur Identifizierung des M. Insteius s. auch Savvopoulou (Anm. 47) 194–195; zu dem Geehrten s. PIR2 I 28; Broughton (Anm. 34) II 421. 574 und III 104; Wiseman (Anm. 34) 236 Nr. 216. 50. Nigdelis (Anm. 47) 215 Anm. 1. 51. H. B. Siedentopf, Das hellenistische Reiterdenkmal (1968) 114 Kat.-Nr. II 76 Abb. 15. 52. Sie hätte dann etwa 1,4–fache Lebensgröße erreichen können. Zur Berechnung der Größe von Statuen in verschiedenen Schemata wie Reiterstatuen oder Statuen auf der sella curulis hier und im folgenden s. Verf. (Anm. *). Vgl. auch einige, dem Stück aus Europos nicht unähnliche Basen von der Athener Agora und Akropolis, von denen es jedoch keine Gesamtabbildungen gibt. Es handelt sich um Ehrungen für spätrepublikanische Senatoren und, wohl in deren Nachfolge, für Senatoren bis in claudisch–neronische Zeit, so für Appius Claudius Pulcher (IG II/III2 4109 = III 566), C. Aelius Gallus (IG II/III2 4117; vgl. PIR2 A 179), C. Maecenas (IG II/III2 4133 = AE 1924, 5; PIR2 M 37), L. Domitius Ahenobarbus (IG II/III2 4144; PIR2 D 128), P. Octavius (IG II/III2 4156; PIR2 O 19), Cn. Acceronius Proclus (IG II/III2 4181; PIR2 A 32) und M. Annius Afrinus (IG II/III2 4184; PIR2 A 630). Diese Basen sind 20 bis 40 cm hoch, etwa 100 bis 130 cm breit und 30 bis 70 cm tief. Da das genauere Aussehen insbesondere der Oberseite nicht bekannt ist, läßt sich nicht von vornherein ausschließen, daß diese Basen hinten jeweils noch mit einem weiteren Block verklammert waren. Sie hätten dann die gleiche Tiefe wie zwei Basen für Sex. Vibidius Virro und P. Memmius Regulus von der Agora erreichen können, die in Höhe und Breite den genannten Basen sehr ähnlich sind, jedoch eine Tiefe von 160 cm bzw. 200 cm besitzen und deshalb Reiterstatuen getragen haben dürften (IG II/III2 4161; IG II/III2 4174; Siedentopf [Anm. 51] 142 Kat.-Nr. II 183; J. Bergemann, Römische Reiterstatuen. Ehrendenkmäler im öffentlichen Bereich [1990] 150 Kat.-Nr. E 102). 53. AE 1987, 947; A. S. Hall, EpigrAnat 4, 1984, 27–35 Abb. 2 Taf. 10; K. Strobel, ZPE 61, 1985, 173–180; Erkelenz (Anm. 2) 262 Nr. 441.

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einen 128 cm breiten und 92 cm tiefen Mittelteil. Der ebenfalls nur unvollständig erhaltene Inschrifttext lautet: [---]ront[---] / [---]WS[---] / [presbeut¾n] legeînoj e„kos[tÁj OÙaler…aj NikhfÒrou] / [AÙtokr£toro]j Ka…saroj OÙespasi[anoà Se]bas[toà pres]/[beut¾n ¢nti]str£thgon Luk…aj kaˆ Pamful…aj / [AÙtokr£toroj] Ka…saroj OÙespasianoà Se[bastoà] / [G£^oj Lik…nni]oj QÒaj kaˆ G£^oj Lik…nnioj [LÒn]go[j kaˆ] / [Likinn…a Max…]ma kaˆ G£^oj Lik…nnioj FrÒntwn / [kat¦ t¾n GaÄ]ou Likinn…ou QÒantoj uƒoà Serg…[a] / [--- Mousa…]ou patrÕj m¥n QÒantoj pappo[à] / [d¥ Likinn…ou] LÒngou diaq»khn.54 Nach K. Strobel handelt es sich bei dem Geehrten um einen bislang unbekannten Statthalter von Lykien und Pamphylien aus der Regierungszeit Vespasians, zu dessen Name die wenigen erhaltenen Buchstaben der ersten Zeile [---]ront[---] gehören und der am ehesten in eine zeitliche Lücke der bisher bekannten Statthalterschaften dieser Provinz um 76–78 n. Chr. zu setzen ist.55 Die Dedikanten gehörten der in der Stadt und darüber hinaus bedeutenden Familie der Licinnii an, die das Denkmal gemäß dem letzten Willen des L. Licinnius Musaeus gesetzt hatten. Dieser war unter Nero Lykiarch gewesen und hatte als erster der Familie das römische Bürgerrecht erhalten. Die Dedikation muß aufgrund der abschätzbaren Lebensdaten der Dedikanten Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre erfolgt sein, also lange nach der Statthalterschaft des Geehrten.56 Auf der Oberseite der Basis befinden sich angeblich »two large foot–holes for a statue«.57 Nach den Abmessungen der Basis könnte diese Statue durchaus doppelte Lebensgröße erreicht haben. Ferner könnte die Tatsache, daß die Rückseite rauh ist und die zum großen Teil zerstörte corona ehemals nur an drei Seiten herausragte, darauf hindeuten, daß die Basis einst an eine Wand angeschoben war. Weniger wahrscheinlich, wenn auch nicht auszuschließen, ist die Möglichkeit, daß es sich um den vorderen Teil einer gleichfalls kolossalen Reiterstatuenbasis handelt und die Verdübelungsspuren von den Vorderhufen des Pferdes bzw. einer Figur zu Füßen des Reiters – etwa einem Barbaren oder einer Personifikation – stammen.58 Reiterstatuenbasen wurden zwar

54. Strobel (Anm. 53) 173–180. Er lehnt zu Recht den Vorschlag von Hall (Anm. 53) 30–35 ab, den Geehrten mit M. Hirrius Fronto Neratius Pansa zu identifizieren und in diesem den ersten Statthalter der neuen gemeinsamen Provinz Lykien und Pamphylien zu vermuten. 55. Lesung und Ergänzungsvorschlag nach Strobel (Anm. 53) 173–175; in Zeile 11 der Inschrift steht irrtümlich LÒngon für LÒngou. 56. Strobel (Anm. 53) 175–176. Man müßte dann mit Strobel davon ausgehen, daß die Nennung des Konsulats – sollte der Geehrte seine Karriere nicht mit der Statthalterschaft von Lykien und Pamphylien beendet haben – dem aufsteigenden Cursus vorangestellt war und sich direkt an die Nomenklatur anschloß. Zu den Licinnii und zu L. Licinnius Musaeus s. auch IGR III 494. 500 und Hall (Anm. 53) 34–35. 57. Hall (Anm. 53) 29. 58. Die Reiterstatue wäre etwa 1,7–fach lebensgroß zu rekonstruieren.

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häufig aus mehreren Blöcken zusammengesetzt, die corona wurde dann aber zumeist als separate Deckplatte gearbeitet.59 3. Aus Comum stammt eine Basis für den jüngeren Plinius, die in spätantiker Vermauerung gefunden wurde (Abb. 8).60 Der einfache, in drei Teile gebrochene Block mißt 41,5 x 99 x 90 cm und besitzt auf der Oberseite zwei runde Dübellöcher, welche wohl am ehesten von der Befestigung einer Bronzestatue herrühren.61 Der Inschrifttext lautet: C(aio) Plinio L(uci) f(ilio) Ouf(entina) / Caecilio Secundo / co(n)s(uli) M(arcus) Cassius Comic(us). Die für den öffentlichen Bereich eher ungewöhnliche Basisform, die Tatsache, daß aus Plinius’ Ämterlaufbahn allein der im Jahre 100 n. Chr. bekleidete Konsulat angeführt wird, sowie der Stifter, ein gewisser M. Cassius Comic(us), sehr wahrscheinlich ein Freigelassener, der in irgendeiner Weise Plinius eine Wohltat verdankte, sowie das Fehlen eines Hinweises auf die Genehmigung des Aufstellungsortes deuten auf eine Herkunft aus dem nichtöffentlichen Bereich, vielleicht aus einem der Wohnsitze des Plinius selbst.62 Nach einem anderen Vorschlag von A. Sartori war das Denkmal vielleicht Teil einer ganzen Galerie von verdienstvollen Männern, die der Stifter irgendwo im nichtöffentlichen Bereich errichtet hatte.63 Gerade bei einer Aufstellung außerhalb des öffentlichen Raums ist allerdings u. U. mit freieren Gestaltungsmöglichkeiten zu rechnen, sei es in der Darstellungsweise, sei es im Hinblick auf das Verhältnis von Basisbreite zu Statuenhöhe. Zudem ist es – insbesondere, wenn es sich um eine Galerie handeln sollte – nicht auszuschließen, daß der Block in eine Nische eingeschoben und deshalb breiter angelegt war als eine gewöhnliche Statuenbasis. Die Statue wäre dann nicht kolossal, sondern nur wenig mehr als lebensgroß zu rekonstruieren.64 59. Vgl. z. B. I. Schmidt, Hellenistische Statuenbasen (1995) 451–452 Kat.-Nr. VII 22 Abb. 218 (Ende 3. Jh. v. Chr.) oder die römischen Reiterbasen bei Bergemann (Anm. 52) 127–128 Kat.-Nr. E 26 Taf. 86a–b; 139 Kat.-Nr. E 60; 143 Kat.-Nr. E 77; 151 Kat.-Nr. E 111; 151–152 Kat.-Nr. E 113. Der mehr breite als tiefe Grundriß der Basis würde auch zu einer Statue auf der sella curulis passen; vgl. etwa die 158 cm breite und 130 cm tiefe crepido einer Basis aus Altinum, welche möglicherweise einst für eine solche Statue bestimmt war: T. Schäfer, Imperii insignia. Sella curulis und fasces. Zur Repräsentation römischer Magistrate, 29. Ergh. RM (1989) 324–325 Kat.-Nr. 43 Taf. 60, 2. Allerdings wären die beschriebenen Verdübelungsspuren damit wohl schlecht in Einklang zu bringen. 60. AE 1972, 212 = 1978, 372; G. Susini, Epigraphica 33, 1971, 183–184 Abb. 1; E. Marinoni, AttiCItRom 9, 1977/78, 75–89 mit Abb; A. Sartori, Le iscrizioni romane. Guida all'esposizione (1994) 36 mit Abb. Der Block wurde an der Ecke viale Varese / via Cinque Giornate / via Volta gefunden, wo er für einen Verteidigungsturm wahrscheinlich des 5. Jhs. n. Chr. wiederverwendet worden war. 61. Maße nach Marinoni (Anm. 60) 76, ähnlich bei Sartori (Anm. 60) 36; abweichend bei Susini (Anm. 60) 183: 36 x 96 x 90 cm. 62. Zu Plinius s. bes. PIR2 P 490 und Alföldy (Anm. 34) 315–316; zu seinem Grundbesitz in Comum und nahe dem Comer See s. Andermahr (Anm. 34) 383–384 Nr. 408. Zum Dedikanten s. Marinoni (Anm. 60) 83–89. 63. Sartori (Anm. 60) 36. 64. Zur Berechnung s. Verf. (Anm. *).

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4. Eine Kolossalstatue von etwa eineinhalbfacher Lebensgröße könnte schließlich eine Basis vom Forum Severianum in Lepcis Magna getragen haben.65 Ihre Gesamtmaße belaufen sich auf 160 cm in der Höhe und je 130 cm in der Breite und Tiefe. Die Breite des Mittelteils ist nicht publiziert, und auch eine Abbildung gibt es m. W. nicht. Sie muß aber zwischen der Gesamtbreite von 130 cm und der Breite des Inschriftfeldes von 73 cm gelegen haben und fällt vermutlich am ehesten in den Bereich von 91 bis 100 cm.66 Wer in den Genuß einer solch außerordentlichen Ehrung gekommen ist, geht aus der später teilweise getilgten Inschrift leider nicht hervor: Praecipuae nobilitatis ac virtut(is) / [Þ---þ ] perpensae iustitiae / [Þ---þ ]aeque sinceritatis adque / iÞ nþ coÞ mþ parabilis prudentiae viro / [Þ---þ ] / patrono ob plurima in se pro/vÞ iþ sioÞ nes [---]þ / [Þ---þ ]o Lepcimagnenses / publice.67 Offensichtlich handelte es sich um einen Patron der Stadt, der vermutlich im 4. Jh. n. Chr. von den Lepcimagnensern öffentlich geehrt wurde und der wegen der Bezeichnung praecipuae nobilitatis vir senatorischen Rang besessen haben dürfte.68

Fazit Wie die Aufstellung zeigt, liegt einerseits bei den rundplastischen Zeugnissen die Hauptschwierigkeit darin, die wenigen erhaltenen nichtkaiserlichen Kolossalporträts eindeutig mit Angehörigen des Senatorenstandes zu identifizieren, während sich umgekehrt bei keiner der angeführten Basen mit letzter Sicherheit nachweisen läßt, daß sie eine kolossale Statue trug. Letzteres ist kaum verwunderlich, denn um dies gewährleisten zu können, müßten hervorragende Voraussetzungen gelten: Die Basis müßte eine erforderliche Mindestbreite besitzen, in ihrer Breite und Tiefe bekannt sein, und es müßte sicher sein, daß sich weder seitlich noch hinten weitere Blöcke anschlossen. Ganz sicher wäre die Rekonstruktion schließlich, wenn es auf der Oberseite Verdübelungsspuren gäbe, an welchen sich die Fußlänge ablesen ließe. Daß solche

65. IRT 611. 66. Die Maße des Inschriftfeldes in IRT 611 sind sehr wahrscheinlich in der falschen Reihenfolge angegeben; es dürfte 102 cm hoch und 73 cm breit gewesen sein, nicht umgekehrt. 67. Aus der Textwiedergabe in IRT 611 wird leider nicht klar, ob es sich bei allen nicht mehr erhaltenen Textstellen tatsächlich um eine Eradierung handelt oder nur um eine spätere Beschädigung des Steins. 68. Ähnliche Hervorhebungen der nobilitas tauchen nicht selten in spätantiken Ehreninschriften für Senatoren in Rom auf: vgl. etwa CIL VI 1683 (cf. p. 4732–4733) = ILS 1221 (ob meritum nobilitatis), CIL VI 40776 (insignis nobilitate prosapia). 1735 (cf. p. 4746) (nobilitate ... conspicuus). 1739 (cf. p. 4747–4748) (nobilitate ... praecipuus). 1751 (cf. p. 4750–4751) = ILS 1265 (nobilitatis culmen); zum Tugendlob in senatorischen Ehreninschriften der Spätantike allgemein s. A. Chastagnol, in: A. Donati (Hrsg.), La terza età dell'epigrafia. Colloquio AIEGL–Borghesi 86, Bologna 1986 (1989) 51–57 und H. Niquet, Monumenta virtutum titulique. Senatorische Selbstdarstellung im spätantiken Rom im Spiegel der epigraphischen Denkmäler (2000) 151–172.

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Glücksfälle kaum zu finden sind, versteht sich von selbst. Erschwerend kommt hinzu, daß natürlich gerade die großen Denkmäler seltener vollständig erhalten und um so häufiger beschädigt oder fragmentiert sind. Die Crux besteht aber vor allem darin, daß eine große Masse an Ehreninschriften, die auf Tafeln geschrieben wurden, nicht zuverlässig in die Untersuchung mit einbezogen werden kann. Wendet man ferner den Blick von den stehenden Einzelstatuen hin zu anderen Statuenschemata wie Sitz-, Reiterstatuen oder Gespanndenkmälern, so sucht man auch hier unter den rundplastischen oder epigraphischen Zeugnissen vergebens nach eindeutigen Belegen.69 Es sei – dennoch – ein vorsichtiges Fazit erlaubt: Die Zeugnisse, die auf kolossale Senatorenstatuen hinweisen könnten, gehören chronologisch vor allem entweder in die Zeit der späten Republik (der sogenannte Navarca und die Basis aus Europos) oder in die Spätantike (die Köpfe aus Smyrna und Ephesos sowie die Basis aus Lepcis Magna) und nur im Fall der Basis aus Oinoanda und der Pliniusbasis in flavisch–trajanische Zeit. Was die geographische Herkunft anbelangt, so stammen sie vor allem aus dem griechischen Osten (die Köpfe aus Smyrna und Ephesos, die Basis aus Europos sowie die Basis aus Oinoanda), in einem Fall aus Afrika (die Basis aus Lepcis Magna) und in zwei Fällen (dem sogenannten Navarca und der Pliniusbasis) aus Italien. Dabei sind die Ehrungen stets öffentlicher Natur, allein die beiden italischen Beispiele aber solche aus dem privaten Bereich. Handelte es sich in all diesen Fällen um Belege für kolossale Statuen, so wäre das sich daraus ergebende Bild dem stadtrömischen Befund gar nicht unähnlich. Festzustellen wäre zunächst, daß die Zeugnisse für kolossale Repräsentation bei Senatoren recht spärlich sind. Die spätrepublikanische, gerade im Osten auftretende Ehrung für M. Insteius ließe sich dann am ehesten in Zusammenhang mit den genannten göttergleichen Ehrungen für verdiente Bürger im Späthellenismus bringen. Die spätantike Basis aus Lepcis Magna und die beiden Köpfe aus Smyrna und Ephesos hingegen stünden im Einklang mit der in Rom festzustellenden Tendenz, kolossales Format im öffentlichen Raum auch auf die einflußreichen Inhaber der höchsten Ämter auszuweiten. Über den Befund in Rom hinausgehend, liegt mit dem Bildnis aus Ephesos zudem vermutlich sogar ein Zeugnis für die Integration eines nichtkaiserlichen spätantiken Kolossalporträts in eine monumentale Architektur vor. Bezeichnend ist ferner, daß gerade die beiden Zeugnisse aus Italien dem privaten Bereich zuzuordnen sind: Der sogenannte Navarca wäre dann als Indiz dafür anzusehen, daß ein erfolgreicher Feldherr der späten Republik auch 69. In den für die Statistiken in Tabelle 1 und 2 durchgesehenen Werken ist hierzu nichts zu finden. Auch die einschlägigen Spezialuntersuchungen hierzu enthalten keinen sicheren Beleg: Zu Sitzstatuen auf der sella curulis s. Schäfer (Anm. 59); zu Reiterstatuen s. Bergemann (Anm. 52); zu Gespanndenkmälern für Statthalter oder römische Amtsinhaber s. Erkelenz (Anm. 2) 107–114 und Erkelenz (Anm. 29) 201–218 sowie zu Gespanndenkmälern allgemein P. Schollmeyer, Antike Gespanndenkmäler (2001); zu Bigen s. J. Zelazowski, Honos bigae. Le statue onorarie romane su biga (2001).

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in Italien wenigstens postum und auf privatem Grund eine kolossale Repräsentationsweise für sich in Anspruch nehmen wollte. Die Pliniusbasis hingegen wäre demgegenüber wohl weniger als ein Zeugnis der Selbstauffassung des Geehrten zu deuten denn als ein Denkmal der übergroßen Reverenz des Stifters gegenüber seinem Wohltäter, was in dieser Art und Weise nur im nichtöffentlichen Raum möglich war. Einen besonderen Fall stellt die Basis für einen Statthalter von Lykien und Pamphylien dar, der noch in flavischer Zeit gewissermaßen wie ein hellenistischer Herrscher geehrt worden wäre, dazu von einer am Ort bedeutenden Familie, welche dadurch ihre große Loyalität und Verbundenheit gegenüber dem Statthalter demonstriert hätte. Daß sich Senatoren jedenfalls in der frühen und hohen Kaiserzeit weitgehend nicht mit öffentlich aufgestellten Statuen kolossalen Formats ehren ließen, ist trotz der größeren Freiheit in der senatorischen Repräsentation außerhalb Roms durchaus verständlich. Wer als Senator weiterkommen wollte, tat dies vornehmlich durch die Bekundung seiner Loyalität dem Kaiser gegenüber. Ein Senator konnte im öffentlichen Raum durchaus sehr ausladende und repräsentative Ehrenmonumente wie etwa Gespanndenkmäler erhalten,70 mit kolossalem Format, dem stets der Charakter des Übermenschlichen anhaftete und daher dem Herrscher und seiner Familie vorbehalten war, hielt man sich jedoch besser zurück, wollte man nicht in unliebsame Konkurrenz treten. Entsprechendes dürfte auch für große Bauten gelten, in deren Architektur Statuen von Senatoren etwa in ihrer Eigenschaft als Stifter präsent waren.71 Beispielsweise wurde selbst ein so anspruchsvolles und monumentales Bauwerk wie die Celsus–Bibliothek von Ephesos offensichtlich nicht zur kolossalen statuarischen Repräsentation ihres Stifters genutzt. Die beiden Reiterstatuen des Ti. Iulius Celsus Polemaeanus auf den Treppenwangen des Aufgangs waren jedenfalls nur leicht überlebensgroß.72 Am Nymphäum des Herodes Atticus in Olympia nahmen die Standbilder des Erbauers samt seiner Familie sogar eine ganze Nischenreihe der Brunnenfassade für sich in Anspruch und standen damit den Statuen der Angehörigen des Kaiserhauses

70. Vgl. Alföldy (Anm. 2) 12: »In den Städten des Imperium Romanum unterschieden sich die Grundformen der statuarischen Ehrung der Mitglieder senatorischer Familien und führender Ritter in der Öffentlichkeit kaum von denjenigen der Ehrung von Herrschern.« Zu Gespanndenkmälern von Senatoren s. o. Anm. 29 und Anm. 69. 71. Sie konnten in diesem Rahmen nicht systematisch untersucht werden. Unter den bei Fuchs (Anm. 31) aufgenommenen Porträts aus den Theatern Italiens befinden sich jedenfalls keine Bildnisse kolossalen Formats oder Ehreninschriften, die auf Kolossalstatuen schließen lassen. Entsprechendes gilt für die von Manderscheid (Anm. 31) aufgeführten Denkmäler. 72. IK 17, 2, 5102 = AE 1905, 120 und IK 17, 2, 5103 = ILS 8971 = AE 1904, 99; J. Keil, in: Forschungen in Ephesos V 1. Die Bibliothek (1953) 62–66 Nr. 2–3 Abb. 1. 3. 5; Bergemann (Anm. 52) 152 Kat.-Nr. E 114; PIR2 I 260. Beide Basen sind 69 cm hoch und haben einen 110 cm breiten und 220 cm tiefen Mittelteil; die Statuen wären demnach etwa 1,4–fach lebensgroß zu rekonstruieren. Von der Bibliothek stammt vermutlich außerdem eine marmorne Panzerstatue wohl des Sohnes des Stifters, Ti. Iulius Aquila Polemaeanus (PIR2 I 168), welche 2,31 m mißt: Stemmer (Anm. 31) 101–102 Kat.-Nr. VIII 6 Taf. 70, 3.

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in der anderen Nischenreihe zahlenmäßig nicht nach. Es hatte aber seinen guten Grund, daß die Statuen der Stifterfamilie kleiner ausgeführt waren als jene der domus Augusta.73 Wohl kaum eindrucksvoller hätte man der Öffentlichkeit vor Augen führen können, wie sehr man einerseits dem guten Vorbild der kaiserlichen Familie nacheiferte und wie sehr man andererseits zugleich den gebührenden Abstand hielt. Beides demonstrierte jene Loyalität, die jedem ehrgeizigen Senator gut anstand, wollte er einerseits seinen cursus honorum vorantreiben und andererseits nicht in den lebensgefährlichen Ruf gelangen, an die kaiserliche Autorität Hand anzulegen. Einen solchen Ruf zu erwerben, dafür wären Kolossalstatuen bestens geeignet gewesen.

Abbildungsnachweis: Abb. 1: Rom: Umzeichnung Verf.; Italien: Alföldy (Anm. 26) Taf. 4, 1; Baetica: Imagines–CIL II2 / 7, 293; Numidia: Foto G. Alföldy; Pannonia: S. Dušani¡, ZAnt 15, 1965 / 66, 93 Abb. 2; Moesia Superior: IMS VI 63; Galatia: Foto G. Alföldy; Syria: Foto G. Alföldy; Asia: J. Roewer, Ephesos (1976) Farbabb. zur Vorhalle des Hadrianstempels. Abb. 2a: Scrinari (Anm. 32) Taf. 18. Abb. 2b: Ebenda Taf. 20, 2. Abb. 3: Oberleitner (Anm. 39) 159 Abb. 145. Abb. 4: Ebenda 154 Abb. 141. Abb. 5: Savvopoulou (Anm. 47) 199 Abb. 8. Abb. 6a–b: Siedentopf (Anm. 51) 59 Abb. 15. Abb. 7a: Hall (Anm. 53) Taf. 10. Abb. 7b: Ebenda 29 Abb. 2 (nach einer Zeichnung aus dem Jahr 1898 auf der Grundlage des Abklatsches von R. Heberdey und E. Kalinka). Abb. 8: Foto W. Kuhoff.

73. Bol (Anm. 11) 50–51 Beil. 4–5.

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FÜR DIE EWIGKEIT? DIE GESTALTUNG VON SENATORISCHEN GRABLEGEN ROMS UND IHR KONTEXT1

FRANCISCA FERAUDI–GRUÉNAIS

Die Bilanz der materiellen Hinterlassenschaften von Senatorengräbern ist insgesamt betrachtet eher entmutigend. Obwohl man gerade für Rom eine recht große Befunddichte erwarten möchte, ergibt sich ein ausgesprochen disparates Bild. Daß viele Senatoren in bzw. um Rom ihre letzte Ruhe fanden, ist nicht nur zu erwarten, sondern auch durch die Vielzahl an gefundenen Inschriften belegt. Doch was wissen wir über ihre Grablegen, geschweige denn deren Kontexte? Allgemein bekannte Ansichten wie die Fassadenflucht der Vatikanischen Nekropole oder der reich dekorierte Innenraum des Grabes des Pomponius Hylas von der Via Latina – jeweils Grablegen vermögender Freigelassener – sucht man für die Mitglieder des Senatorenstandes nahezu vergeblich. Bemerkenswerterweise werden solche Bilder dennoch gern als Paradigmen für Senatorengräber angeführt oder die für die in kontextueller Hinsicht vergleichsweise gut faßbaren Unterschichtengräber feststellbaren Phänomene stillschweigend auch für senatorische Grabstätten vorausgesetzt.2 Offenbar sind der disparate Charakter der Befunde und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für den Forschenden mit ursächlich dafür, daß eine Zusammenstellung der Zeugnisse senatorischer Grablegen – ungeachtet einer Reihe bereits existierender Studien zu Einzelbefunden3 – wohl mehrfach gefordert wurde,4 jedoch kaum erfolgt ist.5 1. Die Vortragsform ist im wesentlichen beibehalten. Für die Zwecke dieses Kolloquiumsbandes wurden insbesondere die tabellarischen Zusammenstellungen zu den archäologischen, epigraphischen und archäologisch-epigraphischen Befunden (Anhang 1–4) ergänzt. Die Auswahl des Bildmaterials ist im Vergleich zur Vortragsfassung deutlich reduziert. – Für ihre Hilfe und Anregungen danke ich besonders Herrn Prof. Géza Alföldy und Frau Dr. Heide Frielinghaus. 2. Vgl. u. a. H. Niquet, Monumenta virtutum titulique. Senatorische Selbstdarstellung im spätantiken Rom im Spiegel der epigraphischen Denkmäler (Stuttgart 2000) bes. 34–35; P. Kragelund – M. Moltesen – J. Stubbe Østergaard, The Licinian Tomb. Fact or Fiction ? (København 2003) 53, wobei gleichzeitig eingeräumt wird, daß wir zum Aussehen der senatorischen Gräber nur über sehr begrenzte Kenntnisse verfügen. 3. Grabbauten (u. a. für Senatoren): M. Eisner, Zur Typologie der Grabbauten im Suburbium Roms (Mainz 1986); H. von Hesberg, Römische Grabbauten (Darmstadt 1992). – Sarkophage (u. a. für Senatoren): G. Koch, Sarkophage der römischen Kaiserzeit (Darmstadt 1993); C. Reinsberg, Senatorensarkophage, RM 102, 1995, 353–370; H. Wrede, Senatorische Sarkophage Roms. Der Beitrag des Senatorenstandes zur römischen Kunst der hohen und

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Die Stichworte »Gestaltung von senatorischen Grablegen«, »Kontext« und »für die Ewigkeit« tragen somit einstweilen den Charakter von erfüllenswerten Desideraten und Arbeitshypothesen. Dem Zahn der Zeit und noch viel mehr der bewußten Demontage auf der Suche nach Baumaterial zum Trotz soll hier nun versucht werden, Senatorengräber als Zeugnisse senatorischen Selbstverständnisses, das sich auch in den sepulkralen Zusammenhängen spiegeln mußte, zu erschließen: Zu markant ist schließlich die stereotype Wiederholung von Faszien-Darstellungen (Abb. 1,1), zu gigantisch sind die bis heute erhaltenen Latericium-Kerne ursprünglich eindrucksvoller, marmorverkleideter Grabtumuli (Abb. 1,2), zu imposant die Dimensionen, die eine bis zu 7 m breite Grabinschrift für die einstmals enormen Ausmaße des ursprünglich zugehörigen Grabbaus erwarten läßt (Abb. 1,3). Und auch die Tatsache, daß wir uns mittlerweile ein weitaus anschaulicheres und zudem recht detailliertes Bild von Aussehen und Kontext der Grabanlagen der vermögenden humiliores machen können,6 ist Anreiz genug, nach dem Aussehen von Gräbern des primus ordo zu fragen. späten 4. Kaiserzeit (Mainz 2001); J. Dresken-Weiland, Sarkophagbestattungen des 4.–6. Jahrhunderts im Westen des Römischen Reiches (Freiburg 2003). – Grabaltäre (u. a. für Senatoren): D. Boschung, Antike Grabaltäre aus den Nekropolen Roms (Bern 1987). – Urnen (u. a. für Senatoren): F. Sinn, Stadtrömische Marmorurnen (Mainz 1987). – Senatorische Amtsinsignien (u. a. am Grab): Th. Schäfer, Imperii insignia. Sella curulis und Fasces. Zur Repräsentation römischer Magistrate (Mainz 1989). – Senatorische Selbstdarstellung (u. a. im Sepulkralbereich): G. Alföldy, Pietas immobilis erga principem und ihr Lohn: Öffentliche Ehrenmonumente von Senatoren in Rom während der Frühen und Hohen Kaiserzeit, in: G. Alföldy – S. Panciera (Hrsg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt (Stuttgart 2001) 11–46; W. Eck, Ehrungen für Personen hohen soziopolitischen Ranges im öffentlichen und privaten Bereich, in: H.-J. Schalles – H. v. Hesberg – P. Zanker (Hrsg.), Die römische Stadt im zweiten Jahrhundert. Der Funktionswandel des öffentlichen Raumes, Kolloquium Xanten 1990 (Köln – Bonn 1992) 359–376; ders., Rome and the Outside World: Senatorial Families and the World They Lived In, in: B. Rawson – P. Weaver (Hrsg.), The Roman Family in Italy. Status, Sentiment, Space (Oxford 1997) 73–99; ders., Grabmonumente und sozialer Status in Rom und Umgebung, in: P. Fasold u. a. (Hrsg.), Bestattungssitte und kulturelle Identität. Grabanlagen und Grabbeigaben der frühen römischen Kaiserzeit, Kolloquium 1995 (Köln 1998), 29–40; ders., Grabgröße und sozialer Status, in: M. Heinzelmann u. a. (Hrsg.), Römischer Bestattungsbrauch und Beigabensitten in Rom, Norditalien und den Nordwestprovinzen von der späten Republik bis in die Kaiserzeit, Internationales Kolloquium Rom 1998 (Wiesbaden 2001) 197–201. 4. W. Eck, Altersangaben in senatorischen Grabinschriften: Standeserwartungen und ihre Kompensation, ZPE 43, 1981, 127, Anm. 2; ders. (1997, wie Anm. 3) 85, Anm. 31; Wrede (wie Anm. 3) 16. 5. Eine Zusammenstellung von zehn Grabinschriften hispanischer Senatoren in Rom hat G. Alföldy (Zur Präsenz hispanischer Senatoren in Rom: Ehren- und Grabmonumente aus der Hohen Kaiserzeit, in: C. Castillo u. a. (Hrsg.), De Augusto a Trajano. Un siglo en la historia de Hispania (Pamplona 2000) 91, Tabelle 2) vorgelegt; vgl. auch Eck (1997, wie Anm. 3) 85, Anm. 30; s. auch G. Alföldy, Eine verkannte Inschrift des Senators L. Fabius Cilo aus Rom, AAntHung 40, 2000, 24, Anm. 25. 6. S. u. a. E. M. Steinby, in: M. Heinzelmann u. a. (wie Anm. 3) 31–34; F. FeraudiGruénais, Ubi diutius nobis habitandum est. Die Innendekoration der kaiserzeitlichen Gräber Roms (Wiesbaden 2001).

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Das Ziel des Beitrags besteht somit darin, einen Überblick über die archäologischen Hinterlassenschaften senatorischer Gräber zu geben. Dabei kommt man jedoch an einer Berücksichtigung des epigraphischen Befundes schon deshalb nicht vorbei, weil die Inschriften uns oft erst den Hinweis auf die ursprüngliche Existenz eines entsprechenden Grabes geben und in den meisten Fällen sein einziges Zeugnis darstellen.7 Der geographische Schwerpunkt liegt auf Rom.8 Das Problem bei der Erforschung der Senatorengräber besteht nämlich nicht darin, daß sie bislang vollständig verschwiegen worden wären; Werner Eck spricht sogar von »countless tombs of senatorial families along the roads leading to Rome«.9 Es sind jedoch zumeist nur ausgewählte ›Highlights‹ wie etwa der Grabtumulus der Caecilia Metella (Nr. 22),10 die Cestiuspyramide (Nr. 23) und das Grab des C. Sulpicius Platorinus (Nr. 24) oder auch unscheinbarere Relikte wie der Grabtitulus des Historikers Tacitus (Nr. 57) und die Überreste der Grabkammer der Familie des C. Minicius Fundanus (Nr. 26), die immer wieder zitiert werden. Dagegen bleiben die zahlreichen weniger spektakulären Inschriften oder archäologischen Befunde häufig unbeachtet und werden kaum als weitere wichtige Zeugnisse der Gruppe der senatorischen Gräber wahrgenommen. Das Problem liegt somit darin, daß selbst für Rom eine systematische Zusammenstellung als Voraussetzung für eine Bewertung des Phänomens senatorischer Gräber fehlt. In diesem Sinne ist es als ein erster Schritt um so wichtiger, zunächst einen Überblick über die Situation der stadtrömischen Senatorengräber zu gewinnen, zumal nicht auszuschließen ist, daß ihre architektonische, typologische und ikonographische Ausgestaltung für die senatorischen Gräber in den Provinzen Vorbildcharakter hatte.

7. Daneben dürften von einer systematischen Berücksichtigung auch der literarischen Überlieferung weitere Aufschlüsse zu erwarten sein. – Eine weitere lohnende Aufgabe wäre es, sich der Frage nach der häufig angenommenen Rezeption ›senatorischer Bestattungsformen‹ durch den Senatoren nachrangige Gesellschaftsgruppen wie den Rittern, Mitgliedern der munizipalen Oberschicht, reichen Bürgern und Freigelassenen anzunehmen. Ein präsumptiver Vorbildcharakter der Grabbauten der Oberschicht klingt etwa bei von Hesberg (wie Anm. 3) 37 an und wurde auch jüngst wieder von Wrede (wie Anm. 3) 16 angeführt: »... aufwendige Grabbauten (sc. der »kapitalkräftigen stadtrömischen Mittelschicht«) ..., die sich ihrerseits an den Grabarchitekturen der Oberschicht und damit auch der Senatoren orientierten«; vgl. dazu hier S. 150–151. 8. Meinen anfänglichen Plan, auch die aus den Provinzen bekannten Senatorengräber zu sammeln und in die Auswertung einzubeziehen, mußte ich für die Zwecke dieses Beitrags aufgeben; dies stellt nach wie vor ein Desiderat dar. Als hilfreich für einen ersten Überblick über den Bestand an Senatorengräbern in Italien sei A. M. Andermahr, Totus in praediis. Senatorischer Grundbesitz in Italien in der Frühen und Hohen Kaiserzeit (Bonn 1998) empfohlen. Zur häufig problematischen Identifizierung senatorischer Gräber und den damit verbundenen Schwierigkeiten, ihre Verteilung auf Rom und die übrigen Provinzen zu erfassen, s. Eck (1997, wie Anm. 3) 85. 9. (1997, wie Anm. 3) 74. 10. Weitere Erläuterungen zu mit einer Nummer gekennzeichneten senatorischen Gräbern bzw. Zeugnissen von solchen finden sich jeweils in den Anhängen unter der entsprechenden Nummer.

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Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich im wesentlichen auf das 1. bis 3. Jh. n. Chr., was nicht nur dem chronologischen Rahmen der Prosopographia Imperii Romani entspricht, sondern auch angesichts der besonderen Ausprägung der stadtrömischen Sepulkralkultur in diesen Jahrhunderten einen sinnvollen Abschnitt darstellt. Zur Vorgehensweise: Es ist nicht beabsichtigt, bereits ausgesprochene Meinungen zur senatorischen Selbstdarstellung am Grab zu wiederholen, zu variieren und mittels einzeln herausgegriffener Beispiele plausibel zu machen. Auch wollen die folgenden, grundsätzlich befundgebundenen Ausführungen nicht einmal annähernd die Suggestionskraft der phantastischen wie ausgesprochen ästhetischen Rekonstruktionen eines Luigi Canina erreichen, obgleich eine Auseinandersetzung mit diesen bisweilen ›visionären‹ Kompositionen nicht nur als reizvoll erscheint, sondern auch von Gewinn sein dürfte.11 Es geht hier maßgeblich darum, als Voraussetzung für weiterführende Untersuchungen und Fragestellungen eine Orientierung über das disparate Material zu vermitteln: I. Überblick über das Material des 1. bis 3./ 4. Jh.s n. Chr., II. Detailschau, III. Zusammenfassende Auswertung. Die Basis dieser Untersuchung besteht aus einer umfangreichen Materialsammlung, hier wiedergegeben in den Anhängen 1–4.12

I. Den materiellen Befund einer Grabanlage konstituieren in der Regel die drei Komponenten: 1.) Architektur samt ihrer dekorativen Elemente, 2.) mobiles Grabinventar wie Urnen, Altäre und Sarkophage, 3.) Inschriften, welche ihrerseits sowohl auf den festen als auch auf den mobilen Bestandteilen des Grabes angebracht sein konnten. Leider sind für Rom so gut wie keine wenigstens annähernd intakten Komplexe für die diversen senatorischen Grabformen erhalten, die für die Einordnung von Einzelbefunden als ein einigermaßen verläßliches Paradigma dienen könnten. Ein behelfsmäßiger Verweis auf

11. L. Canina, La prima parte della Via Appia dalla Porta Capena a Boville (Roma 1853), Tafeln. – S. auch den Essay von P. Zanker, Die Ruine, vom Baumaterial zur Erzeugung starker Gefühle. Die römischen Ruinen und ihre Betrachter, in: Neue Zürcher Zeitung (NZZ, Literatur und Kunst), Samstag, 04. 12. 1999, Nr. 283, 85. 12. Die deutlich von den Unterschichtengräbern abweichende Befundsituation erfordert auch methodisch eine andere Herangehensweise. Mangels hinreichend erhaltener Kontexte muß somit etwa eine wünschenswerte, nach Gräbern sortierte Bestandsaufnahme (in diesem Sinne möglich bei den Unterschichtengräbern, vgl. Feraudi-Gruénais (wie Anm. 6)), einer nach archäologischen bzw. epigraphischen Zeugnissen geordneten Präsentation des Materials weichen.

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dekorierte und in ihrem Kontext weitgehend intakte Befunde wäre irreführend; denn bei ihnen handelt es sich um eine Grabform, die von Angehörigen der Unterschichten verwendet wurde, und wir haben keinen einzigen positiven Anhaltspunkt dafür, daß es sich mit dem Aussehen von Senatorengräbern derart ähnlich verhalten hätte, daß jene bedenkenlos als Parallelen herangezogen werden dürften. Vielmehr muß wohl davon ausgegangen werden, daß ein Senatorengrab heute nicht nur weitaus schwerer zu fassen ist als ein Unterschichtengrab, sondern zudem auch in seiner grundsätzlichen Gestaltung deutlich von diesem abwich. Man muß sich also damit abfinden, daß wir es mit isolierten Befunden zu tun haben und wir mit entweder rein epigraphischen oder rein archäologischen Zeugnissen vorlieb nehmen müssen, da uns nur vergleichsweise selten archäologische und epigraphische Zeugnisse zusammen vorliegen. Gerade im zuletzt genannten Fall darf man sich schon glücklich schätzen, wenn hierdurch ein Erschließen oder Erahnen von »Kontexten« immerhin annäherungsweise möglich wird. Der hier herangezogene, aussagekräftige Befund besteht aus Inschriften, deren sepulkrale Funktion gesichert ist13 und die zugleich mit Gewißheit einem Mitglied des ordo senatorius zugewiesen werden können. Dazu kommen archäologische, also vor allem bildliche bzw. architektonische Zeugnisse, die aufgrund ihrer ikonographisch einschlägigen Darstellungen, wegen des Denkmaltyps und angesichts ihrer topographischen Lage als ursprüngliche Bestandteile eines senatorischen Grabmonuments angesehen werden dürfen. Eine als Gesamtüberblick vorgenommene Betrachtung all dieser genannten Denkmalgattungen ergibt hinsichtlich ihrer Verteilung auf die Jahrhunderte ein völlig uneinheitliches Bild (Anhang 4). Da dies in erster Linie auf den Befundzufall zurückzuführen sein muß, zudem die Gesamtzahl auswertbarer Befunde nicht sehr hoch ist – für den Zeitraum vom ausgehenden 1. Jh. v. bis zum Übergang 3. / 4. Jh. n. Chr. sind dies nach meiner Zusammenstellung mindestens 126 auswertbare Quellen14 –, ist man gut beraten, sich einer undifferenzierten statistischen Auswertung zu enthalten. Wenn ich hier die Zahlen dennoch aufführe, dann allein deshalb, um eine quantitative Vorstellung von den (wenigen) verläßlichen Monumente zu vermitteln, die uns zum Thema »Grablegen und ihr Kontext« überhaupt zur Verfügung stehen. Am meisten ›Kontext‹ spiegeln die archäologisch-epigraphischen Befunde (Anhang 4, mittlere Spalte; s. auch Anhang 2). Zu ihnen zählen bekannte 13. Zu den Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Grabinschriften bzw. ihrer Unterscheidung von Ehreninschriften s. Eck (1997, wie Anm. 3) 81–82. 84–85; Andermahr (wie Anm. 8) 10–14; O. Salomies, Honorific Inscriptions for Roman Senators, in: O. Salomies (Hrsg.), The Greek East in the Roman Context. Proceedings of a Colloquium organised by the Finnish Institute at Athens, 1999 (Helsinki 2001) bes. 150–151. 14. Unter Einbeziehung auch der Inschriften aus der Umgebung Roms geht Eck (1997, wie Anm. 3, 88) mit Einschränkungen von rund 200 epigraphischen Dokumenten aus; nach Alföldy (AAntHung 2000, wie Anm. 5, 24, Anm. 25) beläuft sich die Anzahl senatorischer Grabinschriften Roms auf ungefähr 120.

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Gräber wie der Grabtumulus der Caecilia Metella aus der Zeit zwischen 20 und 10 v. Chr. (Nr. 22), die etwa zeitgleiche Grabpyramide des C. Cestius (Nr. 23) oder das um 15/ 10 v. Chr. datierte Grabmonument des M. Aurelius Cotta (Nr. 21), des Adoptivvaters des Konsuls des Jahres 20 n. Chr. M. Aurelius Cotta Maximus Messalinus, mit einem reliefdekorierten, vermutlich monopterosartigen Aufsatz aus lunensischem Marmor. Aus dem 1. Jh. n. Chr. kennen wir zwei Grabanlagen von jeweils weitaus bescheideneren, aber dennoch stattlichen Ausmaßen, nämlich das Grab des L. Considius Gallus (Nr. 25, Abb. 2,2), vermutlich ein Kammergrab mit einer Fläche von rund 5 x 4 m, und das sog. Platorinergrab (Nr. 24). Das vielzitierte sog. Grab der Licinii, das abgesehen von seinem reichhaltigen Inventar bis heute nicht nachgewiesen werden konnte, muß unberücksichtigt bleiben. Zwar handelte es sich bei ihm möglicherweise ebenfalls um den Typus des Kammergrabes, doch ist die Authentizität der bisher als ›Liciniergrab‹ angesprochenen Kammern umstritten.15 Aus dem 2. Jh. ist mit vier Beispielen wiederum eine Serie teilweise monumentaler und typologisch abwechslungsreicher Beispiele bezeugt. Zwar läßt sich das ursprüngliche Aussehen der jeweiligen Grabkomplexe in keinem der Fälle nachvollziehen; dennoch ist deutlich, daß es sich um unterschiedliche Bautypen handeln muß. So bestand das nur in einer Zeichnung überlieferte Grabmonument des M. Antonius Antius Lupus (Nr. 29, Abb. 3,3) aus einem ins Monumentale gesteigerten, gemäß der Berechnungen Schäfers ursprünglich deutlich über 6 m hohen Grabaltar. Die jeweils zwei Altäre für Frau und Tochter des Minicius Fundanus vom Monte Mario (Nr. 26) sowie für Vater und Sohn der Pedii Hirruti von der Via Tiburtina (Nr. 28) lassen auf einen – wie auch immer gestalteten – Familiengrabkomplex schließen. Vom ursprünglichen Grabkomplex des L. Plotius Sabinus von der Via Tiburtina (Nr. 27, Abb. 3,1) sind eine Inschriftentafel für Sabinus sowie sein Grabbau in opus latericium zu nennen, dessen quadratische Cella mit 6,75 m Seitenlänge durchaus stattliche Ausmaße gehabt haben muß. Das einzige Beispiel aus dem 3. Jh. n. Chr., das »Monumentum rotundum« des Tursidius Manilianus (Nr. 30), mit eingerechnet, sind im archäologischepigraphischen Befund der ersten rund drei Jahrhunderte kaum weitere Belege zu fassen. Positiv bewertet ist damit immerhin sicher, daß wir es mit

15. Die neun in der Nähe der Porta Salaria beieinander gefundenen Grabaltäre, deren Inschriften vier Generationen der Familie der Licinii Crassi bezeugen, sprechen deutlich für die Existenz eines zusammenhängenden Grabkomplexes. Ob die Kammern, in denen insgesamt 39 Grabaltäre, Sarkophage und Porträts gefunden wurden, tatsächlich mit dem Grab der Licinii identifiziert werden können, wird jedoch zu Recht in Zweifel gezogen. Insofern liegt hier zwar ein mit hoher Wahrscheinlichkeit kontextuell weitgehend zusammenhängender Befund vor, doch kann weder eine genaue Lokalisierung des ursprünglichen Grabareals der Licinii vorgenommen werden, noch verfügen wir hinsichtlich des tatsächlichen Aussehens des Grabes, d. h. auch einer möglichen ›Monumentalität‹ des Grabmals, über gesicherte Anhaltspunkte. – S. hierzu ausführlich Kragelund u. a. (wie Anm. 2); zu den Inschriften s. CIL VI 31721–31727. – S. auch S. 146–147 m. Anm. 28.

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einem vielfältigen Spektrum an monumentalen Grabdenkmälern, an Einzelgräbern und an Ensembles für Familienbestattungen zu tun haben. In gewisser Hinsicht dürfte dieser Überblick auch die von von Hesberg ausgesprochene These16 der generellen Rücknahme monumentaler Grabbauten bestätigen. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, daß die verwertbare Befunddichte ausgesprochen dünn ist. Und allein der zerstörte, nur in Zeichnung überlieferte Grabaltar des M. Antonius Antius Lupus, der bereits ohne Einrechnung des Aufsatzes mindestens 6 m hoch gewesen sein dürfte, zeigt, was am Ende des 2. Jh. n. Chr. möglich war. In die Kategorie der archäologischen Zeugnisse (Anhang 4, linke Spalte) fallen Befunde mit bildlichen Darstellungen, die, da inschriftenlos, allein aufgrund bestimmter typologischer Merkmale und bildlicher Darstellungen als Zeugnisse für Senatorengräber gelten dürfen. Es sind dies im wesentlichen Marmorblöcke mit Reliefdarstellungen senatorischer Insignien (Abb. 4,1–3), die als Bestandteile von Grabbauten bzw. von Grabarchitektur im weitesten Sinne fungierten (Anhang 1). Mit einem Aufkommen von immerhin 20 Beispielen handelt es sich um Zeugnisse, die durchgehend vom ausgehenden 1. Jh. v. bis zum Beginn des 3. Jh. n. Chr. belegt sind. Grablegen im engen Sinne des Wortes sind Sarkophage. Obwohl sie im folgenden nicht eigens thematisiert werden sollen, sei eine zahlenmäßig überschaubare Gruppe dieser Gattung mit Darstellungen aus dem Bereich der vita humana, namentlich die sog. Feldherren-, Schlacht-, Hochzeits-, Kinderlebenund Magistratssarkophage, erwähnt, für die sich senatorische Auftraggeber annehmen lassen. Weitgehend inschriftenlos und damit ohne epigraphischen Anhaltspunkt für die Zuordnung zu einem sozialen Status, werden sie in der archäologischen Forschung aufgrund ihrer thematischen und ikonographischen Merkmale mit senatorischen Tätigkeiten und den entsprechenden standesgemäßen Verhaltensnormen in Verbindung gebracht.17 Die ursprünglichen kontextuellen Zusammenhänge lassen sich, wie es das Schicksal des Großteils an mobiler Grabausstattung ist, auch für diese Beispiele nicht mehr beantworten. Hinsichtlich der Frage einer möglichen Selbstdarstellung mittels dieser Form von Grablegen wäre eine Bewertung des Kontextes – d. h. besonders von Aufstellung und Sichtbarkeit – freilich von entscheidender Bedeutung. Insgesamt wird man diesbezüglich aber eher skeptisch sein müssen, da insitu-Sarkophagbefunde darauf hindeuten, daß sie gemeinhin in geschlossenen Räumlichkeiten und selbst in diesen nicht zwingend auf Sichtbarkeit hin aufgestellt waren.18 Chronologisch treten die sog. Feldherren-/ Schlacht- /Hoch-

16. Von Hesberg (wie Anm. 3) bes. 42 und 237 passim. 17. S. u. a. G. Koch – H. Sichtermann, Römische Sarkophage, Handbuch der Archäologie (München 1982) 90ff; Koch (wie Anm. 3) 66–72; Reinsberg (wie Anm. 3). – Eine systematische Untersuchung zur Identifizierung von Senatorensarkophagen und den Auswirkungen der senatorischen Ikonographie auf die Kunst der mittleren und späten Kaiserzeit hat jüngst H. Wrede (wie Anm. 3) vorgelegt. 18. Koch (wie Anm. 3) 42–43; Dresken-Weiland (wie Anm. 3) 98–103.

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zeits-/ Kinderlebensarkophage ab dem mittleren 2. Jh., die sog. Magistratssarkophage ab der 2. Hälfte des 3. Jh.s n. Chr. in Erscheinung. Auch im Falle der epigraphischen Zeugnisse sucht man zumeist vergeblich nach verläßlichen kontextuellen Kriterien. Im Vergleich mit den beiden zuvor besprochenen Gruppen stellen sie mit 74 Belegen (Anhang 4, rechte Spalte) immerhin die umfangreichste – wenn auch eine sehr heterogene – Befundgruppe dar (Anhang 3). Obwohl sie eine ausgesprochen ergiebige prosopographische Quelle darstellen und als eine wertvolle Gattung für die Dokumentation von Senatorenbestattungen im allgemeinen und deren epigraphische ›Selbstdarstellung‹ im besonderen anzusehen sind, ist die Rekonstruktion des Aussehens von Grabanlagen durch sie nur bedingt möglich. Doch immerhin geben oftmals bereits Faktoren wie der Denkmaltyp und dessen Abmessungen Hinweise, die sich als Minimalindizien für das mögliche Aussehen der ursprünglichen Gräber verwerten lassen. Das Spektrum an Denkmaltypen reicht von Altären, Urnen und Sarkophagen über Statuenbasen bis hin zu Architekturteilen und Tafeln. Insbesondere letztere geben aufgrund ihrer Größe, die in auffallend zahlreichen Fällen eine rekonstruierbare Breite von 2 bis 7 m nahelegt, einen sicheren Hinweis darauf, daß das Grabmonument – vermutlich ein Grabbau oder die gemauerte Fassade eines größeren Grabareals – mindestens eine solche Breite aufgewiesen haben mußte. Mit Inschriften versehene Statuenbasen ohne erhaltenen archäologischen Kontext sind zweifach belegt: zum einen das Statuenpostament des Cn. Baebius Numonianus aus den letzten Jahrzehnten des 1. Jh. v. Chr. (Nr. 31), zum anderen die wohl als solche zu deutende Statuenbasis des L. Stertinius Quintilianus aus dem 2. Jh. n. Chr. (Nr. 66).19 Mit einer deutlichen Konzentration auf das 1. und 2. Jh. n. Chr. sind die Grabaltäre und Urnen unter dem mobilen Grabinventar am häufigsten belegt. Das im Vergleich zum 1. Jh. n. Chr. verstärkte Auftreten von mobilem Inventar mag, sofern die Unwägbarkeiten des Befundzufalls solche Spekulationen zulassen, auf eine verstärkte Verlagerung der Ausstattung in die Grabinnenräume schließen lassen. Urnen sprechen, sicher noch stärker als Altäre, die grundsätzlich auch im Freien aufgestellt werden konnten, für die Existenz von Innenräumen. Dies wiederum könnte die von von Hesberg formulierte These einer »Verinnerlichung«20 stützen, wobei allerdings einschränkend hinzugefügt werden muß, daß dies nicht zwangsläufig mit einem Verzicht auf Außendarstellung einhergegangen sein mußte. Denn gerade die mit mehr als 30 Belegen vergleichsweise umfangreiche Gruppe an häufig sehr groß dimen19. Aus dem letztgenannten Grabkomplex stammt vermutlich ein Grabaltar seines Sohnes Q. Cornelius Senecio Proculus (Nr. 65; CIL VI 1388); Vater und Sohn sind wahrscheinlich während ihrer zeitgleichen Amtsausübungen in Asia kurz nach 161 / 162 verstorben. – Die einzigen drei weiteren statuarischen Belege aus sepulkralem Kontext wären die Statue (ohne erhaltene (Inschriften-)Basis) aus dem Grab der Platorini sowie die beiden Statuenbasen vom Grab des C. Cestius mit den bei der Entdeckung in Ansätzen erhaltenen Bronzefüßen der Statuen. 20. Von Hesberg (wie Anm. 3) 42 passim.

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sionierten Tafeln bezeugt die ursprüngliche Existenz von augenfälligen Grabanlagen. Sieht man von einer kleineren Tafel ab, die innerhalb des Grabbaus der Scipionen offenbar den Bestattungsplatz des kurz nach 23 n. Chr. verstorbenen Ser. Lentulus Maluginensis (Nr. 38) kennzeichnete, dürften die meisten der übrigen aufgeführten Tafeln die Funktion von ›normal‹21 dimensionierten bis enormen Tituli erfüllt haben, d. h. an den Grabfassaden für jeden sichtbar angebracht gewesen sein. Chronologisch verteilen sich die Belege für diese Tafeln nahezu gleichmäßig auf den Zeitraum von der frühen Prinzipatszeit bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert. Eine wirkliche »Rücknahme« von außen zugunsten einer »Introvertierung«22 ist in diesen uns bekannten Fällen kaum festzumachen.

II. Wenden wir uns nach diesem Überblick einigen Details der sepulkralen Hinterlassenschaften zu, an denen die Formen des Repräsentationsverhaltens der Angehörigen des primus ordo besonders gut in Erscheinung treten. Quantitative Aspekte spielen hier aufgrund der ohnehin sehr inkonsistenten Befundsituation einstweilen keine Rolle. Auch ist für eine jeweils ausführliche typologische, ikonographische, epigraphische bzw. prosopographische Auseinandersetzung hier nicht der Ort, zumal einschlägige Einzelstudien in den meisten Fällen bereits vorliegen.23 An dieser Stelle soll es ausschließlich darum gehen, die Informationen, die den jeweiligen Medien entnommen werden können, zu erfassen und im Sinne der zugrundeliegenden Fragestellung zusammenzuführen.24 Fasces und sellae curules25 als die charakteristischen Insignien der Amtsausübung kurulischer und munizipaler Magistrate spielen in der Dekoration der stadtrömischen Senatorengräber nicht nur eine wichtige Rolle, sondern sie können nach den Worten von Thomas Schäfer als das typische Dekorationssystem für Gräber konsularer und prätorischer Magistrate überhaupt angesehen werden.26 21. Verglichen mit 9 uns bekannten Titulusinschriften der Fassaden von Unterschichtengräbern: Die Abmessungen bewegen sich zwischen 27 x 30 cm (kleinster Titulus; Sepolcreto Ostiense, sep. VII) und 70 x 170 cm (größter Titulus; Vatikanische Nekropole, Maus. H); bei einem rechnerischen Gesamtwert von 370 x 617,5 cm ergibt sich, dividiert durch die Zahl der in Betracht gezogenen 9 Tituli, ein durchschnittlicher ›Normwert‹ von 41 x 68,6 cm. – Zu den zugrundegelegten Tituli der Unterschichtengräber s. in F. Feraudi-Gruénais, Grabinschriften und ›Selbstdarstellung‹ in stadtrömischen Grabbauten (Roma 2003) die Katalognummern 12. 36. 105. 126. 137. 149. 158. 160. 164. 22. Von Hesberg (wie Anm. 3) 43 passim. 23. S. Anm. 3. 24. Der Veranschaulichung weiterer Details und der quantitativen Verteilung dienen die Anhänge 1–4. 25. Einschlägige und nach wie vor maßgebliche Untersuchung hierzu Schäfer (wie Anm. 3). 26. (Wie Anm. 3) 136.

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Das Gros der für Rom belegten sella-curulis-Darstellungen sind als Relief, seltener als Halbplastik gestaltete sellae, die als konstitutiver Bestandteil einer Grabarchitektur in dieser vermauert waren. Die sellae aus Hever Castle (Nr. 1, Abb. 4,1) und Zürich (Nr. 15, Abb. 4,2) markieren gleichsam die Eckpunkte der Entwicklung der ikonographischen Gestaltung der sella-Mittelfelder von der Bezugnahme auf konkrete Ereignisse, wie die Kampfszenen zwischen Germanen(?) und Römern (Hever Castle), bis hin zu nicht-militärischen, zivilen, mehr nur allgemeinen und abstrakten Aussagen verpflichteten Darstellungen, wie etwa die Akanthusranken mit Löwen- und Eberdarstellungen in Verbindung mit kultischen Attributen (Zürich), in beiden Fällen allgemeine Chiffren für Virtus und Pietas. Während der Auftraggeber im ersten Fall vermutlich als Statthalter fungierte, übte der zweite offenbar das Amt eines Flamen aus, worauf die ikonographischen Abbreviaturen Apices, Mantele und Paterae verweisen. Prätorische Amtsträger, die wie ihre konsularen Kollegen ebenfalls Wert auf die Darstellung ihrer Amtsinsignien legten, wählten für die sella-Mittelfelder für sie typische Amtshandlungen wie etwa den Akt einer Testamentseröffnung (Abb. 4,3). Die Darstellung von fasces – 12 für Konsuln, 6 für Prätoren – mit (Abb. 3,2– 3) und ohne sella curulis erfreute sich vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. einer durchgehenden Beliebtheit, die ikonographisch keinen grundsätzlichen Veränderungen unterworfen war.27 Die Wiedergabe der imperii insignia als symbolträchtige Grabdekoration blieb somit über einen Zeitraum von rund drei Jahrhunderten eine signifikante Konstante, deren einzige Veränderung darin bestand, daß Szenen mit spezifischem Realitätsbezug Darstellungen mit allgemeineren Aussagen wichen. Von außerordentlichem Seltenheitswert im erhaltenen Befund stadtrömischer Senatorengräber sind Kammergräber mit innen ausgestatteten und dekorierten Grabkammern, wie wir sie sonst nur von den Unterschichtengräbern her kennen. Das sog. Grab der Platoriner (Nr. 24, Abb. 2,1) mit den Abmessungen 7,44 x 7,12 m und vielleicht auch das Grab des Plotius Sabinus an der Via Tiburtina (Nr. 27) mit einer Größe von ca. 6,75 x 6,75 m sind, soweit ich sehe, die einzigen gesicherten Beispiele für Rom. Vom vielzitierten Liciniergrab haben wir dagegen erwiesenermaßen keine verläßlichen Spuren, während das damit gelegentlich gleichgesetzte und nicht seltener zitierte sog. Calpurniergrab als eine Fiktion eingestuft werden muß.28 Dabei kennen wir gerade von der Fundstelle des vermuteten Grabes der Licinii ein ausgesprochen reichhaltiges Repertoire an sicher zugewiesenen Grabaltären, vermutlich zugehörigen Porträts und nur unter Vorbehalt mit diesen Befunden in 27. Ein besonders anschauliches Beispiel hierfür ist der im Museo Nazionale Romano, Rom, nicht ganz authentisch rekonstruierte Grabbau des P. Cluvius Maximus Paullinus von Monte Porzio Catone, s. Schäfer (wie Anm. 3) 364–365, A 2, Taf. 78. 28. Als »Sepulcrum Calpurniorum« eingezeichnet im Plan von R. Lanciani, Forma Urbis Romae (Roma 1893–1901), Plan 3; aufgegriffen bei Wrede (wie Anm. 3) 16. – Zur Problematik des Befundes s. Kragelund u. a. (wie Anm. 2) bes. 51.

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Verbindung zu bringenden Sarkophagen, für die wir uns eine Aufstellung in Grabkammern wie den oben genannten aus dem 1. und späteren 2. Jh. n. Chr. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorstellen dürfen.29 Des weiteren ist gerade die rekonstruierbare Fassadengestaltung des sog. Platorinergrabes (Nr. 24) ein gutes Beispiel für die Außenwirkung solcher Ziegelgräber. Sie waren – ganz im Gegensatz zu den Gräbern von Angehörigen der Unterschichten – mit Marmor verkleidet und zudem auf beiden Seiten mit großen Inschriftentafeln unter Aufzählung der cursus honorum versehen (Abb. 5,1–2). Dies unterscheidet sie augenscheinlich deutlich von der Wirkung der aus dieser und der späteren Zeit zahlreich vorhandenen Gräber von vermögenden Angehörigen der Unterschichten. Inschriften geben nicht nur Auskunft über Namen und sozialen Status des Bestatteten, sondern können auch Anhaltspunkte über das Aussehen einer Grabanlage vermitteln. Das gilt beispielsweise für Inschriftentafeln, die aufgrund ihrer enormen Abmessungen nur für ihre Anbringung an der Fassade eines Grabbaus geeignet gewesen sein konnten. Freilich ist damit noch lange nicht die genaue Gestaltung desselben geklärt; aber ein entscheidender Hinweis auf Größe und damit Sichtbarkeit ist gegeben. Die im folgenden angesprochenen und in ihren Größenverhältnissen aufeinander abgestimmt abgebildeten (Abb. 6,1–5) fünf Inschriften sind nur eine Auswahl der rund 30 (s. Anhang 3) für Rom bekannten Beispiele. Ohne an dieser Stelle genauer auf die jeweiligen Inhalte eingehen zu können, repräsentieren sie eine Praxis, die nicht nur für die frühe Prinzipatszeit galt, wofür die Inschrift des M. Valerius Messalla (Nr. 32, Abb. 6,3) vom Ende des 1. Jh.s v. Chr. mit einer rekonstruierbaren Breite von 2,20 m stehen mag, sondern an die auch in der hohen Kaiserzeit mit nicht wenig Selbstbewußtsein angeknüpft wurde. So weist die mutmaßliche Grabinschrift des Senators und Geschichtsschreibers Tacitus (Nr. 57, Abb. 6,5) vom Anfang des 2. Jh. nach der Rekonstruktion von Géza Alföldy eine stattliche Breite von rund 4,50 m auf, der die vermutliche Grabinschrift des C. Quintilius (Nr. 68, Abb. 6,2) aus der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. mit 4 m nicht nennenswert nachsteht. Unübertroffen und geradezu maßlos bleibt freilich die Grabinschrift des C. Pomponius Bassus Terentianus (Nr. 80, Abb. 6,1) vom Ende des 2. bzw. beginnenden 3. Jh. n. Chr. mit einer rekonstruierbaren Breite von 7 m und mit Buchstaben von bis zu 21 cm Höhe. Noch in der 1. Hälfte des 3. Jh.s n. Chr. weist die Grabinschrift des L. Fabius Cilo (Nr. 90, Abb. 6,4) mit einer rekonstruierbaren Breite von 2,50 m stattliche Maße auf. Die genannten Stücke stellen freilich für Tituli sepulcrales besonders augenfällige Beispiele dar, an denen eine mögliche Entwicklung kaum festzumachen ist. Aber selbst unter Berücksichtigung der übrigen rund 25 Tafeln

29. Allerdings ist dies keineswegs zwingend. Denn während für die Unterschichten das Kammergrab mit Nischengliederung die Grabform der ersten Wahl war, ist das Spektrum an grabarchitektonischen Variationsmöglichkeiten für die Gräber von Senatoren offensichtlich weitaus größer und zudem in den meisten Fällen noch nicht einmal in ihrem ungefähren Aussehen rekonstruierbar. Es ist also Vorsicht bei voreiligen Schlüssen geboten.

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läßt sich lediglich bestätigend feststellen, daß Senatorengrabanlagen offenbar dazu tendierten, mit einer gewissen Mindestgröße aufzuwarten und damit Sichtbarkeit zu garantieren. Diese Tendenz hält sich bis ins 3. Jh. n. Chr. hinein. Leider ist die Materialbasis aber letztlich zu klein, um hier eine feinere Differenzierung der Größen- und damit Sichtbarkeitsverhältnisse leisten zu können; Zu- oder Rücknahmen im Repräsentationsverhalten lassen sich nicht einmal im Ansatz fassen, geschweige denn fundiert belegen. Schließlich das Phänomen monumentaler Grabbauten: Den wohl aufwendigsten Grabbautypus stellen für Rom zweifelsohne die Tumulusbauten (Abb. 1,2) dar; zusammen mit den weitaus ›exotischeren‹ und selteneren Pyramiden sind sie bekanntermaßen eine Erscheinung der frühen Prinzipatszeit. Für die Zeit danach kennen wir keine positiven Befunde derart gigantischer Grabbauten,30 lassen sich doch die architektonischen Kontexte allgemein nur noch sehr schwer greifen. Ist dies Spiegel der Realität, d. h. ein potentieller Hinweis auf Rücknahme und Verinnerlichung der Grabrepräsentation, oder nur dem puren Befundzufall geschuldet ? Offenbar war die ausgesprochen ostentative Setzung von ›Landmarken‹ vor den Toren der Urbs durch senatorische Grabtumuli eine Artikulationsform, die bald mit den Ansprüchen kaiserlicher Repräsentation in Konflikt geraten mußte und somit dieser vorbehalten blieb. Insofern mag es hier gerechtfertigt sein, eine wie auch immer ›verordnete‹, jedenfalls aber praktizierte Rücknahme festzuhalten. Doch unterhalb dessen gab es immer noch ein breites Spektrum an Repräsentationsmöglichkeiten, mittels derer man sich deutlich vom Rest der Bevölkerung abheben bzw. innerhalb seines Standes definieren konnte. Davon zeugen nicht nur die bereits besprochenen, bisweilen gigantischen Grabtituli, sondern auch Denkmäler wie der monumentale Grabaltar für den unter Commodus ermordeten M. Antonius Antius Lupus (Nr. 29, Abb. 3,3) vom Ende des 2. Jh.s. Ostentative Selbstdarstellung kannte somit bis weit in die hohe Kaiserzeit hinein keine wesentliche Einschränkung und Zurückhaltung.

30. Immerhin legt die konvexe Grabinschrift des C. Asinius Tucurianus (Nr. 61) vom runden Grabbau der Asinii eine über 100-jährige Bestattungskontinuität bis in die erste Hälfte des 2. Jh. n. Chr. in einem monumentalen Grab (Dm. ca. 25 m) nahe. Allerdings sei einschränkend hinzugefügt, daß die Weiterexistenz dieses Rundgrabes noch im 2. Jh. n. Chr. offenbar mit dem ausschließlich vom Kaiserhaus praktizierten Usus in Zusammenhang stand, große Rundmausoleen zu errichten. Als Tochter von Agrippa, Exehefrau von Tiberius und Mutter des designierten Thronfolgers Drusus Caesar, standen Vipsania Agrippina (Nr. 36) und all ihren Nachkommen – seit ihrer Ehe mit C. Asinius Gallus also den Asinii und deren Nachfahren – offensichtlich die Bestattung in solch einem ›kaiserwürdigen‹ Grabmonument zu; vgl. Alföldy, Studi sull’epigrafia augustea e tiberiana di Roma (Roma 1992) 138 passim.

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Für die Ewigkeit?

III. Grablegen für Senatoren: Für die Ewigkeit ? Diese Frage läßt sich keineswegs entschieden bejahen. Dies jedenfalls ist ein Ergebnis, wenn man sich einmal die Mühe macht, die allesamt schon lange bekannten größeren und kleineren Relikte senatorischer Gräber zusammen- und einander gegenüberzustellen. Es fügt sich in eine Reihe weiterer einzelner Beobachtungen und grundsätzlicher Feststellungen: 1) Der bruchstückhafte Gesamtbefund, die auf uns gekommenen heterogenen Grabformen und insbesondere die Tatsache, daß sich kaum Kontexte erhalten haben, führen dazu, daß es unmöglich ist, ein eindeutiges Bild von Senatorengräbern und schon gar von den mit ihnen verbundenen Kontexten zu zeichnen. Ein solches zu suggerieren wäre verfehlt. Wenn überhaupt, kann es nur um die Feststellung von Tendenzen gehen. Selbst im Falle der inschriftlich bekannten Senatoren ist es angesichts der viel zu schmalen und inkonsistenten Materialbasis nicht möglich, etwa aufgrund eines spezifischen, epigraphisch bezeugten soziopolitischen Ranges verbindliche Differenzierungen des Repräsentationsverhaltens vorzunehmen. 2) In diesem Sinne können auch die geradezu phantastischen ›Rekonstruktions‹-Zeichnungen Caninas allenfalls als – außerordentlich geniale – Anregung für die Vielfalt und mögliche Monumentalität der Grabbauten, die die Ausfallstraßen Roms säumten, verstanden werden, jedoch ohne zwingenden rekonstruktiven Wert.31 3) Die Qualität der senatorischen Repräsentation im Grabbereich bzw. mittels des Grabmonumentes scheint während der frühen und hohen Kaiserzeit – wobei die allerfrüheste Prinzipatszeit mit ihren aufwendigen Tumuli und Pyramiden hier ausgeblendet sei – keinen markanten Veränderungen im Sinne vereinheitlichender und nivellierender Rücknahmen ausgesetzt gewesen zu sein. Anders ausgedrückt: Sollte es »egalisierende Normen«32 gegeben haben, so ließen sie doch noch genügend Spielraum für deutliche Differenzierungen. Dies legen jedenfalls die greifbaren Belege bis ins 3. Jh. n. Chr. nahe. Es sei in diesem Zusammenhang eine Bemerkung erlaubt, die über den vorliegenden Untersuchungszeitraum hinausgeht: Erst später, d. h. im Laufe des 3. Jh. sowie verstärkt im 4. und 5. Jh., scheint sich ein Wandel – vielleicht im Sinne einer ›Verinnerlichung‹? – vollzogen zu haben, der deutlich in Zusammenhang mit einem generellen Wandel der Bestattungssitten steht (Stichwort: Katakomben) und durch den sich gerade die Gestaltung senatorischer

31. Der Anblick der Ruinen der Gräberstraßen Roms dürfte zur Zeit Caninas kaum ein wesentlich anderer gewesen sein als heute; schon damals bedurfte es daher nicht nur eines geübten und erfahrenen Auges, sondern auch einer gehörigen ›visionären‹ Genialität, um das wenige Erhaltene zu dem Erscheinungsbild auferstehen zu lassen, das Canina uns in seinem Werk (Anm. 11) präsentiert. Deshalb stellen seine Zeichnungen nach wie vor eine inspirative Fundgrube für die Auseinandersetzung mit dieser Thematik dar. 32. Von Hesberg (wie Anm. 3) 37 passim.

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(christlicher) Grabcubicula einem solchen Erscheinungsbild anglich, das seit dem 1. Jh. n. Chr. bereits die Unterschichtengräber charakterisiert hatte. 4) Vergleicht man die Größe und Sichtbarkeit, die nicht wenige der senatorischen Grabmonumente vermutlich ausgezeichnet haben muß, mit den zeitgleichen Gräbern von vermögenden Angehörigen der Unterschichten, so ist bei aller Vorsicht vor Verallgemeinerungen festzustellen, daß jene größer konzipiert, sichtbarer und anscheinend weniger gleichförmig gestaltet waren.33 Zu einem vergleichbaren Ergebnis führte eine von Werner Eck durchgeführte statistische Auswertung von Größe und Sozialstatus innerhalb der relativ konsistenten Gruppe der Grabaltäre von Senatoren und Angehörigen anderer sozialer Gruppen.34 In diesen Phänomenen, die sich nicht ignorieren lassen, mag sich ein bestimmtes standesbezogenes senatorisches Selbstverständnis spiegeln, das im wesentlichen der Abgrenzung zu den sozial niederrangigen Schichten, kaum dagegen – wenigstens nicht als solche greifbar – der Differenzierung innerhalb des eigenen Standes gedient haben dürfte.35 Dies führt zu einer weiteren Feststellung: die durchschnittlichen wohlhabenden humiliores scheinen nicht unbedingt die Nachahmer senatorischer Grabrepräsentation gewesen zu sein; sie haben ihre Gräber offenbar gruppenspezifisch so gestaltet, wie es die Senatoren – jedenfalls nach unserem Befund – nicht taten.36 Das Entscheidende für die Inhaber solcher Unterschichtengräber war offenbar, überhaupt ein Grab zu besitzen,37 nicht jedoch, es den Senatoren in allem gleichzutun. Anders sah es da schon mit manchen Exponenten der kaiserlichen liberti aus – man denke etwa an das überdimensio-

33. Die Unterschichtengräber bestanden in der Regel aus reihenhausartigen Kammergräbern, seltener freistehenden Grabbauten mit den folgenden Extrem- und Durchschnittsabmessungen (vgl. Feraudi-Gruénais (wie Anm. 6) 51. 140. 149–155): * Kleinstes Grab: 1 x 1,70 m (Sepolcreto Ostiense, sep. VII). * Größtes Grab: 6 x 6 m + 2,30 x 1,60 m (Vatikanische Nekropole, Maus. H). * Durchschnitt (errechnet aus der Summe der jeweiligen Breiten- und Tiefenabmessungen von 61 in Betracht gezogenen Gräbern [= 200 x 223,5 m], dividiert durch die Gesamtzahl [61]): 3,3 x 3,6 m. – Demgegenüber legen die spärlichen Befunde an senatorischen Grabmonumenten nahe, daß es sich bei ihnen um freistehende und durchschnittlich größere Grabanlagen handelte; s. oben S. 146; vgl. auch Eck (2001, wie Anm. 3) bes. 200–201. 34. Eck (1998, wie Anm. 3). 35. In diesem Zusammenhang ist der folgenden Bemerkung Alföldys sicher zuzustimmen: »Wie viele solche große Grabbauten es gegeben hat, wissen wir freilich nicht. Sie stellten jedenfalls keineswegs die einzige oder auch nur die üblichste Form senatorischer Grabdenkmäler dar, da wir auch viel bescheidener wirkende Grabdenkmäler kennen, so etwa die Grabcippi für die beiden als Säuglinge verstorbenen Kinder des L. Marius Vegetinus« (hier Nr. 86 und 88), »den Grabaltar des Senators Q. Cornelius Senecio Proculus« (hier Nr. 65), »und das Postament, das eine im sepulkralen Kontext aufgestellte Statue seines Vaters L. Stertinius Quintilianus trug.« (hier Nr. 66), s. Alföldy (Pamplona 2000, wie Anm. 5) 85. Ergänzend sei allerdings angemerkt, daß auch »bescheidener wirkende Grabdenkmäler« Bestandteile monumentaler Grabbauten oder großer Grabbezirke gewesen sein konnten, deren Aussehen und Kontext uns nur nicht mehr bekannt sind. 36. Vgl. o. Anm. 7. 37. Feraudi-Gruénais (wie Anm. 21) 62 passim.

Für die Ewigkeit?

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nierte Grabmonument des Epaphroditus38 –, die ihren Aufstieg der persönlichen Gunst des Kaisers verdankten und vielleicht sogar stärker als die Senatoren untereinander diesen gegenüber Mittel konkurrierender und repräsentierender Darstellung suchten oder es ihnen zumindest gleichtun wollten. 5) Der Hang zu besonderer Größe und Sichtbarkeit senatorischer Grabmonumente kann zweifelsohne als ein Resultat der weitgehenden Verbannung der Repräsentationsmöglichkeiten von Senatoren aus der städtischen Öffentlichkeit Roms gedeutet werden. In dem Maße, in welchem der öffentliche urbane Raum der weitgehend alleinigen Repräsentation des Imperators diente, wurde der Privatbereich zu jenem Ersatz-Forum, das der Befriedigung der senatorischen Standesrepräsentation Raum zu geben vermochte.39 Der Sepulkralbereich stellt eine Facette dieser Ersatz-Öffentlichkeit dar, die an so gut wie keine Reglementierungen gebunden war40 und ein entsprechend vielfältiges Bild hervorbrachte. 6) Indirekt mag sich abschließend aus dem Gesagten eine Erklärung dafür abzeichnen, weshalb wir so wenig über das Aussehen von senatorischen Gräbern der ersten drei Jahrhunderte n. Chr. wissen, während unser Informationsstand gerade auch in kontextueller Hinsicht zu den sowohl zeitlich wie örtlich in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Gräbern von Mitgliedern der Unterschichten weitaus besser ist. Der gehobene Anspruch der Senatorengräber hat sich offenbar nicht nur in der Größe, sondern auch im Aufwand der Ausstattung und verwendeten Materialien niedergeschlagen. Während sich über die dekorative Ausstattung der Innenräume mangels archäologischer Belege, von wenigen Ausnahmen abgesehen,41 keine verbindlichen Aussagen machen lassen, muß die Außengestaltung der Bauten zu weiten Teilen aus Marmor bestanden haben. Besonders anschaulich wird dies am sog. Pla38. Allein die zugehörige Inschrift wies eine Breite von ca. 5 m mit Buchstaben von 23 cm Höhe auf; W. Eck, Römische Grabinschriften. Aussageabsicht und Aussagefähigkeit im funerären Kontext, in: H. von Hesberg u. a. (Hrsg.), Römische Gräberstraßen. Selbstdarstellung – Status – Standard, Kolloquium 1985 (München 1987) 77–78 Taf. 8 b.; LTUR 4 (1999) 289 s. v. Sepulcrum: Epaphroditus [A]ug. l. (W. Eck). 39. Vgl. Schäfer (wie Anm. 3) 135–136; Eck (1992, wie Anm. 3) 365. 375; ders. (1997, wie Anm. 3) 78; Alföldy (AAntHung 2000, wie Anm. 5) 23; ders. (wie Anm. 3) 34 passim; ders., Die Repräsentation der kaiserlichen Macht in den Inschriften Roms und des Imperium Romanum, in: The Representation and Perception of Roman Imperial Power, Proceedings of the Third Workshop of the International Network Impact of Empire (Roman Empire, c. 200 B.C. – A.D. 476), Rome 2002 (Amsterdam 2003) 18–19. 40. Geahndet wurde vielmehr regelrechter Luxus, nicht jedoch Monumentalität des Grabbaus; vgl. die Inschrift der Statuenbasen am Grabbau des C. Cestius: »... ex venditione Attalicor. / quae eis per edictum / aedilis in sepulcrum / C. Cesti ex testamento / eius inferre non licuit« (CIL VI 1375 cf. p. 4688–4689; vgl. Anhang 2, Nr. 23; Feraudi-Gruénais (wie Anm. 6) 13, Anm. 29 u. 30). 41. Zu diesen zählen etwa die Grabpyramide des C. Cestius (Nr. 23.), deren Grabkammer mit Wandmalerei des frühen 3. Stils dekoriert ist (Feraudi-Gruénais (wie Anm. 6) 135–137) und das sog. Platorinergrab (Nr. 24.) mit Mosaikfußboden und Stuckinkrustationen im Wandbereich (F. Silvestrini, Sepulcrum Marci Artori Gemini. La Tomba detta dei Platorini nel Museo Nazionale Romano (Roma 1987) bes. 16–17).

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torinergrab, im Kern ein Latericiumgrab, das jedoch von außen mit Marmor verkleidet war (Abb. 5,1–2). Marmorfassaden waren für die gewöhnlichen, latericiumgemauerten Kammergräber der Unterschichten dagegen nicht üblich: Aus opus latericium bestand bei ihnen sowohl die Bausubstanz als auch die sichtbare Fassade, deren Baumaterial etwa durch farbliche Akzentuierungen der Fugen sogar noch hervorgehoben wurde, wie dies kürzlich gereinigte Partien von Latericiumfassaden in der Vatikanischen Nekropole veranschaulichen (Abb. 5,3). Marmor wiederum war zu späteren Zeiten ein begehrtes Baumaterial, die römischen Monumente waren ein leicht zu erreichender Steinbruch. Ein aufmerksamer Blick in die zahllosen römischen Kirchen legt beredtes Zeugnis von dieser Demontage ab, von der die nahen Gräberstraßen Roms natürlich nicht verschont blieben. Der desolate Anblick, den bisweilen gigantische gemauerte Ruinen entlang dieser Ausfallstraßen bieten, dürfte hierin seine Ursache haben – umgekehrt aber für ihre ursprüngliche Pracht sprechen, wenngleich eine vergängliche wie vergangene Pracht. Damit schließt sich der Kreis zum hier zu prüfenden Ewigkeitsanspruch senatorischer Gräber. Aus einem archäologischen und damit zunächst ›materiellen‹ Blickwinkel betrachtet, kann von einem solchen freilich keine Rede sein. Die Frage ist, welche Ewigkeitsvorstellungen sich in senatorischen Grablegen überhaupt spiegeln konnten. Religiöse Aspekte scheiden dabei aus. Die römische Religion kennt keine unumstößlichen Glaubenssätze. Entsprechend diffusen, allgemein überhöhenden, mal diesseits-, mal jenseitsbezogenen, wenn nicht sogar explizit nihilistischen Ideen verpflichtet sind literarische wie epigraphische Äußerungen, die allesamt keinen definierten Ewigkeitsbegriff bezeugen. Verbindlich, verbindend und damit zugleich identitätsstiftend für den römischen Staat war nicht der rechte Glaube, sondern das rechte Handeln; hierin lag die Wirkung einer aeternitas, jene der res publica, des Kaisers, aber auch des einzelnen Menschen, welche – wie Hans Ulrich Instinsky42 einmal formuliert hat – »im Ruhm seiner Taten und ihrer Anerkennung durch das Volk besteht«. Ein solcher Ewigkeitsgedanke machte seit jeher Auftrag, Ruhm und Stolz des primus ordo aus – dessen Versinnbildlichung freilich hatte der Prinzipat aus dem ursprünglichen Wirkungsfeld der Urbs in das gleichsam ›postmortale‹ Suburbium verbannt. Hier, vor den Toren der Stadt sprechen die Grabmonumente von jener gleichen, wiederum identitätsstiftenden aeternitas unter Verwendung der gleichen Ausdrucksmittel, die allerdings stets weniger auf »Ewigkeit« abzielten, als vielmehr darauf, Gegenwart zu verewigen. Wenn die Gräber der Senatoren einen Ewigkeitsanspruch bezeugen, dann den, Leistung und Rang zu perpetuieren – für die Gegenwart.

42. Kaiser und Ewigkeit, Hermes 77, 1942, 319.

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Für die Ewigkeit?

ANHANG 1: ARCHÄOLOGISCHE BEFUNDE43

Jh.

Darstellung

Beschreibung

sella curulis

1. Reliefblock (Marmor, 70 x 88 x 40) mit s. c., auf dem Mittelfeld Kampfdarst. (Römer / Germanen ?), auf den Längsholmen, den Seitenwangen und unter der sella Hieb- / Stichwaffen, Muskelpanzer und Globus; 243–248, Nr. 5, Taf. 25,1.3, 26,1.

fasces

2. Reliefblock (Marmor, 80 x 153), 6 frg. erhaltene f. (von 12): 365, Nr. A4, Taf. 75,2.

sella curulis

3. Freistehende, frg. erh. s. c. (Marmor, 32 x 85 x 46), auf dem Mittelfeld Amtsszene (prätor. Bestellung eines Vormundes ?): 248–250, Nr. 6, Taf. 28, 29,1. 4. Reliefblock (Marmor, 24 x 66) mit s. c., auf dem Mittelfeld Amtsszene (Testamentseröffnung durch Prätor ?): 256–257, Nr. 11, Taf. 31,2–3. 5. Reliefblock (Marmor, 24 x 67 x 20) mit s. c., auf dem Mittelfeld eine Amtsszene (delatio nominis als Einleitung eines Strafprozesses?): 257–258, Nr. 12, Taf. 29,2, 31,1.

fasces

6. Reliefblock (Marmor, 56 x 153 x 50), 4 frg. erh. f. (von 12): 367– 368, Nr. A10, Taf. 80,3. 7. Zwei Reliefblöcke (Marmor, je 60 x 70), je 3 f. (von 12): 366, Nr. A5, Taf. 79,3–4. 8. Reliefblock (Marmor, 165 x 66), 4 f. (von 12): 367, Nr. A8, Taf. 81. 9. Reliefblock (Marmor, 76 x 120 x 31), 3 f. (von 12): 368, Nr. A12, Taf. 82,5.

1. v.

1. n.

sella curulis / 10. Zwei Reliefblöcke (Marmor, 51 x 62 x 54 / 75 x 56 x 29) mit s. c. fasces und 2 f. (von 6), auf dem Mittelfeld der sella Amtsszene (Strafprozeß ?): 252–253, Nr. 8, Taf. 30. fasces 1./2. n.

11. Zwei Relieffragmente (Marmor), je 2 bzw. 3 f. (von 6): 369, Nr. A 16, Taf. 82,1–2. 12. Reliefblock (Marmor), 4 f. (von 12): 366–367, Nr. A7, Taf. 84,1. 13. Reliefblock (Marmor, 72 x 94 x 33), 4 f. (von 12): 368, Nr. A11, Taf. 82,3. 14. Reliefblock (Marmor, 29 x 13), 1 f. (von. 6 o. 12 f.): 372, Nr. A 25, Taf. 84,6.

43. Die Tabelle erfaßt die archäologischen Zeugnisse senatorischer Gräber beginnend mit der Prinzipatszeit. – Die Belege beziehen sich auf Schäfer (wie Anm. 3).

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Francisca Feraudi–Gruénais

sella curulis

15. Reliefblock (Marmor, 87 x 103 x 33) mit s. c., Reliefdekoration auf dem Mittelfeld (zwei Akanthusspiralranken mit Löwen- und Eberdarst.), den beiden Längsholmen (jeweils Apex, Karyatide, Patera) und den Seitenwangen (geflügelte Genien), auf dem Sitzkissen Zapfenloch, wohl für die Verdübelung eines Kranzes: 263– 265, Nr. 17, Taf. 36–37.

2. n.

fasces

16. Zwei Relieffragmente (Marmor), 4 f. (von 12): 368–369, Nr. A 4, Taf. 84,3. 17. Reliefblock (Marmor, 190 x 85), 3 f. (von 6): 369, Nr. A 5, Taf. 80,1. 18. Reliefplatte (Marmor, 205 x 148), 6 f. (von 12): 365, Nr. A3, Taf. 79,1. 19. Reliefblock (Marmor, 196 x 80), 5 frg. f. (von 12): 366, Nr. A6, Taf. 80,2.

2./3. n.

fasces

20. Reliefblock (Marmor, 44 x 167 x 32), 4 f. (von 12): 367, Nr. A9, Taf. 83,5.

ANHANG 2: ARCHÄOLOGISCH-EPIGRAPHISCHE BEFUNDE44

Jh.

Name des Senators 21. M. (?) Aurelius (?) Cotta

1. v.

Befund Marmorfrg.e eines monopterosartigen Rundbaus; FO: Rom, Via Appia / kurz vor 6. Meile; 30–10 v. Chr.; Inschrift, 62 x (118), CIL VI 1395 cf. p. 4691.

22. Caecilia Metel- Tumulus (Dm. 30 m) auf quadratischem Unterbau, mit la Travertin verkleidet; FO: Rom, Via Appia / 3. Meile; 20–10 v. Chr.; Titulusinschrift CIL VI 1274 cf. p. 4667–4668. 23. C. Cestius

Pyramide (37,2 x 29,4 m), mit Travertin [Krepis] und Marmor [Pyramide] verkleidet; Grabkammer mit Wandmalerei; FO: Rom, Via Ostiensis / Porta Ostiensis; 18–12 v. Chr.; Fassadeninschrift(en) CIL VI 1374 cf. p. 4688; Inschriften der Statuenpostamente CIL VI 1375 cf. p. 4688–4689.

44. Die Tabelle erfaßt die archäologisch-epigraphischen Zeugnisse senatorischer Gräber beginnend mit der Prinzipatszeit.

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24. C. Sulpicius Platorinus

Kammergrab, mit Travertin und Marmor verkleidet, vermutlich in Gestalt eines monumentalen Altars (7,44 x 7,12 x 6,13 m); FO: Rom, Lungotevere della Farnesina; 10/ 14 n. Chr. oder tiberisch; Grabkammer mit Nischengliederung, Mosaikboden und stuckinkrustierten Wänden; Titulus von der Eingangsfassade, 61 x 132 x 26, CIL VI 31761 cf. p. 4783; Tafel von der rückwärtigen Fassade, (118) x (157) x 32, (37 / 41 n. Chr.) CIL VI 41057; Urne (Mitte 1. Jh. n. Chr.) CIL VI 31762 cf. p. 4783; Urne (1. Jh. n. Chr.) CIL VI 31763 cf. p. 4783; Alabaster-Urne (1. Jh. n. Chr.) CIL VI 31764 cf. p. 4783–4784; Tafel von der rückwärtigen Fassade, 58 x 156 x 28, (Mitte / 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.) CIL VI 31766 cf. p. 4784; Architekturteil, (60) x (30) x 36, (Mitte 1. Jh. n. Chr.) mit unklaren Resten eines Elogiums CIL VI 31767 cf. p. 4784; zwei Graffiti im Innern der Kammer (spätes 1. Jh. n. Chr.) CIL VI 31768. 31768a cf. p. 4784.

25. L. Considius Gallus

Rechteckiger Grabbau, mit Marmor und Travertin verkleidet (4,30 x 4,10 m); FO: Rom, Via Tiburtina / Ecke Via Mamiani – Via Principe Amadeo; 31 / 40 n. Chr.; Tafel, 60 x 415, mit Inschrift in gemalten litterae aureae CIL VI 31705 cf. p. 4776–4777.

1. n.

1./2. n.

Liciniia 26. Minicii Funda- Kammergrab (4,94 x 3,92 m); FO: Via Triumphalis / Monte ni (Ehefrau u. Mario; 105 / 106 n. Chr.; mehrere anepigraphe Sarkophage; drei Tochter) beschriftete Grabaltäre: CIL VI 16630–16632. 27. L. Plotius Sabi- Grabkammer (cella 6,75 x 6,75 m); FO: Rom, Via Tiburtina / nus km 12; 138–161 n. Chr.; ein anepigrapher Grabaltar; Tafel / Sarkophagdeckel (?), (115) x 218, CIL VI 41111; Grabaltar, (70) x 38 x 28, BCAR 18, 1890, 103–106, Nr. 1.

2. n.

3. n.

a.

28. Sex. Pedii Hirruti

Grabareal / Grabbau (?); FO: Via Tiburtina / 8. Meile; zwei beschriftete Grabaltäre, 199 x 118 x 74, 117 x 115 x 68, CIL VI 1485 cf. p. 4704–4705; VI 1486 cf. p. 4705.

29. M. Antonius Antius Lupus

Grabbau in Gestalt eines monumentalen Grabaltars (>6 x 5 ? x 5 ? m); FO: Via Ostiensis / km. 9,1–2; 193 / 194 n. Chr.; Reliefdekor u. a. mit imperii insignia, Inschrift der Vorderseite, ca. 2,20 x 2,20 m // auf Rückseite je eine kurze griechische und lateinische Inschrift CIL VI 1343 cf. p. 4683–4684.

30. Tursidius Manilianus

»Monumentum rotundum«; FO: Rom, Via Cristoforo Colombo; 3. Jh. n. Chr.; Sarkophagdeckel (»frons sarcophagi«; CIL), (19) x (42) x 3, CIL VI 41208.

Zur Problematik des sog. Liciniergrabes s. 142 Anm. 15.

156

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ANHANG 3: EPIGRAPHISCHE BEFUNDE45

Jh.

1. v.

Name des Senators

Befund

31. Cn. Baebius Tampilus Vala Numonianus

Statuenbasis, 66 x 62 x 62; FO: Via Latina, zw. Sette Bassi u. Osteria del Curato; 27 / 11 v. Chr.; CIL VI 1360 cf. p. 4685– 4686.

32. M. Valerius Messalla

Große Tafel, (50) x (66) [220] x 4; FO: Rom, Via Nomentana / S. Agnese (in sek. Verw.; urspr. FO evtl. wie Nr. 35); 27–1 v. Chr.; CIL VI 41060.

33. P. Claudius Pulcher

Urspr. ägyptische, sek. verwendete Alabaster-Urne; FO: Rom, Nähe Marcellustheater; um 25 v. Chr.; Inschrift der einen Seite ägyptisch, der anderen lateinisch; CIL VI 1282 cf. p. 4669; ILS 882.

34. Turia

Große Tafel, urspr. 265 x 86 x 9; FO: Rom, Frg.e an diversen Orten in sek. Verwendung; um 9 v. Chr.; Elogium in urspr. zwei Kolumnen à 90 Zeilen auf die Ehefrau des Konsuls Q. Lucretius Vespillo; CIL VI 41062.

35. Potitus Valerius Messalla

Tafel, 89 x (110) x 24; FO: Rom, Via Portuensis / Al Fornetto (von hier evtl. auch Nr. 32); 17 v. – 10 / 14 n. Chr.; CIL VI 41061.

36. Vipsania Agrippina

Tafel, (67) [200] x (103) [450] x 4; FO: Rom, St. Peter; 20 n. Chr. (von hier auch Nr. 61, 2. Jh. n.); CIL VI 40321.

37. P. Sextius Lippinus Tarqui1. v. / tianus n. 38. Ser. Lentulus Maluginensis

Urne, 39 x (45) x 59; FO: Rom, S. Lorenzo in Panisperna; um 20 n. Chr.; CIL VI 41059. Tabella, (7) x 12 x 1; FO: Rom, Via Appia / Scipionengrab; 23 n. Chr.; CIL VI 41049.

39. M. Iulius Graecinus

Großer Block, (81) [100] x (82) [100] x 21,5; FO: Rom, Nähe Porta Capena; bald nach dem Tod des Caligula; CIL VI 41069.

40. [T. ?] Domitius Decidius

Tafel ?, verschollen; FO: Rom, bei St. Peter; 46–54 n. Chr.; CIL VI 1403 cf. p. 4692.

41. T. Mussidius Pollianus

Tafel, verschollen; FO: Rom, südl. Marsfeld (vermutl. wie Nr. 42); 48–54 n. Chr.; CIL 41072.

42. Mussidius Pol- Tafel, (86) x (73) x 5; FO: südl. Marsfeld (vermutl. wie Nr. 41); lianus (iun.) 60–68 n. Chr.; CIL VI 41073. 1. n. 43. L. Licinius C[---]

Tafel, [88] x [250] x 8; FO: Rom, Via Nomentana; 54 / 68 n. Chr.; CIL VI 41070.

44. D. Valerius Asiaticus

Tafel ? (»in alio marmore«, CIL), verschollen; 69 / 70 n. Chr.; CIL VI 1528 cf. p. 4709.

45. Die Tabelle erfaßt die epigraphischen Zeugnisse senatorischer Gräber beginnend mit der Prinzipatszeit.

157

Für die Ewigkeit?

45. Materni

Architekturteil, (63) x (106) [>300] x 54; FO: Rom, Nähe Engelsburg; Inschrift in litterae aureae CIL VI 41086.

46. C. Varius Iulius Alabaster-Urne; CIL VI 1535 cf. p. 4710. Proculus 47. Vatia

Tafel, 68 x 74 x 8; Mitte 1. Jh. n. Chr.; CIL VI 41074.

48. C. Dillius Vocula

Tafel ?, verschollen; um 70 n. Chr.; CIL VI 1402 cf. p. 4692.

49. C. Fonteius Agrippa

Tafel, (51) x (46) [>200] x 16,5; FO: Rom, Trastevere / Villa Rennella; um 70 n. Chr.; CIL VI 41078.

50. M’. Acilius Aviola

Tafel ?, verschollen; FO: Rom, S. Clemente; 97 n. Chr.; CIL VI 41102.

51. Valeria Tussania

Tafel, (45) x (35); FO: Via Ostiensis / Monti di S. Paolo; CIL VI 1534 cf. p. 1534.

52. Postumus Tus- Urne; FO: Via Ostiensis / Monti di S. Paolo ?; CIL VI 41168a. sanius Proculus 53. (Senator)

Zwei Frg.e eines Architekturteils, (17) x (101) x 27,5 // (17) x (108,5) x 28; CIL VI 41090.

54. (praetor urbanus)

Tafel, 34 x (36); FO: Rom, Nähe S. Lorenzo fuori le mura; CIL VI 41094.

1./2. n.

55. (sodalis Flavia- Architekturteil ?, 50 x (39) x (25); CIL VI 41095. lis) 56. M. Mettius Ru- Urne, verschollen; CIL VI 1462 cf. p. 4702. fus 57. Cornelius Taci- Tafel, (61) x (84) [400–450] x 6,5; FO: Rom, Porta Pia / Villa tus Patrizi; Anfang 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 41106. 58. [Baebius]

Tafel, (157) x 417; FO: Rom, S. Paolo fuori le mura (in sek. Verwendung); 100/ 150 n. Chr.; CIL VI 1361 cf. p. 4686.

59. L. Fabius Pollio Grabaltar ?, verschollen; FO: Rom, Via Aurelia / 4. Meile; 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 1411 cf. p. 4694. 2. n.

60. Sex. Petronius Mamertinus

Tafel, 30 x (70) [ca. 300]; FO: Rom, Forum Romanum; 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 41110.

61. C. Asinius Tucurianus

Konvexe Tafel, (57) x (86) x 4; FO: Rom, Vatikanische Nekropole, in sek. Verwendung; 110 / 140 n. Chr. (Grabbau 1. Jh. n., s. Nr. 36); CIL VI 41103.

62. L. Pomponius Urne, (45) x 85 x 78; FO: Rom, Via Merulana; 138/ 160 n. Chr.; Bassus Cascus CIL VI 41114. Scribonianus

158

Francisca Feraudi–Gruénais

63. L. Valerius Grabaltar, (130) x (81) x 60; FO: Rom, Tiber / Banchina di S. Messala Thra- Passera; 1. Hälfte / Mitte 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 41158. sea Poplicola Helvidius Priscus 64. L. Sinicius Reginus

Architekturteil, (52) x (151) [190]; FO: Via Casilina o. Praenestina / km 18; Mitte / 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.; Inschrift, fasces und sella curulis; CIL VI 1521 cf. p. 4709.

65. Q. Cornelius Senecio Proculus

Grabaltar, 109 x 59 x 51; FO: unbekannt (vermutl. aus demselbem Kontext wie Nr. 66); nach 161 / 162 n. Chr.; CIL VI 1388 cf. p. 4690.

66. L. Stertinius Quintilianus Acilius Strabo

Statuenbasis, 106 x 60 x 49; FO: unbekannt (vermutl. aus demselbem Kontext wie Nr. 65); nach 161 / 162 n. Chr.; CIL VI 1387 cf. p. 4690.

67. M. Macrinius Avitus Catonius Vindex

Tafel, 44 x 80; FO: Rom, Via Flaminia ?; 176 n. Chr.; CIL VI 1449 cf. p. 4700.

68. C. (?) Quintilius (?) [---]

Tafel, 58 x (151) [400] x 10; FO: Rom, Villa der Quintilii; 177 / 180 n. Chr.; CIL VI 41130.

69. T. Aius Sanctus Grabaltar, (98) x 92 x 78; FO: Rom, Via P.P. Rubens 21; vor 186/ 188 n. Chr.; CIL VI 41118. 70. T. Sextius Late- Tafel ?, verschollen; FO: Rom, Nähe Porta Salaria; 177 / 197 n. ranus Chr.; CIL VI 41131. 71. Claudia Bassa Numeria Marcella / Petronius

Tafel, 29 x (18) x 4; FO: Rom, Via Porta S. Lorenzo; Ende 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 41154.

72. C. Mocconius Verus

Grabaltar, 148 x 88 x (37); FO: Rom, Via Praenestina / Tor Sapienza; Ende 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 1463 add p. 4702.

73. M. Cassius Paullinus

Urne ?, verschollen; FO: Rom, außerhalb Porta S. Giovanni; 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 1373 cf. p. 4688.

74. Fulcinius Vale- Tafel, 33 x (44) x 7; 2. Jh. n. Chr.; CIL VI 41155. rianus

2./3. n.

75. C. Nonius Varius (?)

Urne; CIL VI 41156.

76. M. Annaeus Saturninus Clodianus Aelianus

Sarkophagdeckel, 31 x (55); FO: Rom, Via Cristoforo Colombo; CIL VI 41204.

77. Q. Clodius Cal- Urne, verschollen; CIL VI 1380 cf. p. 4689. visius Honoratus 78. Decia Tertulla

Urnendeckel, verschollen; FO: Rom, S. Eustachio; CIL VI 1399 cf. p. 4692.

Für die Ewigkeit?

159

79. Hippias Paulinus

Tafel, (20) x (24), verschollen; FO: Rom, Priscilla-Katakombe; CIL 41205.

80. C. Pomponius Bassus Terentianus

Tafel, (186) x (95) [>700] x 29; FO: Rom, bei Porta Latina außerhalb der Stadtmauer; CIL VI 41195.

81. L. Pomponius Gratus

Grabaltar ? (»ingens cippus elegans«, CIL), verschollen; CIL VI 41166.

82. Nummius Primus

Tafel, (48) x 40 x 2 ; FO: Rom, Callixtus-Katakombe; CIL VI 41243.

83. Senecia Asiatica

Grabaltar ?, (104) x (88) x 53; FO: Rom, bei Porta Maggiore; CIL VI 41244.

84. L. Tettius Nonius Caecilius Lysias

Sarkophag, Deckel: 15 x (47) // Kasten: 31,6 x (69); FO: Rom, S. Maria in Cosmedin // Marino (Lgo. di Albano); CIL VI 41247.

85. Vibia Potamilla Grabaltar ? (»cippus sepulcralis«, CIL), 94,7 x 36; FO: Collatia, Via Tiburtina / Praenestina / bei Casale di Salone; CIL VI 41249.

3. n.

86. Maria Rufina

Grabaltar ? (»cippus sepulcralis«, CIL), 41,5 x 30,8 x 5; FO: Rom, zw. Via Appia und Via Ostiensis; 200 / 260 n. Chr.; CIL VI 1457 cf. p. 4701.

87. Rugianus

Architekturteil, (38,5) x (165) [>400] x 58; FO: Rom, Tiberinsel; CIL VI 41207.

88. L. Marius Vegetinus Lucanus Tiberenus

Grabaltar ? (»cippus marmoreus«, CIL), verschollen; FO: Rom, zwischen Via Appia und Via Ostiensis; 200 / 260 n. Chr.; CIL VI 1458.

89. T. Statilius Barbarus

Tafel ?, verschollen; FO: Rom, S. Paolo fuori le mura; CIL VI 41197.

90. L. Fabius Cilo

Tafel, 33 x (27) [ca. 250] x 3,5; FO: Rom, Tiberbett / Ponte Garibaldi; nicht vor 212 n. Chr.; CIL VI 41182a.

91. Q. Cerellius Apollinaris / Cerellia Veranilla / Aurelia Veranilla

Tafel, (45) x 88,5 x 8; FO: »in agro Veientano«, CIL, vermutl. aus Rom verschleppt; um 212 / 213; CIL VI 41180.

92. Iasdius Domitianus

Tafel, [ca. 30] x [ca. 130] x 10; FO: Rom, Via Appia / zw. 4. und 5. Meile; nicht vor 238 n. Chr.; CIL VI 41225.

93. Ti. Pollienus Denkmaltyp unbekannt, verschollen; FO: Rom, genaue FundArmenius Pere- stelle unbekannt; um 244 n. Chr.; CIL VI 41227. grinus 94. D. Simonius Tafel ? (»Tabula aut epistylium«, CIL), verschollen; FO: Rom, Proculus Iulia- S. Martino ai Monti; 245/ 253 n. Chr.; CIL VI 41232. nus

160

Francisca Feraudi–Gruénais

95. (clarissima femina)

Tafel, (32) x (40) x (4); FO: Rom, Villa Patrizi; Mitte 3. Jh. n. Chr.; CIL VI 41236.

96. M. Caesellius La[---]

Tafel, 90 x (75); FO: Tellenae, Via Appia / bei Casale S. Paolo; Mitte 3. Jh. n. Chr.; CIL VI 41218.

97. ›Caeselli frater‹ Tafel ?, verschollen; Mitte 3. Jh. n. Chr.; CIL VI 41219. 98. Ostoria Chelido Sarkophag, Kasten: 62 x 208 x 57 // Deckel: 25 x 209 x 60; FO: Rom, Nekropole St. Peter; Ende 3. Jh. n. Chr.; CIL VI 41321. 99. Appius Claudius Cerv[---] Quintianus

Loculusverschlußplatte ?, 27 x 72; FO: Rom, Katakombe SS. Marcellino e Pietro; CIL VI 41242a.

100.L. Baebia Sal- Grabaltar, 140 x 43,5 x 42; FO: Rom, genaue Fundstelle unbelustia Crescen- kannt; CIL VI 1398 cf. p. 4692. tilla

3./4. n.

101.Calbisia (!) Prisca

Sarkophagdeckel, (25) x (49) x 8; CIL VI 41317.

102.L. Crepereius Rogatus

Grabaltar, 136 x 44 x 44; CIL VI 1397 cf. p. 4691–4692.

103.T. Flavius Pos- Tafel, (30) x 97; FO: Rom, Callixtus-Katakombe; 275/ 85 n. tumius QuieChr. // 306 n. Chr.; CIL VI 41224. tus // T. Flavius Postumius Titianus 104.Flavius Valerius Theopompus Romanus

Sarkophag, in sek. Verwendung, 48 x 140 x 50; FO: Vigna Aquari, Via della Caffarella 14; CIL VI 31990 cf. p. 4800–4881.

105.Titianus

Tafel, (25) x (25) x 2 // (9) x (8,5) x 2; FO: Rom, S. Sebastiano / Platonia; CIL VI 41248.

161

Für die Ewigkeit?

ANHANG 4: SYNOPSE DER ARCHÄOLOGISCHEN / ARCHÄOLOGISCHEPIGRAPHISCHEN / EPIGRAPHISCHEN BEFUNDE

Jh.

arch

1. v. (ab Prinzipatsz.)

arch-ep

2

ep

5

4

1. v. / n.

1

1. n.

8

1. / 2. n.

4

14

15 6

20 2. n.

5

2. / 3. n.

1

3. n.

32 11

74 19 6

2

16

3. / 4. n.

7

S

126

162

Francisca Feraudi–Gruénais

Abbildungen und Nachweise

Abb. 1,1 Reliefplatte mit fasces, nach Mitte 2. Jh. n. Chr. (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 79,1). [Nr. 18] Abb. 1, 2 Casal Rotondo (Via Appia), frühaugusteisch (Quelle: privat; Studie eines Mitglieds der ›Società dei XV della Campagna Romana‹, 1880 / 1899). Abb. 1,3 Grabinschrift des C. Pomponius Bassus Terentianus, Ende 2. / Anfang 3. Jh. n. Chr. (Quelle: CIL VI 41195, Foto). [Nr. 80] Abb. 2,1 Innenraum des Platorinergrabes, spätaugusteisch / tiberisch (Quelle: Silvestrini (wie Anm. 41) 20, Abb. 13). [Nr. 24] Abb. 2, 2 Grabinschrift L. Considius Gallus, 31/40 n. Chr. (Quelle: R. Lanciani, BCAR 1883, 223, Taf. 19). [Nr. 25] Abb. 3,1 Sarkophag (?)-Inschrift des L. Plotius Sabinus, 138/161 n. Chr. (Quelle: CIL VI 41111, Foto). [Nr. 27] Abb. 3, 2 Grabtafel mit fasces und sella curulis des L. Sinicius Reginus, Mitte / 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr. (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 34, 3). [Nr. 64] Abb. 3, 3 Monumentaler Grabaltar des M. Antonius Antius Lupus (nach A. Lafrery, 1551), 193 / 194 n. Chr. (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 40). [Nr. 29] Abb. 4,1 Mittelfeld (Kampfdarst. Römer-Germanen ?), Längsholme und Seitenwangen eines Reliefblocks mit sella curulis-Darst., heute Hever Castle, frühaugusteisch (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 25,1). [Nr. 1.] Abb. 4, 2 Reliefblock mit plastischer Wiedergabe einer sella curulis (mit Priesterattributen), heute Zürich, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr. (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 36). [Nr. 15.] Abb. 4, 3 Mittelfeld (vermutlich Darst. einer Testamentseröffnung durch einen Prätor) eines Reliefblocks mit sella curulis-Darst., spätaugusteisch / tiberisch (Quelle: Schäfer (wie Anm. 3) Taf. 31, 2). [Nr. 4.] Abb. 5,1 Platorinergrab, Fassade der Eingangsseite, spätaugusteisch / tiberisch (Quelle: Silvestrini (wie Anm. 41) 16, Abb. 8). [Nr. 24] Abb. 5, 2 Platorinergrab, Fassade der Rückseite, spätaugusteisch / tiberisch (Quelle: Silvestrini (wie Anm. 41) 17, Abb. 10). [Nr. 24] Abb. 5, 3 Vatikanische Nekropole, Fassade eines Grabbaus in opus latericium (Detail), 2. Jh. n. Chr. (Quelle: P. Zander, La Necropoli Vaticana, in: Roma sacra. Guida alle chiese della città eterna, Itinerario 25 (Roma 2002) 11, Abb. 19). Abb. 6,1 Grabinschrift des C. Pomponius Bassus Terentianus, Ende 2. / Anfang 3. Jh. n. Chr. (Quelle: CIL VI 41195, Foto). [Nr. 80] Abb. 6, 2 Grabinschrift des C.(?) Quintilius (?), 177 / 180 n. Chr. (Quelle: CIL VI 41130, Foto). [Nr. 68] Abb. 6, 3 Grabinschrift des M. Valerius Messalla, 27–1 v. Chr. (Quelle: CIL VI 41060, Foto). [Nr. 32] Abb. 6, 4 Grabinschrift des L. Fabius Cilo, nicht vor 212 n. Chr. (Quelle: CIL VI 41182a, Foto). [Nr. 90] Abb. 6, 5 Grabinschrift des Cornelius Tacitus, Anfang 2. Jh. n. Chr. (Quelle: CIL VI 41106, Zeichnung). [Nr. 57]

Für die Ewigkeit?

Abb. 1,1–1,3

163

164

Abb. 2,1 und 2,2

Francisca Feraudi–Gruénais

Für die Ewigkeit?

Abb. 3,1 – 3,3

165

166

Abb. 4,1 – 4,3

Francisca Feraudi–Gruénais

Für die Ewigkeit?

Abb. 5,1 – 5,3

167

168

Abb. 6,1 – 6,5

Francisca Feraudi–Gruénais

LES ACTIVITÉS PUBLIQUES DES FEMMES SÉNATORIALES ET ÉQUESTRES SOUS LE HAUT–EMPIRE ROMAIN MARIE–THÉRÈSE RAEPSAET–CHARLIER

Pour tenter de définir le plus précisément possible le rôle officiel des femmes sénatoriales et équestres, il a paru le plus pertinent de brosser d’abord un panorama des activités publiques de ces femmes à Rome, en Italie et dans l’Empire. De cet ensemble nous tenterons ensuite de dégager le rôle que ces femmes se donnent ou qu’on leur accorde, quelles initiatives officielles, ou privées mais publiques, elles prennent en complément ou non aux responsabilités de leur époux ou père et comment elles contribuent à l’image publique de leurs ordres respectifs. En droit, la question pourrait être très rapidement traitée : le sujet n’existe en principe pas ! En effet, Ulpien1 n’écrit-il pas: feminae ab omnibus officiis ciuilibus uel publicis remotae sunt: « Les femmes sont écartées de toutes les fonctions civiques et publiques » ? Dès lors quel peut être le rôle officiel des femmes de l’aristocratie romaine ? En fait grâce au domaine religieux, mais non exclusivement, nos sources montrent que ces femmes exercent de nombreuses fonctions publiques. Il convient tout d’abord de s’entendre sur la définition même des termes: que sont les activités « publiques » ? Plusieurs sens sont possibles. Deux nous paraissent essentiels. En premier lieu, nous prendrons le mot « publiques » au sens du latin « publice » c’est-à-dire officielles, au nom de l’État romain ou de la res publica locale. Dans cette acception il nous appartiendra surtout de traiter de sacerdoces et de prestations de nature religieuse. En second lieu, l’adjectif « publiques » définira des activités qui se déroulent « en public » ou « pour l’ensemble de la communauté ». Le panel des possibilités sera ici beaucoup plus large : l’évergétisme, les jeux et spectacles, les procès, le patronage, les interventions politiques et culturelles, ... avec une place particulière attribuée à l’épouse du gouverneur. L’ampleur de la perspective à traiter apparaît immédiatement. Il est impossible d’envisager dans le détail d’analyses pointues toutes les attestations de ces diverses activités dans tous les lieux du monde romain.2 Chaque aspect

1. Digeste, L, 17, 2, pr. Cf. aussi par ex. Digeste, V, 1, 12, 2; III, 3, 54. 2. Pour un aperçu général, voir MACMULLEN, Public, p. 208–18 ; MACMULLEN, Power, p. 434–43.

170

Marie–Thérèse Raepsaet–Charlier

pourrait donner matière à un article – voire à un livre. Je proposerai donc un tableau d’ensemble illustré de cas. Ces exemples chercheront à cerner les femmes des deux noblesses de l’État romain3 en tant que telles, c’est-à-dire généralement sans déborder sur leur couche la plus supérieure, les impératrices et la famille impériale. La vie et l’image de ces femmes-là sont très différentes et constituent un autre sujet, même si elles croisent à plusieurs moments celles des femmes de l’élite. En outre le rôle d’une Livie4 est très différent de celui d’une Faustine.5 D’autre part, nous tenterons de cibler les activités propres à ces femmes de l’élite, ce qui ne sera pas toujours possible. En diverses circonstances, par exemple, les cérémonies religieuses concernent l’ensemble des matrones de Rome sans que l’on puisse toujours distinguer les catégories sociales, mais ce sont là des activités publiques dans tous les sens du mot qu’il ne conviendrait ni d’écarter ni même de sous-estimer car elles devaient faire partie des devoirs auxquels aucune femme de l’élite, précisément, ne devait pouvoir – ou vouloir – se dérober.6 Enfin il faut souligner une difficulté réelle dans l’étude des actes posés par les femmes romaines, celle de l’image stéréotypée de la bonne mère et de la bonne épouse réservée et pudique dans laquelle les enferme le discours, masculin le plus souvent, porté sur elles: nous choisirons hors du sujet précis un modèle de ce portrait en lisant quelques lignes de Pline à Trajan, à propos de Plotine :7 « Ton épouse sert ton honneur et ta gloire. Qu’y a-t-il de plus saint qu’elle, de plus vertueux ! Avec quelle sagesse elle révère non ton pouvoir mais ta seule personne! Combien elle est simple dans sa toilette, discrète dans son escorte, modeste dans son allure! C’est l’œuvre de son époux car à une épouse suffit la gloire de l’obéissance » et de continuer le même langage à propos de Marciane « qu’y a-t-il de plus honorable pour des femmes que de placer les véritables honneurs non dans la magnificence des titres mais dans les jugements de l’opinion? ». Comment dans ses conditions pouvaient-elles mener une vie publique, mais aussi comment nous, pouvons-nous trouver la trace de

3. La définition des femmes sénatoriales est assez simple puisque l’appartenance à l’ordo senatorius était défini par la loi : fille et petite-fille de sénateur, épouse de sénateur (FOS, I, p. 1–12). Pour les femmes équestres, nous pourrions retenir les principes du sénatus-consulte de Larino (AE 1978, 145 ; cf. DEMOUGIN, Julio–Claudiens, p. 555–76). En fait dans le cadre de cette étude, il suffit de s’entendre sur une catégorie sociale qui n’a pas besoin de définition légale précise : les épouses, filles, sœurs et mères de chevaliers et de sénateurs. 4. PURCELL, Livia, p. 78–81, 86–87 ; FREI–STOLBA, Livie, p. 76–85. 5. D. BAHARAL, Public Image and Women at Court in the Era of the Adoptive Emperors (AD 98–180). The Case of Faustina the Younger, dans C. DEROUX (Ed.), Studies in Latin Literature and Roman History, X, Bruxelles, 2000, p. 328–44. 6. Sur l’intérêt poursuivi des sénateurs pour la religion publique traditionnelle, on verra W. ECK, Religion und Religiosität in der soziopolitischen Führungsschicht der Hohen Kaiserzeit, dans W. ECK (Ed.), Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Kolloquium zu Ehren von F. Vittinghoff, Cologne – Vienne, 1989, p. 15–51; G. ALFÖLDY, Die Krise des Imperium Romanum und die Religion Roms, Ibidem, p. 53–102. 7. Panégyrique, 83 ; 84 (traduction de M. Durry).

Les activités publiques des femmes sénatoriales et équestres

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cette vie puisque les honneurs8 ne parlent presque jamais que de pudicitia, de castitas, ou de probitas sans énumérer ni les mérites réels ni les actions concrètes ? C’est un des paradoxes de la recherche sur les femmes romaines que ces traces qui les décrivent au travers d’un prisme préconçu. Ce n’est pas une raison pour renoncer à reconstituer une autre image qui rende mieux compte de la réalité de leurs multiples activités.

I. A Rome A. Religion9 La place de la femme dans la religion romaine est secondaire par principe.10 Puisque la femme est exclue de la patria potestas, puisque la femme est exclue de l’exercice des magistratures, autrement dit puisque la femme n’est pas « capable » au regard de la loi, la femme occupe nécessairement un rôle qui ne peut être de premier plan. Mais pour être secondaire il n’en est pas moins essentiel par la complémentarité qu’il apporte aux rôles masculins. Et certains sacerdoces féminins, certaines cérémonies religieuses féminines empiètent assez notablement sur le monde des hommes et leurs prérogatives, notamment en matière de sacrifice. La femme est – en principe toujours – exclue du sacrifice sanglant. Pourtant certaines prêtresses disposent d’un couteau sacrificiel et exécutent des sacrifices dans des circonstances bien définies. En quoi cela concerne-t-il notre sujet? Parce que certains sacerdoces féminins revêtent une importance décisive dans l’exercice des rites de la religion romaine et que ces prêtrises sont publiques dans les deux sens du mot. 1. Les sacerdoces a) Vestales11 Bien évidemment lorsqu’on envisage ce type de fonctions, c’est au sacerdoce des vestales que l’on songe de prime abord. Et sans entrer dans les détails, il faut évoquer leurs activités publiques car, même si elles ne concernent que 6 femmes dans toute la société, ce sont peut-être les 6 femmes les plus importantes urbi et orbi. Ces femmes appartiennent bien à la catégorie sociale que nous étudions. Elles sont pour toute l’époque impériale suffisamment connues pour que l’on puisse risquer une « statistique », et que l’on puisse affirmer qu’elles sont pour la plupart choisies dans les familles sénatoriales et éques8. FORBIS, Municipal Virtues, p. 83–90. 9. WISSOWA; BEARD, Religions ; SCHEID, Religion ; RÜPKE, Religion ; cf. pour le calendrier, R. TURCAN, Rome et ses dieux, Paris, 1998. 10. SCHEID, Étrangères ; SCHEID, Rôles ; GOUREVITCH, Femme, p. 205–38; BOËLS–JANSSEN, Matrones ; STAPLES, p. 157–62. 11. Pour l’ensemble des questions ayant trait aux vestales nous renverrons à la thèse de MEKACHER, Jungfrauen.

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tres, et même dans les gentes les mieux représentées au plan sacerdotal.12 On ne faisait, semble-t-il, pas usage de la possibilité d’exemption pour celle dont le frère exerçait déjà une prêtrise et le placement des filles dans ce sacerdoce public majeur relevait des mêmes stratégies familiales de puissance et de prestige que les alliances matrimoniales.13 En effet, l’analyse de la liste des vestales connues révèle non seulement que la moitié d’entre elles appartiennent à l’ordre sénatorial, mais que plusieurs étaient membres de familles patriciennes, et de familles qui fournissaient à l’État romain de grands sacerdoces masculins. Un seul cas assuré de famille équestre peut être cité, celui de Vettenia Sabinilla14 au milieu du IIIe siècle. Trois vestales portent un gentilice peu ou pas attesté dans l’ordre sénatorial: Campia Severina,15 Scantia16 et Teia Rufina.17 Par contre de nombreux rapprochements familiaux peuvent être soulignés18 avec des familles plus ou moins prestigieuses de l’ordre sénatorial : (Aemili a ?) Lepida,19 vestale de l’époque augustéenne, appartenait très vraisemblablement à la famille du triumvir Lépide, lui-même grand pontife.20 Ainsi aussi Calpurnia Praetextata21 était la fille de C. Calpurnius Piso Crassus Frugi Licinianus, consul en 87, patricien, pontife, mais aussi la nièce de la vestale Licinia Praetextata.22 Celle-ci était la fille de M. Licinius Crassus Frugi, patricien, consul ordinaire en 64 et pontife. Signalons aussi au passage un autre rapprochement entre vestales : les sorores Oculatae,23 sans doute filles de L. Aelius Oculatus, consul suffect sous Vespasien, qui furent condamnées pour inceste sous Domitien, dont l’une au moins aurait pu bénéficier de l’excusatio prévue lorsqu’une sœur a déjà été choisie pour le sacerdoce.24 Hedia Terentia Flavola,25 une des vestales qui participèrent aux jeux séculaires de 204 et fut par la suite grande vestale, était la sœur d’Hedius Lollianus Terentius Gentianus, consul ordinaire en 211 et flamine de Jupiter, donc la fille du patricien Q. Hedius Rufus Lollianus Gentianus, consul suffect dans les années 180 et augure. Terentia Rufilla,26 grande vestale en 300, pourrait être une descendante de la même famille. Plus anciennement Iunia Torquata27 était la sœur du patricien C. Iunius Silanus, consul ordinaire en 10 et flamen Martialis. La vestale Cor12. RAEPSAET–CHARLIER, Vestales ; MEKACHER & VAN HAEPEREN. 13. MEKACHER & VAN HAEPEREN, p. 80. 14. RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 37; CIL VI 1587 = ILS 1446. 15. RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 9 ; CIL VI 2132 = ILS 4928 ; 2131 = ILS 4929. 16. FOS 687 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 31. 17. FOS 752 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 33. 18. Voir RAEPSAET–CHARLIER, Vestales, p. 258–60 ; ORLANDI. 19. FOS 32 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 3. 20. PIR2 A 367. 21. FOS 180 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 8 ; ORLANDI, p. 363–64; père : PIR2 C 259. 22. FOS 495 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 24; ORLANDI, p. 363 ; père : PIR2 L 191. 23. FOS 16/ 17 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 1–2 ; père : PIR2 A 228. 24. AULU–GELLE, Nuits attiques, I, 12, 6. 25. FOS 411 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 19 ; ORLANDI, p. 365–66 ; frère : PIR2 H 37 ; père : PIR2 H 42. 26. RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 34; CIL VI 2135 = ILS 4934; 2141, 2142, 2143 ; ORLANDI, p. 366. 27. FOS 475 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 22 ; ORLANDI, p. 365; frère : PIR2 I 825.

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nelia28 recrutée en 62 était issue de la lignée de Cossi Gaetulici, qui comptait au moins un quindécemvir sacris faciundis. Et Aurelia,29 la vestale honorée par les Athéniens, était la fille d’un Cotta, sans doute M. Aurelius Cotta Maximus Messalinus,30 patricien, consul ordinaire en 20 et sacerdos. Plus fragile mais intéressante, la proposition de S. Orlandi de relier Bellicia Modesta31 non pas aux Bellicii de Vienne mais plutôt au sénateur nouus Ti. Claudius Augustanus Alpinus L. Bellicius Sollers,32 qui devint sans doute pontife après avoir été pontife mineur. Dans cette hypothèse, on notera la naissance équestre mais dans une famille en pleine expansion.

Revenons aux caractéristiques générales. Leur recrutement par le grand pontife relève d’une procédure publique précisément définie par la loi.33 Leurs responsabilités religieuses à la protection du feu de Vesta et des sacra, comme le palladium, étaient de nature publique, exercées pour la sauvegarde même de l’État et de l’Empire.34 En outre, les Vestales participaient à de nombreuses cérémonies religieuses, comme par exemple les jeux séculaires, mais aussi à des liturgies régulières comme le culte de Bona Dea et elles y agissent pro populo, de la manière la plus officielle donc. Leur présence aux côtés des pontifes avec lesquels elles siègent dans le collège pontifical, lors des grandes cérémonies des vœux publics, par exemple le 1er et le 3 janvier, mais aussi lors des grandes fêtes décennales des règnes, aux funérailles impériales aussi, rappelle qu’elles ne vivaient pas confinées dans l’atrium Vestae mais au contraire participaient à la vie officielle de l’État, dans la cité.35 Il ne peut être question de faire la liste de toutes les activités des Vestales mais citons les Parentalia de février, où le premier jour la grande Vestale célèbre un sacrifice à Tarpeia ;36 les Augustalia de décembre où l’on fête la dédicace d’un autel à la Fortuna Redux en l’honneur du retour d’Auguste de Syrie en 19 avant notre ère: les pontifes et les vestales y font un sacrifice anniversaire ;37 les Fordicidia du 15 avril: lorsque l’on offre à Tellus une vache pleine, après l’immolation, la Grande Vestale38 prélève et brûle le veau afin que la cendre serve à la purification des Parilia du 21 avril ; les cérémonies du premier mars39 ou celles des purifications des Argées.40 Au mois de juin, mois de Vesta, du 7 au 15, le sanctuaire est ouvert aux matrones, le 9 on célèbre les Vestalia avec les boulangers

28. FOS 274 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 14; ORLANDI, p. 366. 29. FOS 131 ; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 4 ; ORLANDI, p. 366. 30. PIR2 A 1488. 31. FOS 143; RAEPSAET–CHARLIER, Vestales n° 7 ; ORLANDI, p. 365. 32. PIR2 B 103. 33. MEKACHER & VAN HAEPEREN, p. 68–72. 34. MEKACHER, Vestalinnen, p. 153–54; STAPLES, p. 152–53. 35. MEKACHER, Vestalinnen, p. 155–67. 36. SCHEID, Rôles, p. 145 ; BEARD, Religions, p. 50 ; VAN HAEPEREN, Collège, p. 371. 37. Res gestae, 11 ; VAN HAEPEREN, Collège, p. 414–15. 38. SCHEID, Étrangères, p. 411. 39. VAN HAEPEREN, Collège, p. 366–67. 40. VAN HAEPEREN, Collège, p. 376–77.

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et le 15 on nettoie le temple.41 Le 21 août, le flamine de Quirinus et les Vestales font des sacrifices au dieu Consus lors de la fête des moissons. Elles portent un couteau et qu’elles sacrifient: responsabilité des pignora imperii et sacrifice, ces faits ajoutés à leur émancipation de la patria potestas, à leur absence de tuteur, à leur licteur,42 ou leur droit au transport en litière, indiquent bien clairement que les vestales constituent une catégorie féminine spécifique, à la limite ou même plutôt sur les marges du domaine masculin.43 Ainsi, par exemple, peut-on considérer qu’elle jouissaient d’un pouvoir de juridiction sacrée : lors de la profanation de la fête de Bona Dea en 62, après l’expulsion de Clodius, les vestales procédèrent de leur propre initiative à une instauratio afin de restaurer la paix avec les dieux et le jugement de l’affaire fut ensuite porté par le Sénat devant les pontifes ET les vestales.44 Ajoutons que si elles portaient une toilette particulière féminine, mixte avec le manteau et la robe longue des matrones mais la coiffure des jeunes mariées, il arrivait aussi qu’elles sacrifient en toge.45 Leur image publique était donc immédiatement identifiable. Si les châtiments étaient terribles et celui du crime dénommé incestum était public, les privilèges et pouvoirs étaient notables et nous y reviendrons dans des catégories d’activités non exactement ou non uniquement religieuses. Mais laissons là les vestales qui, pour être de bons témoins de la capacité religieuse féminine et de l’activité publique des femmes, n’en constituent pas moins des exceptions. b) Les flaminiques et la regina sacrorum Deux autres prêtresses officielles de l’État romain jouissaient aussi de la possibilité de sacrifier: la flaminique de Jupiter et la regina sacrorum.46 Ainsi, on sait que cette dernière offre aux calendes une truie ou une agnelle à Junon dans la Regia.47 Elle sacrifie donc et il s’agit d’un sacrifice public dans les deux sens du terme. Mais la situation statutaire de ces prêtresses est foncièrement différente de celle des Vestales, car elles sont prêtresses à l’intérieur d’un couple. Leurs maris respectifs, flamen Dialis et rex sacrorum, obligatoirement patriciens, ne peuvent exercer leur sacerdoce que mariés. Lorsque son mari est choisi par le grand pontife pour un de ces grands sacerdoces, éventuellement contre son gré, l’épouse devient automatiquement prêtresse elle aussi.48 Le flamine de Jupiter doit quitter son service dès que sa femme meurt

41. VAN HAEPEREN, Collège, 378–79. 42. PLUTARQUE, Numa, 10 ; sur les privilèges juridiques des vestales, voir J. GARDNER, Women in Roman Law and Society, Londres – Sydney, 1986, p. 22–26 ; MEKACHER, Jungfrauen. 43. STAPLES, p. 145–47. 44. Voir SCHEID, Rôles, p. 145 ; MOREAU, p. 65–80. 45. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 102 ; P. FESTUS, p. 4 L. 46. SCHEID, Rôles, p. 139; SCHEID, Étrangères, p. 412–13 ; GOUREVITCH, Femme, p. 219–22. 47. MACROBE, Saturnales, 1, 15, 19. Cf. VAN HAEPEREN, Collège, p. 364. 48. VAN HAEPEREN, Collège, p. 101.

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et il ne lui est normalement pas permis de divorcer.49 Plutarque50 précise qu’il existe une série de cérémonies que le flamine ne peut accomplir s’il n’est pas assisté de son épouse. Le couple flaminal constitue une unité inséparable, investie en tant que telle de la fonction sacerdotale, et on peut estimer que les pouvoirs sacrificiels de la flaminique dérivent de ce lien. Du point de vue de l’image que donnent ces femmes il est important de noter que cette fonction ne figurait pas sur les inscriptions qui les célébraient comme j’ai pu le montrer dans une étude encore inédite.51 On ne peut dès lors identifier qu’un nombre extrêmement réduit de ces prêtresses : Sergia Paullina52 dut être regina sacrorum en tant qu’épouse du rex sacrorum Cn. Pinarius Cornelius Severus (cos. 112), Iulia Agrippina,53 flaminique de Quirinus en tant qu’épouse du flamen Quirinalis Ser. Cornelius Dolabella Metilianus Pompeius Marcellus (cos. 113), Pomponia Paetina,54 flaminique de Jupiter en tant qu’épouse du flamen Dialis Terentius Gentianus (cos. 211) qui était par ailleurs le frère de la vestale Terentia Flavola. Il ne convient pas d’y ajouter le cas de Cornelia :55 le flaminat de son mari, L. Cossonius Eggius Marullus (cos. 184 et pontife), doit être impérial car le dieu concerné n’est pas précisé et ce type de sacerdoce était compatible avec un pontificat. Peut-être, par contre, conviendrait-il d’ajouter l’épouse56 au nom perdu de T. Flavius Postumius Quietus, consul en 272, parce que l’inscription57 qui atteste la carrière de celui-ci est cassée après le mot flamini. Enfin, comme pour l’épouse58 divorcée du flamine Dialis flavien, il faudrait constituer des notices d’« Anonymes » pour enregistrer les sacerdoces des épouses inconnues de quelques prêtres : Maluginensis et son fils qui se succédèrent dans la charge de flamine de Jupiter, les flamines de Mars L. Cornelius Lentulus (consul en 3 av. J.–C., lui-même petit-fils d’un flamine de Mars),59 C. Iunius Silanus (consul en 10)60 et L. Iunius Silanus (qui le remplaça en 22) ;61 le flamen Quirinalis [– – –]ianus62 pour lequel on a pensé à L. Apronius Caesianus ;63 le rex sacrorum presque anonyme de l’époque de Claude, attesté à Histonium,64 dans lequel on reconnaît habituellement C. Hosidius Geta.65

49. VAN HAEPEREN, Collège, p. 395. 50. Questions romaines, 50. 51. RAEPSAET–CHARLIER, Sacerdoces. 52. FOS 703 et PIR2 C 1453 (mari). 53. FOS 427 et PIR2 C 1351 (mari). 54. PIR2 P 778. 55. FOS 277 (mari: PIR2 E 10 + C 1540). 56. CIL VI 31749a = ICVR NS V, 14558. 57. CIL VI 41224 ; pour l’identification et la carrière, voir la notice de G. ALFÖLDY, CIL, VI, 8, 3 p. 4995; PIR2 P 890. 58. FOS 894. 59. PIR2 C 1384. 60. PIR2 I 825. 61. PIR2 I 828. 62. AE 1916, 110 = I.I. IV 1, 2, 52 (Tibur). 63. PIR2 A 972. 64. CIL IX 2847 = ILS 971. 65. PIR2 H 217 ; A.R. BIRLEY, The Fasti of Roman Britain, Oxford, 1981, p. 222–24.

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On peut cependant aussi évoquer une regina sacrorum explicite : Manlia Fadilla.66 Bien que les inscriptions proviennent de Rome, et qu’elle soit attestée avec son époux C. Va[–], rex sacrorum et augur, il faut, avec les éditeurs des deux éditions de la PIR, considérer qu’il s’agit de prêtrises locales67 exercées par des personnes qui ne sont pas membres de l’ordre sénatorial romain. La comparaison avec le sacerdoce local de Bovillae de L. Manlius Severus68 qui est lui aussi rex sacrorum mais fictor pontificum populi Romani, donc assistant secondaire des pontifes, me paraît emporter la conviction. F. Chausson,69 sur base de rapprochements onomastiques par ailleurs très séduisants puisque Manlia Fadilla pourrait représenter l’alliance entre les Arrii et les Manlii que suggère la nomenclature de M. Nonius Arrius Mucianus Manlius Carbo,70 propose un rapatriement de cette Manlia Fadilla dans l’ordre sénatorial. Cette interprétation paraît cependant peu vraisemblable à cause de la cohérence de la documentation à l’égard de ces prêtrises féminines, à cause aussi de la formulation des sacerdoces masculins en l’absence de toute référence au cursus honorum de l’État romain.

Nous avons affaire ici à des femmes un peu plus « ordinaires » que les vestales puisqu’elles menaient une vie d’épouse et de mère, mais dont la représentation était spécifique, par les rites qu’elles devaient respecter, par leur accès au sacrifice, par les règles de mariage qu’elles devaient supporter. Il est intéressant de s’attarder quelque peu sur la flaminica Dialis71 car les autres flaminiques (l’épouse du flamine de Quirinus et celle du flamine de Mars72) sont très mal connues. La toilette de la flaminique de Jupiter comporte des prescriptions spéciales, comme le flammeum, le voile des jeunes mariées, ou des chaussures faites du cuir d’un animal sacrifié ou encore une coiffure spéciale en chignon haut retenue par les bandelettes sacrées, le tutulus, surmonté d’une branche de grenadier lorsqu’elle sacrifie.73 Autre spécificité: non seulement le flamine et la flaminique doivent être patriciens, mais ils doivent être mariés cum manu selon le rite de la confarreatio, ce qui impliquait une cérémonie complexe et des rites spéciaux mais surtout qui entraînait des particularités de vie conjugale jugées trop contraignantes à l’époque impériale. En effet, comme le racontent Tacite et Gaius,74 en 23, « on vota une loi d’après laquelle la flaminique de Jupiter serait sous la puissance maritale (in potestate uiri) pour les choses sacrées mais qu’elle agirait pour tout le reste selon le droit commun des femmes ».

66. PIR M 123a; PIR2 M 164; CIL VI 2123 ; 2124 = ILS 4941 ; 4941a. 67. On pense aussi à un sacerdoce local pour le rex sacrorum L. Aquillius Florus (et pour son épouse au nom perdu), bien qu’il soit sans doute sénateur, car sa famille ne semble pas patricienne : PIR2 A 992 ; FOS 853. 68. PIR2 M 158; CIL XIV 2413 = ILS 4942. 69. CHAUSSON, p. 873–76. 70. PIR2 N 115. 71. N. BOELS, Le statut religieux de la flaminica Dialis, REL, 51, 1973, p. 77–100. 72. VAN HAEPEREN, Collège, p. 101 (voir aussi infra pour les banquets). 73. FESTUS, p. 484 L ; SERVIUS, ad Aen. X 15, 28 ; BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 11. 74. GAIUS, Institutes, I, 136 ; TACITE, Annales, IV, 16, 4

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Il faut rappeler aussi, car ces comportements rituels affectaient notablement la représentation de ces personnes, les multiples exigences et interdits qui frappaient la flaminique ou le couple flaminal, concernant leur lit, par exemple, dont les pieds devaient être enduits d’une légère couche de boue et que le flamine ne pouvait déserter plus de trois nuits, signe de leur enracinement à Rome, ou le fait que la flaminique devait tisser elle-même le manteau rituel de son époux, la laena, qui devait répondre à d’étroites exigences de forme, de matière et de fabrication. Des tabous jalonnent aussi l’année : elle devait garder les cheveux défaits certains jours de mars75 et de juin76 et prendre le deuil en mai.77 En février elle participe activement aux purifications des februa.78 La flaminique dispose du même couteau sacrificiel que les Vestales et elle partage un certain nombre de sacrifices avec son époux. En outre, elle doit sacrifier un bélier à Jupiter les jours de marché,79 en parallèle et en complément avec le sacrifice régulier de son époux, celui d’un ovin, qu’il accomplit aux ides de chaque mois. Les rôles cultuels actifs de ces prêtresses, qui complètent les sacerdoces de leurs maris, parmi les plus prestigieux de Rome, sont donc considérables puisqu’ils s’adressent aux divinités régulatrices du temps; mais s’ils transgressent l’interdit sacrificiel commun, c’est peut-être précisément en fonction de cette unité des couples, qui figurent un couple idéal dont la pureté garantit l’efficacité religieuse. La situation est fort différente de celle des vestales malgré les points communs: le rôle féminin et les activités publiques de ces femmes sont officiels dans les deux cas et apportent une image forte de la place religieuse de la femme. Mais si la même classe sociale est concernée, les vestales bénéficient d’une responsabilité spécifique tandis que les flaminiques et la regina sacrorum ne fonctionnement qu’au titre de complément des activités de leur époux. Néanmoins, il faut retenir que ces prêtresses remplissaient des fonctions pleinement publiques, au nom du peuple romain, et que les célébrations de ces rites dépassaient largement le cercle restreint des seules femmes. Il existait donc dans la société romaine, parmi les femmes de l’élite sénatoriale et équestre, des femmes qui jouent des rôles qui ne peuvent être considérés comme marginaux ou décoratifs même s’ils doivent toujours être compris en complémentarité avec les rôles masculins essentiels. Avant d’envisager les liturgies exceptionnelles ou régulières qui mettaient en scène les matrones de Rome, il faut dire un mot du culte impérial célébré dans la capitale. Un mot seulement car ce qui est le plus intéressant à ce sujet sort de notre propos puisque ce sont les femmes de la famille impériale qui étaient impliquées. Rappelons simplement que Livie devint en 14 prêtresse du

75. OVIDE, Fastes, III, 393–98; AULU–GELLE, 10, 15, 30. Cf. VAN HAEPEREN, Collège, p. 376–77. 76. OVIDE, Fastes, VI, 227–34. 77. PLUTARQUE, Questions romaines, 86. 78. OVIDE, Fastes, II, 19–28. VAN HAEPEREN, Collège, p. 368–69. 79. MACROBE, Saturnales, I, 16, 30.

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culte de son époux défunt80 et que, comme pour les flaminiques, ce sacerdoce ne fut pas célébré épigraphiquement. Néanmoins, J. Scheid81 a montré que pour créer une position éminente à Livie, puis plus tard à d’autres femmes de la maison impériale, on leur attribua une fonction religieuse, avec un certain nombre de privilèges, sur le modèle des vestales, lesquels privilèges se sont progressivement détachés de la prêtrise. Ensuite on vit apparaître sous Caligula la première diua de l’histoire. 2. Les liturgies Le monde du sacré et plus particulièrement certaines liturgies offrent indéniablement bon nombre d’activités publiques aux femmes. a) Les Jeux séculaires Commençons, paradoxalement, par une liturgie exceptionnelle: celle des Jeux séculaires.82 Nous avons, en effet, la chance d’avoir conservé pour ces fêtes des protocoles détaillés qui permettent d’en suivre les phases. Parmi ces cérémonies certaines comportent de véritables mises en scène des matrones romaines, spécialement les matrones sénatoriales et équestres, nommément signalées, de même que les puellae qui entonnent le carmen. On peut suivre toutes les étapes, on peut connaître les supplications qu’elles prononcent et qui rappellent que toute cérémonie de supplications, comme celles qui étaient prescrites lors de prodiges, était toujours célébrée pour le peuple romain par les matrones entourées de l’ensemble des magistrats, prêtres et citoyens masculins.83 On connaît mieux aujourd’hui les célébrations augustéennes84 de 17, mais nous prélèverons un échantillon de celles de 204 dont le procès-verbal85 est presque complet. La fête commença dans la nuit du 31 mai au 1er juin par un sacrifice aux Parques. Le lendemain, Jupiter Capitolin reçut l’immolation de taureaux blancs et Junon celle d’une génisse blanche. Le 2 juin, après un sacrifice à Jupiter et un banquet sacrificiel au Capitole, l’empereur Septime–Sévère, ses fils Caracalla et Géta, le préfet du prétoire et un collège de prêtres publics (les XVuiri sacris faciundis) se rendirent devant la nef de Junon Reine. Là en présence de deux Vestales, l’empereur dicta à son épouse, Julia Domna, et à cent neuf matrones, par définition femmes mariées et mères, de rang sénatorial et équestre, une invocation à Junon pour lui demander d’accroître le pouvoir et la souveraineté du peuple romain, de lui accorder une intégrité éternelle, la victoire et la vigueur, de soutenir le peuple romain et ses légions, de maintenir 80. DION CASSIUS, LVI, 46, 1; cf. VELLEIUS PATERCULUS, II, 75, 3. Voir SCHEID, Rôles, p. 148 ; FREI–STOLBA, Livie, p. 65–89. 81. Rôles, p. 146–50. 82. SCHEID, Rôles, p. 140–44 ; SCHEID, Étrangères, p. 421–24. 83. SCHEID, Rôles, p. 139 ; cf. WISSOWA, p. 423–27. 84. B. SCHNEGG–KÖHLER, Die augusteischen Säkularspiele, ARG, IV, 2002. 85. G. B. PIGHI, De ludis saecularibus populi Romani Quiritium, 2e éd., Amsterdam, 1965.

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l’État romain sain et sauf, de l’agrandir encore. Ensuite elles célébrèrent un sellisterne pour Junon; le lendemain elles en célébrèrent un autre, cette fois pour Junon et Diane ; et le surlendemain « elles effectuèrent leurs (sua) sellisternes comme les jours précédents ; elles immolèrent de jeunes truies, en consommèrent le banquet sacrificiel et exécutèrent des danses ». Les matrones, avec à leur tête la plus prestigieuse d’entre elles, l’impératrice, ont donc la responsabilité de cultes propres (sua); leurs sacrifices ne se font pas dans l’ombre d’une maison, comme pour Bona Dea, ou hors de la ville comme pour Fortuna Muliebris, mais au cœur même de la cité, dans le Capitole, en réponse exacte aux rites exécutés par les hommes avec l’empereur. Mais les séquences sont claires, la supplication des matrones vient en second lieu; elles sont agenouillées et l’empereur, qui est le grand pontife, leur dicte la formule ; les Vestales sont muettes : le pouvoir religieux réel est donc pontifical. Pour le propos d’aujourd’hui, il est important de souligner que de grandes fêtes officielles de l’État comportent des gestes, prières et chants féminins qui pour être complémentaires n’en sont pas moins des occasions significatives pour un nombre important de familles de la noblesse d’accorder une visibilité marquante à leurs éléments féminins associés de manière éclatante aux prestigieuses cérémonies impériales. b) Les liturgies matronales Certains cultes étaient réservés aux matrones romaines. Tous n’ont pas la même importance mais tous scandent le calendrier officiel de la religion et tous constituent des occasions pour les femmes d’agir en public et parfois même publice, pro populo. Parmi ces célébrations, une d’entre elles retiendra plus particulièrement notre attention parce qu’elle concerne les femmes de l’élite sociale: le culte de Bona Dea.86 Deux phases distinctes marquaient les rites. D’abord, le 1er mai, dans le temple situé sous un rocher au pied de l’Aventin,87 un sacrifice était offert, lors de jeux, semble-t-il. Ensuite, dans la nuit du 3 au 4 décembre, un second service avait lieu, beaucoup mieux connu88 en raison de l’épisode de 63 av. J.–C. chez Cicéron mais surtout de la profanation commise l’année suivante par Clodius : à huis clos, dans la maison d’un magistrat cum imperio, un consul ou un préteur donc, les matrones de haut rang et leurs esclaves se réunissaient alors que toute la maisonnée masculine devait sortir. La fête était présidée par la maîtresse de maison, ou plus exactement selon Plutarque par la matrone la plus âgée de la demeure. Les matrones, qui agissaient au nom du peuple romain (pro populo),89 étaient coiffées de bandelettes de pourpre, ornaient la maison de tonnelles de feuillage (sauf de myrte), sacrifiaient une truie, faisaient une libation de vin pur (appelé « lait » pour la circonstance et 86. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 429–68 ; MOREAU, p. 11–22 ; STAPLES, p. 13–51. 87. OVIDE, Fastes, V, 148–58 ; PROPERCE, IV, 9, 21–36; 51–61. 88. Voir notamment CICÉRON, De la réponse des Haruspices, 17, 37; PLUTARQUE, Cicéron, 19–20 et 28 ; César, 9–10 ; DION CASSIUS, XXXVII, 35, 4. 89. CICÉRON, Lois, 2, 9, 21 ; 2, 14, 35 (voir SCHEID, Rôles, p. 139).

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placé dans une amphore baptisée « pot à miel »), chantaient et dansaient. Les Vestales participaient aux rites (direction globale ou plutôt pouvoir d’initiative et de juridiction sacrée) et, lors du scandale de 62, elles se chargèrent de célébrer à nouveau la cérémonie viciée. Il s’agit donc bien d’un culte public, célébré en secret, associant Vestales et femmes des familles fournissant les plus grands magistrats, où la matrone responsable est le complément féminin nécessaire des devoirs religieux de son époux, lui-même chargé d’une magistrature majeure. Par ailleurs, l’année était jalonnée de fêtes religieuses qui incombaient aux femmes. Toutes les matrones honorables étaient concernées sans spécificité de celles des élites, mais il est évident que les matrones sénatoriales et équestres devaient – dans l’esprit du temps – se faire un devoir d’y participer lorsqu’elles résidaient à Rome. Nous ne ferons guère plus que les citer : les Matronalia, les Matralia, les Nones Caprotines, les fêtes de Vénus et de Fortuna, le culte de Pudicitia et celui de Cérès.90 Quelques exemples précis : le 1er mars, aux calendes des femmes ou femineis kalendis,91 jour des Matronalia,92 les matrones offrent de l’encens et des fleurs à Junon Lucina sur l’Esquilin, car « cette déesse aime les plantes en fleur ; ceignez-lui le front d’une couronne de tendres fleurs » comme le chante Ovide.93 Elles reçoivent des cadeaux de leurs maris, font des vœux pro laude uirorum (« pour la gloire des maris ») et organisent un repas pour leur familia. Une autre liturgie ancienne comportait une mise en scène, les Matralia94 du 11 juin. Les matrones se rendent au temple de Mater Matuta, sur le forum Boarium, et introduisent dans le sanctuaire une esclave qu’elles s’empressent ensuite de chasser à coups de verges. Autre moment du rituel : les matrones prennent dans leurs bras les enfants de leur sœur, les bercent et les cajolent en demandant la bénédiction de la déesse. Lors des Nones Caprotines,95 le 7 juillet, les matrones et leurs esclaves célèbrent la fécondité féminine en sacrifiant à Junon, sous un figuier sauvage, une offrande de lait de figuier. C’est une cérémonie sur laquelle on a beaucoup écrit, notamment sur le double symbolisme du figuier et du bouc ou de la chèvre qu’évoquent le nom de la fête et l’épithète de la déesse. Ovide96 décrit la fête de Vénus Verticordia,97 le 1er avril : « vous honorez la déesse selon le rite, mères et filles du Latium, ainsi que vous qui ne portez ni bandelettes ni robe longue. Retirez les colliers d’or de son cou de marbre, ôtezlui ses bijoux: la déesse tout entière doit être baignée. Remettez-lui ses colliers d’or une fois que son cou est sec. C’est le moment de remplacer les fleurs, le 90. SCHEID, Étrangères, p. 414–21 ; BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 309–35 ; 341–415. 91. JUVÉNAL, Satires, IX, 53. 92. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 309–19. 93. OVIDE, Fastes, III, 253–54. 94. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 341–53. 95. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 389–415. 96. Fastes, IV, 133–62. 97. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 322–35 ; STAPLES, p. 102–13.

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moment de renouveler les roses. À vous aussi elle vous prescrit de vous baigner couronnées de myrte vert ». Ainsi, aussi, le 6 juillet, les matrones se rendaient dans les environs de Rome, à la limite du territoire archaïque de la ville, pour sacrifier à Fortuna Muliebris,98 dont la prêtresse est obligatoirement uniuira. L’élément central de la fête de Fortuna Muliebris était la substitution de la robe matronale aux armes masculines, les matrones agissant comme des hommes, en lieu et place des hommes, dans la guerre comme dans le culte, et il fallut l’appui de Fortuna, dont la statue se mit à parler pour les féliciter de leur entreprise, pour justifier aux yeux des Romains historiques les étonnants privilèges dont les femmes jouissent dans ce temple. On sait encore bien moins du culte de Pudicitia, cette pureté sexuelle idéale des femmes. Dans les premières années du IIIe siècle avant notre ère, une patricienne ayant épousé un plébéien aurait fondé un nouveau culte de Pudicitia plebeia, dédoublant le culte patricien. Tite–Live99 précise que, dans les deux formes et les deux sites religieux, seules des matrones uniuirae et chastes avaient le droit de sacrifier. Ici aussi des femmes prennent des initiatives masculines, sont reconnues capables de fonder des cultes et de procéder à des sacrifices, pas nécessairement sanglants. Il existait aussi un sacrum anniuersarium Cereris, fête d’été, sans doute mobile, des retrouvailles avec Proserpine. Des matrones vêtues de blanc, soumises au jeûne et à l’abstinence pendant plusieurs jours, offrent les prémices des moissons sous forme de guirlandes et de couronnes d’épis.100 On retiendra de ces différentes cérémonies que les femmes célébraient des liturgies publiques qui les concernaient directement puisque qu’il y est question de fécondité et de sexualité, un seul jour de l’année et sans présence masculine. Mais nous disposons de si peu de sources que nous ne pouvons guère savoir exactement ni ce que faisaient les matrones en ces cérémonies, ni comment elles procédaient, ni pourquoi elles agissaient. Mais toutes ces liturgies offraient aux femmes des occasions licites d’agir seules hors de l’intimité de la domus et d’accomplir des rites de manière officielle dans le cadre du culte public.

B. Autres activités en public Si riche soit-elle, la vie religieuse n’était pas le seul champ offert aux activités féminines en public. D’autres domaines d’action existent mais ils présentent moins de profondeur et aussi généralement moins d’autonomie, moins de surface aussi puisqu’il ne s’agit plus d’actions pro populo. Toute une série de contextes que proposait la vie des riches Romains relevant des noblesses d’Empire 98. BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 373–88. 99. X, 23. 100. STAPLES, p. 55–93.

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donnaient aux femmes l’occasion de se manifester en public. Et tout d’abord, en liaison d’ailleurs avec la religion, les jeux et les spectacles. 1. Les jeux et les spectacles La législation régissait les places auxquelles on s’asseyait pour regarder les spectacles divers que comportait la vie religieuse et culturelle romaine.101 Déjà la république avait organisé les rangs sociaux. Ainsi, par exemple, en 67 av. J.– C. la lex Roscia theatralis avait prévu de réserver les 14 premiers rangs aux chevaliers.102 Sans doute y eut-il des dérogations ou des dérives pendant les guerres civiles, aussi Auguste joua un rôle essentiel dans une réorganisation. Nous laisserons Suétone103 décrire les principes de classement: « (Auguste) fit décréter par le sénat que, pour tout spectacle public104 donné en quelque lieu que ce soit, le premier rang de sièges devait être réservé aux sénateurs et défendit qu’à Rome les ambassadeurs (étrangers) prennent place dans l’orchestra [–]. Il sépara les soldats du peuple. Il assigna etc. [–]. Quant aux femmes, il ne leur permit de se placer, même pour les combats de gladiateurs qu’un usage établi les autorisait à suivre pêle-mêle avec les hommes, uniquement sur les gradins supérieurs et toutes seules. Les vestales, eurent au théâtre leur loge à part, en face de la tribune du préteur ». Et de continuer à préciser que les femmes étaient exclues du spectacle des luttes d’athlètes, y compris lorsque ces luttes ne constituaient qu’un épisode des jeux pontificaux.105 Il semble bien cependant qu’au cirque elles pouvaient se mêler aux hommes.106 Quant à l’amphithéâtre, il est probable qu’il était régi par les mêmes règles que le théâtre.107 Se posait la question de savoir où prendraient place les femmes de la famille impériale. Il semble qu’avec les enfants, Livie eut droit au « coussin » impérial d’Auguste lui-même.108 Par la suite, ces mesures furent complétées par Tibère puisque Tacite109 rapporte que, en 23, « pour ajouter à la dignité des prêtres et exciter chez eux plus d’empressement à assurer le service du culte, on décida que quand (Livia) Augusta entrerait au théâtre, elle prendrait place au milieu des Vestales ». D’autres privilèges du même ordre furent concédés par Caligula à sa grand-mère Antonia et à ses sœurs,110 tandis que Claude accorda à Messaline le siège de la proédrie111 et permit à

101. FREI–STOLBA, Livie, p. 79–80 ; RAWSON ; KOLENDO. 102. PLUTARQUE, Cicéron, 13, 1. 103. Auguste, 44. 104. Le texte latin précise bien qu’il s’agit des règles « quotiens quid spectaculi usquam publice ederetur ». 105. Sur ces jeux, VAN HAEPEREN, Collège, p. 410–11. 106. OVIDE, Amours, III, 2, 19–20. 107. RAWSON, p. 86–89 ; cf. CALPURNIUS SICULUS, Ecl., 7, 25. 108. SUÉTONE, Auguste, 45 : mais il s’agit des circenses. 109. Annales, IV, 16, 6. 110. DION CASSIUS, LIX, 3, 4. 111. DION CASSIUS, LX, 22, 2.

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Agrippine de présider un spectacle avec lui.112 Mais tout cela ne concerne que les vestales et la domus diuina. Les femmes des sénateurs et des chevaliers semblent bien avoir dû se contenter des places prévues pour l’ensemble des femmes,113 sans privilège particulier. C’est là toutefois une question discutée puisque T. Bollinger114 a proposé que les femmes des ordres supérieurs aient été placées auprès de leur mari ou parent mais les textes115 sur lesquels il se fonde, qui concernent souvent le cirque, sont loin d’être explicites et déterminants. Par ailleurs les arguments de E. Rawson semblent forts qui montre que jamais les femmes n’ont partagé les insignes du rang des hommes.116 On voit certes que les femmes de la famille impériale rejoignaient parfois l’empereur: ce point est toutefois toujours présenté par les sources comme une mesure spécifique qu’il n’aurait pas été nécessaire de prendre si la pratique avait été de s’asseoir en famille. Qui dit spectacle, dit spectateur mais aussi acteur. Rappelons au passage qu’une autre série de mesures légales, dont bien clairement le sénatus-consulte117 de 19, interdit aux sénateurs et aux chevaliers, mais aussi à toute leur parentèle bien délimitée, de monter sur la scène, que ce soit pour jouer ou combattre. De telles activités en public, comme celles de la prostitution,118 étaient jugées sordides et infamantes. Ces mesures concernaient directement la catégorie des femmes que nous étudions. Évidemment Néron transgressa l’interdit et fit monter sur la scène des sénateurs et chevaliers et même des matrones (dont le rang n’est pas précisé),119 de la même manière qu’il fit assister les vestales à des luttes athlétiques.120

112. TACITE, Annales, XII, 56, 3 ; PLINE, HN, 33, 3, 63. 113. Peut-être existait-il des catégories pour ne pas mêler les matrones et les prostituées, comme le suggère RAWSON, p. 89–90. 114. BOLLINGER, p. 6, 19–20 ; il est suivi par KOLENDO, p. 305. 115. En effet le témoignage de VITRUVE (V, 3, 1) est sans doute antérieur à la législation augustéenne puisque la rédaction en remonte sans doute aux années 35–25 av. notre ère (Cf. Ph. FLEURY, éd. CUF, I, 1990, p. XVI–XXIV). Chez SUÉTONE (Caligula, 26, 6), rien ne permet de dire que les places gratuites dont il est question dans l’incident n’étaient pas réparties dans l’ensemble des catégories. Le texte de LUCRÈCE (IV, 78–80) est corrompu, différemment interprété selon les éditions et ne peut servir d’argument décisif contre l’information explicite de SUÉTONE (Aug., 44). Dans ce même texte de SUÉTONE, T. Bollinger cherche une contradiction bien improbable en considérant que maritis (44, 3) englobe les épouses. JUVÉNAL (XI, 202) concerne le cirque et STACE, Silves, I, 6, 44 et IV, 1, 25, ne parle aucunement du théâtre : c’est par hypothèse que T. Bollinger imagine que c’est la répartition des catégories sociales au théâtre qui sert à l’auteur de fondement à son énumération. Quant aux allusions de PÉTRONE (Sat., 126, 7) et OVIDE (Art, 1, 89–134), elles semblent montrer tout au plus que certaines femmes ne respectaient pas la loi mais il est bien peu probable que c’eût été systématiquement l’attitude des dames équestres et sénatoriales au point que l’on puisse affirmer que normalement elles étaient assises auprès de leur époux ou père. 116. RAWSON, p. 91. 117. AE 1978, 145. 118. Voir notamment l’autre sénatus-consulte de 19, connu par TACITE, Annales, II, 85. 119. SUÉTONE, Néron, 11–12. 120. SUÉTONE, Néron, 12, 10.

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2. Les procès Une autre arène était celle de la justice. On s’attendrait à ne pas y trouver de femmes puisque Valère–Maxime prétendait que la femme romaine devait se taire devant les tribunaux.121 Pourtant les procès qui mirent en scène et en cause des femmes illustres furent nombreux. On doit parler d’activités « publiques », puisque les procès en question se déroulèrent au Sénat, seule occasion d’ailleurs pour des femmes de pénétrer dans l’enceinte de l’assemblée, mis à part quelques cas d’impératrices.122 Rappelons d’abord que la femme romaine subissait de notables restrictions dans ses capacités judiciaires: de la même manière que la femme ne peut exercer de magistrature (gerere magistratum), elle ne peut intenter (postulare) ni soutenir un procès pour un tiers en qualité de mandataire (procurator) parce que se charger de quelque façon que ce soit des intérêts d’autrui est un « office » civil, public et viril, sauf si, par les actions qu’il lui est, par dérogation, accordé d’intenter, elle poursuit son propre intérêt et son propre gain. Elle ne peut officier comme juge123 alors qu’il ne s’agit que d’une fonction d’arbitre, exercée par un simple particulier, choisi par les deux parties et nommé par le préteur: dans cette exclusion elle rejoint les esclaves. Elle ne peut non plus agir en tant qu’accusatrice,124 sauf lorsqu’il s’agit de venger ses plus proches parents. Le caractère « médiatique » de ces affaires est tel qu’il convient de faire une brève place à quelques exemples. Le cas célèbre de Sempronia,125 sœur des Gracques, épouse de Scipion Émilien, montre une femme citée comme témoin par le tribun de la plèbe et qui a su, en plein forum, rester à l’abri de toute pression malgré l’insistance et les menaces ; elle refusa de reconnaître Equitius qui voulait se faire passer pour son neveu. A côté des témoins, il y a aussi des femmes accusées. Plancine, épouse de Pison, à laquelle furent reprochés pluruma et grauissuma crimina selon la formulation du sénatus-consulte épigraphique,126 en constitue un exemple qui s’intègre bien à notre propos, puisqu’elle comparut elle-même et dut son salut à l’intervention de Livie. D’autres procès encore furent intentés qui posaient le problème de la liberté de penser et d’écrire, comme celui de Servilia, fille de Barea Soranus, mise en accusation au Sénat parce qu’elle aurait « mis en vente ses parures de mariée pour se procurer l’argent destiné à des cérémonies magiques ».127 En fait, elle était l’épouse d’Annius Pollio, impliqué dans la conspiration dite des Pisons en 65, et exilé ; nous

121. VIII, 3 praef. ; cf. Dig. 3, 1, 1. 122. TALBERT, p. 161. 123. Digeste, V, 1, 12, 2 : « non pas parce qu’elles manquent de jugement (iudicium) mais parce qu’il est admis par l’usage qu’elles n’exercent pas de fonctions officielles (ciuilibus officiis) ». 124. Digeste, XLVIII, 2, 8. 125. VALÈRE–MAXIME, III, 8, 6. 126. Lignes 109–20; W. ECK, A. CABALLOS, F. FERNÁNDEZ, Das senatus consultum de Cn. Pisone patre, Munich, 1996, p. 222–28. 127. FOS 526 : TACITE, Annales, XVI 30–33.

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sommes en 66 ; Servilia se défend elle-même mais père et fille n’obtiendront qu’une chose : le libre choix de la mort. Les figures des deux Arria et de Fannia sont mieux connues. Arria majeure était l’épouse d’A. Caecina Paetus, impliqué dans la révolte contre Claude, dite de Scribonianus, en 42. Sa fille, Arria minor, fut l’épouse du célèbre philosophe stoïcien P. Clodius Thrasea Paetus qui s’opposait à Néron. Leur fille Fannia épousa un autre philosophe de la même tendance, C. Helvidius Priscus, adversaire de Vespasien puis de Domitien. Tous trois furent victimes de leurs idées philosophiques et politiques et leurs femmes furent associées à leur condamnation.128 Sous le règne de Domitien, nous retrouvons mère et fille, Arria et Fannia, parmi un groupe d’opposants au régime, comprenant plusieurs sénateurs et une autre femme, Gratilla ; Fannia fut personnellement bannie : « au moment où Senecio fut mis en accusation pour avoir composé des livres sur la vie d’Helvidius Priscus, comme il avait dit dans sa défense l’avoir fait à la prière de Fannia, Mettius Carus demanda d’un air menaçant à celle-ci si elle l’en avait prié et elle répondit: oui ; si elle avait fourni des documents pour la rédaction : oui ; si sa mère était au courant: non. Enfin pas une parole inspirée par la peur ne lui échappa. Ces écrits mêmes, tout supprimés qu’ils étaient par sénatus-consulte [...], elle les sauva de la confiscation de ses biens, les conserva et emporta en exil ce qui avait causé son exil ».129 Et elles revinrent toutes deux sous le règne de Nerva et aidèrent Pline à les venger d’un des accusateurs d’Helvidius Priscus, Certus. On peut aussi retrouver les femmes dans un tribunal sous d’autres couleurs. Cicéron130 fit intervenir la vestale Fonteia dans le procès de son frère M. Fonteius accusé d’avoir spolié les Gaulois de Transalpine pendant son gouvernement: « ne souffrez pas, juges, que les lamentations de cette vierge rappellent chaque jour votre jugement aux autels des dieux immortels et de Vesta mater. Prenez garde que l’on ne dise que le feu éternel entretenu par les soins nocturnes et les veilles de Fonteia a été éteint par les larmes de votre prêtresse. [...] Songez qu’il y aurait de votre part autant d’imprudence que d’orgueil à repousser ses supplications ; car si les dieux dédaignaient ses prières, notre empire ne saurait subsister ». Ainsi donc, l’image publique des Vestales était jugée capable d’infléchir un tribunal. Et on en trouve la preuve dans l’histoire de Silanus : en 22 apr. J.–C., C. Junius Silanus fut accusé de concussion dans la province d’Asie qu’il avait gouvernée ; son cas fut discuté au Sénat par Tibère et, à l’intervention de Junia Torquata, sa sœur, une Vestale priscae sanctimoniae, sa peine fut limitée à l’exil.131 Moins efficace toutefois fut en 48 l’intervention de la Grande Vestale Vibidia qui accepta de plaider auprès du grand pontife Claude la cause de Messaline : Narcisse n’osa la renvoyer mais, après l’avoir écoutée réclamer « cum inuidia » qu’au moins l’impératrice soit entendue, il la pria de se retirer et « sacra capesseret ».132

Toujours au chapitre judiciaire et parmi les privilèges des vestales, il faut encore citer le fait qu’elles possèdent également un droit de grâce. Si une Vestale rencontre, par hasard, un condamné à mort mené sur le lieu de son exécu-

128. FOS 96, 159 et 259 : PLINE, Lettres, III, 16 ; DION CASSIUS, LX, 16, 5–6 ; LXV, 12–13 ; TACITE, Annales, XVI, 33–34; Histoires, IV, 6. 129. PLINE, Lettres, VII, 19. 130. Pro Fonteio, 21. 131. TACITE, Annales, III, 69. 132. TACITE, Annales, XI, 32–34.

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tion, elle lui sauve la vie. Par contre, si quelqu’un tente de passer sous sa litière, il est mis à mort.133 3. La vie politique Immédiatement liée à l’évocation des procès politiques, il faut faire allusion à la participation éventuelle à la vie politique.134 Il est bien évident que si ces femmes durent se défendre en justice et furent condamnées dans de tels contextes, c’est la conséquence d’une participation de leur part à l’action politique d’un frère, d’un père ou d’un mari. Et les femmes elles-mêmes ne manquaient ni d’idées ni de conscience politiques propres. Sans faire le bilan de leurs activités politiques, généralement de forme et de nature privées, rappelons que les vestales, toujours elles, intervinrent parfois personnellement dans des événements de nature politique ; je pense à l’affaire Catilina en 63 : Une flamme jaillit sur les cendres du sacrifice ; les prêtresses l’interprétèrent comme un présage (omen) et envoyèrent Terentia, l’épouse de l’orateur, lui « commander d’achever sans délai ce qu’il avait résolu pour le bien de l’État ».135 Le surlendemain Cicéron, aidé de Caton d’Utique, parvint, malgré le discours de César, à obtenir du Sénat l’exécution des conspirateurs. Plus souvent l’intervention prit la forme d’une recommandation électorale: Licinia, une vestale, appuya son parent C. Licinius Murena,136 consul en 62 : ce fut pourtant une élection contestée qui fit l’objet d’un procès pour brigue. Et puis sous l’Empire Campia Severina, Grande Vestale en 240, fut honorée par un chevalier137 dont la carrière fut favorisée suffragio eius et par un second138 pro conlatis in se beneficiis. Tout cela constitue-t-il des activités publiques ? En tout cas il s’agit d’actes qui ne confinent pas la femme dans un gynécée ou un temple. 4. Les banquets, la vie culturelle L’exemple de la vestale Licinia conduit à parler de la participation à des banquets de nature officielle : n’oublions pas que les grands banquets publics, généralement liés à des sacrifices, présentaient un caractère sacré indéniable.139 Ainsi, un banquet des années 70 avant notre ère défraya la chronique par son luxe : il nous intéresse car il n’était rien moins que le banquet d’inauguration d’un flamine de Mars et que des vestales ainsi que la flaminique 133. PLUTARQUE, Numa, 10. 134. R. BAUMAN, Women and Politics in Ancient Rome, Londres–New York, 1992 ; M. H. DETTENHOFER, Zur politischen Rolle der Aristokratinnen zwischen Republik und Prinzipat, Latomus, 51, 1992, p. 775–95. 135. PLUTARQUE, Cicéron, 20. 136. CICÉRON, Pro Murena, 73. 137. CIL VI 2132. 138. CIL VI 2131. 139. SCHEID, Sacrifice, p. 193–97 ; RÜPKE, Vereine, p. 43–44.

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Publicia elle-même et sa mère Sempronia y participèrent.140 Le souvenir en resta vivace jusqu’à Macrobe.141 Ce ne fut certes pas le seul repas sacré avec la participation de vestales car des banquets étaient organisés pour chaque inauguration et régulièrement dans le cadre des activités des sacerdoces publics.142 Un relief du Museo Nuovo Capitolino d’époque impériale les montre attablées, peut-être pour le banquet inaugural de Claude en tant que flamen Augustalis.143 D’autre part des banquets144 officiels furent aussi organisés par Julie et Livie, puis par Livie seule, pour fêter des succès militaires de Tibère, en 9 av. et en 7 av. notre ère.145 Banquets donnés par une femme pour d’autres femmes, peut-être réunies en conuentus matronarum. Il semble bien évident que les bénéficiaires furent les épouses de ceux qui participaient eux aux festivités « publiques » masculines, le peuple dans le premier cas, les sénateurs dans le second. Les autres banquets146 relèvent davantage de la vie privée. Ils pouvaient être le lieu de la lecture des auteurs, de la poésie, de la danse; on pourrait donc évoquer la place des femmes dans la littérature et la vie culturelle,147 peut-être un peu loin de l’image publique féminine. 5. Le triomphe Un mot du triomphe. Sous l’Empire, il est probable que les femmes de la famille impériale ont été associées aux triomphes et ont participé aux cortèges. C’est un processus évolutif puisque Livie avait organisé des banquets séparés pour les femmes lors des triomphes de Tibère. Livie prit part aussi à la décoration du char triomphal.148 Agrippine mineure et Drusilla en tant que filles sont portées par le char du vainqueur au triomphe de Germanicus en 17.149 Sans doute Britannicus et Octavie, jeunes enfants, firent de même lors du triomphe de Claude en 44 mais Messaline reçut le droit de suivre le cortège dans un carpentum particulier.150 L’épouse ne semble donc pas admise sur le char triomphal, du moins à notre connaissance, avant peut-être Julia Domna151 et la pratique pourrait se poursuivre au Bas–Empire. Notons que les 140. RÜPKE, Vereine, p. 46–47. 141. Saturnales, III, 13, 11. 142. RÜPKE, Vereine, p. 48–49. 143. DUNBABIN, p. 73–74; GOUREVITCH, Femme, fig. 18. 144. FREI–STOLBA, Livie, p. 83–84. 145. DION CASSIUS, LV, 2, 4 ; 55, 8, 1. 146. Sur toute leur problématique, religieuse mais aussi sociale, voir RÜPKE, Vereine, p. 54–64. 147. E. A. HEMELRIJK, Matrona docta. Educated Women in the Roman Elite from Cornelia to Julia Domna, Londres – New York, 1999. 148. OVIDE, Pontiques, III, 4, 95–96 ; Consolation à Livie, 26. 149. TACITE, Annales, II, 41, 4. 150. DION CASSIUS, LX, 22, 2. 151. FLORY, p. 493.

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sources à ce propos sont peu nombreuses et peu précises, généralement des représentations figurées152 dont l’interprétation à la lettre est peut-être même imprudente. Qu’en était-il sous la République : la question est controversée. En effet, Appien153 évoque la présence de jeunes filles lors du triomphe de Scipion. Dion Cassius (dans le résumé de Zonaras154) décrit le triomphe avec les enfants du vainqueur accompagnant leur père sur le char triomphal. Faut-il avec M. B. Flory155 considérer qu’il s’agit là d’une erreur, les auteurs ayant anachroniquement décrit un triomphe à la mode de l’époque impériale? L’histoire de la vestale Claudia156 qui en 143 monta sur le char de son père ou de son frère pour lui assurer un triomphe illégal ne peut servir d’argument car d’une part il s’agit d’une vestale qui assistait au cortège avec les autres prêtres et d’autre part il est clair qu’il faut envisager la scène comme un incident exceptionnel. Il me semble qu’il n’y a pas lieu de mettre en cause les témoignages d’Appien et de Dion Cassius–Zonaras qui font généralement preuve d’une excellente connaissance des usages et règlements anciens. Il est probable que les (petits) enfants des triomphateurs accompagnaient leur père dans la pompa triumphalis.157 D’ailleurs, la manière dont le triomphe d’époque impériale évolue confirme la pratique républicaine car rien dans les sources ne souligne une quelconque originalité à voir les enfants de Germanicus sur son char. C’est l’épouse qui est écartée et il faut un règlement spécial pour permettre à Messaline de suivre le cortège. 6. Conuentus matronarum, « senaculum » Que penser pour conclure du fameux senaculum des femmes dont parle l’Histoire Auguste ?158 Les avis sont partagés quant à son existence réelle159 et sur le sens même à donner au mot: assemblée ou plutôt siège ?160 En fait il semble

152. Le seul texte explicite concerne l’année 403 et le triomphe d’Honorius: CLAUDIEN, Pan. de sex. con. Hon. Aug., 551–54. 153. Libyca, 8, 66. 154. ZONARAS, VII, 21. 155. FLORY, p. 494 ; cf. p. 490. 156. SUÉTONE, Tibère, 2, 9; cf. CICÉRON, Pro Caelio, 34 ; VALÈRE–MAXIME, V, 4, 6. 157. Comme le pensent la plupart des auteurs: W. EHLERS, RE, VII A, 1939, s. v. Triumphus, col. 508; H. S. VERSNEL, Triumphus. An Inquiry into the Origin, Development and Meaning of the Roman Triumph, Leyde, 1970, p. 95–96 ; E. KÜNZL, Der römische Triumph, Munich, 1988, p. 88. 158. SHA, Elagabal, 4, 3–4. Sur cette question, voir J. STRAUB, Senaculum id est mulierum senatus, BHAColloquia 1964/5, Bonn, 1966, p. 221–41; voir aussi NICOLS, Patrona, p. 124 ; R. TURCAN (Ed.), Histoire Auguste. Tome III. 1ère partie. Vies de Macrin, Diaduménien, Héliogabale, Paris, 1993, p. 165–66 ; A. CHASTAGNOL, Le Sénat romain à l’époque impériale, Paris, 1992, p. 190–92. 159. TALBERT, p. 162. 160. ELEFANTE, p. 94–97 ; F. COARELLI, LTUR, IV, 1999, p. 265.

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bien161 qu’il a existé à travers l’histoire romaine, de manière permanente ou occasionnellement, un conuentus matronarum dont parle par exemple Suétone,162 institution qui se chargeait sans doute du contrôle et de l’organisation des liturgies matronales et dont on peut penser que la matrone responsable de la fête de Bona Dea en assurait la présidence avant d’être peut-être remplacée dans ce rôle par l’impératrice? Sabine lui aurait donné un local dans les parages du Forum de Trajan, qui fut par la suite restauré par Julia Domna.163 Faut-il envisager, comme le suggère le texte même de la biographie impériale, que ce conuentus est à l’origine de la formalisation impériale et de la construction d’un bâtiment sur le Quirinal ? Les sénatus-consultes que ces matrones clarissimes auraient promulgués n’auraient pas été aussi ridicules que ne le prétend l’auteur puisqu’il y aurait été question des privilèges, des costumes, des préséances, de l’usage de la litière, tous points dont on sait ou on pressent que des législations les précisaient.164

II. En Italie et dans l’Empire A. Prêtrises provinciales En Italie et dans les provinces, comme à Rome, le domaine religieux représente un des contextes les plus importants où peuvent s’exercer les activités publiques des femmes sénatoriales et équestres, mais aussi de l’élite municipale, et cette fois à nouveau dans les deux sens du terme (« officielles » et « en public »). Avec l’apparition de la divinisation des femmes de la famille impériale, se mirent, en effet, en place des prêtrises féminines165 qui offrirent aux femmes romaines de nombreuses possibilités de « visibilité »166 complémentaires à celles que procuraient les sacerdoces locaux, parfois importants,167 et les associations féminines du type « curia mulierum » que l’Italie comporte.168 La première question qu’il faut brièvement aborder est de savoir si, sur le modèle des couples flaminaux de Rome, les flaminats d’Occident et les prêtri161. Sur cette question, voir BOËLS–JANSSEN, Matrones, p. 275–81 ; PURCELL, Livia, p. 82– 84 ; ELEFANTE, p. 101–03; lire aussi les réflexions de B. LEVICK, Roman Women in a Corporate State, Ktèma, 19, 1994, p. 259–67, spéc. p. 264–65 (qui ne relève pas la composante religieuse). 162. Galba, 5, 2. Il n’est pas impossible que ce soit cette même institution qui était chargée par l’entremise des pontifes du soin aux Vestales lorsque celles-ci, malades, devaient quitter l’atrium de Vesta : cf. PLINE, Lettres, VII, 19, 1–2. 163. CIL VI 997. 164. ELEFANTE, p. 103–05. 165. Voir la brève synthèse de HAYWARD. 166. Lire à ce propos les réflexions de BIELMAN, Flaminiques, p. 114–17. 167. Voir par exemple T. ZIMMERMANN, R. FREI–STOLBA, Les prêtresses campaniennes sous l’Empire romain, Études de Lettres, 1998, p. 91–116. 168. Voir aussi par exemple CIL XI 1421 ; IG XIV 760 ; CIL X 688 ; AE 1964, 106; AE 1992, 244 ; hors d’Italie, en Narbonnaise : AE 1907, 136 = ILGN 385.

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ses d’Orient fonctionnaient « en couple », autrement dit si, par exemple, la flaminique provinciale ou l’archiereia d’Asie était nécessairement l’épouse d’un flamine provincial ou d’un archiereus Asiae et qu’elle n’exerçait sa fonction qu’ex officio mariti. La question fait l’objet de débats de longue date169 et de nombreux indices donnent à penser que les flaminiques et archiereiae exerçaient un sacerdoce propre pour lequel elles étaient personnellement choisies. Ainsi, par exemple, la loi de Narbonne170 n’évoque pas la flaminica prouinciae Narbonensis (attestée par ailleurs) mais uniquement les prescriptions qui concernaient l’uxor flaminis (qui pourrait avoir été associée au culte en plus de la flaminique). Ainsi aussi il semble bien que d’assez nombreuses prêtresses sont honorées en dehors de leur époux, ou avec un époux qui n’est pas revêtu de la prêtrise parallèle;171 de plus certains maris paraissent ne pas relever exactement de la même catégorie sociale que la flaminique puisque nous rencontrons des seviri Augustales.172 Il est parfois noté que la flaminique a été désignée et est décédée avant son entrée en charge :173 ainsi Caecilia Aprulla de la colonie de Die, qui était mariée: il semble donc que ce ne soit pas son mariage qui lui ait « apporté » la prêtrise ; il est parfois question de l’élection selon une procédure exprimée174 (ce qui n’est absolument pas le cas de la flaminique romaine); l’existence d’une summa honoraria175 à payer par la prêtresse doit également indiquer une désignation individuelle. J’ajouterai à tous ces arguments déjà maintes fois avancés que la différence d’expression pourrait être également significative : les trois flaminiques de Rome ne bénéficient pas d’une mention épigraphique de leur fonction; elles ne sont que le complément de leur époux. Alors que les flaminiques ou archiereiae, provinciales ou municipales, sont honorées personnellement et leur prêtrise est explicite. On objectera que le modèle romain devait être contraignant et que la coiffure des flaminiques locales était identique à celle de la flaminique romaine comme en témoigne par exemple un relief de Nîmes176 qui représente explicitement une flaminique. Il est probable que la prêtresse exerçait sa fonction en parallèle avec un prêtre de titre équivalent, chargé lui du culte des membres masculins de la maison divine, mais fallait-il absolument que ce prêtre fût son mari ?177 169. Voir par exemple (avec la bibliographie ancienne) : KEARSLEY, p. 183–92 ; ÉTIENNE, p. 169–71 ; 245–46 ; ALFÖLDY, Flamines, p. 49–53 ; CAMPANILE, Sacerdoti, p. 22–25 ; LADJIMI SEBAÏ, p. 654–55; HAYWARD, p. 125–28 ; HERZ, Asiarchen, p. 93–115; HEMELRIJK, Priestesses. 170. WILLIAMSON, p. 183. 171. Voir HEMELRIJK, Priestesses ; quelques exemples parmi de très nombreux: CAMPANILE, Sacerdoti n° 56 ou CIL XII 3175 ou LADJIMI SEBAÏ n° 53. 172. Par exemple Hilaria Quintilla CIL XII 2244 à Grenoble : SPICKERMANN n° 35. 173. CIL VIII 25490; CIL XII 690 (voir SPICKERMANN n° 37). 174. flaminica perpetua ex consensu populi : LADJIMI SEBAÏ, p. 662–63 (CIL VIII 7119 = ILAlg II 693). Flaminica consensu concilii pour une flaminique provinciale en Espagne : CIL II 4246 = Tarraco 327; d(ecreto) d(ecurionum) m(unicipii) C(artimitani) f(acta) : CIL II 5488. 175. Par exemple Indelvia Valerilla AE 1982, 682 à Nîmes: SPICKERMANN n° 30, p. 206. 176. CIL XII 3175 ; RÜPKE, Religion, p. 216 fig. 21. 177. Pour un exemple d’exercice avec un fils : M. WÖRRLE, Neue Inschriftenfunde aus Aizanoi I, Chiron, 22, 1992, p. 368–70.

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On pensera que Livie devint sacerdos ou iereia du culte de son époux défunt, seule puisque après son veuvage: elle fut nommée personnellement et je pense que c’est là qu’il faut trouver le modèle des prêtrises impériales féminines d’Italie et de l’Empire. L’exemple ne serait pas à chercher chez les flaminiques classiques mais dans le sacerdoce de l’impératrice. Notons, en effet, que malgré sa désignation personnelle, Livie fonctionnait quand même en couple puisque l’élément masculin fut assumé par Germanicus, flamen Augustalis. Contrairement au couple flaminal de Jupiter, le couple flaminal d’Auguste ne formait pas un couple d’épouse mais associait dans la même fonction la grandmère et le petit-fils.178 Plus tard, Agrippine devint flaminica Claudialis, le partenaire masculin étant D. Iunius Silanus Torquatus. Ne peut-on penser que les « couples » flaminaux provinciaux et locaux pouvaient dans certains cas être l’association d’un prêtre et d’une prêtresse non mariés? Ce point n’est pas sans importance. En effet, il est particulièrement intéressant de pouvoir suggérer avec de bons arguments que la fonction religieuse de flaminique / archiereia du culte impérial offrait aux femmes qui la revêtaient une responsabilité, une indépendance qui leur garantissait une capacité propre au-delà des mécanismes normaux qui, au contraire, les maintenaient dans une incapacité juridique de principe. Enfin s’il convient donc de ne pas prendre en compte systématiquement pour les sacerdoces proprement dits les épouses des flamines, la loi de Narbonne rappelle que chaque épouse de flamine, qu’elle soit ou non nommément et personnellement flaminique et assure ou non des cultes propres, avait au minimum un rôle public à jouer, une tenue à porter, des privilèges et des interdits à respecter. Envisageons d’abord les prêtrises à l’échelon provincial qui représentaient pour un nombre non négligeable de femmes équestres une occasion d’activités publiques : stéphanophorie, organisations de fêtes, de joutes athlétiques, et de jeux, comportant des processions voire des spectacles, et accompagnés de sacrifices et de banquets.179 Il est exceptionnel qu’une telle fonction soit exercée par une femme sénatoriale :180 le seul exemple que je puisse avancer est celui de Flavia Papiana,181 ¢rciere…a tÁj |As…aj. Originaire d’Ephèse, Flavia est honorée en tant que bienfaitrice privée par P. Vedius Galates Achilleus, sans doute un client de son mari, le sénateur P. Vedius Antoninus. Il faut noter que cette femme au sacer178. SCHEID, Rôles, p. 148–49. 179. Pour un exposé des différentes phases dans l’Orient romain : P. HERZ, Herrscherverehrung und lokale Festkultur im Osten des römischen Reiches (Kaiser/Agone), dans H. CANCIK & J. RÜPKE (Ed.), Römische Reichsreligion und Provinzialreligion, Tübingen, 1997, p. 239–64. 180. Il me paraît peu probable que Calchisia, flaminique de Lusitanie (CIL II 122 = 5189 = AE 1969/70, 214), appartienne à l’ordre sénatorial : les lettres CF doivent constituer une filiation et le contexte familial, évoqué dans l’inscription, n’invite absolument pas à le considérer comme tel. Elle n’est pas retenue dans l’étude de 2000 (RAEPSAET–CHARLIER, Sacerdoces). 181. IvEphesos 729 ; FOS 373 ; CAMPANILE, Sacerdoti n° 115 ; mari : HALFMANN, Senatoren, p. 168–69 n° 84.

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doce exceptionnel n’est pas de naissance sénatoriale et son mari non plus. Peut-être l’explication de cette rareté figure-t-elle dans ces circonstances? Flavia Papiana ne fut-elle pas élue avant son mariage, dans le cadre donc d’une tradition familiale puisque le sacerdoce est attesté à plusieurs reprises au fil des générations ? D’autre part, et bien que la participation de la noblesse équestre à ces postes ne soit pas aussi fréquente qu’on ne l’a parfois pensé, on peut relever ici et là quelques exemples féminins de grandes prêtrises provinciales effectuées par des filles, des sœurs, des épouses ou des mères de chevaliers.182 Il faut prendre en compte aussi les mères car il est clair que le processus d’ascension sociale le plus répandu étageait les générations entre l’élite locale qui parvenait à exercer les grandes prêtrises, l’ordre équestre et l’ordre sénatorial. L’Asie mineure offre un champ d’étude183 particulièrement riche. Un bel exemple à citer est celui de Flavia Appia,184 qui était fille de chevalier (T. Flavius Athenagoras Agathos), sœur de sénateur (T. Flavius Athenagoras) et mère de sénateur (T. Carminius Flavius Athenagoras Claudianus, consul sous Commode).185 Dans la même famille que Flavia Papiana, on citera Vedia Marcia,186 sœur du chevalier P. Vedius Antoninus qui eut une descendance sénatoriale.187 On pensera aussi à Flavia Lycia,188 l’épouse de Ti. Claudius Celsus Orestianus, lui-même fils du chevalier Ti. Claudius Polemo189 dont la descendance comporte des sénateurs et des femmes sénatoriales comme Claudia Tlepolemis.190 On pourrait ajouter Flavia Priscilla, de lignée sénatoriale,191 mère de chevalier, ou sa fille Aurelia Hermonassa,192 épouse de chevalier, ou encore Flavia Ammion,193 épouse de chevalier et grand-mère du sénateur Flavius Rufinianus, consul à l’époque de Commode.194 Les autres provin-

182. Sur les relations que chevaliers mais aussi sénateurs continuaient à entretenir malgré leur ascension sociale avec leurs cités d’origine en Orient, voir par exemple QUASS, p. 149–51 ; FONTANI, p. 230. 183. Voir DEMOUGIN, Asie mineure ; D. CAMPANILE, Note sullo studio delle élites locali nelle province orientali in età romana: l’esempio dell’Asia, RCCM, 45, 2003, p. 307–16, spéc. p. 313 ; il ne convient pas ici d’entreprendre la question de l’assimilation ou de la différence entre asiarque et archiereus, bien que je penche pour l’identité ; sur ce débat voir récemment par exemple : H. ENGELMANN, Asiarchs, ZPE, 132, 2000, p. 173–75 ; CAMPANILE, loc. cit. ; D. CAMPANILE, Asiarchi e archiereis d’Asia : titolatura, condizione giuridica e posizione sociale dei supremi dignitari del culto imperiale, dans G. LABARRE (Ed.), Les cultes locaux dans les mondes grec et romain, Lyon, 2004, p. 69–79. 184. PIR2 F 412 ; voir FOS, II, stemma LXIV; CAMPANILE, Sacerdoti n° 53b (mari : PIR2 F 223). 185. PIR2 C 429. 186. CAMPANILE, Sacerdoti n° 115a. 187. DEMOUGIN, Asie mineure n° 151 ; sur la famille voir FONTANI, p. 227–37. 188. CAMPANILE, Sacerdoti n° 62a; sur cette famille, voir HERZ, Asiarchen, p. 95–100. 189. DEMOUGIN, Asie mineure n° 178. 190. FOS 253, cf. FOS, II, stemma XV. 191. TAM V 957 ; CAMPANILE, Sacerdoti n° 47a ; fils : DEMOUGIN, Asie mineure n° 183. 192. CAMPANILE, Sacerdoti n° 47b ; mari : DEMOUGIN, Asie mineure n° 213. 193. CAMPANILE, Sacerdoti n° 34b ; mari : PME F 62; DEMOUGIN, Asie mineure n° 140. 194. PIR2 R 137 ; cf. FOS 229. Il existe aussi Claudia Severina (CAMPANILE, Sacerdoti n° 110b) et Iulia Marcellina (CAMPANILE, Sacerdoti n° 95).

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ces orientales n’offrent pas les mêmes sources et on connaît peu de lyciarchissae195 ou de macedoniarchissae196 par exemple: aucune ne semble relever de nos catégories sociales mais il est des dames consulaires qui sont proches de lyciarques par exemple.197 Une autre province d’observation est l’Espagne. La part des chevaliers n’est pas mince dans le flaminat d’Espagne citérieure198 mais les femmes connues sont peu nombreuses à répondre à cette qualification. On peut retenir Baebia Galla,199 épouse de Q. Licinius Silvanus Granianus, procurateur, père d’un sénateur consul en 106, Manlia Silana,200 épouse du chevalier L. Postumius Fabullus, et éventuellement Aemilia Paterna201 qui appartenait peut-être à la famille de l’officier équestre C. Aemilius Fraterninus.202 En Afrique,203 les flaminats connus sont presque exclusivement locaux et aucun exemple provincial qui nous concerne ne peut être relevé. En Narbonnaise, une seule flaminique est attestée mais de sa famille on ne connaît rien : on la suppose habituellement équestre204 car les flamines de cette province sont assez souvent des chevaliers205 mais le nombre connu est tellement faible qu’il faut rester prudent. Et pour les Gaules, aucune fonction féminine en parallèle avec celles des prêtres fédéraux du Confluent ne peut être citée.

En conclusion de ce chapitre, il faut relever que les grandes prêtrises du culte impérial constituent des occasions significatives, dans certaines provinces au moins, pour que des femmes de l’élite municipale ayant éventuellement atteint le rang équestre, sans aller plus haut, exercent des activités religieuses publiques propres puisqu’elles assurent le culte officiel de la province au bénéfice des membres féminins de la domus diuina. B. La vie des cités Tout un monde de possibilités s’offre aussi aux femmes au niveau de la vie municipale, religieuse en Occident, religieuse et civique en Orient. C’est un très vaste domaine qui a déjà amplement été étudié. Les dames de l’aristocratie sénatoriale et équestre s’y illustrent mais non exclusivement et c’est plutôt en tant que membres des élites locales, ayant éventuellement accédé aux noblesses d’empire, qu’elles revêtent ces prêtrises et magistratures.

195. R. BEHRWALD, Der lykische Bund. Untersuchungen zu Geschichte und Verfassung, Bonn, 2000, p. 211–14. 196. MACMULLEN, Public, p. 214. 197. Voir C. SLAVICH, Due famiglie dell’aristocrazia licia in età imperiale, Studi ellenistici, XV, 2003, p. 275–95: par exemple Iulia Mettia Aurelia Helene au IIIe siècle (p. 289–95; AE 1994, 1730). 198. ALFÖLDY, Flamines, p. 25–39. 199. ALFÖLDY, Flamines, n° 103 ; mari : PIR2 L 248 ; fils: PIR2 L 247. 200. ALFÖLDY, Flamines, n° 105 ; mari : ALFÖLDY, Flamines, n° 58 ; PME T 103. 201. ALFÖLDY, Flamines, n° 101. 202. PME A 77. 203. BASSIGNANO ; LADJIMI SEBAÏ, p. 656–58. 204. SPICKERMANN, p. 191–92. 205. Voir PF LAUM, Narbonnaise, p. 108.

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1. Italie et Occident Nous rencontrons ici les sacerdoces féminins municipaux,206 du culte impérial mais aussi des multiples cultes locaux. Les femmes sénatoriales y sont davantage impliquées qu’au niveau provincial et l’on rencontre aussi des femmes équestres mais dans une proportion moindre que ce que l’on pourrait supposer en raison de l’implication assez fréquente des chevaliers dans les activités de l’échelon local. Citons par exemple parmi les sacerdoces explicites en Italie: Antonia Picentina,207 sacerdos Diuae Faustinae à Falerio Picenus : elle éleva un hommage à Antonin à l’occasion de la dédicace des statues dont elle orna le théâtre. Son mari était le sénateur prétorien C(laudius ?) Secundus patron de la même colonie. Appia [–],208 flaminica Diuae Augustae à Albingaunum dont elle était peut-être originaire offrit avec son mari, sénateur anonyme de rang prétorien d’époque flavienne ou trajane, aquam ex fontibus sui[s perductam ad inc]en[dia arcenda] lacibus [–], soit une dérivation ou une concession d’eau depuis des sources de leur domaine au bénéfice de la cité. Arria Plaria Vera Priscilla,209 flaminique de Pisaurum, fut honorée publiquement par les décurions locaux : son père et son frère supposés d’après l’identité de gentilice, furent les patrons de la cité. Dans la même famille assurément, Plaria Vera210 fut elle flaminica Diuae Augustae à Ostie, ville d’origine de son mari qui en fut un magistrat local, le chevalier A. Egrilius Rufus. Cassia Cornelia Prisca,211 sacerdos Augustae et patriae à Formies dont son mari, M. Aufidius Fronto, consul en 199 et proconsul d’Asie, était patron fut honorée avec lui publice pro splendore munificentiae eius. Claudia Fadilla,212 clarissima femina, sacerdos Diuarum Augustarum à Allifae, sa patria explicite, à l’époque sévérienne sans doute, reçut un hommage des Augustales offert p(atronae ?) ob amor(em) erga patriam eximium eius. Iulia Aemilia Gallitta,213 sacerdos à Regium, fut honorée publiquement ob multa merita eius; seul son titre clarissime informe de son appartenance à l’ordre sénatorial et elle pourrait être apparentée à M. Aemilius Flavius Iulianus Latinianus, clarissimus uir.214 De façon plus inhabituelle c’est par son monument funéraire, élevé matri optumae par son fils, que nous apprenons que Vitellia Rufilla215 fut flaminica Salutis Augustae à Urbs Saluia. Son mari, le consul C. Salvius Liberalis Nonius Bassus est bien connu pour être originaire de cette cité où il exerça des fonctions municipales.216 [–]na,217 sacerdos Diuae Plotinae à Pollentia, sacerdos Diuae Faustinae à 206. HEMELRIJK, Priestesses. 207. FOS 79; CIL IX 5428 = ILS 5652; ANDERMAHR, p. 155 n° 44. 208. FOS 83 ; AE 1975, 403 = Suppl. It. 4, Albingaunum n° 7. 209. FOS 101 ; CIL XI 6333 = ILS 1073 ; ANDERMAHR, p. 161. 210. FOS 612; PIR2 P 447 ; CIL XIV 399 et 5346. 211. FOS 195. 212. FOS 237; CIL IX 2347 ; RAEPSAET–CHARLIER, Nouvelles recherches, p. 262. 213. FOS 425; EE VIII 247. 214. PIR2 A 344 ; ANDERMAHR, p. 137 et 307. 215. FOS 818; CIL IX 5534 = ILS 1012. 216. Chr. DELPLACE, La romanisation du Picenum : l’exemple d’Urbs Salvia, Rome, 1993, p. 51–52, 65 ; ANDERMAHR, p. 420–21. 217. FOS 847 ; CIL V 7617 = ILS 6750 = AE 1982, 376. Cf. G. ALFÖLDY, Städten, Eliten und Gesellschaft in der Gallia Cisalpina, Stuttgart, 1999, p. 255–56 ; 279 ; mari : PIR2 R 54.

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Turin, sacerdos Diuae Faustinae maioris à Concordia fut honorée en tant qu’épouse de Restitutus, consul et sacerdos, par le collège des dendrophores de Pollentia ob insignia eius merita. Gaia Nummia Ceionia Umbria Rufia Albina,218 clarissima puella, fut sacerdos publica à Bénévent ; on pense qu’elle exerça un sacerdoce local de Vénus. Assurément à placer dans le IIIe siècle, elle représente un maillon dans l’alliance219 des Nummii et des Ceionii ; relève certainement de sa parenté, Nummia Varia,220 sacerdos de Vénus Felix à Peltuinum et patronne de la cité. On peut compléter par quelques exemples de femmes issues de milieux équestres parfois en pleine ascension sociale : Cantria Longina, à Aeclanum, épouse de M. Pomponius Bassulus magistrat municipal, mère du chevalier M. Pomponius Bassulus Longinianus, grand-mère du sénateur Eggius Ambibulus Iunior, fut prêtresse de la divine Julie ;221 Crittia Priscilla, flaminica Agrippinae Aug., était la fille d’un chevalier également d’Aeclanum ;222 Plaria Vera, épouse du chevalier A. Egrilius Rufus, mère des sénateurs A. Egrilius Plarianus et M. Acilius Priscus Egrilius Plarianus, fut flaminica Diuae Augustae à Ostie ;223 Asconia, sacerdos Diuae Domitillae à Padoue, était la mère du sénateur T. Mustius Hostilius ... Augurinus ;224 Albucia Candida, flaminique à Novaria et à Ticinum était l’épouse d’un chevalier225 tout comme Clodia Procilla,226 à Brixia. Pour l’Afrique grâce à l’étude de L. Ladjimi Sebaï on peut repérer plusieurs exemples sénatoriaux et équestres : Manlia Pudentilla,227 clarissima femina, fut flaminique à Timgad, sans doute en raison de l’origine locale de son second mari, le notable L. Valerius Maximus. De [–]a [–]ia,228 clarissime et flaminique perpétuelle à Bulla Regia, il n’est guère possible de dire davantage, l’inscription qui l’atteste étant très fragmentaire. Didia Cornelia Ingenua,229 sœur de la clarissime Didia Cornelia, fut flaminique à Cuicul : elle fait le lien entre l’élite équestre et sénatoriale puisque leur père fut le chevalier C. Iulius Crescens Didius Crescentianus,230 issu d’une famille de notables locaux ayant exercé à plusieurs reprises le flaminat. De même Flavia Procilla,231 parente du chevalier T. Flavius Monimus, flaminique perpétuelle à Timgad, était la mère de M. Caelia Procilla qui entra dans l’ordre sénatorial par son mariage avec le fils de Manlia Pudentilla. On peut

218. PIR2 N 239 ; AE 1968, 122 ; ANDERMAHR, p. 107 et 360. 219. Cf. CHAUSSON, p. 858–61. 220. PIR2 N 240–41 ; cf. E. GROAG, RE, XVII, 1937, Nummius n° 19. 221. Voir FOS 641 (PIR2 P 698, 699, E 5+6) ; DELSINE, p. 64–65. 222. AE 1997, 397. 223. Voir FOS 612 (PIR2 P 447 ; E 47 et 48) ; DELSINE, p. 64. 224. PIR2 A 1209 ; M 759 ; DELSINE, p. 65. 225. CIL V 6514 = AE 1999, 763 ; DELSINE, p. 65 ; voir PFLAUM, Carrières, n° 127. 226. CIL V 4485 = ILS 6716 = II X, 5, 1, 276 ; DELSINE, p. 65. 227. LADJIMI SEBAÏ, n° 57 ; FOS 519 ; RAEPSAET–CHARLIER, Nouvelles recherches, p. 261; A. LARONDE, De Cyrène à Timgad : P. Flavius Pudens Pomponianus et sa famille, Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Macerata, 18, 1985, p. 47–69, spéc. p. 65–66. 228. FOS 852; Y. THÉBERT, La romanisation d’une cité indigène d’Afrique : Bulla Regia, MEFR, 85, 1973, p. 247–310, spéc. p. 282 n. et 289. 229. ILAlg II, 3, 7947 ; PIR2 D 80 ; LADJIMI SEBAÏ n° 52 ; cf. FOS 313 ; J. GASCOU, P. GROS et X. LORIOT, Une grande famille de Cuicul à travers le second siècle, AEPHE, IVe s., 1964–65, p. 69–79. 230. PIR2 I 284 ; PME I 51. 231. LADJIMI SEBAÏ n° 56 ; cf. FOS 165 et stemma LXX.

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sans doute en rapprocher le cas de Iulia Celsina232 et peut-être d’Herennia Quarta.233 Deux épouses de chevaliers ayant accompli (ou accomplissant) les milices équestres peuvent être citées : Cornelia Valentina Tucciana234 à Timgad et Aemilia Sextina235 à Volubilis, mais plusieurs marquent seulement l’entrée de la famille dans le second ordre de l’État romain puisqu’elles sont mères de chevaliers : Peducaea Sextia,236 Iulia Bassilia,237 Maria Lucina,238 Vettia Saturnina.239 Ces femmes sont davantage représentatives des élites municipales que de l’ordre équestre proprement dit. Aemilia Sextina est honorée d’une statue par l’ordo de Volubilis mais en tant que Viennoise. Est-ce à Vienne ou en Maurétanie où elle avait accompagné son mari qu’elle fut flaminique ? Presque toutes se sont signalées par des donations évergétiques significatives de grandes fortunes.240 Nous en arrivons à la Gaule Narbonnaise : l’épouse anonyme241 de L. Duvius Avitus, consul suffect en 56, flaminique perpétuelle à Vaison y fit preuve d’évergétisme dans la restauration d’un bâtiment mais l’acte demeure malheureusement peu compréhensible en raison de l’état fragmentaire de l’inscription. Sa famille n’est pas identifiable mais on s’accorde à voir en Duvius un sénateur voconce puisqu’il est connu par deux inscriptions de Vaison. Plusieurs prêtresses s’apparentent à l’ordre équestre au niveau des milices : on peut citer à Béziers une anonyme,242 épouse ou fille d’un tout aussi anonyme procurateur impérial et Cornelia Tertulla,243 épouse du tribun militaire L. Aponius. A Nîmes nous avons déjà rencontré Licinia Flavilla dont le portrait constitue une des meilleures illustrations de la coiffure des flaminiques : son époux Sex. Adgennius Macrinus244 (qui n’était pas flamine mais pontife et magistrat municipal) était également tribun militaire. Tout comme le mari Crescens, patron de la colonie, de Gratilla,245 flaminique à Vienne. Dans le cas de Sammia Secundina246 à Nîmes, seul le rapprochement du gentilice avec une grande famille locale qui a fourni un chevalier préfet de cohorte247 pourrait indiquer une parenté équestre. Les autres Gaules ne fournissent aucun témoignage.248 La Germanie supérieure, par contre, avec la colonie d’Avenches, procure l’exemple de Iulia Festilla249 issue de la grande famille helvète des Camilli, première flaminique de la colonie dans 232. LADJIMI SEBAÏ n° 23. 233. LADJIMI SEBAÏ n° 30. 234. LADJIMI SEBAÏ n° 58. Le mari est M. Plotius Faustus, PME P 47. 235. LADJIMI SEBAÏ n° 66. Le mari est Nammius Maternus, PME N 4 ; PFLAUM, Narbonnaise, n° 14, p. 239–41. 236. LADJIMI SEBAÏ n° 10 à Carthage. 237. LADJIMI SEBAÏ n° 28 à Thuburbo maius. 238. LADJIMI SEBAÏ n° 34 à Mustis ; les fils sont L. Fulvius Kastus Fulvianus (PIR2 F 534) et L. Fulvius [–] ( PME F 91). 239. LADJIMI SEBAÏ n °53 à Lamsortis. 240. LADJIMI SEBAÏ, p. 682–86. 241. FOS 865; PIR2 D 210 ; PFLAUM, Narbonnaise, p. 301–02 n° 3; SPICKERMANN n° 42. 242. SPICKERMANN n° 9. 243. SPICKERMANN n° 10; mari: PFLAUM, Narbonnaise, n° 1, p. 195–96 ; PME A 150. 244. PFLAUM, Narbonnaise, n° 11, p. 237–38 ; PME A 14. 245. SPICKERMANN n° 32 ; mari : PF LAUM, Narbonnaise, n° 9, p. 216–17 ; PME C 282. 246. SPICKERMANN n° 24. 247. L. Sammius Aemilianus : PF LAUM, Narbonnaise, n° 13, p. 238–39; PME S 6 248. SPICKERMANN ; aussi BIELMAN, Flaminiques, p. 120–21. 249. SPICKERMANN n° 49 ; père : PME I 38.

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les années 70–90. Son père, C. Iulius Camillus, fit une carrière municipale illustre mais exerça aussi à Mayence le tribunat légionnaire angusticlave. Pour la Dalmatie, pensons peut-être à Claudia Aesernina,250 qui fut sacerdos Diuae Augustae à Narona et fit une dédicace à Saturne ; son rang sénatorial, supposé d’après la parenté de nom avec les sénateurs du Ier siècle portant la nomenclature M. Claudius Marcellus Aeserninus, est toutefois très incertain.251 Pour l’Espagne les listes252 de prêtresses municipales ne sont pas très explicites sur le rang social des familles ; la richesse est bien documentée par les nombreuses actions évergétiques mais les époux sont rarement connus: dès lors on ne peut guère citer que Porcia Materna, flaminique à Osicerda, épouse du chevalier L. Numisius Montanus de Tarragone,253 et Cornelia Severina,254 mère du sénateur Q. Valerius Vegetus, dont le mari devait être un notable local d’Illiberis.

La vie municipale en Occident fournit donc aux femmes de très nombreuses occasions d’agir en public et au nom de la communauté provinciale ou locale. Mais les femmes de la noblesse sénatoriale y sont nettement moins nombreuses que les femmes de l’élite équestre ou municipale pour lesquelles ces ouvertures étaient les seules. Il est vrai que d’autres opportunités de « paraître » et d’« agir » existaient pour elles, notamment à Rome où elles vivaient au moins une partie de l’année ou une partie de leur vie. Un autre intérêt est le contexte des hommages car bien souvent non seulement ces femmes ont l’occasion de s’exprimer mais aussi celle d’être honorées. Ce cadre des hommages publics ou privés est très souvent évergétique ce qui illustre bien les facettes religieuse et financière de la vie officielle des femmes. 2. Orient hellénophone Poursuivons maintenant l’examen de la documentation dans la partie hellénophone de l’Empire et tout d’abord en Grèce où la situation n’était guère différente de l’Occident. Dans la catégorie des sacerdoces locaux, on relèvera tout spécialement Appia Annia Regilla Atilia Caucidia Tertulla,255 l’épouse d’Hérode Atticus, qui fut prêtresse de Déméter et (première) prêtresse de la Tychè d’Athènes. Dans les deux cas, elle est associée à son mari: implicitement pour l’offrande du Taureau d’Olympie256 mise en rapport avec l’eau de Zeus, soit donc avec les travaux d’adduction d’eau offerts par Atticus au sanctuaire ; explicitement pour la prêtrise athénienne puisqu’elle est honorée officiellement en tant qu’épouse d’Atticus et que prêtresse,257 et

250. FOS 215. 251. ANDERMAHR, p. 219–20, doute fortement de la relation entre cette femme et la famille sénatoriale. 252. ÉTIENNE, p. 238–50 ; HEMELRIJK, Priestesses. 253. CABALLOS RUFINO, p. 480 et 488 n° T 75. 254. PIR2 C 1501; FOS p. 303 et stemma VIII ; fils : CASTILLO, EOS, p. 515–16 n° 95–96. 255. FOS 66. 256. IOlymp. 610. 257. IG 2/32 3607.

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que l’on sait par Philostrate258 que le temple de la Tychè d’Athènes avait été construit par Atticus à côté du stade panathénaïque.259 Il existe aussi des exemples équestres, comme celui de Cornelia Asprilla, sacerdos Diuae Augustae à Philippes, fille du chevalier P. Cornelius Asper Atiarius Montanus.260

En Anatolie il est évident que de nombreuses activités publiques supplémentaires261 étaient mises à la portée des femmes riches. En effet, les femmes d’Asie mineure exerçaient non seulement les sacerdoces attendus mais aussi des magistratures et des liturgies.262 Un intérêt se remarque spécialement pour les activités sportives, les jeux et les concours:263 les femmes sont théores, gymnasiarques et agonothètes. Cela implique notamment qu’elles assistaient aux spectacles à des places d’honneur264 et qu’elles assuraient des charges financières comme la distribution d’huile aux athlètes.265 Ces fonctions pouvaient être exercées en couple, la femme prenant en charge l’huile pour les femmes, mais aussi par la personne seule. Certaines fonctions devaient être purement honorifiques puisqu’il existait des gymnasiarques enfants.266 Quant à l’agonothésie elle semble systématiquement associée à des fonctions religieuses ; se pose toutefois la question de savoir jusqu’à quel degré de surveillance active de la préparation des jeux s’appliquait la tâche: est-ce une simple organisation, le contrôle des athlètes étant confié aux juges, ou une prise en charge complète? En tout cas à Selgè une femme est remerciée pour « avoir organisé les jeux et les avoir présidés ».267 Il suffira pour notre propos de citer quelques exemples de femmes de l’élite d’Empire engagées dans ces processus en partant des sacerdoces, comme pour l’Occident.

258. Vies des Sophistes, 1, 5, p. 59. 259. Peut-être faut-il penser aussi à une anonyme hiérophantide aux mystères d’Eleusis ? Hierophantis (FOS 899) est peut-être le nom de la mère dans cette dédicace à Mundicia Secundilla (IG 2/32 4062 ; FOS 564). Le lien avec l’ordre sénatorial d’une part et avec la religion athénienne d’autre part est fragile. 260. CIL III 651 (cf. 650) ; DELSINE, p. 65. 261. En Occident la participation des femmes à la vie municipale proprement dite semble exclue, sauf à envisager le patronage (voir plus loin). Que faut-il penser de cette femme de Cherchell (Caesarea) qui est qualifiée de duumuira (CIL VIII 9407 cf. 20948) : est-ce un titre honorifique pour l’épouse d’un duumvir, l’abréviation de duumuiralis ou une véritable magistrature ? 262. VAN BREMEN, Limits. Voir aussi F. KIRBIHLER, Les femmes magistrats et liturges en Asie mineure, Ktèma, 19, 1994, p. 51–75; QUASS, p. 213–14 ; 313–14; 321–22 ; 325 ; 338–39 ; 346 ; NOLLÉ. 263. BIELMAN, Jeux. 264. Sur cette question, voir HERZ, Asiarchen, p. 110; VAN BREMEN, p. 155–56. 265. VAN BREMEN, p. 67–68. 266. BIELMAN, Jeux, p. 37. 267. IvSelge 15.

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A Ancyre on rencontre Claudia Balbina minor,268 sebastophantousa sous Commode. Sa mère Claudia Balbina maior faisait partie de l’aristocratie locale et son père, le consul L. Claudius Arrianus, sans doute sénateur novus, était peut-être lui aussi originaire d’Asie. Claudia Caninia Severa,269 fille de Caninia Gargonilla et de M. Claudius Caninius Severus, fut prêtresse et kosmeteira d’Artémis,270 théore271 des Megala Olympia et prytane, à Ephèse. Elle est y honorée officiellement à l’époque des Philippes. Toujours à Ephèse, Claudia Krateia Veriana,272 arrière-arrière-petite-fille par les femmes de Iulia Polla, la sœur du consul pergaménien de l’époque de Trajan, C. Antius A. Iulius Quadratus,273 mais directement de famille non sénatoriale, petite-fille d’un archiereus d’Asie, fut elle gymnasiarque, prytane, prêtresse et kosmeteira d’Artémis. Elle avait dû acquérir par le mariage le rang sénatorial dont elle est gratifiée274 mais son époux n’est pas identifié. Claudia Paula,275 prêtresse d’Isis à Sinope, en Pont–Bithynie, était la sœur d’un gymnasiarque, archonte, pontarque honoré276 pour avoir donné des jeux, et un de ses ancêtres se nommait Claudius Potelius. Claudia Rufina,277 « consulaire », était prêtresse à vie d’Athéna à Sidé : elle était associée dans l’hommage à d’autres personnes également revêtues de prêtrises locales. C’est par des monnaies de Synnada que nous apprenons la prêtrise de Claudia Basilo,278 fille d’un magistrat local et épouse du consul A. Iulius Proculus, sans doute homo nouus; on pense qu’elle fut victime de Commode comme son mari. Elle avait aussi été théore des Olympia à Ephèse.279 Aurelia Volussia Quirinia Atossa280 cumula à Selgè au début du IIIe siècle fonctions et sacerdoces : archiereia des empereurs avec son mari, agonothète, prêtresse à vie d’Arès, prêtresse de la Tychè ; elle est dite de famille sénatoriale et consulaire. Vedia Phaedrina et sa parente Vedia Papiana furent toutes deux prytanes à Ephèse à l’époque de Commode. La première était assurément, la seconde probablement, d’une famille en plein processus d’ascension vers l’ordre sénatorial.281 On pourrait citer aussi dans la même catégorie sociale Iulia Polla282 à Pergame, Iulia Severa283 à Acmoneia, Caecilia Tertulla284 à Attaleia.

268. FOS 226 ; mère: FOS 225; IGR III 191 = BOSCH 75; père : PIR2 C 790 ; HALFMANN, Senatoren, p. 173–74 n° 92. 269. PIR2 C 1088 ; W. ECK, RE, Suppl. XIV, 1974, Claudius n° 412 ; mère : FOS 188 ; père : W. ECK, RE, SupplBd XIV, 1974, Claudius n° 349a. 270. IvEphesos 892. 271. A. BIELMAN, Études de Lettres, 1998, 1, p. 34–36. 272. FOS 233. 273. HALFMANN, Senatoren, p. 139. 274. IvEphesos 980. 275. FOS 247. 276. IGR III 95 = L. VIDMAN, Sylloge inscriptionum religionis Isiacae et Sarapiacae, Berlin, 1979, n° 330. 277. AE 1966, 466 ; FOS 249. 278. FOS 227. 279. IvEphesos 891. 280. IvSelge 20; PIR2 A 1671 ; voir aussi NOLLÉ, p. 236–44. 281. FOS 784 et 783, stemma LIII. 282. VAN BREMEN, p. 334. 283. VAN BREMEN, p. 336. 284. VAN BREMEN, p. 343.

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Mais l’exemple le plus célèbre est certainement celui de Plancia Magna285 à Pergé.286 Son père était un notable local des plus riches, sénateur romain sans doute novus; son mari, C. Iulius Cornutus Tertullus, relevait des mêmes catégories sociales locales. Elle fut prêtresse d’Artémis, prêtresse du culte impérial et prêtresse à vie de la Mère des Dieux. Mais elle exerça aussi deux fois la démiurgie : la première fois lors de son élection à la prêtrise d’Artémis, la seconde fois lors de sa prêtrise du culte impérial ; elle fut aussi gymnasiarque.287 Et son activité évergétique, notamment la rénovation de la porte principale de la ville en l’ornant de statues impériales, est bien connue. Quelques exemples équestres, pour terminer: Flavia Ammion, déjà citée comme grande-prêtresse à Ephèse, fut aussi prytane, stéphanéphore, prêtresse de la déesse Marseille et agonothète à Phocée ;288 Aurelia Hermonassa,289 déjà citée comme grande-prêtresse d’Asie, fut prytane sept fois et prêtresse de Tychè à Thyateira; sa mère Flavia Priscilla et sa fille Aurelia Tryphosa furent elles aussi prytanes. A Aphrodisias Aurelia Flavia Messouleia Diogeneia290 fut archiereia locale, son mari était un chevalier. A Antioche de Pisidie, Caristania Frontina Iulia, sacerdos deae Iuliae Augustae, était la fille du chevalier C. Caristanius Fronto Caesianus Iulius,291 dont la descendance sera sénatoriale.292

En fait ces magistratures locales sur lesquelles on s’interroge pour savoir si elles étaient réellement exercées par ces femmes, ou si elle y étaient remplacées, voire même si elles étaient des titres purement honorifiques, sont souvent attestées293 en dehors de l’exercice de sacerdoces. Une question que l’on se pose à chaque fois que l’on rencontre ces magistratures féminines orientales : pourquoi les femmes des provinces orientales exercent-elles de telles magistratures? Agissent-elles pour elles-mêmes, pour le pouvoir que l’argent leur donnait ? Ou plutôt sous la pression masculine pour le prestige familial, par obligation morale, par obéissance à l’idéologie dominante qui impose de réussir un devoir civique? Les deux interprétations ont été avancées.294 En tout cas ces postes (qui leur coûtent cher) leur assurent une visibilité peu commune pour des femmes. Et il est intéressant de souligner que, telle que la situation se dégage de notre documentation du moins, ces femmes agissent pour la plupart seules. Mais qu’il soit question de sacerdoces ou de magistratures civiques, il s’agit de vie locale, et les femmes sénatoriales et équestres de ces régions s’investissent relativement peu dans cette vie, moins que les fem285. FOS 609 ; PIR2 P 444 ; M. T. BOATWRIGHT, Plancia Magna of Perge: Women’s Role and Status in Roman Asia Minor, dans S. POMEROY (éd.), Women’s History and Ancient History, Chapel Hill – Londres, 1991, p. 249–72 ; voir aussi NOLLÉ, p. 247–55. 286. IvPerge, 118, 120, 121, 123, 124, 125. 287. Pour les liens entre gymnasiarchie et flaminicat, voir BIELMAN, Jeux, p. 40–42. 288. CAMPANILE, Sacerdoti, n° 34b, p. 55; VAN BREMEN, p. 327. 289. CAMPANILE, Sacerdoti, n° 47b ; VAN BREMEN p. 330; mère : CAMPANILE, Sacerdoti, n° 47a; VAN BREMEN p. 331 ; fille : VAN BREMEN, p. 331. 290. VAN BREMEN p. 351 ; mari : DEMOUGIN, Asie mineure, p. 611 n° 250. 291. PIR2 C 425 ; AE 1941, 142 ; DELSINE p. 65. 292. Voir FOS 702 et stemma II. 293. Des listes plus complètes dans VAN BREMEN, p. 306–57. 294. Voir par exemple HAYWARD, p. 127–28.

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mes des élites locales. Au demeurant, celles qui s’y engagent le font généralement plus nettement à titre local qu’en raison de leur rang équestre ou sénatorial qui n’est souvent pas mentionné ni perceptible avant que ne se répande l’usage des titres honorifiques spécifiques. 3. Patronage A côté des sacerdoces et des fonctions civiques municipales, il convient encore d’envisager un autre aspect de l’activité publique des femmes dans lequel se sont illustrées les dames équestres et sénatoriales, le patronage des cités qui se rencontre surtout au IIIe siècle en Italie et en Afrique:295 Nous retrouvons ici les spécificités de la clientèle, et le choix d’attribuer un patronage civique à une femme pourrait paraître assez formel, pour honorer sa famille. Il mérite toutefois de s’y arrêter un instant car on attend d’un patron de cité – ou d’une patronne – des évergésies, certes, mais aussi qu’il soit influent à Rome et qu’il puisse rendre des services concrets d’appui et de défense à la communauté dans toutes sortes de circonstances. En outre, puisque le choix était officiel et enregistré, ce patronage représentait une occasion supplémentaire de visibilité publique et les conditions en étaient fixées par les lois municipales. Une source est particulièrement instructive, la tabula patronatus296 de Nummia Varia : le patronage est attribué à cette femme « ut ... nos remque publicam nostram in clientelam domus suae recipere dignetur et in quibuscumque ratio exegerit, intercedente auctoritate dignitatis suae, tutos defensosque praestet ». La formulation d’un patronage masculin ne serait en rien différente.297 L’image de marque est cependant toujours plutôt de nature privée, pudicitia, castitas, pietas, éventuellement nombre d’enfants,298 ou alors libéralités299 diverses notamment des thermes.300 Quelques noms :301 Atilia Lucillia à Abella,302 Nummia Varia303 à Peltuinum; Domitia Melpis à Tarquinies ;304 Vibia Aurelia Sabina,305 à Calama (mais c’est une fille de Marc–Aurèle agissant sous Septime–Sévère) ; le cas de Laberia Hostilia Crispina306 est intéressant puisque ce sont les mulieres Trebulanae qui honorent leur patronne, ob merita. Dans la même cité de Trebula Mutuesca, on rencontre l’épouse

295. HEMELRIJK, Patronesses. 296. CIL IX 3429 = ILS 6110. 297. HEMELRIJK, Patronesses, p. 222–26. 298. FORBIS, Municipal Virtues, p. 85–88. 299. ILAfr 511 pour Seia Potitia Consortiana, FOS 693. 300. ILAfr 454 pour Julia Memmia Prisca ... Fidiana, FOS 449. 301. On trouvera des listes chez HEMELRIJK, Patronesses ; cf. aussi moins complets, NICOLS, Patrona, p. 140; K AJAVA, Patroness, p. 29–32. 302. AE 1991, 456. 303. CIL IX 3429. 304. CIL XI 3368 : FORBIS, Municipal Virtues, n° 386. 305. FOS 800 : CIL VIII 5328 = ILS 388. 306. FOS 478 ; FORBIS, Municipal Virtues, n° 265 ; AE 1964, 106.

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d’un procurateur, Aurelia Crescentia.307 Dans certains cas la femme agit seule, parfois son époux est également patron (Domitia Melpis ou Aurelia Crescentia).

Dernière position publique à évoquer dans le cadre des cités, le patronage féminin des collèges professionnels, en rapport peut-être avec leurs activités économiques ou avec celles de leur époux, ou bien attribué par ces associations simplement pour rechercher l’appui d’une famille riche dans le jeu des échanges, habituel dans le monde antique. En Italie par exemple, citons Setina Iusta,308 sénatoriale, honorée par le collège des fabri de Pisaurum ou Vasia Martina,309 équestre, par celui des centons à Sentinum. Le patronage n’est pas explicite mais la munificentia à l’égard du collège des fabri de Rimini, l’est pour Aurelia Calligenia,310 épouse du chevalier Titius Sabinianus, qui reçut une statue à l’occasion de la dédicace de laquelle elle organisa en outre une distribution d’argent en 169. En tout cas, ces diverses fonctions publiques féminines conduisent tout naturellement vers une pratique qui exhaussait encore l’élite au-dessus de la mêlée du peuple: l’évergétisme. 4. Évergétisme En effet, en dehors des multiples apparitions et manifestations publiques que toutes ces activités impliquaient lors de fêtes sacrées ou profanes, de sacrifices, de banquets, de jeux, de spectacles, les sacerdoces, patronages et fonctions diverses dans les cités d’origine ou de résidence, avaient un dénominateur commun, l’évergétisme. Songeons aux diverses et multiples voies et formes que cet usage empruntait pour les femmes :311 patronage culturel d’un poète comme Argentaria Polla312 auprès de Martial, ou d’une troupe d’acteurs comme Ummidia Quadratilla313 qui complétait son action par la restauration du théâtre314 de Casinum ; constructions de bâtiments prestigieux comme le gymnase d’Ephèse offert par Flavia Papiana315 et son mari, ou plus « modestes » comme les dorures architectoniques payées par les consulaires Flavia Pollitta316 et Antonia Sabina317 à Sardes ; construction d’un arc et

307. CIL IX 4894 = ILS 6554: FORBIS, Municipal Virtues, n° 266. 308. FORBIS, Municipal Virtues, n° 316. 309. FORBIS, Municipal Virtues, n° 328. 310. CIL XI 405 ; FORBIS, Municipal Virtues, n° 407 (WESCH–KLEIN, Equites, p. 315). 311. Voir par exemple, GOUREVITCH, Femme, p. 180–82 ; 264–67; G. WESCH–KLEIN, Liberalitas in rem publicam. Private Aufwendungen zugunsten von Gemeinden im römischen Afrika bis 284 n. Chr., Bonn, 1990, p. 46–48. 312. FOS 90. 313. FOS 829. 314. M. FORA, Ummidia Quadratilla ed il restauro del teatro di Cassino (per una nuova lettura di AE 1946, 174), ZPE, 94, 1992, p. 269–73 (AE 1992, 244). 315. FOS 373. 316. FOS 374; AE 1993, 1505 = SEG XXXVI 1094. 317. Peut-être est-elle identique à Claudia Antonia Sabina, FOS 218.

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fondation pour une distribution de sportules et l’organisation de banquets anniversaires318 comme Armenia Augè et Bebenia Paulina319 à la mémoire d’un chevalier leur fils et frère ; donation à une institutio alimentaria, comme Fabia Hadrianilla (au surnom incertain) à Hispalis ;320 instauration de marchés, comme Antonia Saturnina ;321 organisation de jeux, comme Iunia Rustica dans un ensemble évergétique prestigieux à Cartima.322 Elles agissaient souvent seules, sans appui masculin et en raison de leurs propres fonctions mais aussi parfois pour honorer les promesses d’un parent: ainsi à Muzuc, Clodia Macrina, clarissima femina, éleva avec ampliatio de la somme un temple à Apollon qui avait été promis ob honorem par son grand-père.323 Dans l’ordre équestre citons encore : Varia Pansina,324 fille du procurateur L. Varius Ambibulus, sœur du consul Q. Planius Sardus L. Varius Ambibulus, éleva à Nola portique et statues ;325 Futia Longina fêta l’érection de la statue de son fils par un banquet municipal,326 tout comme Vibia Marcella pour celle de son époux ;327 Salvia Postuma, sans doute mère du chevalier L. Sergius Lepidus,328 offrit de sua pecunia l’arc de triomphe de Pola à l’époque augustéenne.329

Il est impossible de tout énumérer mais il est intéressant de se pencher sur l’exemple d’Ephèse qui a fait l’objet d’un examen spécifique. La conclusion de G. M. Rogers330 est claire: « these women were more than the dutifull wives or daughters of male benefactors. They reflected the self-image of a polis in which certain women by the third century A. D. were represented as architects of the great urban stage itself ». Au total les évergésies féminines constituent un élément significatif pour notre propos car c’est souvent le seul élément qui soit mis en valeur dans les dédicaces publiques en dehors des rôles féminins traditionnels, autrement dit le mécénat sous ses diverses formes et applications est – hors des rôles religieux – quasiment la seule activité publique et le seul mérite qui soient concédés aux femmes.331

318. W. J. SLATER, Handouts at dinner, Phoenix, 2000, p. 107–22 ; cf. SCHEID, Sacrifice, p. 201–04; DUNBABIN, p. 78. 319. CIL VIII 11216. 320. FOS 352. 321. FOS 81. 322. CIL II 1956; FREI–STOLBA, Frauen, p. 118–19 ; elle serait la fille d’un chevalier selon CASTILLO GARCIA, ANRW, p. 629. 323. FOS 260 ; F. JACQUES, Le privilège de liberté. Politique impériale et autonomie municipale dans les cités de l’Occident romain (161–244), Rome, 1984, p. 738. 324. RE, SupplBd XIV, Varius n° 19b ; FOS stemma XLVIII. 325. AE 1971, 85; WESCH–KLEIN, Equites, p. 314. 326. CIL X 110; WESCH–KLEIN, Equites, p. 315. 327. CIL IX 5841 ; WESCH–KLEIN, Equites, p. 315. 328. CIL V 50; PME S 40. 329. M. L. WOODHULL, Matronly Patrons in the Early Roman Empire. The case of Salvia Postuma, dans F. MCHARDY & E. MARSHALL (Ed.), Women’s Influence on Classical Civilization, Londres–New York, 2004, p. 75–91, spéc. p. 82–86. 330. G. M. ROGERS, The Constructions of Women at Ephesos, ZPE, 90, 1992, p. 215–23. 331. Cf. FORBIS, Municipal Virtues, p. 29–43 et 83–103.

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C. L’épouse du gouverneur Il est par contre un domaine où les dames sénatoriales et équestres étaient avant tout des épouses accomplissant des tâches complémentaires à celles du magistrat ou du fonctionnaire qu’elles accompagnaient: c’est le monde des épouses de gouverneurs, de leurs adjoints, des procurateurs ou même des officiers auxiliaires. En effet, si elles furent nombreuses à se rendre dans les provinces,332 si elles furent nombreuses à recevoir des hommages publics, peu d’indices sont disponibles pour connaître leurs activités publiques. Il semble en tout cas qu’elles aient disposé de peu de possibilités d’initiatives originales. Si l’on fait le bilan des attestations épigraphiques et littéraires, c’est au texte de Sénèque qu’il faut se référer pour tenter de proposer un (maigre) aperçu des fonctions des épouses: « Pendant les seize années que son mari gouverna l’Égypte, elle ne se montra jamais en public, elle ne reçut aucun provincial dans sa maison, elle ne demanda rien à son mari mais n’accepta jamais de supplique. »333 En félicitant sa tante de ne pas avoir eu de tels comportements, au demeurant peu répréhensibles, Sénèque expose quelles étaient les activités habituelles des femmes en province: réceptions, recommandations, appuis. De là à comprendre exactement de quoi il s’agit, c’est une autre affaire, et en outre, ces activités – mises à part les réceptions – devaient être plutôt de nature privée. Quand on accuse Plancine334 d’avoir accepté des cadeaux du roi des Parthes Artaban, il ne peut guère s’agir de contacts et de suppliques officielles. De même pour l’influence probable de Drusilla335 ou l’intervention de l’épouse de Ponce–Pilate.336 Et c’est encore de vie privée qu’il est question pour les fêtes de Sulpicia Lepidina, épouse d’officier sur le mur d’Hadrien.337 Comme nous l’avions déjà mis en évidence lors de nos recherches antérieures, la documentation épigraphique est avare de renseignements: la plupart des femmes sont connues par des inscriptions de nature personnelle privée, religieuses pour la plupart, funéraires éventuellement;338 ces inscriptions nous concernent toutefois car, même dans ces gestes privés, les épouses prennent systématiquement la peine de préciser quel est leur conjoint et quelle est sa fonction; dès lors elles contribuent aussi à leur visibilité et à leur image de marque, notamment de piété, dans la province. Les dédicaces publiques font très rarement état d’un motif explicite et, en dehors de la vertu, de la piété, de la sophrosyne ou de la bienveillance,339 on ne 332. RAEPSAET–CHARLIER, Épouses ; FOS, I, p. 692–95 (liste F) ; PFLAUM, Procurateurs, p. 298–16. 333. Dialogues, XII, 19, 6 (ad Heluiam matrem). 334. TACITE, Annales, II, 58; MARSHALL, Provinces, p. 120–22. 335. Actes Ap., 24, 24; PFLAUM, Procurateurs, p. 306–07 ; MARSHALL, Provinces, p. 121. 336. Mathieu, 27, 19 ; MARSHALL, Provinces, p. 121. 337. T. Vindol. 5. Cf. A. R. BIRLEY, Garrison Life at Vindolanda, Stroud, 2002, p. 125–28. 338. RAEPSAET–CHARLIER, Épouses, p. 60. 339. M. KAJAVA, Roman Senatorial Women and the Greek East. Epigraphic Evidence from the Republican and Augustan Period, dans H. SOLIN & M. KAJAVA (Ed.), Roman Eastern Po-

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peut relever que l’éventuel et rare évergétisme de la dame, et encore non précisé dans sa nature.340 Si les beneficia des maris peuvent être assez divers, comme l’a mis en évidence D. Erkelenz dans sa synthèse récente,341 ce n’est pas le cas pour les femmes, et il semble clair que, en fait, c’est l’époux qui est honoré par le biais de l’honneur fait à l’épouse (plus rarement à la fille). En effet, dans de nombreux cas, l’explication réside dans le titre de patron du mari,342 ou de bienfaiteur,343 à moins qu’ils ne le soient tous les deux.344 C’est bien ici d’un complément actif et décoratif qu’il s’agit, à la différence de ce que nous avons pu relever dans les activités publiques des femmes sénatoriales et équestres à Rome et dans les cités d’origine où les femmes pouvaient avoir des initiatives et des responsabilités. Seul domaine où elles ont pu agir personnellement le patronage, la clientèle: en effet on trouve aussi des dédicaces élevées par des magistrats municipaux,345 ou par des prêtresses locales à leur patrona.346 Il est possible quand même d’avancer quelque peu car, par un détour négatif, on aperçoit certaines autres activités féminines dans les provinces. D’une part il est arrivé qu’une épouse, et même une fille parfois, soient impliquées dans une affaire de concussion. Songeons à Casta et à Classica,347 en Bétique, songeons à Paxaea348 ou à Sosia Galla.349 Il a dû se produire que des femmes aient eu des intérêts économiques dans les provinces où il leur arrivait de séjourner350 et peut-être certaines ont-elles connu des tentations. Il faut reconnaître en tout cas que c’est précisément la crainte de ce type d’entreprises « dépravées » que brocardaient les satiristes,351 que craignaient les sénateurs lors des divers débats qui ont agité le sénat à l’époque de Tibère sur l’opportunité pour les magistrats d’emmener leur épouse et sur la responsabilité que ceux-ci devaient assumer en cas de problèmes.352 Mais il est probable que toutes ces ingérences se pratiquaient de manière privée. Cela n’informe pas du rôle offilicy 340. and Other Studies in Roman History, Helsinki, 1990, p. 59–124, spéc. p. 65 (pour l’époque augustéenne) ; un contrôle des autres périodes donne le même résultat. 340. Ainsi par exemple pour Calpurnia Quadratilla, honorée à Ephèse en tant qu’évergète : FOS 181. 341. ERKELENZ, p. 174–203. 342. Par exemple FOS 432, 433, 579 ou 598. 343. Par exemple SEG XXX 433 = XL 396 ; IKyme 18. 344. Par exemple AE 1966, 376. 345. Par exemple AE 1933, 70 (FOS 823). 346. Par exemple IvEphesos, 617. 347. FOS 198 et 154 ; RAEPSAET–CHARLIER, Épouses, p. 61. 348. FOS 602 ; PIR2 P 192 ; cf. IG 2/32 4242. 349. FOS 720. 350. Cf. le contrat de vente d’un terrain appartenant à l’épouse du préfet d’Égypte : P. Ryl., II, 165 (cf. PFLAUM, Procurateurs, p. 305 et 307). 351. JUVÉNAL, VIII, 128 ; MARTIAL, II, 56. 352. Sur ces questions, voir en particulier L. FANIZZA, Il senato e la prevenzione del « crimen repetundarum » in età tiberiana, Labeo, 23, 1977, p. 199–214 ; A. J. MARSHALL, Tacitus and the Governor’s lady: a Note on Annals iii. 33–34, Greece and Rome, 1975, p. 11–18; aussi MARSHALL, Provinces.

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ciel que nous recherchons, bien que nous puissions imaginer, de manière positive ou négative, que certaines épouses au moins s’immisçaient ou s’intéressaient à la gestion financière et économique de la province.353 Par ailleurs se présentait aussi le contexte militaire :354 Caecina Severus,355 en 21, par exemple, reproche à la présence des femmes de « donner à une armée romaine l’aspect d’une horde barbare » et craint de les voir s’avancer au milieu des soldats et de tenir en mains les légions. Il y avait eu effectivement des « affaires » : celle de Cornelia356 (qui en Pannonie se serait introduite dans les camps vêtue de tenues militaires et aurait assisté aux exercices) et de Plancine357 (qui en Syrie aurait participé à des démonstrations de cavalerie, aux parades des cohortes, intra decora feminis selon Tacite). On peut donc penser que certaines épouses au moins assistaient à des fêtes et à des défilés militaires à condition certes de garder la pudicitia et la reverentia requises. En tout cas l’armée les connaît, qui les honore.358 Et des militaires n’hésitent pas à saluer l’épouse avec l’officier, comme patrons.359 Dans des circonstances exceptionnelles on rencontre aussi des épouses qui assistent aux combats360 ou qui s’occupent des blessés, comme Agrippine majeure, qui veille aussi à encourager les soldats par des éloges et des remerciements.361 Une des occasions officielles de présence féminine était peut-être constituée des sacrifices et vœux publics que prononçaient et exécutaient les gouverneurs,362 par exemple dans le cadre du culte impérial provincial ou lors de l’anniversaire de l’avènement363 puisque, comme tous les magistrats et promagistrats cum imperio, ils avaient des tâches rituelles précises et importantes364 pour lesquelles ils étaient notamment assistés d’haruspices365 et autres techniciens des auspices ou du sacrifice. Revenons à Sénèque: c’est bien ce texte qui permet de cerner les activités publiques des dames sénatoriales et équestres lors des postes provinciaux de leurs maris : en tout cas il est clair qu’elles n’étaient pas inconnues de la pro353. De la province ou des provinces voisines: on n’a pu expliquer la dédicace faite par la ville d’Athènes à un gouverneur de Mésie et son épouse : AE 1971, 438 (FOS 537). 354. M. DEBRUNNER HALL, Eine reine Männerwelt? Frauen und das römische Heer, dans DETTENHOFER, Männersache, p. 207–28, spéc. p. 213–19. 355. TACITE, Annales, III, 33–34. 356. FOS 273. 357. Tacite, Annales, II, 55 ; FOS 562. 358. FOS 359 et 203 ; 579; 639 ; 724 ; 823, etc. 359. Par exemple SEG XXXVII 1539 ; AE 1954, 136. 360. Galeria Fundana (FOS 399) ou Salonina (FOS 682); mais nous sommes dans un cadre quasi-impérial. D’autres épouses ont plutôt encombré les armées comme Flavia Sabina (FOS 379). 361. TACITE, Annales, I, 69 (cf. FOS 812). 362. BEARD, Religions, I, p. 320–21; cf. MEKACHER, Vestalinnen, p. 158. 363. PLINE, Lettres, 10, 52; 10, 102. 364. WISSOWA, p. 402–06 ; SCHEID, Religion, p. 110–12 ; BEARD, Religions, p. 320–21. 365. SCHEID, Sacerdoces, p. 94–96 ; R. HAENSCH, Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit, Mayence, 1997, p. 722 ; M.–L. HAACK, Les haruspices dans le monde romain, Bordeaux, 2003, p. 103–07.

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vince comme le philosophe le souhaite quand il écrit « C’eût déjà été très bien si pendant seize ans la province avait approuvé sa conduite ; il est encore mieux qu’elle l’ait ignorée ». Le nombre de dédicaces officielles qui leur sont adressées est assez considérable,366 offertes en province même, par les différentes cités, ou au retour dans la patria du gouverneur,367 et il faut donc qu’elles apparaissent dans les cérémonies, les fêtes, les jeux non seulement au chef-lieu mais dans l’ensemble du territoire: rappelons les voyages d’agrément au Colosse de Memnon.368 Mais ici c’est bien pour l’essentiel un « schmückendes Beiwerk ».

III. Conclusion Les activités publiques des dames sénatoriales et équestres, à Rome et dans l’Empire, sont donc nombreuses et variées. Nombre de responsabilités leur sont confiées, nombre d’initiatives leur sont accessibles. Mais il faut nuancer immédiatement selon les domaines d’action et les lieux. Le domaine d’action le plus considérable est celui de la religion. A Rome d’abord où les plus grands sacerdoces féminins sont attribués à quelques-unes, isolément pour les vestales, en couple pour les flaminiques et la regina sacrorum. Mais aussi à toutes ces femmes, pour les liturgies d’exception (comme les jeux séculaires) où les matrones et les puellae des deux grands ordres jouent un rôle essentiel. Mais aussi lors des liturgies matronales ordinaires, avec en particulier cette fête de Bona Dea où les femmes de la plus haute aristocratie célèbrent les rites pro populo. En Italie et dans les cités d’origine ensuite où d’importantes prêtrises locales (et provinciales dans une moindre mesure) leur sont conférées, occasion de responsabilités multiples publiques, officielles et « en public ». Et la religion c’est aussi nombre d’activités que je dirais annexes: les banquets par exemple, qui sont généralement le fruit d’un sacrifice, et les jeux qui sont célébrés dans des cadres cultuels. Autre moyen d’actions et champ d’initiatives abondamment célébrées, l’argent. Ces femmes riches usent de leur fortune pour exercer l’activité bien connue des élites dans l’empire, l’évergétisme. Et c’est l’argent qui leur permet d’endosser les magistratures et liturgies d’Asie mineure : cette province offre aux femmes des aristocraties locales des postes brillants et coûteux dans lesquels manifestement les dames sénatoriales et équestres n’hésitent pas à s’engager amplement. Et c’est encore la richesse, mais pas seulement car le prestige familial ou individuel comptait aussi, qui explique le rôle de patronae ciuitatis que certaines femmes ont joué, souvent sans être un simple complément à l’activité masculine.

366. Voir les tableaux de ERKELENZ, p. 239–314. 367. Prenons un exemple récemment découvert: AE 1999, 417. 368. PF LAUM, Procurateurs, p. 303, 304 ; FOS 753.

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Assurément ce sont là les deux registres dans lesquels les femmes peuvent sortir personnellement et individuellement de leur enferment légal officiel et de leur « incapacité » juridique: la religion et l’argent. Ce que le droit théoriquement ne leur permet pas, les responsabilités religieuses et la puissance de la richesse le leur consent. D’autres domaines où l’on pourrait briller en public ne leur sont par contre pas offerts : les femmes (mais non les fillettes) sont exclues des cortèges triomphaux, la scène de la justice ne leur est accessible que dans des cas pénibles où elles doivent se défendre. Quant à la politique, on ne peut parler que d’activités privées, secrètes, et généralement impériales d’ailleurs mises à part les recommandations reconnues des vestales. Tous ces aspects concernent leurs activités, responsabilités et initiatives propres, même si certaines de ces fonctions s’accomplissent en couple, comme les flaminats urbains. Un autre monde est aussi l’apanage de ces femmes, le monde des gouvernements et fonctions provinciales. Là les femmes accompagnent maris et pères dans une forte proportion comme on sait. Là les femmes accomplissent de multiples activités publiques mais cette fois, pour autant que l’on puisse en juger, essentiellement en complément de la fonction masculine qui les appelle à cet endroit. Réceptions, fêtes et cérémonies, jeux et sacrifices les voient assurément aux côtés du gouverneur. Mais rien ne semble leur être consenti comme responsabilité ou initiative. Leur rôle se borne à une collaboration au mieux, à un complément le plus souvent, décoratif et mondain. Est-ce un tableau exact? En tout cas aucun élément dans les sources ne permet vraiment d’imaginer autre chose, à peine peut-être un sacerdoce ou quelques pratiques évergétiques. Un dernier mot des notions de « sphère publique », « sphère privée ». Comme de nombreuses études l’ont déjà montré,369 l’opposition que l’on voudrait faire parfois (souvent dans les textes littéraires de l’antiquité) entre une sphère privée qui serait celle de la femme, opposée à une sphère publique qui serait celle de l’homme ne fonctionne pas pour l’antiquité romaine. La présence de la femme, l’action de la femme est requise en de nombreux moments de la vie officielle et publique (en particulier religieuse) et la manière dont les épouses sont célébrées par les hommages publics en province implique qu’elles sont connues et visibles. Au terme de cet examen, la conclusion globale qui se dégage invite à reconnaître dans l’image publique et officielle des dames sénatoriales et équestres, dans l’ensemble de Rome et de l’Empire, bien davantage que le reflet d’un simple complément décoratif.

369. Voir par exemple : NOLLÉ ; HAYWARD, p. 122–24 ; T. SCHEER, Forschungen über die Frau in der Antike, Gymnasium, 107, 2000, p. 166–68.

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DIE MÄCHTIGEN FREUNDE DES SPÖTTERS MARTIAL UND SEINE PATRONE1 RUURD R. NAUTA

Studien, in denen untersucht wird, wie die römische Führungsschicht in der Öffentlichkeit erscheint, haben häufig das Wort ›Selbstdarstellung‹ oder ›Selbstrepräsentation‹ im Titel oder Untertitel.2 Hingegen spricht der Untertitel des vorliegenden Bandes (und des Kolloquiums, aus dem dieser hervorgegangen ist) von der ›medialen Präsentation einer Führungsschicht‹. Und in der Tat ist nicht jede Darstellung eine Selbstdarstellung. Das gilt insbesondere für mein eigenes Thema, das Bild des Senatorenstandes in den Epigrammen Martials, da Martial selber kein Senator war: er war römischer Ritter (und gehörte als solcher nicht zu den Vornehmen oder Mächtigen seines Standes).3 Selbstverständlich konnte er die Senatoren nicht so darstellen, wie es ihm gefiel: er mußte Rücksicht nehmen auf die Wünsche, die die Senatoren diesbezüglich selber hatten, wenn er ihre Unterstützung nicht verlieren wollte. Insofern war seine Darstellung der Senatoren wenigstens teilweise doch wieder Selbstdarstellung dieser Senatoren. Man kann vielleicht eine gewisse Analogie zu den in diesem Band mehrfach behandelten Ehrenmonumenten mit ihren Inschriften feststellen: diese wurden von anderen gesetzt, enthielten aber von den Senatoren selbst gelieferte Informationen, wie den cursus, und hatten sich auch sonst nach bestimmten für solche Darstellungen gültigen Normen zu richten.4 Sie wurden häufig von Individuen oder Gruppen 1. Dieser Beitrag enthält den nur leicht überarbeiteten und um Anmerkungen vermehrten Text meines Vortrags bei dem Blankenseer Kolloquium; der Vortragsstil ist weitgehend beibehalten worden. Die Darstellung stützt sich zu großen Teilen auf mein Buch Poetry for Patrons. Literary Communication in the Age of Domitian, Leiden 2002, auf das ich im folgenden mit der Kürzel PfP verweise. Ich habe versucht, einige Grundgedanken schärfer zu pointieren, als es in dem Buch geschehen ist. 2. So z. B. W. Eck, Senatorial self-representation: developments in the Augustan period, in: F. Millar und E. Segal (Hgg.), Caesar Augustus. Seven Aspects, Oxford 1984, 129–67 (in italienischer Sprache und mit Ergänzungen in: ders., Tra epigrafia prosopografia e archeologia. Scritti scelti, rielaborati ed aggiornati, Rom 1996, 271–98; dortselbst auch weitere einschlägige Beiträge); G. Alföldy und S. Panciera (Hgg.), Inschriftliche Denkmäler als Medien der Selbstdarstellung in der römischen Welt, Stuttgart 2001; H. Niquet, Inschriften als Medium von »Propaganda« und Selbstdarstellung im 1. Jh. n. Chr., in: G. Weber und M. Zimmermann (Hgg.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr., Stuttgart 2003, 145–73 (mit ausführlichen Literaturangaben). 3. Zu Martial als römischem Ritter siehe PfP, 53–5. 4. Siehe insbes. die Beiträge von Eck, Alföldy und Erkelenz.

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gestiftet, die zu dem Geehrten in einem Patronatsverhältnis standen,5 und ein solches Verhältnis gab es auch zwischen Martial und den in seinen Epigrammen dargestellten Senatoren. Diese Behauptung verlangt einige Erläuterungen. Das Wort ›Patronat‹ möchte ich so verwenden, wie in der englischen Fachliteratur, vor allem seit dem wichtigen Buch von Saller, der Begriff patronage benutzt wird:6 d. h. für das Bestehen eines Patronatsverhältnisses ist es eine zwar ausreichende, keineswegs aber notwendige Bedingung, daß die Partner in diesem Verhältnis von sich selber oder von anderen als patronus bzw. cliens benannt werden. Notwendig ist vielmehr, daß es sich um ein informelles und dauerhaftes, anders gesagt um ein persönliches Verhältnis handelt, das weiterhin durch Asymmetrie, d. h. ungleiche Ressourcen, und Austausch, nämlich dieser asymmetrischen Ressourcen, gekennzeichnet ist. Konzeptualisiert wurde ein solches Verhältnis als ›Freundschaft‹, amicitia, und Patron und Klient nannten einander amicus. Nun hat im Englischen das Wort patronage auch noch die Bedeutung von ›Unterstützung von Schriftstellern oder Künstlern‹, also ›Mäzenatentum‹, und das Wort patron entsprechend die Bedeutung von ›Gönner‹. In meinem Buch Poetry for Patrons habe ich zu zeigen versucht, hauptsächlich anhand der Silvae des Statius und der Epigramme Martials, daß im antiken Rom patronage im Sinne von ›Mäzenatentum‹ als patronage im Sinne von ›Patronat‹ strukturiert war: Martials Gönner waren also tatsächlich seine Patrone, und wenigstens im antiken Sinne also auch seine ›Freunde‹. Eine wichtige Folge der Strukturierung des Verhältnisses zwischen Dichter und Gönner als amicitia ist es, daß der Dichter nicht in den Diensten des Gönners steht und nicht, wenigstens nicht notwendigerweise, im Auftrag des Gönners schreibt. Natürlich muß er, wie schon gesagt, auf die Interessen seines Patrons Rücksicht nehmen, aber er verfügt über eine gewisse Autonomie, und es ist sogar im Interesse auch seines Patrons, daß er diese Autonomie zur Geltung bringt: auf diese Weise wird klargestellt, daß es sich wirklich um amicitia handelt, und nicht um deren Zerrbild, adulatio oder kolakeia, ›Schmeichelei‹.7 Man kann die Lage am besten mit dem Wort ›Verhandlung‹, englisch negotiation, beschreiben: im Austausch zwischen Dichter und Patron wird die Art der Beziehung ständig neu verhandelt. Dabei bestehen die Beiträge des Dichters zu diesem Austausch hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, 5. Siehe G. Alföldy, Pietas immobilis erga principem und ihr Lohn: öffentliche Ehrenmonumente von Senatoren in Rom während der Frühen und Hohen Kaiserzeit, in: Inschriftliche Denkmäler (wie Anm. 2), 11–46 (dort 15–6, 42–5). 6. R. P. Saller, Personal Patronage under the Early Empire, Cambridge 1982; vgl. auch dens., Martial on patronage and literature, CQ 33, 1983, 246–57; Patronage and friendship in Early Imperial Rome: drawing the distinction, in: A. Wallace-Hadrill (Hg.), Patronage in Ancient Society, London und New York 1989, 49–62; Status and patronage, in: CAH2 XI, 2000, 817–54 (v. a. 838–51). Weiteres in PfP, 1–34 (allgemein) und 37–90 (zu Martial). 7. Die Frage ›Wie kann man einen Schmeichler von einem Freund unterscheiden‹ wurde viel diskutiert, nicht nur in Plutarchs so benannter Spezialschrift, sondern auch z. B. in Cic. Lael. 88–100; Sen. nat. 4a, pr.; Max. Tyr. 14. Q. Cicero spricht von perpetua illa ... disputatio (pet. 39).

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in seiner Dichtung. Die Dichtung ist also Teil der Verhandlung. Dies bedeutet für Martial, daß er in seinen Gedichten nicht einfach seine Patrone darstellt, nicht einmal seine Kommunikation mit seinen Patronen, sondern daß er diese Kommunikation in seinen Gedichten vollzieht. In den einschlägigen Epigrammen Martials spricht immer ein ›ich‹, das sich an das ›du‹ des Patrons wendet. Häufig wird der Patron scharf kritisiert, aber in solchen Fällen trägt er einen fiktiven Namen und handelt es sich offenkundig um eine fiktive Kommunikation. Es gibt aber auch viele Fälle, wo der Patron einen realen Namen trägt, wie ›Stella‹ oder ›Regulus‹ oder ›Fuscus‹, und von dem Publikum mehr oder weniger eindeutig (auf das Maß der Eindeutigkeit wird noch zurückzukommen sein) mit einer realen Person identifiziert werden kann; in diesen Fällen ist auch das ›ich‹ real, und mit der Person des (wie auch immer sich inszenierenden) Dichters Martial gleichzusetzen.8 Über die Spottepigramme werde ich später sprechen müssen, aber zuerst möchte ich mich der realen Kommunikation zwischen Martial und seinen Patronen zuwenden. Der kommunikative Charakter der Epigramme Martials für seine Patrone bedeutet, daß diese Epigramme an bestimmte Gelegenheiten, in denen eine Kommunikation möglich oder gar erforderlich ist, gebunden sind. Sie sind somit ›Gelegenheitsdichtung‹, manche auch in einem engeren Sinne,9 indem sie einer Gelegenheit im Leben des Patrons, wie einer Hochzeit, einem Geburtstag oder einem Trauerfall gewidmet sind – oder besser gesagt: einer Gelegenheit im gemeinsamen Leben des Patrons und des Dichters, da der Dichter ja immer aus der Position des teilnehmenden amicus heraus schreibt.10 Deshalb kann man zu dieser Kategorie auch solche Epigramme rechnen, in denen der Dichter eine Villa seines Patrons, die er bei einem Besuch kennengelernt hat, oder ein von seinem Patron erworbenes Kunstwerk, das er bei einer gemeinsamen Mahlzeit bewundert hat, beschreibt.11 Solche Texte sind häufig bei der 8. Siehe PfP, 39–58. Manche Martial-Forscher leugnen hingegen grundsätzlich, daß das ›ich‹ in den Epigrammen Martials je den Dichter als historische Person meinen kann; vgl. N. Holzberg, Martial und das antike Epigramm, Darmstadt 2002, 13–8 (und passim); S. Lorenz, Erotik und Panegyrik. Martials epigrammatische Kaiser, Tübingen 2002, 4–42 (und passim); dens., Rez. von PfP, Plekos (www.plekos.uni-muenchen.de), 5, 2003, 75–86 (v. a. 78–81). Über die Selbstinszenierung des Dichters in der römischen Dichtung siehe Verf., ›Lyrisch ik‹ en persona in de bestudering van de Romeinse poëzie, Lampas 35, 2002, 363–86. 9. Auf die verwickelte Semantik von ›Gelegenheit‹ und ›Gelegenheitsdichtung‹ kann ich hier nicht eingehen; vgl. z. B. W. Segebrecht, Das Gelegenheitsgedicht. Ein Beitrag zur Geschichte und Poetik der deutschen Lyrik, Stuttgart 1977. 10. Einige Beispiele (nicht beschränkt auf Gedichte für mit Sicherheit senatorische Adressaten, aber ohne Gedichte für den Kaiser): Hochzeit: 6,21 (vgl. Stat. silv. 1,2); Geburtstag: 3,6. 4,45. 7,21–3 (Geburtstag des verstorbenen Lucan; vgl. Stat. silv. 2,7). 9,39. 52–3. 10,23. 87; Trauerfall: 1,114 und 116. 6,28–9 (vgl. Stat. silv. 2,1). 52. 68. 7,40 (vgl. Stat. silv. 3,3). 96. 9,51. 86. 10,71. 11,69. 91. 12,52. Es gibt aber weitere Gelegenheiten, wie u. a. Abschied (z. B. 10,12; siehe unten), Rückkehr (z. B. 8,45) und Genesung (z. B. 7,47. 11,36). 11. Einige Beispiele (nicht beschränkt auf Gedichte für mit Sicherheit senatorische Adressaten, aber ohne Gedichte für den Kaiser): Villen: 3,58. 4,64. 8,68. 10,30 (siehe unten). 51. 58; vergleichbar Gedichte über eine domus (z. B. 12,57) oder ein Bad (6,42; vgl. Stat. silv. 1,5). Kunstwerke u. ä.: 5,11–2. 7,44–5. 8,50 (51). 9,43–4 (vgl. Stat. silv. 4,6). 74 und 76; vergleichbar

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Gelegenheit selbst verfaßt und entweder vorgetragen oder als kleines Manuskript überreicht oder übersandt worden.12 Es ist möglich, daß Texte dieses Typs von Martial nicht in seine veröffentlichten Bücher aufgenommen worden sind, aber die Texte, die wir kennen, kennen wir nur deshalb, weil sie veröffentlicht worden sind. Im neuen Kontext des Buches fehlen aber manchmal Informationen, die im ursprünglichen situationellen Kontext vorhanden waren und aus dem Grund nicht im Text expliziert sind. Solche Informationsdefizite13 können aber auch dann auftreten, wenn das Epigramm von Anfang an für die Veröffentlichung geschrieben war: es ist in solchen Fällen so, als ob Martial mit seinem Adressaten in der Öffentlichkeit kommuniziert, ohne daß seine Leser diese Kommunikation vollständig rekonstruieren könnten. Häufig betrifft das Informationsdefizit die Identität des Angeredeten, da entweder gar kein Name genannt wird oder nur ein gängiges cognomen (manchmal auch nur ein praenomen).14 Ich greife ziemlich willkürlich ein Beispiel heraus. Martial wendet sich in zwei Epigrammen an einen gewissen Fuscus. Im ersten Buch bittet er ihn um Aufnahme unter dessen amici (d. h. also unter dessen Klienten) (1,54), und im siebten Buch (7,28) scheint diese Bitte erfolgreich gewesen zu sein – falls es sich tatsächlich, wie meist angenommen, um den gleichen Fuscus handelt –, da Martial ihm ein Exemplar des an den Saturnalien veröffentlichten Buches mit einer teils lobenden, teils scherzenden Widmung zusendet:15

12. Gedichte über schöne Sklaven oder Freigelassene (z. B. 7,29. 8,46. 9,103) oder Haustiere (z. B. 1,109); einige der in Anm. 10 unter ›Trauerfall‹ erwähnten Gedichte betreffen solche Sklaven oder Freigelassene (6,28–9. 52. 68. 7,96) oder Haustiere (11,69). 12. Die hier vertretene Auffassung, daß Martial an den Patron gerichtete Epigramme einzeln (oder manchmal auch in Paaren) vortrug oder im Manuskript überreichte oder übersandte (siehe PfP, 91–107), soll nicht mit der alten, in jüngerer Zeit v. a. von P. White (The presentation and dedication of the Silvae and Epigrams, JRS 64, 1974, 40–61; Martial and pre-publication texts, ÉMC n.s. 15, 1996, 397–412) vertretenen Theorie verwirrt werden, daß Martial seinen Patronen kleinere Sammlungen vermischter Epigramme (sog. libelli) überreichte, deren Widmungen in den Widmungsgedichten der veröffentlichten Bücher enthalten seien; hiergegen M. Citroni, Pubblicazione e dediche dei libri in Marziale, Maia 40, 1988, 3–39 (leicht überarbeitet in der Einleitung zur Übersetzung von M. Scàndola, Mailand 1996, Bd. 1, 5–64); PfP, 107–20. Auch D. P. Fowler, Martial and the book, Ramus 24, 1995, 31–58 argumentiert gegen White, aber in Verbindung mit der Idee, daß der ursprüngliche Gelegenheitscharakter bei Martial immer fiktiv ist oder wenigstens sein könnte; zustimmend hierzu Holzberg (wie Anm. 8), 128–9; Lorenz (wie Anm. 8), Erotik, 11; Rez., 75–6 (vgl. PfP, 39, Anm. 5). 13. Den Begriff ›Informationsdefizit‹ habe ich W. Röslers Untersuchung der frühgriechischen Lyrik entnommen: Dichter und Gruppe. Eine Untersuchung zu den Bedingungen und zur historischen Funktion früher griechischer Lyrik am Beispiel Alkaios, München 1980, 41–5. 14. Siehe White, The presentation (wie Anm. 12), 40–1; PfP, 39–42 15. Über die Widmung von Büchern in Martial siehe PfP, 120–31.

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Sic Tiburtinae crescat tibi silua Dianae et properet caesum saepe redire nemus, nec Tartesiacis Pallas tua, Fusce, trapetis cedat et inmodici dent bona musta lacus; sic fora mirentur, sic te Palatia laudent, 5 excolat et geminas plurima palma fores: otia dum medius praestat tibi parua December, exige, sed certa, quos legis, aure iocos. ‘Scire libet uerum? Res est haec ardua.’ Sed tu quod tibi uis dici, dicere, Fusce, potes. 10 So gewiß ich wünsche, daß dein Wald der Diana in Tibur wachse, / der oft abgeholzte Hain sich rasch erneuere, / auch deine Olivenernte, Fuscus, nicht vor tartessischen Ölpressen zurückstehe / und übervolle Bottiche dir einen edlen Most spenden; / (5) so gewiß ich wünsche, daß die Foren dich bewundern, auch der Kaiserpalast dich lobe / und Palmzweige in großer Zahl dir die Türflügel schmücken, / (genau so ernsthaft) prüfe, solange dir die Mitte des Dezembers eine Ruhepause gewährt, / und zwar mit gespannter Aufmerksamkeit, die Scherzgedichte, die du liest. / ›Möchtest du die Wahrheit wissen? Das ist keine leichte Aufgabe!‹ Aber du / (10) Fuscus, kannst doch zu mir sagen, was du dir selbst gern sagen läßt.16

Aus diesem Gedicht geht hervor, daß Fuscus ein angesehener, auch vom Kaiser favorisierter Redner ist (5–6); Sherwin-White und Syme haben ihn vorsichtig mit Cn. Pedanius Fuscus Salinator (suff. ca. 84), einem führenden Senator aus Barcino, identifiziert; Syme mit der Begründung, daß der Verweis auf die »tartessischen Ölpressen« (3) eine Anspielung auf Fuscus’ spanische Herkunft sein könnte.17 Symes Begründung ist zwar nicht stichhaltig, da bei Martial das Adjektiv Tartesiacus immer spezifisch auf die Baetica verweist,18 aber es ist trotzdem gut denkbar, daß die Identifikation stimmt und auch für Martials zeitgenössisches Publikum erkennbar war: obwohl das cognomen ›Fuscus‹ häufig ist, kann es doch nicht so viele Fusci gegeben haben, die erfolgreiche Anwälte waren. Aber ob Martial hat erwarten können, daß Fuscus auch für die Nachwelt noch identifizierbar sein würde, erscheint sehr fraglich.19

16. Die Martial-Übersetzungen sind sämtlich der Übersetzung von P. Barié und W. Schindler entnommen worden: M. Valerius Martialis. Epigramme, Düsseldorf und Zürich 1999. 17. A. N. Sherwin-White, The Letters of Pliny. A Historical and Social Commentary, Oxford 1966, 386; R. Syme, Spaniards at Tivoli, AncSoc 13–4, 1982–3, 255 = Roman Papers 4, Oxford 1988, 107; PIR2 P 199. G. Galán Vioque, Martial, Book VII. A Commentary, Leiden 2002, 202 überlegt eine Identifizierung mit dem Prätorianerpräfekten Cornelius Fuscus, der zur Abfassungszeit von B. 7 schon seit etwa sechs Jahren tot war (vgl. Mart. 6,76). 18. Siehe Mart. 8,28,5. 9,61,1. 11,16,4. Mit Tartesiacis ... trapetis verweist Martial auf das berühmte Öl der Baetica; vgl. 12,98,1: Baetis oliuifera crinem redimite corona. 19. Nicht identifizierbar für uns sind z. B. Faustinus und Flaccus, die beide zu den am häufigsten angeredeten Patronen von Martial gehören; vgl. PfP, 67–9.

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Trotzdem behauptet Martial immer wieder, daß seine Dichtung denjenigen, die darin lobend erwähnt werden, ewigen Ruhm verschafft, wie im folgenden Beispiel:20 gaudet honorato sed multus nomine lector, cui uictura meo munere fama datur. (5,15,3–4) ... vielmehr freut sich mancher Leser, daß sein Name geehrt ist, / dem meine Gabe bleibenden Ruhm verleiht.

Plinius, in seinem berühmten ›Nekrolog‹ Martials (ep. 3,21), bezeugt die gleiche Auffassung. Er erklärt, daß er Martial bei dessen Rückkehr nach Spanien ein Reisegeld gegeben hat (dederam ... dederam [2]), um ihm Dank abzustatten (gratiam rettuli [4]) für ehrende Verse; er zitiert dann einen Teil des betreffenden Gedichtes (10, 20 [19],12–21) und schließt: Dedit enim mihi quantum maximum potuit, daturus amplius si potuisset. Tametsi quid homini potest dari maius, quam gloria et laus et aeternitas? At non erunt aeterna quae scripsit: non erunt fortasse, ille tamen scripsit tamquam essent futura. (6) Er hat mir gegeben, so viel er konnte, und hätte mehr gegeben, wenn er gekonnt hätte. Immerhin, was kann einem Menschen Größeres gegeben werden als Ruhm und Lob und Ewigkeit. Aber (meinst du) es wird nicht ewig sein, was er schrieb: vielleicht nicht, trotzdem hat er es geschrieben, als ob es so sein würde.

In der Tat scheint das von Plinius angeführte Epigramm ihn als Adressaten eindeutig genug zu identifizieren, und zwar mit Hilfe des seltenen nomen ›Plinius‹ (10,20 [19],3, in dem von Plinius nicht zitierten Teil).21 Aber es gibt andere Gedichte, in denen die Lage weniger eindeutig ist. So wird in 5,80 einem Severus ein Buch dargeboten, das er zusammen mit einem Secundus korrigieren möge: Nam securus erit [scil. hic libellus], ... quem censoria cum meo Seuero docti lima momorderit Secundi. (10–4) Denn so kann es [scil. dieses Büchlein] unbesorgt sein, ... / wenn, gemeinsam mit meinem Severus, / der gelehrte Secundus kritisch daran feilt.

Dieser Secundus könnte Plinius sein: daß er doctus genannt wird (und früher im Gedicht [6] auch disertus) und ihm eine Leidenschaft für die lima unterstellt wird, würde zu Plinius, so wie wir ihn aus seinen Briefen kennen, pas-

20. Weitere Stellen: 5,25. 36. 7,17. 44. 84. 9,76. 10,26. 78. 12, 3 (4 + 6,7–12); vgl. 4,31. 5,60. Siehe PfP, 142–3. 21. Weiteres zu dem ›Nekrolog‹: PfP, 37–9, 142–3.

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sen.22 Aber Martials Secundus könnte auch mit dem Caecilius Secundus identisch sein, der in 7,84 an der Donau dient – und deshalb nicht Plinius sein kann.23 Oder er könnte noch ein ganz anderer sein, da ›Secundus‹ zu den häufigsten römischen cognomina gehört, genauso wie ›Severus‹, das cognomen des auch nicht weiter bestimmbaren Adressaten des Epigramms.24 Die reine Namensnennung ist hier unzureichend, eine uictura ... fama zu begründen. Aber diejenigen, denen Martial das Buch schickte, wußten selbstverständlich, daß sie gemeint waren, und ihre Freunde wahrscheinlich auch. Die Funktionalität als Ehrung war also nicht ganz, aber doch teilweise eingeschränkt, da nur ein Teil des Publikums die Geehrten identifizieren konnte. Offenbar waren solche Ehrungen den Patronen aber trotzdem willkommen. Vielleicht kann man wieder die Ehrenmonumente als Analogie heranziehen, da diese nicht ausschließlich im öffentlichen Raum aufgestellt wurden, sondern auch in den Häusern und Villen der Geehrten, und in solchen Fällen nur vom Geehrten selber und seinem Kreis wahrgenommen werden konnten.25 Die Analyse, die Martial wie Plinius von dem Funktionieren der Epigramme geben, ist also nur partiell zutreffend. Das Denkschema »führende Männer unterstützen Dichter, da diese ihnen unsterblichen Ruhm verleihen« war alt und weitverbreitet, wurde aber den komplexen Gegebenheiten des literarischen Lebens der frühen und hohen Kaiserzeit nicht gerecht.26 Um zu einer angemesseneren Beschreibung zu gelangen, werde ich mich jetzt den Inhalten der Epigramme, die Martial für seine Patrone schrieb, zuwenden, wobei ich mich auf die Senatoren unter ihnen konzentrieren werde. Es fällt sofort auf, daß die Ämterlaufbahn nur eine ganz untergeordnete Rolle spielt. Von den Hunderten von Epigrammen, die an Patrone gerichtet sind, erwähnen weniger als ein Dutzend überhaupt ein Amt.27 Diese Epigramme finden sich alle in den späteren Büchern (ab Buch 7), in denen auch der 22. Plinius’ Leidenschaft für die lima: ep. 1,2,5. 1,8,3. 5,10,2. 8,4,7; vgl. A.-M. Guillemin, Pline et la vie littéraire de son temps, Paris 1929, 43–50. P. Howell, Martial. The Epigrams. Book V, Warminster 1995, 162 sagt »It is unlikely that he [scil. Secundus] is Pliny«, aber ohne Argumente. 23. Zur Laufbahn des Plinius siehe PIR2 P 490; A. R. Birley, Onomasticon to the Younger Pliny. Letters and Panegyric, München und Leipzig 2000, 5–17. 24. Meist wird dieser Severus mit Silius Severus, dem 8,66 gemeinten und 9,86 namentlich genannten Sohn des Silius Italicus, identifiziert; so z. B. Howell (wie Anm. 22), 88–9; skeptischer PfP, 41. Zur Frequenz der cognomina siehe I. Kajanto, The Latin Cognomina, Helsinki = Helsingfors 1965, 29–30; eine Suche auf der Website der PIR (http://www. bbaw.de/forschung/pir/suche.html) ergibt 76 Secundi und 178 Seueri (gegen 6 Plinii). 25. Siehe die Anm. 2 genannten Studien. Der Unterschied ist natürlich, daß bei den statuarischen Ehrungen die Wahrnehmbarkeit tout court eingeschränkt ist, bei den veröffentlichten Epigrammen Martials nur die Wahrnehmbarkeit als Ehrung einer bestimmten Person. 26. Siehe weiter PfP, 143–8. 27. Siehe 7,63 (Silius Italicus cos. 68). 8,66 (Silius Italicus cos. 68; Silius Decianus suff. 94; Konsulat erbeten für Silius Severus). 78 (Arruntius Stella organisiert Spiele: als Prätor? Vgl. PfP, 212). 9,42 (Konsulat erbeten für Stella). 10,18 (17) (Macer curator uiae Appiae; s. u.). 78 (Macer Statthalter von Dalmatien; s. u.). 12,2 (3) (Stella suff. 101; vgl. PfP 212). 98 (Instanius Rufus Statthalter von Baetica als Nachfolger von Macer; s. u.).

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Kaiser ausgiebiger gelobt wird als vorher; es scheint, daß Martial bemüht war, den panegyrischen Gehalt seines Werks zu steigern, vielleicht auch unter dem Einfluß der Silven des Statius.28 Als Beispiel behandele ich kurz zwei Epigramme aus dem 10. Buch, die beide an einen Macer gerichtet sind. Das erste ist 10,18 (17): Saturnalicio Macrum fraudare tributo frustra, Musa, cupis: non licet: ipse petit; sollemnesque iocos nec tristia carmina poscit, et queritur nugas obticuisse meas. Mensorum longis sed nunc uacat ille libellis. Appia, quid facies, si legit ista Macer?

5

Macer um die Saturnalien-Gabe zu betrügen, / wünschst du, Muse, vergeblich: Das darfst du nicht, er selbst bittet um sie; / er fordert die üblichen Scherze und unernste Gedichte / und klagt, daß meine witzigen Nichtigkeiten verstummt seien. / Doch jetzt hat er Zeit für die langen Berichte seiner Feldmesser. / Appische Straße, was wirst du machen, wenn Macer meine Gedichte liest?

Die Beziehung zu den Saturnalien zeigt, daß das Gedicht zur ersten Auflage des 10. Buches, die an den Saturnalien von 95 publiziert wurde, gehört.29 Im letzten Distichon wird eindeutig auf eine cura uiae Appiae verwiesen, und das Wort nunc legt die Vermutung nahe, daß Macer das Amt noch nicht lange innehat, so daß das Gedicht auch als Gratulation zum Amtsantritt gelesen werden kann. Das zweite Gedicht (10,78) läßt sich durch den Verweis auf Martials bevorstehende Abreise nach Spanien auf 98 datieren, nicht lange vor der Veröffentlichung der zweiten Auflage. Ich zitiere die erste und den Anfang der zweiten Gedichthälfte: Ibis litoreas, Macer, Salonas, ibit rara fides amorque recti et quae, cum comitem trahit pudorem, semper pauperior redit potestas: felix auriferae colone terrae, rectorem uacuo sinu remittes optabisque moras, et exeuntem udo Dalmata gaudio sequeris. Nos Celtas, Macer, et truces Hiberos cum desiderio tui petemus.

5

10

28. Zur Zunahme der Kaiserpanegyrik in den Büchern Martials siehe Citroni, Pubblicazione (wie Anm. 12); PfP, 383–5; Lorenz, Erotik (wie Anm. 8). Der Einfluß der Silven ist bislang noch nicht in Betracht gezogen worden, aber zeigt sich auch in Villengedichten wie 8,68 und 10,30; für die Datierungen siehe PfP, 441–4. 29. Ich gehe davon aus, daß Widmungsgedichte sich nie auf unpublizierte Sammlungen (libelli), sondern immer auf das veröffentlichte Buch selber beziehen; siehe Anm 12. Für die

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Du wirst jetzt, Macer, zur Küstenstadt Salonae gehen. / Gehen werden seltene Treue, die Liebe zu dem, was recht ist / und die Macht des Amtes, die, wenn sie das Ehrgefühl zu ihrem Begleiter nimmt, / stets ärmer nach Hause zurückkommt. / (5) Glücklicher Bewohner des goldreichen Landes, / deinen Statthalter wirst du mit leeren Taschen zurückschicken, / wirst wünschen, er bleibe, wirst, wenn er zieht, / Dalmater, ihn mit Freudentränen begleiten. / Ich selbst, Macer, werde zu Kelten und rauhen Hiberern / (10) voller Sehnsucht nach dir eilen.

Macer macht sich auf den Weg nach Salonae, um dort die Statthalterschaft von Dalmatien zu übernehmen. Ob dieser Macer derselbe ist, der drei Jahre vorher curator der uia Appia war, ist unklar,30 dürfte aber dem ursprünglichen Publikum von Martial bekannt gewesen sein. Es kommt mir aber jetzt nicht auf Identifizierungsprobleme an, sondern darauf, festzustellen, daß auch diese Epigramme, die beide einen Amtsantritt zu feiern scheinen, fest in die Gestaltung des persönlichen Verhältnisses von Dichter und Patron eingebettet sind. Das erste Gedicht ist eine Darbietung eines Buches an den Saturnalien,31 das zweite ein Propemptikon, ein Abschiedsgedicht, in dem der Dichter traditionell die Freundschaft mit dem Adressaten betont und auch über sich selber spricht, wie es Martial in der ganzen zweiten Gedichthälfte tut.32 Erwähnungen von Ämtern sind aber, wie gesagt, selten, und im Mittelpunkt bei Martial steht nicht die Repräsentation des negotium, sondern die des otium. Typische Themen sind die poetische Produktion des Patrons, Kunstwerke, Kuriositäten oder auch schöne Sklaven, die er besitzt, und seine Villen.33 Diese Schwerpunkte stehen in einer gewissen Spannung zu der hergebrachten römischen Verurteilung der luxuria, aber die Wertvorstellungen hatDatierungen siehe M. Citroni, Marziale e la Letteratura per i Saturnali (poetica dell’intrat30. tenimento e cronologia della pubblicazione dei libri), ICS 14, 1989, 201–26 (dort 216–7). 30. Das Problem wird noch weiter kompliziert durch 12,98, wo ein Macer sein Amt als proconsul der Baetica seinem Nachfolger überträgt (der Macer in 5,28,5, dessen probitas gerühmt wird, dürfte mit dem wegen ähnlicher Qualitäten gelobten Legaten von Dalmatien identisch sein). Siehe PIR2 M 12–4, mit der dort angegebenen Literatur. 31. Derselbe Gedanke wie in 10,18 (17),5–6 wird auch in 11,1,5 ausgedrückt, wo gleichfalls ein Buch zu den Saturnalien dargeboten wird: libros non legit ille, sed libellos (von Parthenius, dem a cubiculo). 32. Über Freundschaft im Propemptikon siehe F. Cairns, Generic Composition in Greek and Roman Poetry, Edinburgh 1972, 4, 52–3, 123–4, 141–2. Vielleicht hatte Martial die Propemptika des Statius für Maecius Celer (silv. 3,2) und Crispinus, den Sohn des Vettius Bolanus (silv. 5,2), vor Augen; in beiden Gedichten wird in der Schlußpartie das Interesse des Patrons für die Poesie des Dichters thematisiert (silv. 3,2,141–2. 5,2,160–3), wie in Martials Epigramm auch (15–6). 33. Die dichterische Produktion wird natürlich bei solchen Patronen gelobt, die als Dichter eine gewisse Berühmtheit erlangt hatten, wie Stella (u. a. 1,7. 7,14,5–6. 12,2 [3],11–4), Silius Italicus (u. a. 4,14. 7,63. 11,48 und 50 [49]), Voconius Victor (7,29; vgl. PfP, 69–70) und Nerva (8,70. 9,26), aber auch bei anderen, deren poetisches Talent uns nur von Martial bezeugt wird, wie z. B. Faustinus (1,25), Castricus (6,68. 7,42), Julius Cerealis (11,52) oder der Fachschriftsteller Frontin (10,58). Auch Beredsamkeit wird manchmal gelobt (wie in dem Epigramm für Plinius), ist aber schon mehr mit den gesellschaftlichen Aktivitäten des Patrons verbunden. Für Epigramme auf Kunstwerke, Villen u. ä. siehe Anm. 11.

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ten sich gewandelt: auch Plinius spricht in seinen Briefen ständig von seiner Dichtung und seinen Villen.34 Zwar versichert er immer wieder, daß das negotium ihm das Wichtigste sei, aber er lobt doch das den Büchern geweihte otium und apostrophiert es als paene omni negotio pulchrius (1,9,6).35 Obwohl Plinius also einen gewissen Legitimationsdruck empfindet, glaube ich doch nicht, daß die Dichter herangezogen wurden, damit sie in ihrer Dichtung das otium der Patrone verteidigten; vielmehr waren die Dichter selbst Teil der Repräsentation der kulturellen Identität dieser Patrone.36 Um diese Überlegungen etwas zu konkretisieren, möchte ich aus Martials senatorischen Patronen einen herausgreifen und alle Gedichte vorführen, die Martial für diesen Senator geschrieben hat. Ich habe jemanden gewählt, der nicht selber ein berühmter Dichter war (wie Stella oder Silius Italicus) und für den eine überschaubare, aber nicht allzu kleine Zahl an Gedichten vorliegt, und zwar Domitius Apollinaris.37 Auch ist er außerhalb von Martial gut bekannt, aus den Briefen des Plinius und verschiedenen Inschriften, die eine Rekonstruktion seiner Laufbahn ermöglicht haben.38 Ich gebe eine schematische Darstellung dieser Rekonstruktion:39 a

83–86

Legionslegat in Kappadozien-Galatien

b

86–89

dasselbe in Syrien

c

89–92 oder 90–93

praefectus aerarii militaris

d

93–96

Legat von Lykien-Pamphylien

e

97 (Juli–August)

consul suffectus

34. Über die Rolle des Luxus bei Martial und anderen bereitet Delphina Fabbrini (Florenz) eine Monographie vor. Plinius über seine Gedichte: 4,14. 27. 5,3. 7,4. 9. 8,21. 9,11. 25; auch die Dichtung anderer wird von Plinius häufig erwähnt (siehe PfP, 147). Plinius über seine Villen: 2,17. 5,6; vgl. A. M. Riggsby, Pliny in space (and time), Arethusa 36, 2003, 167–86. 35. Zu otium und studia bei Plinius: H.-P. Bütler, Die geistige Welt des jüngeren Plinius. Studien zur Thematik seiner Briefe, Heidelberg 1970, 28–57, und jetzt E. W. Leach, Otium as luxuria: economy of status in the Younger Pliny’s Letters, Arethusa 36, 2003, 147–65. 36. Doch kann in bestimmten Fällen die Zelebrierung des otium apologetische Züge tragen; vgl. PfP, 308–23. 37. Das Folgende fußt auf PfP, 159–61. 38. Siehe W. Eck, Epigraphische Untersuchungen zu Konsuln und Senatoren des 1.–3. Jh. n. Chr., ZPE 37, 1980, 31–68 (dort 56–7, Anm. 86); A. Balland, Fouilles de Xanthos 7, Paris 1981, 103–20; R. Syme, Domitius Apollinaris, in: Roman Papers 7, Oxford 1991, 588–602, und schon People in Pliny, JRS 58, 1968, 135–51 = Roman Papers 2, Oxford 1979, 694–723 (dort 715). 39. a, b, c, d bezeugt in IGR III 558 = TAM II 569, einer akephalen Inschrift aus Tlos in Lykien, die von W. Eck (wie Anm. 38) Domitius Apollinaris zugewiesen wurde (anders M. A. Speidel, Ein unbekannter Patronus der Helvetier-Stadt Aventicum. Überlegungen zu CIL XIII 5089, MH 47, 1990, 149–62); d auch bezeugt in AE 1981, 826, aus Xanthos in Lykien (siehe Balland, wie Anm. 38); e bezeugt in den Fasti Ostienses (in Plin. ep. 9,13,13 erscheint

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Es ist aufschlußreich, dies mit einer ähnlich schematischen Darstellung der Datierung der Epigramme Martials für Domitius Apollinaris zu verbinden (in der dritten Kolumne stehen Daten, die aus der untenstehenden Behandlung hervorgehen werden):40 4,86

Dezember 88

7,26

Dezember 92

7,89

(91–) 92

10,12

95–98

September 97

10,30

95–98

97–98

11,16

Dezember 96

Wenn man davon ausgeht, daß die Epigramme geschrieben wurden, während Apollinaris in Rom weilte, ist die Rekonstruktion seiner Laufbahn mit den Daten der Epigramme vereinbar, mit der Ausnahme der Legionslegatur in Syrien. Diese bietet aber keine ernsthafte Schwierigkeit, da die beiden Legionslegaturen nur approximativ datiert sind und es durchaus vorstellbar ist, daß Apollinaris schon 88 nach Rom zurückkehrte.41 Das erste (und bis zu Buch 7 einzige) Epigramm (4,86) ist ein Widmungsgedicht eines Buches, so wie auch zwei der weiteren Epigramme (7,26 und 11,15). Apollinaris wird doctus (3) und eruditus (4) genannt, und ihm wird Autorität in literarkritischen Fragen bescheinigt. Martial hofft, daß Apollinaris sich seines Buches annehmen wird; falls nicht, sagt er dem Buch einen Mangel an Erfolg voraus. Von einer politischen Laufbahn des Apollinaris erfahren wir gar nichts. Im nächsten Widmungsgedicht (7,26) ist es nur geringfügig anders: hier wird zwar auf eine wichtige Beschäftigung angespielt (et si uacabit [2]), was zu der Präfektur des aerarium militare passen würde, aber das Amt wird nicht genannt. Wieder steht Apollinaris’ literarische Identität im Vordergrund,42 und wieder wünscht Martial sich, Apollinaris möge seine Gedichte gegen Kritiker verteidigen. In dem dritten und letzten Widmungsgedicht (11,15) erklärt Martial dem Apollinaris den ungewöhnlich obszönen Charakter des elften, an den Saturnalien veröffentlichten Buches; eine Bitte

Domitius 40. Apollinaris als consul designatus; vgl. Sherwin-White [wie Anm. 17], 495; L. Vidman, Fasti Ostienses, Prag 19822, 45. 91). 40. Zu den Datierungen siehe PfP, 441–2. 41. Wie aus Syme (wie Anm. 38), 590–1 hervorgeht, ist die Rekonstruktion der Legionslegaturen spekulativ; sicher ist nur, daß Apollinaris’ Schwiegervater Valerius Patruinus 88 Legat von Syrien war. 42. Auch bei Plinius erscheint er als ein gebildeter Mensch; in dem an ihn gerichteten Brief 5,6 (mit der Beschreibung von Plinius’ Villa in Tifernum) verweist Plinius auf Homer, Vergil und Arat (43).

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um Verteidigung gegen Kritiker wird nicht explizit formuliert, ist aber aus dem apologetischen Schluß des Epigramms wohl herauszuhören.43 In allen bislang besprochenen Gedichten präsentiert Martial einen Austausch literarischer Art zwischen sich und seinem Patron: er schenkt dem Patron ein Buch und lobt die Autorität, die dieser in literarischen Kreisen genießt, und im Austausch unterstützt ihn der Patron bei der Verbreitung seiner Bücher. So eine Unterstützung war willkommen, da die Verbreitung literarischer Werke trotz der Existenz des Buchhandels immer noch zu einem wichtigen Teil durch die Anfertigung privater Kopien im Freundeskreis stattfand.44 Das kleine Epigramm 7,89 verdient es, ganz zitiert zu werden: I, felix rosa, mollibusque sertis nostri cinge comas Apollinaris. Quas tu nectere candidas, sed olim — sic te semper amet Venus — memento. Geh’, du glückliche Rose, und umwinde mit weichen Girlanden / meines Apollinaris Haare; / denke daran – aber erst viel später! –, sie auch zu bekränzen, wenn sie weiß geworden sind; / dafür soll Venus dich immer lieben!

Dieses Gedicht wird von Syme mit einer zweiten Eheschließung des Domitius Apollinaris verbunden.45 Das Motiv der Rose und die Nennung von Venus in Verbindung mit guten Wünschen für ein langes Leben mag auch dem zeitgenössischen römischen Publikum die Identifizierung des Epigramms als Hochzeitsgedicht nahegelegt haben.46 Aber es fehlt jegliches Lob von Braut und Bräutigam, und der Name der Braut, Valeria Vettilla, wird nicht einmal genannt (obwohl wenigstens Vettilla metrisch nicht schwierig gewesen wäre).47 Das Epigramm führt dem Publikum einfach die guten Wünsche eines Freundes vor und somit die Existenz einer amicitia. Um zu ehren, brauchte Martial nicht zu loben: er war ein berühmter Dichter, und schon die Erwähnung in einem seiner Bücher brachte Ehre. Umgekehrt ehrte die Erwähnung auch ihn selber, da sie zeigte, daß er zu einem führenden Senator in einer freundschaftlichen Beziehung stand. Mehr im allgemeinen kann man bemerken, daß bei einer Ehrung immer auch die Interessen des Ehrenden eine Rolle spielen: die

43. Mores non habet hic meos libellus (12), eine Variante von lasciua est nobis pagina, uita proba (1,4,8); vgl. Verf., wie Anm. 8, 370–3. 44. Siehe PfP, 120–31. 45. Vgl. Syme (wie Anm. 38), 593. Der Aufsatz von Syme wird bei Galán Vioque (wie Anm. 17) genauso wenig rezipiert wie die übrige moderne prosopographische Forschung. 46. Vgl. 4,13 (ein Hochzeitsgedicht mit einer Anrufung der Venus und Wünschen für ein glückliches Alter). Wenn man Symes Hypothese einer zweiten Ehe nicht akzeptiert, könnte man auch an die Wiederkehr des Hochzeitstages denken (vgl. 10,38 und vielleicht 7,74). 47. Valeria wäre nur in Hinkjamben möglich, aber dieses Metrum ist für ein Hochzeitsgedicht ungeeignet (zur Wahl der Metren vgl. P. Watson, Contextualising Martial’s metres, in: R. R. Nauta, H.-J. van Dam und J. J. L. Smolenaars (Hgg.) Flavian Poetry, Leiden [erscheint 2005]).

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Ehrung dient nicht nur der Darstellung des Geehrten, sondern auch der Selbstdarstellung des Ehrenden.48 Im 8. und 9. Buch fehlen Epigramme für Apollinaris, was im Einklang stünde mit einer Abwesenheit in der Provinz Lykien-Pamphylien. Im 10. Buch findet sich das einzige Epigramm in elegischen Distichen (10,12); da in diesem Versmaß Apollinaris unmöglich ist, wird hier Domitius verwendet, das wenigstens im Vokativ paßt. Auch dieses Epigramm verdient es, ganz zitiert zu werden: Aemiliae gentes et Apollineas Vercellas et Phaethontei qui petis arua Padi, ne uiuam, nisi te, Domiti, dimitto libenter, grata licet sine te sit mihi nulla dies: sed desiderium tanti est, ut messe uel una 5 urbano releues colla perusta iugo. I precor et totos auida cute combibe soles – o quam formosus, dum peregrinus eris! Et uenies albis non cognoscendus amicis liuebitque tuis pallida turba genis. 10 Sed uia quem dederit, rapiet cito Roma colorem, Niliaco redeas tu licet ore niger. Jetzt, da du zu den Völkern der Aemilia, zu Apollons Vercellae / und zu den Fluren von Phaëthons Padus eilst, / laß ich dich, Domitius, bei meinem Leben gerne ziehen, / obwohl mir kein Tag ohne deine Gegenwart angenehm ist. / (5) Doch dich entbehren zu müssen lohnt sich, wenn du dafür einen Sommer lang wenigstens / deinem von dem Joch der Hauptstadt geschundenen Hals Erleichterung verschaffst. / So geh denn, ich bitte dich, und sauge mit gieriger Haut sämtliche Sonnentage ein – / o wie schön wirst du sein, solange du in der Fremde bist! / Du wirst zurückkommen, ohne daß dich einer von deinen blassen Freunden wiedererkennt, / (10) und die bleiche Schar wird dich um deine Wangen beneiden. / Doch die Farbe, welche die Reise dir gab, Rom wird sie dir schnell wieder rauben, / kehrtest du auch dunkel gebräunt zurück – mit einem Gesicht wie die Leute vom Nil.

Domitius ist im Begriff, Apollineas Vercellas (1) zu besuchen: Vercellae ist inschriftlich bezeugt als die Heimat des Domitius Apollinaris, und das Adjektiv Apollineas läßt sich somit als Anspielung auf das cognomen verstehen.49 Außerdem wissen wir aus den Fasti Ostienses, daß Domitius Apollinaris vom 1. Juli bis zum 1. September 97 Suffektkonsul war, wozu die Verse 5–6 vorzüg-

48. Über Ehre in der römischen Welt vgl. das wichtige Buch von J. E. Lendon, Empire of Honour. The Art of Government in the Roman World, Oxford 1997. 49. Pais, Suppl. It. 899 = ILVercel 20 nennt eine Tochter eines Apollinaris, CIL V 6657 = ILS 6741a = ILVercel 7 eine Domitia Vettilla, Tochter eines Patruinus, zweifelsohne eine Enkelin des Domitius Apollinaris (dessen Frau nach den Inschriften von Xanthos Valeria Vettilla und dessen Schwiegervater Valerius Patruinus hieß); siehe weiter Syme und Balland (beide wie Anm. 38). PIR2 hatte den Domitius von Mart. 10,12 (D 120) noch nicht mit Domitius Apollinaris (D 133) identifizieren wollen.

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lich passen.50 Aber das Konsulat wird nicht genannt, und Martial gratuliert auch nicht (wie man es erwarten würde, wenn die politische Laufbahn im Mittelpunkt stünde) beim Antritt des Amtes, fast im Gegenteil: in dem Moment, wo das Amt zu Ende ist, heißt er den nunmehrigen Ex-Konsul wieder willkommen im Kreis der Freunde und fängt gleich an, mit ihm darüber zu scherzen, daß er nach seinem Urlaub in der Heimat rasch wieder mit Arbeit eingedeckt sein wird. Domitius Apollinaris empfängt also ein Kompliment für sein Konsulat und seine generelle Wichtigkeit, und dieses Kompliment war, als Martials Buch 98 erschien, für die Mitwelt, die Domitius Apollinaris ja gerade als Konsul erlebt hatte, auch erkennbar, aber es ist wieder eingebettet in die Darstellung, oder besser in den dichterischen Vollzug, der amicitia. Epigramm 10,30, zum Schluß, zelebriert eine Villa des Apollinaris in Formiae.51 Die vom Dichter gestaltete Repräsentation betrifft also nicht das Stadthaus (das Gedicht für Plinius, in dem das Buch zu dessen Haus auf dem Esquilin geschickt wird, ist eine Ausnahme),52 sondern die Villa, einen Bereich des Lebens des Apollinaris, der den meisten Lesern Martials nicht zugänglich war. Der Umstand, daß Martial die Villa kennt, ist also wieder ein Zeichen der Vertrautheit. Sein Gedicht, das offenbar während eines Aufenthalts in der Villa verfaßt worden ist, hat schon durch seine für ein Epigramm unübliche Länge panegyrischen Charakter, gelobt aber wird wieder das otium. Die Villa ist gerade dazu da, dem negotium zu entgehen: O temperatae dulce Formiae litus, uos, cum seueri fugit oppidum Martis et inquietas fessus exuit curas, Apollinaris omnibus locis praefert. (1–4) O mildes Formiae, lieblicher Strand! / Wenn Apollinaris aus der Stadt des strengen Mars flüchtet / und die quälende Sorgen erschöpft ablegt, / dann zieht er dich allen anderen Orten vor.

Ausführlicher erscheint das negotium am Schluß des Epigramms in der auch in den Briefen des Plinius anzutreffenden Klage,53 daß man das otium zu wenig genießen könne, da man nun mal so wichtig sei, daß man immer zu viel zu tun habe: Frui sed istis quando, Roma, permittis? Quot Formianos inputat dies annus negotiosis rebus urbis haerenti? O ianitores uilicique felices! Dominis parantur ista, seruiunt uobis. (25–9) 50. In Vers 5 sollte messe nicht mit »Sommer« (wie bei Barié-Schindler), sondern mit »Nachsommer« übersetzt werden. 51. Apollinaris galt wahrscheinlich als ein connaisseur von Villen, da Plinius einen der beiden großen Villenbriefe, ep. 5,6, an ihn richtet. 52. Für das Stadthaus als Ort der Repräsentation siehe den Beitrag von Henner von Hesberg in diesem Band. 53. Vgl. z. B. ep. 1,9. 2,8. 7,15. 8,9; Bütler (wie Anm. 38), 41–3.

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Doch wann eigentlich erlaubst du ihm, Rom, all das auch zu genießen? / Wieviele Tage in Formiae hält das Jahr ihm zugute, / wo er doch von den Geschäften der Hauptstadt nicht loskommt? / Glückliche Türhüter, glückliche Verwalter! / Für die Herren ist das bereitgestellt, doch dient es euch.

Dieser Schluß hat die Form einer satirischen Pointe (auf die der Leser durch die Wahl des Hinkjambus als Metrum von Anfang an vorbereitet wird),54 und enthält deshalb nicht nur ein Kompliment für Apollinaris, sondern unterstreicht auch, daß Martial eben doch ein epigrammatischer Dichter ist. Durch diese Identität unterscheidet er sich von Statius, dessen Villenbeschreibungen zwar auch mit einem Lob des Besitzers enden, aber keine satirischen Töne enthalten. Martial stellt also nicht nur seinen Patron dar, sondern auch sich selbst.55 Zum Schluß meines Beitrags möchte ich auf den scherzenden Ton, auf den ich gerade hingewiesen habe, noch etwas näher eingehen. Es ist auffällig, daß Martial es sich bei fast allen seinen Patronen erlaubt, mit ihnen zu scherzen, und dies auf zwei Arten. Die eine ist, daß er den Patron, ohne den Respekt zu verlieren, ganz leicht neckt, so wie wir das in den Epigrammen für Domitius Apollinaris gesehen haben. Die andere Art ist, daß er den Patron zum Adressaten eines Witzes über eine dritte Person macht; der Name des Patrons erscheint dann in dem (von mir so genannten) ›isolierten Vokativ‹.56 Ein Beispiel ist das Epigramm 5,21, in dem der berühmte oder berüchtigte, auch aus Plinius bekannte Redner Regulus in dem isolierten Vokativ erscheint: Quintum pro Decimo, pro Crasso, Regule, Macrum ante salutabat rhetor Apollodotus. Nunc utrumque suo resalutat nomine. Quantum cura laborque potest! Scripsit et edidicit. Quintus statt Decimus und Macer statt Crassus sagte, mein Regulus, / früher beim Grüßen stets der Rhetor Apollodotus. / Jetzt erwidert er bei beiden mit dem richtigen Namen den Gruß. Wieviel doch / Sorgfalt und Mühe vermögen! Er schrieb sie auf – und lernte sie auswendig.

Der Witz betrifft einen Rhetor, wird Regulus also interessiert haben, aber sonst ist Regulus nicht Thema des Epigramms.57 Was das Epigramm inszeniert, ist erstens die Vertrautheit, die zwischen Dichter und Patron herrscht, und zweitens die Unabhängigkeit Martials, der auch im Umgang mit hochgestellten Patronen bleibt was er ist: ein Spötter. 54. Vgl. P. Watson, wie Anm. 47. 55. Es gibt außerdem einen Bezug zwischen dem Schluß von 10,30 und den Epigrammen in Buch 10, in denen Martial sein eigenes Leben in Rom beklagt (58. 70. 74. 96) und seinen eigenen Entschluß ankündigt, die Stadt zu verlassen (13. 92. 96. 103–4); vgl. E. Merli, Martial’s tenth book, Horace and the tradition of Roman satire, in: Nauta u. a. (Hgg.), wie Anm. 47. 56. Siehe PfP, 45–7. 57. Die Pointe wird ihm aber geschmeichelt haben; siehe PfP, 153.

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Neben Spottepigrammen mit einem isolierten Vokativ gibt es aber auch solche (und sie bilden die Mehrheit der Epigramme Martials), die sich direkt an das Objekt des Spottes wenden; der Verspottete ist dann immer eine fiktive Gestalt (wenn auch in Einzelfällen die Leser eine reale Person wiedererkannt haben mögen).58 Recht häufig ist der Verspottete ein Patron des in dem Epigramm sprechenden ›ich‹ (das in solchen Fällen nicht ohne weiteres mit Martial gleichgesetzt werden kann) und wird von diesem ob der schlechten Behandlung, die er seinen Klienten widerfahren läßt, angegriffen. Man kann natürlich sagen, daß die Kritik an fiktiven Patronen das Lob für reale Patrone um so klarer hervortreten läßt,59 aber auch das Umgekehrte wäre denkbar: daß die Kritik an fiktiven Patronen die Unaufrichtigkeit des Lobes für reale Patrone aufscheinen läßt. Die letzte Lesart wird vielleicht nahegelegt durch Epigramme wie das oben zitierte für Fuscus (7,28), wo die Grenzen, die der Aufrichtigkeit innerhalb der amicitia gesetzt sind, thematisiert werden.60 Diese Spannung innerhalb der Repräsentation des Senatorenstandes in den Epigrammen Martials kommt zum Tragen in den ganz verschiedenen Richtungen, die die beiden von Martial beeinflußten Autoren der nächsten Generation, Juvenal und Plinius der Jüngere, eingeschlagen haben. In den Satiren Juvenals, die fortwährend Motive und Wendungen aus den Epigrammen Martials aufgreifen, hat der Spott sich verselbständigt.61 In den Briefen des Plinius hingegen ist der Spott reduziert auf die Behandlung des Regulus; sonst wird ein harmonisches Bild des Lebens eines römischen Senators geboten.62 Anders als bei Martial findet man hier wirklich die Selbstdarstellung eines Senators. Das otium, die Dichtung, die Villen spielen eine Rolle, aber auch das negotium, die Geschäfte im Senat und auf dem Forum, die bei Martial kaum dargestellt werden, weil er daran nicht teilnahm, somit als amicus keinen Standpunkt hatte, von dem aus er darüber hätte schreiben können. Er war eben nicht der traditionelle Panegyriker, als den Plinius ihn in seinem ›Nekrolog‹ zu denken versucht, sondern ein Autor, der, genau wie Plinius selbst, in seinem Werk sein eigenes Leben inszenierte, insbesondere den Umgang mit seinen amici: Senatoren und anderen. 58. Siehe PfP, 42–5. 59. So PfP, 188–9. 60. Dieses Thema ist auch bei Plinius sehr wichtig, wie einige neuere Studien herausgearbeitet haben: M. Ludolph, Epistolographie und Selbstdarstellung. Untersuchungen zu den ›Paradebriefen‹ Plinius des Jüngeren, Tübingen 1997; S. E. Hoffer, The Anxieties of Pliny the Younger, Atlanta 1999; J. Henderson, Pliny’s Statue. The Letters, Self-Portraiture and Classical Art, Exeter 2002; R. K. Gibson, Pliny and the art of (in)offensive self-praise, Arethusa 36, 2003, 235–54. Ich plane eine ähnliche Untersuchung der Epigramme Martials (im Zusammenhang der zeitgenössischen Ideen über kolakeia, parrhèsia usw.). 61. Trotz des ausführlichen (aber immer noch unvollständigen) Inventars von R. E. Colton, Juvenal’s Use of Martial’s Epigrams. A Study of Literary Influence, Amsterdam 1993, ist der Gebrauch, den Juvenal von den Epigrammen Martials macht, in der Forschung noch nicht gebührend dargestellt worden. 62. Einiges Material zu der Nachfolge Martials bei Plinius bietet Guillemin, Pline (wie Anm. 22), 124–5. Auch hier gibt es noch zu forschen.

REDNER UND SENATOREN ELOQUENZ ALS STANDESKULTUR (1. – 3. JH. N. CHR.) OLLI SALOMIES

I Einleitung In diesem Beitrag sollen Aspekte der Rolle der Eloquenz innerhalb des römischen Senatorenstandes dargestellt werden. Die Zeitspanne, die hier berücksichtigt werden soll, ist die zwischen Augustus und Diokletian, also etwa die ersten drei Jahrhunderte der römischen Kaiserzeit. Daß ich mich auf diese Zeitspanne konzentriere, beruht nicht bloß darauf, daß der Beitrag in den Akten eines Kolloquiums erscheint, das von der Prosopographia Imperii Romani, die eben diese Jahrhunderte zum Thema hat, veranstaltet wurde. Dazu kommt nämlich, daß für die senatorische Eloquenz der Republik einerseits und für die der Spätantike andererseits detaillierte Untersuchungen vorliegen,1 während die dazwischen liegende Zeit aus diesem Blickwinkel weniger untersucht worden zu sein scheint. Die Kaiser und die kaiserliche Familie werden in diesem Beitrag prinzipiell nicht berücksichtigt, außer möglicherweise in solchen Fällen, in denen spätere Kaiser als Privatpersonen aus meinem Blickwinkel in interessanter Weise

1. Für die Geschichte der republikanischen Beredsamkeit liegt sogar eine antike Monographie vor, und zwar Ciceros Brutus. Obwohl dieses Werk nicht bloß Senatoren als Thema hat, sind die meisten behandelten Persönlichkeiten Senatoren, von deren Aktivitäten in diesem Werk interessante Auskunft geboten wird (Interessantes hinsichtlich der praktischen Seite der Beredsamkeit gibt es natürlich reichlich auch in den anderen rhetorischen Schriften Ciceros); zu den im Brutus erwähnten Rednern siehe besonders G. V. Sumner, The Orators in Cicero's Brutus: Prosopography and Chronology (Phoenix Suppl. 11, 1973). Wichtig für historische Aspekte der republikanischen Beredsamkeit sind Arbeiten von J.-M. David: Patronat judiciaire au dernier siècle de la République Romaine (Bibliothèque des Écoles françaises d'Athènes et de Rome 277, 1992); vgl. dens., ›Les orateurs des municipes à Rome‹, in M. Cébeillac–Gervasoni (Hg.), Les »bourgeoisies« municipales italiennes (1983) 309–323; ›Compétence sociale et compétence oratoire à la fin de la République‹, in E. Frézouls (Hg.), La mobilité sociale dans le monde romain (1992) 7–19. – Für die Zeit nach Diokletian ist besonders zu nennen D. Nellen, Viri litterati: Gebildetes Beamtentum und spätrömisches Reich im Westen zwischen 284 und 395 nach Christus (Bochumer historische Studien. Alte Geschichte Nr. 2, 1977); zur Erwähnung der Eloquenz in Inschriften der Spätantike siehe V. Neri, ›L’elogio della cultura e l’elogio delle virtú politiche nell’epigrafia latina del IV secolo‹, Epigraphica 43 (1981) 175ff.

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charakterisiert werden.2 Ich begrenze mich also auf Senatoren; dabei kann man sich aber fragen, wie berechtigt diese Begrenzung ist. Beredsamkeit betrieb man ja auch außerhalb des Senatorenstandes, und Redner, von unterschiedlichem Niveau und mit einer unterschiedlichen Breite von Interessen und Tätigkeiten, hat es sicher fast in allen Schichten der römischen Gesellschaft gegeben.3 Außerdem gehörte die Rhetorik zur Erziehung jedes gebildeten Römers, und ein allgemeines Interesse für Fragen der Rhetorik (die als ars auch auf die schriftliche Form von Äußerungen bezogen werden konnte) hat es sicher überall gegeben; man denke etwa an die Korrespondenz des Plinius, in der des öfteren Ritter und domi nobiles als Gesprächspartner über rhetorische Themen erscheinen. Andererseits ist es aber auch klar, daß die Beredsamkeit und deren Ausübung im Falle eines Senators eine etwas andersartige Rolle spielte als im Falle etwa eines munizipalen Duovirn; die Unterschiede in Hinblick auf das zu erwartende Publikum, auf die Bühne, auf der man sprach, und auf die Aufgaben der rednerischen Tätigkeit in beiden Fällen waren sicher sehr groß. Dies könnte etwa dadurch illustriert werden, daß es auch in munizipalen Angelegenheiten, bei denen man sich an Instanzen der Hauptstadt, d. h. an den Kaiser oder an den Senat, wenden mußte, mehr als nützlich war, sich nicht bloß auf die lokale Beredsamkeit verlassen zu müssen, sondern auch über Fürsprecher möglichst senatorischen Standes zu verfügen, die sich nicht nur in hauptstädtischen Kreisen bewegen, sondern sich auch vor dem Senat und vor dem Kaiser richtig ausdrücken konnten; man denkt hier an Fälle wie den, der in der Inschrift aus Tergeste CIL V 532 = D. 6680 = AE 1975, 423 geschildert wird.4 Allem diesem entsprechend ist es nicht verwunderlich, daß auch Quin-

2. Zur rhetorischen Kultur der Kaiser siehe bes. das Material bei H. Bardon, Les empereurs et les lettres latines d'Auguste à Hadrien (1940); ders., La littérature latine inconnue II (1956) 154–6. 195–7. Siehe auch etwa G. S. Aldrete, Gestures and Acclamations in Ancient Rome (1999) 85ff. (›Oratory and the Roman Emperors‹). Kaum etwas zu diesem Aspekt bei G. Cupaiolo, ›La cultura degli imperatori‹, in S. Rocca (Hg.), Latina Didaxis XVII (Università di Genova 2002) 123–46. Zu Nero siehe jetzt C. P. Jones, ›Nero Speaking‹, HSCP 100 (2000) 453–62; zu einer Rede des Hadrian (CIL XIV 3579) siehe dens., CQ 54 (2004) 266–273, vgl. u. Anm. 108 zu Hadrians Rede vor dem afrikanischen Heer. Eine Rede Caracallas (IAM II 100) wird von R. Rebuffat, MEFRA 114 (2002) 1011–24 kommentiert. – Wie sich Fronto vorstellte, wozu ein Kaiser Beredsamkeit brauchte, illustrieren einigen Stellen, die ich u. Anm. 101 zitiere. 3. Man denke etwa an das bunte Gemisch von Leuten, von Senatoren bis zu Rhetoren aus den Provinzen, die man unter den Deklamatoren bei Seneca d. Ä. findet. 4. Hier wird die Tätigkeit des jungen Senators L. Fabius Severus gewürdigt, der in Rom für die Interessen seiner Heimatstadt eingetreten war, wobei auch die Eloquenz des jungen Mannes eine Rolle gespielt hatte: ut qui a pri[m]a sua statim aetate id ege[r]it, uti in ad[iuva]nda patria sua et dignitate et el[o]quentia cres[ce]ret; nam ita multas et magnificas causas publi[c]as aput optimum principem Antoninum Aug(ustum) Pium [a]dseruisse egisse vicisse (die Infinitive erklären sich dadurch, daß hier eine Oratio obliqua zitiert wird) … causis publicis patro[ci]nando, quas cum iustitia divini principis tum su[a] eximia ac [pr]udentissima oration(e) s[e]m[pe]r no[bi]s cum victoria firmiores r[e]misit usw. Interessant auch der Hinweis in Z. 32ff., Fabius Severus senatoriam dig[ni]ta[t]em hac maxime ex causa con-

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tilian die Tatsache hervorhebt, daß die ratio eloquentiae der Senatoren separata … aliqua ex parte ist von der normalen Beredsamkeit.5 Die Quellen für eine Betrachtung der Rolle der Eloquenz innerhalb des Senatorenstandes der hohen Kaiserzeit sind teils etwas problematisch. Die literarischen Quellen bieten zwar Auskunft, die genutzt werden kann. Einerseits bezeichnen sie Senatoren als Redner und andererseits informieren sie uns über die Anlässe, bei denen man Eloquenz ausüben konnte bzw. sollte; Informationen dieser Art findet man etwa in den historischen Schriften des Tacitus oder des Dio.6 Aber für die eigentliche Rolle der Beredsamkeit im Leben eines Senators sind besonders ergiebig der Dialogus des Tacitus, Plinius und Fronto,7 und diese Quellen sind etwas einseitig: Tacitus (im Dialogus), Plinius und Fronto vertreten ja nicht allgemein die Ansichten der Senatoren, sondern diese drei Autoren sind nicht nur Senatoren und Konsuln, sondern eben auch Redner, was natürlich ihren Aussagen einen speziellen Charakter verleiht (dies vielleicht ganz besonders im Fall des Fronto). Dazu ist noch zu berücksichtigen, daß uns Selbstaussagen von Senatoren, die sich eher für etwas anderes interessierten als für die Redekunst – ich denke hier an Historiker, Dichter, Juristen, viri militares usw. –, über die Wichtigkeit ihrer Spezialkenntnisse kaum vorliegen. Was die epigraphischen Quellen betrifft, so sind sie für die spätere Zeit deswegen nützlich, weil in ihnen gelegentlich Senatoren als Redner identifiziert werden. Dies beginnt aber, zumindest was Senatoren betrifft, erst etwa seit der severischen Zeit;8 in Inschriften des ersten oder des früheren zweiten Jahrhunderts findet man bekanntlich Angaben dieser Art noch nicht; so enthält etwa die Inschrift unter der Statue des Fronto aus Calama keinen Hin-

cupivisse, uti patriam su[am c]um ornatam tum ab omnib[us] iniuriis tutam defensamque 5. praestaret. Einschlägig ist in diesem Zusammenhang auch der Brief Frontos ad am. 2, 11 (p. 199), wo Fronto den Cirtensern die Wahl von drei senatorischen Patroni vorschlägt, wobei bei jedem das Vorhandensein von Redekunst, und der daraus folgende Nutzen, hervorgehoben wird. – Asiatische Redner konnten allerdings einen römischen Senator in der Redekunst übertreffen; s. u. Anm. 30 (zu C. Silanus, der allerdings gerade nicht redekundig war); vgl. Plin. ep. 5, 20, 4 (der Bithynier Fonteius Magnus). 5. Quint. Inst. 11, 1, 37. Es ist hier allerdings die Rede von imperatores und triumphales, aber Quintilian hat, wie so oft, nicht seine eigene Zeit im Auge (und daß er nicht nur an Feldherren denkt, geht daraus hervor, daß hier auch von Cato d. J. die Rede ist). 6. Auffallend ist, daß bei Velleius Paterculus, bei dem detaillierte und oft sehr treffende Schilderungen von einzelnen Persönlichkeiten nicht selten vorkommen, bei keinem einzigen augusteisch–tiberischen Senator, soweit ich sehe, auf eventuelles Vorhandensein von Beredsamkeit hingewiesen wird. Aus dem Blickwinkel des Velleius war anscheinend die Beredsamkeit von minderem Interesse. 7. Einige interessante Details findet man ferner auch etwa in den Sophistenviten von Philostratos. 8. Sonst findet man ähnliches schon früher; so wird der Schriftsteller Apuleius in der Ehreninschrift aus Madauros (ILAlg. I 2115) als [ph]ilosophus [Pl]atonicus bezeichnet. Die Ehreninschrift für M. Postumius Festus cos. 160 (CIL VI 1416 = D. 2929 mit oratorem utraque facund(ia) maximum) gehört in eine viel spätere Zeit, da sie erst von dem pronepos des Festus gesetzt wurde.

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weis darauf, daß der schlicht als Praetor und Patron der Calamenser bezeichnete Senator zur Zeit der Errichtung des Monuments schon ein gefeierter Redner war;9 ähnlich ist es mit den Inschriften des Plinius. Da das Thema dieses Beitrags neben Senatoren auch die Rhetorik ist, muß in diesem Zusammenhang kurz auf die Dimensionen der Begriffe ›Rhetorik‹, ›Eloquenz‹ usw. eingegangen werden, natürlich auf die hier behandelte Zeit und soziale Gruppe, die Senatoren, bezogen. Zum einen ist aus dem Blickwinkel der Quellenkritik zu bemerken, daß Termini wie disertus,10 eloquens usw. in den literarischen Quellen nicht nur auf das rednerische Talent eines Senators bezogen werden konnten, sondern auch auf den Stil eines Schriftstellers,11 wobei dann in einzelnen Fällen unklar bleiben könnte, ob eine Person als Redner oder sein Stil als poliert bezeichnet wird. Allerdings muß zugleich betont werden, daß man zwischen rednerischem Können und gepflegtem Stil nicht streng unterscheiden sollte; denn obwohl die Rhetorik als Disziplin prinzipiell zur Ausübung der Tätigkeit eines Redners bestimmt war, konnten Teile derselben – besonders die inventio, die dispositio und die elocutio – auch auf die schriftliche Äußerung angewandt werden, und in der Tat konnte man von einem gebildeten Römer verlangen, daß er auch schriftliche Mitteilungen in einem rhetorisch geschulten Stil verfassen konnte.12 Wichtiger aus dem Blickwinkel dieses Beitrages ist jedoch die Erweiterung des Tätigkeitsbereiches der Leute, die sich als irgendwie mit der Rhetorik beschäftigt ansehen konnten, seit der augusteischen Zeit; ich meine hier vor allem einerseits das Deklamieren, andererseits die sog. zweite Sophistik. Was das Deklamieren betrifft, ein Treiben, das in seinen Anfängen zwar schon seit der Frühzeit der rhetorischen Ausbildung in der klassischen Zeit Griechenlands bekannt, aber eigentlich erst seit Augustus ganz konkret bezeugt ist, so kann es dadurch charakterisiert werden, daß sich Redner mit erfundenen Themen beschäftigen, besonders mit solchen mit historischem Kolorit. Das Deklamieren (und ganz besonders die Beschäftigung mit den sog. controversiae)

9. Siehe CIL VIII 5350 = D. 2928 = ILAlg. I 280. 10. Bei disertus ist zu berücksichtigen, daß jemand, der als disertus bezeichnet wird, nicht unbedingt auf dem rednerischem Niveau eines eloquens oder eines orator steht; vgl. etwa Quint. 1, 10, 8. Dazu kommt, daß disertus gelegentlich ironisch gebraucht wird (etwa Sen. ep. 117, 23 diserti mehercules viri; Plin. ep. 6, 17, 2). 11. Vgl. etwa Tac. Agr. 10, 3 Livius veterum, Fabius Rusticus recentium eloquentissimi auctores; Plin. ep. 5, 13, 6 tr. pl. recitavit libellum disertum et gravem; 3, 18, 6 eloquentius ... liberius ... scribitur (vgl. Tac. hist. 1,1 multi auctores rettulerunt … pari eloquentia ac libertate); 6, 21, 4 scripsit … eloquentissime; vgl. 2, 3, 7–9; 5, 8, 4; 5, 17, 5; 9, 26, 7. Material zu disertus in diesem Zusammenhang in TLL V 1, 1379, 33–8; 53–5. 12. Apuleius sagt apol. 94, der Prokonsul Lollianus Avitus (der auch sonst gelobt wird) habe einen Brief prorsus ut vir bonus dicendi peritus geschrieben. Was die uns erhaltenen Statthalteredikte betrifft (die Edikte von Prokonsuln von Asia aufgezählt bei G. P. Burton, Chiron 32 [2002] 263f. Anm. 57; nur ein Edikt ist aus Afrika erhalten, ebd. Anm. 58: ILTun. 625) muß man sich allerdings fragen, ob sie wirklich von den Prokonsuln selbst formuliert worden sind. (Eine Sammlung der Statthalteredikte hält W. Eck, in ders. [Hg.], Lokale Autonomie u. röm. Ordnungsmacht [1999] 14 Anm. 41 für dringend nötig.)

Redner und Senatoren

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ist zwar als eine Art von Ausbildung für die Praxis des Gerichts entstanden,13 hat sich aber (wie man aus dem Material bei Seneca d. Ä. und aus den uns erhaltenen sonstigen declamationes gut ersehen kann) zu einem überwiegenden Teil zu einem praktisch vom alltäglichen Leben losgelösten Treiben entwickelt, wobei die Deklamatoren gegeneinander über Themen »deklamierten«, in denen es von Piraten und Tyrannenmördern wimmelt. Das Deklamieren wurde natürlich kritisiert,14 aber es ist wichtig hervorzuheben, daß es keineswegs ganz vom »richtigen« Rednertum getrennt werden konnte; vielmehr ist es belegt, daß sich auch »seriöse« Redner mit dem Deklamieren beschäftigten, und zwar auch (was uns hier besonders interessiert) Senatoren. So ist es z. B. gleich im Falle mehrerer bekannten Redner der augusteischen Zeit, z. B. Asinius Pollio und Messalla Corvinus, bezeugt, daß sie sich auch dem Deklamieren widmeten.15 Außerdem muß beachtet werden, daß es schwer gewesen wäre, bei rhetorischen Übungen fingierte Themen ganz zu vermeiden, wobei dann solche Themen ziemlich leicht den in den Deklamatorenschulen gebräuchlichen nahe kommen konnten; man beachte etwa die Themen, die Fronto dem Mark Aurel als Übungsthemen vorschlägt.16 Der Themenkreis »Dekla13. Siehe die Darstellung von S. F. Bonner, Roman Declamation in the late Republic and early Empire (1949); auch etwa J. Fairweather, Seneca the Elder (1981) 104–31; W. M. Bloomer, ›Declamatory Pleading. A New Literary History‹, in ders., Latinity and Literary Society at Rome (1997) 110–153; Ders., ›A Preface to the History of Declamation: whose Speech ? Whose Declamation ?‹, in T. Habinek u. A. Schiesaro (Hg.), The Roman Cultural Revolution (1997) 199–215. Zum Verhältnis der controversiae zur römischen Rechtspraxis siehe J. A. Crook, Legal Advocacy in the Roman World (1995) 163–7. Vgl. den Literaturbericht von M. Lentano, La declamazione latina: rassegna di studi e stato della questione, BSL 29 (1999) 571–621. (E. Gunderson, Declamation, Paternity and Roman Identity. Authority and the Rhetorical Self [2003], mit Zitaten u. a. aus Freud und Lacan, ist in diesem Zusammenhang nicht von Interesse.) 14. Siehe besonders die Ausführungen bei Petron, Sat. 1, 1ff.; Tac. dial. 31f., 35; vgl. Bonner (vorige Anm.) Kap. 4. Andererseits hat Quintilian Verständnis für die Deklamation als eine Übungsmethode (2, 10, 1ff.; vgl. aber etwa 4, 3, 2). Siehe auch etwa K. Vössing, Non scholae sed vitae – der Streit um die Deklamation und ihre Funktion als Kommunikationstraining, in G. Binder u. K. Ehrlich (Hg.), Kommunikation durch Zeichen und Wort (1995) 91–136. 15. Siehe etwa R. Syme, The Augustan Aristocracy (1986) 70 (mit Erwähnung auch des Paullus Fabius Maximus und des Q. Haterius, beide auch als Redner bekannt). Weitere Redner, die auch als Deklamatoren bezeugt sind: Mam. Aemilius Scaurus, M. Claudius Marcellus Aeserninus, Iunius Gallio, Q. Varius Geminus, L. und P. Vinicius. Siehe auch u. Anm. 17 und Appendix c), »Deklamatoren senatorischen Standes«. 16. Fronto, ad M. Caes. 5, 37 (p. 75) Materiam misi tibi; res seria est: consul populi Romani posita praetexta manicam induit, leonem inter iuvenes quinquatribus percussit populo Romano spectante. Apud censores expostulat‹ur›. DiaskeÚason, aÜxhson; 5, 42 (p. 77) M. Lucilius tribunus pl. hominem liberum, civem Romanum, cum collegae mitti iuberent, adversus eorum sententiam ipsius vi in carcerem compegit. Ob eam rem a censoribus notatur. Divide primum causam, eÉta ™j ˜k£tera t¦ mšrh ™pice…rhson kaˆ kathgorîn kaˆ ¢pologoÚmenoj. Es handelt sich also, anders als es normalerweise in Deklamationen der Fall ist, um Themen aus römischem Milieu. – In ad am. 1, 7, 1 (p. 176; an Aufidius Victorinus) wird es als ganz normal angesehen, daß ein als doctus und facundus bezeichneter Redner auch deklamiert: Antonius Aquila vir doctus est et facundus. Quod tu dicas »Audistine eum declamantem?«

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mation« überschneidet sich also teilweise mit dem Themenkreis »senatorisches Rednertum«. In die Prosopographia oratorum nehme ich jedoch nicht solche Senatoren auf, die nur als Deklamatoren (und nicht etwa auch als Anwälte o. ä.) bezeugt sind.17 Eine andere Erscheinung, die in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf, ist die sog. zweite Sophistik, ein in letzter Zeit viel untersuchtes Thema.18 Die Sophisten sind ja auch »Rhetoren« und werden oft als solche bezeichnet, obwohl es scheint, als ob ein Sophist allgemein betrachtet in eine höhere Kategorie gehöre.19 Aus meinem Blickwinkel sind die Sophisten, die sich mehr auf munizipaler Ebene und in dem griechischen Osten betätigten,20 deswegen interessant, weil sich auch die Kategorie »Sophistik«, ähnlich wie die Kategorie »Deklamation«, in einigen Punkten mit der Kategorie »senatorisches Rednertum« überschneidet. Denn einerseits gibt es Sophisten, die in den Senat und sogar unter die Konsulare aufgenommen wurden,21 und andererseits (und dies ist aus meinem Blickwinkel interessanter) findet man senatorische Redner (im traditionellen Sinn), die sich auch als Sophisten betätigten oder zumindest als solche bezeichnet wurden. In diesem Zusammenhang ist besonders Herodes Atticus zu erwähnen, der als Rhetoriklehrer in der kaiserlichen Familie und als senatorischer Redner wirkte, der aber auch als Sophist

17. (allerdings kann declamare hier vielleicht einfach ›(in der Öffentlichkeit) sprechen‹ o. ä. usw. bedeuten). 17. Hierher gehören Senatoren wie die Nonii, Konsuln i. J. 6 und 8 n. Chr.: Sen. contr. 10 pr. 2 pertinere autem ad rem non puto ... quomodo L. Asprenas aut Quintilianus senex (quorum fama cum ipsis extincta est; senex fehlt in der Handschr. M.) declamaverit (so die Edd.); ich würde es für ganz sicher halten, daß hier die zwei senatorischen Brüder gemeint sind (so auch, aber mit »fortasse«, PIR2 N 118 und 152). Im übrigen frage ich mich, ob nicht »Quintilianus senex« hier eine Korruption vom ursprünglichen »Sex. Quintilianus« sein könnte; der Konsul von 8 n. Chr. hieß jedenfalls Sextus. – Ein weiterer Nonius, der nur als Deklamator bezeugt ist, ist P. Asprenas, sicher der Konsul von 38 (PIR2 N 122; er wird bei Seneca d. Ä. oft genannt, siehe die Indizes der Editionen). Vgl. Appendix c), »Deklamatoren senatorischen Standes«. – Zum Deklamieren als Teil der Erziehung von Senatoren vgl. auch etwa HA Sev. 1, 5 (octavo decimo anno publice declamavit); HA Marcus 3, 8 (Mark Aurel, Seius Fuscianus cos. II 188 und Aufidius Victorinus zusammen in einer Deklamatorenschule). 18. Besonders nützlich habe ich Th. Schmitz, Bildung und Macht, Zur sozialen und politischen Funktion der zweiten Sophistik in der griechischen Welt der Kaiserzeit (Zetemata 97, 1997) gefunden. Sehr lehrreich auch etwa M. Korenjak, Publikum und Redner. Ihre Interaktion i. d. sophistischen Rhetorik d. Kaiserzeit (Zetemata 104, 2000). Eine umfassende Bibliographie zum Thema gibt es sowohl bei Schmitz als auch bei Korenjak. Vgl. die nächste Anm. 19. G. W. Bowersock, Greek Sophists in the Roman Empire (1969) 13 (vgl. ebd. die Definition von Bowersock: ein Sophist war ein »virtuoso rhetor with a big public reputation«); vgl. B. Puech, Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d’époque impériale (2002) 23–35 mit zahlreichen Verweisen auf moderne Literatur. 20. Aber das Phänomen war natürlich auch im Westen nicht unbekannt, wie besonders aus den Schriften des Apuleius hervorgeht; Apuleius kann als Sophist bezeichnet werden (vgl. S. J. Harrison, Apuleius: a Latin Sophist, 2000). – Zu den »Aufgaben« eines Sophisten siehe Bowersock (Anm. 19) 13. 21. So Aelius Antipater aus Hierapolis (PIR2 A 137), der es bis zur Adlektion inter consulares und zur Statthalterschaft von Bithynien brachte (siehe Appendix a).

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definiert wurde.22 Außerdem ist es oft bezeugt, daß sich Sophisten in senatorischen Kreisen bewegten.23 II Beredsamkeit und Senatoren Jetzt gehe ich über zur eigentlichen Eloquenz und deren Bedeutung innerhalb des Senatorenstandes. Zur Erziehung jedes römischen Senators (wie natürlich jedes Römers der sog. höheren Klassen) gehörte die Rhetorik nicht nur als ein Bestandteil, sondern als wichtigster Bestandteil.24 Dementsprechend darf man bei einem Senator voraussetzen, daß ihm die Theorie und die Praxis der Redekunst, und zwar wohl normalerweise utriusque linguae, mehr oder minder geläufig war. Dazu kommt, daß bei der Ausübung der Aufgaben eines Senators gewisse rednerische Kenntnisse nicht nur nützlich, sondern auch geradezu nötig waren. Dies bedeutet aber natürlich nicht, daß alle Senatoren als Redner oder rednerisch gewandt bezeichnet werden könnten. Vielmehr dürfte der normale Senator zwar ausreichende, aber keineswegs besonders beachtenswerte Kenntnisse der Redekunst gehabt haben. Möchte man solche nur durchschnittlich begabte senatorische Redner identifizieren, so könnte man neben expliziten Erwähnungen (so z. B. im Fall des Kaisers Trajan25) etwa solche Fälle heranziehen, in denen bei der Erwähnung mehrerer Senatoren nur einer als eloquent bezeichnet wird. So darf man z. B. vermuten, daß die Senatoren Q. Servaeus und Q. Veranius, die im J. 20 im Senat neben P. Vitellius sprachen, eher durchschnittliche Redner waren, da nur bei P. Vitellius hervorgehoben wird, daß er multa eloquentia sprach.26 Ähnliches könnte man etwa auch, allerdings nur unter Berücksichtigung von Argumenten ex silentio, bei dem bekannten dreimaligen Konsul L. Verginius Rufus27 und bei

22. Vgl. die Vita bei Philostratos (»Sophist« auch z. B. VS 490). Als Sophist wird z. B. vielleicht auch M'. Acilius Glabrio cos. 152 (PIR2 A 73) von Aristides bezeichnet (siehe zu diesem Problem jetzt Puech [Anm. 19] 263–266). – Es sei hier auch darauf hingewiesen, daß einige von Frontos kleineren Arbeiten (etwa laudes neglegentiae; siehe die Zusammenstellung in K. Sallmann [Hg.], Die Literatur des Umbruchs [Handbuch der Altertumswissenschaft VIII 4, 1997] 286f.) eigentlich in den Bereich der Sophistik gehören. 23. Vgl. etwa die »Konsuln« und »Söhne von Konsuln« in Rom, die zum Streit zwischen den Sophisten Polemo und Favorinus Stellung nehmen (Philostr. VS 490); M. Vettulenus Civica Barbarus (ein Freund des Herodes Atticus, SEG XVI 166, vgl. XVII 76) im Umgang mit dem Sophisten Polemo (Philostr. VS 539). 24. S. F. Bonner, Education in Ancient Rome (1977) 250ff. 25. Trajan war nach Aurelius Victor (13, 8) moderate … eloquens; Dio (68, 7, 4) ist noch kritischer. Vgl. H. Bardon, Empereurs (Anm. 2) 343f.; S. Fein, Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den litterati (1994) 19ff. Wenn man der Historia Augusta vertrauen kann, gehört hierher auch Pertinax (HA Pert. 12, 1: eloquentia mediocri). 26. Tac. ann. 3, 13, 2: post quem Servaeus et Veranius et Vitellius consimili studio et multa eloquentia Vitellius obiecere usw. 27. Bei Verginius Rufus (cos. III 97) fällt auf, daß in der Beschreibung Plin. ep. 2, 1 nichts über eventuelle rednerische Begabung gesagt wird, obwohl Tacitus bei der Bestattung des Rufus als laudator eloquentissimus bezeichnet wird (ebd. § 6). Auch etwa in der Beschreibung des Minicius Acilianus (PIR2 M 606) aus Brixia (ep. 1, 14, 3ff.), eines Schülers des Pli-

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dem aus Apuleius bekannten philosophisch interessierten Prokonsul von Afrika Claudius Maximus vermuten.28 Überliefert ist aber auch, daß es Senatoren gab, deren rednerische Kenntnisse mangelhaft oder gar nicht existent waren; so etwas wird (wenn ich hier, wie sonst, von gewissen Kaisern absehe)29 über Cn. Lentulus Augur (cos. 14 v. Chr.), C. Iunius Silanus (cos. 10 n. Chr.), Marcius Hortalus, Senator (Ex–Prätor ?) i. J. 16 und Enkel des Redners Hortensius, und dem bekannten Feldherrn Cn. Domitius Corbulo berichtet.30 Daneben gab es aber auch Senatoren, die rednerisch gewandt waren (aber nicht unbedingt gleichmäßig in allen Gebieten der Redekunst)31 und als Redner – im positiven oder im negativen Sinn (hier denke ich an die accusatores) – auch bekannt waren.32 Einige von solchen sollen hier kurz vorgestellt werden, wobei ich von den bekanntesten Vertretern dieser Gattung – vom Typus Messalla Corvinus, Domitius Afer oder Fronto – absehe. Z. B. für die folgenden Senatoren ist rednerische Gewandtheit ausdrücklich bezeugt (ich gebe in den Anmerkungen auch Verweise auf die Quellen, da somit ersichtlich wird, von welcher Art das Quellenmaterial hier ist): nius, 28. von dem sogar das Aussehen gelobt wird, fällt auf, daß nichts über eventuelle Beredsamkeit gesagt wird. 28. Claudius Maximus, Richter im Prozeß des Apuleius, wird zwar oft und höflich als philosophisch gebildet angesprochen, aber Eloquenz wird in der Apologia des Apuleius nur seinem Vorgänger Lollianus Avitus zugeschrieben. Claudius Maximus war einer der Lehrer des späteren Kaisers Mark Aurel und wird sowohl von diesem als auch in der HA erwähnt (siehe zu ihm E. Champlin, Fronto and Antonine Rome [1980] 32f.; Fein [Anm. 25] 228f.). Auch im Falle des in Apul. Flor. 16, 23 (p. 28 H.) angesprochenen Aemilianus Strabo (cos. 156, brevi votis omnium futurus proconsul) scheint die Beredsamkeit nicht die stärkste Seite gewesen zu sein, da ihm zwar vieles, aber nicht Eloquenz zugeschrieben wird (vgl. auch die Stelle, wo die remuneratio dicendi des Apuleius der gloria tui facti gegenübergestellt wird). 29. Da ich in diesem Beitrag nicht auf Kaiser eingehen möchte, begnüge ich mich hier mit einem Hinweis auf Drusus den J. (rudis dicendi nach Tac. ann. 1, 29, 1) und auf die interessante Charakterisierung der Kaiser von Caligula bis Vespasian bei Fronto, ad Verum 2, 10 (p. 123). Vgl. Anm. 25 (zu Trajan). 30. Lentulus Augur: Sen. benef. 2, 27, 1: ingenii fuit sterilis, tam pusilli quam animi; cum esset avarissimus, nummos citius emittebat, quam verba: tanta illi inopia erat sermonis. C. Silanus: Tac. ann. 3, 67, 2: sed multa adgerebantur etiam insontibus periculosa, cum super tot senatores adversos facundissimis totius Asiae eoque ad accusandum delectis responderet [Silanus] solus et orandi nescius, proprio in metu qui exercitam quoque eloquentiam debilitat (sein Bruder M. Silanus cos. 15 ist dagegen ausdrücklich als eloquent bezeugt, Tac. ann. 3, 24, 3). Marcius Hortalus (siehe zu ihm bes. W. Eck, ZPE 95 [1993] 251–60; vgl. AE 1994, 1757–9): Tac. ann. 2, 37, 2 ego, qui non pecuniam, non studia populi neque eloquentiam … accipere vel parare potuissem (als Selbstaussage freilich anders zu bewerten als die anderen Fälle). Domitius Corbulo: Tac. ann. 15, 26, 3: auctoritate, quae viro militari pro facundia erat (allerdings beschreibt Tacitus Corbulo in einem anderen Zusammenhang als corpore ingens, verbis magnificis: ann. 13, 8, 3). 31. So ist im Falle des bekannten Redners Q. Vibius Crispus bezeugt, daß er privatis tamen causis quam publicis melior war (Quint. inst. 10, 1, 119). 32. Daß die rednerische Begabung auch wenig prominenter Persönlichkeiten keineswegs unbeachtet bleiben konnte, geht aus Stellen wie Plin. ep. 3, 9, 12 hervor; hier werden die Spanier Baebius Probus und Fabius Hispanus, socii et ministri des Caecilius Classicus, folgendermaßen beschrieben: utrumque gratia, Hispanum etiam facundia validum.

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– Mam. Aemilius Scaurus cos. 21 (PIR2 A 404);33 – P. Cluvius Rufus cos. 65 oder früher (PIR2 C 1206; AE 2000, 229);34 – P. Galerius Trachalus cos. 68 (PIR2 G 30);35 – C. Salvius Liberalis Nonius Bassus cos. ?85 (PIR S 105);36 – L. Hedius Rufus Lollianus Avitus cos. 144 (PIR2 H 40);37 – M. Servilius Silanus cos. 152, II 188 (PIR S 428);38 – C. Aufidius Victorinus cos. 155, II 183 (PIR2 A 1383);39 – M. Postumius Festus cos. 160 (PIR2 P 886);40 – C. Iulius Asper cos. II 212 (PIR2 I 232);41 – L. Egnatius Victor Lollianus cos. ca. 225 (PIR2 E 36).42 33. Tac. a. 3, 31, 4 Mamercum qui patruus simul ac vitricus Sullae et oratorum aetate uberrimus erat; ebd. 6, 29, 3 Mamercus dein Scaurus rursum postulatur, insignis nobilitate et orandis causis, vita probrosus. Auch als Deklamator bezeugt (oft bei Seneca d. Ä. genannt; z. B. contr. 1, 2, 22 audiebat illum Scaurus, non tantum disertissimus homo sed venustissimus). Zu seiner Dichtung s. u. Anm. 55. 34. Tac. hist. 1, 8, 1 Cluvius Rufus, vir facundus et pacis artibus, bellis inexpertus; ebd. 4, 43, 1 perinde dives et eloquentia clarus. 35. Quint. inst. 12, 5, 5 Habuit oratores aetas nostra copiosiores, sed cum diceret eminere inter aequalis Trachalus videbatur: ea corporis sublimitas erat, is ardor oculorum, frontis auctoritas, gestus praestantia, vox quidem non, ut Cicero desiderat, paene tragoedorum, sed super omnis quos ego quidem audierim tragoedos; vgl. ebd. 10, 1, 119 Trachalus plerumque sublimis et satis apertus fuit et quem velle optima crederes, auditus tamen maior: nam et vocis quantam in nullo cognovi felicitas, et pronuntiatio vel scaenis suffectura, et decor, omnia denique ei quae sunt extra superfuerunt; ebd. 12, 10, 11 (sonum Trachali); 6, 3, 78; 8, 5, 19; 12, 5, 6; Tac. hist. 1, 90, 2. 36. Plin. ep. 2, 11, 17 Salvius Liberalis vir subtilis dispositus acer disertus; in illa vero causa omnes artes suas protulit; 3, 9, 36 vehemens et disertus. Anwalt im Prozeß des Caecilius Classicus und des Marius Priscus. 37. Apul. apol. 94,5 – 96, 7 (z. B. Multos in vita mea Romani nominis disertos viros sedulo cognovi, sed sum aeque neminem ammiratus… omnes fandi virtutes paene diversae in illo viro congruunt … Quamcumque oranem struxerit Avitus, ita illa erit undique sui perfecte absoluta, ut in illa neque Cato gravitatem requirat neque usw.; einiges in den Beschreibungen des Apuleius beziehen sich auf schriftliche Äußerungen des Avitus, vgl. oben Anm. 12. Empfänger eines Empfehlungsbriefes des Fronto (ad am. 1, 3), wo von Eloquenz die Rede ist. Vgl. Champlin (Anm. 28) 31f. 38. Fronto ad am. 2, 11, 1 (p. 199): Servilium … Silanum optimum et facundissimum virum; genannt unter Senatoren, qui nunc fori principem locum occupant. 39. Dio 72, 11, 2 tîn lÒgwn paraskeuÍ oÙdenÕj tîn kaq’ ˜autÕn deÚteroj; vgl. Fronto, ad am. 2, 11 (p. 199) talem mihi generum cum illis moribus tantaque eloquentia; ebd. 1, 14, 2 (p. 180): Fronto hat seine oratio Bithyna dem Victorinus (seinem Schwiegersohn) zur Kritik überlassen. Empfänger eines Empfehlungsbriefes (ad am. 1, 7) mit Erwähnung der Eloquenz des Empfohlenen. Vgl. Champlin (Anm. 28) 37f. 40. Fronto, ad am. 2, 11, 1 (p. 199) Postumium Festum et morum et eloquentiae nomine recte patronum vobis feceritis; D. 2929 oratorem utraque facund(ia) maximum; D. 2941 orat(oris). Vgl. Gell. 19, 13 (als Freund des Fronto erwähnt). 41. AE 1997, 261: [patrono] provinciarum V, Hispaniar(um) trium et M[a]ure[t]aniar(um) duar(um), oratori praestantissimo, defensori clientium fidelissimo. 42. Neue Inschriften aus Smyrna: Anat. Ant. 11 (2003) 352–6 = EA 36 (2003) 1ff. Nr. 1–2 (ÕhtÒrwn prîton ... tÕn ˜autoà sun»goron usw.; ÕhtÒrwn tÕn kr£tiston kaˆ prîton). Ähnlich in anderen Inschriften aus Kleinasien (I. Smyrna 635: tÕn mÒnon kaˆ prîton tîn ÕhtÒrwn) und

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Wie solch ein Redner nun eigentlich aktiv war und sich seine Rolle vorstellte, darauf soll etwas später eingegangen werden. Zunächst möchte ich einerseits kurz darauf eingehen, welche Rolle die Redegewandtheit unter den Beschäftigungen eines Senators spielte, und andererseits darauf, wie Verdienste auf dem Gebiet der Eloquenz allgemein bewertet werden konnten.

III Beredsamkeit und andere Interessen des römischen Senators Was die Rolle der Eloquenz innerhalb der allgemeinen Interessen eines Senators angeht (ich denke hier nicht an durchschnittliche Senatoren, sondern besonders an solche, die sich für die Rhetorik interessierten und sie auch als eine Art von Hobby betrieben), so ist zunächst festzustellen, daß sich unter mehreren Möglichkeiten des Zeitvertreibs nicht alles für einen Senator geziemte; was sordidum war (wie dies besonders Cicero definiert),43 kam im Prinzip kaum in Frage. Aber es gab viele artes, die als liberales bezeichnet und insofern auch von Senatoren betrieben werden konnten. So wird zum Beispiel die Jagd des öfteren in den Briefen des Plinius an Tacitus behandelt,44 und auch die Agrikultur, von Cicero besonders gelobt, kommt zumindest in der Form der Besprechung von landwirtschaftlichen Grundstücken oft zu Sprache.45 Es gab auch Senatoren, die sich für die Medizin interessierten.46 Aber die wichtigsten außerdienstlichen Beschäftigungen der Senatoren der Kaiserzeit waren ohne Zweifel die Jurisprudenz, die Philosophie, die Geschichtsschreibung, sonstige literarische Tätigkeit und (last but not least) die Rhetorik; dazu könnte man noch die Grammatik hinzufügen, aber sie wurde wohl als ein Teil der Rhetorik angesehen.47 (Von einer Neigung zu militärischen aus Athen (IG II/III2 4217: tÕn Õ»tora). Vgl. auch AE 1996, 1480 (Aphrodisias: p£shj ¢retÁj 43. kÒsmon) und CIL VI 1405 = 41223 = Le iscr. lat. del Museo Naz. di Napoli I 37. Siehe Puech (Anm. 19) 330–336; M. Christol, T. Drew–Bear, M. Ta¦lïalan, Anat. Ant. 11 (2003) 350ff.; R. Haensch demnächst in der Festschrift A. Martin. Zur Tätigkeit als Anwalt in einer epigraphisch überlieferten cognitio s. u. in der Prosopographie. 43. Cicero, off. 1, 150–1, mit Unterscheidung von artificia et quaestus, die einerseits sordidi, andererseits liberales waren. Man beachte, daß nach Cicero (§ 151) die mercatura, wenn magna et copiosa, multa undique apportans multisque sine vanitate inpertiens (im Gegensatz zu mercatura tenuis), gelobt werden kann; ein Blickwinkel also, der ohne Zweifel Rücksicht auf aktuelle Verhältnisse nahm. 44. Siehe C. P. Jones, HSCP 72 (1967) 283 Anm. 24. 45. Siehe C. P. Jones, ebd. Vgl. Fronto, ad M. Caes. 2, 9 (p. 29), aus welchem Brief hervorgeht, daß Pompeius Falco (cos. 108) sich in seinen alten Tagen auf seinem ager auf die Baumzucht konzentrierte. 46. Aus den Schriften des Galen geht hervor, daß Senatoren des öfteren an Galens öffentliche Demonstrationen teilnahmen oder sonst mit ihm in Kontakt standen (siehe jetzt H. Schlange–Schöningen, Die römische Gesellschaft bei Galen [2003], bes. S. 167 ff., 216 ff.). 47. Dies könnte man etwa daraus folgern, daß in Frontos der Eloquenz gewidmeten Briefen oft von grammatischen Fragen die Rede ist. Auch bei Gellius erscheint Fronto als ein Kenner auf dem Feld der Grammatik (2, 26; 13, 29; 19, 8. 10). Erst in etwas späterer Zeit erscheint ein Senator, der auf dem Gebiet der Grammatik auch publizierte (P. Flavius Pudens

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Studien, gelegentlich allgemein neben der Jurisprudenz und der Eloquenz als wichtigstes Spezialisierungsfeld eines Senators genannt,48 ist in den uns zur Verfügung stehenden Quellen selten die Rede.49) Was nun die Jurisprudenz betrifft, so erscheinen in den nichtjuristischen Quellen wenige Spuren von Juristen und juristischer Tätigkeit, was möglicherweise darauf hinweisen könnte, daß Senatoren mit juristischen Interessen sich normalerweise eben nur auf die Jurisprudenz konzentrierten und kaum auch andere intellektuelle Interessen hatten.50 Auch bei Philosophen sind andere Interessen eher selten bezeugt.51 Dagegen ist es oft bezeugt, daß Senatoren auf dem Feld mehrerer anderer artes liberales tätig waren. Wenn wir uns hier auf Senatoren konzentrieren, die (auch) als Redner tätig waren, so finden wir, daß sie neben rhetorischen Studien besonders Geschichtsschreibung oder Dichtung betrieben. Von Rednern, die auch Historiker waren, sind besonders M. Servilius Nonianus cos. 35, P. Cluvius Rufus cos. vor 65 und P. Cornelius Tacitus cos. 97 zu nennen.52 Der Dichtung, obwohl offenbar von einigen Senatoren als eine wenig bedeutende Tätigkeit angesehen,53 widmete sich, soweit dies aus unseren Quellen ersichtlich ist, eine deutlich größere Zahl von senatorischen Rednern; z. B. bei den folgenden ist poetische Tätigkeit bezeugt: M. Aurelius Cotta Maximus cos. 20,54 Mam. Aemilius Scaurus cos. 21;55 Ti. Catius Asconius Silius

48. Pomponianus, PIR2 F 346). Vgl. im 4. Jh. PLRE Nepotianus 1 = 4, Rufinianus 2, Simplicius 7 und dazu Nellen, Viri litterati (Anm. 1) 117ff. 48. Etwa Sen. benef. 3, 32, 3 aut eloquentia … aut iustitia aut bellicis rebus; Tac. dial. 28, 7 sive ad rem militarem sive ad iuris scientiam sive ad eloquentiae studium inclinasset. 49. Allerdings wird Calvisius Faustinianus von Fronto sowohl als doctus als auch als rei militaris peritus bezeichnet (ad am. 1, 5, 2 (p. 175). Vgl. ebd. 1, 6, 1 (Avidius Cassius). 50. Eine Ausnahme ist Ummidius Quadratus (cos. 118), dem sowohl Eloquenz (Plin. ep. 6, 11, 2) als auch juristische Studien (der Cassiana schola; ebd. 7, 24, 9) zugeschrieben werden. In den Schriften rhetorisch interessierter Autoren wird des öfteren darauf hingewiesen, daß die Jurisprudenz aus dem Blickwinkel des praktizierenden Anwalts von geringem Interesse sei (vgl. z. B. Quintilian 11, 2, 41: die Beschäftigungen der iuris consulti sind magis ab usu dicendi remota). 51. Aber der Kaiser Mark Aurel interessierte sich neben der Philosophie auch für die Rhetorik (siehe den Brief Fronto, ad M. Caes. 1, 6 (p. 10–3) und sonst). 52. Zu den historischen Schriften des Servilius Nonianus und des Cluvius Rufus siehe etwa Bardon, Littérature (Anm. 2) II 167–9 (zu ihrer Beredsamkeit s. u. in der Prosopographie). Ich habe hier nur Senatoren genannt, die als seriöse Historiker bezeichnet werden können; sicher hat es viele gegeben, die sich mit kleineren Versuchen begnügten, vgl. z. B. libelli mei de ultione Helvidi des Plinius, ep. 7, 30, 4. 53. Vgl. besonders die Bemerkungen des M. Aper bei Tacitus, Dialogus 9f. mit Feststellungen wie carmina et versus … neque dignitatem ullam auctoribus suis conciliant neque utilitates alunt; voluptatem autem brevem, laudem inanem et infructuosam consequuntur usw.; vgl. ebd. 5, 3 Saleius Bassus et quisquis alius studium poeticae et carminum gloriam fovet, cum causas agere non possit; vgl. ebd. 5, 2. 54. Eloquenz: Ovid. Pont. 3, 5, 7f. 15f.; Eloquenz und Dichtung: 4, 16, 42 Pieridum lumen praesidiumque fori. Dichtung: ebd. 3, 5, 37 (studiorum plene meorum). Auch auf dem Gebiet der Botanik hat Cotta Maximus publiziert, da er bei Plinius d. Ä. als Quelle für die Bücher 14 und 15 zitiert wird. 55. Eloquenz: s. o. Anm. 33. Tragödie Atreus: Dio 58, 24, 3f., vgl. PIR2 A 404.

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Italicus cos. 68;56 Cn. Arrius Antoninus cos. 69;57 C. Plinius Caecilius Secundus cos. 100;58 M. Cornelius Fronto cos. 142;59 M. Caecilius Novatillianus, adlectus inter consulares, 3. Jh.60 Natürlich handelte es sich bei dieser Dichtung normalerweise vielleicht eher um Zeitvertreib als um seriöses künstlerisches Schaffen, denn um wirklich etwas Bedeutendes auf irgendeinem Gebiet leisten zu können, mußte man sich darauf konzentrieren: dem Titinius Capito, der Plinius empfohlen hatte, er solle sich neben der Redekunst auch der Geschichtsschreibung widmen, gibt Plinius die Antwort, daß die Kombination beider Tätigkeiten tam magnum est, ut abunde sit alterum efficere (ep. 5, 8, 7).61 Dementsprechend ist es bei dem Geschichtsschreiber Servilius Nonianus und bei dem Dichter Silius Italicus bezeugt, daß sie sich zunächst der Redekunst widmeten und erst danach sich auf die Geschichtsschreibung bzw. auf die Dichtung konzentrierten.62

IV Eloquenz als Beförderungskriterium Wie wurden nun Leistungen auf dem Gebiet der Redekunst im allgemeinen bewertet ? Es steht jedenfalls fest, daß auch Eloquenz die Karriere fördern konnte. Allerdings ist zwischen Eloquenz als Wert an sich und Eloquenz als Mittel zum Erfolg zu unterscheiden, und sodann auch zwischen Senatoren und Nichtsenatoren und natürlich auch auf jedem Niveau zwischen verschiedenen Ämtern. Bei Rittern ist es wohlbekannt, daß für bestimmte Aufgaben die Redegewandtheit eine Empfehlung, ja sogar möglicherweise eine Bedingung war; so wurde im 2. und frühen 3. Jh. die Stellung des ab epistulis Graecis zumeist von Rhetoren und Sophisten bekleidet,63 obwohl auch Männer mit anderem Hintergrund in diesem Amt bezeugt sind.64 Aber auch andersartige Stellungen wurden im Falle von Rittern angeblich aufgrund ihrer Eloquenz 56. Eloquenz (und Dichtung): Mart. 7, 63, 5–8: Sacra cothurnati non attigit ante Maronis / implevit magni quam Ciceronis opus (Silius Italicus, der Verfasser der Punica, hat also anscheinend das Betreiben der Beredsamkeit aufgegeben, um sich der epischen Dichtung zu widmen; vgl. unten); / hunc miratur adhuc centum gravis hasta virorum, / hunc loquitur grato plurimus ore cliens; vgl. 9, 86, 2; 11, 48. 57. Eloquenz und Dichtung: Plin. ep. 4, 3, 2f. (mit Erwähnung, wie in 4, 18, 1, von griechischen Epigrammen); zu seiner Dichtung siehe auch 5, 15, 1. 58. Dichtung des Plinius: ep. 5, 3, 1 (versiculi); 5, 10, 1 (hendecasyllabi); 7, 4, 1. 59. Dichtung des Fronto: ad M. Caes. 2, 8, 2 (p. 29, 19: hexametri mei). 60. Orator et poeta: CIL IX 1572 = D. 2939; poeta et orator: CIL IX 1571. 61. Man ist an Cicero erinnert, der sich nicht dazu gebracht hat, auch Geschichtsschreibung zu betreiben. 62. Servilius Nonianus: Tac. ann. 14, 19, 1 mortes … et M. Servilii, qui summis honoribus et multa eloquentia viguerant, … Servilius diu foro, mox tradendis rebus Romanis celebris. Silius Italicus: siehe Anm. 56. 63. Bowersock (Anm. 19) 50; vgl. F. Millar, The Emperor in the Roman World (1977 = 1992) 88ff. 64. Schmitz (Anm. 18) 54, mit einem Verweis auf einen mir nicht zugänglichen Aufsatz von N. Lewis.

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oder allgemeiner ihrer Gelehrsamkeit vergeben; so lernt man aus Dio, daß Avidius Heliodorus, der Vater des Avidius Cassius, ¦x ¦mpeir…aj ÕhtorikÁj Präfekt von Ägypten wurde (Dio 72, 22, 2), allerdings nach einer Karriere, die eben auch die Stellung eines ab epistulis Graecis mit einschloß.65 Philostrat zufolge ernannte Hadrian den Sophisten und Rhetor Ti. Claudius Flavianus Dionysius ¦pˆ sof…v zum »Satrapen« über »nicht unbedeutende Völker« – nämlich zum ¦p…tropon toà Sebastoà, wie wir aus einer Inschrift erfahren.66 Auch bei Senatoren dürfte ähnliches vorgekommen sein. Allerdings ist hier, wie gesagt, sicher zwischen Eloquenz als Mittel (also im Falle des accusatores usw.) und Eloquenz als Wert an sich zu unterscheiden. Wenn etwa Curiatius Maternus bei Tacitus (dial. 13, 1) sagt, die Rednertätigkeit (inklusive certamina et pericula) habe gewisse Redner (er meint hier vor allem die bekannten accusatores Vibius Crispus und Eprius Marcellus) bis zum Konsulat gefördert,67 so handelt es sich hier deutlich um den ersten Fall.68 Andererseits darf man wohl annehmen, daß auch die senatorische Eloquenz als solche, wie die doctrina im Falle des Juristen Salvius Iulianus,69 vom Kaiser hoch bewertet werden konnte. Ein senatorisches Amt, für welches ein gewisses Maß an Beredsamkeit nötig sein konnte, ist das des Quästors des Kaisers, zu dessen Aufgaben es gehörte, Reden des Kaisers im Senat zu verlesen, wenn der Kaiser selbst nicht anwesend war.70 An sich konnte dies wohl jeder Senator bewältigen, aber es scheint mir doch etwas auffallend, daß nicht weniger als die Hälfte aller aufgrund ihrer Beredsamkeit bekannten Senatoren, von denen wir die Funktion in ihrer Quästur kennen, in der Tat quaestores Augusti gewesen waren: soweit mir ersichtlich, ist bei zehn Quästoren ihr genauer Aufgabenbereich bekannt, und davon waren fünf, darunter Tacitus und Atticus Herodes, quaestores Augusti.71 Zu beachten ist allerdings, daß die drei bloß als Quästo65. Siehe PIR2 A 1405; H.-G. Pflaum, Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut–Empire romain (1960–61) Nr. 106; Puech (Anm. 19) 289f. 66. Philostratos, VS 524; I. Ephesos 3047 (siehe auch ebd. 426); vgl. PIR2 D 105; Schmitz (Anm. 18) 53; Puech (Anm. 19) 229–32. Vgl. auch Philostr. VS 2, 32 [626] (vgl. PIR2 H 54), nach welcher Stelle der Sophist Heliodoros von Caracalla aufgrund seines Deklamierens zum advocatus fisci ernannt wurde. 67. Dial. 13, 1: … inquieta et anxia oratorum vita. Licet illos certamina et pericula sua ad consulatus evexerint usw. 68. Zu den accusatores siehe die unten Anm. 123f. zitierte Literatur. Was man mit einer accusatio erreichen wollte bzw. konnte, illustriert Rutledge (Anm. 123) 20–53 (»Political and Social Advancement«). Siehe auch Rivière (Anm. 124) 397–462, vgl. die Liste der »récompenses« S. 566. 69. Vgl. D. 8973: cui divos Hadrianus soli salarium quaesturae duplicavit propter insignem doctrinam. 70. Siehe R. J. A. Talbert, The Senate of Imperial Rome (1984) 167 Anm. 40. 71. Als eloquent bezeugte Senatoren, die als quaestores Augusti fungierten: C. Sallustius Crispus Passienus (I. Ephesos 3026–7), P. Cornelius Tacitus (CIL VI 41106), C. Plinius Caecilius Secundus (D. 2927; CIL V 5667), P. Aelius Hadrianus (D. 308), Ti. Claudius Atticus Herodes (AE 2000, 1345). Zu beachten ist, daß Tacitus und Plinius beide homines novi waren. Wegen ihrer Beredsamkeit bekannte Senatoren, die andere Quästuren bekleideten: Q. Haterius cos. 5 v. Chr. (irgendeine Provinz: CIL VI 1426; Add. p. 4696); M. Cornelius Fronto

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ren bezeugten Senatoren – siehe Anm. 71 – wohl kaum zu der bevorzugten Gruppe der quaestores Augusti gehörten, so daß man die Anzahl der Quästoren, die nicht quaestores Augusti waren, nicht mit fünf, sondern eher mit acht angeben sollte. Aber die Tatsache, daß es unter den 10 bzw. 13 als redekundig bezeugten Senatoren fünf Kaiserquästoren gab, ist sehr auffallend, da ja jährlich nur zwei der insgesamt 20 Quästoren dem Kaiser zugeteilt waren. Dementsprechend würde ich vorsichtig die These formulieren, daß bei der Wahl der Kaiserquästoren die Kenntnisse in der Beredsamkeit eine Rolle spielen konnte. Daß Quästoren noch ganz junge Männer waren, stört dabei kaum, da ja Eloquenz allgemein anerkannter Art auch bei ganz jungen Männern vorhanden sein konnten, war doch Fronto (der allerdings gerade nicht quaestor Augusti war) schon lange vor seinem Konsulat der »führende Römer in den Gerichten«.72 Was die eventuelle Rolle rhetorischer Fertigkeit bei der Besetzung weiterer Ämter betrifft, so ist hier wenig festzustellen. Höchstens bei dem soeben genannten Fronto könnte man sagen, daß ihn seine Eloquenz zum Konsulat i. J. 14273 verhalf; jedenfalls hätte er bloß aufgrund seiner Karriere, die ja wenig beeindruckend ist, kaum Aussichten auf einen Konsulat gehabt. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß hier nicht einfach pure Beredsamkeit eine Rolle spielte, sondern die Stellung in der Nähe des Kaisers, die sich Fronto durch seine Eloquenz geschaffen hatte. Die Tatsache, daß Fronto den Konsulat i. J. 142 bekleidete, erinnert im übrigen daran, daß man i. J. 142 und 143, also in den frühen Jahren des Pius, eine Häufung von Konsulaten von Rednern beobachten kann; denn i. J. 142 war neben Fronto auch ein anderer Redner Konsul, und zwar L. Statius Quadratus als ordinarius; gleich im nächsten Jahr folgte dann der Konsulat des Herodes Atticus. Allerdings handelt es sich sicher bloß um einen Zufall, da sowohl Statius Quadratus als auch Herodes Atticus als Söhne von Konsuln74 sowieso zu einem ordentlichen Konsulat »berechtigt« waren.75 (Sizilien: 72. D. 2928); L. Fabius Severus (Stadtquästur: D. 6680); C. Iulius Asper (Africa: AE 1997, 261); M. Caecilius Novatillianus (Africa: CIL IX 1571; 1572 = D. 2939). Quästuren unbekannter Art sind bezeugt für Q. Varius Geminus (D. 932. 932a), C. Rutilius Gallicus (D. 9499), C. Sallius Aristaenetus (D. 2934). 72. Dio 69, 18, 3, t¦ prîta tîn tÒte {Rwma…wn ¦n d…kaij ferÒmenoj, in einer Anekdote, in der Marcius Turbo als Prätorianerpräfekt genannt wird (also etwa zwischen 118 und 131). L. Crassus (cos. 95 v. Chr.) hielt seine erste publizierte Rede nono decimo aetatis anno (Tac. dial. 34, 7). 73. Zum Datum (142, nicht 143) siehe das Diplom AE 1995, 1824; vgl. W. Eck, RhM 141 (1998) 193–6; dens., ZPE 134 (2001) 253–60. 74. Siehe H. Halfmann, Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jh. n. Chr. (1979) Nr. 48 und 67 (Statius Quadratus und sein Vater), Nr. 27 und 68 (Herodes Atticus und sein Vater; zum Datum des Konsulats Atticus' d. Ä. i. J. 131/133 siehe RMD 159). Was Herodes Atticus betrifft, so ist außerdem zu beachten, daß er sich schon früh in der Nähe des Kaisers bewegte: in einer Inschrift aus Korinth (?) wird er als q(uaestor) imp. Caesaris Hadriani Aug. inter amicos bezeichnet (AE 2000, 1345; zur ungewöhnlichen Formulierung siehe F. Grelle, in G. Paci [Hg.], zEpigrafa…. Miscellanea epigrafica in onore di L. Gasperini [2000] 460–2). 75. Siehe G. Alföldy, Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen (1977) 100f.

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Einige interessante Hinweise auf die Beurteilung des Wertes der Beredsamkeit in senatorischen Kreisen geben die Empfehlungsbriefe, wie man sie in einer gewissen Anzahl unter den Briefen von Plinius und Fronto findet. Zumeist handelt es sich um Schreiben, mit denen sich Plinius und Fronto an einflußreiche Senatoren wenden, um die Karriere eines jungen Ritters oder Senators zu fördern. Liest man nun diese Briefe durch, so findet man, daß die Beschreibungen der empfohlenen, zumeist jungen Männer eher allgemein gehalten werden; man ist rectus oder industrius, man hat doctrina oder bonae artes. Von den Eigenschaften, die einen etwas konkreteren Inhalt haben, findet man fast nur die Eloquenz öfters erwähnt. Eine ganz vorrangige Rolle spielt die Beredsamkeit in dem Brief (der allerdings aus dem Rahmen des normalen Empfehlungsbriefes fällt), in dem Fronto seinen Mitbürgern passende Leute zu Patronen seiner Heimatstadt Cirta empfiehlt (ad am. 2, 11 – es handelt sich um Aufidius Victorinus, Servilius Silanus und Postumius Festus). Aber auch in den normalen Empfehlungsbriefen ist nicht selten von Beredsamkeit die Rede;76 so wird Varisidius Nepos von Plinius als virum industrium rectum disertum in einem Brief an Sosius Senecio geschildert (4, 4, 1); Sardius Saturninus ist in einem Brief des Fronto an Petronius Mamertinus (Konsul 150) doctus et facundus vir (ad am. 1, 10, 1 [p. 177]). Neben den Briefen an Senecio und Mamertinus gibt es Empfehlungsbriefe mit Hervorhebung der Eloquenz des Empfohlenen an die Senatoren Neratius Priscus (Plin. ep. 2, 13),77 Lollianus Avitus (Fronto ad am. 1, 3), Egrilius Plarianus (ebd. 1, 4), Aufidius Victorinus (ebd. 1, 7). Andererseits ist die Anzahl der Empfehlungsbriefe, in denen über eventuelles rednerisches Talent kein Wort verloren wird, größer. So kommen z. B. im Brief (4, 15), in dem Plinius den Asinius Bassus dem Minicius Fundanus als quaestor consulis empfiehlt, nur ganz allgemeine Eigenschaften des Bassus (und seines Vaters Rufus) zur Sprache. Briefe ohne Erwähnung des Vorhandenseins von Beredsamkeit finden wir gerichtet an die Senatoren Iunius Mauricus (Plin. ep. 1, 14, betreffend Minicius Acilianus; vgl. o. Anm. 27), Minicius Fundanus (ebd. 4, 15 und 6, 6), Pompeius Falco (ebd. 7, 31), Avidius Cassius (Fronto ad am. 1, 6), Passienus Rufus (1, 8),78 Caelius Optatus (1, 9; Konsul 167 oder 168).79 Die Auslassung eines Hinweises auf die Redekunst kann 76. Empfehlungsbriefe mit Hervorhebung der Beredsamkeit des Empfohlenen: Plin. ep. 2, 13; 4, 4; Fronto ad am. 1, 2; 1, 3; 1, 4; 1, 7; 1, 10 (und dazu 2, 11, patroni für Cirtenser). Keine explizite Erwähnung der Beredsamkeit: Plin. ep. 1, 14; 3, 2; 4, 15; 6, 6; 7, 22; 7, 31; 10, 26 (Rosianus Geminus); Fronto, ad Ver. 1, 6; ad am. 1, 6; 1, 8; 1, 9. – Zu den Empfehlungsbriefen Frontos siehe neuerdings M.-C. Huillier, ›Fronton et ses amis‹, in S. Ratti (Hg.), Antiquité et citoyenneté. Actes du colloque international de Besançon 1999 (2002) 293–306, bes. 304ff. (mit Einteilung in verschiedene Typologien usw.). 77. Zur Identifikation siehe A. R. Birley, Onomasticon to the Younger Pliny (2000) 74. 78. Ohne Zweifel ein Senator, obwohl dies in PIR2 P 149 für nicht ganz sicher gehalten wird. Zu den Passieni(i) siehe jetzt F. Chausson, CCG 9 (1998) 196ff. 79. P. Weiß, ZPE 140 (2002) 253–5. – Empfehlungsbriefe ohne Hinweise auf Beredsamkeit gibt es außerdem noch an den hohen ritterlichen Offizier Vibius Maximus (Plin. ep. 3, 2), an Trajan (ebd. 10, 26) und an L. Verus (Fronto ad Ver. 1, 6).

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sicher in einigen Fällen ihre Erklärung darin haben, daß die empfohlenen jungen Männer eben nicht besonders eloquent waren. Aber man kann sich fragen, ob es nicht möglich gewesen sein könnte, daß das genre des Empfehlungsbriefes in bestimmten Kontexten voraussetzte, daß der Empfohlene eher allgemein geschildert wurde, ohne ein genaueres Eingehen auf bestimmte Eigenschaften. Auf diese Möglichkeit könnten die zwei Briefe hinweisen, in denen Fronto einen gewissen Sulpicius Cornelianus einerseits dem Cn. Claudius Severus, consul ordinarius 146, andererseits dem griechischen Intellektuellen P. Aelius Apollonides, einem Ritter östlicher Herkunft, der auch als ab epistulis Graecis bezeugt ist,80 empfiehlt. Es ist lehrreich, die beiden Briefe hier nebeneinander zu zitieren: Fronto, ad am. 1, 1 (p. 170f.) an Cn. Claudius Severus cos. 146: Industrius vir est, strenuus, ingenio libero ac liberali, patriae amantissimus, innocentia fretus magis quam confidens, litterarum studio et bonarum artium elegantia mihi ad [---] … laus ad me de ingenio eius iam pervaserat usw.

ebd. 1, 2 (p. 171f.) an P. Aelius Apollonides: ... ¹sqeˆj

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usw.

Der Brief an den Konsul, der allerdings auch aus dem Osten stammt und für den auch philosophische Interessen bezeugt sind,82 beginnt mit einer eleganten Charakterisierung des Empfehlungsbriefes als Gattung, um dann zu Cornelianus überzugehen. Von diesem wird aber kaum etwas Konkretes gesagt. Dagegen ist in dem griechischen Brief an Aelius Apollonides nicht nur von den lÒgoi und der paide…a die Rede, sondern es wird auch klargemacht, daß die paide…a des Cornelianus nicht etwas unbestimmtes, sondern eben die der Rhetoren ist. Aufgrund dieses Briefpaares könnte man also die Vermutung äußern, daß es nicht eigentlich zum Stil eines normalen, an hochgestellte Persönlichkeiten gerichteten Empfehlungsbriefes gehörte, sich genauer über die Eigenschaften der Empfohlenen zu äußern; vielmehr scheinen eher allgemein gehaltene Andeutungen am Platz gewesen zu sein. Wenn genaueres angegeben wird, so könnte man denken, daß der Schreiber des Briefes annahm, der Empfänger interessiere sich für diese Information; wenn also Fronto der Eloquenz in dem Brief an Petronius Mamertinus (von dessen Interessen sonst nichts bekannt ist) gedenkt, so könnte man dies so interpretieren, daß die Beredsamkeit dem Mamertinus nicht ganz fremd war.

80. Ich folge hier der Rekonstruktion von W. Eck, ZPE 91 (1992) 236–42. 81. Zu dieser Lesung siehe den Kommentar von M. P. J. van den Hout, A Commentary on the Letters of M. Cornelius Fronto (1999) 403. 82. Siehe PIR2 C 1027.

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V Wert und Interesse der Eloquenz aus der Sicht des senatorischen Redners Diese Bemerkungen über Empfehlungsbriefe haben uns etwas vom eigentlichen Thema abgebracht. Um also wieder auf die Bedeutung der Beredsamkeit zurückzukommen, so möchte ich hier, bevor ich zu den eigentlichen Aufgaben des Redners übergehe, noch kurz auf die allgemeine Bewertung der Bedeutung der Beredsamkeit in der Form einzugehen, in der sie sich in unseren literarischen Quellen widerspiegelt. Als Ziel ist pure Eloquenz etwas Unvergleichbares; es ist optimum und hat numen et caelestis vis;83 Eloquenz bringt einem voluptas und iucunditas und ist überhaupt caput atque fons bonarum artium.84 Aber, um einen Blick auch auf die praktische Seite der Beredsamkeit zu werfen, aus der Eloquenz folgt auch utilitas, und der Redner ist überhaupt summa adepturus.85 Dazu kommt, daß die Eloquenz auch entscheidenden Einfluß auf die gesellschaftliche Stellung dessen ausübt, der sie praktiziert. Der Redner hat dignitas und gloria, sein Haus ist voll von verschiedenen honores und ornamenta und facultates und außerdem von splendidissimi homines, die dort sind, um den eloquenten Hausherrn zu begrüßen;86 auf der Straße folgt ihm ein togatorum comitatus et egressus, und dem Redner wird in publico species und in iudiciis veneratio zuteil.87 Da die Eloquenz wie eine Waffe ist, fühlt man sich sicher und sorglos.88 Man wird auch eine Berühmtheit, und zwar nicht nur in der Hauptstadt, sondern in der ganzen Welt; Leute, die in die Hauptstadt kommen, möchten die bekannten oratores sehen.89 Bei einer Rede ist der berühmte Redner Mittel-

83. Tac. dial. 6, 3 (Aper): Menschen ohne Eloquenz geben zu id quod optimum sit se non habere; ders., ebd. 8, 2 (numen et caelestis vis). 84. voluptas, iucunditas: Tac. dial. 6, 1 (Aper); caput usw.: Fronto ad Ver. 2, 1, 20 caput atque fons bonarum artium et studiorum ab eloquentiae disciplinis oritur, neque res militaris neque officii observantia, quam philosophiam vocant, perfecta gigni potest, nisi cum eloquentia creata sit. 85. utilitas: Tac. dial. 5, 4 (Aper); summa adepturus: ders., ebd. 10, 5. 86. dignitas, gloria: Tac. dial. 5, 4 bzw. 7, 2 (Aper); honores, ornamenta und facultates: ders., ebd. 8, 4 (auf Eprius Marcellus und Vibius Crispus bezogen); concursus (im Haus des Redners) splendidissimorum hominum: ebd. 6, 2; vgl. frequentia salutantium ebd. 11, 3; fremitus salutantium ebd. 13, 6 (nichts ähnliches dagegen im Falle eines Dichters: ebd. 9, 2). 87. Tac. dial. 6, 4 (Aper). 88. Tac. dial. 5, 5 (Aper) securus et velut quadam perpetua potentia ac potestate munitus ….; eloquentia, praesidium simul ac telum, quo propugnare pariter et incessere sive in iudicio sive in senatu sive apud principem possis; vgl. ebd. (eloquentia) accinctus; ebd. 5, 5 (eloquentia) armatus; ebd. 10, 5 arx eloquentiae. 89. Tac. dial. 5, 4 (Aper) urbis famam … totius imperii atque omnium gentium notitiam; ebd. 7, 4 Quorum nomina prius parentes liberis suis ingerunt? Quos saepius vulgus quoque imperitum et tunicatus hic populus transeuntis nomine vocat et digito demonstrat? Advenae quoque et peregrini iam in municipiis et coloniis suis auditos, cum primum urbem attigerunt, requirunt ac velut adgnoscere concupiscunt; ebd. 8, 1: Eprius Marcellus und Vibius Crispus kennt man in extremis partibus terrarum (dagegen ebd. 10, 2: welcher in die Hauptstadt kommende Tourist möchte den Dichter Saleius Bassus sehen ?); vgl. Plin. ep. 9, 23, 3 (Tacitus es an Plinius?), 4 (Vides hunc? … Plinius est).

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punkt der Aufmerksamkeit, man hört clamores der laudantes.90 Mit Hilfe der Beredsamkeit kann man Kontakte sowohl zu Gleichgestellen als auch zu den humiliores aufrechterhalten und schaffen, man hat Einfluß in Provinzen; sogar in die Nähe des Kaisers kann man rücken.91 In solchen Verhältnissen war es nicht allzu schwer, sich auch Reichtümer zu erwerben.92 Natürlich ist dies alles nicht ganz so ernst zu nehmen; wer selbst Redner ist, der sieht die Bedeutung der Beredsamkeit sicher etwas anders als etwa der Feldherr; und es war der Feldherr eher als der Redner, auf den sich das Imperium Romanum stützte. Und obwohl es einem Feldherrn – oder einem Verwaltungsbeamten o. ä. – sicher vom Nutzen war, sich auch der facundia bedienen zu können, so mußte man doch auch andere Fertigkeiten haben. In der Tat konnte man mit auctoritas mangelhafte Kenntnisse der Eloquenz kompensieren wie dies Tacitus im Falle des Domitius Corbulo bezeugt, wenn er sagt, die auctoritas sei ihm, dem vir militaris, pro facundia gewesen (ann. 15, 26, 3; vgl. aber o. Anm. 30).93 Ein senatorischer Redner interessierte sich natürlich auch für theoretische Fragen der Rhetorik und der rhetorischen Bildung, und aus den Briefen des Plinius und des Fronto bekommt man ein lebhaftes Bild von der Rhetorik am Schreibtisch. So findet man Briefe, die der Beurteilung einzelner Redner gewidmet sind;94 es gibt Briefe, in denen allgemeine Fragen der Rhetorik behandelt werden;95 oft ist die Rede von eigenen Schriften (allerdings nicht bloß von Reden), die man der Kritik des Korrespondenten unterlegt;96 gelegentlich 90. Tac. dial. 6, 4 (Aper) Quod illud gaudium consurgendi adsistendique inter tacentes et in unum conversos!; Plin. ep. 9, 13, 18 (…) respondeo singulis. Mirum qua intentione, quibus clamoribus omnia exceperint …; Fronto ad M. Caes. 2, 2, 1 (p. 17) Quae sint aures hominum hoc tempore, quanta in spectandis orationibus elegantia, ex Aufidio nostro scire poteris: Quantos in oratione mea clamores concitarit, quantoque concentu laudantium sit exceptum »omnis tum imago« usw. 91. Tac. dial. 5, 4 (Aper) eloquentiam … qua parere simul et tueri amicitias, adsciscere necessitudines, complecti provincias possit; ebd. 8, 3 (Eprius Marcellus und Vibius Crispus) principes in Caesaris amicitia agunt feruntque cuncta atque ab ipso principe cum quadam reverentia diliguntur. 92. Tac. dial. 8, 2 (Aper) (Eprius Marcellus und Vibius Crispus) ad has ipsas opes possunt videri eloquentiae beneficio venisse. 93. Allerdings konnte sich Fronto vorstellen, Verus habe die Disziplin der syrischen Legionen einfach mit Hilfe seiner Eloquenz wiederhergestellt (Fronto ad Ver. 2, 1, 18–20, vgl. 22 [p. 128f.]). 94. Plin. ep. 2, 3 (an Metilius Nepos): Beurteilung des Stils des Rhetors Isaeus. – Zur Behandlung rhetorischer Themen bei Plinius s. O. Wenskus, »Gespräche« unter Freunden. Rhetorik als Briefthema bei Cicero und Plinius, in S. Döpp (Hg.), Antike Rhetorik und ihre Rezeption (Festschrift C. J. Classen, 1999) 29-40. 95. Plin. ep. 1, 20 (an Tacitus): ob brevitas oder longior tractatus in einer Rede wünschenswert sei; Fronto, ad Ant. 3, 1 (p. 96f.): Diskussion von Fragen der Rhetorik, mit Zitaten z. B. aus Cicero; ders., ad am. 1, 11 (p. 177f., an Velius Fidus; Diskussion der figurae orationis); ders., de eloq. 1 und 2 (p. 133ff.). 96. Reden, die der Korrespondent kritisieren soll, werden z. B. in den folgenden Fällen erwähnt: Plin. ep. 2, 5 (an einen gewissen Lupercus; eine actio des Plinius); 3, 13 und 18 (der Panegyricus wird dem Voconius Romanus und einem gewissen Vibius Severus geschickt);

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wird auch von der recitatio von Reden (zumeist unter Freunden) gesprochen,97 wobei man sich konstruktive Kritik erwünscht.98 Auch vom Studium bzw. vom Vorlesen von Reden oder rhetorischen Schriften älterer Schriftsteller ist gelegentlich die Rede.99 Man wendet sich an Freunde mit Fragen, wie man eine Rede gestalten oder wie man sich in der Rhetorik üben soll.100 Daß Plinius und Fronto als praktizierende Redner sich für theoretische Fragen der Rhetorik interessieren, ist nicht überraschend; es muß aber beachtet werden, daß viele der Briefe an Senatoren, auch hochgestellte, gerichtet sind, so daß auch diese Briefe uns einen interessanten Einblick in die rhetorische Kultur des römischen Senatorenstandes bieten; außerdem ist es lohnend, dieses Material noch mit den an Senatoren gerichteten Empfehlungsbriefen, in denen von Eloquenz die Rede ist (s. o. S. 243f.), zu kombinieren.

VI Die Aufgaben des senatorischen Redners In diesem Abschnitt soll auf die Frage eingegangen werden, in welchen Situationen sich ein Senator seiner Beredsamkeit bediente, d. h. eigentliche, geplante Reden hielt, und wie man sich das Wirken eines senatorischen Redners vorstellte.101 Neben Aussagen senatorischer Schriftsteller zitiere ich auch Fronto, 97. ad M. Caes. 1, 6 (p. 10ff.) und 1, 7, 2 (p. 14): Beurteilung von Reden Frontos durch Marcus; Fronto, ad M. Caes. 4, 3 (p. 56ff.) und 5, 3 (p. 70); ders., ad Ant. 1, 2, 5ff. (p. 88ff.): Kritik von Reden des Marcus durch Fronto; Fronto, ad Ant. 3, 3 und 3, 4 (p. 102): L. Verus will Reden Frontos zugeschickt haben, die er auch bekommt; Fronto, ad Ant. 4, 1 vgl. 4, 2 (p. 105f.: Schriften des Fronto bei Marcus); Fronto, ad Ant. de eloq. 5, 1 (p. 151: Kritik einer Rede des Marcus). – Kritik sonstiger Schriften: vgl. etwa Plin. ep. 1, 8 (scripta des Plinius bei Pompeius Saturninus); 3, 15 (Gedichte des Silius Proculus bei Plinius); 4, 20 (libri des Novius Maximus bei Plinius); 4, 26, 1 (libelli des Plinius bei Metilius Nepos); 7, 20, 1 (liber des Tacitus bei Plinius). 97. Plin. ep. 2, 19 , 1 (an Tuccius Cerialis); 4, 5, 2 (an Iulius Sparsus); 5, 12, 1 (an Terentius Scaurus: Recitaturus oratiunculam quam publicare cogito, advocavi aliquos usw.; vgl. die folgende Anm.). 98. Vgl. Plin. ep. 5, 12, 2 (siehe Anm. 97) Tuli quod petebam: inveni qui mihi copiam consilii sui facerent, ipse praeterea quaedam emendanda adnotavi. Emendavi librum, quem misi tibi usw. Vgl. aber auch die Kritik an der recitatio seiner Reden, Plin. ep. 7, 17, 2. 99. Plin. ep. 7, 4, 3 (libri Asini Galli de comparatione patris et Ciceronis); Fronto, ad M. Caes. 3, 19 (p. 51; Reden des Gracchus); 4, 5 (p. 61, Rede Catos); Fronto, de bello Part. 9f. (p. 224f.: Rede Ciceros). Vgl. Fronto, ad Ant. 3, 7 und 3, 8 (Briefe Ciceros). 100. Plin. ep. 6, 27; 7, 9 (an Fuscus Salinator). 101. Vgl. E. Fantham, in W. J. Dominik (Hg.), Roman eloquence. Rhetoric in Society and Literature (1997) 122–8 (›The Principate: oratory in and outside political life‹). – Wie sonst, lasse ich auch hier die Kaiser beiseite. Einschlägiges Material zur Anwendung der Beredsamkeit durch den Kaisers findet man besonders bei Fronto; vgl. etwa ad Ver. 2, 1, 9 (p. 122) eloquentia vestra imperat, eloquentia mentibus dominatur. Ea metum incutit, amorem conciliat, industriam extinguit, virtutem cohortatur, vitia comfutat, mulcet (vgl. mulcendis volgi auribus ad M. Caes. 2, 2, 3 [p. 19]), docet, consolatur; ebd. § 12 (p. 123) Nisi (imperator) bene facta laudet, nisi perperam gesta reprehendat, nisi hortetur ad virtutem, nisi a vitiis deterreat, nomen suum deserat (…); ad M. Ant. de eloqu. 2, 6 (p. 138) Considera igitur, an in hac secunda ratione officiorum contineatur eloquentiae studium. Nam Caesarum est in senatu

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Stellen bei Quintilian, der, obwohl kein Senator, sich in hohen Kreisen bewegte und der seine Institutio auf den senatorischen Redner abgezielt hat. Auch einige andere nichtsenatorische Schriftsteller, besonders Ovid, der mit vielen Senatoren befreundet war, bieten in diesem Zusammenhang einiges Interessante. Aus der übersichtlichen Tabelle auf S. 277 der Fronto–Edition von M. P. J. van den Hout (BT 1988) geht hervor, daß bei Fronto in den folgenden Situationen Reden bezeugt sind:102 1) Apud iudices; sowohl Verteidigungen als auch Anklagen sind überliefert. 2) Orationes in senatu habitae; darunter sind laudes der Kaiser und die gratiarum actio wegen Frontos Konsulat i. J. 142. Im Senat wurden natürlich auch Reden der Gruppe 1) gehalten, wenn ein Prozeß im Senat geführt wurde. (Äußerungen während Diskussionen im Senat, wie man sie etwa bei Tacitus oft geschildert findet, gehören nicht hierher,103 wenn es sich nicht um geplante Auftritte bei wichtigen Angelegenheiten handelt.104) 3) Apud populum.105 Besonders wird hier nur ein Edictum quo gratias agit Antonino Pio erwähnt. Ungefähr dasselbe Bild von den Aktivitäten eines senatorischen Redners bekommt man einerseits aufgrund der Briefe (und des Panegyricus)106 des Plinius,107 und andererseits aus sonstigen Hinweisen auf die Aufgaben eines Redners in unseren Quellen, welche im übrigen Auftritte vor dem Kaiser gesondert erwähnen (M. Aper bei Tacitus) und (so Fronto) auch von Reden vor dem Heer108 sprechen. (Dazu kommen noch etwa laudationes von Verstorbenen, wie die des Konsuls Tacitus für Verginius Rufus, Plin. ep. 2, 1, 6; im allge102. quae e re sunt suadere, populum de plerisque negotiis in contione appellare, ius iniustum corrigere, per orbem litteras missitare, reges exterarum gentium compellare, sociorum culpas edictis coercere, bene facta laudare, seditiosos compescere, feroces territare. Omnia ista profecto verbis sunt ac litteris agenda (…). 102 Vgl. auch die Zusammenstellung bei K. Sallmann (Hg.), Die Literatur des Umbruchs (Handbuch d. Altertumswissenschaft VIII 4, 1997) 284–6. 103. Auch solche Stellungnahmen (normalerweise sententiae) konnten als orationes bezeichnet werden (vgl. etwa die quattuor et quadraginta orationes super ea re habitae bei Tacitus, ann. 5, 6, 1). 104. Vgl. die Szene, die sich Ovid vorstellt: Pomponius Graecinus facere in medio facundum verba senatu / publica quaerentem quid petat utilitas (ex Ponto 4, 9, 47f.); ebenfalls die suadenda lex bei Fronto (s. u. im Text). 105. Als contiones bei Tacitus und Fronto bezeichnet, s. u. 106. Vgl. zum Panegyricus auch ep. 6, 27, 1ff. (Rogas ut cogitem, quid designatus consul in honorem principis censeas usw.) 107. Eine bequeme Zusammenstellung der Zeugnisse der Redetätigkeit des Plinius bei M. Schanz – C. Hosius, Geschichte der röm. Literatur II [1935] 658–62. 108. Zu kaiserlichen Reden vor dem Heer vgl. etwa L. Verus bei Fronto, ad Ver. 1, 2, 2 (p. 108) und die epigraphisch überlieferte Rede des Hadrian vor dem afrikanischen Heer D. 2487, 9133–35 (dazu jetzt Y. Le Bohec [Hg.], Les discours d'Hadrien à l'armée d'Afrique [2003], mit Bemerkungen zum rhetorischen Stil von J.-F. Berthet auf S. 149–158; siehe auch

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meinen siehe Quint. 3, 7, 2.) Um unsere Quellen hier wieder sprechen zu lassen, so finden wir z. B. folgende Beschreibungen der Tätigkeiten des senatorischen Redners: Bei Quintilian findet man die Aufgabenbereiche agere causam, dicere sententiam, defendere reum, regere consilia (1, 10, 3).109 M. Aper bei Tacitus, dial. 5, 6 faßt die rednerischen Aufgaben des Senators folgendermaßen zusammen: mit Hilfe der Eloquenz ist man bereit, sive in iudicio sive in senatu sive apud principem »zu kämpfen« (in dial. 7, 1 formuliert er die Aufgaben des Redners etwas enger: aut reum prospere defendere aut apud centumviros causam aliquam feliciter orare aut apud principem ipsos illos libertos et procuratores principum tueri et defendere). Maternus wiederum (dial. 41, 4) spricht von in senatu sententiae, apud populum contiones und von accusationes und defensiones. Aus Fronto notiere ich die Tätigkeitsbereiche (laudes fumi 1, 3 [p. 215]) (genus orationis) capitis defendendi … suadendae legis … exercitus adhortandi … inflammandae contionis. Natürlich geben diese Aussagen kein erschöpfendes Bild von den Tätigkeiten eines Redners; man findet z. B. keinen deutlichen Hinweis auf Aktivitäten des Redners als Vertreter verschiedener Interessengruppen, etwa als Patron provinzialer Städte; auch in solchen Angelegenheiten war Eloquenz von großem Nutzen, wie dies aus der o. Anm. 4 zitierten Inschrift des Fabius Severus und aus dem ebd. zitierten Brief des Fronto (ad am. 2, 11) klar hervorgeht. Wie man sich in senatorischen Kreisen allgemein die Hauptbereiche der rednerischen Tätigkeit vorstellte, geht aus den oben zitierten Aussagen gut genug hervor. Von allen Aktivitäten des senatorischen Redners war jedoch, wie es unsere Quellen deutlich machen (und wie es natürlich schon in der Zeit Ciceros war), die bei weitem als wichtigste angesehene die Tätigkeit in den iudicia, entweder als Anwalt (zumeist patronus)110 oder als Ankläger (accusator). Es gibt zahlreiche Stellen, in denen die Eloquenz als identisch mit der Tätigkeit in causae bezeichnet wird. Der bekannte Redner Mam. Scaurus ist insignis nobilitate et orandis causis (Tac. ann. 6, 29, 3); um seine Eloquenz auszufeilen, nimmt der junge Nero causae auf (Tac. ann. 12, 58, 1); Domitius Afer hat sich in der Eloquenz ausgezeichnet orando causas (Tac. ann. 14, 19, 1).111 Ein unbekannter Senator (der vielleicht Caesellius hieß) wird in einer Inschrift aus Rom als Latinae linguae facundissimo, in causis [incompara]bili bezeichnet (CIL VI 41219). A. 109. Sartori, ›L’adlocutio adrianea sulla pietra a Lambaesis‹, in P. G. Michelotti [Hg.], Studi di antichità in memoria di M. A. Levi [2002] 351–65). 109. Weitere Definitionen des Quintilian z. B. 1 pr. 10 (regere consiliis urbes, fundare legibus, emendare iudiciis); 2, 16, 19 (defendere amicos, regere consiliis senatum, populum exercitum in quae velit [der Redner] ducere); siehe auch 3, 4, 3; 3, 8, 70 (cum advocari coeperint in consilia amicorum, dicere sententiam in senatu, suadere si quid consulet princeps). 110. Zur Terminologie siehe J. A. Crook, Legal Advocacy in the Roman World (1995) 146– 58. 111. Vgl. auch die Beschreibung der Tätigkeit des Afer als capessendis accusationibus aut reos tutando (Tac. ann. 4, 52, 4). Zu eloquentia = Tätigkeit als advocatus vgl. auch Tac. ann. 11, 7, 1. Ähnlich auch etwa Quintilian 1 pr. 22 (orator … quae in … agendis causis ratio … debeat esse).

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Oft ist allgemein vom forum (als Szene von Gerichtsverhandlungen) als der eigentlichen Bühne des Redners die Rede: z. B. Ovid. Trist. 4, 4, 5f. cuius in ingenio est patriae facundia linguae, / qua prior in Latio non fuit ulla foro (wohl Valerius Messallinus).112 Da als das Ideal die Tätigkeit als Verteidiger (nicht als accusator) angesehen wurde, werden in den Beschreibungen der Aktivitäten der Redner darauf hinzielende Ausdrücke gebraucht. So findet man Ausdrücke wie auxilium,113 adesse,114 defendere bzw. defensor,115 tueri bzw. tutari.116 Die Klienten des Redners stellt man sich vor als zunächst trepidi bzw. solliciti,117 nach der Beendigung des Gerichtsverfahrens als grati.118 Aber obwohl man als Ideal ansah, daß sich der Redner als Verteidiger betätigte, war natürlich auch das Anklagen nicht ganz auszuschließen,119 und Anklagen sind, wie schon für Cicero, der sich gern für einen auf die Verteidigung spezialisierten Redner ausgab,120 sowohl für Plinius als auch für Fronto bezeugt, und dies war natürlich nicht zu vermeiden (man denke an die Existenz habgieriger Statthalter usw.).121 Etwas ganz anderes war es, wenn man sich auf accusationes bzw. delationes122 spezialisierte. Unter Senatoren sind auf diesem Gebiet besonders Eprius Marcellus und Vibius Crispus berühmt, denen beiden aber auch Eloquenz zugeschrieben wird. Aber es gab auch viele andere bekannte accusatores, so (um nur als auch beredt bezeichnete Senato-

112. Allgemein forum auch etwa Ovid. Pont. 4, 16, 42 ( praesidium … fori; Cotta Maximus); Tac. ann. 14, 19, 1 (M. Servilius); Tac. dial. 2, 1 celeberrima tum ingenia fori; Fronto ad am. 2, 11, 1 (p. 199: qui nunc fori principem locum occupant). 113. Ovid. Pont. 1, 2, 116 (vox … tua) auxilio trepidis quae solet esse reis. 114. Ovid. Pont. 2, 2, 49f. eloquii nitor ille domesticus adsit / quo poteras trepidis utilis esse reis. 115. Laus Pis. 40 tua … defensura reos ... facundia; Tac. dial. 7, 1; AE 1997, 261 oratori … defensori; CIL IX 1571. 1572 (= D. 2939) ordo Beneventanorum privatim et publicae (sic) patrocinio eius saepe denfensi. Vgl. auch sun»goroj in einer neuen Inschrift aus Smyrna für den oft als Redner bezeichneten L. Egnatius Victor Lollianus (siehe Anm. 42). 116. Tac. ann. 15, 48, 3 tuendis civibus; 4, 52, 4 reos tutando; Tac. dial. 7, 1 (tueri et defendere). 117. Trepidi: siehe Anm. 113 und 114. Solliciti: Hor. carm. 4, 1, 14 (bei der Beschreibung des Paullus Fabius Maximus). Vgl. auch die Angeklagten als periclitantes, Tac. dial. 5, 5f. (Aper) und inter sordes et lacrimas reorum Tac. dial. 12, 1 (Maternus). 118. Mart. 7, 63, 8. 119. Allerdings ist im Fall des Redners Cluvius Rufus bezeugt, daß er sich unter Nero niemals als accusator betätigte (Tac. hist. 4, 43, 1; er hatte es vielleicht nicht nötig, da er perinde dives war, ebd.). 120. Vgl. etwa si quis vestrum … forte miratur me, qui tot annos in causis iudiciisque publicis ita sim versatus ut defenderim multos, laeserim neminem, subito nunc mutata voluntate ad accusandum descendere Cic. div. Caec. 1 (descendere – im negativen Sinn – ad accusandum ist bei Cicero oft bezeugt, siehe H. Merguet, Lexikon zu den Schriften des Cicero I [1877] 48). 121. Zu den Aktivitäten des Plinius vor Gericht siehe etwa den Überblick der Reden bei Schanz – Hosius (Anm. 107) 659f.; zu ihm als Anwalt siehe jetzt S. Lefebvre, CCG 13 (2002) 74ff. Zu Fronto als »Lawyer« siehe Champlin (Anm. 28) 60–78. 122. Zur Terminologie siehe Rutledge (nächste Anm.) 9f.; accusatores sind normalerweise in der sozialen Hierarchie höher als die delatores.

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ren zu nennen) D. Laelius Balbus, L. Fulcinius Trio, M. Aquilius Regulus; auch Domitius Afer hielt sich von capessendis accusationibus nicht fern (Tac. ann. 4, 52, 4). Dem Anklägertum in allen seinen Aspekten sind zwei neue Monographien gewidmet, die von S. H. Rutledge123 und die von Y. Rivière,124 beide mit einer Prosopographie der accusatores und der delatores, das Buch von Rutledge auch mit interessanten Bemerkungen zur Einschätzung der accusatores (S. 9– 16, bes. S. 11ff.). Somit brauche ich in diesem Zusammenhang nicht näher darauf einzugehen und kann diesen Teil meines Beitrags beenden.

Prosopographia oratorum Die Prosopographie enthält die Senatoren, denen in irgendeiner Weise Eloquenz zugeschrieben wird. Aufgenommen wurden Persönlichkeiten, die während der in diesem Aufsatz berücksichtigten Zeitspanne wirksam waren, jedoch so, daß ich die bekannten Redner der frühaugusteischen Zeit (Asinius Pollio, Messalla Corvinus usw.) ausgeklammert habe, weil sie aus kulturgeschichtlichem Blickwinkel vielmehr Repräsentanten des spätrepublikanischen Rednertums sind und jedenfalls die kaiserzeitlichen Entwicklungen kaum illustrieren. Die Prosopographie wird durch die folgenden Appendizes vervollständigt: a) b) c) d)

Senatoren, die als Sophisten bezeichnet werden; Senatoren, die als Anwälte bezeugt sind; Deklamatoren senatorischen Standes; sonstige Senatoren, die in irgendwelcher Weise in den Quellen mit rhetorischen Studien oder Interessen in Verbindung gebracht werden. Acc.: Aktivität als accusator bezeugt (mit Verweisen auf die Prosopographien von Rutledge [Anm. 123] und Rivière [Anm. 124]). – Decl.: Aktivität als Deklamator bezeugt (vgl. o. Anm. 15; für die Erwähnungen bei Seneca d. Ä. siehe die Indizes der Editionen).

123. S. H. Rutledge, Imperial Inquisitions. Prosecutors and Informants from Tiberius to Domitian (2001); vgl. dens., ›Delatores and the Tradition of Violence in Roman Oratory‹, AJPh 120 (1999) 555–573. 124. Y. Rivière, Les délateurs sous l'empire romain (BEFAR 311, 2002); in diesem Buch wird auch die spätere Zeit berücksichtigt.

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Mam. Aemilius Scaurus (PIR2 A 404; cos. 21). Siehe o. Anm. 33. – Acc.: Rutledge 186–8 Nr. 2; Rivière 505f. Nr. 2. – Decl. – Schanz–Hosius (Anm. 107) II 673f.; Bardon, Littérature (Anm. 2) II 156f. L. Annaeus Seneca (PIR2 A 617; cos. 55). Tac. ann. 13, 2, 1 Seneca praeceptis eloquentiae (pollebat); ebd. 14, 52, 3 obiciebant (scil. deteriores) etiam eloquentiae laudem uni sibi adsciscere; ebd. 15, 63, 3 novissimo quoque momento suppeditante eloquentia. Vgl. auch Mart. 7, 45, 1 facundi Senecae; Quint. 12, 10, 11 copia Senecae; Dio 69, 19, 7. Weiteres Material in PIR. M. Antonius Primus (PIR2 A 866; Legionslegat 69). Tac. hist. 2, 86, 1 sermone promptus; ebd. 3, 10, 3 uni Antonio apertae militum aures; namque et facundia aderat mulcendique vulgum artes et auctoritas; Mart. 10, 73 (facundi … amici). M. (--) Aper (PIR2 A 910; aus Gallien). Prätorier, Gesprächspartner im Dialogus des Tacitus. Tac. dial. 2, 1 M. Aper et Iulius Secundus, celeberrima tum ingenia fori nostri; ebd. 14, 3 vos, viri optimi et temporum nostrorum oratores. – Bardon II 199f. M. Aquilius Regulus (PIR2 A 1005; Ex-Quästor 70, Bruder des Vipstanus Messalla; auch bekannter accusator). Mart. 6, 64, 11 facundo Regulus ore; auch sonst oft als Redner bezeichnet bes. bei Martial und Plinius (siehe PIR). – Acc.: Rutledge 192–8 Nr. 9; Rivière 508f. Nr. 6. Cn. (AE 1993, 461) Arrius Antoninus (PIR2 A 1086; cos. 69, ?97). Plin. ep. 4, 3, 2f. Nam severitatem istam pari iucunditate condire, summaeque gravitati tantum comitatis adiungere, non minus difficile quam magnum est. Id tu cum incredibili quadam suavitate sermonum, tum vel praecipue stilo assequeris. Nam et loquenti tibi illa Homerici senis mella profluere et, quae scribis, complere apes floribus et innectere videntur. L. Arruntius (PIR2 A 1130; cos. 6 n. Chr.). Tac. ann. 11, 6, 2 Arruntii et ... ad summa provectos incorrupta vita et facundia; vgl. ebd. 1, 13, 1 (artibus egregiis et pari fama publice); 6, 7, 1 (sanctissimae Arruntii artes); Dio 58, 27, 4 paide…‘ pro»kwn. Von Cn. Piso darum gebeten, als Anwalt in seinem Prozeß aufzutreten (Tac. ann. 3, 11, 2). L. Arruntius Stella (PIR2 A 1151; cos. ?101). Mart. 5, 59, 2 Stella diserte; ebd. 12, 2, 11 facundus Stella; vgl. Stat. Silv. 1 pr. Stella iuvenis optime et in studiis nostris eminentissime. C. Asinius Gallus (PIR2 A 1229; cos. 8 v. Chr.). Sen. contr. 4 pr. 4 (Pollio) cum filium Asinium Gallum relinqueret, magnum oratorem, nisi illum, quod semper evenit, magnitudo patris non produceret sed obrueret. Von Cn. Piso darum gebeten, als Anwalt in seinem Prozeß aufzutreten (Tac. ann. 3, 11, 2). Autor einer Schrift de comparatione patris et Ciceronis (siehe PIR). C. Aufidius Victorinus (PIR2 A 1383; cos. II 183). Siehe o. Anm. 39. M. Aurelius Cotta Maximus (PIR2 A 1488; cos. 20; natürlicher Sohn des Messalla Corvinus). Ovid. Pont. 3, 5, 7f. Legimus, o iuvenis patrii non degener oris, / dicta tibi pleno verba diserta foro; ebd. 15f. Felices quibus haec ipso cognoscere in actu / et tam facundo contigit ore frui; ebd. 4, 16, 42 Pieridum lumen praesidiumque fori.

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C. Avidius Nigrinus (PIR2 A 1408; cos. 110). Plin. ep. 5, 20, 6 dixit … Nigrinus (als Volkstribun 105) presse graviter ornate. – Der Vater dieses Nigrinus war ein Freund des Plutarch (B. Puech, ANRW II 33, 6 [1992] 4840ff.). M. Caecilius Novatillianus (PIR2 C 66; adlectus inter consulares usw., 3. Jh.). CIL IX 1571 poetae et oratori inlustri; CIL IX 1572 = D. 2939 oratori et poetae inlustri; CIL II 4113 = RIT 129 disertissimo. M. Caesellius M. f. La[elianus?]. CIL VI 41218 (severisch) [Latinae] linguae facu[ndissimo, in causis incomparabili (?)]. (Caesellius) (Bruder des vorausgehenden). CIL VI 41219 Latinae linguae facundissimo, in causis [incompara]bili. C. Calpurnius Piso (PIR2 C 284; Konsul vielleicht zwischen 41 und 45 n. Chr. [so A. Tortoriello, I fasti consolari degli anni di Claudio, 2004, 476–9]). Tac. ann. 15, 48, 3 facundiam tuendis civibus exercebat; vgl. Laus Pisonis 30–66; 97f. 109. 162. [---] Cassianus (PIR2 C 470; 3. oder erst 4. Jh.). CIL VI 31698 (mit add.) c. v., orato[ri, c]onsul[i]. Ti. Catius Caesius Fronto (PIR2 C 194; cos. 96). Plin. ep. 2, 11, 3 omniaque actionis suae vela vir movendarum lacrimarum peritissimus quodam velut vento miserationis implevit; vgl. ebd. 2, 11, 18 dixit … Fronto Catius insigniter; 4, 9, 15 mirifice; 6, 13, 3 respondit Catius Fronto graviter et firme. Anwalt in den Prozessen von Marius Priscus, Iulius Bassus und Varenus Rufus. Ti. Claudius Aristocles (PIR2 C 789; Konsul etwa Ende 2. Jh., auch als Sophist bezeugt). I. Olympia 462 ·»to[ra], ØpatikÒn. Siehe Halfmann, Senatoren Nr. 121; Puech (Anm. 19) 145–8. Ti. Claudius Atticus Herodes (PIR2 C 802; cos. 143; auch als Sophist bezeugt). Gell. 1, 2, 1 vir et Graeca facundia et consulari honore praeditus; ders. 9, 2, 1 consularem virum ingenioque amoeno et Graeca facundia celebrem. Auch sonst als Redner bezeichnet (siehe PIR; Halfmann, Senatoren [Anm. 74] Nr. 68). M. Claudius Marcellus Aeserninus (PIR2 C 928; Prätor 19 n. Chr.; Enkel des Asinius Pollio). Sen. contr. 4 pr. 4 Marcellus, quamvis puer, iam tantae indolis erat, ut Pollio ad illum pertinere successionem eloquentiae suae crederet; Tac. ann. 11, 6, 2 ad summa provectos (Aeserninus und L. Arruntius) incorrupta vita et facundia. Von Cn. Piso darum gebeten, als Anwalt in seinem Prozeß aufzutreten (Tac. ann. 3, 11, 2). – Decl. Claudius Restitutus (PIR2 C 995). Mart. 10, 87, 2 facundi ... Restituti; Plin. ep. 3, 9, 16 vir exercitatus et vigilans et quamlibet subitis paratus. Vgl. Plin. ep. 6, 17. Anwalt im Prozeß des Caecilius Classicus. P. Cluvius Rufus (PIR2 C 1206; cos. 65 oder früher). Siehe o. Anm. 34. M. Cocceius Nerva (PIR2 C 1227; cos. 71. 90). Mart. 8, 70, 1 Quanta quies placidi tantast facundia Nervae; Mart. 9, 26, 1 facundo ... Nervae. (Ganz anders Fronto ad Ver. 2, 1, 9.) M. Cornelius Fronto (PIR2 C 1364; cos. 142 [zum Jahr siehe Anm. 73]). Marcus, in Fronto, ad M. Caes 2, 6, 2 (p. 27) decus eloquentiae Romanae; HA Marcus 2,4f. oratoribus usus est … Latino Frontone Cornelio; HA Ver. 2. 5

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audivit … rhetores … Latinum Cornelium Frontonem; ILS 1149 pronepoti M. Corneli Frontonis oratoris consulis; Dio 69, 18, 3 (zitiert Anm. 72). Sonstige Erwähnungen als Redner in PIR. P. Cornelius Tacitus (PIR2 C 1467; cos. 97). Plin. ep. 2, 11, 17 respondit … eloquentissime et … semnîj; 2, 1, 6 (laudator) eloquentissimus. Vgl. ebd. 4, 13, 10; 7, 20, 4. Schüler des M. Aper und Iulius Secundus (dial. 2, 1). Anwalt im Prozeß des Marius Priscus. – Vgl. o. Anm. 95. Curiatius Maternus (PIR2 C 1604; Senator nach Tac. dial. 11, 6, ebenda Gesprächsteilnehmer). Tac. dial. 14, 3 vos, viri optimi et temporum nostrorum oratores; vgl. ebd. 23, 5f. Selbstaussage dial. 11, 2ff. ego autem sicut in causis agendis efficere aliquid et eniti fortasse possum usw. Cn. Domitius Afer (PIR2 D 126; cos. 39). Tac. ann. 4, 52, 4 Afer primoribus oratorum additus, divulgato ingenio et secuta adseveratione Caesaris qua suo iure disertum eum appellavit; mox capessendis accusationibus aut reos tutando prosperiore eloquentiae quam morum fama fuit, nisi quod aetas extrema multum etiam eloquentiae dempsit; ders. 14, 19, 1 qui (Afer und M. Servilius) summis honoribus et multa eloquentia viguerant, ille (Afer) orando causas usw.; Quint. 10, 1, 23 ; insignes … orationes; ebd. 118 verborum arte ille et toto genere dicendi praeferendus et quem in numero veterum habere non timeas; ders. 12, 10, 11 maturitatem Afri. Vgl. etwa Plin. ep. 2, 14, 10ff.; Dio 59, 19, 3 (deinÒtaton e„pe‹n); 61, 33, 8. Weiteres siehe PIR (S. 29). – Acc.: Rutledge 220–3 Nr. 35; Rivière 517–9 Nr. 23. – Schanz–Hosius II 674; Bardon II 158f. L. Egnatius Victor Lollianus (PIR2 E 36; cos. ca. 225). Siehe o. Anm. 42. Egnatius Lollianus und Sallius Aristaenetus (q. v.) müssen identisch sein mit den Anwälten »Egnatius Iulianus« und »Lollianus Aristaenetus«, die in der cognitio zwischen den Goharienses und dem manceps Avidius Hadrianus i. J. 216 erwähnt werden (AE 1947, 182 = SEG XVII 759 vgl. Puech 132ff. Nr. 35; B. Stolte in L. De Blois [Hg.], The Representation and Perception of Roman Imperial Power [2003] 261-268); so zuerst W. Kunkel, Kleine Schriften (1974) 258 (ursprünglich 1953). Siehe demnächst mit sonstigen Verweisen R. Haensch in der Festschrift A. Martin, der auch zeigt, daß der Redner und Prokonsul von Asien nicht identisch ist mit dem Statthalter von Bithynien gleichen Namens. Q. Egrilius Plarianus (PIR2 E 46; cos. ?144 [Alföldy, Konsulat (Anm. 75) 147f.]). Fronto ad am. 1, 4 (p. 174) gerichtet an Egrilio Plariano facundis‹simo› viro; bei dem in diesem Brief empfohlenen Iulius Aquilinus wird das Vorhandensein der Eloquenz unterstrichen (doctissimum, facundissimum ... eloquentiae studiis ad egregiam facundiam eximie eruditum). T. Clodius Eprius Marcellus (PIR2 E 84; cos. 62 [W. Eck, ZPE 42 (1981) 227ff.]) Tac. ann. 16, 22, 6 acri eloquentia; Tac. hist. 4, 7, 1 esse illi pecuniam et eloquentiam; Tac. dial. 5, 7 quid aliud infestis patribus nuper Eprius Marcellus quam eloquentiam suam posuit. Längere Charakterisierung ebd. 7, 3ff. (Aper; vgl. u. unter Vibius Crispus). – Acc.: Rutledge 225–8 Nr. 38; Rivière 520f. Nr. 26. – Schanz–Hosius II 675.

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Paullus Fabius Maximus (PIR2 F 47; cos. 11 v. Chr.). Horat. carm. 4, 1, 14 pro sollicitis non tacitus reis; Ovid. Pont. 1, 2, 69 Romanae facundia ... linguae; ebd. 115f. vox, precor, Augustas pro me tua molliat aures, / auxilio trepidis quae solet esse reis; vgl. ebd. 3, 3, 103f. – Decl. L. Fabius [L. f.] Pup. Sev[e]r[us] (PIR2 F 66; Quästor unter Pius). Siehe o. Anm. 4. P. Flavius Pudens Pomponianus (PIR2 F 346; Senator aus Thamugadi, Ende 3. Jh.). CIL VIII 2391 = D. 2937 multifariam loquentes litteras amplianti, Atticam facundiam adaequanti Romano nitori … patrono oris uberis et fluentis. Wohl identisch mit einem aus Charisius (p. 145, 29 K.) bekannten Grammatiker Fl. Pomponianus. L. Fulcinius Trio (PIR2 F 517; cos. 31). Tac. ann. 3, 19, 1 Fulcinio suffragium ad honores pollicitus (Tiberius) monuit ne facundiam violentia praecipitaret. – Acc. (sehr berüchtigt): Rutledge 234f. Nr. 46; Rivière 524–6 Nr. 32. P. Galerius Trachalus (PIR2 G 30; cos. ord. 68). Siehe o. Anm. 35. Schanz– Hosius II 676; Bardon II 197f. Q. Haterius (PIR2 H 24; cos. 5 v. Chr.). Tac. ann. 4, 61, 1 familia senatoria, eloquentiae, quoad vixit, celebratae: monumenta ingeni eius haud perinde retinentur. Scilicet impetu magis quam cura vigebat; utque aliorum meditatio et labor in posterum valescit, sic Haterii canorum illud et profluens cum ipso simul extinctum est; vgl. Sen. contr. 4 praef. 7 tanta erat velocitas orationis ut vitium fieret; Sen. ep. 40, 10 Nam Q. Hateri cursum, suis temporibus oratoris celeberrimi, longe abesse ab homine sano volo: numquam dubitavit, numquam intermisit; semel incipiebat, semel desinebat; Hieron. PL 23, 365 promptus et popularis orator. – Decl. (öfters genannt). – Bardon II 87f., 156. L. Hedius Rufus Lollianus Avitus (PIR2 H 40; cos. 144). Siehe o. Anm. 37. C. Helvidius Priscus (PIR2 H 59; Prätor 70). Tac. dial 5, 7 disertam quidem sed inexpertam … Helvidii sapientiam. M. Annius Herennius Pollio (PIR2 H 119; AE 1975, 21; cos. 85). Plin. ep. 4, 9, 14 (Prozeß des Iulius Bassus) respondit Herennius Pollio instanter et graviter, deinde Theophanes rursus. Fecit enim hoc quoque ut cetera impudentissime, quod post duos et consulares et disertos (Pomponius Rufus und Herennius Pollio) tempus sibi et quidem laxius vindicavit. C. Iulius Asper (PIR2 I 232; cos. II 212). Siehe o. Anm. 41. L. Iulius Graecinus (PIR2 I 344; aus Forum Iulii; Prätor, 1. Hälfte 1. Jh.). Tac. Agr. 4, 1 studio eloquentiae sapientiaeque notus, iisque ipsis virtutibus iram Gai Caesaris meritus: namque Marcum Silanum accusare iussus et, quia abnuerat, interfectus est. Iulius Secundus (PIR I 559; aus Gallien, Ritter, dann Senator: siehe C. P. Jones, HSCP 72 [1967] 279–288). Tac. dial. 2, 1 M. Aper et Iulius Secundus, celeberrima tum ingenia fori nostri; vgl. ebd. 14, 3; 23, 5f. Quint. 12, 10, 11 elegantiam Secundi; vgl. ebd. 10, 1, 120. – Bardon II 200. Q. Iunius Caturicus Faustinus (PIR2 I 743; Senator, der 43-jährig gestorben ist; vielleicht erst im 4. Jh.). CIL VI 1434 v. c. orator.

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Iunius Gallio (PIR2 I 756; Senator i. J. 32). Tac. dial. 26,1 malim hercule C. Gracchi impetum aut L. Crassi maturitatem quam calamistros Maecenatis aut tinnitus Gallionis; Quint. 9, 2, 91 Remissius et pro suo ingenio pater Gallio: »dura, anime, dura: here fortior fuisti«. Auch als Verfasser einer rhetorischen Schrift bekannt (Quint. 3, 1, 21). – Decl. (öfters genannt). M. Iunius Homullus (PIR2 I 760; cos. 102). Plin. ep. 4, 9, 15 egerunt pro Basso Homullus et Fronto mirifice; 5, 20, 6 dixit pro Vareno Homullus callide acriter culte. M. Iunius Silanus (PIR2 I 832; cos. 15). Tac. ann. 3, 24, 3 M. Silani … qui per insignem nobilitatem et eloquentiam praecellebat. D. Laelius Balbus (PIR2 L 48/49; cos. 46). Quint. 10, 1, 23 insignes ... Domiti Afri, Crispi Passieni, Decimi Laeli orationes; Tac. ann. 6, 48, 4 eaedem poenae in Laelium Balbum decernuntur, id quidem a laetantibus, quia Balbus truci eloquentia habebatur, promptus adversum insontis. – Acc.: Rutledge 242f. Nr. 58; Rivière 528f. Nr. 40. C. Licinius Mucianus (PIR2 L 216; cos. II 70, III 72). Tac. hist. 2, 5, 1 (Vespasianus acer militiae …) Mucianus … aptior sermone, dispositu provisuque civilium rerum peritus; Tac. hist. 2, 80, 2 theatrum ingressus (in Antiocheia) … concurrentes adloquitur, satis decorus etiam Graeca facundia, omniumque quae diceret atque ageret arte quadam ostentator. (Etwas auffallend ist, daß bei der Stelle hist. 1, 10, wo Mucianus zum ersten Mal vorgestellt wird, zwar von anderen Eigenschaften, aber nicht von Beredsamkeit die Rede ist.) L. Licinius Sura (PIR2 L 253; cos. II 102, III 107). Mart. 7, 47, 1f. Doctorum, Licini, celeberrime Sura virorum, / cuius prisca gravis lingua reduxit avos, ebd. 6, 64, 9–13: Sura wird unter den proceres urbisque forique gennant. Er verfaßte Reden für Trajan (Iulian. Caes. p. 327 B., vgl. HA Hadr. 3, 11). Von Plinius als gelehrt bezeichnet; vgl. Fein (Anm. 25) 229f. Cn. Lucceius Albinus (PIR2 L 355; Senator i. d. Zeit von Trajan). Plin. ep. 3, 9, 7 aderam Baeticis mecumque Lucceius Albinus vir in dicendo copiosus ornatus; 4, 9, 13: Albinus spricht apte. Anwalt in den Prozessen von Caecilius Classicus und Iulius Bassus. P. (?) Manilius Vopiscus (PIR2 M 141; sicher Senator, wohl Sohn des Konsuls von 60, Vater des Konsuls von 114). Stat. silv. 1, 3, 1 facundi ... Vopisci; vgl. 1 pr. vir eruditissimus. ?P. Metilius Nepos (PIR2 M 545; cos. ?103, II des. 128). Plin. ep. 4, 26, 2 vir gravissimus doctissimus disertissimus (ebd. § 1: Nepos hat sich Plinius' libelli erworben). Bei der Beurteilung dieses Zeugnisses über die Beredsamkeit ist zu beachten, daß der Brief an Nepos (der im übrigen occupatissimus, maximae provinciae praefuturus war) selbst gerichtet ist. M. (?) Palfurius Sura (PIR2 P 68). Schol. in Iuv. 4, 53 Palfurius Sura consularis filius sub Nerone luctatus est. Post inde a Vespasiano senatu motus transivit ad Stoicam sectam in qua cum praevaleret et eloquentia et artis poeticae gloria, abusus familiaritate acerbissime partes delationis exercuit; Suet. Dom. 13, 1 Capitolino certamine cunctos … precantes, ut Palfurium Suram

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restitueret, pulsum olim senatu ac tunc de oratoribus coronatum usw. – Acc.: Rutledge 253f. Nr. 70; Rivière 534f. Nr. 50. Cn. Pedanius Fuscus Salinator (PIR2 P 200; cos. 118). Plin. ep. 6, 26, 1 studiosus litteratus etiam disertus, puer simplicitate, comitate iuvenis, senex gravitate; ebd. 7, 9: Anweisungen, quemadmodum in secessu ... putem te studere oportere, mit mehrmaliger Erwähnung rhetorischer Studien (§ 7 scio nunc tibi esse praecipuum studium orandi usw.; § 8 saepe in oratione quoque non historica modo sed prope poetica descriptionum necessitas incidit usw.; § 12 summi oratores, summi etiam viri sic se aut exercebant usw.). Mit Ummidius Quadratus Schüler des Plinius: Plin. ep. 6, 11, 1f. (mit interessanten Details, z. B. § 2 os Latinum, vox virilis, tenax memoria, magnum ingenium, iudicium aequale). C. Plinius Caecilius Secundus (PIR2 P 490; cos. 100). Mart. 10, 20 3 facundo … Plinio; als Redner genannt etwa bei Prosper, Chron. min. I 421; Cassiod., Chron. min. II 141; Mart. Cap. 5, 432. Vgl. Plinius' eigene Bemerkungen zu seinem Rednertum, 5, 8, 6ff.; Liste seiner Reden 6, 29, 7–11 (vgl. Schanz–Hosius [Anm. 107] II 659f.). Seine Schüler: Pedanius Fuscus und Ummidius Quadratus (6, 11 vgl. 7, 24); Cremutius Ruso (6, 23). – Vgl. o. Anm. 121. Sex. Pompeius (PIR2 P 584; cos. 14). Ovid. Pont. 4, 4, 35ff. Curia te excipiet patresque e more vocati / intendent aures ad tua verba suas. / Hos ubi facundo tua vox hilaraverit ore; vgl. ebd. 4, 5, 1 doctas ad consulis aures. (Die Eloquenz ist aber nicht ein zentrales Thema in den Briefen des Ovid an Pompeius, Pont. 4, 1. 4. 5. 15.) Von Cn. Piso darum gebeten, als Anwalt in seinem Prozeß aufzutreten (Tac. ann. 3, 11, 2). Freund des Valerius Maximus (Val. Max. 2, 6, 8). C. Pomponius Graecinus (PIR2 P 717; cos. 16). Ovid. Pont. 4, 9, 47 (Ovid stellt sich vor, wie Graecinus) nunc facere in medio facundum verba senatu / publica quaerentem quid petat utilitas; vgl. ebd. 1, 6, 7 artibus ingenuis quarum tibi maxima cura est. C. Pomponius Rufus (PIR2 P 750; cos. 98). Plin. ep. 4, 9, 3 egit contra eum (gegen den von Plinius verteidigten Iulius Bassus) Pomponius Rufus, vir paratus et vehemens. (Als accusator verzeichnet bei Rivière 538 Nr. 56.) M. Postumius Festus (PIR2 P 886; cos. 160). Siehe o. Anm. 38. T. Fl. Postumius Titianus (PIR2 P 899; cos. II 301). CIL VI 1418 = D. 2941 oratori, pronepoti et sectatori M. Postumi Festi orat(oris). T. Fl. Postumius Varus (PIR2 P 900; praef. urb. 301). CIL VI 1417 = D. 2940 orator; CIL VI 1416 = D. 2929 sectator (Postumi Festi oratoris). C. Rutilius Gallicus (PIR2 R 248; cos. 72, II 85). Stat. silv. 1, 4, 34ff. nec tu (quando tibi, Gallice, maius / eloquium fandique opibus sublimis abundas) / sperne coli tenuiore lyra. C. Sallius Aristaenetus (PIR S 55; Prätor usw. aus Byzantium, severisch). CIL VI 1511 (= D. 2934). 1512 (= 31668): oratori maximo. Auch als Sophist bezeugt (Philostr. VS 2, 11; Puech 131–8). Inschriftlich als Anwalt in einer cognitio bezeugt; siehe oben unter L. Egnatius Victor Lollianus.

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C. Sallustius Crispus Passienus (PIR2 P 146; cos. 27, II 44). Sen. contr. 2, 5, 17 Passienus, vir eloquentissimus et temporis sui primus orator; Plin. nat. 16, 242 bis cos., orator; Quint. 6, 1, 50 genus egregie tractatum a Passieno; 10, 1, 23 insignes ... Crispi Passieni … orationes; 12, 10, 11 iucunditas Crispi; Tac. ann. 6, 20, 1 Passieni oratoris. – Enkel des bei Seneca d. Ä. oft genannten Deklamator Passienus (PIR2 P 145). – Schanz–Hosius II 355. C. Salvius Liberalis Nonius Bassus (PIR S 105; cos. ?87). Siehe o. Anm. 36. Sempronius Gracchus (PIR S 265; junger Senator, Zeit des Augustus). Tac. ann. 1, 53, 3 familia nobili, sollers ingenio et prave facundus. Möglicherweise identisch mit einem Tragiker Gracchus (siehe PIR). – Acc.: Rutledge 267 Nr. 87; Rivière 544f. Nr. 65. M. Servilius Nonianus (PIR S 420; cos. 35). Tac. ann. 14, 19, 1 virorum inlustrium mortes (i. J. 59), Domiti Afri et M. Servili, qui summis honoribus et multa eloquentia viguerant, ille orando causas, Servilius diu foro (gemeint ist das gleiche wie mit orando causas), mox tradendis rebus Romanis celebris et elegantia vitae. (In Tac. dial. 23, 1 eloquentia Aufidii Bassi aut Servilii Noniani bezieht sich eloquentia auf den schriftlichen Stil). M. Servilius Silanus (PIR S 428; cos. 152, II 188). Siehe o. Anm. 40. Ti. Catius Asconius Silius Italicus (PIR1 C 474; cos. 68). Mart. 9, 86, 2 Silius, Ausonio non semel ore potens; ebd. 7, 63, 5ff. Sacra cothurnati non attigit ante Maronis / implevit magni quam Ciceronis opus; / hunc miratur adhuc centum gravis hasta virorum, / hunc loquitur grato plurimus ore cliens (vgl. o. Anm. 56); vgl. ebd. 11, 48. Siehe auch Plin. ep. 3, 7, 3. – Acc.: Rutledge 268f. Nr. 90; Rivière 545 Nr. 68. L. Statius Quadratus (PIR S 640; aus Athen, cos. 142). Arist. or. 50, 63: ¢fikomšnou g¦r Kodr£tou toà ·»toroj ™pˆ t¾n t¥ zAs…aj ¢rc»n. Am ehesten ist dieser Quadratus mit dem Konsul von 142 zu identifizieren (so Bowersock [Anm. 19] 84f.; Halfmann [Anm. 74] Nr. 67). Vgl. Puech (Anm. 19) 435–8 und PIR2 Q 1 zur möglichen Identität mit einem Konsul »Quadratio« (Kodrat…wn; so, nicht Kodr©toj). M. Ulpius Pupienius Silvanus (PIR V 565). CIL X 682 (Surrentum) v. c. civi / oratori (vielleicht erst nach Diokletian). C. Ummidius Quadratus (PIR V 603; cos. 118). Mit Fuscus Salinator Schüler des Plinius, Plin. ep. 6, 11, 2, ebd. 1f. folgendermaßen charakterisiert: summae indolis iuvenes, Fuscum Salinatorem et Ummidium Quadratum, egregium par nec modo temporibus nostris sed litteris ipsis ornamento futurum. Mira utrique probitas, constantia salva, decorus habitus, os Latinum, vox virilis, tenax memoria, magnum ingenium, iudicium aequale. Studierte auch Rechtswissenschaften (o. Anm. 50). Valerius Licinianus (PIR V 67). Plin. 4, 11, 1 praetorius hic modo inter eloquentissimos causarum actores habebatur. Bardon II 192. M. Valerius Messalla Messallinus (PIR V 93; cos. 3 v. Chr.). Ovid. Pont. 2, 2, 49ff. nunc tibi et eloquii nitor ille domesticus adsit / quo poteras trepidis utilis esse reis. / Vivit enim in vobis facundi lingua parentis; Ovid. Trist. 4, 4, 5f. (gemeint ist wohl Messalinus) cuius in ingenio est patriae facundia lin-

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guae, / qua prior in Latio non fuit ulla foro; Tac. ann. 3, 34, 2 Valerius Messalinus, cui parens Messala ineratque imago paternae facundiae. Q. Varius Geminus (PIR V 187; Senator aus Superaequum, Zeit des Augustus). Hieron. adv. Iovinian. 1, 28 sublimis orator. Seine Meinung über den Redner P. Vinicius zitiert bei Sen. ep. 40, 9: ›quomodo istum disertum dicatis nescio: tria verba non potest iungere‹. Oft als Deklamator bei Seneca d. Ä. erwähnt. – Decl. Q. Vibius Crispus (PIR V 379; cos. II 74). Quint. inst. 10, 1, 119 Vibius Crispus compositus et iucundus et delectationi natus, privatis tamen causis quam publicis melior; ebd. 12, 10, 11 iucunditatem Crispi; ebd. 5, 13, 48 (mit einem Zitat aus einer Rede) vir ingenii iucundi et elegantis. Vgl. ebd. 8, 5, 17. 19. Längere Charakterisierung (neben Eprius Marcellus) bei Tac. dial. 7, 3ff. (Aper), mit wiederholtem Gebrauch von eloquentia (auch etwa principes fori 8, 3). – Acc.: Rutledge 278–82 Nr. 103; Rivière 549–51 Nr. 75. – Schanz– Hosius II 675; Bardon II 201. L. Vinicius (PIR V 443; cos. 5 v. Chr.). Sen. contr. 2, 5, 20 L. Vinicius, quo nemo civis Romanus in agendis causis praesentius habuit ingenium … ex tempore causas agebat. – Decl. P. Vinicius (PIR V 446; cos. 2 v. Chr.). Als Redner erwähnt bei Sen. ep. 40, 9, wo kritische Meinungen eines Asellius und des Varius Geminus (q. v.) zitiert werden. Von Cn. Piso darum gebeten, als Anwalt in seinem Prozeß aufzutreten (Tac. ann. 3, 11, 2). Oft als Deklamator bei Seneca d. Ä. erwähnt. – Decl. M. Vinicius (PIR V 445; cos. 30, II 45). Tac. ann. 6, 15, 1 mitis ingenio et comptae facundiae. Ihm widmete Velleius sein Geschichtswerk. Vipstanus Messalla (PIR V 468; Militärtribun 69, wohl Sohn des L. Vipstanus Publicola cos. 48). Tac. hist. 4, 42, 1 Magnam eo die pietatis eloquentiaeque famam Vipstanus Messala adeptus est, nondum senatoria aetate, ausus pro fratre Aquilio Regulo deprecari. Gesprächsteilnehmer im Dialogus des Tacitus, wo er als redekundig bezeichnet wird 15, 1 und 23, 5. P. Vitellius (PIR V 502; Prätor vor 14; mit Germanicus in Germanien). Tac. ann. 3, 13, 2 (Prozeß des Piso) post quem Servaeus et Veranius et Vitellius consimili studio et multa eloquentia Vitellius obiecere. Schanz–Hosius II 674; Bardon II 157. M. Vitorius Marcellus (PIR V 519; cos. 105). Stat. Silv. 4, 4, 43ff. iudicis (des Centumvirs) hasta, / qua tibi sublimi iam nunc celeberrima fama / eminet et iuvenis facundia praeterit annos. Ihm widmet Quintilian sein Werk, das er ex tua (des Marcellus) voluntate geschrieben hat (6 pr. 1).

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Appendizes

a) Senatoren, die als Sophisten bezeichnet werden ?M’. Acilius Glabrio Cn. Cornelius Severus (cos. 152; PIR2 A 73; Puech 263–8). Siehe o. Anm 22. Aelius Antipater aus Hierapolis (PIR2 A 137; Philostr. VS 2, 24 [606f.]; Puech 88–94). Ab epistulis Graecis unter Severus, dann adlectus inter consulares und Statthalter von Bithynien. L. Flavius Hermocrates aus Phokaia (PIR2 F 285; Philostr. VS 2, 25 [608– 12]; Puech 297–307). Sohn eines Konsulars (PIR2 R 137). Redner, die auch als Sophisten bezeugt sind: Claudius Aristocles, Ti. Claudius Atticus Herodes, C. Sallius Aristaenetus (siehe die Prosopographie).

b) Senatoren, die als Anwälte bezeugt sind M. Aemilius Lepidus (PIR2 A 369; cos. 6 n. Chr.). Tac. ann. 3, 11, 2 (im Prozeß des Cn. Piso; zur Identifikation siehe W. Eck u. a., Das s. c. de Cn. Pisone patre [1996] 134, 148 Anm. 378). L. Calpurnius Piso augur (PIR2 C 290; cos. 1 v. Chr.). Tac. ann. 3, 11, 2 (im Prozeß des Cn. Piso). L. Claudius Cassius Dio (PIR2 C 492; cos. II 229; zum Namen siehe AE 1971, 430; RMD 133). Anwalt: Dio 74, 12, 2 (poll£kij ™n d…kaij sunagoreÚwn tis…n usw. i. J. 193 n. Chr.). Herennius Senecio (PIR2 H 128). Plin. ep. 4, 11. 12 (Anwalt des Valerius Licinianus); 7, 33, 4 (advocatus der Provinz Baetica im Prozeß des Baebius Massa). Larcius Licinus (PIR2 L 95; Prätor usw., Mitte 1. Jh.). Als Anwalt im Zentumviralgericht bezeugt (vor 59 n. Chr.), Plin. ep. 2, 14, 9ff. M. (AE 1991, 307) Livineius Regulus (PIR2 L 290; cos. 18). Tac. ann. 3, 11, 2 (im Prozeß des Cn. Piso). Varenus Rufus (PIR V 177; Prokonsul von Bithynien wohl 105–6). Plin. ep. 5, 20, 1 (advocatus der Bithynier im Prozeß gegen Iulius Bassus).

c) Deklamatoren senatorischen Standes Bruttedius Niger (PIR2 B 158; Ädil 22). Auch als accusator bezeugt (Rutledge 204f. Nr. 16, Rivière 512 Nr. 10). Iunius Otho (PIR2 I 788; Prätor 22). Oft bei Seneca d. Ä. genannt; Tac. ann. 3, 66, 3 litterarium ludum exercere vetus ars erat. Sen. contr. 2, 1, 33 edidit ...

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IV libros colorum. Auch als accusator bezeugt (Rutledge 241f. Nr. 57; Rivière 528 Nr. 39). L. Nonius Asprenas, Sex. Nonius Quinctilianus, P. Nonius Asprenas (Konsuln 6, 8 und 38): siehe o. Anm. 17. C. Vibius Rufus (PIR V 396; cos. 16). Wohl identisch mit dem bei Seneca d. Ä. sehr oft genannten Deklamator Vibius Rufus (so etwa R. Syme, The Augustan Aristocracy [1986] 225). Vgl. HA Marcus 3, 8 (Seius Fuscianus als condiscipulus Mark Aurels in der Deklamatorenschule).

d) Sonstige Senatoren, die in irgendwelcher Weise in den Quellen mit rhetorischen Studien oder Interessen in Verbindung gebracht werden L. Fabius Iustus (PIR2 F 41; cos. 102). Tacitus widmet ihm seinen Dialogus de oratoribus. Tac. dial. 1, 1 saepe ex me requiris, Iuste Fabi, cur … nostra potissimum aetas deserta et laude eloquentiae orbata vix nomen ipsum oratoris retineat usw. M. Gavius Squilla Gallicanus (PIR2 G 114; cos. 150). Empfänger eines Briefes des Fronto (ad am. 1, 27 [p. 185f.]), wo von einer oratio von Squillas Sohn und deren successus die Rede ist. Ti. Iulius Candidus Marius Celsus (PIR2 I 241; cos. 86, II 105). Er kritisiert weitschweifige Reden (vom Typ plurimis verbis, paucissimis rebus § 4): Plin. ep. 5, 20, 5 Iulius Candidus non invenuste solet dicere, aliud esse eloquentiam aliud loquentiam. M. Petronius Mamertinus (PIR2 P 287; cos. 150). Empfänger eines Empfehlungsbriefes des Fronto (ad am. 1, 10 [p. 177]), in der auf die Beredsamkeit des Empfohlenen hingewiesen wird (Erwähnung auch von carmina des Mamertinus). Q. Sosius Senecio (PIR S 560; cos. 99, II 107). Empfänger eines Empfehlungsbriefes des Plinius (4, 4), in der auf die Beredsamkeit des Empfohlenen hingewiesen wird. Kontakte mit Intellektuellen wie Plutarch bezeugt. D. Velius Fidus (PIR V 225; cos. 144: P. Holder, ZPE 149 [2004] 275–281). Siehe o. Anm. 95.

Gelehrsamkeit, intellektuelle Interessen oder Kontakte mit Intellektuellen (eventuell Hinweise auf Existenz von Interesse auch an Eloquenz) werden auch den folgenden Senatoren (zum Teil östlicher Herkunft) zugeschrieben (vgl. dazu noch etwa die Liste der Freunde des Plutarch bei B. Puech, ANRW 33, 6 [1992] 4831–93): M. Antonius Gordianus (PIR2 A 833; wurde Kaiser 238), Cn. Claudius Severus Arabianus (PIR2 C 1027, cos. 146), Cn. Claudius Severus (PIR2 C 1024, cos. II 173), L. Cuspius Pactumeius Rufinus (PIR2 C 1637, cos. 142), Q. E(gnatius? [vgl. F. Chausson, JS 1997, 267ff.]) … Tarronius Pisoninus (CIL IX 2340: Graecis ac Latinis litteris eruditus), C. Iulius Severus (PIR2 I

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573, cos. ?138), L. Mestrius Florus (PIR2 M 531, cos. ca. 75), Q. Pompeius Falco (PIR2 P 602, cos. 108), Sex. Quintilius Condianus (PIR2 Q 21) und seinem Bruder (Sex.) Quintilius Maximus (PIR2 Q 27, coss. ordd. 151), Sex. Quintilius Condianus (PIR2 Q 22, cos. 180).

CULTURE IN THE CAREERS OF EASTERN SENATORS CHRISTOPHER P. JONES

It is by now a familiar fact that Rome was open to the influence of Greek culture almost from its ascertainable beginnings, and certainly by the sixth century BCE.1 In the imperial period, here understood as going from the accession of Augustus to that of Diocletian, there is no doubt of the attachment of Romans to Greek culture and of the power of the metropolis to attract cultivated Greeks. Nor did such Greeks hesitate to speak of their Roman friends as lovers of culture. Dionysius of Halicarnassus counts his patron, the historian Aelius Tubero, among »scholars« (filÒlogoi). Plutarch similarly speaks of his patron Mestrius Florus as a »philosophical nature« (filÒsofoj fÚsij), and of Herennius Saturninus, the dedicatee of one of his philosophic essays, as »a lover of virtue and of antiquity« (filÒkaloj kaˆ fil£rcaioj).2 The phenomenon of knights and senators originating from the »Greek East«, however that entity is defined, is also well known and much studied. The question to be posed in this paper is how far senators in particular owed their social position to their possession of culture. Though the word »culture« is notoriously contested, I will use Lucian’s assumption in his essay ›On salaried men in great houses‹, that »the cultured« (oƒ pepaideumšnoi) more or less correspond to the three categories of rhetors, students of literature, and philosophers (·»torej, grammatiko…, filÒsofoi). Others such as athletic trainers (gumnasta…) are merely »the general mob«.3 Inscriptions referring to senators and knights from the Greek East sometimes qualify them as »rhetor«, »philosopher«, or »historian«. None, however, calls a senator by a term much in vogue in the imperial period, »sophist«, not even Herodes Atticus, though he does appear to be unique among senators in being honored as a »teacher« (did£skaloj).4 The only equestrian to be called a »sophist« in an inscription is Dionysius of Miletus, and even he is both a »rhetor« and »sophist«.5

1. 12. 2. 3. 4. 5.

Thus M. Beard, T. J. Cornell, S. R. F. Price, Religions of Rome, Cambridge (Eng.) 1998, Dion. Hal., Thuc. 2 ad fin.; Plut., Quaest. conviv. 734 d; Adv. Col. 1107 e. Luc., De merc. cond. 4, 25, 36. IG II2 4073, 4074 = W. Ameling, Herodes Atticus 2, Hildesheim 1983, nos. 137–138. Dionysius: PIR2 D 105; Puech, Orateurs 229–232.

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I begin with the reign of Hadrian and with a senator who has been thought to owe his advancement to culture, Claudius Charax of Pergamon.6 Publishing an inscription in which Charax is called »the historian« (sungrafeÚj), Christian Habicht assembled the evidence for his career, showing that he was not only a historian whose work continued to be read for centuries, but also a Roman citizen, who was adlected by Hadrian into the senate with aedilician rank and attained the consulate in 147. Habicht rightly drew attention to the problem of defining »eastern« senators, and pleaded for distinctions to be made. Those originating from Roman colonies or from cities with communities of Roman negotiatores are only Greek in a partial sense; a different class consists of those senators who issue from ancient royal houses of Asia, such as Plutarch’s friend King Philopappus, grandson of the last king of Commagene. Since Charax did not appear to fit into any such class, Habicht inferred that he »made his way into the senate as a representative of Greek intellectual values (Geistigkeit)«. On the other hand, Pergamon had a long connection with Rome as the capital of the Attalid kingdom and as a leading city of provincia Asia. In the first century, it was far more productive of senators than its rivals, the two capitals of Asian culture, Smyrna and Ephesus. A. Iulius Quadratus was given senatorial rank by Vespasian already in 70, became consul suffect in 94 and ordinarius in 105, and founded the temple of Jupiter Amicalis on the acropolis, the so-called Traianeum.7 C. Iulius Quadratus Bassus was consul suffect in 105, and died as governor of Dacia in the first months of Hadrian’s reign after a long and successful military career.8 Like Charax, two cultured Pergamenes were to be consuls in the reign of Pius, Cuspius Rufinus, the builder of the famous »grove of Roufinus« ({Rouf…nion ¥lsoj), and the philosopher-turned-sophist, Claudius Aristocles.9 By contrast, Ephesus had to wait until the Severan period for its first consul, and Smyrna is not known to have produced any senator at all (it is true that its epigraphy is very scanty compared to Ephesus).10 It might seem that the adlection of Claudius Charax was due less to his culture than to connections of family or patronage, and the same might be suspected of Claudius Aristocles. By contrast, a knight closely contemporary with Charax is said by Cassius Dio, himself an »eastern Greek«, to have reached the prefecture of Egypt by ™mpeir…a ·htorik»: this is Avidius Heliodorus, the father of Avidius Cassius. Of

6. Ch. Habicht, Ist. Mitt. 9/10, 1959/60, 109–27; Habicht, Asklepieion nos. 8, 141; Halfmann, Senatoren 161–62 no. 73; A. R. Birley, The Fasti of Roman Britain, Oxford 1981, 250– 51. 7. PIR2 I 507; Habicht, Asklepieion no. 20; Halfmann, Senatoren 112–15 no. 17. 8. PIR2 I 508; Habicht, Asklepieion no. 21; Halfmann, Senatoren 119–20 no. 26. 9. Rufinus: PIR2 C 1637; Habicht, Asklepieion no. 2; Halfmann, Senatoren 154 no. 66; id., Städtebau 56–57; on its appearance in the sixth century, Feissel, Rev. Et. Byz. 57, 1999, 263– 69. Aristocles: PIR2 C 789; Halfmann, Senatoren 193 no. 121; Puech, Orateurs pp. 145–148. 10. Ephesus: Habicht, ZPE 13 (1974) 4–6 (Ti. Claudius Severus). That senators owned property in Smyrna in the mid-third century is shown by Inschr. Smyrna no. 604 (Oliver, Constitutions no. 287), cf. Eck, Chiron 7, 1977, 367.

Culture in the Careers of Eastern Senators

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Heliodorus’ previous career it is certain only that he had been in charge of Hadrian’s letters, probably the Greek correspondence, though Pflaum inferred that he had held several other positions before being appointed to Egypt at the end of the reign. (As several scholars have noted, by the way, the prefect Heliodorus is very unlikely also to be the Heliodorus philosophus whom according to the Historia Augusta Hadrian attacked famosissimis litteris).11 Even though the prefecture of Egypt involved command of two legions, there seems no reason to doubt Dio’s testimony that Heliodorus owed this position to his rhetorical skills, or as a speaker experienced in the courts rather than in the schools of the sophists. It is more significant that the historian makes this remark of an equestrian, and that as a Greek senator he clearly has no sense that the same could be said of himself. The senatorial advancement of Heliodorus’ family was only to come in the next generation, in his more famous son, Avidius Cassius. Both Charax and Heliodorus owed their advancement to Hadrian, the graeculus par excellence. The same emperor’s philhellenism may well have led him to promote, or in some cases to demote, educated Greeks of equestrian rank such as Valerius Eudaemon and the »rhetor and sophist« Dionysius of Miletus.12 These people had skills in speaking and writing Greek that could well have advanced their administrative careers. For senators, however, a knowledge of Latin was essential, not only in the senate itself but also in military service and in administering Roman law. If they were men of culture, that might have added to their personal congeniality, but was not the main factor bringing them into the senate or promoting them to higher office: that depended on ancestry, wealth, patronage, and practical ability. A similar conclusion can be drawn from another group, the friends of Marcus Aurelius. We have the emperor’s own testimony in the so-called Meditations or Selbstbetrachtungen. In the first book, Marcus thanks those who had done most for the formation of his character, though only a few are identifiable as senators. Q. Iunius Rusticus13 receives praise for saving him from »sophistic enthusiasm« (zÁloj sofistikÒj) and from »rhetoric, poetry and clever talk« (·htorik¾ kaˆ paide…a kaˆ ¢steiolog…a). Rusticus is the son or grandson of the great Stoic under Domitian, and Marcus thanks him also for introducing him to the writings of Epictetus. But so far is as known he was of purely Italian descent, and his ascendancy under Marcus appears to owe nothing to any display of culture: on the contrary, the emperor praises him precisely for saving him from the ostentatious paideia of the sophists.

11. Cass. Dio 71, 22, 2; PIR2 A 1405, H 51; Pflaum, Carr. proc. I 251–53 no. 106; Bowersock, Sophists 50–51; Halfmann, Senatoren 179–80 no. 100a. The Heliodorus attacked by Hadrian (HA Hadrian 15, 5; 16, 10) is more probably the Epicurean scholarch at Athens, cf. S. Follet, Athènes au IIe et au IIIe siècle, Paris 1976, 23. 12. Eudaemon: Pflaum, Carr. proc. I 264–71 no. 110; Syme, Rom. Pap. V 546; Bowersock, Sophists 50. Dionysius: see above. 13. Med. I 7; PIR2 I 814; Syme, Rom. Pap. VII 584.

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Another senator thanked by Marcus is a certain »Severus«. This is surely Cn. Claudius Severus, ordinarius in 146, and not his son, consul ordinarius iterum in 173 and the emperor’s son-in-law.14 The origin of the family is Pompeiopolis of Paphlagonia, a city which inscriptions show to contain many Roman citizens. The family’s ascendancy goes back beyond the consul of 146 to his father, governor of Arabia and consul suffectus in 112; this man is connected with several great houses of the Greek east, including that of Iulius Quadratus of Pergamon and a King Alexander, son of a ruler of Cietis in Rough Cilicia.15 Marcus also thanks one of his Stoic teachers, (Claudius) Maximus. Groag inclined to identify him with a well known person of this name, the proconsul of Africa before whom Apuleius delivered his Apologia in 158/ 59. The orator praises him for his austere disciplina and his military qualities, a description befitting a Stoic and a man who had previously governed Upper Pannonia. Apuleius’s parade of Greek literature also suggests that he is addressing a highly cultivated man. Syme conjectured that he was an equestrian officer adlected to the senate by Hadrian, but did not speculate on his origin. Like Claudius Charax, he might be a Greek, but like Rusticus there is no sign that he owed his elevation only or principally to his culture.16 In the Meditations Marcus also passes judgment on three men, »sharp, prudent or self-satisfied« (drime‹j À prognwstikoˆ À tetufwmšnoi, VIII 25, 2). The first of these is Charax of Pergamon, the second an otherwise unknown Platonist called Demetrius, the third is (Valerius) Eudaemon. Since Eudaemon had been procurator of the Greek and Latin libraries and ab epistulis graecis under Hadrian, the young Marcus must have known him in the 130’s or the 140’s. Again, Marcus’ language does not suggest that the culture of either Charax or Eudaemon made much of an impression on him. Syme has talked of the »fearsome collection which Marcus bequeathed to his son…, hard metallic men, the product of warfare«.17 It is not surprising that in the privacy of his study he criticized »self-satisfied« men of culture and praised those who preserved him from sophistry. As for senators displaying their culture in Rome’s social life, certainly we know of some who attended the performances of famous sophists such as Isaeus and Polemo. We do not hear much about their reactions, though Claudius Severus, more probably the consul of 146 than his son, was mildly critical of Hadrian of Tyre for »being too frenzied in his treatment of sophistic subjects«. The lectures and demonstrations of Galen attracted a mixture of western and eastern senators, for example Flavius Boethus from Ptolemais in 14. Med. I 14. Elder Severus: PIR2 C 1022 + 1027; Halfmann, Senatoren 161 no. 72. Younger: PIR2 C 1024; Halfmann, Senatoren 180–81 no. 101; C. P. Jones, ZPE 139, 2002, 111–114. 15. C. Claudius Severus: PIR2 C 1023. Iulius Quadratus: PIR2 I 507. King Alexander: PIR2 A 500 + I 136 (the identification is not certain). 16. PIR2 C 933 (proconsul), 934 (philosopher). 17. Syme, Rom. Pap. V 687.

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Syria and Sergius Paulus, perhaps from Bononia.18 But it is remarkable how little eastern senators display their Greek culture in public. No such senator is known to have endowed a building at Rome after Plancius Varus of Perge, the consul of 100, if indeed the temple of Diana Planciana on the Quirinal is due to him and not to an earlier Plancus or Plancius.19 Herodes Atticus claimed to have displayed his generosity »throughout the world«, but the nearest place to Rome in which he did so was his estate at Triopion, on the Appian Way. He would have liked, we are told, to have completed Nero’s work in cutting through the Isthmus of Corinth but, so he said with a groan, »no one will let me«: that would have been encroaching on a emperor’s prerogative.20 By contrast, Greek senators were more than free to lavish their wealth on their own cities or other ones. Herodes did so at Canusium, Athens, Olympia, and the Roman colony of Alexandria Troas. Celsus Polemaeanus of Sardis endows a library at Ephesus in which he is honored both as a Greek and a Roman; the library itself may have had a similar dual character, recalling the twin libraries of Trajan at Rome.21 Cuspius Rufinus builds the temple of Zeus Asclepius in Pergamon, a miniature imitation of Hadrian’s Pantheon.22 The Ephesian Vedius Antoninus Phaedrus Sabinianus, the first senator from his family, lavishes buildings upon his city and receives praise for his zeal from Antoninus Pius.23 But Roman emperors of the high empire preferred not to have competitors for public favor in the capital. With the Severan dynasty, of mixed African and Syrian descent, and with the growing frequency of intermarriage, there ceases to be a sharp distinction between Greek and Roman in the upper orders. We know very little about the circle of Julia Domna, once that is critically inspected, but the references in Cassius Dio and Philostratus suggest a coterie to which Julia resorted out of the public eye, rather than an ostentatious display of Greek culture.24 Dio himself is a Greek who rose high in the senatorial cursus, becoming consul ordinarius for the second time with Severus Alexander himself in 229.25 But though Dio is ready enough to talk about his early works, he does not claim that they contributed to his public success: that was apparently due to his own descent from a rich senatorial family of Nicaea and to his senatorial back18. Isaeus (PIR2 I 52): Pliny, Ep. II 3. Polemo (PIR2 A 862): Philostr., Vit. Soph. p. 93, 17– 19 K. Claudius Severus on Hadrian of Tyre (PIR2 H 4; Puech, Orateurs pp. 284–288, no. 128): Philostr., Vit. Soph. p. 93, 2–4 K. Galen: De praecog. 2, 24–27 (p. 80, 15–82, 7 Nutton, with his commentary). 19. Plancius: Halfmann, Senatoren 104–05 no. 8; PIR2 P 443; on the temple of Diana Planciana, see now L. Chioffi in E. M. Steinby, Lexicon Topographicum Urbis Romae 2, 1995, 15. 20. »Throughout the world«: Philostr., Vit. Soph. p. 64, 5–6 K. »No one will let me«: ibid. p. 60, 15–16 K. 21. Polemaeanus: PIR2 I 260; on the library, Halfmann, Städtebau 69–71. 22. Habicht, Asklepieion pp. 11–12. 23. Inschr. Ephesos V nos. 1491–93; Oliver, Constitutions nos. 138–40; Halfmann, Senatoren 168–69 no. 84; id., Städtebau 80; M. Steksal, Tyche 16, 2001, 177–188. 24. Bowersock, Sophists 101–109. 25. PIR2 C 492; F. Millar, A Study of Cassius Dio, Oxford 1964, 5–27.

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ground. Despite Septimius Severus’ liking for his monograph on dreams and portents, the emperor does not seem to have given him notable advancement: after his suffect consulate, all the offices of which we know are later, under Caracalla, Macrinus and Alexander, including his second consulate held with the emperor in 229. Alexander Severus also boosted the fortunes of a man with a background not unlike that of Dio, Licinius Rufinus, a jurist whose Regulae are quoted several times in the Digest. He is known from several inscriptions, above all from his patris of Thyatira in Lydia. The most informative of these was excellently published by the late Peter Herrmann.26 After several equestrian offices of a cultural kind, ab epistulis Graecis, a studiis (in Greek, ™pˆ paide…v Seb(astoà)) and a responsis or a libellis, Rufinus was adlected into the senate by Alexander Severus and became praetor, governor of Noricum, consul suffect, and finally a member of the Board of Twenty set up in the crisis of 238. At some stage in his career he represented the province of Macedonia, evidently successfully, in a case »concerning the contribution of the Thessalians« (perˆ tÁj suntele…aj tîn Qess£lwn), and he is praised as »most experienced in the laws« (™mpeirÒtatoj tîn nÒmwn). As Herrmann and Millar have noted, it is striking that his first employment after the praetorship should have been as the imperial legate of a military province. The career is somewhat reminiscent of Claudius Charax, who after his adlection inter aedilicios and his praetorship became legate first of the II Augusta in Britain and then of Cilicia. Comparing Rufinus’ career to that of Gregory Thaumaturge of Neocaesarea in Pontus, Millar has argued that both careers »remind us how arduous and challenging an intellectual journey it was for citizens of Greek cities to master both Latin and Roman law, and then to enter the Imperial service«.27 Yet Thyatira is only in a qualified sense a »Greek city«. Its connections with Rome go back to the beginning of provincia Asia, and its resident Romans, organized into a conventus, are attested in several of its inscriptions.28 A city of such mixed culture was likely to produce an administrator capable of widely different responsibilities. This is the place to notice another lawyer known from the Digest, the obscure Tertullianus. His principal work concerned the castrense peculium, that is, property acquired while on military service by a son who was legally still in patria potestas. Epigraphy has revealed a consular senator of Severan date called Marcus Ulpius Tertullianus Aquila, a native of the colony of Cremna in Pisidia. A series of texts from the site of Leucopetra in Macedonia shows that Tertullianus governed the province about the year 212, and issued a judicial decision that in some way regulated the consecration of slaves at the shrine of Leucopetra (though the decision might have been of wider application, for

26. PIR2 L 236; fundamental study by L. Robert, Hellenica 5, 1948, 29–34; P. Herrmann, Tyche 12, 1997, 111–23 (SEG 47, 1997, 1656); F. Millar, JRS 89, 1999, 90–108. 27. Millar (n. 26) 108. 28. Herrmann, TAM V 2 pp. 306–315, especially 309 (in 133 BCE), 314–15 (»Collegia«).

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example a provincial edict). Like Thyatira, Cremna had a mixed Greco-Roman society, and it could well have nurtured a Roman administrator and jurist. It is therefore worth suggesting that the jurist of the Digest, who has sometimes been identified with the African Tertullian, is actually Tertullianus Aquila from the Augustan colony of Cremna in Pisidia.29 Another senator who deserves consideration in this context is L. Egnatius Victor Lollianus, one of the most frequently attested of all senators in epigraphy, though he is absent from literature. He is probably of Italian origin, but his evident renown as a Greek orator makes it likely that he had connections of blood, property, or intermarriage with the Greek East.30 Like Licinius Rufinus, he represented the Athenians or the whole province in an imperial hearing, since the Areopagus honors him »for his protection of Athens« and as an »orator« (¢ntˆ tÁj khdemon…aj tîn zAqhnîn, tÕn ·»tora). Inscriptions of Smyrna, one of the capitals of the Second Sophistic, speak even more eloquently of his rhetorical abilities, using such expressions as »the only and first of orators« (tÕn mÒnon kaˆ prîton tîn ·htÒrwn).31 Lollianus was appointed by Gordian III, in the flush of Hellenism which that emperor’s reign represents, to be proconsul of Asia for no less than three years in succession, and he was later to be Valerian’s first Prefect of the City. He may well have owed his ascension to his talents as an orator, perhaps also as a lawyer, but not to his belonging to a class of »scholars« or »cultured men«. Exactly twenty years ago Sir Ronald Syme asked, in one of his last lectures, »What was the function which these men [senators from the Greek East] were called to serve in the governing of nations? How much (or how little) did they influence state and society?« The answer was rather negative: the emperors promoted Greek senators because to do so »conciliated opinion and furnished governors for the provinces east of the Adriatic«; they were »a symptom, not a cause« of the penetration of Roman society by Greek culture.32 This is perhaps to insist too heavily on the Greekness of eastern senators, when the eastern empire was passing more and more under the influence of Roman law and administration. Knights and senators who could bridge the gap between Greek and Roman culture, several of them coming from partly Romanized cities like Pergamon, Pompeiopolis and Thyatira, were well positioned to move into posi29. The lawyer Tertullianus: A. Steinwenter, RE 5 A, 1934, 844–45; T. D. Barnes, Tertullian, Oxford 1971, 22–23. Tertullianus Aquila at Cremna: G. R. H. Horsley and S. Mitchell, Inscriptions of Central Pisidia, Bonn 2000, no. 44. Leucopetra: Ph. M. Petsas and others, Inscriptions de la sanctuaire de la Mère des dieux autochtone de Leukopétra (Macédoine), Athens 2000, pp. 59–60, with a list of the relevant texts, 59 n. 4. 30. PIR2 E 36 (Groag: »origine sine dubio Italicus«); Puech, Orateurs p. 330–36; two new inscriptions concerning him from Smyrna are independently published by H. Malay and P. Herrmann, Epigr. Anatol. 36, 2003, 1–4 and by M. Christol, T. Drew-Bear, and M. Ta¦lïalan, Anatolia Antiqua 11, 2003, 343–59. See also SEG 50, 2000, 1523 (Bostra). 31. Athens: IG II2 4217 = Puech, 331 no. 151. Smyrna: Inschr. Smyrna II no. 635 = Puech, 333 no. 152; Malay and Herrmann (n. 30) no. 1. 32. Rom. Pap. V 679, 681 (a lecture delivered at the University of Rome in May, 1984). I am grateful to the participants at the Blankensee Colloquium for their helpful criticism.

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tions of influence as the emperors themselves came to represent this same fusion of east and west. The way was being prepared for a second senate to be created in Constantine’s city beside the Bosporus.

Abbreviations Bowersock, Sophists = G. W. Bowersock, Greek Sophists in the Roman Empire, Oxford 1969 Habicht, Asklepieion = Ch. Habicht, Altertümer von Pergamon VIII 3: Die Inschriften des Asklepieions, Berlin 1969 Halfmann, Senatoren = H. Halfmann, Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., Göttingen 1979 Halfmann, Städtebau = H. Halfmann, Städtebau und Bauherren im römischen Kleinasien, Tübingen 2001 Oliver, Constitutions = J. H. Oliver, Greek Constitutions of Early Roman Emperors from Inscriptions and Papyri, Philadelphia 1989 Pflaum, Carr. proc. = H.-G. Pflaum, Les Carrières procuratoriennes équestres sous le Haut–Empire romain, 4 vols., Paris, 1960–61 Puech, Orateurs = B. Puech, Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d' époque impériale, Paris 2002 Syme, Rom. Pap. = Ronald Syme, Roman Papers, ed. E. Badian and A. R. Birley, 7 vols., Oxford 1979–1991

LES SÉNATEURS ET LE RELIGIEUX : OBLIGATIONS PUBLIQUES ET CONVICTIONS PRIVÉES JOHN SCHEID

Tout le monde connaît l’affirmation du grand pontife César sur l’invraisemblance d’une vie et d’un châtiment après la mort.1 Même si elle a été prononcée au cours d’une délibération politique, cette phrase pose de façon très claire le problème que je voudrais évoquer. Quel pouvait être le rapport entre les fonctions religieuses du grand pontife César et ses convictions religieuses privées ? Pour répondre à cette question, il convient d’examiner quel était l’espace respectif, dans la vie et la carrière d’un sénateur, de l’obligation et de la conviction religieuses. Pour bien apprécier ce paradoxe et le sujet que je désire traiter, il convient en fait de se demander brièvement ce qu’était la religion à Rome. Il faut, en d’autres termes, savoir qu’elle n’était pas une forme plus ancienne, mineure ou propédeutique du christianisme. Ainsi la foi et notamment la croyance en une survie individuelle de l’âme après la mort ne se trouvaient-elles nullement au centre des préoccupations des individus et de la religion.2 Je ne vais pas développer tout cela, et je suppose que c’est connu. Je voudrais juste rappeler de façon schématique que la religion romaine n’était pas une religion révélée, exposant la voie à suivre pour réaliser le salut de l’âme individuelle après la mort; elle n’était pas non plus une religion du dogme, mais une religion de la pratique, qui organisait par un ensemble de rites ancestraux la vie sociale entre la communauté des Romains et leurs dieux, afin de réaliser icibas, sur terre, le salut et le succès de cette communauté. L’un des contresens fréquents de l’homme moderne devant cette religion consiste, d’une part, à surévaluer l’implication personnelle des Romains dans leur religion, qui serait un équivalent de la foi et de ce qu’on appelle la spiritualité chrétienne, de l’autre, à ignorer et à mépriser le côté ritualiste de cette religion. Je voudrais montrer que dans les deux cas ce contresens empêche d’apprécier avec justesse l’implication des sénateurs dans la vie religieuse. Il 1. Sall., Catil. 51–52 : De poena possum equidem dicere, id quod res habet, in luctu atque miseriis mortem aerumnarum requiem, non cruciatum esse ; eam cuncta mortalium mala dissoluere ; ultra neque curae neque gaudio locum esse. 2. Voir pour quelques éléments J. Rüpke, Die Religion der Römer. Eine Einführung, Munich 2001, 70 suiv. ; J. Scheid, « Les reliefs du mausolée d’ Igel dans le cadre des représentations romaines de l’au-delà », dans L'Antiquité classique 72, 2003, 113–140.

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est exact que la vie religieuse qui était la leur, en privé et en public, était très largement formelle et déterminée par des obligations rituelles inévitables. Et en même temps, ces sénateurs étaient très profondément impliqués dans le religieux. On peut dire que les sénateurs – et bien entendu une bonne partie des chevaliers – se trouvaient au cœur de la vie religieuse romaine. C’étaient eux qui vivaient, faisaient vivre et évoluer la religion des Romains. Voyons comment ces activités se développaient en fonction des positions et contextes sociaux. *

1. Le sénateur domi Comme tout citoyen, le sénateur était engagé dès son enfance, à différents degrés, dans des activités religieuses. Ce qui le distingue du simple citoyen, c’est que, en raison de ses moyens et de l’ importance de ses responsabilités, il laisse beaucoup plus de traces et donc de sources. Je ne m’attarderai pas aux activités religieuses purement domestiques des sénateurs: le culte régulier devant l’autel familial ou au cours des banquets célébrés à son domicile, la célébration des fêtes dans le cadre domestique et enfin celle des funérailles. Dans toutes ces activités, le père de famille, son épouse et ses enfants assuraient le rôle de prêtres et de responsables du culte domestique. Ces responsabilités ne diffèrent de celles des autres citoyens que par le luxe, la solennité et sans doute le nombre de personnes concernées. Ce qui nous intéresse ici, c’est l’obligation, le côté régulier de ce culte, et moins l’obligation civique de célébrer le culte domestique et les funérailles des siens, que les implications publiques de ces services religieux privés, qui distinguent les sénateurs des autres citoyens. S’ y ajoutent les responsabilités du sénateur en tant que propriétaire terrien. Les lettres de Pline le Jeune en offrent un bel exemple sur l’entretien et l’agrandissement d’ un temple de Cérès situé sur ses terres.3 Semblables en tant qu’obligation et du point de vue cultuel aux comportements de citoyens plus pauvres, les activités de Pline dans ce lieu de culte dépassent le simple citoyen en tant qu’elles concernent un grand nombre de personnes et de ce fait énoncent le rang du sénateur et influent éventuellement la vie cultuelle de cette région. De même un sénateur qui se déplace effectue de-ci de-là des dédicaces et des vœux liés à son entreprise, et notamment à sa carrière publique.4 Il est évident que, au cours de la période pendant laquelle il gère une magistrature, la maison d’un sénateur ne possède pas le même statut que celle d’un sénateur qui n’est pas magistrat, et surtout celle d’un simple citoyen. Il existe des témoignages sur des sacrifices privés célébrés au domicile des magistrats, en rapport avec leurs activités publiques. Parmi les plus connus sont les sacri-

3. Plin. Min., Epist. 4, 1 ; 8, 8 ; 9, 39. 4. Voir par exemple à Lambèse CIL VIII, 2589 (ILS 3842) ; VIII, 2588 (ILS 3843) ; VIII, 2579 d (ILS 3034) ; 2579 e (ILS 3539) ; AE 1908, 11.

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fices divinatoires offerts par César peu avant les ides de mars.5 Pareils sacrifices devaient attirer un grand nombre de personnes, dépassant vraisemblablement l’ assistance habituelle des clients aux sacrifices de leur patron. De même, quand un consul recevait à table, le sacrifice qu’il offrait inter duas mensas dépassait en importance celui qui était effectué dans la maison d’un autre citoyen, fût-il sénateur. D’autre part, la maison d’un sénateur pouvait même devenir temporairement le siège d’un culte public. En rapport avec certaines dignités sacerdotales sa maison peut ainsi se transformer pendant une année ou pour toujours en un lieu de culte public. Le cas du grand-pontife qui vit dans une domus publica est connu, de même que ceux des flamines, du moins celui du flamen Dialis, dont toute l’existence était déterminée par un ensemble de prescriptions rituelles. Plus particulier est l’exemple des frères arvales. Le culte de Dea Dia, qui est confié à cette sodalité, possédait deux sièges officiels, l’un permanent, public et situé à cinq milles ou six milles de Rome, comprenant un bois sacré, un temple et un cirque, l’autre urbain, privé, qui est en fait la résidence privée du magister de la confrérie. Le sacrifice à Dea Dia, célébré fin mai, commence dans la résidence privée du magister, et s’y termine au terme d’un triduum. Par conséquent, pendant l’année de la fonction de son propriétaire, cette domus comprenait une chapelle ou du moins une statue et un autel publics. Un autre exemple, qu’un scandale politique a rendu célèbre, est celui du sacrifice annuel de Bona dea. Cette fête matronale a lieu dans la maison du consul in imperio. Elle est présidée par l’épouse du consul en question et les Vestales, et réunit les matrones de haut rang pour une fête nocturne. Devoirs publics étaient également certains cultes gentilices, puisqu’ils étaient célébrés par certaines familles pour le bien de la cité.6 Malheureusement, toutefois, ces cultes sont mal connus. Nous pouvons imaginer que les festivités ordinaires liées à toutes ces responsabilités publiques transformaient certains jours la demeure des sénateurs en un centre religieux où se rassemblait une nombreuse assistance. Comme c’était déjà le cas, si nous en croyons Juvénal,7 lors des sacrifices matinaux dans les grandes demeures suivies de distributions de sportules. En tout cas, tous ces comportements sont des événements publics, et appartiennent souvent aux obligations religieuses de l’Etat, et dépassent même le sénateur qui les célèbre. Je passerai rapidement sur un autre aspect de la religion domestique qui pouvait prendre une connotation publique négative. Il ne s’agit dans ce cas pas d’une obligation mais d’un interdit, qui prouve le statut particulier d’une maison sénatoriale. Les fouilles produisent tous les jours de nouveaux documents sur les aspects plus agressifs de la piété domestique, les envoûtements et la divination spéculative. Ces activités appartenaient à n’en pas douter à la 5. Suet., Div. Iul. 81, 3; Cic., de diu. 1, 119. 6. Voir G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, Munich 19122, 33; 404. 7. Iuuen. 3, 243–254.

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religion privée ordinaire des Romains. Seulement, ce qui était toléré pour les querelles et les ambitions privées devenait un crime public si l’objet des spéculations et des dévotions devenait ou est censé devenir l’empereur. De nombreux procès, justifiés ou non, en témoignent. A leur tour, ces accusations révèlent que le sénateur agit toujours sur un autre plan que les simples citoyens. Tout ce qu’il fait se place sur un plan éminemment public et donc politique. Ses cultes prolongent les cultes publics dans le quartier ou dans la campagne qu’il habite.

2. Les obligations religieuses publiques Les affaires liées à la magie ou à la divination illicite mettent en évidence le côté éminemment public de tout comportement religieux sénatorial. La raison en est obvie. Dès l’enfance, un sénateur était voué par son statut ou celui de sa famille au service religieux public. En tant que fils de sénateur, le puer patrimus et matrimus intervenait dans certains rites, notamment ceux qui étaient célébrés au cours de banquets publics, ou des rites de supplication particuliers.8 Ce n’était pas un choix personnel de l’enfant ou de ses parents, mais uniquement le rang social ainsi que d’autres données proprement rituelles, comme celui d’avoir les deux parents en vie, qui déterminaient l’attribution de telle ou telle charge religieuse à des pueri ou des puellae. Dès qu’ il entrait dans la carrière des honneurs, le sénateur exerçait sur différents plans des responsabilités religieuses. Comme magistrat, il pouvait et devait ex officio célébrer certains rites réguliers et extraordinaires. Ainsi des prises d’auspices, destinées à conférer la légitimité absolue à leurs décisions, scandaient les activités des magistrats à imperium. Peu de sources nous informent sur ces activités auspiciales sous l’Empire, parce que depuis Auguste le bouleversement de la hiérarchie des auspices avait largement dépolitisé ceuxci. L’existence de pullarii dans l’entourage des magistrats9 apporte cependant la preuve que le rite lui-même conservait, d’une manière ou d’une autre, sa valeur formelle. Comme d’autres cérémonies, la prise régulière d’auspices par les consuls énonçait de manière éclatante leur rang et d’une certaine manière la continuité des traditions ancestrales. Mais en raison de la dépolitisation de la procédure, il n’y avait plus comme sous la République de contestation entre consuls, et par conséquent les sources écrites ne mentionnent plus ces rites. En tant que magistrats, les sénateurs assumaient par ailleurs un nombre important de rites religieux réguliers et irréguliers. La charge des consuls 8. Par exemple lors des banquets des frères arvales, voir J. Scheid, Romulus et ses frères, modèle du culte public dans la Rome des empereurs (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome, vol. 275), Rome 1990, 506 suiv. ; lors de rites célébrés par les decemuiri sacris faciundis, les Vestales, ou lors de la pompa circensis ; ils chantaient également les hymnes lors des banquets publics ou lors de rites de supplication (Wissowa 1912 [note 6], 496 note 1). 9. Wissowa 1912 [note 6], 532.

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débutait par l’acquittement des vœux publics pour le salut de la res publica, une cérémonie splendide, qui resta sous l’Empire l’apanage des seuls consuls ordinaires. Les consuls suffects de l’époque impériale, en revanche, pouvaient éventuellement prononcer et acquitter des vœux extraordinaires. En tant que censeurs, certains sénateurs de haut rang avaient également la possibilité d’émettre des vœux pour le quinquennium à venir. D’autre part, de nombreux sacrifices publics et de rites qui se trouvaient au cœur des grandes fêtes annuelles étaient célébrés par des sénateurs, c’est-à-dire les consuls et progressivement les préteurs. Ainsi le préteur urbain offrait-il le sacrifice annuel à Hercule le 12 août, et le 14 mai conduisait-il la procession des Argées en compagnie des pontifes et des Vestales. Nous savons aussi que le préteur urbain célébrait les Jeux Apollinaires, et plus généralement la plupart des jeux publics depuis l’Empire. Les édiles également participaient à ces responsabilités cultuelles. Toutes ces responsabilités impliquaient la célébration de sacrifices suivis, éventuellement, d’un banquet sacrificiel et de jeux. Toutes ces festivités représentaient une occasion pour les sénateurs d’apparaître au premier plan de la vie publique, de se distinguer des autres membres du sénat et de se signaler comme des bienfaiteurs du peuple. L’occasion était si importante que certains d’entre eux se ruinèrent pour tenir leur rang et pour engager la suite de leur carrière par la célébration de jeux splendides. Je n’insisterai pas sur les obligations religieuses des sénateurs dans leurs promagistratures ou les légations, car W. Eck en a amplement traité voici quelques années.10 Je n’insisterai pas davantage sur les obligations religieuses qui pouvaient incomber aux sénateurs en tant que membres d’un collège sacerdotal. Il est connu que ces cooptations ne dépendaient ni d’une vocation religieuse ni d’un intérêt particuliers pour les affaires religieuses. Comme les autres responsabilités religieuses publiques des sénateurs, l’entrée dans un collège sacerdotal était déterminée par la capacité et l’obligation des sénateurs à exercer une fonction collective dans l’Etat, et les sacerdoces appartenaient à ce type de fonctions. Il va sans dire que la dignité sacerdotale plaçait d’emblée, par le costume, par les apparitions publiques ou par des rites particuliers célébrés à son domicile, le prêtre public dans ce tiers des sénateurs qui pouvaient prétendre à cette dignité. Plus intéressantes et moins connues sont en revanche les responsabilités religieuses que les sénateurs exerçaient collectivement en tant que membres du sénat. Dans nombre de situations, la responsabilité religieuse la plus élevée appartenait au sénat, qu’il s’agisse de la célébration des rites publics ou de décisions relatives à la religion. Lors des vœux pour le salut de la res publica, et sous l’Empire pour le salut du Prince, c’était un décret du sénat qui autori-

10. W. Eck, « Die religiösen und kultischen Aufgaben der römischen Statthalter », dans M. Mayer (éd.), Religio Deorum (Actas del Coloquio intern. de Epigrafía), Barcelone 1992, 151– 160.

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sait les consuls à acquitter ces vœux et à prononcer de nouveaux.11 De nombreux sacrifices extraordinaires étaient prescrits par un sénatus-consulte. Les Jeux séculaires, par exemple, sont annoncés et convoqués par un sénatus-consulte. L’oracle Sibyllin est consulté en vertu d’un sénatus-consulte, et l’oracle construit par les X– ou XVuiri est rapporté et discuté au sénat avant d’être recommandé aux consuls dans le cadre d’un nouveau sénatus-consulte.12 De même, à chaque fois que se pose un problème grave de nature religieuse, qu’ il s’agisse d’une catastrophe ou de prodiges, de problèmes relatifs aux rites ou aux compétences religieuses publiques, ce sont les sénateurs qui débattent, consultent les prêtres et proposent une solution.13 Même si c’est, en fin de compte, le consul ou le préteur qui préside la séance du sénat, il est indéniable que les sénateurs exercent collectivement des fonctions religieuses, sacerdotales même.14 Autrement dit, les sénateurs possédaient des compétences et étaient soumis à des obligations religieuses publiques, parfois dès l’enfance et tout au long de leur carrière sénatoriale. Ils n’y étaient préparés ni par l’éducation ni par une formation spirituelle: ils étaient pieux parce qu’ils avaient été élus magistrat, inscrits parmi les sénateurs et éventuellement cooptés par un collège sacerdotal. Il est donc indéniable que c’étaient les sénateurs qui exerçaient, contrôlaient et définissaient les devoirs religieux du peuple romain; il est clair, aussi, que la religion publique renvoyait pour tous avant tout aux sénateurs et formait comme un attribut de leur rang. L’implication religieuse de ces hommes s’arrêtait-elle à ces obligations ? N’ y avait-il rien d’autre que ces devoirs formels, recherchés, acceptés et déterminés par la volonté de l’élite de se distinguer des autres citoyens?

3. Entre obligation et implication personnelle Nous avons vu que pratiquement toutes les activités religieuses des sénateurs romains découlaient de leur statut et de leurs fonctions publiques. Il est vrai qu’ils pratiquaient la religion en tant qu’ils étaient fils ou père de famille, fils de sénateur, magistrat, sénateur ou prêtre. Nous devons donc éviter de les assimiler aux hommes politiques du monde occidental moderne. Chez ceux-ci, la pratique et l’engagement religieux constituent des choix personnels, indépendants du statut et des fonctions. Même si nous rapprochons les sénateurs romains du roi d’Angleterre, en tant qu’il se trouve par son couronnement placé à la tête de l’Eglise anglicane, nous sommes loin du compte. Car un sénateur romain était beaucoup plus actif dans la vie religieuse de l’Etat qu’un roi 11. Voir J. Scheid, « Les Annales des pontifes. Une hypothèse de plus», dans Convegno per Santo Mazzarino (1991), Rome 1998, 199–220. 12. Wissowa 1912 [note 6], 538 suiv. 13. Wissowa 1912 [note 6], 544 suiv. 14. M. Beard, « Priesthood in the Roman Republic », dans M. Beard, J. North (éd.), Pagan Priests. Religion and Power in the Ancient World, Londres 1990, 17–48, notamment 30–34.

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d’Angleterre : presque toute la vie religieuse était célébrée et contrôlée par les sénateurs. D’autre part les sénateurs étaient nettement moins engagés religieusement, au sens moderne, qu’un roi d’Angleterre, et nul ne le leur demandait: ils n’étaient pas chrétiens, du moins avant le quatrième siècle de notre ère. Il suffisait qu’ils célèbrent les rites prescrits et prennent les décisions nécessaires. Pour ce faire, ils n’avaient qu’à respecter les formes. Le cas des frères arvales montre quelle était la pratique routinière des sénateurs romains. Il était courant que sur les douze ou treize arvales, seuls trois, quatre ou cinq assistent aux réunions et au culte (voir tableau 1 ci-dessous). Suivant le principe que trois personnes formaient un collège, il suffisait effectivement que trois arvales assistent au service pour qu’il soit légitime. Le culte était célébré par le collège arvale pour le peuple romain, il n’exprimait pas les désirs et les aspirations intimes des arvales. C’est pour cela même leur magister ne devait pas nécessairement être présent, il suffisait qu’il délègue ses responsabilités à un promagister. Certes, pour certains rites exceptionnels tout un collège pouvait être présent. Ainsi les Jeux séculaires furent-ils célébrés par l’ensemble des quindécemvirs.15 Mais pour le culte régulier, l’assistance de tous n’était pas indispensable. On ne manquera de rapporcher de cette pratique la règle du minyan de la religion juive : pour prier il faut être dix, et cela suffit, mais la prière est impossible si le nombre n’est pas atteint. L’assistance des sénateurs aux grands rites publics était soumise au même principe. Nul ne les obligeait à y assister, si ce n’est une fonction précise qu’ils détenaient. Un consul pouvait difficilement se dérober aux rites d’entrée en fonction et à la cérémonie des vœux publics du Nouvel an ; un édile ou un préteur ne pouvait pas se soustraire sans motif grave à la célébration de jeux publics. Un prêtre saisi par un magistrat pour l’assister dans une opération religieuse publique se conformait normalement à cette injonction, s’il n’ est pas empêché par une autre obligation.16 En revanche, un simple sénateur était libre d’assister ou non aux services religieux publics – à condition, ajouteraije, que le quorum soit atteint pour que le sénat puisse célébrer l’epulum Iouis les 13 septembre et novembre; il devra se rendre au sénat pour que le quorum nécessaire soit réalisé quand il s’agissait de voter un sénatus-consulte concernant le religieux, mais dans ce cas, la règle valait pour toutes les séances du sénat. Au-delà de ces précautions, l’assistance d’un sénateur au culte était laissée à sa libre décision. Il est vraisemblable qu’ elle se faisait avec le même flegme que dans le collège arvale, même si l’on peut supposer que les sénateurs se décidaient sans doute plus aisément à assister à l’ epulum Iouis, aux vœux publics ou aux grands jeux qu’aux services religieux célébrés dans la lointaine banlieue de Rome ou au Mont Albain.17 Mais là encore, la présence 15. Voir les listes prosopographiques chez B. Schnegg-Köhler, Die augusteischen Säkularspiele (ARG 4), Leipzig 2002, 201–205 ; G. B. Pighi, De ludis saecularibus populi Romani Quiritium, Amsterdam 19652, 237–263. 16. Voir J. Bleicken, « Kollisionen zwischen Sacrum und Publicum », dans Hermes 85, 1957, 446–480. 17. Voir Schol. Bern., ad Lucan. 7, 396.

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de l’empereur ou de sénateurs puissants pouvait jouer un rôle. En tout cas, nous constatons que la piété romaine n’exigeait pas d’implication personnelle, intime et militante. Elle demandait aux cultores de célébrer collectivement les rites prescrits selon des modalités précises, à une date et en un lieu donnés, rien de plus, car généralement l’objectif du culte dépassait les objectifs des célébrants pour concerner le Peuple romain en tant que collectivité et Etat. Les dieux regardaient les actes cultuels, ces gestes qui exprimaient les bonnes relations entre eux et la cité de Rome, et ils ne sondaient pas les cœurs. Et s’ils sondaient les cœurs, comme le fait Jupiter dans le fameux dialogue mythique avec le roi Numa, c’est pour vérifier jusqu’où ils sont prêts d’aller, pour savoir si leur pratique n’est pas déterminée par le sentiment, en l’occurrence la peur.18 Lorsqu’on fait le bilan de tout cela, on constate que dieux et magistrats ne sont censés s’intéresser qu’à la règle. Et si les Romains parlent de négligence et de décadence religieuses, c’est pour incriminer l’oubli des rites ou leur célébration négligente. Cicéron, par exemple déplore que les auspices publics ne se prennent plus que par les pulli – à son époque, cela faisait en fait deux ou trois siècles au moins que l’on procédait ainsi –, et surtout que ce rite était célébré avec l’ aide d’un pullarius, c’est-à-dire un appariteur socialement subordonné plutôt qu’avec un augure de rang sénatorial.19 En faire plus que l’obligation rituelle revenait, cependant, d’après le même Cicéron, à verser dans la superstition, c’est-à-dire dans l’excès religieux. Son collègue dans le collège augural, Ap. Claudius Pulcher (cos. 54 av. J.-C.), spéculait en effet sur les rites divinatoires et défendait, par exemple, l’intervention directe des dieux dans le processus. Bref, la pratique « chaude» d’Ap. Claudius ne correspondait pas au « froid» ritualisme de ses collègues. Et ces opinions, cette implication personnelle faisait rire ses collègues augures, car la superstitio était critiquable à leurs yeux. Si l’empressement religieux pouvait faire sourire, l’absence systématique suscitait également des critiques. Du point de vue social, elle pouvait traduire aux yeux des Romains l’indifférence ou l’hostilité aux dieux, et surtout aux relations qui existaient entre les dieux et la cité. Et davantage encore, elle pouvait être l’indice d’une position politique: les griefs élevés contre Thrasea Paetus en offrent un exemple.20 De même qu’on lui reprochait de ne plus assister aux délibérations du sénat, on signalait qu’il ne prêtait pas serment par les Diui au début de l’année, n’assistait pas aux formulations des vœux pour le salut de l’empereur, bien qu’il appartînt au collège des quindécemvirs, et ne sacrifiait jamais pour le salut du Prince ou à sa Voix céleste. Bref, concluaient ses détracteurs, Thrasea méprisait les rites religieux et abrogeait les lois: une telle conduite équivalait à une tentative de complot et coûta cher à Thrasea. Nous constatons que l’accusation se fondait uniquement sur la négligence systématique des obligations religieuses publiques du sénateur. Il aurait, par 18. Ouid., Fast. 3, 285 suiv. ; Plut., Num. 15. 19. Cic., De diu. 2, 34, 72. 20. Tac., Ann. 16, 22, 1.

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exemple, dû assister de temps à autre aux services votifs pour le salut de l’empereur, le 3 janvier ou dans des circonstances exceptionnelles. C’est la grève totale des vœux et sacrifices pour le salut du Prince qui lui est reprochée, et non une assistance irrégulière. De même que l’ assistance d’un sénateur au culte, l’absence systématique des services publics, et notamment des absences «ciblées », ne pouvaient prendre qu’un aspect public. Ils énonçaient publiquement la position du sénateur et affirmaient une critique contre l’ordre établi. Sous la République, le sénateur pouvait encourir un blâme de la part du censeur, sous l’Empire il risquait sa tête. Le tableau général qui se constitue est celui d’une religion qui ne privilégie pas l’assiduité au culte. Seule la continuité des rites est importante, non le développement spirituel et éthique intérieur. Il suffisait que ceux qui avaient la responsabilité des célébrations soient présents ou se fassent remplacer, et que le quorum soit réalisé pour que l’acte cultuel porte tous ses fruits. Donc le problème de l’implication personnelle des sénateurs se pose autrement que dans une religion qui exige une adhésion forte et permanente des fidèles, et notamment de ceux qui exercent des fonctions sacerdotales. On pouvait louer à Rome un sénateur qui prenait se devoirs religieux au sérieux, et certains d’entre eux attiraient volontiers l’attention sur leur piété scrupuleuse et exerçaient même leur religion privée au grand jour, de façon ostentatoire. On songe à Auguste, qui tira de sa piété scrupuleuse et littérale une légitimation politique. Mais cette piété ne dépassait pas l’accomplissement en temps voulu des obligations cultuelles prescrites, et l’entretien du patrimoine des dieux. C’est cela que les Romains auraient appelé l’implication religieuse, ou la piété. Est-ce que tout s’arrêtait là ? Les sénateurs ne pratiquaient-ils la religion que par sens du devoir, pour tenir leur rang et pour le faire connaître à tous? Certes non. Comme les hommes d’aujourd’hui, les sénateurs romains pouvaient avoir des intérêts religieux plus poussés. Seulement, ces intérêts ne sont pas les mêmes que ceux du monde occidental dominé par la religion chrétienne, et notamment la religion chrétienne postérieure à la Réforme et au romantisme. Certains esprits curieux ou inquiets, un peu superstitieux comme auraient dit les Anciens, pouvaient rechercher une implication plus forte dans les relations avec les dieux. Ils pouvaient se laisser aller aux pratiques divinatoires et magiques, pratiquer la théurgie, se faire initier à quelques mystères, vivre selon le mode philosophique ou fréquenter des communautés religieuses comme celles des Juifs ou des Chrétiens. Cela existait, et nous en avons conservé quelques traces, même avant les IIIe et IVe siècles. Mais il s’agissait d’une minorité de personnes et de sénateurs. L’implication religieuse plus intense des sénateurs et des autres membres de la haute élite s’exerçait dans un autre sens. Les sénateurs étaient appelés à prendre couramment des décisions en matière religieuse, en tant que magistrats, prêtres ou sénateurs. Autrement dit, ils étaient fréquemment appelés à faire de la jurisprudence sacrée. Nous connaissons les grands jurisprudents, tels les Mucii Scaeuolae, grands-pontifes et fondateurs d’un droit sacré plus systématique, ou des juristes comme Ateius

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Capito ou Antistius Labeo, et tant d’autres qui construisirent collectivement le droit sacré public. A l’instar des rabbins qui commentaient la loi juive, les pontifes, augures ou simples sénateurs étaient les représentants d’une sorte de spiritualité typiquement romaine, qui adaptait progressivement la tradition religieuse, largement orale à Rome, aux conditions de la vie quotidienne. Pour ce faire, ils devaient contempler cette tradition, c’est-à-dire les obligations et les règles rituelles, tenter de saisir leur esprit, pour être en mesure de les adapter aux impératifs de la vie collective. Il n’est donc guère surprenant que ces mêmes pontifes et sénateurs aient composé des traités dans lesquels ils rassemblaient des règles et des jurisprudences sur le même sujet, ou alors qu’ils aient écrit comme Varron ou Cicéron des traités plus généraux qui interrogeaient, d’un point de vue philosophique, les pratiques et obligations rituelles des Romains. C’est, si l’on veut, dans ce domaine que l’on identifiera la seule formation religieuse que recevaient les membres de l’élite romaine : une expérience juridique apprise chez un juriste et dans l’entourage d’un magistrat. Même si elle déçoit souvent le lecteur moderne, puisqu’elle n’est pas celle qu’il attend, cette réflexion témoigne encore davantage de l’implication souvent profonde des sénateurs dans la vie religieuse. Attirées par et vers la pratique, cœur de la religion romaine, ces réflexions multiformes, juridiques, érudites ou philosophiques n’accordent que peu d’importance à la métaphysique, à la foi individuelle ou au salut de l’ âme au sens chrétien. Elles accordent, en revanche, une grande importance aux relations correctes avec les dieux pour réaliser le bien collectif des Romains. C’était l’obligation sociale qui incombait aux sénateurs, au point que l’on puisse dire que de tous les points de vue la religion traditionnelle des Romains s’identifiait aux sénateurs. Ils l’incarnaient et la portaient. Rien ne montre mieux ce rôle que l’engagement des derniers païens, qui n’étaient pas des pauvres paysans incultes, mais de grands seigneurs cultivés. Ils bataillaient durement contre les sénateurs chrétiens pour sauver la tradition et allaient même jusqu’à soutenir de leurs propres moyens les cultes traditionnels en restaurant les temples et autres bâtiments religieux que l’Etat avait abandonnés. On peut qualifier cette conduite d’entêtement conservateur, mais peut-être faut-il la considérer simplement comme une profonde implication dans le religieux.

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Tableau 1. Nombre d’arvales présents aux rites (* empereur présent)

Vœux réguliers

3 janvier

Année 27 38a 38b 58 59 60 69a 69b 75* 78 Vesp. A* 81b 86 87 89

17/19 mai Année Présents 38* 9 — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 105 9 — — 117 4 (au moins)

Présents 4 3 1 6 (au moins) 6 6 3 5 3 (au moins) 6 4 (au moins) 4 6 (au moins) 6 6

19/29 mai Année Présents 38* 9 40* 6 53 4 (au moins) 58 5 59 5 66 plus de 2 69 1 72 3 (au moins) 78 4 (au moins) 80* 9 81* 6 84 9 87 5 89 plus de 2 90 5 (au moins) — — 105 9 109 3 au moins — —

Année 90 91 92 101 105 111 117 118 120 139 145 155 183 193 231 239*

Présents 4 (au moins) 5 3 (au moins) 9 (au moins) 8 3/4 (au moins) 4 (au moins) 7 7 3 (au moins) 3 (au moins) 7 4 7 (au moins) 5 6 (au moins)

20/30 mai Année Présents — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 84 4 (au moins) 87 6 — — 90 4 (au moins) 91 4 105 8 109 3 (au moins) — —

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17/19 mai Année 118 120 133 — 135 145 150 155 — 183 — — — 218 — —

Présents 5 7 5 (au moins) — 4 (au moins) 7 (au moins) 8 5 — 6 — — — 8 (au moins) — —

19/29 mai Année 118 120 133 134 — — 150 155 157 183 — — 213 218 219 —

Présents 5 4 (au moins) — 4 (au moins) — — 6 (au moins) 5 3 (au moins) 5 (au moins) — — 4 (au moins) — 3 (au moins) —

20/30 mai Année 118 120 133

145 150 155 — 183 186 Comm. A 213 218 — 220

Présents 5 5 (au moins) — — — — 8 5 — 5 (au moins) 3 (au moins) plus de 2 6 4 (au moins) — 3

RÖMISCHE PRIESTER IN DER ÖFFENTLICHKEIT JÖRG RÜPKE

1 Einleitung Sacerdos publicus zu sein war wohl für die meisten Senatoren ein erstrebenswertes Gut. So schreibt Plinius an den Imperator Trajan: Da ich weiß, Herr, daß es ein rühmliches Zeugnis für meinen Charakter ist, durch das Urteil eines so trefflichen Prinzeps ausgezeichnet zu werden, bitte ich Dich zu geruhen, der Würde, zu der mich Deine Huld befördert hat, den Augurat oder den Septemvirat hinzuzufügen, da eben Stellen frei sind, damit ich mit dem Recht der Priesterschaft (iure sacerdotii) zu den Göttern für dich öffentlich beten kann, zu welchen ich jetzt nur aus persönlicher Frömmigkeit (pietate privata) bete.1

Ein Beispiel für solches persönliches Verpflichtungsgefühl liefert Plinius gleich im folgenden Brief.2 Doch zeigt ein anderer Brief, der in der Sammlung an den Freund Arrianus Maturus gerichtet ist, inhaltlich aber vor allem einen Glückwunschbrief des Arrianus wiedergibt, einen weiteren Kreis an Motiven: Du beglückwünschst mich, daß ich den Augurat bekommen habe; mit Recht, einmal, weil es schön ist, des erhabenen Prinzeps Ansprüche auch in minder bedeutsamen Dingen zu befriedigen, zum anderen, weil dieses Priestertum an sich altertümlich und fromm (religiosum) ist und auch dadurch etwas entschieden Sakrales (sacrum) und Auszeichnendes erhält, daß es auf Lebenszeit verliehen wird. Andere Positionen, obwohl an Würde annähernd gleich, werden zugewiesen und wieder entzogen; bei diesem spricht das Schicksal nur soweit mit, daß es verliehen werden kann. Mir scheint auch der Umstand einen Glückwunsch zu verdienen,3 daß ich an die Stelle des Iulius Frontinus getreten bin, dieses hervorragenden Mannes, der mich am Tage der Nominierung in den letzten Jahren immer wieder zur Wahl vorschlug,

1. Plin. epist. 10,13. Übersetzung unter Verwendung der Übersetzung von HELMUT KASTEN (München 51984). – Ich danke den Teilnehmern des Kolloquiums in Blankensee für die intensive Diskussion, den Organisatoren, WERNER ECK und MATTHÄUS HEIL, für vielfältige Anregung und Unterstützung; danken für die Diskussion meiner Thesen möchte ich ebenso dem Kreis des Forums Kulturwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt, insbesondere BETTINE MENKE, ALF LÜDTKE, HANS MEDICK und HOLT MEYER. 2. Plin. epist. 10,14: ... deosque immortales precor, ut ... 3. Das also ist Plinius’ eigene Interpretation; vgl. epist. 2,1,8 zum Tod des Frontinus.

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als wollte er mich an seine Stelle kooptieren. Das hat jetzt der Gang der Dinge so bestätigt, daß es nicht zufällig geschehen zu sein scheint. Dir macht, wie Du schreibst, mein Augurat besonders auch deshalb Freude, weil auch M. Tullius Augur gewesen ist, denn es beglückt Dich, daß ich auch in dessen Ehrenstellungen eintrete, den ich mir für meine Studien zum Vorbild genommen habe ...4

Nicht religiöse Präferenzen, sondern persönliche Beziehungen und Konstruktionen geistiger Genealogien bestimmen die Wahl der Priesterschaft, wie schon der Brief an Trajan mit der offenen Alternative von Augurat und Mitgliedschaft bei den septemviri epulonum vermuten ließ. Die Diskrepanz zwischen dem geringen Umfang der benötigten, genauer: durch die Wahl bestätigten Qualifikationen und der Lebenslänglichkeit der Würde legt die Umkehrung eines bekannten Sprichwortes als Maxime nahe: Priester sein, das ist nicht schwer, es zu werden aber sehr ! Wie hoch die Dokumentation der Aufnahme unter die collegia sacerdotum publica gewertet wurde und welche Ehrenstellung damit verbunden war, lassen weitere Zeugnisse unschwer erkennen. Auf dem Relief der Ara Pacis vertreten, wie der Beitrag von DIETRICH BOSCHUNG zeigt,5 Priester die Senatorenschaft an prominenter Stelle; auf den Münzen des Jahres nach den Augusteischen Säkularspielen, 16 v. Chr., annoncieren Kultgeräte die Mitgliedschaft des Augustus in den prestigeträchtigsten stadtrömischen Priesterschaften, bei den Auguren, Pontifices, Quindecimviri sacris faciundis und den Epulones.6 Spätere Münzen annoncieren die Designation eines Thronfolgers mit dem Hinweis auf die cooptatio in omnia collegia.7 Den Virgines Vestae und den Flamines waren Liktoren beigegeben, wie sie die Magistrate besaßen.8

2 Der Alltagsbefund Die bisher geschilderten Beispiele, die für den – im Falle der Reliefs: frühen – Prinzipat repräsentativ sind, ließen erwarten, daß senatorische sacerdotes in der Öffentlichkeit (in publico im Sinne des Beitrags von MARIE–THÉRÈSE RAEPSAET–CHARLIER) ihre priesterliche Rolle deutlich zu erkennen gaben, sie als Priester identifiziert werden konnten. Dem ist nicht so, und diesem Paradox ist dieser Beitrag gewidmet. Die zahlreichen Zeugnisse, die Senatoren als Priester kennzeichnen, lassen sich auch anders lesen.

4. Plin. epist. 4,8,1–5. 5. Siehe oben, S. 97–103. 6. CRRBM 2,56 = RIC 1, Augustus 350. 7. Zum Material ausführlich SCHUMACHER 1978; s. u., Anm. 23. 8. Vestales: Dio 47,19,4; Flamen Dialis: Paul. Fest. 82,27–28 L: Flaminius lictor est, qui flamini Diali sacrorum causa praesto est. Vgl. aber Val. Max. 1,1,9 (aufgegriffen von Lact. inst. 1,21,45) zum Gegensatz der durch die Liktoren angezeigten magistratischen Würde und den anstrengenden Tänzen als Salier mit dem Schild (ancile).

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Kleidung bietet die Möglichkeit zu einer leicht erkennbaren Statusdifferenzierung. Die römischen sacerdotes scheinen die toga praetexta getragen zu haben. Das muß nicht für alle gegolten haben, aber das zur Entlastung der Pontifices gegründete Kollegium der Tresviri epulonum erhielt mit seiner Gründung im Jahr 196 v. Chr. auch das togae praetextatae habendae ius, das »Recht, die Toga praetexta zu tragen«.9 Weitere Passagen zeigen indes, daß dieses Recht nur für die eigentlichen rituellen Aktivitäten, die Durchführung der sacra publica, galt.10 Eine Ausnahme bildet – wie in zahlreichen anderen Hinsichten – der Flamen Dialis, der cottidie feriatus, immer im Dienst war und dessen gesamte Lebensführung auf ein auf Iuppiter hinweisendes Dasein abgestellt war.11 Dem entspricht auch die vereinzelte Nachricht bei Festus von den Liktoren, die den Pontifices auf ihrem Weg zum Opfer vorangingen. Das Recht, die toga praetexta während der (seltenen) Sakralhandlungen zu tragen, wurde selbst den Vicomagistri zugestanden, den zumeist aus Freigelassenen bestehenden Viererkollegien, die in je einem der zweihundertfünfundsechzig vici der augusteischen Regioneneinteilung einige Male im Jahr ihren Dienst versahen.12 Nicht übersehen werden darf für die Interpretation dieser Regelungen, daß die sakralen Verpflichtungen der meisten Priesterschaften – auszunehmen ist der Flamen Dialis und seine Frau, die Flaminica, auszunehmen sind auch der Rex und die Regina sacrorum – auf wenige Tage im Jahr begrenzt waren. Die Praetexta unterstreicht somit nur Rollen, die bereits durch die Choreographie deutlich gewesen sein dürften. Zudem bestand vielfach eine visuelle Konkurrenz zu den Praetexten der Magistrate, sofern letztere nicht von Liktoren umgeben waren.13 Für die Auguren ist die Angelegenheit noch einmal schwieriger: Ein eindeutiges positives Zeugnis für das Tragen der Praetexta fehlt für Rom;14 vielleicht reflektiert die Servianische Nachricht, daß die Auguren die kurze purpurbesetzte trabea getragen hätten – der Hinweis des Vergilkommentators auf die ancilia15 legt eher die Salier als Subjekt der Aussage nahe –,

9. Liv. 33,42,1. 10. WISSOWA 1912, 498 mit Anm. 8. Liv. 27,37,13 versteht die Praetexten der Decemviri sacris faciundis als rituellen Schmuck neben dem Lorbeerkranz; die Lex Ursonensis regelt dieses situationsbezogene Recht für die Pontifices und Augures der Colonia Iulia. 11. Kurz SCHEID 2001, 55–61, der den Ausdruck Plutarchs (q. R. 111) von den »lebenden Statuen« als Interpretament vertieft. Ständiges Tragen der Praetexta: Serv. (auct.) Aen. 8,552. 12. Praetexta: Liv. 34,7,2; Ascon. Pison. 6–7; ZELLER 1962, 34–55; RÜPKE 2005, 1501–7. 13. Zu der nur abgeleiteten Autorität der Priester s. SCHEID 2001, 65–69. – Für das römische Bild der Geschichte der Praetexta s. etwa Plin. nat. 8,195 (etruskisches Königsgewand). 14. Siehe aber die späte Interpretation in den Scholia Bobensia p. 143 f. Stangl: Cui superior annus idem et virilem patris et praetextam populi togam dederit: ™npatqšsteron tÕn ™p…logon facit, vehementius adfectum miserationis aput iudicum animos commoturus omnium commemoratione quos dignitatis suae dicit fuisse auctores. Verum hic de P. Lentuli filio loquitur, qui eodem anno, quo togam virilem a patre sumpserit, etiam auguratus praetextam iudicio populi adeptus, duplicaverit votum [a] familiare maturato sacerdotio. 15. Serv. Aen. 7,190 mit WISSOWA 1912, 499, Anm. 1.

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das Fehlen einer sonstigen Bezeugung des Sondergewandes: Rituelles Handeln als Protagonist in einer Ritualsequenz und die Funktion als rechtlicher Experte mit beratender oder entscheidender Kompetenz lassen sich bei den Auguren besonders schwer trennen. Ein kritischer Blick läßt auch die Darstellung der Ara Pacis in einem anderen Licht erscheinen: Jenseits der durch ihre Kopfbedeckung, den galerus, ausgezeichneten Flamines und vielleicht dem durch die Axt markierten Rex sacrorum lassen sich die weiteren Priester allenfalls durch die Symbole ihrer camilli identifizieren: Die Reihenfolge widerspricht nicht nur unter den Flamines der erwartbaren Hierarchie, auch die Priesterschaften selbst bauen sich nicht nach dem sonst so wichtigen Dienstalterskriterium auf; Zugehörigkeit zur kaiserlichen Familie geht vor.16 Dieser kritische Blick läßt sich auch für die Münzen fortführen. Schon für die Münzdarstellungen der ausgehenden Republik läßt sich oft nicht zweifelsfrei klären, ob ein abgebildeter lituus, der Krummstab, das Augurat des Münzmeisters (oder eines Vorfahren) annonciert oder auf die politische Legitimation durch den Besitz der Auspizien, das politische Binom von imperium auspiciumque, verweist.17 Vielfach erschien eine Beischrift sinnvoll. Bleiben die Inschriften. Ehren- und Grabinschriften gehören zu den wichtigsten Quellen zur Rekonstruktion der Mitgliedschaft in den collegia der sacerdotes publici.18 Wo ein ausführlicher cursus honorum vorliegt, fehlt in der Regel – die Ausnahmen zu quantifizieren, sehe ich mich nicht in der Lage, das Fehlen in den augusteischen Elogien ist wenigstens anzumerken – auch die Nennung der Priesterschaft nicht. Sie erscheint entweder unter Bezugnahme auf das Kooptationsdatum in der Chronologie der Ämter oder aber – das gilt insbesondere für die prestigeträchtigsten unter den sacerdotia, die typischerweise auch erst in einer späteren Karrierephase erreicht wurden – in einer Spitzengruppe mit Konsulaten und Prokonsulaten. Dieser Befund erscheint zunächst unauffällig: Das Problem der gemeinsamen Darstellung jährlicher und länger laufender Ämter findet die pragmatische Lösung der Gleichbehandlung. Die stufenweise erworbene und normalerweise unverlierbare Dignität des Exmagistrats wird der aktiven Amtsführung des priesterlichen Kollegienmitglieds gleichgestellt. Im übrigen läßt aber auch für magistratische oder militärische Positionen die chronologische Liste in einer Inschrift offen, ob das zuletzt oder zuerst genannte Amt noch ausgeübt wird oder nicht.19 Ein anderes Gewicht gewinnt der geschilderte Befund im Blick auf Dedikationsinschriften oder Ehreninschriften ohne ausführliche Laufbahndarstel16. Zur Diskussion der Identifizierungsversuche s. den Beitrag von BOSCHUNG (oben, S. 99–103). 17. Zur Diskussion s. LINDERSKI 1996; problematisch sind die Interpretationen von STEWART 1998. 18. Siehe RÜPKE 2005. 19. Es wäre interessant zu untersuchen, ob die Herausnahme der Priesterschaft aus dem chronologischen Teil eines Cursus das späte Erreichen dieser Ehrenstellung kaschieren sollte, aber dieser Aufgabe habe ich mich nicht gestellt.

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lung. Im erstgenannten Fall erscheinen die Priesterschaften fast nie, im zweiten Falle fehlt mir erneut die Übersicht; mein Eindruck bei der Durchsicht der epigraphischen Bezeugung bekannter sacerdotes aber ist: Vielfach unterbleibt die Nennung. Das aber bedeutet, daß ein Amt nicht genannt wird, das sowohl prestigeträchtig ist als auch ausgeübt wird, ja in manchen Fällen sogar Prognosewert im Hinblick auf noch nicht erreichte und noch höher angesehene Ämter besitzt.20 Sind wir hier einer ungeahnten sozialen Praxis senatorischer Bescheidenheit auf der Spur oder waren die sacerdotia schlicht keine alltagsrelevanten Rollen – JOHN SCHEID hat ja die religiöse Dimension der Magistraturen selbst deutlich aufgewiesen?21 Der Befund läßt sich zunächst noch weiter verschärfen. Seit Augustus und sicher bis in Severische Zeit hinein, vielleicht bis zu Aurelian,22 war die Mitgliedschaft der Augusti in zahlreichen Kollegien die Regel; seit Nero23 war die Aufnahme in omnia collegia – was auch immer omnia hier bedeuten mag – Teil der Designation eines Nachfolgers. Daß uns ein klares Bild der Reichweite und der Regelmäßigkeit dieser Praxis fehlt, liegt daran, daß in kaiserlichen Inschriften, selbst unter den ausführlichsten Titulaturen, die Nennung von Priesterschaften jenseits des Oberpontifikats mit ganz wenigen Ausnahmen fehlt. Fast immer, wenn wir detailliertere Informationen besitzen, beruht das auf Texten, die aus dem jeweiligen Kollegium heraus entstanden sind, den Ehrenbildnissen der Augusti als Arvalen – auch hier fehlen die übrigen Priesterschaften mit Ausnahme des Pontifikats – oder Sukzessionslisten oder Kooptationsnotizen des Kollegiums.24 In Anbetracht der Vielzahl kaiserlicher Inschriften läßt die höchst gelegentliche Nennung von Priesterämtern nur den Schluß zu, daß das sonstige Fehlen nicht auf einem Verbot beruhte, diese Würden aufzuführen.

3 Alternativen Die schwache öffentliche Repräsentation senatorischer sacerdotes ist keineswegs Folge einer allgemein fehlenden Ausdifferenzierung von Religion und religiösen Spezialistenrollen. Die wichtigsten Ausnahmen auf gleichem sozialen Niveau sind bereits angeklungen: Die Flamines waren aufgrund ihrer ungewöhnlichen Kopfbedeckung jederzeit zu erkennen: Der helmartige galerus mit der apex geheißenen Spitze hebt sie nicht nur auf den Seitenreliefs der Ara Pacis heraus. Die Vierzahl dort zeigt, daß dieser Typ von Kopfbedeckung nicht 20. Siehe dazu die Untersuchungen von Karrieren etwa durch Schumacher 1973, Alföldy 1977 oder Scheid 1975 und 1990. 21. Scheid 1985. 22. Vgl. RÜPKE 2005, 1601–6. 23. CIL 6,921 = ILS 222 und RIC 1, Claudius 76 f. 107 = CREBM 1,176,84; 1,397,242 (Cooptatio, 50/54 n. Chr.); CIL 6,1984,1,3 = ILS 5025 (Sod. Aug., 51 n. Chr.). 24. Siehe etwa den Durchgang bei STEPPER 2003, 47–104. Zur Kritik RÜPKE 2005, passim. Arvalen: Z. B. Antoninus Pius: CIL 6,1000.

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auf den Flamen Dialis beschränkt war. Das geht auch daraus hervor, daß nach Varros Antiquitates rerum diuinarum ein Farbcode der weiteren Differenzierung der Flamines diente: Dem Iuppiterpriester, dem Flamen Dialis, wurde dabei als einzigem ein weißer Galerus zugestanden.25 Für ihn ist auch die Vorschrift überliefert, dieses Kleidungsstück ständig tragen zu müssen; in den Jahren vor dem Zweiten Punischen Krieg wurde der Verlust, wohl unter den Bedingungen einer starken Konkurrenz um Priesterstellen, zu einem Abdankungsgrund radikalisiert.26 Der römische Flaminat ist mit weiteren Eigenheiten behaftet, an die kurz erinnert sei.27 Der Flamen Dialis darf weder auf einem Pferd reiten noch soll er das Heer unter Waffen sehen;28 er soll immer in Rom anwesend sein. Diese Regeln sind in ihrer Gültigkeit umstritten, Livius nimmt eine Vorschrift an, keine Nacht von Rom abwesend zu sein, Plutarch geht von einem Maximum von drei Nächten Abwesenheit aus.29 Der Sinn dieser Regeln liegt darin, eine Unvereinbarkeit von Priesteramt und höheren magistratischen Funktionen festzuschreiben – und genau darüber entstehen Konflikte und Versuche, pragmatische Lösungen zu finden: Die Flaminate sollen nicht zu Sackgassen in der Karriere jener jung ernannten patrizischen Flamines werden, denen die typischerweise frühe Wahl nach der Analogie anderer sacerdotia eine glänzende Karriere gerade in Aussicht stellen müßte. Diese Interessenlage kennzeichnet auch die Kompromisse: Es sind Erleichterungen im Einzelfall, Tätigkeiten in Italien, die einen cursus ermöglichen, ohne die Regeln prinzipiell abzuschaffen. Das gilt in dem für das Jahr 183 v. Chr. von Livius geschilderten Fall eines Flamen Dialis, der die Stadtprätur erhielt: C. Valerius P. f. L. n. Flaccus hatte das Recht für den Flamen Dialis durchsetzt, einen Senatssitz zu erhalten und städtische Ämter bekleiden zu können, und hatte selbst 199 v. Chr. das Amt des kurulischen Aedilen bekleidet. Bei dieser Wahl zum Aedil wurde das Problem, daß er als Flamen Dialis keinen Eid leisten konnte,30 schließlich so gelöst, daß sein Bruder den Eid für ihn leistete.31 Das gilt nicht weniger für den Fall des Flamen im Jahr 22 n. Chr., von dem Tacitus ausführlich berichtet; hier blieb der Versuch des Flamen Dialis Servius Cornelius Cn. f. Cn. n. Lentulus Maluginensis vergeblich, nach seinem Suffektkonsulat des Jahres 10 n. Chr. das Prokonsulat von Asia zu erlangen.32

25. Varro ant. rer. div. 2, fr. 51 Cardauns = Gell. 10,15,32. 26. Dazu RÜPKE 2005, 1571–4. 27. Umfangreiche Darstellungen bei SIMÓN 1996 und VANGGAARD 1988. 28. Plin. nat. 28,146 (siehe 147 zur Begründung); Plut. q. R. 40; Paul. Fest. 71,23–24 L; vgl. Gell. 10,15,3. Vgl. RÜPKE 1990, 65 zum vermutlich in die gleiche Richtung weisenden Leinentabu. 29. Liv. 5,52,13; Plut. q. R. 40. 30. Plut. q. R. 44; Paul. Fest. 92,25 L. 31. RÜPKE 2005, Nr. 3393. 32. Liv. 39,45,4: praetores ita sortiri iussi, uti flamini Diali utique altera iuris dicendi Romae provincia esset ... Tac. ann. 3,58 f. 71; siehe RÜPKE 2005, Nr. 1349.

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In der von Tacitus geschilderten Auseinandersetzung verweist Maluginensis auf die Tatsache, daß der Flamen im Krankheitsfalle, aber auch im Falle der Vakanz in seinen rituellen Aktivitäten von den Pontifices vertreten werden kann.33 JOHN SCHEID hat gezeigt, in welchem Maße die für den Flamen Dialis geltenden Regeln auf eine Repräsentation, eine Inszenierung des von ihm verehrten Gottes selbst hin angelegt sind.34 Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß er, dauernd in die toga praetexta gekleidet, auch der Prototyp des sacerdos publicus ist. Nach dem Geschichtsbild schon republikanischer Zeit gehören die Flamines und die Virgines Vestae zu der ältesten, von Numa geregelten religiösen Schicht Roms.35 Wenn Cicero in seiner Rede De domo sua über patrizische Privilegien spricht, stehen die Flamines und der Rex sacrorum – der in vielen Details wie die Flamines behandelt wird – an der Spitze.36 Die auf Patrizier beschränkte Gruppe der Salii tritt in solchen Argumentationen oft hinzu, auch sie zeichnen sich durch eindeutige Kultkleidung und ihre auffälligen Riten aus. Der letztgenannte Punkt ist wichtig: Sichtbarkeit, nicht patrizische Rekrutierung bestimmt den prominenten Platz der Flamines; wie das Fahrrecht in der Stadt, von dem wir aus der Tabula Heracleensis wissen,37 teilen sie diese Sichtbarkeit mit dem Rex sacrorum und den Virgines Vestales; erster wird wie die Flamines an Feiertagen (feriae) von einem Herold (praeco, praeclamator ?) begleitet, der dafür sorgt, daß unter den Augen dieser Priester nicht gearbeitet wird.38 In christlichen Darstellungen beherrschen diese Gestalten das Bild öffentlicher Religion, bei Isidor von Sevilla kann der Flamen pars pro toto für die römischen Priesterschaften stehen.39 Daß es gerade die Religionen und religiösen Spezialisten der anderen sind, die als bunt oder merkwürdig wahrgenommen oder gerade die bunten als charakteristisch bewertet werden – so bei den christlichen Autoren –, zeigt in der binnenrömischen Perspektive noch der Republik der Fall der Kybele-Priester, der Galli, denen Cicero in De legibus einen besonderen Platz einräumt;40 aus kaiserzeitlichen Quellen wäre besonders auf die Beobachtung der kahlgeschorenen Priester der Isis und ihr weißgewandetes Auftreten in Prozessionen und Ritualen zu verweisen.41

33. Tac. ann. 3,58. 34. SCHEID 1986. 35. Cic. rep. 2,26; Liv. 1,20; [Aur. Vict.] vir. ill. 3,1, p. 27 Pichlmayr. 36. Cic. domo 38; ähnlich Liv. 4,54,7. 37. CIL 12 483,62: Quibus diebus Virgines Vestales, Regem sacrorum, Flamines plostreis in urbe sacrorum publicorum P R caussa vehi oportebit. 38. Macr. Sat. 1,16,9: Adfirmabant autem sacerdotes pollui ferias si indictis conceptisque opus aliquod fieret. praeterea regem sacrorum flaminesque non licebat videre feriis opus fieri et ideo per praeconem denuntiabant nequid tale ageretur, et praecepti neglegens multabatur. Ebenso Fest. 292,3–7 L. 39. Isid. orig. 7,12,18 f.; Arnob. 4,35; Prud. perist. 2,517–520; Aug. civ. 2,15. 40. Cic. leg. 2,22. 41. Iuv. 6,533; Mart. 12,29,19; für weitere Belege siehe WISSOWA 1912, 356 mit den Anm.

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Religiöse Spezialisten konnten auch in Rom als ständiger Träger einer religiösen Rolle, als ausgezeichnet durch einen besonderen Lebenswandel und erkennbar an ihrer Kleidung vorgestellt werden. Im Bereich der oberschichtlichen Priesterschaften wurden diese Merkmale aber auf sehr wenige Positionen konzentriert, den Rex sacrorum, den Flamen Dialis, die Virgines Vestales. In den erstgenannten Fällen machen Regelungen über ihre höchst eingeschränkten Möglichkeiten, dem cursus honorum, der magistratischen Ämterlaufbahn als Normalform senatorischer Lebensgestaltung nachzugehen, deutlich, wie sehr dieser Typ von religiöser Autorität unvereinbar ist mit der wechselnden und jeweils temporären Übernahme politischer Autorität. Im Falle der Vestales leistet die Geschlechtsspezifik diese Grenzziehung: Diese Positionen bekleideten nur Frauen. Welche Rolle spielten dann aber die übrigen sacerdotes publici ?

4 Abschließende Deutungen Betrachtet man die vom senatorischen ordo monopolisierten Priesterschaften, die großen Kollegien der Republik, Augures, Pontifices, Quindecimviri sacris faciundis, Epulones, die neu organisierten Fratres Arvales sowie die langsam wachsende Zahl von sodales im Kult deifizierter Herrscher – ich lasse spätere Entwicklungen jetzt außer Betracht: die Situation ändert sich im späten dritten Jahrhundert n. Chr. grundlegend42 –, so sind ihre Mitglieder nach außen kaum zu erkennen. Das gilt nicht nur für Alltagssituationen, sondern selbst für den Kult: In den großen öffentlichen Ritualen der Spiele erscheinen die Priester in den Reihen der Senatoren; wenn sie die Praetexta tragen, so teilen sie dieses Merkmal mit weiteren Magistraten. Selbst dort, wo sie aktive Rollen im Kult übernehmen, dürften sie nur in besonderen Momenten erkennbar gewesen sein. In der Rede des P. Decius Mus, die in der Livianischen Erzählung der Auseinandersetzung um die Lex Ogulnia für die Öffnung der Pontifices und Augures für die Plebejer im Jahr 300 v. Chr. wirbt, argumentiert der hochverdiente Konsul gerade mit der geringen Sichtbarkeit der religiösen Rolle: Warum soll der, der als Triumphator durch die Straßen rollen darf, nicht mit capis und lituus beim Opfer oder Augurium gesehen werden? Warum soll der, der im titulus seiner imago als Konsul, Zensor oder Triumphator genannt wird, nicht auch als Augur oder Pontifex bezeichnet werden? Würde das die Leser irritieren?43 In der öffentlichen Wahrnehmung erscheint der sacerdos in erster Linie – und zumeist ausschließlich – als Magistrat oder Exmagistrat, sprich: Senator. Das gilt selbst dort, wo es nicht stimmt: Das Recht des curio oder des vicomagister, in der Ritualhandlung die Praetexta zu tragen, stellt ihn in diesen Momenten als Angehörigen der Führungsschicht dar.

42. Siehe RÜPKE 2005, 1601 ff. 43. Liv. 10,7,10–11: ... sustinebunt legentium oculi.

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Die Praetexta teilt auch der Flamen Dialis; seine religiöse Sonderrolle bietet eine Möglichkeit der Deutung auch der eher unauffälligen Kollegen und damit einen möglichen Gewinn an religiöser Autorität. Aber, noch einmal, das setzt das Erkennen der religiösen Rolle bereits voraus – und das ist schwierig. Läßt sich der Verlust beziffern? Vielleicht ist er überraschend gering. Das hängt an der engen Verknüpfung und der Standardisierung von cursus honorum und der Kooptation in Priesterkollegien. Die Rekrutierung der sacerdotes und sodales erfolgt relativ spät in der Karriere, in der Regel setzt sie eine Prätur voraus; erfolgt sie früher, folgen Prätur und höhere Ämter zumeist rasch. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt in der frühen Kaiserzeit dürfte die Zahl der Priester in den zuvor genannten Gruppen einhundert überschritten haben.44 Die Möglichkeiten des öffentlichen Auftretens waren begrenzt, gerade in den ludi läßt sich eine »Gleichschaltung« der Kollegien, etwa in der wechselnden Ausrichtung von Spielen und ihrem gemeinsamen Auftreten, beobachten. Gerade dort, wo die Rituale ungewöhnlich waren, am auffälligsten beim Umlauf der Luperci, gehörten die rituellen Akteure der senatorischen Schicht nicht an, so im Falle der Luperci, oder waren durch das Alter von ihr abgegrenzt, so im Falle der üblicherweise jungen Salii. Vielfach waren religiöse Spezialisten mit besonderer Kompetenz nicht Senatoren: Den wichtigsten Fall bilden die in zentralen öffentlichen Ritualen tätigen und mit der Deutung von politischen Ereignissen großer Reichweite befaßten haruspices. Der Verzicht auf eine nach außen dargestellte Differenzierung verbindet sich mit Möglichkeiten hoher interner Differenzierung in der Öffentlichkeit des Kollegiums, sozusagen in privato. Die Reihenfolge in einer Prozession, das Alter bei der Kooptation, die Zugehörigkeit zu dem bzw. zu den inner circles boten Möglichkeiten der Distinktion. Die große Rolle des Speiseluxus und der damit gegebene Wettbewerb bei den wechselnden Einladungen in die im Beitrag von HENNER VON HESBERG besprochenen Privathäuser – die berühmten cenae sacerdotales45 – eröffneten ein wirtschafts- und küchengeschichtlich fruchtbares Feld des Wettbewerbs. Es kann nicht entgehen, daß die daraus entstehenden Rangfolgen von sehr temporärem Charakter waren: Ob die Pontifices oder Auguren den Vorrang besaßen, scheint niemals endgültig geklärt worden zu sein, ihre Reihenfolge in Prozessionen könnte – aber das ist eine bloße Vermutung – ebenso geschwankt haben wie die Reihenfolge in der Nennung auf Inschriften oder – so vermute ich nach dem Beispiel der Ara Pacis – auf Reliefs. Wo es harte Rangkriterien gab, blieben sie weitgehend folgenlos: Schon seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. entschied nicht das Amtsalter darüber, wer pontifex maximus war, die Autorität des tatsächlich dienstältesten augur maximus war nicht formalisiert, in den übrigen Kollegien regierten

44. Jeweils mindestens fünfzehn Mitglieder in den vier quattuor amplissima collegia, je zwölf Arvales, Salii Palatini und Collini, je fünfzehn in den zwei bis drei koexistierenden Sodalitates für die divinisierten Kaiser; abzuziehen sind Kumulationen vor allem im Kreise der kaiserlichen Familie. 45. Siehe RÜPKE 2005, 1423–36.

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jährlich wechselnde magistri und promagistri, Funktionen, die zumindest bei den Fratres Arvales gerade auch Neuankömmlingen übertragen wurden. Das Ausgangsparadox führt zu weiteren Beobachtungen: Die Sichtbarkeit der priesterlichen Würde steht in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit, zugleich hohe magistratische Positionen innezuhaben. Das gilt für den Flamen, es gilt aber auch für den Salier, der beim Erreichen einer hohen Magistratur zumindest üblicherweise ausscheidet.46 Über die Differenzierung durch die Toga praetexta legt sich damit noch einmal eine »Metadifferenz« von Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit, die zu neuen Paradoxen führt: Die Verwendung der magistratischen Toga praetexta als Kennung priesterlicher Rollen hat keinerlei Aussagekraft über das Innehaben einer magistratischen Position: Für die Vicomagistri – die zahlenmäßig stärkste Gruppe priesterlicher Praetextenträger in Rom – ist letzteres sogar ausgeschlossen. Umgekehrt ergibt sich aus der gemeinsamen Kleidung auch für nichtpriesterliche Magistrate ein Autoritätsgewinn durch die Assoziation religiöser Kompetenz. Diese komplizierten Wechselbeziehungen legen es nahe, die hier vorgelegte Analyse von Statussymbolen, von statischen Zeichen, zu Analysen ritueller Performanz zu erweitern: Orte, Zeiten und Handlungssequenzen umfassender als hier geschehen zu untersuchen. Die zuletzt skizzierte Aufgabe ist hier nicht zu leisten. So bleibt ein knappes Fazit. Religion war auch im Inneren der politischen Führungsschicht präsent, sie war als Faktor öffentlichen Lebens nicht wegzudenken. Eine eigenständige Autorität vis-à-vis politisch oder sozial begründeter Macht wurde ihr nicht zugestanden; in den Worten des jüngeren Plinius: »minder bedeutsame Dinge«. So gesehen, ist die römische Senatorenschicht das Gegenmodell einer Theokratie. Aber ein frommes.

46. Letzteres legen zumindest die Sukzessionslisten vom Ende des 2. Jhs. n. Chr. nahe (CIL 6,1978–83). Das Gegenteil, das Verbleiben in der Position, wird schon in der spätrepublikanischen Überlieferung als auffällig notiert (siehe Val. Max. 1,1,9, s. o., Anm. 8).

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SOZIALER ABSTIEG : BEREDTES SCHWEIGEN? MATTHÄUS HEIL

1. Der Fall des Marcius Hortalus In der Welt der Inschriften gibt es nur erfolgreiche Menschen. Von Fehlschlägen1 oder gar von Rangverlust ist nirgends die Rede. Es liegt auf der Hand, daß dies ein geschöntes Bild ist und man vermuten muß, daß es all dies trotzdem gab – auch den sozialen Abstieg. Für sich allein genommen wäre dies noch keine erwähnenswerte Erkenntnis. Aber man sollte nachfassen. Gibt es jedoch überhaupt eine Chance, mehr in Erfahrung zu bringen? Zumindest gelegentlich wird in literarischen Quellen über den Abstieg gesprochen – oder wenigstens über die Gefahr des Abstiegs. Ein Beispiel:2 Bei einer Senatssitzung des Jahres 16 n. Chr. wich Marcius Hortalus3 von der Tagesordnung ab und kam auf die Lage seiner Familie zu sprechen – wobei die Zuhörer selbstverständlich wußten, daß Hortalus ein Enkel des berühmten Redners Hortensius war. Hortalus zeigte auf seine vier halbwüchsigen Söhne, die an der Tür des Versammlungsraums standen, und erklärte den Senatoren, er selbst hätte eigentlich auf die Gründung einer Familie verzichten müssen, wenn ihn nicht der verstorbene Augustus mit Geld unterstützt hätte. Er bat dann wenig verklausuliert um noch mehr Geld, damit seine Söhne eine Ämterkarriere einschlagen und die Tradition der Familie fortsetzen könnten. Die Senatoren nahmen sein Ansinnen recht wohlwollend auf, der Kaiser Tiberius jedoch war empört: Es entspreche nicht römischer Tradition, hier seine privaten Angelegenheiten vorzubringen. Was Hortalus äußere, sei keine Bitte, sondern eine zudringliche Forderung, geradezu ein Einbruch in die Staatskasse. Trotzdem gab Tiberius jedem der Söhne 200000 Sesterzen. Aber das Verhältnis zwischen ihm und Hortalus blieb gestört, und am Ende versank das ruhmreiche Haus des Hortensius in beschämender Ar1. Nur bei kleinen Leuten findet man gelegentlich Ausnahmen, vgl. CIL VI 9659 = ILS 7519 und I. Tarraco Nr. 668: Da solche Personen die wichtigen, meist stereotyp formulierten Ehrenstellungen nicht erreichen konnten, suchten manche unter ihnen nach etwas Originellem, um trotzdem aufzufallen. (Freundlicher Hinweis von Géza Alföldy.) 2. Tac. ann. 2,37,1–38,5. – Fragen des Rangerhalts und Rangverlustes kommen auch in Rechtsquellen immer wieder zur Sprache, vgl. nur Dig. 1,9,6 (Paulus), CJ 12,1,11 (Valentinian I.). 3. PIR2 H 210. Die in Anm. 5 zitierten Testimonien zeigen, daß bei Tacitus ›Marcius‹ statt des überlieferten ›Marcus‹ gemeint sein muß. – Ein anderer Enkel des Redners Hortensius war Hortensius Corbio (PIR2 H 208), ein stadtbekannter Wüstling: Val. Max. 3,5,4.

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mut. So lesen wir es bei Tacitus.4 Zwar sind möglicherweise zwei der Hortalus–Söhne noch bis zur Prätur vorgedrungen, danach aber verschwand die Familie tatsächlich aus dem Senat.5 Obwohl der Auftritt des Hortalus im Senat allenfalls eine Fußnote in der Weltgeschichte war, verwendete Tacitus darauf zwei ganze Kapitel. Hier ergab sich ihm die Gelegenheit, in Rede und Gegenrede ein Problem zur Sprache zu bringen, das dem Senator Tacitus über den Einzelfall hinaus als bedeutsam erschien.

2. Sozialer Abstieg in der römischen Welt Statt sofort eine Interpretation zu versuchen oder andere Stellen anzuführen, sollte man sich zunächst der eigenen Begriffe vergewissern. ›Sozialer Abstieg‹ ist ein moderner Terminus, unter den sich zahlreiche Phänomene subsumieren lassen. In den Quellen gibt es dafür keine genaue Entsprechung. So soll kurz vorangestellt werden, was hier unter ›sozialem Abstieg‹ in bezug auf die Senatoren der Kaiserzeit verstanden wird. Man kann grob unterscheiden zwischen dem Aufstieg und Abstieg ganzer Schichten, Stände oder Klassen einerseits und dem Aufstieg und Abstieg einzelner Personen oder Familien andererseits. Das erste ist eines der zentralen Themen der Soziologie und der Sozialgeschichte.6 Darum kann es hier nicht gehen, denn das Sozialgefüge der römischen Kaiserzeit blieb insgesamt recht stabil. Zu sprechen ist vielmehr vom individuellen Abstieg oder dem Abstieg einzelner Familien, der die Sozialordnung als Ganze nicht tangierte.

4. Der Vorfall wird auch erwähnt von Suet. Tib. 47, wo er aber offenbar mit anders gelagerten Fällen vermengt wird (vgl. unten Anm. 46). 5. In Paphos auf Zypern wurde eine Inschrift entdeckt, in der ein [---Ma]rk…ou Ko…ntou uƒoà Ko…ntou {Orthns…ou [uƒwnoà(?) ---]thse…nou ¢nqup£tou genannt wird, AE 1950, 5 = AE 1991, 1568 = SEG 30, 1635, vgl. PIR2 H 206. Das Zeugnis gehört wohl in die Zeit des Tiberius. Ferner kennt man eine lateinische Inschrift aus Salamis auf Zypern, in der vom Namen des Proconsul aber nur [---]tensius erhalten ist, CIL III 12105 = AE 1994, 1757. W. Eck: Marcius Hortalus, nobilis iuvenis, und seine Söhne, ZPE 95, 1993, 251–60 meint, der Proconsul sei nicht mit dem Hortalus identisch, der im Senat die erwähnte Rede hielt, sondern sei ein Sohn von ihm gewesen. Ferner kennt man einen [---] Marcius Hortalus per(egrinus pr.), der 25 n. Chr. amtierte (AE 1987, 163). Nach Eck, ebd. war dies ein weiterer Sohn des Mannes, der im Senat die Rede gehalten hat. Sie hätten vielleicht Marcius Hortalus (iunior) und Marcius Hortensius geheißen. 6. Charakteristischerweise gibt es sehr viel mehr Forschung zum Aufstieg als zum Abstieg. Immerhin existieren Forschungen z. B. zum Niedergang des europäischen Adels in der Moderne. Auf den Hintergrund in theoretisch fundierten Leitfragen (wie der nach der ›Elitenzirkulation‹) kann hier nur am Rande hingewiesen werden. – Die alte Nobilität der ausgehenden Republik ist wohl eher ausgestorben oder ausgerottet worden als abgestiegen. Vgl. zusammenfassend D. Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch, 3. Aufl., Darmstadt 1999, 151 ff.

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Unter ›Abstieg‹ verstehe ich hier den Rangverlust7 oder den Umstand, daß der Rang in der nächsten Generation nicht reproduziert werden konnte.8 Wie sich im folgenden immer wieder bestätigen wird, war der schwierigste Punkt der Übergang von der einen Generation auf die nächste. Der terminologischen Eindeutigkeit wegen sollen andere, weniger extreme Formen des Zurückbleibens hinter den Karrierestandards hier nur am Rande behandelt werden: Zu verweisen ist besonders auf den verweigerten Aufstieg in den Senat,9 auf die dauernde Stagnation der Ämterkarriere10 oder auf Karrieren, die deutlich langsamer voranschritten, als es dem Üblichen entsprach.11 All dies verdient 7. In der Moderne tun sich nicht selten Schwierigkeiten auf, einen Maßstab für ›Abstieg‹ zu finden. Im Rom der Kaiserzeit gab es hingegen klare Vorstellungen von oben und unten, und diese Skala galt im Prinzip für die gesamte Gesellschaft. Daß es einzelne Positionen gab, die sich trotzdem nur schwer einordnen lassen, ist unvermeidlich und scheint hier weniger wichtig. Das klassische Beispiel dafür sind die einflußreichen kaiserlichen Freigelassenen, besonders zur Zeit des Claudius. Doch soweit bekannt, kam niemand auf die Idee, kaiserlicher Freigelassener statt Senator werden zu wollen. 8. Die Frage der Erblichkeit des Ranges braucht hier nicht im einzelnen diskutiert zu werden: Der soziale Rang in der Kaiserzeit war ein komplexes Konstrukt, das sich aus mehreren notwendigen, aber jeweils für sich allein nicht zureichenden Faktoren zusammensetzte (wie Herkunft, Vermögen, bereits absolvierte öffentliche Ämter, persönliche Unbescholtenheit). Diese waren nicht logisch zwingend miteinander verknüpft, doch sie gingen in der Lebenspraxis für gewöhnlich miteinander einher. Im Lauf der Kaiserzeit wurden einzelne Elemente nicht nur faktisch, sondern auch formal erblich (wie die Rangtitel), und der Stand schloß sich auch formal nach unten ab. Jedoch kam es nie dahin, daß sämtliche Faktoren unverlierbar wurden – beim Vermögen und der persönlichen Unbescholtenheit ist dies evident. Bereits das Fehlen eines Faktors reichte jedoch aus, um den Rangverlust zu bewirken. Das heißt: Ein Abstieg war prinzipiell immer möglich – auch nach Auffassung der Zeitgenossen. 9. Vgl. Surdius Gallus (Cass. Dio 60,29,2). Am Ende mußte er aber doch Senator werden. – Annaeus Mela (PIR2 A 613) war der Bruder von zwei Senatoren (nämlich von Seneca und L. Iunius Gallio Annaeanus), weigerte sich jedoch, selbst in den Senatorenstand aufzusteigen, und blieb Ritter. Dasselbe tat Maturus Arrianus (PIR2 M 378), ein Freund des jüngeren Plinius. Ferner hat ein C. Valerius Macedo aus Vienna den latus clavus abgelehnt, den ihm der Kaiser antrug: CIL XII 1783 = ILS 6998, vgl. S. Demougin: Le bureau palatin a censibus, MEFRA 113, 2001, 630 mit Anm. 50; dies.: Un nouveau préfet d’ annone du Ier siècle, MEFRA 115, 2003, 558. – Einen Sonderfall der Karriereverweigerung stellt die sogenannte stoische Senatsopposition dar. Hier verzichteten Senatoren demonstrativ darauf, den Kaiser zu umwerben, und nahmen billigend in Kauf, daß sie bei der Vergabe öffentlicher Ämter und Ehren nicht berücksichtigt wurden. Siehe P. A. Brunt: Stoicism and the Principate, PBSR 43, 1975, 7-35. 10. So hatte sich z. B. der Prätorier Servilius Vatia (PIR S 430) ganz auf seine Villa bei Baiae zurückgezogen (Sen. ep. 55,3 f.). Siehe ferner Herennius Senecio (PIR2 H 128), dessen Verhalten aber offenkundig mit seiner Nähe zur ›stoischen Senatsopposition‹ zusammenhing. – Nachdem M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus politisch kaltgestellt worden war, konnte er offenbar unbehelligt den Rest seiner Tage in seiner spanischen Heimat verbringen. Seine Grabinschrift von dort enthält keinerlei Hinweis, daß er zum Schluß in einer Art Zwangspensionierung lebte (CIL II2/14, 124 mit weiterer Literatur); vgl. auch die Beiträge von Werner Eck und Géza Alföldy in diesem Band. 11. So war z. B. C. Manlius Valens (PIR2 M 163) 6 n. Chr. geboren, aber erst im Jahre 52 n. Chr. Befehlshaber einer Legion in Britannien und erst im Jahre 96 n. Chr. Konsul. Und Mocconius Verus (PIR2 M 649) hatte gerade die Prätur erreicht, als er im Alter von 36 Jahren

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mehr Interesse als es bisher in der Forschung gefunden hat. Jedoch ließe es sich auch nicht ohne weiteres unter den Begriff einer unfreiwilligen sozialen Abwärtsbewegung zu subsumieren. ›Abstieg‹ ist überall negativ konnotiert und wird deswegen gern verschwiegen. Im Rom der Kaiserzeit kamen noch prinzipielle Vorbehalte gegen die soziale Mobilität hinzu. So war es schon keine Auszeichnung, als homo novus bezeichnet zu werden. Dem stand allerdings der Stolz des Aufsteigers und seiner Angehörigen gegenüber. Bei Absteigern gab es natürlich nichts Vergleichbares. Es ist mir auch kein Fall bekannt, daß sich jemand als senatoris filius bezeichnet hätte. Zudem galt es offenbar geradezu als Verdienst, den Abstieg einer Familie zu verhindern, besonders wenn sie von altem Adel war. Der Niedergang einer Familie ist zwar ein recht dankbarer Stoff für Gesellschaftsromane,12 aber Forschungen liegen dazu nur wenige vor, sowohl für die Moderne13 als auch für die Antike. Für die römische Kaiserzeit ist das Thema gelegentlich angesprochen, aber kaum je im Zusammenhang untersucht worden.14 Immerhin böte es die Chance, die römische Gesellschaft von einer Seite her kennenzulernen, die nicht offen zur Schau gestellt wurde. Am besten wäre es, wenn man zunächst Zahlen vorlegen könnte. Doch ist dies nicht möglich; unser Wissen bleibt episodisch. Dennoch reicht es wohl aus,

starb. 12. In diesen Fällen besitzen wir ausnahmsweise Altersangaben bzw. absolute Daten. In den meisten Fällen kennen wir jedoch nur die Karrierestufen als solche, so daß sich Verzögerungen nur schwer feststellen lassen. Die Gründe bleiben uns meist ebenso verborgen. Neben kaiserlicher Ungnade, zeitweiliger Verbannung o. ä. können Karriereverzögerungen auch zufällige Ursachen gehabt haben wie eine jahrelang andauernde Krankheit. 12. Siehe P. v. Matt: Verkommene Söhne, mißratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur, München 1995. 13. Eine ›Abstiegsforschung‹ existiert in den modernen Sozialwissenschaften allenfalls in Ansätzen. K. M. Bolte: Sozialer Aufstieg und Abstieg. Eine Untersuchung über Berufsprestige und Berufsmobilität, Stuttgart 1959 verfolgt hauptsächlich einen statistischen Zugang. M. Doehlemann: Absteiger. Die Kunst des Verlierens, Frankfurt 1996 beschäftigt sich vor allem damit, wie Personen mit der Erfahrung ihres Abstiegs umgehen. Hingewiesen sei jedoch auf K. S. Newman: Falling from Grace. The Experience of Downward Mobility in the American Middle Class, New York – London 1988, M. Ludwig: Armutskarrieren. Zwischen Abstieg und Aufstieg im Sozialstaat, Opladen 1996 und M. Schmeiser: »Mißratene« Söhne und Töchter. Verlaufsformen des Abstiegs in Akademikerfamilien, Konstanz 2003. 14. K. Hopkins: Death and Renewal, Cambridge 1983, bes. Kapitel 3: Ambition and Withdrawal: The Senatorial Aristocracy under the Emperors (verf. zusammen mit G. Burton) schneidet das Problem in einem übergreifenden Zusammenhang an, doch bleiben die Absteiger bei ihm eine gesichtslose statistische Größe. Der Beitrag wurde nicht ohne Grund stark kritisiert (G. Alföldy: Die römische Gesellschaft. Ausgewählte Beiträge, Stuttgart 1986, 153 f.). Problematisch ist außerdem, daß Hopkins umstandslos eine Beziehung zwischen der Kohärenz des Standes und der ›Sukzessionsrate‹ herstellt. Demgegenüber hat Géza Alföldy (ebd. und ders.: Römische Sozialgeschichte, 3. Aufl., Wiesbaden 1984, 129) betont, daß der Abstieg ein seltener Vorgang gewesen sei. – K. Hopkins: Élite Mobility in the Roman Empire, Past & Present 32, 1965, 12–26 geht auf den Abstieg kaum ein. Zudem ist das Bezugsobjekt (nämlich das Römische Reich von der Republik bis in die Spätantike) sehr heterogen, und es wird auch nicht klar genug differenziert zwischen der sozialen Mobilität von Individuen und der von ganzen Klassen.

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um einige Typen von Gründen aufzuzeigen, die zum Abstieg führen konnten. Ebenso kann man wohl sehen, wie die Betroffenen mit der Bedrohung umgingen, und in einigen Fällen auch, was sie taten, wenn sie ihr nicht hatten entgehen können.

3. Die Risiken des öffentlichen Lebens Die spektakulären Fälle persönlichen Abstiegs hatten alle mit Verurteilungen in Prozessen zu tun. Wer einer schweren Straftat oder sonst eines ehrenrührigen Delikts überführt war, konnte nicht Senator werden oder bleiben. Das war schon immer so,15 allerdings verwischten sich in der Kaiserzeit die Grenzen zwischen sachlich begründeten und politisch motivierten Verurteilungen immer mehr. In den Annalen des Tacitus spiegelt sich der Eindruck vieler Senatoren, einer Willkürjustiz ausgeliefert zu sein.16 So viel Aufsehen die Prozesse auch erregten,17 so sollte ihre Gesamtzahl nicht überschätzt werden, und mehrere Momente wirkten dahin, daß die schlimmsten Konsequenzen eher selten eintraten. Senatoren wurden in der Kaiserzeit zumeist vom Senat abgeurteilt, also von ihren Standesgenossen. In Fällen, in denen der Kaiser desinteressiert war, neigten die Herren dazu, mit ihresgleichen nachsichtig umzugehen.18 Ferner konnten nicht wenige Verurteilte später erreichen, daß sie wieder in den Senat aufgenommen wurden. Bei Tacitus und andernorts findet man eine ganze Reihe solcher Personen.19 15. Vgl. Mommsen RStR 3, 875; 882. – Von alters her rechtfertigten die Höhergestellten ihre Position mit der Behauptung, sie seien die Besten (optimi). Dabei wurde begrifflich nicht zwischen dem sozialen Status und dem moralischen Wert eines Menschen differenziert – oder besser: Es wurde vorausgesetzt, daß beides im Einklang stand. Das schloß aber aus, überführte Verbrecher in den oberen Ständen zu dulden. An diesem Prinzip wurde auch im Recht der Kaiserzeit und Spätantike festgehalten, vgl. unter anderem Dig. 1,9,2 (Marcellus); 1,9,3 (Modestin); 1,9,7 (Ulpian), CJ 3,24,1; 12,1,2 (beide Constantin); 12,1,6 (Constantius II.), 12,1,12 (Valentinian I.). 16. Es gab auch rein politisch motivierte Ausschlüsse aus dem Senat. Betroffen war z. B. Apidius Merula (PIR2 A 916) 25 n. Chr., weil er nicht auf die acta divi Augusti geschworen hatte: Tac. ann. 4,42,3. Ferner kamen Ausschlüsse wegen Verstößen gegen die guten Sitten vor: Suet. Tib. 35,2. 17. Die großen Prozesse der frühen Kaiserzeit werden unter dem Aspekt des sich wandelnden Strafrechts besprochen von R. A. Bauman: Crime and Punishment in Ancient Rome, London – New York 1996. Siehe auch J. Bleicken: Senatsgericht und Kaisergericht. Eine Studie zur Entwicklung des Prozeßrechts im frühen Prinzipat, Göttingen 1962, bes. 158–166 (Liste der Repetundenprozesse); S. H. Rutledge: Imperial Inquisitions. Prosecutors and Informants from Tiberius to Domitian, London – New York 2001 (mit Prosopographie der delatores, S. 183–301). 18. Vgl. die Plinius–Briefe zu Repetundenklagen: ep. 2,11; 4,9; 5,20; 6,5. 13. 29; 7,6. 10. 19. Einige wenige Beispiele: Cossutianus Capito (PIR2 C 1543), der als Schwiegersohn des Prätorianerpräfekten Ofonius Tigellinus (PIR2 O 91) seine Restitution erlangte, M. Antonius Primus, der im Bürgerkrieg von 69 n. Chr. eine zentrale Rolle spielte (PIR2 A 866, siehe bes. Tac. hist. 2,81,1), Valerius Capito (PIR V 32), Licinius Gabolus (PIR2 L 201), Suillius Rufus

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Wer seinen Fall gänzlich verloren gab, konnte versuchen, wenigstens seine Familie zu retten, indem er noch vor der Verurteilung Selbstmord beging. Danach wurde in aller Regel das Verfahren eingestellt, und die Familie behielt das Vermögen. Auch sonst wurde die Familie eher geschont, wie sich nicht zuletzt am Piso–Prozeß ablesen läßt.20 Und häufiger als die Verbannung wurde die Relegation ausgesprochen, so daß den Kindern das elterliche Vermögen erhalten blieb. In einer generationsübergreifenden Betrachtung könnte man solche Urteile als dramatische, aber letztlich verkraftbare Rückschläge einordnen.

4. Unzureichendes Vermögen Die größte, die eigentliche Abstiegsgefahr kam für die Senatoren von einer anderen Seite. Sie war banal, und sie bot auch nicht den geeigneten Stoff, um sich zum tragischen Helden zu stilisieren. Es ging ums Geld. Wesentliches wurde bereits in der Hortalus–Episode deutlich. Um Senator sein zu können, benötigte man ein Mindestvermögen von einer Million Sesterzen.21 Natürlich gab es märchenhaft reiche Senatoren,22 aber nicht alle Senatoren waren märchenhaft reich. Man findet im ordo senatorius beträchtliche Unterschiede an Besitz und Einkommen,23 und eine nicht ganz kleine Zahl seiner Mitglieder hatte durchaus Anlaß, sich Gedanken zu machen, ob und wie sie die Vermögensbestimmungen einhalten konnten. Denn die Standeszugehörigkeit war fest an das Mindestvermögen geknüpft. Wer es nicht mehr aufweisen konnte, verlor eo ipso seinen Rang.24 Analoges galt für den Ritterstand.25 Es kam vor, daß Verarmte aus dem Senat entfernt wurden.26 Doch öfters ließen sie es nicht so weit kommen, sondern traten von sich aus zurück.27 Beides (PIR 20.S 700, siehe bes. Tac. ann. 4,31,3), Pedius Blaesus (PIR2 P 212), Lurius Varus (PIR2 L 428) und vielleicht auch Pontius Fregellianus (PIR2 P 800). 20. Tac. ann. 3,17,1–18,1 und W. Eck – A. Caballos – F. Fernández: Das senatus consultum de Cn. Pisone patre, München 1996, 211–221. – Vgl. auch den Prozeß gegen den alten Suillius Rufus (Tac. ann. 13,43,5). 21. Mommsen RStR 1, 498; 3, 877. Zum folgenden vgl. auch R. J. A. Talbert: The Senate of Imperial Rome, Princeton, N. J. 1984, bes. 27–29 u. 47–66. 22. Siehe S. Mratschek-Halfmann: Divites et praepotentes. Reichtum und soziale Stellung in der Literatur der Prinzipatszeit, Stuttgart 1993 (mit Prosopographie). 23. Da senatorischer Reichtum vielfach erörtert worden ist, hier ein Beispiel für das Gegenteil: Als A. Vitellius die Statthalterschaft in Germanien antrat, von der aus er sich dann zum Kaiser aufschwang, befand er sich finanziell in einer sehr bedrängten Lage (tanta egestate rei familiaris). Er mußte sogar sein Haus in Rom vermieten und seine Familie in einer billigeren Mietwohnung unterbringen: Suet. Vit. 7,2. – Auch Tac. ann. 11,23,3 stellt im Zusammenhang mit der Gallier–Rede des Claudius rhetorisch den wenig wohlhabenden italischen Senator (pauper e Latio) dem reichen Provinzialen gegenüber. 24. Mommsen RStR 3, 882. 25. Mommsen RStR 3, 499. Das Mindestvermögen betrug hier 400 000 Sesterzen. 26. Tac. ann. 2,48,3 (Tiberius; es geht um notorische Verschwender); Tac. ann. 12,52,3 (Claudius, 52 n. Chr.): ... motique qui remanendo impudentiam paupertati adicerent; Cass.

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wird in der Historiographie wiederholt erwähnt. War das Erbe nicht groß genug (d. h.: wurde ein zu kleines Vermögen auf zu viele Kinder aufgeteilt), dann konnten die Söhne nicht in den Senat eintreten.28 Die Familie stieg ab. Dasselbe galt für den Ritterstand.29 Martial spottete: Callidorus habe ein Rittervermögen, aber eben auch einen Bruder, und auf einem einzigen Pferd könnten nun einmal keine zwei Ritter sitzen.30 Auch ein großer Name schützte nicht vor den Konsequenzen. Dies mußte etwa C. Sulpicius Galba erfahren, der ordentliche Konsul von 22 n. Chr. und ältere Bruder des späteren Kaisers Ser. Sulpicius Galba. Er hatte sein Vermögen verloren und sich aus Rom zurückgezogen. Dennoch mischte er sich im Jahre 36 n. Chr. unter die ehemaligen Konsuln, die um die großen Proconsulate losen durften, weil er der Zeit nach an der Reihe war. Tiberius unterband jedoch seine Teilnahme, worauf er Selbstmord beging.31 Wie es zu dem Vermögensmangel kam, ist hier weniger wichtig.32 Neben Erbteilungen und den Kosten für die Kinder spielten auch notorische Verschwendung und Ungeschick bei der Verwaltung des Besitzes eine wesentliche Rolle.33 Was aber blieb zu tun, wenn das Vermögen endgültig nicht mehr genügte, um den Status halten zu können? Selbstverständlich fügten sich die 27.60,29,1 (ähnliches zum Jahr 47 n. Chr.). Vgl. Suet. Vesp. 9,2: ... recenso senatu et equite, Dio summotis indignissimis ..., ähnlich Vict. Caes 9,9. – Ein Einzelfall mit politischen Hintergründen: Tac. ann. 12,4,3 (Silanus). – Zum Verfahren: Demougin, MEFRA 113 (wie Anm. 9), 621–631 glaubt wohl zurecht, daß das album senatorium jährlich revidiert wurde (und daß dies zu den Geschäften des Büros des a censibus gehörte). Analoges ist für den Ritterstand zu vermuten (z. B. anläßlich der Ritterparade), auch wenn es dort sicher schwerer fiel, die Übersicht zu behalten. 27. Tac. ann. 1,75,3: ... veniam ordinis ob paupertatem petenti ... (zu Propertius Celer [PIR2 P 1007], dem jedoch der Kaiser half, s. u.); Tac. ann. 2,48,3: ... sponte cedere passus est (scil. Tiberius); Tac. 12,52,3: qui ob angustias familiares ordine senatorio sponte cederent (scil. lobt Claudius; die anderen werden zwangsweise entfernt). Siehe ferner Cass. Dio 57,10,3: Senatoren, die mhkšti mhd¥ bouleÚein di¦ toàt' – wegen Armut – ™qšlontej; 60,11,8: to‹j m¥n oân Øp' ¢sqene…aj b…ou m¾ dunamšnoij bouleÚein; 60,29,1: di¦ pen…an. 28. Vgl. auch Dio 54,26,3 f. (zur augusteischen Zeit – allerdings waren hier die Erhöhungen des Mindestzensus der Anlaß). 29. Siehe S. Demougin: L'ordre équestre sous les Julio–Claudiens, Paris 1988, 79–82 mit Sammlung und kluger Auswertung des Materials. 30. Mart. 5,38 (vgl. auch 9,21). 31. Suet. Galb. 3,4 (attritis facultatibus); Tac. ann. 6,40,2. Ob er nach seinem Weggang aus Rom auch formell aus der Liste der Senatoren gestrichen wurde, ist den Stellen nicht zu entnehmen. 32. Rein konjunkturelle Ursachen spielten offenbar nur ausnahmsweise eine Rolle, so bei der Finanzkrise des Jahres 33: Tac. ann. 6,17,3. Etliche Senatoren waren hoch verschuldet. Soweit zu erkennen, wurden die Kredite aber nur zum geringeren Teil in wirtschaftliche Unternehmungen investiert. 33. Als Verschwender galten z. B. Acilius Buta (PIR2 A 53), Aurelius Cotta (PIR2 A 1486), Haterius Antoninus (PIR2 H 26) und M. Aurelius Cotta Maximus Messalinus (PIR2 A 1488, siehe bes. Tac. ann. 6,7,1). Der sehr reiche Cn. Cornelius Lentulus augur (PIR2 C 1379) soll von seinen eigenen Freigelassenen um sein Vermögen gebracht worden sein, Sen. benef. 2,27,1 (wo freilich ein extrem negatives Bild von ihm entworfen wird, das dem im Nachruf bei Tac. ann. 4,44,1 nicht entspricht).

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Etablierten nicht ohne weiteres in ihr Schicksal. Das meiste, was wir über den Abstieg aus finanziellen Gründen wissen, hängt mit dem Kampf gegen ihn zusammen. Es gibt – soweit ich sehe – keine Hinweise darauf, daß sich jemand energisch in wirtschaftliche Unternehmungen gestürzt hätte, um wieder zu Geld zu kommen. Das wäre in einer Wirtschaftsordnung wie der des Römischen Reiches wohl auch wenig aussichtsreich gewesen. Aber man konnte sich an den Kaiser wenden. In unseren literarischen und historiographischen Quellen wird das Tun und Lassen des Kaisers recht genau registriert, und so können wir wenigstens einen Teilaspekt des Abstiegsproblems fortlaufend beobachten. Fast alle Kaiser des ersten und zweiten Jahrhunderts mußten sich mit Senatoren beschäftigen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren: Augustus, Tiberius, Nero, Vespasian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Alexander Severus.34 Offenbar taten dasselbe auch Marc Aurel und Septimius Severus.35 In den Kaiserbiographien ist es geradezu eine feste Rubrik, wie die Herrscher mit verarmten Senatoren umgingen. Man erfährt auch, daß in der frühen Kaiserzeit wiederholt große Einmalzahlungen geleistet wurden. Ab Nero wird mehrfach von Jahrgeldern berichtet, die der Kaiser den Senatoren zahlte.36 Und spätestens ab Hadrian kam es immer wieder vor, daß Senatoren kaiserliche Zuschüsse erhielten, um sich die Übernahme öffentlicher Ämter leisten zu können.37 Erst wo die ausführlichere literarische Überlieferung aussetzt, hören wir nichts mehr davon. Allein schon diese Liste zeigt, daß die Kaiser zwar vielleicht nicht jeden Tag oder jede Woche mit solchen Bitten behelligt wurden, daß dies aber immer wieder vorkam.38 Abstiegsgefährdete Senatoren waren keine Seltenheit. Dies wird auch durch eine andere Episode bestätigt: Bei der Pisonischen Verschwörung war geplant, daß Plautius Lateranus39 den Kaiser Nero bei Circus–Spie34. Augustus: RgdA 6,42, Suet. Aug. 41,1, Cass. Dio 54,17,3, Sen. benef. 2,27,1–3, Macrob. Sat. 2,4,23; Tiberius: Sen. benef. 2,7,2–9,2, Tac. ann. 1,75,3 f., Suet. Tib. 47, Cass. Dio 57,10,3 f., Nero: Tac. ann. 13,34,1, Suet. Nero 10,1, Vespasian: Suet. Vesp. 17, Trajan: Plin. Paneg. 69, 5 f., Hadrian: Cass. Dio 69,5,1 f., HA Hadr. 7,9 f., Antoninus Pius: HA Ant. Pius 8,4, vgl. Fronto ad Verum imp. 2,7,5 f. (siehe unten Anm. 41), Severus Alexander: HA Sev. Alex. 40,2, vgl. Cass. Dio 80,5,1. Vgl. auch F. Millar: The Emperor in the Roman World (31 BC – AD 337), London 1977, 297 f. – Analoges ist bei den Rittern zu beobachten, vgl. Demougin (wie Anm. 29). 35. HA Marcus 23,3: er gab bonis viris Geld; HA Sept. Sev. 7,9: amicorum aes alienum dissolvit. – Cass. Dio 52,19,2 entwickelt in der Maecenas–Rede das Ideal, daß der Kaiser keinen ›guten‹ Mann wegen seiner Armut ausstoßen, sondern ihm vielmehr das nötige Geld schenken solle. 36. Suet. Nero 10,1: annua salaria. 37. HA Ant. Pius 8,4: ... adiuvaret et senatorios urbis ad functiones suas. Vgl. auch Dio 80,5,1: Severus Alexander bezahlte die Kosten für Cassius Dios Konsulat. Vgl. ferner Millar (wie Anm. 34) 299. 38. Nach Cass. Dio 55,13,6 hat Augustus 4 n. Chr. – allerdings anläßlich der Erhöhung des senatorischen Mindestzensus – 80 jungen Leuten auf einmal mit Geld geholfen. 39. PIR2 P 468. Er war 48 n. Chr. wegen Ehebruchs mit Messalina aus dem Senat ausgeschlossen, aber 55 n. Chr. rehabilitiert worden.

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len ansprechen und sich vor ihm hinknien sollte, als wolle er um Hilfszahlungen für sein Vermögen bitten (quasi subsidium rei familiari oraret). Dabei sollte er Nero zu Boden reißen, und die übrigen Verschwörer sollten diesen dann erdolchen.40 Der Plan wurde noch vor der Ausführung verraten. Er hatte jedoch zur Voraussetzung, daß es eine Art festes Ritual dafür gab, wie Senatoren den Kaiser um Geld anbettelten. Der Senator – so darf man verallgemeinern – ging den Kaiser wie einen Patron um Hilfe an, und der Bittsteller begab sich dabei in die Rolle des Klienten. Mit dem rettenden Geldgeschenk verpflichtete sich der Kaiser den Mann auf das stärkste. Die kaiserliche Großzügigkeit blieb nicht geheim und sollte es wohl auch nicht. Durch die Gabe erwarb sich der Herrscher das Ansehen eines ›guten‹ Kaisers, der im Interesse einer stabilen Sozialordnung handelte. Es liegt nahe, daß der Senator seinen Bittgang vorbereitete, indem er einflußreiche Fürsprecher einschaltete. Dies läßt sich gelegentlich auch nachweisen. Im Corpus der Werke Frontos findet sich ein Brief an Lucius Verus, in dem er sich für den Senator L. Gavius Clarus verwendet.41 Allerdings half der Kaiser nicht allen und nicht unter allen Umständen. Tiberius hatte die Schulden des Senators Marius Nepos beglichen. Bald darauf war dieser erneut in Schwierigkeiten; aber diesmal wurde er aus dem Senat entfernt.42 Auch sonst wurden Verschwender, Prasser und Bankrotteure nicht selten abgewiesen, da sie für ihre Zwangslage selbst verantwortlich waren.43 Der Kaiser konnte dabei mit einigem Verständnis in der Öffentlichkeit rechnen, da solche Leute in Rom ohnehin schlecht angesehen waren.44 Hier wurden vor allem die charakterlichen Defizite des einzelnen wahrgenommen, losgelöst vom Wunsch nach einer stabilen Sozialordnung.45 Allerdings wurde der Kaiser auch nicht dafür kritisiert, wenn er jemandem half, der es eigentlich nicht verdiente. 40. Tac. ann. 15,53,1 f. 41. Fronto ad Verum imp. 2,7,5 f. (p. 127 sq. van den Hout 1954) = 1,6,5 (p. 111 van den Hout 1988), zur Person: PIR2 G 97. – Vgl. auch Plin. ep. 10, 12, wo Plinius den Kaiser Trajan bittet, dem Accius Sura (PIR2 A 28) die Prätur zu übertragen, und wo mit gekonnter Beiläufigkeit auch die paupertas des Kandidaten erwähnt wird. 42. Sen. benef. 2,7,1–2; Tac. ann. 2,48,3; vgl. PIR2 M 309. Mit ihm zusammen mußten Vibidius Virro (PIR V 372), Appius Appianus (PIR2 A 946), ein Cornelius Sulla (PIR2 C 1458) und Q. Vitellius (PIR V 505: der Bruder des dreifachen Konsuls L. Vitellius und Onkel des späteren Kaisers A. Vitellius) als prodigi et ob flagitia egentes den Senat verlassen: Tac. ebd., zu Vitellius vgl. auch Suet. Vit. 7,2. – Auch dem verschwenderischen Prätorier Acilius Buta (PIR2 A 53) hat Tiberius nicht geholfen: Sen. ep. 122,10. 43. So ging Hadrian gegen decoctores vor und vertrieb sie von den Ehrenplätzen im Amphitheater: HA Hadr. 18,9. – Vgl. auch HA Sev. Alex. 40,2: honoratos, quos pauperes vere, non per luxuriam aut simulationem vidit, semper multis commodis auxit ... 44. Schon seit dem Zwölftafelgesetz konnte der Verschwender (prodigus) unter Kuratel gestellt werden, vgl. M. Kaser: Römisches Privatrecht, Bd. 1, München2 1971, 83–85; 278 f. Die Sicherung des Familienvermögens wurde hier als das höhere Rechtsgut anerkannt. 45. In dem erwähnten Empfehlungsbrief Frontos (siehe Anm. 41) wird wohl in Abwehr solcher Gedanken ausgeführt, daß Gavius Clarus selbst nichts dafür konnte, daß sein väterliches Erbe mit Schulden belastet war.

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Vor diesem Hintergrund wird nun auch deutlicher, was Hortalus falsch gemacht hat. Bei dem Wortwechsel ging es nicht darum, ob der Kaiser überhaupt willens war, finanzschwache Senatoren vor dem Abstieg zu retten: Tiberius war dazu – mit einigen Einschränkungen – bereit.46 Jedoch hat sich Hortalus geweigert, die Rolle des Bittstellers zu akzeptieren. Vielmehr tat er so, als habe er einen festen moralischen Anspruch auf Hilfe aus dem Staatsschatz oder der kaiserlichen Kasse. Und überdies trug er seine Forderungen in einer Weise im Senat vor, als sei es eine wesentliche Staatsaufgabe, eine Familie wie die seine in der obersten Vermögensklasse zu erhalten. Das war tatsächlich ohne Präzedenz. Tiberius hatte einigen Grund, in der Initiative des Hortalus eine unverschämte Herausforderung zu sehen. Senatoren in finanziellen Schwierigkeiten konnten auch jemand anderen um Hilfe bitten – vorausgesetzt, sie fanden einen, der bereit war, sehr viel Geld zu verschenken. Immerhin kam das vor. Manchmal sprangen Freunde oder Verwandte ein.47 Doch erzählt der Philosoph Epiktet auch folgendes aus eigenem Erleben: Ein Mann bettelte auf Knien Epaphroditus an, den Freigelassenen Neros: Er (der Bittsteller) sei in Not, denn er besitze nichts mehr außer eineinhalb Millionen Sesterzen. Epiktet fand das zum Lachen, doch Epaphroditus bemitleidete den Mann und fragte ihn, wie er so viel Unglück nur habe schweigend erdulden können.48 Natürlich litt der arme Millionär keinen echten Mangel. Aber ein Vermögen wie das seine hätte nicht mehr ausgereicht, um auch nur zwei Söhnen eine Karriere als Senator zu ermöglichen. Wenn nun – wie hier ausgeführt – der Vermögensmangel von Senatorenund Ritterfamilien als ernste Gefahr wahrgenommen wurde, dann steht zu erwarten, daß die Familienoberhäupter langfristig vorzubeugen suchten. Gegen rein geschäftsbedingte Risiken konnte man sich durch eine ordentliche Wirtschaftsführung absichern und dadurch, daß man den unvermeidlichen Statuskonsum nicht übertrieb. Eine weitere Möglichkeit lag darin, reiche Heiraten für sich selbst und für die Kinder einzufädeln.49 Dieses Mittel dürfte zwar weniger geeignet gewesen sein, um sich einer akuten Notlage zu entwin-

46. Vgl. Tac. ann. 2,48,1–3. Nach Suet. Tib. 47 legte Tiberius allerdings Wert darauf, daß die Petenten dem Senat iustae causae nachwiesen. Dies habe mehrere modestia et pudore abgeschreckt. Wenn die Nachricht nicht auf einer irreführenden Verkürzung beruht, sollten Beihilfen also nur im begründeten Einzelfall gewährt werden. Hinter der vergleichsweise strengen Haltung stand offenkundig die traditionelle Auffassung, daß zur Senatsaristokratie nur der gehören konnte, der wirklich sein eigener Herr war – auch in finanzieller Hinsicht. Bemerkenswerterweise macht sich aber Sueton (oder seine Quelle) die Ausreden der Betroffenen zu eigen. Zu vergleichen ist auch, wie wenig Verständnis Tacitus in der Hortalus–Episode für die Haltung des Tiberius zeigt. 47. Q. Curtius Rufus (PIR2 C 1618), ein Aufsteiger, konnte sich nur so die Bewerbung um die Quästur leisten: Tac. ann. 11,21,2. 48. Epict. diss. 1,26,11 f. F. Millar: Epictetus and the Imperial Court, JRS 55, 1965, 144 vermutet sicher zurecht, daß der Bittsteller ein Senator war. 49. Zu den Heiraten und der Bedeutung des Vermögens bei der Gattenwahl siehe S. Treggiari: Roman Marriage. Iusti Coniuges from the Time of Cicero to the Time of Ulpian, Oxford 1991, bes. 95–100.

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den, und es ist – soweit ich sehe – auch nicht belegt, daß eine uxor dotata gezielt gesucht wurde, um den drohenden Abstieg zu vermeiden. Aber auf weitere Sicht konnte sich eine geschickte Gattenwahl als höchst nützlich erweisen. Nach römischem Recht durfte der Mann über die Mitgift der Frau verfügen, wenn auch nicht unbeschränkt.50 Ferner war es ausdrücklich gebilligt, daß die Frau mit ihrem eigenen Vermögen einsprang, wenn es um den Status ihres Mannes ging. Denn während Geschenke unter Ehegatten sonst nicht rechtswirksam waren, durfte die Frau schenken, um ihrem Mann den Aufstieg in einen höheren Stand oder die Ausrichtung von Spielen zu ermöglichen.51 Zudem ließ sich unter Umständen der Schwiegervater in die Pflicht nehmen, mit Geld auszuhelfen. Insofern konnte auch die Tochter eines reichen Munizipalen für den Senator einige Attraktivität besitzen. Ferner hatte die Nachkommenschaft von reichen Heiraten ihren Vorteil – nicht allein durch das Erbe der leiblichen Mutter. So ging das Vermögen des späteren Kaisers Galba offensichtlich auf seine Stiefmutter Livia Ocellina zurück, die ihn auch adoptiert hatte.52 Wenn aber trotz allem das Vermögen vergleichsweise bescheiden blieb, was sollte dann aus den Kindern werden? Ungeachtet der Testierfreiheit wurden die Besitztümer in der Regel einigermaßen gleichmäßig unter die Kinder aufgeteilt und damit unter Umständen zersplittert. Zudem kosteten die Karriere der Söhne und die Mitgift der Töchter viel Geld. Im Interesse der Statuswahrung war es also ein Gebot der Rationalität, das Vermögen auf wenige Kinder zu konzentrieren, d. h. die Zahl der legitimen, erbberechtigten Kinder zu beschränken. Das ist ganz offenkundig geschehen.53 Wir finden nicht viele senatorische Familien mit mehr als zwei erwachsenen Söhnen. Hortalus mit seinen vier Söhnen (und möglicherweise noch einigen Töchtern) gehörte tatsächlich zu den kinderreichen Vätern. Die geringe Kinderzahl in der Führungsschicht wurde von den Zeitgenossen oft beklagt, allerdings in der Regel auf das Luxusleben oder auf charakterliche Defizite geschoben. Und Augustus hat erfolglos versucht, mit Hilfe von Ehe-

50. Dabei konnte es leicht um Summen von einer Million Sesterzen und mehr gehen, siehe Treggiari (wie Anm. 49) 344–346; Eck u. a. (wie Anm. 20) 219 f. 51. Dig. 24,1,42 (Gaius). 52. Siehe PIR2 L 305, zu ihrem Reichtum bes. Suet. Galb. 3,4. Sie hatte Ser. Sulpicius Galba, den Suffektkonsul von 5 v. Chr., geehelicht und damit in eine sehr vornehme, aber offenkundig wenig begüterte Familie eingeheiratet. Wie erwähnt, geriet ihr anderer Stiefsohn, der Bruder des späteren Kaisers, in größte Finanzprobleme (oben Anm. 31). 53. Siehe Hopkins: Death (wie Anm. 14) und den (hier skeptischeren) Forschungsbericht von W. Scheidel: Progress and problems in Roman demography, in: ders. (Hg.): Debating Roman demography, Leiden u. a. 2001, 35. – Die »Familienplanung« erfolgte wohl weniger durch künstliche Mittel und Kindsaussetzungen als durch die Lebensumstände, u. a. ein wohl nicht immer sehr enges Verhältnis unter den Ehegatten. Außereheliche Beziehungen des Mannes wurden mehr oder weniger geduldet, aber daraus hervorgehende Kinder waren nicht erbberechtigt und zählten in dieser Rechnung nicht mit.

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gesetzen für mehr Nachkommen zu sorgen.54 Hortalus hätte jedoch besser daran getan, die Ermahnungen des Augustus nicht zum Nennwert zu nehmen und sich mit zwei Söhnen zu begnügen. Allerdings war die Kindersterblichkeit bekanntlich sehr hoch, und auch sonst war das Sterberisiko beträchtlich.55 Wer die Zahl seiner Kinder begrenzte, lief also Gefahr, daß seine Familie ausstarb. Die Aristokraten, die kein überreiches Vermögen besaßen, sahen sich allem Anschein nach in die Lage versetzt, zwischen zwei Gefahren hindurchmanövrieren zu müssen wie Odysseus zwischen Skylla und Charybdis: dem Aussterben und dem Abstieg. Die Äußerungen des Hortalus bei Tacitus legen nahe, daß er ursprünglich erwogen hatte, wegen seiner schwierigen Vermögenslage überhaupt nicht zu heiraten. Das wäre sozusagen auf ein freiwilliges Aussterben seiner Familie hinausgelaufen. In der Tat sind etliche einst berühmte Familien verschwunden, ohne daß wir wissen warum. Biologische Zufälle sind immer eine mögliche Erklärung. Allerdings konnte man das zufällige Aussterben der Familie durch eine Adoption verhindern – ein Weg, der in Rom lange Tradition hatte.56 Im Einzelfall wäre daher auch zu überlegen, ob es nicht jemand für besser gehalten hat, der Letzte des Geschlechts zu sein, als den schmählichen Niedergang mitansehen zu müssen.57

5. Heiraten: Exkurs zur Lage der Frauen Bisher ist hauptsächlich von Männern die Rede gewesen. Für die Frauen kamen noch spezifische Probleme hinzu. Ihr Status richtete sich bekanntlich nach dem Status der Männer, von denen sie abhängig waren: Vater oder Ehemann. Mit ihm stiegen sie auf oder ab. Für Frauen senatorischen Standes lag in einer ungünstigen Heirat also auch die Gefahr des Abstiegs. Man hört von spektakulären ›Mesalliancen‹, so von der Heirat der Kaiserenkelin Iulia mit dem Konsular Rubellius Blandus im Jahre 33 n. Chr.,58 die persönliche Gründe gehabt haben dürfte. Ferner geschah es immer wieder, daß Senatorentöchter einen Angehörigen des Ritterstandes heirateten, ohne daß sich die Gründe im einzelnen ermitteln lassen. Sobald erbliche Rangtitel aufkamen, wurden solche Fälle zum Stoff für juristische Erörterungen, ob und unter welchen 54. Siehe Kienast (wie Anm. 6) 164–67; E. Baltrusch: Regimen morum. Die Reglementierung des Privatlebens der Senatoren und Ritter in der römischen Republik und frühen Kaiserzeit, München 1989, 162–189. 55. Siehe z. B. Hopkins: Death (wie Anm. 14); R. P. Saller: Patriarchy, property and death in the Roman family, Cambridge 1994. 56. In der Kaiserzeit konnten so gelegentlich auch Aufsteiger in den Kreis der Etablierten vordringen. Vgl. auch C. Sallustius Crispus Passienus (PIR2 P 146). 57. Insgesamt dürfte die Zahl der Aufsteiger also wohl größer gewesen sein als die Zahl der echten Absteiger. Platz wurde ›oben‹ nicht nur durch den Abstieg geschaffen, sondern eben auch durch das Aussterben von Familien. 58. Tac. ann. 6,27,1; zur den Personen siehe PIR2 I 636 bzw. R 110–111. Nach Tacitus hat diese Heirat die Zeitgenossen sehr betrübt.

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Umständen die Frau ihren Titel behalten durfte. Normalerweise mußte sie ihn aufgeben.59 Ob eine Frau sich dem persönlichen Abstieg ihres Ehemanns entziehen konnte, erscheint zweifelhaft – außer vielleicht durch die rechtzeitige Scheidung.60

6. Das Gesicht des Abstiegs Vielleicht hat sich inzwischen der Eindruck eingestellt, der soziale Abstieg sei eine Gefahr gewesen, die immer drohte, aber kaum je eintrat. Dies wäre aber vor allem auf die Spezifika der Quellen zurückzuführen. Es gab auch den realen Abstieg, und in einigen besonderen Fällen ist auch noch etwas mehr darüber zu erfahren. Zunächst ist auf den Abstieg in der Folge von Gerichtsurteilen zurückzukommen. Der jüngere Plinius erwähnt einen Prätorier namens Valerius Licinianus,61 der unter Domitian zum Exil verurteilt worden war und aus seinem Besitz nur ein paar Wertsachen mitnehmen durfte. Nerva hat die Strafe abgemildert, aber nicht aufgehoben, und am Ende unterrichtete der Mann als Redelehrer (rhetor) in Sizilien. Wahrscheinlich gehörte er nicht zu einer einflußreichen Familie. Doch immerhin war Plinius von seinem Schicksal sichtlich bewegt. Ein anderer Fall: C. Sempronius Gracchus62 war der Sohn eines Verbannten aus prominenter Familie. Er hat seinen Vater – einen der Liebhaber der Augustus–Tochter Iulia – ins Exil begleitet und infolgedessen anscheinend keine normale senatorische Karriere beginnen können. Später hat er sich mit ›schmutzigen Handelsgeschäften‹ in Sizilien und Africa über Wasser gehalten – so jedenfalls Tacitus.63 Allerdings dürfte der Handel ein beträchtliches Volumen erreicht haben, denn 23 n. Chr. wurde er angeklagt, den Rebellen Tacfarinas mit Getreide beliefert zu haben. Nicht zuletzt durch die Intervention einiger Standespersonen wurde er freigesprochen, und manche moderne Forscher meinen, daß er vielleicht doch noch den Weg in den Senat fand.64 Noch ein weiterer Fall: Umbonius Silo, der Proconsul der Baetica, wurde 44 n. Chr. wegen Unterschlagungen verurteilt, möglicherweise infolge einer Intrige. Er mußte seinen Sitz im Senat räumen, doch blieb ihm sein Vermögen. Trotzig ließ er am Auktionsplatz seinen umfangreichen, teuren Hausrat vor59. Dig. 1,9,8 (Ulpian); vgl. Dig. 1,9,12 (Ulpian): Mit kaiserlicher Sondererlaubnis durfte eine Frau konsularen Ranges aber ihren Status behalten – so Iulia Mamaea mit Genehmigung Caracallas. Siehe ferner Dig. 1,9,10 (Ulpian); CJ 12,1,1 (Severus Alexander). 60. Mart. 10,41 spielt satirisch folgenden Fall durch (ob auf realer Grundlage, sei dahingestellt): Eine Frau veranlaßt die Scheidung, weil ihr Mann Prätor wurde und die damit verbundenen Ausgaben auch ihr Vermögen ruiniert hätten. 61. Plin. ep. 4,11,1–16; vgl. Suet. Dom. 8,4 (ohne den Namen des Mannes). Zur Person: PIR V 67. 62. Siehe Tac. ann. 4,13,2 f.; PIR S 266. 63. ... per Africam ac Siciliam mutando sordidas merces sustentabatur, Tac. ann. 4,13,3. 64. E. Groag, RE 2A,2 (1923), 1400 s. v. Sempronius 48.

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führen, verkaufte aber nur sein Senatorengewand, um zu demonstrieren, daß alles halb so schlimm sei und er »auch als Privatmann angenehm leben werde«: So erzählt es Cassius Dio.65 Weder von ihm noch von seiner Familie gibt es weitere Nachrichten. Er wird sich auf seine Besitzungen zurückgezogen haben. Wie es scheint, durften sich die Verurteilten und ihre Angehörigen der Anteilnahme ihrer senatorischen Standesgenossen einigermaßen sicher sein. Das konnte den Wiederaufstieg erleichtern. Wohl nur so ist die recht große Zahl von Rehabilitierungen zu erklären. In anders gelagerten Fällen ist von solcher Sympathie weniger festzustellen. Ein Beispiel: Als Tacitus bei der Beschreibung des Bürgerkriegs von 69 n. Chr. auf den Prokurator Cornelius Fuscus66 zu sprechen kommt, erwähnt er auch dessen Vergangenheit:67 Dieser hatte als junger Mann dem Senat angehört, hatte dann aber quietis cupidine – aus Ruhebedürfnis – auf seinen Rang verzichtet. Im Jahr 69 n. Chr. übernahm er im Interesse Galbas die Führung seiner Heimatstadt und erhielt als Belohnung eine Prokuratorenstelle auf dem Balkan. Dies heißt, daß er nach dem Ausscheiden aus dem Senat in den Ritterstand zurückgefallen und in seine Heimat zurückgekehrt war, wo er – wie man vermuten darf – zunächst das eher unauffällige Leben einer Lokalgröße führte. Daß sich Cornelius Fuscus aus Ruhebedürfnis zurückgezogen habe, hat schon immer verwundert.68 Zwar haben die vornehmen Männer im Lauf der Kaiserzeit dem otium immer mehr Bedeutung beigemessen, und insofern erschien es grundsätzlich nachvollziehbar, daß sich ein Senatorensohn dieser Lebensform widmen wollte.69 Aber Cornelius Fuscus wird von Tacitus als draufgängerischer Abenteurer beschrieben, und die spätere Karriere des Mannes gibt dem Historiker recht. Die angebliche Sehnsucht nach dem otium wurde also offensichtlich nur vorgeschoben, um in der Öffentlichkeit nicht über die tatsächlichen Gründe sprechen oder gar deren peinliche Details ausbreiten zu müssen. Auch in anderen Zeiten findet man es häufig, daß Absteiger möglichst schweigen oder – falls nachgefragt wird – ihr Geschick mit einer ent-

65. Cass. Dio 60,24,5 f.: ... kaˆ dÚnaito „diwteÚwn ¹dšwj bioteÚein. Zur Person: PIR V 590. 66. PIR2 C 1365. Später wurde er unter Domitian Prätorianerpräfekt. Ein Grabepigramm Martials (6,76) läßt seine Jugend unerwähnt. 67. Tac. hist. 2,86,3: ... procurator aderat Cornelius Fuscus, vigens aetate, claris natalibus, prima iuventute quietis cupidine senatorium ordinem exuerat; idem pro Galba dux coloniae suae, eaque opera procurationem adeptus, susceptis Vespasiani partibus ... – Tacitus hat sichtliche Vorbehalte gegenüber den Flaviern und ihren Parteigängern und ist daher geneigt, auch Negatives über sie zu berichten. 68. Es wurden deswegen sogar Änderungen am Text vorgeschlagen; Grotius hatte konjiziert: quaestus cupidine. Dies beruht jedoch offenkundig auf der Meinung, der Ritterstand habe – im Gegensatz zu den Senatoren – aus den Geschäfts- und Geldleuten bestanden. Spätere Editoren haben meist am überlieferten Text festgehalten. 69. Siehe die Beiträge von H. v. Hesberg, R. R. Nauta und O. Salomies in diesem Band. – In der Mitte des dritten Jahrhunderts hat sich der Prätorier Rogatianus (PIR2 R 73) tatsächlich aus der Politik zurückgezogen, um das Leben eines Philosophen zu führen.

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schuldigenden Interpretation beschönigen. Vielleicht haben die antiken Leser auch schnell verstanden, daß Tacitus hier eine Ausrede referiert. Vergleichbar sind die Anfänge der Biographie einer ganz anderen Person: Publius Ovidius Naso war der Sohn eines Ritters und entstammte einer begüterten Familie aus Sulmo. Er und sein Bruder begannen eine senatorische Karriere und besaßen bereits des latus clavus. Ovid hat sogar ein erstes Amt erreicht, wahrscheinlich das des triumvir capitalis. Der Bruder ist im Alter von 20 Jahren gestorben, Ovid jedoch brach seine Karriere ab und wurde Dichter.70 In seiner poetischen Autobiographie gibt er rückblickend an, jene Bürde sei für seinen Körper und seinen Geist zu schwer gewesen – eine Begründung, über die man ebenso lange und vergeblich nachdenken könnte wie über das Ruhebedürfnis des Cornelius Fuscus.71 Ovid macht noch den Scherz, der Purpurstreifen an seiner Tunica sei eben zusammengeschrumpft – und überspielt damit, daß er die Quästur nicht erreicht hat und in den Ritterstand zurückgestuft wurde. Es bleibt die Frage, was aus dem jungen Mann geworden wäre, wenn er sich nicht tatsächlich als literarisches Ausnahmetalent erwiesen hätte. Ein anderes Beispiel: Aus zwei Inschriften aus Aphrodisias in Karien lernen wir einen Ritter namens P. Aelius Hilarianus kennen, dessen Vater P. Aelius Apollonianus ein Primipilar und dessen mit ihm namensgleicher Großvater P. Aelius Hilarianus ein Konsular gewesen ist.72 Der Sohn und der Enkel haben also den Rang des Großvaters nicht wieder erreichen können. Ein weiterer Fall: Ti. Claudius Brasidas aus Sparta ist in der Mitte des zweiten Jahrhunderts durch Inschriften recht gut bezeugt. Er ist nahezu sicher mit dem Prätorier Brasidas identisch,73 dessen Ehescheidung einen Erbrechtsprozeß nach sich zog, den Marc Aurel zu dessen Gunsten entschied.74 Offenkundig war er ein Senator der ersten Generation, ein Aufsteiger. So weit wir

70. Ovid. trist. 4,10,33–39 (seine poetische Autobiographie): cepimus et tenerae primos aetatis honores / eque viris quondam pars tribus una fui. / curia restabat: clavi mensura coacta est. / maius erat nostris viribus illud onus. / nec patiens corpus, nec mens fuit apta labori, / sollicitaeque fugax ambitionis eram ... 71. Ovid redet im Anschluß an die zitierte Stelle vom dichterischen otium. Ob das die ganze Wahrheit ist, muß offenbleiben. 72. CIG 2792. 2793 = LeBas – Waddington 959 und MAMA 8, 518, vgl. PIR2 A 191, 141 und 190. Wie die Inschriften AE 1968, 227–228 nahelegen, ist der Großvater wohl aus der Prokuratorenlaufbahn in den Senat aufgestiegen, siehe W. Eck: Miscellanea prosopographica, ZPE 42, 1981, 235 f. Allerdings wurde inzwischen vermutet, daß in diesen ungewöhnlichen Inschriften die Genealogie vertauscht worden sei, so daß der Enkel der Konsular wäre, vgl. den Komm. zu CIL VI 41278. 73. PIR2 B 151 + C 818; A. J. S. Spawforth: Families at Roman Sparta and Epidaurus: Some Prosopographical Notes, ABSA 80, 1985, 191–258, hier 224–244. Das Abstiegsproblem wird von Spawforth nicht wahrgenommen. 74. Dig. 36,1,23 (22), aus Ulpian. Die geschiedene Frau hatte den gemeinsamen Söhnen einen Fideikommiß hinterlassen unter der Bedingung, daß sie nach dem Tod des Vaters rechtlich eigenständig (sui iuris) geworden seien. Brasidas emanzipierte sie und verlangte den Fideikommiß – und bekam recht.

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wissen, hatte Ti. Claudius Brasidas vier Söhne aus zwei Ehen.75 Von diesen hat keiner den Senatorenrang erreicht, und zwei werden als ¢xiologètatoj erwähnt,76 besaßen also nicht einmal einen höheren Ritterrang. Die vier Brüder lebten als lokale Magnaten in Sparta und Griechenland. In den Monumenten wird aber jeder Hinweis vermieden, daß sie die Söhne eines Senators waren.77 Der Sachverhalt ist überhaupt nur durch die Kombination verschiedener Zeugnisse rekonstruierbar.78 Aus diesen Beispielen läßt sich mehreres ableiten: Zum einen bedeutete der Abstieg (vor allem der vermögensbedingte) keinen Sturz ins Bodenlose. So, wie man in der Regel nur um einen Stand aufsteigen konnte, so stieg man in der Regel auch nur um einen Stand ab.79 Ähnliches gilt übrigens auch für das ›Herunterheiraten‹ von Frauen: Die Ehemänner standen praktisch nie um mehr als einen Stand tiefer als sie selbst.80 Dies bedeutet auch, daß der Gedanke an einen späteren Wiederaufstieg nicht in jedem Fall illusorisch war – und sei es an den Wiederaufstieg in der nächsten oder übernächsten Generation.81 Zum anderen gewinnt man eine Vorstellung davon, was ein Absteiger tun konnte, zumal ein Absteiger aus Geldnot: nämlich schweigen und das eigene Mißgeschick, so gut es ging, überspielen. Man kann unschwer ermessen, daß

75. Aus einer Ehe mit Memmia Ageta entstammten Ti. Claudius Antipater und Ti. Claudius Pratolaus, aus einer anderen mit einer unbekannten Frau Ti. Claudius Spartiaticus und dessen Vollbruder Ti. Claudius Brasidas. Spawforth (wie Anm. 73) 230 erwägt, daß einer der Söhne – nämlich Antipater – in den Senat eintrat. Das stützt sich jedoch ausschließlich auf die Identifikation mit einem anderen Antipater (Oliver GC Nr. 199 u. 201), obwohl der Name nicht selten ist. 76. IG V 1, 472. 500. 77. Auch der Rang des Vaters wird in den Inschriften nicht erwähnt; allerdings gab es auch keinen zwingenden Anlaß. Erleichtert wurde das Schweigen wohl durch den griechischen Kulturstolz, der es erlaubte, Römisches einfach wegzulassen. 78. Ein vielleicht ähnliches Beispiel: Gegen Ende des 3. Jh. lebte in Side ein Bryonianus Iasonius Seleucus signo Anatolius; sein Vater hieß Bryonianus Lollianus signo Ctistius (PIR2 B 172), seine Mutter Quirinia Patra signo Pegasis (PIR2 Q 54). Sein Vater war ducenarius im Rang eines vir perfectissimus, seine Mutter gar eine Senatorentochter. Er selbst tritt jedoch mit dem Titel Ð ¢xiologètatoj auf, gehörte also nicht zur eigentlichen Reichsaristokratie: I. Side 105–110. Freilich ist nicht ganz auszuschließen, daß ›Anatolius‹ damals noch sehr jung war und deswegen noch keinen höheren Titel besaß (der Perfectissimat war nicht erblich). 79. G. Alföldy: Soziale Mobilität im römischen Kaiserreich: eine Datenbank in Heidelberg, in: E. Frézouls (Hg.): La mobilité sociale dans le monde romain. Actes du colloque organisé à Strasbourg (novembre 1988) par l’ Institut et le Group de Recherche d’ Histoire Romaine, Strasbourg 1992, 76 f. in Auswertung von Artemidors ›Oneirokritika‹. 80. Senatorentöchtern war es sogar ausdrücklich verboten, einen Freigelassenen zu heiraten: Dig. 1,9,9 (Papinian). 81. Unter Diocletian kennt man z. B. den Senator L. Cornelius Scipio Orfitus (PIR2 C 1443; PLRE I Orfitus 1), der – dem Namen nach zu urteilen – zu einer Familie gehörte, die wir bis zum Anfang des 3. Jh. n. Chr. im Senat fassen können, danach aber nicht mehr. Die Hintergründe sind nirgends bezeugt, aber ein Wiederaufstieg der Familie wäre eine naheliegende Erklärung. Es gibt noch weitere Fälle dieser Art.

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solche Personen mit lautem Jammern nichts gewonnen, sondern nur ihre eigene Schande publik gemacht hätten. Normalerweise, so scheint es, akzeptierten sie klaglos die neue, geringere Rolle und verhielten sich möglichst unauffällig – so, als sei nichts von Bedeutung geschehen. Und dementsprechend schweigen in aller Regel unsere Quellen. Wer war nun am Ende besonders gefährdet? Nach den hier vorgetragenen strukturellen Überlegungen konnten sich diejenigen besonders gut gegen den Abstieg schützen, die ein sehr großes Vermögen und gute Kontakte zum Kaiser besaßen und im Notfall eine große Familientradition in die Waagschale werfen konnten. Gefährdet waren hingegen Männer mit relativ wenig Geld und Beziehungen, d. h. besonders die mäßig erfolgreichen Neuaufsteiger. Hier ist nochmals auf L. Gavius Clarus zurückzukommen, für den sich Fronto verwandt hat.82 Dessen Großvater L. Gavius Fronto ist ein Primipilar und Ritter gewesen, sein Vater L. Gavius Aelianus hat es bis zum Quästor gebracht hat, seinem Sohn aber hohe Schulden hinterlassen.83 Gavius Clarus selbst ist Prätor geworden, aber offenbar nicht weiter aufgestiegen, und anscheinend besaß er auch keine Nachfahren senatorischen Standes.84 Ferner gibt es eine lange Reihe von Namen, die – nach bisheriger Kenntnis – im ordo senatorius nur ein einziges Mal zu finden sind. Ein Beispiel: Der Senator Sex. Sotidius Strabo Libuscidianus85 trug ein seltenes nomen gentile, das sonst unter den Standespersonen nicht mehr vorkam. Soweit zu erkennen, besaß er also keinen Sohn oder Adoptivsohn, der den Eintritt in den Senat erreicht hätte. Ähnliches läßt sich auch bei anderen beobachten.86 Es mag sein, daß Korrekturen und Neufunde dazu führen werden, daß Personen aus der Liste solcher Fälle gestrichen werden können. Aber es hat nicht den Anschein, als ließe sie sich auf einen bedeutungslosen Rest reduzieren.87 Angesichts der

82. Fronto ad Verum imp. 2,7,5 f., vgl. oben Anm. 41. 83. Siehe PIR2 G 100 (Großvater); PIR2 G 90 (Vater). 84. Vgl. auch Voconius Romanus (PIR2 L 210), dem der jüngere Plinius mühsam – und wohl vergeblich – zum Aufstieg in den Senat zu verhelfen suchte. Eine beträchtliche Zahl der Aufsteiger dürften Männer von dieser Art gewesen sein. 85. PIR S 571. 86. Es läßt sich eine Liste von über 100 Personen erstellen. Einige Beispiele: C. Arinius Modestus (RE Suppl. 14 Sp. 56 f.), L. Burbuleius Optatus Ligarianus (PIR2 B 174), Q. Canusius Praenestinus (PIR2 C 402), M. Ceccius Iustinus (PIR2 C 593), Cingonius Varro (PIR2 C 736), M. Coculnius Quintilianus (PIR2 C 1234), T. Curtilius Mancia (PIR2 C 1605), C. Dexius Staberianus (RE Suppl. 14 Sp. 111), L. Duvius Avitus (PIR2 D 210), Sex. Hermentidius Campanus (PIR2 H 143; die richtige Namensform findet sich in einem neuen Militärdiplom, auf das freundlicherweise W. Eck hingewiesen hat), L. Luscius Ocrea (PIR2 L 431), M. Magrius Bassus (PIR2 M 105), Sex. Neranius Capito (PIR2 N 49), Obultronius Sabinus (PIR2 O 4), Pistorius Rugianus (PIR2 P 430), C. Scoedius Natta Pinarianus (PIR S 201), D. Simonius Proculus Iulianus (PIR S 529), C. Splattius (PIR S 580), Togonius Gallus (PIR T 213), P. Viriasius Naso (PIR V 475). Eine gleichartige Liste läßt sich auch für die Angehörigen der oberen Ränge des Ritterstandes anlegen. 87. Hinzu kommt, daß sich bei trivialen Namen wie Claudius Rufus oder Iulius Quadratus die Familiengeschichte viel schwerer verfolgen läßt als z. B. bei einem Sotidius.

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Möglichkeit der Adoption kann man das Verschwinden solcher Familien wohl auch nicht ausschließlich mit biologischen Zufällen erklären. Man könnte hier von einem langfristig mißglückten Aufstieg einer Familie sprechen. Die Kinder der Aufsteiger konnten entweder den Rang nicht halten, oder die Aufsteiger selbst haben in nüchterner Erkenntnis ihrer Lage darauf verzichtet, legitime Kinder großzuziehen. Der Effekt wäre derselbe. Wenn es eine typische und zahlenmäßig bedeutsame Form des Abstiegs aus dem ordo senatorius gab, dann wohl diese. Es ist aber auch diejenige, über die selbst in den literarischen Quellen am wenigsten gesprochen wird.

7. Der Abstieg und die Monumente Es bleibt also dabei: Für die mediale Selbstdarstellung der Senatoren ist der Abstieg sozusagen ein Anti–Phänomen: d. h. ein Phänomen, das nicht in Erscheinung trat, obwohl es existierte. Wo man nur das perfekt inszenierte Bild kennt, wird man kaum auch das fassen können, was mit eben diesem Bild absichtsvoll überdeckt wurde. Eine Chance ergibt sich vielleicht dort, wo sich – wie bei Claudius Brasidas – verschiedene Zeugnisse gegenseitig ergänzen oder wo der Urheber des Monuments eine Ungeschicklichkeit beging. Wenn mitgeteilt wird, daß jemand mit fast 30 Jahren nichts weiter als laticlavius war, so gibt das zu denken.88 Aber in vielen Fällen sind mehrere Erklärungen möglich,89 oder die überlieferten Formulierungen sind ohnehin vieldeutig wie das griechische suggen¾j sugklhtikîn.90 Auszuschließen ist es nicht, daß hinter ein paar dürren Worten eine Abstiegsgeschichte gestanden haben könnte. Mehr läßt sich aber nicht sagen. Und selbst wenn es sich feststellen ließe, daß jemand seinen Status verloren hat, blieben uns die Hintergründe veborgen. Es konnte vielerlei Ursachen geben, weshalb eine Karriere gescheitert ist oder hinter den Erwartungen zurückblieb. Der Betroffene suchte dies für sich zu behalten. Von einem Monument und seiner Inschrift würden wir uns vergeblich eine Aufklärung erhoffen.

88. CIL VI 1538: C. Vibius Maximus Egrilianus (PIR V 390), vgl. W. Eck: Altersangaben in senatorischen Grabinschriften. Standeserwartungen und ihre Kompensation, ZPE 43, 1981, 132. 89. So hat P. Iulius Geminius Marcianus (PIR2 I 340), der aus Cirta stammte und um 160 n. Chr. als Legat von Arabien fungierte, von anderen Städten ein Monument in Rom erhalten. Später wurde dieses gemäß testamentarischer Verfügung nach Cirta vesetzt: ILS 1103a. Ein Grund dafür wird nicht angegeben; ein Zusammenhang mit einem Abstieg seiner Familie ist nicht zu erweisen, aber auch nicht völlig auszuschließen. 90. Verräterischer ist wohl der Singular (wie ... gšnouj sugklhtikoà kaˆ Øpatikoà in I. Prusias ad Hypium 7), da er den Schluß nahelegt, daß nur einer aus der Familie den hohen Rang erreicht hat. – Zu vergleichen ist hier auch ein Bassaeus Rufus aus Spanien, ein progener viri consularis: CIL II2/7, 274.

PERSONENINDEX

[---]a [---]ia 195 Cn. Acceronius Proclus 126 Accius Sura 303 M’. Acilius Aviola 157 Acilius Buta 301, 303 M’. Acilius Glabrio 235 M’. Acilius Glabrio Cn. Cornelius Severus 260 M. Acutius Noetus 120 Sex. Adgennius Macrinus 196 Aelius Antipater 234, 260 P. Aelius Apollonianus 309 P. Aelius Apollonides 244 P. Aelius Aristides Theodorus 87 (Aelius) Galenus 238, 266 C. Aelius Gallus 126 P. Aelius Hadrianus siehe Hadrian P. Aelius Hilarianus 309 P. Aelius Hilarianus (iunior) 309 L. Aelius Lamia 58 L. Aelius Oculatus 172 Q. Aelius Tubero 37, 263 Aemilia(?) Lepida 172 Aemilia Paterna 193 Aemilia Sextina 196 Aemilianus Strabo siehe Strabo Aemilianus Aemilius, Sohn des Himilis 98, 106 M. Aemilius Flavius Iulianus Latinianus 194 C. Aemilius Fraterninus 193 M. Aemilius Lepidus (cos. 78 a. C.) 31, 35, 42 M. Aemilius Lepidus (triumvir) 172 M. Aemilius Lepidus (cos. 6 p. C.) 260 Paullus Aemilius Lepidus 102 M. Aemilius Scaurus 33, 35, 40–42, 50 Mam. Aemilius Scaurus 233, 237, 239, 249, 252 Aeneas 8 Aëtius 60 T. Aius Sanctus 158 Albucia Candida 195 M. Annaeus Lucanus 215 Annaeus Mela 297

M. Annaeus Saturninus Clodianus Aelianus 158 L. Annaeus Seneca 25, 252, 297 Annia Fundania Faustina 61 Appia Annia Regilla Atilia Caucidia Tertulla 197 M. Annius Afrinus 126 Annius Pollio 184 Antipater 310 Antistii 55 Q. Antistius Adventus 55 M. Antistius Labeo 280 Antonia 101 Antonia Picentina 194 Antonia Sabina 202 Antonia Saturnina 203 Antoninus Pius 117, 122, 194, 230, 248, 255, 264, 267, 287, 302 M. Antonius 115, 126 M. Antonius Antius Lupus 142 f., 148, 155, 162 Antonius Aquila 233 M. Antonius Gordianus siehe Gordian M. Antonius Polemo 235, 266 f. M. Antonius Primus 252, 299 M. (---) Aper 252, 254 f. Apidius Merula 299 Apollodotus 227 L. Aponius 196 Appia [---] 194 Appius Appianus 303 L. Apronius Caesianus 175 Apuleius 75, 77, 81, 92, 231, 234, 236, 266 Sex. Appuleius 100, 102 C. Appuleius Tappo 123 C. Aquilius 31 L. Aquillius Florus 176 L. Aquillius Florus Turcianus Gallus 7, 8 M. Aquilius Regulus 44, 227, 251 f., 259 Argentaria Polla 202 C. Arinius Modestus 311 Armenia Auge 203 Arria (maior) 185

314 Arria (minor) 185 Arria Plaria Vera Priscilla 194 Arrianus Maturus 283 Arrii 176 C. Arrius Antoninus 66 Cn. Arrius Antoninus 240, 252 L. Arruntius 252 f. L. Arruntius Camillus Scribonianus 185 L. Arruntius Stella 219, 221 f., 252 Artabanus 204 Asconia 195 Asellius 259 Asinii 58, 148 Asinius Bassus 243 C. Asinius Gallus 148, 247, 252 C. Asinius Pollio 233, 247, 251–253 Asinius Rufus 243 C. Asinius Tucurianus 148, 157 C. Ateius Capito 279 Atilia Lucillia 201 Attalus II. 115 Aufidius Bassus 258 Sex. Aufidius Euhodus 13 M. Aufidius Fronto 194 Sex. Aufidius Primigenius 13 C. Aufidius Victorinus 233 f., 237, 243, 252 Augustus 3, 5, 7–9, 17–19, 24 f., 27, 38, 57, 81, 85, 94, 98–103, 105, 117, 173, 182, 229, 258, 263, 274, 279, 287, 295, 299, 302, 305 f. Aurelia 173 Aurelia Calligenia 202 Aurelia Crescentia 202 Aurelia Flavia Messouleia Diogeneia 200 Aurelia Hermonassa 192, 200 Aurelia Tryphosa 200 Aurelia Veranilla 159 Aurelia Volussia Quirinia Atossa 199 Aurelian 287 Marcus Aurelius siehe Marcus Aurelius Aurelius Cotta 301 M. Aurelius Cotta 142 M. Aurelius Cotta Maximus Messalinus 142, 173, 239, 250, 252, 301 Aurelius Felicissimus 85 Q. Aurelius Symmachus 60 C. Autronius Carus 13 C. Avidius Cassius 239, 241, 243, 264 f.

Personenindex

Avidius Hadrianus 254 C. Avidius Heliodorus 241, 264 f. Avidius Nigrinus 253 C. Avidius Nigrinus 253 Baebia Galla 193 L. Baebia Sallustia Crescentilla 160 Baebii 55 Baebius 157 [Cn. Baebius ? ----] Silanus [---] Iustus Anto[nius ?] 120 Baebius Massa 260 Cn. Baebius Numonianus 144 Baebius Probus 236 Cn. Baebius Tampilus Vala Numonianus 156 Bassaeus Rufus 312 Bebenia Paulina 203 Bellicia Modesta 173 Bellicii 173 Ti. Claudius Augustanus Alpinus L. Bellicius Sollers 173 C. Billienus 122 Britannicus siehe Ti. Claudius Caesar Britannicus Bruttedius Niger 260 Bryonianus Iasonius Seleucus signo Anatolius 310 Bryonianus Lollianus signo Ctistius 310 L. Burbuleius Optatus Ligarianus 311 Caecilia Aprulla 190 (Caecilia) Classica 205 Caecilia Metella 139, 142 Caecilia Tertulla 199 Caecilius 237 Caecilius Classicus 236, 253, 256 L. Caecilius Clemens 122 M. Caecilius Novatillianus 240, 242, 253 Caecilius Secundus 219 A. Caecina Paetus 185 A. Caecina Severus 206 M. Caelia Procilla 195 P. Caelius Optatus 243 Caeselli frater 160 Caesellius 249, 253 M. Caesellius La[---] 160, 253 Caesernii 55 Calbisia Prisca siehe Calvisia Prisca

Personenindex

Calchisia 191 Caligula 156, 178, 182, 236, 255 Callidorus 301 Calpurnia Praetextata 172 Calpurnia Quadratilla 205 Calpurnius Certus 81 P. Calpurnius Lanarius 25 C. Calpurnius Piso († 65 p. C.) 184, 253 C. Calpurnius Piso (cos. 111 p. C.) 44 Cn. Calpurnius Piso 1, 2, 24, 184, 252 f., 257, 259 f., 300 L. Calpurnius Piso (augur) 260 L. Calpurnius Piso (pontifex) 103 L. Calpurnius Piso Caesonianus 37 C. Calpurnius Piso Crassus Frugi Licinianus 172 G. C(---) Calpurnius Rufinus 61 Calvisia Prisca 160 Calvisius Faustinianus 239 Camilli 196 Campia Severina 172, 186 Caninia Galla 68 Caninia Gargonilla 199 Cantria Longina 195 Q. Canusius Praenestinus 311 Caracalla 117, 122, 178, 230, 241, 268, 307 Caratacus 2 Caristania Frontina Iulia 200 C. Caristanius Fronto 125 C. Caristanius Fronto Caesianus Iulius 200 T. Carminius Flavius Athenagoras Claudianus 192 Cassia Cornelia Prisca 194 Cassianus 253 Q. Cassidienus Nedymus 13 M. Cassius Comicus 128 L. Cl(audius) Cassius Dio (»Cocceianus«) 260, 267 f., 302 Cassius Paullinus, M. 158 Casta 205 Castricus 221 Ti. Catius Caesius Fronto 253, 256 M. Ceccius Iustinus 311 Ceionii 195 Cerellia Veranilla 159 Q. Cerellius Apollinaris 159 C. Cestius 139, 142, 144, 151 Cingonius Varro 311 Claudia 188

315 Claudia Aesernina 197 Claudia Antonia Sabina 202 Claudia Balbina (maior) 199 Claudia Balbina (minor) 199 Claudia Basilo 199 Claudia Bassa Numeria Marcella 158 Claudia Caninia Severa 199 Claudia Fadilla 194 Claudia Krateia Veriana 199 Claudia Octavia 187 Claudia Paula 199 Claudia Rufina 199 Claudia Severina 192 Claudia Tlepolemis 192 Claudii 101 Claudius 114, 182, 185, 187, 297, 300 f. Ti. Claudius Antipater 310 Ti. Claudius Aristocles 253, 260, 264 L. Claudius Arrianus 199 Ti. Claudius Atticus Herodes 61, 242 L. Vibullius Hipparchus Ti. Claudius Atticus Herodes 56, 114, 131, 197 f., 234, 241 f., 253, 260, 263, 267 Ti. Claudius Brasidas 309 f., 312 Ti. Claudius Brasidas (iunior) 310 Ti. Claudius Caesar Britannicus 187 M. Claudius Caninius Severus 199 Ti. Claudius Celsus Orestianus 192 Ti. Claudius Centumalus 25 Appius Claudius Cerv[---] Quintianus 160 A. Claudius Charax 264–266, 268 Nero Claudius Drusus 101–103 Ti. Claudius Flavianus Dionysius 241 M. Claudius Fronto 122 Claudius Gallus 10 Ti. Claudius Gordianus 57 M. Claudius Marcellus 5 M. Claudius Marcellus Aeserninus 197, 233, 253 Claudius Maximus 67, 236, 266 Ti. Claudius Parthenius 221 Ti. Claudius Polemo 192 Claudius Potelius 199 Ti. Claudius Pratolaus 310 Appius Claudius Pulcher 126, 278 P. Claudius Pulcher 156 Claudius Restitutus 253 C(laudius ?) Secundus 194 C. Claudius Severus 266 Cn. Claudius Severus 261, 266

316 Ti. Claudius Severus 264 Cn. Claudius Severus Arabianus 244, 261, 266 f. Ti. Claudius Spartiaticus 310 Clodia Macrina 203 Clodia Procilla 195 Q. Clodius Calvisius Honoratus 158 P. Clodius Pulcher 25, 41, 174, 179 P. Clodius Thrasea Paetus 185, 278 P. Cluvius Maximus Paullinus 146 P. Cluvius Rufus 237, 239, 250, 253 M. Cocceius Nerva siehe Nerva M. Coculnius Quintilianus 311 M. Coelius Vinicianus 7 M. Cominius Quintus 122 Commodus 54, 122, 148, 192, 199 L. Considius Gallus 142, 155, 162 Constantin 122 C[ordius] 15 [Cordius?] Heliodor[us] 15 [Cordius?] Menelau[s] 15 P. Cordius Vettianus 15 Cornelia 172, 175, 206 Cornelia Asprilla 198 Cornelia Severina 197 Cornelia Tertulla 196 Cornelia Valentina Tucciana 196 P. Cornelius Asper Atiarius Montanus 198 L. Cornelius Balbus 103 Q. Cornelius Capella 81 L. Cornelius Chrysogonus 31 Ser. Cornelius Dolabella Metilianus Pompeius Marcellus 175 M. Cornelius Fronto 231, 233, 235–237, 240–244, 247–250, 253 f., 261, 303, 311 Cornelius Fuscus 217, 308 f. Cn. Cornelius Lentulus (augur) 102, 236, 301 L. Cornelius Lentulus 100, 175 Cossus Cornelius Lentulus Gaetulicus 173 Cn. (?) Cornelius Lentulus Maluginensis 175 Ser. Cornelius Lentulus Maluginensis 100, 145, 156, 175, 288 f. P. Cornelius Lentulus Spinther 285 Cornelius Nepos 37 M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus 12, 55, 297

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L. Cornelius Pusio 4 f. P. Cornelius Rufinus 13 L. Stertinius Quintilianus Acilius Strabo Q. Cornelius Rusticus Apronius Senecio Proculus 144, 150, 158 Q. Cornelius Senecio Proculus 144, 150, 158 Cn. Pinarius Cornelius Severus 175 Cornelii Scipiones 145 P. Cornelius Scipio Aemilianus 37, 184 P. Cornelius Scipio Africanus 24, 188 L. Cornelius Scipio Orfitus 310 Cornelius Sulla 303 L. Cornelius Sulla (dictator) 5 f., 9, 26, 31, 102 L. Cornelius Sulla (PIR2 C 1462) 237 Cornelius Tacitus 59, 139, 147, 157, 162, 235, 239, 241, 245, 247 f., 254, 261 L. Cossonius Eggius Marullus 175 Cossutianus Capito 299 Cremutius Ruso 257 L. Crepereius Rogatus 160 Crescens 196 Crittia Priscilla 195 Curiatius Maternus 241, 254 T. Curtilius Mancia 311 Q. Curtius Rufus 304 L. Cuspius Pactumeius Rufinus 261, 264, 267 Decia Tertulla 158 P. Decius Mus 290 Demetrius 266 T. Desticius Severus 120 C. Dexius Staberianus 311 Didia Cornelia 195 Didia Cornelia Ingenua 195 Didius Iulianus 58 C. Dillius Vocula 157 Diocletian 229, 258, 263, 310 Diodoros Pasparos 95, 115 Dionysius Halicarnassensis 263 Dionysius Milesius 263, 265 Domitia Melpis 201 f. Domitia Vettilla 225 Domitian 2 f., 17, 103, 116 f., 172, 185, 307 f. Cn. Domitius Afer 236, 249, 251, 254, 256, 258 Cn. Domitius Ahenobarbus 37 L. Domitius Ahenobarbus 101, 126

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L. Domitius Apollinaris 222–227 Cn. Domitius Corbulo 236, 246 [T. ?] Domitius Decidius 156 Cn. Domitius Lucanus 67 Domitius Patruinus 225 Cn. Domitius Tullus 67 Drusilla 204 L. Duvius Avitus 196, 311 Eggius Ambibulus (iunior) = C. Eggius Ambibulus Pomponius Longinus Cassianus L. Maecius Postumus 195 »Egnatius Iulianus« 254 L. Egnatius Victor Lollianus 237, 250, 254, 257, 269 A. Egrilius Plarianus 195 Q. Egrilius Plarianus 243, 254 M. Acilius Priscus Egrilius Plarianus 195 A. Egrilius Rufus 194, 195 Epaphroditus 151, 304 Epictetus 265, 304 T. Clodius Eprius Marcellus 241, 245 f., 250, 254, 259 L. Equitius 184 Eumenes II. 115 Fabia Hadrianilla 203 L. Fabius Cilo 147, 159, 162 Fabius Fidus 81 Fabius Hispanus 236 L. Fabius Iustus 261 Paullus Fabius Maximus 81, 85, 233, 250, 255 L. Fabius Pollio 157 M. Fabius Quintilianus 259 Fabius Rusticus 232 L. Fabius Severus 55, 74–76, 78, 80, 88, 90 f., 230, 242, 249, 255 Fabius Verus 76–78, 81, 89 Fannia 185 Faustina (maior) 117, 195 Faustina (minor) 170, 194 Faustinus 217, 221 Favorinus 235 Flaccus 217 Flavia Ammion 192, 200 Flavia Appia 192 Flavia Domitilla 195 Flavia Lycia 192 Flavia Papiana 191 f., 202

317 Flavia Pollitta 202 Flavia Priscilla 192, 200 Flavia Procilla 195 Flavia Sabina 206 T. Flavius Athenagoras 192 T. Flavius Athenagoras Agathos 192 T. Flavius Boethus 266 L. Flavius Hermocrates 260 T. Flavius Monimus 195 Flavius Pomponianus 255 P. Flavius Pudens Pomponianus 238, 255 Flavius Rufinianus 192 Flavius Valerius Theopompus Romanus 160 Fonteia 185 M. Fonteius 185 C. Fonteius Agrippa 157 Fonteius Magnus 231 M. Fruticius 123 L. Fulcinius Trio 251, 255 Fulcinius Valerianus 158 L. Fulvius [---] 196 L. Fulvius Kastus Fulvianus 196 Fulvius Maximus 11 C. Fulvius Plautianus 111 Fuscus 215–217, 228 Futia Longina 203 Gaius siehe Caligula Galba 103, 115, 301, 305, 308 Galenus siehe (Aelius) Galenus Galeria Fundana 206 C. Galerius 204 P. Galerius Trachalus 237, 255 Gavii 55 L. Gavius Aelianus 311 L. Gavius Clarus 303, 311 L. Gavius Fronto 311 Gavii Gallicani 61 M. Gavius Squilla Gallicanus 261 T. Geminius Rufinus 64 Germanicus siehe Germanicus Iulius Caesar Geta 122, 178 Q. Glitius Atilius Agricola 13–15, 55 Gordian I. 261 Gordian III. 269 Gratilla 196 Gregorius Thaumaturgus 268

318 Hadrian 61, 117, 230, 241 f., 248, 264– 267, 302 f. Hadrianus Tyrensis 266 f. Q. Haterius 233, 241, 255 Haterius Antoninus 301 Hedia Terentia Flavola 172 Hedius Lollianus Terentius Gentianus 172 L. Hedius Rufus Lollianus Avitus 232, 236 f., 243, 255 Q. Hedius Rufus Lollianus Gentianus 172 Heliodorus (philosophus) 265 Heliodorus (sophista) 241 Helvia 204 C. Helvidius Priscus 185, 239, 255 P. Helvius Pertinax siehe Pertinax Herennia Quarta 196 M. Annius Herennius Pollio 255 L. Herennius Saturninus 263 Herennius Senecio 17, 185, 260, 297 Sex. Hermentidius Campanus 311 Herodes Atticus siehe L. Vibullius Hipparchus Ti. Claudius Atticus Herodes Hierophantis 198 Hilaria Quintilla 190 Honorius 188 Q. Hortensius 38 Hortensius Corbio 295 Q. Hortensius Hortalus 236, 295 C. Hosidius Geta 175 Iasdius Domitianus 159 Indelvia Valerilla 190 Instanius Rufus 219 M. Insteius 125 f., 130 Isaeus 246, 266, 267 Iulia (Augusti filia) 101, 187, 307 Iulia (Tiberii neptis) 306 Iulia Aemilia Gallitta 194 Iulia Agrippina (Augusta) 183, 187, 191, 195 Iulia Agrippina (PIR2 I 642) 175 Iulia Bassilia 196 Iulia Celsina 196 Iulia Domna 178, 187, 189, 267 Iulia Drusilla 187 Iulia Festilla 196 Iulia Mamaea 122, 307 Iulia Marcellina 192

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Iulia Memmia Prisca Rufa Aemiliana Fidiana 201 Iulia Mettia Aurelia Helene 193 Iulia Polla 199 Iulia Severa 199 Julian (Apostata) 122 C. Iulius Agathopus 120 Cn. Iulius Agricola 2, 3 C. Iulius Alexander 266 C. Iulius Antiochus Epiphanes Philopappus 264 Ti. Iulius Aquila Polemaeanus 56, 131 Iulius Aquilinus 254 Iulii Aspri 60 C. Iulius Asper 60, 237, 242, 255 C. Iulius Bassus 253, 255–257, 260 C. Iulius Caesar (dictator) 19, 27, 101 f., 115, 186, 271, 273 C. Iulius Caesar siehe Caligula Drusus Iulius Caesar 148, 236 Germanicus Iulius Caesar 1, 187 f., 191, 259 C. Iulius Camillus 197 Ti. Iulius Candidus Marius Celsus 261 Ti. Iulius Celsus Polemaeanus 56, 131, 267 Iulius Cerealis 221 C. Iulius Cornutus Tertullus 200 C. Iulius Crescens Didius Crescentianus 195 Sex. Iulius Frontinus 70, 221, 283 P. Iulius Geminius Marcianus 312 L. Iulius Graecinus 255 M. Iulius Graecinus 156 Sex. Iulius Maior Antoninus Pythodorus 61 A. Iulius Pompilius Piso T. Vibius Laevillus [---]atus Berenicianus 11 A. Iulius Proculus 199 A. Iulius Quadratus 264 C. Antius A. Iulius Quadratus 10, 87, 199, 266 C. Iulius Quadratus Bassus 90, 264 Iulius Secundus 252, 254 f. C. Iulius Severus 261 C. Iulius Silvanus Melanio 61, 66 Sex. Iulius Sparsus 247 Iunia Rustica 203 Iunia Torquata 172, 185 Q. Iunius Arulenus Rusticus 265 L. Iunius Brutus 26

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M. Iunius Brutus 37 Q. Iunius Caturicus Faustinus 255 Iunius Gallio 233, 256 L. Iunius Gallio Annaeanus 297 M. Iunius Homullus 256 D. Iunius Iuvenalis 228 Iunius Mauricus 243 Iunius Otho 260 Q. Iunius Rusticus 265 f. C. Iunius Silanus 172, 175, 185, 231, 236 L. Iunius Silanus (cos. 26 p. C.) 175 L. Iunius Silanus (pr. 48 p. C.) 301 M. Iunius Silanus (cos. 25 a. C.) 102 M. Iunius Silanus (cos. 15 p. C.) 236, 255 f. D. Iunius Silanus Torquatus 191 Laberia Hostilia Crispina 201 D. Laelius Balbus 251, 256 Larcius Licinus 260 A. Larcius Priscus 120 Licinia 186 Licinia Flavilla 196 Licinnia Maxima 127 Licinia Praetextata 172 Licinnii 127 L. Licinius C[---] 156 Licinii Crassi 142 L. Licinius Crassus 31, 35–37, 40, 242, 256 M. Licinius Crassus Frugi (cos. 27) 62 M. Licinius Crassus Frugi (cos. 64) 172 C. Licinnius Fronto 127 Licinius Gabolus 299 C. Licinnius Longus 127 L. Licinius Lucullus 30 f., 35 C. Licinius Macer Calvus 24 C. Licinius Mucianus 256 C. Licinius Murena 186 L. Licinnius Musaeus 127 M. Cn. Licinius Rufinus 268 f. Q. Licinius Silvanus Granianus 193 L. Licinius Sura 25, 99, 256 C. Licinnius Thoas 127 Livia (Iulia Augusta) 94, 170, 177 f., 182, 187, 191, 195, 200 Livia Ocellina 305 M. Livineius Regulus 260 T. Livius 232 M. Livius Drusus 32, 42

»Lollianus Aristaenetus« 254 Cn. Lucceius Albinus 256 C. Lucilius 123 M. Lucilius 233 Q. Lucretius Vespillo 156 Lucterius Cadureus 122 Lupercus 246 Lurius Varus 300 L. Luscius Ocrea 311 Lusius Quietus 99 Q. Lutatius Catulus 31 Macer 219–221 M. Macrinius Avitus Catonius Vindex 158 Macrinus 268 C. Maecenas 19, 126, 256, 302 M. Maecius Celer 221 M. Magrius Bassus 311 Mamurra 41 P. Manilius Vopiscus 256 Manlia Fadilla 176 Manlia Pudentilla 195 Manlia Silana 193 Manlii 176 T. Manlius Inventus 13 L. Manlius Severus 176 C. Manlius Valens 297 Q. Marcius Barea Soranus 184 L. Marcius Censorinus 102 Marcius Hortalus 236, 295 f., 300, 304, 306 Marcius Hortalus (iunior) 296 Marcius Hortensius 296 Q. Marcius Turbo Fronto Publicius Severus 242 Marcus Aurelius 61, 201, 233 f., 236, 239, 247, 261, 265 f., 302, 309 Maria Lucina 196 Maria Rufina 159 Q. Marius Nepos 303 Marius Priscus 237, 253 f. L. Marius Vegetinus Lucanus Tiberenus 159 L. Marius Vegetinus Marcianus Minicianus 150 Materni 157 Maturus Arrianus 297 Maximus 26 Memmia Ageta 310 P. Memmius Regulus 69 f., 126

320 L. Mestrius Florus 262 f. Mestrius Plutarchus 253, 261, 263 f. P. Metilius Nepos 246 f., 256 Mettius Carus 185 M. Mettius Rufus 157 Minicia Marcella 142, 155 Minicius Acilianus 235, 243 C. Minicius Fundanus 139, 142, 155, 243 L. Minicius Natalis 11, 54 L. Minicius Natalis Quadronius Verus 11, 54 C. Mocconius Verus 158, 297 Munatia Plancina 1, 184, 204, 206 Mundicia Secundilla 198 T. Mussidius Pollianus 156 Mussidius Pollianus (iunior) 156 T. Mustius Hostilius Fabricius Medulla Augurinus 195 Nammius Maternus 196 Narcissus 185 Nepotianus 239 Sex. Neranius Capito 311 M. Hirrius Fronto Neratius Pansa 127 L. Neratius Priscus 243 Nero 44, 70, 116, 127, 183, 185, 230, 249 f., 267, 287, 302–304 Nerva 4, 12, 14, 115, 185, 221, 253, 307 Nonii 54 f. M. Nonius Arrius Mucianus Manlius Carbo 54, 176 L. Nonius Asprenas 68, 234, 261 P. Nonius Asprenas 234, 261 M. Nonius Balbus 9 f. L. Nonius Calpurnius Torquatus Asprenas 122 L. Nonius Quintilianus 16–18 Sex. Nonius Quinctilianus 234, 261 C. Nonius Varius (?) 158 Novius Maximus 247 Numa Pompilius 278, 289 P. Numicius Pica Caesianus 13 L. Numisius Montanus 197 Gaia Nummia Ceionia Umbria Rufia Albina 195 Nummia Varia 195, 201 Nummii 58, 195 Obultronius Sabinus 311 Octavii 54

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Cn. Octavius 33, 41 P. Octavius 126 Oculata 172 C. Ofellius Ferus 115 Ofonius Tigellinus 299 Opsilia 7 P. Orfidius Senecio 122 Ostoria Chelido 160 P. Ovidius Naso 309 M. Palfurius Sura 256 P. Papinius Statius 214, 221, 227 Passienii 243 Passienus 258 Passienus Rufus 243 [Hi]ppias(?) Paulinus 159 Paxaea 205 Cn. Pedanius Fuscus Salinator (cos. ca. 84) 217 Cn. Pedanius Fuscus Salinator (cos. 118) 247, 257 f. Pedius Blaesus 300 Sex. Pedius Hirrutus 142, 155 Sex. Pedius Hirrutus Lucilius Pollio 142, 155 Peducaea Sextia 196 Pertinax 57, 235 Petronius 158 M. Petronius Mamertinus 243 f., 261 Sex. Petronius Mamertinus 157 Philippus Arabs 199 Pistorius Rugianus 311 Plancia Magna 200 M. Plancius Varus 267 Plaria Vera 194, 195 A. Platorius Nepos 62 Plautius Lateranus 302 C. Plinius Caecilius Secundus 4, 24, 54, 62, 128, 130 f., 185, 218 f., 221–223, 226, 228, 232, 235, 240 f., 243, 245– 248, 250, 257 f., 272, 283, 297, 303, 311 M. Plotius Faustus 196 P. Plotius Romanus 10, 57 L. Plotius Sabinus 142, 146, 155, 162 Plutarchus siehe Mestrius Plutarchus Ti. Pollienus Armenius Peregrinus 159 Pompeia Plotina 170, 194 Cn. Pompeius 24 f., 27, 122 Sex. Pompeius 257

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Personenindex

Q. Roscius Coelius Murena Silius Decianus Vibull(i)us Pius Iulius Eurycles Herc(u)lanus Pompeius Falco 238, 243, 262 Pompeius Saturninus 247 Pomponia Paetina 175 L. Pomponius Aeschines 13 T. Pomponius Atticus 29, 35, 37, 43 M. Pomponius Bassulus 195 M. Pomponius Bassulus Longinianus 195 L. Pomponius Bassus Cascus Scribonianus 157 C. Pomponius Bassus Terentianus 59, 147, 159, 162 C. Pomponius Graecinus 248, 257 L. Pomponius Gratus 159 Pomponius Hylas 137 C. Pomponius Rufus 255, 257 Pontius Fregellianus 300 Pontius Pilatus 204 Porcia Materna 197 M. Porcius Cato (Censorius) 237, 247 M. Porcius Cato (Uticensis) 186, 231 L. Postumius Fabullus 193 M. Postumius Festus 231, 237, 243, 257 T. Flavius Postumius Quietus 160, 175 T. Flavius Postumius Titianus 160, 257 T. Flavius Postumius Varus 231, 257 Propertius Celer 301 Publicia 187 Publicius Certus 185 L. Pupius Praesens 57 »Quadratio« 258 C. (?) Quintilius [---] 147, 158, 162 Sex. Quintilius Condianus 262 Quintilius Maximus 262 Quirinia Patra signo Pegasis 310 Ragonii 55 Regulus 215 Restitutus 195 Rogatianus 308 [---]ront[---] 127 Sex. Roscius 31 T. Prifernius Paetus Rosianus Geminus Laecan[ius Bassus] 243 C. Rubellius Blandus 306 Rufinianus 239 Rufus 58

Rugianus 159 C. Rutilius Gallicus 242, 257 Saleius Bassus 239, 245 C. Sallius Aristaenetus 242, 254, 257, 260 C. Sallustius Crispus Passienus 241, 256, 258, 306 Salonina 206 Salvia Postuma 203 L. Octavius Cornelius P. Salvius Iulianus Aemilianus 241 C. Salvius Liberalis Nonius Bassus 194, 237, 258 Sammia Secundina 196 Sardius Saturninus 243 Scantia 172 C. Scoedius Natta Pinarianus 311 Secundus 218 f. Seia Potitia Consortiana 201 Seius Fuscianus 234, 261 Q. Seius Postumus 25 Sempronia 184, 187 Sempronius Gracchus 258 C. Sempronius Gracchus (tr. pl. 123/122 a. C.) 42, 184, 247, 256 C. Sempronius Gracchus (PIR S 266) 307 T. Sempronius Gracchus 24 Ti. Sempronius Gracchus 184 Senecia Asiatica 159 Septimius Severus 60, 111, 122, 178, 201, 260, 268, 302 Sergia Paullina 175 L. Sergius Catilina 186 L. Sergius Lepidus 203 L. Sergius Paulus 267 Q. Servaeus 235, 259 Servilia 184, 185 P. Servilius Isauricus 119 M. Servilius Nonianus 239 f., 250, 254, 258 M. Servilius Silanus 237, 243, 258 Servilius Vatia 297 Setina Iusta 202 Severus 218 f. Severus Alexander 267 f., 302 T. Sextius Lateranus 158 P. Sextius Lippinus Tarquitianus 156 L. Silius Decianus 219

322 Ti. Catius Asconius Silius Italicus 219, 221 f., 239 f., 258 Silius Proculus 247 Silius Severus 219 D. Simonius Proculus Iulianus 159, 311 Simplicius 239 L. Sinicius Reginus 158, 162 Sosia Galla 205 C. Sosius 16, 102 Q. Sosius Senecio 243, 261 Sex. Sotidius Strabo Libuscidianus 311 C. Splattius 311 T. Statilius Barbarus 159 T. Statilius Taurus 101 L. Statius Aquila 242 L. Statius Quadratus 242, 258 Statoria Marcella 142, 155 Stella 215 Stilicho 60, 116 Strabo Aemilianus 77, 81, 92, 236 Suillius Rufus 299 f. Sulpicia Lepidina 204 Sulpicius Cornelianus 244 M. Sulpicius Felix 79, 88–91 C. Sulpicius Galba 301, 305 Ser. Sulpicius Galba 305 L. Livius Ocella Ser. Sulpicius Galba siehe Galba C. Sulpicius Platorinus 139, 155 Surdius Gallus 297 Tacfarinas 307 Tarpeia 173 Q. E(gnatius ?) G. L. L. Tarronius Pisoninus 261 Teia Rufina 172 Terentia 186 Terentia Flavola 175 Terentia Rufilla 172 Terentius Gentianus 175 Q. Terentius Scaurus 247 M. Terentius Varro 280 Tertullianus (iuris peritus) 268 f. Tertullianus (scriptor ecclesiasticus) 269 L. Tettius Nonius Caecilius Lysias 159 Theoderich 60 Theophanes 255 Tiberius 1, 101, 103, 148, 182, 185, 187, 205, 255, 295 f., 300–304 Titianus 160

Personenindex

Cn. Octavius Titinius Capito 240 Titius Sabinianus 202 Titus 117, 120 Togonius Gallus 311 Trajan 12, 22, 98 f., 107, 116 f., 125, 170, 199, 235 f., 243, 256, 267, 283, 284, 302 f. Trimalchio 4, 39 Tuccius Cerialis 247 M. Tullius Cicero 25, 35, 186, 229, 240, 247, 249 f., 252, 258, 280, 284 L. Tullius Tuscus 64 Turia 156 Tursidius Manilianus 142, 155 Postumus Tussanius Proculus 157 Ulpia Marciana 170 M. Ulpius Pupienius Silvanus 258 M. Ulpius Tertullianus Aquila 268 f. M. Ulpius Traianus (pater) 64 M. Ulpius Traianus siehe Trajan Umbonius Silo 307 Ummidia Quadratilla 202 C. Ummidius Quadratus 239, 257 f. Uttedius Honoratus 89 C. Va[---] 176 Valeria Messalina 182, 185, 187 f., 302 Valeria Tussania 157 Valeria Vettilla 224 f. Valerian 117, 269 M. Valerius 26 C. Valerius Albanus 13 D. Valerius Asiaticus 156 Valerius Capito 299 C. Valerius Eudaemon 265 f. C. Valerius Flaccus 288 Valerius Licinianus 258, 260, 307 C. Valerius Macedo 297 M. Valerius Martialis 202, 213–228 M. Valerius Maximianus 65 Valerius Maximus 257 L. Valerius Maximus 195 M. Valerius Messalla 147, 156, 162 Potitus Valerius Messalla 156 M. Valerius Messalla Corvinus 102, 233, 236, 251 f., 259 M. Valerius Messalla Messallinus 250, 258 f. L. Valerius Messala Thrasea Poplicola Helvidius Priscus 158

Personenindex

P. Valerius Patruinus 223, 225 Valerius Polio 81 P. Valerius Publicola 26 Q. Valerius Vegetus 197 P. Valerius Volusius 25 Varenus Rufus 253, 256, 260 Varia Pansina 203 Varisidius Nepos 243 L. Varius Ambibulus 203 Q. Planius Sardus L. Varius Ambibulus 203 Q. Varius Geminus 233, 242, 259 C. Varius Iulius Proculus 157 Vasia Martina 202 Vatia 157 Vedia Marcia 192 Vedia Papiana 199 Vedia Phaedrina 199 P. Vedius Antoninus 192 M. Cl(audius) P. Vedius Antoninus Phaedrus Sabinianus 191 f., 267 P. Vedius Galates Achilleus 191 P. Vedius Pollio 24, 34 D. Velius Fidus 246, 261 Velleius Paterculus 259 Q. Veranius 235, 259 P. Vergilius Maro 240, 258 L. Verginius Rufus 56, 70, 235, 248 Verulana Gratilla 185 Lucius Verus 243, 246–248, 303 Vespasian 14 f., 127, 172, 185, 236, 256, 264, 302, 308 L. Vespronius Candidus 57 T. Vestricius Spurinna 4 Vettenia Sabinilla 172 Vettia Saturnina 196 M. Vettius Bolanus 221 Vettius Crispinus 221 M. Vettulenus Civica Barbarus 235 Vibia Aurelia Sabina 201 Vibia Marcella 203 Vibia Potamilla 159 Vibia Sabina 189 Vibidia 185 Vibidius Virro 303 Sex. Vibidius Virro 126 L. Iunius Q. Vibius Crispus 236, 241, 245 f., 250, 254, 259 C. Vibius Maximus 243 C. Vibius Maximus Egrilianus 312 C. Vibius Rufus 261

323 Vibius Severus 246 L. Vinicius 233, 259 M. Vinicius 259 P. Vinicius 233, 259 Vipsania Agrippina 148, 156, 206 M. Vipsanius Agrippa 99, 101–103, 115, 148 Vipstanus Messalla 252, 259 L. Vipstanus Publicola 259 P. Viriasius Naso 311 Vitellia Rufilla 194 A. Vitellius 300, 303 L. Vitellius 303 P. Vitellius 235, 259 Q. Vitellius 303 M. Vitorius Marcellus 259 T. Vitrasius Pollio 61 C. Licinius Marinus Voconius Romanus 246, 311 Voconius Victor 221

ORTSINDEX

Abella 201 Achaia 7 f., 56, 63, 69 Adria 269 Aeclanum 195 Aegyptus 117, 204, 241, 264 f. – Memnon-Koloss 207 Aemilia 225 Africa 11, 56, 63, 67, 77, 101, 117, 119, 193, 195, 201, 232, 236, 242, 248, 266, 307 Albanus mons 59, 277 Albingaunum 194 Alexandria Troas 267 Allifae 194 Alpes 63 Altinum 128 Amaltheum 35 Ancona 1 Ancyra 119, 133, 199 Antiochia (Pisidia) 200 Antiochia (Syria) 256 Aosta 23 Aphrodisias 200, 238, 309 Apulum 63, 65 Aquae Griselicae 61 Aquae Iasae 64 Aquileia 55, 62, 84, 120, 122 f. Aquincum 65–67 Arabia 266 Asia 10, 61, 63 f., 81, 133, 144, 185, 190 f., 194, 199 f., 232, 236, 254, 258, 264, 268 f., 288 Asia minor 117, 124, 192, 198, 207, 237 Asturia et Callaecia 61, 63 Asturica Augusta 63 Athen 7, 8, 61, 69, 91, 98, 115, 125, 173, 197 f., 206, 238, 258, 265, 267, 269 – Dionysos-Theater 61 Attaleia 61, 199 Augusta Taurinorum 13, 55,195 Avenches 196 Baetica 69, 132 f., 205, 217, 219, 221, 307 Baiae 297

Barcino 11, 54, 217 Bassianae 119, 133 Belgica 14 Beneventum 195 – Arcus Traiani 104 Berytus 119, 133 Béziers 196 Bithynia 234, 254, 260 Bonn 11 Bononia 267 Bosporus 270 Bostra 269 Bovillae 176 Bracara Augusta 85 Brescia 15 Britannia 2 f., 65, 268, 297 – Hadrian’s Wall 204 Brixia 54 f., 195, 235 Bulla Regia 195 Byzantium 257 Calama 201, 231 Campania 59, 26 Canusium 61, 267 Cappadocia 57 Cappadocia-Galatia 222 Caria 309 Carthago 75, 77, 196 Cartima 203 Casinum 202 Cavenzano 122 Cherchell (Caesarea) 198 Cietis 266 Cilicia 266, 268 Cirta 231, 243, 312 Colonia Iulia Genetiva siehe Urso Colonia Ulpia Traiana 23 Collatia 159 Commagene 264 Comum 54, 128 Concordia 120, 195 Constantinopolis 124, 270 Corduba 119, 133 Corfinium 82 Corinthus 7 f., 69, 242, 267

326 Cosa 23 Cremna 268 f. Cuicul 66, 119 f., 133, 195 Cyprus 7, 296 Dacia 65, 120 – Dacia superior 63, 65 – Tres Daciae 65 Dalmatia 117, 197, 219–221 Dardania 126 Delus 69, 115, 122 Delphi 69, 91, 126 Dion 190 Donau 219 Eleusis 61, 198 Ephesus 70, 117, 119 f., 124 f., 130 f., 133, 191, 199 f., 202 f., 205, 264, 267 – Celsus-Bibliothek 56 Epidaurus 61, 69 Etruria 59 Europus 125 f., 130 Falerio 194 Formiae 194, 226, 227 Forum Clodi 82 Forum Iulii 122, 255 Galatia 132 f. Gallia 101 f., 120, 122, 185, 193, 252, 255 – Gallia Narbonensis 61, 189, 190, 193, 196 Germania 259, 300 – Germania inferior 67 – Germania superior 12, 196 Goharia 254 Graecia 8, 117, 197, 310 Graupius mons 2 Grottaferrata 60 Herculaneum 9, 22, 26, 28, 40 – Casa di Telefo 22 – Casa Sannitica 50 Hever Castle 146, 162 Hierapolis 234, 260 Hispalis 203 Hispania 12, 58, 60, 62, 68, 119, 190, 193, 197, 218, 220 f., 236 f., 312 – Hispania citerior 14, 56, 61, 67–69, 193

Ortsindex

Hispellum 62 Histonium 175 Histria 120, 125 Illiberis 197 Isthmus (Corinthiacus) 267 Italia 19, 22, 28, 36, 56 f., 59, 69, 76, 83, 117, 119, 130–133, 169, 189, 191, 194, 201 f., 207, 288 Italica 42 Lambaesis 65, 272 Lamsortis 196 Larinum 170 Laugaricio 65 Lepcis Magna 67, 98, 106, 120, 129 f. Leucopetra 268 f. Liria Edetanorum 12, 55 Lugdunum 122 Luni 119 Lusitania 191 Lycia 126, 222 Lycia-Pamphylia 127, 131, 225 Lydia 268 Macedonia 69, 102, 126, 268 Madauros 231 Magnesia ad Sipylum 117 Mahdia 35 f. Mainz 197 Mallorca 62 Mantua 57 Mauretania 79, 196, 237 – Mauretania Caesariensis 63 – Mauretania Tingitana 63 Mediolanium 56, 70 Megara 69 Melos 35 Miletus 64 Moesia 69, 206 – Moesia Superior 132 f. Mursa 122 Mustis 196 Muzuc 203 Myra 117 Narbo 190 f. Narona 119, 197 Neocaesarea 268 Nicaea 267 Nilus 225

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Ortsindex

Nîmes 190, 196 Nola 203 Noricum 268 Novaria 195 Nuceria 10 Numantia 23, 47 Numidia 10, 65–67, 132 f. Nysa 61 Oinoanda 126 f., 130 Olympia 69, 91, 114, 131, 197, 267 Opitergium 55 Osicerda 197 Ostia 117, 194 f. Padus 225 Pannonia 67, 69, 120, 132, 206 – Pannonia inferior 65, 67 – Pannonia superior 64, 133, 266 Panóias 61 Paphlagonia 266 Paphus 296 Patavium 195 Peltuinum 195, 201 Pergamum 10, 61, 69 f., 87, 90, 115, 117, 199, 264, 266–269 – {Rouf…nion ¥lsoj 264 – Traianeum 264 Perge 200, 267 Philippi 198 Phocaea 200 Pisaurum 194, 202 Pisidia 268 f. Pola 97, 203 Pollentia 194 f. Pompeii 5, 22, 26, 28 f., 30 f., 34–36, 40, 42 f., 48 f. – Casa dei Diadumeni 26, 48 – Casa del Fauno 26, 47 f. – Casa del Labirinto 47 – Casa delle Nozze d’Argento 50, 52 – Casa di Cecilio Giocondo 39 – Forum Triangulare 5 – Via dell’Abbondanza 27 – Villa dei Misteri 28 Pompeiopolis 266, 269 Pontus 268 Pontus-Bithynia 199 Praeneste 59 Privernum 82 Ptolemais 266

Pyrenaei montes 122 Regium 194 Rimini 202 Rom 1–5, 8 f., 12, 16, 19 f., 22, 24, 26, 30–32, 34–36, 38, 40–43, 50, 54, 56– 64, 68–70, 76, 78, 83, 85, 111 f., 115– 117, 119 f., 124, 129–131, 133, 137– 141, 146–149, 152, 155–160, 169– 171–190, 197, 201, 205, 207 f., 223, 225–227, 230, 235, 245, 263 f., 266– 269, 271, 273, 277–280, 284, 288 f., 290, 292, 297, 298, 300 f. – Ara Pacis 99–103, 108 f., 284, 286 f., 291 – Arcus Marci Aurelii 104 – Atrium Vestae 173 – Aventinus 24, 179 – Caelius 24 f., 41, 43, 115 – Campus Martius 1, 24, 58, 99, 115, 156 – Catacombe di S. Callisto 159 f. – Catacombe di SS. Marcellino e Pietro 160 – Catacombe di S. Priscilla 159 – Capitolium 2, 69 f., 178 f. – Casa dei Grifi 28 – Circus Maximus 25 f. – Colosseum 60 – Columna Traiani 98 f., 107 – Curia 24 – Domus Aurea 44 – Esquilinus 13, 24, 180, 226 – Fianello Sabino 37 – Forum Augusti 2, 8 f. – Forum Boarium 180 – Forum Romanum 2, 24, 157 – Forum Traiani 60, 116, 125, 189 – Monte Mario 142, 155 – Monte Porzio Catone 146 – Oppius 47 – Palatinus 24 f., 28, 31, 33, 35, 38 – Pantheon 267 – Porta Capena 156 – Porta Fontinalis 2 – Porta Latina 159 – Porta Ostiensis 154 – Porta Salaria 142, 158 – Porta S. Giovanni 116 – Porticus Liviae 24 – Porticus Nationum 58

328 – – – – – –

Pyramis C. Cestii 139, 142, 144, 151 Quirinalis 2, 4, 6, 29, 37, 189, 267 Regia 174 S. Clemente 35 f. Sepulchrum Calpurniorum 146 Sepulchrum Liciniorum 142, 146, 155 – Sepulchrum Platorinorum 139, 142, 144, 146 f., 151, 162 – Sepulchrum Scipionum 145, 156 – Subura 19 – Tabernae Veteres 24 – Templum Apollinis 38 – Templum Concordiae 57 – Templum Dianae Plancianae 267 – Templum Herculis Victoris 10 – Theatrum Marcelli 156 – Theatrum Pompeii 24 f., 40 – Theatrum Scauri 35, 40 – Thermae Traiani 25 – Vaticanus ager 137, 145, 152, 157, 162 – Velia 25 – Via Balbo 32 – Via Lata 1 – Vicus Lacus Fundani 6 – Vigna Barberini 24 Ruscino 69 f. Sabini (ager Sabinus) 16 Saguntum 55, 59, 122 Sala 79, 81, 84, 87 f., 91 f. Salamis 296 Salonae 220 f. Sardis 56, 117, 202, 267 Sarmizegetusa 63, 65 f. Scupi 119, 133 Segobriga 54, 61 f. Seleucia ad Euphratem siehe Zeugma Selge 198 f. Sentinum 202 Sicilia 242, 307 Side 199, 310 Sinope 199 Smyrna 61, 66, 87, 117, 124, 130, 237, 250, 267, 269 Sparta 309 f. Sulmo 309 Superaequum 259 Surrentum 258 Synnada 199

Ortsindex

Syria 1, 12, 132 f., 173, 206, 222 f., 267 Tarentum 22 Tarquinii 201 Tarraco 56, 67 f., 197 Tarraconensis (conventus) 55, 69 Tartessus 217 Tellenae 160 Tergeste 55, 74–76, 78–81, 87–89, 91 f., 119, 133, 230 Thamugadi 23, 120, 122, 195 f., 255 Thespiae 69 Thessalia 268 Thibilis 55 Thuburbo maius 196 Thyatira 200, 268 f. Tibur 59, 60, 175, 217 – Villa Hadriana 44 Ticinum 195 Tifernum Tiberinum 62, 223 Tlos 125, 222 Torrenova 61 Trebula Mutuesca 201 Triopion 267 Troia 61 Tunesien 35 Tusculum 30, 41 Urbs Salvia 194 Urso 22, 23 285 Vaison 196 Valentia 55, 120 Veii 159 Venetia 120, 125 Vercellae 225 Verona 55, 61 – Arcus Gaviorum 97 Via Appia 154, 156, 159, 162, 220 f., 267 Via Aurelia 157 Via Casilina 158 Via Flaminia 1, 158 Via Labicana 98, 105 Via Latina 137, 156 Via Nomentana 156 Via Ostiensis 59, 155, 157, 159 Via Portuensis 57, 156 Via Praenestina 158 Via Tiburtina 142, 146, 155 Vienna 173, 196, 297 Villa Quintiliorum 158 Volubilis 122, 196

Ortsindex

Xanten siehe Colonia Ulpia Traiana Xanthus 119, 222, 225 Zeugma 90

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VERZEICHNIS DER AUTOREN GÉZA ALFÖLDY – Seminar für Alte Geschichte, Universität Heidelberg E-mail-Adresse: [email protected] DIETRICH BOSCHUNG – Archäologisches Institut der Universität zu Köln E-mail-Adresse: [email protected] WERNER ECK – Institut für Altertumskunde, Universität zu Köln E-mail-Adresse: [email protected] DIRK ERKELENZ – Institut für Altertumskunde, Universität zu Köln E-mail-Adresse: [email protected] FRANCISCA FERAUDI-GRUÉNAIS – Seminar für Alte Geschichte, Universität Heidelberg E-mail-Adresse: [email protected] MATTHÄUS HEIL – Prosopographia Imperii Romani, Berlin E-mail-Adresse: [email protected] HENNER VON HESBERG – Archäologisches Institut der Universität zu Köln E-mail-Adresse: [email protected] CHRISTOPHER P. JONES – Department of the Classics, Harvard University, Cambridge / Mass. E-mail-Adresse: [email protected] RUURD R. NAUTA – Department of Classical Studies, Rijksuniversiteit Groningen E-mail-Adresse: [email protected] MARIE-THÉRÈSE RAEPSAET-CHARLIER – Séminaire d’histoire romaine et d’épigraphie latine, Université Libre de Bruxelles E-mail-Adresse: [email protected] BRIGITTE RUCK – Seminar für Alte Geschichte, Universität Heidelberg E-mail-Adresse: [email protected] JÖRG RÜPKE – Professur für Vergleichende Religionswissenschaft, Universität Erfurt E-mail-Adresse: [email protected] OLLI SALOMIES – Department of Classical Philology, University of Helsinki E-mail-Adresse: [email protected] JOHN SCHEID – Collège de France, Paris E-mail-Adresse: [email protected]

HEIDELBERGER ALTHISTORISCHE BEITRÄGE UND EPIGRAPHISCHE STUDIEN Herausgegeben von Géza Alföldy 1. Géza Alföldy: Die römische Gesellschaft. Ausgewählte Beiträge. 1986. 516 S., kt. ISBN 3-51504610-0 2. Helmut Halfmann: Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich. 1986. 271 S., kt. 4551-1 3. Eugen Täubler: Ausgewählte Schriften zur Alten Geschichte. 1987. IV, 343 S., 1 Taf., kt. 4780-8 4. Angelos Chaniotis: Historie und Historiker in den griechischen Inschriften. Epigraphische Beiträge zur griechischen Historiographie. 1988. V, 426 S., kt. 4946-0 5. Géza Alföldy: Die Krise des Römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge. 1989. 541 S., kt. 5189-9 6. –: Hrsg.: 100 Jahre Seminar für Alte Geschichte an der Universität Heidelberg. Ansprachen und Vorträge. 1989. V, 108 S. m. 7 Abb., 12 Taf., kt. 5190-2 7. Johannes Hahn: Der Philosoph und die Gesellschaft. Selbstverständnis, öffentliches Auftreten und populäre Erwartungen in der hohen Kaiserzeit. 1989. IV, 236 S., kt. 5191-0 8. Andreas Gutsfeld: Römische Herrschaft und einheimischer Widerstand in Nordafrika. Militärische Auseinandersetzungen Roms mit den Nomaden. 1990. IV, 215 S., 1 Abb., kt. 5549-5 09.Stefan Link: Konzepte der Privilegierung römischer Veteranen. 1989. VI, 168 S., kt. 5193-7 10.Manfred Clauss: Cultores Mithrae. Die Anhängerschaft des MithrasKultes. 1992. 335 S., geb. 6128-2

11.Jens-Uwe Krause: Die Familie und weitere anthropologische Grundlagen. Unter Mitwirkung von Bertram Eisenhauer, Konstanze Szelényi und Susanne Tschirner. 1992. XII, 260 S., kt. 6044-8 (gleichzeitig: Bibliographie zur römischen Sozialgeschichte, Band 1). 12.Veit Rosenberger: Bella et expeditiones. Die antike Terminologie der Kriege Roms. 1992. 203 S., kt. 6184-3 13.Anne Kolb: Die kaiserliche Bauverwaltung in der Stadt Rom. Geschichte und Aufbau der cura operum publicorum unter dem Prinzipat. 1993. 370 S., kt. 6325-0 14.Gabriele Wesch-Klein: Funus pub-licum. Eine Studie zur öffentlichen Beisetzung und Gewährung von Ehrengräbern in Rom und den Westprovinzen. 1993. VI, 258 S., kt. 6363-3 15.Claudia Schulte: Die Grammateis von Ephesos. Schreiberamt und Sozialstruktur in einer Provinzhauptstadt des römischen Kaiserreichs. 1994. V, 234 S., kt. 6433-8 16–19. Jens Uwe Krause: Witwen und Waisen im Römischen Reich I–IV (200 v. Chr.–600 n. Chr.) 16./I. Verwitwung und Wiederverheiratung. 1994. XI, 304 S., kt. 6400-1 17./II. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung von Witwen. 1994. VIII, 357 S., kt. 6401-X 18./III. Erziehung von Waisen. 1995. VII, 316 S., kt. 6402-8 19./IV. Witwen und Waisen im frühen Christentum. 1995. VII, 154 S., kt. 6403-6

Keine menschliche Geschichte ohne Personen. Die Antwort der Wissenschaft auf diese historische Tatsache war die Biographie und die Prosopographie. Während jene Einzelpersonen untersucht, stellt diese Personengruppen in den Mittelpunkt. Das älteste Forschungsunternehmen dieser Art, die Prosopographia Imperii Romani, unternimmt in diesem Band trotz ihrer hundertjährigen Geschichte eine neue Art methodischer Untersuchung ihres Quellenmaterials: Nicht die Personen selbst stehen im Mittelpunkt,

sondern die Art, wie Personen sich in ihrem historischen Kontext präsentieren oder von anderen präsentiert werden. Aus der Perspektive verschiedener Disziplinen: der Alten Geschichte, der Archäologie, der Klassischen Philologie, wird nach dem medialen Bild der höchsten Führungsschicht des Imperium Romanum, des Senatorenstandes, gefragt. Dabei entfaltet sich das Bild einer komplexen sozialen Kommunikation in einer Welt vor den modernen Massenmedien.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 3-515-08684-6

9 7 83 51 5 086844