Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien: Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum 9783110298765, 9783110297300

For many centuries, the Sachsenspiegel (Saxon code of law) and Magdeburg Law shaped the legal cultures of Central and Ea

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German Pages 231 [233] Year 2014

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Table of contents :
Vorwort
A. Einleitung (Katalin Gönczi)
I. Forschungsansatz
II. Forschungsprojekt
III. Methodik und Grenzen der Untersuchung
B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi)
I. Verfassungsgeschichtlicher Rahmen
II. Zur Struktur der historischen Rechtsordnung Ungarns
III. Zur Rolle des römischen Rechts in der mittelalterlichen ungarischen Rechtskultur
IV. Rechtsaufzeichnungen und Kodifikationsversuche
C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)
I. Anfänge der Städteforschung
II. Dualismuszeitalter
III. Österreichische Schule der Siedlungs- und Stadthistoriker
IV. Zwischenkriegszeit
V. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1945
VI. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1989
D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)
I. Beginn des Landesausbaus im Karpatenbecken
II. Frühphase der Stadtentwicklung
III. Südostsiedlung im 12. Jahrhundert
IV. Landesausbau in den größeren Siedlungseinheiten
1. Landesausbau in Siebenbürgen
2. Zur Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen
3. Landesausbau in der Zips
V. Stadtentwicklung nach dem Mongolensturm
1. Stadtentwicklung während der Regierungszeit der Anjou und der Luxemburger
2. Stadtkultur in Siebenbürgen
3. Städtetypen
4. Die königliche Freistadt Ofen
5. Städtebünde und Rechtsgemeinschaften
VI. Rechtsprechung auf Grundlage des Stadtrechts
VII. Das Ende der Blütezeit der ungarischen Städte
VIII. Rückblick
E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)
I. Zur Forschungsproblematik in der ungarischen Sekundärliteratur
II. Geltung des deutschen Rechts kraft Privilegien
1. Siedlerfreiheiten
2. Rechtsverleihungen in der Grenzregion zu Kleinpolen
3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien
4. Stadtrechtliche Verbindungen
III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen
IV. Rechtstransfer bei den Siebenbürger Sachsen
V. Städtische Rechtsaufzeichnungen und Rechtstransfer
1. Ofner Stadtrechtsbuch und europäische Rechtsauffassung
2. Rechtsdogmatik des Transfers anhand des Ofner Stadtrechtsbuchs
3. Quellenverbindungen des Pressburger Stadtrechts
4. Stadtrecht der Bergstädte im Vergleich
F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts im Untersuchungsgebiet (Wieland Carls)
I. Rechtsquellen aus dem Donau- und Karpatenraum
1. Zipser Willkür
2. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens
3. Codex Altemberger
4. Ofner Stadtrechtsbuch
5. Pressburger Stadtrechtsbuch
6. Iglauer Stadt- und Bergrecht
7. Stadt- und Bergrecht von Schemnitz
II. Rechtsquellen im Donau- und Karpatenraum mit deutscher Provenienz
1. Sachsenspiegel
2. Schwabenspiegel
3. Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung bzw. Sächsisches oder Magdeburger Weichbildrecht
4. Rechtsmitteilungen der Magdeburger Schöffen
G. Zusammenfassung und Bewertung der Untersuchungsergebnisse (Katalin Gönczi)
H. Kommentar zur beiliegenden Karte und Listen der Ortsnamen (Inge Bily)
I. Geographische Namen in der Basiskarte
II. Alphabetische Listen der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) in der Basiskarte
1. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) des Untersuchungsgebiets Ungarn/Rumänien
2. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) außerhalb des Untersuchungsgebiets Ungarn/Rumänien
III. Grundlagen der Bearbeitung der geographischen Namen und benutzte Karten
1. Namenbücher und -verzeichnisse
2. Karten
I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)
I. Abkürzungen
II. Quellen und Literatur
III. Online-Ressourcen
J. Register (Wieland Carls)
I. Orte
II. Personen
III. Sachen
IV. Rechtsquellen
V. Handschriften (nach Orten)
K. Karte: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien – Basiskarte des Untersuchungsgebietes (Katalin Gönczi/Konrad Großer/Romana Schwarz).Beilage
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Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien: Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum
 9783110298765, 9783110297300

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Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE Band 3

IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas

Begründet von Ernst Eichler (†) und Heiner Lück Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig herausgegeben von Professor Dr. Heiner Lück, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Band 3

De Gruyter

Katalin Gönczi, Wieland Carls

Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum Unter Mitarbeit von Inge Bily

De Gruyter

Das Vorhaben „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“ ist ein Forschungsvorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und wird im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Sachsen und dem Bundesland Sachsen-Anhalt gefördert. Das Akademienprogramm wird koordiniert von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.

ISBN 978-3-11-029730-0 e-ISBN 978-3-11-029876-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Wieland Carls Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

A. Einleitung (Katalin Gönczi) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Forschungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Forschungsprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Methodik und Grenzen der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 3 5 6

B. Die I. II. III.

Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi) 11 Verfassungsgeschichtlicher Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Zur Struktur der historischen Rechtsordnung Ungarns . . . . . . . . . . 12 Zur Rolle des römischen Rechts in der mittelalterlichen ungarischen Rechtskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 IV. Rechtsaufzeichnungen und Kodifikationsversuche . . . . . . . . . . . . . 16

C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 I. Anfänge der Städteforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 II. Dualismuszeitalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 III. Österreichische Schule der Siedlungs- und Stadthistoriker . . . . . . . 29 IV. Zwischenkriegszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 V. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 VI. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1989 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi) . . . . . . . . . . . . . . I. Beginn des Landesausbaus im Karpatenbecken . . . . . . . . . . . . . . . II. Frühphase der Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Südostsiedlung im 12. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Landesausbau in den größeren Siedlungseinheiten . . . . . . . . . . . . . 1. Landesausbau in Siebenbürgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zur Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen . . . . . . . . . . . . . . . 3. Landesausbau in der Zips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Stadtentwicklung nach dem Mongolensturm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Stadtentwicklung während der Regierungszeit der Anjou und der Luxemburger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stadtkultur in Siebenbürgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Städtetypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die königliche Freistadt Ofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Städtebünde und Rechtsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Rechtsprechung auf Grundlage des Stadtrechts . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Das Ende der Blütezeit der ungarischen Städte . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

41 41 44 46 49 49 53 55 57 58 61 64 66 68 72 75 77

VI

Inhalt

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Zur Forschungsproblematik in der ungarischen Sekundärliteratur . II. Geltung des deutschen Rechts kraft Privilegien . . . . . . . . . . . . . . . 1. Siedlerfreiheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Rechtsverleihungen in der Grenzregion zu Kleinpolen . . . . . . . 3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Stadtrechtliche Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Rechtstransfer bei den Siebenbürger Sachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Städtische Rechtsaufzeichnungen und Rechtstransfer . . . . . . . . . . . 1. Ofner Stadtrechtsbuch und europäische Rechtsauffassung . . . . . 2. Rechtsdogmatik des Transfers anhand des Ofner Stadtrechtsbuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Quellenverbindungen des Pressburger Stadtrechts . . . . . . . . . . . 4. Stadtrecht der Bergstädte im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts im Untersuchungsgebiet (Wieland Carls) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Rechtsquellen aus dem Donau- und Karpatenraum . . . . . . . . . . . . 1. Zipser Willkür . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Codex Altemberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Ofner Stadtrechtsbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Pressburger Stadtrechtsbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Iglauer Stadt- und Bergrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Stadt- und Bergrecht von Schemnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Rechtsquellen im Donau- und Karpatenraum mit deutscher Provenienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Sachsenspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Schwabenspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung bzw. Sächsisches oder Magdeburger Weichbildrecht . . . . . . . . . . . . . . 4. Rechtsmitteilungen der Magdeburger Schöffen . . . . . . . . . . . . . . G. Zusammenfassung und Bewertung der Untersuchungsergebnisse (Katalin Gönczi)

79 79 80 80 83 85 91 93 100 103 105 109 112 114

117 117 117 121 124 126 128 129 130 132 132 133 134 134

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

H. Kommentar zur beiliegenden Karte und Listen der Ortsnamen (Inge Bily) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 I. Geographische Namen in der Basiskarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Inhalt

II.

III.

Alphabetische Listen der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) in der Basiskarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) des Untersuchungsgebiets Ungarn/ Rumänien . . . . . . . . . . . . . . . 2. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) außerhalb des Untersuchungsgebiets Ungarn/ Rumänien . . . . . . Grundlagen der Bearbeitung der geographischen Namen und benutzte Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Namenbücher und -verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

140 140 140 141 141 142

I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls) . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Online-Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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J. Register (Wieland Carls) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Sachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Handschriften (nach Orten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

185 185 199 203 219 221

K. Karte: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien – Basiskarte des Untersuchungsgebietes (Katalin Gönczi / Konrad Großer / Romana Schwarz) . . . . . . . . . . . . . Beilage

Vorwort Der neue Band der Reihe ist dem sächsisch-magdeburgischen Recht in den Gebieten der heutigen Staaten Ungarn und Rumänien gewidmet. Der Untertitel weist zudem auf den Donau- und Karpatenraum hin. Zur Strukturierung des gesamten Untersuchungsgebietes nach den gegenwärtigen Ländergrenzen ist im Vorwort zu Band 2 Stellung genommen worden.1 Mit Rückblick auf die beiden ersten vorgelegten Bände (2008)2 und (2011)3 sind zwei Besonderheiten zu vermerken, eine personelle und eine inhaltliche. Im Jahr 2012 verstarb der Slawist Ernst Eichler, welcher die Reihe und das ihr zugrunde liegende Akademieprojekt mit begründet hat. Die Herausgeberschaft liegt nunmehr allein in den Händen des Unterzeichnenden. Inhaltlich fällt der Band dadurch auf, dass ihm eine sprachwissenschaftliche Analyse fehlt. Der Grund dafür findet sich in den realen Transferprozessen, welche die hier in Rede stehenden deutschsprachigen Rechtsquellen aus dem sächsisch-magdeburgischen Rechtsgebiet nach Ungarn und Rumänien gelangen ließen. Die Texte wurden in ihrer ursprünglichen (deutschen) Sprache übernommen oder ins Lateinische, nicht aber in die Landessprachen übersetzt. Somit enthält der Band im Wesentlichen die Darstellung der Forschungsgeschichte, die wichtigsten Aspekte des Rechtstransfers und eine genaue Vorstellung und Beschreibung der Rechtsquellen. Den größten Teil schrieb Frau Dr. Katalin Gönczi, während Herr Dr. Wieland Carls die einschlägigen Rechtstexte bearbeitete. Letzterer erstellte auch die detaillierten Register. Frau Dr. Inge Bily verfasste den Kommentar zur beiliegenden Karte und stand in allen Stadien der Bearbeitung hilfreich mitwirkend zur Seite. Frau Manuela Züfle sorgte mit für die wissenschaftlich-organisatorische Absicherung der Forschungs- und Schreibarbeiten und hat zusammen mit Frau Claudia Krahnert M.A. und Frau Kathleen Zeidler M.A. die redaktionelle Bearbeitung des Manuskripts unterstützt. Großen Dank schulden die Autoren und der Herausgeber Herrn Prof. Dr. Béla Szabó (Universität Debrecen), welcher das Manuskript kritisch durchgesehen hat und manchen wertvollen Korrektur- und Verbesserungsvorschlag einbrachte. Dank gebührt ferner allen anderen Personen und Institutionen, welche an der Erarbeitung und Drucklegung des Bandes beteiligt waren. Dazu gehören vornehmlich die Mitglieder der Vorhabenbezogenen Kommission des Akademievorhabens, die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, der Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt, das Leibniz-Institut für Länderkunde (Leipzig), das Geisteswissenschaftliche 1

LÜCK, EICHLER, Vorwort, in: BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 1 f. 2 EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008. 3 BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011.

2

Vorwort

Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (Leipzig) sowie die Stadt Magdeburg, wo sich die Arbeitsstelle von Frau Dr. Gönczi befindet. Möge der Band dazu beitragen, die Kenntnisse über den Rechtstransfer nach Ungarn und Rumänien während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit auf aktueller wissenschaftlicher Grundlage zu erweitern und sichtbar zu machen.

Halle an der Saale, im September 2013

Heiner Lück

A. Einleitung (Katalin Gönczi) I. Forschungsansatz Im Donau- und Karpatenraum trafen schon seit der Völkerwanderung Menschen aufeinander, deren Herkunft, Sprache und Lebensweise verschieden waren. Betrachtet man die Entwicklungslinien der Rechtskulturen in Ostmitteleuropa, lässt sich diese Vielfalt als Ergebnis von Einflüssen unterschiedlicher Rechtskreise charakterisieren. Die Impulse byzantinischer, ost- und westeuropäischer Kulturen führten im Karpatenbecken zur Entstehung einer multiethnischen Gesellschaft,1 deren Rechtskultur seit dem Mittelalter ebenfalls von Vielfalt geprägt war. Bei der Suche nach der kulturellen Identität der Region kann folglich zugleich die Vernetzung mit der europäischen Rechtskultur nachgewiesen werden. Die mittelalterliche Rechtsentwicklung im Karpatenbecken lässt sich so in einem europäischen Kontext sichtbar machen,2 denn die Rechtskulturen der heutigen Staaten des östlichen Europa waren eng miteinander verbunden. Die Rechtsentwicklung in den historischen Landschaften des heutigen Ungarns, Rumäniens und der Slowakei3 ist deshalb als Teil der Herausbildung eines europäischen ius commune zu beschreiben. Zu den Bindegliedern der europäischen Rechtskultur gehört neben dem römischen und kanonischen Recht das sächsisch-magdeburgische Recht, das insbesondere in der ostmitteleuropäischen Region als konstitutives Element der Rechtskultur charakterisiert werden kann, da die Impulse des sächsisch-magdeburgischen Rechts in einigen dieser Länder bis zur neuzeitlichen Rechtsentwicklung nachweisbar sind.4 Zur besseren Analyse dieser Beziehungen wurde der Begriff Rechtstransfer in die rechtshistorische Forschung zu Ostmitteleuropa eingeführt.5 Mit diesem 1

BULEI, Kurze Geschichte Rumäniens, 1998, S. 9; MORAVCSIK, Hungary and Byzantium in the Middle Ages, in: HUSSEY (Hrsg.), The Cambridge Medieval History, Vol. 4,1, 1966, S. 569–592. 2 Der ungarische Mediävist Erik Fügedi betonte bereits im Jahre 1975, dass die Untersuchung der deutschen Siedlungen und des Einflusses des deutschen Rechts in Ungarn nur in einem europäischen Rahmen vorstellbar ist. Vgl. FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 507; s. a. Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 174, 180. 3 Zur Gliederung der Projektbände nach den heutigen Ländernamen siehe LÜCK, Einführung: Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas, in: EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008, S. 3, 25; DERS., EICHLER, Vorwort, in: BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 1 f. 4 DERS., Wirkungen des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts in Ostmitteleuropa, in: BALOGH [u. a.] (Hrsg.), Legal Transitions, 2007, S. 274–278. 5 DERS., Rechtstransfer und Rechtsverwandtschaft, in: Práva meˇstská Královstvi cˇeského, (im Druck); DERS., „sollen alle dy von Polen unde die von Behemen [...] ir recht zu Halle holen“, 2012, S. 10 f. Zur Rezeptions- und Transferforschung siehe STOLLEIS, Transfer normativer Ordnungen –

4

A. Einleitung (Katalin Gönczi)

grenzüberschreitenden Forschungsansatz lässt sich der Prozess der Rechtsentwicklung im Donau- und Karpatenraum adäquater erfassen. Um ein differenziertes Bild von der Verbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Mittel- und Osteuropa zu erhalten, soll insbesondere Fragen nach der Intensität, Art und Weise des Einflusses dieses Rechts nachgegangen werden:6 Welche Rolle spielte das sächsisch-magdeburgische Recht im Donau- und Karpatenraum? Wie können die Impulse des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts sowie der von ihnen beeinflussten Normentexte in dieser Region beschrieben werden? Auf welchen Wegen erfolgte der Rechtstransfer? Dieser Forschungsansatz eröffnet für die Rechtsgeschichtsschreibung in Mittelund Osteuropa neue Perspektiven, denn im Zeitalter einer intensiven europäischen Integration können und müssen auch die Forschungen zu den Stadtrechten in einem europäischen Kontext betrieben werden. Die frühere Rechtsgeschichtsschreibung, die innerhalb der jeweiligen Länder Ostmitteleuropas auf traditionelle staatliche Grenzen fixiert war, soll im vorliegenden Band überwunden werden. Für die ostmitteleuropäischen Rechtshistoriker führt ein so verstandener europäischer Ansatz zudem zu der Möglichkeit, die eigenen Forschungsergebnisse zu denjenigen der Nachbarländer in Beziehung zu setzen. Als Ergebnis werden länderübergreifende Studien möglich, in denen politisch motivierte Interessen zurücktreten.7 Erfreulicherweise gibt es neben sprach- und sozialwissenschaftlichen Studien auch bereits richtungsweisende rechtshistorische Werke, in denen der grenzüberschreitende Charakter der Forschung auch bei den Länderstudien zu Ostmitteleuropa zur Geltung kommt.8 Seitdem in den okzidentalen Teilen Europas die juristischen Grundlagen einer europäischen kulturellen Gemeinschaft erkannt und seit den 1960er Jahren auch institutionell untersucht wurden,9 ergaben sich für die Rechtshistoriker in der östlichen Hälfte Europas neue Aufgaben, um die nun evidenten Forschungslücken zu schließen.10 Die Rolle des römischen Rechts ist in den meisten ostmitteleuropäischen Ländern schon länger Gegenstand von Untersuchungen.11 Darüber hinaus Baumaterial für junge Nationalstaaten, in: Rechtsgeschichte 20 (2012), S. 72–76; zum 19. und 20. Jahrhundert siehe GIARO, Modernisierung durch Transfer, 2006, S. 297–324. 6 CARLS, Das sächsisch-magdeburgische Recht – Sprach- und Rechtstransfer in Mittel- und Osteuropa, in: BALOGH [u. a.] (Hrsg.), Legal Transitions, 2007, S. 263. 7 KESKE, Rezension zu: GEHLER, VIETTA (Hrsg.), Europa – Europäisierung – Europäistik, 2010, in: H-Soz-u-Kult, 28.09.2011. 8 ZLINSZKY, Ungarn, in: COING (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. III /2, 1986, S. 2141–2213. 9 Das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte wurde 1964 gegründet. Dazu DUVE, Ohne Grenzen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.02.2012, Nr. 46, S. 8. 10 SCHMIDT-RECLA, Rezension zu: WÜNSCH, Deutsche und Slawen im Mittelalter, in: ZRG GA 127 (2010), S. 508 f. 11 Einer der neuesten Beiträge zu diesem Thema ist ein Vortrag von Peter Blaho (Universität Trnava): „Das Fortleben des Römischen Rechts in der Slowakei“, gehalten im Jahre 2008 beim 37. Deutschen Rechtshistorikertag in Passau: BLAHO, Das Fortleben des Römischen Rechts in der Slowakei,

A.II. Forschungsprojekt

5

sind aber noch weitere ,kulturelle Bindeglieder‘ zwischen den Nationen zu erforschen.

II. Forschungsprojekt Das Forschungsvorhaben „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“ wurde auf Antrag der beiden Projektleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler † (Leipzig) und Prof. Dr. Heiner Lück (Halle-Wittenberg) 2004 an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig eingerichtet. Es konzentriert sich auf den Einfluss zweier Rechtsquellen aus dem mitteldeutschen Raum, des Magdeburger Rechts und des Sachsenspiegels. Dieses Projekt hebt gerade jene Verbindungen hervor, die als historisches Erbe des ius commune verstanden werden können. Damit werden gemeinsame Fundamente wieder freigelegt, die in dem seit dem Zweiten Weltkrieg geteilten Europa kaum noch sichtbar waren. Die rechtshistorischen Verbindungen stellen ein gemeinsames Kulturgut dar, das in Ostmitteleuropa weit zurückverfolgt werden kann. Die Analyse der Reichweite des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Ostmitteleuropa stellt den europäischen Kontext in den Vordergrund. Aus dieser Sicht lassen sich dann die Rechtskulturen des östlichen Europa untersuchen.12 Die Leipziger Forschungen zum sächsisch-magdeburgischen Recht im europäischen Kontext wurden 2004 aufgenommen, als acht ostmitteleuropäische Staaten der Europäischen Union beitraten. Seit jenem Jahr, seitdem der historische Europabegriff auch politisch rekonstruiert wird, werden die europäischen Traditionen und Verbindungen auch in der rechtshistorischen Forschung intensiver untersucht und die Geschichte und die Quellen der Rechtssysteme dieser Länder werden in der europäischen Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen. Gerade bei einem europäisch ausgerichteten Projekt lassen sich die rein nationalgeschichtlichen Narrative und Deutungsmuster leichter überwinden. Der fortschreitende Integrationsprozess ermöglicht es, die Reichweite des sächsischmagdeburgischen Rechts durch eine Zusammenarbeit mit ostmitteleuropäischen Wissenschaftlern zu erforschen, so dass sich inzwischen eine breit aufgestellte internationale Forschungskooperation entwickelt hat.13 Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht die interdisziplinäre Analyse der Verbreitung des Magdeburger Stadtrechts und des Sachsenspiegels in Ostmitteleuropa. Das Projekt ist sowohl rechtshistorisch als auch sprachwissenschaftlich ausgerichtet. in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 58,3 (2009), S. 329–343. Siehe auch ZLINSZKY, Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus, 2008, S. 268–320. 12 BULEI, Kurze Geschichte Rumäniens, 1998, S. 9. 13 EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008.

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A. Einleitung (Katalin Gönczi)

Die Frage danach, wie die Fachtermini und Institutionen der niederdeutschen Quellen in die slawischen Sprachen transportiert worden sind, ist ein Gegenstand der linguistischen Analyse. Im Rahmen des Akademieprojektes erfolgten auch Kartierungsarbeiten in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Leibniz-Institut für Länderkunde. Neben einer Basiskarte wurden Landkarten mit den Orten der Verbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts erstellt.

III. Methodik und Grenzen der Untersuchung Eine Untersuchung des Transfers des sächsisch-magdeburgischen Rechts in den Donau- und Karpatenraum setzt einen interdisziplinären Forschungsansatz voraus, bei dem neben der Untersuchung der Rechtsinstitute auch die Wege und die Intensität des Rechtstransfers erforscht werden. Die Siedlungsgeschichte, die Geschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa sowie die Entwicklung der ungarischen Rechtskultur und des Stadtrechts sind daher Teilbereiche der Untersuchung, in die auch sozialhistorische Aspekte der Südostsiedlung, des Landesausbaus und der Stadtentwicklung einbezogen wurden. Das Untersuchungsgebiet umfasst die historischen Landschaften der heutigen Staaten Ungarn und Rumänien, die als grenzüberschreitende Kulturlandschaften in den Blick genommen werden.14 Die Untersuchung konzentriert sich im Hinblick auf die Rechtsentwicklung in Rumänien auf die autonome Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen, da sich das Rechtsleben der Ungarn und Szekler in Siebenbürgen nach dem ungarischen Gewohnheitsrecht (consuetudo) richtete. Die Geschichte der Fürstentümer Walachei und Moldau kann hingegen nur teilweise berücksichtigt werden. Walachei und Moldau waren seit dem 14. Jahrhundert unabhängige Fürstentümer, die durch einen Lehnseid mit dem ungarischen König verbunden waren.15 Ihre Sprache und Rechtskultur wurden von Byzanz geprägt16 und in kurzer Zeit gerieten sie in den Einflussbereich des Osmanischen Reichs.17 Wenngleich sich in der Walachei und insbesondere in der Moldau deutsche Stadtgemeinden nachweisen lassen, deren Bewohner vor den Osmanen in die deutschen Städte Siebenbürgens geflohen sind, so dass Weczerka von „deutschen Stadtrechtselementen“ in der Moldau und der Walachei sprach,18 14

HAHN, Tagungsbericht: Böhmen und das Deutsche Reich, in: H-Soz-u-Kult, 04.11.2007. K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 43; ZACH, Moldau, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 723. 16 WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 154. 17 VÖLKL, Moldau, in: HÖSCH [u. a.] (Hrsg.), Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, 2004, S. 454; ZACH, Moldau, Fürstentum, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 724; VÖLKL, Walachei, in: HÖSCH [u. a.] (Hrsg.), Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, 2004, S. 739; ZACH, Valachei, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 1372 f. 15

A.III. Methodik und Grenzen der Untersuchung

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können die beiden rumänischen Fürstentümer nicht eindeutig als Gebiete der sächsisch-magdeburgischen Rechtstradition betrachtet werden. Heiner Lück wies bereits 2008 darauf hin, dass zum Transfer des sächsisch-magdeburgischen Rechts in das Gebiet der heutigen Republik Moldau keine Angaben vorhanden seien, wobei eine solche Wirkung jedoch nicht ausgeschlossen werden könne.19 Die räumlichen Grenzen der Untersuchung ergeben sich aus der Verbindung von Rechts- und Siedlungsgeschichte im mittelalterlichen Königreich Ungarn. Die Südostsiedlung der Deutschen steht in einem engen Zusammenhang mit der Verbreitung des deutschen Rechts im Donau- und Karpatenraum. Ausgangspunkt der Untersuchung ist daher die Rechtsentwicklung in der Zips, in den Bergstädten, in Siebenbürgen und in den königlichen Freistädten des Königreichs Ungarn. Diese Perspektive ermöglicht es, den kulturellen Austausch über heutige politische Grenzen hinaus zu reflektieren. Für die südlichen Regionen des mittelalterlichen Königreichs Ungarn gibt es keine gesicherten Erkenntnisse für eine Geltung sächsisch-magdeburgischen Rechts. Diese und andere Regionen mit einer vergleichbaren Forschungssituation (Russland, Bulgarien, Republik Moldau) werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem gesonderten Band untersucht. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung umfasst mehrere Jahrhunderte, wobei dieser je nach historischer Region unterschiedlich weit zu fassen ist. Gyula Kristó rechnet zum Mittelalter des Königreichs Ungarn die Epoche von der ,Landnahme‘ im 9. Jahrhundert bis zur Schlacht bei Mohács (1526) mit der sich daran anschließenden Teilung des Landes.20 Siebenbürgen und einige östlich der Theiß gelegene Gebiete (Partium) waren in der Folge dem osmanischen Sultan tributpflichtig, verblieben aber unter der Herrschaft des siebenbürgischen Fürsten.21 In den östlichen und nördlichen Teilen Ungarns ging jedoch die Städtekultur nicht unter. Die Städte in der Zips und in Siebenbürgen hatten weiterhin Kontakte zum deutschen Sprachraum. Deshalb muss diese Untersuchung über das Mittelalter hinaus auch die Frühe Neuzeit berücksichtigen. Anders als im Band des Projekts zum Untersuchungsgebiet Polen22 können hier keine Sprachvergleiche durchgeführt werden, da die ungarische Sprache erst zur offiziellen Rechtssprache wurde, nachdem die Transferprozesse des sächsisch18

WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 165. 19 LÜCK, Einführung: Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas, in: EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008, S. 24. 20 KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 10; FATA, Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, 2000, S. 15–20. 21 FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 53; KÜPPER, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, S. 304 f. 22 BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011.

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A. Einleitung (Katalin Gönczi)

magdeburgischen Rechts bereits abgeschlossen waren. Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Königreich Ungarn war Latein23 neben dem Deutschen, das in den Städten mit deutschem Bürgertum Anwendung fand, die vorwiegende Amtssprache.24 Ein bis zwei Drittel der Einwohner der Handels- und Bergstädte in Ungarn waren Deutsche, was sich auch deutlich auf die Schriftsprache auswirkte.25 Zum Beispiel wurden die ersten Urkunden in der Zips noch in Latein verfasst, doch bereits ab dem 15. Jahrhundert war dort Deutsch die Kanzleisprache.26 Auch finden sich, ausgehend von der von Balas Weres27 erstellten und im Jahre 1565 im Druck erschienenen ungarischsprachigen Übersetzung des Tripartitums,28 schon in der Frühen Neuzeit einzelne Versuche, die ungarische Sprache als Amtssprache zu etablieren. Parallel zur lateinischen Fachsprache gab es in Eidesformeln relativ früh ungarische Rechtstermini, was Kovács sogar dazu veranlasst, von Zweisprachigkeit zu sprechen.29 Gegenüber dem Lateinischen konnte sich in Ungarn die ungarische Sprache als Amtssprache aber nicht durchsetzen. Als Fachsprache der Rechtswissenschaft etablierte sie sich erst in den 1830er und 1840er Jahren30 parallel zu den Bestrebungen, das ständische Recht in ein modernes nationales Rechtssystem umzuwandeln. Ungarischsprachige juristische Werke erschienen dann vermehrt ab den 1830er Jahren. In der dritten Dekade des ungarischen Reformzeitalters ist es gelungen, als Teil der Unabhängigkeitsbestrebungen die ungarische Sprache als Amtssprache zu etablieren und das Sprachengesetz von 1844 bestimmte dann die ungarische Sprache als Rechtssprache.31 Dieser Wechsel in der Ära des Nationalismus war mit der schnellen Schaffung eines nationalen Rechtssystems verbunden. In diesem Kodifikationszeitalter betrachtete man das Stadtrecht nun als historisches, das heißt als ein zu überwindendes partikulares Recht. Die Verankerung der Terminologie des sächsisch-magdeburgischen Rechts in der ungarischen Rechtssprache kann daher nicht untersucht werden. 23

WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 7. 24 KÜPPER, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, S. 298. 25 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 131 f.; SZENDE, Integration through Language, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 209 f. 26 PIIRAINEN, Das Rechtsbuch der XI Zipser Städte, 2003, S. 16; GA´ RDONYI, Die Kanzleisprache von Schemnitz und Kremnitz im 14. / 16. Jahrhundert, in: Német filológiai tanulmányok /Arbeiten zur deutschen Philologie 1 (1965), S. 29–78; DERS., Das Stadtbuch von Schmöllnitz, in: Német filológiai tanulmányok /Arbeiten zur deutschen Philologie 2 (1966), S. 109–138. 27 GND: http://d-nb.info/gnd/102377235 (Abfragedatum: 16.04.2013). 28 WERBO˝ CZY, Magyar decretum [Tripartitum 〈ungar.〉], 1565. 29 KOVA´ CS, A magyar jogi terminológia kialakulása, 1964, S. 174, 182. 30 Ebd., S. 7. 31 Gesetzesartikel 1844:2, in: CJH, Bd. 3, S. 198; PAPSONOVA´ , Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003, S. 17 f.

A.III. Methodik und Grenzen der Untersuchung

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In der multiethnischen Region des Karpatenbeckens, deren verfassungsrechtlichen Rahmen seit dem 11. Jahrhundert das Königreich Ungarn bildete, lassen sich durch die Untersuchung der Wirkung des sächsisch-magdeburgischen Rechts Anknüpfungspunkte zur europäischen Rechtskultur finden. Gerade die Erkenntnisse, die aus den vergleichenden Forschungen des Akademieprojektes und aus den früheren Projektbänden gewonnen wurden, können gewinnbringend auf die Region des Donau- und Karpatenraumes angewendet werden. Die juristischen Grundlagen für ein neues Europa32 lassen sich dadurch auch in der Region Ostmitteleuropa erkennen.

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LÜCK, PUHLE, RANFT, Grundlagen für ein neues Europa, 2009.

B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi) I. Verfassungsgeschichtlicher Rahmen Der Beginn der ungarischen Verfassungsgeschichte wird häufig auf den Krönungsakt des ersten Königs Stephan im Jahre 1000 datiert.1 Der Prozess der Staatsbildung erstreckt sich jedoch über mehrere Jahrzehnte und begann mit der Sesshaftwerdung der ungarischen Stämme nach der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955.2 Nach dem Tode König Stephans I. brach ein langwieriger Thronfolgestreit aus, so dass sich ein Königreich erst am Ende des 11. Jahrhunderts etablieren konnte. Während der Herrschaft der ersten Könige aus der Arpadendynastie war Ungarn ein Erbkönigtum. In der Anfangszeit war das Königreich Ungarn zentralistisch organisiert. Verwaltung und Gerichtsbarkeit wurden vom König bestimmt. Der Adel war in den ersten Jahrhunderten des Königreichs Ungarn nicht Träger der politischen Macht. Damit lässt sich auch erklären, warum es in Ungarn kein ausgeprägtes Lehnswesen gab.3 Die Herrschaft der Könige basierte auf Grundbesitz, so dass sich Ungarn in den ersten Jahrhunderten nach der Staatsgründung als patrimoniale Monarchie bezeichnen lässt.4 Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ist eine Wandlung in der Herrschaftsstruktur des Landes zu beobachten, die den Übergang vom patrimonialen Königtum zum Ständestaat markiert. Einer dieser Pfeiler, das ius resistendi des Adels gegenüber dem König, wurde 1222 in der Goldenen Bulle von König Andreas II. eingeräumt.5 Der Mongolensturm von 1241/ 42 ist eine Zäsur in der Geschichte des mittelalterlichen ungarischen Königreichs. Die anschließende Herrschaft König Bélas IV. lässt sich als ,Neugründung‘ des Königreichs charakterisieren, da er nach dem Mongolensturm die Reorganisation und den Wiederaufbau des Landes in Gang setzte. Nach dem Aussterben des Arpadenhauses im Jahre 1301 entbrannten Thronfolgestreitigkeiten, bis König Karl I. aus dem Haus Anjou 1308 auf den ungarischen Königsthron kam. Seine Thronfolge wurde auf die weibliche Linie der Arpaden zurückgeführt. Damit kam die blutsverwandtschaftliche Bindung an die ersten Herrscher des Landes zur Geltung. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erlangten 1

Siehe den von ungarischen Historikern und Rechtshistorikern aus Anlass der Milleniumsfeier im Jahre 2000 publizierten Band: GERGELY, MA´ THE´ , The Hungarian State, 2000. 2 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 7. 3 WEGENER, Ungarn, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 475 f. 4 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 40. 5 BALOGH, Az Aranybulla helye a magyar alkotmánytörténetben, in: BESENYEI [u. a.] (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII, 1999, S. 73–75.

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B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi)

die Stände im Königreich Ungarn immer mehr Einfluss, so dass zu Beginn des 15. Jahrhunderts König Sigismund aus dem Hause der Luxemburger durch Wahl an die Macht kam. Das Königreich Ungarn wurde zu einer Wahlmonarchie umgestaltet, wobei im 15. Jahrhundert die Thronfolge durch Vertrag bestimmt wurde. Auf diese Weise kam Ungarn mit dem Hause Habsburg in Verbindung. Der Bauernaufstand unter der Führung György Dózsas und Einfälle der Osmanen prägten die Geschichte Ungarns zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Schließlich kam es zur Schlacht bei Mohács im Jahre 1526, die mit einer Niederlage des ungarischen Heeres endete. Folge dieser Niederlage war die Eroberung des südlichen Teils des Landes durch das Osmanische Reich. Das Königreich Ungarn zerfiel nach der Eroberung Ofens im Jahre 1541 in drei Teile: Im nördlichen Teil herrschten die Habsburger als rechtmäßige Könige. Siebenbürgen wurde Fürstentum, erhielt Vasallenstatus und war dem Osmanischen Reich tributpflichtig. Der mittlere Teil des Landes fiel unter den Herrschaftsbereich der osmanischen Sultane. Damit endete die Blütezeit des mittelalterlichen Ungarn.6 Erst 1686 konnte durch die Rückeroberung Ofens das Land bis auf einen kleineren Teil wiedervereinigt werden.7 Siebenbürgen wurde nach dem sogenannten ,Großen Türkenkrieg‘ gegen das Osmanische Reich autonomes Fürstentum unter der Krone der Habsburger.8

II. Zur Struktur der historischen Rechtsordnung Ungarns Wie die Gesellschaft, so war auch das Recht im mittelalterlichen Ungarn ständisch geprägt. Der Rechtspartikularismus im Königreich Ungarn erscheint – anders als in Westeuropa – weniger territorial.9 Das Rechtssystem war nach Rechtssubjekten strukturiert und gemäß der ständischen Rechtsvorstellung galten unterschiedliche Rechtsregeln für Adelige, Stadtbürger, Geistliche und Unfreie. Das adelige Standesrecht dominierte das Gewohnheitsrecht (consuetudo) des Königreichs Ungarn. In den Städten galt die ungarische consuetudo jedoch nur sekundär, denn dort setzte sich das Stadtrecht durch, welches sich aus den Grundlagen des Kaufmannsrechts und aus dem Zusammenleben der Bürger entwickelt hatte. Das Stadtrecht enthielt mehrere Elemente wie die Siedlerprivilegien, die Gewohnheiten der Stadtbürger sowie das Brauchtum und die Ratsvorschriften. Die Stadtrechte mehrerer Handels- und Bergstädte wurden im Laufe des 15. Jahrhunderts niedergeschrieben. Gleichzeitig begann die Vereinheitlichung des Rechts der wichtigsten Handelsstädte, was sich auch in der städtischen Gerichtsbarkeit niederschlug.10 HANA´ K (Hrsg.), Die Geschichte Ungarns, 1991, S. 48. Ebd., S. 77. 8 ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 66; CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 200 f. 9 ZLINSZKY, Ungarn, in: COING (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. III /2, 1986, S. 2141–2143. 10 MERTANOVA, Ius tavernicale, 1985, S. 224–229. 6 7

B.III. Zur Rolle des römischen Rechts

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Für Geistliche galt das kanonische Recht. In Ungarn gab es ein partikulares Kirchenrecht, das aber in seinen Grundzügen auf dem römisch-kanonischen Recht beruhte.11 Die Kompetenz und die Jurisdiktionsgewalt der geistlichen Gerichtsbarkeit hingen von der Stabilität der königlichen Macht ab.12 Die weltlichen Gerichte wiederum versuchten, die starke Königsmacht für die Einschränkung der geistlichen Gerichtsbarkeit zu nutzen. Die konfessionelle Spaltung nach der Reformation führte im protestantisch dominierten Fürstentum Siebenbürgen und in dem von der Gegenreformation erfassten königlichen (d. h. habsburgischen) Ungarn zu unterschiedlichen Entwicklungen im Kirchenrecht. Die Rechtsstellung der Unfreien war abhängig von ihren Abgaben und Besitzverhältnissen. Die Gerichtsbarkeit übten seit dem 14. Jahrhundert die Patrimonialgerichte aus.13

III. Zur Rolle des römischen Rechts in der mittelalterlichen ungarischen Rechtskultur Die Romanisierung des Rechts, im okzidentalen Europa für lange Zeit prägend, erreichte das Königreich Ungarn nur indirekt,14 da sich im mittelalterlichen Ungarn keine kontinuierliche Universitätskultur, die Voraussetzung für eine Renaissance des römischen Rechts gewesen wäre, entwickelt hat. Wenngleich immer wieder Universitäten durch ungarische Herrscher gegründet wurden,15 existierten diese aufgrund der instabilen innen- und außenpolitischen Lage und der geringen zentralen Macht der Könige nicht lange.16 Zudem lenkte die Gefährdung der südlichen Grenzen durch das Osmanische Reich die Aufmerksamkeit der Politik mehr auf die militärische Verteidigung des Landes. Betroffen von diesen Verhältnissen waren die Universitäten in Fünfkirchen ´ buda, 1389 bzw. 1410 gegründet (1367 gegründet von Ludwig I.), in Etzelburg (O von König Sigismund), und auch jene in Pressburg (1467 gegründet vom königlichen Berater János Vitéz).17 Ein Jurastudium war daher im Königreich Ungarn BO´ NIS, Die Entwicklung der geistlichen Gerichtsbarkeit, in: ZRG KA 49 (1963), S. 202; ADRIA´ NYI, Die Geschichte der katholischen Kirche in Ungarn, 2004; ERDO˝ , Kirchenrecht im mittelalterlichen Ungarn, 2005. 12 BO´ NIS, Die Entwicklung der geistlichen Gerichtsbarkeit, in: ZRG KA 49 (1963), S. 191, 208. 13 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 124; GÖNCZI, Die europäischen Fundamente der ungarischen Rechtskultur, 2008, S. 14–16. 14 SZABO´ , Die Rezeption des römischen Rechts bei den Siebenbürger Sachsen, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 9, Fasc. 1–13 (1994), S. 173. 15 TONK, Erdélyiek egyetemjárása a középkorban, 1979, S. 32–36; KÜPPER, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, S. 299. 16 CSIZMADIA, Die Universität Pécs im Mittelalter, 1965, S. 23. 17 GÖNCZI, Die europäischen Fundamente der ungarischen Rechtskultur, 2008, S. 20 f.; GABRIEL, The mediaeval universities of Pécs and Pozsony, 1969, S. 9–15; DOMONKOS, The Founding (1395) and ´ buda, in: SZÖGI, VARGA (Hrsg.), Universitatis Budensis Refounding (1410) of the University of O 11

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B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi)

nicht möglich, so dass sich die ungarischen Studenten auf die sogenannte peregrinatio academica begaben. An den Universitäten Paris, Bologna, Padua, später Wien und Krakau, studierten sie kanonisches und römisches Recht.18 In Paris und Bologna ausgebildete Juristen kamen bereits im 13. Jahrhundert nach Ungarn.19 Sie gehörten eher zu den ranghöheren Klerikern oder wirkten bei der Ausstellung von Urkunden mit. Der Aufschwung der Schriftlichkeit und die Herausbildung der Urkundensprache in Ungarn während der Herrschaft der Arpadenkönige lassen sich so direkt auf diese universitären Verbindungen zurückführen.20 An der Universität Wien war eine der vier Akademischen Nationen die Ungarische, der Studenten aus Ungarn, Polen, Böhmen und Mähren angehörten. Die Universität Wittenberg erreichte – wie es aus den dort verteidigten Dissertationen ungarischer Jurastudenten ersichtlich ist21 – den Status eines führenden Studienortes für die Studenten aus dem Königreich Ungarn. Zur Frage, wie intensiv das römische Recht in Ungarn wirkte, gibt es in der ungarischen Literatur unterschiedliche Ansichten. Folgt man dem Mediävisten György Bónis, hatte das römische Recht in Ungarn keine subsidiäre Geltung, da sich in der Rechtsprechung die romanistische Tradition nicht durchsetzen konnte. Eine gewisse Autorität dieses Rechts ist jedoch in der ungarischen Rechtsordnung zu beobachten, denn das römische Recht wirkte hier wie eine Art ,Naturrecht‘.22 So lassen sich Rechtsinstitute des ungarischen Privatrechts (wie die letztwillige Verfügung oder die Rechte der Frauen) dem römisch-kanonischen Recht zuordnen. János Zlinszky bewertet die Wirkung des ius commune in Ungarn aus der Perspektive des Romanisten und geht von einer „stillen Rezeption“ aus.23 Zlinszky nimmt also eine Geltung der römischrechtlichen Rechtssätze in Ungarn an und leitet diese vom antiken Rechtsverständnis ab.24 Nach seiner Auffassung ergänzten die Regeln des ungarischen Gewohnheitsrechts (consuetudo) das römische Recht oder variierten es. Die ungarischen Gerichte mussten aus Mangel an Rechtskundigen und damit auch der notwendigen Rechtskenntnisse die Normen der ungarischen consuetudo anwenden, so Zlinszky.25 Soweit es bekannt 1395–1995, 1997, S. 19–34; BLAHO, Das Fortleben des Römischen Rechts in der Slowakei, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 58,3 (2009), S. 331 f. 18 SZABO´ , Juristen und Bücher im frühneuzeitlichen Ungarn, in: MONOK, EÖTVÖS (Hrsg.), Bürgerliche Kultur im Vergleich, 1998, S. 51, 55. 19 BO´ NIS, Einflüsse des römischen Rechts in Ungarn, 1964, S. 16 f. 20 Ebd., S. 112. 21 SZABO´ , Elo˝tanulmány a magyarországi joghallgatók külföldi egyetemeken a XVI–XVIII. században készített disputatióinak (dissertatióinak) elemzéséhez, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 8, Fasc. 5 (1993), S. 104. 22 BO´ NIS, Einflüsse des römischen Rechts in Ungarn, 1964, S. 111. 23 ZLINSZKY, Two questions about the Adaptation of Juridical Models, in: Acta Juridica Hungarica 33,1–2 (1991), S. 39–56. 24 Neuere Ansätze bei DEMS., Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus, 2008, S. 278. 25 DERS., Wissenschaft und Gerichtsbarkeit, 1997, S. 2.

B.III. Zur Rolle des römischen Rechts

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war, wurde das ius commune jedoch eo ipso anerkannt. Grundsätzlich stand die Geltung des römischen Rechts im mittelalterlichen Ungarn also nicht in Frage und wurde nur aus weitgehender Unkenntnis des Rechtsstoffs kaum angewandt.26 Bei der Rezeption des gelehrten Rechts übernahm das Stadtrecht eine zentrale Rolle. Die Juristen, insbesondere die juristisch geschulten Stadtbürger der Handelsstädte, brachten das ius commune mit in die Gerichtspraxis ein. In der Judikatur wurde am häufigsten Benedikt Carpzov, ein sächsischer Rechtsgelehrter des Usus modernus pandectarum, zitiert.27 Die städtische Rechtsprechung von Ofen und Pest berief sich außerdem auf niederösterreichische Normen, da gegenüber dem römischen – d. h. kaiserlichen – Recht gewisse Vorbehalte herrschten. In Siebenbürgen lässt sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts eine intensive Aufnahme von Formeln aus dem römischen Recht beobachten.28 In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden mehrere Kompendien veröffentlicht,29 deren Autoren sich mit römischrechtlichen Begriffen und Rechtsinstituten auseinandersetzten. Ihre Kenntnisse hatten sie während des Studiums an ausländischen Universitäten erworben. An erster Stelle sind die Werke des Kronstädter Reformators und Ratsherren Johannes Honterus (1498–1549)30 zu nennen.31 Seine Bücher, die eine Einführung in das römische Recht boten, fanden verbreitet Aufnahme in die Rechtspraxis.32 Ein vom Hermannstädter Ratmann Thomas Bomel († 1592)33 verfasstes Kompendium,34 in dem das Recht der siebenbürgisch-sächsischen Städte zusammengefasst wurde, zeigt den Einfluss des römischen Rechts und wurde ebenfalls in die Gerichtspraxis aufgenommen.35 Das Eigen-Landrecht, ein ins Deutsche übersetzter Text von Matthias Fronius (1522–1588)36, der 1583 im Druck erschien, erlangte noch im gleichen Jahr durch die Bestätigung des siebenbürgischen Fürsten Stephan Báthory Geltung, die in 26

DERS., Ungarn, in: COING (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. III /2, 1986, S. 2148; DERS., Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus, 2008, S. 279. 27 BO´ NIS, Buda és Pest bírósági gyakorlata a török kiu˝zése után, 1962, S. 316 f. 28 DERZSI, Schuld und Sühne, in: Berichte und Forschungen 16 (2008), S. 234 f. 29 MÜLLER, Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928, S. 179. 30 PHILIPPI, „Honter(us), Johannes“, in: NDB, Bd. 9, 1972, S. 603 f. 31 HONTERUS, Sententiae ex libris Pandectarum iuris civilis decreptae, 1539; DERS., Compendium juris civilis in usum Civitatum ac Sedium Saxonicarum in Transylvania collectum, 1544; BOME´ , Die ReLIUS, Statuta jurium municipalium civitatis Cibiniensis [...], 1560 [Manuskript]. SZABO zeption des römischen Rechts bei den Siebenbürger Sachsen, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 9, Fasc. 1–13 (1994), S. 176; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 223–228. 32 SUTSCHEK, Das deutsch-römische Recht der Siebenbürger Sachsen, 2000, S. 22 f. 33 SCHULER VON LYBLOY, „Bomel, Thomas“, in: ADB, Bd. 3, 1876, S. 118. 34 BOMELIUS, Statuta jurium municipalium civitatis Cibiniensis [...], 1560 [Manuskript]. 35 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 225. 36 TRAUSCH, Fronius Matthias, in: DERS., Schriftsteller-Lexikon, Bd. 1, 1868, S. 358–366, hier S. 358 f.

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B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi)

Siebenbürgen bis in das 19. Jahrhundert anhielt.37 1825 wurde Fronius’ Rechtsbuch ins Ungarische übersetzt und kommentiert.38 Die subsidiäre Geltung des römischen Rechts lässt sich gut anhand dieses Rechtsbuchs belegen. Für die Fälle, in denen das ungarische Gewohnheitsrecht keine Normen vorsah, konnten Regeln aus dem kaiserlichen (i. e. römischen) Recht angewendet werden.39 Die Subsidiarität des römischen Rechts wurde durch die Bestätigung von Fürst Stephan Báthory auf die Ebene des geltenden Rechts gehoben. Fronius vermittelte damit jene römischrechtliche Tradition, die er während seines Studiums an der Universität Wittenberg zur Zeit Luthers und Melanchthons erworben hatte.40 Nach Siebenbürgen zurückgekehrt, konnte er in Kronstadt seine Kenntnisse als Lehrer und Stadtschreiber (später als Senator) in der Stadtverwaltung einsetzen.41

IV. Rechtsaufzeichnungen und Kodifikationsversuche Anders als in einigen anderen europäischen Ländern wurde in Ungarn das Gewohnheitsrecht (consuetudo)42 im Laufe des 13. Jahrhunderts nicht aufgezeichnet, sondern weiterhin mündlich tradiert. Erst im späten 14. Jahrhundert erschienen die ersten Normenfixierungen, die vorrangig aus dem städtischen Bereich kamen. Die Verschriftlichung des Stadtrechts fiel damit in eine Zeit, in der die Stabilität der königlichen Herrschaft abgenommen hatte. Im Jahre 1370 wurde die Zipser Willkür verfasst, eine Verschriftlichung des Rechts der Zips, das im Städtebund der 24 Zipser Städte Geltung hatte. Das Stadtrecht von Sillein wurde 1378 aufgezeichnet, wobei die Originalhandschrift zugleich das Stadt- und Bergrecht von Rodenau umfasste.43 37

SUTSCHEK, Das deutsch-römische Recht der Siebenbürger Sachsen, 2000, S. 23 f.; MOLDT, Läßt sich das Rechtsgebiet der Siebenbürger Sachsen einer Stadtrechtsfamilie zuordnen?, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 26,1 (2003), S. 65. 38 INCZE DA´ LNOKI, A Statuta vagy Túlajdon honnyi Törvények fóglalatja, 1825 [Manuskript: ClujNapoca, Biblioteca Centrala˘ Universitara˘ „Lucian Blaga“, Ms 196]. 39 „Was nu in wonderheit inn diewem kurt~en Aus~ug der rechte¯ /nicht ausdrue cklich verfawtet iwt /wol aus e den alten Kaywerlichen rechts regeln vnnd sat~ungen / wo fern wie vnwer Landwchafft gemaws / erholet ´ werden.“ (FRONIUS Eigen-Landrecht, 1. Buch, Titel 1,7, S. V); dazu DOSA, Erdélyhoni jogtudomány, Bd. 1, 1861, S. 19. 40 Ab 1543 studierte Fronius an der Universität Wittenberg, 1545 wechselte er nach Frankfurt (Oder). SZABO´ , TONK, Erdélyiek egyetemjárása a korai újkorban, 1992, S. 177, Nr. 1810. Zum Rechtsunterricht an der Universität Wittenberg siehe LÜCK, Zwischen modus legendi und modus vivendi, in: KIEHNLE [u. a.] (Hrsg.), Festschrift für Jan Schröder zum 70. Geburtstag, 2013, S. 443– 467. 41 SZINNYEI, „Fronius Mátyás“, in: DERS., Magyar írók élete és munkái, Bd. 3, 1894; SZABO´ , TONK, Erdélyiek egyetemjárása a korai újkorban, 1992, S. 177; TRAUSCH, „Fronius Matthias“, in: DERS., Schriftsteller-Lexikon, Bd. 1, 1868, S. 358–366. 42 Zur Theorie des Gewohnheitsrechts jetzt: Rechtsgeschichte 17 (2010). 43 PIIRAINEN (Hrsg.), Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 156 f.

B.IV. Rechtsaufzeichnungen und Kodifikationsversuche

17

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden außerdem die Stadtrechte der Handelsstädte Pressburg44 und Ofen45 aufgezeichnet. Im Laufe des 15. Jahrhunderts trugen weitere Stadtrechtsaufzeichnungen zur schriftlichen Rechtskultur in Ungarn bei: das Schemnitzer (1466)46 und das Kremnitzer Stadt- und Bergrecht (1492)47. Diese Rechtsbücher betrafen das Gewohnheits- und Privilegienrecht in einem geschlossenen städtischen Territorium, während im Gegensatz dazu die vom Recht des Adels dominierte consuetudo weiterhin mündlich tradiert wurde. Die ersten Versuche zur Fixierung des ständischen Gewohnheitsrechts lassen sich am Ausgang des 15. Jahrhunderts beobachten. König Matthias I. plante, die Rechtsunsicherheit durch ein umfassendes gesetzgeberisches Werk aufzuheben.48 1486 wurde das Decretum Maius erlassen, wonach das Recht auf ewig gelten sollte.49 Aber schon vier Jahre später, nach dem Tode von König Matthias, wurde dieses Gesetz durch die Magnaten außer Kraft gesetzt.50 An der Abschaffung der Rechtsunsicherheit waren vor allem der mittlere Adel und die Städte interessiert.51 István Werbo˝czy (1458–1541), Jurist und als Politiker Vertreter des mittleren Adels,52 erhielt vom König und der Ständeversammlung den Auftrag, einen Gesetzesentwurf zur Fixierung des Gewohnheitsrechts auszuarbeiten.53 Damit sollte die Zersplitterung des Rechts beseitigt und das Gewohnheitsrecht vereinheitlicht werden. Ergebnis dieser Arbeit war das Tripartitum54, die erste umfassende Aufzeichnung des ungarischen Gewohnheitsrechts.55 KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 15. MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959. 46 PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banska´ Štiavnica / Schemnitz, 1986. 47 DERS., Das Stadt- und Bergrecht von Kremnica / Kremnitz, 1983. 48 ZLINSZKY, Ungarn, in: COING (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. III / 2, 1986, S. 2147; DERS., Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus, 2008, S. 284. 49 Gesetzesartikel 1486:2. BO´ NIS, King Matthias the Legislator, in: The Hungarian Quarterly 6 (1941), S. 700; MA´ DL, Das erste Ungarische Zivilgesetzbuch, 1963, S. 37. 50 BO´ NIS, King Matthias the Legislator, in: The Hungarian Quarterly 6 (1941), S. 710. 51 ZLINSZKY, Ungarn, in: COING (Hrsg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. III/ 2, 1986, S. 2148. 52 RADY, Stephen Werbo˝czy and his Tripartitum, in: WERBO˝ CZY, The Customary Law of the Renowned Kingdom of Hungary in Three Parts (1517), 2005, S. XXVII; BAK, Werbo˝czy (Verbo˝czy), István, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 2194 f.; BO´ NIS, Középkori jogunk elemei, 1972, S. 249; KO´ RI, Werbo˝czy, in: MJL, Bd. 6, 1907, S. 1116 f. LOSVA 53 BO´ NIS, A Hármaskönyv, in: WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, S. X; MA´ DL, Das erste Ungarische Zivilgesetzbuch, 1963, S. 40 f. János Zlinszky ist der Meinung, dass im Tripartitum nur die vom ius commune abweichenden Regeln der ungarischen Rechtsordnung aufgezeichnet wurden (ZLINSZKY, Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus, 2008, S. 284); HOMOKI-NAGY, Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch in der ungarischen Rechtspraxis, in: BE´ LI [u. a.] (Hrsg.), Institutions of legal history with special regard to the legal culture and history, 2011, S. 137. 54 Tripartitum opus iuris consuetudinarii inclyti regni Hungariæ. 55 BO´ NIS, Einflüsse des römischen Rechts in Ungarn, 1964, S. 68. Im Laufe des 15. und des 16. Jahrhunderts gab es bereits kleinere Arbeiten, die sogenannten Formelbücher, in denen das ungarische Recht für die praktische Juristenausbildung aufgezeichnet wurde. Vgl. SZABO´ , Juristen und 44 45

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B. Die Rechtsentwicklung – ein geschichtlicher Überblick (Katalin Gönczi)

Der Gesetzesentwurf wurde zwar 1514 von der Ständeversammlung verabschiedet, aus formalen Gründen erlangte er jedoch letztlich keine Gesetzeskraft, denn es fehlte die Verkündung durch die königliche Kanzlei.56 Außerdem vertrat Werbo˝czy in seinem Werk die Ansichten des mittleren Adels, der das Prinzip una eademque libertas durchsetzen wollte,57 so dass das Inkrafttreten des Tripartitums vom Hochadel nicht befürwortet wurde.58 Schließlich ließ Werbo˝czy 1517 das Werk bei der Druckerei Johann Singrieners in Wien auf eigene Kosten drucken. Er versandte das Rechtsbuch an die Komitate und die Geltung wurde – wenn auch nur zeitweise – gesetzlich vorgeschrieben. Zum Beispiel erklärte das (Bácser) Gesetz von 1518 das Tripartitum zum geltenden Recht für die Komitatsgerichte.59 Zwar wurden die Bácser Gesetzesartikel nach drei Jahren außer Kraft gesetzt, dies änderte aber wenig an der faktischen Autorität des Tripartitums. Bei der Rechtsprechung berief man sich weiterhin auf diesen Text als Rechtsquelle,60 und letztlich wurde es mehrere Jahrhunderte lang als geltendes Recht angesehen.61 Da die Gerichte seine Regeln anwandten, bestimmte dieses Kompendium, nun als Gewohnheitsrecht, das Privat-, Prozess- und öffentliche Recht des Adels im ständisch geprägten Königreich Ungarn.62 Es war damit die Gerichtsbarkeit, die diesem Rechtsbuch die an sich fehlende Autorität verliehen hatte. Ab 1623 wurde das Tripartitum auch in die Gesetzessammlungen aufgenommen.63 In der Wiener Ausgabe des Corpus Juris Hungarici stand es bereits an erster Stelle und damit sogar noch vor den Dekreten. In Siebenbürgen bestätigten die Fürsten bei der Amtseinführung durch Eid das Tripartitum,64 und es wurde auch in die siebenbürgischen Gesetzessammlungen aufgenommen.65 Daher genoss Bücher im frühneuzeitlichen Ungarn, in: MONOK, EÖTVÖS (Hrsg.), Bürgerliche Kultur im Vergleich, 1998, S. 52. 56 BO´ NIS, A Hármaskönyv, in: WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, S. XI. 57 Diese These legte Werbo˝czy im Tripartitum im sogenannten primae nonus als Forderung fest (WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, Pars I, Tit. 9, § 7; siehe außerdem WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, Pars I, Tit. 2, § 1. Dazu CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 136 f.). 58 BAK, Königtum und Stände in Ungarn im 14.–16. Jahrhundert, 1973, S. 74. 59 Gesetz vom 1518, Art. 41, § 5, in: DRMH I,4, 2012, S. 234. Dazu GA´ BOR, Quadripartitum, in: MJL, Bd. 6, 1907, S. 127. 60 RADY, Stephen Werbo˝czy and his Tripartitum, in: WERBO˝ CZY, The Customary Law of the Renowned Kingdom of Hungary in Three Parts (1517), 2005, S. XL. 61 BO´ NIS, A Hármaskönyv, in: WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, S. XIII. 62 BAK, Tripartitum opus, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 1015; KÜPPER, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, S. 298 f. 63 KOLOSVA´ RI, Corpus Juris Hungarici, in: MJL, Bd. 2, 1899, S. 685; RADY, Stephen Werbo˝czy and his Tripartitum, in: WERBO˝ CZY, The Customary Law of the Renowned Kingdom of Hungary in Three Parts (1517), 2005, S. XL. 64 MEZEY, Magyar jogtörténet, 2007, S. 32. 65 Die siebenbürgischen Gesetzessammlungen waren Approbatae constitutiones und Compilatae constitutiones. Die Approbatae beinhalteten Gesetzesartikel zwischen 1540–1653, die Compilatae waren eine Sammlung für Gesetze von 1654–1669. Dazu siehe DO´ SA, Erdélyhoni jogtudomány, Bd. 1, 1861, S. 10 f.

B.IV. Rechtsaufzeichnungen und Kodifikationsversuche

19

es bis zur Revolution von 1848 bzw. bis zum Ende des bürgerlichen Zeitalters in der ungarischen Rechtsordnung den gleichen Stellenwert wie die Gesetze.66 Das Tripartitum erschien regelmäßig in Neudrucken und der Text wurde ins Ungarische, Kroatische, Deutsche und vor kurzem sogar ins Englische übersetzt.67 Auch populäre Versionen sind im Laufe der Jahrhunderte entstanden, die besonders für die mündliche Tradierung des Tripartitums geeignet waren.68 Die drei unterschiedlich umfangreichen Teile des Tripartitums enthalten das ungarische Gewohnheitsrecht. Im Prolog, der vom römischen Recht am meisten beeinflusst war,69 erörterte Werbo˝czy die Quellen des Rechts. Er definierte Recht und Gerechtigkeit, die Tugenden des gerechten Richters sowie die Anforderungen an ein gerechtes Urteil.70 Im ersten Teil fasste Werbo˝czy dann das Recht des Adels zusammen, während im zweiten Teil das Prozessrecht aufgezeichnet wurde. Aus der Sicht der Stadtrechtsentwicklung ist der dritte Teil, in dem die Regeln des ius particulare fixiert wurden, von besonderem Interesse. Das Partikularrecht wurde im Tripartitum als spezielles Recht einerseits territorial verstanden (für KroatienSlawonien-Dalmatien und für Siebenbürgen), andererseits auf die Stände bezogen (für Stadtbürger und Unfreie). Das Tripartitum diente als Quelle einer zweiten gewohnheitsrechtlich geltenden Rechtssammlung. Als im Laufe des 16. Jahrhunderts mehrmals die Erstellung einer Gesetzessammlung angeregt wurde, verabschiedete die Ständeversammlung im Jahre 1548 ein Gesetz.71 Der Gesetzesartikel 1548:27 verfügte die Überprüfung des Tripartitums durch eine Kommission.72 Der König berief daraufhin sieben Mitglieder inklusive des Wiener Rechtswissenschaftlers Martin Bodenarius. Das Ergebnis ihrer Beratungen war das sogenannte Quadripartitum von 1553.73 Auch diese Rechtssammlung erhielt nicht den Status eines Gesetzes und erschien erst 1798 im Druck (in Agram). Eine so umfassende Wirkung wie das Tripartitum erreichte das Quadripartitum jedoch nicht.74 Béla Szabó datiert das Ende der Geltung des Tripartitums auf das Jahr 1945: SZABO´ , Werbo˝czy, Stephanus, in: STOLLEIS (Hrsg.), Juristen, 1995, S. 650. Das Jahr 1945 lässt sich in der ungarischen Privatrechtsgeschichte aber nicht vorrangig als Neuanfang betrachten, denn das erste ungarische Zivilgesetzbuch wurde im Jahre 1959 verabschiedet (Gesetzesartikel 1959:4). MA´ DL, Das erste Ungarische Zivilgesetzbuch, 1963, S. 78. 67 Die neueste (56.) Edition mit englischer Übersetzung stammt aus dem Jahr 2005: WERBO˝ CZY, The Customary Law of the Renowned Kingdom of Hungary in Three Parts (1517), 2005. 68 SZENT-PA´ LI NAGY, Verbo˝czy István Törvény Könyvének Compendiuma, 1699 [u. 1701]. 69 BAK, Tripartitum opus, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 1015. 70 MEZEY, Magyar jogtörténet, 2007, S. 32. 71 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 210. 72 HOMOKI NAGY, Magánjogi intézmények az Aranybullában, in: BESENYEI [u. a.] (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII, 1999, S. 86. 73 „Quadripartitum opus iuris consuetudinarii regni Hungariae“. GA´ BOR, Quadripartitum, in: MJL, Bd. 6, 1907, S. 127. 74 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 211. 66

C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi) Die Forschung zur Stadtrechtsentwicklung im Zusammenhang mit dem Einfluss des sächsisch-magdeburgischen Rechts im Donau- und Karpatenraum erstreckt sich auf mehrere Disziplinen. Um eine nach Epochen gegliederte Bilanz der Forschungen zu ziehen, sollen im Folgenden auch im Hinblick auf die Stadtrechtsentwicklung die Etappen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichtsschreibung sowie die Historiographie des Landesausbaus mit einbezogen werden. Eine Vielfalt von Themen ist dabei zu berücksichtigen, die von der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Siebenbürger und Zipser Sachsen bis hin zur Stadtgeschichte sowie zur Rechtsgeschichte der Städte reichen.

I. Anfänge der Städteforschung Eine erste Auseinandersetzung mit der Geschichte der Städte im Donau- und Karpatenraum begann im späten 17. Jahrhundert durch topographische Beschreibungen, welche die Bedeutung der Städte hervorhoben. Städtebilder wie die von Sigmund von Birken (1626–1681)1 und Johann Martin Lerch (1643–1693) beschäftigten sich mit dem Donaugebiet als Teil der Landeskunde.2 Bei Lerch wurden mehrere Stadtansichten aus dem Donaugebiet abgedruckt. Die Anfänge der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Städten und mit dem Landesausbau lassen sich im 18. Jahrhundert in der neuen Disziplin der Staatenkunde finden. Die Statistik und die Geographie samt Reiseberichten und Stadtbeschreibungen leiteten die Erforschung der Städte im Königreich Ungarn ein. In der Geschichte der Staatenkunde als Disziplin hatte am Ausgang des 18. Jahrhunderts die Universität Göttingen eine besondere Stellung. Bei dem Göttinger Universitätsprofessor August Ludwig Schlözer (1735–1809)3 gelangten das neue Fach Staatenkunde und auch die Universalgeschichte zur Blüte.4 Er verstand die Geschichte der Nationen als Teil der Universalgeschichte. Schlözer setzte sich zum ersten Mal mit der Geschichte der Siebenbürger Sachsen auseinander5 und diese Studie war ein Teilergebnis seiner Beschäftigung mit der Geschichte Osteuropas.6 1

ROSENFELD, „Birken, Sigmund von“, in: NDB, Bd. 2, 1955, S. 256 f. BIRKEN, Der Donau-Strand [...], 1664; LERCH, Ungarisches Städt-Büchlein [...], 1684. 3 FLEISCHER, „Schlözer, August Ludwig von“, in: NDB, Bd. 23, 2007, S. 98 f. 4 GÖNCZI, Die europäischen Fundamente der ungarischen Rechtskultur, 2008, S. 70–77. 5 SCHLÖZER, Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, 1795–1797 [1979]. Dazu ZACH, Überlieferung, Quellen und Historiographie, in: GRIMM, ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 54. 6 KEIPERT, August Ludwig Schlözer als Sprachforscher, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 2009 (2010), S. 282–304. 2

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

In dieser Arbeit wurden die neuen „kulturvergleichenden und universalhistorischen Ansätze“7 der Göttinger Schule auf die Ursprünge der Ungarn und die Geschichte der Siebenbürger Sachsen angewandt.8 Dazu benutzte Schlözer Quellenmaterial, das von seinen Studenten aus dem Königreich Ungarn besorgt worden war.9 Schlözers Buch ist daher weniger ein „Zufall“, wie der Autor schreibt, sondern es ist auf die Zusammenarbeit von deutschen und siebenbürgischen Historikern zurückzuführen. Schlözer konzentrierte sich auf die Siedlungsgeschichte und betrachtete seinen Forschungsgegenstand als Teil der Geschichte der Deutschen außerhalb des Heiligen Römischen Reichs. Schlözer lobte die demokratische Verfassung der Sachsen in Siebenbürgen und tadelte die Geistlichen, die sich nicht mit der eigenen Geschichte befassten. Die Anfänge der Rechtsgeschichtsschreibung in Ungarn lassen sich auf die Zeit der Trennung des historischen Rechts vom geltenden Recht datieren, also auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der ungarischen Rechtsgeschichte ging es anfangs vornehmlich um das Ersetzen des während der Osmanenherrschaft verlorengegangenen Archivmaterials. Die ersten Rechtshistoriker des Landes waren daher Quellensammler und -editoren. Die Edition der Zipser Willkür durch den Tyrnauer Jesuiten Karl Wagner (1732– 1790)10 war ein erster Schritt dieser Rechtsbücherforschung. Wagner publizierte 1773 eine Pergamenthandschrift aus dem Jahr 1540, die Leutschauer Handschrift der Zipser Willkür,11 und bahnte damit den Weg für weitere Editionen. Martin Georg Kovachich (1743 /44–1821)12 veröffentlichte 1803 eine Zusammenstellung der Quellen des ius tavernicale.13 Diese Quellensammlung enthielt Gesetzestexte wie z. B. das Stadtdekret König Sigismunds aus dem Jahr 1405 und Statuten des Tavernikalgerichts. Kovachich wurde später vom König wegen seiner Leistungen auf dem Gebiet der Quellenkunde zum Landeshistoriker für Diplomatik und Statistik ernannt.14 Zur Stadtrechtsforschung trug auch Gusztáv Wenzel, damals Professor am Theresianum in Wien, durch Quellenpublikationen bei. Im Jahre 1843 edierte er eine Handschrift des Schemnitzer Stadt- und Bergrechts15 und setzte sich während seiner Laufbahn immer wieder mit Fragen des Bergrechts auseinander. 7

STOLLEIS, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1, 1988, S. 317. „Die Geschichte einer solchen, in ihrer Art einzigen Nation, scheint ein interessanter Teil der deutschen, sogar der europäischen, ja selbst der allgemeinen Geschichte der wandernden Menschheit, zu seyn.“ (SCHLÖZER, Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, 1795–1797 [1979], S. IX). 9 BIRO´ , Schlözer und Ungarn, in: DUCHHARDT, ESPENHORST (Hrsg.), August Ludwig (von) Schlözer in Europa, 2012, S. 69– 86. 10 MALOVECKA´ , Karol Wagner (1732–1790) historik Spiša a Šariša, 2009. 11 WAGNER, Analecta Scepusii Sacri et Profani, Bd. I, 1774, S. 240–261. 12 BENDA, „Kovachich, Márton György“, in: ÖBL, Bd. 4, 1969, S. 167. 13 KOVACHICH, Codex authenticus iuris tavernicalis [...], 1803. 14 SZINNYEI, „Kovachich Márton György“, in: DERS., Magyar írók élete és munkái, Bd. 6, 1899; WINDISCH, Kovachich Márton György, a forráskutató, 1998. 15 WENZEL, Das alte Stadt- und Bergrecht der königlichen Frey- und Bergstadt Schemnitz in Ungarn 8

C.I. Anfänge der Städteforschung

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Während der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts entfaltete sich in Deutschland die historische Rechtsschule, die durch die peregrinatio academica auch in Ungarn Anhänger fand. Die Studienwege Andreas Michnays (1804–1857) und Paul Lichners (1818–1884) führten an die Universitäten Leipzig und Göttingen, wo sie mehrere Semester lang Linguistik und Theologie studierten.16 Nach ihrer Rückkehr erhielten sie Professorenstellen am evangelischen Lyzeum in Pressburg. Später entdeckten sie in der Bibliothek des Lyzeums eine Handschrift des Ofner Stadtrechtsbuchs aus dem 16. Jahrhundert. Dieser Fund und die anschließende Edition der Handschrift im Jahre 184517 brachten das Stadtrecht der wichtigsten Stadt des Königreichs Ungarn ans Licht. Die Publikation dieser sogenannten Lyzealhandschrift stellt den ersten gedruckten Text des Ofner Stadtrechtsbuchs dar. Die Herausgeber wiesen in einem reichen Fußnotenapparat auf die Übereinstimmungen des Textes mit dem süddeutschen bzw. sächsisch-magdeburgischen Recht hin18 und erstellten so den ersten Quellenvergleich zum süddeutschen und zum sächsisch-magdeburgischen Rechtskreis. In einer Beilage veröffentlichten sie weitere wichtige Quellen des Stadtlebens im Königreich Ungarn und versahen die Edition mit einem Wörterverzeichnis, das die ostmitteldeutsche Sprache mit ihren bayrisch-österreichischen Zügen wiedergab. Das Werk fand rege Aufnahme in der Öffentlichkeit. Zum Beispiel bezog sich József Eötvös (1813–1871)19 auf diese Edition, als er im Jahre 1847 über die Schwäche des Stadtbürgertums in Ungarn schrieb. Seine Gedanken zu den Städten müssen vor dem Hintergrund der romantisch-nationalen Ideale der 1840er Jahre gelesen werden: „Unsere Städte bildeten ein fremdes und von allen Nationen getrenntes Element. Sie standen wie deutsche Inseln inmitten des ungarischen Meeres, mit fremder Sprache und fremden Bräuchen, und wie es das erhalten gebliebene Ofner Stadtrechtsbuch bezeugt, sogar mit fremden Gesetzen.“20 aus dem dreyzehnten Jahrhunderte, in: Anzeige-Blatt für Wissenschaft und Kunst 104 (1843), S. 1– 21. 16 SZINNYEI, „Michnay Endre Dániel“, in: DERS., Magyar írók élete és munkái, Bd. 8, 1902; DUKA ZO´ LYOMI, „Michnay, Andreas Daniel von“, in: ÖBL, Bd. 6, 1975, S. 265; WURZBACH, „Michnay, Andreas Daniel“, in: DERS., Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 18, 1868, S. 228 f.; SZINNYEI, „Lichner Pál“, in: DERS., Magyar írók élete és munkái, Bd. 7, 1900; WURZBACH, „Lichner, Paul“, in: DERS., Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 15, 1866, S. 70 f. 17 MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845. 18 BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 532. 19 ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 256. 20 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „Városaink e’ szerint idegen, az összes nemzetto˝l különvált elemet képeztek; mintegy német szigetekként álltak itt a’ magyar tenger’ közepett, idegen nyelvvel ’s szokásokkal, so˝t, mint a’ fennmaradt budai jogkönyv bizonyitja, idegen törvényekkel is“, EÖTVÖS, Magyarország 1514-ben, 1847, S. 39 f.

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

Diese Inselmetapher zog in die ungarische Geschichtsschreibung ein und tauchte seitdem immer wieder auf. Seit der Epoche des nation-building suchte man nach den Ursprüngen der mittelalterlichen Stadtrechte im Königreich Ungarn. Als ein roter Faden erwies sich hierbei die Herkunftsfrage der Städte, die zusammen mit Problemen der Stadtrechtsforschung diskutiert wurde. Tonangebend war der führende Rechtshistoriker der Pester (später Budapester) königlichen Universität, Gusztáv Wenzel, der seit 1850 als Professor für ungarisches Privatrecht, Bergrecht und Zivilprozessrecht arbeitete. Als eine Symbiose rechtsgeschichtlicher und bergrechtlicher Perspektiven erschienen 1855/ 56 ein Handbuch des allgemeinen österreichischen Bergrechts21 und 1866 eine kleinere Arbeit zum ungarischen und siebenbürgischen Bergrecht.22 Wenzel verfasste nach 1867 (also nachdem der ungarische Staat innerhalb der Donaumonarchie Souveränität erlangt hatte) zudem mehrere wichtige Werke zur Stadtrechtsgeschichte.23 Außerdem war Wenzel berechtigt, Vorlesungen zur Rechtsgeschichte, zum österreichischen Privatrecht sowie zur vergleichenden Rechtswissenschaft zu halten.24 Wenzel gilt deshalb als Begründer des Faches Rechtsgeschichte in der Zeit des Neoabsolutismus, da er die ungarische Rechtsgeschichte, deren Lehre gemäß der damaligen Studienordnung untersagt war, im Rahmen der allgemeinen europäischen Rechtsgeschichte behandelte.25 Ebenfalls im Zeitalter des Neoabsolutismus beschrieb der Hermannstädter Rechtsakademieprofessor Friedrich Schuler von Libloy (1827–1900) die Grundlagen der Rechtsgeschichte Siebenbürgens.26 Im Rahmen dieser Forschung zu den Rechtsquellen und Rechtsinstitutionen, die Schuler von Libloy als Aufgabe der siebenbürgischen Rechtsgeschichte verstand, wurde auch der Landesausbau thematisiert. Außerdem setzte er sich mit der Siedlungsbewegung sowie den Freiheiten und Pflichten der Siedler detailliert auseinander.27

II. Dualismuszeitalter Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich entfaltete sich in Ungarn eine Kultur im nationalen Sinne. Zugleich blühte der Historismus auf und die nunmehr erworbene Eigenstaatlichkeit Ungarns schlug sich auch in den Geisteswissenschaf21

WENZEL, Handbuch des allgemeinen österreichischen Bergrechtes, 1856. DERS., A magyar és erdélyi bányajog rendszere, 1866. 23 DERS., Nevezetes per lo˝csei polgárok között, 1873; DERS., Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877; DERS., A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 1–52. 24 SZINNYEI, „Wenzel Gusztáv“, in: DERS., Magyar írók élete és munkái, Bd. 14, 1914. 25 WENZEL, Egyetemes európai jogtörténet, 1869. 26 TONTSCH, „Schuler von Libloy, Friedrich“, in: ÖBL, Bd. 11, 1998, S. 319 f. 27 SCHULER VON LIBLOY, Siebenbürgische Rechtsgeschichte, Bd. 1, 1867, S. 42 f. 22

C.II. Dualismuszeitalter

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ten nieder. In der Rechtsgeschichte wurden daher nun verstärkt die nationalen Eigenschaften des Rechts wahrgenommen. Noch 1873 bezeichnete Gusztáv Wenzel die Stadtrechtsgeschichte als das am meisten vernachlässigte Gebiet der ungarischen Rechtsgeschichtsschreibung.28 In den darauf folgenden Jahren erschienen gleich mehrere analytische Werke zur Stadtrechtsgeschichte. Quellenausgaben und einführende Studien markieren den Weg der Städteforschung im späten 19. Jahrhundert. Gusztáv Wenzels zahlreiche stadt- und bergrechtsgeschichtliche Arbeiten,29 Kálmán Demkós Publikationen über das Recht der Zips30 sowie Gustav Lindners Studie zum Codex Altemberger31 waren wichtige Beiträge zur Stadtrechtsforschung. Diese Publikationen lassen sich als ungarische Studien zur historischen Rechtsschule charakterisieren. Wenzels Thesen aus dem Jahr 187732 zu den Städten und Stadtrechten Ungarns drückten die nationalen Gefühle der südosteuropäischen Ära des nation-building aus. In der Literatur des späten 19. Jahrhunderts stand dabei die Stadtentwicklung im Mittelpunkt. Da die Perspektive von Nationalismus und Historismus geprägt war, diskutiert er vor allem die Herkunft der Stadtrechte: „Es ist noch anzumerken, dass die Stadtrechte in Ungarn nicht vom Ausland entlehnt wurden. Die Stadtrechte sind hier im Lande auf der Grundlage der Privilegien der ungarischen Könige entstanden und zwar unter Schutz und Sicherheit der ungarischen Gesetze. Die Stadtrechte ruhen also auf jenen Rechtsprinzipien und Rechtsansichten, die im Rechtsbewusstsein der hiesigen Stadtbewohner aufgrund ihrer sogenannten Volksautonomie verwurzelt waren.“33

In einem kurzen Exkurs zur Herkunft des Stadtrechts in Polen zeigt er die Gemeinsamkeiten zwischen dem polnischen Stadtrecht und dem Magdeburger bzw. lübischen Recht auf. Seiner Ansicht nach entstanden die ungarischen Stadtrechte im Gegensatz zu Polen im eigenen Land. Später setzte sich Wenzel in einer Arbeit zum Tavernikalrecht auch mit dem Ofner Stadtrechtsbuch als Quelle auseinander und nahm im Hinblick auf die Quellenverbindungen eine nationalistische Position ein. Er bezeichnete die aus den Rechtsspiegeln übernommenen Textteile als „Thesen von fremdem Ursprung“, 28

WENZEL, Nevezetes per lo˝csei polgárok között, 1873, S. 3. DERS., Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877; DERS., A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 1–52. 30 DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890; DERS., A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891; DERS., Lo˝cse története, Bd. 5, 1897. 31 LINDNER, Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, in: ZRG GA 6 (1885), S. 86–141. 32 WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877. 33 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „Különben megjegyzendo˝ még, hogy a magyarországi városjogok nem a külföldto˝l kölcsönöztettek. Az országban keletkeztek azok, magyar királyok privilégiumainak alapján, magyar törvények oltalma és biztosítása alatt, oly jogelvek és jognézetek szerint, melyek az itteni városlakosoknak jogi öntudatában gyökereztek, az u. n. népautonomiának útján.“ WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 44. 29

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

welche als „Äußerungen der doktrinalen Bildung des Autors“ anzusehen seien.34 Die Dichotomie ,fremd‘ und ,einheimisch‘ setzte sich in seiner Diskussion der Rechtsgeschichte der Städte fort. Wenzel war der Meinung, dass die fremden Elemente im Ofner Stadtrechtsbuch mit der Vergangenheit der einheimischen Städte nicht zusammenhingen.35 Gusztáv Wenzels Gedanken zur Herkunft der Stadtrechte nahm 1890 der führende Historiker der Zips, Kálmán Demkó, auf. Dabei modifizierte und ergänzte er Wenzels Thesen. Er berücksichtigte nicht nur die rechtshistorischen Quellen, sondern legte bei der Entwicklung der Stadtrechte einen Schwerpunkt auch auf die Wirtschaft und die Gesellschaft: „Die Prinzipien der Stadtrechte in Ungarn wurden aus dem Ausland mitgebracht. [...] Sie entwickelten sich aufgrund der Privilegien der ungarischen Könige unter dem Schutz und der Sicherheit der ungarischen Gesetze nach solchen Rechtsprinzipien und Rechtsansichten, die den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umständen der privilegierten Rechtsstellung der hiesigen Stadtbewohner entsprachen.“36

Demkó führte bereits in dieser ersten analytischen Studie die Kategorie der ,Rechtsverwandtschaft‘ ein und unterschied zwischen den Städten des von ihm sogenannten Halle-Magdeburgischen Rechts und den Städten des bayerisch-österreichischen Rechts. Seine These, dass die Stadtrechte in Ungarn mit den ausländischen Stadtrechten verwandt waren, war im Zeitalter des Nationalismus in Ungarn neu. Im Hinblick auf die Wirkung des Magdeburger Rechts fuhr er fort: „Das Magdeburger Recht war nicht nur in Sachsen, Böhmen, Polen bekannt, sondern wirkte bei den Siebenbürger Sachsen, seit dem 15. Jahrhundert in den ungarischen Bergstädten sowie in den nordöstlichen königlichen Freistädten (Leutschau, Käsmark), durch die Zipser Willkür in den Zipser Städten und in den 13 Zipser Städten, die staatsrechtlich zu Polen gehörten.“37

1891 publizierte Demkó eine Arbeit in den geschichtswissenschaftlichen Abhandlungen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ging dort auf die Quellenverbindungen der Zipser Willkür zu den deutschen Rechtsspiegeln ein. Damit setzte er die von Michnay und Lichner begonnene Tradition des Quellenvergleichs fort. Demkó bestätigte anhand der Forschungen zur Zipser Willkür 34

Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 12. 35 Ebd. 36 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „A magyarországi városjogok alapelvei a külföldro˝l hozattak be, [...] magyar királyok privilégiumainak alapján magyar törvények oltalma és biztosítása alatt fejlo˝dtek ki oly jogelvek és jognézetek szerint, melyek az itteni városlakosok kiváltságos helyzetébo˝l kifolyó közjogi állásnak és a nyert privilégiumok alapján keletkezett közgazdasági és társadalmi viszonyoknak megfeleltek.“ DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 5. 37 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. Ebd., S. 7.

C.II. Dualismuszeitalter

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seine frühere These, dass die Prinzipien des ungarischen Stadtrechts aus dem Ausland stammten,38 und widersprach damit Wenzels stark nationalistisch geprägter Sicht. Kálmán Demkó war zudem als Editor tätig. Er veröffentlichte zwei Handschriften der Zipser Willkür und wertete die Rechtssätze rechtsdogmatisch aus.39 Auch zu den Quellenverbindungen des Ofner Stadtrechtsbuchs äußerte sich Demkó. Er sah dabei keine Verknüpfung zwischen dem Ofner Stadtrechtsbuch und den Rechtsbüchern in Deutschland, da das Rechtsbuch der Stadt Ofen – so Demkó – letztlich allgemeine Befugnisse der Stadtverwaltung sowie Regeln des Handels und des Handwerks zusammenfasste.40 Zum Ende des 19. Jahrhunderts konnte die Rechtsbücherforschung bereits einige Ergebnisse vorweisen. Gustav Lindner (1836–1909)41, Professor an der Universität Klausenburg, veröffentlichte 1885 den Text des Codex Altemberger,42 und János Király publizierte das Pressburger Stadtrechtsbuch im Jahre 1894 mit einem ausführlichen Quellenvergleich.43 Auch das mehrseitige Lemma Ofner Stadtrechtsbuch im Ungarischen Juristischen Lexikon aus dem Jahr 189944 zeigt, dass die Geschichte der Stadtrechte ein von Juristen wahrgenommener Forschungsgegenstand geworden war. Dezso˝ Makay, der Autor des Lexikonartikels, wiederholte Gusztáv Wenzels These über die Herkunft der Stadtrechte in Ungarn wörtlich.45 Makays nationalistisch geprägte Vorstellungen zeigten sich auch bei den Erläuterungen zum Inhalt des Ofner Stadtrechtsbuchs. Seiner Ansicht nach lassen sich die ,fremden Elemente‘ mit der umfassenden humanistischen Bildung des Verfassers erklären. Sein Artikel legte bereits auf die verfassungsrechtliche Bedeutung der Stadtrechte Wert und setzte die rechtsdogmatischen Erläuterungen der Normen gegliedert nach Rechtsgebieten fort. Im Hinblick auf die Quellengrundlagen nannte Makay nur zwei königliche Privilegien. Die Rechtsbücherforschung wurde dann in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zum Gegenstand geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Budapester Universität schrieb 1903/ 1904 einen Preis für die Untersuchung des Ofner Stadtrechts aus und Preisträgerin wurde Néda Relkovic´ mit einer kulturhistorischen Doktorarbeit.46 Sie beschäftigte sich darin zuerst mit den deutschen Rechtsspiegeln und den sogenannten ,Stadtrechtsfamilien‘. Mit 38

DERS., A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 4. DERS., Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 16– 86. 40 DERS., A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 37. 41 GÖLLNER, „Lindner, Gustav“, in: ÖBL, Bd. 5, 1972, S. 223. 42 LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973]. Siehe auch DERS., A Svábtükör az erdélyi szászoknál, in: Az Erdélyi Múzeum Bölcselet-, Nyelv- és Történettudományi Szakosztályának Kiadványai 1,3 (1884), S. 161–204. 43 KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894. 44 MAKAY, Budai jogkönyv, in: MJL, Bd. 2, 1899, S. 289–292. 45 Ebd., S. 289 f. 46 RELKOVIC´ , Buda város jogkönyve (Ofner Stadtrecht), 1905. 39

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

der Methode der Staatenkunde beschrieb sie dann das Stadtleben von Ofen. Relkovic´ lieferte außerdem einen rechtsdogmatischen Überblick über die Bestimmungen des Ofner Stadtrechtsbuchs. Im Weiteren verglich sie den Text des Ofner Stadtrechtsbuchs mit seinen Quellen und gab eine Zusammenstellung wörtlicher und thematischer Übereinstimmungen des Rechtsbuchs mit den Vorlagen. Zur Auswertung der Quellenverbindungen kam es aber in der Arbeit von Relkovic´ nicht. Ihre Untersuchung wurde jüngst von Peter Johanek als eine „insgesamt nicht recht befriedigende Analyse“ eingeschätzt.47 Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entfalteten sich in Ungarn His´ kos Timon der führende Vertreter der torismus und Nationalismus weiter, wobei A nationalistischen Rechtsgeschichtsschreibung war.48 Er bezog Stellung zur Herkunft der Stadtrechte im Königreich Ungarn und rechnete die Städte zum „ungarischen Boden“: „Die ältesten Stadtrechte, so das Recht von Székesfejérvár, Buda, Selmeczbánya, Nagyszo˝llo˝s und Zágráb, entwickelten sich auf der Grundlage des Willkürrechts ursprünglich auf ungarischem Boden.“49

Attila Horváth stellte fest, dass die nationalistische Perspektive die europäischen Zusammenhänge nicht ins Blickfeld der Rechtsgeschichtsschreibung gelangen ließ.50 Deshalb konnten zu jener Zeit die Wechselwirkungen der Stadtrechte innerhalb Europas nicht wirklich zum Untersuchungsgegenstand werden. Stattdessen wurde die Dichotomie ,fremd‘ und ,einheimisch‘ beibehalten. Den Einfluss des deutschen Rechts charakterisierte Timon als „von untergeordneter und particulärer Bedeutung.“51 Die Rechtsgeschichtsschreibung am Anfang des 20. Jahrhunderts wandte sich intensiver der Verfassungsgeschichte zu. In diesem Rahmen waren die Städte ein Teil der Geschichte der Selbstverwaltung in Ungarn, so wie dies auch von Timon dargestellt wurde.52 Auch im Handbuch der ungarischen Verfassungs- und Rechtsgeschichte von János Király kamen die Städte als Teil der „ländlichen Staatsorganisation und Justiz“ vor.53 Die Stadtbürgerschaft betrachtete Király dabei im Rahmen der Ständeverfassung.54 Diese verfassungsgeschichtliche Sicht verhinderte aber, die Wechselwirkung der ungarischen Stadtrechte mit ihren europäischen Quellen wahrzunehmen. 47

JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 20. CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 29. 49 TIMON, Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 21904, S. 321. 50 A. HORVA´ TH, A jogtörténetírás és a jogtörténet oktatása, in: MEZEY (Hrsg.), Magyar jogtörténet, 2007, S. 67; STIPTA, The Main Tendencies of Hungarian Legal Historiography in the 20th Century and its Present Situation, in: Journal on European History of Law 2,1 (2011), S. 72. 51 TIMON, Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 21904, S. 325. 52 Ebd., S. 218–232 und 718–725. 53 KIRA´ LY, Magyar alkotmány- és jogtörténet, 1908, S. 399– 411. 54 Ebd., S. 610– 612. 48

C.III. Österreichische Schule der Siedlungs- und Stadthistoriker

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Eine weit verbreitete Praxis in dieser Epoche war es, die nationalen Eigenschaften der ,Altungarn‘ hervorzuheben. Timon thematisierte in seiner Verfassungs- und Rechtsgeschichte sogar eine „Urverfassung“.55 Im Hinblick auf die Städte wurde mehrfach betont, dass die Ungarn „kein stadtbewohnendes Volk“ waren, und ihre nomadische Lebensweise wurde als nationaler Charakter in den Vordergrund gestellt.56 Diese in Ungarn publizierten ,anti-städtischen‘ Vorstellungen passten in gewisser Weise zur damaligen deutschen nationalistischen Literatur. Wenn die nomadische Lebensweise der Ungarn nicht zur Gründung städtischer Siedlungen führte,57 dann waren es die Deutschen, die die Stadtkultur nach Ostmitteleuropa brachten. Diese Ansicht vertrat bereits 1908 Bálint Hóman, der in der Zwischenkriegszeit ein führender ungarischer Mediävist war. Hóman berief sich auf das Fehlen ,einheimischer‘ stadtgründender Elemente in Ungarn. Die Hauptrolle bei den Stadtgründungen – so Hóman – hatten die ,Ausländer‘ übernommen. Den Unterschied zu den polnischen, tschechischen und russischen Städten sah Hóman darin, dass sich die Städte im Königreich Ungarn unter ungarischen Verhältnissen auf ,ungarischem Boden‘ entwickelten.58 Daher gebe es auch keine rechtliche Verbindung zu deutschen Städten.

III. Österreichische Schule der Siedlungs- und Stadthistoriker Parallel zur ungarischen Stadtrechtsforschung untersuchten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts österreichische Historiker die Stadtrechte im Königreich Ungarn.59 Im Jahre 1845 dokumentierte Emil Franz Rössler, Rechtshistoriker in Wien,60 die Ostsiedlung der Latini (romani) anhand von Prager Rechtsquellen.61 Eine intensive Bearbeitung der ungarischen Stadtrechtsgeschichte seitens österreichischer (Rechts-)Historiker begann in der Ära des Neoabsolutismus. Ihre Arbeiten verknüpften die Stadtgeschichte mit dem Landesausbau, worin sich bereits eine moderne Sichtweise der Historiographie zeigt. Die Laufbahn dieser Historiker war meist eng mit dem Königreich Ungarn verknüpft. 55

TIMON, Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 21904, S. 11–92. ´ rpádok korában, 1908 [2005], S. 11. Gleiche Gedanken bei HO´ MAN, A magyar városok az A BRUCKNER, Az o˝smagyar jogélet, 1933, S. 3 f. 57 ´ rpádok korában, 1908 [2005], S. 11. HO´ MAN, A magyar városok az A 58 Ebd., S. 12. 59 RÖSSLER (Hrsg.), Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, Bd. 2, 1852 [1963], S. 188 f. Laut Tomaschek wurden die Flamen 1208 im Donaugebiet privilegiert, als der Herzog von Österreich den Flamen Marktrecht verlieh (TOMASCHEK, Deutsches Recht in Österreich im dreizehnten Jahrhundert, 1859, S. 92). 60 NESCHWARA, „Rössler, Emil Franz“, in: NDB, Bd. 21, 2003, S. 747 f. 61 RÖSSLER (Hrsg.), Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, Bd. 2, 1852 [1963], S. 188 f. 56

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

Franz Krones, von 1857–1861 Professor an der Rechtsakademie Kaschau,62 setzte sich mit der ungarischen Geschichte auseinander. Er publizierte 1864 und 1865 zwei bedeutende Studien zu Stadtrechtsquellen und zur Stadtrechtsgeschichte auf dem Gebiet der heutigen Slowakei.63 Krones ging in seiner Analyse auf die Quellenverbindungen des Zipser Rechts ein und thematisierte zum ersten Mal den Einfluss des sächsisch-magdeburgischen Rechts auf das gelehrte Recht der Zipser Sachsen.64 Er wies dabei auch auf die Handschrift des Schwabenspiegels in der königlichen Freistadt Kaschau hin. Indem Krones Ortsnamen im Zusammenhang mit der Siedlungsgeschichte untersuchte, verband er zudem Sprachund Geschichtswissenschaft.65 Die Quellenverbindungen zwischen dem Iglauer Recht und dem Schemnitzer Stadt- und Bergrecht bildeten den Forschungsgegenstand des Wiener Rechtshistorikers und Universitätsprofessors Johann Adolf Tomaschek.66 In seiner 1868 erschienenen Arbeit behandelte er die Stadtrechtsforschung zusammen mit der Siedlungsgeschichte. Anderthalb Generationen später beurteilte der Historiker Raimund Friedrich Kaindl (1866–1930)67 die damalige Forschung wie folgt: „Bisher ist leider auf dem Gebiete eindringlicher quellenmäßiger Forschung über das deutsche Recht in Ungarn nicht allzuviel geschehen. [...] in keinem bekannten Handbuch zur deutschen Rechtsgeschichte ist Näheres enthalten.“68

Kaindl, der an der Universität Czernowitz und nach 1915 in Graz arbeitete,69 suchte intensiv nach den Stadtrechtsverbindungen innerhalb der Länder der Donaumonarchie70 und trennte die Siedlungslandschaft von der Verbreitung des 62

Ferdinand KRONES, „Krones Ritter von Marchland, Franz“, in: NDB, Bd. 13, 1982, S. 86 f. KRONES, Deutsche Geschichts- und Rechtsquellen aus Oberungarn, 1865; DERS., Zur ältesten Geschichte der oberungarischen Freistadt Kaschau, in: Archiv für Kunde österreichischer GeschichtsQuellen 31,1 (1864), S. 1–56. 64 DERS., Zur Geschichte des deutschen Volkstums im Karpatenlande mit besonderer Rücksicht auf die Zips und ihr Nachbargebiet, 1878, S. 21, 27. 65 DERS., Deutsche Geschichts- und Rechtsquellen aus Oberungarn, 1865, S. 21 f. 66 BRETHOLZ, „Tomaschek Edler von Stadowa, Johann Adolf“, in: ADB, Bd. 54, 1908, S. 705 f.; TOMASCHEK, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus dem 13.–16. Jahrhundert, 1868. Diesem Thema widmete sich auch Adolf Zycha um 1900, als er die Rechtsverwandtschaft zwischen Iglau und Schemnitz als „zweifellos“ einschätzte (ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters auf der Grundlage des Bergrechts von Iglau, Bd. 1, 1900, S. 79; ERLER, Zycha, Adolf, in: HRG, Bd. 5, Sp. 1871 f.). 67 GRIMM, „Kaindl, Raimund Friedrich“, in: NDB, Bd. 11, 1977, S. 33. 68 KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 385. 69 LÜCK, „Deutsches Recht im Osten“, in: ZRG GA 126 (2009), S. 178–180; GRIMM, „Kaindl, Raimund Friedrich“, in: NDB, Bd. 11, 1977, S. 33. 70 KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908); DERS., Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern, Bd. 1–3, 1907–1911; DERS., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, in: ZRG GA 40 (1919), S. 275–280. 63

C.IV. Zwischenkriegszeit

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deutschen Rechts.71 Seine Forschungen beruhten zum Teil jedoch auf Fehleinschätzungen wie z. B. der Annahme, dass das Wiener Stapelrecht der Flamen zum Vorbild der ungarischen Stadtrechte wurde.72 Kaindls Studien stellen aber eine Art Inventarisierung der deutschen Rechtsdenkmäler in Ostmitteleuropa dar.73 Aber es fehlte noch eine eingehende Analyse. Im Vordergrund standen bei Kaindl die Errungenschaften der Deutschen in Ungarn und in Rumänien.74 Oft machte Kaindl pauschale Aussagen, die obendrein nationalistisch geprägt waren. Im Hinblick auf die Siedlungsentwicklung war Kaindl z. B. der Ansicht, dass die Städtekultur in Ungarn von deutschen Siedlern ins Land gebracht worden sei.

IV. Zwischenkriegszeit Auch in Ungarn kam es in der Zwischenkriegszeit einerseits zur ideologischen Instrumentalisierung der Geschichte der Stadtentwicklung und zur Hervorhebung ihrer nationalistischen Elemente. Andererseits wurde in Ungarn die Untersuchung des Ofner Stadtrechtsbuchs außerhalb der Rechtsgeschichte von Historikern und Linguisten fortgesetzt. Das nationale Pathos des 19. Jahrhunderts wurde in der Zwischenkriegszeit propagandistisch noch verstärkt. In der Zeit nach dem Friedensvertrag von Versailles rückte die Erforschung der ,altungarischen‘ Charakteristika in den Vordergrund der ungarischen Rechtsgeschichtsforschung. Sie reagierte so auf die ungarischen Kompensationswünsche sowie den Revisionismus und verstärkte ihre Suche nach ,Volkseigenschaften‘. Dies traf sowohl auf die Darstellungsweise der Ethnien als auch auf die Ansichten über das städtische Rechtssystem zu. Diese Richtung der Rechtsgeschichtsschreibung wurde von Gyo˝zo˝ Bruckner und Béla Iványi bereits in den 1920er Jahren vertreten. In einer kulturgeschichtlichen Darstellung zur Zips wollte zum Beispiel Bruckner für ausländische Leser „die kulturelle Obrigkeit der Zipser Deutschen“75 zeigen. Er sprach 1922 von „erhaltengebliebener Reinheit der Rasse und Sprache 71

HACKMANN, LÜBKE, Die mittelalterliche Ostsiedlung in der deutschen Geschichtswissenschaft, in: PISKORSKI (Hrsg.), Historiographical Approaches to Medieval Colonisation of East Central Europe, 2002, S. 191. 72 KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 390. 73 DERS., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, in: ZRG GA 40 (1919), S. 275–280. 74 HACKMANN, LÜBKE, Die mittelalterliche Ostsiedlung in der deutschen Geschichtswissenschaft, in: PISKORSKI (Hrsg.), Historiographical Approaches to Medieval Colonisation of East Central Europe, 2002, S. 191. 75 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „[...] szükségesnek tartottam tanulmányom megjelentetését, hogy ezzel is bizonyíthassam, elso˝sorban a külföld elo˝tt a szepesi németek (czipszerek) kultúrfölényét Szepes vármegye többi lakosságával szemben“, BRUCKNER, A Szepesség népe, 1922, S. 3.

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

bei den Zipser Deutschen“ sowie „von ihrem politischen Beruf“.76 Bruckner füllte die auf Eötvös zurückgehende Insel-Theorie77 mit germanozentrischem Inhalt. Damit schloss er sich der Deutschtumforschung an, deren Vertreter den Landesausbau im Sinne einer ,Kulturträgertheorie‘ beschrieben. Bruckner setzte um die Wende zum 20. Jahrhundert außerdem die nationalistischen Studien fort, indem er versuchte, das ,altungarische‘ Rechtsleben zu rekonstruieren. Seine Forschungen gingen in Richtung der nationalistischen Volksethnologie,78 womit eine grenzüberschreitende Sicht nicht zu vereinbaren war. In einer Studie von 1935 beschäftigte sich Bruckner mit den Stadtrechtsverbindungen und dem Einfluss des deutschen Rechts in Ungarn. Er betrachtete das Stadtrecht von Sillein und Karpfen als Magdeburger Recht und die Zipser Willkür als eine Variante des Magdeburger Rechts. Im 15. Jahrhundert übernahmen seiner Ansicht nach die ungarischen Bergstädte das Magdeburger Recht und im 16. Jahrhundert folgten Leutschau und Käsmark. Das Ofner Stadtrecht hielt er wie das Stadtrecht von Pressburg für vom Wiener Recht beeinflusst. Dieses Recht wurde – so Bruckner – in den Städten Debreczin und Miskolc tradiert.79 Diese Aussagen belegte er jedoch nicht mit Quellen. Als Weg des Rechtseinflusses nannte Bruckner die Rechtsmitteilungen, wodurch das Ofner Stadtrecht nach Komorn, Kaschau, Sillein, Bartfeld und Eperies übertragen worden sei. Die Stadtrechte in Ungarn entwickelten sich, so Bruckners Fazit, aufgrund des Sachsen- und Schwabenspiegels.80 Damit widersprach er den Aussagen von Timon und Wenzel, wonach sich die Stadtrechte in Ungarn ,auf einheimischem Boden‘ entwickelt hätten. Bruckner war also der Ansicht, dass die ungarischen Stadtrechte nicht das Ergebnis eigenständiger Entwicklung waren, sondern aus Deutschland übernommen worden seien. Der zweite Vertreter der Rechtsgeschichtsschreibung der Zwischenkriegszeit war Béla Iványi, Ordinarius für Rechtsgeschichte an der Universität Debrecen (später an der Universität Szeged). Er interpretierte die Idee des Volksgeistes nationalistisch und führte den sogenannten ,ungarischen Genius‘ in die Stadtrechtsforschung ein. In einer 1924 veröffentlichten Arbeit zum Stadtrecht von Ofen und Debreczin fasste er das Debrecziner Recht so zusammen, dass „die deutschen Stadtrechte vom Geist des Debrecziner Volkes verinnerlicht und zur 76

Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „[...] a faj sok éven át szinte tisztán mego˝rizte sajátságait és fontos politikai hivatást is teljesített. Magyarország északnyugati részének tótságát és északkeleti vidékeinek ruthén lakosait mintegy ék gyanánt o˝ választotta el egymástól; a szlávság tengerében egy kis szigetet alkotott, mely hasonlíthatlanul magasabb kultúrájával, fejlettebb anyagi eszközeivel megakadályozta amazoknak terjeszkedését.“ Ebd., S. 15. 77 EÖTVÖS, Magyarország 1514-ben, 1847. 78 BRUCKNER, Az o˝smagyar jogélet, 1933; DERS., A magyar jogtörténetírás folklore-isztikus hiányai, 1926. 79 DERS., A középkori partikuláris jogfejlo˝dés és a selmeci városi és bányajog, 1935, S. 6. 80 Ebd.

C.IV. Zwischenkriegszeit

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ungarischen Gewohnheit geformt wurden.“81 Die Gewohnheit in Debreczin stammte gemäß Iványi von ungarischem Boden und ungarischem Geist. Sie entsprang – so Iványi – der Vernunft der Debrecziner Richter, so dass das Stadtrecht von Debreczin eine Offenbarung „des ungarischen Genius“ sei.82 Iványi widmete sich außerdem der Lokalgeschichte83 und der Systematisierung von Archivbeständen.84 In der Zwischenkriegszeit wurden die Untersuchungen zum Ofner Stadtrechtsbuch auch in den Geschichtswissenschaften fortgesetzt. 1938 tauchte eine dritte Handschrift dieses Textes auf und Néda Relkovic´ befasste sich mit diesem Überlieferungszeugen,85 der ihrem Befund nach aus der siebenbürgischen Stadt Klausenburg stammte. Die siebenbürgische Geschichtsschreibung wurde in der Zwischenkriegszeit von Georg Eduard Müller dominiert. Er publizierte zur Verfassungsgeschichte, zur Geschichte des Deutschen Ordens im Burzenland und zur Sozialgeschichte der Siebenbürger Sachsen.86 Besonders hervorzuheben sind Müllers Ausführungen zur Gerichtsbarkeit bei den Siebenbürger Sachsen, deren Appellation er als Instanzenzug einstufte.87 In der Zeit des Nationalsozialismus war es für die (rechts-)historische Forschung charakteristisch, dass sie sich in den Dienst der Legitimierung politischer Interessen stellte. Die Forschungen zur Verbreitung des deutschen Rechts in Osteuropa wurden in Deutschland in dieser Hinsicht besonders stark instrumentalisiert.88 Nationalistisch gefärbte Einschätzungen und Zuspitzungen wie die 81

Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. „A debreceni jog nem compilatio a német jogokból, mert itt ezen a to˝sgyökeres magyar földön élo˝k, ha vettek is át – persze öntudatlanul a budai vagy a tárnoki jogon keresztül – egyes jogelveket és tételeket a germán vagy más jogokból, ha az egyes német jogok e város jogának kialakulására és fejlo˝désére voltak is hatással, mégis a debreceni nép lelke ezeket az elveket teljesen magáévá téve a helyi viszonyoknak megfelelo˝en magyarra formálta és átváltoztatta.“ IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 35. 82 „A szokás Debrecenben sokkal hatalmasabb jogkeletkezési forrás volt, mint bármelyik idegen jog. És ez a szokás, ez a mos vagy consuetudo magyar talajból, magyar lélekbo˝l, az egyszeru˝ iparos és kereskedo˝ debreceni bírák egészséges, józan eszébo˝l fakadt, úgy hogy Debrecen város egykori joga nem más, mint a magyar génius teremto˝ és átalakító erejének egyik külso˝ megnyilvánulása.“ Ebd., S. 36. „Diese consuetudo oder mos oppidi entspross ungarischem Boden und ungarischer Seele. Die einfachen Gewerbe oder Handel treibenden Debrecziner Richter und Geschworenen haben diese consuetudo zu Stande gebracht, so dass wir behaupten können, dass das ehemalige Recht der Stadt Debreczin eigentlich eine offenbare Äusserung des ungarischen Genius war.“ Ebd., S. 41 (deutschsprachige Zusammenfassung im Original). 83 DERS., Göncz szabadalmas mezo˝város története, 1926. 84 DERS., Eperjes szabad királyi város levéltára, 1931. 85 RELKOVIC´ , A Budai Jogkönyv (Ofner Stadtrecht) harmadik kézirata a Fo˝városi Könyvtárban, 1941. 86 MÜLLER, Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928; DERS., Die Gräven des Siebenbürger Sachsenlandes, 1931; DERS., Stühle und Distrikte, 1941 [1985]. 87 DERS., Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928, S. 113–119. 88 LÜCK, „Deutsches Recht im Osten“, in: ZRG GA 126 (2009), S. 181 f.

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

,Kulturträgertheorie‘ fanden sich folglich vermehrt in der sogenannten „Ostforschung“.89 Man sprach von der ,zivilisatorischen Leistung‘ der Deutschen,90 und auch der Ausdruck ,Kolonisation‘ wurde in diesem Zusammenhang verwendet. Im Hinblick auf den Donau- und Karpatenraum sprach 1942 der österreichische Historiker und Geograph Egon Lendl sogar vom „Vorrücken der deutschen Kulturformen“.91 Er knüpfte im Folgenden an die sogenannte Insel-Theorie der nationalistischen Geschichtsschreibung an und betrachtete die Siedlungen mit deutscher Bevölkerung als „Volksinsellandschaften [...] inmitten fremdvölkischer Umgebung“.92 Häufig kam es dabei zu pauschalen Aussagen und die Regionen Mittel- und Osteuropas wurden ohne Differenzierung en bloc behandelt.93 Anstatt die Quellen zu analysieren, wurden sie aufgezählt und ihre Geltung verkündet.94 Aufgrund dieser einseitigen und verzerrten Perspektive blieb Ungarn im Rahmen der Ostforschung meist unberücksichtigt, da sich aus diesem Blickwinkel nur wenige Anhaltspunkte zur Geltung des sächsisch-magdeburgischen Rechts finden ließen.95

V. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1945 1946 erschien das Hand- und Lehrbuch „Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte“ von Ferenc Eckhart, in dem der Autor aus der Perspektive der Herrschaftsträger die nationale Rechtsgeschichte thematisierte.96 Dieses Buch wurde nach der kommunistischen Machtübernahme wegen der „bürgerlichen Anschauungen“ und des Ausblendens des „bürgerlichen Zeitalters“ nicht mehr verwendet.97 89

KRZOSKA, Ostforschung, in: HAAR, FAHLBUSCH (Hrsg.), Handbuch der völkischen Wissenschaften, 2008, S. 452– 463. 90 LENDL, Deutsche Stadtanlagen im südöstlichen Mitteleuropa und ihre Erforschung, in: AUBIN [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Ostforschung, Bd. 1, 1942, S. 522. 91 Ebd., S. 516. 92 Ebd., S. 517. 93 WEIZSÄCKER, Der Stand der rechtsgeschichtlichen Forschung im deutschen Osten, in: AUBIN [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Ostforschung, Bd. 1, 1942, S. 398. 94 DERS., Das deutsche Recht des Ostens im Spiegel der Rechtsaufzeichnungen, in: Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung 3 (1939), S. 50–77; DERS., Die Verbreitung des deutschen Stadtrechtes in der Slowakei, in: Karpatenland 13 (1942 / 1943), S. 17–23. 95 Schubart-Fikentscher stellte 1942 fest, dass das Magdeburger Recht in verschiedenen Städten Ungarns galt. Diese These wurde ohne Quellenbelege aufgestellt. SCHUBART-FIKENTSCHER, Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942, S. 65; WEIZSÄCKER, Das deutsche Recht des Ostens im Spiegel der Rechtsaufzeichnungen, in: Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung 3 (1939), S. 50–77. 96 ECKHART, Magyar alkotmány- és jogtörténet, 1946. Dazu STIPTA, The Main Tendencies of Hungarian Legal Historiography in the 20th Century and its Present Situation, in: Journal on European History of Law 2,1 (2011), S. 73. 97 RADVA´ NSZKY, Kritische Auseinandersetzung mit einer neuen ungarischen Staats- und Rechtsgeschichte, in: Ungarn-Jahrbuch 13 (1984 /1985), S. 199.

C.V. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1945

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Die neue Richtung der Rechtsgeschichtsschreibung legte besonderen Wert auf die Geschichte der Neuzeit,98 denn der sozialistische Staat sei – so die zeitgenössische Doktrin – aus der Entwicklung nach 1848 entstanden. Damit verlor die mediävistische Rechtsgeschichtsschreibung für mehrere Generationen ihre einstige Bedeutung. Nach 1948 wurde in Ungarn die Wissenschaft personell und institutionell umstrukturiert. Die Universitäten wurden in ihrer Bedeutung zurückgedrängt. Die Wissenschaft wurde von der Lehre getrennt, denn im Mittelpunkt stand nun der Unterricht. Im Hinblick auf die Rechtsgeschichte war es das Ziel, eine juristische Propädeutik als Grundlage der juristischen Bildung zu bieten.99 Nach dem von Andor Csizmadia100 ausgearbeiteten sozialistischen Programm für die Rechtsgeschichte101 sei diese berufen, die Herausbildung der „sozialistischen Weltanschauung“ zu unterstützen. Bei der Verwirklichung dieses Vorhabens sollte der Schwerpunkt auf die Entwicklung der sozialistischen Staats- und Rechtsinstitute gelegt werden. Die Rechtsgeschichte wurde nach Csizmadia als Vorgeschichte der sozialistischen Staats- und Rechtsinstitute verstanden.102 Aufgrund dieser Entwicklung verlor die Wissenschaft an Wertschätzung, was durch zahlreiche Personalwechsel noch verstärkt wurde. Geleitet von der Ideologie der Völkerverständigung innerhalb der sozialistischen Staaten konnte keine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichtsschreibung der Nachbarstaaten stattfinden.103 Im Hinblick auf Siebenbürgen sprach man (beeinflusst von der marxistischen Ideologie) vom brüderlichen Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien. Zudem formulierte Erik Molnár, der führende Historiker des historischen Materialismus, die These, dass die ungarischen Städte slawischen Ursprungs seien.104 Dieser angeblich slawische Ursprung der ungarischen Rechtsinstitute wurde in der ungarischen Rechtsgeschichtsschreibung besonders während der ersten Jahrzehnte der Volksrepublik favorisiert.105 In der Ära des historischen Materialismus rückte außerdem die Rechtsstellung der Bauern im Zusammenhang mit dem Klassenkampf in den Vordergrund.106 Gemäß der nunmehr etatistischen Ausrichtung der Rechtsgeschichtsforschung107 P. HORVA´ TH, A jogtörténet-tudomány, in: Jogtörténeti Szemle 1 (1986), S. 70. RADVA´ NSZKY, Kritische Auseinandersetzung mit einer neuen ungarischen Staats- und Rechtsgeschichte, in: Ungarn-Jahrbuch 13 (1984 /1985), S. 200. 100 LIEBERWIRTH, Andor Csizmadia (1910–1985), in: ZRG GA 104 (1987), S. 495 f. 101 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 1972, S. 26 f. 102 Ebd., S. 27. 103 T¸IPLIC, Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter (10.–14. Jahrhundert), 2007, S. 17. 104 ´ rpádkorig, 1949, S. 170–174. MOLNA´ R, A magyar társadalom története az o˝skortól az A 105 BOTH, Wissenschaftliche Forschungsrichtungen auf dem Gebiete der ungarischen Rechtsgeschichte seit 1945, in: Acta juridica et politica 17 (1970), S. 202. 106 Ebd., S. 193, 217; CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 1972, S. 20. Vgl. STIPTA, The Main Tendencies of Hungarian Legal Historiography in the 20th Century and its Present Situation, in: Journal on European History of Law 2,1 (2011), S. 75. 107 BOTH, Wissenschaftliche Forschungsrichtungen auf dem Gebiete der ungarischen Rechtsgeschichte seit 1945, in: Acta juridica et politica 17 (1970), S. 201 f. 98 99

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

wurde die Stadt vorrangig als Organ der Verwaltung behandelt,108 weshalb das Stadtrecht und die städtischen Rechtsaufzeichnungen nicht zum Gegenstand rechtshistorischer Forschung werden konnten. Da sich die Forschung bis dahin auf die Landesherren und nicht auf die Bevölkerung konzentriert hatte, konnte sich eine stadtgeschichtliche Perspektive auch nach 1948 nicht entfalten. In den Sprachwissenschaften gab es jedoch einige wichtige Entwicklungen. Der Linguist Károly Mollay veröffentlichte 1959 eine kritische Edition des Ofner Stadtrechtsbuchs109 und formulierte als weitere Forschungsaufgaben eine verstärkte rechtshistorische Analyse sowie die Übersetzung des Rechtsbuchs.110 In den 1960er Jahren wurden erstmals die eigenen Traditionen in der Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte wahrgenommen. Eine neue Historikergeneration meldete sich zu Wort, deren bedeutendste Vertreter Erik Fügedi (1916– 1992)111 und András Kubinyi (1929–2007) waren. Kubinyi begann zwar seine Publikationen mit der Analyse der ,Volksbewegungen‘ im Sinne der Arbeiterbewegung,112 konzentrierte sich jedoch bald auf die kommunale Geschichte und auf die Genealogie der Bürger von Ofen.113 Die Ost-West-Annäherung ermöglichte es dann, dass ungarische Historiker in einen wissenschaftlichen Diskurs mit dem westeuropäischen Ausland treten und insbesondere an der Arbeit des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte teilnehmen konnten. Dort wurden seit den 1970er Jahren Themen zum Landesausbau und zur Stadtgeschichte im Donau- und Karpatenraum intensiv diskutiert.114 So setzte sich eine landes-, im Gegensatz zur primär herrschaftsgeschichtlichen Perspektive durch, die eine Erneuerung der ungarischen mediävistischen Geschichtsschreibung durch Erik Fügedi auslöste. In den 1970er Jahren gewannen komparatistische und beziehungsgeschichtliche Ansätze an Einfluss, man ging allerdings weiterhin vom Nationalstaat aus. 1972 erschien in Ungarn das erste sozialistische Universitätslehrbuch für ungarische Rechtsgeschichte, gemeinschaftlich verfasst von Andor Csizmadia, Kálmán Kovács und László Asztalos.115 Generationen von Juristen diente dieses 108

CSIZMADIA, A magyar közigazgatás fejlo˝dése a XVIII. századtól a tanácsrendszer létrejöttéig, 1976. 109 MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959. 110 DERS., Einleitung, in: DERS. (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 20. 111 BOGYAY, Erik Fügedi, in: Ungarn-Jahrbuch 20 (1992), S. 296–298. 112 KUBINYI, Népmozgalmak Budapesten a feudalizmus korában, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 7–15. 113 DERS., Die Nürnberger Haller in Ofen, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52 (1963 /64), S. 80–128; DERS., Soziale Stellung und Familienverbindungen des deutschen Patriziats von Ofen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 36 (1970), S. 446– 454. 114 SCHLESINGER, Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975. 115 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 1972.

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Buch zur Vermittlung rechtshistorischer Grundlagenkenntnisse. Der Autor des Unterkapitels „Das politische System des frühfeudalen Staates“, Andor Csizmadia, beschäftigte sich mit der deutschen Ostsiedlung aus der Perspektive der Herausbildung einer einheitlichen Klasse der Leibeigenen. Die unteren Schichten der ungarischen Gesellschaft konnten, so Csizmadia, durch die Integration der Leibeigenen eine gewisse Verbesserung ihrer Lage erreichen.116 Die Wirtschaftsbereiche der Hospites (Bauern, Handwerker und Bergleute) wurden kurz angedeutet, der Handel blieb jedoch ausgeblendet. Die ersten Stadtprivilegien wurden, folgt man Csizmadia, denjenigen Handwerkern und Bergleuten erteilt, die als Hospites ins Land gekommen waren. Davon ausgehend habe sich das Stadtbürgertum des feudalen Zeitalters formiert. Diese Darstellung der Thesen zur Ostsiedlung zeigt, dass die Begriffe der historisch-materialistischen Geschichtsauffassung auch noch in den späteren Auflagen des Hand- und Lehrbuchs zur ungarischen Rechtsgeschichte vorherrschend waren. Die Stadtprivilegien wurden von Csizmadia im Unterkapitel „Organe der lokalen Verwaltung“117 erörtert, in dem sich der Autor mit der Stadtverfassung auseinandersetzt. An der Spitze der Stadt stand der judex, der zusammen mit zwölf bzw. sechs geschworenen Bürgern regierte. Das Buch enthält auch einen Ausblick auf die ersten Stadtprivilegien, wie das von Olaszi bei Patak (Bodrogolaszi) am Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Kapitel zum Ständestaat von Kálmán Kovács passte aber das Bürgertum nicht in das Raster der „grundlegenden Klassen“, also der Gutsherren und Bauern. Das Lehrbuch wurde mehrfach überarbeitet und zuletzt 2010 um Erläuterungen zu den städtischen Rechtsaufzeichnungen und zur Rechtsstellung der königlichen Freistädte ergänzt.118 Erst 1970 tauchte in der ungarischen rechtshistorischen Städteforschung in einem Aufsatz die Rezeption im Zusammenhang mit dem Stadtrecht auf.119 Der Autor István Kállay machte auf das Ofner Stadtrecht als Quelle aufmerksam. In seinen Thesen ging er aber nicht über eine Wiederholung der bisherigen Forschungsergebnisse hinaus. Kállay setzte damit die bereits von Mollay formulierte Aufgabenliste fort.120 Die fehlende rechtshistorische Auswertung des Ofner Stadtrechts als Forschungsaufgabe wurde auch 1984 von Dietlinde Munzel-Everling im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte thematisiert.121 Die moderne Erforschung des Ofner Stadtrechts eröffnete dann 1982 Martyn Rady an der University of London mit einer von dem dort lehrenden Professor László Péter (1929–2008) 116

Ebd., S. 57. Ebd., S. 81. 118 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010. 119 KA´ LLAY, Über die Möglichkeiten des Erforschens der Fortbestehung, mit besonderer Rücksicht auf das Ofner Rechtsbuch, in: Acta juridica et politica 17 (1970), S. 57– 65. 120 Ebd., S. 64 f. 121 MUNZEL, Ofener Stadtrechtsbuch, in: HRG, Bd. 3, 1984, Sp. 1184–1186. 117

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C. Forschungsgeschichte (Katalin Gönczi)

betreuten und 1985 veröffentlichten Dissertation.122 Bereits in den 1970er Jahren begann die editorische Tätigkeit des finnischen Linguisten Ilpo Tapani Piirainen, als er wichtige Handschriften zu Stadt- und Bergrechten aus slowakischen Archiven publizierte.123

VI. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1989 Mit der politischen Wende nach 1989 kam es in der ungarischen Rechtsgeschichtsschreibung im Hinblick auf die hier genannten Themen nicht zu wesentlichen Änderungen.124 Die personelle Be- und Zusammensetzung der Lehrstühle blieb bestehen, doch führten die Universitäts(neu)gründungen zu einigen Variationen in den Strukturen des Rechtsunterrichts. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts blieb die ungarische Rechtsgeschichte jedoch weitgehend einer nationalgeschichtlichen Sichtweise verhaftet, nach der alle geschichtlichen Entwicklungen gewissermaßen zwangsläufig auf die Herausbildung des Nationalstaates zuliefen. Die Reihe der Lehrbücher setzte eine Autorengemeinschaft der Budapester Eötvös Loránd Universität um Barna Mezey fort, wobei Verfassungs- und Rechtsgeschichte voneinander getrennt wurden. So erschien 1995 als erster Teil die Verfassungsgeschichte, dem 1996 der rechtshistorische Band folgte.125 Diese Aufteilung war für die Wahrnehmung der Stadtrechtsentwicklung im Königreich Ungarn nicht förderlich. Dennoch trat Mitte der 1990er Jahre die Erforschung der Stadtrechte in Ungarn erneut in den Vordergrund.126 Als neueste Ergebnisse dieser Neuausrichtung sind die Übersetzungsarbeiten und Studien der Szegeder Schule von László Blazovich und József Schmidt zu nennen. Sie haben mittelalterliche Rechtsaufzeichnungen europäischen Ranges (Sachsenspiegel und Schwabenspiegel sowie das Ofner Stadtrechtsbuch) in ungarischer Übersetzung und mit ergänzenden Abhandlungen vorgelegt.127 Insbesondere durch die Arbeiten von László Blazovich wurde die Erforschung des sächsisch-magdeburgischen Rechts zu einem wichtigen Bestandteil in der unga122

RADY, Medieval Buda, 1985. PIIRAINEN (Hrsg.), Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972; DERS., Das Stadt- und Bergrecht von Kremnica /Kremnitz 1983; DERS., Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica /Schemnitz, 1986; MEIER, PIIRAINEN, Der Schwabenspiegel aus Kaschau, 2000; PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips; PIIRAINEN Nachträge. 124 STIPTA, The Main Tendencies of Hungarian Legal Historiography in the 20th Century and its Present Situation, in: Journal on European History of Law 2,1 (2011), S. 77. 125 MEZEY, Magyar alkotmánytörténet, 1995; DERS., Magyar jogtörténet, 1996 [4. Aufl. 2007]. 126 SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 444. 127 BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I u. II, 2001; DIES. (Hrsg.), A Sváb tükör, 2011; EIKE VON REPGOW, A Szász tükör, 2005; außerdem BLAZOVICH, Der Sachsenspiegel und das Recht der Zips, in: EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittelund Osteuropa, 2008, S. 29–36; DERS., Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 531–543. 123

C.VI. Forschungsliteratur in Ungarn nach 1989

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rischen Rechtshistoriographie. Blazovich untersuchte vor allem die Verbreitungsgebiete des sächsisch-magdeburgischen Rechts in den Städten und in der Zips. Die westdeutsche rechtshistorische Forschung hat die Auseinandersetzung mit der Geschichte Osteuropas erst nach dem Ende des Kalten Krieges wieder umfassend mit einer modernisierten Perspektive aufgenommen. So führte der europäische Integrationsprozess die rechtshistorische Osteuropaforschung aus der Krise. Erst nach der Überwindung des ,Zeitalters der Extreme‘ konnte die Rechtsgeschichte zu Anfang des 21. Jahrhunderts eine intensive Analyse zum sächsischmagdeburgischen Recht im europäischen Kontext beginnen.128 Der Blick richtete sich nun verstärkt auf die Geschichte der ostmitteleuropäischen Beitrittskandidaten zur Europäischen Union. Anstatt von Deutschland aus ,Forschungen über‘ osteuropäische Themen zu publizieren, wurden nun vermehrt ,Forschungen mit‘ Wissenschaftlern aus diesen Ländern verwirklicht. Lemmata in wichtigen Nachschlagewerken (wie im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte sowie im Lexikon des Mittelalters) zeigen, dass die Geschichte Osteuropas – im Vergleich zu früheren Jahrzehnten – ein unproblematischeres Forschungsgebiet geworden ist. So lassen sich in der Sekundärliteratur die neuen Wege der wissenschaftlichen Kooperationen erkennen.129 Als zum Beispiel im Jahre 2001 das „Forum Junger Rechtshistoriker und Rechtshistorikerinnen“ in Leipzig tagte, präsentierten zwei Wissenschaftler aus Ungarn Vorträge zum Thema „Rechtsverbindungen zwischen Sachsen und Ungarn“.130 Auch auf dem Gebiet der Sprachwissenschaften gibt es seit Beginn des 21. Jahrhunderts neue Ergebnisse.131

128

LÜCK, „Deutsches Recht im Osten“, in: ZRG GA 126 (2009), S. 205. DERS., Zur Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 9–28; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen; K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 20–51. 130 EL BEHEIRI, Der Einfluß des Sachsenspiegels auf die Entwicklung des ungarischen Rechts, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 79–93; SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 95–114. 131 NE´ METH, Die Abweichungen der drei Handschriften des Ofner Stadtrechts, [Manuskript] 2000. 129

D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi) I. Beginn des Landesausbaus im Karpatenbecken Das Karpatenbecken war bis ins 12. Jahrhundert noch wenig besiedelt, weshalb der Ausbau des Landes recht langsam voranging. Zur Zeit der Taufe der ungarischen Großfürsten und der anschließenden ,Staatsgründung‘ durch König Stephan um die Wende des ersten Jahrtausends trifft man im Karpatenbecken auf verschiedene Einflüsse und eine Vielfalt von Kulturen.1 Das Gebiet des Königreichs Ungarn lag zuerst im Einflussbereich von Byzanz.2 Münzfunde aus dem 10. Jahrhundert deuten darauf hin, dass Kaufleute aus Ostund Südosteuropa in der östlichen Hälfte Ungarns unterwegs waren.3 Auf der Grundlage von wirtschaftshistorischen Studien ordnete Erik Fügedi den damaligen Donau- und Karpatenraum dem osteuropäischen Wirtschaftskreis zu.4 Auch bei der Christianisierung des Landes gab es eine Ausrichtung auf Byzanz, da sich mehrere Heerführer in Konstantinopel taufen ließen.5 Im Anschluss an die Gründung des Erzbistums Gran setzte sich in Ungarn jedoch das lateinische Christentum durch.6 Von Anfang an kamen fremde Kleriker und Ritter ins Königreich Ungarn, deren Anwesenheit vor allem mit dem Königshof verbunden war.7 Um die Sesshaftwerdung der ungarischen Stämme und die ,Staatsgründung‘ zu unterstützen, wurden sie aus dem Römisch-Deutschen Reich nach Ungarn eingeladen.8 So bat zum Beispiel Großfürst Géza Kaiser Otto I. um Hilfe bei der Christianisierung, als er 973 eine Gesandtschaft zum Quedlinburger Hoftag schickte.9 GÖCKENJAN, Hilfsvölker und Grenzwächter im mittelalterlichen Ungarn, 1972; KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008; PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 68 f. 2 KOMA´ ROMI, Ungarn zwischen Ost und West, in: DUSS [u. a.] (Hrsg.), Rechtstransfer in der Geschichte, 2006, S. 279–280; MORAVCSIK, Hungary and Byzantium in the Middle Ages, in: HUSSEY (Hrsg.), The Cambridge Medieval History, Vol. 4,1, 1966, S. 569–575. 3 MORAVCSIK, Byzantium and the Magyars, 1970, S. 122. 4 FÜGEDI, Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn, in: Alba Regia 10 (1969), S. 103; GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 17. 5 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 24; FONT, A keresztény nagyhatalmak vonzásában, 2005, S. 89; T¸IPLIC, Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter (10.–14. Jahrhundert), 2007, S. 69. 6 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 27. 7 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 475; K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 464. 8 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 475; KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 129; KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 13; LÜBKE, Fremde im östlichen Europa, 2001, S. 313 f. 1

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Bei der Missionierung übernahmen schließlich das Erzbistum Salzburg und das Bistum Passau wichtige Rollen und konkurrierten zugleich miteinander.10 Großfürst Gézas Sohn erhielt durch die Taufe den Namen des Passauer Schutzpatrons Stephan (ungarisch: István), und bei Stephans Erziehung unterstützten Ritter aus Schwaben (Alemannen) den Hof.11 Durch die Eheschließung zwischen Stephan und der bayerischen Prinzessin Gisela im Jahre 997 kamen außerdem Dienstleute aus Deutschland im Gefolge der Königin nach Ungarn.12 Empfehlungen zur Aufnahme von Gästen beschrieb König Stephan I. in seinem politischen Vermächtnis13 an seinen Sohn und Thronfolger Emmerich. Die ,Belehrungen‘ fassten die Ansichten des Königs über die Nützlichkeit der Gäste zusammen.14 Er betrachtete die Hospites als ,Ornamente‘ eines jeden Königreichs, denn seiner Ansicht nach war ein Königreich ,schwach und gebrechlich mit nur einer Sprache und einer Sitte‘.15 Als Hospites wurden in erster Linie die auswärtigen Priester und Ritter verstanden, die zur Unterstützung des Werks von König Stephan I. in das Land kamen. Die Besiedlung des Landes durch deutsche Hospites begann zu seiner Zeit, wie z. B. im Fall von Sathmar. Hier folgten die deutschen Siedler der Königin Gisela und siedelten sich um die Burg von Sathmar an.16 9

LÜBKE, Das östliche Europa, 2004, S. 294; SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 9. 10 FONT, A keresztény nagyhatalmak vonzásában, 2005, S. 102; GÖLLNER, LENGYEL, PUTTKAMER, Ungarn, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 416; ZIMMERMANN, Die deutsche Südostsiedlung im Mittelalter, in: SCHÖDL (Hrsg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1995, S. 22 f. 11 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 24 f.; ZIMMERMANN, Die deutsche Südostsiedlung im Mittelalter, in: SCHÖDL (Hrsg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1995, S. 2; LÜBKE, Conclusio, in: KASER [u. a.] (Hrsg.), Kontinuitäten und Brüche, 2010, S. 425; GYÖRFFY, István király és mu˝ve, 2000, S. 82 f. 12 „cum Kesla regina hungarie christianissima de intrinsecis partibus Alamanie fuisset transducta“, in: CDH, Bd. IX /7, 1842, S. 270. Siehe dazu FONT, A keresztény nagyhatalmak vonzásában, 2005, S. 242; ZIMMERMANN, Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici, 1996, S. 38; SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 132; GÖCKENJAN, Hilfsvölker und Grenzwächter im mittelalterlichen Ungarn, S. 1 f. 13 „De institutione morum ad Emericum ducem“. 14 LÜBKE, Fremde im östlichen Europa, 2001, S. 139. 15 „Sicut enim ex diversis partibus et provinciis veniunt hospites, ita diversas linguas et consuetudines, diversaque documenta et arma secum ducunt, que omnia regna ornant et magnificant aulum et perterritant exterorum arroganciam. Nam unius lingue uniusque moris regnum inbecille et fragile est“ („De institutione morum ad Emericum ducem“) ZA´ VODSZKY (Hrsg.), De fontibus decretorum synodaliumque, S. 137, in: Magyarország középkori digitális okmánytára 1.0 /Collectiones digitales diplomaticae Hungariae 1.0, 2005; ZIMMERMANN, Die deutsche Südostsiedlung im Mittelalter, in: SCHÖDL (Hrsg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1995, S. 26; GYÖRFFY, István király és mu˝ve, 2000, S. 508 f.; SZA´ DECZKY-KARDOSS, Szent István Intelmei és az idegenek, avagy az ´ rpád-kori jogéletben, in: Jogtörténeti Szemle [13],4 (2011), S. 47–53. „idegenek“ értelmezése az A 16 GYÖRFFY, István király és mu˝ve, 2000, S. 512.

D.I. Beginn des Landesausbaus im Karpatenbecken

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Fremde beteiligten sich auch später aktiv an der Gestaltung der Herrschaft. Wie Otto von Freising berichtete, gehörten noch im 12. Jahrhundert zur Gefolgschaft der ungarischen Könige Personen aus dem Römisch-Deutschen Reich.17 Auch Muslime kämpften als Hilfstruppen im Heer des Königs.18 In Ungarn waren muslimische, armenische und jüdische Kaufleute tätig.19 Sie stellten im Karpatenbecken bis zum 13. Jahrhundert eine wichtige Wirtschaftskraft dar, denn sie bestimmten den Handel mit Luxuswaren aus dem Orient sowie den binnenländischen Wein- und Salzhandel. Die Abgaben muslimischer Salzhändler waren eine wichtige Einnahmequelle der Herrscher.20 Zu den ersten schriftlichen Quellen zur Geschichte Ungarns gehören Berichte muslimischer Reisender aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.21 Sie nahmen vor allem das Potential des Landes für den Handelsverkehr wahr und berichteten bereits von florierenden Märkten mit Agrarprodukten und von hochentwickelten Städten.22 Der maurische Theologe und Reiseschriftsteller Abu Hamid aus Spanien verfasste z. B. eine lobende Beschreibung der Siedlungen.23 Er nannte etwa 70 Siedlungen mit regionalem Einzugsbereich.24 Vor allem die muslimischen Handelsniederlassungen wurden aufgesucht und in Reiseberichten mit Städten wie Isfahan und Bagdad verglichen.25 Der arabische Geograph Idrisi erwähnte in seinen Reisebeschreibungen die belebte Stadt Bács, wo es nicht nur Wochen- und Jahrmärkte gab, sondern auch griechische Scholaren tätig waren.26 Jüdische Kaufleute waren ebenfalls in Ungarn präsent.27 Sie brachten ihre Waren von Russland über Ungarn nach Regensburg und beteiligten sich aber auch am lokalen Warenverkehr.28 OTTO 〈Frisingensis〉, RAHEWINUS 〈Frisingensis〉, Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica, 2000, S. 194. 18 WÜNSCH, König Stephan I. von Ungarn, in: Historisches Jahrbuch 129 (2009), S. 26 m. w. N. 19 LÜBKE, Fremde im östlichen Europa, 2001, S. 211; K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 29. 20 GÖNCZI, Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997, S. 51 f. 21 DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 13; BEREND, A kereszténység kapujában, 2012, S. 67– 69. 22 HRBEK, Ein arabischer Bericht über Ungarn (Abû Hâmid al-Andalusî al-Garnâtî, 1080–1170), in: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungariae 5 (1955), S. 208; FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 106. 23 SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 11. 24 DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 13. 25 HRBEK, Ein arabischer Bericht über Ungarn (Abû Hâmid al-Andalusî al-Garnâtî, 1080–1170), in: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungariae 5 (1955), S. 213. 26 FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 20. 27 BEREND, A kereszténység kapujában, 2012, S. 125 f.; DIES., Immigrants and locals in medieval Hungary, in: HERBERS, JASPERT (Hrsg.), Grenzräume und Grenzüberschreitungen, 2007, S. 205. 28 Ebd., S. 207. 17

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Die königliche Politik gegenüber den Gästen änderte sich zur Zeit König Kolomans am Ausgang des 11. Jahrhunderts, als die Rechtsstellung der Fremden gesetzlich geregelt wurde.29 Die Abkehr von der Gästepolitik König Stephans I. fällt zeitlich mit den Kreuzzügen zusammen, als Christen für die Befreiung des Heiligen Landes gegen die Muslime kämpften.30 König Kolomans Regelungen forderten eine Zwangsassimilation der Muslime. Ihnen wurde der Verzehr von Schweinefleisch vorgeschrieben und ihre Töchter durften nur Nichtmuslime heiraten.31 Juden durften gemäß dem Dekretum König Kolomans keine christlichen Sklaven halten.32 Der König regelte die Handelstätigkeit der Juden und verfügte über ihren Wohnsitz, sie durften sich nur in Bischofsstädten niederlassen.33 Die Fremden bekleideten später auch hohe Ämter. Muslime waren damals z. B. Steuereintreiber, Geldwechsler und Verwalter der Salzkammer, was jedoch auf den Widerstand des ungarischen Adels stieß. In der Goldenen Bulle von 122234 wurde daher vom König zugesichert, Fremde nicht ohne Zustimmung der Vertreter des Adels zu Amtsträgern zu ernennen.35

II. Frühphase der Stadtentwicklung In der ungarischen mittelalterlichen Stadtentwicklung lassen sich sogenannte Stadtentstehungsfaktoren benennen. Die ersten Städte entstanden vorrangig um die kirchlichen und weltlichen Verwaltungszentren herum. Aber auch rund um die ehemaligen römischen Bauten erfolgte eine gewisse Konzentration der Bevölkerung. Die slawischen Burgen waren weitere Ausgangspunkte der Siedlungsentwicklung, und viele slawische Ortsnamen deuten auf ältere slawische Burgen hin,36 denn die ungarischen Stämme trafen auf slawische Bevölkerung sowohl im südwestlichen Transdanubien als auch in den nördlichen Gegenden des Karpatenbeckens bzw. in Siebenbürgen.37 SZA´ DECZKY-KARDOSS, Szent István Intelmei és az idegenek, avagy az „idegenek“ értelmezése az ´ rpád-kori jogéletben, in: Jogtörténeti Szemle [13],4 (2011), S. 52. A 30 GYÖRFFY, István király és mu˝ve, 2000, S. 511 f. 31 Decretum Colomani Regis, Gesetzesartikel 46– 49, in: DRMH I,1, 1999, S. 28; LÜBKE, Fremde im östlichen Europa, 2001, S. 140 f. 32 Ebd., S. 211. 33 Decretum Colomani Regis, Art. 74–75, in: DRMH I,1, 1999, S. 30; FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 107. 34 Edition und begleitende Studien bei BESENYEI [u. a.] (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII, 1999. 35 „Si hospites videlicet boni homines ad regnum venerint, sine consilio regni ad dignitates non promoverentur.“ DRMH I,1, 1999, S. 33; SZA´ DECZKY-KARDOSS, Szent István Intelmei és az ´ rpád-kori jogéletben, in: Jogtörténeti Szemle [13],4 idegenek, avagy az „idegenek“ értelmezése az A (2011), S. 52 f.; BEREND, A kereszténység kapujában, 2012, S. 135. 36 KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 93. 37 WEGENER, Ungarn, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 474. 29

D.II. Frühphase der Stadtentwicklung

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Die zehn Bischofssitze sowie die Komitatszentren mit den Gespanen38 und ihrer Gefolgschaft zogen Händler und Handwerker aus der Gegend an, die sich in den Suburbien niederließen. In der Frühphase der Stadtentwicklung war Stuhlweißenburg, der sakrale Sitz der Könige, eine bedeutende Stadt und diente als Krönungs- und Begräbnisort der Arpaden, der ersten Herrscherdynastie.39 Zudem wurde Stuhlweißenburg zum Vorbild für weitere Stadtgründungen. Auch in Gran, dem Sitz des Erzbischofs von Ungarn, ließen sich zahlreiche Handwerker nieder.40 Die Zentralfunktionen der ersten Städte ergaben sich aus ihren Aufgaben in der weltlichen und kirchlichen Verwaltung. Außerdem übernahmen diese ersten Städte wichtige wirtschaftliche Funktionen.41 Der ungarische Historiker Erik Fügedi war der Ansicht, dass die ersten Stadtbewohner Latini waren.42 Diese Zuwanderer mit wallonischer, flämischer, italienischer bzw. französischer Herkunft43 kamen in größerer Zahl während des zweiten Kreuzzuges ins Land44 und ließen sich in den Suburbien bei Stuhlweißenburg, in Gran sowie in Agram und Großwardein nieder.45 Die Latini verdienten ihr Geld vor allem im Fernhandel mit Luxusgegenständen, deren Umschlagplätze Bischofssitze und die Königssitze Gran und Stuhlweißenburg waren. In einem Beschluss der Synode von Szabolcs (1092) wird den Latini in der Fastenzeit vor Ostern Fleischverzehr untersagt. Als Strafe drohte ihnen Verbannung aus ihrer Siedlung, wobei sie ihr Geld nicht mitnehmen durften.46 38

Der Gespan (comes) verwaltete ursprünglich die königlichen Güter und die seiner Dienstmannen. Aus diesem Amt entwickelte sich seine Zuständigkeit in der Verwaltung. Er war der Vertreter des Königs in den Verwaltungseinheiten (Komitaten). MAKAY, Comes, in: MJL, Bd. 2, 1899, S. 570; CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 5; K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 29; LÜBKE, Das östliche Europa, 2004, S. 294. 39 FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 103. 40 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 128. 41 FÜGEDI, Die Städte im mittelalterlichen Ungarn, in: MARSINA (Hrsg.), Städte im Donauraum, 1993, S. 41 f. 42 DERS., Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 475. Diese These vertreten auch CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 58. 43 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 539. 44 SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 10; ZSOLDOS, NEUMANN, Székesfehérvár középkori kiváltságai, 2010, S. 17. 45 DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 15. 46 Constitutiones synodi in civitate Zabolch, § 33, in: DRMH I,1, 1999, S. 57; ZSOLDOS, NEUMANN, Székesfehérvár középkori kiváltságai, 2010, S. 17 f.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Ab dem 12. Jahrhundert intensivierte sich der Handel. Auch aus den Dekreten König Kolomans lässt sich auf eine wirtschaftliche Ausdifferenzierung der Kaufmannschaft schließen.47 Entlang der Verkehrsrouten entstanden die ersten Marktorte und um die Komitatszentren herum entwickelten sich die lokalen Märkte zu Handelszentren. Aufgrund ihrer Rechtsstellung waren diese ,Frühstädte‘ in königlichem Besitz und den königlichen Beamten unterstellt.48 Diese ersten Städte können nicht im Weber’schen Sinne als okzidentale Stadt bezeichnet werden. Zwar sind sie es im Hinblick auf ihre Größe und ihre Versorgungsfunktionen, aber ihr fehlender Gemeindeverband unterschied sie von den okzidentalen Städten des Mittelalters. Fügedi spitzt diesen Befund zu: „Nicht einmal die Keime einer städtischen Autonomie waren vorhanden.“49 Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts ist jedoch sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht ein Wandel festzustellen.50 Das Karpatenbecken löste sich vom osteuropäischen Wirtschaftskreis ab und öffnete sich gleichzeitig in Richtung des okzidentalen Europa. Zeitlich fällt dies mit der Zuwanderung westeuropäischer Siedler in den Donau-Karpatenraum zusammen.

III. Südostsiedlung im 12. Jahrhundert Nach dem Ende der Thronwirren im Königreich Ungarn im 11. Jahrhundert lässt sich eine Öffnung des Landes in Richtung Westeuropa konstatieren. In der Folge kamen Kreuzfahrer, Pilger, Studenten und Kaufleute in großer Zahl ins Land,51 die sich auch dort ansiedelten. Einer von ihnen war der wallonische Ritter Anselm von Braz, der vermutlich mit dem ersten Kreuzzug nach Ungarn kam.52 Nach seiner Heimkehr veräußerte er seine Liegenschaften in der Nähe von Lüttich / Liège und siedelte nach Siebenbürgen um.53 Der Gründer von Hermannstadt war ein Ritter Hermann aus Nürnberg, daher trug die Siedlung den Namen villa Hermanni.54 47

Decretum Colomani Regis, Art. 33, in: DRMH I,1 1999, S. 27. FÜGEDI, Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn, in: Alba Regia 10 (1969), S. 108. 49 DERS., Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 107. 50 MARSINA, A középkori városok jellemzo˝iro˝l és kategóriáinak megalkotásáról, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 41. 51 GÖCKENJAN, Hilfsvölker und Grenzwächter im mittelalterlichen Ungarn, 1972, S. 2. 52 MARK, Sind Anselm von Braz und Hezelo von Merkstein die ersten Siebenbürger Sachsen gewesen?, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 261–266. 53 KRISTO´ , Geschichte des frühen Siebenbürgens (895–1324), 2005, S. 139 f.; ZIMMERMANN, Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici, 1996, S. 6; SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 11. 54 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 5. Die Gründung von Hermannstadt schlug sich auch in der historischen Malerei nieder, so z. B. im Historienbild Georg Bleibtreus (1828–1892) „Die Einwande48

D.III. Südostsiedlung im 12. Jahrhundert

47

Während der Regierungszeit Gézas II. (1141–1162) nahm die Zuwanderung aus Westeuropa zu. Diese Siedlungsbewegung ist auf demographische, wirtschaftliche und soziale Ursachen zurückzuführen.55 Ausgelöst wurde die Zuwanderung durch das im 11. Jahrhundert beginnende starke Bevölkerungswachstum in den okzidentalen Teilen Europas. Die günstigen klimatischen Umstände und die neuen Entwicklungen in der Landwirtschaftstechnik führten zu einem starken Anstieg der Bevölkerungszahlen insbesondere in Flandern und Holland.56 Zeitlich hängt diese Entwicklung mit dem Zug des zweiten Kreuzfahrerheeres durch Ungarn im Jahre 1147 zusammen.57 Die Kreuzfahrer berichteten nach der Rückkehr in ihr Ursprungsland über die Fruchtbarkeit Ungarns.58 Bei der Anwerbung von Siedlern spielten die Verbindungen des ungarischen Königs zum römisch-deutschen Kaiser eine bedeutende Rolle. Die guten Kontakte spiegeln sich z. B. darin wider, dass im Jahr 1158 eine ungarische Gesandtschaft König Gézas II. am Regensburger Reichstag Kaiser Friedrichs I. Barbarossa teilnahm.59 Wegen der Umstellung des Heeres und der damit verbundenen Erhöhung der königlichen Ausgaben waren die Könige von Ungarn sehr an der Aufnahme von Siedlern interessiert und unterstützten die Besiedlung des Landes.60 Die Hospites waren nicht nur für die Besiedlung des Landes von besonderer Bedeutung, sondern sie beteiligten sich auch am Ausbau des Bergbaus sowie an der Verteidigung der Grenzen.61 Der Landesausbau im Königreich Ungarn erfolgte aber nicht ungeplant, sondern verdankt sich der Initiative der Arpadendynastie,62 in deren Folge es zu rung der Sachsen nach Siebenbürgen und die Gründung von Hermannstadt“ von 1883 (dazu KLEIN, „... seine Kunst in den Dienst unserer nationalen Sache gestellt“, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 32 (2009), S. 133 f.). 55 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 478; GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 19. Zum aktuellen Stand der Forschung siehe BÜNZ, Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, 2008. 56 K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 463. 57 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 475; KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 131. 58 Siehe die Beschreibung Ottos von Freising: OTTO 〈Frisingensis〉, RAHEWINUS 〈Frisingensis〉, Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica, 2000, S. 192. Weitere Nachweise bei FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 476 f.; KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 130. 59 ZIMMERMANN, Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici, 1996, S. 26; K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 35. 60 ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 32; IRGANG, Landesausbau. V. Ostmitteleuropa und Ungarn, in: LexMa, Bd. 5, 1991, Sp. 1649; HIGOUNET, Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990, S. 191. 61 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 295; K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 463.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

einem Bevölkerungsanstieg sowie zur Einführung effektiverer Produktionsmethoden und -technologien in der Landwirtschaft (wie z. B. Dreifelderwirtschaft, Wendepflug) kam. Die Zuwanderer des 12. Jahrhunderts entstammten keineswegs einer homogenen Gruppe, wie unschwer an ihren unterschiedlichen Dialekten zu erkennen ist.63 Unter den ersten Siedlern im Königreich Ungarn finden sich Franzosen, Flamen, Italiener und Wallonen.64 Gemäß den Forschungen von Hansgerd Göckenjan kamen die ersten Siedler aus dem Rhein-Mosel-Gebiet.65 Neben Flandern, dem Rhein-, Maas- und Moselland und dem Gebiet von Luxemburg waren das Gebiet des heutigen Niedersachsens sowie Thüringen und Bayern Herkunftsländer der Zuwanderer.66 Auf die Ursprungsgebiete der Siedler weisen auch heute noch viele Ortsnamen hin.67 Wallonen bewohnten den Zipser Ort Wallendorf [ungarisch Szepesolaszi/ slowakisch: Spišské Vlachy], auf die Italiener deuten die ungarischen Ortsnamen Olaszliszka, Olaszi bei Großwardein bzw. Bodrogolaszi hin.68 Die Ortsbezeichnung -németi (Szatmárnémeti, Királynémeti)69 oder -szász (Beregszász, Szászsebes)70 belegt die Anwesenheit deutscher Siedler seit der Arpadenzeit.71 Diese Zuwanderer, die sich seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Ungarn vor allem auf den königlichen Gütern niederließen,72 waren auch im Hinblick auf ihre soziale Struktur sehr unterschiedlich. Unter den Siedlern aus Westeuropa finden sich Ritter und Kleriker, Bauern,73 Handwerker und Kaufleute.

62

GÖCKENJAN, Siebenbürgen, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1841; K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 463– 465. 63 KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 132. 64 CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 45. 65 GÖCKENJAN, Siebenbürgen, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1841; ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 32. 66 ZACH, Sachsen, Siebenbürger, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1236; K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 30; PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 138; WAGNER, Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 1990, S. 24 f. 67 LÜBKE, Conclusio, in: KASER [u. a.] (Hrsg.), Kontinuitäten und Brüche, 2010, S. 430. 68 „Olasz“ ist die Bezeichnung für den Italiener im Ungarischen. 69 „Német“ ist die Bezeichnung für den Deutschen im Ungarischen. 70 „Szász“ ist die Bezeichnung für den Sachsen im Ungarischen. 71 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 16; PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 71. 72 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 482. 73 Italiener betätigten sich z. B. intensiv im Weinbau.

D.IV.1. Landesausbau in Siebenbürgen

49

Den Vorstellungen der Arpaden entsprechend siedelten sich die Zuwanderer rund um die kirchlichen und weltlichen Verwaltungseinheiten, also in deren Suburbien, an. Solche Vorstädte gab es z. B. um den Sitz des Erzbischofs in Gran und rund um das sakrale Zentrum der Arpadenkönige in Stuhlweißenburg. Die Siedler von Stuhlweißenburg kamen größtenteils aus Frankreich und Flandern, eine kleinere Gruppe von Siedlern waren Kaufleute aus Italien.74 Auf diese Weise war die Frühgeschichte der Städte mit der Ostsiedlung verknüpft. Der Landesausbau wurde im 13. Jahrhundert im Wesentlichen abgeschlossen. In Folge einer Pestepidemie (1348–1352) ließ das Bevölkerungswachstum in Westeuropa nach, so dass die mittelalterliche Ostsiedlung am Ende des 14. Jahrhunderts ausklang.75 Der Handel mit süddeutschen Städten blieb jedoch weiterhin ein Verbindungsfaktor,76 der einen regen Austausch unter den Patrizierfamilien der Handelsstädte mit sich brachte.

IV. Landesausbau in den größeren Siedlungseinheiten Größere territorial geschlossene Siedlungseinheiten lassen sich während der Geschichte der Ostsiedlung nur im Donau- und Karpatenraum finden.77 Zwei große Siedlungseinheiten und zugleich Selbstverwaltungsgebiete entstanden dabei im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts in Siebenbürgen und in der Zips. Konrad Gündisch bezeichnete sie als „die beiden bedeutendsten südostdeutschen Siedlungsgruppen des Mittelalters“.78

1. Landesausbau in Siebenbürgen Die Siedler waren auch zum Schutz der Krone in das Land geholt worden, denn sie sollten die Grenzen vor Angriffen reiternomadischer Völker verteidigen.79 Seit der Regierungszeit des ersten Königs kam es zu Angriffen von Petschenegen, Oghuzen und Kumanen.80 Die Angriffe der Kumanen verstärkten sich im Laufe des 11. Jahrhunderts.81

74

FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 121. 75 K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 465. 76 DERS., Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 44. 77 DITTRICH, Die sozialen und rechtlichen Grundlagen der deutschen Ostkolonisation, in: KLEINHEYER, STASIEWSKI (Hrsg.), Rechts- und Sozialstrukturen im europäischen Osten, 1975, S. 7. 78 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 30. 79 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 295; WAGNER (Bearb.), Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191–1975, 1981, S. 8. 80 LÜBKE, Das östliche Europa, 2004, S. 294. 81 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 15.

50

D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Ziel war es also einerseits, die Grenzen zu sichern, andererseits sollten die Siedler das Land urbar machen.82 Die Zuwanderer verfügten zudem über spezielle Kenntnisse der Kriegsführung. König Géza II. nutzte diese militärisch bestens ausgebildeten Ritter mit ihren in Ungarn noch unbekannten Kampftechniken, um die östlichen Grenzen Siebenbürgens zu verteidigten.83 Auch die Bauern brachten aus ihrer Heimat modernere Agrartechnologien für die Bewirtschaftung der Ländereien in jene Grenzgebiete mit, in denen vorher nur Viehzucht betrieben worden war.84 Aber auch Kenntnisse des Bergbaus kamen mit den Siedlern nach Siebenbürgen, so dass der Abbau der reichen Edelmetall- und Salzbestände beschleunigt werden konnte, wodurch sich die königlichen Einnahmen erhöhten.85 In den folgenden Jahrhunderten spielte der Bergbau eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben Siebenbürgens. Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Zuwanderer war der südliche Grenzbereich Siebenbürgens um Hermannstadt und im Tal des Flusses Alt. Die Ortsnamen in dieser Region deuten darauf hin, dass hier vorher slawische und ungarische Bevölkerungsgruppen lebten. Sowohl Russen als auch Petschenegen und Ungarn lassen sich den Ortsnamen nach als Bewohner des Hermannstädter Gebiets identifizieren.86 Im Gebiet um Hermannstadt war nach dem Rückzug der Szekler im 12. Jahrhundert wieder eine Neubesiedlung möglich.87 Gemäß der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1191 waren die Siedler von Hermannstadt Flamen.88 Zu dieser Zeit befand sich die Besiedlung der Hermannstädter Gegend im Umbruch. Das Gebiet entwickelte sich am Ende des 12. Jahrhunderts zu einem Verwaltungszentrum. Der König räumte den Siedlern von Hermannstadt einen privilegierten Status ein. Auf diesen beriefen sich die Siedler dann im Jahre 1224.89 82

KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 14. 83 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 296; KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 134; HIGOUNET, Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990, S. 190; GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 30. 84 ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 32; BULEI, Kurze Geschichte Rumäniens, 1998, S. 36; POP, NÄGLER, The History of Transylvania, 2005, S. 222. 85 WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 151. 86 Nachweise bei KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 297. 87 POP, NÄGLER, The History of Transylvania, 2005, S. 222; ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 32. 88 ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], S. 2 f. Zur Südostsiedlung der Flamen siehe BÜNZ, Die Rolle der Niederländer in der Ostsiedlung, in: DERS. (Hrsg.), Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, 2008, S. 142. 89 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 28; KLEIN, Geysanum und Andreanum, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 53– 61.

D.IV.1. Landesausbau in Siebenbürgen

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Zum Siedlungsgebiet gehörten auch das Nösnerland in Nordsiebenbürgen (um Bistritz herum) und das Burzenland, also die Umgebung von Kronstadt. Im Hinblick auf die Grundherrschaft unterschieden sich die Siedlungen. Einige befanden sich auf Gütern des Königs, dem ,Königsboden‘ (fundus regius), andere auf kirchlichem oder weltlichem grundherrlichen Land (dem ,Adelsboden‘).90 Die soziale Stellung der Siedler war breit gefächert. Unter anderem gab es unter den Siebenbürger Sachsen auch eine Adelsschicht, die ,Graeven‘ (Gräven)91, die bis ins 15. Jahrhundert hinein die Anführer und Sprecher der Siebenbürger Gemeinden stellten92 und zudem in den Städten die Oberschicht bildeten.93 Da im Königreich Ungarn die Leitung des Landesausbaus in der Hand des Königs lag, lassen sich Lokatoren als Vermittler zwischen Siedlern und Grundherren nicht eindeutig nachweisen.94 Dies lässt sich im Vergleich zu Polen95 auch mit der frühzeitigen Siedlungswelle begründen. In den frühen Urkunden wurden die Zuwanderer als „flandrenses“ oder „theutonici“ bezeichnet.96 Im Jahre 1191 erwähnte eine päpstliche Urkunde die ecclesia Theutonicorum Ultrasilvanorum im Zusammenhang mit der geistlichen Gerichtsbarkeit. Die Gemeinde der Deutschen in Siebenbürgen wurde darin nicht dem Weißenburger Bischof, sondern unmittelbar dem Graner Erzbischof untergeordnet.97 Erstmals erschien 1206 in einem Privileg von König Andreas II. die Bezeichnung saxones in Bezug auf die siebenbürgischen Siedler.98 Dieser Terminus, der nicht von den Siedlern selbst stammt,99 spiegelte nicht ihr Herkunftsgebiet 90

SCHWARZ, Die Herkunft der Siebenbürger und Zipser Sachsen, 1957, S. 178; WAGNER (Bearb.), Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191–1975, 1981, S. 6; ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 5. 91 MÜLLER, Die Gräven des Siebenbürger Sachsenlandes, 1931, S. 14 f.; NÄGLER, Wesenszüge des sächsischen Gräfentums in Siebenbürgen, in: Studii s¸i comunica˘ri. Arheologie – istorie 19 (1975), S. 89–100; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 119 f. Ihre ungarische Bezeichnung (geréb) ist auf das deutsche Wort „Graf“ zurückzuführen. KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 29. 92 WAGNER (Bearb.), Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191–1975, 1981, S. 4. 93 BULEI, Kurze Geschichte Rumäniens, 1998, S. 35; K. GÜNDISCH, Das Patriziat Siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993, S. 101–104; GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 21, 53–56. 94 Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 175. 95 BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 19–25. 96 MEILLER, Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzoge Oesterreichs aus dem Hause Babenberg, 1850, S. 98, Nr. 67; LOTH, „Teutonici“ in Siebenbürgen, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 251 f.; HIGOUNET, Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990, S. 197; KLEIN, Geysanum und Andreanum, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 56; SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 21. 97 ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], S. 1. 98 Ebd., S. 9 f.; BULEI, Kurze Geschichte Rumäniens, 1998, S. 35; KRISTO´ , Geschichte des frühen Siebenbürgens (895–1324), 2005, S. 143. 99 SCHWARZ, Die Herkunft der Siebenbürger und Zipser Sachsen, 1957, S. 179.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

wider. ,Saxones‘ war hier eine überregionale Bezeichnung für die privilegierten Siedler in Südosteuropa.100 In Urkunden wurden sie hingegen theutonici genannt. Die Zuwanderung nach Siebenbürgen erhielt 1211 neue Impulse, als König Andreas II. den Deutschen Orden ins Burzenland rief.101 Dieser hatte dort einerseits missionarische, andererseits militärische Aufgaben übernommen. Der Orden sollte in der Karpatenlandschaft das Christentum weiter festigen und das Land gegen Angriffe der Kumanen verteidigen.102 Dafür erlaubte der König dem Deutschen Orden, zur besseren militärischen Sicherung der Grenzen Burgen zu bauen.103 Auch sollten die verlassenen bzw. wenig bewirtschafteten Felder im Burzenland bestellt werden. Ein königlicher Freibrief sicherte dem Deutschen Orden einen hohen Grad an Selbstverwaltung zu und gewährte ihm Abgabenfreiheit, Bodennutzungsrechte und die Berechtigung zum Städtebau sowie zum Bau hölzerner Burgen. Der Deutsche Orden unterstand außerdem unmittelbar der Gerichtsbarkeit des Königs und genoss Immunität gegenüber dem Herrschaftsbereich des Woiwoden.104 Auch die Bewohner des Burzenlandes erhielten neben der Abgabenfreiheit zusätzlich Markt- und Handelsfreiheiten105 sowie das Recht auf zollfreien Handel im ganzen Land. Diese Freiheiten waren gute Voraussetzungen für die Stadtentwicklung im Südosten des Königreichs Ungarn.106 Zur zentralen Stadt des Burzenlandes entwickelte sich Kronstadt. Der Deutsche Orden wurde schließlich 1225 wegen seiner eigenständigen Kirchenpolitik und wegen seiner Bestrebungen, einen eigenen Staat zu gründen, aus dem Land vertrieben.107 Während seiner 15-jährigen Präsenz hatte sich jedoch eine größere Zahl deutschsprachiger Handwerker und Bauern im Burzenland angesiedelt, deren Siedlungen bis ins Donaudelta reichten.108 100

K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 30. ZIMMERMANN, Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 2011, S. 153–157; POP, NÄGLER, The History of Transylvania, 2005, S. 22; SCHÜTZE, Bemerkungen zur Berufung und Vertreibung des Deutschen Ordens durch Andreas II. von Ungarn, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 277. 102 ZIMMERMANN, Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 2011, S. 5; ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 33; POP, NÄGLER, The History of Transylvania, 2005, S. 225; KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 298; KOSZTOLNYIK, Hungary in the thirteenth century, 1996, S. 93; T¸IPLIC, Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter (10.–14. Jahrhundert), 2007, S. 99–103. 103 SCHÜTZE, Bemerkungen zur Berufung und Vertreibung des Deutschen Ordens durch Andreas II. von Ungarn, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 280. 104 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 298. 105 NÄGLER, Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen, 1992, S. 145. 106 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 301. 107 Ebd., S. 298; SCHÜTZE, Bemerkungen zur Berufung und Vertreibung des Deutschen Ordens durch Andreas II. von Ungarn, in: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, 1971, S. 281 f. 108 ZIMMERMANN, Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 2011, S. 5. 101

D.IV.2. Zur Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen

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Der Mongolensturm in den Jahren 1241 und 1242 unterbrach den konstanten Prozess des Landesausbaus. Insbesondere in den östlichen Teilen des Königreichs Ungarn wurde das Land zerstört.109 Doch nach dem Rückzug der Mongolen erfolgte ein systematischer Wiederaufbau des Landes. Das Burgensystem wurde ausgebaut und in Siebenbürgen wurden sogenannte Wehrkirchen als Fliehburgen errichtet. Um die Bevölkerungszahl zu erhöhen, lud der ungarische König erneut Siedler in das Land ein.110 Diese intensive Phase der Stadtentwicklung, an der die deutschen Hospites einen wesentlichen Anteil hatten, setzte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Die Zahl der Zuwanderer war jedoch geringer als zur Zeit König Gézas. Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts waren die Ostsiedlung und der Landesausbau in Siebenbürgen abgeschlossen.111

2. Zur Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen Die Hospites waren meist sozial höher gestellte Personen, die von ihrer Ankunft an spezifische Freiheiten in Anspruch nahmen,112 denn ihre Rechtsstellung wurde durch königliche Privilegien geregelt. Einen Hinweis auf die den Hospites ursprünglich gewährten Vorrechte enthält die Goldene Bulle König Andreas’ II. von 1222, die ihnen (und zwar unabhängig von ihrer Herkunft) jene Freiheiten bestätigte, die sie von Anfang an genossen hatten.113 Der Goldene Freibrief der Siebenbürger Sachsen, der von König Andreas II. im Jahre 1224 ausgestellt wurde, ist auch unter dem Namen Privilegium Andreanum (kurz Andreanum) bekannt.114 Hier regelte der König die Rechtsstellung der Siedler der Hermannstädter Provinz neu und berief sich dabei auch auf jene Freiheiten, die sein Vorgänger den Siebenbürger Sachsen verliehen hatte. Dieses Privileg lässt sich zugleich als Beginn der universitas Saxonum betrachten.115 Vermutlich gab es vorher eine Versammlung, die Vertreter der Deutschen in Siebenbürgen auswählte und zur Bestätigung der alten Freiheiten zum König entsandte. Das Privileg stellt das Fundament des Siedlerverbands der Siebenbürger Sachsen dar, denn König Andreas II. gewährte in dieser Urkunde allen „getreuen deutschen Siedlern Siebenbürgens“116 gleiche Rechte und stellte dieselben unter 109

NÄGLER, Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen, 1992, S. 154. KOSZTOLNYIK, Hungary in the thirteenth century, 1996, S. 186. 111 K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 45. 112 Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 92. 113 „[...] hospites cuiuscunque nationis secundum libertatem ab initio eis concessam teneantur.“ Goldene Bulle von 1222. Zitiert nach BESENYEI [u. a.] (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII, 1999, S. 27. 114 HELBIG, WEINRICH, Urkunden und erzählende Quellen zur deutschen Ostsiedlung im Mittelalter, Teil 2, 1970, S. 537–541; ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], S. 32–35. 115 MÜLLER, Die sächsische Nationsuniversität, 1928, S. 3, 138. 110

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

königlichen Schutz.117 Dabei wurden die Siedler der Hermannstädter Provinz im Andreanum als eine autonome politische Einheit betrachtet.118 Der Freibrief stellt daher den wichtigsten mittelalterlichen Quellenbeleg für die Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen dar.119 Die so Privilegierten wurden zudem unmittelbar dem königlichen Richter unterstellt und damit aus dem Herrschaftsbereich der Magnaten eximiert. Nur der König oder der von ihm eingesetzte Hermannstädter Graf waren nach diesem Dokument für die Rechtsprechung der Siebenbürger Sachsen zuständig.120 Durch eigene Rechtsprechung entwickelten die Siebenbürger Sachsen ihr Recht weiter, so dass ihr Privat- und Prozessrecht noch im 19. Jahrhundert als autonome Rechtsmaterie angesehen wurde.121 Auch die Dienste gegenüber dem König, zum Beispiel die Entrichtung der Abgaben, des sogenannten Terragiums,122 sowie die Leistungen für den Kriegsdienst wurden im Freibrief festgelegt, damit darüber Klarheit besteht. Deshalb waren die Abgaben der Siedler an den König präzise benannt, nämlich auf jährlich 500 Silbermark festgesetzt. Diese Abgabe wurde später als Martinszins bezeichnet.123 Außerdem sollten die Siebenbürger Siedler 500 bewaffnete Soldaten stellen, wenn der König innerhalb der Landesgrenzen Soldaten benötigte. Bei einer Kriegsführung außerhalb des Landes umfasste die Heerespflicht die Entsendung von 100 Soldaten. Führte der König jedoch nicht selbst das Heer, sollten insgesamt nur 50 Soldaten entsendet werden. Die im Privileg garantierten wirtschaftlichen Freiheiten, wie das freie Eigentumsrecht an Grund und Boden, die Zollfreiheit und die freien Märkte, waren wichtige Grundlagen der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Der König sorgte auch für die Vereinheitlichung der Gewichte und sicherte den Sachsen von Siebenbürgen Wald- und Gewässernutzungsrechte zu. Ähnliche Privilegien erhielten die deutschen Siedler im Gebiet um Altrodenau und im Nösnerland. Das Privilegium Andreanum war also das wichtigste Verfassungsdokument der Siebenbürger Sachsen, das bis in die Neuzeit Grundlage ihrer Selbstverwaltung 116

ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], S. 34. 117 DO´ SA, Erdélyhoni jogtudomány, Bd. 1, 1861, S. 44. 118 WAGNER, Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 1990, S. 18; K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 40; HELBIG, Die ungarische Gesetzgebung des 13. Jahrhunderts und die Deutschen, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 513; FATA, Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, 2000, S. 4. 119 POP, NÄGLER, The History of Transylvania, 2005, S. 224. 120 DO´ SA, Erdélyhoni jogtudomány, Bd. 1, 1861, S. 104; MÜLLER, Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928, S. 179 f. 121 SZA´ SZ, Az erdélyi nagy fejedelemségbéli magyarok és székelyek polgári pereik folyamattyának rajzolattya, in: BO´ NIS, Erdélyi perjogi emlékek, 1942, S. 60. 122 VERHULST, Terragium, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 555. 123 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 41.

D.IV.3. Landesausbau in der Zips

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war. Es war „das am besten ausgearbeitete und weitestgehende Siedlerrecht, das westlichen Siedlern in Osteuropa verliehen wurde“.124

3. Landesausbau in der Zips Eine zweite größere Siedlungseinheit bildete sich in der Zips, im Gebiet der heutigen Slowakei. Die Zips war eine politische Einheit,125 bot aber eine große ethnische Vielfalt: Slowaken, Polen, Ruthenen bewohnten zusammen mit Deutschen und Ungarn die Zipser Region.126 Die Zuwanderung deutscher Siedler in die nördlichen Bergbaugebiete begann in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Hauptwelle der Siedlungsbewegung fand dann im 13. Jahrhundert nach dem Mongoleneinfall statt.127 Im Gegensatz zu den Siebenbürger Sachsen kamen die Zipser Sachsen vor allem aus den Gebieten Thüringen, Sachsen und Schlesien.128 Sie erreichten auf der West-Ost-Route über Breslau und Krakau die Zips.129 Die Bezeichnung ,Hospites‘ für die Zuwanderer deutet darauf hin, dass sie ebenfalls auf Einladung der ungarischen Könige zuwanderten und wie die Siebenbürger Sachsen eine privilegierte Rechtsstellung genossen.130 Ihr Siedlungsgebiet hieß Provincia saxonum de Scepus. Die Siedler der Zips waren vor allem Bauern und Handwerker. In einer Urkunde von 1271 wurden sie als ,einfache Leute‘ beschrieben.131 Anders als bei 124

K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 40. DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 1. 126 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 38; HIGOUNET, Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990, S. 195 f.; SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 96. 127 CHALUPECKY´ , Die Ansiedlung der Sachsen in der Zips auf der Grundlage der Quellenüberlieferung, in: Karpaten Jahrbuch 61 (2010 [2009]), S. 59; PROTZE, Die Zipser Sachsen im sprachgeographischen und sprachhistorischen Vergleich zu den Siebenbürger Sachsen, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 29,2 (2006), S. 142; HOENSCH, Die Zipser, in: GRIMM, ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, 1995, S. 144; PAPSONOVA´ , Geographische Namen der Zips im Spiegel der Kulturgeschichte, in: KRIEGLEDER [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Sprache und Kultur in der Zips, 2007, S. 24 f. 128 BLAZOVICH, A Szász Tükör és a Szepesség joga, in: EIKE VON REPGOW, A Szász tükör, 2005, S. 45 f. 129 HOENSCH, Die Zipser, in: GRIMM, ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, 1995, S. 143 f.; PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 138. 130 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 97. 131 „[...] homines sunt simplices, et in iure Nobilium nequeunt conuersari, agriculturis et laboribus intenti [...]“ CDH, Bd. V / 1, 1829, S. 134. KRISTO´ , Nichtungarische Völker im mittelalterlichen Ungarn, 2008, S. 158; HELBIG, Die ungarische Gesetzgebung des 13. Jahrhunderts und die Deutschen, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 519. 125

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

den Siebenbürger Sachsen gab es ursprünglich keine wesentlichen Standesunterschiede zwischen den Siedlern der Zips. Das Zipser Siedlungsgebiet im Nordosten der heutigen Slowakei besaß sehr günstige Verkehrsverbindungen, so dass sich die von Landwirtschaft und Handwerk geprägten Siedlungen bald zu Handelszentren entwickelten. Ziel der Herrscher war es, das Waldgebiet in Ackerland umzuwandeln und den Bergbau zu entwickeln. Handel und Bergbau boten daher die Hauptbeschäftigung für die Zipser Sachsen. Außerdem wollten die ungarischen Könige mit der Ansiedlung auch den Grenzschutz verbessern.132 Die Siedlungen der Zipser Sachsen wurden in jener intensiven Phase der Stadtentwicklung gegründet, in der nach dem Mongolensturm zahlreiche Siedlungen wiederaufgebaut und mit Mauern befestigt wurden. Die gemeinschaftlichen Elemente des städtischen Zusammenlebens können deshalb bei den Zipser Sachsen relativ früh beobachtet werden, auch weil an bereits vor dem Mongolensturm beginnende städtische Selbstverwaltung in der Zips angeknüpft werden konnte.133 Zuerst war die Zipser Burg, der Sitz des königlichen Beamten (comes),134 das administrative, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Zipser Sachsen. Im Bereich des öffentlichen Rechts waren sie zwar dem ungarischen Zipser Grafen unterstellt, wobei diese Institution (comes terrae Saxonum de Scepus) der Stellung des Burggrafen in den deutschrechtlichen Regionen entsprach, in privatrechtlichen Angelegenheiten urteilten aber ihre eigenen Richter (iudex/ comes). Ihr Gemeindeleben zeigt, dass sie in der Rechtsprechung eigene Rechtsgewohnheiten anwandten. Dieses durch die freie Richterwahl zur Geltung gekommene HospesRecht bestimmte das Zusammenleben der Zipser Sachsen noch am Anfang des 13. Jahrhunderts.135 In der Folge entwickelte sich die Stadt Leutschau zur Hauptstadt der Zips, wie ein Privileg König Stephans V. aus dem Jahr 1271 belegt, in dem Leutschau als „civitas provinciae capitalis“ bezeichnet wird.136 Zu den wichtigsten Freiheiten der Zipser Sachsen gehörte, dass die Dienstverpflichtungen gegenüber dem König, das Terragium und der Kriegsdienst, schriftlich festgelegt waren. Im Siedlerprivileg war festgeschrieben, dass das Terragium, die Abgabe, in einer Summe zu leisten war, die nicht nach Hufen berechnet wurde, sondern für das ganze Siedlungsgebiet 300 Ofner Mark Feinsilber betrug.137 Dazu kam noch die Festlegung des Kriegsdienstes: Die Zipser Sachsen mussten – wie auch die Siebenbürger Sachsen – 50 Soldaten entsenden. 132

SCHWARZ, Die Herkunft der Siebenbürger und Zipser Sachsen, 1957, S. 201. DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 98. 134 MAKAY, Comes, in: MJL, Bd. 2, 1899, S. 571. 135 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 11. 136 CDH, Bd. V / 1, 1829, S. 133. 137 König Karl I. erhob 1312 das Terragium in Höhe von 1200 Mark, woraus sich eine Verbesserung der Vermögensverhältnisse der Zipser Sachsen ableiten lässt. DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 101. 133

D.V. Stadtentwicklung nach dem Mongolensturm

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Auf der Grundlage der königlichen Privilegien entstand also ein autonomes Selbstverwaltungsgebiet aus 24 Städten und den dazugehörenden dörflichen Siedlungen,138 deren Rechtsgemeinschaft im Hinblick auf den Rechtstransfer eine besondere Bedeutung hatte.

V. Stadtentwicklung nach dem Mongolensturm In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, nachdem sich die Mongolen aus dem verwüsteten Land zurückgezogen hatten, begann eine neue Phase der Siedlungsentwicklung in Ungarn. König Béla IV. baute das Land neu auf und reorganisierte das Königreich. Im Zentrum seiner Städtepolitik stand die Befestigung der Städte durch Steinmauern.139 Hierdurch entstanden geschlossene Einheiten, in denen sich das städtische Leben besser entfalten konnte. Daher lässt sich der Bau der Stadtmauern als Katalysator für die Siedlungsentwicklung bezeichnen. Der König lud zudem weitere Siedler in das Karpatenbecken ein140 und sicherte den Zuwanderern ebenfalls wirtschaftliche und politische Freiheiten zu, so dass die ethnische Vielfalt innerhalb des Königreichs Ungarn weiter zunahm. König Béla IV. und seine Nachfolger förderten nach dem Mongolensturm sowohl bereits bestehende Siedlungen durch die Verleihung eines privilegierten Status als auch die Neugründung von Städten.141 Zum Schutz der Siedler und um neue Siedlungen zu unterstützen, erließ der König weitere Privilegien.142 Vor allem wurden verkehrsgünstig gelegene bzw. für den Handel geeignete Orte durch Stadtrechtsverleihungen gefördert. Als die männliche Linie der Arpadenkönige 1301 ausstarb, brach erneut ein Thronfolgestreit aus. Aus dem Konflikt der miteinander rivalisierenden Barone143 und designierten Thronfolger ging schließlich die neapolitanische Linie der Anjou als Sieger hervor. König Karl I. fiel die Aufgabe zu, wieder eine Phase der friedlichen Entwicklung des Landes einzuleiten.

138

FATA, Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, 2000, S. 7. 139 KOSZTOLNYIK, Hungary in the thirteenth century, 1996, S. 320; CSIZMADIA, KOVA´ CS, ASZTALOS, Magyar állam- és jogtörténet, 2010, S. 59; WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 152. 140 K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 45 f. 141 FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 17–107. 142 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 544. 143 LÜBKE, Das östliche Europa, 2004, S. 294.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

1. Stadtentwicklung während der Regierungszeit der Anjou und der Luxemburger Unter König Karl I. aus dem Hause der Anjou begann die Blütezeit der Stadtentwicklung in der ungarischen Geschichte,144 mit der die Städtepolitik der Arpaden fortgesetzt wurde. Insbesondere wirtschaftlich wurden die Städte gefördert, was vor allem mit Hilfe von Steuervergünstigungen und Handelsprivilegien gelang.145 Handel und Gewerbe erreichten in dieser Periode eine neue Stufe der Entwicklung; die Handels- und Bergstädte traten als Wirtschaftszentren hervor. Insbesondere die Bergstädte im Norden des Landes wurden von den Anjou-Königen unterstützt, da die Herrscher mangels königlicher Güter auf andere Quellen für Geldeinnahmen angewiesen waren. Dies förderte die Umgestaltung der Naturalwirtschaft zum Geldverkehr, denn die Abgaben wurden in Geld gezahlt. Neue Münzen wurden aus den Gold- und Silbervorkommen um die Bergstädte geprägt.146 Auch aus Westeuropa gab es eine wachsende Nachfrage nach Gold und Silber aus den ungarischen Bergstädten. Die Ausfuhr der Edelmetalle erreichte am Ende des 15. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Später erfuhr der Kupferbergbau einen wesentlichen Aufschwung, denn Zentren der deutschen Metallverarbeitung wie Nürnberg und Aachen waren auf das ungarische Kupfer angewiesen.147 Gleichzeitig führte der Bergbau zu einer Fortentwicklung der Städtekultur in Ungarn,148 denn auch die Bürger der Bergstädte erhielten von den Königen Zollbefreiungen und Handelsprivilegien. Ungarn war auch vielfältig in den Fernhandel eingebunden. Die Wege der Kaufleute aus Böhmen, Polen, Deutschland, Italien und Dalmatien kreuzten sich in Ungarn, so dass das Land und seine Städte wichtige Zentren des Tuch- und Gewürzhandels wurden.149 Der große Radius der Handelsverbindungen der ungarischen Städte lässt sich auch aus Anfragen von Breslauer Bürgern an die Magdeburger Schöffen erschließen, in denen der ungarische Gulden als Zahlungsmittel150 und ungarischer Wein151 als Streitgegenstand vorkommen. Der rege Handel beförderte auch den kulturellen Austausch mit Westeuropa.152 144

MARSINA, Városfejlo˝dés a Felvidéken, a mai Szlovákia területén a XV. század elejéig, in: Világtörténet 26 (1976), S. 33. 145 BORECZKY, A királyi tárnokmester hivatala, 1904, S. 49. 146 DITTRICH, Die sozialen und rechtlichen Grundlagen der deutschen Ostkolonisation, in: KLEINHEYER, STASIEWSKI (Hrsg.), Rechts- und Sozialstrukturen im europäischen Osten, 1975, S. 9. 147 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 130, 138 f. 148 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 42. 149 NIKOLICZA, Boroszló és Görlicz lehetséges szerepe a budaiak magdeburgi joggal való megismerkedésében, in: GA´ BOR [u. a.] (Hrsg.), Tiszteletkör, 2012, S. 157. 150 EBEL, Magdeburger Recht, Bd. II,1, 1989, Nr. 433, S. 489. 151 Ebd., Nr. 315, S. 215. 152 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 40.

D.V.1. Stadtentwicklung während der Anjou und der Luxemburger

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Zudem ist für die Stadtentwicklung während der Regierung der Anjou bzw. Luxemburger ein wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg des Stadtbürgertums charakteristisch. Die deutschen Patrizier erreichten hier eine bedeutende Stellung, sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht.153 Während der Regierungszeit König Sigismunds (1387–1437) lebte in Ungarn auch eine große Zahl süddeutscher Kaufleute. Ab dem späten 14. Jahrhundert übernahmen Bürger aus Nürnberg eine besonders aktive Rolle, zumal sich vorher Kaufleute aus Regensburg in größerer Zahl in Ungarn im Handel betätigt hatten. Einige Handelsunternehmen in Ungarn sind sogar von Nürnberger Gläubigern finanziert worden,154 die dadurch vielfältige wirtschaftliche und verwandtschaftliche Kontakte nach Ungarn vermittelt haben.155 Mehrere Bürger der Stadt Ofen kamen z. B. aus der einflussreichen Nürnberger Kaufmannsfamilie Haller. Der Begründer des ungarischen Zweigs dieser Familie war Ruprecht Haller.156 Die Haller wurden Bürger von Ofen, gehörten hier zum Handelspatriziat und erreichten auch in der königlichen Verwaltung hohe Ämter. Ein weiterer Zweig der Familie siedelte nach Siebenbürgen um, wo Peter Haller ab 1543 Bürgermeister von Hermannstadt war.157 Als Gesellschafter betrieben sie Tuchhandel mit Nürnberg. Die Angehörigen der süddeutschen Kaufmannsfamilie Pemfflinger erlangten hohe Ämter in den Städten und in der königlichen Verwaltung Siebenbürgens. So wurde z. B. der als Fernkaufmann wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmer Marcus Pemfflinger158 Kammergraf der siebenbürgischen Salzgefälle. Außerdem pachtete er die Passzölle von Kronstadt und Hermannstadt. Schließlich ernannte ihn der König als Belohnung für sein Darlehen an den Hof 1522 zum Königsrichter.159 In der Städteförderung König Karls I. zeigt sich im Wesentlichen eine starke königliche Macht, denn der äußere Rahmen des Stadtlebens wurde vom Stadtherren, also hier vom König, festgelegt. Diesen von oben geschaffenen Rahmen 153

SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 129. 154 KUBINYI, Die Nürnberger Haller in Ofen, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52 (1963 / 64), S. 80; DRASKO´ CZY, Das ungarländische Deutschtum, in: BRUNNER (Hrsg.), Die Deutschen in Ungarn, 1989, S. 11. 155 BLAZOVICH, A Szász tükör és a német jogkönyvek hatása Magyarországon, in: Jogtörténeti Szemle [13],2 (2011), S. 19. 156 KUBINYI, Soziale Stellung und Familienverbindungen des deutschen Patriziats von Ofen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 36 (1970), S. 446– 454; DERS., Die Nürnberger Haller in Ofen, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52 (1963 /64), S. 80; SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 140. 157 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 65; G. GÜNDISCH, Peter Haller, in: Südostdeutsches Archiv 32 /33 (1989 /1990), S. 5– 89. 158 WITTSTOCK, „Pemfflinger, Marcus“, in: ADB, Bd. 25, 1887, S. 343–350. 159 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 56– 61.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

des Stadtlebens füllten die Bürger durch Eigeninitiativen aus. Wie aus den städtischen Rechtsaufzeichnungen erkennbar ist, beruhte die verfassungsrechtliche Grundlage des Stadtlebens auf den königlichen Privilegien. Im Ständestaat des 14. Jahrhunderts erhielten die Städte eine besondere Aufmerksamkeit seitens der ungarischen Könige. Sie wurden als wirtschaftliche Kraft und sozialer Gegenpol zum Adel verstanden. Die befestigten Städte waren zudem in das Verteidigungssystem des Landes eingebunden. Die Städtepolitik der auf König Karl I. folgenden Herrscher zeigt teilweise eine andere Ausrichtung. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts änderte sich die protektionistische Städtepolitik. Die Könige erhoben aus eigener Initiative z. B. keine Siedlungen mehr zur Stadt und für Privilegien verlangten sie hohe Geldsummen. Kaschau, Pressburg und Ofen mussten bei König Ludwig I. die Verleihung bzw. Bestätigung der Privilegien selbst beantragen und hierfür erhebliche Summen zahlen. Der Pressburger Bürgermeister entrichtete z. B. in Ofen 300 Forint160 für die Bestätigung der Privilegien der Stadt.161 Auch die Luxemburger legten Wert auf diese königlichen Einnahmen aus den von ihnen privilegierten Städten. Ihre Politik kann daher nur bedingt als förderlich für die Städte angesehen werden. Zudem verschenkte oder verpfändete König Sigismund zur Finanzierung seiner Außenpolitik zahlreiche königliche Städte.162 So traf es 1410 z. B. die Stadt Debreczin, die er an einen polnischen Kaufmann verpfändete163 und im darauffolgenden Jahr an einen serbischen Würdenträger verschenkte. Auch dreizehn Städte in der Zips wurden von König Sigismund 1412 an den polnischen König verpfändet. Dadurch wurde die politische Einheit der Zips für mehrere Jahrhunderte aufgehoben. 1441 übertrug außerdem Königin Elisabeth die Stadtherrschaft über Ödenburg an den römisch-deutschen Kaiser. Dennoch hatte sich König Sigismund weiterhin zum Ziel gesetzt, dass etliche Siedlungen eine privilegierte Rechtsstellung erhielten.164 In seinem zweiten Dekret bestimmte er die Vereinheitlichung der Maße und Gewichte, die sich nach denen der königlichen Freistadt Ofen richten sollten,165 um so eine Grundlage für einen reibungsloseren Warenverkehr zu schaffen. Der König verfügte auch über den Handel der fremden Kaufleute im Lande, verbot die Ausfuhr von Edelmetall und regelte den Rechtszug aus den Städten. 160

Das Zahlungsmittel Forint (Goldgulden) wurde 1325 nach florentinischem Muster von König Karl I. eingeführt (K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 42). 161 König Ludwig I. verwendete diese Summen für seine neapolitanische Kriegsführung. SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 531 f. 162 NE´ METH, Várospolitika és gazdaságpolitika a 16–17. századi Magyarországon, Bd. 1, 2004, S. 72. 163 Der König erhielt dafür von dem polnischen Kaufmann namens Andreas Baliczky 13.000 Forint. IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 8. 164 Siehe den Einleitungstext vor dem Gesetzesartikel 1405:2, in: CJH, Bd. 1, S. 210. 165 Gesetzesartikel 1405:2, § 1, in: CJH, Bd. 1, S. 212.

D.V.2. Stadtkultur in Siebenbürgen

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All dies deutet darauf hin, dass es in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine blühende Stadtwirtschaft und ein hoch entwickeltes Stadtleben im Königreich Ungarn gab. Die königlichen Freistädte erlangten im wirtschaftlichen und im juristischen Sinne eine weitgehend autonome Rechtsstellung, so dass sich das Bürgertum zu einem genossenschaftlichen Verband entwickelte. Die so gefestigte Bürgerschaft sorgte nun selbständig für die Bestätigung von Privilegien166 und eine königliche Förderung war nicht mehr Voraussetzung ihres privilegierten Rechtsstatus.

2. Stadtkultur in Siebenbürgen Die Städte in Siebenbürgen entwickelten sich nicht infolge herrschaftlicher Gründungsakte, sondern gingen aus Burgen und dörflichen Siedlungen hervor. Während der Herrschaft der Anjou kam der Gold- und Salzbergbau zu einer Blüte und auch die Siedlungen Siebenbürgens erlebten einen Aufschwung. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden daher auch dort wichtige Handwerks- und Handelszentren. Die führenden Städte im Gebiet der Siebenbürger Sachsen, Hermannstadt167 und Kronstadt, hoben sich von den dörflichen Siedlungen durch ihre verkehrsgünstige Lage ab und entwickelten sich im Laufe des 14. Jahrhunderts zu wichtigen Handelszentren.168 Zu dieser Zeit begann sich die Sozialstruktur der sächsischen Siedler zu verändern. Die Rechtsstellung der Siebenbürger Sachsen war anfangs sehr unterschiedlich, es gab freie und unfreie Siedler.169 Die ursprünglich bäuerlich-adelige Gesellschaft wurde nun vom Bürgertum der sächsischen Städte geprägt,170 unter anderem, weil in den siebenbürgischen Städten Hausbesitzer und Steuerzahler das volle Bürgerrecht erhielten. Wohlhabende Kaufleute und Handwerker bildeten das Bürgertum und die Oberschicht bestand seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr aus Grafen (comites), sondern aus sächsischen Kaufleuten.171 In den ärmeren Schichten findet man aber weiterhin vielfältige ethnische Gemeinschaften. Das Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen wurde in Verwaltungseinheiten (Stühle und Distrikte) aufgeteilt. Die Städte Hermannstadt, Kronstadt, Mediasch und Bistritz entwickelten sich zu den wichtigsten Marktorten der siebenbürgischen Region. Von hier aus strahlte der Handel in Richtung Walachei und Moldau aus, was zur Stärkung der siebenbürgischen Städte beitrug.172 SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 532 f. Hermannstadt wurde um 1150 als „villa Hermanni“ gegründet. ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 5. 168 DERS., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 13. 169 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 38. 170 K. GÜNDISCH, Das Patriziat Siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993, S. 233–286. 171 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 83. 172 Ebd., S. 78; ROTH, Kleine Geschichte Siebenbürgens, 32007, S. 13; VÖLKL, Moldau, in: HÖSCH [u. a.] (Hrsg.), Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, 2004, S. 454; WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und 166 167

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Die Entwicklung der siebenbürgischen Städte verdankt sich vor allem der Unterstützung der ungarischen Könige und der Woiwoden, die den Kaufleuten aus Hermannstadt und Kronstadt Steuererleichterungen gewährten und sie von den Einfuhrzöllen in die Fürstentümer Walachei und Moldau befreiten.173 Die Städte Bistritz, Hermannstadt und Kronstadt erhielten bald das Stapelrecht,174 das ihnen im Transithandel von den Fürstentümern Walachei und Moldau über Wien und Nürnberg bis nach Flandern eine herausragende Stellung sicherte.175 Eine zweite Handelsroute verlief über Kaschau in Richtung Polen. Die siebenbürgischen Städte Hermannstadt und Kronstadt konkurrierten auch mit der nordungarischen Stadt Kaschau um die führende Rolle im Handel mit Polen bzw. Russland.176 Infolgedessen kamen zahlreiche Armenier, Griechen und Tataren als Kaufleute nach Siebenbürgen.177 Mit jener neu geschaffenen Vermittlerrolle traten die sächsischen Städte in den Handel ein und etablierten sich auf diese Weise als Warenumschlagplätze. Bald schon beherrschten die Kaufleute dieser sächsischen Städte die Handelsrouten nach Osten, auf denen in erster Linie mit Tuch aus Deutschland und Polen gehandelt wurde.178 Seit dem 15. Jahrhundert wurden auch Stoffe aus den Niederlanden, Nürnberg, Breslau, Krakau und Lemberg in den siebenbürgischen Städten verkauft.179 Italiener und Griechen hingegen vermittelten venezianische Luxuswaren wie Kristall, Edelmetalle und Stoffe nach Klausenburg und in die siebenbürgisch-sächsischen Städte.180 Beim Handel mit orientalischen Gewürzen, die durch die südlichen Pässe nach Siebenbürgen gebracht wurden, hatten griechische Kaufleute eine zentrale Stellung inne.181 Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 166 f.; DRASKO´ CZY, Das ungarländische Deutschtum, in: BRUNNER (Hrsg.), Die Deutschen in Ungarn, 1989, S. 17. 173 GÖLLNER, Siebenbürgische Städte im Mittelalter, 1971, S. 79. 174 Das Stapelrecht wurde Bistritz im Jahre 1368, Kronstadt im Jahre 1369 und Hermannstadt 1378 gewährt. KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 336. 175 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 24; VÖLKL, Moldau, in: HÖSCH [u. a.] (Hrsg.), Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, 2004, S. 454. 176 PACH, Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn zur Zeit der Könige Ludwig von Anjou und Sigismund von Luxemburg, in: MÄGDEFRAU (Hrsg.), Europäische Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, 1979, S. 66; GÖLLNER, Siebenbürgische Städte im Mittelalter, 1971, S. 77. 177 PACH, Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn zur Zeit der Könige Ludwig von Anjou und Sigismund von Luxemburg, in: MÄGDEFRAU (Hrsg.), Europäische Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, 1979, S. 85. 178 HONTERT, Adatok Erdély, Lengyelország és a két román vajdaság árucsereforgalmához és gazdaságtörténetéhez a XVI. és XVII. században, 1945, S. 32 f. 179 Ebd., S. 33, 60 f. 180 PACH, Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn zur Zeit der Könige Ludwig von Anjou und Sigismund von Luxemburg, in: MÄGDEFRAU (Hrsg.), Europäische Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, 1979, S. 64; K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 58 f.

D.V.2. Stadtkultur in Siebenbürgen

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Aber auch die Produkte der siebenbürgischen Handwerker wurden auf ferne Märkte befördert.182 Die Handelsrouten verbanden die siebenbürgisch-sächsischen Städte mit den Levanteniederlassungen der Genuesen am Schwarzen Meer und mit Lemberg, Krakau, Thorn und Danzig.183 Der Levantehandel ging jedoch im 15. Jahrhundert infolge der osmanischen Eroberungen stark zurück.184 Als spezialisierte Handwerksorganisationen übernahmen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts die Zünfte eine wichtige Rolle. Nicht nur in den Städten, sondern auch in einigen Dörfern waren solche Zunftorganisationen zu finden,185 deren Rechtsstellung auf die Regelungen durch König Ludwig I. im Jahre 1376 zurückging. Die östlich von Siebenbürgen gelegenen Märkte förderten zudem das Handwerk. Insbesondere die Goldschmiedekunst erreichte einen hohen Grad an Professionalität.186 Diese Entwicklung zog aus dem Römisch-Deutschen Reich weitere Kaufleute, Handwerker und Bergleute an, die in den Städten Siebenbürgens günstige Lebensbedingungen fanden. Ein typisches Beispiel für das neue Unternehmerpatriziat187 sind die Haller, eine Kaufmannsfamilie, die ursprünglich aus Nürnberg stammte.188 Angehörige dieser Familie pachteten Bergregale sowie Salzkammern in Siebenbürgen.189 Aber auch aus anderen Gebieten des Königreichs Ungarn, wie etwa aus der Zips und den Bergstädten, zogen vor allem deutschsprachige Kauf- und Bergleute nach Siebenbürgen, insbesondere in die florierende Handelsstadt Hermannstadt.190 Die Stadtverfassung in Siebenbürgen war derjenigen in deutschen Städte ähnlich. Die wichtigsten Verfassungsorgane der siebenbürgischen Städte waren der Bürgermeister, der engere Rat, eine Hundertmannschaft (Kommunität), Stuhlrichter und der ,Stadhann‘ (villicus).191 Alle wurden gemäß den Siedlerprivilegien von den steuerpflichtigen Bürgern gewählt. Außerdem verfügten die Siebenbürger Sachsen über das Privileg der freien Pfarrerwahl. 181

HONTERT, Adatok Erdély, Lengyelország és a két román vajdaság árucsereforgalmához és gazdaságtörténetéhez a XVI. és XVII. században, 1945, S. 84; ZACH, Valachei, in: LexMa, Bd. 8, 1997, Sp. 1373. 182 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 24. 183 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 51, 78. 184 WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 152, 168. 185 KÖPECZI, Erdély története, Bd. 1, 1988, S. 337. 186 GÖLLNER, Siebenbürgische Städte im Mittelalter, 1971, S. 36. 187 K. GÜNDISCH, Das Patriziat Siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993, S. 233–286. 188 Zur Familie Haller s. o. S. 59. 189 GÖLLNER (Red.), Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens, 1. Bd., 1979, S. 83; G. GÜNDISCH, Peter Haller, in: Südostdeutsches Archiv 32 / 33 (1989 / 1990), S. 5– 89. 190 ROTH, Hermannstadt, 2006, S. 26. 191 K. GÜNDISCH, Das Patriziat Siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993, S. 101–104; GÖLLNER, Siebenbürgische Städte im Mittelalter, 1971, S. 209.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist ein Wandel in der Stadtverwaltung der siebenbürgischen Städte zu beobachten. Unter den Stadtschreibern begegnet man immer häufiger studierten Honoratioren,192 wie Sándor Tonk am Beispiel von Klausenburg belegte.193 Auch in Hermannstadt lassen sich studierte Notare finden. Georg Reichensdorffer war 1510–1512 Student an der Universität Wien,194 wurde nach seiner Rückkehr Stadtschreiber in Hermannstadt, arbeitete danach als Sekretär der königlichen Kanzlei und 1527 sowie 1534 als Gesandter des Königs in Moldau.

3. Städtetypen Die Städte im Königreich Ungarn lassen sich anhand gemeinsamer Entwicklungszüge typisieren. Es waren Städte mit kirchlicher Verwaltung sowie Wirtschaftszentren, welche die Stadtentwicklung dieser Region prägten.195 Das Netz der kirchlichen Verwaltung wurde von König Stephan I. angelegt. Er gründete zehn Bistümer und bestimmte Gran und Kalotscha als Sitze des Erzbischofs.196 Um diese Verwaltungsorte herum bildeten sich die sogenannten Bischofsstädte, wie z. B. Fünfkirchen,197 Großwardein, Veszprim und Weißenburg. Eine für Ungarn spezifische Erscheinung im Hinblick auf die geographische Verteilung der bedeutenden mittelalterlichen Städte des Landes ist deren (mit Blick auf das Königreich Ungarn) Randlage.198 Handelsstädte in Nordwestungarn, insbesondere Ödenburg, Komorn und Raab, entwickelten sich nach dem Mongolensturm zu Wirtschaftszentren. Auch die siebenbürgische Stadt Klausenburg hat in dieser Zeit eine wichtige Rolle im Handelsverkehr übernommen.199 Im Süden des Landes war Szeged200 die wohl bedeutendste Handelsstadt, die sich zum Zentrum des Salzhandels entwickelte201 und auch als Umschlagplatz für agrarische Produkte diente.202 192

Zum Begriff „Honoratior“ siehe BADER, DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte, 1999, S. 390– 400 und 557. 193 TONK, Erdélyiek egyetemjárása a középkorban, 1979, S. 151 f. 194 Ebd., S. 152, 239 f., Nr. 736. 195 DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 20. 196 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 28. 197 PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 73–75. 198 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 130. 199 Ebd., S. 129. 200 PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 76–78. 201 GÖCKENJAN, Hilfsvölker und Grenzwächter im mittelalterlichen Ungarn, 1972, S. 59 f. 202 BLAZOVICH, Városok az Alföldön a 14–16. században, 2002; KÜRTI, PETROVICS, Szeged, in: KMTL, 1994, S. 622.

D.V.3. Städtetypen

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Im 14. Jahrhundert kam es durch den Aufschwung des Bergbaus zu einer regionalen Verdichtung, die sich positiv auf den Prozess der Stadtwerdung auswirkte. Schemnitz, Kremnitz und Neusohl wuchsen von einfachen Bergbausiedlungen zu einflussreichen Bergstädten heran,203 deren wirtschaftliche Bedeutung auch ihre städtischen Gemeinschaften sowie die lokale Rechtsentwicklung beeinflusste. Nach dem Typ der Stadtherrschaft lassen sich die Bergstädte als königlich privilegierte Städte, königliche Freistädte sowie grundherrliche Städte unterscheiden. Die sogenannten niederungarischen Bergstädte wie Schemnitz, Kremnitz und Neusohl, die seit 1424 im Besitz der jeweiligen Königin waren, stellten den Typ der königlichen Freistadt dar.204 Die oberungarischen Bergstädte wie z. B. Göllnitz und Schmöllnitz waren hingegen königlich privilegierte Bergstädte. Zum Typ der grundherrlichen Bergstädte gehörten die Städte Rosenau, Telkibánya und Rudabánya. In der nördlichen Montanregion war Schemnitz die führende Stadt. Sie gilt zugleich als ältester Ort, an dem Silberbergbau betrieben wurde. Bergleute aus Thüringen siedelten sich beispielweise hier an205 und erhielten um 1240 von König Béla IV. Privilegien, die 1352 von König Ludwig I. bestätigt wurden.206 Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts entwickelte sich Schemnitz zu einer der bedeutendsten Städte des nordungarischen Bergbaugebiets.207 Während der Hussitenkriege wurde die Stadt erheblich zerstört. Danach, und insbesondere während der Regierungszeit König Matthias’ I., erlebte Schemnitz aber erneut eine Blütezeit. Als typische Ackerbürgerstadt im Königreich Ungarn lässt sich hingegen Debreczin charakterisieren, ebenso wie weitere Städte in der Tiefebene, da sie nicht durch Mauern von den umliegenden Dörfern abgegrenzt waren. Landwirtschaft und Handwerk stellten hier die Haupterwerbszweige der Stadtbürger dar. Debreczin beteiligte sich aber auch am Handel mit Schlesien, Polen und Wien, wobei Vieh-, Agrar- sowie Handwerksprodukte gehandelt wurden. Kaufleute aus Debreczin erreichten dabei Krakau sowie Lemberg. Im Jahre 1477 wurde die Stadt sogar vom Außenhandelszoll (,Dreißigste‘ oder tricesima) befreit.208 Im Hinblick auf die Rechtsstellung war Debreczin ein privilegierter Marktort. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts bildeten sich zwei unterscheidbare Städtekategorien heraus, die civitates und die oppida. Als civitas galten jene Städte, die auf königlichen bzw. geistlichen Gütern entstanden waren. Diese mit Mauern umgebenen Königs- bzw. Bischofssitze nannte man daher civitates muratae. Zum 203

WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 28. Ebd., S. 36. 205 PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 14. 206 GYÖRFFY, Schemnitz, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1449; PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica /Schemnitz, 1986, S. 13 f. 207 GYÖRFFY, Schemnitz, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1449. 208 IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 15. 204

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Typ civitas gehörten außerdem die am Fernhandel beteiligten Städte sowie die Bergstädte, von denen es im 14. Jahrhundert etwa dreißig gab. Eine wesentlich größere Zahl der Siedlungen gehörte zur Grundkategorie oppidum.209 Diese waren mit Privilegien eines Marktortes ausgestattet und nahmen für ihre Umgebung zentralörtliche Funktionen wahr. Auch im Hinblick auf ihre Einwohnerzahl unterschied sich dieser Stadttyp von den civitates. Die Marktorte hatten wesentlich weniger Einwohner als die königlichen bzw. Bischofsstädte. In den Quellen lässt sich nicht immer eindeutig zwischen civitas und oppidum unterscheiden, da die Bezeichnungen bisweilen wechselten. Am Beispiel der Zipser Städte lässt sich dieses Schwanken der Terminologie gut erkennen. Im Privileg der Zipser Sachsen bezeichnete König Stephan V. im Jahr 1271 die Stadt Leutschau als civitas, während König Sigismund bei der Verpfändung von 13 Zipser Städten von oppida sprach.210

4. Die königliche Freistadt Ofen Charakteristisch für die Entwicklung der civitas im Königreich Ungarn ist die Geschichte der Handelsstadt Ofen. Sie wurde die bedeutendste Siedlung der Region an der Donau. Anhand der Entwicklung von Ofen lassen sich typische Merkmale der ungarischen Stadtentwicklung erkennen. Die historischen Wurzeln dieser civitas reichen in die Zeit vor dem Mongolensturm zurück. Am linken Ufer der Donau entstand zuerst eine Siedlung königlicher Dienstleute, die muslimische Kaufleute und slawische Schiffer waren. Um 1220 wurde das linke Ufer dann von Deutschen besiedelt, die mehrheitlich österreichisch-süddeutscher Herkunft waren.211 Ofen ist die jüngste Siedlung der Städte an der Donau, da es sich um eine Spätgründung der Arpaden handelt, die erst zwischen 1242 und 1247 entstand. Die Bezeichnung novus mons in den Jahren 1247/ 48 weist auf eine neu entstandene Siedlung hin. Aus dieser Zeit nach dem Mongolensturm stammt das Stadtprivileg, die Goldene Bulle von 1244, die der Bevölkerung eine breite Palette wirtschaftlicher und politischer Freiheiten zusicherte.212 Für den Fernhandel besonders förderlich wirkten sich die Zollfreiheit, also die Befreiung vom Außenhandelszoll, dem DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 23. DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 93. 211 LÜCK, Budapest, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 708; SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 134; KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200–1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 546. 212 FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 66 f. und 78; HELBIG, WEINRICH, Urkunden und erzählende Quellen zur deutschen Ostsiedlung, Teil 2, 1970, S. 510–515; LÜCK, Budapest, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 708. 209 210

D.V.4. Die königliche Freistadt Ofen

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sogenannten ,Dreißigsten‘ (tricesima), sowie das Stapelrecht aus. König Béla IV. gilt als Stadtgründer Ofens, der diese von Deutschen geprägte Niederlassung auf den Berg umsiedelte, um sie vor einem erneuten Mongoleneinfall zu schützen.213 In der Folgezeit kamen auch Ungarn, Juden und Slawen nach Ofen.214 Während der Herrschaft der Anjou entwickelte sich Ofen zum Sitz der ungarischen Könige und zur Handelsmetropole, es wurde ein Zentrum des Fernhandels. Rheinländische, belgische und süddeutsche Kaufleute handelten vor allem mit flandrischem Tuch. Die Handelsstraße nach Norden verlief ebenfalls über Ofen und machte die Donaustadt zum Vermittler für den polnischen und böhmisch-mährischen Verkehr. Seit dem 14. Jahrhundert intensivierten sich auch die Handelsverbindungen zwischen Ofen und Italien. Während der Regierungszeit des neapolitanischen Zweigs der Anjou entstanden Kontakte zu den großen Bankiersfamilien in Neapel und Florenz. Da die Warenvermittlung aus dem Orient vom venezianischen Handel, dessen Handelsroute ebenfalls über Ofen verlief, beherrscht wurde, spielten in der Folge die Italiener bei der Finanzverwaltung eine entscheidende Rolle. Auch Waren des Levantehandels waren auf den Ofner Märkten präsent.215 Dorthin kamen Kaufleute aus Wien, Regensburg, Prag, Siebenbürgen und Belgrad.216 Im Ofner Stadtrechtsbuch aus dem 15. Jahrhundert finden sich Belege dafür, dass die Ofner Kaufleute mit Tuch aus Aachen und Köln, aus Polen und Brünn, Wien und Passau handelten.217 So lässt sich erklären, dass die Wiener Mark als Zahlungsmittel in Ofen geläufig war.218 Außerdem verfügte der Pelzhandel aus Osteuropa über einen Umschlagplatz in Ofen. ,Gewölbherren‘ und ,Kramherren‘ wurden die einflussreichen Kaufleute genannt, die sich in der Gilde , fraternitas corporis Christi‘ zusammenschlossen. Die Ofner Gewichte und Maße galten landesweit und der Budaer Denar war selbst in den Zipser Grenzstädten ein Zahlungsmittel.219 Auch Weinbau und Landwirtschaft entwickelten sich in der Umgebung von Ofen auf vielfältige Weise. Das Ofner Handwerk war hingegen nicht sehr stark spezialisiert. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde in Ofen eine Stadtmauer mit vier Toren errichtet. In der Stadt lebten parallel zwei größere Gemeinden nebeneinander, die deutsche und die ungarische. Juden wohnten eher im nördlichen Teil der 213

RADY, Medieval Buda, 1985, S. 3. KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 545. 215 PACH, Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn zur Zeit der Könige Ludwig von Anjou und Sigismund von Luxemburg, in: MÄGDEFRAU (Hrsg.), Europäische Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, 1979, S. 66. 216 FÜGEDI, Buda und Pest, in: LexMa, Bd. 2, 1983, Sp. 900. 217 OSB 95. 218 KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 391. 219 KUBINYI, Die Anfänge Ofens, 1972, S. 89 f. 214

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Stadt, und Slawen wurden in den Suburbien angesiedelt.220 Die Märkte und die verkehrsgünstige Lage Ofens zogen weitere Einwohner und Gäste an, so dass die Stadt in der Mitte des 15. Jahrhunderts 8.000–10.000 Einwohner zählte. Aus den deutschen Städten des Königreichs Ungarn221 und aus dem süddeutsch-österreichischen Raum gab es zu jener Zeit eine stetige Einwanderung nach Ofen. Die Kontakte zu Nürnberg, Regensburg und Wien hatten für die Entwicklung des Rechts einen dauerhaften und wesentlichen Einfluss. Sie führten dazu, dass die kaufmännischen Usancen und Rechtsgewohnheiten aus diesen Regionen auch für Ofen prägend wurden, auch weil die Kaufleute das Stadtregiment und die jährliche Wahl des Gemeindevorstehers (maior villae/ villicus) dominierten. Die Ursprünge des Stadtrechts von Ofen gehen auf das Privileg von 1244 (die Goldene Bulle) zurück, in der die von König Andreas II. anerkannten Freiheiten bestätigt wurden. Durch die Verleihung des Rechts zur eigenen Gerichtsbarkeit sowie der verkehrsorientierten Freiheiten wurden mit diesem Freibrief die Grundlagen der Stadtautonomie gesichert. Vollständige städtische Autonomie erlangte Ofen durch dieses Privileg aber noch nicht, da bis 1347 ein vom König ernannter rector in der Stadt regierte.222 Erst danach wurde die freie Richterwahl von König Karl I. bestätigt.223 Die Stadtregierung bestand aus dem Gemeindevorsteher und zwölf Geschworenen. Auf dieser Grundlage bildete sich das Ofner Stadtrecht heraus, das dann bis in die Neuzeit Geltung hatte. Die Rechtspraxis des Tavernikalgerichts, eines Appellationsforums der königlichen Freistädte, beruhte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch auf dem Ofner Recht.224 Ofen war außerdem die führende Stadt des einflussreichsten Städtebundes, zu dem sich die königlichen Freistädte zusammengeschlossen hatten.

5. Städtebünde und Rechtsgemeinschaften Die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Lande führte zu einer regionalen Verdichtung. Mehrere Städte schlossen sich zusammen, um gemeinsame Interessen besser vertreten zu können.225 Die Städtebünde bildeten so eine politische Körperschaft, deren erste Aktivität in der Beteiligung an der Thronfolgediskussion in den Jahren 1301–1308 bestand. Die Zipser Städte unterstützten 220

FÜGEDI, Buda und Pest, in: LexMa, Bd. 2, 1983, Sp. 901. Die verwandtschaftlichen Verbindungen führten im Fall eines Ofner Stadtrichters bis zur siebenbürgischen Bergstadt Altrodenau. In einem anderen Fall kamen Ofner Geschworene aus einer Tyrnauer Familie. Siehe dazu KUBINYI, Die Anfänge Ofens, 1972, S. 93. 222 RADY, Medieval Buda, 1985, S. 29–33. 223 KUBINYI, Die Anfänge Ofens, 1972, S. 73. 224 WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 11. 225 BADER, DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte, 1999, S. 718. 221

D.V.5. Städtebünde und Rechtsgemeinschaften

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gemeinsam den zukünftigen König Karl von Anjou, während sich die siebenbürgischen Städte mit einem anderen Kandidaten verbündeten. Der erste Städtebund im Königreich Ungarn entstand im europäischen Vergleich226 relativ spät. Erst im 14. Jahrhundert schlossen sich 24 Städte in der Zips zu einem Städtebund (communitas Saxonum de Cips) zusammen, der erstmals 1344 erwähnt wurde227 und eine Verfassungs- und Rechtsgemeinschaft begründete. Jede Stadt hatte an ihrer Spitze von der Gemeinde gewählte Richter und Geschworene, die unter Einbeziehung eines äußeren Rates (Hundertleut) regierten. Seit 1344 führte der Bund auch ein eigenes Siegel mit der Inschrift sigillum Saxonum de Cips. Der Zipser Städtebund verfügte über eine ausgeprägte Verfassungsstruktur. Hundert Vertreter der Städte, die sogenannte ,Große Botschaft‘, hielten jährlich eine Sitzung ab, auf der der Richter der Sachsen (comes) gewählt wurde. Im Fall einer Friedensstörung bei der Richterwahl drohte eine Buße von drei Mark. Die Versammlung der Richter aller Städte zusammen mit dem Zipser Grafen, die sogenannte ,Botschaft‘, war die höchste Gerichtsinstanz. Der Städtebund der 24 Zipser Städte existierte bis 1412. In diesem Jahr verpfändete der ungarische König Sigismund im Vertrag von Altlublau 13 Zipser Städte an den polnischen König, die in das Königreich Polen bis zu dessen erster Teilung im Jahr 1772 eingegliedert wurden. Allerdings erlebten diese Städte unter der Herrschaft des polnischen Königs einen wirtschaftlichen Aufschwung und ihre Rechtsentwicklung zeigte neue Züge. Die andere Hälfte des Zipser Städtebundes verblieb unter der Herrschaft des ungarischen Königs und bildete den Bund der elf Zipser Städte, der bis 1465 existierte. Seit dem 15. Jahrhundert gerieten diese Orte dann unter die Herrschaft des Zipser Gespans, womit ihre wirtschaftliche Blütezeit zu Ende ging. Schließlich verwalteten die ungarischen Magnatenfamilien die elf Zipser Städte selbst und gliederten sie in das königliche Komitat Zips ein, was auch die frühere Selbstverwaltung beendete.228 Eine eigene formal verfasste und schriftlich dokumentierte Verfassungseinheit stellten die niederungarischen229 Bergstädte im Norden des Königreichs Ungarn zwar nicht dar,230 sie waren jedoch in einer Interessengemeinschaft miteinander 226

PUHLE, Die Stadt im frühen 13. Jahrhundert, in: DERS. (Hrsg.), Aufbruch in die Gotik, Bd. 1, 2009, S. 462 f.; DISTLER, Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, 2006, S. 38– 45. 227 PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 139; Lexikon der slowakischen Geschichte, 2002, S. 331. 228 SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, S. 97. 229 Die Ausdrücke ,niederungarische Bergstädte‘ bzw. ,oberungarische Bergstädte‘ beziehen sich auf ihre geographische Lage, vom Fluss Gran aus gesehen. In der slowakischen Historiographie heißen sie „mittelslowakische Bergstädte“ bzw. „ostslowakische Bergstädte“. Lexikon der slowakischen Geschichte, 2002, S. 331 f.

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

verbunden. Die wirtschaftlichen Interessen im Bergbau und die geographische Nähe im Tal des Flusses Gran verstärkten zusätzlich ihre Zusammengehörigkeit. Die Bürger dieser Städte waren gemäß den königlichen Privilegien frei, so dass allein schon die privilegierte Rechtsstellung die Bildung einer Interessengemeinschaft förderte. Auch historisch gesehen hatten diese Städte einen gemeinsamen Entwicklungsweg, der mit der Vereinigung von Bergsiedlungen begann, die später gemeinsam unter die Herrschaft der Königinnen gestellt wurden. Äußere Umstände (wie die Hussitenkriege) erzeugten außerdem das Bedürfnis nach einer gemeinsamen Verteidigung. Auch die im 14. Jahrhundert entstandenen Rechtsbeziehungen zwischen Schemnitz, Kremnitz und Neusohl führten dazu, dass seit 1405 eine Gemeinschaft der sechs (seit 1466 sieben) niederungarischen Bergstädte existierte.231 Führend in diesem Bund war die Stadt Schemnitz, deren Stadt- und Bergrecht Rechtsgrundlage weiterer Bergstädte wurde.232 In Streitsachen des Bergbaus, später aber auch in zivilrechtlichen Fällen, war die Rechtsgemeinschaft der sieben niederungarischen Städte auch als zweite Berufungsinstanz zuständig. Dieses Obergericht, dessen Sitz in Kremnitz war,233 entwickelte sich im 15. Jahrhundert durch die Entsendung von Bürgern. Zum Sitz der königlichen Kammergrafen (comes camerae), die für die Verwaltung der königlichen Einnahmen zuständig waren, wurde hingegen Kremnitz gewählt.234 Die Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte bestand bis zum Jahr 1863.235 Im Laufe des 15. Jahrhunderts schlossen sich die oberungarischen Bergstädte unter der Führung von Göllnitz zusammen. Zweck der Kooperation dieser nördlich des Flusses Gran gelegenen Bergstädte war unter anderem die gemeinsame Regelung der Bergbauangelegenheiten. In Göllnitz wurde auch das gemeinsame Obergericht für diese Fragen gegründet, das auch als Appellationsforum für die Stadtbürger dieser Rechtsgemeinschaft diente.

230

WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 62; PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, 1966, S. 56; MEIER, PIIRAINEN, Der Schwabenspiegel aus Kaschau, 2000, S. 24. 231 CDH, Bd. X /4, 1841, S. 819. Zur Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte gehörten Kremnitz, Schemnitz, Königsberg, Pukkanz, Neusohl, Libethen und Dilln. Vgl. WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 42; CHALUPECKY´ , Stadtrechte im Gebiet der heutigen Slowakei, in: Karpaten Jahrbuch 63 (2012 [2011]), S. 53. 232 PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 143; DERS., Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 14; WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 43. 233 FELHO˝ , Buda elso˝sége a tárnoki városok között, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 19 (1972), S. 154. 234 WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 44. 235 Ebd., S. 64.

D.V.5. Städtebünde und Rechtsgemeinschaften

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Bei der Rechtsentwicklung am Ende des 15. Jahrhunderts übernahmen die nördlich, entlang der Handelsroute nach Polen gelegenen Handelsstädte eine besondere Rolle. Bartfeld, Eperies, Kaschau, Zeben und Leutschau gehörten seitdem zum Städtebund ,Pentapolis‘.236 Das Rechtsleben dieser Städte zeigt, dass hier sowohl der Sachsenspiegel als auch der Schwabenspiegel als Rechtsquelle bekannt waren.237 In jenen civitates des Landes, in denen das Stadtleben dank des Fernhandels und aufgrund des städtischen Bewusstseins der Bürger ein hohes Niveau erreichte, kam es zuerst zu einer nur lockeren Verbindung der Städte. Ausgangspunkt dafür war die Ähnlichkeit der Marktfreiheiten dieser Städte, so dass sie sich auch in juristischen Fragen untereinander berieten. Familienverbindungen und weitere Ansiedlungen verstärkten den Zusammenhalt. Auf diesen Grundlagen bildete sich um 1430 der Städtebund der sieben königlichen Freistädte: Kaschau, Pressburg, Ödenburg, Tyrnau, Ofen, Bartfeld und Eperies. Seit der Regierungszeit König Sigismunds waren diese Städte auch auf dem Landtag vertreten. Die königlichen Freistädte entsandten zudem ihre rechtskundigen Bürger an das königliche Gericht des Tarnakmeisters, der in den Angelegenheiten der Stadtbürger auf der Grundlage des Ofner Stadtrechts Recht sprach. In diesem Städtebund war die Stadt Ofen der primus inter pares.238 Auch die Entstehung ständischer Bünde lässt sich im Donau- und Karpatenraum beobachten. So konstituierte sich in Siebenbürgen eine bündnisähnliche Organisation der Sachsen, die sogenannte ,Siebenbürgisch-Sächsische Nationsuniversität‘,239 die sich 1437 als ständische Vereinigung der unio trium nationum mit den freien Szeklern und dem ungarischen Komitatsadel zusammenschloss.240 Die politische Aktivität der Sachsen fand dabei im Rahmen der Städte statt, denn ihre Interessengemeinschaft entstand zum Schutz gegen das Osmanische Reich und gegen den Bauernaufstand.

NE´ METH, Várospolitika és gazdaságpolitika a 16–17. századi Magyarországon, Bd. 1, 2004, S. 77; HALAGA, Pentapolis, in: MALY´ (Hrsg.), Meˇstské právo v 16.–18. století v Evropeˇ, 1979, S. 42 f.; STOOB, Die mittelalterliche Städtebildung im Karpatenbogen, in: DERS. (Hrsg.), Die mittelalterliche Städtebildung im südöstlichen Europa, 1977, S. 217. 237 BLAZOVICH, Das Ofner Stadtrecht und die Rechtsbücher von Ungarn, in: EIKE von Repgow, A Szász tükör, 2005, S. 95. 238 PAPSONOVA´ , Das Tavernikalrecht und das Tavernikalbuch von Eperjes / Prešov, in: Zeitschrift für germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft in der Slowakei 1 (2004), S. 42. 239 K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 68. 240 DERS., Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 45; DERZSI, Schuld und Sühne, in: Berichte und Forschungen 16 (2008), S. 232. 236

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

VI. Rechtsprechung auf Grundlage des Stadtrechts Struktur und System der stadtrechtlichen Verbindungen lassen sich gut an König Sigismunds Stadtdekret aus dem Jahr 1405 erkennen.241 Der König verfügte darin über die obere Gerichtsbarkeit der Städte. Der Rechtszug wurde im Dekret als appellatio bezeichnet und als ein zweistufiges Verfahren festgelegt. Die Etablierung eines derartigen Appellationsverfahrens war innerhalb Europas eine recht frühe Erscheinung.242 Gemäß dem Stadtdekret König Sigismunds war diese Appellation aus den Städten auf zwei Wegen möglich. Bürger und Hospites der freien bzw. bedeutenderen Städte konnten sich, wenn sie mit einem Urteil ihrer Richter nicht zufrieden waren, entweder an das Gericht des Tarnakmeisters243 (magister tavernicorum regalium) oder an jenes Stadtgericht wenden,244 nach dessen Freiheiten die Städte lebten.245 Die Zuständigkeit des Tarnakmeisters für die rechtlichen Auseinandersetzungen der Stadtbürger beruhte auf der Gerichtshoheit des Königs, denn er war der Grundherr der bedeutenden Handelsstädte. Der Tarnakmeister, während der Herrschaft der Arpadenkönige für die königlichen Einnahmen zuständig, verwaltete auch die Abgaben dieser Städte.246 Zur Zeit der Ostsiedlung war er zudem für die Einnahmen aus den Hospes-Siedlungen zuständig. Aus dieser Funktion entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und im 14. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters. Er hielt seine Gerichtssitzungen als Stellvertreter des Königs ab.247 Die judikativen Befugnisse des Tarnakmeisters wurden im Laufe des 14. Jahrhunderts von der Verwaltung der königlichen Einnahmen getrennt. Der Tarnakmeister stammte aus den Reihen des Hochadels.248 Mehrere Tarnakmeister des 15. Jahrhunderts kamen als hohe Würdenträger aus der lokalen 241

Gesetzesartikel 1405:2, § 4 und § 12, in: CJH, Bd. 1, S. 212, 218. Vgl. WEITZEL, Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug – eine Skizze, 1981, S. 4 f. und 126; DERS., Appellation, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 268 f.; DERS., Oberhof, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 1331 f.; DUSIL, Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007, S. 249. 243 Das Wort ,Tarnak‘ ist ursprünglich türkischer Herkunft (Vieh) und wurde dank slawischer Vermittlung ins Ungarische übernommen. Vgl. BERTA, HOMOKI NAGY, Ein ungarischer rechtshistorischer Terminus türkischen Ursprungs, in: Studia Etymologica Cracoviensia 9 (2004), S. 9–27. Als ,Tarnaken‘ (tavernici) wurden die Verwalter der Güter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bezeichnet. BORECZKY, A királyi tárnokmester hivatala, 1904, S. 5 f. 244 MERTANOVA´ , Die Stellung von Preßburg in dem Berufungswesen der Tavernikalstädte (14.–16. Jh.), in: MARSINA (Hrsg.), Städte im Donauraum, 1993, S. 210 f. 245 PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 269. 246 Ebd., S. 17 f. 247 SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 515; BORECZKY, A királyi tárnokmester hivatala, 1904, S. 82; FELHO˝ , Buda elso˝sége a tárnoki városok között, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 19 (1972), S. 153. 248 SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 537. 242

D.VI. Rechtsprechung auf Grundlage des Stadtrechts

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Verwaltung und waren vorher Obergespane in den Komitaten gewesen. Die institutionelle Verfestigung des Tavernikalgerichts lässt sich auch dadurch belegen, dass ab 1405 ein weiterer Amtsträger für die städtischen Angelegenheiten, der Vizetarnakmeister (vicemagister tavernicorum regalium), als Stellvertreter vom König ernannt wurde. Die Gerichtsbeisitzenden waren ursprünglich Prälaten bzw. Adelige249 und urteilten anfangs anhand des adeligen Gewohnheitsrechts. Im Jahr 1383 wurden zum ersten Mal Beisitzer aus den Städten zum Tavernikalgericht berufen und seit 1416 stammten diese ausschließlich aus der Bürgerschaft.250 Entscheidungsgrundlage für die Appellationen aus den königlichen Freistädten war daher nicht das adelige Gewohnheitsrecht, vielmehr konnten die Rechtsvorstellungen der Stadtbürger beim Rechtszug in die Urteilsfindung einfließen.251 Dies fällt zeitlich mit der ständischen Formierung der Bürgerschaft zusammen, wodurch die Bürger der königlichen Freistädte auch auf der Ständeversammlung vertreten waren.252 Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte das Tavernikalgericht seine ausgeprägte Form erreicht.253 Statuten, die von den Beisitzern verabschiedet und vom Tarnakmeister bestätigt waren, regelten die Konstituierung des Gerichts. Solche sind aus den Jahren 1456, 1479 (Artikel des Tarnakmeisters János Laki Thúz) und 1494 überliefert.254 Die Statuten von 1479 bestimmten für das Tavernikalgericht sehr differenziert einen jährlichen Tagungsturnus. Dieses Gericht bestand mit gewissen Unterbrechungen bis zum Ende des ständischen Rechtssystems in Ungarn in der Mitte des 19. Jahrhunderts und trug wesentlich zur Vereinheitlichung des Stadtrechts bei.255 Die Zuständigkeit des Gerichts umfasste die sogenannte niedere Gerichtsbarkeit.256 Die Zahl der zum Gericht des Tarnakmeisters gehörenden Städte verfestigte sich um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Um diese Zeit etablierte sich das Gericht des Tarnakmeisters mit seinem Sitz in der Stadt Ofen257 und einer festen Zahl von Assessoren (von den sieben königlichen Freistädten wurden je MERTANOVA´ , Die Stellung von Preßburg in dem Berufungswesen der Tavernikalstädte (14.–16. Jh.), in: MARSINA (Hrsg.), Städte im Donauraum, 1993, S. 212. 250 SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 541; FELHO˝ , Buda elso˝sége a tárnoki városok között, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 19 (1972), S. 154. 251 Ebd. 252 SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 510. 253 MERTANOVA´ , Ius tavernicale, 1985, S. 223 f. 254 PAPSONOVA´ , Das Tavernikalrecht und das Tavernikalbuch von Eperjes / Prešov, in: Zeitschrift für germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft in der Slowakei 1 (2004), S. 43. 255 MERTANOVA´ , Ius tavernicale, 1985, S. 224; DIES., Die Stellung von Preßburg in dem Berufungswesen der Tavernikalstädte (14.–16. Jh.), in: MARSINA (Hrsg.), Städte im Donauraum, 1993, S. 215. 256 WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 11. 257 Ebd., S. 12; FELHO˝ , Buda elso˝sége a tárnoki városok között, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 19 (1972), S. 154. 249

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

zwei bis drei Assessoren zum Tavernikalgericht geschickt).258 Parallel dazu wandten sich die kleineren Städte in Rechtsfragen an Ofen.259 Die Funktionsweise dieser Institution deutet auf eine gewisse Parallele zu den städtischen Schöffenstühlen in anderen Teilen Ostmitteleuropas hin. Für beide war das Stadtrecht die Grundlage der Rechtsprechung. Entwickelte sich das Magdeburger Schöffenkollegium aus den städtischen Machtstrukturen, war das ungarische Tavernikalgericht hingegen von der stadtherrlichen Gerichtsbarkeit des Landesherren abhängig.260 Der Tarnakmeister war Stellvertreter des Königs in städtischen Angelegenheiten, weshalb die Urteile des Tavernikalgerichts auch im Namen des Königs verfasst wurden. Erst im Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einem gemeinschaftlichen Stadtgericht.261 Hinweise auf eine Rechtseinholung königlicher Städte von Gerichten außerhalb des Königreichs Ungarn ließen sich bislang nicht finden, so dass man davon ausgehen kann, dass diese Praxis durch die Existenz eines Obergerichts verhindert wurde. Da es im Königreich Ungarn keine Stadtgründungen gab, die sich ausdrücklich auf deutsches Recht beziehen, wandten sich die Städte entweder an das königliche Gericht oder an eine benachbarte Stadt. Die im Stadtdekret von 1405 verfügte Appellation an die Mutterstadt beschränkte zusätzlich den Radius der Stadtrechtsverbindungen auf Städte innerhalb Ungarns.262 Wie im Stadtdekret verfügt, waren einige Städte auch rechtlich miteinander verbunden. Die Rechtsgemeinschaft der Städte basierte also nicht nur auf den gemeinsamen Privilegien, vielmehr entstand diese auch aufgrund des Rechtszuges.263 In der Regel wandten sich die kleineren Städte in Rechtsfragen an Ofen, wo der Richter zusammen mit den Geschworenen über diese Appellation in letzter Instanz entschied. In einigen Fällen stellten diese Städte auch außerhalb aktueller Gerichtsverfahren rechtliche Anfragen an Ofen.264 Aber auch andere königliche Freistädte nahmen Stellung zu Rechtsfragen, die von den benachbarten kleineren Städten vorgebracht wurden. Beispielsweise sandten die Städte NE´ METH, Várospolitika és gazdaságpolitika a 16–17. századi Magyarországon, Bd. 1, 2004, S. 177– 181. 259 Hinweis bei KUBINYI, Városhálózat a késo˝ középkori Kárpát-medencében, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 25. 260 RADY, Medieval Buda, 1985, S. 152. 261 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 564. 262 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 492; DERS., Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 134. 263 BORECZKY, A királyi tárnokmester hivatala, 1904, S. 114–117. 264 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 564. 258

D.VII. Das Ende der Blütezeit der ungarischen Städte

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Güns und Steinamanger ihre Fälle als Appellation an das Stadtgericht von Ödenburg.265 Auch Pressburg und Tyrnau übten solche Oberhoffunktionen aus.266 Ein gutes Beispiel für die stadtrechtlichen Verbindungen liefert ein Fall aus Sajószentpéter. Dieses Oppidum, das ursprünglich zu der Grundherrschaft der Adelsfamilie Pálóczi gehört hatte, wandte sich an den Richter und die Geschworenen von Ofen.267 Das Urteil des Ofner Magistrats wurde 1474 gemäß dem Gewohnheitsrecht der Oppida gefällt und zusammen mit der ursprünglichen Anfrage nach Sajószentpéter zurückgeschickt. Das Rechtsbuch von István Werbo˝czy von 1517 nannte aber nur die zwei königlichen Gerichte als Obergerichte.268 Werbo˝czy unterschied das Tavernikalgericht von dem Gericht des ,Personalis‘ (personalis regiae maiestatis), das für die Appellationen aus den Städten Stuhlweißenburg, Gran und der Zipser Stadt Leutschau zuständig war. Dieses Gericht besaß juristisch gebildete Urteilsfinder, die die Rechtsfälle professioneller lösen konnten als die Beisitzer des Tavernikalgerichts.269 Die Grundlage für die Rechtsprechung des Gerichts des ,Personalis‘ waren aber nicht die städtischen Normen, sondern das ungarische Gewohnheitsrecht. Nach der Auflistung bei Werbo˝czy gehörten gemäß alter Gewohnheit des Landes acht königliche Freistädte zur Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters: Ofen, Pest,270 Kaschau, Pressburg, Tyrnau, Ödenburg, Bartfeld und Eperies. Über die judikativen Funktionen der Mutterstädte schrieb Werbo˝czy jedoch nichts.

VII. Das Ende der Blütezeit der ungarischen Städte Wirtschaftliche, außen- und auch innenpolitische Gründe sind Ursachen für den Zerfall der mittelalterlichen ungarischen Städtekultur. So richtete sich mit der Entdeckung der amerikanischen Goldquellen das Interesse der europäischen Geldmärkte nicht mehr auf den ungarischen Edelmetallbergbau. Am Ende des 15. Jahrhunderts löste dies eine Stagnation aus.271 Es gab Versuche, den Bergbau mit Investitionen zu stützen, wie ein gemeinsames Unternehmen der Fugger aus Augsburg und der Zipser Familie Thurzó im Jahre 1495 in Neusohl und Göllnitz belegt.272 Unter dem Namen ,Ungarischer Handel‘ beteiligte sich diese HA´ ZI, NE´ METH (Hrsg.), Gerichtsbuch /Bírósági könyv, 2005, Nr. 338, S. 215 und Nr. 524, S. 339 f. SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 535. 267 TO´ TH, Válogatott források Sajószentpéter történetéhez, 2007, S. 35–37. 268 WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, Pars III, Tit. 8. 269 DEGRE´ , Székesfehérvár városi joga a középkorban, in: KRALOVA´ NSZKY (Hrsg.), Székesfehérvár évszázadai, Teil 2: Középkor, 1972 [u. 2004], S. 259. 270 Pest zählte auch bereits am Ende des 15. Jahrhunderts zu den königlichen Freistädten. WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 12 f. 271 PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, 1966, S. 63. 272 PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der 265 266

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D. Landesausbau und Stadtentwicklung (Katalin Gönczi)

Unternehmergesellschaft europaweit am Handel und am Kupfer- und Silberbergbau. Die Geschäfte und die Expansion des Unternehmens stießen bei Adel und Bürgertum auf Ablehnung, was dazu führte, dass die Fugger-Thurzó-Gesellschaft die Pacht der Bergwerke nicht verlängerte und die Fugger das Bergbauunternehmen in der Mitte des 16. Jahrhunderts verließen.273 Diese Entwicklung ist signifikant für die Stagnation des bisher europaweit erfolgreichen Bergbaus. Außenpolitische Ursache für den Niedergang der Stadtkultur in dieser Region war die Eroberung des mittleren Teils von Ungarn durch das Osmanische Reich seit dem 14. Jahrhundert. Die Fernhandelswege waren unterbrochen und damit der Handel als Ganzes wesentlich beeinträchtigt.274 Auch die sächsischen Städte Siebenbürgens wurden seit den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts erobert und 1438 wurde Hermannstadt belagert. Dies führte zu einem erheblichen Bevölkerungsverlust.275 Auch die innenpolitischen Machtkämpfe seit dem 15. Jahrhundert und die geschwächte königliche Macht trugen dazu bei, dass die Städte im Königreich Ungarn an Bedeutung verloren.276 Schon König Sigismund musste Teile seiner Macht an die ungarischen Barone abgeben.277 Die auf ihn folgenden Herrscher konnten an die Tradition der Städteförderung nicht mehr anknüpfen. Im Jahre 1541 wurde Ofen vom Osmanischen Reich erobert. Von nun an bis 1686 stand der mittlere Teil des Königreichs Ungarn unter seiner Herrschaft.278 Viele Bürger flohen aus den eroberten Städten in die weiter nördlich gelegenen deutschen Städte im inzwischen habsburgischen Teil Ungarns, z. B. nach Pressburg und Kaschau. Dies verstärkte ebenfalls den Zerfall der bisherigen Städtekultur und beendete die ehemals blühenden Handelsbeziehungen zwischen Ost und West.279 Die Fernhandelsbeziehungen konnten sich wegen der geteilten Herrschaftsgebiete im nach 1541 als ,königliches‘ Ungarn bezeichneten nördlichen Landesteil nicht mehr wie früher entfalten.280 Abgeschlossen wurde damit ein Kapitel des kulturellen Austausches mit Westeuropa, der sich in der Zeit der Anjou und Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 146; SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 139; WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 31; Lexikon der slowakischen Geschichte, 2002, S. 58. 273 FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 58. 274 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 49. 275 DRASKO´ CZY, Das ungarländische Deutschtum, in: BRUNNER (Hrsg.), Die Deutschen in Ungarn, 1989, S. 20. 276 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 131. 277 BAK, Königtum und Stände in Ungarn im 14.–16. Jahrhundert, 1973, S. 30–37. 278 FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 53. 279 Ebd., S. 57 f. 280 HALAGA, Pentapolis, in: MALY´ (Hrsg.), Meˇstské právo v 16.–18. století v Evropeˇ, 1979, S. 49.

D.VIII. Rückblick

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Luxemburger hatte etablieren können.281 Der Austausch fand nun auf anderen Wegen statt, z. B. durch Büchererwerbungen in anderen Ländern und – als Folge der Reformation – durch die Peregrination an die protestantischen Universitäten Deutschlands und der Niederlande.282

VIII. Rückblick Im Hinblick auf die Siedlungsentwicklung wird von der ungarischen Geschichtsschreibung zwar eine gewisse Verzögerung im Vergleich zum übrigen Europa betont, doch führte die königliche Unterstützung dann zu einer raschen Entwicklung der strategisch wichtigen Marktorte. Für die Frühgeschichte des ungarischen Königreichs ist mit Ausnahme der Thronfolgestreitigkeiten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts eine starke zentrale Macht charakteristisch.283 Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verlor der ungarische König seine Vorrangposition, denn die weltlichen Grundherren wurden durch Donationen und Immunitätsprivilegien gestärkt.284 Seit der Goldenen Bulle König Andreas’ II. im Jahre 1222 lässt sich Ungarn eher als eine Oligarchie denn als eine Monarchie beschreiben.285 Der König behielt aber weiterhin die Herrschaft über die bedeutendsten Handels- und Bergstädte, da er auf deren Einnahmen und politische Unterstützung angewiesen war. Im Gegenzug war seine Städtepolitik eine Art laissez-faireStadtherrschaft. Die königlichen Städte genossen große Freiräume, in denen sich die städtische Autonomie entfalten konnte und ihr privilegierter Status förderte die Gestaltungsspielräume der städtischen Rechtsentwicklung.

281

K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 40; KÜPPER, Rechtskultur(en) in Ostmitteleuropa, in: Berichte und Beiträge des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. 1998 /1999 (1999), S. 343. 282 FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 60 f. 283 Dies erklärt auch, warum die ungarische mittelalterliche Gesellschaft anfangs nicht wesentlich vom Lehnssystem geprägt wurde (BO´ NIS, Hu˝bériség és rendiség a középkori magyar jogban, 1947, S. 113 f.). 284 BALOGH, Az Aranybulla helye a magyar alkotmánytörténetben, in: BESENYEI [u. a.] (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII, 1999, S. 65. 285 Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 180.

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi) I. Zur Forschungsproblematik in der ungarischen Sekundärliteratur Ausgehend von der Struktur der ungarischen Rechtsordnung im Mittelalter lässt sich feststellen, dass die Grundlagen des sächsisch-magdeburgischen Rechts im städtischen Bereich zu verorten sind. Die Frage nach der Geltung des sächsischmagdeburgischen Rechts im Königreich Ungarn führt zu einer in der ungarischen Stadtrechtsforschung seit langem geführten Diskussion, die den Einfluss des sächsisch-magdeburgischen Rechts entweder grundsätzlich infrage stellt bzw. danach fragt, in welchem Maße sich das deutsche Recht auf die Rechtsordnung der Städte im Königreich Ungarn auswirkte. Die Ungarische Akademie der Wissenschaften war ein Zentrum dieser Auseinandersetzung. Hier fanden Rechtshistoriker bzw. Historiker im 19. Jahrhundert unterschiedliche Antworten. Der führende ungarische Rechtshistoriker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Gusztáv Wenzel, bestritt einen Einfluss des sächsisch-magdeburgischen Rechts, als er 1877 die Stadtrechtsentwicklung im europäischen Vergleich untersuchte. Wenzel war in dieser für die Ungarische Akademie der Wissenschaften verfassten Arbeit der Meinung, dass sich die Stadtrechte in Ungarn anders als jene in Polen entwickelten, wo das Magdeburger und das lübische Recht rezipiert worden waren.1 Eine etwas modifizierte These vertrat der Gymnasiallehrer und Historiker Kálmán Demkó, der sich mit der Geschichte der ,oberungarischen‘ Städte befasste. In einer Studie aus dem Jahr 1890 wiederholte Demkó die Aussage von Wenzel, aber mit einer gewissen Abschwächung. Aufgrund seiner Forschungen zur Geschichte der Zips stellte er fest, dass die Grundprinzipien des ungarischen Stadtrechts aus dem Ausland ,eingebracht‘ worden seien.2 In seiner von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften publizierten Abhandlung aus dem Jahr 1891 setzte sich Demkó mit den Verbindungen zwischen dem Zipser und dem deutschen Recht auseinander.3 1897 widersprach Demkó sogar offen der von Wenzel geprägten herrschenden Meinung. In einer Abhandlung über die Geschichte der Stadt Leutschau stellte Demkó erneut fest, dass bei den Rechtsgewohnheiten der von Fremden gegründeten Städte zumindest deren Grundprinzipien ,eingebracht‘ worden seien.4 Mehrere Generationen später wurde die Frage der Geltung des deutschen Rechts in Ungarn erneut in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit diskutiert. Der ungarische Historiker András Kubinyi, der sich jahrzehntelang mit der Geschichte 1

WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 44. Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 5. 3 DERS., A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 22– 42. 4 DERS., Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 87. 2

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

von Pest und Ofen beschäftigte, vertrat 1972 die Ansicht, dass es eine „volle Übernahme“ eines ungarischen oder ausländischen Rechts im Fall Ofens nicht gegeben hätte und sprach stattdessen von einer „teilweisen Übernahme“.5 Wie dieser Diskurs der ungarischen Wissenschaftler zu unterschiedlichen Zeiten zeigt, war die Problematik des Rechtseinflusses im Königreich Ungarn zwar zusammen mit der Stadtrechtsentwicklung untersucht worden, aber lediglich mit Blick auf Ungarn. Das städtische Normensystem ist das Ergebnis mehrerer Entwicklungsphasen und kann geographisch isoliert nicht adäquat verstanden werden. Vielmehr müssen die Formen der Ausstrahlung des Magdeburger Rechts in die benachbarten ostmitteleuropäischen Länder bei der Beurteilung Ungarns / Rumäniens berücksichtigt werden. Im Vergleich zu den Entwicklungen in Polen können nun die Ergebnisse des hier vorliegenden Bandes von der Wissenschaft ausgewertet werden.6 Die aktuelle Forschung zu den Rechtsaufzeichnungen deutet darauf hin, dass im mittelalterlichen Ungarn eine gewisse Symbiose der Rechtskreise festgestellt werden kann.7

II. Geltung des deutschen Rechts kraft Privilegien Die Geltung des sächsisch-magdeburgischen Rechts lässt sich anhand von Siedlerfreiheiten und der besonderen Form der Gerichtsbarkeit sowie Rechtsaufzeichnungen des jeweiligen Untersuchungsgebiets nachweisen. Zu prüfen ist also, ob sich die Wege des Transfers auch bei der Rechtsentwicklung im Donau- und Karpatenraum finden lassen.

1. Siedlerfreiheiten Zu den frühesten Schichten des städtischen Rechtssystems im Donau- und Karpatenraum gehören die Privilegien, in denen die Könige die Freiheiten der Siedler bestätigten. Diese Siedlerprivilegien bezogen sich auf eine Gruppe, für die das ursprüngliche Personalitätsprinzip noch galt, was sich daran zeigt, dass die Rechtsstellung der Latini bzw. Teutonici oder Saxones im Vergleich zum Status der übrigen Landbewohner hervorgehoben wurde. Die in den Privilegien garantierte freie Richterwahl führte zur Geltung der Rechtsgewohnheiten der Siedler. Auf diese Weise nahm das städtische Rechtssystem8 die Hospes-Gewohnheiten auf. Diese frühe Schicht lässt sich auch später 5

KUBINYI, Die Anfänge Ofens, 1972, S. 102. BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011. 7 BLAZOVICH, Der Sachsenspiegel und das Recht der Zips, in: EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008, S. 29–36; DERS., Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 531–543. 8 BADER, DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte, 1999, S. 608– 612; KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1, 2008, S. 275. 6

E.II.1. Siedlerfreiheiten

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noch in den Rechtsaufzeichnungen des 14. und 15. Jahrhunderts nachweisen. Die Landesherren boten den Siedlern Schutz, wie an den Arengen der ersten erhaltenen Privilegien aus dem 13. Jahrhundert erkennbar ist.9 Die Könige von Ungarn sicherten den Hospes-Gemeinden ihre eigene Gerichtsbarkeit zu,10 so dass die Siedler ihr Gewohnheitsrecht weiter praktizieren konnten.11 So erkannte das Privileg der Siebenbürger Sachsen aus dem Jahr 1224 die freie Richterwahl an.12 In den Prozessen, die vor dem gewählten Richter geführt wurden, kam somit das Gewohnheitsrecht der Siedler zur Anwendung. Auch der Freibrief der Zipser Sachsen aus dem Jahr 1271 deutet darauf hin, dass die Siedler das Recht hatten, einen eigenen Richter zu wählen.13 Dieser Richter, der Graf der Zipser Sachsen (comes)14, urteilte nicht aufgrund des ungarischen Gewohnheitsrechts, sondern nach dem Recht und den Gewohnheiten des Zipser Gebiets. Dies wird im Privileg damit begründet, dass die Bewohner der Zips einfache Leute seien, die sich im Recht der Adeligen nicht auskennen würden und daher ein von ihnen gewählter Richter in den Angelegenheiten der Zipser Sachsen urteilen sollte. Der Zipser Graf war demnach zuständig für die niedere Gerichtsbarkeit. In Blutsachen (hohe Gerichtsbarkeit) urteilte der Richter der Sachsen zusammen mit dem Burggrafen. Hospes-Freiheiten bilden die ältesten Bestandteile des Stadtrechts im Karpatenbecken. Dieses Recht bestand aus den von den Hospites mitgebrachten und mündlich tradierten Rechtsgewohnheiten und ist erstmals für die Zeit nach dem Mongolensturm überliefert.15 Auf die langjährige Geltung dieser Privilegien wurde auch in den Rechtsbüchern hingewiesen. „Die wir von alters her besitzen“ oder ähnliche Formeln waren häufige Redewendungen in den Rechtsaufzeichnungen.16 Die mitgebrachten Rechtsgewohnheiten der Siedler galten also kraft der Siedlungsverträge, die einen wichtigen Stellenwert beim Landesausbau besaßen.

PAPSONOVA´ , Geographische Namen der Zips im Spiegel der Kulturgeschichte, in: KRIEGLEDER [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Sprache und Kultur in der Zips, 2007, S. 25. 10 CDH, Bd. V / 1, 1829, S. 132–135. 11 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 533. 12 ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], Nr. 43. 13 Privileg vom 25. August 1271, in: CDH, Bd. V /1, 1829, S. 134. CHALUPECKY´ , Die Ansiedlung der Sachsen in der Zips auf der Grundlage der Quellenüberlieferung, in: Karpaten Jahrbuch 61 (2010 [2009]), S. 59– 66. Dieses Privileg wurde von König Karl I. im Jahre 1317 und danach bis 1669 fünfmal bestätigt. SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 97. 14 MARSINA, Zips, in: LexMa, Bd. 9, 1999, Sp. 626. 15 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 88. 16 DERS., A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 9. 9

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Das Siedlerrecht umfasste ein breites Spektrum an Freiheiten, was sich anhand der Urkunden nachweisen lässt. Es wurde als more saxonum oder more teutonico bezeichnet, aber auch der Ausdruck libertas bzw. ius saxonum kam in den Siedlerprivilegien vor.17 Hierunter wurden einerseits die Freiheiten der Zipser Sachsen verstanden, die sich auf das Terragium, den Kriegsdienst, die freie Richter- und Pfarrerwahl sowie die Trennung der niederen und hohen Gerichtsbarkeit bezogen.18 Andererseits wurde mit der Bezeichnung ius saxonum auf das allgemeine Siedlerrecht hingewiesen. Die Formulierung libertates iure teutonico deutet ebenfalls auf die gesonderte Rechtsstellung der Siedler hin. Der Begriff ius teutonicum ist im Donau- und Karpatenraum eher in Zusammenhang mit den Dörfern bekannt und gelangte über Kleinpolen in die Zips.19 Das ius teutonicum entsprach inhaltlich den Freiheiten der Siedler gemäß dem Siedlungsvertrag. So durften die Siedler der Dörfer ihre Abgaben in Geld entrichten, es stand ihnen Freizügigkeit zu und sie verfügten über ein größeres Maß an persönlichen Freiheiten als die Einheimischen.20 Die Geltung des deutschen Rechts wurde auch von den ungarischen Königen anerkannt, wie aus einer Urkunde aus dem Jahr 1325 erkennbar ist. König Karl I. bestätigte die Schenkung eines Ehemannes an seine Frau gemäß deutschem Recht, wobei die Schenkung in der Urkunde ausdrücklich als Morgengabe gedeutet wurde.21 Zudem hatte Karl I. in einem im Jahre 1330 ausgegebenen Privileg geregelt, dass die königliche Stadt Deutschliptsch über dieselben Freiheiten verfügen solle wie andere Städte mit deutschen Freiheiten.22 Daraus lässt sich schließen, dass zu jener Zeit mehrere Städte mit den Freiheiten nach deutschem Recht ausgestattet waren. In dieser Urkunde präzisierte dann der Landesherr, dass in der nun privilegierten Stadt Deutschliptsch die Freiheiten der Bürger von Karpfen gelten sollten. In der Mitte des 14. Jahrhunderts war also Karpfen als deutschrechtliche Stadt bereits Vorbild für andere Städte.23

17

CDH, Bd. V / 2, 1829, S. 598– 603. KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 172. 19 FÜGEDI, Das mittelalterliche Königreich Ungarn als Gastland, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 503. 20 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 178. 21 Die Urkunde wurde am 06.07.1325 ausgestellt (Budapest, Magyar Országos Levéltár, 2307). 22 CDH, Bd. VIII /3, 1832, S. 416 f. 23 PIIRAINEN, Der Anfang und die frühe Entwicklung der Städte in der Mittelslowakei, in: Karpaten Jahrbuch 61 (2010 [2009]), S. 69. 18

E.II.2. Rechtsverleihungen in der Grenzregion zu Kleinpolen

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2. Rechtsverleihungen in der Grenzregion zu Kleinpolen In den Anfängen der ungarischen Siedlungsentwicklung war die Übertragung des Magdeburger Rechts – so der bisherige Forschungsstand24 – nur in der Grenzregion zu Kleinpolen bekannt. Das Fehlen von Rechtsverleihungen lässt sich mit den unterschiedlichen politischen Kräfteverhältnissen in Schlesien und in Ungarn zur Zeit des Landesausbaus erklären. Während die zentrale Macht im 13. Jahrhundert zur Regierungszeit Herzog Heinrichs I. in Schlesien immer mehr Raum gewann und es im Rahmen des planmäßigen Landesausbaus zu deutschrechtlichen Gründungen kam, verlor in der gleichen Zeit der ungarische König seine alleinige politische Macht.25 Städte und Dörfer wurden im Königreich Ungarn, wie beschrieben, nicht vorrangig nach deutschem Recht gegründet.26 Die Gründung deutschrechtlicher Siedlungen war nur für die nördliche Region des Königreichs Ungarn charakteristisch. Im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts kamen in der Zips Siedlungsverträge auf, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Neugründungen nach deutschem Recht in Schlesien und Kleinpolen aufwiesen. Auch in die Urkundensammlung Codex Diplomaticus Hungariae wurden mehrere Privilegien aufgenommen, die zwar von polnischen Herrschern ausgegeben worden waren, in denen aber bei Rechtsverleihungen in der Grenzregion zu Polen auf das Magdeburger Recht hingewiesen wurde. Beispielsweise wurde der Schultheißengemeinde Pudlein im Tal des Flusses Poprad deutsches Recht gemäß Magdeburger Recht verliehen.27 Pudlein fungierte dabei im Hinblick auf die Rechtsverbindungen zur Region Kleinpolen als ,Brückenkopf‘.28 Wie aus der Bestätigungsurkunde der Herzogin Kunigunde von 1289 hervorgeht, war ihr Mann, der polnische Herzog Bolesław der Schamhafte, der Erste, welcher der Gemeinde Pudlein Privilegien zuerkannte.29 Kunigunde wies in diesem Privileg ausdrücklich auf die Freiheiten von Krakau hin, nach denen deutsches Recht in Pudlein gelten sollte. Krakau verfügte über eine langjährige Rechtstradition, die über die Grenzen Polens hinweg ausstrahlte. 1257 wurde Krakau das Magdeburger Recht nach dem Muster von Breslau übertragen. Durch Vermittlung über Krakau kam also 24

Moldt wies 2009 darauf hin, dass das sächsisch-magdeburgische Recht vielfältige Auswirkungen in Siebenbürgen hatte (MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 229). Auf die Frage der Rechtsübertragung ging er nicht ein. 25 HELBIG, Die ungarische Gesetzgebung des 13. Jahrhunderts, in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 511. 26 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 244. 27 PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 266; MARSINA, Városfejlo˝dés a Felvidéken, a mai Szlovákia területén a XV. század elejéig, in: Világtörténet 26 (1976), S. 39. 28 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 157. 29 Codex Diplomaticus Patrius, Bd. VI, 1876, Nr. 249.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Magdeburger Recht – und zwar durch herrschaftlichen Willensakt – in die nördliche Grenzregion Ungarns. Nach diesem Privileg konnten auch die Bewohner von Pudlein ihre Grundstücke gemäß Magdeburger Recht besitzen. Die Formulierungen in der Urkunde lassen erkennen, dass das Magdeburger Recht ein allgemein bekannter Begriff der Urkundensprache war. In seinem Privileg für Pudlein von 1292 wiederholte der polnische Herzog Wenzel die Formel der Übertragung Magdeburger Rechts, nach der es in Pudlein in gleicher Form gelten sollte, wie es in Krakau in Gebrauch war.30 Im Zusammenhang mit dem Hospes-Recht des 13. Jahrhunderts findet sich in den Quellen auch der Ausdruck mos scultetorum, der sich auf die Person des Schultheißen bezieht.31 In der Zipser und Scharoscher Region war er als Siedlungsunternehmer bekannt. Die Institution des Schultheißen deutet nach Körmendy auf die Gründung deutschrechtlicher Siedlungen hin.32 Der Schultheiß übernahm bei der Rodung der Wälder bzw. bei der Gründung der Siedlungen eine führende Rolle.33 Die lateinische Bezeichnung scultetus kam dabei eindeutig aus Polen. In Ungarn erfuhr das Amt des Schultheißen einen signifikanten Bedeutungswandel hin zum Dorfrichter,34 dessen Amt erblich war. Der ursprüngliche Aufgabenbereich des Schultheißen war das Anwerben von Siedlern sowie die technische Abwicklung des Siedlungsunternehmens, wofür er gewisse Gegenleistungen (scultetia) erhielt. Zu diesen gehörten das freie Ausschank- und das Mühlenrecht. Außerdem übte er die niedere Gerichtsbarkeit im Namen des Grundherrn aus und konnte einen Teil des sogenannten census behalten.35 Die Gerichtsgewalt wurde in den Siedlerprivilegien als Freiheit an die Gemeinde übertragen.36 Das Amt des Schultheißen war auch in den mit Polen und Galizien benachbarten Gebieten bekannt und wurde hier im Zusammenhang mit dem Magdeburger Recht stets scultetus more teutonico genannt. In einem Schultheißenprivileg aus dem Jahr 1334 wird das Magdeburger Recht unter der eher allgemeinen Bezeichnung „ius teutonum Magdeburgense“ gefasst.37 In dieser Urkunde wurden dem Schultheißen von Szafflar38 seine Rechte nach Magdeburger Recht bestätigt. 30

CDH, Bd. VI /1, 1830, S. 231 f. LÜCK, Schultheiß, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2004, S. 373; EBEL, Schultheiß, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1592. 32 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 152. 33 DRASKO´ CZY, Das ungarländische Deutschtum, in: BRUNNER (Hrsg.), Die Deutschen in Ungarn, 1989, S. 11, 13. 34 Der Ausdruck Schultheiß ist auch in der ungarischen Sprache als soltész zu finden. 35 KÖRMENDY, Vergleichende Untersuchungen über die Siedlungsbewegung im östlichen Mitteleuropa im 13.–14. Jahrhundert, 1995, S. 172. 36 Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 92. 37 CDH, Bd. VIII /5, 1835, S. 222–224, hier S. 223. 38 Der Name ,Szafflar‘ deutet auf den heutigen kleinpolnischen Ort Szaflary hin, gelegen an der polnisch-slowakischen Grenze. 31

E.II.3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien

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Zugesichert wurden hier u. a. das Mühlen- und Ausschankrecht sowie Einnahmen von sechs Denaren. Außerdem gab es weitere Vorrechte, die ihm und seinen Nachkommen nach Magdeburger Recht zustanden. An dieser Stelle diente der Hinweis auf das Magdeburger Recht als eine Art Generalklausel, die auch für namentlich nicht erwähnte Freiheiten steht. In einem Privileg von König Kasimir III. aus dem Jahr 1356, das sich ebenfalls in der ungarischen Urkundensammlung von Fejér findet,39 geht es um die Verleihung des Magdeburger Rechts an einen Grenzort. Die Empfängerstadt wurde als Mala-Musina bezeichnet und kann als das heutige Muszyna an der polnisch-slowakischen Grenze identifiziert werden. Im Zusammenhang mit der Gerichtsbarkeit des Schultheißen wurde auch hier ausdrücklich auf das Magdeburger Recht verwiesen. Zur Wirkung des deutschen Rechts in der Zips trug wesentlich die Nachbarschaft zur historischen Region Kleinpolen bei, denn der Sachsenspiegel und das Magdeburger Recht kamen durch die Vermittlung polnischer Städte in die Zips. Dabei spielten insbesondere Breslau und Krakau eine zentrale Rolle. Das aus Schlesien und Kleinpolen mitgebrachte Hospes-Recht bestimmte das Gemeindeleben der Zipser Sachsen noch am Anfang des 13. Jahrhunderts.40 Dieses archaische Recht wurde zusammen mit weiteren Schichten im 14. Jahrhundert in der Zipser Willkür fixiert.

3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien Die neuesten Ergebnisse der Stadthistoriographie, wie jene von István Petrovics aus dem Jahr 2009, deuten darauf hin, dass die Ursprünge des Stadtrechts in Ungarn nicht eindeutig im deutschen Recht gesehen werden können.41 Es gab bei der Herausbildung des Stadtrechts im mittelalterlichen Königreich Ungarn eine Vielfalt von Einflüssen, die sich in den Siedlerprivilegien widerspiegeln. Die Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger (libertates civium Albensium) bildeten lange Zeit die Grundlage für die Stadtprivilegien in Ungarn.42 Die Bestätigungsurkunde für die Stuhlweißenburger Bürger von 1237 wurde zum Vorbild für die Privilegien der Siedlergemeinden von Tyrnau (1238), Neutra (1248), Raab (1271), Sathmar (1271), Ödenburg (1277) und Vasvár (1279).43 39

CDH, Bd. IX /2, 1833, S. 489– 491. DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 11. 41 PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 67. 42 DEA´ K, Das Städtewesen der Länder der ungarischen Krone, T. 1, 1979, S. 19 f.; RADY, Medieval Buda, 1985, S. 152; BEREND, Immigrants and locals in medieval Hungary, in: HERBERS, JASPERT (Hrsg.), Grenzräume und Grenzüberschreitungen, 2007, S. 210. 43 FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 26; Lexikon der slowakischen Geschichte, 2002, S. 332. 40

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Über die Wurzeln der Stuhlweißenburger Freiheiten gab es in der deutschsprachigen Literatur einige Vermutungen. 1909 bemerkte Kaindl aber treffend, dass das „Stadtrecht von Stuhlweißenburg“ wenig bekannt sei.44 Er vermutete jedoch einen Zusammenhang mit dem Wiener Stadtrecht. Allerdings wurden die Stuhlweißenburger Freiheiten von der deutschen nationalistischen Literatur ohne Quellenbeleg auf das Magdeburger Recht zurückgeführt und folglich als Beleg für die Verbreitung des Magdeburger Rechts im Königreich Ungarn herangezogen. Es wurde dort vom Stuhlweißenburger Stadtrecht gesprochen, obwohl in den Privilegien nur von den Freiheiten der Stuhlweißenburger die Rede war.45 Diese These findet sich auch in der slowakischen Historiographie in einem Aufsatz von Darina Lehotská von 1959,46 in dem sie das Stuhlweißenburger Recht ohne Quellenbeleg dem Magdeburger Recht zuschreibt.47 Um den Wirkungskreis des Magdeburger Rechts besser lokalisieren zu können, sollen die Herkunft und der Inhalt der Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger näher untersucht werden. Die Siedler von Stuhlweißenburg waren Latini aus dem romanischen Teil des Römisch-Deutschen Reichs. Inhaltlich sind die Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger aus den Urkunden der Jahre 1411 und 1496 bekannt.48 Diese Dokumente enthalten Hinweise auf die Bestätigung der Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger durch König Béla IV. im Jahr 1237.49 In diesen Bestätigungsprivilegien wurden zudem die vom ersten ungarischen König abgeleiteten Freiheiten der Stuhlweißenburger Gemeinde anerkannt. Fügedi vermutete, dass das verlorengegangene Stuhlweißenburger Privileg auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren ist,50 womit diese Freiheiten bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt vom König anerkannt worden wären. Im Vergleich dazu statteten die polnischen Herzöge neugegründete Orte in Schlesien erst ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts mit deutschem Recht aus. Die Freiheiten der Stuhlweißenburger Latini lassen sich als Freiheitssystem und als Einschränkung des Herrschaftsbereiches der weltlichen und geistlichen 44

KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 391. 45 Die deutsche Ostsiedlung 〈Teil 2〉, 1972, S. 93; KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200–1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 541, Anm. 80. 46 LEHOTSKA´ , Vývoj mestského práva na Slovensku, in: Zborník Filozofickej Fakulty Univerzity Komenského. Historica 10 (1959), S. 79, 109. 47 CHALUPECKY´ , Stadtrechte im Gebiet der heutigen Slowakei, in: Karpaten Jahrbuch 63 (2012 [2011]), S. 47. 48 ZSOLDOS, NEUMANN, Székesfehérvár középkori kiváltságai, 2010, S. 10–12. 49 CDH, Bd. IV / 1, 1829, S. 73 f. Dazu PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: KEENE [u. a.] (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation, 2009, S. 70. 50 FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 121–125.

E.II.3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien

87

Grundherren charakterisieren. Sie schufen bei der Stadtentwicklung einen Freiraum, in dem sich in der nachmongolischen Zeit das Stadtrecht herausbilden konnte.51 Die genaue Herkunft der Stuhlweißenburger Freiheiten lässt sich aber nicht eindeutig feststellen, worauf Erik Fügedi und András Kubinyi – zwei führende ungarische Historiker – hingewiesen haben.52 „Im 13. Jahrhundert lässt sich weder ein ungarisches noch ein ausländisches Stadtrecht nachweisen“, erklärte Fügedi.53 Kubinyi verglich die städtischen Urkunden in Ungarn und kam zu dem Schluss, dass die Urkundenpraxis innerhalb des Königreichs Ungarn ein einheitliches Bild zeigt. In den ungarischen Stadtprivilegien wurden stets die gleichen Formeln benutzt, die nicht der städtischen Urkundenpraxis eines benachbarten oder anderen Landes entsprächen. Vielmehr würden sich Parallelen in der Urkundenpraxis der ungarischen königlichen Kanzlei, der Gerichte und der sogenannten ,glaubwürdigen Orte‘ feststellen lassen.54 Dennoch sind die Freiheiten der Stuhlweißenburger als Grundlage des frühen Stadtrechts im Königreich Ungarn zu bezeichnen.55 Die Gemeinde der Stuhlweißenburger Bürger war noch keine geschlossene Einheit, was sich aus der Übertragbarkeit der Privilegien an Zugezogene folgern lässt. Inhaltlich gesehen wurde den Bürgern von Stuhlweißenburg in erster Linie die freie Richterwahl zugesichert. Sie konnten einen Richter (maior villae) und zwölf Geschworene frei wählen, die dann berechtigt waren, in allen Streitfragen ein Urteil zu sprechen. Außerdem besaßen sie die Zollfreiheit im ganzen Land.56 Diese Freiheiten galten aufgrund der häufigen Verleihungen als Grundlage des ungarischen Stadtrechts. Der Rechtshistoriker Alajos Degré wies nach einem Vergleich mehrerer Stadtprivilegien darauf hin, dass Teile der Stuhlweißenburger Freiheiten an andere Orte verliehen wurden.57 In den Stadtprivilegien konnte man sich auf die Stuhlweißenburger Freiheiten berufen, da sie landesweit große Anerkennung fanden. Inhaltlich waren diese libertates civium Albensium eher allgemein gehalten, so dass sie an die jeweiligen konkreten Bedürfnisse angepasst werden konnten.

51

KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 543. 52 Ebd., S. 541; FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 106. 53 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. Ebd. 54 KUBINYI, Székesfehérvár középkori oklevélkiadása és pecsétei, in: FITZ (Hrsg.), Székesfehérvár évszázadai, Bd. 2, 1972, S. 158. 55 So auch PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 268. 56 FÜGEDI, Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn, in: Alba Regia 10 (1969), S. 111. 57 DEGRE´ , Székesfehérvár városi joga a középkorban, in: KRALOVA´ NSZKY (Hrsg.), Székesfehérvár évszázadai, Teil 2: Középkor, 1972 [u. 2004], S. 252–259.

88

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Gleich im Folgejahr nach der Verleihung des Stuhlweißenburger Privilegs erhielt Tyrnau diese Freiheiten.58 In diesem Privileg wurde über die freie Richterwahl (wenn auch unter der Voraussetzung einer königlichen Bestätigung), die freie Pfarrerwahl sowie über eine prozessrechtliche Erleichterung, die Abschaffung des Zweikampfes, verfügt. Außerdem wurde die Beteiligung am Kriegsdienst geregelt. Die Zollfreiheit wurde sogar ausdrücklich als Teil der Stuhlweißenburger Freiheiten angesehen. Über den Richter konnte man sich gemäß dem Tyrnauer Privileg beim König beschweren.59 Auch im Stadtprivileg von Neutra wurde 1248 auf die Stuhlweißenburger Freiheiten Bezug genommen.60 Ein Rechtszug nach Stuhlweißenburg lässt sich aus diesem Privileg aber ebenfalls nicht entnehmen, da sich die Bürger von Neutra mit ihren Beschwerden an das königliche Gericht wenden mussten. Stuhlweißenburg war offensichtlich keine Berufungsinstanz für diese Städte. König Ladislaus IV. verlieh 1277 die Freiheiten der Stuhlweißenburger an Ödenburg.61 Das Privileg nahm Bezug auf die Freiheiten der Stuhlweißenburger,62 wonach auch den Ödenburgern eine eigene Gerichtsbarkeit eingeräumt wurde. Man berief sich dabei auf eine lange gewohnheitsrechtliche Tradition, nach der die Stuhlweißenburger ihre eigene Gerichtsbarkeit ausgeübt haben. Der König bestätigte außerdem das Recht zur Richterwahl, die am Sankt Georgentag stattfinden sollte. Im Privileg von Vasvár aus dem Jahr 1279 findet sich schließlich ein allgemeiner Hinweis auf die Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger.63 Genannt wurden die freie Richterwahl, das Zweikampfverbot und die Festlegung des Kriegsdienstes. Wenngleich die Verleihung der Stuhlweißenburger Freiheiten zwar stets Bestandteil der Privilegien war, führte dies in der Rechtspraxis jedoch nicht zu stadtrechtlichen Verbindungen.64 Entsprechend hat der Historiker Dirk Moldt kürzlich darauf hingewiesen, dass sich Stuhlweißenburg nicht als Oberhof bezeichnen lässt und somit auch nicht von einer ,Stuhlweißenburger Stadtrechtsfamilie‘ gesprochen werden kann.65 58

CDH, Bd. IV / 1, 1829, S. 152. Seewann bewertet diese Privilegierung als Verleihung des deutschen Stadtrechts, um die Besiedlung Westungarns durch Deutsche zu belegen. SEEWANN, Geschichte der Deutschen in Ungarn, Bd. 1, 2012, S. 15. 59 DEGRE´ , Székesfehérvár városi joga a középkorban, in: KRALOVA´ NSZKY (Hrsg.), Székesfehérvár évszázadai, Teil 2: Középkor, 1972 [u. 2004], S. 255. 60 CDH, Bd. IV /2, 1829, S. 455. 61 CDH, Bd. V / 2, 1829, S. 399. 62 „Villicus ipsorum pro tempore constitutus, quem iidem ciues communiter in festo S. Georgii elegerint, iudicet, et decernat more ciuium Albensium, et aliorum Hospitum in regno nostro existentium.“ Ebd. 63 „Item statuimus et concessimus declarandum vt in alys articulis libertatum more et libertate Ciuium nostrorum de Alba gaudeant et fruantur.“ Codex diplomaticus patrius, Bd. V, 1873, S. 62. 64 FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 133.

E.II.3. Grundlagen ungarischer Stadtprivilegien

89

Die Stuhlweißenburger Freiheiten kannten keine Testierfreiheit, sondern es galt der Heimfall an den König. In der Stadt Stuhlweißenburg und in der Umgebung der königlichen Güter konnte so kein bürgerliches Eigentum entstehen. Weil die Bürger anderer Städte bei der Bestätigung ihrer Freiheiten ausdrücklich um die Gewährung der Testierfreiheit baten, verloren die Stuhlweißenburger Freiheiten mit der Entstehung der Bürgergemeinden in ungarischen Städten im Laufe der Zeit ihre Attraktivität. Bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts lässt sich im Königreich Ungarn also kein Stadtrecht im klassischen Sinne nachweisen,66 das sich auf der Grundlage der Stuhlweißenburger Freiheiten entwickelt hätte. Ihre Verleihung kann also nicht als Übertragung eines fremden Rechts angesehen werden, wie auch von Erik Fügedi festgestellt wurde. Folglich sind die Stuhlweißenburger Freiheiten nicht auf Einflüsse des Magdeburger Rechts zurückzuführen auch wenn beide inhaltliche Gemeinsamkeiten aufweisen. Beide trugen zur Erleichterung des Handelsverkehrs bei und zeigen im Hinblick auf das Leben einer Kaufmannsniederlassung strukturelle Parallelen. Ein nachweisbarer Einfluss des Magdeburger Rechts auf die ungarische Stadtrechtsentwicklung zeigt sich erst in einer späteren Phase, nämlich in der Zeit des Ofner Stadtrechts. Die nach dem Mongolensturm auf dem Berg gegründete Stadt Ofen wurde alsbald eine sich dynamisch entwickelnde Handelsstadt. Bereits 1263 wurden das Marktrecht und die freie Richterwahl nach dem Ofner Muster an Füzito˝, einen Fähr- und Zollort an der Donau, verliehen.67 Ab dem 14. Jahrhundert, während der Regierung der Könige aus den Dynastien der Anjou und Luxemburger, verdrängte das Ofner Recht die Stuhlweißenburger Freiheiten bei den Rechtsverleihungen.68 Ofen entwickelte sich im Laufe des 14. Jahrhunderts zur angesehensten Stadt des Landes und die Stadt an der Donau wurde Handelsmittelpunkt und Residenzstadt.69 Viele neuprivilegierte Städte, insbesondere Handelsstädte, erhielten ihre Freiheiten von Ofen.70 Das Ofner Recht wurde u. a. an Ödenburg, Pressburg, 65

MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 13. Auch der Rechtshistoriker Alajos Degré sprach sich im Fall von Stuhlweißenburg gegen die Annahme einer Stadtrechtsfamilie aus. Vgl. DEGRE´ , Székesfehérvár városi joga a középkorban, in: KRALOVA´ NSZKY (Hrsg.), Székesfehérvár évszázadai, Teil 2: Középkor, 1972 [u. 2004], S. 252–259. 66 FÜGEDI, Der Stadtplan von Stuhlweißenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungariae 15 (1969), S. 133. 67 DERS., Középkori magyar városprivilégiumok, in: Tanulmányok Budapest Múltjából 14 (1961), S. 66 f.; KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200–1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 554. 68 IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 13; JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 19. 69 FÜGEDI, Buda und Pest, in: LexMa, Bd. 2, 1983, Sp. 900. 70 IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 14.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Kaschau, Sillein, Bartfeld und Eperies verliehen.71 Inhaltlich bedeuteten die Ofner Freiheiten zu dieser Zeit vor allem Abgabe- und Zollerleichterungen zur Entwicklung des Handels und des Handwerks. Das Stadtrecht von Ofen wurde im 14. und 15. Jahrhundert eines der am häufigsten verliehenen Stadtrechte im Königreich Ungarn.72 Auch geographisch war seine Verbreitung sehr groß, sogar die bedeutendsten Städte Siebenbürgens – Hermannstadt und Kronstadt – erhielten im Laufe des 14. Jahrhunderts die Marktprivilegien und das Stapelrecht nach dem Ofner Muster.73 Das Ofner Stadtrecht wurde später auch die Grundlage der königlichen Gerichtsbarkeit in städtischen Angelegenheiten.74 Außerdem stärkte das Ofner Recht die persönliche Freiheit der Stadtbewohner, was vor allem für kleinere Städte von Bedeutung war. Exemplarisch sei hier die Verleihung der Ofner Freiheiten an das Oppidum Pásztó genannt. Den Einwohnern wurde 1407 von König Sigismund Immunität in weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten verliehen. Die Bürger von Pásztó durften daher nur vor ihrem eigenen Gericht Recht suchen und konnten vor keinem anderen Gericht angeklagt werden. Darüber hinaus erlaubte König Sigismund der Siedlung, die Freiheiten der königlichen Freistadt Ofen zu übernehmen.75 Auch Debreczin, eine größere Stadt mit agrarischem, handwerklichem und Handelsprofil an der Schnittstelle der Handelsrouten zwischen Polen, Russland und dem Schwarzmeerraum, erhielt 1405 die Freiheiten der Stadt Ofen.76 Debreczin bekam zudem eine Rechtsmitteilung von Ofen, was belegt, dass auch hier jene „Gewohnheiten, Freiheiten, Vorteile, Privilegien und Rechte“77 gelten sollten, die für die Stadt Ofen und für deren Bürger maßgebend waren. Hinzu kamen der Beherbergungszwang (ius descensus regii),78 das Recht zweimal im Jahr Markt zu halten und zudem das Terragium in einem Geldbetrag79 leisten zu dürfen. SZENTPE´ TERI, A tárnoki ítélo˝szék kialakulása, in: Századok 68 (1934), S. 543. RADY, Medieval Buda, 1985, S. 152 f. 73 PACH, Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn zur Zeit der Könige Ludwig von Anjou und Sigismund von Luxemburg, in: MÄGDEFRAU (Hrsg.), Europäische Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, 1979, S. 61; WECZERKA, Deutsche Siedlungen und Einflüsse deutschen Stadtrechts in den mittelalterlichen Fürstentümern Moldau und Walachei, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 166. 74 WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 11; KOVACHICH, Codex authenticus iuris tavernicalis [...], 1803, S. 129 f. 75 Zsigmondkori oklevéltár, Bd. 2, [2.], 1958, S. 40, Nr. 5450 (Urkunde vom 26. April 1407). 76 Das Privileg wurde am 2. April 1405 von König Sigismund erlassen. IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 7. Auch im Handwerk findet man Verbindungen von Debreczin zu Ofen. Die Debrecziner Zünfte haben im 15. Jahrhundert ihre Zunftregel aus Ofen besorgt. So wandte sich z. B. die Schneiderzunft 1497 an die Schneider aus Ofen, um deren Zunftregel zu übernehmen. Diese wurde ihnen dann vom Richter und dem Magistrat von Ofen mitgeteilt. Ebenso verfuhren 1512 die Fleischer aus Debreczin, die ebenfalls ihre Zunftregel aus Ofen erhielten (IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 17). 77 IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 7. 78 Zitiert nach ebd. 71 72

E.II.4. Stadtrechtliche Verbindungen

91

Die Ofner Freiheiten beinhalteten unter anderem die freie Richter- und Geschworenenwahl. Wie in Ofen wählte man auch in Debreczin seine Stadtvorsteher am Sankt Georgentag. Das Kollegium der Geschworenen sollte die Prozesse gemäß dem Ofner Stadtrecht entscheiden. Wie in den königlichen Freistädten appellierten die Bürger von Debreczin entweder an den Magistrat der Stadt Ofen oder an den königlichen Tarnakmeister. In zweiter Instanz war für Appellationen der König zuständig. Allerdings wandte man sich aus Debreczin schon wegen der hohen Kosten nur selten an den Ofner Rat, sondern nutzte eher den kürzeren Weg zum Tarnakmeister, wenn dieser sich in der Gegend von Debreczin aufhielt. Debreczin blieb zeitweise sogar am Anfang des 15. Jahrhunderts während der Stadtherrschaft des serbischen Despoten Brankovic´ von der grundherrlichen Gerichtsbarkeit ausgenommen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts bestätigten dann die Landesherren den Berufungsweg zum König. Debreczin nahm auf diese Weise eine Zwischenstellung ein. Einerseits stand es nach der Schenkung iure perpetuo im Jahre 1411 unter der patrimonialen Herrschaft des serbischen Despoten, andererseits wurde die Zuständigkeit der Stadt Ofen bzw. des Tarnakmeisters im Falle von Appellationen immer wieder bestätigt.

4. Stadtrechtliche Verbindungen Durch Privilegien entstanden rechtliche Zusammenhänge, die mittelfristig zu stadtrechtlichen Verbindungen führten.80 Außer den frühen Verleihungen der Stuhlweißenburger Freiheiten und des Ofner Stadtrechts gab es in der ungarischen Stadtrechtsgeschichte noch weitere Rechtsübertragungen, wobei die sich daraus ergebenden Verbindungen von Gusztáv Wenzel als ,Rechtsgemeinschaft‘ bezeichnet werden.81 In der Zeit der Könige aus den Geschlechtern der Anjou und der Luxemburger lassen sich außer Stuhlweißenburg und Ofen auch Nagy-Szo˝llo˝s, Hermannstadt und Agram als Siedlungen feststellen, von denen ,Mutterrechte‘ ausgingen.82 Diese Rechtsbeziehungen führten aber nur in Einzelfällen zu Rechtsauskünften. Besonders enge Rechtsbeziehungen entwickelten die niederungarischen Bergstädte. Richtungsweisend war dabei das Stadt- und Bergrecht von Schemnitz.83 1255 erhielt Neusohl das Stadtrecht von Schemnitz84 und im Jahre 1327 wurde das Schemnitzer Recht an die führende Bergstadt Göllnitz verliehen.85 79

Die Summe betrug ,300 feines Goldforint‘. Ebd., S. 6. BADER, DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte, 1999, S. 626; KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1, 2008, S. 276. 81 WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 45 f. 82 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 87; MOLDT, Läßt sich das Rechtsgebiet der Siebenbürger Sachsen einer Stadtrechtsfamilie zuordnen?, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 26,1 (2003), S. 60 f. 83 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 4. 84 PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 143. 80

92

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Für Ungarn war es charakteristisch, dass die Rechtsverleihungen in der Regel innerhalb des Landes stattfanden.86 Folgt man Gusztáv Wenzel,87 so erfolgte die einzige Verleihung eines nicht-ungarischen Rechts an eine ungarische Stadt im Fall von Kremnitz. Durch ein Privileg Karls I. erhielt Kremnitz im Jahre 1328 die Freiheiten der königlichen Stadt Kuttenberg aus Böhmen.88 Dieser Vorgang lässt sich mit der schnellen Entwicklung der Münzprägung im Königreich Ungarn erklären, weshalb auch etliche Münzmeister aus Kuttenberg in die Bergstadt Kremnitz kamen und dort der Münzprägung eine landesweite Bedeutung verschafften.89 Nach der Verleihung der Kuttenberger Freiheiten wurde in Kremnitz 1329 auch eine Münzstätte gegründet,90 deren Silber- und Goldabgaben die königlichen Einkünfte wesentlich vermehrten. Diese einzige rechtliche Verbindung mit einer Stadt außerhalb der Landesgrenzen war eine pragmatische Entscheidung des Herrschers mit dem Ziel, seine Macht zu stärken. War dieses Ziel erreicht, wurden weitere Einflüsse fremden Rechts ausdrücklich untersagt. So galt in der Stadt Sillein, im Tal des Flusses Waag gelegen, anfangs das Recht der oberschlesischen Stadt Teschen,91 das seinerseits zunächst dem flämischen Recht nahestand und später in den Einflussbereich des Löwenberger Rechts (und damit des Magdeburger Rechts) geriet.92 Auf herrschaftlichen Befehl wurde die Rechtsverbindung zwischen Teschen und Sillein jedoch gelöst, als die Teschener begannen, sich am Breslauer Recht zu orientieren und in Rechtsfragen an den Breslauer Schöffenstuhl zu wenden.93 König Ludwig I. verfügte 85

PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, 1966, S. 179; WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 35; PAPSONOVA´ , Geographische Namen der Zips im Spiegel der Kulturgeschichte, in: KRIEGLEDER [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Sprache und Kultur in der Zips, 2007, S. 25; ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters auf der Grundlage des Bergrechts von Iglau, Bd. 1, 1900, S. 84. 86 MARSINA, Városfejlo˝dés a Felvidéken, a mai Szlovákia területén a XV. század elejéig, in: Világtörténet 26 (1976), S. 44. 87 KÖRMENDY, Kremnitz, in: LexMa, Bd. 5, 1991, Sp. 1485 f.; WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 46. 88 CDH, Bd. VIII /3, 1832, S. 296; HLAVACˇ EK, Kuttenberg, in: LexMa, Bd. 5, 1991, Sp. 1593 f.; TOMASCHEK, Der Oberhof Iglau und seine Schöffensprüche aus dem 13.–16. Jahrhundert, 1868, S. 7; PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, S. 184; WENZEL, Magyarország bányászatának kritikai története, 1880, S. 45; PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Kremnica / Kremnitz, 1983, S. 14, 17; ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters auf der Grundlage des Bergrechts von Iglau, Bd. 1, 1900, S. 84. 89 PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: GRIMM [u. a.] (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 145. 90 KÖRMENDY, Kremnitz, in: LexMa, Bd. 5, 1991, Sp. 1485. 91 Die oberschlesische Stadt Teschen wurde nach deutschem Recht zwischen 1260 und 1263 gegründet (LANDWEHR VON PRAGENAU, Geschichte der Stadt Teschen, 1976, S. 16 f.). 92 PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 269. 93 DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 37; KUBINYI,

E.III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen

93

1379, dass bei weiteren Rechtsfragen für Sillein das Recht der nähergelegenen Stadt Karpfen maßgebend sei.94 Karpfen verfügte seit 1244 über eine vergleichsweise große städtische Autonomie und die Hospes-Gemeinde war von der Gerichtsbarkeit des königlichen Beamten befreit.95

III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen Die Zipser Willkür96 aus dem Jahr 1370 ist die primäre Rechtsquelle der nordöstlichen Region des Königreichs Ungarn, für die Übereinstimmungen mit dem Sachsenspiegel nachgewiesen werden können. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde bereits festgestellt, dass „einige Bestimmungen der Zipser Willkür größtenteils mit dem Recht des Sachsenspiegels übereinstimmen“.97 Kálmán Demkó verglich zudem etliche Rechtsinstitute aus der Zipser Willkür mit dem deutschen Recht.98 Vertreter der gegenwärtigen Handschriften- und Stadtrechtsforschung – so Ulrich-Dieter Oppitz, Heiner Lück und László Blazovich – haben jene Stellen, die Ähnlichkeiten des Rechtsbuchs der Zipser Sachsen mit dem Sachsenspiegel zeigen, zahlenmäßig erfasst.99 Ulrich-Dieter Oppitz und Heiner Lück nannten 16 Stellen aus der Zipser Willkür,100 László Blazovich fand 37 Artikel,101 die mit den Regeln des Sachsenspiegels gewisse Parallelen zeigen. Diese Gemeinsamkeiten, Városhálózat a középkori Kárpát-medencében, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 25; BADA, A zsolnai városkönyv, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 187. 94 CDH, Bd. IX / 7, 1842, S. 619 f.; WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 46 f.; KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 17; LÜCK, Zur Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 26; PAPSONOVA´ , Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003, 22 f.; PIIRAINEN, Der Anfang und die frühe Entwicklung der Städte in der Mittelslowakei, in: Karpaten Jahrbuch 61 (2010 [2009]), S. 69. 95 CDH, Bd. IV /1, 1829, S. 329–331. 96 Zur Überlieferung s. a. Kap. F.I.1., S. 117. 97 Übersetzung der Verfasserin aus dem Ungarischen. SCHILLER, Szepesi jog, in: MJL, Bd. 6, 1907, S. 390; genauso LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973], S. VIII. 98 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 20– 41. 99 OPPITZ, Zipser Willkür, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 1722; LÜCK, Zur Rezeption des sächsischmagdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 27; BLAZOVICH, A Szepesség joga és a Szász tükör, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 185. 100 Zipser Willkür Art. 2, 6, 7, 9, 12, 13, 15, 17, 29, 38, 42, 51, 53 u. 64– 66 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 221–235. OPPITZ, Zipser Willkür, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 1722; LÜCK, Zur Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 27. 101 BLAZOVICH, Der Sachsenspiegel und das Recht der Zips, in: EICHLER, LÜCK (Hrsg.), Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa, 2008, S. 36.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

die zugleich einen Transfer des sächsisch-magdeburgischen Rechts belegen, lassen sich auf eine langjährige Symbiose mehrerer Rechtskulturen im Karpatenbecken zurückführen. Außerdem können Normen des Iglauer Stadtrechts, der Schöffensatzungen der Stadt Brünn und aus dem flämischen Recht in der Zipser Willkür nachgewiesen werden.102 Neben dem deutschen Recht prägten auch das ungarische Gewohnheitsrecht (ius patrium) und das verwillkürte Recht das Rechtsleben der Zipser Sachsen. Einflüsse verschiedener Rechtskulturen zeigen auch die Bestimmungen der Zipser Willkür, die z. T. aus dem ungarischen Gewohnheitsrecht übernommen wurden.103 Einen weiteren Teil des aufgezeichneten Zipser Rechts bilden die an die neuen Rechtsverhältnisse angepassten, also ,verwillkürten‘ Normen.104 Die ursprünglichen Regeln des Zipser Rechts weichen zum Teil vom sächsischmagdeburgischen Recht ab.105 Darauf deuten jene Bestimmungen der Zipser Willkür hin, in denen keine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern erfolgte. Im Zipser Recht wurde beispielsweise nicht zwischen den Gruppen der agnatus- und cognatus-Verwandten unterschieden. Das Gleiche gilt im Hinblick auf die Geschlechter für die Grenze der Volljährigkeit. Sowohl Jungen als auch Mädchen wurden mit dem 14. Lebensjahr volljährig.106 Diese Bestimmungen gehen zurück auf das Privileg von 1271, wonach die gewählten Richter nach territorialem Gewohnheitsrecht urteilten.107 Diese Rechtspraxis fand dann Eingang in die Zipser Willkür. Das Zipser Recht enthält außerdem mehr Bestimmungen für die Rechte der Frauen als das sächsisch-magdeburgische Recht.108 So durfte eine Witwe bis zur erneuten Eheschließung Vormund ihrer Kinder sein und auch in Vermögensfragen hatten Frauen eine gewisse Verfügungsfreiheit.109 Im Übrigen weist das Rechtsinstitut des Freidrittteils auf fränkische Grundlagen hin. Gemäß dem Zipser Recht konnten die Eheleute über ein Drittel der Vermögenshälfte frei verfügen. Dabei ging es nicht nur um die letztwillige Verfügung an die Kirche, sondern die Eheleute konnten ihre Habe auch an Verwandte übertragen. Anders als im Sachsenspiegel und im Magdeburger Recht erhielt der 102

OPPITZ, Zipser Willkür, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 1722 und DERS., Zipser Wilkür, in: Verfasserlexikon, Bd. 10, 1999, Sp. 1561. 103 CHALUPECKY´ , Stadtrechte im Gebiet der heutigen Slowakei, in: Karpaten Jahrbuch 63 (2012 [2011]), S. 50. 104 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 91. 105 Ebd., S. 111. 106 Zipser Willkür Art. 7 u. 64 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 221–235. 107 Ebd., S. 238. 108 SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 104. 109 Zipser Willkür, Art. 2 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV– MCCCCXXI, 1845, S. 221–235.

E.III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen

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überlebende Gatte einen Anteil vom gemeinsamen Gut der Eheleute.110 Daran anschließend wurde in der Zipser Willkür die Gleichstellung der Ehefrau mit dem Ehemann im Hinblick auf die letztwillige Verfügung betont.111 Prozessfähigkeit wurde der Frau hingegen im Zipser Recht nicht zugestanden; insoweit war es dem sächsisch-magdeburgischen Recht ähnlich. Prozessvertreter der Frau war der nächste männliche Verwandte, also ihr Mann bzw. ihr Vater. Witwen und Waisen wurden im Prozess auch durch männliche Vorsprecher vertreten. Parallele Strukturen des Zipser Rechtsbuchs zum Sachsenspiegel lassen sich auch bei der Erbfolge der Nachkommen, beim Nachlass, bei der Morgengabe und bei den Regeln zur Vormundschaft nachweisen. Auch der Schutz des Hausfriedens im Zipser Rechtsbuch lässt sich auf den Sachsenspiegel zurückführen. Das Zipser Recht entwickelte sich nach seiner Aufzeichnung weiter,112 wie aus der Leutschauer Handschrift der Zipser Willkür aus dem 16. Jahrhundert zu erkennen ist.113 Zum Beispiel findet sich in dieser Handschrift bei den Bestimmungen zur Morgengabe ein Hinweis auf das Landrecht des Sachsenspiegels.114 Ein Eintrag in der Leutschauer Handschrift der Zipser Willkür deutet außerdem darauf hin, dass im 16. Jahrhundert bei der Rechtsprechung die Regeln des Sachsenspiegels angewandt wurden. Es ging dabei um die Verwaltung der Güter der Waisen.115 Wie aus einem Protokolleintrag des Leutschauer Rates von 1585 ersichtlich ist, wurde diese Bestimmung gemäß dem Sachsenspiegel verändert.116 Die Wirkung des sächsisch-magdeburgischen Rechts lässt sich also als Infiltration aus den polnischen Gebieten beschreiben, wobei die Impulse aus den Städten des Königreichs Polen das Zipser Recht modifizierten.117 Die Lösungen des Zipser Rechts zum Schutz des Eigentums bzw. von Grundbesitz weisen ebenfalls parallele Strukturen zum Recht des Sachsenspiegels auf. Der Einbruch in ein Haus bzw. in den dazugehörenden Garten wurde mit der 110

Ebd.; OGRIS, Freiteil, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 1784; BLAZOVICH, A Szász tükör és a Szepesség joga, in: EIKE VON REPGOW, A Szász tükör, 2005, S. 52. 111 „[...] und sein frau dasselbe recht hab, als der mann, auf das, das die frauen als gut recht haben in diesem lande, als die mannen.“ Zipser Willkür, Art. 2 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 221–235. 112 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 41; KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 398. 113 Eine Beschreibung der Handschrift findet sich bei SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 450. 114 Zipser Willkür, Leutschauer Handschrift, Art. 13: „Im landtbuch steet alszo, Szo hat dye fraw mit sampt dem kindt czw alle der das do ist.“ – Edition in DEMKO´ , Lo˝cse története. Bd. 5, 1897, S. 11. 115 Zipser Willkür, Leutschauer Handschrift, Art. 17 – Edition in DEMKO´ , Lo˝cse története. Bd. 5, 1897. 116 MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 224 f.; DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 10; WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 47. 117 DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 13.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Todesstrafe sanktioniert.118 Damit regelte die Zipser Willkür die Folgen eines Obstdiebstahls in der gleichen Weise wie das sächsisch-magdeburgische Recht. In diesem waren Haus und Zaun, Kirche, Friedhof und Stadtmauer gleichgestellt und das Zipser Recht war ebenfalls von diesen Prinzipien geprägt. Bei der Rechtsterminologie gab es Übernahmen sowohl aus dem ungarischen als auch aus dem deutschen Recht. Dies zeigt sich z. B. an der Bezeichnung für Geldstrafe in der Zipser Willkür. Das Zipser Rechtsbuch kannte dafür zwei Termini: ,Birsche‘119 und ,Buße‘.120 Der Ausdruck ,Birsche‘ war ein auf das ungarische Wort bírság (Geldstrafe) zurückzuführender Rechtsbegriff, der ein im ungarischen Recht und in der ungarischen Sprache üblicher Terminus für die Gerichtsstrafe war.121 So wurde das birsagium, eine latinisierte Form des ungarischen bírság, bereits im Privileg der Zipser Sachsen von 1271 verwendet.122 Parallel zu ,Birsche‘ wurde ,Buße‘ in der Zipser Willkür im Sinne des deutschen ,Gewette‘123 verwendet. Es war als Alternative zur ,Birsche‘ ein an den Richter zu zahlendes Strafgeld, womit es dem spätmittelalterlichen deutschen Rechtsverständnis entsprach.124 Auch an dieser Stelle zeigt sich das Zipser Recht als vielschichtige Rechtsquelle. Das deutsche Recht stand somit mit dem ungarischen Gewohnheitsrecht in Wechselwirkung. Übereinstimmungen mit dem sächsisch-magdeburgischen Recht lassen sich auch bei weiteren Regelungen im Familien-, Erb-, Schuld- und Strafrecht der Zipser Willkür beobachten. Zugleich zeigt die Entwicklung des Zipser Rechts Einflüsse aus dem Umfeld des ungarischen Gewohnheitsrechts.125 Bei einer Zusammenstellung der Rechtsquellen, die das Zipser Recht beeinflusst haben, lässt sich das sächsisch-magdeburgische mit dem ungarischen Recht demnach auf eine Stufe stellen. Aus dieser Symbiose entwickelte sich ein Beispiel einer europäischen Rechtskultur.

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Zipser Willkür, Art. 34 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV– MCCCCXXI, 1845, S. 221–235. 119 Zipser Willkür, Art. 30: „[...] der soll dem richter und bürgeren drei mark birsche geben [...]“ u. Art. 51: „[...] das der richter ein mark birsche von im neme [...]“ – Edition ebd. 120 Zipser Willkür, Art. 30: „Und ab sie der birsche nicht vorrichten wolden, so sollen sie dieweil kein recht haben, bis sie dem richter und den bürgeren umb ir busz gerecht werden.“, Art. 62: „[...] und der erbar mann soll 2 teil busze nemen, und unser grof soll an der busz ein dritteil nehmen [...]“ u. Art. 71: „[...] welcher weinschenk zu kleine masz hat, der pleibt an des landes busze [...]“ – Edition ebd. 121 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 20; KOVA´ CS, A magyar jogi terminológia kialakulása, 1964, S. 130. 122 CDH, Bd. V / 1, 1829, S. 133. Auch bei Werbo˝czy lässt sich der Terminus wiederfinden: WERBO˝ CZY, Tripartitum, 1990, Pars I, Art. 134. 123 SCHUMANN, Gewette, in: 2HRG, Bd. 2, 2012, Sp. 360. 124 DIES., Buße, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 792. 125 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 30.

E.III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen

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Diese Verflechtungen lassen sich anhand von Archivalien belegen. Im Archiv der Zipser Stadt Pudlein, die wie andere Städte im Jahre 1412 durch den Vertrag von Altlublau an Polen verpfändet wurde, sind polnischsprachige Bearbeitungen des sächsisch-magdeburgischen Rechts als Handschriften nachweisbar.126 Es handelt sich hierbei um Werke des Krakauer Rechtsgelehrten Bartłomiej Groicki127, die die Praxis des Krakauer Gerichts im Hinblick auf das Magdeburger Recht darstellten.128 Außerdem findet sich in diesem Archiv eine Leipziger Sachsenspiegelausgabe.129 Ein weiterer Druck mit polnischen Rechtsquellen zum Magdeburger Recht wurde 1749 vom Stadtschreiber erworben. Die Zipser Stadt Kniesen, die seit 1412 ebenfalls zum Königreich Polen gehörte, erwarb später Drucke von zwei Bearbeitungen des sächsisch-magdeburgischen Rechts von Bartłomiej Groicki.130 Das Werk ,Artykuły‘131 wurde nach Einschätzung Klein-Bruckschwaigers132 viel benutzt und mit handschriftlichen Notizen versehen.133 Diese Handschriften und Drucke liefern also weitere Belege für die Anwendung der Krakauer Variante des Magdeburger Rechts in den an Polen verpfändeten Städten der Zipser Region. Die Aufnahme der sächsisch-magdeburgischen Rechtsquellen lässt sich auch durch die Nähe zum Krakauer Obergericht des Magdeburger Rechts und damit zum Krakauer Rechtskreis erklären. Das sächsisch-magdeburgische Recht fand auch auf anderen Wegen Eingang in das städtische Rechtsleben, denn die Rationalisierung des Rechts ebnete den Weg für die Rezeption und zwar zeitgleich mit der Intensivierung der Handelsverbin126

„Porzadek Sadow y spraw Mieyskich, Prawa Magdeburgskiego: ktory wydax Bartholomeus Grochicki R. M. D. LX na on czas Podwoyc´i Krakowsky“ [Übersetzung bei Klein-Bruckschwaiger: „Ordnung der städtischen Gerichte und Angelegenheiten nach Magdeburger Recht“] und „Artykuly Prawa Magdeburskiego Ktore zowia Speculum Saxonum Z Lacinskiego Jezyka na Polski przelozone y znowu Druckowane Roku 1560“ [Übersetzung bei Klein-Bruckschwaiger: „Artikel des Magdeburger Rechtes, genannt Speculum Saxonium [!]“ – KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 203]. 127 JANICKA, Groicki, Bartolomaeus (um 1534–1605), in: 2HRG, Bd. 2, 2012, Sp. 561 f.; URUSZCZAK, Groicki, Bartłomiej, in: STOLLEIS (Hrsg.), Juristen, 1995, S. 256. 128 GROICKI, Porza˛dek sa˛dów i spraw miejskich prawa majdeburskiego w Koronie Polskiej [1559], hrsg. von KORANYI, 1953; DERS., Artykuły Práwá Máydeburskiego, Ktore zowa˛ Speculum Saxonum, 1558 [Neudr. einer späteren Ausg. durch Koranyi: GROICKI, Artykuły prawa majdeburskiego. Poste˛pek sa˛dów około karania na gardle. Ustawa płacej u sa˛dów, [1588] hrsg. von KORANYI, 1954]. 129 KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 207. 130 GROICKI, Porza˛dek sa˛dów i spraw miejskich prawa majdeburskiego w Koronie Polskiej [1559], hrsg. von KORANYI, 1953; DERS., Artykuły Práwá Máydeburskiego, Ktore zowa˛ Speculum Saxonum [1588], hrsg. von KORANYI, 1954. 131 Ebd. 132 KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 209. 133 Ebd., S. 207.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

dungen zu Polen,134 mit der Herausbildung der Zünfte und mit dem Aufschwung des ungarischen Bergbaus. Der Bedarf an einer Vereinheitlichung der Normen und des Verfahrens im Handel und im Handwerk sowie im Bergbau waren die Hauptursachen für die Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in den Städten des Königreichs Ungarn. Besonders für den Handel mit den Städten in Schlesien und in Polen diente das sächsisch-magdeburgische Recht als gemeinsame Grundlage.135 Daher lässt sich die subsidiäre Geltung des Magdeburger Rechts in den Zipser Städten auf die Zeit ab der Mitte des 16. Jahrhunderts datieren.136 Im Zuge einer intensiven Auseinandersetzung mit dem römischen und dem kanonischen Recht wurde das Recht der Zipser Städte im 16. und 17. Jahrhundert auch von neueren Rechtsquellen beeinflusst. Zugleich fand der Prozess der Romanisierung des sächsisch-magdeburgischen Rechts statt, so dass es ein fester Bestandteil des ius commune wurde. Die Spuren dieses ius commune sind auch in der Zips zu finden. Diese Entwicklungen sind vor allem auf die akademischen Verbindungen von Zipser Studenten zurückzuführen. So gingen aus Leutschau etliche Studenten als Stipendiaten der Stadt ins Ausland,137 wobei neben den Gymnasien in Schlesien und in der Lausitz die Universität Wittenberg das am meisten frequentierte Ziel der Leutschauer Studenten war. Namentlich bekannt ist der Jurist Thomas Homonnay, der an der Universität Wittenberg zwei Jahre lang studierte und die dort erworbenen juristischen Kenntnisse in die Zips mitbrachte.138 Mehrere Studenten aus Leutschau schlossen das Studium an der Universität Wittenberg mit einer staatsrechtlichen Dissertation ab.139 Die Wahl der Gymnasien und Universitäten spiegelt zum Teil auch die Handelsverbindungen der Zips wider.140 Zum Beispiel besuchten Bürgersöhne aus der Zips Gymnasien in den Städten Schweidnitz, Goldberg und Görlitz, die auch wichtige Empfängerstädte des Magdeburger Rechts waren.

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Im 16. Jahrhundert lassen sich intensive Handelsverbindungen zwischen den nordöstlichen Städten der heutigen Slowakei und Krakau nachweisen. IVA´ NYI, Az írás és könyvek Eperjesen a XV–XVI. ´ j folyam) 19,2 (1911), S. 144. században, in: Magyar könyvszemle (U 135 DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 9 f. 136 DERS., A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 41. 137 SILLER, „Lasset sie nur ein wenig leiden, wenn sie nicht gelt haben, so studiren sie desto vleissiger!“, in: Südostdeutsches Archiv 38 /39 (1995 /1996), S. 6– 8. 138 KATONA, LATZKOVITS, Lo˝csei stipendiánsok és literátusok, 1990, S. 123. 139 SZABO´ , Elo˝tanulmány a magyarországi joghallgatók külföldi egyetemeken a XVI–XVIII. században készített disputatióinak (dissertatióinak) elemzéséhez, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 8, Fasc. 5 (1993), S. 125; DERS., Magyarországiak politica-disputatiói nyugat-európai egyetemeken a 17. században, in: DE´ NES [u. a.] (Hrsg.), A szabadság felelo˝ssége, 2011, S. 295, 304 f. 140 KATONA, LATZKOVITS, Lo˝csei stipendiánsok és literátusok, 1990, S. 7.

E.III. Rechtstransfer bei den Zipser Sachsen

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Im Jahre 1628 wurde in der Zipser Stadt Kirchdrauf vom Stadtschreiber Balthasar Apel ein deutschsprachiges Rechtsbuch unter dem Titel Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens zusammengestellt,141 das die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Sachsenspiegel, dem Magdeburger Recht und dem römischen sowie kanonischen Recht in der Zips belegt.142 Es handelt sich um ein für amtliche Zwecke verfasstes Kompendium, in dem Rechtsbegriffe in alphabetischer Reihenfolge erläutert wurden.143 Die abstrahierenden Beschreibungen der Rechtstermini und die zahlreichen Verweise auf den Sachsenspiegel, auf das Magdeburger Recht und die Rechtsprechung der Leipziger Schöffen144 verdeutlichen, dass der Stadtschreiber juristisch gebildet und so Träger des Rechtstransfers geworden war. Rechtshonoratioren wie dieser Stadtschreiber aus Kirchdrauf trugen wesentlich dazu bei, dass eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem sächsischmagdeburgischen Recht stattfinden konnte. Balthasar Apel gab sogar die Gedankenführung des Sachsenspiegels wieder, so dass man davon ausgehen muss, dass ihm der Sachsenspiegel auch beim Verfassen seines Werks vorlag.145 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Zipser Sachsen von Anfang an mit Schlesien und mit Kleinpolen in vielfältiger Weise in Verbindung standen, so dass im Bereich des Handwerks, des Handels und der Kultur ein reger Austausch stattfand.146 Auch auf diesem Weg kam das Zipser Recht also mit dem sächsischmagdeburgischen Recht in Berührung. Durch das Hospes-Recht erreichten erste Impulse des Magdeburger Rechts die Zips, in Folge dessen sich Spuren dieses Rechts auch in den Rechtsaufzeichnungen der Zips nachweisen lassen. Es gab damit eine Symbiose zwischen dem ungarischen und dem Zipser Recht, durch die das Recht in der Zips sozusagen eine weitere Färbung erhielt. Wie aus Balthasar Apels Zusammenstellung ersichtlich ist, erreichte der Transfer des sächsischmagdeburgischen Rechts im Zeitalter der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen seinen Höhepunkt. Die enge Verknüpfung von Rechtstexten aus dem Zipser Gebiet Siebenbürgens belegt auch eine Handschrift aus dem Jahr 1599, die sich im 17. Jahrhundert im Besitz des Schäßburger Apothekers Andreas Bertramus befand und heute in 141

Zur Edition der Quelle siehe PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995; s. a. Kap. F.I.2., S. 121. 142 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 37. 143 Vgl. CARLS, Abecedarien, in: 2HRG, Bd. 1, Sp. 6– 8. 144 Beim Stichwort ,Ehebruch‘ zitierte der Autor zum Beispiel das Magdeburger Recht und die Praxis des Leipziger Schöffenkollegiums: „Ehebrecher sol man endhaupten“. PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 61. 145 Im Rechtsbuch von Apel heißt es: „Ein weib mag Jhres guttes nichts Vergeben ohne ihres Mannes willen“ (PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 63), die entsprechende Stelle im Sachsenspiegel lautet: „Wip en mag nicht vergeben ane ihres mannes willen [...]“ (Sachsenspiegel Landrecht, I 31). 146 DEMKO´ , A felso˝-magyarországi városok életéro˝l a XV–XVII. században, 1890, S. 9 f.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Bras¸ov in Rumänien aufbewahrt wird.147 Diese Handschrift enthält eine jüngere Fassung der Zipser Willkür zusammen mit dem Privileg der Zipser Deutschen sowie das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen. Das Rechtsleben der Zips und Siebenbürgens ist – wie auch die Wirtschaftsgeschichte zeigt – nicht voneinander zu trennen.

IV. Rechtstransfer bei den Siebenbürger Sachsen Das Rechtsleben der Siebenbürger Sachsen wurde wie das der Zipser gemäß den Privilegienverfügungen durch eine autonome Gerichtsbarkeit geprägt.148 Maßgebend waren die mitgebrachten Rechtsgewohnheiten, auf deren Grundlage die Rechtsstreitigkeiten gelöst wurden. Dabei zeigte das Rechtsinstitut des ,Drittteils‘, dass im sächsisch-magdeburgischen Recht nicht nachweisbar ist,149 bei den Siebenbürger Sachsen eine langjährige Tradition, die auf das mündlich tradierte Gewohnheitsrecht zurückgeht. In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1323 wird das Drittteil als consuetudo Cybiniensis bezeichnet.150 Im Testament des Hermannstädter Bürgermeisters Thomas Altemberger aus dem Jahr 1485 erfolgte später eine Verfügung über ein Drittteil der Kleider des Verstorbenen.151 Ebenso sind im Textteil Magdeburger Weichbild des Codex Altemberger Verweise auf das Frauendrittteil zu finden.152 Dem Drittteil begegnete man aber auch im 16. Jahrhundert in Fronius‘ Rechtsbuch Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen.153 Fronius benannte den Ursprung des Drittteils als „von rechts und gewohnheit wegen“. Demnach sollte der Vater unter den hinterlassenen Kindern ein Drittel des Nachlasses der verstorbenen Frau binnen einer Frist aufteilen. Von Fronius wurden dafür als Rechtstermini die Bezeichnungen „Mutter dritteil“ oder ,mütterliches Drittteil‘ verwendet.154 Auch das vom Vater hinterlassene Grundstück („Ackerland“) sollte „gedritteilt“ werden.155 Diese Textstellen belegen, dass die Hospes-Gewohnheiten unter den Siebenbürger Sachsen auch im 16. Jahrhundert noch galten. Damit lässt sich das 147

Opp. 227, HC 22021. SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 103 f. 149 OBLADEN, Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005, S. 135. 150 ZIMMERMANN, WERNER, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 1, 1892 [2007], S. 374 f., Nr. 404. 151 Ungarisches Landesarchiv Dl, Nr. 36920. Zitiert nach G. GÜNDISCH, Der Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger († 1491), in: DERS. (Hrsg.), Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987, S. 132, 135. 152 Codex Altemberger, fol. CXV – Edition in LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973], S. 219. 153 FRONIUS Eigen-Landrecht, 2. Buch, Titel 4,2. 154 Ebd., Titel 4,3. 155 Ebd., Titel 4,6. 148

E.IV. Rechtstransfer bei den Siebenbürger Sachsen

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Drittteil außer in Böhmen, Mähren, Schlesien und der Mark Meißen156 auch in der südosteuropäischen Region nachweisen.157 Das Gewohnheitsrecht wurde immer wieder ergänzt und war äußerst flexibel und doch gab es bis zum 16. Jahrhundert keine Versuche, das Recht aufzuzeichnen. Ein Schritt in Richtung eines schriftlichen Rechts folgte erst im späten 15. Jahrhundert, als der Königsrichter und spätere Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger ein Rechtsbuch, den sogenannten Codex Altemberger, nach Hermannstadt mitbrachte.158 Altemberger hatte diese Handschrift entweder während seiner langjährigen Studienzeit an der Wiener Universität159 oder anschließend im Laufe seiner Tätigkeit in der königlichen Kanzlei in Ofen erworben. Damit wurde versucht, Normen aus auswärtigen Rechtskreisen in der städtischen Rechtspraxis Hermannstadts zu etablieren. Im Codex Altemberger waren Regelungen aus dem Landrecht des Schwabenspiegels, aus dem Magdeburger Weichbild und aus dem Iglauer Stadt- und Bergrecht enthalten.160 Der Inhalt des Codex kann als alternatives bzw. ergänzendes Material verstanden werden. Um von Subsidiarität sprechen zu können, fehlen aber entsprechende Quellenbelege. Wie sich aus der Verwendung der Eidesformel erkennen lässt, wurde dieses Rechtsbuch in der Praxis des Magistrats viel benutzt.161 Nach der Einführung der Reformation in Siebenbürgen im Jahre 1536 erfolgte dann die Streichung der Verbindung zu Maria und den Heiligen.162 Im Hermannstädter Obergericht wurde der Codex jahrzehntelang auch als Quelle des Gewohnheitsrechts verwendet.163

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OBLADEN, Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005, S. 134. Auch im Stadtrechtsbuch von Sillein begegnet man dem Rechtsinstitut des Drittteils (PIIRAINEN (Hrsg.), Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972, S. 80 f., Nr. 122; siehe dazu PAPSONOVA´ , Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003, S. 214; GA´ L (Hrsg.), Die Summa legum brevis levis et utilis des sogenannten Doctor Raymundus von Wiener-Neustadt, 1926, S. 80 f. 158 LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973], S. IV; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 216 f. 159 Altembergers Studienzeit lässt sich aus den Matrikeln der Jahre 1454 und 1459 der Universität Wien erschließen. Er erhielt dort den Titel magister artium, wie aus dem Ausgabenverzeichnis der Hermannstädter Provinz ersichtlich ist. Laut den Einträgen in den Universitätsmatrikeln der Universität Wien erhielt Altemberger auch den Titel baccalaureus iuris canonici. Vgl. G. GÜNDISCH, Der Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger († 1491), in: DERS. (Hrsg.), Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987, S. 130 f. u. TONK, Erdélyiek egyetemjárása a középkorban, 1979, S. 335, Nr. 2310. 160 LINDNER, Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, in: ZRG GA 6 (1885), S. 113; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 215–218; LÜCK, Kohärenzen, Parallelen, Divergenzen, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.7 (2008), S. 593. 161 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 217 f.; K. GÜNDISCH, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen, 22005, S. 70. 162 LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973], S. IV. 163 SZABO´ , Die Rezeption des römischen Rechts bei den Siebenbürger Sachsen, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 9, Fasc. 1–13 (1994), S. 175. 157

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Entstehungsort des Codex Altemberger war die süddeutsche Region, so dass parallel zu den regen Handelsverbindungen zwischen den Städten des Heiligen Römischen Reichs und Siebenbürgens der Rechtstransfer aus dem süddeutschen Raum erfolgte. Die Quellen des Codex Altemberger deuten auch auf den Weg des Transfers hin, wobei in erster Linie der süddeutsche Rechtskreis als Herkunftsort zu nennen ist. Damit lässt sich eine These von Dietlinde Munzel-Everling164 zum Verbreitungsgebiet des Magdeburger Rechts erweitern, denn mit der Einbeziehung Siebenbürgens ist ein weiterer Nachweis des Magdeburger Rechts in Südosteuropa möglich. Auf den Transfer des sächsisch-magdeburgischen Rechts deuten neben dem Codex Altemberger noch weitere schriftliche Belege hin. Eine Handschrift des Ofner Stadtrechtsbuchs mit Textteilen aus dem Sachsen- bzw. Schwabenspiegel wurde für die siebenbürgische Stadt Klausenburg erstellt.165 Novum dieser Handschrift ist ein lehnrechtlicher Textteil, der Übereinstimmungen mit dem Schwabenspiegel Lehnrecht zeigt. Relkovic´ verweist in ihrer Arbeit auf mehrere Textstellen im Ofner Stadtrechtsbuch, die Parallelen in der Gedankenführung und im Hinblick auf den Rechtsgegenstand mit den deutschen Rechtsspiegeln belegen.166 Eine Untersuchung der Bücherverzeichnisse der Siebenbürger Sachsen167 zeigt, dass im 16. Jahrhundert sowohl das römische als auch das sächsisch-magdeburgische Recht als Subsidiärquelle bereitstanden. Der Sachsenspiegel sowie Statuten aus Stadtrechten standen häufig auf Bücherlisten der Bürger,168 wurden aber hauptsächlich von Mitgliedern der Stadtverwaltung bzw. von Juristen benutzt.169 Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich bei den Siebenbürger Sachsen die Rezeption des römischen Rechts gegenüber der des sächsisch-magdeburgischen Rechts durch.170 Justinians Werk und das Eigen-Landrecht waren bei den Siebenbürger Sachsen – wie aus den genannten Bücherlisten erkennbar – recht häufig vorhanden.171 164

MUNZEL, Ofener Stadtrechtsbuch, in: HRG, Bd. 3, 1984, Sp. 1185. RELKOVIC´ , A Budai Jogkönyv (Ofner Stadtrecht) harmadik kézirata a Fo˝városi Könyvtárban, 1941, S. 17. 166 Ebd., S. 18–20. 167 VERO´ K, Über die Bücherverzeichnisse der Siebenbürger Sachsen im 16. Jahrhundert, in: WIEN [u. a.] (Hrsg.), Humanismus in Ungarn und Siebenbürgen, 2004. 168 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 213. 169 MONOK, ÖTVÖS, VERO´ K (Hrsg.), Lesestoffe der Siebenbürger Sachsen 1575–1750, 2004; VERO´ K, Über die Bücherverzeichnisse der Siebenbürger Sachsen im 16. Jahrhundert, in: WIEN [u. a.] (Hrsg.), Humanismus in Ungarn und Siebenbürgen, 2004, S. 228 f. 170 SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 108; DERZSI, Schuld und Sühne, in: Berichte und Forschungen 16 (2008), S. 236. 171 SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 108, Fn. 47; DERS., Juristischer Buchbesitz bei den Siebenbürger Sachsen in der Frühen Neuzeit, in: KRIEGLEDER [u. a.] (Hrsg.), Deutsche Sprache und Kultur in Siebenbürgen, 2009, S. 115. 165

E.V. Städtische Rechtsaufzeichnungen und Rechtstransfer

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Auf die Subsidiarität des römischen Rechts wurde im Eigen-Landrecht ausdrücklich hingewiesen.172 Dass Fronius in seinem Rechtsbuch das römische und nicht das sächsisch-magdeburgische Recht bevorzugte, kann mit der engeren Bindung der Siebenbürger an die Rechtswissenschaft begründet werden. Mehrere Bürgersöhne aus Hermannstadt, Kronstadt und Bistritz besuchten die Universität Wittenberg,173 so dass der Prozess der Verwissenschaftlichung des Rechts nicht zuletzt aus diesem Grund in Siebenbürgen vor allem durch die Auslegung römischrechtlicher Rechtssätze stattfand.

V. Städtische Rechtsaufzeichnungen und Rechtstransfer Ein intensiver Kulturaustausch zwischen dem okzidentalen Europa und dem Königreich Ungarn erfolgte vor allem während der Zeit der Herrschaft der Könige aus den Geschlechtern der Anjou und der Luxemburger. Die Städte erhielten im Donau- und Karpatenraum vermehrt Impulse aus dem okzidentalen Ausland und der Rechtstransfer betraf in erster Linie das Stadtrecht.174 Der Sachsenspiegel, das Magdeburger Recht und der Schwabenspiegel fanden Eingang in die lokalen Rechtsordnungen, indem ihre Normen übernommen und weiterentwickelt wurden.175 Der Rechtstransfer kann in den Stadtrechtsaufzeichnungen der bedeutenden Handelsstädte vermehrt nachgewiesen werden. Die Rechtsverbindungen zu den Donauhandelsstädten vermittelten die Rechtseinflüsse aus den österreichischen und süddeutschen Regionen. Auch gab es vielfältige Kontakte mit den Gebieten des sächsisch-magdeburgischen Rechts. In erster Linie sind hier die Handelsbeziehungen nach Krakau und Breslau zu erwähnen.176 Das deutsche Patriziat der Handelsstädte war somit ein wichtiger Katalysator der mittelalterlichen Stadtrechtsentwicklung. Ein weiterer Weg der Handelsverbindungen führte nach Kleinpolen. Die Handels-, Universitäts- und Residenzstadt Krakau beeinflusste ebenfalls die Rechtsentwicklung der in der heutigen Slowakei gelegenen Städte. So kaufte die Stadt 172

FRONIUS Eigen-Landrecht, 1. Buch, Titel 1,7. Das Verzeichnis der Disputationen siehe bei SZABO´ , Elo˝tanulmány a magyarországi joghallgatók külföldi egyetemeken a XVI–XVIII. században készített disputatióinak (dissertatióinak) elemzéséhez, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 8, Fasc. 5 (1993), S. 128, 137 sowie DERS., Magyarországiak politica-disputatiói nyugat-európai egyetemeken a 17. században, in: DE´ NES [u. a.] (Hrsg.), A szabadság felelo˝ssége, 2011, S. 295–307. 174 KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 17. 175 K. GÜNDISCH, Ungarn im Mittelalter, in: FISCHER, Eine kleine Geschichte Ungarns, 1999, S. 40. 176 HALAGA, Verbindungen ostslowakischer Städte mit dem europäischen Markt über Polen und die Ostsee und die „Pacta mutua“ Krakau-Kaschau, in: ENGEL [u. a.] (Hrsg.), Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, 1989, S. 132–143; NIKOLICZA, Boroszló és Görlitz lehetséges szerepe a budaiak magdeburgi joggal való megismerkedésében, in: GA´ BOR [u. a.] (Hrsg.), Tiszteletkör, 2012, S. 155. 173

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Eperies z. B. Papier aus Polen, was sich anhand von Wasserzeichen aus dem 14. Jahrhundert belegen lässt.177 Aber auch Einträge in Rechnungsbüchern zeigen, dass ab 1510 Papier und Regestenbücher regelmäßig in Krakau erworben wurden. Kaschau, die zweitwichtigste Stadt im Königreich Ungarn im 14. Jahrhundert, war ein beliebter Handelsplatz für Kaufleute aus Polen und Russland. Es entstand sogar eine gewisse Rivalität zwischen den Handelsmetropolen Krakau und Kaschau.178 Krakau besaß das Stapelrecht, das es im Laufe des 15. Jahrhunderts gegenüber fremden Kaufleuten geltend machte. Die Handelsbeziehungen der Zips und der Fernhandelsstädte Bartfeld und Kaschau reichten aber über Krakau weit hinaus: Thorn, Danzig, Brügge und sogar Städte in Süditalien waren Umschlagplätze der Waren aus dem Königreich Ungarn. Der rege Handelsverkehr mit Kaufleuten aus polnischen Gebieten179 führte zur Übernahme von Handelsgewohnheiten und damit auch zum Rechtstransfer. Die Gebiete des Magdeburger Rechts kamen auf diese Weise mit der Region der Zips und den Städten der Pentapolis in Verbindung. Ausgehend von den intensiven Handelsbeziehungen zwischen den Städten Krakau und Kaschau ergaben sich auch akademische Verbindungen. Die rechtskundigen Honoratioren der Städte vermittelten das während ihres Studiums erworbene Wissen in die jeweiligen städtischen Rechtsordnungen und prägten entscheidend die Rechtskultur der eigenen Stadt. Besonders hervorzuheben sind z. B. die Universitäten Krakau und Wien, wo im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts zahlreiche junge Bürger aus den Handelsstädten des Königreichs Ungarn studierten.180 Das Zentrum der Rechtsfortbildung war für die nordöstlichen Städte des Karpatenraumes die Krakauer Universität, zu deren Absolventen die späteren führenden Persönlichkeiten der Städte gehörten.181 So hätte z. B. Cristan Czibner während seiner Studienzeit182 an der Krakauer Universität den Beginn der wissenschaftlichen Bearbeitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts verfolgen können. Er war von 1497 an Stadtschreiber in Eperies, wo er 1530 starb.183 Nach ´ j folyam) IVA´ NYI, Az irás és könyvek Eperjesen a XV–XVI. században, in: Magyar könyvszemle (U 19,2 (1911), S. 140 f. 178 HALAGA, Verbindungen ostslowakischer Städte mit dem europäischen Markt über Polen und die Ostsee und die „Pacta mutua“ Krakau-Kaschau, in: ENGEL [u. a.] (Hrsg.), Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, 1989, S. 132–143. 179 Ebd., S. 138, 142. 180 CAPROS¸, Students from Košice at foreign universities before and during the Reformation period in the town, 2010; SPIRITZA, Von einem halben maister der hohen schuel zu wyenn, Stadtschreiber und Skriptor Liebhard Egkenfelder, in: Karpaten-Jahrbuch 60 (2009 [2008]), S. 40. 181 PIIRAINEN, Das Rechtsbuch der XI Zipser Städte, 2003, S. 14. 182 Er findet sich in den Quellen als „almae universitatis Cracoviensis arcium liberalium baccalarius“. SZENDE, Gyermekek, testvérek, házastársak, in: CSUKOVITS, LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 313; KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 199–258. 183 IVA´ NYI, Das Deutschtum der Stadt Eperies im Mittelalter, in: Südost-Forschungen 5 (1940), S. 389. 177

E.V.1. Ofner Stadtrechtsbuch und europäische Rechtsauffassung

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seiner Rückkehr von der Universität befasste er sich mit der Zusammenstellung des Amtsbuchs von Eperies, in das er das Magdeburger Recht zusammen mit den Normen, die das ungarische Tavernikalgericht geschaffen hatte, aufnahm.184 Es sind also die Rechtsordnungen der königlichen Freistädte, die sich für die Suche nach Belegen für den Transfer sächsisch-magdeburgischen Rechts anbieten. Für diese Städte war das Stadtrecht von Ofen richtungsweisend, was durch die Rechtsprechung des städtischen Obergerichts verstärkt wurde. Fundorte der Handschriften, Übereinstimmungen der Textteile und strukturelle Parallelen weisen darauf hin, dass im Donau- und Karpatenraum sächsisch-magdeburgisches Recht zusammen mit süddeutschen Rechtsaufzeichnungen in vielfältiger Weise präsent war.

1. Ofner Stadtrechtsbuch und europäische Rechtsauffassung Die deutschsprachige Rechtsaufzeichnung der Stadt Ofen entstand zwischen 1405 und 1421.185 Sie war die „wichtigste und umfangreichste Quelle für das mittelalterliche und auch für das neuzeitliche Rechtsleben nicht nur Ofens (ung. Buda) und der sog. königlichen freien Städte, sondern der Städte in Ungarn“,186 schrieb treffend Karl Mollay, Herausgeber der kritischen Edition des Ofner Stadtrechtsbuchs. Das Ofner Stadtrecht galt seit dem 14. Jahrhundert in den wichtigsten Städten des Königreichs, z. B. in Kaschau, Bartfeld und Eperies, die sich am Fernhandel mit Polen beteiligten. Das hier aufgezeichnete Stadtrecht galt nicht nur in den einzelnen Städten des Königreichs Ungarn, sondern war auch richtungsweisend für die Rechtsprechung des städtischen Obergerichts (sedes tavernicalis). Von der Vervielfältigung und Verbreitung der Handschriften des Ofner Stadtrechtsbuchs kann auch auf die Bedeutung des Stadtrechts von Ofen geschlossen werden. Es zeigt sich, dass das Stadtrecht von Ofen auch nach der Eroberung Ofens durch das osmanische Heer in den wichtigsten Handelsstädten Ungarns präsent war. Ofen geriet 1541 unter die Herrschaft des Osmanischen Reichs und wurde in die dortige Verwaltung eingegliedert. Eine Verwendung des Rechtsbuchs in Ofen nach 1541 ist daher auszuschließen. Allerdings entstand in den 1560er Jahren in Kaschau eine Handschrift, die sich im Besitz des Kaschauer Stadtschreibers Leonhard Cromer befand.187 Aufbewahrungsort dieser sogenannten Cromer-Handschrift des Ofner Stadtrechtsbuchs war jene Stadt Kaschau, in der auch ein Exemplar des Schwabenspiegels nachgewiesen wurde.188 Ebenso finden sich in Pressburg sowohl eine Handschrift des Ofner Stadtrechtsbuchs, als auch 184

KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 243. 185 BAK, Ofen, Stadtrecht, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 1366. 186 MOLLAY, Einleitung, in: DERS. (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 7. 187 KRONES, Deutsche Geschichts- und Rechtsquellen aus Oberungarn, 1865, S. 31. 188 BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 541.

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Schöffensprüche aus Magdeburg, Willküren der Stadt Halle sowie Bearbeitungen des Sachsenspiegels.189 In der Eingangsformel des Ofner Stadtrechtsbuchs heißt es: „Hye hebet sich an das Rechtpuech nach Ofnerrstat Rechten, Vnd mit helet in etlichen dingen oder stugken Maidpurgerischem rechten, [...]“190

Dieser Satz wurde in der frühen ungarischen Forschungsliteratur nicht als Beleg für einen Einfluss deutschen Rechts angesehen. Diesen Tenor gab Kálmán Demkó 1891 vor,191 der im Ofner Stadtrechtsbuch keine Verbindung zu den deutschen Rechtsbüchern erkennen konnte. Nach Demkó handelte es sich um die Regelung allgemeiner Befugnisse der Stadtverwalter sowie um die Festlegung von Regeln für Handwerk und Handel. In der Forschung setzte sich dieser Trend bis in die 1980er Jahre fort. Der Einfluss des Magdeburger Rechts auf das Ofner Stadtrechtsbuch wurde als nicht bewiesen angesehen, auch weil fundierte Quellenstudien fehlten. Diese Position vertrat noch 1975 auch András Kubinyi, als er behauptete, der Verfasser des Ofner Stadtrechtsbuchs habe sich lediglich um des Ansehens willen auf das Magdeburger Recht berufen.192 In der Zusammenfassung des Forschungsstands vor 1989 verwies Peter Johanek auf die Ergebnisse von Néda Relkovic´, die im Ofner Stadtrechtsbuch immerhin „ganz geringe Einflüsse“ des magdeburgischen Rechtskreises entdecken konnte.193 Nach Johanek beruhe das Ofner Stadtrechtsbuch im Wesentlichen auf süddeutschen, insbesondere auf Wiener Quellen.194 Außerdem erklärt er die Berufung auf das Magdeburger Recht wie schon zuvor Kubinyi mit dem hohen Ansehen dieser Rechtsquelle. Die neuere rechtshistorische Forschung ist von dieser Position abgerückt und weist auf Übereinstimmungen zwischen dem Ofner Stadtrechtsbuch und dem sächsisch-magdeburgischen Recht hin. Dietlinde Munzel-Everling z. B. stellte bereits 1984 fest, dass sich im Ofner Stadtrechtsbuch „Anklänge“ an den Sachsenspiegel, an das Iglauer und das Wiener Recht finden.195 Heiner Lück wies 2001 darauf hin, dass im Ofner Stadtrechtsbuch neben süddeutschen Quellen ganz offensichtlich der Sachsenspiegel und das Magdeburger Recht verarbeitet worden seien.196 Zu den Quellen des Ofner Stadtrechtsbuchs zählte Lück außerdem das Magdeburg-Breslauer Recht (1261) und das Magdeburg-Görlitzer Recht (1304).197 189

Opp. 1294, HC 23669 [verschollen] u. Opp. 1294a. OSB 1. 191 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 37. 192 KUBINYI, Zur Frage der deutschen Siedlungen im mittleren Teil des Königreichs Ungarn (1200– 1541), in: SCHLESINGER (Hrsg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, 1975, S. 563. 193 JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 20. 194 Ebd. 195 MUNZEL, Ofener Stadtrechtsbuch, in: HRG, Bd. 3, 1984, Sp. 1185. 196 LÜCK, Zur Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 23. 190

E.V.1. Ofner Stadtrechtsbuch und europäische Rechtsauffassung

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Der Szegeder Historiker László Blazovich bestätigte zwar die Eigenständigkeit des Ofner Stadtrechtsbuchs, stellte aber fest, dass rund 20 Prozent der Bestimmungen des Ofner Rechtsbuchs auf Verbindungen zu anderen Quellen hinweisen.198 Er betonte den Einfluss auswärtiger Stadtrechte auf das Ofner Stadtrechtsbuch mit dem Hinweis darauf, dass das Magdeburger Recht aus Stadtrechten und nicht aus den Landrechten des Sachsen- bzw. Schwabenspiegels übernommen wurde.199 Die Wirkung der Spiegelrechte lässt sich also nur indirekt über die Vermittlung von Stadtrechten erklären. Die Quellen des Ofner Stadtrechtsbuchs wurden von Blazovich nach Rechtsbereichen eingeteilt. Während für das öffentliche Recht die königlichen Privilegien als Grundlage dienten, stimmen Familien-, Erb-, Schuld- und Strafrecht mit dem deutschen Recht überein.200 Fasst man die Diskussion zusammen, die hier ausgehend von dem Anfangssatz des Ofner Stadtrechtsbuchs in Auszügen wiedergegeben wurde, lässt sich feststellen, dass dieser Satz ein zeitgenössischer Beleg für die Bekanntheit des Magdeburger Rechts im 15. Jahrhundert im Königreich Ungarn ist. Die Nennung des Magdeburger Rechts gleich zu Beginn des Ofner Stadtrechtsbuchs unterstreicht das hohe Ansehen, dass dieses Recht in der königlichen Stadt Ofen genoss.201 Zur Problematik des Rechtstransfers liefert die Suche nach dem Verfasser202 des Rechtsbuchs weitere Belege. Károly Mollay identifizierte den im Rechtsbuch als Johannes203 genannten Verfasser als den Stadtschreiber und späteren Stadtrichter Johannes Siebenlinder.204 Dieser hatte Zugang zu den Privilegien der Stadt,205 die er aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte. Er kannte sich außerdem mit den Rechtsgewohnheiten und den Ratsbeschlüssen der Stadt aus. Nach den Quellenbefunden um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert ist Johannes Siebenlinder jener Autor, der 1392 als magister Johannes litteratus in verschiedenen Texten erwähnt wird.206 Bis 1440 finden sich Erwähnungen von ihm als Geschworener und als Stadtrichter. Vermutlich kommt Siebenlinder aus der in der Nähe von Eperies liegenden Gemeinde Siebenlinden (Lipany / Héthárs). Es spräche, so Blazovich, auch einiges dafür, dass er bereits mit dem Magdeburger Recht vertraut 197

Ebd., S. 24. BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I, 2001, S. 34, 152. 199 BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 531. 200 BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I, 2001, S. 32 f.; BAK, Ofen, Stadtrecht, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 1366. 201 Die gleiche Meinung findet sich bei RÜTHER, Stadtrecht, Rechtszug, Rechtsbuch, in: HERBERS, JASPERT (Hrsg.), Grenzräume und Grenzüberschreitungen im Vergleich, 2007, S. 140. 202 Für János Németh ist die Verfasserfrage noch nicht geklärt (NE´ METH, Die Abweichungen der drei Handschriften des Ofner Stadtrechts, [Manuskript] 2000). 203 „Dw solt gedächtig sein des Johannes Zu ewigen zeitenn.“ (OSB 1). 204 MOLLAY, Einleitung, in: DERS. (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 21 f. 205 RADY, Medieval Buda, 1985, S. 46. 206 MOLLAY, Einleitung, in: DERS. (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 22. 198

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E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

war,207 schließlich gilt die königliche Stadt Eperies als Fundort einer Handschrift mit Magdeburger Recht aus dem 14. Jahrhundert.208 Inhaltlich spiegelt das Ofner Stadtrechtsbuch die damalige Rechtsauffassung in Europa wider, was sich durch eine indirekte Wirkung des Sachsenspiegels und des Schwabenspiegels erklären lässt.209 Thematisch zeigt die Aufnahme der Zweischwerterlehre210 in das Ofner Rechtsbuch211 die Wirkung der Spiegelrechte, deren Priorität aber nicht nachgewiesen werden kann.212 Zu Beginn des konsequent im Sinne der Herrscherpyramide zusammengestellten Ofner Stadtrechtsbuchs wird die Zweischwerterlehre über das Verhältnis der geistlichen und weltlichen Herrschaft verhandelt, die auch ein zentrales Thema des Sachsenspiegels und des Schwabenspiegels ist. Im Mittelpunkt des Anfangsgedankens stehen im Ofner Stadtrechtsbuch wie auch im Sachsenspiegel die Anrufung Gottes (invocatio Dei) sowie die Ableitung des Rechts bzw. der Gerechtigkeit von Gott. Johannes, der Verfasser des Ofner Stadtrechtsbuchs, stellt sich als Vermittler der Weisheit Gottes und des von Gott bestimmten Rechts vor. Seine Bitte um Weisheit, die auch in anderen städtischen Rechtsaufzeichnungen vorkommt,213 findet sich auch im Sachsenspiegel. Dort gibt der Verfasser Eike von Repgow seine Lehre als ein von Gott gegebenes Recht aus, weshalb er nach der richtigen ,Spiegelung‘ des von Gott bestimmten Rechts strebe. Die Wirkung des Sachsenspiegels auf das Ofner Stadtrechtsbuch lässt sich anhand dieser Stellen als eine funktionale charakterisieren, die auf die Bildung des Verfassers, einer offensichtlich rechtskundigen Person, zurückzuführen ist. Im Ofner Stadtrechtsbuch zeigt sich also eine Rechtsauffassung des europäischen Bildungsstands,214 die sich auf der Grundlage der großen Rechtsspiegel entwickelt hatte und die auch die Ausführungen zum Verhältnis von Papst und Kaiser, zur Tugendlehre215 sowie den Hinweis auf das Magdeburger Recht prägte. Das Ofner Stadtrechtsbuch lässt sich nach Themenwahl, Gedankengang und Stil in die Reihe der europäischen Rechtsaufzeichnungen einordnen, die Eike von Repgow mit dem Sachsenspiegel maßgeblich mitbegonnen hatte. Es ist naheliegend, dass die deutsche Rechtsbuchliteratur inspirierend für den Verfasser des 207

BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 532; DERS., SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I, 2001, S. 27. 208 Opp. 1292a, HC 8138. 209 WENZEL, A XV. századi tárnoki jog, in: Értekezések a társadalmi tudományok körébo˝l 5,1 (1878), S. 12; MAKAY, Budai jogkönyv, in: MJL, Bd. 2, 1899, S. 290. 210 Zum Ursprung der Zweischwerterlehre siehe MIKAT, Zweischwerterlehre, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 1848–1859. 211 OSB 3. 212 RÜTHER, Stadtrecht, Rechtszug, Rechtsbuch, in: HERBERS, JASPERT (Hrsg.), Grenzräume und Grenzüberschreitungen im Vergleich, 2007, S. 140. 213 KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 14. 214 RADY, Medieval Buda, 1985, S. 47. 215 OSB Prologus I.

E.V.2. Rechtsdogmatik des Transfers anhand des Ofner Stadtrechtsbuchs

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Ofner Stadtrechtsbuchs war und sein Werk daher in den Kreis der europäischen Normenfixierungen des Spätmittelalters einzureihen ist.

2. Rechtsdogmatik des Transfers anhand des Ofner Stadtrechtsbuchs Die erb-, schuld- und strafrechtlichen Bestimmungen des Ofner Stadtrechtsbuchs zeigen Parallelen zu den Lösungen in den deutschen Rechtsquellen, wie László Blazovich nach der Auswertung der Textvergleiche Andreas Michnays und Paul Lichners sowie Néda Relkovic´s feststellte.216 Ein Vergleich der Parallelstellen belegt die nähere Verwandtschaft dieses ungarischen Rechtsbuchs mit deutschen Rechtsquellen.217 Ähnlichkeiten zwischen Ofner Stadtrechtsbuch und Magdeburger Recht lassen sich z. B. anhand der Rechtsinstitute ,Dingpflicht‘ und ,Sachmangel‘218 zeigen, auf die die Magdeburger Schöffen in einer Rechtsmitteilung für Breslau eingehen. Diese Bestimmungen wurden im Ofner Stadtrechtsbuch unter einer gemeinsamen Überschrift abgehandelt, haben aber die gleiche Reihenfolge wie in der Breslauer Rechtsauskunft, was eine große Nähe zur Breslauer Rechtsmitteilung von 1261 vermuten lässt. Nicht nur im Hinblick auf die Abfolge, sondern auch inhaltlich stehen sich die beiden Texte sehr nahe, da für die Verletzung der Dingpflicht die gleichen Sanktionen vorgesehen waren219 und auch eine wörtliche Übereinstimmung der beiden Rechtssätze festgestellt werden kann.220 Im Anschluss an diese Rechtssätze finden sich in beiden Quellen in gleicher Reihenfolge Regelungen zu betrügerischem Handel und zu Maßen und Gewichten, die sich bis in die Wortwahl gleichen, so dass auch dies für eine Verwendung der Magdeburger Quellen beim Verfassen des Ofner Rechtsbuchs spricht. Folglich kann festgestellt werden, dass dem Verfasser des Ofner Stadtrechtsbuchs nicht nur die Ofner Privilegien, sondern auch Quellen Magdeburger Provenienz vorlagen. Auch zu einer Rechtsmitteilung der Magdeburger Schöffen an Görlitz aus dem Jahr 1304 gibt es im Ofner Stadtrechtsbuch wörtliche Übereinstimmungen.221 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Rechtsauskunft für Görlitz frühere Rechtsweisungen für Breslau (von 1261 und 1295) nahezu wörtlich wiedergibt. Obwohl die Görlitzer Quelle zeitlich näher an der Entstehungszeit des Ofner Stadtrechtsbuchs liegt, steht sie inhaltlich der Breslauer Rechtsmitteilung näher und es ist gut vorstellbar, dass das Magdeburger Recht durch Breslaus Vermittlung nach Ofen 216

BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I, 2001, S. 33, 38 f. Ebd., S. 39–54. 218 OSB 159. 219 Vgl. auch OSB 39. 220 Siehe auch RADY, Medieval Buda, 1985, S. 46. 221 Magdeburger Rechtsmitteilung an Görlitz, Art. 1 (abgedruckt in GAUPP, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, 1826 [1966], S. 270). 217

110

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

gelangte, wo der rechtskundige Verfasser den Breslauer Text in das Ofner Stadtrechtsbuch aufnahm. Der Handel mit Schlesien ist dabei möglicherweise der Vermittlungsfaktor gewesen,222 denn Breslau war wirtschaftlich mit den Städten des Königreichs Ungarn eng verbunden. In einem Nachtrag von 1502 wurde im Ofner Stadtrechtsbuch gesondert auf die Breslauer Kaufleute hingewiesen, die das Stapelrecht Ofens umgehen wollten. Die Breslauer haben die Donau überquert und sind mit ihren beladenen Wagen nicht nach Ofen, sondern nach Pest gefahren.223 Die Fernhandelsstraße zwischen Kaschau und Breslau führte zudem durch die Zips und die Stadt Sillein,224 deren Stadtrecht eindeutig vom sächsisch-magdeburgischen Recht geprägt war.225 Auch die Textstelle zur Dingpflicht und die Bestimmung zum betrügerischen Handel lassen sich im Codex Altemberger nachweisen.226 Sogar in der gleichen Reihenfolge findet man beide Regelungen im Abschnitt „Das Magdeburger Weichbild-Recht“ sowohl im Codex Altemberger als auch im Ofner Stadtrechtsbuch227 wieder. Da der Codex Altemberger über Wien nach Hermannstadt kam, kann der Weg des sächsisch-magdeburgischen Rechts aus der österreichisch-süddeutschen Region nicht ausgeschlossen werden. Eine der Stationen auf diesem Weg war Ofen, was auch die genannten Texte belegen. Auf die enge Verwandtschaft zwischen dem Ofner Stadtrechtsbuch und den sächsisch-magdeburgischen Quellen deuten weitere Textstellen im Ofner Stadtrechtsbuch hin.228 Themen sind hier die Formalia des Eides,229 die Definition des Erben,230 uneheliche Kinder231 sowie die Pflicht zur Schadensminderung.232 Rechtstermini und Satzbau zeigen deutlich, dass dem Verfasser des Ofner Stadtrechtsbuchs der Sachsenspiegel bzw. die Rechtsmitteilungen zum Magdeburger Recht vorlagen.

222

NIKOLICZA, Boroszló és Görlitz lehetséges szerepe a budaiak magdeburgi joggal való megismerkedésében, in: GA´ BOR [u. a.] (Hrsg.), Tiszteletkör, 2012, S. 159. 223 So entzündete sich ein Rechtsstreit zwischen den Schwesterstädten Ofen und Pest (OSB 444). 224 HALAGA, Verbindungen ostslowakischer Städte mit dem europäischen Markt über Polen und die Ostsee und die „Pacta mutua“ Krakau-Kaschau, in: ENGEL [u. a.] (Hrsg.), Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, 1989, S. 136. 225 PAPSONOVA´ , Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003. 226 Codex Altemberger, fol. CXIX – Edition in LINDNER (Hrsg.), Az Altenbergerféle Codex, 1885 [1973], S. 225 f. 227 OSB 159. 228 OSB 161–164. 229 OSB 161; Magdeburger Rechtsmitteilung an Görlitz, Art. 69 (abgedruckt in GAUPP, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, 1826 [1966], S. 294). 230 OSB 162; Sachsenspiegel, Landrecht, I 6. 231 OSB 163; Sachsenspiegel, Landrecht, I 36. 232 OSB 164; Sachsenspiegel, Landrecht, II 49 § 2.

E.V.2. Rechtsdogmatik des Transfers anhand des Ofner Stadtrechtsbuchs

111

Bei der Auflistung der Straftaten im Ofner Stadtrechtsbuch ist eine rational gewichtete Abfolge erkennbar. An der Spitze des strafrechtlichen Abschnitts steht das homicidium, das nach Wille und Vorsatz in drei Tatbestände aufgeteilt wurde.233 Diese Systematisierung wurde bei der Auflistung der Straftaten gegen das Eigentum fortgesetzt.234 Im Ofner Stadtrechtsbuch war der Schutz des Eigentums von besonderer Bedeutung, was sich an den vergleichsweise harten Strafen für Diebstahl zeigt. Es wurde allerdings nach dem Wert des gestohlenen Guts differenziert und es war ein Reinigungseid möglich, mit dem der Täter seine Unschuld beweisen konnte:

Tatbezeichnung

Schadenshöhe

Reinigungseid

Strafe

„claÿne dÿphait“ (OSB 262)

unter ein viertel Mark

allein schwören

soll am Pranger gepeitscht werden

ein viertel bis eine Mark

mit zwei Eideshelfern „selb III“

Todesstrafe „dem galgenn schuldig“

e

e

„groß dyphait“ (OSB 264) e

„eÿn dıppphait“ (OSB 265)

mit sechs EidesTodesstrafe „dem helfern „salb sigalgenn vorfallen“ bender“ An diesen Textstellen lassen sich mehrere strukturelle Parallelen nachweisen. Das Schwören ,selbdritt‘ oder ,selbsiebent‘ als Reinigungseid war im sächsisch-magdeburgischen Recht ein ausgesprochen häufiges Rechtsinstitut.235 Es findet sich bereits in einer Rechtsmitteilung der Magdeburger Schöffen an Breslau aus dem Jahre 1261.236 Die Differenzierung der Strafe bei Diebstahl kann ebenfalls auf sächsisch-magdeburgische Rechtsquellen zurückgeführt werden. Gleiches gilt für Geld- und Warenfälschung, für die sowohl im Sachsenspiegel als auch im Ofner Stadtrechtsbuch die Todesstrafe vorgesehen war. Im Rechtsbuch von Ofen konnte sich der Tatverdächtige allerdings durch den Eid mit sechs Eideshelfern (selbsiebent) befreien.237 Der Eid war aber an die strikte Befolgung von Formalitäten gebunden. Wurde eine dieser formalen Vorgaben nicht eingehalten, konnte der Verdächtige mit der Todesstrafe auf dem Scheiterhaufen bestraft werden. 233

über eine Mark

OSB 259 und 260. „Jch tail Dÿe sachen der dÿephait ynn dreÿ tail“ (OSB 262). 235 Sachsenspiegel, Landrecht, II 69; MUNZEL-EVERLING, Eid, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 1255 f.; PAPSONOVA´ , Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003, S. 581–584; BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 240 f. 236 Magdeburger Rechtsmitteilung an Breslau, Art. 13, 14 und 36 (abgedruckt in GAUPP, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, 1826 [1966], S. 233, 236; zugleich EBEL, Magdeburger Recht, Bd. II,1, 1989, Nr. 1 § 14 u. § 36, S. 3, 6). Siehe außerdem die Magdeburger Rechtsmitteilung an Görlitz von 1304, Art. 78 (abgedruckt in GAUPP, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, 1826 [1966], S. 296). 237 OSB 270. 234

112

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Ähnlichkeiten zwischen dem Ofner Stadtrechtsbuch und dem Sachsenspiegel zeigen sich auch bei der Aufzählung der als gefährlich geltenden Tiere.238 Hier steht die Ofner Rechtsquelle dem Sachsenspiegel deutlich näher als der vergleichbaren Stelle in der Rechtsmitteilung an Görlitz von 1304.239 In den funktional öffentlich-rechtlichen Bestimmungen des Ofner Rechtsbuchs ging es primär um Privilegien und städtische Gewohnheit. Besonders die Regelungen zur Stadtverwaltung sowie zur Beziehung zwischen dem Stadtherren und der Stadt deuten auf die autonome Rechtsstellung der königlichen Stadt hin. Wenn das Ofner Stadtrechtsbuch auch in der Summe nicht als eine örtliche Variante des sächsisch-magdeburgischen Rechts betrachtet werden kann, lässt sich dennoch feststellen, dass dem Verfasser Sachsenspiegel und Magdeburger Rechtsmitteilungen zur Verfügung standen. Er hat bei privat- und strafrechtlichen Rechtssätzen – vor allem bei juristischen Problemlösungen und Definitionen – aus diesen Quellen geschöpft. Dieser Befund bestätigt Munzel-Everlings Aussage,240 dass die mittelalterliche Stadt Ofen zum Verbreitungsgebiet des Magdeburger Stadtrechts gehört habe. Die Position Blazovichs, die Spiegelrechte hätten indirekt durch Stadtrechte gewirkt,241 lässt sich also weiter präzisieren.

3. Quellenverbindungen des Pressburger Stadtrechts Neben Ofen lässt sich die Rechtsaufzeichnung von Pressburg,242 der zweiten Donauhandelsmetropole, im Hinblick auf den Einfluss sächsisch-magdeburgischer Rechtsquellen untersuchen. Pressburg war Handelsplatz für zahlreiche süddeutsche Städte,243 stand unter unmittelbarer Herrschaft des ungarischen Landesherren244 und gehörte zu den sieben königlichen Freistädten.245 Der erste Teil des Pressburger Rechtsbuchs ist vor 1426, der zweite Teil erst nach 1457 entstanden246 und somit in der Zeit der städtischen Rechtsaufzeichnungen in Ungarn. Wie aus den in das Rechtsbuch eingetragenen Eidesformeln und Maßen ersichtlich ist, wurde es offiziell benutzt.247

238

OSB 398; Sachsenspiegel, Landrecht, II 62. Magdeburger Rechtsmitteilung an Görlitz, Art. 128 (abgedruckt in GAUPP, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, 1826 [1966], S. 313). 240 MUNZEL, Ofener Stadtrechtsbuch, in: HRG, Bd. 3, 1984, Sp. 1185. 241 BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. 1, 2001, S. 35; BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 531. 242 Zwei Handschriften hat János Király ediert: KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894. 243 STOOB, Preßburg und das Städtewesen im europäischen Südosten vor der Türkenzeit, 1993, S. 17. 244 MARSINA, Preßburg, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 191 f. 245 KÖBLÖS, Pozsony, in: KMTL, 1994, S. 555. 246 KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 17. 247 Ebd., S. 18. 239

E.V.3. Quellenverbindungen des Pressburger Stadtrechts

113

Ebenso wie das Ofner Stadtrechtsbuch weist die Pressburger Rechtsaufzeichnung auf das Stadtrecht als eine vielschichtige Rechtsmaterie hin. Der Text enthält unter anderem ein Privileg König Andreas’ III. aus dem Jahr 1291.248 Im städtischen Normensystem von Pressburg hat sich auch die geographische Nähe zu Wien niedergeschlagen. So übernahm Pressburg z. B. in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Bäckerordnung von Wien.249 In Bratislava sind mehrere Rechtshandschriften aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert überliefert, die auf Verbindungen zum Wiener bzw. sächsisch-magdeburgischen Rechtskreis hindeuten. Michnay und Lichner wiesen in diesem Zusammenhang auf eine Handschrift der ,Summa legum‘250 hin, die sich 1845 in der Bibliothek des evangelischen Lyzeums befand.251 In der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Bratislava sind weiterhin ein Codex mit einer Handschrift des Wiener Stadtrechts aus dem 15. Jahrhundert252 sowie die ,Summa legum‘253 zu finden. In der Bibliothek des ehemaligen Pressburger Lyzeums gab es außerdem ein Fragment mit sächsisch-magdeburgischen Rechtstexten, das heute jedoch verschollen ist.254 In zeitgenössischen Quellen aus Pressburg finden sich Hinweise auf ein Landrechtsbuch, das auf einen Rechtsspiegel hindeutet. So wird im Nachlass des Stadtschreibers Liebhard Egkenfelder255 aus dem Jahr 1457 ein deutsches Rechtsbuch erwähnt256 und in einem der städtischen Rechnungsbücher des Jahres 1485 ist verzeichnet, dass unter den eingebundenen Büchern ein „lant Rechtpuech“ zu finden war.257 Da die ungarische consuetudo zu dieser Zeit noch nicht verschriftlicht war, ist zu vermuten, dass es sich hierbei um einen deutschen Rechtsspiegel handelte. János Király hat die parallelen Stellen des Pressburger Rechtsbuchs und des Sachsenspiegels zusammengestellt und beschrieben, dass es258 in den Rechtssätzen 248

KÖBLÖS, Pozsony, in: KMTL, 1994, S. 553. KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 18. 250 Die Summa legum brevis levis et utilis enthält römischrechtliche Rechtssätze. GA´ L (Hrsg.), Die Summa legum brevis levis et utilis des sogenannten Doctor Raymundus von Wiener-Neustadt, 1926, S. 3–9. 251 MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. XIII, Anm. 7. 252 Pressburg /Bratislava, Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, Cod. 212 (HC 17980). 253 Pressburg /Bratislava, Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, Cod. 48 (HC 4841). 254 Darin befanden sich u. a. der Richtsteig Landrechts des Johannes von Buch und von Nikolaus Wurm die Blume des Sachsenspiegels mit Glossen. Die Handschrift hatte keine Signatur und gilt heute als verschollen (Opp. 1294, HC 23669). 255 SPIRITZA, Von einem halben maister der hohen schuel zu wyenn, Stadtschreiber und Skriptor Liebhard Egkenfelder, in: Karpaten Jahrbuch 60 (2009 [2008]), S. 38 f.; LOMNITZER, Eghenvelder, Liebhard, in: Verfasserlexikon, Bd. 2, 21980, Sp. 377–379. 256 „ain deutsch Rechpuech, in pergamen, vor alten Stat vnd landes Rechtn“. Zitiert nach KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 19. 257 Ebd. 249

114

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

mit Übereinstimmungen um das friedliche Zusammenleben in der Stadt (mit Regeln zum Nachbarrecht), um Schadensersatz und um Hilfeleistung im Fall eines Totschlags geht. Auch das deutsche Rechtsinstitut der Morgengabe hat das Pressburger Rechtsbuch geregelt, und zwar auf eine verkehrsfreundliche Weise. Als Gegenstände der Morgengabe werden im Pressburger Rechtsbuch Haus oder Weingarten genannt, die unterschiedlich vererbt wurden.259 Starb die Frau vor dem Mann, konnte dieser die Morgengabe bis zu seinem Tod behalten, anderenfalls fiel die Morgengabe gleich an die nächsten Verwandten der Frau.

4. Stadtrecht der Bergstädte im Vergleich Die Entwicklung des Bergbaus260 zu einem maßgeblichen Erwerbszweig der Städte hat zur Vereinheitlichung der Rechtsnormen beigetragen.261 Hierbei kam dem Iglauer Bergrecht, das wiederum mit dem Recht der sächsischen Bergstadt Freiberg zusammenhing, eine bedeutende Rolle zu.262 In Siebenbürgen hatte das Bergrecht von Rodenau eine überregionale Bedeutung. Die Rechtsordnung der Bergstädte in Siebenbürgen knüpfte vielfach auch an die Stadt- und Bergrechte in der heutigen Slowakei an.263 Die Bergstädte haben im Königreich Ungarn eine den Handelsstädten ähnliche Entwicklungsstufe erreicht. Der Zeitfaktor spielte sowohl beim Handel als auch beim Bergbau eine entscheidende Rolle, so dass die Akteure beider Wirtschaftszweige ausdrücklich nach rationalem Handeln strebten. Die Entwicklung des genossenschaftlichen Bürgerverbands sowie die Mentalität der Stadtbewohner lassen sich ebenfalls auf den Zeitfaktor des Handels und des Bergbaus zurückführen. Die wirtschaftliche Blütezeit der Bergstädte fiel mit jener der Handelsstädte zusammen.264 Eine besondere Bedeutung kam unter den Bergstädten Schemnitz zu,265 da dessen Gold- und Silberbergwerke eine wichtige Einnahmequelle des Königs 258

PRB 7–10 und Sachsenspiegel, Landrecht II 5 § 1 sowie Sachsenspiegel, Landrecht II 9 § 2 – PRB 16–23c und Sachsenspiegel, Landrecht II 17 § 2 – PRB 23d und Sachsenspiegel, Landrecht II 67 – PRB 42– 46 und Sachsenspiegel, Landrecht I 46 – PRB 59 f. und Sachsenspiegel, Landrecht II 36 – PRB 69 und Sachsenspiegel, Landrecht II 15 – PRB 75 und Sachsenspiegel, Landrecht II 37 sowie Sachsenspiegel, Landrecht II 40 – PRB 91 und Sachsenspiegel, Landrecht I 24 – PRB 93 und Sachsenspiegel, Landrecht II 52 § 2 – PRB 148 und Sachsenspiegel, Landrecht II 7 § 1. 259 PRB 91. 260 LÜCK, Bergrecht, Bergregal, in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 530. 261 DEMKO´ , A szepesi jog ,(Zipser Willkühr)‘, 1891, S. 4; PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, 1966, S. 178. 262 PIIRAINEN, Spätmittelalterliche Stadt- und Bergrechte in der Slowakei, in: Südostdeutsches Archiv 28/ 29 (1985–1986), S. 53–55; BLASCHKE, Bergstadt, in: LexMa, Bd. 1, 1980, Sp. 1959 f.; BLASCHKE, Freiberg, in: LexMa, Bd. 4, 1989, Sp. 888. 263 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 156–165. 264 GÖNCZI, Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997, S. 38 f. 265 MARSINA, Banskoštiavnické mestské a banské právo, in: DERS. (Hrsg.), Banské mestá na Slovensku, 1990, S. 34.

E.V.4. Stadtrecht der Bergstädte im Vergleich

115

waren.266 Der Silberbergbau begann hier bereits im 10. Jahrhundert und seit König Stephan I. war Schemnitz Prägestätte der meisten ungarischen Silbermünzen.267 Das Schemnitzer Stadt- und Bergrecht diente außerdem als Rechtsgrundlage der Bergstädte im Königreich Ungarn.268 Auf diesem Recht beruhte auch die Bergordnung Kaiser Maximilians II. von 1575, die das Bergrecht im Königreich Ungarn vereinheitlichte. Die Ursprünge des Stadtrechts von Schemnitz gehen zurück auf die Zeit König Bélas IV.,269 der noch vor dem Mongolensturm – höchstwahrscheinlich in den Jahren 1237 /1238 – die Freiheiten der Bürger von Schemnitz bestätigte. Allerdings ist dieses Privileg nicht erhalten. Vorlage der Stadtprivilegien waren zu jener Zeit die Freiheiten der Stuhlweißenburger Bürger. Im 13. und 14. Jahrhundert waren die Schemnitzer Freiheiten Vorbild für Privilegien weiterer Bergstädte (u. a. Neusohl, Deutschliptsch und Schmöllnitz).270 Das Stadtrechtsbuch von Schemnitz entstand nach Piirainen wohl erst 1466;271 Almási/ Wehli datieren es auf das Ende des 14. Jahrhunderts.272 Zur gleichen Zeit wie Schemnitz, also in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, entwickelte sich die Stadt Iglau. Der Beginn der Rechtsverwandtschaft des Schemnitzer Stadt- und Bergrechts mit jenem von Iglau muss also auf einen späteren Zeitpunkt datiert werden.273 In der älteren Forschungsliteratur wurde das Schemnitzer Stadt- und Bergrecht häufig mit dem Iglauer Recht in Verbindung gebracht.274 Nach Zycha war die Rechtsverwandtschaft zwischen Schemnitz und Iglau „zweifellos“ zu belegen.275 Aktuelle Quellenvergleiche weisen aber auch auf einen anderen Rechtseinfluss hin. So zeigen sich im Erb-, Sachen-276 und Strafrecht Übereinstimmungen zwischen dem Schemnitzer und dem Ofner Stadtrechtsbuch. Gab es im Todesfall keine Erben, nennen beide Rechtsbücher dieselben gemeinnützigen Zwecke, für die der Nachlass verwendet werden sollte.277 Auch sahen beide Rechtsbücher für Raub die Todesstrafe durch Rädern vor.278 Bei 266

PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 13. GYÖRFFY, Schemnitz, in: LexMa, Bd. 7, 1995, Sp. 1449. 268 PROBSZT, Die niederungarischen Bergstädte, 1966, S. 179. 269 CSUKOVITS, Bu˝n és büntetés a középkori városi gyakorlatban, in: DERS., LENGYEL, Bártfától Pozsonyig, 2005, S. 202 f.; ALMA´ SI, WEHLI, Selmecbánya, in: KMTL, 1994, S. 598. 270 Ebd. 271 PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 15. 272 ALMA´ SI, WEHLI, Selmecbánya, in: KMTL, 1994, S. 598; ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, Bd. 1, 1900, S. 82. 273 MARSINA, Banskoštiavnické mestské a banské právo, in: DERS. (Hrsg.), Banské mestá na Slovensku, 1990, S. 34. 274 TOMASCHEK, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus dem 13.–16. Jahrhundert, 1868, S. VIII. 275 ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters auf der Grundlage des Bergrechts von Iglau, Bd. 1, 1900, S. 79. 276 SRB 21 und OSB 263. 277 SRB 2 und OSB 205. 278 SRB 20 und OSB 268. 267

116

E. Rechtstransfer (Katalin Gönczi)

Notzucht an Frauen wurde der Täter angeklagt, wenn das Opfer unmittelbar nach der Tat Klage erhob. Schwieg das Opfer aber bis zum dritten Tag nach der Tat, wurde es nicht mehr gehört.279 Auch die Doppelehe wurde in beiden Rechtsbüchern auf ähnliche Weise sanktioniert.280 Aus diesen Übereinstimmungen lässt sich schließen, dass das Ofner Stadtrecht andere Stadtrechte im Donau- und Karpatenraums prägte. Es vermittelte also die Normen aus den umliegenden Rechtskreisen und fungierte dabei als eine Art Drehscheibe, die sächsisch-magdeburgisches Recht und Recht aus den süddeutschen Stadtrechten transferierte. Auch die Bürger der Bergstädte pflegten Kontakte nach Sachsen. Die Bücherbestände in den Bergstädten belegen Verbindungen zur deutschen Rechtswissenschaft des Usus modernus pandectarum und der Naturrechtslehre.281 Zur Büchersammlung der Stadt Kremnitz gehörten – neben einem Corpus Iuris Civilis – z. B. Werke der deutschen Rechtsgelehrten Benedikt Carpzov, Samuel Stryk und Samuel von Pufendorf.282 Auch in den Nachlässen von Bürgern der Bergstädte Neusohl, Kremnitz und Schemnitz waren häufig Werke Pufendorfs und Carpzovs enthalten.283 Die Bergstädte waren dadurch in den Kreislauf der europäischen Rechtskultur eingebunden.

279

SRB 24 und OSB 284. SRB 25 und OSB 279. 281 SZABO´ , Juristen und Bücher im frühneuzeitlichen Ungarn, in: MONOK, EÖTVÖS (Hrsg.), Bürgerliche Kultur im Vergleich, 1998, S. 62. 282 ˇ ˇ CICAJ, KEVEHA´ ZI, MONOK, VISKOLCZ, A bányavárosok olvasmányai, 2003, S. 284. 283 ˇ ˇ CICAJ, KEVEHA´ ZI, MONOK, VISKOLCZ, A bányavárosok olvasmányai, 2003; SZABO´ , Juristen und Bücher im frühneuzeitlichen Ungarn, in: MONOK, EÖTVÖS (Hrsg.), Bürgerliche Kultur im Vergleich, 1998, S. 60 f. 280

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts im Untersuchungsgebiet (Wieland Carls) Die Rechtstexte, die im Untersuchungsgebiet Ungarn und Rumänien, im Donauund Karpatenraum vom 13. bis zum 18. Jahrhundert für die Rechtsprechung verwendet wurden, lassen eine deutliche Nähe zu den aus dem sächsisch-magdeburgischen Recht bekannten Regelungen erkennen. Anders als im Untersuchungsgebiet Polen sind die Verbindungen eher mittelbar. Direkte Rechtsbeziehungen mit einer Rechtszugtradition, wie dies von zahlreichen Städten Polens bekannt ist, lassen sich hier nicht nachweisen. Jedoch finden sich im Untersuchungsgebiet Ungarn/ Rumänien auch Texte sächsisch-magdeburgischen Rechts und solche, die zumindest deutliche inhaltliche Bezüge hierzu aufweisen, sowie Mischformen. Sowohl die auf die lokalen Verhältnisse zugeschnittenen Rechtstexte als auch die bekannten originären Quellen sächsisch-magdeburgischen Rechts und ihre Verbreitung im Untersuchungsgebiet werden im Folgenden exemplarisch vorgestellt.

I. Rechtsquellen aus dem Donau- und Karpatenraum 1. Zipser Willkür1 Dieser Rechtstext ist wohl um 1370 entstanden. Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei, Ungarns und Rumäniens lassen sich heute noch 192 Handschriften der Zipser Willkür aus der Zeit zwischen der Mitte des 15. (um 1460) und dem Ende des 18. Jahrhunderts nachweisen, die eine lang andauernde Rezeption dieses Textes belegen.3

Handschriften mit Zipser Willkür (chronologisch) 1. Poprad/ Deutschendorf, Štátny okresný archív v Poprade, Cod. 14, Provenienz: Spišská Sobota/ Georgenberg, 2. H. 15. Jh. (Opp. 417a, HC 5552), fol. 1r–5r, Sigle SS4 1

Zur Zipser Willkür siehe OPPITZ, Zipser Willkür, in: Verfasserlexikon, Bd. 10, 21999, Sp. 1560 f. u. DERS., Zipser Willkür, in: HRG, Bd. 5, 1998, Sp. 1722 f. 2 Eine weitere Handschrift soll sich nach Angaben von Štefánia Mertanová (MERTANOVA´ , Vznik a vývoj spišského práva, in: HOLOTI´K (Red.), MARSINA (Hrsg.), Spisˇské mestá v stredoveku, 1974, S. 91–99, hier S. 95) in der Biblioteka Ksia˛z˙a˛t Czartoryskich in Krakau befinden, ließ sich aber nach Angaben Ilpo Tapani Piirainens 1984 nicht nachweisen (PIIRAINEN Nachträge, S. 32). 3 Vgl. Kap. C.II., S. 24. Die jüngste Übersicht der Quellen bietet SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 443– 463, bes. S. 449– 456; dort auch eine Konkordanz der Artikel aller Handschriften (ebd., S. 458– 462). 4 Nach Mária Papsonová um 1460 entstanden (PAPSONOVA´ , Deutsches Recht in der mittelalterlichen

118

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

2. Poprad/ Deutschendorf, Štátny okresný archív, Cod. 15, Ende 15. Jh. (Opp. 416b, HC 19182), fol. 1–135 3. Spišská Nová Ves /Zipser Neudorf, Štátny okresný archív, Fond: Stadt Spisská Nova Ves, Protokoll Nr. 1, Anf. 16. Jh. (Opp. 1619, HC 14790), fol. 82– 896 4. Levocˇa/ Leutschau, Štátny oblastný archív, Fond: Provincia XVI spišskich miest (grófsky archiv), A. 1 Nr. 1, 1511 (Opp. 936), fol. 4–7 (S. 8r–14r), Sigle L 15117 5. Banská Bystrica/ Neusohl, Štátny okresny´ archív, M-BB f 318 no. 1, Schreiber: Georg Albert, 1538 (Opp. 1160a), Sigle BB8 6. Spišská Nová Ves / Zipser Neudorf, Štátny okresný archív, Abt. Mesta Spisská, o. Sign., 1540 (Opp. 1619a, HC 14791), Sigle SP9 7. Levocˇa/ Leutschau, (verschollen), o. Sign., Schreiber: Heinrich Genersich, 1540, Sigle (Dem)10 8. Prešov/ Eperies, Štatná vedecká knižnica, V /46 Cl-1, 1545 (Opp. 1292), fol. 7– 40, Sigle P11

Slowakei, in: GRIMM, ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 160). Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 20, Nr. 1, S. 37– 71, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 22, Nr. 1); s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 449, Nr. I. Zum Laut- und Formenbestand der Zipser Willkür siehe PAPSONOVA´ , Die „Zipser Willkür“ aus Spišská Sobota (Georgenberg), in: Beiträge zur Erforschung der deutschen Sprache 5 (1985), S. 41– 65. 5 Beschreibung der Hs.: SOPKO, Kódexy slovenskej proveniencie, T. 3, 1986, S. 170, Nr. 657. 6 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 21, Nr. 2, S. 73–100, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 22 f., Nr. 2; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 450, Nr. II. 7 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 21 f., Nr. 3, S. 101–124, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 23, Nr. 3; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 250, Nr. III. 8 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 22, Nr. 4, S. 125–165, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 24, Nr. 4; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 451, Nr. IV. 9 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 23, Nr. 5, S. 167–202, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 24 f., Nr. 5; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 451, Nr. V. 10 Beschreibung: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 29 f., erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 31; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 452, Nr. VI. Editionen von Karl Wagner (WAGNER, Analecta Scepusii Sacri et Profani, Bd. 1, 1774, S. 240– 261); MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 221– 235; DEMKO´ , Lo˝cse története, Bd. 5, 1897, S. 17– 86. 11 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 23, Nr. 6, S. 203–241, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 25, Nr. 6; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 452, Nr. VII.

F.I.1 Zipser Willkür

9.

10. 11. 12.

13. 14.

12

119

Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Germ. 35, um 155012 (Opp. 330, HC 13726), fol. 1v–27r, 27r (Zusatzartikel Nr. 96 – Gläubigerrechte), 27v–29v (Register), Sigle B13 Levocˇa / Leutschau, Štátny oblastný archív, Fond: Fragmenty róznej proveniencie, o. Sign., 1552 (Opp. 935), fol. 14–33 (S. 29– 67), Sigle L 155214 Bras¸ov / Kronstadt, Archiv ev. obce, o. Sign., 1599 (Opp. 227, HC 22021), fol. 16–36, Sigle –15 Poprad / Deutschendorf, Štátny okresný archív, Fond: Archív mesta Stráže pod Tatrami, o. Sign., Provenienz: Stráže pod Tatrami/ Michelsdorf, 165916 (Opp. 417), fol. 1–13, Sigle S17 Levocˇa, Štátny oblastný archív, Fond: Fragmenty róznej proveniencie, 76, Provenienz: Gelnica (Opp. 574), 166618, fol. 12v–20v, Sigle G19 Poprad / Deutschendorf, Štátny okresný archív, Archív mesta L’ubica I. A. 1, Provenienz: L’ubica (Gemeindearchiv), 1. H. 17. Jh. (Opp. 417b)20, fol. 1–17 (?), Sigle L’21

Oppitz nennt als Datum „16. Jh. (kurz nach 1516)“ (Opp. 330). Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 24 f., Nr. 8, S. 291–331, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 26 f., Nr. 8. Dort Hinweis auf Vizkelety, der festgestellt hat, dass diese Handschrift mit der aus dem Jahr 1540 (Opp. 1619a, HC 14791) identisch ist – VIZKELETY, Adalékok a szepességi városok középkori jogtörténetéhez, in: Jogtörténeti tanulmányok 3 (1974), S. 253–265 u. DERS., Príspevký k právnym dejinám spišskych miest v stredoveku, in: Spiš. Vlastivedný zborník 3– 4 (1973), S. 53– 64; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 453 f., Nr. IX. 14 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 23 f., Nr. 7, S. 243–289, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 25 f., Nr. 7; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 453, Nr. VIII. 15 Beschreibung und Verzeichnung der 96 Artikel nach Schlagworten bei Franz von Krones: KRONES, Beiträge zur Städte- und Rechtsgeschichte Oberungarns, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 81,2 (1895), S. 447–512, hier S. 495–507. 16 Oppitz (Opp. 417) gibt als Entstehungsjahr 1646 an. Diese Datierung bezieht sich vermutlich auf den von Oppitz in der Literatur genannten Aufsatz von Piirainen (PIIRAINEN, Sprachliches aus der Zipser Willkür, in: Festschrift für Lauri Seppänen zum 60. Geburtstag, 1984, S. 245 f.). 17 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 65 f., Nr. 10, Bd. 2, S. 369– 405, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 28, Nr. 10; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 454, Nr. XI. 18 Bei Oppitz (Opp. 574) 1566. 19 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 27, Nr. 11, Bd. 2, S. 407– 437, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 28 f., Nr. 11; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 454 f., Nr. XII und Franz Xaver Krones mit einer ausführlichen Beschreibung der Handschrift und Abdruck der Artikel 74–90 (KRONES, Deutsche Geschichts- und Rechtsquellen aus Oberungarn, 1865, S. 16–19). 20 Bei Oppitz wird die Handschrift dem 16. Jahrhundert (um 1587) zugeordnet, was sich möglicherweise auf den Titel des Buchs „Jakob Frikal /die selbe Czeit Richter / Richteramtsbuch 1587“ bezieht: KLEIN-BRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 201. Piirainen datiert die Handschrift aufgrund einer Schriftanalyse nicht vor 1600, eher in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts (PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 26, Nr. 9 u. PIIRAINEN Nachträge, S. 27, Nr. 9). 13

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F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

15. Poprad / Deutschendorf, Pfarramt der evangelischen Gemeinde, Prot. II (verschollen), o. Sign., 17. Jh. (Opp. 416a), Sigle –22 16. Levocˇa, Štátny oblastný archív, Fond: Provincia XVI spišskich miest (grófsky archiv), E22, 18. Jh., Sigle L 18. Jh.23 17. Levocˇa, Štátny oblastny´ archív, Fond: Akten des Evangelischen Lyzeums in Käsmark, o. Sign., 1770, Sigle K24 18. Levocˇa, Štátny oblastný archív, Fond: Provincia XVI spišskich miest (provincná archív), 258/ 777, 1777, Sigle L 177725 19. Rožnˇava / Rosenau, Štátny okresný archív, Fond: Mesto Dobšina, o. Sign., Provenienz: Okresný archív v Betliari, Ende 18. Jh. (Opp. 1313a), Sigle R26 Das Original der Zipser Willkür, das möglicherweise auch auf Latein abgefasst war, ist nicht erhalten. Es ist aber davon auszugehen, dass der ursprüngliche Text 93 Artikel umfasste, „die Vermögens-, Familien- und Erbrecht ebenso behandeln wie das Recht der öffentlichen Verwaltung, der Gerichtsorganisation und das Handelsrecht.“27 In der Überlieferung wird die Zipser Willkür „lantpuch“ (Sigle SS), „Dy Lant Recht“ (Sigle SNV), „Rechtbüchlein“ (Sigle BB), „Lantrecht der XXIIII Stetth ÿm czÿpser Landt“ (Sigle SP), „Gemein Landtrecht der Cÿpser“ (Sigle L’), „Gemein Landt Recht der Ziepser“ (Sigle S), „Jura Terrae Scepusiensis“ (Sigle G), „Ius Consvetudinarium Terrae Scepuensis Burggrafiale“ (Sigle R), „Landt Recht u¯ Willkühr“ (Registerüberschrift, Sigle L 18. Jh.) genannt. Lassen sich auch keine unmittelbaren Vorlagen der Zipser Willkür in den Rechtstexten des sächsisch-magdeburgischen Rechts finden, sind die inhaltlichen Übereinstimmungen schon häufig aufgezeigt worden.28 Gemeinsame Charakteristika sind die Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 25 f., Nr. 9, Bd. 2, 337– 367, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 27 f., Nr. 9; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 454, Nr. X. Nach Oppitz (Opp. 417b) fehlen die Art. 19 Schluss bis 23 Mitte; in der Edition von Piirainen setzt der Text nach der Fehlstelle erst mit dem Ende des Art. 25 wieder ein (PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 345). 22 Zum Verbleib dieser Handschrift, die wohl zuerst von Klein-Bruckschwaiger erwähnt wird: KLEINBRUCKSCHWAIGER, Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei, in: Südost-Forschungen 13 (1954), S. 199–258, hier S. 219; siehe PIIRAINEN Nachträge, S. 33, Nr. 14, S. 51– 86. 23 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN Nachträge, S. 33, Nr. 14, S. 51– 86; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 455 f., Nr. XV. 24 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN Nachträge, S. 34, Nr. 15, S. 87–113; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 455, Nr. XIII. 25 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN / PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 27 f., Nr. 12, Bd. 2, 439– 482, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 29, Nr. 12; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 455, Nr. XIV. 26 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN /PAPSONOVA´ Zips, Bd. 1, S. 28 f., Nr. 13, Bd. 2, S. 483–525, erneut beschrieben: PIIRAINEN Nachträge, S. 30, Nr. 13; s. a. SZABO´ , A szepesi jog forrásai, in: Jogtörténeti tanulmányok 8 (2005), S. 456, Nr. XVI. 27 OPPITZ, Zipser Willkür, in: Verfasserlexikon, Bd. 10, 21999, Sp. 1561. 28 Vgl. hierzu Kap. C.III., S. 29. 21

F.I.2. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln [...]

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rechtliche Unabhängigkeit, die den Adressaten (den Zipsern bzw. den Stadtbürgern) vom König zugesichert wird (Zipser Willkür Art. 1) und die Anpassung des mitgebrachten Rechts an die lokalen Verhältnisse. Dass die Zipser Willkür auch ein bedeutendes sprachliches Zeugnis ihrer Zeit ist, zeigen mehrere Untersuchungen, die vor allem von Mária Papsonová verfasst wurden.29

2. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens30 Obwohl der Text, dessen Inhalt sehr anschaulich in der Überschrift31 mitgeteilt wird, offensichtlich keine Verbreitung erfahren hat und auch die lokale Nutzung am Entstehungsort Warallia (Kirchdrauf) nicht nachzuweisen ist, kann er dennoch einen Einblick in die zeitgenössischen Rechte geben. Das offensichtlich für die Rechtspraxis konzipierte Buch ordnet die behandelten Rechtstermini alphabetisch von „Actor : (Deutwch) Ankläger oder Der eine wach vor das Gericht bringett“ bis „Zuwag“ und orientiert sich dabei an zeitgenössischen Abecedarien bzw. Vocabularien.32 Die Anlage der Seiten, bei der wohl zunächst die äußere der beiden Spalten freigelassen wurde, lässt vermuten, dass eine kontinuierliche Ergänzung und Aktualisierung vorgesehen war, wie sie an einigen Stellen in Form von Zitaten und weiteren Verweisen auf verwandte Rechtsquellen, teilweise wohl auch von anderer Hand, ausgeführt wurde. Die Sammlung dieser ,nutzlichen vnnd nothwendigen Regeln des Rechts‘ bedient sich nach eigenem Bekunden im Titel beim „Göttlichenn sowol auch Kaÿserlichenn Rechten“, besonders aber beim „Saxenspiegel“ und anderen anerkannten Autoritäten und Rechtsbüchern, die in PAPSONOVA´ , Die „Zipser Willkür“ aus Spišská Sobota (Georgenberg), in: Beiträge zur Erforschung der deutschen Sprache 5 (1985), S. 41– 65; DIES., Deutsches Recht in der mittelalterlichen Slowakei, in: GRIMM, ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Bd. 2, 1996, S. 153–168 u. DIES., Die Entwicklung der Schreibsprache in der Zips am Beispiel der „Zipser Willkür“, in: SCHWOB, FASSEL (Hrsg.), Deutsche Sprache und Literatur in Südosteuropa, 1996, S. 154–166. 30 Siehe PIIRAINEN, Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens, in: WIESINGER (Hrsg.), Studien zum Frühneuhochdeutschen, 1988, S. 303–311; DERS., ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995. 31 „Collectanea Allerley Nutz[–] licher Vnnd Noth wendiger Regeln des Recht tens; beydes aus dem Göttlichenn sowol auch Kaÿserlichenn Rechten · Vnd sonderlich aus dem Saxenspiegel Vndt ande ren vornehmen Authoribus Vn¯ Rechtsbüchern wo in den XIII Städten in Zips Vblichen mitt allem fleyß excerpirett. Vnd nach Alphabethi scher Ordnung sub cer tos Titulos Vnd in Lo cos Communes redi girett. Durch Balthasarum Apel lem Notarium p. t. Opp. Waralliæ. Anno Chrr¯¯ı M : D : C : XXIIX“ – Reprographische Wiedergabe des Titels in: PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995. 32 So findet sich z. B. unter dem Stichwort ,Actor‘ im Vocabularium utriusque iuris des Antonio de Nebrija (1441 oder 1444–1522) von 1561 der Eintrag: „Actor ewt qui agit & pulwat aliu¯, rem aliquam ab ipwo petens in iudicio [...]“, was der Stelle bei Apel wörtlich entspricht – vgl. PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 28. 29

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F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

den dreizehn Städten der Zips in Gebrauch waren. Die Zitate aus und Verweise auf Benedict Carpzovs (1595–1666)33 Iurisprudentia forensis Romano-Saxonica34 gehören mit Sicherheit zu den nachgetragenen Passagen, da dieses Werk Carpzovs 1638, also erst zehn Jahre nach der Datierung dieser Handschrift, in Leipzig gedruckt wurde. In der Edition des Textes wird dies leider nicht deutlich, zumal gleich der erste Verweis auf Carpzov an falscher Stelle in den Text integriert wird.35 Andere ausführliche Zitate aus Carpzovs Text stehen ebenfalls nicht in der Spalte des Haupttextes.36 Auch wenn die von Apel ausgeschriebenen Rechtsquellen nicht alle mit Sicherheit bestimmt werden können, lässt die Genauigkeit der Stellenangaben und die wortwörtliche Wiedergabe der Textstellen der nachweisbaren Vorlagen darauf schließen, dass ihm alle angeführten Werke vorgelegen haben. Eine Zusammenstellung dieser Texte und Autoritäten gibt Szabó: „Unter den angewandten Quellen finden wir Stellen aus den [sic!] Sachsenspiegel samt der Landrechtglosse, aus Magdeburger und Leipziger Schöffensprüchen, gelegentlich aus dem Schwabenspiegel (Kayserrecht genannt), aus den Institutionen von Justinian und aus dem Jus Transsylvaniae (also vom Eigen-Landrecht der siebenbürger Sachsen). Von den benutzten Autoren sind sechs (Benedict Carpzov, Jacob Ayrer, Andreas Perneder, Bucerus, Philip König37) angegeben. Unter den Autoren ragt Nicolaus Hemming heraus: [...]“38

Der weitaus größte Teil der Verweise bezieht sich aber auf den Sachsenspiegel und dessen Glosse. Mit dem von Apel häufig angeführten Magdeburger Recht sind die sogenannten Magdeburger Fragen39 gemeint, die als systematisierte 33

JEROUSCHEK, Carpzov, Benedikt (1595–1666), in: 2HRG, Bd. 1, 2008, Sp. 819– 821. CARPZOV, Iurisprudentia Forensis Romano-Saxonica, 1638. 35 PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 33 f. Die Passage auf S. 34, die mit „Ex Bened[icto] Carpzovii Iurisp[rudentia]“ beginnt, gehört auf die Seite davor, im Anschluss an den Absatz, der mit „Ex Ben[edictio Carpzovii]“ endet. Überhaupt steht der ganze Text ab „Von Banckerten“ bis „Ex Ben[edicto Carpzovii]“ in der Kommentarspalte und gehört thematisch neben die mit „Banckerten wird nicht Zuege laßen“ beginnende Spalte – vgl. ebd., S. 33. 36 Siehe z. B. Ebd., S. 73 („Bened[ictus]: Carpzovius [...] V[on]: R[echts]-W[egen].“ [Edition hat „Carprovius“]), S. 113 („Testamentum reciprocum [...] exigere valet Ibide[m] Definit[um]: 22“). 37 Die Lesung „Philip König“, die wohl auf „Phil. König“ bei Krones (KRONES, Deutsche Geschichtsquellen aus Oberungarn, 1865, S. 23) zurückgeht, ist vermutlich falsch, da die bei Apel unter ,Pasquill‘ vermerkte Allegation sich offensichtlich auf ein Werk von Kilian König (KÖNIG, Procewwus vnd Practica [...], 1541, Art. 60) bezieht. 38 SZABO´ , Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: SCHMIDT-RECLA [u. a.] (Hrsg.), Sachsen im Spiegel des Rechts, 2001, S. 111. Die von Apel herangezogenen Quellen werden sehr ausführlich von Krones mit den jeweiligen Artikeln der Collectanea aufgeführt (KRONES, Deutsche Geschichtsquellen aus Oberungarn, 1865, S. 21–23). 39 Edition: BEHREND (Hrsg.), Die Magdeburger Fragen, 1865, S. 1–205; zu den Magdeburger Fragen s. a. JOHANEK, Magdeburger Fragen, in: Verfasserlexikon, Bd. 5, 21985, Sp. 1128–1130; OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. I, 1990, S. 50 f.; BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsischmagdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 91–95. 34

F.I.2. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln [...]

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Bearbeitung der Magdeburger Urteile wohl um 1500 in Thorn entstanden sind und eine weite Verbreitung erfahren haben. Die ebenfalls zahlreichen Verweise auf die Institutionen Justinians beziehen sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine zweisprachige Ausgabe Institutiones Imperiales latino germanicae40 von Justinus Göbler (1503 /04–1567).41 Dies legt nicht nur die von Apel verwendete Abkürzung „Instit. Imp.“42 nahe, sondern auch ein Vergleich der zitierten Stellen, die eine große Nähe zum Werk Göblers aufweisen. Daneben werden verschiedene Bibelstellen (Deuteronomium, Exodus, Paulusbriefe an die Korinther und die Hebräer, Matthäus, Ezechiel 〈Hesekiel〉, Jesaia, Sirach) als Quellen genannt. Nur ein einziges Mal führt Apel den Gerichtlichen Process,43 ein Werk Andreas Perneders (um 1500–1543),44 an. Da hier auf Abschnitt und Folium („fol[ium]: 61. parte 5“)45 verwiesen wird, muss man davon ausgehen, dass sich Apel auf eine ganz bestimmte Ausgabe dieses Werks bezieht, die entweder zu seinem Privatbesitz oder zur juristischen Handbibliothek des betreffenden Gerichts gehörte. In einer Ausgabe von 1544 lässt sich die Stellenangabe Apels verifizieren. Gleiches gilt für Apels Verweise auf ein anderes Werk Perneders, das unter dem Titel „Institutiones. Auszug vn¯ anzai gung etlicher geschriben Kaiserlichen vnnd desz heiligen Reichs rechte [...]“ ebenfalls 1544 zuerst in Ingolstadt erschienen ist und dann bis ins 18. Jahrhundert häufig nachgedruckt wurde.46 In den Collectanea wird es als „Kayser Recht“47 bezeichnet. Alle genannten Stellen lassen sich unter der jeweiligen Folioangabe in der Erstausgabe nachweisen.48 Ebenfalls mit Folioangabe werden die Titel „Regenten Buch“49 Georg Lauterbecks50 (ca. 1505 /10–1578) und „Deutsch Recht“,51 die Szabó beide nicht erwähnt, genannt, bei denen eine entsprechende 40

GÖBLER, Institutiones Imperiales latino germanicae, 1583. ELTESTER, „Göbler, Justin“, in: ADB, Bd. 9, 1879, S. 301. 42 Von Piirainen /Ziegler wohl falsch aufgelöst mit „Instit[utum] Imp[erium]“ (PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 39 u. ö.). 43 PERNEDER, Gerichtlicher Procews [...], 1544. 44 LUIG, „Perneder, Andreas“, in: NDB, Bd. 20, 2001, 192 f. 45 PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 119. 46 PERNEDER, Institutiones, 1544. 47 PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 35, 77, 99 f. 48 Ob die bis 1628 erschienenen Drucke zumindest teilweise mit der Blattzählung der Erstausgabe identisch sind, wäre noch zu prüfen. Zumindest der Druck aus dem Jahr 1567 stimmt mit der Blattaufteilung des Drucks von 1544 überein, obwohl er ganz offensichtlich neu gesetzt wurde. Die Ausgabe von 1592 hat bereits eine Seiten- und keine Blattzählung mehr und kann nicht als Referenz für Apel gedient haben. 49 Siehe PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 80, 89. Als „Regentenbuch“ ist vor allem ein Werk zur Fürstenerziehung des Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck bekannt, das 1556 in Leipzig erschien und bis 1629 mehrfach nachgedruckt wurde (vgl. LAUTERBECK, Regentenbuch, 1997; PHILIPP, Das „Regentenbuch“ des Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck, 1996). 50 GND: http://d-nb.info/gnd/119344459 (Abfragedatum: 16.04.2013). 41

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F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

Zuordnung leider nicht gelungen ist. Auch die aus Jakob Ayrers (1569–1625)52 „Processus iuris“53 zitierten Stellen54 konnten nicht verifiziert werden. Auf Apels Bildung weisen auch sprichwörtliche Wendungen wie z. B. „Schlim Schlem quærat sibi similem“55 hin, die sich u. a. in den Dunkelmännerbriefen56 findet, aber sicher auch schon zum zeitgenössischen Sprichwortschatz gehörte.

3. Codex Altemberger57 Dieser singulär überlieferte Codex ist nach dem Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger58 († 1491) benannt, der seine Widmung 1481 in das Buch geschrieben hat oder schreiben ließ: „Hoc opus fecit fieri Egregius Magıster Thomas Altemberger Magıster Cíuium et Judex Regius, nec non Camerarius vrbis Cibiniensis Anno domini Millesimo Quadringentesimo octogesımo primo díctí sui officie Magıstrı Ciuíum Anno nono.“59

Wie aus der Widmung hervorgeht, hatte er im Jahr 1481 auch das Amt des Königsrichters inne.60 Altemberger ist aber weder Schreiber oder Kompilator und wohl auch nicht der Auftraggeber der Sammelhandschrift, die wahrscheinlich schon im 14. Jahrhundert entstanden ist.61 Eine Rezeption oder eine Verbreitung 51

Siehe PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 28, 31. 52 MÜLLER-LOBEDA, „Ayrer, Jakob d. J.“, in: NDB, Bd. 1, 1953, S. 473. 53 AYRER, Historischer Processus Iuris, 1600. 54 Siehe PIIRAINEN, ZIEGLER (Hrsg.), Collectanea allerlay nutzlicher vnnd nothwendiger Regeln des Rechtens, 1995, S. 76, 83, 119 f. 55 Eigentlich „Schlim Schlem [auch: Schelm] querit sibi similem“ bei Piirainen /Ziegler falsch wiedergegeben als „Schlim Schlim qua[e]rat sibi scientem“ (ebd., S. 33). 56 Siehe z. B. Epistolae obscurorum virorum [...], [Berne, i.e. Straßburg], [Grüninger], [1518], II, 3. 57 Bucures¸ti / Bukarest, Biblioteca Nat¸ionala a României, Nr. 554, Provenienz: Sibiu /Hermannstadt, Muzeul Nat¸ional Brukenthal, Ms. LXXVI (Opp. 333, HC 7799). Beschreibung der Handschrift: LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 36– 42 u. DERS., Der Codex Altenberger, in: DERS. (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 69–74. Hinweis auf den aktuellen Standort der Handschrift: NEMES, Mittelalterliche deutsche Handschriften in rumänischen Bibliotheken, in: BREITH [u. a.] (Hrsg.), Manuscripta germanica, 2012, S. 61– 63. 58 Zu Thomas Altemberger siehe G. GÜNDISCH, Der Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger († 1491), in: DERS. (Hrsg.), Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987, S. 128–146. 59 LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 363. 60 Hierzu auch G. GÜNDISCH, Der Hermannstädter Bürgermeister Thomas Altemberger († 1491), in: DERS. (Hrsg.), Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987, S. 129. 61 Die Edition des Textes durch Gustav Lindner (1836–1909) ist umstritten, aber nach wie vor die einzige – LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 65–384. In dem durch Eckhardt besorgten Neudruck wird auch die wissenschaftliche Diskussion wiedergegeben: Eingangs ein Aufsatz von Gustav Lindner selbst: LINDNER, Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, aus: ZRG GA 6 (1885), S. 86–141, hier, S. 9– 64; nach dem Edi-

F.I.3. Codex Altemberger

125

dieses Rechtsbuchs lässt sich nicht nachweisen. Lindner62 nennt den wohl einzigen bekannten Beleg für den Gebrauch des Codex Altemberger, der sich bei Valentin Franck von Franckenstein (1643–1697)63 findet: „Wann die Sachwen aber vormahls / ehe Sie noch diewe Statuten ue berkommen hatten / das Recht auswprechen wolten / wo gebrauchten Sie Sich eines alten gewchriebenen Buchs / wo Mann von Nue rnberg hatte / und noch heute auff dem Herrmannstae dtiwchen Rath Hauw~ ~uwehen iwt / in dem auch noch ~u unweren ~eiten / die neu erwehlte Raths Herren / mit darauff gelegten Fingern / Ihr Jurament ablegen/und Sich dem Gemeinen Wewen verobligieren mue wten; Dabey aber / haben Sie Sich auch der Gewohnheiten / an Statt der gewchriebenen Rechten / am meiwten bedienet.“64

Im Codex werden drei Rechtstexte versammelt: Schwabenspiegel Landrecht, Magdeburger Weichbild und Iglauer Recht. Die Rezension des Schwabenspiegels „steht der von Lassberg [sic!] beschriebenen Handschrift von 1287 nahe.“65 Die hier wiedergegebene Fassung des Magdeburger Weichbilds ist ganz offensichtlich mit der Überlieferung in der Danziger Handschrift MS 179166 verwandt, die wiederum große Ähnlichkeit mit einem Brünner Codex67 aufweist.68 Die Verbindung von Schwabenspiegel, Weichbild und Iglauer Recht findet sich ebenfalls in den anderen beiden genannten Codices. Sowohl die bei Steffenhagen69 wiedergegebenen Textpassagen als auch die Artikelfolge stimmen vom Anfang bis zum Artikel 158 überein.70 Im Codex tionstext zunächst eine anonyme Rezension: [ANONYM] X, Die Ausgabe des Codex Altemberger, in: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 8 (1885), S. 49– 63, hier S. 387– 401, dann eine Rezension von Ludwig von Rockinger: ROCKINGER, Der Codex Altenberger, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 6 (1885), S. 659– 661, hier S. 405– 408 und zum Schluss ein Beitrag von demselben Autor: DERS., Zu einer handschriftlichen Bezeichnung des Landrechts des sogenannten Schwabenspiegels als Nürnberger Recht, in: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der historischen Classe 1894 (1895), S. 124–147, hier S. 411– 434. Einen aktuellen Überblick bietet MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 215–218. 62 LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 36 f., Anm. 3. 63 HAJEK, „Franck von Franckenstein, Valentin“, in: NDB, Bd. 5, 1961, S. 321 f. 64 FRANCK VON FRANCKENSTEIN, Kurt~ gefaster Bericht, 1696, S. 58 f. In der lateinischen Vorlage, die in der ersten Auflage auch 1696 erschienen ist, lautet diese Passage: „Antequam autem Saxones Statuta wua haberent, in ferendis Legibus, antiquo Codice manuwcripto Noribergenwi (qui adhuc in Curia Cibiniana viwitur, & uwque ad nowtra tempora noviter inaugurati Senatores, impowitis wuper eo digitis, juramento Reipublicæ obligantur,) & conwvetudinario Jure uwi wunt.“ (FRANCK, Breviculus Originum Nationum, & præcipuè Saxonicæ in Transylvania, 1701, S. 49). 65 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 216. Nach der Klasseneinteilung der Schwabenspiegelhandschriften gehört diese Fassung zur Klasse IIIc mit der Sigle L (siehe OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. I, 1990, S. 39 – Opp. 421, HC 8265). 66 Gdan´sk /Danzig, Biblioteka Gdan´ska Polskiej Akademii Nauk, Ms. 1791, (Opp. 356, HC 7209). 67 Brno /Brünn, Archiv meˇsta Brna, Fond Sbírka rukopisu˚, cˇ. 1, (Opp. 314, HC 7611). 68 Auf diesen Zusammenhang hat schon Lindner hingewiesen – LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 43. 69 STEFFENHAGEN, Ueber eine noch unbekannte Form des Sächsischen Weichbildrechts, in: ZRG 12 (1876), S. 1–37.

126

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

Altemberger endet das Weichbild mit einem Judeneid.71 In der Danziger Handschrift folgen noch 86 Artikel, die nach Steffenhagen „als ein Anhang zu betrachten [sind], der zum größten Theile und mit mehreren Wiederholungen früherer Capitel aus dem S a c h s e n s p i e g e l abgeschrieben ist. Nur wenige Capitel bieten Nachträge resp. Wiederholungen aus der We i c h b i l d - Vu l g a t a und dem M a g d e b u r g e r S c h ö f f e n r e c h t.“72

Die sehr ausführliche Beschreibung Steffenhagens gilt somit auch für den Text im Codex Altemberger, der neben dem genannten Brünner und Danziger Codex diese „eigenthümliche“73 Gestalt des Weichbilds überliefert. Das Iglauer Stadt- und Bergrecht74 findet sich am Schluss des Codex Altemberger. Die hier wiedergegebene Rezension weist in Bezug auf Artikelreihenfolge und -inhalt große Nähe zur Handschrift A auf, jedoch stimmt sie mit der Übersetzung des Johannes von Gelnhausen († nach 1407)75 nicht überein.76

4. Ofner Stadtrechtsbuch77 Das Ofner Stadtrecht wurde bereits im 14. Jahrhundert den Städten Kaschau (1347), Bartfeld (1370) und Eperies (1374) verliehen.78 Karl Mollay schreibt in der Einleitung zu seiner Edition über das Ofner Stadtrecht, es sei die „wichtigste und umfangreichste Quelle für das mittelalterliche und auch für das neuzeitliche Rechtsleben nicht nur Ofens (ung. Buda) und der sog. königlichen Freistädte, sondern der Städte in Ungarn schlechthin [...]“79. 70

In der Edition von Lindner sind die Artikel nicht nummeriert. Im Nachdruck von 1973 – LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973 – finden sich die genannten 158 Artikel auf den Seiten 283–326. 71 LINDNER (Hrsg.), Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, [1885] 1973, S. 326. 72 STEFFENHAGEN, Ueber eine noch unbekannte Form des Sächsischen Weichbildrechts, in: ZRG 12 (1876), S. 24. 73 Ebd., S. 1. 74 Zum Iglauer Stadt- und Bergrecht s. a. Kap. F.I.6., S. 129. 75 SCHALLER, „Johannes von Gelnhausen“, in: NDB, Bd. 10, 1974, S. 552. 76 Vgl. „Gelnhausenu˚v kodex (kodex A) – právní kniha“, Jihlava /Iglau, Státní okresní archiv, inv. cˇ. 17, (Beschreibung der Handschrift und Faksimile siehe http://www.europeana.eu / portal /record / 92004 /37D17B7911233A86EF19DB40533953AE42BD4E34.html – Abfragedatum: 17.07.2013); Edition: TOMASCHEK, Deutsches Recht in Österreich im dreizehnten Jahrhundert, 1859, S. 191–293. 77 OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. I, 1990, S. 59 f.; JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 19–21; MUNZEL, Ofener Stadtrechtsbuch, in: HRG, Bd. 3, 1984, Sp. 1184–1186; BAK, „Ofen, Stadtrecht“, in: LexMa, Bd. 6, 1993, Sp. 1366; MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 20–23. Zum Ofner Stadtrecht s. a. Kap. D.V.4., S. 66 u. E.V.1., S. 105. Néda von Relkovic´ widmet ihre Dissertation der Untersuchung des Ofner Stadtrechtsbuchs (RELKOVIC´ , Buda város jogkönyve (Ofner Stadtrecht), 1905) und würdigt es als erste „auch als deutsches Sprachdenkmal“ – MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 11. 78 JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 21.

F.I.4. Ofner Stadtrechtsbuch

127

Obwohl das Ofner Recht für die ungarische Rechtsentwicklung offensichtlich von großer Bedeutung war,80 haben sich nur drei Handschriften, die dieses Recht aufzeichnen, erhalten: ´ stredná knižnica SAV, Cod. 443, Provenienz: Biblio1. Bratislava/ Pressburg, U thek der evangelischen Kirchengemeinde, Cod. 2, 15. Jahrhundert (1430–1490, Nachträge nach 1503) (Opp. 1293, HC 19114), Sigle Lyc81 2. Budapest, Egyetemi Könyvtár, Cod. B 31, um 1560 (Opp. 327, HC 22068), Sigle Cr 3. Budapest, Fo˝városi Szabó Ervin Könyvtár, B 0910/ 60, Provenienz: Béla Bozsernyik (bis 1938) – N.N. (Frauenbach in Siebenbürgen), nach 1488 bis vor 1503 (Opp. 328, HC 22069), Sigle Bp82 Nach dem heutigen Stand der Forschung ist der Pressburger Codex aus der Bibliothek des evangelischen Lyzeums, die sogenannte ,Lyzealhandschrift‘ (Sigle Lyc), zwar die älteste der drei überlieferten Handschriften, aber nicht die Urschrift des Ofner Rechtsbuchs.83 Verfasser war ein Johannes,84 wahrscheinlich Johannes Siebenlinder, der zwischen 1392 und 1438 in Ofen – zunächst als Geschworener, später als Stadtrichter – urkundlich belegt ist.85 Inhaltlich ist das Ofner Recht „eine Collage aus verschiedenen, hauptsächlich deutschen Rechten [...]“86, aber auch mit Parallelen zu anderen Rechtstexten, wie dem kanonischen Recht und dem Corpus Iuris Civilis. Nach Dirk Moldt werden im Ofner Stadtrechtsbuch folgende Rechtstexte verarbeitet: „[...] das Schwäbische Recht mit 82 Analogien, der Sachsenspiegel mit 64, das Magdeburger Recht mit 38, das Schlesische Landrecht mit 52, das Pressburger Recht mit 33, der Wiener Rechtskreis mit 66, das Schemnitzer Recht mit 30, das Iglauer Recht mit 28, das Freiberger Recht mit 11, das Zipzer [sic!] Recht mit 8, das Kaschauer Recht mit 5, 79

MOLLAY, Einleitung, in: DERS. (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 7. Regelungen des Ofner Stadtrechts fanden Eingang in das „ius tavernicale“ (JOHANEK, Ofener Stadtrechtsbuch, in: Verfasserlexikon, Bd. 7, 21989, Sp. 21; zur Bedeutung des Ofner Stadtrechts s. a. GÖNCZI, Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997, bes. S. 81–138; s. a. Kap. E.III., S. 83). 81 Editionen: MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845; MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959. Übersetzung in die ungarische Sprache: BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. II, 2001. 82 Zu dieser erst seit 1938 bekannten Handschrift siehe RELKOVIC´ , A budai jogkönyv (Ofner Stadtrecht) harmadik kézirata a Fo˝városi Könyvtárban, 1941. 83 Mit dem Verhältnis der drei überlieferten Handschriften zueinander hat sich zuletzt János Németh beschäftigt (NE´ METH, Die Abweichungen der drei Handschriften des Ofner Stadtrechts, [Manuskript] 2000). 84 „Vnd pit got fur mich sunder, sprechende dise wart: Dw solt gedächtig sein des Johannes Zu ewigen zeitenn.“ – MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 59. 85 Ebd., S. 22. 86 MOLDT, Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2009, S. 21. 80

128

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

das Käsmarker Recht mit 6, das ungarische Tavernikalrecht mit 73 und königliche Bestimmungen mit 37 Analogien.“87

Auch wenn die Inhalte offensichtlich mit diesen Rechtstexten korrespondieren, werden sie nicht genannt. Lediglich das Magdeburger Recht wird gleich eingangs programmatisch erwähnt: „Hye hebet sich an das Rechtpuech nach Ofnerrstat Rechten, Vnd mit helet in etlichen dingen oder stugken Maidpurgerischem rechten, [...]“88

Im weiteren Text werden namentlich nur noch Bücher der Bibel89 und die Goldene Bulle von 1244 zitiert. Die große Anzahl von Parallelstellen aus bekannten Rechtstexten, ohne dass diese genannt werden, könnte darauf schließen lassen, dass mit diesem Text eine Eigenständigkeit in Rechtsfragen gezeigt werden sollte, die es nicht nötig hat, die eigene Geltung über die Berufung auf bekannte Quellen zu autorisieren. Die ausgewerteten Rechtstexte gehören selbstverständlich zur gelebten Rechtswirklichkeit der Zeit und werden im Ofner Rechtsbuch zu einem selbständigen Rechtsbuch mit eigenständiger Autorität vereinigt.

5. Pressburger Stadtrechtsbuch90 Das Pressburger Stadtrechtsbuch, entstanden vor 1426 und nach 1457, lässt sich heute nur in einem einzigen Exemplar nachweisen: – Bratislava/ Pressburg, Archív Mesta, Ms. 6, Anf. 16. Jh. (Opp. 1295, HC 17983)91 Allerdings wird in der Forschung darauf hingewiesen, dass dieses Recht „auch in anderen Städten [Geltung erlangte], z. B. in Modern und Sommerein auf der Insel Schütt.“92 Inhaltlich überwiegt die Nähe zu den Wiener Rechtsquellen, aber Király zeigt auch mehrere Parallelen zum Landrecht des Sachsenspiegels auf.93

87

Ebd.; inhaltliche Parallelen zeigen auch Blazovich und Schmidt auf. Vgl. BLAZOVICH, SCHMIDT (Hrsg., Übers.), Buda város jogkönyve, Bd. I, 2001, S. 156–177. 88 MOLLAY (Hrsg.), Das Ofner Stadtrecht, 1959, S. 58. 89 Exodus (2. Buch Mose), Deuteronomium (5. Buch Mose), Sapientia [Salomonis] (Weisheit Salomos), Ecclesiasticus (Buch Jesus Sirach). 90 OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. I, 1990, S. 81. Zum Pressburger Stadtrechtsbuch s. a. Kap. E.V.3., S. 112. 91 Edition: KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 369– 419; Beschreibung des Inhalts der Handschrift: EIS, RUDOLF, Altdeutsches Schrifttum im Nordkarpatenraum, 1960, S. 28 f.; Eis / Rudolf kritisieren die Fehlerhaftigkeit der Ausg. Királys (ebd., S. 28, Anm. 8). 92 Ebd., S. 29. 93 Hierzu siehe Kap. F.II.1., S. 132.

F.I.6. Iglauer Stadt- und Bergrecht

129

6. Iglauer Stadt- und Bergrecht Iglau wurde wohl bereits 1249 von König Wenzel I. (1230–1253)94 das Stadtrecht verliehen,95 worauf der Text des Iglauer Stadtrechts eingangs Bezug nimmt. Iglauer Stadt- und Bergrecht werden meist gemeinsam überliefert. Die bedeutendere Wirkungsgeschichte hatte jedoch das Bergrecht, das von zahlreichen Bergstädten übernommen wurde.96 Allerdings zeigt Tomaschek die Verbindung zwischen Iglauer und Schemnitzer Stadtrecht auf und führt aus, dass das Schemnitzer Stadtrecht auf eine Übersetzung der lateinischen Fassung des Iglauer Stadtrechts nach der Urkunde B zurückgeht.97 Es werden drei Fassungen des Iglauer Stadtrechts unterschieden: zwei lateinische aus dem 13. bzw. vom Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts (Urkunden A und B)98 und eine bedeutend erweiterte deutschsprachige Rezension wohl aus der Zeit zwischen 1370–1400.99 Tomaschek nennt insgesamt elf Handschriften, die das Iglauer Stadtrecht überliefern.100 Neben den beiden lateinischen 94

BACHMANN, „Wenzel I., König von Böhmen“, in: ADB, Bd. 42, 1897, S. 749–753. Siehe hierzu GRUNZEL, Über die deutschen Stadtrechte Böhmens und Mährens, in: Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen 30 (1892), S. 128–154, hier S. 147 f. sowie TOMASCHEK, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus dem 13.–16. Jahrhundert, 1868, S. 2 f.; Wiedergabe des Stadtrechtsprivilegs bei JIRECˇ EK (Hrsg.), Codex juris Bohemici, Bd. I, 1867, S. 83 f., Nr. 39. 96 „Der Einflußbereich des Iglauer Bergrechts war sehr weit. In Böhmen, Mähren und Schlesien war Iglau als Oberste [sic!] Gericht für sechs Orte zuständig, an denen Bergbau betrieben wurde. Diese Zuständigkeit ist durch die erhaltenen Urteile des Iglauer Gerichts jedoch nur für einige Orte belegt. In Böhmen waren es Deutschbrod, Cˇáslav, Kolín, Kutná Hora (Kuttenberg), Choteˇborˇ, Chrudim, ´ stí (Ausk [Alttabor]), Sušice (SchütJílové (Eule), Kašperské Hory (Bergreichenstein), Sezimovo U tenhofen), Plzenˇ (Pilsen), Meˇdeˇnec (Kupferberg), Prˇísecˇnice (Preßnitz) und Rýzmburk (Riesenberg); in Mähren Medlov, Rýmarˇov (Römerstadt), Hankštejn (Hangenstein), Pernštejn (Pernstein), Jemnice (Jamnitz), Budecˇ; in Schlesien Opava (Trop[p]au), Kamenec (Kamen[t]z), Zlaté Hory (Zuckmantel), Libuš (Leubusch), Bytom (Beuthen), Rychleby (Reichenstein) und Vartenberk (Wartenberg). Auch die tschächsischen [sic!] Städte Freiberg, Annaberg und Zittau, ferner Goldkronach in den [sic!] Franken, Banská Štiavnicá (Schemnitz) in der Slowakei und Schneeberg in Siebenbürgen waren, obwohl manchmal nur zeitweilig, vom Iglauer Bergrecht direkt abhängig.“ (KRˇ ESADLO, Iglauer Berg- und Stadtrecht, in: Silberbergbau und Münzprägung in Iglau, 1999, S. 80 f.). 97 „Vergleicht man dessen Inhalt [des ,Schemnitzer Stadtrechts‘] mit dem ,Iglauer Rechte‘, so erscheint es als eine reine Uebersetzung der Urkunde B mit einigen wenigen Aenderungen oder Zusätzen, die aus der im Anhange mitgetheilten Vergleichung ersichtlich sind und sich aus den Localverhältnissen ergeben, und vielen Auslassungen. Offenbar lag hier eine schriftliche Rechtsmittheilung von Iglau an Schemnitz zu Grunde, [...]“ (TOMASCHEK, Deutsches Recht in Österreich im dreizehnten Jahrhundert, 1859, S. 98). 98 Beschreibung der Urkunden: Ebd., S. 29–31, S. 303–324 (Edition) und CHLUMECKY (Hrsg.), Die Regesten der Archive im Markgrafthume Mähren, 1856, S. 9–11 u. 13; Abbildungen siehe KRˇ ESADLO, Iglauer Berg- und Stadtrecht, in: Silberbergbau und Münzprägung in Iglau, 1999, S. 85 f. 99 TOMASCHEK, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus dem 13.–16. Jahrhundert, 1868, S. 2– 4. 100 DERS., Deutsches Recht in Österreich im dreizehnten Jahrhundert, 1859, S. 31–34. Zur Überliefe95

130

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

Pergamenturkunden A und B im Stadtarchiv Iglau und dem Codex Altemberger101 ist der Text in folgenden acht Handschriften enthalten: 1. Brno/ Brünn, Archiv meˇsta Brna, Fond Sbírka rukopisu˚, cˇ. 1, Anf. 14. Jahrhundert (1333) (Opp. 314, HC 7611) 2. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 13.388, 14. Jahrhundert (Opp. 1531) 3. Kutná Hora/ Kuttenberg, Státní okresní archiv, Fond AM Kutné Hory I b / 3 y, 15.–16. Jahrhundert (Opp. 868) 4. Praha/ Prag, Národní muzeum, Cod. VII D 3, 1589 /17. Jahrhundert (Opp. 1257) 5. Praha/ Prag, Archiv hlavního meˇsta, Rkp. 1864, 1. H. 15. Jahrhundert (Opp. 1222, HC 23332) 6. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 561, 1501 (Opp. 1081, HC 9892) 7. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 461, 1504/ 1521 (Opp. 704, HC 10402) 8. Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 2211, 1538 (Opp. 903, HC 24168) Auch wenn das Iglauer Stadtrecht hinter der Bedeutung des Bergrechts zurücksteht, hat es sich nicht nur in der Region um Iglau verbreitet. „In Mähren war es die nächste Umgebung Iglaus: Meˇˇrín, Telcˇ, Trˇešt´ (Triesch), Trˇebícˇ, [sic!] und Velké Mezirˇícˇí. Weit wichtiger und größer war der böhmische Bereich: Polná, Prˇibyslav, Ronov, Choteˇborˇ, Chrudim, Velim, Kourˇim, Cˇáslav, Kolín, Kutná Hora (Kuttenberg), Jílové (Eule), Kašperské Hory (Bergreichenstein) und Ledecˇ nad Sázavou.“102

Iglau fungierte – vergleichbar mit bedeutenden Städten Magdeburger Rechts – auch als Instanz für Rechtsauskünfte.103

7. Stadt- und Bergrecht von Schemnitz104 Die Forschung datiert die Entstehungszeit des Schemnitzer Rechts auf die Mitte des 13. Jahrhunderts, da es bereits 1255 der neugegründeten Stadt Neusohl verliehen wurde.105 Bis heute haben sich die folgenden zehn Handschriften des Stadtund Bergrechts von Schemnitz erhalten: rungsgeschichte des Iglauer Stadt- und Bergrechts s. a. d’ELVERT, Zur Cultur-Geschichte Mährens und Oest.-Schlesiens, 1. T., 1866, S. 109–111, Anm. 101 Zur Überlieferung des Codex Altemberger siehe Kap. F.I.3., S. 124. 102 KRˇ ESADLO, Iglauer Berg- und Stadtrecht, in: Silberbergbau und Münzprägung in Iglau, 1999, S. 82. 103 Krˇesadlo nennt „Hall in Tirol oder Zuckmantel in Schlesien“ (ebd.). 104 Zum Stadt- und Bergrecht von Schemnitz s. a. Kap. E.II.4., S. 91. 105 PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 14.

F.I.7. Stadt- und Bergrecht von Schemnitz

131

1. Budapest, Magyar Nemzeti Múzeum, Inv.-Nr. 61.54.C., 1466106 2. Budapest, Magyar Nemzeti Múzeum, Inv.-Nr. 61.53.C., vor 1513 (HC 13806)107 3. Kremnica/ Kremnitz, Štátny okresný archív v Žiari nad Hronom so sídlom, Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv. cˇislo materiál vrátenij z Madarského Kraiského Archívu 813, 1513108 4. Banská Bystrica/ Neusohl, Štátny okresný archív, inv. cˇislo 5, 1503 [nur Art. 42–54]109 5. Kremnica/ Kremnitz, Štátny okresny´ archív v Žiari nad Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv. cˇislo Madarského Kraiského Archívu 1070, 1503110 6. Kremnica/ Kremnitz, Sˇtátny okresný archív v Žiari nad Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv. cˇislo Madarského Kraiského Archívu 729 / 568, 1655111

Hronom so sídlom, materiál vrátenij z Hronom so sídlom, materiál vrátenij z

7. Kremnica/ Kremnitz, Štátny okresný archív v Žiari nad Hronom so sídlom, Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv. cˇislo materiál vrátenij z Madarského Kraiského Archívu 1095 / 753, 1655112

106

Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 17, Nr. 1, S. 29–52. Faksimile und Beschreibung der Hs.: VOZA´ R (Hrsg.), Kodex des Stadt- und Bergrechts von Schemnitz, 2002. Vozár bestätigt in seiner Einführung die Datierung der Handschrift von Piirainen (2. H. 16. Jh.), indem er auf die Zahl 1572 auf der Titelillustration verweist (S. 9). Außerdem führt er Belege für die Identifizierung des Schreibers als Christoph Gast und des amtierenden Richters als Burkhard Lorberer (S. 10 f.) an. Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 18, Nr. 2, S. 53– 81; Beschreibung der Hs.: VIZKELETY (Bearb.), Beschreibendes Verzeichnis der altdeutschen Handschriften in ungarischen Bibliotheken, Bd. 2, 1973, (Nr. 42) S. 111 f. Editionen: WAGNER (Hrsg.), Corpus iuris metallici recentissimi et antiquioris, 1791, Sp. 163–170; WENZEL (Hrsg.), Das alte Stadt- und Bergrecht der königlichen Frey- und Bergstadt Schemnitz in Ungarn aus dem dreyzehnten Jahrhunderte, in: Anzeige-Blatt für Wissenschaft und Kunst 104 (1843), S. 1–21; KACHELMANN, Geschichte der ungarischen Bergstädte und ihrer Um´ rpádkori új gebung, 1855, S. 177–192; WENZEL, Codex diplomaticus Arpadianus continuatus / A okmánytár, 1862, S. 206–228 (Nr. 136); TOMASCHEK, Deutsches Recht in Österreich im dreizehnten Jahrhundert, 1859, S. 343–350 (Teiledition: Tomaschek vergleicht das Schemnitzer Stadtrecht mit dem Iglauer und druckt vor allem die Passagen des Schemnitzer Rechts ab, die vom Iglauer abweichen). 108 Beschreibung und Edition der Hs.: PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz, 1986, S. 18, Nr. 3, S. 83–111. 109 Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 18, Nr. 4, S. 113–120. 110 Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 19, Nr. 5, S. 121–136. Die Handschrift ist auf das Jahr 1513 datiert, Piirainen weist sie aber aufgrund der Schrift der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu und gibt an, dass es sich um eine Kopie der Handschrift Nr. 3 handelt. 111 Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 19, Nr. 6, S. 137–169. 112 Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 19 f., Nr. 7, S. 171–203. 107

132

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

8.

Kremnica / Kremnitz, Sˇtátny okresný archív v Žiari nad Hronom so sídlom, Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv. cˇislo materiál vrátenij z Madarského Kraiského Archívu 1096 /754, 17. Jh.113

9.

Banská Bystrica/ Neusohl, Štátny okresný archív, Fond Archív bývalého slobodného královského banského mesta Lubietovej, cˇislo 1, 17. Jh.114

10. Banska´ Bystrica / Neusohl, Štátny okresný archív, cˇislo 45:31, 16. Jh. [Urkunde, nur Einleitung]115 Wie beim Stadt- und Bergrecht von Schemnitz war es üblich, dass Rechtsaufzeichnungen der Bergstädte jeweils Regelungen zum städtischen Recht und zum Bergrecht enthielten, wobei der Stadtrechtsteil der umfangreichere war. Im Stadtund Bergrecht von Schemnitz sind keine direkten Übernahmen aus dem sächsischmagdeburgischen Recht nachzuweisen, aber die Nähe zum Ofner Stadtrecht ist zu erkennen.116 Die Schemnitzer Privilegien wurden von mehreren Bergstädten (u. a. Neusohl, Deutschliptsch und Schmöllnitz) übernommen.

II. Rechtsquellen im Donau- und Karpatenraum mit deutscher Provenienz 1. Sachsenspiegel Sachsenspiegelhandschriften sind im Untersuchungsgebiet vergleichsweise gering verbreitet. Allgemein nimmt im gesamten südlichen Raum der Schwabenspiegel die vorherrschende Position ein. Dennoch waren die Rechtsinhalte des Sachsenspiegels nicht nur über die Rezeption dieser süddeutschen Bearbeitung, sondern auch durch andere Rechtssammlungen bekannt. Bereits oben117 wurde gezeigt, dass sich in der Rechtskompilation Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens der Großteil der Belegstellen auf den Sachsenspiegel und seine Glosse bezieht. Aber auch das Weichbild (s. u. S. 134), das Ofner Stadtrecht und die Zipser Willkür überliefern Rechtsstoffe des Sachsenspiegels.118 Da sich im Donau- und Karpatenraum heute keine Handschrift mit 113

Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 20, Nr. 8, S. 205–226. Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 20, Nr. 9, S. 227–244. 115 Beschreibung und Edition der Hs.: Ebd., S. 21, Nr. 10, S. 245–248. 116 Vgl. GÖNCZI, Rechtshistorische Brückenschläge, in: CORDES [u. a.] (Hrsg.), Stadt, Gemeinde, Genossenschaft, 2003, S. 124–126. 117 Siehe Kap. E.III., S. 99 u. Kap. F.I.2., S. 121. 118 Vgl. BLAZOVICH, Das Ofner Stadtrecht und die Rechtsbücher von Ungarn, in: EIKE von Repgow, A Szász tükör, 2005, S. 91–101; LÜCK, Zur Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Osteuropa, in: BREMER (Hrsg.), Grenzen überschreiten, 2001, S. 9–28. Zum Ofner Stadtrechtsbuch siehe S. 23 f.; zur Zipser Willkür S. 26 f.; s. a. BLAZOVICH, Die Wirkung des Sachsenspiegels und der deutschen Rechtsbücher in Ungarn, in: DERS., SCHMIDT (Hrsg.), A Sváb tükör, 2011, S. 127– 132. 114

F.II.2. Schwabenspiegel

133

einem Sachsenspiegel mehr nachweisen lässt, ist zu vermuten, dass sich vielleicht einst vorhandene Textzeugen nicht erhalten haben. Andernfalls müssten alle z. T. wortwörtlichen Übernahmen, die sich in den genannten Rechtssammlungen im Untersuchungsgebiet finden, aus sekundären Quellen entnommen oder aber diese Codices selbst an Orten entstanden sein, an denen ein Exemplar des Sachsenspiegels vorhanden war. Für die späteren Kompilationen kommen ohnehin auch frühe Drucke als Vorlage in Frage, die zweifelsohne im 16. Jahrhundert ihren Weg auch in die Bibliotheken im Untersuchungsgebiet gefunden haben werden.

2. Schwabenspiegel Handschriften, die den Schwabenspiegel – sowohl das Land- als auch das Lehnrecht – überliefern, lassen sich auch im Untersuchungsgebiet nachweisen. Ohnehin ist dieser Spiegel hier und überhaupt im Süden und Südosten Europas weiter verbreitet als der Sachsenspiegel. Schwabenspiegelhandschriften finden sich in: 1. Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Germ. 30, 2. H. 15. Jahrhundert (um 1453–1470) (Opp. 329, HC 13723) 2. Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Germ. 40, Mitte 15. Jahrhundert (Opp. 331, HC 13730) 3. Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Germ. 43, 1416 (Opp. 332, HC 7465) 4. Bucures¸ti/ Bukarest, Biblioteca Nat¸ionala a României, Nr. 554, Provenienz: Sibiu/ Hermannstadt, Muzeul Nat¸ional Brukenthal, Ms. LXXVI (Opp. 333, HC 7799)119 5. Košice /Kaschau, Archív Mesta, Cod. 1-I Eb, 1430 (Opp. 748, HC 19183) 6. Bratislava/ Pressburg, Univerzitná knižnica, Ms. 1325, 2. H. (?) 14. Jahrhundert (Opp. 1295a, HC 2999)120 Der Einfluss des Schwabenspiegels auf die Rechtsentwicklung im Untersuchungsgebiet ist schon häufig nachgewiesen worden. Nicht nur, dass er Eingang in Rechtssammlungen wie den Codex Altemberger fand, sondern auch in älteren Quellen wie dem Ofner Stadtrecht sind Parallelen zum Schwabenspiegel sichtbar.121

119

Der Landrechtsteil des Schwabenspiegels ist hier Teil des bereits oben beschriebenen Codex Altemberger (Kap. F.I.3., S. 124). 120 Edition: MEIER, PIIRAINEN, Der Schwabenspiegel aus Kaschau, 2000. 121 BLAZOVICH, Die Wirkung des Schwabenspiegels in Ungarn, in: Acta Juridica et Politica 71, Fasc. 17.3 (2008), S. 531–543.

134

F. Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts (Wieland Carls)

3. Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung bzw. Sächsisches oder Magdeburger Weichbildrecht122 Nur der Codex Altemberger (s. o. S. 124) überliefert das Sächsische Weichbildrecht im Untersuchungsgebiet. Ob der Text auch Einfluss auf andere Rechtsbücher hatte, kann nur vermutet werden.

4. Rechtsmitteilungen der Magdeburger Schöffen Da es keinen Rechtsverkehr mit Magdeburg gegeben hat, können Schöffensprüche nur als Kopien in das Untersuchungsgebiet gelangt sein. Immerhin lassen sich Schöffensprüche – Magdeburger und Leipziger – in der Rechtssammlung Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens nachweisen (s. o.), wobei als Quelle zumindest für die Kenntnis der Magdeburger Sprüche eine Rezeption der Magdeburger Fragen angenommen werden kann. Es hat sich auch bei den anderen Quellen sächsisch-magdeburgischen Rechts gezeigt, dass keine unmittelbare Übernahme stattgefunden hat, sondern die rechtlichen Inhalte nur mittelbar Eingang in die lokale Rechtsliteratur gefunden haben. So ist es nur naheliegend, dass Schöffensprüche als sehr unmittelbare Quellen der Rechtsfindung im Untersuchungsgebiet nicht verbreitet waren.

122

Siehe OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. I, 1990, S. 47; MAGIN, „Wie es umb der iuden recht stet“, 1999, S. 56 f.

G. Zusammenfassung und Bewertung der Untersuchungsergebnisse (Katalin Gönczi) Die Analyse der Stadtrechtsentwicklung im Donau- und Karpatenraum, verbunden mit einem Blick auf die Stadtrechtsverbindungen zum sächsisch-magdeburgischen Recht, setzt eine interdisziplinäre Methode voraus, bei der außer der vergleichenden Rechtsgeschichte auch die Sozialgeschichte und die Wirtschaftsgeschichte einbezogen werden sollten.1 Der Rechtstransfer kann auf diese Weise im Lichte der Stadt- und Siedlungsgeschichte interpretiert werden, denn die Hospites, Kaufleute und Bergmänner waren Träger jener Rechtsgewohnheiten, die sich dann zum vielschichtigen Stadtrecht wandelten. Im Laufe dieses Prozesses trafen Impulse aus dem sächsisch-magdeburgischen Rechtskreis im Donau- und Karpatenraum ein. Um Zeitraum und Umfang des Rechtseinflusses im Königreich Ungarn erfassen zu können, wurden die bisherigen Ergebnisse der vergleichenden Rechtsgeschichte Ostmitteleuropas und der Rechtstransferforschung2 einbezogen.3 Ein verfassungsrechtlicher Vergleich mit Polen zeigt, dass das sächsisch-magdeburgische Recht die städtischen Rechtsordnungen im Donau- und Karpatenraum erst ab der Zeit der Rechtsaufzeichnungen im 15. Jahrhundert beeinflusste. Damit konnte die Zuordnung der Stuhlweißenburger Freiheiten zum Magdeburger Recht widerlegt werden. Die Aussage, die ungarischen Städte seien in der Gründungsphase mit dem Magdeburger Recht bewidmet worden, lässt sich in dieser Form nicht bestätigen. Während der ersten Phase des Landesausbaus gab es im Königreich Ungarn noch kein ausgeprägtes Stadtrecht, das als Grundlage für Gründungen und Privilegierungen hätte dienen können.4 War in Polen die Verbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts eine vom Landesherren begünstigte Entwicklung, die sogar mit der Gründung eines Gerichts mit Magdeburger Recht gefördert wurde,5 privilegierten die ungarischen Könige ihre Städte mit Freiheiten für die Siedler. In Polen wurde die Stadtentwicklung durch die Politik vorangetrieben, während sich im mittelalterlichen Ungarn in der Anfangsphase der Stadtentwicklung keine zielgerichtete Städtepolitik der Landesherren erkennen lässt.6 1

STOOB, Die mittelalterliche Städtebildung im Karpatenbogen, in: DERS. (Hrsg.), Die mittelalterliche Städtebildung im südöstlichen Europa, 1977, S. 215. 2 LÜCK, Rechtstransfer und Rechtsverwandtschaft, in: Práva meˇstská Královstvi cˇeského, (im Druck); BLAZOVICH, A Szász tükör és a német jogkönyvek hatása Magyarországon, in: Jogtörténeti Szemle [13],2 (2011), S. 18. 3 Ähnlich WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 10. 4 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 134. 5 BILY, CARLS, GÖNCZI, Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011, S. 28. 6 FÜGEDI, Die Städte im mittelalterlichen Ungarn, in: MARSINA (Hrsg.), Städte im Donauraum, 1993, S. 53.

136

G. Zusammenfassung und Bewertung (Katalin Gönczi)

„Ein so lebhafter Rechtsverkehr, wie ihn im Mittelalter Magdeburg mit vielen Städten Norddeutschlands [...] gehabt, darf in dem ungr. Städteleben jener Zeit nicht gesucht werden“, stellten bereits 1845 Andreas Michnay und Paul Lichner fest.7 In den frühen Phasen der ungarischen Stadtrechtsentwicklung ist das deutsche Recht im Vergleich zu den Entwicklungen in Polen und Tschechien weniger nachweisbar.8 Allerdings führten im Donau- und Karpatenraum die mitgebrachten und vom ungarischen Landesherren anerkannten Siedlerfreiheiten zur Geltung des ius teutonicum.9 Der Einfluss des deutschen Rechts war aber bei weitem nicht so stark, wie es im Königreich Polen der Fall war.10 Die wichtigsten Städte des Königreichs Ungarn waren als Quelle der königlichen Einnahmen unmittelbar dem Landesherren zugeordnet. Die obere Gerichtsbarkeit übte im Namen des Königs der Tarnakmeister aus. Infolge der zerrütteten Machtverhältnisse war jedoch die Übernahme des deutschen Rechts ein von der städtischen Oberschicht und den Stadtregierungen geförderter Prozess. Der Weg des sächsisch-magdeburgischen Rechts in den Donau- und Karpatenraum führte in erster Linie über Schlesien,11 das als Drehscheibe im Prozess der Verbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Richtung Osteuropa angesehen werden kann. Dieser Vorgang wurde durch die wirtschaftlichen Verbindungen der Städte der heutigen Slowakei zu Schlesien unterstützt. So reichten z. B. die Fernhandelsbeziehungen von Eperies bis nach Breslau. Der Warenverkehr war ein Mittler für den Rechtstransfer, so dass die Kaufleute als Träger des kulturellen Austausches mit Schlesien anzusehen sind. Weitere Landschaften, über die der Rechtstransfer stattfand, sind Kleinpolen und Böhmen.12 Das zentrale Verbreitungsgebiet war im Königreich Ungarn die Zips, insbesondere wegen ihrer geographischen Nähe zu Krakau. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts „sickerte“ das sächsisch-magdeburgische Recht nach Ungarn ein,13 so dass sich Elemente daraus im Stadtrecht der Städte der heutigen Slowakei finden lassen.14 Dazu haben auch die Universitätsbesuche der Bürgersöhne aus den 7

MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI, 1845, S. 261. Eine vergleichbare Stellungnahme in der gegenwärtigen ungarischen Literatur: PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 269. 8 WENZEL, Magyarország városai és városjogai a múltban és jelenben, 1877, S. 44. 9 PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 266. 10 ZIMMERMANN, Die deutsche Südostsiedlung im Mittelalter, in: SCHÖDL (Hrsg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1995, S. 77. 11 PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog, in: BE´ KE´ SI [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció, 1993, S. 269. 12 KAINDL, Studien zur Geschichte des deutschen Rechts in Ungarn und in dessen Nebenländern, in: Archiv für österreichische Geschichte 98 (1908), S. 390; KIRA´ LY, Pozsony város joga a középkorban, 1894, S. 18. 13 DEMKO´ , Lo˝cse története, 1897, S. 13. 14 K. GÜNDISCH, Deutsche, in: ROTH (Hrsg.), Studienhandbuch östliches Europa, Bd. 1, 2009, S. 465.

G. Zusammenfassung und Bewertung (Katalin Gönczi)

137

Städten des Karpatenraumes beigetragen.15 Auch die Politik förderte den Rechtstransfer z. B. durch die Verpfändung der dreizehn Zipser Städte an den polnischen König, wodurch eine politische Verbindung der Zipser Städtegemeinschaft mit einem Gebiet des sächsisch-magdeburgischen Rechts entstand. Die Geschichte des Magdeburger Rechts in Ungarn zeigt, dass es sich hierbei um ein länderübergreifendes, im besten Sinne europäisches Recht handelt. Die Akzeptanz war freiwillig, und die Übernahmen in den städtischen Rechtsaufzeichnungen dienten vor allem der Rationalisierung des Rechts. Dabei lagen die Bindung an das Recht und die Einhaltung der Normen im Interesse der jeweiligen Rechtsstädte.16 Die Rechtseinflüsse sind als „Wechselbeziehung zwischen deutschen Einflüssen und ungarischer Umwelt“17 zu verstehen. In diesem Umfeld entwickelte sich das Stadtrecht, das sowohl mit dem ungarischen Recht als auch mit dem deutschen Recht in Wechselwirkung stand. So erlangte auch das ius patrium, das adelige Gewohnheitsrecht, wie auch die Gerichtshoheit bei den Zipser Sachsen Geltung, so dass die Ladung vor Gericht18 sowohl auf das Siedlerrecht als auch auf das Recht des Adels zurückgeführt werden kann. Das eheliche Güterrecht und das Erbrecht der Stadt Debreczin (quarta und dos), in der das Ofner Stadtrecht galt, gehen ebenfalls auf das Adelsrecht Werbo˝czys zurück.19 Allerdings lag das Königreich Ungarn im Einflussbereich der süddeutschen Stadtrechte. Deshalb sind die Stadtrechte der Donauhandelsstädte ebenfalls dem süddeutschen Rechtskreis zuzuordnen. In jener multikulturellen Region Ostmitteleuropas, deren verfassungsrechtlichen Rahmen im Mittelalter das Königreich Ungarn bildete, kann die jüngste Forschung Anknüpfungspunkte an die damalige europäische Rechtskultur wiederfinden. Die Impulse der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtsentwicklung werden also bei der Untersuchung des Rechtstransfers sichtbar. Der Sachsenspiegel Eikes von Repgow ist zusammen mit dem Magdeburger Recht auch in den Rechtsordnungen im Donau- und Karpatenraum als ein kulturelles Bindeglied nachweisbar. Durch die beschriebenen Wege des Rechtstransfers wurde das sächsisch-magdeburgische Recht Teil der Rechtskultur und somit gemeinsames historisches Erbe in Ungarn und Rumänien. SZABO´ , Elo˝tanulmány a magyarországi joghallgatók külföldi egyetemeken a XVI–XVIII. században készített disputatióinak (dissertatióinak) elemzéséhez, in: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Juridica et Politica 8, Fasc. 5 (1993); DERS., Magyarországiak politica-disputatiói nyugat-európai egyetemeken a 17. században, in: DE´ NES [u. a.] (Hrsg.), A szabadság felelo˝ssége, 2011, S. 295–307. 16 BADER, DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte, 1999, S. 600. 17 SCHÖDL, Ungarns Städtewesen im Spätmittelalter, in: KAISER, STASIEWSKI (Hrsg.), Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa, 1982, S. 131. 18 Zipser Willkür, Art. 1 – Edition in MICHNAY, LICHNER (Hrsg.), Ofner Stadtrecht von MCCXLIV– MCCCCXXI, 1845, S. 221–235. 19 IVA´ NYI, Debrecen és a budai jog, 1924, S. 35. 15

H. Kommentar zur beiliegenden Karte und Listen der Ortsnamen (Inge Bily) Die Basiskarte zum Untersuchungsgebiet „Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien“ erfüllt folgende Anforderungen: – Sie enthält die aktuellen Staatsgrenzen, das Gewässernetz Ungarns und Rumäniens (mit Namen), die Hauptstädte sowie eine Reihe weiterer Orte (mit Namen). – Eingetragen sind weiterhin heutige und / oder historische Regionen, wie z. B. Transilvania (Ardeal) / Erdély/ Siebenbürgen, die für die Beschreibung der Verbreitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts von Bedeutung sind.

I. Geographische Namen in der Basiskarte Bei der Nennung geographischer Namen steht an erster Stelle immer das jeweilige Endonym, d. h. der heute amtliche geographische Name. Soweit vorhanden, folgen nach einem Schrägstrich auf das Endonym die Exonyme, d. h. diejenigen Namen, die a u ß e r h a l b des Gebiets verwendet werden, in dem sich das bezeichnete geographische Objekt befindet, z. B. Esztergom [ungar.]/ Gran [dt.] oder Bistrit¸a [rumän.]/Beszterce [ungar.]/ Bistritz [dt.]. Bei mehreren Exonymen steht das deutsche an letzter Stelle. Sowohl bei den Endonymen wie auch bei den Exonymen wird jeweils in eckigen Klammern die Sprache angegeben. Gibt es keine Exonyme, kann ohnehin lediglich der jeweilige heute amtliche geographische Name (Endonym) verwendet werden, z. B. Pest [ungar.]. Auf die Nennung historischer Varianten geographischer Namen wird in der Karte wie auch in den dazugehörigen Namenlisten verzichtet. Varianten werden bei Bedarf im Register der Ortsnamen des Bandes erschlossen. Diese Vorgehensweise respektiert die aktuelle landeseigene Schreibung der Namen und ermöglicht uns sowie dem Benutzer unserer Arbeiten eine Lokalisierung der Orte auf aktuellen Karten der Länder des Untersuchungsgebiets. Das Prinzip wird sich besonders bei Namen kleinerer und weniger bekannter Orte bewähren, aber auch in Regionen, in denen im Laufe der Geschichte die staatlich-politische Zugehörigkeit wechselte.

140 H. Kommentar zur beiliegenden Karte und Listen der Ortsnamen (Inge Bily)

II. Alphabetische Listen der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) in der Basiskarte Die Ordnung der Ortsnamen in den beiden nachfolgenden Listen erfolgt alphabetisch nach den heutigen Endonymen, d. h. nach den amtlichen Ortsnamenformen des jeweiligen Staatsgebiets.

1. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) des Untersuchungsgebiets Ungarn/Rumänien Bistrit¸a [rumän.] – Beszterce [ungar.] – Bistritz [dt.] Bras¸ov [rumän.] – Brassó [ungar.] – Kronstadt [dt.] Bucures¸ti [rumän.] – Bukarest [dt.] Buda [ungar.] – Ofen [dt.] Budapest [ungar.] Cluj-Napoca [rumän.] – Kolozsvár [ungar.] – Klausenburg [dt.] Debrecen [ungar.] – Debrezin [dt.] Esztergom [ungar.] – Gran [dt.] Ias¸i [rumän.] – Jás [ungar.] – Jassy [dt.] Oradea [rumän.] – Nagyvárad [ungar.] – Großwardein [dt.] Pécs [ungar.] – Fünfkirchen [dt.] Pest [ungar.] Sibiu [rumän.] – Nagyszeben [ungar.] – Hermannstadt [dt.] Szeged [ungar.] – Szegedin [dt.] Székesfehérvár [ungar.] – Stuhlweißenburg [dt.]

2. Alphabetische Liste der Ortsnamen (Endonyme und Exonyme) außerhalb des Untersuchungsgebiets Ungarn/ Rumänien Banská Bystrica [slowak.] – Besztercebánya [ungar.] – Neusohl [dt.] Banská Štiavnica [slowak.] – Selmecbánya [ungar.] – Schemnitz [dt.] Bardejov [slowak.] – Bártfa [ungar.] – Bartfeld [dt.] Beograd [serb.] – Belgrad [dt.] Bratislava [slowak.] – Pozsony [ungar.] – Preßburg/ Pressburg [dt.] Brno [tschech.] – Brünn [dt.] Chis¸ina˘u [moldau.] Gelnica [slowak.] – Gölnicbánya [ungar.] – Göllnitz [dt.] Kežmarok [slowak.] – Késmárk [ungar.] – Käsmark [dt.] Komárno [slowak.] – Komárom [ungar.] – Komorn [dt.]

H.III.1. Namenbücher und -verzeichnisse

141

Košice [slowak.] – Kassa [ungar.] – Kaschau [dt.] Kraków [poln.] – Krakau [dt.] Kremnica [slowak.] – Körmöcbánya [ungar.] – Kremnitz [dt.] Krupina [slowak.] – Korpona [ungar.] – Karpfen [dt.] Levocˇa [slowak.] – Lo˝cse [ungar.] – Leutschau [dt.] L’ubietová [slowak.] – Libetbánya [ungar.] – Libethen [dt.] L’viv [ukr.] – Lemberg [dt.] Nitra [slowak.] – Nyitra [ungar.] – Neutra [dt.] Olomouc [tschech.] – Olmütz [dt.] Podolínec [slowak.] – Podolin [ungar.] – Pudlein [dt.] Prešov [slowak.] – Eperjes [ungar.] – Eperies [dt.] Trnava [slowak.] – Nagyszombat [ungar.] – Tyrnau [dt.] Unicˇov [tschech.] – Mährisch Neustadt [dt.] Wien [dt.] Zagreb [kroat.] – Agram [dt.] Žilina [slowak.] – Zsolna [ungar.] – Sillein [dt.]

III. Grundlagen der Bearbeitung der geographischen Namen und benutzte Karten 1. Namenbücher und -verzeichnisse Duden. Wörterbuch geographischer Namen. Europa (ohne Sowjetunion). Mannheim 1966. (= Duden-Wörterbücher). Miroslav KROPILA´ K (Hrsg.), Vlastivedný slovník obcí na Slovensku [Heimatkundliches Wörterbuch der Gemeinden in der Slowakei]. Bd. I–III. Bratislava 1977, 1978. Isidor LASSLOB (Bearb.), Deutsche Ortsnamen in der Slowakei. Mit den wichtigsten Gebirgs- und Flußnamen. Stuttgart 1974. Milan MAJTA´ N, Názvy obcí Slovenskej republiky. Vývin v rokoch 1773–1997 [Die Namen der Gemeinden der Slowakischen Republik. Die Entwicklung in den Jahren 1773–1997]. Bratislava 1998. Marlies SCHULZ (Hrsg.), Sibylle ZIKMUND (Bearb.), Geographische Namen Europas. Polen, Rumänien. (= Arbeitsberichte. Geographisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. H. 76). Berlin 2003, S. 164–286 (Rumänien). Marlies SCHULZ (Hrsg.), Sibylle ZIKMUND (Bearb.), Geographische Namen Europas. Slowakei, Tschechien, Ungarn. (= Arbeitsberichte. Geographisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. H. 77). Berlin 2003, S. 7– 88 (Slowakei), S. 154–190 (Ungarn).

142 H. Kommentar zur beiliegenden Karte und Listen der Ortsnamen (Inge Bily)

2. Karten Karte, S. 8, „Ausbreitung der deutschen Stadtrechte nach dem Osten“, bearb. von F. DÖRR, in: Harms’ Ostdeutsche Heimat in Karte, Bild und Wort. Bearb. von F[ranz] DÖRR, Ph. GEIGER u. W[illi] KERL. 3.–5. Aufl. München [usw.] [ca. 1960]. Karte, S. 44/ 45, „Die mittelalterliche deutsche Ostsiedlung“, von W. KUHN, in: Friedrich Wilhelm PUTZGER, Historischer Weltatlas zur allgemeinen und österreichischen Geschichte. Bearb. von Egon LENDL u. Wilhelm WAGNER. Gekürzte Ausg. Wien 1992. „Karte der Zips. Mit derzeit oder ehemals gebrauchten deutschen Namen“. Bearb. von J. LOISCH. 2. [vielm.] 3. Aufl. Maßstab 1:380.000. Kesmark 1939 [Ausg. 1938]. [1. Aufl. 1931: Auf der Rückseite: Verzeichnis der deutschen, slowakischen und ungarischen Ortsnamen in der Zips]. Karte „Die Verbreitung des deutschen Stadtrechts nach dem Osten“, von E. MARCKS, Beilage in: Magdeburg in der Politik der deutschen Kaiser. Beiträge zur Geopolitik und Geschichte des ostfälischen Raums. Anläßlich der 1000 jährigen Wiederkehr der Thronbesteigung Ottos des Großen. Hrsg. von der Stadt Magdeburg. Heidelberg, Berlin 1936. Karte 1, S. 55, „Deutsche Stadtrechte in der Slowakei“, in: Ilpo Tapani PIIRAINEN, Vereinheitlichungstendenzen im Schriftverkehr des ausgehenden Mittelalters, in: Winfried LENDERS, Hugo MOSER (Hrsg.), Maschinelle Verarbeitung altdeutscher Texte. Berlin 1978, S. 53–57. Karte 7, S. 152, „Deutsche Stadtrechte in der Slowakei“, in: Ilpo Tapani PIIRAINEN, Deutsche Siedler und deutschsprachige Gesetze in der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei, in: Gerhard GRIMM, Krista ZACH (Hrsg.), Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa. Bd. 2. (= Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks. Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten. 73). München 1996, S. 133–152.

I. Quellen- und Literaturverzeichnis1 (Wieland Carls) I. Abkürzungen ADB – Allgemeine deutsche Biographie. Hrsg. durch d. Histor. Comm. bei d. Königl. Akad. d. Wiss., Bd. 1–56. Leipzig [u. a.] 1875–1912. [Auch als Online-Ressource verfügbar: http://www.deutsche-biographie.de – Abfragedatum: 16.03.2013]. CDH – György FEJE´ R (Hrsg.), Codex diplomaticus Hungariae ecclesiasticus ac civilis. Buda 1829–1844. CJH – Corpus Juris Hungarici /Magyar törvénytár. Budapest 1899–1948. Codex diplomaticus patrius – Imre NAGY, Iván PA´ UR, Károly RA´ TH, Dezso˝ VE´ GHELY, Codex diplomaticus patrius / Hazai okmánytár. Bd. 1–9. Jaurini / Gyo˝r 1865–1891. DRMH I,1 – János BAK, György BO´ NIS, James Ross SWEENEY (Hrsg., Übers.), The laws of the medieval kingdom of Hungary (Paralleltitel: Decreta regni mediævalis Hungariæ). With an essay on previous editions by Andor Csizmadia. Vol. 1: 1000–1301. Bakersfield (Calif.) 1999. (= The laws of East Central Europe; The laws of Hungary. I,1). DRMH I,4 – Ferenc DÖRY, The laws of the medieval kingdom of Hungary (Paralleltitel: Decreta regni mediævalis Hungariæ). Edited and translated by Péter BANYO´ and Martyn RADY with the assistance of János BAK. With a Glossary and Index for DRMH 1–5 compiled by Zsolt HUNYADI. Vol. 4: 1490–1526. Idyllwild (Calif.) 2012. (= The laws of East Central Europe; The laws of Hungary. I,4). e

FRONIUS Eigen-Landrecht – Matthias FRONIUS, Der Sachwwen inn Siebenburgen STATVTA: Oder eygen Landtrecht. Durch Matthiam Fronium vbersehen / e gemehret vnd Mit Kon: Maiewt: inn Polen/ gnad vnd Priuilegio in Druck gebracht. Cronstadt in Sie benbuergen: George Greus, Mathiae Fronius M. D. LXXXIII. [Einheitssachtitel: Statuta iurium municipalium Saxonum in Transylvania; Der Sachsen in Siebenbürgen Statuta oder Eigenlandrecht]. [Reprogr. in: Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen. Mit einer Einführung von Adolf LAUFS und Worterläuterungen von Wolfgang BÜHRER. Hrsg. vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde. Unveränd. Wiedergabe des Erstdr. von 1583. München 1973]. GND – Gemeinsame Normdatei – http://www.dnb.de/ gnd (Abfragedatum: 16.11.2013). 1

Mehrere Titel desselben Autors sind chronologisch aufsteigend sortiert.

144

I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)

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I.II. Quellen und Literatur – A

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146

I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)

erlöst [...] auff das aller hefftigest beklaget Darinnen ein gantzer Ordentlicher Proceß, von anfang der Citation, biß auff das Endurtheil inclusive, in erster und anderer Instantz, darzu die Form, wie in Compromissen gehandelt wird, einverleibt. [...] Den Gerichtsschreibern, Procuratorn, Notarien [...] uberauß nützlich [...]. Franckfort am Mayn: Melchior Hartman [Drucker], Nicolaus Bassaeus [Verleger] 1600. [VD16: A 4524 – Erstausg. 1597/ 98]. Adolf BACHMANN, „Wenzel I., König von Böhmen“, in: ADB, Bd. 42. Leipzig 1897, S. 749–753. Michal BADA, A zsolnai városkönyv. Forrás a késo˝ középkori és kora újkori város mindennapi életének kutatásához [Das Silleiner Stadtbuch. Eine Quelle zur Erforschung des städtischen Alltagslebens während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit], in: Eniko˝ CSUKOVITS, Tünde LENGYEL (Hrsg.), Bártfától Pozsonyig. Városok a 13–17. században. (= Társadalom- és mu˝velo˝déstörténeti tanulmányok. 35). Budapest 2005, S. 187–197. Karl Siegfried BADER, Gerhard DILCHER, Deutsche Rechtsgeschichte. Land und Stadt – Bürger und Bauer im Alten Europa. Berlin [usw.] 1999. (= Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft. Abt. Rechtswissenschaft). János BAK, Königtum und Stände in Ungarn im 14.–16. Jahrhundert. Wiesbaden 1973. (= Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa. 6). János M. BAK, Ofen, Stadtrecht, in: LexMa, Bd. 6. München 1993, Sp. 1366. János M. BAK, Tripartitum opus, in: LexMa, Bd. 8. München 1997, Sp. 1015 f. János BAK, Werbo˝czy (Verbo˝czy), István, in: LexMa, Bd. 8. München 1997, Sp. 2194 f. János BAK, György BO´ NIS, James Ross SWEENEY (Hrsg., Übers.), The laws of the medieval kingdom of Hungary (Paralleltitel: Decreta regni mediævalis Hungariæ). With an essay on previous editions by Andor CSIZMADIA. Vol. 1: 1000– 1301. Bakersfield (Calif.) 1999. (= The laws of East Central Europe; The laws of Hungary. I,1). Elemér BALOGH, Az Aranybulla helye a magyar alkotmánytörténetben [Die Stellung der Goldenen Bulle in der ungarischen Verfassungsgeschichte], in: Lajos BESENYEI, Géza ÉRSZEGI, Maurizio PEDRAZZA GORLERO (Hrsg.), De Bulla Aurea Andreae II Regis Hungariae MCCXXII. Verona 1999, S. 61–77. [Kálmán] BENDA, „Kovachich, Márton György“, in: ÖBL, Bd. 4. Wien 1969, S. 167. ´ rpád BERTA, Mária HOMOKI NAGY, Ein ungarischer rechtshistorischer Terminus A türkischen Ursprungs: barom ,Vieh, Rind; Vermögen‘, in: Studia Etymologica Cracoviensia 9 (2004), S. 9–27. Johann Friedrich BEHREND (Hrsg.), Die Magdeburger Fragen. Berlin 1865. Nóra BEREND, Immigrants and locals in medieval Hungary: 11th–13th centuries, in: Klaus HERBERS, Nikolas JASPERT (Hrsg.), Grenzräume und Grenzüberschreitungen. Der Osten und der Westen des mittelalterlichen Lateineuropa. (= Europa im Mittelalter. 7). Berlin 2007, S. 205–217.

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I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)

dolmetwchet seind: Jtem des Hailige¯ Reichs vil newe breuchliche ordnung / auch etlicher Land vnd Stett bewonder Statut / [...] Durch den Hochgelerten / wolberedten / vnd langgeue bten weylend herrn Andreas Perneder / des Fürwtlichen Hoff ~u˚ München Rath vnd Secretarien / mit vil arbait vnd vleiß ~u˚ wamen gebtragen vnd bewchriben etc. Mit ainer Vorrede des Hochgelerten herrn Wolffgang Hunger der Rechten D. vnd Profewwor ~u˚ Jngolwtat. / darinn diwes Wercks gebrauch vnd nutz weitter ange~aigt werden. Gedruckt ~u˚ Jngolwtat durch Alexan- der Weiwwenhorn. [...] M. C. XLIIII. [Ingolstadt: Weissenhorn 1544]. István PETROVICS, A korai magyar városfejlo˝dés és az idegen jog [Die frühe Stadtentwicklung in Ungarn und das fremde Recht], in: BE´ KE´ SI Imre [u. a.] (Hrsg.), Régi és új peregrináció. Magyarok külföldön, külföldiek Magyarországon, Bd. 1. Budapest, Szeged 1993, S. 264–270. István PETROVICS, Foreign Ethnic Groups in the Towns of Southern Hungary in the Middle Ages, in: Derek KEENE, Balázs NAGY, Katalin SZENDE (Hrsg.), Segregation – Integration – Assimilation. Religious and Ethnic Groups in the Medieval Towns of Central and Eastern Europe. (= Historical Urban Studies). Farnham, Burlington 2009, S. 67– 87. Michael PHILIPP, Das „Regentenbuch“ des Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck. Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte im konfessionellen Zeitalter. Augsburg 1996. Hans Gerch PHILIPPI, „Honter(us), Johannes“, in: NDB, Bd. 9. Berlin 1972, S. 603 f. Ilpo Tapani PIIRAINEN (Hrsg.), Das Stadtrechtsbuch von Sillein. Einleitung, Edition und Glossar. Berlin, New York 1972. (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker. N. F. 46/ 170). Ilpo Tapani PIIRAINEN, Vereinheitlichungstendenzen im Schriftverkehr des ausgehenden Mittelalters, in: Winfried LENDERS, Hugo MOSER (Hrsg.), Maschinelle Verarbeitung altdeutscher Texte. Berlin 1978, S. 53–57. Ilpo Tapani PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Kremnica / Kremnitz. Untersuchungen zum Frühneuhochdeutschen in der Slowakei. Heidelberg 1983. (= Studien zum Frühneuhochdeutschen. 7). Ilpo Tapani PIIRAINEN, Sprachliches aus der Zipser Willkür. Ein Beitrag zum Frühneuhochdeutschen in der Slowakei, in: Festschrift für Lauri Seppänen zum 60. Geburtstag. (= Acta Universitatis Tamperensis. Ser. A. 183). Tampere 1984, S. 241–249. Ilpo Tapani PIIRAINEN, Spätmittelalterliche Stadt- und Bergrechte in der Slowakei, in: Südostdeutsches Archiv 28/ 29 (1985–1986), S. 44–58. Ilpo Tapani PIIRAINEN, Das Stadt- und Bergrecht von Banská Štiavnica / Schemnitz. Untersuchungen zum Frühneuhochdeutschen in der Slowakei. Oulu 1986. (= Universität Oulu. Veröffentlichungen des Germanistischen Instituts. 6).

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I.II. Quellen und Literatur – V

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180

I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)

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I.II. Quellen und Literatur – W

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182

I. Quellen- und Literaturverzeichnis (Wieland Carls)

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I.III. Online-Ressourcen – H

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János ZLINSZKY, Wissenschaft und Gerichtsbarkeit. Quellen und Literatur der Privatrechtsgeschichte Ungarns im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1997. (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte. 91). János ZLINSZKY, Durch das römische Recht, aber über dasselbe hinaus. Hrsg. von Nadja El BEHEIRI. Budapest 2008. Zsigmondkori oklevéltár [Urkundensammlung aus der Regierungszeit König Sigismunds]. Hrsg. von Elemér MA´ LYUSZ. Bd. 2, [2.] (1407–1410). Budapest 1958. (= A Magyar Országos Levéltár kiadványai. 2, Forráskiadványok. 4). Attila ZSOLDOS, Tibor NEUMANN, Székesfehérvár középkori kiváltságai [Stuhlweißenburgs Privilegien im Mittelalter]. Székesfehérvár 2010. (= Közlemények Székesfehérvár történetébo˝l). Adolf ZYCHA, Das böhmische Bergrecht des Mittelalters auf Grundlage des Bergrechts von Iglau, Bd. 1: Die Geschichte des Iglauer Bergrechts und die böhmische Bergwerksverfassung, Bd. 2: Die Quellen des Iglauer Bergrechts. Berlin 1900.

III. Online-Ressourcen1 http://www.dnb.de / gnd (Abfragedatum: 16.11.2013) – Gemeinsame Normdatei – GND. http://www.europeana.eu/ portal/ record/ 92004 / 37D17B7911233A86EF19DB40533953AE42BD4E34.html (Abfragedatum: 17.07.2013) – „Gelnhausenu˚v kodex (kodex A) – právní kniha“, Jihlava / Iglau, Státní okresní archiv, inv. cˇ. 17, (Beschreibung der Handschrift und Faksimile). http://www.handschriftencensus.de (Abfragedatum: 16.11.2013) – Handschriftencensus – HC. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/ rezensionen/ 2011–3–195 (Abfragedatum: 15.11.2013) – Ines KESKE, Rezension zu: Michael GEHLER, Silvio VIETTA (Hrsg.), Europa – Europäisierung – Europäistik. Neue wissenschaftliche Ansätze, Methoden und Inhalte. Wien 2010. (= Arbeitskreis Europäische Integration. Veröffentlichungen. 7), in: H-Soz-u-Kult, 28.09.2011. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/ tagungsberichte /id=1762 (Abfragedatum: 17.11.2013) – Miriam HAHN, Tagungsbericht: Böhmen und das Deutsche Reich. Ideen- und Kulturtransfer im Vergleich (13.–16. Jahrhundert). (Tagung in München vom 10.09.2007–12.09.2007), in: H-Soz-u-Kult, 04.11.2007. 1

Es werden hier nur Internetadressen von Titeln aufgeführt, die ausschließlich online einsehbar sind. Alle anderen Verweise auf digitale Ressourcen werden beim jeweiligen Literatureintrag angefügt.

J. Register (Wieland Carls) Vorbemerkung In der Abteilung Orte werden auch Gewässer-, Gebirgs-, Landes- und Landschaftsnamen sowie andere Lokalitäten verzeichnet. Nichtdeutsche Toponyme werden – so vorhanden – unter dem deutschen Exonym angesetzt. Hierauf folgen in der Regel das jeweilige Endonym (kursiv gesetzt und mit internationalem Sprachkürzel in eckigen Klammern versehen), ggf. weitere Namenformen in anderen Sprachen (ebenfalls mit Sprachkürzel). Gibt es kein deutsches Exonym, steht das Endonym an erster Stelle. Auf den jeweiligen Haupteintrag wird – wenn nötig – verwiesen. Das Register der Personen verzeichnet alle Namen von Personen und Geschlechtern, die nicht ausschließlich im Zusammenhang mit bibliographischen Angaben genannt werden. Von Schreibvarianten, die durch einen Schrägstrich von der Ansetzungsform getrennt werden, wird gegebenenfalls auf den Haupteintrag verwiesen. Amtsbezeichnungen und andere Ergänzungen sowie alternative Schreibungen, von denen nicht verwiesen wird, stehen in runden Klammern. Unter Sachen finden sich neben Namen von Bevölkerungsgruppen vor allem Begriffe, die den inhaltlichen Zugriff erleichtern sollen. Alle Quellen und Quellensammlungen mit vorwiegend rechtlichem Inhalt, die im Text genannt werden, stehen im Register der Rechtsquellen. In der Untersuchung genannte Handschriften werden nach Orten sortiert im Register der Handschriften aufgelistet.

I. Orte Aachen 58 · Tuchhandel 67 Agram/Zagreb [kroat.]/Zágráb [ungar.] 19, 28, 45, 91, 141 Alba Iulia [rumän.] → Weißenburg Alt/ Olt [rumän.] 50 Altlublau/ Stará L’ubovnˇa [slowak.]/ ´ lubló [ungar.] O · Vertrag (1412) 69, 97 ´ radna Altrodenau/ Rodna [rumän.]/O [ungar.] 68 · Bergrecht 114 · Gebiet 54

· Stadt- und Bergrecht 16 Alt-Tabor/Ausk/Sezimovo Ústí [tschech.] 129 Annaberg (Annaberg-Buchholz) 129 Ardeal [rumän.] → Siebenbürgen Augsburg · Fugger (Familie) 75 Ausk → Alt-Tabor Bacˇ [serb.] → Batsch Bács [ungar.] → Batsch Bagdad 43 Baia Mare [rumän.] → Frauenbach

186

J. Register (Wieland Carls)

Baierdorf /Crainima˘t [rumän.]/Királynémeti [ungar.] 48 Bakabánya [ungar.] → Pukanz Banská Belá [slowak.] → Dilln Bartfeld/Bardejov [slowak.]/Bártfa [ungar.] 104, 140 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Ofner Rechtsbuch 32 · Ofner Stadtrecht 90, 105, 126 · Städtebund · · sieben königliche Freistädte 71 · · Pentapolis 71 Batsch/Bacˇ [serb.]/Bács [ungar.] 43 · Gesetz von 1518 18 Bayern 48 Bélabánya [ungar.] → Dilln Belgrad/ Beograd [serb.] 140 · Kaufleute 67 Beregszász [ungar.] → Bergsaß Berehove [ukr.] → Bergsaß Bergreichenstein/Kašperské Hory [tschech.] 129 f. Bergsaß/Berehove [ukr.]/Beregszász [ungar.] 48 Beszterce [ungar.] → Bistritz Beuthen/ Bytom [poln.] 129 Bistritz/Bistrit¸a [rumän.]/Beszterce [ungar.] 51, 61, 103, 139 f. · Stapelrecht 62 Bodrogolaszi [ungar.]/Olaszi bei Patak [hist.] 37, 48 Böhmen 92, 129, 136 · Drittteil 101 · Handel 67 · Iglauer Stadtrecht 130 · Kaufleute 58 · Magdeburger Stadtrecht 26 · Studenten 14 Bologna (Universität) 14 Bras¸ov [rumän.] → Kronstadt

Brassó [ungar.] → Kronstadt Bratislava [slowak.] → Pressburg Breslau/ Wrocław [poln.] 55, 62, 83, 85, 109 f. · Breslauer 110 · Breslauer Recht 92 · Bürger 58 · Fernhandel 136 · Handel 103, 110 · Kaufleute 110 · Rechtsweisung · · 1261 106, 109–111 · · 1295 109 · Schöffenstuhl 92 Brügge 104 Brünn/ Brno [tschech.] 140 · Archiv meˇsta Brna 125, 130 · Codex (Opp. 314, HC 7611) 125 f. · Schöffensatzungen 94 · Tuchhandel 67 Bucures¸ti [rumän.] → Bukarest Buda → Ofen Budapest 82, 140 · → auch Ofen u. Pest [ungar.] · Egyetemi Könyvtár 127 · Eötvös Loránd Universität 38 · Fo˝városi Szabó Ervin Könyvtár 127 · Magyar Nemzeti Múzeum 131 · Országos Széchényi Könyvtár 119, 133 · Universität, königliche 24, 27 Budecˇ [tschech.] 129 Bukarest/Bucures¸ti [rumän.] 140 · Biblioteca Nat¸ionala a României 124, 133 Bulgarien (Republik Bulgarien)/ Ba˘lgarija (Republika Ba˘lgarija) [bulgar.] 7 Burzenland 33, 51 f. Bytom [poln.] → Beuthen

J.I. Orte – E

Byzanz (Byzantinisches Reich) 3, 6, 41 Cˇaslau/ Cˇáslav [tschech.] 129 f. Cˇernivci [ukr.] → Czernowitz Cˇernovcy [russ.] → Czernowitz Chis¸ina˘u [moldau.] 140 Choteˇborˇ [tschech.] 129 f. Chrudim [tschech.] 129 f. Cieszyn [poln.] → Teschen Crainima˘t [rumän.] → Baierdorf Csallóköz [ungar.] → Große Schütt Czernowitz/ Cˇernivci [ukr.]/Cˇernovcy [russ.] (Universität) 30 Dalmatien 19 · Kaufleute 58 Danzig/ Gdan´sk [poln.] 63, 104 · Biblioteka Gdan´ska Polskiej Akademii Nauk 125 · Codex (Op.356, HC 7209) 125 f. Debrezin/Debreczin/ Debrecen [ungar.] 33, 60, 65, 90 f., 140 · Appellation 91 · Eheliches Güterrecht, Erbrecht 137 · Fleischerzunft 90 · Gewohnheitsrecht 33 · Marktort 65 · Ofner Stadtrecht 32 · Richter, Geschworene 33 · Stadtrecht 32 f. · Universität 32 · Volk 32 · Zünfte 90 Deutschbrod/Havlícˇku˚v Brod [tschech.] 129 Deutschendorf/ Poprad [slowak.]/Poprád [ungar.] · Pfarramt der evangelischen Gemeinde 120 · Štátny okresný archív 117–119

187

Deutschland 39, 42, 62 · Historische Rechtsschule 23 · Kaufleute 58 · Nationalsozialismus 33 · Norddeutschland 136 · Rechtsbücher 27 · Stadtrechte 32 · Universität 77 Deutschliptsch/Partizánska L’upcˇa [slowak.]/Nemecká L’upcˇa [slowak., 1920–1946]/Németlipcse [ungar.] 82, 115, 132 Dilln/Banská Belá [slowak.]/Bélabánya [ungar.] · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 Donau 66 f., 89, 110 · Donaudelta 52 · Donauraum 1, 3 f., 6 f., 9, 21, 29, 34, 36, 41, 46, 49, 71, 80, 82, 103, 105, 116 f., 132, 135–137 · · Rechtsquelle 117 · Handelsstadt 103, 137 Eisenburg/ Vasvár [ungar.] (Privileg von 1279) 85, 88 Eperies/Prešov [slowak.]/Eperjes [ungar.] 104, 107 f., 141 · Amtsbuch 105 · Fernhandel 136 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Handel 104 · Ofner Stadtrecht 32, 90, 105, 126 · Städtebund · · sieben königliche Freistädte 71 · · Pentapolis 71 · Štatná vedecká knižnica 118 Esztergom [ungar.] → Gran Etzelburg [hist.]/ Óbuda [ungar.] (Universität) 13

188

J. Register (Wieland Carls)

Eule/ Jílové u Prahy [tschech.] 129 f. Europa 3, 9, 16, 28, 72, 77, 108 · Europabegriff 5 · Europäische Union 5, 39 · geteiltes 5 · ius commune 3 · Mitteleuropa 4 f., 34 · östliches 3–5 · Osteuropa 3–5, 21, 33 f., 39, 46, 67 · · Kaufleute 41 · Osteuropaforschung 39 · Ostmitteleuropa 3– 6, 9, 29, 31, 74, 80, 135, 137 · · Forschung 3 · · Rechtshistoriker 4 · Rechtsauffassung 105 · Rechtsgeschichte 24 · Rechtskultur 3, 96, 116, 137 · Südeuropa 133 · Südosteuropa 133 · · Drittteil 101 · · Siedler 52 · · Kaufleute 41 · · Magdeburger Stadtrecht 102 · Westeuropa 3, 12, 36, 46– 49, 58, 76 · westliches 4, 13, 46 f., 103 Flandern 47– 49, 62 Florenz 67 Franken 129 Frankfurt (Oder) (Universität) 16 Frauenbach/ Baia Mare [rumän.]/ Nagybánya [ungar.] 127 Freiberg 114, 129 · Freiberger Recht 127 Fünfkirchen /Pécs [ungar.] 64, 140 · Universität 13 Füzito˝ 89 Galizien/ Halycˇyna [ukr.]/Galicja [poln.] 84

Garam [ungar.] → Gran Gdan´sk [poln.] → Danzig Gnézda [ungar.] → Kniesen Gniazda [poln.] → Kniesen Göllnitz/Gelnica [slowak.]/Gölnicbánya [ungar.] 65, 70, 75, 91, 119, 140 · Obergericht 70 Görlitz/ Zgorzelec [poln.] · Gymnasium 98 · Rechtsweisung für Görlitz (1304) 106, 109, 112 Göttingen · Göttinger Schule 22 · Schlözer, August Ludwig 21 · Universität 21, 23 Goldberg/Złotoryja [poln.] (Gymnasium) 98 Goldkronach 129 Gran/Esztergom [ungar.]/Ostrihom [slowak.] 45, 139 f. · Appellation 75 · Erzbischof 51 · Erzbistum 41, 45, 49, 64 Gran/Hron [slowak.]/Garam [ungar.] (Fluss) 69 f. Graz (Universität) 30 Große Schütt/Žitný ostrov [slowak.]/ Csallóköz [ungar.] (Insel) 128 Großmeseritsch/ Velké Mezirˇícˇí [tschech.] 130 Großwardein/ Oradea [rumän.]/Nagyvárad [ungar.] 45, 48, 64, 140 Güns/ Ko˝szeg [ungar.] 75 Gyo˝r [ungar.] → Raab Gyulafehérvár [ungar.] → Weißenburg Halle (Saale) · Martin-Luther-Universität HalleWittenberg 5

J.I. Orte – K

· Willküren 106 Hangenstein/ Hankštejn [tschech.] 129 Havlícˇku˚v Brod [tschech.] → Deutschbrod Heidelberg (Universitätsbibliothek) 130 Heiliges Römisches Reich 22 · → auch Römisch-Deutsches Reich Hermannstadt/ Sibiu [rumän.]/Nagyszeben [ungar.] 24, 46 f., 50, 54, 59, 61– 64, 76, 90 f., 101, 103, 110, 140 · Bürgermeister 100 f., 124 · Gebiet 50 · Muzeul Nat¸ional Brukenthal 124, 133 · Obergericht 101 · Provinz 53 f., 101 · Ratmann 15 · Stapelrecht 62 Héthárs [ungar.] → Siebenlinden Hniezdne [slowak.] → Kniesen Holland 47 Hron [slowak.] → Gran Hrvatska (Republika Hrvatska) [kroat.] → Kroatien (Republik Kroatien) Ias¸i [rumän.] → Jassy Iglau/ Jihlava [tschech.] 30, 94, 115, 129 f. · Bergrecht 114 · Gericht 129 · Iglauer Recht 30, 106 · Iglauer Stadtrecht 130 · Stadtarchiv 129 f. · Stadtrecht 129 · Stadt- und Bergrecht 101, 115 · Státní okresní archiv 126, 183 Igló [ungar.] → Zipser Neudorf

189

Ingolstadt 123 Isfahan 43 Italien 67 · Kaufleute 49, 58 · Süditalien 104 Jamnitz/Jemnice [tschech.] 129 Jassy/ Ias¸i [rumän.]/Jás [ungar.] 140 Jemnice [tschech.] → Jamnitz Jihlava [tschech.] → Iglau Jílové u Prahy [tschech.] → Eule Käsmark/ Kežmarok [slowak.]/Késmárk [ungar.] 26, 140 · Evangelisches Lyzeum 120 · Käsmarker Recht 128 · Magdeburger Stadtrecht 32 Kalotscha/Kollotschau / Kalocsa [ungar.] 64 Kamentz/ Kamenec [tschech.] 129 Karlsburg → Weißenburg Karpaten · Karpatenbecken 3, 9, 41, 43 f., 46, 57, 81, 94 · Karpatenlandschaft 52 · Karpatenraum 1, 3 f., 6 f., 9, 21, 34, 36, 41, 46, 49, 71, 80, 82, 103– 105, 116 f., 132, 135–137 · · Rechtsquelle 117 Karpfen/ Krupina [slowak.]/Korpona [ungar.] 82, 93, 141 · Stadtrecht 32 Kaschau/ Košice [slowak.]/Kassa [ungar.] 30, 60, 62, 76, 104 f., 110, 141 · Archív Mesta 133 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Handel 104 · Kaschauer Recht 127 · Ofner Stadtrecht 32, 90, 105, 126 · Rechtsakademie 30

190

J. Register (Wieland Carls)

· Stadtschreiber 105 · Städtebund · · sieben königliche Freistädte 71 · · Pentapolis 71 Kašperské Hory [tschech.] → Bergreichenstein Kaurˇim/Kourˇim [tschech.] 130 Késmárk [ungar.] → Käsmark Kežmarok [slowak.] → Käsmark Királynémeti [ungar.] → Baierdorf Kirchdrauf /Spišské Podhradie [slowak.] /Szepesváralja [ungar.]/ Warallia [hist.] 99, 121 Kisszeben [ungar.] → Zeben Klausenburg/Cluj-Napoca [seit 1974] / Cluj [rumän.]/Kolozsvár [ungar.] 62, 64, 140 · Ofner Stadtrechtsbuch 33, 102 · Universität 27 Kniesen/ Hniezdne [slowak.]/Gnézda [ungar.]/Gniazda [poln.] 97 Köln (Tuchhandel) 67 Königsberg/Nová Banˇa [slowak.]/ ´ jbánya [ungar.] (Gemeinschaft der U niederungarischen Bergstädte) 70 Körmöcbánya [ungar.] → Kremnitz Kolin/Kolín [tschech.] 129 f. Kollotschau → Kalotscha Komorn/Komárom [ungar.]/Komárno [slowak.] 64, 140 · Ofner Rechtsbuch 32 Konstanz (Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte) 36 Korpona [ungar.] → Karpfen Košice [slowak.] → Kaschau Ko˝szeg [ungar.] → Güns Kourˇim [tschech.] → Kaurˇim Krakau/Kraków [poln.] 55, 62 f., 65, 83– 85, 103 f., 136, 141 · Freiheiten 83 · Gericht 97

· · · ·

Groicki, Bartłomiej 97 Handel 98, 103 f. Magdeburger Recht 97 Nationalmuseum in Krakau – Czartoryski Bibliothek/Muzeum Narodowe w Krakowie – Biblioteka Ksia˛z˙a˛t Czartoryskich 117 · Rechtskreis 97 · Stapelrecht 104 · Universität 14, 104 Kremnitz/ Kremnica [slowak.]/Körmöcbánya [ungar.] 65, 70, 92, 116, 141 · Freiheiten 92 · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 · Münzmeister 92 · Münzstätte 92 · Obergericht 70 · Stadt- und Bergrecht (1492) 17 · Štátny okresný archív v Žiari nad Hronom so sídlom 131 f. Kroatien (Republik Kroatien)/Hrvatska (Republika Hrvatska) [kroat.] 19 Kronstadt/Bras¸ov [rumän.]/Brassó [ungar.] 16, 51 f., 59, 61 f., 90, 100, 103, 140 · Archiv ev. obce 119 · Honterus, Johannes 15 · Stapelrecht 62 Krupina [slowak.] → Karpfen Kupferberg/ Meˇdeˇnec [tschech.] 129 Kuttenberg/Kutná Hora [tschech.] 92, 129 f. · Kuttenberger Freiheiten 92 · Münzmeister 92 Lausitz (Gymnasium) 98 Lechfeld 11 Ledecˇ nad Sázavou [tschech.] 130

J.I. Orte – M

Leibitz/L’ubica [slowak.] (Gemeindearchiv) 119 Leipzig 5, 122 f. · Forum Junger Rechtshistoriker und Rechtshistorikerinnen (2001) 39 · Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) 2 · Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) 1, 6 · Sachsenspiegeldruck [1569] 97 · Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1, 5 · Schöffen 99 · Schöffenkollegium 99 · Schöffensprüche 122, 134 · Universität 23 · Universitätsbibliothek 130 Lemberg/ L’viv [ukr.]/L’vov [russ.]/ Lwów [poln.] 62 f., 65, 141 Leubusch (?) / Libuš [tschech.] (heute Stadtteil von Prag) 129 Leutschau/Levocˇa [slowak.]/Lo˝cse [ungar.] 26, 56, 66, 79, 98, 118 · Appellation 75 · Magdeburger Stadtrecht 32 · Rat 95 · Städtebund (Pentapolis) 71 · Štátny oblastný archív 118–120, 141 · Studenten 98 · Zipser Willkür (Handschrift) 22, 95 Libethen/ L’ubietová [slowak.]/ Libetbánya [ungar.] 141 · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 Libuš [tschech.] (heute Stadtteil von Prag) → Leubusch (?) Liège [franz.] → Lüttich [fläm.] Lipiany [slowak.] → Siebenlinden London (Universität) 37

191

L’ubica [slowak.] → Leibitz L’ubietová [slowak.] → Libethen Lüttich [fläm.]/Liège [franz.] 46 Luxemburg (Gebiet) 48 L’viv [ukr.] → Lemberg L’vov [russ.] → Lemberg Lwów [poln.] → Lemberg Maasland 48 Mähren 129 · Drittteil 101 · Handel 67 · Iglauer Stadtrecht 130 · Studenten 14 Mährisch Neustadt/ Unicˇov [tschech.] 141 Magdeburg 2 · Rechtsverkehr 134, 136 · Schöffen 58, 74, 109, 111, 134 · Schöffenkollegium 74 · Schöffensprüche 106, 122, 134 Magyarország [ungar.] → Ungarn Mala-Musina [hist.]/ Muszyna [poln.] (Magdeburger Stadtrecht) 85 Mansfeld (Georg Lauterbeck) 123 Mediasch/ Medias¸ [rumän.]/Medgyes [ungar.] 61 Meißen (Markgrafschaft) 101 Meˇrˇín [tschech.] 130 Miskolc [ungar.] (Ofner Stadtrecht) 32 Mitteleuropa → Europa Modern/ Modra [slowak.] 128 Mödlau/Medlov [tschech.] 129 Mohatsch/Mohács [ungar.] (Schlacht von 1526) 7, 12 Moldau/ Moldova [rumän.] 6, 61, 64 · Fürstentum 6, 62 · Republik Moldau/ Republica Moldova [rumän.] 7 Moselland 48 Mühlbach/ Sebes¸ [rumän.]/Szászsebes [ungar.] 48

192

J. Register (Wieland Carls)

Muszyna [poln.] → Mala-Musina Nagybánya [ungar.] → Frauenbach Nagyszeben [ungar.] → Hermannstadt Nagyszo˝llo˝s /Nagy-Szo˝llo˝s [ungar.]/ Vynohradiv [ukr.]/Vinogradov [russ.] 28, 91 Nagyszombat [ungar.] → Tyrnau Nagyvárad [ungar.] → Großwardein Neapel 67 Nemecká L’upcˇa [slowak., 1920–1946] → Deutschliptsch Németlipcse [ungar.] → Deutschliptsch Neusohl/ Banská Bystrica [slowak.]/ Besztercebánya [ungar.] 65, 75, 115 f., 132, 140 · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 · Schemnitzer Stadt- und Bergrecht (1255) 130 · Stadtrecht (1255) 91 · Štátny okresný archív 118, 131 f. Neutra/ Nitra [slowak.]/Nyitra [ungar.] 88, 141 · Privileg von 1248 85, 88 Niederlande 62 · Holland 47 · Universität 77 Niedersachsen 48 Nitra [slowak.] → Neutra Nösnerland 51, 54 Nová Banˇa [slowak.] → Königsberg Nürnberg 58 f., 62, 68 · Kaufmannsfamilie (Haller) 59, 63 · Ritter Hermann 46 · Tuchhandel 59 Nyitra [ungar.] → Neutra Óbuda [ungar.] → Etzelburg [hist.]

Ödenburg/Sopron [ungar.] 60, 64 · Bürger 88 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Ofner Stadtrecht 89 · Privileg 88 · Privileg von 1277 85 · Stadtgericht 75 · Städtebund (sieben königliche Freistädte) 71 Ofen/Buda [ungar.] 12, 28, 36, 59 f., 66– 68, 74–76, 80, 89–91, 105, 107, 109 f., 112, 126 f., 140 · Budaer Denar 67 · Freiheiten 90 f., 109 · Gericht des Tarnakmeisters 73 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Geschworene 68 · Handwerk 67 · Kaufleute 67 · königliche Kanzlei 101 · Magistrat 75 · Markt 67 · Maße und Gewichte 67 · Ofner Mark (Zahlungsmittel) 56 · Ofner Stadtrecht 27, 32, 68, 90 f., 105, 111 · Rat 91 · Rechtsprechung 15 · Richterwahl 89 · Stadtleben 28 · Stadtrecht 17 · Stadtrichter 68 · Städtebund 68 · · sieben königliche Freistädte 71 · Stapelrecht 90, 110 · Zunftregel 90 Olaszi [hist.] (bei Patak) 37 Olaszi [ungar.] (bei Großwardein, heute Stadtteil von Oradea [rumän.]) 48

J.I. Orte – P

Olaszliszka [ungar.] 48 Olmütz/ Olomouc [tschech.] 141 Opava [tschech.] → Troppau Oradea [rumän.] → Großwardein ´ radna [ungar.] → Altrodenau O Osmanisches Reich 6, 12 f., 71, 76, 105 · Eroberungen 63 · Heer 105 · Herrschaft 76 · Sultan 7, 12 Osteuropa → Europa Ostmitteleuropa → Europa Ostrihom [slowak.] → Gran Padua (Universität) 14 Paris (Universität) 14 Partizánska L’upcˇa [slowak.] → Deutschliptsch Passau · Bistum 42 · Schutzpatron 42 · Tuchhandel 67 Pásztó [ungar.] 90 Patak am Bodrog/Sárospatak [ungar.]/Šarišský Potok [slowak.] 37 Pécs [ungar.] → Fünfkirchen Pernstein/ Pernštejn [tschech.] 129 Pest [ungar.] 75, 80, 110, 139 f. · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Rechtsprechung 15 · Universität, königliche 24 Pilsen/ Plzenˇ [tschech.] 129 Podolin [ungar.] → Pudlein Podolínec [slowak.] → Pudlein Polen (Republik Polen)/ Polska (Rzeczpospolita Polska) [poln.] · Polen 51, 62, 83 f., 90, 97 · · Stadtrecht 25 · · 13 Zipser Städte 26

· · · ·

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193

Fernhandel 105 Handel 62, 65, 71, 98, 104 Kaufleute 58, 104 Kleinpolen 82 f., 85, 99, 103, 136 · · Kleinpolen (Hospes-Recht) 85 · · Königreich 69, 95, 97, 136 · · Magdeburger Stadtrecht 26, 135 · · Rechtszug 117 · · Stadtentwicklung 135 · · Stadtrecht 25, 79 f., 136 · · Studenten 14 · · Tuchhandel 67 · · Untersuchungsgebiet 7, 117 · · Verfassung 135 Polná [tschech.] 130 Popper/Poprad [slowak.]/Poprád [ungar.] (Fluss) 83 Poprad [slowak.] (Fluss) → Popper Poprad [slowak.] → Deutschendorf Poprád [ungar.] (Fluss) → Popper Poprád [ungar.] → Deutschendorf Pozsony [ungar.] → Pressburg Prag/Praha [tschech.] · Archiv hlavního meˇsta 130 · Kaufleute 67 · Národní muzeum 130 · Rechtsquelle 29 Prešov [slowak.] → Eperies Pressburg/ Bratislava [slowak.]/Prešporok [hist. slowak.]/Pozsony [ungar.] 60, 76, 105, 112 f., 140 · Archív Mesta 128 · Bibliothek der Akademie der Wissenschaften 113 · Bürgermeister 60 · Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Lyzeum 23 · · Bibliothek 23, 113, 127 · Oberhof 75

194

J. Register (Wieland Carls)

· Ofner Stadtrecht 89, 127 · Pressburger Recht 127 · Pressburger Stadtrecht 17, 32, 112 f., 128 · Pressburger Stadtrechtsbuch 112, 114 · Stadtrechtsbuch 27 · Städtebund · · sieben königliche Freistädte 71 · Universität 13 · Univerzitná knižnica 133 ´ stredná knižnica SAV 127 · U Preßnitz/ Prˇísecˇnice [tschech.] 129 Prˇibyslav [tschech.] 130 Principatul Valahiei [rumän.] → Walachei (Fürstentum) Prˇísecˇnice [tschech.] → Preßnitz Provincia saxonum de Scepus 55 · → auch Zips Pudlein/ Podolínec [slowak.]/Podolin [ungar.] 83 f., 141 · Archiv 97 · Privileg 84 · Schultheißengemeinde 83 f. Pukanz/Pukkanz/ Pukanec [slowak.]/ Bakabánya [ungar.] (Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte) 70 Quedlinburg (Hoftag von 973) 41 Raab/ Gyo˝r [ungar.] 64 · Privileg von 1271 85 Regensburg 43, 68 · Kaufleute 59, 67 · Reichstag (1158) 47 Reichenstein/ Złoty Stok [poln.]/Rychleby [tschech.] 129 Rheinland 48 · Kaufleute 67 Rhein-Mosel-Gebiet 48

Riesenberg/ Rýzmburk [tschech.] 129 Rodna [rumän.] → Altrodenau Römerstadt/Rýmarˇov [tschech.] 129 Römisch-Deutsches Reich 41, 43, 63, 86 · → auch Heiliges Römisches Reich · Kaiser 47, 60 Ronov nad Doubravou [tschech.] 130 Rosenau/ Rožnˇava [slowak.]/Rozsnyó [ungar.] 65 · Štátny okresný archív 120 Rožnˇava [slowak.] → Rosenau Rozsnyó [ungar.] → Rosenau Rudabánya [ungar.] 65 Rumänien/România [rumän.] 1 f. · Forschung 31 · Gewässernetz (Karte) 139 · Handschrift 100 · Historische Landschaften 6 · Rechtsentwicklung 3, 6 · Rechtsquelle · · Sachsenspiegel 132 · · Schwabenspiegel 133 · · Zipser Willkür 117 · sächsisch-magdeburgisches Recht 137 · Untersuchungsgebiet 1, 6 · · Karte 139 f. · · Rechtsaufzeichnung 80 · · Rechtsentwicklung 133 · · Rechtsmitteilungen 134 · · Rechtsquelle 117 · · Rechtssammlung 133 · · Sächsisches Weichbildrecht 134 · · Schöffensprüche 134 · · Stadtrecht 80 Russland (Föderation Russland) /Rossija (Rossijskaja Federacija) [russ.] 7, 43, 62, 90, 104 Rychleby [tschech.] → Reichenstein

J.I. Orte – S/S´ / Š

Rýzmburk [tschech.] → Riesenberg Sabinov [slowak.] → Zeben Sachsen 55 · Freistaat 1 · Literatur 116 · Magdeburger Stadtrecht 26 Sachsen-Anhalt 1 Sajószentpéter [ungar.] 75 Salzburg (Erzbistum) 42 Šamorín [slowak.] → Sommerein Šariš [slowak.] → Scharosch Sáros [ungar.] → Scharosch Sathmar /Satu Mare [rumän.]/Szatmárnémeti [ungar.] 42, 48 · Burg 42 · Privileg von 1271 85 Schäßburg/ Sighis¸oara [rumän.]/ Segesvár [ungar.] 99 Scharosch/ Šariš [slowak.]/Sáros [ungar.] (Komitat) 84 Schemnitz /Banská Štiavnica [slowak.] /Selmecbánya [ungar.] 30, 65, 114–116, 129, 140 · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 · Silberbergbau 115 · Silbermünzprägestätte 115 · Stadtrecht 127, 129 · Stadt- und Bergrecht 22, 30, 91, 115, 130, 132 · Stadt- und Bergrecht (Handschriften) 130 · Stadtrechtsbuch 115 f. Schlesien 55, 83, 86, 99, 129, 136 · Drittteil 101 · Gymnasium 98 · Handel 65, 98, 110, 136 · Hospes-Recht 85 · Oberschlesien 92 · Schlesisches Landrecht 127

195

Schmöllnitz/Smolník [slowak.]/Szomolnok [ungar.] 65, 115, 132 Schneeberg (?) 129 Schütt → Große Schütt Schüttenhofen/ Sušice [tschech.] 129 Schwaben (Alemannen – Ritter) 42 Schwarzes Meer 63 · Schwarzmeerraum 90 Schweidnitz/S´widnica [poln.] (Gymnasium) 98 Segesvár [ungar.] → Schäßburg Sezimovo Ústí [tschech.] → Alt-Tabor Sibiu [rumän.] → Hermannstadt Siebenbürgen/ Ardeal oder Transilvania [rumän.]/Erdély [ungar.] 6 f., 12, 15 f., 18 f., 22, 24, 33, 35, 44, 46, 49 f., 52 f., 59, 62 f., 71, 83, 99, 102 f., 114, 127, 129, 139 · Bergrecht 24 · deutsche Gemeinde 51 · deutsche Siedler 53 · deutsche Städte 6 · Fürsten 7 · Fürstentum 13 · Geschichtsschreibung 33 · Gesetzessammlung 18 · Handwerker 63 · Historiker 22 · István Báthory (Fürst) 15 · Kaufleute 67 · Klausenburg 33, 102 · Landesausbau 53 · Marktorte 61 · Nordsiebenbürgen 51 · Rechtsentwicklung 7 · Rechtsgeschichte 24 · Rechtsleben 100 · Reformation 101 · Salzgefälle 59 · Siebenbürgisch-Sächsische Nationsuniversität (universitas Saxonum) 71

196

J. Register (Wieland Carls)

· Siedler 51 · Siedlungen 61 · Stadtkultur 61 · Stadtverfassung 63 · Städte 7, 15, 61– 64, 69, 90 · Städte, sächsische 76 · Wirtschaft 50 Siebenlinden/ Lipany/ Lipiany [slowak.] /Héthárs [ungar.] 107 Sighis¸oara [rumän.] → Schäßburg Sillein/ Žilina [slowak.]/Zsolna [ungar.] 92 f., 110, 141 · Ofner Rechtsbuch 32 · Ofner Stadtrecht 90 · Silleiner Rechtsbuch 101 · Stadtrecht 16, 32 Slawonien 19 Slowakei (Slowakische Republik)/ Slovensko (Slovenská republika) [slowak.] 4, 30, 55 f., 117, 129 · Rechtsentwicklung 3, 103 · Stadt- und Bergrechte 114 · Städte 136 · · Stadtrecht 136 Smolník [slowak.] → Schmöllnitz Sommerein/Šamorín [slowak.]/Somorja [ungar.] 128 Somorja [ungar.] → Sommerein Spišská Nová Ves [slowak.] → Zipser Neudorf Spišské Podhradie [slowak.] → Kirchdrauf Spišské Vlachy [slowak.] → Wallendorf Steinamanger / Szombathely [ungar.] 75 Stráž pod Ralskem [tschech.] → Wartenberg Stuhlweißenburg/ Székesfehérvár [ungar.] 28, 45, 49, 88 f., 91, 140 · Appellation 75

· Bürger 87 · · Bürgergemeinde 87 · · Freiheiten (libertates civium Albensium) 85– 89, 91, 115, 135 · Gerichtsbarkeit 88 · Siedler 49, 86 · Stadtrecht 86 · Urkundenbestätigung von 1237 85 Südeuropa → Europa Südosteuropa → Europa Sušice [tschech.] → Schüttenhofen S´widnica [poln.] → Schweidnitz Szabolcs (Synode von 1092) 45 Szafflar (?) /Szaflary [poln.] 84 · Schultheiß 84 Szatmárnémeti [ungar.] → Sathmar Szegedin/ Szeged [ungar.] 107, 140 · Salzhandel 64 · Universität 32, 38 Szepesolaszi [ungar.] → Wallendorf Szepesváralja [ungar.] → Kirchdrauf Szombathely [ungar.] → Steinamanger Szomolnok [ungar.] → Schmöllnitz Telkibánya [ungar.] 65 Teltsch/ Telcˇ [tschech.] 130 Teschen /Cieszyn [poln.] 92 Thorn/Torun´ [poln.] 63, 104 · Magdeburger Urteile 123 Thüringen 48, 55, 65 Transdanubien 44 Transilvania [rumän.] → Siebenbürgen Trebitsch/Trˇebícˇ [tschech.] 130 Triesch/Trˇešt´ [tschech.] 130 Troppau/ Opava [tschech.] 129 Tyrnau/Trnava [slowak.]/Nagyszombat [ungar.] 22, 68, 141 · Freiheiten 88

´ J.I. Orte – U/U

· Gerichtsbarkeit des Tarnakmeisters 75 · Oberhof 75 · Privileg von 1238 85 · Städtebund (sieben königliche Freistädte) 71 · Tyrnauer Privileg 88 · Universität 4 ´ jbánya [ungar.] → Königsberg U Ungarn/ Magyarország [ungar.] 1 f., 24 · Donaumonarchie 24 · Eigenstaatlichkeit 24 · Forschung 29, 31, 35 f., 39 · · deutsches Recht 32 · · Forschungsliteratur 34, 38, 106 · · Stadtgründung 29 · · Stadtrecht 38 · · Verfassungsgeschichte 11, 28 · · Zwischenkriegszeit 31 · Gewässernetz (Karte) 139 · Handels- u. Bergstadt 8 · Historische Landschaften 6 · Historismus 28 · Königliches Ungarn 76 · Königreich 7, 9, 11–14, 34, 41, 46, 83, 137 · · Handel 110 · · Stadtrecht 105 · · Ackerbau 65 · · Adel 11 · · Appellation 74 · · Aufteilung 12 · · Bauernaufstand 12 · · Bergbau 58 · · Bergrecht 115 · · Bergstadt 69, 114 f. · · Christentum 41 · · deutsches Recht 3, 30, 79, 83 f., 86, 98

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

197 Dienstleute 42 Dorfrichter 84 Erbkönigtum 11 Eroberung 76 Erzbischof 45 Fernhandel 58 Forschung 29 Gericht 74 Gerichtsbarkeit 81 Geschichtsquellen 43 Gewohnheitsrecht 16 Handel 59, 104 Handelsstadt 64, 105 Historische Rechtsschule 23 ius commune 14 Jurastudium 13 Juristen 14 Kaufleute 41, 43, 59 Kirchenrecht 13 Kleriker 41 Kreuzfahrer 47 Kulturaustausch 103 Landesausbau 47, 51 Lehnseid 6 Magdeburger Stadtrecht 137 Mongolensturm 53 Münzprägung 92 Oligarchie 77 patrimoniale Monarchie 11 Quellenmaterial 22 Rechtsaufzeichnung 80, 112 Rechtseinfluss 80, 135 Rechtsentwicklung 7 Rechtsgeschichtsschreibung 22 Rechtskultur 17 Rechtspartikularismus 12 Rechtsquelle 93, 105 Rechtsverleihung 92 Ritter 41 römisches Recht 14 f. sächsisch-magdeburgisches Recht 136 f.

198 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

· · · · ·

J. Register (Wieland Carls)

Siedler 46, 48, 50, 57, 63 Sprache (Amtssprache) 8 Sprache (Latein) 8 Sprache (Urkundensprache) 14 Stadt 21, 23, 28 f., 34, 64, 126, 136 · Stadtbürgertum 23 · Stadtentwicklung 52, 57, 61, 64, 66, 68, 76, 135 · Stadtprivileg 85 · Stadtrecht 23–27, 29, 32, 79 f., 85, 87, 89 f., 107, 135, 137 · Städtebund 69 · Städtekultur 7, 31 · Stände 12, 18 · Standes- u. Gewohnheitsrecht 12 · Studenten 14, 104 · Tavernikalgericht 73 · Universität 13 · Urkunde 87 · Wahlmonarchie 12 · Zips 136 Nationalismus 26, 28 Rechtsentwicklung 3 Rechtsordnung 12 Rechtsquelle · Sachsenspiegel 132 · Schwabenspiegel 133 · Zipser Willkür 117 Untersuchungsgebiet 1, 6 · Karte 139 f. · Rechtsaufzeichnung 80 · Rechtsentwicklung 133 · Rechtsmitteilungen 134 · Rechtsquelle 117 · Rechtssammlung 133 · Sächsisches Weichbildrecht 134 · Schöffensprüche 134 · Stadtrecht 80 Westungarn (Besiedlung) 88

Unicˇov [tschech.] → Mährisch Neustadt Váh [slowak.] → Waag Vartenberk → Wartenberg Vasvár [ungar.] → Eisenburg Velim [tschech.] 130 Velké Mezirˇícˇí [tschech.] → Großmeseritsch Versailles (Friedensvertrag) 31 Veszprim/Wesprim/ Veszprém [ungar.] 64 Vinogradov [russ.] → Nagyszo˝llo˝s Vynohradiv [ukr.] → Nagyszo˝llo˝s Waag/ Váh [slowak.]/Vág [ungar.] (Fluss) 92 Walachei /T¸ara Româneascaˇ [rumän.] (auch Valahia) 6 Walachei (Fürstentum)/ Principatul Valahiei [rumän.] 6, 61 f. Wallendorf/ Spišské Vlachy [slowak.]/ Szepesolaszi [ungar.] 48 Warallia [hist.] → Kirchdrauf Wartenberg/Vartenberk/ Stráž pod Ralskem [tschech.] 129 Weißenburg/Karlsburg (nach 1711)/ Alba Iulia [rumän.]/Gyulafehérvár [ungar.] 64 · Bischof 51 Westeuropa → Europa Wien 18 f., 29 f., 62, 67 f., 110, 113, 141 · Bäckerordnung 113 · Corpus Juris Hungarici 18 · Handel 65 · Österreichische Nationalbibliothek 130 · Ofner Stadtrecht 106 · Rechtsquelle 128 · Stadtrecht 113

J.II. Personen – A

· Stapelrecht 31 · Theresianum 22 · Tuchhandel 67 · Universität 14, 64, 101, 104 · Wiener Mark 67 · Wiener Recht 32 · Wiener Rechtskreis 113 · Wiener Stadtrecht 86, 106, 127 Wittenberg (Universität) 14, 16, 98, 103 Zágráb [ungar.] → Agram Zagreb [kroat.] → Agram Zeben/ Sabinov [slowak.]/Kisszeben [ungar.] (Städtebund/Pentapolis 71 Zgorzelec [poln.] → Görlitz Zips /Spiš [slowak.]/Szepesség [ungar.] 31, 39, 49, 55 f., 63, 81 f., 84 f., 97–99, 104, 110, 136 · 13 Zipser Städte 26, 60, 66, 69, 122, 137 · Forscher 26 · Gebiet 81 · Geschichte 79 · Gespan 69 · Graf 81 · Grenzstädte 67 · Handelsverbindungen 98 · Kirchdrauf 99 · Königliches Komitat 69 · Landesausbau 55 · Leutschau 75 · Pudlein (Archiv) 97 · Recht 25, 30, 79, 94–96, 99 · Recht, deutsches 85 · Rechtsaufzeichnung 99 · Rechtsentwicklung 7 · Rechtsleben 100 · Rechtstexte 99 · Siedler 55 f. · Siedlungsverträge 83

199

· Städte 7, 26, 66, 98 · Städte, Recht 98 · Städtebund 68 f. · · elf Zipser Städte 69 · · 24 Städte 16, 69 · Studenten 98 · Thurzo/Thurzó (Familie) 75 · Urkunde 8 · Verschriftlichung des Rechts 16 · Wallendorf 48 · Zipser Burg 56 Zipser Neudorf/ Spišská Nová Ves [slowak.]/Igló [ungar.] (Sˇtátny okresný archív) 118 Žitný ostrov [slowak.] → Große Schütt Zittau 129 Zlaté Hory [tschech.] → Zuckmantel Złotoryja [poln.] → Goldberg Złoty Stok [poln.] → Reichenstein Zuckmantel/ Zlaté Hory [tschech.] 129 f.

II. Personen Abu Hamid → al-Gharnati, Abu Ha˙ arnat¯ı) mid (Abu¯ Hamid al-G ˙ ˙ Altemberger, Thomas († 30.06. 1491) 100 f., 124 Andreas/András II. (König, 1205– 1235) 52, 68 · Goldene Bulle (1222) 11, 53, 77 · Privileg (1206) 51 · Privilegium Andreanum (1224) 53 Andreas/András III. (König, 1291– 1301) 113 Anjou (Herrscherdynastie) 11, 57, 59, 61, 67, 69, 89 · Karl I. Robert 58 · Könige 58, 76, 91, 103

200

J. Register (Wieland Carls)

Anselm von Braz (Ritter) 46 Apel, Balthasar 99, 121–124 Asztalos, László 36 Ayrer, Jakob (d. J., 30.01.1569 getauft, † 1625) 122, 124 Baliczky, Andreas 60 Báthory, Stephan/István (Fürst von Siebenbürgen 1571–1576, König von Polen und Großfürst von Litauen 1576–1586) 15 f. Béla IV. (König von Ungarn, 1235– 1270) 11, 57, 65, 67, 86, 115 Bertramus, Andreas 99 Birken, Sigmund von (* 05.05.1626, † 12.06.1681) 21 Blaho, Peter 4 Blazovich, László 38 f., 93, 107, 109, 112, 128 Bleibtreu, Georg (* 27.03.1828, † 16.10.1892) 46 Bodenarius, Martin († 1557) 19 Bolesław V. (der Schamhafte, Herzog, * 21.06.1226, † 07.12.1279) 83 Bomel (Bomelius), Thomas († 1592) 15 Bónis, György (* 05.01.1914, † 06.11. 1985) 14 Bozsernyik, Béla 127 Brankovic´, Stefan (serb. Despot, 1458– 1459) 91 Bruckner, Gyo˝zo˝ (* 27.07.1877, † 07.04.1962) 31 f. Bucer, Martin (* 11.11.1491, † 01.03. 1551) 122 Carpzov, Benedict (* 1595, † 1666) 15, 116, 122 · Iurisprudentia Forensis RomanoSaxonica 122 Cromer, Leonhard 105

· Ofner Stadtrechtsbuch 105 Csizmadia, Andor (* 04.09.1910, † 12.06.1985) 35–37 Czibner, Kristán/Cristan 104 Degré, Alajos 87, 89 Demkó, Kálmán 25–27, 79, 93, 106 Dózsa, György 12 Eckhart, Ferenc 34 Eghenvelder/Egkenfelder, Liebhard († 1455 /1457) 113 Eichler, Ernst (* 15.05.1930, † 29.06. 2012) 5 Eike von Repgow (* um 1180, † nach 1233) 108, 137 Eis, Gerhard (* 09.03.1908, † 29.03. 1982) 128 Elisabeth (von Luxemburg, Königin) 60 Emmerich/Imre (ungar. Prinz, * um 1000/1007, † 02.09.1031) 42 Eötvös, József/Joseph (Baron, * 13.09.1813, † 02.02.1871) 23, 32 Fejér, György (* 23.04.1766, † 02.07. 1851) 85 Franck von Franckenstein, Valentin (* 20.10.1643, † 27.09.1697) 125 Friedrich I. (Barbarossa, Kaiser, 1155– 1190) 47 Fronius, Matthias (* 28.02.1522, † 1588) 15 f., 100, 103 Fügedi, Erik (* 22.09.1916, † 18.06. 1992) 3, 36, 41, 45 f., 86 f., 89 Fugger (Familie) 75 f. · Fugger-Thurzó-Gesellschaft 76 Gast, Christoph (Schreiber des Stadtund Bergrechts von Banská Štiavnica/Schemnitz) 131

J.II. Personen – L

Genersich, Heinrich 118 Géza (Großfürst, 971–997) 41 f. Géza II. (König, 1141–1162) 47, 50, 53 al-Gharnati, Abu Hamid (Abu¯ Hamid ˙ ˙ arnat¯ı) 43 al-G ˙ Gisela von Bayern (Königin) 42 Göbler, Justin (Goblerus, Justinus), (* 1503/04, † 1576) 123 Göckenjan, Hansgerd 48 Groicki, Bartłomiej/Bartholomäus (um 1534–1605) 97 Gündisch, Konrad G. 49 Haller (Familie) 59, 63 Haller, Peter (1500–1569) 59 Haller, Ruprecht (um 1450–1513) 59 Heinrich I./Henryk I (von Schlesien, der Bärtige/Brodaty, * um 1165, † 19.031238, Herzog) 83 Hemmingsen, Niels (Hemmingius/ Hemming, Nicolaus – * 04.06. oder 22.05.1513, † 23.05.1600) 122 Hermann (Ritter, Gründer von Hermannstadt – villa Hermanni) 46 Hóman, Bálint (* 29.12.1885, † 02.06. 1942) 29 Homonnay, Thomas 98 Honterus, Johannes (* 1498, † 23.01. 1549) 15 Horváth, Attila 28 al-Idrisi (Abu¯ Abd Alla¯h Muhammad b. Muhammad b. Abd Alla¯h˙ b. Idrı¯s al-Idrı¯˙sı¯, * um 1100, † 1166) 43 Iványi, Béla (* 27.10.1878, † 20.01. 1964) 31–33 Johanek, Peter 28, 106 Johannes von Buch (* um 1290, † um 1356) 113

201

Johannes von Gelnhausen († nach 1407) 126 Johannes Siebenlinder 107 f., 127 Justinian I. (Kaiser, 527–565) 102, 122 f. Kaindl, Raimund Friedrich (* 31.08. 1866, † 14.03.1930) 30 f., 86 Kállay, István 37 Karl I. Robert/Károly Róbert (König, 1308–1342) 11, 56– 60, 68 f., 81 f., 92 Kasimir III./Kazimierz III (der Große/ Wielki, König, 1333–1370) 85 Kinga/Cunegundis/Kunigunde (Herzogin von Polen, Heilige, * 1224, † 24.07.1292) 83 Király, János 27 f., 113, 128 Klein-Bruckschwaiger, Franz (1912– 1976) 97, 120 König, Kilian/Chilianus (1470– 1526) 122 Körmendy, Adrienne 84 Koloman/Kálmán (der Buchkundige, König, 1095–1116) 44, 46 Koranyi, Karol (1897–1964) 97 Kovachich, Márton György/Martin Georg (* 09.11.1743/44, † 01.12. 1821) 22 Kovács, Ferenc 8 Kovács, Kálmán 36 f. Krˇesadlo, Karel 130 Kristó, Gyula (1939–2004) 7 Krones, Franz [Xaver] von (Ritter von Marchland – seit 1879, * 19.11. 1835, † 17.10.1902) 30, 119, 122 Kubinyi, András (* 28.09.1929, † 09.09.2007) 36, 79, 87, 106 Ladislaus/László IV. (der Kumane, König, 1272–1290) 88

202

J. Register (Wieland Carls)

Laki Thúz, János (Tarnakmeister) 73 Laßberg, Friedrich Leonhard Anton Freiherr von (* 13.05.1798, † 30.06.1838) 125 Lauterbeck, Georg († 1578) 123 Lehotská, Darina 86 Lendl, Egon (* 01.11.1906, † 07.01. 1989) 34 Lerch, Johann Martin (1643–1693) 21 Lichner, Paul/Pál (* 12.12.1818, † 04.10.1884) 23, 26, 109, 113, 136 Lindner, Gustav (* 03.02.1836, † 20.10.1909) 25, 27, 124–126 Lorberer, Burkhard 131 Ludwig/Lajos I. (der Große, König, 1342–1382) 13, 60, 63, 65, 92 Lück, Heiner 5, 7, 93, 106 Luther, Martin (* 10.11.1483 (?), † 18.02.1546) 16 Makay, Dezso˝ 27 Matthias I. Corvinus/Mátyás Hunyadi (König, 1458–1490) 17, 65 Maximilian II. (Kaiser, 1564–1576) 115 Melanchthon, Philipp (* 16.02.1497, † 19.04.1560) 16 Mertanová, Štefánia 117 Mezey, Barna 38 Michnay, Andreas Daniel/Endre Dániel von (* 22.06.1804, † 04.02. 1857) 23, 26, 109, 113, 136 Moldt, Dirk 83, 88, 127 Mollay, Karl/Károly (1913–1997) 36 f., 105, 107, 126 Molnár, Erik (* 16.12.1894, † 08.08. 1966) 35 Müller, Georg Eduard 33 Munzel-Everling, Dietlinde 37, 102, 106, 112

Németh, János 107, 127 Nikolaus Wurm († 1383) 113 Oppitz, Ulrich-Dieter 93, 119 f. Otto von Freising (Bischof, 1138– 1158) 43 Otto I. (der Große, Kaiser, 962–973) 41 Pálóczi (Adelsfamilie) 75 Papsonová, Mária 117, 121 Pemfflinger (Familie) 59 Pemfflinger, Marcus P. († 1537) 59 Perneder, Andreas (* um 1500, † 19.12.1543) 122 f. Péter, László (* 08.07.1929, † 06.06. 2008) 37 Petrovics, István 85 Piirainen, Ilpo Tapani (* 15.11.1941, † 26.08.2012) 38, 115, 117, 119 f., 123 f., 131 Pufendorf, Samuel Freiherr von (* 08.01.1632, † 26.10.1694) 116 Rady, Martyn 37 Reichensdorffer, Georg 64 Relkovic´, Néda von 27 f., 33, 102, 106, 109, 126 Rockinger, Ludwig von (* 29.12.1824, † 24.12.1914) 125 Rössler, Emil Franz (* 05.06.1815, † 05.12.1863) 29 Rudolf, Rainer 128 Schlözer, August Ludwig von (* 05.07.1735, † 09.09.1809) 21 f. Schmidt, József 38, 128 Schubart-Fikentscher, Gertrud (* 23.12.1896, † 24.03.1985) 34 Schuler von Libloy, Friedrich (* 13.01 1827, † 08.11.1900) 24

J.III. Sachen – A

Seewann, Gerhard 88 Sigismund (von Luxemburg, König u. Kaiser, 1387–1437) 12 f., 22, 59 f., 66, 69, 71 f., 76, 90 Singriener, Johann 18 Steffenhagen, Emil (1838–1919) 125 f. Stephan/István I. (der Heilige, Großfürst seit 997, König, 1000– 1038) 11, 41 f., 44, 64, 115 Stephan/István V. (König, 1270– 1272) 56, 66 Stryk, Samuel (* 22.11.1640, † 23.07. 1710) 116 Szabó, Béla 19, 122 f. Thurzo/Thurzó (Familie) 75 · Fugger-Thurzó-Gesellschaft 76 ´ kos von 28 f., 32 Timon, A Tomaschek Edler von Stadowa, Johann Adolf (* 16.05.1822, † 09.01. 1898) 29 f., 129, 131 Tonk, Sándor 64 Václav → Wenzel Vitez, Johannes/Vitéz, János (Bischof u. Erzbischof, 1445–1472) 13 Vizkelety, András 119 Vozár, Jozef 131 Wacław → Wenzel Wagner, Karl/Karol (* 03.04.1732, † 07.01.1790) 22, 118 Weber, Max 46 Weczerka, Hugo 6 Wenzel/Václav I. (König von Böhmen, 1230–1253) 129 Wenzel, Gusztáv (* 19.01.1812, † 20.11.1891) 22, 24–27, 32, 79, 91 f. Wenzel II./Václav/Wacław (ab 1278 König von Böhmen, ab 1300 als Wenzel I. König von Polen) 84

203

Werbo˝czy/Verbo˝czy, István (* 1458, † 13.10.1541) 17–19, 75, 96 · Adelsrecht 137 · Rechtsbuch 75 Weres, Balas 8 Zlinszky, János 14, 17 Zycha, Adolf (* 17.10.1871, † 19.11. 1948) 30, 115

III. Sachen Abgabe 13, 58, 72 · Abgabeerleichterung 90 · Abgabenfreiheit 52 · Gold 92 · Muslime 43 · Siedler 54, 82 · Silber 92 · Terragium 54, 56 Ackerbürgerstadt (Debrezin) 65 Adel 11 f., 17 f., 44, 60, 73, 76 · Adelsboden 51 · Adelsfamilie · · Pálóczi 75 · Adelsrecht 17–19, 81, 137 · Adelsrecht (ius resistendi) 11 · Gewohnheitsrecht 73, 137 · Gräven 51 · Komitatsadel 71 · Standesrecht 12 Alemannen 42 Amtseinführung 18 Anjou (Herrscherdynastie) 11, 57–59, 61, 67, 69, 76, 89, 91, 103 Appellation 33, 72–75, 91 · Appellationsforum 68, 70 · zweite Instanz 91 Armenier (Kaufleute) 43, 62 Arpaden (Herrscherdynastie) 11, 14, 45, 47– 49, 57 f., 66, 72

204

J. Register (Wieland Carls)

Autonomie · Fürstentum 12 · Gerichtsbarkeit 100 · Rechtsstellung 6, 61, 112 · Selbstverwaltung 57 · Siedler 54 · städtische 46, 68, 77, 93 · Volksautonomie 25 Bäckerordnung 113 Bauern 37 · Bauernaufstand 12, 71 · Rechtsstellung 35 · Siedler 48, 50, 52, 55 · Wirtschaftsbereiche 37 bayerisch-österreichisches Recht 26 Bergbau 47, 50, 56, 58, 65, 70, 75 f., 98, 114, 129 · Edelmetallbergbau 75 · Gebiet 55 · · Nordungarn 65 · Goldbergbau 61 · Kupferbergbau 58 · Salzbergbau 61 · Siedlung 65 · Silberbergbau 65, 76, 115 · Unternehmen 76 · Zipser Sachsen 56 Bergleute · Freizügigkeit 129 · Hospites 37, 135 · Siedler 63, 65 · Wirtschaftsbereiche 37 Bergrecht 22, 24, 114, 132 · Altrodenau 16, 114 · Handbuch des allgemeinen österreichischen Bergrechts 24 · Handschrift · · Slowakei 38 · Iglau 30, 101, 114 f., 125–127, 129 f.

· Kremnitz 17 · Schemnitz 17, 22, 30, 70, 91, 115, 130, 132 · ungarisches und siebenbürgisches Bergrecht 24 · Ungarn · · Königreich 115 Bergregal 63 Bergstadt 12, 58, 65 f., 77, 114, 116, 129 · Altrodenau 68 · Bücher 116 · Deutschliptsch 115, 132 · grundherrliche 65 · · Rosenau 65 · · Rudabánya 65 · · Telkibánya 65 · Mittelslowakei 69 · Niederungarn 65, 69 f., 91 · · Dilln 70 · · Königsberg 70 · · Kremnitz 65, 70, 92, 116 · · Libethen 70 · · Neusohl 65, 70, 115 f., 132 · · Pukanz 70 · · Schemnitz 65, 70, 114, 116 · · Schmöllnitz 115, 132 · Oberungarn 65, 69 f. · · Göllnitz 65, 70, 91 · · Schmöllnitz 65 · Ostslowakei 69 · Privileg 115, 132 · Rechtsaufzeichnung 132 · Rechtsgrundlage 70 · Sachsen · · Freiberg 114 · Siebenbürgen 7, 114 · Stadtrecht 114 · Ungarn (Königreich) 8, 26, 32, 58, 63, 69, 114 f. Bibel 128

J.III. Sachen – E

· Deuteronomium 123 · Exodus 123 · Ezechiel 〈Hesekiel〉 123 · Hebräer 123 · Jesaia 123 · Korinther 123 · Matthäus 123 · Sirach 123 Birsche → Geld, Geldstrafe Bischof (Siebenbürgen, Weißenburg) 51 Bischofsstadt 44, 64, 66 Bistum 64 · Passau 42 Blutsverwandtschaft 11 Brauchtum 12 Bürgermeister · Hermannstadt 59, 100 f., 124 · Pressburg 60 · Siebenbürgen 63 Burg 61 · Burg von Sathmar 42 · Burgensystem 53 · Burggraf 56, 81 · Deutscher Orden 52 · Fliehburg 53 · hölzerne 52 · slawische 44 · Zipser Burg 56 Burggraf → Graf Buße → Geld, Geldstrafe Christianisierung (Königreich Ungarn) 41 consuetudo → Gewohnheitsrecht Dekret 18 · König Koloman 44, 46 · König Sigismund 60 · König Sigismund (Stadtdekret) 22, 72, 74

205

Denar (Budaer) 67 Deutsche 48 · Ofen 67 · Ostmitteleuropa 6, 29 · Siebenbürgen 51, 53 · Siedler 8, 22, 31, 34, 55, 66, 88 · Südostsiedlung 7 · Zips 31 f., 100 Deutscher Orden 52 · Burzenland 33, 52 deutsches Recht 3, 7, 23, 28, 32 f., 79, 82 f., 85 f., 93, 96, 107, 123, 127, 136 f. · Einfluss 106, 136 · ius teutonicum 82, 136 · Privileg 80 · Siedlung 83 · Teschen 92 · Ungarn 30, 74, 79 · Verbreitung 31 · Zipser Sachsen 94 Deutschtumforschung 32 Dingpflicht 109 f. Diplomatik 22 Donaumonarchie 24, 30 Drittteil 96, 100 f. · Acker 100 · Frauendrittteil 100 · Freidrittteil 94 · Mutterdrittteil 100 eheliches Güterrecht 137 Eid 18 · Eidesformeln 8, 101, 112 · Eideshelfer 111 · Formalia 110 f. · Reinigungseid 111 · · selbdritt 111 · · selbsiebend 111 Eigentum 89, 95, 111 · Eigentumsrecht 54

206

J. Register (Wieland Carls)

Erzbischof (Ungarn) · Gran 45, 49, 51, 64 · Kalotscha 64 Erzbistum · Gran 41, 49 · Kalotscha 64 · Salzburg 42 Europabegriff 5 Flämisches Recht 92, 94 Flamen 29 · Marktrecht 29 · Siedler 45, 48 · Stapelrecht 31 · Südostsiedlung 50 Flandrenses (Siedler) 51 Forschungsliteratur · Ungarn 106 · · nach 1945 34 · · nach 1989 38 Forum Junger Rechtshistoriker und Rechtshistorikerinnen 39 Franzosen (Siedler) 45, 48 Freiheiten 24, 52–54, 56 f., 66, 68, 72, 82, 85, 87, 89 f., 135 · Abgabenfreiheit 52 · Eigentumsfreiheit 54 · Handelsfreiheit 52, 58 · Hospes-Freiheiten 81 · Krakau 83 · Kuttenberger Freiheiten 92 · Marktfreiheiten 52, 54, 71 · Ofner Freiheiten 89 f. · Schemnitzer Freiheiten 115 · Siedlerfreiheit 80, 82, 84, 136 · Stuhlweißenburger Freiheiten 85– 89, 91, 115, 135 · Tyrnau 88 · Zipser Sachsen 82 · Zoll 87 · Zollfreiheit 54, 58, 66, 88, 90

Fürstentum 6 · Moldau 6 f., 61 f. · Siebenbürgen 12 f. · Walachei 6 f., 61 f. Gegenreformation 13 Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO, Leipzig) 2 Geistliche 12 f., 22 Geld 45, 60 · Abgaben 58, 82 · Geldeinnahmen 58 · Geldfälschung 111 · Geldmarkt 75 · Geldstrafe 96 · · Birsche 96 · · Buße 69, 96 · · Gewette 96 · Geldverkehr 58 · Geldwechsler 44 Genuesen 63 Geographie 21 Gericht 18, 74, 87, 90, 121 · Gericht des Personalis 75 · Gerichtsbarkeit 11–13, 18, 33, 51 f., 68, 72–75, 80 f., 84 f., 88, 90 f., 93, 100, 136 · · hohe, niedere 82 · Gerichtsbeisitzer 73 · Gerichtsgewalt 84 · Gerichtshoheit 137 · · königliche 72 · Gerichtsinstanz 69 · Gerichtsorganisation 120 · Gerichtspraxis 15 · Gerichtssitzung 72 · Gerichtsstrafe 96 · Gerichtsverfahren 74 · Handbibliothek 123 · königliches 74 f., 88

J.III. Sachen – H

· Komitatsgericht 18 · Konstituierung 73 · Krakau 97, 135 · Obergericht 74 f., 105, 129 · · Göllnitz 70 · · Hermannstadt 101 · · Krakau 97 · · Kremnitz 70 · · Tavernikalgericht 105 · Patrimonialgericht 13 · Stadtgericht 72, 74 · · Ödenburg 75 · Tarnakmeister 71–73 · Tavernikalgericht 22, 73–75, 105 · · Assessoren 74 · · Beisitzer 73 · · Rechtspraxis 68 · ungarisches 14 · weltliches 13 · Zuständigkeit 73 Geschworene · Debrezin 33 · freie Geschworenenwahl 87, 91 · gewählte 69 · Ofen 68, 74 f., 91, 107, 127 · Stadtregierung 68 Gesetz 19, 22 · Approbatae constitutiones 18 · Bácser Gesetz (1518) 18 · Compilatae constitutiones 18 · Decretum Maius (1486) 17 · fremdes 23 · Gesetzesartikel 18 f. · Gesetzesentwurf 17 f. · Gesetzeskraft 18 · Gesetzessammlung 18 f. · · Siebenbürgen 18 · Sprachengesetz (1844) 8 · ungarisches 25 f. · Zivilgesetzbuch · · Ungarn 19

207

Gespan (comes) 45 · Komitatszentrum 45 · Obergespan 73 · Zipser Burg 56 · Zipser Gespan 69 Gewichte 109 · Ofner 67 · Vereinheitlichung 54, 60 Gewohnheitsrecht 16 f., 88, 94, 113 · Adel 73, 137 · Ofen 75 · Siebenbürgen 100 f. · Siedler 81 · Ungarn 6, 12, 14, 16–19, 33, 75, 81, 94, 96, 113 · Zips 81 Gräven 51 Graf 51, 61, 96 · Burggraf 56, 81 · Hermannstadt 54 · Kammergraf 59 · · königlicher 70 · Zips 56, 69, 81 Griechen (Kaufleute) 62 Grundbesitz 11, 54, 95 Habsburger (Herrscherdynastie) 12 Halle-Magdeburgisches Recht 26 Handel 37, 46, 49, 57– 62, 76, 90, 98 f., 114 · Agrarhandel 65 · Außenhandelszoll 65 f. · Debrezin 33, 65, 90 · Donauhandelsstädte 137 · Fernhandel 45, 58, 66 f., 71, 76, 105, 110, 136 · Gewürzhandel 58, 62 · Handelsbeziehungen 76, 103 f. · Handelsfreiheiten 52 · Handelsgewohnheiten 104 · Handelsmetropole 104, 112

208 · · · · · · ·

J. Register (Wieland Carls)

Handelsniederlassung 43 Handelspatriziat 59 Handelsplatz 104, 112 Handelsprivileg 58 Handelsrecht 120 Handelsroute 62 f., 67, 71, 90 Handelsstadt 8, 12, 15, 17, 49, 58, 63 f., 66, 71 f., 77, 89, 103–105, 114, 137 · Handelsstraße 67 · Handelsunternehmen 59 · Handelsverbindungen 58, 67, 98, 102 f. · Handelsverkehr 43, 64, 89, 104 · Handelszentrum 56, 61, 89 · Handwerksprodukte 65 · Juden 44 · Levantehandel 63, 67 · Luxuswaren 43, 45 · Pelzhandel 67 · Regeln 27, 106, 109 f. · Salzhandel 43, 64 · Schlesien 110 · Transithandel 62 · Tuchhandel 58 f., 67 · Umschlagplatz 45 · ungarischer Handel 75 · Unternehmergesellschaft 76 · Venedig 67 · Vereinheitlichung 98 · Viehhandel 65 · Weinhandel 43 · Zeitfaktor 114 · Zipser Sachsen 56 · zollfreier 52 Handwerker · Bürgertum 61 · Hospites 37 · Siebenbürgen 63 · Siedler 45, 48, 52, 55, 63 · Wirtschaftsbereiche 37

Heer 54 · Heerespflicht 54 · Heerführer 41 · Kreuzfahrerheer 47 · Muslime 43 · osmanisches 105 · ungarisches 12 Heimfall 89 Historische Landschaften · Rumänien 6 · Ungarn 6 Historische Rechtsschule 23, 25 Historischer Materialismus 35 Historismus (Ungarn) 24 f., 28 Hoftag (Quedlinburg 973) 41 Hospites 42, 44, 47, 53, 55, 72, 81, 135 · Handwerker, Bergleute 37 · Hospes-Freiheiten 81 · Hospes-Gemeinde 81, 93 · Hospes-Gewohnheiten 80, 100 · Hospes-Recht 56, 84 f., 99 · Hospes-Siedlung 72 · Ritter, Priester 42 · Wirtschaftsbereiche 37 Hundertleut 69 Hundertmannschaft 63 Hussiten (Hussitenkriege) 65, 70 Immunität 52 · Privileg 77 · weltliche, kirchliche 90 Instanz · Berufungsinstanz 70, 88 · Gerichtsinstanz 69 · Instanzenzug 33 · letzte Instanz 74 · Rechtsauskunft 130 · zweite Instanz 91 Italiener 48, 67 · Kaufleute 62

J.III. Sachen – K

· Siedler 45, 48 ius commune 3, 5, 15, 17, 98 · Ungarn 14 ius decensus regii 90 ius particulare 19 ius patrium 137 · ungarisches Gewohnheitsrecht 94 ius resistendi 11 ius saxonum 82 ius tavernicale 22 Juden 44, 67 · Handel 44 · Judeneid 126 · Kaufleute 43 Jurastudium 13 Jurisdiktionsgewalt 13 Käsmarker Recht 128 Kammergraf → Graf kanonisches Recht 3, 13 f., 98 f., 127 Karpfener Stadtrecht 32, 82, 93 Kaschauer Recht 127 Kaufleute 41, 46, 60, 62, 67 f., 104 · Armenier 43, 62 · belgische 67 · Belgrad 67 · Böhmen 58 · Breslau 110 · Bürgertum 61 · Dalmatien 58 · Debrezin 65 · Deutschland 58 · Griechen 62 · Hermannstadt 62 · Hospites 135 · Italien 58 · Italiener 62 · jüdische 43 · muslimische 43, 66 · Ofen 67

209

· Polen 58, 104 · Prag 67 · Regensburg 59, 67 · rheinländische 67 · sächsische 61 f. · Siebenbürgen 67 · Siedler 48, 63 · süddeutsche 59, 67 · Tataren 62 · Ungarn 41, 43, 59 · Wien 67 Kaufmannsrecht 12 Kind 95 · Erbe 100 · uneheliches 110 · Vormund 94 Kirchenrecht 13 · partikulares 13 Kleriker 14, 41 · Siedler 48 König (Königsboden) 51 königliche Freistadt 7, 37, 61, 65, 68, 71, 73–75, 91, 126 · Assessoren 73 · Bartfeld 71, 75 · Eperies 71, 75 · Käsmark 26 · Kaschau 30, 71, 75 · Kremnitz 65 · Leutschau 26 · Neusohl 65 · Ödenburg 71, 75 · Ofen 60, 66, 71, 75, 90 · Pest 75 · Pressburg 71, 75, 112 · Rechtsordnung 105 · Schemnitz 65 · Städtebund 68, 71 · Tyrnau 71, 75 königliche Stadt 66 Kolonisation 34

210

J. Register (Wieland Carls)

Komitate 18, 45, 73 · Adel 71 · Gericht 18 · Zentrum 45 f. · Zips (königliches Komitat) 69 Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte 36 Kreuzfahrer 46 f. · Kreuzfahrerheer 47 Kriegsdienst 54 · Zipser Sachsen 56, 82 Kulturträgertheorie 32, 34 Kumanen 49, 52 Landesausbau 6, 21, 24, 29, 32, 36, 41, 49, 81, 83 · Karpatenbecken 41 · Königreich Ungarn 47, 51, 135 · Mongolensturm 53 · Ostsiedlung 49 · Siebenbürgen 49, 53 · Zips 55 Landeskunde 21 Landnahme 7 Landwirtschaft 56, 65, 67 · Technik 47 f. Latini (romani) 45, 80, 86 · Freiheiten 86 · Ostsiedlung 29 Lehnseid 6 Lehnswesen 11 Leibeigene 37 Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL, Leipzig) 1, 6 Löwenberger Recht 92 Lübisches Recht 25, 79 Luxemburger (Herrscherdynastie) 12, 58– 60, 77, 89, 91, 103 Magdeburger Recht 110 Magdeburger Stadtrecht (ius Maideburgense) 4 f., 25 f., 32, 34, 79 f.,

83– 86, 89, 92, 94, 97–99, 102– 109, 112, 122, 127 f., 135, 137 · Gericht 135 · Magdeburger Schöffenrecht 126 · Städte 130 · Verbreitungsgebiet 102 Magnaten 17, 69 · Herrschaftsbereich 54 Markt 43, 63 · Geldmarkt 75 · Handelszentrum 46 · Jahrmarkt 43 · Marktfreiheiten 52, 54, 71 · Marktort 46, 61, 65 f., 77 · Marktprivileg 90 · Marktrecht 29, 89 · Ofen 67 f. · Wochenmarkt 43 Martinszins 54 Maße 109, 112 · Ofner 67 · Vereinheitlichung 60 Metall · Edelmetall 60 · · Abbau 50 · · Bergbau 75 · · Luxuswaren 62 · Gold · · Abgaben 92 · · amerikanisches 75 · · Bergbau 61, 114 · · Goldschmiedekunst 63 · · Münzprägung 58 · · Nachfrage 58 · Kupfer · · Bergbau 58, 76 · · ungarisches 58 · Silber · · Abgaben 92 · · Bergbau 65, 76, 114 f. · · Münzen 115

J.III. Sachen – P

· · Münzprägung 58, 115 · · Nachfrage 58 · Verarbeitung 58 Mongolen 53, 57 · Mongolensturm von 1241/42 11, 53, 55–57, 64, 66 f., 81, 89, 115 Morgengabe 82, 95, 114 Münzen · Münzfund 41 · Münzmeister 92 · Münzprägestätte · · Kremnitz 92 · · Schemnitz 115 · Münzprägung 58, 92 Muslime 43 f. · Handelsniederlassungen 43 · Kaufleute 43, 66 · Nichtmuslime 44 · Reisende 43 · Salzhändler 43 · Zwangsassimilation 44 Nationalismus (Ungarn) 8, 25 f., 28 Nationalsozialismus 33 Naturrecht 14, 116 Neoabsolutismus 24, 29 Normenfixierung 16, 109 Ofner Freiheiten 90, 109 Oghuzen 49 Osmanen 6, 12 · Osmanenherrschaft 22 Ostforschung 34 Ostsiedlung 6 f., 29, 37, 46, 49 Partikularrecht 8, 19 Partium 7 Peregrinatio academica 14 f., 23, 77 Petschenegen 49 f. Pfarrer · freie Pfarrerwahl 88

211

· · Siebenbürger Sachsen 63 · · Zipser Sachsen 82 Pilger 46 Polen (Siedler) 55 Pressburger Stadtrechtsbuch 27 Privatrecht 14, 18, 24, 54, 56 Privileg 25 f., 81, 88, 91 · Altrodenau 54 · Bergstädte 115 · Bestätigungsprivileg 86 · Codex Diplomaticus Hungariae 83 · Debrezin 90 · Deutscher Orden 52 · deutsches Recht 80 · Flamen (1208) 29 · freie Richterwahl 80 · Handelsprivileg 58 · Hospes-Freiheiten 81 · Immunitätsprivileg 77 · König Andreas II. (1206) 51 · König Andreas III. (1291) 113 · König Karl I. (1330) 82 · König Kasimir III. (1356) 85 · König Stephan V. (1271) 56 · königliches 27, 53, 57, 60, 70, 80, 107 · Marktort 66 · Marktprivileg 90 · Nösnerland 54 · Privilegienrecht 17 · Privilegienverfügungen 100 · Privilegierung 135 · Privilegium Andreanum (1224) 53– 55, 81 · Pudlein 83 · · Bestätigungsurkunde 1289 83 f. · · Bestätigungsurkunde 1292 84 · Rechtsgemeinschaft 74 · Schultheißenprivileg (1334) 84 · Siedlerprivileg 12, 56, 63, 80, 82, 84 f.

212 · · · · · · · · · · · · · · · ·

J. Register (Wieland Carls)

Stadtprivileg 37, 85, 87, 115 · Bestätigung 60 f. · Debrezin (02.04.1405) 90 · Kremnitz (1328) 92 · Neutra 88 · Ödenburg 88 · Ofen 107, 109, 112 · Ofen (Goldene Bulle von 1244) 66, 68, 128 · Schemnitz 115, 132 · Stuhlweißenburg 86– 88 · Stuhlweißenburg (Bestätigungsurkunde 1237) 85 · Tyrnau 88 · Vasvár (1279) 88 Stadtrechtsprivileg 129 Zipser Privileg (1271) 94, 96, 100 Zipser Sachsen (1271) 66, 81

Rat · äußerer 69 · engerer 63 · Leutschau 95 · Ofen 91 · Rathaus 125 · Ratsbeschluss 107 · Ratsherr 15, 125 · Ratsvorschrift 12 Recht · Ausschankrecht 84 f. · Bodennutzungsrecht 52 · Eigentumsrecht 54 · Erbrecht 96, 107, 109, 115, 120 · · Debrezin 137 · Familienrecht 96, 107, 120 · Gewässernutzungsrecht 54 · Handelsrecht 120 · kanonisches 3, 13 f., 98 f., 127 · Magdeburger Recht 110 · Marktrecht 29, 89 · Mühlenrecht 84 f.

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Nachbarrecht 114 öffentliches 18, 56, 107, 112 Prozessrecht 18 f., 54, 88 Rechtsakademie · Hermannstadt 24 · Kaschau 30 Rechtsaufzeichnung 16, 80 f., 103, 112, 135 · Bergstädte 132 · europäische 108 · Forschung 80 · mittelalterliche 38 · Ofen 105 · Pressburg 112 f. · Stadtrecht 17, 36 f., 60, 103, 108, 137 · süddeutsche 105 · Zips 99 Rechtsauskunft 91 · Breslau 109 · Görlitz 109 · Iglau 130 Rechtsbücherforschung 22, 27 Rechtseinholung 74 Rechtsentwicklung 137 · Bergstädte 7 · Donau- u. Karpatenraum 4, 80 · Geschichte 11 · Handelsstädte 71 · Karpatenbecken 3 · königliche Freistädte 7 · lokale 65 · neuzeitliche 3 · Rumänien 6 · Siebenbürgen 7 · Slowakei 103 · Stadt 77 · Städte (verpfändete) 69 · ungarische 127 · Ungarn 3 · Ungarn/Rumänien 133

J.III. Sachen – R

· · Zips 7 · Rechtsgelehrter 116 · Rechtsgemeinschaft 57, 68–70, 74, 91 · Rechtsgeschichtsschreibung 4, 35 · · Mittel- u. Osteuropa 4 · · Ungarn 22, 25, 28, 31 f., 35, 38 · Rechtsgewohnheiten 56, 68, 79, 81, 100, 107, 135 · · Siedler 80 f. · Rechtsinstitute 6, 14 f., 24, 35, 93 f., 100, 109, 111, 114 · Rechtskreis 3, 80, 116 · · auswärtiger 101 · · Krakauer 97 · · Magdeburger 106 · · sächsisch-magdeburgischer 113, 135 · · süddeutscher 23, 102, 137 · · Wiener 113, 127 · Rechtskultur 3, 5 f., 9, 13, 17, 94, 96, 104, 116, 137 · Rechtsmitteilung 32, 110, 112, 134 · · für Breslau 109, 111 · · für Debrezin 90 · · für Görlitz 109, 111 · · für Schemnitz 129 · Rechtsordnung 5, 12, 14, 17, 19, 79, 103 f., 114, 135, 137 · · königliche Freistadt 105 · Rechtspartikularismus 12 · Rechtspraxis 15, 88, 94, 121 · · Hermannstadt 101 · · Tavernikalgericht 68 · Rechtsprechung 14, 18, 56, 117 · · Gewohnheitsrecht 75 · · Leipziger Schöffen 99 · · Obergericht Ofen 105 · · Ofen 15 · · Sachsenspiegel 95 · · Siebenbürger Sachsen 54

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· · Stadtrecht 72, 74 · Rechtsquelle 5, 18, 24, 29, 71, 93, 96–98, 106, 109, 111 f., 117, 121 f., 128, 132 · Rechtssprache 7 · · ungarische 8 · Rechtsstadt 137 · Rechtsstellung · · Bauern 35 · · Debrezin 65 · · Fremde 44 · · Frühstädte 46 · · königliche Freistädte 37, 61 · · Latini 80 · · niederungarische Bergstädte 70 · · Ofen 112 · · Siebenbürger Sachsen 6, 53, 61, 63 · · Siedler 53, 82 · · Stadtbewohner 26 · · Unfreie 13 · · Zips 55 · Rechtsstoffe 132 · Rechtsstreit 100, 110 · Rechtssubjekt 12 · Rechtstradition 83 · · sächsisch-magdeburgische 7 · Rechtstransfer 3 f., 6, 57, 79, 99, 102–104, 107, 135–137 · · Forschung 135 · · Siebenbürger Sachsen 100 · · Zipser Sachsen 93 · Rechtsunsicherheit 17 · Rechtsverleihung 83, 89, 92 · Rechtsverwandtschaft 26, 30, 115 · Rechtszersplitterung 17 · Rechtszug 60, 72–74, 88, 117 · römisches 3 f., 13–16, 19, 98 f., 102 f. · Sachenrecht 115 · sächsisch-magdeburgisches 3–9, 21, 23, 30, 34, 38 f., 79 f., 83, 94–

214

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

J. Register (Wieland Carls)

100, 102–106, 110–113, 116 f., 120, 132, 135–137, 139 Schuldrecht 96, 107, 109 Siedlerrecht 55, 82, 137 Stadtrecht 6, 8, 12, 15, 23, 25, 27 f., 72, 74, 102, 107, 112, 116, 135 Stadtrechtsentwicklung 103 · Donau- u. Karpatenraum 135 · Forschung 21, 79 f. · Königreich Ungarn 38, 89, 136 Stadtrechtsfamilie 27, 88 f. Stadtrechtsgeschichte 24 f., 29 f., 91 Stadtrechtsprivileg 129 Stadtrechtsquelle 30 Stadtrechtsverleihung 57 Stadtrecht · Bergstadt 114, 129, 132 · Donau- u. Karpatenraum 116 · Entwicklung 6, 19, 26, 32, 79, 137 · Forschung 4, 22, 24 f., 27, 29– 32, 36, 38, 79, 93 · Handelsstadt 17 · Ofen 105 · Polen 25 · Pressburg 113 · Rechtsprechung 72 · Rechtstransfer 103 · Rezeption 37 · Sillein 110 · Ursprung 24–28, 32, 79, 81, 85, 87, 89, 135 f. · Verbindung 74 f., 88, 91, 135, 137 · Vereinheitlichung 73 · Verleihung 90 · Verschriftlichung 16 · Wechselwirkung 28 Strafrecht 96, 107, 109, 115 Tavernikalrecht 25, 128 Waldnutzungsrecht 54

· Zivilprozessrecht 24 Reformation 13, 77, 101 · Gegenreformation 13 Reichstag in Regensburg (1158) 47 Reisebericht/-beschreibung 21, 43 Reiseschriftsteller 43 Rezeption 3, 14 f., 37, 97 f., 102 · Codex Altemberger 124 · Magdeburger Fragen 134 · Schwabenspiegel 132 · Zipser Willkür 117 Richter 88, 131 · Birsche 96 · Buße 96 · Debrezin 33 · Dorfrichter 84 · freie Richterwahl 56, 68, 80 f., 87– 89, 91 · · Zipser Sachsen 82 · gerechter 19 · gewählter 69, 81, 94 · königlicher 54 · Königsrichter 59, 101, 124 · Ofner 74 f., 90 · Ofner Stadtrichter 68 · Richterwahl 69 · Sachsen 69, 81 · Stadtrichter 107, 127 · Stuhlrichter 63 · Urteil 72 · Versammlung 69 · Zipser 56, 81 Ritter 41, 50 · Anselm von Braz 46 · Hermann (Gründer von Hermannstadt) 46 · Hospites 42 · Schwaben 42 · Siedler 48 römisches Recht 3 f., 13–16, 19, 98 f., 102 f.

J.III. Sachen – S

· Begriffe, Rechtsinstitute 15 · Rechtssätze 14, 113 · Rezeption 102 · Tradition 16 Romanisierung 13, 98 Russen 50 Ruthenen (Siedler) 55 Sachmangel 109 Sachsen 48 Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1, 5 Sächsisch-magdeburgisches Recht 3– 5, 23, 94–97, 100, 102–106, 110– 112, 116 f., 135–137 · Bearbeitung (polnische) 97 · Einfluss 21, 30, 79, 112 · Forschung 5, 38 f., 99 · Geltung 7, 34, 79 f. · Grundlage 79 · Handel 98 · Rechtskreis 23, 113 · Rechtskultur 137 · Rechtsquelle 96, 111, 117, 120 · Rechtssprache 8 · Rechtstexte 113 · Rechtstradition 7 · Reichweite 5 · Rezeption 98, 132 · Romanisierung 98 · Siebenbürgen 83, 102 · Transfer 6, 8, 94, 99, 102, 105, 136 · Untersuchungsgebiet (Karte) 139 · Verbreitung 4, 6, 39, 135 f., 139 · Wirkung 9 Salz · Abbau 50 · Bergbau 61 · Salzgefälle 59 · Salzhandel 43, 64 · Salzkammer 44, 63

215

Saxones 51 f., 80 · → auch Siebenbürger Sachsen Schöffen · Leipzig 99 · Magdeburg 58, 109, 111, 134 · Schöffenkollegium · · Leipzig 99 · · Magdeburg 74 · Schöffensatzung (Brünn) 94 · Schöffensprüche 134 · · Leipzig 122, 134 · · Magdeburg 106, 122, 134 · Schöffenstuhl 74 · · Breslau 92 Schriftlichkeit 14 Schultheiß 84 · Gerichtsbarkeit 85 · Schultheißengemeinde 83 · Schultheißenprivileg von 1334 84 · soltész [ungar.] 84 Siebenbürger Sachsen 51, 54–56, 61, 63, 71, 102 f. · Bücherverzeichnisse 102 · Drittteil 100 · Eigen-Landrecht 100, 122 · Freiheiten 53 · Gerichtsbarkeit 33 · Geschichte 21 f. · Hospes-Gewohnheiten 100 · Magdeburger Stadtrecht 26 · Nutzungsrecht 54 · Privilegium Andreanum (1224) 53 f., 81 · Rechtsleben 100 · Rechtsprechung 54 · Rechtsstellung 6, 53, 55, 61 · Rechtstransfer 100 · Selbstverwaltung 54 · Siebenbürgisch-Sächsische Nationsuniversität (universitas Saxonum) 53, 71

216

J. Register (Wieland Carls)

· Siedler 51, 54 · Siedlerverband 53 · Siedlungsgebiet 61 · Sozialgeschichte 33 · Verfassung 22 Siedlungsgeschichte 6 f., 22, 30, 135 Silleiner Stadtrecht 16, 32, 101 Slawen 35, 44, 67 f. · Burgen 44 · Ortsnamen 44, 50 · Schiffer 66 · Sprache 6, 72 Slowaken (Siedler) 55 Slowakische Akademie der Wissenschaften (Bibliothek) 113 Sprache 3, 6– 8, 23, 31, 139 · Amtssprache 8 · Kanzleisprache 8 · Latein 8, 107, 120 · Rechtssprache 7 · · ungarische 8 · Sprachengesetz (1844) 8 · Urkundensprache 14, 84 · Zweisprachigkeit 8 Staatenkunde 21, 28 Staatsbildung 11 Staatsgründung 11, 41 Stadhann 63 Stadt · königliche 74 · okzidentale 46 · Rechtsstadt 137 · Stadtbürger 12, 15, 19, 28, 65, 70– 73, 121 · Stadtbürgertum 23, 37, 59 · Stadtdekret König Sigismunds 22, 72, 74 · Stadtentstehungsfaktoren 44 · Stadtentwicklung 6, 25, 31, 41, 44 f., 52 f., 56–59, 64, 66, 87, 135

· Stadtrecht 6, 8, 12, 15, 25, 27 f., 72, 74, 102, 107, 112, 116, 135 · Stadtrechtsentwicklung 103 · · Donau- u. Karpatenraum 135 · · Forschung 21, 79 f. · · Königreich Ungarn 38, 89, 136 · Stadtrechtsfamilie 27, 88 f. · Stadtrechtsgeschichte 24 f., 29 f., 91 · Stadtrechtsprivileg 129 · Stadtrechtsquelle 30 · Stadtrechtsverleihung 57 · Stadtrecht · · Bergstadt 114, 129, 132 · · Debrezin 32 f. · · Donau- u. Karpatenraum 116 · · Entwicklung 6, 19, 26, 32, 79, 137 · · Eperies 90 · · Forschung 4, 22, 24 f., 27, 29– 32, 36, 38, 79, 93 · · Freiberg 127 · · Handelsstadt 17 · · Iglau 94, 101, 106, 115, 125– 127, 129–131 · · Käsmark 32, 128 · · Karpfen 32, 82, 93 · · Kaschau 90, 127 · · Leutschau 32 · · Lübeck 25, 79 · · Magdeburg 4 f., 26, 32, 34, 79 f., 83– 86, 89, 92, 94, 97–99, 102– 109, 112, 122, 126–128, 130, 135, 137 · · Miskolc 32 · · Neusohl 91 · · Ödenburg 89 · · Ofen 17, 23, 25–28, 31–33, 36– 38, 67 f., 71, 89–91, 102, 105– 113, 115 f., 126–128, 132 f., 137 · · Polen 25

J.III. Sachen – T

· · Pressburg 17, 27, 32, 89, 112– 114, 127 f. · · Rechtsaufzeichnung 17, 103 · · Rechtsprechung 72 · · Rechtstransfer 103 · · Rezeption 37 · · Schemnitz 17, 91, 115 f., 127, 129, 131 f. · · Sillein 16, 32, 101, 110 · · Stuhlweißenburg 86 · · Ursprung 24–28, 32, 79, 81, 85, 87, 89, 135 f. · · Verbindung 74 f., 88, 91, 135, 137 · · Vereinheitlichung 73 · · Verleihung 90 · · Verschriftlichung 16 · · Wechselwirkung 28 · · Wien 32, 86, 106, 113, 127 · Stadtschreiber 97, 113 · · Eperies 104 · · Hermannstadt 64 · · Kaschau 105 · · Kirchdrauf 99 · · Kronstadt 16 · · Ofen 107 · · Siebenbürgen 64 · Stadtverfassung 37 · · Siebenbürgen 63 · Stadtverwaltung 16, 27, 64, 102, 112 · Städtebau 52 · Städtebund 68, 71 · · sieben königliche Freistädte 71 · · elf Zipser Städte 69 · · 24 Zipser Städte 16, 69 · · Gemeinschaft der niederungarischen Bergstädte 70 · · Ofen 68 · · Pentapolis 71 · Städtekultur

217

· · Bergbaugebiet 58 · · Ungarn 7, 31, 75 · · Zerfall 76 · Suburbium 45, 49, 68 · Vorstadt 49 Stände 12, 19 · Ständestaat 11, 37, 60 · Ständeverfassung 28 · Ständeversammlung 17–19, 73 Stapelrecht 31, 62, 67, 90, 104, 110 Statistik 21 f. Steuer · Steuereintreiber 44 · Steuererleichterung 62 · Steuervergünstigung 58 · Steuerzahler 61 Subsidiarität 14, 16, 98, 101, 103 Synode von Szabolcs (1092) 45 Szekler 50, 71 · Rechtsleben 6 Tarnakmeister 72 f. · Appellation 91 · Gericht 72–74 · Gerichtsbarkeit 72, 75, 136 · János Laki Thúz 73 · königliches Gericht 71 · Vizetarnakmeister 73 · Zuständigkeit 72 Tataren (Kaufleute) 62 Tavernikalgericht → Gericht Tavernikalrecht → Recht Terragium 54, 56, 90 · Zipser Sachsen 56, 82 Testament 14, 94 f., 100 Testierfreiheit 89 Teutonici · → auch Deutsche · Siedler 51 f., 80, 82 Thronfolge 11 f. · Thronfolger 42, 57

218

J. Register (Wieland Carls)

· Thronfolgestreit 11, 46, 57, 68, 77 Todesstrafe 96, 111, 115 · Hängen 111 · Rädern 115 · Verbrennen 111 Unfreie 12 f., 19, 61 Ungarische Akademie der Wissenschaften 26, 79 Ungarn 22, 29, 50, 55, 67 · Rechtsleben 6 Union der deutschen Akademien der Wissenschaften 1 Universalgeschichte 21 Universität 15, 35, 77, 98, 136 · Akademische Nation 14 · Bologna 14 · Budapest 24, 27 · · Eötvös Loránd Universität 38 · Czernowitz 30 · Debrecen 32 · Etzelburg 13 · Frankfurt (Oder) 16 · Fünfkirchen 13 · Göttingen 21, 23 · Graz 30 · Halle-Wittenberg (Martin-LutherUniversität) 5 · Klausenburg 27 · Krakau 103–105 · Leipzig 23 · London 37 · Padua 14 · Paris 14 · Pest 24 · Pressburg 13 · Szeged 32 · Trnava 4 · Universitätsgründung 13, 38 · Wien 14, 64, 101, 104 · Wittenberg 14, 16, 98, 103

Urkunde 51, 82, 84 · Bestätigungsurkunde 83, 85 · päpstliche 51 · Schenkungsurkunde 100 · Ungarn · · städtische 87 · · Urkundenpraxis 87 · Urkundensammlung 83, 85 · Urkundensprache 14, 84 · Zips 8, 55 Usus modernus pandectarum 15, 116 Verfassungsgeschichte 11 · Ungarn 11 · · Forschung 28, 38 Vermögensrecht 120 Verschriftlichung · Gewohnheitsrecht 113 · Stadtrecht 16 · Zipser Recht 16 Vertrag von Altlublau (1412) 69, 97 Verwaltung 11, 36, 45, 105 · Einnahmen · · königliche 70, 72 · Finanzverwaltung 67 · Güter 95 · kirchliche 45, 64 · königliche 59 · · Siebenbürgen 59 · lokale 37, 73 · öffentliche 120 · Selbstverwaltung · · elf Zipser Städte 69 · · 24 Zipser Städte 57 · · Deutscher Orden 52 · · Siebenbürgen 49 · · Siebenbürger Sachsen 54 · · Ungarn 28 · · Zips 49, 56 · Stadtverwaltung 64, 102, 112 · Verwaltungseinheit 45, 49

J.IV. Rechtsquellen – F

· Verwaltungszentrum 44, 50, 64 Volksethnologie 32 Volksgeist 32 Volksinsellandschaft 34 Wahlmonarchie 12 Wallonen (Siedler) 45, 48 Waren 43 · Levantehandel 67 · Warenfälschung 111 · Warenumschlagplatz 62, 104 · Warenverkehr 43, 60, 136 · Warenvermittlung 67 Wein · ungarischer 58 · Weinbau 48, 67 · Weingarten 114 · Weinhandel 43 · Weinschenk 96 Wiener Mark (Zahlungsmittel) 67 Woiwode 62 · Herrschaftsbereich 52 Zipser Sachsen 30, 55 f., 66, 81, 85, 93, 99, 121 · Deutsche 31 f., 100 · Freibrief (1271) 81 · Freiheiten 82 · Geschichte 21 · ius patrium 137 · Privileg (1271) 96 · Rechtsleben 94, 100 · Rechtstransfer 93 · Richter 69, 81 · Siedlungen 56 Zoll · Außenhandelszoll 65 f. · Einfuhrzoll 62 · Passzoll 59 · Zollerleichterungen 90 · zollfreier Handel 52

219

· Zollfreiheit 54, 58, 66, 87 f. · Zollort 89 Zünfte 63, 90, 98 · Schneiderzunft 90 · Zunftorganisation 63 · Zunftregel 90 Zweikampf · Abschaffung 88 · Verbot 88 Zweischwerterlehre 108

IV. Rechtsquellen Andreanum → Privilegium Andreanum (1224) Bácser Gesetz (1518) 18 Blume des Sachsenspiegels (Nikolaus Wurm – mit Glosse) 113 Codex Altemberger 25, 27, 100–102, 110, 124–126, 130, 133 f. Collectanea Allerley Nutzlicher Vnnd Nothwendiger Regeln des Rechtens (Balthasar Apel, 1628) 99, 121– 123, 132, 134 Corpus Juris Hungarici 18 De institutione morum ad Emericum ducem 42 Debreziner Stadtrecht 32 f. Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen (1583, Matthias Fronius – Der Sachsen in Siebenbürgen Statuta oder Eigenlandrecht 〈dt.〉) 15 f., 100, 102 f. · Jus Transsylvaniae 122 Freiberger Recht 127

220

J. Register (Wieland Carls)

Görlitzer Rechtsweisung von 1304 106, 109, 112 Goldene Bulle (1222) 11, 44, 53, 77 Goldene Bulle (1244) 66, 68, 128 Iglauer Recht 30 · Bergrecht 101, 106, 114 f., 125– 127, 129 f. · Stadtrecht 94, 101, 106, 115, 125– 127, 129 f. Iglauer Stadtrecht 131 Institutiones Iustiniani (Institutionen) 122 f. Jus Transsylvaniae → Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen Kremnitzer Stadt- und Bergrecht (1492) 17 Magdeburg-Breslauer Recht · von 1261 106, 109 · von 1295 109 Magdeburger Fragen 122, 134 Magdeburger Urteile 123 Ofner Stadtrecht 23, 25–28, 31–33, 36– 38, 67 f., 71, 89–91, 102, 105– 113, 115 f., 126–128, 132 f., 137 · Art. 1 106 f. · Art. 3 108 · Art. 39 109 · Art. 95 67 · Art. 159, 161–164 109 f. · Art. 205 115 · Art. 259 111 · Art. 260 111 · Art. 262 111 · Art. 263 115 · Art. 264 111 · Art. 265 111

· · · · · ·

Art. Art. Art. Art. Art. Art.

268 270 279 284 398 444

115 111 116 116 112 110

Pressburger Rechtsbuch 128 Pressburger Stadtrecht 17, 27, 32, 112 f., 127 Pressburger Stadtrechtsbuch 128 · Art. 7–10, 16–23d, 42– 46, 59 f., 69, 75, 91, 93, 148 114 Privilegium Andreanum (1224) 53– 55, 81 Quadripartitum opus iuris consuetudinarii regni Hungariæ (1553) 19 Richtsteig Landrechts (Johannes von Buch) 113 Rodenauer Bergrecht 114 Rodenauer Stadt- und Bergrecht 16 Sachsenspiegel 4 f., 32, 38, 71, 85, 93– 95, 99, 102 f., 106–108, 110– 113, 122, 126 f., 132 f., 137 · Druck (Leipzig [1569]) 97 · Glosse 122, 132 · Handschrift 132 f. · Landrecht 95, 128 · · Glosse 122 · · I 6 110 · · I 24 114 · · I 31 99 · · I 36 110 · · I 46 114 · · II 5 § 1 114 · · II 7 § 1 114 · · II 9 § 2 114 · · II 15 114

J.V. Handschriften – B

221

· · II 17 § 2 114 · · II 36 114 · · II 37 114 · · II 40 114 · · II 49 § 2 110 · · II 52 § 2 114 · · II 62 112 · · II 67 114 · · II 69 111 Sächsisches Weichbildrecht 125 f., 132, 134 · Magdeburger Weichbild 100 f., 110, 125 f., 134 · Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung 134 · Weichbild-Vulgata 126 Schemnitzer Stadt- und Bergrecht 22, 30, 70, 91, 115, 130, 132 · Art. 2, 20 f., 24 f. 115 f. · Stadtrecht 115, 127, 129, 131 · Stadtrechtsbuch (1466) 17, 115 f. Schlesisches Landrecht 127 Schwabenspiegel 32, 38, 71, 102 f., 107 f., 122, 125, 132 f. · Handschrift 133 · · Kaschau 30, 105 · Landrecht 101, 125 · Land- und Lehnrecht 133 · Lehnrecht 102 Silleiner Rechtsbuch 16, 32, 101 Stuhlweißenburger Freiheiten 85– 89, 91, 115, 135 Summa legum brevis levis et utilis (Raymundus Parthenopeus) 113

Wiener Stadtrecht 32, 86, 106, 113, 127

Tripartitum opus iuris consuetudinarii inclyti regni Hungariæ (István Werbo˝czy) 17–19 · Übersetzung (Magyar decretum, 1565 [ungar.]) 8

Banská Bystrica/Neusohl · Štátny okresný archív · · Fond Archív bývalého slobodného královského banského mesta Lubietovej, cˇislo 1 132 · · inv. cˇislo 5 131 · · inv. cˇislo 45:13 132

Zipser Recht 25, 30, 79, 94–96, 98 f. Zipser Willkür 16, 26, 32, 85, 93–96, 117 f., 120 f., 132 · Art. 1 137 · Art. 2 93–95 · Art. 6 93 · Art. 7 93 f. · Art. 9, 12 93 · Art. 13 93, 95 · Art. 15 93 · Art. 17 93, 95 · Art. 29 93 · Art. 30 96 · Art. 34 96 · Art. 38, 42, 51, 53 93 · Art. 64 93 f. · Art. 65, 66 93 · Edition 22, 27 · Frau als Vormund 94 · Freiteil 95 · Geldstrafe 96 · Handschrift 100, 117, 120 · · Leutschau 22, 95 · Ladung vor Gericht 137 · Recht der Frau 95 · Sanktionen 96

V. Handschriften (nach Orten)

222

J. Register (Wieland Carls)

· · M-BB f 318 no. 1 (Opp. 1160a) 118 Bras¸ov/Kronstadt · Archiv ev. obce · · o. Sign. (Opp. 227, HC 22021) 100, 119 Bratislava/Pressburg · Archív Mesta · · Ms. 6 (Opp. 1295, HC 17983) 128 · Lycealbibliothek · · o. Sign. [verschollen] (Opp. 1294, HC 23669) 106, 113 · Univerzitná knižnica · · Ms. 1325 (Opp. 1295a) 133 ´ stredná knižnica SAV · U · · Cod. 48 (HC 4841) 113 · · Cod. 212 (HC 17980) 113 · · Cod. 443 (Opp. 1293, HC 19114) 127 Brno/Brünn · Archiv meˇsta Brna · · Fond Sbírka rukopisu˚, cˇ. 1 (Opp. 314, HC 7611) 125, 130 Bucures¸ti/Bukarest · Biblioteca Nat¸ionala a României · · Nr. 554 (Opp. 333, HC 7799) 124, 133 Budapest · Egyetemi Könyvtár · · Cod. B 31 (Opp. 327, HC 22068) 127 · Fo˝városi Szabó Ervin Könyvtár, B 0910/60 (Opp. 328, HC 22069) 127 · Magyar Nemzeti Múzeum · · Inv.-Nr. 61.53.C. (HC 13806) 22, 131 · · Inv.-Nr. 61.54.C. 131 · Magyar Országos Levéltár · · 2307 82

· Országos Széchényi Könyvtár, Handschriftensammlung · · Fol. Lat. 1789 [Abschrift von 1653] 15 · Országos Széchényi Könyvtár · · Cod. Germ. 30 (Opp. 329, HC 13723) 133 · · Cod. Germ. 35 (Opp. 330, HC 13726) 119 · · Cod. Germ. 40 (Opp. 331, HC 13730) 133 · · Cod. Germ. 43 (Opp. 332, HC 7465) 133 Cluj-Napoca/Klausenburg · Biblioteca Centrala˘ Universitara˘ „Lucian Blaga“ · · Ms 196 16 Gdan´sk/Danzig · Biblioteka Gdan´ska Polskiej Akademii Nauk · · Ms. 1791 (Opp. 356, HC 7209) 125 Heidelberg · Universitätsbibliothek · · Cpg 461 (Opp. 704, HC 10402) 130 Karlsruhe · Landesbibliothek · · Cod. Donaueschingen 738 (Opp. 421 u. 422, HC 8265) 125 Košice/Kaschau · Archív Mesta · · Cod. 1–I Eb (Opp. 748, HC 19183) 133 Kremnica/Kremnitz · Štátny okresný archív v Žiari nad Hronom so sídlom, Fond Magistrát mesta Banskej Štiavnice, inv.

J.V. Handschriften – W

cˇislo materiál vrátenij z Madarského Kraiského Archívu · · 729 131 · · 813 131 · · 1070 131 · · 1095 131 · · 1096 132 Kutná Hora/Kuttenberg · Státní okresní archiv · · Fond AM Kutné Hory I b/ 3 y (Opp. 868) 130 Leipzig · Universitätsbibliothek · · Ms. 2211 (Opp. 903, HC 24168) 130 Levocˇa/Leutschau · Štátny oblastný archív · · Fond: Fragmenty róznej proveniencie, 76, Provenienz: Gelnica/Göllnitz (Opp. 574) 119 · · Fond: Fragmenty róznej proveniencie, o. Sign. (Opp. 935) 119 · · Fond: Provincia XVI spišskich miest (grófsky archiv), A. 1 Nr. 1 (Opp. 936) 118 · · o. Sign. 121 München · Bayerische Staatsbibliothek · · Cgm 561 (Opp. 1081, HC 9892) 130 Poprad/Deutschendorf · Pfarramt der evangelischen Gemeinde, Prot. II (verschollen), o. Sign. (Opp. 416a) 120 · Štátny okresný archív · · Archív mesta Lubica I. A. 1, Provenienz: L’ubica (Gemeindearchiv) (Opp. 417b) 119 f.

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· · Cod. 14, Provenienz: Spišská Sobota/Georgenberg (Opp. 417a, HC 5552) 117 · · Cod. 15 (Opp. 416b, HC 19182) 118 · · Fond: Archív mesta Stráže pod Tatrami, o. Sign., Provenienz: Stráže pod Tatrami /Michelsdorf (Opp. 417) 119 Praha/Prag · Archiv hlavního meˇsta · · Rkp. 1864 (Opp. 1222, HC 23332) 130 · Národní muzeum · · Cod. VII D 3 (Opp. 1257) 130 Prešov/Eperies · Štatná vedecká knižnica · · Cod. 113V /I (Opp. 1292a, HC8138) 108 · · V/46 Cl–1 (Opp. 1292) 118 Rožnˇava/Rosenau · Štátny okresný archív · · Fond: Mesto Dobšina, o. Sign., Provenienz: Okresný archív v Betliari (Opp. 1313a) 120 Spišská Nová Ves/Zipser Neudorf · Štátny okresný archív · · Abt. Mesta Spisská, o. Sign. (Opp. 1619a, HC 14791) 118 f. · · Fond: Stadt Spisská Nova Ves, Protokoll Nr. 1 (Opp. 1619, HC 14790) 118 Wien · Österreichische Nationalbibliothek · · Cod. 13.388 (Opp. 1531) 130

Beilage aus: Katalin Gönczi / Wieland Carls: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien. Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE 3